QL461 .M589 x e7 EORTEEHIEIREORTE FOR EDVCATION EORSSCTENGE LIBRARY OF THE AMERICAN MUSEUM OF NATURAL HISTORY Erez I == R l MITTEILUNGEN MÜNCHNER ENTOMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT ZU MÜNCHEN. Il. BAND, JAHRGANG 1910 HEFT 1—12 MÜNCHEN 1910. ARE elt A0. en 5% T mm mm u Er nn a EEE > TEE OT ES TEE 1 N DEE Em u er er erin er + % MITTEILUNGEN + + + "der der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V, i De, 1910. München, Januar. Nummer 1. I | m | BET" EB | u Eu EEE u EEE 0 m RE m ER m RER. m BEE 6 EEE m EEE m BE m Sn BEER, Geleitwort zum erstmaligen Erscheinen der Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft in Druck. In der Hauptversammlung der Münchner Entomologischen Gesellschaft am 17. Januar wurde einstimmig beschlossen, die seit mehreren Jahren autographisch hergestellten Publikationen Ger Geselischaft künftighin in Druck herauszugeben. Die Not- wendigkeit der Drucklegung der Mitteilungen rechtfertigen ver- schiedene Gründe Die seitherige Form der Vervielfältigung hat sich in mancher Hinsicht als unvorteilhaft erwiesen. Die Gesellschaft arbeitet seit Jahren rührig an der Herausgabe der südbayerischen Lepidopterenfauna. Bis zur Fertigstellung werden diesbezügliche faunistische Mitteilungen auszugsweise erscheinen. Den Haupt- grund der Drucklegung bildet die Ansammlung wertvoller Auf- sätze aus der Feder autoritativer Mitglieder der Gesellschaft. Auch für die Allgemeinheit nutzbringende Berichte über Zuchten, Experimente, biologische Beobachtungen und facheinschlägige wissenschaftliche Untersuchungen werden die Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft aus dem Kreise ihrer Mitglieder zu bringen in der Lage sein. Die Leitung der nunmehr in Druck erscheinenden Blätter wird bestrebt sein, durch sorgfältige Sichtung des bereits vor- handenen Stoffes wie des einlaufenden Neumaterials sowohl Mit- gliedern wie auswärtigen Interessenten nur Brauchbares und Gediegenes zu bieten. Anderseits bittet sie um liebenswürdige Unterstützung aus den Kreisen all ihrer künftigen Leser! So gehen die ersten Blätter hinaus in die Oeffentlichkeit. Wissen und Erfahrung in den Dienst der gemeinsamen Sache der Entomologie zu stellen, ist in letzter Linie auch ihr Endzweck. eh Er Neuwahl des Vorstandes für 1910. Nach Erledigung der satzungsgemäss festgesetzten Tages- Ordnung wurde dem Vorstand ı ‚Entlastung erteilt. Folgende Herren wurden wiedergewählt 1. Vorsitzender: Eugen Arnold, Rumfordstr. 35/4. 9. Vorsitzender: Dr. Johannes Rückert, Nussbaumstr. 10. 1.. Schriftführer: Fritz ‚Dorsch, Metzstr. 49/23. 2. Schriftführer: Rudolf Waltz, Raulbachstr. 24/0. Rassier: Martin Best, Orffstr. 9/2. 1. Beisitzer - Max Korb, Akademiestr. 23/2. ID Beisitzer: Theodor Mitte, Pündterpl. 1/2. M) 3. Beisitzer: Hermann Hesse, Zeppelinstr. 75/4. Max Korb. Ueber die von mir beobachteten paläarkt. Lepidopteren (Vorkommen, Lebensgeschichte etc.). I. Papilio. podalirius. L. Im Frühling, wenn der Laubwald im vollen, grünen Schmucke prangt, dieam Waldrand und Wegen stehen- den Schlehenbüsche mit weissen Blüten dicht bedeckt, wie be- schneit aussehen, die Weissdornblütendolden einen süsslichen, starken Duft weithin verbreiten und die Sonne diese Plätze warm bescheint, umgaukelt unser Segelfalter in stolzem, schwebendem Fluge diese Stellen im Walde. Die Weibchen legen ilıre Eier an die äusseren Zweige einzeln oder einige zusammen ab. Im Spätsommer bis in den Herbst hinein findet man die schöne, sammtgrüne, diexe Raupe an den Schlehen- und \Weissdornbüuschen; kurz vor der Verpuppung wird sie blass gelbrötlich und hängt sich im Innern des Busches an stärkeren Aesten in der Nähe des Bodens fest. — Puppe überwintert, der Falter kommt aber im warmen Zimmer oft schon im De- zember heraus. Bei München war podalirius in früheren Jahren sehr häufig, besonders bei der Menterschwaiee, Grünwald, Pullach usw. ab. zanclaeus. Z. kommt im Süden vor, in den warmen Tälern Südtirols, bei Bozen ist er häufig, zweite Generation stets mit weissem Leib, die im Frühjahr Fliesenden sind schon mehr die Type, aber im Süden auch variierend und abweichend von gewöhnlichen deutschen Exemplaren. Pr \ 6) p) V 0] en 25) — (et ab.) smyrnensis. Eim, bei Smyrna und in Klein- asien (Anatolien) vorkommend, ist eine unscheinbare, wenig abweichende Form von podalirius. b.virgatus. B. H. fing ich in Kleinasien und kei Mersina, kleinere, schmalflügliche Lokalform. Asa 7 h. aus Sudirankreich und den? Ost Byrenaen und Catalonien ist eine schöne Frühlingsform von podalirius und wie var. feisthamelii mit ganz schwarzem Iunenrand der Hinterflügel. — Ich fing v. Miegii bei Barcelona oben am Montserrat anfangs Mai, aber. nur ganz vereinzelt. ar, Peisthamelii Dup. In allen von mir besuchten: Lo- kalitäten in Spanien, sowohl in Castilien, Arragonien, als auch in Andalusien traf ich Feisthamelii nicht selten an. Mit Vor- liebe treibt er sich auf niederen Bergeskuppen herum, immer den höchsten Punkt umkreisend und immer wieder auf dieselbe Stelle zurückkehrend, bis endlich seine Neugierde befriedigt ist und er langsam hinabschwebt in die tiefer gelegenen Ein- schnitte, wo blühende Weissdorn- und Schlehenbüsche stehen oder auch niedere Mandelbäumchen und er sich zum Mahle dort niederlässt oder sich die Gattin sucht! — Die Raupen fand ich meist nur auf Mandelbäumen. Der Besitzer des Cor- tijos (Bauernhofes). pflanzt seine Mandelbäume an die der Sonne am meisten ausgesetzten Plätze zwischen die Felsen- abhänge hinein, zerstreut über das ganze ihm gehörige Terrain. — Wo solche Mandelbäumchen gepflanzt sind, kann 'man sicher sein, im Juni oder Juli die Räupchen des Feisthamelii einzeln, aber fast auf jedem Bäumchen eine, manchmal auch zwei oder drei zu finden und in den verschiedensten Grössen. In Cuenca (Alt-Castilien) fand ich die Raupen sogar häufiger der Bahnstrecke entlang, an welcher zum Schutz des Dammes bis zu mehreren Stationen hinab rechts und links Mandelbäum- chen gepilanzt waren. In Spanien ist das Betreten des Bahn- körpers und der Geleise wohl auch verboten, ein permisso wird aber vom höflichen Spanier nie verweigert, Wir gingen also an manchem schönen Juli-Morgen hinab, der Bahn entlang und suchten Bäumchen für Bäumchen ab, fast auf jedem einige Feisthamelii-Räupchen findend. Wenn dann die Sonne gegen Mittag stärker brannte, machten wir uns auf den Heim- weg, um die gegen die Hitze in den Schachteln sehr empfind- lichen Raupen in Sicherheit zu bringen. — Ende Juli hatten sich alle verpuppt und schlüpfte der grösste Teil der Falter A —— + — noch in Cuenca aus. Die Puppen von v. Feisthamelii sind fast alle grün, doch waren auch gelbe, wie gewöhnliche podalirius- Puppen darunter, die über den Winter liegen blieben und aber auch im Frühjahr kleinere Exemplare, mehr die v. Miegii, er- gaben. — alexanor Esp. Ich fing ihn nur einmal in Kleinasien bei Amasia in Bergtälern Mitte Juni ganz einzeln. In Hoch- Armenien bei Eriwan erbeutete ich mehrfach die schöne, hellere Form von Alexanor. var. orientalis. Rom. An einem prächtigen Juni-Morgen ging ich mit meinem russischen Diener nach den 10 Kilometer entfernten 40 Quellen (Kirck-Bulach genannt) im Gebirge, eine herrliche, mitten in den Bergen gelegene Gegend. Ueberall, wohin das Auge blickte, sprudelten kristallklare Wasser aus dem Boden, manche natürliche, grosse Bassins bildend, eine prächtige Vegetation rings umher, grosse rote Anemonen, Salbei, weisse Pedicularis, Campanula, riesige Umbelliferen ete., Hier oabr es wielerleinGutestzuwerbeuten, sogzabr diezsei- tene, schöne Melitaea arduinna, Lycaena Löwii v. gigas und andere Lycaenen, Zygaena cambysea etc. Es war eine Lust, hier zu fangen! Angenehm waren die frischen, klaren Quell- wasser, wie schmeckte da ein Trunk, wenn wir uns gegen Mittag zum Frühstück an einer solchen Quelle lagerten! Weniger angenehm war mir die Nachbarschaft der Kurden- hirten, die öfters mit ihren grossen, bösen Wolfshunden sich heranschlichen. — Von den grössten Quellen geht eine Röhrenleitung nach Eriwan, die sich hart an den Bergwänden stundenlang fortzieht und an der eine Menge Pflanzen üppig wuchsen. Ich zog es immer vor, den Heimweg dieser Röhren- leitung entlang zu nehmen und fing stets gute Sachen dort, so auch öfters den alexanor var. orientalis. — Später, als die grossen, gelben Umbelliferen abgeblüht waren und die Samen- kapseln in dichten Dolden zusammenstanden, suchte ich nach den Raupen und fand bald die jungen Räupchen an den Um- belliferen-Früchten sitzend, so täuschend ähnlich den fahl- gelben und dunkelgefleckten Samenkapseln, dass sie nur schwer zu sehen waren. Sie verpuppten sich im Juli und im Frühjahre schlüpften mir zu Hause einige Falter aus, ziemlich blasse Exemplare! — Zwischen v. orientalis und ab. macca- baeus aus Palästina und Zentralasien kann ich keine besonders stichhaltigen Unterscheidungsmerkmale finden, Im Juli 1909 oblag ich auf einer Moorwiese bei Raithen im AÄAchen- tal — nächst der bayerisch-öster- reichischen Grenze — dem Schmetter- lingsfang. Es) Hosen. hauptsächlich” "M. aurinia und dietynna in Masse. Ich hatte es in erster Linie auf die trägeren Weibchen abgesehen und wandte daher meine Auf- merksamkeit mehr den an Blumen sitzenden Tieren zu. so bemerkte ich em lebhaftes "Gellatter "einiger Männ- chen um eine Orchidee. Ich deckte das Netz darüber und machte mich nun an die Ausbeute. Diese war weit grösser als ich ge- dacht hatte. Teilweise fühlten sich die Männchen gar nicht be- müssigt, von ihrem eigentlichen Anziehungspunkt abzulassen, bis ich schliesslich unter dem Netz die Orchidee abpflückte. Ich fand nun, wie ich vermutet hatte, ein aurinia-Weibchen, um das sich mindestens 10—15 Männchen so hartnäckig beworben hatten. Ich tötete die Tiere durch Eindrücken des Brustkorbs und brachte sie dann noch ins Giftglas. Als ich nach einiger Zeit nachsah, hatte das Weibchen die Flügel etwas geöffnet und ich war nun sehr erstaunt darüber, ein so ausnehmend gefärbtes Tier vorzufinden. Das Exemplar ist auf der Unterseite aller Flügel, sowie auf der Oberseite der Hinterflügel normal. Die Vorderflügelober- seite ist, wie aus der Abbildung ersichtlich, mit Ausnahme des Apex diaphan. Die Zeichnung der Unterseite schimmert durch. Ich glaube nicht fehlzugehen, wenn ich als Ursache dieser sonderbaren Färbung irgendwelche Temperatur- oder Witte- rungs-Einflüsse annehme. Was mir aber besonders auffallend erscheint, ist der oben erwähnte heisse Streit um den Besitz dieses eigenartigen Weibchens. Ich fing am gleichen Tage noch mehrere andere von normaler Zeichnung, teils bei, teils unmittel- bazı vor der geschlechtlichen. Vereinigung. In letzterem Fall machten sich wohl hie und da mehrere Männchen den Besitz streitig, Dies legt den Schluss nahe, dass die eigentümliche Färbung aber nie so ungewöhnlich viele. des Tieres die geschlechtliche Anziehungskraft fördernd be- einflusste, ee Vielleicht veranlasst Vorstehendes den einen oder anderen Sammler zur Mitteilung ähnlicher Beobachtungen, deren Zu- sammenfassung sodann berufene Kräfte zur Erklärung der Er- scheinung bewegen möge. Dies Anmerkung der Redaktion: Vermutlich ist diese interes- sante Aberration dadurch zustande gekommen, dass die Flügel- scheiden der Puppe, durch irgend einen Umstand veranlasst, auf feuchten Grund zu liegen kamen. Auszug aus dem Vortrage von F. Skell über Zucht von Acherontia atropos, Protoparce convolvuli, Daphnis nerii und v. livornica aus dem Ei. Bei der Zucht dieser interessanten Schwärmer ist als Grundbedingung für den Erfolg auf eine vollkommen trockene Aufzucht vom Ei aus zu achten, bei möglıchst hoher gleich- mässiger Temperatur. Diese ist auch bei der Verwahrung der Puppen, bezw. bei deren Treiben ein wichtiges Faktum. Ueber die Zucht von atropos lässt sich in Kürze folgendes sagen. Die Zeit der Raupendauer beträgt etwa vier Wochen (Anfang September bis Anfang Oktober) und’ zwar: Ei bis erste Häutung 3 Tage (durchschnittlich), erste bis zweite Häu- tung 5 Tage, zweite bis dritte Häutung 5 Tage, dritte bis vierte Häutung 6 Tage, vierte Häutung bis zur Verwandlung 8 bis 10 Tage; im ganzen inkl. der Häutungsprozesse etwa 30 Tage. Die Raupe ist bis zur ersten Häutung zeichnungslos, ein heller Streifen auf dem Rücken deutet den durch die Haut schimmern- den Nervenstrang an. Nach der ersten Häutunz finden sich schon die Seitenstreifen zart angedeutet. Nach der zweiten Hautung jedoch zeigt sich bereits die charakteristische Zeichnung, die eine erwachsene Raupe hat, nur in entsprechend helleren Nuancen. Die ersten drei Ringe besitzen eine gekörnte, rauhe Haut, ohne Zeichnung und nehmen erst nach der letzten Häu- tung das sammtartige, glatte Gepräge an. Erst nach der vierten Häutung findet sich die braune Varietät. Diese Zeichnungsum- wandlung ist während der Entwicklung der neuen Haut unter der alten noch unsichtbar, sie geht erst nach der. Häutung unter dem Einflusse der Luft vor sich. Die Raupe sieht während dieser Umwandlung sonderbar, fast krarkhaft aus, ist mit weissen Tupfen und gelben oder bräunlichen unregelmässigen Flecken besät, die sich erst nach mehreren Stunden zu der eigen- tümlichen braunen Färbung ausbilden. Im Jahre 1901 zog der Vortragende eine schmutzig gelbe Form, die als Uebergang von der grünen oder gelben in die braune Varietät gelten dürfte. Das bekannte Geräusch, das die Raupe mit ihren Kiefern hervor- zurufen imstande ist, findet sich nur nach der letzten Häutung, auch hier individuell. Interessant ist ihre Empfindlichkeit gegen Töne, die umso grösser ist, je mehr sich diese dem Basscharakter nähern. Die Tiere hören zu fressen auf, oder kommen, wenn sie sich erst vor kurzem in die Erde begeben haben, wieder an die Oberlläche. Beim Falter fällt das bekannte Geräusch auf, das auch schon in den letzten zwei Tagen der Puppenruhe aus der Hülle heraus zu vernehmen ist, wenn auch schwach. Beim Abnehmen des Rüssels hört der Ton nicht auf, wie ver- schiedentlich berichtet wird, sondern er wird nur schwächer und nimmt einen etwas anderen Stimmcharakter an. Erwähnens- wert ist noch der Duftapparat des Mannes, dem ein Duft ent- strömt, der an Schwämme erinnert. 3ei Protoparce convolvuli gilt für Zucht und Puppe das- selbe wie bei atropos. Hier geht die Verwandlung bei gün- stigen Bedingungen manchmal noch rascher vor sich. Die Raupen sind vor und unmittelbar nach der ersten Häutung ein- fach grün, mit zarten hellen Längsstreifen, später bekommen sie die Seitenstreifen. Nach der dritten Häutung werden sie ver- schieden weisslich oder schwefelgelb gestreift und haben rotum- änderte Atemlöcher. Nach der letzten Häutung. werden sie (wenigstens die aus Dalmatiner-Eiern) ausnahmslos braun, mit aus unbestimmten Seiten- und Rückenstreifen bestehender Zeich- nung. Diese Larven dürften mit Deil. nicaea wohl zu den ge- frässigsten der Schwärmerraupen gehören. Als bestes Futter ist Convolvulus arvensis (Ackerwinde) zu empfehlen. Doch ergibt Fütterung mit Zaunwinde ebenso gute Resultate, wenngleich sie weniger haltbar ist. Die Puppe liegt, wie auch bei atropos, mit dem Kopfende etwas höher in der Erde. Ihre Rüsselscheide ıst unmittelbar nach der Verwandlung noch anliegend und braucht zur Bildung der bekannten Henkelforin noch mehrere Stunden, wobei das Wachstum leicht zu verfolgen ist. Einen Schnelligkeitsrekord stellt Daphnis nerii auf. Dieses Tier braucht vom Ei bis zum Falter nur 30 bis 32 Tage. Die Zucht, ausschliesslich auf Nerium oleander, ist äusserst leicht, doch ist höchstmögliche Wärme zu beachten. Es entfallen auf u. zu das Raupenstadium etwa 18, auf die Pnppenruhe etwa 14 Tage. Die einzelnen Häutungen der Raupe erfolgen in Zeitabschnitten von je zwei bis drei Tagen. Die Raupe ist in der Jugend im- stande, mit grösster Geschwindigkeit rückwärts zu laufen, sie zeigt von der dritten Häutung ab das gewöhnliche Gepräge der nerii. Sie. sind so gefrässig, dass sie sich vom Futter abnehmen lassen, ohne zu fressen aufzuhören, so lange sie das Blatt er- reichen können. Die Verpuppung erfolgt in Moos innerhalb zweier lage. Die Puppe ist vollkommen trocken zu halten. Der Falter ist manchmal sehr scheu und fliegt am hellen Tage wild im Zuchtkasten umher, wobei er in wenigen Augenblicken schon beschädigt ist. Es sei daher zur Vorsicht geraten. Für Deil. v. livornica ist eine -definitive Vorschrift für Zucht vorläufig noch nicht aufzustellen, da die Versuche bei trockenem wie bei in Wasser gestelltem Futter (Galium) durch- schnittlich gleich unglücklich verliefen. Die Tiere gingen dabei. meist erst vollkommen erwachsen ein, oder sie gelangten im Ge- spinnst nicht zur Verpuppung. Die Puppe ist auch hier trocken und warm zu nalten und scheint die Wärme überhaupt (wie auch nach Hrn. Rackl, München, der die Zucht mit mehr Glück durch- führte) bei diesen Tieren eines der wichtigsten Fakta zum Erfolg zu sein. Vielleicht werden neue Versuche hiervon besseres lehren. Max Sailer 7. Der unerbittliche Tod hat wieder eine Lücke in die Reihen der Münchner Entomolog. Gesellschaft gerissen. Allzufrüh una ganz unerwartet verschied im September 1909 sein auswärtiges Mitglied Herr Max Sailer, Feilenhauerei- und Sägewerksbesitzer in Oberaudorf. Sailer war eine ausgereifte, starke Persönlich- keit. Wir betrauern in ihm ein braves, rühriges Mitglied. In nimmermüdem Fleiss und zäher Ausdauer hat er die alpine Fauna der engeren und weiteren Heimat durchforscht. Seine überaus sehenswerte Sammlung zierten vor allem seltene und schöne Aberrationen. Eine Kollektion daraus machte in der Aus- stellung unseres Vereins im Jahr 1907 berechtigtes Aufsehen. Besondere Freude bereitete es dem einfachen Manne, wenn er Gelegenheit hatte, seine Sammlung Interessenten zu zeigen. Da war ihm keine Mühe zu gross, keine Opfer an Zeit zu kostbar. Er geizte nicht um Anerkennung, aber helle Freude strahlte gus seinen Augen, wenn seine Erfolge gewürdigt wurden. Wir werden dem braven Manne ein treues Andenken be- vahren und mit Stolz und Freude bekennen, dass er einer der unsrigen war. Münch. Handelsdruckerei Hans Beck (Inh. Jos. Heldwein). 2} nn an, RE ER 6 F ü BEE_n_ER_n_ DER rn EEE m IE KEE n 4 4 MITTEILUNGEN + + der Münchner Entomologischen Gesellschaft, .V. n Jahrgang 1910. München, Februar. Nummer 2. Ba. 0 m > Actias artemis Brem mandschurica Ster. u. selene Hb,., deren Artunterschiede. Von Max Rorb. a.artemisfanden wir am Amur bei Raddeffka 1909 im Walde einige Exemplare Ende Mai frisch geschlüpft an Büschen sitzend. Später die Raupen auf verschiedenen Laubhölzern (Juglans mandschurica, Birken, Haseln. etc.). — Ein Haupt- tabesschied der artemis von seiene“ sınd! beir ersteren. die kurzen, anders geformten Schwänze beim 9%. Leech nimmt bei der grossen Variabilität seiner Art nur auf Grösse, Fär- bung und Zeichnung Rücksicht, die allerdings bei artemis recht veränderlich sind, während er die Form der Schwänze gar nicht berücksichtigt. Diese ist bei selene aus Vorderindien völlig verschieden; die Schwänze sind bei beiden Geschlech- tern viel länger, besonders beim 2. Sie sind dort wie bei der folgenden Art „mandschurica“, die Leech vielleicht von Rorca hatte und mit selene und artemis für eine Art hielt. — Es ist sehr wahrscheinlich, dass die zuerst von Bremer in den Etudes ent. Motschulskys aus Nord-China als artemis be- schriebene Art der mandschurica angehörte, Bremer zieht seine zuerst aufgestellte artemis selbst in den Beiträgen zur Schmet- terlingsfauna des nördlichen China zu selene. Da er aber später artemis vom Amur ganz sicher durch Beschreibung und Abbildung feststellt, muss dieser im weiblichen Geschlecht kurz geschwänzten Art dieser Name verbleiben. Bei manchen 99 ist der Aussenrand der Hinterflügel stark gewellt, fast stumpf gezackt, während er sonst bei den 22 sehr schwach geweilt, beim 5 fast glatt ist. Nur einzelne Amur-Stücke zeigen äusserst rudimentäre Spuren einer schwach gewellten, dunk- leren Querlinie im Aussenteile der Vorderflügel. Eine solche schmutzig olivfarbene tritt bei Japan-Stücken öfters deutlich und scharf auf allen 4 Flügeln auf. — Die Augenfecken sind wie bei den Amur-Stücken; doch werden die japanischen schon ‚durch die deutlichen Querlinien als kleine Lokalform der Amur-Form zu betrachten sein. Leech zieht auf aliena Butl. und dulcina Butl. zu artemis. Eyes a sam an.d sichkur isca Sid.er. Vom ldysiszigaee Reese kewitsch) 1907 brachten wir eine grössere Anzahl Puppen mit. Einige grosse Exemplare fingen wir auch im Juni an der Lampe spät nachts. Die Raupen fanden wir im Juli und August häufig, aber einzeln im \Valde, meist an Nussbäumen (Juglans mandschurica). Viele waren gestochen. Die Vorderllügel führen stets wie bei selene im Aussen- teil eine doppelte, dunkle Querlinie, von denen die äussere meist nur rudimentär zu erkennen ist. Die Hinterflügel haben eine dunkle, zuweilen recht schwache Ouerlinie, die sich am untern Ende ganz scharf rechtwinklig umbiegt und in den Innenrand ausläuit. Die Augenflecken sind etwas grösser als bei artemis, sonst ganz ähnlich; bei selene sind sie auch im Verhältnis stets grösser und in ihren oft sehr grossen, hellen Aussenhälften stets mehr oder weniger rosa angeflogen. — Selene unterscheidet sich aber besonders dadurch von mandschurica, dass beim 5 der Schwanz im oberen Teile stets (besonders nach aussen) breit rosa gefärbt ist, während beim 2 nur wenig rosa Färbung nach aussen auftritt. Bei allen mir vorliegenden mandschurica (an 100 Stück) ist keine Spur dieser Rosafärbung, weder an den Schwärzen, noch in den Augenflecken vorhanden. Diese mandschurica kann wohl auch als die kleinere nordöstliche Lokalform der indischen selene SrIb. angesehen werden. Rahrordimnrar Sean. (Riıro dar NKoome) Kurea br e var di ama Obewtchir, ar den Insel Askolderndessm Suifun ist diese Art häufig. Die Raupen leben auf Eichen und machen hell- oder gelbgrüne Cocons, die an einem 10—830 mm langen dicken Faden (Band) an den Zweigen befestigt sind und herabhängen. Butler beschreibt die Art von Japan. Ober- thur betrachtet die Amur-Form als die kleinere, dunklere, kontinentale Varietät der japanischen fugax und beschreibt sie kurz unter diana. — Caligula japonica aus Japan ändert ausserordentlich in der Färbung ab in graubraun, rötlichbraun, ockergelb, oliv- grau und grünlich (var. olivacea). TE Besprechung des am Abend des 19. Oktober 1908 von den Mitgliedern der Münchner Entomologischen Gesellschaft beigebrachten Vergleichsmaterials der Gruppe ‚‚Papilio‘'. Von Dr. Rich. Stein, München. Die von den Herren am ersten Abend zum Vorzeigen mit- gebrachten Stücke aus der Gruppe der Papilios ergaben ein fast vollständig erschöpfendes Bild dieses genus der paläarktischen Fauna; nur die sogenannten Aristolochienfalter, welche von ein- zelnen modernen Autoren noch zu den Paläarktern gerechnet wurden, waren in nur wenie Arten vertreten. Charakteristisch für fast alle Papilio-Arten ist deren Vor- kommen in zwei Generationen, die auch meist durch Farbe, Zeichnung oder Grösse unterschieden sind. Papılio machaon, bezw. dessen Lokalvarietäten sind über das ganze paläarktische Gebiet verbreitet; in Aegypten und auf den kanarischen Inseln fehlt jedoch jeglicher Vertreter. Die Krühjahrszgeneration unterscheidet sich von der Sommer- generation nur sehr wenig. Erstere ist meist kleiner und heller in der Farbe. Puppen sowie auch Raupen variieren in der Farbe sehr stark untereinander; man findet grüne und graue Puppen, die oft bis ins schmutzigweisse gehen; sonderbarerweise zeigen die Falter der verschieden gefärbten Puppen keinerlei Verschie- denheit. Unter den Tieren der Sommergeneration werden oft Stücke von dunkelgelber, bis ins Orange gehender Farbe ge- fangen. (Vebergang zu ab. aurantiaca.) Dass solche dunkle Tiere schon e. 1. gezogen wurden, ist mir nicht bekannt, und liegt deshalb die Vermutung nahe, dass diese Farbe auf die Einwirkung der grellen und heissen Augustsonne zurückzu- führen ist. Ich kann mich z. B. erinnern, dass ich als Knabe auf einer sehr sonnigen Wiese am Ostufer des Starnbergersees aus- nahmslos solch dunkle machaon-Exemplare im August fing; letz- tere Beobachtung bestätigte mir auch Herr Korb. Zuweilen kommen unter der Stammform Stücke vor, bei welchen die Hinterlügelbinde das Zellende fast oder ganz erreicht, die also als Uebergangsstücke zu v. sphyrus zu be- trachten sind. Der typische sphyrus, der aus Algerien, Marokko und Syrien stamnit, hat ausser dieser Zeichnung auch noch eine auffallende Gelbbestäubung der schwarzen Zeichnung und ein OR Verschwimmen des Rot über das Auge des Hinterflügels hinaus; ich habe unter den mitgebrachten Stücken nur ein solch charak- teristisches Exemplar entdeckt. Seitz schlägt mit Recht vor, den Namen sphyrus fallen zu lassen und diese Form als asiatica zu bezeichnen. Unter den gezogenen Tieren kommen manchmal interes- sante Stücke vor, die ihre Entstehung wohl dem Umstande ver- danken, dass sie getrieben werden und nicht die normale Puppenruhe haben; hiebei verdienen Erwähnung: au inlorn nase: au tiesnkukisvaikterrantea, aD, EyIELELA, wobei erstere beiden Formen den Uebergang bilden zur letzteren. Bei ab. inornata fehlt die Biaubeschuppung der schwarzen Hinterflügelbinden mehr oder weniger, bei tenuivittata ver- schwimmen die schwarzen Ränder sowie das Rot der Hinter- flügel gegen das Gelb. Ab. evittata zeigt die Erscheinung in übertriebenem Masse; auch ist das Gelb der Beschuppung wesentlich reduziert, so dass die Flügel glasig erscheinen; letztere Erscheinung ist wohl auf die Kälte-Einwirkung zurückzuführen und werde ich bei Besprechung der podaliırius-Formen nochmals darauf zurück- kommen. Bei ab. immaculata fehlen die schwarzen Punkte ım äussersten Eck der Vorderflügel, während bei ab. bimacu- lata zwei Punkte auftreten. Binernicht seltene Korm- ist miaich ao.n! man org Kiieckenzan den Hintertilüugeln. Diese Hormskommi häufig (ca. 40 Prozent) bei 22 vor, sehr selten beim J\. Der Unterschied zwischen Frühjahrs- und Sommergene- ration des machaon tritt zum erstenmale deutlich hervor bei dem japanischen machaon: hippocrates. Die Sommergeneration ist ganz bedeutend grösser als die Frühjahrsgeneration. Beide zeichnen sich aus durch die sehr breiten schwarzen Binden der Hinterflügel; durch die Grössendifferenz ist die Sommergene- ration sofort von der Frühjahrsgeneration zu unterscheiden. ab. hespit om i.d'es Ast ein-machaon, welckersntien der Wüste Sahara fliegt; interessant an ihm ist, dass seine Raupe und Puppe der des hospiton gleicht. Das Stück, welches ich zu sehen bekam, glich im allgemeinen einem kleinen machaon mit breiter Bindenzeichnung. Der Apex der Vorderflügel ist, A, auffallend stark ausgezogen, die schwarze Randbinde der Vor- derflügel verjüngt sich nach oben zu; am meisten charakteristisch an dem Tiere ist der breite, blaue Halbmond, mit welchem das rote Auge der Vorderflügel eingesäumt ist. Das Gleiche zeigt auch mach. ex hibet (eine sehr melanotische Lokalform), sowie hippocrates und montanus. Es wäre interessant zu er- fahren, ob bei diesen letztgenannten Tieren nicht auch analog Raupen und Puppen denen des hospiton gleichen, jedenfalls bilden diese Tiere den Uebergang zu: Pap hospiton, der jedem Sammler wohlbekannt ist. Er fliegt in 2 Generationen neben machaon nur in den Gebirgen von Sardinien und Korsika. Ob hospiton als eine Art für sich zu bezeichnen ist, wird vielfach mit Recht angezweifelt; es wird behauptet, dass hospiton-Zucht gerne in machaon zuruck- schlägt. Der Umstand, dass Raupe und Puppe dem machaon un- ähnlich sind, ist nach meiner Ansicht nicht der Beweis, dass wir es mit einer neuen Art zu tun haben. Bei der grossen Vorliebe der Papilio-Raupen und Puppen, zu variieren, könnte es sich hier um eine Varietät handeln, die sich nicht nur auf d. Imago, sondern auch auf Raupe und Puppe erstreckt, wie ja bei hospitonides nur Raupe und Puppe variieren, ap alexanor tieet ander Ost und Nordküste des Mittelmeeres, auch in Ostpersien und Turkestan. Die Lokalform muaeacabaeus:.oder judaeus hat (analog wie die Abart sphyrus bei machaon) breitere schwarze Binden an den Hinter- fiügeln und fliegt (wie sphyrus) hauptsächlich in Syrien, jedoch auch in Griechenland und Palästina; was an diesem Tier mir auch besonders auffiel, war die dünne Gelbbeschuppune. Var. magna sind besonders grosse Exemplare. Wie machaon variiert auch Pap.podalirius sehr, und wechselt Zeichnung und Farbe je nach dem Flugpiatze. Dazu kommt noch, dass sich Sommer- und Frühjahrsgeneration, wenigstens bei südlichen Stücken, wesentlich unterscheiden. Bei der südlichen Sommerform fehlt im Gegensatz zur Frühjahrs- form am Hinterleib der schwarze Länesstreifen, so dass der- selbe weissgelb bestäubt erscheint; übrigens sind auch im Rhein- lande unter der Sommerform solche Tiere schon gefangen worden. Bei südlichen Stücken ist auch die Bestäubung des Gelb dünner und durchsichtiger, und sind die Schwänze länger. Diese Stücke werden als ab. zanclaeus bezeichnet, Rn ie Zuweilen erhält man als Aberr. Tiere, bei welchen am Vorderflügel die 3. schwarze Binde vom äusseren Rand herein ‘in der Mitte unterbrochen ist; diese Aberr., die sehr häufig ist, wird meist fälschlich als ab. undecimlineatus bezeichnet; bei ab.undecimlineatus schiebt sich zwischen die 3. und 4. schwarze Binde des Vorderflügels ein Schatten ein — beginnen- der Melanismus —; dieser Schatten, sowie die anderen schwarzen ‚Binden verbreitern sich oft über den ganzen Vorderflügel — ab. schultzi; letztere ab. scheint hauptsächlich in Oester- reich vorzukommen. Die Lokalform aus Südspanien und Nordafrika heisst in der Frühjahrsform v. Feisthameli, in der Sommerform Lotteri. Beide Formen unterscheiden sich wesentlich von po - dalirius durch ihre blassgelbe Beschuppung und ihre breiten tieischwarzen Binden. (Lotteri unterscheidet sich von Feisthameli durch den spitzeren Vorderflügelschnitt, die längeren Schwänze, die bedeutendere Grösse und die fast reinweisse Grundfarbe; die Formen tamerlanus und mandarınus etc. interessieren den Paläarktensammler weniger und verdienen deshalb hier keine Erwähnung.) Papilio xuthus-Sommerform, pap. zushnlense- Frühlingsform. Letztere Form ist wesentlich kleiner und heller mit schmälerer schwarzer Hinterflügelbinde. Bei den 92 zeist sich manchmal am Hinterflügel das Rot sehr vorherrschend (ähnlich wie bei machaon). Oft bleiben die Puppen, welche die Sommergeneration ergeben sollen, liegen und schlüpfen erst im Frühjahr. Diese Tiere haben dann zwar die Grösse von xuthus, sind aber sonst in Farbe und Zeichnung wie xuthulus. Diese Form wird von manchen Forschern als ab. intermedius bezeichnet; wir haben diese gleiche Erscheinung wieder bei Maacki und Raddei. Xuthus und xuthulus Niegen in Ostchina und Japan, am Amur und Ussuri. Papıilio Maackı (Sommerform) und Radder ira lingsform). Diese Tiere gehören zu den schönsten der paläark- tischen Papilios. Unter den Tieren, welche Herr Korb von seiner Reise mitbrachte, finden sich ganz besonders prächtig und leb- haft gefärbte Exemplare sowohl von Maackı und Raddei. Maacki ist wie jede Sommerform der Papilio wesentlich grösser als Raddei. Raddei erscheint auch wesentlich lebhafter ir der Farbe als Maacki. Die leicht sichtbaren schwarzsammtenen Duft- schuppen der /d' in der Mitte der Oberflügel lassen einen Zweifel über das Geschlecht nicht leicht aufkommen. ur N | 2 ee Zu ee u rs ee ee en Seitz bezeichnet die Formen Maacki und Räddeı als zui Bianor-Gruppe gehörig, so dass obige Tiere nur Lokalformen von bianor wären. Papilio bianor erscheint mir jedoch als eine ganz andere Art. Die Schwänze sind viel breiter und plumper, auch ist der Flügelschnitt im allgemeinen ein ganz anderer. Mit Maacki und Raddei hat bianor nur die grünschil- lernde Bestäubung auf schwarzem Grunde gemeinsam. Hiemit glaube ich die für die paläarktische Fauna in Be- tracht kommenden Papilio-Arten genügend erschöpfend De- sprochen zu haben. Max Korb. Ueber die von mir beobachteten paläarkt. Lepidopteren (Vorkommen, Lebensgeschichte etc.). Pan ss@eriesyiB w var Deyrollei ’Oberth. nut allen unsern Reisen in Kleinasien war v. Deyrollei immer einer unserer ersten lagfalter, die wir dort im Frühling er- beuteten. Aber auch noch später hinein bis in den Juni fliegt die Art in höher gelegenen Gegenden, so z. B. auf der ento- molog. berühmten Jenikeui-Hochebene bei Amasia. — Deyrollei liebt bewachsenes buschiges Terrain, "wo die Futterpflanze Aristolochia unter den Sträuchern wächst. — Typische cerisyi B. finden sich bei Smyrna, dort ausserhalb der Stadt und beim Orte Burnabat; gegen Magnesia zu fing ich auch die ab. ochracea Stgr., ockergelbe etc. — Auch im cilieischen Taurus fing ich Cerisyi. Diese Stücke gehen zu den syrischen über und haben namentlich stets den orange apikalfleck der Unterseite. — Die Raupe der cerisyi sowohl als der v. dey- rollei variiert sehr in Farbe; sie ist gewöhnlich sehr gelb mit schwarzen Streifen und roten Dornen; manche sind auch ganz ohne schwarzen Längsstreifen. Auch ganz schwarze Raupen mit roten Dornen gibt es, besonders von deyrollei. Wir fanden die Raupen in Menge auf der Aristolochia (hastata) gegen Ende Mai bis in den Juni hinein in allen Grössen, z. B. ım Kerasdere (Kirschental), bei Amasia, am liebsten an den die Gärten umfassenden, zwischen den Steinblöcken wachsenden Bäumen, unter denen die Futterpflanze rankte, die jungen Raupen an dieser selbst in halbzusammengesponnenen Blättern. Die erwachsenen Raupen laufen vor der Verpuppung unruhig umher. I Thais Cerisyi var. caucasica Led: Eine auseezeich- nete und gut verschiedene Var. mit fast gar keinen ausge- zogenen, Spitzen der Hinterflügel, grösserer roter Randllecken und dahinterstehender Reihe blauer Flecken. Ihr Vorkommen ist nur auf den Naukasus beschränkt und sehr sporadisch, bei Batum, Borshom. Der) Ralter ist nicht "leicht zu 2be kommen und das Fangen desselben wird sehr erschwert, denn er fliegt nur im dichten Gestrüpp der massenhaft an diesen Stellen wachsenden Brombeer, Rosen, Smilax und anderer Stachelbüsche, die hier im pontischen Wald vereint mit den bis in die Krosen der alten Bäume (Ahorn, Buchen etc.) rankenden Epheu und Clematis (Waldreben) und sogar auch der echten Weinreben ein fast undurchdringliches Dickicht bilden. Diese Stellen werden meist auch durch kleine Wasser- läufe der oben am Berge entspringenden Quellen durchzogen! An schönen Vormittagen im Mai sieht man den feinen Falter zwischen den (rebüschen. im raschen Fluge, selten sich an einer der sparsam blühenden, rosafarbenen, persischen Aurikeln setzend; ein Fehlschlag und wir hängen mit dem Netz schon fest an einem Smilax-Busch oder an den noch schlimmeren, dicht mit starken Dornen besetzen Rubus-Büschen, so fest, dass gewöhnlich das Netz, ohne in Fetzen zu gehen, nicht mehr loszubekommen ist! Der vorsorgliche Sammler hat aber immer auch Nadel und Faden bei sich und wir setzen uns unter einen alten bemoosten Buchenstamm auf einem freieren Platze und reparieren den Schaden gleich wieder. Richtig fliegt tückischer Weise ım selben Augenblick ganz dicht vor uns eine Thais caucasica aus dem (Gebüsch heraus und neugierig dicht an uns vorüber. Sie fällt uns aber später doch auch noch zur Beute, denn nun heisst es täglich geduldig ausharren und im Laufe der kommenden Tage wurden wir noch durch einzelne präch- tige, hochrotgefleckte 22 von caucasica entschädigt! Häufig ist die Art jedoch nie und in grosser Anzahl wird man sie selten erbeuten. Die Raupen hievon findet man noch seltener und ein- zelner, da sie am Boden zwischen den dichten Rosen und andern Büschen versteckt an ihrer Futterpflanze, der Aristo- lochia sitzen. — In Borshom im Kuratal fing ich später im Mai noch einige Th. caucasica; sie war aber dort noch seltener als bei Batum. Münch. Handelsdruckerei Hans Beck (Inh. Jos. Heldwein). oh MITTEILUNGEN fe r% der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e.V t Jahrgang 1910. München, März und Apri. Nummer 3 u. 4. ee EEE a [] m BEER 2 ESG H BE 0 BER rn BED m DEN. er a ee er Er | EHE u S3_n EXB_ u BED_2_ WEN 02 5 Sm BE, (Nachdruck verboten.) Zur gefl. Kenntnisnahme. Auf vielfache Anfrage geben wir bekannt, dass der Bezug unserer Zeitschrift, vorbehaltlich des Austausches mit anderen Vereinen, an die Mitgliedschaft bei unserem Vereine geknüpft ist, und dass der Vereinsbeitrag für Münchner Mitglieder 6 Mark, für auswärtige Mitglieder 3 Mark im Jahr beträgt. Die Versendung der Zeitschrift erfolgt an sämtliche Mit- glieder kostenlos. Die Redaktion. Max Korb. Ueber die von mir beobachteten paläarktischen Lepi- dopteren (Vorkommen, Lebensgeschichte etc.). emaısepiolyxena’ab. meta. Meise. ‘Nur einmal fing ich im Hochwalde bei dem Polendorfe (Polnisch Tschifflik) am Bosporus anfangs April eine polyxena ganz ohne rote Flecken, ab. meta. Ich sah kein weiteres Stück mehr, vielleicht war es noch etwas zu frühe. Wir hielten uns nur einige Tage auf der Durchreise nach Inner-Anatolien dort oben auf, um hauptsäch- lich nach selteneren Laufkäfern (Carabus) zu suchen. Thaisrumina. L. Schon anfangs März, wenn in den herr- lichen Gärten Andalusiens alles im üppigsten Blütenschmucke prangt, die goldenen Hesperiden-Aepfel im dunklen Grün der Orangenplantagen leuchten, fliegt dieser schöne Falter, in seiner prächtigen gelb und roten Färbung ganz der südlichen Land- schaft angepasst, häufig zwischen den die Gartenwege ein- saumenden hohen Opuntien- und Alo&-Hecken umher. Bei Cadix (Chiclana) sind die Exemplare am grössten und feurigsten; die in den Bergen Castiliens und Arragoniens vor- kommenden rumina gehören der kleineren, blässeren und % N schwärzeren Form „castiliana” an. Die dunkel ocker- farbene Aberration ab. Canteneri Stgr. kommt fast nur um Malaga herum vor, man sieht sie aber merkwürdigerweise sehr selten im.Freien, dagegen zog ich aus überwinterten Puppen von Malaga eine grössere Anzahl ab. Canteneri. Die schönsten und grössten rumina fing ich aber in Algerien, einige riesige Exemplare bei Teniet-el Had im kl. Atlas im Mai. Die Raupen von rumina fanden wir in erstaunlicher Menge in allen Grössenstadien bei Chiclana und Malaga zwischen den Opuntien-Hecken der Gärten auf der grossen, einen starken kampferähniichen Geruch verbreitenden Aristolochia, die ganz jungen Räupchen mit Vorliebe in den grossen, tabakspfeifen- geformten dunklen Blüten sitzend, die erwachsenen Raupen verstecken sich zwischen den breiten, dicht mit Stacheln versehenen Opuntien-Bilättern und sie herauszulangen, geht selten ohne Verletzungen der Hände ab. Die Raunen der in den Bergen Castiliens vorkommenden Rumina-castiliana leben auf einer kleinen, gelblich blühenden Aristolochia unter Ge- büsch und Felsenblöcken. Die var. medesicaste Ill. komm in Südfrankreich, den Basses Alpes, besonders bei Digne vor und daselbst auch die so seltene, kostbare ab. Honoratıi B. Früher wurde Honoratii fast jedes Jahr erbeutet, jetzt ist sie nur selten und einzeln zu erhalten. ort sr ap polın us SElbstı 7 Diese schone, apantesett fliegt ausschliesslich nur in Kleinasien und Syrien, in Palästina in der prächtigen Lokalform v. bellargus. Schon im April fingen wir Apollinus in Mehrzahl auf Feldern bei Konia. Auch auf Hochebenen (Jenikeui-Plateau) bei Amasia fing ich die Art noch bis in den Mai hinein häufig. Der Falter ist leicht zu fangen, setzt sich gerne mit ausgebreiteten Flügeln auf den Boden, immer an Stellen, wo die Futterpflanze Aristolochia viel wächst. Anfangs Mai bis Ende Mai findet man die hübsch gezeichnete Raupe auf dieser Pflanze. Die jungen Raupen leben eingesponnen zwischen Blättern und auch in den pfeifen- kopfartigen Blüten der Aristolochia hastata, welche sie zu- sammenspinnen. Später, wenn die Raupen gross werden und sich verpuppen wollen, laufen sie oft, ähnlich den Raupen unseres Apollo, in der Sonnenhitze am Boden rasch umher. Sie verpuppen sich unter der Erde, selten unter Steinen, ziehen nur einige wenige Fäden und verwandeln sich in eine dicke, nn a kurze, schwärzliche, unbewegliche Puppe. Manchesmal bleiben die Puppen 2 Jahre liegen. Wir fanden besonders bei Ak-Chehir in Anatolien einmal die Raupen in grosser Menge. Die bei Amasia im März und April schon fliegenden Apollinus sind kleiner als die Exemplare von Smyrna, Beyrut etc. und haben wenig rote Flecken, namentlich bei den Zc tritt dies im Discus der Hinterflügel geringer auf, var. amasina Stgr. tundeszarm apollinarıs Stgr. Letztere Rorm bei Amasıa besonders kleiner und mit sehr wenig Rot. Dagegen zogen wir aus Puppen von Konia die hübschen Weiber von ab. rubra mit fast ganz roten Hinterflügeln. Die ausgezeichnete, grosse Form var. bellargus Stgr. mit breitem schwarzem Rand und grossen blauen Flecken kommt nur in Palästina und Antiochien vor. Etwas über Colias palaeno L. Was ist v. europome Esp., was v. europomene Ochs. ? Von F. Boes:|. Wer sich bereits über zehn Jahre mit Lepidopterologie be- schäftigt, wird sich erinnern können, dass die nordeuropaische palaeno-Form, welche seit dem Erscheinen der letzten Auflage des Staudinger-Rebelschen Katalogs palaearkt. Lepidopt. als Stammart gilt, früher unter dem Namen v. lapponica Stgr. fgu- rierte, während man mit dem Arttypus die mitteleuropäischen Formen europome Esp. und europomene Ochs. zusammenfasste. Diese Aenderung in der Nomenklatur wurde vorgenommen, weil nachweislich die Urbeschreibung Linnes nach einem nordischen Exemplar erfolgte, weshalb nach den geltenden Regeln über Prioritätsberechtigung dieser Rasse der Artname verbleiben muss. Nun gait es für die früher als palaeno L. benannte mitteleuro- päische Form einen anderen Namen aufzustellen. Nachior- schungen in der Literatur ergaben, dass diese Form von Esper als europome, von Ochsenheimer als europomene beschrieben wurde. Offenbar glaubte man, beiden Benennungen zu ihrem Rechte verhelfen zu müssen und nahm eine Zersplitterung der sitteleuropäischen Rasse vor, indem man die in Livland, Nord- und Mitteldeutschland, besonders in Schlesien, im Riesen- und Erzgebirge, sowie im Schwarzwald und den Vogesen verbreitete Form als v. europome Esp. bezeichnete, den rein alpinen Stücken Hr No aher den Namen v. europomene Ochs. beilegte. Wie weit diese Trennung praktischen Wert besitzt, soli im folgenden näher er- örtert werden. Den ersten Anlass zu dieser Prozedur hat Ochsen- heimer gegeben, denn er war es, welcher im 1. Band seines grossen Werkes „Die Schmetterlinge von Europa‘, die Espersche europome als palaeno ©. beschrieb. Die Beschreibung von v. europomene Ochs. erfolgte dann im 4. Band des genannten Werkes. Spätere Autoren, vor aliem Staudinger, haben diese Unterscheidung als nicht stichhaltig verworfen und beide Formen unter einem Namen vereinigt. Und heute — stehen wir glück- lich wieder auf demselben Standpunkte wie zu Zeiten Ochsen- heimers. Offenbar sind die Urbeschreibungen — sowohl die von Esper, wie auch diejenige von Ochsenheimer — nicht prägnant genug in ihrer Fassung, sonst hätte Spuler wohl kaum Veran- lassung gefunden, von der im Staudinger-Rebelschen Katalog be- folgten Nomenklatur abzuweichen und für die Alpenform einen ganz neuen Namen — v. alpina Spul. — aufzustellen. Die im Suden Bayerns, besonders in der Umgebung des Starnberger Sees vorkommenden Tiere — merkwürdigerweise wird Bayern bei den Fundortsangaben in keinem mir bekannten Werke erwähnt — wurden bisher fast allgemein als v. europomene Ochs. ange- sprochen, welcher Gepflogenheit ich auch ursprünglich bei der Bearbeitung der lLepidopteren-Fauna Südbayerns Rechnung trug. Da machte mich Assessor Osthelder darauf aufmerksam, dass er cher geneigt sei, die bayerischen Stücke als v. europome Esp. anzusehen. Er verwies dabei auf die neueste Auflage von Berge- Rebel, nach der europome Esp. beispielsweise auch in Nieder- österreich (Waldviertel), europomene Ochs. dagegen in den Alpen erst von etwa 1600 m ab aufwärts fliegen soll. Diese Mitteilung veranlasste mich, der Sache sofort auf den Grund zu gehen. Ich begab mich zu verschiedenen Sammelkollegen, von denen ich wusste, dass sie eine grössere Anzahl von aus frag- ‚licher Gegend stammenden Tieren besitzen, und machte mich daran, die einzelnen Individuen einer genauen Prüfung zu unter- ziehen. Das Ergebnis der Untersuchung war, dass zwar der grösste Teil mit alpinen Stücken aus der Schweiz überein- stimmte, dass sich aber anderseits auch eine beträchtliche Zahl von Exemplaren darunter befand, die sich von typischen schlesi- schen v. europome Esp. absolut nicht unterscheiden liessen. Einige Wochen später legte mir Herr Riemel (München) einige zo Kästen zum Bestimmen vor, welche auch eine Kollektion palaeno- Formen aus dem südlichen Schwarzwald (Umgebung von Frei- burg) enthielten. Wenn ich aber glaubte, dabei lauter typische v. europome Esp. zu finden, so irrte ich mich gründlich. Aus der ganzen Serie konnte ich meines Erinnerns nur 3 oder 4 Stücke isolieren, die den Charakter von v. europome Esp. an sich trugen ; alle anderen wiesen ın Färbung und Zeichnung die Merkmale auf, welche für die Identifizierung von v. europomene Ochs. mass- gebend sind. Daraus geht klar und deutlich hervor, dass sich die Unter- scheidung von v. europome Esp. und v. europomene Ochs. als Saar ennte Lokalformen nieht auirecht halten lasst. Fur die Berechtigung des von mir in dieser Frage eingenommenen Standpunktes möchte ich ausserdem noch die Tatsache anführen, dass sich im Gebiet des Starnberger Sees sowohl die für v. europo- mene Ochs. charakteristische gelbe 2$-Form herrichi Stgr., wie auch die nach Rebels Angabe vorwiegend aus Schlesien bekannte ab. ochracea Geest findet. Es dürfte vielleicht angebracht sein, die Unterscheidungs- merkmale v. europome Esp. und v. europomene Ochs. hier kurz zu skizzieren. v.europome Esp. Grundfarbe des /' lebhaft zitronengelb, die schwarze Randbinde meist stark gelb bestäubt, Hinterflügel- unterseite in beiden Geschlechtern gelb mit grauer Bestäubung. v.europomene Ochs. Kleiner, schmalflügeliger, Grundfarbe des J'blasser gelb, aber in der Regel doch noch viel intensiver als bei palaeno L., die schwarze Randbinde gewöhnlich breiter, die gelbe Bestäubung in derselben jedoch schwächer oder ganz fehlend, Hinterflügelunterseite beider Geschlechter schmutzig- grün mit dunklerer Bestäubung. i Die Abbildung von v. europomene Ochs. im „Seitz“ zeichnet sich zufällig durch den Mangel des schwarzen Mittelflecks auf den Vorderflügein aus. Diese Erscheinung ist ganz individuell und kann als spezifisches Unterscheidungsmittel nicht in Betracht kommen, worauf diejenigen Sammler, welche aus Bequemlich- keitsrücksichten gewohnt sind, die Falter ausschliesslich nur nach Abbildungen zu bestimmen,besonders aufmerksam gemacht seien. Was nun die oben angeführten Unterscheidungsmerkmale betrifft, so sind sie allerdings markant genug, um die Aufstellung besonderer Namen gerechtfertigt erscheinen zu lassen, nur müssten dann die Tiere alsindividuelleAberrationen, Be nicht aber als selbständige Lokalformen unterschie- . den werden. Trotzdem wäre es aber bei der grossen Variabilität des Falters andererseits auch kein allzugrosses Unglück, wenn man sich etwa entschliessen würde, zum früheren Modus zurück- zukehren und die beiden Formen wieder unter einem Namen zu stellen. In diesem Falle müsste dann die prioritätsberechtigte Bezeichnung v. europome Esp. in Anwendung kommen. Die Raupe von Smerinthus dissimilis Brem. Von Max Korb. In den an Lepidopteren, besonders Heteroceren so reichen, dichten Laubwaldungen des linken Ussuri-Ufers, die wir im Sommer 1907 von der Kosaken-Station „Kasakewitsch“ aus nach allen Richtungen durchstreiften, gelang es uns auch, nach mühe- vollem tagelangem Suchen die Raupen des seltenen und schönen Sm. dissimilis aufzufinden. Anfangs August fanden wir die ersten Raupen, schon halb erwachsen einzeln an niederen Bäumen ‚des mandschurischen Nussbaums (Juglans mandschurica Maxim.). Sıe sassen auf der Unterseite der ziemlich grossen Blätter und verrieten ihre Anwesenheit durch heftiges Hin- und Herschlagen, venn sie durch Herabziehen der Aeste oder Umdrehen der Blätter gestört wurden. Auch gaben sie einen lauten, zischen- den Ton von sich, so zwar, dass der uns begleitende Kosak sich die Raupen nicht anzurühren getraute. — Die Raupe ist er- wachsen schön grün, am Bauch zu heller ins Bläuliche mit — 23 —' weissen Schrägstreifen an den Seiten der Leibringe; neben diesen weissen Streifen ziehen sich grössere, schön rötlich violette Streifen bis zum Rücken hinauf, am letzten Leibring endet der violette Streifen an dem ziemlich langen, nach abwärts ge- krümmten Horn. Die ganze Raupe ist mit weissen Perlchen starix chagriniert. — Wir fanden auch Raupen, bei denen die violetten Streifen vollständig fehlten und nur schwach angedeutete weiss- liche Streifen vorhanden waren. Am After sitzen eine doppelte Reihe ziemlich scharfer Zäckchen. Der Kopf geht in eine Spitze aus, das Horn erinnert aber wieder mehr an das der Sphinx ligustri. Wir fanden auf einem Baum nie mehr als höchstens zwei Raupen und da auch die Nussbäume nur schr vereinzelt zwischen den andern Laubbäumen im Walde standen, so brachten wir trotz allen energischen Suchens täglich nur sechs bis acht Raupen zusammen. Diese mussten in einzelnen Schachteln heim- getragen werden, denn bei der geringsten Störung schlugen die Raupen heftig aneinander, so dass Verletzungen unvermeidlich gewesen wären. — Auch die eigentümlich geformte, auf jedem Leibring mit vielen scharfen Zäckchen versehene Puppe ist sehr unruhig und gibt bei Berührung oftmals den lauten, fast pfeifenden Ton von sich wie die Raupe. Die ganze Puppe fühlt sich sehr rauh und stachlich an und die Flügelscheiden sind etwas eingedrückt. Die Puppe kann sich auch auf den scharfen Zäckchen der Ringe ziemlich rasch drehend fortbewegen. Sie überwintert unter Moos an der Erde; die Falter schlüpfen im Juni und Juli. Zwei Sammeltage im Tal von Cogne. MonsE2®s theikd er Beutereiche Sammeltage in den schönen Tälern nördlich vom Domodossola, im Antigorio- und Formazzatal, in dessen obersten Talboden der gewaltige Tosafall, der grösste Wasserfall der Alpen mit 150 m Höhe und 30—50 m Breite, herabstürzt, lagen Ende Juli 1908 hinter mir. Durch die lombardische Ebene, über der drückende Hitze und ein bleigrauer Himmel lastete, führte mich der Zug dem Endpunkt meines Sommerausflugs, dem piemontesischen Aosta entgegen. Dort lockte mich das Ge- biet der Grajischen Hochalpen, insbesondere das Tal von Cogne. Glänzende hochalpine Schilderungen ebenso wie der Vermerk Hu „höchst seltene Schmetterlinge“ im alten Schweizer Reiseführer Tschudi hatten es längst zum Ziel meiner Sehnsucht gemacht. | Ein schwüler Julimorgen geleitet uns die ersten Stunden im Tal der Dora baltea von Aosta an aufwärts. Der Schmetterlings- flug in dem heissen Tale ist der vorgerückten Jahreszeit ent- sprechend gering, um so prächtiger die Hochgebirgsszenerie des Tales, in dem sich über dem an bedeutenden Römerruinen reichen Aosta der Grand Combin (4317 m) mit der gewaltigen Höhen- differenz von 3800 m aufbaut. Es flogen hier Papilio ab. zanclaeus, Pieris daplidice, Vanessa egea, Zygaena trigonellae und carniolica mit ab. berolinensis und hedysari, sowie einer Form mit verloschenem sechsten Fleck, die der apennina Tur. ent- spricht, sich aber durch die stark weiss umzogenen Flecke von ihr unterscheidet. Die letztere Art bedeckte in ungezählten Massen, wie Edelsteine in der Sonne leuchtend, die Blütenköpfe der hier massenhaft wachsenden Mentha. Bei Aymaville verlassen wir das Tal der Dora baltea, um einen steilen Ziehweg gegen das Cognetal zu aufzusteigen. Bald öffnet sich der erste Talgrund und der Weg führt längere Zeit eben weiter. Rechts braust in tiefer Schlucht die grosse Eyvia, von einer prächtig erhaltenen, kühn geschwungenen altrömischen Bogenbrücke, dem Pont d’ÄAel überspannt. Plötzlich erscheint über dunklen Vorbergen die herrliche Berggestalt der Grivola, aes Matterhorns des Cognetals, die als schlanke kühne Pyra- mide in reinem Firnkleid fast 4000 m hoch emporsteigt, ein über- wältigend schönes Bild! Hier entfaltet sich nun auf einer Strecke, die etwa zwischen 1000 und 1300 m absoluter Seehöhe liegt, ein Schmetterlings- leben, wie ich es reicher noch nicht geschaut. Ungezählte Scharen von Tagfalteın tummeln sich um den Weg, dessen feuchte Stellen mit einem Farbenbukett der prächtigsten Falter oft ge- radezu übersät sind. Ich fing hier folgende Tagfalter: Papilio machaon, mehr schwefelgelb als unsere Stücke, etwa die Mitte zwischen ihnen und der syrischen Form haltend; Parn. apollo, massenhaft, die 29 mit prächtig roten, grossen Ozellen, darunter tiefdunkle Stücke (ab. nigrescens) ; Pier. Manni gen. aest. Rossi, napi gen. aest. napaeae; Lept. sinapis gen. aest. diniensis; Colias hyale; Melitaea phoebe, didyma var. alpina, athalia trans. ad ab. cory- thalia mit breiten roten Binden, dietynna; en Argynnis amathusia, daphne, lathonia, aglaia, niobe, adippe, ab. valesina in grosser, prächtig blauschillernder Form; Mel. galathea in auffallend grosser Form; Erebia goante, aethiops, ligea, euryale, adyte; Satyrus hermione, semele, cordula in Massen und sehr variie- rend, namentlich die 29; Par. maera, 9 Uebergangsform zu adrasta; Epin. lycaon. ianira mit var, hispulla; Coenon. arcania; Thecla spini; dann vor allem prächtige Polyommatus- und Lycaena-Arten: Polyomm. virgaureae in riesiger, der ab. zermattensis nahe- stehender Form mit tiefdunkeln 9,!) gordius,?) gross ge- fleckt und prächtig blau übergossen, dorilis var. subalpina; Lycaena argus mit breitem schwarzem Rand, argyrognomon, baton, astrarche ab. allous, donzelii, eros, hylas, meleager, escheri, bellargus, corydon mit ab. tiphys 5%, damon ın Massen, semiargus ab. montana, sebrus. Vor allem aber freute mich der Fang eines prächtigen von Lye. Iycidas, der meine Stücke vom Simplon an Grösse nahe- zu um das Doppelte übertrifft. Besonders ‘variabel in Grösse und Färbung sind die escheri 4, die zwischen dem Himmelblau von .bellargus und dem stumpfen Veilblau dunkler icarus-Stücke wechseln. An Hesperiden gesellten sich Adopaea thaumas, eine aber- ıierende Form von Hesp. alveus, serratulae ab. caecus und car- thami dazu. (Fortsetzung folgt.) Die Arten der Cossiden-Gattung Stygia Latr. Beobachtungen über ihr Vorkommen u. ihre Lebensweise. Von Max Korb. Stygegia australis Latr. Die bei dieser Art von den Jg. so verschiedenen 22 sind ockerfarben, schwärzlich gemischt, die Yo braunschwarz mit weisslichen Streifen und Zeich- nungen. Hinterflügel in beiden Geschlechtern weiss mit breiter !) Vel. Internationale entomol. Zischr., Guben 1909 S. 113, Textaus- gabe S. 250. ?) ibid., Textausgabe S. 251. Sr schwarzer Umrandung. Im Sommer 1894 glückte es uns, auf kahlen, fast vegetationslosen Plätzen in der Nähe Cuencas in Alt-Castilien eine grössere Anzahl dieser sonst so seltenen Art zu erbeuten! — In der grössten Mittagshitze fing meine Frau das erste J', das in rasendem Flug nahe an der Erde im Zick- zack umherschwärmte. Auch ich hatte schon einigemale ein wie eine kleine schwarze Wespe aussehendes Tier rasch an mir vor- überfliegen sehen, ohne es ins Netz bekommen zu können. Wir eingen nun langsam die stundenlang sich hinziehende steppen- artige Fläche auf und ab und es gelang uns, noch einige Yo‘ zu erbeuten! Aber wo blieben die 22? Auf dem ganzen Ter- rain wuchsen nur spärlich Disteln, Onopordon und am Boden einige niedere Helianthemum und Echium. Fast alle Vege- tation war bereits durch die sengenden Strahlen der spanischen Juli-Sonne verbrannt und vertrocknet, nur noch von einigen Riesendisteln leuchteten die grossen, prächtig rosa oder vio- letten Blütenköpfe in dem eintönigen Braun und Gelb der tristen Gegend und hie und da dazwischen die hochgelben Blüten des Onopordon. — Es ist gerade 12 Uhr. Die Hitze hat sich inzwischen fast bis zur Unerträglichkeit gesteigert. Dumpf brütet die flimmernde Luft und bildet am Horizont Fata morgana artige Erscheinungen. Kein Wölkchen zeigt sich am Himmel, kein einziger Busch weit und breit, der auch nur den kleinsten Schatten zu einer kurzen Ruhepause gewähren könnte! — Angestrengt beobachten wir die dürren Pflanzen am Boden, besonders die dicht an der Erde aufliegenden langen, rauhhaarigen Blätter des Echiums. Da plötzlich huscht ein wie eine braune, grosse Fliege aussehendes Tier zwischen den Echiumblättern hervor und fährt wie ein Kreisel auf dem sandigen Boden herum. Meine Frau deckt schnell das Gift- glas darüber und nun erst sehe ich zu meinem freudigen Er- staunen, dass wir das lange gesuchte @ der Stygia gefangen hatten. Schnell besann ich mich und steckte es an eine stär- kere Nadel und diese rasch an einen in die Höhe ragenden Blütenstengel des Echiums. Das 2 zappelte lebhaft mit den Flügeln und banden wir es zur Vorsicht noch mit einem Faden fest! Es war ein sehr grosses, augenscheinlich frisch ge- schlüpftes 2. — Wir gingen nun zunächst das ganze Terrain ab und unsere Aufmerksamkeit galt jetzt ausschliesslich den Echium-Pflanzen. — Richtig, da fuhr schon wieder etwas zwischen den Blättern herum, ein weiteres Stygia-Q. Ich a, one sah nun ganz deutlich, dass die Tiere aus den Wurzeln der Pflanze kamen und fand auch bald das Flugloch. Auch dieses © wurde angebunden. Nun gingen wir zum alten Platz zu- rück. Wie gross war unser Erstaunen, als wir schon auf einige Entfernung sahen, wie das angebundene erste 2£ von fünf ( umschwärmt wurde, von denen jeder einzelne sich bemühte, den Vorzug vor dem andern zu erlangen. Wir fingen nun mit dem Netz einen Jg‘ nach dem andern ab und von da in die Giftgläser und hatten die Freude, in weniger als einer Viertel-, stunde mehr als ein Dutzend JS zu fangen, immer kam wieder ein neuer hinzu, bis fast plötzlich gegen 2 Uhr der Flug aufhörte. Nun rasch noch zu dem andern angebundenen 9. Da zeigte sich aber nichts, es sass ganz ruhig am Stengel. Es schien also gerade das erste grosse @ von den ZI bevor- zugt gewesen zu sein. — Jetzt war es aber auch höchste Zeit zur Umkehr! Unsere Kehlen waren wie ausgetrocknet. Un- säglicher Durst quälte uns und in raschem Tempo lenkten wir unsere Schritte der eine Stunde entfernten Carretera zu, um bei der dort gelegenen Venta uns den wohlverdienten Mittags- imbiss, wenn auch nur aus Brot und Eiern und einem Ouartilio feurigen Valenzia-Weines munden zu lassen. — In den darauf- folgenden Tagen war das Ziel unserer Exkursionen wieder der Stygia-Platz und erbeuteten wir bis Mitte Juli eine grosse Anzahl dieser guten Art! — Dr. Staudinger, der später bei mir die sämtlichen Stygia australis sah, glaubte in den meist sehr grossen, schön gefärbten und scharf gezeichneten Zf' und 98, eine ganz neue Art zu erkennen; er beschrieb auch später die Tiere und benannte sie zu Ehren der Entdeckerin, meiner Frau, „Rosinae“ Stdgr. — Dr. Rebel hat sie aber bei Bearbei- tung des grossen Staudinger-Rebel-Katalogs der Lepid. .d. palaearct. Faunengebiets wieder eingezogen und als Synonym von australis aufgeführt. Stygia colchica HH, S. Diese sehr seltene, in den Sanım- lungen wenig vertretene Art hat in den beiden Geschlechtern braunschwarze, durchscheinende Flügel, weiss behaarten Kopf und Therax, auch der sonst schwarze Hinterleib ist vorns weiss behaart. Ob die von Lederer nach einem einzigen 9 von Damaskus aufgestellte „tricolor‘‘ Led. eine eigene, gute Art ist oder auch eine colchica, ist nicht ganz sicher. Auf unserer grossen Reise nach Kulp und Kasikoporan in Hocharmenien 1901 erbeuteten wir colchica in einiger An- Be zahl auf der Steppe zwischen Kulp und Ikdir auf dem Weg» zum grossen Ararat unter ganz eigentümlichen Umständen. — Es war am 24. April, als wir früh morgens von Kulp aus die niederen Hügel auf dem schmalen Karawanenweg. hinan- stiegen, um auf die grosse Höhensteppe zu gelangen, die sich bis zum Fusse des grossen Ararat ausdehnt. — Es versprach ein herrlicher, aber heisser Tag zu werden. Nach einer Stunde Steigens erreichten wir das Plateau und die Steppe. In vollem Sonnenglanze leuchtete das schneebedeckte Haupt des mäch- tigen Ararat herüber, mitten aus der Steppe sich in die Wolken erhebend, ein wundervolles Landschaftsbild. — Eine Kamei- karawane kam uns entgegen und zog den Weg hinab nach Kulp, noch lange hörten wir die schrillen Töne der Glocken des Leittieres. Dann waren wir wieder allein in der weiten, schier endlosen Steppe, feierliche Ruhe rings umher. Ueberall prangten die Pflanzen noch in vollem Blütenschmucke, purpur- rote Labiaten, Salbei, Verbascum und vorwiegend viele Com- positen, Disteln mit breiten, weissgestreiften, mit furchtbaren Stacheln bewehrten Blättern, aus denen die riesigen, rosa- roten Blütenköpfe hervorragten. An diesen sassen oft klumpen- weise die Goldkäfer (Cetonia) und die schönen, in allen Farben schimmernden Glaphyrus und andere Arten. Unsere Flaschen füllten sich rasch. Je höher die Sonne stieg, je heisser es wurde, desto mehr entfaltete sich das reiche Insektenleben! — Plötzlich sah ich an einer der langen Distelstacheln etwas zappeln. An der Spitze, durch den Hinterleib gespiesst, stak ein psychenartiges Tier, lebhaft mit den Flügeln schlagend. Zu meiner grössten Freude war es Stygia colchica, ein 9. — Wie gross aber war meine Ueberraschung, als wir nun die übrigen Disteln absuchten und fast an jeder der Spitzen der Stacheln Stygien angespiesst fanden, viele daven, und zwar meist Y\5', waren schon vertrocknet und zerbrachen beim Ab- nehmen, andere waren aber noch lebend, fast alle waren durch den Hinterleib gespiesst. Offenbar hatten kleine Vögel, wohi eine Lanius-Art, diese Mordarbeit getan! Obwohl auf der ganzen Steppe die Disteln zerstreut wuchsen, so fanden wir doch trotz eifrigen Suchens nur an dieser einen Stelle die Stygia colchica. .Acht Tage früher hätten wir vielleicht die col- chica auf ähnliche Weise wie die vorher beschriebene „australis“ (Rosinae) in grösserer Anzahl erbeutet. — Sicher leben die Raupen der colchica sowie der anderen Stygien eben- og falls in den Wurzeln der niederen Echium oder Cynoglossum- Arten, die auch hier wuchsen. SzoaeBederseri Stgr.. wurde, von Eedezer im? cilie. Taurus in einem einzigen Stück gefangen und ist eine ganz zweifelhafte Art, da nur die Flügel des Exemplars echt sind, die an den Körper einer australis gesetzt wurden, wohl des- halb, dass sie nicht ganz verloren gingen. Stygiatricolor Led. wurde in einigen Exemplaren ('7‘) von Lederer bei Magnesia (Kleinasien) erbeutet und ist doch wohl eine von colchica verschiedene Art. Siszesaspısychidion Stzr.. Auch von dieser Art exı, stieren nur wenige Stücke, drei aus Lederers Sammlung, von denen auch nur ein J' gut ist; die beiden andern aber ganz chlechte Stücke sind. Das Original der psychidion befindet sich in Staudingers Sammlung und stammt aus Griechenland (Peloponnes). Im Wiener Hofmuseum steckt ein Exemplar der psychidion (?) mit dem Fundort Italia m (?). Mit Aus- nahme der australis sind alle anderen Stygia-Arten grosse Seltenheiten und nur in wenigen Sammlungen zu finden. Ueber Systematik und Nomenklatur. VonsRobere Erhardt Die Einordnung lebender Wesen in ein System erfolgt auf Grund von Beschreibungen, welche durch eingehende Unter- suchung und Beobachtung der einzelnen Arten gewonnen worden Sind Diese Beschreibungen sind derart zu'geben, dass sie Vergleiche für das Uebereinstimmende und Verschiedene aufstellen. Vergleichspunkte am toten Körper geben die Morphologie (kopen Gestalt) oder die Beschreibung der äusseren Gestalt, der Leibesbildung; für Teilanerdnungen im besonderen wohl auch die Metnologıe. (ters Teil); die Anatomie (4vaton Zerschneiden) mit der Oimissanole’gie Tür. .die Organe des Körpers im Groben und der Histologie (terös Kette, Gewebe) der sich zu Organen verbindenden Elemente, Gewebe etc., ferner die See Embryologie (&upvov ungeborene Leibesfrucht), die ver- borgen liegende Entwicklung und erweitert die entwick- lungsgeschichtlichen Vorgänge; die Ontogenese (övws was wirklich ist und vyeveus das Entstehen). Die Untersuchung und Aufstellung von Vergleichen amlebenden Leibe, die den regelrechten Lebensgang ins Auge fasst und deren Beschreibung im Zusammenhang mit obigem steht, ist Aufgabe der Physiologie .(pias Geschöpf, Wesen); die Erkran- kungen beschreibt die PathologieunddiepathologischeÄnatomie(mado- koyıa) Wissenschaft, welche von Krankheiten handelt); die Missbildungen die Teratologie (tparoiöyos wer von Widernatürlichem, Aus- sergewöhnlichem redet); die Palaeontologie (rmaAadös aus früheren Zeiten stam- mend) behandelt die untergegangenen Formen; die Phylogenie (pX%ov Abstammung) die auf dieser auf- gebaute Stammesentwicklung. Die Orthogenese (öp%ös in gerader Richtung) ist die be- stimmt gerichtete Entwicklung, deren stellenweise Unter- brechung und zeitweiser Stillstand nach Prof. Eimer die hauptsächlichste Ursache der Trennung der Organismenkette inwerstzesnist. Die auf vorbezeichnetem Wege für die verschiedenen leben- den Wesen gewonnenen Analysen ermöglichen, die Tiere zu klassifizieren, sie in ein System zu bringen. Dieses System wird aber nicht das natürliche sein, vielmehr so lange, bis der Mensch alles kennt, ein mehr oder weniger künstliches bleiben, d. h. in alle Ewigkeit. Nach dem heutigen Stand der Systematik gehören unsere Schmetterlinge im Tierreich (regnum animalium) als Metazoa (im Gegensatz zu Protozoa Urtiere) in den Formenkreis (typus) der Arthropoda (Gliederfüsler) und zwar in die Klasse (classis) der Hexapoda (Sechsfüssler oder Insekten) und bilden hier die Ordnung (ordo) Lepidoptera (fexis, -Öog Schuppen, rntepöv Flügel, Schuppen- flügler). BET Dr ae Be Sn es Senn mnRn nun ln un Lateinisch: Deutsch: Englisch: Französisch: Lepidoptera Schmetter- Butterflies Papillons linge für Tagfalter Mothes | für Nachtfalter Die weitere Einteilung erfolgt absteigend in familia Familie family famille subfamilia Unterfamilie subfamily sousfamille genus Gattung genus genre subgenus Untergattung subgenus sousgenre snecies Art species espece subspecies oder | Unterart oder subspecies or sous-espece ou varietas Varietät varietas variete NaechndenvRecseln der zo0olosiıschen Nomen- klatur“, wie sie der V. Internationale Zoologen-Kongress in Berlin 1901!) beschlossen hat, ist die wissenschaftliche Benen- nung der Tiere für die Untergattung und alle übergeordneten Kategorien monenominal, für die Arten binominal, für die Unterarten oder Varietäten trinominal. Als wissen- schaftliche Namen sind lateinische oder latinisierte Worte zu wählen. Der Name einer Familie wird durch Anhängen der Endung — idae, der einer Unterfamilie durch Anhängen der Endung — inae an den Namen des Namens der zum Typus genommenen Gattung gebildet. Der Gattungsname soll ein Hauptwort im Nominativ Singularis sein und wird stets mit grossem Anfangsbuch- staben geschrieben. Nemienı Furrisnten und Unterarten können Hauptwörter oder grammatisch von Gattungsnamen abhängige Eigenschaftswörter sein. Eigennamen oder Vornamen, zu Art- namen verwendet, können?) mit grossem Anfangsbuch- staben geschrieben werden, in allen anderen Fällen wird der Art- name mit kleinem Anfangsbuchstaben geschrieben: Beispiele: Familie Nymphalidae Nymphalidae Unterfamilie Nymphalinae Satyrinae Gattung Vanessa F. Satyrus Wwd. 1) Sonderabdruck im Verlag von Gustav Fischer in Jena (1902). ?) Es empfiehlt sich, die Eigennamen nur dann gross zu schreiben, wenn sie im Genitivus dedicationis stehen. Be Art Vanessa urticae L. Satyrus KaufmanniKErsch. Unterart Vanessa urticae turcica Satyrus Kaufmanni Sie- Stg. versi Chr. Wie ersichtlich, hat der V. internationale Zoologische Kon- eress in der Unterart keine weitere Trennung mehr vorgesehen und die bisher üblichen Bezeichnungen varietas, aberratio etc. fallen gelassen. Eine derartige Vereinfachung mag anderwärts ohne Bedenken geschehen, für die Ordnung der Schmetterlinge erscheint die weitere Abstufung und Zerlegung, wie sie Dr. Stau- dinger u. a. eingeführt haben, nicht mehr entbehrlich. Dem- gemäss wäre auch die Schreibweise für die Unterarten zu modi- fizieren. Arbertatvonen nennt. Dr Staudinger us anere Abänderungen einer Art, welche überall einzeln an dem- selben Ort und zu gleicher Zeit mit der Haupt- oder: Rasseform auftreten können“, Sie zerfallen in solche, die sich konstant oder ziemlich konstant wiederholen, daher auch eigene Namen erhalten, und solche, die ganz zufällig erscheinen und vielleicht nie wieder im selben Gewande vorkommen, daherauchkeineeige- nen Namen verdienen und nicht katalogisiert werden sollten. Ueber die Entstehung der Aberrationen haben die sog. Temperaturversuche, namentlich die in dieser Richtung hervor- ragendsten Arbeiten und Veröffentlichungen Dr. Standfuss’ Aufklärung gebracht; sie haben aber auch bestätigt, dass Dr. Staudinger schon Jahrzehnte früher!) mit seiner Definition der abenratio als „zur allurereribrande rungen dese erden Nagel auf den Kopf getroffen hat. (Schluss folgt.) !) Katalog der Lepidopteren Europas von Dr. O. Staudinger und Dr. M. Wocke 1861, Vorwort p. X; desel. II. Auflage 1871, Vorwort p. XXI. Voranzeige. Die Mai- und Juninummer unserer Zeitschrift wird einen zweiten längeren Artikel aus der Feder des ver- storbenen hochverdienten I. Vorsitzenden der Münchner Ento- mologischen Gesellschaft — Robert Erhardt — über „Hilfsmittel zur Erleichterung des Studiums der Schmetterlingskunde“ bringen. Der wertvolle Aufsatz dürfte Anfängern wie Fortge- schrittenen auf dem Gebiete der Lepidopterologie gleich will- kommen sein. Eine Reihe von Abbildungen werden zur Er- gänzung und Erläuterung des textlichen Teiles dienen. Die Redaktion. Für Redaktion: Max Korb, München. Druck der Münch. Handelsdruckerei Hans Beck (Inh. Jos. Heldwein). EEE N. MITTEIIINDEN Het oe» MITTEILUNGEN + + # l; H der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e, V, us m Jahrgang 1910. München, Mai und Juni. Nummer 5 u. 6. a nn aa an a ann a Ey u (Nachdruck verboten.) Ueber Systematik und Nomenklatur. NonaRobenir Bhsaderc (Schluss. „Von viel grösserer Bedeutung“, sagt ferner hier Dr. Stau- ine sind. dier Bokalwmarretistenroder Rassen von mir als varietas (v.) bezeichnet. Manche derselben werden sogar als eigene Arten betrachtet und lässt sich hierüber gar nicht streiten, da dies ganz von den mehr oder minder darwini- stischen Ansichten des Einzelnen abhängt. Die Rassen bilden sich teilweise mit der Zeit gewiss zu dem heraus, was wir selb- standige Arten nennen und einige haben dies bereits, aber nur an einzelnen Lokalitäten, getan. Nur der Umstand, dass bei einer Anzahl solcher Lokalvarietäten durch die genaueren Kenntnisse ihrer früheren Zustände, ihr Zusammengehören mit anderen Formen unbezweifeilbar nachgewiesen ist, macht das Vor- Benaen derselben überhaupt (ber den. Bepidopteren wenigstens) unangreitibar.“ Von den Lokalvarietäten treiinte Dr. Staudinger die von aeeoNenmoirm.(martertası altileola genannte ab, womit er diese grosse Gruppe von Varietäten treffend charakte- risiert hat. Die weitere Abtrennung von Zeitvarietäten er- scheint nicht nur berechtigt, sondern- sogar notwendig. Gibt es doch viele Arten, welche im selben Jahre in zwei oder noch mehr Generationen, dabei je nach der Jahreszeit in ganz verändertem Kleide (engl. seasonal dimorphism.) erscheinen. Im paläarkti- schen Faunengebiet unterscheidet man in der Hauptsache zwischen einer Frühjahrs- und einer Sommergene- ration, in der Tropenfauna zwischen der Regenzeit- und der Wrockenzeitfform (engl. wet season & dry season form.) ; dabei kommen aber noch Zwischen- und Ueber * Ba Br gangsformen vor, die oft so charakteristische Merkmale auf- weisen, dass auch ihre Verzeichnung gerechtfertigt erscheint. Nach den vorstehenden Ausführungen wäre für die Ord- nung der Schmetterlinge in der Unterart somit zu unterscheiden: albye m naht 1ro. (abN)WAUbr amt oderesipr erlkarızer varietas wrEok alyarıe sat oder Raser u ahtiersarsitra | di efoll, anıa. kart ))2Elsollte n Torsinde Semeratıo wernalis, (sen. vern.), Biss Sen e ma 1 Orr eneratio aestıyaliıs (sen aest. Ss omEralerz IQ Senera lo m. Bots a tem ponısıp luy are (Lossm, Bep IImaaReerene zei korn); Do nr mar, bemponus sIeeitatıs,.dor me Ware Nreockenzeiıtiorm; Kossm anne me dia Ktomm inte nm) ZwEstehıresn- oder Uebergangsiorm und angepasst an die Regeln des zoologischen Kongresses zu schreiben wie folgende Beispiele zeigen: Thais rumina ab. Honoratıı B.; Argynnis paphia ab. @ valesina Esp.; Papilio podalirius v. Feisthameli Dup.; Erebia epiphron v. cassiope F.; Erebia manto v. alt. pyrrhula Frey; Pieris daplidice gen. vern. bellidice Ochs. ; Pieris napi gien. aest. napaeae Esp.; Papilio xenocles form. t. pluv. xenocrates Fruhst.; Teraeolus ione form. ti. siec. jobina Btl! etc. Von den bemerkenswerten Ratschlägen, welche der V. inter- nationale Zool. Kongress im Anschiuss an die aufgestellten Regeln zur Befolgung empfiehlt, sei hier noch die Bezeichnung vor Kreuzungen (Bastarden, Eiybr idemausemmee, Beispielen gezeigt: Saturnia pavonia X X Saturnia pyri 2 —= Saturnia hybridus Emilae Stis,; Saturnıa pawmolinıa 2» Saturnıapyrıokoden Saturnia pavonia 2 (Saturnia pavonia 5: X Saturnia pyri 2) X Saturnia pa- vonia 2 — Saturnia hybr. Standfussi Wisk. Der Name des männlichen Erzeugers soll hierbei stets dem des weiblichen vorausgehen. . Ueber Hilfsmittel zur Erleichterung des Studiums der Schmetterlingskunde. Mit erläuternden Abbildungen auf 4 beigeleglen Tafeln. Ven Robert Erhardt. Es ist leider eine kaum zu bestreitende Tatsache, dass von den zahlreichen Freunden der Schmetterlingskunde es nur wenige in ihrem Leben so weit bringen, dass ihre Kenntnisse mehr als partielle oder gar oberflächliche gelten, dass sie selbst Befriedigung fühlen oder ihren Mitmenschen und der Wissen- schaft erspriessliche Dienste leisten können. Diese Wenigen aber, welche das Ziel durch unermüdlichen Fleiss und Ueberwindung zahlloser Schwierigkeiten wirklich erreichen, sind bis dahin meist alte Leute geworden, denen es aus wechselnden Gründen nicht mehr möglich ist, die mühsam erworbenen Resultate der Nach- welt so zu hinterlassen, dass auf denselben unmittelbar weiter gebaut werden könnte. Meist wird dann der grundlegende und wichtigste Teil des Errungenen — die aus einer zerstreuten und oft nur schwer verständlichen Literatur gewonnene Kenntnis der Arten -—— mit dem Besitzer zu Grabe getragen und dieselben Aussichten blühen der heranwachsenden Generation und sie muss von neuem in diesen circulus vitiosus eintreten. Die Frage, ob nicht und wie diesem offenbaren Uebel- 'stande beizukommen ist, hat mich in meinem langjährigen Studium der Schmetterlingskunde nur zu häufig beschäftigt. Die I‘rage, wie kann man bei den einmal gegebenen Verhältnissen, bei der zerstreuten und vielsprachigen Literatur, den meist un- zugänglichen grossen Staats- und Privatsammlungen es in kür- zerer Zeit als bisher ermöglichen, seine Kenntnisse auf eine Höhe zu bringen, dass man noch im rüstigen Alter das Bekannte ver- arbeitet hat und darauf weiterbauen und wirkliche Fortschritte machen kann. So manchesmal habe ich von den verschiedensten Seiten aus einen Anlauf genommen, ein Scherflein zur Abhilfe und zur Lösung der Frage beizutragen, bin aber bis zur Stunde nicht recht vom Flecke gekommen. Einmal glaubte ich, den Schlüssel zur Erleichterung der Artenbestimmung — denn eine umfassende Artenkenntnis bildet die Voraussetzung und Grundlage des Studiums — in Seosmeuen Abbildiun sen mach der .Natur!wieisıe die Erfindung des Dreifarbendrucks ermöglichen konnte, entdeckt RR Pe: ge zu haben. In der Tat schienen meine diesbezüglichen Studien und Versuche zu ergeben, dass auf diesem Wege ein Bilderatlas in grosser Auflage um so geringen Preis herzustellen wäre, dass er jedem, selbst dem wenig Bemittelten zugänglich würde; aus- gedehntere Versuche baben jedoch ergeben — und wird dies durch die in letzter Zeit von anderer Seite veröffentlichten Ar- beiten bestätigt —, dass es mit den heutigen Mitteln zwar gelingt, grosse und prägnant gezeichnete, nicht aber kleine, fein ge- zeichnete oder nur durch zarte Farbenabstufungen sich unter- scheidende Tiere direkt nach der Natur befriedigend und hin- reichend deutlich abzubilden. Wir bleiben also wie bisher auf die Beschreibungen und das zeitraubende und schwierige Studium derselben mehr oder weniger, wenn nicht in der Haupt- sache angewiesen. Schwierig und zeitraubend macht dieses Studium nicht nür der Umstand, dass die Literatur so sehr zerstreut ist und die Kenntnis von wenigstens vier Sprachen: lateinisch, deutsch, eng- lisch und französisch voraussetzt, vielmehr, dass kaum in zwei Schriften verschiedener Autoren identische Körperteile des In- sekts in seinen verschiedenen Lebensstadien gleichmässig bBezeichn’tet werden. YHierin "elaubte ich "dierWVerzeiisdes Uebels gefunden zu haben und den Hebel zur Abhilfe ansetzen zu müssen. Ich fertigte Tabellen in Schrift und Bild an, welche syste- matisch und alphabetisch geordnet in den vier Hauptsprachen reben einander die gebräuchlichsten Bezeichnungen für die Körperteile, die Farbe, Zeichnung und Eigenschaften unter ein- ander enthalten und lege ich sie beim Nachschlagen oder Stu- dieren stets neben mich. Lese ich dann z. B. in Herrich-Schäffers Werken von einer gewässerten Binde, einer Ringmakel oder 7 und 8 liegt — oder in einem modernen Werke von einer Submediane oder Radiale, so einem Pieillleck, der zwischen Rippe genügt ein Blick in die Tabellen, um zu wissen, oder sich zu er- innern, was darunter zu verstehen ist. Sie geben ferner vier- sprachig die hauptsächlichsten termini technici, welche im ge- wöhnlichen Lexikon meist nicht zu finden sind. Wenn ich heute damit beginne, diese zunächst nur für meinen eigenen Gebrauch zusammengestellten Tabellen den Mit- gliedern unserer (Gesellschaft wenigstens im Auszug zugänglich zu machen, muss ich vor allem darauf hinweisen, dass dieselben bezüglich Vollständigkeit noch manches zu wünschen übrig a een In eum er enthalten konnen, die nur Daarehkikere an um.dalie. hen. Durch arbeeumewozu Saermameie mieime Zeit micht ausweicht, oe Fundenmund gemerzt: werden konnen. \Wennvich durch die Veröffentlichung dem einen oder andern nützlich sein kann, ist der Zweck erfüllt, Im Stillen hoffe ich damit aber auch einen Anstoss zur Aufstellung einheitlicher Be- zeichnungen in der Schmetterlingskunde, analog der vom Internationalen Zoologenkongress vereinbarten einheitlichen Nomenklatur geben zu können; im Projekt habe ich eine der- artige Arbeit schon lange, würde aber die Ausführung gerne einem anderen überlassen, der mehr Zeit hat als ich, und berufener ist; bei dem Interesse, welches ich der Frage beilege, würde ich mich gerne damit begnügen, sie in Fluss gebracht zu haben. A. Die Entwicklung der Schmetterlinge. Die Schmetterlinge gehören zu den Insekten mit voll- standiser Verwandlung, insecta holometabola ( ss vollständig, neraporn Verwandlung), das heisst zu denjenigen, welche vier ausgesprochene Lebensabschnitte: Ei, Larve, Puppe und Imago durchmachen, im Gegensatz zu den mit unvoll- kommener Verwandlung g, insecta hemimetabola oder ametabola. Lateinisch: Deutsch: Englisch: | Französisch: eo | Verwandluns | metamoriphosis me&etamorphose f. (metamorphosis) | | ER Lebensab- | stage | &tat m. (stachium?) schnitt | | 1. Das Ei. Lateinisch: Deutsch: Englisch: Französisch: ovatio Eiablage deposit ponte f. ovum Ei egg oeuf m. maritatum befruchtetes fructified fructifie infeecundum unfruchtbares infertile infertile planum flaches, plattes flatı plat lenticulare linsenförmiges lenticular lentieulaire cvatum eiförmiges egg-shaped, ovale | oviforme cylindratum walzenförmiges eylindrieat evlindrique conicum kegelförmiges |conical, tapering | conique piriforme birnenförmiges pyriform pvriforme rectum aulrechtes upright droit hemisphaeroides halbkuseliges hemispherical h&mispheroidal praesemenatio Embryo embrvo embryon m, excludere ausschlüpfen hatch (out) | ecicre Eu 2. Die Raupe. Lateinisch: Deutsch: | Englisch: | Französisch: ne Raupe [ eaterpillar | chenille £. larva ‚Ularva Die Raupe hat meist walzenförmig geformten Körper, welcher aus einem hornartigen Kopiglied und 12 (nach Spuler 13, welcher das Afterglied zweiteilig annimmt) durch mehr oder weniger deutliche Einschnitte getrennten Ringen (Segmenten) besteht. a)DerKopf. Siehe Abbildung Tafel 1 Fig. I. Bez. Lateinisch: Deutsch: Englisch: | Französisch: \caput | Kopf | head tete f. pi ı ileus | Kappe | ealotte ‚ealotte f. el |clipeus , Stirndreieck =) | ehaperon m. oc |ocelli | Punktausen MICTOSCOPIC stemmates m. | (stemmata | eves a | antennae | Fühler ‚ feelers tentacules m. lbr |labrum | Oberlippe labrum levre sun6- | | (unpaar) | rieure f, ap | epipharynx | Epipharvnx epipharvnx | epipharynx md |mandibulae Oberkiefer ‚(mandibies | mandibules f. | (Kinnbacken) || Gaws) | | (paarig) | mx | maxillae , Unterkiefer ı under jaws | pm 'palpı maxillares ' Kinnladentaster | maxillary | palpes maxil- | (#gliedrig) ı palpi | laires labium | Unterlippe labium | levre inferieure f. (unpaar) | pl palpi labiales Lippentaster ‚ labial palpi ı palpes labiaux (2gliedrie) | sp /Zusula (?) Spinnwarze spinneret | filiere f. *, Wo Wörter fehlen, sind meist die lateinischen Ausdrücke in der jeirellfenden Sprache gebräuchlich; selten nur fehlte mir die Kenntnis des sebräuchlichen fremdsprachlichen Ausdrucks. b) Der Leib. Siehe Abbildung Tafel 1 Fig. V und VI. Lateinisch: Deutsch: Englisch: | Französisch: COTPUuSs Leib bodv | coIps m. abdomen Hinterleib | abdome:ı | abdomen m. Der Leib der Raupe setzt sich aus 3 auf den Kopf fol- len Brust- und weiteren 9 (— 10) Bauchringen zusammen, . . a} = “ N / ) 1 \ | B 3 ' \ \ ) \ \ I ) l 0 , x 39 ist mit einer Haut überzogen und in den Ringeinschnitten be- weglich. Die Raupe hat regulär nicht mehr wie 8 Paar Füsse, von denen Füssen des Imago entsprechend — sind, wahrend von den A Paar Fleischfüssen am 6., 7., 8. [9] (9) Paar klauenförmige an den Brustringen — den ast ausnahmslos vorhanden und 9. Segment häufig einzelne Paare, bei den Spannerraupen sogar die ersten 3 Paare verkümmern oder ganz fehlen. Des und. 5. Ring, wie auch der |1.' (ev. (29) ist Stets ehmes Küsse, dagesen trägt der letzte oder!]2. (ev. 13.) Rins entweder die sogenannten Nachschieber oder Gabeln. Ausnahmen kommen bei den Kleinschmetterlingen vor, bei welchen sich (z. B. bei den Tineiden) Raupen ganz ohne ausge- bildete Füsse, oder nur ohne Bauchfüsse, oder solche mit 9 Paar ausgebildeten Füssen finden. Während die Bauchfüsse der Grosschmetterlinge an ihrer Sohle nur am halb en Umfang mit Häkchen besetzt sind (Klammerfüsse), sind die der Kleinschmetterlinge ringsum damit ausgerüstet (derlarnez rüls'sie)" zum Klammern unge- eignet und bislang Hauptunterscheidungsmerkmal zwischen Micros und Macros, Diewenutt lo chen. welche sich” any beiden Seitenz.der Ringe befinden, fehlen am 2. und 3., wie am 12. (ev. 13.) Ringe. | Bez. | SC SV sa pP Lateinisch: eutieule cervix oceiput seutum cervi- cale (collare) ineisiones segmenta s. pectoralia s. ventralia s. anale anus scutum anale valva analis pedes p. pectorales Englisch: Deutsch: | Französisch: Haut euticle, skin peau f. Hals 'kopf| neck cou m. (ex) Nacken, Hinter-| oceiput nuque f, Nackenschild cervical shield | &cu cervicai Einschnitte nz incisions f. incisions Ringe somites, annu- | anneaux m,, lets, segments | segments m. Brustringe pectorals a. pectoraux Bauchrinse ventrals a. ventraux Afterring anals a. d’anus After anus | anus m. Afterschild anal shield | anal bouclier Afterklappe anal valve | anale valve Füsse legs | pattes f. Brustfüsse pectoral 1. | vraies D. thoraeie 1. | true 1. | BE Bez. |. Lateinisch: Deulsch: | Englisch: Französisch: pVv | p. unguales Klauenfüsse | corneal |. IP. ecailleuses p. ventrales Bauchfüsse prolegs | fausses p. abdominal 1. ıp. membranacei | Fleischfüsse | fleshv prolegs p. membra- ' membranous p. | neuses ' p. sugentes Saugfüsse sucker-like p. pP. Suceuses p. semicoronati | Klammerfüsse | claspers | p. coronalti Kranzfüsse | pa | p. anales Afterfüsse ı anal (legs) p. anales | Nachschieber | claspers | stemapoda Schwanzgabel | stemapods i | filamental legs st | stirmata Luftlöcher | spiraeles | stigmates m. eruca geomelra | Spannraupe | chenille arpen- | teuse f. e. Spinosa Dornraupe spined larva chenille epineuse e. lJanuginosa Weichhaarraupe | pubescent 1. ch. pubescente e. pilosa Bärenraupe | ch. velue e. peniculosa Bürsten-, Pin- | ch. hispide sel-Raupe | e. oniscoformis | asselförmige PR. | slug-like 1. eloporteforme sarcomata Auswüchse | processes excroissances 1. verruca Warze tuberele, wart mamelon m. *uber, gibber Höcker | hump protub£rance f. spina Dorn spine, thorn epine |. aculeus 0. l"Stachel prickle piquant cornu Horn horn corne f. c. cornu capitalis Kopfhorn cephalic-horn cephalique e. cornu caudalis Schwanzhorn | caudal-horn caudale cornua ramosa Geweihhörner antler like spines| ramures f. ER DENE Ze ch on mer den R anı)perm. lineamenta Zeichnung projection dessin m. ld | Jinea dorsalis | Rückenlinie dorsal line ligne dorsale Isd | 1. subdorsalis | Subdorsalstrich | subdorsal 1. l, sous-dorsale Ist | 1. stigmalis Stismalinie - | spinieular 1. Isst |]. süpra stigmal.) obere Stigmal. supraspirieul. |. list | 1. infrastigmalis | untere Stiremal. | subspirieular 1. ey ln. obligquae Schrässtreifen oblique stripes | raies obliques F. | puneta dorsalia Rückenpunkte dorsal spots points dorsaux retieulatus netzförmig retieular retiforme ma | macula annulala | Ringfleck ' annular speck tache annu- | | laire £. mo | m. ocellata Augenfleck eve spot tache oculifere f. | pupilla Kern pupil pupille f. | speculum Spiegel speeular ring | corona Hof d) Eigenschaften Lateinisch: monophagus polyphagus | herba pabuiarıs | exerementum vernatio quies hiberna hiematio 41 . 4 ern Zr BR Eur ee SEE er FA A Deutsch: Englisch: , monophag monophasous polvphag polyphagous Futterpflanze food-plant Kot excrement , Häutung moult, molt, exdvsis Winterschlaf winter-sleep | Ueberwinterung | hibernating | [ Ad erst anuıpee nn. Französisch: monophage polvphage pıante foura- fiente f. [gere f mue f. engourdisse- ment m. hivernage m. Se DierBuppe Siehe Abbildung Faiel | Bie-T, Wiund IM. Lateinisch: | nympha (pupa) | | Puppe | | Deutsch: | Englisch: chrysalis (pupa) Französisch: ' ehrvsalide (poupe&e) f. Freie Puppen, d. h. solche ohne Scheide oder Hülle, hat nur die phylogenetisch am tiefsten stehende Familie der Microptery- giden. Halbbedeckte kommen bei der Familie der Tineiden vor und ganz bedeckt sind die Puppen aller übrigen bekannten Schmetterlingsfamilien. Bez. al Lateinisch: theca cephaloteca opthalmotheca glossotheca ceratotheca prothoracotheca mesothoraco- theca metathoraco- theca podotheca gastrotheca pterotheca cremaster anus stigmata segmenta nympha libera Deutsch: | Hülle, Scheide | Kopfscheide Augenscheide Zungenscheide Fühlerscheide Vorderrückensch. Mittelrückensch. Hinterrückensch. Beinescheide Hinterleibsch. Flüsgelscheide Kremaster After Luftlöcher Ringe freie Puppe Englisch: cover (integument) head-cover eve-cover tongue-cover feeler-cover prothorax-c, mesothorax-c. metathorax-c. leg-cover abdominal-e. wing-cover cremaster anus spiracles sesments Französisch: ötul m. 0) (enveloppe f.) . de la tete €. des veux €. de la trompe & [© N Cdx des antennes 5. du prothorax &. du mösothorax &. du metathorax 6. des pattes ı &. abdominal e. des ailes cremastre m. anus m. stigmates m. sesments m. chrysal. libre £. = m = D Te Te SS TE ER EEE Lateinisch: Deutsch: Englisch: | Französisch: | n. incompleta halbbedeckte P. chr. semi-enve- | | lopp&e | n. obtecta bedeckte P. | chr. envelopp6e | n. involutä eingewickelte P. | enveloped p. | chr. enroul6e | nema (gen.-atis) , Gespinnst. cocoon, | cocon m. silky web (coque f.) ın. aflıxa angeheftete P. attached p. | chr. attach&e | n. suspensa aufgehänste P. suspended p. | chr. suspendue | n. suceineta | umgürtete P. silken-girdled | chr. suceinete | pupa | | excludere | ausschlüpfen emerge &clore Ausschlüpfen escape, ' eelosion f. emergence, | dehiscense | B. Der Körperbau der Schmetterlinge. Siehe Abbildung Tafel 2 Fig. IV. m 3 . Französisch: Lateinisch: Deutsch: | Englisch: imago das fertige Insekt | maseot \ imaco Das Knochengerüst der Wirbeitiere wird bei den Insekten durch ein Hautskeiett, eine aus Chitin (a) bestehende Masse, er- setzt, welche aus einer darunterliegenden Zellenschicht (b) (hypo- dermis oder matrix) ausgeschieden wird, erhärtet und die starre Umhüllung des Körpers und das Gerippe der Beine und Flügel bildet. Auch die Schuppen, Haare etc. bilden sich aus dieser Zellenschicht. ce) ist eine bindegewebige Membrane, d) eine haarbiidende Zelle der Hypodermis, e) sind feine Porenkanäle. i:0Derseib: u — —— Lateinisch: | Deutsch: | Englisch: | Französisch: Frese Tao] = 27 TEE ET 7 corpus | Leib ı body | corps m. Der Leib setzt sich zusammen aus Kopti-, Vorder- und Hinterleib. a) Der Kopf. Siehe Abbildung Tafel 2 Fig. TI. Lateinisch: Deutsch: | Engliseh: | Französisch: caput ' Kopf | head | tete f. Die Kopfteile der Schmetterlinge erscheinen fast durchweg gänzlich umgebildet; an Stelle der Punktaugen des Raupenkopfes I von der Serte en S ri sehf. fusif clan. capık dent ER TR runcale, acumınala FL r, arcuala IR IE ref ma aba ER vo) f z 1% megjlhorax ‚ l \ | j / SL ERS ist ein Paar grosser, aus vielen einzelnen Linsen zusammenge- setzter Netzaugen getreten, nur bei manchen Familien treten ausserdem noch ein Paar Einzelaugen als sog. Nebenaugen mehr oder weniger deutlich auf dem Oberkopf auf. Oberlippe und Epipharynx erscheinen nur mehr undeutlich und nur ın den ursprünglichsten Gattungen Eriocephala sind noch gezähnte, in Micropterix ungezähnte Mandibeln deutlich ausgebildet, aber funktionslos. Die Unterkiefer (maxillae) sind in einen doppelröhrigen Saugrüssel verwandelt, die Maxillarpalpen erscheinen meist, doch nicht durchgängig ein- bis sechsgliedrig als sogen. Neben- palpen ausgebildet. Die Unterlippe (labium) ist nur mehr rudimentär vor- handen, dagegen sind die Labıalpalpen in der Regel drei- gliedrig, die Fühler oft sehr stark und vielgestaltig ausge- bildet. Bez. Lateinisch: Deutsch: Englisch: Französisch: facies Gesicht face face f. f frons (incl. | Stirne front (clvpeus) front m. .clipeusy | | \ 3 vertex Scheitel vertex vertex m. epicranium Oberkopf cervix [Nacken ı neck oceiput | Hinterkopf oceiput (6) oculi Netzausen compound eves | veux (compos6s) erbita Ausenränder oc ocelli (stem- Nebenaugen simple eyes ocelles mata) stemmalice, ocelli lbr Jabrum Oberlippe levre sup£erieure md | mandibulae Oberkiefer mandibles mandibules labium Unterlippe labium levre inferieure pl palpi Palpen (labial) palpi palpes (labiaux) pm palpuli (palpi Nebenpalpen maxillary palpi | palp. maxillairss maxillares) - articeulus palp. | Palpenglied joint of p, article des p. proboseis Saugrüssel proboseis trompe m. haustellum trunk spiritrompe m. nu | — maxillae (maxillae) d. Raupe antennae Fühler feelers tentacules m. a articulus ant: Glied d. Fühler | joint article m. ferula Stiel stalk, shaft tige f. Siehe Abbildung Tafel 2 Fig. III, 44 Lateinisch: a. filiformes seliformes fusiformes clavatae capitatae dentatae serratae lamellatae pectinatae ciliatae fasciculatae truncatae acuminatae acumen ac. defllexum refiexum hamatum arcuatum falcatum DI Des Vorder lei), oder der Brustkasten (@oped}) Deutsch: fadenförmise F. | ı borstenförmise spindelförmige keulen-, kolbenf. geknöpfte sezähnte mit Sägezähnen aus Lamellen sekämmte behaarte mit Haarbüscheln abgestutzte spitz, kegelförmig zulaufend Spitze, Ende abgebogen | zurückgebogen hackenförmis bosenförmig sichelförmig des Englisch: tliform like) bristle-shaped fusiform (spindle-shaped) clubbed kobbed dentatae serrate lamellate comb-shaped ciliated fasciculate truncate tapering (acuminate) point, top, tip deflected reflexed hoe shaped arc-shaped sickle shaped (thread- Schmetterlings Französisch: Aliformes sötiformes fusiformes en massue boutonn&6es dentees en dents de scie lamell&es pectindes ceiliaires en toupets tronquees acumindes (en poinle aigue) | pointe f., bout m. eourb& | courb& en arriere courb&e en crochet courb& en arc faleiforme Siehe Abbildung Tafel 2 Fig. VI. ist gebildet aus den Segmenten 1--3 der Raupe und trägt am ersten Seg- ment die Vorderbeine, am zweiten die Vorderflügel und Mittel- beine, am dritten die Hinterflügel und Hinterbeine. dem Rücken Br ise aut gepanzert (Yupaö auch — Panzer, der den Brust- kasten bedeckt) und an den Gelenken mit schützenden Schilden versehen. Bez. th thorax pth | prothorax collare [patagium | eueullum tegulae scapulae | sceutellum Lateinisch: metathorax mesothorax Deutsch: Brustkasten Vorderrücken Hinterrücken | Mittelrücken Halskragen Kapuze Schildehen Schulterdecken Englisch : | | thorax prothorax metathorax mesothorax cape, collar patagium ptervsodes, shoulder-plats shield [tippets Französisch: thorax, cor- selet m. prothorax m. metathorax m. meösothorax m. collier m. capuchon m. epaulettes f. ptervgodes ecusson mM. — 45 SubiserB eine. Siehe Abbildung Varel’ 2 Bis und VIE. Bei den meisten Familien sind drei Paar Beine gleichmässig ausgebildet, bei einzelnen ist das vordere Paar teilweise ver- kümmert. Meist haben die Beine allerhand Anhängsel, Sporen, Lappen, Haarbüschel etc., welche gute Unterscheidungsmerk- male abgeben. Bez. Lateinisch: ossa, pedes pedes antici pedes medii pedes postici coX& trochanter femur tibia tarsi ungues pulvillus aroliae plantulae calcar spina setae eirrus penieillus Beine Vorderbeine Mittelbeine Hinterbeine Hüfta Schenkelring Schenkel Schiene Füsse Klauen Haftlappen Fussanhängsel Schienen- anhängsel Sporn Dorn Borsten Haarbüschel Pinsel Deutsch: Englisch: legs fore legs mid legs hind legs hip trochanter thieh tıbia tarsi clows spur thorn bristles fasciele tuft pensil BD Ne Erluseze |. Französisch: paltes f. pieds (m.) p. anterieures pP. moyennes p. posterieures hanche f. trochanter m. cuisse f., jambe f£. tibia m. tarses m. onsles m. paronyches plantules, braneuses . eperon m. epine f. soies f, houppe f. touffe f. pinceau m. mem- Ben | Lateinisch: al | ala iichen Geschlecht verkümmert oder fehlen ganz. | Deutsch: | Flügel | Enslisen: | wing Französisch: aile f. Die meisten Schmetterlinge haben vier zum Fluge ge- eisnete Flügel; nur ausnahmsweise sind dieselben im weıb- al.p l Lateinisch: ala anterior (superior) ala posterior (inferior ) | Deutsch: Englisch: Französisch: | Vorderflügel (Oberflügel) Hinterflügel (Unterflügel) fore wing (primarv) hind wing (secondary) aile antörieure (sup6rieure) | a. posterieure (inferieure) rl Die Flügelfläche wird gebildet durch zwei aufeinander haf- .tende Chitinhäute, zwischen welchen sich ein System von Adern verzweigt und welche oben und unten mit Haaren und dachziegelartig über einander gelagerten Schuppen verschiedener Gestalt bedeckt sind. Siehe Tafel 2 Fig. V. Die Adern haben die Gestalt von mehr oder weniger stark aufgeblasenen Röhren, weiche sich bei der Entwicklung und Ausbildung des Flügels in der Puppe oder unmittelbar nach dem Ausschlüpien deslliers, um, die Vrache en shared Atmungsorgane der Insekten) bilden; sie dienen fernerhin auch als Blutbahnen. Den Verlauf der Adern zu verfolgen und zu vergleichen, ist für die Systematik von grosser Bedeutung geworden. Die einzelnen Adern wurden zu diesem Zwecke mit Zahlen, Buch- staben und Namen, in verschiedenen Zeiten aber und von ver- schiedenen Autoren verschieden bezeichnet und ist es für ein rasches Nachschlagen in der Literatur von grossem Wert, all diese variierenden Bezeichnungen übersichtlich neben einander zu haben. Der Mangel an Einheitlichkeit kommt nämlich dabei ganz besonders zum Ausdruck und erschwert das Studium und rasche Verständnis ungemein. In früheren Zeiten musste dieser Uebel- stand in den Kauf genommen werden, weil eine genaue Kenntnis des Tracheen- und Aderverlaufes überhaupt fehlte, heute ist dies aber nicht mehr der Fall und sollie man daher annehmen dürfen, dass man sich über eine einheitliche Bezeichnung leicht ver- ständigen könnte. Trotzdem rührt sich bisher nichts. Wenn ich nun im nachstehenden in dieser Richtung be- stimmte Vorschläge mache, indem ich unter den gebräuchlichsten Bezeichnungen die mir am rationellsten erscheinenden auswähle und ergänze, so geschieht dies auf Grund gewissenhafter Prü- fungen der mir zur Verfügung stehenden Publikationen und ein- schender eigener Studien auf diesem Gebiete. In den Rahmen der vorliegenden Arbeit würde es aber nicht passen, soll viel- mehr einem besonderen Kapitel über das Flügelgeäder vorbe- halten bleiben, zu begründen, welche Gesichtspunkte für mich massgebend waren. Nur eine kurze Rekapitulation der gewonne- nen Resultate scheint unerlässlich, um das Verständnis der ge- wählten Bezeichnungen zu erleichtern. (Schematisch typische Darstellung der Tracheen der Schmetterlingsflügel im Subimaginalstadium siehe Abbildung Tatel73 rer indes) Costa, Sy subeosean, (ho a » Radt ur, ng | 7 nd , 2 | ae lossens ” Aco Aittelzeller | i AR) A - Beh Ru R | TER ge — — J (4 mn | a AN = En Als2+3 Heptis acerig Len. 4A Cosside. Geteillbe E, mir offenen Delyellen . = 219.7 menu ... BEN. Aitzelzellen 3 = 714.5 f | | | | | nr re ne rn - mn Burann (Ar m em a ee Bei allen geflügelten Insekten, insbesondere bei den Schmetterlingen, lässt. sich das Flügelgeäder auf vorstehende Behemasusch typische Darstellune, der ‘Fra- cheenim Subimaginalstadium, also im Puppenstand, zurückführen. Ober- und Unterflügel haben ursprünglich gleich viel, teilweise gegabelte Haupttracheen, von oben nach unten gezählt: Costa, Cubitus, Subcosta, Erste Analis, Radius, . Zweite Analıs. Media, Um diese Tracheen bilden sich beim Auswachsen der Flügel die Adern; durch Reduktion, Atrophie oder Verschmelzung schen aber bei dieser Prozedur schon manche Zweige, sogar Hauptstämme verloren. | Die Costa, stets einästig, verliert sich fast durchgehend im Rand.des Vordertlügels, im Hinterflügel zeigt sie sich .da- gegen häufig — bisher meist als Präcostale, Costal- oder Schuiter- sporen etc. bezeichnet — noch als kurzer, abgebogener Ast. Die Subcosta ist im Vorderflügel als einfache, unge- gabelte, in den Vorderrand der Flügel verlaufende Ader stets vorhanden und als solche nicht zu verkennen. Im Hinterflügel verschmilzt sie häufig im Wurzelteil mit der Costa, um nach kurzem Verlauf sich wieder gabelförmig von ihr zu trennen; nicht selten verschmilzt sie aber auch mit dem Radius unweit der Wurzel, mit ihm vorher eine Zelle, die sogen. Präradialzelle bildend. Schema der Flügeladern siehe Abbildung Tafel 3 Fig. III, WVeundV. Der Radius tritt im Vorderflügel mit maximal fünf Aesten (R ,—,), im Hinterflügel meist mit weniger Aesten, hin und wieder sogar nur mehr einästig auf. Die Media schickt in der Regel drei Aeste (M ,—,), der Cubitus zwei Aeste (Cu,—,) zum Flügelrand. Beim Abzählen und Bezeichnen der in den Rand verlaufen- den Adern und deren Aeste nimmt man in dubio den Cubitus stets als zweiästig und die Media stets als dreiästig an, inso- fern man nicht durch Verfolgung der Adern vom Subimaginal- stand aus nachweisen kann, dass der eine oder andere Ast dieser Fauptadern durch Verschmelzung oder Atrophie verloren ze- gangen ist; es scheint auch tatsächlich keiner dieser fünf Aeste REN She weder im Vorderllügel, noch im Hinterflügel so leicht wie andere - Adern auszubleiben, man erleichtert aber die Aderbezeichnung ungemein, wenn man vereinbart, beide Stämme als vollästig an- zunehmen, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist. Eine der- artige konventionelle Abweichung erscheint um so mehr be- rechtigt, als die Adern in der Regel durch Verschmelzung ver- loren gehen; geht aber z. B. R, in M, auf, so kann man die neue &emeinschaftliche Ader mit demselben Recht als M, be- zeichnen wie als R,. Korrekt bezeichnet man sie dann aller- ine als RE): (Schluss folet.) Eine behördliche Vorschrift zum Schutze von Parnassius v. bartholomaeus. Das Bezirksamt Berchtesgaden hat am 1. Juni 1910 fol- gende ortspolizeiliche Vorschrift erlassen: „Das K. Bezirksamt Berchtesgaden erlässt auf Grund des Art. 3 Abs. 2 der Gemeindeordnung vom 29. April 1869, dann des Art. 22b Abs. II des Polizeistraigesetzkuchs ir der Fassung des Gesetzes vom 6. Juli 1908 für die ausmärkischen Bezirke St. Bartholomäa und Königssee folgende ortspolizeiliche Vorschriften auf die Dauer von drei Jahren: Das Fangen des Schmetterlings Parnassius apollo L. var. bartholomaeus Stich. Abart des Apoilofalters und das Sammeln von Raupen dieses Schmetterlings ist verboten. Ausgenommen ist das Fangen oder Sammeln einzeiner Stücke zu wissenschaftlichen Zwecken durch Personen, die einen vom Bezirksamt Berchtesgaden widerruflich auszustellenden Er- laubnisschein besitzen und bei sich führen. Uebertretungen des Verbots werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder mit Haftstraie geahndet.“ Es ist gewiss begrüssenswert, dass wie bisher zum Schutze unserer Alpenflora, so auch zum Schutze wertvoller und seltener Tierarten behördliche Massnahmen ergriffen werden. Parn. apollo v. bartholomaeus mit seinem engbegrenzten Fluggebiet und seinen zahlreichen Liebhabern hatte einen solchen Schutz wahr- lich besonders nötig. Für Redaktion: Max Korb, München. Druck der Münch. Handelsdruckerei Hans Beck (Inh. Jos. Heldwein). “EEE LE ME m. nn u = | mE LEO LO; ee + MITTEILUNGEN + + + der Münchner Entomologisehen Gesellschaft, e.V. Jahrgang 1910. München, Juli und August. Nummer 7 u. 8. | - mm — Mm DE MO LEE" DEE > HE > EEE HEN HE EEE > EEE EC EEE EEE mu3 Eu: WE WU. WuUOCWUE 2 WEOC3 WW (Nachdruck verboten.) Ueber Hilfsmittel zur Erleichterung des Studiums der Schmetterlingskunde. Mit erläuternden Abbildungen auf 4 beigelegten Tafeln. Von Robert Erhardt f: (Schluss.) Der Stamm der Media erscheint von der Flügelwurzel bis zum Ende der Mittelzelle meist abgerissen, teilweise abgestorben oder mit dem Radius- oder Cubitusstamm verschmolzen; da- gegen stellen Queradern zwischen Rund M,,M, und M, vnd meist auch zwischen M, und M, — als at mittlere und untere Dis cocellulare bezeichnet‘: die nötige Aderver- bindung wieder her; ferner ist regelrecht M „ noch mit Cu, durch eine Querader verbunden. Durch dieses teilweise Ausbleiben des Mediastammes und Auftreten aller genannten Queradern entsteht die geschlossene Mittelzelle; fehlt die Verbindung von M, nmiee\..0so wird die Zelle. als o.ifen bezeichnet. Von den vier Anales scheinen je zwei einem gemein- samen Stamme anzugehören; alle vier sind gleichzeitig kaum aus- gebildet, A, ist sogar meist nur mehr als sog. Analfalte.an- gedeutet, während A , nur äusserst selten noch im fertigen Flügel zum Vorschein kommt. Durch Verschmeizen zweier Aeste hinter ihrem Ursprung Dachwihsem Ende zu, wie auch durch Anastomose d h aurch Vereinigung zweier Aeste auf eine gewisse Strecke, wäh- rend die beiden Enden getrennt bleiben, werden die sog. Neben- zellen gebildet. Ist eine Ader nachweisbar durch Verschmelzen zweier oder mehrerer Adern entstanden, so bezeichnet man sie als Summe dieser Adern, z. BBR,+,„oder Sc R, etc. Das von zwei Adern begrenzte, nach dem Flügelrand zu offene Flügelfeld wird als Z/wischenfeld (areola) bezeichnet; die vielfach noch übliche Be- * Ze zeichnung als Zelle ist zu verwerfen, weil diesen Feldern das Charakteristische einer Zelle, das „Geschlossensein“, fehlt. Diese Zwischenfelder bezeichnet man mit dem Buchstaben und der Zahl denklanuberliesendensder, 7 Be AmE at Na ee Den bisherigen Bezeichnungen des Geäders, wie sie im rachstehenden zusammengestellt sind, habe ich in Ueberein- St mm sun eam i tresienie n) aunzrahelomtordier nenne Seelhler are nemıge Bezaitenmung moramzestellt, deesm raus ae für die Zukunfteauleree- elgmersdre ersehlen Oberfiügel. 3 Herrich- | Hampson, de oe i chäff‘ 2 ick 2 ck- Einheitl, a Aurivil- [ville 1882 | Haase a Be Schatz B I Re Dist t 10J D m Be Bezeichn. a Holland lius u 1891 (Packart) | 1807—99 1888 — 92 elder etc. Co Costa == TE a 2 — —= Ü Costa —= Sc Sub- ||12.Rippe| 12. nerv. R,, |& costal | SC Sub- |Ader 1 | SC Sub- | Ü Costale costa (Costalr.) nervure | costalis (Costa) costa R, Radius 11. 29 allaaıe, Ry, b, = R, ni IL!R, | SQ s Rs b,) 10. Ei 10. „ Ro ba 5 R, 2 2) z II, R, 2 SC, = O8 Ba e © = > R; Pr 9, = 9 „ Ry b; 5 R; 3 „ ® II, R, = Scz ° Ra 8. 22 8:5 IR, 10% s RER 7,2, DRalESnee E a R, n Us a 7. ” R; b; 2 R, n u R; SC, M, Media || 6 6.nervure R, 4 | Ss. M, D, Ader O0, M, OR Obere => E a «= | Radiale Me |i5 Si R \oJ25|m, 3 |,Ssm m,‘ |UR mm. Sr = Ss = | Radiale M; 9 4. TER 4. n R, " a (d,) M; ”„ III, M; £ M; | S 24% E Re E Cu, Cubit. 3% =23 BB en R; | (d.,) Ch, Sın 2 I\ n Cu, IE >| 3 Gm = 2. E55 Ds R, (d,l2 (d,)) Ch, E A|, IV,| Cu, !3 |M /= N Amarelnken.o |nlenss R, eisupale) Chain =(V er SM Sub- | | & median Es = | | mediane = n. alte 2 - Ä | « 2) DIN, 1b \$ 1b > — IR D, = n = a RN bs IA Innen- 138 fe ) 3 EN = | randader = nal \d 3 a | | ? o n, = n a tesa neys a Di); ‚als 3aa) ie UN en SEN an ar Or ' r-m, |z u.d.3@| ODC EM ODC a =0o 32 m,-m,[® m.d.22; MDC SE MDC = Ro 2 Sur euz-asl& ee Bi _ | Cubital- Median- sporn sporn etc. Unterflügel. | Herrich- Hampson, RN de. Niee- Einheitl. Schätfer | Meyrick, | Aurivil- ville 1889 Haase. Spuler |Comstock- Senat? | Ta luainsı | Discanı | 189l 1892 |Needham | 995 99 “ || (Lederer) | Holland | 1898 er (Packard) | 1897-9 | (Felder) ete, 85-) | praecos- | Co Costa = DEaSS0sz = tal SC Sub- | (Ö)Costa|l C Costa | PC prae- talvein nervure costalis . costale (m) Sc Sub- |/12. Rippe 8 nervure R; a costal | SCy ”» Ader I |Sc Sub- | C Costale costa nervure Subeosta costa R, Radius un) a R-; b sub- |R, Radial. AderIl;|R, Radius] SC sub- costal (Radius) costale | EL nervule R, „ | Ba 0e ” mer Re R, ” Aderll, R, „ Bis Bei! o- oo 95, u um SUSIGEN RSS 8 no Ra 8.l 52 ga Su an 1 EG | IR 7 R, ” “| ‘ » FR En ” I, R; ” M, Media || 6. . 6, Rg |b2 „» [MıMedia-| ,„ IIL|M, medialOR Obere na (Media) Radiale MA 5: DA, R, |Cydiscoid.|M,; » „URM, 5, URsun: nervule Radiale M, 5) 4. 4. ei R, Az median M; 2) „I; M; „ ıM; Me- nervule ‘ diane (d,) Cu, Cabi- || 8 =3|9 » BR; |d „ |Cbr cur) „ IV Cu,ouBi| M, ‚, tus E a (da) talis| (cubitus) tus Ag Cu; n 2 IE 2. n R, d; ” Ch; ” ” IV; Cu, ” M,; „ Rn (d3) 1.A Analis 2) E ter), R, e sub- | Cbz Ader V | 1stA SM Sub- o_\ median (Anal- | (1. Analis) Analis | mediane | 8 nervure falte) Eu a 2.A 1b ze 1b „ es f internal D, Dor- !Ader « !2d A „, !TA Innen- = nervule salis | (2. Analis) randsader 32 (g) j=® 3.A 1a jan har = Der Adern sa aa (3. Analis) 4.A a .n Bu De r-my ) u.d. ODE ODE ® obere a = In} / h mn,-m;| m.d. MDC MDE a mittlere 5 m,-m;|F l.d. UDC UDE untere Disco- SC-T ) cellulare etc. 52 Zwischenfelder und Zellen der Oberflügel Unterflügel Einheitliche Herrich- Herrich Bezeichnung Schäffer, ee Schäffer, ER Ener Haase Aurivillius EneAnder Haase Aurivillius etc. etc. Aco Costal- ] Fja VIII F, zwischenfeld ÄSC Subeostal- |Zelle XI(?) | Vorder- Fu VII HR, Hinter- F- zwischenfeld N rands- flügelrandsteld Ar, 1. Radial-| » X(9) felder F,o VI HR, F, zwischenfeld Ana.) Fy HR, Ary 8 = VIIIC?) Vorgabelfeld F, PN or „ VIL(?)) Gabelfeld F- Ar, 5. 9 » VI1®) VR1. Vorder- F; flügel, Randfeld Am, 1.Median-| „ V |VRa2,„, F, V HR, F, zwischenfeld Am, 2.0 ” IV VR; 3.99 F, IV HR, I Arsen a ne er 1 | HR, F, Acmelleubitaliii,s FI VRR G F, II HR, F, zwischenfeld Acu, en 1 Ie Fe Ie Subanalfeld Fjc VR 6. HR, Aa le Analı ||. Ib Fjb Ib Analfeld Fjb zwischenfeld s Aa, 2. »„» „ la VR7 7. ”» Fa 1a Fa Aa, 3. Su Innenfeld Aa, 4 O ” ” Cr-eu Cena |Mittelzell. Mz OSC-T ,, etc. Praeradialzelle Zu vorstehenden Tabellen ist zu bemerken, dass die Herrich-Schäftersche Nummerierung der in den Flügelrand aus- laufenden Adern immer von unten nach oben und — auch wenn Adern ausfallen —- stets fortlaufend erfolgt, so dass z.B die Subecosta einmal die Nummer 12, nicht selten aber auch nur mehr die Nummer 8S erhält. Nach dem heutigen Stand unserer Kennt- nisse ist eine derartig wechselnde Bezeichnung einer und der- seiben Ader mit verschiedenen Nummern nicht mehr zulässig und erscheint es geradezu unbegreiflich, wie erste Autoritäten unter den Lepidopterologen, namentlich Engländer, die wert- vollen Errungenschaften der Neuzeit teilweise, ja oft ganz igno- rierend, sich immer noch der veralteten H.-S.schen Praxis, fort- laufend zu nummerieren, bedienen. a et Gebräuchliche Bezeichnungen des Geäders und der von ihm begrenzten Flügelflächen sind: Bez. Lateinisch: Deutsch: Englisch: Französisch tracheae Tracheen trachea trachees f, Geäder neuration nervulation f. venae Adern veins, nervures | nervures f. rami Aeste, Zweig- branches, vein- | rameaux m. adern lets, nervules r. furcati gegabelte Aeste | furcated, forked |r. fourchus, en br. fourche Sr. transversi Queradern transverse veins| nervures trans- Uiransversales CTOSS-veins verses discocellulares Gueradern der | discocellular discocellu- Mittelzelle veins laires f. ruga Falte fold pli m. r. costalis Costalfalte costal fold pli costal r. analıs Analfalte anal fold pli anal eoalitus Verschmelzung | coalescence coalescence anastomosis Anastomose | anastomose | anastomose f. atrophia Absterben , atrophy atrophie f. area basalis Wurzelfeld basal area arcole basale (base) a. media Mittelfeld discal area a. du milieu a. limbalıs Aussen-, Saum- | limbal area a. limbaire feld discus Diskus (Flügel- | disc disque m. mitte?) | A areola Zwischenfeld | interspace areolet (offen zwisch. (areolet) zwei Adern) E cella Zeile cell cellule f£. ce. clausa seschlossene Z. | closed cell | ce, fermee c, aperta geöffnete Z. open cell c. ouverle c. media Mittelzelle discal cell e. discoidale (discoidal ce.) IT accessoria \ Nebenzelle accessory cell c. accessoire c. appendicularis Anhangzelle ‘7. areole ariola supra- Mittelzelle) cellulaire e. instructae eingeschobene Z. durch Tei- lung d. Mittei- zelle Mit Ausnahme der Tagfalter tragen die meisten Schmetter- linge in der Ruhe ihre Hinterflügel zusammengefaltet und von den Vorderflügeln dachförmig bedeckt; zur Nachhilfe bei Aus- breitung der Flügel zum Anfluge dienen bei letzteren eine oder mehrere sog. Haftborsten, welche aus der Wurzel des Vor- 54 derrandes der Hinterflügel entspringen und in eine sich auf der - Unterseite der Vorderflügel — gewöhnlich an der Subcosta — be- findende Hafte (retinaculum) eingreifen. Da beim J Regel nur eine Borste, beim 2 dagexen zwei oder mehrere auf- in der treten, bilden diese Unterschiede oft ein wertvolles Erkennungs- merkmal für das Geschlecht des Tieres. Die Stelle der Haftborsten vertritt bei einigen ursprüng- lichen Gattungen das Joch, lappenförmige Anhängsel an der Wurzel der Vorderflügel und Hinterflügel. Deutsch: Englisch: Lateinisch: Französisch: jugum Joch voke | joug m, frenulum | Haftborste catch-bristle cerin m. retinaculum Hafte ealcher, holder | {rein m. loop Von den übrigen die Form und Zeichnung der Flügel be- treffenden Bezeichnungen, wie sie namentlich Herrich-Schäffer gebrauchte, werden häufig angewandt (siehe Tafel 4): Lateinisch: | Deutsch: Enelisch: Französisch: margo anterior | Vorderrand anterior-margin | bord costal, (eostal m,, b. anterieur costa) cöte f. m. exterior Aussenwand | exterior m., bord externe outer (imbus Saum m. termen termen m. us interior Innenrand (der |inner margin b. interne (des (alarum anter.) Vf.) Bor primaries) ailes anter.) m. analis ‚Analrand | abdominal m., | (alar, poster.) (Innenrand d. | dorsum (of se- dorsum m. (des H1l.) condaries) ailes poster.) apex Flügelspitze apex apex m. Ianzuc exterior‘ | Aussenwinkel ‚ outer angle angle apical ° ang. anterior | outer edge a. anterieur ang. interior Innenwinkel (d. posterior angle a. interne (des Jans posterior Vfl.) (of primaries) ailes anter.) ‘ang. analis Analwinkel (d. anal angle (of angle anal (des Hfl.) secondaries) ailes poster.) | tornus tornus ın. limbus ı Saum margin bord m. limbus rectus | gerader Saum rectilinear m. bord droit l. integer | ganzer Saum entire m. bord entier NE concavus |concavy geschwun- | concavus m. bord concave | (intro sinuatus) gener Saum limbus convexus | convexer S% | convex margin bord convexe (foras sinuatus) | Unterseite Tafel 4 il ALL: Mi j 4 hl) 7 $ ve) ps “ u '} en f Y a MN Al le nn url! extertor ala nosterior z a RR a ’ eg in er | u ° vu ee: —— Pe r re a a (4 : ir 3 . 5 ‚4 Y a R, a * EZ, 4 An N a 1 Va Bi er Lateinisch: Deutsch: l. undatus vewellter Saum l. denlatus 1 dimidio orbe dentatus l. serratus I. lobatus l. laciniatus linea limbalis lin undulata lin transversa lin arcuata ciliae pilus squamae glandulae stisma macula m, sagittatae m. renalis m. orbicularis m. lunula |. media fascia vilta v. marginalis fascıa aquata stria pvramidalis gezähnter Saum halbkreisförmig sezähnter Saum sägelörmig. Saum gelapplter Saum ausgefranzt. Saum Saumlinie Wellenlinie Querlinie Bogenlinie (Unter- seite) Franzen Haar Schuppen Drüsenflecken Stigma, Brandmal. Vultorgan Makel Pfeilflecken Nierenflecken Ringflecken Pyramidenflecken Mondflecken Mittelmond Fleckchen, Spritzer Band (dunkel) Binde (heil) Randbinde gewässerte Binde Streifen Englisch: unaulate m. dentate m. scalloped m. serrated m. lobulate m. laciniate m, border line undulale |. cross-line arched line fringes hair scaıes slandular patches stigma scent pouch blotch sagittal bl. reniform orpieular pyramidal bl. lunule mid-lunule spot band mareinal-border Französisch: — 5, onduleux b. dente b. echancre b. erönele b. lobe b. lacınıe lisne bordanle l. ondulee l. transversale l. eirculaire franges f, poil m. ecailles f. taches glandu- leuses siigma m. tache f. t. sagitlales t. reniforme t. orbieulaire t. pvramidale lunule f. petit croissant l. movenne bande f£. raie, strie f. linea, striga Strich striga liene f. punctum Punkt point point m. SOnBDrer Feiniterlevsn. Lateinisch: Deutsch: Englisch: Französisch: abdomen Hinterleib abdomen | abdomen m. seementum Ring segment segment m. anus After anus | anus m. prensor Ergreifer, Genital- | prensor les pinces f. klappe uncus aufgestülpter Ge- | uncus uncus m. nitalteil crochet m. ovipositor Legröhre ovipositor | ovipositor m, \ ganzen. a), Dier Siarhimzert Teimilin ein Englisch: Französisch: Lateinisch: | Deutsch: Imago | Das fertige Insekt |, imago adult, imago m. | perfect insect insecle parfait hvbridus Bastard, Mischling | hybrid bätard m. hermaphroditus | Zwitter hermaphroldite hermaphrodite | (Mannweib) I | Melanismus ı melanisme ınelanisme m. nEAdKvELY | (melanotisch, | Schwarz, oder | melanistisch) Dunkelwerden | albinosis Albinismus , albinisme albinisme m. (albinotisch, albinistisch ) polvimorphus polymorph | polymorphe polymorphe copula | Begattung | copulation accouplement m. progenies ı Nachkommen- brood, descen- prog£niture f. schaft dants | Nachkomme olfspring descendant Schlussbemerkung. Wir bringen den Artikel genau nach den Aufzeichnungen des Autors, müssen aber die Verant- wortung bezüglich der Richtigkeit oder der derzeitigen Gebräuch- lichkeit mancher Benennungen, z. B. hinsichtlich des Flügelader- schemas etc. ablehnen. Verfasser hat zumeist englischen Autoren seine Angaben entnommen. Er bemerkt im Vorworte ausdrück- lich, dass Irrtümer nicht ausgeschlossen seien, der eigentliche Zweck seiner Arbeit aber der sei, einen Anstoss zur Aufstellung einheitlicher Bezeichnungen in der Schmetterlingskunde, analog der vom Internationalen Zoologenkongress vereinbarten einheit- lichen Nomenklatur, zu eben. Gerade in letzterem Sinne wird vielleicht die fleissige und übersichtliche Arbeit des Verfassers von umso grösserem Nutzen sein, als sie eine empfindliche Lücke nicht nur der entomologischen, sondern der naturwissenschaft- lichen Gesamtliteratur auszufüllen sich anschickt. Die Redaktion. ee Zwei Sammeltage im Tal von Cogne. Von udwie Osthelder (Fortsetzung.) Neben den Rhopaloceren stellten die Zygaenen hier ein besonders reiches Kontingent. Es flogen Zygaena transalpına ın einer merkwürdigen kleinen Form mit prächtig stahlblauen Vorderflügeln, filipendulae var., Ochsenheimeri und lonicerae var. mater. Von der letzten Ärt fing ich. auch eine interessante Aberration eines 2, bei der Fleck 2 mit 4 und Fleck 3 mit 5 durch schmale ıote Stege verbunden sind. Daneben fanden sich hier Syntomis phegea und Naclia punctata mit ab. ochrea Mill, bei welcher alle Flecken der Vorderflügel die gleiche intensive Gelbfärbung aufweisen wie die Hinterflügel. Vereinzelt flog auch Ino geryon, An Arctiiden zeigte sich eine kleine, auffallend schwach gezeichnete Form von Nemeophila plantaginis, ferner eine höchst interessante Aberration von Callimorpha dominula. Ich beob- achtete mehrere dieser Tiere, die fast alle gegenüber der Stamm- form eine bedeutend geringere Grösse und eine auffallende Re- duktion der Fleckenzeichnungen, namentlich auf den Vorder- Nügeln, aufwiesen. Die Form mag ungefähr der ab. paucima- cula Schultz entsprechen. Während ab. paucimacula aber bis- her, soviel mir bekannt, nur als zufällige Aberration unter der Stammiorm bekannt war, scheint sie hier als konstante Lokal- form aufzutreten. Zwei Stück der interessanten Form sind vorstehend abgebildet.!) Häufig schwirrten auch die Zo'von Ly- mantria dispar längs des Weges. Auch die Felsen längs der Strasse boten eine ebenso interessante als willkommene Aus- !) Eine durchaus gleichartige Aberration der Form bithynica erhielt ich vor zwei Jahren von Herrn Wullschlegel aus den Bergen von Marlignyv im Wallis, SER beute. Dort sassen grosse, stark grün gefärbte Bryophila muralis und Bryophila perla in sehr variierenden Stücken, dann vor allem eine Reihe zum Teil seltener Geometriden: Acıidalia calunetaria var. valesiaria, contiguaria, incanata; Larentia infidaria und cyanata ab. Navomixta in einer präch- tigen grossen, scharf blau und satt gelb gezeichneten Form; Tephroclystia semigraphata Brd.; Boarmia secundaria in aberrativen, durch das Fehlen der Wellenlinie ausgezeichneten Stücken; Gnophos operaria. Die Ausbeute war reich, fast zu reich, um sie in der kurzen Mittagspause beim frugalen Mahle in dem kleinen Oert- chen Vieyes in aller Eile nadeln und düten zu können. Die Wirtshausverhältnisse sind hier bescheiden, aber gut, und wer keine grossen Ansprüche stellt, dem wird die einfache Eierspeisc, auf die als Nachtisch ein frisch gebrochener Zweig köstlicher Waldkirschen gereicht wird, und der gute, schwere piemonte- sische Rotwein nach der ermüdenden Sammelarbeit vortrefflich munden. Hinter Vieyes steigt der Weg bald in engen Wala- schluchten an, in die der prächtige Noumenonfall herabstürzt. Das Schmetterlingsleben, namentlich an Rhopaloceren, wird dem- entsprechend ärmer. Wir kommen an den Ruinen eines alten Eisenwerkes vorüber. Das Tal von Cogne ist reich an allerhand Metallen, sein Eisen galt früher als das beste von Europa. Bald weitet sich das Tal wieder, und nun folgt nochmal eine kurze gute Flugstelle, die den besten Flugplätzen weiter vnten im Tale wenig nachsteht. Dann kommen ziemlich öde und kahle Geröllpartien, aus deren stellenweise üppigem Säbenge- büsch (Juniperus sabina) ich als neue willkommene Beute ledig- lich Lobophora sabinata aufscheuchte. Endlich öffnet sich das Tal zu dem grünen Talboden, in dem oben das Dorf Cogne eingebettet liegt, gepflegte Wiesen und vereinzelte Felder umsäumen den Weg, und der Reichtum des Schmetterlingslebens ist mit einemmale fast ausgestorben. Im Hintergrund erscheint der gewaltige Gletscherzirkus des oberen Valnonteytales, dessen ununterbrochener oberster Firnmulde eine gewaltige Kette prächtiger Fels- und Gletschergipfel mit Höhen bis zu 4000 m entsteigt. Der Kulminationspunkt der ganzen aeg Gruppe, der Gran Paradiso (4061 m), bleibt leider in der rechten Ecke des Talendes durch vorgelagerte Spitzen verdeckt. Der Abend senkte schon seine Schatten in leichten röt- lichen und bläulichen Schleiern über die Paradiso-Gletscher ins Tal herab, als wir müde in Cogne (1534 m) einzogen, um das Hotel Grivola, das allen Nachfolgern bestens empfohlen seı, aufzusuchen. Rasch galt es nochmai die nach schweren Tages- leistungen immer etwas mühsame und die Nerven anstrengende Arbeit des Nadelns und Dütens der gefangenen Sachen zu be- wältigen, und schon rief die Glocke zum Abendessen. Dieses brachte uns in die Nachbarschaft eines Berliner Philologen, der schon zum zweitenmale hier weilte, um botanischen Studien ob- zuliegen. Er wusste auch die botanische Reichhaltigkeit des Tales nicht genug zu loben und erzählte u. a., dass er Tags zuvor auf einer Exkursion ins Tal von Chavanis Papilio machaon in einer Höhe von ca. 1900 m mehrfach an Edelweiss fliegen sah. Von.der harten Tagesarbeit ermüdet und ohne sammel- eifrigen Begleiter habe ich es leider unterlassen, an diesem Abend auf Nachtfang auszugehen. Ich muss sagen leider! Dena meine weiteren Wahrnehmungen in dieser Nacht und am näch- sten Morgen zeigten mir, dass hier für Nachtfang eine Station allerersten Ranges gewesen ware. Als ich schon ziemlich spät mein Zimmer betrat, in dem das Fenster bei brennendem elektrischen Licht offen geblieben war, da schwirrte es um die Glühbirne, da war ein Anflug, wie er draussen nicht reicher hätte sein können. Die Tierchen waren alle zu einem ziemlich kleinen Fenster hereingekommen. Dian- tkoecia proxima, Caradrina alsines, Plusia ain, Triphosa var. taochata, Larentia aptata und aqueata, Nudaria mundana, Li- thosia cereola und Apterona crenulella J', endlich ein mit Aus- nahme der Querbinden einfarbig grau gezeichnetes J' von Wa- sychira fascelina waren mit verschiedenen der schon vorher er- wähnten Arten willkommene Gäste. Daneben waren allerdings auch unerwünschte Besucher durch den Schein des Lichts ange- lockt worden, nämlich allerhand Fliegengetier und einige dicke Wanzen. Der nächste Morgen brachte unter den Laternen des Hauses und im Abort, der nachts beleuchtet war, noch kostbare Beute: Agrotis corticea und exclamationis mit eigentümlich hell- grau gefärbten Vorderflügeln, Hadena adusta und vor allem ein N cf" der seltenen, bisher nur in dieser Gegend beobachteten Hadena platinea var. terrea Püng., Triphosa dubitata ab. cinereata, Arctia maculosa mit aufiallend hell weissbraunen Vorderflügeln und Endagria ulula. Dann ging es weiter, dem Col de Lauzon, der ins Tal von Savaranche hinüberführt, entgegen. Bis zu den Hütten von Valnontey führt der Weg im Valnonteytal aufwärts. Die Wan- derung im Morgenschatten brachte nichts von Belang. Auf Distelköpfen sassen einige Agrotis signifera. Dann verlässt der Weg auch dieses Tal, um in steilem Zickzack an der rechten Berglehne emporzuklimmen. Rasch treten wir in das Gebiet der Sonnenstrahlen, die über den gegenüberliegenden Firnkamm rerüberlusgen, ein, und mit einem Schlage entwickelt sich wieder ein reiches Schmetterlingsleben. Besonders prächtig ist an diesem Hang auch die Flora, die eben in ihrer üuppigsten Blüte steht. Von den weiter unten im Tal gefangenen Arten flogen auch hier noch viele. Sehr variabel waren die 22 von Melitaea didyma, unter denen sehr dunkle Stücke mit grünlicher Zeichnung der Oberflügel auftraten. Bemerkenswert sind auch die Veränderungen, die mit, Par- nassius apollo mit zunehmender Höhe vor sich gegangen sind. Während die apollo-Rasse, deren wir bereits gedachten, unter- halb Cogne etwa zwischen 1000 m und 1400 m Seehöhe flog, tritt nun hier in einer Höhe von etwa 1900 m bis 2200 m eine von der weiter unten Niegenden deutlich unterschiedene Höhen- form auf. Sie ist um ein Dritteil bis zur Hälfte kleiner als die Talform, dies‘ sind schmutziger ın der Färbung mit schwächere: schwarzen Zeichnungen, bei den 22 heben sich die glasigen und Gie schwärzlich gezeichneten Partien viel schärfer von der reinen weissen Grundfarbe ab. Dazu gesellten sich an neuen, bisher nicht beobachteten Arten: Pieris callidice G' mit kräftig schwarzer Zeichnung, ähnlich jener des 9; Colias phicomone, die merkwürdigerweise erst hier in dieser bedeutenden Seehöhe auftritt; Melitaea cynthia und parthenie var. varia, letztere in einer aus- gezeichneten grossen Form, bei den Sf die rotgelbe Zeich- nung der Vorderflügel teilweise zu einer fast einfarbigen Fläche zusammenfliessend;; ne Argynnis pales!); Erebia epiphron var. valesiaca, melampus, ceto, lappona un.l tyndarus; Coenonympha var. satyrion; Setina var. ramosa mit der Uebergangsform transiens; Zygaena purpuralis var. nubigena und exulans, letztere in grossen Mengen die Blüten bedeckend, darunter ein ein- seitig fast farbloses, albinistisches Stück. Der Weg führt lange scharf am Steilhang hinauf, um sich dann endlich einer auf herrlichem Wiesenplan gelegenen Jagd- hütte des Königs von Italien, dem „Campement du roi“ (2588 m}, zuzuwenden. Sie liegt am Rande eines starken Gletscherbaches, der von den links herniedergrüssenden Gletschern des Paradiso- Kammes herabkommt, rechts verdeckt leider ein vorgeschobener brauner Felsriegel die schöne Grivola. Ein Vergleich dieses königlichen Jagdhauses mit den schmucken, wohlgepflegten Holzhäusern, die unsere hohen Jagdherren in den bayerischen und österreichischen Alpen aufgestellt haben, fällt sehr zu ungunsten des ersteren aus. Zwar bedeckt dieses steinerne, nur aus einem niedrigen Erdgeschoss bestehende Jagdhaus einen wohl zehnmal grösseren Flächenraum als diese, aber es befindet sich in ziemlich verwahrlostem Zustand. Es mag das allerdings damit zuammen- hängen, dass der regierende König von Italien, wie mir erzählt wurde, nicht der gleiche glühende Verehrer der Hochgebirgsjagd ist, wie es sein Vater, der verstorbene König Humbert war, der hier Jahr für Jahr der Steinbockjagd oblag. Wir befinden uns hier nämlich in dem Gebiete, wo allein in den europäischen Alpen der Steinbock noch wild vorkommt. Leider war es uns richt vergönnt, diese schönen Tiere zu sehen, wir mussten uns mit dem Anblick eines Rudels Gemsen begnügen. Oberhalb des königlichen Jagdhauses klimmt der Weg zum Col de Lauzon bald zu unwirtlichen Höhen empor. An neuen Schmetterlingen trat nur noch Erebiä gorge mit ab. erinnys auf. Besonders schön waren die erinnys, die an Häufigkeit des Vor- kommens die Stammart bedeutend überwogen, mit prächtiger, in abnehmender Stärke des Brauns fast bis zur Flügelwurzel reichen- der, völlig augen- und fleckenloser Binde der Vorderflügel. Diese schöne Form trat erst zwischen 2700 m und 2900 m auf. 1) Vgl. Internationale Ent. Ztschr. Guben 1909 S. 112; Textausgabe S. 248. No Dann erstarben auch die letzten Reste der Fauna, und ein steiles Trümmerfeld, das bald in eine zusammenhängende steile Schneedecke überging, leitete in die Höhe des Passes (3315 m) hinauf. Als wir oben standen und ins Val Savaranche hinab- steigen wollten, da zeigte es sich, dass die Schneeschmelze ein erhebliches Stück des Weges zum Abrutschen. gebracht hatte, und dass da, wo vorher ein Reitsteig heruntergeleitet hatte, eine fast senkrechte sSchutthalde in die Tiefe zahnte, deren lebe: schreitung unmöglich war. So blieb nichts übrig, als den Rück- weg nach Aosta wieder durch das Cognetal zu nehmen. Als wir noch, darob wenig erbaut, im Sattel des Passes sassen, da strebten auch über diese eisige Höhe Argynnis pales in ruhigem Fluge hin- über ins Val Savaranche, das uns Menschenkindern heute ver- schlossen blieb. Zwei Zwitter aus Sammlungen unserer Vereinsmitglieder. Vonglerukdawzire Olsichreldrerr IK, Am 19. Juli 1908 erbeutete unser Vereinsmitglied Theodor Mitte in der Umgebung von München einen schön ausgeprägten Zwitter von Epinephele jurtina. Die linke Flügelseite ist männlich, die rechte weiblich. Auf der männlichen Seite ist .der schwarze Schatten an der Vöorderflügelwurzel gut ausgeprägt. Zwischen diesem Schatten, dem Vorderflügelrand und der verhältnismässig grossen Ocelle finden sich einige unregelmässige Rudimente rotgelber Be- stäubung eingestreut, die bei typischen f' fehlen. Die Unterseite ist normal. Die rechte weibliche Seite ist in der Grösse von der linken nur wenig verschieden, doch tritt die etwas schmälere Vorder- Were fiügelform des 2 gegenüber der breiteren des „” deutlich ausge- prägt hervor. Die Ocelle des Vorderllügels ist etwas grösser als auf der J'-Seite, der rotgelbe Spiegel in. Grösse und Färbung ziemlich normal. Auch die Unterseite weicht von typischen Stücken kaum ab, die hellere Aussenbinde des Hinterlügels ist schön entwickelt. Die Bildung der Fühler, des Leibes und der Geschlechts- öffnung ist weiblich. Das ganze Tier bleibt etwas unter der normalen Grösse zurück, besonders auf der weiblichen Seite. Die Vorderflügel- länge, in gerader Linie von der Wurzel zur Spitze gemessen, beträgt links 22 mm, rechts 24 mm. Das Stück befindet sich in der Sammlung des Herrn Mitte. Oskar Schultz führt in Nr. 19 der Gubener Entomologi- schen Zeitschrift vom 15. August 1904 12 bekannte Zwitter von Epinephele jurtina an. IT: Der im nachstehenden abgebildete Zwitter von Par- nassius delius befindet sich in meiner Sammlung. Ich erhielt das Stück vor einigen Jahren von Herrn Max Korb in München, der es in Zürich von einem dortigen Sammler erworben hatte. Als Heimat ist Graubünden angegeben, eine nähere Fundortsangabe fehlt leider. Die linke Flügelseite ist weiblich, die rechte männlich. Die Zeichnung und Färbung weicht auf beiden Seiten von der typi- scher Stücke kaum ab. Insbesondere tritt auf der weiblichen Seite der schwarze Doppelfleck am Analwinkel des Hinterflügels, sowie die dunkle Antemarginalbinde deutlich hervor, Die Ab- bildung veranschaulicht gut die Unterschiede der beiden Seiten. Der verhältnismässig schwache, sehr kräftig behaarte Hinterleib trägt eine kleine Legtasche. Die Grösse ist normal, die Vorderflügellänge, in gerader Linie von der Wurzel zur Spitze gemessen, beträgt links 35 mm, rechts 34. mm. Oskar Schultz führt in Nr. 19 der Gubener Entomologi- schen Zeitschrift vom 15. August 1904 9 bekannte Zwitter von Parnassius delius an. Eine weitere sehr interessante Zwitterform. Gehören Zwitterbildungen an und für sich schon zu den recht spärlich auftretenden Erscheinungen in der Natur, so sind Hermaphroditen, die zwei Geschlechter von verschiedenen Formen in sich vereinigen, jedenfalls zu den grössten Raritäten zu zählen. Mir ist bisher noch nichts davon bekannt geworden, dass solche Zwitterbildungen überhaupt schon beobachtet wurden. Die Vereinigung von paphia-f' und ab, valesina-2 in einem Indivi- duum kann hier nicht zum Vergleich herangezogen werden, da es bekanntlich valesina-f'g' nicht gibt und daher das Zustande- kommen solcher Hermaphroditen in jenen Gegenden, wo ab. valesina Esp. vorherrscht, seine volle Erklärung findet. Das Uni- kum, um welches es sich hier handelt, ist eine Apaturide, deren linke, leicht verkrüppelte Flügelseite ein typisches ilia-y! repräsen- tiert, während die rechte Seite mit einem normalen clytie-® übereinstimmt. Die Unterseite korrespondiert auf beiden Flügel- hälften vollkommen mit der Oberseite, d. h. entspricht ganz den Rückseiten von ilia einerseits und clytie andererseits. Der Leib zeigt im Habitus völlig weiblichen Charakter; bestimmtes lasst sich jedoch darüber nicht sagen, da eine anatomische Unter- suchung seinerzeit nicht vorgenommen wurde. Das hochinter- essante Stück wurde von einem Münchener Sammler aus einer bei Sauerlach gefundenen Raupe gezogen. Jetzt befindet sich das wertvolle, fast völlig rein erhaltene Exemplar im Besitze des Herrn Franz Philipps, Cöln. Era n/zuBiogeens Für Redaktion: Max Korb, München. Druck der Münch. Handelsdruckerei Hans Beck (Inh. Jos. Heldwein). der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e. V Jahrgang 1910. München, Sept. und Ok. Nummer 9 u. 10. ec MITTEILUNGEN Er: DO 5 Du LE: 7 ee DO BO u | En us m mn Kom a Gun = cn = En Se EEE m KEN.m En BEE m Km m AH (Nachdruck verboten.) Die Raupe von Smerinthus Tatarinovii Brem. Von Max Korb, Die Raupe dieses prächtigen Schwärmers fanden wir ebenfalls in den sumpfigen Wäldern am Ussuri (bei Kasake- witsch) an Ulmen im August, -——- Sie ist in Form und Zeichnung etwas der Raupe von tiliae ähnlich. Die abgebildete Raupe zeigt grössere rotviolette, gelb umrandete Flecken und danebeii stehende weisse Schrägstreifen und.einen weissen Streifen über dem Rücken. Doch fanden wir auch Raupen, die nur kleine, röt- liche Flecken hatten und eine fast ganz ohne Flecken. Die Raupen sitzen ebenfalls an der Unterseite der Ulmenblätter, die häufig auch kleine und grössere rote Pilzflecken zeigen, weshalb die ruhig daran sitzende Raupe leicht übersehen wird. Das Sam- meln der Raupen von Tatarinovii ist oft recht beschwerlich und mühsam, da die jungen Ulmenbäumchen an ganz sumpfigen Stellen mitten im Urwald stehen und das Begehen dieser Plätz: * = Nower streckenweise nur auf den hohen, kleine Inselchen bildenden Gras- .büscheln möglich ist. Ein Fehltritt und man sinkt bis über die Kniee in den Sumpf. Eine hässliche, gelbliche, grosse Gift- schlange liebt diese Plätze besonders und lag besonders häufir auf diesen grossen Festuca- und Carex-Büscheln, wodurch das Sammeln hier geradezu gefährlich wurde. Auch die berüchtigten scgenannten Kamaren, die Moskitos, waren an diesen Stellen ir Walde in solch furchtbarer Menge, dass ein längerer Aufenthalt manchmal unmöglich wurde; förmliche Wolken fielen beim Betreten des Waldes über uns her, das ewige Summen, Stechen und Saugen dieser kleinen Peiniger, verbunden mit der geradezu tropischen Hitze machten meine Frau und mich fast nerven- krank. Unser russischer Begleiter fing öfters, wenn ihn die Mücken so furchtbar verstachen, zu heulen an und rannte uns auch davon. Auch wir mussten hie und da die Flucht ergreifen, wenn an manchen Steilen die Mücken scharenweise über uns her- fielen! — Im September liess die Mückenplage nach und fanden wir auch dann noch, als die Blätter im Walde sich schon zu färben begannen, Tatarinovii-Raupen. Die Puppen haben die längliche Form der tiliae-Puppen, sind aber glatter und braun. Von einer grösseren Anzahl Puppen schlüpften im Frühjahr leider kaum die Hälfte, Ueber die von mir beobachteten palaearktischen Lepidopteren, Vorkommen, Lebensgeschichte etc. Von Max Korb. Papilio bianor v. Maackii, Men. u. gen. vern, Raddei Brem. (Nachtrag zu Papilio L.) Die herrlichen Laubwälder an den Ufern des Amur- und Ussuristromes sind die Heimat dieser schönen Falter. Die ersten v. Raddei Br. fing ich im Mai 1903 bei der Kosaken- station Raddeffka am mittleren Amur. Wir kamen dort Ende Mai an. Die dichtbewaldeten Abhänge prangten in vollem Blüten- schmuck. Ueberall leuchteten die grossen weissen Blüten der Ffingstrose, (Paeonia) unter den Haselbüschen. Fast Innnede: Blüte sassen die wundervollen, zitronengelben, grossen Bock- käfer, (Pachyta bifasciata), oft zwei und drei in einer Blüte. Unsere erste Exkursion unternahmen wir am ]. Juni (18. Mai russ.) nach dem vier Stunden entfernten Starik Radde, dicht am ren Amur-Ufer gelegen. Ich wollte vor allem die Stelle besuchen, an welcher der berühmte Forscher Dr. Gustav Radde 50 Jahre früher mit seinem Flosse landete und dort eine Blockhütte baute, in der er auch einen ganzen Winter wohnte und mit den wenigen mitgebrachten Leuten die Ansiedlung gründete, die nach ihm den Namen Raddeffka bekam. Mit den Jahren zogen immer mehr Kosakenfamilien nach dem Amur, die sich dann weiter oberhalb an günstiger gelegenem Platze ansiedelten. Früh am Morgen des 1. Juni also machten wir uns in Be- gleitung eines alten Kosaken, der auch schon in Radde’s Diensten war, auf den Weg. Durch prachtvollen Bergwald stiegen wir in die Höhe, um den schmalen Gebirgskamm, der sich bis an das Amurufer hinauszieht, zu überschreiten. Nach zweistündiger Wanderung waren wir oben und blickten in eine tiefe Wald- schlucht hinab; ringsum dichter Urwald. Durch fast undurch- dringliches Dickicht von Waldrebe (Clematis), Spiraeen und anderes Gebüsch wanden wir uns hinab dem Amur zu und langten nach weiteren anstrengenden zwei Stunden an einer buchtartigen Stelle des Amur an. Am Waldrand, an einer freien erhöhten Stelle am Ufer, bemerkten wir die Reste einer ehe- maligen Behausung, dicht mit hohem Gras überwuchert — wir waren an der Stelle, an welcher der kühne Forscher vor zirka 50 Jahren seine Hütte erbaut hatte. Rings herum standen in voller Blüte, wie angepllanzt, die grossen mandschurischen Mai- glöckchen, im warmen Frühlingsmorgen köstlichen Duft ver- breitend. Wir liessen uns im Schatten eines alten Weidenbaumes nieder, an dessen Blütenkätzchen es von Bienen und Insekten summte und packten eben unser frugales Frühstück aus, als ich plötzlich einen prachtvollen Pap. Raddei 7 vom Baum herab- schweben sah. Wir hielten uns ganz ruhig und betrachteten den in der Sonne im schönsten Farbenschmuck schimmernden Falter. In weitem Bogen umkreiste er uns mehreremale und liess sich dann endlich dicht vor uns auf dem feuchten Sande nieder. Nun galt es kein Zögern mehr! Den nächsten Moment war er im Netze! — Jetzt erst bemerkte ich oben in der Baumkrone noch zwei Raddei, auf den Blüten sich wiegend, die uns nach langem Warten auch noch ins Netz gingen. Auf dem Heimwege trafen wir im Walde an blühenden Prunus-Bäumen noch einige Raddei an. Häufig war jedoch weder Raddei, noch später Maackii um Raddeffka herum, dagegen fingen wir vier Jahre später auf unserer Ussuri-Reise Pap. Maackii in grosser Zahl. — 4% Ende Mai 1907 kamen wir mit einem russischen Regie- -rungsschiff, in der Kosakenstation „RKasakewitsch”“, am linken Ussuri-Ufer gelegen, an. Die wenigen Blockhäuser liegen am Rande des sich viele Werst ins Innere ausdehnenden Laubwaldes. Die Vegetation ıst hier bedeutend üppiger als am Amur und artenreicher, Der mandschurische Nussbaum (Juglans mandschu- rica), der eigentümliche Korkbaum (Phellodendron) mit kork- ähnlicher Rinde und scharf schmeckenden, pfefferartigen Beeren stehen hier haufig im Wald, unter den Büschen, mehr im Schatten, wächst die schöne breitblättrige Ostrya mit grossen, violettrosa Blüten und andere mehr subtropische Pflanzen. Meh- rere Bäche durchziehen den Wald und ergiessen sich bei der Station in den Ussuri. An den Bächen entlang bis tief in den Wald hinein ziehen sich schmale Wege durch, an denen wir fast taglich Papilio Maackii begegneten, die sich gerne dort an den nassen Stellen niederliessen. Oefters bemerkten wir, dass be- sonders die QQ von Maackii mit Vorliebe um die Phellodendron- Bäume flogen und, von Zweig zu Zweig fliegend, sich immer wieder auf die Blätter setzten, dann beim nächsten Baum das- selbe Spiel wiederholten. Meine Vermutung, dass die QQ hier an den Blättern ihre Eier ablegten, bestätigte sich. später voll- kommen. Gegen Ende Juli ging der Wasserstand des Ussuri Dbe- deutend zurück und es bildeten sich das ganze Ufer entlang breite Sandbänke. Schon in den frühen Vormittagsstunden wurde die Hitze und dumpfe Schwüle und die Stechmückenplage im sumpfigen Wald jetzt schon fast unerträglich und suchten wir dann gewöhnlich die freien Stellen am Ussuri-Ufer auf, wo vom Wasser her fast immer ein Lüftchen wehte, Einige vereinzelt am Ufer stehende wilde Obstbäume gewährten Schutz vor der Sonnenglut; im Schatten dieser Bäume beobachteten wir die nach und nach aus dem -Walde kommenden Pap. Maackii. — Einer nach dem andern kam über die Bäume im raschen Fluge daher, alle strebten dem Wasser zu und den nassen Stellen am Ufer. Da bot sich uns auch das interessante Schauspiel, dass manche Maackii weit hinaus ins Wasser flogen, sich dann plötz- lich herablassend auf die Oberfläche setzten und eine kleine Strecke weit mit hoch aufgerichteten Flügeln auf den Wellen treiben liessen, dann rasch wider in die Lüfte flogen, um dann sich bei den inzwischen am feuchten Sande sich versammelnden übrigen Männchen friedlich einer dicht neben dem andern niederzulassen ne und das kostbare Nass zu saugen. So sahen wir manchesmal ein Dutzend Maackii beisammen sitzen. Auf grosse Entfernung schon konnte man auf dem von der Sonne greil beschienenen Sande den dunklen Fleck erkennen, wo mehrere Falter bei- sammen sassen. Da hiess es dann vorsichtig heranschleichen und Acht darauf geben, das unser Schatten nicht vorher die Stelle traf, denn dann stiegen sie im selben Moment in die Höhe und waren sehr scheu und schwer zu bekommen. Die QQ waren viel seltener. Diese trieben sich mehr am Waldrand, den Bach ent- lang, herum. Im August wurde der Flug spärlicher und die Exemplare waren nun auch meist verletzt und gingen wir nun darauf aus, die Raupen an den Phellodendren-Baumen im Walde aufzusuchen. An den unteren Aestchen der Bäumchen fanden wir nichts. Der uns begleitende Kosak kletterte aber an den schlanken Stämmchen bis zu einer gewissen Höhe hinauf und zog dann die obersten Gipfelzweige durch seine eigene Körper- schwere bis auf den Boden herab. Wir hielten nun alle drei die Aeste fest und suchten die Zweige nach einander ab. Gleich am ersten Baume fanden wir einige kleine Räupchen, nach Art un- serer Segelfalter-Raupen mitten am Blatt ruhig sitzend; im Laufe des August fanden wir die Raupen überall, wo Phellodendron- Baume standen. Die grossen Raupen hatten eine täuschend- ähnliche Färbung mit den Blättern, ein schönes saftiges Grün. Die Form der Raupe ist wie die der podalirius-Raupe, die Maackii-Raupe hat aber ganz ähnlich der Raupe von elpencor zu beiden Seiten halbmondförmige violette Schreckaugen. Bei Belästi- gung streckt sie, wie alle Papilio-Raupen, die orangefarbige flei- schige Gabel heraus, die einen ebenso starken pfirsichartigen Ge- ruch wie die der podalirius-Raupe verbreitet. Die Puppen sind nach Art unserer Papilio mit einem Faden um den Leib an Zweigen befestigt und am Kopfe mit zwei scharfen vorstehenden Spitzen versehen und haben eine starke Wölbung der Flügeldecken und den Rücken entlang und hinter dem Kopf zackenartige Er- höhungen. Wir brachten im Herbst eine ziemliche Anzahl Puppen nach Hause, die im warmen Zimmer im Februar und März schon ausschlüpften und prachtvolle Stücke von v. Raddei und der noch schöneren, hellgrünen, aber kleineren v. japonica ergaben. — Papilio xuthus L. und gen. vern, xuthulus Brem, Nur einigemale fingen wir im Mai im Walde bei Kasake- witsch an blühenden Prunus padus-Bäumen mehrere Exemplare De NgE von v. xuthulus. Später im Hochsommer sahen wir hie und da in unserem Garten und in der Dorfstrasse vereinzelte xuthus fliegen. Er blieb aber immer selten. Dagegen beobachteten wir xuthus auf dem mandschurischen Ufer des Ussuri, das wir einige- male besuchten, häufiger an den dort massenhaft wachsenden blü- henden Prunus padus-Bäaumen fliegend. Im August fanden wir an einer einzigen Stelle im Walde, wo die eigentümliche Ostrya- Pflanze wuchs und blühte, mehrere xuthus-Raupen, die an den fetten Blättern und besonders auch an den Blüten sassen. Sie hatten Aehnlichkeit mit machaon-Raupen, aber eine mehr gelbliche Färbung und ohne die roten Punkte auf den schwarzen Ringen. — Die Puppen gleichen auch den machaon-Puppen mehr und sind gelbbraun. — Im Frühjahr erhielten wir aus diesen einige schöne, lebhaft gefärbte Exemplare von xuthulus Br. Die ersten Stände von zwei Thaumantisarten. Mitgeteilt vonHofratDr.L. Martin, Diessen am Ammersee. In den Wäldern um Sintang im Innern von Westborneo an den Ufern des grossen Kapuasstromes kamen vier Thaumantis- arten vor, von denen lucipor, Westw. und noureddin, Westw. verhältnismässig häufig waren, während Odana, Godt. und Aliris, Westw. nur in wenigen Stücken erbeutet wurden. Da meine Jäger oft für Sammlungszwecke unbrauchbare, beim Netzschlag im dichten Unterholze des Hochwaldes zerrissene Weibchen brachten, gab ich ihnen den Auftrag, solche Tiere ungetötet in die Düte zu legen. Ich verfuhr dann nach dem alten Rezepte de Nicevilles und setzte die lebenden Weibchen in eine geräumige, mit verschiedenen Grasarten gefüllte Glasflasche, stets mit dem positiven Resultate, dass im Verlaufe einiger Tage befruchtete Eier abgelegt wurden. Mehr als 3 bis 4 Eier legte übrigens keines der vielen in Einzelhaft befindlichen Weibchen im Laufe eines Tages und glaube ich deshalb, dass das Thaumantisweib, wie auch die meisten Papilioweibchen, ein in langsamer Ovulation befindliches Ovarium besitzt, welches täglich nur einige reife Eier liefert und dass das Tier infolge dieses Verhaltens mit einer längeren Lebensdauer, als sonst bei Rhopaloceren die Regel, aus- gestattet ist. Am ersten Tage nach dem Fange und dem Trans- porte in der Düte in der Tasche des Jägers wurden keine Eier abgelegt, offenbar eine Reaktion auf den Chok der hereinge- a ee brochenen Katastrophe oder auch vielleicht, weil sich unter den von mir zur Eierablage gereichten Grasarten nicht die wirkliche Futterpflanze befand, so dass das Eilegen bis zur dringendsten Not verschoben wurde. Bei höheren Tieren würde eine der- artige Katastrophe gegenteilig wirken und eine vorzeitige Eiaus- stossung auslösen. Ich gab den jungen Raupen alle in der Um- gebung meines Hauses vorkommenden Grasarten und holte auch die am Flugplatze wachsenden Waldgräser, aber ich bin dennoch sicher, nicht die wahre Futterpflanze gefunden zu haben, obwohl die Raupen einer Art (noureddin) sich bei gutem Appetite sehr kräftig entwickelten, während von der zweiten, glänzend blauen Art (lucipor) aus den vielen Eiern nur wenige Larven sich zum Fressen entschlossen und nur zwei Raupen zur Ver- puppung und nur eine zum Imago gelangten. Aber auch bei noureddin erlebte ich kurz vor der Verpuppung unter den aus- gewachsenen Raupen grosse Verluste — ein sicheres Zeichen, dass es mir nicht gelungen war, die richtige Graminee zu finden. Auch waren die wenigen erzielten Falter alle viel kleiner als im Freien gefangene Stücke, obwohl ich mit frischem Futter, Wasser und Dunkelheit nicht gespart habe. Von den vielen versuchten Gramineen wurde nur das überall wachsende, im ganzen Archipel gemeine Rumbut Lembu (Malaiisch-Ochsengras), auf Javanisch Rumbut Grinteng, angenommen, dessen wissenschaftliche Deter- mination mir augenblicklich leider unmöglich ist. Die Eier wurden einzeln abgelegt, selten 2 bis 3 in einer Schnur. Da die - jungen Räupchen gerne gesellig frassen, so scheint die Ablage einer Eierschnur von 2 bis 3 Stücken öfters vorzukommen. Ehe ich zur Beschreibung der beobachteten Larvenstände übergehe, möchte ich schon hier feststellen, dass die Raupen und Puppen der beiden von mir gezogenen Thaumantisarten in jeder Beziehung den Satyridentypus einhalten und dass deshalb die Familie Morphinae der indo-australischen Fauna einfach einzu- ziehen ist. Thaumantis ist ein allerdings auffallendes, aber doch ganz echtes Satyridengenus. Da auch die von mir häufig ge- zogenen Raupen von Amathusia, Discophora und Elymnias in jeder Beziehung Satyridenlarven sind, so wird es für die Familie der indischen Morphinae keine Rettung geben. Gerade die leuchtend blaue, in der Färbung mit den echten amerikanischen Morphoarten wetteifernde lueipor war es; ia, die mit den An- stoss zur Aufstellung der indischen Morphinae gab. Ein ganz ge- waltiger Unterschied liegt auch in der Lebensweise der Falter; die neotropischen Morphos sind Diurna, echte „children of the 'sun“, die sogenannten Morphos Indiens aber sind nahezu Noctua, sie fliegen unter Tags nur, wenn man sie aufscheucht, ihr Leben spielt sich an den dunkelsten Steilen des immer Dämmerlicht zeigenden dichtesten Urwalds ab und ihre Flugzeit beginnt mit Sonnenuntergang und wird weit in die Nacht fortgesetzt. 1. Thaumantıs lueipor, Wesiw, emesmiesisesecht! malaiische Satyride, welche bisher nur von der malaiischen Halb- insel, Sumatra und Borneo bekannt geworden ist. Auf Sumatra war lucipor im Flachland nicht selten, ebenso wenig auf Borneo, auf der malaiischen Halbinsel, wo die Berge oft nahe an die Küste treten und ein ausgedehntes Alluvialland fehlt, scheint die Art selten zu sein. Distant in seinen Rhopalocera Malayana spricht nur von einem minimalen Material, das Museum in Singapore besitzt kein Stück und nur in einer dem Museum zur Aufbe- vahrung übergebenen Privatsammlung konnte ich ein authen- tisches lucipor'& von der "Lalbinsel "vorinden Dar BEzEr kugelig, etwas grösser als das Ei von Papilio memnon, schmutzig weiss, etwas transparent und mit bordeauxroten, hieroglyphen- artigen Linien bedeckt, welche an die Schriftzeichen des Hindo- stani erinnern. Die nach vier bis fünf Tagen schlüpfende Raupe frisst ihre Eischale nicht, ist rötlich, besitzt zwei rote After- stacheln und einen glänzenden transparenten Kopf, der zwei, Augen gleichende, schwarze Flecken trägt und so an den Kopf einer Culexlarve erinnert. Nach Nahrungsaufnahme bildet sich eine doppelte, silberne Dorsallinie, von Bordeauxrot begrenzt, der Bauch ist weissgelb und die Afterstacheln werden schwarz. Nach der ersten Häutung fehlen die silbernen Dorsallinien, auf dem Kopfe sind zwei kleine, kurze Horngebilde zu bemerken, die Afterstacheln .bleiben schwarz. Nach der zweiten Häutunge: ist die Raupe haarig, braungelb mit doppelter schwarzer Dorsallinie ; der Kopf, glänzend braunrot, trägt zwei frontale, nahe bei ein- ander stehende, rötliche, stumpfe, gerade abgeschnittene Hörn- chen, welche mit Haaren besetzt sind; die kurzen Analstacheln sind gleichfarbig mit dem Körper und divergieren stark; die Stigmata erscheinen als schwarze Punkte. Die nun stark wach- sende Raupe macht einen samtigen, stark behaarten Eindruck, ist spindelförmig, am dicksten über den mittleren Segmenien, gegen Kopf und After schlanker werdend; auf dem achten und neunten Segmente findet sich seitlich, rechts und links von der doppelten Dorsallinie ein gelblicher hellerer Nierenfleck mit der ”. En Ta Konkavität gegen die Dorsallinie. Nach der dritten Häutung be- sitzt die braune, sehr haarige Raupe einen schwärzlichen Kopf mit zwei kurzen, nahe bei einander stehenden, korallenroten, fleischigen, kolbigen Hörnern, welche feine Zackung ungefähr wie eine Eidechsenkralle zeigen; die Analstacheln sind kurz, dick und plump und mit grauweisser Spitze versehen; die längeren über die Gesamtbehaarung hervorstehenden Haare haben rosa Spitzen. Die Raupen sind unter Tags unglaublich träge, sitzen, so lange die Sonne am Himmel steht, ruhig auf dem Boden des Glases in dessen dunkelster Ecke unter dichten Halmen und fressen erst mit eintretender Dunkelheit. Die Häutungen dauern lange, zwei bis drei Tage, und erfolgen nachts. Im Fressen sind die Tiere sehr wählerisch, zahlreiche Blätter werden angenagt, nie eines völlig aufgefressen, massenhaft fallen unbenutzte Abschnitte ab. Die ausgewachsene, ziemlich zylindrische Raupe ist nach der vierten Häutung 5—6 Zentimeter lang, sehr haarig, matt grün- braun, zeigt eine undeutliche, dunkle Dorsallinie, der Kopf ist sehr behaart, mit zwei schwarzen, an Augen oder Scheuleder er- innernden Seitenflecken, zwischen denen ein frontales, gelb- braunes Dreieck steht, welches bis zu den eigentümlich gebauten, stark prominenten Mandibeln herabreicht. Die nahe zusammen- gerückten Ropfstacheln sind rötlich, kurz und plump, keulen- förmig, kronenartig ausgezackt und stark behaart. Nach unge- alıms26 Tagen hat sich eine Raupe‘ an einem. Grashalm, jeine andere in der dunkelsten Ecke einer Kiste frei zur Verpuppung aufgehängt, nachdem sie zwei Tage ohne Nahrungsaufnahme ruhig sassen, Aufhängen und Verpuppung erfolgten während der Nacht. Die schlanke, lange Puppe hat in der Fläche die Form eines Blattes mit stumpfem Stiele (Cremaster) und sehr langer doppelter Spitze (Palpen), sie ist zuerst hell rötlich und wird nach einigen Stunden olivengrün, sechs weissgelbe Punkte auf jeder Seite der Bauchsegmente zeigen die Tracheen ai, ein eben- solcher Punkt rechts und links auf dem Thorax, Rücken und Abdomen sind schwarz getupft, die Flügelscheiden fein bräun- lich gestricheit wie die Unterseite eines Elymniasflügels; die doppelte Kopfspitze (Palpen) ist schwärzlich; nahe dem Cre- master in Fortsetzung der sechs weissgelben Punkte auf jeder Seite eine kurze gelbe Linie. Nach zwölf Tagen und voraus- gehender schwärzlicher Verfärbung der Puppe erscheint morgens 6 Uhr der Schmetterling. 2. Thaumantis noureddin, Westw., bewohnt völlig das gleiche Gebiet wie Lucipor und ist ebenfalls ein Tier der Alluvialebene. Das 5 ist einfach braun, während das © glänzend blaue Felder auf der Oberseite beider Flügel zeigt. Das mit lucipor gleich grosse, kugelige, grüngelbe, etwas trans- parente Ei zeigt zwei braunrote Breitenmeridiane. Die eben ge- schlüpfte Raupe ist schmutzig grün mit glänzend schwarzem Kopfe. Nach Nahrungsaufnahme wird der Rücken weiss ge- streift; auf eine schwärzliche Medianlinie folgen zwei schmale rein weisse Streifen, die gegen Kopf und After zusammenlaufen, dann ein Streifen der schwarzgrünen Grundfarbe, dann rechts und links ein weiterer, breiter, rein weisser Streifen, welcher in die Kopf- und Afterstacheln ausläuft; Seite und Bauch schwärz- lmch, die Analstacheln sind weiss, auf dem Kopfe zwei winzige weisse Hörner. Die ganze Raupe ist mit langen, dünnen, weissen Haaren besetzt, welche länger in der Kopfhälfte, kürzer in der Afterhälfte sind. Mit zunehmendem Wachstum werden die mitt- leren Segmente gelbgrün. Nach der ersten Häutung hat sich die Raupe nur wenig verändert, nur ist, was früher schwarz war, grün geworden, die weissen Streifen bieiben in gleicher Anord- nung, der Kopf ist glänzend schwarz, die Raupe trägt also die bekannten Westfalenfarben. Nach der zweiten Häutung jedoch bietet die Raupe ein völlig verändertes Bild, sie ist nun dicht braunrot behaart, über den Rücken ziehen zwei gelbe Streifen, welche sowohl in die gelben Afterstacheln, als auch in die Kopf- hörner auslaufen; Bauch und Füsse sind schwärzlich; die Hörner des rotbraunen Kopfes sind klein und röt- lich; die nach aufwärts stehenden Afterstacheln geben der Raupe ein schmuckes, adrettes Aussehen. Die Tiere gehen nicht so sehr abwärts ins Dunkle wie die lucipor-Raupen; fressen auch wohl am frühen Morgen und gegen Abend und bleiben auf den Halmen sitzen; dennoch erfolgt die meiste Nahrungsauf- nahme während der Nacht. Nach der dritten Häutung ist die nun 4 Zentimeter lange Raupe spindelförmig, am dicksten in der Mitte, sich leicht verschmälernd gegen Kopf und After; Bauch und Füsse sind lebhaft rotbraun, die Stigmata schwarz mit winzigem weissen Kerne, die Seiten braun, den Uebergang von der Seite zum Rücken bildet ein breiter, hellgelber Streifen, welcher den gelbgrünen Rücken beiderseits begrenzt; in der Mitte des Rückens stehen sechs kleine, schwarze Striche in Längsstellung oder eine undeutliche, schwärzliche, mediane Dorsallinie; der rotbraune Kopf trägt zwei kurze, rote Hörner, welche etwas geknöpft und stark behaart sind; die Afterstacheln in der Verlängerung der beiden hellgelben Streifen sind kurz und ebenfalls hellgelb. Die ganze Raupe ist sehr haarig, die kurzen Haare stehen bürstenartig auf Warzen, die langen, besonders in der Kopfhälfte, sind schön rotbraun, sehr fein und leicht ge- wellt. Die Tiere lieben es, mit einer sonderbaren Abknickung ihres Körpers etwas oberhalb der Mitte zu ruhen; Kopf- und Afterhälfte bilden dann die Schenkel eines sehr stumpfen Winkels und die rechte Seite der Raupe zeigt eine auffallende Konkavität, welche aussieht, als ob das Tier um einen in den Körper einschneidenden Nagel herum sässe. Ich hielt diese son- derbare Pose zuerst für pathologisch, sie kehrte aber immer wieder in allen Altersstufen der Raupen, so dass eine normale Gewohnheit vorliegen muss. Die nach der vierten Hautung 5 Zentimeter lange ausgewachsene Raupe ist nun noch dichter behaaslı und noch rötlicher geiarbt. Die Tlaare stechen und jucken bei Berührung mit der Hand sofort und so stark, dass niemand die Raupe zum zweitenmale berühren wird. Der sehr haacıge, rote Kopf hat zweı augenartige, kleine, schwarze Flecken, die Kopfstacheln sind orangerot, etwas länger als früher, nach oben ausgezackt und haarig. Ueber den Rücken läuft eine schwarze Medianlinie, früher meist nur sechs getrennte Striche, dann folgt braungelbe Grundfarbe, die sich allmählich zu den beiden heilgelben Streifen aufhellt. Seiten, Bauch und Füsse leb- haft rotbraun, Stigmata schwärzlich mit rein weissem Zentrum, Afterstacheln kurz und hellgelb in der Verlängerung der heli- gelben Streifen. Die Behaarung besteht aus langen und kurzen Haaren, die letzteren stehen bürstenförmig auf Warzen, die er- steren haben besonders gegen das Koptfende einen helleren rosa SET ia Apex. Die Puppe, zuerst fleischrot, nach 6—7 Stunden hellgrün, ist noch spitzer und schlanker als die von Lucipor und mit weiss- lichem Duft überzogen, sie trägt an beiden Seiten der Bauch- segmente vier weisse Punkte (Tracheen), über den Rücken laufen dunkle, biattrippenartige Längsstriche; die Flügelscheiden sind wie bei Lucipor mit feiner, schwärzlicher Strichelung ge- See zeichnet. Die sehr lang ausgezogene Kopfspitze ist deutlich doppelt (Palpen). Die Puppenruhe dauert 12—i4 Tage, die Puppe wird einen Tag vor dem Schlüpfen des Falters schwärz- lich verfärbt, dieser erscheint zwischen 8 und 10 Uhr morgens. Ich muss leider bezweifeln, ob es mir mit Vorstehendem gelungen ist, dem Leser ein deutliches Bild dieser seltenen, bisher bewusst nur von mir allein gesehenen Larvenstände zu geben, denn es haften derartigen Beschreibungen immer viele Misslich- keiten und Unvollständigkeiten an; immerhin wird ein Ento- mologe der Zukunft, der es abermals versucht, dem Dunkel des malaiischen Urwaldes die intimen Geheimnisse zu entreissen, nun Geiegenheit zum Vergleiche und zur Bestätigung haben. Mich erfüllt es aber mit entomologischem Stolze, dass es mir vergönnt ist, die erste Nunde von den Larvenständen dieser in Wahrheit königlichen Satyriden zu geben und damit eine kleine Lücke in unserem biologischen Wissen auszufüllen. Ein „Transformation unknown" verschwindet hiermit! Die beiliegende Abbildung ist nach einer von mir an Ort und Stelle entworfenen schematischen Zeichnung der noureddin- puppe durch Herrn F. Skell ausgeführt. Die Zucht von Smerinthus v. occidentalis. Mon By Sıkeil: Anfangs August vorigen Jahres erhielt ich nach der bereits im März erfolgten Bestellung zwei Dutzend Eier dieser wunder- vollen amerikanischen Sphingide, wohl eines der grössten Ver- treter der Smerinthus-Arten. Die Eier waren noch ziemlich un- entwickelt, einfach weiss (grün) und etwa in der Grösse eines sehr grossen Kies von Sm. populi. Ich hielt sie warm und trocken und nach ungefähr fünf Tagen kam die erste Raupe. Ein auf- fallend grosser Kopf sowie ein langes Horn, das in zwei feine Spitzen endigte, ähnlich wie bei der jungen atropos-Raupe, waren das einzig Charakteristische bei der sonst vollkommen zeich- nungslosen, matthellgrünen Raupe. Auch nach der ungefähr vier Tage später eıfolgten ersten Häutung zeigte sich von einer Verfärbung zu den bekannten Seitenstrichen noch keine Spur, nur war das immer noch ausserordentlich lange Horn nunmehr in eine einzige, etwas stumpfe Spitze ausiaufend. Das Wachstum war ein verhältnismässig langsames trotz einer sehr hohen Tem- peratur, ‘zuweilen bis 36° Celsius” im Schatten, ‘denn "es gab ausserordentlich heisse Augusttage. Das Futter musste ich des- halb täglich morgens und abends wechseln und diente als solches Pappel. Die Beschaffung schönster, grosser und weicher Blätter war sehr leicht, da unmittelbar vor meinem Fenster — auf dem Landaufenthaltsort Frauen-Chiemsee — ein sehr schönes Exem- plar einer grossen Schwarzpappel wuchs, die ich bequem von diesem aus erreichen und mir Zweige zum Abschneiden hereinziehen konnte. Ich steckte das Futter nicht in Wasser, auch nicht in feuchte Erde, da dies besonders bei Arten, deren Zucht einem vollkommen unbekannt, immer ein gewagtes Experiment bleibt. Die auf diese Weise ersparte kleine Menge an Mühe und Zeit muss man oft durch vollkommenes Eingehen der Zucht an Durchfall büssen, ebenso wie erwiesenermassen wassergefütterte Raupen den Angrilfen einer Infektion viel leichter unterliegen, als solche, welchen trockenes Futter ver- abreicht wurde. Gleichzeitig ist ersteres auch bei der von mir stets angewandten Zucht im FEinmachglas aus zwei anderen gewichtigen Gründen nicht sehr angängig. Läuft nämlich das Wassergefäss z. B. durch schiefe Lage auch nur im geringsten über, so genügt das am Boden sich festsetzende und mit aufgelösten Kot durchsetzte Wasser allein schon, ‚die Tiere unter Um- standen krank zu machen. Ebenso kann hier eine Raupe, Fallsı sie hinunterkriecht oder Tallt, leicht " ertrinken, oder Oi miechte) mehr); am“ Glase "in N die» Hole kann er mattet am Boden des Glases zugrunde gehen. Vom Futter “aus auf den Boden gestellte Zweige helfen hiefür zwar, aber nicht immer ah. Ich habe mich deshalb über Trocken- und Nass- fütterung hier ausführlicher verbreitet, weil immer wieder dem letzteren von so manchen Sammlern das Wort geredet, von den gleichen aber auch so oft über das unerklärliche Eingehen einer ganzen Zucht geklagt wird. Die meisten dieser Miss- erfolge sind aber eben dann nur auf die im Vorhergehenden er- wahnten Gründe, besonders auf die grössere Disposition zur In- fektion unzweifelhaft zurückzuführen, Bei der Zucht im Raupen- kasten wird nun, wie ich schliesslich noch erwähnen möchte, allerdings dieser Fehler durch bessere Luftzirkulation etwas aus- geglichen ; leider aber lassen sich die Mehrzahl der Exotenzuchten im Kasten der Temperaturschwankungen halber nicht oder nur mit der Erzielung sehr kümmerlicher Exemplare durchführen, — Zurück zu den occeidentalis-Raupen! Gegen Eintritt der 2. Häutung zu machen sich ganz leichte Andeutungen von Seiten- streifung bemerkbar ; ausgesprochen vorhanden waren die Streifen aber erst nach dem Ueberstehen dieser Häutung, die 2 Tage dauerte. Nun besitzt die Raupe ganz das Aussehen einer ocellata. Auffällig daran ist nur die merkwürdig rauhe Öber- fläche der Haut, hervorgerufen durch eine sehr starke Körnelung derselben, die sich stellenweise als richtige Stacheln und Höcker präsentiert. Dieses charakteristische Aussehen behalten die Tiere auch während der ganzen Raupendauer bei und es geht nicht wie bei anderen Sphingiden-Arten nach der letzten Häutung, so etwa wie bei atropos, wieder verloren. Es ist nicht ausge-- schlossen, dass man diese Stachein und Höcker daher als eine atavistische Erscheinung auffassen kann, etwa so, dass ursprüng- lich den Vorfahren der heutigen Sphingiden, d. h. deren Raupen allen dieses Merkmal während ihrer ganzen Larvenzeit gemein war, jetzt aber nur mehr bei wenigen, eben noch sehr ursprüng- lichen Arten (A. atropos, S. quercus u. s. w. — vergleiche hiemit meine Arbeiten über Genitalanhänge) vorzufinden ist. Auch nach der dritten und vierten Häutung verändert also die Raupe ihr Aussehen nicht weiter, bis auf das Eintreten grosser brauner, unregelmässiger Flecken an den Bauchfüssen, besonders am Rücken, an den Seiten oben und vor den Stigmen, sowie am Kopfe, der auch mehr oder minder stark braun gefärbt erscheint. Vor allem aber muss diese Färbung als eine durchaus variable und bei auch jedem Exemplar der Raupen verschiedene bezeichnet werden. Man kann sie als homolog mit der mitunter vorkommenden braunen Fleckung bei ocellata und populi be- trachten. Zur Grösse der Raupen ist folgendes festzustellen. Erst nach der dritten Häutung tritt in ihr ein Unterschied mit den anderen verwandten Smerinthusarten auf, da bereits in diesem Kleid der Kopf im Umfange einer populi-Raupe nach dem 4. Hautwechsel wenig nacheibt. Die occidentalis- Raupe erreicht daher auch bis zu diesem Stadium die Grösse der ge- nannten Art, übertrifft sie aber an Dicke. Dieser Umstand Jührte mich nun auch zu einem auf ungenauerer Beobachtung be- ruhenden Missgriff. Es war mir durch Erfahrung bekannt, dass die quercus-Raupen sich meist nach dem Verzehren ihrer Eihaut bereits das erstemal häuten, ohne vorher noch irgend welches Pflanzenfutter angenommen zu haben, dass sie dann aber auch noch die eben abgestreifte Haut sofort auffressen. Da nun aber auch die occidentalis-Raupen die Eischale verzehrt hatten, glaubte ich irrtümlicherweise, dass sie genau wie ihre euro- ee päischen Verwandten (quercus) auch sofort diese Häutung durch- gemacht, den Balg aufgezehrt und ich den ganzen Vorgang übersehen hätte. In meinem Irrtum bestärkt wurde ich nun noch mehr durch die Grösse der Tiere, welche die einer grossen populi- Raupe weit übertraf. Ich gab also bei der Wahrnehmung, dass die Tiere zu fressen aufhörten, sofort Erde in die Zuchtgläser, um Ge- legenheit zum Verpuppen zu geben. Das Wachstum war bei allen gleichmässig fortgeschritten, hatte bisher 415 Wochen ge- dauert und schien nun hiemit abgeschlossen. Wie wer: staunt war ich aber, als ich Tags darauf alle die grossen, dicken Larven sich neuerdings — häuten sah. Der Prozess zur Umwandlung in das neue Kleid dauerte hier nun sehr lange, namlich 5 Tage, was wohl aber durch einen starken Temperatur- sturz mit bedingt war. Die Tiere zeigten nun auch nach der Umwandlung über- raschende Formen. Während in der Zeichnung, wie schon er- wähnt, sich keine Veränderung mehr bemerkbar gemacht hatte, hatten Kopf und Extremitäten ganz gewaltige Formen ange- nommen. So war der Kopf in seinem Höhendurchmesser nicht weniger als 10 Millimeter, in seiner Breite deren 5. Die Brust- füsse waren dick und kräftig wie die einer convolvuli-Raupe, die Bauchfüsse in der zusammengezogenen Ruhestellung, die den Tieren stets eigentümlich war, erinnerten an Gestalt und Umfang Ichhatt, wie überhaupt der ganze Unterteil bis auf den’ jetzt kurzen dicken Stachel, an eine grosse Saturniden-Raupe. Auf der Basis des Hornes sowie auf dem Rücken des 2. und 3. Ringes daden sich stark chitinisierte Höcker. Es begann nun ein starkes Wachstum, aber auch eine mächtige Nahrungsaufnahme. Die grössten Pappelblätter verschwanden in der kürzesten Zeit unter den riesigen Kiefern und die Raupen frassen und frassen immer weiter. Es dauerte 8, 10, 14 Tage und noch immer machten sie keine Anstalten, zur Verpuppung zu schreiten. Ich kam in grosse Schwierigkeiten. Durch den oben schon erwähnten Temperatur- sturz hatte sich der Herbst und damit das Schlechtwerden der Blätter, speziell der Pappeln, ungemein rasch eingestellt. Es war kaum mehr irgendwo gutes Futter aufzutreiben. Ich musste auf meinem inzwischen gewechselten Landaufenthalt (Brannen- burg am Inn) oft weite Strecken zurücklegen, um einigermassen brauchbare Blätter zu bekommen, die imeisten waren mit den typischen schwarzen Punkten und Flecken des absterbenden Pappellaubes bedeckt und wurden nicht angenommen. Er- schwerend kam hiebei noch der Umstand hinzu, dass die Tiere beim Fressen arg wüsteten, grosse Stücke aus dem Futter heraus- schneiden, um sie dann zu Boden falien zu lassen. So ging natürlich auch eine grosse Quantität verloren. Endlich aber waren die Raupen dann doch fertig, verpuppungsreif. Die jetzt erreichte Grösse war überraschend. Sie standen an Länge keiner ligustriraupe nach, übertrafen eine solche aber noch bedeutend an Dicke, besonders in dem schon erwähnten ruhenden Zustand, der ausgesprochenen Sphingidenraupenstellung, die man gerade bei Smerinthus so hübsch beobachten kann. Die Dicke einzeiner Tiere, besonders derer, die später weibliche Puppen ergaben, war am 6. Segment gemessen volle 2 cm vom Bauch zum Rücken. Die Farbe wurde gegen Abschluss der Raupendauer ein graueres Grün, die braunen, schon beschriebenen Flecken traten stark Ooß- hervor. Der Kopf war bei den meisten Tieren ganz braun g worden. Die Verfärbung vor dem „In die Erde gehen“ betraf lediglich den Rücken, der rotbraun wurde; ausserdem waren die Tiere auch mit einer fettigen . Ausschwitzung bedeckt. Sie begaben sich nach einem ungefähr eintägigen rastlosen Umherlaufen ine dienin.der Sehr lange aber dauerte es nun in dieser, bis die Ver- puppung eintrat. Obwohl die Kistchen — ich hatte jede isoliert in eine kleine Holzkiste gegeben — in einer Küche ganz nahe an der Decke, wo eine dauernde Mindesttemperatur von 20° Cel- sius herrschte, stand, trat doch bei keinem Tier die Verwand- lung vor einem l4tägigen Liegen ein. Sie befanden sich in einer verhältnismässig kleinen Höhlung, die ungefähr 10 em unter der Oberfläche der feuchten Erde ziemlich kunstios angefertigt war. Die Puppe, anfangs rotbraun, wird rasch dunkler, bis zu einem tiefen Schwarzbraun und überzieht sich dann auch mit einer leichten Bestäubung, die zwar nicht so ausgesprochen wie etwa bei Catocalenpuppen, aber doch deutlich sichtbar in Er- scheinung tritt. Die Grösse der Puppen entspricht zwar nicht ganz der nach der Raupe erwarteten, übertrifft aber doch Smerinthus um ein ganz bedeutendes. Im übrigen aber entspricht sie in der Form vollkommen denen der oben genannien Art. An den unteren Rändern der Segmente finden sich indessen bei occidentalis feine Hakenkränze, die meiner Erinnerung nach bei quercus nicht vorhanden sind. (Schluss folgt.) Für Rear: Max Korb, München, Druck der Münch, Handelsdruckerei Hans Beck (Inh. Jos. Heldwein)., DEn © m -— m u ME u ae SEEEE LE: m LE ME DEE ME ML ML EL = EEE 0 EEE mn GE u BR 0 REM CE m MM m BEE cr CHE cv EEE m FERN cm EEED m HHEEM m GER 1 GER m BEE ze Mc BEE %»% % MITTEILUNGEN + + + der Münchner Entomologischen Gesellschaft, e, V, i: ahrgana 1910. _ München, Nov. und Dez. Nummer 11 u. 12. }: 4 | u > re © ce u = ug el a wu. ER (Nachdruck BE Einladung zum Abonnement der Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft E.V. Mit den Nummern 11 und 12 für November und Dezember schliesst der erste Jahrgang unserer Mitteilungen. Neben den wertvollen Berichten über Vorkommen und Lebensgeschichte palä- arktischer Lepidopteren enthalten die Mitteilungen Aufsätze über Ergebnisse von Sammelreisen, Zuchtversuche, Beschreibungen von Zwittern und Aberrationen, sowie eine Anzahl von erst- maligen Neubeschreibungen mit den dazu gehörigen Abbil- dungen. Auch im Folgejahre werden die Mitteilungen in der Lage sein, durch Reichhaltigkeit und Gediegenheit des Inhaltes jedem Interessenten für Entomologie Neues, Nützliches und Anregendes zu bieten, Die Mitteilungen werden künftig nicht ausschliesslich Lepidopterologisches berücksichtigen, vielmehr auch fachmänni- schen Abhandlungen über alle anderen Insektengattungen in ihren Spalten Raum geben. Von der Zahl der Abonnenten wird es ab- hängig sein, in welcher Weise sich unsere Mitteilungen hinsicht- lich des Umfanges und namentlich der Einfügung zahlreicher textlicher Abbildungen aufschwingen werden. Wir haben den ersten Jahrgang an mehr als 200 Adressen des In- und Auslandes zur Einsichtnahme versandt und geben uns der angenehmen Hoffnung hin, es möchte die Zahl der Abonnenten der Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft jene wünschens- werte Steigerung erfahren, welche zur Frreichung höherer, namentlich technischer Leistungsfähigkeit des Blattes erforder- ich erscheint. Die Redaktion erlaubt sich daher, zum Abonnement der Mit- teilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft aufs höf- lichste einzuladen. Wie in Nr. 3 und 4 bereits mitgeteilt, beträgt das Jahresabonnement 3 Mk. Zum gleichen Preise kann Jahr- gang 1 jederzeit nachbezogen werden. München, im Dezember 1910. Die Redaktion. * Sr Über Hybridenzucht der Deilephila-Arten. Von. Er anz ahabinrer: Die Zucht der Hybriden ist in Entomologenkreisen ziemlich beliebt geworden. Bis vor kurzem waren aber aus dem Gebiete der Schwärmer nach dieser Richtung nur die Smerinthus-ÄArten Gegenstand häufiger Versuche. Bei den Deilephila-Arten wollte die Zucht von Hybriden lange nicht gelingen. Nur einzelne "Wiener Herren vertieften sich schon seit ungefähr zwei Dezen- nien mit grossem Verständnis und viel Energie in diese Ma- terie und diesem kleinen Wiener Kreis verdanken wir die ersten Erfolge auf diesem Gebiete. Fast alle diese Herren waren oder sind noch heute Mitglieder des Entomologischen Vereins „Poly- xena“ in Wien. Mir war im Jahre 1908 die Zucht der Weinschwärmer- Hybniden Luciani und Standfiussi gelungen. "Diese Br folge und Anregungen aus Vereinskreisen waren die Veran- lassung zu neuen Versuchen im letzten Sommer. Die ersten Vorbereitungen müssen schon fast ein Jahr früher einsetzen; denn bei der sich stets steigernden Nachfrage ist die Beschaffung des notwendigen Puppenmaterials durchaus nicht leicht. Die begehrten Arten sind immer schnell vergriffen. Natürlich eignet sich zu solchen Versuchen nur auserwählt gutes Material. Merkwürdigerweise herrschen darüber unter manchen Sammlern noch sehr verworrene Begriffe. Da erlebt man die un- glaublichsten Zumutungen. So musste ich einem Lieferanten von 50 galii P. 26 zurückgeben, die tot, verletzt, verkrüppelt und ver- kümmert waren. Eine zweifelhafte P. mag für die Sammlung manchmal noch einen brauchbaren Falter geben, für die Hybriden- zucht eignet sie sich niemals. Natürlich ist es selbst bei grösster Gewissenhaftigkeit nach dieser Richtung immer noch möglich, dass das Material nichts taugt. Die meisten und gefährlichsten Schäden sind ja leider dem blossen Auge nicht sichtbar. Eigent- lich wäre es geboten, die P. auf ihre Keimfreiheit mikroskopisch -zu untersuchen. Die von Raupenfliegen und Schlupfwespen be- wohnten P. schalten im Frühjahr von selbst aus. Man wird meine Ueberraschung verstehen, wenn ich erzähle, dass mir von 200 überwinterten euphorbiae P. nur 42 zur Zucht übrig blieben. Alle anderen waren von Parasiten bewohnt. Weitere Vorbereitungen sind notwendig in Bezug auf die Futterpflanzen. Sie sollen schon im ersten Frühling in Töpfe ge- "» setzt werden. Wer aber ein Plätzchen in einem Garten zur Ver- fügung hat, pflanze sie ins Freiland. Sie gedeihen da besser und ermorlichen, dann "spater die Zueht im. Freien. In Betracht kommen nur wenige meist leicht zu beschaffende Pflanzen. Es genügt, wenn man Epilobium augustifollum und Dodonaci, Ga- lıum verum und molugo Euphorbia Cyparissias vorrätig hält. Meine Paarungskasten sind ganz einfach. Das Gestell ist aus festem Zinkdraht hergestellt und hat die Form einer abge- stumpften Pyramide. Die Masse schwanken zwischen 35 em und 45 cm. Alle Kanten sind mit weichem Stoff umwickelt, damit sich dre Falter möglichst wenig verletzen können. Die Kasten aus Holz halte ich für weniger geeignet wegen der grösseren harten Flächen und Pappendeckel ist gegen Witterungseinflüsse zu wenig widerstandsfähig. Die Deckfläche und die Seiten- lachen habe ich mit Gaze überzogen, den Boden aber frei ze- lassen. Die Hantierung im Kasten ist damit wohl etwas erschwert, immerhin aber gut möglich. Damit auch die Bodenfläche mög- lichst weich ist, legt man auf den Tisch erst einen zusammen- gelegten Teppich und darauf stellt man den Kasten. Ganz ähn- lich, nur viei kleiner sind die Kästchen, die ich für eierlegende OD benütze. i Grosse Aufmerksamkeit erfordern die überwinterten Puppen. Man muss natürlich trachten, die Entwicklung auf einen möglichst gleichen Zeitraum zu regulieren. Das ist nun freilich ein wahrhaftiges Kunststück. Allgemein gültige Regeln lassen sich schwer aufstellen. Immerhin ist es möglich, die Entwicklung _ von elpenor und porcellus durch Kaltstellen etwa S—14 Tage zu verzögern, hingegen euphorbiae und galii so warm zu halten, dass (lie Massenentwicklung Mitte Juni einsetzt. Am hartnäckigsten zeigen sich stets die vespertilio. Sie benötigen grosse Wärme und müssen schon anfangs März aus dem Winterlager genommen werden, sonst schlüpfen sie erst im August. In dieser Angelegen- heit ist einige Erfahrung unbedingte Voraussetzung. Es spielen zu viele Umstände mit, die jeweils eine ganz individuelle Behand- lung erfordern. Ich will nur einige Punkte berühren: Wie ist die herrschende Temperatur im Vorsommer? Bei welcher Temperatur haben die P. überwintert? Stammen sie aus Nord oder Süd? Welche Temperatur hat der Raum, in dem die P. zum Treiben standen? usw. kleuer hat die Flugzeit ungefähr mit dem 20. Juni be- gonnen. Von da ab sassen die elpenor und porcellus täglich zu *r Se Dutzenden an den Kastenwänden. Es war gerade so, als ob ein Nommandoruf sie alle geweckt hätte. Auch euphorbiae und gali: hatten sich schon eingestellt, vespertilio liessen noch auf sich warten. Vorerst waren nur zwei Paarungskästen nötig. Im Kasten 1 wurden alle porcellus Jg, alle euphorbiae gg und galii cf und die elpenor QQ einlogiert, der Kasten 2 musste elpenor gg und porcellus, euphorbiae und galii QY auf- nehmen. dass die Tiere täglich gefüttert werden. Man stellt in den Flugkasten einen Strauss von Blumen, die von den Faltern auch in der Freiheit mit Vor- liebe aufgesucht werden. Am besten eignen sich dazu Wiesen- salbei (Salvia pratensis), Günsel (Ajuga reptans), Nachtviola (Hesperis matronalis), Geissblatt (Lonicera caprıfolia), Natteru- kopf (Echium vulgare). Es ist natürlich ganz unerlässlich J Es dürite bekannt sein, dass fast alle Blumen nur am Morgen und Abend honigreich sind. Die heisse Mittagssonne trocknet sie aus. Bei gepflückten Blumen ist die Honigquelle un- gemein rasch versiegt. Darum ist es notwendig, künstlich nach- zuhelfen. Man träufelt in jede Blüte ein Tröpfchen flüssigen Honig und sichert den Faltern auf diese Weise ihren Bedarf. Die Arbeit darf man sich freilich nicht verdriessen lassen, es ist wahr- haft eine Geduldprobe. Man soll auch des Guten nicht zu viel tun, sonst können die zarten Blütenkelche die Last nicht ertragen und fallen ab. Jeden Morgen und Abend gab ich den Blumen dazu noch eine frische Brause. Die Temperatur spielt bei Paarungsversuchen eine grosse Rolle. Unter 20° C. sollte sie nie herabsinken, am geeignetsten dürften 25—-30 ° C. sein. So wie es zu kalt wird, schlummert die ganze Lebenslust dieser Sommervögel. Sie sitzen dann träge und taub an den Wänden und zeigen nicht einmal Lust, die Blumen zu besuchen. Es bleibt dann nichts anderes übrig, als den Ofen zu heizen, um durch gleichzeitiges Lüften ein behagliches Stüb- “chen zu erhalten. Dann aber ist es ein herrliches Vergnügen, zu bobachten, wie gern das gedeckte Tischlein von den Faltern angenommen wird. Auf einer Stelle schwebend schwärmen sie vor den Blüten- kelchen, tasten und suchen mit dem langen Rüssel, nippen nur oder saugen lange aus einer Blüte, schwirren fort und kommen oftmals wieder, wenn .sie die Nahrungsquelle einmal gefunden haben. Dabei hat ihr Flug nichts Wildes, nichts Ueberraschendes. Ihre Schönheit, ihr Glanz und ihr Schmelz leiden darunter wenig Schaden. Die Flüge der Sphingiden haben etwas auffallend Gesetz- mässiges. Zuerst schwärmen sie bei der Abenddämmerung, dann vor Mitternacht und endlich noch einmal am Morgen. Der erste Flug zur Dämmerungszeit gilt anfangs nur der Nahrungsaufnahme. Merkwürdig ist das verschiedene Verhalten der eimzeluien Arten und Geschlechter... Zuerst‘ werden ..die euphorbiae zZ lebendig, innen schliessen sich bald procellus und galii Jg an, etwas später folgen die QQ und ganz zuletzt elpenor Jg! und Q9. Fast sämtliche Arten kommen nach der Nahrungsaufnahme wieder zur Ruhe. Eine Ausnahme bilden nur die porcellus Jg, bei denen dann sofort der Paarungstrieb rege wird. Zeitlich trifft sichs aber gerade so, dass die elpenor O9 erst munter werden und dem Sättigungsgeschäft obliegen. Sie zeigen sich dabei recht wenig kopulationslustigs und widerstehen meist mit Erfolg allen Annäherungsversuchen der liebedurstigen porcellus Sg. Und wenn doch eine Kopula zustande kommt, dann dauert sie nur einige Minuten oder gar nur Sekunden, weil es den unruhigen QQ regelmässig gelingt, das 5 abzuschütteln. Später aber, wenn die QQ durch Haltung und Gebärden zu er- kennen geben, dass nun der Freiersmann willkommen wäre, zeigen sich die procellus Zc auffallend ruhig und auch beim zweiten Flug verraten sie keine Lust mehr zur Paarung, wenngleich sie durch die Jagd der andern oftmals aus ihrer Ruhe gestört und mitgerissen werden. Die anderen Jg dagegen werden, nachdem sie sich ge- sättigt und etwas ausgeruht haben, wieder munter und gehen vereinzelt auch vor Einbruch der Dunkelheit in Konula. Ein wesentlich anderes Bild zeigt der zweite Flug etwa eine Stunde vor Mitternacht. Er ist der eigentliche Paarungsflug. An den Blumen wird nur hin und wieder etwas genippt. Dies- mal eröffnen die elpenor QQ den Liebesreigen und reissen euphor- biae und galii Jg’ mit sich. In tollen, pfeilschnellen Stössen jagen die Liebestrunkenen von einer Wand zur andern, stürmen an der Lichtseite auf und ab und stürzen nicht selten rücklings und besinnungslos zu Boden, um dann ihren Tanz neuerdings zu beginnen. Mit nach vorne gestreckten Fühlern und aufwärts ge- bogenem Leib umgaukeln sie dann die QQ, betasten sie mit den Fühlern, stossen ab und verschwinden pfeilschnell, um sofort EB H wieder zu kommen. Die OQ sitzen jetzt mit breit gelegten Flügeln da und schieben die Legeröhre ständig aus und ein. Mit einem- mal fliegt'ein 5 an, setzt sich auf den Rücken, krümmt seinen Leib stark nach unten und bemüht sich, den penis in die Scheide des © einzuführen. Viele QQ wehren sich dabei und krümmen ihren Leib auch einwärts oder sie lassen sich zu Boden fallen und schütteln die So ab. Aber manchmal vollzieht sich die Ko- pula so rasch, dass alles Widerstreben nichts hilft. In diesem Falle lässt sich das 5 sofort nach der Seite herunterfallen und hängt nun mit dem Kopf nach unten. Euphorbiae QQD werfen sich auch dann noch gern herunter, vermögen aber das 5 nicht mehr abzustreifen. Kopulierte Paare sitzen ruhig an der Kastenwand und lassen sich durch die tollen Liebesjager nicht weiter stören. Gar oft fliegt noch ein zweites y' an, um aber stets abgewiesen zu werden. Der dritte Flug fällt in die Zeit der Morgendäammerung und ist vorwiegend wieder Nahrungsflug, doch habe ich auch morgens einzelne Paarungen beobachtet. Inzwischen ist die Temperatur bedeutend gesunken, weshalb die Falter bald wieder zur Ruhe kommen. Die Kopula dauert in der Regel nicht länger als zwei Stunden. Wenn also die Paarung am Abend oder vor Mitternacht zustande kanı, ist es notwendig, die Tiere abzusondern, weil man sie sonst unmöglich wieder erkennen kann. Ich habe oft eine Störung nicht riskiert und dann die CY durch Abzwicken eines Flügelecks gezeichnet. Die mit elpenor 5 kopulierten QY vermögen in den meisten Fällen nicht mehr loszu- kommen. Während sich nun euph. QY selbst losreissen und die verstümmelten Jg zurücklassen, mühen sich porcellus QQ oft stundenlang, ja tagelang vergeblich ab. Da hilft dann nur ein ope- rativer Eingriff unter möglichster Schonung des 9. Grossen Wert hat diese Operation in der Regel nicht, denn die QQ kommen dann noch nur selten zur Eiablage. Die meisten sterben schon vorher oder sie setzen nur einen ganz geringen Prozentsatz unbefruch- _ teter Eier ab. Dass der penis von selbst nachträglich ausgestossen würde, habe ich nicht beobachten können. Er zieht sich vielmehr weiter in den Körper zurück. Die bursa copulatrix der QQ, die zur Aufnahme des männlichen Samens dient, verengert sich nach aussen bekanntlich zu einer feinen zylindrischen Röhre. In dieser Röhre steckt der penis so fest, dass man ihn nicht herauziehen kann, ohne die pergamentartige bursa copulatrix mit zu zerreissen. al Bei einzelnen toten Tieren habe ich die bursa stark ausgeweitet und vergrössert gefunden. Es wäre möglich, dass sie dann durch zu grossen Druck nach unten die Eiablage ungünstig beeinflusst, wenn nicht gar unmöglich macht. Für die befruchteten QY habe ich eigene Kästchen ge- macht. Es ist natürlich am vorteilhaftesten, jedes Q einzeln abzu- sondern, denn nur so ist es möglich, genau zu beobachten und über die Eiablage verlässige Aufzeichnungen zu machen. _Ge- wöhnlich beginnt die Eiablage am dritten oder vierten Tag. Das Q umschwirrt nach der Nahrungsaufnahme die zwischen die Blumen gesteckten Futterzweiglein und klebt dann einzeln die Eier auf die untere Blattseite. Beim Absuchen bedient man sich am besten einer guten Lupe. Vespertilio, euphorbiae und por- cellus OO legen kleine Eier. Die von euph.Q sind an dem ihnen eigenen bläulichen Farbenton leicht zu erkennen. Verhältnis- mässig gross Eier legen elpenor YD. Wenn die Eiablage nach längstens vier Tagen nicht begonnen hat, dann war die Kopula erfolglos und man kann das 9 wieder in den Paarungskasten zu- rückgeben. Auch die unverstummelten Jg kommen nach auf- gelöster Kopula wieder zu den andern. Ich sass jede Nacht stundenlang vor meinen Faltern und verfolgte mit gespannter Aufmerksamkeit alle Vorgänge in den Paarungskasten, soweit es bei dem herrschenden Dunkel über- haupt möglich war. Das Auge gewöhnt sich zwar daran, nur ermüdet solches Schauen ungemein. Wenn heller Lampen- schein yon der’ Strasse ıns Zimmer fallt, dann jagen die Kiere ständig an der belichteten Wand auf und ab und beschädigen sich dabei auffallend stark. Auch gegen zu hellen Mondenschein müssen die Kasten geschützt werden. Meist erkannte ich nur an der sich immerhin abhebenden Doppelkontur, dass eine Ropula zustande gekommen war. Jedesmal hatte ich darüber grosse Freude. Wenn dann im Flughaus völlige Ruhe eingetreten war, wurde mit Licht Nachschau gehalten. Da gab es manche freu- dige Ueberraschung! Mit besonderer Befriedigung wurde natür- lich jede neue Kreuzung aufgenommen. Am häufigsten war die Paarung zwischen Pergesa elpenor g und Pergesa porcellus 9. Sie ergibt den N Bersesa Eu. etamsı (Denso.). Die Gegenkreuzung P. hybrid. Standfus (Bartel.) kam aus den oben erwähnten Umständen nicht ae Auch den folgenden Hybriden erzielte ich mehrmals, nämlich Perg., elpenor $ X Deil. euphorbiae @ — Deii. hybrid. Per- noldi (Jakobs). Und die Gegenkreuzung davon Deil. euphorbiae @. X, Perg. elpenor 9 — Deil. bybiid. Ha rmwtr(&ordeseh) fand ich nur zweimal. Auch eine Paarung Deil. euph. J XD. vespertilio © konnte ich feststellen. Sie ergibt den hybrid. epi- lobii. Es sei noch die Kreuzung P. elpenor % X D. vespertilio Q=P.hybrid. Gillyi (Kysela) erwähnt, die noch an einem der letzten Tage vor den Ferien zustande gekommen war. Leider bedeutet die erzieite Paarung noch sehr wenig, ein- mal weil viele OQ nicht zur Eiablage kommen, dann wieder weii viele Gelege unbefruchtet sind oder selbst von befruchteten Ge- legen die Räupchen nicht. zur Entwicklung kommen. So schrumpft auch mein oben verzeichneter Erfolg auffallend ein; denn es kamen nur Luciani- und Pernoläi-Räupchen zum Schlü- pfen und zwar zählte ich etwa 200 Luciani und 56 Pernoldi- Räupchen. In Prozenten ausgedrückt schlüpften von den Lu- ciani-Eiern 65 Prozent, von den Pernoldi-Eiern nur 9 Prozent. Diese Zahlen sprechen deutlich, wie vorsichtig man bei der Abgabe oder dem Verkauf von Eiern sein soll. Ich rate davon überhaupt ganz ab. Es kommen dabeı zu viele Unannehmlich- keiten heraus. Bei isoliert gehaltenen Weibchen lässt ich indes meist aus der Art der Eiablage schon mit Sicherheit voraussagen, ob die Eier gut sind. Dies ist regelmässig dann der Fall, wenn das Q gleich von Anfang an viel Eier gibt und ist immer zweilel- haft, wenn sich die Eiablage gar so lange hinzieht. Bei warmer Witterung schlüpft das Räupchen nach sechs oder sieben Tagen. Befruchtete Eier werden schon am dritten oder vierten Tag fleckig. 3ei den nahverwandten Weinschwärmern war der Erfolg also noch am günstigsten. Dagegen bedeutet die Kreuzung zwi- schen entfernteren Arten schon eine grosse Schwächung. Ich will natürlich damit keine feststehende Tatsache registrieren, dazu reichen meine Versuche noch nicht hin. Es wäre ja möglich, dass gerade die in Betracht kommenden Elterntiere nicht ganz ge- ‚sund waren. Die Hybridenräupchen gediehen auf den Pflanzen im Freien ganz vorzüglich. Es empfiehlt sich aber, sie erst nach der ersten Häautung hinauszubinden. Dabei achte man genau darauf, dass keine Ameisen und Ohrwürmer mit eingebunden werden, Ich glaube, dass diese etwa 30 Räupchen, von denen ich nach acht Tagen nicht ein einziges mehr finden konnte, aufgefressen hatten. —_ 89. = Bei Beginn der Schulferien durften meine Pflegekinder natürlich mit in die Sommerfrische, ganz wörtlich genommen, denn sie mussten, wie ich, gar oft frieren, ohne indessen darunter zu leiden. Einen heute noch nicht völlig verschmerzten .Vorfall möchte ich hier nicht unerwähnt lassen. Ich hatte die Raupen in einem Garten aufgebunden und vorsichtshalber die gesamte Dorf- jugend um Schonung gebeten. Tatsächlich konnte ich mich darüber freuen, wie sie meine absonderlichen Vorkehrungen zwar mit grosser Neugierde beguckten, aber nicht im geringsten störten. Da wollte es der Zufall, dass drei: Männer am Sonntag den geraden Weg aus dem Wirtshaus ins Nachbardorf, wo sie daheim waren, nicht mehr fanden. Der Kuckuck brachte sie: in die Nähe meiner Raupenbeutel. Wohl lasen sie noch. die 'auf- klärenden Bemerkungen auf dem kleinen 'l’äfelchen, aber ihr Hirn konnte das nicht mehr verarbeiten. Sie griffen mit ihren grossen Händen zu, rissen zwei Beutel weg und zerstörten mir 28 Per- noldi- und 60 Luciani-Raupen, die sämtlich schon bis zur dritten Hautung gediehen waren. Die Sache hatte noch ein kleines Nachspiel, in dem ich mich nur mit grosser Mühe gegen eine übelwollende Mehrheit behaupten konnte. Zum Glück hatte ich einen grossen Teil meiner Raupen beim Bruder in Pflege gegeben, sonst wären alle Pernoldi ver- nichtet gewesen. Ich will mich nun kurz fassen und nur noch einige FEr- fahrungen mitteilen. Pernoldi R. verlieren bei der vorletzten und letzten Häu- tung leicht ihren Halt und vermögen sich dann nicht mehr fest- zusetzen, so dass sie daran zugrunde gehen. In einem Falle ge- lang: es mir, die bereits runzelig verschobene Haut operativ zu entfernen und die Raupe zu retten. Sämtliche erzielten 14 Pernoldi P. waren männlichen Ge- schlechts. Die Falter schlüpften alle schon nach drei Wochen. Luciani-Raupen haben meist die braune Färbung der 'er- wachsenen porcellus R., doch kommen auch grüne Stücke vor und Zwischenformen. Bei den Luciani P. waren etwa 33 Prozent QY, die sämtlich im Herbst schlüpften. Bei einem Q unter- suchte ich den dicken Leib und fand einen gut entwickelten, reichen Eierstock. Alle männlichen P. zeigen Neigung : zum Ueberwintern. Im Herbst schlüpften nur zwei Stück. ‚Ich habe die P. jetzt im warmen Zimmer und konnte bereits mehrere Prachtstücke aufs Spannbrett bringen. Eine genaue Beschreibung = og der beiden farbenprächtigen Hybriden kann ich im Rahmen dieses Artikels unmöglich bringen. Im »Sommer hoffe ich neue Erfahrungen sammeln zu können. Ich werde dann sicher Gelegenheit haben, näheres darüber im Verein zu berichten. Die Zucht von Smerinthus v. occidentalis. Von F, Skell. (Schluss.) Die Ueberwinterung erfolgte in einem vollständig kalten Zimmer, Ende Februar kam dann die Ucberführung ins Warme. Trotzdem dauerte es aber nun bis anfangs Juni, bis der erste Schmetterling erschien. Er sass morgens, wie auch alle seine Nachfolger um diese Zeit erschienen, im Kasten und entschädigte mich durch hervorragende Grösse und eine geradezu wunderbare Färbung reichlich für alle im Vorjahre aufgewandte Zeit, Mühe und Arbeit. Es war ein Männchen, dann kamen noch drei seines Geschlechtes, hierauf in zwei Etappen, acht Tage später, vier Weibchen. Leider liess sich wegen dieser verschiedenen Er- scheinungszeit keine Copula erzielen, die sicher eine prächtige zweite Generation ergeben hätte, da, wie bekannt, modestus und var. occidentalis eine Sommergeneration hervorbringen. (Offen- bar wachsen hierbei die Raupen viel schneller als bei der Winter- generation.) Das Resultat der Zucht war also ein vollkommen befrie- digendes, da ich aus allen geschlüpften Eiern die Imagines erhalten hatte. Drei Eier von dem bestellten Dutzend schlüpften nicht, während eine Raupe gelegentlich einer erst spat nachts vorgenommenen Fütterung verloren ging und sich, weil noch sehr klein, auch trotz emsigsten Suchens nicht mehr finden liess. Es erübrigt nur noch, zu bemerken, dass die Puppen während ihrer ganzen Ruhe, aus der Erde herausgenommen, auf einem Drahtgitter über Wasser lagen. Darüber befand sich eine ungefähr "10 em hohe Schicht Moos. Wegen des hohen Reizes, den das Züchten einer frem- den, wenig bekannten Art bietet und des so sehr wahrschein- lichen Erfolges kann ich jedermann nur eine Nachahmung der oben beschriebenen Zucht empfehlen. Die Zucht aus dem Ei von D. hippophaes. Esp. Von J. Rackl. Im heurigen Frühjahr bot sich die seltene Gelegenheit, diesen Schwärmer aus Eiern zu züchten, welche von - Herrn Wagner (Waidbruck) angeboten wurden. Am 12. Juni erhielt ich eine Anzahl Eier, aus welchen nach 12 Tagen die Räupchen schlüpften. Die Futterpflanze, Sanddorn (Hippophae rhamnoides), stellte ich einige Zeit ins Wasser, da dieselbe rasch welkt. Die jungen Räupchen sitzen stets auf der Unterseite der Blätter und benagen die äussersten Spitzen derselben. Nach der zweiten und dritten Häutung jedoch bieten die Raupen sowohl in Färbung wie in Stellung ein herrliches Beispiel von Mimikry, indem sich dieselben, mit dem hintersten Fusspaar am Stengel haftend, im Halbbogen nach rückwärts beugen und so genau die Blätter der Futterpflanze vortäuschen. Zweifellos dürften die Raupen durch diese langanhaltende Schutzstellung in der freien Natur vielen Feinden entgehen. Die Zucht wurde im warmen Zimmer in Glä- sern durchgeführt und erfolgte nach 4-5 Tagen je eine Häutung. Nach der 4. und letzten Häutung wachsen die Raupen sehr rasch und die Nahrungsaufnahme ist eine bedeutende. In der kurzen Zeit von acht Tagen ist die Raupe vollkommen ausgewachsen. Wegen des rastlosen, unruhigen Umherlaufens der spinnreifen Raupen erscheint es zweckmässig, dieselben möglichst einzeln in Schachteln unterzubringen. Die Verwandlung zur Puppe erfolgt nach 5 bis 6 Tagen in einem Gespinnst von trockenem Sand und Moos. Die Puppen wurden zwischen Leinwandlappen gelegt und vollkommen trocken behandelt. Nach 21 Tagen schlüpften sämt- liche Falter. Die Entwicklung der Raupe aus dem Ei-bis. zur Puppe betrug nur 28 Tage. Wie bei allen südlichen .Arten ist bei dieser Zucht zu beachten, dass dieselbe an einem möglichst warmen Orte durchgeführt wird; auch die Futterpllanze ist sonnigen Plätzen zu entnehmen. Mitglieder-Verzeichnis nach dem Stand vom 31. Dezember 1910. ; Einheimische Mitglieder. Arnold Eugen, Lehrer, München, Rumfordstr, 38/4 Bader Ludwig, Hauptlehrer, München, Kreittmayrstr. 20/, Best Martin, Kaufmann, München, Gabelsbergerstr. 33 Böck Erwin, Architekt, München, Nymphenburgerstr. 215/, OR Bögl Franz, Apotheker, München, Isartalstr. 26/,, Mitte Buchhold Louis, Inst. f. wissensch. Präp., München, Gernerstr. {0 _ Dietz Hugo, k. Oberleutnant, München, Jutastr. 4/, 1. Dorsch Fritz, k. Bankbuchhalter, München, Metzstr. 42), Ebner Franz, Lehrer, München, Montgelasstr. 17/, Erhardt Max, Ingenieur, München, Hermann Linggstr. 6a Frank Wilhelm, Apotheker, München, Theresienstr. 83 Häussler Albert, Chemiker, München, Beigradstr. 24/, Hansum Gustav, Mechaniker, München, Isartalstr. 26/, Hesse Hermann, Bankbeamter, München, Zeppelinstr. 75/, r. Huber Hans, Kunstmaler, München, Schwindstr. 23/, Korb Max, Entomologe, München, Akademiestr. 23/, „ Rosine, Frau, e ss Koenitzer H., k. Gymn.-Turnlehrer, München, Jagdstr. 9, Gartenh. Lersch Georg, Architekt, München, Hans Sachsstr. 12/, Martin, Dr., Hofrat, Diessen am Ammersee. Mitte Theodor, Kaufmann, München, Pündterplatz 1/, Müller Ludwig, k. Landgerichtsdir., München, Preysingstr. 21/, Niederauer Adolf, Bankbeamter, München, Schönfeldstr. 30/3 1. Gartenhaus Och Heinrich, Naturalienhändier, München, Pestalozzistr. 3/, Osthelder, Ludw., k. Bez.-A.-Assess., München, Kaulbachstr. 31/, Pichler Ferd., Schuhmachermstr., München, Schmellerstr. 24/, Rackl Josef, akad. Bildhauer, München, Rlenzestr. 95/, Rattinger, techn. Eisenbahnsekretär, München, Arnulfstr. 136/, Remshard Hans, Bankdirektor, München, Widenmayerstr. 14/, Riemel August, Drogeriebesitzer, München, Augustenstr. 41 Rosen Curt, Freiherr von, Assistent am k. Zoologischen Institut, München, Theresienstr. 35/3 Roth Heinz, stud. math., München, Burgstr. 13/, Rückert Dr. ]J., k. Universitätsprof., München, Nussbaumstr. 10 Sattler Heinrich, Geschäftsführer, München, Ländstr. 1/9, Schiller Heinrich, Zivilingenieur, München, Triftstr. 11 Schleich Adrian, k. Postsekretär, München, Nymphenburger- strasse 4i/, Schweitzer Jakob, Eisenbahn-Werkaufseher, München, Elvira- strasse 18a/, Schmitt Karl, Ingenieur, München, Olgastr. 2. Skell Fritz, Kunstmaler, München, Auenstr. 35 Stein Dr. Richard, Chemiker, München, Theresienstr. 10/, Waltz Rudolf, Bankprokurist, München, Kaulbachstr. 24/, Wenger Georg, Bankbeamter, München, Kolumbusstr. 2/, 1. Wukitsewitz sr., Kunstschreiner, München, Lothstr. 54/, Wukitsewitz jr., München, Lothstr, 54/, Korrespondierende Mitglieder. Enzenberg Hugo Graf von, Schwaz, "Tirol Spuler Dr. Arnold, k. Universitätsprofessor, Erlangen Weber, Apotheker, Hallein bei Salzburg Auswärtige Mitglieder. Arnold Ludw., Eisenbahnsekr., Ingolstadt, am Münzbergtor 3/, Bartel Max, Oranienburg bei Bl Königsallee 32 Distler Paul, Baumeister, Rosenheim Egger Alois, Kreisgeometer, Landshut, Königsfelderstr. 511 Entomologischer Verein Coblenz Entomologischer Verein Offenbach Entomologischer Verein Stuttgart Frankfurter entomologische Gesellschaft, Frankfurt a. M. Hamperl Dr., Salzburg, Nonnberggasse 16 Hintermayer Anton, Lehrer, Faistenhaar, Post Sauerlach Oertel Walther, stud. geol., Hannover, Militärstr. S/, Pagenstecher Dr. Arnulf, k. geh. Sanitätsrat, Wiesbaden, Bieb- richerstr. 23 Plaseller Friedrich, Sparkassen-Rechnungsrat, Innsbruck, _Göt- tingergasse 8/, Rziha, k. k. Gewerbeinspektor, Innsbruck, Landhausgasse 2 SälzI Max, Maschinenbauführer, Regensburg, Hohlweg 7a Suntheim Dr., pr. Arzt, Aying Strohmeier, k. Verwalter, Ingolstadt, Am Stein Trätzl Hans, Miesbach, Bahnhofstr. 1151» Vogl Hermann, Hof a. S. Weber Hans, k. Postsekretär, Rosenheim, Postamt, Brieffach 5 Zoological Museum, Tring, Herts., England Schriftenaustausch. Entomologischer Verein „Polyxena“, Wien Berliner entomologische Gesellschait, Berlin Internationale entomologische Zeitschrift, Guben Schweizerische entomologische Gesellschaft, Bern Stichel H., Berlin-Schöneberg, Neue Culmstr. 5 Verein für schlesische Insektenkunde, Breslaı: Wiener entomologischer Verein, Wien. ei JOamEnS Inhalts-Verzeichnis. &berrauon von Meltmanrnıa, ve Dietz 2 5 Abonnement-Einladung f. d. Mitteil. d. Münch. Entom. Ges. 81 Actias artemis Brem. mandschurica Steger. u. selene Hb. Art- unterschiede. von’ Korb". 2. ware. 2... ee) Behördl. Vorschrift z. Schutze v. Parn. v. bartholomaeus . 48 Beobachtung. üb. paläarkt. Lepidopteren v. Korb. 2, 15, 17, 66 Beobachtungen über Vorkommen der Cossiden-Gattung Stygia Latr. von Korb Bao 25 Besprech. v. Vergleichsmaterial d. Gruppe Pa pilio v. Dr. Stein 11 Bee Bedinemsen d. Mitt. d. Münch, Entom. Gesellschaft 17 Colias palaeno von Boegl en 118) Deilephila-Arten, über Hybridenzucht der, von Ebner . . 82 Deilephila hippopha&s Esp., Zucht aus dem Ei von, v. Rackl 91 Erleichterung des Studiums der me Hilfs- Mitelazur wvonsBrhandte 1. 22 2 ae) Erste Stände von zwei Thaumantisarten von De Martin TEN) Geleitwort zum ersten Erscheinen der Mitteilungen der Münchner Entomologischen Gesellschaft . . . . . 1 Hilfsmittel zur Erleichterung des Studiums der Schmetter- linsskunde, von Erhardt 1... u... 2.0.0200 00 ver Bene Hybridenzucht der ar van. ‚Ebner: 12 EEE Mitglieder- Verzeiechmis a 0: en il Nomen: latur und Systematik von Erh Arie a ee Paläarkt. L.epidopteren, Beobachtung. üb., v. Korb : 2,19, 2175800 Raupe von Smerinthus dissimilis Brem., von Korb. . . . 2» Raupe von Smerinthus Tatarinovii Brem., von Korbee zen SarlersıVlax sfr. sea 3 DER S Sammeltage in Tal von Cogne, von Osthel der .. So ea Systematik und Nomenklatur, von Erhardt 5; : : 2 27222953 Thaumantisarten, Erste Stände von zwei, von Dr. Martin . 70 Morstand 1910. +2.22=. 0. Non aueh Var Sy 2 Zucht von Acheront. atropos, Prot. convolvuli Daphnis nerii uadev. ltvorniea aus dem Bi, von Skell . En 6 Zucht von Deil: Aeidalar eonteuamar a aan EAgrolisneorlieear rn > incanatar ee Baar ea 5 exe amalıon)S Wer VevallESTaar a‘ sienifera 2. ze 6 Nehas.selenesp u e Ser | Apatunanlia, Zzwitterse 6 5 ALLEINISRBE N n % even Zwiliene rt mandsehutiea . 2.2022°2°7°7510,, Anteronawerenulellae 59 „ Aretia maculosa . Argynnis adippe „ aglaia . = amathusia x daphne = lathonia EB niobe 5 pales Ei ab. valesina Boarmia secundaria Bryophila munralis . ” perla . Caligula japonica Callimorpha dominula > ab. paucimacula . Caradrina alsines . Coenonvmpha arcania 5 v. satvrion Colias v. alpina . a v..europome „ v. europomene Beenalle palaeno „. Phicomone Daphni nerii Dasychira fascelına Deilephila hybr. epilobii . a euphorbiae ® galii . 3 = hybr. Harmuti = hippophaes 3 v. livorniea 5 hybr. Pernoldi Re vespertilio . Dianthoecia proxima . Doritis v. amasina apollinaris „ apollinus Endagria ulula ? Epinephele v. hispulla . 7 op Wo 5 janiram u. a0 E jurtina, Zwitter u lvcaon . Erebia v. adyte . Peraethiops,. PRReeIoOr oo .: ; ab, erinnvs . „ euryale » goante Seite | ol a Al, www DD a X OL 1 MO IV Oo DD 0) m bi] DD ww W [271 for) oO md ot [er] os mw Qt De | Erebia gorge . | „ lappona „.. ligea „ melampus tvndarus . „ v. valesiaca Gnophos operaria Hadena adusta . “ v. terrea , Hesperia alveus | 35 ab. caecus * cartlhami . Larentia aqueata 59 aptata . 5 ab. flavomixta . 3 infidaria Leptidia diniensis . ı Lithosia cereola Lobophora sabinata ı Lycaena argus argyrocnomon Re astrarche ab. allous . Mr baton | > bellargus . | Ir corvdon | > damon . | = donzeli | „ eros 5 escheri | 5 hylas | a“ lveidas | © meleager . | sebrus = ab. tiphvs Lymantria dispar Melanargia galathea Melitaea aurinia A $ trans. ab. corythalia | = evnthia | ie dietynna | Mr didyma RE | ” 5 v. alpina Re phoebe | 5 v. varia | Naclia ab. ochrea | ss. punectatae: ı Nemeophila plantaginis | Nudaria mundana . 5 semiargus ab. montana N EC EEE Dewwnm wm nn ww aan mw a SUR AHHDdD M wm on D Im OH Or 60 apılıo aıexanor . . . ab. auranlıaca aslalica bianor : ab. bimaeulala evittala v. Feisthameli ab. hippocrates hospiton ab. hospitonides . ab. inornala ab. intermedius v. immaculala v. judaeus v. Lolteri Maakii v. maccabaeus machaon v. magna v. Miesi memnon v. orientalis podalirius v. Raddei v. smvrnensis v. sphyrus . ab. tenuivitlala ex Libet ab. undecimlineatus ab. virgatus xulhulus xulhus ab. zanclaeus . -Pararge v. adrasla „ maera Parnassius apollo „ ” v, bartholomaeus delius Zwilter Pergesa elpenor hybr. Gillvi „ Lueiani poreellus hvbr. Standfussi calliaice daplidice g. a. napaea g. a. rossi 12, 82, 82, (er w So wm mn uw w on S al \ı HN DVD DD Dot © An 06) | Polvomalus gordius , 23 v. subalpina ss virgaureae Protoparee convolvuli Rhodinia v. diana 5 fusax Salvrus v. cordula + hermione ; y% semele Selina v. ramosa Smerinlhus dissimilis er occidentalis 7 Tarlarinovi Stvgıa australis . „ eolchiea „ Ledereri „» psvchidion „ Rosinae N tmieolor Synlomis phesea Tephroelvstia semigraphala Thais ab. canleneri Savscasuliana Ne reaueasica „ cerisyi „ v. deyrollei ab. Honoratii „ v. medesieasle „ bolyxena ab mela „ Tumina Thezla spini Thaumanlis Aliris ve lueipor 5 noureddin % odana Triphosa a. cinereala e v. taochata Vanessa egea .... Z/Zygaena ab. berolinensis 55 carniolica n exulans nn v, hedysari 5 v. major En v. nubigena 3 v. Ochsenheimeri “ (ransalpina 3 trigonellae . 27, an 1 = >. AO). > 7A0L, DD W St ot @ Derer So SI 25 Für Redaktion: Max Korb, München, Druck der Münch. Handelsdruckerei Hans Beck (Inh. Jos. Heldwein). MITTEILUNGEN DER MÜNCHNER ENTOMOLOGISCHEN GESELLSCHAFT ZU MÜNCHEN, I. BAND, JAHRGANG 1910 HEFT 1—12 MÜNCHEN 1910. var 6r a KT) DER AaR MN I Mi Ka INNNINIIÄNN 100080930 Ar » a RN Na