ITTEILUNGEN ENTOMOLOGIA ZÜRICH UND UMGEBUNG DE Preis für Nichtmitglieder Fr. 8.— 211 N AIBRARN/ y DIV. INS y.8. NATLT SSH ZÜRICH In Kommissionsverlag bei W. Junk, Berlin 1920 Druck von H. Grapentien, Dübendorf-Zürich Iitieilungen der Entomologia Zürich und Umoehung Heft 5 1920 Bericht über die Vereinstätigkeit der „Entomologia Zürich und Umgebung“ oO 1918 Im Jahre 1918 wurden nur 10 ordentliche Vereinssitzungen, einschließlich eines Gantabends, abgehalten. Die Hauptschuld an diesem starken Rückgang unserer Vereinstätigkeit trug die im Berichtsjahre wütende Grippe-Epidemie, welche ein behördliches Versammlungsverbot veranlaßte, durch dessen Wirkung der übliche Sommerunterbruch der Tätigkeit der „Entomologia* eine unfreiwillige Verlängerung auf volle 5 Monate erfuhr. Es wurden im Berichtsjahre folgende Vorträge gehalten: Herr R. A. Fritzsche: Ueberraschendes Resultat einer Zuchtwahl bei Araschnia levana-prorsa. „ Dr. Brun: Das Instinktproblem im Lichte der modernen Biologie. »„ Dr. Brun: Die stammesgeschichtliche Entwicklung der Instinkte, be- sonders bei den Insekten. „» Prof. Schweitzer: Weiteres über meine Kreuzungszuchten zwischen Lymantria dispar und Lym. var. japonica. „ Dr. Brun: Ueber den Polymorphismus bei den Ameisen. „ Dr. Escher-Kündig: Ueber gesammelte Bohrfliegen, ihre Lebensweise und ihr Kleid. Mit Diskussions- und Literaturreferaten, Demonstrationen und kleineren entomologisch. Mitteilungen beteiligten sich ferner die Herren Prof. Schweitzer, Dr. Schneider-Orelli, Klöti und Weber. Die Sitzungen waren durchschnittlich von 15 Teilnehmern besucht. Ende Dezember 1918 gehörten dem Verein 47 Mitglieder an. Im Berichtsjahre wurde Heft 4 der „Mitteilungen der Entomologia Zürich und Umgebung“ veröffentlicht. — 20 — 1919 Im Jahre 1919 wurden 15 ordentliche Vereinssitzungen und eine freie Ferienzusammenkunft abgehalten. Eine Vereinsexkursion nach Wädenswil (Besichtigung der Eidg. Versuchsanstalt für Landwirtschaft, Wein- und Gar- tenbau unter Führung von Herrn Dr. Jegen) und ins obere Sihlgebiet ging infolge ungünstiger Witterung leider unter sehr geringer Beteiligung von Statten. Es wurden folgende Vorträge gehalten: Herr Dr. Jegen: Die natürlichen Feinde des Kohlweißlings. „ Dr. Brun: Die Methoden der biologischen Ameisenforschung. „ Dr. Gams: Die fossilen Insektenfaunen der Schweiz vom Karbon bis Quartär. » Dr. Knopfli: Die Insektennahrung unserer Vögel. „ Fruhstorfer (als Gast): Eine entomologische Reise im Tessin. „ Dr. Gams: Zur Insektenfauna unserer Bäche. „ Nägeli: Zur Biologie der einheimischen Fledermäuse und anderer insektenfressender Säugetiere. „ Dr. Jegen: Die Bedeutung, der angewandten Entomologie für die Volkswirtschaft. „ Dr. Scheider-Orelli: Die Biologie des Ameisenlöwen. „ Dr. Klöti-Hauser: Chalicodoma muraria, die Mörtelbiene. „ Dr. von Schultheß: Ueber Goldwespen. : Mit Literaturreferaten, Demonstrationen und kleineren entomologischen Mitleilungen beteiligten sich ferner die Herren Dr. Brun, Carpentier, Kutter, Meldahl, Nägeli, Dr. Schneider und Prof. Schweitzer. — Die Vereinssitzungen waren im Berichtsjahre durchschnittlich von 12 Teilnehmen besucht. Ende Dezember gehörten dem Vereine 47 Mitglieder an. Am 8. und 9. November des Berichtsjahres wurde in Zürich die Jahres- versammlung der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft abgehalten; da das wissenschaftliche Programm dieser Tagung ausschließlich von Mit- gliedern der „Entomologia Zürich und Umgebung“ bestritten wurde, so seien die daselbst gehaltenen Vorträge auch an dieser Stelle aufgeführt. Es sprachen: Herr Dr. Brun: Ueber die psychischen Fähigkeiten. der Insekten; „ Dr. Escher-Kündig: Ueber Fliegenpuppen, welche an einem mensch- lichen Schädel haftend gefunden wurden; » Kutter über: Be ONENBen aus alpinus Wh.; ein neuer ER ET Der Vorstand: BR \ SON] So — 291 — Mitgliederverzeichnis 1919 00 Ehrenmitglied: Dr. J. Escher-Kündig, Gotthardstr. 35, Zürich 2 Vorstand: Dr. R. Brun, Zollikerstr. 106, Zürich 8, Präsident Prof. Dr. A. Schweitzer, Möhrlistr. 69, Zürich 6, Vice-Präsident und Redaktor der „Mitteilungen“ H. Kutter, Zollikerstr. 76, Zürich 8, Aktuar R. Biedermann, Villa Sonnenberg, Thurmhaldenstr. 20, Winterthur, Quästor P. Weber, Steinhaldenstr. 62, Zürich 2, Bibliothekar und Verwalter der Sammlungen H. Grapentien, Dübendorf, Beisitzer. Ordentliche Mitglieder: H. Bollinger, Dübendorf A. Bürdeke, Kirchgasse 25, Zürich 1 D. Burkhard-Abegg, Feldbach am Zürichsee F. Carpentier, Dufourstr. 5, Zürich 8 J. Chadima, Sool (Kt. Glarus) Dr. A. Corti, Dübendorf J. Culatti, Püntenstr. 679, Höngg R. A. Fritzsche, Neuhausen (Schaffhausen) Dr. H. Gams, Theaterstr. 12, Zürich 1 F. Hoffmann, Hornergasse 9, Zürich 1 Dr. G. Jegen, Wädenswil Dr. E. Klöti, Oerlikon, Schulstraße 34 Dr. W. Knopfli, Stauffacherstr. 9, Zürich 4 Dr. L. Lebedinsky, Birsigstr. 137, Basel Dr. C. Lehmann, Russenweg 6, Zürich 8 E. Linck, Steinwiesstr. 21, Zürich 7 J. Magg, Wiesenstr. 17, Zürich 8 Dr. E. D. Malan, Wellington, Südafrika A. Meldahl, Universitässtr. 12, Zürich 6 H. Metzger, Limmatstr. 215, Zürich 5 J. Müller-Rutz, Demutstr., St. Georgen, St. Gallen Th. Müller, Culmannstr. 44, Zürich 6 A. Nägeli, Dufourstr. 101, Zürich 8 —ı 202,0 W. Nieman, Höschgasse 62, Zürich 8 Dr. E. Paravicini (z. Zt. in Buijtenzorg, Java) L. Paravicini, Arlesheim (Kt. Baselland) H. Ch. Perinet, Chemin du Clos 34, Geneve H. Pfaehler, Schaffhausen W. Reimmann, Küsnacht-Zürich Dr. F. Ris, Rheinau (Kt. Zürich) R. Schalch, Korallenstr. 22, Schaffhausen Dr. O. Schneider-Orelli, Höngg bei Zürich Dr. A. v. Schultheß-Schindler, Wasserwerkstr. 53, Zürich 6 Dr. R. Stäger, Sonnenbergstr. 14, Bern Dr. R. Stierlin, Winterthur Dr. H. Thomann, Plantahof bei Landquart (Kt. Graubünden) Dr. A. Volkart, Frohburgstr. 67, Zürich 6 W. Windrath, Wytikonerstr. 11, Zürich 7 G. Zubler, Höschgasse 52, Zürich 8 Dr. L. Zürcher, Laurenzenvorstadt, Aarau — 29 — Die psychischen Fähigkeiten der Insekten (zugleich ein Beitrag zur wissenschaftlichen Terminologie und Methodik der Tierpsychologie) REBER AT erstattet an der Jahresversammlung der Schweizerischen Entomologischen Gesellschaft in Zürich, den 9. November 1919. Von Dr. med. R. Brun in Zürich. 00 Während andere biologische Disziplinen, wie vergleichende Anatomie, Physiologie, Embryologie usw. schon vor mehr als hundert Jahren in streng wissenschaftlichem Geiste betrieben wurden, hat die Tierpsychologie sich erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit (eigentlich erst gegen Ende des XIX. Jahrhunderts) zum Range einer exakten biologischen Wissenschaft erhoben. Zwar fehlte es auch früher nicht an zahlreichen richtigen Beobach- tungen auf diesem Gebiete, doch mangelte es an einer klaren Fragestellung, welche gestattet hätte, die beobachteten Tat- sachen nach einheitlichen Gesichtspunkten kritisch zu sichten und in einwandireier Weise zu deuten. Man sprach je nach persönlichem Belieben von Intellegenz, von Instinkt, von „psy- chischen Qualitäten“ usw., ohne sich indessen um eine klare Definition und gegenseitige Abgrenzung dieser heterogenen Begriffe zu bemühen. Wenn sich nun hierin in den letzten Jahr- zehnten eine entschiedene Wandlung vollzogen hat, so verdanken wir diesen Fortschritt nicht so sehr den an höheren Tieren angestellten Untersuchungen, als dem sorgfältigen Studium der Lebensäußerungen niederer Lebewesen. Und zwar war es hier ganz besonders die mit exakten physiologischen Methoden durchgeführte experimentelle Analyse des Verhaltens der Insekten, die in hohem Maße klärend und vefruchtend auf unsere tierpsychologischen Anschauungen und Begriffe gewirkt und die sichere Grundlage geschaffen hat, auf der die zukünf- tige Forschung weiterbauen kann. Ich brauche hier nur Namen — 24 — wie Forel, Wasmann, Fabre, v. Buttel-Reepen, Ferton zu nennen, um Ihnen die besonderen Verdienste in Erinnerung zu bringen, welche die Insektenbiologie am Ausbau der ver- gleichend-psychologischen Wissenschaft hat. Es dürfte Sie daher auch als Entomologen interessieren, einmal in gedrängter Kürze etwas über den gegenwärtigen Stand der Frage nach den psychischen Fähigkeiten der Insekten zu erfahren. I; Beginnen wir mit einer grundsätzlichen Fragestellung: Auf Grund welcher Kriterien (Kennzeichen) sind wir berechtigt, ein bestimmtes Verhalten beim Tier, zumal bei niederen Tieren, wie Insekten, als „psychisch“ zu bezeichnen? Diese Frage ist, wie Sie sehen, gleichbedeutend mit derjenigen nach den wis- senschaftlichen Grundlagen der modernen Tierpsych- ologie. Wenn wir das Treiben der Insekten aufmerksam beobachten, so sehen wir die Tierchen eine Menge von hochkomplizierten Tätigkeiten ausüben, Verrichtungen, die sich nicht selten bis zum Range eigentlicher Kunstfertigkeiten erheben, welche. auf ein ganz bestimmtes Endziel gerichtet scheinen und die daher auf den naiven Naturbetrachter durchaus den Eindruck von woshlüberlegten, intelligenten Zweckhandlungen machen: Ich erinnere hier nur an den kunstvollen Wabenbau der Bienen und Wespen, an die Pilzzucht der Afta-Ameisen, die wunderbare Trefisicherheit, mit der gewisse Wespen (Pompilus, Sphex) ihre Opfer (Raupen, Heuschrecken, Spinnen) durch Stiche in die segmentalen Nervenknoten der Bauchganglienkette zu lähmen verstehen u. dgl. mehr. Die Zeit liegt in der Tat nicht allzuferne hinter uns, wo selbst namhafte Naturforscher, wie Brehm!', Büchner’, Marshall? u.a. aus ihren an sich rich- tigen Beobachtungen solche naiven Analogieschlüsse zogen und und den Insekten, zumal den staatenbildenden (Ameisen, Bienen und Wespen) allen Ernstes eine menschenähnliche Intelligenz, hohe moralische Tugenden usw. zuschrieben, kurz, dieselben ge- radezu zu einer Art intelligenter Miniaturmenschen stempelten. Diese „anthropomorphistische Richtung“ der Tierpsycho- logie erschien umso gefährlicher, als sie dem Phantasiebedürfnis des Laien entgegenkam und da sie, wie gesagt, auch von ! Brehm, Illustriertes Tierleben, 1. Auflage Leipzig uud Wien 1863—69, (Insekten von Taschenberg). 2 Büchner, Aus dem Geistesleben der Tiere. — Berlin 1876. ® Marshall, Leben und Treiben der Ameisen. — Zool. Vorträge 3u.4. 29 — ernsten Naturforschern vertreten wurde: sie hat denn auch eine zeitlang besonders in naturphilosophischen Kreisen Anklang geiunden und ist in populären Darstellungen des Insektenlebens und in der Tagespresse bis auf den heutigen Tag nicht völlig ausgestorben. In der Wissenschaft dagegen erlitt diese anthropo- morphistische Pseudo-Tierpsychologie — wenigstens soweit sie das Insektenleben betraf — allsbald einen vollständigen Zu- sammenbruch, zu welchem die vernichtenden Kritiken von Fabre' und Wasmann? seinerzeit wohl das Meiste beitrugen. Noch allgemeiner aber -— in weitesten wissenschaftlichen Kreisen — wurde die Reaktion gegen den Antropomorphismus, als um die Wende des Jahrhunderts Bethe? und seine Anhänger mit ihrer „Reflextheorie“ hervortraten, welche die Insekten als bloße „Reflexmaschinen“ erklärte und diesen Geschöpfen samt den übrigen niederen Tieren, psychische Qualitäten rundweg absprach. Bekanntlich hat jedoch diese Reflextheorie bei den gründlichen Kennern des Insektenlebens ebensowenig Anklang geiunden, wie seinerzeit die Anschauungen eines Büchner, Marshall usw. und wurde, wenigstens in ihrer Anwendung auf das Leben der Ameisen und Bienen, von Forschern wie Wasmann,* Forel’, v. Buttel-Reepen® u.a. als weit über das Ziel hinausschießend vollständig widerlegt. Ein wie kurzes Dasein dieser Lehre somit auch beschieden war, so hatte sie doch als „fruchtbarer Irrtum“ das eine Gute, daß durch den Prinzipienstreit, den sie entfachte, die Frage nach den wissenschaftlichen Grundlagen der Tier- psychologie einmal in den Vordergrund der Diskussion ge- I Fabre, Souvenirs entomologiques, 2£me serie, X — Paris 1879, 2 Wasmann, Die zusammengesetzten Nester und gemischten Kolonien der Ameisen, III. Abschnitt: zur Psychologie der Ameisengesellschaften. — Münster 1891. — Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen. — Stuttgart 1899. (2. Auf- lage 1909). 3 Bethe A. Dürfen wir den Ameisen und Bienen psychische Qualitäten zuschreiben ? — Arch. f. d. ges. Physiologie 70, 1898. — Noch einmal über die psychischen Qualitäten der Ameisen und Bienen. Ebenda 79, 1903. — Die Heimkehrfähigkeit der Ameisen und Bienen. Biol. Centralblatt 22. 1902. 4 Wasmann, Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen. — Stuttgart 1899 (2. Auflage 1909). — Nervenphysiologie nnd Tierpsychologie. Biol. Centralbi. 21, 1899. — Noch ein Wort zu Bethes Reflextheorie. — Ebenda 22, 1901. 5 Forel, Experiences et remarques critiques sur les sensations des in- sectes. F. V. — Riv. Sc. Biol. Como 1900—1901. — Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen. — München 1901 —. — Nochmals Herr Dr. Bethe und die Insektenpsychologie. — Biol. Centralbl. 23, 1903. 6 v. Buttel-Reepen. Sind die Bienen Reflexmaschinen? - Leipzig 1900, — 296 — riickt wurde. Nach dem gänzlichen Zusammenbruch der anthropo- morphistischen Richtung erschien die sogenannte „Analogie- schlussmethode“ nicht allein in ihrer Anwendbarkeit auf die Reaktionen der niederen, sondern auch der höheren Tiere un- heilbar kompromittiert; insbesondere wurde man sich end- gültig darüber klar, daß bei niederen Tieren, wie Insekten, deren Organisation und physiologisches Verhalten in so hohem Maße von der unsrigen abweicht, mit den Begriffen der introspektiven Psychologie: Bewußtsein, Wille usw. offenbar gar nichts an- zulangen sei. Man begann sich daher nach Kriterien umzusehen, welche gestatten würden, das Verhalten solcher Geschöpfe in obiektiver Weise, d.h. unabhängig von jedem vermensch- lichenden Subjektivismus, zu analysieren und psychophysio- logisch zu bewerten. Es giebt nun in der Tat eine Kategorie von psychischen Erscheinungen, welche einer objektiven Analyse (im obigen Sinne) unbedingt zugänglich sind, und das sind die Gedächtnis- phänomene, oder wie wir sie mit Semon ohne Präjudiz be- zeichnen können, die Aeußerungen der Mneme: Wir sind heute — dank der Anwendung verbesserter Untersuchungs- methoden — in der Lage, wohl in allen Fällen mit einem hohen Grade von Sicherheit durch das Experiment zu ent- scheiden, ob eine bestimmte tierische Reaktion auf vor- gängiger Erwerbung von Gedächtniseindrücken (En- grammen nach Semon) also auf Erfahrung beruht (bezw. durch Erfahrung mitbedingt wird) oder nicht. Zwei Beispiele mögen dies zeigen: Die bei uns häufige blutrote Raubameise (Formica sanguinea) pilegt organisierte Raubzüge gegen die Brut einer kleineren, schwarzen Formica-Art (F. fusca) zu unternehmen, wobei sie sich einer charakteristischen Kriegstaktik bedient. Die erbeuteten Fusca- Puppen werden von den Sanguinea nicht als Fraßobjekte behandelt, sondern aufs sorgfältigste, wie die eigene Brut ge- pflegt und zu Hilisameisen, sogenannten „Sklaven“ auferzogen. An sich betrachtet, könnte es sich nun bei dieser Sklaverei (Dulosis) sehr wohl um eine intelligente, durch die Erfahrung erworbene Gewohnheit handeln; es wäre z.B. denkbar, daß die jungen Sanguinea das Räuberhandwerk und das Zucht- verfahren von Generation zu Generation immer wieder aufs Neue von ihren älteren, erfahrenen Schwestern erlernen würden. Die Frage wurde durch ein einfaches Experiment Wasmanns! ein für ailemal entschieden. Dieser Forscher isolierte nämlich s re n, Das Gesellschaftsleben der Ameisen I. — Münster 1915. 297° — im Jahre 1889 eine Anzahl ganz junger, eben aus der Puppe geschlüpiter Raubameisen und bildete aus ihnen eine künstliche „Autodidakten-Kolonie.“ Alser nun diesen „Autodidakten“ später eine Anzahl Fusca-Puppen reichte, da zogen sie die- selben ganz ebenso wie ihre angeblich „erfahrenen“ älteren Genossinnen zu Sklaven auf, obschon sie darin keinerlei Un- terricht genossen hatten und somit unmöglich eine Ahnung von der Zweckmäßigkeit ihres Tuns haben konnten. DieSklaverei von F.sanguinea ist somit keine intelligente erwor- Deue@ewohnheit, Sondern eineererbte Artreaktion, die bei allen Individuen der gleichen Species primär, d.h. gänzlich unabhängig von vorgängiger Erfahrung, als automa- tische Handlung, in Erscheinung tritt. 2) Nun aber das Gegenbeispiel: Bei der Beobachtung eines solchen Sklavenraubzuges, dessen Zeuge ich eines Tages wurde, war mir auigefallen, mit welcher Sicherheit die Sarguinea den mehr als 20 m weiten Weg von dem geplünderten Fuscanest nach ihrer Raubburg zurücklegten. Handelt es sich vielleicht auch hier um einen erblich angeborenen Mechanismus, etwa um einen geheimnis- vollen „Nesttropismus“, „Homing instinet“ oder dergleichen? Mit nichten! Denn als ich einige Sanguinea, die den betrei- fenden Feldzug nicht mitgemacht hatten, sondern die zu Hause geblieben waren, direkt von ihrem Nest wegfing und in der Nähe des geplünderten Fusca-Nestes aussetzte, da irrten diese Individuen stundenlang ratlos im Kreise herum und zeigten sich gänzlich unfähig nach Hause zurückzufinden! Die Heimkehrfähigkeit unserer Sklavenräuber beruht somit nicht auf einem angeborenen und als solcher fix und fertig mit auf die Welt gebrachten Mechanismus, son- dern ist eine individuelle Gedächtnisleistung, zu deren Zustandekommen unbedingt ein vorgängiger Erwerb individueller Erinnerungsbilder (Engrammkomplexe nach Semon)' von der Beschaffenheit des beim Hinweg zurückgelegten Terrains erforderlich ist. — Das Gedächtnisexperiment oder, wie ich? es genannt habe, der „Mnemische Versuch“ führt uns somit dazu, die kom- plizierten Verrichtungen der Insekten in zwei prinzipiell ganz verschiedene Kategorien zu scheiden, nämlich : 1. in erblich vorgebildete Artreaktionen, von Forel® als primäre oder hereditäre Automatismen bezeichnet, und ! Semon R. Die Mneme. — Leipzig 1905. 2 Brun R. Die Raumorientierung der Ameisen. — Jena 1914. 3 Forel A. Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen. A.a.O. — 218 — 2. Individuell erworberne Reaktionen, — plastische Ge- hirntätigkeiten (oder kurz: „Plastizismen“) von Forel. Unter einem hereditären Automatismus verstehen wir eine generelle, d.h. bei sämtlichen Individuen der gleichen Art in genau gleicher Weise sich abspielende Reaktion auf einen spe- zifischen Reizkomplex, eine spezifische Artreaktion, die auf einem im Nervensystem des Tieres erblich vorgebildeten Me- chanismus beruht. Dem gegenüber handelt es sich beim Plastizismus um eine individuell angepasste Reaktion auf nicht spezifische Reizkomplexe, für deren zweckmäßige Be- antwortung im Nervensystem des Tieres kein fertig vorgebildeter Mechanismus bereit liegt, sondern die erst im Laufe des in- dividuellen Daseins („embiontisch* wie Ziegler! sagt) aui Grund vorausgegangener und im Gedächtnis fixierter Erfahrungen erworben (bezw. „erlernt“) wurde. In unsern obigen Beispielen wäre also die Sklaverei von F. sanguinea als hereditärer Automatismus zu bezeichnen, wogegen die Heimkehrfähigkeit, das Orientierungs- vermögen, von welchem die gleichen Tierchen anläßlich ihres Skla- venraubzuges Zeugnis ablegten, zweilellos ein plastisch-psy- chisches Einschiebsel in den automatischen Ablauf jenes Mechanismus, kurz einen Plastizismus darstellt. i Die Einteilung des tierischen Verhaltens in hereditär - auto- matische und plastische Tätigkeiten hat sich nun nicht nur in der vergleichenden Psychologie, sondern in der Biologie über- haupt als ungemein zweckmäßig erwiesen. Dieselbe fußt, wie wir sahen, ausschließlich auf dem Kriterium der Mneme, also auf der einzigen psychischen Funk- tion, welche auch beim TiereeinemobjektivenNach- weis und einer streng physiologischen Analyse zu- gänglich ist. Nun lehrt anderseits unsere Selbstbeobachtung (Introspektion), daß dieselbe schon beim Tiere objektiv erfaßbare Funktion auch die notwendige Vorbedingung des Zustande- kommens aller derjenigen höheren Gehirntätigkeiten darstellt, welche bei uns mit Bewusstsein einhergehen, die wir also als psychische im engeren Sinne zu bezeichnen pflegen: Es giebt kein Bewußtsein ohne die mitschwingende Erinnerung früheren Erlebens! M. a. W.: Die individuelle Mneme ist zugleich die „integrativeFunktion des Psychischen. Es erscheint daher nicht allein gerechtfertigt, son- dern im Interesse einer wirklich wissenschaftlichen Tierpsychiologie nachgerade dringend geboten, die Annahme eigentlich „psychischer“ Qualitäten bei niederen Tieren fortan ausschliesslich an den ! Ziegler, E.H. Der Begriff des Instinktes einst und jetzt. — Jena 1910. — 299 — strikten Nachweis des Individualgedächtnisses zu knüpfen und also von „psychischen“ Reaktionen nur da zu sprechen, wo wir individuell erworbene („embiontische“ En- grammekphorien') nachzuweisen vermögen. Denn nur auf dem Boden einer solchen, objektiv-physiologischen Definition des Psychischen, welche von der „Bewußtseinsfrage“ von vornherein abstrahiert, erscheint die Tierpsychologie ihres früher oft so problematischen Charakters endgültig enthoben und ein für allemal auf die Basis einer exakten biologischen Wissenschaft, nämlich einer experimentellen Physiologie der erworbenen Mneme gestellt”. Die obige Einteilung der tierischen Reaktionen bietet aber auch noch einen andern Vorteil; sie liefert uns nämlich die Grundlage für eine exakte biologische Definition des Instinkt- begrifis: Die überwiegende Mehrzahl aller Biologen hat sich heute dahin geeinigt, unter einer „Instinkthandlung“ ausschließ- lich einen hereditären Automatismus zu verstehen, d.h. eine in der angeborenen Organisation des Nervensystems der betreffenden Spezies vorgebildete Artreaktion, die bei Einwirkung bestimmter spezifischer Sinnesreize ohne jede vorgängige Er- fahrung zur Auslösung (Ekphorie) kommt und sich im Prinzip mit der nämlichen mechanischen Gesetzmäßigkeit abwickelt, wie etwa ein komplizierter Kettenreflex im Rückenmark. Wir können diesen Sachverhalt nicht besser charakterisieren als durch den ebenso kurzen wie treffenden Ausspruch des berühmten Physiologen Ewald Hering:? „Instinkt ist das Erb- gedächtnis der Art!“ Noch eines, bevor wir diese theoretische Erörterung schließen! Es wurde soeben angedeutet, daß zwischen dem Ablaufmecha- nismus eines Instinktes und eines Reilexmechanismus eine ge- wisse unverkennbare Analogie bestehe. Diese Analogie ist denn auch den Biologen nicht entgangen und einige Forscher, wie I Engramm (Semon) — Eindruck, Ekphorie = Wiederauslösung eines Gedächtniseindruckes bei Wiederkehr einer ähnlichen Erregungssituation wie diejenige, welche seinerzeit engraphisch gewirkt hatte. 2 Tatsächlich, (wenn auch nicht immer theoretisch bewußt) hat sich denn auch die Tierpsychologie, soweit sie überhaupt Anspruch auf Wissenschaft- lichkeit erheben konnte, längst auf den Boden dieser Definition gestellt: Die gesamte „Behavior-Psychologie“, ferner die sogenannte „Residuenlehre“ der mit tierpsychologischen Untersuchungen beschäftigten Fachpsychologen läuft (was man auch dagegen sage) im Grunde einzig undallein auf den Nachweis der Wirksamkeit individuell-mnemischer Residuen im Ver- halten der Tiere hinaus. (Brün, R., Nochmals die wissenschaftlichen Grund- lagen der Ameisenpsychologie — Biol. Centralbl. 38, 1918). 3Hering, Ew. Ueber das Gedächtnis als eine allgemeine Funktion der organischen Materie. — Sitzber. Wiener Akad. Wissensch. 1870. — 300 — Spencer, Loeb, Driesch, Lloyd Morgan u.a. haben die Instinktautomatismen geradezu als „komplizierte Reflexe“ de- finiert. Eine solche Identifizierung ist jedoch meines Erachtens aus verschiedenen Gründen nicht wohl zulässig: Erstens schon deshalb nicht, weil dieselbe lediglich den motorischen Ab- lJaufsmechanismus, nicht aber auch die inneren energetischen Bedingungen der beiden Automatismen berücksichtigt: Ein Reflexmechanismus ist ausschließlich von der äußern Reizsituation abhängig, d. h. er tritt zwangsmäßig in Aktion, sobald die be- züglichen spezifischen Sinnesreceptoren erregt werden. Die Aus- lösung (Ekphorie) eines Instinktes dagegen ist außerdem noch an bestimmte (vielfach noch gar nicht näher erforschte) innere Bedingungen gebunden, welche wahrscheinlich letzten Endes auf gewissen Veränderungen im Blutchemismus, wie sie durch die Tätigkeit der inneren Sekretion erzeugt werden, beruhen. Ein Ameisenweibchen z.B. wirit seine Flügel erst ab, nachdem es befruchtet ist; die Begattung zahlreicher Tiere, u. a. sämtlicher Insekten, ist an eine bestimmte Brunst- oder Schwärmzeit gebunden, u. s. w. Zweitens ist meines Erachtens auch der Ablaufmecha- nismus von Instinkten und Reflexen nicht der nämliche: Reflex ist unmittelbare Reizbeantwortung und daher seiner Natur nach einphasig, eine blosse Teilerscheinung innerhalb eines umifassenderen Geschehens: er erlischt, sobald der auslösende spezifische Reiz eıloschen ist. Demgegenüber trägt der Instinkt- mechanismus den Charakter eines fortlaufenden mehrphasigen Geschehens, wobei das Individuum als Ganzes, als Person, handelnd auftritt. Eine HandInng aber wird niemals durch einen einzigen Reiz in Gang erhalten, sondern entsteht erst durch koordinierte Wechselwirkung zwischen verschiedenartigen Sinnes- organen. Der Instinkt benutzt zum Zwecke seiner Realisation verschiedene, vorgebildete Reflexmechanismen, indem er sie, unter fortgesetzter Kontrolle der jeweils entstehenden Situation durch die Sinne, nach einem im Erbgedächtnis gleichsam vor- gezeichneten Plane, in bestimmter Reihenfolge zu einem köheren Ganzen „integriert“, entsprechend den Lebensinteressen der betreffenden Art. Die Reflexe stellen somit lediglich das Material dar, womit der Instinkt arbeitet, sie verhalten sich zum Instinkt etwa so, wie die Bausteine zum Haus. Soviel über die wissenschaftlichen Grundlagen der modernen Tier- und Insektenpsychologie. Ich bin mir bewußt, daß meine diesbezüglichen Ausführungen etwas breiter geworden sind, als ich ursprünglich beabsichtigt hatte; Sie werden mir aber diese — 301 — lange Einführung zu Gute halten, wenn Sie bedenken, daß es kaum eine zweite biologische Disziplin giebt, deren Fortschritt so sehr und so lange unter immer fortwucherndern Unklarheiten der Begriffe zu leiden hatte, wie die vergleichende Psychologie. Um so ruhiger können wir nunmehr, nachdem wir uns über diese Grundbegriffe geeinigt haben, zu unserm eigentlichen Thema übergehen, nämlich zur Untersuchung der Frage, ob und welche psychischen Fähigkeiten sich bei den Insekten nach- weisen lassen. Il. Wir haben im Vorhergehenden die objektiven Kriterien kennen gelernt, wodurch psychische Akte sich von den primi- tiveren automatischen Nerventätigkeiten unterscheiden. Wenn wir nun diese Kriterien auf die mannigfachen Erscheinungen des Insektenlebens anwenden, so kommen wir allerdings zu dem Schlusse, daß weitaus die meisten der komplizierten Ver- richtungen, die wir bei Insekten beobachten, keine nachweis- bare psychische Grundlage haben, sondern daß sie im Wesentlichen reine Instinkthandlungen, also hereditäre Automatismen sind. Auch die sozialen Insekten machen im großen und ganzen hievon keine Ausnahme, denn auch der kunstvolle Wabenbau der Bienen und Wespen, der Nestbau der berühmten Weberameise (Oecophylla) die ihre eigenen Larven als Weber- schifflein und Spinnrocken benutzt, die Pilzzucht der Aftinen, die „Malzkornindustrie* der Ernteameisen, die hochspezialisierte Kriegstaktik der Amazonenameisen (Polyergus), — kurz nahezu alle jene komplizierten Kunstfertigkeiten, die wir an den Ameisen, Bienen und Wespen so sehr bewundern, sind in Wirklichkeit nichts anderes als in fest eingeschlifienen Bahnen ablaufende hereditäre Automatismen. Wie starr diese Mechanismen zumeist im Erbgedächtnis fixiert sind, davon hat uns namentlich Fabre' eine lange Reihe äußerst lehrreicher Beispiele gegeben. Ich greife hier von.seinen zahlreichen Beobachtungen nur eine als Paradigma heraus: Die solitär, resp. nur in unechten Kolonien lebende Mauer- biene (Chalicodoma) geht nach Fabre' beim Bau ihrer Brut- zellen in der Weise vor, daß sie abwechselnd immer ein Stück weit mauert und sodann den halbfertig gestellten Mauercylinder bis zu einer gewissen Höhe mit Honigbrei auffüllt. Ist die Zelle zu genügender Höhe gediehen, so formt sich die Mauerbiene ein rundes Mörtelstück als Deckel zurecht und fliegt, denselben DNA CE): — 802 — sorglich zwischen den Kiefern haltend, an den Rand der fer- tigen Zelle. Sie betastet noch ein letztes Mal prüfend mit den Fühlern das Innere derselben, wie um sich zu überzeugen, ob alles in Ordnung sei; dann dreht 'sie sich um, senkt den Hinter- leib in die Zelle hinein und legt ein Ei in dieselbe, genau auf die Mitte des Honigbreis. Ist dies besorgt, so dreht sie sich abermals um und stülpt den Deckel auf die Zelle, den sie so- dann aufs sorgfältigste glättet und an den Rändern abdichtet. Eines Tages nun spielte Fabre der Biene. einen üblen Streich: Er bohrte nämlich eine soeben zur Bedeckelung fertig- gestellte Zelle am Boden vermittelst einer Nadel an, sodaß ein breites Loch entstand, durch das aller Honig auslief. Die Mauer- biene, die inzwischen auf der Suche nach einem passenden Deckel gewesen war, kehrt ahnungslos zurück, den Deckel zwischen den Kiefern. Sie fühlt — gleichsam nur so pro forma — wie gewohnt noch einmal in die Zelle hinein, bevor sie die- selbe mit ihrem Ei beschicken wird. Große Erregung! Die Biene hat augenscheinlich das Unglück entdeckt; sie prüft wieder und wieder, begiebt sich nach unten und untersucht das Loch, steigt wieder an den Rand der Zelle, fühlt abermals hinein und ist augenscheinlich ganz ratlos. Dann aber scheint sie plötzlich zu einem Entschluß zu kommen. Was wird sie beginnen? Doch offenbar mit dem mitgebrachten Mörtelstück das Loch zustopfen und die entleerte Zelle wieder mit Honig füllen! Mit nichten! Sie senkt, als ob nichts geschehen wäre, ihren Hinterleib in die entleerte Zelle, legt das Ei hinein (das in die untergehaltene Hand Fabres fällt!) und krönt sodann, wie gewohnt, ihr jetzt natürlich völlig nutzlos gewordenes Werk mit dem Deckel! So obsessionell, so zwangsmäßig also geschieht der Ablauf dieses Instinktautomatismus, daß er sich sogar bei gröbsten Störungen wider besseres Wissen der Sinne unter allen Umständen durchzusetzen vermag! Sie sehen, von plastischer Anpassung, geschweige denn von irgend welcher, wenn auch noch so dämmerhaften Einsicht in die Zweckmäßigkeit seines instinktiven Beginnens ist bei diesem Insekt auch nicht die geringste Spur vorhanden! Weshalb aber, werden Sie fragen — weshalb fühlt denn die Mauerbiene vor der Eiablage noch einmal prüfend in die Zelle hinein, wenn sie doch nicht im Stande ist, allfällige Uebel- stände, die sie bei dieser letzten Inspektion entdeckte, zu be- heben? Diese Prüfung hat lediglich den Zweck, allfällig ein- geschmuggelte Kukuckseier, von einem jener überall umher- lauerndern Parasiten stammend, wahrzunehmen. Hätte die Biene bei ihrer Ueberprüfung ein solches Parasitenei in der Zelle ent- deckt, so hätte sie dasselbe ohne Zweifel sofort beseitigt, denn — 808 .— mit einem solchen Vorkommnis hatte ihr Instinkt schon von jeher gerechnet und sich daher gegen dasselbe durch einen eigenen Mechanismus geschützt. Eine grobe materielle Beschä- digung der fertigen Zelle dagegen, wie sie Fabre künstlich anbrachte, ist der Gattung Chalicodoma während ihres ganzen hunderttausendjährigen Erdendaseins niemals vorgekommen und wurde daher in ihrer Erbmneme nicht vorgesehen. In so starren Formen wie im eben geschilderten Falle wickelt sich indessen das Instinktleben bei den Insekten keineswegs immer ab; vielmehr sind auch bei den Insekten die meisten Instinkte einer gewissen plastischen Anpassung oder Modification fähig, die sich allerdings oft erst nach ver- hältnismäßig langer Zeitdauer, nach sehr häufiger Wiederholung einer bestimmten Erfahrung und oft nur in sehr geringfügigem Grade geltend macht. Jeder Schmetterlingsjäger weiß aus eigener Erfahrung, daß ein Falter, der nicht mit dem ersten Wurf des Netzes erwischt wurde, sich von nun an sehr viel misstrauischer gegen den Verfolger benimmt, schon auf bedeutend größere Distanz die Flucht ergreift und daher nicht mehr so leicht zu fangen ist. Im allgemeinen kann als Gesetz ausgesprochen werden, daß ein Instinktautomatismus umso weniger plastisch ist, je » höher spezialisiert, je fester in allen Einzelheiten seines Ablaufs erblich fixiert, je phylogenetisch älter er ist; umso plastischer dagegen, je weniger fest er in die Bahnen des Erbgedächtnisses eingeschliffen, also je phylogenetisch jünger er ist. Mit andern Worten: Die Plastizität eines Instinktautomatismus steht im um- gekehrten Verhältnis zu seiner Spezialisierung und seinem phy- logenetischen Alter. So sind z.B. auch bei den sozialen In- sekten gerade jene hochspezifischen Instinkte, die wir an ihnen am meisten bewundern, im allgemeinen der geringsten plastischen Modifikationen fähig, während umgekehrt das plastische Anpas- sungsvermögen dieser Insekten sich gerade bei den unschein- bareren Aeußerungen ihres Instinktlebens am besten bewährt. Lehrreich ist in diese Beziehung ein Vergleich zwischen den Nestbau- und Brutpflegeinstinkten der Bienen einerseits, der Ameisen anderseits. Bei den Bienen sind diese Instinkte be- kanntlich in hohem Maße spezialisiert, d.h. an ganz bestimmte äußere Bedingungen, nämlich an den Bau der Waben ge- bunden, so sehr, daß sich im Körper dieser Insekten sogar ein besonderer, der Wachszubereitung dienender Chemismus aus- gebildet hat. Die Bienen wären denn auch gänzlich außerstande, ihre Brut etwa außerhalb der eigens zu diesem Zwecke kon- struierten Honigzellen aufzuziehen, indem sie dieselben beispiels- weise einfach frei lagern und so von Mund zu Mund, wie die Ameisen dies tun, füttern würden. Sie vermögen auch nicht — 804 — sich selbst eine Wohnhöhlung zu graben, geschweige denn sich ein Nest aus irgend welchem fremdem Material zu bauen und in Ermangelung einer geeigneten künstlichen oder natürlichen Höhlung müsste das ganze Bienenvolk elendiglich zu Grunde gehen. Ganz anders die Ameisen: Auch hier sehen wir zwar bei den einzelnen Arten besondere Bauinstinkte ausgebildet, derart, daß so ziemlich jede einzelne Spezies ihren eigenen charakteristischen Baustyl hat, an dem der Kundige sie schon von weiten erkennt. Aber in Ermangelung der geeigneten Bau- materialien oder unter veränderten klimatischen oder sonstigen Bedingungen vermag sich die Ameise ohne weiteres den Umstän- den anzupassen, ja, sie ändert ihre typische Bauart nicht selten spontan, ohne besondere Nötigung, so wenn sich z.B. gerade eine besonders günstige Nistgelegenheit bietet, für deren Aus- nutzung ihre art-eigene Baukunst sich nicht eignet. So traf ich beispielsweise einmal eine Kolonie der typisch-haufenbauenden F. pratensis, die ohne jeden Oberbau einfach unter einer Lage Dachpappe hauste. Man erlebt ferner gar nicht selten die Ueber- raschung, ein Nest, das nach seiner charakteristischen Bauart die und die Art zu verraten scheint, von einer ganz andern . Spezies besetzt zu finden; das Nest war tatsächlich von der ersteren Art erbaut worden, wurde dann aber von der zweiten Art erobert, bequem geiunden und daher ohne wesentliche Um- änderung tale quale als Wohnung übernommen! Ein weiteres Beispiel: Forel! verpflanzte einmal eine Kolonie der algerischen Wüstenameise Myrmecocystus (Cataglyphis) altisguamis nach Zürich. Diese Ameisen legen in ihrer Heimat hübsche Sandkrater an, deren Eingänge sie weit ofien zu halten pflegen. In Zürich wurde ihnen jedoch diese Sitte zum Verhängnis; sie wurden nämlich beständig von den überall umherwimmelnden kleinen Tetramorium belästigt, die durch die weiten Eingangstüren scharenweise ins Nest drangen. Diese unangenehme Erfahrung veranlaßte nun die Wüstenbewohner zu einer höchst zweck- mäßigen Abänderung ihrer instinktiven Bauweise: Sie verklei- nerten ihre Nesteingänge allmählich immer mehr und ließen schließlich nur noch eine ganz enge Oefinung übrig, hinter welcher ständig ein „Soldat“ Wache hielt. Ich könnte noch zahlreiche ähnliche Beispiele der Plastizität des Bauinstinktes anführen, — recht hübsche Belege dafür hat u.a. auch Santschi” beigebracht —, doch muß ich mich hier ! Forel, Les formicides de la province d’Oran. — Bull. Soc. Vaud. Sc. Nat. 30, 1894. ? Santschi, Quelques observations nouvelles et remarques sur la varia- biliteE de Tinstinct de nidification chez les fourmis. — Journal f. Psychol. und Neurol. 13, 1908 (Festschrift für Forel). MEN Lay Corp. ped. (rudimentär) Corp. eent. Lob. opt. Lob, olf. Corp. ped. N, oce. Reg. int.=cer. lat. med. Ped corp. ped Reg. int. cer. Ped. corp. ped. \ FR 5 Corp. cent. Lob. olf. Fig. 2. Gehirn (Oberschlundganglion) der Schmeissfliege (Calliphora vomitoria). Die Corpora pedunculata fehlen (gestrichelte Linie) bezw. sind nur rudimentär entwickelt. — Vgr. ca. 40x. Fig. 1- Gehirn (Oberschlundganglion) der roten Waldameise (Formica rufa L.) Mächtige Ausbildung und Faltung der Corpora pedunculata Dujardini (Corp. ped.). — Vgr. ca.65 x. Taf. Fig. 3. Gehirn (Oberschlundganglion) der grünen Laubheuschrecke (Locusta viridissima). — Mikrophotogramm. Corpora peduneulata ziemlich mächtig entwickelt, jedoch noch ungefaltet. — Vgr. ca. 30 X. Pe = ee => Fe => u ae ee =—g Hu ur f IN — 300 — mit diesen wenigen Hinweisen begnügen und bemerke nur noch, daß wir es ausschließlich dieser Eigenschaft zu verdanken haben, wenn wir die Ameisen so leicht in künstlichen Nestern verschiedener Konstruktion, sogenannten Formicarien züchten können. — | Auch der Sklavereiinstinkt der Ameisen, den wir ein- leitend als typisches Beispiel einer komplizierten Instinkthand- lung erwähnten, ist wenigstens in einer Beziehung, nämlich hinsichtlich seines Objekts, gewisser plastischer Modifikationen fähig: Sie wissen, daß unsere häufigste Sklavenhalterin, die blutrote Raubameise (F. sanguinea) die Puppen der kleineren schwarzen F. fusca (oder ihrer heller gefärbten Rasse F. rufi- barbis) zu rauben pflegt. In Ermangelung von fusca-Kolonien macht sie sich indessen gelegentlich auch einmal an eine andere Formica-Art heran; so konnte ich einmal einen Sklavenraubzug gegen eine ziemlich starke rufa-Kolonie in aller Bequemlichkeit in meinem Garten beobachten.! Der Sklavereiinstinkt von F. san- guinea ist somit bezüglich seines Objektes keineswegs starr fixiert. Handelte es sich in den bisher angeführten Beispielen um plastische Anpassungserscheinungen hinsichtlich des Instinkt- objekts, so kennen wir anderseits bei den Insekten, und zwar nicht etwa nur bei den psychisch höherstehenden sozialen, auch Fälle, wo der Ablaufmechanismus des Instinktes sich in gewisser Hinsicht plastisch erweist, und zwar zunächst mit Bezug auf die Reihenfolge seiner Ablaufsphasen. Bei dem oben angeführten Beispiel der Mauerbiene war, wie wir sahen, von Plastizität keine Rede: war doch dieses Insekt nicht einmal fähig, ein Loch im Boden der bis zur Bedeckelung fertig gestellten Zelle auszubessern! Da die Verfertigung des Zellenbodens einer früheren Phase des Bauinstinktes angehört, so hätte die nachträgliche Ausbesserung dieses Defektes ge- wissermaßen einen Anachronismus bedeutet; diesen ein- fachen Anachronismus zu begehen, war jedoch die Mauerbiene nicht im Stande, vielmehr war sie gezwungen, diejenigen Phasen des instinktiven Ablaufs, die gerade ander Reihe waren (Eiablage und Bedeckelung der Zelle) sogar gegen das bes- sere Zeugnis ihrer Sinne unter allen Umständen zu Ende zu führen! Dagegen beobachtete P. Huber einen sehr hübschen Fall eines solchen „rückläufigen Anachronismus“ bei gewissen Raupen, die mit Hülfe einer ganzen Serie sehr ver- wickelter Bewegungen ein sehr kompliziertes Gespinst veriertigen. Wenn Huber nun eine Raupe, die ihr Gespinst schon nahezu I Brun, Zur Biologie und Psychologie von Formica rufa und anderen Ameisen. — Biol. Centralbl. 30, 1910. — 8306 '— . vollendet hatte aus ihrem Cocon herausnahm und in ein eben erst angefangenes Gespinst setzte, so geriet sie keineswegs in Verlegenheit, sondern spann die noch fehlenden Teile ohne weiteres nach, indem sie die dazu notwendige Bewegungsiolge wiederholte. Umgekehrt dagegen waren Raupen, die aus ihrem erst angefangenen Gespinst in ein schon weiter vorgeschrittenes versetzt wurden, nicht im Stande, dasselbe zu vollenden, also im Ablauf ihrer Instinkthandlung einen „Anachronismus“ nach vorwärts“ zu begehen: Sie konnten somit wohl solche Bewe- gungsfolgen reproduzieren, die sie in ihrem individuellen Dasein bereits einmal ausgeführt hatten, nicht aber mitten aus der Reihenfolge der betreifenden sukzessiv assizierten Erbengramme heraus ein späteres Engramm ekphorieren (Semon). Wohl aber beobachtete ich einst einen solchen „Anachron- ismus nach vorwärts“ bei einer jungen Königin der Roßameise (Camponotus ligniperdus), die im Begriffe war, eine neue Ko- lonie zu gründen.' Dieses Weibchen, das ich in einem künst- lichen Torfneste hielt, hatte sich daselbst eine hübsche Brut- kammer gegraben und war bereits im Besitz eines kleinen Eier- pakets, das sie aufs sorgfältigste pflegte und hütete. Eines Tages gab ich ihm nun zwei ligniperdus-Puppen in den Brutkessel. Von diesem Augenblick an widmete sich die Königin ausschließlich der Pflege dieser beiden fremden Puppen und vernachlässigte darob ihre eigene Brut vollständig, sodaß die- selbe zu Grunde ging und verschimmelte. Wie ist diese merk-. würdige „Instinktirrung“ zu erklären? Die Wahrnehmung von fertigen Puppen ihrer Spezies brachte im Gehirn der einsamen Königin offenbar den einer späteren Phase des Koloniegründungs- mechanismus angehörenden Engrammkomplex der Puppen- pflege zur Ekphorie, und diese spätere Phase wurde, im Ge- gensatz zu jenen Raupen, von der psychisch viel höher stehenden Ameise sofort begierig aufgenommen, da die Gegenwart von Puppen eine ganz bedeutende Abkürzung ihrer langen ent- behrungsreichen Klausur versprach! — Es ist sehr wohl mög- lich, daß der eigentümliche Instinkt des Puppenraubes, den wir bei den Weibchen mancher sklavenhaltenden Ameisen- arten (Formica sanguinea, Polyergus rufescens, Harpagoxenus sublaevis u. a.) bei der Koloniegründung auftreten sehen, phylo- genetisch aus einem derartigen Anachronismus, d.h. aus dem dunkeln Bestreben, das Elend der einsamen Koloniegründung abzukürzen, hervorgegangen ist. — Noch hochwertigere plastische Anpassungserscheinungen ' Brun R., Weitere Beiträge zur Frage der Koloniegründung bei den Ameisen. — Biol. Zentralbl. 32, 1912. — 807 — können wir bisweilen bei Ameisen beobachten, wenn wir ver- schiedene sich entgegenwirkende Instinktautomatismen derselben experimentell miteinander in Widerstreit, in Kollision bringen. Das ist z. B. der Fall, wenn zwei verschie- dene Ameisenarten, die sich normalerweise aufs heitigste be- kämpfen, gezwungen werden, längere Zeit in engem Raume, z. B. in einem Sack oder in einem künstlichen Apparat, zusam- menzuleben. Es kommt dann, sofern die betreffenden Arten systematisch nicht allzuweit auseinanderstehen oder biologisch nicht zu einseitig überspezialisiert sind, fast regelmäßig zu einer - dauernden Allianz zwischen den beiden Parteien (Forel'). Man hat diese künstlichen Allianzen früher auf rein geruchs- physiologischer Basis zu erklären versucht, indem man sich vorstellte, daß durch die Mischung der Parteien im Sacke ein neutraler „Mischgeruch“ und somit eine Aufhebung der geruchlichen Gegensätze entstehe. Diese „Mischgeruchtheorie“ hat sich indessen bei genauerer Prüfung als gänzlich unhaltbar erwiesen; es gelang mir? nämlich, mit Hülfe von sorgfältig aus- gedachten Experimenten den Nachweis zu erbringen, daß ein solcher Mischgeruch in der Bündniskolonie erst etwa 10 Tage nach vollzogener Allianz entsteht und daß die Parteien sich währeud dieser ganzen Zeit noch sehr wohl am Geruch zu unterscheiden vermögen! Nicht die Mischung der Nestgeruchs- stoffe, sondern die Zwangslage ist es also offenbar, welche ursprünglich den Kampfinstinkt der Ameisen hemmte und sie veranlaßte, sich miteinander zu vertragen. Daß dem so ist, geht auch aus einer ganzen Reihe anderer Tatsachen hervor; so z.B. aus dem Umstand, daß die Allianz viel leichter erfolgt, wenn die eine oder beide Parteien zahlreiche Brut oder Kö- niginnen bei sich haben,? wenn die Zahl der Krieger aui beiden Seiten annähernd gleich ist usw. Ja, noch mehr: Mein Bruder Edgar’ beobachtete sogar zweimal den Eintritt einer spon- tanen Allianz zwischen zwei feindlichen Rufa-Staaten, die I Forel, Fourmis de la Suisse. — 1874. 2 Brun, Zur Psychologie der künstlichen Allianzen bei den Ameisen. — Biol. Centralbl. 32, 1912. — Ueber die Ursachen der künstlichen Allianzen bei den Ameisen. — Journ. für Psychol. und Neurol. 20, 1913. 3 So galang es beispielsweise Kutter, zwei feindliche Rufa-Kolonien dadurch zur kampflosen Vereinigung zu bringen, daß er in der einen Ko- lonie vorerst die sämtlichen Königinnen der anderen Partei adoptieren ließ. Kutter, H., Zur Biologie von Formica rufa und F. fusca i. sp. — Biol. Centralbl. 33, 1913. 4 E. u. R. Brun, Beobachtungen im Kemptthaler Ameisengebiete. — Biol. Centralbl. 33, 1913. — 308 — sich im Momente, als sie übereinander herfallen wollten, von einem gemeinsamen dritten Feinde angegriiien sahen! Es ist ferner wiederholt beoachtet worden, daß zwei Ameisen verschiedener Arten (z.B. F.rufa und sanguinea) die längere Zeit im gleichen Behälter isoliert gehalten wurden, sich schließlich miteinander befreundeten. (Forel, Fielde, Ernst). — Kurz, in allen diesen Fällen von Verbündung zwischen zwei von Natur feindlichen Ameisenarten haben wir es zweifellos mit hochwertigen plastischen Anpassungserschei- nungen, nämlich mit einer Ueberwindung gewisser primitiver Instinktautomatismen (Kampfinstinkt) durch die biologisch hoch- wertigeren sozialen Instinkte, (Brutpflege, Königininstinkt u. a.), die infolge bestimmter neuer Erfahrungen den Sieg über die ersteren davon trugen, zu tun. — II. Soviel über die Plastizität der Instinkte bei den Insekten.' Dieselbe kommt wie gesagt, wahrscheinlich allen, auch den niederen Formen in geringerem oder größerem Maße zu. Auf primitiverer Stufe ist diese Plastiziät im wesentlichen mit jenen Vorgängen identisch, die wir in der Biologie als „Instinkt- regulationen“ kennen. Wir stoßen nun aber auch im In- I Es giebt auch eine Pseudoplastizität der Instinkte, die mit der erworbenen plastischen Modifikation des Verhaltens auf Grund der Erfahrung und des Individualgedächtnisses nicht: verwechselt werden darf. Hierher ge- hört z.B. die scheinbar ireie Wahl, welche die Weibchen gewisser Raub- ameisen (F. sanguinea) bei der Koloniegründung an den Tag legen. F. san- guinea kann ihre Kolonien auf nicht weniger als 5 verschiedene Weisen gründen, nämlich a) Durch Zweignestbildung, indem eine im Neste befruchtete Kö- nigin mit einem Teil der Arbeiter auswandert und ein Zweignest gründet. b) Durch Adoption in einer fremden Sanguinea-Kolonie. c) Durch Adoption in einer Fusca-Kolonie. d) Durch Puppenraub. e) Durch sogenante „Rauballianz“ mit einer jungen Fusca-Königin. Je nach Gunst oder Ungunst der äußeren Umstände wird bald der, bald jener dieser fünf Wege eingeschlagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach handelt es sich dabei keineswegs um ein freies Wahlvermögen, vielmehr haben wir gute Gründe anzunehmen, daß alle diese verschiedenen Varianten nach dem Gesetz der „mnemischen Alternativen oder Dichotomien“ (Semon) im Erbgedächtnis fixiert sind, (wenn auch mit sehr verschie- dener Intensität). Je nach der gerade vorliegenden „äußeren energetischen Situation“ wird dann bald die eine, bald die andere dieser mnemischen Alternativen zur Ekphorie gelangen. — 809 ı— sektenreich da und dort (allerdings überwiegend nur bei den Hymenopteren) auf Handlungen, welche keine unmittelbare instinktive Grundlage mehr besitzen, sondern restlos auf dem erworbenen Engrammschatz des Individualgedächtnisses beruhen, und als rein plastischelntermezzi gelegentlich zwischen den automatischen Ablauf jener hereditären Automatismen ein- geschoben erscheinen. Unter diesen plastischen Einschiebungen des Individualgedächtnisses sind die mnemischen Vorgänge der räumlichen Orientierung an erster Stelle zu nennen. Wir treifen dieselbe nicht etwa nur bei den sozialen Hymenopteren, sondern bei allen „nestbeständigen“ Insekten, bei denen die Heimkehrfähigkeit, das Vermögen, von ihren Ausflügen zu einem bestimmten Ausgangspunkt (dem Neste) zurückzukehren, zur notwendigen Existenzbedingung geworden ist. So schieben sich ja selbst bei unserer Mauerbiene (Chalicodoma), die wir eben als Paradigma des „vollkommenen Instinktautomaten“ kennen gelernt haben, zwischen den Ablauf ihrer starren Nest- baumechanismen in regelmäßigen Intervallen rein plastische Orientierungsepisoden ein, während deren das Tier aus- schließlich auf Grund der erworbenen Eindrücke seines Indivi- dualgedächtnisses handelt und dabei nach Fabre eine Orts- kenntnis verrät, die uns in Erstaunen setzen muß. Wir ersehen daraus die wichtige Tatsache, daß bei den Insekten selbst eine vollkommene Starrheit der Instinkte keineswegs unvereinbar mit relativ hochentwickelten psychischen Fähigkeiten ist, indem das gleiche Insekt, das uns auf einem gewissen Felde seiner Lebenstätigkeiten als vollkommener Instinkt-, ja Reflexautomat erscheint, auf einem anderen Gebiete (Raumorientierung) über- raschende psychische Fähigkeiten, insonderheit hinsichtlich des sinnlichen Gedächtnisses, an den Tag legen kann. Ueber das Orientierungsvermögen der nestbauenden Hy- menopteren (Wespen, Bienen, Hummeln und Ameisen) ist im Laufe der letzten 50 Jahre eine umfangreiche Literatur ent- standen. Die wesentlichsten Ergebnisse dieser Untersuchungen, die sich über ein halbes Jahrhundert erstrecken, lassen sich etwa folgendermaßen zusammenfassen: 12 Bezusliich "der Tliegsenden Hymenopreren: Es steht fest, daß die Bienen, Hummeln und Wespen sich noch aus einer Entfernung von 4 km mit großer Sicherheit zum Stocke zurückzufinden vermögen. (Fabre, Bethe, v. Buttel-Reepen, Young, Romanes, Marchand, Ka- thriner, W. Wagner, Bonnier u.a.) Diese staunenswerte Orientierungsfähigkeit beruht nicht (wie Fabre und Bethe — 3l0 — meinten) auf einer geheimnisvollen „unbekannten Richtungskraft“ !, sondern im wesentlichen auf einem hochentwickelten visuellen Ortsgedächtnis, d.h. die Insekten werden bei |ihren Fern- fligen durch bestimmte assozierte Erinnerungen (Engramme) ihres Gesichtssinnes geleitet. In zweiter Linie scheint dabei, besonders beim Wieder-Anfliegen zum Neste, das oft mit großer Präzision erfolgt (Fabre, Bethe, Ferton?, W. Wagneru.a.) auch der Muskelsinn, bezw. das kinästhetische Gedächtnis be- teiligt zu sein. Die Insekten erwerben sich dieses Ortsgedächtnis sukzessive und vervollkommnen dasselbe, indem sie die Um- gebung ihres Nestes ganz allmählich, durch immer weiter ausgedehnte „Orientierunsflüge“ (das sogenannte „Vorspiel“ der Bienen im Frühjahr!) kennen lernen. (v. Buttel, Bates’, C. u. E.Peckham‘). In der Tat sind junge, eben ausgeschlüpfte Bienen schon aus einer Entfernung von nur 30—40 m nicht mehr im Stande, sich zum Stock zurückzufinden (v. Buttel) und beweisen auch alte, „eingeflogene“ Bienen sofort die nämliche Unfähigkeit, wenn ihr Stock über Nacht an einen entfernten fremden Ort versetzt wurde. Aus zahlreichen Be- obachtungen von Forel’ u. a. geht ferner hervor, daß Bienen, Wespen und und Hummeln sehr wohl im Stande sind, an einen bestimmten Ort, wo sie einmal etwas gefunden haben, zurück- zukehren und daß sie dabei sogar deutliches Zeitgedächtnis bekunden. So beobachtete Forel beispielsweise, wie sein Fa- milientisch eine Zeit lang regelmäßig zur Frühstück- und Vesperzeit, wenn sich Confitüre darauf befand, von einer Schar Bienen besucht wurde. Anfänglich waren die Tierchen auch zur Mittagszeit erschienen, hatten aber diese Mittagsbesuche bald eingestellt, da sie nichts Süßes fanden. Daß sie nicht etwa direkt vom Geruch der Süßigkeiten aus der Ferne angezogen wurden, bewies Forel schlagend, indem er eines Tages den Vespertisch wie sonst decken ließ, ohne aber diesmal Confitüre darauf zu stellen. Die Bienen kamen aber trotzdem zur be- ! Darwin hatte seinerzeit zur Erklärung der Heimkehrfähigkeit der Bienen die Möglichkeit einer „magnetischen Kraft“ in Betracht gezogen und daher allen Ernstes vorgeschlagen, die Tiere durch Anbringen einer Magnetnadel am Körper zu desorientieren. Alle Versuche welche Fabre und später Bethe in diesem Sinne unternahmen, fielen jedoch (wie es nicht anders zu erwarten war) vollkommen negativ aus. 2 Ferton, Notes detachees sur l’iinstinct des hymenopteres 3eme serie, Ann. Soc. Ent. France 74, 1905. — 4&me serie 77, 1908. 3 Bates, The naturalist on the River Amazone. — London 1878. * Peckham, C. u. E. On the instincts and habits of the solitary wasps. — Wiskonsin 1899. (Deutsch: Berlin 1904). 5 Forel, Das Sinnesleben der Insekten. — München 1910. — 3 — stimmten Stunde wieder und durchsuchten aufs hartnäckigste alle Gegensände auf dem Tische! I. Was die Fernorientierung der Ameisen betrifft, sind bei derselben in erster Linie der Kontaktgeruchssinn und der Gesichtssinn, (letzterer indessen nur bei den mit verhältnis- mäßig guten Augen ausgestatteten Arten), daneben aber auch der Muskelsinn und der einfache Berührungssinn beteiligt. Die meisten schlechtsehenden Arten (so unsere ZLasius- und Myr- mica-Arten, ferner die tropischen Dorylinen sind im Stande, einander auf der Geruchsspur zu folgen (Bonnet, Latreille, Lespes, Forel, Belt); dabei nehmen sie nicht nicht nur die Spur als solche, sondern auch deren relative Richtung (vom Nest weg — zum Nest hin) wahr (Bethe), und zwar erkennen sie die Richtung an der Zu- bezw. Abnahme des Nest- bezw. Futtergeruches nach beiden Richtungen (Brun 1914). Forel® machte ferner wahrscheinlich, daß die Fühler der Ameisen beim Kontakt mit den Gegenständen der Umwelt nicht nur deren Geruch, sondern zugleich auch die Form der berührten Ob- jekte und die sonstigen taktilen Eigenschaften derselben wahr- zunehmen vermögen, daß es sich da m. a. W. um einen kom- binierten topochemischen Geruchssinn handelt. Es gelang mir dann in der Tat 1916°, diese Forel’sche Theorie in allen Einzelheiten zu bestätigen und insbesondere den exakten ex- perimentellen Beweis zu erbringen, daß die Ameisen sich bei künstlicher Ausschaltung aller sonstigen Orientierungsmittel sogar ausschließlich auf Grund sukzessiv assoziierter topochemischer Engramme im Raume zu orientienren vermögen, indem sie die verschiedenartige topochemische Beschaffenheit eines Terrains, über welches sie gewandert sind, in bestimmter Reihenfolge ihrem Gedächtnis einprägen. Im weiteren zeigte ich (1914 und 1916), daß die Ameisen, wenigstens die Formica-Arten, auch über ein recht gutes kinästhetisches Gedächtnis ver- fügen, daß sie sich beispielsweise erinnern, an einer be- stimmten Stelle ihres Weges nach links oder nach rechts ab- gebogen oder aufwärts- bezw. abwärts gestiegen zu sein.’ Sie unterscheiden ferner die Sinneseindrücke des linken Fühlers I Brun R. Die Raumorieftierung der Ameisen. — Jena 1914. 2 Forel, Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen und einiger anderer Insekten, mit einem Anhang über die Eigentümlichkeiten des Geruchssinnes bei jenen Tieren. 2. Aufl., München 1902. 3 Brun, Weitere Untersuchungen über die Fernorientierung der Ameisen. Biol. Centralbl. 36, 1916. 4 Letzteres hatte schon Gourmont behauptet, ohne indessen seine Annahme durch experimentelle Beweise zu stützen. (Gourmont, R. de, Le sens topographique chez les fourmis. — Revue des Idees 1909). — 312 — von denjenigen des rechten und sind im Stande, konstant ein- seitig wahrgenommene Tasteindrücke (z. B. ein an ihrer Fährte angebrachtes Papiergeländer) fest mit der bezüglichen Weg- richtung zu assozieren und sich bei künstlicher Ausschaltung aller sonstigen Orientierungsmittel ausschließlich auf Grund dieses lokalisierten Tastengramms zurechtzufinden (Brun 1914). Bei den relativ gut sehenden Arten (Formica) tritt an die Stelle der Geruchskomplexe als Anhaltspunkt bei der Orientierung in erster Linie ein räumlich scharf auf der Netzhaut lokalisierter Gesichtseindruck, das Bild der Sonne, oder eines andern leuchtenden entfernten Objektes, das dem einsam wandernden Insekt gleichsam als Lichtkompaß dient (Lubbock', Turner’, Wasmann®, Viehmeyer“, Santschi?, Brun?). Bei der Rück- kehr wird das beim Hinweg aufgenommene Lichtengramm auf die korrespondierenden bezw. reziproken Sinnesstellen des des andern Auges revertiert, was dann natürlich zur Folge hat, daß der Rückmarsch parallel zum Hinweg erfolgt, und das Tier ziemlich genau wieder zu seinem Ausgangspunkt zu= rückführt. Hierauf beruht der sogenannte „Parallellauf“ von Pi&ron oder wie Santschi ihn nannte, „das Phänomen der virtuellen Orientierung“ nach seitlichem Transport: Wird eine einzelne heimkehrende Ameise an irgend einer Stelle x ab-. gefangen und mehrere Meter seitwärts auf einen Punkt x1 (je- doch auf gleichartiges Terrain) versetzt, so setzt sie ihre Reise meist indernämlichen absoluten Richtung desRaumes fort, die sie zuvor inne hatte, und zwar noch ungefähr so weit, als der Distanz x—N entspricht, die sie ohne Transport noch bis zum Neste zurückzulegen gehabt hätte, dann erst bemerkt I Lubbock J. (Lord Avebury). Ants, Bees and Wasps. — London 1881. 2 Turner C.H., The homing of ants. — Journ. of compr. Neurol. and Psychol. 1907. 3 Wasmann, Zum Orientierungsvermögen der Ameisen. — Allg. Zeitschr. f. Entomol. 1901. Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen. — Stuttgart 1909 (2. Aufl.). * Viehmeyer H., Beobachtungen über das Zurückfinden von Ameisen zu ihrem Nest. — Zeitschrift f. Entomol. 1900. 53 Santschi F., Observations et remarques critiques sur le me&canisme de l’orientation chez les fourmis. — Revue Suisse de Zool. 19, 1911. Comment s’orientent les fourmis. — Ebenda 21, 1913. — A propos de l’orientation vir- tuelle chez les fourmis. — Bull. Soc. biol. nat. Afrique du Nord V, 1913. — L’oeil compos& consider€ comme organe d’orientation chez la fourmi. — Rev. zool. Africaine 3, 1913. 6Brun, DieRaumorientierung d. Ameisen. - Jena 1914. - Das Orientierungs- problem im Allgemeinen und auf Grund experimenteller Forschungen bei den Ameisen. — Biol. Centralbl. 35, 1915. — Le problöme de l’orientation lointaine chez las fourmis et la doctrine transendentale de V. Cornetz. — Revue Suisse de Zool. 24, 1916 —. — 313 — sie ihren Irrtum und beginnt in weit ausholenden excentrischen Kurven das vermisste Nest zu suchen. M.a. W.: Die Ameise verhält sich bei dem Transportexperiment genau so, als ob sie einen Kompaß hätte, an dem sie die absolute Richtung ihrer Orientierung ablesen könnte und als ob sie einen Schrittmesser (Podometer) besäße, der ihr an jedem beliebigen Orte die noch zurückzulegende Strecke anzeigen würde! Pieron!, der Ent- decker des merkwürdigen Phänomens, glaubte dasselbe an- fänglich auf einen besonders fein entwickelten Muskelsinn zu- rückführen zu müssen, doch zog er, den schwerwiegenden Be- denken von Cornetz Rechnung tragend, in einer späteren Arbeit diese Hypothese zum größten Teile selbst zurück. Cornetz? prüfte dann das Pieronsche Phänomen in einer großen An- zahl von Versuchen nach und konnte dasselbe in allen Einzel- heiten bestätigen; anstatt jedoch die wahre Natur desselben zu erkennen, glaubte er hier vor einem Rätsel zu stehen, das uns zur Annahme eines „absoluteninnerenRichtungssinnes“ bei den Ameisen zwingen soll. Diese im wahren Sinne des Wortes transzendentale Hypothese hielt indessen einer genaueren experimentellen Nachprüfung ebensowenig Stand wie seinerzeit die berühmte „unbekannte Kraft“, die Bethe für die Fern- orientierung der Bienen in Anspruch nehmen wollte; sie wurde durch Santschi und mich durch exakte experimentelle Gegen- beweise vollständig widerlegt, indem wir zeigten, daß das Pieronsche Phänomen, wo immer es auftritt, stets und in allen Fällen auf virtueller Lichtorientierung, also auf dem Lichtkompassinn von Santschi beruht. Besonders schön konnte ich diesen Mechanismus des Lichtkompasses mit Hülfe des von mir ausgedachten „Fixierversuches“ (1914) nach- weisen, welcher darin besteht, daß man eine in Sonnenorien- tierung befindliche Ameise an irgend einer Stelle ihrer Reise durch Ueberstülpen einer Schachtel während einer bestimmten Zeitdauer (1, 1'/:, 2 Stunden usw.) gefangen setzt. Nach Frei- gabe wird sie sogleich den Rückmarsch antreten, doch wird jetzt ihre Rückwegrichtung von der des Hinweges um einen bestimmten I Pieron, H., Du röle du sens musculaire dans l’orientation des fourmis. Bull. Inst. gen. Psychol. 1904. — Le probleme de l’orientation envisag& chez les fourmis. — Scientic 1912. 2 Cornetz V., Trajets de fourmis et retours au nid. M&m. de I’Inst. gen. Psychol. 1910 — Das Problem der Rückkehr zum Nest der einzeln forschenden Ameise, — Zeitschr. f. wiss. Insektenbiol. 7, 1911. — Ueber den Gebrauch des Ausdruckes „tropisch“ und über den Charakter der Richtungskraft bei den Ameisen. — Arch. f.d. ges. Physiol. 147, 1912. — Observations noc- turnes de trajets de fourmis. — Revue Suisse de Zool. 22, 1914. Fourmis dans l’obscurite. — Arch. de Psychol. 14, 1914. — 34 — Winkel abweichen, und zwar um genau soviele Bogengrade, als die Sonne mittlerweile am Firmament im umgekehrten Sinne gewandert ist. — Endlich konnte ich nachweisen, daß auch die Ameisen, ebenso wie die Bienen, zweifellos über ein gewisses Maß von echtem Ortsgedächtnis verfügen. Ich versetzte Ameisen direckt vom Nest weg (also ohne vorausgegangene aktuelle Hinreise!) an einen seit Wochen nicht mehr besuchten Ort (ihren ehemaligen Nistplatz). Sie orientierten sich daselbst sehr bald und wanderten auf dem kürzesten Weg nach ihrem mehr als 30 m entiernten Nest zurück. — Im ganzen verraten die Ameisen mit Rücksicht auf die Vielseitigkeit ihrer Orientie- rungsmittel und vor allem in der außerordentlich zweckmäßig den jeweiligen Umständen angepaßten Anwendungsweise der- selben plastische Fähigkeiten, welche denjenigen der übrigen sozialen Hymenopteren kaum nachstehen, ja sie teilweise über- treffen dürften (Brun 1914). M.H.! Wie wunderbar nun alle diese Orientierungsleistungen — zumal in Anbetracht der winzigen Kleinheit des Insekten- hirns — erscheinen mögen, so darf anderseits nicht vergessen werden, daß es sich hierbei lediglich um Manifestationen eines fast automatisch arbeitenden Registrierapparates, nämlich um die Funktionen des sinnlichen Gedächtnisses und des sinnlichen Assoziationsvermögens! handelt. Wir kennen indessen aus dem Insektenleben auch einige wenige Tatsachen, die sich nicht mehr allein auf der Grundlage dieser einfachsten psychischen Tätigkeiten erklären lassen, sondern die, über die unmittelbare Sinneserfahrung hinaus, auch ein gewisses, wenn auch primitives Schlußvermögen zu verraten scheinen. Ein Beispiel: Forel? reichte Bienen, die auf einem Dahliabeete weideten, Honig auf verschieden gefärbten, ganz roh imitierten Papier- blumen. Nachdem endlich einige der Bienen den Honig durch Zufall entdeckt hatten, wurde schließlich der ganze Schwarm von den natürlichen Blumen auf die Papierblumen abgelenkt, stürzte sich gierig auf sämtliche Artefakte und kehrte erst dann ! Das sinnliche Assoziationsvermögen ist, streng genommen, keine psychische Qualität für sich, sondern lediglich eine notwendige Begleitfunktion des Gedächtnisses: Die Engramme assozieren sich nämlich nicht erst im Momente ihrer Wiedererinnernng (Ekphorie), wie man sich das gewöhnlich vorstellt, sondern bereits im Momente ihrerEnt- stehung, d.h. bei der originalen Sinneserfahrung, indem alle gleichzeitig ins Sensorium eintretenden Originalerregungen eo ipso einensimultanen Engrammkomplex, alle kontinuierlich ineinander übergehenden Erregungen dagegen einen sukzessiv assozierten Engrammkomplex hinter- lassen (Semons Gesetz der Engraphie). 2 Forel, Sinnesleben der Insekten. — München 1910. — 819 — wieder zu den Dahlien zurück, nachdem das letzte Honigtröpflein aufgezehrt war. Nun ersetzte Forel zwei der Artefakte durch zwei einfache Stücke roten und weißen Papiers, die in der Form keinerlei Aehnlichkeit mit den künstlichen Blumen hatten und ohne diesmal Honig drauf zu tun. Trotzdem wurden auch diese Papierstücke sofort wieder von verschiedenen Bienen, deren Gehirne offenbar noch von der Zwangsvorstellung des Honigs erfüllt waren, angeflogen und mehrere Minuten lang aufs genaueste untersucht! Analysieren wir diesen Fall genauer: Die Bienen hatten die angenehme Erfahrung eines Honigiundes auf künstlichen Papierblumen gemacht; sie hatten also den sinnlichen Engrammkomplex oder, wie wir laienhait sagen können, die sinnliche Assoziation „Honiggeschmack — farbige Papierblumen“ erworben. Wir hätten uns nicht darüber ge- wundert, wenn wir gesehen hätten, daß die Bienen fortan alle gleich oder sehr ähnlich geformten Papierattrappen auf Honig anflogen. Nun untersuchten sie aber auch beliebig anders ge- formte Papierstücke, sie hatten also über ihre unmittelbare spe- zielle Sinneserfahrung hinaus noch etwas wie eine allgemeine Vorstellung, eine sinnliche Abstraktion „Papier“ erworben und auf Grund dieser Abstraktion einen „sinnlichen Analogieschluß“ gemacht, den wir etwa folgendermaßen formulieren können: Wenn auf Papier„blumen“ Honig geiunden wird, so kann solcher auch auf anderem Papier vorhanden sein. Daß die Bienen (und Ameisen) tatsächlich im Stande sind, solche einfachen sinnlichen Analogieschlüsse zu ziehen, geht übrigens noch aus verschiedenen anderen Beobachtungen hervor. So sahen Forel u. a. wiederholt, wie Bienen, denen an einem bestimmten Fenster Honig gereicht worden war, fortan nicht nur dieses eine, ganz bestimmte Fenster, sondern auch andere (z. T. ganz anders gestaltete) Fenster desselben Hauses, ja sogar entfernt stehender anderer Gebäude eifrig nach Honig absuchten. Aehnliche Vorgänge weiß jeder erfahrene Myrmekologe auch aus dem Ameisenleben zu berichten. Wir haben es somit hier mit einer psychischen Fähigkeit zu tun, die bereits deutlich über das hinauszugehen scheint, was das unmittelbare sinnliche Assoziationsvermögen zu leisten vermag. Das sinnliche Assoziations- und Erkenntnisvermögen, wie es sich zum Beispiel bei der räumlichen Orientierung der Ameisen und Bienen kund tut, liefert nach Wasmann! nichts weiter als eine Reihe von konkreten sinnlichen „Vorstellungen“ (Engrammen), die sich auf ganz bestimmte, individuelle ı Wasmann, Die psychischen Fähigkeiten der Ameisen. Mit einem Ausblick auf die vergleichende Tierpsychologie. — 2. Aufl., Stuttgart 1909. — :316 — Gegenstände und ihre räumlichen und zeitlichen Beziehungen, wie sie in einem gegebenen Moment von dem Tiere erlebt und mit der Präzision eines Registrierapparates engraphiert wurden, beziehen. Diese spezifischen realen Objektvorstellungen treten bei der Wiederkehr der nämlichen oder einer sehr ähn- lichen Situation wieder im Sensorium des Tieres auf und ver- anlassen automatisch die gleiche Reaktion. Bei dem oben analy- sierten sinnlichen Abstraktions- und Analogieschlußvermögen dagegen handelt es sich bereits um eine generelle Auffassung der Objekte nach allgemeinen Merkmalen, um eine — wenn auch rudimentäre — Fähigkeit, von dem seinerzeit in seinen besonderen sinnlichen Beziehungen registrierten individuellen Realobjekt abzusehen und auch bei andern, nur entiernt ähnlichen Objekten ähnliche Beziehungen zu vermuten!. Eine eigentliche Denkfähigkeit setzt dieser Vorgang jedoch noch keineswegs voraus, vielmehr lassen sich die betreffenden Er- scheinungen ganz ungezwungen durch die Gesetze der mne- mischen Homophonie erklären. — Zum Schluß möchte ich Ihre Aufmerksamkeit noch auf eine hervorstechende Eigenschaft der psychischen Prozesse bei den Insekten hinlenken, auf welche in neuerer Zeit besonders Forel hingewiesen hat. Bei allen Handlungen der Insekten nämlich, bei den instinktiven wie bei den plastischen, tritt die Tätigkeit der Aufmerksamkeit einseitig stark in den Vordergrund: Die Tiere lassen sich von einem einmal in ihrem Sensorium ek- phorierten Vorstellungskomplex (wenn wir so sagen dürfen) nur schwer ablenken; ihre Aufmerksamkeit nimmt leicht obses- sionellen Charakter an. Es ist oft förmlich, als ob sie längere Zeit ausschließlich von einer bestimmten „Zwangsidee“ be- herrscht wären, deren Verfolgung sie für alle sonstigen Sinnes- wahrnehmungen vorübergehend blind macht. Anderseits bilden die Insekten, wenn ihre Aufmerksamkeit einmal auf eine neue Sache gelenkt worden ist und sie dabei günstige Erfahrungen gemacht haben, mit überraschender Leichtigkeit neue Gewohn- heiten, „sekundäre Automatismen“ (Forel) aus, von denen sie dann später nur sehr.schwer wieder abzubringen sind, indem die betreffenden, ursprünglich plastischen Reaktionen alsbald einen ähnlich zwangsläufigen Charakter wie die Instinktshand- INach Semon ist es sehr wahrscheinlich, daß auf diesem Vorgang der „sinnlchen oder physiologischen Abstraktion“ (welche ihrerseits auf gewissen Eigentümlichkeiten der mnemischen Homophonie beruht) das gesamte Abstraktionsvermögen bis hinauf zur Bildung der abstrakten Be- griiffe sich aufbaut. Es gibt da alle Uebergänge vom einfachsten bis zum kompliztertesten. — 8317 — lungen annehmen, d. h. zu sogenannten bedingten Reflexen (Pawlow) werden, IV. M. H.! Im Vorhergehenden habe ich Ihnen in allgemeinen Umrissen das wesentlichste von dem mitgeteilt, was Beobach- tung und Experiment uns über das Seelenleben der Insekten gelehrt haben. Bei der Kürze der verfügbaren Zeit musste ich es mir leider (bis auf wenige Andeutungen) versagen, Sie, wie ich gerne gewollt hätte, auch en detail mit den experimen- tellen Methoden bekannt zu machen, welche zur Ermittlung aller dieser Tatsachen geführt haben. Ich kann Ihnen hier nur soviel davon verrateu, daß die betreffenden Versuchsanordnungen zum Teil sehr komplizierte sind, indem auf diesem schwierigen Gebiete nur die genaueste Kenntnis der normalen Bio- logie und namentlich der Sinnesphysiologie der Versuchs- tiere, mit welchen experimentiert wurde, und eine peinlich exakte Berücksichtigung aller aus diesen Daten sich ergebenden Möglichkeiten zu einwandfreien Ergebnissen führen konnte. Es giebt nun aber auch noch einen andern gangbaren Weg, über die psychischen Fähigkeiten eines Geschöpfes einen un- gefähren Aufschluß zu erhalten, und das ist die vergleichend- morphologische Methode, also das vergleichende Studium des Seelenorgans, des Gehirns. Was lehrt uns nun die ver- gleichende Anatomie des Insektenhirns? Betrachten Sie mit mir diese Fig. 1 (Taf. I), welche einen Fron- talschnitt durch das Gehirn, d.h. das Oberschlundganglion einer Waldameise darstellt, so werden Ihnen daran sofort vier zierlich gefaltete semmelförmige Gebilde in die Augen fallen, welche paarweise an der Dorsalseite des Gehirns auisitzen und einen verhältnismäßig recht bedeutenden Teil des gesamten Querschnitts einnehmen. Es sind dies die sogenannten pilz- hutförmigen Körper oder Corpora pedunculata von Dujardin. Dieselben präsentieren sich im Frontalabschnitt als vier tief eingebuchtete bezw. gewundene Massen grauer Substanz vom Typus des flächenförmigen oder Rindengraus, bestehend aus einer äußeren kompakten Schicht sehr dicht stehender Körnerzellen und einer inneren zellarmen Molekularschicht. Die letztere besteht im wesentlichen aus einem unentwirrbaren Filz von Fibrillendigungen und Axonen, welche teils aus den Körner- zellen der Rindenschicht stammen, teils aus allen übrigen Hirn- regionen — den Riechlappen, Sehlappen usw. — herbeifließen, um sich um die Körnerzellen aufzusplittern. Von jeder Windung geht, daher auch ein mächtiger Nervenstiel (Pedunculus) BE in die zentrale Ganglienmasse ab, welcher teils die genannten, aus den Sinnesstätten des Gehirnes stammenden zuführenden Projektionsfasern, teils aber auch massenhalt Associations und Commissurenfasern, sowie zentriiugale Neurone enthält. Vergleichen Sie mit diesem Bild den untenstehenden Frontal- schnitt durch das Gehirn der Schmeißfliege (Calliphora vomitoria) (Fig. 2, Taf. I), so werden Sie bei diesen „Proleten unter den Insek= ten“ die eben geschilderten Gebilde vergeblich suchen; man sieht an den betreffenden Stellen nur eine ganz spärliche Ansammlung von Körnerzellen, während die ganze dorsale Partie des Vorder- hirns einfach wie flach abgeschnitten erscheint. Dafür sind hier aber — entsprechend der viel besseren Ausbildung der Augen bei den Fliegen — die Sehlappen (Lobi optici) umso mächtiger entwickelt. Aehnlich verhält sich die Sache auch bei fast allen übrigen nicht sozialen Insekten, wie Lepidopteren, Hemipteren, Orthopteren usw.; bei allen diesen Insektenordnnngen sind die Corpora pedunculata im Vergleich zu den Ameisen und Bienen mehr oder weniger rudimentär und stellen bestenfalls nur dorsale Höcker ohne jede Einbuchtung (Faltung) dar, wie Sie dies beispiels- weise bei dem hier abgebildeten Gehirn der Heuschrecke sehen (Fig. 3, Taf. I). Aber auch bei den Ameisen sehen wir die oben geschilderte mächtige Entwicklung der pilzhutförmigen Körper nur in der Arbeiter- und (schon in geringerem Maße) in der Weibchenkaste verwirklicht, welche ja auch allein am Staats- leben teilnehmen und jene höheren plastischen Fähigkeiten verraten, die wir oben kennen lernten. Bei den stupiden Männchen dagegen sind diese Organe, wie Forel erstmalig zeigte, rudimentär oder doch stets wesentlich kleiner, als bei den Weibchen und Arbeitern Wir sehen also, daß die Entwicklung der Corpora pedun- culata in der Insektenreihe aufwärts in vollkommener Ueber- einstimmung mit den psychischen Fähigkeiten steht, welche wir auf dem Wege der Beobachtung und des Experiments bei den verschiedenen Vertretern dieser Tierklasse nachweisen können: Mächtige Ausdehnung derselben bei den plastisch hochbegabten sozialen Hyınenopteren, wesentlich geringere oder rudimentäre Entwicklung derselben bei den übrigen Insekten, deren Leben sich, wie z.B. bei den Fliegen, fast restlos im eng vorgeschriebenen Kreise ererbter Instinkt- und Refilexauto- matismen abwickelt. Mit Rücksicht auf diese Uebereinstimmung sind wir daher vollauf zu dem Schlusse berechtigt, daß die pilz- hutförmigen Körper tatsächlich die morphologischen Substrate der psychoplastischen (geistigen) Fähigkeiten der Insekten sind, indem diese Organe einen phylogenetisch relativ spät auftretenden, funktionell hochwertigen zentralen Reizspeicherungs- und — 319 — Assoziationsapparat darstellen, der in jeder Hinsicht dem Großhirn der Wirbeltiere als Analogon an die Seite zu stellen IS Zum Schlusse möchte ich den gegenwärtigen Stand der Forschung über die psychischen Fähigkeiten der In- sekten kurz in folgenden Sätzen zusammenfassen: 1) Die wissenschaftliche Insektenpsychologie basiert, wie die moderne Tierpsychologie überhaupt, auschließlich auf dem Kri- terium der erworbenen Mneme, d. h. auf dem exakten Nachweis des Individualgedächtnisses. 2) Auf Grund dieses Kriteriums müssen wir die komplizierten Handlungen und Verrichtungen der Insekten prinzipiell in zwei ganz verschiedene Kategorien scheiden, nämlich I. In hereditäre (erblich vorgebildete) Automatismen (Art- reaktionen oder Instinkthandlungen), welche ohne jede vor- gängige Erfahrung, also ohne „erlernt“ worden zu sein, bei allen Individuen der gleichen Art in der nämlichen stereotypen Weise in Erscheinung treten, — und II. Individuelle Reaktionen oder plastische Handlungen, welche auf erworbenen Erfahrungen (Engrammen) des Individualgedächt- nisses beruhen. 3) Das Leben der Insekten wickelt sich zum größten Teil in den fest eingeschliffenen Bahnen des Erbgedächtnisses ab: Weitaus die meisten der komplizierten Verrichtungen, die wir bei den Insekten bewundern, stellen somit keine psychischen Akte im obigen Sinne, sondern reine Instinkthandlungen dar. 4) Indessen sind wohl die meisten Instinkte der Insekten einer gewissen, wenn auch oft nur sehr geringen plastischen Anpassung bezw. Modifikation fähig, — auf Grund von Er- fahrungen, welche während des individuellen Daseins erworben wurden: Wir beobachten solche Anpassungen sowohl hinsichtlich des Instinktobjekts als auch hinsichtlich des Ablaufmechanismus der Instinkte (vor- und rückläufige Anachronismen, Instinkt- regulationen usw.) Bei den psychisch höher begabten sozialen Insekten kommen auch hochwertigere plastische Instinktanpas- sungen zur Beobachtung, namentlich dann, wenn wir verschie- dene an und für sich in Widerstreit stehende Instinktautomatismen experimentell mit einander in Kollision bringen (künstliche und spontane Allianzen bei Ameisen). 5) Bei manchen Insekten, namentlich bei den psychisch relativ hochbegabten Hymenopteren, stoßen wir bisweilen auch auf Handlungen, welche keine unmittelbare instinktive Grundlage mehr besitzen, sondern die restlos auf dem erwor- benen Engrammschatz des Individualgedächtnisses aufgebaut — 320 .— und als rein plastische Intermezzi zwischen den automatischen Ablauf jener hereditären Mechanismen eingeschoben erscheinen. In erster Linie ist in dieser Beziehung das Orientierungsvermögen, die Heimkehrfähigkeit der nestbeständigen, zumal der sozialen Insekten zu erwähnen, welches hinsichtlich des darin zu Tage tretenden sinnlichen Assoziations- und Gedächtnisvermögens eine bewundernswerte Leistung des kleinen Insektenhirnes dar- stellt. 6) Bei den höchsten sozialen Hymenopteren lassen sich in- dessen bisweilen auch psychische Erscheinungen feststellen, welche über diese rein sinnliche Assoziations- ung Gedächtnis- tätigkeit hinaus zu reichen und von einem gewissen sinnlichen Abstraktions- und Analogieschlußvermögen zu zeugen scheinen. 7) Wir können somit, wenigstens bei den höheren Insekten- formen, zweifellos die folgenden psychischen Erscheinungen feststellen: Mehr oder weniger weitgehende plastische Anpas- sungslähigkeit der Instinkte, ein verhältnismäßig hochentwickeltes sinnliches Gedächtnis!, welches in besonders schöner Weise bei den staunenswerten Orientierungsleistungen der kleinen Tierchen zu Tage tritt, ferner ein gewisses sinnliches Assoziations- und sogar Abstraktions- und Schlußvermögen. Die psychischen Fähigkeiten der Insekten sind somit im Prinzip durchaus die nämlichen wie diejenigen der Wirbeltiere, nur mit dem quan- titativen Unterschiede, daß bei ihnen die Erbmechanismen des Instinktes für gewöhnlich bei weitem überwiegen und die plas- tischen Tätigkeiten mehr als kürzere Intermezzi zwischen den automatischen Ablauf jener Erbmechanismen eingeschoben er- scheinen. Die Annahme irgendwelcher „unbekannter“ oder gar jenseits der Grenzen unseres Naturerkennens liegender (trans- zendentaler) Kräite (Bethe, Fabre, Cornetz) ist zur Erklä- rung der psychischen Aeußerungen des Insektenlebens ebenso entbehrlich wie der naive Anthropomorphismus eines Büchner, Marshall usw. vielmehr kommen wir auch hier durchweg mit den in der Biologie bereits bekannten Sinnesenergien und psy- chischen Qualitäten aus. 8) Diese auf experimentellem Wege gewonnenen Ergebnisse über das psychische Leben der Insekten decken sich aufs voll- ! Ueber den neuesten Versuch des Frankfurter Psychologen Hans Henning, den Insekten (insonderheit den Ameisen), in Wiederanlehnung an Bethe die Mneme abzuerkennen, darf die Wissenschaft ruhig zur Tagesordnung übergehen. Die Henningschen Argumente und Versuche sind in der Tat von so naiver Oberflächlichkeit und zeugen von einem derart krassen Mangel an Sach- und Literaturkenntnis, daß der Forscher, der sich seit Jahrzehnten auf dem schwierigen Gebiete der Insektenpsychologie betätigt hat, dieselben nur als „Versuche mit untauglichen Mitteln“ bewerten kann. N — kommenste mit den Ergebnissen der vergleichenden Gehirn- morphologie dieser Tiere, indem die Entwicklung der Corpora pedunculata in der Insektenreihe aufwärts in vollkommener Uebereinstimmung mit den geistigen Fähigkeiten steht, welche wir bei den verschiedenen Vertretern dieser Tierklasse nach- weisen können: Mächtige Ausdehnung derselben bei den plas- fisch hochbegabten sozialen Hymenopteren, wesentlich geringere oder rudimentäre Entwicklung bei den übrigen Insekten, deren Leben sich fast restlos in den engbegrenzten Bahnen ererbter Instinkt- und Reflexautomatismen abwickelt. = — 32 — Ueber Geschlechtsahzeichen von Schmefterlingspuppen. Von Dr. F. Ris, Rheinau. Die folgende Darstellung erhebt nicht den Anspruch, etwas Neues zu bringen. Ich kenne die umfangreiche Schmetterlings- literatur viel zu wenig, um dies behaupten oder auch nur an- nehmen zu können; die Vermutung besteht im Gegenteil, daß es sich um längst bekannte und beschriebene Dinge handelt. Gleichwohl halte ich die Mitteilung für berechtigt, da sicher die vielen Freunde und Liebhaber der Schmetterlinge es be- grüßen werden, über eine Frage hier etwas zu vernehmen, die für sie auch von praktischer Wichtigkeit ist. In den Handbüchern der allgemeinen Entomologie, die ich zu benutzen pflege (Packard, 1903 und Berlese, 1909 ff.) steht über diesen Punkt nichts. In dem Handbuch von Standfuß heißt es bezeichnenderweise in der ersten Auflage (Guben, ohne Jahrzahl [1891]), S. 95: „Das Geschlecht der Puppen läßt sich nur bei den Arten mit Sicherheit bestimmen, bei welchen d und 2 sichtliche Differenzen in den Fühlern zeigen ... .“ Die zweite Auflage (Jena, 1896) bringt, S. 172—173, eine Darstellung, die sich auf A. u. O. Speyer stützt, begleitet von zwei Abbildungen, fig. 6 und 7, weiblicher und männlicher Puppen des Hybriden Salurnia pavonia\Xpyri. Der Text ist wohl zu kurz, um be- sonders klar zu sein; die Figuren, in annähernd natürlicher Größe, sind viel zu klein, um diese Dinge wiederzugeben, und ihre Uebereinstimmung mit dem Text ist mangelhaft; wir bleiben also vor dieser Darstellung im Ungewissen und werden ganz sicher z. B. das Geschlecht einer Tagfalterpuppe danach nicht bestimmen können. Der eigenen Beobachtung vorangehend lassen wir hier das . Wichtigste aus der Speyer’'schen Beschreibung folgen. Sie steht in der stark mit heute sehr seltsam anmutender Naturphilosophie durchsetzten Zeitschrift Isis von Oken, Jahrg. 1845, Heft 11, in einer Arbeit „Lepidopterologische Beyträge IV“ von Dr. Adolf und Otto Speyer, einer sehr ausführlichen Beschreibung der — 323 — äußeren Erscheinung von Ei, Raupe und Puppe. Daselbst heißt es Spalte 855 ft.: „Das Hinterleibsfutteral, gasterotheca, der Puppe ist überall neunringelig (wenn man das Afterstück des letzten Ringes nicht als besonderes Segment gelten lassen will), von walzenförmiger, nach hinten mehr oder minder kegelförmiger Gestalt. Die neun Segmente, den neun letzten der Raupe ent- sprechend, sind von allen Puppen deutlich durch Furchen (Einschnitte) ge- trennt, aber nur zum Theil beweglich mit einander verbunden. Nur die Ein- schnitte zwischen den mittelsten Ringen, dem vierten und fünften, fünften und sechsten, sechsten und siebenten haben bey der großen Mehrzahl der Puppen weiche Verbindungshäute, welche eine mehr oder minder ausgedehnte Kreisbewegung dieses Körpertheils gestatten. Die Haut zwischen dem sie- benten und achten Ring ist immer viel kürzer als die vorhergehenden und erlaubt nur eine sehr eingeschränkte Bewegung; in vielen Fällen fehlt sie ganz. Die übrigen Segmente sind ohne Ausnahme vest miteinander ver- wachsen .... Von den vier ersten Hinterleibsringen, die allmählich an Breite wachsen — der vorderste ist der schmälste, der hinterste der brei- teste — ist nur die Rückenfläche frey, die Bauchfläche wird bey den drey ersten ganz, beym vierten wenigstens in der Mitte, durch die Flügelscheiden verdeckt. Die beiden letzten Ringe, der achte und neunte, unbeweglich miteinander verwachsen und durch eine weniger tiefe Kreisfurche getrennt, als die übrigen, welche beym Weibchen noch dazu auf der Bauchseite unter- brochen ist, bilden das meist kegelförmige Ende des Hinterleibes. Es läuft meistens in einen längern oder kürzern, verschieden geformten Fortsatz von vester Hornsubstanz, die Schwanzspitze, den Kremaster Kirbys, aus. Der letzte Hinterleibsring hat die Eigenthümlichkeit, durch eine dem letzten ziemlich seichten Einschnitte parallele Kreisfurche in zwey Hälften getheilt zu seyn, so daß man hiemit eigentlich zehn Segmente zählt. Die Furche ist indeß nicht überall deutlich, z.B. bey den Pontia und Argynnis-Puppen. Bey andern ist sie stark vertieft und zeigt Eigenheiten, auf welche wir unten zurückkommen. Oben auf der Rückenseite läuft sie um die Wurzel des Kre- masters, unten am Bauche umfasst sie zugleich die ganze Afterpartie und hat hier, je nach dem Geschlecht des Thieres, einen verschiedenen Lauf. After und Geschlechtstheite sind nehmlich an dieser Stelle mehr oder minder bestimmt angedeutet. Der Schwanzspitze zunächst liegt in der Mitte auf dem zweyten Abschnitte des letzten Ringes, der Afteröffnung des Schmetterlings entsprechend, eine kurze, gerade Längsfurche zwischen mehr oder minder erhabenen, oft einen ovalen Wulst bildenden (Pontia, Plusia, Deilephila u. a.) Lippen. Diese Furche, sulcus analis, ist bald deutlich und tief (Aarpyia vinula, Gastropacha rubi), bald fein und seicht, zuweilen (Catocala) kaum kenntlich. Oft ist die Stelle, wo sie erscheinen sollte, vor der Schwanzspitze bloß etwas vertieft, bildet eine flache, häufig unebene und rauhe Grube (Endr. versicolora, Amph. prodromaria u. a.). Vom Kremaster selbst wird bey manchen Puppen (Deil. porcellus) die Afterstelle durch eine tiefe Querfurche getrennt. Bey einigen Arten, besonders Tagfaltern, wird die . Afterfurche in weiterm Umfange von einem rauhen, erhabenen Kranze (Pontia) oder einer Kante (Argynnis) umgeben, welche hinten von den Seiten der Schwanzspitze entspringt und vorn nicht ganz zusammenschließt. Andere Puppen .haben zu beiden Seiten des Afters größere, flach erhabene Wülste von mehr oder weniger regelmäßiger Form und häufig mit Rauhigkeiten be- setzt (Gasfropacha quercus etc.) Die Kreisfurche, welche den hintern vom vordern Abschnitt des letzten Ringes trennt, ist bey der weiblichen Puppe auf der Bauchseite zuweilen in der Mitte ganz unterbrochen oder doch sehr undeutlich. Gewöhnlich aber wendet sie sich von beiden Seiten, wenn sie fast die Mitte des Bauches er- —_— 324 — reicht hat, nach vorn, um sich, gegen den achten Ring hin, mit der von der andern Seite kommenden in einen spitzen Winkel zu vereinigen. Gleichen Lauf nimmt in diesem Geschlechte der Einschnitt, welcher den achten vom neunten Hi terleibsringe trennt; der Winkel in welchen er ausgezogen ist, springt bis zum Anfange des siebenten Segmentes vor; doch ist der Scheitel dieses letzteren Winkels meistens weniger spitz als der des sonst ziemlich parallelen vorigen. Schon dieser Lauf der beiden Ringfurch'n unterscheidet deutlich die beideh Geschlechter. Beym Männchen bleibt der Einschnitt zwischen dem achten und neunten Ringe regelmäßig Kreisförmig, auch auf der Bauchseite, und der welcher die beiden Abschnitte des neunten Ringes trennt, erleidet zwar ein. Un erbrechung in der Bau.hmitte, ohne aber in eine langgezogene Spitze sich auszuziehen. Außerdem aber führt die männliche Puppe gerade an dieser Stelle, in der Mitte der Bauchseite des letzten Körpersegments, zwey kleine, nur durch eine Längsfurche getrennte Knöpfchen oder flache Höckerchen, welche bey manchen Puppen auch wohl mehr einem einzigen, in der Mitte eingedrückten Höckerchen ähneln. Dieß ist die Andeutung der männlichen Geschlechtsöffnung. Wir wollen sie männliche Höckerchen, tubercula mas- cula, nennen. Diese Höckerchen fehlen der weiblichen Puppe gänzlich. Die Stelle, wo sie liegen müßten, ist ganz eben und zeichnet sich noch dazu durch besondere Glätte aus. Sie liegt innerhalb der Schenkel des durch die den neunten Ring theilende Kreisfurche gebildeten Winkels. Im Scheitel des Winkels nun, welchen die andere, den achten vom neunten Ring trennende Furche macht, also über der Mitte des achten Ringes, nahe dem Einschnitte zwischen diesem und dem siebenten, ist die weibliche Geschlechtsöffnung durch eine seichte, kurze Längsfurche angedeutet. Zuweilen ist auch sie durch erhabene Lippen, ähnlich der männlichen, eingefaßt (Smerinthus ocellata), häufiger aber noch ist sie ganz undeutlich oder fehlt völlig (Notod. tritophus). In diesem Falle unterscheidet indeß der Mangel an Höckerchen auf dem letzten Ringe und der Verlauf der Kreisfurchen überall sicher die beiden Geschlechter.“ Diese Speyer’sche Darstellung vereinigt die zum Teil recht wenig übereinstimmenden Einzelbefunde von verschiedenen systematischen Gruppen in einen einzigen Text; dieser wird da- durch teilweise unklar und gelangt wenigstens im Falle der „tubercula mascula“ bis zum eigentlichen Irrtum oder wenigstens der Mißverständlichkeit. Wir stellen im folgenden zwei extrem verschiedene Fälle jeden für sich dar und bitten den Leser, die daraus gewonnenen Einsichten auf die ihm vorkommenden besonderen Fälle zu übertragen. 1. Die Puppen von Pieris napi bryoniae. (Fig. 1—3). Das Ausgangsmaterial sind je zwei männliche und weibliche Puppenhüllen, deren Geschlecht dadurch unzweifelhaft festgestellt ist, daß es gleich nach dem in getrennten Schachteln erfolgten Ausschlüpfen der Falter bezeichnet wurde. Um ganz klar zu sein müssen wir etwas zurückgreifen, zu- nächst auf die Segmentierung der Raupen (nach lebenden Raupen — 3235 — von Pieris rapae): dem Kopf folgen drei Thorakalringe, aus- gezeichnet durch die echten Füsse; von diesen Ringen trägt nur der erste ein Stigma, am zweiten und dritten findet man nur die entsprechenden Zeichnungselemente, gelbe Punkte, aber Fig. 3 keine Stigmen. Die Abdominalringe 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 sind vollständige Ringe mit Stigmen; 9 ist ein vollständiger Ring, aber ohne Stigma; 10 ist geteilt in die dorsale Supraanalplaite und die ventralen Nachschieber; 3, 4, 5 und 6 tragen Bauch- — 326 — füße. (Ob Berlese Recht hat, wenn er den Schmetterlingsraupen 11 Abdomensegmente zuschreibt, bezweifle ich; die Ableitung aus Zeichnungselementen wirkt nicht überzeugend). Bei der Verwandlung zur Puppe nehmen die Thorakalringe in großen Zügen die fertige Gestalt der geflügelten Imago an. Die Abdominalringe (Pieris) gestalten sich wie folgt. Auf der dorsalen Seite bildet Segment 1 ein schmales, kaum 1 mm breites Streiichen, die Naht gegen das |Metanotum ist nicht vollkommen deutlich; der dorsal sichtbare Seitenrand des Me- tanotum zieht caudalwärts am Seitenrand der ersten abdominalen Rückenplatte vorbei und bedeckt noch zum Teil das Stigma des 2. Segments; die 1. Rückenplatte erreicht somit seitlich die Flügelscheide nicht, ein Stigma fehlt. Die Segmente 2, 3, 4, 5, 6, 7, sind vollständig ausgebildet mit Seitenkante, nahe welcher, aber schon der Ventralseite angehörend, auf jeder Platte ein Stigma liegt, die Spalte in die Queraxe des Körpers gestellt; Segment 8 ebenso, aber sein Stigma sehr klein, schwer zu sehen, da der Farbenunterschied der Lippen gegen die Umgebung fehlt und die Umwallung ganz undeutlich ist; Segment 9 eine caudal in ziemlich engem Bogen begrenzte Platte, deren Seitenkanten nach vorne diffus in die allgemeine Seitenkante übergehen; eine Trennungslinie gegen Segment 10, den Kremaster, setzt sich auf die ventrale Seite nicht fort. Auf der ventralen Seite sind Segment 1, 2, 3 von Metanotum und Flügelscheide ganz, 4 teilweise bedeckt; 5 ist der erste freie Ring, 6 und 7 gleichen 5; 8—10 sind zu einer genitoanalen Platte vereinigt, die be- sonders zu besprechen ist. Die Homologisierung der Segmente von Raupe und Puppe gelingt ganz leicht: Segm. 5 und 6 der Puppe sind deutlich als die entsprechenden Raupensegmente erkennbar durch die Narben der Bauchfüße, die dem Segm. 7 fehlen; daß das Stigma von 8 sehr reduziert wird, ist schon gesagt; die annähernd dreieckige 9. Dorsalplatte der Pieris-Puppe entspricht nicht der Supraanalplatte der Raupe, wie man bei flüchtigem Zusehen glauben könnte; denn die Supraanalplatte ist die Rückenplatte des 10. Segments, geht also mit in die Bildung des Kremasters aul. Beiden Geschlechtern gemeinsame Strukturen. Die Bauchplatten (Sternite) 8, 9 und 10 bilden zusammen ein ver- schmolzenes Gebilde, eine genitoanale Platte, in welcher die Trennungen nicht durch Nähte, wohl aber durch Falten we- nigstens teilweise angedeutet sind. Die Teilung des Gebildes in der Längsrichtung ist annähernd so, daß das caudale Drittel von der konkaven freien Fläche des Kremasters eingenommen wird, das mittlere Drittel von der analen, das vordere von der — 321 — genitalen Platte. Kremaster und anale Platte sind bei beiden Geschlechtern gleich, und da das auffallendste Stück des ganzen Gebildes die anale Platte ist, so erscheint der Geschlechtsunter- schied bei schwacher Vergrößerung als außerordentlich gering. Die Mitte der analen Platte nimmt eine nicht völlig kreisrunde, ziemlich glatte, meist schwach konvexe (es giebt individuelle Unterschiede) Fläche ein, die in ihrer ganzen Länge von einer feinen Rinne, der Anlage der Analöffnung durchzogen ist. Diese Fläche ist umgeben von einem niedrig gewölbten Wall, der, hinten am schmalsten, sich nach vorne ein wenig erweitert und daselbst jederseits in ein oral- und ventralwärts vorspringendes Knöpfchen ausgeht. Die Knöpfchen beider Seiten sind einander in der Mittellinie sehr genähert. Wer in dieser bei Betrachtung mit bloßem Auge oder schwacher Vergrößerung auffallendsten Bildung der ganzen Genitalplatte etwa die „tubercula mascula“ Speyers suchen wollte, der würde sich gründlich irren. Ich ver- mute nicht, daß die Speyer selbst diesen Irrtum begangen haben, sondern daß sie den unglücklichen Ausdruck nach einer andern Puppe, wo er passen mag, gebildet haben. Wir haben hier kein Geschlechtsabzeichen vor uns, sondern offenbar ein reines Puppenorgan, das als solches beiden Geschlechtern in gleicher Weise eigen ist. Ueber seine Bedeutung möge die sehr inter- essante Darstellung nachgesehen werden, die Packard (nach Riley) giebt von dem Vorgang der Verpuppung der Tagfalter- raupen im Moment der Auslösung des Kremasters aus der Raupenhaut und der Befestigung der Puppe an dem caudalen Polster von Gespinstfäden (S. 636 ff). Bei diesem Vorgang spielt das Organ, als dessen Rest das doppelte Knöpfchen der fertigen Puppe erscheint, eine wichtige Rolle; Packard-Riley nennen es „sustainer“ oder „sustentor“, was wir mit Halteplatte übersetzen mögen. Eigene Beobachtung des Vorganges ist mir nur teilweise gelungen; um ihn ganz gut zu sehen, müßte man die Raupe an einer Glasplatte zur Verpuppung angesponnen vor sich haben. (In den Figuren an dieser Stelle des Packard’schen Buches sind die Thoraxsegmente mitgezählt; um unsere Seg- mentzahlen zu erhalten, sind 3 Einheiten abzuzählen). Die männliche Struktur. Der genitale Teil der Genito- analplatte ist seitlich abgegrenzt durch eine weniger deutliche Fortsetzung des die Analöffnung umschließenden Walles, welche Fortsetzung bis zur Segmentgrenze 7/8 nach vorne reicht. Die Segmentgrenze 8/9 tritt auf die Ventralseite über ungefähr im Niveau der Halteplatten, verliert sich auf dem erwähnten lon- gitudinalen Wall vollständig und tritt auf der Mitte der Ventral- fläche als feine und teilweise wenig deutliche Rinne wieder auf, die im Bogen oder stumpfien Winkel nach vorne ausbiegt. Im — 3283 — Scheitel dieses Bogens oder Winkels, unmittelbar nach vorne von den Halteplatten, auf Sgm. 9, liegt die männliche Geschlechts- öffnung: ein sehr kleines, ovales Grübchen mit einer feinen Längs- rinne, durch schwache Faltenbildungen undeutlich und unregel- mäßig umwalit. Vor der Trennungslinie 8/9, also in dem dem Segment 8 angehörigen Teil der genitoanalen Platte finden sich unregelmäßige Falten- und Grübchenbildungen, aber keine spe- zilischen Strukturen. Die Segmentgrenze 9/10 ist auf der Ventral- seite unsichtbar. Die weibliche Struktur. Der seitliche Wall bis zur Seg- mentgrenze 7/8 ist annähernd gleich, wie beim männlichen Geschlecht. Die Segmentgrenze 8/9 gleicht ebenso der männ- lichen Bildung, nur ist (wenigstens bei dem gezeichneten Indi- viduum) der nach vorne konvexe Bogen der Rinne flacher und gleichmäßiger. In seinem Scheitel, aufSgm.9, findet sich, wiederum der männlichen Bildung entsprechend, eine kleine longitudinale Vertiefung mit schmaler Mittelrinne, deren Umwallung aber nach hinten unvollständig ist. Eine zweite, ganz ähnliche Vertiefung, aber mit noch schwächerer und nach vorne unvollständiger Umwallung findet sich fast genau auf der Mitte des vordersten, dem achten Segment angehörenden Abschnittes der Genito- analplatte. Es ist damit kaum zweifelhaft, daß bei diesen Pieris- Puppen die doppelte Geschlechtsöffnung des Weibchens: Ovi- positor und Bursa copulatrix, deutlich vorgebildet ist. Die Unterschiede sind also fein, ja winzig klein und nur bei sorgfältiger Beobachtung mit stärkeren Vergrößerungen überhaupt festzustellen. Sie sind aber insofern interessant, als sie die morphologischen Unterschiede in der Lage der Genital- öffnungen der fertigen Geschlechtstiere vorzeichnen. Es verdient noch hervorgehoben zu werden, daß von der bei Tagfaltern sehr mächtigen Armatur der männlichen Geschlechtsöfinung mit besonderen Kopulationsorganen an der Puppe keine Spur sichtbar ist. Da sich die Puppe somit darauf beschränkt, nur eben die Genitalöffnungen in winzigen Gruben anzudeuten, anderseits aber in den Halteplatten und ihrem Wall ein ver- hälinismäßig bedeutendes reines Puppenorgan ausbildet, so er- giebt sich bei den Tagfaltern eine für die erste Betrachtung überaus große Aehnlichkeit der Bildung beider Geschlechter. Wir haben noch weitere Pieriden-Puppen, napi, brassicae und rapae, verglichen und das Bestehen individueller und art- licher Unterschiede feststellen können. Individuelle Unterschiede sind foigende: Die Platte der Analöffnung kann fast eben, stärker konvex, sogar etwas konkav sein; die männliche Genital- öffnung erscheint tiefer oder weniger tief eingesenkt; die zwei weiblichen Oeilnungen können, wie an dem gezeichneten Stück, — 329 — schärfer individualisiert, oder mehr oder weniger durch eine vollständige Furche verbunden sein, die über die ganze Länge der Platte 8+9 verläuft, deren Grenze nicht respektierend; die Zweizahl der Oefinungen kann damit undeutlich werden. Art- unterschiede: bei zapi ist die Umrahmung der genitoanalen Platte durch einen Wall am deutlichsten und damit die Fort- setzung der Segmentnaht 8/9 auf die Bauchseite am wenigsten deutlich ausgebildet; brassicae ist ausgezeichnet durch sehr starke Ausbildung sekundärer Skulptur der Puppenschale: ein- gestochene Punkte und Runzeln, besonders auch solche in der Längsrichtung der Bauchplatte 8 verlaufend; rapae hat von den dreien die glatteste Schale, der seitliche Wulst fehlt auf dem genitalen Teil der Platte 8+9 fast ganz, ist nur auf dem analen Teil der Platte gut ausgebildet; dementsprechend ist die Furche 8/9 hier am deutlichsten nach dem dorsoventralen Rand hin zu verfolgen; die eingestochenen Punkte und die Runzeln sind sehr schwach, auch die Umrahmungen der Genitalöffnungen sind gering ausgebildet. Verbindung artlicher Unterschiede und individueller Varianten kann bis zur schweren Erkennbarkeit des Geschlechtsunterschiedes überhaupt führen; so kann bei einem rapaes eine zufällig auf der Mitte von 8 verlaufende Längsrunzel ein 2 vortäuschen, oder die Struktur eines 2 ist so undeutlich, daß an ein $ mit solcher Bildung zunächst gedacht werden kann. 2. Die Puppen von Plutella maculipennis. (Fig. 4—5). Das Geschlecht dieser Puppen wurde nicht direkt beobachtet sondern durch Vergleichung der Zahl von in einer Glasdose entwickelten Schmetterlingen der beiden Geschlechter mit den übrig gebliebenen Puppenhüllen (692%) ermittelt; dadurch und durch die Eigenschaften der Hüllen selbst, erscheint es immerhin unzweifelhaft festgestellt. Die winzigen Püppchen waren für eine Zeichnung mit dem Mikroskop viel günstiger, als eiwa eine große Heterocerenpuppe. Die Differenzierung der Endsegmente ist geringer, als bei der eben beschriebenen Tagfalterpuppe. Eigentliche Puppen- organe sind nur eine Anzahl regelmäßig gestellter, am Ende hakig gekrümmter Borsten auf dem 10. Segment, das hier als ein einfaches stumpf konisches Endsegment erscheint und die Umwandlung in einen Kremaster nicht erfahren hat. Die Inter- segmentaliurchen 7/8, 8/9 und 9/10 sind deutlich. Eine eigent- liche Analplatte fehlt; die Analöffnung ist als sehr feine gerade Furche auf der caudalen Hälfte der 10. Bauchplatte angedeutet und nur ganz wenig in die Fläche versenkt. — 30° — Die männliche Bildung. Die Intersegmentalfurchen 8/9 und 9/10 sind, ohne von dem rein zirkulären Verlauf abzuweichen, auf der Mitte der Bauchseite für eine kurze Strecke unterbrochen. Auf der Mitte der Bauchplatte 9 liegt eine querovale, flach vertiefte Platte, von einer geraden Rinne vom hintern bis nahe zum vordern Rande in der Mitte durchschnitten, sehr flach umwallt: offenbar die Vorbildung der männlichen Genital- öffnung, in Lage und Bildung derselben bei der Pieris-Puppe entsprechend, nur verhältnismäßig viel größer. Die Bauchplatte 8 trägt gar keine besondern Abzeichen; vier feine Borsten stehen in einer mehr der Mitte genäherten Anordnung als auf Platte 7; zwei entsprechende Borsten sind auch auf 9 vorhanden. Fig. 4 Fig. 5 Die weibliche Bildung. Die Intersegmentaliurchen 8/9 und 9/10 sind auch auf der Bauchseite vollständig; 9/10 ist zirkulär, 8/9 weicht in ziemlich engem Bogen nach vorne aus, . 7/8 kommt ihr, ein wenig nach hinten ausweichend, entgegen. Vom Scheitel des Bogens der Furche 8/9 zieht in gerader Linie eine scharfe, eine Spur eingesenkte, stark chitinisierte Linie nach vorn, über fast zwei Drittel der hier reduzierten Länge der 8. Bauchplatte. Diese feine Furche entspricht entweder den beiden weiblichen Genitalöfinungen der Pieris-Puppe, die als- dann hier in der Puppe vereinigt wären. Oder es ist eine außerordentlich feine, auf der 9. Bauchplatte erscheinende Struktur (sie ist in der Zeichnung übertrieben deutlich), zwei flache, kurze und blasse, einander genäherte Wülste nahe dem Scheitel der Furche 8/9, als die hintere (Ovipositor) der weiblichen Genitalöffnungen aufzufassen, wo denn die erwähnte starke Linie der vorderen (Bursa copulatrix) allein entspräche. Je nach der Auffassung dieser Frage erscheint die Homologie der Bildung zwischen der weiblichen Plutella- und Pieris-Puppe als mehr . — 33 — oder weniger vollständig. Borsten fehlen auf beiden Platten, 8 und 9. Vergleichen wir die beiden Fälle im System von einander sehr weit entiernter Formen, so lässt sich kurz darüber sagen: die Geschlechtsunterschiede der Puppen sind bei Pieris und Plutella im Prinzip nahezu oder ganz dieselben, sie fallen bei Plutella mehr auf, weil hier ein Puppenorgan fehlt, das bei Pieris den größern Teil der genitoanalen Platte einnimmt, deren auffallendste Bildung und bei beiden Geschlechtern gleich ist. = I Ueher Kreuzungen zwischen Lymantria dispar L. und Lymanttia dispar var. japonita Motsch. (Vierte Mitteilung.) Von Prof. Dr. A. Schweitzer. Im Jahre 1916 habe ich zwischen var. japonica ö (dritte In- zucht) 1915, No. 5 und dispar (aus Berlin) $, 1915, No. 3, 6 Zuchten durchgeführt, die, wie ich im Hefte No. 4 der Mittei- lungen der Entomologia Zürich auf pag. 282 mitteilte, nur er- gaben. In der Zucht 1916, No. 6 traten 3 auf von sehr kräftigem Leibe: ich halte sie für in normale S verwandelte 2 mit der Vererbungsformel MmFFAaGG. Im Jahre 1917 habe ich nun die Zucht 1917, No. 2 durch- geführt var. japonica ö 3 / dispar $ (aus Wien) dispar F Eltern: MmFFAaGG MmFFAaGG Gameten: MFAG MFAG MFAG mFaG mFaG mFaG Fı-Gen.: MMFFAAGG norm.S mMFFaAGG norm. 2 MMFFAAGG norm.& mMFFaAGG norm. 2 MmFFAaGG inö verw. 2 mmFFaa6GG hom. 2 MmFFAaGG in S verw. £ mmFFaaGG hom. ®. Die Zucht gelang gut, die Zahl der S war 121, die der 2 125. Von den £ waren die Hälfte etwas heller wie die übrigen. Im Jahre 1918 wurden nun zwei Zuchten durchgeführt, bei denen als S dispar aus Wien verwendet wurden und als £ solche der hellen Form von der Zucht 1917 No. 2. Die Zucht 1918, No. 1. dispar 9 (aus Wien) / homogenes % — dd — Eltern: MMFFAAGG mmFFaaGG Gameten: MFAG mFAG mFaG Fı-Gen.: MmFFAaGG normale & MmFFAaGG normale 2 Die Zucht 1918, No. 2. dispar 8 (aus Wien) / homogenes $ Eltern: MMFFAAGG mmFFaaGG Gameten: MFAG mFaG Fı Gen. MmFFAaGG norm. 2 Es ergab die Zucht 1918 No. 1 143 $ und kein einziges os. Es ergab die Zucht 1918 No. 2 156 £ und kein einziges d. Ich will noch erwähnen, daß beide Zuchten nur aus je einem halben Gelege stammten. Bei der Zucht 1905, No. 9, trat sowohl bei den 3 als auch bei den $£ eine Deformation auf, die darin bestand, daß bei 9 wie bei 2 die Vorderflügel ganz gerade waren und in einer Spitze ausliefen. Von dieser Zucht 1905, No. 9 habe ich im Jahre 1906 eine Inzucht aufgezogen, die wieder nur deformierte Falter ergab. Im Jahre 1917 wollte ich erfahren, wie die de- formierten Falter sich zu normalen dispar- und var. japonica- Faltern verhalten und führte 8 Kreuzungen aus. Das Resultat war, daß kein einziges deformiertes Tier auftrat. Wenn wir die Deformation mit D bezeichnen, so hatten die deformierten Falter die Form DD, die im Jahre 1917 in den Kreuzungen hatten die Form ND, es mußte also N>D sein. Im Jahre 1918 habe ich nun die Falter S(ND)X 8 (ND) miteinander gekreuzt und sollte nun erhalten Fı: DD+-(NN+2 ND) a DD-+°/ N Mit den gefundenen Zahlen hat dies recht gut gestimmt. Weitere Zuchten konnte ich leider nicht durchführen, da auf dem ganzen Zürichberg keine Eichen mehr erreichbar sind. Im Ganzen habe ich 127 Zuchten durchgeführt, bei denen 44 verschiedene Kreuzungen aultraten. —. 884. — Aus der Welt der Kleinschmetterlinge mit Beschreibungen neuer Arten und Formen.' Von J. Müller-Rutz. Im Laufe der letzten Jahre sind mir eine große Zahl für die Schweiz neuer Arten bekannt geworden. Viele davon haben sich bei genauer Untersuchung als überhaupt neue, noch un- beschriebene Arten herausgestellt, eine Anzahl davon will ich nachstehend beschreiben. Die Mehrzahl derselben stammt aus den Kantonen Graubünden und Tessin. Erstere sind mir fast ausschließlich von Herrn Dir. Dr. Thomann in Landquart, der schon so viele neue Arten unserer Fauna aufgefunden hat, mit- geteilt worden. Ich darf wohl verraten, daß er auch in der letzten Saison aus dem Engadin und den südlichen Alpentälern wieder Neues gebracht hat; es sei nur eine neue große Ge- lechide, sowie Phrealcia eximiella Rbl. erwähnt. Die Bereit- willigkeit, mit der er mir seine Funde zur Veröffentlichung übergab, sei ihm hiemit herzlich verdankt. Die Tessiner Falter: erhielt ich von Geo. C. Krüger in Maroggia, den der Krieg aus Italien in neutrales Gebiet getrieben hatte. Sein erfolgreiches Sammeln zeigt, daß dort noch ungeahnte lepidopterologische Schätze zu heben sind. Krüger ist aber auch der erste, der gründlich und längere Zeit dort gesammelt hat; was wir andern in kurzen Aufenthalten dort gefunden, das waren nur Stich- proben. Crambus intermediellus n. spec. Taf. Il, fig. 1. Nach einem einzelnen, gut erhaltenen, fühlerlosen männ- lichen Falter gebe ich hier die Beschreibung einer bisher wohl nur übersehenen, zwischen radiellus Hb. und furcatellus Zett. stehenden Crambus-Art. Vfllänge 11 mm, (radiellus 12—13, furcatellus 10—11 mm), etwas weniger gestreckt als bei radiellus, doch nicht so breit wie bei furcatellus. Von ersterern verschieden I Abkürzungen: Vfl= Vorderflügel, Hfl = Hinterflügel, VR = Vorder- rand, IR = Innenrand. — 39 — durch dunklere, viel schwächer glänzende, ganz gleichmäßige Grundfarbe der Vfl und dunklere Hfil. Die weiße Aufhellung längs der Falte und dem Innenrande fehlt wie bei furcatellus vollständig. Von letzterem ist intermediellus, abgesehen von der helleren Grundfarbe der Vfl sofort durch die licht durchschnit- tenen Fransen zu trennen. Von beiden Arten verschieden ist die Form des Längsstrahles: Die Zerteilung in Aeste ist bei radiellus kaum angedeutet, bei den beiden andern jedoch deut- lich. Der erste, dem VR zunächst liegende Ast ist bei radiellus und furcatellus der längste, der beinahe den Saum erreicht. Bei intermediellus ist der zweite Ast der längste, der erste ver- kürzt; dadurch erscheint der Streif gegen den Saum geneigt; auch ist derselbe nicht weiß, sondern hell gelbbraun. Die Unter- seite steht im Kolorit ebenfalls zwischen den beiden genannten Arten. Von Geo. C. Krüger am 25. VII. 08 bei Valdieri in den See- alpen gefunden; die Verbreitung bis an den Südfuß der Alpen dürfte im Bereich der Möglichkeit liegen. Es handelt sich wohl um eine bisher übersehene Art, die hie und da in einer Samm- als radiellus vorhanden sein dürfte, wie auch ich mein Exem- plar unter diesem Namen erhalten habe. Möglicherweise hatte ich vor Jahren aus dem Wallis das gleiche Tier als furcatellus erhalten; sicher war es nicht diese Art, ob es aber eine kleine dunkle radiellus oder intermediellus war, vermag ich nicht mehr zu entscheiden. Crambus cassentiniellus-dislinctus }. n. Taf. Il, fig. 2. Unter einer Anzahl typischer cassentiniellus von Maroggia erhielt ich ein von G. Krüger am 27. VI. 17 gefangenes %, das recht auffallend hervortritt. Während Mittel- und Saumfeld voll- ständig dem Typus entsprechen, ist das Wurzelfeld überall goldbraun verdunkelt, so daß es sich scharf von der übrigen Fläche abhebt. Die innere Querlinie ist sehr breit, wurzelwärts verwaschen. Pempelia dilutella-extincta f.n. Vil fast einfarbig rotbraun mit spärlich schwarz bestäubten Adern, die hellen Querstreifen fehlen vollständig. Die weißliche Bestäubung an Vorderrand und Saum ist nur in minimen Spuren sichtbar. Die beiden Mittelpunkte heben sich nur schwach vom dunkeln Grunde ab. In einem ganz frischen $-Exemplar am 1. VI. 14 in einem einstigen Weinberg ob Grono gefunden. — 336 — Scoparia dubitalis-australis f. n. Im Misox und Tessin fliegt unter der gewöhnlichen bunten dubitalis eine viel blassere Form: Die kräftigen schwarzen Zeich- nungen stark reduziert, die Einfassungen der großen, blaß ocker- gelben Makeln sehr zart und lückenhait. Am deutlichsten sind die Schattenflecke im Saumfelde, doch auch blasser und gelb gemischt. Scoparia manifestella-ticinensis 1. n. Während bei typischen manifestella die helle blaugraue Grundfarbe dominiert, ist bei ticinensis der ganze Flügel dicht braungrau bestäubt, die Grundfarbe tritt nur in den beiden Querlinien (diese sind daher deutlicher) ungetrübt zu Tage. Die dunkle Einfassung der Querlinien ist viel undeutlicher, ebenso das Mittelzeichen. Das Mittelfeld ist bisweilen noch dichter bestäubt als Saum- und Wurzelfeld und hebt sich als breite Binde deutlich ab. Selbstverständlich sind auch da Ueber- gänge zur hellen Stammform nicht selten. Von Geo. C. Krüger in einer schönen Serie bei Maroggia und Rovio, sowie im ital. Val Camonica gefangen. Scoparia fuscella Trti. Graf Emilio Turati hat in den Atti della Societa Italiana di Scienza .naturali 1914, Vol. LI pag. 584 diese Art nach einem von Geo. C. Krüger am Lago d’Arno gefangenen Männchen beschrieben. Dr. Thomann fand Ende Juli und Anfang August 1918 bei Brusio und Campascio im untern Puschlav 5 weitere Exemplare, 19, 4 2. Das ö stimmt in jeder Beziehung gut mit der Beschreibung Turatis; alle $ sind wesentlich größer, 10 mm gegen 8 mm der Villänge. Drei von diesen $£ gleichen im düstern gleichmäßigen Kolorit wieder vollständig den beiden 9; das vierte 2 ist wesentlich heller, die Querstreifen breiter, deut- licher, am Vorderrand schon mit Spuren dunkler Beschattung. Im Mittelfeld sind sowohl die beiden Punkte wie das Mittel- zeichen sichtbar, wenn auch noch verschwommen. Im Saurmnfeld ist die Wellenlinie, die in der Flügelmitte die äußere Querlinie berührt, ebenfalls sichtbar. Der Verlauf der Querlinien ist, wie auch Turati bemerkt, ganz ähnlich wie bei phaeoleuca Z. So macht dieses eine Exemplar ganz den Eindruck einer sehr dunkeln phaeoleuca. Jedenfalis gehört fuscella Trti. zur nächsten Verwandtschaft dieser Art. Tal Der ee — 37° — Pionea crocealis gen. aest. minoralis 1. n. Viel kleiner und zarter als die erste Generation. Vfl. 8—11 mm statt 12—13 bei crocealis; bald im gleichen Kolorit, mitunter aber dunkler orange. Die Hil etwas heller, hell gelbgrau, unter- seits weißlich. Im Tessin bei Maroggia in Anzahl, (G. Krüger) bei Lostallo 1911 einige Exemplare; auch aus dem Wallis. Von Mitte August an durch den September. Ohne Zweifel ist es diese Forin, welche die irrige Notiz vom Vorkommen der testacealis Z. im Wallis veranlaßte. Lozopera ferulae n. spec. Taf. II, fig. 4. Von Herrn Dr.K. Friedrichs, damals in Bein, erhielt ich Anfang Mai 1918 zwei aus Südfrankreich stammende, mit Puppen eines Kleinschmetterlings besetzte Stengelstücke von Ferula communis. Vom 2. bis 25. Mai entwickelten sich daraus 21 Falter, 9 5, 12 2 einer Lozopera-Art. Eine genaue Untersuchung und Ver- gleichung mit den bei Kennel, palaearct. Tortriciden p. 224 u. ff. beschriebenen und auf Tafel XI abgebildeten Arten ergab mit keiner derselben Uebereinsstimmung. Die Genitalien, von von allen dort dargestellten verschieden, stehen denen der dilucidana am nächsten, während der Falter mit flagellana Dup. am meisten übereinstimmt, durch kräftigere Grundfarbe, ge- radern Verlauf der äußern Querlinie, sowie dunklere, reiner graue Hinterflügel sich jedoch leicht unterscheidet. — Körper kräftig; Vorderflügel mit schwach gebogener Costa, ziemlich scharfer Spitze und schrägem Saum. Saumwärts sind sie schwach verbreitert, bis ganz parallel. Hinterflügel breiter, der Saum unter der Spitze deutlich, doch in wechseinder Stärke, ein- gezogen. Spannweite: d 13—16, $ 15—18 mm. Kopf, Thorax, Palpen und Vil. lebhaft bräunlich gelb, letztere dorsalwärts, wie auch Kopf und Thorax zart bräunlich oder orange verdunkelt, (ein einziges Stück ist ohne diese Verdunklung) die Fransen heller gelb. Die braunen Schrägstreifen nicht ganz parallel, indem der äußere schräger liegt; recht wechselnd in der Vollständigkeit oder Deutlichkeit; eigentlich besteht jeder aus zwei Teilen, einem aus dem Innenrand bis gegen den Vorderrand ziehenden Stück, und einem am Vorderrand stehenden Fleck. Stets werden die beiden Streifen costalwärts schwächer, die Costalilecken verschwinden oft völlig; auch die Streifen können bis zur Flügelmitte reduziert sein. Sind die Costalflecken scharf, so bildet der an der Spitze die gerade Fortsetzung des Streifs, der innere jedoch auf der Innenseite einen rechten bis spitzen Winkel mit dem Streif. Die Ränder der im Ganzen — 338 — geradlinig verlaufenden Streifen sind jedoch gebuchtet, nament- lich tritt der äußere winkelig gegen den Tornus vor; am Innen- rand sind beide dreieckig verbreitert. Ihre Farbe variiert von einem kräftigen dunkelbraun bis zu schwach rotbräunlich. Saumlinie sowie Teilungslinie der Fransen zart dunkler, beide am Tornus bisweilen mit einigen bräunlichen Schuppen. Die Hinterflügel sind schwärzlich grau, unterseits etwas heller, ihre Fransen gelblich weiß mit grauer Teilungslinie. Der Hinterleib ist oben bräunlich schwarzgrau, unten, besonders beim $, mehr oder weniger bräunlichgelb beschuppt. Beine gelblich, die vier vordern außen braun bestäubt.' Tortrix (Cnephasia) osseana Sc. f. n. pallida. Tat. Il, fig. 3. Kopf, Thorax, sowie alle Flügel weißlich-ockergelb, die Hil. nur um eine Nuance mehr graulich. Vfil. glänzend, sehr zart ockerbräunlich bestäubt, etwas dichter um den Querast und gegen die Spitze. Die Fransen aller Flügel weißlich, nur um die Vflspitze etwas gebräunt. Unterseite der Vfil ockerbräunlich; Hil wie auf der Oberseite. Hinterleib weißgrau, Afterbusch und Bauch mehr gelblich. In der Färbung sehr ähnlich der T. longana-ictericana Hw. Diese hat aber kräftiger bestäubte, glanzlose, mehr gleich breite Vfl mit stumpferer Spitze und steilerem Saum; auch viel dunk- lere Hil. Bei Ferr& unterhalb dem Lago di Naret am 12. VIII. 17 unter typischen osseana gefangen. Ein eigentümliches Tier, doch wohl zu osseana Sc. ge- hörendes $ fing P. Weber am 15.IV. 18 im oberen Sihlwald. So groß wie die größten 53 der osseana, Vfl 10,5 mm, während die £2 sonst stets kleiner sind. Vfl breit, der Vorderrand von der Wurzel an stark gebogen, dann gerade, parallel zum Innenrand der Saum schräg, die Spitze vorgezogen. Der Körper, sowie alle Flügel blaß bräunlich gelb, die Hil am Saume gebräunt. Vfl größtenteils mehr oder weniger intensiv rot bestäubt, so daß die Grundfarbe nur in Längswischen an der Wurzel, in der Falte, in der Mitte und unter dem Vorderrand sichtbar bleibt. Zarte schwarze Stäubchen sind spärlich, zum Teil in Längslinien, über die Fläche zerstreut. Fransen hellgelblich mit zarter dunkler Teilungslinie. Unterseite blaß bräunlich-gelb, die Vfl schwach gebräunt, die Hfl um die Spitze und am Saum mit zerstreuten schwarzen Stäubchen. Gegenüber osseana macht das Tier einen ganz fremdartigen ! Nachträglich erfahre ich, daß der nähere Fundort die kleine Insel St. Marguerite gegenüber Cannes ist. — 3399 — Eindruck; auch die Flugzeit entspricht durchaus nicht, denn osseana fliegt in den Sommermonaten. Ich kann aber dasselbe mit keiner andern Art vergleichen und möchte dafür, ob es sich später als eigene Art oder als Form der osseana erkennen lasse, den Namen rubellana vorschlagen. Anisotaenia rectifasciana-insubrica !.n. Taf. II, fig. 5. Von rectifasciana durch die hellgelbbraune statt weiße Grund- farbe und den zarten Glanz der Vfl. leicht zu unterscheiden. Vfl etwas gestreckter, mit schrägerm Saum. Die Zeichnung wie bei rectifasciana, stets deutlich, entschieden gelbbraun, schwach dunkler gerandet, der Grund der Vil mit gelbbraunen Querwellen „bedeckt. In der Färbung also mehr wie stramentana Gn., doch kann insubrica nicht zu dieser gehören, denn die Genitalien sind, verglichen mit der Abbildung bei Kennel fig. 25, p. 232, von jenen verschieden; sie stimmen viel besser mit fig. 24, recti- fasciana, überein. Cuencana Kenn. hat weißliche Grundfarbe mit dunkler graubrauner Zeichnung und Querwellen. Insubrica wurde von Geo. C. Krüger im Juni am Generoso in Anzahl erbeutet; ebenso auch bei Cogno im italienischen Val Camonica. Laut Mitteilung von Krüger hat Dr. Rebel diese Form als A. hybridana var. pedemontana Stgr. erklärt. Auch ich habe zuerst an dieses Tier gedacht. Pedemontana ist mir in natura nicht bekannt. Hybridana hat kürzere Vil mit stumpferer, we- niger vorgezogener Spitze und steilerem Saum, deren weiße Grund- farbe bei pedemontana ganz braungrau (Kennel) gedeckt ist. Bei insubrica ist die Grundfarbe wie auch alle Fransen ockergelb, gelb- braun gedeckt mit dunklerer, ebenfalls gelbbrauner Zeichnung. Der Körper ist bei hybridana kräftiger. Nach den Genitalien gehört insubrica unbedingt zu rectifasciana. Die Genitalien der hybri- dana scheinen noch nicht untersucht zu sein, auch mir ist die Untersuchung nicht möglich. Wenn insubrica wirklich mit pe- demontana identisch sein sollte, so ist Beschreibung und Ab- bildung der letztern bei Kennel’s Tortriciden geradezu irreführend. Ancylis rhenana n. spec. Taf. II, fig. 6. Im dritten Nachtrage zur Lepidopieren-Fauna der Schweiz habe ich unter Nr. 1801 A. Anc. paludana Barr. als bei Land- quart vorkommend erwähnt. Die Bestimmung des Falters er- folgte nach der kurzen Beschreibung der Art in Hofmann-Spuler’s Werk, p. 270, die so ziemlich darauf passte; zudem war keine andere Ancylis-Art zu finden, die damit in Beziehung gebracht — 340° — werden konnte. Unterdessen erschien die 4. Lieferung von Kennel, palaearkt. Tortriciden. Ein Vergleich mit der dortigen Abbildung und Beschreibung der palludana klärte sofort den Irrtum auf; die Art von Landquart ist nicht paludana Barr. sondern eine sowohl von dieser wie von lundana F. deutlich verschiedene Species. Da sie jedoch letzterer sehr ähnlich ist, sei hier besonders auf die Unterschiede hingewiesen. Größe und Zeichnung dieselbe, Colorit stets viel matter. Vfl schmaler, gestreckter, die Spitze mehr vorgezogen, besonders im Vergleich mit lundana $; der silberne Winkelstreif daher auch mit schärferer Spitze, der untere Schenkel abgekürzt. Das deutlichste Unterscheidungsmerkmal bildet der braune Dorsalileck. Bei lundana tiefbraun, zuerst schmal, etwas konkav, dann stärker gerundet, (Kennel sagt ganz treffend: birnförmig) saum- wärts sehr steil zum IR abfallend, denselben wesentlich vor Beginn der Fransen erreichend. Bei rhenana heller braun, schmaler, gleichmäßig gebogen, sehr schräg zum IR absteigend, beim Anfang der Fransen dort eintreffend, im Allgemeinen die Form eines Kreisabschnittes zeigend. Hil etwas heller grau. Kopf und Thorax, bei lundana hellockergelb, sind bräunlich, ersterer im Gesicht weißlich. \u® den Rietwiesen der Rheinebene Ende April-Mai und ım Juli. Pamene engadinensis n. spec. Taf. Il, fig. 7. Vil 5 mm lang, breit, Costa fast gerade, erst vor der Spitze gebogen, der Saum leicht geschwungen. Kopf, Thorax und Hinterleib braungrau, die Palpen sowie die Unterseite des Körpers mit den Beinen etwas heller, die Füße licht gefleckt. Vil dunkelbraun, an der Costa mit feinen, wenig deutlichen Schrägstricheln. In der Mitte des Innenrandes ein grauer, nicht schari begrenzter, von zwei dunkeln Linien durchzogener Fleck, der bis gegen die Flügelmitte reicht. Der Spiegelfleck grau, groß, ebenfalls nicht scharf begrenzt, in der Mitte dunkler, undeutlich schwarz gestrichelt. Von Metallinien zeigt zeigt sich keine Spur. Saumlinie zart schwarz, die Fransen grau mit dunkler Teilungslinie, am Innenwinkel licht durchschnitten. Die Hinter- flügel licht graubraun, am Saume dunkler, die helleren Fransen mit dunkler Teilungslinie. Unterseite einförmig graubraun, die Hil etwas heller. Der Falter gleicht viel mehr einer Laspeyresia oder Hemimene als einer Pamene, aber der Verlauf von Ader III’ der Hil ver- weist den Falter in diese Gattung. Bei Schuls 19. V. 18 in 3 von Dr. Thomann erbeutet. — 341 — Pleurota bicostella-caliginella fi. n. Taf. II, fig. 8. Auf den Vorderflügeln ist nur der Costalstreif weißlich. Der übrige Teil dunkel braungrau, so daß der die Vorderrandstrieme begleitende dunkle Längsstreif sich kaum von der Fläche ab- hebt; ebenso treten die dunkeln Punkte nur schwach hervor. Die Fransen sind viel heller grau als die Flügelfläche. Schon v. Heinemann, p. 357, erwähnt diese Form, ohne sie jedoch zu benennen; sie scheint selten zu sein. Eind von Arogno, 2. V. 19 “von G. Krüger gefangen. Aplota kadeniella H.S. rn Im Katalog Staudinger ist kadeniella nur als Synonym zu palpella aufgeführt; Hofmann-Spuler führt sie wieder als eigene rt auf, ohne Zweifel mit vollem Recht. In meiner Sammlung kabe ich ein $ schweizerischen Ursprungs, von Geo. C. Krüger am 25. VI. 17 bei Maroggia gefangen. Da es sich um ein offenbar sehr seltenes Tierchen handelt, gebe ich hier die Be- schreibung, resp. die Unterschiede gegenüber palpella Hw. an. Schon die Größe, 9 mm Vfllänge gegen 5—6,5 mm bei pal- pella (Spannweite nach Spuler 10—11 mm) unterscheidet die beiden Falter auf den ersten Blick. Kadeniella hat viel dunklere, trüb schwärzlich-graubraune Vil, sehr schwach mit gelben Schuppen bestreut; die schwarzen Punkte vor der Flügelmitte stehen viel schräger. Palpella hat reiner braune Vfl, dicht mit gelben Schuppen bestreut, die Punkte mehr übereinander ge- stellt; der Kopf ist gelb, bei kadeniella braun. Die Palpen sind wesentlich länger, von oben gelblichgrau, mit deutlichem, vor- tretendem Endglied, das bei palpella in den Schuppen des 2. Gliedes verborgen ist. Hil. breiter, Saum und Spitze ge- rundeter, mit den Fransen dunkler, diese mit gelblicher Wurzel- linie. Xystophora scutatella n. spec. Taf. Il, fig. 9. Diese neue Art steht der X. atrella Hw. am nächsten, ist jedoch durch die bedeutendere Größe, dunklere Färbung, kleinere, schärfer begrenzte, nicht gelbliche, sondern reinweiße Gegen- flecke leicht zu unterscheiden. Die Vfl etwas breiter, dunkelbraun mit gelblichem, in bestimmter Richtung auch violettem Schimmer. Um die Flügelspitze und am Saume stehen kleine, weiße Schuppenflecken, die in die Fransen hineinragen. Diese sind braungrau, die Wurzelhälfte bis zu der deutlichen Teilungslinie dunkler. Die Hfl sind ziemlich dunkel braungrau mit gleich- farbigen, an der Wurzel in einer schmalen Linie ockergelblichen Fransen. Kopf, Fühler, der Körper mit den vorderen Beinen — 32 — schwarbraun; die Hinterschienen heller, in der Mitte und am Ende, sowie die Tarsen weiß geileckt. Die Palpen hell orange, das Endglied nicht dunkler. Von Dr. Thomann in Anzahl Anfang bis Mitte Juli von Rumex scutatus erzogen. Ueber die Zucht berichtete mir der Entdecker: „Im April 1918 sammelte ich in Brusio und Pos- chiavo Stöcke von R. scutatus, die ich dann in Töpfe setzte. Veranlaßt wurde ich dazu, weil ich in untern Stengelteilen, bezw. in deren Markhöhlen fleischrote Räupchen entdeckt hatte. Erst‘ viel später, Mitte oder Ende Mai beobachtete ich in den Töpfen wiederholt schwarze Räupchen, die wie ich glaube, in seidenen Gespinnströhren am Grunde der Stöcke wohnten. (Die Röhr- chen führten unter die Bodenoberiläche). Aus diesen Stöcken ei entwickelten sich drei Arten: Gelechia peliella Tr., Opostega salaciella Tr., diese aus unbeachteten Raupen, sowie Xyst. scu- tatella, die neue Art. Nach Spuler ist die Raupe der G. peliella dunkelrot, so daß ich annehmen muß, die schwarze Raupe ge- höre zu scutatella. In welcher Form habe ich die scutatella eingebracht? Die roten Raupen waren halb erwachsen beim Einsammeln; vermutlich überwintert peliella in diesem Zustand in den Stengeln. Würde scutatella in gleicher Weise überwintern, so hätte ich sie beim Einsammeln sicherlich wahrnehmen müssen. Ich vermute ‚daher, daß ich diese Art in der Form überwinterter Eier eingetragen habe und daher die schwarzen Raupen und ihre Gespinste erst viel später beobachtet habe. Die Falter er- schienen dagegen durchschnittlich etwas früher als G. peliella, was für eine sehr rasche Entwicklung spricht.“ (Vielleicht zwei Generationen). Coleophora troglodyt.-adustella 1. n. Kopf, Thorax und Vil sind dunkel gelbbraun, statt lehmgelb, die hellen Linien sind hell bräunlichgelb, gegen die Spitze dunkler. Die Fühler dunkler geringelt und zwar bis zur Spitze, hier allerdings verloschener. Die Palpen nur innen hell, außen wie der Kopf gefärbt. Die Fransen der Vil an der Spitze gelb- braun, gegen den Innenrand dunkelgraubraun. Hil. mit den Fransen dunkel graubraun. Von Morcote und Maroggia aus Raupen von Eupatorium im Juni—Juli erzogen. Die Säcke sind denen der troglodytella ganz gleich. Coleophora sociella n. spec.? Taf. 1, fig. 11. In den Jahren 1908 und 11 sammelte ich Ende April in Morcote an Silene nutans Säcke von Col. otitae Z.; ebenso — 343 — wieder 1917 bei Maroggia. Aus diesen Zuchten resultierten nicht gerade viele, stets aber zweierlei Falter; die Mehrzahl typische otitae. 5 Exemplare, 39, 2 2 wiesen folgende Unterschiede auf: Fühler scharf weiß und dunkelbraun geringelt; Palpen mit län- gerem Endglied; Vfl etwas dunkler braun, ohne oder nur mit minimen Spuren schwarzer Schuppen; namentlich sind die weißen Linien absolut frei davon. Im Verlauf der Linien, am Körper und an den Beinen finde ich keine hervortretenden Jd Dnterschiede. Wohl waren die Säcke von verschiedener Größe, “Auch viel oder weniger mit Sand bekleidet, aber ich konnte N nie mit Sicherheit feststellen, aus welchem Sack der eine oder - der andere Falter sich entwickelt hatte. Sociella schlüpfte in der Zeit vom 11. Juni bis 21. Juli; otitae vom 11. Juli bis 12. August, "also etwas später. Ob es sich hier um eine neue Art, oder nur “um eine Form der otitae handelt, mag vorläufig unentschieden bleiben; ersteres scheint mir wahrscheinlicher zu sein. Ornix blandella n. spec. Taf. Il, fig. 10. Vfil. 6 mm, etwas größer und breiter als bei interruptella Zett. Kopfhaare im Nacken schwarzbraun, nach vorn heller, gelbbraun. Thorax und Hinterleib schwarzbraun, ersterer in gewisser Richtung gelblich glänzend, letzterer unten weißlich geringelt. Fühler und Beine graubraun, Füße und Sporen weißlich gefleckt. Afterbusch gelbbraun. Die Palpen weißgelb. Vfl dunkel purpurbraun mit gelblichem Glanze, die Zeich- nung silbern, stärker glänzend als bei interruptella, doch nicht den Glanz der pfaffenzelleri Frey erreichend. Bei '/s des Vorder- randes zieht eine Winkelbinde schräg auswärts bis zur Falte, von hier stumpfwinklig gebrochen zum Innenrand. Zwischen ihr und der Wurzel ein Schrägstreif, der den Innenrand nicht erreicht. An der Costa stehen bis zur Spitze noch 5 Häckchen, die 4 letzten paarweise genähert. Diesen stehen am Innenrand 3 schwache Fleckchen gegenüber, dazwischen 2—3 sehr kleine Silberpunkte. Die Fransen dunkelgrau mit schwarzer, bis zum letzten Costalhäckchen reichender Teilungslinie, von den Häck- chen aus hell durchschnitten. Hil graubraun, Fransen etwas heller. Das reizende Tierchen wurde in einem $-Exemplar von Dr. Thomann erzogen. Er fand Ende August 1915 auf Parpan (1500 m) mehrere Raupen im umgeklappten Rand von Weiden- blättern. Leider entwickelte sich nur das eine Exemplar. Dasselbe ist insofern unsymetrisch, als auf dem rechten Vfl der 3. und 4. Fleck (von der Spitze aus) zusammengeflossen sind und der auf dem linken Flügel sie teilende Zwischenraum zu einem kleinen Pünktchen an der Costa reduziert ist. — 344 — Scythris thomanni und f. n. unicolor In der Lepidopteren-Fauna der Schweiz habe ich diese Art nach 4 Exemplaren, 15, 3 2, beschrieben und später im Jahres- bericht 1913/14 der Naturforschenden Gesellschaft Graubündens auf Tafel I, fig. Vlla in beiden Geschlechtern abgebildet.! Seither sind mir weitere Exemplare bekannt geworden: 1 8, 3. VII. 17 von Grono, dem fühern Fundort; 1 3 von Brusio im Puschlav, 28. VII. 18; 25 von Acquarossa, 12. VII. 19; eine große Serie beider Geschlechter, am Mte. Generoso im Juli 19 von G. Krüger erbeutet. Diese Serie zeigt, daß der Falter in Bezug auf Zeich- nung ganz gewaltig variiert. Die Stücke, deren Zeichnung am vollständigsten entwickelt ist — Wurzelstrich, Spitzenwinkel und Fleck dazwischen — entsprechen den abgebildeten Faltern. Sämtliche £? haben vollständige Zeichnung, die wenigen Exem- plare bei denen das nicht der Fall ist, sind stark geflogen, die | gelben Schuppen daher wohl zum Teil verloren gegangen. Der Wurzelstrich kann sich von einem breiten, geraden, gegen den runden Fleck gerichteten, abgestutzten Streif zu einer dünnen, gegen den Innenwinkel geneigten Faltenlinie reduzieren. Der Fieck ist bald rund, viereckig, oder in Spitzen ausgezogen, bald klein, punktförmig. Der Spitzenwinkel ist meist vollständig, die beiden Schenkel gleich lang; bei wenigen Stücken, die nicht abgeflogen erscheinen, zeigt er sich verkleinert. Da die hellen Schuppen, die ihn bilden, größtenteils auf den Fransen liegen, gehen sie durch den Flug ‘leicht verloren. Die Farbe dieser Zeichnungen schwankt, auch bei ganz reinen Tieren, von einem gesättigten Braungelb bis zu fast rein weiß. Die 33 führen dieselbe Zeichnung, aber nur in sehr zarter Ausführung; dieselbe kann teilweise fehlen, oder nur in Spuren vorhanden sein. Am constantesten zeigt sich der Faltenstrich aus der Wurzel, oft abgekürzt. Der Fleck ist stets punktiörmig, mitunter nur aus winzigen Schüppchen gebildet. Der Winkel- fleck kann sich auf einen Wisch in der Flügelspitze reduzieren. Neben diesen stets noch mit erkennbarer Zeichnung ver- sehenen 85 finden sich solche (am Generoso weitaus die Mehrzahl), denen jede helle Schuppenzeichnung fehlt, sie sind absolut einfärbig. Schon im Juni 16 fand Krüger ein solches JS, ich eines am 6. VIII. 17 auf dem Generoso. Natürlich konnte ich diese nicht als thomanni erkennen, sondern hielt sie für eine neue, zur obscurella-Gruppe gehörende Art. Die Unter- suchung der Genitalien, die mir jetzt möglich war, ergab un- ! Das Colorit des @ ist zu hell; das erst gefangene 2 war von abnorm heller Grundfarbe, die zudem in der Reproduktion noch heller ausgefallen ist. Die Farbe aller andern @ die ich sah, ist derjenigen der 58 gleich. Baer sag zweifelhaft die Zusammengehörigkeit mit thomanni, die Ge- nitalanhänge sind absolut gleich. Ich benenne diese Form, die wenigstens am Generoso häufiger ist, als die mit Zeichnung versehene, forma 3 unicolor. Ein Exemplar der Serie vom Generoso hat die gelben Zeich- nungen außergewöhnlich stark entwickelt: Der Längsstrahl ist sehr kräftig und reicht bis an den Saum, wo er sich mit dem Winkelfleck verbindet, der runde Fleck verschwindet vollständig st ihm. Auf dem linken Vorderilügel sind nach außen die fait huppen des Längsstrahles weniger dicht gelagert, so daß hier der runde Fleck sich abhebt. Die Hfl sind durchscheinend, nur sehr spärlich mit dunkeln Schuppen besetzt, dadurch, sowie durch die Asymetrie kennzeichnet sich das Stück als eine schöne, interessante Aberration. W Argyresthia pygmaeella-alpina 1. n. Die bei der typischen pygmaeella weißliche Costalhälite der Vfl ist mehr oder weniger intensiv goldbraun überzogen, mitunter so dunkel wie die Binde und Flecke am IR. Weißlich bleiben nur 2—3 Flecke am IR. Die Kopihaare etwas gelb- licher, bei einem % hellorange. Mehrfach auf den Alpen des Calieisentales, ferner bei Hinter- rhein und Parpan im August. Plutella maculipennis-unicolor 1. n. Die helle Innenrandstrieme ist samt ihrer dunklen obern Begrenzung völlig verschwunden, die Vil sind ganz eintönig graubraun, kaum daß vor der Spitze einige dunkle Häckchen sichtbar werden, sowie in der Fläche einige dunklere Atome. Jedenfalls eine seltene Form. Von G. C. Krüger am 25. IV. 17 bei Maroggia gefangen. Acrolepia similella n. spec. Taf. Il, fig. 13. a» Hellen Stücken der assectella ähnlich, leicht zu unterscheiden durch die weniger gestreckten Flügel und den rein weißen IRileck. Etwas kleiner, die Vfl verhältnismäßig breiter, kaum d mehr als dreimal so lang wie breit, bei assectella ist das Ver- hältnis gleich 4:1. Vil. gleichmäßig veilbraun, gegen die Spitze nicht heller. Der IRfleck groß, ohne jede Spur dunkler Striche. Am V.R vor der Spitze drei lotrecht stehende weiße Häckchen, vor dem IW zwei solcher Fleckchen. Zwischen diesen und den beiden inneren VRhäckchen finden sich zarte, runde — 846 — weißliche Fleckchen, auch am Innenwinkel können solche vor- handen sein. Fransen in der Mitte grau, mit scharf dunkler Wurzellinie und breit dunkler Spitze. Unter der Spitze sind sie breit weißlich unterbrochen. (Die Wurzellinie nicht.) Hfl breiter als bei assectella, der Saum steiler, mit deutlicherem IW heller grau, besonders nach innen. Unterseite der Vil graubraun, die Fransen ‘am VR, unter der Spitze und am IW weißgrau, da- zwischen mit schwachem kupfrigem Schimmer. Thorax und Hinterleib braungrau, heller als die Vfl. Kopfhaare noch heller, gelbbraun. \ In einem $-Exemplar von D. Thomann erhalten, gefangen im Juni 1911 bei Lostallo. Dr. Rebel, der es sah, hielt es für assectella „obwohl die V.Rhäckchen nicht stimmen.“ Seither erhielt ich weitere Stücke von derselben Lokalität, 5. VI. 14, sowie von Maroggia, wo ich Ende April, Anfang Mai 19 5 88 fing. Auch von Krüger mehrfach gefunden. Alle sind völlig übereinstimmend, so daß ich nicht mehr zweifeln kann, daß es sich im eine neue, bisher übersehene Art handelt. Acrolepia variella n. spec. Taf. Il, fig. 12. Der A. granitella ähnlich, wesentlich größer, kräftiger und bunter gezeichnet. Die Vfl weißgrau, quer braun gerieselt. Die beiden Flecke am I.R dunkelbraun. Der helle Fleck dazwischen setzt sich als getrübte Binde bis zum V.R fort. Hinter dieser Binde steht am V.R. genau in der Flügelmitte ein dunkelbrauner Fleck, worin ein helles Doppelhäckchen steht. Mit dem gegen- über stehenden Fleck am I.R bildet braune Mischung eine von der hell gelbbräunlichen Falte durchzogene Binde. Vor dem IW und am Saum stehen kleine weiße Fleckchen, einige auch am VR bis zur Spitze, das deutlichste vor der dunklen Spitze. Fransen grau, die Spitze breit grau, dreimal licht durchschnitten. Hfl braungrau, die Fransen wenig heller. Kopf und Thorax hell gelbbraun, die Palpen hell bräunlich, Mittel- und Endglied außen mit je zwei dunklen Flecken. Villänge 8 mm. Bankesia?: crepusculella n. spec. Taf Il, fig. 15. Diese neue Art kann ich nur mit B. alpestrella vergleichen, da die übrigen Arten des Genus mir fehlen. Alle Flügel viel schmäler, von ganz anderer Form. Vil gestreckt, mit stumpier Spitze; Vorder- und Innenrand gleichmäßig gebogen, so daß ihre Form einer Linse gleicht, der Innenwinkel verschwindet. Die Grundfarbe ist ein bleiches, in braun ziehendes Gelb, dunkler als bei alpestrella. Die Zeichnungen schwarzbraun, recht gan unbeständig. Diese bestehen aus 4—5 größeren Flecken am Vorderrand und ebensoviel meist kleinern am Innenrand. Je zwei dieser Flecken können durch mehr oder weniger dichte Bestäubung zu einer zerrissenen Binde verbunden sein. Am Querast steht meist ein größerer Fleck, der bei vieren von den sechs mir vorliegenden Exemplaren mit den Randilecken zusammen- hängt. So kann eine unscharfe Binde vor der Spitze, eine vor der Mitte des Flügels zu Stande kommen. Sind zwei Binden deutlich, "86 convergieren sie gegen den Innenrand. Die Fransen sind gelb- - lieh, bräunlich gemischt, bei einem Exemplar braun durch- hnitten. Hfl grau mit gelblichem Schimmer, ihre Fransen etwas heller. Unterseite der Vil braungrau, die dunkeln Flecke der Oberseite zum Teil durchschimmernd. Kopfbehaarung bleich- "gelb, nach vorn über das Gesicht gestrichen. Fühler bis zur “Mitte des Vorderrandes reichend; mit einfacher Lupe betrachtet, sind sie, von oben gesehen, schwarz mit weißgelben Ringen; von unten bräunlichgelb mit vortretenden dunkeln Ecken. Bei stärkerer Vergrößerung erscheint jedes Glied oben von einer dunkelbraunen Platte bedeckt, die mit scharfen Ecken die Fühler- geißel überragt. Diese Schilde reichen, immer kleiner werdend, nicht ganz zur Fühlerspitze. Bewimperung der Fühler ziemlich kurz, doch dicht.‘ Palpen kurz, hängend, mit der Behaarung pinselförmig; unten am zweiten Gliede mit einem lockern Haar- pinsel, der so lang ist wie die Palpe, so daß es fast aussieht, als ob jede Palpe doppelt wäre. Nebenaugen konnte ich nicht sehen. Thorax gelblich, die Schulterdecken braun. Beine bräun- lich gelb, außen gebräunt, alle Tarsen ungefleckt. Hinterleib oben bräunlichgrau, unten, sowie der Afterbusch gelblicher. Vfl 4,5 mm lang. Von G. Krüger bei Maroggia am 25. VI und 1. VII. 17 je 1 Exemplar, im Juni 1919 6 weitere Stücke gefangen. Sie flogen in der Abendämmerung ans Licht. Crepusculella sieht offenbar der B. juliella Rbl. recht ähnlich, jene Art hat aber Fühler mit wenig hervortretenden Ecken und dunkel gefleckte Tarsen. Die eigentümliche Bildung der Fühler und Palpen dürfte die Aufstellung einer neuen Gattung für diese Art rechtfertigen; leider konnte ich bei meinen zwei Exemplaren ohne Abschuppung den Aderverlauf nicht deutlich erkennen, doch schien es mir, als ob dasselbe namentlich auf den Hil wesentlich anders sei. (Gattung ÄKruegeria, zu Ehren des Entdeckers). Ein Exemplar, das Krüger an Dr. Schawerda in Wien ge- sandt, wurde von Dr. Rebel als sichere Dysmasia parietariella H.-S. erklärt. Auch ich habe die große Aehnlichkeit mit dieser Art bemerkt, aber die im Spuler-Hofimann, pag. 458 gegebene u ad Gattungsdiagnose und Abbildung des Geäders stimmt durchaus nicht mit crepusculella überein. Um sicher urteilen zu können, habe ich eines von meinen Tieren entschuppt, der Verlauf der Rippen ist ganz anders. (Auf den Vil Il? mit III! lang ge- stielt, auf den Hfl starke Reduktion des Geäders, ohne Mittel- zelle). Leider ging mir das Präparat durch einen unglücklichen Zufall verloren, so daß die genaue Angabe mir jetzt nicht möglich ist. Es scheint mir wahrscheinlich zu sein, daß Krüger beide Arten gefangen hat, ich aber beide für eine und dieselbe Art angesehen habe. So viel ist sicher, daß crepusculella weder zu Dysmasia noch zu Bankesia gehören kann; vorläufig sei das Tierchen hiemit gekennzeichnet; seine Zugehörigkeit wird sich später, namentlich wenn auch ein $ bekannt sein wird, erweisen. Solenobia wehrliü n. spec. Tat. II, fig. 14. Von allen schmaiköpfigen Solenobia-Arten schon durch die Größe, 8,5 mm Länge der Vorderflügel, zu erkennen. Diese sind schmal, sehr gestreckt, der Saum sehr schräg, der Vorder- rand kaum erkennbar eingedrückt. Die Farbe ist ein mattes Graubraun, vielleicht eine Nuance dunkler als bei den übrigen Arten. Die hellen Flecken sind deutlich, nicht dicht stehend, sie bilden wenigstens im Discus deutliche Längsreihen. Auch längs des Saumes, vom Innenwinkel bis um die Spitze, so weit die Vorderrandiransen reichen, stehen deutliche Fleckchen, die teilweise in die Fransen übergreifen. Die Hinterflügel wenig schmaler als die vordern, ebenfalls viel gestreckter als bei den übrigen Arten, hellgrau, die Adern etwas dunkler, gut sichtbar; II? und III? getrennt. Die Behaarung des Kopfes graubraun, der Thorax dunkel, Hinterleib heller braun, der Afterbusch gelbbraun, der Bauch sparsam gelbbräunlich behaart. Vorder- und Mittelbeine braun, die Füße ungefleckt, die Hinterbeine fehlen bei dem Exemplar. Die Bewimperung der Fühler nicht dicht, fast von doppelter Länge der Gliederbreite. In einem Exemplar am Gipfel des Trifthorns, 3730 m, wo das Tierchen in Mehrzahl flog, von Dr. E. Wehrli in Basel er- beutet, am 9. VII. 19. Tinea turicensis n. spec. Taf. II, fig. 16. Von Herrn Präparator Nägeli in Zürich erhielt ich einige Exemplare einer Tinea, die zur pelionella-Gruppe gehört, sich aber durch verschiedene Merkmale sowohl von dieser wie von fuscipunctella Hw. unterscheidet. Die Kopfhaare sind dunkler als bei pelionella; die Vfl von derselben Grundfarbe, schwächer — 349 — glänzend, durch ziemlich gleichmäßige grobe schwarzbraune Beschuppung wesentlich dunkler, die schwarzen Punkte trotzdem meist deutlich. Die Hfl nicht so lang zugespitzt wie bei pel- lionella, gerundeter, mehr wie bei fuscipunctella; dichter be- schuppt, daher dunkler als bei diesen beiden. Pellionella L. kommt gelegentlich mit ebenso dunkeln Vfl vor, diese sind jedoch viel glatter, nicht so rauh beschuppt. Von fuscipunctella Hw. unterscheidet sich turicensis durch die nicht fleckige Be- © schuppung und viel längeren Hinterleib. Vil. 5,5—6,5 mm lang. 5 Auch die Genitalien zeigen nach den Präparaten, die ich ! a achen konnte, konstante Unterschiede, am deutlichsten wohl bei den Valven. Diese sind bei fuscipunctella schwach gebogen, fast parallel, die Spitze gerundet, nahe dem obern Rande; bei füricensis sind sie mehr spachtelförmig, die Spitze schärfer ge- - ründet; bei pellionella auch vom oberen Rand her zugespitzt, so daß die ebenfalls abgerundete Spitze mehr in der Mittellängs- linie liegt. Die Falter fanden sich in einem Schrank der Sammlungen der Universität Zürich. Ohne Zweifel wird die Art auch an andern Orten zu finden sein. NB. Die Figuren auf Taf. II sind in folgendem Verhältnis vergrößert: Bean 27,32: BL AaN a Be loss — Als Nllevübrigen — 29:1; Erklärung der Abkürzungen zu Tafel I. C. cent. - Corpus centrale (sogen. „Hirnstamm*), — Corn. — Cornea N (Hornhaut), — Corp. ped. - Corpus pedunculatum (bei den Hymenopterem [Fig. 1] jederseits zwei, ein mediales [med.] und ein laterales [lat.] vorhanden " — Fac. — Fazettenauge, — Lob. olf. = Lobus olfactorius, Riechlappen, i “ Lob. opt. — Lobus opticus, Sehlappen, — Musc. — Muskelfasern, — N. occ IN — Nervus Occellaris, Occellennerv, — N. olf. = Nervus olfactorius, Riechn — N. opt. — Nervus opticus (die dem Sehnerven entsprechende zentrale Faserstrahlung des Sehlappens), — Oes. — Oesophagus, Speiseröhre, — Omm. — Ommatidien, die Einzelelemente des Fazettenauges, — Ped. corp. ped. = Pedunculus (Stiel) des Corpus pedunculatum, — Reg. int. cer. = Regio intercerebralis, motorische Zwischenhirngegend, — Ret. — Retina, — Tr. — Tra- cheen. | i > SMITHSONIAN INSTIT il 1 | Lu Inhalt des Heftes 5 der Mitteilungen der Su Br: „Entomologia Zürich und Umgebung“ 000 1. Bericht über die Vereinstätigkeit der „Entomologia Zürich und Umgebung“ in den Jahren 1918 und 1919 Mitgliederverzeichnis . Dr. R. Brun, Die psychischen Fähigkeiten ai Beklen. ; Dr. F. Ris, Ueber Geschlechtsabzeichen von Schmetterlingspuppen Prof. Dr. A. Schweitzer }, Ueber Kreuzungen zwischen Lymantria dispar L. und Lymantria dispar var. japonica Motsch. (Vierte Mitteilung) . KR | 6. J. Müller-Rutz, Aus der Weit dar Kleinsgnrnehaiteke Eee Gesellschaften und Vereine, die mit der „Entomologia“ in Schriftenwechsel ANN zu treten wünschen, werden ersucht, sich an Herrn Dr. O. Schneider-Orelli, we, Höngg bei Zürich, zu wenden. Das vorliegende wie auch die früher erschienenen Hefte der Mitteilungen können durch den Kommissionsverlag W. Junk, BerinW Sächsischestr. 68, bezogen werden. REN. 9