Meddelelser om Grønland. Meddelelser om Grønland. udgivne af Commissionen for Ledelsen af de geologiske og geographiske Undersøgelser i Grønland, Fem og tredivte Hefte. Med 4 Tavler. Kjøbenhavn. I Commission hos C. A. Reitzel. Bianco Lunos Bogtrykkeri. 1910. Karl Ludwig Gieseckes Mineralogisches Reisejournal über Grönland. 1806-13. 2, vollständige Ausgabe. 1910. ie oo Inhalt, (Es wird empfohlen statt Pagina Datum zu citieren denn anf diese Weise kann die erste Ausgabe ohne weiteres benutzt werden; z.B.: 1/6 1810, statt: S. 255, 2te Ausg.) Seite. К. J. У. Steenstrup. Einleitung und biographische Mitteilungen. (Webersetzt) von EMar gaard] se I—XXX VII К. L. Giesecke. Bericht einer mineralogischen Reise in, Grönland 1--478 1806. Frederikshaab-Distrikt .................. 85-14, 40—49 Julranehaab-Distrikb pen sccm ты 5. 14— 40 1807. Godthaab — Sukkertoppen — Holstensborg — Egedes- ИОВ (Cabbie oo god aobo mode оса ре boc - 45— 57 UÜpernivik-Distrikb See ET ов Бо сообо сок - 60— 69 Godhavn=Distrikctestp-ne ее - 70— 89 Ritenbenk — Jacobshavn — Christianshaab — Egedes- HUFL (Vaca 5 ee eee le canin de el senc € - 90-108 1808. Godhavn — Egedesminde — Holstensborg — Sukker- LOppen GOLD EE ee omens Ce - 111—137 Godthaab-Distriktewerss eee else - 137—178 1800 MGodthaab=-Disitikbe ec. Mie 5. 181—190; 241— 243 Frederikshaab-Distrikt ............... 9. 190—903; 993—941 Julranehaah-Distrikt oe ee ть нь 9: 903—923 180: G0dthaab-Distrikbr еее затон ae - 241—980 Godthaab — Sukkertoppen — Holstensborg — Egedes- minde)—Godhavnly or sacs. sy SEE ee - 280—288 ООВ Уч, со ee Aen 988—997 ПИ Umm and Distrikt еб боб обо Ce ... - 805—348 Ritenbenk-Distrikb "0-0... ео - 348—361 GOdhavn= DIS ооо CE de Se Rte - 361—380 18123 (ооо ао ss 5. 383—387; 394—412 Wrst) Pir = Umm со с осо со бон обева нано 5. 888—394 Egedesminde und Christianshaab-Distrikt ......... - 413—432 ПОЛЬ (Вохна Чо об оо боб oleh eer Seis Syne ee - 439—473 К. L. Giesecke. Einige Worte über und für Grönlands Auf- KOMEN eal о а RE Rene 479—490 0. В, Bøggild, Lokalitäten die von Giesecke erwähnt sind .... 491—510 У. Thalbitzer: Die grönländischen Ortsnamen in Gieseckes RCISCIOURN AE cae о. 511—531 ‘ } { ча Е h 4 Mie TERESA k i Е Seit dem Erscheinen der Mineralogia Groenlandica hat Gieseckes Tagebuch eine andere Stellung in der mineralogischen Litteratur bekommen, als frither; denn wahrend derjenige, der vor dem Jahre 1905 sich mit den Mineralien Grönlands bekannt machen wollte, zum grossen Teil auf dieses Tagebuch ange- wiesen war, so wird dasselbe in Zukunft in dieser Beziehung nur von denjenigen benutzt werden, die selbständig die Ent- wickelung der Kenntnis zu den Mineralien Grönlands studieren wollen. Als nun die von Jonnstrup besorgte Ausgabe von Gie- seckes Tagebuch fast ausverkauft war und die Frage bezüglich einer neuen Ausgabe desselben brennend wurde, stand es des- halb auch der Kommission klar, dass die neue Ausgabe nicht ein einfacher Abdruck der vorigen sein müsse. Für Jonnstrue war die Aufgabe die, in gedrängter Form eine Uebersicht über Gieseckes Mineralfunde zu geben, namentlich als Leitfaden für die neuen Untersuchungen, die er ins Werk setzte. Nach der Herausgabe der Mineralogia Groenlandica ist die Aufgabe eine andere geworden, die nämlich, die Arbeit Gieseckes auf ihren rechten historischen Platz, in die Zeit um das Jahr 1813, zu stellen. Wir sind deshalb auch der Meinung gewesen, dass das Tagebuch in möglichst genauer Uebereinstimmung mit dem Manuskript hervortreten müsse: ohne Kürzungen, ohne Auslas- sung dessen, was einer subjektiven Auffassung minder wesentlich erscheinen könnte, und endlich ohne störendes modernes Wissen. Dies sind wir auch seinem Andenken schuldig. XXXIV. I Il Diese Auffassung erstreckt sich auch auf die Art und Weise, in welcher Giesecke die grönländischen Namen wieder- gab. Man gebrauchte damals bekanntlich Farrıcıus' Wörterbuch und Grammatik und buchstabierte und schrieb in Ueberein- stimmung damit. Cand. W. Tuarzırzer wird nun in einer Bei- lage die Ortographie der grönländischen Ortsnamen behandeln. Eine Karte wird dieser Ausgabe nicht beigefügt, weshalb besonders auf die von der Kommission im Jahre 1908 heraus- gegebene Karte über die Kolonien in Grönland verwiesen wird. Um einen Begriff davon zu geben, wie GiEsEckE die grön- ländischen sozialen Verhältnisse auffasste, folgt am Schluss seine Vorstellung an den König Frederik VI: Einige Worte über und für Grönlands Aufkommen 1818. Dozent О. В. Bocemp, der die Mineralogia Groenlandica aus- gearbeitet hat, hat diese Ausgabe des Tagebuchs besorgt. Der Verfasser dieses Reiseberichts, der sich Kart Luwic GiesEcke nannte, ist am 6. April 1761 in Augsburg als zweiter Sohn des Schneidermeisters Jonann Georg METZLEr und dessen Frau Sıpyıra Macvarena Görtz geboren und mit den Namen Jouann GEoRG getauft. Diese Mitteilungen über die Namen Gieseckes und seiner Eltern sind Hrrn. Jürsensen-West im königl. dänischen Reichs- archiv zu verdanken, den die Kommission dazu aufgefordert hatte bei der Einsammlung von Material für diese Biographie behülflich zu sein. Нгг. JürsEnsen-West erhielt durch Vermit- telung des Chefredakteurs und Gemeindebevollmächtigten Cart Storz in Augsburg von dem Herrn Stadtarchivar Dr. Dir fol- gende Mitteilungen: In unsern Hochzeitsamts-Protokollen hat sich folgender Eintrag gefunden (auf Seite 430) unterm 22. April 1759: „JoHann GEorG Merzcer, ein Schneider von Edelfingen (in Württemberg, Oberamt Mergentheim) ledigen Standes und Jungfrau Srpytra Macparena Gotz von Augsburg А. C.*1). Eine Anfrage bei den hiesigen protestantischen Pfarrämtern über diese Trauung und über event. Nachkommen aus dieser Ehe ergab, dass Jonann GEorG Merzrer aus Edelfingen bei St. Jacob mit der SızyıLa Maepatena Görz unterm 30ten April 1759 copuliert worden ist und dass aus dieser Ehe 6 Kinder entsprossen, nämlich: 1. Johann Georg Friedrich geb. 27. Febr. 1760 2. Johann Georg - 6. April 1761?) 3. Anna Barbara - 23. Juni 1762 4. Catharina Barbara - 7. Febr. 1764 5. Christina Magdalena - 25.Nov. 1764 6. Jacobina Regina - 24. März 1766.* Hierzu bemerkt Dr. Dire noch: „Ein Carl Ludwig findet sich darunter nicht vor. Es gibt also nur den Schluss, dass Carl Ludwig Metzler genannt Giesecke kein ehelicher Sohn dieses Schneiders, der in Augsburg sein Geschäft ausübte, gewesen ist.“ Ja, so sieht es allerdings aus! Glücklicherweise hat Hrr. Jursensen-West aber doch mit absoluter Sicherheit beweisen können, dass Johann Georg mit „Carl Ludwig“ iden- tisch ist. In dem Archiv des „Königlich grönländischen Han- dels“*) hat er nämlich gefunden, dass eine Dame, welche mit- teilt, das sie Gieseckes Schwester und mit dem Schneidermeister Davın Mayeru in Augsburg verheiratet ist, unter dem 28. Oct. 1810 anfragt, wie es ihrem Bruder in Grönland geht. Die Frage war somit die, ob es möglich war einen Schneidermester Davin Mayeruw in Augsburg zu finden, der mit einer Dame verhei- 1) Verkürzung von acatholici, dh. Nicht-Katholisch. *) Dieses Datum wird in „Imperial Dictionary of Universal Biography“ als Geburtstag Gieseckes angegeben. Dass Giesecke fast dieselben Namen wie der ältere Bruder erhalten hat, ist wohl daraus zu erklären, dass letzterer vor der Geburt des jüngeren Bruders gestorben war. 3) Auszug aus dem „Resolutions Protokoll for den Kgl. grönl. Handel vedkommende Sager" der administrirenden Direktion des Königl. gronl.... Handels, С. С. 13 Nr. 55/1811. TE IV ratet war, deren Namen den Namen einer der 4 obengenannten Töchter des Schneidermeisters Metzler entsprach. Es könnte etwas dreist erscheinen Herrn Dr. Dırr um die Beantwortung dieser Frage zu ersuchen; denn man wusste doch nur, dass die Töchter zwischen 1762 und 1766 geboren waren und dass eine derselben im Jahre 1810 mit dem genannten Schneider Mayerrın verheiratet war; war dies doch etwas ähnliches, wie wenn man eine Stecknadel in einem Fuder Heu suchen wollte. Dr. Dirr sandte indessen folgende Auszug aus dem Hochzeitsamtsprotokoll Bd. 28 pag. 242. 1780—1794. Actum, Sontag 4. I5ten Octobris 1786: In praesentia herrn Paul von Stetten, herrn Joseph Linay, herrn Paul von Schwarz und herrn Joseph Anton Dueray. 4) Davin Mayr, ein Schneider von Beradstetten ledig; und Jungfer Anna BarBara Mezrerin, hiesige Bürgerstochter. Sein Beystand: Joh. Michael Mayr, ein Kistler. Ihr Beystand: Joh. Georg Mezler ein Schneider A. C. Dr. Dire fügt hinzu: ,Dass es im Protokoll statt Mayerlin Mayer heisst, hat nichts zu bedeuten. „Mayerlin* ist nichts als die Verkleinerungsform. Derartige Abweichungen kommen oft vor“. Damit dürfte die Frage bezüglich der Taufnamen Gieseckes entschieden sein. In Verbindung hiermit kann angeführt werden, dass Отто Jann ihn, in seinem Buche über W. А. Mozart (Leipzig 1867) 5. 491, Jonayn Grore Kart Loupwie GIESECKE nennt. Die ersten Linien, die wir von Gieseckes Hand haben, sind das Titelblatt zu einem ,Stammbuch“, welches im National- museum zu Dublin aufbewahrt wird, und die folgendermassen lauten: „Fautoribus amicisque sacrum‘ Aug. Vind esse voluit 1781 Carolus Ludovicus Metzler 14%. September cognomine Giesecke Jur. utr. cultor. M Hieraus erhellt also, dass:Giesecke schon im Alter von 20 Jahren die Vornamen Karl Ludwig gebrauchte und sich mit dem Zunamen Giesecke nannte. Woher dieser Zuname stammt, weiss man nicht; denn dass es nicht der Name seiner Mutter ist, wie das Imperial Dictionary of Universal Biography angiebt, ist aus dem Vorhergehenden ersichtlich. Merkwürdig ist es, dass mehrere seiner Biographen ihn wegen dieses Namens mit dem Dichter Nic. Dierrich Giesexe in Verbindung setzen, ob- gleich zwischen ihnen nicht die geringste Verbindung besteht. So zeigt das Siegel K. L. Gieseckes einen Schild mit einem Schiffsanker, auf welchem wieder ein anderer, aber geflügelter Anker angebracht ist, und längs des Siegelrandes steht: aut bene aut non. Das Wappen der Familie Giesecke hat aber ein ganz anderes, von diesem verschiedenes Aussehen’). In dem oben genannten Stammbuch hat zwei Tage nach der Einweihung desselben, am 15. September, der Lehrer 1) Ich bin dem Herrn Verlagsbuchhändler Влтмохр GIESECKE von der Firma Giesecke & Devrient, Leipzig und Berlin, zu grossem Dank für das freundliche Entgegenkommen verpflichtet, mit welchem derselbe mir Mittei- lungen über die Familie Giesecke gemacht hat. Ausser С. Стезеске: Nach- richten von der Familie Giesecke, Eisleben 1843, giebt es noch ein als Ma- nuscript aber ohne Jahreszahl, bei Giesecke & Devrient erschienenes Buch, Aufzeichnungen über diese Familie. Aus diesem letztgenannten hat Hrr. RAIMUND GIESECKE mich auf die interessante Erklarung davon aufmerksam gemacht, wie es geschehen ist, dass der Name Giesecke von dem ungarischen Namen Ko6szxrci hergeleitet worden ist. Die betreffende Stelle lautet folgen- dermassen: „Allerdings wurde der Vater des Nicozaus DIETRICH G., der Pastor PauL GISEKE, in Nemes-Csô (sprich: Nemesch-Tschoh) von den Ungarn Köszegi genannt, damit aber hatte es eine ganz besondere Bewandt- niss. Es bestanden in Nemes-Cs6 zwei evangelische Kirchen, eine unga- rische und eine deutsche. Letztere hatten die Deutschen aus Günz, die in Günz selbst keine Kirche haben durften, dort gebaut, so wie sie es auch waren, die den Pastor beriefen und besoldeten. Deshalb wurde von den in Nemes-Csé ansässigen Ungarn, zum Unterschiede von ihrem eigenen natio- nalen Prediger, der Pastor der Deutschen, mochte er heissen wie er wollte, kurzweg „der Günzer“ — scil. Pastor genannt. Nun heisst aber Günz un- garisch Köszeg und ein Günzer: Köszegi (k wird wie ein scharfes g aus- gesprochen). Daher wird es leicht begreiflich, wie die allgemein verbreitete Fabel entstehen konnte: Gieseke habe eigentlich Köszegi geheissen“. VI Gieseckes, M. Нтевомумоз AnprEas Mertens: ,Gymnasii Augustani Rector et Bibliothecarius Public.“ ihm ein schönes und lobendes Testimonium anlasslich seiner Abreise von dem Gymnasium und der Vaterstadt, die er nun verlässt um Jura zu studieren, gegeben. Er muss gleich darauf nach Göttingen gereist sein, denn nach einer gütigen Mitteilung des Herrn Universitäts- sekretärs an der dortigen Universität hat „Johannes Georgius Metzlerus“ von Michaelis 1781 bis Michaelis 1783 an der Uni- versität „Jura studiert“. Hieraus erhalten wir auch den inter- essanten Aufschluss, dass er, obgleich er wünscht Karl Ludwig Giesecke genannt zu werden, doch offiziell seinen Taufnamen Johann Georg Metzler tragen musste. Wie es mit dem Studium der Rechtsgelehrsamkeit ge- gangen ist, ist ungewiss, aber in seinem Gesuch um das Pro- fessorat der Mineralogie in Dublin, welches später angeführt werden wird, sagt er: During the course of my academical studies at Goettingen, I first applied myself to the study of mineralogy under the auspicies of the celebrated Blumenbach‘; aber dann geht er plötzlich auf das Jahr 1794!) über, von wel- chem an er, wie er sagt, eine grosse Anzahl Reisen zu minera- logischen Zwecken unternahm. Es fragt sich nun; wo ist er gewesen und womit hat er sich während dieser Jahre von 1783 bis 1794 beschäftigt? Alle seine Biographen sind nun darüber einig, dass er in diesem Zeitraume Schauspieler gewesen ist; und es ist sicher ganz unberechtigt, wenn Corner”) und nach ihm andere behaupten, dass er von der Universität Halle rele- giert worden sei; jedenfalls hat Dr. Lenmayn®) und später Pro- fessor J. Wattuer festgestellt, dass die Namen Giesecke und 1) Diese Angabe passt auch mit dem, was er selbst in einem Briefe an den Bischof Münter angiebt, dass er beim Bombardement Kopenhagens durch die Englander das verlor, was er in {0 Jahren gesammelt hatte; namlich vom Jahre 1794 an, als er anfing zu sammeln, bis er 1803 nach Danemark kam. ?”) Die Oper in Deutschland, Hamburg 1849, $. 24. 3) JounstrRuP $. УП. Dass Giesecke auch nicht in Altdorf studiert hat, davon hat Prof. H. Lenk in Erlangen sich überzeugt. Vil Metzler sich nicht in den Protokollen der Universitat Halle finden. Wann Giesecke Schauspieler wurde und ob er anderswo als in Wien bei ScHikanever auf dem Wiedner Teater auftrat, weiss man nicht. Aus: ,Erneuerte vaterlandische Blatter für den oesterreichischen Kaiserstaat* Nr. 18 den 3. März 1819 ist ersichtlich, dass Giesecke 13 Jahre in Wien gelebt hat: ,und nicht nur als talentvoller Schauspieler dem hiesigen Publicum, sondern auch als eifriger Mineraloge den Wissenschaftsfreunden rühmlich bekannt war“. In diesem Zeitraum soll er mehrere Stücke für das Teater teils verfasst, teils übersetzt und bear- beitet haben; vergl. das Verzeichniss über Gieseckes Werke. Umstritten ist sein Anteil an der „Zauberflöte“, in welcher er bei der Uraufführung den Ersten Sklaven!) spielte. Mir bekannt hat Giesecke nie selbst diesen Abschnitt seines Lebens erwähnt, und falls man nicht in Wien Beiträge zur Geschichte des Wiedner Teaters finden sollte, wird er wohl auch nie geklärt werden, es sei denn, dass irgend einer seiner Kameraden sich Memoiren hinterlassen hätte. Eine Quelle hätte wohl, falls sie vollständig gewesen wäre, wesent- liche Beiträge liefern können, nämlich Gieseckes Stammbuch, von welchem sich zwei Bände in der Royal Dublin Society finden; aber da diese Bände die Bezeichnung 3 und 5 tragen, ist es wahrscheinlich, dass I, 2 und 4 verloren sind. Denn während die erhaltenen Stammbuchblätter durch ihre Daten und durch die Angabe der Orte, an denen sie geschrieben sind, ein gutes Bild davon geben, wo Giesecke sich von 1781 bis 1784 und von 1800 bis zu seiner Ansiedelung in Dublin 1813 aufgehalten hat, fehlen dagegen fast alle Angaben für den Zeitraum 1784 bis 1800. Das Vol. 3 dieses ,Stammbuchs‘, auf welches man erst bei den Nachforschungen nach Material 1) Vgl. Corner: Die Oper in Deutschland, $. 24; Отто Jann: Mozart, 1. Ausg. IV. $. 603; Vgl. ferner Allgemeine Deutsche Biographie Vol. IX, und Geografisk Tidsskrift II. 1878, $. 98. Vill zu dieser Biographie aufmerksam geworden zu sein scheint, befin- det sich in der Royal Dublin Society, wohin es durch Kauf bei einer Versteigerung des Nachlasses eines Mr. Lancriety gekommen ist. Bei weiteren Nachforschungen gelang es dem Registrator dieser Gesellschaft, Mr. R. J. Moss, Vol.5 zu erhalten; es fand sich bei einer alten Dame in London, Miss Ноттох, die in einem Briefe an Mr. Moss diesem mitteilte: „My father was named his (Gieseckes) Executor when he died in 1833. I was nine years old, and I remember what a great deal of anxity and trouble my father had. There was a sale, but I suppose all his notes and ob- servations were sent to the various Societies to which he be- longed’), for my father had nothing of the kind, only fossils and stones set or unset. I remember my Mother had one set in a brooch, also albums full of quotations and little pietures stuck in, not of any interest. Most of them have been given away, but the only one we have, | will send you to show your friend, if I receive an assurance that it will be sent back intact‘. Mr. Ноттох hat also die Stammbücher Gieseckes behalten ohne eigentlich von der Bedeutung derselben eine Ahnung zu haben, und sie sind dann später „given away“, mit Ausnahme des Vol. 5, welches die Bezeichnung trägt „Souvenir für Karl Ludwig Giesecke, Kön. Preuss. Bergrath*. Es ist zu hoffen, dass auch die verschenckten Bände in den Besitz der Royal Dublin So- ciety gelangen mögen, wie dies jetzt mit den Bänden 3 und 5 der Fall gewesen ist. Und dies ist um so glücklicher, als Band 3 das von Giesecke selbst geschriebene Titelblatt des Stammbuches enthalt*). Die beiden Bände bestehen je aus 1) Von Familie oder Verwandten ist hier also gar nicht die Rede. ?) Wegen des Verbots gegen Verleihung englischer Manuskripte von englischen Biblioteken habe ich die Stammbücher nicht selbst gesehen, sondern habe mich damit begnügen müssen von der Unterschrift, dem Orte und dem Datum eines jeden Blattes eine Abschrift zu erhalten; diese namentlich wegen der Undeutlichkeit der Namen gar nicht leichte Arbeit ist von Mrs. Lavra STEPHENS in Dublin ausgeführt, wie mir scheint mit grosser Sorg- falt. Als Cand. THALBITZER im Auftrage der Kommission im Herbste 1909 in den Biblioteken in Dublin Nachforschungen anstellte, waren diese Tage- bücher noch nicht gefunden. IX etwa 350 Blattern, auf welchen teils klassische Zitate, teils mehr persönliche Auslassungen aufgezeichnet sind. Viele tragen kleine Skizzen in Blei, teils Porträts, teils Landschaften, von denen mehrere koloriert sind. Merkwürdig ist die Ordnung der einzelnen Blätter jedes Bandes, oder besser, es scheint keine Ordnung zu bestehen, denn obgleich die Blätter mit fortlaufen- der Seitenzahl versehen sind, sind sie doch weder chronologisch noch alphabetisch geordnet. So finden sich z. B. in beiden Bänden Blätter vom Jahre 1781 von Augsburg und bis zum Jahre 1805 von Dänemark. Doch entstammt die Hauptzahl der Blätter des dritten Bandes dem Jahre 1781 und den darauf- folgenden Jahren, während die grösste Anzahl Blätter des fünften Bandes aus den Jahren ca. 1800 bis in die 1820'er stammt. Aus dem 13-jährigen Aufenthalt Gieseckes in Wien stammen nur zwei Blätter, die beide Wien datiert sind, das eine den 6. Oktober 1789 und von einem Schweden unter- schrieben, das andre den 15. Oktober 1799 von einem Dänen unterzeichnet. Vielleicht kan man aber auch an dieser Stelle zwei Blätter setzen, die von Маметте ScHIKANEDER am 13. November 1800 unterschrieben sind, denen aber die Ortsangabe fehlt'). Während also die gefundenen Stammbuchbände uns be- züglich der Schauspielerperiode Gieseckes ganz im Stich lassen, sind sie hingegen ein vorzügliches Mittel für uns ihm auf seinen mineralogischen Reisen vom Jahre 1800 ab zu folgen. Der Ort, an dem Giesecke sich — natürlich abgesehen von Augsburg, woher sich ca. 100 Stammbuchblätter datieren — am häufigsten aufgehalten hat, ist Bremen. Der Grund hierfür ist vermutlich in Familienverhältnissen zu suchen; wie sich fest- stellen lässt, hat er sich dort kürzere Zeit in den Jahren 1781, 1782, 1783, 1785 und 1802 aufgehalten. Auch seine kurzen Aufent- 1) Der Probst Schuipr berichtet in seinen Tagebüchern, Giesecke habe ihm erzählt, er sei mehrere Jahre bei einem EsrerHazy in Augsburg ge- wesen, so wie auch dass er in Wien gewesen sei, als BERNADOTTE im Jahre 1798 daselbst Gesandter war. X halte in Frankfurt a. M. in den Jahren 1782, 1783, 1802 und 1803 sind wohl auf einen entsprechenden Grund zurückzuführen. Im Jahre 1800 hielt er sich vom 30. Aug. bis zum 3. Sept. in Salzburg auf, vom 6.—16. Sept. in Neuöttingen !), in Erlangen vom 9. Oct. bis zum 10. Dez. und in Würzburg vom Dezember 1800 bis zum Februar 1801. Im Jahre 180i besuchte er Bay- reuth, Bamberg, Jena, Leipzig und hielt sich in Berlin vom 10. Febr. bis zum 3. Juni auf?), und in Freiberg vom 27. Juni bis zum 3. Oct. Im selben Jahre besuchte er ferner Johann- georgenstadt, Goschnitz im Erzgebirge, Chemnitz, Schneeberg, Würzburg und Aschaffenburg. Im Jahre 1802 war er in Ham- burg, Marburg, Cassel, Braunschweig, Helmstedt, Hildesheim, Göttingen, Bonn und Oldenburg. Im Jahre 1803 besuchte er Städte an der Nordküste Deutschlands, wie Hamburg, Lübeck, Greifswald, Stralsund, Rostock, die Inseln Rügen und Alsen, und ging sodann über Kopenhagen nach Schweden, wo er über Gotenburg nach Stockholm geht. In das Jahr 1804 fällt sein Aufenthalt in Upsala und mehreren schwedischen Städten mit Bergwerken, und Ende September ist er sodann wieder in Kopenhagen. Giesecke muss die Fähigkeit gehabt haben ausserordentlich leicht Bekanntschaften zu machen, und nach allem, was uns 1) Zwei von den 3 Stammbuchsblättern, die von dort datiert sind, tragen den Vermerck: Geschrieben im Hauptquartier. Dies sieht etwas kriegerisch aus, und es fällt einem unwillkürlich ein, was WALLER im Imperial Dic- tionary of Universal Biography Vol. II, pag. 621—22 erzählt, dass er nämlich in österreichischen Diensten verwundet worden sei. Betrachtet man indessen den Beruf der drei Herren, muss das Wort Hauptquartier wohl in etwas friedlicherem Sinne aufgefasst werden; es sind dies nämlich: ein Impressario, ein Schauspieler und ein Sänger. °) Hier hat er die Vorlesungen von Karstens gehört; denn in der Nat. Library of Ireland findet sich ein umfangreiches Manuskript, Karl Ludwig Giesecke: Katalog einer vollständigen systematischen Mineralien-Sammlung nach Karstens Grundsätzen geordnet und beschrieben. 1801. 350 Seiten Fol. Die Rettung dieser Handschrift ist wohl dem Umstande zu verdanken, dass Giesecke dieselbe mit nach Grönland nahm; denn bekanntlich gingen alle seine sonstigen Bücher beim Bombardement Kopenhagens im Jahre 1807 verloren. XI vorliegt, muss er ein sehr gewinnendes Wesen gehabt haben. „Gentleman“ ist der Ausdruck, der den Englandern in die Feder läuft, wenn sie von ihm reden; und das dies auch der Ein- druck war, den Sir Henry Влевовх bekam, als er sein Bild malte, geht zur Genüge aus diesem hervor (siehe Tafel IV). Er war Freimaurer, was ihm ohne Zweifel den Zutritt zu den besten Kreisen in den von ihm besuchten Städten erleich- terte, so 7. В. in Kopenhagen. Das Freimaurerzeichen gebrauchte er fast bei allen seinen Unterschriften, so wie es aus der im Facsimile auf Tafel I wiedergegebenen Unterschrift ersichtlich ist (das Dreieck mit den drei Punkten). Urteilt man nach L. Lewis: Geschichte der Freimaurerei in Oesterreich (Wien 1861), scheint er Mitglied der Loge: „Zur neu gekrönten Ной- nung“ gewesen zu sein. Wenn es Giesecke gelang sich einen sehr bekannten Namen zu schaffen, so beruht dies nicht darauf, dass er ein wirk- lich hervorragender Forscher gewesen, sondern darauf dass er eine ausserordentliche Fähigkeit besass Mineralien zu be- stimmen, in Verbindung mit seiner Eigenschaft als eifriger Sammler. Seine Hauptaufgabe scheint die gewesen zu sein Sammlungen herzustellen, und zahlreich sind deshalb auch die Sammlungen, die er an die mineralogischen Museen Europas verteilt hat. Es fragt sich nun, welches war der Zweck dieser Sammlungen? Tuomson') sagt von ihm: He has long been well known on the continent as a dealer in minerals, adding to unbounded zeal a great knowledge of Mineralogy. Hierzu bemerkt Joaxsrrup : „Es scheint nicht der geringste Beweis dafür vorzuliegen, dass er Mineralienhändler gewesen sei, jedenfalls lässt sich nicht nachweisen, wann er dies Geschäft betrieben hat“. Hierzu ist jedoch zu bemerken, dass die Hauptkassenbücher der Universität Kopenhagen zeigen, dass in den Jahren 1804, 1805 und 1818 mehrere hundert Rdlr. an Giesecke für Einkäufe für das Natur- Ann о Phil (Sis 15,57 2118: XII historische Museum gezahlt wurden. Er verkaufte also doch Naturalien, aber andererseits wissen wir auch, dass er Mine- raliensammlungen verschenkte, z. В. an die Universitat Upsala und an die Herlufsholmer Schule; und dasselbe war doch eigentlich auch teilweise der Fall mit den grossen Sammlungen, die nach Wien gingen. . Kin reicher Mann war er nicht, wenn er es vielleicht auch einmal gewesen ist’), das ist aus seiner Antwort an ScHREIBERS ersichtlich, als dieser ihm bei seiner Riickkehr aus Grünland mitgeteilt hatte, dass das Museum jetzt der schlechten Zeiten halber sich nicht im Stande sehe die grossen Sammlungen zu bezahlen, die Giesecke, wie er ihn hatte wissen lassen, aus Grönland mitgebracht hatte; er schreibt nämlich: „Giesecke gab indessen die tröstliche Versicherung, dass er wo nicht alles, doch den grössten und kostspieligst scheinenden Theil jener Sammlungen, der ihm nämlich selbst keine unmittelbaren Auslagen verursachte, sondern nur Mühe und Arbeit machte, Sr. Maj. als Geschenk zu Füssen zu legen und sich glücklich schätzen wolle, Alterhöchstdemselben und dem Staate damit einen schwachen Beweis seiner Dankbarkeit und Anhänglichkeit zu geben, Sr. Majestät grosse Sammlungen zu bereichern und sich an denselben ein ehrenvolles Denkmahl seiner Wissen- schaftsliebe zu stiften ?).* Hier haben wir vielleicht den Schlüssel zum Verständnis des merkwürdigen Auftretens Gieseckes: Eine glühende Begei- sterung für die Mineralogie trieb ihn von Ort zu Ort um Mineralien zu sammeln und die Museen damit zu versehen; und da er nicht reich genug war dies unentgeltlich tun zu können, so war er genötigt zum Teil für dieselben Bezahlung zu nehmen sowie auch für das Bestimmen älterer Sammlungen. 1) WALLER: Imp. Dictionary: „His love of music amounted to a passion and he wrote the musie of two operas. Attaching himself to a theatrical company, he dissipated his means ...“. ?) Erneuerte vaterlandische Blätter für d. österr. Kaiserstaat den 3. März 1819. XIII Wenn er sagt, dass er durch das Bombardement Kopenhagens 1807 durch die Englander das Resultat der Arbeit seiner letzten 10 Jahre verloren habe, so zeigt diese Ausserung, dass er seine Sammlungen mit sich führte, und dasselbe ist auch aus der 3. Abteilung der Mineralien ersichtlich, die er Wien schenkte, denn diese bestand aus: „402 einzelnen Stücken theils grönländischen, und isländischen, theils englischen, schot- ländischen und irländischen, auch einigen nordamerikanischen Mineralien, welche aus dem grossen Vorrathe, zu diesem Ende hierher gebracht, ins besondere ausgewählt wurden“!) Auf Geld scheint Giesecke kein Gewicht gelegt zu haben, dagegen war er nicht unempfänglich für solche Ehrungen wie Aufnahme in wissenschaftliche Gesellschaften. Die Unterschrift auf Tafel IV, welche nach dem Titelblatt seiner letzten Arbeit abgedruckt ist, zeugt davon, dass er dieselben auch erlangte. Giesecke in Schweden, Dänemark, auf den Färöern, in Norwegen und Grönland. Aus einen Schreiben des Kanzlers der Universität Upsala Axe, Fersen vom 7. April 1804 geht hervor, dass Giesecke damals in Upsala war, und dass man ihm aufgetragen hatte eine „vorigen Sommer* vom König geschenkte Mineraliensammlung, die ohne Etiketten war, mit solchen zu versehen, besonders wird hervorgehoben eine Sammlung, die Frinerica И von Preussen der Königin Lovise Urrıca geschenkt hatte. Giesecke wird hierin als „en af Tysklands mineralogiske Produkter särdeles kunnig man“ bezeichnet (ein in den mineralogischen Erzeug- nissen Deutschlands besonders kundiger Mann). Er erhielt dafür unter dem 25. Mai 1804 100 Ваш. Banco. Am 28. April wurde Giesecke (zugleich mit G. Cuvier) zum auswärtigen Mit- gliede der Königl. Wissenschafts-Gesellschaft in Upsala gewählt. —— a 3 fs 1) Ebendort. PA + = EN XIV Am 19. September wird mitgeteilt, dass Giesecke der Minera- liensammlung der Academie mehrere Gaben geschenkt hat; ferner schenkte er Bücher (3 in Fol., 4 in 46 und 8 in 8%, meistens numismatische und historische Werke) sowie 5 Silber- münzen. Von Kopenhagen schickt Giesecke ein vom Juli 1805 datiertes, lateinisches Dankschreiben an den Rector und die Professoren der Universitat Upsala und unterschreibt sich: D. Carolus Ludovicus Giesecke. Nach А. Е. NorDENSKIÖLD (Den andra Dicksonska Expeditionen S. 75) findet man seine Etiketten auch in der Mineraliensammlung des Riksmuseums. Den ganzen Sommer hindurch hielt Giesecke sich in Schwe- den auf; im September war er wieder in Kopenhagen. Veranlasst durch Schreiben der königl. grönländischen und färöischen Handelscommission vom 8. März und 6. Mai 1805 an das Finanzcollegium macht dieses unter dem 7. Mai 1805 alleruntertänigste Vorstellung beim König wegen einer Unter- stützung für den preussischen Bergrat Giesecke zu einer Reise nach Grönland zu mineralogischen Zwecken. Da diese Vorstellung ganz charakteristisch ist, wird sie hier in Ueberzetzung wieder gegeben: „Die grönländische und färöische Handels-Commission hat dem Finanzcollegium berichtet, dass sie die in Grönland an- gestellten Handlungsbediensteten angewiesen hat auf das ge- naueste die Naturerzeugnisse des Landes zu untersuchen und davon einzusenden, was nach ihrer Meinung mit Nutzen an- gewandt werden könnte oder selten ist, und hat versucht sich auf diesem Wege über die wenig untersuchten Naturerzeugnisse des Landes Aufklärung zu verschaffen. Verschiedene der ein- gesandten Gegenstände und darunter namentlich einige Kupfer- und Bleierzstoffe, von denen besonders das Kupfererz nach den vom Professor Млктнеу angestellten chemischen Proben sehr reichhaltig befunden ist, namentlich die Kupfer-Lazur, welche ungefähr 80 pCt. Kupfer von sehr guter Beschaffenheit enthält, so dass dieselbe mit Vorteil als Erz hierher geführt werden XV könnte, bestätigen die Vermutung, dass Grönland abgesehen von den möglicherweise dort vorkommenden Naturseltenheiten ein oder anderes bisher unbenutztes Material besitzen könnte, welches für die Bewohner des Landes ein neuer Erwerbszweig und für den königlichen Handel eine neue Einnahmequelle werden könnte. Die Commission hat daher schon lange den Wunsch gehegt, dass ihr eine passende Gelegenheit gegeben werden möge die grönländischen Naturalien und namentlich die Mineralien einer wissenschaftlichen Untersuchung unterwerfen zu lassen, und eine solche Gelegenheit bietet sich jetzt dem Handel dar, da der preussische Bergrat Giesecke bereit ist auf folgende Bedingungen eine dreijährige mineralogische Reise nach Grönland zu unternehmen. Er verlangt nämlich freie Hin- und Rückreise, freien Aufenthalt und während desselben ein passendes Honorarium, dessen nähere Festsetzung er anheim- stellt, sowie ein don-gratuit, wenn seine Aufgabe vollendet ist; dagegen verpflichtet er sich dazu alle Zeit und Kräfte auf die Erreichung des Endzwecks der Reise einzusetzen und die 2 besten Exemplare der vorgefundenen Fossilien an die Commis- sion abzuliefern“. „Da der Bergrat als ein sehr guter Mineraloge bekannt ist und in mehreren Beziehungen interessante und nützliche Beobachtungen von seiner Reise in Grönland zu erwarten sind, so stellt die Commission den Vorschlag, ob ihm nicht, wenn der Handel ihm freie Reise und Verpflegung im Lande verschafft, in Uebereinsstimmung mit den Inspektoren, von der Cassa Eurer Majestät 300 Ваш. zur Equipierung und 500 Ваш. jährlich in den drei Jahren ausgewirkt werden könnten, während welcher er das Land bereist.“ „Anlässlich dieses Vorschlages fand das Finanzcollegium sich dazu veranlasst die Commission darauf aufmerksam zu machen, dass es wohl kaum zum Ziele führen würde, wenn die Untersuchung sich auf die Beschaffenheit und Menge der vorhandenen Fossilien und namentlich der Metalle beschränkte, XVI da die Entscheidung der Hauptfrage, ob die Bearbeitung der grönländischen Erze sich lohnen würde, wohl vorzugsweise auf eine genaue Untersuchung der Beschaffenheit der Bergmassen und auf die Richtung der Erzgänge beruhen würde, und die Untersuchung also mehr geognostischer als mineralogischer Art sein müsse. Ob der Bergrat Giesecke auch im Besitz der hierzu notwendigen Kenntnisse sei, wisse man nicht; aber man vermute, dass möglicherweise beim Kongsbergschen Seminarium oder unter den norwegischen Bergwerksmeistern und andern Sachverständigen, welche Gehalt bekommen und deshalb dazu verpflichtet sind die Geschäfte zu übernehmen, die die Renten- kammer ihnen auftragen möchte, irgend jemand mit der nötigen Einsicht in den. geognostischen und mineralogischen Wissen- schaften zu finden sei; und da ein Eingeborener ein grösseres Interesse an einem glücklichen Ergebnis einer auf sein und des Landes Wohl abzielenden Untersuchung haben würde, so scheine nach der Ueberzeugung des Finanzcollegiums ein Ein- geborner für die genannte Aufgabe einem Fremden vorgezogen werden zu müssen, vorausgesetzt dass nicht der letztgenannte dem ersteren an Kentnissen und an Einsicht notorisch bedeutend überlegen sei.” „Die grönländische und färöische Handelscommission ist darauf, durch diese Bemerkungen veranlasst, dahin vorstellig geworden, dass der Zweck dieser mineralogischen Reise in ein so wenig besuchtes Land nach der Anschauung, die die Gom- mission sich davon gebildet hat, eigentlich der sein müsse fest- zustellen, welche Mineralien sich im Lande finden und dadurch möglicherweise dem Bergmann Aussichten zu eröffnen, deren nähere Untersuchung eine Folge der Entdeckungen des Mine- ralogen sein werden. Und sollte das sicherste und grösste Ergebnis dieser Reise auch nur der Naturgeschichte des Vater- landes und andern damit verbundenen Wissenschaften zufallen, so können solche vermehrten Kentnisse doch zu Resultaten practischer Verwendbarkeit im System des bürgerlichen Lebens XVII führen, und was vorerst so in wissenschaftlicher Beziehung gewonnen wird, kann möglicherweise mit der Zeit dem Handel zum Gewinn werden. Um die Natur in ihren verschiedenen Operationen und Erzeugnissen zu erforschen, und namentlich in einem Lande wie Grönland, dazu sind mehrere Eigenschaften erforderlich, die man nur selten vereint findet. Hierzu gehört ein an den Enthousiasmus grenzendes Interesse, welches be- wirkt, dass man unverdrossen allen Hindernissen begegnet, eine Geistes- und Körperkraft, die gross genug ist dieselben über- winden zu können, und eine im Voraus genaue und vorzügliche, durch Erfahrung und gesunde Philosophie erworbene Kenntnis der Natur im Grossen wie auch im Kleinen.“ „Dass Bergrat Giesecke diese Eigenschaften in einem Um- fange besitzt, der einige Aufmerksamkeit verdient, hat die Com- mission gemäss der Aussage des Professors Manterr geglaubt, und sie hat später sein schriftliches Zeugnis darüber eingeholt. Diesem Zufolge ist der Bergrat ein vorzüglich kundiger Mine- raloge, in naher Verbindung mit dem Geheimrat Karsrens in Berlin, dem Ober-Berg-Commissair Werner in Freyberg, dem Abbé Srürz in Wien und mehreren berühmten Gelehrten. Vor nicht langer Zeit begab er sich zur Academie Upsala und wurde von dem Kanzler derselben, dem Grafen Fersen, auf Begehren der dortigen Gelehrten, dazu aufgefordert die aus- gezeichnete Sammlung dieser Universität in bessere Ordnung zu bringen. Im Laufe von sechs Monaten vollführte er diese Arbeit wofür er sowohl reichlich belohnt als auch durch Ehren- bezeugungen und Beweisen der Hochachtung ausgezeichnet wurde. Bei seinem späteren Aufenthalte hier hat er die Samm- lung des Professors Manthey geordnet und über selbige ein Katalog verfasst, welches nach dem Urteil der Sachverständigen einen unzweideutigen Beweis seiner gründlichen und hervor- ragenden Einsicht in die Geognosie und Mineralogie ablegt, die er sich auf einer achtjährigen Reise erworben hat.“ „Das Finanzcollegium schliesst sich nach diesen letzteren XXXV. II XVIII Mitteilungen dem Vorschlåge der Commission an, da es, wenn auch die Reise nicht die unmittelbare Veranlassung zu einem fir das Land und den Handel neuen Industriezweig geben sollte, doch zweckmässig sein dürfte, dass Grönland von einem kundigen Manne bereist wird, und man stellt deshalb in tiefster Untertänigkeit der allergnädigsten Resolution Ewr. Majestät an- heim: Ob nicht dem preussischen Bergrat Giesecke zu der von ihm nach Grönland geplanten wissenschaftlichen Untersuchungs- reise allergnädigst ein für alle mahl 300 Ва. zu Ausrüstungs- kosten bewilligt werden möchten, sowie 500 Ваш. jährlich in den drei Jahren, in welchen er das Land bereist, und diese Ausgaben aus den Ersparnissen des zur Belohnung verdienter Persönlichkeiten reservierten Teiles des Pensionsfondes entrichtet werden möchten. Im Finanzcollegium, den 7.ten Mai 1805. Е. G. ScHIMMELMANN. WENDT. I. N. Terens. С. Birch. KELLERMANN. “ Die königliche Resolution auf obige Vorstellung fiel am 18. Mai und lautet folgendermassen: Die für den preussischen Bergrat Giesecke für eine zu mineralogischen Zwecken geplante Forschungsreise nach Grön- land vorgeschlagene Geld-Unterstiitzung finden Wir uns zu bewilligen Allergnädigst nicht veranlasst. Kopenhagen im Geheimen-Staatsrate 4. 8.ten Mai 1805. CHRISTIAN R. Е. Ц. ScHIMMELMANN. MOLTKE. I. №. Tetens. С. W. Lance. KELLERMANN. Aus einer Notiz im Journal des Finanzcollegiums unter dem 6. Juli 1805 (Nr. 1835) geht hervor, dass Giesecke die Erlaubnis erhielt auf eigene Kosten eine Reise nach Grönland und den Färöern vorzunehmen, „welche letztere er zuerst anzu- treten beabsichtigt.‘ XIX In einem Schreiben vom 5. Juli 1805 ersucht die färôische und grönländische Handelskommission die königliche Rente- kammer der Obrigkeit auf den Färöern nahezulegen ihm alles mögliche Zuvorkommen und alle mögliche Beihülfe zur Erreich- ung des Zwecks seiner Reise erweisen zu wollen). Nach Jonxsrrur*) hielt er sich vom 8. August bis zum 14. September auf den Färöern auf, wo er auf allen Inseln mit Ausnahme einiger kleineren (Kunö, Kalsö und Dimon) Unter- suchungen anstellte und Sammlungen vornahm; Ende September kam er nach Kopenhagen, wo er am 18. April 1806 einen — später verschollenen — Bericht über diese Reise einreichte. [Sollte es vielleicht Graf Varcas Bepemar sein, der diesen Be- richt Gieseckes für seine Reise nach den Färöern im Jahre 1819 gelichen hat?]. Nach der Rückkunft von den Färöern besuchte er im No- vember und Dezember Arendal, Kongsberg und Christiania. Auf welchen Bedingungen Giesecke dann im Jahre 1806 nach Grönland abreiste, wissen wir nicht, abgesehen von dem, was aus dem Beglaubigungsschreiben ersichtlich ist, welches die Direktion der Handelskommission ihm mitgab und das bei Jousstrup abgedruckt ist. Dieses Schreiben wird hier nicht ab- gedruckt, da es nur ein gewöhnliches Kreditiv ist, das zwar für einen Mann, der in Grönland reisen will, notwendig ist, aber, wie jedes gewöhnliche Kreditiv, nicht erwähnt, wer der eigent- liche Bezahler ist”). 1) Ferö og Grönland. J. C. Nr. 9 im Reichsarchiy zu Kopenhagen. *) Erste Ausgabe dieses Tagebuchs. S. JX. 3) In einem Briefe an FREDERIKKE BRUN, geb. Мохтев, vom 26. Novbr. 1817 sagt Giesecke, dass ег die Reise nach Grönland „aus eigenem An- triebe“ unternahm, „von der königlichen dänischen Regierung edelmüthig unterstüzzet“. (Му kgl. Saml. 1992, i, 4, in der königl. Bibliotek, Kopen- hagen). A. Е. NOoRDENSKIÖLD scheint die Bemerkung im Hamburger Corre- spondenten vom 31. März 1819, dass Giesecke „ein sehr vermögender Mann‘ war, so aufzufassen, als ob er ein sehr wohlhabender Mann war; dies ist aber kaum richtig; dagegen war er wohl ein sehr einflussreicher Mann. Den andıa Dicksonska Expeditionen till Grönland. Stockholm 1885, (S. 75). II XX Ат 19. April 1806 reiste Giesecke alsdann nach Grönland und kam am 31. Mai in Frederikshaab an. Am 1. Juni beginnt das Tagebuch und wird in der Folge- zeit in demselben ruhigen und gewissenhaften Tempo, durch die folgenden Jahren hindurch, fortgesetzt, bis es auf der Reede von Leith am 19. September 1813 schliesst. Man merkt fast nicht, dass seine Bekanntschaft mit dem Lande und der Be- völkerung sich im Laufe dieser vielen Jahre erweitert hat. Er scheint bezüglich des Landes und der Bevülkerung auf seiner ersten Reise nach Kap Farvel ebenso orientiert wie auf der letzten nach dem Diskofjord im Jahre 1813. Dass er im Laufe dieser langen Reihe von Jahren jedenfalls etwas Dänisch und Grönländisch gelernt haben muss, ist wahrscheinlich!), aber ein direkter Beweis dafür lasst sich nicht führen, abgesehen davon dass er die dänischen und grönländischen Namen versteht und dass er Dänisch lesen kann. Wenn man das Tagebuch liest, hat man ein sicheres Gefühl davon, dass man sich vollständig auf alle seine Angaben verlassen kann, ja sogar dass man auf Tag und Stunde angeben kann, wo er gewesen ist, und wann und wo er dies oder jenes Mineral gefunden hat. Nur ein Mineralienfund bildet eine merkwürdige Ausnahme davon, nämlich das Kryolith. Nach dem Tagebuch sollte man glauben, dass er nicht ahnte, wo das Kryolith zu finden war, ehe er im August 1509 Arsuk zum dritten Male passierte. Aus seiner Abhandlung „On Cryolite* im Edinburgh. philosoph. Journal Vol.VI 1822 ist aber ersichtlich, dass er schon im September 1806 bei Ivigtut gewesen war und die Stelle ganz genau untersucht hatte. Dagegen kann man aber aus dieser Abhandlung nicht sehen, dass er den Ort im August 1809 wieder besuchte). 1) Das er doch schon in 1809 Dänisch schreibt, sieht man aus einen Mineralien-Katalog in Godthaab, jetzt in Kopenhagen. *) Eine Eigentümlichkeit des Tagebuches ist es, dass Giesecke auf den Titelblättern desselben meistens vor seinen Namen ein D setzt. Johnstrup (5. УП) hat gemeint, dies bedeute, Giesecke habe den Doctor gemacht. Dies XXI Wie trocken nun auch Gieseckes Darstellung seines Reise- lebens in Grönland im Tagebuch meistens ist, so ist er doch zweifellos ein Mann gewesen, der mit guter Laune das aufnahm, was ihm begegnete, was z. B. aus einem an den Professor Münter gerichteten Brief hervorgeht, der von Holsteinsborg am 25. Mai 1807 abgeschickt ist und in welchem es heisst: „Einen Winter habe ich nun auf diesem grossen steinernen gefrorenen Schauplazze durchlebt. Sie wissen ich bin überall gleich einge- wöhnt, und spiele mit eben dem Gusto morgen Comödie, mit welchem ich übermorgen zur See gehe. Daher kann ich auch nie sagen: das hätte ich nicht erwartet. Ich bin nun abermals auf meinen mühsamen und doch angenehmen Wanderungen begriffen und haue und schlage von Morgen bis in die Nacht. Steine sammeln und Steine zerstreuen hat seine Zeit, sagt der weise Salomo, unser Schutzpatron. Nun wird nur gesammelt, komme ich aber glücklich nach Koppenhagen, so solls übers Zerstreuen in alle Welt losgehen !).* Aus einem Briefe an denselben zwei Jahre später, vom 12. Juni 1809, geht aber hervor, dass seine gute Laune durch ist aber kaum richtig; denn wäre dies der Fall gewesen, so wäre er doch wohl unzweifelhaft mit dem Doctortitel tituliert worden; dies ist aber nur ein Mal der Fall, und zwar auf einem grönländischen Tabacksbeutel, der früher in seiner etnographischen Sammlung in Wien ausgestellt war. Auf diesem war genäht: Dr. К. L. G. Wie schon oben gesagt, findet dies D sich auch vor seinem Namen in dem lateinischen Dankschreiben, welches er der Upsala Academie schickte, und hieraus kann man vielleicht entnehmen, dass er nichts dagegen hatte, wenn dies als Dr. ausgelegt wurde, es ande- rerseits aber damit verteidigen wollte, dass es hier als „dominus“ erklärt werden konnte. Wäre er Dr. gewesen, hätte er es unzweifelhaft auf das Titelblatt seines grossen Mineralienkatalogs vom Jahre 1832 gesetzt, vergl. Tafel IV, wo der Titel Bergrat weggelassen ist. Wäre er Dr. gewesen, würde auch Dr. С. Pinar, der ihm seiner Zeit so nahe stand, es sicher erwähnt haben, namentlich da er etwas ironisch bemerkt: dass er es verstanden hatte in Berlin sich den Titel eines königl preussischen Bergrats zu ver- schaffen. Vgl. Grönl. hist. Mindesm. Ш $. 760. Ebend. $. 763 erwähnt PINGEL auch, dass Giesecke Mitglied der Kommission war, die im Winter 1817—18 tagte um über die Untersuchung der Ostküste zu beraten. 1) Briefe an Bischof Fr. Мохтев im königl. Reichsarchiv zu Kopenhagen. XXII die einsame Stellung im Lande, von allen abgeschnitten, in bedeutendem Grade herabgedrückt ist: ,Wir haben alle ein elendes Jahr verlebt, und sehen nur einem elenden entgegen. Wenn ich an glückliche oder unglückliche Gestirne glaubte, so müsste ich denken eines der letztern hatte mich in diesen Auskehrichtswinkel von allen Unangenehmlichkeiten unserer sonst so schönen Erde gejagt, wo ein Schreckniss der Natur mit dem andern im evigen Wettlaufe begriffen ist, und die Nacht mit der Stille des Grabes kokettirt. Die Englander welche nach allem greifen haben bisher noch Respect fiir dieses Klima gehabt und uns ,indtil videre“ (9: bis auf weiteres) in Ruhe gelassen ...... Die Engländer haben die Früchte eines zehn- jährigen Schweisses mit leichter Mühe aus der Welt bombar- diert; eine Nachricht welche ich unter dem Brande der Petri- kirche mir dachte, so schmerzlich mir auch die Bestättigung derselben war ...... Hier im Lande lebt man nicht so wohl- feil, als man in Europa glaubt; das habe ich, ungeachtet ich beynahe alles frey habe, selbst erfahren. Die Grönländer sind unglaublich eigennüzzig, und geben nur Geschencke um doppelt so viel wieder zu erhalten ...... Ich könnte beynahe nun den weinenden Ovid parodieren: „Jam didici Arctice Grünlandiceque loqui* .¢ Nach der Ankunft in Leith schreibt er am 22. Oktober 1813 an denselben: „Ich habe nun endlich nach einer langen Prüfungszeit von 7 Jahren dies Land des Elends verlassen und befinde mich nun in Leith oder richtiger in Edinburgh in dem Hause des Banquiers Tuomas Attan bey welchem ich den Winter zubringen will, weil ich unmöglich meine mit saurem Schweiss erworbene Sammlung der Gefahr der Aufbringung aussezzen WD ere ast Ich will den Winter, im Falle ich hier zu bleiben durch Umstände gezwungen werde, dazu anwenden um meine Materialien zu einer Beschreibung von Grönland in Ordnung zu bringen. Mein Tagebuch, welches über 1200 Seiten in 4t° beträgt, habe ich mit dieser Gelegenheit an die Direction ge- XXIII sandt; ich hoffe alles gethan zu haben was ein einzelner Mensch ohne Beyhilfe thun kann — und in dieser Ueberzeugung finde ich meine Belohnung‘. Bei seiner Ankunft in Leith stellte Giesecke Wechsel auf den grönländischen Handel zu einem Betrage von 308 Rdir. aus; sie wurden nie zurückbezahlt, sondern standen bis zu seinem Tode im Jahre 1833 in den Büchern der Handelscom- pagnie aufgeführt. Da die Direktion die Beamten und Bedien- steten des Handels aufgefordet hatte, Giesecke als ihren Gast zu empfangen, und versprochen hatte ihnen ihre Auslagen zu ersetzen, schickte der Inspektor in Nordgrönland MorzreLo eine Rechnung von 700 Rdir. N. У. dafür ein, ihn in 34/2 Jahren, so gut es ihm möglich war, „bewirtet sowie mit einer „Trocknerin*!) und anderer Aufwartung, mit grönländischen Kleidern und anderer Notdurft versehen zu haben“?). Ob der Inspektor Mynrenrnort in Südgrönland eine ähnliche Vergütung erhalten hat, weiss man nicht. Auch weiss man nicht, ob Giesecke eine Geldbelohnung erhielt*). Unter dem 28. Juni 1814 wurde er zum Ritter des Dannebrogordens und bei einem späteren Aufenthalte in Kopenhagen 1818 am 27. Februar zum Kommandeur desselben Ordens ernannt. Nach Vorschlag des Professor Wan wurde er am 12. Dezember 1817 zum Mitglied der Gesellsthaft der Wissenschaften ernannt. Aus dem Vor- schlage Wan’s vom 21. November 1817 erfahren wir, dass die 1) Kleider aus grönländischen Fellen erfordern viele Sorgfalt und Arbeit beim Trocknen und Weichmachen, was von den eingebornen Frauen be- sorgt wird. 2) Resolutions Protokoll 1.1. 77 Nr. 41111817 der Grönl. und Färöischen Handelsdirektion. 3) Dass die Compagnie indessen erwartete einen Teil ihrer durch die Reise Gieseckes in Grönland entstandenen Unkosten ersetzt zu bekommen, erhellt aus einem Schreiben vom 23. April 1816 (Den kgl. grönl. Handels adm. Direktions Kopibog H. 248), in welchem es heisst: „... aber da es noch unentschieden ist, ob und welche Refusion der Handel für die Aus- gaben erwarten kann, die der Aufenthalt des Bergrats in Grönland im Ganzen verursacht hat...*. XXIV „Societät in Dublin“ ihm еше goldene Medaille verliehen hat, die dort wie ein Orden getragen wird, und dass seine Freunde eine Medaille mit seinem Bildnisse haben prägen lassen (Vgl. nebenstehende Abbildung derselben). Bei seiner Ankunft in Edinburgh erfuhr Giesecke, wie es mit seinen im Jahre 1807 von den Engländern genommenen Sammlungen gegangen war. Tromas Attan hat in einem Bericht: „Memorandum respec- ting some Minerals from Greenland‘, gelesen den 20. April 1812, folgende Schilderung von dem Zustande gegeben, in welchem er sie vorfand !): „The minerals filled no less than nine or ten old boxes and barrals: a few specimens were wrepped in coarse paper, but a scanty supply of dry medow moss was the only other material with which they were prevented from injuring each other. Before I examined them they were turned out on the floor of a merchants warehouse in Leith and lay such a spec- tacle of uninvited rubbish that they were thought wholly un- worthy of attention by all those who had previously seen them, which principally arose from the very great quantity of rubbish and water-worn stones, many of them covered with marine insects, with which the collection was loaden...... | саге- fully examined each separate specimen, and after thrown aside 1) Annals of Philosophy. London 1813. Vol. I. $. 99. XXV about one half of the entire bulk as useless, the remainder turned out to be of much more value than I at first expected. I can not help being surprised that such an ill assorted collec- tion should have been made by a Mineralogist of M. Gieseckes character; a wonder what object he could have had in view by loading it with the quantity of useless rubbish which I have had to throw out)“. Er berechnet den Wert allein vom Kryolith auf 5000 £, während das ganze für 40 $ gekauft wurde. Giesecke hatte sich noch nicht einen ganzen Monat in Edinburgh aufgehalten, als er folgendes Gesuch Professor an der Royal Dublin Society zu werden einsandte?): „During a short stay in Edinburgh, I observed by an advertisement in the newspapers, that The Dublin Society are in want of a person qualified to give lectures on mineralogy, in the quality of a professor, and | now take the liberty of offering my services‘. „During the course of my academical studies at Goettingen, I first applied myself to the study of mineralogy, under the auspices of the celebrated Blumenbach*. »From the year 1794 until now, [ have made a variety of voyages, in order to render myself useful to this science, during which I have had occasion to form a literary acquain- tance with most of the celebrated mineralogists of Germany and Sweden, and I have maintained a correspondence during my voyages with Werner, Karstens, Klaproth, Gallitzin, Crete, Elkeberg, Afzelius etc. and I have the honor to be member of several literary societies, such as Berlin, Upsala and Jena‘. »Besides the journeys I made throughout Germany, my 1) Bei der Durchsicht seiner Zeit der Sammlung, die Giesecke der Schule Herlufsholm geschenckt hatte, wunderte auch ich mich über das viele ,rubbish*, 4. В. kleine Gerölle und wertlose Stücke, die es dort gab, da ег doch an Ort und Stelle sich durch wenige Hammerschläge weit bessere Stücke hatte verschaffen können. Merkwürdigerweise erwähnt ALLAN nicht, ob sich einige Etiketten vorfanden. *) „Minutes“ of the Royal Dublin Society. XXVI native country, I have been over Hungary, Transilvania, Bohe- mia, Styria, Carinthia, Italy, Sweden, Norway and the Faröe Islands. I undertook a journey to Greenland in the Spring of 1806 and have examined during seven years, that wast and interresting country, no less than four times from Cap Farwell in lat. 59°16’ to Gletschers in lat. 76°4 and am at present returned from these mountains hitherto almost unknown, with an immense quantity of fossils, many of them new and inte- resting“. „Ihe length of my residence in that conntry is the reason which prevents me from furnishing more satisfactory testimonies of my capacity and of my conduct, which are equally necessary for a candidate to such a situation. I nevertheless hope in the course of a short time to be enabled to give you proofs of my ability in a science to which I have sacrificed a very considerable part of my life-time. On this account I beg leave to recommend myself to your notice in the election. of a professor of mineralogy‘. ,Althoug I am unable at this Ише to deliver a course of lectures in English, I shall occupy myselv with the utmost as- siduity to acquire the language, and hope to surmount the dif- ficulty in a very short time‘. Das Gesuch war von zwei Empfehlungsschreiben begleitet, das eine von Tuomas ALLax, vom 17. Oktober 1813 datiert, das andere von Гезме Fostrr, datiert Lurgan (Irland) den 20. Ok- tober 1813. In diesem letzteren heisst es: „I have lately had oppor- tunities of knowing him personally in Edinburgh and of seeing the very high estimation in which he is held by the scientific - people there, he is considered as not inferior to any minera- logist in Europe, and certainly not Jameson. I can also certify (which is important for our purpose) that his manners are peculiarly prepossessing and gentleman-like ...... He is now about to give to the world a very full account of these unknown XXVII regions [Grönland] and it would surely add to our reputation as well as to his own that such a work should be publisbed by our professor. We should also secure the important ac- cession of his collections, which are of course most valuable. | have only to add, that the Edinburgh men of science feel great interest in the event of the election from conceiving it be a real object to fix him in the British Islands“!). Obgleich Giesecke in seinem Gesuch keine Andeutung davon giebt, dass er einen Reisebericht herausgeben will, so ist doch aus den obigen Empfehlungsschreiben ersichtlich, dass dies sein Plan gewesen ist, und an mehreren andern Stellen hebt er es auch selbst deutlich genug hervor. So z.B. in einem Briefe an Frau Freverıkke Brun vom 26. November 1817, in welchem er (von sich selbst sagt): „Er schlägt den Weg der Subscription ein um sich bey einem so kostspieligen Unter- nehmen zu dekken, und sich gegen Dieberey der Nachdrukker einigermassen sicher zu stellen“. Frau Brun hat sich mit dieser knappen Mitteilung nicht begnügen lassen, sondern muss münd- lich nähere Aufklärung gesucht haben; denn in ihrem Briefe an die Bibliotheque universelle vom 8. Dezember 1817?) weiss sie, dass das Werk aus 3 Voll. mit 50 Tafeln bestehen wird, und ferner: „celles qui representeront les habitations, ustensiles, costumes etc. des peuples qu'il a visités, seront enluminées, les autres pour la pluspart gravées au burin. J'ai vu celle de Disco-eiland executée d’après le dessin de l’auteur; cest un 1) Schon im Dezember 1813 soll seine Ernennung zum Professor der Mineralogie stattgefunden haben, und im Jahre 1816 soll er seine ersten Vorlesungen über die Naturgeschichte Grönlands gehalten haben. Wenn JounstRuP ($. XVII) sagt, dass er zum Professor der Mineralogie und Chemie ernannt worden sei und erst später davon befreit wurde über Chemie zu lesen, so ist dies nicht richtig; denn gerade weil man beschlossen hatte die Mineralogie von der Chemie auszuscheiden, wurde der Posten als Lehrer der Mineralogie als vacant annonciert. (vgl. WALLER: Imperial Dictionary of Universal Biography. Vol. Il). *) Tome VII Sciences & Arts 1818 pag. 139. XXVIII tableau d'une beautée sauvage et imposante!) L'ouvrage sera publié en allemand et en anglais, et l'édition anglaise est deja terminée, mais on se propose de les publier en même temps, pour éviter autant qu’il sera possible, les dangers de la con- trefacon *)“. Das Werk erschien bekanntlich nie, aber es müssen doch so ausfürliche Berichte darüber verôffentlicht sein, dass man die Auffassung, als sei es erschienen, hat bekommen können. So steht bei Wurzpacu’): „Auch gab er 1830 eine Beschreibung seiner Reise nach Grönland in den Jahren 1805—9 [soll sein 1806—13] heraus“. Und in Kerersren's Geschichte und Litte- ratur der Geognosie, Halle 1840, steht unter der Litteratur über Amerika angeführt: ,C. L. Giesecke: account of eight Years Residence of Grönland 1819*. Water giebt ant): „The knowledge derived during this Period [der Aufenthalt in Grön- land] is contained in a valuable unpublished journal (still extant) and partially given to the world in his: ,Lectures on the Na- tural History of Greenland‘ >). Im Jahre 1814 besuchte Giesecke Kopenhagen, namentlich 1) Vermutlich das auf Tafel II hier wiedergegebene Bild. *) Wap sagt in seinem Bericht an die dänische Gesellschaft der Wissen- schaften vom 21 XI 1817: Und bald wird er sich um die gelehrte Welt da- durch verdient machen, dass er seine Reisen in Grönland herausgiebt, welche auf Englisch in zwei Quartbanden mit Kupfern erscheinen werden. 3) Biograph. Lexikon 4. Kaiserthums Oesterreich 1859. *) Imp. Dict. of Univers. Biography Vol. II. 5) Muss wohl das sein, welches gedruckt ist in BREwSTERS: The Edin- burgh Encyclopedia Vol. X p. 481, 1816. Aus einem Bericht an die Roy. Dublin Society vom 17. Juni 1819 sieht man auch, dass seine Reise in den Jahren 1817—19 u. a. auch den Zweck hatte eine Ausgabe seines Reise- berichts zu veranstalten: „That he had a further motive for his journey there (in which we are convinced the Society participate) viz: the publication of his work on Greenland, which he has ready for the press in German, but which had not been translated into English; a work, the publication of which your Committee looks forward to with impatience, convinced as they are, that it will not only enlarge the sphere of our knowledge, but will reflect credit on its author, and fame on the Society, which can boast of him as their Professor“. XXIX wohl um sein Verhältnis zur Grönländischen Handelscompagnie zu regeln; aber erst auf seiner grossen Reise, die vom Mai 1817 und bis tief ins Jahr 1819 dauerte, so lange, dass man in Dublin anfing seinethalben unruhig zu werden, konnte er sein stolzes Programm verwirklichen, welches er in dem Briefe an den Professor Fr. Моктев vom 25. Mai 1807 dargelegt hatte: „die eingesammelten Mineralien über die ganze Welt auszu- streuen“. Gelang es ihm nun zwar nicht, seine Sammlungen über die ganze Welt auszustreuen, so verteilte er sie doch über einen grossen Teil Europas, wie das Verzeichnis der öffentlichen Sammlungen und Personen zeigt, denen er Mineralien geschickt hat; dasselbe befindet sich in der Roy. Dublin Society. Und er sandte nicht nur Mineralien, sondern auch Pflanzen, Tiere und etnographische Sachen aus Grönland, ausserdem aber auch Mineralien aus England, Bücher usw., ganz in derselben Weise, wie er sie, wie oben gesehen, 1804—5 nach Upsala schickte und wie er sie auch den Kopenhagener Sammlungen schickte. Er muss in Wirklichkeit, was er auch selbst sagt, grosse Massen von allerhand Naturalien und etnographischen Sachen mitgebracht haben. Die grösste und verschiedenartigste Samm- lung ging nach Wien!) Die Sammlungen wurden von Kopen- hagen über Kiel, Hamburg, Lüneburg und Leipzig nach Regens- burg und von dort auf der Donau nach Wien geschickt. Der Kaiser bezahlte die Fracht und gab den Befehl die Sammlungen vorläufig in der Hofburg aufzustellen. Die Sammlung bestand 1. aus 215 etnographischen Num- mern?); der Wert derselben wurde zu 100 Ducaten gesetzt. 1) Siehe: Autentische Darstellung der Acquisition der k. k. Hof-Natura- lien-Cabinette an den Natur- und Kunstmerkwürdigkeiten aus Grönland des Hern. Prof. Ritters von Giesecke; aus der Zeitschrift: „Erneuerte vater- landische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat* Nr. 18, Mittwoch den 3ten März 1819, S. 69—72. ?) Unter diesen fiel mir bei meinem Aufenthalte in Wien im Jahre 1901 ein Frauenstiefel wegen seiner grossen Breite oben besonders auf, da er den XXX 2. Eine Sammlung von 41 Skelettteilen von Wallfischen und Seehunden, welche als ganz unschatzbar bezeichnet wird und welche als Aequivalent für die Auslagen zu 200 Ducaten ge- setzt wird. 3. Eine Sammlung von 43 Stiick Fellen von See- hunden, Füchsen und Vögeln, zu einem Werte von 100 Du- caten angesetzt. 4. Eine zoologische Sammlung in Spiritus, mehrere Conchylien, eine Sammlung von mehr als 200 ge- trockneten Pflanzen, Algen, Lichenen, und einige naturgeschicht- liche englische, grösstenteils kostbare Werke (unter diesen Transactions of the royal irish Academy at Dublin 12 voll.). Ebenfalls zu 100 Ducaten gesetzt. 5. Nordische Mineralien in 3 Abteilungen, 325 Stk. von Südgrönland, 145 Stk. von Nord- Grönland und 402 Stk. teils grönländische und isländische, teils englische, schottische und irländische und auch einige nordamerikanische: „welche aus dem grossen Vorrathe zu diesem Ende hierher gebracht, ins besondere ausgewählt wurden“. Im Ganzen 832 Stk.!), „welche sämmtlich sehr frisch und gut erhalten und von ansehnlichem zum Theil sehr grossen Format sind*. Der Wert dieser Sammlung wird auf 1000 Ducaten geschätzt, wobei der Preis, in dem z.B. Kryolith stand, gar nicht berück- sichtigt ist. Es wird hinzugefügt, dass diese Sammlungen einen besondern Wert haben „als Beleg der vom Hrn. Prof. Giesecke ausgearbeiteten Reisebeschreibung, wovon der erste Theil be- reits zum Druck bereitet ist“. Alle Sammlungen zusammen wurden zu einem Wert von 6—7000 Gulden geschätzt, und der Stiefeln ähnelt, die bei Етллз: A voyage to Hudson's Bay, London 1748, be- sprochen und abgebildet sind, und von denen gesagt wird, dass die Frauen die Kinder in denselben anbringen. Dass solche Stiefeln auch in dem dä- nischen Grönland angewandt wurden, ist gänzlich unbekannt. Nach Hans KJÆR war es diese Sammlung in Wien, die С. J. THOMSEN den Gedanken eingab ein etnographisches Museum in Kopenhagen zu er- richten. Bricka: Biogr. Lexikon, Bd. XVII, $. 223. 1) JOHNSTRUP schätzt die Gieseckesche Mineraliensammlungen, die sich im Mineralog. Museum der kopenhagener Universitat befinden, auf 1635 Stück. Hierin sollen die 2 Sammlungen die der kônigl. Grönl. Handel bekam nicht mitgerechnet sein. XXXI Kaiser schenckte Giesecke 1000 Ducaten als Beitrag zur Dek- kung der Reisekosten sowie eine prächtige „goldene Dose“ mit Brillianten und der Namensziffer des Kaisers. Bei dieser Gelegenheit giebt Corner die interessante Schil- derung der Persönlichkeit Gieseckes!): „Im Sommer des Jahres 1818 zu Wien, setzte sich einst ein feiner alter Herr im blauen Frack und weissem Halstuch mit einem Orden geziert, zu uns an den Wirthstisch. Der ehrwürdige schneeweisse Kopf, die gewählte Art zu sprechen, das ganze Benehmen machte einen angenehmen Eindruck auf uns alle. Es war der ehemalige Chorist Giesecke*. — Aus demselben Jahre finden wir auch die Auslassung des Probsten Frederik Зснмшт über Giesecke: „Er ist ein interessanter und anspruchsloser Мапи ?)“. Nach der Rückkehr von dieser Reise, auf der es ihm unter anderem aufgetragen war für 300 £ Mineralien für die Roy. Dublin Society zu kaufen, scheint er den übrigen Teil seines Lebens in Irland verbracht zu haben, wo er mehrere mineralogische Reisen nach den nordwestlichen Teilen der Insel unternahm. Seine ausserordentliche Beliebtheit und Popularität hielt sich bis zu seinem Lebensende; so sagt Warrer: „Sir Charles continued to lecture on mineralogy and metallurgy with eminent success and popularity‘. Giesecke starb plôtzlich am 5. Marz 1833. Er war nicht verheiratet und scheint ziemlich allein gestanden zu haben. . In den Dubliner Zeitungen aus dieser Zeit, die Cand. У. Tuat- BITZER genau untersucht hat, ist sein Tod nicht bekannt gegeben; dagegen wird er besprochen in Proceedings of the Roy. Dublin Society vol. 69, 1832—33: Meeting Thursdag 7th Mars 1833: The Assistent-Secretary having announced to the Vice-President in the chair the lamented death of their highly talented and 1) I. Cornet: Die Oper in Deutschland. Hamburg 1840. S. 24. ?) Die Tagebücher des Probsten Frederik Schmidt, hrsgg. von N. Hancke. Kopenhagen 1868. XXXII esteemed Professor of Mineralogy and Keeper of the Museum, Sir Charles Giesecke, which melancholy event took place in the afternoon of Tuesday last, very suddenly. Resolved, That the Society do express, by placing the same on the Minutes of their Proceedings, their sincere sorrow at the loss they have thus sustained and the high sense they entertaine of the long tried talents, as a Scientific Professor, and the amiable manners and character, as a gentleman of the late Sir Charles Giesecke. Resolved, That as a mark of respect to the memory of Sir Charles Giesecke, the Museum be closed for one fortnight‘. Wie erwähnt, lebt noch in London eine Dame, Miss Horton, die sich sehr wohl Gieseckes erinnert, da er oft in dem Hause ihres Vaters kam. Miss Ноттох spricht sich folgendermassen über Giesecke aus: „He was a singular man, very shy I fancy*. Die Arbeit, die Gieseckes Hauptwerk hätte werden sollen, erschien also nie, und es ist wohl sehr fraglich, ob sie über- haupt so weit gediehen war, wie es oft angedeutet worden ist, dass die deutsche Ausgabe zur Drucklegung fertig war. Man hat lange gewusst, dass es sowohl in Dublin als auch hier in Kopenhagen eigenhändig geschriebene Exemplare des Reiseberichts Gieseckes über die grönländische Reise gab; aber das Verhältnis derselben zu einander ist erst jetzt durch die Untersuchungen des Cand. Tuaxsirzers in Dublin festgestellt worden. Es kann jetzt wohl als ziemlich sicher angesehen werden, dass Giesecke zwei Exemplare schrieb, eins fir sich selbst uns eins für den Königl. Grönländischen Handel, und da mehrere Bemerkungen und Berichtigungen , die in dem Dubliner Exemplare am Rande angeführt sind, in dem Kopen- hagener Manuscript sich im Texte finden, so ist damit fest- gestellt, dass letzteres die eigentliche Reinschrift ist. Ahnlich ist das Verhältnis mit der kleinen Beilage: ,Einige Worte XXXII über und für Grønlands Aufkommen“. Auch von diesem giebt es zwei Exemplare, beide mit der Hand Gieseckes geschrieben ; das eine befindet sich in der Universitätsbibliotek, das andere im Reichsarchiv in Kopenhagen. Beide sind in ganz gleicher Weise ausgestattet, aber da das im Reichsarchiv befindliche den Vermerk trägt, dass es dem Könige gehört hat, ist dies also das Hauptexemplar, und beim Vergleichen sieht man auch, dass das- selbe nicht wenige, wenn auch unwesentliche Berichtigungen ent- halt. Das zuerst ins Reine geschriebene Exemplar hat Giesecke behalten und später dem Grafen Мотлке gegeben, von dem es dann an die Universitätsbibliotek gekommen ist. Dies ist es, welches hier abgedruckt ist, da man damals das Exemplar des Reichsarchivs nicht kannte. Gieseckes Werke. I. Oberon, König der Elfen. 1790. Musik von P. Wranitzky. 2. Lutz von Unterstein. Ritterliches Schauspiel. Wien und Leipzig 1792. 3. Der travestirte Hamlet. Eine Burleske in deutschen Knittel- versen mit Arien und Choéren. Wien 1798. 8%. 4. Die Pfaueninsel. Oper. Wien 1799. 5. Der travestirte Aeneas. Wien 1799. 6. (Die Zauberflöte) — Il Flauto magico — Deutsche Oper in zwei Akten von Е. Schikaneder — Siehe Schletterer (Н. М.) Breitkopf & Hartel’s Textbibliothek etc. Nr. 21. [1878]. sv. | 7. Katalog einer vollständigen süstematischen Mineralien- Samm- lung nach Karstens Grundsätzen geordnet und be- schrieben. 1801. Fol. Mss. in der Nat. Lib. of Ireland. Dublin. 8. „Geognostiske og mineralogiske Bemærkninger over de fær- öiske Insuler“ mit Beilagen. Ein dem „Königl. Grönl. XXXV. Ш XXXIV und färöischen Handel‘ 1806 zugesandtes Mss (Nach dem Feré Journal Nr. 1645!) verschollen. 9. Ein Brief, veröffentlicht in der Zeitung ,Dagen* vom 20. Februar 1808. 10. Ein Brief an einen Freund in Berlin, gedruckt in ,Kjo- benhavns Skilderie“ April 1808. Nr. 54 cfr. Skand. Litt. Selsk. Skrifter 1809. 11. Bericht einer mineralogischen Reise in Grönland in Form eines Tagebuchs gehalten 1806 —13. Mss. im Archiv des „Königl. Grönländischen Handels“ ?) 12. Meteorologische Beobachtungen, angestellt in Nord- und Süd-Grönland“ von 1. Novbr. 1806 bis 16. August 1813. Mss. B. U. H. Add. Nr. 323. Abschrift. Vgl. Johnstrup SAN 13. „А Syllabus of a Mineral-System“ for a course of lectures. Dublin 1815. 14. ,Greenland“ in Brewsters: „The Edinburgh Encyclopaedia" Vol. X. 1816. 15. „Einige Worte über und für Grönlands Aufkommen“. Seiner königl. Majestät allerunterthanigst zugeeignet von Karl Ludwig Metzler-Giesecke. 1818. Mss. im Reichsarchiv und B. U. H. 16. „On the temporary residences of the Greenlanders during the Winterseason and on the populations of North- 1) Diese Arbeit war doch wohl auf Deutsch geschrieben. Aus einem Mineralienkatalog vom April 1809 ist doch ersichtlich, dass Giesecke schon damals gut dänisch schrieb. *) Dieser ist zu betrachten als eine Reinschrift des Manuscripts in Dublin. Siche Nr. 20 der Manuscripte in National Library of Ireland. (Report for 1900 and the Quarter ended 31s: March 1901).- Sowohl in der Universitätsbibliotek zu Kopenhagen als auch in der Nat. Library of Ireland giebt es Abschriften von demselben. Das Exemplar der B. U. H., welches dem Grafen MOLTKE gehört hat, ist, so weit ersichtlich, eine sehr gute Abschrift nach dem Original im Archiv des „Kön. Grönl. Handels"; dagegen soll die Abschrift in Dublin eine Abschrift nach dem Exemplar der В. О.Н. sein. XXXV and South Greenland“. Edinb. Phil. Journ. by Brewster and Jameson. Vol. Г. pag. 127. 1819. 17. „Оп Cryolite“. Edinb. Phil. Journ. Vol. VI. pag. 141. 1822. 18. ,On the Mineralogy of Disko-Island (Read April 4. 1814. Edinb. Royal Soc. Transact. IX. р. 263. 1823. Mit einer Karte und 2 Prospekten!). 19. ,Remarks on the Structure of Greenland, in support of the opinion of its being an assemblage of Islands and not a continent“. У. Scoresby jun. Journ. of a voyage to the Northern Whale-Fishery. Edinb. 1823 2). 20. A Syllabus of lectures on the external characters of me- tallic substances, to be delivered in the Theater of the Roy. Dubl. Society. Dublin 1824. 8%. 21. „Оп the Norwegian Settlements on the Eastern Coast of Greenland, or Osterbygd, and their Situation. Read Jan. 26. 1824. Transact. of the Roy. Irish Academy XIV. pt.I. Antiquities p.47 mit einer Karte. 1825“3). 1) Die Karte tber die Disko-Insel ist wahrscheinlich von irgend einem Seekundigen, 2. В. von Г.А. GERAAE gezeichnet, der im Jahre 1781 eine Karte über Nord-Grönland zeichnete. Vgl. Bibliographia Groenlandica Nr. 84. S. 223. Nichts deutet darauf hin, dass Giesecke die Karte selbst gezeichnet hat. Die beiden Prospekte sind ganz interessant, weil sie sicher zu den Tafeln gehören, die dem geplanten Werke über Grönland beigefügt werden soilten. Das Bild von Unartorssuak bei Godhavn, welches hier auf Tafel II wiedergegeben ist, muss als ganz gut bezeichnet werden, wenn auch die Grenzen der Basaltschichten zu schematisch und zu unbeholfen angedeutet sind. Dagegen kann das andere Bild, genannt „Mannik in the Waygat“, hier Tafel III, nur als mislungen bezeichnet werden. Mannik ist ein gras- reicher Zeltplatz auf der Nordseite von Waigat. (Vgl. Rınk: Nord-Grönland П. S. 144), und man muss annehmen, dass die pyramidenförmige Bergspitze, die Giesecke hat, der Berg Ugpatdluk sein soll (vgl. Graf H. Моглткез Profil auf der Beilage zu Heft 24 der М. о. G.); aber in diesem Falle ist die Per- spektive unglücklich wiedergegeben. *) Die Karte hier ist, so weit Grönland betrifft, nach der grossen Karte von OLAVSEN über Grönland vom Jahre 1783 kopiert (Bibliographia Groen- landica S. 223 Nr. 85). Doch is Disko wie auf der Karte zu: On the Mine- ralogy of Disco Island. 3) Diese Karte ist eine Kopie der grossen Karte von OLAYSEN über Grön- land 1783, auf der das Distrikt Julianehaab wieder eine Kopie der Karte von IT XXXVI 22. Syllabus of a course of Lectures on Mineral Substances to be delivered in the Theater of the Roy. Dublin Society. Dublin 1827. 8%. 23. Account of a mineralogical excursion to the country of Donegal (A descriptive catalogue of the mineral sub- stances found in the County). Dublin 1826. 8%. App. to Proc. of Roy. Dublin Society. Vol. 63. р. 30. 1827. 24. Second account of a mineralogical excursion to the counties of Donegal, Mayo and Galway. Dublin 1828. 8%. 25. Account of a mineralogical excursion to the County of Antrim. Dublin 1829. 96. Account of a mineralogical excursion to the Counties Londonderry, Tyrone and Down. App. Nr. 1 to Proc. of the Roy. Dubl. Soc. Vol. 67. 1831. 27. List of the minerals collected near and at the mines of the County Wicklow. App. Nr. 3 to Proc. of the Roy. Dubl. Soc. Vol. 68. 1832. 28. A descriptive Catalogue of minerals in the Museum of the Roy. Dublin Society, to which is added an Irish Mine- ralogy. Dublin 1832. 8%. Es versteht sich von selbst, dass ich nicht allein das umfassende Material habe zuwegebringen kénnen, welches zu dieser Biographie benutzt ist. Zuerst muss ich in dieser Be- ANDREAS Bruun vom Jahre 1780 ist (Vgl. Bibliogr. Gronl. $. 223. Nr. 82 und 85). Nicht nur die Karte in dieser Abhandlung ist ohne Angabe ent- liehen, sondern, wie PETER EBERLIN mich seiner Zeit darauf aufmerksam machte, ist die Identifizierung der Fjorde wahrscheinlich auch „geliehen“, nämlich von JOHANN CHRISTIAN MOrcus Frietimer [Mussestunden], 1. Stück, geschrieben in Julianehaab 16te Febr. 1801 (wo Giesecke vom Verfasser eine Abschrift bekommen haben kann). Му kgl. Saml. Nr. 1976e 4. Liest man sein: Einige Worte usw. S. 481, so könnte man glauben, er habe ange- nommen, dass Österbygden auf der Ostküste lag, ebenso wie im Titel dieser Abhandlung. XXXVII ziehung meine beiden Mitarbeiter nennen, nämlich Herrn Cand. polit. Jércensen-West im königl. dänischen Reichsarchiv, der unsere heimischen Archive durchsucht und von Augsburg Klarheit tiber die Geburt und die Eltern Gieseckes geschaffen hat; sodann Herrn Cand. mag. У. Tuacsirzer, der die Biblioteken und die Archive in London und Dublin durchsucht und dadurch festgestellt hat, dass das Exemplar des Tagebuches, welches sich hier in Kopenhagen befindet, das zuletzt geschriebene und somit das Hauptexemplar sein muss. Von auswartigen Herren, die mich mit grosser Bereitwilligkeit bei meinen Nachforschungen unterstützt haben, ist zu nennen Prof. emer. Ta. Fries in Upsala, der die Archive dort und in Stockholm durchforscht und dadurch zum ersten Male volle Klarheit tiber den Aufenthalt Gieseckes in Schweden zuwegegebracht hat. Derjenige indessen, der in- folge der Verhältnisse im Stande gewesen ist, mir die wesent- lichsten Beitrage zu verschaffen, ist der Registrator Mr. В. J. Moss der Royal Dublin Society. Mit unermüdlicher Bereit- willigkeit hat er mir den einen Beitrag nach dem andern ge- sandt, von denen besonders hervorgehoben werden muss, dass er meine Aufmerksamheit auf die beiden Bande von Gieseckes Stammbuch gelenkt hat, die noch in Dublin sind. Von andern Herrn, die mir wesentliche Dienste geleistet, sind noch zu nennen der Bibliotekar der National Library of Irland, Mr. T. W. Lyster, die Herren Proff. Lenk in Erlangen und J. Wattser Ш Halle, und der Herr Verlagsbuchhandler Ramunp СлеЕЗЕСКЕ von der Firma Giesecke & Devrient in Leipzig und Berlin. Kopenhagen, im April 1910. К. J. V. STEENSTRUP. : OUTRE Y wars JER i koa в. SET о. Moon ons sth 18e fon | ни, D a mb И doin oil ne у у in 56 М janet > | май ovoid ole aah 3 ро us ae uate mR g 5 nee is | к | à i RN | | es | | vA а TS Е Do. di Be. ‘4 éco Lits ra | M sil ag я ners © ah | [oa 180 fan sah ran tes Ri basta JE _ р „aan | > | ay RATEN ‚Alp 4 | Be D: и | na | | me i о | a = eu № = "40 , | | ae. | XXXV. Mineralogisches Reisejournal über Grønland gehalten von Karl Ludwig Giesecke, Kon. Pr. Bergrath. Erstes Jahr. Godthaab 1806. Binig sollte diesem mineralogischen Berichte über Grön- land eine Nachricht über das Geognostische Verhalten dieser ungeheuren Gebirgsstrecken im Allgemeinen vorausgehen. Da ich aber bisher nur einen kleinen Theil dieses Landes nach Süden, Südosten, u. zulezt gegen Norden, eine Strecke von ungefehr hundert und fünfzig Meilen bereist habe, so will ich fürs erste mehr die Form eines topographisch-mineralogischen Tagebuchs beybehalten, und bey jeder Stelle die Naturprodukte nennen, welche ich gefunden habe. Ich sammelte für das Pflanzen und Thierreich, als Verehrer dieser beyden Naturwissenschaften, ohne jedoch ein grosser Kenner zu seyn. Doch schränkte ich mich der Kürze der Zeit wegen die für meinen fernern Reise- plan leider nur allzugeschwinde verstreichen wird, hauptsächlich auf meine Wissenschaft ein, und bin daher im voraus überzeugt, wie viel in diesem grossen für Naturhistorie unerschöpflichen, und für den Forscher wichtigen Lande noch zu finden seyn wird. — Ich rede hier nur von der Küste. — Das Innere des Landes verschliesst und bedeckt zum Theile eine unersteig- liche Festung, der Eisblink, welcher von Jahr zu Jahr fürchterlicher wird. — Die Königliche Handelsdirection, welche Grönland durch vieljährige Berichte kennt, kennt ohne meine Errinnerung auch die Schwierigkeilen einer solchen Reise, und wird aus diesem Gesichtspunkte meine Bemerkungen lesen und beur- theilen. Vieles merkwürdige habe ich vieleicht übersehen, welches bey einer so weitläufigen Reise unvermeidlich ist, 1" == vieles vieleicht schief gesehen, da ich oft mit fremden Augen sehen, mit fremden Ohren hören musste, da ich nicht allezeit des Windes, des Eises, des Wetters wegen, mich, so lange ich es wünschte an jedem Orte aufhalten konnte, und den Be- richten der unwissenden Eingebohrnen nicht viel zu trauen ist. Ich habe im eigentlichsten Sinne des Wortes, wie ScHöx- NING sagt, nur das Eis gebrochen. Zufrieden werde ich seyn, wenn man Horazens: «ubi plura nitentv meinem Fleisse zuge- steht, und die anklebenden Mängel u. Flecken zu gute hält. Ich theile am Schlusse dieses Aufsatzes meine vom ersten November 1806 bis zum April 1807 angestellte Wetterbeob- achtungen mit.’ Ich gebrauchte hiezu ein von Morımarı in Koppen- hagen verfertigtes Reisebarometer, und ein zweytes von Lerra. Nach dem erstern habe ich die Abweichungen des Queksilbers aufgezeichnet. Die Thermometerbemerkungen habe ich mit vier Instrumenten angestellt, welche an den äussern Seiten des Inspektoratgebäudes nach den vier Weltgegenden zu, un- bedekt, befestigt waren. Dieser Instrumente zwey waren von Morısarı, mit Spiritus, eins von Lerra mit Queksilber, und eins, das ich der Güte des Herrn Assessor Езмлвк zu danken habe, ebenfalls mit Queksilber gefüllt. Sie differirten selbst bey hef- tiger Wirkung des stärksten Nord u. Nordosts nur einen Grad. Mit herzlichem Danke muss ich hier noch beym Anfange dieses Aufsatzes das gefällige Betragen u. die zuvorkommende Freundschaft der Herren Handelsbedienten rühmen, welche die Beschleunigung meiner Reise durch ihre zweckmassige An- stalten beförderten, und mir auch als Gast alle mögliche Ehre erwiesen. — Oben an unter diesen würdigen Männern steht mein Freund Herr Inspekteur Мунгекрновт, welcher mit biederm Patriotismus eine unermüdete uneigennützige Thätigkeit ver- bindet. Ich war sein Gast und Hausgenosse über ein halbes Jahr, und weiss ihm meine Dankbarkeit nicht besser zu be- !) Disse Meddelelser er udeladt i denne Bog. Frederikshaab 1806. 5 zeigen, als dass ich sein edles und gefälliges betragen gegen mich bey einer Hochlöblichen Königlichen admini- strirenden Direction anrühme, so wie ich es öffentlich einst vor der ganzen Welt bey Bekanntmachung meiner Reise durch den Druck thun werde. Alle meine literarischen Freunde sollen erfahren, wie be- reitwillig mir von der Königlich Dänischen Regierung, so wie von der Königl.Grönländischen Handelsdirec- tion zu dieser, so wie-zu der färöischen Reise die Hand durch kräftige Unterstüzzung gereichet wurde. Ich übergehe hier die Geschichte meiner Reise von Koppen- hagen nach Grönland, und melde nur, dass wir gerade 6. Wochen zur See waren, und nach 2. schweren, überstandenen Stürmen, wovon der leztere im Atlantischen Meere uns den Garaus zu machen drohte, endlich den 31 May Mittags halbzwölf Uhr im Hafen vor Friederichshaab vor Anker kamen. Gerade in der nemlichen Stunde, am nemlichen Tage verliessen wir vor sechs Wochen Koppenhagen. Unser aller sehnlichster Wunsch, zuerst nach Julianehaab zu kommen wurde zu Was- ser, weil das Eis, das uns im Wege lag, nicht zu Wasser werden wollte. Dieser unangenehme Umstand raubte mir et- was von meiner kostbaren Zeit, die ich nun eben benutzen musste, so gut es die Umstände zuliessen. Ich würde wahr- scheinlicherweise gegen Südosten und Osten von Grönland weiter haben vorrücken können, wenn ich früher nach Juliane- haab gekommen wäre. Friederichshaab. Den ersten Junius. Es war mir sehr lieb, den Herrn Inspecteur Муньехрновт hier zu treffen, und ihn noch, bevor ich mein Winterquartier bey ihm bezog persönlich kennen zu lernen. Er gehört zu 6 Frederikshaab 1806. den Menschen, welche man sogleich ihres offenen und unge- künstelten Betragens wegen lieb hat. Ich hesuchte noch diesen Tag ein paar benachbarte Klippen, welche aus Sienit bestanden, der seines starken Eisengehaltes wegen okkergelb aussah, und gröstentheils zwischen den Fingern zerreiblich war. Er ist stellenweise stark mit schiefriger Hornblende ge- mengt. Die Dänen nennen diese Klippen rodnede Fielder, die Grönländer Anersoak. Der Sienit dieser schroffen Fels- spitzen, deren ich ungefehr 17. bemerken konnte, besteht aus bald grünlichem bald röthl. braunem Feldspath, der zuweilen ins schwarze und schwarzgraue sich zieht, und endlich auch ins weisse übergeht. Die innliegende Hornblende in kleinen undeutlichen Prismen ist bald mehr bald minder häufig, und die ganze Steinart zuweilen mit Kies und wenigem Wolfram gemengt. Die Klippen bilden durchaus bald mehr bald minder verwitterte sphärische Kuppen. Die Verwitterung oder Auf- lösung dringt zuweilen bis auf einen Fuss tief in diese ab- gerundete, geschiebeähnliche Felsenstücke, deren Kern da, wo die verwitterte eisenschüssige Kruste abgefallen ist, durchaus rauchgrau u. fest erscheint. Die verwitterte Rinde ist zwi- schen den Fingern zerreiblich, uud stürzt in grossen gewön- lich 1/2 bis 1. Zoll dicken schiefrigen Platten nieder, welche während dem Herunterstürzen in groben eckigen meist rhom- bischen Sand (Feldspathsand) zerfallen, in welchem man an einigen Stellen auf den Klippen, so wie am Fusse des Berges bis uns Knie watet. — Sie sind daher sehr steil und gefähr- lich zu besteigen. — Zwischen den tiefen Schluchten dieser Felsenstücke finden sich häufige kleine stark abgerundete Geschiebe, welche nicht in dieser Gegend zu Hause sind, oder vieleicht auf höhern nun durch Jahrtausende zerstörten Punkten dieser Felsenmassen einst angestanden haben. Diese Gebirgsart ruhet auf Granit, und hat hie und da mächtige Gneislager. Alle diese ungefehr 17. einzelne Felsspitzen liegen in einem halben Zirkel nahe neben einander, und biegen sich Frederikshaab 1806. 7 von Nordost nach Südwest. Wahrscheinlich waren sie vor langer Zeit in eine Spizze vereint, welches die steilen Schluchten die sie absondern, ziemlich gewiss machen. Sie liegen kaum ein tausend Schritte vom Koloniegebäude entfernt. Vieleicht möchten sie bey näherer Untersuchung würdig seyn benutzt zu werden. Cochlearia officinalis, Lichen Islandieus u. proboscideus findet sich hier in beträchtl. Menge rund umher. Den dritten und vierten Junius hinderte mich der eingefallene Schnee Excursionen zu machen. Er lag bis 1. Fuss tief, das Thermometer stand 2. Grade unterm Frierpunkt. Freytags. d: 6. Junius, besuchte ich die Gegend der Nordlichen Bucht bey Friede- richshaab, ungeactet des dicken Nebels. Ich entfernte mich gegen 1!/2 Meile von der Kolonie in Betrachtungen vertieft, und vergass darüber mich um Mittag bey Tische einzufinden. Da ich um 4. Uhr Nachmittags noch nicht zurückgekommen war, so wurde der Herr Inspekteur sowohl als Kapitän КеттетзЕем besorgt, ich möchte mich verirrt haben, da der Nebel so sehr überhand genommen hatte, dass man nicht 10 Schritte vor sich hin sehen konnte. Sie feuerten des- wegen gegen Abend einige Kanonen ab, welche ich aber der be- trächtlichen Entfernung wegen nicht hören konnte. Herr Missionär Rosenworp schickte den Katecheten, u. Herr Kaufmann Азтвор einige Grönländer aus, welche mich aber verfehlten, bis ich endlich ganz dichte unter der Kolonie Abends 8. Uhr dem Katecheten in die Hände lief, welcher mich zur grossen Freude meiner besorgten Freunde zurückbrachte. Ich melde dies als einen Beweis von der gütigen Aufmerksamkeit dieser würdigen Männer für mich, und zolle ihnen dafür meinen wärmsten Dank. Auf dieser Wanderung fand ich derben pistaziengrünen Arctizit, welcher in dem zwischen Granit gelagerten Horn- blendeschiefer sich befindet. Sonnabends. d: 7. Junius. Auf Innuksuks-Vare sah ich den Moroxit, (Spargel- stein) in Gneis und Glimmerschiefer, kristallisirt in 6. seitigen Prismen, bald im Feldspathe, bald im Quarze liegend, zuweilen eingewickelt in schwarzen Glimmer. Auch fand ich hier Granit zu Thoneisenstein aufgelöst in beträchtlichen Massen, kristal- lisirten gelblichen Feldspath, geflossenen Quarz, dünnschief- 8 Fra Frederikshaab til Julianehaab 1806. rigen Sienit, Wakke mit glasigem Feldspath in mächtigen Gangen, welche in allen Richtungen die Hauptgebirgsart durch- setzen, und hie und da lagerweise goldgelben Glimmer als Gemengtheil eines verwitterten Granits. — Nur selten fand sich im Granit oder Gneis, Schwefel u. Kupferkies, auch Bley- glanz eingesprengt. Auf dem nemlichen Berge ist eine klafter- breite an einigen Stellen, bis zu 10 Klaftern tiefe senkrechte Kluft, wahrscheinlich das Werk einer neuern Erdrevolution, vieleicht eines Erdbebens, welche sich von Süden nach Norden durch sechs Berge, alle durch kleine Buchten von einander abgesondert in gerader Linie forterstreckt. Diese Kluft durch- schneidet Talkschiefer mit eingemengtem Eisenglimmer. Montags. d: 9. Junius. wurde das Schiff klarirt. Ich entschloss mich, bey Herrn Kettel- sen am Bord zu bleiben, und mit ihm die Reise nach Juliane- haab zu machen, weil ich, da die Grönländer gröstentheils mit ihren Konebooten auf den Sommerpläzzen von der Kolonie entfernet standen, keine Rechnung auf baldige Beförderung mit Booten machen konnte. Dienstags. d: 10. Junius. giengen wir Morgens 2. Uhr unter Seegel, mussten aber um 6. Uhr, da der Wind in Südwest gieng wiederzurückgehen, und kamen gerade noch bevor es zu stürmen anfieng, vor Anker. Mittwochs. d: 11. Junius. Schneyte es den ganzen Tag mit stürmendem Südwest. Das Thermometer stand 21/2° unter 0 das Barometer 27!/2. Donnerstags. d: 12. Junius. Machte ich eine Exkursion nach Innuksük, an die süd- liche Seite dieses Berges, wo ich grosse Massen von schief- rigem Sienit an den körnigen angelehnt fand; er steht ganz senkrecht, u. hat lagerweise porphyrartigen Grünstein mit ein- gesprengtem, glasigem Feldspathe, auch kleinere Parthien von glasartigem Strahlsteine, Talkschiefer, u. Hornblende. Der Feld- spath ist meistens röthlich, u. roth. Das Thermometer stand heute Mittags im Schatten auf 13° Wärme, u. der gestrige Schnee war in wenigen Augenblicken wie Fra Frederikshaab til Julianehaab 1806. > weggeblasen. Welche ein gewaltiger Sprung der Temperatur von gestern zu heute. Abends trieb die Neugierde eine zahlreiche Menge Grönländer in Kajaks und Umiaks aus den umliegenden Gegenden an unser Schiff. Freytags. 4: 13. Junius. Um Mittags 12. giengen wir mit Nordwind unter Seegel, und waren um 1/21 Uhr ausser den Scheeren. Um 5. Uhr passirten wir durch eine ungeheure Menge Eisklippen Umenak vorbey. Sonnabends. d: 14. Junius. Um 1. Uhr Morgens passirten wir Tindingen, grönländisch Kingiktok. Wir seegelten von S—12 Uhr unaufhörlich durch Eisfelder, welche uns wenig Hoffnung liessen, Nunarsoit passiren zu können. Die ganze Gebirgskette zwischen Friedrichshaab und Nunarsoit ist äusserst kahl und steil, und gewährt einen schauder- lichen Anblick. Die Insel Sermesut bildet eine kleine Kette von 12 schroffen Felsspizzen, die nur durch senkrecht abstürzende Schluchten von einander getrennt sind. Die äusserste derselben hat die Form eines Zukkerhuts, eine Gestalt, welche überhaupt den Grönländischen Klippen eigen ist. Zwey Meilen ungefehr vom festen Lande ab, ligt Omenarsuk, eine ungeheure nakte Klippe, welche 5. hohe unersteigliche Spitzen hat. Wir kamen Nachmittags um 2. Uhr Assuts Storge vorbey, u. näherten uns um 3. Uhr Sennerut, einer grossen Insel, welche sich ebenfalls durch 12. steile Spitzen oder Zacken auszeichnet, und 20. Meilen siidlich von Friederichshaab liegt. Wir näherten uns Nunarsoit bis auf 6. Meilen, konnten aber leider des guten Nordwests ungeachtet nicht weiter kommen, weil das Eis ringsum bis unter das feste Land ungefehr eine Meile von uns fest anlag, u. uns einzuschliessen drohte. Wir wendeten Abends um 4. Uhr, und kamen um 8. Uhr glücklich in einem schmalen Sunde dicht unter Assutsforsög vor Anker. Nordliche Breite war 61° 13’. Sonntags. d: 15. Junius. Ich bestieg des heftigen Schneegestöbers ungeachtet mit Kapi- tan Kerrersen den Kunnak, von den Grönländern auch Kunnät- pamiaetluta genannt. Er ist einer der höchsten Berge Grön- lands, und gehört unter die, welche den Schiffern zum Wegweiser dienen. Damit mein Journal nicht allzufragmentarisch werde, welches ich, wo ich nur kann, vermeiden will, so verspare ich das, was ich über diesen Berg, und über die Gebirgsgegend um Assut überhaupt zu sagen habe, auf meine Rückreise aus Süden nach Norden. Wir kamen um 2. Uhr Nachmittags müde und durchnässt an Bord zurück. Abends 6. Uhr erhob sich plötzlich ein schwerer Orkan aus Südost, der Trossen u. Kabbeltau sprengte; das Anker wich zu gleicher Zeit, und das Schiff trieb in einem Nu aus dem Sunde gegen eine vorstehende Klippe an. Herr Kerretsey liess 10 Fra Frederikshaab til Julianehaab 1806. augenblicklich ein zweytes Anker werfen, welches fasste, und uns von dem Unglücke rettete im Hafen Schiffbruch zu leiden; denn wir waren keinen Biichsenschuss von der Klippe entfernt. Der Sturm dauerte mit Hagel u. Schnee die ganze Nacht durch. Das Thermo- meter stand 1° unter 0. Montags. d: 16. Junius. Das Eis war uns durch den gestrigen Sturm, welcher noch immer wüthete, eine Meile nachgeriickt. Um 7. Uhr N. M. be- gann eine Sonnenfinsterniss, deren Anfang, da noch immer ein- zelne Wolken trieben, ich nicht genau bemerken konnte. Abends 10. Uhr war sie total und sehr bemerkbar, weil sich der Horizont ganz aufgeklärt hatte. Der Thermometerstand war noch 1 Grad unter dem Frierpunkt. Dienstags. d: 17. Junius. Starker Nebel in Süden mit Südost. Gegen Mittag hatten wir Sturm aus Norden, u. schwere See; doch ziemlich klares Wetter. — Mittwochs. d: 18. Jlunius. Ich seegelte Morgens 8. Uhr mit Herrn Kerrersen in der Schaluppe nach Assut Storge, welche 11/2 Meile westlich von Kunnak an der offenen See liegt, und kamen um 11. Uhr dorten an. Das Wasser ist selbst nahe an den Scheeren zu S bis 10 Faden tief. Nächst dem Strande, wo wir landeten, welcher zwischen 2. Klippen einen kleinern Hafen von 10—12 Faden Wasser formirt, stehen noch die Ueberbleibsel von ein paar Grönländischen Winter- häusern, welche schon seit vielen Jahren nicht bewohnt worden sind. Die Grönländer kommen nun nur selten im Sommer des See- hundfanges wegen hieher, so lange die Zeltezeit dauert. Die Klippen, welche nach der See hinausgehen bestehen aus senkrechten Schichten von schiefrigem Sienit, durch welchen der Quarz u. Feldspath in geschlängelten breitern und schmalern Streifen sich zieht, zuweilen nähert er sich sehr dem Gneise. Ich bestieg die südlichste Spitze dieser Insel, welche nordwestlich lothrecht niederstürzt, deren Spitze mit Schnee bedeckt war; auf welcher sich eine Vare befindet. — Die Haupmasse dieser steilen Klippe, auf welcher man mit blossem Auge gegen Norden Sermesut, Omanarsoak, Tindingen und Omanak, gegen Süden Kornok, Sennerut, die Kitiksutseer und Nunarsoit übersehen kann besteht aus Sienit und Sienit- schiefer, welcher hie und da mit Basalt und Grünsteinpor- phyradern durchzogen ist, auch einzelne Lager von Quarz Fra Frederikshaab til Julianehaab 1806. 11 und Hornblende hat. In der Tiefe ist Thon und Dachschiefer in ungeheuren Massen angelehnt. Einzelne hie u. da hervor- stehende Granitblöcke lassen vermuthen, dass die Unterlage Granit seyn mag. Auf der höchsten Spitze fand ich kleine Granitgeschiebe, welche durch die Ströme u. Schneewasser, die in diesem Lande überhaupt von unbeschreiblicher Macht und Wirkung sind, entstanden zu seyn scheinen. Das Thermo- meter stand um 12 Uhr Mittags auf der Vare 5° unter 0, in der Tiefe hatte es zu gleicher Zeit 9° Wärme. Die ganze In- sel scheint in ihrem Innern ein ungeheures Eisenlager einzu- schliessen. Ich muss dies aus der unglaublichen Menge des derben Akantikone, der öfters von magnetischem Eisensteine u. Eisenglanze begleitet ist, und dem Arendaler ausserordent- lich ähnelt, aus dem Eisenvitriol, der die Wände der herab- fliessende Schneeströme oder Elve bekleidet, und aus dem äussern Ansehen der ganzen Steinmasse überhaupt vermuthen. Auch die einzelnen rund umher zerstreuten Stücke von Schmirgel, späthigem Eisensteine, u. Brauneisensteine weisen darauf hin. Einzelne Stücke von grünem Hornsteine, wahr- scheinlich durch Eisen gefärbt, fand ich auch daselbst. Der Eisenvitriol ist geträuft. Der ganze Berg sieht einer grossen Halde ähnlich. Um halb drey Uhr giengen wir bey schwerer See zurücke. Der Wind brach uns den Fockmast entzwey. Wir seegelten bey Hvid- serk vorbey, und kamen mit Mühe Abends 10 Uhr zurück an Bord. Donnerstags. d: 19. Junius. Wir lichteten die Anker um 2. Uhr Morgens, wurden von Grönländern ein Stückweit boxirt, u. passirten um 9. Uhr Assuts Storge vorbey in die offene See. Das grosse Eis lag ziemlich vom Lande ab. Um 2. Uhr kamen wir durch mächtige Eisklippen Sennerut vorbey. Um 5. Uhr waren wir nahe bey den Kitik- suts Inseln, und abermal vom Eise eingeschlossen. Ueberdies ward es Windstille und ein starker Strom trieb gegen uns — Nahe bey dem Schiffe stürzte eine ungeheure Eisklippe, deren schönes Saphir- blau wir so eben kaum bewundert hatten, unter fürchterlichem Krachen sich wälzend, in Trümmer zusammen, u. versezzte ringsum die See in heftige Bewegung. Kapitän Kerrezsen liess Anker 1492 Fra Frederikshaab til Julianehaab 1806. werfen und ein Boot aussezzen. Wir ruderten beyde mit 4 Mann durch das Treibeis, um den ein '/2 Meile hievon entlegenen soge- nannten Grönländerhafen zu besehen. Er hat eine doppelte Einfahrt, u. liegt zwischen den Klippen vor Kastwinden ziemlich verwart. Blinde Scheeren gibt es zwar hier herum genug, doch ist das Wasser selbst nahe bey diesen immer 8 bis 10 Faden tief, u. der Ankergrund Granitsand mit Thon gemengt. Das Volk musste die ganze Nacht durchhwarpen bis wir endlich Freytags. d: 20. Junius. Morgens 8. Uhr zwischen den Inseln einen Kanonenschuss von dem sogenannten Kitiksutshafen vor Anker kamen. Ich liess mich Morgens nach einigen der nahen Inseln rudern, und fand fast durchaus reinen Sienit als die Haupt- masse dieser einzelnen Klippen, welcher sehr der Steinart des Rodned Field bey Friederichshaab ähnelt, nach allen Rich- tungen durch Revolutionen gesprengt und gespalten, und sehr bröklich ist. Hornblendschiefer, Strahlstein, blättriger u. schief- riger Chlorit, und Jadde finden sich lagerweise. Hie und da ist magnetischer Eisensand beygemengt. In den häufigen Felsspalten halten sich unzälige Theisten / Uria grylle) und Angeltaschen (Anas hiemalis) auf, welche uns mit ihren Eyern bewirthen mussten. Auch Eidervégel, (Anas mollissima) und Havorren, oder Buntköpfe (Anas spectabilis) nisten hier in beträcht- licher Menge. Die Grönländer besuchen selten diese Inseln, deren ich so weit meine Auge reichte 17. zählen konnte, die zum Theile bis auf 4. Meilen vom festen Lande abstehen sollen. Sonnabends. d: 21. Junius. Reisten einige Grönländer vorbey nach Norden zu, welche uns berichteten, dass Süden von Nunarsoit die See mit Eis, so weit das Auge reichte, bedeckt wäre. Sonntags. d: 22. Junius. Nachmittags 5. Uhr begann ein schwerer Südoststurm, der uns mit berghohen Eismassen blokirte. Herr Кеттегзех liess das Schiff im Bog mit 6. Tauen verwahren, und über den Löb, da wo das Eis zudrang, 3. Thaue ziehen. Das Schiff schlingerte sehr. Montags. 4: 28. Junius. Ich gieng mit Kerrersen nach einer Insel, wo eine Vare steht; weil er sich nach dem Eise umsehen wollte. Auf dieser Excursion fand ich, zum erstenmale auf Grönland, den Zirkonit unter den nemlichen Umständen, wie er sich bey Friederichs- Fra Frederikshaab til Julianehaab 1806. 13 wirn in Norwegen findet, das heisst: in einem Sienitartigen Gesteine von rabenschwarzer Hornblende, schwarzem u. schwarz- braunem Feldspathe begleitet. Der ist rôthlich und röthlich braun, die Farben nähern sich etwas den Zeilanschen. Der breiteste Gang war '/2 Lachter breit, u. war mit Hornblende, grünlich und graulich weissem Feldspathe und magnetischem Eisensteine gefüllt. Auf dieser Insel traf ich auch beträcht- liche Lager von körnigem Magneteisensteine, der allem An- scheine nach Chrom oder Titanhältig ist. Grosse Adern und Gänge von bläulich weissem, und weisslich grauem gemeinem Quarz durchsetzen die Gebirgsmasse nach allen Richtungen. Die kleine Buchten sind mit magnetischem Eisensande bedeckt. Am Strande findet sich Fucus nodosus und esculentus, auch Isis Hippuris in grosser Menge. Der Mytilus edulis ist ebenfalls hier zahlreich, seltener die Mya truncata Linnae:. Vom 23 zum 30. Junius waren wir so sehr vom Treibeise verschanzt, dass wir weder aus noch ein wussten. Den 28. Junius Abends 9. Uhr stand der Thermometer 1° unter 0; wahrscheinlich ist dies der grossen Eismenge zuzuschreiben, welche unserer alten Arche manchen Stoss versezte. Den 30 Abends kamen einige Grönländer von Krippisakok der östlichen Seite von Senneruts Insel aus Neugierde auf Besuch zu uns. Monat Julius Dienstags. d: 1. Julius. Morgens 7. Uhr liess der Kapitän die Schaluppe aussezzen. Ich leistete ihm Gesellschaft auf einer Reise nach der Nordseite von Nunarsoit. Er wollte untersuchen, ob wir nicht Torsukataks Löb erreichen könten, um mit dem Schiffe nach dem Hafen Vasker- ballie (Grönländisch Erkesoit) zu kommen. Der Fiord, der die Mündung von Torsukataks Löb macht, ist forne so breit, dass man kreuzen könnte, doch ligt gleich beym Einlaufe in der Mitte eine Scheer, welche man aber ohne Gefahr gar wol vermeiden kann. Nunarsoits- Klippen sind ausserordentlich steil kahl und spitzig, und gewähren einen fürchterlichen Anblick. — Die vorwaltende Steinart ist Granit, welcher grobkörnig, sehr eisenschüssig und bröcklich ist. — Gangweise durch- schneiden die Hauptmasse Adern und Gänge von 1/2 Fuss bis - zu 1. Elle breit, welche von röthlichem Feldspath ausgefüllt sind. In diesem sitzen hie und da grosse Hornblendekristalle, 14 Fra Frederikshaab til Julianehaab 1306. von raben и. kohlenschwarzer Farbe, welche härter als die ge- meinen sind, und einen licht berlinerblauen Strich geben. Sie schmelzen vor dem Löthrohre augenblicklich in eine bla- sige Schlakke. Grosse Stücke von Magneteisenstein lagen allenthalben zerstreut herum, u. das Ganze lässt beträchtl. Eisenlager vermuthen. — Griinsteinporphyr mit grünlichem Feldspathe, u. Urfelsconglomerat, bestehend aus röthl. Quarz, Grünstein u. Thonschieferbrokken findet sich rund herum in grossen Blökken. Auf einer senkrechten Trappader, welche den Berg in 2. Hälften theilt, stiegen wir von dem Gipfel, wie auf einer, obgleich ziemlich gefährlichen Treppe herunter. Die Schichtung der Masse geht von Südost in Nordwest. Weiter in den Löb einzudringen war uns unmöglich, da er mit Eis ganz vollgestopft war. Wir wendeten also um sechs Uhr Abends wieder nach dem zwey Meilen davon liegenden Schiffe zurück. Vom zweyten bis zum sechsten Julius hatten wir beständig mit Sturm und Eis zu kämpfen. Montags. d: 7. Julius. wurden wir endlich nach einer dreywochentlichen Prüfungszeit aus diesem Loche erlöst. Um 6. Uhr Morgens waren wir unter Seegel, und um 8. Uhr ausser den Scheeren. Wir passirten, bey Nunar- soits höchsten Klippen, Eismassen, wie wir sie noch nicht gesehen hatten. Auf einer Felsspizze, welche tief heraus in die See gieng, bemerkten wir eine aufgerichtete Vare. Nördliche Breite war hier 60° 47'. Flokkenweise spielten unzälige Seehunde um unser Schiff. MicHaL, ein Grönländer war als Lotse am Bord. Um 6. Uhr Abends passirten wir Nunarsoits südlichsten Felsen. Redekammen und Cap Farvel lagen sehr klar vor uns in Süden. Man kann wirkl. auch diese Klippen malerisch interessant finden, wenn man sich ein paar Attributen einer schweizerischen Felsengegend hinzu- phantasirt. Wir blieben der Küste bis auf eine halbe Meile nahe, und kamen zwischen S u. 9. Uhr Abends zu Kikerteitsiaks Inseln. Dienstags. d: 8. Julius. Morgens um 2. Uhr passirten wir Pisisalik, um 9. Uhr giengen wir durch die Karmetsinseln, um 12. Uhr Atamiut vorbey und über den Atamiutfiord. Um 5. Uhr Abends gieng der Wind plözzlich in Süden, wir mussten daher, so nahe wir auch bey der Kolonie waren, doch noch einmal ankern. Dies war unter Holländer Øe. Julianehaab 1806. 15 Die Steinart der flachen Vorgebirge, welche wir nun von Nunarsoit an durchseegelt hatten, ist sich durchaus sehr ahnlich, u. besteht aus Granit mit rothem Feldspath, graul. Quarz u. grünl. Glimmer, welcher zuweilen in Talk übergeht; die Hornblende, die aller Orten sichtbar ist, kommt hier un- gleicher vertheilt, und mehr parthien oder nester u. lager- weise vor. Mytilus edulis und Cancer araneus ist hier zu treffen. Abends 10. Uhr kam Herr Мбвсн von Julianehaab, an welchen Herr Kerretsen einen Kajaksmann mit Briefen abgesandt hatte mit 2. Konebooten zu uns und blieb über Nacht des Eises wegen am Bord. Mittwochs. d: 9. Julius. Vormittags hatten wir von 4 bis 9. Uhr so schwere Wind- stösse aus Süd und Südost, dass wir uns in dem schmalen Löb, (Ikaresusuk) wo wir vor Anker lagen kaum halten konnten. Das Eis trieb von allen Seiten, u. versezzte uns einen Leck am Ruder. Das Schiff musste vom Anker ab gegen eine Klippe ge- warpt werden, um es aus dem Eisstrome zu bringen, welcher gegen uns trieb. Endlich um 10. Uhr gieng der Wind in Nordwest, u. wir unter Seegel. Um 1. Uhr М. passirten wir Pilepilakinseln und kamen in Kakortoks (Julianehaabs) Fiord. Um halb vier Uhr ankerten wir endlich in der Bucht bey Julianehaab. Donnerstags. d: 10. Julius. Bey der Excursion welche ich hier zuerst vornahm, fand ich Granit als die herrschende Gebirgsart, in welcher doch der Feldspath vorwaltend ist. Der Sienit liegt lagerweise mit ganz weissem Feldspathe drinnen. Grosse weisse u. eisen- schüssige Quarzadern durchschneiden das Gebirge. Von Nord- west nach Südost geht eine Kluft, welche in ihrer Mitte bis zu einer Höhe von 20. Lachtern von der Meeresfläche an ge- rechnet, mit Geschieben angefüllt ist, gegen welche sie sich an beyden Enden allmälig hinabneigt. Die beiden kleinen Buchten auf beyden Seiten beweisen, dass die See hier nach und nach einen kleinen Sund mit Geschieben verstopfte. Ein ungleich breiter Trappgang, gemengt mit grünlichem Quarz u. Bergkristall in körnigem Kalksteine durchschneidet diesen Berg in ungleicher Breite von Nordwest nach Südost. Der 16 Julianehaab 1806. Feldspath der Hauptgebirgsart wird zuweilen blass schmuzzig- grün, u. hat hie u. da glasartigen Stralstein beygemengt, welchem er vieleicht seine Farbe zu danken hat. Den ein- gelagerten Sienit durchsezzt trümmerweise Chloritschiefer u. Feldspath, der auf der Oberfläche stark gestreift u. fettglänzend ist. Ich bemerkte hie und da am Gesteine schwache Spuren von Kupfergrün. Sonnabends. d: 12. Julius. Ich durchwanderte die Gegend am Laxelfe und um den Landsee, wo ich nichts besonders merkwürdiges fand, ausser derben Lepidolith und körnigen Flussspath, welcher auf der Nordwestlichen Seite von Julianehaab hie u. da das Gestein durchsezzte. Der Thermometer zeigte Mittags im Schatten 13. Grade Wärme. Ich musste zu Julianehaab wider meinen Wunsch und Willen stille liegen, ungeachtet mir Herr Мбвсн noch den ersten Tag Be- förderung versprochen hatte. Herr Зенутне wendete sich, da er nun konstituirter Kaufman wurde, an die Mährischen Brüder zu Lichtenau, welche auf der Stelle Rath schafften. Auf den kleinen Exeursionen, welche ich vom 15 zum 19. Julius machte, fand ich nichts be- sonders merkwürdiges. Die Witterung war diese Tage über beson- ders schön, um so schmerzlicher war mir das Stilleliegen. Das Thermometer stand 14 und 15 Grade im Schatten, und es regnete sehr wenig seit 8. Tagen. Sonnabends. d: 19. Julius. Verliess ich das Schiff, der Frühling genannt, den nemlichen Tag und die nemliche Stunde in welcher ich dasselbe vor 13 Wochen betreten hatte, und trat meine Reise nach Süden mit einem Grön- ländischen Weiberboote von 6. Ruderinnen, und 2. Grönländern in Kajaks begleitet, an. Herr Missionär Beck von der Mährischen Brüdergemeinde zu Lichtenau hatte dieses Volk sogleich mit einem Grönländischen Zelte für sie und mich nach Julianehaab gesandt, weil Herr Мбвсн weder Volk noch Boot bei seinen Leuten zu erhalten im Stande war. Der Böttcher Sören GeraaE folgte mir als Steuermann, Dollmetscher und Aufwärter. Wir sezzten über Kakortoksfiord passirten innen um Mathiesens Land Sarlok u. Omanarsuk vorbey, sezzten über Akadleksfiord, passirten Torsukatak, u.Karsok, landeten zu Serfartursok, u. kamen Mitternacht Fra Julianehaab til Østkysten 1806. 17 Sonntags. d: 20. Julius. zu Lichtenau an, die Grönländer nennen es Kernek- tok. Die Mährischen Brüder nahmen mich sehr gefällig auf. — Die Hauptgebirgsart in dieser Gegend ist Sienit, mit lichtröthl. breiten Granitgängen, welche aus schneeweissem Feldspath, grünlichem Glimmer und graulich schwarzem Quarz bestehen; hie u. da sind auch kleine Granaten beygemengt. Den Sienit begleitet zuweilen Grünstein, der sich in runde knollige schaalige Stücke ablöst, und glasartiger Stralstein. Der Wind war Nordwest. Der Thermometer zeigte 14° Wärme. Montags. d: 21. Julius. Reisten wir früh 6. Uhr ab, sezzten über Agluitsoks- Fiord passirten Ounartok und Annik, und kamen Mittags nach Innuksuktalik. Die Gesteinart der hier herum zer- streuten kleinern Inseln von unbedeutender Höhe ist meistens röthlicher eisenhaltiger Granit. Die Schichtungen gehen durch- aus von Nordost nach Südwest. Die Klüfte und Spalten von Nordwest nach Südost. Nachmittags 4. Uhr ruderten wir Cap Farvel vorbey, (Grönl. Sermesok). Abends 10. Uhr erreichten wir Nennortalik, eine Insel, wo die südlichste Königl. Handels Anlage sich befindet. Ich war Willens, die Besichtigung dieser Insel auf meine Rückreise zu versparen, u. blieb deswegen hier nur über Nacht. i Dienstags. d: 22. Julius. Der Wind war morgens bey meiner Abreise von hier Nordwest, die Luft dicke u. neblicht. Nachmittags zwey Uhr kam ich Netingiak vor- bey, eine beträchtliche Klippenkette, welche einige Meilen tiefer im Lande steht, und der äussern Gestalt nach dem Redekam ziemlich ähnlich sieht. Tief hinter dieser ragt noch eine steilere und höhere Felsenklippe hervor, welche sich durch ihr rötlichbraunes Gestein besonders aus- zeichnet. Sie muss tief im Innern des Landes stehen. Gegen Abend kamen wir zu einer steilen Felsenmauer, deren mittelster Punkt 5. schroffe kegelförmige Spitzen hatte. Wir liefen wegen starkem Strom in Pusursuak Fiord ein, und blieben in Pusursuak über Nacht. Hier schlief ich zum erstenmale mit 3. Grönländern, 6. Grönländerinnen, und 2. Kindern unter einem 6. Schritte langen und 4. Schritte breiten Zelte, mit ihrem und meinem ganzen Haabe und Hausgeräthe. Ich muss es gestehen, die erste Nacht wurde mir, ungeachtet ich an Ungemächlichkeiten aller Art gewohnt bin, XXXV. 2 18 Fra Julianehaab til Ostkysten 1806. verzweifelt sauer — Nun habe ich aber auch dieses ertragen ge- lernt. — Mittwochs. d: 23. Julius. Wir reisten bey starkem Nebel morgens sehr frühe ab. Ich fand hier, so wie auf der ganzen Küstenstrecke von Nen- nortelik hieher Gneis und Granit meistens mit kleinen Granaten eingesprengt als herrschendes Gestein, ersterer ist meistens sehr dünnschieferig. Wir fuhren grösstentheils West Sid West nach Ost-Nordost, dann durch einen Löb von Süden nach Osten in Pomiasuks- fiord, wo wir zur rechten Hand eine schroffe drey Meilen lange Bergkette hatten, welche eine einzige Insel ausmachte. Wegen hef- tigem Sturm aus Südost, der sich augenblicklich erhob, mussten wir Abends 7. Uhr an der Insel Pomiasuk landen, und unser Zelt aufschlagen. Donnerstags. d: 24. Julius. Es stürmte den ganzen Tag mit heftigen Windstössen, bald aus Nord, bald aus Südost. Auf einer Excursion fand ich 2. Heid- nische Gräber, ein männliches u. ein weibliches. Bey dem ersten lag eine Lampe und zerbrochenes Jagdgeräthe; die Lampe nahm ich mit. Ich öffnete auch das weibliche und fand das Skelett eines. Weibes und Kindes. Das Kind lag zwischen den Schenkeln der Mutter, in den Hölungen zwischen den Steinen lagen die Bruch- stücke eines Kollipsiut, u. andrer weiblicher Geräthschaften; das Kind war mehr ausgetrocknet als verwest. —— Diese Insel hat zwey beträchtliche Flächen oben zwischen den Bergen, und 3. kleine Landseen. Die Steinart ist der ohenbenannte Granit mit schmalen Adern von Turmalin. Freytags. d: 25. Julius. Machte ich eine Excursion um die Insel, u. fand auf der Seite gegen die offene See zu einen Gang von körnigem grünsteinartigem Basalt, der an einigen Stellen bis zu 3. Lachtern mächtig wurde, u. grosse glasige Feldspathkristalle eingemengt hatte. Er gieng von Nordwest in Südost. Das Eis hatte uns ganz eingeschlossen, Abends war schwerer Sturm aus Südost. Sonnabends. d: 26. Julius. Der gestrige Abendsturm hatte eine Lücke durch das Treibeis Fra Julianehaab til Ostkysten 1806. 19 gemacht, und der Wind nachgelassen; ich wagte es also weiter. Wir kamen glücklich durch, ungeachtet wir einigemal festsassen, und die kleinern Eistrümmer auf die Seite drehen mussten. Ich sezzte ein Stick in Illoamiutsfiord, musste aber des Eises wegen wieder wenden. Wir giengen weiter in Ikareseksuaksfiord. welcher das sogenannte Staatenhuk, das auf den meisten Karten falschl. als festes Land verzeichnet ist von dem festen Lande trennt. Zu Staatenhuk gehört eigentlich eine Reihe von vier grossen Inseln. Die äusserste südlichste nennen die Grönländer Kangersuak oder Kangek Kyerdlek, die nächste u. runde: Omanak. Die Hauptgebirgsart dieser Gegend ist durchaus Granit meistens mit beygemengtem Granat. Als Geschiebe fand ich hier am Strande Bergkristall und Chalzedon. Abends gegen 7. Uhr begann es abermals heftig aus Südost zu blasen, u. der Seegang nahm augenblicklich so sehr zu, dass wir nur mit Mühe das feste Land von Ikareksuak, welches reich- lich mit Scheeren verschanzt ist, erreichen konnten, wo wir bleiben mussten, obgleich kein Zelteplatz war. Unter anhaltendem Platz- regen nahm der Sturm uns in der Nacht zweymal das Zelt weg, ungeachtet die Felle rundum mit Steinen belegt waren. Sonntags. d: 27. Julius. Morgens 6. Uhr bestieg ich die höchste Kuppe dieses Berges; die Gebirgsart des Fusses so wie des Gipfels war sich gleich, nemlich der obenbeschriebene Granit. Blauer Quarz, Schörl, grüne u. rothe Granaten waren ihm ausserordentlich beygemengt. Lagerweise fand sich auch Chlorit, u. der Ur- grünstein füllete eine Kluft von Nordost nach Südwest. Dieser zerspringt und zerfällt in unvollkommen rhomboidalische Bruchstücke, u. hie und da war er mit grünlich braunem an den Kanten durchscheinendem gemeinem Talk und Topfstein (Veegsteen) gemengt. Montags. d: 28. Julius. Starker Wind aus Südost und Regen den ganzen Tag. Ich erstieg die der gestern erstiegenen gegenüberstehenden Klippe, und kam bey dieser Gelegenheit um meinen Hut, der mit grossen Sal- timortali in die See hinabtanzte. Wir mussten die ganze Nacht auf den Beinen bleiben, weil Wind und Regen uns den Garaus zu spielen drohte. Dienstags. d: 29. Julius. Sturm und Regen war auch diesen Tag über so heftig, dass DL ~ 20 Ostkysten 1806. wir es nicht wagten aus dem Zelte herauszukriechen. Unsre ganze Bagage war durchnässt. Meine Grönländer beteten und brummten wechselweise, und so kriegten wir auch den Tag drauf gut Wetter. Mittwochs. d: 30. Julius. Ich reiste weiter, obgleich das Fell unsers Bootes so schlapp wie ein nasser Lappe war. Um Mittag passirten wirSertak. Süden vor liegt Kangek oder Kangersuak, die äusserste Spitze von Staatenhuk. — Wir fuhren durch einen langen Fiord, innen um Krippisakok, eine grosse sehr steile Insel. Das Hauptgestein derselben ist Granit mit Granat über- mengt. Ich landete hier bey den Ueberbleibseln eines sehr alten zerfallenen Grünländischen Hauses, und fand nahe da- bey drey Heidnische Graber. Bey einem derselben lag eine ganz mit Moos überwachsene Lampe und einige vermoderte ganz unkenntliche Gerathe. Die Lampe nahm ich mit. Gegen Abend fuhren wir durch einen Fiord, welchen quer ein Basalt- zug von Nordost nach Südwest durchschneidet. Dieser führte uns nach einem sehr schmalen Löb, der nach der offenen See geht, wodurch wir des Eises wegen, das aussen dicht vorlag, nicht kommen konnten. Den Löb nennen die Grön- länder Akajarosek, und die Stelle, wo wir über Nacht blei- ben mussten, Akajarovanik. Die Gebirgsart dieser Gegend ist Granit, dessen Quarz etwas schillert. Basaltadern und Gänge zerkreuzen ihn nach allen Richtungen. Ich sah auch in kleinern Lagern Talkschiefer mit eingemengtem Asbest. Donnerstags. d: 31. Julius. Morgens früh schickte ich Mosen und Epnram meine beyden Kajaksmänner auf Kundschaft aus. Sie kamen Abends mit einem Südländer, namens ÅBABELEK, welcher mit den fernsten Ostländern Handel treibt, und die eingetauschten Waaren von Zeit zu Zeit, wenn es das Eis erlaubt, nach Nennortelik abliefert. Er wohnt auf der Insel Keppingajak, 2. Meilen von unserm Standorte, u. sagte, dass das Eis dieht unter Land anläge. Wir behielten ihn und seinen Sohn über Nacht in unserm Zelte. Monat August. Freytags. d: 1. August. Ich liess Morgens 5. Uhr in ApaBeLÈks, und seines Sohns Ве- gleitung einen Versuch machen durch das Eis zu kommen. Aller Østkysten 1806. 21 angewandten Mühe ungeachtet aber konnten wir nur die Nass Nunarsoeitsiak, von einigen auch Allik, oder Alluk ge- nannt; erreichen, wo wir ganz zwischen dem Eise sassen. Durch Hilfe der vier Kajaksmänner, konnten wir uns mit dem Boote, das ein Loch und ein Löchlein bekommen hatte, wieder zurückziehen, und legten unter Kakasoeitsiak ans Land, weil der schmale Lob, durch welchen wir herausgekommen waren, nun mit Eis ver- stopft war. Ich bestieg mit Авлавегёк die höchste Kuppe dieses beträchtlichen Berges, und sah, so weit das Auge reichen konnte, nicht als Himmel und Eis. Die Hauptmasse dieses Berges ist vom Fusse bis an den Gipfel Granit. Ein besonders schünes Gebirgslager zog hier meine Aufmerksamkeit an sich. Es formirte eine Treppe von graulich weissen und milchblauem Quarz. Auf beyden Seiten bildete schnee- weisser kristallinischer Feldspath mit einsizzenden grossen schwarzen Glimmertafeln das Geländer, und steigt zu einer Höhe von 6. Lachtern von der See herauf, wo es sich sodann unter der Haupt- gebirgsart verliert. Auch fand ich hier milehblauen Quarz, Avan- turinquarz und ein schwarzes mir unbekanntes Fossil, das in Granit eingewachsen war, u. die Kristallform der gemeinen Hornblende hat. Ich war herzlich froh, dass das Eis von dem schmalen Passe wich, und wir also, obgleich späthe in der Nacht noch unsern gestrigen Zelteplatz zu Akajarovanik erreichen konnten, wo wir über Nacht blieben. Der Südländer ABaBeLÈrk und sein Sohn trugen ihre Kajaks über die Berge, und versuchten auf diese Weise heim- zukommen. Sonnabends. d: 2. August. Weil ich früh morgens bemerkte, dass der Wind das Eis aus der See gegen die Buchten und Fiorde trieb, und also Ursache zu befürchten hatte, dass uns der Rückzug nach Nennortelik abge- schnitten werden möchte, so hielt ich es für das Klügste, meinen Vorsazz, weiter östlich vorwärts zu dringen, fahren zu lassen, und — — umzukehren; um so mehr, da es für eine beträchtliche Reise vor- wärts nach Osten schon zu späth im Jahre war, und ich eben keine Lust hatte, mein oder der Grönländer Leben muthwillig aufs Spiel zu sezzen, welche schon bange zu werden anfiengen. Ueberdies ge- brach es unsern Lampen an Oel und unsern Mäulern an Proviant. Doch bin ich der Meynung, dass es sehr wol möglich wäre, mit Konebooten, besezzt mit Nationalvolk, welches seinen Magen weit leichter, als ein Europäer befriedigen kann, dicht unter dem Lande, eine beträchtliche Reise nach der Ostseite zu machen. Doch könnte man hiezu niemals die Zeit der Hin und Rückreise gerade auf Einen Sommer oder Ein Jahr einschränken. Unwidersprechlich ist es, dass die Südländer nach Osten reisen können; ferner: dass die Ostländer doch von Zeit zu Zeit nach Südost, wenigstens bis in die Gegend kommen, wo ich war. Ob es das Ungemach lohnen Fra Ostkysten til Julianehaab 1806. nw (80) würde, getraue ich mir nicht so geradezu zu behaupten; noch we- niger, dass man das gehoffte gepriesene Land finden wiirde, wo Milch und Honig innen fleusst. Dazu zeigen sich keine Vorzeichen. Ich muss im Gegentheile aufrichtig gestehen, dass ich auf meiner Reise das Land um nichts besser, ja wol gar, besonders hinter Staatenhuk schlechter gefunden habe. Besonders die düstern schmalen Pässe auf der schwarzblauen See zwischen himmelhohen senkrechten schwarz bemoosten Felsenwänden erregen ein schauerliches Gefühl, und errinnern. durch das steete Prasseln und Krachen der fernen Eisberge vermehrt, an den Orkus der Alten. Ich habe überhaupt ziemlich einerley Gedanken mit Herrn Justitzrath von Eaerrs, und ausserdem noch so allerley andre Ideen um @sterbygd, verlohrene und erschlagene Normänner et caetera, welche nun hier zu erörtern zu weitläufig wären. Ich werde sie herzlich gerne bey Gelegenheit mittheilen, sobald ich mich nur noch mehr in der Sache orientirt habe. Doch wie gesagt, es sind nur Ideen — Meinungen !! — — — Dass ich umzukehren, das heisst: zurückzureisen, wo ich herkam, beschlossen hatte, habe ich schon oben gemeldet, und es war auch wirklich die höchste Zeit, denn das Eis drückte sich von allen Seiten und mit aller Macht so zwischen die Inseln und das feste Land, dass wir in foreirten Tagereisen zurückeilen mussten. Wir brachten den ersten Tag nach einer Tour von 10. Meilen einen Theil von Staatenhuk hinter uns, und mussten des Eises wegen zu Trasutsuit über Nacht bleiben. Der Platz fürs Nachtquartier war steil und gefährlich. Granit, der sich ins Grünliche zieht, war hier die Hauptmasse. Ein Landsee, der, etwas höher vom Strande ab, auf einer beträchtlichen Fläche sich ausbreitete, zeigte ein Wasser, das von aufgelöstem Thone milchblau gefärbt war. Wir sahen hier viele Ryper, hie und da schönes fettes Gras und eine ungeheure Menge Cochlearia u. Angelika. Sonntags. d: 3. August. Wir passirten Staatenhuk vollends vorbey, und um 12. Uhr Pomiasuk. Das Eis machte uns viele Sorgen. Um 6. Uhr Abends umfuhren wir den südiichen Theil von Nunarsoak. Diese Insel hat 2. hohe Gipfel, u. fällt steil gegen Westen ab. Rechts hatten wir die steilen Berge von Umiarsoit, welche mit dem festen Lande zusammenhängen und von Nordwest nach Südost ziehen. Abends 8 Uhr passirten wir den Berg Tippok, an welchem sich aufge- schwemmtes Land, das erste, das ich in dieser Gegend bemerkt habe, gegen Pusursuak zuzieht, wo wir Nachts 12. Uhr ankamen u. bleiben mussten. Hier trafen wir viele Südländer, alle Heiden, welche so eben vom Klappmützenfang zurückgekommen waren und uns mit einem fürchterlichen Freudengeschrey bewillkommten. Die Grönländer in Süden sind wohlgebildeter, munterer ü. gefälliger als die im Westen, und die Heiden oder Wilden sind uneigenüzziger als die Christen. Woher kömmt das?? — Fra Ostkysten til Julianehaab 1806. 23 Sie traktirten uns mit frischem Klappmüzzefleisch, das ich Ehrenhalher mitspeiste. Montags. d: 4. August. Ich besuchte sehr früh Morgens den gegenüberstehenden steilen Fels Najak, oder Nujak. Er besteht aus feinkérnigem Gneise, der in den rhombischen Ablésungen stark eisenschüssig ist. Schwere Basaltgange durchschneiden ihn senkrecht. An einem grossen Laxelv wächst viel Angelica, Cochlearia, und fettes Gras. Um 2. Uhr passirten wir die Gebirgskette Ко- rossuak, deren mittelster Fels wie abgeplättet ist. Im Hinter- grunde liegt die steile Klippe Naporsuak, zu welcher ein langer und breiter Fiord führt. Nahe hiebey kamen wir an eine gefähr- Пере Stelle, wo zwey Ströme zusammenstossen, Onoasuk genannt, u. waren des ungeheuren Treibeises wegen in steeter Todesgefahr, bis wir endlich nach Mitternacht glücklich nach Nenortelik zu- riickkamen, und also auf der Reise nach der Ostseite von hier aus gerade 14. Tage zugebracht hatten. Dienstags. d: 5. August. Ich machte eine kleine Excursion in der Nahe des Han- delsgebäudes; es liegt südlich auf einer grasreichen Fläche. Der Berg, welcher eigentl. Nenortelik (Bäreninsel) ausmacht, besteht aus Granit mit grossen Gneis und Sienitlagern, u. liegt Südost von Gap Farvel. Er ist gegen Norden sehr steil, gegen Nordost und Südwest etwas sanfter abfallend, und besteht aus mehrern flächern u. niedrigern Kuppen. Mittwochs. d: 6. August. Ich wanderte mit dem Grönländer Joan nach der Nord- ostseite der Insel, und fand bey dieser Gelegenheit Turmalin und Granat in Granit, welcher leztere auf dieser Seite minder sichtbar ist; da es zuweilen sogar scheint, als ob der Gneis ihn verdrungen und zu einer untergeordneten Gebirgsart ge- macht hatte. Grünlichweisser Chlorit mit schwarzem Glimmer füllt hie und da senkrechte Klüfte aus. Tief herab gegen die See auf der Ostseite kommt Graphit ebenfalls in Granit vor, hie und da Turmalin und kleine rosenrothe Granaten in weissem (Quarz, welche der Steinart ein behagliches Ansehen D4 Fra Østkysten til Julianehaab 1806. geben. Der Topfstein findet sich hier in Gesellschaft des Chlorits. Ein grauer Thon, der wahrscheinlich aus aufgelöstem Trapp entstanden ist, findet sich hie und da lagerweise. Donnerstags. d: 7. August. Auf der Östlichen Näss und höher oben auf einer Kuppe befindet sich Arsenikkies in Granit, welcher mir auf Grönland auf keiner Stelle noch vorgekommen ist. Freytags. d: 8. August. Abgereist nach Tuarbek, 2. Meilen Südost bey Nenor- telik. Der Granit ist hier weiss, der eingelagerte Gneis hat violetten Feldspath u. graulichen Quarz. Die ganzen See zwi- schen Gap Farvel und Nenortelik war mit grossem Treib- eise bedeckt, dass wir uns kaum durcharbeiten konnten. Wir passirten Ikariut, welches an Gap Farvel еше Halbinsel ausmacht. Ich gieng hier ans Land, und fand als Gebirgsart weissen Granit mit Almandin. Um 12. Uhr passirten wir Amiktok, u. um 3.Uhr Angmalortok. Um 4. Uhr war Kona- miut u. Konermiut uns gerade gegen über. Lezteres ist gegen Gap Farvel zu die äusserste Stelle der Herrnhutischen Grönländer. Um 5. Uhr kamen wir nach Ikaretusük, eine kleine flache Insel nächst an Gap Farvel. Um 6. Uhr lan- deten wir auf Gap Farvels Kangek, wo ich verweilen wollte. Sonnabends. d: 9. August. Die Hauptsteinart dieses grossen Vorgebirges, welches die Grönländer Sermesök nennen, ist feinkörniger Granit mit grossen Adern von Granit u. vielen Quarzlagern. Die Hauptmasse ist nach mehrern Richtungen, doch vorzüglich senkrecht von breiten Trappgängen durchschnitten. Die Haupt- schichtung geht von Nordwest zu Südost. Der ewige Schnee, der hier in den Klüften und Hölungen liegen bleibt, macht die Gebirgsart von oben zu immer mürber und bröcklicher, welche in ungeheure Grusmassen zusammen und niederstürzt; Fra Østkysten til Julianehaab 1806. 25 daher die Klippen immer steiler und unersteiglicher werden. — Heute bemerkte ich den ersten Nachtfrost: das Thermometer stand morgens 4 Uhr 4 Grade unter 0, und die kleine Bucht, worinnen wir lagen, war mit dünnem Eise überfroren. Doch waren um 6. Uhr allbereits die kleinen Mücken wieder sehr geschäftig, diese Harpyen, welche mir besonders in den Fiorden tiefer im Lande, und auf den bewachsnen Flächen so erbärmlich mitspielen. Gap Farvels mittelste und spizzeste Klippe nennen die Grönländer Napposorsuak. Mit vieler Mühe erstieg ich die höchste Spizze dieser Bergreihe gegen Nordwest, und fand in dem vorhin beschriebenen Granit hie und da eingewachse- nen Turmalin in 6. seitigen Prismen, Moroxit in kleinen Körnern, Milchquarz, adernweise, und Gadolinit in kleinen doppelt 4. seitigen Piramiden in Gesellschaft mit oktaedrischem Magneteisensteine. Nachmittags fuhr ich nach Kikertar- soeitsiak, 1. Meile Nordwest von Cap Farvel, welches Vorgebirge ich hier in seiner ganzen Ausdehnung überschauen konnte, da es klar Wetter war. Kikertarsoeitsiak ist eine lange schmale Insel, und hat an beyden Enden flaches aufgeschwemmtes Land. Sie wird dermalen nicht mehr von Grönländern bewohnt, ungeachtet sie für den Fang sehr be- quem liegt. Die dortigen Grönländischen Häuser sind ganz zerfallen. Die Gebirgsart ist dem Granite zu Gap Farvel vollkommen ähnlich. Bey einem alten Grabe fand ich einen Grönländischen Augenschirm. Die Gesteinart ist hier wie zu Cap Farvel ausserordentlich geborsten, und zeigt an meh- rern Stellen unverkennliche Spuren einer neuern grossen Erd- revolution. Sonntags. d: 10. August. Vormittags 10. Uhr reiste ich von Gap Farvel ab; auf der ganzen Strecke von hier bis Tuktuartok findet sich re- generirter Granit mit Milchquarz und eingewachsenen rund- lichen Glimmerschiefergeschieben, auch Granit mit Hornblend- 96 Fra Ostkysten til Julianehaab 1806. schieferbroken. Tuktuartok hat seinen Namen von den Rennthieren, welche sich ehmals in grosser Menge: hier sollen gefunden haben. Wir ruderten Annik vorbey und landeten bey Ounartok. Die Gebirgsart dieser Insel ist Granit. Um die Gegend der warmen Quelle ist aufgeschwemm- tes grasreiches Land. Ich badete mich um 2. Uhr Nachmit- tags bey gutem Wetter in der grossen warmen (Quelle, über welcher eine schwache Dampfwolke stand, und konnte die Wärme des Wassers an allen Theilen des Körpers ohne Be- schwerde ertragen. Die Tiefe ist ungleich: an der tiefsten Stelle reichte mir aufrecht sizzend das Wasser bis an den Mund, also ungefehr 2. Fuss Tiefe. Einige Schritte weiter auf 2. verschiedenen Stellen sind noch 2. kleinere Quellen, die zwar wol mit dieser in Verbindung stehen, aber nicht so warm sind und wenig Wasser haben. Die Wärme der Luft war nach Reaumur 10 Grade. Auf den drey Quellpunkten der grossen Quelle unter dem Wasser zeigte das Thermometer 32°, ausser diesen Punkten, doch im Wasser, 30 Grade. In freyer Luft, nachdem es abgetroknet u. kalt geworden war wies es wie zuvor 10. Grade. Während ich im Wasser war, fieng es stark zu regnen an; es war wie ich zu Lichtenau hörte seit 8. Wochen der erste Regen in dieser Gegend. Dies machte in einer Viertelstunde Zeit, während ich mich ankleidete, eine merkl. Veränderung in der Temperatur des Wassers. Das Thermometer stieg kaum zu 24. Graden. Der Grund der Quellen ist violetter feiner Sand. Das Ueberwasser schlängelt sich durch eine nur wenig über die Oberfläche des Meeres erhobene Grasfläche auf einer Strecke von 400 Schritten hinab zur See, und setzt auf den Geschieben, über welche es geht einen weissen Kalktuff ab, der einen starken etwas stechen- den Salzgeschmack hat, die Geschiebe nahe bey der Quelle auf der Oberfläche ganz überzieht und sich in mehrerer Ent- fernung verliert. Das Wasser selbst ist geschmack u. ge- ruchlos, machte auch auf meinen Körper ungeachtet ich ein Fra Østkysten til Julianehaab 1806. vo —1 Glas voll trank, keine Wirkung. Doch muss ich gestehen, dass dieses bey mir auch der Fall mit andern mineralischen u. salzigen Wassern ist, wenn ich nicht еше beträchtliche Quantität zu mir nehme. Herr Curistran Мовсн soll, wie er sagt, bloss durch das Waschen der Fiisse sehr krank ge- worden seyn. Ich befand mich aufs Baden und Trinken sehr wohl und gestarkt, ungeachtet ich des Regens wegen der mich im Wasser überfiel, selbst eine Erkältung vermuthet hätte. Freilich was dem Einen auf die Beine hilft, bringt den andern ins Grab, sagt das Sprichwort. — — Die Grönländer, geschworne Feinde alles Waschens und Badens (mit Urin ausgenommen) benuzzen die Quelle, wenn sie hieherkom- men bloss um ihre Felle zu reinigen. — Es wäre vieleicht doch der Mühe werth, dies Wasser genau chemisch zu untersuchen, ob es nicht als Heilmittel der unaufhörlichen Hautkrankheiten brauch- bar wäre, womit die Grönländer geplagt sind. Die Gütige Natur hat doch jedem Volke Mittel gegen gemeine Uebel gegeben, sollte sie denn nicht auch für dieses gesorgt haben. Man wird mir diesen Seitensprung über mein Territorium der guten Meinung wegen ver- zeihen; ich trete bescheiden in mein Geleise zurück, und denke an die goldne Sentenz: Ne sutor ultra crepidam!!! — — Um 3 Uhr Nachmittags verliess ich Ounartok, u. kam unter beständigem Regen Abends um 8 Uhr müde und ganz durchnässt nach Lichte- nau, wo ich über Nacht blieb. Montags. d: 11. August. Den ganzen Vormittag war heiter Wetter, doch sehr schwül: das Thermometer stand im Schatten auf 14 Graden. Nachmittags о zwischen 5 und 4. Uhr donnerte es dreymal ziemlich stark, worüber die Grönländer, als eine seltene Sache, bange wurden; ein starker Plazzregen folgte darauf, welcher eine halbe Stunde anhielt; doch war der Blizz nur schwach bemerkbar. — Dienstags. d: 12. August. Morgens 8. Uhr reiste ich ab, wir passirten Sonen, eine lange schmale sanft ansteigende Klippenreihe. Hier ist ein Schiffshafen. Um 10. Uhr landete ich zu Serfartursök. Die Gebirgsart ist hier Granit mit röthlichem Feldspathe, u. sparsam beygemengtem Akantikone. Die hier äusserst liegende Insel istIn- nuarsuk. Regen den ganzen Tag. Wir passirten Usesoak, und kamen um I.Uhr nachKarsuk, welches zum festen Lande gehört. 28 Fra Østkysten til Julianehaab 1806. Ich bestieg den schroffen zerklüfteten Gipfel, und fand Granit mit rothem Feldspathe von Fusse bis zu oberst als die Haupt- masse. In diesem liegen Eisensteinlager, welche theils aus Magneteisensteine, theils aus Eisenglanz u. Eisenglimmer be- stehen. Senkrecht durchschneidet den Berg von Nordwest nach Südost eine grosse Basaltader, in welcher sich mandeln u. nierenweise glasiger Feldspath u. strahliger Zeolith be- findet. Derber Thallit, kristallisirter Feldspath, u. prisma- tischer Quarz ist in Bruchstücken herumverbreitet. Kräke- beere (Empetrum nigrum), Blaubeere, Sauerampfer u. Löffel- kraut finden sich in unbeschreiblicher Menge. Um 2. Uhr hatten wir links Grysseloe (Omanarsuk). — Mein Boot war durch das Treibeis so leck geworden, dass wir kaum das Land erreichen konnten, und unter Omanarsuk über Nacht bleiben mussten. Gebirgsart war hier Granit mit rothem Feldspath und beygemengtem Akantikone. Die Nacht durch wüthete unter anhaltendem Regen ein heftiger Südweststurm welcher uns das Zelt wegnahm. Eine sehr unangenehme Sache! Mittwochs. d: 15. August. Ich liess das zerrissene Boot nähen und flikken so gut es in der Eil geschehen konnte, u. reiste um 10. Uhr morgens ab. Die herrschende Gebirgsart auf Matthiesens Land ist Granit, mit grossen Lagern von Talkschiefer. Die hier häufig wachsende Krächebeere und Blaubeere verursachten, dass meine Grönländerinnen, während ich mich nach Steinen um- sah, alle davon liefen, und mich über eine Stunde im Regen stehen liessen. Um 3. Uhr passirten wir Kaaberoe (lkare- karsuak) und um 4. Uhr kam ich nach einer vierwochent- lichen Reise glücklich zurück nach Julianehaab. Der Blan- ding Böttcher Sören GeraaEe von der Kolonie, u. die beyden Kajaks Grönländer Moses und Eraram von der Mährischen Brudergemeinde zu Lichtenau verdienen ihres gefälligen Be- tragens und geduldigen Ausharrens wegen, dass ich Ihrer hier rühmlichst gedenke, wie ich es stets thun werde. Egnen indenfor Julianehaab 1806. wo =) Donnerstags. d: 14. August. Wurde Anstalt zu einer fernere Fahrt gemacht; deswegen ruhte ich ein wenig aus. Freytags. 4: 15. August. Reiste ich morgens 9. Uhr mit Herrn Missionärs FLeiscaers Boot, Sören GERAAE und 6. Grönländerinnen der Kolonie nach dem Igalikko Fiord. Um 11. Uhr landete ich auf Kaaberoe (Ikaresusuk). Das Hauptgestein dieser Insel ist Granit. Das Kupferglanzerz, von welchem bereits seit längerer Zeit Proben nach Koppenhagen gesendet worden sind, findet sich hier nester und nierenweise in weisslich grauem Quarze eingewachsen. Es ist theils dichtes, theils blättriges, und hat auf den Ablösungen einen schwachen Beschlag von Kupfer- grün. Da die Insel klein ist, so konnte ich auf mehrern Punkten Nachforschung anstellen, und fand das nemliche Erz auf mehrern Stellen, aber so sparsam vertheilt, dass von Be- arbeitung desselben kein Nuzzen zu erwarten ist. — Erze müssten sich auf Grönland in ungeheuren Massen finden, wenn sie die Kosten lohnen sollten. Der Heidnische Grönländer Anarnix, welcher hier im Sommer durch mehrere Jahre seinen Zelteplatz hatte, hat dieses Kupfererz zuerst gefunden und zur Kolonie gebracht. Grünlicher stängliger Quarz mit Stralstein in einer Granitbreccia, Urgrünstein und Gneis in langen rhom- bisch-stänglig-abgesonderten Stücken finden sich in grossen Massen hier. Wir reisten Nachmittags 4. Uhr ab, giengen durch Kakortoksfiord, und kamen gegen 7. Uhr nach Redekammen (llleiutit, von einigen auch Kidloak ge- nannt). — Ich gieng bey Kirkefield (Kakortok von den grossen weissen Granilflekken genannt) ans Land, um die Rudera der Normännischen Kirche zu besehen. Sie sind noch ziemlich wohl erhalten. Die ganze Gegend ist besonders am Strande gegen Redekamm'en zu stark mit Lyng bewachsen, hat drey besonders grosse Laxelve, u. ist ausserordentlich grasreich, kurz eine der besten Gegenden, welche ich noch 30 Egnen indenfor Julianehaab 1806. auf Grünland gesehen habe. Ich gieng oder watete vielmehr durch das kurze dichte Gestrauche einen mühsamen Weg nach Redekammen, wohin ich das Boot hatte gehen lassen um dorten zu tibernachten. Sonnabends. d: 16. August. Bestieg ich mit Sören СевллЕ den Redekamm; dass er einer der steilsten und beschwerlichsten Berge ist, ist be- kannt. Die Hauptgebirgsart ist Granit abwechselnd mit Sienit und Gneis. Im erstern findet sich weissgrauer Labrador mit Adern von rothem Granit, welche ihn nach allen Richtungen durchkreuzen, ferner grosse Hornblendekristalle, welche einen berlinerblauen Strich geben; grauer, schwarzer und weisser Labradorscher Feldspath, braunrother gemeiner, und grüner gemeiner Feldspath, welcher lezte vieleicht Arctizit zugehören möchte. Einzelne Basaltkristalle fand ich lose zerstreut. Der Redekamm, eigentlich eine Bergreihe, zieht sich von Westen nach Osten. Der erste mit ihm zusammenhängende Berg ist rund, heisst Ivianignuset, hat gegen Süden einen kleinern Hügel anstehend, und hängt mit Tatoksfield zusammen; von diesem ab zieht sich in einem Halbzirkel Kisauviaks- field, und bildet einen niedrigern Rücken, gleichsam eine Brücke zu dem Redekammen, welcher von hier in 3. ziem- lich steilen Absäzzen ansteigt. Der höchste Absatz hängt durch einen schmalen an einer Stelle kaum klafterbreiten an beyden Seiten schroffabstürzenden sattelförmigen Rücken zu- sammen. Von dieser Spizze aus kann man nur noch eine einzige besteigen, welche von der übrigen durch fürchterliche Schluchten getrennt ist. Auf der ersten höchsten grub ich ein € in eine vor mir liegende Gneisplatte, und richtete dabey von Steinen eine Ruhebank auf. Diese erste Spizze oder Zacke des Redekamm durchschneidet ein Trappgang mit Feldspathtafeln senkrecht. Als ich auf der Spizze war, fieng es mit Westwind an zu schneyen, da es im Thale regnete. Das Treiben der Nebel vor Egnen indenfor Julianehaab 1806. 31 der Sonne, Schnee und Sonnenschein im nemlichen Augenblicke lässt sich nicht beschreiben, so wenig als die schauerlich schöne Aussicht nach dem fernen innern Eislande, nach den schwimmen- den Eisinseln der offenen See, deren Silberglanz das Auge blendet, nach Kangerdluarsuks düstern senkrechten Abgründen, nach Kirkefields gegen überstehender weisser kahler Granitmauer, in deren Thale die milchblauen Schneewasser sich sammeln, und mit dem fürchterlichsten Gebrause durch zertrümmerte Riesenmassen bald senkrecht bald in Schlangenkrümmungen sich in die grosse Bucht stürzen. Der weisse Haase, der blaue Fuchs, das Schnee- huhn und die grosse weisse Eule sind die einzigen Geschöpfe, welche diese öde Klippen beleben. Mit vieler Mühe kletterte ich auf der Südseite des Redekamm durch Klüfte u. Schluchten hinab, und kam, durch den Wasserfall mich durcharbeitend müde und nass um 10 Uhr Abends nach meinem Zelte. Meine Grönländerinnen speisten so eben ein Gericht roher u. ungewaschener Hasenkaldaunen, mit Kräkebeeren und Thran gemengt mit vielem Appetite, und sönnten mir gerne den Hasen! De gustibus non est disputandum, dacht ich mir! Sonntags. d: 17. August. Früh 7. Uhr reisten wir ab. Die Bucht hier unter Redekammen und Kirkefield ist eine Meile breit, u. Kakortoks Fiord, bis an die Stelle, wo man in den Igalikko kommt 11/2 Meile lang. Die ganze schmale Strecke von Bergen, welche von Julianehaab an sich zwischen Kakortoks, Igalikkos, Kangerdluarsuks, u. Tunuliorbiks-Fiord hinzieht, hängt mit dem festen Lande zu- sammen. Die andere Seite des Fiords macht hier eine grosse Insel: Apaisovit mit ziemlich flachen Bergen, wo so eben 2 Grön- ländische Zelte standen, um Kräkebeere für den Winter zu sam- meln. Gegen über schliesst Upernaviarsuk an den Kirkefield an, wo sich Ueberbleibsel von mehrern Norischen Gebäuden finden. Ueberhaupt waren des Angmarset u. Laxfanges und der grasreichen Gegend wegen die Normänner hier vorzüglich zu Hause. Jowannes ANDERSEN, der nun am Ende des Igalikko sich niedergelassen hat, wohnte ehmals hier. Nun ist diese erd u. grasreiche Gegend ganz verlassen. Die Gebirgsart dieser flachen Kuppen ist Sienit mit rothem Feldspath. Abends 7 Uhr kamen wir nach Musotut wo wir über Nacht blieben. Hier ist eine beträchtliche ganz mit Steinen u. Geschieben bedeckte Fläche; die Hauptgebirgsart ist Sienit mit rothem Feldspath; Hornblendeschiefer. Die flachen Stellen an der See, besonders die sogenannten Zeltepläzze sind grösstentheils angeschwemmtes Land, haben vieles u. fettes 39 Egnen indenfor Juiianehaab 1806. Gras, u. verbinden oft durch eingeschwemmte Geschiebe 2. Inseln miteinander, wie dies hier der Fall war. Montags. d: 18. August. Früh um 8. Uhr passirte ich Kanneitsuk; in Norden lag ein hohes steiles. Gebirge Inarsuak. Не u. da un- geheure Trapplager mit breiten Quarzgängen. Das Thermo- meter stand 11 Grade, es regnete stark. Um 11. Uhr kamen wir nach Sirksaluktok, wo eine grosse Schlucht die senk- recht niederfallenden Klippen trennt, um halb ein Uhr erreich- ten wir die Nass Nulluk. Zwischen beyden Stellen sind grosse Gänge von braunrothem Trapp, welcher als Farben- material zu benüzzen wäre. Dieser Trapp verbreitet sich bis ans Ende des Fiords Igalikko, wo wir um 1'/2 Uhr ankamen. Hier lebt Jonannes ANDERSEN, ein Sohn des verstorbenen Ax- DERS OLSEN, verdienten thätigen ersten Kaufmanns der Kolonie Julianehaab. Er ist der einzige und erste Bauer, den Grönland noch hatte und hilft sich mit seiner Familie, die aus 9. Kindern be- steht, kümmerlich durch. Er hält Schaafe und Kühe, und würde vieleicht etwas vor sich bringen können, wenn er nicht seiner zahl- reichen Familie wegen den Zuwachs an Vieh jährlich schlachten müsste, um bey der Kolonie für das frische Fleisch Winterproviant einzuhandeln, wohin er auch Butter und Wolle abliefert. Er machte Versuche Käse und gegossene Lichte zu bereiten, welche gut ge- rathen sind. Ich habe ein solches Licht zu Probe an Herrn In- spekteur MyaLenpHort abgeliefert. Er war auch ein guter Ka- jaksfänger, ist aber theils seit mehrern Jahren von Schwindel ge- plagt, theils zu weit von der See, und guten Fangestädten ab. Er wohnt 8 Meilen tief im Fiord, wohin selten Seehunde kommen. In Freystunden beschäftigte er sich sogar mit der Steinschleiferey; die Proben, welche ich davon sah, sind so, dass man sie von einem Manne, der weder. Maschienen noch Anweisung hiezu hatte, un- möglich besser erwarten kann. Mich nahm er mit besonderer Gast- freundschaft auf, die mir so unerwarteter war, da er nicht von der Kolonie ahhängt, u. gieng noch den nemlichen Tag mit mir in den benachbarten Gegenden herum, wo er etwas merkwürdiges wusste. Der Sienit ist hier ganz von aufgelagertem Porphyr be- deckt, der theils anliegt, theils in kleinen Kuppen aufliegt. Mit ihm wechselt rothbraun u. weiss gestreifter Hornstein, der in körnigen Sandstein übergeht. Hie u. da sitzt in kleinern Kuppen eine Breccie auf, welche aus Geschieben von blut- Egnen indenfor Julianehaab 1806. 33 rothem Jaspis u. schneeweissem Quarz, meistens eyförmig, von der Grösse einer kleinen Bohne bis zu 1. Elle im Durch- messer besteht. — Die ganze Masse ist zum Theile wie in einander geschmolzen, und hat das vollkommene Aussehen einer Lava. Hie und da sind einige ausgeschwizzte eisenhal- tige Körner bemerkbar. Die Oberfläche des Gebirges selbst, das anfangs in mehrern Hügeln sanft ansteigt, hat durchaus ein verbranntes Aussehen, u. ist in vielfachen Richtungen ge- borsten und gespalten. In dem Sienite selbst findet sich rother u. grüner Hornstein in Jaspis übergehend, Chlorit mit Stralstein, Quarz stänglich, und an einigen Stellen auch dünnblätterig wie Schieferspath, welche äussere Gestalt wahr- scheinlich von dem Glimmer, der in dünnen Blättern ein- gewachsen war, u. verwitterte, herrührt: ferner Bergkristall, röthlich und grünlich in senkrechten Adern und Gängen, Ba- salt lager u. adernweise, Porphyre verschiedener Art, u. grosse u. kleine Granit und andre Geschiebe, in dem um die Bucht verbreiteten flachen Lande. Eisenstein ligt hier in einem be- trächtlichen Lager unter dem rothen Thonstein, u. Quarzpor- phyre, und findet sich von grosser Mächtigkeit besonders zu Kartsutut, gegen den Tunuliorbiksfiord zu, auf dem Punkte, wo man Redekammen von der Nordostseite sehen kann. Auf der entgegengesezzten Seite des genannten Fiords findet sich ungefehr in gleicher Höhe mit diesem Lager ein aufgelöster zusammengeschwemmter rother Trapp zu Au- kolluktök, welcher mit Oel gerieben eine gute haltbare Farbe gibt. In dieser Gegend wohnten die alten Normänner vorzüglich, welches die vielen Rudera zeigen. Einen Theil derselben benuzzte JOHANNES ANDERSEN zu seinem Winterhause, einen andern zu einem Stalle u. Proviantgebäude. Mitten im Wasser, oder im Becken der Bucht steht auf einer Scheer ein einzelnes meistens zusammen- gefallenes steinernes Gebäude, welches zur hohen Fluthzeit unter Wasser steht, und vieleicht ehmals ein Fischerhaus war. Grosse noch kenntl. Steingehäge haben wahrscheinlich zum Zusammen- halten des Viehes gedient. Die Erde ist durchaus schwarze fette KERV: 3 34 Julianehaab 1806. Moorerde, u. das Gras an einigen Stellen so hoch, dass es bis an den halben Leib reicht. Abends zwischen 11 u. 12. Uhr war ein starkes Nordlicht in Südwest, das erste, das ich in diesem Jahre bemerkte. Mittwochs. d: 20. August. Ich reiste Vormittags 9. Uhr bey Nebel u. Regen mit Siid- west ab. Um 10. Uhr Abends kam ich nach Redekammen, wo ich iibernachtete. Donnerstags. 4: 21. August. Den ganzen Tag abwechselnd Nebel und Regen, Schnee u. Sonnenschein. Ich erstieg den Redekamm noch einmal. Die Be- merkungen, welche ich diesmal machte, habe ich der Ordnung wegen Seite 30 bis 31 zugleich mitgetheilt und übergehe sie hier. Freytags. d. 22. August. Nebel und Regen den ganzen Tag. Um 8. Uhr reiste ich ab, und landete noch einmal auf Storoe oder Kaaberge (Ikaresusük), wo ich mich einige Stunden aufhielt, aber weiter nichts als was ich oben Seite 29 meldete, bemerken konnte. Abends fuhr ich nach Julianehaab zurück, u. logirte bey Herrn SchyrHE, dermalen constituirten Kaufmann der Colonie. Vier Tage von Sonnabend den 23 bis Dienstag den 26. August musste ich des Windes u. Eises wegen stille liegen. Doch endlich gelang es uns Mittwochs. d: 27. August ” die Kolonie zu verlassen, mit herzlichem Danke gegen die Herren Зснутне, Monrap, u. Herrn Missionär FLEıscher, welche sich alle mit vielem Eifer wechselweise gefällig gegen mich bezeigten. Sechs Grönländerinnen von der Mährischen Brüdergemeinde folgten als Ruderinnen, mein voriger Begleiter, Böttcher SÖREN GERAAE, als Dollmetscher u. Stevermann, Markus ein Grönländer von Lichte- nau als Kajaksmann mit. Um 1. Uhr Mittags kamen wir nach Matuk, u. Abends 7. Uhr ans Ende des 3. Meilen langen Kan- gerdluarsuks Fiord, wo wir unter Nunasusuksfield das Zelt sezzten, u. übernachteten. Der Wind war Südwest. Donnerstags. d: 28. August. Nebel und Regen. Ich bestieg Nunasusuksfield. Die Hauptgebirgsart ist Gneis, hie u. da in Talk u. Chloritschiefer übergehend. Die Schichtung geht von Nordwest nach Südost. Der Gneis ist nach der Quere der Schichtung gangweise von Graphit (Reissbley) durchschnitten. Trümmerweise durchsezzt ihn nach allen Richtungen späthiger und okkriger Eisenstein, ersterer zuweilen in Rhomben, welche mit Chalzedon über- Fra Julianehaab til Godthaab 1806. 35 trauft sind; der Eisenspath ist üfters ausgewittert. Ferner be- gleitet ihn Kalkspath in Piramiden, Quarz u. Bergkristallen mit aufsizzenden Flussspathwiirfeln; nesterweise weisslich grauer Thon zwischen Talk. Der Flussspath von allen bekannten Parthien findet sich in kleinen Parthien derb, seltener in losen Oktaedern und abgestumpften Wiirfeln beym Reisbley. Oben auf liegt eine trappartige Kuppe in horizontalen Schichten; Granit mit Hornstein (Hornfels, Quarzfels) von grünlicher, rôthlicher, graulicher und bräunlicher Farbe. — Am Fusse ist langelehnt ein besonderes Granitgemenge, mit rothem Granat, lauchgrünem u. gelblichem Korundähn- lichem Feldspathe, schwarzer Hornblende, sternförmigem Stral- steine, u. einem grünen leicht verwitternden granatförmig kristallisirten Fossile; seltener noch mit einer pfirsichblüth- rothfarbenen fettglänzenden dem Feldspathe ähnlicher blätt- riger Steinart, welche die hohe Farbe auf frischem Bruche sogl. beynahe ganz verliert. Beträchtliche Lager von grauem zuweilen Labradorschem Feldspath findet sich in dieser ganzen Gegend. Der Basalt mit eingewachsenen Feldspathkristallen durchschneidet den Berg horizontal u. vertikal. Ich verirrte mich des dicken Nebels wegen, fand mich aber doch wieder, obgleich mit vieler Mühe, zurechte und kam Abends gegen 10. Uhr müde und durchnässt wieder zum Zelte zurücke. — Freytags. d: 29. August. Südostwind und gutes Wetter. Ich durchwanderte die Gegend an beyden Seiten der Bucht, welche ziemlich grasreich ist, u. einen grossen Laxelv hat. Etwas höher sah ich 2. kleine Landseen, doch bemerkte ich keine Norische Rudera. Die ganze Gegend zeigt von einer ehmaligen grossen Wasserrevolution. Sonnabends. d: 50. August. Ich reiste 8. Uhr Morgens ab, und fand auf der rechten Seite aus dem Fiord vorzüglich Sienit, hie u. da mit Granit abwechselnd. Um 1. Uhr fuhren wir in Tunuliorbiksfiord, welcher 15. Meilen lang ist passirten 6. Uhr Abends Nunasornäk (den ronde Humpel) u. kamen nach Mitternacht durchnässt von Regen, u. ganz steif vom Südwestwind zu Pertiksut auf Itiblik zum Nachtlager, wo wir das Zelt sezzten. 3% 36 Fra Julianehaab til Godthaab 1806. Sonntags. 4: 31. August. Ich gieng zu JoHanneS ANDERSEN, Welcher jenseits dieses 1/2 Meile breiten Landstriches an Igalikko Bucht wohnt. — Monat September. Montags. d: 1. September. Morgens 7. Uhr reiste ich in Axpersen’s Begleitung von Itiblik. Wir sezzten quer über Tunuliorbiksfiord, wel- cher hier 2. Meilen breit ist, u. landeten gerade gegen über zu Iliortafik. Hier ist ein schöner rother Sandstein mit gelblichen runden Flechen (dem Chemnizzer Thonsteine sehr ähnlich) in grossen Massen gelagert in horizontalen Schichten; auf ihm liegt eine graue eisenschüssige Breccia mit Kalkspath- adern, abermals abwechselnd mit gebändertem Sandsteine, der in Hornstein übergeht, diesen deckt grünsteinartiger Basalt. Auf der ganzen linken Seite des Fiords, welche sich hie und da sehr verflächt, ist die nemliche Steinart mehr oder minder sichtbar; die dünnen leicht trennbaren Schichten zeigen, dass sie durch Aufschwemmung entstanden ist. — Wir passirten Sidlisit, wo die oben erwähnte rothbraune Farbe ebenfalls vorkommt. Schon die alten Normänner kannten und benutzten dieses Farbematerial. Von hier aus konnten wir rechts in den Eisblink hinein die grosse Jomfrufield (Niviersietkakat) sehen. Wenn ihr Gipfel mit einer Rauchwolke bedekt ist, folgt starker Nordost oder Südost- wind. Wir passirten Kortlortok um ein Uhr, und um 2. Uhr erreichten wir das Ende des von seiner Mündung an 15 Meilen langen Fiords, Kingoa genannt. Hoch oben im Lande sind noch Norische Rudera. Das Wasser des Fiords ist hier so seicht, dass wir ans Land waten mussten, welches von Kortlortok an aus unebenen kleinhügligen aufgeschwemmten Flächen besteht. Ganz am Ende des Fiords ist ein grosser Laxelv. Die Bucht von Kort- lortok an bis ans Ende (Kingoa) heisst Tessiursak, u. wird durch einen schmalen Strich aufgeschwemmten Landes formirt, wel- cher aus Osten hereinreicht, spitz zugeht, und den Fiord hier sehr schmal macht. — Mehrere gute Laxelve finden sich im ganzen Fiord zerstreut. — Ich sah einige Zelteplätze, wo sich ehemals die Grönländer zur Jagdzeit aufhielten, als es hier noch Rennthiere gap. Die Geschiebe, welche man hier findet, sind Granit oder Gnejs, Fra Julianehaab til Godthaab 1806. 37 Die ganze Gegend ist ziemlich grasreich, hat auch kleines Ge- sträuche in ziemlicher Menge. Adler und Falken finden sich hier vorzüglich ein; blaue Füchse und Haasen gibt es an mehrern Stellen des Fiords, Nepiseten, Dorsche und Laxe sind ebenfalls häufig. Das meiste Gehölze dieses Fiords findet sich auf der Ostseite; doch ist es durchaus klein und knopricht, so wie es eben, von den schweren Winden niedergedrückt zwischen den Klippen fortkriechen kann. Man würde den Stammen selbst für die Wurzel ansehen, wenn man nicht das Laub daran fände. Dass es immer weniger wird, ist sehr begreiflich. Denn jeder nimmt, was er braucht; und besonders der Grönländer, der sich da, wo er Fuss gefasst hat, für Souverän hält, haut u. brennt, so lange er findet, und zieht dann, wenn es alle ist, weiter. Ich traf auf meiner Reise manche grosse Stellen, welche durch die Nachlässigkeit, mit welcher sie Feuer machen, ganz kahl gebrannt waren. Auf der Ostlichen Seite des Fiords fuhr ich Abends zurück, und kam um 7. Uhr nach Akuliaralek, einer ziemlich grossen Fläche, wo der Eisblink mit Niviersietkakat ganz nahe zu liegen scheint. Ein runder Hügel mit Buschwerk besezzt ist das beträchtlichste Gehölze in dieser Gegend, worüber ich bloss auf das Gesagte mich berufe. Ich weiss nicht, wie einige solches Gestrippe Wälder nennen mögen. Hier fand ich sehr kenntliche Norische Rudera, und zwey Grönländische neuere Gräber. Der heidnische Grünländer *** hatte so eben mit seiner Familie den Zelteplatz verlassen, wo es recht kannibalisch aussah. Dieser Mann ist Vater von 10. muntern Kindern, Knaben und Mädchen, welche er mit zwey noch lebenden Weibern zeugte. Gewiss ein seltenes Beyspiel Grön- ländischer Fruchtbarkeit! Er lebt sehr einig mit seiner Familie! Der heutige Tag war sehr schön, der Wind Nordost, der Abend kalt. Um 9. Uhr Abends zeigte sich ein starkes Nordlicht. Der Wind wurde Nord; das Thermometer zeigte drey Grade Kälte. Dienstags. d: 2. September. Wir reisten 6. Uhr Morgens ab, und kamen um 9. Uhr gegen Korossuak, einen kleinen Arm des Fiords, welcher dicht unter den Eisblink hineingeht; er hatte so eben viel Eis ausgestossen. Wir wagten uns demungeachtet hinein. Zu Niakornarsuk gieng ich mit ANDERSEN, U. SÖREN GERAAE ans Land. Die Hauptgebirgsart ist hier grobkörniger Granit, mit Gneis in grossen Lagern. Der Glimmer des Granits ist schwarz, und in Rhomben kristallisirt. Nesterweise fand ich im Granit kristallisirte Hornblende, in sechsseitigen Prismen mit Kalk- spath u. Feldspath, leztern in kleinen Kristallen, schörlartigen 38 Fra Julianehaab til Godthaab 1806. Beryll, [chthyophthalme, und ein grünliches körniges der Skorza ähnliches mir unbekanntes Fossil mit basaltischem Grinstein und Gneus. Magnetischer Eisenstein findet sich hier in gros- sen Lagern. Wir mussten uns mit dem Boote über Hals und Kopf zurückziehen, weil das Eis mit der Fluth gegen uns andrängte. Es ist äusserst selten, dass man auf diese Stelle kommen kann. Wir fuhren weiter und giengen zu Kangersuannuak ans Land, wo ich Basalt u. Grünsteinlager fand; passirten so- dann die Bucht Atartneitsok, welche zu Anpersens Grund ge- hört, und giengen um die Nass Ikartlut, wo sich der rothe Thonstein gerade unter den nemlichen Verhältnissen findet, wie er im Fiord gegen über zu Aukolluktok ansteht. Um 4. Uhr Abends kamen wir nach Pertiksut bey Itiblik zum Zelte zurücke. Das Wasser in der Gegend von Korossuak, u. beynahe bis hieher ist dieke, milchicht, und trübe, welches von dem Eisblinke herriihrt. Die bedeutendsten Berghöhen in dieser Gegend sind in Nordwest Iglofiksalik und Igännak; in Süd- ost ligt Iliortafik, der höchste ist Terklorotit, nächst an ihm ligt Akuliarasek, der hinterste höchste tief im Lande ist Nivi- sakakat. Gegen Mitternacht zeigte sich ein starkes Nordlicht in Südwest, welches sehr unruhig war. Mittwochs. d: 3. September. Früh 6. Uhr verliess ich den gefälligen Jomannes ANDERSEN, und seine wakkere Familie, und sezzte quer über den Fiord gegen Aukolluktök zu. ANDERSEN beurlaubte sich von mir mit einem Reiseliede, das er von einer Klippe am Strande auf dem Wald- horn blies. Ich kam Nauietkakat (Maagefie!ld) vorbey, und um 3.Uhr Nachmittag zum runden Humpel (Nunasornak) wo ich ans Land gieng. Die Hauptmasse dieses kegelförmigen Berges ist Urgrünstein, welcher von vielen Trapp und Basaltadern meistens senkrecht durchschnitten ist. Angelehnt fand ich porphyrartigen Grünstein mit Kalkspath, Analcime, Quarz u. grünlichen Prehnitadern; häufige Hornblende in weissem Feld- spath. Als wir weiter auswärts gefahren waren, so legten wir bey einem grossen Laxelf, dem Redekamm gegen über aber- Fra Julianehaab til Godthaab 1806. 39 mals ans Land. Hier fand ich das grüne granatförmige Fossil auch weisslich, so wie auch andre Steinarten, welche ich unter Nunasusuk in Kangerdluarsuksfiord fand und oben Seite 34 u. 35 beschrieben habe. Reisbley findet sich auch auf dieser Seite des Nunasusukfields. Kasikfield, dem runden Humpel gegen über ist seines grotesken und zerrissenen Aussehens wegen interessant. Wir waren kaum eine halbe Meile wieder weitergefahren, als sich, wie ANDERSEN voraus sagte, ein schwerer Sturm aus Südost erhob, der in diesem Fiord allezeit augenblicklich einen gefähr- lichen Seegang macht. Das eine Steuerruder u. die Hintersteve des Boots gieng in Stücke, und СевллЕ war kaum im Stande das Kantern desselben zu verhüten; um so schwerer, da die Grönländer- innen gleich die Ruder sinken liessen, und nach ihrer Art zu heulen anfiengen. Durch besonderes Glück kamen wir aus dem Strome um NarksaksNäss u. erreichten eine flache Stelle, wo wir unter Narksaksfield in einem zerfallenen Grönländischen Hause unser Zelt aufschlugen. Donnerstags. d: 4. September. Ich reiste früh Morgens bey schwerer See ab. Die Nord- seite von Narksak sinkt in Sermiliksfiord, die Südseite in Tunuliorbiksfiord nieder. Die Hauptmasse dieses gros- sen Berges ist Granit, mit angelehntem Sienit u. Gneislagern. Hornblendschiefer ist sehr häufig. Wir giengen ein Stück in Sermiliksfiord, mussten aber des vielen Treibeises wegen wieder zurück. Hier standen einige Heid- nische Grönländer. Wir hielten uns gegen die Nordseite des Iker- suaksfiord weiter gegen Westen. Tolloktok, ein schroffes Klippenland lag uns in Süden. Hir hatten wir an vielen. Stellen den Eisblink offen vor uns, in Osten war Sermiliksfiord u. Narksak, u. südöstlich sahen wir noch zuweilen einige Spizzen des Redekamm. Der Wind war nördlich. — Abends schlugen wir unser Zelt zu Musset in Ikersuaksfiord bey einigen zerfallenen Grönländischen Häusern auf, wo schöner Grasboden war. In der Nähe standen uns 4. Grönländische Zelte. Die Nacht war kalt, der Thermometer 4° unter 0, u. starkes Nordlicht in Südost. Freytags. d: 5. September. Vormittags 10. Uhr kamen wir aus dem gefährlichen Iker- suaksfiord heraus, und passirten Pisisalik um Mittag. Vom Ausgange des Ikersuaksfiords hieher werden die kurz vorher so steile Felsen allmählich flacher, und bilden meistens auf beiden 40 Fra Julianehaab til Godthaab 1806. Seiten rundliche einige Lachtern über die Meeresflache hervor- ragende Granit und Sienitkuppen, meistens kleine flache Inseln, welche hie u. da von den Grönländern zu Sommers u. Winterszeit, der nahen See u. des guten Fanges wegen bewohnt werden. Die Seehunde finden sich zwischen diesen Inseln zuweilen in grosser Menge ein. Abends giengen wir durch enge Passe und Scheeren, verfehlten aber den Weg; und mussten zwischen den Klippen der Kikerteitsiaks Inseln tiber Nacht bleiben. Wir hatten gutes Wetter mit Siidwest u. Nordlicht. Sonnabends. 4: 6. September. Um 7. Ubr reisten wir ab, und hatten bald starken Regen mit Südwind, welcher uns wol zu statten kam. Wir passirten um 9. Uhr Kikerteitsiak, wo viele Grönländer standen, kamen so- dann an Torsukataks Löb, welcher ganz nahe hier beginnt und passirten denselben mit Wind und Strom, doch steeten Platzregen so schnell, dass wir um 3. Uhr Knäkken vorbey waren. Hier wen- deten wir uns mehr Nordost, giengen unter Nunarsoaks Nord- land, das an der Eisblink hinzieht, und mit dem festen Lande zu- sammenhängt, u. legten des Regens und zunehmenden Sturms wegen in einer Bucht ans Land. In der Nacht nahm uns der Wind aber- mals unser ledernes Haus weg! — Sonntags. d: 7. September. Wir mussten des Regens wegen abermals liegen bleiben, die Grönländerinnen wollten nicht von der Stelle. — Die Gebirgsart ist hier Granit mit rothem Feldspathe, und Gneis. Am Fusse dieses Berges ist Chloritschiefer mit starken Talkadern gelagert. Wir fanden hier noch Tonnentrümmer von Kapitän Burcarps Schiffbruche, welche uns sehr zu statten kamen, da wir kein Holz mehr hatten. Die Gegend ist fürchterlich wild, öde, u. weit und breit menschenleer. Abends war Windstille u. Nordlicht. Der Hori- zont klärte sich auf. Montags. d: 8. September. Abgereist um 7. Uhr mit gut Wetter. Nachtfrost. Thermo- meter: 2. Grade Kälte. Nordwind. Wir kamen um 9. Uhr inner- halb Sennerut zu der Overbärested, welche 80. Schritte breit ist. Es wimmelte hier von Medusen. Wir passirten Senneruts- fjord, welcher sehr unruhig war. Unter Senneruts 6stlichem Ab- hange unweit Krippissakok machten wir Nachtquartier. Dieser Theil von Senneruts Land besteht aus Granit mit grossen eingemengtem Massen von (Prof. ScHuHMACHERS) quar- zigem Hornsteine; am Fusse ligt Chlorit, und sehr reiner Fra Julianehaab til Godthaab 1806. 41 Hornblendschiefer, nur hie u. da mit Trümmern von Quarz durchsezzt; auch silberweisser Glimmerschiefer. In der Nähe des Zelteplazzes fand ich ein paar Stückchen Kryolith. Dienstags d: 9. September. Wir kamen um 10. Uhr Morgens zu Krippisakok, einen schmalen Meerespass, rechts hatten wir eine kleine Insel, wo sich Bergkristalle finden. Etwas weiter im Löb, links wo man dem Eisblink am nächsten ist, ist eine kleine Insel von zusammengestürzten Steinarten, welche wahrscheinlich das Landeis so zerstört hat. Die kaum kenntliche Basis, welche dieser Schutt bedeckt, ist okkergelber und braungelber Granit, mit verwittertem Kies u. magnetischer Eisensand, welcher in ungeheurer Menge das Ufer bedeckt. Eine schmale Basaltader, grösstentheils in kurze, meist vierkantige braungelbe Stükke zerfallen, welche diesen Granit durchsezzte, liegt hier zerstreut. Die übrigen herumliegenden Fragmente sind: Hornsteinartiger Quarz in dünne Schiefer zerfallen, auf deren Oberfläche zarter Glimmer liegt, welcher also eine Art Glimmerschiefer bildete, u. ein dem Zeolithe ähnliches Fossil, Chabasie vieleicht, in rhombischen Tafeln mit Kalkspath auf schiefrigem Sienit. Das Wasser ist hier kaum 3. Fuss tief, u. sieht, durch den grau- lichen Thon vom Eisblink gefärbt, wie dünne Milch aus. Von hier giengen wir innerhalb Kornok, wo uns 2. Kerpokaken (Balaena Boops) so nahe Gesellschaft leisteten, dass wir Land suchen mussten, bis sie ihrer Wege giengen. Endlich kamen wir Hvidserken vorbey, wo ich Kieselschiefer und Thon- schiefer in grossen Massen fand, und landeten, da es stark zu wehen und zu schneyen anfieng, auf Assuts Øe, wo wir über Nacht blieben. Die Hauptgebirgsart dieses Inselberges ist Thonschiefer mit späthigem Eisenstein, Dachschiefer, wel- cher dünnschiefrig, theils gerade theils wellenförmig schiefrig ist, von grauer und eisenschüssig gelber Farbe, u. Basaltadern und Gänge mit glasigem Feldspath. — Der Wind war Nord, und das Thermometer stand 4. Grade unter 0. 4? Fra Julianehaab til Godthaab 1806. Mittwochs. d: 10. September. Wir giengen morgens frühe zu Boote u. hatten Konnaks- field ganz mit Schnee bedeckt vor uns. Die Grönländer nennen ihn Konnekpammejelluktä. Er vertoont sich von Südwest wie ein schroffes Hausdach mit vier Flächen. Um 1: Uhr Nachmittags erreichten wir Assutsforsög, welches gerade unter diesem Berge liegt. Ich nahm hier zum erstenmale in meinem Lehen Nacht- quartier in einem Grönländischen Hause, da mein Zelt durch Wind und Regen ganz verdorben u. zerlöchert war. Der Formand Jonas Berectunp hatte bereits meinetwegen Unterricht vom Herrn Inspek- teur erhalten, und that mir alles zu Gefallen, was in seinen Kräf- ten war. Hier verliess mich mein bisheriger Begleiter der Böttcher SÖREN GERAAE von Julianehaab, dessen ordentliches und schickliches Betragen ich nicht genug rühmen kann, und gieng mit den Lichtenauer Grönländern zurück. Ich hatte nun auch höchste Ur- sache auf die Beschleunigung meiner Reise nach Godthaab zu denken, da ich noch mehr als 60. Meilen, zumalen über gefährliche Stellen, besonders für diese späthe Jahreszeit, nemlich Torngar- suk, Tindingen, den Eisblink, Kangarsuk, Buxefiorden etc., zu passiren hatte, und meine Bücher, Proviant etc. bereits mit dem Transportboote nach Godthaab gegangen waren. Ich be- schloss daher, für diesmal zu eilen, und diese Gegenden in dem dritten Sommer meines Hierseyns vor meiner Abreise nocheinmal zu besuchen, um so mehr, da ich in Friederichshaabs Distrikte merkwürdige Spuren eines Zinnsteinganges entdeckt habe, welche in jedem Falle doch einer nähern Untersuchung werth sind, da man noch nie dergleichen bemerkt hatte. Ich werde also den Faden meines Journals im nächsten Jahre bey Assutsforsög wieder anknüpfen, und so weit nach Norden ausdehnen, als es der Himmel, die Elemente, u. meine Gesundheit erlauben werden, welchen Dingen sich jeder Reisende demüthig unterwerfen muss! Bericht einer mineralogischen Reise im eroml anc. In Form eines Tagebuchs gehalten von D. Karl Ludwig Giesecke. K. Pr. Bergrath. Zweytes Jahr. 1807. Godhavn, auf Diskoeiland in Nordgrönland. yon a. van 1 ps 3 = pe it р w 5 Reise von der Colonie Godthaab nach dem Nördlichen Grönland. Das anhaltende Tauwetter, welches im Anfange des Monats April wieder Vermuthen eintrat, und den Schnee so ziemlich von den Gebirgen wegzehrte, gewährte mir die angenehme Aussicht, meine Reise in der Mitte dieses Monats antreten zu können; ich packte daher über Hals und Kopf ein, um keine Zeit zu versäumen. Allein ich hatte die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Denn gegen die Mitte des Monats bis in die letzten Tage desselben fiel noch mehr Schnee, als die letzten warmen Tage des Märzen, und die ersten des Aprils verzehrt hatten. Die Gebirge waren wie um Weihnachten bedeckt, und die Kälte nahm wieder zu, wie die bey- gefügten Wetterbeobachtungen zeigen. Auch das Eis am Strande, welches bereits los worden war, fror abermals fest. Ich musste daher die Abreise auf günstigere Zeit verschieben, welche sich end- lich im May fand. Mittwochs. d: 6. May, 180% verliess ich mit Herrn Missionär Worr, welcher einige Tage vorher mit der Jacht von Holsteinsburg in Amtsgeschiiften hieher- gekommen war, die Colonie Godthaab. Ich wählte zu dieser Reise, welche Beförderungsart, aller ihrer Beschwerlichkeiten ungeachtet für Reisen meiner Art, immer die beste bleibt, auch die wohlfeiste ist. und den Handelsgeschäften nicht die im Sommer so nöthige Mann- schaft und Fahrzeuge entzieht. Man kann auch mit den Grön- ländern sehr gut zu rechte kommen, wenn man nur Geduld hat, nicht ekkel ist, und sich in sie zu schicken weiss. Zudem kann man ein solches Fahrzeug bey jeder Kolonie, und auch ausserhalb denselben für billige Bezahlung erhalten. — Ein Umiak ist mit 6. Ruderinnen und einem Steuermann hinlänglich besetzt, und 2. Männer in Kajakken folgen gewöhnlich mit, welche bey schwerer See oder starker Strömung sich an beyde Seiten des Fahrzeuges anhängen, dass es nicht umschlagen kann. — — 46 Fra Godthaab til Godhavn 1807. Ich wire hier noch einen Bericht über die Kiistenstrecke von Assut nach Godthaab schuldig, welchen ich im Tagebuche von 1806 Seite 42 versprochen habe. Da ich aber vor meiner Abreise aus Grünland diese Gegend noch einmal besuchen werde, und überhaupt damals der mit Schnee hereinbrechende Winter wenig Bemerkungen erlaubte, so werde ich diese Schuld im letzten Jahre meines Aufent- haltes abtragen. — Um Mittag verliessen wir die Kolonie, bey welcher ich mich seit dem 15. Oktober des vorigen Jahres aufgehalten, und in dem freundschaftlichen Umgange des würdigen Herrn Inspecteurs Мугек- PHORTS, bey welchem ich wohnte und speiste, viel gutes genossen hatte, wofür ich ihm nicht dankbar genug seyn kann. Wir setzten mit schwachem Wind über Baals-Revier, und giengen über den Nepisætsund. Weil bald darauf ein dichter Nebel fiel, so blie- ben wir in demselben ungefehr 3. Meilen von der Kolonie zu Ekallungoit über Nacht. — Die Gesteinart der hier herum zerstreuten flachen Klippen, meistens Inseln, ist Granit mit schwarzem Glimmer und röth- lichem Feldspathe, grossen Hornblendeschieferlagern und ein- gemengtem magnetischem Eisenstein. Donnerstags. d: 7. May. Verliess ich den Nepisetsund und gieng Kangarsuk vorbey. eine lange schmale Felsenzunge, welche in die offene See hinaus- reicht, und mit Nordenwind des schweren Seegangs wegen mit kleinen Fahrzeugen gefährlich zu passiren ist. Die Gebirgsart daselbst ist der vorhin beschriebene Gra- nit, doch hier mehr eisenschüssig mit grossen Gneisslagern. Nachmittags um 5. Uhr kamen wir nach Okoariksok, 7. Meilen von Godthaab, wo wir über Nacht*blieben. Es ist eine sehr kleine Insel mit einigen Zelteplätzen. Die Gebirgsart ist graulicher Granit mit magnetischem Eisensteine. Freytags. d: 8. May. Reisten wir Vermittags 10. Uhr ab, ungeachtet wir des dicken Nebels wegen kaum hundert Schritte weit sehen konnten. Da in den schmalen Pässen zwischen den kleinern Inseln das Eis noch fest lag, so mussten wir durchaus in der offnen See aussen um die- selben gehen. Wir kamen nach Pissukbitinseln, welche eine Strecke von 5 Meilen dem festen Lande entlang von Süden nach Norden sich ziehen, mussten uns des vielen Eises wegen nach der offenen See zu halten, und nach dem Compasse richten, um vom Fra Godthaab til Godhavn 1807. sås —] Lande nicht abzukommen, weil der Nebel so dick wurde, dass man nicht mehr 10. Lachtern lang sehen konnte. Wir landeten um 5. Uhr Nachmittags auf einer der åussersten Inseln, weil es zu ge- fährlich wurde, weiter zu gehen, und blieben daselbst über Nacht. — Die Insel ist ziemlich gross; ihre Hauptmasse röthlicher Granit, mit Lagern des obengenannten grauen Granits, grossen grauen (Juarzgängen, und eingemengtem Akantikone. Cochlearia anglica findet sich hier häufig. Auf einer Stelle gegen Süden bemerkte ich mehrere Zelteplätze, und vieles Treib- holz. — Diese Inseln wurden ehmals von den Grönländern sehr stark besucht. Die Nacht durch schneyte es; das Thermometer stand auf 8. Graden Kälte. Auf einer dieser Inseln war ehemals ein Missionsgebäude, welches von einem Catecheten bewohnt wurde, aber nunmehr eingegangen ist. Sonnabends, d: 9. May. Reisten wir Morgens 9. Uhr ab, und kamen die Flagstang vorbey, welche in ältern Zeiten hier aufgerichtet wurde, wo auch Missionär GingE ehemals eine Art Observatorium hatte. — Hier müssen einst viele Grönländer gewohnt haben. Ich zählte 11. Ru- dera von zerfallenen Häusern, und sah viele alte Steingräber, in welchen die Knochen zum Theile ganz zerreiblich waren. Wir pas- sirten sodann Niakok, und den Zelteplatz Atamik, und kamen Kalotten, grönländisch Nisangoak vorbey. Die Fahrt ist hier gefährlich, weil die offene See gerade unter das feste Land geht. — Die Gebirgsart auf dieser ganzen Strecke ist röthlicher Granit und Gneiss, in welchem der Syenit zuweilen auch der Hornblendschiefer beträchtliche Lager ausmacht. Im festem Lande ragt ein schroffer Berg über die andern hoch hervor, welches die Grönländer Tikarnak nennen. Von hier aus setzten wir über Ekalluit, wo im Sommer für die Grönländer guter Angmarsetfang ist. Rechts unter dem festen Lande liegt ein Berg, Sullukutut oder Finnfield genannt, an welchem sich eine schmale Bergkette, welche........... heisst, hinzieht, deren äusserstes Ende gegen Napasoksfiord zu bey Iglyt- siak gegen die See sich verflächt. — Rechter Hand liegt eine grosse Insel. — Wir setzten, da es ruhig war, noch über die Bucht, 1!/2 Meile von Nappasoks Land, und blieben zu Nappasok über Nacht, einer Insel, welche 16. Meilen von Godthaab, und 8. bis 9. Meilen von Nye Sukkertoppen liegt. Diese Stelle wird des guten Seehundfanges wegen von Grönländern im Winter bezogen, auch stehen hier 2. Grönländische Häuser. Die Grönländer hatten bereits die Stelle verlassen, doch kam uns eine Schaar von Hunden ent- 48 Fra Godthaab til Godhavn 1807. gegen. Die Menge von Schnee, Koth und Wasser, so wie auch die hungrige Zudringlichkeit der Hunde, zwang uns auf dem Dache eines dieser Häuser unser Zelt aufzuschlagen, welches mit jedem Tritte durchzubrechen drohte. Ich gieng noch auf den nächsten Bergen herum, und fand als Hauptmasse röthlichen Gneiss mit vielen Hornblend- schieferlagern, und gemeiner Hornblende. Sonntags. d: 10. May. Brachen wir mit Tagesanbruch auf, passirten den 11/2 Meile breiten Pustefiord oder Nappasok, sodann Bredebugt, oder Kangarsub-Ikerak, und kamen wieder nach dem festen Lande, unter welchem wir um Kangarsuksnæs herumgiengen, welche frey gegen die offene See zu steht, und bey unruhigem Wetter schwer zu passiren ist. Von hier aus giengen wir durch schmale Läufe, passirten Omanak und Sillakangitsortorbik, oder Brändvinsmanden, auf der Insel Ukaleselik, und kamen Tor- narsulik vorbey. Bey Omanak bestieg ich die Spitze, um zu sehen, ob der Isortoksfiord ruhig sey. Isortok ist das gefähr- lichste Stücke Wegs auf der ganzen Reise zwischen Godthaab und Zukkertoppen, da er einen heftigen Strom hat, welcher sich in der Mitte durch einen graulich schwarzen Strich zeigt, und auch des Seeganges, so wie der Windstösse wegen oft fürchterlich ist. Mit Süden und Nordenwind passirt man ihn am leichtesten; ausserst gefährlich ist er mit Ostenwind. Doch dieser legt sich gewönlich segen Abend, wo man zwischen 6 und 7. Uhr am sichersten über- setzen kann. — Als wir hier vom Lande ablegten, fiel der Steuer- mann, Catechet Jakoß BERTHELSEn durch einen Stromschlag in die See, wurde aber von mir und Herrn Missionär Worr ohne Schaden herausgezogen. Von Tornarsulik aus kann man gewöhnlich eine Meile Wegs zwischen kleinen Inseln (Isortoksoer) gehen, wir mussten aber, da das Eis darinnen noch fest lag, den Weg aussen herum nehmen und kamen nach Sukkertoppens-Fiord, welcher da, wo man nach der Kolonie übersetzen kann, !/a Meile breit ist. Um 4. Uhr Abends erreichten wir glücklich die Kolonie Nye Sukkertoppen, oder Manetsok, und ich nahm bey Herrn Kauf- mann OLrık Quartier. Die Kolonie liegt auf einer ziemlich grossen Insel, zwi- schen steilen Felskuppen, durch und in deren Thäler die See sich hie und da mit schmalen Armen und Buchten drängt. Der höchste nordlichste Berg dieser Insel ist Pattefield oder Iviengoit, so genannt, weil seine beyden Gipfel von ferne Weiberbrüsten gleichen. Zu ihm führen von der Ko- Fra Godthaab til Godhavn 1807. 49 lonie aus zwey Thaler, zwischen welchen sich eine mindre Kuppenreihe erhebt, die sich mit den Thälern endet, und eine unebene Fläche mit kleinen Hügeln gegen Pattefield zu bil- det. — Die Steinart dieser Gegend ist dünnschiefriger Gneiss, in welchem grauer Granit mit grauem Feldspath lagerweise liegt. — In beyden Steinarten findet sich hie und da Horn- blende, magnetischer Eisenstein, und Gadolinit in kleinen Körnern, eingewachsen. Urgriinstein- und Basaltgänge fand ich hier nicht. Oben in Nye Sukkertoppens Fiord findet sich Asbest, und Granaten mit Glimmerschiefer lagerweise. Die Gegend um die Kolonie war in den Thälern noch durchaus mit Eis und Schnee bedeckt. Zwey grasreiche Inseln, Store, und lille Grässoe liegen aussen vor der Kolonie. Montags d: 11. May. Nahm der Blanding Sreverr Joaxsex, Harpunier zu Hol-. steinsburg, welcher mit einer Jacht hier vor Anker lag, eine Grönländerin von Neu-Herrnhut. welche unserm Boote als Ruderin gefolgt war, in gütiger Protection, und fuhr mit ihr heimlich nach Holsteinsburg ab. Ich schrieb Herrn Inspecteur Мунгекрновт sogleich den Vorfall. j Von Dienstags d: 12. May, bis Sonntags d: 17. May mussten wir der unruhigen See wegen stille liegen. Ich be- nützte die Zeit, so viel es möglich war, zu Excursionen auf der Insel, und fand durchaus die obenbeschriebene Gebirgs- art. — In der Gegend des Kirchhoffes fand ich lagerweise Granat in weissem Feldspath, und Quarz; rothen Feldspath; ein grünes, granatähnliches Fossil in blaulichtem Quarz, Gado- linit in Granit eingesprengt, und schwarzen Glimmer mit me- tallischglänzender Oberfläche. Montags d: 18. May. als am Pfingstmontag verliess ich mit einem Umiak von Herrn Kaufmann OLrix, begleitet vom Catecheten FRIEDERICH BERTHELSEN als Steuermann, und 2. Kajaksmännern, und befördert von vier Grön- länderinnen als Rudervolk die Kolonie Nye Sukkertoppen. Von hier ХХХУ. 4 50 Fra Godthaab til Godhavn 1807. aus rechnet man 321» Meile nach Holsteinsburg und 25 nach Godthaab. Wir mussten der schweren See wegen innen um Sukker- toppens Insel gehen. Rechts oder in Osten hatten wir das feste Land, auf welchem Ikamiut, ein Winterwohnort der Grönländer dieses Distrikts ligt. An denselben stösst gegen Nordost eine schwere Felsenkette von hohen schroffen Klippen, genannt Suillar- sorbik. Wir giengen durch den sogenannten Hamburgersund, wo wir vielen Kajakken und Umiakken begegneten, welche auf den Sommerfang zogen, und kamen Kjerlingefield, grönländisch Ärngnasoaksakait oder Nakafik'vorbey, welche den Namen von einer Grönländerin erhalten hat, die sich vor mehreren Jahren, um den mörderischen Verfolgungen ihres Mannes zu ent- gehen, von der Spitze des Berges mit ihrem Kinde auf dem Rükken in die See hinabstiirzte. Er soll ihr zuweilen nach den Berichten der Grönländer mit einem Frillbohrer in die Schenkel gebohrt, zuweilen ihr mit einem an der Spitze gesägten Messer die Haut der Lenden aufgeschlizzet haben. Sie wohnten beyde im Thale Karosut, der Mann lief hinter ihr hinauf um sie einzu- hohlen. Als sie auf die Spizze kam, gieng sie rüklings, mit dem Gesichte gegen den sie verfolgenden Mann gekehrt, nach dem Ab- -hange zu, und stürzte sich so hinab. — Die Grönländer welche gegen über zu Ikamiut wohnten sahen sie fallen. Der Berg ist sehr schroff, wie alle hier herum. — Diese Felsenkette zusanımen nen- nen die Grönländer Ingik, weil ihre Spizzen wie Messerspizzen sind, und die ganze grosse Insel, oder das sogenannte Hamburger- land, heisst Sermesok, von Sermek, Landeis, weil alle Gipfel, Flächen und Thäler dieser Berge mit Eisblink bedeckt sind. Auch das feste Land in diesem Sunde ist grösstentheils unter ewigem Eise begraben; der Elv, welcher vormals in Sermilik herabstürzte ist nun ganz zugefroren, und nicht mehr sichtbar. An einer Stelle unter Sermesok in der Nähe des sogenannten Kommandanten ist eine bisher noch unergründliche Meerestiefe. — In dieser Gegend von Ingik gieng ich ans Land, und fand als Gebirgsmasse Granit mit rothem Feldspath und Granaten. Um 7. Uhr Abends kamen wir nach Akpamiut, oder Alke- sted, 6. Meilen von der Kolonie, wo wir über Nacht blieben. Die Stelle war ehmals im Winter und Sommer bewohnt. Die herrschende Gebirgsart von Nye Sukkertoppen bis hieher ist Granit mit röthlichem Feldspath, die Gebirge durchaus sehr steil. Zu Akpamiut fand ich ebenfalls röthlichen Granit mit senkrecht angelehntem Hornblendschiefer, dabey ein grün- liches Fossil mit Granat und Quarz. Fra Godthaab til Godhavn 1807. 51 Dienstags d: 19. May Reisten wir Morgens 8. Uhr ab. Das Thermometer zeigte 2. Grade Kälte. Wir passirten Sandhullet, (Ikaresarsuk) 1. Meile ‘nördlich von Akpamiut, und hatten Kin of Sael, oder Omannak in Süden. Auf der Westlichen Seite dieses Laufes findet sich viel Glimmersand. Wir setzten über Gamle Sukkertoppensfiord, oder Ikek, und kamen nach Gamle Sukkertoppen, oder Kan- gamiut, 2. Meilen. Der den ganzen Tag anhaltende Regen, und die schwere See nöthigte uns hier über Nacht zu bleiben. Wir landeten um 2. Uhr Nachmittags in einer kleinen Bucht. Man sieht hier noch Spuren der ehemaligen Kolonie, und viele grönländische Häuser, worunter auch ein paar sind, welche über die 1786 ver- storbenen zusammengeworfen wurden, auch eine beträchtliche An- zahl alter Gräber. Die Hauptgebirgsart ist Granit mit Hornblende und rothen Granaten. In demselben liegen ungeheure Lager von Urgrün- stein in rhombischen Trümmern, Glimmerschiefer, zuweilen grauer und rother Feldspath im nemlichen Granite eingemengt, körniger weisser Quarz und wenig Glimmer, auch ein grün- liches Fossil (Sahlit?) in Granit mit Grünsteinadern, hie und da blauer Quarz mit rothem Feldspath. Der gemeine Echinus ist häufig auch wächst schönes Gras. Mittwochs d: 20. May Reisten wir bey schwerer See Morgens ab, die drey Klippen vorbey, wovon Sukkertoppen den Namen hat, welche nördlich liegen, das Omanak der Grönländer; setzten über den Südlichen Strémfiord, (Pa), die Simiutets vorbey, welches mehrere Inseln sind, die mitten in der Mündung des Strömfiords liegen. Hier ist die Gebirgsart röthlicher Granit ohne Glimmer, mit Hornblendeschieferlagern. Der Blennius Gunellus, (Schleimfisch) grönländisch Kurksau- nak, findet sich häufig im Tange. Von Gamle Sukkertoppen zu Strömfiords nördlichem Ufer rechnet man 6. Meilen. — Man kann die Simiutæts nach Umständen östlich oder westlich passiren; doch bleibt allezeit dieser Fiord seines fürchterlichen Stromes wegen mit Umiakken eine gefährliche Tour. Er soll bis 20. Meilen ins Land hineingehen, aber am Ende schwer mit Eis überlegt seyn. Doch sollen sich auf beyden Ufern schöne Grasflächen finden. Auf dem festen Lande in Osten zeichnet sich ein Berg besonders aus, wel- chen die Grönländer seiner obenabgeplätteten Figur wegen mit 4* 59 Fra Godthaab til Godhavn 1807. einem umgestürzten Umiak vergleichen und daher Umiarsusuk nennen. Der schweren See wegen mussten wir auf dem festen Lande auf einer schmalen Erdzunge zwischen Lille Amertlok und store Ikertoksfiord liegen bleiben. Wir hatten 3. Grade Kälte und mussten auf Wasser und Eis kampiren. Donnerstags d: 21. May. Lagen wir der schweren See wegen abermals stille, und ich gieng auf Excursion; doch war leider der grösste Theil des Landes noch mit Schnee und Eis bedeckt. Hier zeigt sich ebenfalls der röthliche Granit als die Hauptmasse mit. beträchtlichen Gneisslagern, deren Trümmer in grossen rhom- boidalischen Bruchstücken umher zerstreuet liegen. Nach- mittags wurde die See etwas ruhiger; wir verliessen daher diese schlimme Stelle und kamen um Mitternacht nach Oma- nak, wo wir des hohen Eisstandes und der Ebbe wegen nur mit vieler Mühe das Boot, welches Schaden genommen hatte, aufs Land hinauf schleppen konnten. Die Steinart, welche hier des vielen Eises wegen nur wenig bemerkbar war, ist Granit. Am Ufer lagen Serpentin und Topfsteinstükke überall zerstreut. Freytags d: 22. May Reisten wir Morgens 6. Uhr ab. Um Omanak herum liegen Grundene, ‚eine ungeheure Menge kleiner Klippen, über welche man zur Ebbezeit bis über eine Meile nach der offenen See hinaus- sehen kann. Wir mussten aussen um Anders Olsens Sund reisen, weil er durchaus noch mit festem Eise belegt war. Von Omanak zu des Sundes nordlichem Ende rechnet man 4. Meilen. Wir setzten von hier über Itibliksfiord, 2. Meilen breit nach Näsfieldet grönländisch Kingersoak. Da alle Pässe auf der ganzen Reise noch zugefroren waren, so mussten wir durchaus die offene See suchen, sonst hätten wir auch hier zwischen kleinen In- seln Egils Haus verbey einen weniger gefährlichen und sichereren Weg reisen können. Von Anders Olsens Sund zu Lille Ikertoks- fiord rechnet man 11/2 Meile. Wir setzten noch über denselben, und blieben zwischen Lille und Store Ikertoksfiord auf einer Scheer über Nacht, wo wir weder Holz noch Wasser hatten. Die Hauptmasse dieser kleine Klippe ist Granit mit Spuren von Kupfergrün und grossen Lagern von Glimmerschiefer, wel- cher in sehr dfinne Platten zerspalten und zerfallen umherliegt Fra Godthaab til Godhavn 1807. 53 Sonntags [Sonnabends] d: 28. May. Setzten wir Morgens bey 5 Graden Kälte über den Store Ikertoksfiord nach Nepisenè, 11/2 Meile. Die dortigen Über- bleibsel eines Europäischen Gebäudes hält Herr GLann, und nach ihm Herr THORHALLESEN unrichtig für Normännische Rudera. — Wir kamen nach Omanarsuk 11/2 Meile, wo eine Königliche Wallfischfangeranlage ist. Wir setzten über Amertloksfiord aussen um Tömmermandsoen herum, und kamen nach Holsteinsburg, . 321/2 Meile von Nye Sukkertoppen entlegen, nachmittags um 2. Uhr . nach einer 6.tägigen Reise. Alles war hier noch tief mit Schnee bedeckt; es war also für diesmal nicht möglich Excursionen zu machen. Ich logirte bey Herrn Kaufmann Hsorrn. — Die hier wohnenden vermuthen aus dem dumpfen Tone, der sich hier bey jedem Tritte hören lässt, dass unter der Erde grosse Höhlungen seyn mögen. Auch spührt man fast jedes Jahr Erderschütterungen. — Dienstags. d: 26. May Giengen wir mit einer Schaluppe nach der eine Meile von hier auf der nordlichen Seite des Amertloksfiords belegenen Wallfisch- fängersloge Kikertursok. Die Hauptmasse der Gebirge auf dieser ganzen Strecke ist Granit mit Gneiss abwechselnd, der Glimmer des Granits fast durchaus schwarz, zuweilen stahlgrau von metallischem Glanze, mit vielem eingemengtem Magneteisenstein. Hie und da waren auch sehr kleine Granaten von der Farbe des Zinn- steins eingesprengt. — Der feine schwarze hier befindliche Sand, der als Streusand benutzt wird, hält viel Magneteisen- sand. Der hohe Berg, welcher dieser Loge in Nordwest liegt, ist unter dem Namen Kjerlinghätten bekannt. Sonnabends d: 30. May Verliess ich die Kolonie Holsteinsburg mit einem Umiak, ge- rudert von 6. Grönländerinnen. Der Blanding Danie, Joanssen, Harpunier, begleitete mich als Steuermann, und zwey Grönländer mit Kajakken. Wir passirten Prästefield, wo ehemals die Mis- sionäre wohnten, und giengen sodann nach der äussersten Näs zu, 1. Meile von der Kolonie. Wir kamen zu vielen kleinen Inseln, welche durch sehr schmale Sunde von einander getrennt sind, und durchaus aus Syenit bestehen. Bey Kangarsuk, 3. Meilen von der Kolonie giengen wir ans Land. Hier war ehemals eine Garn- stelle, auch sind ein paar alte grönländische Häuser, und einige 54 Fra Godthaab til Godhavn 1807. Zeltestellen daselbst. Die Grönländer gehen gerne von hier aus auf die Rennthierjagd. Diese Spitze des festen Landes ist ziemlich flach, mit sehr vielen kleinen Hügeln besetzt, von ziemlicher Er- streckung, und mit Sand und Geschieben aufgeschwemmet, wes- wegen Herr Inspecteur Мунтехрновт vermuthete, dass es hier Stein- kohlen geben möchte, doch habe ich keine Spur gefunden. — Diese Näs ist mit Südwest und Nord des schweren See- ganges wegen sehr gefährlich. — Die Hauptgebirgsart ist eisen- schüssiger Granit und Syenit, letzterer vieleicht etwas zinnhaltig. Wir setzten über Söndre Kangerdluarsuksfiord, wel- cher sich südöstlich ins feste Land zieht. Eine Bergreihe trennt diesen von Nordre Kangerdluarsuk, welcher nordöstlich seinen Lauf ins Land nimmt. Im erstern ist ein grosser Lachselv. Wir passirten sodann Isortosimiutak, rundliche Klippen, um welche viele Scheeren liegen. Wir sezten über Nordre Isortoksfiord, welcher eine ausserordentliche starke Strömung hat, und besonders mit Südwest schwer zu passiren ist. Nach dem Berichte der Grön- länder soll er sich durch starke Krümmungen an seinem Ende dem Ende des Südlichen Strömfiords, welcher zwischen Sukkertoppen und Holsteinsburg fliesst nähern, und die Grönländer von dem einen zu dem andern vermittelst eines Landsees, der zwischen beyden Fiorden liegt mit ihren Umiaks überkommen können. Von seinem nörd- oo lichen Ufer bis Südbay rechnet man 3. Meilen, wo wir Abends halb 7. Uhr ankamen und iiber Nacht blieben. Hier, 6. Meilen nördlich von Holsteinsburg stand ehemals die nördlichste Kolonie von Südgrönland. Mehrere Grönländische Häuser liegen in Ruinen. Die Gebirgsart ist Granit mit Scapolith und Granat ge- mengt, welcher mir titanhaltig zu seyn scheint. Das Gestein ist sehr verwittert. Hiebey ein grünliches, gelbliches und schwarzes Fossil, erstere beyde halbdurchsichtig; ferner ein- gemengter Eisenglanz, und lagerweise Glimmerschiefer mit blassrothen Granaten. Der Gang worin diese verschiedenen Fossilien vorkommen, ist stehend; die Schichtung der Steinart von Nordwest in Südost abfallend. Der Quarz ist durchaus sehr glasigen Bruchs. — Auf dem flachen Lande und gegen die See zu findet sich sehr feiner etwas eisenhaltiger Quarz- und Granat-sand. — Der Glimmer der Gebirgsart ist schwarz, zuweilen von metallischem Glanze. — Sonntags. d: 31. May. Stand das Thermometer auf 4. Graden Kälte, und die Nacht Fra Godthaab til Godhavn 1807. or or durch fiel ziemlich Schnee. Wir reisten um 10. Uhr Vormittags ab, passirten Temert .......... und) Par toys DØR бег, und giengen Niakok, eine Nis vorbey, wo mit Nordwind schwerer Seegang ist. Unter dem Lande liegen hier viele Scheeren. Wir setzten über den gefährlichen Nordre Strémfiord, welcher mit ААА Wind schweeren Seegang hat, und wie ein Maalstrom treibt: Bis hieher rechnet man 10. Meilen, und der Fiord ist die Gränze des Nordl. und Südl. Inspectorats. Nordgrönland. Wir giengen Strömfiords Storoe, oder Simiutak welche Insel mitten im Fiord liegt, und Iglorsoit, wo ehemals mehrere Grönländerfamilien wohnten vorbey, kamen nach Innuksuks äus- serster Näs, und sodann nach Rommelpotten, oder Ekallur- soit, 4. Meilen. — Der Ebbe und der steilen Eiskanten wegen konnten wir auf der südlichen Seite desselben nicht aufs Land kommen, und giengen inRommelpottensfiord aufwärts, mussten abermals 2. Stellen verlassen, ohne landen zu können, und kamen endlich gegen 12. Uhr Mitternachts an eine beeiste Insel Akfik genannt, wo wir über Nacht blieben. — Die ganze Gegend, welche wir diesen Tag durchstrichen, besteht aus ziemlich niedrigen Kuppen von Granit und Gneiss mit Syenite abwechselnd. Die Gebirgsart hält meistens Alman- din und Granaten, auch Hornblendekristalle, und der Glimmer ist schwarz, oft eisengrau, und auf der Oberfläche metallisch glänzend. Rommelpottens reicher Lachselv und Landsee ist der grösste in Grönland. — Die Gebirgsart ist hier herum durchaus stark eisenschüssig, und hält auf der Nordseite des Elvs viel Reisbley. Die vier Meilen von Strömfiord hieher sind bey unruhiger See sehr gefährlich. Die Stelle ligt 15. Meilen von Holstensburg. Monat Junius. Montags d: 1. Junius. Reisten wir um halb 10. Uhr ab, und mussten meistens aus- sen um die Inseln gehen, da vieles Treibeis dazwischen lag. Wir passirten Omanarsuk oder Rifkol, und Nunarsoak, wo einst eine Anlage war, welche nun geschleift ist. — Auf der Südwest und Westseite von Rifkol findet sich Kieselschiefer und hornblendartiger Basalt in Granit. 56 Fra Godthaab til Godhavn 1807. Von Rommelpotten hieher sind 7. Meilen. Wir giengen um die Nas Isisortok, wo einst guter Seehundfang war, und viele zerfallene grönländische Häuser zu sehen sind. Wir setzten über Fattighusfiorden. Aussen vor liegen mehrere Inseln. Bey einer Manetsok genannt, landeten wir Mittags. Hier ist Granit die vorwaltende Gebirgsart, lagerweise grünlicher Granit. Nachmittags von 4 bis 7. Uhr zeigte sich bey neblichter Luft ein sehr starker dreyfacher Sonnenring. Wir giengen .Nunarsoak vorbey, nach Simiutuluk, Frygt og Fare genannt, weil Kaufmann Dorr hier einmal mit einem Fahrzeuge kielseegelte. Daselbst blieben wir, obgleich die Stelle noch ganz mit Eis und Schnee bedeckt war, über Nacht. Dienstags den zweyten Junius mussten wir eines schweren Sturmes wegen, welcher aus Nordost den ganzen Tag anhielt hier stille liegen bleiben. — Mittwochs d: 3. Junius Nachmittags reisten wir ab, da die See sich etwas gelegt hatte. Wir setzten vollends über Atanarmefiord, welcher !/a Meile breit ist, und kamen durch mehrere kleinere Inseln nach Aulusuviksfiord, 11/2 Meile breit, nach Biörnenässet oder Innuksulik, einem schmalen Erdstrich, der ein ziemliches Stücke in die See hinaus reicht. Hier stehen viele Grönländische Rudera. Vor ein paar Jahren gieng hier ein Umiak mit einigen 20. Per- sonen zu Grunde. Von Atanarme hieher rechnet man 7. Meilen. Hier in der Nähe auf Lille Simiutak, wo wir gegen Mitter- nacht ankamen, blieben wir über Nacht. Die Gebirgsart auf dieser Insel so wie in der ganzen Gegend ist grobkörniger Granit mit Adern und Lagern von fleischrothem Feldspath. Der Lichen saxatilis und proboscideus findet sich in grosser Menge. Nachts hatten wir 5 Grade Kälte, und Schnee. Donnerstags d: 4. Junius. Reisten wir Morgens 9. Uhr ab. — Das Land verflächt sich hier herum die Berge werden sanfter. Das Thermometer zeigte 5° Kälte. Wir passirten viele Inseln, und kamen nach Kikker- tarsoeitsiak, 3!/a Meilen. Auf dessen nördlicher Seite liegt eine Klippe, welche viel Eisenokker in Granit hat. Hier finden sich auch lose Bergkristalle. Von hier nach Portusok rechnet man 1. Meile, von wannen wir über 1. Arm des Nivaakfiords oder vielmehr Sundes, 1'/2 Meile, setzten, und sodann nach Mangamiut kamen. Von hier aus rechnet man noch 3. starke Meilen nach Egedesminde. Wir konnten aber der schweren See wegen Kangar- suk nicht vorbeykommen, und mussten in einer südlich vor dieser Godhavn 1807. 57 Stelle liegenden Bucht Tessiursarsuk über Nacht bleiben. Die Anlage Westereiland war uns in Nordwest. Freytags, d: 5. Junius. Reisten wir Morgens S. Uhr bey Windstille und 2. Graden Kälte ab, giengen Kangarsuk vorbey und kamen um 1. Uhr nach Egedesminde, grönlandisch Ausiæt. Die Bucht und die ganze Gegend war noch mit Eis und Schnee belegt, doch war ersteres bereits im Hafen geborsten. Wir mussten uns also über die Trümmer wagen, um nach der Kolonie zu kommen und den Umiak auf der Stelle, wo wir landeten zurücklassen. — Ich wurde von Herrn Koren und Missionär Hartz sehr freundschaftlich auf- genommen. — Sonnabends d: 6. Junius Giengen wir durch die Inseln über Diskobucht nach Hunde- eiland, und von da nach Kronprindsenseiland, wo wir wegen Sturm den 7 stille lagen. Montags, d: 8. Junius Reisten wir ab, und Komafik vorbey, und trafen Nachmittags 5. Uhr, nach einer Reise von 5. Wochen, zu Godhavn, auf Disko- eiland ein. Aufenthalt zu Godhavn. Die gütige Aufnahme, welche ich bey Herrn Inspecteur Morz- FELDT genoss, ist über mein Lob erhaben; die frohen Tage, welche ich in seinem hebenswiirdigen Umgange zubrachte, werden mir, so lange ich lebe, unvergesslich bleiben. Freundschaft kann auch das Herz in einem so kalten Klima erwärmen. Wir benutzten, wenn es die Witterung, die beständig nass, kalt und unfreundlich blieb, es zuliess, die Zeit zu kleinen Excursionen, schrieben auch zugleich den 11 Junius an die Königlich Grönländische Handelsdirection in Kopenhagen, und gaben den Brief einem Englischen Kapitän, namens STAREY, welcher in dem Hafen vor Anker lag, mit. — Donnerstags d: 18. Junius Machte ich mit Herrn Assistenten Mörk, welcher auf den Speckhandel nach Iglytsiak reiste, eine Excursion. Die Stelle liegt 4. Meilen östlich von Godhavn auf Diskoeiland. Um 7. Uhr Abends kamen wir mit der Schaluppe dorten an, und nahmen in dem Zelte eines Grönländers Quartier. Ich wiedmete den Abend und die Nacht, mich in der Gegend umzusehen. Das Grundgebirge ist Gneis mit Granit, auf welchem die dieser Insel durchaus eigene Trappformation aufsitzt. Grössere und kleinere Geschiebe von diesen Steinarten sind in einem 58 Godhavn 1806. Sandlager auf und eingeschwemmt, in welchem ich Alaun- schiefer mit gelbem Beschlag, Schieferthon, Kohlenschiefer, Braunkohle und Pechkohle fand. Ein der schwarzen Kreide ahnlicher Schieferthon zeigt sich ebenfalls hier. Der Trapp, an welchem dieses Sandlager ansteht, enthalt kieine Analcime und Chabasiekristalle. — Der vorkommende Basalt ist meisten- theils fünfkantig prismatisch. Besonders ausgezeichnet sah ich bey einem Elv eine Basaltklippe von gebogenen Saulen, welche schön gruppirt, und ganz von dem Meere umströmt ist. Westlich vom Zelte waren mehrere Zelteplätze auf Hügeln und Flächen mit Geschieben der Gebirgsart bedeckt, auf welchen viele Weissfischknochen umherlagen. Auch mehrere alte heidnische Gräber finden sich hier. Bey einem derselben fand ich Ueberbleibsel von grünländischen Geräthschaften und einen Оо. — Die Stelle war ehemals auch zur Winterszeit bewohnt. — Freytags d: 19. Junius Morgens um 2. Uhr seegelten wir mit Speck und Thran wohl- beladen, unter einem scharfen Südwestwinde zurück, und hatten kaum den Hafen erreicht, als sich plötzlich ein Orkan erhob, wel- cher das Transportboot im Hafen von Tau und Anker riss, und treiben machte; welches aber doch gerettet wurde. Wären wir nur eine Viertelstunde späther von Iglytsiak abgereist, so würden wir ohne Rettung verlohren gewesen seyn. — Mittwochs d: 24. Junius. Sahen wir von der Udkik ein Danisches Schiff ungefehr 4. Meilen vom Lande, welches für den Hvidfisk erkannt wurde. Der Herr Inspecteur sandte eine Schaluppe aus, um die Papiere ent- gegen nehmen zu lassen, welche auch gegen Abend zu unser aller Freude damit zurückekam. Heute und gestern fiel auf Disko einen halben Fuss tiefer Schnee. — Donnerstags. d: 25. Junius. Morgens 4. Uhr gieng Schiffer Тлковеве mit dem Schiffe Hvid- fisken im Hafen bey Godhavn vor Anker. Freytags d: 26. Junius Fiel abermals bey 2. Graden Kälte ziemlich viel Schnee, der ganzen Tag anhielt. — Sonntags. d: 28. Junius Erblichten wir abermals von der Udkig ein Dänisches Schiff. Heute war 3 Grade Wärme. Fra Godhavn til Upernivik 1807. 59 Montags. d: 29. Junius Morgens 7. Uhr kam Kapitän Marniesen mit der Brigg hvide Björn vor Anker. Ich erhielt durch ihn ein gütiges Schreiben von der Königlich Grönländischen Handelsdirection. Monat Julius. Sonnabends а: 4. Julius Verliess Kapitän Marniesen Godhayn, um seine Reise nach Omanak fortzusetzen. Sonntags. d: 5. Julius Erhielt ich von Herrn Inspecteur Morzretpr die nöthigen Pa- piere und Instructionen zu der vorhabenden Reise nach Upernavik; da er mich mit dem Auftrage beehrt hatte, sein Stellvertreter bey den dortigen Verhandlungen und der Zusammenberufung der Grön- länder zu seyn. — Reise nach Upernavik mit der Brigg Hvidfisken. Montags — den 6%" Julius Morgens halb 7. Uhr trat ich mit Herr Ritrer und seiner Frau die Reise an. Das Schiff war bereits aus dem Hafen, weil die Anker von dem Schiffer gelichtet wurden ohne den zweyten Seegelschuss zu thun. Wir fuhren mit einer Schaluppe nach, und holten es aussen vor Lindbergs Scheer ein. Um 8. Uhr hatten wir Kıödoen in Osten. Der Wind war Südost, wir steuerten in West Nordwest. Gegen 9. Uhr kamen wir an Fortunebay und Kangarsuk, gegen Mittag an blaa Field und gegen Abends an Diskofiord. Dienstags d: 7. Julius Wind: S.S.W. dann Stille; um 3. Uhr Nachmittags neblicht. Nördliche Breite 69° 28’. Gegen Mitternacht hatten wir Diskolands Nordhukk in Südost, und waren ungefehr 3. Meil. vom Lande. Mittwochs d: 8. Julius. Wind: Nordost, dann etwas südlich. Wir hatten Disko Bay in Ost gen Ost, und waren kaum drey Meilen vom Lande. Nord- liche Breite war 69° 37’. Abends: Wind: Ost Nord Ost. Kurs: Nord. In Ost gen Ost lag uns Haseneiland. Das Waygat in Südost. Wir sahen Kapitän Marsıesen unter dem Lande seegeln, und wendeten nördlich. — Donnerstags d: 9. Julius. Morgens: Wind: Nordost gen Ost. Kurs: Nord N. West. Um 8. Uhr wendeten wir in Nordost. Die Luft war ziemlich klar. 60 Upernivik 1807. Unter Omanaksfiord lagen mehrere Eisberge. Mittags hatten wir Haseneiland in Ost, und waren ungefehr 4. Meilen vom Lande. Nördliche Breite war 70° 2’, — Abends wurde der Wind Südlich. Kurs: Ost, Nord Ost. Freytags d: 10. Julius. Wind Südlich. — Wir hatten Mittags ukjendte Eilande in Süd Südwest. Nördliche Breite 71. Grade. Sonnabends d: 11. Julius Gegen Mittagszeit lag uns Svartenhuk in Ost Süd-Ost. Der Wind war südlich und die Nordliche Breite 71° 34’. — Sonntags d: 12. Julius Sahen wir viele Eisberge und Eisfelder. Gegen Mittag hatten wir Karsorsoak in Ost Nord Ost und waren ungefehr 3. Meilen vom festen Land. Der Wind war West Süd West. Montags. d: 15. Julius Passirten wir Fuglefield mit Südlichem Winde. Mittags hatten wir Karsorsoak in Südost. — Um halb 7. Uhr passirten wir Upernavik, giengen durch den Sund Ikersoak, und warfen im Hafen Sidleit bey Itiblingoak, um 8. Uhr Abends Anker. — Dienstags, d: 14. Julius Machte ich eine Excursion nach Itiblingoak und fand auf dieser Stelle viele Überbleibsel von Häusern und Gräbern. Die Gebirgsart ist Granit, mit häufig eingemengtem edeln Granat, und einem braunen blättrigen dem sogenannten Antophyllite ähnlichen Fossile. Das Gebirge ist sehr zer- klüftet, und an vielen Stellen in eine Menge groben Sandes zerfallen. — Mittwochs d: 15. Julius Morgens besuchte ich die Gebirge, welche südlich von Itib- lingoak liegen. Ich fand hier die Clio retusa. — Merkwürdig ist es, dass in dieser ganzen Gegend am Seestrande keine Lepas mehr zu sehen ist. Donnerstags d: 16. Julius Besuchte ich die bey Itiblingoak nordlich liegenden Berge. In Osten jenseits eines Sundes lag mir der steile Karsorsoak. Die Gebirgsart ist Glimmerschiefer und Granit mit vieler ein- gelagerter Hornblende. Upernivik 1807. 61 Ich bemerkte hier gegen den Strand zu mehrere Eidervögel- nester auf hohen Felsenkuppen. Vieleicht ziehen sie zuweilen so hoch, um vor Nachstellungen sicherer zu seyn. — Überhaupt finden sich die Eidervögel in den Nördlichsten Gegenden mehr unter dem festen Lande ein, da sie in den südlichern sich mehr nach der See zu auf kleinen Inseln besonders in der Brutzeit aufhalten. Freytags. d: 17. Julius Machte ich eine Excursion auf der Insel Upernavik selbst, gegen die Nordre oder Griisebugt zu, wo gewöhn- lich die Fahrzeuge und Schaluppen liegen. Hier fand ich den Gneiss vorwaltend, in demselben magnetischen Eisenstein, lager und nesterweise ein lauchgrünes dünnblättriges dem Sahlite etwas ähnliches Fossil, in undeutlichen kleinen Prismen sparsam eingemengt, mit dem obengemeldeten braunen dem Antophyllithe ähnlichen Fossile, ferner Chlorit, Quarztrümmer von Kupfergrün gefärbt, und am Strande eine ungeheure Menge magnetischen Eisensandes mit vielem schwarzem Glim- mersand. Daselbst findet man auch den Gneiss in grossen sehr feinkörnigen grauen Platten, mit wenig Glimmer in hori- zontaler Richtung gelagert. Sonnabends d: 18. Julius. Gieng ich Nordre Bugt vorbey, nach Upernaviks äus- serster Spizze, wo ich viele alte Gräber und durchaus Gneiss als die Hauptmasse fand. Ich musste die ganze Zeit bisher auf kleine Excursionen verwenden, da ich noch keine Gelegen- heit hatte, ein Dänisches oder Grönländisches Fahrzeug mit Besezzung zu erhalten. Sonntags, d: 19. Julius als am nemlichen Tage an welchem ich laut meinem letztern Tagebuche die Reise von der Südlichsten Kolonie nach Staatenhuk angetreten hatte, trat ich auch heute von der Nördlichsten Kolonie Upernavik, meine weitere Reise nach dem Nördlichen Eisblink an. Reise nach dem Nördlichen Eisblink. Sonntags, d: 19. Julius Nachmittags um 4. Uhr gelang es mir endlich abzureisen, 62 Egnen Nord for Upernivik 1807. nachdem von den 6. gemietheten Grönländern den Tag über bald der eine oder der andere weggelaufen, oder wieder nach Hause ge- gangen war. — Der Grönländer Sarkar oder ZacHarias folgte als Steuermann mit. Wir landeten zuerst auf Upernaviarsuk, 2. Meilen nürdlich von der Kolonie. Es ist eine kleine flache Insel, und war ehemals ein Wohnort der Grönländer, wo viele Weissfische gefangen wurden. Sie besteht aus Granit, hie und da mit schönem blau- lichem Quarze, grünlichem Feldspathe, Wernerit, Grünem Flussspathe, und Magneteisenstein. Am Strande fand ich in den von der See ausgespühlten Vertiefungen des Gesteines schön kristallisirtes kubisches Seesalz. — Wir kamen um Mitter- nacht Arbeitsiak an, wo wir liegen blieben, weil ein schwerer Südweststurm begann. : Ich gieng die Nacht durch auf Ex- cursion. Die Gebirgsart ist Granit mit häufigem Granat, grosse Lager von Glimmerschiefer mit Granat, ein grünes talkartiges Fossil mit Quarz in kleinen Lagern beym Granite, hie und da ein wenig Graphit beygemengt. — Im Granite bemerkte ich an einigen Stellen blauen Quarz, welcher sich auch gang- weise einfindet, und zuweilen ganz dunkelblau ist. Auf der westlichen Näs gegen die offene See zu traf ich viele Zeltepläzze, und an vielen Stellen eine Menge von Eidervögeln auf den Nestern. Ich war leider auf dieser Stelle Augenzeuge von dem barbarischen Vergnügen der Grönländer, die jungen Eidervögel, welche noch kaum schwimmen konnten, von den Nestern in die See zu jagen, sie dann mit Steinen zu verfolgen, oder gegen die Klip- pen zu schleudern, ohne einen andern Zweck zu haben, als ihre Mordlust zu befriedigen. — Sie wachsen mit dieser grausamen Be- gierde auf; der Vater kann seinem kleinen Jungen, wenn er vom Fange zu Hause komt, kein angenehmeres Geschenk mitbringen, als einen armen Vogel, mit welchem er spielen, das ist: ihn von einer Ecke nach der andern schleudern, und zulezt mit seinem kleinen Pfeile unaufhörlich nach ihm werfen, und ihn so auf diese Art zu Tode martern kann. Es hilft nichts, ihnen hierüber etwas zu sagen, so lange sie noch auf der untersten Stufe der Aufklärung stehen, und — Ponrorrwans Heilsordnung klärt sie wahrlich nicht auf, so wenig als THomas a Kempis. Montags d: 20. Julius Es stürmte die ganze Nacht aus Südwest, wir mussten also Vormittags liegen bleiben; welches eben nicht sehr behaglich Egnen Nord for Upernivik 1807. 63 war, da wir kein Zelt mit uns hatten, und also alle zusammen under das Schaluppenseegel kriechen mussten. Um 5. Uhr Abends liess der Sturm etwas nach, und wir reisten also ab. Nach ein paar Stunden, ais wir aus den Inseln herauskamen, begegnete uns das Speckboot von Upernavik, welches nach Tessiursak gehen sollte, um Produkte für die Einschiffung zu holen. Ich gieng an Bord desselben, und liess die Schaluppe mit der Mannschaft nachfolgen. — Der Wind blies sehr scharf siidlich, so dass wir noch die nem- liche Nacht nach 1. Uhr Tessiursak ein Forsög, 16. Meilen nordlich von Upernavik erreichen konnten. — Der Hafen hier ist geräumig und liegt östlich unter dem Lande, ist tief genug, und vor schweren Gebirgswindstössen hinlänglich gesichert. Rechts am festen Lande beym Einlaufe liegt Imnersoak, ein hoher steiler Granitberg sonst auch Maagefield genannt. — Ich musste von hier noch 1/4 Meile über Land gehen, um das Zelt des dortigen Formands Maps Тномзем, welcher hier die Produktenhandlung und den Garnfang betreibt, zu erreichen, wo ich ein paar Stunden schlief. Dienstags d: 21. Julius. Vormittags sah ich mich auf dieser Insel um. Die Ge- birgsart ist Granit mit grossen Urgrünstein und Chloritlagern. Dem Granit ist edler Granat, und das braune blätterige Fossil, welches sich auch zu Upernavik findet, beygemengt. Auch hier ist der magnetische Eisenstein sehr häufig, welcher über- haupt auf der ganzen Küste von Grönland von Süden nach Norden allgemein verbreitet ist. — Ausser Maps THomsen, welcher hier auch ein Grönländisches Haus für sich erbauet hat, so wie auch ein Speckhaus, stand noch ein von einer heidnischen Grönländerfamilie bewohntes Zelt. — So- bald Maps Tromsen den Speck und die andern Produkte abgeliefert hatte, reiste ich in seiner Begleitung mit meinen Grönländern bey Westlichem Winde weiter nach Norden ab. Wir passirten Kasor- soak, zum festen Lande gehörig, wohin die hiesigen Grönländer gewöhnlich auf den Rennthierfang gehen, hatten zu Osten eine kleine Insel, Kamutsuengoak, von Kamutit ein Schlitten so genannt, weil die Grönländer hier im Sommer ihre Schlitten auf- bewahren. In Nordwest lag uns Ujortlersoak, und Uiortlen- goak, welche Insel ich, auf der Rückreise zu besuchen mir vor- Bahn min. NEN: We Jae uns. cu. , welches so viel heisst: als еше Insel; welche . . SE 2... In Osten war uns Saitok, oder etwas, das flach ist. Die Gebirgsart dieser Insel ist Granit. Sie war ehemals bewohnt, aber im Jahre .... froren hier ein paar Grönländerfamilien ein, welche, weil sie nicht auf den Fang gehen konnten, unbeschreiblichen Hunger litten. — Seit dieser Zeit wird 64 Egnen Nord for Upernivik 1807. die Stelle, welche für den Bärenfang sehr gelegen war im Winter nicht mehr bewohnt. — Wir fuhren sodann durch Ikaresarsuk, welches ein grosser breiter Sund ist, nach......... ‚ wo ich ans Land gieng. Ich fand hier viele alte Ruinen von verlassenen Grönländischen Häusern, mehrere heidnische Gräber, kaum noch kennbare Spuren von Zeltepläzzen, aber nirgends eine menschliche Seele. Meine Grönländer machten hier Schwierigkeit weiter zu reisen, so wie sie sich überhaupt die ganze Zeit über widerspenstig und träge, den einzigen Steuermann Sarkak ausgenommen, zeigten; doch mit Maps Tromsex Hülfe brachte ich sie wieder von der Stelle. Die Gebirgsart in diesem ganzen Sunde ist Granit mit Gneiss, ersterer oft mit Granaten, in beyden grosse Lager von Hornblendschiefer. — Den ganzen ein '/2 Meile langen Sund constituirt auf beyden Seiten die nemliche Gebirgsart. — Wir wendeten nun in demselben, welcher sich beynahe in einem halben Kreise zieht, nach Nordwest, und blieben, da schon Mitternacht vorbey war, über nacht zu Ikaresa..... auf der Nördlichen Seite des Sundes. Auch hier waren Spuren von alten Zeltepläzzen, doch nicht von Winterwohnungen. Mittwochs d: 22. Julius. Ich benützte die ganze sogenannte Nacht, da die Sonne in Norden ziemlich hoch über den Felsen stand, zu Ex- cursionen. Die Gegend ist fürchterlich verstürzt und zerrissen. Man meynt, jeden Augenblick müssten die ungeheuersten Gebirgs- massen, welche hie und da ganz frey überbängen, und schein- bar, nur auf kleinen Punkten ruhen, herunterstürzen. — Die fürchterlichen zum Theil ganz neulich losgerissenen Granit und Gneissmassen, deren Bruchflächen noch ganz scharf und unbemoost sind, und an vielen Stellen zusammenpassen, zeigen hinlänglich die Revolutionen jedes kommenden Frühlings, wo sich die durch Eis losgesprengte Stücke ablösen, und nieder- stürzen, welchem gefährlichen Schauspiele ich oft um diese Zeit auf meinen Wanderungen mit Entsetzen zugesehen habe. — Ich fand hier Granit häufig mit edelm Granate, und grossen Egnen Nord for Upernivik 1807. 65 6. seitigen schwarzen Glimmertafeln, geadertem Feldspath; Granit mit rosenrothem und grünlichem Quarz; in weissem Quarz kleine, gelblichgrüne Feldspath (Wernerit?) kristalle, und viel Magneteisenstein. Die niedergestürzten zum Theil mit Moosarten überwachsene, zum Theil noch frische Steinarten sind mit einem glimmrigen braunrothem und gelblich braunem Thone bedeckt, den der schmelzende Schnee im Sommer von den höhern Kuppen niederschwemmt: das hie und da fest- liegende Eis so wie der Schnee war beynahe hlutroth davon gefarbt, welches im Glanze der Sonne wie brillantirte Rubinen aussah. — Die grossen Sprengungen in der ganzen Gegend sind Beweise von Gewaltigen Erderschiitterungen. Mit frühestem Morgen reisten wir von hier ab nach Nullok (Вбу, oder Rumpe). Hier stehen späth im Herbste gewöhnlich Grönländer, um Weissfische welche des tiefen Wassers wegen dicht unter Land gehen mit Lanzen zu erlegen. Vor kurzer Zeit missten hier bey solcher Gelegenheit einige Grönländer ihren Umiak, welcher durch einen Orkan in die See geschleudert wurde. Die Gebirgsart ist der vorhin beschriebene Granit mit grossblättrigem schwarzem Glimmer und Quarz, mit gelblich- grünen kleinen rhombischen Kristallen. — Мой ТКкатеза 2"... aus bis hieher hatten wir еше Menge’ Eisberge zu passiren, die der Eisfiord, über welchen wir sezzen mussten, auswarf. Lunde (Alca Grönlandica) und Theiste / Uria Grylle) bedeckten hier gleichsam die See. — Das feste Eis des Blinks lag kaum !/a Meile von uns. Ich gedachte noch so weit nördlich zu gehen, als es möglich wäre, und so wagten wir uns um Nulloks Nes herum. — Die Gebirgsart des oben erwähnten Granits wurde durch sehr grosse Lager von Hornblendschiefer unterbrochen; das Gebirge des festen Landes ist hier ausserordentlich steil. Wir erreichten endlich den ungeheuren Nördlichsten Eis- blink, welcher eine Näs weit gegen die See hinaus bildet. — Das Treibeis, welches bey ziemlich starkem schäumendem Seegange der nördliche Windstoss auf uns zutrieb, machte mich sehr besorgt, als zu allem Unglücke noch ein dichter nachtähnlicher Nebel fiel. Wir wendeten zwar sogleich, aber demungeachtet verirrten wir uns doch in eine Bucht, weil wir des Eises wegen kreuz und quer uns durchschlagen mussten, welche den Grünländern ganz unbekannt XXXV. 5 66 Egnen Nord for Upernivik 1807. war. Wir mussten also den Weg durch die Eistrümmer wieder heraussuchen, um freye See zu gewinnen. — Es war ein schwiiler Tag und die Eisberge krachten unaufhörlich von allen Seiten. Wir setzten westlich nach der offenen See hinaus, und sahen end- lich, als sich der Nebel etwas vertheilte, das wir südwestlich von Nullok ab, und ungefehr 2. Meilen vom Lande waren. Wir legten nun wieder gegen das feste Land, und kamen mit vieler Miihe bey einem raschen nördlichen Winde nach Saitok um Mitternacht, von wannen wir Donnerstags d: 23. Julius nach einstündiger Ruhe um 1. Uhr Morgens unsere Reise wieder fortsetzten. Wir kamen bey dichtem Nebel nach Ujortlit, der nördlichsten dieser drey äusserst zur See lie- senden Inseln, auf der mittlern Uiortlersoak stieg ich ans Land und brachte daselbst 3. Stunden zu. Nach dem Berichte einiger Grönländer sollten sich hier Steinkohlenlager finden. Das Probestück welches einer vor einiger Zeit bey Herrn Kaufmann Wmpwe abgeliefert hatte, war rabenschwarze fein- körnige Hornblende. Die Insel ist klein von allen Seiten gleich schroff und steil, so dass man nur mit Mühe hinaufklettern kann, welches die Grönländer im Frühjahre thun, weil in den steilen Felsenwänden der Insel sich viele 1000 Mäwen und Tattarakken der Brutzeit wegen aufhalten. Die ganze Insel ist durchaus Urgebirge, keine Spur von Flöz, oder aufge- schwemmtem Lande. Der Gneiss ist vorwaltend, mit Glimmer- schiefer und Granitlagern, in welchen Graphit sich findet. Im Granit bemerkte ich ausserdem noch ein neues unbekanntes grünes, sowie ein blaues Fossil in eingewachsenen 6. seitigen Prismen, ferner Strahlstein, und das dem Anthophyllithe ähn- liche braune Fossil. — Der schwarze Glimmer ist in 6. seitigen Prismen und Tafeln kristallisirt. In kleinen Lagern findet sich schöner weisser Feldspath, Wernerit, und blauer Milch- quarz. Magneteisenstein ist an allen Stellen sichtbar, und die ganze Insel sieht von ferne okkergelb aus, welches von dem verwitterten Glimmer mit Graphite herkommt. — Wir verirrten uns bey dem eingefallenen dichten Nebel aber- Egnen Nord for Upernivik 1807. 67 mals ein wenig, fanden uns doch wieder zu rechte und kamen Kamutsuengoak vorbey, worauf wir um 10. Uhr Vormittags glücklich zu Tessiursak bey Maps Taomsexs Zelte anlangten, wo ich ein paar Stunden der Ruhe nöthig hatte. — Abends um 4. Uhr reiste ich in Begleitung von Maps Тном- SEN von hier wieder ab. — Das Speckboot war bereits zur Kolonie zurückegeseegelt. Wir hatten in Nordosten Imnersoak, oder Maagefield, südlicher lag uns..... ein alter grönländischer Wohnplatz, in Südost Imneitsiak, eine sehr steile Klippe und nahe dabey eine kleine Insel, ebenfalls Upernavik genannt, ein Sommeraufenthalt der Grönländer — doch nun ist diese ganze Strecke bis Najait unbewohnt. Wir wendeten hierauf nach N... ., einer langen und breiten Insel, wo wir über Nacht blieben, da es Mitternacht war. Freytags. d: 24. Julius. Ich war die Nacht durch auf Excursion. Die Insel be- steht vorzüglich aus Granit und angelehntem Glimmerschiefer. Im erstern fand ich edeln Granat, und das lauchgrüne Fossil von Fettglanze, welches auch zu Arbeitsiak vorkommt; lager- weise Hornblendschiefer mit Quarzartigem Hornstein, weissen geaderten Feldspath, Wernerit, kristallisirten Feldspath, Strahl- stein, braunen und braunrothen feinkörnigen Sandstein in grossen losen Massen, und am Strande horizontalgelagerten Thonschiefer mit Dachschiefer, auch rosenrothem !Quarz in losen Stücken. — Viele schöne Krytogamien. In der See die Clo retusa, eine beutelförmige Meduse, einen besondern Krebs, und eine Sepia Loligo. — Vormittags 9. Uhr reisten wir mit scharfem Nordwestlichen Winde ab, hatten in Osten das hohe feste Land Karsarsak, an diesem südlich eine Näs an welchem Ikkek, ein Fiord, gegen 5. Meilen lang in 2. Armen südlich und nordlich unter das feste Land hinein bis an den Eisblink reicht. Am Einlaufe des Fiords liegt ein Omanak. Man kann hier von Südwest aus stehend, den Eis- blink an 4. Stellen aus dem festen Lande hervorragen sehen. Auch hier soll einst nach der Grönländer Bericht eine Durchfahrt nach der Ostseite des Landes gewesen seyn. Rund herum liegen viele kleine Inseln. . . . . . .. genannt, zerstreut, unter diesen war eine kleine flache ehemals ein gewöhn- licher Grönländischer Winterwohnort, man sieht noch ein zerfallenes Haus. Es wächst hie herum ziemlich Gras, und die Eidervögel nisten auf diesen kleinen Inseln in unglaublicher Menge. — Hier 5* 68 Upernivik 1807. rechnet man gerade den halben Weg oder 9. Meilen zwischen Tes- siursak und Upernavik. Auf der ganzen Reise stand ein Nebel- bogen über unserm Zenith von 10. Uhr Vormittags bis 4. Uhr Nachmittags, ohne dass das Land in Osten verhiillet geworden wäre. — In Nordwest, nördlich von Najait lagen uns die äusser- stenulnseln: Содис lezteres Wort will so viel sagen, als: etwas, das im Wege liegt (dass man nicht auf den Fang kommen kann). Wir hatten in Westen Tussa...., einen grön- ländischen Zelteplatz, und ôstlich ........ eine Winterwohnstelle, und kamen sodan nach Najait, oder Маасевет, wo wir bey dem Grünländer Simon, Bruder meines Führers Злкклк über Nacht blieben. Dies hier war zwischen einer über 30. Meilen langen Landstrecke der Küste entlang, nebst der Familie zu Tessiursak, die wenigen Grönländer, in allem ungefehr 20. Personen, welche ich angetroffen habe. — An dieser Stelle, welche aus mehrern schroffen Inseln besteht, fand ich als die Hauptgebirgsart Gneiss mit vielem edelm Granat eingesprengt. Der Gneiss ist in grosser Menge in 4. kantige und rhombische Bruchstiicke zerfallen. In dem- selben liegen Lager von grobschiefrigem Schriftgranit, und Granit mit Graphit, hie und da mit etwas saphirblauem fein- eingesprengtem Flussspath. In der Bucht, welche zugleich auch ein Hafen ist, sah ich mehrere Cliones retusas (Akaurset) und Tullukaurset oder Tullukeit auch mehrere schüsselförmige graublaue ziemlich zähe Medusen. — Sonnabends d: 23. [25] Julius Reisten wir mit gutem Nordwestwinde Vormittags um 10. Uhr ab, passirten Arbeitsiak, und Upernaviarsuk, woselbst wir landeten. Wir giengen sodann die Landspizze von Sermesok, und die Bucht von Kasorsoak vorbey, welche uns in Osten lagen, und kamen Abends 4. Uhr glücklich nach der Kolonie Uperna- Vik zurück. — Sonntags. d: 26. Julius. Entledigte ich mich des von Herrn Inspekteur Morzretpr er- haltenen Auftrags, und liess die Grönländer des Bezirkes zusammen- berufen, um ihre etwanigen Beschwerden anzuhören, und die ge- wöhnlichen Belohnungen für Fleiss und Strebsamkeit auszutheilen. In Hinsicht dieser Verrichtung beziehe ich mich auf Herrn Inspec- teur Morzrerprs hierüber an die Königlich Grönländische Handels- direction eingesandten Bericht, da die Sache nicht in dieses Tage- buch gehört. Die erste Prämie erhielt Simon von Naiait, der beste und geschikteste Seehundfänger dieses Distrikts. Die zweyte er- Fra Upernivik til Godhavn 1807. 69 hielt Kassierar, und die dritte Avio. Der Sohn des Böttchers und Unterassistenten Lars Niezsex, und des Formands Mans THOMSEN, erhielten ihrer frühzeitigen Geschicklichkeit im Rudern und Fangen wegen, jeder eine kleine Handelskiste zum Geschenk. Mehrere Grünländer hatten das Distrikt der Kolonie verlassen, und waren nach Omanak gezogen. Abends hatten wir einen schweren Sturm aus Südwest, welcher den ganzen folgenden Tag anhielt. — Montags d: 27. Julius. Abends um halb neun Uhr fuhren wir nach dem Hafen, um 9, Uhr wurden die Anker gelichtet, und das Schiff von zwey Scha- luppen durch den langen Sund boxirt, weil es haarstille war. — Die Bogsirung musste durch eine Strecke von 2. Meilen Länge fortgesetzt werden. — Wir giengen Bruunsoe, Aonarsuk und Kikerteitsiak vorbey, wo Herr WinninG und Rospacn, da es schon nach Mitternacht war, Abschied nahmen und mit ihren Scha- luppen das Schiff verliessen. — Dienstags. d: 28. Julius. Morgens um 2. Uhr fieng ein rascher Nordlicher Wind zu blasen an, so dass wir gute Fahrt hatten. Karsorsoak lag uns in Südost; wir waren bald 2. bald 4. Meilen vom festen Lande, und steuerten südlich. — Mittags hatten wir Fladöerne in Süd gen Osten, und 72° 19’ Nördliche Breite, und seegelten 4—5 Meilen in der Wacht. Mittwochs. d: 29. Julius. Gegen Mittag hatten wir den Huck von Londonsküst in Siidsiidost. Der Wind gieng Nachmittags in Ost Nordost über. — Donnerstags. d: 30. Julius. Morgens: Wind: West Nord West. — Ich war um 2. Uhr Morgens auf dem Verdeck, weil Herr Linppere mich nach Herrn Inspecteur Morzrerprs Ordre zu Norsoak ans Land sezzen sollte; allein er hatte keine Lust dazu, obgleich nur Bram und Leeseegels- wind blies, wie vermutlich auch sein eignes Journal ausweisen wird. Er konnte sich nicht durch Unkundigkeit des dortigen Fahr- wassers entschuldigen, da er vor ein paar Jahren auf der nem- lichen Reise Herrn Wiypincs nunmehrige Frau ebenfalls von Nor- soak abgehohlt und nach Upernavik gebracht hatte. Es entgieng mir also durch seine Weigerung die schöne Gelegenheit, die Stein- kohlenlager von Haseneiland und Omanak zu besuchen, — und vieleicht auf diese Weise nützlich seyn zu können. — Nachmittags giengen wir Omanak und Haseneiland vorbey. — Die nörd- liche Breite war 71° 20’ — Freytags. d: 31. Julius. War der Wind Ost Nord Ost. Wir hatten Mittags die Disko 70 Godhavn 1807. Bay in Südost; und waren 3. bis 4. Meilen vom Lande; es war schwerer Seegang, von Nordosten. — Monat August. Sonnabends. d: 1. August. War die Nacht durch dicker Nebel. Um 2. Uhr Morgens waren wir bereits aussen vor Godhavns Udkig, nahe an Kidde. — Um 5. Uhr kam der Harpunier Jens Witte mit einer Schaluppe von Godhavn um uns zu bogsiren. — Um 8. Uhr lagen wir be- reits im Hafen vor Anker! Aufenthalt auf Godhavn. Dienstags. d: 8. [4] August Bemerkten wir von der Udkig zwey Dänische Schiffe in der Bucht. Das eine war Jupiter, das andere den hvide Björn. Kapi- tin Riwerts seegelte rasch unter Land, und legte sich beym Ein- laufe des Hafens fest; aber Lars Marmiesen suchte die offene See. — Montags. d: 10. August. Kam Kapitän Rırwerts in Hafen bey Godhavn vor Anker. — Ich schrieb an die Königlich Grönländische Handelsdirection, und übergab den Brief an Schiffer Lindberg. Dienstags. d: 11. August. Gieng Kapitän Rırwerrs mit 2. Schaluppen aus, um Kapitän Martuiesen in Hafen zu helfen, welcher noch immer See hielt; und den folgenden Morgen kam er glücklich vor Anker. — Mittwochs. d: 12. August Gegen 11. Uhr Abends stürzte in der Kluft am grossen Elv, am östlichen Abhange des Berges eine ungeheure Felsmasse nieder; deren Fall man zu Godhavn deutlich spürte. — Donnerstags d: 15. August Seegelte Liyppere nach Europa zurück. Um 6. Uhr Abends zeigte sich die Sonne mit einemmale blutroth und matt, wie bey einer Sonnenfinsterniss. Vom 13ten. bis zum 20. August hatten wir anhaltendes Sturmwetter mit abwechselndem Regen und Schnee. Freytags. d. 21. August traten die Kapitäns Rırwerts und Marnıesen morgens 8. Uhr ihre Rückreise an. — Godhavn 1807. 71 Vom 22 bis zum 30. August Benutzte ich die Zeit so gut wie måglich, um kleine Wanderungen uber Land nach den auf Disko in der Nåhe von Godhavn liegenden Gebirgen zu machen, worüber ich mich unter Einer Rubrik ausführ- lich erklåren werde, um die Ubersicht der Gebirgsarten und einfachen Fossilien, welche sich auf dieser grossen Insel finden, zu erleichtern. Sonntags. d: 30. August gegen Abend gieng cin grosser Eisberg, welcher gestern Abend mit der Fluth in den Hafen getrieben wurde vor dem Inspectorats Hause mit fürchterlichem Donnern und Krachen in Trümmer. — So nahe vor den Augen gewährt dieses schreckliche Schauspiel, wenn man sich in Sicherheit weiss, ein seltnes Vergnügen. Doch zur See hat es mir, besonders, wenn ich mit den schwachen grünlandischen Lederfahrzeugen mehrere Meilen durch diese aufgethürmte Eis- kolossen reisen musste, manche bange Stunde gemacht. Es ist grauenvoll schön, wenn eine soiche Masse zu knittern beginnt, erst kleine Stücke von sich wirft, und gleich darauf, unter fürchterlichem Donnern, gegen welches eine Kanonenbatterie Kleinigkeit ist, die geborstenen ungeheuren Trümmer mit betäubendem Gebrause in den Abgrund der tiefen See stürzen, nach einigen Minuten wieder heraufpfeifen, dann wieder untertauchen, sich unter dem Wasser wälzen und drehen, und also stets in anderer Gestalt wieder zum Vorschein kommen. Das Wasser sprüht und schäumt als ob es kochte; die grössern und kleinern Eismassen umher fangen, durch diese heftige Bewegung erschüttert, zu tanzen an, und die See, welche vor wenig Augenblikken spiegelglatt war, geht so hohl bey- nahe eine Meile im Umkreis, als ob ein Sturm gewütet hätte. Es ist ein Schauspiel, welches man sehen muss, um es begreifen zu können. — Montags. d: 31. August. Reiste ich mit Herrn Inspecteur MorzrerLvr mit einer Scha- luppe nach Kulfieldet, grönländisch Amarurtiksæt, oder Ippiksoit, 10. Meilen östlich von Godhavn auf Diskoeiland, wo wir um 9. Uhr Abends ankamen. — Monat September. Dienstags. d: 1. September Es scheint mir hier, bevor ich das Steinkohlenlager auf Disko- eiland beschreibe, die beste Gelegenheit zu seyn, von dieser ganzen grossen Insel, so weit ich sie bisher auf Excursionen kennen lernen konnte, in Hinsicht ihres Geognostischen Verhaltens zu sprechen, und auch etwas über ihre übrigen Naturprodukte beyzufügen. Die Insel Disko macht gegen Norden die Gränze der Bucht, welche die Straat Davis 12 Beskrivelse af Disko. gegen Osten unter das feste Land von Grönland hineinmacht. — Gegen Süden ist Disko 15. Meilen von dem festen Land entfernt, und auf der Ostseite durch das Waygat davon getrennt, welches einen 4. bis 5 Meilen breiten Sund bildet. Gegen Westen und Norden wird sie von der Strasse Davis bespühlt. Sie liegt im 70te2 Grade Nordlicher Breite, und ist von Süden nach Norden 18 bis 20. Meilen lang, und von Westen nach Osten gegen die Bucht zu, 12. Meilen breit — gegen Norden läuft sie schmal zusammen. Dermalen ist sie, die Königliche Loge Godhavn ausgenommen auf allen übrigen Punkten unbewohnt, streifende Grönländerfamilien ausgenommen, welche im Sommer zuweilen hie oder da ihre Zelten aufschlagen. In Diskofiord wohnt ein pensionirter Kolonist mit einigen ihm verwandten Grönländern, und lebt vom Seehundfange. Hasen, der Isatis [Fuchs] und Schneehühner sind die einzigen Landthiere der Insel, von denen man dermalen noch, obgleich spar- samen Nuzzen hat. — In vorigen Zeiten soll es sehr viele Renn- thiere auf dieser Insel gegeben haben; ich habe selbst auf meinen Wanderungen ins Innere halb vermoderte Skelette und Geweihe dieser Thiere gefunden. — Die noch lebende Wittwe des verstor- benen Kaufmann Datacers, war, nach ihrer Erzählung mit ihrer Familie oft auf diese Jagd mitgegangen. Nun suchen die Grön- länder diese des Fleisches und der Felle wegen ihnen so angenehmen Thiere einzig und allein auf dem festen Lande auf, und vertändeln leider mit dieser ihrer Lieblingsneigung gar oft den Sommer, und die gute Fisch und Seehundfangezeit desselben, so dass sie zu- weilen, besonders wenn ein strenger Winter einfällt, wo sie, des Eises wegen nicht mit den Kajakken ausfahren können, dieses ge- nossene Vergnügen durch einen schmerzlichen Hunger büssen müs- sen; ja wohl zuweilen, wenn sie zu lange auf dem Rennthierfange ausbleiben, und des Frostes wegen sodann ihre Häuser nicht mehr auszubessern im Stande sind, noch obendrein im Frühjahre von Kälte und Nässe schmerzlich gemartert werden, worauf denn ge- wöhnlich, wenn sie aus Heisshunger ihre Zelte, Boote, Kajakke, Kleider und alles, was sie seit langer Zeit in Mist geworfen haben, kochen und aufzehren, gewöhnlich tödliche Krankheiten folgen. — Sie gehören zu den Menschen, welche durch Schaden nicht klug werden, und heginnen und enden doch das folgende Jahr abermal nach der Weise des Vergangenen. Einige Raubvögel halten sich doch in diesen Klippen auf. — Ich habe mehrmalen den Fischgeyer / Vultur albicilla), den gefleck- ten Falk (Falco rusticolus), den Wanderfalk (Falco fuscus) und den weissen Falk /Falco Islandicus) auch die weisse Eule /Stryx Nyctea) gesehen. Der Rabe (Corvus сотах) der zu einer beträcht- lichen Grösse wächst, hält sich wie auf dem ganzen Lande, gerne in der Nähe bewohnter Plätze auf. — Von kleinern Landvögeln oder Singvögeln ist mir nur der Schneevogel oder Kopanauarsuk (Emberiza nivalis), welcher der Beskrivelse af Disko. 73 Vorbote des Frühjahrs ist, und der Lappländische Fink /Fringilla Lapponica) vorgekommen. — Von Seevégeln finden sich alle die Arten hier ein, welche auf der ganzen Küste von Grönland vorkommen; doch vorzüglich die Маме /Larus glaucus) und der Tattarake (Larus tridactylusj. Aber unter allen am häufigsten, jawohl zu hunderttausenden sieht man den Mallemukken (Procellaria glacialis) in der Diskobucht; beson- ders zur Zeit des Wallfischfanges, wo er bey den treibenden Aasen der abgeflensten Wallfische seine volle Nahrung findet. Er schmeckt so hässlich, dass selbst die Grönländer ihn nicht allgemein speisen. Der Grönländische Hund is das einzige Hausthier, und beson- ders im Nördlichen Grönland als Zugthier für die Schlitten beym Eisgarnfange, so wie zur Bekleidnung unentbehrlich. — In Süden hält man sie selten. — Die Seethiere sind nun der ganzen Strasse Davis, sowie der Diskobucht gemein; doch lassen sich einige derselben an bestimmten Orten und in grösserer Menge sehen. - Den vorzüglichsten Fang für Diskoland, und die Königlichen Anlagen gewährt doch immer der Wallfisch /Balæna mysticetus.) — Der Wallfisch kommt gewöhnlich im Monat December, geht sodann nördlich bis über Upernavik unter dem Lande weg, kommt durch das Waygat wieder zurück, und verliert sich am Ende des Junius ganz. — Der Finnfisch /Balena Physalus) kommt selten bey Disko unter Land. — Der Butskopf /Balæna Boops) streicht durch die Bucht unter dem festen Lande, und durchs Waygat. Am häufigsten, oft zu tausenden kommt der Narval /Monodon monoceros) und der Weissfisch (Delphinus albicans), besonders wenn die Bucht sich mit Eis belegt hat, wo er den Grönländern den einträglichsten Verdienst gewührt. Er wird von ihnen oft hundert- weise bey den Eislöchern, wo sie in Schaaren sich heraufdrängen, erlegt. — Das Wallross /Trichechus Rosmarusj findet sich in die Bucht selten ein. Der weisse Bär (Ursus marinus) kommt eben- falls nur, wenn die Bucht viel Eis hat, und spatziert oft, wen be- reits Wallfischaase am Lande liegen auf Godhavn, besonders bey des Doctors und des Assistenten Wohnungen herum. — Der eigent- liche Seehundfang ist auf Godhavn, den Eisgarnfang ausgenommen, der beständig unruhigen See wegen unbeträchtlich, doch fangen die Grönländer meistens so viel, als sie zu ihrer Nahrung brauchen. — Alle Arten des Seehundes finden, oder verlieren sich vielmehr einzeln in der Bucht, die Klappmütze oder der Seelöwe /Phoca Leonina) ist der seltenste, der Urksuk (Phoca barbata) wird zu- weilen auch in den Weissfischgarnen im Winter gefangen. Gewöhn- licher sind die grosse Phoke oder Svartside /Phoca Grönlandica) und die kleine Phoke, oder Robbe /Phoca vitulina), Kassigiak der Grönländer. Am häufigsten findet sich, besonders in den Eisgarnen der kleine Neitsek, oder Phoca fötida ein. Fischreich ist die Ge- send der Insel bey Godhavn nicht, kleine Fische ausgenommen; 74 Beskrivelse af Disko. doch findet sich in Diskofiord eine Hälleflynderbank, welche zuweilen einige Erfrischungen gewährt. Dieser Fiord ist auch für den See- hundfang sehr gut, und der Kolonist, welcher daselbst wohnt, hat eine beträchtliche Menge Speck zum Handel abgeliefert. Dies ist eine kurze Übersicht alles dessen, was die Natur auf und bey dieser Insel aus dem Thierreiche giebt. — Ich will nun auch erörtern, wie sie sich in Hinsicht des Mineralreiches verhält, worinn sie wirklich sehr merkwürdig ist. — Das Schroffe, Zerrissene und Zersprengte dieser durchaus un- beschreiblich steilen Felsen, und ihre Steinart sticht so sonderbar gegen die Steinart des festen Landes von Grönland ab, dass man den Grönländern die närrische Lüge verzeihen muss, welche in ihren Traditionen behaupten, dass die Insel vor alten Zeiten an einer andern Stelle gestanden habe, dass aber ein grosser Angekok oder Hexenmeister sie dorten weggenommen, und hinter seinem Ka- jak der Strasse Davis entlang bis in die sogenannte Diskobucht bogsiret habe. — Da man so wenig um das Alter der Grönländischen Traditionen weiss, und vor Davis Entdeckungsreise in dieser Strasse das Westliche Küstenland besonders gegen Norden zu gänzl. unbe- kannt war, so ist es wohl möglich, dass unter dieser Fabel ein Ereigniss zum Grunde liegt, dass vor langer Zeit diese Insel eine merkwürdige Revolution erlitt, dass sie vieleicht, und mehrere Stücke vom festen Lande von Grönland, von welchem sie nun durchs Waygat getrennt ist, abgerissen wurde. — Haseneiland, welches dieser Insel zunächst in Norden liegt, ist ganz gewiss ein Stück von derselben, wie die durchaus gleiche Formation zeigt. — Die kleinern Erhöhungen, welche hie und da vor Disko- eiland liegen, auf deren einigen die Loge Godhavn steht, be- stehen aus Granit und Gneiss, welche miteinander abwech- seln, und mit wenigem Grase, gröstentheils mit Moos, Torf- moor, und auch Geschieben überdeckt sind. In Südost von Godhavn ist auf diesen Klippen ein kleiner Landsee, welcher durch Eis- Schnee- und Regenwasser entstanden ist. Eine eigentliche Quelle habe ich nirgends gefunden. — Die Haupt- masse der über die Meeresoberfläche hervorragenden Berge gehört zur Trapp-formation. Man wird selten die Formation dieser Steinart so reihenweise gleichhochaufgethürmt, wie auf dieser Insel finden. Ihre Steilheit nimmt von Jahren zu Jahren zu, da das im Winter in den Klüften sich ansetzende Eis die milde und mürbe Steinart sprengt, so dass gegen den kom- menden Sommer die ungeheuersten Trümmer von der Höhe Beskrivelse af Disko. 25 herunterstürzen. Die Höhe der Berge wird auch von Zeit zu Zeit etwas abnehmen, da der Rükken bey einigen schon so schmal ist, dass man mit genauer Noth über denselben hin- kriechen kann. Ich war lange ungewiss, ob diese Trapp- massen, wie auf den Färöern, durchaus bis in die See hinab- reichten, oder auf Urgebirge aufsassen, bis es mir endlich am Berge Ounartorsoak bey Aukpallartok, eine Meile von Godhavn, gegen Fortunebay zu, gelang, eine Kluft zu er- klettern, welche von der Spitze des Berges bis in das ein- dringende Meer hinabreichte. Ich gieng dieselbe von Süden gegen Norden ganz durch, und sah an mehreren Stellen, dass der Trapp auf Gneiss auflag, und fand sodann auch auf einigen Flächen in weit von der See entfernten Thälern hoch über des Meeres Oberfläche viele Gneissgeschiebe, welche zum Theile von beträchtlicher Grösse waren. In dem Gneisse selbst liegt zuweilen zunächst am Basalttuff eine Breccie von Glim- merschieferbrokken und Quarzgeschieben lagerweise. — Auf dem Gneisse liegt in dieser Kluft Basalttuff oder Trappbreccia unmittelbar auf, der Gneis ist von einem schmalen Quarz- gange durchzogen. In dem Basalttuff, welcher bey weitem die beträchtlichste Schichtung ausmacht, sind Lager von ge- bogenem und gegliedertem Säulenbasalte vertheilt. — Der Ba- salttuff selbst besteht aus einem Gemenge von unförmlichen Basalt und Wakkebrokken, welche durch aufgelösten Wakken- thon verbunden sind; er ist stark von Zeoiithadern und kleinen Zeolithnieren durchdrungen, aber durchaus sehr mürbe, so dass man kaum ein ganzes Stück gewinnen kann. Auf dem- selben ruht eine schwere Schicht von dichtem sehr hartem Basalt, auf welchen abermals Basalttuff, doch in einer minder beträchtlichen Masse, als die unterste ist, folgt. Auf diesem liegt wieder Basalt, abwechselnd mit Mandelstein, welcher Stilbit und Chabasie in kleinen Nieren enthält; diese Masse reicht bis auf den höhesten Punkt, wird aber an 2. Stellen in ziemlich gleicher Entfernung von 2. ungefehr 3 bis 4 Fuss 76 Beskrivelse af Disko. machtigen Schichten rothen Eisenthones durchschnitten. Die ganze Schichtung fallt von Siiden gegen Norden ab, so dass am Ende der Kluft, welche ungefehr 2000 Schritte lang, und oft zwanzig zuweilen nur 5. Schritte breit ist, der unterliegende Gneiss unsichtbar wird. — Der Weg durch diese Kluft ist mit ungeheuren Felstrümmern verstürzt, durch welche ein reis- sender Wasserfall von dem schmelzenden Kise der Berghéhen herunterbraust und nach der nahen See strömt. Die Ober- fläche dieses und der benachbarten Berge, so wie die höch- sten Thäler zwischen denselben sind bereits mit ewigem Eis- blinke bedeckt, welcher von Jahr zu Jahr zunimmt. An den Felsenwänden zu beyden Seiten hängen Eiszapfen von mehrern Schuhen im Durchschnitt an einigen Stellen herab, welche alleine schon, die beständig herabstürzenden grössern und kleinern Steine ungerechnet, besonders gegen den Sommer zu den Durchgang sehr gefährlich macht. Bey dieser Kluft gieng den 19. April 1808 eine grosse Trappmasse nieder, als wir gerade mit Schlitten nach Skarvefield fuhren. — Von Aukpallartok, dem Strande entlang, ziehen sich einige flache Gneissmassen hin, welche grosse Lager von Syenit und Hornblendschiefer enthalten. Eine Meile von hier liegt gegen Westen Fortunebay, wo ehmals eine Wallfischfänger-An- lage war, nun aber eine unbewohnte Stelle ist. Der Westlichste Punkt ist die Näs Kangarsuk, von dieser an beginnt die Westseite der Insel. — Kangarsuk besteht grösstentheils aus Sienit und Horn- blendeschiefer. Die Oberfläche des Landes daselbst liegt voll solcher Geschiebe. In der darangränzenden Lachsebucht ist ebenfalls Hornblende- und Syenitschiefer mit äusserst we- nigem Feldspath, vorwaltend. — Die kleinen Inseln, welche die Fortunebay bilden, bestehen aus Gneiss und Granit, mit vielen grossen Hornblende und Syenitschieferlagern. Auf diesen liegt Trapp, grösstentheils Basalt, auf dem Gipfel mit Eisblink bedeckt, und mit schmalen Schluchten und steilen Thälern durchschnitten. — Beskrivelse af Disko. 77 2 Gegen Westen ist ein kleiner Landsee, welcher viele Lachse hat. Bey dem Grönländischen Hause zu Fortunebay geht eine Berg- höhle durch den Gneiss ziemlich tief abwärts. Aber sie ist die grösste Zeit des Jahres mit Schneewasser gefüllt, und nun war sie zum Theile bereits zugefroren; ich konnte also nicht tief hinunter kommen. Nach der Grönländer Sage sollen in einiger Tiefe die Fackeln ausléschen. Die Bay hat mehrere kleine Sunde, durch welche die Seehunde zu gewissen Zeiten häufig gehen. Herr In- spekteur Morzrerpr treibt hier gewöhnlich im Winter Weissfisch und Seehundegarnfang, war aber dieses verflossene Jahr sehr un- glücklich, so wie überhaupt bey den meisten Kolonien alles fehl- schlug. Zuweilen stehen Grönländer auf den Fang hier. Der Ein- lauf von Osten her ist seicht und liegt voller Scheeren. Der Ein- lauf von Westen ist für Schiffe gut. — Aukpallartok oder das Rothe, östlich von Fortunebay liegend, hat von den Grönländern diesen Namen von einer Klippe erhalten, welche am Meeresstrande liegt, aus Gneiss und Granit mit hochrothem Feldspathe besteht, dessen rothe Farbe in einer ziemlichen Entfernung vom Lande be- merkt werden kann. Einwärts bey dieser Klippe am Fusse des Trappgebirges stehen die Reste eines Grönländischen Hauses, wel- ches vor einigen Jahren zum Behufe des Garnfanges auf Seehunde und Weissfische angelegt worden war, welcher den Hoffnungen nicht entsprach. Gegen den Strand zu fand ich eines Tags die frischen Fussspuren eines Eisbären; ich konnte ihn aber nicht ansichtig werden. Hier zeigt sich gerade hinauf zwischen zwey steilen Bergen eine schmale auf beyden Seiten steile Schlucht, bey deren Eingange ich auf der linken Seite eine grosse Menge weissen Granitsandes fand. Im Innersten der Schlucht fand ich grünen und braunen Walkerthon in kleinen Parthien in Wakke eingewachsen, Cha- basie mit abgestumpften Ecken und Kanten zuweilen in Zwil- lings und Drillingskristallen, gelben Kalkspath in Prismen, rothen Bol, röthlichen Eisenthon und braunrothen Schiefer- thon mit Spuren von Braunkohle. Westlich von Fortunebay und Kangarsuk liegt Blaae Fieldet, oder der blaue Berg, auf grönländisch ........... , den ersten Namen hat er wahrscheinlich von den Seefahrenden erhalten, weil der Basalt desselben sich in der Ferne zur See blaulich darstellt, wozu nun auch der Landnebei vieles beyträgt. Er ist sehr steil, und hängt durch ein breites von mehrern kleinen Bergrükken unter- brochenes Thal welches von der Lachsebucht an sich allmählich erhebt, mit den andern Gebirgen des Diskolandes zusammen. Er macht einen Theil des rechten Ufers des Diskofiords aus. An dem- selben liegt ein kleiner fischreicher Landsee. — Über Itiblick hin- über kommt man nach Diskofiord, auf dessen nördlichen Ufer 78 Beskrivelse af Disko. Naïengisæt еше Wohnstelle liegt, wo der Kolonist Тондмк DRENGHAM Seehundefang treibt. — In der Nihe des Hauses, bey Annarsoit, ist rothbrauner und brauner Mandelstein welcher auf Basalt liegt. In dem- selben bey einer grossen Kluft kuglichter getraufter auf der Oberfläche bräunlicher strahliger Zeolith, zuweilen mit auf- sizzendem Stilbit, oder auch Chabasie. Die Kluft zieht sich gerade nach Norden. Die Unterlage ist Gneiss. Die Gebirge in Disko Fiord sind wie jene in der Gegend von Godhavn äus- serst schroff und zerrissen — hier findet sich in der Trapp- formation eine grössere.Menge von gelbem Kalkspathe, Helio- trop, Quarz, Chalzedon, und Agat. Der gemeine Opal ist selten. Der Fiord selbst hat mehrere Bänke, auf welchen sich Asterien, Chitonen und kleine Phalangien finden. Dorsche, Hälleflynder, Lachse, und Kabliaue trifft man an mehrern Stellen. — Er bildet ver- schiedene kleine Buchten, und theilt sich am Ende bey Akulliarur- sersoak in 2. grosse Arme, deren einer bey Kwannorsoit gegen Norden, der andere bey Kangikerdlet gegen Süden eine Bucht bildet. Zu Kwannorsoit findet sich Heliotrop und fasriger Zeolith in Wakke. Auf der Nordseite des Fiords, auswarts gegen Westen bey Niakornengoak und Kemotullivet fand ich in Wakke und Mandelstein geträuften Chalzedon und kristalli- sirten Bergkristall, Zeolith und kleine Augitprismen. Wenn man aus dem Diskofiord heraus, und Kangek vorbey kommt, oder auch die Bergkette gegen Norden uberstiegen hat, so kommt man zu Kangerdluarsuksfiord, welcher gegen 4. Meilen ins Land hineinreicht. Auf seiner Siidseite zu Kassigiengoak findet sich die Phoca vitulina zuweilen heufig ein. Auf der Nord- seite zu Ekallungoit ist ein Elv, wo sich vieler und guter Lachs befindet. — Hier ist auch ein Hafen. Wenn man aus diesem Fiord heraus, und um die Nes Malle setzt, so kommt man nach Koro- sak, einen eben so langen und bey der Miindung sehr breiten Fiord, an dessen Ende sich ein grosser breiter Elv befindet, der bis unter den Eisblink hinaufreicht; in der Nähe .desselben ist Kassimavingoak, eine gute Stelle zum Seehundfange. — In‘ æltern Zeiten wurde dieser Fiord von den Grünländern fleissig besucht. Aussen vor liegt Kikertak, eine ziemlich grosse, ehemals des guten Seehundfanges wegen von Grönländern bewohnte Insel. An der Nérdlichen Miindung dieses Fiords liegt eine kleine Insel К1- kertarsuk, gut für den Seehundfang gelegen, und am äussersten Beskrivelse af Disko. 19 Ende ein Lachselv, Ekalluit, welcher sehr fischreich ist. — Nürd- lichst auf der Westseite der Insel liegt noch eine grosse Bucht, welche gewöhnlich Diskobucht oder Bay genannt wird. Sie war ehemals auch von Grönländern bewohnt, welche von da aus gerne auf die Renthiersjagd giengen. Die noch lebenden erzälen, dass ihre Vorfahren mehrmalen daselbst einen fürchterlich grossen Bären, welchen sie Amarok nennen gesehen hätten, der auf die Jäger losgegangen wäre, und manchen von ihnen gefressen hätte. — Sie gehen daher nun nicht mehr ins Innere der Insel. — Gegen Norden läuft dieselbe ziemlich schmal zusammen. — Die nördlich hinter Disko anliegende Insel Haseneiland, woselbst sich die bekannte Braunkohle mit Bernstein findet, scheint ein von Disko abgerissenes Stück Landes zu seyn. Das Vorkommen der Kohle ist dorten dem auf Disko ganz conform. Von Diskofiord führt, wenn man zwischen Niakornak und Kassigiarak den Berg hinaufgestiegen ist, ein schönes breites Thal nach Godhavn oder der grossen Diskobucht zu, welches wahr- scheinlich die Bergströme, die im Sommer von beyden Seiten nieder- stürzen, nach und nach mehr erweitert haben. Es steht im Tau- wetter des Frühjahres grösstentheils unter Wasser. Auf der Ost- seite dieses Thals folgen in gerader Linie 5. sich ziemlich ähnliche hohe steile Berge. Der südlichste ist Skarvefield, auf grönländisch Imnersoak, wahrscheinlich der grösste und höchste auf dem ganzen Etlande, — Auf der Westseite dieses Thals sind die Berge weder so hoch noch so steil, und in mehrere kleinere Kuppen ab- getheillet und von häufigen Klüften durchschnitten. Ihre durchaus vorwaltende Steinart ist reiner Basalt. — Einige Verhöhungen des Urgebirges. welches an mehrern Stellen her- vorragt, und sich auch durch mehrere Gneiss und Granit- geschiebe genugsam zu erkennen gibt, machen dieses Thal uneben; man kommt allmählich höher bis es sich endlich gegen Skarvefield und Diskobucht zu allmählich wieder senkt. Von des Thales höhester Stelle übersieht man den grössten Theil des Diskofiords und seiner zwey beträchtlichen Arme, welche den hohen steilen Berg Akulliarursersoak umströmen. Wo man gegen Diskobucht zwischen Karartut oder sorte Huck und der Sandbay, auf grönländisch Siorarsoit niederkommt, findet sich ein Elv, welcher sich in senkrechtem Niedersturze auf mehrere Absäzze theils von dem ebenbeschriebenen grossen Thale, theils aus einer schmalen tiefen Felsenkluft, vereinigt in die Diskobucht er- giesst. Auf beyden Seiten stehen unter vielen einzelnen Basalt- 80 Beskrivelse af Disko. pfeilern, und natiirlich gebildeten Mauren ganze Gruppen welche wie’ Ueberbleibsel von zerfallenen oder abgebrannten Gebäuden aus- sehen. — Oben in genanntem grossen Thale fand ich in einer Kluft kuglig geträuften strahligen Zeolith mit aufsitzendem Chabasie. Der grosse Elv, welcher sich durch die schmale Felsenkluft hervordrangt, hat mehrere steile Abstürze, reicht bis unter den über ihm thro- nenden schroffen Berg Serkangoak, von welchem er im Sommer sein Eiswasser erhält, und wird, da die Felsenmauern an beyden Seiten so hoch sind, nie ganz von Kise frey. In seinen Wänden, welche grösstentheils aus Mandelstein bestehen, findet sich strahliger Zeolith, Stilbit, Chabasie und Kalkspath in Rhomben. Der Bol macht eine diinne Schicht zwischen Mandelstein und Basalt. Auf einer über dieser Kluft unter der Felsenmauer des Berges Serkangoak liegenden Stelle fand sich Analcime in doppelt achtseitigen Piramiden an bey- den Endspizzen vierflachig zugespitzt, die Zuspitzungsflachen auf die abwechselnden Seitenkanten aufgesetzt, auf fasrigem Zeolith und Wakke aufgewachsen. Auf einer andern mehr westlich von der Kluft belegenen Stelle findet sich die nem- liche Kristallisation der Analcime, welche flachgedrückter, und linsenförmiger ist; mehrere Kristalle sind in einander ver- wachsen; dabey Bol, Walkerthon und Eisenthon, etwas mehr entfernt von diesem Orte fächerförmiger Stilbit, sogenannter Prehnitförmiger Zeolith. Bey einer andern Mandelsteinkuppe in dieser Gegend, welche täglich niederzustürzen drohet, fand ich im Mandelsteine sehr feinen haarförmigen Zeolith, zu- weilen von der so eben beschriebenen Kristallisation des Anal- cime begleitet, und Stilbit. Jenseits des Elvs in Osten erhebt sich der steile Skarvefield von den Grönländern Imner- soak genannt. Er ist ohne allen Zweifel der höchste auf dem ganzen Eylande. Er zeigt seine ganze Mauer steile Länge gegen die Diskobucht, und der Trapp bedeckt von dieser Seite ganz das Urgebirge bis in die See hinab. Auf seiner nordlichen Seite ist es jedoch hie und da ein wenig sichtbar, und besteht aus Gneiss. Von Süden und Westen ist es un- ersteiglich, von Norden und Nordost kann man, obgleich mit Beskrivelse af Disko. 81 vieler Mühe hinaufkommen. — Der westlichste Fuss desselben beginnt bey Sortehuk grünländisch Karartut genannt, wo die See in den Mandelstein und Basalt, woraus er besteht, grosse Löcher und Höhlen gewühlet hat. Man kann im Sommer der schweren Brandung und der vielen Klippen wegen, welche von dem Elv an gegen den Strand zu liegen, mit Fahrzeugen nicht leicht beykommen, aber im Winter, wenn die Diskobucht zufriert, lässt sich die ganze Strekke mit Schlitten bereisen, wo man jedoch der vielen [Stellen], wo das Eis allezeit sehr dünne ist, und der Eissprünge wegen, sehr vorsichtig seyn muss. Die Hauptmasse dieses grossen Berges ist Säulenbasalt, welcher bald horizontal, bald perpendikular, bald bogenförmig, bald excentrisch gelagert ist. Mit diesem wechselt Basalttuff und Mandelstein, doch in mindern Massen, als bey dem oben, Seite 75 beschriebenen Berge Ounartorsoak, ab; in beyden liegen Bolus und schwarze Wakke lagerweise, auch kleine Lager von Braunkohle und bituminösem Holze, welche sich hier bereits merklich zu zeigen anfangen. Der Basalttuff ist hier sehr verwittert, welches nun auch zum Theile die Ein- wirkung des Seewassers verursacht. In ihm, so wie im Man- delstein, findet sich fasriger, (sogenannter asbestartiger) Zeo- lith, facherformig zusammengehäufter Stilbit, und Mesotype in 4. seitigen, vierflachig zugespitzten sehr niedern Säulen. Die Zuspizzung ist zuweilen abgestumpft, und die Säulen selbst bestehen grösstentheils aus mehrern zusammengewachsenen Kristallen. Zuweilen ist bey denselben rhombisch kristalli- sirter Kalkspath aufgewachsen. Einige der Mesotypekristallen haben eine blassgrüne ins apfelgrüne sich ziehende Farbe. Die Oberfläche derselben ist meistens etwas schuppig, weil sie aus mehrern zusammengewachsenen Säulen bestehen. Sie blättern sich in der Salpetersäure sehr geschwinde nach der Lage ihrer Blätter auf mit grossem Aufblähen, und geben zu- lezt eine perlgraue Gallerte. Ich habe sie bey meinen Excursionen im Winter an den steilen XXXV. 6 82 Beskrivelse af Disko. Felsenwänden des Skarvefields, und seinen Höhlen am Fusse des Berges in Basallttuff gefunden; doch die meisten Stücke sind, da sie gefroren und von Eis durchzogen waren, in kleine Brocken zer- fallen, wenn sie bey meiner Zuhausekunft aufthaueten; so dass ich nur wenig deutliche Kristalle übrig behielt. — Ebengedachte Höhlen und Grotten am Fusse dieser Berge ge- währen im Winter einen überraschenden Anblick. Die Wände der- selben sind mit den mannigfaltigsten feinsten Eis und Schneekri- stallisationen geziert, welche bey der geringsten Berührung in Staub zerfallen. Bey dem Eingange in dieselben erheben sich von allen Seiten weisse, schmaragdgrüne und saphirblaue, im Glanze der Sonne durchsichtige Eiskolumnen, welche wie wendelförmig gedreht, von der Dekke dieser ungeheuern Felsenmauer senkrecht in die gefrorene See hinabreichen, und oft selbst der Sonne des grönländischen Sommers zu trotzen scheinen. — Die sonst so wüthende See dieser Bucht, welche besonders unter dem beschriebenen Berge beständig empört und aufgerührt ist, trägt geduldig die schwere Eisbrükke, welche die Macht der Fluth so oft hebt, und doch nicht zu zer- brechen vermag. Auf dieser unübersehbaren mauerfesten Eisebene ragen in unglaublicher Menge die ungeheuren Eisberge, welche den Sommer über aus dem Eisfiord treiben, nah und ferne in den ab- wechselndsten Gruppen hervor, und bilden, das Auge täuschend, eine mit Häusern und Thürmen geschmückte stille Winterland- schaft. — Um sie herum sieht man zerstreute Haufen von Grön- ländern, welche Eisgarne sezzen, oder bey den Stromlöchern mit Lanzen und Schiessgewehren lauern, bis ein Seehund, ein Weiss- fisch oder Narhval, um Luft zu schöpfen, heraufkommt, und ihnen eine willkommene Beute wird. Hie und da lässt sich ein hung- riger Eisbär sehen, der auf seinen Raub lauert, und von den raschen Jägern erlauert und erlegt wird. Schaaren von Hunden, gespannt mit Ellen langen Riemen an die mit Seethieren schwer beladenen Schlitten, schleppen die Nahrung des dürftigen Grönländers der Heimath, der wartenden Familie zu. Und alle diese beynahe ro- mantische Anlagen der Winternatur, kann ein einziger Südwest- sturm in einer halben Nacht so gänzlich zernichten, als ob es bloss ein Traum, oder das Zauberspiel lebhafter Phantasie gewesen wäre! Und alle die schönen Säulen und Bogengängen aus Eis stürzen in den Abgrund der See. Das beklagenswürdigste bey allem diesem ist nur, dass man selbst dieses erhabene Schauspiel der Winter- natur, der grässlichen Kälte wegen, die aller Vorkehrungen bey solchen Reisen ungeachtet bey 31 und 32. Graden der Kälte bis ins Mark und Bein dringt, nicht so ganz froh geniessen kann; — obgleich die Schlitten-fahrt mit Hunden unglaublich rasch von statten geht, da man bey ebenem Eise eine Meile in einer Viertel- stunde ohne Anstrengung oder Nachtheil für die Thiere zurücklegen kann. — Die Fusswanderungen nach diesen Trappgebirgen sind im Winter, wie im Frühjahre gefährlich und beschwerlich der vielen Beskrivelse af Disko. 83 Eisstellen wegen, welche an den Abhängen stets mit diinnem Schnee oder Reif bedeckt sind, wo der Wanderer unvermuthet glitschen und hinabstiirzen kann; und doch ist zu Untersuchungen gerade diese Zeit sehr gelegen, weil man an viele Stellen, besonders gegen die See zu, wo die Steinarten am kahlsten vor Augen liegen, nur um diese Zeit kommen kann. Die flächeren Stellen sind gewönlich mit Moos oder Gesträuche gegen das Innere der Bergseiten zu so verwachsen, dass man die Steinart kaum erkennen kann. — Skarvefield oder Imnarsoak hat am Strande gegen Süden hin so schöne Basaltgruppirungen und Grotten, dass sich das Auge des Mineralogen kaum satt sehen kann. Es ist das Staffa der Grönländer. — Die wichtigsten stellen sich gleich östlich bey Sorte Huck oder Karartut, in der Nähe einer kleinen Biegung der See, Brändvinshavn genannt, dar. Hier be- findet sich eine von der See aufgerissene Kluft, welche sehr steil 63. Schritte in den Berg aufwärts geht und noch etwas westlicher eine andere, in welcher sich graue Thonwakke findet. Auf einer abhängigen Fläche unter der Felsenmauer sieht man eine grosse Menge von Basaltbogen, Basaltmauern, einzelnen hervorragenden hohen thurmähnlichen Pfeilern, Thorpforten, und andere Gegenstände, welche den Anblick einer durch Feuer oder Erdbeben zerstörten Stadt lebhaft dar- stellen; ringsherum liegt der Schutt der niedergestürzten Stein- massen. — Eine derselben stehen in der See, so dass man durch die gewölbten Bogen der krummen Basaltsäulen zur Fluthzeit mit einer Schaluppe durchseegeln kann. Im Frühjahre, wenn das Eis zu schmelzen anfängt, stür- zen die durch dasselbe abgesprengte Säulenstücke haufen- weise herab, und vermehren diese natürliche Ruinen mit Schutte. Unter diesen Basalt-Ruderen zunächst an der See findet sich Basalttuff, mit Mandelstein; ersterer sehr verwittert und bröcklich. — Die See spühlt hier gewöhnlich die grossen Höhlen und Grotten an solchen Stellen aus, wo Basalttuff an- gestanden hat, weil er ihrer Macht weniger widersteht. In demselben findet man hier schmale Adern und kleine Nieren von fasrigem Zeolith — im Mandelsteine Analcime, grünlichen 6* 84 Beskrivelse af Disko. obenbeschriebenen Mesotype in Prismen, gelben Kalkspath in Rhomben, Stilbit, Chalzedon und Quarz. Im Basalt sind zu- weilen sehr kleine Feldspathkristalle eingesprengt. — Bey einer dieser Basaltmauern, welche dicht unter dem Lande, doch in der See stehen, verungliickten vor ein paar Jahren die noch lebenden Grönländer SıLLakuLuk, ANDREAS EGEDE und einige andere mit einer Schaluppe, und retteten sich mit Mühe auf eine dieser Felsenmauern, wo sie 6. Tage ohne Speise und Trank zu- brachten, etwas Tang ausgenommen, den ihnen die See zuwarf. Sie waren dem Hungertode nahe, als zum Glücke ein Transportboot aus der Bucht so dicht an der Stelle vorbeykam, dass die Mann- schaft desselben ihr Angstgeschrey hören, und sie mit am Bord nach Godhavn zurückführen konnte. — Die Stelle liegt doch nur eine halbe Meile von der Kolonie gegen Osten, aber freilich unter den obengedachten steilen Felsenmauren in einem abgelegenen Winkel. Ein Beweis wie leicht man in diesem Lande so nahe bey Men- schen für Elend zu Grunde gehen kann! Von Brändvinshavn aus zieht sich der steile Imnersoak noch über Pehr Damms Skib hinaus, welches eine von ferne einem Schiffe ähnliche, in der See, doch nahe am Lande stehende bogenförmige sehr hohe und steile Basaltklippe ist, durch welche die See eine breite gleichsam gewölbte Pforte gebohrt hat. Sie besteht grösstentheils aus Säulenbasalt, mit kleinen Lagern von äusserst verwitterbarem Basalttuff, in wel- chem Stilbit in 4. seitig geschobenen Prismen sich findet. — Hier so wie auch bey Brändvinshavn bemerkt man dünne Schichten von Braunkohle, welche auf Basalttuff aufliegt, und mit Basalte bedekt ist. — Wenn man ein Stücke Wegs über Pehr Damms Skib hinauskommt, so erreicht man das östliche von Imnarsoak oder Skarvefield. An dasselbe stösst eine beträchtliche Kuppe, welche bloss aus aufgeschwemmten Trapp-, Gneis-, Granit- und Glimmerschiefergeschieben be- steht, welche wahrscheinlich aus dem grossen Thale, das öst- lich bey Imnarsoak, gegen das Innere des Landes zugeht, theils von der See selbst, welche hier beständig sehr unruhig ist, zusammengetrieben, theils von den Bergströmen hingespühlt wurde. Sie sind alle sehr abgedreht, ein Beweis, dass sie in Beskrivelse af Disko. 85 langer und starker Bewegung gewesen seyn miissen. Das südöstliche Ende des Imnarsoak ist besonders in den höhern Punkten sehr zersprengt, und zerrissen; mehrere einzelne Basaltpfeiler ragen frey hervor. — Von hier an wird das Land am Strande etwas flacher, besonders gegen Ippik zu, welches in Osten 2. Meilen von der Kolonie entfernt liegt, wo sich eine beträchtliche Sandfläche befindet. — Von hier an zeigt sich die Braunkohle abermals an mehrern Stellen. Der Trapp sticht hier nur in einzelnen schroffen Mauern und Zakken aus dem festen Lande hervor, welches sich verflächt. Grössten- theils ist es Basalttuff und Trapptuff — der Basalt sieht an einigen Stellen wie geschmolzen aus. Es findet sich dabey fasriger Zeolith, Mesotyp in kleinen 4. seitigen Prismen, fächer- förmiger Stilbit, Grünerde, Kalkspath, und nadelförmiger Igloit, auch hie und da Quarz und Kalzedonkugeln. — Noch eine Meile von hier weiter gegen Osten, also 4. Meilen von Godhavn zu Iglytsiak ist das hohe Gebirge noch mehr gegen Norden zurückstehend, und die Schichten der Braun- kohle nehmen zu; man findet sie auch schon häufig in den aufgeschwemmten Sandlande. — Das Grundgebirge zeigt sich hier ebenfalls mit Gneiss und Granit, auf welchem die Trapp- formation aufsitzt. Grössere und kleinere Geschiebe von diesen Steinarten sind ebenfalls in einem Sandlager auf. und einge- schwemmt und zunächst am Trapp ligt Schieferthon mit Kohlen- schiefer und Braunkohle, auch etwas Pechkohle. — Hie und da zeigt sich Alaunschiefer mit etwas eingesprengtem Kies, und ein der schwarzen Kreide ähnlicher abfärbender Schiefer- thon. Der Basalt ist fünfkantig prismatisch, und enthält so wie der dortige Mandelstein Analcime und Chabasie. Bey einem grössern Elv etwas mehr östlich gegen Makkak zu steht eine schön gruppirte vom Meere umströmte Basaltklippe von gebogenen 5. kantigen Säulen. Westlich finden sich mehrere Zeltepläzze und viele alte heidnische Gräber auf den Flächen und kleinen Hügeln am Strande, welche mit auf- 86 Beskrivelse af Disko. geschwemmten Trapp- und Urgebirgs-Geschieben bedeckt und mit Gestrauche überwachsen waren. Eine Menge Weissfisch- und Narhvalknochen liegem am Strande umher. — Die Gegend wurde ehemals in der Fangezeit von den Grönländern stark besucht, und noch stehen sie zuweilen im Som- mer in Zelten hier. Zu Makkak, von dem Grönländischen Worte Makkak Thon, des vielen feinen grauen Thones wegen, welcher sich hier findet, so genannt, findet sich ein grosses Thonlager gegen den Strand zu aufgeschwemmt, zugleich mit weissem sehr feinem Granitsande. — Hier findet sich die Kohle bereits in mehrere kleine Lager vertheilt, und man könnte hier ge- wiss mit Grabung seine Rechnung finden, wenn die Lager bey Kulfield minder ausgiebig werden sollten. — Ein paar zerfallene Erdmauern von Häusern, auf welchen viel Cochlearia wächst, sind noch die wenigen Überbleibsel auf dieser ehemaligen Winterwohnstelle der Grönländer. Eine kleine Strecke weiter östlich am Strande steht Troldmandshus oder Hexen- haus, zwey einander gegenüberstehende Basaltmauern, wovon die Grönländer fabeln, dass es durch Hexerey entstanden sey, und dass der berühmte Angekok, glorreichen Andenkens, welcher das Eiland Disko von Süden nach Norden bogsirt hatte, hier gewohnt hätte. Weiter östlich ist eine kleine Landspizze, wo die Gegend ziemlich eben ist. Hier liegt dermalen das Wrak einer Englischen in Brand gerathenen Wallfischfingerfregatte. — Von hier an krümmt sich der Strand ein wenig einwärts; man kommt einen beträchtlichen Elv vorbey, der von Zeit zu Zeit viele und ziemlich grosse Lachse gibt. — Von hier aus sieht man weiter gegen Osten eine steile Basaltmauer, welche einer Schanze (Skandse) ähnlich sieht, und von den Grönländern Imnarsoit genannt wird. Sie erhebt sich dicht am Seestrande über die Sandfläche, welche durch viele kleine Bergströme aus den hinterliegenden Gebirgen zerrissen ist. — Der Sandstein, in welchem besonders bey Amarurtik- set, und Ippiksoit die Kohlen liegen, ist zuweilen sehr mürbe, und beynahe zerreiblich — zuweilen erreicht er jedoch einigen Grad von Festigkeit. Es ist sehr natürlich, dass die spühlende See, und die Bergströme vieles zu seiner Verwitte- rung beytragen. Die Braunkohle ist am Strande hin in Sand und Sandstein wagerecht in ziemlich gleicher Linie gelagert. Beskrivelse af Disko. 87 Es ist meistens Braunkohle, Pechkohle, in deren Ablösung Faserkohle, (Mineralisirte Holzkohle) auch hie und da Kohlen- srhiefer. (Brandschiefer) — Der Sandstein schliesst öfters sehr grosse vollkommen runde Sandstein und Kieskugeln ein. — In den höhern Hügeln, welche theils bis zu einer Viertelmeile vom Strand entfernt sind, findet sich die Kohle besser, und auch von grösserer Mächtigkeit bis zu 2. und 2.1/2 Ellen Dicke in der Lagerung. — Sie ist auch fester und nähert sich oft der Kennelkohle. Man bemerkt von der Tiefe des Strandes bis zu der Höhe gegen die Trappgebirge zu vier Hauptschichten. Zu unterst ligt Sandstein, welcher auf Granit ruhet. Etwas höher feiner Sand mit häufigen Geschieben von Hornstein, Jaspit, Jaspachat, Feuerstein, seltener Chalzedon und Quarz. Nächst der Kohlenschicht findet sich über und unter derselben Eisensandstein mit häufigen Eisennieren und Eisensandbreccia, auch etwas Holzstein, der sich jedoch mehr dem bituminösen Holze nähert. — Bey den höchsten Hügeln, welche an Trapp an und auf- liegen findet sich der Thoneisensandstein am meisten. — Dass die Kohlen auch hier auf Trapp an mehreren Stellen aufliegen, zeigen einzelne hervorstechende Basaltsäulen. — Die höchsten dieser aufgeschwemmten Hügel sind zu 300 bis 400. Fuss hoch. — Die Sandsteine in den Thälern zwischen den höhern Hügeln sind sehr weich, wie geträuft, cylindrisch und zakkicht, welches von den Bergströmen und Schneewassern herkommt. — Die Kohlengruben am Strande hin, wo das grönländische Erd- haus steht, sind ziemlich ausgegraben; ein Theil der noch unten anstehenden Kohle ist im Anfange der Gräberey ver- nachlässigt worden. — Es wurde zu sehr gewühlt und der ausgegrabene Sand und Sandstein auf die unterliegenden Schichten geworfen, wodurch dieselben bedeckt und unbrauch- bar wurden. Weiter gegen Osten verflächt sich die Ebene immer mehr — und wird mohriger und sumpfiger. Doch ist der Torf, welcher 88 Beskrivelse af Disko. hier das Land bedeckt, sehr schwach und sandig, man kommt gleich auf die unterliegenden Geschiebe. — Ledum palustre und Grön- landicum, Lichen Islandicus, rangiferinus, proboscideus und jubatus wachsen in dieser Gegend sehr häufig. Letztere beyden Moosarten überziehen beynahe alle Steine der ganzen Gegend; ihre Nuzbar- keit als Farbestoff ist bekannt. Von hier an zieht sich das Unter- land am zuriikstehenden héhern Gebirge ganz flach und eben hin; die Erhebungen in demselben werden seltener; es wird eine hie und da mit Moor und Torfgras überwachsene Sandebene, welche daher den Namen Flakkerhuk, auf Grünländisch Saitorsoak erhalten hat. — Von dieser Landzunge, oder dem Huk an wendet sich das Kiistenland dieser Insel in ziemlich gerader Linie gegen Norden, und ein Sund, das Waygat genannt, trennt Diskoeiland, von dem in Osten gegen über liegenden Arveprindsenseiland, welches durch einen schmalern Sund ......... von dem festen Lande ge- trennt ist. Am Einlaufe in das Waygat, westlich an Disko geht eine Bucht ins Land hinein, von ihrem thonigen Grunde Moder- bucht genannt. — Die Ebene bey Flakkerhuck hat von dem Ufer an bis an die höhern Sandberge еше halbe Meile Breite. Die Grundlage des Eilandes ist hier vorwaltender Granit, doch findet sich auch Gneiss. — Das Sandgebirge ist gegen den Strand zu grösstentheils über den Basalt und Trapp ver- breitet, welcher erstere an einer Stelle eine ziemliche Strecke vom Strande ab, wie eine aufgerichtete Mauer hervorragt. Das über den Sandstein und losen Sand, in welchem man alle die bey der Schanze oder Imnarsoit, und Kulfield oder Amarurtikset befindliche Geschiebe wahrnimmt, hervorragende Gebirge ist Flöztrapp, wie auf der ganzen Insel. In der Höhe des Sandgebirges steht ebenfalls Braunkohle an. — Diese findet sich von der Moderbucht an auf Basalt aufliegend und bald mit Wakke, bald mit Mandelstein bedeckt. Die Lager sind hier mächtiger, und reichen unter das höhere Gebirge hinauf; die Kohle selbst ist besser, und hält weniger Thon. — Das Ufer ist hier mit Mäven, Tattarakken, und Struntjägern gleichsam übersäet, ein Beweiss, dass in dieser Gegend ergiebige Fischbänke seyn müssen, welche ihnen Nahrung gewähren können. Die Ostseite von Diskoeiland, welche sich dem Waygat entlang gegen Norden hinaufzieht, war ehemals des ergiebigen Fanges wegen ziemlich von Grönländern bewohnt. Die Wallfische und die Keporkake ziehen gewöhnlich, wenn sie die grosse Diskobucht ver- lassen, durch denselben, gen Norden. — Auf einer grönländischen Beskrivelse af Disko. 89 Winterwohnstelle Isengoak trieben die Eingebohrnen ehemals guten Seehund und Weissfischfang. Es ist nur schlimm, dass hier theils beständig schwere See geht, theils im Anfange und am Schlusse des Winters das Treibeis gewöhnlich am Fange hindert. — Hier wohnten diesen Winter die lezte Grönländerfamilie, welche nun auch die Stelle verlassen hat. — Hier nähern sich die hohen Trappgebirge allmählich wieder mehr dem Strande. Mandelstein und Basalt ist in den- selben vorwaltend und abwechselnd. In dem ersteren findet sich fasriger (sogenannter asbestartiger) Zeolith, Stilbit in ge- schobenen vierseitigen Prismen, und Bol in schmalen Schichten zwischen Basalt und Mandelstein. — Dies sind die Bemerkungen, welche ich auf mehrern Wande- rungen während meines einjährigen Aufenthalts auf Godhavn und Diskoland gemacht habe. — Ich wollte sie nicht durch tagweise angestellte Bemerkungen zerstiikkeln, um doch ein Ganzes liefern zu können, welches bey einem längern Aufenthalt an einem Orte, wo man bald in dieser, bald in jener Richtung geht zu viele Wieder- hohlungen und Zurückweisungen bey einer journalistischen Erzählung erforderte. Den Südlichen Theil der Insel habe ich am fleissigsten durchwandert. Im Pflanzenreiche finden sich hier auf dieser Insel gewiss auch viele interessante Gegenstände für das geübte Auge eines Botanikers. — Mir fehlen leider hiezu die nöthigen genauen Kenntnisse; und ich muss aufrichtig gestehen, dass mir selbst für mein Fach die Zeit zuweilen zu kurz wurde, dass ich also wenig Excursionen um Pflanzen zu sammeln, machen konnte. — Doch pflückte ich, wie man sagt, das Blümchen am Wege — Die mir bekannten hier wachsenden Pflanzen sind: Ledum palustre und Grönlandieum, Pyrola minor — Campanula rotundifolia, Epilobium latifolium und angustifolium, mehrere Arten der Pedicularis, letztere besonders in der Gegend von Godhavn, die Pedieularis flammea und lapponica, ferner Alchemilla vulgaris und alpina, Bartsia alpina, Epilobium latifolium, Polygonum viviparum, Eriophorum vaginatum, Lyehnis alpina, und andre. Mittwochs d: 2. September kam ich mit Herrn Inspecteur Morzrezpr, welcher mir auf der Reise nach Kulfield gefälligst Gesellschaft geleistet hatte, und Herrn Hvalfangerassistent Branpr, welcher von der Güte gewesen war die Schaluppe zu steuern, glücklich Abends sehr späthe wieder nach Godhavn zuruck. Wir sahen bey der Rückreise mehrere Ke- porkake, welche der Schaluppe ganz nahe kamen, so dass wir sie unter uns in der Tiefe der See konnten streichen sehen. 90 Disko-Bugt 1807. Montags. d: 14. September. Gieng ich mit Herrn Inspecteur Мот2кегот, welche seine herbst- liche Besichtigungsreise mit Herrn Hvalfangerassistenten Branpt in der Bucht herum machen wollte, um 12. Uhr Mittags an Bord von Godhavns Jacht Martinette, welche von dem Speckschneider Hans Nievsen geführt wurde. — Herbstreise in der Runde der Diskobucht herum. Gegen Abend wurde der Wind mehr nordlich, und es fiel ein dichter Nebel. — Wir waren bereits über Makkak vorgerückt, und trieben nun mit konträrem Seegange, wozu auch der Strom half, bis Iglytsiak wieder zurück. — Dienstags. d: 15. September. War der Wind nordlich, doch schwach; aber es gieng schwere See. Wir sahen viele Keporkake, welche uns ziemlich nahe kamen. Mittwochs. d: 16. September. War der Wind Morgens schwach siidlich, und wurde etwas siidwestlich; wir seegelten Kulfieldet oder Amarurtiksæt vor- bey, und kamen Nachmittags 3. Uhr bis an die Westliche Seite von Flakkerhuk, wo wir des anhaltenden schweeren Seeganges wegen in offener See vor Anker gehen mussten. — Herr MoTzrELpT liess sich mit mir ans Land sezzen, und nahm giitig Theil an meiner mineralogischen Wanderung. — Meine Bemerkungen über diese Gegend von Disko habe ich bereits oben Seite 88. mit- getheilt. Um 8. Uhr Abends kamen wir wieder an Bord zuriick. Donnerstags. d: 17. September. Hatten wir gegen Morgen schwachen siidlichen Wind. Wir giengen unter Seegel, kamen aber wenig vorwärts, weil es bald wieder stille wurde, und wir noch dazu den Strom gegen uns hat- ten. Den ganzen Tag über gieng schwere See, der Wind kam nördlich mit Regen und Schnee; daher wir uns auch nicht ans Land sezten lassen konnten. — Wir lagen den ganzen Tag vor Anker, und trieben zweymal. — Freytags. d: 18. September. Stürmte es aus Nordost. — Die See gieng sehr hohl. Es regnete und schneyte zugleich den ganzen Tag. Das Schiff schlingerte so heftig, dass wir uns kaum auf dem Verdeck halten konnten. — Die Luft war dicht und neblicht. Disko-Bugt 1807. 91 Sonntags [Sonnabends] d: 19. September. k Hatten wir den ganzen Tag nordlichen Sturm. Gegen Abend wurde es ganz stille. Gegen Mitternacht lief der Wind in Süd- west mit einem tobenden Sturm. — Der Steuermann Hans NIELSEN hielt es für das beste, ungeachtet der Nebel stockdicke über der See lag, unter Seegel zu gehen, um nicht etwa aufs Land geworfen zu werden. Morgens 5. Uhr befanden wir uns unter Arveprind- senseiland dem Lande ziemlich nahe, welches zu erkennen der dichte Nebel uns verhindert hatte, und halb sieben Uhr Morgens giengen wir auf der östlichen Seite des Waygattes unter einem ra- senden Sturme bey der Anlage Klokkerhuk vor Anker. — Klokkerhukk, auf grönländisch Aglekto ..... genannt, liegt auf dem südwestlichen Ende von Arveprindsenseiland, und gehört unter die auf eben dieser Insel gelegene Kolonie Rittenbenk, grönländisch Akpet, sonst auch Svarte Vogelbay genannt; der Sund Ikarasek, nicht Pakitsok, wie die Europæer ihn gewöhn- lich unrichtig nennen, trennt diese Insel, welche ein längliches Viereck ausmacht, von dem festen Lande. — Wir dankten Gott, dass wir diese Stelle glücklich erreichten, da die wilden Südost- und Südweststürme in dieser Gegend besonders zwischen dem Lande in einem so dichten Nebel sehr gefährlich sind. — Es ist über- haupt für kleine Fahrzeuge in dieser Bucht sehr schlimm, dass sich an der ganzen Südlichen Küste von Disko, von Godhavn aus bis beynahe unter das feste Land von Grönland keine taugliche Bucht, kein Hafen findet, wo auch nur ein kleines Fahrzeug ein- legen könnte. Auch bey Klokkerhukk liegt man besonders vor dem Südwestwinde sehr unsicher, und jedes Fahrzeug thut am besten sogleich die offene See zu suchen, wenn es von daher zu stürmen anfängt. Zum Glück liess der Sturm, als wir unter Land kamen, etwas nach. — Die Berge ven Arveprindsenseiland sind gegen die Bucht zu schroff, und ziemlich kahl aber nicht sehr hoch, doch ziemlich zersprengt und zerklüftet. Die Hauptgebirgsmasse ist Gneiss mit grossen Lagern von Syenitschiefer; adern und fleckweise findet sich häufig zeisiggrüner derber und dichter Akanthikone, hie und da in den weissen Quarzadern Turmalin- kristalle. — Granit findet sich ebenfalls in grossen Lagern, der Feldspath desselben ist schön hochziegelroth. — Am Strande fand ich mehrere aufgeworfene Lepades tubulares und bey der Flaggklippe eine Spongia welche ich hier im Lande noch nicht gesehen habe. — Der Südweststurm kam nachmittags wieder abwechselnd mit Regen und Schnee. — 92 Disko-Bugt 1807. Montags.d: 21. September Vormittags um 11. Uhr kam Herr Assistent Kart Dorrr mit dem Boote Kellelluak von Jakobshavn. Noch in der Nacht nach Mitternach musste Hans NIELSEN des Sturmes wegen mit der Yacht Martinette den Hafen verlassen. — Abends hielt Herr Inspekteur Morzrezor Zusammenberufung der Grönländer, welcher ich bey- zuwohnen die Ehre hatte. Bey dieser Gelegenheit lehrte ich den braven Grönländer GABRIEL kennen, welcher aus eigenem Antriebe mehrere Kinder in der Religion und in Lesen unterrichtete, und deswegen vom Missionskollegium eine silberne Medaille zur Aus- zeichnung. erhalten hat. Diese Insel war ehemals von den Grönländern stark bewohnt, welches die vielen Überbleibsel von alten Wohnhäusern, besonders gegen Norden hinauf, so wie die vielen alten Gräber zeigen. Un- gefehr auf dem halben Wege zwischen hier und Rittenbenk liegt eine alte Wohnstelle Iglytsiak bey einer kleinen Bucht, wo- selbst eine Dänische Handelsanlage war, welche nun seit mehrern Jahren geschleift ist. Der nunmehrige Inspecteur in Südgrönland, Herr МунгемрЕовт, war hier vor 22. Jahren, als er zu Lande kam, Assistent. — Von hier aus rechnet man 1. starke Meile nach Rittenbenk. Von Rittenbenk über das Waygat nach dem nächsten Kohlenlager rechnet man 4. bis 5. Meilen, und die Länge von Arve- prindsenseiland .. Meilen. Um die Insel herum von Westen gegen Osten zieht sich ein gebogner Arm der See, welcher von den Grönländern Torsukatek bey der Biegung genannt wird. — Hier findet sich im Frühjahre eine sehr grosse Krabbenart, Cancer Fha- langium ein; auch hat man in dieser Gegend eine Bank von sehr grossen Hälleflyndern (Pleuronectes Hyppoglossus) gefunden. Hasen und Schneehühner liefert diese Gegend in ziemlicher Anzahl. Zu Klokkerhuk macht der Wallfischfang, weswegen diese Stelle angelegt ist, den vornehmsten Handelszweig aus. — Dienstags. d: 22. September Wurde der Wind östlich. Gegen Mittag reisten wir mit dem Boote Kellelluak, geführt von Herrn Kart Dorrr nach .Jakobshavn ab. Wir passirten Pakitsok, eine Bucht, welche sich hinter Arveprindsenseiland ins Land zieht. — Hier liegt Urthonschiefer auf Granit und in demselben lagerweise Wetzschiefer, doch ist der grösste Theil dieses Gebirges, bereits vom Eisblink überdeckt. — Um 3. Uhr kamen wir nach Iviangarnek, oder Patte- fieldet, von seinen 2. Gipfeln so genannt, und Pungiliktok (oder det Springende) vorbey. — Der Sund welcher Arve- prindsenseiland von dem festen Lande trennt, heisst nicht Pakit- sok, sondern Ikarasek. — Pakitsok ist eigentlich der eine nörd- Disko-Bugt 1807. 93 liche Arm des Iisefiords (Sermilik oder Illulirsæt) und wendet sich hinter Rode Bay gegen Siiden, wo er hinter Jakobs- havns Land mit dem grossen Iisefiord zusammenstösst, und also dasselbe zu einer grossen Insel macht, welche nun aber zum festen Lande zu rechnen ist, weil der Eisblink den Zusammenhang des Armes Pakitsok mit dem lisefiord überdeckt und verstopft hat. — Wir kriegten hier Südlichen Sturm mit Schnee und gewannen ge- rade noch so viel Zeit in die Rode Bay oder Okaitsut einzu- laufen, wo wir bey dem Grönländer Tarkak, welcher daselbst noch im Zelte stand, Nachtquartier nahmen. — Es stürmte die ganze Nacht heftig; das Thermometer stand auf 4. Grade Kälte. Mittwochs d: 23. September Stürmte es hart aus Südwest mit Schneegestöber. Ich gieng demungeachtet heute so wie gestern auf Excursion. Das Hauptgebirge ist Granit, oft in Gneiss, oft in Syenit- schiefer übergehend; an vielen Stellen adern und fleckenweise, stark mit zeisiggrünem Akanthikone gemengt. Schwere zu- weilen bis 4. Schuh breite weisse Quarzgänge durchsetzten denselben bald horizontal, bald vertikal, und beynahe in allen Richtungen. In dem Quarze fand ich hie und da kleine Moroxitprismen eingewachsen. Auf einer Stelle, in der Nähe des dortigen Grönländischen Garnfangerhauses, welches zu Jakobshavn gehört, und von Herrn Мунгехрковт angelegt wurde traf ich im Granit ein beträchtliches Thonschieferlager, in welches Kupfer und Schwefelkies in kleinen Lagern eingemengt ist. — Im Monate October lassen sich hier gewöhnl. die Keporkake und im November die Weissfische und Narhvale, zuweilen in gros- sen Schaaren sehen. Die Bucht ist für Eisgarnfang gut gelegen. — Gegen die See hinaus, am Itiblik fand ich mehrere heidnische Gräber, wo vermoderte Jagdgeräthschaften und auch weibliche Haus- geräthe lagen. Dermalen ist die Stelle von einer einzigen Familie des Tarkar im Winter bewohnt. Die Bay ist so gross, dass eine ganze Flotte darin liegen könnte, und wurde ehemals während dem Wallfischfang von den Holländern stark besucht, von welchen sie auch den Namen Rode Bay erhalten. Donnerstags d: 24. September. Morgens gieng der Wind in Osten und sodann in Nordost über. — Wir reisten daher ab, passirten über Brede Bugt, einige 94 Disko-Bugt 1807. kleine Inseln vorbey, nach Jakobshavns Nördlicher Nas, wo zuweilen fiir die Kolonie Torf gegraben wird, und kamen um 11. Uhr bey Jakobshavn vor Anker. Man rechnet von Klokkerhukk hieher 6. Meilen. Jakobshavns Kolonie von den Grönländern des Hafens wegen Kangerdluarsueitsiak von des Eisfiords wegen auch Illulirset genannt, ist, wie bereits oben angemerkt wurde, eine Insel, wurde aber durch den überhandnehmenden Eisblink durch eine Eisbrükke mit dem festen Lande verbunden. Das Land be- steht aus mehrern nicht sehr hohen Bergen. Der höchste und steilste derselben Korarsok liegt im Hintergrunde der Kolonie gegen Osten. Die vorwaltende Gebirgsart des Landes ist abwechselnd Granit und Gneiss; in beyden liegen Lager von Dolomit mit eingewachsenem gemeinem und glasigem Tremolith. — Diese Steinart ist der Schweizer zu Tremola sehr ahnlich. — Die ganze Hauptmasse des Urgebirges ist mit dem zeisiggrünen derben Akanthikone sehr stark gemengt, besonders der Granit und Gneiss. — Sonnabends d: 26. September Bestieg ich begleitet von Herrn Assistenten Andreas Dar- AGER den Berg Korarsok, — von dessen Spizze man nach dem Eisblink sehen kann. Man kommt zuerst über eine tiefe schmale Kluft, Killaritsok genannt, in welcher ich grosse Lager von Hornblendeschiefer und im Granit viel derben Akantikone gemengt fand. — Oben auf Korarsok fand ich ebenfalls den Dolomit mit glassartigem Tremolith in Lagern. — Der Anblick des sich am Fusse dieses Gebirges ausdehnenden Iisefiords, des fürchterlichsten, grössesten und gefährlichsten im ganzen Lande gewährt ein schauerliches Gefühl. So weit das Auge von der Höhe des Berges gegen Osten reichen kann sieht man nur das grauenvolle Eislager, welches den Übergang nach dem östlichen Grönland zu Lande unmöglich macht. — Das ewige Donnern und Krachen der unten im Thale durch den Fiord treibenden unermess- lichen Eislasten betäubt das Ohr; man schwindelt bey dem Ge- danken, dass solche ungeheure Berge sich von dem festen Eise des Landes lossreissen, und für ihre Höhe tief genug Wasser finden können. Ich mass eine dieser Eisinseln, noch lange nicht die grösste, welche 2047. Schritte im Umfange hatte. Die Höhe über des Wassers, oder Eises der Bucht Oberfläche war, mit einer Line gemessen, 49. Fuss, die höchsten Spizzen derselben war ich mit Disko-Bugt 1807. 95 meinen Fusseisen versehen, doch nicht zu erklettern im Stande. Und neun Zehentheile dieses Kolosses reichen unter das Wasser. — Im Neu und Vollmonde stösst er seine fürchterlichen Lasten von sich, setzt die See in der Nähe seines Wirkungskreises zu 3. und 4. Klaftern mit plötzlichem Steigen und Fallen in Bewegung und überschwemmt die grosse Diskobucht weit und breit umher mit be- weglichen Eisinseln und Bergen. Dem ungeachtet nimmt diese unbeschreibliche Eisbrükke im festen Lande mit jedem Jahre augen- scheinlich zu und wird mit der Zeit den grössten Theil der West- küste bedecken. — Im lisefiord selbst sah Assistent Anpreas Dar- AGER vor mehrern Jahren noch Überbleibsel alter Grönländischer Winterhäuser, welche nun unter dem Eise begraben sind. Es ist ausser allem Zweifel, dass dieser Fiord ehemals ein Sund war — die alten Traditionen der Grönländer bestättigen dies auch. Noch heutzutage sind sie bey starkem Südostwind bange, die so gefürch- teten Kablunets möchten, wenn bey so einer Gelegenheit der Sund sich wieder einmal öffnen würde, von der Ostseite oder aus der Mitte des Landes herüber kommen, und sie mit Stumpf und Stiel vertilgen. — Wer kann mit dieser Furcht den Muth reimen, welche einige den Vorfahren dieser feigen Menschen zuschreiben, dass sie die in diesem Lande einst angesessenen tapfern Normänner bekriegt und vertilgt haben sollen; sie die sich aus der bessern Gegend jen- seits der Strasse Davis von ihren kriegerischen Nachbaren verjagen liessen, und nach und nach herüber auf diese Seite flüchteten. Durch den obengenannten Iisefiord geht noch ein starker Stromfall, welcher wahrscheinlich von Zeit zu Zeit das über dem Wasser ge- wölbte Eis ausspühlet, welches sodaun bersten und aus Mangel an hinlänglicher Unterstüzzung niederstürzen muss. Zuweilen treiben auch Holzstükke, welche sich nie unter dem gewöhnlichen Treib- holze der Strasse Davis finden, auch nicht auf dieser Seite des Landes wachsen, zum Exempel: Buchen und Eichenholz, auch ab- gerollte Bimssteinstücke, wahrscheinlich von Issland, deren einige ich selbst am Strande aufgelesen habe, durch den Fiord heraus. Auch auf Grönlands Südostseite habe ich dergleichen Stücke im Treibeise eingefroren gefunden. Aussen vor der Kolonie liegt die Insel Sermermiut, wo nun auch Torf gegraben wird, da derselbe bey der Nördlichen Näs sehr abnimmt. — Abends wohnte ich der Versamlung der Grönländer bey, wo Benrax die erste Belohnung des Fleisses im Fange erhielt. — Sonntags. d: 27. September. wonten wir der Predigt bey, welche Herr Missionär Bram hielt. Montags. d: 28. September. reisten wir um 11. Uhr ab, um über den Iisefiord zu sezzen. Das Thermometer stand im Lande auf 8° und auf dem Fiord zwischen dem Eise auf 131/2° Kälte, ungeachtet die Sonne 96 Disko-Bugt 1807. schien. Auf der nordlichen Seite des Пзейогаз bestiegen wir noch eine Klippe, um zu sehen, welchen Weg wir durch die Eisberge nehmen könnten. — Nur mit äusserster Anstrengung gelang es uns durch die zum Theile durch frisches Eis zusammengebakkenen grossen Eisklippen uns durchzuarbeiten, denn wir konnten dieselben nicht umfahren, da sie weit verbreitet waren, und gegen 3. Meilen nach der Bucht hinauslagen. — Ja wir wären vielleicht auf dem halben Wege wieder umgekehrt, wenn es nicht eben so gefährlich gewesen wäre zurück, als vorwärts zu gehen, indem ein starker Strom gieng, welcher das Eis hinter uns her wieder zusammentrieb; und der Wind nordlich war. — Um 2. Uhr erreichten wir endlich das südlichste Ufer dieses gefährlichen Fiords in der Nähe von Iisland, einer Wohnstelle der Grönländer, bey einem kleinen Arm, welchen der Iisefiord nördl. bey Claushavn unter das Land bildet. Die Gegend ist mit Geschieben überschwemmt. Ehemals wohnten einige Grönländerfamilien des guten Eisfanges wegen auch im Winter hier; nun ziehen sie bloss im Sommer und Herbst mit Zelten hieher. Von hier aus kamen wir um 3. Uhr nach Claushavn, grönl. Illimennak, einer zu der Kolonie Christianshaab gehörigen Wall- fischfängeranlage, deren Grönländer der Nähe des lisefiords wegen auch guten Seehundfang treiben. — Die Berge hier herum bestehen aus Gneiss und Glimmer- schiefer, in welchen Hornblende- und Syenitschiefer in hori- zontalen Platten liegend, angelagert sind. Die ganze Gebirgs- masse ist in allen Richtungen zersprengt, und enthält häufig eingemengten magnetischen Eisenstein, und, der Hornblend- schiefer besonders, Granaten. In der Gegend von der hohen Vare, gronl. Innuksuk, ist ebenfalls Gneiss die Hauptgebirgs- art bis hinunter nach dem Strande zu, mit grossen Lagern von Hornblendschiefer, welcher sich in sehr dünne Platten spalten lässt. Nahe bey der Kolonie bemerkte ich in dem- selben Kupfergrün und Kupferkies, zugleich mit etwas ein- gesprengtem Zinnstein, dabey hie und da weisses und grün- liches zuweilen etwas eisenschüssiges Steinmark. Der Glimmer ist aus dieser Steinart ausgewittert und der Feldspath meistens kristallisirt. | Ich sammelte einige Lepades und Seegewächse. Abends wohnte ich der Zusammenberufung der Grünländer bey, welche Herr In- specteur Morzretpr in der Kapelle hielt. — Hier wohnt ein seltener Grönländer, namens Orr, welcher in jüngern Jahren der beste Disko-Bugt 1807. 97 Finger war, und stets, um vor Mangel gesichert zu seyn, ein Magazin von getrocknetem Fleische, von Fischen u. s. w. für den Winter sammelte, um selbst nicht zu hungern, und auch seinen darbenden Landsleuten damit aushelfen zu können. Ein seltenes Beyspiel unter den Grönländern, welche nie auf die Zukunft denken, und nach dem Sprichworte: Kommt der Tag, so bringt der Tag! leben. Er erhielt vom Herrn Inspekteur Morzretpt, welcher keine Gelegenheit unbenützt vorbeygehen lässt, um die Grönländer zur Thäthigkeit zu ermuntern ein Privatgeschenk an Zukker und Kaffee für seinen Eifer. Der Atarsoakfang hat in Norden, besonders in der Diskobucht seit 2. Jahren fehlgeschlagen, daher die Grönländer Mangel an Kajaksfellen leiden; auch der diesjährige Sommer- und Herbstfang war schlecht. — Im verflossenen Handelsjahre wurde hier kein Wallfisch gefangen. Mittwochs d: 30.. September. Vormittags 11 Uhr verliessen wir Claushavn, passirten de tre Skiärs vorbey, so wie auch den Schaluppshafen und kamen nach tre Øer, wo wir etwas Halt machten. — Diese tre Øer machen eigentlich nur Eine Insel mit 3. Kuppen aus. welche von ferne wie 3. Inseln sich darstellen. — Sie be- stehen aus Gneiss mit Granaten. Bey Jagtholm geht eine breite Thon und Sandbucht ins Land hinein, welche Leer- bugt heisst. Sie hat ziemlich hoch aufgeschwemmtes Land. Dem hier befindlichen nordlichen Elv entlang finden sich die bekannten Fischabdrücke in grauem sandigem Mergel und andere sonder- bar gebildete verhärtete Mergelstükke. Von Claushavn bis hieher rechnet man eine starke Meile. Wir giengen Jakobsholm, und Maagefield vorbey, und setzten über Lachsebucht, grönländisch Ekallungoit. Unter Maagefield ist es gewönlich ganz stille, da es hingegen, wenn man über die Lachsebucht kommt, beständig bläst. Wir kamen sodann Sauik vorbey, wo gewöhnlich Garnfang getrieben wird, und kamen um 5. Uhr Abends bey der Kolonie Christianshaab an. — Ich machte noch eine kleine Excursion nach der Vare, welche südwestlich der Kolonie liegt, fand in dem allgemein verbreiteten Gneisse, Hornblendschiefer und Glimmerschiefer in grossen Massen, mit vielem schneeweissem Quarze, dem Gemengtheile eines eingelagerten grobkörnigen Granits. Um ХХХУ. 1 98 Disko-Bugt 1807. 7. Uhr Abends kam ich zu Hause; es war ziemlich finster, so dass ich beynahe den Weg verfehlt hatte. — Monat Oktober. Donnerstags. d: 1. Oktober. Trat ich früh Morgens, begleitet von dem Grünländer Jarog Тновмме meine Wanderung an. — Ich gieng zuerst nach der sogenannten Studeerkammer, oder Bings Hul, eine Felsengrotte, nach einem Missionär so genannt, welcher im Sommer die meiste Zeit hier wie ein Einsiedler zubrachte. Die Höhle ist aus einem durch die Tagwasser und den Schnee ausgewaschenen, und ausgewitterten grobkörnigem Granitlager entstanden, und liegt südwestlich von der Kolonie. Sie geht ungefehr 20. Schritte etwas aufwärts in den Felsen hinein. Ich fand hier kristallisirten in Adular übergehenden Feldspath, grosse weisse Glimmertafeln, und kristallisirten Bergkristall, auch die zerfallenen Skelette einer Isatis und eines Rabens. — Die ganze hohe Gebirgsmasse, von Südwest nach Nordost hinziehend, und von den Grönländern Kakarsoit genannt, be- steht aus Glimmerschiefer, welchem wahrscheinlich Gneiss zur Unterlage dient. — Sie ist sehr zusammengesetzt. Ich fand adernweise Jadde und Nephrit, gangweise Strahlstein, Bergkork und Tremolith in Dolomit und Kalkstein, und Sahlit. Letzterer mit Strahlstein gemengt macht auf beyden- Seiten eines Quarzganges, der mit Magneteisenstein gleichsam be- säet ist, das Sahlband aus. Diese Schichten laufen im Süd- lichsten Berge, grönländisch Issua genannt, von Osten nach Westen hinab. — Die Gänge sind ungleich, die beyden stärk- sten sind der Dolomit und Tremolith. — Die schwächsten, 2 bis 6. Zolle dichten sind: der Sahlit mit Strahlstein und einer Art Talkschiefer, doch findet der Stralstein mit etwas Sahlit sich auch hie und da in kleinen Lagern. Der körnige Kalkstein komt in schmalen Adern und Gängen vor, ist an den Seitenflächen etwas verwittert und mit feinem graulichem Disko-Bugt 1807. 99 Tropfstein bedeckt. Er findet sich in grossen Platten, und ware zu Tischplatten und dergleichen tauglich. — Die steilen Wande von Kakarsoit sind an mehrern Stellen in der Tiefe mit Kupfergriin tiberzogen, und halten ziemlich haufig Kupfer und Schwefelkies. In Granit und Glimmerschiefer fand ich auch Graphit oder Reisbley, und grasgriinen Akanthikone derb und dicht hie und da in grossen losen Blökken. — Auf einem der Gipfel von Kakarsoit gegen Issua zu steht eine Vare. Die um diese Berge befindliche Flächen haben besonders bey dem Landsee, welcher die Kolonie im Winter mit Wasser ver- sieht, viele schöne Grasplätze und mehrere Pflanzen. Auch gegen Osten sind grosse, aber mohrige Grasflächen. Die Pediculares, beyde Lapponica und Grönlandica, Ledum palustre und Grön- landicum, Pyrola rotundifolia, Epilobium angustifolium, Campanula rotundifolia, Empetrum nigrum, und etwas Gesträuche, so wie viele Moosarten, besonders Lichen rangiferinus und Islandicus wachsen hier in grosser Menge. Die Südoststürme sind hier wie in der ganzen Bucht die schwersten und schrecklichsten. Die Insel, wo man dermalen Torf gräbt, liegt aussen vor der Kolonie. Auf den obengenannten mohrigen Grasflächen findet sich etwas Torf. In dem östlichen Gebirge fand ich gleichfalls Gneiss und Glimmer- schiefer. Die höchsten Punkte der ganzen Gebirgskette waren schon gröstentheils mit ziemlich tiefen Schnee bedeckt. Der Ort, wo die Kolonie nun steht, hängt durch einen Itiblik oder Tragplatz mit dem festen Lande zusammen. Diese flachen Stellen sind mit häu- figen Geschieben überdeckt, haben aber doch Felsgrund. — Abends hielt Herr Inspecteur Morzrezpr Versammlung und Musterung der Grönländer. Jakoß Тновмме, ein Sohn des in diesem Jahre ver- storbenen pensionirten Assistenten Apam Txornina erhielt die erste Prämie. Die Kolonie stand vorher auf einer andern Stelle, der nunmehrigen gerade gegen über in einem Tale. — Dermalen wohnen nur 2. Grönländerfamilien bey derselben. — Freytags. d: 2. Oktober. Ich gieng mit Jarop Тновммс auf Excursion nach der Süd- westlichen Bergstrekke, der Bucht entlang, an welcher sich eine schmale Nas bildet, die sich 1. Meile lang gegen Süden nach der See hinauszieht. Die ganze Strecke heisst Kangerdluluk und die äusserste Näs Nogme, eine Wohnstelle der Grönländer. Die Bucht nennt man ........ Die hier stehende schmale minder hohen Klippen, be- stehen bloss aus Glimmerschiefer, welcher hie und da in Talkschiefer übergeht, mit unbedeutenden Lagern von Granit, 7” 100 Disko-Bugt 1807. in welchen sich Parthien von kieshaltigem Quarze befinden. Der Glimmerschiefer ist sehr verwittert, mit einer unendlichen Menge rissiger Granaten und Almandinen verwachsen, und der Glimmer geht an mehreren Stellen in Graphit über. Im Granite und Quarze findet sich Amianth, Strahlstein und Talk; bey dem Graphite Thoneisenstein. Turmalin ist in kleinen Prismen im Quarze eingewachsen. Einzelne Plätze dieser Klippenreihe, besonders, wo Quarz sich befindet, sind auf der Oberfläche an mehrern Stellen von einem Ocher überzogen, der zwischen dem Pistazien- und Zeisiggrünen, oder der Farbe des Nikkels und Chromokkers das Mittel hält. — Ich habe diese oberflächliche Färbung an mehrern Stellen in Grönland, zum Exempel: zu Nullok, Naiait, Ujortlersoak, Kangarsuk bey Holsteinsburg, Godthaab, Assuts Storoe oder Kikertarsoak, Kangerdluarsuk, bis zu Kakatsoeitsiak östlich bey Staatenhuk, doch stets nur auf der Oberfläche, nur angeflogen, und zwar beym Glimmerschiefer bemerkt. Ujortlersoaks Kuppen und Ver- höhungen sind beynahe alle davon gefärbt. Doch hier findet sie sich weniger. — Sonnabends d: 3. Oktober. Gieng Herr Inspecteur Morzreıvr mit mir auf Excursion nach Bings Hul, und der dortigen Gegend. Meine Bemerkungen über dieselbe habe ich bereits oben Seite 98—99 mitgetheilt. — Sonntags. d: 4. Oktober verliessen wir Morgens 7. Uhr die Kolonie Christianshaab mit einer Schaluppe. Wir giengen Nogme, wo sich Granaten in Glimmerschiefer finden, und Akudlek, eine Garnstelle, wo sich am Strande Bruchstiikke von Heliotrop gefunden haben, vorbey. Um 8. Uhr passirten wir Soutit, ehemals auch eine Garnstelle, nahe hiebey liegt die Torfinsel der Ko- lonie. Der Torf ist sehr wurzelreich, aber zu wenig fett, und kann keine anhaltende Wärme geben. Wir erreichten um 12. Uhr Mittags Tiissame, oder Tyssok, eine lange halbmondenförmige Insel, welche man fast über den Disko-Bugt 1807. 101 halben Weg, der doch 6. Meilen beträgt gleichsam vor der Nase liegen hat, ohne sie zurückzulegen. Sie liegt 4. Meilen von der Kolonie. Von hier aus konnten wir, da es klar Wetter war, bis ans Ende der Südostbucht sehen, welche die Gränze von Chri- stianshaabs-Distrikt ausmacht. Der nördliche Theil derselben wird auch Wildebay und der Südliche Spiringsbay genannt. Gegen West und Nordwest lagen uns die grünen Eylande, ihrer vielen Grasflächen wegen sogenannt; sie bestehen aus 3. grossen und meh- rern kleinern Inseln, welche zuweilen von den Grönländern bewohnt werden. Bey hoher See kann man sie in einer Schaluppe kaum über der Oberfläche des Wassers bemerken. Daselbst giebt es Glimmerschiefer, viel Glimmersand und Geschiebe. Hier verhungerte oder erfror vor einigen Jahren der Kaufman NÖRREGAARD, mit seinen Leuten. Sie litten mit dem Fahrzeuge Schiffbruch, und wurden erst im Frühling des folgenden Jahrs zwischen Eis und Schnee gefunden. — Wir setzten glücklich über die Südostbucht, welche nach unserm Course 8. Meilen breit ist, und kamen Upernavik vorbey, eine schmale, kleine flache Insel, welche den Grönländern im Sommer zu Zeltepläzzen dient. Nicht weit von derselben zieht sich zwischen Ikamiut und Ujarartafik eine Bucht ins Land hinein. — Hier sind grönländische Winter- wohnpläzze. Von hier aus kann man, wenn man gerade zu nach Süden reisen will hinter Egedesminde vorbey durch den Nivaak- sund gegen Biörnenässet zu gehen. — In Nivaak wird guter Eis- garnfang getrieben, und das Eis ligt gewöhnlich noch im Anfange des Monats Julius fest. — Die Sepia Loligo und Octopodia findet sich hier in unglaublicher Menge. — Die Frühjahre kommen die Grönländer zuweilen auf Angmarsetfang hieher. — Herr Inspecteur MYHLENPHORT hat, als er noch den Handel zu Egedesminde vorstand, hier ein Garnhaus und Spekhaus des Eisgarnfanges wegen erbauet, welches noch benüzzt wird. Um 5. Uhr Abends kamen wir Nye Nouk vorbey zu einer runden steilen Klippe Tulluartolik, oder Ravnoe genannt, wo wir landeten. — Sie ist die erste, wenn man die Südostbucht passirt hat. — Die See hat um diese Klippe herum reinen Felsgrund; man konnte auf dem Grunde den Ecchinus saxa- tilis zu tausenden sizzen sehen, weswegen sich auch die Raben so gerne hier einfinden, weil oft so viele von der Brandung aufs Land geworfen werden. Die Klippe selbst besteht aus Granit mit röthlichem Feld- spath grünem und schwarzem Glimmer mit wenig grauem Quarz. Hornblendschiefer findet sich hier mit ihm, wie fast allenthalben vergesellschaftet. Es wächst hier trefflich fette Cochlearia anglica in grosser 102 Disko-Bugt 1807. Menge. Isländisches Moos, Mariægræs, Lichen rangiferinus und proboscideus bedeckt beynahe die ganze Insel. Letzterer, so wie der Lichen jubatus und capillaris hat alle Felsen schwarz über- zogen. — Sie ist zu steil, als dass sie bewohnt werden kénnte. — Von hier aus giengen wir durch den langen Sund, oder Ikare- sarsuk, auf dessen westlicher Seite Akunak, oder Akunaut, das ist: eine Reihe von mehrern Inseln ligt, welche im Frühjahre und Herbste öfters des Fanges wegen von Grönländern besucht werden. Auch dermalen standen einige hier, welche sogieich auf uns zuruderten, um — etwas Tobak zu erhalten. Dieser Lange Sund oder Ikaresarsuk führt in gerader Linie hinter Egedes- mindes Insel vorbey; man muss Nordwest steuern, wenn man zur Kolonie kommen will. — Ein schmaler Lauf, Kakangoak genannt, liegt 4. Meilen in Osten von der Kolonie. — Es ist der nächste Weg nach der Kolonie von Nougarsuk aus, kann aber nur zu Fluth- zeit mit einer Schaluppe befahren werden. Das dstliche Ufer von Langesund oder Ikaresarsuk gehört zu Nivaaksland. Das Ende dieses Sundes gegen Egedesminde zu wird auch Smale Sund ge- nannt. Um halb 9. Uhr Abends kamen wir zu Egedesmindes Oe, grünländisch Ausiæt, von seiner Form genannt, und erreichten endlich um 10. Uhr Abends glücklich die Kolonie, nachdem wir mit unstätem Winde und schwerer See diesen 12. Meilen langen Weg in 13. Stunden zurückgelegt hatten. — Montags. d: 5. Oktober Gieng ich früh morgens, in so weit es die mit Schnee be- deckten Berge zuliessen, auf Excursion nach ein paar kleinen Buchten und nach der Breite über die ganze Insel, welche ungefehr 2. Meilen im Umfange hat. Die Berge derselben sind von keiner beträchtlichen Höhe, und bestehen aus Glimmerschiefer und Gneiss mit grossen Granitlagern. Gegen Osten bey zwey Landseen findet sich gangweise im Granit, welcher die überwiegende Gebirgsart dieser Insel ausmacht, Dolomit mit Tremolith, am Strande hin sah ich Hornblendschiefer eingelagert. Ich sammelte da- selbst einige Lepades, welche sich hier von der See aufge- werfen werden, und ziemlich gross sind. Auch verschiedene Tangarten gibt es hier. — Mittwochs d: 7. Oktober war ich auf der Östlichen und Südöstlichen Seite der Insel auf Excursion, und Abends wohnte ich der Zusammenberufung der Grönländer bey. Egedesminde hat dermalen nur 246. Mann christ- liche Grönländer. Die beyden grossen Krankheiten, besonders die Disko-Bugt 1807. 103 letztere Blattern Ansteckung nahm diesen Districkt gewaltig mit. Er beginnt gegen Norden, von Nye Nouk südlich, und reicht bis an Nordre Strömfiord. Die Anlage Westereiland, oder Kidlit liegt ungefehr 6. Meilen von hier in Nordwest. — Sie besteht eigentlich aus 5. Inseln, zwischen welchen sich 3. gute Hafen für Schiffe und kleine Fahrzeuge bilden. Diese Inseln liegen, da man von denselben rings um die See überschauen kann, für den Wall- fischfang besonders gut, zu wessen Betrieb die Anlage auch ge- macht worden ist. — Im Jahre 1795 wurde ein grünländisches Haus erbauet, und das Werk durch einen Vormann betrieben; nun ist das Europäische Haus, welches vorher zu Rifkol stand, hieher gebracht worden, und ein Assistent steht dem Wallfischfang vor. Der Fang für die Grönländer ist hier auch besonders gut. Im Herbste kommen gewöhnlich die Atarsoakke und im Frühjahre die Klapmützen und Uksukke. Das einzige schlimme ist, dass Wester- eiland kein frisches Wasser hat, und die dort wohnenden sich mit Eis und Schneewasser behelfen müssen. Die dorten wohnenden Grönländer sind als gute Fänger bekannt. Freytags. d: 9. Oktober. Morgens um 8. Uhr verliessen wir mit einer Schaluppe diese Kolonie. Ihr gegen über ligt eine grosse Insel, von den Grön- ländern Manetsok genannt, auf den Seekarten unter dem Namen Bonkeeiland bemerkt. Sie ligt gegen Norden von der Kolo- nie, und hat ungefehr 2. Meilen im Umkreise. — Die Nordwest- seite ist besonders gut für den Atarsoakfang, welche Seehundeart im Herbst von hier nach der Südostbucht streicht, und zuweilen in eine in der Insel sich befindliche grosse Bucht, Tarajonisuk ge- nannt, geht. — Vor der grossen Epidemie von 1784 bis 1786 hielten sich hier mehrere Grönländerfamilien auf, welche guten See- hund- und Weissfischfang hatten. Die Stelle musste gewiss auch für den Wallfischfang ergiebig werden, weil dieselben hier dicht unter dem Lande vorbeystreichen, wenn sie gegen den lisefiord zu- gehen. Nun halten sich hier selten Grönländer auf. — Nah unter dem Lande sind auch gute Kabliau und Hälleflynderbänke, und eine beträchtliche Menge Rayen. Die Insel ist sehr steil und besteht aus Granit, auf der östlichen Seite findet sich Labrador. Man reist von hier aus nach Hundeeiland zu durch mehrere Inseln, und den Tattaraksund; in West und Nordwest liegt Tattarait und Kullen; nordlicher gegen die See hinaus liegt noch eine grosse und steile Klippe, über welche das Wasser bey starken Südweststurm und Seegang sprizzen und schlagen kann. Auf diesen Inseln wächst viele Cochlearia Anglica. Wir kamen um 12. Uhr Mittags nach Hundeeiland, grönländisch Kittik- 104 Disko-Bugt 1807. sursoit genannt, eine Wallfischfangeranlage, welche unter die Ko- lonie Kronprinsenseiland gehört, und 31/2 Meilen gegen Norden von Egedesminde entfernt ligt. — Es gehören mehrere kleine Inseln dazu, welche alle ziemlich viel Gras und vielen obgleich mageın Torf haben. — Herr Inspekteur Morzreıor hielt Zusammenkunft mit den Grönländern, deren 82. getaufte dermalen diese Insel be- wohnen. — Die kleinere Inseln sind unbewohnt. — Die Hauptsteinart ist feinkörniger Granit, mit Lagern von grobkérnigem Granit und Gneiss, Hornblende und Syenit- schiefer. — Im Granite fand ich an den Seekanten beträcht- liche Lager von weissem und grauem feinkörnigem Urkalkstein. — Um 4. Uhr Abends reisten wir ab, passirten de tre Øer, grönländisch Tiktusilik, eigentlich nur Eine Insel mit 3. von des Meeres Oberfläche abgesonderten Bergkuppen. Nächst hiebey ligt auch Upernavik, ein Sommerwohnort der Grönländer, wo sie zuweilen mit Zelten auf den Fang stehen. Um halb 7. Uhr Abends kamen wir nach Kronprindsenseiland, welches 3. Meilen von Hundeeiland liegt. Auf den Seekarten werden diese Inseln Hval- fiskoerne, und von den Grönländern Kittiksut genannt. — Mehrere Inseln herum gehören unter die Loge Kronprindsenseiland. Eine der grössten heisst Storoe, nun auch Vogeloe genannt, weil auf derselben der Missionär VogEr, welcher so eben ins Land kam, und sich hier aussetzen liess — man weiss noch nicht, auf welche Art — verlohren gieng. Zwischen diesen Inseln bildet sich ein geräumiger Hafen, welcher 4. Ausläufe hat. Der Südliche ist der schmaleste, und doch wagte sich einmal eine Englische Fre- gatte durch. Die Südweststürme sind hier so fürchterlich, dass man zuweilen nicht im Stande ist, sich auf den Beinen zu erhalten. . Der Weg von der See hinauf zu den Gebäuden ist steil, doch sind die Klippen nicht hoch. Das Wasser ist schlecht. Hier wohnen nur 75. Grönländer. — Der Seehundfang ist unbedeutend. Der Wallfischfang wird mit 3. bis 4. Schaluppen getrieben, und hat schon einige Jahre fehlgeschlagen, obgleich diess der beste Erwerb seyn sollte. — Ehemals waren diese Inseln mehr bewohnt — ich fand um die Flagstange herum und auch an andern Stellen viele Gräber. — Die Hauptgebirgsart ist grauer feinkörniger Granit mit grossen ziegelrothen Feldspathgängen und Lagern, auch etwas Syenitschiefer. Der Torf wird auf der Insel bey. und um die Loge gegraben. Er ist braun und leicht, doch nicht über Из Elle dick, findet sich in Menge, trocknet aber des ewigen Nebels wegen sehr schwer. Auf einer der kleinen Inseln zeigte sich etwas Kupfergrün u. Kupferkies. Godhavn 1807. 105 Sonnabends. d: 10. Oktober. Herr Inspecteur Morzretpt liess die Grönländer zusammen- berufen. Der Seehundfänger Amesunsa erhielt die erste Prämie des Fleisses. — Sonntags d: 11. Oktober. Lagen wir wegen schwerem Südweststurm stille. Montags. d: 12. Oktober. Reisten wir um 9. Uhr Vormittags nach dem Schiffshafen. Hier findet der Ecchinus saxatilis sich in Menge. — In der so- genannten Leerbugt zwischen diesen Inseln findet sich aufge- schwemmter Thon von blaulich grauer Farbe, welche bey deu näch- sten Handelsplätzen zum Bauen benüzt wird. Wir wollten mit der Egedesminder Jacht Dorothea, welche so eben hier im Hafen lag, nach Godhavn abreisen, als wir aber zu den äussersten Inseln kamen, wurde der Wind Nordost, die Jacht musste wenden und wieder einlaufen, wir nahmen eine Speckschaluppe, und halfen uns so ziemlich mit Rudern fort. Wir kamen nach Komaufik, oder Pisseoe, welche in Nordwesten ligt. Hier wurde ehemals ein Ver- such auf Wallfischfang getrieben, aber es kam wenig Vortheil her- aus. — Das hiezu erbauete grönländische Haus, und die Flagstange ist noch vorhanden. Die Insel ist nun unbewohnt. — Sie besteht aus Granit mit Hornblendschieferlager. Die Alca grönlandica und Procellaria glacialis (Mallemukke) ist hier in Menge. Wir passirten Brändvinsscheeren in Osten vorbey. — Wir sezzten, da uns der Wind hiezu günstig war, mit einer Harpunierschaluppe, welche wir auf dem halben Wege trafen, gerade nach Godhavns Anlägg oder Kangek, wo wir um 5. Uhr ankamen, und über Land nach der Loge Godhavn zurückgiengen, von welchen wir volle vier Wochen abwesend gewesen waren. — Die Gebirge von Disko waren bereits alle mit Schnee bedeckt. — Aufenthalt zu Godhavn. Ich kann mich in Hinsicht meines Aufenthalts auf Diskoeiland nun kürzer fassen, da ich bereits alles das, was ich auf Diskoland auf vielen Excursionen und mehrern Tagereisen gesehen und be- merkt habe, im Zusammenhange von Seite 71 bis 89. angeführt habe. Ich merke also aus meinem Tagebuche nur dasjenige an, was mir als Reisenden merkwürdig war, ob ich gleich sehr gerne glaube, dass es jedem andern das nicht scheinen möchte. Inzwischen weiss ich, dass jeder, der selbst Reisen gemacht hat, auch kleine oft unbedeutende Nachrichten eines andern Reisenden mit Vergnügen liest, weil sie ihm Gelegenheit geben sich besser in die Lage des Erzählers zu denken. Doch will ich damit kurz seyn. 106 Godhavn 1807. Montags. d: 19. Oktober Wir erhielten von Jakobshavn die Nachricht, dass der Assi- stent Anpreas Datacer in 5 Keporkake die Harpune gesezzt habe, dass aber wegen schwerer See und Stiirmen keiner ans Land ge- bracht werden konnte. — Sonntags. d: 25. Oktober. Blies ein wiithender Sturm aus Siidwest. Die Brandung der See schlug bey Anlägg über das Haus, und die armen Grônländer wurden fast aus ihren Häusern gespiihlt. Sonntags. [Sonnabends] d: 31. Oktober. Reiste ich mit Herrn Inspekteur Morzreznr nach Fortunebay. Siehe Seite 76. Monat November. Dienstags, d: 5. November Brach auf einer Excursion, welche ich nach Diskos Felsen- mauern machte, das Eis zweymal unter mir; ich half mir aber doch glücklich wieder in die Höhe. — Sonntags. d. 15. November Blies abermals ein schrecklicher Südweststurm. Die Jacht Martinette trieb Nachts 7. Uhr von Anker und Tau, wurde aber doch, da es gleich bemerkt wurde, ohne Schaden geborgen. — Montags. d: 16. November. Hielt Herr Inspekteur Morzretpt die jährliche Versammlung der Grönländer zu Godhavn, und theilte die Prämien aus. Kart EGEDE erhielt die erste, Umer ein gewesener Angekok die zweyte, und ANGUTAKALAR die dritte Prämie des Fleisses. Dermalen wohnen 206. Grönländer, meistens getaufte, auf Godhavn. Die feuchte und unbeständige Witterung machte viele kranke unter den Eingebohr- nen; einige starben. — Dienstags d: 24. November Wurden die Linien in die Harpunierschaluppen bey wehender Flagge eingeschossen. Eine Feyerlichkeit, der gewönl. alle Beamte beywohnen. Mittwochs d: 25. November. Fieng ich für Herrn Inspecteur Мот2еегот, welcher grosse Lust zur Mineralogie bezeigte, Vorlesungen über dieselbe an. Sonntags. d: 29. November konnte die im Almanach angezeigte Sonnenfinsterniss nicht mehr bemerkt werden, da die Sonne bereits unter unserm Horizonte blieb, allein sie äusserte sich in ihrer Wirkung durch eine grosse Dunkel- heit. — Godhayn 1807. 107 Monat December. Freytags. d: 4. December Gieng ich, da der Himmel sehr klar war, auf Excursion nach Serkangoaksfield. Ich genoss hier um Mittag einen feyer- lichen Anblick. Die Sonne, welche uns im Thale schon seit mehrern Tagen unter dem Horizonte geblieben war, drängte westlich von Komaufik ihre letzten schwachen Strahlen durch die blutrothen Wolken herauf, und verbreitete über die saphirblauen vorstehenden Eisklippen ein unbeschreibliches Kolorit, welches sich auf der schwarzen hoch und schwer wogenden See wie in einem Feuer- meere schön und schrecklich brach, indess die Fluth über die schwarzen Basaltklippen des Strandes den milchweissen Schaum zwischen grossen Eistrümmern heraufsprizzte. Einige segelnden Schiffen ähnliche Eismassen trieben am fernen Horizonte der Strasse Davis hin, und entpressten dem Herzen schwere Seufzer der Sehn- sucht nach dem sanftern Vaterlande. Auf dem Berge tobte der Nordost und jagte wirbelnde Wolken von Schnee auf. Ich schien mir ganz allein in der Schöpfung; doch endlich begegnete mir ein einziger Grönländer, welcher missmuthig mit leeren Händen von der Jagd zurückkam. — Kein Vogel regte sich; ein paar Schneehühner waren die einzigen Thiere, welche ich sah. Sie suchten Schutz vor dem Winde im Schnee, und blieben ruhig sitzen, als ich vor- beygieng. Bey stockfinsterer Nacht kam ich Abends um 4 Uhr über einen mühseligen Gebirgsweg ziemlich müde zu Hause. — Vom 7. bis zum 13. December liessen sich mehrere Wallfische in der Bucht sehen, aber bald stürmte es zu sehr, und bald gieng schwere See, so dass man mit den Schaluppen nicht auf Brandwache kommen konnte. Montags d: 14. December wurde die erste Brandwache mit fünf Schaluppen bey God- havn gehalten. — Mittwochs d: 16. December. wurde der erste Weissfisch /Delphinus albicans) in diesem Winter von dem Grönländer Ixsıak gefangen. Est ist ein alter Nationalgebrauch, dass der erste, welchen ein Grönländer fängt, Preis gegeben wird. — Diese Preisgebung ist einer der possier- lichsten Auftritte, den man sehen kann. — Sobald der Fisch vor dem Hause des Fängers ankommt, wozu nun alles, was Beine hat, unter einem barbarischen Freudengeschrey hilft, so thut der Fänger den ersten Schnitt, gewönlich am Ende des Kopfes um den Hals, um damit anzuzeigen, dass dieser Theil als sein und seiner Familie unverletzbares Eigenthum unangetastet bleiben soll. — Und nun fallen alle andre, Männer und Weiber, Knaben und Mädchen, mit Ullos und andern Messern über den Fisch her; die kleinsten Kinder 108 Godhavn 1807. kriechen den Erwachsenen durch die Beine oder steigen über ihren Rükken weg, wie sie nur beykommen können, und purzeln zwischen den Messern auf dem Fische herum, schneiden sich einen Lappen von der Haut, sogenanntes Mattak mit Speck herunter, und ver- zehren ihn noch warm und rauchend wie hungrige Hunde. — Die elendesten Fänger sind bey solcher Gelegenheit die unverschämte- sten, und manche fressen sich, besonders wenn so ein Glück zur Zeit des Mangels kommt, eine Krankheit auf den Hals. Einen ähn- lichen Gebrauch beobachten sie beym Fange des ersten Wallrosses oder Narhvals. Seit dem 23. December konnte des vielen Treibeises und der schweren Stürme wegen keine Brandwache gehalten werden, ob man gleich viele Wall- fische sah. Mittwochs, d: 50. December Erhob sich Morgens zwischen 1. und 2. Uhr ein fürchterlicher Orkan aus Nordost und Südost, welcher sich in einen anhaltenden Sturm mit Schnee und 13. Graden Kälte verwandelte, und bis zum Schlusse des Jahres gleich heftig wütete. — Bericht einer mineralogischen Reise ineGromand.. In Form eines Tagebuchs gehalten von D. Karl Ludwig Giesecke. K. Pr. Bergrath. Drittes Jahr. 1808. Godthaab, auf Südgrönland. ИЯ vie) in TPE Bs en Aufenthalt zu Godhayn auf Disko-eiland. Ten kann die ersten Monate dieses Jahres kurz zusammen- fassen, da ich die Resultate meiner Auswanderungen auf dieser Insel bereits im Tagebuche des vorigen Jahres von Seite 71 bis 89. unter Ешеш mitgetheilt habe. Die Bemerkungen, über die Witterung des vorigen, so wie des antretenen Jahres, folgen dem Tagebuche als ein Anhang. — Mit dem Anfange des Jahres fieng auch der Mangel unter den Grünländern zuzunehmen an, weil sie der Stürme wegen nicht auf den Fang gehen konnten, und sich auch keine Vögel sehen liessen, so dass auch die Europæer ge- zwungen waren, allein von ihrem Deputate zu leben. Die Gronländer hieben und hollten die alten halbverfaulten Wallfischschwänze aus dem Eise der See heraus, welche schon, so weit man sehen konnte, überfroren war; aber an Eisfang war doch noch nicht zu denken, da der unruhigen See wegen bald hie bald da die Decke durchbrach. — Den 8. Jänner speisten wir, da kein anderes frisches Fleisch mehr zu erhalten war, den ersten Braten von Hundefleisch, welchen ich ohne Widerwillen zu fühlen mir schmekken liess. Die Grönländer speisen dieses Fleisch nicht all- gemein, — und dann nur im Nothfalle. Sonnabends. d: 9. Jänner kamen die ersten Schlitten über die See aus dem Diskofiord, mit der Nachricht, dass das Eis hie und da noch einbräche, dass aber der Seehundefang im Fiord ziemlich gut wäre, worauf mehrere Grönländer mit Schlitten dahin abreisten. Montags. d: 11. Jänner Herr Inspecteur MorzreLpr machte heute für diesen Winter den ersten Versuch über die See zu fahren, wobey ich ihn be- gleitete. — Es ging ziemlich gut. — Wir fiengen auch einen See- hund, welcher ein willkommener Braten war! — Sonntags d: 17. Jänner War die Sonne Mittags wieder zum erstenmale auf einige Augenblikke am Rande des Horizontes sichtbar. — Diese Wiederer- 112 Godhavn 1808. scheinung war den ehemaligen heidnischen Grönländern ein grosses Fest, welches mit Tanz und Gesang gefeyert wurde. Nach meiner Meinung diirften es auch die Christlichen nicht ausser Acht lassen. Höher in Norden hat sich dieser alte schöne Gebrauch noch voll- kommen, wie ehemals erhalten. — Donnerstags d: 28. Janner. War die Sonne bey den Wohnpläzzen der Kolonie zum ersten- male wieder zu sehen. Freytags 4: 29. Jänner wurde der Geburtstags des Königs unter Abfeuerung der Ka- nonen in pleno gefeyert. Sonntags d: 31. Jänner Reiste ich mit Herrn Inspecteur Morzretpt, auf Hundeschlitten nach Diskofiord, welcher 7. Meilen von Godhavn entfernt liegt. — Dieses Fuhrwerk machte mir seiner Schnelligkeit wegen viel Ver- gniigen, ob wir gleich eine Kälte von 30. Graden nach Reaumur hatten. In weniger als 4. Stunden waren wir an Ort und Stelle. Man kann sich von der Geschwindigkeit einer solchen Reise keinen Begriff machen; nur muss man eine gute Portion Stösse ertragen können. Bey kleinern Touren und auf dem Eise der See kann man ohne den Thieren wehe zu thun, 1. Meile in 4/4 Stunde zu- rücklegen. — Monat Februar. Montags. d: 1. Februar. Reisten wir über die See in 3. Stunden von Diskofiord nach Godhavn zurück. Bey der Lachsebucht brach am Strande das Eis; ich tauchte ein wenig ins Wasser; doch die unangenehme Nässe der Beine abgerechnet, ohne weitere Folgen. Dienstags d: 2. Februar kam der erste Postexpresse mit Schlitten über die Diskobucht von Egedesminde. — Freytags. d: 5. Februar kam ein Postexpresser von Rittenbenk über das Waygat und die Diskobucht mit Schlitten. — Die Kälte hielt sich mit anhal- tendem schneidendem Nordost seit der Mitte des Jänners von 24 bis 32° Reaumur mit wenig Abwechslung. Donnerstags. d: 11. Februar. wütete ein schwerer Südoststurm in der Nacht zum 12% wel- cher viele Eisgarne mitnahm. Godhavn 1808. 1:13 Monat Marz. Mittwochs, d: 2. Marz. Nachmittags 5. Uhr wurde der erste Wallfisch fiir diesen Winter mit 2. Harpunen gefangen; an welchem Jubel ich in einer Scha- luppe mit Theil nahm. Um halb 8. Uhr Abends wurde der Fisch von 8 Schaluppen in den Pauls Hafen unweit Anlägg einbogsirt. Die armen hungrigen Grönländer frassen sich im Mattak halb todt. Donnerstags d: 3. Marz wurden gegen 50. Hayfische bey dem gestern eingebrachten Wallfische erlegt. Der gröste war 7!/2 Elle lang, und hatte bey- nahe eine Tonne Leber. — Sonntags d: 27. Marz kam ein Postexpresser mit Schlitten von Omannak, mit der Nachricht, dass daselbst bereits über 5000 Seehunde im Garn ge- fangen worden waren. Zu Jakobshavn wurde ein Keporkak (Ba- laena Boops) gefangen. Monat April. Donnerstags. d: 7. April fuhr ich mit Herrn Inspecteur Morzretpt unter Skarvefields Felsenmauer über die Bucht, um von dieser Stelle, wo man im Sommer der Brandung wegen nicht beykommen kann, Steinarten zu holen. In einer grossen, daselbst befindlichen von der Зее. aus- gespühlten mit Eis tapezirten Basaltgrotte tranken wir Thee bey einer Kälte von 11 Graden. Vieleicht die erste Theegesellschaft dieser Art, gewiss die erste an dieser Stelle, wo sonsten die See- hunde auszuruhen pflegen. Montags. 4: 11. April. Zeigten sich um 3. Uhr Nachmittags mehrere farbichte Neben- sonnen, ungefehr in beystehender Richtung.!) Sie standen bis 6. Uhr Abends. Man hält sie besonders in Springzeit für Vorboten von schweren Stürmen. Die Grönländer nennen sie die Ohrenringe der Sonne. — Dienstags d: 19. April Gieng bey Aukpallartok eine ungeheure Steinmasse von der Höhe des Trappgebirges nieder. Donnerstags d: 21. April Liessen sich Mittags die Vorboten des Frühlings die Schnee- vögel (Emberizae nivales) bey den Häusern wieder sehen. Freytags d: 22. April Kam ein Postexpresse mit Schlitten von Omannak und Uperna- 1) Her er der i Dagbogen tegnet en Skitse, som ikke er medtaget, da den ikke har nogen videre Interesse. XXXV, 5 114 Godhavn 1808. vik. Zu Upernavik wurden den Winter tiber 149. Weissfische und Narhvale, über 2000 Seehunde im Garn und 8. Bären auf der Jagd gefangen. Wir sahen Abends die erste Engl. Fregatte. Sonnabends 4: 23, April Erhielten wir von dem gefälligen Kapitän Joan Marsnat die ungeheuchelten Nachrichten von den leider traurigen Ereignissen in Europa und einige Englische Zeitungen. Mittwochs d: 27. April Reiste ich mit Schlitten nach Diskofiord. Uber diesen Fiord habe ich mich im Tagebuche des vorigen Jahres, Seite 77. und folgenden, bereits erkläret. Monat May. Donnerstags d: 5. May Waren bereits 5. Englische Wallfischfängerfregatten in der Disko Bucht angekommen.’ Die abwechselnde Witterung machte dieses Jahr viele Grüniänder besonders an Seitenstechen krank. Sonntags d: 8. May Heute wurde ein Wallfisch gefangen, welcher sich dicht unter Land auf einer Scheer hin und her rieb. Um 7. Uhr morgens lag er schon in der Pauls Bucht vertauet. Sein Schwanz sass voller Läuse, welches wahrscheinlich die Ursache war, dass er sich unter den Klippen am Lande rieb. — Freytags. d: 13. May Fiel die Nacht durch über 1. Fuss tiefer Schnee. Sonntags d: 15. May Erhielt Herr Inspekteur MortzreLot durch einen Englischen Wallfischfängerkapitän einen Brief vom Kapitan Jepsen aus London vom 15. Febr. 1808 datirt, wodurch wir Nachricht von dem Ver- luste 5. Dänischer Handelsschiffe erhielten, welches mich doppelt schmerzte, da ich mit denselben meiner dieser 2. Jahre über mit vieler Mühe gemachten Samlungen verlustig wurde. Die Englischen Kapitäne, welche zuweilen ans Land kamen, äusserten alle ihr Miss- vergnügen über das Betragen ihrer Regierung, und waren willig uns mit Erfrischungen zu unterstüzzen. — Die ganze Bucht lag voll Englischer Schiffe. — Mittwochs d: 18. May kam ein Postexpresser mit Briefen aus Südgrönland, welcher die angenehme Nachricht brachte, dass Kapitän Quare mit einem Schooner, beladen mit etwas Proviant von Fahrsund angekommen wäre, und bey Sukkertoppen läge. — Zugleich lief aus der Bucht Fra Godhavn til Godthaab 1808. 115 die Nachricht ein, dass Herr Hovrr zu Jakobshavn d: 20. April gestorben sey. — Mehrere Engländer kamen zu uns ans Land. — In der Bucht liessen sich die Zeit über viele Wallfische sehen, aber das unruhige Wetter verhinderte die Brandwachen. Uberdies lag die Bucht voller Englischen Schiffe. Sonntags d: 22. May. trafen endlich die Posten von Godthaab und dem Siidlichsten Grönland hier ein. Wir erhielten hiemit auch Briefe von Herrn Kaufmann Steen von Hitterge in Norwegen. Donnerstags d: 26. May у Kam die erste Schaluppe, über das Waygat von Rittenbenk mit Herrn Rovsine. Monat Junius. Mittwochs d: 1. Junius Wollte ich meine Rückreise von Godhavn nach Südgrönland antreten; wurde aber durch das viele Treibeis gehindert. Donnerstags d: 2. Junius Blies ein starker Sturm aus Südwest mit Schnee den ganzen Tag. Reise von Godhavn nach Godthaab in Südgrönland. Freytags d: 3. Junius Vormittags um 10. Uhr verliess ich Godhavn, begleitet von meinem Freunde Herrn Inspecteur Morzretpt, mit welchem ich ein ganzes Jahr vergniigt verlebt, und viele Beweise seiner Giite ge- nossen habe, welches ich ewig mit lebhaftem Danke erkennen werde. Herr Rirrer folgte in Geschäften mit nach Egedesminde. — Wir passirten Brändvinsskiæren. Wenn man diese 3. Scheeren so zur Seite hat, dass man durch sie abgesondert sehen kann so hat man den halben Weg zwischen Kronprindsenseiland und God- havn, oder 3. Meilen zuriickgelegt. — Wir kamen sodann an Ko- maubik, giengen durch den Rivesund, welcher bereits von Hise frey war, und dann die Leerbugt vorbey, auch Storge und gelangten 3. Uhr Nachmittags zu Kronprindsenseiland an. Diese Loge ligt 6. Meilen von Godhavn, und 11/2 Meile von Ko- maufik. Wir hielten uns hier nur 1. Stunde auf, und reisten um 4. Uhr nach Hundeeiland ab, 3. Meilen von Kronprindsenseiland, und 34/2 Meilen von Egedesminde entfernt, wo wir um 8. Uhr Abends ankamen und über Nacht blieben. Um Mitternacht begann ein Sturm aus Nordwest zu blasen. $* 116 Fra Godhavn til Godthaab 1808. Sonnabends. d: 4. Junius Der Vormann Kart Datacer wurde vom Herrn Inspekteur Morzretpt mit einem Umiak und grünländischer Besezzung für meine Reise nach Süden in Accord genommen, weil die Europäer so wie die Schaluppen dermalen fiir den Handel unentbehrlich waren. Vormittags mussten wir des Sturms wegen stille liegen, doch waren wir im Stande nachmittags 2. Uhr, obgleich bey ziem- lich hohler See abzureisen. Wir giengen Anarsuk vorbey, durch den Tattaraksund; in Siden lag Kullen und Tattarait, kamen durch die Inseln, und Manetsoks Land vorbey und erreichten um 6. Uhr Abends die Kolonie Egedesminde. Der ganze Hafen lag noch voller Eis, über welchem doch bereits ein Fuss hoch Wasser stand, so dass wir mit vieler. Mühe über dasselbe gehen, oder vielmehr waten mussten. — Sonntags. d: 5. Junius Hielt Herr Missionär Hartz Gottesdienst für die Europæer. — Die Grönländer hatten schon alle die Kolonie verlassen, und waren bereits theils zum Angmarsetfange, theils auf die Rennsthierjagd nach Süden abgereist. — Nachmittags 4. Uhr fieng südlicher Wind zu blasen an, weswegen Herr Inspecteur Morzrerpr von hier nach Jakobshavn, wegen Herrn Hounts Absterben, reiste. — Ich be- gleitete ihn eine Strecke über das Eis an die Schaluppe, wo ich mich mit schwerem Herzen von diesem braven Manne trennte, des- sen Andenken, so lange ich lebe in meinem Herzen gewiss nie er- löschen wird. Montags, d: 6. Junius Kamen die Herren Mörk von Westereiland, und Bast von Kronprindsenseiland zur Kolonie, zugleich langte auch der Vormann Kart DALAGER mit seinem Umiak, Zelte und zweyen Kajaksmännern hier an, um mich zu meiner Reise nach dem Südlichen Grönland abzuhohlen. Dienstags d: 7. Junius. Konnten wir eines schweren Östlichen Sturmes wegen nicht reisen. Auch regnete es den ganzen Tag. — Doch versahen wir uns indessen mit dem nöthigen Proviant. — Herr Kart DALAGER nahm auch sein Grönländisches Zelt mit, weil diese zum Reisen taug- licher und bequemer hier im Lande sind, als die Europäischen, wenn man sich nur mit der Nationalausdünstung, die zuweilen frei- lich etwas stark ist, vertragen kann. Abreise von Egedesminde nach Holsteinsburg. Mittwochs, d: 8. Junius Trat ich mit Herrn Kart DALAGER, welcher den Umiak steuerte, und seinem Grönländischen Volke die Reise an. Wir hatten noch Fra Godhavn til Godthaab 1808. 117 einen Ballast von Kindern mit, welche nach vollbrachter Reise bey der Duunsammlung mithelfen sollten. — Wir giengen bey ziemlich ruhiger See das sonst so schlimme Kangarsuk, einen Huck des festen der ein Stiick weit in die offene See der Strasse Davis reicht, vor- bey setzten über die daselbst in Osten liegende Buchten Tessiur- sarsuk, und Tessiursak vorbey, hatten in Westen Tupertulik, und Illutulik, langer hin Westereiland, auch Sertluarsoit, und mehrere kleinere Inseln, und kamen sodann nach Mangamiut, 31/2 Meilen von der Kolonie. — Wir setzten sodann über den Nivak Sund, 11/2 Meile, in welchem von Europæern Garnfang getrieben wird. Am westlichen Ende des Nivaak Sundes auf Kikertarsoeitsiak, war vor einigen Jahren ein Versuch auf Seehundgarnfang, welcher aber des unbeträchtlichen Vortheiles wegen wieder aufgehoben und nach Mangamiut verlegt wurde. — Doch ist hier Gelegenheit zum Kabliau und Hälleflynderfange. — Hier blieben wir über Nacht. Die Gebirgsart ist Granit, mit Lagern von Glimmerschiefer, in welchem sich Moroxitkristalle finden, dabey Magneteisen- stein und etwas körniger Kalkstein. Der Glimmerschiefer eines Berges in der Nachbarschaft gegen Norden ist sehr verwittert, und sieht von Ferne wie gelber Eisenokker aus. — Donnerstags d: 9. Junius Mussten wir eines Südweststurmes wegen den ganzen Tag stille liegen. — Freytags d: 10. Junius Reisten wir Vormittags 9. Uhr, da die See wieder etwas ruhig geworden war, von Kikertarsoeitsiak ab, giengen Portusok, eine Insel, welche 1. Meile hievon liegt, vorbey; in Südwesten lag uns Aukpallartoak und Aukpallartok, von dem röthlichen Granit und verwitterten Glimmerschiefer, woraus diese Inseln bestehen, so genannt. In Westen hatten wir Kamutsoit, oder Slædestedet, in Westsüdwest Kidliet, oder Innuksuliks Næs, und in Nord- west Kidlit oder Westereiland. Mittags landeten wir zu Sun- gangarsuk, welches uns in Osten lag, und zum festen Lande gehört. — Die Stelle hat den Namen von den gelblich grünen Flecken, womit das Gestein gefärbt ist, welche von dem von der See aufgelösten vitriolischen Schwefelkiese herrühren. Ich fand hier Granit mit Glimmerschieferlagern, und Quarzlagern, wel- che von dem verwitterten Schwefelkiese auf der Oberfläche grünlich und gelblich gefärbt sind, kleinen Lagern von schönem 118 Fra Godhavn til Godthaab 1808. iauchgriinem Feldspathe, Moroxit in Feldspath und Glimmer- schiefer, kristallisirt in 6. seitigen Prismen ohne Zuspizzung, fleischrothem Feldspathe und Adular mit blaulicher Spielung, auch etwas Magneteisensteine im Granite. — Wir reisten sodann weiter nach Innuksulik, oder Biorne- nis, woselbst mehrere Grönländerfamilien von Egedesminde und Westereiland in Zelten standen, um auf den Angmarsetfang und die Renthierjagd zu gehen. -— ÅNGEKUNNA, ein ungetaufter Grön- länder, war so höflich, uns in sein Zelt auf ein Stück frisches Seehundefleisch einzuladen, welches wir mit Dank annahmen. Er ist einer der besten Fänger in diesem Distrikte. Wir reisten, nach- dem wir gegessen hatten, wieder ab, und kamen Abends 8. Uhr in Aulusiviksfiord, unweit Kippingarsuk, Egedesmindes Garnstelle, an, welche 5. Meilen in Ost Süd Ost von Innuksulik, oder dem Еш- laufe in Aulusiviksfiord, und 14. Meilen von der Kolonie liegt. Der Stelle, wo wir standen, gegen über liegt eine kleine flache mit vielem Grase bewachsene Insel: Saitok. Die Gebirgsart ist hier Granit, mit Lagern von Glimmer- schiefer, in welchem sich Moroxitkristalle finden, dabey Magnet- eisenstein und etwas körniger Kalkstein. Die Garnstelle Kippingarsuk wurde 1796. errichtet. Es steht daselbst ein Grönländisches Haus, wo der Eisgarnfang von Euro- päern, gewöhnlich Kolonisten, getrieben wird. Es finden sich hier im ganzen Fiord sehr viele kleine Sunde welche für den Seehunde- garnfang ausserordentlich vortheilhaft sind. — Einer der Kolonisten kam vom Garnversuche, um etwas Proviant zu hohlen, zu uns her- über, weil sie seit langer Zeit von der Kolonie des vielen Treib- eises wegen keine Unterstüzzung hatten erhalten können, urfd die Seehunde bereits weggezogen waren. — Er erhielt so viel, als ich, ohne selbst Mangel zu leiden, missen konnte. — Die Grönländische Wohnstelle Aulusuvik ligt 2. Meilen weiter hinein in den Fiord, von Kippingarsuk ab, und 16. Meilen von der Kolonie. Der Fiord hat hier zwischen mehrern kleinern Inseln auch mehrere kleine Arme, welche ihn für den Seehundfang sehr gelegen machen; nahe bey der Wohnstelle liegt auch eine grosse Bucht Tessiursak, mit kleinen Inseln, wo beträchtliche Duunsammlung zuweilen auch Angmarsetfang fällt, und zwey in die Bucht sich ergiessende Elve geben vielen, und schönen Lachs. Seit den letzteren Sterbejahren ist die Stelle Aulusuvik meistens unbewohnt. Der Fiord selbst ist 14. Meilen lang. Montags, d: 11. Junius. Verliessen wir Aulusuviks Fiord, giengen innerhalb um die In- seln über Tinnutakiursak, von den Europäern Grundene ge- Fra Godhavn til Godthaab 1808. _ 119 nannt, kamen Ikaresarsuk, und Ikarasek vorbey, welche beyde im Attanarmefiord liegen. Bey der erstern Stelle ist guter Lachsfang, bey der andern, nahe bey den Grönländischen Häusern Kabliau und Hälleflynderfischerey. Auf dem ganzen Fiord über- haupt ist reichliche Duunsammlung. Seit der Seuche von 1785 und 1786 werden beyde Stellen selten von Grönländern bewohnt. — Bey der Mündung des 1. Meile breiten Attanarmefiord liegt Simiutarsoak, und Simiutuluk, zwey Inseln, wo guter Fang und beträchtliche Duunsammlung ist, auch zuweilen Treibwallfische gefunden werden. Hier strandete auch 1790 eine Englische Wall- fischfangerfregatte. Die Europäer nennen die Insel Simiutuluk, Frygt og Fare, weil der Kaufmann Dorrr hier vor mehreren Jahren mit einer Schaluppe kielseegelte, aber sich doch mit der Mann- schaft rettete. — Seit der Seuche von 1785 und 1786 sind beyde Inseln unbewohnt. Der Attanarmefiord ist von seiner Mündung bey Simiutarsoak an bis ans Ende 16. Meilen lang, gegen 1. Meile breit, und von allen Seiten durch Inseln eingeschlossen, so dass man keinen Auslauf sehen kann. Daher kan auch das Eis früher sich hier einfinden, und länger liegen bleiben. — Die kleinen Inseln theilen ihn in viele kleine Arme. — Zu Simiutuluk findet sich schwarzer Glimmerschiefer mit Hornblende und edelm Granat in Granit, und grobkörniger Granit mit grünlichgelblichem Feldspath lagerweise. Zwischen diesen schmalen Sunden streichen beständig viele Seehunde. — Es ist nach sachkundiger Männer, worunter man Herrn Inspekteur Мунгекрновт oben an sezzen kann, die beste Fangestelle in Egedesmindes Distrikt. Seit den Sterbejahren 1785, 1786. und 1787 ist die Stelle unbewohnt. Die Grönländer haben einen Abscheu für Wohnpläzzen, welche durch grosse Krankheiten ganz ausgestorben sind. — Hiezu kommt noch, dass der Fiord gegen 20. Meilen von der Kolonie ligt, und sie also Pulver, Bley, Tobak und andre Bedürfnisse, der grossen Entfernung wegen nicht so leicht erhalten können. Der Fiord friert auch, wie ich weiter oben angemerkt habe, frühzeitig zu, und das Eis verliert sich erst im Junius. Ein thätiger Europäer würde hier sowol mit Eisgarn- fange, als auch mit Kabliau und Lachsfang vieles erwerben können, wenn hier ein kleines Europäisches oder Grönländisches Haus er- richtet würde; und die Grönländer könnten auch ihre Bedürfnisse leichter erhalten, und würden von freyen Stücken wieder hier wohnen, wenn sie einen Europäer an der Stelle fänden, um so mehr, da hier im Fiord, welcher gegen 20. Meilen ins Land hinauf reichen soll auch guter Angmarsetfang ist, und die ihnen so liebe Gelegenheit zur Rennthierjagd sich auch so nahe findet. Von hier kamen wir nach Illuyelik, ein Fiord, der West Nord West bey Atanarme ligt, und viele Buchten und Krümmungen 120 Fra Godhavn til Godthaab 1808. hat. Er soll gegen 12. Meilen von seiner Mündung ins Land hin- einreichen. Hier ist gute Gelegenheit zur Kabliau und Hälle- fischerey. Die Stelle ist seit 1785 und 1787 ebenfalls 64е; denn die Grönländer starben alle in diesen Jahren nach einander weg. — Der Seehundfang war hier jedoch allen Berichten nach beständig nur mittelmässig, daher die Europäischen Kolonisten den Fiord, seiner geringen Specklieferung zum Handel wegen, Fattighusfiord nannten. Nahe in Nordwesten liegt die Insel Akonak, welche ehemals eine gute Fangstelle war. Die Grönländer lieferten im Jahre 1795 hier 90. Tonnen Seehundespeck, und gegen 200. Felle. Die Duunsammlung ist hier einträglich, so wie auch der Kabliau und Hällefiynderfang. Die Stelle ist nun unbewohnt, da sie so weit von der Kolonie liegt, und der Grönländer auf dieser Küste zu wenige sind. — Wir landeten sodann wieder bey Nunarsoak, wo einst ein Forsög war, welchem Assistent CHRISTENSEN vorstand, um theils mit den Eingebohrnen zu handeln, theils Treibwallfische und etwaniges Schiffswrach zu bergen, der Versuch dauerte von 1793 bis 1798 unter dem Namen Forsöget Rifkol, wo er afgegeben wurde, weil die meisten Grönländer wegzogen. — Das Haus wurde weggebracht, und hernach zu Westereiland aufgerichtet. Die Gebirgsart ist Granit mit schwarzem Glimmerschiefer und Granaten. Hie und da grünlicher Hornstein. Die Insel hat viele Cochlearia. Gegen Westen hinaus liegt Saitut, wo ebenfalls für des Handels Rechnung im Jahre 1792 ein grönländisches Haus errichtet wurde. — Es gieng aber ein so bald Forsöget Rifkol zu Nunarsoak errichtet wurde. Auf dieser Insel, welehe nun unbewohnt ist, finden sich viele Eidervögel ein. Wir setzten sodann über Ikaresak. Es ist ein Sund zwischen Nunarsoak und Omanak, welcher südöstlich gegen das Land geht. Omanak wird auf den Seekarten Rifkol genannt. Oma- nak gegen über in Nordosten liegt Tattarangoit, der Aufenthalt vieler tausend Mäven und Tattarakken. Die Klippe besteht aus Glimmerschiefer. Östlich hinter Omanak geht der Okutilik- fiord südöstlich ins Land. Hier liegen nur wenig kleine und niedere Inseln vor dem festen Lande. Zwischen einer Menge kleiner Scheeren halten sich beständig viele Seehunde auf. Gegen die See zu um Omanak herum liegen vielen blinde Klippen, wo manche Schiffe scheiterten; davon kommt auch wahrscheinlich der Holländische Name Rifkol. Wir blieben auf der Südseite von Omanak oder Rifkol über Nacht. Ich zählte auf einer südlichen Näs 13. zerfallene Grönländische Häuser; ein Beweis, dass hier ehemalls viele Familien gewohnt haben. Man findet auch viele heidnische Gräber. Der grosse Hafen hat seinen Einlauf gegen Südosten. Fra Godhavn til Godthaab 1808. 121 Die Hauptgebirgsart auf Omanak, welches eine Insel von betrachtlichem Umfange ist, ist schiefriger Syenit meistens sehr verwittert; in demselben streicht von Norden nach Süden ein grosser Gang, mit Feldspath und Kalkspath, in demselben gemeiner und glasiger Tremolith, lagerweise Glimmer und Glimmerschiefer mit vielem Quarz; Moroxit in Kalkspath und Feldspath eingesprengt. Der Tremolith ist zuweilen schwach- grünlich. Ferner findet sich im SyenitgQuarz lagerweise mit gemeiner Hornblende. — Der Glimmer der Granitlager ist zu- weilen in schmalen vierseitigen Tafeln kristallisirt. Ein Glimmer- schiefer, welchen ich in losen Blücken umherliegend gefunden habe, hat grünlichen; Quarz, der Glimmer desselben ist weiss- lich und fein. Die Steinart nähert sich dem sogenannten Avanturino. Sonntags d: 12. Junius. Hatten wir schweren Nordweststurm mit Schnee. — Ich gieng vormittags nach der nemlichen Richtung, wie gestern auf der Ge- birge, um die gesammelten Mineralien abzuholen. — Um halb 12. Uhr reisten wir, obgleich ziemlich schwere See gieng, ab, weil der Wind etwas abgestillet hatte. Wir setzten über Okutilik wel- cher Fiord, oder eigentlicher Bucht sich ein ziemliches Stücke süd- östlich ins Land zieht. In Westen lag uns Manetsok, eine grosse Fangestelle, welche nun unbewohnt ist. Da wir Kangek, eine Näs, welche frey nach der offenen See zu liegt, des schweren Seeganges wegen nicht vorbeykommen konnten, und der schmale Lauf welcher hinter derselben durchgeht, noch zugefroren war, so mussten wir in der Bucht nördlich bey Kangek auflegen. — Die Gebirgsart daselbst ist Grünstein, und Syenitschiefer, beyde sehr verwittert und eisenschüssig. — Hier stehen Überbleibsel von mehreren Grönländischen Häusern und alten Gräbern. Die Gegend war, wie man aus diesen mit Gras und Moos überdeckten Haustrümmern schliessen kann, seit langer Zeit nicht bewohnt. In einem der Gräber fand ich einen kleinen beinernen langgestielten Löffel, von der Form der Kaffee- löffel, deren sich, wie ich nachher erfuhr, ehemals die Grönländer bedienten, um das Mark aus den Rennthierbeinen damit heraus- zuholen. — Diese Stelle ist für die Rennthierjagd sehr gelegen und soll in ältern Zeiten auch in dieser Hinsicht fleissig besucht worden seyn. Der Wind fieng aus Osten zu stürmen an, und es fiel bey 4° Kälte die Nacht viel Schnee. 122 Fra Godhavn til Godthaab 1808. Montags den 13. Junius Die See war gegen 10. Uhr Vormittags doch so weit ruhig geworden, dass wir Kangek vorbeykommen konnten. — In Nord- westen lag uns Kitiksut, wo es viele Eidervögel gibt, und eine auserlesene Duunsammlung ist. — Wir passirten sodann Naviar- soit, und Omanarsuk; nordlich bey jener Insel ist eine grosse Bucht, auf dieser, — eine Vare. Die Bucht heisst: Store Bugt. Wir näherten uns Ekallursoit, oder gamle Egedes- minde, welche Stelle zum festen Lande gehört. Sie liegt 4. Meilen gegen Süden von Akonak, und ungefehr 28. Meilen von der nunmehrigen Kolonie Egedesminde, und ist seit der Zeit, dass die Kolonie an die nörd- lichere Stelle auf die Insel Ausiæt verlegt wurde, weder von Grön- ländern noch Europäern mehr bewohnet geworden. — Der Fang der Grönländer war hier unbedeutend, und mit dem Garnfange, wozu hier schöne Gelegenheit ist, war man damals noch nicht bekannt. — Die Gegend rund umher ist mit kleinen Inseln besäet, wo beträcht- liche Duunsamlung fällt. — Ungefähr eine halbe Meile von der Stelle, wo ehemals die Kolonie stand, liegt ein grosser Landsee, welcher über 18 Meilen lang seyn soll, und eine sehr angenehme Lage hat. — Von diesem See ergiesset sich ein grosser und breiter Elv, vieleicht der grösste auf der ganzen Küste Grönlands, nach der offenen See zu, durch ungefehr eine Strekke von einer Achtel Meile von oben gedachtem Landsee. an gerechnet. — In und bey diesem Elv findet sich beständig еше unglaubliche Menge sehr schöner und grosser Lachse. Herr Inspekteur MYHLENPHORT, wel- cher ehemals in Handelsgeschäften öfters diese Stelle besuchte, fieng daselbst im Jahre 1792 in acht Tagen mit einigen kleinen Garnen 3538 Stücke, welche er grösstentheils im kommenden Winter, wo etwas Mangel einfiel, für die nothleidenden Grönländer gut be- nüzzen konnte. Von hier aus ist auch gute Gelegenheit nach dem festen Lande auf die Jagd zu gehen, weil die Rennthiere sich hier fleissig einfinden, und einmal in kurzer Zeit über 100 Thiere ge- schossen wurden. Die Grönländer behaupten, dass der grosse Landsee in era Linie nach Norden bis beynahe an die Südostbucht sich erstrecken soll. Die Assistenten Змшт und Tuornıng sollen ihn einmal der Länge nach ganz befahren haben. Die Grönländer nennen ihn Ekallursoit, so wie die unten liegende ehemalige Colonie. Durch eine Thalöffnung kann man den hohen Berg Kingiktorsoak im Innern des Landes sehen. An beyden Seiten des Elvs finden sich Granaten in Glimmerschiefer; am nördlichen Ufer Reisbley in beträcht- licher Menge. Der Glimmerschiefer ist zuweilen in Staub verwittert, und sieht wie Eisenokker aus. Die Stelle wo Gamle Fra Godhavn til Godthaab 1808. 123 Egedesminde stand, besteht aus Gneiss mit Granaten und Glimmerschiefer mit Granaten. Südlich bey derselben biegt sich eine lange Bucht ins Land hinein, welche ebenfalls Ekallorsoit, oder Rommelpottenfiord genannt wird. — Rommelpotten ist der Name, welcher dieser Breite von den Schiffern beygelegt wird. Im Monate Junius und Julius, wo sich zuweilen die Angmar- set hier einfinden, stehen mehrere Grönländerfamilien in Zelten hier, und gehen sodann auf die Rennthierjagd. Übrigens ist die ganze Gegend seit der Zeit der Verlegung der Kolonie, unbewohnt. Südgrönland. Wir passirten um 4. Uhr Nachmittags bey ziemlich ruhiger See Kangarsuk, auf der Nordseite von Nerksutok oder Nordre Strömfiord gelegen, giengen Pakitsungoak, einen schmalen Sund, bey einer runden Klippeninsel vorbey, setzten über den so gefährlichen Nordre Strömfiord, von den Grönländern Nerk- sutok genannt. Er macht die Gränze zwischen dem Nördlichen und Südlichen Grönland, und soll 22 Meilen ins Land hinein- gehen. — Hier trafen wir Eidervögel (Anates mollissime und spec- tabiles) und Theiste (Uria grylle} zu tausenden. In dem Fiord lag uns in Osten ein hoher Berg, Tikkak genannt. — Wir passirten sodann Simiutæt, einige steile Inseln, welche mitten im Fiord liegen, denselben in beynahe gleiche Hälften theilen, und viele Eidervögel beherbergen; und langten Abends um 10. Uhr bey den Piritisutsinseln an, wo wir gleich beym Einlaufe zwischen den- selben über Nacht blieben. -— Die Stelle, wo wir standen, liegt auf dem Südlichen Ufer des Nordre Strömfiords. — Sie gehört mit zum festen Lande, bildet aber doch mit. höchstem Fluthwasser eine Insel. — Nahe bey uns nisteten zwey Adler /Vultur albicilla) welche so eben aus dem festen Lande mit Beute für die Jungen gekommen waren. — Die Gebirgsart ist verwitterter Gneiss mit Glimmerschiefer, und Granaten. Der Wind war Nordost, die Kälte 5 Grade, und die Nacht durch fiel ziemlich Schnee. — Dienstags d: 14. Junius. Reisten wir Nachmittags 4. Uhr bey starkem Schneegestöber durch die Piritisutsinseln weiter. Im festen Lande lag uns eine hohe und steile Klippe Tetsimatak genannt, und Naiarsoit, ebenfalls ein hoher Berg. Sodann giengen wir um Niakok, eine offen gegen die See zustehende Näs, setzten über einen Arm des Isertoksfiord, und blieben zu Isertok, in des Fiords nörd- 124 Fra Godhavn til Godthaab 1808. licher Bucht, über Nacht. Der Südost ist der Windstösse wegen, welche durch die tiefen Schluchten der hohen Berge des festen Landes kommen, hier herum sehr gefährlich für Fahrzeuge. — Die Gebirgsart ist hier Syenitschiefer mit vieler Horn- blende, Glimmerschiefer mit Granaten, isabellgelbe Feldspath (Wernerit?) Kristallen infQuarz, Granaten in Quarz, und über- haupt viel Magneteisenstein von Kangarsuk an bis hieher ver- breitet. Die Berge des festen Landes sind von Rommelpotten an sehr hoch und steil. — Die Gebirgsart ist sehr verwittert und gegen die See zu in Sand aufgelöst, daher so viele kleine Buchten ins Land gehen, welches gegen die See zu viele Sandflächen hat. Man fieng ehemals hier viele Rennthiere; und noch viele Hasen, Füchse und Rypen. — Mittwochs d: 15. Junius. Wir reisten um 9. Uhr Morgens ab, passirten Südbay, grön- ländisch Isertok, wo ehemals Holsteinsburgs Kolonie stand, und giengen bey starker Südwest-Dinning durch Isertocks-Simiutät, wo eine Dänische Schaluppe auf Duun, und — leider! — Eyersamm- lung lag. — Wir passirten Kangarsuks Garnstelle, wo etwas von der See aufgeschwemmtes Land ist, in welchem, nach Herr Hsortus Aussage, Steinkohlen liegen sollen; doch findet sich nicht die mindeste Spur. Gegen Westen 4 Meilen vom Lande liegen die Kassitinseln, ein Aufenthalt der Eidervögel. Wir kamen end- lich Pr&stefield, vorbey, und erreichten um 5. Uhr Nachmittags, bey raschem Seegeln, die Kolonie Holsteinsburg. 421/2 Meilen von Egedesminde entlegen, wo ich noch meine Freunde, Herrn Inspekteur MyaLenpHort und Herrn Missionär WoLr, welche beyde in Ammtsgeschiften hiehergereiset waren, antraf. — Ich tiberlieferte sogleich an Herrn Inspecteur das Postportefeuille, welches mir, um doppelte Ausgaben zu ersparen, von Herrn In- specteur Motzretpt zu Godhavn anvertrauet worden war. — Donnerstags d: 16. Junius Vormittags gieng ich auf Excursion nach der Udkig, und be- merkte in derselben Gegend rund umher viel Torfland, doch ist es nur einen halben bis 7/3 Fuss mächtig, und unten zu sandig. — Freytags, d: 17. Junius Gieng ich auf Excursion nach Kjerlinghätten. Ich fand als die Hauptgebirgsart: feinkörnigen Granit mit grauem Fra Godhavn til Godthaab 1808. 125 Feldspathe und schwarzem Glimmer, eingesprengtem Schwefel- Кез, lagerweise röthlichen und eisenschüssigen Granit mit Granaten und Zirkonit, Magneteisenstein und Adular, auch verwittertem Syenitschiefer in grossen Lagern. Am Fusse des Berges erstreckt sich ein grosser Landsee, und rund umher bedeckt Torfmoor die übrige Fläche. Viele Stellen sind vom Glimmersande ganz überdeckt. Auf der höchsten Spitze des Berges steht ein Wetterhahn. Samstags. d: 18. Junius Gieng ich auf Excursion nach Lachsebucht und Præste- fieldet. Letztere erhielt diesen Namen, weil das Missionshaus ehemals am. Fusse dieses Berges stand. — Das Gebirge und der Strand ist von den Bestandtheilen der Gegend um Kjerlinghætten; nur findet sich hier noch lagerweise rother opalisirender Feldspath, welcher der Adular sich nähert. Sonntags. d: 19. Junius Reiste Herr Kart DALAGER, welcher mich mit seinem Umiak, und alles mögliche Lob seines gefälligen Betragens wegen verdient, von hier wieder ab, um zuerst auf die Duunsammluug und sodann nach der Diskobucht wiederzurückzugeben. Er erhielt zugleich die Briefe und Pakette mit, welche nach Norden abgehen sollten. Montags. d: 20. Junius Kam eine Schaluppe von der Südlichen Duunsamlung hieher zurück, welche 6. Liespfunde Duun, und 5400. Eyer einbrachte. Dienstags. d: 21. Junius Kam die zweyte Schaluppe ebenfalls von der Südseite mit 5. Liespfunden Duun nnd 4400. Eyern. — Fünf bis sechs solcher Eyertransporte werden bloss bey dieser Kolonie jährlich vergeudet, die Menge der Vögel nicht zu rechnen, welche auf diesen Zügen in der Brut-Zeit geschossen werden. — Ein Beweis von der leicht- sinnigen Denkungsart der Nation, die nur auf den Vortheil des heutigen Tags denkt. Mittwochs. d: 22. Junius wüthete ein schlimmer Südweststurm, wobey wir abermals mit 1/2 Fuss tiefem Schnee heimgesuchet wurden. — Donnerstags. d: 23. Junius. dauerte der gestrige Sturm mit ununterbrochenem Schnee und Schneegestöber den ganzen Tag fort, so dass an keine Excursion zu denken war. — Freytags. d: 24. Junius Gieng ich mit Herrn Inspecteur nach Temerdlit um das 126 Fra Godhavn til Godthaab 1808. neue Speckhaus zu besehen. — Die Gebirgsarten finden sich auf dieser Seite der Kolonie wie auf den andern beschriebenen. Abreise von Holsteinsburg. Sonnabends, d: 25. Junius Verliess ich in Gesellschaft des Herrn Inspecteurs und Mis- sionärs Worr, mit dem Transportboote von Godthaab, auf welchem sie beyde hieher gekommen waren, die Kolonie Holsteinsburg. — Wir giengen durch den Sund bey Tömmermannsoen, Temerd- lit, und die Forhaabningsbugt vorbey, woselbst die Scha- luppen gewöhnlich auf dem Wallfischfange liegen, und kamen in den Amertlokfiord. Auf dem nördlichen Ufer in den Höhen dieser steilen Berg- kette, welche sich nach Nordost durch den ganzen gegen 10. Meilen langen Fiord zieht, stehen einige säulenartige aufrechte Granit- felsenstücke, welche unter dem Namen Pehr Steen, og hans Börn bekannt sind. Sie sind ein Wahrzeichen der Seeleute, da sie bey klarem Wetter weit gesehen werden können. Wir giengen innen um Theistoe, und kamen um 12 Uhr Mittags im Fiord zu der Loge Kikertursok, welche eine Meile von der Kolonie entfernet liegt, und für den Wallfischfang errichtet worden ist, welcher auch hier mit Vortheil betrieben wird. Der ganze Fiord wimmelt zuweilen von Fischen, so dass es gefährlich wird, mit den Schaluppen auszugehen. Die Gebirgsart ist hier Gneiss, mit viel eingemengtem Magneteisenstein, und Glimmerschiefer mit meistens schwarzem viel eisenkörnerhaltenden Glimmer, welcher sich in grosser Menge aufgelöst am Strande findet und als Streusand benutzt wird. Grünstein und viel Hornblendschiefer finden sich in grossen Lagern. Trappgänge durchsetzen, meistens vertikal, die Gebirgsmasse. Abends gieng ich noch nach Tessiur- sarsuk, oder Lachsebugt, wo ich die nemliche Steinart fand. In dieser Bucht gibt es ziemlich viele Lachse. Sonntags d: 26. Junius Stürmte es mit anhaltendem Regen aus Südwest. Ich gieng nach der Speckhausbugt, wo zwey schöne, noch vollkommene Wallfischskelette lagen. Das grössere war ein weiblicher Fisch, und hielt von der Spizze des Mundes bis zu der Spalte des Schwanzes 28. Ellen, von der Spizze der Underlippe zu den Seiten- Fra Godhavn til Godthaab 1808. 127 flossen 11. Ellen, von der Spizze der Oberlippe zum Anfange des Blaseloches 81/4. Ellen. Jede Seitenflosse hatte 4. Ellen Lange. and 4/2 bis 1. Elle Dicke,::... us. der Blaselochshöhlen waren beynahe !/a Elle lang. — Die Rippenbeine waren 26. an der Zahl, die längsten Barden hielten über 13. Fuss Länge. Der Fisch war den äussern Kennzeichen nach noch sehr jung. — Abends gegen 4. Uhr stürzte eine ungeheure Steinmasse west- lich bey der Loge vom Berge. Montags, d: 27. Junius. Gieng ich nach der schmalen Erdzunge nach Tessiursar- suk auf Excursion, wo ich mehrere zerfallene Häuser und viele alte Gräber bemerkte. Die Steinart war meist Granit. Dienstags d: 28. Junius. Verliessen wir Morgens halb 10. Uhr die Loge Kikertursok mit östlichem Winde. Es wurde aber, als wir über den Fiord ge- kommen waren, stille, regnete stark, und wir mussten bogsiren lassen. Mit dieser langweiligen Arbeit erreichten wir endlich um 4. Uhr Nachmittags die Anlage Omanarsuk. Sie wurde ebenfalls zum Behufe des Wallfischfanges errichtet, und gehört mit der Loge Kikertursok unter Holsteinsburg. Die Hauptgebirgsart daselbst ist Granit, in demselben lagerweise gemeine Hornblende, Glimmerschiefer von grauer Farbe, und feinen Blättern, magnetischer Eisenstein, gelblich grauer labradorischer Feldspath, mit einem dünnblätterigem schwärzlich grünem, sprödem Fossile, und Aplome. Der Granit ist an vielen Stellen in Sand aufgelöst. Auch hier wütheten die Blattern im Jahre 1501. — Die Grön- länder bezogen nun doch im verflossenen Winter die Häuser, welche noch voll von Todten lagen, und warfen die Skelette herans. Hier finden sich viele sehr alte Gräber und Hausrudera. — Mittwochs d: 29. Junius Mussten wir wegen sturmendem Südwest stille liegen. — Donnerstags. d: 30. Junius. Reisten wir mit Nordlichem Winde Vormittags um 10. Uhr von Omanarsuk ab. — Wir giengen durch mehrere kleine Läufe unter dem Lande, hatten Store Omanarsuk in Osten, auf diesem Berge steht eine Vare. — Wir giengen sodann nach Nepisené, 1!/2 Meile. — Die Europæische Rudera, welche sich dorten finden, eignet Herr Grann, 128 Fra Godhavn til Godhavn 1808. und auf dessen Ansehen Herr THoRHALLESEN den alten Normännern zu; da sie doch eigentlich nur die Uberbleibsel eines Packhauses sind, welches nach der Grönländer Erzählung die Holländer vor langer Zeit, da sie noch in diese Gegend auf den Wallfischfang kamen, errichtet hatten. — Diese Ueberbleibsel müssten überhaupt weit mehr Schutt um sich her haben, wenn man ihnen ein solches Alter zuschreiben sollte. Die Mauern sind sehr dicke, von Fels- steinen aufgeführt, und haben 2. einander gegenüberstehende breite Eingänge. Sie stehen ungefehr 1/2 Viertelmeile von der Stelle, wo ehemals das Dänische zu Holsteinsburg gehörige Anlägg war. Von hier aus sezzten wir über den Store Ikertok 11/2 Meile, sodann Egils Hus vorbey uber den lille Ikertok 11/2 Meile giengen durch Ikertoksinseln nach Näsfieldet, grénlandisch Kingar- soak, und iiber Itiblicksfiord nach Anders Olsens Sund, nördlicher Seite, grénlandisch Tunnuä, 2. Meilen. — In dem Sunde sind viele Scheeren. Bey Itiblik zeigt sich tief im festen Lande ein runder Berg von vulkanischer Form. Über diesen Itiblik kommen zuweilen die Grönländer vom südlichen Strömfiord, innen im festen Lande herüber, um mit den Nordländern, welche auf der Rennthiersjagd liegen, zu handeln und zu tauschen. Die Berge im festen Lande von Holsteinsburg an sind sich ziemlich ähnlich, schroff, spitz und zackig, beynahe von einerley Form. — Wir blieben auf der rechten Seite von Anders Olsens Sund, am südlichen Ein- laufe zu Innuksuktusuk über Nacht, und vor Anker. Der Sund ist 2. Meilen lang. Hier wird Garnfang für Holsteinsburg im offenen Wasser getrieben. Die Stelle ist eine Insel, gegen die Seeseite zu steht auf dem höchsten Berge derselben eine von dem verstorbenen thätigen Anders Olsen errichtete Vare; auch finden sich noch die Überbleibsel seines Grönländischen Wohnhauses. Die Gebirgsart ist Granit mit !blaulichem Quarz, Horn- blendschiefer und 'Syenit lagerweise, ebenso Glimmerschiefer mit Magneteisenerz, und grosse Trappgänge in Granit. Viele Eehini Krabben und Asterien finden sich hier. Im Winter kommen, um diese zu verzehren, viele Füchse (Jsatis) vom festen Lande, uber das Eis dieses schmalen Sundes, welcher sehr leicht zufriert, herüber. Monat Julius. Freytags. d: 1. Julius. Mussten wir wegen schwerem Nordsturm stille liegen. Nach- mittags zeigten sich zwey Nebensonnen mit einem in Farben spie- lenden Sonnenringe. Ich bestieg Anders Olsens Vare; sie for- mirt ein zwey Ellen hohes Quadrat von platten Gneis- und Glimmer- schiefersteinen, zu dessen oberster Fläche 4. Stufen führen. Es ist Fra Godhavn til Godthaab 1808. 129 die höchste Vare auf der ganzen Küste, und kann ihres hohen Standpunktes wegen mehrere Meilen weit zur See gesehen werden. Sonnabends.$d: 2. Julius Reisten wir von Innuksuktusuk über Grundene oder Kangek nach Omanak zu, eine Entfernung von zwey Meilen. — Diese Gründe reichen 2. Meilen in die offene See hinaus. Zu Ebbezeit kann man von einer dieser blinden Scheeren zur andern gehen. Als wir uns Simiutak, 4. Meilen südlich von Omanak näherten, so erhob sich ein schwerer Südweststurm, wir mussten auf der nordlichen Seite des Söndre Strömfiords Hafen oder Anker- platz suchen. — Unser Nachtlager war sehr nass und sumpfig. Sonntags. d: 3. Julius. War es Windstille mit Regen. Wir fiengen an, in den Fiord hinein zu bogsiren, um innen um die Inseln zu kommen, aber ver- gebens. Dazu fiel ein dichter Nebel; wir mussten also 11/4 Meile von der vorigen Stelle bey Naiait einem schmalen Laufen das Fahrzeug anvertrauen. Es stürmte heftig aus Südwest und regnete anhaltend; wir lagen auf sumpfigen Boden, und das Wasser von der naheliegenden steilen Klippe gieng in Strömen durch unser Zelt. — Die Gebirgsart auf dieser kleinen Insel ist Granit mit milchblauem Quarz, zuweilen; mit Almandin und Magnet- eisenstein. Montags d: 4. Julius Wurde der Sturm aus Südwest noch heftiger mit Regen und Schnee, so dass wir in unserm Lager beynahe schwammen. In der Nacht stürzte ein Windstoss unser Zelt übern Haufen. -Dienstags 4: 5. Julius. bogsirten wir, weil der Sturm etwas nachgelassen hatte, gegen Kikertarsoak zu, um wenigstens auf eine bessere und sicherere Steile zu kommen; doch mit genauer Noth erreichten wir noch eine kleine Bucht, als es plötzlich wieder aus Südwest zu stürmen, zu regnen, und zu hageln anfieng, so dass wir abermals nass ins Zelt kamen. Mittwochs d: 6. Julius. Versuchten wir des Sturmes ungeachtet abermals Kikertar- soak zu erreichen, welches noch 11/2 Meile aufwärts im Fiord vor uns lag, und nun waren wir so glücklich dahin zu kommen, und ziemlich guten Ankergrund zu finden, aber unsere Lagerstelle fiel eben so schlecht aus. — Kikertarsoak, oder Simiutäts Storöe ist von allen Seiten sehr steil. Auf der Mitte dieser Insel steht ein runder steiler, über die andern aufragender Berg, welcher aus Ur- XXXV. 9 130 Fra Godhayn til Godthaab 1808. grünstein besteht, der auf Granit aufliegt. Er ist von allen Seiten sehr zerkliiftet. — Der Granit hat an den meisten Stellen Hornblende eingemengt, und geht in Syenit über; seine Farbe zieht sich oft ins violette, und dann ist er sehr feinkörnig, und hat wenig Glimmer; der Feldspath ist zu- weilen bräunlich und labradorisch, und findet sich von dieser Farbe auch lagerweise. — Der Quarz ist grösstentheils milch- blau; die Hornblende, besonders wo sie sich in Lagern findet, gelb und verwittert. — In den mindern Erhöhungen fand ich nesterweise Kupfergrün, Kupferkies, Magneteisenstein und rindenförmigen Kalktropfstein. Der Glimmerschiefer ist meistens mit gelben Lichen überzogen. Lichen proboscideus, jubatus, coralloideus und rangiferinus findet sich in unglaublicher Menge. An Hasen und Schneehühnern ist kein Mangel. — Leztere waren gerade in der Brütezeit; und ich fand, was wirklich selten ist ein Nest mit 10. Eyern; fünfe bis sechse haben sie gewöhnlich. — Auch waren bey allen Felstrüm- mern häufige Spuren der Jsatis zu bemerken. — Donnerstags d: 7. Julius. Das Wetter blieb beym alten, wir mussten in Geduld bessere Zeiten erwarten. Ich gieng nach der Südostseite der Insel, und fand daselbst mehrere Zeltepläzze und alte heidnische Gräber. Die Grönländer gehen gerne den Südlichen Strömfiord hinauf, wenn sie auf die Rennthiersjagd wollen. Der Fiord soll von der Mündung an 16. Meilen ins Land hineingehen, und schöne Flächen und Gras- plätze haben. — Es regnete und schneyete den ganzen Tag. — Freytags. d: 8. Julius Der Sturm aus Südwest dauerte mit Regen und Schnee fort, ungeachtet es heute Vollmondsspring war. — Ich fand auf der Nordseite der Insel im grauen sandigen Thone kleine Bänke von calcinirter Mya truncata, und Bruchstücke der Lepas Tulipa in einer ziemlichen Höhe von der See. — Sonnabends, d: 9. Julius klärte es sich die Nacht durch auf, doch gegen Morgen be- gann der Südwest wieder seinen alten Tanz. Ich gieng auf Exeur- sion, konnte es aber nur bis gegen Mittag aushalten, wo ich ziem- lich durchnässt zum Zelte kam. Sonntags, d: 10. Julius Verliessen wir bey vollkommener Windstille eines heftigen Fra Godhavn til Godthaab 1808. 131 Platzregens ungeachtet unter Bogsirung von 2. Jollen diese Insel, wo wir von allen unsern Sünden durch 4. Tage ziemlich rein ge- waschen wurden; weil zu befürchten war, dass der Bergstrom, wel- cher durch den anhaltenden Regen angeschwollen war, und an unserm Zelte vorbeybrauste, am Ende dasselbe mit unserer ganzen Bagage nach der See führen möchte. Wir sezzten um die östliche Näs von Kikertarsoak und über den Südlichen Arm des Südlichen Strömfiords, mussten aber des gewaltigen Gegenstromes und des Südweststurmes wegen, welcher sich gegen 1. Uhr Mittags mit einem schweren Hagelwetter erhob, nach einer Meilenlangen Bog- sirung auf der Südlichen Seite des Strömfiords in einer westlich liegenden Bucht vor Anker gehen und uns vertauen. Sie wird Mathiesensbucht genannt, weil der Matros MarnıEsex. vor ein paar Jahren, hier über Bord gieng und von dem Strome mit fort- gerissen, auch nicht wieder gefunden wurde. — Bey dem nemlichen steilen Lande, wo wir lagen, geht gegen Südwest eine grosse Bucht ins feste Land hinein, welche wir des schweren Stromes wegen nicht erreichen konnten. Zwischen beyden Buchten ist eine Vare aufgerichtet. — — Die ziemlich steilen Berge bestehen aus Granit mit grau- lichem Glimmer und blaulichem Quarz, bräunlichem Feld- spathe, welcher oft labradorisch ist, zuweilen mit beygemengtem Almandin. Gegen die grosse Bucht zu findet sich lagerweise weisslicher Hornstein mit grauen Flecken; Sahlit, und ein dem Marekanit ähnliches Fossil mit weissem körnigem Kalk; gegen Norden zu Syenit mit Almandin. Am Strande fand ich einen Turbinit, und ein madreporähnliches Gewächs. Montags d: 11. Julius verliessen wir endlich Morgens 3. Uhr nach 9. tägigem Her- umtreiben in diesem verwünschten gefährlichen Wasser den Süd- lichen Strömfiord und die Simiutätsinseln mit frischem Nordost- winde, giengen durch die Hällefiskeger, zwischen welchen be- trächtliche Hälleflynderbänke liegen, (11/2 Meile), passirten den Sermilikfiord und Kangersoarsoeitsiak, oder Evigheds- fiorden. — Umiursak, ein oben platten Berg zeichnet sich im festen Lande durch seine Abflächung, welche die Grönländer mit einem umgestürzten Weiberboote vergleichen, besonders aus. — Wir hatten sodann Narksamiut, eine grönländische Winterstelle zur Linken und Omanak und Kangamiut oder gamle Sukker- toppen zur rechten Hand: letztere Stelle habe ich auf der Reise des verflossenen Jahres besucht, und bereits im Tagebuche be- schrieben. — In dieser Gegend begegnete uns Marutas, ein Haba- kuksgrönländer, und erzählte, dass der Grönländer Tuomas vor” ein 9* 132 Fra Godhavn til Godthaab 1808. paar Tagen auf dieser Stelle mit dem Kajakke auf dem Fange verunglückt sey. Von Hällefiskôer bis Kangamiut rechnet man 4. Meilen. Da es stille wurde, so mussten wir uns von hier aus abermal über Gamle Sukkertoppens und Fiskefiord bogsiren lassen. — Im erstern liegt linkerhand Manetsok, ein Winter- wohnort der Grönländer. Wir kamen nach Sandhullet, welches eine kleine Bucht bildet. Die See spühlt die Menge Sand, welche sich hier findet, aus dem anstehendem ziemlich verwitterten Granit los. In demselben liegt lagerweise gröberer Granit mit labradorischem Feldspathe, Schmaragdit, und einem feinkörnigen grünem dem Olivin ähnlichen Fossile, welches sich auch sandartig und ausgespühlt dorten findet. Von Kangamiut hieher rechnet man 2. Meilen. Hier beginnt ein Lauf oder kleiner Sund, Ikare- sarsuk, 1. Meile lang. Wir giengen durch denselben, das Spanske Hest vorbey, dies ist ein verborgener Klippenrükken, deren mehrere hier liegen, sodann passirten wir einen hohen Berg, auf dessen Spizze sich ein Heide begraben liess, aus Furcht, die Getauften möchten ihn noch nach seinem Tode beunruhigen. Wir kamen an die Skild- vagt, ein freystehendes grosses Granitfelsenstück, am Strande des festen Landes, nordlich bey Akpamiut, einem Winterwohnort der Grönländer, welche Stelle wir gegen Abend erreichten und daselbst der Windstille wegen über Nacht blieben. — Die dortige Gebirgsart ist Granit mit Hornblende, Granat und magnetischem Eisensteine. — Dolomit lagerweise. Ehemals wurde hier Wallfischfang getrieben; auf dem Lande soll noch ein Wallfischschedel liegen, welchen ich aber nicht sah. Akpamiut hat Überfluss an Hasen, Schneehühnern, Falken, Füchsen, Gänsen und Adlern, im Winter vielen Alken, daher es auch den Namen von Akpa, eine Alke erhalten hat. — Die ganze Gegend, besonders die kleinen Läufe, und der lange Hamburgersund sind sehr fischreich, welches die vielen Mäwen und Tattaraken anzeigen, die sich hier beständig aufhalten. Auch ein sehr grosser ergiebiger Lachselv zieht sich durch eine Strecke des flachen Landes. Die Stelle ist für Grönländer eine der nahrhaftesten und war ehemals stark bewohnt, welches die vielen zerfallenen Häuser und Gräber beweisen. — Dienstags. d: 12. Julius. Reisten wir mit schwachem Nordost morgens 9. Uhr durch den Hamburgersund ab, welcher wegen der schroffen und spizzen Felsen Fra Godhavn til Godthaab 1808. 133 des gegenüberstehenden Landes Ingik genannt wird. Das äusserste Land von Ingik gegen Westen hinaus heisst Kernertok, oder das Schwarze. Die Berge sind schroff und zerrissen, haben tiefe steile Schlünde und Thäler. Die Thäler sind so wie die Gipfel mit un- geheuren Eismassen, bis zu des Meeres Oberfläche herab gefüllt. Dieses ganze Land, eine grosse Insel, gewöhnlich Hamburgerland, grônländisch Sermesok (Eisland) genannt, hat ein fürchterliches Aussehen, und gränzt mit seiner Westseite an Kin of Sael, ist auch auf einigen Karten und Fortooningen, weil es gegen die See zu in der Tiefe schwarz und in den höhern Punkten von Eise be- deckt und weiss aussieht, als ein sicheres Wahrzeichen für Seefah- rende angegeben worden. — Über die ganze Insel verbreitet sich allmählich ein allgemeiner Eisblink, welcher von Jahr zu Jahr zunimmt. Auf der Nordseite der Insel, Akpamiut gegenüber, ist einer der grössten Lachselve in dieser Gegend. Die Felsen des Landes bestehen gröstentheils aus Grün- stein und sind fast alle der Steilheit und des ewigen Eises wegen unersteiglich. Wir passirten im Sunde aufwärts gegen Osten zu einer Stelle, genannt der Kommandant, von einem grossen auf der Höhe stehenden freyen Felsenstiicke. Dicht unter diesem Felsen am Lande ist eine bisher noch unergründliche Tiefe. Sodann kamen wir an Näs oder Kjerlingefield, 3. Meilen. von Akpamiut, wo der Sund der von Westen hereingeht, sich gegen Süden wendet, über diese Gegend, und Kjerlingefield habe ich bereits in meinem ` vorjährigen Tagebuche, Seite 50 — gesprochen. (regen Osten in einer mit Eis belegten Bucht ist ein grosser nun aber gänzlich überfrorener Lachselv. — Wir giengen Kangerdluarsuk, und Sermilik vorbey. Näsfield gegen über bey Sermilik liegt Ika- miut eine Grönländische Winterwohnstelle auf dem festen Lande. Von der №3 an wurde es wieder stille. — Man musste also bog- siren zuerst lille Manetsok, 1. Meile vorbey, in Südost lag uns Dragkistefield, grönländisch Iglofik, zum festen Lande gehörig. — Endlich erreichten wir Store Manetsok, oder Nye Sukkertoppens- insel. — Wir wendeten um Nappasok, und Sauik, woselbst ein Hafen ist, in welchem Kapitän Quarz von Fahrsund in Norwegen mit dem Schooner Norges Haab noch vor Anker lag. — Endlich kamen wir nach vieler Anstrengung nach Mitternacht Mittwochs d: 13. Julius um 1. Uhr Morgens bey der Kolonie Nye Sukkertoppen, grönländisch Manetsok an nachdem wir 19. Tage auf einer Reise von 32. Meilen in beständiger Nässe und Unruhe zugebracht hatten. Die Gebirgsarten dieser Insel habe ich bereits oben 134 Fra Godhavn til Godthaab 1808. Seite 48 beschrieben; ich muss nur noch beyfiigen, dass ich in dem Granite lagerweise Hornblende mit Magneteisenstein und Skapolith gefunden habe. — Nye Sukkertoppen hat sehr wichtige Hälleflynder und Kabliau- banke; auch kann man hier zwischen den Inseln jährlich einen guten Vorrath von Treibholz sammeln. — Donnerstags. d: 14. Julius stürmte es aus Südwest mit vielem Regen. — Da Kapitän QuaLE bereits mit Kolonisten, welche zu Hause reisen sollten, über- laden war, und auch weder das Schiff in ganz gutem Zustande, noch auch die übrigen Aussichten auf der Reise für mich sehr günstig waren, so beschloss ich, noch ein Jahr in Grönland zuzu- bringen, und noch so viel möglich zu untersuchen und einzusam- meln, da die sauren Früchte meiner bisher angewandten Mühe grösstentheils in Englische Hände gefallen sind. Freytags, d: 15. Julius Hatten wir Regen, mit Weststurm und schwere See. Samstags d: 16. Julius War ich wieder im Stande eine kleine Excursion nach dem Gebirge zu machen. Sonntags, d: 17. Julius Reiste ich mit Herrn Kapitän Quatre, geführt in einer Jolle von seinen Leuten nach Kin of Sael, oder Omanak der Grön- länder, welche Berginsel 1. Meile Nordwest von der Kolonie ligt. Es ist ein hoher. nahe am Lande doch frey in der See stehender Berg, welcher über 13 Meilen weit gesehen werden kann, und den Seefahrenden in der Strasse Davis eine gute Wegleitung ist. Er gränzt nahe an das oben S. 135 beschriebene Hamburgerland oder Sermesok, welches ich hier auch von der Westseite genau zu be- sehen Gelegenheit hatte. — Das Unterland vertoont sich ganz schwarz, weil es steiler Fels ist; das Oberland ist mit ewigem Schnee garnirt. — Die Nordliche Seite von Kin of Sael ist er- steiglich, die südliche Seite ist sehr steil. — Die Hauptgebirgsart ist Granit, mit Granaten, Hornblende und Magneteisenstein abwechselnd gemengt. Lagerweise findet sich grauer Feldspath zuweilen in eingewachsenen Kristallen. Gegen Abend reisten wir wieder zurück. — Montags. d: 18. Julius. Übergab ich an Herrn Kapitan Quatre ein Schreiben an die Königlich Grönländische Handelsdirection, auch einen Brief an Herrn Fra Godhavn til Godthaab 1808. 135 Justizrath Manrney, welchem letztern ich einige in Nordgrönland erhaltene Briefe nach Koppenhagen beyschloss, da ich nicht selbst nach Europa abreisen konnte. Herr Quarz lag schon seit langer Zeit seegelfertig, und harrte nur auf guten Wind, welcher bey den unaufhörlich wüthenden Siidweststiirmen sich nicht einfinden konnte. — Reise nach Godthaab. Nachmittags um halb zwey Uhr traten wir die Reise nach Godthaab an, giengen Kistefieldet, Sukkertoppens Fiord und lille Dragkiste vorüber, sezzten über Isortoks-Fiord, welcher, sonsten sehr gefährlich, heute ziemlich ruhig war. Er ist beynahe 1. Meile breit. Wir kamen an Фе Isortoksoer, bey welchen 2. Hafen fiir Transport-fahrzeuge sich befinden, einen Weg von 3. Meilen, und blieben zu Tornarsulik, nordlich bey dem sogenannten Brändvinsmand über Nacht. Gegen über im festen Lande liegt Finnfieldet, von den Grön- ländern Suttorsoit genannt. Die Gebirgsart zu Tornarsulik ist sehr zusammengesezzt. — Die Hauptmasse ist Granit mit Granat, Glimmerschieferlager mit Granat, der Glimmerschiefer ist oft sehr verwittert. — Ferner Hornblendelager, Sahlit und Strahlstein mit eingewach- senem Moroxit; Quarz mit grauen blättrigen schörlartigen Kristallen, dann dass zu Omanarsuk bemerkte schwärzlich grüne blätterige Fossil in Hornstein, ein graues glimmriges, dem Tremolithe und Skapolithe ähnliches Fossil, welches mit Glimmer innigst gemengt ist. — Der Quarz ist meistens blaulich, die Steinart überhaupt gelb, eisenschüssig und stark verwittert. Die Insel hat viele kleine Buchten mit einer Menge von Krab- ben, Echinis, Asterien, und andern Seeinsekten. Dienstags d: 19. Julius Reisten wir um 8. Uhr ab, passirten Ukaleselik, oder Harege, wo es aber keine Hasen mehr gibt, und Sillakangit- sortorbik, oder den sogenannten Brändvinsmand vorbey. — Diese Stelle hat den Namen von einer Spalte im Felsen, in welcher die Kolonisten sehr sinnreich einen hölzernen Mann mit einem Glase in der Hand aufgerichtet haben, und wenn man vorbeyfährt, ihren Tribut, dass heisst: ein Glas Brandwein sich erbitten. — Wir kamen sodann an eine Näs Kangarsuk genannt, wo be- ständig die See sehr unruhig ist, sezzten über Bredefiord, wel- 136 Fra Godhavn til Godthaab 1808. ches eigentlich nur еше Bucht ist, über Nappasok, oder Puste- fiord, welcher nürdlich bey der Insel Nappasok sich ins Land hineinzieht, und den Dänischen Namen seiner schlimmen und ge- fährlichen Windstösse wegen, welche aus dem Fiord kommen, er- halten hat. — Wir kamen sodann nach Nappasok, wo einige von Sukkertoppen Grönländern gewöhnlich im Winter stehen, da es eine der besten Fangestellen im Distrikte ist. — Sie liegt 9 bis 10. Meilen südlich von Sukkertoppen entfernt, und habe der Stelle bereits in meinem Tagebuche des vorigen Jahres Erwähnung ge- than. Wir passirten sodann einige Inseln, zwischen welchen sehr gute Kabliau und Hälleflynderfischerey ist; kamen durch Stral- sund, und Kalotten vorbey, welche Klippe die Grönländer bald mit einem Delphine, bald mit einer Wallfischflosse vergleichen, und Nisangoak nennen. — Hier geht immer sehr schwere See. Das Boot schlingerte so gewaltig, dass wir uns kaum auf dem Verdecke halten konnten. — Wir passirten die Haybucht, wo die Hayen sich zuweilen in beträchtlicher Menge einfinden. In dieser Gegend sieht man im festen Lande einen sehr steilen Berg, welchen die Grönländer Tikarnak nennen. — Wir kamen die zur See aus- stehende Näs Niakok vorbey, um welche viele Scheeren liegen; mit einer derselben hatten wir auch ein wenig zu bestellen, doch wischten wir mit ein paar unfreundlichen Stössen davon. Von Nia- kok sind noch 2. Meilen zur Flagstang. Der Wind, welcher den Tag über scharf Nordost geblasen hatte, liess auf einmal nach. Wir hatten heute 11. Meilen zurück- gelegt. Von Nappasok hieher rechnet man sieben, und von Flag- stange nach Godthaab acht Meilen. Wir blieben hier, da es bey- nahe Mitternacht war, über Nacht. — Die Gebirgsart auf dieser Insel ist: Granit mit grossen Grünsteingängen und Lagern. Ich zählte 11. zerfallene;Häuser, unter welchen auch Missionär GincEs sogenanntes Observatorium war. Ich weiss nicht, ob etwas von seinen hier durch mehrere Jahre angestellten Beobachtungen durch den Druck bekannt gemacht worden ist. Man findet eine grosse Menge alter heidnischer Gräber. Auch wird besonders in dieser Gegend von Jahr zu Jahr vieles Treib- holz ans Land geworfen. — Donnerstags [Mittwochs] d: 20. Julius Morgens gegen 8, Uhr reisten wir ab, uud passirten Pissuk- bikger, unter welchen Ullomik sich befindet; giengen durch Setiksut, oder Setiksunguit, das heisst: mehrere kleinere In- seln, welche zu äusserst liegen, dann Okoariksok und Kangar- suk vorbey. Es gieng schwere Stromsee. Weit und breit in die See hinaus liegen hier ausserordentlich viele Scheeren. — Der Wind stillte ganz ab, und wir mussten bugsiren lassen, Godthaab 1808. 137 wobey uns der Grünländer, Harpunier Емез Pavrsen, Sohn des Catecheten Paur Axpersen zu Godthaab, ein Enkel des um Grön- land und den Handel so verdienten Anpers Orsen gute Hülfe lei- stete, da er gerade mit einer Schaluppe von Holsteinsburg nach Godthaab reisen sollte, und uns von Zukkertoppen aus folgte. — Doch, nachdem wir uns 3 Meilen mühsam bey schwerer See durehgeschleppt hatten, stürmte es auf einmal aus Süd und Süd- west, so dass wir kaum noch unter der Nordwestseite des Nepi- setsundes den Hafen gewinnen, und vor Anker gehen konnten. — Ueber die Gebirgsart der Inseln und des Landes, welches auf der nordlichen Seite von Baalsrevier, oder Godthaabsfiord lieget, werde ich bey Gelegenheit meiner Reise nach diesem Fiord ausführlicher sprechen können. — Donnerstags d: 21. Julius. Stürmte es den ganzen Vormittag schwer aus Südwest mit Regen und Schnee, und es gieng eine schwere See. — Wir hielten es demungeachtet fürs beste, da wir Godthaab so nahe waren, das Transport Boot zu verlassen, und mit unserer Harpunierschaluppe durch den Sund und über Baals Revier zu sezzen. Um ein Uhr Nachmittags reisten wir, mit dem Harpunier Erıes Pattsen als Steuermann vom Hafen ab, giengen durch den Nepisætsund, und nahmen, da es abermals sehr stürmte, ein paar Kajaksmänner von den dorten stehenden Neuherrnhutsgrönländern mit, als Adjutanten; wir wurden beynahe von Regen ersäuft, und kriegten auf dem Fjord von den treibenden Sturmwolken eine Stürzung über die andere, kamen aber doch Abends um 8. Uhr nach vieler überstandener Ge- fahr glücklich, doch sehr durchnässt, bey der Kolonie Godthaab an. — Aufenthalt zu Godthaab. Freytags, d: 22. Julius Kamen Postkajakke mit Briefen von den Südlichen Kolonien an. Samstags, d: 23. Julius Kam das Fahrzeug, mit welchem wir die Reise von Holsteins- burg gemacht hatten, mit einigem Proviantvorrath für die Südl. Kolonien glücklich an. Nach Norden giengen Posten ab. Sonntags, d: 24. Julius. Schwerer Südweststurm mit Hagel. — Montags, d: 25. Julius Nahm der Sturm zu, mit Regen. — Dienstags, d: 26. Julius. Südweststurm mit halbklarer Luft. Ich gieng auf Ekskursion 138 Godthaabs-Fjord 1808. nach Thorhallesens Vare, worüber ich weiter unten reden werde. Donnerstags. d: 28. Julius Wurde das Transport ausgeschickt um Treibholz für den Winter zu sammeln. Nachmittags kam ein Südweststurm. — Reise in Baals-Revier, oder Godthaabs-Fiord. Freytags. d: 29. Julius, Morgens um 8. Uhr reiste ich mit einer Harpunierschaluppe, welche von dem Katecheten Pauz ANDERSEN geführt wurde, besetzt mit Holsteinsburgs Grönländern von Godthaab ab, um das weitum- fassende Baals Revier, oder eigentlich Baals River zu besuchen. Dieser gewiss der grösste und breiteste Fiord auf Grönlands westlicher Küste zieht sich bey den Kooksinseln etwas über zwey Meilen westlich von der Kolonie westsüdwestlich zwischen Inseln ins feste Land, wo er sich am Ende in mehrere Buchten, und 2. besonders grosse Arme theilt, deren einer gegen Nordost, der andere gegen Süd- ost sich wendet. Er ist über 16. Meilen läng und. an einigen Stellen 2. Meilen breit. Drey grosse und viele kleine Inseln liegen in demselben. — Bey der Mündung ist die Südliche Seite desselben mit einer Menge grösserer und kleinerer Inseln besäet, welche im Fahrwasser zwischen diesem und dem ebenfalls grossen Ameraglik- fiord liegen. Die nördliche Seite beginnt bey Kangek, und der daranliegenden Garnstelle Sausavik, woselbst die Steinart, so wie auch auf Reensge, aus Granit besteht. Diese kleine Insel liegt dicht unter Kangek. Bey Kangek gründete Hans EGEDE die erste Anlage zur Missionswohnung, welche nachher an die nunmehrige Stelle auf das feste Land verlegt wurde. — Die Einseeglung der Schiffe geschieht am besten von jener Seite der Kooksinseln bey Jakobsholm, woselbst der Kapitän Rırwertz Boysen auf einer 7. Ellen lange Stange eine Tonne aufrichtete, weil hier in dem Fahrwasser mehrere Scheeren liegen. Auf den daselbst liegenden Kooksinseln gibt es viel Torf, und Cochlearia. Sie bestehen aus Granit. — Wenn man sich von Jakobsholm aus nach Sa- delen zu, einer hohen Berginsel, welche im Fiord, östlich der Kolonie liegt, in gerader Linie hält, so hat man bis zur Kolonie reines und freyes Fahrwasser. Bey der Kolonie selbst findet sich kein Hafen,. doch guter Ankergrund, und Ringe, um das Schiff gehörig zu vertauen. — Doch ligt ein Hafen hinter Neu Herrnhut, welches der gewöhnliche Schiffshafen ist, und ein andrer östlich der Kolonie in Baals- revier, der sogenannte Wildmannshafen. Doch bin ich über- zeugt, dass im Fiord selbst bey der Kolonie ein Schiff sicher vor allen Winden liegen und verwahrt werden kann, da das Transport- Godthaabs-Fjord 1808. 139 boot bey den schweresten Stürmen das ganze Jahr über ohne Ge- fahr hier ligt. Der Wildmannshafen lauft zuweilen Gefahr bey Nordostlichen Winden, mit Treibeise von den Eisblinken aus dem Fiord gesperrt und verlegt zu werden. — Uber die Lage der Ko- lonie selbst werde ich weiter unten Gelegenheit haben mehr zu sprechen. — — Gerade der Kolonie gegen über in Norden ziehet sich ein Sund durch die Landspizze, welche bei Kangek sich endet, Nepisæt- sund genannt, in welchem die Grönländer sich gerne im Frühjahre des Nepisefanges wegen aufhalten, welche Fische sie zum Winter- vorrath trocknen und so als ein leckeres Gericht verzehren. Gegen Osten desselben, wo das feste Land eigentlich beginnt, erhebt sich Akonak, wo sich viele grasreiche Thiler und ein sehr guter Schiffshafen befindet. — Eine Stelle, welche in jeder Hinsicht zu Anlegung einer Kolonie passender gewesen wäre, als diejenige, wo sie zum zweytenmale errichtet wurde. Aber es scheint, dass meh- rere Kolonien bloss aufs Gerathewohl, ohne vorhergegangene ge- nauere Kenntniss und Untersuchung des Wassers und des Landes angelegt wurden. Zu Akonak werden noch zuweilen Rennthiere geschossen. Von hier gegen Malotut zu, ist viel Unterland, be- sonders eingeschwemmter Letten, und mehrere kleine Buchten. Zu Illuilek war ehemals eine grönländische [Wohnstelle], welche nun öde liegt. Hier liegt durchaus am Strande aufgeschwemmter grauer sandartiger Thon. — Wir kamen auf der nordlichen Seite weiter nach Kanneitsut, oder Ulkebugt, in gerader Linie 21/2 Meile quer über von der Kolonie, wo wir über Nacht blieben. Hier sind mehrere grönlandische Zelteplätze, und einige Gräber. Das Wasser wimmelt im Sommer von Ulken und Lachsen, erstere sind die Hauptnahrung der letztern. Einige Tage nach meinem Aufenthalte daselbst fieng Herr Inspecteur МунгемрРновт auf der nemlichen Stelle in zwey Tagen 510. Stücke mit einem Garne, und würde noch weit mehr erhalten haben, wenn das schlimme Wetter ihn nicht nach Hause getrieben hätte. — Am Ende der Bucht stürzet ein grosser Elv aus dem Gebirge nieder, und fliesst durch ein zer- störtes steinvolles Thal zwischen grossen Felstrümmern in die See. wo dann die Lachse zuweilen in das süsse Wasser hinaufstreichen. Auf der Nordseite der nächsten Berge zieht ‘sich ein langer nicht sehr breiter Landsee von Westen nach Osten bis an den ersten Arm des Fiords Kooksut genannt, hinauf, welcher nach der Grönländer Berichte auch sehr fischreich ist. Zuweilen finden sich viele Rennthiere in dieser Gegend ein, da der Lichen range- ferinus sich in unbeschreiblicher Menge hier findet. Die Grön- länder nehmen ihre Kajakken mit, wenn sie von hier aus auf den Rennthierfang gehen, um über den See zu sezzen, oder auf dem- selben östlich reisen zu können. Wir sezzten auch ein Garn und fiengen einige Lachse. Die der See zunächstgelegenen Berge sind flach und abgerundet, und von geringer Höhe. 140 Godthaabs-Fjord 1808. Granit, dessen Gemenge viel Glimmer, blaulicher Quarz und rôthlicher Feldspath ist, geht hie und da in Gneiss, und dieser in Glimmerschiefer tiber. Die Thaler sind von mergel- artigem grauem Thone mehr oder minder überall bedeckt. — Sonnabends, d: 30. Julius. Hatten wir Südweststurm mit Regen. Wir reisten demunge- achtet um 8. Uhr Morgens ab, giengen Gamle Sadlok vorbey, und landeten bey Nye Sadlok, um etwas Brennholz zn suchen und mitzunehmen. Die See brach sich hier fürchterlich. — Es ist die Winterstelle mehrerer Grönländischen Familien, welche alle gute Seehundsfänger sind. Die Gebirgsart ist Granit mit vielen Hornblendelagern, schwarzem Glimmer und Magneteisenstein. — Wir giengen Kannitsieit, oder lille Ulkebugt vorbey. Die Gebirgsart ist auch hier durchaus Granit mit Hornblendschieferlagern. — Die Hornblende ist überall im ganzen Reviere anzutreffen. Nachmittags 2. Uhr kamen wir nach Kanniorsoit, oder store Ulkebugt, wo wir Quartier nahmen. Die Gebirgsart ist hier Granit, mit blaulichem Quarz und rhombisch kristal- lisirtem Glimmer; weissem Feldspath, opalisirender Adularia, und Schörlkristallen beygewachsen. Auch Almandin und Magnet- eisenstein findet sich hie und da in demselben. — Ehemals gab es hier viele Rennthiere; sie finden sich noch zuweilen ein; ich fand selbst einige Spuren im Schnee von ihnen, so wie auch von Hasen, Fiichsen und Schneehühnern. Gegen den Ех zu gibt es eine ungeheure Menge Lachse. Das Ufer ist sehr lettig und sandig. — Der obenbemeldete Landsee zieht sich hier nur 1/2 Meile von der See hinter einer ziemlich steilen rundlichen Klippe vorbey. — Die Bucht ist von der Mündung an über 1/2 Meile lang, und am Ende, wo der Elv in sie strömt, sehr seicht. — Von Kanneitsut hieher rechnet man 2. Meilen. Sonntags, d: 31. Julius Reisten wir um 4. Uhr Morgens ab, passirten. eine steile Klippe, Tertek, von den hier nistenden Adlern genannt. Wir kamen nach Iviengoak, einer guten Grasfläche. und Zelteplatz der Grönländer; giengen um Kingiktok, einen hohen schroffen Berge, wo ich im Granit, der in Syenit übergeht, grosse Lager von Hornblendeschiefer fand. Ich sah hier auch ein paar Grönländische Gräber. — Während ich an dem Strande aufwärts gieng, und die Godthaabs-Fjord 1808. 141 Schaluppe aussen um gehen liess, so trugen meine Grünländer, welche sich gegen meinen Führer Paur Anpersen widerspenstig be- zeigten, und durchaus nicht mehr weiter rudern wollten, Gepäkke und Zelt bey Kognersoak ans Land. — Ich musste also wider meinen Willen, als ich auf meiner Wanderung dorthin kam, über Nacht daselbst blieben, ungeachtet es noch nicht Mittag war. Die Gebirgsart ist hier sehr zerspaltet und verstiirzt — und grobkôrniger Granit, auf demselben liegt Urgriinstein; in diesem Stralstein, glasartiger Tremolith, Stralstein zum Theile mit Glimmer gemengt. Grosse Kalkspathgänge, und Sahlit in kleinen Parthien. — Im Granite auch weissblaulicher Horn- stein. — Hie und da im Griinsteine Spuren von Kupfergrün und Kupferkies. Das untere Land besteht aus niedern Granit- klippen mit Glimmerschiefer abwechselnd, zuweilen derber Akanthikone beygemengt. Die Thäler sind an einigen Stellen mit dem allgemein im Fiord verbreiteten Thone, oder eigent- lich Thonmergel zuweilen zu 3. bis 4. Lachtern hoch gefüllt. An einem dorten befindlichen kleinen Elv, und den Felsspalten wächst viele Angelika. Die See macht von Westen nach Osten eine längliche Krümmung ins Land. Monat August. Montags. d: 1. August. Reisten wir Morgens 6. Uhr von hier ab. Wir passirten Nouga, eine Näs, welche die bey Kognersoak angehende Land- krümmung endigt. Hier beginnt ein nordöstlicher kleinerer Arm des Fiords, oder eine Bucht, welche Kooksut genannt wird. An der Näs liegt der Grönländische Zelteplatz Jussurartok. Auf der Nordseite in der Bucht liegt eine lange schmale Halbinsel, Nia- kornak genannt, wo die Grönländer ehemals im Sommer besonders während der Zeit des Angmarsætfanges, sich aufgehalten haben. Wir seegelten ziemlich rasch die ganze Strekke von Kognersoak aus bis aus Ende dieser Bucht, eine Strekke von ungefehr 3. Meilen. In Südost der Bucht liegt die Insel Kikertarsusuk, und mitten in der Bucht eine kleine runde Insel und einige Scheeren. Wir blieben bey einer aus Thon aufgeschwemmten Fläche, unter Aukpallartok oder röde Field. Sie hat diesen Namen von gros- sen rothen Flecken, welche sich an der Aussenseite des Bergs zeigen. Man findet aber die Flekken, wenn man hinaufsteigt, bald braungelb, bald orangegelb, es ist verwitterter eisenschüssiger Glim- merschiefer. Das Wasser der vielen kleinen Arme von Kooksut 142 Godthaabs-Fjord 1808. fällt in der Springzeit bis zu einer halben Meile weit aus, und zeigt sodann lettigen Grund, oder den obengemeldeten Thonmergel, in welchen man oft bis über die Knie einsinkt. Hier in einem der nördlichen und südlichen Arme dieser Bucht findet sich der be- kannte Abdruck des Angmarsak (Salmo Arcticus) in Thonmergel nebst verschiedenen andern sonderbar abgedrehten Mergelfiguren, doch die meisten der letzteren sind oval oder rund. Hieher kom- men die Grönländer gerne auf Angmarsetfang, und gehen sodann von hier aus auf die Rennthierjagd. — Ziemlich hoch vom Strande auf dem Laimlande fand ich viele Lepades, den Pecten Islandicus, und die Mya truncata in Thon eingewikkelt, und wahrscheinlich bey schweren Brandungen der See hinaufgeworfen, oder aufgespühlt. Die Unterlage der Berge in dieser Bucht ist Granit, auf welchem Glimmerschiefer aufliegt. Im Granit fand ich grosse Lager von Stralstein. — Die Felsen sind durchaus sehr zer- klüftet und verwittert. — Die Bucht hat ziemlich viel niederes Gesträuche, und die Isatis findet sich zahlreich hier ein. Eine alte lief wie ein Hund hinter mir her, weil ich der Jungen auf der Spur war. Nicht weit von uns standen ein paar Grönländerfamilien von Neuherrnhut in Zelten. Die Männer waren schon seit einigen Tagen auf die Renn- thierjagd ausgezogen, und die Weiber liefen, da sie eine Schaluppe kommen sahen, aus Furcht nach dem Gebirge. Sie meynten, wir wären Engländer, welche gelandet hätten — denn von Godthaab aus pflegt man nie mit Schaluppen in den Fiord zu reisen. — Sie wussten bereits, das Dännemark Krieg mit England hätte, und waren für ihr armes Leben bange. Doch sobald sie sahen, dass Landsleute von ihnen dabey waren, kamen sie wieder zurück. — Dienstags, d: 2. August. Seegelten wir mit gutem Nordlichem Winde ab, um über diesen Arm des Fiords zu sezzen. Wir hatten aber noch nicht die Insel Kikertarsusuk zurückgelegt, als ein schwerer Nordwest- sturm zu blasen begann. Wir wagten es doch, quer über den Fiord zu sezzen, und erreichten mit vieler Mühe bey Tesserarsoit, Kikertarsusuk gegen über, Hafen und Zelteplatz. Die Stelle liegt südwestlich von Aukpallartok, eine halbe Meile von dem Orte, wo wir vorigen Tag standen. Die Gegend gehört zum festen Lande, und .besteht aus Granit; auf demselben liegt Glimmerschiefer und Urgrünstein. Gang und adernweise findet sich körniger Kalkspath mit figu- rirtem Quarz, dabey Granat, Augit, Sahlit und Stralstein. Auf einer Höhe von 20 bis 24 Lachtern aufwärts von dem Godthaabs-Fjord 1808. 143 Meere sahe ich einen grossen breiten Landsee, welcher sich auf der Südostseite durch das Thal kriimmte, mehrere Bergstréme auf- nahm, und sich senkrecht über ein Klippenbeete in die kleinere Bucht hinabstürzte. — In demselben lag eine kleine Insel. — Ich traf mehrere Füchse, Hasen und Schneevögel, auch Spuren von Rennthieren, welche sich des schönen Mooses wegen zuweilen häufig hier einfinden. Die flachen Stellen der Bucht sind mit dem oben- beschriebenen Thonmergel gefüllt. Hier ist guter Angmarsetfang. Die Gegend hat vieles Gesträuche, und eine grosse Menge Angelika Archangelica. Der Letten lag bey ausfallendem Wasser voll von Angmarsets, welche für den Isatis eine lekere Speise sind. Man kann hier bey der Fluthzeit beynahe mit Augen sehen, wie der Thonmergel diese kleinen Fische einwikkelt, welcher nachher an der Sonne oder Luft trocknet. — Das Fleisch löst sich auf, und die Knochen mit den Abdrücken bleiben zurück. Hoch oben am Landsee fand ich ein heidnisches Grab, und bey demselben einen hölzernen grossen Löffel. — Mittwochs, d: 3. August. Reisten wir Morgens 8. Uhr weiter, und passirten Narksar- suk, eine Sommerstelle, welche des Angmarsetfanges wegen be- sucht wird, sodann Tattarait, eine schroffe Felsenwand, aus grauem Granit bestehend, wo Skarve und Tattarakken im Frühjahre nisten. Wir sahen überhaupt von Kognersoak an den ganzen Fiord mit Millionen von Tattarakken und Mäven bedeckt; ein Beweis dass er sehr fischreich seyn muss. Bey Store Nougarsuk kriegten wir starken westlichen Wind, und konnten seegeln — ein Labsal für meine faulen Schlingel, welche nicht rudern wollten. Wir passirten Serbek, von den vielen Theisten oder See- kadetten, welche sich hier bey den Stromstellen aufhalten, so ge- nannt. Hier stehen Überbleibsel eines alten grönländischen Hauses. Sodann kamen wir an eine hervorragende Glimmer- schieferwand, welche mit vieler Hornblende gemengt ist, Kid- loeit genannt. Es wurde wieder windstille, meine Grönländer erklärten sich, dass sie nicht mehr weiter reisen wollten, und so gieng ich in eine Bucht daselbst, Ittivinga. Eine schmale Fläche führt von hier nach der entgegengesetzten Seite zu der Bucht Tessiursak. — Zu Ittivinga ist das Grundgestein grobkörniger Granit mit grossen Lagern von graulich blauem Quarz, welcher an einigen Stellen in Hornstein übergeht. An den Fuss dieser Berge ist Talkschiefer angelehnt, in welchem sich viel mit Glimmer ge- — mengter Stralstein findet. — LEN rs 4 | 144 Godthaabs-Fjord 1808. Viel Gesträuche, welches mir das Gehen sehr erschwerte, da es über die Steinbrokken hin gewachsen ist, und viele Angelika wächst in der Gegend. Donnerstags. d: 4. August. Reisten wir Morgens um 8. Uhr ab, und passirten Tessiur- sak, welche Bucht quer tiber von Tesserarsoit liegt. In der- selben ist guter Angmarset- auch Lachsfang. — Der Wind wurde wieder westlich, so dass wir seegeln konnten. Wir giengen Im- naiuortok, den höchsten und steilsten Berg dieser Gegend vor- bey. Er besteht aus Granit, und ist der Wohnort von Millionen Tattarakken und Mäven, welche in dicken Wolken uns um die Köpfe flogen. Ein weisser Falk schwang sich mit seinem noch lebenden Raube, einer jungen Mäwe, über uns auf. — — Die ganze schwarze Felsenmauer von der See bis an den Gipfel war in den kleinsten Ritzen durch diese weisse Vögelgruppen gleichsam lebendig, und gewährte einen schönen Anblick. — Der östliche Theil dieses Berges, welcher durch eine schmale Fläche mit dem festen Lande zusammenhängt, dreht sich in einen kleinen Arm dieses Fiords Illulyelik genannt, in welchen wir fuhren, und zu Iglorsoit über Nacht blieben. Ungefehr eine halbe Meile von uns auf der andern Seite der Bucht standen 4. Grönländerfamilien auf den Ang- marset- und Rennthierfang, wo ich Seehundefleisch für das Volk kaufte. Die dortigen Grönländer hatten bereits 21. Rennthiere ge- schossen. — Schade ist es nur dass sie den grössten Theil der er- legten Tiere auf der Schussstelle zur Beute der Adler, Falken und Füchse zurücklassen müssen, da sie nicht im Stande sind, es den langen Weg oft von 10 bis 12. Tagereisen nach dem Strande zu tragen, da sie gewönlich ausser der Kugelbüchse auch ihre Kajakke mit haben. Gemeiniglich nehmen sie von jedem Thiere das Herz, das Bruststück, den Rückgrad, einen Schenkel, das Talg, selten die Geweihe, hauptsächlich aber das Fell mit, welches letztere für sie die Hauptsache und ein Artikel des Luxus für die Weiber ist. — Die Männer selbst sind oft tolle genug ein schönes Fell unter sich selbst mit fünf bis sechs Reichsthalers Werth zu bezalen; eine Summe, welche sie nur mit der äussersten Mühe in ihren Kajakken kaum in 2. Monaten verdienen können. Es ist überhaupt unrichtig, wenn man glaubt, dass die Weiber in Grönland Sklavinnen ihrer Männer sind. — Das Loos zu dienen trifft hier so wie in Europa arme elternlose Mädchen und Wittwen, — Die Frau thut, wie bey uns, was sie gerne thun will, und überlässt das übrige den andern Weibern im Hause. Man wird in einem Tagebuche solche Ausschweifungen über die Gränzen des Hauptgegenstandes verzeihen, da der Reisende ge- wönlich in stillen Abendstunden einsam seine Gedanken dem Pa- piere anvertraut, weil er sie niemandem mittheilen kann. — Die Bucht in welcher wir lagen, war ehemals von Grönländern Godthaabs-Fjord 1808. 145 bewohnt und stark besucht, da es eine gute Jagdstelle auch fiir Hasen und Rebhiihner ist, und die Seehunde sich auch zuweilen häufig einfinden. Die Normänner sollen hier ehemals ein grosses Haus gehabt haben, welches der Grönländische Name Iglorsoit anzeigt; aber selbst die Grönländer, welche hier in der Nähe wohnten, konnten mir hierüber keine Nachricht geben. Es geht ihnen oft wie unsern Geistersehern, sie sehen vieles in der Einbildung. Das Land ist am Ende der Bucht sehr flach und sandig, mit vielem niedern Gesträuche bewachsen. Zeltepläzze findet man häu- fig am Strande. Von den höhern Bergen sah ich mehrere Land- seen, welche mit 2. grossen Bergströmen, zu welchen eine breite mit Geschieben bedeckte Sandebene führt, in Verbindung stehen. Die nähern Berge, welche die Gegend begränzen, be- stehen aus Granit mit sparsam eingemengter Hornblende. Im Granite fand ich an mehreren Stellen runde kesselförmig aus- gedrehte beträchtliche Vertiefungen, die vieleicht durch Wasser- ströme, welche kleinere Steine auf diesen Stellen im Kreise dreheten entstanden sind. Das Ufer der ganzen Bucht, welche mehrere kleine seichte schmale Arme hat, ist rund herum mit grauem Thonmergel bedeckt. Der Kassigiakfang ist in derselben zuweilen beträchtlich. Freytags, d. 5. August. Reisten wir frühe Morgens nach lille Nougarsuk. Von dieser Stelle an rechnet man den Anfang des nordlichsten Armes dieses Fiords, Ujaraksoak genannt. Bey Nougarsuk gieng ich ans Land, und fand schönen Glimmerschiefer, welcher auf Granit gelehnt ist. Ersterer so wie der in demselben vorkommende (Quarz hat viele grosse doch unreine Almandine. — Wir kamen Nunaluktok, das heist: ein ziemlich steiles Land, vorbey, und erreichten um 2. Uhr Nachmittags das Ende des Nordlichen Arms dieses Fiords, Ujaraksoak oder grosser Stein genannt. Der Grund desselben ist gegen das Ende zu an mehreren Stellen sehr seicht. — Auf dem Nordöstlichsten Ende stehen die vier ins Quadrat aufgerichtete Mauern, von welchen Hans EGEDE und THORHALLESEN Sprechen. Sie sind von Gneiss und Glimmer- schieferplatten, auch Granitstükken aufgeführt; doch sind die Steine nicht durchaus förmlich zugehauen. Man findet keine Spur von Kalk oder anderm Bindungsmittel mehr. Die Länge des Quadrats XXXV. 10 146 Godthaabs-Fjord 1808. ist zwanzig Fuss auf jeder Seite, die Höhe sieben Fuss, sechs Zolle, die Dicke der Mauer beynahe drey Fuss. Die Höhe des Einganges, welcher gegen Osten ist, sechs Fuss, die Breite desselben zwey Fuss neun Zolle. Zunächst über dem Eingange liegen 3. Stein- platten über einander, und über denselben die von beyden Schrift- stellern berührte ganz grosse Steinplatte. — In und ausserhalb dieser Ruine liegen viele Steine in Haufen durcheinander gestürzt. — Einige derselben haben kleine Granaten eingesprengt. — Sie sind alle aus den nahestehenden Gebirgen genommen. Das in der Nähe dieser Steinmauern sich befindliche 48 Ellen lange und 36. Ellen breite längliche Viereck ist bereits ganz von Gesträuchen bedeckt, mit Schutt verstürzt, und mit Moos und Gras überwachsen, daher nur mit Mühe noch zu erkennen. Die ganze Fläche ist mit schönem Grase bewachsen, welchem man noch die ehemalige Düngung und Pflege anmerken kann. — Am Ufer rund herum finden sich zu mehreren Lachtern an- sehäufte Hügel von grossen Steingeröllen, welche der ungeheure Bergstrom, der mit fiirchterlichem Brausen sich über die steilen durchsprengten Klippen herabstürzt, zusammengewälzt hat. Die Grundlage der Berge ist Granit, auf und in dem- selben findet sich lagerweise Glimmer und Talkschiefer mit Tremolith und allen Arten des Strahlsteines, und ein dem Beilsteine ähnliches Fossil von dunkellauchgrüner Farbe in beträchtlichen Parthien. Der Granit ist grobkörnig, hat zu- weilen weissen dem Adular sich nähernden Feldspath und graulichen Quarz. Etwas weiter gegen Nordost, wo der grös- sere östliche Arm des Ujaraksoak sich hinaufzieht, fand ich ein grosses Lager von Talkstein oder Topfstein, Okesiksak der Grönländer, woraus sie ihre Lampen und andere Geschirre hauen. Doch bedienen sie sich im Nothfalle hiezu auch des Talkschiefers. Talkartige Steinarten findet man nordlich von Sukkertoppen auf der Küste von Grönland äusserst selten. Die grössten und meisten Lager fand ich in Godthaabs Di- strikt vom 63 bis 65 Grad nördlicher Breite, bis zu Sukker- toppen. In Ujaraksoaks Arm, wo derselbe sich östlicher zieht, liegt eine kleine Insel an der Mündung, und ganz am Ende desselben finden sich mehrere, doch ebenfalls grösstentheils unkenntliche No- rische Rudera. Grosse Bergströme stürzen in demselben nieder. — Es ist ein grauenvoller Felswinkel. — Das ganze Unterland hat Godthaabs-Fjord 1808. 147 den öfters angeführten grauen lettigen Grund, und das Wasser fällt besonders in diesem längern Arm bey der Ebbe in Springzeit über eine halbe Meile aus. Angelika und grosses Gesträuche findet sich hier häufig. — — Als ich mich zu unserm Zelteplatze, der mit hohem Wasser eine kleine Insel bildet, übersezzen liess, glitt der Bootshaken, da ich ans Land springen wollte, von dem Gesteine ab, und ich stürzte in die See, kam aber doch, die unangenehme Verkiltung, da ich voller Schweiss war, abgerechnet, ohne Schaden ans Land. — Wir fanden auf dieser Stelle ein Umiak und zwey Kajakke, welche Grönländern zugehörten, die von hier aus nach dem Rennthierfange gereist waren. — Man findet hier der Jagd und des Angmarset- fanges wegen viele Zelteplätze. Sonnabends d: 6. August begann es mit Vollmondsspringzeit aus Südwest zu stürmen und zu regnen. Wir mussten also liegen bleiben. Nachmittags gieng ich über Naviengoit auf der östlichen Seite des grossen Bergstromes über die hohen Klippen auf Excursion. — Von dem höchsten Berge kann man hier den Eisblink des Fiords über- sehen, welcher sich nach Südosten zieht. Abends sahen wir viele Seehunde in der Bucht. — Die Gebirgsart ist durchaus Granit, und der Feldspath dieser ganzen Gebirgsstrecke grösstentheils weiss. — Sonntags. d: 7. August Setzten wir frühe Morgens über Ujaraksoak, und giengen auf der Südseite unter dem Lande weg, welches grösstentheils aus Granit besteht, und sich zuweilen ziemlich schroff erhebt, gegen den Südöstlichen Arm von Godthaabsfiord zu, um die Näs Nougerdluk herum, welche zum Eisblink führt. — Ein kleiner Theil desselben ist bereits im Innersten der Bucht, welche wir so eben verlassen hatten, sichtbar. Als wir uns dem- selben näherten, so liessen die Grönländer, welche sich auf der ganzen Reise widerwillig und träge bezeigt hatten, die Ruder fahren, und sagten mir, dass sie nicht mehr weiter reisen, sondern zur Kolonie zurückekehren wollten. — Das nemliche hatten sie bereits vor 8 Tagen gegen meinen Steuermann den Catecheten PauL ANDERSEN geäussert, welches wir aber beyde nur für eine vorüberfliegende Grönländische Laune hielten. Diesmal aber war es wirklich ernst. Ihr Betragen war mir um so mehr auffallend, da das Fahrzeug eine Holsteinsburgische Harpunierschaluppe war, und diese Grön- länder alle im Winter in des Handels Diensten beym Wallfisch- fange standen, also doch gewissermassen abhängig waren, um so 10* 148 Godthaabs-Fjord 1808. mehr, da sie auch fiir diese Reise Bezahlung erhielten. Ich erfuhr nachher, dass Вевтнег, der Sohn des Catecheten Jakoß BERTHELSEN, welcher auch nicht viel taugt, der Stifter dieser Widersetzlichkeit war. Laban und Manasse nahmen keinen Theil daran. — Ich wollte mich sogleich auf der Stelle an dem Eisblink ans Land sezzen lassen; da die Stelle aber zu abgelegen steil und gefährlich [war], so gieng ich quer am Eisblink vorbey nach Narksak, und von da gerade hinüber nach Narkseitsiak, liess mein Zelt aufschlagen, und blieb daselbst ganz alleine zurück, und sandte Schaluppe und Mannschaft unter Ратт Anpersens Anführung mit einem Briefe an Herrn Inspecteur MyaLenprorT, worinnen ich das schlechte Betragen der Grönländer berichtete, und mir andere Beförderung ausbat, nach der Kolonie Godthaab zurück. — Montags d: 8. August. Es regnete die ganze vorige Nacht, so dass ich meine liebe Noth im Zelte hatte, da ich ganz allein war. Die Stelle wo ich stand, machte meine Einsamkeit schauerlich schön. — Gerade gegen über in Osten stand der fürchterliche Eisblink, welcher die ganze Nacht durch unaufhérlich donnerte, und, da es gerade Vollmond war, ungeheure Eisberge unter schrecklichem Geprassel in die See stürzte, welche wie kochende Milch aufschäumte. — In wenig Stunden war das Wasser rund umher mit diesen schwimmenden Kolossen bedeekt. In Nordwest lag mir der steile Imnajuortok, dessen junge Vögel unter beständigem Gekreische die Stelle in wolkendichten Schaaren umflatterten, oder sich auf den kleinen Eisstücken der See wiegten; und um mich her versammelte sich nun mit einemmale den folgenden Morgen eine Heerde von Grönländischen Weibern und Kindern, welche so eben mit ihrem Umiak von der Topfstein- sräberey aus der Nachbarschaft zurückgekommen waren, mich neu- sierig vom Kopf bis zum Fusse musterten, und sodann mit ihren kleinen Verehrungen, als da sind: Rennthiersehnen, Stiefelsohlen, Steinen, Seehunde- und Rennthierfleisch, und Talg, nicht ohne Ur- sache, das heisst, in billiger Hoffnung eines Gegengeschenkes, an- gezogen kamen. — Sie kochten mir Thee und meine Erbsensuppe, und waren sowohl mit mir, wie ich mit ihnen zufrieden. Sie sind alle an der obenbenannten Stelle zu Sadlok zu Hause. Nachmittags wurde es klar Wetter, und ich gieng auf Excur- sion, wobey mich die Miikken oder Moskitos (Culex pipiens) welche im Sommer am festen Lande eine unbeschreibliche Plage sind, jämmerlich zurichteten; denn die Stelle ist sehr mohrig, aber gras- reich. — Die Hauptmasse des Gebirges dieser Gegend ist Granit mit angelehntem Hornblendeschiefer, auf diesem liegt Glimmer- schiefer mit Stralstein, Sahlit hie und da mit etwas Kupfer- Godthaabs-Fjord 1808. 149 Кез, Asbest in horizontalen Adern, und in beträchtlichen Lagern Topfstein mit Schwefelkies. — Als ich Abends ziemlich müde und durchnässt, denn es regnete strichweise, von meiner Wanderung nach dem Zelte zurückkam, so erhielt mein hungriger Magen eine Wassergrüzze, welche indessen von einer Grönländerin gekocht wurde. — Weil aber die Köchin auf gut Grönländisch dieselbe in einer eisernen Pfanne, welche von Regen und Seewasser eine Rostrinde erhalten hatte, ans Feuer sezzte, ohne sie vorher zu scheuern, so sah die Grüzze wie Dinte aus, schmeckte wie Dinte und hatte die Wirkungen des Pyrmonter Stahlwasser; welches auch die Grönländerinnen zu fühlen bekamen, welche nach mir den Rest verzehrten. — Dienstags d: 9. August. Gieng ich der unerträglichen Mükken ungeachtet auf Ex- cursion gegen Westen zu, wo ich im Granite mächtige Lager von Talkschiefer und Topfstein fand. — Ich habe überhaupt im ganzen Lande, und selbst in diesem Fiord keine Stelle ge- funden, wo sich beyde genannte Steinarten in solcher Menge finden. — Hier halten sich auch die Grönländer im Sommer oft mehrere Wochen auf, um diesen für ihre Lampen, welche die Stelle unserer Ofen vertreten, so nothwendigen Stein zu holen. Eine grosse Menge von solchen Lampen und Kochgeschirren bezeichnet einen wohl- habenden Grönländer. Denn sie bezalen dieselbe selbst unter sich in einiger Entfernung von Godthaab sehr theuer. Im Talkschiefer, welchen sie nur im Notfalle benüzzen ist zuweilen glasartiger Stral- stein eingewachsen, welcher für den Mineralogen interessant, dem Grönländer aber unwillkommen ist. Diese Steinart sieht der Tiro- lischen vom Greinerberge vollkommen ähnlich. Abends kamen die Männer dieser Grönländerinnen zum Theile von der Rennthierjagd zurück. — Sie hatten zusammen 11. Rennthiere geschossen, wovon ich nun auch einen Theil als Geschenk für — ein Gegengeschenk er- hielt. — Nun wurde aber auch unter ihnen die ganze Nacht gekocht gesungen und gegessen. — Der Eisblink kanonirte den ganzen. Abend gewaltig, weil es den Tag über sehr warm gewesen war. — Mittwochs d: 10. August. War ich Nachmittags auf Excursion in der nemlichen Gegend, wo ich vorgestern gewesen war, und fand sehr schö- nen Glimmer, Sahlit mit Hornblende, Akanthikone in Stral- stein, asbestartigen Stralstein, Kupfergrün auf Hornblende an- 150 Godthaabs-Fjord 1808. geflogen, Tropfstein auf Hornblende, asbestartigen Tremolith, Hornblende in körnigen Kalkstein, Glimmerschiefer mit Moroxit, Amianth mit asbestartigem Stralstein, goldgelbem feinem Glim- mer, schwarzem kristallisirtem Glimmer, lichtgrünem Stral- stein, und ein 4. seitig prismatisch kristallisirtes grünliches durchscheinendes Fossil, in gemeiner Hornblende eingewach- sen. Die Hauptgebirgsart hier ist durchaus Granit. — Der Eisblink krachte heute heftig, besonders gegen Abend. Donnerstags 4: 11. August War ich den ganzen Tag auf meinen Wanderungen be- griffen, und fand auf. der Westlichen Seite von Narkseitsiak eine durch Wasserströme und Erdrevolutionen ganz zerstörte Gegend. Die Steinart ist hier sehr feinkörniger grünlicher Granit, lagerweise verhärteter Talk mit glasartigem Stralstein. Abends um fünf Uhr kam mein treuer Führer der Catechet PAUL ANDERSEN mit einem Umiak besetzt von fünf Neuherrnhuts- Grönländerinnen von Godthaab hier an, um mich aus meinem freyen Arreste zu erlösen. — Der Eisblink warf den ganze Abend schwere Stücke in die See. — Freytags, d: 12. August Vormittags um 10. Uhr reisten wir ab. — Wir mussten uns im ewigen Zickzack durch die ungeheuren Eisberge arbeiten. Ein der Gegend kundiger Grönländer von Sadlok, namens ÜHRISTOFFER begleitete uns im Kajak. Wir kamen nach und nach gegen den Eisblink zu auf die entgegengesetzte Seite dieses Armes des Fiords, welcher Kangersunæt heisst, und kamen in der Berggegend Nunatarsoak bey Iglorsoit, dem Ende des längsten oder Öst- lichen Arms von Godthaabsfiord Nachmittags um 2. Uhr an. — Auch hier zeigen die vielen gepflanzten Grasplätze Spuren von der Existenz der Normänner auf dieser Stelle. Hie und da finden sich zusammengefallene Steinhaufen, Spuren von Mauern, und ein- zelnen Gebäuden, doch sind sie mit Erde, Gras und Gesträuchen bedeckt Das lange, breite, mit Gras bewachsene Thal führt zu einem runden Hügel, welcher am Ende desselben in der Höhe auf der rechten Seite steht. Mitten auf seiner Spizze liegt ein grosser Stein. Man könnte diesen Hügel in der Ferne beynahe für einen Normännischen Grabhügel halten. Dieses Thal zieht sich auf der entgegengesetzten Seite wieder abwärts zur See; hat wie das erstere in seiner Mitte einen grossen reissenden Bergstrom, und wendet sich theils gerade zur See hinab, Godthaabs-Fjord 1808. 151 und theils durch eine andere Kriimmung um einen andern kleinern Berg gerade nach dem östlich liegenden Eisblink zu. Dieser Eisblink ist grösser, steiler, und gefährlicher als der nordöstliche, und hat im Hintergrunde keine aus seiner Oberfläche hervorragende Berge; man sieht bloss die unermesslichen himmel- angethürmten Eismassen. — Hier ganz nahe an dem Eise fand ich ein deutliches, noch über das kleine Gesträuche hervorragendes Überbleibsel von einem alten Normännischen Gebäude. Es war voll- kommen 4 eckicht, hielt an jeder Seite nicht volle 50. Fuss; die Mauern ragten hie und da noch eine Elle und darüber aus dem Moose, Grase und Gesträuche hervor. — Die Zwischenmauren waren nicht mehr deutlich zu bemerken, doch zeigten durch das Gesträuche sich einige Spuren, aus welchen man vermuthen kann, dass es 3. Hauptabtheilungen gehabt haben mag. — Mehrere andere Gebäude in diesem Felsenthale sind allem Vermuthen nach seit langer Zeit unter dem Eisblinke begraben. Die beyden zwischen den oben beschriebenen Thälern dieser Gegend liegenden Berge, welche ich bestieg, sind ausserordentlich zerspalten; die Klüfte sind zuweilen eine Lachter und darüber breit und unabsehbar an vielen Stellen. — Die Oberfläche derselben ist von ungeheuren losgerissenen Trümmern bedeckt, deren dermalige oft abentheuerliche Gruppirung das Werk einer nicht sehr alten Erderschütterung ist; denn die Bruchstükke, welche hie und da zu- sammenpassen, sind noch sehr scharf. — Im jenseitigen Thale, gegen den Eisblink zu fliesst ein grosser Landsee, welcher über die Felsenwand hinab am Eisblink ins Meer stürzt. — Im Thale am Landsee weideten ruhig einige Rennthiere, bis ich ihnen ungefehr fünfzig Schritte nahe war; worauf sie pfeilschnell nach der Gegend des Eisblinks zu rannten. — Es muss viele Hasen, Füchse und Schneehühner in dieser Gegend geben, da ich mehrere sah. Sie vermehren sich hier auch unter dem festen Lande sehr leicht, da die Grönländer nur im Sommer hieher kommen, und die Grönländer aus Furcht, sie möchten die Rennthiere verscheuchen, auf diese kleinen Geschöpfe keinen Schuss thun. — Von dem höhern der genannten beyden Berge konnte ich Pissi- sarbik einen Theil des Ameraglikfiords mit seinen kleinen Inseln, so wie auch die beyden Eisblinke dieses Fiords übersehen. Letztere gehören eigentlich mit zu der grossen Eisdecke, welche das ganze feste Land von Nordwest nach Südost überzieht. Der Anblick auf diesen kahlen Felsenmauern ist fürchterlich schön, und lohnt die Be- schwerlichkeit des Aufsteigens. Die Gebirgsart der ganzen Gegend ist grauer Granit mit schwarzbraunem Glimmer, von grossen Quarzgängen und Adern durchschnitten. Lagerweise graulicher Quarz, Chlorit mit Kup- fergrün, weisser Feldspath und Adular. Bey einem Granit mit : 152 Godthaabs-Fjord 1808. fleischrothem Feldspath und schwarzem Glimmer findet sich magnetischer Eisenstein, ein dem Gadolinit ähnliches Fossil kristallisirt in 4 seitigen, etwas geschobenen Prismen, und in der nemlichen Steinart kleine prismatische dem Zirkon ähn- liche Kristalle. | Es regnete den ganzen Tag, und ich kam Abends um 10. Uhr nach einem 3. Meilen langen Marsche ziemlich müde und durch- nässt nach dem Zelte zurück. — Auf der Stelle, wo wir waren, be- finden sich des Rennthierfanges wegen mehrere Zeltepläzze. Ich bemerkte auch ein Grab. Sonnabends, 4: 13. August, . Blies ein warmer Sturm aus Südost, bey vielem Nebel und dichtem Regen, wodurch viel Eis vom Eisblink losbrach. Ich gieng nach den Gebirgen am Strande, und von da nach dem Eisblink auf Exeursion, und fand die nemliche Hauptgebirgsart, bloss dass hier mehr Glimmerschiefer eingelagert ist. Ich traf auf meinem Wege mehrere Renuthiere. Am Ufer gegen den Eisblink findet sich grauer Thon. Ich wagte es nach der majestätischen Eisbrükke hinunter zu steigen, und sah, dass diese Masse, welche von ferne so glatt wie ein Spiegel zu seyn scheint, äusserst hökkerig und uneben ist, welches das Gehen um so beschwerlicher macht. — Die Oberfläche sieht so wellenförmig wie ein stürmisches gefrorenes Meer aus. Ich war kaum eine Viertelstunde darauf fortgegangen, als auf einmal eine breite Kluft mir den Weg abschnitt. — Ich legte mich auf den Bauch nieder, um in diesen Schwindel erregenden Abgrund hinunter zu sehen, konnte aber, so weit mein doch ziemlich scharfes Auge reichte, nichts als Eis bemerken. Sonntags, d: 14. August. Blies ein Sturm aus Südwest mit starkem Regen, und viel Treibeis gieng im Fiord. Ich gieng nach den Nordost- lichen Bergen, und fand im Granit goldgelblichen Glimmer gangweise, und trümmerweise Magneteisenstein; hoch in einer Klippe sah ich das obenbenannte gadolinitähnliche Fossil von bräunlicher Farbe gangweise in Granit von gröberm Korne eingewachsen. — Monntags d: 15. August Lag die ganze Bucht, so weit man sehen konnte, voller Eis. Wir versuchten aber da es zu stürmen. und zu regnen aufgehört hatte, durchzufahren und reisten um 8. Uhr Morgens ab, mussten aber wieder Land suchen, da das Eis unser Boot mehrmalen an- 4 Godthaabs-Fjord 1808. 153 ritzte, wodurch diese ledernen Leichenkisten gar leicht Löcher be- kommen. Mit dem zweyen Versuch, welchen wir eine Stunde spather machten, gieng es besser; der Kajaksmann KRISTOFFER gieng vor- aus, und wir folgten. — Wir setzten nahe bey dem Eisblink gegen Pissiksarbiks Itiblik über, und waren nach zwey Stunden gefähr- licher Arbeit aus dem Eise. — Wir giengen Sisserartok vorbey, und kamen gegen 8. Uhr Abends glücklich nach Narkseitsiak zurück. Die ganze Strandkette, welche wir heute den Tag über durchlaufen hatten, besteht aus dem obengemeldeten feinkör- nigen grauen Granit, ohne andere beygemengte Fossilien. — i Grosse Talklager mit Asbest, Stralstein und andern damit ver- wandten Fossilien habe ich nur zu Narkseitsiak bemerkt, doch finden sie sich hie und da in kleinen Parthien. Donnerstags, [Dienstags] d: 16. August. Stürmte es abermals aus Südwest. Es ist unglaublich, wie hoch die See bey Stiirmen so weit in den Fiorden und zwischen dem festen Lande gehen kann. — Gegen Abend gieng ich auf Excursion gegen Westen, wo ich abermals im Granite bedeutende Topfsteinlager und in denselben glasartigen Stralstein fand. Die Nacht durch fiel ziemlich Schnee, und die Berge rund herum waren weiss. — Mittwochs, d: 17. August, Reisten wir um 9. Uhr Morgens ab, und passirten Narksar- suk einen Zelteplatz. Als wir tiber die Bucht Kangejursak sezzen wollten, kam uns plötzlich ein Südweststurm mit Schnee und Regen auf den Hals, so dass wir kaum in die Bucht uns retten, und den Umiak bey Tattarait, einem Zelteplatze ans Land bringen konn- ten. Nachmittags zeigten sich 3. Regenbogen. Ich gieng auf Excursion, und fand den genannten fein- ” körnigen grauen Granit mit Adern von verhärtetem Talke. Die Gegend dieser Bucht, welche ziemlich weit in einem Halb- zirkel ins Land hineingeht, ist fischreich; daher sieht man auch viele Tattarakken und Mäwen. Auf dem nächsten Berge kann man einen Theil von Pissisarbik übersehen. — Von hier aus führt hinter Kangek vorbey eine grasreiche Fläche, welche mitten einen kleinen Landsee hat. — Die Bucht, so wie der Elv hat ziemlich viele Lachse. Die 154 Godthaabs-Fjord 1808. Gegend soll ehemals von Grünländern des Angmarsetfanges wegen, sehr besucht worden seyn. Donnerstags, d: 18. August. Reiste ich, da die See sich gelegt hatte, obgleich der Regen anhielt, und mit Schnee abwechselte, von Tattarait ab, kam eine lange Strekke von aus grauen Granit und schiefe- rigem Syenit bestehenden äusserst steilen Felsen vorbey, ап welchen eine einzige kleine Flache, zu einem Zelteplatze kaum gross genug, Sedliarusæt genannt, liegt. — Wir wendeten sodann um Kangek, wo ziemlich starke See gieng, kamen durch Ikaresak, einen Sund, auf dessen rechter (westlicher) Seite Kikertarsoak, eine grosse durchaus steile Insel, mit vielen schroffen Bergspizzen liegt, deren Felsen aus Granit und Syenit bestehen. Auf der linken (östlichen) Seite lag uns Ittivik eine Bucht, von welcher man gerade über nach Tattarait zu gehen kann. — Vor einigen Jahren starben hier plötzlich siebenzehn Grönländer- innen von der Mährischen Brüdergemeinde, welche auf Angmarset- fang hier lagen, in einer Nacht. Sie fühlten alle auf einmal Schmerzen in der flachen Hand und unter den Fusssohlen, sodann im Unter- leibe, und starben so nacheinander weg. Die Veranlassung konnte ich nicht erfahren. Die Männer, unter welchen der noch lebende Grönländer Hendrik sich befand, kamen gesund zur Kolonie. Seit dieser Zeit wagt sich kein Grönländer mehr auf dieser Stelle ans Land. Östlich von Ittivik sind noch zwey andre Buchten Patu- sok, und Amitsiarsuk, welche die Grönländer nun ebenfalls vermeiden. Mitten im Sunde Ikaresak liegt die Insel Omanak, einst ein Winterwohnort, und guter Fangeplatz der Grönländer, nun unbewohnt. — Wir kamen auf Pissisarbik zu, wo wir zween Kajaks Grönländern begegneten. Von Kangek bis Pissisarbik rechnet man eine starke Meile. — Bey Pissisarbik soll das grosse Gefechte zwischen den alten Normännern und Grönländern vorgefallen seyn. — Sie kämpften mit Bogen und Pfeilen, wovon die Stelle auch den Namen erhalten hat. Die eine Parthey stand nach der Volkssage auf einer hohen steilen Klippe, die andere auf einer flachen Scheer in der See. Dieses Gefecht ist eben so wahrscheinlich, als ein Duele mit Pistolen, wovon der eine zu Koppenhagen, der andere zu Friederichsberg steht, denn so gross ist die Entfernung von der Spizze der Klippe nach der Scheer hinab. — Wir blieben zu Pissisarbik über Nacht. Diesen Namen führt der ganze südlichste Arm von Godthaabsfiord oder Baals Revier. — Godthaabs-Fjord 1808. ro сл Hier stehen einige Uberbleibsel von Grönländischen Häusern; mehrere Zelteplätze, und Gräber bemerkte ich ebenfalls in dieser Gegend. Die Gebirgsart ist feinkörniger Granit, mit weissem Feld- spathe und Quarze, besonders bey den hohen Klippen. Grosse grobkörnige Granitgänge mit Adular und schwarzem Glimmer, Moroxit? und Magneteisenstein in demselben, und schwere Trappadern durchschneiden die ganze Gebirgsart. Grosse Hornblende- und Glimmerschieferlager mit Stralstein, hie und da mit häufigem Kupfergrün finden sich ebenfalls. Freytags, d: 19. August. Stürmte es heftig aus Südost mit Regen. — Wir mussten stille liegen, und ich war den ganzen Tag auf Excursion. — Sonnabends, d: 20. August. Dauerte der Südoststurm mit schwerer See und Regen den ganzen Tag fort. Ich war auf Excursion und fand östlich bey der hohen Klippe Überbleibsel eines alten Norischen Gebäudes. — Hier ist der Strand hoch mit Geröllen aufgeschwemmt, welche die gros- sen Bergströme noch vermehren. Die ganze Gegend um die Klip- pen, besonders bey den zerfallenen Häusern hat sehr schönes hohes und fettes Gras, höher hinauf vieles Gesträuche, und an den Berg- strömen wächst viel Angelika Archangelika, eine Lieblingsspeise der Grönländer. Der Regen hielt den ganzen Tag, so wie die Nacht hindurch an, und das Wasser floss um Mitternacht in Strö- men durch unser Zelt. — Sonntags, d: 21. August, Dauerte der Südoststurm mit Nebel und Regen den ganzen Tag hindurch fort, und beschloss die kalten Grönländischen Hunds- tage. Ich gieng dem Strande entlang gegen Osten auf Exkursion, und fand jenseits der grossen Klippe einen sehr breiten Bergstrom bey einer kleinen Bucht, in welcher ich viele Lachse und Krabben bemerkte. Gegen Abend klärte sich der Himmel etwas auf. — Montags, d: 22. August, Morgens gegen 8. Uhr reisten wir von bier ab. Das Land, welches bey Pissisarbik noch so ausserordentlich steil ist, verflächt sich nun auf einmal, und hat selbst auf Verhöhungen vieles Ge- sträuche und Gras. — Wir passirten einige Zelteplätze, sahen ganz am Ende des Fiords mehrere Delphine (Delphinus Delphis) in der See spielen, und kamen endlich gegen 11. Uhr zu Kapiselik, am äussersten Ende dieses Armes von Godthaabsfiord an. — — An dieser Stelle findet sich ein grosser Elv, welcher sich durch 3. Seen, wovon der oberste im Lande über eine Meile lang 156 Godthaabs-Fjord 1808. ist, sehr vergrüssert, und bey Kapiselik in die See stürzt. Er war so eben des anhaltenden Regenwetters wegen auserordentlich ange- schwollen, so dass die Grönländer, welche des Fischfanges wegen hier gelegen hatten, mit leeren Händen wieder abziehen mussten. Von dem Clupea Harengus oder Häringe, Kapiselik auf Grönlän- disch, hat die Stelle den Namen, welche, ausser diesem, der sich nur selten eingefunden hat, vortreffliche Lachse liefert. — Dieser wegen halten sich viele Mäwen, Tattarakken, Falken und Adler hier auf. — Ein Adler, welcher sich so eben einen schénen Lachs geraubt hatte, flog von seiner Beute auf, als wir ans Land ruderten. Er hatte nur erst den Kopf verzehrt, als wir ihn stürten; den Rest, welchen ich von diesem Vogelkönig erbeutete, less ich mir seines unausgesetzten Protestirens ungeachtet, gut zu Mittag schmecken. — An diesem Elv, besonders oben bey dem dritten See, von wannen man hinüber nach Ameraglik gehen kann, wohnten ehemals viele Normänner; die Gründe der Wohnungen sind zuweilen noch sehr deutlich zu sehen. — Eine Brücke über den Elv von Gneiss- und Glimmerschieferplatten, mit einer schmalen Öffnung mitten durch für das Wasser steht noch; so wie das Stück einer Mauer am Strande. Die Stelle wird der Rennthierjagd und des Lachs- fanges wegen im Sommer besucht. — Die Grönländer hatten hier in der Nähe in diesem Jahre 5. Rennthiere geschossen. Ich traf mehrere dieser Thiere bey meiner Wanderung an. — Die Steinart ist hier, wie an der ganzen Strecke grauer Granit mit vielen Hornblendeschieferlagern, Murkstein, etwas Topfstein und Stralstein. — Die Gegend hat viel Gras, doch wenig Gesträuche, mehrere Elve, und kleine Landseen, und ist durchaus sehr mohricht. Nach- mittags gieng ich über Itiblik hinüber nach Kangersunet. Der Boden über Itiblik ist ebenfalls grasreich, aber sumpfig. Auf dem Wege dorthin bey dem ersten Lachselve bemerkte ich den Grund eines Normännischen Überbleibsels 8. Schritte breit und 15. Schritte lang; rund umher viele niedergefallene Steine und nur we- nige Schritte davon zur rechten und zur linken Hand, ebenfalls Schutt von Gebäuden. Zwey Fusswege führen um die Klippen über die Fläche nach Kangersunæt, welches abermals voll von Eis und in diehtem Nebel lag. Die Länge des Wegs über Itiblik ist eine halbe Meile. Grönländer wohnten hier herum niemals, weil diese Bucht sehr frühzeitig zufriert. — In der Bucht liegen 9. kleine Inseln und einige Scheeren. Erstere haben viel Laimland und Geschiebe. Abends 10. Uhr kam ich zum Zelte zurück. Dienstags, d: 25. August, Reisten wir Morgens zwischen 7. und 8. Uhr bey Regenwetter ab, passirten Angmarsoit-Nouga, Pissiksarbik gegen über, es Godthaabs-Fjord 1808. 15 =1 ist hier ein Zelteplatz, wo die Grönländer Angmarset zu troknen pflegen. Die Stelle hat zum Hintergrunde viele kahle steile Fel- sen, deren Gestein grauer Granit, wie in der ganzen Bergkette ist. Hinter Nouga ist eine grosse Bucht mit einem zerfallenen Wohn- hause, Iglorsoit genannt. Auch hier sollen ehemals Normänner gewohnt haben. Einige Grönländer kamen zu mir ans Boot um See- hundefleisch für Tobak zu vertauschen. Wir giengen durch Pissik- sarbik-Sund, dessen südliche Seite festes Land, und die Bergkette, welche Baals Revier von Ameraglikfiord absondert, die nördliche aber Kikertarsoak ist. Letztere grosse Insel besteht durchaus aus hohen steilen zakkicht spizzen Felsen von grauem Granit. Auf derselben ist Naiarsoit, eine alte Grönländische Wohnstelle, welche wir vorbey fuhren, und sodann an Korok kamen. Dies ist der kleinste und lezte Arm von Godthaabs Fiord; er geht nur 14/2 Meile weit ins feste Land, zieht sich aber in einen schmalen Arm wie eine Angel gekrümmt, durch die Berge, welche sehr schroff sind, und einen Theil des Nordlichen Ufers des Ameraglik Fiord aus- machen. — Der Östlichste derselben ist Uioa, an denselben stösst ein anderer steiler Berg, dessen Oberfläche sich wie ein mit dem Forderfusse aufrecht liegender Stiefel bezeichnet. — Die Berge, welche die Bucht Korok umgeben, sind durch- aus sehr steil. Ihre Hauptmasse ist der graue Granit, in welchem sich viel Quarz. schwere Trappgänge, viele Granaten und etwas Magneteisenstein finden. Wir sezzten quer über Pissiksarbikfiord, welcher hier über 1/2 Meile breit ist, und blieben zu Siksakriesungoak auf Kikertar- soak über Nacht, nachdem wir heute zwölf Meilen gereist waren. — Die Stelle, wo wir standen, lag unter einem breiten steilen Abhange. Der Granit ist hier feinkörnig und mehr röthlich, hat aber ebenfalls grosse Hornblendelager. Die Stellen unter dem Abhange sind dicht mit ziemlich grossen Gesträuche bis an den Strand bewachsen. Es giebt viel Angelika und Syra hier. — Abends gegen 9. Uhr brachen uns gegenüber grosse Eis- massen mit fürchterlichem Geprassel von dem Klüften los, und stürzten mit grossem Knalle in die See. — Am Strande liegt viel Glimmerschiefer angelehnt; der Echinus findet sich häufig hier. Mittwochs, d: 24. August, Reisten wir Morgens 8. Uhr ab; es war einer der schönsten Tage dieses unfreundlichen Jahres — und passirten Kikertan- 158 Godthaabs-Fjord 1808. goak, eine kleine Insel mit einem Zelteplazze. Gegen über ist Kikertarsoabnouga, ebenfalls ein Zelteplatz, rund um den- selben steile Granitmauren. Hier standen vor einigen Jahren die Missionäre der Mährischen Gemeinde, MExtzeL und Rurorrx lange Zeit, und konnten des Eises wegen nicht über den Sund kommen. Sie wagten sich endlich, durch den Hunger getrieben, mit dem Umiak über die Eisstücke, und giengen einen mühsamen Weg über die Berge zu Hause. Wir verliessen den Sund, giengen die Insel Sadelen grönländisch Samitsiak genannt. Der höchste Rükken dieses Berges hat von ferne eine Sattelform. Die ganze Masse ist steil, besteht aus grauem Granit, und hat lagerweise rothen Granit und Hornblendegestein. Vor ein paar Jahren verunglückte hier ein Umiak mit Ang- marsæt beladen auf der Heimreise mit allem Volke. Wir passirten die Südlichste Näs der Insel, Poaktorbik genannt. Zwee alte Wohnhäuser, nun verlassen, stehen auf Ersaak, der nordlichsten Näs. Man kann von hier aus ein Stück von Björneöen, oder Karosut, von den Höhlen und Löchern in den Felsen so genannt, sehen, doch nur das südlichste Ende, welches sich nordwestlich hinter Sadelen hinzieht. Einige nennen diese Insel auch Nenno- kikertak. Sie war ehemals bewohnt, und hier wurden besonders viele blaue Füchse gefangen. Die Hauptgebirgsart ist Granit, welcher an vielen Stellen in Syenit übergeht. Wir kamen mit gutem Ostenwind die Nas Sergvarsungoit vorbey, wo schwere Strémung geht, sodann eine kleine Biegung ins Land, Itiblingoak genannt. Die Stelle war ehemals bewohnt. Der letzte Grönländer, welcher hier stand, war Samverz, der erste von den Mahrischen Brüdern auf diesem Lande getaufte Heide. — Von hier aus zieht sich zwischen den Bergen ein Thal bis zur Kobbebugt, grönländisch Kangerdluarsuk genannt, unter dem Hjortetakken oder Kingiktorsoak hin. — Von hier aus kann man auch gerade hinauf in Baals Revier nach Ujaraksoak sehen. Wir setzten über Quannebugt (Quannengoit), kamen lille Malena vorbey, so wie auch Wildmannsnäs (Kassigiengoit) und Dievelsklöerne. — Von der Quannebucht bis Kakortoks Näs geht allezeit eine sehr schwere Strömung. Wir setzten endlich um Kakortok, oder Godthaabs Näs herum, und kamen bey ziemlich gutem Wetter Nachmittags um halb zwey nach einer Reise von vier Wochen alle glücklich und gesund zur Kolonie Godthaab grönländisch Nogme genannt, auf der Südlichen Seite von Baals Revier liegend, zurück. — Godthaab 1808. 159 Aufenthalt zu Godthaab. Donnerstags, d: 25. August, Abends kamen Grönländer von den Kooksinseln mit der Nach- richt, dass sie dorten Stiikke eines gescheiterten Schiffes gefunden hatten. Sie brachten ein Bruchstück von dem Spiegel eines Eng- lischen Schiffes mit; ich konnte noch mit genauer Noth folgende Worte, da das Brett sich an den Klippen ganz abgerieben hatte, herausbringen: „the Convoy without Notice given & lea „o for that Purpose he shal be iable to bear be „against in the high Council of Admiralty „the Suit of the Crown for Disobedience (ath Dies war nur das mittelste Stiick der Addresse, wie man auch aus den Fugen des Brettes sehen konnte. Der obere und untere Theil also der Anfang und das Ende der Schrift war verlohren gegangen. Die Buchstaben waren weisse Rotund und Cursiv Schrifft auf schwarzem Grunde. — Herr Hermann, welcher heute von Fiskenäs hier ankam, berichtete ebenfalls, dass die Grönländer zu Lichten- fels ein Fässchen mit Essig und andere Kleinigkeiten geborgen hatten. Freytags. 4: 26. August. Bargen die Grönländer bey den Kooksinseln eine Tonne mit verdorbenen Schiffsbrode. Sonnabends, d: 27. August Kamen die Grönländer der Kolonie von der Rensthierjagd zu- riick. Sie hatten gegen 30. Thiere geschossen, aber das Fleisch beynahe alles selbst aufgefressen. — Sonntags, d: 28. August, Erhielten wir Nachricht, dass zu Sadlok Holzwerk von dem oben gemeldeten Schiffe gefunden worden wäre. — Das Transport- boot kam heute mit etwas Treibholz von dem Nordlande zurück. Aber was ist das unter so viele? — Montags, d: 28. [29] August wurde ein junges Rennthier zu Akonak, der Kolonie gerade gegen über, geschossen. Es ist ein äusserst seltener Fall, das diese Thiere so weit gegen die See herauskommen. — Dienstags d: 30. August Wurde ein Speckfass von Neu Herrnhutsgrénlandern beym Handel eingebracht, welches mit ,,Julianehaab 1805“ bezeichnet war. Man vermuthet, dass dieses seit Kapitän Burkarps Schiff- 160 Godthaab 1808. bruch irgendswo auf einer Insel gelegen und wieder in die See ge- trieben habe. — Freytags [Mittwochs] d: 31. August. Bliess ein schwerer Südweststurm mit Regen den Tag und die Nacht durch. Die Grönländer brachten mehrere Trümmer der ge- scheiterten Schiffes ein. — Monat September. Donnerstags, d: 1. September Dauerte der gestrige Südweststurm den ganzen Tag durch ununterbrochen fort. Freytags, d: 2. September Fror die Nacht durch das Wasser auf allen unsern Landseen. Samstags, d. 5. September Gieng ich mit Herrn Inspecteur nach Dievelsklöerne und der Wildmannsnäs auf Excursion. Meine Bemerkungen auf mehrern kleinen Fusswanderungen, will ich, wenn ich von der Gegend um Godthaab überhaupt sprechen werde, unter einer Rubrik mittheilen. — Sonntags, d: 4 September, Blies abermals ein schwerer Südweststurm. Ich hatte be- schlossen, sogleich mit dem Anfange des Monats nach dem Ame- raglik-Fiord abzureisen, allein die täglichen Stürme und die unauf- hörlich unruhige See machte dieses Jahr manchen meiner Plane zu Wasser. — Wir hatten, da doch sonsten gewönlich um diese Jahrszeit die nordlichen Winde herrschen, beynahe täglich südliche Stürme mit Regen und Schnee, und äusserst wilde See. Montags, d: 5. September, Fiel ein halb Fuss tiefer Schnee. Schlimme Aussichten für mich! — Mittags langten wider alles Vermuthen zwey Postkajakke von Holsteinsburg mit Briefen von Godhavn hier an, woselbst Herr Jonn Jarrata Junior, Leutenant der Englischen Marine auf einem Barkschiffe Neptunus genannt, mit Proviant angekommen war. — Ein zweytes Schiff, welches nach dem Südlichen Inspectorate hätte reisen sollen, litt den mittkommenden Nachrichten zu Folge bey Kap Farwel im Westeise Schiffbruch, ohne das ausser der Mann- schaft, welche glücklich den Bord des Neptunus erreichte, das mindeste gerettet werden konnte. Neptunus beseegelte noch einige Kolonien in der Bucht, und war Willen nach Holsteinsburg und von da nach London zurückzugehen. Der Herr Inspecteur erhielt Briefe von Lieutenant Jarrata, Consul Worrr und Kapitän Jepsen in London. Ich übersezzte die Englischen Papiere ins Dänische. — Karajat og Ameralik-Fjord 1808. 161 Dienstags d: 6. September, Stiirmte es aus Siidost; die vorige Nacht fiel abermals Schnee. — Mittwochs, d: 7. September, wüthete abermals ein anhaltender Südweststurm mit schwerem Seegang. Donnerstags, d: 8. September Der rasende Sturm, welcher die ganze Nacht durchgetobet hatte, dauerte mit Schnee und Schlagregen den ganzen Tag fort. Freytags, d: 9. September War es Vormittags etwas ruhig, der Wind war mehr siidlich, nachmittags fieng es mit verneuerter Kraft aus Südwest mit hef- tigem Regen zu stiirmen an, und dauerte die Nacht durch. Sonnabends, d: 10. September, Tobte unausgesetzt der gestrige Sturm unter abwechselndem Regen und Schnee. Sonntags, 4: 11. September, Kam abermals der alte Siidwest, welcher die Nacht durch ein wenig ausgeruhet hatte, so stark als in den vorigen Tagen wieder. Die Berge waren ringsum mit Schnee bedeckt. Montags, d: 12. September, Wurde der Wind siidlich, und die See nach Mitternacht ru- higer. Da es sich aufzuklären schien, so trat ich um 9. Uhr Vor- mittags meine Reise nach dem Ameraglikfiord an. — Reise um Godthaabs Land nach Kariæt, und Ameraglikfiord. Es wird vieleicht hier am passendsten seyn, die Bemerkungen, welche ich auf mehreren Wanderungen in der Gegend von Godthaab gemacht habe, hier mitzutheilen, da diese Kolonie gerade zwischen Baals-Revier und Ameraglikfiord liegt. — Dass die Kolonie auf einer bessern Stelle liegen könnte, habe ich schon oben erwähnt, und wird niemand, der die Gegend kennt, in Zweifel ziehen. Die Gebäude der Kolonie, so wie der Kirche liegen an einem Bache, oder Elve, welche von Herrn Cranz bereits gemachte Be- merkung der spitzfindige Herr @тлнх sehr spitzfindig gefunden hat; und Elve sind, wie man aus aller Erfahrung weiss, den Gebäuden nicht sehr erspriesslich. — Diesen Winter, wo nun auch freylich die ganze liebe Mutter Natur sich auf den Kopf stellte, um uns XXXV. 11 162 Karajat og Ameralik-Fjord 1808. das Leben recht sauer zu machen, hat auch dieser Elv das seinige gethan, und bey einem eingefallenen Thauwetter das Wohnungshaus durchwässert, aber ihm doch keinen grossen Schaden thun können, da es ein steinernes Gebäude ist, welches dem Clima trotzt, so wie sie alle in diesem Lande seyn sollten. Hans Egede erbaute es im Jahre 1728. Ringsum stehen ziemlich niedere Klippen, welche aber doch bey Thauwetter gegen die Gebäude starken Abfall haben. — In Süden, eine Meile in gerader Linie entfernt, steht der Hjortetakken, oder Kingiktorsoak, der höchste Berg im Lande, in Südost Store Malena, und vor demselben, der Kolonie etwas näher Lille Malena. Von seiner Spizze kann man im Westen die Kookinseln, die nördliche Landzunge von Godthaabsfiord bis Sausavik und Kangek, in Osten Sadelen, und oben im Fiord Kingiktok, in Südost den Sund zwischen Kikertarsoak und Korok, welcher nach Pissiksarbik führt, übersehen. In Süden liegt Store Malena, in Norden Nepisetsund und Akonak. In Godthaabs Land gehen viele Buchten und Einschnitte der See von allen Seiten. — Hinter Neu Herrnhut, welches in einem etwas mohrigen Thale steht, gehen zwey Buchten ins Land hinein, wovon die eine den soge- nannten Schiffshavn bildet, und sich unter Store Malena hinzieht. Die Hauptgebirgsart dieser ganzen Landzunge ist Granit, in welchem sich hie und da Adern von Milchquarz finden. Hornblendeartiger Basalt durchschneidet gangweise diese Haupt- masse nach allen Richtungen, doch meistens senkrecht. — Im Granit findet sich lagerweise derber Scapolith und Tremolith, welcher sich dem sogenannten Anthophyllite nahert. — Seltener ist dem Granite Turmalin in ganz kleinen Prismen beygemengt. Ausserdem trifft man besonders gegen Store Malena zu grosse Glimmerschiefer- Hornblende- und Hornblendeschieferlager an. Beyde Malena-Berge trennt ein Thal, von diesem aus kann man gegen Osten den Store Malena mit leichter Mühe er- steigen. Beyde Malena’s haben Granit zur Hauptmasse. Auf Store Malena finden sich grosse Lager und Gänge von weissem, weissgrauem und röthlichweissem geadertem Feld- spathe, welcher zuweilen etwas opalisirt. Im -Hornblende- schiefer fand ich hie und da etwas Kupferkies und Kupfer- grün, und in einer Erhöhung, welche aus Urgrünstein besteht, Schwefelkies. — Der Granit hat durchaus Magneteisenstein bald in Körnern bald in kleinen Nieren beygemengt. Der Karajat og Ameralik-Fjord 1808. 163 Lille Malena besteht, wie gesagt, ebenfalls aus Granit, welcher viel Magneteisenstein enthalt, ist minder steil, hat Hornblendschiefer und Grünsteinlager, und grosse breite senk- rechte Trappgange. — Im Granit findet sich zuweilen Milchquarz. Obenerwähntes Thal, welches beyde Malena’s scheidet, ist ziem- lich geräumig und ziehet sich in einem halben Kreis von Westen nach Norden und Nordosten gegen die Quannebugt, grünländisch Kvannengoit hinab. Mitten in demselben bey der Biegung, wo sich auch höher hinauf gegen Store Malena zu ein grösseres Thal öffnet, stehen ein paar kleine Hügel. Zwey Elve welche, der eine durch dieses, der andere durch ein anderes jenseits einer Hügel- reihe sich befindliches Thal ziehen, und beyde ihr Schnee und Eis- wasser von den beyden Malena’s erhalten, stürzen nach der Quanne- bucht hinab, und in die See. — An diesen wuchs ehemals viel Angelica Archangelica oder Quanne, woher die Bucht den Namen erhalten hat. — In dieser Bucht wechselt der Granit mit dick und dünn- schiefrigem Gneisse ab. Oben bey dem breitern Elv fand ich in Gneiss, welcher in Glimmerschiefer übergeht, grosse Lager von Topfstein, oder Vegsteen, Okesiksak der Grönländer welcher sich auch im Granite unter Store Malena gegen die Kobbebucht zu findet; er geht zuweilen besonders am Tage in erdigen Talk über. Im Topfsteine selbst finden sich Knollen von graulich grüner Jadde. Ich machte einige der Grönländer mit diesem neuen Topfsteinlager bekannt. In Lagern von grobkörnigem Granit, welcher mit Talktheilchen gemengt ist, findet sich derber und kristallisirter Magneteisenstein von blätteriger Absonderung; in den Absonderungsflächen, so wie auf der Oberfläche röthlich braun angelaufen; auch finden sich in der nemlichen Granitart Almandine und kleine Gado- linitkörner, so wie ein röthlich weisser, etwas opalisirender Feldspath. Der hornblendartige Basalt durchschneidet auch hier, doch meistens senkrecht die Hauptmasse. Lagerweise sah ich Syenit und Hornblendschiefer und adernweise Milch- quarz. — } Gerade aus vor der Bucht im Baalsrevier erhebt sich der majestätische, steile, schneebedeckte Sadelen. Von hier aus i 164 Karajat og Ameralik-Fjord 1808. geht der Weg nach der Kolonie über ziemlich steile, doch nicht hohe Felsen am Lille Malena hinweg, gegen Wild- mansnas oder Kassigiengoit zu, wo sich ebenfalls Glim- mer und Hornblendeschiefer, Chloritschiefer, gelber Glimmer- sand, auch ein grünliches talkartiges Gestein mit Quarzkörnern, und im Granite Milchquarz und weisser etwas opalisirender Feldspath sich befindet. Hier zieht sich der Vildmanshavn, welcher von den vielen sogenannten Wildemansdärmen (einer Tangart) seinen Namen hat, ins Land hinein, welcher zwar gross und tief genug ist, aber mit östlichen Stürmen vom grossen Treibeise, welches von den Eis- blinken des Fiords kommt, viel auszustehen hat. — — Sodann kommt man durch eine Felsenkluft, welche den Namen Dievels- klöerne, warum? ist mir unbekannt, führt. Hier ist ein beträchtliches Grünsteinlager. Mehr aufwärts in Süden steht auf einer Granitkuppe Thorhallesens Vare, in welcher gangweise Milchquarz mit gemeinem Quarze und weissgrauer etwas opalisirender Feldspath vorkommt. In dem Thale, welches nächst der Kolonie ist, liegt ein Felsenstück, Tornarsuk genannt, von welchem die alten Grön- ländischen Weiber viel zu fabeln wissen. — Dahin hielt der wür- dige verstorbene Bischof der Bewegung halber täglich bey jeder Witterung seinen Spaziergang. Die Näs bey dem Hügel, worauf die Flagstange steht, nennen die Grönländer Kakortok, oder das Weisse, von dem weissen Feldspathe, welcher dem Granite bey- gemengt ist. — Im Thale zwischen diesem Hügel und dem Inspectorats- gebäude findet sich ein Lager von Talkartigem Gesteine, mit Stralstein gemengt. Hier herum sind mehrere alte Gräber. — Das Inspectorats Gebäude liegt unter allen am höchsten, und hat leider auch Wind und Gewässer von der ersten Hand, welche beyde oft vielen Schaden thun. — Ein Patient ohne Rettung! Chalzedon und Jaspis habe ich in dieser Gegend am Strande in kleinen Bruchstücken gefunden. Bey Neu Herrnhuts höchster Vare, zunächst der Kolonie, findet man Milchquarz gangweise in Granit, doch kann man ihn nur in kleinen Stückchen erhälten; denn das Wasser, welches sich Karajat og Ameralik-Fjord 1808. 165 durch die feinen Risse dieses Minerals zieht, und im Winter friert, zersprenget diese schiefrige Steinart, daher die Stellen, wo er sich findet voller kleiner Splitter liegen. — Zusammen- hangender sind die undurchsichtigen Stücke, welche sich mehr dem gemeinen Quarze nähern. Aus gleicher Ursache findet man auch den Granat beständig in kleinen Stücken. — Er findet sich meistens nur hoch im festen Lande. — Wir nahmen den Weg unserer dermaligen Wanderung nach dem Ameraglikfiord dicht an Neu Herrnhut in einem Umiak, mit 6. Rudermädchen, und einem Kajaksmann vorbey. Der Cate- chet Pavt ANDERSEN, welcher mich auf dem vorigen Zuge begleitet hatte, folgte mir auch diesmal als Steuermann. — Wir giengen zwischen Kikertarsoak und Tatok durch. — Die erste Insel hatten wir in Westen, die zweyte in Osten. — Beyde bestehen aus Syenit mit grossen Hornblende- schieferlagern. Weiter hin in Westen zeigten sich die Strémger, auf grön- ländisch Sargveit, von Sarbak, die Strömung, — sonnst auch Nangiarsungoit von nangiarnak, gefährlich, — so genannt. Es sind kleine Eylande, bey denen der Grönländer Blanding Lars Sims an Weihnachten des verflossenen Jahres, als das Volk von der Garnstelle zurückreiste, und des Sturmes wegen die Jolle, wel- che im Schlepptau gieng, kappen musste, da er in dieselbe ge- sprungen war, kielseegelte, und auf dem Kiele reitend auf eine dieser Inseln geworfen wurde, acht Tage daselbst hungerte, da man aller Nachsuchungen ungeachtet ihn nicht finden konnte, und sich beyde Füsse erfror. — Endlich nahm ihn der Grönländer Even von Neu Herrnhut wahr, welcher mit seiner Familie hier vorbey, zurücke nach Haus reiste, und brachte ihn auf seinem Boote nach seiner Wohnstelle Kariæt. — Nach einigen Tagen wurde er von da nach der Kolonie abgeholt. Nach einigen Tagen lösten sich beyde Fussplatten bis an den Knöchel von selbst ab, weil er auf der Insel seine Stiefel mit Riemen fest um diese Stellen geschnürt hatte, in der Meinung, die Füsse dadurch die Nächte über warm zu erhalten; aber wahrscheinlich damit den Umlauf des Geblutes hinderte. Er schnitt die Sehnen selbst mit einer Scheere ganz kaltblütig ab, der Brand wurde durch Herrn Inspecteur Мунгек- pHort mit Eichenrinde in Ermanglung andrer Mittel gesteuert, und ist nun übrigens ganz frisch und gesund, kann auch wie vorher im Kajak auf den Fang gehen. — — Wir setzten über den Ameraglikfiord, um zuerst nach Kariæt zu gehen. — Ungefehr mitten in der Mündung desselben liegt die Insel Simiutak, auf dem südlichen Ufer, Kingiktok. 166 Karajat og Ameralik-Fjord 1808. Alle die Inseln hier herum bestehen theils aus Granit, theils aus Syenit, und haben grosse Hornblendeschiefermassen an und eingelagert. Wir kamen hierauf Narksak еше Winterwohnstelle vorbey, wo die See viele kleine Einschnitte ins Land macht, hatten zur Rechten Alliortok oder Spögelses Oe, (Geisterinsel) und kamen um halb zwey Uhr nachmittags nach Kariæt. Die See macht hier eine beträchtliche Bucht ins feste Land, deren Ende sich in zwey Armen östlich und südlich zieht. — In ältern Zeiten wohnten hier viele Grönländer, welches man aus den vielen zerfallenen Häusern und der Menge von alten Gräbern ab- nehmen kann. Die meisten starben vor ungefehr 25 Jahren an der Gelbsucht weg, nun stehen nur zwey Familien von Neu Herrn- hut den Winter über auf den Fange. — Der Seehund- und Fuchs- fang ist sehr gut. Höher in der Bucht giebt es auch Hälleflynder und Lachse. Ich gieng östlich und westlich umher. Die Hauptgebirgsart ist Granit, mit Lagern von schönem weissem Feldspathe, grauem und blaulichem Quarz, Lagern von Hornblende und Glimmerschiefer. — Im Granit sieht man häufig Magneteisenstein und Granaten. — Der Glimmerschiefer findet sich auch in ganzen Kuppen. Es schneyete und hagelte den ganzen Nachmittag. Unser Kajaksmann fieng einen Ag- lertok, oder junge Svartside. — Dienstags. d: 18. September. Begann Morgens früh der in diesem Jahre so gewöhnliche Südweststurm mit Schnee und Hagel. Ich war den ganzen Tag auf Excursion gegen das östliche Ende der Bucht hinauf, und wurde sehr durchnässt und müde. Ich fand hier eine der grössten Glimmerschieferforma- zionen, welche von einem grossen Talklager durchschnitten wird, und sich von Südost nach Nordwest in gerader Linie zieht. In dieser Masse findet sich schwarzer und grünlicher Glimmer in Strahlstein, gemeine Hornblende und Sahlit nester- weise; der Sahlit ist zuweilen beynahe kugelförmig, mit einer Kruste von Glimmer und Hornblende in dem unterliegenden Granit, in welchem sich auch hie und da Schwefelkies, Magnet- Karajat og Ameralik-Fjord 1808. 167 eisenstein, Molybden und Milchquarz befinden. In der ein- gelagerten Talkmasse fand sich ferner Amianth zuweilen röth- lich, adern und gangweise, glasartiger grasgrüner Strahlstein und Tremolith. Die Oberfläche der ganzen Masse ist sehr verwittert, stellenweise in gelben Sand zerfallen, und hat auf den höchsten Punkten viele Zakken und Hökker. Das ganze grosse Talklager zieht sich in gerader Linie von Südost nach Nordwest. — In der Tiefe gegen den Seestrand zu liegt Granit und auf demselben Hornblendschiefer mit Quarzadern. — Mittwochs, d: 14. September. Gieng ich auf Excursion gegen Osten, und fand ausser den vorangezeigten Fossilien ein graulich schwarzes fettiges kristallinisches Fossil in rötlichem Asbest, ferner Glimmer in Tafeln mit Amianth durchwachsen, und glasartigen Tremolith, splittrigen Hornstein mit Glimmer, gestreiftem Feldspathe von Fettglanze, Hornblende mit Feldspathe und Glimmer, und gras- grünem Stralsteine dem Schmaragdite ähnelnd. Nachmittags reiste ich ab. — Ich landete auf Alliortok, oder Spögelsesöe, deutsch Geisterinsel, wo ich perlgrauen labradorischen Feldspath, von perlemutterähnlicher Opalisirung, und Milchquarz in Granit, auch kleine grösstentheils verwitterte Stralstein und Horn- blendelager fand. — Der unterliegende Granit ist nur an der Seekante bemerklich, und ist grösstentheils mit in Sand auf- gelöster gemeiner Hornblende bedeckt. — Abends 8. Uhr kamen wir nach Narksak, welches so viel heisst als: eine Ebene, eine Meile von Kariæt. — Hier blieben wir über Nacht. — Der Ort ist eine gute Winter- und Fangstelle der Grönländer von Neu Herrnhut, aber dermalen war er gerade un- bewohnt. — | Donnerstags, 4: 15. September, Blies bey ziemlich klarem Wetter ein schwerer Sturm aus Nordost. Ich war den ganzen Tag auf Excursion gegen den nord- lichen Theil des Landes. Die Hauptgebirgsart ist Granit und Gneiss mit viel Glim- merschiefer und gemeinen Hornblendelagern. — Akanthikone, 168 Karajat og Ameralik-Fjord 1808. Granat, Sahlit und Scapolith kommt beysammen mit Quarz und Kalkspath in einem Gange von Westen nach Osten ziehend vor. Lagerweise fand ich Gadolinitähnliches Fossil in Granit mit Hornblende. — Eine grosse Kluft zieht sich von Süden nach Norden hinüber, an deren Ende der hohe Hjortetakken mit Eisbedecktem Haupte hervorstickt; von dieser Kluft kommt ein grosser Elv herab. Das ziemlich ebene Unterland hat mehrere kleine Buchten, alte Grön- ländische Häuser, Gräber, und Zelteplätze; auch sammelt man hier einiges Treibholz. — Reise in Ameraglik Fiord Freytags, d: 16. September, Morgens reisten wir von Narksak nach dem Ameraglik Fiord ab, kamen nach Serbarmiut, eine alte, seit langer Zeit verlassene Wohnstelle, und giengen in Pr&stebugt, oder Pre- stefiord, einen Südlichen Arm des Ameraglikfiords, wo die Mis- sionäre in ältern Zeiten Holz sammeln liessen, woher es auch diesen Namen erhalten hat. Die Grönländer nennen ihn Ekalluit, und Ekallungoit, von Ekalluk, ein Lachs, weil hier guter Lachsfang ist. Es sind daselbst einige kleinere, auch ein grosser Lachselv, und oben auf dem festen Lande zwey fischreiche Seen. Die Gebirgsart verhält sich ganz wie zu Narksak, dem es auch gegen über in Norden liegt. In der Bucht rund herum wächst viel Angelika. Das Ufer hat sehr hoch aufgeschwemm- tes sandiges Thonland. Samstags, d: 17. September, Reisten wir früh 8. Uhr von Prästefiord oder Ekalluit ab, passirten die Näs Niakornak und den Zelteplatz Narkseitsiak, giengen um den steilen Berg Innuksuksoak, von der Vare, welche auf dessen Gipfel steht, so genannt; es ist eine der gefähr- lichsten Stellen im Fiord, hohe steile Granitfelsen von Niakornak an, und kamen um 4. Uhr Abends nach Kassigiengoit, wo wir über Nacht blieben. — Hier liegt gleichfalls viel aufgeschwemmtes Land am Urgebirge, in kleinen Hügeln über das ganze Unterland verbreitet, welches hie wahrscheinlich, wie zu Ekalluit, theils durch die Anspühlungen der See, theils durch den gewaltigen Bergstrom, welcher hier, wie dorten niederstürzt, entstanden ist. — Von hier aus geht ein Thal hinten um den obengenannten Berg Innuksuksoak nach Ekalluit hinüber. — In der Höhe bey Kassigiengoit, nicht weit von dem grossen Bergstrome finden sich Überbleibsel eines grossen Norischen Bauerhofes, dessen Mauern Karajat og Ameralik-Fjord 1808. 169 grösstentheils mit Gesträuche überwachsen sind. Ein grosser Stein- haufen, zum Theile aus Geröllen bestehend, welcher nahe dabey sich befindet, scheint eine Grabstelle durch seine längliche Form anzudeuten. Die ganze mit Sand und Thonmergel aufgeschwemmte Gegend ist mit niedrigem Gesträuche und Gras bewachsen; auch soll hier sehr guter Lachsfang seyn. — Die Steinart des Gebirges ist Granit mit viel Hornblende. Im Granite findet sich nesterweise das gadolinitähnliche Fossil. Glimmerschiefer mit Granat kommt lagerweise vor. Der Glim- mer des Granits findet sich, besonders auf den Höhen in grossen von Amianth durchwachsenen Kristallen, und dem Feldspathe auch ein granatähnliches Fossil beygemengt. Auch fand ich ein loses quarzähnliches blass himmelblaues Fossil, welches aber beym Reiben nicht phosphorescirt, auch keinen brenzlichen Quarzgeruch entwikkelt — so wie auch lose Stücke Hornblende mit etwas Sahlit. Die ganze Gegend ist mit Kräge und Blaubeeren reichlich ge- segnet, daher sich auch viele Hasen Füchse und Schneehühner hier einfinden. — Sonntags, d: 18. September. Wir reisten Vormittags um 11. Uhr wieder ab, passirten Ikerdlek, hinter dessen Näs sich ein Zelteplatz befindet, kamen an mehrern steilen Klippen vorbey, giengen nach Nougerdluk, welche Näs zu dem grossen Ekalluit in Süd Südost führet, und Anordleuitsok, das heisst: eine Stelle, wo nie ein Wind bläst, vorbey, wo sich sodann die grosse Bucht Ekalluit zeigte. Diese Gegend hat einen sehr grossen Lachselv, und ist für diesen Fisch- fang die beste im ganzen Fiord. — Die Flächen derselben sind beträchtlich, mit vielem Gras und niedrigem Gesträuche bewachsen, aus welchem sich kleine Sand- hügel erheben, die sich von ferne wie die Wälle einer Festung ausnehmen. Dies ganze von Sandhügeln durchschnittene Thal ist mit hohem mergelartigem Sande aufgeschwemmt, in welchem man Geschiebe der benachbarten Gebirgsarten findet. Hier ist die grös- seste Bucht des östlichen Armes dieses Fiords; sie hat Grundüber- reste von zwey alten Normännischen Gebäuden aufwärts am Strande. Wir blieben unter einem steilen Berge Kitingursak, an einem östlichern Bergstrome, bey einer Stelle welche .......... heisst, über Nacht. — Ich gieng auf Excursion am Strom hinauf gegen Kitingursak zu, und fand hier die Spuren des Wegs, welchen die Grönländer gewönlich auf der Rennthierjagd zu nehmen pflegen. Die Gebirgsart ist feinkörniger Granit, mit grossen Horn- 170 Karajat og Ameralik-Fjord 1808. blendelagern, unten ist Glimmerschiefer mit Granaten, abwech- selnd mit Hornblendschiefer angelehnt. — Montags, d: 19. September, Reisten wir Morgens um acht Uhr ab, und setzten quer iiber den östlichen Arm des Ameraglikfiords nach Killajarbik, eine Meile wegs. — Hier bey einem Elve finden sich die Überbleibsel eines ehemaligen Norischen Bauerhofes. Der Fiord geht von hier noch еше Meile gekriimmt gegen Süden hinauf, ist aber bey Ebbe selbst für einen Umiak zu seicht, und überhaupt beynahe nur Thon- schlamm; das wenige Wasser, welches darauf steht, sieht wie eine dicke Milch aus. — Hier befindet sich viel Gesträuche, besonders wakre Weiden, viel Gras, welches noch deutlich die Spuren ehe- maliger Kultur verräth, und einer der grüssten Lachselve dieses Fiords. — Die Steinart ist Granit, angelehnt Glimmerschiefer und Hornblendschiefer, in beyden etwas Granat. Im Granit zu- weilen auch Magneteisenstein. — Grosse Geschiebe am Strande. — Auch hier fand ich das gadolinitahnliche Fossil, doch sehr sparsam in Granit. Ich gieng bis ans Ende des Fiords, welcher bereits eine dünne Eisrinde hatte. — Dienstags, d: 20. September, machte ich Morgens fünf Uhr noch eine kleine Excursion nach einer nahe gelegenen Klippe, wo ich im Glimmerschiefer Kupfergriin bemerkte. Auch fand ich ein sehr altes wahrscheinlich Normannisches Grab, bey einer Stelle, wo die obenbenannten Hausrudera stehen. — Einige der Gebeine stachen heraus, und liessen sich wie Papier blättern. Um 8. Uhr reisten wir ab, passirten sehr schroffe Ge- birge, wie die meisten auf beyden Seiten dieses Fiords sind. Diese waren Granit mit eingelagertem Hornsteine. Wir kamen hierauf nach Iglordluit, welches so viel als elendes Haus bedeutet, und sodann nach Nouga, wo vor vier Jahren ein Grönländischer Knabe beym Angelika-sammeln über eine hohe steile Felsenwand herab- stürzte, und sich ganz zerschmetterte. — Wir kamen in den nordlichen Arm des Ameraglikfiords, und blieben unweit Itiblik zu Kikertangoak über Nacht. — Dies ist eine kleine rundliche Insel gegen das Ende dieses Armes, ob- gleich Herr ТновнатлезЕк behauptet, dass im ganzen Fiord keine Insel zu treffen wäre. — Sie besteht aus Granit mit Lagern von körnigem Kalk, Hornblende, Glimmerschiefer mit Granaten und etwas Amianthe. — Karajat og Ameralik-Fjord 1808. 171 Im körnigen Kalk findet sich ein grünes Fossil, und im Gra- nite das gadolinitähnliche Mineral mit Magneteisenstein. Der Strand ist mit grauem Thon angeschwemmt, in welchem sich die bekannten losen Schwefelkieskristalle finden, deren Stelle nun aber sehr ausgespült ist. Die ganze Insel ist mit Ge- schieben und Sand überdeckt, auf welchem häufige Kräge- beere, (Empetrum nigrum) und Blaubeere wachsen. Wasser giebt es hier nicht; wir mussten es vom festen Lande holen lassen. — Mittwochs, d: 21. September. Reistens wir Morgens um acht Uhr gegen Akajaminek ab. — In der Nähe dieser Stelle findet sich im Granit ein Lager mit Hornblende, Quarz und Granat. — Die Klüften dieses Gesteines sind mit gelblichem vitriolischem Kalkstalaktit überzogen. Zu Akajaminek, wo wir Quartier nahmen, eine Meile von Kikertangoak gegen Westen ist die Hauptgebirgsart Granit mit Hornblende und Stralsteinlagern. — Es ist ein gewöhnlicher Zelteplatz für die Rennthiersjäger. — Ich fand in dieser Gegend mehrere alte heidnische Gräber; und in einem derselben drey Schedel. Auch an dieser Stelle sollen einst Normänner gewohnt haben. Doch fand ich keine Rudera. — Donnerstags, d: 22. September. Reisten wir weiter, passirten über die Bucht bey Akajami- nek nach Nunangitsok, einem Zeltepiatz der Rennthierjäger, sodann Kvanneit, den steilen Berg Uioa vorbey, welcher zwischen Korok und Ameraglik steht, nach dem Lachselv Kook, wo ehemals auch Normänner gewohnt haben sollen, und kamen um 12. Uhr Mittags nach Kausulik 11/2 Meile, wo wir einen Grön- länder von Neu Herrnhut mit seiner Familie antrafen, welche auf die Krägebeere-Einsammlung reisten. Das Barometer fiel seit ge- stern 26.7. auf einmal acht Linien. — Die Hauptgebirgsart dieser Gegend ist Granit; — lager- weise findet man Glimmerschiefer, Talkschiefer und Quarz mit Turmalin, Moroxit, und Strahlstein, auch lagerweise ein gelb- lichbraunes serpentinähnliches Talkgemenge, grosse Trapp- adern, Bitterspath? Magneteisenstein, weisser Feldspath und grüner Quarz mit etwas Glimmer. 179 Karajat og Ameralik-Fjord 1808. Freytags, d: 23. September, Hatten wir einen fiirchterlichen Siidweststurm, und schwere Brandung. — Ich war auf Excursion, wol einer der beschwerlich- sten in meinem ganzen Leben. — Der Sturm dauerte mit Regen und Schnee die ganze Nacht durch. — Die See brach mit der Fluth wüthend über unser Zelt, und stürzte durch dasselbe in Strömen, so dass wir die Kisten übereinanden sezzen, und uns dar- auf flüchten mussten. Unser Proviant, und alle unsere Bagage wurde ganz durchnässt und verdorben. Der Grönländer Tomas, welcher uns zur Seite stand, musste in Sturm und Regen mit sei- nem Zelte, welches kleiner war, samt Weiber und Kindern, höher hinauf unter die Klippen flüchten, um nicht weggespühlt zu wer- den. Mit der Ebbe nahm die Brandung ab, so dass die See nicht mehr unser Zelt erreichen konnte. Es war gerade Springzeit. — Die folgende Nacht war bitter; wir vergingen beynahe für Kälte und Nässe. — Samstags, d: 24. September, Der Sturm dauerte mit Schnee und Hagel fort, Ich gieng oder lief vielmehr auf Excursion, um mich ein wenig zu erwärmen. Wir waren des Wetters wegen nicht im Stande Feuer zu Thee auf- zumachen. Sonntags, d: 25. September, Stillte der Wind und die See ab. — Mein Kajaksmann war dieser Reise satt und müde, und bat mich um Erlaubniss, zu der Kolonie zurückreisen zu dürfen, welche ich ihm auch ertheilte, weil es überhaupt nichts nüzzt, die Grönländer wider ihren Willen zu ihrer Pflicht anzuhalten. Um Mittag gieng er mit seinem Kajak ab, und ich auf Wanderung. Montags, d: 26. September, Gieng ich ebenfalls den ganzen Tag auf Excursion, weil ich es für Nässe und Kälte im Zelte nicht aushalten konnte. Es schneyte und regnete anhaltend mit Südwestwind. Dienstags, d: 27. September, Südwest mit Regen. — Wir sahen eine Strekke von uns das Transportboot bey Nunaugiat einlaufen, wo er Holz sammeln sollte. Der Grönländer Tuomas verliess uns heute auch mit seiner Familie. — Ich gieng auf Excursion, verstieg mich in den Klippen, und sah mich genöthigt, über eine Felsenwand herunter zu springen, welches aber doch, da ich in den weichen Schnee fiel, eine kleine Quetschung am Schenkel abgerechnet, glücklich ablief. — Mittwochs, d: 28. September, Reisten wir Morgens nach ausgestandenem Kreuz und Leiden mit nasser Haut von Kausulik ab, und giengen nach Nunangiæt, Karajat og Ameralik-Fjord 1808. 173 welches Ikerdlek gegen über, doch etwas südöstlicher liegt. Von hier aus reicht zwischen den hohen Bergen ein Thal nach Korok in Baals Revier. — Der Transportboot war bereits abgereist. Diese Zeltstelle hat ziemlich viel Gesträuche, und liegt eine starke Viertelmeile Westen von Kausulik. Herr Inspecteur Мугехрновт war vor einigen Tagen mit seinen Leuten auf Holzsammlung hier. — Ich gieng ans Land, und fand Syenit als die Haupt- gebirgsart, mit Lagern von Almandin und schwarzem gemeinem Schôrl. — Auf der ganzen Nördlichen Seite des Ameraglik- fiords bis Tuapaksangoit finden sich die steilen Felsen fleckenweise mit Kupfergrün gefärbt, besonders zu Kausulik und Nippinganek, welche letztere Stelle auf der Westseite von Nunangiet liegt. — Von Nippinganek kamen wir nach Tuapeit, oder Tuapak- soit, von Tuapak, ein Steinhaufe, der vielen niedergestürzten Steine wegen so genannt. Hier ist viel Gesträuche, ein Zelteplatz, und ein beträchtlicher Bergstrom. — Ein hoher steiler Berg, welcher von der Kolonie aus in Süden bey Sadelen zu sehen ist, und Tua- peit heisst, steht hier im Hintergrunde. Die Gebirge sind schroffe kahle Felsen von Nunangiæt an, mit vielen Hornblendeschieferlagern. Mit scharfem Ostwinde giengen wir nach Ittivinga. An dem hier aufsteigenden Berge Puttuk, von einen grossen Felsenhöhle, welche sich oben im Berge befindet, so genannt, zieht sich ein Thal nach der Kobbebucht hinab. Wir kamen mit dem Beginnen eines Ost-Sturmes nach Tuapaksangoit, und mussten den Umiak mit der Fluth auf den Strand jagen, um uns ans Land retten zu können. — Die Stelle liegt 1!/g Meile weit westlich von Kausulik, und hat einen Itiblik, oder Trageplatz nach der Westseite, so wie auch Zelteplatz. Wir blieben hier über Nacht. Ich fand viele heidnische Grabstellen mit Steinhaufen, worunter ehmals die Ka- jakke und Jagdgeräthe der Verstorbenen vergraben wurden. Die Gebirgsart ist Syenit mit viel Hornblende und grossen Lagern von Hornblendeschiefer. — Der ganze Itiblik besteht aus Geröllen. — Donnerstags, d: 29. September, Mussten wir wegen Südweststurm und Regen stille liegen. — Während ich auf Excursion war, besuchte eine Grönländerin heim- lich den Sack, worinnen ich Erbsen und Grütze hatte, und wurde von ein paar andern Mädchen, welche Theil an der Mauserey neh- 174 Karajat og Ameralik-Fjord 1808. men sollten, verrathen. Ich liess ihr, nach einer ernstlichen Vor- stellung, dass so etwas unerlaubt ware, gerne die Beute, der guten Absicht wegen, weil sie bey ihrer Zuhausekunft ein paar Kinder damit bewirthen wollte. — Freytags, d: 30. September, Reisten wir bey Seegang, Regen und Schnee, weil unser Pro- viant zu Ende gieng, um 9. Uhr Morgens von Tuapaksangoit ab; wir passirten lille Nougarsuk, wo einige Scheeren liegen. — Daselbst ist ein Zelteplatz und Itiblik. Die Gebirgsart ist Gneiss mit grossen Hornblendeschiefer- lagern. — Wir giengen Store Nougarsuk vorbey. Nördlich bey dieser Landspizze unter Hjortetakken, grünländisch Kingiktorsoak ist eine kleine Bucht mit einem Zelteplazze. Wir sezzten durch den Hamburgersund, giengen um den Hjortetakken herum, welcher ohne allen Zweifel der hüchste Berg dieses Landes ist. Dieser Koloss besteht aus Granit, mit grauen Glimmer. Lagerweise findet sich Glimmerschiefer, bald mit eingemengten Granaten, bald mit glasigem und asbestartigem isabellgelbem Tremolith, und Stralstein. Zuweilen nahm ich im Granit kleine Moroxitprismen wahr. Die Hornblende ist sehr haufig. Tre- molith findet sich auch in der Nahe noch zu Kyadlame. Der Hjortetakken hat seinen Namen, von den 3. Hirschgeweih- ähnlichen Spizzen; er ist ein Wegweiser der Grönlandsfahrer. — In Westen lag uns Theistoe, ferner Ravnoe und Rypoe. Der Wind blies zu einem Sturm auf, so dass unser schwacher Umiak zu krachen anfieng. — Doch wir mussten vor den Wind gehen; diese Fahrzeuge erlauben bey Seegang kein andres Manövre. Es regnete und schneyte unaufhörlich. Wir sezzten über die Kobbe- bugt, grönländisch Kangerdluarsuk genannt, welche eine Meile weit gegen Osten unter dem Hjortetakken ins feste Land hinein sich zieht. Auf der andern Seite erhebt sich der Store Malena, von den Grönländern Okesiksæt genannt, weil sich dorten Topf- stein findet. In Kobbebugt gibt es grosse Krabben, (Cancer Pha- langium) auch Hälleflynder. Die Ufer sind steil. Wir kamen so- dann Store Malena Näs, Niakornarsungoit der Grönländer, Skibshavn, und Neu Herrnhut vorbey, und erreichten unter Regen, Sturm und Schnee nach einer 3. wochentlichen Reise Mit- tags die Kolonie Godthaab. — Godthaab 1808. 175 Aufenthalt zu Godthaab. Monat Oktober. Montags, d: 3. Oktober, Kamen zwey Postkajakken mit Briefen aus Siidgrénland. — Ich erhielt eine ausgetrocknete Europæische Schwalbe, welche ein Grönländer den 15.” Junius daselbst geschossen hatte. — Herr Assistent Worrr berichtete mir — dass einige Grönländer, welche auf die Rennthierjagd nach Quannefiord gegangen waren, ein Thier von ungeheurer Grösse mit grossen Hörnern gesehen hätten, welches sie so sehr erschreckte, dass sie sogleich wieder zurückereiseten, und für dieses Jahr auf die Jagd Verzicht thaten. Der Beschreibung zu Folge, welche sie machten, muss dies ein Elenthier gewesen seyn. Wirklich zwey neue Erscheinungen in Grönland für dieses Jahr. — Montags, d: 10. Oktober, Kam der Grönländer Ернвллм mit seiner Familie aus Amerag- lik Fiord von der Rennthierjagt zurück. Er hatte beschlossen diesen Winter über in dem Fiord zu wohnen. Da er aber auf der Jagd sich zu lange aufhielt, so kam ihm der Winter zu früh übern Hals, so dass er nicht mehr sein Haus bauen konnte. Er musste also wieder die Kolonie suchen und sich in andern Grönländischen Häusern einflicken, da er seine Haus verkauft hatte. — Eine schlimme Folge der leidigen Rennthierjagd, welcher zu Liebe die Grönländer gar oft auf den Winter zu denken und zu sammeln vergessen. Das dorten geschossene Fleisch hatten sie grösstentheils bereits aufgezehrt. — Dienstags d: 11. Oktober Bliess ein schwerer Südweststurm, mit Regen, welcher Mittwochs, d: 12. Oktober zunahm, und mit Wuth den Tag über, so wie die Nacht durch dauerte. — Donnerstags, d: 13. Oktober, War der Wind mehr südlich und ruhig mit etwas Schnee, aber Freytags, d: 14. Oktober Gegen Morgens 1. Uhr fieng ein unerhörter Orkanähnlicher Sturm auf ein mal zu wüthen an, und dauerte bis gegen Mittag. Er beschädigte mehrere Häuser und Dächer. — Die Grönländer glaubten, der jüngste Tag wäre im Anzuge. Es war dabey 1. Grad Wärme. Gegen Abend wurde es ganz stille. — Sonntags. d: 16. Oktober Hielt Herr Pastor Wotr Grönländische Predigt und Komu- nion. — Die Grönländer beyderley Geschlechts haben den Gebrauch 176 Godthaab 1808. nach derselben alle zu den Europæern zu kommen, und ihnen die Hand zum Beweise der Freundschaft zu reichen, welches sie auch heute thaten. Abends stiirmte es abermals aus Siid und Südwest. Montags, d: 17. Oktober, Kamen einige Grünländer, welche des Fanges wegen zu Ame- raglik gewesen waren, zurück. — Ich hatte sie ersucht, einen Krug mit Butter, und einen Sach mit Mineralien, welches beydes die Grönländer bey meiner letzten Reise aus dem Fiord zu Tuapak- sangoit vergessen hatten, von dorten mitzunehmen; aber die Grön- länder, oder (nach der Grönländer Aussage) die Füchse hatten den Krug zerslagen, die Butter gefressen, ja sogar den Sach, worin die Steine waren, aufgezehrt — letztere waren also in Schnee gefallen, so dass ich nichts davon erhalten konnte. — Dienstags, d: 18. Oktober, Kam das Transportboot mit etwas Holz von Ikerdlek aus Ameraglik Fiord zurück. Es war in dem letztern Orkan zweymal in Gefahr Schiffbruch zu leiden. — Montags, d: 24. Oktober, Gieng viel Treibeis aus Godthaab Fiord. Dienstags, d: 25. Oktober, Gieng das Transportboot nach Merkuitsok, zu dem Wrak von Marie Luise ab, um zu sehen, ob daselbst noch etwas Brenn- holz aufzufischen ware. — Mittwochs, d: 26. Oktober, kamen zwey Grünländer zur Kolonie, welche berichteten, dass sie aussen vor den Kooksinseln ein Schiff in der See gesehen hätten, welches den Kurs nach Godthaab richtete, aber des konträren Win- des wegen abwenden musste. Diese Nachricht sezzte uns alle in lebhafte Bewegung und Erwartung. Freytags, d: 27 [28]. Oktober, wurde die Hoffnung in Hinsicht des gesehenen Schiffes zu Wasser, da andere Grönländer aussagten, dass das Gesehene nur ein Eisberg gewesen wäre. Auf diese Art werden die Erwartungen in diesem Lande oft getäuscht. Sonntags, d: 30. Oktober, Kam die letzte Post für dieses Jahr von der Loge Fiskenäs hier an. — Monat November. Dienstags, d: 1. November Kam das Transportboot von Merkuitsok ohne Brennholz rurück, welches uns sehr niederschlug, da Mangel an diesem in Grönland sehr empfindlich ist. — Godthaab 1808. 177 Mittwochs, d: 2. November, Giengen die Postkajakke für das Südliche Grönland wieder nach Fiskenäs zuriick. Donnerstags, d: 3. November Morgens 3. Uhr begann eine totale Mondsfinsterniss, wobey nur ein kaum merkbarer Glimmer an der Nordlichen Seite des Mondes sichtbar war. Sie dauerte bis halb sieben Uhr, wo der Mond wieder ganz klar wurde. — Es fiel seit einigen Tagen ausser- ordentlich viel Schnee. Sonntags, d. 6. November wurde von Herrn Missionär Worr Dänischer Gottesdienst und Communion gehalten. Dienstags, d: 9. [8] November Liessen sich mehrere Naiauarsuit (Larus candidus) nahe bey der Kolonie auf dem Fiord sehen. Diese Mäwenart hält sich ge- wönlich nur bey Spitzbergen auf, und kommt selten in die Strasse Davis. — Donnerstags, d: 10. November wurde bey Neu Herrnhut am Strande ein in Grönland äusserst seltener kleiner Seevogel, Angilik genannt, gefangen. — Montags, d: 14. November Gieng eine Feuerkugel, welche ihre Richtung von Osten nach Westen nahm, im Fiord hinter dem Berge Sadelen nieder. — Donnerstags, [Dienstags] d: 22. und Mittwochs, d: 23. November Kam viel Treibeis aus Baalsrevier. — Die Kälte war vom 18 bis 25. November mit nordlichen Winden äusserst strenge. Die See war mit dickem Frostrauch bedeckt. Sonnabends, d: 26. November Fiel Südwest mit Thauwetter ein. — Dienstags, d: 29. November Kam das Transportboot von der Garnstelle Sausavik bey Kan- gek zurück, woselbst für diesen Winter 61. Seehunde mit Garnen im offenen Wasser gefangen wurden. Monat December. Sonnabends, d: 3. December Stieg und fiel das Thermometer den Tag über sechs bis sieben- mal zu einem und zwey Graden so oft sich der Wind veränderte. Morgens und Abends war die Kälte sechs Grade. — Mittwochs, d: 7. December Blies ein schwerer Südweststurm. | XXXV. 12 178 Godthaab 1808. Donnerstags, d. 8. December, Reiste Herr Pratou mit dem Transportboote nach Sadlok in Godthaabs Fiord ab. Sonntags, d: 11. December, Kam das Transportboot von Sadlok zurück. Der Fang war dorten bisher äusserst schlecht. Diese so fleissigen Grönländer konnten alle zusammen, über ihre eigenen Bedürfnisse, nicht mehr als 10. Ballien Speck, 4 Fuchs- und ein Seehundfell erübrigen. — Dienstags, d: 13. December, untersuchte der Herr Inspecteur den Zustand der Kolonie-Ma- gazine. Seit den von Europa eingelaufenen traurigen Nachrichten waren alle Europæer zuerst auf halbe, dann auf 3/4 Manns Kost gesetzt worden. Mit dieser Vorsicht wird es möglich, mit dem Pro- viante bis zum Junius 1809. auszureichen. Auch die Mährischen Brüder zu Neu Herrnhut erhielten einige Unterstüzzung. Sonntags, d: 17. [18] December, Stieg das Thermometer Morgens 8. Uhr mit Südwestwind Sturm und Regen auf einmal zu 7—8. Graden Wärme, etwas un- erhörtes im December in Grönland. Der Bach bey der Kolonie fieng, wie mitten im Sommer von seiner obersten Höhe mit gros- sem Gebrause zu strömen an, ein Vorfall, dessen sich kein Grön- länder erinnert. Es regnete den ganzen Tag heftig. Montags, d: 19. December, Fiel die Nacht und den Tag über bey 1—4 Grad Kälte 11/2 Fuss tiefer Schnee, so dass man keine Thüre öffnen konnte; und hielt so den ganzen folgenden Tag an. — Donnerstags, d: 22. December Bahnte sich bey einem halben Grad Wärme der durch den Schnee verstopfte Bergstrom einen neuen Weg, brach durch das Eis, und überschwemmte das Koloniehaus, welches aber weiter keinen Schaden litt, da es von Felssteinen aufgeführt ist. Die ganze Gegend stand in der Tiefe unter Wasser. — Freytags, d: 50. December, Zeigte sich Abends gegen 10. Uhr ein sehr schönes abwech- selndes, in grünlichen und gelblichen Farben spielendes starkflam- mendes Nordlicht von Südwest nach Südost. Sonnabends, d: 31. December, Brannte gegen 12. Uhr Mitternacht, ein schönes Nordlicht in hellgrünen Farben gegen Westen. So schloss sich dieses sonder- bare Jahr! Bericht einer mineralogischen Reise in Greenland: In Form eines Tagebuchs gehalten von D. Karl Ludwig Giesecke. К. Pr. Bergrath. Viertes Jahr. 1809. Godthaab in Südgrünland. » vr RR el Ot PRESS LODE у 4 CL is ur Ane Ce ” JET eu Ро Las ег | 5 f 18 nn % FL fy { 0 № ‘ i" Be ALU +4 +e RS See he 2 = . i ot Y зе ЕВ A = ‘ 4 т så Å Aufenthalt zu Godthaab, . im Jahre 1809. Monat Janner. Sonntags, d: 1. Janner Morgens um sieben Uhr zeigte sich ein sehr schönes streifiges Nordlicht in Nordwesten, welches in den schönsten Färben des Re- genbogens spielte, und erst mit Tages Anbruch verschwand. — Mittwochs, den 5 [4] Jänner. Sahen wir bey sehr klaren Luft abermals ein farbiges gelblich grünes Nördlicht, welches wie ein Regenbogen in einem schmalen Streifen von Südost nach Nordwest stand und in feinen Stralen wirbelte. — Es war Abends um 9 Uhr am schönsten. — Donnerstags, d: 12. Jänner. Zeigte sich gegen Abend eine besonders starke Röthe, obgleich die Sonne seit 3 Stunden unter dem Horizonte war, welche die ganze See vergoldete. — Sonnabends, den 14 Jänner hatte der Hjortetakken (Kingiktorsoak) um den höchsten Gipfel Morgens um 8 Uhr einen Lichtschein wie eine Glorie. Den ganzen Tag von Früh morgens an zeigte das Reaumursche Thermometer 7 Grade Wärme, gegen Osten hängend 9° Wärme. — Abends gegen 6 Uhr zeigte sich abermals ein weisser Lichtschein über Hjorte- takken. Der Wind war südost. Sonntags, d: 15 Jänner Morgens zwischen 7 und 8 Uhr zeigte sich der nemliche weisse Lichtschein über Hjortetakken. Das Thermometer stand den ganzen Tag auf-5 Graden Wärme. Gegen Abend kam ein Südost- Sturm. — Montags, den: 16 Jänner War ich auf Excursion nach Thorhallesens Vare, über welche Gegend ich bereits im Tagebuche des vorigen Jahres Seite 164 Nachricht gegeben habe. — Wir hatten heute den ganzen Tag 4 Grade Wärme mit Südostwind. — 182 Godthaab 1809. Dienstags, d: 17 Jänner Gieng ich auf Excursion nach lille Mallina Berg. Auch über diesen habe ich im Tagebuche des vorigen Jahres Seite 162 ge- sprochen. Das Thermometer zeigte Null bis 2 Grade Wärme. Es war ein sehr schéner Tag und viele Klippen waren bereits von Schnee entblüsst. Ich bemerkte sogar, dass das Empetrum nigrum hie und da in den Thälern frisches Kraut zu treiben anfieng. Ich sah Lomme / Karksauk, Colymbus septentrionalis) Grönländische Zug- vôgel, die Vorbote des Sommers. Nach der Grönländer Aussagen soll auch das Land im Ameraglikfiord wenig Schnee mehr haben. Diese Witterung ist für Grönland, und für diesen Monat sonderbar. — Donnerstags, d: 19 Jänner hatten wir Abends 10 Uhr 5 Grade Wärme mit Südost. — Um 6 Uhr Nachmittags sahen wir über lille Mallina einen weissen Lichtschein, welcher von Zeit zu Zeit heller und grösser, dann wieder kleiner und dunkler wurde. — Sonnabends, d: 21 Jänner Fühlten wir gegen 6 Uhr Abends einen Erdstoss, welcher in allen Grönländischen Häusern ebenfalls bemerket wurde. — Er wurde einigemale darauf nach einem Zwischenraume von einigen Minuten wieder gespüret, und gieng von Südost nach Nordwest. Man hörte dabey etwas, welches dem Brausen des Windes oder Prasseln des Feuers ähnlich war. In den Grönländischen Häusern waren die Stösse mehr bemerkbar, als in den Europæischen; Im Freyen sehr wenig. — Die Gronländer zu Neu Herrnhut, und einige andere, welche in Baals Revier zu Pissiksarbik, beynahe 8 Meilen von der Kolonie auf dem Fang lagen, bemerkten die Stösse eben- falls. — Sollte vieleicht der Hekla auf Island wieder eine Revolution erlitten haben, oder etwa selbst im Innern von Grönland eine merk- würdige Veränderung vorgefallen seyn? — Dienstägs, d: 24 Jänner, Reiste ein Umiak nach dem Ameraglikfiord ab, um für uns etwas Lyng und Gesträuche zu sammeln, weil wir an Brennholz gänzlichen Mangel litten. Freytags, d: 27 Jänner Erhielten wir Nachricht, dass zu Sadlok in Baalsrevier von den Grönländern mehrere Weissfische gefangen worden wären. Sonnabends, d: 28 Jänner Kam vieles und grosses Treibeis den ganzen Tag über aus Baals Revier. Godthaab 1809. 183 Sonntags, d: 29 Jänner Wurde König Friepericus VI Geburtstag bey einem freund- schaftlichen Mahle im Stillen mit wehender Flagge gefeyert, da der Mangel an Pulver die gewöhnlichen Salven nicht erlaubte. — Dienstags, 4: 31 Jänner Liessen sich die Alken, welche einige Zeit weggeblieben waren, wieder zu vielen tausenden sehen. — Monat Februar. Mittwochs, den 1 Februar Wiithete ein fiirchterlicher Nordoststurm mit Schnee und Schnee- gestöber, von morgens bis abends. Der ganze Fiord trieb voller Eis. — Donnerstags, den 2 Februar Nahm der Sturm noch mehr zu. — Der ganze Fiord war mit einer Eisbrükke belegt. — Montags, den 6 Februar Sahen wir den ganzen Abend und die Nacht durch ein in un- aussprechlichen Abänderungen über den ganzen Horizont hinflam- mendes Nordlicht, das schönste, welches man seit langer Zeit im Lande gesehen hat. Es wirbelte in glänzenden farbigen Stralen, wie der Blitz auf und nieder, stand zuweilen so tief, dass man es knittern hören konnte, und flog pfeilschnell wieder auf. — Es stand die ganze Nacht in Osten, gegen Westen wirbelnd, und war noch nach Mitternacht sichtbar. — Dienstags, d: 7 Februar Morgens um 6 Uhr war das gestrige Nordlicht abermals in seiner vollen Pracht mit schönen Farbenabwechslungen zu sehen. Ein minder feuriges stand uns im Zenith, und wirbelte beständig von Westen nach Osten. — Donnerstags, den 9 Februar Hatten wir mit einfallendem Südostwind fünf bis sechs Grade Wärme. — Sonnabends, den 11 Februar Kam der in Ameraglikfiord geschickte Umiak mit etwas Brenn- holz zurück, — Sie hatten bey Nunangiæt gesammelt. — Sonntags, d: 12 Februar, so wie auch gestern liessen sich viele Schwertfische (Ardlurk- soak, Delphinus Orca) die feindlichen allzufrühen Vorboten des Frühjahrs auf dem Fiord unter Land sehen. — 184 Godthaab 1809. Montags, d: 14 [13] Februar fiel auf einmal wieder 14 Grade Kälte ein. Sie stieg Freytags, den 17 Februar mit anhaltendem Nordoststurm und Gestüber, auch Frostrauch bis auf 17 Grade. Heute Nachmittags waren auch zwey Neben- sonnen, Vorboten von Stürmen sichtbar. — Montags, den 20 Februar Hatten wir wieder 21/2 Grad Wärme bey Südost und einzelnen heftigen Windstössen und Tauwetter. Von Dienstags, den 21 Februar, bis Dienstags, den 28 Februar stieg die Kälte wieder mit schneidendem Nordostwinde, bestän- digem Frostrauche und Schneegestöber, so dass man kaum vor die Thüre kommen konnte, bis 1312°. Eine schmerzliche Kälte in unserer dermaligen Verfassung, bey Mangel an Brennholze, und den gewöhnten nothwendigen Nahrungsmitteln. Wir mussten uns mit grönländischer Kost und grönländischen Speklampen behelfen, um es aushalten zu können. Rypen und Hasen waren gleichsam wie weggezaubert. Alken und Eidervögel war das einzige frische Fleisch, welches wir zuweilen erhalten konnten. Was die Grönländer fiengen, behielten sie meistens für sich selbst, da wir ihnen keinen Euro- pæischen Proviant, welchen sie so sehr lieben, reichen konnten. — Monat März. Mittwochs, den ersten März stand das Thermometer mit Nordenwind auf 14° Kälte. Da- gegen Donnerstags, den 2 März Mittags, mit Südwestwind auf 1 Grad Wärme. Freytags, den 3 März Bey dicker Luft, und Südostwind auf 5 Graden Wärme. Sonntags, den 5 März War ich auf Excursion nach Thorhallesens Vare. Das Baro- meter fiel heute auf 26.6. Montags, den 6 Marz Kamen Abends um 6 Uhr die ersten Posten von Fiskenæs, frihe im Jahre eine seltene Erscheinung. Das Erdbeben vom 21 Jänner wurde daselbst, so wie zu Lichtenfels, ungefehr zu gleicher Zeit, und unter den nemlichen Umständen, wie hier, ver- spühret. Es zog von Südost nach Nordwest, und hielt 2 Minuten Godthaab 1809. 185 an. Die Witterung war auch die Zeit des Winters über mit der zu Godthaab ziemlich gleich. — Donnerstags, den 9 Marz Fieng ich an meinen Bericht für die Königlich Grönländische Handelsdirection, iiber das Jahr 1808 ins Reine zu schreiben. — Sonnabends, 4: 11 Marz Rasete Morgens 3 Uhr ein fürchterlicher Siidweststurm mit Schneegestöber, welcher die doppelten Hausthüren aufsprengte und das ganze Vorhaus mit Schnee füllte. — Sonnabends [Sonntags] d: 12 Marz Reichte der Schnee bereits über das ...... hohe Gartenthor. Der Sturm dauerte mit Gestöber fort. — Montags, den 13 März Wurde es früh morgens stille. Die Postkajakke reisten nach Fiskenæs wieder zurück. Nachmittags erhub sich ein Siidoststurm mit Gestöber, und Windstüssen. Montags, den 20 Marz Das Aequinoctium brachte heute einen erträglichen Tag. — Das Barometer veränderte sich seit 4 Wochen unglaublich viel, und zuweilen, ohne dass merkliche Veränderung in der Atmosphere folgte. — Es scheint, dass noch vieler Jahre fleissige vergleichende Beobachtungen dazu gehören um die Sprache der Veränderungen dieses räthselvollen Instruments zu verstehen. — Dienstags, den 21 März tobte ein heftiger Nordoststurm mit Schnee und Schneegestöber. Ich vollendete die Abschrift meine Berichts an die Königlich Grön- ländische Handelsdirection für das Jahr 1908. — Sonntags, den 26 Marz. Die Tattarakken (Larus tridactylus) zogen schaarenweise in den Fiord ihren Sommerpläzzen zu. — Mittwochs, den 29 März Hörten wir gegen 1 Uhr Nachmittags zwey heftige Donner- schläge, und sahen die Blizze, welche aus Südost kamen. Es schneyte dabey sehr stark. Um 4 Uhr Nachmittags erhub sich ur- plötzlich ein Orkanähnlicher Sturm aus Südwest, der rasendste, welcher, nach aller Eingebohrnen Aussage seit Menschengedenken hier gewüthet hat. Er trieb den Schnee in schweren Massen in die Höhe, und warf alle, die sich aus den Häusern wagten, nieder. — Er schleuderte einen Grönländer zu Neu Herrnhut von einem Haus- 186 Godthaab 1809. dache zu dem andern, nahm einen Theil vom Dache des Brüder- hauses mit, und beschädigte den linken Fliigel des Gebäudes im Fundamente. Die See sprühte bis an die Fenster der Brüderwoh- nungen über 200 Schritte weit und schleuderte eine ungeheure Menge von Geschieben und Eismassen an das feste Land. Bey der Kolonie schlug er die siidwestliche Füllung am Braushause ins Ge- bäude hinein und die nordostliche hinaus, an der Kirche warf er ebenfalls die südwestliche Füllung ein, und zersplitterte die Flag- stange bis ans Gestelle. Mein Zimmer im Inspektoratsgebäude, welches auf der Südwest Seite liegt, krachte im Gebälke unaufhör- lich, als ob es jeden Augenblick zusammenstürzen wollte. Man musste alles Feuer in den Oefen, in den Heerden, und Kiichen ab- löschen. Gegen 6 Uhr Abends liess er zwar ein wenig nach, rasete aber doch die ganze Nacht durch. — Monat April. Ostersonntags, den 210 April, liessen sich die ersten Kopanavarsut (Emberize nivales) die Vorboten des Grönländischen Frühjahrs bey den Häusern sehen. Sie kommen gewöhnlich mit stürmischem Wetter. — Mittwochs, den 5 April Zeigte sich Nachmittags um 3 Uhr ein starker Ring um die Sonne. — Donnerstags, den 6 April. Heute und gestern sahen die Grönländer mehrere Schiffe in Westen vorbeyseegeln. — Freytags, den 7 April, Üeberlieferte ich an Herrn Inspekteur MyaLenpHort eine aus . Stücken bestehende Samlung von Mineralien des Südlichen In- spectorats, nebst dem Catalog, für das Archiv des südlichen Grönlands. Sonntags, den 9 April Stand den ganzen Nachmittag ein grosser Ring um die Sonne. Dienstags, den 10 [11] April Morgens gegen 1 Uhr wurde abermals Erdstösse verspühret. Freytags, den 14 April Sahen die Grünlænder wieder in der Strasse ein Schiff westlich bey Kangek. Abends zwischen sechs und sieben Uhr bemerkten wir hier eine Verfinsterung von ungefehr einem Drittel der Sonnen- scheibe gegen Nordost. Die Sonne gieng gleich darauf unter. Dienstags, den 18 April Erhielten wir die traurige Nachricht, dass das Transportboot der Kolonie 3 Meilen von hier auf der Reise nach Zukkertoppen Godthaab 1809. 187 auf eine Klippe gerathen und gesunken sey. Mannschaft und Takelage wurde geborgen. Das Boot war noch unbeladen. — Donnerstags, den 20 April Reiste Herr Pratov, mit 2 Umiaks nach dem Wrak des Trans- portbootes ab. — Freytags, den 21 April Morgens giengen 2 Kajaks mit Briefen von hier nach Fiske- nes ab, um Brod fiir unsre Noth zu requiriren. Sonntags, den 23 April Wiitete Nachmittags und die Nacht durch ein grässlicher Siid- weststurm. Er kostete 2 Grönländern zu Lichtenfels, welche auf dem Fang waren, das Leben. Mittwochs den 26 April Kamen die Postkajaks von Lichtenfels wieder zurück. Sie hatten diese 20 Meilen in 20 Stunden gerudert. Zu Fiskenæs war wenig Schnee. Um 11 Uhr Abends bemerkte man hier abermals Donner. Donnerstags, den 27 April Hatten wir durch Thauwetter grosses Wasser bey der Kolonie. — Die Schnee und Eisströme bahnten sich einen neuen Weg, und überschwemmten das Koloniewohnhaus und mehrere Grönländische Häuser. Sonnjabends, den 29 April Um 4 Uhr Nachmittags kam unter einem starken Südwest- sturme das Fiskenæsser Transportboot mit etwas Proviant glücklich zur Kolonie. Nachmittags fiel ein Grönländischer Knabe von Neu Herrnhut bey unserer Wohnung in eine Schneekluft, wurde aber bemerkt und von dem Catecheten PauL ANDERSEN vermittelst eines Taues gerettet. Der ganze April Monat war eine Kette von Südweststürmen, welche eine ungeheure Menge Schnee brachten, so dass es nun wie im Anfang des Jänners aussah. Monat May. Montags, den ersten May Rasete abermals ein schwerer Südweststurm mit Schnee und Sehneegestöber, so dass man nicht aus der Thüre gehen konnte. — Die Grönländer mangelten Speise und Speck zu den Lampen; sie waren zum Theil schon so weit gekommen, dass sie alte Felle zu- sammen schneiden, kochen und essen mussten. — Dienstags, den 2 May kam endlich Herr PLarou nach einer Abwesenheit von” 12 Tagen, da wir bereits für sein Leben fürchteten, mit beyden Umiaks 188 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. gliicklich vom Wrack zur Kolonie zuriick. Seit langer Zeit hatten wir heute wieder Nordenwind, und ziemlich ruhige See. Sonnabends, den 6 May Kam viel Treibeis aus dem Fiord. Die Grönländer reisten häufig zum Nepisæt und Angmakset Fang. Sonntags, den 7 May Sahen die Grünländer zu Kangek ein Schiff, welches nach Norden zu seegelte. — Abreise von Godthaab nach dem Südlichern Grönland Sonnabends, den 13 May Vormittags um halb neun Uhr verliess ich die Kolonie Godt- haab, um noch einmal die südliche Küste Grönlands zu bereisen. — Ich wurde mit einem Umiak von 5 Grönländerinnen und dem Blan- ding ApAm Весн als Steuermann besetzt, befördert. Ich nahm zu- gleich auch die Postdepeschen mit, welche nach Süden abgehen sollten, um doppelte Ausgaben zu ersparen. Um 10 Uhr reisten wir den Hjortetakken (Kingiktorsoak) vorbey. Ein hoher steiler und schneebedeckter Berg, welcher hinter demselben liegt, wird von den Grönländern Kallisaursak oder der Nabel ge- nannt. Pikiudlit lag uns zur rechter Hand. Wir giengen Iker- tosoeitsiak vorbey, wo der Kolonist Lars Simms vor einem Jahre bey seiner ungliicklichen Kanterung mit der Jolle ans Land kam, und 5 Tage hungerte, bis eine vorbeyreisende Grönländer- familie ihn bemerkte, und mit sich nach Kariet nahm. Er verlohr einige Tage darauf seine beyden bey dieser Gelegenheit erfrornen Füsse, welche sich von selbst ablösten. — Die Insel Ikertosoeitsiak ist ziemlich flach, bey derselben ist ein Hafen fiir Transportboote, Grundhafen genannt. Auf der linken Seite gegen Ameraghk zu ist Strémhafen, und jenseits unter dem festen Lande Se..... oder Spanhafen. Bey Narksak giengen wir ans Land, um et- was Treibholz zum Kochen einzunehmen. Von da fuhren wir nach der dabeyliegenden Insel Alliortok (Spögelsesöe) wo ich auf Excursion gieng, wihrend das Volk sein Mittagsbrod verzehrte. Auser den oben Seite 167 berührten Fossilien fand ich Milchquarz als Gemengtheil des Granits mit eingewachsener Hornblende, kleine Bergkristalle, schônen labradorischen, in Adular übergehenden Feldspath, schwarzen Glimmer in gros- sen Tafelen, etwas verwitterten Sahlit und Kokkolithsand. — Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 189 Das Thermometer zeigte Mittags in der Sonne 24° Wärme, der Wind war östlich und die Luft klar. — Auf dem östlichen Ende von Kikertarsoak steht eine Vare, welche der Vormann JoHannes Smipt von Fiskenæs aus dem Schedel und den Gebeinen eines gefundenen Nordkapers errichtet hat. — Die höchsten Berge im festen Lande bey Kariæt sind: Sermesok, welcher eine ge- bogene zakkichte Spizze hat; an ihn gränzt der Berg ....... Vor ane lap Ww: 4... ‚ und in Westen Angisok, eine grosse flache Insel. Unter Sermesok in Süden zeigt sich eine hohe steile Felsen- mauer, von den Grönländern Imnarsoak genannt, unter welcher sieidas; Thal: 255598. hinaufzieht. — Wir hielten uns nun mehr westlich gegen die äussern Inseln zu, kamen Karosulik, eine Insel, von den grossen Höhlen so genannt, welche die See an ihrem Strande ausgespühlt hat. Sie besteht wie alle, die ich auf dieser Strekke sah, aus Granit, in welchem lagerweise gemeine Hornblende und Horn- blendschiefer ligt. Die Lager sind am Seestrande grössten- theils verwittert und ausgespühlt; auf diese Weise sind die Höhlen entstanden. Wir blieben auf der südlichsten Insel von Kellingarsuk, auf einer Stelle, wo mehrere alte grön- ländische Häuser, und Gräber waren, über Nacht. Die Ge- birgsart ist Granit mit vieler Hornblende. Das Thermometer zeigte abends 6 Grade Kälte. — Sonntags, den 14 May Reisten wir um 6 Uhr Morgens ab, und setzten über Merko- ritsub Ikera, oder Buxefiorden. Der letztere Name soll daher kommen, weil die Grönländer einmal in Ermangelung eines Seegels ein paar Beinkleider aufpflanzten, um überzusezzen. Wir giengen zwischen Simiutet und Kingiktosoeitsiak durch. — Erstgenannte Inseln liegen gegen Westen quer über den Fiord. Die See ist hier meistens sehr unruhig, doch kamen wir gut hin- über, obgleich der Wind ziemlich rasch blies. Wir giengen ....... -oder Splithullet vorbey. In Westen liegt Saitut, flache In- seln, woselbst beständig die See viel Treibholz aufwirft. Sodann kamen wir nach dem Holländerhafen, oder der Grönländerbucht, grönländ...... Unter Merkoritsok zieht sich ein schmaler, 11/2 Meile langer Fiord ins Land hinein, Kangerdluarsungoak genannt, wo die Fregatte Marie Luise vor 8 Jahren sank. Unbegreiflich ist es mir, wie der Schiffer durch so viele Inseln und Scheeren durch diese Wasserzunge kommen konnte. Gegen Mittag kamen wir nach Ikertupersoit, oder Teltöerne, 7 Meilen von der Kolonie ent- legen, woselbst eine Garnstelle für den herbstlichen Seehundfang 190 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. der Kolonie Godthaab ist. Die Inseln bestehen aus Granit mit grossen Hornblendelagern. Wir reisten weiter zwischen ........ А Kimik durch, und kamen nach Tre Brodrehavn, oder REL Bie EME , wo man den halben Weg zwischen Godthaab und Fiske- nes hat. Wir passirten hierauf ......... Die Insel besteht aus Granit. Der tre Brüdrehavn hat seinen Namen von den daselbst befindlichen 3 Varen erhalten. — Da die See zu hoch und gefähr- lich fiir mein schwaches Fahrzeug gieng, so blieb ich, da wir ohne- dies auf eine blinde Scheer zu sitzen kamen, wodurch der Ueber- zug unser Umiaks ein paar schlimme Löcher kriegte, zu Kellingeit über Nacht. Hier stehen die Uberbleibsel einiger Grönländischen Häuser und einer Flaggstange. Auf dieser Stelle wohnten ehmals viele Grönländer, bey welchen ein nationaler Katechet angestellt war. Nun ist die Insel unbewohnt. Ich bemerkte eine grosse Menge alter Gräber. Die Gebirgsart ist Granit mit Lagern von Hornblende, und grossen horizontalen Gängen von Urgrünstein. Die Felsen sind mit Lichen proboscideus, saxatilis, und jubatus ganz überzogen. Von den Europæern werden diese Inseln Klingarne genannt, ein Wort welches vermuthlich aus Missverstand des Grön- ländischen Namens Kellingeit entstanden ist. Unter dem festen Lande liegt der sogenannte Mönsterplads. (Musterplatz, grönländisch Märaksoak). Er besteht aus einer ungeheuren Menge zusammen- geschwemmter Geschiebe. Die See unter dem Lande um Kellingeit ist voll Untiefen und Scheeren. Montags, d: 15 May reiste ich frühe Morgens von Kellingeit wieder ab. Wir giengen durch Ikaresarsuk, einen durch mehrere Inseln gebildeten Sund, in welchem sich ein Bootshafen findet, welcher durch zwey Varen angezeigt ist. Mit Schiffen von einiger Grösse kann man den vielen Untiefen wegen nicht durchkommen. Wir sezzten über Kangerdluarsuk, oder Grædefiord, welcher sich 16 Meilen nordöstlich ins Land hineinzieht. Er soll den Dänischen Namen einer Grönländischen Leiche wegen, welche unter vielem Geheul hier begraben wurde, erhalten haben. Unter dem festen Lande liegt der Berg Kognek, von einer auf derselben befindlichen Kluft so genannt. In Westen liegen die Innuksuktusut, eine lange Reihe von Inseln, welche sich über Kangarsuk hinaus erstreckt. Sie haben ihren Namen von den auf ihren Gipfeln befindlichen Varenähn- lichen Erhöhungen erhalten, welche aus verwitterter Hornblende bestehen. Der Einlauf am südlichen Ufer des Grædefiords ist von einigen Grönländerfamilien von Lichtenfels bewohnt. Im Sommer kommen die Grönländer auf den Angmaksætfang, und auf die Renn- thierjagd in denselben. — Wir sezzten Kangarsuk vorbey. Die Gebirgsart dieser in die offene See hinausragenden Spizze des festen Landes ist Granit mit vielem Quarz und grossen Lagern von sehr zerklüftetem Hornblendgestein. Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 191 Unter dem festen Lande von Kangarsuk in Osten ist die Insel Sergveit, welche den Namen von den vielen Theisten /Uria grylle), welche hier in den Klippen nisten, erhalten hat. In Süd- westen liegt ........ eine grosse lange Insel, bey welcher wir in der Ferne einige Kajakken auf dem Fange bemerkten. Wir giengen durch Ikarasek, und den Sund Kaneitsut vorbey, kamens nach Fr... , wo alte Ueberbleibsel von Häusern stehen, und nach Itersermiut, einer Winterwohnstelle einiger Grönländer- familien von Lichtenfels, deren zahlreiche Kinder am Strande herum Front machten. — Wir passirten sodann Agpet, eine Felsenmauer, dem Aufenthalte unzählicher Alken, und Innuksumiut, eine verlas- sene Wohnstelle. Die zerfallenen Häuser derselben stehen tief an die See hinab, so dass man zu glauben geneigt seyn möchte, die See hätte hier seit einiger Zeit zugenommen. Bey dem Sunde Am........ liegt zu oberst auf dem Berge ein grosses konisch gestaltetes Felsenstück ........ , an diesen Berg schliesst sich eine zakkige Felsenkette mit steilen Mauren Illejutit und ........ genannt. Sodann kommt man nach ........ , welches nach Westen liegt, und ehemals ein Grönländischer Winterwohnplatz war. Auf der Höhe über den zerfallenen Häusern ist eine Vare errichtet, welche einen Bootshafen, den sogenannten Svovelstikhavn be- zeichnet. Von hier aus giengen wir eine Garnstelle Kidlarne, die entfernteste und westlichste vorbey, wo der Grönländer Hans Ravn den Seehundgarnfang betreibt. Es ist die beste der Loge Fiskenæs. Näher bey der Loge liegt die Garnstelle ........ welche auch Skydested genannt wird. Die neueste Garnstelle Kabluneitsieit wird von einem Grönländer betrieben. Eine andre zu Niakortelik musste aufgegeben werden, weil die schwere Strömung viele Garne mitnahm. — Endlich kamen wir in den Fiskefiord, setzten über denselben nach dem Etablissement der Mährischen Brüder, Lichtenfels, grönländisch ........ genannt, kamen endlich Okaitsungoit vorbey, und langten um 9 Uhr bey der Loge Fiskenæs, grönländisch ........ an, wo ich von HEıLmann sehr freundschaftlich aufgenommen wurde. — Fiskenæs liegt von Godthaab 18 bis 20 Dänische Meilen entfernt. — Dienstags, den 16 May Stand das Thermometer auf 4° Kälte mit Schnee und Nord- sturm. Mittwochs, den 17 May Trafen bey der Loge die ersten Posten von Friederichs- haab und Julianehaab ein. Ich gieng auf Excursion und fand in der Nähe der Loge im Granit, welcher die Hauptmasse der ganzen Insel ausmacht, einen stehenden Gang von Quarz mit eingemengtem Kupferblau, Kupfergrün und Kupferkies, grosse 192 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. Gänge von Grinstein, lagerweise Tremolith, mit etwas Kalk- spath, Kyanit, gelblich grünliche kleine Kristalle in Quarz mit Glimmerschiefer, das gadolinitahnliche, kristallisirte Fossil in Feldspath, griine Hornblende, auch Hornblendschiefer. Donnerstags, den 18 May Machte ich mit Herrn Heimann eine Tour nach Lichtenfels, weil ich der ungestiimen Witterung wegen nicht weiter reisen konnte. Sonnabends, den 20 May Fand ich auf einer Wanderung in Glimmerschiefer bräunlichen Tremolith und Kupferkies. — Reise nach Friederichshaab. Montags, den 22 May, an Pfingsten Morgens halb 8 Uhr reiste ich von Fiskenæs wieder ab. Meine Begleiter waren: der Vormann Jonannes Эснмшт als Steuer- mann, die Grönländer Esaias und Amos als Kajaksmänner, und 5 Grönländerinnen das Umiak zu rudern. Wir giengen hinter der Insel der Loge weg. In Norden lag uns der steile Berg Illuar- telik, wir passirten Okaitsut, und liessen Kidlia in Westen liegen, wo die Grönländer so eben den ersten Seehund für dieses Jahr gefangen hatten. Sie theilten ihn nach altem Brauche samt dem Felle in so viele kleine Theile, als Interessenten beym Fang waren, und schickten mir auch durch meine Kajaksmänner ein paar Striemen davon zum Frühstück. Diese Ausstükkelung des ersten gefangenen Seehundes soll nach ihrer Meinung zu einem glücklicken Fang verhelfen. Kidlia gegen über in Osten unter dem festen Lande ist eine grönländische Wohnstelle Okaitsorsoit. — An derselben zieht sich eine Bucht ins feste Land hinein, welche von steilen Felsen umgeben ist, ........ genannt. Hier vorunglückten vor 4 Jahren 3 Grönländische Mädchen, welche über das Eis gehen wollten, und seit der Zeit halten wie gewöhnlich die Grönländer diese Stelle für unglücklich und bewohnen sie nicht mehr. Wir giengen durch einige schmale Sunde Ikara- sek genannt, zwischen kleinen Inseln durch, und kamen nach Kangarsuk. Aussen in Westen liegen mehrere Inseln, A........ genannt, welche sich von Süden nach Norden ziehen. Kangarsuk selbst besteht aus Glimmerschiefer, Horn- blendschiefer, und eingelagerten Granit mit Magneteisenstein, auch viel angeschwemmtem Sande. Man sieht hier mehrere alte Grönländische Wohnstellen, und Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 193 rechnet von Fiskenæs zwey Meilen hieher. — Wir sezzten sodann Kangeitsiak vorbey. Innen um Kangeitsiak geht ein Lauf mit sehr schwerer Strémung durch, welcher deswegen nur mit inne- stehender Ebbe und Fluthzeit zu passiren ist. Bey einer in Westen liegenden Insel Ukaleselik genannt, ist ein Bootshafen. Gegen Osten erhebt sich im festen Lande Pattefield, grönländisch Iviengit, zwey steile Bergspizzen. — Hier kann man schon den bekannten Eisblink sehen. Nahe dabey gegen Siiden liegt der Berg Kakar- soak. Wir giengen durch mehrere Inseln, konnten aber nicht durch den grossen Sund Ikaresarsuk kommen, da er noch zu- gefroren war. Aussen vor liegen in Westen mehrere Inseln, wor- unter Arngarsoak ehemals eine grünländische Wohnstelle war. Wir setzten hierauf über eine grosse Bucht unter Kakasoeitsiak ins feste Land hinein. Hier liegt die Wohnstelle ......... Zu RAR ATEN , einer Insel gieng ich ans Land. Hier finden sich meh- rere alte Hauser und Graber. Die Gebirgsart ist sehr verwitterter Hornblendeschiefer mit vielen Quarzlagern. Ich setzte fiir heute die Reise noch bis an den Bärsund, Adlomersut genannt, fort, und kam gegen Abend an seine äus- serste feste nordlichste Nes, Kangidlamiut, wo ich über Nacht blieb. Wir hatten Abends zehen Uhr mit heftigem Südweststurme sechs Grade Kälte, und starken Schnee, welcher auch noch den darauf folgenden ganzen Tag unausgesetzt anhielt. — Dienstags, d: 23. May, War ich den ganzen Tag auf Wanderung. Die Вит dieser zu Grönländs Continent gehörigen Landspizze ist Granit mit Grünsteinschiefer. In dem röthlichen Feldspath der Haupt- masse fand ich hie und da Adern von Bleyglanz, und lager- weise grauen Hornstein. — Diese Næs war ehemals stark von Grönländern bewohnt, wel- ches mehrere Hausüberbleibsel, und viele Gräber, besonders auf einer Höhe gegen Norden zu anzeigen. Gegen 10 Uhr Abends hatten wir 5 Grade Kälte mit Sturm und Schnee. — Mittwochs, d: 24. May Reiste ich Morgens 5 Uhr ab, und in dem Bärsunde oder Ad- lomersut aufwärts. Dieser Sund soll ehemals eine Durchfart nach der Ostseite Grönlands gehabt haben. Vieleicht hat er selbst den alten Normännern noch gedient. Nun ist er mit Eis verstopft. Das nordliche Ufer des Sundes ist flach, und hat mehrere kleine Buch- ten. Gegen das nordliche Ende steht Thonschiefer und Kiesel- schiefer in steilen Kuppen an, von wo aus er sich sodann etwas XXXV, 13 194 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. südöstlich wendet und eine Bracksee bildet, in welche das See- wasser mit der Fluth hinauf geht, und Gelegenheit zu gutem See- hundfang, besonders Kassigiet, giebt. Die Grönländer halten sich deswegen im Frühjahre oft hier auf. — Auf der südlichen Seite dieses Sundes bey der Krümmung desselben ist eine Thonschiefer- kuppe, Niakornarsuk genannt, hinter welcher an einem Lachs- elve gegen Osten zu sich Norische Rudera finden. Sie machen ein gegen 80 Fuss langes, und 40 Fuss breites Viereck aus, des- sen Abtheilungen nicht mehr zu erkennen sind. — Lose Steine sind rund herum zwischen dem Gebüsche zerstreut. Die Gras- plätze tragen sichtbare Spuren ehemaliger Kultur. Das Ende dieses 8 Meilen langen-Sundes war noch mit Wintereis belegt, auf welchem viele Seehunde besonders Xassigiæt sich an den kargen Sonnenblicken erquickten. — Die Gegend ist schauerlich, das stidliche Ufer des Sundes ist sehr steil, und dessen Felsen bestehen aus Glimmer- schiefer. Der Berg Kakarsoak, welchen ich bestiegt ist grauer Glimmerschiefer mit Granaten, so wie auch der daran- stossende Berg ......... Der unübersehbare Eisblink sticht überall hervor. Zu äusserst, der Südseite des Sundes gegen die offene See zu, liegt Ravns Storöe oder Kikertarsoak. Die Nordseite des Sundes begränzt die schmale Insel Langeland oder Kakitsok. — Bey der Reise auf dem Fiord kamen wir an einem hohen gespaltenen Berge, ........ vorbey, in dessen Nähe Sergveit oder Theistoe liegt. Wir pas- sirten hierauf eine in Westen liegende grosse Insel und giengen durch den Strömsund. (........ ) Er hat heftigen doppelten Strom, welcher aus dem ........ fiord komt. — Die nördliche Strömung geht stets mit der Ebbe gegen Norden, die südliche gegen Süden, und mit der Fluth die nördliche gegen Süden, und die südliche gegen Norden. Die See wirft beständig kleine Wellen, wie kochendes Wasser aussehend. — Der Strom geht pfeil- schnell. — Der Fiord Kunnilik reicht unter den Eisblink, ist für den Seehundefang sehr zuträglich, und war dermalen noch gefroren. In demselben findet man nach Aussage der Grönländer ebenfalls Normiinnische Rudera. Zu Ikartok, einer grossen langen auf der Südseite des Fiords belegenen Insel blieben wir über Nacht. Das Thermometer stand bey "Regen und Schnee, ee 10 Uhr auf 4° Kälte. — Deer Mes d: 25. May, stand gegen Mittag das Thermometer in der Sonne auf 25 Graden Wärme, im Schatten auf 7 Graden. Ich gieng mit dem Umiak siidlich in der Bucht bey Ikartok hinauf. — Die Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 195 ganze Insel ist in kleine Kuppen von der nemlichen Steinart vertheilt, welche Hornblendeschiefer und Glimmerschiefer mit vielem Quarz gemengt ist. — Die Schichtung geht von Westen nach Osten und ist beynahe senkrecht. Auf und zwischen dem Glimmerschiefer liegt Thonschiefer und Kieselschiefer. Im Glimmerschiefer sind Granaten in Dodekaedern, welche oft die Grösse einer Mannsfaust haben, aber sehr spröde sind. — Der Thonschiefer geht auch in Wetzschiefer über. — Die Hornblende liegt zuweilen hahnentrittförmig und feinstrahlig im Glimmerschiefer, wie die bey Schneeberg. Im Hornblend- schiefer sieht man grosse Quarzlager. Zunächst an Ikartok liegt Kikertarsoak, eine grosse aus sechs durch schmale Thaler abgesonderten Bergen bestehende Insel. Kleine Stréme trennen sie vom festen Lande. — Die Hauptmasse der ganzen Bucht ist Glimmerschiefer mit figurirtem (gehaktem) Topf- steine, in den Ablösungen mit kuglichtem Glimmer, kristalli- sirtem Feldspath und Granaten. In kleinen Lagern kömt grüner Stralstein und Asbest vor. Viele Seehunde lagen hier auf dem anstehenden Wintereise. Ich entwarf von der Höhe des Berges die Lage der Gegend, und kehrte wieder nach Ikartok zurück. — Freytags, den 26 May, Machten wir uns früh auf den Weg, um den Eisblink oder Sermersoak vorbeyzukommen. Wir erreichten gegen Tullugar- telik, eine Insel, welche mitten auf dem Wege dieser Hisstrekke liegt. Die Gebirgsart ist Glimmerschiefer, über welchen eine ungeheure Menge des allerfeinsten Quarzsandes hergeschwemmt ist, welcher aus dem ewigen Kampfe der wüthenden See gegen die Klippen verbunden mit der natürlichen Auflösung des Granits und Glimmerschiefers durch Eis und Schneewasser, entstanden ist. Von hier aus giengen wir nach Pokkiktok. An dieser Stelle habe ich im Jahre 1806 bey meiner ersten Reise über 4 Tage in der schrecklichsten Witterung des Oktobermonats stille liegen müs- sen, welches mir damals Zeit und Gelegenheit genug zu Exeur- sionen gab. 13* 196 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. Hier wechselt Granit mit Gneiss ab. — Die Schichten des letztern sind wellenförmig und laufen horizontal in schönen Schlangenlinien am Fusse der Berge weg. Der Glimmer ist grünlich schwarz, und die Schaalen des Gesteines lassen sich leicht absondern. In saigern Gängen findet sich rother Feld- spath mit Magneteisenstein. Die grossen flachen Sandbänke liegen von dem Eisblinke ап über 3 Meilen in die See hinaus, und fallen, einige kleine Kanäle abgerechnet, welche die Fluth abwechselnd von Zeit zu Zeit im Sande bildet, bis an den Eisblink hin, in der Ebbe ganz trokken, so dass man nach dem Eisblinke gehen kann. Ich versuchte diese beschwerliche Wanderung auf meiner ersten Reise, und wagte es auch, den Eisblink zu erklettern, und über denselben ein Stück weit ins Land hineinzugehen. Der Anblick dieses fürchterlichen Eismeeres mit allen seinen glimmernden spiegelglatten Klippen, mit seinen unabsehbaren Spalten und Schlünden, die Aussicht rund um- her, so weit das Auge ins Laud hineinreichen kann, in die erstarrte erstorbene Natur, wo kein lebendes Wesen, kein Vogel, kein Insekt, kein Wurm sichtbar ist, und nur das Schlagen der empörten Wellen, das Knittern des gefrorenen Schnees, oder der Donner berstender Eisberge die schauerliche Stille unterbricht, fesselt den Reisenden in sprachlosem Erstaunen, und wirkt auf seine gespannten Sinne so lebendig, wie die reizendste Gegend Italiens. — Dorten ewige Freude hier ewige Trauer in der Natur! — Und doch — die unbeschreib- liche schönen Riesengrotten, welche die Sonne und die See mit ver- einten Kräften, bald in saphirblaue, bald in schmaragdgrüne, bald in silberweise kristallklare Eisklippen am Strande gebohrt hat, welche der Ewigkeit zu trozzen scheinen, und doch oft augenblick- lich in Trümmer zusammenstürzen, erfüllen die Seele mit einer ge- wissen bange Freude. — Ein schönes Nordlicht, welches in farbichten Stralen bereits über diesen Schauplatz schwermüthiger ängstlicher Wohllust zu blitzen begann, erinnerte mich, dass es Zeit sey, diese schlüpfrige Bahn zu verlassen, und in meinem thranigen Zelte bey rauchender Lampenwärme Schutz vor der Kälte der Nacht zu su- chen. — Und wirklich war es die höchste Zeit, denn die Fluth hatte über den Sandbänken bereits so sehr zugenommen, dass ich mit genauer Noth noch durchwaten und mein Gefolge am Strande erreichen konnte. Die Nacht durch rasete ein fürchterlicher Nord- sturm mit Schneegestöber. Die Brandung schlug bis zu unserm Zelte hinauf, welches doch über S0 Schritte von der See abstand. Am folgenden Morgen sah ich, dass der Sturm einen ganzen Damm von Sand und Seetang um uns her geworfen hatte. Noch wirbelte der Sand wie Schneegestöber in dicken Wolken um uns her, und erst den fünften Tag darauf als den vierten October waren wir Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 0497 endlich so glücklich, dieses beyspiellose schrecklichschéne Natur- theater zu verlassen, wo nur Auflésung und Zerstérung haust. — — Ich kehre nun von dieser Ausschweifung wieder in den Gang meiner dermaligen Reise zuriick, wo wir gliicklich Sakriesok, das erste Land am südlichen Ende des Eisblinks erreichten. Hier sind mehrere Rudera alter grönländischer Häuser. Die herrschende Ge- birgsart ist Glimmerschiefer. Wir blieben über Nacht zu Siora- miut; einer der Spijskammeröer. Hier ist ein Bootshafen. In dieser Gegend verunglückte vor einigen Jahren ein Umiak mit vielen Menschen, welche in einer Gruft des Berges begraben sind. — Die Insel ist dermalen unbewohnt. Die herrschende Gebirgsart ist Gneiss mit Hornblende- schiefer, und Glimmerschiefer mit Granaten. — Sonnabends, den 27 May, Reisten wir wieder ab, und sezzten über den Fiord ........ Er hat diesen Namen, weil ein grosser Theil desselben mit der Ebbe trocken fällt, welches von dem Sande des Eisblinks herrührt, an den er stösst. Er zieht sich nach Nordost, dann nach Osten, und hatte noch viel Wintereis. — Von da aus setzten wir über den. Biord К . , so genannt, weil er am Ende breit und an der Mündung schmal ist. Er zieht sich gegen Südost, reicht an den Eisblink, und ist gegen 6 Meilen lang. Hieher kommen die Grönländer auf den Angmakset und Rennthierfang. Von den Euro- . päern wird der Fiord per abusum Kaxefiord genannt. Unter dem festen Lande zieht sich der Sund Ikaresak durch. Aussen gegen die See zu liegt Simiutet. Wir kamen nach Nordre Storöe, grönl. Kikertarsoak, hierauf nach Söndre Storüe. — Beyde sind im Winter bewohnt, und gute Fangestellen fiir Friede- richshaabs Grönländer. Die Gebirgsart auf beyden ist Granit mit Grünsteinpor- phyrlagern, auf der ersten Insel wechselt der Granit mit Glimmerschiefer ab. Gegen über im festen Lande liegt der Berg Kakarsoak, und der Fiord Kangerdluarsunguak. — Endlich erreichten wir Pamiut, oder den Schwanz, eine lange schmale aus Glimmerschiefer bestehende, in die See hinausreichende Inselgruppe, zu welcher ....... gehört, und kamen um vier Uhr Abends zu Friederichshaab an, Sonntags, den 28 May Wohnte ich dem Gottesdienste bey, welchen Herr Missionär Jessen hielt. Abends um 9 Uhr kamen wider alles Erwarten Post- kajakke von Fiskenæs mit der Nachricht, dass Kapitän Erxen mit 198 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. dem Schiffe Jupiter von Flekkeröe aus dorten eingelaufen wäre, und brachten zugleich die Briefe aus Europa mit. Ich erhielt unter andern das Duplikat eines Schreibens von der Königlich Grönländischen Handelsdireetion. — Die politischen Neuigkeiten waren leider nicht so beschaffen, dass sie uns froh machen konnten, ob wir gleich warmen Antheil an der muthvollen Vertheidigung Norwegens, und allem glücklichen Fortgang der Dänischen Waffen zu Wasser und zu Lande nahmen. — Mir war der Verlust aller meiner mühsamen Samlungen und naturhistorischen Arbeiten, welche bey dem Brande des Petri Priesterhauses ein Raub der Flammen wurden, zwar nicht unerwartet, aber doch schmerzlich; wozu noch die Bestättigung des Verlustes aller meiner durch zwey Jahre in Grönland gesammelten Naturprodukte kam, welche in die Hände des Feindes fielen. Ich war sogleich entschlossen, aller ungünstigen Aussichten ungeachtet, noch ein Jahr im Lande zu verbleiben, um die Lücken doch einigermassen wieder durch neues Einsammeln zu ergänzen, da es mir überhaupt nicht rathsam schien, mich selbst oder den Rest meiner gemachten Sammlung einer so unsichern Seereise anzuvertrauen. Montags, den 29 May Giengen die Posten wieder zurück. — Ich meldete mit dieser Gelegenheit Herrn Inspecteur MyHLEnpHorT meinen Entschluss noch ein Jahr im Lande und zwar bey ihm auf Godthaab zuzubringen. — Monat Junius. Donnerstags, den 8 Junius kam endlich der Grönländische Umiak zur Kolonie, welcher mich wieder weiter befördern sollte. Freytags den 9 Junius trat ich mit 4 Grönländerinnen, einem Kajaksmann, und dem Blanding OLE OLsen, welcher in Diensten des Königlichen Handels ist, die Reise nach Arksut an. — Reise nach Forsöget Arksut. Ein anderer Kajaksmann, welchen ich gestern Abends um 4 Uhr akkordirte, kriegte eine Stunde darauf Appetit zum heiligen Ehestande, liess sich auch wirklich noch den nemlichen Abend um 6 Uhr eopuliren, und verlor deswegen die Lust mir zu folgen. — Wir sezzten um 8 Uhr Morgens über den Quannefiord, grönländisch Kwannetsok, welcher voller Treibeis lag. Dieses kömmt aus dem Fiord selbst, weil der Eisblink in demselben seit einigen Jahren so sehr zugenommen hat, dass er nun bis in die See hin- abreicht, und also von Zeit zu Zeit sich eines Theils seiner Bürde Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 199 entledigen kann. Vor 20 bis 25 Jahren konnte dieser Fiord nach des alten Zimmermanns OLE ÖSTERBERG, des Vormanns Ренв OHLSEN und anderer Erfahrung noch kein Eis auswerfen. Ein hinlänglicher Beweis, wie sehr das Eis des festen Landes von Jahr zu Jahr zu- nimmt. Die Stücke haben oft schon eine Höhe von 20 Ellen und drüber. Vor der Mündung des Fiord liegt Quannöe, grönländisch Kangilinek, woselbst im Winter ein paar Familien wohnen, welche zum Friederichshaabsdistrikte gehören. Von hier aus giengen wir durch einen langen Sund ....... genannt. Im Einlaufe in denselben liegt links von der Kolonie aus ein Bootshafen, Ban- ked Bygshavn genannt. Am Ende dieses Sundes ist die Steile Klipper , welche eine Insel bildet. Wir giengen Omenak vorbey, setzten über eine offene Bucht, und kamen nach Wester- Land, grönländiseh .......%. genannt. Dieses Land besteht aus mehrern Inseln, durch welche schmale Sunde gehen. Am Einlaufe in dieselben liegt links eine alte verlassene Winterwohnstelle, Ujort- lek, von den Europæern Michel genannt. — Wenn man die Sunde durchfahren hat, kommt man an eine Bucht, auf deren sud- lichen Seite die knubbede Øe, grönländisch ....... ligt. Diese Insel zieht sich gegen das feste Land zu, woselbst sich auf der entgegengesetzten Seite Kaksersoak der sogenannte Profos- havn befindet; es ist die Stelle, wo Herr Assistent WoLrr unge- fehr vier Wochen früher, nemlich den vierten May dieses Jahres mit der Jacht Libertas im Eise verunglükte, und sich noch mit Mühe auf dem sinkenden Fahrzeuge ans Land retten konnte. Die Stelle liegt neun Meilen südlich von Friederichshaab. Wir giengen noch durch Smale Sund, grönländisch Ikaresarsuk, an dessen Ende wir unter dem festen Lande über Nacht blieben. — Die Inseln von Friederichshaab hieher, besonders Wester- land, bestehen aus Granit mit vielem Glimmerschiefer, so wie auch Narksalik, eine Insel und grönländische Winter- wohnstelle, welche westlich von einem Fiord gleiches Namens liegt. Auch dieser Fiord wirft jährlich von dem Eisblinke, welcher sich in demselben angelegt hat, eine ungeheure Menge Treibeis aus. In Smalesund findet man im Granite grosse Lager von Hornblendeschiefer. Diese ganze Nacht durch fiel ziemlich Schnee. — Sonnabends, den 10 Junius reisten wir Morgens um 6 Uhr von hier wieder ab. — Als wir aber die offene See erreichten, fand sich, dass ein sehr heftiger Nordwind blies. Wir krochen dem ungeachtet unter dem Lande noch ein Stiickchen Wegs weiter fort, und giengen in die Bucht welche nördlich bey Tindingen sich in das feste Land hineinzieht, 900 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. Mugs Lit he heisst. Da es unmöglich war, bey dem starken See- gange sich weiter zu wagen, so legten wir auf Omanarsuk, einer kleinen steilen Insel, welche von Tindingen nur durch einen schmalen Lauf abgesondert ist, ans Land. Ich liess mich über den- selben sezzen, um den Berg zu ersteigen. Tindingen von den Grönländern Kingiktorsoak ge- nannt gehört mit unter die höchsten und steilsten Berge dieses Landes. Die Unterlage dieser grossen Gebirgsmasse ist feinkörniger röthlicher Granit, welcher nur 3 bis 4 Lach- tern über des Meeres Oberfläche reicht; auf demselben liegt Urtrapp, nemlich Hornblendegestein, Hornblendschiefer und Urgrünstein miteinander abwechselnd, durch welches Gestein der unterliegende Granit gang und lagerweise sich drängt. Mit dem ersten Absazze des Berges in einer Höhe von unge- fehr 2500 Fuss nimmt der Granit wieder die Oberhand und der Urtrapp erscheinet lager und gangweise, und so verhält es sich bis auf die Spizze, eine Höhe von ungefehr 4000 Fuss, welche ich des Glatteises wegen nicht ganz erreichen konnte. In dem Granite findet sich das gadolinitähnliche prismatische Fossil und gemeine Hornblende eingewachsen. Zwischen dem Granit zeigt sich in kleinern Lagern Amianth, Asbest, Stral- stein, gemeiner Talk nnd grünlicher Quarz grösstentheils in edeln Serpentin, vieleicht eine Art Beilstein eingewachsen. Um den Tindingen herum wächst schöner grossblätteriger Li- chen Islandicus in unbeschreiblicher Menge. Cochlearia anglıca, Oxalis acetosella, Leontodon taraxacum, Angeliea Archangelica und Azalea procumbens sind ebenfalls häufig. Mittags zeigte das Ther- mometer auf der Höhe des Tindingen in der Sonne 11° und im Schatten 1!/2° Wärme. Nachmittags 4 Uhr bestieg ich die Spizze der Klippe auf Omanarsuk, welche Insel ebenfalls Granit zur Unterlage, und Urtrapp aufgelagert hat, und errichtete auf dem hüchsten Punkte der Insel eine Vare. Diese Insel war ehemals im Winter bewohnt, welches mehrere Hausrudera und Graber zeigen. Bey einem der letztern fand ich einen vermoderten Kajak und Fanggeräthschaften aus den Zeiten des Heidenthumes. Es schneyte abermals die ganze Nacht durch. — Sonntags, den 11 Junius Reisten wir um 4 Uhr Morgens wieder ab, giengen Tindingens Nas oder Kingiktok vorbey, und kamen gegen Kangarsuk zu. Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 201 Bey letzterer Stelle kann man einen Theil des Eisblinks über- sehen. Wir begegneten hier 3 Südländischen Umiaks, mit vielen Menschen beladen, und 6 Kajaksmännern, welche allesamt nach Godthaab auf die Rennthierjagd reisen wollten. Wir giengen um die nördliche Näs von Tiksalik, grönländisch Kangek, und kamen auch die südliche Näs ........ gliicklich vorbey. In der grossen Bucht, welche bey Tiksalik ins Land hineingeht, ligt Sermesut, eine grosse mit vielen schroffen Felsenspitzen ver- sehene, beständig mit Schnee und Eis bedeckte Insel. — Hinter derselben südöstlich die berüchtigte, der schlimmen Grönländer und ge- fährlichen Windstösse wegen so verschriene Insel Tornarsuk, in deren Hintergrunde unter dem festen Lande der alte grönländische Wohn- platz Issek liegt, wo sich viel Magneteisenstein im Granit findet. Westlich aussen vor Sermesut ligt Sermesuts Omanak. — Wir giengen nun beständig auf offener See am Lande weg, und kamen nach Arksuts Omanak, und endlich nach Arksut oder Arsut selbst. Ueber diese Gegend und den Berg Konnak habe ich in meinem ersten Tagebuche, Seite 10 und 11 gesprochen. Die Stelle, wo die Königliche Handelscompagnie ein Forsög hat, heist Portugok. Wir reisten noch 1!/2 Meile südöstlicher in Arsutsfiord hinauf, und blieben zu Tuapeitsiak, einer Stelle, wo die Grönländer im Sommer auf Angmaksetfang stehen, über Nacht. Arsuts Ent- fernung von der Kolonie Friederichshaab, zu welcher diese Ver- suchs-Stelle gehört, beträgt gegen 22 Meilen. — Montags, den 12 Junius war die Witterung ausserordentlich stürmisch. Die vorige Nacht durch fiel unter einem heftigen Südweststurme viel Schnee. — Vor ein paar Tagen ertrank auf dieser Fangestelle ein Knabe von 5 Jahren dicht beym Zelte seiner Eltern in einer kleinen Seepfütze, welche die Fluth beym Austreten zurückgelassen hatte. — Als er ein paar Stunde nachher vermisst wurde, fand man ihn nur mit dem Kopfe unter Wasser; — aber alle Mittel ihn zum Leben zu bringen, waren vergebens. — Ein Beweis von der Unachtsamkeit der Grönländer in Ansehung ihrer Kinder. — Die Witterung wurde fast jeden Tag ungestümer, — Dienstags, den 13 Junius Warf der Sturmwind mir das Zelt in einer Nacht zweymal über dem Kopf zusammen, wesswegen ich mich genöthigt sah, unter ein stärker gebauetes grönländisches Zelt zu flüchten, wo ich auch die noch übrigen Tage, welche ich der Witterung wegen hier mich aufhalten musste zubrachte. — Donnerstags den 15 Junius, bis Sonnabends, den 17 Junius war ich stets auf Excursion in der Gegend umher. — Die Hauptgebirgsart auf dieser Halbinsel, welche nur durch 902 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. einen schmalen flachen Strich Landes (16) mit dem festen Lande gegen Nordosten zusammenhängt, ist Gneiss, und Glimmerschiefer; ersterer oft in letztern übergehend; in gros- sen Gängen und Lagern Urgrünstein und Hornblendegestein, zuweilen auch Hornblendeschiefer, seltener Thonschiefer mit Quarz und Kalkspath in eingewachsenen Kristallen; in dem Quarze Kupferkies und Schwefelkies. Gegen Westen der Halb- insel ist ein Granitlager in welchem Hornstein, und grüner Jaspis auch Heliotrop als Gemengtheil sich findet, und mit Feldspath und Quarz einen Trümmerachat bildet. In diesem Granit findet sich auch magnetischer Eisenstein, und kleine Spuren von Zinn; — hie und da Chloritschiefer. Die Stelle war ehemals sehr bewohnt. Ich fand drey Haus- ruinen, viele Zeltpläzze, und viele sehr alte mit Moos überwachsene Gräber, unter welchen Kajaküberbleibsel und Fanggeräthschaften lagen. In den Gräbern waren auch Hunde und Isatisschedel mit niedergelegt. Nirgends habe ich so viele Angelica und so schönen breitblätterigen Lichen Islandicus wie hier gesehen. Die Grön- länder dieser Gegend, welche grösstentheils noch sehr wild sind, gehen im Sommer in den Fiord des Angmaksetfanges wegen. — Vor wenigen Jahren noch wurde auf der Stelle, wo ich wohnte, eine arme alte Grönländerinn, welche im Verdachte der Hexerey war, in ihrem eigenen Hause erschlagen. Im zerfallenen Eingange in dasselbe sah ich noch den durchlöcherten Schedel und ihre Ge- beine liegen. Man hält Tornarsuks, Kangarsuks und Assuts Grön- länder für die wildesten und schlimsten im ganzen südlichen Grönland. Sonnabends, den 17 Junius kamen zwey Postkajakke von Norden her mit Briefen und Pa- ketten nach Julianehaab hier an. Ich übernahm sie sämtlich, da ich ohnedies den nemlichen Weg reisen wollte, um die weitere Sendung mit Kajaks zu ersparen. Reise nach Julianehaab. Sonntags, den 18 Junius Verliess ich von dem Vormann des Forsögs zu Arsut, Jonas Berciunp, 4 Grönländerinnen und 2 Kajaksmännern von Arsut be- gleitet, Tuapeitstiak. Wir giengen Arsutsoe, und Hvidserk vorbey. Gegen über in Arsutsfiord auf dem festen Lande liegen die Sommerwohnplätze Upernavik und Narksak; links geht ein Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 205 Arm des Fiords namens Ikek ins feste Land, welcher sich gegen Süden und Norden wieder in 2 Arme theilt. — In dem einen Arm sieht man einige Grünsteinklippen am Ufer, welche die Einbildungs- kraft der Grönländer zu versteinerten Menschen gemacht hat. Wir kamen Alangok oder Lusenæs vorbey, wo die Grönländer zu- weilen im Winter wohnen, weil guter Seehundfang daselbst ist. Es ist eine ziemlich grosse Insel. Hinter derselben stecken Sen- neruts Spizzen hervor, ebenfalls eine grosse steile, eisbedeckte Insel aus Granit bestehend. — Wir kamen nach Ujorbik, ebenfalls eine grosse Insel, und mussten daselbst wegen zu heftigem Nordenwinde und hartem See- gange zwey Stunden liegen bleiben. Die Hauptgebirgsart ist Granit, mit grossen Lagern von Hornblendschiefer. Wir sezzten unsere Reise, die grosse Insel Kornok und die Bucht gleiches Namens vorbey, weiter fort, und kamen um 5 Uhr Abends nach dem östlichsten Ende von Sennerut bey Krippisako an, wo wir bey den Grönländern MicHaer und Satomon, welche mir als Kajaksmänner folgen sollten, über Nacht blieben. Ich gieng nach dem äussersten Ende des Laufes gleiches Namens, welcher mir noch von meiner ersten Reise bekannt war; worüber ich auch Seite 40 und 41 Nachricht gegeben habe. Die Gebirgsart ist von den Verheerungen des nahe lie- genden Eisblinks ganz zerstört. Die Unterlage scheint Granit zu seyn, welches sich aus den vielen grossen Geschieben schliessen lässt. Die sichtbare in Schutt und Sand verwan- delte, darauf liegende Hauptmasse ist Glimmerschiefer und schiefriger Hornstein. Im Syenit, welcher in jenem lager- weise sich findet, kommen schmale Basaltgänge vor; am Strande ist viel magnetischer Eisensand aufgeschwemmt. Die See, welche nur ein paar Kabbeltaues Längen von hier noch bis 100 Faden tief war, wird hier so seicht, dass man bey der Ebbe kaum mit einem Umiak über den Sand weggleiten kann. Der Grund besteht aus blaulichtem sandichtem Thone, so dass das Wasser davon das Aussehen einer geronnenen Milch erhält. — Montags, den 19 Junius Reisten wir Morgens 8 Uhr ab, giengen durch den schlangen- förmig sich krümmenden schmalen Lauf, von seinen Biegungen 204 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. Krippisako genannt, und kamen nach einer kleinen Insel, Kiker- tangoak, welche mitten in diesem schmalen Fahrwasser ligt. Sie besteht aus Granit mit Lagern von grünlichem Horn- stein. — Die kesselférmigen, und kugelichten Héhlungen der Gebirgsart sind mit weissen und röthlichen Bergkristall-drusen ausgeschmiickt. Die ganze Kiiste des festen Landes rund um- her besteht aus Urtrapp, vorzüglich Syenit und Urgrünstein. — Wir setzten über Senneruts südliche Bucht, und blieben eines zunehmenden Südstürmens und Regens wegen zu Itiblingoak liegen. Dies ist eine Stelle, wo man, um sich den Weg zu ver- kürzen, den Umiak über einen schmalen Landstrich aus einem Fahrwasser in das andre tragen kann. — Die Grönländer nennen solche Stellen nach ihrer Breite oder Beschaffenheit — Itiblik — Itiblingoak — Itiblilit, Itiblirsoak und Itibliarsuk. — Dieser Trage- platz ist der schmaleste, den ich im ganzen Lande getroffen habe; denn er ist in der Flutzeit nur 30 Schritte breit, und heisst daher Itiblingoak. Man hält an solchen Stellen. gewöhnlich Nacht- quartier, um das doppelte Löschen und Laden zu ersparen. Die herrschende Gebirgsart in dieser Gegend ist Urgrün- stein; der Eisblink ist nur eine Meile von hier entfernt. — Dienstags, den 20 Junius mussten wir wegen Südweststurm den ganzen Tag stille liegen. Ich gieng auf Excursion in das östliche feste Land, gegen den Eisblink zu. — Mittwochs, den 21 Jjunius Mittags reisten wir ab, giengen durch den langen Sund Ikare- sak, welcher Nunarsoit von dem festen Lande trennt, mussten aber, weil es alsobald wieder zu stürmen und zu schneyen anfieng, zwey Meilen südlich von Itiblik auf dem südlichsten Ende von Nunar- soit, Ikartik genannt, stehen bleiben. — Die Hauptgebirgsart ist feinkörniger grauer Granit mit mächtigen vertikalen Gängen von Syenit und Urgrünstein, in welchem sich kleinere Lagen von feinkörnigem Granit mit ein- gemengten geschiebenähnlichen Urgrünsteinbrokken befinden. Der Urgrünstein geht an vielen Stellen in Grünsteinporphyr mit kristallisirtem blättrigem Feldspath, zuweilen auch Arc- tizit über. Hier so wie zu Itiblingoak wächst der Lichen Islandicus be- sonders schön grossblätterig und häufig. Das Land ist hier von vielen kleinen Buchten durchschnitten, und mit Geschieben überdeckt. Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 905 Donnerstags, den 22 Junius Die Nacht durch fiel bey zwey bis drey Graden Kälte und Nordenwind einen halben Fuss tiefer Schnee. Wir reisten um 10 Uhr Vormittags mit vortrefflichem scharfem Nordwinde ab, und legten gegen Mittag die siidlichste Spizze von Nunarsoit und Kikerteitsiak zurück. Auf letzterer Stelle pflegen stets im Winter einige Familien, welche zu Julianehaabsdistrikt gehören, des guten Fanges wegen zu wohnen. Wir kamen durch eine Reihe von Inseln, Pisiksalik genannt, wo wir vieles Eis von Spitz- bergen, welches die letztern Südwestwinde unter Land getrieben hatten, antrafen. Als wir über den Fiord Ikersoak setzen sollten, wollten meine faulen und wiederspenstigen Grönländer Halt machen, und auflegen, ungeachtet es nur erst 3 Uhr Nachmittags war. Als sie aber sahen, dass ich mich nicht dazu bereden liess, so giengen sie endlich weiter. Um 6 Uhr Abends kamen wir nach Ikar- tongoak, einer mittelmässig grossen Insel, wo wir Nachtquartier machten. Sie ligt ungefehr 5 Meilen von der Kolonie Julianehaab gegen Westen. Hier lag die See voll von westlichem Treibeise. Die Gebirgsart ist grauer Granit, zuweilen mit Hornblende übermengt, grosse senkrechte Gänge von Grünsteinporphyr, schmalere von Basalt und lauchgrünem Jaspise durchschneiden das Hauptgestein, und Syenit, welcher sehr verwittert ist, findet sich lagerweise auf den höheren Punkten. Freytags, den 25 Junius Reisten wir Mittags ab, mussten aber wegen Sturm, Schnee und Regen in Ikaresak auf einer Insel, 11/2 Meile von der vorigen Stelle liegen bleiben. Es war ein saurer Tag und ein nasses trau- riges Nachtlager. Die Gebirgsart dieser Insel ist Granit mit vielen Urgrünsteinlagern. Hier stehen einige Hausrudera; an mehrern Stellen sind alte Gräber mit Fanggeräthschaften. — Sonnabends, den 24 Junius Nahm das schreckliche Wetter noch mehr zu. Das Wasser gieng in Strömen durch mein Zelt und Bett, und verdarb einen Theil meines Proviants. Wir waren nicht im Stande Feuer anzu- machen. Abermals der Nässe wegen eine Mark und Bein durch- dringende Nacht mit Regen und Schnee. — Sonntags, den 25 Junius. Da der Regen gegen Mittag nachliess, so reisten wir um 1 Uhr ab, um. die Kolonie zu erreichen. Allein wir kamen leider bald in das westliche grosse Eis, in welchem wir 7 Stunden lang unter viele Gefahr hin und her trieben, und endlich mit genauer 206 Fra Godthaab til Julianehaab 1809. Noth eine der Pilepilaksinseln im Kakortokfiord, nemlich Partlit, bey Itiblilit erreichen konnten. Die Gebirgsart auf diesen Klippen ist Granit, meistens feinkörnig mit grossen Lagern von porphyrartigem Grinstein, und Trümmern von feinkörnigem beynahe dichtem Grünstein. Der porphyrartige findet sich hier auch gangweise, und der Syenit in kleinen Lagern. Ein Gang des erstern reicht durch die ganze Insel von Süden nach Norden. — Diese Insel bildet mit noch einer andern kleinern einen Boots- hafen, welcher durch Varen angezeigt ist. Auf der Insel jenseits des schmalen Sundes steht ein unbewohntes grönländisches Haus. — Hier setzte der Himmel meine Geduld sehr auf die Probe. — Denn wir hatten kaum unser Zelt aufgeschlagen, so trieb ein ungnädiger Südweststurm alle das Eis, welches noch Platz nehmen konnte, von der See in den Fiord hinein, welches sich nun um diese mitten im Fiord liegenden Inseln lagerte, und uns, so nahe bey der Kolonie und doch so fern, eine traurige Aussicht gewährte. — So lagen wir vom 25 Junius bis zum 4 Julius, unter anhaltenden Stürmen von Südwest mit Regen und Schnee, von diesen gefährlichen schwim- menden Batterien eingeschlossen, welche abwechselnd Tag und Nacht kanonirten. — Keiner von uns konnte, da das Wasser von den Klippen unaufhörlich nach unserm Zelte zuströmte, welches zum Unglücke erbärmlich durchlöchert war, einen trockenen Faden auf dem Leibe erhalten. — Proviant und Thran waren bereits alle ge- worden; wir mussten uns zuletzt mit ungekochten Muscheln und Tang behelfen, da die Insel ganz kahl und ohne Gesträuche war. Ich gieng von Zeit zu Zeit, um mir die Grillen zu vertreiben, und mich zu erwärmen auf Excursion, welche auf dieser kleinen Insel unglücklicherweise auch sehr beschränkt war. Bey dieser Gelegenheit bemerkte ich grosse Geschiebe von röthlichem Feldspathe mit eingemengtem grauem Speis- kobalte. Im Tange fand ich viele Actinien, Aphroditen und Mytilen. Mittwochs, den 28 Junius Traf ich auf einer Excursion 3 zerfallene grönländische Häuser auf der Westseite der Insel, und eine Menge alter Gräber. In einem derselben hatte eine blaue Isatis ihre Herberge aufgeschlagen. In der Nähe der Gräber fand ich Milchquarz in grobkörnigem Granit. — Meine Grönländerinnen vertrieben sich die Zeit und den Hunger mit Schlafen und Lügen. Eine derselben wollte den Geist des Grön- landers Apam, welcher im verflossenen Winter zu Arsut mit dem Fra Godthaab til Julianehaab 1809. 907 Kajak im Sturme verungliickte auf dieser Insel gesehen, ja sogar mit ihm gesprochen haben. Sie nahm es sehr übel auf, als ich über ihre Einfall, oder vielmehr Unverschämtheit lachte, und die andern Grönländerinnen glaubten ihren Erzählung steif und fest. Solche Lügen erfinnen sie gerne aus Langerweile, um bey ihrer Zu- rückkunft ihren Landsleuten etwas neues zu erzählen, welche es dann sorgfältig rund umher ausbreiten. Monat Julius. о Montags, den 5. Julius fieng endlich das Eis um die Insel sich etwas zu zertheilen an. Ich liess daher meinen Kajaksmann Micaaz, wie Noam die Taube aus der Arche fliegen, um das Eis zu kundschaften. — Und siehe, er kam ein paar Stunden darauf, zwar mit keinem Oelblatte, aber doch mit einem andern Grönländer zurück, welcher uns etwas Thran, Treibholz und Seehundefleisch verehrte, auch eine Ulken- angel borgte, so dass doch fiirs erste geholfen war. — Ans Reisen durften wir aber heute noch nicht denken. — Doch gieng es nun flott her — man fischte Ulken, und kochte Seehundefleisch. — Dienstags, den 4 Julius Hatte der Strom eine Rinne durchs Eis geöffnet. Ich beschloss also im Vertrauen zum Himmel und meiner guten Sache mich ins Eis zu wagen, da mich so sehr nach den Fleischtöpfen der Kolonie, deren Schorsteine ich täglich rauchen sehen konnte, lüstete. Wir verliessen um halb sieben Uhr Morgens das verwünschte Pathmos Itiblilit, wo wir durch 11 Tage Elend genug ausgestanden hatten. — Ein Beweis, wie leicht man in diesem Lande selbst so nahe bey einer Kolonie in die äusserste Verlegenheit kommen kann. Einen andern Fall, welcher sich bey Godhavn zutrug, habe ich in meinem Tagebuche Seite 84 angemerkt. Das traurige Ende des Kaufmanns NEERGAARD, welcher vor einigen Jahren auf den grünen Eilanden in der Diskobucht, ebenfalls nahe bey den Kolonien mit aller Mann- schaft theils erhungerte theils erfror ist hier im Lande noch in frischem Andenken. Meine Absicht für heute war nur durch das Eis nach dem nordlichen Ufer überzusezzen, weil man sodann im Nothfalle über Land nach der Kolonie kommen kann. Wir kreuzten uns in allen Richtungen unter dem heftigsten Regen durch die krachenden Eisberge, und kamen endlich nach drittehalb gefahr- vollen Stunden auf dem nordlichen Ufer des Fiords an, und erreichten Grönlands Kanaan hungrig und bis auf die Haut durchnässt um 11 Uhr Vormittags, wo ich von Herrn Mörck sehr freundlich auf- genommen wurde. — Freytags, den 7 Julius Nach zweyer Tage Erquickung auf die sonderbare Diet, welche 208 Egnen om Julianehaab 1809. ich auf Itiblitit pflegen musste, reiste ich begleitet vom Herrn Мбвсн heute nach Cap Farvel zu. Wir giengen um Mathiesens Land oder Akkia, einer grossen Insel auf der Südseite des Kakortok- fiords, durch den Sund Ikaresak. Akkia besteht aus feinkör- nigem Granit mit Hornblendeschieferlagern. Sodann kamen wir nach Kangek, 3 Meilen von der Kolonie. Die Felsenmasse ist grösstentheils grobkörniger Granit. Wir setzten über die Bucht Kangerdluarsuk, am Ende derselben unter dem festen Lande kann man auch über Itibliarsuk eine schmale Landstelle setzen; doch ist es sehr beschwerlich das Boot auf der nördlichen steilen Seite derselben hinaufzubringen und überzutragen. Gegen die See zu liegen die Inseln Omenalik, und noch weiter hinaus Ome- nak. Sodann passirten wir Upernavik, welches auf dem festen Lande zur Linken, und Sadlok, eine Wohnstelle, gegen Westen, wo man den halben Weg von Julianehaab nach Lichtenau, nemlich 4 Meilen, rechnet. Der Urgrünstein wechselt in dieser Strecke mit Granit ab. Wir giengen über Omanarsoæt-Tunnua, eine Bucht zwischen Inseln, welche die Europzer wegen ihrer runden Form und des meistens darinnen herumtreibenden Eises Aerterkiedlen nennen, wo wir uns mühsam durchkreuzten, setzten Omanarsoak vorbey, eine hohe steile Insel, welche aus Granit und angelehntem Urgrünstein besteht, und kamen nach Karsuk, woselbst ein Schiffs- hafen, Heibergshavn genannt, sich befindet. — Hier schon fängt der Grünstein sich allgemein zu verbreiten an. In demselben findet sich bey obengedachtem Hafen ein betrachtliches Trapplager mit Mandeln und Nieren von straligem Zeolith. — Omenarsuk, eine Insel, welche uns in Westen lag, besteht grösstenthels aus Grün- stein. — Weiter hinaus gegen die See zu liegen die Inseln Omenar- tut. Bey der folgenden westlichen Insel Ujarartafik (zwey beysammenliegende haben einerley Namen) ist die Hauptgebirgsart Granit, mit angelehntem Hornblende- und Glimmerschiefer, welche mit gemeinem Stralsteine gemengt sind. Von hier aus bey Serg- vartursok und Tindingen oder Kingiktok, oder vielmehr zwischen beyden, zieht sich eine beträchtliche Bucht unter das feste Land hinein, welche von der entgegengesetzten Seite zu dem obengedachten Itibliarsuk führt. Von Omenarsuk aus rechnet man noch 11/2 Meile nach Lichtenau. Da Ikaresarsuk oder Pass an der festen Landzunge bey Tindingen noch mit Eisstücken verstopft war, so mussten wir aussen um die lange Næs herumgehen. Als wir noch 1 Meile von Lichtenau entfernt waren, fieng es heftig zu regnen an; gegen Mitternacht endlich kamen wir glücklich aber ziemlich nass daselbst an. — Sonnabends, den S Julius lagen wir bey den gutmüthigen mährischen Brüdern stille, und wurden gut bewirthet. — Egnen om Julianehaab 1809. 209 Sonntags, den 9 Julius Reisten wir weiter nach Siiden ab. Wir verliessen um 2 Uhr Nachmittags, weil es zu regnen aufgehürt hatte, unsere gefälligen Wirthe, giengen um Akulliarusek, oder Nikolainæs, nach einem alten Grünländer so genannt, welcher durch viele Jahre hier wohnte, und noch lebt, sezzten von da gerade über die See bey der grossen Insel Tuktuktuarsuk vorbey, welche nach Herrn Môrcas Meinung Eriksey der alten Normänner, nach Herrn Justizrath ЕссЕев$ Meinung Hvalsey ist, und kamen um 6 Uhr Abends durch unaufhörliches Treibeis, zwischen welchem sich ein paar Nordkaper ganz nahe bey unserm Umiak sehen liessen nach Kikertaursak bey Kangek auf Cap Farvel an, wo wir Quartier nahmen. | Montags, den 10 Julius Giengen wir nach der nordöstlichen Felsenhöhe von Cap Farvel. Die Hauptgebirgsmasse daselbst ist feinkörniger Granit, mit grossen Urgriinstein, Glimmerschiefer auch Quarzlagern. Nesterweise findet sich Gadolinit in doppelten 4 seitig, pira- midalisch zulaufenden Prismen, zugieich mit magnetischem Eisenstein in röthlichem schiefrigem und sehr bröcklichem Granit eingewachsen. — In dem schroffen Felsenthale dieser Ekke von Cap Farvel sieht man aufgehaufte ungeheure Berge von niedergestürzten Felsenstücken, in welchen sich Akanthi- kone in Quarz und kristallisirte gemeine Hornblende findet. Ein Theil dieser lothrechten Klippen ist mit Schnee bedeckt, welcher zur Sommerzeit in dem Kessel dieses amphitheatralischen schauerlichen Felsenthales einen beträchtlichen See bildet, welcher sein Ueberwasser durch eine selbst gewühlte gekrümmte Felsenkluft von vielen Abstürzen mit schrecklichem Gebrause von sich stösst. — Es zieht sich tiefer im Thale unter einem Chaos von Millionen los- gerissenen Felsentrümmern durch und strömt nach der See zu. Am Strande sieht man zerfallene Hauspläzze, und dabey viele heidnische Gräber mit zermorschten Geräthschaften. Die Gegend ist schauer- lich schön. Am Strande fand ich viele Geschiebe von schiefrigen Hornstein. Dienstags, den 11 Julius Reisten wir um 5 Uhr morgens, um nach der westlichen Näs gegen die offene See zu, genannt ........ zu gehen. Als wir aber auf den halben Weg dahin, nach Niakornak kamen, hörten wir von einigen dorten stehenden wilden Grönländern, dass des schweren Seeganges wegen unmöglich dahin zu kommen wäre. Wir mussten uns also entschliessen, wieder umzuwenden. LOCO 14 910 Egnen om Julianehaab 1809. Die Landspizze hier besteht fast ganz aus zusammenver- wachsnen Feldspathkristallen, mit wenig Quarz und noch we- | niger Glimmer. Sie sind von der Grösse der losen Karls- x baderkristalle. Wir tauschten uns Seehundefleisch und Speck gegen Tobak ein, und nahmen zwey junge Wilde mit, welche uns den Weg über Land nach Karsitsiak auf der Nordseite von Cap Farvel weisen sollten. Die Gebirgsart daselbst ist feinkörniger Granit, auf wel- chem Urgrünstein ligt, in diesem finden sich beträchtliche horizontale Kalkspathgänge, und im Granit Akanthikongänge. Von hier aus setzten wir den Weg weiter fort nach Ounar- tokfiorden auf der südlichen Seite desselben findet sich ein von den alten Normännern aus Steinen in die Erde eingelegtes Kreuz. Wir giengen quer über die Insel Ounartok nach den warmen Quellen, wovon ich Wasser mitnahm. Ich habe der Stelle schon Seite 26 und 27 in meinem Tagebuche erwähnt. Es sind eigentlich 3 nur einige Schritte von einander entfernte warme Quellen, deren Temperatur zwischen 31 und 32° Wärme nach Reaumur hat. — Dieser Wärme ungeachtet halten sich im Wasser am Rande der Quellen viele Tangläuse auf. Herr Mörch hält diese Insel für HAS PE der alten Normänner. Von hier aus auf dem festen Lande gegen über nordlich zu ....... sind auch Norische Rudera. Wir reisten um 6 Uhr abends von hier ab, und kamen gegen 9 Uhr wieder nach Lichtenau im Agluitsokfiord zurück, wo wir über Nacht bleiben wollten. Mittwochs, den 12 Julius Giengen wir Nachmittags am Strande des Agluitsok aufwärts. Ein steiler Berg Akulliarasersoak theil denselben in zwey Haupt- arme. Wir kamen Yttrevijg der alten Normänner vorbey, welches Thal östlich bey Tindingen gegen Itibliarsuk zu wendet, und hier- auf auch Indrevijg oder Kangerdluluk vorbey; dies ist ein grosses breites Thal, welches sich von einer Näs aus um eine Bucht herumzieht. In diesem sollen sich nach Arcranper in der Nähe des Lachselves 20 Normännische Rudera finden. Wir sahen wol den Lachselv, aber keine Rudera. Auch weder die Grönländer noch die mährischen Brüder wussten etwas davon zu sagen. Die Gegend ist bis zu einer Meile Entfernung von Lichtenau auf dieser Seite flachhiiglig, und besteht aus Hornblendegestein und Urgriinstein (cf. Seite 17). Donnerstags, den 15 Julius Morgens 7 Uhr verliessen wir wieder Lichtenau, giengen, weil das Eis uns diesmal nicht hinderte durch Ikaresarsuk, Tindingen Egnen om Julianehaab 1809. 211 oder Kingiktok oder Sergvartursok vorbey, und stiegen zu Ujarar- tafik ans Land. Die Gebirgsart ist Granit mit Hornblendelagern, und Glimmerschiefer mit eingemengtem Stralstein. Von hier aus sollen die alten Normänner nach der Sage der Grünländer ihre Steine zu dem Kirchenbau bey Redekammen geholt haben. Zum wenigsten sind die dortigen Bausteine, welche ich sah, theils Glim- mer- theils Hornblendschiefer, welche sich am Redekam nicht so tauglich finden. — Wir reisten weiter, und hatten Omenarsuk, Omenartub,und ::-.... in Westen, und Karsuk in Osten, setzten bey Omenarsoak tiber Tunnua oder Aerterkjedlen und giengen zwischen Upernavik und Sadlok 2 Wohnstellen, dem halben Weg dieser Reise, durch, nachdem wir über Kanger- dluarsuk waren, so passirten wir Omenalik, sodann Kangek, 5 Meilen von Lichtenau, giengen durch Ikaresak um Akkia oder Matthiesensland und kamen um 8 Uhr Abends nach Ju- lianehaab zurück. Sonnabends, den 15 Julius Reiste ich mit Herrn Môrcx nach Kikertarsoak oder Kob- beröe. Ich habe ihrer bereits im ersten Jahre Seite 29 erwähnt. — Die vorwaltende Gebirgsart dieser Insel ist Granit, durch welchen horizontale Quarzgänge gehen; in denselben, welche zuweilen sehr verdrückt sind, findet sich mit einem ins grün- liche sich ziehenden Quarze dichtes blättriges Kupferglanzerz, welches zuweilen in Buntkupfererz übergeht, mit angeflogenenem Kupfergrün und Kupferblau. Die reichsten Stellen finden sich auf der südöstlichen Seite der Insel in der Nähe der Wohn- plätze Ukusikset. In einigen vorkommenden Grünsteinlagern findet sich schiefriger Talk (Veegsteen) doch in unbedeutender Menge. Der heidnische Grönländer Anannex oder Аздк, wel- cher hier wohnte, hat das Kupfererz zuerst gefunden. Von Sonntags den 16, bis Dienstags den 18 Julius konnte wegen unruhiger See und beständig anhaltendem Regen an keine Reise gedacht werden. — Mittwochs, den 19 Julius Morgens um 6 Uhr gieng ich mit Herrn Mörch in einem Umiak nach Kangerdluarsuk, einen Fiord. Wir kamen Kakor- tok, oder hvide Næs, Uglespeils Bagerovn, und die für mich so merkwürdige Pilepilaksöer vorbey, und giengen bey Tinnitakiursak durch Skovlöbet. 14* 912 Egnen om Julianehaab 1809. Der Berg unter diesem Laufe heisst Kingiktok, und besteht aus Granit, von einem breiten vertikalen Trappgange beynahe mitten durchschnitten, welcher in der nemlichen Richtung durch mehrere weiter auswartsliegende Inseln durch- setzt. In dieser Gegend, gegen Osten auf dem festen Lande, bey der? Stelle SSR genannt, sollen einige Norische Ru- dera sich finden. Wir setzten über Kangerdluarsuks- fiord nach der nördlichen Nes desselben Akulliarusek. Die Gebirgsart daselbst ist grobkörniger Granit mit angelehntem Urgrünstein. Von hier aus giengen wir unter dem nordlichen Lande weiter im Kangerdluarsukfiord, wo wir einem Umiak begegneten, welcher von dem Angmaksætfange zurückkam. Ein heftiger Südost fieng zu blasen an, welcher aber doch bald wieder abstillte. Als wir gegen den Zelteplatz, Angmaksivik zu kamen, auf dessen ent- gegengesetzter Seite Nunarsoeitsiak ligt, blies ein rascher Westwind, und wir seegelten, was das Zeug halten konnte, unter dem Berge Nunasornaursak zu dem Ende des Fiords, wo wir unser Zelt aufschlugen. Die Angmaksætzüge bedeckten noch immer in Millionen den Meeresgrund. Donnerstags, den 20 Julius Gieng ich mit Herrn Мбвсн auf Excursion nach Nunasor- naursak. Die Grundfeste dieses steilen Berges ist Granit, auf seinen Höhen ist Urgrünstein gelagert, welchen zwey grosse Basalt- gänge horizontal durchschneiden. Indem Granit, so wie in dem Ur- grünsteine findet sich Reisbley in kleinen Lagern und horizontalen Gängen. Nester und trümmerweise durchsetzt den Urgrünstein kubischer, oktaedrischer und derber Flussspath, begleitet von rhombischem späthigem Eisenstein- und Kalkspathkristallen, welche leztere zuweilen mit einer Chalzedonrinde überzogen sind. In Nieren und Trümmern sah ich auch schönen Bleyglanz und verhärtete blaue Eisenerde. An dem südlichen Fusse des Berges, so wie auf der östlichen Seite zu einigen Lachtern Höhe ist ein besondrer kristallisirter Syenit eingelagert, wel- cher dikflasrig geschichtet ist, und stets in rundlich abgeson- derte knollige Stücke zerfällt. Dieser erwächst auf der Süd- Egnen om Julianehaab 1809. 213 seite des Fiords, so wie auch auf der Ostseite gegen das feste Land zu beträchtlichen ziemlich steilen Kuppen, und schalt sich in dicke Flasern gleichsam ab, und ist auf der Oberflache beynahe in Schutt und Gruus zerfallen. Die Kup- pen der Südseite sehen von ferne bald wie kreisförmig ge- streift, bald wie gefurcht aus. Der Feldspath dieses Syenits ist fast durchaus grünlich, und oft findet sich ein granatfor- miges apfelgrünes Fossil (Mylopsit) und -granatformiges Braun- steinerz daselbst ein. Horizontale, bis zu einer Elle und drüber breite Gänge, gefüllt mit grossen mit granatförmigen Braunsteinerze verwachsenen schwarzgrünen Hornblendekri- stallen und lichtgrünem fasrigem Stralsteine durchsezzen diesen sonderbaren Syenit. Gegen Südost begränzt ihn ein grosses Lager von Urgrünsteinschiefer, welcher mit fasrigem licht- grünem dünnschiefrigem Strahlsteine und mit kristallisirter gemeiner Hornblende gemengt ist, und bis unter den Rede- kam reicht. Der obengedachte Syenit ist in dem nördlich an- granzenden Tunugliarbikfiord auf der nördlichen und südlichen Seite desselben ebenfalls in grosser Menge angelagert zieht sich hinter dem Berge Narksak gegen Norden hin und reicht bis nach Sermilik oder grossen Eisblink, unter welchen er sich verliert. Abends 5 Uhr kamen wir ziemlich müde wieder nach unserm Zelte zurück. Freytags, den 21 Julius Giengen wir gegen den Redekammen zu. — Weitere Nach- richten über diesen Fiord finden sich Seite 34 etc. — Die Vege- tation ist hier unbedeutend; doch findet man viele Angelika, einige Pflanzen, und Gebüsche, besonders Wachholder Weide und Birke. Sonnabends, den 22 Julius > Reisten wir Morgens um 3 Uhr den obenangezeigten Weg wieder zur Kolonie zurück. Man rechnet dahin vom Ende des Fiords 5 Meilen, der Fjord selbst ist 3 Meilen lang. — Nachmit- tags gieng ich nach dem grossen Thale, welches südöstlich von der Kolonie liegt. Die Hauptgebirgsart ist Granit in welchem sich Adern und gangweise Kalkspath mit griinlichem Quarz Akanthikone und fasriger Stralstein finden, cf. Seite 15. — Die Berge und 914 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. Thäler um Julianehaab sind ziemlich grasreich, die Campanula ro- tundifolia, Bartsia alpina, Alchemilla vulgaris und alpina, Pingui- сша vulgaris, Andromeda hypnoides, Erigeron uniflorum, Potentilla aurea, Eryophorum vaginatum, Leontodon taraxacum, Lychnis al- pina, Rhodiola rosea, Orchis und Ophrys, Epilobium lati- und angustifolium und Cerastium alpinum wachsen hier in Menge. Auf Kobberoe habe ich auch die Pedicularis grénlandica, so wie Os- munda lunaria häufig gefunden. Sonntags, den 23 Julius gegen Abend kamen Posten aus Norden, mit welchen ich Du- plicate von 2 Schreiben von der Königlich Grönländischen Handels- compagnie erhielt, welche mit dem Archangelschen Schiffe im vorigen Jahre angekommen waren. Abreise von Julianehaab. Mittwochs, den 26 Julius Verliess ich die Kolonie, nachdem ich in der Gegend derselben 3 Jahre [Wochen] umhergereist war. Meine Beförderung zurück nach Norden geschah mit einem Umiak besetzt von 5 Grönländer- innen, dem Böttcher SÖREN GERAAE, als Steuermann, und einem Kajaksmann. Wir giengen um 10 Uhr Kakortok, oder die weisse Näs von dem weisslichen Granit, woraus sie besteht, so genannt, und Uglespeils Bagerovn vorbey. Letzterer ist eine Höhle im Granit, von der Form eines Backofens. Sie scheint aus einem ausgewitterten kleinen Grünsteinlager entstanden zu seyn. Um 2 Uhr passirten wir Kingiktok und um 4 Uhr Akulliarusek vorbey, wo ich mich eine Stunde aufhielt. Das Land besteht aus grobkörnigem Granit mit Urgrünstein. Um 5 Uhr sezzten wir unsere Reise weiter fort, und hielten uns auf die südliche Seite des Tunugliarbik- fiords, welcher 16 Meilen weit ins Land hineingeht. Syenit und Urgrünstein waren auf dieser Strecke vorwaltend. Wir giengen das Thal, welches hinüber nach Kangerdluarsuksfiord zu dem Zelteplatze Angmaksivik führt, und unter dem westlichen Abhange des Berges Nunasornaursak hinzieht, vorbey, und blieben unter dem Berge an einer ziemlich steilen Stelle, Siksariesok genannt, über Nacht. — Hier finden sich dem Ufer entlang, im Urgrünsteine Lager von kristallisirtem weissem Quarz und nieren und nesterweise körniger grüner Quarz. Die ganze Bergstrekke rund umher ist mit losgerissenen Felsstücken, worunter auch rother alter Sandstein ist, überdeckt. — Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 215 Donnerstags, d: 27 Julius Um 8 Uhr Morgens liess ich den Umiak nachfolgen, und gieng über die nordliche Seite des Berges Nunasornaursak längs dem Strande eine Meile weit hin, um das geognostische Verhältniss des- selben auch von dieser Seite zu beobachten. Die Gebirgsart dieses Berges so wie des daranstossenden verhält sich eben so, wie ich sie von der südlichen Seite im Kangerdluarsukfiord, nach Seite 34 etc. und Seite 212 etc. ge- funden habe. Sie wechselt mit Urgrünstein und weiter östlich mit porphyrartigem Grünsteine, dann Granit mit rothem Feldspath in Lagern. — In grossen Blökken rother grobkörniger Sand- stein, mit inneliegendem Kieselconglomerat oder Quarzbreccia, welcher Sandstein weiter östlich gegen Igalikko zu die Haupt- masse ausmacht und in welchem sich horizontale Gänge von Braunstein finden. Um 5 Uhr Nachmittags kamen wir zu Itiblik, oder Itiblir- soak an. Dies ist die Stelle bey welcher man über eine 4/2 Meile breite Erdzunge durch ein ziemlich grasreiches Thal nach Igalikkos- fiord hinüber zu Jonann ANDERSEns Wohnung gehen kann. Hier findet sich stahldichtes Schwarzbraunsteinerz in einem horizontalen, oft ‘/2 Elle bis zu einer Elle mächtigen Gange, welcher östlich und westlich fortsezzt. Er liegt auf und in rothem Sandsteine, welcher oft in Hornstein übergeht, und auch eben so auf der nordlichen Seite dieses Fiords an- steht, vergl. des Tagebuchs Seite 33. Ich gieng nach Iga- likko hinüber, fand aber Axpersex nicht zu Hause. Er war heute früh nach der Kolonie gereist. Auf dieser Wohnstelle, wo sich ehemals mehrere Normännische Familien aufgehalten haben trifft man ein grosses zur Flötzformation gehöriges Lager, von horizontal, doch etwas abfallend geschichteten braunrothen ältern Sandstein, welcher oft in Hornstein über- geht. Auf und über demselben findet sich Kieselconglomerat aus Quarz und Hornsteingeschieben durch röthlichen Thon verbunden, welches in Trümmerporphyr und Hornsteinporphyr übergeht, auch mit schwarzgrauer Wakke abwechselt, welche 216 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. oft blasig ist, oft auch kleine Kalkspathmandein enthalt. — Dieser Mandelstein so wie die Wakke sieht aus, als ob sie durch einen Erdbrand Veränderung erlitten hätte. Das Thal und selbst die Klippen sind sehr grasreich, das Gras reicht an manchen Stellen bis an die Knie. Die Gegend ist stark von Bergströmen bewässert, bey welchen Angelica Archangelica und Oxalis acetosella in grosser Menge wächst. Potentilla aurea und reptans, Gentiana lutea, Cerastium arvense, Bartsia alpina, Co- chlearia grönlandica, Leontodon taraxacum, Pinguicula vulgaris, Statice armeria, Eriophorum vaginatum, Lychnis alpina und Pyrola _ minor sind hier allgemein verbreitet. Diese ganze Thalfläche trägt noch, nach verflossenen Jahrhunderten, das unleugbare Gepräge ehe- maliger Kultur. Von den alten Normännischen Ruinen sind einige noch sehr kenntlich. — Eine gegen Osten nahe an der See ist 20 Eilen lang und 10 Ellen breit, der Eingang ist gegen Norden, die Mauer ist vier Fuss dick, von ungeheuren Steinen aufgeführt, wel- che ohne künstliche Heberverkzeuge gewiss nicht in die Höhe ge- bracht worden sind. Eine andre Ruine gegen Südwesten ist 26 Ellen lang, 13 Ellen breit, die Mauern beynahe drey Ellen dick, und die vrésste noch bestehende Höhe derselben 3 Ellen. Der Ein- gang ist gegen Norden und 3 Ellen breit. — Eine dritte ist nur noch aus dem länglichen Vierecke kenntlich, welches sich aus zu- sammengefallenen Steinen auf einer flachen glatten rothen Sand- steinklippe erkennen lässt. Die Stelle dient dermalen zu einem Begräbnissplatze. Bey Jonannes ANDERSENS dermaligem Zelteplatze stand der grösste Bauerhof, welcher aber dermalen mit hohen: Grase überwachsen, und in seinen Abtheilungen nicht mehr zu erkennen ist. Ein Stück Mauer, welches noch in Nordosten steht, soll nach des verstorbenen ANDERS OLsexs Meynung eine Kirche gewesen seyn. Zähne und Gebeine von Pferden und Trümmer von Glocken wurden hier gefunden. Gegen Süden sieht man zwey viereckige Ruinen von niedern Mauern, welche wahrscheinlich ehemals Lände- reyen begränzten. Auf einer Klippe in der See, nahe am Strande stehen auch Grundmauern eines Norischen Gebäudes, welches 26 Ellen lang und 15 Ellen breit ist. Die Mauern sind 41/2 Fuss dick, und noch 2 Ellen hoch. Der Eingang ist 4 Fuss breit und wendet gegen Norden. Weiter östlich sieht man noch zwey Ueber- bleibsel von Gebäuden. Nachts gieng ich wieder nach Itiblik zurück. Freytags, den 28 Julius, Morgens um 8 Uhr reiste ich nach dem kleinen östlichen Arm des Fiords Korossoak genannt, welcher zum Eisblink führt, und jeden Monat eine beträchtliche Menge Eis aufwirft, auch beständig damit so voll gepfropft ist, dass man selten in denselben kommen kann. Er ist 1!/s Meile lang. Unweit von Niakornak, einer rundlichen Ausbiegung des Gebirges nach der See zu liess ich den Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 217 Umiak auf die Klippen ziehen. Ich wanderte über Niakornak nach den höhern Gebirgen zu, wo sich mir eine schöne Aussicht über den schaudervollen Eisblink eröffnete. Der hohe steile Niviarsiab- kakat, oder Jomfruefieldet, so genannt, weil er noch von keinem Menschen erstiegen worden ist, mit seinem silberglinzenden Eisdache schien unter meinen Füssen im Thale zu beginnen, da er doch einige Meilen weit im festen Lande jenseits des Eisblinks ligt. Ich gieng auf der östlichen Seite von meinem Standpunkte hinab nach dem Eisblink zu, welchen ich nur mit vieler Mühe durch Steigeisen erklettern konnte, da das Eis nicht dicht am Berge an- ligt. Ich mochte ungefehr eine halbe Meile auf dieser Polarbrükke gegangen seyn, als sich nahe bey mir eine mehr als klafterbreite Kluft zeigte, welche mir umzukehren gebot. Ich legte mich auf den Bauch nieder, und liess einen 59 Ellen langen Bindfaden mit einem Steine in die Eiskluft hinabgleiten, konnte aber damit noch nicht das Ende derselben erreichen, und verliess diese gefährliche Promenade, welche meinem Suchen kein Finden hoffen liess. — Südöstlich in Korossoak geht ein breites äusserst zerstörtes, und mit Millionen Felsenstücken überdektes Thal ins feste Land hinein, aus dessen Mitte von den begränzenden Eishöhen ein brau- sender Bergstrom herabstürzt. Von diesem Thale hat dieser Arm des Fiords seinen Namen Korossoak (ein grosses Thal). Der See- strand nahe um dasselbe ist seicht und thonicht. — Der viele Thon lässt vermuthen, dass Grünstein- oder Wakkengebirge in der Nähe im festen Lande anstehen mögen. Die Gebirgsart dieses Arms des Tunugliarbik ist für den Mineralogen ihrer Manigfaltigkeit wegen merkwürdig. Das Hauptgestein ist ein sehr verwitterter Granit mit vielem meist grossblättrigem schwarzem Glimmer. — Lagerweise Magnet- eisenstein derb und dodekaedrisch kristallisirt. In kleinen Lagern Urgrünstein mit rhombisch kristallisirter Hornblende, beym Magneteisenstein ein pistaziengrünes der Skorza ähnliches Fossil in abgesonderten leicht zertrennbaren rundlichen Kör- nern. Ichthyophthalmit in Rhomben, auch fasrige blaue Horn- blende. — Man hat unglaubliche Mühe sich durch die ungeheuren nieder- gestürzten Steintrümmer, welche mit dichtem Kratte durch und überwachsen sind, sich durchzuarbeiten. — Einige Arten der Ophrys und Orchys, die Osmunda lunaria, die Pedicularis lapponica, und grönlandica wachsen hier in Menge. — Wir mussten die Nacht über, da die Fluth das Eis unters Land gesetzt hatte, hier bleiben, und auf den losen Steinen am 918 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. Strande unter unserm Umiak Nachtquartier nehmen. — Uber diesen Arm des Fiords habe ich bereits in meinem ersten Tagebuche Seite 57 einige Bemerkungen gemacht. Sonnabends, den 29 Julius Reisten wir Vormittags um 9 Uhr von Korossoak ab, setzten über den Fiord quer durch das Eis nach Kangersuangoak zu, und langten um 2 Uhr wieder zu Itiblik an. Ich gieng nach Iga- likko, weil JoHANNES ANDERSEN zuriickgekommen war. Sontags, den 50 Julius reiste ich mit Jowannes ANDERSEN und seinem Umiak nach dem Ende des südlichen Arms von Igalikkofiord, Kyadlek ge- nannt. Der Weg dahin betrug etwas tiber drey Meilen. Die Gebirgsart auf dieser Strekke von der Nes Nouga, so wie auf der entgegenstehenden Nes (Nuniariarbik) ist röthlicher Granit, welcher in porphyrartigen Granit übergeht. Wir giengen bey Akulliarasiarsuk ans Land, wo sich viel aufgeschwemmtes Sandland mit grauem Tone und vielen Ge- schieben gemengt findet. Hie und da stecken Hornsteinpor- phyrmassen hervor, in welchen grünliche 6 seitige talkartige Prismen ohne Zuspizzung eingewachsen sind. Ein Landsee zieht sich von hier bis nach Korossoak hinüber, welcher sein Ueberwasser an den Seite 217 berührten Lachselv oder Bergstrom abgibt. ZuInnuksieitkakeit nahe bey Akulliara- siarsuk an einem Lachselve so wie auch gerade gegen über zu Kaksiarsuk sind Normännische Rudera. Das Thal an letzt- genannter Stelle ist beträchtlich gross, und die Spuren ehemaliger Bebauung unverkennbar. — Die Mosquitos misshandelten uns heute erbärmlich. Um 8 Uhr Abends reisten wir ab, und kamen um Mitternacht nach Igalikko. Montags den 31 Julius Musste ich des unaufhörlichen Regens wegen stille liegen. Monat August. Reise von Itiblik nach Arksut. Dienstags, den ersten August Gieng ich morgens früh noch nach dem Braunsteinlager nach Itiblik und beurlaubte mich alsdann von dem ehrlichen Grön- länder JoHANNES ANDERSEN, und seiner Schaar von Kindern. Er Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 91 Je) erwies mich mit gutem Herzen alle die Gefälligkeiten, welche in seinen Kräften standen, welches ich ihm nie vergessen werde. — Zum Lebewohl liess er noch auf einem seiner beschneyten Berge eine Kirchenmelodie von seinem Waldhorne ertönen. — Wir setzten sogleich quer über Tunnugliarbik nach Augpad- lartok zu, und kamen hierauf eine steile Felsenwand aus Quarz und Hornsteinporphyr bestehend, vorbey, welche der unzähligen hier nistenden Mäwen und Tattarats wegen Naviarsoit heisst. Ich schoss ein paar zu einer guten Abendmalzeit. — Von hier aus giengen wir nach Epiutak, wo beträchtliches Birken und Weidengebiische wächst, wel- ches von Julianeshaabs Mission als Brennholz benuzzt wird. Auch viel Gras findet sich auf dieser Stelle. Der Grundist sehrthonicht. Ein kleines Stiick Wegs von der See aufwärts finden sich einige zerfallene und un- kenntliche Norische Rudera. — Gegen Norden, eine Viertelmeile vom Strande ab, stehen in einer Granitklippe schöne Drusen von weis- sem Bergkristalle an. Hinter einer Verhöhung zieht sich von Osten ein kleiner Bergstrom herab. — Eine Meile von hier bey Tun- nuamiut sind ebenfalls einige Norische Rudera. Ein Ueberbleibsel 91/2 Ellen lang und 61/2 Ellen breit ist noch am kenntlichsten. Die Mauern stehen gegen zwey Ellen über die Erde unbeschädigt, und sind gegen zwey Fuss dick. — Wir kamen unter Nunarsor- nak, von den Europäern seiner Form wegen der runde Humpel genannt. — Er besteht grüsstentheils aus Hornsteinporphyr und grünlichem Quarzporphyr, an seinem Fusse ist Mandelstein abwech- selnd mit Grünstein gelagert. In beyden Steinarten trifft man Kalkspath- Prehnit- und Zeolithnieren mandeln- und adernweise. Hinter dem Berge in dem langen Thale trifft man ebenfalls No- rische Rudera. Der Berg ist sehr steil. — Da wir zunehmenden Westwind und auch den Strom gegen uns hatten, so mussten wir unter diesem Berge über Nacht bleiben. Es regnete sehr stark. cf. Seite 38. — Mittwochs, den zweyten August reisten wir morgens 10 Uhr von Nunasornak. Quarz und Porphyrschiefer wechselten beständig bis Narksak mit ein- ander ab. — Die Unterlage scheint Granit zu seyn. Bey Kortlortok, wo ich ans Land gieng, findet sich wieder am Fusse des Berges der nemliche Syenit anliegend, welcher in Kangerdluarsuk so grosse Lager ausmacht, und sich wie ich oben Seite 212 bemerkte durch den Tunnugliarbikfiord hinter Narksak bis unter den Eisblink bey Sermilik hinzieht. Auf der nordlichen Seite des Tunnugliarbiks zeigt er sich schon westlich von Nunasornak. Bey Kortlortok begegneten wir dem 920 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. heidnischen Grünländer Kasurax, und Koasex seinem ältesten Sohne. Kasurax hat zwey Weiber, und mit denselben 10 Söhne gezeugt, welche alle noch am Leben sind. — Ein seltenes Beyspiel Grönländischer Fruchtbarkeit. Er wohnt im Winter unter Narksak. Bey dem westlichsten Elv der Nordseite des Tunnugliarbikfiords, fand ich in einer Kluft, in welcher ein halbzerstörtes Granitlager liegt, eine beträchtliche Menge Por- zellanerde, und feinfasrige blaue Hornblende. — Wir verliessen begleitet von Koasex Tunnugliarbiksfiord, giengen unter Nark- saksfield heraus, und kamen nach ......... Hier findet sich im Urgrünstein ein Gang von blauem und grünem schiefrigen Jaspis, dem jaspisartigen Kieselschiefer ähnlich, und schil- lernde Hornblende in kleinen Geschieben. — Auf Narksak sind auf beyden Seiten eines beträchtlichen Bergstromes mehrere ganz zerfallene Normännische Rudera. — Die Ebene unter dem hohen Berge umher ist beträchtlich, daher sie auch den Namen Narksak erhalten hat, und hat viel Gras. Der Sand am Strande ist sehr mit grauem Thone gemengt. Im Winter wohnen hier viele Grönländer. — Hier war es, wo ich auf meiner ersten Reise (siehe Seite 39) mit dem Umiak beynahe verunglückt wäre. Der Strand war dermalen von Narksak an bis ........ mit vielen Grönländischen Zelten besetzt. Das Volk, meistens Hei- den, liegt hier gewönlich auf dem Sommerfange, weil die Seehunde, des vielen Treibeises wegen, welches von Sermilik herauskommt, in grosser Menge sich hier einfinden. — Die Norischen Rudera, welche hier standen, sind nun durch den zunehmenden Eisblink ganz zugedeckt. — Wir konnten nur mit vieler Mühe Fahrwasser durch das Treib- eis finden, und mit grosser Gefahr erreichten wir noch die Insel Sirksaluktok, welches so viel heisst, als: ein gefährlicher Lan- dungsplatz, wo wir die Nacht zubrachten. — Diese Insel liegt im Ikersoaksfiord, und heisst eigentlich Iglut, obengedachter Name komt hauptsächlich dem Landungsplazze zu. Sie ist über 1 Meile lang, über 1/4 Meile breit und theilt den Ikersoak in zwey Arme, den Südlichen und Nordlichen. Gegen über in Süden liegt eben- falls eine lange schmale Insel Tuktuktok genannt, von Tukto, ein Rennthier, deren es ehemals viele daselbst gegeben haben soll. Die Gebirgsart auf Iglut und Tuktuktok ist verwitterter Syenit, welcher zuweilen mit Grünstein abwechselt, und starke Basaltgänge hat. Der Basalt nähert sich oft dem jaspisarligen Kieselschiefer. Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 221 Die Insel war ehemals bewohnt, und ist fiir den Fang fiir- trefflich belegen. Es stehen hier viele Ueberbleibsel von alten Grönländischen Häusern. Vor mehreren Jahren starben ganze Fa- milien aus, welches noch die Menge von Grabhaufen anzeigt. Die Eisberge rund herum kanonirten gewaltig die ganze Nacht hindurch. — о Donnerstags, den 5. August, reisten wir Vormittags 9 Uhr ab, und befuhren die Insel Iglut ihrer ganzen Länge nach. — Am westlichstem Ende derselben fieng ich einen lebendigen Isatis. — Wir handelten auf dem Wege Seehundefleisch gegen Tobak ein, und verliessen endlich den südlichen Arm des Ikersoakfiords, welcher sich bey Sermilik (dem Eisblinke) endet, und 8 Meilen lang ist. Wir giengen durch Ikaresarsuk einen Sund zwischen kleinen hiiglichten Inseln, welcher zum nördlichen Arm des Ikersoak führt. — Die Gebirgsart dieser Inseln ist Granit in Syenit über- gehend mit Gängen von porphyrartigem Grünstein. Ich sah in der See Millionen des Cancer oculatus, von den Grönländern Zrsigak und Irsitugak genannt. Sie sind die Lieblings- speise des Ulken, des Dorsches, des Wallfisches und der Alca Pica. Wir setzten über den nördlichen Arm. des Ikersoakfiords, wel- cher ebenfalls voller Treibeis lag, das von Sermilik her kommt, und kamen um sieben Uhr abends auf dessen nördliche Seite und blieben zu Kernertongoit, einer Stelle, welche mit zum festen Lande gehöret, über Nacht. Die Gebirgsart daselbst ist feinkörniger Granit mit Nieren und Flecken von schwarzer Hornblende, weswegen auch die Stelle ebengemeldeten Namen, das ist das kleine Schwarze, hat. Gegen Westen nach der See zu liegen quer vor diesem Arme von Ikersoak die Pissiksalikinseln. Nach dem Berichte des kleinen Davis, welcher auf einer dieser Inseln wohnt, hatten die Grön- länder nahe unter dem Lande zwey grosse Schiffe gesehen, welche vor vollem Südwestwinde vier bis fünf Meilen vom Lande nach Norden zu seegelten. Die Nacht durch krachten die Eisberge um uns her unaufhörlich. — Freytags, den 4 August. Der Isatis, welchen ich gestern gefangen hatte, fand heute Nacht durch die Nachlässigkeit meiner Grönländer Gelegenheit zu entwischen. Wir reisten um 9 Uhr morgens ab, giengen durch einen’ =Sunds. nach null; wo ich den Grönländer ANDREAS abholen wollte, welcher mich durch Torsukatak begleiten sollte. Er war aber auf den Fang ausgefahren, daher wir sogleich wieder weiter reisten. Wir setzten über eine Bucht, welche voller Scheeren 999 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. ist, worunter besonders drey mit der Ebbe bemerkbar sind und kamen nach Kaksimiut, wo die Grénlander gerne im Friihjahre auf dem Fange stehen. Nun setzten wir nach Kikerteitsiak über, woselbst einige Grünländerfamilien gewöhnlich im Winter wohnen. Man rechnet von hier aus, welcher der Kolonie Juliane- haab nördlichster Erwerbplatz ist, bis zu der Kolonie 12 Meilen. Wir kamen eine Meile nördlicher Kakelikeitsiak vorbey, wo eigent- lich Torsukataks Sund beginnt. Hier wird im Herbste zwischen einigen Inseln Seehundegarnfang für Julianehaabs Rechnung getrieben. Doch soll der Strom für die Garne etwas zu stark gehen. — Die Insel Kakelikeitsiak zeichnet sich durch einen besonderen runden aus Grünstein bestehenden Knopf auf der Spitze eines Berges vor allen übrigen aus. Von Sermilik an verflächt sich das Land ziemlich bis gegen Nunarsoit zu, selbst die Inseln sind weder hoch noch steil, und von Narksak aus bis nach Arksut, eine Strecke von 18 bis 20 Meilen ist der Eisblink fast immer sichtbar. — Wir blieben nördlich bei Kakelikeitsiak, bey einem Bootshafen, Mörchshafen genannt, über Nacht. In der Gegend ringsumher nisten viele Ter- nen (Imerkoteilak, Sterna hirundo). Die Inseln, welche wir von Kernertongoit aus bis hieher theils besuchten, theils passirten, bestehen durchaus aus fein- körnigem rothem Granit. Von Kakelikeitsiak an zeigt sich viel Grünstein. — Sonnabends, den 5 August Warteten wir bis Mittag auf den Grönländer ANDREAS, welcher uns begleiten sollte. Er kam aber nicht. Auf der Insel, wo wir lagen ist eine Landsee mit etwas Lachs. Um 11 Uhr reisten wir von Mörchshafen ab, giengen durch Tor- sukatak, wo durchaus der Granit vorwaltend und der Grün- stein untergeordnet ist, und kamen Abends gegen sieben Uhr an die Biegung dieses Sundes Knækken genannt, wo wir auf Nunarsoit über Nacht blieben. Hier nimmt der Ur- grünstein die Oberhand, in welchem sich grosse Lager von porphyrartigem Grünstein mit grossen weissen und grünlichen Feldspatkristallen findet. Er ähnelt sehr dem Antiko verde. — Die Stelle, wo wir über Nacht blieben, heisst ........ Man muss sie vorbeygehen, man mag nach Norden oder Süden reisen wollen. Der Sund ist hier sehr schmal, biegt sich stark, woher auch sein Name komt, und hat in dieser Gegend ein paar Untiefen. Fra Julianchaab til Godthaab 1809. bo nw Ww Sonntags, den 6 August konnten wir der Trägheit der Grünländerinnen wegen erst um Mittag abreisen. — Der Wind hatte sich bereits zu sehr gegen uns erhoben, so dass wir nur wenig vorwärts kamen. — Wir fuhren in Torsukatak weiter fort, kamen Kjærshuus, oder die Stelle vorbey, wo der Schiffer Kjær mit noch zwey andern, nachdem er auf Ka- pitän Burcaarps Brigg Jomfrue Cathrine, Schiffbruch gelitten hatte, sich eine Erdhiitte bauete, und einige Zeit aushalten musste, bis er von dem Grönländer Moses von Lichtenau, welcher mit seinem Umiak vorbeyreiste, gerettet wurde. Wir blieben auf der nord-. lichen Seite des Sundes bey Iglitsiak, einer Stelle, wo die Trüm- mer eines kleinen grünländischen Hauses stehen, auch einige Zelte- plätze sind, über Nacht. Die Gebirgsart auf beyden Seiten des Torsukataks von Amiartafik an ist durchaus Syenit, und Urgrünstein in Lagern. Beyde sind eisenschüssig und sehr verwittert. — Montags, den 7 August Reisten wir Morgens 9 Uhr von unserm Nachtquartier ab; ich gieng bey Niakornak ans Land. Während ich auf Excursion war, gieng mein Molluskennetz durch Nachlässigkeit des Volkes über Bord, und konnte nicht wieder aufgefischt werden, da die See hier sehr tief ist. Wir giengen hierauf auf Torsukatak heraus. Auf dieser ganzen Strecke ist die einzige Gebirgsart bröcklicher Syenit, und etwas Grünstein in Gängen. Im ersten ist fleckenweise grüner Feldspath, (Amazonenstein) und gang- weise grossblättrige Hornblende von blauem Striche eingewach- sen. Ueber diese Gegend kann auch Seite 13 des Tagebuchs nachgesehen werden. — Wir setzten von hier aus nach der offenen See, zu den Kitik- sutsinseln, welche gegen über liegen, woselbst ich vor 3 Jahren mit KETTELSEn im Eise eingeschlossen beynahe 4 Wochen lag. Ich landete anf Portusok, wo David Kleists Vare steht, und ein Bootshafen ist. Hier, und auf allen Kitiksut bestehen die Felsen aus Syenit, in demselben Magneteisenstein in sehr mächtigen Lagern, und nieren auch lagerweise kristallinische Hornblende mit Zirkonit und Magneteisenstein. Der Zirkonit findet sich fürnemlich da ein, wo die Hornblende vorwaltend ist, ausser- dem ist er selten. — 224 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. Auf dieser Insel fanden meine Grönländer ein grosses Stück Maktak von einem geflensten Keporkak oder Вата Boops. Wahrscheinlich hat denselben einer der heimreisenden Englischen Wallfischfänger in der Strasse erlegt und geflenst; denn der Mak- tak war ganz frisch. Dies war meinen Grönländern so sehr auch das daran sitzende Fleisch stank, ein willkommender Leckerbissen. Sie fielen wie heisshungrige Wölfe drüber her, und bis zum fol- genden Morgen war das ganze Stück, welches 24 bis 25 Pfunde wiegen mochte, ausser ihrem gewöhnlichem Abendbrode rein auf- gefressen. — Um 6 Uhr Abends reisten wir von den Kitiksut wieder ab. Mehrere Bemerkungen über diese Inseln, auf welchen die Grönländer nur zuweilen im Sommer der Duun und Eyersamm- lung wegen sich aufhalten, habe ich im ersten Tagebuche Seite 12 gegeben. — Wir wollten gerade über die offene See nach Arksuts Storöe, welche gegen 4 Meilen von Portusok in Norden liegt, steuern. Wir waren aber kaum eine Meile über Kitiksut hinausgekommen, als wir mit einemmale einen fliegenden schweren Südweststurm auf den Rücken kriegten. Wir hielten aus Leibeskraft unter die grosse Insel Sennerut ein, und kamen um 9 Uhr Abends an einer sehr klippichten Stelle, wo wir mit der äussersten Noth kaum den Umiak zu löschen im Stande waren, ans Land. — Dienstags, den S August Rasete der Sturm fort, und die See gieng sehr hohl. — Ich musste heute stille liegen, um den Umiak ausflikken zu lassen, welcher durchs Eis und beym Löschen am Strande 7 Löcher ins Fell bekommen hatte, und auch im Vordersteven beschädigt war. — Auf meiner Excursion fand ich als Hauptmasse feinkör- nigen Granit, welcher an wenig Stellen im Lande so rein und so gleich gemengt ist. Er ist von grauer Farbe, ohne andre als die gewönliche Gemengtheile. Doch findet sich lagerweise rother Granit von gröbern Gemengtheilen, und in diesem öfters weisser und rother Feldspath, oder auch weisser und grüner Glimmer zugleich ein. — Viele Trappgänge durch- schneiden horizontal und vertikal die Hauptmasse, diese Gänge bestehen bald aus Basalt, bald aus Grünstein. — Im ersten bemerkte ich straligen Zeolith in kleinen Körnern. — Der Grünstein wird oft porphyrartig. — Bey den senkrecht nieder- stürzenden Bergströmen wächst viele Angelika. Auf der öst- lichen Seite der höchsten und schroffesten Bergspizze biegt sich eine Bucht in die Insel hinein, welche wir gestern des Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 995 Sturmes wegen nicht erreichen konnten. Die Lange der Insel von Westen nach Osten ist 31/2 Meile, die Breite beynah eine Meile. Sie ist von 3 Seiten sehr steil, und verflacht sich gegen Osten, wo sie von dem festen Lande durch den schmalen Sund Krippisakko getrennt wird, welche Absonderung ver- muthlich erst in späthern Zeiten geschah. Das Land verflächt sich hier weiter gegen; Osten mehr und mehr, und der in der hohen Gebirgsreihe hier allgemein verbreitete Granit nimmt in den niedern Kuppen mächtige Lager der Urtrappformation als Urgrünstein und Hornblendeschiefer auf. In der Nähe des Eisblinks sind die Berge auf ihrer Oberfläche verwittert und verstürzt, und gleichen einem undurchganglichen Chaos. — Mittwochs, den 9 August Reisten wir ab, ungeachtet noch sehr schwere See gieng, wel- ches um diese Insel beynahe immer der Fall ist. — Mein Kajaks- mann kanterte mit dem Kajak, da wir aber in der Nähe waren konnten wir ihm gleich zu Hülfe kommen. Wir giengen die Insel Sennerut entlang nach Osten zu, durch Krippisakko’s Lauf, wo der Grönländer Micaat, welcher mich vorher auf meiner Reise nach Julianehaab begleitet hatte, mit seinem Zelte [stand], und sezzten hierauf iiber Sennerutsfiord, den Eisblink, und die Insel Kornok vorbey, und kamen nach der Insel Ujorbik, wo wir unser Zelt aufschlugen. Von dieser Insel habe ich Seite 203 des Tagebuches gesprochen. — Die ihr gegeniiber stehenden Gebirge bestehen aus Thon- schiefer mit Kieselschiefer abwechselnd (cf. Seite 41). Ueber Krippisakko’s Gegend habe ich oben Seite 41, und spatherhin Seite 203 ausführlich berichtet. Donnerstags, den 10 August. Vorige Nacht sahen wir das erste Nordlicht für diesen Som- mer in West und Südwest. Wir reisten unter anhaltendem Regen morgens 9 Uhr von Ujorbik ab, und giengen abermals Kornok oder Hvidserk vorbey. — Den letzten Namen hat diese Insel von den grossen Eisfeldern erhalten, womit die Schluchten und Thäler ihrer Berge bedeckt sind. Endlich kamen wir zu der Süd- lichsten Mündung von Arksutfiord. Ringsum standen mehrere Grönländerfamilien von Friederichshaabsdistrikt in Zelten. Wir pas- sirten Ikek, oder den südöstlichen Arm dieses Fiords, wo die sogenannten versteinerten Menschenfiguren sich finden (vergl, XXXV. 15 996 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. Seite 203). — Nun erreichten wir auch das südöstliche Ende von Ar k- sut’öe. Diese grosse Insel besteht aus Gneiss und Glimmerschiefer. Auf letzterm ruhen grosse Urthonschieferlager, dünn- gerade- und wellenförmig schiefrig, mit eingemengtem Quarz und späthigem Eisensteine, und stehenden Basaltgängen mit glasigem Feldspathe. Wir giengen nun im nordlichen Arme von Arksutsfiord hinauf, — auf dessen südlicher Seite gegen Südosten zu. Das Ufer hat ab- wechselnd zwischen den sehr schroff ansteigenden Bergen ein paar beträchtliche grasreiche Flächen mit Bergströmen, woselbst sich die Grönländer im Frühjahre des Angmaksetfanges wegen aufzuhalten pflegen, doch waren sie nun bereits weggezogen. Die Hauptgebirgsart ist Gneiss, angelagert Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer, der letztere geht oft in Grünstein über, und ist sehr eisenschüssig. Mittags kamen wir nach Iviket, einem ziemlich grasreichen Orte, wo die Grönländer ebenfalls im Frühjahre in Zelten zu stehen pflegen. Die Hauptmasse ist hier eine Steinart, welche sich bald dem Granite, bald dem Glimmerschiefer nähert, meistens aber vollkommener Gneiss ist. Dieselbe durchsetzen Trümmer und horizontale Gänge von kristallinischem Zinnsteine, welcher auch in die Gebirgs- art selbst eingesprengt ist. Der in den Trümmern und Gängen vorkommende Zinnstein ist auch zuweilen in kleinen pyrami- dalischen einfachen und Zwillingskristallen, oder sogenannten Visirgraupen kristallisirt, und wird von Strahlkies, späthigem Eisenstein in Rhomben, gemeinem derbem und rhombischem Arsenikkiese etwas Flussspath und Steinmark begleitet. Über demselben verbreitet sich ein eingeflötztes Kryolithlager, wel- ches von Südosten nach Nordwesten über 100 Lachter in die Länge, und ungefehr 50 Lachter in die Breite zum Theile entblösst zu Tage liegt. Der Kryolith findet sich von weisser und graulichweiser, wein und orangegelber bis ins rothgelbe und bräunlich rothe sich verlaufenden Farbe, ist auf der Ober- fläche verwittert, scharf und spissicht, wie von der atmosphä- rischen Luft angegriffenes Steinsalz aussehend, und wird, da er an die See reicht zum Theile von derselben bespühlt; der ihr am nächsten liegende Theil steht in der Fluth der Spring- zeit, in welcher ich mich gerade hier aufhielt, unter Wasser. Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 997 In dem Kryolith ist in grosser Menge spathiger durchaus kri- stallisirter Eisenstein eingewachsen, in mittlern und grössern Rhomben, zuweilen mit eingestreueten Quarz und Bergkri- stallen, Nieren und Nestern von gemeinem Bleyglanze oft zu mehrern Pfunden schwer, welchem noch gemeiner derber Schwefelkies, auch Kupferkies beygemengt ist. — Der Bley- glanz kommt hier auch, wiewohl selten in Kuben mit abge- stumpften Ecken und in Oktaedern oder 4 seitigen Pyramiden vor. Zuweilen ist er auf der Oberfläche mit einem gelblichen Kalke überzogen, welcher wie Schwefel brennt und riecht. Sobald der Kryolith mit späthigem Eisensteine vorkommt, er- scheinet er in den obenangeführten röthlichen und bräunlichen Farbenabänderungen, der metallfreye ist weiss und graulich weis. Beyde Arten verwittern von den Tagewassern leicht; denn ich fand an einer Stelle einige zum Theil noch mit Dammerde bedeckte, zum Theil eingestürzte Höhlen, wo zel- liger Quarz aus den Wänden hervorstach, und der Kryolith bey schwachem Anschlagen des Hammers in ein mit Damm- erde vermischtes Mehl niederfällt. — Kristallisirt fand ich ihn nirgends; denn die losen Rhomben und Kuben, welche ich sah rühren von einer durch die Atmosphere oder durch das Seewasser verursachte Absonderung der Theilganzen her, wel- che man auch sonst beym Kryolithe, wie beym Kalkspathe, zuweilen erhalten kann, wenn man sie mit dem Hammer zer- schlägt. — Die Grönländer nennen diesen Stein, weil er wie der Seehundespeck aussieht, Orsuksiksæt (vom Worte Orksok Speck) und verwenden ihn, wie den weissen Kalkspath seiner leichten Bearbeitung wegen, zu Gewichtsteinen an Fisch- angeln. — Er ist, wie bekannt, sehr weich. — An dieses soeben beschriebene Kryolithlager stösst in Westen ein dem Anscheine nach eben so mächtiges Lager von weissem kristallinischen oder stängligen und auch zum Theile kristallisirten gemeinen Quarz, welcher oft in Bergkristall übergeht. Diesem ist ebenfalls kristallisirter späthiger Eisen- 15* 998 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. stein, Schwefelkies, Arsenikkies, Steinmark, Flussspath und Bleyglanz doch vorzüglich pyramidalisch kristallisirter Zinn- stein auf- und eingewachsen. Die Kristalle des Quarzes sind zuweilen gross und sehr gross, ich sah sie hier bis zu zwey Fuss Lange und eine halben Fuss Dicke. — Dieses letztere Lager ist nur am Strande der See entblösst, von welcher es ebenfalls bespühlt wird, und mit Dammerde bedeckt. Es zieht sich wahrscheinlich weiter gegen Südwest in horizontaler Rich- tung fort. In demselben entdeckte ich auch einen lothrechten einen halben Fuss mächtigen Gang von violettem ins nelken- braune sich ziehende dichte Fluss, welcher beym Reiben einen hepatischen Geruch entwickelt. — Er zerspringt leicht in scharfkantige, matte beynahe erdige Bruchstiicke, und ist mit einer andern getrauften gelblichen, beynahe erdigen Stein- art gemengt, welche ich für erdigen Apatit halte, und auch beym obengemeldeten Eisenspathe bemerkt habe. Der dichte Fluss von röthlicher violetter und grünlicher allezeit sehr leb- hafter Farbe macht hie und da das Saalband der schmalen obenbeschriebenen Zinnsteingänge. Mehrere Grünsteinadern, in welchen sich, doch selten, röthlicher Zeolith eingesprengt findet, durchschneiden horizontal diese Gebirgsmasse in Gängen zu 1 bis 2 Fuss Mächtigkeit. Das höhere im Hintergrunde dieser Lager südlich liegende Gebirge besteht aus Urgrünstein und Syenit. Weiter gegen Osten hin am Strande ist porphyr- artiger Grünstein angelehnt. Von den Bergen stürzen zwey grosse Ströme herab, welche bey den Lagern in die See gehen. Als Geschiebe fand ich am Strande dichten Feldspath mit blaulichen Flecken, dem Krieglacher ähnlich, und blaulich schwarzen Dachschiefer. Freytags, den 11 August. War ich den ganzen Tag auf Excursion, fand am Strande gegen Osten ein paar heidnische Gräber mit Jagdgeräthschaften, sammelte einige Pflanzen, und Mineralien, und kam gegen Abend müde und durchnässt nach meinem Zelte zurück. Es regnete den Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 999 ganzen Tag unaufhörlich. Meine Grönländer hatten indessen auf Instruction des Herrn Mércus ebenfalls gesammelt. Sonntags [Sonnabends], den 12 August Reiste ich mit dem Umiak am Strande gegen das Ende des Fiords hinauf, fand aber keine Spur des Kryolith- oder Quarzlagers mehr. Die Hauptgebirgsart verhält sich wie zu Iviket, und bey Kakortongoak, einem grossen, weissen Granitflecken, fand ich Gneisslager, welche ebenfalls mit Zinn- stein eingesprengt waren, — am Strande hin Lager von sehr eisenschüssigem Urgrünsteine, welcher zuweilen mit einem Glimmerschiefer abwechselt, den ich für kobalthältig halte. Die nemliche Steinart habe ich auch zu Tuapeitsiak auf der Nordseite dieses Fiords, eine Meile von hier gefunden. — In dieser Gegend sieht man ein grosses mit Gras und Ge- sträuche bewachsenes Thal, durch welches zwey grosse Bergströme herabstürzen, welche an der See hin sehr lachsreich sind. Ich gieng auf dem Strande nach dem grossen Lachselv bey Kakor- tongoak ins Gebirge hinauf, und entdeckte ungefehr eine halbe Meile von der See aufwärts Ueberbleibsel eines Normännischen in Schutt zusammengestürzten Gebäudes, woselbst ich ein Stück von braunrothem polirtem Jaspis fand. — Als ich auf dieser Wanderung an einer Stelle ausglitt, brach ich im Fallen den kleinen Finger der rechten Hand aus dem Ge- lenke, welchen ich doch flugs wieder eindrehte, und riss mir an der linken Hand zugleich den Nagel des Zeigefingers los. Beym Springen über die Felsenstücke des Stroms glitschte ich abermal aus, und fiel über den halben Leib in denselben, watschelte aber doch glücklich, so reissend er auch war, auf der entgegengesetzten Seite wieder heraus. — Dieser Arm des Fiords bildet auf dieser seiner südlichen Seite noch eine beträchtliche Bucht, wendet sich sodann gegen Nordost, und hierauf gerade nach Süden. — Um 2 Uhr Nachmittags kamen wir nach Iviket wieder zurück; ich liess sogleich das Boot laden, sezzte über den Fiord nach einer Zeltstelle, wo sich Kupfergrün und Kupfer- kies in Gneiss, lagerweise apfel- und grasgrüner schiefriger Chlorit in weissem Glimmerschiefer, und Schwefelkies in Quarz findet. Wir kamen Tuapeitsiak vorbey wovon ich Seite 201 bereits gesprochen habe, und giengen in die Bucht unter 930 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. Kognaks-Field, welche sich gegen Südosten zieht, wo wir endlich unser Nachtquartier aufschlugen. Sonntags, den 13 August War ich den ganzen Tag auf Excursion, wo mir die Moskitos erbärmlich zusetzten. Kognaksberg ist einer der höchsten in diesem Lande, und steigt von dieser Seite sehr steil auf. Die Hauptmasse desselben ist feinkörniger Granit. — Der Quarz in dem ersten Absatze ist zuweilen milchblau, auf diesem ruht stark mit Hornblende gemengter Syenit, dessen Feldspath fast durchaus labradorisch ist. Aus allen Beobachtungen in so verschiedenen ‘Ländern geht hervor, dass der Labrador der Urtrappformation angehören muss. — Der labradorische Feldspath dieses Bergs ist zuweilen in vierseitigen Prismen kristallisirt. — In kleinen Klüften und Höhlungen des Gesteines finden sich Bergkri- stalle und rhombischer späthiger Eisenstein auch Amethyst- kristalle. Im ganzen Granitgemenge ist hie und da kristalli- sirte gemeine Hornblende, Magneteisensteiu und Zirkonit sicht- bar. — Auch der Zirkonit scheint dem Urtrappe anzugehören. — Viele eisenschüssige niedergestürzte, bröckliche Syenitmassen liegen umher, und erfüllen das ganze grosse Thal hinter dem Berge in Osten mit grobem Gruus und Sand. Fünf grosse Bergströme stürzen auf dieser Seite nieder nach der See zu. — Von hier aus führt ein breites Thal um den ganzen steilen Berg herum nach Westen und zu der See hinaus, in wel- chem, so wie am Berge selbst etwas, Angelica und Gesträuche wächst. — Der Berg vertoont sich von Südwest wie ein schroffes Hausdach mit 3 Flächen und war auch diesmal schon mit Schnee um den Gipfel herum bedeckt. Das Gestein der kleinern Erhöhungen, welche diesen hohen Berg umgeben ist Gneiss mit eingelagertem und ange- lehntem Chloritschiefer, in welchem derber und kristallisirter Quarz vorkömmt. Die Grönländer nennen den Hauptberg Kognak, auch Kognet, oder Kognæt pamiedluæt, das ist der zerklüftete, mit dem langen Schwanz, (nemlich den anhängenden kleineren Gebirgen, welche an Fra Julianehaab til Godthaab 1809. DIT die See reichen). Abends um 8 Uhr reiste ich in einem dichten Nebel von hier wieder ab. Wir giengen unter dem Berge Kognæt weg durch den schmalen Sund, in welchem ich vor 3 Jahren mit Kapitän KETTELSEn auf der Brigg Frühling vor Anker lag, Hunde- Doms, OUEST urn. vorbey, und kamen um 8 Uhr Abends zu Potokok, woselbst Arksuts Forsög ist, bey dem Vormann Jonas BERGLUND an. Hier waren bereits vor 14 Tagen Briefe an mich eingelaufen, mit welchen ich die Nachricht erhielt, das Kapi- tin Erken bey Friederichshaab vor Anker läge. Dies bewog mich, so viel als möglich zu eilen, um das Schiff noch zu erreichen. Viele Grönländer standen nun zu Potokok. Montags, den 14 August Reisten wir Vormittags um half elf Uhr von Arksut ab. An einer nordlichen Klippe nahe am Seestrande bey Kognet fand ich Kupferkies und Kupfergriin in Chloritschiefer, mit derbem und kristallisirtem Quarz. — In der grossen, nörd- lichenBucht unter Kognet, welche zugleich einen Sc hiffs- hafen bildet, den ich vor 3 Jahren besuchte, ist die Haupt- gebirgsart Gneiss mit grossen Trappadern durchzogen. — Die Schichtung des Gneises ist vertikal, die Bruchstücke sind Tafeln und grosse Rhomben. Man sieht sehr grosse zu- sammengestürzte Massen, viele und grosse Geschiebe. — Der Trapp geht bald in Basalt bald in iaspisartigen Kieselschiefer über. — $ Grosse Bergströme stürzen hier nieder. — Viel diches nied- riges Gesträuche, häufiges Ledum palustre, Angelika und einige wenige Tyltebeere sind die einzigen Gewächse welche man findet. — Die Gegend einem menschenscheuen Einsiedler anzuempfehlen. — Wir reisten Hans Olsens Hafen, welcher sich in Westen gegen die offene See zwischen ein paar Klippen bildet, vorbey, so wie auch Omanak, worüber ich bereits oben berichtet habe, und kamen nach Issamiut, von den Europæern Rakkerkule ge- nannt, weil hier die Windstösse durch eine Kluft aus dem festen Lande, besonders mit Ost und Südost so fürchterlich sind, dass sie Raben im Fluge niederstiirzen und zerschmettern sollen. Dieser Kluft in der Nähe ligt Issæt, eine grönländische Winterwohnstelle: der dorten beständig wohnende Grönländer wird scherzweise Com- mandeur af Rakkerkulen genannt. — Wir giengen die grosse Insel Sermesut, deren Zinnen beständig mit Eis bedeckt sind, vorbey. Auch von diesen herunter sind östliche und südöstliche Windstösse für Umiakke, so wie für Schiffe sehr gefährlich. 932 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. Sermesut besteht aus Granit, welcher mit Hornblende übermengt ist, und ist yon der südlichen so wie von der nördlichen Seite äusserst schroff und steil. Mehrere, und darunter hauptsächlich zwey grosse Grünsteingänge, welche zuweilen über drey Lachter mächtig sind, durchschneiden diese grosse Insel senkrecht von Norden nach Süden beynahe in ihrer Mitte. Am westlichsten Ende findet sich Glimmer- schiefer, Talkschiefer und Topfstein in Lagern, welche beyde letztere Steinarten die Grönländer zu ihren Lampen, Töpfen u. $. W. verarbeiten, und deswegen oft 40 bis 50 Meilen von Süden aus hieher machen. — | Sonst ist die Insel des schweren Seeganges wegen шешаеп bewohnt. Nur wenn viele Treibeis in der Davis Strasse westlich vor der Insel hegt, kann man zu dem grossen Talklager kommen. — Wir giengen um Sermesut herum nach Torngarsuks Hul oder Sund zu. Er bildet sich durch die Insel Sermesut und den gegen über stehenden Berg Torngarsuk, welcher mit dem festen Lande zusammenhängt. Er hat eine rundliche Kluft oder Hôhlung auf seiner Héhe, welche durch einen senkrecht niedergehenden verwit- terten Griinsteingang, den nemlichen, welcher auf Sermesut streicht, entstanden ist. Die Windstösse von Norden, welche durch diese Kluft herunter toben, sind so heftig, dass die Seeleute, sobald sie sich hier dem Lande nähern, fast alle Seegel einzichen miissen. Wenn sein Gipfel mit einer Wolke bedeckt ist, ist ihm nicht zu trauen. Die wilden Grünländer meynen, dass Torngarsuk, ihr Gott oder Teufel in diesem Loche residire, und ihre Fahrzeuge in Ab- grund des Meeres hinunterschlage, um sie zu verzehren. In der ganzen Gegend von Arksut bis Tiksalik, wechselt Granit mit Gneiss, von Urgrünstein durchschnitten. An meh- rern Stellen ist Glimmer- Talk- und Chloritschiefer angelehnt. — Wir giengen Tiksalik und Omanak vorbey, woselbst einige Grönländerfamilien im Winter wohnen, und setzten, des schweres Seeganges ungeachtet, um ........ , eine gefährliche Nes zur offenen See nördlich von Tiksalik. Weil wir aber durch die hef- tigen Stürzungen ziemlich viel Wasser in den Umiak kriegten, auch eine Stange im Kiele desselben brach, so mussten wir sogleich in die, eine Meile lange daselbst befindliche Bucht, in Süden von Kangarsuk, Ekalluangoit genannt, einlaufen, und Halt machen. — Dienstags, den 15 August Hatten wir sehr stürmisches Wetter, so dass an kein Reisen zu denken. Ich gieng auf Excursion. Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 233 Die Hauptgebirgsart ist Glimmerschiefer mit grossen Lagern von grauem Thone und Wetzschiefer. Ein beträchtlicher Bergstrom stürzt mitten durch das schmale Thal in Osten herab. Mein Kajaksmann НАвлкок reiste, des Sturmes ungeachtet, nach Sermiliarsuk zu Kangarsuks Grönländern, um — ein Stück frisches Seehundefleisch zu speisen. — Mittwochs, den 16 August Mussten wir abermals stille liegen. Gegend Abend kam Ha- BAKUK glücklich wieder zurück. — Donnerstags, den 17 August Reisten wir Morgens um 7 Uhr von Ekalluangoit ab, passirten Kangarsuk und setzten über Sermiliarsuk, des hier vorste- chenden mächtigen Eisblinks wegen so genannt, wo man eigentlich die Frobisherstrasse oder die ehemalige Durchfahrt nach der Ost- seite vermuthet. Das ganze feste Land ist bis in die See hinaus mit ewigem Eise bedeckt. Die Hauptgebirgsart ist hier Gneiss, welcher in grosse dünne Platten und Rhomben zerspringt, angelehnt Glimmer- schiefer mit grossen Quarzparthien, welche von Chlorit und Strahlstein ganz grün gefärbt sind — grosse Syenit und Grünsteinlager in mächtigen Kuppen, doch von geringer Höhe. — Als wir Kingiktok oder Tindingensnäs vorbeygiengen, erhub sich mit einmal ein schwerer Südoststurm, welcher uns zwang auf Omenarsuk zu bleiben. — Gebirgsart: Gneiss und Granit, auf- liegend: — Urgrünstein und Hornblendeschiefer. — Freytags, den 15 August liess ich mich auf 2 Kajakken über den Sund nach Tindingen oder Kingiktorsoak hinüber boxiren, um diesen Berg noch einmal zu besteigen. Ich habe über sein geognostisches Verhälten mich bereits oben Seite 200 erklärt. — Sonnabends, den 19 August Reisten wir endlich bey noch starkem Seegange wieder von Omenarsuk ab, morgens um 6 Uhr, kamen bey schwerer See giücklich die nordlichste Nes, ........ , vorbey, wo wir einige Kajakken begegneten. Wir giengen durch Smalesund oder Ikare- sarsak, und knubbede Oe vorbey. Von Omenarsuk hieher rechnet man zwey Meilen. — Von Torngarsuk aus bis Smalesund einen Weg von 8 Meilen muss man iiber die offene See reisen, welches allezeit für Umiaks ein gefährliches Stück Arbeit bleibt. — Wir setzten über beyde Arme des Narksalikfiords, und Nark- 934 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. salik vorbey, wo ich mehrere Lepades balenares fand, und giengen sodann durch die Narksaliksinseln. Die Gebirgsart dieser kleinen Insel ist durchaus reiner Granit und Gneiss, mit angelagertem Hornblendschiefer. Der Fiord lag wie gewönlich voller Treibeis. Abends 7 Uhr gieng wir auf dem Continente, an einer abgelegenen Stelle zum Nachtlager ans Land. Sonntags, den 20 August Reisten wir Morgens um 8 Uhr ab, passirten den Inselberg Karsut und die schmalen Sunde durch viele kleine Inseln gleiches Namens, aus welchen wir uns des dichten Nebels wegen schwer finden konnten, sezzten über den Quannefiord bey ziemlich ru- higer See, Kangilinek oder Quanneinsel vorbey, und kamen endlich um 5 Uhr Abends nach einer 4 wochentlichen Reise von Julianehaab aus glücklich zu Friedrichshaab an, woselbst das Schiff Jupiter noch vor Anker lag. — Mittwochs, den 23 August kamen Postkajaks von Godthaab hier an. — Da meine Sachen alle sich noch theils zu Godthaab, theils zu Godhavn befanden, und nun also nicht mehr daran zu denken war sie hieher erhalten zu können; so musste ich mich entschliessen, ungeachtet ich bereits mit Kapitän Erken Verabredung wegen meiner Abreise getroffen hatte, noch ein Jahr hier im Lande zu verbleiben und von hier nach Godthaab abzureisen. — Donnerstags, den 24 August Abends um 5 Uhr lichtete Kapitän Erken mit frischem Nord- winde die Anker und verliess den Hafen zu Friederichshaab. Wir Europeer alle begleiteten ihn durch die Scheeren hinaus über 1 Meile in die offne See, mit herzlichem Wunsche einer glücklichen Heimreise nach dem Vaterlande, und giengen mit unsrer Jolle wieder zurück. — Der anhaltende frische Nordwind verhinderte meine Abreise noch. Endlich Montags, den 28 August Verliess ich mit einem Umiak, besezzt von 4 Grönländerinnen und dem Blanding Ore РенвзЕк als Steuermann, auch einem Ka- jaksmann von Storöe die Kolonie. Reise nach Fiskenes. Wir reisten um halb 10 Uhr Vormittags ab; ich nahm die Postpakette und Briefe nach Norden mit. Wir giengen durch die kleinen Sunde von Pamiut durch viele kleine Inseln nach der See hinaus, setzten nach Söndre Storöe oder Kikertarsoak über, Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 235 1 Мей Wegs, giengen über Kangerdluarsuk, eine 3 Meilen ins feste Land hinein sich erstreckende Bucht, und kamen nach N or- dre Storöe, ebenfalls Kikertarsoak genannt, 1 Meile Wegs. Wir fuhren hierauf über Nerutusoksfiord, welcher 7 Meilen ins Land hineinreicht, und besonders des Angmaks&t und Renn- thierfanges wegen stark besucht wird, und kamen sodann über den Karkset, von den Dänen Kaxefiord genannt, welcher ebenfalls 7 bis 8 Meilen in das feste Land hineingeht. Von hier setzten wir über Tingminektok, eine Bucht, welche sich nach Nordost und dann nach Osten zieht, kamen nach Sioramiut, oder Spiis- kammeröerne und blieben zu Sakriesok, 6 Meilen von Frie- derichshaab über Nacht. — Hier ist Glimmerschiefer die herrschende Gebirgsart (verglichen mit Seite 197). Dienstags, den 29 August Reisten wir Morgens um sieben Uhr ab, giengen bey ruhigem Wetter Pokkitsok (ef. S. 196) und Tullugartelik, (ef. В. 195) am Eisblink vorbey, kamen hierauf durch kleine Inseln, zwischen welchen mehrere Bootshäfen sich befinden, wo die Hauptmasse Glimmerschiefer ist, und giengen innen um Ravns-Storöe, oder Kikertarsoak. Der Granit ist hier herrschend, hat viel Feldspath und wenig Glimmer, lagerweise Hornblendschiefer und dünnschief- rigen Gneiss, letzterer hat viel schwarzen Glimmer. Wir setzten sodann über Aglomerset oder Bærsund nach Takkirsok oder Langeland über, wo wir nach einer Tagreise von 6 Meilen über Nacht blieben. Hier stehen die Rudera von mehrern Häusern, in deren Nähe man viele Cochlearia und am Strande vieles Treibholz findet. Diese ziemlich lange und schmale Insel, welche sich von Osten nach Südwesten gegen die offene See hinaus in einem halben Monde zieht, besteht aus Granit und dünnschiefrigem Gneiss, mit Hornblende und Glimmerschieferlagern, ohne me- tallische Spuren. Es ist ziemlich guter Graswuchs hier. — Mittwochs, den 50 August Verliessen wir Morgens um 8 Uhr Langeland, giengen eine uns in Westen liegende Insel Ukaleselik, bey welcher ein Boots- hafen ist, vorbey, und um Kangeitsiak herum, von wannen aus wir nach Kangarsuk übersezzten (cf. 5. 192). Aussen in Westen liegen mehrere Inseln, Amartut genannt. Wir kamen durch kleine zwischen mehrere Inseln durchziehende Sunde, namens Ikaresek, giengen die Bucht Kigutilik, die Insel Kitlia und das Land Okaitsut vorbey, innen um die Insel Kikertarsoeitsiak, auf 936 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. welcher Fiskenes liegt, und langten über den Fiskefiord um 5 Uhr Nachmittags bey der Loge Fiskenæs an. Donnerstags, den 31 August Vormittags gieng ich auf Excursion, und fand gemeines Titanerz in Hornblende und das Gadolinitähnliche Fossil in Granitadern zwischen Glimmerschiefer. Nachmittags gieng ich mit Herrn Herman nach Lichtenfels zu den Mährischen Briidern. Zu Land ist es eine, zu Wasser eine halbe Meile wegs. — Monat September. Freytags, den 1 September. War ich beschäftigt, um meine gesammelten Sachen einzu- paken. Sontags, den 3 September Gieng ich mit Herrn Moxran auf Excursion. Ich fand im Glimmerschiefer in kleinen Lagern blauen Kyanit, mit Glimmer gemengt. — Die Grönländer hatten hier im Herbste ziemlich Seehund- und ausserordentlich guten Kabliaufang. Auch fanden. sich die Malle- mukken (Procellaria glacialis) zu tausenden hier ein, welche gewön- lich nur in der Diskobucht gesehen werden, wo sie den Wallfisch- äsern nachgehen. — Montags, den 4 September gieng ich mit Herrn Monrad auf Excursion nach Okait- sungoit. — Gebirgsart Glimmerschiefer, abwechselnd mit Hornblendschiefer, beyde Steinarten mit Stralstein gemengt, beyde sehr bröcklich und verwittert. Dienstags, den 5 September gieng ich auf Excursion zuerst westlich nach dem kupfer- haltigen Berge (cf. Seite 191) wo sich der Kyanit mit Glimmer in einem Lager, der Titanit gangweise mit Hornblende findet. Sodann gieng ich südwestlich gegen die grosse Bucht zu, wo ich zu unterstem Strande Granit, und weisslichen Gneiss mit Granaten, auf demselben Glimmerschiefer und Hornblende- schiefer auch das gadolinitäbnliche Fossil fand. Auf der Höhe der Klippe bey der Ware sind viele heidnische Gräber. — Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 937 Donnerstags, den 7 September wollte ich morgens abreisen. Da aber Herr Herman durch einen ungliicklichen Fall gestern abends den rechten Arm aus der Schulter sich gerenkt hatte, welchen ich ihm mit Herrn Monrans Hilfe wieder einrichtete, so wollte ich ihn diesen Tag nicht ver- lassen. — Freytags, den 8 September Trat ich meine Reise nach Godthaab an, da Herr Hermann sich besser befand. Mein Umiak war mit dem in Handelsdiensten stehenden Grönländer Esaras als Steuermann, und 6 Grönländer- innen zum Rudern besetzt. Ausserdem folgten zwey Kajaksmänner. Ich nahm die Briefe nach Norden mit. Reise nach Godthaab. Ich reiste Mittags ab durch den Fiskefiord nach Lichten- fels, wo ich über Nacht bleiben wollte, weil ich noch diesen Nachmittag die Westseite von Kikertarsoeitsiak zu bereisen be- schlossen hatte. Herr Missionär Kremscawpr brachte mich mit seinem Umiak dahin. Wir fuhren nach dem sogenannten marmorirten Berg, weil die Grönländer so viel Aufhebens davon gemacht hatten. Er besteht aus Hornblendegestein mit breiten weissen Quarz- adern und Gängen, und sieht von weitem schön aus, ist aber ganz metallleer. In dessen Nähe in einem Thale ist ein Kiesel- conglomerat (grünliche Hornsteinbreccie) eingeflötzt. Wir fuhren über den Fischerplatz, woselbst fürtreffliche Kabliaubänke sind, und den Marshals Hafen abend späthe wieder nach Lichtenfels zurück, wo ich über Nacht blieb. — Sonnabends, den 9 September um 8 Uhr Morgens reiste ich ab. Wir setzten über den Fiskefiord durch die Inseln, und zur Westergarnsted grönl. Kaiktorbik; in den Kitlarne giengen wir ans Land, um Zeltstangen mitzunehmen. Um 11 Uhr kamen wir Ittersarmiut und um 1 Uhr- Kangarsuk vorbey, und blieben auf einen kleinen Insel auf der Südseite des Gredefiords über Nacht (ef S. 190). Sonntags, den 10 September Reisten wir 6 Uhr morgens ab, und giengen auf der südlichen Seite des Gredefiords oder Kangerdluarsuk hinauf. Die Berge desselben sind beym Einlaufe von unbe- 238 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. deutender Höhe; erheben sich aber immer mehr, sind fürchter- lich steil, mit hohen Eiskuppen von allen Seiten überdeckt, und gehören am Ende des Fiords mit zu dem grossen Eis- blink. Die Gebirge bestehen aus Glimmerschiefer Hornblend- schiefer und Hornblendegestein. Bey dem ersten Eisblink auf der Südseite gieng ich in das Hohe Gebirge hinauf, wo die Bergströme unglaubliche Zerstörung angerichtet haben. Alle Schluchten werden von ihnen durchströmt, und von Zeit zu Zeit stürzen grosse Eisberge herunter, welche ganze Felz- kuppen mit sich nehmen. Zu Kangiursak, wo der Fiord sich südöstlich wendet, blieben wir über Nacht. Er ist von der äussersten Mündung 14 Meilen lang. Montags, den 11 September Reisten wir morgens um 7 Uhr wieder ab. Die Berge wurden immer steiler und schroffer. Um 1 Uhr Mittags kamen wir zu Kingoa unter dem steilen Kakarsoak am Ende des Fiords an. Ich machte zuerst meine Wanderung nach den Bergen gegen Osten, und gieng durch das über eine Meile lange Thal, welches am Ende von hohen Bergen begränzt wird, welche an den Fiskefiord reichen, wieder zurück. Durch dieses ganze Thal, welches nun bloss von einem breiten Bergstrome bespühlt wird, hat ehemals die See ge- reicht, bis dass das Land durch die ungeheure Menge von stets niederstürzenden Felsenstücken zu hoch aufgefüllt, und dadurch das Wasser des Meeres zurückgedrängt wurde. Auf beyden Seiten des Thales sieht man hohe Bänke von Geschieben, zu 8 bis 10 Lach- tern hoch, und ziemlich viel Gesträuche, welches zuweilen Manns- höhe erreicht. Von den alten Normännern ist hier keine Spur. Die Hauptbergart ist reiner Gneiss, welchen ich auch bey der zweyten Exkursion, welche ich gegen Südost und Süden nach einem grossen Wasserfalle machte, vorwaltend fand. Hier sah ich auch lagerweise fleischrothen Granit. — Es gibt oft viele Rennthiere in der Nähe, daher die Grönländer von Fiske- nes gerne hieher auf die Jagd gehen. | Dienstags, den 12 September früh morgens um 7 Uhr machten wir uns wieder auf den Weg, giengen auf der Nordseite des Fiords unter dem Lande weg, und kamen Kakarsoak, Upernaviarsuk, einen Zelteplatz, und О ku- siksæt vorbey. Fra Julianehaab til Godthaab 1809. 939 Bey letzterer Stelle bestieg ich das Gebirge, und fand im Gneisse Topfstein mit beygemengten Glimmerblattchen lager- weise. Letzterer ist auch mit asbestartigem und gemeinem Strahlsteine durchwachsen. Auf gleiche Weise, doch in ge- ringerer Masse kommt er auf der entgegengesetzten Seite, so wie auch zu Kangiursak mit Talkschiefer vor. — Bey einer grossen Bucht, weiter westlich sah ich einen der breitesten und brausendsten Bergströme, unter allen, welche ich noch hier im Lande gesehen habe. — Hier fieng ich auf des Meeres Oberfläche einen jungen Falken, welcher seine Klauen in einen jungen Mäwen geschlagen hatte, aber zu schwach war mit ihn aufzufliegen, und so in Gesellschaft mit dem Raube ein Opfer seiner Verwegenheit werden musste. — Da uns die Nacht überfiel, so mussten wir auf einer sehr steilen Stelle Quartier nehmen. In Osten hatten wir den holen zakkichten Berg Kiklauait. Seine Gebirgsart ist Urgrünstein. — Mittwochs, den 13 September. Giengen wir den Zelteplatz Angmaksivik vorbey, und dann aus dem Grædefiord oder Kangerdluarsuk heraus, durch Ikaresar- suk, unter dem hohen steilen Kikertaursak weg, welcher Berg auf einer Halbinsel steht, und legten zu Märak oder Märaksoak von den Europæern Mönsterplads (Musterplatz) genannt. Es ist eine grosse ungefehr 2000 Schritte breite und lange von Kikertaursaks Fusse gegen Nordwesten sich er- streckende Sandbank, in welcher sich die Geschiebe der gan- zen Gegend und ein beträchtliches blaulich graues Thonlager befinden. Die Gebirgsart, welche darunter und zur Seite liegt, ist Granit, Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer mit schweren horizontalen Urgrünsteingängen. Diese Bank ist von der See zwischen das feste Land und die Inseln eingeschwemmt, denn die Brandung ist mit nordlichen und südlichen Stürmen gleich stark. Aussen gegen die See zu ist ein guter Bootshafen, Kitiksoeitsiak genannt. Wir giengen ferner durch die Inseln Killangeit, von den Europæern Klingarne vermuthlich aus Corruption des grönländischen Wortes so genannt, sezzten über eine Bucht und blieben auf der Insel Senneräk über Nacht. — Sie besteht aus Granit. — Donnerstags, den 14 September Auf die gestrigen Nebensonnen folgte ein schwerer Sturm, und wir mussten stille liegen. Ich gieng auf Excursion, und sah viele 940 Fra Julianehaab til Godthaab 1809. alte Gräber. Die Insel ist gross, hat auf der Seeseite viele tiefe Einschnitte, welche seicht zulaufen und viel Treibholz aufnehmen. Ich fand hier auch ein Bruchstück von dem Reyling einer Eng- lischen Schaluppe. Die Gebirgsart ist Glimmerschiefer mit Lagern von grobkörnigem Granit, welcher oft aus milchblauen Quarz, weissem Feldspath dem zu Alliortok ähnlich, und wenig schwarzem Glimmer besteht. Die Insel liegt in Westen von Sermilik, einem Theile des Eisblinks, welcher einen schönen Anblick von hier aus gewährt. — Freytags, den 15 September Reisten wir Morgens um 8 Uhr ab, und passirten die tre Brödre. Zu Kyadlik gieng ich ans Land. — Die Gebirgsart daselbst ist Granit und Glimmerschiefer mit Granaten. Wir kamen durch Ikertupersoit oder Teltöerne an der Garnstelle (Ikertok) vorbey. — Hier fieng mein Kajaksmann Jonas mit dem Wurfpfeile einen schwimmenden Isatis, welcher so eben durch den Sund von einen Insel zu der andern übersetzen wollte. Wir giengen durch mehrere Inseln über Kangerdluarsungoak, und blieben auf der nördlichen Seite dieser Bucht bey Merkoitsok in einem schmalen Laufe über Nacht. Die Gebirgsart ist hier Granit mit Hornblendeschiefer. Die Nacht durch wütete ein fürchterlicher Süd- weststurm mit Schnee und Hagel, welcher mein Zelt ein paar mal übern Haufen warf. Sonnabends, den 16 September. Musste ich des harten Wetters wegen stille liegen. — Sonntags, den 17 September Reisten wir gegen 8 Uhr Morgens ab, Merkoitsokfield vorbey, setzten über den südlichen Arm des Buxefiords, konnten aber des zunehmenden Sturms wegen nicht weiter als bis Simiutet kommen, und blieben daselbst über Nacht. Simiutæt ist eine Gruppe von Inseln mitten vor der Mundung des Fiords 7 bis 8 an der Zahl, welche alle äusserst kahl sind. Sie bestehen aus Glimmerschiefer mit eingemengten klei- nen Granaten, auch Tremolith und Hornblende. In schmalern und breitern Gängen findet sich zwischen dessen Schichten röthlicher, blaulicher gelblicher und schwärzlicher Milchquarz ; letzterer von einem blassgrünen, blättrigen Fossil begleitet, — lagerweise Granit mit schwarzem Glimmer und Magneteisen- stein. Der Milchquarz macht oft einen Gemengtheil des Gra- nits aufs. — Godthaab 1809. 241 Montags, den 18 September Mussten wir des schweren Seeganges wegen abermals stille liegen. Ich war den ganzen Tag auf Excursion. — Auf der Südlichen Nes der Insel kommen im Glimmer- schiefer grosse rothe Granaten bald mit weissem bald mit gelbem Quarze asbestartiger Tremolith mit Glimmer (Herrn ScHUBMACHERS Ichthyophthalmit) Turmalin mit Quarz, und das obengenannte grüne blättrige Fossil vor. Magneteisenstein ist ebenfalls dem Gesteine beygemengt. Dienstags, den 19 September Reisten wir Morgens um 6 Uhr ab, giengen bey stiller See über den nördlichen Arm des schlimmen Buxefiords, und auf der westlichen Seite von Killangarsuk vorbey, und durch die schmalen Sunde setzten wir über den Ameraglikfiord, und kamen Neu Herrnhut vorüber; und um 4 Uhr Nachmittags langte ich glücklich nach einer beschwerlichen 4 monatlichen Reise unter anhaltendem Unwetter zu Godthaab an, wo ich mein Winter- quartier zu nehmen beschloss. Aufenthalt zu Godthaab. Donnerstags, den 21 September Zeigte das Thermometer in der Sonne 19 Grade, während dass das Wasser im Schatten wieder zu gefrieren anfieng. Mittwochs, den 27 September gieng ich auf Excursion nach dem Seestrande, von da nach Stachs Ware und sodann über den Sumpf und Thorhalle- sens Ware zurück. Donnerstags, den 25 September liessen sich auf Baals Revier die ersten Alken /Alca Pica) die Vorboten des Winters in Menge sehen. — Es schneyte viel den ganzen Monat hindurch. — Monat Oktober. Sonntags den 8 Oktober Machte ich eine Excursion dem Seestrande entlang. Montags, den 13 [9] Oktober gieng ich nach Kassigiengoit, und vilde Mands- havn. Beym letztern bemerkte ich im Granit ein Lager von XXXV. 16 242 Godthaab 1809. talkartigem mit blaulichem Quarz gemischten Gesteine, in welchem lauch und apfelgrüne auch indigblaue, 6 seitige Kri- stalle eingewachsen sind. . Den Tag drauf machte ich die nemliche Excursion. — Sonnabends, den 14 Oktober Reiste ich mit Herrn PLarou in einem Umiak nach der еше Meile von der Kolonie entlegenen Quannebucht, deren Stein- arten ich oben im Tagebuche Seite 163 beschrieben habe. Ich füge noch hinzu, dass auf der Ostseite des üstlichsten Bergstromes in dieser Bucht auf einer beträchtlichen Höhe ein Landsee sich befindet. Auch traf ich hier im Granite viel Milchquarz. Wir sam- melten aus dem Schnee die dürren Blätter der Angelika, des Leon- todon taraxacum, des Epilobium und der Alchemilla, um sie bey unserm Mangel als Rauchtobak zu gebrauchen. Um 4 Uhr abends reisten wir zurück Freytags, den 27 Oktober kamen für dieses Jahr die lezten Posten von Fiskenæs. Monat November. Mittwochs, den 1 November Reisten die Postkajakke von hier nach Fiskenæs wieder zu- rück. — Es schneyte nun unaufhörlich. — Montags, den 15 November Lag der Schnee an vielen Orten zu einer Tiefe von 4 Ellen. Freytags, den 17 November kam das Transportboot Neptunus von der Garnstelle Savsavik wieder zurück.» Der Fang war äusserst schlecht. Die Kolonisten hatten vom 10 Oktober bis zum 16 November nicht mehr als 35 Seehunde in den Garnen erhalten. — Sonntags, den 25 November wurden bey der Kolonie noch Kopaunauarsut (Emberiza nivalis) gesehen. Etwas unerhörtes, da sie gewönlich im Anfange des Ok- tobers das Land verlassen. Monat December. Die Witterung dieses Monats war ausserordentlich hart. Unauf- hörliche Stürme bald aus Südwest, bald aus Nordost wechselten unter anhaltendem Schnee und Gestöber mit einander ab. Die Kälte stieg bis zu 17 Graden. Die See war beständig voller Treibeis, so dass die Grönländer selten auf den Fang kommen konnten, früh- zeitig Hunger zu leiden anfiengen und aus Mangel an Thran von Godthaab 1809. 243 der Kälte viel auszustehen hatten. Leztes war bey uns Europæern auch der Fall. — Die Nordlichter waren in diesem Monate sehr häufig, meistens in Süden und Südwesten, und am Tage war dichter Frostrauch tiber die ganze See verbreitet. — Freytags, den 224December Zur Sonnenwende wiitete vormittags ein heftiger Stidost, wel- cher nachmittags in einen noch fürchterlichern Nordweststurm übergieng, welcher von unablässigem Schnee und Gestöber begleitet war, so dass man sich vor dem Hause kaum auf den Beinen halten konnte. Der Schnee hatte bereits bey den Königlichen Gebäuden, besonders beym Inspectoratshause, welches am höchsten steht, so zugenommen dass er bis an die Dächer reichte. Ich konnte von meinem Zimmer aus weder die See, noch einen der umliegenden Berge sehen. — Montags, den 25 December Versammelten die nahe wohnenden Grönländer dieses Distrikts sich wie gewöhnlich, nm ihr Weinachtslied bey den Europæern zu singen, wobey sie mit Erbsen und Grüzze beschenkt wurden, welches ihnen bey ihrem Mangel sehr wohl that. Mittwochs, den 27 December Zeigte sich ein ausserordentlich schönes bogenförmiges in den schönsten rothen grünen und gelben Farben spielendes, gestreiftes lebhaftes Nordlicht, hauptsächlich von 3 Uhr abends bis 12 Uhr Mitternacht. Es brannte von Ost Nordost auf, und wirbelte unauf- hörlich nach West und Südwest, oft mit einem Leuchten welches dem Wetterleuchten oder sogenannten Abkühlen des Himmels an Sommerabenden in warmen Landen sehr ähnlich sah. Es schien nicht sehr hoch zu stehen, man konnte zuweilen sehr deutlich ein Knittern in der Luft über sich vernehmen. Das Knittern glich dem Rauschen des gejagten gefrorenen Schnees. Für Augenblicke war es oft wie ein Blitz rein verschwunden; sodann aber leuchtete es auch mit erhöheter Klarheit wieder, umgab einigemale die Spizze des eisbedeckten Hjortetakken, wie mit einer Glorie, gleichsam als wenn er von ihm aufgehalten wurde und einen Augenblick darauf war es wieder erloschen. — Dessen höchster Glanz war doch sanft, und that dem Auge wohl, wenn er es auch noch so sehr durch sein plötzliches Auflodern überraschte. — Die Kälte war diesen Abend 12 Grade, und die Luft sehr klar. Das Barometer stand auf 27.8!/2 und der Wind war den ganzen Tag schwacher Nordost. Sonntags, den 31 December. Schlossen wir Europæer das Jahr, weil der Abend sehr schön war bey der Versammlung der Grünländischen Brudergemeinde zu Neuherrnhut. Die Kälte war 141/з Grad. И BATTS SAR TN EE = = с ea J у ee ‘ i $ ef hat Piet "тои Pas OPE 1 Lea 444 MALE Zee ID Seta), ai tide К CHALEUR f 1 0 re nt ата Bue À. 7 it нат ta Ve = OR Aas oh ht wur Kine A Re и Bericht einer mineralogischen Reise ime eronland:. In Form eines Tagebuchs gehalten von D. Karl Ludwig Giesecke. Fiinftes Jahr. 1810. Godthaab in Südgrünland und Godhavn, auf Diskoeiland. Aufenthalt zu Godthaab im Jahre 1810. Monat Janner. Die Kälte war in diesem Monate sehr anhaltend; sie stieg am Anfange und Ende desselben bis auf 18 Grade, und die See war beständig mit Treibeis bedeckt. Die armen Grönländer konnten daher nichts erwerben. Die Nordlichter waren nicht so häufig als am Ende des vorigen Jahres. — Wir hatten beständigen Frost- rauch, welcher den Augen sehr wehe thut. — Sonntags, den 7 Jänner. bemerkte ich grosse weisse Lichtstreifen in Nord u. N. West, und Montags den 8 Jänner ebenfalls solche Streifen von Nordost nach Südwest. — Heute kamen viele Weissfische (Delphinus albicans) in den Fiord, aber die Grönländer konnten des vielen Treibeises wegen nicht auf den Fang kommen. — Dienstags den 9 Jänner folgte auf die ebengemeldete Lichtstreifen harte Nordost- und Südweststurme mit Schnee und Gestöber diesen, und den nächsten Tag Freytags, den 19 Jänner, und die beyden folgenden Tage fiel Thauwetter mit Südostwind bey zwey bis drey Graden Wärme ein. — Sonntags, den 28 Jänner feyerten alle Europæer von Godthaab und Neuherrnhut bey einem von Herrn Inspecteur Myrenpuort angestellten Mahle den Geburtstag Seiner Königl. Maiestet. Monat Februar. Dieser Monat, welcher hier im Lande nie gnädig ist, war diesmal für die Grönländer, so wie die Europæer, welchen beyde Brennmaterial mangelten, besonders strenge. — Die Kälte war anhaltend, und stieg bey einem stehenden beissenden Nordost bis zu 21 Graden. Die Fenster hatten einwärts über einen Zoll dickes 248 Godthaab 1810. Eis, und alle Nägel in den Zimmern waren schneeweiss. Man sah wenig Nordlichter. Dienstags, den 18 Februar, wüthete ein so fiirchterlicher Südweststurm mit Schnee und Gestöber, dass Herr Missionär Wozr und Kaufmann PLarou, welche von dem Inspectoratshause nach der Kolonie, ешег Entfernung von 100 Schritten den Weg nicht finden konnten, wieder auf der nem- lichen Spur zurückkehren mussten. — Sonntags den 24 [25] Februar, bis Montags, den 26 Februar Abends stand die Kälte mit Nordostwind bis zu 24 Graden, und den 27 Februar nahm sie plözlich bis 41/2° ab. Monat Marz. War gegen alles Erwarten sehr gelinde, und vom Donnerstags, den 1 März bis zum 17 beynahe anhaltendes Thauwetter mit Ost und Südostwind, welches bey unserm Holzmangel eine grosse Wohlthat war. Der Fang der Grünlænder blieb dem ungeachtet, die Alken ausgenommen, äusserst schlecht. Sonnabends, den 5 März versuchte ich meine erste Fusswanderung über das Eis gegen den Mallinaberg zu. — Die Buchten waren alle dicht zuge- froren. — Montags, den 5 März Gieng ich über das Eis nach Kassigiengoit. Donnerstags, den 8 März wurde auf der offenen See bey Kangek der erste Hälleflynder gefangen, welches selten so frühzeitig zu geschehen pflegt. Das Thermometer stand Nachmittags um 2 Uhr in der Sonne, bey Süd- ostwind, auf 151/2° Wärme, und im Schatten nur auf 0. — Montags, den 11 [12] März, stand das Thermometer um 1 Uhr Nachmittags bey Wind- stille in der Sonne auf 161/2° Wärme, und im Schatten auf 21/29 Wärme. Mittwochs, den 14 März sahen die zu Kangek wohnenden Grönländer Vormittags ein Schiff in der Strasse nach Norden zu seegeln. — Sonntags, den 18 März Stieg die Kälte mit Nordoststurm und Schnee wieder zu 11°. — Godthaab 1810. 249 Mittwochs, den 21 Marz kamen die ersten Postkajakke mit Briefen von Fiskenes, Friederichshaab und Julianehaab hier an. — Der Winter war in ganz Siiden streng, besonders die Menge des Schnees iiberall un- geheuer. Die Kälte stieg zu Lichtenfels den 27 Februar bis zu 22 Graden, und zu Julianeshaab den 27. Februar bis zu 19 Gra- den. — Die Grönländer brachten die Nachrichten mit, dass ihr Landsmann Jonas, welcher mich im Herbste von Fiskenæs hieher begleitet hatte, kurz darauf im Sturm zwischen Fiskenæs und Græde- fiord im Kajak umgekommen sey. Freytags, den 23 Marz Stieg bey beissendem Nordost und klarer Luft die Kälte wieder zu 15 Graden. — Die Rennthiere lassen sich nahe bey der Kolonie auf jener Seite des Fiords zu Akunak in Menge sehen. — Eine seltene Erscheinung! — Das Thermometer zeigte in der Mittagssonne 3° Kälte. — Sonnabends, den 24 März Zogen die Tattarakken, die ersten Vorboten des Frühjahrs in grossen Schaaren in den Fiord zu ihren künftigen Brütepläzzen. — Donnerstags, den 29 März, Abends stieg die Kälte bey anhaltendem Nordostwind bis zu 19!/2 Graden. Abends sah man ein starkes Nordlicht in Südost. Die Grönländer leiden unbeschreiblich durch Mangel und Kälte. Monat April. Freytags, den 6 April Sahen wir bey der Kolonie die ersten Kopaunauarsut (Em- berize nivales) bey elf Graden Kälte. Sie sollen die Vorboten des Grönländischen Frühlings seyn. — Sonntags, den 15 April, Reisten die Posten, welche der strengen Kälte wegen 3 Wochen stille liegen mussten, wieder nach Fiskenes zurück. Die Kälte nahm mit anhaltenden Schnee und Schneegestöber, welches die Häuser ganz begraben hat, zu; bis Montags, den 50 April wo das Thermometer abermals mit Nordost, welcher beynah den ganzen Monat durch wehte, auf 6 Graden Kälte stand. Monat May. Donnerstags, den 3 May. Gieng ich auf Excursion nach Kassigiengoit und Herrnhut. Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. ww GR > Dienstags, den 8 Мау, Abends um 8 Uhr kamen abermals Postkajakke aus Süden hier an. Selbst in den südlichsten Gegenden litten die Grönländer sehr durch Hunger und Kälte. — So gieng es auch zu Zukker- toppen, welches die Nachrichten vom 14 May bestättigten. — Reise nach Ameraglik, und dem innern festen Lande. Donnerstags [Dienstags] den 22 May Verliess ich Vormittags um 9 Uhr mit einem Umiak, von 4 Grönländerinnen, dem Vormann FriepricH ÖLsen, und dem Kajaks- man Paur begleitet, die Kolonie Godthaab, um nach dem Ende des Ameraglikfiords zu gehen, von wannen aus ich mit einigen Renn- thierjägern eine Fussreise in das Innere des festen Landes zu ma- chen gesonnen war. Wir kamen bey gutem Wetter den Hjorte- takken vorbey, und legten Mittags im sogenannten Hamburger- sund, bey der Insel Pikkiudlek, an der Näs Johannersoak ans Land. Die Gebirgsart der Insel ist Granit mit grossen Quarz- lagern, welche in Milchquarz übergehen. In schmalen hori- zontalen Gängen sieht man im Quarze Kupferkies mit Kupfer- grun. Die gemeine Hornblende findet sich nesterweise ein. Die Insel liegt auf der rechten oder westlichen Seite des Hamburgersundes. Hierauf sezzten wir über den Ameraglikfiord, die Inseln Simiutak und Simiktok, welche vor dessen Mündung liegen, vorbey, und kamen um 4 Uhr Abends nach Narksak, wo wir über Nacht blieben. Von dieser Grönländischen Wohnstelle habe ich schon auf meines Tagebuchs Seite 167 geredet. Mittwochs, den 23 May reisten wir um 7 Uhr Vormittags von hier ab. Ich liess bey Alliortok (Spögelses-öen) anlegen. Diesen sonderbaren Namen hat diese Insel dem Aberglauben der Grönlender zu danken, wel- che in den seltsamen nach verschiedener Richtung anders aus- sehenden zakkigten Felsenspizzen zuweilen wandelnde Gespenster zu sehen glauben, welche, (vermuthlich im Nebel) sich bald höher, bald niedriger darstellen. Von den Steinarten dieser kleinen, aber doch sehr merk- würdigen Insel habe ich schon weiter oben Seite 167 und 188 gesprochen. — Ausser den damals bemerkten Fossilien fand ich diesmal auch stark eisenschüssigen etwas verwitterten Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. 251 Sahlit in 6 seitigen Prismen; gangweise kristallisirte Horn- blende und lagerweise Schriftgranit mit stark schillerndem graulich weissem Feldspathe. — Wir reisten noch diesen Tag weiter, und Kariæt vorbey, nach dem in der Kariætsbucht befindlichem, oben Seite 166 des Tagebuches beschriebenen Talklager, woselbst wir über Nacht blieben. — Das Thermometer zeigte heute Mittags in der Sonne 271/2 Grade Wärme. — Donnerstags, den 24 May, kamen wir Nachmittags um 4 Uhr im Innersten dieser be- trächtlichen Bucht zu Kariæb-Kingoa an. — Das Innerste der- selben war noch mit dichtem Wintereise belegt, auf welchem See- hunde, besonders Kassigiet in grosser Menge lagen. — — Der Glimmerschiefer macht von Godthaab an, den store Mallina und Hjortetakken vorbey, über Narksak,Kariæt, und Kingoa, und von da aus weiter gegen Süden nach Ig- loib-Ikerasak und Imnarsoak zu, eine zusammenhen- gende Gebirgsmasse aus, welche wahrscheinlich durchaus auf Granit an und aufliegt. Wenigstens ist bey den vorstehenden kleinern flachern an dem Hauptgebirge hinstreichenden Inseln, welche meistentheils mit Glimmerschiefer bedeckt sind, der Granit immer sichtbar. — Doch ist er selten ganz rein, und geht, bey zunehmender eingemengter Hornblende, welche in Grönland beynahe überall sich sehen lässt, in Syenit, und der Glimmerschiefer in Grünsteinschiefer und Hornblendeschiefer über. — Der Glimmer ist meistens schwarz oder auch gelb- lichbraun, im erstern Falle sehr kleinblätterig und dann oft schwer von der Hornblende zu unterscheiden. — Der Glim- merschiefer nimmt in Kariæbkingoa auch Lager von Stralstein und von Granit auf, und enthält oft Granaten. — Der Granit dieser Lager ist bald fein, bald grobkörnig, und hat zuweilen magnetischen Eisenstein beygemengt. -— Am Ende des Thales, welches sich in Nordosten hinaufzieht, stürzt sich ein Bergstrom über eine gegen 200 Ellen hohe Felsen- wand herab, welcher besonders im Frühjahre durch des schmelzen- den Schnees erhöhete Treibkraft und Wassermenge ein fürtreffliches Schauspiel gibt. — Ich gieng bis zu dessen Ursprung, und sodann 952 Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. nach dem südöstlichsten Ende der Bucht, wo sich im Glimmer- schiefer Milchquarz mit sehr feinen Glimmerflintern in kleinen Nestern findet. — In dieser Bucht sah ich mehrere Adler und Falkennester. — Die Vögel waren noch in der Brütezeit. — Die Gegend ist unbewohnt, wird aber zuweilen des Seehundefanges auf dem Eise wegen von Kariæt aus besucht. Freytags, den 25 May, Reistens wir Morgens um 7 Uhr ab, und auf der Südseite der Bucht hinaus, Igloib Ikaresak und Imnarsoak vorbey, giengen um Reveden, grönlendisch Kikertarsoak, welche aus Granit besteht, und sezzten nach Alliortok, und von da nach dem festen Lande über, welches wir um 4 Uhr Nachmittags bey gutem Wetter und stiller See erreichten, auch daselbst über Nacht blieben. Auf Igloib Ikaresak fand ich im Schnee eine noch wohl erhaltene Schneeeule (Strix nyctea) welche in dem strengen Winter vermuth- lich verhungert war. Sonnabends, den 26 May, lag ich zu Narksak auf dem festen Lande stille, um die Gegend gegen den Ameraglik zu, oder das sogenannte nördliche Land zu durchwandern. — Ich fand ausserdem, was ich im Tagebuche Seite 167 angemerkt habe, oben auf dem nördlichsten Gebirge, in der Nähe der grossen Kluft einen stehenden oft bis zu einer Lachter breiten von Osten nach Westen sich erstrekkenden Gang, dessen Hauptmasse Quarz und Feldspath, oder ein un- vollkommener Granit ist, welcher durch den Glimmerschiefer streicht. In diesem Gange findet sich kristallisirter und derber Sahlit, gemeines Titanerz, Hornblende und Granaten. Das Titanerz macht oft in sehr kleinen Kristallen einen Gemeng- theil dieser Steinart aus. — Höher hinauf findet sich ein Lager von körnigem Magneteisenstein mit eingemengtem As- best oder auch Tremolith. — Ein anderer schmaler Quarz- gang, welcher Sahlit, vielen verwitterten Kies, Molybden und etwas Granat enthält, zieht sich von Norden gegen Süden nach der See zu. — In dessen Nähe liegen auf der Ober- fläche des Gebirges lose Stükke Wiesenerz, dem Ungarischen von Rohniz ähnlich, zerstreut. In demselben finden sich kleine unbestimmbare Kristalle. Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. 953 Ameraglik Fiord Sonntags, den 27 May. Früh um sieben Uhr reisten wir von Narksak ab, und liefen in den Ameraglikfiord ein; kamen glücklich den steilen Innuksur- soak vorbey, eine Strecke Wegs, welche bey einfallendem Sturm keine Rettung für den Reisenden gewährt, und erreichten um 4 Uhr Nachmittags die kleine Bucht Kassigiengoit über welche ich im Tagebuche Seite 168 Meldung gethan habe. Schnee und Eis, zwey Feinde, mit welchen wir bisher täglich zu kämpfen hatten, herrschten noch hier allgemein, wie auf der ganzen Schattenseite des Landes, und erschwerten jeden Schritt der Auswanderungen. Wir blieben hier über Nacht. — Montags, den 28 May Reisten wir um 9 Uhr morgens mit raschem Nordostwind ab, giengen Ikerdlek, Karsut, Nougerdluk, und Anortleuit- sok vorbey, und sezzten über den östlichen Arm des Fiords zu den Grünlænderzeltepläzzen nach Nouga über, weil ich an einiges dortenstehendes Volk Fangegeräthschaften abzugeben hatte. Hier standen fünf Familien in ihren Zelten, und harıten des Angmak- setfanges, welcher so eben begann. Wir sezzten Nachmittags noch von hier über den östlichen Arm des Fiord nach Ekalluit, oder Store Laxebugt (siehe Seite 169) einer ehemaligen Wohnstelle der alten Normänner, von deren Häusern noch ein paar unbedeutende Rudera stehen. Die Gebirgsmasse des Glimmerschiefers liegt auf Granit auf; hat Lager von Strahlstein und schiefrigem Talke. Die Grönländer gehen von hier aus gerne auf die Rennthier- jagd. Das Wasser ist hier reich an Nepiset (Cyclopterus Lumpus) Lachsen und grossen Krabben. — Erstere finden sich auch in ge- waltiger Menge zu Kassigiengoit. — Das Land hat ziemlich viel Gras, an den beyden Lachsströmen grosse hohe aufgeschwemmte Sandberge, in dem höhern Gebirge viel Schnee und Eis, und, be- sonders in den sandigen Thälern am Strande, hübsches Erlen- gesträuche. — Im Hinter-Grunde des hohen Gebirges liegt der hohe und steile Berg Nukäkpiabkakat, (Junggesellenberg). Dienstags, den 29 May. Der starke westliche Sturm erlaubte uns erst um 10 Uhr Abends zu reisen. — Es gieng sehr schwere See; und wir konnten nur mit äusserster Anstrengung über den Fiord sezzen. — Um Mitternacht kamen wir endlich auf dessen entgegengesezzter Seite zu Nouga, bey dem Zelte des Catecheten PauL ANDERSEN an, WO wir übernachteten. — 954 Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. Mittwochs, den 30 May. Heute früh begann auf dieser Stelle der Angmaksetfang. Mit ihnen kamen die Seehunde, besonders die Atarsoit (Phoca Grön- landica) in grossen Schaaren in den Fiord, und die. Grünlænder fiengen deren sehr viele. Auch der Angmaksætfang gieng sehr glücklich. — Er wird auf die einfachste Weise von der Welt ge- trieben. Die Grünlænder und ihre Weiber, doch meistens die letz- tern stehen am Strande, und schöpfen diese kleinen Fische mit Schöpfgarnen, welche netzförmig aus den Sehnen des Seehundes geflochten sind, aufs Land. — Sie kommen millionenweise, meistens mit der Fluth in den Fiord, so dass die See am Strande hin von ihrer Menge wie schwarz gefärbt aussieht, und durch ihr An- drängen ans Ufer Wellen schlägt. — Dass sich ausser Seehunden und verschiedenen Fischarten auch die Fischadler (Vultur albieilla), die Maven (Larus glaucus) und die Tattarakken (Larus tridactilus) hier in Menge einfinden, versteht sich, — Es gibt ein lebendiges Bild der Nahrungsuchenden Geschépfe in dieser sonsten unbelebten unbewohnten Gegend. — Die Kälte betrug Abends mit Nordwind 4 Grade. - Donnerstags, den 31 May. Reiste ich von Nouga ab, nach dem Ende des Fiords zu. — Einige Grénlender, welchen ich meinen noch übrigen kleinen Vor- rath an Pulver, der etwas über 1 Viertelpfund betrug, zur Renn- thierjagd versprochen hatte, folgten mir willig. Wir kamen diesen Tag bis zu Killawsarbik bey Iglorsoit im festen Lande. — Hier ist der grobkörnige Granit überall sichtbar, und sein Feldspath oft in schwarzen Glimmer wie eingewikkelt. Lager von Glimmerschiefer mit Granat, und Gänge von Feldspath mit Moroxit, Titanerz und Wernerit finden sich in ihm. Die See gibt im Anfange des Aprils schöne Krabben. Mehreres über diese Stelle findet sich im Tagebuche S. 170. Reise in das feste Land, und nach dem Kisblink. Monat Junius. Freytags, den ersten Junius, Reisten wir Morgens um 6 Uhr von Iglorsoit ab. Ungeachtet im Thale gegen die See hinaus Südwest bliess, so hatten wir doch auf dem Gebirge beissenden Nordost. Unsre Anzahl bestand aus 8 Personen, nemlich 3 Rennthierjägern, welche mit Büchsen, und ich als Steinjäger mit Fäustel und Eisen versehen waren. Vier Grön- wo or or Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. länderinnen folgten mit, um Proviant, das etwa zu erbeutende Fleisch, und einige Seehundefelle zum Nachtlager zu tragen. Wir passirten an dem Berge Killaærsarbik hinauf, von welchem die Grönländer die läppische Fabel sich erzählen, dass diejenige, welche mit Kräzze behaftet sind, derselben los werden können, wenn sie sich mit dem Kothe der Kopernauarsut { Em- beriza nivalis), welche auf dem Gipfel dieses Berges nisten, be- schmieren. — Die Nation hält überhaupt viel auf Koth. — Der Koth des Rennthiers, des Hasen, und des Rypen sind ihre Lieb- lingsgerichte, Nerrokak genannt. — Der Koth des ersten wird be- sonders als eine wichtige Verehrung nach andern Orten, wo keine Rennthierjagd ist, versendet. Nicht selten wurden meinem Reise- gefolge solche parfümirte Posen anvertraut, deren Gegenwart der Nase sehr merkbar ward. Wir giengen, von der Spizze des oben- genannten Berges aus, einen beschwerlichen Weg über steile Klip- pen, wo wir oft bis über den halben Leib in den durchbrechenden Schnee einsanken, und machten der Weiber wegen mehrmalen Halt. — Endlich kamen wir nach Tongmeraglik, oder der steinernen Brükke. — Dies sind ungeheure Felsstükke, welche die Natur quer durch einen der Seen, an der Nähe des Bergstroms, und zwar am westlichen Ende des Sees quer über, gelegt hat, und wirklich das Ansehen einer Brükke haben. Dieser See hängt durch Berg- ströme mit mehrern andern zusammen und die Grönländer fahren auf der Rennthierjagd zuweilen mit Kajaks von Kapiselik in Godt- haabsfiord bis an Sermersoak oder den Eisblink des Ameragliks, von welchem Eisblinke, so wie von dem Schnee der benachbarten Gebirge diese Seen ihre Wasser erhalten. Sie sind lachsreich, und diese Fische steigen besonders im August durch die Bergströme, welche zum Meere hinabgehen, in dieselben hinauf: daher findet man hoch oben im Lande, zwey bis drey Meilen vom Ende des Fiords entfernt, noch zwey Hausüberbleibsel, das eine gegen Süden, das andre gegen Westen von Steinen aufgeführt, in welchen die alten Normänner vermuthlich im Sommer zur Zeit des Fischfanges und der Rennthierjagd sich aufhielten, ihre Fische trockneten und ihre Magazine hatten. Ungefähr eine ähnliche Sage haben auch die Grönländer von diesen Gebäuden. Das eine derselben ist noch sehr gut erhalten, und die Mauern, aus gut gewählten Felssteinen errichtet, sind noch ziemlich unbeschädigt. Die Tiefe des Schnees verhinderte mich ihre Höhe zu messen. Ihre Dicke beträgt über eine Elle, das Gebäude ein ziemlich vollkommenes Quadrat. — Die beyden Bergseiten, in deren Thälern die Seen sich durch- ziehen, sind sehr steil, oft beynahe lothrecht. — Endlich kamen wir nach Auaitsirksarbik, eine halbe Meile von Sermersoak, oder dem grossen Eisblink, entlegen, wo wir Halt machten, und über Nacht bleiben wollten. Das ganze Gebirge vom Seestrande an bis zum Eisblink ist Glimmerschiefergebirge, welches auf Granit aufliegt; lezteres 956 Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. lasst das Hervorstechen desselben in den tiefsten Punkten der Thaler vermuthen. — Der Glimmerschiefer ist durchaus sehr ungleich gemengt, bald ist der Quarz, bald der Glimmerschiefer vorwaltend, so dass man diese durchaus so ungleichen Ge- mengtheile oft fiir kleine Lager oder Nester zu halten geneigt seyn könnte. — Der Glimmerschiefer wird hie und da von diinnen Schichten von Hornblendschiefer durchzogen, und geht zuweilen bald in diesen, bald in dünnflaserigen Gneiss über. — Diese drey Gebirgsarten sind durchaus sehr verwittert, und zerfallen bey dem geringsten Anschlagen in Gruus und Sand; der Feldspath des Gneisses ist durchaus weiss und sehr fein- körnig. — Alle diese drey Gebirgsarten sind beständig von dem ausgezeichnet schiefrigem Fossile begleitet, welches unter dem Namen Grönländischer Granat bekannt, und stets in kleinen Stükken oder Splittern durch die Rennthierjäger zu den Kolonien gebracht wurde. Er ist meistentheils sehr ver- wittert, und in 4 seitige stänglig abgesonderte Stücke oder Prismen zerfallen. Seine äussere Gestalt ist meistens unförmig und knollig, und nähert sich selten der deutlichen Kristall- form des Dodekaeders; er ist gewöhnlich auf den Absonde- rungsflächen mit Glimmerblattchen durchzogen, auch mit kleinen weissen Feldspathpunkten durchwachsen. Die Grösse der äussern Gestalt zeigt sich von der Kleinheit einer Erbse, bis zu der Grösse von fünfzig und mehr pfündigen Klum- pen. — Seine Lagerung ist mit dem des Glimmerschiefers ziemlich verbreitet. — Die Schichtung des ganzen Gebirges überhaupt geht von Nordwest nach Südost, und verliert sich unter dem Eisblinke. — Im und beym Glimmerschiefer findet sich .in schmalen Trümmern und kleinen Nieren ein seltenes Fossil ein, dessen Vorkommen bisher ebenfalls unbekannt war, nemlich, die la- bradorische Hornblende, bald feinkörnig, bald strahlig, bald kristallisirt in 4 seitigen flachgedrückten stark geschobenen Prismen. — Der Durchgang ihrer Blätter ist zweyfach, der Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. 957 Glanz Fettglanz. — So sehr sie auch verwittert und aufgelöst ist, so ist sie doch nie okkergelb oder rostfarbig angelaufen, sondern behält ihre schwarze Farbe, welche bald sammet- schwarz, bald grünlichschwarz, bald rabenschwarz ist, und nur selten ins Nelkenbraune übergeht, wo sie sodann ihr Farbenspiel verliert. Die Kristalle sind auf der Oberflache gestreift, wie der Turmalin, ôfters auch gefurcht. Das Farben- spiel dieses Fossils ist das schönste satteste Himmelblau; selten messinggelb oder bronzefärbig, wie sie bey dem Fossil von der Küste Labrador ist. Alles Suchens ungeachtet habe ich in der Nähe desselben keine Spur von labradorischem Feldspath finden können. — Die ins körnige übergehende labradorische Hornblende findet sich hier am seltensten. — Der alles zerstörende Eisblink hat diese ganze Gebirgs- massen grösstentheils in Schutthaufen verwandelt. — Ausser den angeführten Steinarten kommt hier auch noch der rosen- rothe und milchweise Milchquarz, ferner ein saphirblaues ins amethystfarbige übergehendes Fossil vor, in welchem weisse vierseitige Prismen liegen. Diese sind stark geschoben, ihr Glanz ist zwischen Fett- und Wachsglanz. — Auch das oft- genannte Gadolinitähnliche Fossil, welches dem Glimmerschiefer insbesondere anzugehören scheint, findet sich hier in kleinen Lagern. — Von Metallen findet man hier keine Spur, etwas gemeinen Schwefelkies und Magneteisenstein ausgenommen, welcher leztere sich auf Grönland fast überall zeigt. — Ich gieng noch diesen Abend bis an den fürchterlich schönen Eisblink, (grönländisch Sermersoak) welcher mit einem See umgeben, und an den niedrigsten Stellen gegen 80 Fuss hoch ist. — Sein äusserster Rand ist von oben bis unten in keilformig zugespizzte Prismen zerspalten, welche zuweilen beynahe piramidalisch zugespizzt sind. — Seine Oberfläche hat grosse oft wellenförmige Erhöhungen und Vertiefungen. — Der erste Anblick ist schauderlich; die rund umher ganz aus- gestorbene Natur sezzte mich in eine wehmüthige Stimmung; KXXV. 17 258 Ameralik-Fjord og Fastlaudet indenfor denne 1810. mir schien es, als ob ich in eine andre Welt versezzt ware. Es war Mitternacht — ich ruhte einsam in dieser traurigen Gegend aus, welche wohl vor mir noch kein Europäer betreten hatte. Und bald genoss ich ein erquickendes grosses Schau- spiel in dieser Wüste, das Aufsteigen der Sonne hinter die- sem kolossalischen Eisspiegel, welcher über seine ganze un- absehbare Oberfläche ihre bluthrothe Strahlen aufnahm, und mit millionfachem Wucher wiedergab. Ein Augenblick schuf den Eisblink zum Feuermeere um, und ein unbeschreibliches Gefühl ergriff mich, und machte mich alles diesen Tag aus- gestandne Ungemach vergessen. — So unbegreiflich auch dieses Zusammenhäufen und jähr- liche Vermehren des Eisblinks scheint, gerade auf den nied- rigsten und zum Theile der See nächsten Punkten des Landes, da doch die höchsten Bergspizzen hier im Sommer sich enteist zeigen, so deutlich wird doch, wie mir scheint, dieses Phä- nomen bey Zusammenhalten der Umstände. — Das Thal in welchem diese Eismasse ruht zieht sich in ziemlich gerader Linie durch das ganze Land von Nordost nach Südwest. — Da die herrschende Winde Grönlands Nordost und Südwest sind, so fegen sie also den Schnee unaufhörlich in diesem Eisbelte auf und nieder. Aller Schnee des ganzen Landes, welcher unter diesem Striche fällt, muss also in diesem Belte sich anhäufen, welches von Jahr zu Jahr zunehmen muss, da die Sonne in der kurzen Zeit ihrer Kraft doch zu wenig Kraft hat, den Schnee aufzuzehren, welcher da er doch auf der Oberfläche immer etwas thaut, und dieses Thauwasser die ganze Masse durchzieht, nach und nach zu Eis wird. Aehn- liche Bewandniss hat es mit all den andern kleinen Eis- blinken, welche sich auf Sermesok oder Hamburgerland nård- lich von Sukkertoppen, auf Sermitsiak oder Sadelen bey Godt- haab, auf Diskoeilands thalförmigen Bergvertiefungen und meh- rern andern Stellen dieses Landes ansetzen. Dass die höchsten Bergspitzen desselben jedes Jahr vom Eise frey werden kommt Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. 959 von ihrer Schroffheit her, welche den Schnee nicht zu halten vermag. Diese Schroffheit ist Mitursache, dass das Eis und der Schnee der Thaler im Frühjahre sich vermehrt. Sonnabends, den 2 Junius war die Luft den ganzen Vormittag klar, und der Wind Nord- ost, aber gegen 5 Uhr Nachmittags erhub sich ein schwerer Siid- weststurm mit einem starken Platzregen, welcher uns, da wir ganz ohne Lee und Obdach waren bis an die Haut durchnässte, welches meine Grönländerinnen, die dem Regen überhaupt nicht sehr gut sind, ziemlich missmuthig machte. Auch meine Jäger wurden sehr verdriesslich, da sie nicht zum Schusse kommen konnten. — Die Rennthiere, deren es übrigens hier genug gab, waren ausserordent- lich scheu, weil seit ungefähr 8 Tagen in dieser Gegend über 30 Thiere geschossen wurden. — Ich verwandte den ganzen Tag zu Wanderungen, und hatte unter freyem Himmel der Nässe und Kälte wegen eine unangenehme Nacht, welche doppelt fühlbar wurde, da wir nicht mehr Feuer machen konnten! — Sonntags, den 3 Junius, brachen wir frühe auf, und kamen nach einem beschwerlichen Marsche von fünf Meilen unter anhaltendem Regen wieder nach Iglorsoit zurück. — Wir sezzten, da der Himmel sehr stürmisch aussah, sogleich, ungeachtet es bereits Abends war, unsern Umiak in die See, um, wo möglich noch vor dem Ausbruch des Unwetters Nouga erreichen zu können. — Wir giengen Niviersiekakeit vorbey, und legten zu Niakoursät ans Land, um Angelika zu sammeln. Hier stehen ebenfalls noch Ruinen von den Häusern der alten Normänner, welche aber grösstentheils mit Kratt, Gras und Angelika überwachsen sind, und wenig mehr über die kleinen Hügel der Bergströme, welche das Land durchschneiden, sich er- heben. — Um Mitternacht kamen wir endlich bis auf die Haut nass, zuNouga an. — Der Südweststurm, welcher uns den ganzen Tag über gedroht hatte, brach nun endlich aus. — Montags, den 4 Junius, Hielt der Sturm mit Regen an, so dass wir nicht weiter reisen konnten. Ich gieng mit der Grönländerin Anne nach Oriatarbik, einem Berge, welcher die Zeltstelle Nouga be- herrscht, auf welchem ein Topfsteinbruch ist. — Er macht ein beträchtliches Lager auf der höchsten Spitze eines Glimmer- schiefergebirges aus und ist eigentlich, wie der meiste so- genannte Topf- oder Weichstein Grönlands, bald gemeiner 17 260 Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. bald verhärteter bald schiefriger Talk. Dieser ist bald grau, bald röthlich, bald blaulich. — Die lezte Farbe hat er ver- muthlich der beygemengten Hornblende zu danken. Hie und da findet sich leberbraune oktaedrische Kieskristalle. — Auch Strahlsteinlager finden sich in diesem Glimmerschiefer, und ein besonderes zähes talkartiges Gestein mit rundlichen weis- sen Feldspathflecken. — Der Name Oriartarbik oder Speyestelle (Spyttested) kommt der Sage nach daher, weil einst ein tollkühner Grönländer einer Wette wegen auf den oben in der steilen Felsenwand befindlichen hervor- ragenden schmalen Stein hinauskletterte, um über diese Felsen- wand in die See — — hinabspeyen zu können. Eine besondere Bravour! — — Nouga wird nunmehr nur in der Angmaksätzeit, und des Weichsteins wegen besucht. Vor mehreren Jahren wohnte hier auch im Winter eine Familie, doch ist die Stelle, ohne Eis- garnfang zu treiben, unsicher für den Lebensunterhalt, weil der Fiord im Winter um diese Gegend zufriert. Auch der Unterland, ist sehr steil, und zum Trocknen der Angmaksät der kahlen Klip- pen wegen sehr gut und brauchbar. — | Abends war ich vom Cathecheten PauL ANDERSEN zu einem Grönländischen Gastgebot auf Seehundefleisch geladen. — Dienstags, den 5 Junius. Um 6 Uhr Morgens reiste ich von Nouga ab; gerade gegen über liegt die Näs Nougerdluk, ebenfalls eine Sommerfang- stelle. — Von der Næs Nouga aus drehet man sich um Oriartar- bik, und kommt in den Nördlichen Arm des Fiords nach Kingangoak, (die kleine Nase) einer Landspizze, dann an die Felsenwand Itarsurtik et. Sie besteht aus Glimmerschiefer, und hat ihren Namen von den weissen Quarzstreifen erhalten. Ostlich bey dieser ist Tupersoeitseit, ein Fischplatz, und dann folgt bey Noorsoak abermals eine aus Glimmerschiefer bestehende Felsenmauer, Terkerak genannt. Hierauf der Berg Kakke- lak, welcher aus Hornblendeschiefer mit grossen Grünstein- lagern besteht. Weiter östlich Kornok, und dann Ekallugielik, woselbst ein Lachselv ist. — Hier biegt sich das Land aus Süden nach Osten zu Norden. Die erste Stelle auf der nördlichen Seite, Ekal- lugielik gerade gegen über ist Kirksoviak, von den vielen dorten nistenden Falken so genannt, mit einem Zelteplatz. _ Westlich von Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. 961 dieser Stelle biegt sich eine Sandbucht von dem Lande heraus, wie ein Haken nach Osten sich kriimmend, daher sie den Namen Nik- sik hat. Sie besteht aus aufgeschwemmten Lande. Westlich von dieser auf Iglorsoit sind Rudera der alten Normänner, und von diesen zieht sich der Itiblirsoak nach Kapiselik in Godt- haabsfiord hinüber. Hierauf kommt man nach Niakornak. Von Kirksoviak nach Niakornak zu verfiächt das Land sich ziem- lich, und ist mit sandigem Thon und Geschieben bedeckt. West- licher von hier liegt Kamabik, das heisst Fangestelle, und die kleine Insel Kikertangoak, ebenfalls mit Sand und Geschieben überschüttet. Im Sande findet man lose kubische Kieskristalle. — Von dieser Insel habe ich bereits in meinem Tagebuche Seite 170 gemeldet. — Man nähert sich hierauf den Zeltepläzzen Akajaminek und Nunangitsok zwischen welchen sich eine Bucht und ein kleiner Hafen bildet. Diese Gegend ist sehr mit Gesträuche besonders Erlen, Weiden und Birken (Betula nana) bewachsen. — Die Renn- thiere finden sich des schönen Mooses wegen oft in Menge hier ein. — Westlich von dem Hafen liegt der Berg Norsannak, von einer in demselben sich herunterziehenden Rinne, welche der Rinne eines Wurfbrettes ähnelt, so genannt. — Westlicher liegt Quan- neit, wo man auch einige Normännische Rudera antrifft. Sodann kommt man nach Kook unter dem Berg Uioa, hier ist ein gros- ser Lachselv. — Gegen Abend kamen wir endlich zu Karosulik an. Dieser Zelteplatz liegt Noordluk, oder dem schlechten Näs gegen über. — Wir machten hier Nachtquartier. Ueber Karosulik, eine merkwürdige Stelle habe ich bereits auf der 171" Seite des Tagebuchs ein mehreres gesagt. — Mittwochs, den 6 Junius, Lagen wir Vormittags stille; ich gieng auf Excursion, und mein Gefolge auf die Jagd. Nachmittags reisten wir nach Nunan- giät ab. Auch hierüber habe ich bereits Seite 172 des Tage- buchs etwas gemeldet. Meine Excursion gieng hier diesmal am Elv hinauf, bis nach dem grossen Thale Kokkok (Korrok) in Baals Revier zu. — Ich fand hier durchaus das Glimmerschiefergebirge auf Granit aufruhend, den Glimmerschiefer häufig von Granaten und etwas weniger labradorischer Hornblende begleitet, welche leztere sich auch hie und da in kleinen Parthien im Granit einfindet. — In diesem trift man ferner rauchgrauen schief- rigen Quarz, und in beyden viel Schwefelkies, welcher grössten- theils verwittert ist, und die Steinarten theils okkergelb theils 262 Ameralik-Fjord og Fastlandet indenfor denne 1810. urangelb gefärbt, oft auch zugleich aufgelöst hat. — Ausser- dem sieht man noch Granat mit gemeinem Schörl in Lagern. Die labradorische Hornblende ist lange nicht so ausgezeichnet, wie jene Seite 256 bemerkte von Auaitsirksarbik. — Der Berg- strom war hier eben in seiner voller Mächtigkeit, und ge- währte ein schönes Schauspiel. Freytags, den 8 Junius. Morgens früh 4 Uhr reisten wir von Nunangiæt ab, passirten bey stiller See die steilsten und gefährlichsten Stellen, giengen Nivinganek, Tuaparsoit, Itivinga, und Tuapaksangoit vorbey. — Auf dieser ganzen Strecke ist der Glimmerschiefer all- gemein verbreitet, von Tuaparsoit aus findet sich lagerweise viel Hornblendeschiefer ein. — Als wir endlich gegen Mittag lille Nougarsuk und Store Nougarsuk vorbeygekommen waren, und den Hjortetakken, welcher die Landspizze zwischen Ameraglik und Kobbefiord oder Kangerdluarsungoak ausfillt, vorbeysezzten erhob sich ein Siidweststurm. Wir giengen in leztgenannten Fiord, dessen beyden Ufer von den steilen Felsen der Gebirge Hjortetakken (Kingik- torsoak) und Mallina begränzt sind, hinein, und blieben, bey- nahe am Ende desselben zu Itiblirsoak, von welcher Stelle aus man hiniiber zu Kikertarsoaks Sund und Land in Godthaabs- fiord hiniiber sehen kann, tiber Nacht. — Die Gebirgsarten des Hjortetakken, so wie des Mallina, welcher leztere die nördliche Seite des Fiords und die west- liche des Itiblirsoak ausmacht, sind: Hauptmasse: Grobkör- niger Granit mit Magneteisenstein und blauem Quarz; an und aufgelagert, Glimmerschiefer, Grinstein, Thonschiefer und Grünsteinschiefer in grossen Lagern und Gängen, lezterer sehr verwittert. (Verglichen mit Seite 174). Auf der Westseite des Mallina grosse Lager von schiefrigem, auch verhärtetem Talke. (Veegsteen, grönländisch Ukusiksät.) — | Im Fiord liegen drey kleine Inseln; die Krabben dieses Was- sers (Cancer Phalangium) sind die grössten im südlichen Grön- land. — Auch gibt es bey Itiblirsoak am grossen Bergstrome viele Lachse; die Grönländer nennen diesen Fiord oder Bucht Kanger- dluarsungoak. — Den Namen Kobbefiord hat er von dem Norischen Godthaab 1810. 263 Worte Kobbe erhalten, welches einen Seehund bezeichnet. — Diese, besonders die Gattung Kassigiät halten sich im Frühjahre hier in Menge auf dem Hise auf, und geben oft guten Fang. — Sonnabends, den 9 Junius. Ich gieng Morgens nach dem Ende der Bucht, wo ich ausser den vorhingemeldeten Gebirgsarten lagerweise blaulich- grauen Quarz fand. Das Eis lag noch am Ende des Fiords fest, und die Bergen waren durchaus mit Schnee bedeckt. Nachmittags gieng ich nach des nördlichen Strandes steilen Abhängen. — Gegen Abend reisten wir ab, und kamen auf die nordwestliche Seite des Malinaberges oder Ukusik- sät, wo ein Bergsturz vor einigen Jahren grosse Zerstörung angerichtet hat. Eine ziemliche Strekke des Abhanges ist mit ungeheuren Gebirgstrümmern überdeckt. Die Hauptmasse zeigt auch hier, wie oben angemerkt worden, den grobkör- nigen Granit, auf welchem Glimmerschiefer, mit Hornblende- schiefer abwechselnd, aufliegt. — In demselben sind kleine Lager von verhärtetem Talke, daher dieser Berg von den Grönländern den Namen Ukusiksät erhalten hat. Nach dem Thale zu erstreckt sich ein Lager von gelbem Töpferthone, und unter dem Torfe, welcher sich hier im Thale verbreitet, eisenschüssiger Sand. An Ukusiksäts Felsenabhängen wächst viel Angelika im Thale eine Menge von Lichen Islandicus, rangiferinus und Parmelia tar- tarea. Wir hielten hier unser Nachtquartier. — Sonntags, den 10 Junius Reisten wir Morgens 5 Uhr von Ukusiksät ab, giengen Rypöe und Ravnöe, auch Neuherrnhut vorbey, und kamen um 8 Uhr Vormittags nach einer dreywochenlangen Reise am Pfingstsonntag nach der Kolonie Godthaab glücklich zurück. Um 2 Uhr Nachmittags kam Herr Hemmann von Fiskenäs hieran — Donnerstags, den 14 Junius, Nachmittags um 9 Uhr kam Herr Ков mit dem Boote Haabet von Nye Sukkertoppen hier an, um Proviant abzuholen. Er hatte 264 Godthaabs-Fjord 1810. in weniger als 24 Stunden die Reise von jener Kolonie hieher ge- macht. — Die Witterung war dieses ganze Frühjahr hindurch ziemlich angenehm; in den Gärten zu Godthaab und Neuherrnhut zeigten sich bereits Rüben und Rettiche, obgleich der Saame schon über 4 Jahre alt war. Reisen nach Korrok, Alangorsoak Kornok, und Sermitsiak in Godthaabsfiord. Mittwochs, den 20 Junius, Reiste ich von Godthaab wieder ab. Ich bediente mich auf diesem Ausfluge eines Umiaks besetzt von 4 Grönländerinnen, Ka- RITAS, Marie, Lypie und Anne Marie. — Der Böttcher FRIEDRICH Otsen folgte abermals als Steuermann und der Grönländer Josua als Kajaksmann mit. Um 8 Uhr Morgens passirten wir Kas- sigiengoit, und Ekallungoit oder Quannebucht, dann Itiblirsoak, welcher Trageplatz Sadelen, oder Sermitsiak gegen über liegt. Hier ist am Seestrande ein grosses Lager von Thonschiefer. — Wir sezzten sodann nach Kikertarsoak über, und blieben auf dieser Insel zu Kooksuengoak über Nacht. — Hier traf ich die Mährischen Brüder von Neuherrnhut, welche mit Holzsammeln beschäftigt waren. Die Hauptgebirgsart ist hier sehr feinkörniger Granit mit weissem Quarz, weissem Feldspath und sehr feinem schwarzem Glimmer; an mehrern Stellen grosse Lager von Hornblende- schiefer, Thonschiefer und Glimmerschiefer, welcher lezte durchaus am Fusse des Gebirges von ganz Kikertarsoak ver- breitet ist. — Im Hornblendeschiefer tritt man, besonders gegen Westen zu, Kupfergrün, und Kupferkies. — In dem ein- gelagerten grobkörnigen Granite findet sich magnetischer Eisenstein und das so oft berührte prismatische gadolinit- ähnliche Fossil; der Feldspath dieses Granits ist hochroth. — Der Glimmerschiefer hat Tremolith, gemeinen und glasartigen Stralstein eingemengt. — Auf einer Stelle, weiter östlich von Kooksuengoak ist vor zwey Jahren eine grosse Granitmauer niedergestürzt. — Das untere Ge- birge hat etwas Kratt, meistens Erlen und Weidengesträuche. — Donnerstags, den 21 Junius Sonnenwende. Das Barometer stand auf 28, das Thermometer im Schatten auf 15, in der Sonne auf 21° Wärme. Der Wind Godthaabs-Fjord 1810. 265 war bey der Kolonie nordöstlich mit klarer Кай, doch im Fiord westlich. — Wir sezzten tiber Kikertarsoaks Sund, und kamen nach 3 Stunden in den siidlichsten Arm von Gotthaabsfiord, Kokkok (Korchok) genannt, und zwar zuerst in dessen südliche Bucht, welche sich gegen Westen nach Nunangiät in Ameragliksfiord hin- liber zieht (cf. Seite 261). Die Berge bestehen aus dem eben erwähnten feinkörnigen weissen Granit, welcher hier im Lande selten vorkömmt. — Der Glimmerschiefer und Thonschiefer ist in Kokkok minder häufig als auf Kikertarsoak. Auf einer beträchtlichen Höhe fand ich ein Lager von eisenschüssigem sehr löcherigem Granit. — Die leeren Räume desselben rühren von ausgewit- tertem Schwefelkiese her; das Gestein ist auch hie und da auf den Ablösungen mit einer weissen kalkartigen mehligen etwas vitriolischen Kruste überzogen und sehr bröcklig. — Mitten .durch das Thal zieht sich ein Lachselv herunter. Die Grönländer kommen zuweilen auf den Angmaksätfang und die Rennthierjagd hieher. — Das ganze Thal hat viel eingeschwemmtes thonig-sandiges Unterland. — Das Gebirge ist sehr steil. — Ich kam zweymal in augenscheinliche Lebensgefahr, indem ich über Felsenwände einen Weg aufwärts stieg, welchen ich hernach im Nebel nicht wieder finden konnte, und mich durch einen Sprung retten musste. — Auf den Abstürzen wächst viel Moos und Ange- lika, welches dieselben für den Wanderer noch unsicherer macht Im Thale sowol hier als auf der entgegengesetzten Seite in Ame- raglik zu Nunangiät wächst viel Erlengesträuche und eine unsäg- liche Menge Ledum palustre. Freytags, den 22 Junius, Reisten wir Morgens 7 Uhr aus der südlichen Bucht ab, und kamen Tattarait vorbey, wo sich die Tattarakken (Larus tridac- tylus) zu hunderttausenden um ihre Eyer zu brüten, eingefunden hatten. — Wir erhielten in weniger als einer halben Stunde in den wenigen Nestern, welche wir erreichen konnten, über hundert Eyer. — Der Arm der Bucht (Kokkok) auf dessen Ende wir nun los- giengen, zieht sich südöstlich und östlich. Man wird am Ende derselben, wenn man eine unbeträchtliche Höhe des Gebirges erstiegen hat, mit einemmale durch ein paar lange Thalperspective überrascht, welche von beyden Seiten, so wie am Ende mit unüber- steiglichen Felsenmauern begränzt sind. Aus dem Hintergrunde beyder Thäler stürzen sich über lothrechte Felsenwände schäu- mende Bergströme aus dem ewigen Schnee herab, welche erst sich 266 Godthaabs-Fjord 1810. in Seen sammeln, und dann in mehrern Armen durch kleinere Ab- stiirze dem Meere zueilen. — Ihr Ufer ist hie und da mit Kratt und Angelika verbrämt. — Selten sah ich hie und da ein Renn- thier weiden. — Das Hauptgebirge dieser Felsenmauern ist feinkörniger weisser mit manigfaltigen schwarzen Moosarten überzogener Granit. — In Lagern fand ich Hornblendschiefer mit Quarz- adern in welchen Akanthikone und gemeine Hornblende ein- gewachsen sind, auch Glimmerschiefer mit Granaten, asbest- artigen und gemeinen Strahlstein, Milchquarz und grünliches grobkörniges talkartiges Gestein, gleichfalls mit Strahlstein gemengt. — Bey dem Auslaufe von Kokkok weissen, labra- dorischen Feldspath als Gemengtheil eines grobkörnigen schönen Granits. — Schillerstein in Geschieben. — Sonnabends, den 23 Junius, Reisten wir mit frischem westlichem Winde um 9 Uhr Morgens von Kokkok ab. — Diesem Thale gegen über ligt der Zelteplatz Sirksakriesongoak, dessen ich im Tagebuche Seite 157 Erwäh- nung gethan habe. — Gegen Abend kamen wir in die beträcht- liche Bucht Alangorsoak, (verglichen mit Seite 156 [?]). Wir fiengen hier in einer Viertelstunde über eine halbe Tonne Angmak- sät (Salmo arcticus). Auch hier ist der mehrmalen berührte weisse Granit vor- waltend, und in ihm Glimmerschiefer mit gemeinem Strahl- stein, grünes grobkörniges talkartiges sehr bröckliches Ge- stein, derber Akanthikone, Molybdän mit Hornblendeschiefer, und gemeiner Tremolith auch hie und da edler Serpentin in Ge- schieben. — Die Bucht hat sehr hoch aufgeschwemmtes Sand- land mit Thone gemengt, und beträchtlichen Geschieben, auch einen grossen Lachselv. — Sie ist am Strande sehr seicht und wird seit langer Zeit nicht mehr im Winter be- wohnt. | Sonntags, den 24 Julius [Junius] Johannistag. Wir reisten um 6 Uhr Morgens ab, giengen Angmaksivib Nouga, Kikertangoak und Omenak vorbey. Leztere beyde Inseln bestehen aus grobkérnigen Granit mit ange- lehntem Hornblendschiefer. Die erstgenannte Stelle, wo die Grön- Godthaabs-Fjord 1819. 267 länder gewöhnlich im Sommer auf dem Angmarsätfange stehen, gehört zum festen Lande. Wir passirten Amitsuarsuk und Portusok, zwey Buchten, so wie auch Ittivik (verglichen Seite 154) und giengen zwischen Kikertarsoak und dem festen Lande durch Ikaresak um Kangek herum, und Kangeiursak vorbey. Die Felsen zwischen beyden Buchten, so wie von diesen nach Kangek und Kangeiursak zu, sind sehr steil. Hier wechselt grauer Granit mit Gneiss und schiefrigem Syenit ab. — Wegen zunehmenden Windstössen aus Südwest und heftigem Regen musste ich auf Sedliarusät über ‘Nacht bleiben. Der Berg Kajutak steigt lothrecht an diesem steilen Zelteplazze auf, welchen man nur im Nothfalle wählt. Montags, den 25 Junius, reisten wir um 9 Uhr Morgens von Sedliarusät ab. Es stürmte die ganze vorige Nacht hindurch heftig aus Südwest mit anhalten- dem Platzregen. Gegen Morgen wurde es ruhiger, aber der Fiord lag voller Treibeis. — Wir setzten durch dasselbe und kamen gegen 12 Uhr auf die entgegengesezzte Seite nach Tessiursak, woselbst mehrere Grönländerfamilien von Sadlok und Neuherrnhut auf dem Seehund- und Angmaksät-fange in Zelten standen. Ich sezzte eigentlich hier herüber, um Seehundefleisch und Speck für meine Reisegefährten einzukaufen, dessen wir nun so sehr benö- thiget waren. — Tessiursak ist eine Bucht, welche mit vielen Krümmungen in mehrern Armen sich ins feste Land hineinzieht. Die Gebirgsart: grauer, feinkörniger Granit mit grossen Lagern von Hornblende und Glimmersehiefer, in welche viel gemeiner und glasartiger Strahistein gemengt ist. Das Ge- birge um die Bucht ist von geringer Höhe. — Der Wind war heute im Fiord Südost, dagegen zu Godthaab 12 Meilen von hier gegen die See zu Südwest, und die Moskitos plagten uns zum erstenmale für diesen Sommer jämmerlich. Dienstags, den 26 Junius, mussten wir eines westlichen Sturmes wegen den ganzen Tag stille liegen. Die See trieb voller Eisberge, welche uns von allen Seiten umschanzten, und Tag und Nacht unaufhörlich kanonirten. — Mittwochs, den 27 Junius, War der Wind im Fiord Nordwest und zu Godthaab Nordost. Morgens fiel eine ziemliche Menge Schnee. Wir reisten um 8 Uhr ab, und sezzten über diesen Arm des Fiords nach Kornok oder Björneöe über. Nach einigen Nachrichten soll diese Insel den Dänischen Namen erhalten haben, weil vor vielen Jahren ein Eis- 268 Godthaabs-Fjord 1810. bir hier geschossen wurde, nach andern, weil ein Missionär BJörnE genannt, hier zuerst wohnte. Sic fabula narrat! — Wir blieben auf der südlichen Seite derselben, Tinnitokir- sak genannt, bey den zerfallenen Häusern, über Nacht. Dieser alte Wohnplatz bildet mit der Ebbe eine Insel für sich. — Die Grundgebirgsart der ganzen beträchtlichen Insel Kor- nok ist feinkörniger grauer Granit, welcher sich auch auf der ganzen Bergstrekke von Tessiursak bis Nougarsuk findet. Er geht oft in Gneiss und dieser in Glimmerschiefer über, hat dann im letztern Falle beträchtliche Lager von Hornblende- schiefer und verhärtetem Talk mit edelm Serpentin, auch viele gemeine Hornblende. Der graue Granit schliesst grosse Lager von grobkörnigem röthlichem Granit ein. Ein, eine Lachter und drüber, breiter Basaltgang, welchen feine Trümmer von Strahlzeolith durchsezzen, durchschneidet die Gebirgsmasse von Süden nach Norden. Als Geschiebe findet sich gemeiner Strahlstein häufig am Strande. — Heute und gestern Abends hatten wir 2 Grade Kälte. — Donnerstags, den 28 Junius, reisten wir um 8 Uhr Morgens durch den Sund ab, welcher die Insel Kornok und Kikertarsoak von einander trennt. — Die Gebirgsart bleibt der obenerwähnte graue Gra- nit; weiter gegen Westen ist Glimmerschiefer auf ihn gelagert, welcher mit Kieselschiefer abwechselt. — Bey der westlichsten Näs im Sunde beginnt mit Chloritschiefer, Wetzschiefer und schiefrigem Talke ein grosses Talklager, welches von ge- dachter Näs Sidlisit (Wetzsteine genannt) Karosut vor- bey, bis gegen Pingoarsuk in Nordwesten sich erstreckt, und, das Talklager zu Kariät ausgenommen, wovon ich Seite 166 und 251 des Tagebuchs gesprochen habe, das grösste ist, welches ich hier im Lande zu bemerken Gelegen- heit hatte. — Bey Karosut nimmt es, ausser gemeinem Talke, Topfstein, Strahlstein, Amianth, Asbest und gemeine Horn- blende auf. Gegen die See zu findet sich auch Tremolith und Schillerstein; und im Glimmerschiefer, so wie im verhär- Godthaabs-Fjord 1810. 269 tetem Talke gemeiner, kubischer und magnetischer derber Schwefelkies. — Hier sind auch zwey doch unbeträchtliche Felshöhlen, daher die Stelle den grönländischen Namen — Karosut oder Karosuk erhalten hat. — Freytags, den 29 Junius. Wir reisten um Mittag ab, und sezzten von Karosut nach der Insel Sermitsiak oder Sadelen über. — Das Aussehen des höchsten Berges derselben hat den Dänischen Namen Sadelen (der Sattel) veranlasst. — Er dient den Schiffern bey der Einseegelung in den Fiord zum Warzeichen. — Die Grönländer nennen ihn des vielen Eises wegen, mit welchem seine Thäler und Klüfte gefüllt sind, Sermitsiak, von Sermek, His. — Auch dieser Eisblink hat in diesem Frühjahre (1810) zum erstenmale angefangen zweymal Eisberge von den niedrigsten Punkten seiner hochliegenden Eismasse abzustossen. — Als wir vorbeyfuhren, gieng so eben auch eine grosse Steinmasse nieder. — Dieser Sattel oder höchste Berg der Insel ist ausserordentlich steil, und besteht durchaus aus grauem fein- körnigen Granit, welcher grosse Lager von Hornblendeschiefer, Glimmerschiefer und grobkörnigem Granit einschliesst. —- Letzterm ist Magneteisenstein beygemengt. — Wir blieben auf Ersaak, bey den Ueberbleibseln mehrerer alten Grönländischer Häuser über Nacht. — Eine flache längliche Insel, Kikertak, liegt westlich von dieser Stelle mitten im Fiord. — Sonnabends, den 30 Junius, hörten wir Vormittags eilf Uhr bey Windstille, und trü- bem regnichten Wetter von ferne donnern. — Der Wind wurde ‘hierauf westlich. Ich gieng Vormittags auf Excursion, kam den Zelteplatz Poaktorbik vorbey, und von da zur südlich- sten Näs bis gegen Kikertarsoak über, und fand die oben- angezeigte Gebirgsarten, ferner grosse Lager von grobkörnigem Granit, mit vorwaltendem blaulichtem Quarz, welcher oft in Milchquarz übergeht; ferner grosse Lager von Glimmerschiefer mit vorwaltendem schwarzem Glimmer und kleinen einge- sprengten Spargelsteinkristallen, Asbest, Strahlstein; — — grosse Gänge von hornblendartigem Basalte in allerley Rich- 270 Godthaab 1810. tung streichend. — Hoch auf einem Berge sahe ich ein altes heidnisches Grab, in welchem ausser den Gerippen auch sechs Schedel lagen. — Um 3 Uhr Nachmittags reisten wir von Sa- delen oder Sermitsiak ab, und kamen um 6 Uhr Abends zur Kolonie Godthaab zurück. Hier hörten wir, dass die Grönländer aussen vor Kangek ein Schiff gesehen haben wollten! Schluss des Grönländischen Handelsjahres 1809. Monat Julius. Dienstags, den 3 Julius. gieng ich auf Excursion nach Kassigiengoit. — Ich bemerkte hier im Quarze, welcher sich nesterweise im Glimmer- schiefer einfindet, kleine apfelgrüne sechsseitige vollkommene Prismen, und in einer kleinen Entfernung davon ebenfalls im Quarz vier und sechsseitige vollkommene Prismen von blau- lichgrüner Farbe. — Die lezten ähneln etwas dem Moroxit, und kommen an der nemlichen Stelle auch im Glimmerschiefer vor. — Weiter hinaus gegen die Näs dieser Bucht sah ich labradorischen Hornblendschiefer, auf Glimmerschiefer ange- lehnt: in dessen Nähe ein Lager von Quarz mit Schwefelkiese. Mittwochs, den 4 Julius, besuchte ich die nemliche Stelle. — Donnerstags, den 5 Julius, war ich auf Excursion nach der Westlichen Näs und Stachs Vare, wo ich Milchquarz und kristallisirten Feldspath, beyde in Lagern, fand. — Reise nach Kangek, den Kooksinseln und dem Nordlande von Baalsrevier. - Freytags, den 6 Julius, verliess ich Vormittags 9 Uhr, nachdem ich ein paar Tage ausgeruht hatte, zum drittenmale für dieses Jahr die Kolonie Godt- haab. Ich reiste mit einem Umiak begleitet von dem Katecheten PauL ÅNDERSEN als Steuermann und 4 Grönländerinnen als Ruder- mädchen. Wir setzten gerade über den Fiord, giengen die Bucht Kangek, Kookgerne og Nordsiden af Godthaabs-Fjord 1810. 271 Ekallungoit vorbey, und durch Ikaresak oder den sogenannten verkehrten Sund (forkeerte Lob). — Von hier aus wurde ANDERS ANDERSEN oder Irrux, ein Grönländer abgeschickt nach dem Nepisætsunde, um den Grünlænder Henprix, welcher mir zum Weg- weiser dienen sollte, abzuholen; aber ich kriegte weder den einen noch den andern mehr zu Gesichte. — Die Eingebohrnen zeigten sich tiberhaupt, seit der Zeit, da wir selbst anfiengen Mangel zu leiden, und ihre Wiinsche und Forderungen nicht mehr befriedigen konnten, sehr gleichgiiltig und ungefällig gegen uns, und wollten durchaus keine Riicksicht mehr auf Bezahlung mit Gelde nehmen. — Wir mussten uns also gefallen lassen, fiir diesmal ohne Kajaksmann mit einem noch obendrein stark beschädigten Umiak nach den Kooksinseln hinauszugehen. — Wir fuhren unter der westlichen Seite des Nordlandes weg, besahen die Stelle, woselbst Bischoff Hans EGEDE die erste Kolonie errichtet hatte, und nahmen weiter westlicher zu Iglorpeit, wo die Ueberbleibsel mehrerer Grönlen- discher Häuser stehen, auf dem Nordlande unsern Zelteplatz. Ich gieng auf Excursion. — Die Hauptgebirgsart dieses Theiles des festen Landes ist Granit, oft mit vieler Horn- blende gemengt, und mit vielen grossen Gängen grobkörnigen Syenits von häufiger bald schwarzer bald auch dunkelgrüner Hornblende durchzogen. Auf und in jener Hauptgebirgsart liegt ein grobkörniger Granit, welcher aus blaulichem Quarz, gelblichgrünlichem auch graulichem Feldspathe und schwarzem Glimmer besteht. — Das Land rundumher hat eine Menge Buchten, welche eben soviel kleine Hafen bilden. — Um 6 Uhr Abends kam Herr Prarov mit der Schaluppe der Kolonie auf die nemliche Stelle. Er hatte von dem von den Grön- ländern vergeblich gesehenen Schiffe, wegen welchem er eigentlich ausgereist war, nichts entdecken können, und blieb hier bey uns über Nacht. Sonnabends, den 7 Julius, reisten wir Morgens um acht Uhr von Iglorpeit ab. Herr Pratou gieng mit der Schaluppe nach der Kolonie zurück. Ich setzte Savsavik die Garnstelle der Kolonie, ein grönländischer Winterwohnplatz, dann die alte verlassene Wohnstelle Kigutilik und die westlichste Nis des Nordlandes, Kangek bey gutem Wetter vorbey, gieng über den nördlichen Arm von Godthaabsfiord, und kam zu den Kooksinseln, von den Grönländern Kittiksut ge- nannt, welches so viel als die westlichen bezeichnet. — Sie liegen westnordwestlich von Godthaab in der Mündung des Fiords. Die Anzahl derselben ist beträchtlich. Sie liegen sich sehr nahe, haben 279 Kangek, Kookoerne og Nordsiden af Godthaabs-Fjord 1810. viele Scheeren und mehrere derselben machen oft in der Ebbezeit nur eine Insel aus. — Ehemals, bevor noch die Grönländische Volksmenge durch Blattern und andre ansteckende Krankheiten vermindert wurde, waren diese Inseln wegen ihrer vortheilhaften Lage zum Seehundefange sehr stark bewohnt, wie man aus den vielen zerfallenen Häusern abnehmen kann. Nun aber sind sie im Winter ganz verlassen; nur im Frühjahre und Sommer werden sie zuweilen der Helleflynderfischerey /Pleuronectes Hippoglossus) des Vogelfanges, und der Duunsammlung wegen besucht. Mäven, Thei- ste, Ternen, und vorzüglich Eidervögel halten sich in grosser Menge hier auf. — Auch der Fuchsfang auf dem nahen festen Lande (dem sogenannten Nordlande) ist zuweilen sehr beträchtlich. Die Bänke der Helleflynder (Heiligbutten) westlich vor den Inseln sind sehr ausgiebig. — Doch werden sie im Frühjahre mühsam, das heisst in einer Tiefe von zweyhundert Faden und drüber mit Schnüren gefischt, noch obendrein in einer Entfernung von andert- halb bis zwey Meilen von den äussersten Inseln in der offenen See. Doch kommen sie gegen das Ende des Junius näher zum — auch wohl in den Fiord herein. Zuweilen erreichen sie eine Schwere von zwey bis drey Centnern. — Der grosste welchen ich (und zwar dieses Frühjahr) hier gesehen habe, war von der Nase zur Schwanz- spizze zwey Ellen, 22 Zolle lang, 1 Elle 10 Zolle breit, und bey- паре 1/2 Elle dick. — Die Grönländer lebten dieses Frühjahr, da der Seehundfang in dieser Gegend ganz fehlschlug, einzig von diesen Fischen. — Das Fleisch ist sehr mager, aber die Finnen ausser- ordentlich fett. — Auf der Insel Pokkitsoeitsiak, wo ich landete, fand ich blaulich und röthlich blaulich weissen Quarz, in dem Seite 271 beschriebenen Granite und labradorsche Hornblende mit messinggelber Spielung in kleinen Parthien. Die übrigen Gebirgsarten dieser Inseln verhalten sich vollkommen wie die zu Iglorpeit (Siehe Seite 271). Wir passirten gegen Mittag die drey nordwestlichsten In- seln, steile und unfruchtbare Klippen von den Grönländern Aktorsoit genannt, und kamen um zwey Uhr nachmittags zu der Insel Angirsok, wo ich das Zelt aufschlagen liess. — — Die Gebirgsart dieser Felsen verhält sich eben so wie die oben beschriebenen zu Iglorpeit. Auch hier trifft man alte Winterhäuser und viele Gräber. — Vor mehrern Jahren ver- unglückte hier zwischen den unzähligen Scheeren dieser In- seln eine Englische Wallfischfängerfregatte, welche im Nebel Kangek, Kooksoerne og Nordsiden af Godthaabs-Fjord 1810. 973 zu weit unter Land gekommen war. — Die Mannschaft wurde grösstentheils gerettet. Der Schiffsdoktor, welcher vorzüglich an diesem Unglücke schuld war, sprang aus Verzweiflung uber Bord, und ertrank. — Sonntags, den S Julius, hatten wir die Nacht durch einen schweren Südweststurm mit Regen und Schnee. — Ich gieng Vormittags auf Excursion, und fand im Granit ein kleines Lager von Weisstein. — Um 12 Uhr Mittags reisten wir, da der Sturm sich gelegt hatte und die See ruhiger geworden war, durch die südlichsten Kooksinseln, und wendeten sodann wieder um. — Die Ge- birgsart bleibt sich durchaus gleich; nur die Hornblende findet sich bald in grösserer, bald in geringerer Menge. — Wir giengen die steile Felseninsel Ullamertok, von ihrer läng- lich runden Figur so genannt, vorbey, und nahmen auf der Insel Tugleronarsoit-kyjellia, welche in der Ebbezeit mit mehrern andern Inseln zusammenhängt, unser Nacht- quartier. — Auf dieser und den mit ihr in der Ebbe verbun- denen fünf kleinern Inseln zählte ich 19 zerfallene Häuser. Cochlearia wächst sowol hier als zu Ullamertok in ungeheurer Menge, so wie auch zu Tugleronarsoit und Kogniak oder Maagefield, doch findet sich auf der lezten Insel die meiste. — Die Gebirgsart verhält sich auf Tugleronarsoit-kyjeilia wie auf den andern Inseln, doch sah ich hier noch ein paar be- trächtliche Lager von grobkörnigem Granit mit beygemengtem Indigolith, und sehr grossblättrigem röthlichem Feldspathe. Auf beträchtlichen Höhen trift man alte Gräber. — Montags, den 9 Julius. Wir reisten um 7 Uhr morgens äb, verliessen um 9 Uhr die Kooksinseln, und setzten über Godthaabsfiords nördlichen Arm nach dem verkehrten Sunde hinüber, und hielten bey Maagefields Felsen- wand an, um Cochlearia zu sammeln. Die Grönländer nennen diese Stelle Akpalekkiksaarbik. Sie soll nach ihrer Erzählung diesen Namen von einer von ihrem Manne verfolgten Grönländerinn er- halten haben, welche mit ihrem Kinde auf dem Rükken im Amaut- XXXV. 18 974 Kangek, Kooksserne og Nordsiden af Godthaabs-Fjord 1810. pelze in der Angst quer über diese Felsenmauer weggelaufen seyn soll. — Sie besteht aus feinkérnigem Granit. Von hier aus giengen wir unter dem westlichen Nordlande weiter, und in die Bucht Kangerdluluk hinein, welche einen grossen und guten Schiffshafen hat, worinnen die Englischen Wail- fischfänger in Altern Zeiten zuweilen vor Anker gelegen haben. — Der Grönländer Henprix soll einmal in dieser Bucht Stein- kohlenstükke gefunden haben; wahrscheinlich waren diese, wenn man seinen Worten Glauben beymessen will, Ueber- bleibsel von den Engländern. — Soviel ist indessen doch richtig, dass in der ersten Krümmung auf der Westseite dieser Bucht sich etwas aufgeschwemmtes Land befindet, dessen Oberfläche noch, weil sie ein Thal bildet, durchaus mit Schnee bedeckt war. Doch konnte ich am Absturze gegen die See so viel bemerken, dass dieses aufgeschwemmte Land dem Steinkohlenlager zu Godhavn oder Schanze auf Diskoeiland ähnelt. — Zu oberst liegt schwarzer mohriger Torf, unter demselben loser gelber eisenschüssiger Sand, unter diesem gelblicher sehr mürber Sandstein, von wenigem Zusammen- halte, voller kleinen Geschiebe von Granit, Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer, etc. Ich durchgieng die ganze gegen eine halbe Meile lange oder tiefe Bucht in der Runde herum, fand aber ausser der besagten Stelle nur wenig und flaches Sandland. — Ich habe übrigens Ursache den Bericht des Grünlænders für unsicher zu halten, weil er sein Versprechen mir dahin zu folgen, nicht gehalten hat, als es Ernst wurde, wie ich bereits Seite 271 anmerkte. Von Ekallungoit habe ich so gleich an Herrn In- specteur Myntenpnorr einberichtet, wie ich die Sache gefunden habe. — Es wäre mir sehr lieb gewesen, wenn ich von diesem Gerüchte früher als im lezten Augenblicke meines Aufenthaltes zu Godthaab hätte Nachricht erhalten können, weil man so- dann doch einige Versuche mit Nachgraben hätte machen können, welches nun unmöglich war, da die wenigen taug- Kangek, Kooksoerne og Nordsiden af Godthaabs-Fjord 1810. 275 lichen Arbeiter dieser Kolonie mit Provianttransporten und Holzreisen genug zu bestellen hatten. — Die Steinart des festen Gebirges dieser Gegend ist grauer Granit mit beträchtlichen Lagern von grobkörnigem röthlichem Granit mit kristallisirtem schwarzem Glimmer, Magneteisen- stein, und (selten) kleinen Moroxitkristallen; in kleinern Lagern Glimmerschiefer, welcher zuweilen viel Quarz hat, der etwas grünlich gefärbt ist. — Der Quarz des Granits ist meistens blaulich; häufig findet sich Hornblende ein, und dieser Syenit geht nicht selten in Syenitschiefer über. Ein äusserst feiner weisser Sand, welcher sich am Strande mehrerer Stellen dieser Bucht findet, wäre wol zu Sand und Log- uhren zu gebrauchen. — An einer Stelle fand ich 9 eiserne Reifen eines 4 tonnigen Speckfasses und zwey grosse eiserne Mastbänder, welche ich mit mir nahm, um sie an die Kolonie abzuliefern. — Dienstags, den 10 Julius, Reisten wir Morgens um acht Uhr ab, giengen Kognerit, von einer Bergspalte so genannt, vorbey, passirten sodann Ujarak- soak, Erisak, welches einen Hafen hat, und Sennerak, eine alte grönländische verlassene Wohnstelle. Die Steinart ist durchaus Granit, mit grossen Lagern von Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer. — Mehrere kleinere Inseln liegen aussen vor den eben genannten Pläzzen, zwischen welchen man mit Umiaks durchlaufen kann, zu diesen gehört auch Rens-öe, grönländisch Tuktub-kikertak. Ich fieng daselbsten zwey junge Svartbagen, grönländisch Mayard- luk, (Larus marinus. Mantelmeve). Diese kleine Insel besteht aus grauem feinkörnigem Gra- nit, hie und da in Syenit übergehend, und etwas Glimmer- schiefer. — Viel Cochlearia wächst hier auf den Meven- hiigeln. — Von da giengen wir nach Kematulivät, oder rodned Field, seiner verwitterten und bröcklichen Steinart wegen so genannt. Sie bestehet aus grauem Granit mit vielem Hornblendeschiefer, welcher sehr aufgelöst ist, auch Lagern von Glimmerschiefer mit vielem Quarze. — Von hier aus liefen wir innen um die Insel in die Bucht, Ekallungoit genannt, ein. Auch in dieser liegen ein paar kleine 18* 276 Kangek, Kooksoerne og Nordsiden af Godthaabs-Fjord 1810. Inseln. Das Wasser in derselben ist seicht, so dass man zur Ebbe- zeit an mehreren Stellen durch die Bucht gehen kann. Auch zieht sich von hier eine Ebene oder vielmehr ein Moorland nach den Zeltepläzzen des Nepisätsundes, Itiblingoak genannt, hinüber, eine Entfernung von einer halben Meile — Man sieht deutlich, dass die See noch vor kurzem über diese Fläche gieng. — Die Grön- länder kommen zuweilen vom Sunde herüber, um Kassigiet zu schiessen, welche gerne in Ekallungoits Bucht gehen. Die Hauptgesteinart ist der auf dem Nordlande allgemein- verbreitete Granit mit vieler Hornblende, (Syenit) Lager von Gneiss und Glimmerschiefer, und Basalt in Gängen, Adern und Trümmern, bald im Granite, bald im Gneisse. — Im Glimmerschiefer kleine Parthien von Stralstein. — Als Ge- schiebe am Strande der Isländische schwarze Bimsstein in Menge. — Die Bucht ist reich an allen Arten von Ulken, hat auch viele Muscheln (Mytilus edulis}. Drey Grénlenderinnen kamen vom Nepi- sätsunde auf Besuch herüber, und erzählten viel von angekommenen Staffeten von Nord und Südgrönland, und von Nachrichten von Dä- nischen und Englischen Proviantschiffen, welche bey der Kolonie Godthaab eingelaufen seyn sollten. — Mittwochs, den 11 Julius, morgens ein Uhr erhielt ich wol Nachrichten von der Kolonie, aber leider keine von angekommenen Schiffen, welchen wir doch bey dem zunehmenden grossen Mangel an Pulver, Bley, Tabak und andern Bedürfnissen sehnlichst entgegensahen. Ich sezze also meine Reise weiter fort. Wir verliessen Vormittags um 9 Uhr Ekallungoit, und giengen die Bucht Kassigiengoit, welche sich östlich von jener bildet, vorbey. — Aussen vor liegen mehrere kleine flache Inseln, Sai- tongoit genannt, welche bis an den Nepisätsund reichen. — Wir passirten den Einlauf dieses Sundes, grönländisch Kakorsoi- sortok genannt, vor welchem die Insel Kakasoeitsiak liegt, und giengen sodann zwischen zwey andern Inseln durch. Die eine grössere dem Lande nächste heisst Kikertarsusuk, und die kleinere südliche Kikertarsuksuarak. р Ich gieng auf der lezten, wo viel Cochlearia wächst, ans Land, und fand grauen Granit als Hauptgestein mit bläulichem Quarze, lagerweise viel Hornblende und Glimmerschiefer. Bey- nahe alle Saitungoitinseln bestehen aus dem erstgedachten Granite. — Kangek, Kooksoerne og Nordsiden af Godthaabs-Fjord 1810. DT Nun kamen wir an der Bucht Makkaksuksuk oder Thonbucht vorbey, wo der diesem Fiord eigne sandartige die Thaler ausfüllende Thon eigentlich in Masse beginnt. — Das Hauptgebirge des Nordlands besteht aber durchaus aus dem oftgenannten grauen Granit, welcher zuweilen in Gneiss übergeht, mit betrachtlichen Hornblende- und Glimmerschiefer- lagern. Um 1 Uhr kamen wir bey der Insel Akunak an, welche vor der Bucht gleiches Namens liegt. Hier stehen die Ueberbleibsel dreyer alten zerfallenen Häuser; das Unterland hat ziemlich viel Gras, einen guten Hafen, und liegt Godthaab gerade gegen über. — Akunak wäre nach meiner Меу- nung eine passendere Stelle fiir eine Kolonie gewesen, als jene worauf Godthaab angelegt wurde. Der Granit sezzt sich auch hier fort, und wird von einem andern, rothen grobkörnigen in breitern und schmalern Gängen durchschnitten. Diesem brechen Turmalin, Granat und Magnet- eisenstein bey, doch sparsam. — In beträchtlichen Lagern findet sich auch ein andrer Granit, von milchblauem Quarz, graulich blauem Feldspath, und wenig Glimmer, oft auch statt des Glimmers wenig Hornblende ein. Diese Hornblende ist zuweilen von haarbrauner Farbe. Auf dem Granit liegt ein sehr verwitterter Glimmerschiefer, dessen (Quarz röthlich und gelblich ist; diese Gebirgsart wechselt mit Gneiss ab. Eine Kuppe dieser, in Vergleichung mit dem innern festen Lande, unbeträchtlichen Berge besteht aus grünsteinartigem Basalt, welcher sich in vierseitige Prismen ablöst. Diese Gebirgsart gehört wol der Uebergangstrappformation an. Gegen Abend gieng ich nach dem nahen aufgeschwemmten Lande zu Mak- kaksuksuk hinüber; es macht einen Damm von beträcht- licher Höhe, welcher gegen die Mitte zu über fünfzig Fuss erreicht, und an beyden dem östlichen und westlichen Ende etwas abfällt, wo er von zweyen Bergströmen begränzt wird. — Die Geschiebe derselben, so wie des Damms selbst sind von beträchtlicher Grösse, und meistens Granit und Grünstein-, seltener Gneis- und Glimmerschieferarten. Die Oberfläche 978 Kangek, Kooksoerne og Nordsiden af Godthaabs-Fjord 1810. des Dammes ist mit lockerer Torferde, und mehrern Lyng- und Moosarten bedeckt, und sehr zerrissen. Der thonige Sand ist von grauer Farbe. — — Die Nacht durch stürmte es sehr aus Südwest unter heftigem Regen. — Donnerstags, den 12 Julius. Als der Sturm etwas nachliess reisten wir ab. Wir pas- sirten die Nas Angalik, von den vielen schwarzen Bims- steingeschieben so genannt, welche sich hier in der Damm- erde finden. Sie werden von der See angeschwemmt, und kommen vermuthlich mit dem Kise von lisland. Wir kamen sodann die Bucht Kangerdlua, und die Nas Paoktorbik vorbey. Diese Stelle hat den Namen von einem grünen Grasflecken, welcher noch in einer Felsenwand daselbst zu sehen ist, erhalten, auf welchem eine Grönländerinn, um ihre Ge- schicklichkeit im Klettern zu zeigen, ihre nassen Seehundefelle aus- gespannt und getrocknet haben soll! Credat Judeus! Hierauf kamen wir eine andre Felsenmauer, Sejakiksok vorbey, und giengen sodann zwischen dem festen Lande und der Insel Malo- tuk dureh. — Auf jenem sieht man abermals ein grosses weit ver- breitetes Thon und Sandlager Makkak, welches durch die in der Mitte hervorragende Klippe Makkabkakeit in zwey Theile ge- theilt wird. — Dann legten wir Makkasubnouga zurück, kamen an die Bucht Sangmersok, wo ein guter Bootshafen ist, und nahmen zu Illuvilek bey dem grönländischen Hause in der Bucht gleiches Namens unser Nachtlager. — Die Gebirgsart auf dieser ganzen Strecke verhält sich ziemlich gleichförmig mit den vorhinbeschriebenen. — Die Hauptmasse bleibt der feinkörnige graue Granit mit beträcht- lichen Lagern von meistens verwittertem Glimmer- und Horn- blendeschiefer, der Quarz der ersten blaulich. Die Klippen sind von unbeträchtlicher Höhe, steil und unfruchtbar, die Thäler sind mit Sand und Thon gefüllt. Als Geschiebe fand ich häufig asbestartigen und gemeinen Strahlstein, auch viele Stücke von verhärtetem Talk oder sogenannten Veegsteen; ich hatte aber nicht Gelegenheit ihn anstehend zu finden. — Diese Fangestelle wird nun gewöhnlich im Winter von Neu- herrnhuts Grünlændern bewohnt. Von hier aus führt ein Godthaab 1810. 279 kurzes Thal nach Kaneitsut, oder der Ulkebucht hin- über. — Ich besuchte auch dieses Land noch einmal; doch verweise ich hiebey auf dasjenige, was ich bereits hievon Seite 139 des Tagebuches gesagt habe. — Freytags, den 13 Julius, reisten wir morgens um 7 Uhr von Illuvilek ab, und fuhren der heftigen Strömung wegen, welche in Godthaabsfiord unaufhör- lich herrscht über eine Meile unter dem Nordlande weg, und inner- halb der Insel Malotuk. Sie besteht aus röthlichem Granit und hat grosse Thonlager. Bey Poaktorbik setzten wir endlich quer über Godthaabsfiord, und kamen nach einer achttägigen beschwer- lichen Reise, nachmittags zwey Uhr glücklich bey der Kolonie Godthaab wieder an. — Aufenthalt zu Godthaab. Sonnabends, den 14 Julius reisten die vom nördlichen Grönland angekommenen Post- expressen wieder zurück. — Sonntags, den 15 Julius, war ich auf Excursion in der Gegend von Neuherrn- hut und Kernertok. An letzterer Stelle fand ich Kupferkies in Hornblendschiefer. — Montags, den 16 Julius, kam die Schaluppe und der Umiak, welche gestern auf den Helleflynderfang nach den Kooksinseln gereist waren, mit 115 Fischen zurück, welche sie in 12 Stunden gefangen hatten. Der grösste war drey Ellen lang, und in der Mitte 1 Elle 4 Zolle breit. Seit der Mitte des März wurden gegen 2000 Fische gefangen. — ef. S. Dienstags, den 17 Julius, gieng ich nach Kassigiengoit auf Excursion und fand feinkörnige labradorische Hornblende. Die südlichen Posten reisten ab. — Mittwochs, den 18 Julius, betrug die Ebbe zu Kassigiengoit in Springzeit, den zweyten Tag nach Vollmond 10 Fuss netto. — 280 Godthaab 1810 Donnerstass dendOordJulrus, Gieng ich abermals nach Kassigiengoit, um die gesammel- ten Steine zu holen. Freytags, den 20 Julius war der wärmste Tag in diesem Jahre. Das Thermometer stand auf 32 Graden. Sonnabends, den 21 Julius frih um 6 Uhr kam Herr Inspecteur Morzretpt von Nord- srönland mit einem Umiak aus dem Nepisätsunde hier ап. — Sonntags, den 22 Julius, kamen die beyden Jachten Omenak und Dorothea von God- havn, welche der Ebbe und des schweren Stromes wegen im Nepi- sät-sunde vor Anker gehen mussten, bey der Kolonie an. Omenak war daselbst auf eine Scheer gerathen, kam aber doch ohne bedeu- tenden Schaden ab. — Nachmittags um zwey Uhr kamen abermals Posten aus Süden an, welche kaum durchs Westeis kommen konnten. Es lag bis zu Fiskenäs dicht unter Lande. — Sonntags, den 29 Julius hielt Herr P. Worr Dänischen und der Catechet Patt ANDERSEN Grönländischen Gottesdienst, welchen wir beywonten. Montags, den 30 Julius, reisten die südlichen Posten nach Fiskenäs wieder zurück. Dienstags, den 31 Julius, giengen um neun Uhr Morgens die beyden Jachten Omenak und Dorothea, nachdem sie ihren Proviantantheil eingenommen hatten, mit der Strömung aus dem Fiord. Ich beschloss, auf die freundschaftliche Einladung des Herrn Inspekteurs Mortzrernt, die gute Gelegenheit zu benüzzen, und. mit ihm nach Godhavn abzu- reisen, weil ich nicht ohne Grund vermuthen konnte, von Nord- grönland aus vieleicht noch in diesem Herbste, oder doch im Früh- jahre nach Europa zurückgehen zu können. Abreise von Godthaab nach dem nördlichen Grönland. Wir traten Mittags die Reise an. Da Herr Inspecteur Мунгех- PHORT SO eben auch eine Amtsreise nach Sukkertopen vornehmen wollte, so gieng Herr Inspecteur Мот2кегот, Herr Pastor Worr, und ich in seiner Gesellschaft mit einem Umiak. Herr Pastor Worr wollte sodann mit uns in Amtsgeschäften auch nach Holsteinsburg reisen. — Wir hatten sechs Ruderinnen einen Steuermann und zwey Fra Godthaab til Godhavn 1810. 281 Kajaksmänner zu unserer Befördrung. — Wir sezzten bey neblichtem Wetter über Godthaabsfiord durch den Nepisetsund. — Kaum waren wir Kangarsuk, drey Meilen nürdlich von der Kolonie, vorbey, als wir wegen zunehmendem Nebel und Regen die lange schmale Bucht, welche sich im Nordlande des Kontinents hin- aufzieht, einlaufen, und dorten unser Nachtlager nehmen mussten. — Monat August. Mittwochs, den ersten August. Wir wurden die vorige Nacht in unserm elenden Zelte ziem- lich durchnässt; es stürmte unaufhörlich, so dass wir heute stille liegen mussten. — Ich gieng auf Excursion. Die Gebirgsart dieser Gegend ist Granit mit blauem Quarz, lagerweise Grinstein und Grünsteinporphyr. — Donnerstags, den 2 August reisten wir Morgens um sechs Uhr ab, durch Setiksut, Pis- surbik; Ullomik und Flagstang vorbey, nach Fiskefiord, welcher eine Meile breit ist, durch einige kleine Inseln in zwey Hälften getheilt wird, und viel Treibholz hat. — Wir setzten des starken Seeganges wegen ein Stiick in denselben hinein, und blieben über Nacht. Die Gebirgsart dieser betrachtlichen Bucht ist Granit, mit Grünsteinlagern. — Freytags, den 3 August. Wir sezzten vollends über. den Fiskefiord, giengen Kalot- tens Näs und Tattarait vorbey. — In dieser Gegend sahen wir einen blauen Isatis, welcher über eine breite von einer Insel zur andern vor unserm Fahrzeuge vorbeyschwamm, und glücklich das entgegengesezzte Ufer erreichte. — Endlich kamen wir nach Kalotten, der Hälfte des Wegs zwischen beyden Kolonien. — Wir fuhren über die Haybucht, auf deren Südseite Finnfieldet, oder Sullursoit über Sildebugt, nach Nappasok, einer von Sukkertopens Grönländern bewohnten Insel. Südwestlich von dieser liegen Lallöerne, und westlich Vragöerne. — Auf jenen findet sich ein grobkörniger Granit, dessen schwarze Glimmerkristalle oft bis 1 Elle in die Länge und über !/2 Elle in die Breite haben, den Sibirischen sehr ähn- lich. — Wir -sezzten hierauf über Nappasok, oder Pustefiord, durch Stralsund nach Bredefiord, welcher über eine Meile breit ist, und blieben mitten auf demselben auf einer kleinen Insel, des drohenden Südweststurmes wegen, über Nacht. — do [0 2] wo Fra Godthaab til Godhavn 1810. Die Steinart ist Granit mit vielem weissgrauem Feldspath und Lagern von Glimmerschiefer, bey welchem sich viel Glim- mersand findet. In den kleinen Buchten sieht man vieles Treibholz, welches von der See oft ziemlich hoch aufgeworfen wird. Die ganze Nacht durch regnete und stürmete es sehr heftig. Sonnabends, den 4 August, setzten wir Morgens sieben Uhr bey ziemlich ungestümer See und regnichtem Wetter über die nördliche Hälfte des Brede- fiords, giengen Kangarsuk, Ukaleselik, Tornarsulik, Omenarsuk, und Sillakangitsortorbik oder Brendvins- manden vorbey, setzten über den Isertokfiord, und kamen nach der Insel Dragkiste, passirten endlich den Rävebugt, og Nye Sukkertopensfiord, und kamen um 5 Uhr abends zur Kolonie Nye Sukkertopen Herr Assistent Foe war so giitig, mir sein Zimmer zum Ge- brauche zu überlassen — Sonntags, den 5 August hielt Herr Pastor Worr Grönländischen Gottesdienst in einem Zelte, welchem wir beywohnten. — Die beyden Jachten Omenak und Dorothea waren bereits am Mittwoch hier angekommen. Es wurde heute noch gelöscht und geladen. — Montags, den 6 August, um neun Uhr morgens verliessen wir mit den beyden Jachten diese Kolonie, die Jacht Neptunus von Nye Sukkertopen folgte mit nach Holsteinsburg um Bedürfnisse abzuholen. — Wir giengen mit West und Westnordwest durch den Ham- burgersund, oder Ikaresak, und Manetsok vorbey. Bey Kjerlingfield oder Arngnakoeksabkakat mussten wir, drey Meilen von der Kolonie bey gänzlicher. Windstille in einem Nord- westlichen Hafen daselbst vor Anker gehen. — — Wir giengen ans Land nach dem Eisblink zu. — Die Gebirgsart dieser Stelle der grossen Insel Sermesok von den Europäern Hamburgerland genannt, an dessen westlichen Spizze der stolze Kin of Sal (Omenak) wolken- ansteigt, besteht aus Granite mit röthlichem Feldspathe, bläu- lichem Quarz, vielen Granaten, verwitterter Hornblende, und hie und da eingesprengtem Titanium. Fra Godthaab til Godhavn 1810. 983 Hier vertheilten sich die Reisenden auf ihre Fahrzeuge; Herr Pastor Worr und Herr Assistent Grénwatp giengen auf Neptunus, Herr Inspecteur Morzrerpr und ich auf Omenak am Bord. Mehrere andre Umstände, diesen Sund, Hamburgerland, die grönländischen Wohnstellen daselbst, und Akpamiut betreffend, finden sich Seite 50, und 132 bis 135 des Tagebuches. Dienstags, den 7 August, früh morgens um halb ein Uhr giengen wir bey einem schwa- chen südlichen Winde unter Seegel, kreuzten, oder schleppten uns vielmehr mühsam zum sogenannten Komandanten hin, wo Nep- tunus die Lust verlor, weiter die See zu pflügen und vor Anker gieng. — Wir kreuzten weiter und kamen endlich gegen vier Uhr Nachmittags nach vielen Schlägen bey der Insel Akpamiut vor Anker. Hier standen zwey grönländische Zelte mit Familien. — Der Weg von Kjerlinghafen zum Komandanthafen be- trägt eine Meile, von dorten zum Theehafen oder auch Akpa- miutshafen zwey Meilen, und die Entfernung von Nye Sukker- topen nach Akpamiut sechs Meilen. — Abends 7 Uhr giengen wir unter die Nordseite von Serme- sok nach Alangoak, einer Bucht, welche sich bey einem grossen Lachselv endet, der mit dem Eisblinke in Verbindung steht. Hier trafen wir auch drey Grönländische Zelte auf dem Lachsfange. — Wir fiengen mit einem Garne 17 grosse Lachse, und blieben im Zelte Dayiets, eines Sohn des hier bekannten Schwärmers, oder so- genannten Propheten HaBaxur über Nacht. — Ich machte in dieser eine Excursion am Lachselve hinauf nach dem Eisblinke zu. — Die Gegend ist sehr verwüstet, und mit Geschieben der ehemaligen nunmehr sehr veränderten Bergströme überdeckt; die Steinarten selbst sind meistens sehr verwittert. Die Haupt- gebirgsart ist der nemliche Granit, welcher bey Kjerlingefield ansteht, mit viel Granat, Hornblende, und grossen Trappgängen. Mittwochs, den 8 August, morgens fünf Uhr giengen wir mit unserer Jolle von Alan- goak, einer Meile wegs, nach dem Hafen von Akpamiut wieder zurück. — Nachmittags giengen wir nach dem festen Lande von Ak- pamiut. — Die Steinart ist daselbst verwitterter Granit mit Granaten und vielen Trappgängen. — 934 Fra Godthaab til Godhavn 1810. Donnerstags, den 9 August, abends gegen neun Uhr boxirte sich das Transportboot Nep- tunus zu uns in Hafen. Es war schon den siebenten vom Koman- danten wieder ausgelaufen, um zu uns zu kommen, wurde aber von dem Strome bis Kjerlingshafen zurückgetrieben, und musste dorten ankern. Freytags, den 10 August giengen wir abermals mit der Jolle nach Alangoak, und fiengen 31 Lachse. — Sonnabends, den 11 August hielt Herr Р. Worr auf der Insel Akpamiut Grönländische Pre- digt und Taufe, weil die Grönländer von Alangoak mit Umiak des- wegen hieher gereist waren. Um halb zehen Uhr reisten wir ab, boxirten im Anfange bis zur Schildwache, einem hohen Steine, welcher am Strande frey in die Höhe steht, eine Meile von Akpa- miut. Hier kam Neptunus auf eine Scheer zu sitzen, wurde aber, da es Fluth und stille See war, ohne Schaden wieder flott. — Wir giengen sodann Sandhullet, Kangamiut, Omenak, oder gamle Sukkertoppen und Hellefiskeöerne vorbey. — Wir passirten Söndre Strömfiord, Simiutät, und Näsfieldet, grönländisch Kingarsoak und suchten hierauf die offene See, um aussen um Grundene, Omenak und Anders Olsens Sund zu gehen, weil die unter dem Lande, des dichten Nebels wegen ge- fährlich wurde. — Sonntags, den 12 August, gegen drey Uhr Morgens kamen wir diese gefährliche Stellen, Grundene, und Omenak, vorbey. — Wir fischten mitunter, da es zuweilen ganz stille war, besonders aussen vor Kangamiut und Grundene, wo fürtreffliche Kabliau- und Helleflynderbänke sind. — Ohne mit den nôthigen Fischgeräthen versehen zu seyn, fiengen wir doch in Zeit von einer Stunde über 50 Kabliau und Helle- flynder auf beyden Fahrzeugen. Diese Fische giengen in gedräng- ten Reihen dicht an des Wassers Oberfläche, wie Häringe. — Es müsste vielen Vortheil bringen, wenn eine Anlage von tauglichem und fleissigem Fischervolke im Sommer sich bloss mit diesem Fange beschäftigte. — Wir hatten nun den ganzen Tag über stürmisches Wetter und schwere See mit Südwestwind, da doch zu, gleicher Zeit bey Kangarsuk, zwey Meilen nördlich von Holsteinsburg ein Sturm aus Norden bliess, wie wir von Herrn Assistent Worr erfuhren, welcher daselbst auf Fischerey lag; also in einer Entfernung von 8 bis 10 Meilen zwey ganz entgegengesetzte Winde. — Wir entferneten uns in der Nacht, um den vielen Scheeren zu entgehen, und ganz sicher zu seegeln, acht bis neun Meilen von der Küste. Mit Anbruch des Tages hielten wir wieder Land ein, Fra Godthaab til Godhavn 1810. 985 und gegen 9 Uhr Morgens waren wir demselben auf 5, bis 6 Meilen nahe, beym Fiord Itiblik. Im Anfange steuerten wir ne östlich, dann nordöstlich; die drey Jachten verlohren einander nie aus dem Gesichte. Es gieng beständig sehr schwere See und das Fahrzeug schlingerte gewaltig. Gegen Mittag, als wir lille Ikertok näher kamen, wurde der Wind südlicher und schwacher. — Um 4 Uhr abends sezzten wir über Nepisene, giengen aussen um Fuglöerne, welche südwest- lich von Omenarsuks Anlägg liegen, und dann endlich auch diese Insel vorbey. — Es war nun beynahe ganz stille geworden, und wir konnten bey dem schweren Seegang, welcher in dieser Gegend nun bestän- dig, der vielen Hukke, Gründe und Fiorde wegen, herrscht, nicht vorwärts kommen bis Herr Нзовтн bey den Amertloks uns mit einer Schaluppe zu Hülfe kam. Wir boxirten aussen bey Parar- suks Löb und Tömmermandsöe vorbey, und kamen endlich um Mitternacht zur Kolonie Holsteinsburg. Montags, den 15 August, wurde gelöscht und geladen. — Herr Нзовтн war so gütig mir Quartier anzutragen, welches ich auch mit Dank annahm. Dienstags, den 14 August, hielt Herr Pastor Worr Dänischen, und Tags drauf Mittwochs, den 15 August, Grönländischen Gottesdienst und Confirmation. Wir nahmen alle Theil daran. Abends gieng ich auf Excursion nach Temerdlit, wo ich in einer Höhle Kalktropfstein fand. In dieser Gegend traf ich auch ein heidnisches Grab in einer Höhle, mit mehrern Todenschedeln. — Ungeachtet dasselbe schon vor Gründung der Kolonie (1756.) existirte, so sass doch noch an einem Kopfe Haut und Haar unversehrt, nur eingeschrumpft, ebenso auch an den Gebeinen. Donnerstags, den 16 August. Wohnten wir die Verehligung des Scummrs Daur als Zeugen bey. — Reise nach Egedesminde. Freytags, den 17 August, wurden wir um neun Uhr vormittags aus dem Hafen boxirt. — Um 10 Uhr giengen wir von Prästefield aus unter Seegel, und 286 Fra Godthaab til Godhavn 1810. passirten um zwey Uhr Nachmittags Kangarsuks Nas. — Zwi- schen den Inseln bey Kangarsuk geriethen wir, da es Ebbezeit war, mit beyden Fahrzeugen auf den Strand oder vielmehr auf einige Scheeren, welche mitten in dem schmalen Fahrwasser sind, und sassen über eine Stunde fest, bis wir endlich mit der Fluth gegen halb vier Uhr Nachmittags ohne weitern Schaden abkamen. — Die Steinart dieser Inseln ist Syenit mit etwas Granat, und Hornblendeschieferlager. Wir sezzten von hier aus glücklich über das gefährliche Rief, welches nordwestlich von Kangarsuk weit in die See hinaus- reicht. Anpreas Larsen, der Führer der Jacht Dorothea musste ein Stück Wegs vorausseegeln, weil er in diesem Fahrwasser be- kannter war. — Hierauf setzten wir über Söndre und Nordre Kangerdluarsuk, eine grosse breite Bucht, welche durch eine Bergreihe von mehrern Inseln in zwey Hälften getheilt ist, giengen über Söndre und Nordre Isortoksfiord, passirten Temerd- lit, und die zahlreichen Piritisutsinseln, ehemals bewohnt, sodann die Näs Niakok, und kamen endlich um sieben Uhr Abends zum Nördlichen Strömfiord oder Nerksutok, wo- mit wir also das Südliche Grönland verliessen. — Reise im Nördlichen Grönland. Wir flogen beynahe die Simiutätsinseln, welche mitten in diesem seiner fürchterlichen Strömung wegen so gefährlichen Fiord liegen, bey einem heftigen Seegange und anhaltendem Sturm vor- bey. Ich sass mitten auf dem Verdecke im Lee der umgekehrten Jolle. -— Eine schwere Welle, welche von der Luvartseite herein- brach, hätte mich beynahe über Bord genommen, wenn nicht im nemlichen Augenblik eine andre von der Leeseite hereingestürzt wäre, welche mich wieder unter die Jolle gleichsam zurückwarf. Ganz durchnässt dankte ich Gott, und — kroch in die Kajüte. — Um 8 Uhr Abends passirten wir Rommelpotten, oder grön- ländisch Ekalluarsoit, um 10 Uhr Omenarsuk oder Rifkiol, um 11 Uhr Isisortok, oder Fattighusfiorden; und nun liess der Wind, welcher uns vorher beynahe zu viel wurde, mit einem- male nach. — Sonnabends, den 18 August, Kamen wir ungefehr gegen acht Uhr Morgens, Nunarsoak, Simiutuluk, oder Frygt og Fare, Atarnarme und Aulusi- viksfiord vorbey. Das rothe Land in lezterm ist Keppingar- suk, das blaue Kikertarsoeitsiak. — Bey diesem Fiord nahm das Baumtau des grosses Seegels meinen lezten einzigen Hut über Bord, doch liess es Gottlob den Kopf unbeschädigt! — — Um ein Uhr Nachmittags passirten wir Innuksulik, oder Björne- Fra Godthaab til Godhavn 1810 98 —ı näs, um 3 Uhr Angeltaskeöen. Von beyden habe ich Seite 56 gesprochen. — Nun wurde es ganz stille, so dass wir uns mit vieler Mühe südlich bey der Insel Okaitsok mit Boxiren in einen Hafen helfen mussten. Um 11 Uhr abends kamen wir glücklich vor Anker bey einer Insel, welche uns vor Südwestwinden schützte. — Dieselbe besteht aus Granit, und hat am Strande umher beträchtliche auf- geschwemmte Muschelbänke. — Sonntags, den 19 August lagen wir wegen widrigem Winde stille. — Wir giengen morgens sehr frühe mit der Jolle nach der uns in Südost liegenden Bucht um Holz zu sammeln. Gegen das Ende derselben unweil Augpadlartok, da wo der Itiblingoak über die Landfläche geht, fand ich ein grosses Lager von körnigem Kalke, in welchem sich Tremo- lith, ein himmelblaues körniges Fossil, Turmalin, Glimmer, Sahlit, Akanthikone und Granat finden. — Doch gehören die fünf lezten Fossilien eigentlich dem das Kalklager begränzen- den Glimmerschiefer an. Auf lezterm liegt ein bis über drey Fuss breiter Gang von Kupferkies, und Schwefelkies, magne- tischem Kies, und Leberkies. Im magnetischem und Leber- kies kommt gemeiner Schwefelkies in ocloedrischen Kristallen eingewachsen vor. — Der Kalk ist körnig, und sehr bröck- lich, enthält oft blaulichgrauen und ziegel- auch braunrothen grossblättrigen Kalkspath eingemengt. — In kleinern Parthien bricht auch ein weissliches, bald körniges bald blättriges dem Feldspathe ähnliches Fossil mit ein. — Dieses beträchtliche Lager wird auf beyden Seiten von sehr feinblättriger Horn- blende und Glimmerschiefer begränzt und abgeschnitten. Ich machte nachmittags über Land eine Auswanderung nach dieser Stelle, um sie genauer zu besehen. Montags, den 20 August, giengen wir morgens 6 Uhr aus dem Hafen; Okaitsok, Aukpadlartok eine grosse Insel, Nivaksfiord, und die Winter- wohnstelle Mangamiut vorbey. Sodann passirten wir gegen 8 Uhr nachmittags bey schwachem Nordwest, welcher aber so gleich wieder in Westen gieng, Kangarsuk und Strömhullet. Auf dem Lande der leztern Stelle lag der Kajak eines vor einiger Zeit in dieser 938 Fra Godthaab til Godhavn 1810. ~ = Gegend ertrunkenen Grönländers. — Er wurde dem Moder Preis gegeben, weil niemand sich dessen mehr bedienen wollte, um — nicht auch zu ertrinken!! — — Endlich kamen wir Räveöen vorbey, und kamen um 5 Uhr abends glücklich in Hafen bey Egedesminde Ich logirte bey Herrn Kaufmann Bast. — Dienstags, den 21 August wurde hier theils gelöscht, theils geladen. — Mittwochs, den 23 [22] August. verliessen wir Egedesminde morgens um 4 Uhr, mit schwachem westlichem Winde, passirten Manetsok, und giengen gegen Nord- ost zu aus den Inseln. Der Wind wurde nördlich, und trieb uns gegen das Waygat. — In der Diskobucht sahen wir mehrere Tur- nolit (Balena Physalus Finnfisch) und eine Menge Keporket, ( Ba- lena Boops. Butskopf) welche in ihrer Begattung waren, und durch ihre Sprünge, frey schwebend über die See uns in Erstaunen sezzten. Wir kreuzten! — Donnerstags, den 23 August, trieben wir hin und her. Die Keporkät zeigten sich in gros- ser Menge um uns. Eine Klappmüzze verzehrte nahe bey uns einen grossen Helleflynder über dem Wasser. — — Ankunft und Aufenthalt zu Godhavn Freytags, den 24 August, Morgens zwey Uhr fieng ein frischer Südost zu blasen an, welcher uns so gut forthalf, dass wir beynahe im Schlafe um 7 Uhr Morgens zum Einlaufe des Hafens kamen, uns hineinkreuzten, und um acht Uhr vor Anker giengen. — Hier lagen schon drey Jachten aus der Diskobucht, welche auf den zu hoffenden Proviant aus Süden lauerten. Sonnabends, den 25 August. Morgens 8 Uhr gieng ich auf meine erste Excursion nach Aukpadlartok, eine Meile von der Kolonie in Westen gelegen, und kam Abends um sieben Uhr wieder zu Hause. — Ich bestieg auf dieser Wanderung den Gipfel des Kog- nersoak, eines Basaltberges, welcher jenseits des Hafens westlich von Lyngmarken in ziemlich gerader Linie dem In- spektorats-Gebäude gegen über steht. — Seine Oberfläche ist Godhavn 1810. 289 ziemlich eben, obgleich der Berg selbst von allen Seiten schroff und steil und des vielen losen Basalt und Wakkengesteines wegen sehr schwer zu besteigen ist. — Der grösste Theil seiner Oberfläche ist mit ewigem Eise bedeckt. — Dieses ver- bindet sich vermittelst einer ziemlich gewölbten bogen- oder sattelférmigen Eisbrücke, welche sich nördlich hinter einer Bergschlucht hinzieht, deren beyde Mauern über ein hundert Lachtern tief hinabspringen, und schliesst sich an das Eis des in Osten zunächst angränzenden Berges Ounartorsoak. Aus der eben erwähnten lothrechten Bergschlucht stürzt in ziemlich gerader Linie vom Eisblinke ein alles zerstörender Wasserstrom herab, welcher sich durch vorstehende Urberge ein tiefes ebenfalls steiles Beete gewühlt hat, und mit betäu- bendem Brausen der See zueilt. — Das Wasser dieses Stroms, so kalt es auch ist, friert niemals ganz bis auf den Grund, selbst bey der strengsten Kälte nicht, daher nennen die Grön- länder, des vielen Eises ungeachtet, diesen so wie den öst- lichern Bergstrom Ounartoarsuk, und Ounartok, (das Warme). — Die Bucht, in welche das Wasser des Ounartoar- suk fallt, wird die Englische Bucht, der Englische Hafen ge- nannt. — Auf der Oberflache des vorhin genannten Berges Kogner- soak, welche aus säulenförmigem Basalte besteht, ist еше un- glaubliche Menge von Granitgeschieben umhergestreut, des nemlichen Granits, auf welchem hier das Trappgebirge auf- liegt. — Die vorhin beschriebene tiefe Kluft endet sich zwischen beyden obengenannten Bergen, Kognersoak und Ounartorsoak, welche allen Kennzeichen der Lagerung und Schichtung zu Folge ehemals einen Einzigen ausmachten, in ein sehr schroffes trichterformiges Thal von vulkanischer Form. Dem ungeachtet ist keine Spur von Vulkanismus vorhanden. — Im Basalte findet sich der Chabasie haufig in kleinen vollkommenen Rhom- ben. — Am Fusse des Berges in der Schlucht bey Augpadlar- tok liegt bituminéses Holz auf Basalt, auf demselben Mandel- XXXV. 19 290 Godhavn 1810. stein mit Mesotype, gelbem Kalkspath, Analcime, rothem dichtem Zeolith, rothem und schwarzblauem bolähnlichem Thone und Chabasie. Der blaue Thon möchte wol verhärtetes Steinmark seyn. — In einem andern Mandelsteine trifft man zeisiggrünes Steinmark in rundlichen Körnern einer Erbse gross. — — Auch in dieser Kluft zwischen Kognersoak und Aukpadlar- tok fliesst ein reissender Bergstrom, welcher sich aus dem Innern des Landes, zwischen mehrern Bergen mühsam durch Steintrümmer hindurcharbeitet, bald ab, bald zunimmt, und endlich, bey Aukpadlartok über eine Felsenmauer sich stürzend, in feinem Regen die Gegend benetzt. Sonntags, den 26 August waren bey Herrn Inspecteur Morzrerpr 15 Europäische Han- delsoffizianten versammelt. — Wirklich eine ausser der Schiffzeit selten so zahlreiche Gesellschaft in diesem Lande — Montags den 27 August Gieng die Jacht Dorothea nach Egedesminde wieder zurück. Dienstags, den 28 August War ich abermals auf Excursion nach Aukpadlartok, dem Elve entlang über 1 Meile im Lande hinauf. — Mittwochs, den 29 August Giengen die Jachten Martinette und Schwertfisch wieder nach der Bucht zurück. Ich gieng Nachmittags mit Herrn Inspecteur Morzretpt nach dem grossen Elv auf Excursion nach einer Felsenwand, und fand daselbst Haarzeolith. — Donnerstags, den 50 August gieng ich auf Excursion nach Ounartok, dann gegen die Spizze des Berges Kognersoak zu. Nahe an dessen Gipfel fand ich schönen Chabasie in rothbrauner mit Okker überzogener Wakke. — Freytags, den 51 August gieng ich, begleitet von dem Grönländer Ussuxtox, Zuerst nach der Nordseite von Skarvefield (Imnersoak) von dannen über das grosse Thal, (Bläsehullet) den Bergstrom und die grosse Kluft zu Hause. Ich fand weiter nichts merkwürdiges, als was ich Seite 81 u. Г. des Tagebuchs angemerket habe. — Godhavn 1810. 291 Monat September. Sonnabends, den 1 September kam Herr Wiyoine der ältere, welcher mit der Schaluppe Ur- han nach Kronprinzenseiland um Proviant gereist war glücklich wieder zurück. — Montags, den 3 September war ich auf Excursion unter Skarvefieldet. "Dienstags, den 4 September verliess Herr Winpine der jüngere nach drey vergeblichen Ver- suchen endlich mit der Jacht Hvalen die Kolonie, um mit Proviant zurück nach Omenak zu reisen. — Nachmittags war ich auf Excursion nach Kognersoak; ich fand verhärtetes Erdpech in Mandelsteine. Donnerstags, den 6 September reiste ich mit Herrn Inspecteur Мот2еетот in einem Umiak nach Kablunamiut, bey Fortunebay. Die Schichtungs- und Lagerungsverhältnisse dieses Gebirges verhalten sich, wie auf der ganzen Süd Seite von Diskoeiland, im hohen Gebirge gleichförmig. — Die Unterlage der Trappformation ist Granit, zuweilen in Gneiss übergehend, mit grossen Hornblende- schieferlagern. — In der Wakke finden sich zugleich mit dem Chabasie öfters Kalkspathrhomben, und dann ist die Wakke meistens mit Kalkspath zusammengeküttet. Freytags, den 7 September Blies ein heftiger Nordwind, und brachte vielen Schnee und Schneegestöber mit sich. — Und Sonntags, den 9 September fiel über einen halben Elle tiefer Schnee, welcher das ganze Land bedeckte. — Mittwochs, den 12 September begann ich dieses mein Tagebuch für 1810 zu ordnen. — Es schneyte den ganzen Tag. — Donnerstags, den 13 September war ich auf Wanderung zu Ounartoarsuk. 19* 292 Godhavn 1810. Freytags, den 14 September gieng ich nachSkarvefield und Tunnusua, drey Meilen von der Kolonie entlegen. — An lezter Stelle fand ich kug- ligen Strahlzeolith, und Chabasie mit abgestumpften Ecken. Mehrere Bergströme, welche von verschiedenen Gebirgen sich kreuzten, haben hier eine unbeschreibliche Zerstörung ange- richtet, durch welche man sich kaum durcharbeiten kann. — Sonnabends, den 15 September war ich mit dem Grünlænder Arusar zu Kognersoak Sonntags, den 16 September, kam eine Schaluppe von Kronprinzenseiland hier an. Herr Winpinc hielt Betstunde, welcher wir alle beywohnten. — Erstes Nordlicht, in diesem Herbste. — Dienstags, den 15 September zog sich von Osten aus ein Nebel, welcher vollkommen wie ein nahe liegendes Schneegebirge aussah, über Diskobucht, westlich bis unter Skarvefield, wo er gegen zwey Stunden von 9 bis 11 Uhr Vormittags unbeweglich stehen blieb, sodann aufstieg, und sich mit einemmal vertheilte. Die Luft wurde ganz klar. Doch begann Mittwochs den 19 September zur nemlichen Zeit (9 Uhr) ein schwerer Nordoststurm, mit Nebel Schnee und heftigem Gestöber, welcher Donnerstags, den 20 September unter den nemlichen Umständen den ganzen Tag fortwüthete. Die Berge so wie das Unterland war mit Schnee ganz bedeckt, und in den Bergströmen sezzten sich bereits beträchtliche Eismassen an. — Die See gieng, ferne in der Bucht, südwestlich. Der Fang der Grönländer war schlecht. Freytags, den 21 September liess bey zunehmendem Ostenwind der Sturm nach. — Freytags, den 28 September © war ich auf Excursion nach Kognersoak. Eine grosse Ge- fahr war mir nahe. — Einer der vielen grossen losen Steine, wel- cher vermuthlich durch die Last des Schnees losgedriickt, und bey dem eingefallenen Thauwetter ganz frey wurde, tanzte mir über dem Kopfe weg, streifte die Krempe des Hutes, und die Schulter, und nahm den Hut mit sich, welchen mein Grünländer nach vielem Suchen wieder fand. Der Hut gehörte Herrn Morzretpr zu, der Godhavn 1810. 293 meinige gieng auf der Reise hieher über Bord. Herr Inspecteur Morzretpt reiste heute morgens in Amtsgeschäften von hier nach Kronprinzenseiland. — Das Thermometer zeigte Mittags 14° Wärme in der Sonne. — Sonnabends, den 29 — und Sonntags, den 30. September war ich auf Excursion nach Skarvefield (Imnarsoak). Die Bergströme, welche schon seit einigen Tagen zugefroren waren, fiengen nun wieder sich zu ergiessen an. — Einer derselben, welcher sich senkrecht über eine Felsenmauer her- unterstürzt, zeigte in der Mittagsstunde durch die Brechung der Sonnenstralen, einen Regenbogen, so schön als ihn der berümte Staubbach in der Schweiz nur immer gewähren kann. Ich wanderte durch Trümmer von Basaltpfeilern, welche bald horizontal, bald lothrecht, bald bogenförmig gebauet sind, und dem getäuschten Auge Ruinen von geschleiften Burgen und Schlössern der Vorzeit mit Thürmern, Hallen, Bogengängen, Mauern, Thorpforten und Verliesen vorzaubern. Die Prismen dieses Basalts sind meistens fünf und siebeneckig, nur wenige drey und noch wenigere vierkantig. — Eine hohe Mauer be- steht aus wellenförmig gebogenen Säulen. Eine andere, welche ich abzeichnete stellt das Schiff einer gotischen Kirche vor. Dieser Basalt oder eigentlicher Basaltporphyr, seines einge- mengten Feldspaths wegen, ruht auf Basalttuff, in dessen Masse von sehr ungleichem Korne oft Bruchstücke dieser Basaltsäulen eingemengt sind. Ein bräunlicher und bräunlich abfärbender Schiefer liegt in schmalen Schichten zwischen diesen Gebirgsarten. — Der Basalttuff hat nur selten Meso- type, Stilbit, oder Analcime, niemals Chabasie eingemengt, und besteht fast nur aus Grünsteinartigem Basalt und Wakken- stükken, wird aber auch von senkrechten derben Basaltgängen durchschnitten. Die See an welche dieser Tuff unmittelbar gränzt, löst ihn zu grobkörnigem Sande auf. — Dieser ent+ hält sehr fein zerriebenes magnetisches Eisen, welches wol 994 Godhavn 1810. auch zum Theile von dem unterliegende Gneisse herrühren Kon —— Der Schnee jagte mich zeitig zu Hause. Abends kam Herr Inspecteur Morzretpt von Kronprinzenseiland wieder zurück. — — Die Witterung war in diesem Monate anhaltend gut und mei- stens gelinde. — Die höchste Wärme war noch den 28te in der Sonne 14, und im Schatten 7 Grade; die höchste Kälte betrug 41/2 Grad. — Den bergähnlichen Nebel am 18" habe ich $. 292 berührt. Monat Oktober. Montags, den 15 Oktober begann man Seehundegarne zu sezzen. Der Fang war aber den ganzen Monat hindurch äusserst elend. — Vermuthlich kam dieses von der ungeheuren Menge Hayfische, von welchen die See wimmelte. — Es giengen mehrere in unsere Garne ein; sie waren aber alle so mager, dass 13 derselben kaum eine halbe Ballie Leber gaben. Bey Fortunebay, wo Herr Rasmussen diesen Winter seine Wohnung in einem grénlendischen Hause aufgeschlagen hat, geht es doch besser. — Donnerstags, den 18 Oktober fiengen wir einen kleinen Kassigiak, welcher zwischen zwey Hayen im Garne fest sass. Doch war er noch unbeschädigt, da diese ihn nicht erreichen konnten. Alle drey lebten noch, und die beyden Haye hatten auch nicht das geringste im Magen. Sonntags, den 21 Oktober hielt Herr Missionär Hartz, welcher gestern mit einer Scha- luppe hier angekommen war für die Europäer und sodann auch für die Grönländer Gottesdienst, Predigt und Taufactus Montags, den 22 Oktober gieng ich auf Excursion nach den Felsenwänden von Ounar- torsoak. Das Land war schon durchaus mit Schnee und Eis be- deckt. Mittwochs, den 24 Oktober wüthete gegen Abend ein schwerer Sturm von Osten mit Schneegestöber, — und Donnerstags, den 25 Oktober ein eben so heftiger Nordoststurm. — Um die Venus war ein starker Wind zu sehen. Drauf folgte Freytags, den 26 Oktober ein Orkanähnlicher Südweststurm mit Schnee und Gestöber, welcher auch Godhayn 1810. 295 Sonnabends, den 27 Oktober unausgesetzt mit Schnee und Gestöber fortwiithete. — Sonntags, den 28 Oktober hielt Herr Missionär Hartz, welchen das anhaltende stiirmische Wetter hier festhielt, abermals Gottesdienst für die Europäer und sodann fiir die Grénlander. — Mittwochs, den 31 Oktober war Herr P. Hartz endlich so glücklich abreisen zu können. Monat November. Donnerstags, den 1 November Fiel bey 44/2 Grad Wärme, Thauwetter mit Südost und klarer Luft ein. Freytags, den 2 November war bey Südost und Ostwind, neblichter Luft mit Schnee, und 1 Grad Kälte ein starker Lichtschein in Südwesten zu sehen. — Montags, den 5 November wurden unter einem schweren Nordoststurme die ersten Weiss- fische (Delphinus albicans) für dieses Jahr bey Godhavn gesehen. Sie kommen allezeit in diesem Monate duch gewöhnlich etwas späther, und stets mit stürmischem Wetter hier unter Land. — Donnerstags [Dienstags] den 6 November. wüthete ein rasender Südoststurm, welcher die Seehunde und Weissfischgarne sehr beschädigte. Mittwochs, den 7 November folgte ein grässlicher Seegang, welcher das Spritzwasser bis zu den Häusern hinaufpeitschte. Donnerstags, den S November fieng Herr Rasmussen zu Fortunebay die ersten Weissfische, und zwar zwey in einem Garne. Die Grünländer machten sich auch sogleich auf den Weg dahin, um sich an dem geliebten Mak- tak, (der Haut des Fisches) satt essen zu können. — Freytags, den 9 November - Gieng ich auf Excursion nach Imnarsoak, um Sudluitsut, den essbaren Tang einzusammeln, welchen die See hier nach schwerem stürmischem Wetter zuweilen aufwirft. — Die Grönländer essen Aupalatok oder Aupilatut, den rothen Tang ......... weit lieber, welchen ich aber weniger behaglich finde. — Die wenigsten Europäer hier im Lande wollen sich diese beyden Gerichte behagen 996 -Godhavn 1810. lassen; doch essen sowohl Herr Inspecteur Morzretpr als ich beyde Arten sehr gerne. — Dienstags, den 13 November iiberraschte uns ein Postexpresser von Kronprinzenseiland, ge- rade, da wir es am wenigsten erwarteten, mit der frohen Nachricht, dass Kapitän MarTaresenx mit dem Schiffe Freden nach einer gefahr- vollen und äusserst müheseeligen Reise den sechsten November im Hafen zu Egedesminde glücklich vor Anker gegangen sey. Nur der, welcher durch eine lange Zeit alle ihm zur andern Natur ge- wordenen allgemeinen Bedürfnisse des Lebens missen musste, kann sanz fühlen, wie uns zu Muthe war. — Der Name des Schiffes, Freden, erweckte in uns zugleich eine andre süsse Hoffnung, welche aber leider wieder zu Wasser wurde, nachdem wir die Briefschaften, mehr mit Heisshunger verschlungen, als gelesen hatten. — Ich er- hielt mit dieser Gelegenheit ein Schreiben von der Königlich Grön- lendischen Handelsdirection, aber weiter keine Briefe von meinen Freunden in Kopenhagen. Donnerstags, den 15 November Reisten die Herren Rasmussen und Branpr mit einer Schaluppe nach Egedesminde ab, um einige der wichtigsten Bedürfnisse zu holen, da das Schiff der schlimmen Jahreszeit wegen sich nicht mehr aus dem Hafen wagen durfte. — Sonntags, den 25 November kamen die Herrn Rasmussen und Ввлкот nach einer beschwer- licher Reise glücklich mit einigen Erfrischungen hier an. Die An- gesichten der Kolonisten und Grönländer, welche sich bisher in schlimme Falten gezogen hatten, glätteten sich allmählich wieder aus. — Es ist wirklich hart, bey dem dieses Jahr aller Orten durchaus fehlschlagenden Fang, mit halber Kost sich durchzuschlagen, welche allen ohne Ausnahme seit einiger Zeit zugemessen wurde. — Der Mangel an Brennmaterial macht diese Entbehrungen noch fühl- barer; denn der Proviantreise nach Godthaab wegen konnten in diesem Sommer keine Kohlen gebrochen werden. — Monat December. Dienstags, den 4 December, lächelte Fortuna uns abermal freundlich; denn es wnrden mit einemmale sieben Weissfische gefangen. Einer der grössten, wel- chen man seit langer Zeit gesehen hatte, sass in einem der Garne des Herrn Inspecteur Morzrennt. Er war ganz weiss, und hatte nur um die Flossen blauliche Flecken. Seine Länge war von der Nasenspizze zur Schwanzspizze volle 8 Ellen, der stärkste Umfang, 6 Ellen, die Flossen 1 Fuss breit, der Schwanz 11/2 Fuss lang. Es war ein männlicher Fisch. Das tumultuarische Verfahren der Godhavn 1810. 297 Grönländer bey solcher Beute habe ich bereits Seite 107 des Tag- buchs geschildert. Mittwochs, den 5 December fanden sich abermals fünf, doch kleinere Weissfische in den Garnen. Der Speckschneider Hans Nretsen hatte in dieser Zeit allein 17 Fische gefangen. Donnerstags, den 15 December wurden die ersten Wallfische gesehen und deswegen Freytags, den 14 December die erste, wie wohl vergebliche Brandwache gehalten. Donnerstags, den 20 December so wie den drauf folgenden Tag waren 2 starke Ringe um die Venus zu sehen. Die Bucht war gefroren. Sonntags, den 30 December Zerplatzte hoch in unserm Zenith eine Feuerkugel mit blauem Scheine, abends 4 Uhr bey klarer Luft, und 20° Kälte. Ihre Rich- tung war von Nordwest nach Siidost. Bericht einer mineralogischen Reise m Gronland: In Form eines Tagebuchs gehalten von D. Karl Ludwig Giesecke. Sechstes Jahr. IST. Godhavn, Omenak, Noorsoak, Haseneiland, Waygat. Aufenthalt zu Godhavn im Jahre 1811. Monat Janner. Dienstags, den 1 Jänner. Die Diskobucht war bereits bey der zunehmenden Kilte, einige kleine noch rauchende Stellen abgerechnet, zugefroren. — Freytags, den 4 Jänner, morgens um 7 Uhr drohte uns einer der grössten Ungliicks- fälle zu dieser Jahrszeit und in diesem Lande. — Das Bretterwerk der Decke in meinem Zimmer, auf welches unmittelbar das Eisen- blech aufgenagelt war, durch welches, ohne weitere Verwahrung oder Begleitung, die eiserne Ofenrôhre durchlief, so wie auch ein Theil des Balkens, welcher in die Schorsteinmauer gieng, gerieth in Feuer. Als ich erwachte, war schon ein ziemliches Loch durch- gebrannt. — Vermuthlich muss der Balken, welcher frey durch den Schorstein lief, schon eine geraume Zeit gebrannt, oder doch ge- glüht haben; da für diesen Morgen noch kein Feuer angezündet war, und seit neun Uhr des vorigen Abends keines mehr im Ofen gebrannt hatte. — Da wir der Kälte wegen kein Wasser erhalten konnten, so verstopften wir das ausgebrannte Loch mit Schnee und Eis, und liessen hernach das brennende und ausgebrannte Holzwerk herausschlagen. — Das Feuer ward ohne Lärmen in einigen Mi- nuten gedämpft, all das Holzwerk, welches der eisernen Ofenröhre zu nahe war, ausgebrochen, und mit Eisenblechstücken ersezzt. — Es wäre überhaupt zu wünschen, dass die Feuerstellen in diesem Lande besser und sicherer eingerichtet würden, und es ist einem besondern Glücke zuzuschreiben, dass man bey dem über- handnehmenden Leichtsinne mit Licht und Feuer noch nicht mehr Unglück erlebt hat. — Dienstags, den 8 Jänner, war abermals ein Ring um den Mond, so wie auch um die Venus zu sehen; so auch den zehenten. Die Bucht war dicht mit Eis belegt. — Mittwochs, den 16 Jänner, fanden die Grönländer bey Fortunebay bereits die Spuren des weissen Bären. — Der zunehmende Mangel unter den Eingebohrnen 302 Godhavn 1811. durch den gänzlichen Missfang veranlasste, dass Herr Inspecteur Morzretpt Proviant unter sie austheilen hess. — Heute war nach achtwochentlicher Nacht die Sonne durch Refraction bemerkbar, und Donnerstags, den 17 Jänner, bestrich sie zwischen dünnen Wolken unsern Horizont. Freytags, den 18 Jänner, fuhren wir mit Sehlitten auf Excursion unter die Felsenwände zu Ippik und Iglitsiak. — Heute wurde von Kart EGEDE bey blaa Field auf dem Eise der Strasse Davis der erste weise Bär für diesen Winter geschossen. Donnerstags, den 24 Jänner Bey dem starken Nordsturm vom 23 zum 24 Jänner, welcher einiges Eis brach, nahm die See 8 Seehundegarne des Herrn In- specteurs mit. Mehrere Europäer missten Garne. — Montags, den 28 Jänner, wurde der Geburtstag Seiner Majestæt Евлеревтсн VI mit einem frohen Mahle bey Herrn Inspecteur Morzretpt gefeyert, wobey alle Königliche Handelsbediente des Orts gegenwärtig waren. — Herr Витек und Herr Curistensen, welche von Rittenbenk mit Hunde- schlitten heute Vormittags hier angekommen waren, um Proviant zu holen, feyerten diesen frohen Tag mit. Sie brachten übrigens von der Bucht und von Omenak unangenehme Nachrichten, die all- gemeine Hungersnoth unter den Grönländern betreffend, mit. — Dienstags, den 29 Jänner, hatte der Südoststurm an einigen Stellen in der Bucht das Eis gebrochen. — Die Oeffnungen wimmelten von Wallfischen, man konnte aber des Sturmes wegen keine Brandwache wagen. — Mittwochs, den 30 Jänner, wurde mit fünf Schaluppen Brandwache gehalten. — Ich lief mit Herrn Branprs Schaluppe aus. — — Es wimmelte von Fischen welche hie und da das Eis durchbrachen. — Wir ruderten zuerst östlich, wo wir einen Flokk von 7 bis 8 Wallfischen spielen sahen. — Weil wir uns durch das dünne knitternde Eis mühsam arbeiten mussten, so wurden die Fische durch das Geräusch verscheucht, und flohen unter das fest anstehende dicke Eis. — Wir wendeten, da das dünne Eis um uns her schon bis über zwey Zolle dick zu werden anfieng, Nachmittags nach Westen, nach der Udkiks- klippe zu, wo wir ebenfalls viele Wallfische sahen, aber keinen Beute machen konnten. — Der Grönländer Craus sezzte die Har- pune in einen, aber sie sprang wieder aus. — Doch schossen die Grönländer einige Seehunde. — Ich halte es für sehr unschicklich Godhavn 1811. 303 und nachtheilig, dass die Grinlender Schiessgewehre auf den Wall- fischfang mitnehmen, da durch ihr ewiges Blaffen der Wallfisch nothwendig erschreckt und verscheuckt werden muss. Dieser Miss- brauch nimmt sehr iiberhand. Um 5 Uhr abends ruderten wir zu Hause. — Donnerstags, den 31 Jänner. Das Eis der Bucht fror wieder zusammen. Um 11 Uhr reiste Herr Rırter mit Proviant nach Rittenbenk ab. Auch unter den Grönländern in Diskofiord ist der Nahrungsmangel sehr gross. — Monat Februar. Sonnabends, den 2 Februar, morgens zwischen 2 und 3 Uhr wurde auf Godhavn beson- ders zu Anlegg ein schwerer Erdstoss verspührt. Es ist unge- wiss, ob es eine Erderschütterung war, oder ob eine Bergmasse auf Diskoeiland in der Nähe Godhavns niederstürzte. Gegen Tages- anbruch begann ein schwerer Nordoststurm, welcher hie und da in der Bucht das Eis gebrochen hat. — Kart Ecepr zu blaa Field schoss 3 Bären, einen alten und 2 einjährige, welche in einer Höhle auf dem Lande ihr Lager im Schnee hatten. Donnerstags, den 7 Februar, sahen die Grönländer zu Makkak bey den Stromlöchern viele Weissfische und Narwale blasen. — Sie vermutheten däher, dass sich bald eine Sarps finden möchte. Montags, den 11 Februar, konnten wir die Sonne wieder zum erstenmale bey den Häu- sern der Kolonie sehen. — Nachrichten, welche wir mit Hunde- schlitten aus der Bucht erhielten, meldeten die allgemeine Noth der Grönländer. Die Familie Jens Amacers in Torsukatek, einer sonst guten Fangstelle, hat aus Noth die alten Felle, welche das Haus inwendig bekleideten heruntergenommen und aufgezehrt. Zu Jakobs- havn war die Noth auch gross, doch nun wird etwas Kaleraglek (Pleuronectes cynoglossus) gefangen. — Freytags, den 15 Februar, sahen wir von der Aussichtsklippe ein schénes merkwiirdiges Schauspiel. Eine Schaar von mehr als 100 Wallfischen liess sich ungefehr zwey Meilen vom Land bey einer Eisöffnung stehen. Sie schwangen sich eben so, wie ich Seite 288 von der Keporkät an- gemerkt habe, tanzend und springend über des Meers Oberfläche. Ihr unaufhörliches Wasserblasen stellte dem erstaunten Auge dicht- gedrängte Reihen von Wassersäulen vor, welchen die Sonne ihren Glanz borgte., So kalt es auch war, so konnten wir uns doch kaum von dieser schönen natürlichen Wasserkunst trennen. — 304 Godhavn 1811. Sonnabends, den 16 Februar, zog abends ein flammendes Nordlicht, welches eine unabseh- bare Reihe brennender Kerzen vorstellte, von Siiden nach Westen. Nachmittags sahen wir zwey Nebensonnen. — Als wir abends von Fortunebay zu Hause fuhren, brüllte die See unter uns unter dem Hise heftig. Der schwere südwestliche Seegang bog dasselbe, wäh- rend wir drüber wegfuhren, am Strande hin, über eine Elle auf und nieder, so dass die Hunde vor den Schlitten bange zu werden anfiengen. Doch kamen wir glücklich zu Hause. — Sonntags, den 17 Februar, kam Herr Assistent ScHape, von Noorsoak über Omenak mit fünf Schlitten hier an, um Proviant für Omenak von hier abzu- holen. — Zu Makkak fieng heute eine Narval Sarps sich zu eröff- nen an. Mehrere Grönländer waren von Godhavn dahin gefahren. — Mittwochs, den 20 Februar reiste Herr ScHape wieder nach Omenak zurück, ich folgte ihm mit Herrn Inspecteur Morzretpt und Herrn Branpt, um der Narval Sarps beyzuwohnen, welche zu Makkak sich geöffnet hatte. — Unter Sarps (von Sarpsipok) verstehen die Grönländer zusammen- getriebene Seethiere, welche bey den Strömlöchern und Eisrinnen zu blasen oder Luft zu schöpfen suchen. — Diese können nun Nar- vale (Eenhjörninge) Weissfische, oder auch sogar Wallfische seyn. Bey dieser Sarps haben sich ausser den beyden ersten auch Wall- fische eingefunden. — Die armen Thiere suchen hier dem Tode des Erstikkens zu entgehen, und werden dafür auf eine weit grau- samere Weise umgebracht. — Wir assen Stücke von Maktak oder Haut, welche die Grönländer bey dieser Sarps einem noch leben- den Wallfische, welcher Luft zu schöpfen heraufkam, ausgeschnitten hatten. Es waren Stücke, mehr als eine Elle lang. — Abends wendeten wir späthe von dem Eise nach Makkak zu, wo wir bey dem ungetauften Grönländer Uinex über Nacht blieben. In diesem kleinen Haus, welches gewöhnlich nur 20 Menschen fasst, waren, ausser fünf Europäern, 67 Grönländer, die Kinder unberechnet, versammelt. — Die Hizze war bey 15 brennenden Lampen uner- träglich. — Die ungebetenen kleinen Gäste, welche bey den Ein- gebohrnen in unzählicher Menge nisten, quartirten sich auch bey uns ein, wie wir erst bey der Heimreise bemerkten, welche Donnerstags, den 21 Februar, Mittags erfolgte. Ein Grönländer Danıer fieng einen Narval mit zwey Hörnern, welches eine grosse Seltenheit ist. Ich reiste mit Herrn Branpr zurücke. — | Freytags, den 22 Februar, kam Herr Missionär Hartz in Amtsgeschäften, zugleich auch mit ihm Herr Kapitän Marmesen, Herr Rasmussen und Herr Moat Fra Godhayn til Umanak 1811. 305 von Egedesminde über die Diskobucht. Der Seehundefang war zu Egedesminde und Kronprinzenseiland kaum mittelmässig, doch hun- gerten die Grünländer nicht. Sonntags, den 24 Februar hielt Herr P. Hartz Predigt und Communion für die Europäer, und darauf beydes für die Grénlender. — Dienstags, den 26 Februar kam Herr Rossach von Upernavik zu Godhavn mit Schlitten, um Proviant zu holen. Auch dorten ist der Fang schlecht. Er hatte 3 Nächte unter freyem Himmel zugebracht. Die Gäste von Egedesminde reisten morgens früh zurück. — Mittwochs, den 27 Februar reiste Herr Daracer, welcher vorgestern von Jakobshavn hier angekommen war, zurück. Die Saps zu Makkak gieng auch zu Ende da die Fische sich dort weggezogen hatten. Die höchste Kälte war bisher 30 Grade, mit Nordwind. — Monat März. Reise über Diskobucht, und das feste Land, nach der Insel Omenak. Sonntags, den 3 März trat ich mit Herr Rasmussen, welcher in des Herrn Inspek- teurs Verrichtungen mich begleitete, diese Reise an. Herr Inspec- teur Morzrerpt wollte mich bis Makkak 16 Meilen weit begleiten, und dorten übernachten. Allein sein Schlitten gieng bey Ippik, 2 Meilen von der Kolonie in dem holprichten Eise der Bucht ent- zwey, und also sah er sich genöthigt, umzuwenden. Wir reisten weiter, und kamen um 3 Uhr Nachmittags bey dem Grönländer Umer zu Makkak an, wo wir übernachteten. Montags, den 4 März reisten wir morgens um 6 Uhr von Makkak ab, kamen gegen Mittag nach Flakkerhuk Diskoeilands östlichster Näs, und sezzten über das Waygat, und einige gefährliche Stromstellen, wo die Schlittenläufe mehrmalen durchs Eis brachen. Es war eine greu- liche Kälte zu 34 Graden, mit Nordostwinde, welcher beissend aus dem Waygate auf uns losstürmte. Ich erfror mir die Nase, die Bakken, und das Kinn und litt grosse Schmerzen. — Das linke Auge war von dem anhaltenden Thränenquell zugefroren. — Der Franzbrandwein fror, in Pelzstiefeln an Schlitten gehangen, und in steeter Bewegung, zu Eis. — Bey Flakkerhuk begegneten wir Jens Datacer, welcher mit zwey Schlitten von Jakobshavn nach God- havn reiste. — — Endlich erreichten wir Arveprinzenseiland, XXXV. 20 306 Fra Godhavn til Umanak 1811. und kamen Abends um 4 Uhr nach der Kolonie Rittenbenk, welche auf einer kleinen Insel ligt, wo wir bey Herr Rirrer blie- ben, und Dienstags, den 5 März, der Hunde wegen stille lagen. — Mittwochs, den 6 März reisten wir Nachmittags um 3 Uhr in Gesellschaft von 6 Schlitten von hier ab, kamen Niakornak vorbey und langten um 6 Uhr Abends in Torsukatek an, wo wir bey Nırs AMAGER, eingebohrnen Katecheten, über Nacht blieben. — Donnerstags, den 7 März, reisten wir früh um 6 Uhr wieder ab, und kamen nach einer Meile Wegs über die See, endlich, seit unsrer Abreise von God- havn, zum erstenmal wieder auf das feste Land, über welches wir 4 Meilen zu passiren hatten. — Die Gebirge dieses Landes be- stehen aus Syenit mit grossen Hornblendeschieferlagern. Wir fuh- ren über Skraabakken, grönländisch Panisak (Panisät) und hielten am Fusse der langen Bakke, grönlendisch Akua Mit- tagsmalzeit. Als wir uns dem Berge Maiorsoeitsiak näherten, kam uns Herr Missionär Bram, und Herr Chirurgus Гевсн mit 9 Schlitten entgegen, welche von Omenak nach Rittenbenk reisten. — Wir kamen den steilen Maiorsoeitsiak glücklich hinab; aber, unge- achtet wir die Hunde von den Schlitten spannten und sie lose hin- unterlaufen liessen, so warfen ein paar Schlitten um, jedoch ohne weitern Schaden für die Waaren welche wir mit uns führten. Dieser Berg ist übrigens seiner Steilheit wegen das gefährlichste Stücke Wegs auf dieser ganzen Reise, und kann nicht umgangen werden. — Vormals fuhr man gewöhnlich über Gamle Rittenbenk; seit mehrern Jahren aber hat der Eisblink, welcher dorten das feste Land ganz überzogen hat, den Weg unfahrbar gemacht. — Selbst auf der nun besuchten neuen Strasse wird dies mit dem Eisblinke der nemliche Fall werden, da das feste Landeis von beyden Seiten, nemlich von Osten und Westen kaum eine Viertelmeile von ein- ander entfernet ist. — Die ganze umherliegende Gegend, ist, oben gemeldede Fläche ausgenommen mit Eise auch im Sommer bedeckt. Wir fuhren weiter nach dem beeisten Bergstrome Ekalluit, wel- cher zur See hinabgeht und kamen um 6 Uhr abends zu Ikare- sak unter Omeneitsiak bey dem Grönländischen Hause Svenp Larsens glücklich an. Freytags, den 3 März, reisten wir um 11 Uhr ab; bey den Hälleflynderbänken, wo die Grönländer in Menge auf dem Fange lagen, kam uns Herr ScHaDE und Rosgach entgegen; um 1 Uhr erreichten wir die Ko- lonie Omenak und endeten also eine Reise von 50 Meilen. Umanak 1811. 307 Aufenthalt zu Omenak. Die ersten Tage meines Aufenthaltes zu Omenak, wo ich von Herrn Ore Аротрн Winpine, dermaligen Verwalter des dor- tigen Handels sehr freundschaftlich empfangen wurde, war Herr Rasmussen damit beschäftigt, in des Herrn Inspecteurs Namen den Proviantverhalt dieser Kolonie zu untersuchen. Bey dieser Gelegen- heit zeigte sich dann auch der von Tag zu Tag mehr zunehmende Verlust, welchen der Königliche Handel, durch Nichtbeseeglung dieser Kolonie leidet. Denn bey einer Montags, den 11 März vorgenommenen Untersuchung, zu welcher ich als Augenzeuge gerufen wurde, befand sichs, dass mehrere Fässer bis zur Hälfte leer, und das Speckhaus zu einem Thran-See umgewandelt war. Diesen Schaden vermehrt noch die Menge an losem Speck, welcher täglich eingehandelt wird, und aus Mangel an behörigen Fässern, im Speckhause seinen besten Thran verliert. — Dieser Verlust ist um so mehr zu beklagen, da wie bekannt Omenak den meiste See- hundethran liefert. — — Dienstags, den 12 März, reiste Herr Rasmussen, RITTER und Curistensen wieder ab. Mittwochs, den 13 März, reiste Herr RosBacx von hier nach Okesiksak, um von da nach Upernavik zurückzugehen, mit 5 Proviantgeladenen Schlitten. Ich gieng auf Excursion nach Omenaks steile Felsenklippe. — Die Grundmasse der ganzen Insel ist Gneiss, bald in Granit, bald in Syenit übergehend, mit horizontalen Gängen von Hornblendschiefer, welche dem Berge schwarze Streifen geben. — Montags, den 13 März machte ich zu Fuss über das Eis eine andre Reise nach dem östlichen Ende der Insel, und fand das nemliche Verhältniss; bloss die Klippe steiler, und also unter den Abhängen grosse Stein- haufen. — Dienstags, den 19 März Die Grönländer des Distriktes, welche sich gestern abends von den fernern Fangstellen hier versammelt, und die ganze Nacht durch baleart, oder ihre Nationalgesänge gesungen hatten, versam- melten sich heute morgens früh auf dem Eise des Hafens mit Schlitten zu einem grossen Ballspiele. Es dauerte ungefähr 2 Stunden; una der Ball, welcher das leztemal auch von den Grön- ländern der Kolonie gewonnen wurde, ward auch diesmal wieder von der jungen Manschaft Omeraks errobert; der Ball blieb aber- mals bey der Kolonie, und die fremden Besiegten zogen unter dem 205 308 Umanak 1811. gewöhnlichen Spottgesange der übermüthigen Sieger mit ihren Schlitten stille wieder ab. — Donnerstags, den 21 März, fieng ich an mein Tagebuch von 1810 für die Königliche Grönländische Handelsdirection ins reine zu schreiben. Mittwochs, den 27 März Nach beynahe vierteljähriger anhaltender klarer Luft und Nordwind zeigten sich endlich heute einige Streifwolken (Schaaf- wolken) mit Südwestwind, doch Donnerstags, den 28 März, sprang der Wind mit 21 Graden Kälte, wieder nach Norden um. Doch den 30" und 31%" fanden sich bey Nördlichem Wolken- zuge heftige Windstösse aus Südwesten ein. — Monat April. Mittwochs, den 3 April kamen die nach Godhavn den 22 März abgesandte Schlitten mit Brod und Butter beladen wieder zurück. Sie hatten auf dem festen Lande viel von den Windstössen aus Südwesten ausgestanden. — Diese hatten auch gegen die Strasse Davis zu bey Ubekjendte Ei- lande das Eis etwas gebrochen. — Donnerstags, den 4 April. Da etwas frischer Schnee gefallen war, so fiengen die Grön- länder an ihr Heil mit dem Utukfange zu versuchen. Dieser Fang wird nur im Frühjahre getrieben, und hat seinen Namen von Uti- pok, die Haare fallen ihm mit der Wurzel aus, erhalten. — Der Seehund bohrt sich nemlich im Eise des Fiords bey frisch gefallenem Schnee Löcher, um Luft zu schöpfen, er kriecht dann durch diese herauf, um in der Frühlingssonne in dem weichen Schnee sich zu erwärmen, und liegt zuweilen in demselben solange, bis ihm zulezt durch die Wirkung der Sonnenstrahlen die Haare ausgehen; —- man sieht zuweilen Felle, welche besonders um den Kopf ganz kahl sind. — Man findet ihn gewöhnlich schlafend auf dem Eise, beson- ders den Neitsek (Phoca foetida) in Omenaksfiord, welcher sehr un- vorsichtig ist. — Der Grönländer geht auf diese Jagd mit Hunde- schlitten; sobald er einen Seehund sieht, so macht er die dazu abgerichteten Hunde mit einem Peitschenschwung, welcher vor ihren Köpfen weggeht, oder nur mit einem Zeichen stille stehen. Er nimmt dann einen kleinen Schlitten, welcher an der Rückwand des grossen hängt, und mit einem kleinen 1 Elle breiten und 2/3 Elle hohen weissen Seegel versehen ist, welches ein Stück Eis vorstellen soll, und kriecht von demselben bedeckt, den Schlitten mit den Händen vor sich hinbewegend, auf allen Vieren bis zur Schussweite Umanak 1811. 309 auf den Seehund los, steckt dann durch ein im Seegel angebrachtes Loch den Biichsenlauf, und schiesst auf den Seehund. — Auf den Schuss kommen die Hunde mit dem Schlitten, wie auf ein Signal in vollem Gallop angerannt, und halten den Seehund, falls er nicht ganz todt seyn sollte. — Die Grönländer sagen, dass sie diese Art, die Seehunde zu belauern, von den Eisbären gelernet hätten, wel- che statt des Seegels sich eines Stückes Eises bedienten, um das- selbe vor sich hinzurücken, und durch diese List den Seehund zu erbeuten. — Ein Grönländer kann auf diese Weise, besonders hier in Omenaksfiord 7 und 8 Stücke in einem Tage fangen. Oft liegen sie paarweise in ihrer Begattungszeit; zuweilen habe ich ihrer zu 20 und 50 auf einer Stelle auf dem Eise gesehen. Sie halten sich besonders gerne in der Nähe der Eisblinke des Fiords auf. Ehmals schossen die Grönländer sie statt der Büchsen mit Bogen und Pfeilen. oder tödeten sie auch mit Harpunen. Statt der Seegel von weisser Leinewand gebrauchten sie weissgegerbte feine Seehunde- felle. Einige Grönländer belauerten sie auch ohne Seegel, bloss damit, dass sie das Geschrey und die Grimassen des Seehundes nachahmen. — — Ich wollte diesen Fang, dessen noch in keiner Reisebeschreibung erwähnt wurde, weitläufig beschreiben, um einen deutlichen Begriff davon zu geben. Einen auf diese Weise ge- fangenen Seehund nennen die Grönländer (Лик, und Utuniarpok be- deutet: er geht auf den Utukfang. Die ärmern, welche weder Schlitten noch Hunde haben, gehen zu Fuss auf diese beschwerliche Jagd. — Montags, den 8t April reiste ich mit Herrn Wınpıss und Herr Scape auf Schlitten nach der Anlage Omeneitsiak, 4 Meilen östlich von Omenak. In dem hier befindlichen Europäischen Hause wohnt gewöhnlich der Assistent der Kolonie. Die Hauptgebirgsart auf dieser Seite der Тазе] ist Gneiss und Glimmerschiefer, welche auf Granit ruhen. Auf dieser kleinen Reise kamen wir unversehens mit dem Schlitten in eine offene Wasserrinne, verloren darinnen einiges von unserm Gepäkke, und wurden nass über den halben Leib. — Dienstags, den 9" April waren die Grönländer des ganzen Distrikts mit Schlitten nach Omenak gekommen, um ein grosses Ballspiel auf dem Eise zu halten. — Der Ball ist ein ausgestopftes Seehundefell. Unter das Stroh mischen sie oft Speck und Steine, um ihn schwerer zu ma- chen. — Beyde um den Ball kämpfende Partheyen balgten sich den ganzen Vormittag auf dem Eise herum, bis endlich die Parthey, welche zu Omenak zu Hause ist, siegte, das heisst: den Ball er- haschte, mit ihm die Insel erreichte, und dorten durchs Fenster in ein Haus warf. Die Besiegten zogen auf der Stelle, beschämt, mit ihren Schlitten eiligst ab, und wurden von den Siegern, sowohl Weibern als Männern, ein Stück Wegs unter Spottgesängen be- 310 Umanak 1811. gleitet. — Die Manner haben bey diesem Spiele meistens Schuh und Striimpfe an, und sind auch ohne Pelze, um besser laufen zu können. Bei diesem Spiele wurde dem Grönländer KasiwrasoErrrTsiak eine Rippe gequetscht. Osterdienstags, den 16 April reiste ich Mittags von hier ab, gieng dicht unter Sedliaru- sät oder Storöen vorbey, und kam um 5 Uhr Abends nach Ikaresak, unter der Insel Omeneitsiak, acht Meilen östlich von der Kolonie, wo ich im Hause Svenn Larsens über Nacht blieb. Mittwochs, den 17 April Morgens um 8 Uhr reiste ich weiter, um den grossen Eis- blink, welcher nordöstlich 6 Meilen von hier in der Bucht Kariak liegt, zu besehen. Wir fuhren durch viele Eisberge und Trümmer, sahen eine Menge Seehunde um uns her, welche bey ihren Luft- löchern auf dem Eise zerstreuet lagen. Ich sah auch bey einzelnen eingefrornen und mit Schnee überdeckten Eisstükken zwey Gruben, in welchen die Seehunde mit ihren neugebohrnen Jungen liegen. Sie sind gewölbt und ziemlich geräumig, haben auch durch das Eis ausgehöhlten gekrümmten Gang in die See hinab. Für die Schlitten- fahrt, besonders im Frühjahre sind sie gefährlich, da sie mit Schnee bedeckt sind, welcher dann bey dem Ueberfahren zusammenbricht; — und die Hunde laufen gerne, sobald sie Witterung von dem See- hunde haben, auf diese Stellen zu. — Wir blieben auch mit dem Schlitten in einem solchen Loche, welches zusammen stürzte, fest sizzen. — Die Gesteinart des festen Landes, welches uns auf der Hinreise zur linken Hand, oder in Norden lag, ist Gneiss, oft in Glimmerschiefer übergehend; auch mit beträchtlichen Lagern von Glimmer- und Hornblendeschiefer. Weiter gegen den Eis- blink zu in Nordost fand ich ein beträchtliches Lager von Glimmerschiefer, innig mit asbestartigem Stralsteine gemengt, mit durchsezzenden Trümern von Amianth und Asbest. Der Glimmerschiefer nähert sich zuweilen dem schiefrigen Talke. — Im Glimmerschiefer sieht man ein weisses dem Ichthyophthalme sich näherndes Fossil. — Die Stelle heisst: ......... — Um 10 Uhr kamen wir unter dem Eisblinke zu Kariak an. — Das Eis der See war in dessen Nähe hie und da ziemlich schwach. Doch kamen wir glücklich über die dünnen Stellen der Strömungen. Ich gieng im Gebirge hinauf, um die schauerlichen Massen des festen Eises zu besehen, welches besonders in den Springzeiten des Sommers so unglaublich grosse Berge ausstösst. Es ist fürchterlich Umanak 1811. Si zerklüftet, und füllt hier ein beynahe meilenbreites Thal mit Schrecken und Graus. — Seine Höhe wetteifert mit den Gipfeln der nahe- liegenden Berge, und seine Erstreckung hinauf gegen Nordosten zu ist untibersehbar. — Die nahen Berge bestehen aus Gneiss, welcher sich unter dem Eisblinke verliert. Um 3 Uhr Nachmittags reisten wir wieder von hier ab, erhaschten unter dem Fahren auf dem Eise einen jungen Seehund, und brachten über eine Stunde zu, um einen Schlitten wieder zusammenzulappen, welcher in den Eishük- kern entzweygegangen war. Auf diesem Wege, zur Nordostlichen Seite sieht man im Glimmerschiefer zwey Höhlen, welche den Grün- ländern auf Reisen und im Unwetter zur Zuflucht dienen; die eine beniizzen sie zur Schlafstelle, die andre zur Kiiche. — In der Ge- gend des Eisblinks ist eine alte verlassene Wohnstelle mit zer- fallenen Häusern, Kaiautak genannt. — Um 8 Uhr Abends kamen wir nach den Grönl. Häusern zu Ikaresak. Donnerstags, den 18 April. Vormittags gieng ich zu Ikaresak auf Excursion (cf. Seite 314). Die Hauptmasse dieser östlichen Seite der Insel Omeneitsiak ist grauer Granit, auf demselben Gneiss mit rothem Feldspath und schwarzem Glimmer. Lagerweise in demselben ein andrer feinflasriger Gneiss, dessen Feldspath sehr feinkörnig ist. — Dieses lezt genannte Gestein ist von dem vielen eingemengten Arsenik- und Schwefelkies okkergelb gefärbt, ist sehr mürbe, und wechselt mit Glimmerschiefer ab, dessen schwarzen Glimmer oft grossblättrig ist. Der Arsenik- kies ist auf der Oberfläche schwarz angelaufen. In diesem Glimmerschiefer komt ebenfalls der vorhin berührte dem Ich- thyophthalme ähnliche besondere Feldspath, kleine Moroxit- kristalle und etwas labradorsche Hornblende vor. Höher hinauf gegen die steile Felsenkuppe zu ist Syenit und Urgrünstein- schiefer in beträchtlichen Massen auf Gneiss gelagert. Diese Gebirgsart führt auch zuweilen blättrigen Kalk. — — An mehrern Stellen zeigen sich Spuren von Kupfergrün, welches die Oberfläche des Gesteins färbt. — Um 3 Uhr Nachmittags kam ich wieder nach dem Hause zu- rück. — Wir reisten gegen 5 Uhr wieder ab, und kamen um 8 Uhr Abends zu Omenak an. — Man rechnet von Ikaresak nach Ome- neitsiak vier, und von dorten nach Omenak ebenfalls vier, also in allem acht Meilen, welche wir mit unsern Hunden in drey Stunden 312 Storo og Akugdlek 1811. zuriicklegten. — Heute kamen auch Postschlitten von der Kolonie Upernavik (40 Meilen) hier an. — Der Fang ist dorten ebenfalls sehr schlecht. — Dienstags, den 23 April Nachmittags bestieg ich Omenaks Klippe. Die schwarzen horizontalen Streifen in derselben sind Hornblendeschiefer. Zwischen diesen liegen Streifen oder Gänge von okkergelbem sehr verwittertem Gneiss. Beyde Gangarten hatten Granaten und rundliche Quarznieren. Die letzten sind zum Theile aus- gefallen, und geben der Steinart ein sonderbares lôcheriges Ansehen, cf. S. 307. Dies ist der Fall bey mehrern Horn- blendschiefern in diesem Fiord; daher. man den Quarz und die Granaten in den Thälern findet. — Reise nach Sedliarusät, (Storöe) Akkienne, und Akudlerne (Runde Øe.) Mittwochs, den 24 April Reisten wir Morgens um 8 Uhr mit Schlitten von Ome- nak ab und unter der Südseite von Sedliarusät, oder Storöe hin. Diese grosse von dieser Seite sehr steile Insel besteht durchaus aus Granit, und grossen Lagern von Gneiss und Glimmerschiefer, kleinern von grobkörnigem Granit, und Nestern von gemeinem Quarz in Milchquarz übergehend. Ich stieg bey der ersten Näs gegen die Kolonie zu, auch Sed- liarusät genannt, bey den zerfallenen Häusern bis zur Fel- senwand (Imnarsoak) hinauf. — Wir reisten gegen Nordosten zu bis zum Abfalle der Insel, und blieben zu Akkia (Akkienne) in einem Hause, welches die Grönländer ЕвзЕ Scauzz von Omenak und Arusar von Rittenbenk gemeinschaftlich haben, über Nacht. Diese beyden- Familien be- standen aus mehr als 40 Personen. An Arusars ältestem Sohne, ungefehr 19 Jahre alt, bemerkte ich, das besondere, dass er 4 Brustwarzen hatte. — Unter den gewöhnlichen ziemlich grossen, ungefehr einen Zoll lothrecht abwärts stehen zwey andre, kleinere, doch sehr deutliche, mit einem braunen Rand, wie die obern haben. (Die Grönländer sitzen wie bekannt in ihren Häusern am Oberleibe ganz nakkend.) Auch bey diesen fand ich die Bemerkung Storø og Akugdlek 1811. 313 bestättigt, dass die ächten Eingebohrnen schwärzlich graue kleine Membra und Scrota haben. — — Auf meiner sogleich angestellten Excursion, so viel nem- lich der Schnee und das Eis es erlauben wollte, fand ich hier ein äusserst zerstörtes Land. Das Hauptgebirge ist Gneiss und Glimmerschiefer, lager und gangweise Hornblendschiefer. Der edle Granat findet sich theils in diesen drey Steinarten, theils in dem Quarze, welcher nesterweise vorkommt, ein. Der Glimmerschiefer geht oft in vollkommenen Graphit über, und dann ist sein Ansehen zerborsten und sehr eisenschüssig. Wo er in Menge vorkommt, finden sich grosse Schutthaufen, welche bald von schwefelgelben, bald von gelblichgrünen und zeisiggrünen Farben sind, auf deren Oberfläche der Thon zu- weilen wie aufgekocht, aufgeschwollen, oder auch zerborsten aussieht, und starken Schwefelgeruch verbreitet. — Dieser Thon ist sehr vitriolisch. — Die schwefelgelbe Stellen, welche hie und da zu beträchtlichen Hügeln angewachsen sind, sind nie mit Eis, und nur gar selten auf kurze Zeit mit Schnee bedeckt, und werden bey den ersten wärmern Sonnenstrahlen von ihm befreyt. In diesen Haufen findet man Graphit- Granat- und Schwefelkiesstücke. — Die überstehenden Gneis- und Glimmerschiefermassen bilden die seltsamsten Gestalten, sind von der atmosphärischen Luft sehr ausgewachsen, aus- gefressen und zerlöchert, und führen in Gängen und Trümern Quarz Moroxit Turmalin und ein andres grünes Fossil (Arc- tizit) eingewachsen. In grossen Massen findet sich beym Hornblendschiefer ein magnetisches Eisenerz. — Oft ist er auch von Kupfergrün grün gefärbt. — Dieser Theil der Insel hat in der äussern Gestalt der Berge und im geognostischen Verhalten viele Aenlichkeit mit der Insel Ujortlersoak, 20 Meilen nördlich von Upernavik, von welcher ich oben, in meinem Tagebuche für 1807, unterm 23 Julius gesprochen habe. Donnerstags, den 25 April Reisten wir Morgens um sieben Uhr von Akkiene wieder ab, und setzten über einen schmalen Sund zu der in Osten 314 Umanak 1811. gegen über liegenden Insel auf grünländisch Akudlerne (Akudlek) und von seiner Form gewöhnlich Runde Oe ge- nannt. Hier ist eine Winterwohnstelle der Grönländer, welche sie aber schon vor einigen Tagen verlassen hatten. Die Ge- birgsart der Insel hat einerley Verhaltniss mit der vorher- beschriebenen, ausgenommen, dass sich hier kleine Lager von Schillerspath, asbestartigen und gemeinen Strahlstein und rosenrothen Quarz findet. Die vorhin beschriebenen grünlich- gelben Haufen und Thonhügel sind auf dieser Insel gegen Norden zu treffen. Nachmittags 4 Uhr kamen wir wieder nach Omenak zuriick eine Reise von 7 Meilen. — Sonnabends, den 27 April kam Kasutag, welcher als Postexpresse den 25" nach Ritten- benk über Land gefahren war, wieder mit Briefen zuriick. — Die Noth unter den Eingebohrnen war des schlechten Fanges wegen noch allgemein. — Montags, den 29 April reiste ich mit Herr Winpinc Vormittags um 10 Uhr von hier ab. und kam Nachmittags um zwey Uhr bey Svenn Larsens Gron- - ländischem Hause zu Ikaresak auf der Insel Omeneitsiak an (cf. S. 311). Die Grundmasse derselben besteht aus feinkörnigem grauem Granit, welcher auf der Ost- und Nordseite der Insel eine hohe steile Felsenmauer bildet. Doch nähert sich dieser Granit oft dem schiefrigen und geht in Gneiss über. Nicht ferne von der Felsenwand sah ich ein beträchtliches Lager von grasgrünem Strahlstein in schiefrigem Gefüge; denselben durchschneidet an mehrern Stellen ein schmaler weisser Gra- nitgang, zum Theile Schriftgranit, der Glimmer desselben ist schwarz und an beyden Sahlbändern wie eine Einfassung ver- theilt; wo der Glimmer fehlt, findet sich meistens gemeine Hornblende oft in sehr grossen Kristallen ein, in diese so wie in den weissen Feldspath sind kleine Moroxitkristalle ein- gewachsen. — An einer einzigen Stelle fand ich auch einen Pinitkristall. Der Feldspath findet sich hier zuweilen in sehr grossen Kristallen. — Der Strahlstein selbst ist meistens as- Umanak 1811. 315 bestartig, in demselben ist das braune Fossil eingewachsen, welches sich auch zu Ujortlersoak 20 Meilen nördl. von Uper- navik, findet. Abends 10 Uhr kam ich zu Svenn Larsens Hause wieder zu- riick. Der Grönländer Barnapas, hier wohnend, welcher lezthin den 17 April mit mir nach dem Eisblink als Wegweiser gereist war, hatte vor ungefehr S Tagen den tollen Einfall mit einem alten Ehweibe, welches er ihrem Manne dem Grönländer Pincasunek abspenstig gemacht hatte, auf einem Hundeschlitten heimlich durch- zugehen. Den Schlitten hatte er bey dem Eisblinke stehen lassen, und den Hunden die Mauler verbunden, damit sie ihn nicht vor der Zeit durch ihr Bellen verrathen sollten. Man hat bisher noch keine Spur von ihnen gefunden”). Sie haben beyde zu Ikaresak verheirathete Kinder, welche über ihre Desertion grosse Trauer hielten. Heute Abends späthe kam auch ein Rittenbenks Grönländer mit seinem Weibe von seiner Reise über das feste Land wieder zurücke. — Sie bekam unterwegs Wehen, und konnte kaum noch ein Haus bey Ikaresak erreichen. Vor ein paar Jahren wurde ein Kind auf dem Eise zwischen Okesiksak und Omenak geboren. — Dienstags, den 30 April reisten wir um 9 Uhr Morgens von Ikaresak ab, und kamen um halb elf Uhr bey Omeneitsiaks Anlägg an, (4 Meilen). Ich gieng auf Excursion. Hier fand sich ausser dem auf Granit und Gneiss gelagerten Glimmerschiefer, wel- cher leztere sehr mürbe und eisenschüssig ist, ein neuerer Granit mit Granaten lagerweise, Hornblendeschiefer mit Gra- naten, welcher auch Kupferkies enthält und an sehr vielen Stellen mit Kupfergrün überzogen, und davon gefärbt ist. — Besonders auch noch, mit dem Hornblendeschiefer abwech- selnd, ein beträchtliches Lager mit gemeinem Grünstein und derbem Akanthikone. — Avanturinquarz in Glimmerschiefer, — Prismatische Gneisstücke. — Um 5 Uhr Abends fuhren wir zurück, und waren bey Storöe beynahe in eine breite offene Wasserrinne gerathen, welche sich *) „Ungefähr 8 Tage späther entdeckten einige Grönländer, welche auf Utukfang giengen, ihren Schlupfwinkel in den S. 311 beschriebenen Höhle. Die Flüchtlinge sagten, dass sie erst dann zurückkehren wollten, wenn der Maun PINGASUNEK nach Upernavik abgereist seyn würde“. — 316 Ubekendt Eiland 1811. erst seit gestern auseinandergethan hatte. — Allein zum Glücke blieben die Hunde mit eins stockstille stehen. — Wir hatten nun das Ungemach, dass wir der Rinne entlang bis unters Land fahren mussten, um über zu setzen. — Abends um 7 Uhr kamen wir nach Omenak. Monat May. Reise nach ubekiendte Eiland. Freytags, den 3 May. reisten wir Vormittags halb 12 Uhr von Omenak ab, dicht unter der Nordseite der Insel weg, setzten sodann über den Fiord nach einer grossen Insel zu, genannt Torsukateksöe, oder auch von ihrem kahlen hökrigen Aussehen, Skurvede Öe, grönländisch aber Kassiak. — Diese grosse, von allen Seiten steile Insel besteht aus sehr zerklüftetem feinkörnigen grauen Granit, welcher auch grobkôrnigen rothen Granit einschliesst. Sie ist im Frühjahre gefährlich zu passiren, weil beständig grosse Steinmassen niederstürzen. Auf ihrer Nordseite trennt sie ein breiter Sund, Torsukatek genannt, von dem festen Lande. Wir giengen westlich um sie, durch einen andern Sund, Akpanät, (von Akpa, eine Alke.) auf dessen Westseite liegt die grosse steile Insel Sedlarsoak (Fuglöe oder Fuglefield), auf deren Nord- seite in einer sehr steilen Felsenwand im Sommer eine unglaub- liche Menge Malmukken, Alken, Theiste und Mäven nisten. Dabey liegen kleinere von den Grönländern im Frühjahre des Fanges wegen bewohnte, und unter dem Namen *Fugléerne bekannte Inseln, welche grösstentheils zur Urtrappformation gehören. — Sedlarsoak besteht aus dem vorhin berührten bröck- lichen Granit, welcher horizontal von zweyen, drey bis 5 Lachter mächtigen Grünsteingängen durchschnitten wird, wo- von der eine ungefehr in der Mitte, der andre dicht unter der Oberfläche des Berges sich durchzieht. Auf dem ent- gegenstehenden Lande, nahe bey Koobik ist eine Lager- masse, in welcher sich bey Paniane Bergkristalle finden. — Wir setzten von dieser Insel (Kassiak) über den Sund Tor- sukatek nach dem festen Lande hiniiber, giengen einen grossen Ely vorbey, und kamen Abends um 6 Uhr zu Okesiksak, einer Grönländischen Wohnstelle, 10 Meilen von der Kolonie an und lo- girten uns in dem Grönländerhanse des Garnfänger LEIBHARD ein. — Hier steht ein Königliches Handels Speckhaus. Ein steiler Berg Ubekendt Eiland 1811. 317 liegt hinter dem Wohnhause, man kann dessen Felsenmauer von Westen aus einige Meilen weit sehen. Er besteht aus dem bemeldeten grauen Granit. Am Fusse des Gebirgs ist Glimmerschiefer angelagert, in demselben Lager von grünl. Talkschiefer (Veegsteen) mit glasartigem Strahlstein, Amianth und Asbest mit Schwefelkies. Vom Talk- schiefer hat die Stelle den Namen Okestksak erhalten. — Sonnabends, den 4 May reisten wir Morgens um 8 Uhr unter einem: dichten Nebel von hier ab, setzten über den Inrettsfiord, einen Arm des grossen Omenaksfiord, in welchem zwey beträchtliche Eis- blinke bis in die See hinabgehen, welche von Zeit zu Zeit grosse Eisberge abstossen, und hielten uns von hier aus des dichten Nebels wegen beständig unter dem festen Lande hin. — Von hier aus erheben sich fürchterlich steile und durchaus schroffe zackichte Felsen von beträchtlicher Höhe. Das Eis der See lag unter den- selben an vielen Stellen bedeckt und zuweilen zerschmettert von den grossen Felsenstükken, welche im Frühjahr herunterstürzen. Wir kamen zu einer Felsenwand, Malemukkefield genannt, wo die Malemukken (Procellaria glacialis) zu hunderttausenden umher- flatterten. — Hier verunglückte vor einigen Jahren ein Grönländer, welcher nach Eyern kletterte. Er stürzte von einer Felsenwand herab auf eine andre, wo er hängen blieb, und jämmerlich ver- schmachten musste. — Diese Vögel haben meistens ihre Nester an so sichern Stellen, dass nur Adler, Falken, oder Raben sie erbeuten können, daher sie sich vermehren. — Alle diese Klippen der Gegend bestehen aus grauem Granit mit angelagertem Glimmerschiefer. — Von der ebengenannten Fel- senwand zieht sich abermals ein Arm des Omenaksfiords hinein, welcher Bläsefiord, grünländisch Kangerdluarsuk genannt wird. In demselben findet sich lagerweise grünlicher und blau- licher, auch geflammter Topfstein. — An des Bläsefiords Mündung liegt Tuapeitsiak, wo grosse Steinschutte liegen. — In dieser Ge- gend sahen wir auf einer Stelle einen Flokk von mehr als 50 See- hunden auf dem Eise. Dieses war zuweilen auf der Oberfläche so scharf und spizzig wie Nadeln, so dass unsre armen Hunde in kurzer Zeit sich die Beine blutig liefen. Da wir das Eis nicht so scharf vermutheten, so hatten wir uns auch nicht mit Stiefeln für sie versehen, eine Vorsorge, welche man besonders im Frühjahre auf dem Eise des Omenaksfiords gebrauchen muss, um diesen armen Thieren das Laufen zu erleichtern. Man lässt Stiefel aus See- hundefellen nähen, und bindet ihnen diese unter die Beine fest, welches sie zwar im Anfange nicht gerne leiden, aber sich doch endlich drein finden. — | 318 Ubekendt Eiland 1811. Wir erreichten mit vieler Mühe Upernaviks Sund, grön- ländisch Upernavik-Tunnua. Dieser trennt die grosse steile Insel Upernavik, welche auf der Nordseite von Omenaksfiord liegt, von dem festen Lande. Um 5 Uhr Nachmittags nahten wir die südlichste Näs der Insel, von den Grönländern Upernavik genannt, 8 Meilen von Okesiksak, und 18 von Omenak entfernt, und nahmen bey dem Grönländer Timoraeus unser Nachtquartier. Er wohnte in einem Ekortok, einer Art Zelte, welche die Grön- länder in Omenaksfiord im Frühjahre gebrauchen, um sich mehr vor der Kälte zu schüzzen. Sie gehen nicht, wie im Sommer ganz. schräg hinten zur Erde nieder, sondern die Felle werden auf der Rückseite gegen die Erde zu ganz perpendikular abwärts gebogen, die Brixen werden dadurch schmaler aber auch etwas höher von der Erde gegen hinten zu. Der Eingang, durch welchen man krie- chen muss, ist von behaarten Seehundefellen, und nicht, wie im Sommer, von Därmen. Ueber dem Eingange ist ein 3/4 Ellen breites und 4/2 Elle hohes Fenster von weissgegerbtem dünnem Seehunde- fell angebracht. Es ist also im Zelte ziemlich dunkel. Doch helfen die Lampen zur Erleuchtung. Wir wurden bey unserm üb- rigens sehr gutwilligen Wirth von einer ziemlichen Menge Läuse gleich in der ersten Nacht heimgesucht, und hatten also ein un- ruhiges Lager! — — Als ich etwas gegessen hatte, gieng ich auf meine Wanderung. Ich traf hier unter allen bisher in Grönland bemerkten Sandsteingebirgen das héchste. Dessen Oberflache ist bis an den Gipfel mit Geschieben und Bruchstiikken theils von der nemlichen Steinmasse, theils von uranfänglichen Steinarten bedeckt, und von mehrern Berg- oder Schneeströmen durch- schnitten. In einem derselben, gegen Süden liegend, gieng ich vom Gipfel an in der Schlucht abwarts, und fand einige bald grössere bald kleinere Braunkohlenlager, und zwar Pech- kohle. — Das mächtigste betrug etwas über eine Lachter, und war in einer Ausdehnung von 6 Lachtern entblöst; doch die Kohle am Tage ziemlich verwaschen. Es ruht auf schiefrigem Sandsteine und ist mit Schieferthone bedeckt; auf diesen folgt abermals Sandstein, in welchem lagerweise grünstein- artiger Säulenbasalt liegt; der obere Sandstein ist unmittelbar von losem Sand und Geschieben bedeckt. Auf der Südost- seite dieses Flüzes findet beynahe das nemliche Verhältniss statt, doch ist hier die Schichtung deutlicher, weil das Gestein Ubekendt Eiland 1811. 319 durch die hier oft wiithend anbrechende See ganz entblôst ist. — Zu unterst liegt feinkérniger Sandstein, dann folgen Spuren und Triimmer von Braunkohle, dann Schieferthon, dann grobkérniger Sandstein welcher der Nagelfluh sich nahert, mit dem obenberührten Sandsteine abwechselnd, sodann mindre Schichten von Schieferthon, auf diesem, zu Tage, aufgelöster Sandstein oder Sand. — Dieses ganze Flöz bildet eigentlich die südlichste Landspizze der Insel, und erstreckt sich ôstlich eine halbe Meile am Strande der See gegen den Fiord ein- warts, und südlich gegen das unbekannte Eiland zu ebenfalls eine halbe Meile. An beyden Extremen behauptet das Ur- gebirge und dessen grauer Granit bis an die See hinab wieder seinen Plazz. Doch wird das Flötz auf der südlichen Seite durch einen betrachtlichen Eisblink, welcher über das- selbe aus einer grossen Bergschlucht herunterschiesst, vom Urgebirge scheinbar abgeschnitten. — Abends gegen 12 Uhr kam ich wieder nach Hause, nachdem ich mich in dem tiefen einbrechenden Schnee ziemlich müde ge- gangen hatte. — Darauf folgte, wie oben gesagt, eine unangenehme Nacht. — Sonntags, den 5!" May, Die Nacht vom vierten zum fünften war sehr kalt. Das Ther- mometer zeigte 14 Grade Kälte. — Das Bier fror im Zelte, un- geachtet doch zwey grosse grönländische Wärmelampen brannten, steinfest im Fässchen, so wie auch Butter und gesalzen Fleisch, und wir konnten uns nicht erwärmen, so sehr wir auch unter die Grönländischen Männer Weiber und Kinder uns hineinkrümmten. Des schlechten Wetters, Nebels und Schneegestöbers wegen mussten wir den Tag über stille liegen, doch entschloss ich mich, Abends gegen 5 Uhr die Reise nach ubekjendte Eiland anzutreten. — Wir mochten ungefehr eine halbe Meile vom Lande auf dem Eise seyn, als der dichte Nebel wieder einfiel. — Unsre Hunde wollten, ihre wunden Füsse wegen auch nicht mehr recht fort. — Nach vieler Anstrengung kriegten wir doch endlich um Mitternacht die eben- genannte Insel zu Gesichte. (Ich darf wohl kaum anmerken, dass uns auf dieser Höhe die Sonne beständig treuen Dienst leistete, und aus Nacht Tag machte). Montags, den 6 May Wir hielten uns bey der im Nebel so unsichern Reise gegen die Mitte des Eilands, wo vor mehrern Jahren ein Königliches 320 Ubekendt Eiland 1811. Handelsforsög zu Nakerdluk angelegt war, welches aber im Jahre 1803 wieder aufgegeben wurde. Von hier aus fuhren wir dicht unter der Insel weg nach der Nordöstlichsten Nas Ingia, von Ingik, eine Spizze so genannt, wo gewöhnlich gefährliche Strom- pläzze und dünne Eisstellen sind. Doch sezzten wir ohne Anstoss vorbey nach der Nordwestseite der Insel gegen die Strasse Davis zu. Auf dieser Reise, (wir hatten in der Nacht 17 Grade Kälte) hatte ich mir abermals die Nase erfroren. — Um 3 Uhr Morgens kamen wir endlich nach Karosuk, einer geräumigen Felsenhöhle, welche inwendig mit den schönsten gruppen- förmigen Eiskristallen bekleidet war, wo wir etwas Speise und Trank geniessen, und ruhen wollten. Mit Hülfe eines mitgenommenen Stückes Seehundespecks gelang es uns endlich, auf dem Eise Feuer anzumachen. — Weil aber durch die Wärme und den starken Rauch die Eistapeten des Gewölbes herunterfielen, so mussten wir uns von dem Feuer zurückziehen. Sic transit gloria mundi, dachte ich mir; diese blendende Eisgruppen, welche noch vor wenig Augen- blicken mit ihrem Brilliantglanze unser staunendes Auge ergözt hatten, waren nicht mehr, und der schwarze kahle Felsen deckte uns nun! Diese Höhle, welche die See in die Wakke gewühlt hat, besteht eigentlich aus 2 Abtheilungen; die äussere bildet ein rundes Gewölbe, ist in der Mitte etwas über 5 Ellen, und der gegen 6 Ellen breite Eingang gegen 1!/a Elle hoch. — Herr Assistent ЗснарЕ, welcher mit Herrn Kaufmann Winnie aus Gefälligkeit die Reise mitmachte. erzählte mir, dass vor mehrern Jahren die Grön- länder öfters mit zwey Zelten, des Fanges auf dem Eise wegen, in dieser Höhle gestanden hätten. — Sie ist gegen 42 Ellen lang, und 31 Ellen breit. — In die innere Höhle, deren Eingang nun durch einen kleinen Damm von Trappgeschieben geengt ist, muss man hineinkriechen. — Doch ist sie in der Mitte wol viermal so hoch als die äussere. — Ihre Länge beträgt 36, und die Breite 27 Fuss. Nahe beym Ein- gang in dieselbe auf der linken Seite erhebt sich eine ungefehr 30 Fuss breite, ziemlich steile Felsenkluft, welche am obersten Ende, wo ich nur, auf dem Bauche kriechend, hinkommen konnte, schmal und niedrig zusammenläuft. — Ihr ganzer Abhang ist mit kleinen Wakkenstükken überdeckt: die Höhe derselben beträgt 65 Fuss. Doch konnte ich am Ende keine Öffnung zu Tage wahr- nehmen. — Diese innere Höhle ist vor Winden, Schnee und Eis ziemlich gesichert. — Doch mag wol im Sommer durch das lose Wakkengestein viel Tagwasser darinnen sich sammeln. 4 Wir blieben hier bis fiinf Uhr Morgens. In der Nähe dieser Höhle, doch weiter gegen Süden, ist Sakkane (von Sakkak, die Sonnenseite) ein Frühjahrsaufenthalt für die Grönländer, des See- hundfanges wegen; doch war diesmal noch keiner hinausgezogen. — Zu Sakkane stand, vor einigen Jahren noch, ein dem Königlichen Handel zugehöriges Speckhaus, welches man des geringen Ertrages Ubekendt Eiland 1811. 321 wegen, nach Schleifung des Forsögs zu Nakerdluk hat eingehen lassen. — Auf der Südlichsten Nas dieses Hilandes, Rävenäs, — Terrienniak der Grönländer, stehen auch zuweilen Zelte. — Aus dem Wenigen bereits über die Gebirgsart gesagten ergiebt sich, dass dieses Eiland der Flöztrappformation ange- höre. Doch haben dessen Gebirge nicht die Höhe von Disko- eiland, zu welchem sie doch vieleicht, so wie Haseneiland ge- hört haben, bis sie endlich durch die wüthende See, welche hier aus dem Waygat, der Strasse Davis und der Baffinsbay zusammenstürmet, davon abgespühlt wurden. — Ubekjendte Eiland, welches seinen Namen von den alten Holländischen Wallfischfängern erhalten hat, und vorhin für einen Theil des festen Landes gehalten wurde, beginnt am Südlichsten Ende mit einem Berge, welcher wie ein Dach auf einer sehr schroffen Felsenmauer, die in die See hinab reicht, aufsitzt; von dieser Erhöhung an bildet die Felsenmauer oben eine Fläche, von welcher aus sich die gegen Norden zu lie- genden Gebirge mehr und mehr erheben, bis sie endlich am nördlichsten Ende stark abfallen. — Auf der östlichen und westlichen Seite hängen drohende Eisblinke, welche die Schluchten und Thäler ausfüllen, bis in die See herab. — Ueberhaupt ist dieser Fiord mit Eisblinken vorzüglich geseegnet. Ich habe auf meinen Reisen in demselben gegen 20 Eisblinke gesehen und gezählt, wovon 10 bis zur See hinabreichen und Eis ab- stossen. Doch sind die auf dem unbekannten Eilande von geringerer Mächtigkeit. — Die Eisblinke des festen Landes stehen grösstentheils mit dem grossen Haupteisblinke, welcher die Mitte desselben durchschneidet, in Verbindung. — Die Gebirge dieses Eilandes gehören ganz der Trapp- formation, wie ich oben schon sagte. Die Schichtung und Lagerung ist hier durchaus horizontal; doch gegen Westen ein wenig abfallend. Basalt, Wakke und Mandelstein wechseln in Schichten von ungleicher, doch geringer Mächtigkeit mit- einander ab. Der Basalt durchsezzt noch überdies, was ich XXXV. 21 399 Ubekendt Eiland 1811. auf Diskoeiland nicht bemerkt habe, die ganzen Gebirgsmassen in beynah seiger fallenden schwarzen Streifen, welche von ferne wie eiserne Bander, Riegel oder Schliessen aussehen, und gleichsam die übrige lose Steinart zusammenzuhalten scheinen. Die Säulen, in welche dieser Basalt zerfallt, liegen quer mit der Richtung der Streifen oder Gänge. — Er ist stark magnetisch. — Die Wakke enthält in horizontalen Trüm- mern dichten Zeolith mit Kalkspath gemengt. — Der Mandel- stein, Kalkspath in 6 seitigen Piramiden; überhaupt hat das Gestein mehr Kalkspath als Zeolith. Basalttuff habe ich nicht gefunden. — Das Eiland erstreckt sich von Siiden nach Norden gegen 4 Meilen in die Linge und von Osten nach Westen gegen 1 Meile in die Breite, wo es am breitesten ist. — Um 5 Uhr Morgens reisten wir wieder ab; obgleich es mit unsern kranken Hunden sehr langsam gieng, so kamen wir doch um 12 Uhr Mittags, auf diesem unsichern, 6 Meilen langen Wege zu Upernaviksnäs bey dem Grönländer Тимотнеоз an, wo wir uns mit einem Stiicke Seehundefleisch, denn sie hatten so eben ge- fangen, erfrischten, und auch unsre Hunde damit erquickten. — Da diese fiir heute nicht weiter zu bringen waren, so mussten wir mit dem alten Qvartier vorliebnehmen. Dienstags, den 7 May. Reisten wir Vormittags um 11 Uhr von Upernaviks Nes ab, und setzten des scharfen Eises wegen gerade auf Fuglöerne zu, um die Hunde zu schonen, weil auf dieser Strecke mehr Schnee lag. Wir wurden alle drey beynahe Schneeblind, und die Augen schmerzten uns unbeschreiblich, welches der vom Winde ins Gesicht gepeitschte Schnee noch vermehrte. — So matt die Hunde auch waren, so rannten sie doch, sobald sie einen Seehund witterten, in die Kreuz und Quere. Wir passirten Bläsefiord und Inretts- fiord, und kamen endlich um 7. Uhr Abends zu Okesiksak bey LEısHarD an, wo diesen Tag 7 Seehunde Sn worden waren, und also flott gelebt wurde. — Mittwochs, den S May reisten wir um 11 Uhr Vormittags ab, giengen durch Akpa- nät, und kamen um 6 Uhr Abends bey steetem Nebel und Schnee nach 6 tägiger Abwesenheit wieder nach Omenak, wo wir Briefe von Godhavn vorfanden, mit der Nachricht von der Ankunft der Englischen Wallfischfänger. — Egnen om Umanak 1811. 323 Aufenthalt zu Omenak Montags, den 15%" May reiste Herr Assistent ЗснарЕ mit 11 Schlitten nach Noorsoak ab, um die nach der Bucht bestimmte von hier abgehende Kolo- nisten dahin zu bringen, und das Schiff Freden zu erwarten. Der Utukfang fieng nun an gut zu werden; dafiir nahm die Kaleraghk- fischerey ab. Der Grönländer Maps fieng heute auf einer dieser Bänke einen Rochen von besonderer Grösse und Gestalt. — Freytags, den 17 May reisten zwey Grönländer Mataaus und Vırras als Postexpres- sen mit Schlitten über Land nach Rittenbenk. — Die Kälte ist mit steetem Schnee noch anhaltend. — Sonntags, den 19 May Abends 7 Uhr kam der Grönländer PEDERSoEıTsıar als Post- expresse von Rittenbenk hier an. Er sollte uns 1/2 Anker Korn- brandwein von Godhavn mitbringen, trank ihn aber auf der Reise mit andern guten Freunden über die Hälfte aus, und füllte den Rest zum Theil mit Wasser. — Nach seiner Aussage lag das Eis in Diskobucht und Waygat noch fest, war aber den vielen Strom- löcher wegen mit Schlitten nicht mehr zu’ befahren. Montags, den 20t May reiste er wieder zurück, und einer der den 17t May an Herrn Inspecteur Мот2ЕЕгот abgesandten Postexpressen kam heute unverrichteter Sache wieder zurück. — Die Reise stand ihm nicht an, und also übergab er, ohne weitere Umstände, die Briefschaften zu Torsukatek an einen uns unbekannten Grönländer. — — Die Kälte stand abends 10 Uhr zu 16 Graden. — Dienstags, den 21 May reiste ich Vormittags um 11 Uhr wieder ab, um nach Saitok zu gehen. Wir passirten Storöens westliche Näs, Kangarsoak genannt. Nördlich von dieser steilen Granit- felsenwand ist ein schmales steil aufsteigendes Thal, aus wel- chem besonders die südöstlichen Windstösse, zumal für klei- nere Fahrzeuge gefährlich werden können. — Wir sezzten von hier über das Eis nach Saitok (das Flache) oder eigentlich in der mehrfachen Zahl Saitut (die Flachen); — denn es sind mehrere kleine flachen im Winter von Grönländern be- 212 324 Egnen om Umanak 1811. wohnte Inseln. Auf den kleinsten siidlichsten wachst ziemlich viel Cochlearia Grünlandica. Hier stand ein dem Königlichen Handel gehöriges Speckhaus, welches nun etwas östlicher, nach der eine Meile von hier entlegenen Wohnstelle des festen Landes, namens Tuitelik verlegt worden ist. Um 2 Uhr Nachmittags kamen wir, des auf dem Eise liegenden tiefen Schnees ungeachtet, bey dem Grönländerhause zu Sai- tok, unweit von Tuitelik an. Viele Seehunde lagen rund um uns her bey ihren Eislöchern. — Die grösste dieser Sai- tut, oder flachen Inseln besteht aus grauem feinkörnigem Granit. Auf einer andern, westlich bey dieser liegenden finden sich zwey unterirrdische Felsenklüfte, welche den ehemaligen Grönländern zu Begräbnisspläzzen gedient haben. — In der einen liegt ein berümter Angekok begraben; die Grönländer fürchten sich in dieselbe zu gehen. — Auch diese Insel be- steht aus grauem Granit von feinem Korn, auf denselben ist, gegen Westen zu, sehr feinblätriger Glimmerschiefer von rauchgrauer Farbe gelagert; dieser ist mit Sahlit und Strahl- stein gemengt. — Der Sahlit bildet auch in ihm ein Lager mit Quarz und gemeinem Strahlstein in flachen vierseitigen stangenförmigen Prismen. Der Sahlit ist bloss derb, von ab- gesonderten Stükken, welche seine eigenthümliche Kristallform verrathen. Der Quarz kommt auch in einem Lager vor, und ist von beygemengtem Strahlstein grünlich gefärbt. — Der in Sahlit eingewachsne Strahlstein ist von wenigem weissem Kalk- spath begleitet. — Den Glimmerschiefer durchsezzen auch noch, nach der Lage seiner Textur derbe gemeine Hornblende, und Schwefelkies, beyde in Trümmern. — Den grauen Granit durch- sezzt ein, eine halbe Lachter mächtiger Gang von, grobkörnigem röthlichem Granit in welchem kleine Kristalle von gemeiner Hornblende liegen. Nesterweise findet sich in ihm rauch- grauer und splittriger grünlicher Hornstein. Abends 11 Uhr kehrten wir in einen dichten Nebel gehüllt, wieder nach Ome- nak zurück. — ur Egnen om Umanak 1811. 32 Donnerstags, den 23 May. Reisende Grünländer, welche von Noorsoak kamen, berichte- ten, dass ihre dorten in Zelten stehenden Landsleute schon mehrere Narhvale in Kaiakken in offenem Wasser gefangen hätten. Der Utuk-Fang ist nun auch anhaltend gut. — Montags, den 27 May. Ich reiste Vormittags um 11 Uhr mit zwey Schlitten von Omenak ab, und sezzte mitten aus dem Fiord den geraden Weg nach ubekjendte Eilands Südlicher Seite Sakkak (Sak- käne) genannt, zu. Diese Stelle hat von den Grönländern den Namen Sakkäk, oder Sonnenseite, von ihrer südlichen Lage erhalten. Sie stehen gerne im Frühjahre mit ihren Zelten auf den Seehund- Narhval- und Weissfischfang hier. Wir kamen unterwegs zu meh- reren offenen Rinnen im Езе. Da eine derselben zu breit war, um mit dem Schlitten überzusezzen, aber doch die Länge desselben mit beyden Enden an die äussersten Punkte des festen Eises reichte, so bedienten wir uns seiner statt einer Brücke, um über die Rinne zu gehen, nachdem wir zuerst die Hunde ins Wasser gesprengt hatten, welche hinüber schwammen. Um halb acht Uhr Abends kamen wir zu Sakkak an, welche Stelle in gerader Linie ungefehr 12 Meilen von Omenak entfernet ist. Ich nahm mein Quartier in dem Erkortok (eine Art Frühlingszelt) des Grönländers FRIEDERICH KAJUTARSOEITSIAK. Abends gieng ich auf Excursion. Die ganze Insel gehört, wie ich bereits oben Seite 321 gemeldet habe, der Trappformation an; doch ist die Schichtung hier etwas abweichend von der Nördlichen Seite derselben. Die Basis macht hier grünlich graue Wakke in einer sehr mächtigen Schichte. Diese durchsetzt an mehrern Stellen (Werxers) Graustein und Thonporphyr, Borys Saxo metallifero sehr ähnlich, mit Hornblende-, Feldspath- und Glimmerpunkten. Auf denselben ruht Klingstein und Porphyrschiefer in senk- recht stehenden Platten, welche oft so dünne sind, dass sie beym Anschlagen mit dem Hammer, oder auch nur mit der Faust einen dumpfen Klokkenthon von sich geben. Man findet in demselben nichts als feine röthliche Feldspathblättchen. Der obengedachte Thonporphyr ist meistens blassokkergelb; in ihm ist ein erdiges opalähnliches Fossil eingesprengt; die Steinart nähert sich zuweilen der sogenannten Opalmutter von Czerve- nicza bei Kaschau in Ungarn. Die Wakke wird oft durch 326 Egnen om Umanak 1811. kleine Zeolith- Quarz- und Kalkspathnieren zu Mandelstein, der Kalkspath durchsezzt sie auch triimmerweise. Im Grau- steine finden sich Olivinkérner. In der Tiefe des Gebirges bey einem Eisstrome bemerkte ich ungeheure unordentlich liegende Blökke von Glimmerschiefer, Thonschiefer Talkschiefer und Kieselschiefer, welches mich vermuthen lasst, dass dieses Trappgebirge wol auf Glimmer- oder Thonschiefer ruhen möchte. — Am niedrigsten Fusse des Gebirges auf den Zeltestellen Uigvak Sakkak, und Narksak stehen die Grünländer, wie gesagt, auf dem Fange, und reisen von hier auch nach den grossen Offnungen im Eise bey Kanisune der Weissfische und Narhvale wegen. Dienstags, den 28 May, Reisten wir Morgens um 10 Uhr von Uigvak ab, fuhren Sak- kak und Narksak vorbey, und kamen an die Südöstliche Nas der Insel, Rävenäs oder Terrjenniak. Hier hatte der Strom, wel- che um diese Insel überall heftig ist, auf einer grossen Stelle unter dem Lande das Eis weggefressen, und es zeigten sich ein paar Narhvale, welche heraufkamen, um Luft zu schöpfen. Wir reisten von hier aus noch eine Meile, weiter, nach Nakardluk, so genannt, weil hier das Land sich etwas verflächt. Hier war ehemals eine Königliche Handels Anlage, welche unter Omenak ge- hörte, aber des geringen Ertrags wegen im Jahre 1805 aufgegeben wurde. Auch hier macht die graue Wakke den untersten Theil des Gebirges aus. In ihr trifft man ‚nierenweise nadelförmigen, und stänglichen Mesotype, auch stängligen Kalkspath. — Mit dem letztern ist Bergkristall, seltener kubischer und figurirter Chalzedon verwachsen. Bey Nakardluk stürzt ein mächtiger doppelter Bergstrom aus dem hohen Gebirge herab. Die Bahn desselben ist mit uranfänglichen Geschieben aller Art bedeckt, welche ich aber nirgends anstehend finden konnte. Unter denselben zeichnet sich ein grünlicher, und weisser mit Glim- mer gemengter Quarz (Avanturin) besonders aus. Um 5 Uhr reisten wir wieder ab, und kamen um 7 Uhr nach Uigvak zurück. — Mittwochs, den 29 May reiste ich Morgens um 7 Uhr von Uigvak wieder ab, um nach der Westlichen Seite der Insel zu gehen. Es fiel ein starker Egnen om Umanak 1811. 327 Nebel, mit heftigem Schneegestöber, so dass wir kaum hundert Schritte vor uns hin sehen konnten. Das Eis war auch hie und da sehr schwach, so das unsre Hunde mehrmalen durchplumpten. Wir giengen die südlichste Näs vorbey, Kikertalik, von einigen hier in der See liegenden Inselklippen genannt. Am Strande standen drey Grönländerfamilien, des Fanges wegen, mit ihren Zelten. Von hier an verflächt sich die südlichste Näs, und bildet über eine Meile in die Länge am Strande hin, und eine halbe Meile aufwärts oder einwärts gegen das Trappgebirge zu ein aufgeschwemmtes Land, Anarsuk genannt, welches aus allen beynahe denkbaren aus der Baffinsbay, dem Waygat, der Strasse Davis, und dem Fiord, [Stikkende Jakobsbucht] zu- sammengeschobenen Steinarten besteht, deren grösster Theil dem Urgebirge, der geringere der Trappformation angehört. — Die vorzüglichsten sind: Der vorhingenannte grünliche Glim- merquarz, allerley Arten von Glimmerschiefer, aus viel fein- körnigem Quarz und wenig weissem Glimmer bestehend, eine Art Aventurin. Ausser diesen finden sich allerley Granitarten, Quarz- Feldspath- Hornblende- Kalkspath- Zeolith- und Chalze- dongeschiebe, auch eine Art Hornblende, deren Farbe sich der röthlichbraunen nähert. — Sie ist bald mit Scapolith, bald mit Arctizit, bald mit Epidote gemengt. In dem anstehenden Gebirge, welches aus sehr bröcklicher gelblich brauner Wakke besteht, trift man adern und triimmerweise Kalkspath, grössten- theils halbflach das Gebirg durchschneidend. Dieser ist bald fasrig bald blattrig; der erste gebandert. Er scheint das Mittel zwischen Kalkspath, fasrigem Kalksteine, [gloit und Miemit zu halten. Auf den horizontallaufenden Bänderablösungen sizzen kleine mit gelbem Okker bedeckte Kristalle, dieser Okker ist es auch, der die Bänder oder Streifen verursacht. Die Kri- stalle selbst sind bald sattelförmige Linsen, bald kleine Rhom- ben, welche auf dem Gegenstücke der Streifung sich abge- drückt haben. Der mittelste Kalkspath dieses Ganges ist blättrig; in dessen offenen Zwischenräumen haben sich sehr flache stark geschobene Kalkspathrhomben gebildet, welche 328 Egnen om Umanak 1811. zuweilen treppenförmig aneinander gereihet sind. Auf den Kalkspathkristallen liegen zuweilen vollkommen ausgebildete klare doch sehr kleine Bergkristalle. Stral- und Faserzeolith in erbsengrossen Kügelchen macht, doch nur selten an dieser Stelle, den Uebergang aus der Wakke in Mandelstein. — Um 9 Uhr Abends fuhren wir wieder nach Uigvak zurück. — Donnerstags, den 30 May. Gegen Mittag zeigte sich durch ein anhaltendes aber doch sehr feines Schneegestöber ein schöner regenbogenfarbiger Ring um die Sonne, welcher mehrere abwechselnde Nebensonnen hatte. Um 10 Uhr Vormittags reisten wir von Ubekjendte Eiland ab, um quer über den Fiord zu dessen südlichem Festen Lande nach Niakornak überzusezzen. Im Anfange gieng es ganz gut, doch ungefehr auf der Mitte des Wegs nach benannter Stelle, welche von Ubekiendte Eiland aus in gerader Linie ungefähr 4 Meilen entfernet ist, kamen wir an eine doppelte offene Eisrinne; doch war die grösste nicht breiter, als dass die beyden Enden der Schlittenläufe das Eis auf beyden Seiten der ersten Rinne berühren konnten. Doch war die Eisspizze, welche beyde Rinnen hier trennte, sehr schwach und ausgespühlt. Zum Glücke kam auf der gegenüberstehenden Seite ein Grönländer angefahren, welcher unsre Hunde, die wir hinüber sprengten aus dem Wasser der Rinne zog. — Wir bedienten uns nun mit seiner Hülfe unsrer Schlitten statt einer Brücke, und kamen glücklich über die erste Rinne. Ueber die zweyte konnten wir dem Ansehen nach, da sie schmaler war, durch einen frischen Sprung kommen. Die beyden mit mir reisenden Hundekutscher, ein Grönländer und ein Schwede kamen glücklich hinüber. Als ich aber meinen Sprung machte, brach das Eis, welches zum Unglück an dieser Stelle von unten zu schon durchfressen war, mit mir ein, und ich plumpte in die See. Doch hielt ich beym Heraufkommen am gegenüberstehenden festen Eise fest, und schwang mich mit einiger Mühe wieder auf das Trockene. Die andern, welche mit Hunden und Schlitten beschäftigt waren, bemerkten diesen Zufall erst, da ich schon wieder auf dem Eise war. — Das beste war, dass ich trockne Unterkleider bey mir hatte, und mich sogleich umkleiden konnte. Wir sezzten unsre Reise fort, und so hatte dieses kalte Bad keine weitere schlimmen Folgen für mich. Nach vieler Beschwerlichkeit erreichten wir endlich um ein Uhr Nach- mittags das feste Land bey Sermersoak, welches zur Trapp- formation gehört. Auf dieser Stelle standen zwey Grönländerzelte. Ohne uns hier länger aufzuhalten, als nöthig war, um uns nach der Beschaffenheit des Eises zu erkundigen, fuhren wir weiter, kamen glücklich über mehrere vom Strome durchlöcherte Eistrüm- mer, und langten um 3 Uhr zu Niakornak, oder Hovedet an. Egnen om Umanak 1811. | 329 Unter den Reisenden befand sich auch ein Grönländer Томатнам, welcher mit einem kleinen Knaben, seinem Kinds-Kinds-Kinde auf Besuch herüber gereist war. Er ist der älteste Mann in Omenaks Distrikt, vieleicht in ganz Grönland, und doch dabey noch so rasch, dass er einen Seehund im Kajak fangen kann. Ein seltenes Bey- spiel eines hohen Alters, welches nur wenige Grönländer erreichen — ein seltenes Beyspiel von Raschheit in diesem harten Lande, wo hauptsächlich die Kraft der Augen durch den schneidenden Glanz des Schnees und Eises besonders im Frühjahre so sehr geschwächt wird, und man so viele beynahe blinde junge Männer trifft. Alle klagen schmerzlich in dieser Kriegszeit über den Mangel des Schnupf- tobaks, und ihre erste Bitte, wenn man sie besucht, ist — eine Prise. — — Ich nahm zu Niakornak mein Quartier in dem Zelte des Grönländers Dane. Diese Stelle hat ihren Namen von einer rundlichen hervorstechenden Felsenklippe, welche sich von ferne wie ein Kopf (grönl. Makok) zeigt. Das Gebirge eine Fortsezzung des Trappgebirges, welches sich von Noursoak aus bis nach Kook (Коте) in Omenaks- fiord erstreckt, ruht auf Basaltbreccia (Trapptuff). Die Bruch- stükke oder Geschiebe dieses Tuffs steigen von der Grösse einer Erbse bis zu Centnerschweren Stükken, und sind grössten- theils Basalt, seltener Wakke oder Mandelstein, und durch ein Zement von zerkleinter thoniger Wakke verbunden. Ist aber Mandelstein ein Gemengtheil dieses Conglomerats, so sieht man in demselben Quarz, Chalzedon, fasriger Mesotype (Scaux- MACHERS asbestartiger Zeolith) in Nieren von verschiedener Grösse, welche doch nie das Grosse erreichen. Der leztere geht oft ins krummblättrige über, ist schiefrig, hat einen starken Perlemutter oft beynahe metallischen (Silber-) Glanz, und braust etwas mit Salpetersäure. Seine Kristallisation scheint die sechsseitige Tafel zu seyn. Er ist dem Schieferspathe etwas ähnlich, ausgenommen dass er sich in excentrische keilförmige Stükke absondern lässt, und oft ins strahlige über- geht. — Ich möchte ihn gerne der Analogie wegen schiefrigen Zeolith nennen. Die in nierenförmigen Drusen vorkommende Bergkristallen haben zuweilen nur dreyflächige Zuspizzung. — Der Opal begleitet gewöhnlich den gedachten Schieferzeolith, und findet sich auch in kleinen Nieren. Seine Farbe geht 330 Egnen om Umanak 1811. vom weissen ins blaulichweise über. Seltener trifft man hier Kalkspath, und zwar in Trümmern und Adern, zuweilen rhom- bisch kristallisirt, auf der Oberfläche etwas gefurcht und grau- lich angelaufen. Die höhern Punkte des Gebirges bestehen aus rauchgrauer Wakke. Auf dieser liegen dem Seestrande entlang beträchtliche Hügel von aufgeschwemmten Trapp- geschieben, welche Hügel von mehrern Bergströmen durch- schnitten werden, und zum Theile vermuthlich diesen ihre dermalige Gestalt zu danken haben. Weiter ostwärts im Fiord von Karsok (Karsome) an werden dieselben von einem Sandsteinlager von röthlich gestreiftem ziemlich grobkörnigem Sandstein überdeckt, in welchem sich kleine Braunkohlenlager befinden, welche zu Sargvarfik, und Kook (Koome) zu- nehmen und beträchtlicher werden. Diese Trappformation reicht auf der Südseite des Fiords bis nach Koome am Strande hin, wo sodann das Urgebirge wieder vortritt, und das Trappgebirge zurücksinkt. Diese ganze Bergstrecke des Ur und des Trappgebirges der Südseite des Fiords wird von vielen Bergströmen durch- schnitten, welche von dem obenruhenden allgemein verbreiteten Eisblinke ihren Ursprung haben, und beständig gräuliche Ver- heerungen anrichten. Freytags, den 51 May. Ich war den ganzen Tag auf Wanderung und gieng bis nach dem grossen Thale, welches nach Noursoak zuführt. Das Resultat hievon ist unter dem Berichte der Wanderung des vorigen Tages mittbegriffen. In einem Steingestürze fand ich unter den losen Stücken kleine in Hornstein eingewachsene Kristalle, welche 6 seitige Säulen zu seyn scheinen, und ver- mutlich des französischen Mineralogen Frevrian's Semeline ist. — Zu Niakornak fand ich auch die erste blühende Uniursät, eine Art der Pedicularis, und vorgestern zu Anarsuk die ersten Kissekisät in Blüthe. — Die Blumen der leztern Pflanze, welche süsslich schmecken, essen die Grönländer gerne roh, oder als Salat mit Thran. — Von dem Gipfel dieser Gebirge sahe ich in einer Egnen om Umanak 1811. 331 grossen Oeffnung im Eise bey Kanneitsut (Kannisune) vier Meilen westlich von Niakornak fiinf Englische Schiffe nach Wall- fischen umherkreuzen. Nach der Grönländer Bericht lagen fünf solche Schiffe bey Noursoak im Hise, da das Waygat noch zuge- froren war. Sie hatten in allem zusammen nur erst fünf Fische gefangen. Die Grünländer hatten ein Wallross von ungeheurer Grösse erlegt, welches zwar unter das Treibeis gieng, aber doch ein paar Tage drauf todt gefunden wurde. Monat Junius. Sonnabends, den 1 Junius Um sechs Uhr Morgens reisten wir von Niakornak wieder ab, sezzten über den bey dem Königlichen Handelsgebäude befindlichen Landsee, weil das Eis um die Näs herum vom Strome aufgefressen war, und mussten auf dieser zwölf Meilen langen Reise unglaublich viele Kreuzzüge des gefährlichen Eises wegen machen. An mehrern Stellen war dasselbe zwischen den auf beyden Seiten offenen Strom- iöchern so schmal, dass wir kaum mit Hunden und Schlitten hin- über kommen konnten. Bey Kokkok, (Kokkone) ungefehr 4 Meilen östlich von Niakornak kamen wir an eine über drey Klaf- tern breite Wasserrinne. Wir mussten an derselben ein grosses Stück Eis loshauen, und es auf die schmaleste Stelle bogsiren, um uns auf diese Art eine ziemlich morsche Brükke zur Ueberfahrt zu bereiten. Doch missten wir bey dieser Gelegenheit 4 losgespannte Hunde, welche nicht übersezzen wollten, und vermuthlich mit dem Eise forttrieben. Von hier aus fuhren wir auf Karsok (Kar- some) vier Meilen östlicher zu. Auf dem Eise stand so viel Schneewasser, dass wir oft mit den Schlitten mehr schwammen als fuhren. Endlich kamen wir nach vielem Ungemach Abends um 7 Uhr nach sechstägiger Reise glückl. bey der Kolonie Omenak wieder an. — Pfingstdienstags, den 4 Junius Reisten wir Vormittags um 11 Uhr mit Schlitten von Omenak wieder ab, um zu Saitut bey einem Grönländer zu übernachten, und dann den folgenden Morgen nach Tuliktelik zu fahren. Der Mann war aber schon von da weggezogen und das Hausdach ein- gerissen. Lezteres thun sie allezeit, wenn sie ihre Winterwohnung verlassen, um der mephytischen Luft mehr Abzug zu verschaffen. Wir mussten also unter freyem Himmel kampiren, und Bivouak halten. Die weitere Reise nach Tuliktelik musste ebenfalls unter- bleiben, weil das Eis in dieser Bucht so dünn war, dass es mit den Schlitten einbrach. Der ganze Weg von Omenak hieher war gleichfalls von vielen offenen Wasserrinnen durchschnitten, in wel- chen sich Eidervögel (Anas spectabilis) Theiste / Uria Grylle) Ternen (Sterna hirundo) Mallemukken (Procellaria glacialis) und verschiedene Mävenarten in grossen Schaaren aufbielten. 332 Egnen om Umanak 1811. Ueber die Gebirgsarten der Saitut habe ich bereits oben ‘im Tagebuche Seite 324 gesprochen; ich darf nur noch hin- zusezzen, dass ich zu Saitorsoit in einem grobkörnigen Granitgemenge Titanit in 4 flächigen Linsen kristallisirt fand. Zwey der kleinsten dieser (Saitut-) Inseln werden, der dorten häufig wachsenden Cochlearia wegen Kohl-inseln genannt. Wir blieben hier die Nacht über in der oben Seite 324 er- wähnten Grabhöhle eines Angekoks. — Mittwochs, den 5 Junius Reisten wir um vier Uhr Morgens, nachdem wir uns vorher mit einem Gerichte Erbsen erfrischt hatten, wieder nach Omenak zurück, wo wir um 6 Uhr ankamen. — Donnerstags, den 6 Junius Morgens reiste ich nach Akkia (Akkienne) ab, welches in Osten 4 Meilen von der Kolonie liegt. Die Umwege, welche wir wegen der vielen Wasserrinnen und dem an vielen Stellen durch- gefressenen Eise machen mussten, verursachten, dass wir erzt um 4 Uhr Nachmittags daselbst ankamen. Die ungetauften Grönländer Pineasut und IrEıtsıkaursar standen gegen über zu Akudlek (Akudlerne) oder runde Öe in einem Zelte, wo wir Quartier nahmen. Ich gieng über das Eis des schmalen Sundes, welcher beyde Inseln trennt, hinüber nach Akkia. — Von dieser Stelle gilt alles das, was ich bereits im Tage- buche Seite 313 gemeldet habe. Ich muss nur noch bey- fügen, dass ich, besonders in der Nähe, und unter dem noch anstehenden Glimmerschiefer in den aufgethürmten Thonhaufen beträchtliche Lager von Haarsalz und natürlichen Eisenvitriol in schneeweissen Haaren von ausserordentlicher Reinheit ge- funden habe. Dieser mit Sand vermischte Thon, eine Auf- lösung des Glimmerschiefers ist vom Vitriole auf der Ober- fläche ganz überdeckt, so dass es das Ansehen -hat, als ob er mit Mehl bestreuet wäre. Eine zusammengebackene Kruste überzieht die Oberfläche desselben, in welchem Splitter von edelm Granate Quarz und blättrigem Graphit wie eingeleimt stecken. Hie und da liegen Bruckstükke von rosenrothem Quarz umherzerstreut. Der weissgraue Quarz, welcher im Egnen om Umanak 1811. 333 Glimmerschiefer in kleinen Nestern vorkommt schliesst edle Granatkristalle von allerley Form ein. Doch zerfällt dieser Granat sehr leicht in Sand, da dessen Gewebe von sehr feinen verwitterten Glimmerblättchen durchzogen ist. Am Glimmer- thone findet man zuweilen Spuren seiner ehemaligen Gestalt. — Auf Akudlek (Akudlerne) habe ich ausser den oben Seite 314 bemerkten Steinarten nichts neues als grosse Hornblend- schieferlager, und Quarz mit Hornblende, so wie auch in den Strahlsteinlagern etwas Asbest und Amianth bemerkt. Freytags, den 7 Junius Morgens halb ein Uhr fuhren wir mit unsern Schlitten wieder ab, und kamen um 6 Uhr friih nach einer beschwerlichen Reise nach Omenak zurück. — Die Grünländer vertauschten nun all- mählig ihre dumpfigen Winterwohnungen mit den gesiindern Som- merzelten. — Sonntags, den 8 Junius Reiste ich abermals auf Schlitten mit dem Böttcher Jo- HANNES Kronwarp und dem Grönländer Jeremias uber den Fiord nach dem siidlichen festen Lande, und gieng, von Killeki- tok an, unter dem Lande, so viel es das morsche Eis er- laubte sich zu nähern aufwärts gegen Osten. Östlich von dem Sandsteinflüzze bey Kook (Koome) oder westlich von Killakitok hört das Trappgebirge mit seinen Flözen auf, und das Urgebirge nimmt dafiir wieder seinen Plazz zunächst am Meeresstrande ein. — Dieses besteht bey Killakitok und Sermesut aus feinkörnigem grauem Granit, und wechselt mit feinkörnigem rothem Granit ab. Diese Gebirge sind, ob- gleich ihre Höhe nicht sehr beträchtlich ist, mit ewigem Eis- blinke bedeckt, welcher durch die gewaltsame Wasserströme des Sommers von ihren Gipfeln aus grosse Schluchten geris- sen hat, die ebenfalls mit Eisblinken von mehrerer Klaftern Höhe ausgefüllt sind, und zum Theile bis an die See hinab- reichen. Hier stürzen von Zeit zu Zeit däs ganze Jahr hin- durch besonders im Sommer grosse Massen nieder. Zwischen der See und dem Eise haben die Bergströme ein ungeheures 334 Egnen om Umanak 1811. Chaos von Steinarten aufgedämmt, welches verhindert, dass das Eis nicht forttreiben kann. Bey Sermesut, wo so eben (im Vollmond) mehrere Eisstücke niedergiengen, bestehen die mei- sten Steinbrocken aus Granit und Basalt, welcher leztere in vorigen Zeiten zugleich mit dem Sandsteine mag angeflözt ge- wesen seyn. — Bey Asakkak und Iterdlek, zwey Stellen, wo ehemals Grénlender wohnten, so wie auch zu Umiartar- bik findet sich in diesem Steinschutte bituminöses Holz und Pechkohle, weiter südlich und östlich ist keine Spur mehr davon. Im Basalte habe ich auch glasigen Feldspath, Olivin und Prehnit entdeckt, die beyden leztern sind in Grönlands und Diskos Trappformation selten anzutreffen. — Die Basalt- stükke sind meistens 3—4 und 5 seitige Prismen und Pira- miden von verschiedener Grösse. — Während ich nun meine Wanderung zu Fuss südlich dem Ge- birge entlang fortsezzte, wurden meine Schlitten mit den Begleitern, von der Ebbe, welche um diese Jahrszeit, besonders in der Spring- zeit am Strande hin das Eis zertrümmert, über eine Viertelmeile hinausgetrieben. Mit genauer Noth konnte ich sie endlich, be- ständig mit dem Tooke sondirend, und über die Eistrümmer watend und schreitend, erreichen. Wir sezzten hierauf die Reise am süd- lichen festen Lande, so viel es die Schwäche des Eises erlaubte, wieder fort. Ueberall ist der obenberührte graue und rothe Granit die Hauptmasse, und Glimmerschiefer in beträchtlichen Lagern an und auf demselben. Die Schluchten mit den Eisblinken sind sich alle ziemlich ähnlich; ich zählte von Killakitok aus bis zu dem grossen Bergstrome, über welchen man im Winter durch das Gebirge nach Rittenbenk reisen kann, 8 Eisblinke. Bey der steilen Insel Tellerok, welche aus röthlichem Granit besteht, wendeten wir nördlich nach Kangerdlursuarsuk, auf der Insel Omeneitsiak, woselbst eine dem Königl. Grönl. Handel gehörige Anlage steht, und hielten uns bey dem daselbst wohnen- den Katecheten Jens Hammonp ein paar Stunden auf um unsre Kleider und Stiefel zu trocknen. Ich berufe mich in Ansehung dieser Insel auf das, was ich S. 309 und S. 315 meines Tagebuchs von derselben gesagt Egnen om Umanak 1811. 335 habe; nur muss ich noch hinzusezzen, dass ich daselbst Lager von Granit mit griinlichem Glimmer und beygemengtem Strahlsteine und Epidote, so wie auch beträchtliche Lager von gemeinem Quarz und Gänge von schneeweissem Feldspathe gefunden habe. Auf dieser Seite der Insel sind sehr viele alte heidnische Grabstellen. Auf dom siidlichen festen Lande des Fiords sind der- malen nur die Pläzze Killakitok, Sermesut, und Umiartarbik im Winter bewohnt. — Sonntags, den 9 Junius Nach Mitternacht, Morgens um halb 1 Uhr reisten wir von Kangerdlursuarsuk wieder ab Es hatte auf dem Fiord bey Nord- ostwind, und 41/2 Grad Kälte mit klarer Luft einen Zoll dickes frisches Eis gefroren, welches uns die Rückreise unglaublich erleich- terte; da überdies auch alle unsre Hunde mit Stiefeln an den Beinen versehen waren, und also von der Schärfe des Eises wegen keinen Schaden leiden konnten. Doch wurden wir wider Vermuthen durch das vom Strande zurücktretende lose Eis bey der Ebbezeit verhin- dert, unter dem Lande bey der Näs der Insel Sedliarusät über- zufahren. Eine über drey Klaftern breite Wasserrinne versperrte uns auch den Pass an andern Stellen überzusezzen. Wir sahen uns also genöthigt, die Hunde mit Schlitten über das Treibeis des Strandes zu bogsiren, und über die Landspizze der Insel auf die ent- gegengesezzte Seite, wo kein offenes Wasser war, zu bringen, welches auch gut von Statten gieng. So legten wir nach einer Fahrt von vierthalbstunden diesen 4 Meilen langen Weg von Omeneitsiak zu- rück, und kamen um 4 Uhr Morgens zu Omenak an. Das Eis um die Kolonie herum war der heftigen Strömung wegen an vielen Stellen wie ein Sieb zerlöchert. — Montags, den 10 Junius Reiste ich Vormittags um 8 Uhr begleitet von Jonan Kron- wap und den Grünlændern Kare und Vırras mlt drey Schlitten von Omenak ab, um nach Ukusiksak, einer Garnstelle, 10 Meilen nördlich von der Kolonie entlegen, zu gehen. Zwar war ich da- selbst schon den dritten und siebenten May gewesen, hatte mich aber des vielen Schnees wegen nicht so genau, als ich es wünschte, umsehen können. Gleich bey Kangarsoak, 11/2 Meile von Ome- nak, traten uns die ersten Hindernisse in Weg. Eine Rinne im Eise war seit der leztern Springzeit 5 bis 6 Klaftern breit ge- worden. Wir mussten uns also aus dem Eise derselben einen Floss loshauen, auf welchem wir 4 Personen mit drei Schlitten und 30 Hunden uns übersezzen konnten. Wir machten denselben, um für die Rückreise gesichert zu seyn, mit einem Taue, auf der Seite, wo 336 Egnen om Umanak 1811. wir landeten, fest und sezzten dann nach einer Arbeit von einer Stunde unsre Reise fort. Aber nun gieng die Noth erst recht an; wir kamen von Rinne zu Rinne, und mussten daher, um leichter übersezzen zu können, unter Kassiak oder Torsukateks Insel gehen, welche in dieser Gegend einen guten geräumigen Hafen hat. Hier kamen wir vom Regen in die Traufe: das Eis war durch die heftigen Strömungen, welche hier von verschiedenen Inseln her sich kreuzen, so durchlöchert wie ein Sieb, und dabey so dünne, dass es sich unter den Schlitten bald bog bald theilte, und die Hunde an mehrern Stellen zu 7 und 8 Stükken in die See plumpten. Um den Schlitten über dem Eis zu erhalten, hatten wir auf beyden Seiten über den Läufen 5 Ellen lange Zeltstangen angebunden, so dass der Schlitten einem Tragsessel ähnelte, eine Vorsicht, welche man in Omenaksdistrikt braucht, wenn das Eis schwach zu werden anfängt. — Wir spazzirten mit leichten Tänzerschritten bey und hinter demselben her, theils um die Hunde zu steuern, theils um die Last zu erleichtern oder doch zu vertheilen. So hatten wir 12 Stunden auf einer Strekke von 4 Meilen zugebracht, und waren nach Torsu- katek, einem Sunde, gekommen, welcher vollgepfropft mit Eisbergen lag, die grösstentheils schon rund um offenes Wasser hatten. Ich wollte mich, nach einer mit meinen Reisegefährten abgehaltenen Konferenz, nicht mehr weiter wagen, wandte mich daher östlich nach den Saitut oder flachen Insel zu, welche von den Grön- lendern bereits verlassen waren, und landete mit den Schlitten auf Saitungoit, wo wir unter freyem Himmel die Nacht kampiren mussten. Wir kamen um 10 Uhr Abends daselbst aufs Trockne, per varios casus, per tot discrimina rerum. — Von den Saitut habe ich in meinem Tagebuche schon Seite 324 und 332 Meldung gethan. Ich fiige noch bey, dass ich auf der Insel Saitungoit, welche sich im übrigen wie ihre Nachbarinnen verhält, körnigen Urkalkstein mit körnigem Sahlit (Malakolith) gemeinem Strahlsteine und Tremolite lagerweise im Glimmerschiefer angetroffen habe. Die Insel Kassiak besteht (verglichen mit S. 316) aus feinem grauem Granit, welcher kleine Kristalldrusen einschliesst, und mit röthlichem abwech- selt. Der Oberfläche nahe läuft ein, einige Lachter breiter horizontaler Hornblendeschiefergang durch das Gestein. — Dienstags, den 11 Junius. Da die Luft verdächtig stürmisch aussah, und ich befürchtete, das Eis möchte durch die geringste Dinning in dieser Gegend zer- trümmert werden, so reiste ich mit meinen Begleitern um 1 Uhr Egnen om Umanak 1811. 337 Morgens Saitorsoit vorbey, mitten auf den Fiord, und kam, da es die Nacht durch ziemlich fror, ohne Anstoss glücklich zu der oben bemerkten grossen Rinne, wo wir unsere wieder festgefrorne Hisbriicke unversehrt vorfanden, sie losarbeiteten und sodann über- sezzten. Morgens um halb 8 Uhr kamen wir der Kolonie Omenak auf ein paar Kabbeltaus Länge nahe, mussten nun aber Hunde und Schlitten über die treibenden Eistrümmer schleppen, weil die gewaltigen Strömungen das Eis hier herum seit gestern ganz zu- sammengefressen hatten. Der Grönländerblanding Таков ЗЕв kam uns entgegen, gieng bey den schlimmsten Stellen, als ein bekannter Mann, voran, und leistete uns gute Dienste. Die Strömungen um die Insel Omenak sind zu dieser Jahrszeit sehr gefährlich. Vor 4 Jahren ertrank eine Grönländerinn mit ihrem Kinde, welche auf Schlitten hieher kamen, kaum 10 Lachter vom Lande entfernt. Der Mann rettete sich über die Eisstücke. Herr Rasmussen. damals Handelsverwalter zu Omenak, gab sich viele Mühe, um die Er- trunkenen nach den bekannten Vorschriften ins Leben zurück- zubringen, und würde wahrscheinlich seiner Zweck erreicht haben, wenn der Eigensinn der Verwandten die Verunglückten ihm nicht mit Macht entrissen hätten. So steht es mit ihrer Aufklärung! — Der Schmidt der Kolonie Anpers Jensen büsste auch vor einigen Jahren zwischen Koome und Omenak, und der Assistent FLEIScHER im Jahre 1806 zwischen Omenak und Omeneitsiak sein Leben ein. Doch war wohl der lezte durch Eigensinn selbst Schuld an seinem Tode. Er wollte reisen, bevor das Eis noch fest lag. Mittwochs, den 12 Junius. Der Sturm hatte, wie ich gestern befürchtete, das Eis heute Morgens gegen Osten und Nordosten zu ganz gebrochen, so dass weit und breit da, wo wir gestern noch überfuhren, offenes Wasser war. Wir waren also die lezten, welche über das Eis mit Schlitten nach der Kolonie kamen. — Donnerstags, den 15 Junius, War das Eis bey Saitut und Torsukatek, über welches wir gestern [vorgestern] früh fuhren, rein verschwunden. Um ganz Omenak bis nach store Steen war auch offenes Wasser. — Die Grünlænder giengen zum erstenmal wieder in Kajakken aus, fiengen aber nichts. Ich war auf Excursion nach dem südlichsten Theile der Insel, und fand röthlichen Granit als Hauptmasse mit Glimmer- schieferlagern. — Dienstags, den 18 Junius, Reiste ich mit Herrn Winpine in einer Schaluppe, welche eben nach dem Kohlenbruche, 1 Meile von hier, Koome oder Kook XXXV. | 22 338 Egnen om Umanak 1811. genannt gehen sollte, um das Vorkommen des dortigen Braunkohlen- lagers zu besehen. Es liegt auf dem südlichen festen Lande. Wir hatten Mühe, zu den 2 Kolonisten, welche zu Hause waren, noch einen Grönlender zur Ueberfahrt zu bereden, ungeachtet gestern schon zwey andre dazu gedungen waren, welche aber heute unter nichtswürdigen Ausflüchten ihr gegebenes Wort brachen. So äus- serst unzuverlässig und ungewiss sind die Dienste der Grénlender! Nach vierstündigem Rudern auf einer Meile Wegs kamen wir end- lich hinüber. — Das Flötzsandsteingebirge, in welchem dieses Braunkohlen- lager vorkommt, beginnt bei Tuaparsoit, westlich von dem Berge und Wohnplazze Killakitok, und ist an dem Haupt- gebirge — Sargvarfik vorbey — bis zu Slibesteenfield angelagert, an mehrern Stellen von heftigen Bergströmen durchschnitten und durchwühlt, und bey diesen durch auf- geschwemmtes Land verschüttet, doch ‘findet man es am Meeresstrande immer wieder. Es erstreckt sich über 2 Meilen von ungleicher Mächtigkeit und erreicht an ein paar Stellen eine beträchtliche Höhe. Die besten Lager sind in der Nähe von Koome und Sargvarbik, und erreichen die Mächtigkeit von anderthalb bis zwey Lachtern. Eines derselben Kamps- field genannt, wollte der nach Grönland gesandte Bergmann Kame vom Gipfel abteufen; er fand aber in der Faulheit der damaligen Kolonisten wichtige Steine des Anstosses, und musste die Arbeit stehen lassen. Die hier vorkommende Kohle ist meistens gemeine Braunkohle, der Grobkohle sich nähernd, ungemein vitriolisch und kiesig, selten Pechkohle. Der natür- iche Vitriol liegt auch schichtenweise fasrig und mehlig in verschiedenen äussern Gestalten in den Ablösungen der Kohle, und die schroffen Felsenwände des Flözes sind, besonders gegen die See zu, ganz von geträuften natürlichen Vitriol überzogen und gelbgefärbt; der Sandstein, der Schieferthon, ja selbst der unterliegende Gneiss sind davon geschwängert, welches den leztern ganz mürbe, und auf der Oberfläche bey- nahe zerreiblich gemacht hat. Die Schichtung dieses Braun- Egnen om Umanak 1811. 339 kohlenlagers verhält sich auf der ganze Strecke ziemlich gleich, und ist in beystehender Ordnung geschichtet!): Sandstein. Schieferthon. Sandstein. Schieferthon. Sandstein. Schieferthon mit Kohle. Sandstein (mächtigste Schicht). Alaunschiefer. Braunkohle, oft unmittelbar auf Gneiss ruhend. Zuweilen Gneiss als Unterlage sichtbar. Die Lage der Schichten ist vollkommen horizontal, doch zuweilen etwas verschoben, welches wol von einer unruhigen Naturoperation zeugt. Selten trifft man im Schieferthone Ab- drücke, und zwar eine Art von Farrenkraut. (Aspidium) — — Ueber Sargvarfik, woselbst ebenfalls, wie zu Koome, Kohlen für die Kolonie Omenak zuweilen gebrochen wurde, brauche ich nichts weiter zu sagen, da das Verhältniss das nemliche ist. Doch ist der Bergstrom, welcher beyde Pläzze von ein- ander trennt, einer besondern Bemerkung werth. Wenn man über denselben gegen eine Viertelmeile aufwärtsgegangen ist, so stösst man auf der linken oder südöstlichen Seite desselben auf ein ungeheures Lager von weissem und röthlichem kör- nigem Urkalkstein, welcher sich durch die vielen losgerissenen und niedergeschwemmten weissen Steine verräth. Er liegt dem Sandsteine oder Kohlenflötze sehr nahe, und zwischen röth- lichem Granit. An dem höchsten Berge, nemlich Kjerling- 1) Her har Giesecke i Marginen tegnet et lost skitseret Profil, hvoraf Lagenes forskellige Tykkelse nogenlunde fremgaar; navnlig er de to øverste Lag Skiferler omtrent kun halvt saa mægtige som de andre Lag. 22° 340 Egnen om Umanak 1811. field grönlendisch Killértingoit ist ein Wakkenlager mit Zeolith. Diesen grônlændischen Namen hat der Berg von seiner Spizze erhalten, welche sich wie die gebundne Haar- wulst eines Grünlændischen Frauenzimmers ausnimmt (Keller- tit). Die Danische Benennung ist vermuthlich aus der ver- derbten Aussprache des Grénlendischen Wortes entstanden. Ich verfolgte meinen Weg, so weit es möglich war, bis ans Ende dieser Stromschlucht, wo bratte überhængende Basalt- felsenwände den Einsturz drohen, und glaubte, über einen mit ungeheuren Granit- Gneis- Glimmerschiefer- und Basalttrümern überdeckten Bergrücken dahin zu schreiten, als ich auf ein- mal an einer breiten lothrechten Kluft stand, unter welcher das geschmolzne Wasser des überhängenden Eisblinks unbändig hinrauschte. Zu meinem Erstaunen sah ich, dass die Stelle, worauf ich mich befand, ein unter losen Steinmassen ver- grabener, von mehrern Strömen durchschnittenen Eisblink war. Ich hatte also Eis über mir, unter mir, und zur Seite. Unter den Geschieben bemerkte ich Zinnstein in Quarz ein- gesprengt, und Titanit. Von hier aus gieng ich, da nicht weiter zu kommen war, um sechs Uhr Morgens Mittwochs, den 19 Junius nach einem zwölfstündigen Marsche wieder nach dem, dem Königlichen Handel gehörigen Grönlendischen Hause zurück. Die Kohle, welche hier während der Zeit des Kohlenbaues verbraucht wird, bricht man nahe bey dem Gebäude an einer Stelle, welche deswegen Kjôkkenbænken genannt wird. Nachmittags gieng ich nach Tuaparsoit, und Karsoarsuk, wo viel aufgeschwemmtes Land ist. Das ehemalige Kolonistenhaus zu Karsoarsuk bey Sarg- varfik ist nun ganz zerfallen. Hier wächst viel Pedicularis, Andro- meda, und Ledum. Um 5 Uhr Abends reisten wir mit Kohlen beladen nach Omenak zurück. Wir waren kaum ans Land ge- treten, als sich ein Südweststurm erhob, und das Eis vollends aus- fegte. Dienstags, den 25 Junius, Gieng ich zum leztenmale nach Omenaks Klippe gen Westen. Hier bemerkte ich, ausser den S. 307 und Seite 312 angezeigten, ein grosses Lager von Strahlstein, und Glimmergemenge mit asbest- Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 341 artigem Strahlstein und Topfstein, auch kristallisirte Hornblende in Quarz. — Reise nach Noursoak, Haseneiland, durch das Waygat, nach Rittenbenk, und über die Diskobucht, nach Godhavn. Von 26 Junius 1811, bis zum 28 Julius. Mittwochs, den 26 Junius, Verliess. ich Vormittags 10 Uhr die Kolonie Omenak, und den gastfreyen Verwalter derselben, Herrn Ore Аротрн WinninG, bey welchem ich beynahe 4 Monate zugebracht hatte, und sehr freund- schaftlich behandelt wurde. Zu meiner Reise nach Godhavn wurde ein Grünlændisches Boot oder Umiak gemiethet; mit diesem folgten die Grénlenderinnen, LorETTE, AMALIE, BENEDICTE, INGER, und Ev- РНОТЕА als Ruderinnen, die Grénlender Vırr.as und Togras, Mann der Evenotea als Kajaksmänner, und den Katechet Jonas Hammond als Steuermann. Wir sezzten quer über den Fiord, Kook oder Koome, und Sargvarfik vorbey. Lezte Stelle hat ihren Namen daher erhalten, weil vor mehrern Jahren ein Grünlændischer Renn- thierjäger über den Bergstrom sezzen wollte, aber von demselben umgerissen wurde, und ertrank. Wir passirten hierauf die beym Kohlenbruche befindliche Grön- lendische und Dänische Hausrudera bey Karsoarsuk, woselbst vor mehrern Jahren auf Kohlen gearbeitet wurde, und kamen Pat- torfik vorbey. Der Name dieser Stelle komt von dem Worte Pdttorpok, er prügelt sein Weib, weil ein vormals hier wohnender Grünlænder sein Weib beynahe zu Tode prügelte. Um 5 Uhr Abends kamen wir zu Karsome (Karsok), vier Meilen von Omenak, an, wo wir unser Zelt aufschlugen und über Nacht blieben. — Der Sandstein sezzt hier durchaus am Strande des Meeres fort, und bildet beträchtliche Hügel, auf deren Oberfläche das Trappgebirge aufruht. — Beyde Gebirgsarten scheinen von ziemlich gleichzeitiger Entstehung zu seyn, denn nicht selten kommen auch in dem Sandsteine Basalttrümmer vor. Ein Bergstrom, welcher grosse Verheerungen anrichtet, und sich sehr weit ausgebreitet hat, kommt von dem auf den obersten sehr schroffen Spizzen des Trappgebirges ruhenden Eisblinke herab. Die oberste Decke des nach der See zu am nächsten stehenden Sandsteines besteht aus einzelnen noch 342 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. erhaltenen Zakken eines griines Sandsteines, welcher aber doch auf der Oberfläche so mürbe ist, dass er bey der min- desten Berührung in Staub zerfallt. — Die unterste Schicht?) des äussersten Gebirges ist grobkörniger Sandstein (Nagelfluh), diesem folgt aufwarts sehr mürber grauer Schieferthon mit Pflanzenstielen, meistens unkentlich abgedrückt, dann kommt Wakke, darauf Sandstein, sodann Schieferthon, hierauf wieder Wakke, auf dieser Sandstein, und zu oberst das obengenannte grünliche Sandgestein. Unter den Bruchstükken des Eis- stromes zeichnen sich Mesotyp in Geschieben, Lydischer Stein, Kieselschiefer, eine prismatisch kristallisirte der Hornblende ähnliche in bräunliche fallende Steinart in Quarz, und grauer Thonstein aus. Von Pflanzen wächst hier in unbeschreiblicher Menge Ledum palustre und Grünlandicum, Cochlearia Grönlandica, und Pedieularis (Ulemiurset). Letztere essen die Grénlender gerne gekocht als eine Art Langkohl. — Das Flözgebirge hat zur Unterlage Granit, in demselben streicht ein über eine Lachter mächtiger Gang von grobkör- nigem Granit, dessen Gemengtheile in dicken Schichten über- einander liegen. Es ist ein schiefriger Granit, welcher. sich dem Gneise nähert; zu unterst liegt eine dicke Schicht Quarz, in der Mitte eine mindre Schicht Glimmer, und die stärkste, rother grobkörniger Feldspath, ist die oberste. — Um ein Uhr nach Mitternacht kam ich zu meinem Zelte zurück. — Donnerstags, den 27 Junius. Die Kälte war Morgens 8 Uhr drey Grade. Vormittags um 10 Uhr reisten wir von Karsome ab. Als wir gegen Tupaursar- soit, von den Dänen Turvestagen genannt, kamen, fieng der Grönlender Vırras eine grosse Phoca hispida (foetida Fabrieü) von den Grönlendern Tikkarsoak genannt. Da der wiedrige Wind zu- nahm, so mussten wir hier Nachtquartier machen. — Der Name !) Her findes i Marginen et lost skitseret Profil, hvoraf det navnlig frem- gaar, at de to Lag Skiferler er mindre mægtige end de andre Lag; endvidere angives de to mellemste Sandsten at vere hvide og det overste Skiferlag at indeholde Aftryk. Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 343 dieser Stelle Tupaursarsoit bedeutet so viel als: einem grossen Zelte ähnlich, von zwey grossen niedergerollten Trapptuff-Stiicken, welche von ferne einige Aehnlichkeit mit grossen, Grénlendischen Zelten haben. Eine ungefähre Aehnlichkeit mit konischen Torf- haufen hat den Dänischen Namen Turvestagen veranlasst. _ Hier ist das Sandsteingebirge weit mächtiger, und die Steinarten selbst von mehrerer Consistenz als die zu Karsome, doch haben 2 Bergströme auch hier sehr gewüthet. Das Sandsteinflöz erreicht hier, so wie bey Upernaviksnes (cf S. 318) eine beträchtliche Höhe, und sezt sich gleich fort bis nach Imnarsongoak, woselbst eine steile Nes von grobkörnigem röthlichem Granit die Untersteinart sehen lässt, auf welcher dieses Flöz aufliegt. Diese Nes ausgenommen zeigt sich das Urgestein auf dieser, Seite des Fiords nicht wieder, als bis man nach Noursoak kömmt. Die beträchtlichste Erhebung des Sandsteines ist Slibesteensfield, wo er auch am fein- körnigsten und festesten ist, und von der Benüzzung einzelner Stücke zu Schleifsteinen den ebengedachten Namen erhalten hat. Zu Tupaursarsoit hingegen ist die unterste Schicht mehr ein Sandsteinconglomerat, in welchem sich nicht selten Trüm- mer des Basalttuffs oder Trapptuffs| finden; auf dieser liegt röthlicher Sandstein mit Bruchstükken von Schieferthon und Alaunschiefer verbunden. Hier ist die erste und einzige Stelle, wo ich Versteinerungen der Venus Islandica und Mya trun- cata, und zwar in eben beschriebenem röthlichem Sandsteine fand. Die Trappbreccia (Trapptuff) liegt hier auf den obersten Punkten des Sandsteines und wechselt mit Säulenbasalt (4 und 6 seitigen Säulen) ab. Auf diesem ruht ein mächtiger Eis- blink, welcher sich, durch zwey nach der See herabziehende Trapptufflager im Sandsteine, Luft gemacht hat, und im Som- mer seine Wassermassen durch dieses so bröckliche Gestein ausströmt, welches auch, einige einzelne hervorragende Trüm- mer ausgenommen, bis an das Meer hinab ausgespühlt ist. Die Wakkenstükke dieses Trapptuffs bilden zuweilen mit Zeo- lith eine Art Porphyr. Der mehrmals berührte glimmrige 344 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. Zeolith kommt nur in diesem Trapptuff, und zwar in den Basaltkugeln desselben blättrig und in Kuben vor; diese Kugeln oder Knollen wiederstehen der Zerstörung am meisten. Man trifft allezeit nur im Mittelpunkte derselben das fremdartige Fossil, wie den Kern in der Schaale; äusser dem berührten Zeolith, auch einen blassrothen dichten Zeolith; diese ein- gewachsene Fossilien sind stets nierenförmig und bald mit Chalzedon-, bald mit Opalrinde umgeben, welche beyde Stein- arten auch für sich allein in denselben nierenförmig vorkom- men. Nie ist in einer solchen Basaltkugel, so gross sie auch seyn mag, mehr als eine Niere, deren Entstehung problema- tisch ist. — Um 11 Uhr Abends kam ich nach dem Zelte zurück. Freytags, den 28 Junius Die Sonne hatte Morgens drey Nebensonnen, zwey in West, und eine in Süden. — Wir reisten Morgens um 4 Uhr von Tu- paursarsoit ab, giengen Imnarsongoak, und Kokkdk oder Kok- kone vorbey, und kamen nach Sergveit. Bey dieser aus Massenbasalt bestehenden Nes, einem Lieblingsaufenthalt der Theiste (Uria Grylle) grönländisch Sergveit genannt von welchen die Stelle den Namen hat, hört der Sandstein auf, und die Trappformation vertritt dessen Platz bis an die See. Bey Tertlek fiengen wir einen von einem Schwertfische / Del- phinus orca) getödeten Seehund (Neitsingoak). Wir kamen Kingik- tok vorbey, wo ein Nordweststurm zu blasen anfieng, so dass wir kaum noch die Nes Niakornak oder Hovedet vorbeykommen konnten. Wir schlugen hier unser Zelt auf. Auf dieser Stelle steht ein dem Grünlændischen Handel gehöriges Erdhaus, welches aber seit mehreren Jahren nicht mehr bewohnt wird. Ausser dem Grön- lender Dasıer, welcher mich sehr angelegentlich bat, bey ihm zu übernachten, standen mehrere Grénlender theils getaufte, theils Heiden hier in ihren Zelten. Von einem der leztern, Ussaursak genannt, kaufte ich eine Handvoll gebrannter Kaffeebohnen, welche er von den Englendern erhalten hatte, für etwas Grüzze und Erb- sen. Ein abermaliger Beweis, dass unter der ungetauften die ver- derbliche Begierde nach Kaffee noch nicht so sehr überhand genom- men hat. Sie nehmen ihn von den Englendern nur dann, wenn sie nichts anders kriegen können. — — Wir sahen ein Englisches Wallfischfängerschiff nahe unter Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 345 ubekjendte Eiland krenzen. — Vor ein paar Tagen verunglückte da- selbst eine Fregatte im Eise; doch wurde die Mannschaft auf ein andres Schiff geborgen. — Ueber das Gestein zu Niakornak vergleiche man was ich oben Seite 329 bis 330 gesagt habe. Auf dem Hoved selbst, oder der äussersten Nes fand ich in den Basaltkugeln des Basalttuffs blass rothenrothen dichten, und weissen fasrigen Zeolith, einen grünlichen Zeolithporphyr, und Glimmerzeolith in Würfeln. Sonnabends, den 29 Junius. Ich gieng auf Excursion. Ausser den von Seite 329 bis 330 bereits angeführten Fossilien fand ich Chalzedon in klei- nen Kugeln gehäuft, Kalkspath in flachgedrückten Rhomben mit kleinen Feldspathkristallen besäet, und Opal in Basalt eingesprengt. Daselbst befindet sich auch ein besondres Ba- saltlager, dessen Säulen rund sind, und horizontal liegen. Von der See aus sieht es wie eine Batterie, daher nenne ich diesen Basalt, welchen ich sonst nirgends sah, Kanonenbasalt. Gegen über steht Basalttuff an. Die runden hervorragenden Basalt- knollen desselben sehen vollkommen wie eingeschossene Ka- nonenkugeln aus. — Das Donnern und Zusammenstürzen der rund umher in der See stehenden Eisberge währte die ganze Nacht hindurch. Sonntags, den 30 Junius. Ausser den angezeigten Mineralien sahe ich noch zu _Niakornak in einem Wakkenlager braunrothen Eisenokker, und in der Nachbarschaft desselben rothen Jaspis, theils gegen Osten zu, nahe an dem grossen Ely, theils gegen Westen nahe bey Itiblik an einer Felsenwand in Lagern unter dem Trapp- tuffe. — Morgens um 6 Uhr verliessen wir Niakornak, und ruderten nach Sagmesok. Das Hauptgestein ist hier Basalt, ınit Wakke abwechselnd. In der Wakke sieht man gangweise graulichen von Braunstein gefärbten Kalkspath in grossen Rhomben, und dreyseitigen Piramiden, mit denselben zuweilen 346 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. Stilbit verwachsen, ferner geträuften und figurirten Chalzedon mit rhombischen Eindrücken, zuweilen mit kleinen Quarzdrusen. Hier standen die Grénlender Jaxop und Jeremias in ihren Zelten, sie beschenkten mich mit Maktak und Sarpik. Nachmittags reisten wir wieder ab, und kamen Noudluk (Nougerdluk) vor- bey. Von da aus passirten wir Koome und Kannisune (Kan- neitsut), zwey Zeltepläzze. Beym leztern wird im Frühjahre guter Narval und Weissfischfang getrieben. Von hier aus fängt das Trappgebirge an, gegen Noursoak zu, stark abzufallen und flächer zu werden, doch ist es an der See hin zwar nicht hoch, aber sehr steil. Wir kamen hierauf nach Kannioak (Kannioakane), einem verlassenen Winterwohnplatz. Da der scharfe Nordenwind sich nun in einen Sturm verwandelte, so sahen wir uns genöthigt hier zu übernachten. Die Stelle war verschiedener in vorigen Zeiten hier verübter Mordthaten wegen übel berüchtigt. — Man findet viele alte heidnische Grabstellen. — — Das Gestein ist Wakke in Mandelstein übergehend und hat Lager von okkergelbem Eisenthon. In der lezten Steinart so wie auch in der Wakke fand ich graulich weissen körnigen und blumigblättrigen Igloit, welcher auch concentrische, und zugleich excentrische grünlich gelbe kleine Kugeln in der Wakke bildet. Dieses leztere Fossil ähnelt der sogenannten grünen strahligen Kobaltblüthe, welche ehemals zu Oraviza im Banat vorkam. In der Wakke komt auch der Stängelkalk in 4 seitigen und 6 seitigen Prismen vor. Chalzedon fand ich in obenerwähntem gelbem Eisenthone, und in Wakke, bald geträuft, bald figurirt, zuweilen auch derb, bald mit blumig- blättrigem dem Miemit ähnlichen Kalkspathe, bald mit Berg- kristall. Den Miemit begleitet gefleckter, muschliger Horn- stein. Um Mitternacht kam ich nach dem Zelt zurück. Monat Julius. Grönländisches Handelsjahr 1812. Montags, den 1 Julius | Wir reisten, da der Wind sich gelegt hatte, hier ab, giengen Sermesuarak, Itelelik, Nakardluk, das ist: niedrigstes Land, vorbey, und sezzten um die hohe steile Næs, Kangek genannt, wo, besonders mit nördlichen Winden schwerer Seegang herrscht. Um 7 Uhr Abends kamen wir bey dem Versuchplatz, Forsög Nour- soak oder eigentlicher von den Grönländern Itejak genannt, wo Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 347 ich bey Herrn Assistenten ЗснарЕ in dem Handelsgebäude wohnte. Ausser diesem steht hier noch ein Speckhaus und ein paar Grön- ländische Häuser. Die Stelle liegt gut zum Wallfischfange, weil die Fische im May gewöhnlich durch das Waygat, und also hier vorbeyziehen. Aus Mangel an Schaluppen und hinlänglicher Be- sezzung derselben konnte dieser seit mehrern Jahren nicht betrieben werden. Des anhaltenden Krieges wegen ist Noorsoak nun ganz unbewohnt. Herr ScHape reiste von Omenak nur hieher, um das Schiff Freden zu erwarten, Proviant entgegenzunehmen, und Speck abzuliefern. — Noursoak oder Itejak mit den umliegenden Inseln Irsoarsok, Tiksavik, Kingigtok, Saitok und einigen kleinern besteht aus Basalt mit Adern von Stängelkalk (Igloit) und Nieren von Chalzedon. Auf der äussersten Landspizze ist feinkörniger Granit mit Lagern von Glimmerschiefer und Hornblendschiefer anstehend sichtbar. Auf den Inseln rund umher wimmelt es von viel tausend Ternen (Sterna hirundo) deren Paarungszeit so eben begann. Eider- vögel, die Anas spectabilis ausgenommen und Theiste sind hier seltener. Noursoaks Hafen ist nur für nördliche Winde ganz sicher. — Die Stelle war gewöhnlich mit einem Assistenten, einem Böttcher, einem Zimmermann und zween Kolonisten besezzt. Der Weisstisch- und Narvalfang ist hier zuweilen sehr beträchtlich. Von Kannisune aus bis hieher, und von hier gegen das Way- gat zu verflächt sich das Land in der Nähe der See beträchtlich — doch sind die Ufer immer sehr steil und ausgespühlt. — Der Basalt ist meistens ganz rein, nur selten mit kleinen Feldspathkristallen gemengt, und wechselt mit Trapptuff ab. Noursoak gerade gegen über in Westen liegt Haseneiland, worüber ich in der Folge meh- reres sprechen werde. — Dienstags, den 2 Julius Musste ich wegen starkem Seegange stille liegen. Mittwochs, den 3 Julius Der Seegang hielt den Tag über an. Da es gegen Abend etwas ruhiger wurde, so gieng ich, von Herrn ScHane begleitet, mit einer Schaluppe und 6 Mann nach der Stelle, wo die in Ecenes Efter- retninger Seite 76 berührte Eisbärenfalle steht. Die Grönländer fabeln über ihr Daseyn, dass ein Grönländischer Hercules namens TUNNINGAJEK, in vorigen Zeiten, diese, zum Theil ungeheuren Basalt- stükke, einer Wette zu Folge in Einer Nacht hieher zusammen- geschleppt, und diese Falle erbauet habe. Sie soll ehedem auch ein Dach von Steinplatten, vermuthlich Tafelbasalt, gehabt haben. — 348 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. Wahrscheinlicher ist es mir, dass der beriimte Kapitän Monk auf seiner Untersuchungsreise, oder vieleicht auch ein andrer Seefahrer hier überwintert habe, und diese Falle vom Schiffsvolke in ihrer äussersten Noth mag errichtet worden seyn. Ohne Winden oder andres Hebewerkzeug konnten diese schweren Steinstücke nicht auf- einandergesetzt werden. — Alle dazu verbrauchten Steinarten sind Stücke des grünsteinartigen Basalts dieser Landspizze. — Die Form des Gebäudes macht ein beynahe vollkommenes Viereck aus. Dessen äussere Länge beträgt 131/2 Fuss, die Breite 14 Fuss, die Höhe der Mauern, wo sie noch am höchsten sind 61/2 Fuss. Der Ein- gang ist gegen Osten, und 81/4 Fuss lang und 2 Fuss breit, der innerste Raum ist 10 Fuss lang, und 4 Fuss breit. Die Dicke der Mauer gegen Süden ist von forne zu 3 Fuss, der Durehschnitt der Eeken ist 5 Fuss. Der gröste Stein zu unterst an der nörd- lichen Seite und Ecke ist 3 Fuss lang, 2 Fuss breit, und 21/2 Fuss hoch. Der grösste Stein am Grunde der südlichen Ecke ist 5 Fuss lang, 2 Fuss breit, und 13/4 Fuss hoch. Das Gebäude steht nahe an der See innerhalb der Inseln in einer kleinen Bucht auf dem fesien Lande. Die Steine sind nicht, wie Pau, EGEDE an der an- geführten Stelle sagt, zugehauen, sondern lose Brokken von vier- kantigem Säulenbasalt von ungleicher Grösse aus der nemlichen Gegend. Man findet am Eingange keine Spur von einer Fallthüre, oder der dazu nöthigen Vorrichtung. Vermuthlich haben die Jäger in der Nähe zwischen den übrigen Basalttrümmern gelauert, und dem unvorsichtigen Bären, welcher so gerne in allen Löchern her- umschnuffelt, und des schmalen Einganges wegen sich wol zu der Lockspeise hineindrängen, aber nicht so leicht darinnen wenden und herauskommen konnte, den Fang gegeben. Auf ähnliche Art fieng sich ein Bär zu Godhavn vor einigen Jahren selbst. Er klet- terte auf ein festgefrornes vier Tonnenfass, in welchem die Grön- lander etwas Speck verwahret hatten, stürzte hinein und wurde ge- tödtet. Vieleicht war auch das Dach von Steinplatten über der so eben beschriebenen Falle so eingerichtet, dass es bey Ergreifung des Aases zusammenstürzte und den Bären zerschmetterte. Der Hunger macht diese Thiere dreist, er treibt sie im Winter zu God- havn oft zu .den Fenstern der Europäischen und Grönländischen Häuser. — Donneirstags, den 4 Julius Wir konnten wegen Nordoststurm, Schnee, Gestöber und un- ruhiger See nicht reisen. Ich gieng auf Excursion. Siehe herüber Seite 347. — Freytags, den 5 Julius Nachmittags um 4 Uhr reiste ich endlich mit einem Umiak ab nach dem Waygat, bey nördlichem Winde. Wir passirten Akudlengoak, das ist: das mittelste kleine, sodann das eigent- Fra Umanak over Ritenbeuk til Godhavn 1811. 349 liche Noursoak, eine Basaltnes; beyde Pläzze waren alte Grön- ländische Winterwohnungen. In Nordost ungefehr 16 Meilen von uns lag Svartenhuk, grönländisch Sigjuk, das ist Landspizze. Wir giengen sodann Nedluak, Noudluk oder Nougerdluk, Landspizzen, welche aus Trapptuff bestehen, vorbey. Sie gehören zum festen Lande. Im Hintergrunde erheben sich die. hohen Trapp- gebirge wieder. — Wir kamen nach Nakerdluk, das heisst: das niedrige Land, wo ein reissender Elv, welcher schwere Strömung und in der Fluthzeit unter dem Lande starken Seegang verursacht, sich in die See ergiesst. Von hier sezzten wir über eine seichte Bucht, Makkak, auch Makkarsoak genannt. Auf einer Stelle derselben, Makkeit genannt, standen einige Familien in 4 Zelten, welche des schlechten Fanges wegen Mangel litten. Bey Makkeit stürzt sich einer der reissendsten Bergströme in das Meer. Er komt aus der grossen Kluft unter dem Berge Majoarsoeitsiak, und hat sich durch das ganze Trappgebirge ein schroffes Beet gerissen. Seine Bahn beträgt gegen 20 Meilen durch das feste Land. Wir kamen hierauf an eine runde Klippe Niakornarsuk, welche durch einen Damm von Geschieben mit dem festen Lande zusammenhängt, und dann nach einer Sandspizze, Sierarsoak. Die Urgeschiebe dieser und der vorigen Stelle sind ein Werk des grossen Berg- stromes. Um Mitternacht kamen wir endlich zu Noursak (Nour- same) an, wo wir unser Zelt aufschlugen. Die ganzen Küstenstrecke von Itejak bis Noursak gehört zur Trappformation, ausser dass bey Makkak ein grosses Sand- steinlager mit aufgeschwemmten Gebirge sich befindet. Von Itejak nach Makkak rechnet man 4, und von Makkak nach Noursak 2 D. Meilen. Hier ist das nördlichste Ende des Way- gats. — | Sonnabends, den 6 Julius Morgens um 2 Uhr gieng ich auf Excursion. Das Ge- stein hier ist sehr verwitterter Trapptuff, nur selten mit Adern von derbem und Nieren von rhombischem Kalkspath. Südlich von uns standen einige Grönländer in Zelten, welche auf Be- such kamen; es stiirmte sehr. Sonntags, den 7 Julius nahm der Südweststurm, mit schwerem Seegange, zu. — Montags, den 8 Julius. Der schurkische Grönländer ТовтАз, mein zweyter Kajaksmann, dessen Hure Evpnorea sich auf der ganzen Reise krank angestellt. 350 Fra Umanak over Ritenbeuk til Godhavn 1811. und, den ersten Tag ausgenommen, nicht mehr gerudert, wol aber stets tiichtig gefressen hatte, verliess uns mit seiner Dulzinea hier, da wir ihn zur Ueberfahrt nach Haseneiland am nôthigsten brauch- ten, und zog über Land zu den nur 4 Meile von uns stehenden Grönländern. Ich hatte also nun nur noch einen Kajaksmann und 4 Ruderinnen. Nur zu späth erfuhr ich, dass die beyden Flücht- linge sich nur deswegen zu dieser Reise dingen liessen, um mit dieser Gelegenheit auf Besuch reisen zu können. Wir sezzten Abends quer über das Waygat, welches hier 4 Meilen breit ist, und kamen gegen Mitternacht zu Igainak auf Diskoeiland an, kurz ehe noch ein tüchtiger Nordoststurm, von einem dichten Nebel begleitet, ausbrach, welcher uns das Land, in einer Nähe von einer halben Kabbeltaues Länge, noch verbarg. Die Stelle, wo wir lan- deten, Igainak, war vor vielen Jahren von Wilden bewohnt, welche als Meuchelmörder in schlimmen Rufe standen. Die noch übriggebliebenen Haustrümmer sind Zeugen ihrer Bauart. Die Brixen, worauf sie lagen, bestanden aus Steinplatten. Hier stehen auch Trümmer von einem andern kleinen Häuschen, Kakse, wo sie bey gewissen leichtfertigen Spielen des Beyschlafes genossen und wechselseitig ihre Weiber vertauschten. Hier war ausser der Lager- stätte von Steinplatten kein andrer Raum, auch kein Fenster. Der Eingang war so enge und niedrig dass ein Mensch knapp durch- kriechen konnte, und gegen 24 Fuss lang. Das platte Torfdach, von welchem aber keine Spur mehr vorhanden war, wurde von einer Basaltsäule gestüzzt. Eine Viertelmeile vom Strande ab, ziemlich hoch im Lande, fand ich mehrere alte heidnische Gräber. Die beyliegende Kajakke und andre Fanggeräthe waren ganz ver- modert. Der ganz Kassigiakfang war in vorigen Zeiten auf dieser Stelle sehr ergiebig. Die Steinart des hohen Gebirges, (denn am Ufer ist viel aufgeschwemmtes Land) besteht aus Wakke und Mandelstein, der lezter ist oft sehr lose, rothbraun, und geht in Eisenthon über. In ihm trifft man Mandeln von Haar- und fasrigem Zeolith, und Adern von derbem Strahlzeolith und Stilbit, auch etwas Analcime. Die Gegend ist von 4 reissenden Bergströmen durchschnitten, worunter der mittelste, an welchem wir lagen, der grösste ist. Das Gebirge ist ausserordentlich steil. Als ich bey einer Felsenwand aufwärts stieg, fehlte nicht viel, dass das plözzlich niederstürzende Gestein mir den Garaus gespielt hätte, wenn nicht zum guten Glücke die gröbsten Brokken über mich weggeschossen wären. Wir blieben hier über Nacht, weil der stürmische Nord uns gerade ent- gegen war, und hatten viele Mühe den Umiak und unsre Bagage über das steile Ufer hinauf in Sicherheit zu bringen. — Fra Umanak over Riteubenk til Godhavn 1811. 351 Dienstags, den 9 Julius Des dikken Nebels wegen konnten wir nicht weiter reisen. Die Moskitos (Culex pipiens) marterten uns sehr. Ich war auf Exeur- sion, und bemerkte unter den Geschieben grosse Platten von schief- rigem Chlorit, doch fand ich ihn nicht anstehend. — Mittwochs, den 10 Julius Reisten wir endlich um 5 Uhr Nachmittags ab. Wir fuhren unter Diskoeiland weg gegen Norden und kamen Okaitsut und Sergvarsoit vorbey. Es sind zwey steile aus Basalt und Mandel- stein bestehende Felsenwände, deren erste von Skarven (Seeraben, Felicanus carbo), die andre von Theisten (Grünländische Taube, Uria Grylle) bewohnt sind. Von ihren Bewohnern haben die bey- den Klippen die Grönländische Namen erhalten. Auf die lezt- genannte Felsenwand stürzt die See bey nördlichen Winden mit ungeheurer Kraft; wir fanden hier grosse Treibhölzer und Schiffs- wrack von verunglückten Wallfischfängerschiffen aufgeworfen, unter andern ein 45 Fuss langes Raa, und zwey Schaluppsruder, ein Forderstevn, Planken, Tonnen ünd Fasstrümmer. Im Basalte fand ich hier Scauamacaers sogenannten asbest- artigen Zeolith, glimmrigen Zeolith in Würfeln mit aufsizzen- dem Haarzeolith, und Analcime in abgestumpften Würfeln, auch Chalzedonnieren, und eine fettige Thonart. Bey Sergvarsoib Koorsoit sezzten wir über den 21/2 Meile breiten Sund, welcher Diskoeiland von Haseneiland trennt. Es gieng ziemliche See. — Als wir schon ein gutes Stück von Diskoeiland entfernt waren, fiengen meine Ruderinnen, welchen die Grönländer zu Noursak bange gemacht hatten, dass in dieser Gegend, beson- ders beym grossen Elv schon mehrere Umiaks zu Grunde gegangen wären, besorgt für ihr junges Leben, zu heulen and, und wollten durchaus wieder umwenden. Eine derselben Brnepicre war so läp- pisch, dass sie verlangte, der Kajaksmann Vırras sollte sie auf seinem Kajak wieder nach Diskoeiland zurücke bogsiren. — Da sie aber sahen, dass ich bey meinem Entschlusse blieb, und alle ihre Klagelieder unnüzze waren, so gaben sie sich zufrieden, und ruderten in ihrer Herzensangst fleissiger, als sie noch auf der ganzen Reise nicht gethan hatten. Auf diese Weise kamen wir ohne allen Schaden gegen Mitternacht nach dem Zelteplatz Niakok, auf Haseneiland, am Waygat. Diese Insel, von den Grünlændern Kitlerinub Kiker- tak (die Insel in Westen) oder auch Arserursak genannt, weil ihre Form von ferne Aehnlichheit mit einem Wallfische 352 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. hat, ist vermuthlich ein von Diskoeiland durch die Macht der See, welche hier von allen Seiten einstiirmt, abgerissenes Stück Lands. — Ein schmaler 21/2 Meile breiter Sund trennt sie von der grossen Insel Disko. Die Grönländer nennen den Sund Kikertarsoib-Ikera. Vieleicht hieng sie auch in ältesten Zeiten mit ubekjendte Eiland, und den 6 Inseln Kak- kiliseit zusammen, welche alle der Trappformation angehören. Dieser Flöztrapp ist über ein mächtiges Stück Land in Osten, nemlich die östliche Seite des Waygats, die südliche Küste von Omenaksfiord, und gegen Norden über das feste Land von Grönland, nemlich Sauit, Svartenhuk, Hytten, Pröven, Karsorsoak, bis nach dem nördlichsten Eisblink verbreitet, also die grösste bisher bekannte Flöztrappformation. Die auf den Ufern von Haseneiland aufgethürmten Geschiebe des Urgebirges, welche man selbst auf sehr hohen Punkten findet, beweisen wenigstens, dass die See hier unglaublich gehauset haben mag. Die zu hundert und mehrern Ellen hinaufgeschleuderten Wall- fischschedel, ein Baumstamm von Treibholz (Föhrenholz) mit der Wurzel, welcher über 40 Fuss lang ist, und gegen die Wurzel zu 4 Ellen im Umkreis hat, beweist, was die See noch vor kurzer Zeit hier ausrichten konnte. Die Eingebohrnen wissen sich zwar sehr leicht zu helfen; sie schaffen sich einen Grönländischen Her- kules, welcher um eine Wette zu gewinnen, alle diese Dinge zu Nachzeit so hoch hinaufgeschleppt hat. Er ist der nemliche Hexen- meister TunnincaJeEK, welcher die oben 8S. 347 beschriebene Eis- bärenfalle zu Noursoak errichtet haben soll. — Die Insel ist nun seit vielen Jahren unbewohnt, da der ungestümen See wegen für die Grönländer wenig zu erwerben ist. Doch kommen sie zuweilen mit Kajaks in den Monaten May und Junius von Noursoak herüber, um Kassigiaks oder gesprenkelte Seehunde, (Phoca vitulina) welche sich um diese Zeit hier einfinden, zu fangen. Den holländischen Namen Haseneiland hat die Insel vermuthlich durch die Unwissen- heit der holländischen Wallfischfänger erhalten, welche die weisse Isatis, deren es hier eine ziemliche Menge gibt (denn sie frassen in der ersten Nacht mein Pöckelfleisch auf) für weisse Hasen hielten, welche Thiere glaubwürdige alte Grönländer hier niemals gesehen haben. — Der Strand der ganzen Insel ist meistens steil, ausser bey Niakok, wo wir landeten. Die Klippe Niakok oder Haupt, soll den Kopf eines Wallfisches in einiger Entfernung vor- Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 393 stellen. Die Gegend um Niakok ist ziemlich grasreich, das Ufer ist mit allerley Urgeschieben und Trappsand überdeckt, welchen die See aufgespiilt hat. Das Gebirge selbst ist, ob es gleich nur eine unbeträchtliche Höhe erreicht, auf seinem Rükken ınit ewigem Eise bedeckt. So zerrissen auch die Felsenwände desselben sind, so hat es doch in den hohen Punkten, viele grosse Flächen, welche da, wo sie frey vom Eise sind, allerley Geschiebe der Urzeit vorzeigen. Am Strande liegen, wie schon gesagt, der See am nächsten, Quarz und Trappsand, mit grünlichen Körnern, vermuthlich Olivin, ge- mengt; etwas höher Gerölle der Ur und Trappformation durch- einander. Das feste sichtliche Gebirge hat zu unterst Wakke, auf dieselbe folgt Basaltporphyr, auf diesem liegt reiner Massen- basalt, sodann stark eisenhältiger auf der Oberfläche gelber Basaltporphyr und zu oberst reiner Basalt. Zu Niakok habe ich ausser Kalkspath von weingelber und weisser Farbe bald fasrig, bald blättrig, auch in Rhomben kristallisirt, kein fremd- artiges Fossil gesehen, kleine Zeolithkörner in Basalt aus- genommen. Der Kalkspath durchsezzt die unterst liegende Wakke trümmerweise. — Nördlich von dieser Stelle (Niakok) eine Meile, und vom Lande !/ı Meile entfernt liegt eine kleine aus Wakke bestehende Inselklippe. Etwas weiter nördlich am Strand, in der Nähe von ein paar uralten zerfallenen und beynahe mit Schutt überdeckten Grönländischen Hausüber- bleibseln, bey welchen ich Hyalith in Wakke gefunden habe, zu Kudliset befindet sich ein Braunkohlenlager, welches sich durch die überall in die Koble eingemengten Bernstein- körner auszeichnet. Es wird zum Theile von der See bespühlt und liegt auf einem feinkörnigen Sandsteinconglomerate mit Quarz und Trappkörnern auf. Das Lager selbst ist gegen die Mitte zu am mächtigsten, und beträgt daselbst über 4 Lachter. Gegen Nord bey Kudliset und gegen Süden bey den eben be- rührten Hausüberbleibseln fällt es ab, und verliert sich. Die gemeine Braunkohle wechselt mit dem bituminösen Holze ab. XXXV. 93 354 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. Der Bernstein ist durchaus in beyde gemengt. Es ist daher unrichtig, wenn einige behaupten, er kame nur selten daselbst vor. Auf der Kohle liegt grauer aus Wakke entstandener Letten, und auf demselben eine grobe nur lose verbundene aus grössern Geschieben bestehende Breccia. Höher hinauf im auf und anliegenden Gebirge findet sich der Igloit (Stan- gelkalk) in der Wakke in knolligen Stükken, theils dicht, theils fasrig, theils stänglich, von weisser, gelblicher, rosenrother und grünlicher Farbe. — Eben so kommt er zu Kujarbik vor mit weissem Kalkspath, welcher bald in Rhomben, bald in 6 seitigen Piramiden, bald in Dodekaedern kristallisirt ist. Selten findet sich Chalzedon. — Die hier liegende schätzbare Braunkohle kann leider nur selten benüzzt werden, da kein Hafen, eine kleine Krümmung des Landes bey Kujarbik aus- genommen, in der Nähe ist, wo ein Fahrzeug sicher liegen könnte. — Donnerstags, den 11 Julius Reisten wir nach dem Braunkohlenlager bey Kudliset, worüber ich bereits das nöthige gesagt habe. Freytags, den 12 Julius Reisten wir Abends bey ziemlich unruhiger See über den Sund zurück, und näherten uns Disko bey dem grossen Elv. Hier hatten die Grünlænder ehemals ihren Sommeraufenthalt, und giengen auf die Rennthierjagd, während die Weiber den Lachsfang trieben. Wir giengen unter Disko weg, und blieben eines Nordsturms wegen zu Sergvarsoit, auf i Disko Eiland Ostliche Kiiste, im Waygat. Ueber Sergvarsoit habe ich schon oben Seite 351 ein mehreres gesprochen. Das Wasser fror in den leztern beyden Tagen in un- serm Zelte bey 2 und 3° Kälte. — Sonnabends, den 13 Julius Mussten wir des Nordoststurmes und starken Seeganges wegen stille liegen. Ich gieng auf Excursion. Sonntags, den 14 Julius Reisten wir unter Nebel, Regen und Schnee Mittags von Sergvarsoit ab und passirten wir eine lange Reihe von schrof- Fra Umanak over Ritenbenk til Disko 1811. 355 fen, spizzigen, hohen Basaltklippen. Wir kamen nach Kooan- goak. Hier öffnet sich ein breites Thal, welches 2 grosse und ein kleiner Bergstrom durchschneiden; auf dem Strande lag vieles Schiffswrack, Ruder, Bretter, Tonnen etc. von dem in diesem Frühjahre im Eise verunglückten Englischen Schiffen. Hier findet sich wieder Trapptuff mit Quarz, Chalzedon, Meso- type, dichtem Igloit, Agat etc. ein. Des Seeganges wegen mussten wir hier liegen bleiben. Im Thale wächst Angelica Archangelica in beträchtlicher Menge. Montags, den 15 Julius. Morgens 7 Uhr seegelte der Vormann von Egedesminde An- DREAS Larsen mit der Jacht Dorothea bey einem ziemlichen Süd- weststurm unter dem festem Lande weg uns vorbey nach Noursoak zu, ungefehr 3 Meilen von uns entfernt, jenseits des Waygats. Ich sandte sogleich meinen Kajaksmann Vırras mit einem Briefe an ihm ab, um von ihm Grüzze, Erbsen und Brod zu erhalten, da unser kleiner Vorrath beynahe aufgezehrt war, und wir Mangel an allen hatten. Allein vergebens! Er konnte ihn nicht erreichen, da der Südwestwind zu hart blies. Wir mussten auch diesen Tag des wid- rigen Windes wegen stille liegen. Ich gieng auf Excursion und fand auf der südlichen Seite des Thales im Trapptuffe viel schönen blauen Chalzedon, braunen Hornsteinagat, dem bekannten Sieilianischen ähnlich, Agat mit Grünerde, Moosagat, und stängligen Quarz. Um 4 Uhr Abends, da sich der Wind gelegt hatte, reisten wir von hier ab, und kamen um Mitternacht zu Assuk an, wo wir über Nacht blieben. Vırras erlegte einen Kassigiak, und wir fanden einen mit einem Pfeile getödeten Atarsoak, welches uns bey unserm Mangel gut zu statten kam. Gott hilft! — Dienstags, den 16 Julius, Nachmittags gieng ich auf Excursion, nach dem Gipfel des Trappberges Assük, welcher noch mit Schnee bedeckt war. Das Trappgebirge wird schon, ungefehr eine Meile nörd- lich von hier, am Strande unsichtbar, da ein beträchtliches Sandsteinflöz, welches mit Schieferthon geschichtet ist, dessen Stelle einnimmt. Bey dem Schieferthone zeigen sich dünne Lager von Braunkohle. Auf dem Sandsteine ruht unmittelbar 93° 356 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. Wakke, auf diese folgt, bis zu Assüks Gipfel, Basalt. In der Wakke so wie in dem Basalte findet sich Chalzedon in Nieren und Kugeln, welche mit Bergkristallen gefüllt sind, zuweilen auch etwas Miemit, und nur sehr wenig Strahlzeolith. Der untere Theil des Gebirges ist mit magerm Weidenkratte (Salix reticulata) bekleidet. Die Andromeda tetragona und der Sauerklee finden sich in grosser Menge. Der See entlang zieht sich ein beträchtlicher Damm von Trappgeschieben, welcher ein gutes Stück in die See hinausreicht, und von zwey reissenden Berg- strömen durchschnitten wird, welche von einem hinter АззаК liegen- den grossen Eisblinke ihren Ursprung haben. Die Strömung ist hier in der Fluthzeit sehr stark. — Mittwochs, den 17 Julius Schnee, Hagel, Regen und Sonnenschein wechselten bey um- laufendem Winde in einem weg ab. Ich entschloss mich doch zu reisen, weil wir nach der Grönländer Bericht nur noch eine halbe Meile von Rittenbenks Kohlenbruch (auf Disko) entfernt seyn soll- ten. Der Erfolg zeigte aber, dass der Weg dahin über drittehalb Meilen austrug. Mit meinen faulen Rudermädchen war nicht aus der Stelle zu kommen; sie waren stets flinker zum Essen als zum Arbeiten. Als wir uns endlich um 9 Uhr Abends dem Kohlen- bruche näherten, so kam mit einemmale ein Sturm aus Südwest, welcher die See gegen unsern armseligen Umiak in einem Weg zu- peitschte, und ihn jeden Augenblick zu füllen drohte. In dieser Noth war kein andres Mittel übrig, als denselben aufs Gerathewohl auf den Strand laufen zu lassen. Wir kamen zwar alle glücklich auf Gottes festen Boden, aber die überbrechende See füllte das Fahrzeug in einem Augenblicke, und spühlte die leichtern Sachen, als Felle, Kisten, Bettsäcke, Ruder etc. heraus, welche sie aber grösstentheils, da sie aufs Land zustürmte, wieder aufs Trockene warf. Nach vieler Anstrengung waren wir doch so glücklich, das Boot zu bergen; allein es war ganz zerquetscht, und der Kiel ge- brochen. Es musste daher, so gut als möglich, in Stand gesezzt werden, um damit über das Waygat und nach Rittenbenk zu kom- men, da unser Proviant, bis auf einige getrocknete Fische, rein aufgezehrt war, und ich überdies in Sorgen stand, ich möchte das Schiff, mit welchem ich nach Europa reisen wollte, nieht mehr er- reichen. Bey Musterung unsrer Bagage zeigte es sich, dass bey diesem Unglücksfalle die Kugelbüchse meines Führers Jonas Ham- момо, einer meiner Säkke mit Kleidungsstükken, und einige den Rudermädchen gehörige Kleinigkeiten von der See weggespühlt wor- den waren. Mehrere andere Dinge wurden dadurch ganz unbrauch- bar. — Der Sturm wüthete mit schwerem Seegange die ganze Nacht durch. Wir waren alle bis auf die Haut durchnässt; dies . war auch der Fall mit unserm Bettzeuge. — Um mich zu erwärmen Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 357 gieng ich auf Excursion; — meine Mitreisenden suchten indessen Feuer anzumachen. — Der Kohlenbruch dieser Stelle ist der ergiebigste und beste unter allen denen, welche ich in diesem Lande gesehen habe. Es ist meistens schöne Pechkohle, welche auf Sand- steine und zwischen demselben in mehrern ungleich mäch- tigen Schichten liegt. Die mächtigste beträgt 1 bis 1!/2 Lachter, die mindste, welche zu unterst liegt, ‘/2 Fuss und drüber. Im untersten Sandsteine finden sich Pflanzenblätterabdrükke, dem Anscheine nach von der Angelica Archangelica. — Die See, welche bey Südweststürmen, wie ich leider Augenzeuge war, hier fürchterlich wüthet, thut dem Flöze, welches von der Brandung leicht bespühlt werden kann, vielen Schaden. Da überhaupt im ganzen Waygat kein guter Hafen ist, so macht es allezeit Schwierigkeit, die Kohlen einzunehmen, selbst wenn sie schon gewonnen sind. Über den Bau der hiesigen Kohle lässt sich nicht viel sagen; es sieht aus, als ob Schweine hier gewühlt hätten. Donnerstags, den 18 Julius Auf der Wanderung des heutigen Tages bemerkte ich, dass der Sandstein im Gebirge bis an den Trapptuff hinauf- reicht, und auch in tiefern Punkten auf ihm aufzuliegen scheint, weil hie und da einzelne Trümmer desselben zwischen dem Sandsteine sichtbar werden. Ueber diesem sehr feinkörnigen Trapptuffe, welcher mit Stängelkalke (Igloit), sogenanntem asbestartigem Zeolith, und zuweilen auch Analcime gemengt ist, erhebt sich eine lothrechte Felsenmauer von Massenbasalt, welcher sich gegen Westen mit freystehenden dünnen Felsen- spizzen endet. Dieser Basalt ist, einzelne kleine Zeolithkörner ausgenommen, ganz frey von andern Gemengtheilen. Gegen Mitternacht gieng ich nach dem Zelte. — Freytags, den 19 Julius Morgens um 9 Uhr reisten wir, nachdem ich gestern und vor- gestern das Fell meines Umiaks so gut als möglich zusammen- 358 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. flicken, und den gebrochenen Kiel mit Riemen zusammenschniiren lassen, mit diesem elenden Fahrzeuge quer über das Waygat nach dem Zelteplazze Mannik, 4 Meilen von hier auf dem festen Lande, zu, woselbst drey Grénlenderzelte standen. Die Gebirgsarten auf der ganzen Strecke des festen Landes, oder der ôstlichen Küste des Waygats verhalten sich voll- kommen so, wie die auf der westlichen Küste, oder dem Disko- eiland. Es nimmt nemlich auf der östlichen Küste von Nour- sak an das Sandsteinflöz seine Stelle am Meeresstrande ein, und behauptet sie ununterbrochen bis nach Imnarsoit, einer Meile nördlich von Gamle Rittenbenk, also einer Strekke von 7 bis 8 Meilen. Das Trappgebirge liegt bald auf ihm, bald hebt es sich hinter demselben empor. — Bey dem grossen Thale, welches sich zwischen Imnarsoit und Rittenbenk (Gamle) ins feste Land hineinzieht, und, den Eisblink unberechnet, bis nach Koomes Kohlenbruch in Omenaksfiord hinläuft, verliert sich auch das Trappgebirge ganz, und von gamle Rittenbenk an gegen Süden zu findet sich der Granit des Urgebirges, welcher am leztgenannten Orte sehr grobkörnig ist. Bey Atanikerdiuk macht der schönste weisse feinkörnige Sand- stein beträchtliche Lager im Säulenbasalt aus. Eine Stelle bey Noursak (Noursame) ausgenommen, findet sich auf dieser weiten Verbreitung des Sandsteinflözes von beynahe zwölf Meilen nur selten Spur von Braunkohle. — Das niedrige Land ist mit Dammerde überdeckt und mit einigem Kratt und Pflan- zen bewachsen. Von Мапи aus kamen wir nach Kadlu, 2 Meilen, woselbst Hausüberbleibsel stehen; von hier nach Atanikerdluk, eine vor- mals bewohnte Stelle und dann nach Imnarsoit, zwey Meilen. — Atanikerdluk bildet eine Nes, und besteht aus Massen- basalt, welcher geformt wie lange schmale Säkke, überein- ander her liegt; — Imnarsoit aus Säulenbasalt, beyde ohne andre Gemengtheile. Hier geht eine fürchterliche Strömung. Aussen vor Imnarsoit liegen einige Inselklippen. Zwischen diesen beiden Nässen oder Landspizzen liegt Tartonak; hier Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 359 zeigen sich einige Braunkohlen-schichten in Sandstein bey einem Bergstrom, ein Stiick von der See aufwarts. Abwech- selnd mit denselben bricht eine Art Zeichenschiefer, welcher sich auch auf Diskoeiland zu Makkak und Iglytsiak findet; er gibt einen braunen Strich, und schreibt. Von Tartonak aus zieht eine beträchtliche Bucht sich ins feste Land hinein, Pakitsoarsuk genannt, wo der Cancer Phalangium {Saitoarsoit) gefangen wird. Zwischen Tartonak und Pakitsoarsuk sticht die vorhin beschriebene basaltische Næs Imnarsoit hervor. Von hier aus kommt man nach Akudlæt und sodann nach Gamle Rittenbenk, Sakkäk (Sakkäne) genannt, wo wir um Mitter- nacht ankamen, und auf der kleinen Insel über Nacht blieben. Hier standen mehrere Grünlænderfamilien in 8 Zelten, welche mich alle um Tobak plagten, den ich doch selbst mangelte. Ich hielt mich in dem Zelte des Grünlænderkatechetens Henprix auf; er hatte durch eine Quetschung im Kajak einen sehr übel zugerichteten Finger erhalten. Ich gab ihm Kampfer, mit Zucker gemengt, das einzige Hülfsmittel, welches ich dermalen noch hatte. — Mit Ver- gnügen sah ich da dieser Mann im März 1812 mich zu Rittenbenk besuchte, dass sein Finger völlig geheilt war. Er verehrte mir als einen Beweis des Dankes ein Seehundefell, welches mir, seiner guten Meynung wegen, sehr schätzbar war. — Sonnabends, den 20 Julius. Wir hatten hier eine sehr unruhige Nacht; bald wurden wir von den Besuchen der Grönländer, bald von den Millionen Moskitos, welche sie und ihre Zelte umschwärmen, geplagt. Die rund umher in unglaublicher Menge verbreiteten Eisberge donnerten und wälzten sich unaufhörlich. Durch eine unabsehliche Menge dieser den Um- sturz drohenden Wasserkolossen reisten wir um 12 Uhr Mittags ab, bey einem undurchdringlich dikken Nebel, welcher allzeit das grosse Eis begleitet. Sechs Kajakke folgten uns ein Stück Wegs. Wir kamen Imeritsok vorbey, so genannt von J/mek Wasser: eine Stelle, wo gutes Wasser ist. Wir kamen nach Narksak, zu zwey Zelten, wo der Grönländer Penersorirsiar stand, welcher im May- monat meinen Brandwein aufgesoffen und das Anker mit Wasser gefüllt hatte. Er hielt nicht für rathsam, sich vor mir sehen zu lassen. Wir sezzten über die Bucht Saputit, so genannt von den kleinen Steindämmen, welche man hier beym Bergstrome des Lachs- fanges wegen legt. Von da aus kamen wir nach der Næs Akunak, und dann eine schroffen kahlen Berg, von den Dänen Skurved- field, von den Grönländern Mannesakut genannt. Hinter der Ebene bey Narksak erhebt sich der Granitberg Ipitsiak. Von da aus giengen wir Karusoit vorbey nach Atlaursok zu, wo drey Zelte standen. Sodann kamen wir nach Iglytsiak, wo ebenfalls 3 360 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. Grönländerzelte waren. Sie hatten hier ein Rennthier geschossen, wollten uns aber für Geld nichts überlassen, sondern verlangten, was ich selbst mangelte — Tobak. Also mussten wir mit leeren Hiinden wieder abziehen. Wir reisten beständig zwischen schauer- lichen schwimmenden Eismassen, und mussten uns mit Bootshakken und Tooken den Weg durch die abgefallenen kleinern Stiikke bah- nen, welche das Fell unsres Fahrzeuges sehr beschädigten, so dass es in allen Nähten Wasser zog. Es fieng nun auch stark aus Süd- west zu blasen an; wir konnten die äusserste Nes von Niakornak nicht mehr erreichen, und mussten uns in Torsukatek, einem Sunde, auf den vor langen Zeiten einmal bewohnten Winterplazz Sagmesok flüchten, wo wir über Nacht blieben. Das Zusammen- stürzen einiger in der See nahe liegenden grossen Eisberge verur- sachte in der Nacht einigemale mit der hohen Fluth einen so starken Seegang, dass das Wasser bis an unser Zelt sprizzte. — Die ganze Felsenreihe von Sakkak (Sakkamé) bis hieher besteht aus grobkörnigem Granit mit beträchtlichen Lagern von Syenit. Die Insel Niakornak selbst besteht aus Glimmer- und Hornblendschiefer mit Lagern von Talkschiefer, in wel- chem gemeine Hornblende in geschobenen 4 seitigen Prismen eingewachsen ist. Auch beträchtliche Quarzlager trift man hier. — Sonntags, den 21 Julius Wir reisten um 10 Uhr Morgens von Sagmesok ab, sezzten bey ruhiger See um Niakornak, Okaitsut vorbey, über eine breite Bucht nach Kangarsuk zu. Hinter Niakornak zieht sich ein Sund durch, Ikaresengoak genannt. Wir giengen um Kangar- suk herum, und über die breite Bucht Kangerdluk, welche auf den Holländischen Karten unter dem Namen Svarte Vogelbay bekannt ist. Endlich kamen wir nach Auanardlek oder Nordre Ge, und langten um 4 Uhr Abends bey Akpæt, oder Nye Rit- tenbenk, 6 Meilen von Sakkamè oder Gamle Rittenbenk entlegen, an, wo mich Herr Hans Mossın Freiscuer, dermaliger Handelsver- walter, sehr freundschaftlich aufnahm. Wir brachten auf dieser be- schwerlichen Reise, wo ein Unglück dem andern auf die Ferse trat, von Omenak nach Noursoak, und Haseneiland, durch das Waygat nach Rittenkenk einer Strekke von ungefehr 70 Meilen beynahe 4 Wochen zu. — Ich erhielt hier bey meiner Ankunft die für mich unangenehme Nachricht, dass Kapitän Laurırz MATHIESEN, welcher mit der Brigg Freden vor seiner Heimreise die Kolonie Upernavik proviantiren, und die dortigen Producte mitnehmen, sodann das Forsög Noursoak anlaufen sollte, der Lekkheit seines Schiffes und andrer Ursachen wegen von dieser Reise freygesprochen, und vor ein paar Tagen nach Europa abgeseegelt sey. — Die an mich des- Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 361 wegen abgefertigten Briefe waren mit der Jacht Dorothea, mich vorbey, nach Noursoak gegangen. Ich sehe mich also nothgedrungen, noch ein Jahr auszuharren. — Montags, den 22 Julius Ich gieng auf Excursion. Die gegen überliegende grosse Insel, welche die Grönländer Adluktok, und die Dänen Arve- prindsenseiland nennen, nimmt eine grosse Strecke auf der Ostseite des Waygats ein, und reicht von der Insel Nia- kornak bis an die Bucht Pakkitsok. Sie besteht durchaus aus feinkörnigem röthlichem Granit, und hat grosse Lager von Glimmerschiefer und Hornblendschiefer. — Dienstags, den 23 Julius kam die Jacht Dorothea, geführt von Anpreas Larsen, welche uns im Waygat vorbeygeseegelt war, hier vor Anker. Mit ihr er- hielt ich die Bekräftigung der vorläufigen Nachrichten von Ma- THIESEnS Abreise. Mein Führer Jonas Hammonp that mit dem üb- rigen Volke die Rückreise nach Omenak an. — Mittwochs, den 24 Julius Wollte ich meine Reise über das Waygat und Diskobucht nach Godhavn fortsezzen, musste aber des stürmischen Wetters wegen mein Vorhaben aufgeben. Donnerstags, den 25 Julius reiste ich bey neblichtem Wetter von Rittenbenk ab. Ich gieng diesmal mit einer Schaluppe, geführt von Herrn Assistenten Kart Dorrr, besezzt mit 4 Grönländern, und zwey Grönländerinnen zum Rudern. — Wir giengen Ujordlek oder Söndre We vorbey. Alle die hier liegenden kleinen Inseln bestehen aus feinkörnigem rôthlichem Granit. Sie liegen in einer Krümmung oder Bucht, welche die See in Arveprindsenseiland macht. Zwischen der lezt- genannten Insel niedrigern Kuppen ist ein Landsee, welcher zu- weilen sehr schöne Lachse giebt, die mit dem Bergstrom aufwärts gehen. Wir sezzten über das Waygat, welches hier über 4 Meilen breit ist, nach der sogenannten Moderbucht (Mudderbucht) von ihrem leimichten Boden so genannt, grönländisch Kooak und giengen hierauf um Flakkerhuk, grönländisch Nouk herum. Dieses ist eine über 1 Meile lange Spizze von Sandland und Ge- röllen, welche die Südseite von der Mudderbucht begränzt und sich aus dem Waygate nach der Diskobucht in Südosten hinaufzieht. Das grosse Sandsteinflöz, von welchem ich oben Seite 866 gesprochen habe, ziehet sich von Kudliset an, an der Küste 362 Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. hin, tiber Isungoak, Kooak und Flakkerhuk vorbey, und reicht in ungleicher Erhebung bis nach Skarvefield hin, wo es verschwindet. Auf der Hälfte des Waygats ruderten wir die Jacht Dorothea vorbey, welche Morgens um 9 Uhr ausgelaufen war. Der Wind war umlaufend, bald seegelten, bald ruderten wir, doch gieng es sehr rasch. Gegen Mitternacht kamen wir nach dem grossen Lachselv, von den Grönländern Kidlukseitsok genannt, östlich von der so- genannten Skandse, wo wir über Nacht blieben. Die Grönländer JoserH Witte und Josep TirxkAk, welche hier in Zelten auf dem Lachsfange standen, halfen uns die Schaluppe mit der Bagage aufs Troekne bringen, welches viele Mühe kostete, da eine schwere süd- östliche See gieng. Die Grönländer reisen im Sommer auch gerne hieher, um in dem naheliegende Gebirge Quannek (Angelica Ar- changelica) zu sammeln, welches eine ihrer Lieblingsspeisen ist; und wirklich schmecken die jungen Stengel derselben sehr gut. Freytags den 26 Julius. Wir konnten des schweren Seeganges wegen nicht reisen. Ich gieng auf Excursion nach dem westlich vom Lachselv liegenden Kohlenbruche Aumarutiksæt genannt. — In Hinsicht desselben berufe ich mich zuwörderst auf das was ich im Tagebuche Seite 86 hierüber gesagt habe. Auf der ganzen Strecke der hier im Sandsteinflöze vorkommenden Braunkohle bemerkte ich folgende Ordnung der Schichten: zuunterst fein- körniger mürber Sandstein, dann Schieferthon, dann gröberer Sandstein, dann Braunkohle zuweilen mit Pechkohle, dann Sandstein, dann eine dünnere Schicht Braunkohle, zu oberst Sandstein mit grossen plattgedrückten, auch eyrunden Ge- schieben von gröberem Sandstein und gelblicher eisenschüs- siger Farbe, zuweilen auch eingemengten Granitgeschieben. Hie und da wird zu unterst bald Wakke bald Basalt sichtbar mit eingewachsenen Sandsteintrümmern. — Die Kieskugeln sind im Sandsteine sehr häufig, und doch ist die Kohle ganz frey von Kies. Die ganze Gegend hat ziemlich viel Gras. Das hier stehende dem Handel zugehörige Haus hat der Schnee des vorigen Winters zerstört; die Mauern sind eingestürzt und das Dach ist nieder- gesunken. — Am Strande sah ich einige Speckfässen und mehrere Wrackstrümmer von der hier im Frühjahre im Eise zerquetschten Fra Umanak over Ritenbenk til Godhavn 1811. 363 Englischen Fregatte Königsberg. — Wir zählten überhaupt von Flakkerhuk an bis hieher gegen 20 theils noch in der See trei- bende theils auf den Strand aufgeworfene Spekfässer. Sonnabends, den 27 Julius Gegen Mittag reisten wir von hier ab, passirten Skandsen oder Imnarsoit, Tuapeit, Nouk und kamen nach Makkak einer Winterwohnstelle. Hier hatte der ungetaufte Grönländer Uinex eine beträchtliche Menge von Englischem Proviant und andern Dingen aus dem Wrak der gescheiterten Fregatte Königsberg ge- borgen, wovon er doch für keinen Preis etwas an das Handels- magazin zu Godhavn überlassen wollte, welches doch dessen so sehr bedurfte. Ein abermaliger Beweis von der Denkungsart und Stim- mung der Grönländer. Aus Uebermuth brannten sie das beste Rinds und Schweinenfett in ihren Lampen, und kochten sich Sup- pen von Weizenmehl und Syrup, ein neues Gericht, welches bey ihnen eine sehr unangenehme ôffnende Wirkung hatte. Die eng- lische Flagge paradirte bey diesem in seiner Art einzigen Schmause unter freyem Himmel auf der nassen Erde. — — Bey Makkak beginnt das Sandsteinflöz beträchtlich abzu- nehmen, bis es sich bey Itiblik gegen Ippik zu ganz verliert, wo die Trappformation bis an die See hinabreicht. — Wir kamen nach Sennefik, wo wir landeten, um Quannek zu sammeln, welche hier in Menge wächst. Der 6 seitige Säulen- basalt ist horizontal am Strande hingelagert. — Das sogenannte Troldmandshuus besteht aus diesen Säulen, welche 3 voll- kommene Mauern mit einem Hausraum in der Mitte bilden. Es ist nach der Grönländer Meynung das Werk eines ihrer Angekuts oder Hexenmeisters. — — Wir giengen Koorsoak, Tesserarsoit, Nougarsuk, Nye- luk und Iglytsiak vorbey. Bey Nyeluk liegt der Säulenbasalt ebenfalls horizontal. Ueber Makkak und Iglytsiak kann man im Tagebuche Seite 57 und 86 Nachricht finden. Als wir Itiblik passirten, kriegten wir guten Nordost aus dem Thale heraus, und seegelten Assuk, Ippik und Assungarsungarsoak oder Pehr Damms Skib vorbey. Ueber beyde lezte Stellen siehe des Tage- buchs 84—85 Seiten. Wir legten sodann Assungassungaluk, Nakkaanerit und Kikertaluk hinter uns. Es wurde stille. Wir ruderten Arkoteitsok, Kvanneit, Naviengoit, Karartut. oder sorte Huk und Sivrarsoak vorbey. Alle diese von Pehr Dams Skib an bezeichneten Pläzze liegen unter Skarvefield. Wir giengen endlich um Godhavns Land, und kamen um Mitter- nacht zu Godhavn an. 364 Godhayn 1811. Aufenthalt zu Godhavn. Sonntags, den 28 Julius. 9 Nachmittags um 3 Uhr sahen wir unter Kronprinzenseiland ein dreymastiges Schiff, welches von Westen kam, und dorten unter Land hielt. Wir hielten es für ein Dänisches, und ich hoffte auf meine Erlösung; aber diese Freude wurde wieder zu Wasser, da wir am Abend hörten, dass es ein Englisches Wallfischfängerschiff gewesen war, welches nach Hause seegeln wollte. — Montags, den 29 Julius. Nachmittags um 6 Uhr kam Herr Assistent Braxpr mit der Jacht Omenak glücklich von Upernavik zurück, ob er gleich auf der Rückreise unter Diskoeiland in einem Südoststurm in grosser Noth war. Da Marsıesen diese Kolonie nicht beseegeln wollte, so musste diese Jacht nach Norden reisen, um die Mannschaft zu pro- viantiren. Das Personale wurde daselbst vermindert, und der Unter- assistent Larsen STEENHoLDT sollte mit noch 3 andern der Mann- schaft, welche grönländisch verheyrathet sind, die Handelsgeschäfte daselbst besorgen. Herr Ввлкот berichtete zugleich, dass der eng- lische Wallfischfängerkapitän Foster, welcher mit einem Kaper- briefe versehen ist, das Speckhaus zu Tessiursak, einem Königlichen Handelsversuche 20 Meilen nördlich von Upernavik, woselbst Maps Tuomsen Vormann ist, mit Gewalt erbrochen, und die dort befind- lichen 80 Tonnen Speck nebst einer beträchtlichen Menge Felle geraubt habe. Er soll sehr betrunken, und seine Mannschaft selbst, mit seiner Aufführung übel zufrieden gewesen seyn. — Mein Be- gleiter, Herr Assistent Kart Dorrr reiste heute mit der Schaluppe nach Rittenbenk zurück. Monat August. Dienstags, den 6 August war ich auf Excursion nach Ounartorsoak. Hans NıLsen gieng mit der Jacht Omenak nach Kudliset im Waygat ab, um eine Ladung Steinkohlen für uns zu holen. Mittwochs, den 7 August, kam die Jacht Dorothea von Egedesminde hier an, um einige Proviantartikel hier zu löschen, und andre dagegen von hier ent- gegen zu nehmen. — Е Donnerstags, den 8 August. Ich besuchte hier еше ungliickliche Grönländerinn von 15 bis 16 Jahren, welche von Jakobshavn neulich mit der Jacht hieher- gebracht wurde, um kurirt zu werden. Sie ist mit einer Art Auf- sazz behaftet und lebt abgesondert von ihren Landsleuten in einem vierténnigen Thran oder Speckfasse. Ihr Gesicht und ihr ganzer Leib ist mit Geschwüren, welche roth und erhaben sind, so über- Godhavn 1811. 365 siet, dass man keinen reinen Fleck der Haut finden kann. Diese Geschwüre trocknen öfters ab, aber strax kommen andre an deren Stelle. Doch sind ihre Augen helle, und sie fühlt, ein anhaltendes Jukken ausgenommen, keine Schmerzen. Zuweilen scheint sie nicht recht bey Verstande zu seyn. Da sie beynahe den ganzen Tag singt, so wollte eine alte gutherzige Grönländerinn ihr ein Gesang- buch geben. Allein die Kranke spie darauf, und warf es ihr an den Kopf. Viele Grönländer glauben, dass sie behext, und vom Tornarsuk besessen sey. — Sonnabends, den 10 August. Heute und gestern stürzten in der Diskobucht, besonders zwischen Godhavn und Fortunebay mehrere Eisberge mit fürchter- lichem Krachen zusammen. Das Thermometer zeigte Mittags in der Sonne 251/2 Grad Wärme. — Dienstags, den 13 August. Wir giengen Nachmittags mit einer Schaluppe nach der Eng- lischen Bucht. Ich bestieg den Ounartorsoak zum zweiten- male. Als ich nordwestlich von der grossen iso- lirten 6 eckigen Basaltsäule, welehe ein gutes Stück in die See hinaus gesehen werden kann, ne zu stehen kam, erstaunte ich über ein auffallen- > des Spiel der Natur, welches ein auf dem Ende DN dieses Basaltpfeilers ruhendes Stick Mandelstein (von dem gemeldtem Standpunkte aus betrachtet) zu einem sehr deutlichen menschlichem Profile, ja beynahe zu einem auf einem Obeliske ruhenden d Januskopfe geformt hatte. Die Erhöhung, welche die Nase vorstellt, besteht aus einem Stiick Zeo- lith oder Chalzedon. Eine ähnliche Niere ist an der Stelle des Auges ebenfalls eingewachsen. In dieser Gegend fand ich auch in einer Felsenwand schönen in Kugeln gehäuften Mesotype mit 4 flächig zugespizzten Prismen auf und mit kleinen glasweissen Chabasie- kristallen in Mandelstein, Stilbit in kleinen fächerförmigen Kristallen, Basalt in 4 seitigen | Prismen; und als ich von dieser Felsenwand durch еше steile Kluft hinabsteig ein zeisiggriines Fossil (Stein- mark?) in Basalt. Um 10 Uhr Abends kam ich zu Hause, da eben Axpreas Larsen mit der Jacht Dorothea nach Egedes- minde zurückseegelte. 366 Godhavn 1811. Donnerstags, den 15 August. Blies ein fiirchterlicher Siidweststurm mit heftigem Schlagregen. Die See gieng bey hoher Fluth hoch aufs Land. Die Nacht durch fiel viel Schnee. Montags, den 19 August Vom 18" zum 19*" fiel über einen Fuss tiefer Schnee, wel- cher die ganze Gegend bedeckte. Der Dorsch (Gadus barbatus) Ogak oder Ovak der Grönländer fand sich in der Bucht in be- trächtlicher Menge ein, und mit ihm der Sandaal oder Tobiasfisch (Amodytes Tobianus) grénlindisch Putorotok, wobey sich dann’ eine Menge Ternen und Mallemukken im Hafen der Kolonie einfand. Vom Dienstags, den 20 August, bis Mittwochs, den 21 August schneyte es unaufhürlich bey Nordlichem Winde. Donnerstags, den 22 August wollten wir mit einer Schaluppe nach Fortunebay auf den Theistfang gehen, konnten aber des widrigen Windes aus Norden wegen nicht weiter als bis Aukpadlärtok, 1 Meile Wegs kommen. Ich gieng bey Nyhavn ans Land, und über Kognersoak und Ounartorsoak auf der Mitte des Gebirgs nach Siorarsoak zu. Bey Ounartorsoak quetschte mir ein niedergefallenes Basaltstück den linken Schenkel, so dass ich nur mit Mühe zu Hause hinken konnte. Der Weg war auch des vielen gefallenen Schnees wegen beschwerlich. — Ich fand auf Ounartorsoak Chabasie in schönen Rhomben mit abgestumpften Ecken und Kanten. Die Kristalle sitzen in Massenbasalt, welcher sehr magnetisch ist, nierenweise ein- gewachsen, und auf der Oberfläche mit gelbem Anflug bedeckt. Sonntags, den 25 August Abends kam Hans Nırsen mit der Jacht Omenak, welche zur Hälfte mit Kohlen geladen war, wieder aus dem Waygat zurück. Er hatte eine sehr stürmische Reise gehabt, und das Waygat lag voller Eisberge. | Montags, den 26 August Gegen Mitternacht starb die Seite 364 bemeldete junge Grön- länderinn an ihrem Ausschlage oder Aussazze. Sie wurde vor einigen Tagen, weil die Nächte kalt waren, aus ihrem Fasse abgeholt, und von der Kolonie nach Anlegg gebracht, um dem Herrn Chirurg JercH näher zu seyn, dessen Hülfe sie so sehr nöthig hatte. Dorten lebte sie mit einer Lampe versehen, in einem Grönländischen Hause Godhavn 1311. 367 fiir sich allein, weil keiner ihrer Landsleute es wagen wollte, sie einzunehmen. — Aber alle Hülfe war vergebens. — Mein Bein war nun gut, dass ich wieder ausgehen konnte. Dienstags, den 27 August D 9 5 Um 10 Uhr Vormittags sahen wir zu allgemeiner Freude in Westen ein dreymastiges Schiff kreuzen. Die Hoffnung, ein Dänisches Schiff im Hafen zu sehen, und Proviant zu erhalten, jagte Jung und Alt nach den Aussichtsklippen. Allein diese frohe Hoffnung wurde gewissermassen getäuscht. Als das Schiff näher unter Land kam, sahen wir dass es ein bewaffnetes Englisches Schiff war, wel- ches 10 Kanonen führte. Der Grönländerkatechet Jens Witte war der erste, welcher von Fortunebay mit einer Wallfischfängerschaluppe zu demselben hinausgieng. Herr Inspekteur Morzrerpr sandte, als es näher kam, eine Schaluppe unter Aufsicht zweyer Handelsoffiziere ab, um zu hören, was es wollte. — Es kam endlich Abends um 7 Uhr bey Godhavn vor Anker, wo wir erfuhren, dass es King George hiess, und vom Kapitän Joan Turner geführt wurde, wel- cher viele Jahre in der Hudsonsbay zugebracht hatte, und also in diesem Fahrwasser sehr bekannt war. Es war auch ein Superkargo WILLIAM Stawers am Bord, welcher ebenfalls vor langer Zeit meh- rere Jahre auf den Wallfischfang hieher gegangen war, und noch ein Interessent desselben ist. Ihrer Aussage nach soll noch eine Brigg, Sir Henry Mildmay genannt, zugleich mit ihnen von London abgereist seyn, von welcher sie aber durch das harte Wetter und das Eis bey Cap Farvel getrennet wurden. Beyde sollen für Rech- nung der Englischen Regierung mit Proviant und andern Cargai- sonswaaren beladen sein, dieselbe hier absezzen, und sodann die Kolonien in der Bucht beseegeln um Handelswaaren des Landes dafür einzunehmen, und sodann nach London zurückzureisen. Ihre Papiere und eigentliche Instructionen konnte man nicht zu sehen kriegen. Sonnabends, den 51 August. Man wurde heute mit dem Löschen fertig. — Die Grénlender kamen von den benachbarten Stellen häufig, theils aus Neugierde, theils aus Lust mit den Engländern zu handeln, nach der Kolonie. — Monat September. Montags, den 2 September. Heute wurde endlich die den 26%" August verstorbne Grön- länderinn, nachdem sie 7 Tage in dem Hause todt gelegen war, begraben. Mit genauer Noth, nach mehrern Anmuthungen von Seite des Herrn Inspecteurs waren endlich einige ihrer Landsleute dahin zu bringen, ihren Leichnam aus dem Hause zu schleppen, und = einem Haufen Steine zu bedeliken. — FAN 368 Diskofjord 1811. Donnerstags [Dienstags], den 3 September war ich auf Excursion um die kleine Insel herum, Kar- sok genannt, auf welcher Godhavn liegt. In der Nahe von Kangek oder Udkig fand ich im Granit Epidote derb und kri- stallisirt, gangweise gemeinen Chlorit und in Lagern hoch- rothen Feldspath. Als Geschiebe ein granatartiges Gemenge mit Strahlstein. Mittwochs, den 4 September. Morgens 8 Uhr passirte die Engl. Brigg Sir Henry Mildmay (Kap. Jakson, Cargo Eppineton) hier vorbey nach Rittenbenk. Fussreise nach Diskofiord. Donnerstags, den 5 September. Morgens 6 Uhr gieng Kapitän Joan Turner mit der Fregatte King George von hier unter Seegel, um die Riickreise nach Eng- land anzutreten. Zu gleicher Zeit reiste Herr Inspecteur MoTZrELDT und Herr Assistent Branpr mit der Schaluppe Urhan nach Kron- prinzenseiland. Ich trat ebenfalls um 7 Uhr Morgens begleitet von den Grénlendern Svenn WEBER und Anpreas, welche mir zu Weg- weisern dienen sollten, eine Fussreise nach dem 5 Meilen von God- havn in Nordost belegnen Diskofiord an. Gegen Mittag erreichten wir Tunnusua, den halben Weg, und Abends 5 Uhr kamen wir unter anhaltendem Schnee und Siidweststurm nach Kiviktok, in Diskofiord zu dem Grönländischen Hause des pensionirten JoHann DRENGHAN, wo ich Quartier nahm. — Der Weg dahin führt durch ein langes von Basaltklippen unterbrochenes Thal, welches sich zwischen den Bergen Akkiarut und Imnarsoit (Skarvefield) hinzieht. In der Nacht vom 4ter zum 5 September bemerkte ich zum ersten- male einen Kometen, welcher in Nordost stand. Freytags, den 6 September. Die Witterung war anhaltend stiirmisch aus Siidwest, von Schnee begleitet. Ich gieng Morgens auf Excursion nach einem in der Nähe von Kiviktok im Süden liegenden Basaltberge, und bestieg dessen Gipfel. Dieser ist, samt dem grössten Theile des darangränzenden kesselförmigen Thales, Sermesut genannt, mit einem beträchtlichen Eisblinke bedeckt, welcher im Sommer dem daselbst niederstürzenden Bergstrome sein Wasser mittheilt. Das Trappgebirge liegt auf grobkörnigem Diskofjord 1811. 369 Granit auf, dessen Feldspath roth und blaulich grau ist. Im leztern Falle wird er labradorisch. Er hat auch, obgleich selten, einen goldgelben Schimmer, der ächte sogenannte Aventurin. Da wo der Granit feinkörniger wird, nähert er sich dem Gneisse, und enthält Moroxit in kleinen Kristallen ein- gemengt, zuweilen auch gemeine Hornblende und gemeinen magnetischen Eisenstein; im lezten Falle wird die Steinart eissenschüssig und mürbe. Die Trappbreceie (Trapptuff) wel- che feinkörnig ist, liegt zu unterst; auf derselben in schmalen Schichten zwischen rothbraunem Mandelstein rother bröcklicher Eisenthon, auf den Mandelstein folgt Säulenbasalt, welcher, so weit es des aufliegenden Eises wegen kennbar ist, bis zum Gipfel fortsezzt. Alle diese Steinarten sind äusserst lose und mürbe, welches die grauenvolle auf einander gethürmten Stein- schutte zeigen. Der Trapptuff (Trappbreccia) hat nur wenig eingemengten strahligen und Haarzeolith; der Mandelstein ent- hält fächerförmigen Stilbit und Chabasie, selten einige Spuren von Plasma. Wenn der Chabasie klar ist, erscheinen die Kri- stalle etwas grünlich, welches von der unterliegenden Grün- erde herkommt. Einige obgleich selten vorkommende Kalk- spathprismen im Mandelstein sind von Strahlzeolith begleitet, ihre Oberfläche ist matt röthlich, hat viele Einschnitte, und ist verwaschen. Im Basalt sieht man einzelne Analzimkristalle. Freytags [Sonnabends], den 7 September. Morgens um 8 Uhr fuhr ich mit des Pensionisten Jomann Drenenans Umiak aus, um das Land dieses Fiords zu besehen. Die Stelle, wo die Winterwohnung dieses Mannes steht, heisst, wie schon gesagt, Kiviktok, oder Kevitok. Der Name kommt von Kepi- pok, oder Kivipok, er läuft fort an eine einsame Stelle, und hat seinen Ursprung von einer Grönländerinn, welche der Hexerey be- schuldigt, und in Gefahr war, auf ihrer vorigen Wohnstelle todt- geschlagen zu werden; weswegen sie mit ihren Kindern an diese einsame Stelle flüchtete. ‘In der Nähe dieses Wohnorts findet sich im Granitfelsen an einem Absturze gegen die See zu eine drey- eckige Felsenkluft, welche ebenfalls einem Grönländischen Einsiedler zum Aufenthalt gedient hat. — Wir giengen die Bucht Kakse, die Nes Niakornak, und die Bucht Kaksiarak vorbey. — In SEK, 24 370 Diskofjord 1811. der Bucht Kaksè pflegen die Kassigiet (Phoca vitulina) zuweilen aufs Land zu kommen. Das unterliegende Gebirge besteht hier, wie überhaupt im ganzen Fiord, aus dem S. 369 beschriebenen Granit, welcher auf seinen sanften Erhebungen mit Moorerde be- deckt, und häufig mit Krækebeeren, Blaubeeren und Angelica Ar- changelica bewachsen ist, daher sich hier besonders im Frühjahre und Herbste die Hasen und Rypen fleissig einfinden. Ledum pa- lustre und Grönlandicum, Andromeda tetragona und coerulea, Poly- gonum viviparum, Eriophorum vaginatum, Pirola minor und zwischen den Basaltklippen Papaver nudicaule, mehrere Saxifragen, besonders Saxifraga tricuspidata und cernua wachsen hier in unglaublicher Menge. Die Grônlænder trocknen und brennen hier auch die Wurzel des Leontodon taraxacum und bereiten sich Caffee daraus. Die Salix reticulata und Betula nana wachsen hier ebenfalls häufig. Doch fand ich weder den Juniperus comunis noch die Rhodiola rosea, welche sich beyde in den Fiorden des südlichen Grönlands so häufig finden. Auch der Lichen Islandicus ist in diesem Fiord selten. Dafür öfters Lichenoides Islandicum und Lichen Grünlandi- cus. Wir ruderten hierauf aufwärts im östlichen Arme des Fiords, und zwar auf dessen südlichster Seite, und kamen Kook einen Bergstrom vorbey, wo viel Angelica wächst, aber keine Lachse sich einfinden. Die Trappformation reicht hier bis zur See hinab, und zwar liegt der Trapptuff wie gewöhnlich zu unterst, das über- stehende steile Gebirge ist purer reiner Säulenbasalt, selten mit Zeolithnieren. In dem Trapptuffe findet sich, obgleich selten, der stänglige 4 seitig prismatische Zeolith (Mesotype). — Wir sezzten von hier, unter einem heftigen Südwestwinde ge- rade über den Arm des Fiords, oder dessen nördliche Seite. Die See fällt hier mit der Fluth weit aus, und das Wasser dessen Grund aus gelblichgrauem sandigem Thone besteht, ist seicht, die Thäler sind gross und breit. In vorigen Zeiten giengen die Grönländer gerne von hier aus auf den Renn- thierfang; nun wagen sie es aus Furcht für dem Amarok, einem Thiere, welches dermalen vieleicht nur in ihrer Ein- bildung, und den aus derselben gebrüteten Erzählungen seinen Ursprung hat. Bey Kangikerdlet hielten wir uns einige Zeit auf. Ich stieg zu der grossen Felsenkluft hinan, welche ein von 2 gegenüberstehenden Gebirgen und aus dem Innern des Landes zusammenkreuzender Bergstrom sich gewühlt hat. Diskofjord 1811. 371 Die Wände derselben sind ausserordentlich steil, und das Eis- wasser des Frühjahres führt eine unbeschreibliche Menge un- geheurer Felsenstücke zur See hinab. Beym Aufsteigen in der westlichen Felsenmauer kam ich in nicht geringe Verlegenheit, da ich den Weg nicht wieder zurückfinden konnte; ich suchte daher einen andern weiter aufwärts, welches mir auch gelang, so dass ich sodann unter dem hohen Gebirge wieder abwärts kommen konnte. Die Felsenwände bestehen aus Mandelstein, in dessen Blasenräumen man Stilbit in sechsseitigen Kristallen findet. Ausserdem bemerkte ich auch Kalkspath in Rhomben kristallisirt, und eine gelbliche Thonart. An dieser Stelle war es, wo ich den Chabasie Adern im Mandelsteine constituirend und in Rhomben kristallisirt fand. Hier wachsen besonders schöne Kräkebeere. — Von hier aus reisten wir dem Lande entlang nach Akulliarur- sersoak. Auf dieser Næs, welche die Arme des Fiords scheidet, blieben wir über Nacht. Da wir kein Zelt hatten, so mussten wir auf der Erde unter dem Fahrzeuge schlafen, welches des zu Nacht einfallenden Schnees wegen sehr unangenehm war. Auf dieser Nes ist ein kleines Sandsteinflöz gelagert, wel- ches aus einem sehr grobkörnigen aschgrauen mit rothem Feldspathe gemengten Conglomerate besteht. Auf und zwischen demselben liegen Schichten von bituminösem Holze. Eine be- sondere Art gemeinen Feldspathes mit bräunlichrothen festungs- artigen Zeichnungen, von röthlichem Quarz durchzogen, sieht man hier als Geschiebe. — In dem über dem Sandsteinflöze schwebenden Mandelsteine adernweises gelblich grünes Plasma. Bey dieser Nes kommen die Kassigiet (Phoca vitulina) zu- weilen ans Land; besonders im Frühjahre, wo sie die Sonnen- wärme suchen. — Sonntags, den 8 September. In der Nacht vom $ten zum 9te fiel fusstiefer Schnee. Wir reisten Vormittags um 9 Uhr von Akulliarursersoak ab, unter die- sem Lande weg, welches aus vier durch schmale schroffe Thaler oder Klüfte von einander abgesonderten Bergen besteht. Sie sind Säulenbasalt. — Wir giengen Netlok, oder Netlok vorbey, da- 24* 372 Diskofjord 1811. selbst bemerkte ich im Grunde der See grosse kreidenweisse Flecken; es ist eine über dem Schlamme liegende dünne Rinde, welche einen starken Schwefellebergeruch hat. Von hier fuhren wir nach An- euiartoutit, einem Zeltplatze, woselbst sich auch im Frühjahre zuweilen die Angmaksæt einfinden. Auf dieser Stelle zeigt sich die Grünerde am Fusse des Berges, welcher aus Trapptuff besteht, haufiger als an irgend einem andern Orte des Diskolandes. Sie farbt den in den Blasenräumen vorkommenden Mesotype und Stilbit zuweilen spangrün, und kommt auch daselbst mit Mesotype in dünnen Adern vor. In dem aufsizzenden Basaltberge findet sie sich nicht; wohl aber in Blasenräumen grauer Chazedon und Quarz mit Eindrücken von ausgewitterten Kalkspath-Prismen, Pira- miden, und Rhomben. Der öfters angemerkte Glimmerzeolith kommt auch hier in rechtwinkligen, 4 seitigen Prismen vor. Hier wächst eine grosse Menge Angelica. Von hier aus zieht sich der andre Arm der Bucht gen Nordost. Am Ende derselben liegt Quannersoit, und dorten sind beträchtliche Stellen mit Gras bewachsenen flachen Landes. Wir sezzten nach einigen Stunden Aufenthalts von hier über den Fiord nach Tekkejak zu, wo ein Bergstrom sich über eine Felsenwand von Trapptuff herabergiesst. In demselben trifft man Strahlzeolith. Ich hatte das Unglück beym Ueberwaten des Stroms auszugleiten und ins Wasser zu fallen, doch ohne weitern Schaden, als durchnässt zu werden, welches nun frey- lich, da ich weder Zelt noch trokne Kleider hatte, in der kalten Nacht etwas empfindlich fiel. Zu dieser Stelle kommen die Ang- maksæt auch zuweilen. Das Gestein am Strande hier ist Trapptuff mit prisma- tischem kubischem und blumigblättrigem Mesotype in den Blasenräumen. Dieser findet sich auch etwas weiter gegen Ekallungoit zu, doch mehr strahlig, oft auf der Oberfläche mit Mehlzeolith überzogen, und zuweilen mit gelbem Kalkspath gemengt. Etwas vom Strande ab in einer Felsenwand kommt im Mandelsteine schöner vierseitiger prismatischer mit 4 Flä- chen zugespizzter Mesotype vor. Die Enden dieser Kristalle mit ihren Zuspizzungen sind durchsichtig, der damit ein- brechende Haarzeolith ist gelblichgrau, meistens verwittert und zu Mehlzeolith aufgelöst. — — Diskofjord 1811. 313 Die Nacht durch fiel über einen Fuss tiefer Schnee, und wir hatten von Nässe und Kälte viel auszustehen. Auch die kleinen vertraulichen Thierchen mit welchen die Grönländer so reichlich versehen sind, fanden sich als ungebetene Gäste in Menge bey mir ein, und plagten mich besonders zu Nacht. — — Die Stelle, wo wir übernachteten, war nahe bey Tekkejak. Montags, den 9 September. Wir reisten Morgens zeitig von Tekkejak ab, um mit der Fluth nach Ekallungoit zu kommen, denn das Wasser fällt in dieser kleinen Bucht mit der Ebbe gegen eine halbe Meile vom Lande aus. Hier ist die beste Stelle für den Lachsfang in diesem Fiord. Von Ekal- lungoit aus zieht sich ein Thal nach West Nord West hinüber, durch welches man zum Ende des von hier aus in gerader Linie eine Meile entlegenen zweyten Fiords von Diskoeiland, Kangerdluar- suk genannt, kommen kann. Dieser Fiord wird im Sommer zuweilen von den Grönländern des Angmakset-, Kassigiet- und Lachsfanges wegen besucht. Das hohe Gebirge ist an der vorhin genannten Fischer- stelle, Ekallungoit, etwas mehr zurückgedränget, und das unterliegende Granitgebirge theils mit Gras und Kratt in seinen Thälern bewachsen, theils mit Geschieben aller Art, sowohl des Urgebirges, als auch der Trappformation, Geschieben, welche die reissende Bergströme herbeygeführt und durch- einandergeworfen haben, überdeckt. — Im anstehenden Ge- stein des Trappgebirges findet man in den Blasenräumen des Basalts Strahlzeolith und Stilbit, Mesotype, und Chabasie, zu- weilen auch ein röthliches der Planitzer terre mirabili æhn- liches Steinmark, und zwischem dem Basalte und Mandel- steine Heliotrop, in schmalen Trümmern, auch in Blasen- räumen vorkommend. Der Granit ist dem oben Seite 369 des Tagbuchs beschriebenen vollkommen ähnlich, doch, so weit ich ihn beobachten konnte, ohne fremde Gemengtheile. — Um 3 Uhr Nachmittags reisten wir von hier wieder ab, dicht unter dem Lande auf der Nordseite des Fiords hin, giengen Karo- soit eine aus Trapptuff bestehende stark ausgehöhlte Felsenmauer vorbey, in welcher man hie und da in Blasenräumen Mesotype be- merken konnte. — Von da aus kamen wir nach Siorangoak, eine ziemlich stark hervorstechende Nes, welche grösstentheils aus Trappsand, dann Trappgeschieben und vielen darunter geworfenen Bruchstükken der Urzeit besteht. Hier ist das Wasser des Fiords 374 Diskofjord 1811. ziemlich seicht. Wir kamen sodann nach Kablunak, oder nach andern Kaullunak genannt. Den ersten Namen soll diese Stelle erhalten haben, weil hier ein Holländischer Wallfischfänger be- graben liegt. Doch nennen die Grönländer einen Holländer eigent- lich Karlikkak, von den weiten kurzen Überhosen, welche sie ehe- mals zu tragen pflegten, oder auch Mobagiak (von Niuerpok, er handelt) weil sie ehmals viel Handelsgeschäft mit den Eingebohrnen trieben. — Zu Kablunak ist das Unterland stark mit Kratt be- wachsen, welches mit einer Menge aus der überhängenden Felsen- kluft niedergestürzter Basaltbrokken durchkreuzt ist. — Als wir uns Ikkinek näherten, woselbst ein sehr guter Schaluppshafen ist, fieng es heftig aus Südwest zu stürmen an. Diese Nes bildet mehrere kleine Buchten, deren Strand aus Granit besteht, und mit einer Menge sehr saftiger Kräkkebeere be- kleidet war. Hier giengen wir aufs Trockene und erquickten uns an dieser in diesem Lande sehr willkommenen Frucht, da wir uns mit unserm zerlumpten Boote, auf welchem ein Lappen über den andern genähet war, im Sturme nicht über den Fiord wagen durften. Gegen Abend wurde es jedoch ruhiger; wir reisten weiter, und kamen gegen Abend nach 10 Uhr auf der Südlichen Seite des Fiords zu Kiviktok, oder dem Eremiten an. — Die kleine Bucht, in welcher diese Wohnstelle liegt, wird Kangerdluar- soeitsiak genannt. Der Hafen für kleine Fahrzeuge daselbst ist schlecht, doch sind die benachbarten in den kleinen Buchten Kakse und Kaksiarak ziemlich sicher. Auf der Landzunge hinter dem Hause ist ein kleiner Landsee. Dienstags, den 10 September Gieng ich auf Kiviktoks Nes auf Excursion. Sie be- steht aus dem obenbeschriebenen Granit. Dessen Feldspath ist zuweilen schön blaulich grau, und labradorsch. Wenn er sich mehr ins röthliche zieht, so zeigt er in kleinen goldgelben Blättchen eine Art Schiller, wie der sogenannte Aventurin. Diese Abänderung findet sich auch auf Naengiset, einer kleinen Insel dieses Fiords. Mittwochs, den 11 September. Um 9 Uhr Morgens reiste ich von den Grönlendern PEDER AMAGER, Lars und Torımar begleitet, von Kiviktok zu Fusse wieder ab. Wir giengen Kaksè und Kaksiarak vorbey, über das Granit- gebirge nach dem grossen Thale zu, und kamen um 1 Uhr Nach- mittags nach Tunnusuä, dem halben Wege, wo wir eine halbe Stunde rasteten und Butterbrod speisten. Bey den kleinen Seen fischten wir einige Ekallungoit (Salmo rivalis), und kamen über Koorsoak, Akkiarut, Siorarsoit und Atanikerdlengoak Godhavn 1811. 375 um 5 Uhr Abends nach Godhavn zurück. Der jüngst gefallene weiche wäsrige Schnee machte den Weg sehr beschwerlich. — Aufenthalt zu Godhavn. Freytagis, den 13 September. War ich den ganzen Tag auf Excursion nach der Spizze von Kognersoak. In der steilen Kluft fand ich Mandelstein mit einem in kleinen Nieren eingesprengten gelblich grauen etwas ins grünliche fallenden fettigem Fossil von muschligem Bruche, welches den Chabasie begleitet. Er schmilzt vor dem Löthrohre leicht für sich zu einem weissen glänzenden bla- sigen Email. — Mit diesem bricht auch ein andres mir unbe- kanntes bierbraunes Fossil, vermuthlich eine Zeolithart. — Sonntags, den 15 September. Zeigte der Komet sich besonders klar, und sein Schwert sehr glimmernd. Zu Kronprinzenseiland, 6 Meilen von hier wurde er den 81 September zuerst bemerkt. Dorten giengen heute Morgens die beyden Englischen Proviantschiffen unter Seegel nach ihrer Heimath zu. Montags, den 16 September Zeigte sich um den Komet ein düstrer Nebelkreis. — Ich war auf Excursion nach Imnarsoit. Auch hier traf ich das vorhin genannte bierbraune Fossil, und noch ein andres dichtes opalähnliches leicht schmelzbaren in Basalt und Mandelstein mit Mesotype. Dienstags, den 17 September Gieng ich abermals auf Excursion nach Imnarsoit. Herr RousinG kam von Jakobshavn mit dem Transportboote morgens hier an, und Abends 8 Uhr Herr Inspecteur Morzrerpt mit der Jacht Martinette von Kronprinzenseiland zurück. — Mittwochs, den 13 September Zeigte der Komet sich noch grösser und klarer als den 151. Er stand um 8 Uhr Abends in Nordost. — Sonnabends, den 21 September Gieng ich auf Excursion, und bestieg den Gipfel des Imnarsoit (Skarvefield). In einer Felsenwand fand ich kug- . 376 Godhavn 1811. lig gehäuften Mesotype, Kalkspath in Rhomben und Prismen in den Absonderungsklüften des Säulenbasalts, und weissen Opal. Ferner das vorhin berührte gelblich grüne fettige Fossil, und Eisenthon von hochrother Farbe in horizontalen Gängen; der Mesotype hatte zuweilen Rhombische Eindrücke von Kalk- spath. — Der Komet flammte heute Abends sehr stark. i Montags, den 23 September Da der Winter sich für dieses Jahr früher als gewönlich mit Strenge zeigte, so mussten Rüben und Rettige, so klein sie auch waren, aus dem Garten genommen werden, da die Erde schon fest gefroren war, und sie bereits durch den Frost Schaden gelitten hatten. Mittwochs den 25 September. Der Schwanz des Kometen zeigte heute einen starken flim- mernden Glanz, welcher in gerader Linie aufwärts bis zum dritten Schwanzsterne des grossen Bars reichte. Wir setzten heute die ersten Seehundegarne. — Sonnabends, den 28%" September. Dorothea, Martinette, und Sværdfisken reisten nach der Bucht. Sonntags, den 29 September. Um 5 Uhr Abends stiirzten grosse Steinmassen vom Berge Kognersoak, meinen Fenstern gerade gegen über, herab. Der Komet stand heute etwas ausserhalb des zweyten Sterns im Schwanze des grossen Bäreu, doch etwas geneigt. — Montags, den 30 September. Der Komet stand in gerader Linie abwärts zwischen dem ersten und zweyten Stern des grossen Bärs, mit welchen er ein länglicht geschobenes Dreyeck bildete. Monat Oktober. Dienstags, den 1 Oktober, bis Mittwochs, den 2 Oktober. Morgens 6 Uhr wüthete einer der unerhörtesten Südoststürme mit heftigem Regen und Schnee. Der Seegang schlug Morgens um 7 Uhr bis an unsre Fenster. Der Horizont sah vor dem Aufgange der Sonne wie ein gliihendes Feuermeer aus. Die Brandung er- reichte an den Klippen der Englischen Bucht eine Höhe von mehr als 30 Lachtern. Besonders schön zeigten sich die Brandungen bey Anlege, und über der blinden Scheer, welche in der Bucht unge- fehr 3 Meilen vom Lande in Nordwest liegt, und gegen Fortunebay Godhavn 1811. 377 zu mit mehrern Untiefen in Verbindung steht: Ich gieng Nach- mittags auf Excursion nach den Brandungen unter Imnarsoit, und Karartut. Die Bergströme flossen durch den heftigen Regen so stark, wie im Sommer. Donnerstags, den 3 Oktober. In der Nacht vom 2 bis dritten fiel über anderthalb Ellen tiefer sehr grossflokkiger Schnee. — Freytags den 4 Oktober, war der Komet nur zuweilen sichtbar ‘und zeigte sich westlich von dem äussersten Sterne im Schwanze des grossen Bären, und zwar schräg aufwärts. — Sonntags, den 6 Oktober Zeigte sich Nachmittags 5 Uhr ein grosser regenbogenfärbiger Ring um die Sonne mit 3 Nebensonnen. Abends hatte der Mond ebenfalls einen grossen kolorirten Ring. Montags, den 7 Oktober. War ich auf Excursion nach Karartut, oder Sorte Huk, und fand mehrere von der See im lezten Südoststurme hoch aufs Land geworfene Trümmer von Rudern, und andre Wrakstiikke von Fahrzeugen, welche vermuthlich in dem lezten gräulichen Südost und Südweststurm aus den Hafen von den Tauen getrieben haben, auch grosse Flächen von losgerissenem Rasentorf mit Cochlearia. — Dienstags, den 8 Oktober war ich auf Excursion nach Siorarsoak und Karartut. Freytags, den 11 Oktober Gieng Herr Branpr mit der Jacht Omenak nach Kronprinzens- eiland, um einige Proviantwaaren zu holen. Montags, den 14 Oktober war ich auf Excursion am Seestrande nach Ataniker- dlengoak. Hier finden sich in einem etwas feinkörnigern röthlichen Granit Lager von sehr grobkörnigem in welchem der Feldspath zuweilen blass grün gefärbt ist. Mit diesem weehselt Hornblendeschiefer in beträchtlichen Massen ab. Der Fang war für die armen Grünlænder sehr schlecht. In unsre Garne kamen meistens nur Haye, welche denselben sehr schädlich sind, da sie nicht nur grosse Löcher reissen, sondern nicht selten mit ihnen davongehen. Ich war auf Excursion nach Karartut, wo die See voller Eisberge lag, und gegen dieselbe grässlich losschlug. 378 Godhayn 1811. Mittwochs den 16 Oktober Fingen wir in Einem Garn zwey Seehunde, zwischen welchen auch ein Hayfisch festsass, doch so dass er ihnen nicht nahe kom- men konnte; sonst wiirden wir wol wenig von beyden Seehunden erhalten haben. In einem andern Garn fanden wir zwey Haye. Ich gieng nach Karartut, wo ich am Strande im Trapp- tuffe Mesotype und Stilbit, leztern in Rhomben kristallisirt fand, er war von sehr feinem graulich weissem Haarzeolith durchwachsen. — Die Nacht durch war sehr starkes Schnee- sestöber. Donnerstags, den 17 Oktober. Morgens um 8 Uhr stürzten abermals ungeheure Basaltbrokken aus den höchsten Punkten der Felsenwände des Kognersoak, wel- cher sich gerade über meiner Wohnung erhebt, herab. Abends zeigte sich der Komet von besonderer Klarheit und Grösse. Er schien grösser als die Venus und sein Schweif war wie mit kleinen Sternen besäet und am Ende gespalten. Freytags, den 18 Oktober Vormittags um 9 Uhr bemerkten wir eine starke Nebensonne und Abends viele Sternschnuppen in langen Streifen. Sonnabends, den 19 Oktober Fuhren zum erstenmale Schlitten über das Eis des Landsees von Anlæge zu der Kolonie. Vormittags stürzte unter fürchterlichem Krachen ein Eisberg, welcher einige Wochen in der Diskobucht bey Anlegg gestanden hatte, zusammen. — Sonnabends, den 26 Oktober Liessen sich unter dem Lande bey Godhavn die ersten Weiss- fische (Delphinus albicans) Vorboten des Winters, sehen. Sonntags, den 27 Oktober Morgens um 8 Uhr wurden bey Anlægg 2 Wallrosse die Mutter mit dem Jungen von Kajaksfängern erlegt. Dienstags, den 29 Oktober Kam die Jacht Omenak, geführt von Herr Branpr von Kron- prinzenseinland. Wir erhielten Briefe von Südgrönland. Monat November. Montags, den 11 November. In der Nacht vom 10 zum 11 November wüthete ein heftiger Südweststurm, welcher die vor ein paar Tage ausgesezzten Weiss- fischgarne mitnahm. Der Hafen war bereits bis zur Weissfisch- Godhavn 1811. 379 insel fest zugefroren. Bey dieser werden gewöhnlich die Garne zum Fange dieser grossen Fische gesezzt. — Donnerstags, den 14 November. Wurden die Wallfischfängerschaluppen des zunehmenden festen Eises wegen von hier nach Anlægg gebracht. Dienstags, den 19 November Liess sich der erste Wallfisch sehen. Eine Erscheinung, welche um diese Jahrszeit in der Diskobucht ganz neu war. Er kam in die Mündung des Hafens, und den Wohnhäusern so nahe, als er des festen Eises wegen kommen konnte. Aber er entgieng doch den Bemühüngen unsrer Harpuniere, welche mit den Schaluppen einen zu weiten Umweg nehmen mussten. — Mittwochs, den 20 November Fiengen wir in den ее bey der Miindung des Hafens ein junges Wallross. — Montags, den 25 November wurden in des Herrn Inspecteurs Garnen drey, und in Herr Rasmussens und NIELSEns Garnen ebenfalls 3 ziemlich grosse Weiss- fische gefangen. Der grösste maas in die Länge von der Nasen- spizze zum Schwanze 121/2 Fuss. — Dienstags, den 26 November wurden die Linien zum Wallfischfange in die Schaluppen ge- schossen, und dabey das gewönl. Grönländertraktament gegeben. Mittwochs, den 27 November sprengte der Seegang eines heftigen Südweststurmes das Eis in dem Hafen. Wir mussten also noch in der Nacht die Krabben- reussen und Wallfischgarne bergen. — Sonntags [Sonnabends], den 30 November Seit dem Mittwoch hatten wir die See voller Treibeis, welches das Westeis von Amerikas Küste war. Demungeachtet liessen sich wenig Seehunde sehen, welche gewönlich mit diesem* Eise unter Land gehen. — Der Komet entfernte sich von Tag zu Tag mehr. Er gieng uns scheinbar im Zenith auf, und in Nordwest unter. In den lezten 8 Tagen stand er so hoch in Westen, dass er kaum be- merkbar war. — Die Kälte war den ganzen Monat sehr strenge, und stieg heute zu 16 Graden. Monat December. Sonnabends, den 7 December Lange Zeit war uns der Komet der dicken neblichten Luft wegen unsichtbar. Heute zeigte er sich endlich westlich von der 380 Godhavn 1811. Milchstrasse wieder. Er gieng zwischen 9 und 10 Uhr in Westen unter. — Mittwochs, den 9 [11] December Lag das Eis bereits fest über die ganze Diskobucht. Doch waren unterm Lande hie und da offene Stellen. — Montags, den 16 December Fuhren wir mit Schiitten nach Fortunebay; ich wurde durch einen Stoss des Schlittens im Fahren am linken Auge beschädigt. — Vom ersten dieses Monats zeigten sich bey den Stromléchern viele Wallfische, allein das Eis unter dem Lande verhinderte den Fang. Dienstags, den 17 December. Der Komet gieng heute um 9 Uhr Abends in Westen unter. Zu gleicher Zeit zeigte sich ein sehr schönes bogenförmiges Nord- licht mit den brennendsten Regenbogenfarben, welches sich über den ganzen Horizont von Südost nach Nordwest erstreckte. Ueber dem Bogen flammten schöne einzelne feuerrothe Strahlen lothrecht, wie Rakketen auf. — Es war mir das schönste unvergleichlichste Feuerwerk der Natur, welches keine Kunst nachzustümpern vermag. Ich hatte das Glück mich an diesem majestätischen Schauspiele über eine Stunde laben zu können, — Den Morgen drauf Mittwochs, den 18 December flammte es abermals obgleich mit mindrer Kraft auf, doch waren die Farben nicht so auszeichnend. Auch zog es sich mehr von Süden nach Norden. Abends um 11 Uhr zeigte sich wiederum ein schönes Nordlicht in Südwest. Heute kamen die ersten Schlitten von Makkak über das Eis der Bucht hier an. — Freytags, den 20 December, und Sonnabends, den 21 December rasete ein heftiger Südweststurm mit Regen und Schnee. Die See stieg in der Fluthzeit ungewöhnlich hoch, und trieb das Wasser über das geborstne Eis. Mittwochs, den 25 December, bis Sonntags, den 29 December fiel mit Südost, und Südwestwinden, bey 11/2° Wärme Thau- wetter mit Regen und Schnee ein, worauf | Montags, den 50 December, und Dienstags, den 31 December das Thermometer plözzlich wieder zu 19 und 21 Graden Kälte fiel, welche schnelle Veränderung allgemein Schnuppen und Husten verursachte. Und so schloss sich dieses Jahr! Bericht einer mineralogischen Reise au GEoORH Lande In Form eines Tagebuchs gehalten von D. Karl Ludwig Giesecke. Bergrath. Siebentes Jahr. 1812. Diskobucht, Omenak, Egedesminde, Christianshaab, Godhavn. ВЫ Monat Janner. Mittwochs, den 1 Jänner. Das Jahr begann mit sehr stiirmischer Witterung aus Nordost, bey 16 Grade Kälte Schnee und Gestöber. Der Komet stand um 5 Uhr Abends in Siidwesten, und gieng in Westen unter Sonnabends, den 4 Jänner. Heute wurde, weil sich das Eis der Bucht nahe am Lande öffnete, eine Brandwache gehalten. Um 10 Uhr Vormittags setzten die Harpuniers in den ersten Wallfisch (für dieses Handelsjahr) fest, und erlegten ihn, den Grünländern zum Troste in ihrer grossen Noth, da sie schon seit einigen Tagen alte Felle kochen und essen mussten. Um 2 Uhr Nachmittags wurde der Fisch mit 4 Scha- luppen unter Land gebracht, und verwahrt. Das war ein männ- licher Fisch; er gab 34 Tonnen Speck, das unberechnet, was die Grönländer für sich behielten, und die Länge seiner Barden be- trugen 8 Fuss. Gleich beym Fange wurde vom Grönländer JoserH Tırkak, wie gewönlich ein grosses Stück von einem seiner Flossen, dem Lieblingsgerichte der Grönländer, abgeschnitten, welches aber ins Wasser fiel, und von einem Hayfische aufgeschnappet wurde. Dieser Hay wurde den Tag drauf mit dem Stücke im Magen von dem nemlichen Grönländer unterm Lande gefangen. Die erste Har- pune wurde von dem Harpunier Hans Nırsen, die zweyte vom Grön- länder JoserH Tikkak gesezzt. Montags, den 6 Jänner Wurde der gefangene Wallfisch geflenset, und dessen Speck aufs Eis gebracht. In diesen 3 Tagen wurden 37 Haye gefangen, welche bey dem todten Wallfisch sich gemästet hatten. Ihre Leber betrug 6 Tonnen. — Einer derselben war 15 Fuss lang. Unsre halb verhungerten Hunde erholten sich bey dem Aase dieses Fisches wieder. — Dienstags, den 14 Jänner Ich gieng gegen Mittag, da es klar Wetter war, aus, um die Sonne wieder einmal zu sehen, deren Anblick wir seit langen 52 Tagen ganz beraubt waren. — Aufs Ravnsöe sah ich sie hervor- kommen. Es war mir ein herzerhebendes Gefühl, dessen man nur in diesem Lande fähig ist, sie durch den zitternden Frostrauch op- tisch vergrössert und verschönert im Feuer und bluthrothen Glanze Godhayn 1812. 29 oe) > in Süden heraufsteigen zu sehen. Doch kaum war die Hälfte ihrer Scheibe erschienen, so sank sie schon wieder unter den Hori- zont. — — Der Komet wurde uns Abends um 5 Uhr auf eine Stunde sichtbar in Südwesten tief am Horizonte, und tauchte so- dann wieder ins Meer. Sonnabends, den 18 Jänner. Morgens 7 Uhr reiste ich mit Herrn Inspecteur MoTzrELDT und Herrn Rasmussen ab, um nach Kiviktok, dem 7 Meilen von hier im Diskofiord gelegenen Wohnplatze des Pensionisten JoHann DRENGHAN zu gehen. — Es waren in allem 6 Hundeschlitten. Ueber Land ist diese Stelle nur 5 Meilen entfernt. Wir giengen Auk- padlartok und Fortunebay vorbey, auf welchem Wege uns der tiefe Schnee, selbst auf dem Eise viel zu schaffen machte. Wir fuhren über das feste Land bey Kangarsuk, und kamen sodann über die Lachsbucht, nach dem Lachselve zu, welche Strecke ungefehr die Hälfte des Wegs ausmacht. Hier trafen wir den Grönlender Korkx, welcher ein paar Stunden früher fahren musste, um uns Spur im Schnee zu machen. Er war mit Hunden und Schlitten über eine Felsenwand herabgestürzt, und hatte die Knie- scheibe zerschmettert. Wir packten ihn auf einen Schlitten, und wendeten zur Kolonie zurück, wo wir nachts um 8 Uhr wieder ап-. kamen. Der Weg war uns eben so ungünstig als das Wetter, da wir den Wind mit einem heftigen Schneegestöber gegen uns hatten, welches unser Angesicht mit einer Eisrinde bedeckte, und uns zu- weilen ganz blind machte. — Sonntags, den 19 Jänner Stieg die Kälte bis zu 16 Graden. — Abends zeigte sich ein sehr schönes regenbogenfärbiges Nordlicht in Südwest. Der Komet war seit dem 14 Jänner aus unserm Gesichtskreise verschwunden. — Montags, den 20 Jänner. Wir reisten früh um 7 Uhr mit 4 Schlitten nach dem 7 Meilen von hier entlegenen Diskofiord ab, kamen um 9 Uhr nach For- tunebay, um 10 Uhr nach Kangarsuk. Diese Inseln bestehen aus grossen Lagern von feinblätt- rigem Hornblendschiefer, welche auf feinkörnigem Granit auf- liegt, die Næs seibst aus grünsteinartigem Basalt. Um 11 Uhr fuhren wir über die breite Lachsbucht, auf welcher das Eis sehr dünne war, doch lag gegen 2 Fuss tiefer Schnee über demselben. Als wir über das feste Land fuhren, welches nach dem Fiord sich hinabzieht, zeigte sich die Sonne in all ihrer Pracht, und schmückte das um den ganzen Horizont ver- breitete Gewölke mit einem unaussprechlich schönen Farbenreich- thume. Ihr brandrother Glanz, welchen doch das Auge ertragen Godhavn 1812. 385 konnte, verlohr sich durch unmerkliche Schwächungen in das herr- lichste Goldgelb, welches eine unermessliche Glorie in Westen um sie her bildete. Weiter hin in Nordwesten gieng dieses lebende Feuer in ein sanftes perlgrau und himmelblau über, welches sich in Norden in das schönste Indigblau und schwarzblau umwandelte und verstärkte. Uns gegen über bildete der Widerschein zwischen und auf den eisbedeckten Klippen der unzugänglichen Basaltkolosse das lieblichste Purpurroth, welches an den Spizzen dieser unersteig- lichen Naturobelisken in ein sanftes Rosenroth zerfloss. Weder die Feder noch der Pinsel ist im Stande, ein Gemälde zu entwerfen, welches in diesem sonst so freudenleeren winterlichen Lande, un- nennbar hohes Gefühl erweckt. Der sonst lobenswürdige Eifer der ältern Missionäre begieng ohne Zweifel einen grossen Fehler, dass sie nicht den alten tadelfreyen Nationalyebrauch der Eingebohrnen im Nordlande, dem Wiederkehren der Sonne ein Fest zu feyern, benüzz- ten, und diese rohen Naturmennschen an das Wesen erinnerten, welches diesen schönen Körper in seinen Bahn erhält, und ihnen zu seiner Zeit nach seiner Güte wieder zuführt. Mich deucht, eine solche Ermahnung, aus der reichen reinen Quelle der schönen wohlthätigen Natur genommen, müsste auch das kälteste Herz zur Andacht ent- flammen. Der Schnee, über welchen wir hingleiteten, war wie mit Brillianten besäet. Ebenfalls ein herrlicher blendender, aber dem Auge gefährlicher Anblick. Um 1 Uhr Nachmittags, eben als die ” Sonne sich hinter den saphirblauen Eisbergen des Meeres verlohr, deren Durchsichtigkeit mich an die Edelsteinklumpen der Feenwelt erinnerte, da ‘beyder Realitæt von gleichem Gehalte ist, fuhren wir nach dem Diskofiord hinab, und eine Stunde darauf kamen wir bey dem Grönländerhause des Pensionisten Jonann DRENGHAN zu Kivik- tok an. Dienstags, den 21 Jänner, Ich gieng auf Excursion nach den auf der Nordseite des Fiords aufsteigenden Felsenklüften und Basaltmassen. Die der See nächst anstehende Steinarten bestehen aus Trapptuff, in welchem doch ziemlich sparsam, Mesotype eingesprengt ist. Dieser Trapptuff macht auch hier die Unterlage der hohen Gebirge, und erreicht nie eine beträchtliche Höhe. Auf dem- selben liegt rother Eisenthon; diesem folgt Mandelstein, und die Gipfel bestehen aus Massenbasalt. Ich habe niemals in diesem Lande, und zu dieser Jahrszeit eine Berggegend besucht, wo der Schnee so tief und doch so weich war. Mit meinem drey Ellen langen Took (eine Art Stock, an dessen Ende ein zwey Zoll breites scharfes Eisen befestiget ist, ein Hülfsmittel um Schnee und Eis zu sondiren) konnte ich noch keinen XXXV. 25 386 Godhavn 1812. Grund finden, und an mehrern Stellen musste ich auf allen Vieren über den Schnee wegkriechen, um nicht zu versinken. Um zwey Uhr Nachmittags kam ich müde und bis aufs Hemde nass wieder nach dem Hause zurück. In der folgenden Nacht machte ein gewaltiger Südoststurm in der Diskobucht grosse Oeffnungen im Hise. Mittwochs, den 22 Jänner. Um 8 Uhr Morgens reisten wir wieder ab, giengen den nem- lichen Weg durch das Thal des festen Landes, woselbst uns ein heftiges Schneegestöber überfiel. — Wir mussten meistens hinter den Schlitten herlaufen, weil der Schnee an vielen Stellen einbrach. Als wir auf die Höhe der Landspizze Kangarsuk kamen, sahen wir, dass der Sturm der vorigen Nacht das Eis in der Bucht ge- sprengt hatte; doch konnten wir nahe am Lande bald auf dem Strandeise, bald auf den losen Eisstücken, Fortunebay vorbey und nach Godhavn kommen, welches wir Abends halb drey Uhr erreichten. (7 Meilen) Freytags, den 24 Jänner Weil sich unter dem Lande mehrere Oeffnungen im Hise zeig- ten, so wurden Morgens 6 Uhr die Schaluppen über das Strandeis hinausgeschoben, und wir giengen mit 4 Schaluppen auf Brand- wache. Gleich unter Udkig begegnete uns der erste Wallfisch, allein der Harpunier Jens Witte warf fehl, und der Fisch entkam. Wir ruderten hierauf gegen Südwesten, und kamen nahe bey einer Eisfläche einem Zuge von wenigstens 50 Wallfischen entgegen, der Harpunier Hans NıLsen sezzte seine Harpune in einen der grössten; sie hielt fest, und der Fisch lief unter der Eisfläche 151/2 Linie aus. Hier lagen wir nun über zwey Stunden an dem Fische fest, welcher auf dieser Seite nicht wieder hervorkam, und auf der ent- gegengesezzten Seite der Eisfläche war es des andern Treibeises wegen nicht möglich beyzukommen. Endlich gieng die Linie, ver- muthlich durch das anhaltende Scheuren derselben unter dem scharfen Eise, entzwey, und der Fisch entkam uns mit der Harpune dem Vorgänger und 13/4 Linie, der übrige Theil derselben wurde ge- borgen. Da das Treibeis uns einzuschliessen anfieng, so mussten wir weiter gehen. Wir ruderten gegen Osten, und sahen viele Fische. Um 1 Uhr Nachmittags sezzte der Harpunier Jens WILLE in einen jungen Wallfisch, welcher ebenfalls unter das Eis gieng und 4 Linien auslief. Ich gieng mit Herrn Assistent Branpt und dem Grönländer Harpunier CLaus ANGUTERPELLAK. mit zweyen Scha- luppen nach der entgegengesezzten Seite, wo er wahrscheinlich, um Luft zu schöpfen, heraufkommen musste. Hier kriegte er von CLaus den zweyten Harpunstich um 2 Uhr. Er gieng nur auf einige Mi- nuten unter, kam gleich wieder auf die Oberfläche, doch er war schon matt und fieng an Blut mit Wasser zu blasen, allezeit ein Beweis, dass die Lunge beschädigt ist. Nun gaben wir ihm mit Godhavn 1812. 387 den Lanzen vollends den Rest. Die Grönländer fielen wie heiss- hungrige Wölfe über ihn her, um Maktak (Stücke aus seiner Haut) zu schneiden; ein Gerichte, welches roh genossen wird. — Es schmeckt gut, und ist ein bewährtes Mittel gegen den Scharbok. — Endlich wurde der Fisch an die Schaluppen befestigt, und nach dem festen Land bogsirt, wo wir Aben!s 5 Uhr ankamen. Um 9 Uhr Abends hatten diese Menschen den obern also halben Theil des Fisches bis auf die Rippen geplündert. Sonnabends, den 25 Jänner. Nachmittags wurde der gestern gefangene Wallfisch geflenset. Er war jung, und gab nur 142 Tonnen Speck. — Die längsten Barden hielten nur 9 Fuss. Die Angabe des Specks ist nur richtig für die Quantität welche eingeliefert wird; denn die Grönländer be- halten allezeit einen grossen Theil für sich zum Verbrauche. Ein Theil geht auch mit dem Maktak, ihrem Nahrungsmittel verloren. Dienstags, den 28 Jänner wurde der Geburtstag seiner Majestät des Königs Friederichs VI mit einem fröhlichen Mahle in der Wohnung des Herrn Inspecteurs MotzreLor gefeyert, woran alle anwesende Offiziere theil nahmen. Aus Mangel an Pulver mussten die gewöhnlichen Salven unterbleiben. Freytags, den 31 Jänner. War die höchste Kälte für diesen Monat zu 201/2 Grad. Ich gieng der reinen Luft zu geniessen nach dem Berge Ounartor- soak. Der Anblick dieser feyerlichen Winterschönheiten kann auch frohe Gefühle erwecken. Monat Februar. Sonnabends, den 1 Februar zeigte sich auf dem Eise bey Kronprinzenseiland die Hälfte der Sonne blutroth wie in einem Spiegel, die andre Hälfte der- selben erschien regenbogenfärbig. Abends war ein starker Ring um die Venus zu sehen. Sonnabends, den 8 Februar. Nachmittags um 2 Uhr kamen Schlitten von Kronprinzens- eiland. Unter den Reisenden war auch Herr Pastor Harrz. Sonntags, den 9 Februar | Hielt Herr Missionär Harrz Grönländischen Gottesdienst, und Kommunion — und Dienstags, den 11 Februar Predigte er in Dänischer Sprache, und ertheilte den versam- melten Europæern das В. Abendmal. 225 388 Fra Godhavn til Umanak 1812. Mittwochs, den 12 Februar wurden zwey erwachsene Heiden getauft, und Dienstags, den 13 Februar Reisten die Fremden wieder ab. — Reise mit Hundeschlitten rund um die Diskobucht und nach @menak Sonnabends, den 15 Februar, Da Herr Inspecteur Morzreıpr seine gewöhnliche jährliche Amtsreise vornehmen musste, welche wegen der im Augustmonat angekommenen Englischen Schiffe in der Herbstzeit nicht statt finden konnte, so entschloss ich mich, auf sein gütiges Anerbieten, ihn zu begleiten; um so mehr da unsere ökonomische Einrichtung dieses beynah nothwendig machte. Wir reisten also heute Vormit- tags um 10 Uhr mit 4 Schlitten ab, und sezzten gerade über das Eis der Bucht, Komarfik vorbey, nach Kronprinzeuseiland, Godhavn in Südwesten belegen, (6 Meilen entfernt) woselbst wir um 1 Uhr Nachmittags ankamen, und bey Herrn Oberassistent FriepricH Freiscner über Nacht blieben. Das Eis war, ein paar Stromlöcher ausgenommen, fest und eben. Sonntags, den 19 [16] Februar. Morgens um 9 Uhr reisten wir mit 5 Schlitten von Kron- prinzenseiland ab, und kamen um 5 Uhr Abends nach Hunde- eiland zu Herrn Mörck, wo wir zu Mittags speisten. Das Eis war um diese Inseln herum sehr dünne und voller Stromlöcher. Wir mussten deswegen von hier aus einen Umweg um die Insel Kullen machen, giengen sodann durch einen Sund, Haröen vor- bey, wo die Strömung das Eis ganz durchgefressen hatte, dass wir kaum über dessen Trümmer kommen konnten, und kamen um 5 Uhr Abends zu Egedesminde an, wo Herr Missionär Hartz so gütig war, mir in seiner Wohnung Quartier zu geben. Abends zeigte sich ein schöner farbiger Nordlichtbogen, einem Regenbogen ähn- lich, welcher über den ganzen Horizont von Südosten nach Norden reichte, und über eine halbe Stunde flammte. Zu gleicher Zeit kam Abends um 6 Uhr eine Feuerkugel von Westen, gieng scheinbar horizontal nach Südosten, und sprühte regenbogenfärbige Funken von sich. — Dienstags, den 15 Februar. Nachdem wir einen Tag stille gelegen hatten, reisten wir heute Vormittags um 9 Uhr unter Begleitung von mehrern Be- kannten mit sieben Schlitten von Egedesminde ab, und giengen durch die Inseln. Ein halbtodter Hund lag auf dem Eise, von Fra Godhavn til Umanak 1812. 389 dessen Fleische bereits die hungrigen Raben speisten. Bey Nivak kam uns der Grönländer Jens mit Briefen und zwey Schlitten, wel- che tiichtig mit Narvalfleisch und Maktak beladen waren, entgegen. Als wir über die Südostbucht fuhren, trafen wir mehrere Grön- länder von Ikamiut, welche auf dem Mautok (Maupok) fange waren, und bereits 5 Seehunde hatten. Wir traktirten sie mit Branntwein. Für uns war der rohe gefrorene Maktak, womit uns der Grönländer Jens beehrte, ein vortreffliches Mittel, um den Durst zu löschen. Der Wind war äusserst beissend; ich erfror die Nase. Wir giengen zwischen den grünen Eilanden, und Tussak (Tussäme) durch, Nougme (Nouk) vorbey, und kamen um halb- sechs Uhr Abends nach Christianshaab. Donnerstags, den 20 Februar. Nachdem wir einen Tag zu Christianshaab bey Herrn GEISLER stille gelegen hatten, reisten wir wieder ab, und kamen um 12 Uhr Mittags zu Claushavn an, 4 Meilen von der vorigen Colonie ent- legen, wo wir bey Herrn Lammersen einkehrten, welcher in einem Grönländischen Hause wohnt. Die Kälte war heute bis auf 56 Grade gestiegen. Der Weissfisch und Narval, so wie auch der Seehund- fang war hier sehr gut gewesen. Lezterer war für dieses Jahr zu Egedesminde schlecht. Bis zu unserer Ankunft waren nur 221 Seehunde, 2 weisse und 7 blaue Füchse gefangen wurden. Auch zu Kronprinzenseiland, Hundeeiland und Christianshaab war der Winterfang für dieses Handelsjahr schlecht. — Die kleinen Inseln, welche von Egedesminde an bis nach Claushavn das feste Land bekränzen, haben in dem Granite beträchtliche Lager von Glimmerschiefer mit eingemengten kleinen Granaten. — Freytags, den 21 Februar. Reisten wir Vormittags um 11 Uhr mit 5 Schlitten von Claus- havn wieder ab. Ungeachtet es von hier nach Jacobshavn in ge- rader Linie über den Iisefiord nur eine Meile ist, so mussten wir, der vielen Stromlöcher wegen, welche sich um die zahlreichen Eis- berge dieses Fiords finden, um die Mündungen desselben herum nach der See hinaus einen Umweg von 5 Meilen machen. — Dem ungeachtet plumpten unsre Hunde an mehrern Stellen durch, und fielen ins Wasser. Der Grönländerblanding Vırras Orsen von Klokker- huk, welcher den Tag vorher diesen Weg zurückgelegt hatte, war unser Wegweiser. Als wir kaum eine halbe Meile vom Lande waren, mussten wir Halt machen über 1 Stunde, um den sichersten Weg durch das dünne Eis zu finden. Aus dem Eisfiord (Iisefiord) blies der Ostwind ausserordentlich beissend. Durch viele Krumm und Kreuzwege kamen wir endlich um 4 Uhr Abends glücklich bey Ja- kobshavn an, und logirten bey Herr Rovusine. — 390 Fra Godhayn til Umanak 1812. Dienstags, den 25 Februar. Nach einem Aufenthalte von drey Tagen reisten wir heute Morgens um 9 Uhr von hier ab. Die Kälte mit anhaltendem Ge- stöber verbunden war schmerzlich. — Das Thermometer stand, so wie die lezten drey Tage unveränderlich bey 36 und 3861/2 Graden Kälte, zu Jakobshavn. — Der Seehundfang, so wie die Kaleraglik- fischerey (Pleuronectes Cynoglossus) auf dem Eise gelangen daselbst in diesem Winter sehr gut. Wir reisten eine der Bänke vorbey, wo die Grönländer mit Fischen beschäftigt waren. — Um 12 Uhr sezzten wir über die Bucht Pakkitsok genannt, und kamen um ein Uhr nach Klokkerhuk, auf Arveprindsenseiland, wo wir im Grönlän- dischen Hause des Vormanns Jens DALAGER uns eine Stunde aufhielten (6 Meilen von Jakobshavn). Diese Stelle, welche zu Rittenbenks Distrikt gehört, ist dieser Winter aus Mangel der zum Walifisch- fange nöthigen Mannschaft unbesezzt, und der Vormann, welcher mit seiner Familie dermals allein daselbst wohnt, hat die Aufsicht über die Gebäude. — Das Eis der See war an der Landspizze oder dem Huk aufgebrochen; wir mussten also hier ein Stück Wegs über Land fahren. Wir fuhren Kangek, ebenfalls eine Landspizze, vorbey. Das Eis hatte hier herum viele Stromlöcher. — Kangek besteht aus Syenit mit grossen Lagern von Horn- blendschiefer. Um 5 Uhr Abends kamen wir endlich nach Rittenbenk halb erstarrt, wo wir an Herrn Mossin FLEiscHER einen freundlichen Wirth fanden. — Herr Missionär Bram von Jakobshavn, und Herr Ore Winpinc waren in Amtgeschäften hier. — Rittenbenk liegt 3 Meilen von Klokkerhuk, und neune von Jakobshavn. Donnerstags, den 27 Februar bemerkten wir hier Morgens um 2 Uhr eine totale Mond- finsterniss, deren Anfang um 2 Uhr war. Der Mond sah ganz kupferroth aus. — Freytags, den 28 Februar. Nachmittags um 2 Uhr reisten wir von Rittenbenk mit 5 Schlitten nach Torsukatek ab. Unser voriger freygebiger Wirth Herr Коозтме, welcher uns hieher begleitet hatte, kehrte mit seiner Frau nach Jakobshavn zurück. Wir kamen um 5 Uhr Abends nach der Insel Nougak (4 Meilen) wo wir in dem Grönländischen Hause des Katecheten Nıers Amacer übernachteten. Sonnabends, den 29 Februar, Sezzten wir unsre Reise nach Omenak weiter fort, und kamen um 7 Uhr Morgens ans feste Land (4 Meilen). Wir fuhren über die Skraabakke, und passirten sodann die Langebakke. Nach- mittags um zwey Uhr kamen wir nach dem steilen Berg Majoar- Umanak 1812. 391 soeitsiak. Als wir hier die Hunde vom Schlitten spannten, um sie vor uns den Berg hinunter laufen zu lassen, hatten wir den unbehaglichen Zufall, dass sie, weil sie ein paar Schlitten voraus- fahren sahen, im Thale davon liefen. Wir mussten uns also selber vor den Schlitten spannen, und denselben tiber eine Meile weit schleppen, bis wir endlich fiinf der Hunde im Thale bey dem Lachselv (Ekalluk) wieder erhalten konnten. Der Weg auf dem Hise dieses gefrorenen Stromes war sehr glatt und steil, und der in demselben hervorstechenden grossen Steine wegen schlimm zu befahren. Als wir hinab auf Omenaks Fiord kamen, erwartete uns der Grénlender Jens AMAGER, welcher drey von unsern Hunden aufgefangen hatte. Einer derselben war nicht mehr zn finden. Den Weg über das feste Land von Skraabakken bis Ekalluk (Ekallune) rechnet man auf 12 Meilen. Wir fuhren auf Omenaksfiord weiter nach Ikaresak zu (6 Meilen) kamen dahin um 5 Uhr Abends, giengen Omeneitsiak vorbey. Wir sezzten über spiegelglattes Eis nach Storöen, und erreichten endlich die Kolonie Omenak um 8 Uhr bey stockfinstrer Nacht. — Herr Inspecteur MortzrELpr war eine Stunde früher daselbst angekommen. — Monat Marz. Sonntags, den 1 Marz. Herr Pastor Bram, welcher einen Tag vor uns angekommen war, hielt heute Gottesdienst und Kommunion für die Europæer dieser Kolonie. Montags, den 2 Marz war Grönländischer Gottesdienst und Kommunion fiir die Ein- gebohrne. Auch wurden 9 erwachsne Heiden mit ihren Kindern getauft. Herr Inspecteur Morzrecor hielt Versteigerung über die Verlassenschaft eines mit einer Grönländerinn verheirathet gewesenen Kolonisten Svenn Larsen, eines Mannes, welcher als einer der fleis- sigsten Seehundgarnfänger dem Handel viel genützt hatte. Er hatte sich durch den Genuss einer tüchtigen Portion Seehundefleisch, und einer noch grösseren Menge von (vieleicht unreifen) Kräkebeeren den Tod zugezogen (vieleicht Blutgang). Mittwochs, den 4 März. Wurde 6 Paare, theils Grönländer theils Europæer, die lezte mit Grönländerinnen getrauet. — Freytags, den 6 Marz. Reisten wir nach einem Aufenthalte von 6 Tagen in einem Gefolge von 11 Schlitten von Omenak wieder ab, um 11 Uhr Vor- mittags. Wir fuhren in gerader Linie nach Omeneitsiak zu. Bey den dortigen Kaleraglikbänken erhandelten wir einige Fische. Wir reisten noch 2 Meilen weiter, und kamen um zwey Uhr Nach- mittags zu Ikaresak auf der Südseite der Insel an, wo wir in 392 Umanak 1812. dem Grönländerhause der Martae, Wittwe des im September ver- storbenen Kolonisten Svenn Larsen übernachteten. Ein Grünländer, welcher mit Herrn Winpine nach Godhavn zu reisen sich anheischig gemacht, und durch dieses Versprechen ihm ein paar neue Stiefel abgelockt hatte, hier aber ohne weitere Entschuldigung wieder um- kehren wollte, musste dieselben wieder ausziehen und sich mit seinen alten begnügen, um dadurch begreifen zu lernen, dass ein Mann sein Wort halten müsse. Der Katechet Jane, ein geschickter Seehundfänger und ein sehr redlicher ordentlicher Mann, war hier vor einigen Tagen gestorben. — Ein seltener Fall, dass ein Kate- chet zugleich ein guter Grönländischer Erwerber ist. — Der See- hundfang fiel hier, so wie zu Omenak diesen Winter glücklich aus. Zu Rittenbenk war er dagegen äusserst schlecht, so dass wir nicht einmal Futter für unsre Hunde bekommen konnten. — Ich gieng auf Excursion und zeichnete die Ansicht der Insel Omeneitsiak von dieser südlichen Seite. Ich stieg nach der steilen Felsenwand hinauf, welche gerade über den Grönländischen Häusern empor steigt. Hier sah ich grosse Lager von Hornblendschiefer, welche mit Gneiss abwechseln. Beyde Gebirgsarten liegen auf einem grobkörnigen Granit, welcher in seinem Gemenge adernweise viel derben dichten Epidote hat. — Der Feldspath dieses Granits ist zuweilen röthlich, zuweilen grau, und dann etwas labradorisch. Auch finden sich in diesem Urgemenge hie und da einzelne Kri- stallen von gemeiner Hornblende. — Man vergleiche damit das S. 311 u. 314 erwehnte. Um 6 Uhr Abends kehrte ich nach Hause zurück. — Sonnabends, den 7 März Reisten wir um 6 Uhr Morgens von Ikaresak ab, und kamen um 7 Uhr nach Ekalluk oder Lachselv. Aus dieser Felsen- kluft blies ein schmerzender Nordwind, welcher eigentlich von Süden zu kommen schien, aber richtiger gesagt, aus Norden durch die schmalen Thäler sich wälzte, und hier aus Süden herabstürmte. Als wir uns dieser Gegend näherten zeigte sich in Osten, als die Sonne so eben hinter dem Eisblink heraufstieg, über ihr eine schöne Feuersäule, vermutlich durch die Brechung der Sonnenstrahlen auf dem Rande des Eisblinks hervorgebracht. Sie färbte diese unver- gångliche Eisbrücke mit dem schönsten Purpurroth, und ein Feuer- meer, dessen Glanz das Auge kaum aushalten konnte strömte über die Oberfläche dieser himmelblauen Eismasse hin. — Wir fuhren nun über den spiegelglatten Lachselv hinauf, welcher sich zwischen Fra Umanak til Godhavn 1812. 393 2 steilen Felsenwänden bildet. Um 9 Uhr arbeiteten wir uns den steilen Majoarsoeitsiak hinan. Er war beynahe spiegelglatt, und dessen Schnee so hart wie Stein. Wir mussten uns hie und da Tritte in denselben hauen und so hinaufklettern, da die Hunde kaum im Stande waren sich und den Schlitten aufwärts zu bringen. Von hier aus, wo man gewöhnlich Mittag halt, das heisst, Butter- brod isst und einen Schnaps trinkt fuhren wir über Langebakke, deren Ende wir um halb 12 Uhr erreichten, und kamen endlich um 1 Uhr Nachmittags über Skraabakke auf der entgegen- gesezzten Seite hinab auf die See. Bey dieser Gelegenheit hvälzten ein paar Schlitten, doch ohne weitern Schaden. Wir fuhren durch Torsukatek nach dem Waygat hinaus, und giengen um die Insel Niakornak. Auf einer Ebene derselben steht ein dermalen bewontes Grönländisches Haus, auf welches alle unsre Hunde in vollem Galopp zurannten, welches sie gewöhnlich thun, weil sie bey solchen Stellen ihr Nachtquartier vermuthen, und gefüttert werden. Wir waren aber nicht dieser Meynung, und wollten noch Rittenbenk erreichen. Inzwischen hielt dieser Seitensprung, wie Seitensprünge zu thun pflegen, uns eine gute Weile auf, bis wir sie wieder aus einander bringen konnten, weil sie sich alle mit den Zugriemen in einander verwikkelt hatten. Um 5 Uhr Abends kamen wir endlich zu Rittenbenk an. — Diese Strecke von 20 Meilen hatten wir in 11 Stunden, den Aufenhalt unterwegs mit eingerechnet, zurücke- gelegt. Von Ikaresak nach Rittenbenk rechnet man auf dem Schlitten- wege 20 Meilen. Das Thermometer zeigte heute Abends zu Ritten- benk 33 Grade Kälte. Im verflossenen Jahre machte ich an dem nemlichen Tage meine obenbeschriebene Reise über das feste Land von Rittenbenk nach Omenak. Montags, den 9 März. Besuchte mich der Grönländerkatechet Henprix, welcher im vorigen Jahre als ich durch das Waygat reiste mit seinem Zelte zu Gamle Rittenbenk (Sakkame) stand. Er lag damals eines zer- quetschten und äusserst übel zugerichteten Fingers wegen krank. Er dankte mich nochmals für die Arzneymittel, welche er von mir erhalten hatte, und verehrte mir ein Seehundefell. Sein Finger war in vollkommen gutem Stande. — Dienstags, den 10 März, traten wir endlich, nachdem wir zu Rittenbenk zwey Tage stille gelegen hatten, in einem Gefolge von 12 Schlitten unsre Rückreise nach Godhavn an. Wir fuhren um halb neun Uhr Morgens ab, giengen Söndreöe, wo gefährliche Stromlöcher sind, und Kangek vorbey, sezzten über das Waygat (5 Meilen) und erreichten um 2 Uhr Flakkerhuk (4 Meilen) — um 4 Uhr Skandsen (4 Meilen) — um 6 Uhr Makkak (4 Meilen) und kamen über Iglytsiak Ippik, und Assungasungarsoak, um 394 Godhavn 1812. 9 Uhr Abends nach einer Reise von 27 Tagen mit Hundeschlitten zu Godhavn (6 Meilen von Makkak) an. — Man rechnet von Rittenbenk nach Godhavn 24 Meilen auf diesem Wege. — Der Wind bles sehr scharf, und das Thermometer zeigte bey unsrer Ankunft 29 Grade Kälte. — Aufenthalt zu Godhayn. Mittwochs, den 11 Marz. Abends 8 Uhr kam Herr Rovsıns mit Familie und Herr Mis- sionär Bram von Jacobshavn hier an. — Das Eis war so gut und sicher, dass sie quer über die Diskobucht sezzen konnten. Während unsrer Abwesenheit von Godhavn hatte die strenge Kälte all das Getränke, welches wir hatten, verdorben. Sechs Tonnen Bier nem- lich, welche kurz vor unsrer Abreise mit dem lezten Reste Brenn- holz gebrauet wurden, waren steinfest gefroren, und die Böden aus den Tonnen gesprengt, ob sie gleich in einem Keller lagen, über welchem täglich geheisst wurde. Freytags, den 12 [13] März waren zu Godhavn bey dem Herrn Inspecteur 15 Europäische Männer und zwey Frauen versammelt, welche von den in der Bucht liegenden Kolonien mit Schlitten hieher auf Besuch gekommen waren. Es ist etwas seltenes hier im Lande in so zahlreicher Menge sich des gesellschaftlichen Lebens freuen zu können! — Sonnabends, den 14 März Gieng ich mit auf Brandwache. Das Eis war ein gutes Stück unterm Lande aufgebrochen, und es liessen sich mehrere Wallfische sehen. Da aber das Eis mit dem Winde wieder unters Land sezzte, so mussten wir uns tummeln, um die Schaluppen wieder in Sicher- heit zu bringen. Montags, den 16 März Reisten die uns besuchenden Fremden wieder nach ihren Wohn- pläzzen in die Bucht zurück. — Mittwochs, den 18 März Gieng ich mit auf Brandwache. Wir sahen nur einen einzigen Fisch, welchem aber des dünnen Eises wegen nicht beyzukommen war, ungeachtet wir ihm 2 Meilen vom Lande nachruderten. Doch wurden heute zwey grosse Weissfische (Delphinus albicans) ge- fangen. Sonnabends, den 28 März. Fuhren wir nach Fortunebay zu den Stromlöchern auf Fischerey, fiengen aber nur ein paar Dorsche. Godhavn 1812. 395 Monat April. Mittwochs, den 1 April. Das Eis der Diskobucht war seit dem lezten Nordoststurm (den 30 März) ein beträchtliches Stück aufgebrochen, doch liessen sich keine Wallfische sehen. — Sonnabends, den 4 April Sahen wir bey den Oeffnungen im Eise viele Wallfische blasen, allein es hatte sich in den lezten beyden Tagen das Eis um God- Вауп herum wieder festgelegt, so dass man nicht auf Brandwache ausgehen konnte. Montags, den 6 April Brach das Eis abermals unter Godhavn, und ein grosses Stück in die See hinaus, und trieb westwärts; doch sezzte es Mittwochs, den S April wiederum unter Land. Heute wurden bey der Kolonie von den Grönländern abermals 2 Weissfische im Kajak gefangen. Die Witterung war in einem fort äusserst rauh und stürmisch mit um- laufenden Winden, Thauwetter, Schnee, und Gestöber. — Sonnabends, den 11 April. Sahen wir Morgens um 4 Uhr wider alles Erwarten bereits vier Englische Wallfischfängerschiffe, welche westlich von Kron- prinzenseiland bey der Insel Okkak und süd süd westlich im Eise herumkreuzten. Sie waren gegen 4 Meilen von Diskoland entfernt, und hielten Abends östlich und nordöstlich gegen das Waygat zu. Sonsten pflegen sie erst am Ende des Aprils auf diese Höhe zu kommen. Wir giengen um 6 Uhr Morgens mit 4 Schaluppen auf Brandwache, ruderten zuerst unterm Lande bis zu Pehr Damms Skib (2 Meilen) hinauf, sezzten hierauf die Seegel bey und giengen bey dem Winde zwischeu die Eistrümmer. Daselbst trafen wir einen einzigen Wallfisch, welchem wir aber des Eises wegen nicht bey- kommen konnten. — Um 4 Uhr Nachmittags kehrten wir unvor- richteter Sache wieder nach dem Lande zurück. Wir waren einem der Englischen Schiffe bis auf anderthalb Meilen nahe gekommen; es hielt aber von uns ab nach der offenen See zu. — Sonntags, den 12 April Sahen wir abermals drey andre Englische Schiffe in Westen zwischen dem Eise seegeln. — Montags, den 13 April. Hielten wir abermals Brandwache, weil sich zwischen dem Eise mehrere Wallfische sehen liessen. Zwischen ein und zwey Uhr Nachmittags sezzte Herr Assistent Braxpr die erste Harpune in 396 Godhavn 1812. einem ziemlich grossen Wallfisch weiblichen Geschlechts. Er lief sieben Linien aus, und hielt sich beständig in der Oberfläche des Wassers, da das Meer an dieser Stelle nicht sehr tief war. Der Speckschneider Hans Nitsen gab ihm die zweyte Harpune, doch er blies schon nach dem ersten Harpunstiche Blut. Der Catechet Jens Witte war der erste, welcher ihm mit der Lanze beykam. Um 2 Uhr war er schon todt, und um 6 Uhr Abends wurde er in der Pauls Bucht unter Land gebracht und befestiget. Um 5 Uhr kam das Engl. Schiff Truelove, geführt von Kapi- tän Watson dem Lande ziemlich nahe. Es ist das nemliche Schiff, welches im vorigen Jahre unter Anführung des Kapitäns Foster auf dem Königlich Dänischen Handelsversuchplazze zu Tessiursak, 20 Meilen nördlich von der Kolonie Upernavik eine Menge Thran und Felle raubte. Dieser Kapitän Foster wurde deswegen bey seiner Zurückkunft, der mit den Englischen Schiffern von Herrn Inspecteur MoTzrerpr eingesandten Klage zu Folge, von seiner Re- giering der Führung des Schiffes entsetzt. Sie soll auch, einer Sage zu Folge auf jede Torne in Grönland geraubten Thrans eine Geldstrafe von 200 Pfund Sterling gesezzt haben. Der gegenwär- tige Führer des Schiffs scheint ein sehr gefälliger Mann zu seyn. Er legte unter Godhavn bey, und zog die Flagge auf, um uns einen Brief erhalten zu machen, welchen er bey seiner Vorbeyreise von Holsteinsburg aus von dem dortigen Handelsverwalter Herrn @вбк- warn an Herrn Inspecteur Morzrezrr zur Bestellung übernommen hatte. Auch sandte er uns eine Verehrung von Kartoffeln und Zwiebeln, einige Zeitungen, und ein Billet, in welchem er uns mel- dete, dass der Krieg zwischen England und Dännemark gegen den Wunsch und Willen der Englischen Nation bisher noch fortdaure; eine Nachricht, welche uns alle sehr niederschlug. Herrn @вбк- wazps Bericht von Holsteinsburg aus waren ebenfalls sehr traurig: „Die Noth im Südlichen Grönland sey sehr gross: Der Fang für die Grönländer habe ebenfalls fehlgeschlagen: Sie hätten nur drey Wallfische gefangen, von welchen sie den dritten durch Sturm im Hafen noch missen müssten; die beyden andere geborgene Fische hätten 222 Tonnen Thran gegeben: Der Garnfang auf Seehunde hätte ebenfalls daselbst ganz fehlgeschlagen und nicht mehr als 17 Tounen Speck eingebracht.“ — Aus den magern Zeitungen, welche wir bey dieser Gelegenheit erhielten, konnten wir über den gegenwärtigen Zustand in Europa nichts erfahren. Mittwochs, den 15 April Giengen wir abermals auf Brandwache, aber vergebens. Die wenigen Wallfische, welche wir sahen, waren so scheu, dass wir ihnen nicht beykommen konnten, ob wir gleich bis Sonnenuntergang auf sie lauerten. — Auch sezzte das gebrochene Eis oder Treibeis dem Lande zu. — Wir sahen heute neun Englische Schiffe in der Bucht. — Godhayn 1812. 397 Donnerstags, den 16 April Heute wurde der am Montag gefangene Wallfisch geflenset, und in der Nacht drauf der Speck aufs Land geborgen. — Der Fisch hatte Barden zu zehen Fuss Länge, und gab, das ungerech- net, was die Grönländer sich davon nahmen, 44 Tonnen Speck. Zwey Englische Schiffe näherten sich dem Lande bis auf eine halbe Meile, aber der Oststurm jagte sie bald nach Westen, und das Eis hinter ihnen her. Von einem derselben, Kapitän Lawson erhielten wir die schriftliche Nachricht, dass Grönland dieses Jahr abermals von einem oder zweyen auf Kosten der Englischen Regierung mit Proviant versehenen Schiffen besucht, oder heimgesucht werden würde, und .dass kein Dänisches Schiff kommen werde. Sonnabends, den 18 April. Vom Donnerstag an zeigte sich dieser Monat in seiner gewöhn- lichen unangenehmen Gestalt. Es stürmte in einem weg, meistens aus Südwest. Die dikke neblichte Luft gab uns in diesen drey Tagen zu der bereits ungewöhnlich grossen Menge Schnee noch eine tüchtige Zugabe. — Wir konnten seit einigen Tagen keines der Englischen Schiffe sehen. — Sonntags, den 26 April Erhielten wir durch den Englischen Wallfischfänger-Kapitän Joan Davipsen von Leith die ersten ausführlichen Nachrichten aus Europa. Er erzählte unter andern, dass das Schiff Freden von einem Kaper the Rifflmann aufgebracht nach Leith hineingebracht, aber wieder freygegeben worden wäre. — с Dienstags, den 28 April. Verliess der Zimmermann FRIEDERICH MöLLer und der Reserve Zimmermann Ore Nizsen heimlich die Kolonie, und beyde nahmen am Bord eines der vor Anker liegenden Englischen Schiffe Dienste. Der lezte ist mit einer Grünländerin verheirathet und Vater zu 3 Kindern. — Er nahm noch seinen Proviant für den künftigen Monat entgegen, bevor er entwich. — Die schlechte unbeständige Witte- rung dauerte mit Regen, Sturm und Schnee ununterbrochen fort; das gebrochene Eis trieb in der Bucht hin und her. — Der Fang der Grönländer war äusserst schlecht, auch liess sich kein Wall- fisch sehen. — Monat May. Freytags, den 1 May. Der Monat begann mit Sturm, Regen und Schnee, welche Witterung bis auf den 41 unausgesezzt fortdauerte. Die Bucht lag vollgepropft mit Eis, welches hie und her trieb. Mittwochs, den 6 May war ich auf Exeursion, und fand unter den Felsenwänden die ersten Kopaunauarsut ( Emberiza nivalis, Schneeammer) die Vorboten 398 ‘ Godhavn 1812. des Frühjahrs. — Doch kamen sie des vielen Schnees wegen noch nicht zu den Häusern hinab. — In der Nähe von Siorarsoak sah ich nesterweise Anal- cime mit Haarzeolith in gemeinem Basalt. — Acht englische Schiffe lagen des vielen Treibeises wegen bey Anlägg vor Anker. Sonnabends, den 9 May Gieng ich Vormittags auf Excursion nach Ounartoarsük. Ich fand dorten in einer Felsenwand Stilbit in 6 seitigen Tafeln, ganz mit Haarzeolith durchwachsen. Dienstags, den 12 May Die 14 Englischen Schiffe, welche gestern, da der Wind Oef- nungen im Eise der Bucht gemacht hatte, ostwärts geseegelt waren, wendeten heute wieder um, und richteten ihren Kurs Godhavn vor- bey nach Nordwesten. Wir hatten in diesen Tagen 8 bis 10 Grade Kälte, und viel Schneefall. Donnerstags, den 14 May Nachmittags sahen wir zwey Englische aus Westen kommende Schiffe, welche mehrmalen versuchten, sich dem Lande zu nähern. — Ich gieng auf Excursion nach dem Berge Akkiarut, einem unserer Wohnung gegen über liegenden Basaltberge, und fand Chabasie mit abgestumpften Ekken und Kanten, Stral und Haarzeotith in Basalt. — ° Es giengen in der Nähe mehrere durch des Eis losgesprengte Basaltmassen nieder, und der Weg war durch den in den lezten Tagen gefallnen Schnee sehr schlecht. Freytags, den 15 May. Morgens um 2 Uhr kam der Englische Kapitän KRISTOFFERSEN in unserm Hafen, vom Eise gedrängt vor Anker. Nachmittags um 7 Uhr bogsirte er sich von hier aus durch das Eis unter dem Lande weg bis nach Karartut oder Sorte Huk, eine halbe Meile von Godhavn gegen Osten. — . Sonnabends, den 16 May Das Schiff the Brother kreuzte durch das Eis, Godhavn vorbey nach Osten zu. Ich war auf Excursion nach Ravnée. Sonntags, den 17 May. Heute als am Pfingstsontags wurde Gebet bey der Loge ge- halten. Godhavn 1812. 399 Freytags, den 22 May. In der Nacht vom 21 zum 22ten fiel gegen 1/2 Elle tiefer Schnee. Abends um 11 Uhr kamen Postexpressen von Holsteins- burg mit Briefen aus dem südlichen Grönland hier an. о Sonnabends, den 23 Мау. Gegen Abend nähert sich der Kapitän Tomas Marscaat füh- rend die Fregatte John Marschal dem Lande, um ein paar Briefe von Leith an dem Herrn Inspecteur abzugeben. Sonntags, den 24 May. Abends liessen sich mehrere Wallfische sehen; wir giengen deswegen auf Brandwache aus, und kreuzten bis gegen Mitternacht. Aber es war vergebene Miihe; die Fische waren scheu und unruhig. — Mittwochs, den 27 May Heute Vormittags zeigte sich ein besonderer grauer und dicker Nebel, welcher das ganze Land und die See einhiillte, ob wir gleich über uns den reinen blauen Himmel hatten. Er zog nach Westen ungeachtet es ganz stille zu Lande und auf der See war. Gegen Abend sahen wir ein Englisches Schiff, welches nach Osten zu seegelte. Donnerstags, den 28 May. Der Nebel zeigte sich wie gestern. Auf den Spizzen der Ge- birge stehend ist diese Erscheinung gewöhnlich. — Abends reisten die Südlichen Posten wieder zurück. Freytags, den 29 May liess sich die Anas Bernicla, der Vorbote des Sommers, in grossen Zügen sehen. Ich war auf Excursion nach Ravnsöe. Diese Insel be- steht aus Gneiss, welcher zuweilen in Glimmerschiefer über- geht. Dieser hat horizontale Adern von grobkörnigen rothen Granit. Bey Upernaviks Nes fand ich Aventurinfeldspath im Gneiss. — Monat Junius. Montags, den 1 Junius. war ich auf einer Fusswanderung nach Aukpadlartok 11/2 Meile von Godhavn. Ich nahm den Weg über den Berg Ounartorsoak, und fand im Thale, welches beyde genannte Berge trennet, in einem eisenschüssigen zum Theile aufgelösten Mandelsteine rothen körnigen Zeolith, Chabasie mit abge- stumpften Ecken und Kanten des Rhombus im Basalt, ferner 400 Godhavn 1812. Chabasie in vollkommenen Rhomben, und Stilbit in rhombischen und 6 seitigen piramidalen zum Theile hohlen und von der Steinart rothgefarbten Afterkristallen ebenfalls in Basalt — rothen Eisenthon in horizontalen Gängen zwischen Wakke — und bituminéses Holz von stänglich abgesonderten Stücken nesterweise in Wakke. — Der Weg dahin war, der vielen kleinen Eisblinke, des tiefen einbrechenden Schnees und darunter strömenden Wassers wegen sehr beschwerlich. Um 10 Uhr Abends kam ich nach Hause. Mittwochs, den 3 Junius о Gieng ich auf Excursion nach der Kluft Kognersoak im Berge Ounartorsoak, und stieg über den Eisblink bis auf das höchste Ende desselben hinauf. Hier sah ich einen das mensch- liche Auge hinreissenden Anblick. Der geschmolzene Schnee brauste unter der über ihn gewölbten Eisbrücke mit Allgewalt hervor, und stürzte über eine beeiste gegen dreissig Ellen hohe Felsenwand hinab. Die Sonne bestrahlte diese blendende Säule, und schmückte sie mit den brennendsten Farben des Regenbogens. Hie und da war dieser unbändige Strom noch mit der dünnen hie und da zer- fressenen Eisrinde des vorigen Winters wie mit einem Schleyer umhüllt, durch welchen sich einzelne feine bogenförmige Wasser- strahlen drängten. So ein Anblick belohnt mit Wucher die saureste Mühe. — Donnerstags, den 4 Junius Morgens 2 Uhr kamen die Postexpressen mit Briefen aus dem südlichen Grönland an, welche die Nachricht brachten, dass Kapitän KraGH mit der Galease Selhunden den 20%? May zu Nye Sukker- toppen angekommen sey. Ich erhielt keine Briefe aus Europa, so sehnlich ich auch dieselben erwartete. — Sonnabends, den 8 Junius seegelte ein Engl. Schiff vorbey, Kronprinzenseiland zu. Mittwochs, den 10 Junius In der Nacht vom 9t& bis 10 brach das Eis in dem Hafen der Kolonie, und trieb auch mit der Ebbe grösstentheils hinaus. Doch fiel zu gleicher Zeit eine solche Menge Schnee, dass das Land grösstentheils davon überdeckt ward. Freytags, den 12 Junius Gieng ich auf Excursion nach Upernaviks Nes. Hier bildet der Avanturinfeldspath lothrechtstehende Gänge im Gneisse, welcher bald in Granit bald in Hornblendschiefer Godhavn 1812. 401 übergeht, da der Feldspath sich ganz verliert, und an dessen Stelle die Hornblende tritt. Der Quarz ist an mehrern Stellen von Kupfergrün gefärbt. In dem rothen Feldspath sind, ob- gleich selten, kleine Moroxitkristalle eingewachsen. An einigen Stellen ist der Granit auf der Oberflache rostbraun gefarbt. — Sonnabends, den 13 Junius Reisten wir Vormittags um halb 12 Uhr mit einer Schaluppe aus, um auf den nächsten Inseln der Diskobucht Seeschwalbeneyer zu sammeln. Um 3 Uhr Nachmittags erreichten wir die sogenannten 3 Brandweinsscheeren, grönländisch Ausussoit genannt. Sie sind von Godhavn 3 Meilen in Südwesten entlegen. Von diesen steuerten wir nach der Insel Komarfik zu, wo sich gewöhnlich zur Brütezeit viele Meerschwalben (Ternen) zuweilen auch einzelne Theiste und Eidervögel aufhalten. — Das Gestein dieser Insel, auf welcher ehemals der Wall- fischfang getrieben wurde, besteht abwechselnd aus Granit und Gneiss, in welchen breite lothrechte Gänge von grobkörnigem Granite liegen, in welchem braunrother, grossblättriger Feld- spath den vorwaltenden Gemengtheil ausmacht. Von hier aus giengen wir nach ein paar andern Inseln, und sodann nach der Insel Kaksarsoak, wo wir offene Tafel hielten, das heist: im Freyen Butterbrod und Eyer schmausten. — Die Insel be- steht ganz aus dem nemlichen Gesteine wie die vorige, bloss dass der Gneiss den grössten Theil derselben ausmacht. Um 9 Uhr Abends sezzten wir nach den Brandweinsscheeren (Ausussoit) über, welche alle drey aus Gneiss und Glimmer- schiefer mit Lagern von Hornblendschiefer bestehen. Wir sam- melten hier etwas Cochlearia und Eyer, und traten sodann nach Mitternacht Sonntags, den 14 Junius die Rückreise an, und kamen um 4 Uhr Morgens nach Godhavn. Montags, den 15 Junius wurde Brandwache gehalten, und um 6 Uhr Abends ein grosser Wallfisch erlegt. Es liessen sich noch ein paar andere sehen, wel- che aber sehr ungestüm waren und schnelle Fahrt schossen. Um Mitternacht brachten wir ihn in der Pauls Bucht in Verwarung. ХМ. 26 402 Godhavn 1812. Dienstags, den 16 Junius Nachmittags gieng ich auf Excursion nach Koorsoak oder den grossen Elv zwischen Imnarsoit und Akkiarut, und fand da- selbst in Basalttuff ein porphyrartiges Gemenge, welches aus fas- rigem und haarförmigem Zeolith mit einer einsizzenden pechähn- lichen und pechschwarzen wakkenartigen weichen Steinart besteht. Im Basalt bemerkte ich ein graulich grünes ins lauchgrüne sich ziehendes Gestein, welches von feinen Kalkspathtrümern durchzogen, weicher, leichter und minder spréde als der Ba- salt ist, einen ebenen, sehr feinsplittrigen Bruch und Thon- geruch hat. Um 10 Uhr Abends gieng ich zurück. — Mittwochs, den 17 Junius Heute wurden mehrere Wallfische gesehen; da aber schwere See gieng, so konnte keine Brandwache gehalten werden. Der vor- gestern gefangene Wallfisch wurde in den Hafen der Kolonie ge- bracht. — Er war beym Fange sehr wild, und lief 21/2 Linien aus. Der Grönländer CLaus ANGUTERPELLAR sezzte die erste, und der Grönländer Josepa TırkAk die zweyte Harpun in ihn, worauf er endlich mit vielen Lanzenstichen getötet wurde. — Er war ein weib- licher Fisch; die viele Milch zeigte, dass er erst neulich gebohren hatte. Dessen Länge betrug 67 Fuss — die längsten Barden betrugen 111/2 Fuss. Der Fisch war sehr alt, um die Blaselöcher und auf dem Bauch ganz weiss, der Maktak hart und zähe, der Speck weiss und knorpelicht, und, ob er gleich einen Fuss diek war, war er doch mager an wirklichem Thrane. — Der Fisch hatte den grössten Theil seiner Schwanzspizzen und einen Theil seiner Flossenspizzen, vermuthlich in Gefechten mit dem Schwertfische (Delphinus Orca, grönl. Ardlurksoak) verlohren. — Donnerstags, den 18 Junius Heute wurde ein Finnfisch /Balena Physalus, grönländisch Tunnolik) gesehen. Die Grönländer gehen nach diesen Fischen nie auf den Fang aus, weil sie sehr wild sind, und stark laufen. — Dienstags, den 25 Junius Fiel abermals ein dicker tiefligender Nebel, wie den 27" und 28" May. Ueber uns hatten wir die klarste Luft. Ich war auf Excursion nach Keporkarfik, wo ich den- mehr- malen bemerkten Avanturinfeldspath, welcher in gangartigen Godhavn 1812. 403 Raumen vorkomt, und Turmalin in zusammenverwachsenen Kristallen in Granit antraf. — Freytags, den 26 Junius Gieng ich auf Excursion nach Upernaviks Næs, wo ich in dem rothen grobkérnigen Granit schwarzen Glimmer in 6 seiligen Tafeln kristailisirt fand. Dienstags, den 30 Junius Morgens um 8 Uhr kamen Postexpressen aus der Diskobucht bier an, welche meldeten, dass der Fang dorten sehr mittelmässig wäre. Ein gleiches hörten wir auch von zwey Kajaksmännern, wel- che aus dem Diskofiord kamen. Ich war auf Excursion nach Ka- rartut, am Seestrande hin. — (Grönländisches Handelsjahr 1813) Monat Julius. Sonnabends, den 4 Julius Morgens um 6 Uhr kam Herr Assistent Schape von Omenak mit der Jacht Hvalen durch das Waygat hier an, um Proviant für die Kolonie abzuholen. Montags, den 6 Julius gieng ich nach Itibliarsuk, und fand im grauen Granit eingemengten magnetischen Eisenstein, sehr feinkörnigen Zinn- zwitter, und Moroxitkristalle. — Dienstags, den 7 Julius kam ein Englisches Schiff auf seiner Rückreise bey Kron- prindsenseiland vor Anker um Wasser einzunehmen. Seit einigen Tagen sahen wir viele Finnfische unter Land. Montags, den 13 Julius Abends kam ein Umiak aus dem Diskofiord an, welcher die Trümmer eines andern Umiaks, welcher vermuthlich irgendwo ver- unglückte auf einer der äussersten Inseln dieses Fiords von der See aufgeworfen, gefunden hatte. Sonnabends, den 18 Julius Morgens um 6 Uhr gieng Herr Assistent Branpr mit der Jacht Omenak nach Upernavik unter Seegel, um die dorten sich noch befindende Mannschaft abzuholen, und die Kolonie ganz zu verlassen, da man bey gegenwärtiger Lage der Dinge einen so fern entlegenen Handelsplatz weder mit Proviant versehen noch auch 26” 404 Disko- og Mellemfjord 1812. dessen Produkte abholen und benüzzen konnte. Herr Rasmussen gieng mit der Schaluppe Urhan auf Treibholzsammlung. Dienstags, den 21 Julius Gieng ein ungeheurer Eisberg, welcher lange Zeit in der Nihe von Godhavn in Westen gestanden hatte, gegen Abend mit fürchter- lichem Krachen in Triimmer. — Herr Rasmussen kam vom blauem Berge mit Treibholz. — Mittwochs, den 22 Julius Gegen Mittag kam Herr Rousine mit der Jacht Svertfisken in Upernavikshafen vor Anker. Um 4 Uhr Abends Herr RosBacx von Rittenbenk mit Martinette um Proviant. Der Mangel an Pulver und Bley verursacht schlechten Fang. Kangerdlük und Kangerdluarsük. Sonnabends, den 25 Julius Abends um 9 Uhr reiste ich mit des Herrn Inspekteurens Umiak von Godhavn ab. Um 11 Uhr giengen wir Kangarsük vorbey. Ueber diese Küstenstrecke habe ich mich schon an meh- rern Stellen in meinem Tagebuche, über Kangarsuk und Fortunebay aber insonderheit S. ... und 381 erkläre. Es gieng, unge- achtet es meistens ganz stille war, noch von gestern ziemlich starke nördliche See. Wir sahen viele Seehunde, und einige Finn- fische, welche auf der Oberfläche des Meeres spielten, und unserm Umiak ziemlich nahe kamen. Bey Kangarsük hat das Wasser meh- rere Untiefen eine gute Strecke nach dem offenen Meere zu, und die Wuth der Brandungen besonders bey nördlichen und südlichen Stürmen ist unbeschreiblich. Diese Stelle ist im Winter eine der besten für Godhavns Eisgarnfang auf Seehunde; nur Schade, dass des unsichern Eises wegen, welches vom Seegange so leicht und oft zertrümmert wird, viele Garne verlohren gehen. — Sonntags, den 26 Julius Um 1 Uhr Morgens giengen wir Naviarsoit, oder Maage- field vorbey. Das Trappgebirge ist hier ausserordentlich steil, und reicht bis in den Grund des Meeres hinab. Und doch muss man sich über ungeheure natürliche Halden von Felsenstükken und Gruus : hinaufarbeiten, bevor man zum fest anstehenden Gebirge kommen kann, welches jedoch hie und da durch die Seitentrümmer durch- sticht. In diesen ungeheuren zum Theil überhängenden Felsen- mauern nisten viele tausend Vögel, vorzüglich die Mallemukken (Procellaria glacialis), die Mæwe (Larus glaucus), und der Seerabe (Pelicanus carbo) doch sind ihre Nester der Steilheit des Berges wegen grösstentheils unerreichbar. — Diese Felsen bestehen durchaus aus Basalt, und zwar Massenbasalt, mit schmalen Gängen von rothem Eisenthone Disko- og Mellemfjord 1812. 405 durchschnitten. Sie haben wenig eingemengte fremdartige Fossilien. — Endlich kamen wir um 5 Uhr Morgens, nachdem wir eine Menge kleiner Landspizzen vorbeygefahren waren, welche bey schweren Stiirmen von der See überspühlt werden, an die lezte derselben Ungosiviarsük oder Mudderbugt woselbst ein guter Boots- hafen ist. Hier nisteten dieses Jahr Ternen, etwas ungewühnliches an dieser Stelle. Das Küstenland besteht aus Säulenbasalt, ist schroff, aber nicht hoch. Hier beginnt die Miindung von Kanger- dluk oder Diskofiord. Diese Miindung ist voller Untiefen und kleiner Klippen, ein beträchtliches Stiick nach der See hinaus. Die grésste derselben, Saitok genannt, bildet eine kleine Insel, auf welcher die Grönländer des guten Seehundfanges wegen zuweilen sich einfinden. — Sie ist mit Muschelsand und Geschieben ganz überdeckt, welche theils dem Flöztrappe theils dem Urgebirge an- gehören. — Im Sande findet sich eine ungeheure Menge von Wall- rossknochen, zuweilen von ganzen Skeletten, welche wenig verändert sind, die Zähne ausgenommen, welche auf der Oberfläche hie und da Spuren von Calcination zeigen. Die Tradition der Grénlender berichtet, dass diese Thiere hieherkommen sollen, wenn sie dem Tode nahe sind, um zu sterben. Um 7 Uhr Morgens kamen wir bey Kart Ecenes Winterwohnung, Malligiak genannt, an, wo wir Halt machten, und unser Frühstück Brod mit gedörrten Fischen verzehrten. Um das Haus herum wächst üppiges Gras, doch die schwarzen Basaltsäulen, nackt und kahl, machen damit einen schau- rigen Kontrast. Um 8 Uhr Morgens erhub sich ein scharfer Nord- westwind, Wir reisten ab, setzten schräg über den Fiord, und giengen Kangerdluarsüks Mündung und Nangirsæt, die vorige Winterwohnstelle Jonany Drencnans vorbey. Um 12 Uhr kamen wir an die Nes Ikkinek, hier wurde vorigen Sonntag der Grön- länderblanding Peper Amacer begraben. Er war ein frischer starker Mann, und starb an einer besondern Krankheit. Er fühlte nemlich ein paar Tage vor seinem Tode heftige Schmerzen in den Ohren, fieng dann am ganzen Leibe stark aufzuschwellen an, welches sich den dritten Tag mit dem Tode endigte. — — Wir wendeten von Ikinek nach dem nördlichen Arm dieses Fiords, und erreichten endlich um Mittagszeit den Fischplatz Ekalluit (Ekallungoit), wo ich in Jonann Drencuans Zelt mein Quartier nahm. Ausser ihm stand noch der Katechet Jens Witte, der Grönländer Таков Kotkk und der Grönländer Karprınsa mit ihren Angehörigen hier auf dem Fange. — Die Lachsfischerey gieng diesen Sommer anfänglich gut von statten, hörte aber auf einemmale auf. — Nachmittags gieng ich auf Excursion nach dem über dem Zelteplazze sich erhebenden Berge Karsoengoab-kakeit. Er wird von mehrern kleinen lothrecht herabstürzenden Berg- 406 Disko- og Mellemfjord 1812. strömen durchschnitten, welche das Aufsteigen äusserst be- schwerlich machen. — Das erste über den Steinschutt sich erhebende sichtbare Gestein ist Massenbasalt, in welchem Mesotype kristallisirt in kleinen vierseitigen Prismen mit vier- flächiger Zuspizzung nierenweise eingewachsen ist. Auf dem- selben liegt rothbrauner stark eisenschüssiger mit vielen Nieren durchwachsener Mandelstein, welcher sehr spröde und bröck- lich ist. In demselben findet man Chabasie, haarförmigen Zeolith, beyde zuweilen mit Stilbit verwachsen, adern und trümmerweise dichten etwas ins fleischrothe fallenden Zeolith. Die Spitze des Berges, welche ich den folgenden Tag bestieg ist mit einem grossen Eisblink bedeckt. Abends späth kam ich zum Zelte. Montags, den 27 Julius Ich liess mich Vormittags nach dem jenseitigen Ufer des Lachsstromes (Koob-Akkia) übersezzen. Der Uferstrand ist mit allerley Geschieben der Ur und Trappformation überdeckt; als da sind: Granit, Quarz, Feldspath, Glimmerschiefer, Wakke, Mandelstein- und Basaltgeschiebe, mit ihren fremdartigen Fos- silien. Die Grönländer haben dieser Stelle den Namen Tara- jungitsomik gegeben, weil die See hier der starken Berg- ströme wegen süsses Wasser hat, und sie das Salzwasser zum Kochen ihrer Fische ein gutes Stück Wegs von hier aus der See holen müssen. Einige kleine Heliotropgeschiebe, welche ich hier fand, machten mich aufmerksam, dieses aufgeschwemmte Land näher zu untersuchen und bis unters Gebirge zu ver- folgen. — Ich gieng an dem Ufer weiter östlich nach Kar- soengoak zu, kleinen Felsenwänden, welche aus. Basalt be- stehen: in diesem findet sich nur Strahlzeolith eingewachsen, welcher oft in Stilbit übergeht, und dann Tafeln bildet, welche bald vierseitig, bald zugeschärft sind und dann sechsseitig werden. — Auf dem entgegengesezzten Extreme geht dieser Strahlzeolith (Mesotype) auch, durch den fasrigen in Haarzeo- lith über, und dann ist er mit kleinen Chabasiewürfeln ver- Disko- og Mellemfjord 1812. 407 wachsen. Weiter hinaus ôstlich, gegen Siorangoak zu, bestieg ich das anstehende Gebirge; unterwegs fand ich in einer Basaltmauer Mesotype, dessen Strahlen excentrisch in abge- sonderten vierseitigen Prismen auslaufen, an den Enden wasser- klar und 4 flachig zugespitzt sind. Das oberste Gebirge besteht aus Massenbasalt mit Lagern von rothbraunem Mandelsteine ; im ersten sind nur selten fremdartige Fossilien eingewachsen. In dem lezten fand ich Stilbit in bündelförmig zusammen- gehäuften Kristallen, Chabasie in Rhomben, Strahlzeolith, dichten Zeolith, und Haarzeolith mit Mehlzeolith. Hie und da ragten einzelne Klippen von sechsseitigem Säulenbasalte her- vor. Nachmittags gieng ich’ zum zweytenmale nach Karso- engoabkakeit, worüber ich oben Seite 405 das nöthige gesagt habe. Um Mitternacht kam ich nach dem Zelte zurück. — Dienstags, den 28 Julius Morgens 9 Uhr reiste ich in einer Jolle von JoHann DRENGHAN, seinem Weibe Truex Kurak und seiner Familie begleitet nach dem sogenannten Quannebucht, grönländisch Kuannersoit, dem innersten Ende dieses Fjords. Wir sezzten zuerst quer über den- selben nach dem Zelteplatze Anguiartoutit. Das Land ist hier bald steil, bald flach; ersteres besteht aus Trapptuff mit eingemengter Grünerde, Stilbit, Mesotype und Quarz, lezteres aus Geschieben der ältesten und Flöztrappformation. — Diese ganze sehr grosse Bucht hat viel grasreiches Unterland, welches reichlich mit Kratt und Lyng bewachsen ist. Ersteres besteht hauptsächlich aus Sala reticulata, grönländisch Sersoit, und der Betula nana (Aualekajek). Die Blätter des leztern Gesträuches, wenn sie noch ganz zart sind, speisen die Grönländer gerne mit Speck oder Thran, auch gekocht. Sie nennen sie Pillourset. — Doch ihr Lieblingsgewächs ist die Quanne (Angelica Archangelica), grönländisch Kuannek, welche hier in unbeschreiblicher Menge wuchert. Von ihr hat die Bucht den Namen erhalten. Von Pflanzen finden sich in vorzüglicher Menge mehrere Arten der Saxifraga, Pyrola minor, Ledum palustre und Gronlandicum, Papaver nudicaule, Leontodon taraxacum, Epilobium latifolium, Andromeda tetragona und coerulea, Cerastium alpinum, Campanula rotundifolia, Diapensia Lapponica, Arenaria peploides und mehrere andre. — Das hohe Gebirge besteht aus Massenbasalt, und hat nur sparsam fremdartige Fossilien. Wir giengen an mehrern Stellen ans Land. 408 Disko- og Mellemfjord 1812. Von der Nes Netlok sezzten wir quer über den Fiord, wo sich die meiste Angelica findet. Auch hier ist viel grasreiches stark von den Bergstrémen gewässertes Unterland, welches durch einige kleine Vogel Motacilla Oenanthe, Fringilla lapponica und linaria, und die Emberiza nivalis belebt wird, ein Labsal, das man so selten in diesem unwirthbaren Lande geniesst. Am Strande sah ich auch die Scolopax lutea (fusca). Mit der Ebbe fallt das am Ende dieses Fiords so seichte Wasser bis auf eine halbe Meile aus, und man erblickt an dessen Stelle bloss eine gelbe lettige Masse, die Auf- lösungen des Trappgebirges. Von dieser Bucht aus pflegten die Grönländer in vorigen Zeiten auf die Rennthierjagd zu gehen, nun aber scheinen diese Thiere auf der Insel ausgestorben zu seyn. Auch sind die Grönländer für einem gewissen fleischfressenden Un- geheuer der Beschreibung nach eine Bärenart, Amarok genannt. bange, welches auf den Eisblinken von Disko zu Hause seyn soll. Es ist wahrscheinlich, dass dieser Amarok die Rennthiere auf Disko vertilgt hat. Ich gieng an einer Stelle, Kuannisua genannt, wo wir Halt machten, um etwas Erbsen zu kochen, nach dem an- stehenden Gebirge, und fand hier, was ich bisher im Trapp- gebirge nicht bemerkt hatte, äusserst feinkörnigen Basalttuff, welcher einen ungefehr 2 Lachter breiten horizontalen Gang zwischen Säulenbasalt machte. Dieser ist also gruppirt'): Der Basalt, welchen ein senkrechtes Lager von Mandelstein durch- schnitt, war ganz rein. Der vorhin bemerkte Basalttuff hatte nur kleine Mandeln von Mesotype, und eingemengte Feldspath- körner. Im (rothbraunen) Mandelstein aber fand sich Chabasie, Mesotype, und bündelförmiger Stilbit. Eine halbe Meile nörd- licher von dieser Stelle sah ich Massenbasalt, welchen man wol Mauernbasalt nennen könnte. Eine Basaltmauer erstreckt sich wol gegen 50 Lachtern in die Höhe, und über 200 Lach- tern in die Länge ohne die mindste Spur von Absonderung zu zeigen. Sie ruhet auf Trapptuff. Um 7 Uhr Abends reisten wir von hier wieder ab, Ippiksoak und Siorarsoak vorbey; die steilen Felsen des Strandes bestehen aus Trapptuff mit Mesotype und dichtem Zeolith gemengt. Um Mitternacht kamen wir nach dem Zelteplazz zurück. (4 Meilen) 1) Her findes i Dagbogen en ikke særlig oplysende Skitse. Disko- og Mellemfjord 1812. 409 Mittwochs, den 29 Julius. Ich less mich Morgens über den Lachsstrom sezzen, um von Akkia aus nach der im hohen Gebirge sich befindlichen grossen Bergschlucht zu gehen. Aus dieser stürzet mit mächtigem Gebrause ein durch die hier zusammenstossenden Eisblinke verstärkter Felsen- strom herab, welcher ungeheure Bruchstükke bis an die See herab- gewälzet hat. Er hat sich seine Bahn durch das unterliegende Ge- birge gebrochen, woselbst ihn zwey lothrechte Mauern desselben begränzen. Auf diesem zunächst ruht Massenbasalt, über demselben ist Säulenbasalt in sechsseitigen Prismen verbreitet, welcher aber durch Lager von dem öfters bemerkten braunen Mandel- stein durchschnitten und unterbrochen wird. Dieser Mandel- stein bildet mit Zeolith eine Art porösen Porphyrs, in dessen kleinen Oeffnungen sehr zarte Stilbitblättchen in sechsseitigen Tafeln kristallisirt eingewachsen sind. Diese Stilbitkristalle sieht man auch in beträchtlichen nierenförmigen Drusen durch diesen Mandelstein verbreitet, welcher ausserordentlich zerklüftet und spröde ist, und von Zeit zu Zeit, besonders im Junius und Julius ungeheure Felsentrümmer abwirft. — Endlich fand ich auch unter diesem Mandelsteine im Massenbasalte den Helio- trop anstehend. Er liegt in mehr unförmlichen knolligen als nierenförmigen Stükken in demselben, und ist auf seiner Ober- fläche mit einer dünnen erdigen okkergelbes Kruste über- zogen, welche verursacht, dass er bey dem Losschlagen des Gesteines aus demselben herausfallt. An einer einzigen Stelle sah ich ihn mit Stilbit ein schmales Trum durch den Basalt bilden. Seine Farbe geht von span- und apfelgrünen, in die lauch, seladongrüne und isabellgelbe Farbe über. Die lezte Farbe ist selten, findet sich nur fleckweise, und dann nähert sich das Fossil dem erdigen. Die rothen Jaspispunkte des gemengten habe ich an keinem der gefundenen Stükke be- merkt. Auf seiner Oberfläche trift man zuweilen Stilbitblätt- chen. Einige Stükke geben am Stahle kein Feuer, der Bruch nähert sich dem matten und erdigen, und dann hängen sie an der Zunge an. Man könnte also den Heliotrop wie den Jaspis 410 Disko- og Mellemfjord 1812. in festen und erdigen eintheilen. Einige Stücke ähneln dem Plasma. — Abends 10 Uhr kam ich durchnässt nach dem Zelte zurück. Es regnete den ganzen Tag, welches den armen Grönländern einen grossen Theil ihrer an der Luft getrock- neten Lachse verdarb. — Donnerstags, den 50 Julius. Die Gebirge wurden heute wieder ganz weiss, da seit gestern Regen und Schnee mit einander abwechselte. Morgens sehr früh machte ich mich auf ‘den Weg, um über die eine Meile breite Landzunge nach dem zweyten Fiord der Insel Disko, Kanger- dluarsük genannt, zu gehen. Der Weg dahin, welcher sehr sumpfig ist, da er an drey beträchtlichen Landseen vorbeyführt, in welche die Lachse ge- wöhnl. hinaufstreichen, geht über einzelne Hügel des Urge- birges von unbedeutender Höhe, welche aus rothem Granit, abwechselnd mit Gneiss, bestehen. Dies ist die einzige be- deutende, von der Trappformation unbedeckt gebliebene Ur- gebirgsstrekke in diesem ganzen Fiord. — Auf beyden Seiten erhebt sich schroffes Basaltgebirge, welches Mesotype und Chabasie in seinen Drusenhöhlen führt. — In Kangerdluarsüks Mandelstein findet sich trümerweise Stilbit in kleinen stark glänzenden, 6 seitigen Tafeln, welche reihenweise mit einander verbunden, und etwas von Grünerde gefärbt sind. Uebrigens hat dies Gebirge nichts besonders auszeichnendes. Auf dem Rückwege sahe ich auf den oben bemerkten Land- seen mehrere Anates hyemales und Colymbi glaciales. — Der Weg war des anhaltenden Regens wegen sehr beschwerlich. — р Freytags, den 31 Julius Das ungestiime Wetter dauerte mit Regen und Schnee noch in einem fort, so dass wir in unsern Zelten, welche unter dem Abhange eines Berges (des Karsoengoabkakeit) standen, beynahe schwammen. Ich gieng noch einmal nach dem obengenannten Berge, und beziehe mich auf das, was ich über denselben 5. 405 gesagt habe. Gegen Abend klärte sich der Himmel wieder etwas auf. — Disko- og Mellemfjord 1812. 411 Monat August. Sonnabends, den 1 August. Vormittags gieng ich abermals auf Excursion nach Kar- soengoabkakeit. Ich fand bey dieser Gelegenheit im Basalt und Mandelstein den Mesotype kristallisirt in kleinen vier- seitigen Prismen mit vierflächiger Zuspizzung (cf. Seite 406). Nachmittags gieng ich nach Tarajungitsomik. An einer Stelle, nahe an dem Bergstrome, wo das Urgebirge entblösst liegt, fand ich in Hornblendelagern, welche in Granit liegen, gemeinen erdigen und blättrigen Chlorit, welcher leztere etwas mit Hornblendeschiefer gemengt ist; und in dem iiberliegenden Basalte Mesotyp und Haarzeolith. Um 11 Uhr Abends kam ich nach dem Zelte. Sonntags, den 2 August. Ich war entschlossen, heute meine Fussreise über das feste Land nach Godhavn zurück anzutreten. — Da es aber sehr stark aus Nordwesten stürmte, und anhaltend regnete, auch des Seeganges wegen nicht an das jenseitige Ufer des Fiords übergesezzt werden konnte, so musste ich mein Vorhaben aufschieben und wieder um- wenden. Abends gieng ich nach den Felsenwänden des Karso- engoabkakeit, und fand in der dortigen Wakke fächerförmigen Stilbit, dichten Zeolith, und Haarzeolith (Verglichen mit Seite 406, und 411). — Montags, den 3 August Morgens um 8 Uhr reiste ich mit einem Umiak nach der fünf Meilen breiten Landzunge, welche nach Godhavn führt. Gegen Mittag kamen wir bey dem festen Lande zu Kaksiarak an. Das Gestein daselbst ist Granit, abwechselnd mit Gneiss, hie und da geht der gemeine Feldspath in Avanturinfeldspath über. Von hier aus gieng ich mit meinen Grönländischen Begleitern Noxoprarax und Kaneursak durch Korossoak (Blese- dal) ein langes Thal zwischen Basaltbergen und kam um 9 Uhr Abends zu Godhavn ап. Ich hoffte hier bereits ein Schiff vor Anker zu treffen, fand mich aber leider abermals getäuscht! 412 Godhavn 1812. Aufenthalt zu Godhavn Dienstags, den 4 August Bey meiner Ankunft hörte ich, dass die Jacht Omenak, welche Upernavik hatte beseegeln sollen bereits d. 31. Julius unverrich- teter Sache wieder zurückgekommen wäre. Sie kam nur bis Svarten- huk, wo sie wegen Nebel und nördlichen Stürmen mehrmalen in Gefahr war zu scheitern, und daher umwenden musste. Donnerstags, den 6 August Lief die Jacht Omenak wieder aus, um zur Kohlenbruche nach Makkak zu gehen. Montags, den 10 August Machte ich einen Ausflug über den Berg Ounartorsoak, und von da Ostwärts. Im dem Thale bey Ounartorsoak, dä- nisch Lyngmarken genannt, bemerkte ich auf der östlichen Seite eine beträchtliche Basaltkuppe, welche auf sehr mürbem Sandstein ruht, der zuweilen in ein Gonglomerat übergeht, in welchem sich rothe Feldspatkörner und Glimmerblättchen fin- den. Zwischen dem Basalt und Sandsteinlager streicht ein schmaler okkergelber eisenschüssiger Gang, dessen Gestein zuweilen dem Bol sich nähert, zuweilen in Eisenthon übergeht. — Im Basalt ist Stilbit und haarförmiger Mesotype sparsam eingemengt; er wird durch Trapptuff unterbrochen, in dessen knolligen Basaltbrokken sich meistens ein kleinerer oder grös- serer Kern von Mesotype findet. Von hier aus gieng ich unter dem Berge Akkiarut weiter östlich nach Koorsoak, oder dem grossen Elv zu. In einer Bergschlucht, in wel- cher noch grosse Massen von Eis und Schnee lagen, fand ich in zusammengestürztem und beynah ganz aufgelöstem Wak- kengestein dichten etwas ins grünliche sich ziehenden Zeolith, erdigen Zeolith, Stilbit in Tafeln und Prismen und excentrisch strahligen Mesotype, welcher zuweilen in fasrigen Zeolith über- geht, mit rhombischen Eindrükken. Er war auf der Oberfläche meistens verwittert. Die Bergströme waren von dem Regen sehr aufgeschwollen. — Egedesminde og Christianshaab 1812. 413 Reise in Egedesmindes Distrikt, und in der Südostbucht, bis nach Christianshaab. Donnerstags, den 13 August. Mittags reiste ich von Godhavn mit einer Wallfischfänger Scha- luppe. Der Harpunier Jens Wille führte dieselbe als Steuermann, 4 Grönländer und 2 Grönländerinnen ruderten. Um 4 Uhr Nach- mittags erreichten wir die Brandweinsscheeren, grünländisch Aussussoit genannt (siehe Seite 401) — Um ein Uhr kamen wir an die Insel Anamniut, giengen durch den Revesund, (Ikaresarsuk) und kamen um 6 Uhr Abends bey der Loge Kronprindsenseiland, grünländisch Kitiksuarsoit an. Die Bucht wimmelte von Keporkaken, welche von Westen kamen und nach Osten giengen. Alle diese kleinen Inseln, welche unter dem alten Namen der Wallfischeilande (Kitiksuarsoit) begriffen werden, bestehen aus Granit und Gneis. Im erstern sieht man, he- sonders auf Kronprinsenseiland grosse Lager von grobkérnigem rothem Feldspathe. Freytags, den 14 August. Gegen Mittag reiste ich in Herr Fleischers Gesellschaft von: hier wieder ab. Wir passirten Rotten, oder Rotganseiland, grünländisch Ikartlorsoit) um 1 Uhr vorbey. Diese Insel hat den holländischen Namen von der Rothgans (Pelecanus Bassanus) erhalten. Wir kamen um 2 Uhr Nachmittags zu Hundeeiland an, hielten uns aber daselbst nicht auf, weil der Verwalter Herr Lorenz Mörck nach Egedesminde gereist war. Von Kronprindsens- eiland nach Hundeeiland rechnet man 21/2 Meile. Bey der Insel Kullen, gröni. Akpalik oder Akpalelik, begegnete uns ein Fahrzeug von Egedesminde. — Wir giengen Manetsok eine Insel vorbey, durch den Tattaraksund Grönländisch Tattarait, wo eben der Hælieflynderfang begann, passirten Haröen, und kamen um 7 Uhr Abends zu Egedesminde an, wo ich bey Herrn Bast Quartier erhielt. Alle diese kleine Inseln, welche wir passirten bestehen aus feinkörnigem grauem Granit, in welchem grosse Lager von schönem grobkörnigem rothem Feldspath sich befinden. — Abends um 11 Uhr kamen Kajaksexpressen mit Briefen aus Süd- grönland hier an. Durch sie erhielten wir die Nachricht, dass Kapitän Erken den 13 Junius mit dem Schiffe Jupiter zu Holsteins- burg angekommen und, den 44" August wieder abgereist sey!! Sonnabends, den 15 August. Vormittags reiste mein Führer Jens Wille mit seiner Mann- schaft wieder nach Godhayn zurück. — Um 1 Uhr Nachmittags 414 Egedesminde og ‚Christianshaab 1812. reiste ich, begleitet vom Herrn P. Hartz, mit einer Harpunierschaluppe von Egededesminde nach den südlichen Inseln dieses Distrikts ab. Der Grünlænder Lars Kıssırror folgte als Steuermann, und drey Mannspersonen nebst 3 Frauenzimmer zum Rudern mit. Wir hatten frischen Ostwind und kamen rasch vorwärts durch den schmalen Sund, auf dessen rechter Seite Ræveüe, von den Grünlændern Tupilek genannt, liegt. Als wir diese passirt waren, hatten wir in Osten den langen Sund und zur rechten die eine Meile lange Insel Aukpadlärtok, welche aus Granit mit rothem grobkörni- gem Feldspath besteht. In Nordwest lag uns die Inseln Okaitsok und Kabluneitsiak. Wir passirten die Nes Kangarsük, welche frey gegen die offene See liegt, und bey Nordwestwinden gefährlichen Brandungen bloss steht. Hinter ihr zieht sich die grosse Bucht Tessiursarsuk ins Land. In Westen liegen zwey ziemlich grosse Inseln Saitoarsoit genannt, und westlich die Wallfischfängeranlage Westereiland. Wir giengen hierauf die Nes Mangamiut, und die Bucht Tessiursäk vorbey; bey der erstern Stelle standen Grönlender auf dem Helleflynderfang. Vor uns in Westen lag Portusok, und das südliche Okaitsok. Wir passirten endlich Kikertarsoeitsiak, und die Akudlek- Inseln, und kamen abends um 10 Uhr nach Sungaursäk, von andern auch Sungangärsuk genannt, 8 Meilen südlich von Egedesminde entlegen. Hier wollten wir für heute Halt machen, und unser Zelt aufschlagen. — Es ist ein alter grönländischer Zelteplatz. — Sonntags, den 16 August. Ich wendede diesen Tag dazu an, um diesen Theil des festen Landes näher zu besehen. — Da ich diese Gegend schon im Junius des Jahres 1808 besucht hatte, so verweise ich auf das, was ich im bereits Tagebuche $. 117 gesagt habe. Die Hauptmasse dieses Theils des festen Landes ist Granit, auf welchen Glimmerschiefer von sehr grobkörnigen Gemengtheilen gelagert ist. In diesem liegt Moroxit in sechsseitigen Prismen kristallisirt, welcher sehr bröklich und durch die anschlagende See auf der Oberfläche verwittert ist und oft ein gelblich weises mehliges Aussehen hat. Da wo der Glimmerschiefer feinblättriger und kleinkörniger wird, verliert sich der Moroxit ganz. An einigen Stellen verirrt er sich in den röthlichen Feldspath des unterliegenden Granits, und dann wird sein Gefüge dichter. Unmittelbar auf dem Granit liegt ein von Schwefelkies und Kupferkies gemengtes Lager, welches bis in die See hinabreicht. Diese hat das Erz auf der Oberfläche Egedesminde og Christianshaab 1812. 415 aufgelöst, und gelblich grün gefärbt; daher die Stelle von den Grönländern den Namen Sungaursak oder Sungangarsuk, etwas das an Farbe der Galle ahnelt, von Sungak, die Galle, erhal- ten hat. Tief nach der See zu sieht man in kleinen Lagern schönen grossblättrigen lauchgrünen Feldspath, und höher hinauf Lager von okkerbraunem Quarz und Feldspath. Der Glimmer und Granit ist zuweilen auf der Oberfläche mit grünlich gelbem Kalktuff überzogen. Höher hinauf im festen Lande fand ich grosse Blökke von grauem körnigem Kalkstein mit gemeinem Tremolith. — Montags, den 17 August. Gegen Mittag reisten wir ab, und sezzten nach der Insel Kikertarsoeitsiak, welche uns in Osten lag, über. — Sie ist 14/2 Meile von Sungaursak entfernt, und besteht aus Granit, welcher hie und da mit kleinen Granaten übermengt ist. Die Grönländer kommen im Sommer zuweilen nach dieser Stelle, um Lachse zu fangen. Von hier aus fuhren wir durch den Hafen Amia, in welchem wir vor zwey Jahren auf der Reise von Godthaab nach Godhavn mit den Jachten Dorothea und Omenak vor Anker lagen. Wir kamen nach Akudlek (das heisst: der Mittelsten) von meh- rern kleinen Inseln nemlich, und schlugen hier unser Zelt auf. Die Hauptmasse dieser Insel ist grobkörniger rother Granit, welcher beträchtliche Lager von sehr feinblättrigen Hornblende- schiefer und Glimmerschiefer aufnimmt. Ersterer führt da, wo der Quarz sich einfindet, kristallisirten Epidote oder Akan- thikone mit sich. Wenn man tiefer in die kleine Bucht dieser Insel hineinkommt, so trifft man ein sehr zusammengesezztes Gestein an, in welchem sich, ausser dem Glimmerschiefer und körnigen Kalkstein als Gebirgsarten, Akanthikone oder Epidote, Strahlstein, Hornblende, Moroxit, Sahlit, Tremolith, Asbest, Kupferkies, Schwefelkies, Turmalin etc. finden. Um dieses sonderbare Gemenge, deren einige Steinarten in ziemlicher Menge vorkommen, anschaulicher zu machen, will ich hier die Lage des Gesteins näher bezeichnen \): 1) I Dagbogen findes alle Lagene afskaarne til Venstre, og ved Siden af dem er med lodret Skrift tilføjet: »Rother grobkôrniger Granit, Haupt- masse». 416 (oda ¢ 10. Egedesminde og Christianshaab 1812. 0. Rother grobkérniger Granit. Hauptgebirge. Glimmerschiefer und Hornblendschiefer, abwechselnd mit Epi- dote, Sahlit, und Nestern von grobkérnigem Feldspathe mit weissem und grauem Glimmer. (stehend) Urgeschiebe. Ein altes vertrocknetes Beet eines Bergstromes Glimmerschiefer, mit Ф und Skies in Lagern. Grobkörniger weisser Granit mit krummblättrigem weissem Glimmer und Granaten. С schiissiger brauner Glimmerschiefer mit Ф und 2 kieslagern, wie Nyro: 3. Grobkérniger Granit. Der Quarz und Feldspath ist innig mit Amianth gemengt. Grobkérniger schiefriger Kalkstein mit Tremolith, Moroxit, Glimmer etc. Sehr saiger. Sahlit mit | ру ne Strahlstein _Epidote | Strahl mit | Strabl- und Glimmer. | Sablit | stein | mpidote | Stein Sahlit. | Grobkörniger eisenschüssiger gelber Granit. Sehr mürbe und bröcklich. Weisser mürber feinblättriger Glimmerschiefer, abwechselnd mit Dolomit, in welchem Tremolith, Moroxit, Sahlit, Schwefel- kies, grauer und gelber Kalkspath, (wie Nro: 7.) — Grüner Glimmerschiefer mit Sahlit, Hornblende, selten Turmalin. Grobkörniger rödlich brauner Granit, wie Nro: 9. Weisser grobkörniger Kalkstein mit Tremolith ete., wie Nro: 7 und 10. Glimmerschiefer mit Ф und Skies, wie Nro:3 und 5. — Hornblendschiefer mit Akanthikone und Quarz, wie Nro: 1. 16. Rother grobkörniger Granit. Hauptgebirge. Egedesminde og Christianshaab 1812. 417 Alle diese Gänge sind meistens stehend, streichend von Osten nach Westen. Das mit No. 0 und 16 bezeichnete Haupt- gebirge verbreitet sich über die ganze Bucht. Der Hornblend- schiefer ist meistens stark magnetisch. — Mit dieser genauern Prifung dieser Gegend kann das verglichen werden, was ich oben S. 287 des Tagebuchs gesagt habe. — In Altern Zeiten waren diese Inseln bewohnt, weil sich die Seehunde in kleinen Buchten gerne einfinden. Donnerstags [Dienstags], den 18 August. Gegen Mittag reisten wir von Akudlek ab, giengen durch mehrere kleinere Inseln, und die Insel Aukpadlartoak vor- bey; in Westen lagen die Inseln Saitut vor uns. Es war ganz stille; die See gieng aber doch sehr hoch, und die Sonne schien blutroth. Wir umfuhren die Insel Aukpa- dlärtok, nördlich von Innuksulik, ganz. Als wir nach dem westlichen Ende dieser Insel kamen, zeigte sich die grosse Rothe Felsenwand, von welcher sie den Namen erhalten hat. Die Stelle kann man zur See, in einer beträchtlichen Entfer- nung vom Lande, bemerken. Dieses Rothe ist grobkörniger Granit, in welchem die See, die bey Nord und Südweststürmen 15 und mehrere Lachter hinaufschlagen kann, grosse Löcher ausgespühlt, und das Gestein ganz mürbe gemacht hat. Auf diesem Gesteine sind mächtige Lager von Strahlstein mit Sahlit gemengt verbreitet. In dem Strahlsteine kommen durch- einander verwachsne und unvollkommen kristallisirte Skapolith- stängel vor. Der Skapolith durchsetzt auch trümmerweise von Epidote und Kalkspath begleitet, das Gestein; in diesem Falle ist er in deutliche 4 seitige Prismen kristallisirt. In kleinen Lagern findet man schneeweissen Schriftgranit. Gänge und Lager von Magneteisenstein mit Strahlstein gemengt durch- schneiden in verschiedenen Richtungen das Hauptgestein, den rothen Granit. Im Strahlsteine sieht man zuweilen kleine Moroxitkristalle. Der Granit dieser Insel wird auch feinkörnig, und dann geht dessen Feldspath aus dem ziegelrothen in das AEX. 27 418 Egedesminde og Christianshaab 1812. röthlich weisse über. Wir schlugen unser Zelt am östlichen Inselende auf, um zu übernachten. — Mittwochs, den 19 August. Wir reisten Morgens 9 Uhr von Aukpadlärtok ab, behielten Okaitsok zur Rechten, sezzten über den Nivaksund und Man- gamiut vorbey, passirten Tessiursarsuk und Kangarsuk, wo einige Grönländer auf Fischerey lagen. In Norden war uns Sai- toarsoit und Kabluneitsiak. Endlich kamen wir den langen Sund vorbey, welcher sich zwischen den Inseln Tupilek und Egedesminde (Ausiæt) durchzieht. In einer Felsenwand der Insel Tupilek liegt ein Angekok aus Südgrönland begraben, welcher seiner vorgeblichen Hexenkünste wegen von den Grönländern dieses Distrikts im Kajak überfallen und getödet wurde. Unter den Mör- dern waren selbst ein paar Angekut oder Hexenmeizter. — Es trifft doch in Grönland wie überall das alte Sprichwort ein: Figulus figulum odit. — Um 5 Uhr Abends kamen wir zu Egedesminde wieder an, nachdem wir auf dieser Tour 5 Tage zugebracht, und ungefehr 24 Meilen zurückgelegt hatten. — Mittwochs, den 26 August Vormittags um 8 Uhr reiste ich mit einer Schaluppe, be- gleitet von Herrn Missionär Hartz wieder ab. Lars Kıssırror folgte abermals als Steuermann mit. Wir sezzten quer über Egedesmindes Bucht, und giengen zu Kakkarsoak, einer Felsenwand auf der Insel Manetsok ans Land. Das Gestein daselbst besteht aus rothem feinkörnigem sehr eisenschüssigem Granit. Oben auf dem Gebirge liegt ein grosser sehr tiefer See, dessen Ueberwasser durch grosse Steintrümmer nach dem Meere zueilt. Er zieht sich nordwestlich gegen Tarajungit- sok hin. Dieser See hat zuweilen Lachse. Von dieser Stelle giengen wir unter dem Lande weg nach dem östlichen Ende dieser Insel, Kangilinek genannt. Hier stehen 3 Grönländische Häuser, welche im Winter von einigen Familien bewohnt werden. In Westen von Manetsok liegen die Inseln Anartelik, und Kajok oder Hareöe. Sie bestehen aus feinkörnigem bald röthlichem bald graulichem Granit. Bey den Grönländischen Häusern am östlichen Ende von Manetsok schlugen wir das Zelt auf. Auf dieser Seite sieht man in obenbemerktem Granit Egedesminde og Christianshaab 1812. . 419 ein Lager eines andern perlgrauen bald grob bald feinkörnigen Granits, dessen Feldspath bald mehr bald minder labradorisch von himmelblauer Spielung ist. Dieser Feldspath macht das Hauptgemengtheil aus, minder ist der graue Quarz, und ein weisser Glimmer findet sich nur in einzelnen Blättchen. In dem Hauptgranite dieser Insel zieht sich von Osten nach Westen ein grosses Glimmerschieferlager, welches durchaus bald mit ‘mehr bald mit weniger Granatdodekaedern gemengt ist. In dem Quarz dieses Schiefers sieht man einzelne Turmalinkri- stalle. Die Schichten des Schiefers stehen nach der Lage seiner Textur vollkommen lothrecht. Ihm ist hie und da der Weissstein beygegeben, in welchem sich einzelne kleine Kri- stalle des gemeinen Titanits finden, die sich auch zuweilen in den Glimmerschiefer verlaufen. Auch habe ich einzelne doch seltene Spuren von gemeinem Bleyglanz und Molybdän in dieser Steinart bemerkt. — Paralell und zunächst mit dem Glimmerschiefer läuft ein Gang von feinkörnigem dem schwei- zerischem sehr ähnlichen Kalkstein, mit asbestartigem, ge- meinem, und glasartigem Tremolit, nächst diesem gleichfalls gangweise, Sahlit, begleitet von späthigem Kalk und Arctizit, Hornblende, gemeinem und asbestartigem Strahlstein, auf wel- chen abermals der feinkörnige Kalkstein folgt, ungefähr auf diese Weise: ep: | а, Glimmer- 17; ; ne Sahlit mit | Feinkörniger fan Glimmer- | Kae | Arte а Kallste; schiefer schiefer. | alksteln | AYTctizit un Aaikstein mit Granaten, | . A . | Sr . | . . оо Halten: ‚mit Tremolit. nächst/der Seel Diese Gänge oder gangartigen Räume vertäufen sich alle in die See. Der Glimmerschiefer macht bey weitem die beträcht- lichste Masse aus. — Donnerstags, den 17 August. Da wir des heftigen Sturmes aus Südwest wegen uns nicht auf die See wagen durften, so gieng ich heute noch einmal nach der vorhin beschriebenen Stelle der östlichsten Nes. Ich fand daselbst im Quarz des Glimmerschiefers, welcher 27" 420 Egedesmirde og Christianshaab 1812. zuweilen, besonders da, wo der Granat fehlte, in grossen Knollen vorkam — Turmalin in sechs und neunseitigen Pris- men mit dreyflächiger Zuspizzung. Der Glimmer war an ei- nigen Stellen dieser Gegend zu mildem gelblich weissem Mehle aufgelöst. — In losen Blökken fand ich auch den gemeinen Tremolit von aschgrauer Farbe in geschobenen vierseitigen Prismen. Da die See nach dem Sturme sich etwas gelegt hatte, so reisten wir ab, und giengen die Insel Angitsok vorbey, welche aus röthlichem Granit, und Glimmerschiefer- lagern besteht. Von da hielten wir Ostwarts nach der Insel Anarsuk zu, woselbst ich ein Talklager vermuthete, weil die Grönländer dorten lose Stükke von Topfstein wollten gefunden haben. Allein die ganze Insel besteht aus Grünstein und Grünsteinschiefer, auch körnigem Hornblendegesteine, in wel- chem hie und da kleine Quarzlager liegen. Da die Insel meistens in ältern und neuern Zeiten von Grön- ländern bewohnt war, auch einen geringen Umfang hat, so ist es nicht zu vermuthen, dass sie eine für sie so wichtige Sache sollten unbemerkt gelassen haben, welche zur Verfertigung ihres Küchen- geräthes unentbehrlich ist, und im Nördlichen Grönland, wenn ich Pakitsok bey Klokkerhuk und Ukusiksak bei Omenak ausnehme, meines Wissens nirgends in beträchtlicher Menge sich findet. — Von Anarsuk sezzten wir nach einer der kleinern Inseln über, wel- che Isuarmiut heissen, und in vorigen Zeiten. des Fanges wegen stark bewohnt waren. Hier schlugen wir unser Zelt und Nacht- quartier auf. Freytags, den 28 August Die kleinen Inseln, welche unter dem Namen Isuarmiut begriffen werden, bestehen durchaus in der Hauptmasse aus aschgrauem und blaulich grauem Urthonschiefer, dessen Schich- ten etwas geneigt sind. Er hält viel Schwefelkies, welcher aber grösstentheils verwittert ist, daher das Gestein, besonders auf der Oberfläche sehr eisenschüssig oder okkergelb aussieht. Dieser Thonschiefer ist sehr dünnschiefrig und selten mit Quarz noch seltener mit gemeiner Hornblende gemengt, wo er sodann in sehr dünnblättrigen Hornblendeschiefer übergeht, und von den Grönländern als Wetzschiefer benuzzt wird. — Egedesminde og Christianshaab 1812. 491 An einer Stelle fand ich ein ganzes Thal, mit einem stark eisenschüssigen Thonschieferconglomerate ausgefüllt, welches in horizontalen Schichten liegt. Der Thonschiefer ist an vielen Stellen mit einem gelblichen dem Galmey ähnlichen Kalktuff überzogen. Auf einer andern Stelle sah ich Glimmerschiefer mit ährenförmiger gemeiner Hornblende und Granaten ein Lager bildend. Noch auf einer andern ein Lager von gemeiner, kristallisirter Hornblende mit gemeinem Strahlsteine, und spa- thigem Kalksteine. Die Hornblende war zuweilen krummblatt- rig, und der Kalkspath leberbraun. Die dstlichsten Inseln haben ziemlich guten Torf, welcher an einigen Stellen über zwey Fuss mächtig ist. — Als Geschiebe fand ich silberweissen Glimmerschiefer mit eingewachsenen vierseitigen Granatitkri- stallen; die Steinart ist der Schweizerschen von Gotthards- berge sehr ähnlich. — Schwefelkies doch sehr verwittert, findet man lose, aus dem Thonschiefer herausgefallen, auf den mei- sten dieser Inseln, welche ehemals stark bewohnt waren, weil sie zu allen Arten Grönländischen Fanges gut gelegen sind, dermalen sind sie ganz verlassen. Am Strande liegt Horn- blendeschiefer mit eingemengten Granaten in grossen Blökken zerstreut umher. — Nachmittags reisten wir ab und kamen Abends späth zu Egedesminde an. Sonnabends, den 29, und Sonntags, den 30%" August. Musste ich wegen unruhiger See stille liegen. Ich packte die gesammelten Steinarten ein, und machte kleine Streifzüge auf dieser Insel. — Reise in der Südostbucht. Montags, den 31 August reiste ich Vormittags um 9 Uhr mit einer Schaluppe von Ege- desminde wieder ab, um nach dem Innern der Südostbucht und nach Christianshaab zu gehen. Der vormalige Grönländische Kate- chet Jens WEBER gieng als Steuermann mit, ausser ihm 6 Per- sonen zum rudern. Wir kamen um 11 Uhr Vormittags nach Nou- garsuk, 1 Meile. 499 Egedesminde og Christianshaab 1812. Diese Nes besteht aus grobkérnigem grauem Granit mit Lagern von rothem Granit. Wir giengen durch einen von mehrern Inseln gebildeten Sund, deren Gesteinart Granit ab- wechselnd mit Gneis ist. Grosse Lager von Hornblende und Quarz sind darin verbreitet. Wir kamen Akunak, und Tul- lugartelik vorbey. Leztere Insel besteht aus Granit. In den steilen Felsenwanden derselben finden sich Drusen von rauch- grauem Bergkristall. Wir kamen nach der grossen Nes Nouk, gewöhnlich Nogme, auch Gamle Nogme genannt. Sie be- steht aus Granit mit grobkörnig rothem Feldspathe, lagerweise Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer mit Granaten. Von der Næs zieht sich eine Bucht ins Land hinein, welche zu einem Hafen dienlich ist. Ungefehr 400 Schritte von der See ab ist in einer Felsenwand des Granits eine Höhle, welche die Grönländer in ältern Zeiten zu einem Begräbnissplazze angewendet haben. Man sieht noch vier Grabhaufen mit vielen Gebeinen und vermoderten Grönländischen ‚Geräthschaften. — Diese Bucht wim- melte von Keporkaken, (Balena Boops) welche unsre Schaluppe umgaben. Sie schwangen sich mehrmalen mit ihren ungeheuren Körpern über die Oberfläche des Meeres und gaben ein seltenes schönes, aber für den nahen Zuschauer und dessen Fahrzeug doch gefährliches Probestück ihrer Tanzkunst, welches man vom Lande aus mit ruhigerm Behagen anschauen kann. Diese Thiere sind überhaupt sehr vorwizzig, und verfolgen kleine Fahrzeuge gerne, welche sie vieleicht für ihres gleichen ansehen. Die See wimmelte hier von Medusen und Misautit. — Wir sezzten von Nouk über die See nach einigen kleinen Inseln, Kikertarmiut genannt, wo wir zwischen ein paar Inseln, welche einen Hafen bilden, über- nachteten. — Die Steinart dieser Inseln ist Granit, mit grossen Lagern von Glimmer- und Hornblendeschiefer. Hier steht ein Haus, welches gewönlich im Winter bewohnt wird. Die in der Nähe auf dem Hälleflynderfang stehenden Grönländer besuchten uns, und theilten uns gegen Grüzze und Erbsen von ihren Fischen mit. Monat September. Dienstags, den 1 September Wir reisten Morgens um fünf Uhr von hier ab, und steuerten nach der Insel Upernavik in der Südostbucht zu. Sie besteht aus rothem grobkörnigem Granit, in welchem kleine Adern von magnetischem Eisensteine streichen, und hat be- Egedesminde og Christianshaab 1812. 423 trachtliche Lager von Glimmerschiefer, abwechselnd mit Horn- blendschiefer. Von hier aus sezzten wir über die Stidostbucht gerade nach Tussak oder Tussame zu. Diese grosse Insel, welche auf der Südwestseite einen Hafen hat, ist zuweilen von den Grönländern des guten Fanges wegen bewohnt. Sie be- steht aus röthlichem grösstentheils feinkörnigem Granit mit schmalen stehenden Gängen von Magneteisenstein und hat beträchtliche Lager vom Glimmerschiefer mit Granaten, in welchem nesterweise asbestartiger, auch gemeiner Strahlstein vorkommt. Von Osten nach Westen zieht sich eine horizon- tale mächtige Schicht von körnigem mit Tremolit gemengtem Kalkstein zwischen sehr dünnschiefrigem Glimmerschiefer. — Nachmittags um 3 Uhr kamen wir bey der Golonie Christians- haab an. Herr Geister war gestern nach Glaushavn geseegelt. Mittwochs, den 2 September. Ich brachte heute und gestern meine Zeit mit Auswan- derungen zu. Von der Berggegend um Christianshaab habe ich bereits im zweyten Jahrgange meines Tagbuchs von S. 98 bis 100 gesprochen. — Ich will nur noch mit wenigen Worten einiges beyfügen. Der Bergrükken Kakkarsoit, dessen Höhe ich gestern zum zweytenmale bestieg, erstreckt sich über eine halbe Meile von Osten nach Westen, und besteht durchaus aus grobkörnigem Granit, dessen Quarz sich bald dem Berg- kristalle, bald dem Hornsteine nähert, und dessen Feldspath zuweilen klar und glasigen Bruches wie der Adular ist. Der Glimmer meistens silberweiss ist dessen mindster Gemeng- theil. — Die S. 98 und 99 des Tagebuches beschriebene Lager und Gänge befinden sich auf dem östlichen Abhange des Berges, grönländisch Isua (oder das Ende) genannt. Ausser den angeführten Steinarten bemerkte ich noch Bergkork oder Bergpapier auf den Ablösungen des körnigen Kalksteines, und glasartigen Strahlstein in Quarz. Gegend Abend kam Herr Geister mit der Jacht Godhavn von Clausbavn zurück. 494 Egedesminde og Christianshaab 1812. Donnerstags, den 3 September Ich war auf Excursion nach Tunullia und Kanger- dlulük. — Erstere Stelle, eine Thalvertiefung, welche sich in Siiden unter den Håhen von Kakkarsoit hinkrimmt, besteht wie Kakkarsoit aus Granit, doch stösst man hier auf Glimmer- schieferlager, welche im hohen Gebirge fehlen. Bey einer Felsenwand habe ich im Granit einzelne Moroxitkristalle be- merkt. Bey der Nes Kangerdlulük, welche sich nach Süd- westen hinzieht, (verglichen mit S. 99 bis 100 des Tagebuchs, ist der Glimmerschiefer grösstentheils okkergelb, und meistens mit Granaten gemengt. — — Der Granit nimmt hier auch Moroxitkristalle, und der Glimmerschiefer Lager von (etwas labradorischem) Hornblendeschiefer mit derbem Sahlit und Strahlstein auf. Der Glimmerschiefer mit Granaten ist über die ganze Diskobucht verbreitet. Er macht von hier aus über Nogme und Nogmefiord oder Opiksök, über die ganze Südostbucht und deren westliches Land, über Ikamiut, Pua- viarsük, und Naiarmiut ein beträchtliches Stückgebirge aus, welches sich noch weiter gegen Westen durch den Ni- vaksund und Tessiursäk, über Tessiursarsuk Sersi- nilik und Kuteselik, nach Mangamiut hin, ja bis nach Sungangarsok, einer Strecke in die Runde von mehr als 25 Meilen verbreitet. — Auch die übrigen Inseln der Südost- bucht, Manétsok etc. sind mit diesem Gesteine reichlich ver- sehen. — — Freytags, den 4 September Viele Mühe hatte ich, meine Grönländer beyderley Geschlechts von Christianshaab, diesem Canaan loszureissen, wo sie die Magen und die Säkke mit Rauschbeeren und Blaubeeren füllen konnten, deren es in diesem Herbst eine ausserordentliche Menge gab; und ich muss gestehen, dass diese trockene Früchte, auf welche man in dem leckern Europa mit Verachtung blickt, mir auf meinen müh- såmen Wanderungen in diesem saft und kraftleeren Lande Melonen und Ananas zu seyn schienen. Wegen stürmischem Wetter aus Südwest, einem uns gerade zu widrigem Winde, musste ich noch Vormittags stille liegen; um ein Uhr Nachmittags reisten wir auf der Südostbucht westlich weiter. — Egedesminde og Christianshaab 1812. 495 Die grünen Eilande lagen uns in Norden. Sie bestehen aus vier grössern, und einigen kleinen Inseln, oder vielmehr Schee- ren. Die grössten sind: Niakornak, Kikertæt, Imnarsoeit- siak, und Agisset. Die erste liegt westlichst, die lezte östlichst, ungefehr zwey Meilen von Christianshaab. Diese, so wie die Scheeren, welche sie umgeben, bestehen aus sehr verwittertem Horn- blendegestein, Hornblendeschiefer und Glimmerschiefer. — Das Unter- land ist sehr sumpfig, und hat vielen Torf. Die Inseln sind mehr mit grünem Moose als mit Grase bewachsen; man kann sie also mit eben dem Rechte grün nennen, mit welchem man das ganze Land mit diesem Namen beehrt. — Hier war es, wo vor mehrern Jahren der Kaufmann NörREGAARD mit dem Boote, und samt seiner Mannschaft halb erhungern und halb erfrieren musste. Diese In- seln sind nun nicht mehr bewohnt. — Wir ruderten unter dem Lande weg nach Noub kiker- tangoak, einer kleinen Inseln, welche wir zu rechten Seite hatten. — Sie besteht ganz aus Glimmerschiefer mit Granaten. Der Quarz des Glimmerschiefers ist an einigen Orten innig mit sehr zartem Amianth gemengt, welches Gemenge auch auf der oben beschriebnen Insel Akudlek vorkommt. — Das gegen über stehende feste Land besteht aus dem nemlichen Glimmerschiefer, so wie die ganze Bucht Orpiksok oder Nogmefiord, welche sich gegen eine Meile nach Osten ins Land hineinzieht. — Sie hat den Namen Orpiksok (von Orpik, Gesträuche) von dem vielen Kratte erhalten, welcher daselbst wächst. Bey der Nes oder Mündung ist im Glimmerschiefer ein grosses grobkörniges Granitlager verbreitet, dessen Granit sich durch die verschiedene Färbung des Feldspathes bald in das blaulich graue, bald in das blasslauchgrüne zieht. An dem Strande hin zeigen sich mehr und minder mächtige Gänge von derbem Sahlit, mit gemeinem Strahlstein gemengt, kör- nigem Kalksteine mit Tremolith, und grossblättrigem graulich grünem ins Lauchgrüne sich ziehendem Labrador. — Diese Steinarten sind auf der Oberfläche, zuweilen ziemlich verwit- tert, zuweilen ganz zu Gruus aufgelöst. — Von hier aus sezzten wir über einen Theil der Südostbucht, grönländisch Orpiksoak, und deren Schattenseite Alangorsoak genannt, gerade nach der Insel Akudlek über, drey Meilen von 496 Egedesminde og Christianshaab 1812. Christianshaab entlegen, der Insel Tussak (Tussame) gegen über. Akudlek hat einen kleinen Hafen. Hier wurde vor mehrern Jahren unter Führung des Herrn Kaufmanns Stern der Wallfischfang für Rechnung der Kolonie Christianshaab getrieben. Die Insel war ehe- mals sehr bewohnt, man sieht die Ueberbleibsel mehrerer alter Winterwohnungen, bey welchen eine grosse Menge von schöner Co- chlearia Grönlandica wächst. — Akudlek besteht aus röthlichem ziemlich feinkörnigem Granit, mit kleinen Lagern von Glimmerschiefer mit Granaten. Von Osten nach Westen zieht sich ein ziemlich breites von schroffen Felsenwänden begränztes Thal, dessen Fläche ganz mit Urgeschieben überstreuet ist. Die hervorragende einzelne morsche Granitfelsentrümmer sind an vielen Stellen mit einem starken Anfluge von Kupfergrün bekleidet. Da die Witterung Abends sehr stürmisch war, so mussten wir unser Zelt auf- schlagen, und hier Nachtquartier halten. — Sonnabends, den 5 September Der Südweststurm zwang uns, hier Vormittags stille zu liegen. Nachmittags ein Uhr machten wir Versuch, auf der Südostbucht weiter westlich zu reisen, wir kamen aber der stürmischen See wegen nur bis Saordlit, eine Meile westlich von Akudlek. Unter- wegs passirten wir die kleine Insel Alieneitsok, wo mehrere Scheeren liegen. — Die Inseln Saordlit, und Ujordlit sind nur durch einen schmalen Sund von einander getrennt, und bilden zusammen einen halben Mond. Sie bestehen aus Glimmerschiefer mit grossen Lagern von Hornblendschiefer. Auf Saordlit hat der Glimmerschiefer, ausser Knollen dichten Feldspaths? noch auch kleinere Lager von gemeiner Hornblende, begleitet von Epi- dote, Sahlit, Strahlstein, und Kalkspath. Auch bemerkte ich im Glimmerschiefer mehrere mit fremdartigen Fossilien aus- gefüllte Gänge, deren zween paralell miteinander streichen. Der eine besteht aus Epidote, der andere aus Hornblende, Sahlit, und Arctizit mit wenigem Kalkspathe. Auf den Sahl- bändern waren kleine Titanit (Brunon) kristalle eingewachsen. Eine blaue Isatis begleitete mich eine ziemliche Strecke Wegs, und lief wie ein Hund hinter mir her, doch trauete sie dem Land- frieden nicht ganz, und blieb stehen, wenn ich stehen blieb. Es Egedesminde og Christianshaab 1812. 497 scheint dass diese Thiere wissen, wenn ihr Fell gut ist; im Winter sind sie nicht so zahm. — Sonntags, den 6 September Morgens fünf Uhr reisten wir von Saordlit wieder ab. Wir ruderten unter dieser Insel und Ujordlit ein langes Stücke aufwärts um unter den Wind zu kommen, da es stark Siidwest blies. Wir passirten die nahe am festen Lande liegenden Inseln Kikertar- susursoak, und Kikertarsursuk, wo eine Reihe von niedrigen Inseln uns das Innere der Südostbucht öffnete. Das feste Land, so wie die Inseln, besteht aus Glimmerschiefer. Auf der entgegen- gesezzten Seite des festen Landes stechen zwey grosse steile Land- spizzen hervor, die östliche ist Akulliarasursoak, und die west- liche Akulliarasusuk, unter leztere liegt die Insel Ikkerok, welehe aus Granit besteht. — Hier sind mehrere Scheeren, und eine Klippe, in deren Nähe die Landzunge Ikamiut sich ein ziem- liches Stükke nach der See zu ausdehnt, und zwey beträchtliche Buchten bildet. Diese Stelle liegt drey Meilen von Saordlit in Westen. In der Bucht, welche zwischen den Landspizzen Ikamiut und Puaviarsuk sich bildet, blieben wir über Nacht. — Die Steinart dieser ganzen Gegend gehört, wie ich schon oben Seite 424 angemerkt habe, zu dem hier allgemein ver- breiteten Glimmerschiefergebirge, welches hier sich dem Gaeise nähert, da es sehr schönen schnee und milchweissen Feld- spath zuweilen knollenweise in seinem Gemenge hat, in wel- chem Falle aber gewönlich der Quarz fehlt; — ein gleiches geschieht, wenn der Glimmerschiefer zu sehr mit Granaten übermengt ist. Lagerweise findet sich blass rosenrother Quarz. Mitten in der Bucht zeigt sich ein eingeschwemmtes Lager von blaulich grauem sandigem Mergel in welchem man zu- weilen die bekannten Abdrücke der arctischen Lodde findet (Grönl. Angmaksak). — Zuweilen komt auch verhärteter figu- rirter Mergel in wunderlichen äussern Gestalten vor. — Bey Puaviarsük, woselbst alte längstens verlassene Haustriimmer stehen, bemerkte ich in dem Quarze des Glimmerschiefers auf einer Scheer, welche nur bey der Ebbezeit über dem Wasser steht, Turmalin in dreyseitigen an beyden Enden zugespizzten Prismen, und Hornblende in grünlichem Hornstein. In der ganzen Bucht ist viel Granatsand. — Ikamiut wird im Winter 498 Egedesminde og Christianshaab 1812. gewünlich von ein paar Familien bewohnt. Ehemals war die Volksmenge hier sehr zahlreich, welches die Hausrudera, und viele alte Graber zeigen. — Montags, den 7 September Morgens um sechs Uhr reisten wir von Ikamiut wieder ab, giengen den Sund Nivak und Najarmiut vorbey, und kamen nach der Insel Ujarartarfik. Ein vor mehrern Jahren verstorbener Grénlender wollte zwischen Ikamiut und der leztgenannten Insel lose Steinkohlen im Sande gesehen haben. Vermuthlich waren es die hier befindlichen Hornblendschiefergeschiebe, welche er des Aus- sehens wegen fiir Steinkohlen hielt, vieleicht auch wirkliche von reisenden Fahrzeugen hinterlassene Bruchstiicke von Braunkohle. — Im Nivaakfiord sieht man im Herbste die Sepia Loligo (Amikok) in unglaublicher Menge, daher sich alsdann die Seehunde häufig hier einfinden. — Wir reisten weiter, und hatten Tessiursarsuk mit seinem hohen bergichten Lande, welches schon beschneyt war, in Süden, desgleichen Tessiursak, und die Insel Uingastk. Bey dem Bergstrome in Tessiursak werden zuweilen schöne Lachse gefangen. Ein Grönländer von Claushavn, welcher bey Nivabnougarstk mit seinem Zelte stand, begegnete uns hier im Kajak, und über- liess uns etwas Seehundefleisch für Brod. — Wir passirten die Insel Augursak, eine runde steile Granit- klippe. In Norden lagen uns die Inseln Saitoarsoit, Kingik- toarsuk, bey welcher man den Echinus saxatilis in ungeheurer Menge findet, ferner Tullugartelik, Kikertoagik, und die flache schmale Insel Merkoariksök, welche mit der Insel Aku- nak eine grosse runde Bucht bilden. In Osten und Nordosten hatten wir beyde Inseln Mardlutsieit, und die Insel Uperna- vik. Bey der leztern ist ein Hafen. Wir bogen in einen schmalen Sund ein, Ikarekangoak oder Ikaresengoak genannt und blieben auf der grossen Insel Akunak über Nacht. Gegen über in Westen liegt die Insel Kassigiarsoak. Dorten standen einige Grönländer, von welchen ich für etwas Erbsen ein paar Mævwen er- hielt. — Nach der Insel Akunäk, welche zuweilen auch bewohnt wird, kommen die Grönländer oft, um Kassigiet (Phoca vitulina) zu fangen, welche sich daselbst in der grossen Bucht einfinden. — Die Steinart dieser grossen Insel ist röthlicher Granit, meistens feinkörnig, mit abwechselnden horizontalen Schichten von Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer, und derbem Epidote, in welchen kleine rothe Feldspathkristalle eingewachsen. sind. Am Ufer findet man grosse Blöcke körnigen Kalksteines mit gemeinem Tremolit, und kleine Geschiebe von weissgrauem Egedesminde og Christianshaab 1812. ~ 499 Bimssteine. — Mit der Ebbe ist das Wasser in dem kleinen Sund sehr seicht. — Gegen iiber liegt die grosse Insel Suillarsok, welche durch den Sund Ikaresak von Nivaks Land getrennt wird, und dann, näher nach der Insel Egedesminde zu, kleinere Inseln Porosiarsük genannt. In Norden liegen die Inseln Tessilik, und Ujarartarfik, und zwey kleinere, von ihrem schwarzen Aussehen Kernertoarsuk genannt. — Bey Kas- sigiarsoak sieht man Tukkurtök, und in Nordwesten Anarsuk, und die Isuarmiut. Bey der Insel Manetsok östlicher Nes liegt Takkamugak, Mamertok, und etwas mehr südwestlich die Insel Angitsok. — Der Glimmerschiefer ist tiber alle diese Inseln verbreitet, bald in Lagern, bald in Stückgebirgen. Dienstags, den 8 September Wir ruderten Morgens um acht Uhr von Akunàk ab, giengen immer unter dem Lande weg nach Nougarsük, der östlichsten Landspizze der Insel Egedesminde, welche aus grobkérnigen Granit besteht. In Nordwesten lag vor uns die Insel Igfeit, der Suud Tattarait, Anartelik, und Kajok oder Нагбе. Zu äusserst gegen die See zu Kullen, grünländisch Akpalik, oder Akpale- lik, mit zwey Scheeren. Im Tattaraitsunde die Inseln Akkitsok, und Ullamertok. Nördlich die grosse Insel Manetsok. West- lich vor uns die Inseln Tupilék, oder Räveöe — Inniartar- fik, Okaitsut, und Netak hinter derselben. — Von Nougarsük aus passirten wir noch die Inseln Iperar- soak, oder Pr&stöe, Iperangoak, oder lille Torföe, und noch ein Iperarsoak, oder Store Torföe. — Diese haben ihren grönländischen Namen von /peräk, einer Moosart, welche hier häufig wächst. Die Grönländer benuzzen es statt der Dochte zu ihren Lampen, und in Thran getaucht statt eines Lichtes. Um ein Uhr Nachmittags kamen wir nach Egedesminde zurück. Mittwochs, den 9 September Nachmittags besuchte ich einen in diesem Distrikte sehr be- rüchtigten Mann, namens Puppix. Er war ehemals ein sehr be- rümter Angekok oder Grönländischer Hexenmeister, und Urheber des vor einigen Jahren an einer alten der Hexerey beschuldigten Grönländerinn verübten Mordes. Er ist nun einige 70 Jahre alt, eine Seltenheit unter den Grönländern, hat Kinder und Kindskinder, welche getauft sind, und den Ruf fleissiger und ordentlicher Men- 430 Egedesminde og Christianshaab 1812. schen haben. Auch der Alte war einer der besten Seehundefänger des Distriktes, ein Mann von seltener Leibesgrösse und starkem Knochenbau; doch nun ist er bestandig krank, und durch die Gicht ganz lahm. Es ist unter seinen Landsleuten nun so verhasst, wie er ehedem gefürchtet war, und wohnt deswegen mit seiner Familie gewöhnlich an entlegenen Plätzen, von andern abgesondert, da er wol weiss, dass seine eignen Landsleute ihn längst aus der Welt geschafft haben würden, wenn er nicht so tüchtige Söhne und Schwiegersöhne hätte. Er stand nur im Zelte bey der Kolonie, und will im künftigen Winter zu Anärsuk wohnen. Sonnabends, den 12 September. Seit ein paar Tagen zeigten sich mehrere von hier wandernde Züge der Anas Bernicla. Die Sterna hirundo hatte schon seit einigen Tagen, wie gewöhnlich, ihren Sommeraufenthalt auf diesem Lande verlassen. Sonntags, den 13 September. Morgens früh reiste ich, begleitet von Herrn Bast, nach dem westlichen Ende der Insel Manetsok. — Wir giengen Kajok, oder Hareöen, Anartelik, und Upernavik vor- bey. Diese Inseln bestehen aus Granit, welcher bald ins röth- liche, bald ins grauliche sich zieht (cfr. S. 418). Zu Anartelik bemerkte ich am Seestrande einen beträchtlichen Gang von Hornblendeschiefer. Die ganze Insel Manetsok, auf welcher wir in der Nähe von Tarajungitsok landeten, besteht fast durchaus aus grobkörnigem Granit, welcher nur selten dem feinkörnigen sich nähert. Dieser ist an mehrern Stellen von Norden nach Süden zerspalten. Diese senkrechte oft über eine Lachter breiten Klüfte scheinen unausgefüllte Gänge zu seyn. Der Quarz dieses Granits hat zuweilen Drusenhöhlen, in welchen Bergkristalle sich gebildet haben. Ausser kleinen Nieren von Magneteisenstein ist dieser Granit metallleer. In einem zerstörten Lager, welches sich von Osten nach Westen zieht, fand ich im Granit Spuren von Speiskobalt im losen Gesteine, und in einer zertrümmerten Glimmerschiefermasse Granaten, Granatit, Hornblende, und Glimmer in Prismen kri- stallisirt. — Herr Kart Daracer, welcher so eben von der Duunsammlung aus Süden zurückgekommen war, stand .im Zelte hier. Abends kehrten wir nach Egedesminde. Egedesminde og Christianshaab 1812. 43t Dienstags, den 15 September Da der Winter sich schon mit starken Schritten zu nähern schien, denn in der Nacht zwischen gestern und heute fiel bereits eine halbe Elle tiefer Schnee, so kamen täglich Grönländische Fa- milien in ihren Umiaks hier von der Rennthierjagd aus Süden zu- rück, um ihre Winterwohnungen zu beziehen. — Diese erzählten nun allerley gereimte und ungereimte Neuigkeiten, unter andern: dass Schiffer Marraresen vor 3 oder 4 Wocken in Süden angekom- men wäre, und einen Inspecteur, einen Bischoff, einen Astronomen und einen Mineralegen mit sich gebracht hatte. Wir wussten nicht, was wir davon glauben sollten, da wir keine Zeile Nachricht von irgend einem Handelsbedienten in Südgrönland mit diesen Reisen- den erhielten. — Die Angekommenen wurden sehr niedergeschlagen, als sie hörten, dass noch kein Schiff mit Unterstüzzung aus Europa angekommen sey, und prophezeyten sich wegen gänzlichem Mangel an Pulver und Bley einen harten Winter. Sonntags, den 19 [20] September Waren die Grönländer mit dem Harpunier Anpreas Larsen nach zwey Keporkaken ( Balæna Boops) aus, welche sich in Egedes- mindes Hafen sehen liessen. Der Harpunier verwundete die Mutter mit Lanzen. Da aber die Nacht einbrach, und die Mutter mit dem Jungen nach der offenen See zugiengen, so war alle Mühe ver- gebens, und die Schaluppen kamen zurück. Dienstags, den 22 September Ich fuhr Vormittags nach der Insel Tupiläk, oder Reve- öen. Auf deren höchsten Spizzen steht eine Aussichtswarte, von welcher man ziemlich frey nach der See sehen kann. Die Insel besteht aus feinkörnigem röthlichem und grünlichem Granit, mit kleinen Lagern von schwärzlichem Glimmerschiefer. Die Insel ist stark mit Moos bewachsen, besonders mit Lichen islandicus, proboscideus, rangiferinus und niveus laciniatus. Mittwochs den 23 September war ich auf Exeursion nach der Westseite von der Insel Egedesminde. Ich fand daselbst als Geschiebe grünlichen Variolith, körnigen Kalkstein, und Hörnstein, in Lagern kri- stallisirte Hornblende in Glimmerschiefer. Sonntags, den 27 September. Vormittags 8 Uhr reiste ich in Gesellschaft des Herrn Pastors Hartz und Herrn Bast mit der Jacht Dorothea geführt von ANDREAS 432 Godhavn 1812. Larsen, von Egedesminde. Wir giengen zwischen Tupilék und Kajok, sodann zwischen Netäk und Upernavik, endlich zwi- schen Tattarait und Manetsok durch. Der schwache Wind ver- wandelte sich hier in Sturm, so dass wir in 1 Stunde Hunde- eiland erreichten, wo Herr Мбвсн an Bord kam, um mit nach Godhavn zu gehen. Mit raschem Südwest kamen wir um 3 Uhr Nachmittags zu Kronprinzenseiland vor Anker. Montags, den 28 September. Ich wai auf Excursion. Ausser dem S. 413 bemerkten fand ich hier im Granit Nester von Hornblende mit Epidote. Dienstags, den 29 September Giengen wir Morgens unter Seegel, mussten aber wegen Nord- [wind] wenden, und um 3 Uhr Nachmittags wieder vor Anker gehen. Monat Oktober. Donnerstags, den 1 Oktober. Seegelten wir Morgens 9 Uhr mit schwachem Südwest ab, welcher aber bey Komarfik in scharfen Ost übergieng und kamen gegen Mitternacht zu Godhavn vor Anker. Aufenthalt zu Godhavn. Sonntags, den 4 Oktober Hielt Herr Pastor Hartz Dänische Predigt, darauf Communion für die Europäer. Sonntags, den 11 Oktober Hielt Herr P. Harrz, welcher wegen anhaltender widriger Wit- terung nicht reisen konnte, abermals Predigt. — Montags, den 12 Oktober Gieng ich auf Excursion, und bestieg abermals den Gipfel des Berges Akkiarut, auf welchem der neue Schnee schon über eine Elle tief lag. In der grossen Felsenkluft fand ich gangweise im Basalte eine schmuzig weisse zuweilen gelbliche körnige Zeolithart, welche sich vor dem Löthrohre ungemein stark aufbläht; auch Chabasie mit Mesotypenadeln durch- wachsen. — — Fasrigen Mesotype in Nieren. — Dienstags, den 13 Oktober Reisten die Herren Hartz, Bast, Mörch und FLEISCHER mit der Jacht Dorothea über die Bucht ab. — Godhavn 1812. 433 . Donnerstags, den 15 Oktober War ich auf Excursion nach Karartut, um einige Steinarten abzuholen, welche ich im Frühjahre gesammelt, und dorten auf- bewahret hatte. Freytags, den 16 Oktober War ich auf Excursion nach Upernaviks Nes. — Ich fand hier im Granit mehrere Spuren von Kupfergriin, selbst der Quarz desselben war an mehrern Stellen grün gefärbt. Hie und da waren auch kleine Moroxit und Turmalinkristalle eingemengt. Abends um 3 Uhr kam Hans Nirsen mit der Schaluppe von Kronprindsenseiland zurück. Wir erhielten mit dieser Gelegenheit die so sehnsuchtsvoll erwarteten Nachrichten aus Südgrönland von Marmesexs Ankunft daselbst. Die mitfolgenden Briefe erstickten den lezten schwachen noch in der Asche glimmenden Funken von Hoffnung auf Hülfe von Europa, und die Aussicht auf einen langen dürftigen Winter, entblösst von so manchen Bedürfnissen des Le- bens machte uns sehr niedergeschlagen. Mein sehnlicher Wunsch in diesem Jahre nach Europa zurückezukehren, musste also auch diesmal unerfüllt bleiben, da ich das Schreiben von der Hohen Königl. grönländischen Handelsdirection datirt vom 15 May 1812 erst nach Abreise der Schiffe von Grönland erhielt, und überhaupt eine Reise von hier nach Godthaab einen Weg von 120 Meilen, des undurchdringlichen, grossen Eises wegen unmöglich war. — Mittwochs den 21 Oktober verrenkte sich Herr Inspecteur Motzrepr durch einen schweren Fall den linken Arm aus der Schulter. Sonnabends, den 51 Oktober ertrank der Grönländer Jeremias EGEDE, ein Jüngling von 17 Jahren im Diskofiord auf dem Seehundefange. Wie es damit zu- gegangen weiss man nicht, da er als ein tauglicher Fanger alleine ausgefahren war. Es wurde nun sein leerer Kajak gefunden; den Leichnam konnte man, aller Mühe ungeachtet, nicht finden, — Monat November. Donnerstags, den 5 November Gieng ich nach Karartut auf Excursion, von dannen nach Koorsoak, und kam Abends späth zu Hause. — Freytags, den 6 November Giengen zwey Kajaksexpresse mit Briefen nach Kronprinzens- eiland. Ich war auf Excursion nach Kangek. SOUL 28 434 Godhavn 1812. Montags, den 9 November kamen die nach Kronprinzenseiland und Hundeeiland abgesandte Postexpressen wieder zurück. — Mittwochs, den 11 November Gieng Herr Inspecteur Motzretpt zum erstenmale nach einem auf seinen Fall erfolgten dreywochentlichen Krankenlager, wieder aus. Da aber der Arm, in Abwesenheit des Herrn Гевсн$, welcher zu Omenak sich befindet, und aus gänzlichem Mangel an allen medizinischen Hülfsmitteln nicht gepflegt werden konnte, so ist er noch nicht ganz hergestellt. — Freytags, den 13 November Heute liessen sich die ersten Weissfische ( Delphinus albicans) die Vorboten des Winters, auch mehrere Wallrosse sehen; wir sezzten daher die grossen Garne in den Einlauf des Hafens. Nach- mittags wanderte ich nach Itibliarsuk. Montags, den 16 November wurde zu Aukpadlärtok, eine Meile westlich von Godhavn der erste Weissfisch in H. Rasmussens Garn gefangen. Freytags, den 20 November wurde in Herr Inspecteur Мот2еегот$, und Hans NıLsens Garnen, welche beyde den Fang in Gemeinschaft trieben, drey Weissfische gefangen. Sonnabends, den 21 November wurde in Herrn Morzrerors und Nırsexs Garnen 4 Weissfische gefunden. Ein männlicher war 18 Fuss 2 Zolle lang, dessen Schwanz 2!/2 Fuss breit. Ein gefangenes Weibchen, 13!/2 Fuss lang war kurz vorher von einem Jungen entbunden worden. Das Junge entfloh. Die Milch der Mutter war dich und von grünlich gelber Farbe. — Sonntags, den 22 November erhielten wir sechs Weissfische, worunter drey sehr grosse weibliche und ein grosser männlicher waren. Der grösste der weib- lichen mass 17 Fuss 14 Zolle. Dienstags, den 24 November = Erhielten wir einen männlichen, und 1 weiblichen Fisch. Donnerstags, den 26 November Erhielten wir 2 weibliche und 1 männlichen Fisch. — Sonnabends, den 28 November wurden sechs Fische, zwey grosse männliche, zwey grosse weibliche, und zwey kleine männliche gefangen. Der Schwanz des einen weiblichen war 2 Fuss und 10 Zoll breit. — | Godhavn 1812. 435 Sonnabends [Sonntags], den 29 November wurde ein grosser männlicher gefangen. Er war 1714/2 Fuss lang; dessen Schwanz hielt von der einen Spizze zu der andern 3 Fuss 4 Zolle. Herr Rasmussen fieng zu Aukpadlärtok bisher in allem 9 Weissfische. Die Grönländer zu Makkak fiengen mit Har- pun und Blase in der vorigen Woche vier Weissfische. Montags, den 30 November wehte ein fürchterlicher Sturm bald aus Südost, bald aus Süd- west, welcher unsre Krabbenreusen mitnahm, und die Weissfisch- garne sehr beschädigte. Die Grönländer konnten schon seit einiger Zeit nicht auf den Kajaksfang kommen, und lebten bloss vom Garn- fange der Europwer auf Weissfische. Monat December. Dienstags, den 1 December Fanden wir abermals einen grossen männlichen Weissfisch in den Garnen. Er war von der Schnauzze zur Schwanzspizze 17 Fuss 4 Zolle lang, hatte in der Mitte 91/2 Fuss 2 Zolle im Umfange, die Breite des Schwanzes war 3 Fuss 8 Zoll von einer Schwanz- spizze zu der andern, die Länge desselben 1 Fuss und 8 Zoll, die Länge des Kopfes 2 Fuss 4 Zolle, die Breite desselben 1 Fuss 1 Zoll, die Länge der Flossen 1 Fuss 4 Zolle, die Breite derselben 8 Zolle. Mittwochs, den 2 December erhielten wir einen weiblichen Fisch von mittler Grösse. Donnerstags, den 5 December wurde zu Aukpadlärtok ein Fisch, und Sonnabends, den 5 December abermals daselbst ein Weissfisch von mittlerer Grösse ge- fangen. — Montags, den 7 December Der cancer pedatus und oculatus, die Vorboten des Wallfisches liessen sich im Hafen zu Millionen sehen. Die Grönländer zu Makkak fiengen vorige Woche zwey Weissfische. — Dienstags, den 8 December wurde alles zum Wallfischfange vorbereitet, und wie gewöhn- lich, bey Anlægget unter wehender Flagge die Fangelinien indie Schaluppen eingeschossen. — Sonnabends, den 14 December Da sich kein Weissfisch mehr sehen liess, und der Hafen sich schon den 10%" mit dünnem Eise belegte, so wurden die Garne 28* 436 Godhavn 1812. bey Godhavn aufs Trockne gebracht. Ein gleiches geschah zu Auk- padlartok. In allem wurde zu Godhavn von Herrn Inspecteur Morz- FELDT und Hans Nırsen 27, von Herrn Branpt 1, von Herrn Ras- MUSSEN zu Aukpadlartok 11, also in allem 39 Weissfische gefangen. — Eine grosse Hilfe für uns und die Grönländer. Wir bedienten uns des frischen Thrans aus gänzlichem Mangel der Butter. Dienstags, den 15 December Da der Hafen nun mit festem Eise bedeckt war, so wurden die ersten Garne unters Eis für die Seehunde gesezt. Im Disko- fiord war Noth und Missfang. Donnerstags, den 17 December Brach bey einem heftigen Nordoststurme mit starkem Seegange das Eis ein gutes Stück in Hafen herein, und eine Menge Eisgarne giengen bey dieser Gelegenheit durch den Eisgang verlohren. Donnerstags, den 24 December Da die Wallfische sich schon seit einigen Tagen sehen liessen, so wurde die erste Brandwache gehalten. Abends hatten die Grön- länder ihr gewöhnliches Weihnachtstractament, Grüzze und Erbsen. Freytags, den 25 December war zweyte Brandwache, und Mittags wurde der erste Wall- fisch durch Hr Assistent Branpr erlegt. Donnerstags, den 31 December wurde der Speck des geflensten Wallfisches auf Schlitten zur Kolonie geführt. Der am Weihnachstage erlegte Fisch war ein männlicher. Er gab 30 Tonnen Speck, und die Barden hielten 7 Fuss. Der Seehundefang war anhaltend schlecht, und dieser Wall- fisch gab den armen Grönländern grosse Hülfe. Bericht einer mineralogischen Reise auf Grönland. In Form eines Tagebuchs gehalten von Karl Ludwig Giesecke. Achtes Jahr. 1813. Godhavn. Monat Jänner. Sonntags, den 5 Janner, zeigten sich Abends, im Zenith, in West, und Siidwest zu- gleich, sehr schöne heftig aufflammende, und plözzlich wieder ver- schwindende strahlige grünlichgelbe Nordlichter, welche das schönste natürliche Feuerwerk darstellten. Mittwochs, den 6 Jänner. Morgens gieng der Grönländer Blanding JürGex WEBER aus, um nach seinen Eisgarnen bey Fortunebay, ungefehr 2 Meilen westlich von Godhavn, zu sehen. Er fiel vermuthlich in eine Wasserrinne, (Eisspalte, deren es mehrere auf der zugefrornen See gibt) welche die Nacht durch dünn überfroren und verschneyt war. Um 10 Uhr fand ihn der Zimmermann der Kolonie, Christian РЕ- TERSEN, ein gebohrner Amager, welcher ebenfalls nach seinen Garnen fahren wollte, auf dem halben Wege, in der Nähe von Aukpadlär- tok, auf dem Eise sizzend. Seine elenden von Wasser durchnässten zerrissenen Seehundekleider waren steif wie Horn gefroren. Er war so schwach, dass er kaum sagen konnte, er hatte seinen Took und die Handschuhe verlohren. Der Zimmermann hub ihn auf seinen Hundeschlitten, und fuhr mit ihm nach der Kolonie zu. — Als er aber bey seiner Wohnung ankam, war er schon todt. Da Herr Chirurgus Гевсн, mehrerer Kranken wegen. nach Omenak gereist war, so liess ich alle die in unsern Händen sich befindlichen Hülfs- mittel anwenden, um ihn ins Leben zurückzubringen, aber ver- gebens! Er blieb todt! — Vieleicht hat die bekannte unnatürliche Wärme der Grönländischen Wohnungen, das Fahren auf dem hol- prichtem Eise über eine halbe Meile, und die gekrümmte Stellung, in welcher er auf dem Schlitten liegen musste, seinen wirklichen Tod beschleunigt. Doch brachte ich es dahin, dass sie ihn noch eine Nacht im Hause liegen liessen; aber er blieb todt. — Der Mann hinterlässt eine Wittwe mit 4 kleinen Kindern in elenden Umständen. — Donnerstags, den 7 Jänner, kamen zum erstenmale drey Grönländerschlitten aus dem Way- gat und von Makkak an. Der Fang war an beyden Stellen schlecht und die Grönländer duldeten grosse Noth. — 440 Godhavn 1813. Montags, den 11 Jänner. Seit einigen Tagen liessen sich die Rypen schaarenweise zwi- schen Godhavn und Anlegg, und nahe bey den Häusern sehen. Ein Zufall dessen sich der älteste Grönländer nicht erinnern kann. Wir mussten sie leider vorbeyfliegen lassen, da wir weder Pulver noch Bley hatten. — Freytags, den 15 Jänner Sahen wir endlich die seit dem 25ten November für uns ver- lohrene und mit Sehnsucht erwartete Sonne wieder. — Die Grön- länder kamen von Waygat, Diskofiord, Malligiak, und Makkak hieher, um sich Wallfischfleisch für ihre hungernden Familien zu erbetteln. — Sonnabends, den 16 Jänner hatte ein heftiger Oststurm das Eis der Diskobucht zwischen Godhavn und Kronprinzenseiland wieder gebrochen, und der Strom grosse Löcher gemacht. Donnerstags, den 21 Jänner Ich fuhr mit Herrn Inspecteur Мот2еегот zu unsern Garnen nach Fortunebay über .das Eis der Diskobucht. — Wir sahen dort etwas um diese Jahrszeit unerwartetes, nemlich einige Embe- rizae nivales, (Grönl. Kupanauarsut). — Dies bestärkt mich in meiner Vermuthung, dass diese Végel Grénland im Winter nicht verlassen, sondern sich im Innern des Landes, in Bergspalten etc. aufhalten und vieleicht da einen Winterschlaf geniessen. — Es war die ganze Bucht mit Frostrauch überdeckt; die Stralen der Sonne brachen sich in demselben, und theilten ihm das Aussehen einer mit Rauch bedeckten Flamme mit. — In Norden zeigten sich meh- rere blutrothe Sturmwolken. — Freytags, den 22 Jänner kam Herr Mossın FLEıscher von Rittenbenk über das Waygat hier mit Schlitten an. Er brachte Briefe von der Kolonie Omenak mit, wobey wir die Nachricht erhielten, dass die im Sommer im dortigen Distrikte ausgebrochene epidemische Krankheit zwar am Ende des Augusts aufgehört, aber doch 149 Menschen weggerafit habe. Herr Chirurgus Глевсн, welcher dahin abreiste, um den Kranken Hülfe zu leisten, wurde selbst, vier Wochen nach seiner Ankunft, an Wassersucht, vermuthlich eine Folge des Scharbocks, womit er stets geplagt war, tödtlich krank. — Alle Umstände, wel- che ich durch Briefe und mündliche Nachrichten über bemeldete Seuche einholen konnte, vereinigen sich in folgendem: Die Epidemie brach zu Sakkäne auf Ubekjendte Eiland aus, woselbst die Grön- länder im Frühjahre und Sommer des guten Seehund-fanges wegen sich zu versammeln pflegen. — Nach mehrerer Grönländer Aussage sollen die zwey oder drey ersten Kranke sich besonders dadurch ausgezeichnet haben, dass ihre Lippen gleichsam zu faulen und Godhavn 1813. 441 abzufallen begannen, so dass man die blossen Zähne sehen konnte. — Die übrigen Symptomen der Seuche, welche allen Kranken gemein waren, bestanden in Riicken- Brust- und Kopfschmerzen, besonders im Hinterhaupte, bey dem einen auf der rechten, bey dem andern auf der linken Seite, darauf wurden, besonders auf dem Vorderleibe, viele blaue Flecken sichtbar. Das Angesicht wurde aufgeschwollen, und roth, die Lippen weiss, und dann folgte der Tod. — Die mei- sten Kranken starben den ersten Tag. Doch hatte man auch ein Exempel an einem Weibe, dass man diese Krankheit einige Zeit heimlich im Körper tragen könne: sie war nemlich einige Tage nach dem Absterben ihres Mannes gesund, wurde dann mit den vorhingemeldeten Kennzeichen krank, und starb. Die einzige Fa- milie FRIEDERICKS KAJUTAKAURSÄKR, welche krank nach Omenak kam, entgieng dem Tode. Sie brauchten Laxative, und rieben sich den Leib mit Brandtewein, welchen sie von den Engländern erhalten hatten. — Man vermuthet, dass die Grönländer die Krankheit von den Englischen Schiffen erhalten haben, welche um Ubekjendte Ei- land herum lagen. Merkwürdig ist, dass diejenigen Grönländer, welche von Niakornak und Noorsoak (dem festen Lande aus) die Englischen Schiffe besuchten, nicht angesteckt wurden. Der Aber- glaube der Nation zeigte sich bey dieser Gelegenheit wieder in vollem Lichte. — Sie ermordeten ihren Landsmann Kinawina und dessen Weib, weil sie den Verdacht hatten, dass er und sein Weib ihnen diese Uebel auf den Hals gehexet hatte. Die Hunde, welche die umherliegenden Leichname verzehrten, nahmen keinen Schaden. Sonntags, den 24 Jänner. Der Südoststurm der vorigen Nacht zertrümmerte das Eis unter Skarvefield bey Godhavn auf einer Strekke von zwey Meilen, dabey giengen gegen vierzig Seehundegarne verlohren. — Montags, den 25 Jänner. Der Südweststurm der vorigen Nacht jagte das Eis wieder in die Bucht zurück. Wir sahen von der Aussicht zu Kangek viele Wallfische, welchen aber nicht beyzukommen war. — Donnerstags, den 28 Jänner Feyerten wir den Geburtstag seiner Majestät FRIEDERICHS DES SECHSTEn mit einem zwar kleinen, doch frohen Mahle. — Die lezten zwey Flaschen Wein, welche Herr Inspecteur MorzreLpr zu diesem feyerlichen Tage aufbewahrt hatte, wurden ans Wohl des König- lichen Hauses von den hiezu eingeladenen Handelsoffizieren aus- geleeret. Auch die Kolonisten und Arbeitsleute wurden bewirthet. — Freytags, den 29 Jänner. Fiel der Grönländer Karserrsoak zwischen Makkak und God- havn, zwey Meilen von seiner Wohnung entfernt, durch das dünne 442 Godhavn 1813. Eis in die See. Er wurde aber doch glücklich wieder aufgefischt, und lebend nach Hause gebracht. — Sonntags, den 31 Jänner Abends wüthete ein grässlicher Südoststurm mit Orkanstössen, welcher das Eis zertrümmerte, und eine Menge Garne, an Werthe über 50 Reichsthaler zu Grunde richtete. Es war ein schmerz- licher Verlust bey dem nunmehrigen Mangel an Garnen. — Monat Februar. Dienstags, den 2 Februar Giengen wir, da unter Godhavn ein Stück der See offen war, Morgens um 7 Uhr mit fünf Schaluppen auf Brandwache aus. Wir ruderten Ostwärts und trafen bey Karartut, oder Sorte Huk auf drey beysammen schwimmende, grosse Wallfische. — Da aber die Schaluppe, worauf ich mich befand, klein, alt, und schwach besezzt war, so wollte der Harpunier Таккак sich nicht zwischen die Fische wagen. Sie bliessen auch nur einmal, und da wir ihnen zur Seite kamen, so giengen sie unter. — Nicht weit von diesem kam ein andrer Fisch herauf. Da wir seinen Rachen gerade gegen über lagen, so mussten wir in einem grossen Kreise ihn umrudern, um ihm auf die Seite zu kommen; mittlerweile gieng er unter. Wir trieben mit dem Winde und Strome ostwärts durch mehrere Eis- berge bis nach dem östlichen Ende von Skarvefield, und begegneten noch mehrern Wallfischen, aber sie waren alle scheu und unruhig, welches gewöhnlich bey aufgerührter See der Fall zu seyn pflegt; so bald wir ihnen nahe zu Leibe kamen, so suchten sie den Grund. — Bey stillem Wetter ist ihnen überhaupt am leichtesten beyzukom- men. — Auch die andern vier Schaluppen jagten vergebens nach mehreren aufkommenden Fischen. — Da gegen drey Uhr Nachmit- tags der Wind mit Schnee und Gestöber zunahm, so dass man kaum einige Faden lang vor sich hinsehen konnte, und überdies auch die Nacht hereinbrach, so mussten wir nach dem Lande zuriick eilen. — Mittwochs, den 3 Februar. Hielten wir die fiinfte Brandwache. Wir erhielten den zwey- ten Wallfisch fiir dieses Handelsjahr, und zwar einen jungen weiblichen. Um 9 Uhr Vormittags sezzte der Grönländer Harpunier JoserH TIKKAK die erste Harpune in ihm fest, gleich darauf der Harpunier Hans МизЕек die zweyte, und der Grönländer Jens WILLE die dritte, deren Vorgänger zerriss. — Der Fisch schlug bey der zweyten Harpune gegen Hans Nırsens Schaluppe, und hätte sie beynahe gekantert; doch füllte er sie mit Wasser. Nach dem ersten wohlangebrachten Lanzenstiche von Josepx [?] Witte legte er sich auf die Seite, und war beynahe todt. — Um zwey Uhr Nachmit- tags wurde er von den Schaluppen ans Land gebracht. — Godhavn 1813. 443 Donnerstags, den 4 Februar wurde der gestern gefangene Wallfisch, da er nicht sehr gross war, mit Winden auf das Eis gehoben, wo ich also Gelegenheit hatte ihn genau zu besehen. Seine Linge von der Gabelspizze des Schwanzes bis zur Nasenspizze war 36 Fuss, die Linge des Kopfes alleine 13 Fuss, 5 Zoll. Die Liinge des Nasenbeines war 7 Fuss, 10 Zoll. Die Breite des Kopfes 7 Fuss, 2 Zoll. — Die Haupt- röhre des Herzens hatte einen halben Fuss im Durchmesser. der Blasekanal zunächst am Schlunde eben so viel. Der Schlund selbst war nur etwas über einen Zoll weit. Der Blasekanal ist mit einer sehr feinen schneeweissen Haut bekleidet, so wie die Zunge, welche meistentheils aus Fette und Nerven besteht. Der Magen war mit Millionen des Caneri oculati und onisci abyssini gefüllt. Die Kinn- beine ruhen in grossen elastischen aus vielen tausenden sich durch- kreuzenden Nerven und Sehnen bestehenden Polstern. Die Gedärme sind von der Dikke eines Mannesarmes, inwendig mit feinen Haaren bewachsen, von aussen sind sie grünlich weiss, mit geschlängelten bluthrothen Adern marmorirt. Sie waren mit unzähligen weissen Tœnis in den Falten gefüllt. Die Farbe des frischen Fleisches ist dunkelbraunroth, und wird durch das Seewasser auf der Oberfläche stalgrün, das welches zunächst an den Kinnbeinen sizzt, ist sehr knorplicht, und ziemlich wohlschmeckend, so lange es recht frisch ist, ungefehr wie das Fleisch eines bejahrten Ochsen; es geht aber in wenigen Stunden in die Faulung über, und riecht dann unleid- lich. Auch das Fleisch, welches zunächst am Gaumen oder Zungen- bande sizzt, ist geniessbar, — versteht sich, für eine Zunge, welche nicht lekker ist. — Die äusserste Haut (Maktak) ist schwarz, die unterliegende Fetthaut (Maksak) ist weiss, und sehr zahe, da sie aus feinen Nerven besteht. Beyde aufeinandersizzend mit etwas anstehendem Speck werden roh, gefroren, an der Luft getrocknet, gekocht und gebraten gegessen. Jede für sich ist gegen einen Zoll dikke. Es ist ein Lieblingsgericht der Grönländer. Ich ass sie auch, besonders gefroren sehr gerne. Die Haut am Bauche ist die feinste und wohlschmeckendste. — Die Knochen des Schwanzes endigen sich in eine aus Knorpeln und Sehnen bestehende Masse, aus welcher auch die beyden Flossen bestehen. Diese sind unter der Haut, wie eine Hand in fünf Finger abgetheilt. — Diese knorp- lichte Substanz des Schwanzes (Sarpik) ist den Grönländern eine leckere Speise. — Die Augen des Wallfisches sind nicht grösser als Ochsenaugen, und sind ebenfalls ein Nationalleibgericht. Der Rachen misst von dem Mundwinkel bis zur Nasenspizze 9 Fuss 8 Zoll auf jeder Seite, und in der Peripherie 22 Fuss, 6 Zoll. Die längsten Barden dieses Fisches, deren er ohne die allerkleinsten ... hatte hielten nicht über 6 Fuss. Sie sind mit kleinern von der Dikke eines Federkiels umgeben, welches alles zusammen in weissem zä- hem etwas elastischem Zahnfleische sitzt. — Sie sind nur im obern Theile des Kopfes, und gehen senkrecht zwischen den Kinnbein und 444 Godhavn 1813. ibren Umgebungen nieder. Die innere Hautbekleidung der Kinn- beine ist wie die äussere schwarz, doch äusserst dünne im Verglei- chung gegen die äussere. Dieser Fisch gab nur ... Tonnen Speck, Bey der Zerlegung desselben wurden 17 Haye gefangen, ungebetete Gäste, welche an dieser reichen Tafel mit dem Fette des Wall- fisches sich mästen wollten. Der grösste derselben maas 161/2 Fuss. — Die Leber nimmt auf beyden Seiten des Körpers in 2 langen Streifen die ganze Länge desselben ein. Das Herz ist 3 eckigt, und nicht grösser als die Hand eines einjährigen Kindes. Der Magen, ein länglich runder Sack liegt mitten inne. Das Herz kann sich noch 3 bis 4 Stunden nach Zerlegung des Fisches krampfartig zusammenziehen. Der Fisch, nach seiner ganzen Länge aufgeschlizzt, und seiner Leber beraubt, schwimmt davon, wenn er sogleich wieder ins Wasser geworfen wird. Das Fleisch zieht sich bey Berührung noch den 2t und dritten Tag krampfartig zu- sammen. — Freytags, den 5 Februar Die seit einigen Tagen wieder zunehmende Kälte verursachte, dass das Eis der Bucht wieder zusammenfror. Donnerstags, den 11 Februar Vormitttags gieng ich auf Excursion über das Eis nach einer kleinen Insel, Kjödöe, grönl. Kikertäk genannt. Sie besteht aus feinkörnigem rothem Gneiss u. Granit, in dem- selben liegen kleine Lager von grossblättrigem rothem und blaulichem Avanturinfeldspath, und in Nestern schwarzer Glim- merschiefer mit rauchgrauem Quarz. Montags, den 15 Februar. Morgens um halb 4 Uhr zeigte sich eine totale Mondfinster- niss, welche gegen halb fünf Uhr ihren höchsten Punkt erreicht hatte, und nach halb 6 Uhr ganz vorbey war. Ungefehr eine Stunde drauf liessen sich 3 Nebenmonde sehen. Der Mond war den Abend vorher beym Aufgange blutroth. — Den Tag über machte ich eine Fusstour auf dem Eise und um Godhavns Insel, sodann nach Karartut, und wieder. zu Hause. — Freytags, den 19 Februar. Um 5 Uhr Nachmittags kam der Vormann Maps THoMSEN von der Kolonie Upernavik mit Schlitten hier. Wir hatten bereits seit 2 Jahren keine Nachricht von dorten erhalten. Die Noth war da- selbst im vorigen Winter bey Grönländern und Europäern gleich gross gewesen. Auch von Rittenbenk und Klokkerhuk kamen trau- rige Nachrichten. Der gänzliche Missfang verursacht an beyden Stellen grossen Mangel. — Eben so ist es auch im Waygat. Godhavn 1813. 445 Sonnabends, den 20 Februar Ich fuhr Morgens auf der Diskobucht, der Insel entlang, Karartut, Kikertaluk, und Assungassungarsuk vorbey, nach Ippik, einer kleinen Bucht, 3 Meilen von Godhavn ent- legen, um die dorten an der Kiiste verbreiteten Basaltmauern, Kuppen, Gruppen, und Кайе näher zu besehen. Die meisten dieser fiinfeckigen Basaltsäulen stehen lothrecht, und haben kleine glasige Feldspathkristalle eingesprengt. Ueber denselben liegt Trapptuff, dessen Bindungsmittel sehr feiner Stilbit ist. Schwarz angelaufne Zeolithkérner sind demselben ebenfalls bey- gemengt. Bey der zweyten Gruppe liegt ein leberbrauner Bol- artiger sehr bröcklicher schiefriger Thon unter den Basalt- säulen. Der Trapptuff ist hie und da stark mit Grünerde ge- mengt. Ueber die Basaltmauern beyder Gruppen stürzen im Sommer beträchtliche Wasserfälle herab. — Auch die beyden dorten befindlichen Klüfte bestehen aus Säulenbasalt. An einer andern Stelle in der Nähe sah ich denselben in gebogenen Säulen, welche sternförmig (excentrisch) gelagert sind. Sie sind gegen den Mittelpunkt zu vierseitig und werden beym Auslaufen fünfseitig. — Auf der Ebne vor denselben liegen viele Geschiebe der Urzeit zerstreut. Unter denselben fand ich gemeinen Tremolith derb und kristallisirt. Auf den Rück- weg traf ich zwischen Assungassungarsuk und Kikertalük Meso- type in abgestumpften Würfeln und Grünerde nierenförmig in Trapptuff eingewachsen. Um 5 Uhr Abends kam ich nach Hause zurück. — Sonntags, den 21 Februar. Maps THomsen reiste nach Upernavik wieder zurück. Abends kam ein verwegener Grönländer, Martin Koneesux über das nur halb zusammengefrorene Eis der Diskobucht (6 Meilen) zu Fusse mit Briefen hier an. Dorten und zu Hundeeiland war ebenfalls grosse Noth unter den Grünlændern. — Montags, den 22 Februar. fuhr ich früh Morgens, begleitet von Frırperıch Ecrpe Мтогок über das Eis nach den Inseln der Fortunebay. Sie 446 Godhavn 1813. machen zusammen ein Stück Gebirge aus, welches nur durch die See getrennt ist, und bestehen aus feinkérnigem grauem Granite, welcher bedeutende Lager von Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer aufnimmt. Zuweilen wird der Granit grob- körniger und dann ist er mit Hornblende gemengt, auch mit horizontalen Gängen von rothbraunem Avanturinfeldspathe durchsezzt. In der Hornblende liegen öfters kleine Parthien von gemeinem Schwefelkies und gemeinem Strahlstein. Der Quarz und Feldspath ist hie und da bald von Kupfergrün, bald von braunem Eisenokker gefärbt, hält auch stellenweise etwas gemeinen Kupferkies. Von hier fuhr ich nach der Kluft, welche den Berg bey Fortunebay von dem Berge Aukpadlär- tok trennt. Das Gestein ist hier Massenbasalt mit kleinen eingesprengten Feldspathpunkten. — Ueber den Berg Aukpa- dlärtok habe ich schon an mehrern Stellen gesprochen. Nach- mittags um vier Uhr kehrten wir wieder nach Godhavn zurtick. — Dienstags, den 23 Februar. Der starke Strom, welcher schon seit einiger Zeit von Osten nach Westen zu sezzt, hatte in der vorigen Nacht das ohnehin schwache Eis aus der Diskobucht und von Godhavns Land getrieben, und viel offenes Wasser gemacht. — Mittwochs, den 24 Februar. Die äusserste Noth und gänzlich misslungener Fang trieb den Pensionisten Jonann DRENGHAN mit seiner ganzen Familie aus dem Diskofiord nach Godhavn, um hier bis zur Zeit des Frühjahrfanges zu verbleiben. Der Seehundefang missglückte zwar auch hier gänz- lich, doch gaben die zween gefangenen Wallfische den Grönländern einigen Lebensunterhalt. Dienstags [Donnerstags], den 25 Februar Vormittags fuhr ich mit Herrn Inspecteur Мотикегот übers Eis nach der Nes Kangarsük, mit welcher die westliche Küste von Diskoeiland beginnt. Sie besteht aus grünsteinartigem Basalte, in welchem das hornblendeartige sehr kenntlich ist. Dieser so wie der höher anstehende Massenbasalt ist rein, und frey von alien fremdartigen Gemengtheilen. — Auch zieht Godhavn 1813. 447 der lezte sich ins graulich grüne, und hat an den dünnesten Kanten einigen Grad von Durchscheinenheit. — Die ganze Nes ist bis an das nahe anstehende hohe Gebirge Meeres- grund in der Vorzeit gewesen, und mit allen Arten von Ge- schieben der Urwelt überdeckt. Mitten auf derselben ist ein kleiner Landsee, in welchem im Sommer einige Lachse strei- chen. — Wir trafen einige Grönländer, welche auf dem Mautok- (Mau- pok-) Fange waren. — Kronprinzenseiland zeigte sich sehr hoch und steil, ein Vorzeichen stiirmischer Witterung aus West oder Südwest. Der Sturm der vorigen Nacht hatte all loses Eis ge- brochen, aber wieder unter das Land getrieben, so dass man kein offenes Wasser sehen konnte. Wir sahen nach unsern Seehunden- garnen, aber sie waren wie gewöhnlich leer, und standen doch auf einer der besten Fangstellen in der ganzen Gegend um Godhavn. Einige östliche in vorigen Jahren ergiebige Garnpläzze unter dem Lande versagten gleichfalls dieses Jahr den Dienst. Monat Marz. Mittwochs, den 3 März. Ich fuhr Vormittags mit Herrn Inspecteur Morzreror nach Fortunebay, und bestieg das dortige Gebirge. — Auf dem Rückwege machten wir des Dorschenfanges wegen bey der Torskenes, grönländisch Karusoit Halt. — Hier zieht sich eine hohe steile, einige Lachter von oben zu über die See hervorspringende Felsenwand heraus in welcher im Frühjahre viele Theiste oder Grönländische Tauben (Uria Grylle) nisten. Sie besteht aus grauem feinkörnigem Granit, welcher bald in Gneiss, bald in Glimmerschiefer übergeht. Er nimmt auch stellenweise gemeine Hornblende auf, und nähert sich dem Syenit. Schmale Trümmer von rothem Avanturinfeldspath durchkreuzen ihn. Dieser graue Granit beginnt schon bey Ounartorsoak sich zu erheben, nimmt viele Lager von grob- körnigem rothem Granit auf, in welchem der Feldspath der Hauptgemengtheil ist, constituirt die Inseln von Fortunebay, und verliert sich wieder auf dem westlichen Ende derselben. — Ausser kleinen Parthien von gemeinem magnetischem Eisen- 448 Godhavn 1813. stein ist er ganz metallleer, die Kupferanzeigen bey Fortune- bay ausgenommen. — Er führt auch ausser einigen kleinen Moroxitprismen, derbem und kristallisirtem Epidote keine fremd- artige Fossilien. — Abends neun Uhr zeigte sich ein sehr schönes bogenförmiges farbiges Nordlicht, welches sich über den ganzen Horizont von Norden nach Süden erstreckte. Donnerstags, den 4 März, Morgens reiste ich, von dem Grönländer FRrıeperıch EGEDE Мтогок begleitet, mit Schlitten, unter Skarvefield weg, nach Assungassungarsuk. — Diese in der See stehende Klippe besteht aus sechsseitigem Säulenbasalt, welcher in allen Rich- tungen durchlagert ist. Sie bildet von ferne ein Schiff, und ist unten zu von der See durchbrochen. Im Basalte finden sich Zeolith- Stilbit und Chalzedonnieren. Von hier aus wen- dete ich wieder um, und hielt mich bey Kikertaluk auf. Von Assungassungarsuk bis hieher zeigt sich am Fusse des Skarvefields der sechsseitige Säulenbasalt, auf dieser folgt eine schwere Lagerung Massenbasalt, welcher bis in die höchsten Punkte fortsezzt. Dieser Basalt ist frey von fremdartigen Ge- ınengtheilen, einzelne kleine Zeolithkörner und Feldspathpunkte ausgenommen. Bey Kikertalük behauptet der verdrängte Trapp- tuff wieder seine Stelle zu unterst. — In ihm findet sich in Trümmern und Nieren weingelber Kalkspath, Mesotype und Chabasie, in Nieren Bergkristall und Chalzedon. Östlich von Kikertalük ist ein beträchtliches Lager von rauchgrauem Thone, vieleicht eine Wakkenart. Östlich von Assungassungarsuk ist grösstentheils Säulenbasalt am Fusse des Gebirges bis Ippik, Iglytsiak und gegen Makkak hin verbreitet. Abends um 5 Uhr kehrte ich nach Hause zurück. — Sonnabends, den 6 März kam Herr Wiypinc von Omenak mit Schlitten an, und Dienstags, den 9 März reiste er wieder dahin zurück. Der Seehundefang mit Eisgarnen wird, wie gewöhnlich daselbst mit gutem Vortheile getrieben. Gegen Godhavn 1813. 449 Abend kamen zween Grönländer als Postexpressen von Hundeeiland zur Kolonie Godhavn. Da das Eis der Bucht auf dieser Fahrt an mehrern Stellen gebrochen war, so mussten sie mit ihren Kajakken auf dem Кор! reisen, um über die offenen Rinnen und Löcher sezzen zu können; und doch legten sie den sauren Weg von 6 Meilen, von Kronprinzenseiland hieher in einem Tage zurück. Zu Kronprinzenseiland, Hundeeiland und im ganzen Egedesmindesdistrikt war die Hungersnoth wegen misslungenem Fange unter den Grön- ländern allgemein. Deswegen hatten 3 Grönländer, Magnus von Egedesminde, und zween andre von Jakobshavn sich entschlossen, etwas bisher noch unversuchtes zu versuchen, das heisst: eine Reise mit Schlitten nach Holsteinsburg, einer unbewohnten Land- strekke von 40 Meilen, zu wagen, um sich Pulver und Bley zu verschaffen. Sie giengen den 11 Februar von Egedesminde ab, über den Auleitsavik-Fjord, und kamen den 1°" März auf einem andern Weg über das innere Land und Ikamiut glücklich wieder zurück. Bey den Grönländern in Auleitsaviksfiord, wo sie auf der Hinreise über Nacht lagen, waren aus Mangel an Speck alle Lam- pen bereits verloschen, sie hatten all ihr Lederswerk aufgezehrt, und mussten die wenigen Ulken, welche sie fangen konnten, roh geniessen. Zween von ihnen waren so ausgehungert, dass sie sich nicht mehr von ihrem Lager erheben konnten. Zu Holsteinsburg war bis jezt nur ein Wallfisch gefangen, und die Noth unter den Grönländern war auch allgemein. — Ein Gleiches war der Fall auf den Inseln der Südostbucht, und Manetsok. Montags, den 15 März Gestern und heute liessen sich mehrere weisse Bären (Polar- bären) in der Nähe der Häuser sehen. Dienstags, den 16 März. kam Herr Jonannes Winpinc von Jakobshavn über die Bucht, und brachte die ersten Nachrichten von den dortigen Kolonien, von welchen wir seit dem Oktober nichts gehört hatten. Auch dorten herum stand es nicht viel besser als an andern Stellen. Doch halfen sich die Grönländer zu Jakobshavn und Claushavn mit dem Flynderfange welcher zeitlich begann. Sonnabends, den 27 März Zeigte sich in Süden ein schönes Nordlicht, brennenden Fak- keln ähnlich, welche hoch auflodern, und sodann plötzlich verlöschen. Die Streifen waren bündelförmig abgetheilt. Mittwochs, den 31 März Brach ein Sturm aus Osten abermals das Eis der Bucht. XXV 29 450 Godhavn 1813. Monat April. Sonnabends, den 3 April. Der Südweststurm der vorigen Nacht zertrümmerte abermals das Eis der Bucht zwischen Diskoeiland und Kronprinzenseiland; dabey fiel gegen 3 Fuss tiefer Schnee. Sonntags, den 4 April Fror das Eis bey 22 Graden Kälte wieder zusammen. Ostersonntags, den 18 April Hatten wir bey stürmischem beissendem Nordostwinde eine Kälte von 181/з Graden. — Mittwochs‘, den 21 April. Fuhr ich, begleitet von Herrn Inspecteur Morzreıvr nach einer Felsenwand bey Kikertalük, auf Disko. Mit. Hülfe seiner Leiter, welche wir auf den Schlitten mit uns nahmen, gelang es mir zu einer Stelle in dieser aus Trapptuff be- stehenden Felsenmauer zu kommen, wo sich nierenweise fleisch- rothe Chabasie mit abwechselnd abgestumpften Ecken fand. Der Weg dahin war äusserst schlecht. An einigen Stellen lag über 3 Fuss tiefer Schnee auf dem Eise. Donnerstags, den 22 April Abends 5 Uhr kamen die Grönländer Peter Hammer und Aaron Kırrık von Kronprinzenseiland hier an, und brachten Nachricht von einer zweyten, aber unglücklich ausgefallenen Reise, welche die Grönländer von Egedesminde aus nach Holsteinsburg unternommen hatten, um Pulver und Bley zu holen. Sie reisten unter Anfüh- rung des Herrn Assistenten MörcH den 18 März von Egedesminde ab mit fünf Schlitten, und legten den ersten Tag 8 Meilen, den zweyten ungefehr 16 Meilen zurück. — Von hier an begann das Unglück sie zu verfolgen. In der zweyten Nacht frassen die Hunde einen Theil des Riemwerkes auf, welches zur Bespannung der Schlitten gehört. In der folgenden Nacht kam diese Schaar bis- siger Bestien, welche nicht zusammengewöhnt waren, in Schlägerey. Die verwundeten wurden von den Siegern vor den Augen ihrer Herren in Stücke zerrissen und aufgefresser. — Die Reisenden mussten also zwey Schlitten im Stiche lassen, ihr Gepäcke auf die noch bespannte laden, und zu Fuss gehen. So brachten sie fünf Nächte unter freyem Himmel zu, und kamen endlich den 26 März Morgens von Hunger und Frost ganz entkräftet, ohne Hunde und Schlitten zu Holsteinsburg an. — Den lezten Schlitten mit dem Ueberreste der Hunde mussten sie eine halbe Meile nördlich von Godhavn 1813. 451 Holsteinsburg im Stiche lassen, weil die armen entkräfteten Thiere ihn nicht mehr zu ziehen vermochten. Sie wurden den Tag darauf abgeholt. Da nun 33 von ihren Hunden theils verhungert,. theils verlaufen, theils aufgefressen waren, so konnten die Reisenden nicht alle mehr auf diesem Wege zurückkommen. Der Grönländer Maenus machte sich mit noch einem andern, mit Hülfe der übrig gebliebenen 8 Hunde auf den Rückweg, und kam acht Tage drauf glücklich zu Egedesminde an. — Herr Мбвсн und die andern Grönländer, deren einer, namens ANDERS Rasmussen, ein Blanding, in Gefahr steht, durch den Frost einen Fuss zu verlieren, müssen nun dorten eine Gelegenheit abwarten, um im Frühjahre nach Nordgrönland zurück- kommen zu können. — Zu Holsteinsburg leben die Grönländer nun recht vollauf, da sie seither 6 Wallfische gefangen hatten. Donnerstags, den 29 April Liessen sich bey Godhavn die ersten Emberizae nivales, die Vorboten des Frühlings, sehen. Monat May. Sonntags, den 2 May Morgens 6 Uhr gieng ich nach Kangek, um mit auf die Brand- wache zu gehen. Es kostete unglaubliche Mühe, um die Schalup- pen über das dünne morsche Eis nach der See zu schleppen. Wir vertheilten uns auf dem offenen Wasser nächst dem Eisrande, wo die Wallfische sich gerne aufzuhalten pflegen, in ungefehr gleich weiten Entfernungen. — Hier trieben wir bis gegen fünf Uhr Nachmittags, und sahen zwar einige Fische, konnten ihnen aber doch nicht sehr nahe kommen, weil sie zu scheu waren. Endlich gegen 6 Uhr Abends glückte es dem Herrn Assistent Branpr einem grossen Fische eine Harpune beyzubringen. Er wurde sehr wild, schlug mit dem Schwanze, drehte sich in einem Kreise, und rannte mit Heftigkeit durch die Oberfläche des Wassers nach dem festen Eise zu, und lief unter demselben eine ganze Schaluppslinie aus. Wir lauerten nun in einiger Entfernung von der festen Schaluppe (so nennt man diejenige, an welche der Wallfisch hängt) auf dessen Zurückkunft, um ihm die zweyte Harpune zu geben. Aber er kam nicht. Er hatte durch die über eine halbe Elle dicke Rinde des Eises ein Loch gebrochen, um Luft zu schöpfen und Wasser zu blasen. Wir liefen also über das Eis dahin, schafften die losen Stücke weg, und gaben ihm mit den Lanzen den Rest. Er blies Blut, ein Zeichen seines nahen Todes. Das Blut des Wallfisches stinkt unerträglich. Sodann: wurde er mit der Linie, durch deren Harpune er an unsern Schaluppen fest lag, unter dem Eise her- vorgezogen, ein Loch durch den Schwanz gehauen, um ihn ans Bogsiertau zu befestigen, während die Grönländer über seine Haut herfielen, und dieselbe vom ganzen Bauche in weniger als einer Stunde abschälten, denn der Fisch legt sich meistens auf den Rücken, 295 452 Godhavn 1813. sobald er todt ist. Nun gieng es ans Bogsieren, welches von allen hintereinander verbundnen Schaluppen gemeinschaftlich geschieht. Gegen 12 Uhr Mitternachts kamen wir mit dem Leichname beym festen Lande an. Die Stelle, wo er getödet wurde war gegen 1!/2 Meile davon entfernt. Schaaren von Weissfischen (Delphinus albi- cans) tnmmelten sich bey und unter unsern Schaluppen, ein Schau- spiel, welches die langsame Arbeit des Bogsierens verkürzte. Ausser- dem folgte uns ein Heer von Hayfischen, Mallemukken, Mäwen, welche von den Brosamen speisten, die von der Reichen Tische fielen. Eine kleine Mawenart (Kejukik, Kejukingoak genannt), sonst hier selten, fand sich dieses Frühjahr in Menge ein. Sie nistet nicht im Lande. Mittwochs, den 5 May Giengen wir abermals Morgens 6 Uhr bey,neblichter Luft und vieler Schnee auf Brandwache mit 5 Schaluppen, und kreuzten rund umher, konnten aber keinen Wallfisch zu Gesichte bekom- men. Dagegen wimmelte es von Weissfischen und Narvalen. Die Luft war mit viel tausend Zugvégeln, verschiedenen Mawenarten, Mallemukken, Alken etc. angefüllt. — Freytags, den 7 May. Waren wir abermals auf Brandwache. Wir sahen viele Wall- fische; sie waren aber alle sehr scheu und unruhig, und tauchten, sobald man sich ihnen näherte, sogleich unter. Zum Theile wurden sie auch von denen zu tausenden umhergaukelnden weissen Del- phinen verscheucht. — Der verwichenen Sonntag gefangene Wall- fisch war ein weiblicher. Er war 43 Fuss lang, sein Kopf allein hatte eine Länge von 19 Fuss. Seine längsten Barden massen 9 Fuss 11 Zolle. — Sonntags, den 9 May hielten wir abermals Brandwache, und fiengen Nachmittags um 3 Uhr den vierten Wallfisch. Herr Assistent Branpr gab ihm die erste, und Hans Niezsex die zweyte Harpune. Der Fisch war ausserordentlich wild, wenn er nach der Oberfläche des Wassers kam, und schlug in einem weg mit dem Schwanze um sich, sobald sich eine Schaluppe ihm näherte. Endlich musste er doch den vielen Lanzenstichen unterliegen. Allein er ward kaum eine halbe Meile bogsirt, als sich ein Sturm aus Norden erhob, welcher die bogsirenden Schaluppen immer mehr vom Lande abtrieb, und sie mit Wasser zu füllen drohte, so dass man sich genöthiget sah, den Fisch zu kappen, um sich und die Schaluppen zu retten, welche mehrere Seestürzungen kriegten. Mit äusserster Anstrengung ge- lang es endlich doch gegen Morgens 6 Uhr durchnässt und durch- froren das Land zu erreichen. — Godhavn 1813. 453 Montags, den 10 May. Gegen Abend wurde der gestern aus Noth verlassene und der See preisgegebene Fisch, auf welchem viele tausend Végel offene Tafel hielten, von der Aussichtsklippe entdeckt, und sogleich die Schaluppen ausgeschickt, um ihn einzuholen, welches auch gelang. — Dienstags, den 11 May war ich Nachmittags auf Excursion. Ich gieng tiber den Hafen nach der Englischen Bucht, und Kassigiararsoit, und von dorten stieg ich bey einer Felsenwand nach Kognérsoak hinauf. In der benannten Bucht finden sich in dem feinkör- nigem grauem Granit, ausser betrachtlichen Lagern von Glim- merschiefer, welche zuweilen von Kupfergriin gefarbt sind, auch ein rother grobkôrniger Granit ein, welchem derber und kristallisirter Epidote, und lichte graulichgrüne grossblattrige gemeine Hornblende beygegeben ist. Der Feldspath ist zuweilen in kleinen Rhomben kristallisirt, und von fleischrother Farbe. — Mittwochs, den 12 May. Heute wurde der am Sonntage gefangene Wallfisch geflenst. Es war ein männlicher. Seine Lange war 40 Fuss. Seine läng- sten Rippen 10 Fuss. Seine längsten Barden 10 Fuss 2 Zolle. Die Länge der längsten Rippen soll mit der, der längsten Barden in Verhältniss stehen. Freytags, den 14 May. Frih um 8 Uhr sahen wir in Südwest, ungefehr 4 Meilen von Godhavn zwischen dem Hise die 4 ersten Englischen Wallfisch- fängerschiffe, welche aber eines Nordsturmes wegen wieder nach der See wendeten. — Seit Manns Gedenken sind sie nicht so späthe erschienen. Sonnabends, den 15 May. Vormittags erhielten wir von Kapitän Tarer (Fregatte Levia- than) welcher bey Kangarsük kreuzte, einige Englische Zeitungen. Es kamen Schlitten von Niakornak über das Waygat hier an. — Sonntags, den 16 May Sahen wir mit einemmale 21 Englische Schiffe in Westen kreuzen. Kapitän Warson (Fregatte Truelove) kam ans Land. — Die ganze Diskobucht, besonders gegen Osteu ist noch von His bedeckt. — Mittwochs, den 19 May. Lagen.10 Englische Schiffe unter Godhavn. Sie haben schlechten Fang. Einige Kapitäne kamen ans Land. — 454 Godhavn 1813. Dienstags, den 25 May, kamen einige Grönländerschlitten an, welche noch über das Waygat fuhren. Sie erzählten dass es an dem festen Hise des Waygats von Fischen wimmelte. Der Mangel an Pulver und Bley trieb sie hieher, die Engländer aufzusuchen. Die Kälte war heute 16 Grade. Sonntags, den 30 May. Das Eis der Bucht fieng an sich zu vertheilen. Die Anas Bernicla, der Vorbote des Sommers, kam heute und gestern in grossen Zügen vorbey, nach dem Lande zu. — Kein Englisches Schiff ist zu sehen. — Die Kälte dieses Monats war ausserordent- lich strenge. Das ganze Land sieht noch aus, wie mitten im Winter. — Monat Junius. Mittwochs, den 2 Junius Heute fiel der erste Regen wieder; seit dem 7 November des vorigen Jahres. — Ein starker Siidoststurm zertriimmerte dabey das Eis in der Bucht. Donnerstags, den 3 Junius Sahen wir in Westen, 4 Meilen vom Lande 5 Englische Seegler; sie konnten des Eises wegen nicht in die Bucht kommen, und hielten Nordwärts. Einer derselben hatte Flagge auf dem Vor- top. — Wir sahen Abends einen Wallfisch, und hielten desswegen Brandwache; aber vergebens! — Pfingstsonntags, den 6 Junius, kamen Postexpressen von Kronprinzenseiland an. Sie berich- teten, dass dorten ein, und zu Hundeeiland 2 Wallfische gefangen worden wären. Allein die leztern beyden mussten des schweren Seeganges wegen mit einem Verluste von 2 Harpunen und 51/2 Schaluppsline verlassen werden. — — Das gebrochene Eis trieb nun der Strasse Davis zu. — Mittwochs, den 9 Junius. Mann konnte heute, welches ein seltner Fall ist, deutlich das ganze ringsum die Bucht liegende Land mit allen Buchten und Fiorden von Westereiland aus, bis nach Arveprinzenseiland, und nach dem Waygat sehen. Manetsok und Kronprinzenseiland zeigte sich ausserordentlich hoch und steil. Es trieb viel Eis aus der Südostbucht durch die Diskobucht. Wir sahen mehrere Keporkake, Finnfische und weisse Delphine in Menge, doch keinen Wallfisch. — Donnerstags, den 10 Junius war ich auf Excursion nach Karartut, um die im verflossenen Herbste gesammelten Steinarten von dorten abzuholen. Das Strand- eis lag daselbst noch fest; es war über drey Ellen dick. — Godhayn 1813. 455 Freytags, den 11 Junius seegelten vier Englische Wallfischfänger Schiffe Godhavn vor- bey nach dem festen Lande zu. Ein einziges dieser Schiffe hatte einen Wallfisch erhascht. — Nachts hatten wir starken Frost. — Sonntags, den 13 Junius wurde der Grönländer Масндег, Josepa Tikkaks Sohn, ein guter, geschickter, und fleissiger Jiingling von 17 Jahren, begraben. Er war in der verflossenen Nacht, an einer Entzündung mehrerer Geschwüre am und im Kopfe gestorben, eine gewöhnliche Krank- heit unter den Eingebohrnen. Vormittags seegelte ein Englischer Wallfischfänger vorbey. Wir hörten von ihm, dass eines ihrer Schiffe bey Noursoak vom Hise zerquetscht, und untergegangen sey, wobey zween Matrosen ihren Tod gefunden haben. Kron- prinzenseiland und die übrigen südlichen Inseln zeigten sich heute sehr stark. — Montags, den 14 Junius Den ganzen Tag hüllte ein dicker tiefliegender Nebel uns ein; über uns hatten wir den reinen blauen Himmel. Der halbe Theil unsers Garten wurde besäet. Ich war auf Excursion nach Ounar- toarsuk, und sah die ersten Blumen, Kissekikset, (Azalea pro- cumbens), die Diapensia Lapponica, und das Ledum Grünlandicum in der Blithe. Mittwochs, den 16 Junius. ich war auf Excursion, und bestieg zum viertenmale den Gipfel des Ounartorsoak. Der Culex pipiens beehrte mich mit seiner marternden Gegenwart. Das Thermometer zeigte in der Sonne 22 Grade Wärme. Die südlichen Eilande stellten sich sehr hoch und steil dar. — Abends kam Macnus und zween andre Grönländer mit Kajak von Egedesminde. Sie erzählten unter andern, dass dorten ‘ет todter Tunnolik (Finnfisch, Balena Physalus) eingekommen sey. — Wir warteten mit Schmerzen, doch vergebens, auf Nach- richten von Siidgrénland. Das Eis füllt noch die Südostbucht, und alle Sunde südlich von Egedesminde. — Donnerstags, den 17 Junius Die Grönländer beziehen ihre Sommerresidenzen, nemlich ihre Zelte. Die Wärme war heute Mittags abermals 22 Grade in der Sonne. Ich war auf Excursion nach Koorsoak und Akkiarut, und fand am lezter Stelle mehligen und dichten Zeolith in Basalt. — Reise nach Kronprinzenseiland Sonnabends, den 19 Junius Reiste ich Morgens 8 Uhr in Gesellschaft des Herrn Inspecteurs Мот2еегот und Herrn Rasmussen mit einer Harpunierschaluppe, ge- 456 Kronprinsens-Eiland 1813. führt von Hans Nitsen, von Godhavn ab, um Ternen (Seeschwalben-) Eyer zu sammeln. Wir kamen gegen Mittag nach den sogenannten Brandweinscheeren, grönländisch Aussussoit, drey Inseln, von welchen ich oben im Tagebuche Seite 401 gesprochen habe. Hier liegen einige Englische und Holländische Matrosen begraben. So auch zu Rotganseiland (Nuneitsiak). Von den Inseln flogen die Seeschwalben oder Ternen, (Sterna Hirundo, grönl. Imerkoteilak) zu tausenden auf, aber wir fanden nur einige wenige Eyer. Doch fiengen wir mehrere Akpalliarsut (Alca Alle) welche hier unter grossen Steingeröllen brüten, und sich durch ihr Pfeifen verrathen. Auch der Killangak (Alca Arctica) hatte sich schon seine Höhlen unter die feuchte Erde gegraben. Wir reisten von hier wieder ab nach der Insel Komarfik, (efr. 5. 401) wo wir Butter- brod speisten und Thee tranken. Hier gab es ebenfalls eine un- geheure Menge Seeschwalben, aber noch keine Eyer, weil erst seit wenigen Tagen ihre Brutpläzze von Schnee befreyt worden waren. Wir besuchten noch einige kleine Inseln, wo wir eben so wenig Fang machten, giengen nach den östlichen Inseln, und durch den Revesund, wo noch vieles Eis lag, und kamen um 7 Uhr Abends nach der Loge Kronprinzenseiland. Sonntags, den 210 Junius. Ich gieng Vormittags mit einer Schaluppe nach Pingoaks- eiland. Den Namen erhielt es von dem Grönländer Pincoax. Es besteht durchaus aus feinkörningem grauem Granit mit Lagern und Gängen von grobkörnigem rothem Granit. Im ersten fand ich nierenweise ein strahlsteinartiges Gemenge, und einzelne kleine Granaten; als Geschiebe grünlichen Horn- stein. Man sieht einige alte Gräber und bemooste Haus- trümmer. — Diese, und die gegenüberliegende Insel (Storöe) sind vom Gipfel bis in die See hinab zertrümmert und zer- spalten, und grösstentheils ohne Vegetation. Um 2 Uhr Nachmittags reisten wir in Herrn FLeischers Ge- sellschaft wieder ab, durch den Rævesund nach den östlichen Inseln, und von diesen nach Komarfik zu. Hier überfiel uns ein schwerer Nordoststurm, es zeigte sich drey Nebensonnen, wir wen- deten, und kamen um 9 Uhr Abends nach Kronprinzenseiland zurück. — Montags, den 21 Junius. Wir reisten Vormittags um 10 Uhr wieder ab, giengen west- lich durch die Inseln zwischen Pingoakseiland und Storöe, woselbst viele Mäwen, Tattarakke und Seeraben nisten, und kamen Okkäk, und Kaalöe vorbey. Von hier aus sezzten wir gerade nach Godhavn 1813. 457 Ausussoit, oder den drey Brandweinsscheeren über, wo wir eine ziemliche Menge Ternen-eyer fanden, auch etwas Cochlearia Grönlandica für unsre Haushaltung einsammelten. Um 5 Uhr Nachmittags reisten wir ab, und kamen um 8 Uhr nach Godhavn zurück. Dor Sturm von gestern hatte einen grossen Theil des Eises in Hafen gebrochen, so dass wir über die Trümmer nach unsrer Wohnung gehen mussten. Aufenthalt zu Godhavn. Freytags, den 25 Junius. Ich gieng nach dem grossen Elv, watete durch denselben an einer seichten Stelle, und bestieg sodann den Berg Im- narsoit oder Skarvefield vom westlichen Eisblink aus. Ich fand, ausser den an mehrern Stellen angezeigten Fossilien, Chabasie mit abgestumpften Ecken und Kanten, auch fein- straligen Mesotype mit Haar- und Mehlzeolith. Auf dem Rück- wege gieng ich unter den Basaltmauer des Bergs Akkiarut durch die grosse Kluft, woselbst ich dichten Zeolith, Meso- type und Chabasit fand. — Heute wurde unser Hafen endlich von Eise frey. — Mittwochs, den 30 Junius, Kam der Schiffer Linppere mit Hvalfisken hier vor Anker. Er brachte 3 Mährische Missionärs mit ihren Frauen, welche er eigent- lich in Südgrönland hätte ans Land sezzen sollen. Abends 9 Uhr kam Herr Мбвсн von seiner unglückl. Schlittenreise von Holsteins- burg mit Schaluppe zurück, und brachte Briefschaften von Süd- grönland mit. Die Angmaksæt (Salmo Arcticus) fanden sich bey Godhayn ein. — Groénlendisches Handelsjahr 1814. Monat Julius (1813). Reise nach der Westküste von Diskoeiland. Dienstags, den 6 Julius. gegen Mittag reiste ich mit einer Wallfischfänger-Schaluppe, geführt von dem Grönländerharpunier CLaus ÅNGUTERPELAK, Welcher mit seiner Familie auf der Angmaksætfang reiste, von Godhavn ab, um die Westliche Küste von Diskoeiland zu besuchen. Wir pas- sirten um 2 Uhr Nachmittags Aukpadlärtok, und kamen um 4 Uhr nach den Fortunebayinseln, 2 Meilen in Westen von 458 Vestkysten af Disko 1813. Godhavn gelegen. Da wir Wind und Strom gegen uns hatten, so mussten wir auf dem festen Lande daselbst, zu Kablunamiut, unser Zelt aufschlagen. Wir besuchten einige der naheliegenden Inseln, um Vogeleyer zu sammeln, fanden aber nur einige Theist-eyer, Ich gieng Abends noch auf Excursion, und fand in dem, dem Trappe unterliegenden, Urgebirge kristallisirte gemeine Hornblende mit schwarzem Glimmer und etwas Magneteisen- stein gemengt, in grobkérnigem Granit, und lagerweise in dem Granit grünlich weissen grossblättrigen etwas gestreiften, der Adularia sich nahernden Feldspath. Ueber das aufliegende Trappgebirge habe ich schon an mehrern Stellen des Tage- buchs mich erklaret. Es ist hier Torfland, daher uns die Mükken (Culex pipiens) die Nacht hindurch unbeschreibl. marterten. Mittwochs, den 7 Julius. Wir reisten Vormittags um 8 Uhr von hier wieder ab, giengen die Nes Kangarstk vorbey, welche aus aufgeschwemmten Lande und griinsteinartigem Basalt besteht, und sezzten tiber die Lachse- bucht, bey weleher sich ein sogenannter Trageplatz, (Itiblik) oder ein breites Thal zwischen zwo Felsenreihen bildet, welches nach dem ersten Arme des Diskofiords oder Kangerdlük führet. Wir kamen nach der Felsenwand Navieitsieit, wo die Mäwen zu tausenden nisten. Hier ist ein Hafen für kleine Fahrzeuge, Bey Koianärtok mussten wir Halt machen, weil der Nordwind abermals heftig zu blasen anfieng. — — Schon bey Aukpadlärtok verliert sich der Trapp- und Basalttuff als unterste Gebirgsart, und Massenbasalt liegt un- mittelbar auf dem Urgebirge auf, welches jedoch hier an ei- nigen Stellen unsichtbar wird, und sich in die See verliert. Dieser Basalt ist grösstentheils ohne Gemengtheil, etwas ge- meinen milchweissen und milchblauen Opal ausgenommen, welcher, obgleich sparsam, in schmalen Trümmern ihn durch- sezzt. — Der Basalt nimmt kleine Lager eines grünlichen tho- nigen, sehr mürben, mit Steinmark gemengten Gesteins auf, welches einige polyedrische Chabasiekristalle in sich führt. Nur selten sieht man Mesotype in kleinen Mandeln. Zuweilen ist dieser Basalt auf seinen Ablösungen und Klüften mit zin- noberrothem Anfluge bekleidet. — Vestkysten af Disko 1813. 459 Nach dreyen Stunden Aufenthalts sezzten wir unsere Reise weiter fort gegen Norden, und kamen nach Kakordluit, oder Malemukkefield. Diese ungeheure steile Felsenmauer wird von einer tiefen Kluft durchschnitten, welche ein reissender Bergstrom sich gewühlt hat. — Er stürzt von dem höchsten Punkte des Ge- birges in vier mächtigen Armen auf ein plattenförmiges Basalt- bekken herab, verbreitet von demselben eine bewunderungswürdig schöne Staubwolke um sich her, welche im Glanze der Sonne mit den sanftesten Farben des Regenbogens pranget, und braust sodann, in Eine Wassersäule zusammengeschmolzen, über sieben Kascaden nach der wogenden See zu, welche hier bey allen Winden in ewiger Empörung ist. Das grauenvolle Dunkel der okkerbraunen von schwarzem Moose /Lichen захаййз etc.) in ewige Trauer gehüllten Basaltgruppen, welche dieses schauerlich schöne Schauspiel darstel- len, wird durch eine Legion von Mallemukken, Tattarakken und blendendweissen Mäwen, welche hier ihre unersteiglichen Wohnungen haben, belebt. Der Knall einer Muskete jagt und schreckt in einem Nu diese menschenscheuen fliegenden Amphibien aus ihrem sichern Lager auf, lebendige Wolken umschweben das Gebirge, dessen Scheitel vom unvergänglichen saphirblauen Eisblinke des Nordpols umkränzt ist; und das manchfältige wilde Geschrey, erhöht und ver- mehrt durch das Echo der beeisten Felsenklüfte erregt ein unbe- schreibliches wehmüthiges Gefühl, welches sich nur langsam venliony, im Herzen des Wanderers. — Wir reisten, da der Wind sich etwas gelegt hatte, und die See ruhiger geworden war, von diesem melancholischen Ort, an dessen Strande Felsenstücke, Treibholz, Trümmer von Fahrzeugen, Knochen und Barden von Wallfischen durcheinander geworfen lagen, weiter westlich der Küste entlang, kamen Nouk kangidlek, kitter- dlék und kittlék vorbey, sodann nach Auartarbait, Naviar- soit, Ivitosok, und Ongosoviarstk, oder Mudderbugt vor- bey. An lezterer Stelle ist ein guter Bootshafen. Daselbst findet sich auch sehr feiner Wezzschiefer von gelblicher Farbe unter an- : dern Urgeschieben. Wir sezzten nach der Insel Saitok über. Von dieser habe ich bereits im Tagebuche des vorigen Jahres gesprochen. Der Grund umher besteht aus Muschelsand. Auch fand ich dar- unter die Venus Islandica, Ostrea Jacobæa, Mya truncata ete. in Menge. Mir scheint, dass die Wallrosse, deren Gerippe sich hier in grosser Menge im Muschelsande finden, von einer grossen Be- wegung der See lebendig begraben wurden. Ich sammelte hier mit meinen Reisegefährten Seeschwalbeneyer ein, deren es hier eine Menge gibt. Donnerstags, den 8 Julius. Wir reisten Morgens 5 Uhr von Saitok wieder ab, kamen in den Diskofiord oder Kangerdlük, und um 6 Uhr nach Mallé- giak, der Grönländers Kart EGEDE Winterwohnungsplazz. Die ganze südliche Næs des Fiords, welche schon bey der Mudderbugt 460 Vestkysten af Disko 1813. oder Ongosiviarsuk beginnt, besteht aus Säulenbasalt, welcher nur selten einige Feldspathpunkte zeigt. Hier bey Mallégiak ist schönes Gras- und einiges Torfland. Wir legten uns nieder um ein paar Stunden zu schlafen. Um 12 Uhr Mittags reisten wir wieder ab, sezzten mit gutem Nordwind quer über Kangerdluk nach Кап- gerdluarsük, und dessen südlicher Nes Kangek, welches der gewöhnliche Plazz ist, auf welchem die Grönländer die Angmakset (Salmo arcticus) fangen, welches ihnen statt des Brodes dienen. Sie hatten aber diese Zeltestelle bereits verlassen, da diese Fische sich nicht einfanden. Wir drehten also wieder ab, giengen Ke- matullivet, und Niakornangoak vorbey, und kamen um 4 Uhr Nachmittags nach Naingirset, woselbst 4 Zelte standen. Ich nahm in des Grönländers Kart Ecepres Zelt Quartier, weil ich be- reits vorher mit ihm Abrede genommen hatte, dass er mich mit seinem Volke und Umiak weiter auf der Westküste von Diskoeiland befördern sollte. Der Angmaksætfang war bisher noch schlecht, sie fanden sich nicht so häufig wie in andern Jahren ein. Diese Stelle. von den Dänen Halteplads oder Hinkstelle genannt, hat ihren Grönländischen Namen, Naingirset, von einem ehemals sehr gebräuchlichen Nationalspiele erhalten. Die Spielenden mussten nemlich in gerader Linie nach einem Ziele, welches mit einem Steine bezeichnet wurde, auf einem Beine hüpfen oder hinken. Welcher nun am besten oder weitesten hüpfen oder hinken konnte. gewann den Preis. Man sieht noch auf dem Plazze lange Reihen solcher angelegten Steine. — Sodann versuchten sie ihre Stärke im Häckeln oder Finger- und Armziehen, auch im Ringen, worauf das Schlagen mit der flachen Hand auf die aufgeblasenen Wangen folgte. Hierauf wurde Wettrennen zu Wasser mit Kajaks und Umiaks gehalten, wobei manches der letztgenannten Fahrzeuge, wenn man nach dem Strande zurannte, in Trümmer gieng. Der Beschluss wurde gewöhnlich mit Balliarspiel und Streitgesängen gemacht. Noch vor 10—15 Jahren übten sie sich im Nördlichen Grönland in dergleichen Spielen, welche nun nach und nach aus der Mode kommen, und dem verderblichen Kartenspiele Platz ma- chen. — — Naingirset wurde noch vor 4 Jahren von dem Pen- sionisten JoHanx DRENGHAN im Winter bewohnt, welcher nun aber tiefer in den Fiord gezogen ist. — — Abends machte ich eine kleine Excursion gegen Westen. Nur auf der Nes ligt das Urgebirge entblösst, welches mit Granit und Gneiss abwechselt. Uebrigens ist am Strande der Massenbasalt allgemein verbreitet, in welchem ich grauen und milchblauen Chalzedon derb und geträuft theils in Nieren zuweilen mit kleinen Bergkristallen bekleidet, theils in schmalen Trümmern fand. Seltener sieht man in diesem Basalt kleine Vestkysten af Disko 1813. 461 derbe Mesotypenieren. Zwischen den Klüften und Ablésungen des Basalts sezzen sich schmale Triimmer einer Art Breccie durch, welche aus dichtem Zeolithe und Eisenthone besteht. In denselben ligt ein wachsgelbes, thoniges, zuweilen dem Halbopale sich näherndes Fossil. — Freytags, den 9 Julius. Ich seegelte Vormittags mit der Schaluppe aufwärts im Fiord, nach Kiviktok zu, wo der Pensionist Jonann DRENGHAN wohnt. Von hier aus gieng ich tiber das Urgebirge, welches hier einige entblösste Landspizzen mit kleinen Buchten bildet, nach einem Stücke Gebirge zu, welches von dem Eisblinke, womit es ewig bedeckt ist, Sermesut genannt wird. Ich habe hievon schon oben im Tagebuche des Jahres 1811 ein meh- reres gesprochen. Nur muss ich noch hinzufügen, dass ich in einer rothen stark eisenschüssigen Wakke Kalkspath, Quarz und Chalzedon in einzelnen Nieren eingewachsen gefunden habe. Der Kalkspath sass meistens ganz los in derselben; denn er war auf der Oberfläche von der atmospherischen Luft, und dem das Gestein durchsinternden Tagewasser angegriffen, und matt; die aufgelösten Theile haben diese Wakke mit dün- nem Kalktuff auf den Ablösungen überzogen. Abends reisten wir wieder ab, und sezten quer über den Fiord nach Anarsuk zu. Die Stelle hat ihren Namen von dem Unrathe der hier nistenden Végel erhalten. Diese kleine Nes besteht aus ungemengtem Säulenbasalt, welcher auf Granit aufliegt. Der Granit ist mit derbem Epidote gemengt. — Wir fiengen mit Garnen eine Parthie Lodder, welche sich eben hier einfanden. Auch bey unserm Zelteplatze Naingirset waren die Grönländer, als wir wieder zurück- kamen, so eben in vollem Fange begriffen. — Sonnabends, den 10 Julius. Ich bestieg den Gipfel des Berges Naingirset, welcher in Norden bey unserm Zelteplatze sich erhebt. Ich gieng durch eine schmale steile Bergschlucht hinauf, welche sich bald, gewühlt durch einen ehemals sehr reissenden Wasserfall, in zwey Arme absondert. Ich stieg in dem rechten Arme weiter aufwärts, und erreichte end- lich, nach vieler Anstrengung, welche die ungeheuren Steingestürze, und die sich unterbrechenden schroffen Felsenmauern vermehrte, auf den Gipfel dieses Berges, welcher oben abgeplättet und mit Moor- 462 Vestkysten af Disko 1813. erde bedeckt ist. Er hat für seine Höhe, ziemlich viel Vegetation, Weidenkratt, einige Arten der Pedicularis und Saxifragæ finden sich auf dieser Oberfläche. Des Berges Länge erstreckt sich von Norden nach Süden über 2 Meilen, dessen höchste Breite beträgt nicht viel über 1/4 Meile. Ich genoss von dieser Höhe eine schöne Aussicht über die Diskobucht, die Strasse Davis, und einen grossen Theil des nördlichen Diskoeilands. Unter mir in Süden lag der Fiord Kangerdlük, in Norden der Fiord Kangerdluarsük, und Kook- sak, die Basaltinsel Kekertak. Die Trappformation des Berges Naingirset reichet, eine kleine Granitnæs, auf welcher unsre Zelte standen, ausgenommen, von welcher ich Seite 460 gesprochen habe, bis zur Oberflache des Meeres hinab. Zu unterst am Strande steht der Massenbasalt mit Chalzedonnieren an, dessen ich bereits Seite 460 und 461 Erwähnung gethan habe. Von hier aus läuft das Land flach aufwärts, und ist, bis unter des Berges steile Felsen- wände, mit Vegetation bedeckt, welche aus einigen Weiden, der Andromeda tetragona, Papaver nudicaule, Campanula rotundifolia, Ledum palustre und Grönlandicum, Cochlearia Grönlandica, Ru- mex acutus, einigen. Pedicularen, einigen Saxifragen, der Betula nana, Lycopodium Selago etc. besteht. An der Felsenwand liegt Saulenbasalt zu unterst, auf die- sem in einer schmalen Schicht, rothbraune bröckliche Wakke, abwechselnd mit Mandelstein. In beyden findet sich Chabasie in Rhomben mit getrauftem kugligem Mesotype, Chabasie in abgestumpften Rhomben, Stilbit in bündelförmig gehäuften Kristallen, dichten Zeolith, und, wiewol selten, Kalkspath. Ich gieng über die Oberfläche des Bergs bey einem kleinen Eisblink, welcher sich in einer nach Kangerdluarsük hinabreichenden Schlucht gebildet hat, auf dem nördlichen Abhange dieses Berges nach Kangerdluarsük hinab und fand hier auf dieser Seite das nemliche Verhältniss. Gegen Mitternacht kam ich wieder nach dem Zelte zurück. Die Grönländer fiengen Lodden mit Netzen und Schöpfgarnen. Von der Spizze des Berges aus sah ich die Brigg Hvalfisken in Südwest von Kangerdlük umherkreuzen. — Sonntags, den 11 Julius. = Die Jacht Omenak, welche Upernavik beseegeln sollte, kreuzte seit gestern vor der Mündung des Fiords gegen Nordlichem Wind. Im Fiord selbst blies ein schwerer Südweststurm mit Regen. Wir hielten Grönländische Betstunde. — Montags, den 12 Julius. Der gestrige Südweststurm hielt mit Regen an. Ich gieng abermals nach dem Berge Naingirset auf Excursion; — und Vestkysten af Disko 1813. 463 stieg in dem linken Beete der oben Seite 461 gedachten Bergschlucht hinauf. Dieses theilt sich gegen die Oberflache des Berges zu abermals in zween Arme. Ich fand daselbst im Massenbasalte lagerweise ein weisses mil zinnoberrothen Punkten und Flecken gefärbtes Gestein, vermuthlich derber Chabasie mit in und ansizzenden Kristallen (Chabasiewürfeln). Mit demselben bricht isabellgelbes Steinmark, und eine grau- lich weisse, dem feinkérnigen Sandsteine ähnliche Gebirgsart. An ein paar. Orten bemerkte ich im Basalte Spuren von Kupfergrün, und sehr feine Braunsteindendriten. Letztere findet man äusserst selten in diesem Lande. An einer andern Stelle sah ich Stilbit in stark geschobenen Rhomben, welche in vierseitige Säulen übergehen. Der Stilbit kommt daselbst auch in kugligen, oft dem geträuftem sich nähernden äussern Gestalt vor; in seiner Nachbarschaft findet sich dichter Zeolith ein. Den Chabasie traf ich auch mit Kalkspat in 6 seitigen Prismen, doch sind die Kristalle des erstern allezeit sehr klein. — Dienstags, den 13 Julius. Gieng ich nach dem östlichen Abhange des Berges Nain- girset gegen die Felsenwand Imnarsoit zu, wo ich zwischen dem über dem Basalt liegenden Mandelsteine mehrere Schichten von braunrothem Eisenthone bemerkte. Im Mandelsteine kommt Chabasie und Stilbit in Rhomben vor. — Mittwochs, den 14 Julius Es stürmte und schneyte den ganzen Teg. Ich konnte erst Abends um 10 Uhr auswandern. Ich gieng nach den höhern, Naingirset in Westen liegenden, Felsenwänden, wo ich traubig ge- träuften Mesotype, Stilbit mit Chabasie und bundelförmigen Stilbit in den Nieren des Mandelsteines fand. Die Angmakset fanden sich, obgleich nur sparsam, heute und gestern unter dem Lande ein. — Ein grosser Theil der bereits getrockneten wurde durch den Regen verdorben, welcher verursacht, dass der Wurm drein kommt, da sie sodann sauer werden und faulen. — Donnerstags, den 15 Julius Ich gieng auf Excursion nach dem am Strande hin sich ziehenden entblössten Urgebirge. Das merkwürdigste hierüber 464 Vestkysten af Disko 1813. habe ich bereits Seite 460 und an andern Orten angeführt. Nur muss ich noch beyfiigen, dass dessen Granit und Gneiss besonders auf einer der kleinen Inseln von röthlichbraunem zuweilen ins blauliche fallenden Avanturin-feldspathe durch- sezzt wird. Auch findet sich hie und da die gemeine Horn- blende mit etwas derbem Epidote, und gemeinem Magneteisen- steine ein. Der Glimmer des Granits ist bald weiss, bald schwarz. — Als Geschiebe habe ich auch gelblich grauen sehr feinkörnigen Wetzschiefer am Strande gefunden. — Reise nach den Fiorden Kooksak und Akudlek. Freytags, den 16 Julius Morgens um drey Uhr reiste ich mit einem Umiak weiter von Naingirset nach dem westlichen Küstenlande von Disko. Das Fahr- zeug wurde von dessem Eigenthümer Kart EGEDE, einem Grönlän- der, dessen Weibe ПЕвоквд, dessen Tochter ELse, und dem Weibe des Pensionisten JoHann DRENGHAN КотАк, gerudert. Ich vertrat die Stelle des Steuermanns. Wir giengen unter dem Lande weg, Niakornangoak vorbey, woselbst zwischen den kleinen Inseln ein guter Bootshafen ist, kamen darauf nach Kematullivet, wo sich noch etwas Urgebirge am Strande zeigt. Wir wendeten hierauf um Kangek. Hier stehen die Grünlænder gewöhnlich auf dem Ang- maksætfange. doch fanden sich diese Fische diesmal hier nicht ein. Der Strand ist mit Basaltgeschieben überdeckt. Bey Igar- soak sezzten wir quer über den Fiord Kangerdluarsük, und näherten uns auf dem jenseitigen Ufer bey Upernaviarsük dem Lande wieder. In Westen gen Nordwesten lag vor uns die grosse Insel Kikertäk, welche ein etwas geschobenes Viereck bildet. Sie besteht aus Basalt und Mandelstein. Von Upernaviarsuk aus kamen wir nach der Nes Upernavik, giengen Siorak, Kosu- ket, Matta, Tinguarstk vorbey, und kamen in den dritten Fiord der Insel Disko, von den vielen niederstiirzenden Bergstrémen Kooksäk genannt, welcher Fiord bei der News Kooksaengoak beginnt. Bey Quanningoit ist ein beträchtliches Unterland, wel- ches mit vielem Grase, Kratte und Angelica bewachsen, und von mehrern kleinen Bergstrémen durchwässert ist. Wir sezzten quer über diesen Fiord nach Quanneit zu, woselbst ein brausender Bergstrom in wunderschénen Kaskaden senkrecht niederstiirzt; und giengen bei Kortlortök ans Land. Die Hauptgesteinart ist hier Massenbasalt, in welchen kleine Mesotypenadeln sparsam eingewach- sen sind. Von hier aus giengen wir weiter aufwärts nach dem Ende des Fiords zu, und blieben bey dem grossen Trageplatz oder Vestkysten af Disko 1813. 465 Itiblirsoak, um unsern Wohnplatz unter dem Boote aufzuschlagen, da wir kein Zelt hatten. Das Wasser fallt hier in der Ebbezeit bis zu einer Viertelmeile weit aus, da der Boden der See von den durch die Bergströme aufgelösten Fossilien, vorzüglich der Wakke und dem Eisenthone sehr lettig und schlammig ist. Gegen über lag uns eine kleinere Bucht des Fiords, Kooksoangoak genannt, und in derselben Atleniarisæt, woselbst der Bergstrom zuweilen aus einem Thale Stücke von verhärtetem Talke niederschwemmen soll; daher die Grönländer diese Stelle Ukusiksersoak nennen. Anstehend kann derselbe sick daselbst nicht finden, da alle dies Thal begrän- zende Gebirge der Trappformation angehören. — Ich gieng um 10 Uhr Vormittags nach einem uns in Westen gelegenen mit Eis ausgefülltem kesselförmigem Thale, welches sich zwischen schroffen unersteiglichen Basaltmauern bildet, und mit ewigem Eise ausgefüllt und bekleidet ist. Die Unterlage dieser schauerlichen Felsen ist Massen- basalt, welcher zuweilen in Mandelstein übergeht; über dem- selben liegt in schmalen Schichten rothbrauner sehr bröck- licher Eisenthon, über dem Eisenthone rothbrauner sehr eisenschüssiger bröcklicher Mandelstein; auf denselben folgt wiederum eine schmale Schicht von rothbraunem Eisenthon, und zu oberst ist Säulenbasalt verbreitet, welchen ein grosser Eisblink bedeckt. — Die Grönländer nennen dieses Thal Ser- mebkorossoak. Die dieser Trappformation eingemengten Fossilien sind: Gelber dichter Zeolith, Stilbit in kleinen fächer- formigen Kristallen, Chabasie in Rhomben mit abgestumpften Ecken und Kanten, auch linsenförmig in blasigen Mandelstein von graulich weisser und glasweisser Farbe, zuweilen bald von Kupfergrün, bald von Grünerde etwas gefärbt, und Kalkspath, derb auch adernweise, den Mandelstein durchsezzend. Das ganze Thal ist bis auf den Grund, mit Bruchstücken der Trappformation, in kleine Berge zusammengehäuft, angefüllt, welche durch das unauflösliche Eis gleichsam ein Conglomerat geworden sind. Ungeheure Steinmassen rollen in einem fort diesem Thale zu. Wir wurden, besonders gegen Mittags, da das Boot in einem sumpfigen Thale lag, von den Moskitos sehr gequält. — XXXV. 30 466 Vestkysten af Disko 1813. Sonnabends, den 17 Julius. Morgens drey Uhr machte ich mich mit Kart ЕберЕ und seiner Tochter Ezse auf den Weg, um eine Landreise nach dem fünf Meilen von Kooksak entfernten Ende des Fiords Akudlek vorzunehmen. Der Weg dahin zieht sich bogenförmig über eine steinige sumpfige, von Erhöhungen unterbrochene Thalstrekke, welche auf beyden Seiten von hohen schroffen fürchterlichen Eis bedeckten Basalt- bergen beschränket ist, deren Absonderungsthäler oder vielmehr Schluchten mit drohenden oft überhängenden Eisblinken ausgestopft sind, von welchen verheerende Bergströme nach dem grossen Thale hinabstürzen, und den unbetretenen beschwerlichen Weg in mannig- faltigen Richtungen durchkreuzen, so dass der Wanderer in einem fort Berg auf und Berg ab steigen muss, um über dieselben sezzen zu können. Unter fürchterlichem Knalle stürzte in einiger Entfer- nung von uns ein grosses Eisstück nieder, in ein kesselförmiges Thal, aus welchem eine ganze Wolke von Schnee und Eisflimmern wie ein silberner Nebel aufstieg, welcher im Glanze der Morgen- sonne mit den lebhaftesten Farben des Regenbogens unser Auge täuschte. — Wir mussten uns bald über Steingeschiebe, bald über Kratt, bald über Bergstréme und Eismassen wegarbeiten, bis wir, ungefähr auf dem halben Wege, auf einer Bergerhöhung standen, von welcher wir hinter uns einen Theil des Kooksak und vor uns den ganzen Fiord Akudlek übersehen konnten. — Genannte Er- höhung sondert auch die beyden Hauptströme ab, deren einer sich nach Kooksäk, der andre nach Akudlek hinabzieht, doch ist der lezte ungleich grösser. In demselben gibt es, besonders im Au- gust, eine grosse Menge Lachse; die Seehunde, besonders die Phoca vitulina (Kassigiak) finden sich häufig in diesen Fiord ein und gehen mit der Fluth weit im Strome hinauf, wo sie dann oft zur Ebbezeit im Schlamme stecken bleiben, und von den Grönländern erschlagen werden. — Ein Gleiches geschieht im Frühjahre, wo sie in der Fluth gerne aufs Eis gehen, welches bey der Ebbe unmittel- bar auf dem Schlamme aufliegt, wo sie sich dann ebenfalls ge- fangen geben müssen, weil sie nicht unter das Eis kommen können. Wir sahen gegen Mitternacht mehrere im zähen Beete des Stromes festliegen, konnten ihnen aber ohne Kajak nicht beykommen. — Auf der ganzen Wanderung durch diese melancholische Thalgegend war, ein paar Fringille abgerechnet, ein Rype (Tetrao lagopus) das einzige Geschöpf, welches wir sahen. — Gegen Mittag kamen wir endlich am Ende des Akudlek an. Meine beyden Reisegefährten legten sich sogleich schlafen, und schliefen auch über 14 Stunden. — In einer der Felsenwände bey Kakkarsoak bemerkte ich in rothbraunem Mandelsteine, ausser Stilbit, fasrigen Meso- type und Chabasie in vollkommenen Rhomben; auch Stängel- kalk, derb, nieren- und knollenweisse. Er nahert sich dem Vestkysten af Disko 1813. 467 strahligen, und ist mit dichtem blassrôthlichem Zeolithe ver- wachsen. Ich wandte mich nach der siidlichen Seite des Fiords, woselbst sich eine Bucht ins Gebirge hineinkriimmt, welche in der Ebbe ganz ohne Wasser ist. Die Bucht ist rundum von einem grauenvollen Eisblinke (Sermersoak) um- geben, von welchem unzählige Wasserbäche durch tiefgefres- sene Rinnen hinabsprudeln. Die ganze Eismasse ist nach allen Richtungen zerspalten. In dem Chaos von Steinklumpen, welche das Wasser des Eisblinks mit sich herabstirzt, fand ich Chabasie u. Stilbit in grauem Mandelsteine, auch Kalk- spath mit Chabasie und Stilbit. Ich gieng über Kammanek und Sapputaurset nach Kas- simavet und Sakkak zu, wo ich die nemlichen Steinarten fand. Bey Kassimavet ist das Wasser sehr seicht, und Sandgrund. Gegen iiber, bey einer steilen tiefen Bergschlucht liegt eine grosse Felsenwand Karsok, bey welcher der mit mir reisende Grönländer Kart EGEDE gewöhnlich im Sommer mit seinem Zelte auf dem See- hundfange steht. Von dem Gipfel des vorhin genannten Sermer- soak konnte ich einen Theil der Strasse Davis bis Haseneiland, und den Petersfiord oder Nouangirset bey dem melancho- lischen Scheine der Mitternachtssonne übersehen. Mit dem Ende dieses Fiords vereinigt sich einer der reichlichsten Lachsströme, auch ist daselbst sehr guter Seehundefang, doch wird er seit vielen Jahren von den Grünländern nicht mehr besucht. — Wenn man den Fiord Akudlek von der Seeseite aus bereisen will, so sezzt man über den Kooksak nach Quanneit zu, und kommt von da nach der kleinen Insel Kikertärsuk, sie besteht aus Granit und Glimmerschiefer mit beygemengten kleinen Granaten. Hier bildet sich eine kleine Bucht. — Von dieser geht man Blaafield, ein ungeheures aus Massenbasalt bestehendes Gebirge vorbey, hinter welchem sich die Bucht Ekalluit eine gute Strecke ins Land hin- einzieht. — Als ich gegen Mitternacht nach der Stelle zurückkam, wo ich meine beyden Reisegefährten verlassen hatte, fand ich sie noch in tiefem Schlafe begraben, und gleichsam zwischen vier Mauern verschanzt, welche sie in meiner Abwesenheit aus Torf er- richtet hatten, um sich vor dem kalten Nordwind zu schüzzen, wel- cher zu pfeifen anfieng. Der Nebel war so dichte, dass man kaum 30 Schritte vor sich hin sehen konnte. Sonntags, den 18 Julius. Da ich auf meinem Marsche ziemlich warm geworden war, und also keine Lust hatte, mich in dem nassen Moose schlafen zu legen, so weckte ich meine Begleiter, welche ich nur mit vieler Mühe auf 30* 468 Vestkysten af Disko 1813. die Beine bringen konnte. Wir trafen Morgens um 2 Uhr unsere Rückreise an, und kamen über Stock und Stein gegen Mittag wieder zu unserm Boote zuriick. Die Vegetation dieses langen Thales ist äusserst ärmlich, und besteht nur aus ein paar Arten der Saliz, der Betula nana, einigen Saxifragen, Rumex und Papaver nudi- саше. Merkwürdig ist es, dass in diesem langen mit Geschieben gefüllten Thale nur wenige der Urzeit sich finden. Montags, den 19 Julius. Schon Morgens um 2 Uhr übte mein Reisegefährte Kart EGEDE das Wiedervergeltungsrecht an mir aus, und jagte mich ebenfalls aus dem Schlafe auf, wie ich gestern mit ihm gethan hatte. Wir reisten um halb drey Uhr von Kooksak ab, sezzten über diesen und Kangerdluarsuksfiord, woselbst wir bey Kangek ans Land legten, und kamen um 10 Uhr Vormittags bey raschem Seegelwinde nach Naingirset zurück. — Da Karı EGEDE unartig, ja grob zu werden anfieng, und meine Bagage nicht einmal nach dem Zelte bringen, sondern am Strande stehen liess, so kehrte ich nicht mehr bey ihm ein, und campirte einstweilen im Freyen, bis Craus Ак- GUTERPELLAK, der nemliche Grönländer, welcher mich hieher gebracht hatte, mit seiner Schaluppe in Ordnung war, um mich weiter zu führen. Nachmittags reiste ich mit diesem Manne und einer Schaar von Weibern, und Kindern, und Hunden von hier wieder ab. — Zum Glücke hatten wir bis zum bestimmten Zelteplatze raschen Seegelwind: zu rudern wäre unmöglich gewesen, da die Schaluppe so voll gepackt war, dass man keinen Fuss regen konnte. Wir giengen die Felsenwand Anarsuk, oder Anarsoit vorbey, und kamen nach Karsotsiak. Hier findet sich nesterweise ein zu- sammengeschlemmter röthlicher sehr feiner fettiger Thon unter der Dammerde. — Wir kamen nach Kiaktök, und sodann nach einer sehr kleinen Insel, woselbst ein sehr guter Bootshafen, Nyhavn genannt, ist. Wir passirten Karsorsoak, wendeten um die Næs Ikkinek-Kablunäk, und Siorangoak vorbey, und kamen mit gutem Seegelwinde nach Ekallungoit, oder dem Lachselve, wo der Pensionist Jonann DRENGHAN sein Zelt aufschlug, in welchem ich Quartier nahm. Im Strome lag noch ein gegen drey Ellen dicker Eisblink. Wir fischten einige Lachse. Der Grönländer Jens WILLE, welcher vor einigen Tagen hier auf dem Lachsfange gewesen war, war damals mit einem grossen Lärmen zu uns nach Naingir- set gekommen, weil er zu Ekallungoit die Spuren des so gefürch- teten Grönländischen Amaröks (Ursus luscus), und zwar eines alten und jungen gesehen haben wollte, welche alle Zelteplätze zerstöret hätten. Doch, beym Lichte besehen, waren es nur zwey hungrige Hunde, ein alter und ein junger gewesen, welche uns sogleich ihre Aufwartung machten, sobald wir ans Land kamen. Ich gieng auf Excursion nach der entgegengesezzten Seite des Bergstromes, am Strande aufwärts, nach Tarajungitsomik, Vestkysten af Disko 1813. 469 und Iggainak zu, und fand, ausser den obenangezeigten Fossilien, Stilbit, von Mesotypenadeln und dünnen Mesotype- prismen durchstochen und durchwachsen, feinfasrigen derben Mesotype, excentrisch strahligen Stilbit, kugligen Glimmer- zeolith in feinen fast zerreiblichen Blättchen, und die öfters erwähnte neue Zeolithart, von stänglich abgesonderten Stük- ken, in Kuben und Prismen kristallisirt, mit abgestumpften Ecken. Alle diese Fossilien sind in Basalttuff, und zwar in die Basaltkugeln dieses Tuffs eingewachsen. Bey Iggainàk sieht man in der nemlichen Steinart sehr schönen in abge- stumpften 4 seitigen Tafeln kristallisirten Stilbit. — Dienstags, den 20 Julius. Ich gieng auf Excursion nach Tarajungitsomik, fand aber nichts neues merkwürdiges daselbst. — Mittwochs, den 21 Julius Gieng ich auf Excursion nach Karsoengvabkakeit. — Ueber die Verhaltnisse dieses Berges habe ich mich bereits oben im Tagebuche des Jahres 1812 ausführlich erklärt. Im braunen Mandelsteine fand ich kristallisirten Stilbit in 6 sei- tigen Tafeln, und Chabasie mit abgestumpften Rhomben. Donnerstags, den 22 Julius. Ich brachte den Tag über mit Einpakkung der eingesammelten Mineralien zu. Gegen Mittag kam Kart EGEDE mit seinem Umiak von Naingirset auf den Lachsfang hieher. Er war nun wieder hôf- lich gegen mir geworden, da er sah, dass ich seiner Hilfe nicht mehr bedurfte. — Abends 9 Uhr reiste ich mit Drenenans Jolle von hier ab. Sein Weib Kurax, seine Tochter DoroTHEA, und Karn Ecepes Stieftochter Kia, nebst ihrem Bruder ТотамАк, beyde unge- taufte, folgten als Rudervolk mit. Ich steuerte das Fahrzeug selbst. Da die See zu unruhig war, als dass wir es wagen dürften über- zusezzen, so giengen wir bei Ikkinèk ans Land, um auf dieser Næs, welche der Stelle, wohin wir wollten, gerade gegen über lag, eine bessere Gelegenheit abzuwarten. Hier liegt ein grosser Theil des Urgebirges, welches aus grauem Granit, in Syenit übergehend, besteht, von der Trapp- formation bis zu den höhern Punkten entblösst. Das aufliegende Trappgebirge hat Massenbasalt zur Unterlage, auf welchem 470 Godhavn 1813. schmale Schichten von braunrothem verhärtetem Eisenthon liegen. Auf diesen folgt rothbrauner Mandelstein, welcher zu- weilen stark von Grünerde gefärbt, und mit Stilbitblättchen gemengt ist. In demselben finden sich Nieren von derbem Quarz, welcher ebenfalls von Stilbitblättchen durchzogen ist, Chabasie und Stilbit. Aus einer grossen Schlucht stürzt ein mächtiger Bergstrom herab, dessen Beet mit ungeheuren Steinbrokken der Trappforma- tion gefüllt ist. — Die Gegend ist stark mit Gesträuche bewachsen, daher sie den Namen Ikkinek (von Zkkèk, Gesträuche) erhalten hat. Da es inzwischen etwas ruhiger geworden war, so sezzten wir über den Fiord Kangerdlük und landeten auf der entgegengesezzten Seite zu Kemmertok, wo ich ans Land gieng. — Die Stelle hat den Namen von einer klafterbreiten schmal zu Tage ausgehenden Felsenspalte im Granit erhalten, in welcher ehemals ein Grönländer als Einsiedler gelebt haben soll. Ich fand in der Höhle einige Men- schenknochen. Bey Kaksiarak tranken wir Thee von den Blät- tern der Saxifraga tricuspidata; ich entliess mein Rudervolk und trat, von dem Grönländer ТоллмАк begleitet, nach Mitternacht meine Landreise nach dem 5 Meilen entlegenen Godhavn an. — Freytags den 23 Julius. Dieser Weg war ausserst beschwerlich. Wir mussten in einem fort bergauf und bergab wandern, um den angeschwollenen Berg- strömen auszuweichen. Bey Tunnusua war es unmöglich über- zusezzen, da grosse Fluthen aus dem überhängenden Eisblink stürz- ten. Wir mussten also das Gebirge nochmals ersteigen, und über den Eisblink selbst gehen. Nach einem wirklich gefährlichen Marsch erreichten wir die entgegengesezzte Seite, und kamen Abends 5 Uhr nach Godhavn. | Aufenthalt zu Godhavyn. Hier waren indessen mehrere Fahrzeuge angekommen. Die Jacht Sværtfisken, welche Herrn Pastor Bram nebst Frau und 4 Kindern zur Heimreise nach Europa hiehergebracht hatte, seegelte eben nach der Bucht. Sonnabends, den 24 Julius, Kam die Jacht Martinette, welche die Missionäre der Mäh- rischen Gemeinde nach Egedesminde gebracht hatte, wieder zurück. Die gemeldte Reisende wurden von dorten mit der Jacht Dorothea den 17 Julio weiter nach Süden befördert. — Godhavn 1813. 471 Sonntags, den 25 Julius, kam die Jacht Godhavn von Christianshaab hier an, um Pro- viant abzuhohlen. Herr Missionär Harrz hielt Dänische Predigt. Donnerstags, den 30 [29] Julius. In der Nacht vom 29%" zum 30" Julius fiel über einen halben Fuss tiefer Schnee, welcher die ganze Gegend in ihr trau- riges Wintergewand hüllte. — Noch heute Mittag lag er bey den Häusern. — Monat August. Sonntags, den 1 August. Mehrere Grönländer mit Umiaks und Kajaks kamen hier an, in Hoffnung, von dem angekommenen Schiffe Pulver und Bley zu erhalten; aber vergebens! — 9 Dienstags, den 3 August. Die Witterung war äusserst ungestiim. Es stiirmte heftig aus Südwest mit starkem Schnee und Gestöber. Der Grönländer Lars wollte gestern in Südwesten ein zweymastiges Schiff seegeln gesehen haben. — Donnerstags, den 5 August war ich auf einer Auswanderung nach dem Berge Akkiarut begriffen, um einige dorten zurückgelassene bereits losgehauene Steinarten einzusammeln. Abends kam die Grönländerin Kurax aus dem Fiord mit dem Reste meiner dorten im vorigen Monate zurück- gelassenen Mineralien. Freytags, den 6 August, Bestieg ich in der nemlichen Hinsicht nochmals den Berg Ounartorsoak. Sonntags, den 8 August, Vormittags hielt Herr Missionär Bram zum leztenmale in diesem Lande Danischen Gottesdienst und Predigt, in welcher er sich von den Zuriickebleibenden beurlaubte. Abends 9 Uhr kam Kapitan Linppere nach einer 4 wöchentlichen Reise von Omenak zurück. Ich berichtete ihm noch den nemlichen Abend schriftlich meinen Entschluss mit der Brigg Hvalfisken Grönland zu verlassen, und ersuchte ihn im nemlichen Briefe um die Gefälligkeit, da es noch so zeitlich im Jahre war, auf der Heimreise die Kolonie Holsteinsburg anzulaufen, woselbst alle meine im südlichen Grönland gesammelte Naturalien, einige Bücher, Bettzeug und andre mir gehörige Sachen ein- 472 Godhavn 1813. gepackt und zum Empfange bereit standen. Ich hatte auch vorläufig Herrn Grönwarp, Kaufmann zu Holsteinsburg schriftl. ersucht, bey des Schiffes Annäherung mit einer Schaluppe entgegen zu kommen. — Auf dieses mein schriftliches An- suchen antwortete Montags, den 9 August Kapitän Liyppere in einem ziemlich laconischen Briefe, dass er dieses keineswegs thun könnte. Dieses ungefällige Betragen, dessen Grund ich mir schlechterdings nicht erklären kann, sezzt mich in die unangenehme Lage, dass ich nicht, wie ich es gewünscht hätte, im Stande bin, die Belege zu meinen im Tagebuche ertheilten Nachrichten über Südgrön- land, sogleich mit dem Tagebuche abzuliefern; so wie ich auch unter den jezigen Umständen nicht bestimmen kann, wann dieses geschehen wird. — Mein Ansuchen an К. Lmp- BERG, SO wie die von ihm hierauf ertheilte Antwort habe ich meinem Schreiben an die Hohe administrirende Direction des K. Grönländischen Handels wörtlich beygefügt. Dienstags, den 10 August Gieng ich Vormittags noch einmal auf Excursion nach Kangek. Ich fand daselbst gemeinen Schwefelkies in voll- kommenen Würfeln kristallisirt mit sparsam eingemengten grünen Flussspath in feinkörnigem rothem Granit, und Spuren von Kupfergrün im eingemengten Hornblendschiefer. Heute Morgens 5 Uhr kam nach einer 4 wöchentlichen Reise die Jacht Omenak, welche unter Anführung des Wallfischfänger- Assistenten Herrn Branpr nach Upernavik abgereist war, um die dorten sich noch befindtlichen Arbeitsleute des K. Grönländischen Handels mit ihren Familien abzuholen, glücklich zurück. Dieses kleine Fahrzeug hatte 30 Menschen mit ihren Habseeligkeiten und 26 Hunde am Bord. Man kan es wirklich für ein halbes Wunder ansehen, dass dieser Transport auf eine kleine baufällige Jacht zu- sammengepackt, glücklich an. Ort und Stelle kam. Der einzige Böttcher Nits Larsen STEEnnoLDT wollte sich zu dieser gewagten Reise nicht entschliessen, und blieb mit seiner Familie alleine zu Upernavik zurück. — Hjemrejse 1813. 473 Mittwochs, den 11 August wurde der Reisende Gepäcke an Bord gebracht. — Donnerstags, den 14 [12] August wurde Kapitan LinnBerG mit den Connoissements versehen, und das Schiff lag seegelfertig. — Riickreise nach Europa. Montags, den 16 August. Morgens I Uhr gieng Herr Missionär Bram, dessen Frau, mit 4 Kindern, 5 Kolonisten, und ich an Bord der Brigg Hvalfisken, wohin uns Herr Inspecteur Morzrezor und die üb- rigen Herren Handelsbediente begleiteten. Es fiel mir wirk-- lich schwer, ein Land zu verlassen, welches mich durch so viele Jahre freundlich beherbergt hatte; mich von Freunden und Bekannten zu trennen, mit welchen ich in den lezten Jahren manche bittre Stunde, manche trübe Aussicht brüder- lich getheilt hatte. — Auch die frohen Stunden, welche mir ihr theilnehmender Umgang gewährte, wird mein dankbares Herz nie vergessen. — In vollem Maasse sey mein Dank den beyden würdigen Herren Inspecteuren Morzretpt und Myaten- PHORT gebracht, deren täglicher Umgang mir die ewig langen Winternächte versüsste. Herzlicher Dank sey den Herren Missionären und Verwaltern des К. Handels gesagt, welche den Wandernden unter ihr Dach nahmen, und mit Speise und Trank erquickten! — Dank allen den Arbeitsleuten, welche mir zu Dienste waren! — Dank allen den Edeln der Nation, welche mir gefallige Gefahrten auf meinen oft sauren Land und Seereisen waren und täglich vereint mit mir die Be- schwerden des Climas duldeten. Ich sehe sie nicht wieder! — Um 2 Uhr Morgens verliessen wir Godhavn mit gutem Winde, und seegelten Kronprinzenseiland um fünf Uhr vorbey. Doch nun lief der Wind, welcher bisher nordôstlich gewesen war, in Südwest über, und war uns gerade entgegen. — Wir kreuzten. — 474 Hjemrejse 1813. Dienstags, den 17 August. Die Luft wurde dicker, und stürmischer. Es regnete an- haltend. Nachmittags hatten wir Godhavn in Südost, und Fortunebay in Ost gen Sid. Die See war ausserordentlich aufgeregt, und das Schiff schlingerte sehr stark. Gegen Abend nahm der Sturm mehr und mehr zu, und fieng um Mitter- nacht heftig zu wüthen an. — Er verschlug uns über 1 Grad nördlicher. — Donnerstags, den 19 August. Gestern und heute wiithete unausgesezzt ein fürchterlicher Südweststurm. Die See brach mehrmalen über das Schiff. Wir giengen vor kleinen Sturmseegeln. Freytags, den 20 August Der Sturm wiithete in einem fort. Wir kriegten Seestür- zungen von der Steuer und Bakbordseite. Die See rasete un- beschreiblich. Wir mussten Abends das Fockseegel beysezzen, um das Schiff zu stüzzen. — Sonnabends, den 21 August. Morgens in der Hundewache nahm der Sturm etwas ab. Gegen Mittag gieng der Wind in Nordwest über. Abends mit Bram und Leeseegels Kihlung. Sonnabends, den 22 August. Wir seegelten bey Nordost fünf bis sechs Meilen in der Wache. Nachmittags vier Uhr hatten wir das feste Land von Holsteinsburg zwey Meilen in Luvart von uns. Wer sol- che Reisen gemacht halt, kann fihlen, wie schmerz- lich es fiir mich seyn musste, so nahe dem Lande zu seyn und doch meine dorten verwahrten Sam- lungen,die Früchte so mancher sauernAnstrengung, zurückelassen zu müssen; ungewiss, ob unter der- maligen Umständen sobald sich еше so gute Ge- legenheit treffen möchte, diese Samlungen abzu- Hjemrejse 1813. | 475 holen, und zweckmässig zu verwenden. Allein ein ungünstiger Stern, welcher seit einigen Jahren so düster für mich schien, wollte auch bey dieser Reise, wo ich es am wenigsten vermuthete, nicht freundlich glänzen.— Gegen Abend sahen wir bey starkem Winde die Schwertfische in grossen Schaaren uns vorbey- ziehen. Sie gehen gewönlich gegen Strom und Wind, um ihren Raub desto leichter zu überlisten. — Ferne von uns in Westen waren einige Kisberge zu sehen. — Montags, den 23 August. Ein Sturm aus Nordosten fieng zu blasen an. Wir see- gelten 63/4 bis 7 Meilen in der Wache. Ferne von uns sahen wir mehrere Eisberge. Wir steuerten West gen Süd. Die nördliche Breite war: 66° 59’. — Mittwochs, den 25 August. Gestern und heute hatten wir schwachen nördlichen Wind. Die Procellaria glacialis war der einzige Vogel, welcher uns seit unsrer Abreise von Diskoeiland unaufhörlich folgte. Donnerstags, den 26 August Waren mehrere Schwertfische und Eisberge uns sehr nahe. Wir hatten 62° 21’ Nördlicher Breite. Sonnabends, den 28 August. Der Wind war seit 5 Tagen wie ein Passatwind, nördlich, mit Bram und Leesegels Kühlung. Nördl. Breite : 59° 46’. Sonntags, den 29 August. Wir hatten 59° 20’ Nördliche Breite. Der Wind sich gleich. Etwas ungewöhnliches in dieser Strasse! — Montags, den 30 August. Lange: 328° 41’. Wir sahen Cap Farvel in Osten, un- gefehr 10 Meilen von uns, seegelten 8 Meilen in der Wache, und stachen 476 Hjemrejse 1813. Dienstags, den 31 August in den Atlantischen Ozean, oder die Spanische See. Länge: 333° 23’ — Breite 59° 13’. — Atlantische Ozean Monat September. Mittwochs, den 1" und Donnerstags, den 2 September. Blies bey dicker neblichter Luft ein heftiger Südweststurm. Wir kriegten mehrere schwere Seen über Bord. — Freytags, den 3 September. Begann ein Sturm aus Nordost, welcher bey anhaltender südwestlicher See bis zum 9 September dauerte. Schwere Regenströme stürzten anhaltend nieder. Wir seegelten in einem fort vor den Vind 5 bis 7 Meilen in der Wache, und sahen viele Delphine (Delph. Delphis). Den 4t* zeigte sich ein Regenbogen in Westen. — Sonntags, den 5 September. Gegen Mitternacht brach eine schwere See durch das Verdecksfenster in die Kajüte, beschädigte den Hängecompass und strömte zum Theile in meine Koje, welche in Lee lag. Wir hatten eine schwere Nacht. Montags, den 6 September Kriegten wir abermals See in die Kajüte. — Die Porten mussten wir auf der ganzen Reise verschlossen halten. Wir waren auf der Höhe von Eiland Bus, und seegelten in die- sem Etmal 42 Meilen. Länge: 352° 39’. Mittwochs, den 8 September. In der Nacht vom 6 zum 7 wurden meine Kassen mit Grönländischen Pflanzen, welche ich in 7 Jahren mühsam ge- sammelt und gepflegt hatte, von den Seestürzungen sehr be- schädigt. Aus zweyen spühlte die See Pflanzen und Erde Hjemrejse 1813. 477 rein heraus. Auch mein Thermometer gieng bey dieser Ge- legenheit über Bord. — Donnerstags, den 9 September Der Wind gieng in Nordwest über. Länge 8° 20’ Breite: 60° 1’. Morgens sahen wir mehrere Landvögel von Südost kommen. Freytags, den 10 September. Wir sahen Morgens früh den sogenannten Jan van Gent in Menge, und um 8 Uhr in Nordösten Fuglöe oder Foulöe, die nördlichste der Hetlandsinseln, hohes steiles, der Flöz- trappformation angehöriges Gebirge. Abends war Fairhill uns in Südosten. Länge 12° 14’. — Sonnabends, den 11 September. Wir hatten Fuglöe in Nordost gen Ost, und Fairhill in Süd gen Ost, nach dem Compass. Wir mussten aber wegen Nebel und unbeständigem Wind vom Lande wenden. Sonntags, den 12 September. Vormittags hatten wir 2 Seegler in Nordosten. Der uns nächste war zweymastig und ungefehr 2 Meilen von uns ent- fernt. Vormittags um 11 Uhr hatten wir den südlichen Huck von Hetland oder Shetland in Ost Nordost, gegen 3 Meilen entfernt, und Fairhill in Südwest. Um 8 Uhr Abends war uns der Nordhuck von Fairhill in Nordwest. Wir waren kaum eine halbe Meile vom Lande. Alle diese umherliegenden In- seln, mit Inbegriff von Mainland und Shetland, gehören der Flöz-Trappformation an. Sie bestehen grösstentheils aus mannig- fältig gruppirten Basaltmassen. — Montags, den 13 September sahen wir Morgens 8 Uhr einen Seegler in Norden. In voriger Nacht kriegten wir endlich Fairhill hinter uns. — | Nordsee Dienstags, den 14 September Wir hatten einen der schwersten Stürme auf der ganzen Reise, und zwar aus Nordwest, mit grässlichem Seegang und 478 Hjemrejse 1813. heftigem Gewitterregen. Vormittags steuerten wir westlich, Abends nordôstlich. Wir kriegten mehrere Stürzungen über das Schiff, und Nachmittags eine schwere See in die Kajüte. Gegen Mitternacht nahm der Sturm sehr ab. Sonntags, den 19 September Nach langem Hin- und Herkreuzen durch fünf Tage kamen wir heute Morgens 1 Uhr glücklich auf der Rheede bei Leith vor Anker. Emige Worte ser und tur Grönlands Aufkommen. Seiner Königlichen Majestæt allerunterthänigst zugeeignet von Karl Ludwig Metzler-Giesecke. B. U. H. Mss. Additam. 323. Euer Königliche Majestwt ! In einem Zeitpunkte, wo es an der Tagsordnung ist, von Grönland zu sprechen, wo alle Tagsblätter mit Nachrichten vom Nordpole überfüllt sind wo so manche Journale das Auf- suchen der geseegneten Osterbygd anempfehlen — in einem solchen Zeitpunkte werden Euer Königliche Majestät es nicht ungnädig aufnehmen, wenn ein Mann, welcher in den Polar- ländern mehrere Jahre zugebracht hat, seine Meynung über diese Länder äussert. Diese wenigen Bemerkungen werden keine Vorschläge enthalten um das verlohrne Land aufzusuchen, und mehr da- hin gehen, das einmal gefundene, die Westküste oder Wester- bygd so viel als möglich zu benuzzen. Dass diese die ausgelegten Unkosten immer mit Wucher bezalt hat, wenn man die Zeiten des Kriegs ausnimmt, wo die blühendste Länder in Unterbalanz kamen, beweisen die Bücher des Königlich Grönländischen Handels zur Genüge. Dass aber jene Küste, nemlich die @sterbygd, welche zu be- seegeln allezeit äusserst gefährlich, jo unmöglich seyn möchte, eine Handelsspekulation lohnen würde, ist äusserst unwahr- scheinlich. Wenn man die Osterbygd in vorigen Jahrhunderten eine Speisekammer genannt hat, so muss man sich, wie mir scheint, in jenen Zeiten zurückedenken, wo der zufriedene Mensch des Nordens das Land reich nannte, wo er sein hinlängliches Auskommen fand, für minder nothwendige Bedürfnisse etwas zurückelegen, oder für den Drang künftiger Unglücksfälle etwas aufsparen konnte. Grönland ist wirklich ein wulstiges Land. XXXV. 31 482 Wie wiirden sonst handelnde Nationen jedes Jahr die gefahr- volle Reise unternehmen, wenn es sich nicht der Mühe lohnte; doch bin ich nicht der Meinung, dass die Ostliche Küste, wenn sie auch wirklich beseegelt werden könnte, grössere Vortheile für den Handel darbieten würde, als die Westliche wirklich schon gewährt hat. Zudem reichen die an der letz- ten errichteten Kolonien reichen Stoff zur Spekulazion für die Erweiterung des Handels und die Vermehrung der Han- delsprodukte dar. Ich habe alle die Anlagen an der ganzen Küste mehrmalen bereist, und keine darunter gefunden, wel- che nicht die Unkosten hinlänglich bezalte. Unter allen Ko- loniedistrikten steht wol der südlichste oder Julianeshaabsdistrikt oben an. Er ist der volkreichste, indem er gegen 2000 Seelen, oder beynahe den dritten Theil der Bevölkerung der ganzen Küste enthält. Dessen Produktion ist die wenigst kostspieligste, indem das meiste durch Grönländer-Hände gewonnen wird. Wenn dieser Distrikt auch in Hinsicht auf Thran und Barder den Wallfishfängerkolonien Godhavn und Holsteinsburg nach- stehen muss, weil hier keine Gelegenheit zum Wallfishfang ist, wenn dieser Distrikt auch gleich keine Eiderduunen pro- duzirt, da dieser Vogel hier selten zu sehen ist, so gewinnt er doch ein beträchtliches Obergewicht durch die Einhand- lung der kostbaren blauen Fuchsfelle. Auch sind die Aus- gaben der Kolonie minder beträchtlich, da hier weder Wall- fish-fängergeräthschaften noch die zu diesem Fange nothwendig im Solde stehende grössere Mannschafts-anzahl ‘erfordert wer- den. Dieser Distrikt zu welchem die Östliche Küste so weit sie bewohnt ist, gerechnet wird, begreift auch die Südöstliche Küste unter sich, welche sich von Staaten-huk bis Gap Farvel erstreckt, und an der Westküste bis ans Gap Deso- lation oder Nunarsoit reicht. Der Distrikt hat ausser der Kolonie Julianeshaab noch einen Handelsplatz bey Cap 483 Farvel auf der Insel Nenortelik, welcher unter der Auf- sicht eines Grönländer-Blanding steht. Dieser Platz ist meiner Meinung nach äusserst wichtig, da alle die östlich wohnenden Grönländer hieher kommen, um ihre Produkte zu verhandeln. Der Grönländer-Blanding welcher diesem Handelsgeschäfte vorsteht ist ein träger saum- seeliger Mensch, und überdies zu diesem Posten untauglich, da er nicht rechnen kann. Es würde sehr vortheilhaft für den Handel seyn, wenn dieser Platz durch einen dänischen Mann besetzt wurde, welcher bereits im Lande gedient hat, und so viel von der Grönländischen Sprache versteht um mit den Eingebohrnen Reisenden handeln zu können. Ein solcher Post könnte immer zu einer Belohnungen für solche Unter- bedienten werden, welche durch mehrere Jahre im Lande treu gedient haben. Es würde wol auch zu grossem Nuzzen für den Handel seyn, wenn an der Östlichen Küste, an dem Fjord Illuar- miut, wo gule Lachsfisherey ist, oder bey Gap Discord ein Grönländisches Haus unterhalten würde; weil sich hier die Grönländer der Östlichen Küste gewöhnlich im Frühjahre in ziemlicher Anzahl des guten Seehundefanges und der Lachs- fisherey wegen einfinden. Es ist ungereimt, wenn man ein- wendet, dass das Treibeis dieses verhindern würde; denn wenn der hier wohnende Grönländer mit seiner Familie in seinem Umiak oder Weiberboote nach Nennortelik reisen kann, so kann ja auch der dorten wohnende Handelsbediente auf eben diese Weise zum Grönländer kommen. Der Handel würde dann viele Waaren erhalten, weiche bey der gewöhn- lichen Nachlässigkeit der Grönländer zu Grunde gehen wür- den, und der Grönländer würde viele Zeit, welche er auf den Reisen nach Nennortelik verliert besser zum Erwerb für seine Familie und den Handel anwenden können. Man sollte auch hier in diesem so einträglichen Distrikte dass thun was im nördlichen Grönland der damalige Inspekteur 31* 484 Herr Мот2еегот, nunmehriger Mitdirekteur des К. grönländischen Handels in Koppenhagen mit sehr gutem Erfolge gethan hat, man sollte nemlich die besten Erwerber der Eingebohrnen, welche die meisten Produkte an den Handel abliefern durch kleine Belohnungen oder Prämien zu einem ruhmlichen Wett- eifer aufzumuntern suchen. Doch müssten diese allezeit in einer Versammlung von Eingebohrnen ausgetheilt werden. Die Grönländer sind ehrgeizig, und eine solche Auszeichnung würde vieleicht manche andre gute Folgen haben. Es wohnt in Entfernung von wenigen Meilen von Julianeshaab ein Ein- gebohrner namens Paur Anpersen, welcher von einem däni- schen Vater abstammt — ein Mann, welcher wol der einzige in seiner Art ist, da er in einem sehr grasreichen Fiord, dem ehemaligen Aufenthalte der alten Normänner, wohnt, so hat er dem Beyspiel seines verstorbenen Vaters zu Folge sich auf die Viehzucht gelegt. Er hatte, da ich ihn vor 12 Jahren besuchte 7 Kühe auf der Weide gehen. Ich träumte mich hier in die gepriesene Osterbygd versezzt, als er mir gute Milch und selbst bereitete Butter vorsezte, und noch mehr wurde ich überrascht als er mir bey meiner Abreise einen Laib selbst verfertigten Käses und ein Pfund selbst gegossener Talklichter verehrte, welche so gut waren, als man sje nur von einem Lichterzieher erwarten konnte. Bei einer zahl- reichen Familie von 8 bis 9 Kindern war er doch im Stande von Zeit zu Zeit frisches Fleisch an die Kolonie zu verkaufen, da er sich nebenbey zu der seinigen Unterhalt als ein guter Seehundefänger die Produkte, welche ihm das Meer darbietet, zu verschaffen wusste. Er ist ausserdem ein geschichter Zim- mermann, und hat von den Mährischen Brüdern das Wald- horn zu blasen gelernet. Er baut auch Gartenfrüchte als Kohl, Salat, Spinat, Rettiche, weisse Rüben, welche wohl ge- deihen, und wohnt in den Ruinen eines alten Norwegischen Gebäudes. Seine Industrie wurde nie belohnt; ja nicht ein- mal bemerkt. — 485 Fredrikshaab ist der nördlich an Julianeshaab stossende Distrikt. Im Fjord Arksut, welcher in der Mitte dieses Distrikts liegt, habe ich reiches Bleyerz und Kupferkies und Zinnerz gefunden. Auf Arksuts Storoe finden sich ungeheure Massen von Mag- netischem Eisensteine. Friederichshaabs Distrikt hat, wenn ich den Quannefiord ausnehme wenig fruchtbares Erdreich, aber der Seehundefang ist hier sehr beträchtlich. Auch wird hier eine Art kleinerer Wallfische gefangen. Auf diesen Fang dürfte mehr Sorgfalt gewendet werden. Kabliau u. Helleflynder Bänke sind in der Nähe. Fiskernies der nächstfolgende Distrikt ist einer von den kleinern. In diesem liegt das Etablissement der Mährischen Briidergemeinde zu Lichtenfels. Hier hat sich der Handel in kurzer Zeit be- trachtlich verbessert, seitdem man sich auf den Seehunde Garnfang gelegt hat, welcher theils von den Eingebohrnen theils von der im Solde stehenden Mannschaft getrieben wird. An mehreren Stellen dieser Umgebungen sind ergiebige Fisch- bänke, besonders eine sehr gute Kabliaubank in der Nähe der Mährischen Colonie. Man hat davon von Zeit zu Zeit mehrere Tonnen niedergesalzen und nach Koppenhagen ge- sandt, welche sich gut bezalten, ob sie gleich nicht zum besten zubereitet waren. Die Fischerey könnte hier sehr wichtig werden, wenn Dörr-häuser errichtet würden. Doch müsste dieser Fang vorzüglich von Europäern getrieben wer- den, welche mit Fischerey, Trocknung u. Einsalzung der Fische umzugehen verstehen; auch müssten die Grönländer für das, was sie in gutem Stande abliefern, besser bezalt werden. Im Jahre 1806, als ich dorten war, erhielten sie vom Handel für einen Kabliau von 4—5 Pfunden einen bis 2 Schillinge in Bezahlung. Vogelfedern, welche die Grönländer gewöhnlich wegwerfen, weil sie zu schlecht bezalt, und über- 486 haupt nur bey der Kolonie Godthaab als Handelswaare be- trachtet werden, würden auch guten Vortheil abwerfen. Das Isländische Moos, welches hier auf diese Insel und überhaupt auf der ganzen Küste in unbeschreiblicher Menge wächst könnte mit Nuzzen ebenfalls eingesammelt werden, besonders da diese Arbeit Kinder und alte Personen beschäftigen würde, welche sonst nichts verdienen können. Die Kolonie Godthaab in Baals Revier oder Fiord, auf welcher der Inspekteur des südlichen Grönlands Herr Мунгехрновт seinen Wohnplazz hat, ist einer der wenig beträchtlichen Handelspläzze. In der Nähe ist Ney Herrnhut, das älteste Etablissement der Mährischen Brüder. An der Mündung von Baalsrevier bey den Kooks- inseln ist eine sehr ergiebige Hälleflynderbank, auf welcher Fische zu einem Centner schwer u. drüber gefangen werden. Dieser Fisch wird nicht als Handelswaare, sondern nur für den täglichen Gebrauch benuzzt. In den Elven des Fiordes finden sich schöne Laxe ein. Der Duun und Federnhandel ist hier nicht unbedeutend; auch wird Seehundegarnfang ge- trieben. Kolonie Sukkertoppen. Die Kolonie stand in vorigen Zeiten nördlicher an einer bessern Stelle, und wurde nach dem Eigenwillen eines Handels- bedienten auf die Insel Manetsok verlegt, wo sie noch steht. Dies geschah zu einer Zeit, wo noch keine Inspekteure im Lande waren. Der Distrikt zählt etwas über 300 Eingebohrne, welche durchaus sehr strebsame Erwerber sind. In der Nähe der Kolonie wurde in vorigen Zeiten bis gegen das Ende des verflossenen Jahrhunderts der Wallfischfang, den Produktions- tabellen zu Folge mit Vortheil getrieben. Warum er auf- gegeben wurde, weiss ich nicht. Inzwischen ist ein solcher Verlust in diesem Lande kein Verlust, wenn der Fang nur mit Grönländer-Händen betrieben werden muss, da dieser zu 487 viele Hände dem Seehunde-fange entzieht, welcher letztere dem Eingebohrnen unentbehrlich ist, da er ihm ausser der gewöhnlichen gewissern Nahrung auch Kleider und starke Felle gibt, um seine Fahrzeuge zu überziehen. Und überhaupt kann man auch nicht leugnen, dass die Moralität der Grön- länder an allen den Orten abgenommen hat in dem Grade wie der Wallfischfang zunahm. Der Grönländer wird an den Wallfischfänger-pläzzen bey reichlicherm Auskommen zu sehr modernisirt und zu lüstern nach den Europäischen Fleisch- topfen gemacht. — Dies ist indessen ein Uebel, welches vieleicht vermindert aber wol nicht ganz abgeschaft werden kan: wenn man bessern Auswahl in Hinsicht der nach dem Lande zu sendenden Kolonisten braucht, nicht Leute aufnimmt welche gekattet und vom Holme gejagt worden sind, und wenn man dann solche, welche Unordnungen dorten im Lande angefangen, oder gar schwere Verbrechen begangen haben bey ihrer Heim- sendung exemplarisch straft. Ich kannte in der Zeit meines Aufenthaltes Matrosen zu Sukkertoppen, welche ihren Vor- gesezzten beohrfeigten. Sukkertoppens Distrikt hat von der Kolonie an bis zu den sogenannten Grundwassern (Grun- dene) in der Nähe von Holsteinsburg vortreffliche Fischbänke von Kabliauen und Hälleflyndern. Wir fiengen auf einer Reise im August des Jahres 1810 in einer Stunde mit der Angel über 50 grosse Fische beyder Art. Zu Akpamiut sind gute Lachsfischereyen. Es würde der Mühe lohnen, wenn in diesen Gegenden eine Anlage für Garnfischerey errichtet würde, womit man auch den Seehundefang in Garnen verbinden könnte. Doch müsste dieses Werk durch taugliches und ordentliches Volk betrieben werden, welche die See gewohnt sind, und die gute Behandlung der Fische aus dem Grunde verstehen. Die Kolonie Holsteinsborg ist eine der besten im Südlichen Grönland in Hinsicht des Wallfischfanges. Diese wird im, und um den Fiord Amertlok 488 von den Wallfischer-Anlagen Kikurtursok und Omenar- suk aus, mit dem besten Erfolge getrieben, welcher äusserst selten fehlschlagt. Seit einiger Zeit geht es auch mit dem Seehunde-Garnfang hier ziemlich vorwarts. Diese Kolonie lie- fert auch, wenn ich Egedesminde ausnehme die meisten Eiderdunen an den Handel. Doch befürchte ich, dass diese sogenannte Dunen-Sammlung, welche auch Æggetogt genannt wird, mit der Zeit den ganzlichen Ruin dieses Handelsartikels nach sich ziehen muss, da durch die Kolonisten in der Brut- Zeit die Eyer zu tausenden aus den Nestern genommen und die Vogel verscheucht werden, wie es der Fall in den süd- lichen Distrikten (und auch auf den Färöinseln) war. Diesem Schaden kann in Rücksicht auf die Grönländer wohl schwer- lich vorgebeugt werden; es müsste nur durch die nachdrück- liche Vorstellung der Missionäre geschehen; aber von Seiten der Handelsbedienten kénnte wohl diesem schädlichen Unfuge gesteuert werden, wenn sie die Fahrzeuge des Handels, im Falle des Missbrauchs, hiezu verweigerten, die Erlaubniss zu sammeln auf eine bestimmte Zeit und bestimmte Anzahl von Eyern einschrankten, und nicht selbst auf ihrem Einsammein der Mannschaft mit bésem Exempel vorgiengen. Man sam- melt gewöhnlich mehr Eyer ein als man geniessen kann, und ich habe selbst gesehen, dass die Matrosen zu Holsteinsborg mit Eyern nach einem gesteckten Ziele warfen, und dass die in der Brutzeit getödeten Vogel auf dem Plazze der Kolonie den Raben zum Futter dienten. Nördlich von Holsteinsborg sind einige Fischbänke. Mit dieser Kolonie endet sich das südliche Inspektorat von Grönland. Da das meiste was ich bisher gesagt habe von Grönland überhaupt gilt, so kann ich in wenig Worte zusammenfassen, was das nördliche Grönland überhaupt angehen könnte. Das Nördliche Inspectorat besteht meistens aus Kolonien, deren ersten Augenmerk auf den Wallfischfang gerichtet ist, da dieser Koloss regelmässig 489 zu bestimmten Jahreszeiten sich in der Diskobucht einfindet. Der Fang dieses Thieres ist durch das unermiidete Bestreben des Herrn Morzrerors, nunmehrigen Mit-Direkteur des Grön- ländischen Handels in Koppenhagen zu einer solchen Voll- kommenheit gediehen, dass wol schwerlich mehr etwas zu wünschen übrig bleibt, ausgenommen, dass die Englischen Wallfischfänger, welche während den Jahren des Krieges ihren Schleichhandel mit den Grönländern nur zu sehr ausgedehnt haben, in die gehörigen Gränzen wieder zurückgewiesen wer- den könnten. In wie weit dieser fromme Wunsch erfüllt werden möchte, weis ich nicht, das was gethan werden kann von des Handels Seite, ist: dass man die Strebsamkeit der Engelländer mit vermehrter Strebsamkeit zu Boden kämpfe, und dass man die Handelsmagazine Grönlands mit allen den Bagatellen, und Erfrischungen, berauschende Getränke aus- genommen, versehe, nach welchen sich die Grönländer so sehr sehnen, aber die meist auffallende Handelswaaren nur dann erst ihnen vorzeige, wenn man die Englischen Schiffe erwartet. Ich bin überzeugt, sie werden den unbedeutendsten Artikel an den Handel abliefern, ehe die Engländer im Früh- jahre an die Küste kommen können, wenn etwas in Handels- magazin ist, welches den grossen Kindern gefällt. Wäre noch etwas meinen Wünschen zum besten des Landes übrig, so möchte es die Wiederherstellung der nördlichsten Kolonie Upernavik seyn, welche in den Jahren des Krieges aus Mangel an Provision, und an Fahrzeugen dieselbe zu über- bringen, verlassen werden musste. Sie hat an Handelsartikeln aller Art beträchtlich geliefert, und würde die freilich bedeu- tenden Kosten der Wiederherstellung mit der Zeit reichlich bezalen. Doch hievon ist Herr Direkteur MorzreLpr, ein mit dem Lande so genau bekannter und redlicher Mann besser unterrichtet als ich. Sein Eintritt in die Königlich Grönlän- dische Handelsdirektion, und seine Mitwirkung mit den andern Directeuren wird von grossem Nuzzen seyn. Ich bin über- 430 zeugt, dass auch die im Lande angestellte Handelsbediente zum besten des ganzen unverdrossen mitwirken werden, wenn sie nach einer Reihe dorten verlebter trauer Dienstjahre bey der Zurtickekunft nach ihrem Vaterlande in dem Schoosse ihrer Familien einem gesicherten ruhigen Auskommen entgegen- sehen dürfen. Ich lege diese wenigen Worte Euer K. Majestät zu Füssen, mit dem dankbarsten Gefühle für die höchste Gnaden, deren Euer Königliche Majestät mich gewürdigt haben, und geharre in allertiefster Unterthänigkeit Euer Königlichen Majestæt ! fc у 1 2 10 oO PS} à pis Koppenhagen, allerunterthänigst gehorsamsteı d. 14 May 1818. Karl Ludwig Metzler-Giesecke. Lokaliteter, der er omtalte af Giesecke. Up. betegner Uperniviks Distrikt. Um. — Umanaks — В. — Ritenbenks — Gn. — Godhayns — In — Jakobshavns — С: — Christianshaabs — E — Egedesmindes — Adlomersut. Ft. 193, 235. Adluktok. R. 361: (= Arveprindsens- eiland). Aerterkjedlen. Jb. 211. Agisset. C. 425. Aglomerset. Ft. 235 (— Adlomersut). Agpet. Ft. 191. Akadleksfiord. Jb. 16. Akajaminek. @b. 171, 261. " Akajarosek. Jb. 20. Akajarovanik. Jb. 20, 21. Akfik. И. 55. Akia. Um. 312, 332. Akkia. Gin. 409. Akkia. Jb. 208, 211 Akkiarut. Gn. 374, Amar. Akkienne. Um. 312, 332 (= Akia). Akkitsok. E. 429. Akonak. Æ. 120. Akonak. Gb. 139 (= Akunak). Akpalekkiksaarbik. Gb. 273. Akpalelik. Æ. 413 (= Hundeeiland), Akpalelik. №. 429 (= Kullen). Akpalik. Е. 413 (= Hundeeiland). Akpalik. №. 429 (= Kullen). 398, 432, 455, | H. betegner Holstenborgs Distrikt. NS" -- Sukkertoppens — | Gb. — Godthaabs — Ft. — Fiskernessets — ai Frederikshaabs —- Jb. — Julianehaabs — | Akpamiut. S. 50, 132, 283. | Akpamiutshafen. 5. 283. Akpanat. Um. 316, 322. Akpet. А. 91 (= Ritenbenk). Akpet. В. 360 (= Ritenbenk). Aktorsoit. Gb. 272. Akua. R. 306 (= Langebakke). Akudlek. C. 100, 425, 426. Akudlek. №. 414, 415. Akudlek. Gn. 466. Akudlek. Um 314, 332, 333. Akudlengoak. В. 348. Akudlerne. Um. 314, 332, Akudlek). Akudlæt. R. 359. Akuliaralek. Jb. 37. 333 (= | Akuliarasek JOL88 Akulliarasersoak. Jb. 210. | Akulliarasiarsuk. Jb. 218. Akulliarasursoak. Æ. 427. Akulliarasusuk. Æ. 427. Akulliarursersoak. Gn. 78, 79, 371. Akulliarusek. Jb. (ved Lichtenau). 209. Akulliarusek. Jb. (ved Kangerdluar- suk). 212, 214. Akunak. Æ. 102, 422, 428. 492 Akunak. Gb. 139, 277. Akunak. В. 359. Akunaut. E. 102 (= Akunak). Alangok. S. 283. Alangok. Fb. 203. Alangorsoak. C. 425. Alangorsoak. Gb. 266. Alieneitsok. C. 426. Alkested. S. 50 (= Akpamiut). Allik. Jb. 21. Alliortok. Gb. 166, 188, 250, 252. Alluk. Jb. 21 (= АШК). Amartut. Ft. 235. Amarurtikset. Gn. 71, 86, 90. Ameraglikfiord. Gb. 168—173, 241, 253—254, 259-- 262. Amertlokfiord. H. 53, 126. Amertloks. H. 285. Amertloksfiord. Н. 53 (= Amertlok- fiord). Апиа. E. 415. Amiktok. Jb. 24. Amitsiarsuk. Gb. 154, 267. Amitsuarsuk. @b. 267(—Amitsiarsuk). Anamniut. Gn. 413. Anarsoit. Gn. 468 (= Anarsuk). Anarsuk. Æ. 116, 420, 429. Anarsuk. Gn. 461, 468. Anarsuk. Um. 327. Anartelik. Е. 418, 429, 430. Anders Olsens Sund. H. 52, 128, 284. Anders Olsens Vare. H. 128. Anersoak. Fb. 6. Angalik. Gb. 278. Angeltaskeoen. Æ. 287. Angirsok. Gb. 272 (= Angisok). Angisok. Gb. (89, 272. Angitsok. Е. 420, 429. Angmagsivib Nouga. Gb. 156, 266. Angmaksivik. Ft. 239. Angmaksivik. Jb. 212. Angmalortok. Jb. 24. Angmarsoit Nouga. Gb 156 (= Ang- magsivib Nauga). Anlægg. Gn. 303 (= Godhavns An- lägg). Annarsoit. Gn. 78. | Annik. Jb. 17, 26. Anordleuitsok. Gb. 169, 253. | Anortleuitsok. Gb. 253 (= Anordleu- itsok). Aonarsuk. Up. 69. Apaisovit. Jb. 31. Arbeitsiak. Up. 62, 68. Arkoteitsok. Gn. 363. Arksut. Fb. 9, 42, 201. 231. Arksutfiord. Fb. 201, 225. Arksuts Forsøg. Fb. 231 (== Arksut). Arksuts Omanak. Fb. 201. Arksutsoe. Fb. 41, 202, 226. Arngarsoak. Ft. 193. Arngnakoeksabkakat. S. 282 (= Kjer- lingefield). Arngnosoaksakait. S. 50 (= Kjerlinge- field). Arserursak. À. 351 (= Haseneiland). Arsut. Fb. 201 (= Arksut). Arsutsfiord. Fb. 201 (= Arksutfiord). Arsutsoe. Fb. 202 (= Arksutsge). Arveprindsenseiland. R. 91, 305, 390. Arveprindzenseiland. R. 305 (= Arve- prindsenseiland.) Asakkak. Um. 334. Assuk. Gn. 363. Assuk. R. 355. Assungarsungarsoak. @n. 363 (= Pehr Damms Skib). Assungassungaluk. Gn. 363. Assungassungarsuk. Gn. 445, 448 (= Pehr Damms Skib). Assungasungarsoak. Gn. 393 (= Pehr Damms Skib). Assutsforseg. Fb. 9, 42 (= Arksut). Assuts Storge. Fb. 9, 10, 11. Assuts Oe. Fb. 41 (= Arksutsee). Atamik. S. 47. Atamiut. Jb. 14. Atamiutsfiord. Jb. 14. Atanarmefjord. ИЕ. 56, 119, 286. Atanikerdlengoak. Gn. 374, 377. Atanikerdluk. В. 358. Atarnarme. Æ. 286. | Atartneitsok. Jb. 38. Atlaursok. R. 359. Atleniariset. Gn 465. Attanarmefiord. Æ. 119 (—Atanarme- fiord). Auaitsirksarbik. Gb. 255. Auanardlek. R. 360. Auartarbeit. Gn. 459. Augpadlartok. Е. 287 (= Aukpadlar- tok). Augursak. E. 428. Aukolluktok. Jb. 33, 38 (= Aukpad- lartok). Aukpadlartoak: E. 117, 417. Aukpadlartok. Е. 117, 278, 414, 417. Aukpadlartok. Gn. 75, 77, 288, 290, 366, 384, 399, 457. Aukpadlartok. Jb. 33, 38, 219. Aukpallartoak. Æ. 117 (