Nu SANS N LR N N w N I D $ ; h VS a ENNÜIGT., IS N EAN N D N ? NN ) N\ NN \) N N Hi Rn IR I N Ru) IN ST INT. PVibrarn of the Museum VER ERRE.. OF .COMPARATIVE ZOÖLOGY, AT HARVARD COLLEGE, CAMBRIDGE, MASS. y I k Z fr‘ Ä an Aa baden 14 i Ad 1 } The gift of Cha R Äo ScHHlmcAoH-= dar y No. IL | Mau Al NO Au. # IE ee Wh K, P REN m, Im y FUN a RR Ä ai Tee, te RL HT iN hr ala ni en FE PN E # se ' ET a > Pd Fa 23 Z ÜbL. 19, /E8E, Mittheilungen Naturforschenden Gesellschaft in Bern aus dem Jahre 1885. Il. Heft. III NZ N Nr. 1153-1142. Redaktion: Dr. phil. J. M. Graf. Bern. (In Commission bei Huber & Comp.) Buchdruckerei Paul Haller, vormals Haller'sche Buchdruckerei. SWR” 1886. Inhalt. Seite der Es 5% II, Heft. 25 38 ne dm Baltzer, A., Prof. Dr., Ueber den Löss in Kanton Bern 111 Benteli, A., Gymnasiallehrer und Dozent, Ueber eine Windhose . XVI v. Fellenberg, Edm., Dr. phil., Geologische Notizen aus dem untern Puschlav mit 6 Holzschnitten . YaEeN ö N 164 Fischer, Ed., Dr. phil., Dozent, Entwicklungsgeschichte der EERDEDSESTDNE einiger Phalloiden y i 3 5 -XVIO Flesch, M., Prof. Dr., Ueber Missbildungen XV Guglielminetti, Dr. med., Ueber Blei- und Queeksilberv ergiftungen . 131 Guillebeau, A.. Prof. Dr., Demonstration von Lebern und Eugen ne mit Tania serrata durehsetzt waren i SER Kronecker, Hugo, Prof. Dr., Ueber die V ertheilung" von Wärme in thier. Körpern XVII Staufer, B., Ingenieur, eber das Vorkommen von Acherontia atropos XV Steck, Theodor, Conservator, Ueber die neuere Blattlauslitteratur RN Stellung und Lebensweise der sozialen Wespen . XV - Lebensweise und Nestbau der Hummen . . .XVDI Studer, Theoph.. Prof. Dr., Die Fauna Siidgeorgiens XV Thiessing, Dr., Neuer Höhlenfund im Jura 128 Statutenänderung . XV Jahresrechnung pro 1884 183 Mitgliederverzeichniss 182 Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft aus dem Jahre 1885. Nr. 1105-1142. Redaktion: Dr. phil. I. M. Graf. Bern. | (In Commission bei Huber & Comp.) Buchdruckerei Paul Haller, vormals Haller’sche Buchdruckerei. 1886. Inhalt. Seite der I. Heft. s5 28 NE <«- Banessbericht DID. 186,0 DE. Na nase 0a 8 Re I Baltzer, A., Prof. Dr., Ueber ein Lössvorkommen im Kanton Ben . 26 Die weissen Bänder und der Marmor im Gadmenthale, 1 Holzschnitt ; : 30 Fankhauser, J., Gymnasiallehrer und Privatdozent, Ueber einige neu entdeckte Lycopodienkeime . . X v. Fellenber Dr. phil., Ueber Vorkommen von Löss im Kanton Bern . £ 34 Fischer, L., Prof. Dr., Ueber die neuern Umgestaltungen des Pflanzensystems mit spezieller Berücksichtigung der Er ae der mikroskop. - En WER IMBIBGERGINCHE: DEULERR der letzten Dezennien i ; X Flesch M., Prof. Dr. Die histolog. Verhältnisse der Hypophysis cerebri . V Zur Kenntniss der Nervenendigung in gen quer- gestreiften Muskeln des Menschen, 1 Tafel . 3 RR J. H., Dr. phil, Gymnasiallehrer und Privatdozent, eitrag zur Kenntniss der ältesten Schweizerkarte von Aegidius Tschudi i 3 x ı ; ; 43 Jenner, E., Custos, Ueber die Zucht exot. Vögel : N j 5 Ä X Jonquiere, Alf., cand. phil., Mathemat. Untersuchungen über die Farben dünner Gypsblättchen im polarisirten Lichte, 1 Holzschnitt 61 Nencki, M., Prof. Dr., Ueber die Blutfarbstoffe k ı i } 3 : V Schwarzenbach, V., Prof. Dr., Ueber die Verwendung des metall. Wasserstoffs in der quantitativen Analyse A Ru BE SEEN D. Studer, Iheoph., Prof. Dr., Ueber den Fund eines Hasergefens von Rhinoceres uns ; 5 \ a aD. | a STE, Apotheker, Beiträg e zur Kenntniss der BChWEDIIITSTEIUNEGN R Bot. Theil, 1 Tafel . i b ir Sahli, H., Dr. med., Privatdozent, Beiträge zur Kenntniss der Schwammvergiftungen. Il. Theil, Patholog. Anatomie und Toxikologie . 82 Schärer, E., Dr. med., Beiträge zur Kenntniss der |; III. Klinischer Theil . 3 ; 107 un & 1 as & er} & la } Sitzungs berichte Abhand- lungen H. Heft. *) Familiant, Victoria, Dr. med., Beiträge zur Vergleichung der Hirnfurchen bei den Carnivoren und den Primaten i im Anschlusse an die Untersuchung eines Löwen-Gehirns. Mit 2 Tafeln 49 v. Fellenberg, Edm., Dr. phil., Bergingenieur, Ueber ein neues Vorkommen von Ber skrystalli in der Schweiz i a 99 Fueter-Schnell, P., Apotheker und Grossrath, Aus dem (Gebiete der Lebensmittelchemie x + 82 Mützenberg, Ernst, Dr. med., Ueber das Vorkommen der vasculeren Welle in der Carotiseurve. Mit 2 Tafeln £ £ : ; } 1 Thiessing, Dr., Journalist, Ueber Höhlenfunde im Jura x ö : i . XII III. Heft. Baltzer, A., Prof. Dr., Ueber den Löss im Kanton Bern ? 5 A 111 Benteli, A., Gymnasiallehrer und Dozent, Ueber eine Windhose . i : k ; N > VI v. Fellenberg, Edm., Dr. phil., Geologische Notizen aus dem untern Puschlav mit 6 Holzsehnitten . \ { 2 \ { : 164 Fischer, Ed., Dr. phil., Dozent, Entwicklungsgeschichte der Fruchtkörper einiger Phalloiden . BeSR u u EAN RES . XVII Flesch, M., Prof. Dr., Ueber "Missbildungen RR: » IE - N DEE Guglielminetti, Dr. med., Ueber Blei- und Queeksilbervergiftungen N i £ 131 Guillebeau, A., Prof. Dr. Demonstration von Lebern und Lungen, die mit Taenia serrata durchsetzt waren 5 ; - Kronecker, Hugo, Prof. Dr., Ueber die V ertheilung” von Wärme in thier. Körpern XVII Siauffer, B., Ingenieur, Ueber das Vorkommen von Acherontia atropos RN Steck, Theodor, Conservator, Ueber die neuere Blattlauslitteratur . ve ERAGE Stellung und Lebensweise der sozialen Wespen NV Lebensweise und Nestbau der Hummeln . > / ‚XVII Studer, Theoph., Prof. Dr., Die Fauna Südgeorg giens 2 ; BEE 31 ER Thiessing. Dr. Neuer Höhlenfund im Jura . . . . et 128 Statutenänderung . ET 5 ; 2 ZI ZANH Jahresrechnung pro 1884 - ; nie, ; 158 Mitgliederverleihniss Na NEN ; 182 *) Anmerkung. Aus Versehen wurden im II. Heft die Abhandlungen wieder von 1 an paginirt, statt fortlaufend. EN L Sitzungsberichte. 763. Sitzung vom 31. Oktober 1885. Abends 7!/, Uhr, bei Webern. Präsident: Hr. Prof. Dr. L. Fischer. Sekretär: Hr. Steck. — Anwesend 16 Mitglieder. 1. Hr. Prof. Fischer begrüsst die Versammlung bei Wiederaufnahme der Sitzungen. 2. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 3. Hr. Dr. Eduard Fischer, Privatdozent, wird als Mitglied in die Gesellschaft aufgenommen. 4. Hr. Prof. Theoph. Studer spricht über die Fauna Südgeorgiens. An der darauffolgenden Diskussion betheiligen sich Hr. Prof. Fischer und der Vortragende. 5. Hr. Prof. Flesch spricht im Anschluss an ein an- sehnliches Demonstrationsmaterial über Missbildungen. Hr. Prof. Guillebeau und der Vortragende benutzen die Diskussion zu weitern Erörterungen. 6. Hr. Prof. Guillebeau weist stark von Embryonen der Tania serrata durchsetzte Lebern und Lungen von Kaninchen vor, die unter Erscheinung von serös-fibrinöser Peritonitis zu Grunde gegangen waren. 7. Hr. Ingenieur Stauffer erwähnt des zahlreichen Vorkommens von Acherontia atropos in diesem Herbste. 8. Hr. Steck, Konservator, spricht über neuere Blatt- lausliteratur und lässt Theile der beiden neuesten Werke: Buckton, British Aphides, und Lichtenstein, les pucerons, unter den Anwesenden zirkuliren. Anschliessend erwähnt Hr. Prof. Theoph. Studer der Verdienste unseres Landsmannes Bonnet um die Kenntniss der Blattläuse und ihrer Gallen. — XVII — 764. Sitzung vom 21. November 1885. Abends 7'/, Uhr, bei Webern. Präsident: Hr. Prof. Dr. L. Fischer. Sekretär: Hr. Steck. — Anwesend 17 Mitglieder und Gäste. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. In einem von Hrn. Dr. Bigler eingesandten, mit Unterschriften mehrerer Mitglieder versehenen Zirkulare wird der Antrag gestellt, die naturforschende Gesellschaft möchte die von Mittag-Leffler redigirten Acta mathema- tica für ihre Bibliothek anschaffen. Es wird nach Dis- kussion dahin entschieden, dass erst nach erfolgter An- frage bei der Bibliothek der schweizerisch-naturforschen- den Gesellschaft oder, falls diese das Abonnement nicht übernehmen wollte, bei der Stadtbibliothek in Bern, der bernischen naturforschenden Gesellschaft die Uebernahme dieser Zeitschrift unterbreitet werden soll. 3. Hr. Dr. A. Baltzer theilt neue Beobachtungen über den Löss im Kanton Bern mit. (Der Vortrag erscheint in den Abhandlungen.) In der Diskussion hebt Hr. Prof. Theoph. Studer das verhältnissmässig geringe Alter der Lössbildungen in Kehrsatz hervor, gestützt auf die vorgefundenen Verstei- nerungen. 4. Hr. Albert Benteli spricht über eine bedeutende Windhose, die am 12. Juni 1885 in der Nähe der Resi- denzstadt Oldenburg grossen Schaden angerichtet hat. Nach einer kurzen Schilderung dieses s. Z. in beinahe allen Zeitungen angeführten Ereignisses, begleitet von der Vorweisung photographischer Abbildungen der Ver- heerungen im besonders schrecklich heimgesuchten Dörf- chen Nadorst, verbreitet er sich über die Frage, ob nicht aus den in den Isobarenkarten dargestellten meteorolo- eischen Verhältnissen die Entstehung von Windhosen her- geleitet werden könnte und kommt zu folgendem Schlusse: — XVII — Die gewöhnlichen Isobarenzusammenstellungen werden die Bildung lokaler, kleiner Wirbelstürme wohl nie deut- lich angeben, doch begünstigen gewisse Luftdruckverthei- lungen die Bildung von Windhosen. Gegenden, die auf der Grenze zwischen einem südlichen und nördlichen De- pressionsgebiete liegen, werden am ersten von Windhosen durchzogen werden, besonders wenn sie in der Nähe ausgedehnter Wasserflächen liegen. 765. Sitzung vom 5. Dezember 1885. Abends 7!/, Uhr, bei Webern. Präsident: Hr. Prof. Dr. L. Fischer. Sekretär: Hr. Steck. — Anwesend 18 Mitglieder und Gäste. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Der Präsident zeigt an, dass die Anschaffung der Acta mathematica von der Stadtbibliothek in wahrschein- lichste Aussicht gestellt worden sei. 3. Die Herren Dr. Samuel Schwab und Dr. Joh. Jak. Zumstein, Privatdozent für Anatomie in bern, werden einstimmig in die Gesellschaft aufgenommen. 4. Herr Th. Steck verbreitet sich über Stellung und Lebensweise der socialen Wespen. Der Vortrag wird durch Demonstration der Nester von Vespa crabro L., Vespa media De Geer, Vespa germanica F., Polistes gal- lica L., und diadema Later, die in der Umgebung Bern’s sesammelt worden, und des Nestes von Chartergus char- tarius Oliv aus Cayenne erläutert. An der darauffolgenden Diskussion betheiligen sich die Herren Prof. Dr. L. Fischer, Prof. Theoph. Studer und der Vortragende. 5. Hr. Prof. Hugo Kronecker spricht über die Ver- theilung der Wärme in thierischen Körpern. Der durch Vorweisung der bei diesen Untersuchungen in Verwen- dung kommenden Apparate und praktische Versuche er- läuterte Vortrag erscheint in den Abhandlungen, — XVII — 766. Sitzung vom 19. Dezember 1885. Abends 7'/, Uhr, bei Webern. Präsident: Hr. Prof. Dr. L. Fischer. Sekretär: Hr. Steck. — Anwesend 13 Mitglieder und Gäste. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Die Aufnahme der Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. Kronecker der letzten Sitzung in die Abhandlungen wird genehmigt. 3. Der Präsident gibt der Gesellschaft Kenntniss von einem Zirkular, das über Verwendung des Elisabeth Thompson - Fund zu Gunsten wissenschaftlich - gemein- nütziger Werke handelt. 4. Hr. Dr. Eduard Fischer spricht über Entwicklungs- geschichte der Fruchtkörper einiger Phalloideen. 5. Der vom Vorstand vorgeschlagene Zusatz zu $ 20: 1. Originalarbeiten von Mitgliedern. „Ausserdem, soweit thunlich, auch andere, von einem Mitgliede empfohlene Originalarbeiten“ wird nach Diskussion von der Gesellschaft genehmigt. 6. Hr. Theodor Steck spricht über Lebensweise und Nestbau der Hummeln und weist daran anschliessend die Hummelnsammlung des hiesigen naturhistorischen Mu- seums, sowie Nester von Bombus arenicola Thoms., B. va- riabilis Schmied. und B. hortorum L. vor; das erstge- nannte Nest ist, soweit bekannt, noch niemals beobachtet worden. Die geringe Anzahl Zellen fanden sich in einem Hundekasten vor, dessen rechtmässiger Inhaber von den kleinen stachelbewehrten Gästen so belästigt wurde, dass er es vorzog, sich im Freien zur Ruhe zu legen. EEE Er Da m eh 7 — .11 — A. Baltzer. Ueber den Löss im Kanton Bern. Eingereicht am 10. Oktober 1885. Seit den Berichten über Löss im vorletzten Heft dieser Zeitschrift ist es mir gelungen, z. Th. mit Unterstützung meiner Schüler, noch mehrere Lössfundorte in unserer Gegend nachzuweisen, so dass nunmehr deren acht be- kannt sind: Höchstetten S } N bei 730m. Wyh.. - \ { 5 „10m: Kehrsatz . } ; 3 „ 586m. Thal im Könizthal . 5 „ 630m. Gummersloch beim Könizthal bei 735m. bis 770 m. (obere Gränze) Münchenbuchsee \ : bei 560 m. Kosthofen . { ! & „...200:m. Toffen „ir 1200. obere Gränze (untere 610 m.) Sie sind in der Richtung von Südost nach Nordwest geordnet und liegen auf einem Raum von 6 Stunden Länge bei 2 Stunden Breite und weniger. Die Vorkommnisse von Kosthofen und Wyl wurden bereits beschrieben. Der Löss von Höchstetten liegt am Rand eines kleinen glacialen Beckens und verhält sich im Allgemeinen wie Mittheil. Bern. 1885. Nr. 1133. PR. — 112.5 der in der Nähe von Wyl befindliche. Doch bildet er die Oberfläche des Bodens; das Liegende ist nicht ersichtlich. Wie in Wyl wird er auch hier im kleinen Massstab zu Backsteinen verwendet, geradeso wie dies in der Maingegend üblich ist. Die Schneckenfauna, nach gefl. Bestimmung von Hrn. Prof. Mousson, ist die folgende: Hyalinia nitens Mich? Lebt gegenwärtig noch im Gras und unter Gebüsch am Boden. 5 pura Alder. Auch jetzt noch in ganz Deutsch- land auf feuchten Wiesen. R nitidula Drap. In feuchtem Moos und Gras zwi- schen Steinen. fulva Drap. — Feuchtes Moos. > crystallina Müll. — Ebenso. pulchella Müll. — Ebenso. Helix villosa Drap. — Wälder. > plebeja Drap. — Bergwiesen. A fruticum Mich. — Schattiges Gebüsch. r arbustorum L. — Form der mittleren Höhen. s hortensis Müll. — Waldform der Hügel. a personata Lam. — Unter Gebüsch am Boden. Patula ruderata Stud. — Classische Lössschnecke, cha- rakteristisch für Höhenlagen von 5—6000'., Bulimus montanus Drap. — In Wäldern. | Suceinea oblonga var. humilis Drouet. — Kürzer und kleiner als unsere gew. Form. Zua (Cionella) lubrica Müll., die grössere Form. — Im feuchten Gras. Limn&a truncatula Müll. — Kleine Schlammbäche. 3 n var. oblonga Pat. — Etwas abwei- chend von der gew. Form. Pupa muscorum L. — Im Gras. er N „Hiernach scheint“, so schreibt mir Herr Prof. Mousson, „diese Bildung entschieden aus der Gletscher- zeit zu stammen.“ Kehrsatz. Hier ist der Löss am Strässchen nach dem Könizthälchen angeschnitten und bildet eine topographisch deutlich ausgeprägte, ein paar hundert Meter breite, oben flache, vorn deutlich abgesetzte Terrasse. Die Schichten fallen ganz flach auswärts gegen dss Aarethal. Petro- sraphisch stimmt er mit dem von Wyl fast überein, nur ist er z. Th. gelblicher und enthält mehr und mächtigere, unregelmässig eingeschaltete- Tufflagen und Tuffnester mit Blattresten. Hierdurch und durch mehrere graue, ge- wundene Lössbänder ist die Schichtung besser angedeutet. Lössmännchen sind reichlich vorhanden. Die Gesammt- mächtigkeit beträgt 4'/,—6m., ja 9m., wenn man berück- sichtigt, dass Löss auch am untern Strässchen hervor- tritt. Ueber ihm liegt Ackererde, das Liegende ist nicht aufgeschlossen. Schnecken sind zahlreich vorhanden, wie folgende Liste zeigt: Hyalinia cellaria Müll. — Waldboden. hi nitens Mich. h nitidula Drap. Helix personata Lam. — Stimmt ganz mit der heutigen. a obvoluta Müll. — Ebenso. u hispida L. = villosa Drap. AN edentula Drap. — Nach Sandberger in der Wald- und Weideregion der Alpen. I incarnata Müll. — Vielleicht etwas flacher als sewöhnlich. ® fruticum Müll. . R sylvatica Drap. — Jetzt besonders in der West- En EL schweiz an Baumstämmen. Variirt an Windungs- höhe. Helix hortensis Müll. — Nicht die Bergform. Kommt auch in der einfarbigen Var. vor. 2 arbustorum L. — Nicht die Berg-, sondern die Tieflandform. Bulimus montanus Drap. — Oeffnung gerundeter als jetzt. Patula rotundata Müll. — Zwischen Stein und Moos. Clausilia ventricosa Drap. — Kaum verschieden von jetzt. Am Boden der Wälder. n plicatula Drap.? — Häufig in Wald und Ge- büsch nahe dem Boden. N triplicata Hartm. — In Waldlichtungen. Succinea oblonga Drap. — Feuchte Wald- und Wiesen- stellen. Die grösseren Helixformen sind reichlicher wie in Wyl vertreten, wo Clausilien und Bulimus montanus nicht gefunden wurden. Wichtiger ist der Umstand, dass, wie mir Hr. Mousson mittheilt, die Formen von Kehrsatz nicht wie diejenigen von Wyl auf ein kälteres Klima als das heutige deuten. Sie sind alle inländisch und noch jetzt in der Gegend lebend. Dennoch weichen sie durch ein nicht zu beschreibendes Etwas von den Exemplaren des heutigen Tages ab. Demnach ist die Fauna von Kehrsatz jünger wie die von Wyl und Höchstetten. Etwas weiter oben im Könizthal findet sich vor „Thal“ bei ca. 630m. ein zweiter kleiner Aufschluss von Lehm mit reichlichen Tufflagen, welch’ letztere Verwen- dung als Baustein finden. Schnecken und geringfügige Kohlenschmitzen kommen vor. Die Ablagerung zieht sich lappenartig ein Stück bergaufwärts. Endlich zeigte mir Hr. Cand. Jenny in "/, Stunde Entfernung von Thal, in einer Seitenschlucht des Köniz- Yun —-— 15 — thales, zwischen 720 und 735m. oberhalb Gummersloch einen dritten Aufschluss, der zur Tuffgewinnung dient. Löss und Tuff, letzterer sehr vorwaltend, sind hier auf ziemliche Erstreckung hin miocenen Bänken von Nagel- fluh und Sandstein angelagert. Ihre Mächtigkeit beträgt 8m. Auf ihnen liegt bei der Nagelfluhwand eine dünne Decke Erraticum, eckige Blöcke von Hornblendeschiefer, Hochgebirgskalk, Quarzit, Gneiss, alpinem Dogger u. s. w. enthaltend. Nordwärts setzt sich der Löss fort, die Berg- flanke lappenförmig breit bedeckend, bis zur Höhenquote von 770m. Klettert man über die sanfte Böschung, eine trocken liegende Wasserrinne passirend, hinauf, so findet man im nördlichen Winkel folgendes Profil von oben nach unten: Terrassirte Bergwiesen seitwärts ein Acker mit erra- tischem Material. Steilabsturz von gelblichem Löss 6. 1'/, gelblicher, sandiger Löss. 3° kohlige Lage. 1‘ Tuff mit Blättern. 1‘ weisslicher Löss. Lössschutt. Münchenbuchsee. Von hier besassen wir in der Museumssammlung bereits Concretionen. Sodann wurde ich durch die Herren Lehrer Schneider auf einen kleinen Aufschluss aufmerksam gemacht, der sich in der Nähe der Dampfsäge am Waldrand befindet. Hier liegt von oben nach unten: !/,‘ Ackererde. 4’ lichtgelber Löss. 1‘ grauer Löss. Soft: — 16 — Der Löss enthält einzelne kleine, abgerundete Quarz- gerölle, wie sie auch bei Gummersloch vorkommen. Die Schichten fallen unter schwachem Winkel gegen das be- nachbarte Buchseemoos zu, welches hier mehrere alte Uferterrassen besitzt. Die Ablagerungen von Toffen enthalten vorwiegend Tuffbänke, auch gelblichen, aussen weisslich verwitterten Löss. Letzterer beginnt bereits in einer Wiese unter- halb Fallenbach, findet sich dann an den Rändern des nahen Hohlweges als weissliches Mehl. Hier sind erratische Blöcke in ihn eingebettet, z. B. Hochgebirgskalk, auch kleineres Geschieb. Der Hauptaufschluss ist unten im Steinbruch, wo die bedeutendste Tuffausbeutung der Gegend stattfindet. Dieser Tuff liegt in dicken Bänken parallel dem Abhang. Unter dem Tuff, durch dessen Aus- beutung blossgelegt, steht der Löss an. Dieser enthält mehr Sand als anderwärts, auch noch häufig Tuffnester und die bekannten Schnecken. Gesammtmächtigkeit wohl 20 m.; Lössmännchen wenig charakteristisch. Die Fauna von Thal, Gummersloch und München- buchsee ist im Allgemeinen dieselbe wie die der frühern Punkte; ob sie sich aber mehr an die von Wyl, Höch- stetten oder die von Kehrsatz anschliesst, muss von Fall zu Fall entschieden werden und fehlt es mir hierfür noch an ausreichendem Material. Es unterliegt ferner nach dem Angeführten kaum einem Zweifel, dass unter dem welligen Hügelland unseres Kantons noch vielfach Löss verborgen liegt. Im Anschluss hieran seien noch einige andere schwei- zerische Lössstellen erwähnt: Der Löss von Aarau liegt nach Mühlberg*) auf den beiden obersten Flussterrassen der Aare und höher, ist *) Progr. der aarg. Kantonsschule 1885, p. 32. — 17 — lehmig-sandig, bräunlich gelb, ca. 6m. mächtig (bei Ober- holz), enthält stellenweise Schnecken. Mühlberg schreibt ihm &olischen Ursprung zu. Der Löss des St. Gallischen Rheinthals findet sich nach Escher v. d.L. und Mousson*) am Schollberg (ca. 100° mächtig), bei Wartauw und an der Sewelenziegelhütte, im Niveau von ca. 450—500m. Er ist theils mehr sandig, theils lehmig und enthält nach Mousson 24 Schnecken- arten, worunter einige Gebirgsformen wie Patula ruderata, Helix sericeavar glabella, Pupa bigranata und die Berg- form von Helix villosa. Ungefähr °/, dieser Schnecken kommen auch an unseren Fundorten vor. Der fluviatile Absatz des St. Gallischen Lösses wird an’s Ende der Glacialzeit gesetzt, er lagert bei Wartau auf Erraticum. Bei Basel lagert der hellgelbe, feinsandig-thonige, kalkhaltige Löss als Decke welliger Hügelreihen auf diluvialen Geröllmassen und Sand. Er erhebt sich bis gegen 100m. über die Rheinthalebene und kommt be- sonders auch auf beiden Seiten der Birsig im Süden der Stadt vor. Besonders häufig sind Succinea oblonga und Helix arbustorum, während Helix pomatia, hortensis und nemoralis fehlen **). Fassen wir nun unsere Beobachtungen über den bernischen Löss zusammen, so ergibt sich Folgendes: Zunächst ist die bisherige Annahme nicht mehr auf- recht zu erhalten, dass der Löss in unmittelbarer Nähe der Alpen so gut wie fehle. Zu den bisher etwas isolirt dastehenden Vorkommen im St. Gallischen Rheinthal sind ja nun acht neue Aufschlüsse im Kanton Bern gekommen, *) Vierteljahrsschr. d. zürch. naturf. Ges. 1856, p. 242. #*#) A. Müller, Beiträge zur geol. Karte der Schweiz, I, p. 31. a Cl ern deren Zahl bei weiterer Untersuchung sich wohl noch vermehren würde. Der bernische Löss ist ein theils graulicher, theils weisslicher, theils lichtgelblicher Lehm von bemerkens- werthem Kalk-, mehr oder weniger Sandgehalt und von lockerem Gefüge. Er besitzt reichliche weisse, aber im All- gemeinen kleine, kalkige Concretionen. Die Substanz der- selben erweist sich unter dem Polarisationsmikroskop als doppelt brechend, krystallinisch, unserer Seekreide ähn- lich. Es scheinen dieselben durch einen Krystallisations- und Concentrationsprozess in der noch feuchten Masse entstanden zu sein. Die Schichtung ist durch den Wechsel graulicher und lichtgelblicher Lagen gegeben, erstreckt sich aber nicht bis auf die Textur (Ausnahme Kosthofen). In Wyl bemerkt man Zunahme des Sandgehalts nach unten. Meist wechselt der Lehm mit unregelmässig welligen, hin und wieder nesterartigen Tufflagen, die entweder fest oder locker und weiss sind. Dann finden sich noch kleine Kohlenschmitzen, ferner im Lehm kleinere dunkle Thon- und Sandsteinfragmente, sowie Quarzgerölle. Ueberall kommen reichlich Landschnecken vor, zum Theil zerdrückt und zertrümmert; an manchen Orten mehr (Gummersloch), an andern weniger. Diese so charakterisirte Bildung darf wohl zum Un-_ terschied von Glacial- und andern Lehmen Löss genannt werden. Unser Löss ist von verschiedenem Alter. Dies geht zunächst aus der Lagerung hervor. In Wyl, Kosthofen, Gummersloch liegt er unter einer dünnen Decke Erraticum, im St. Gallischen Rheinthal bei Wartau auf Erraticum, bei Aarau auf Flussterrassenkies. Es geht aber auch aus der Fauna hervor. Der Löss von Wyl und Höch- ee ED — m — stetten im Niveau von etwas über 700 m führt jetzt noch lebende Schneckenarten von vielfach alpinem Typus, welche Höhenlagen von 1500—2100 m entsprechen. Der im Ma- terial übereinstimmende Löss von Kehrsatz enthält die Formen der Ebene. Der Löss von Wartau enthält einen geringeren Prozentsatz alpiner Formen wie der von Wyl und Höchstetten. Der Löss von Wyl, Höchstetten, Gummersloch ist daher glacial, der von Kehrsatz postglacial, der von War- tau nimmt vielleicht eine Mittelstellung ein. Ersteren Löss von Wyl, Höchstetten und wohl auch von Gummersloch können wir nicht als präglacial betrachten, wegen des al- pinen Typus der Schnecken, nicht als postglacial wegen der angegebenen Ueberlagerung durch Erraticum mit eckigen Blöcken; wir können ihn auch nicht an’s Ende der Gletscherzeit setzen (etwa in die Phase, wo sich die schönen Endmoränen von Bern bei ungefähr 550 m ab- setzten), wegen des hohen Niveau’s von über 700 m. Demnach bleibt als wahrscheinlichste Annahme die eines interglacialen Alters (im Sinne einer Schwankung während der Glacialzeit) übrig. Es versteht sich ferner nach dem Gesagten von selbst, dass Löss kein stratigraphischer, sondern nur ein petro- graphischer Begriff sein kann. In Deutschland ist Berg- und Thallöss unterschieden worden. Der Berglöss in der Maingegend ist nach Sand- berger älter als der Thallöss, '/,—9 m mächtig, besitzt kleinere Lössmännchen, weniger Conchylien ; Wirbelthier- reste sind selten. Der Thallöss wurde in Buchten auf Sand und Geröll abgesetzt, besitzt grössere Concretionen, mehr Schnecken, sowie Knochen von Mammuth, Nas- horn, Bär, Rennthier u. s. w. Schnecken wie Wirbelthier- knochen deuten auf kälteres Klima hin und mag die Bern. Mittheil. 1885. Nr. 1134. = 420 mittlere Jahrestemperatur nach Sandberger etwa um 4'/,° niedriger gewesen sein wie heute. Im Grund genommen existirt weder petrographisch noch chemisch ein durchgreifender Unterschied zwischen Berg- und Thallöss; ersterer enthält auch keine eigenthümlichen Schneckenarten. Sandberger deutet beide als Hochfluth- schlamm; andere nehmen an, dass der Berglöss als lockeres Material durch den Wind auf die Plateaux hinaufgeweht worden sei, wiederum andere betrachten ihn als ein Ab- schwemmungsprodukt durch Regen. Unser Löss ist bezüglich der kleineren Concretionen, des bisherigen fast gänzlichen Fehlens der Knochen, obigem Berglöss ähnlich, scheint aber mehr Schnecken zu ent- halten. Nach den Eingangs gegebenen Höhenquoten liest ein durch 4 Punkte (Gummersloch, Toffen, Höchstetten und Wyl) angedeutetes Lössniveau bei circa 735 m, wir wollen es als das Löss-Niveau der Bergmoränen bezeichnen, denn es wird sich später zeigen, dass in der That zwischen beiden ein Zusammenhang besteht. Ein um etwa 150 m tieferes Niveau scheint durch den Punkt Kehrsatz ange- deutet. Auffallend ist es, dass unser Löss sich keineswegs vorwiegend an den Hauptflusslauf, die Aare, hält. Dass wir bei uns jüngeren und älteren Löss unterscheiden müssen, wurde oben nachgewiesen. Wir kommen nun zu der schwierigen Frage der Ent- stehung, die wir vom Standpunkt unserer Vorkommnisse beleuchten wollen. Gänzlich ungeeignet erscheint zunächst für unsere bernischen Lössverhältnisse die Annahme einer &olischen Entstehung. Man sieht nicht ein, wie bei dem unge- mein coupirten, welligen Hügelland, dem Mangel grösserer ebener Plateauflächen, der geringen Entblössung des — 1211 — Lösses, der Wind eine irgendwie bedeutende Rolle hätte spielen können. Dagegen kann keinem Zweifel unter- liegen, dass unsere Lössvorkommnisse in inniger Bezie- hung zur Glacialzeit stehen, sei es, dass sie sich während dieser merkwürdigen Periode bildeten, sei es, dass sie zu späterer Zeit ihr Material benutzten. In dieser Beziehung könnte zunächst an unsere alten glacialen Flussläufe und kleineren Seebecken gedacht werden. Häufig sind Thäler mit wannenartig breiter Sohle, deren Bach in keinem Verhältniss zur Thalweite steht. Die Thäler von Tägertschi-Zäziwyl, die des Worblen- baches, Biglenbaches, Kiesenbaches, ferner das Linden- thal, Gümligenthälchen, der alte, breite Thalboden der Gürbe etc. sind Beispiele hiefür. Reichlichere Wasser- massen von den noch in der Nähe befindlichen Gletschern stammend durchströmten früher dieselben. In ruhigen Buchten dieser Flüsschen, dort, wo sie sich vereinigten oder teigartig erweiterten oder in kleine Seen einmün- deten, hat sich, so könnte man annehmen, möglicherweise unser Lössschlamm abgesetzt und wurden mit ihm die Schnecken, deren Arten vielfach auf waldige, feuchte Ufer hinweisen, eingeschwemmt. Mit den alten Flussläufen stehen oft beckenartige Erweiterungen in Verbindung, welche bei uns durch ihre Torfausfüllung Veranlassung zu einer nicht unbedeuten- den Torfindustrie geben. Zum Theil sind sie sumpfig, zum Theil enthalten sie feuchtes Wiesland und Kultur- boden. Ihre Ufer sind häufig terrassirt. Vom Volke werden sie Moos (plur. Mööser) genannt. Sie sind aus- getrocknete kleine Seen und Teiche der Glacialzeit und verdankten ihre Entstehung häufig der Abdämmung durch Moränen oder durch den Gletscher selbst. BE a Die Lössablagerungen befinden sich nun mit Vorliebe am Rande solcher Becken, so bei Höchstetten, wo sich ein solches von geringem Umfang befindet. Der Löss von Kehrsatz liest 70 m über dem grossen Belpmoos, der von Münchenbuchsee 20 m über dem Buchseemoos, dem seine mit Tuff wechselnden Lagen zufallen, der Löss von Kost- hofen beim Fürmoos u. s. w. Andere solche alte Glacial- becken sind Thalimoos, Vechigenmoos, Gümlingenmoos, Hünigenmoos, Ursellenmoos u. s. w. Es liesse sich nun denken, dass der Löss an den seitlichen Böschungen dieser alten Becken, dort wo. Schlamm führende Flüsschen und Bäche einmündeten, ab- gesetzt worden wäre. Hiefür spricht bei Kosthofen die ausnahmsweise gute Stratifikation. Auch der Kalkgehalt des Lösses wäre leicht als eine Beimengung von chemisch ausgeschiedenem Caleiumcarbonat zu erklären, wie die Seen es in ihrem normalen Regime als krystallinische Seekreide abzulagern pflegen. Indessen scheint gegen eine Verallgemeinerung der lakustren wie der fluviatilen Hypothese der Umstand zu sprechen, dass die Schnecken fast nur Land-, keine Süss- wasserschnecken sind. Es fanden sich von letzteren bisher an fünf in dieser Beziehung näher untersuchten Löss- aufschiüssen nur einige Exemplare von Limnaa truncatula in Höchstetten und ein Exemplar von Planorbis zu Mün- chenbuchsee. Dass von diesen Stellen auch nicht eine ein ‘Gemisch von Land- und Süsswasserformen zeigt, ist doch auffallend, wenn man auch zugeben kann, dass in ein- zelnen Fällen (Kosthofen) die Verhältnisse solcher gla- cialer Becken oder Buchten das Aufkommen einer Süss- wasserfauna verhinderten. In einer unzweifelhaft lakustren, wenn auch späteren Bildung, in dem „Seekreide“ genannten Kalkschlamm, der N ne in vielen unserer Seen, Mooren und Moosen zu Hause ist, wimmelt es oft von Süsswasserschnecken *). Der angeführte Einwand scheint nun aber durch Beobachtungen Sandberger’s**) entkräftet zu werden. Nach ihm ist der Mainlöss feinster Schlamm von Hochwassern des Mains, jeder Conchylienstreifen entspricht einer Hoch- fluth. Besonders wichtig ist die Beobachtung, dass bei jetzigen Hochwassern ebenfalls die Landschnecken im ab- gelagerten Schlamm vorwalten (24 Liter Mainschlamm im Jahr 1876 gesammelt ergaben auf ca. 10,000 Exem- plare Landschnecken nur 69 Süsswasser-Schnecken und -Muscheln). Cohen fand für den Absatz des Neckars nach Hochwasser ähnliches und auch Lang meint ***), es sei auf die Lebensbedingungen der Schnecken bezüglich der Ge- nesis des Löss kein grosses Gewicht mehr zu legen. Wir kommen daher zu dem Schluss, dass einige un- sererer Ablagerungen, welche an glacialen alten Fluss- läufen oder Erweiterungen derselben liegen, wohl !auf *) So ist im sogenannten grossen Moos beim Bielersee durch den Hagneckkanal die von Torf (e. 4m) und Kies bedeckte Seekreide schön entblösst. Hier fand ich massenhaft: Limnx®a peregra Drap. var. paludarum Hartm. — Kleine Form von moorigen Seen. Planorbis carinatus Müll. — Ziemlich typisch. Bythinia tentaculata L. — Etwas kleinere pyramidale Form. Valvata lacustris Cless. — Kommt in einigen Schweizerseen vor. Pisidium sp. Alles bekannte, im Vergleich zur Jetztzeit etwas modificeirte Arten, — Dieselben Spezies fand ich in der Seekreide von Arbon am Bodensee, 800 m vom jetzigen Seeufer entfernt. Glaciale von Erraticum bedeckte Seekreide ist meines Wis- sens allerdings noch nicht beobachtet worden, meist ist nicht einmal die untere Grenze der jüngern Seekreide wahrzunehmen. *#) Referat von Cohen, N. Jahrbuch 1880, II, pag. 210. *#*) Zeitschr. d. d. geol. Ges., 1881, pag. 274. i “ =, HB die genannte Art entstanden sein können, z. B. die von Höchstetten und Münchenbuchsee. Es wären dann eben- falls öftere Hochfluthen anzunehmen und die Tuffeinlage- rungen durch Quellthätigkeit zu erklären. Andere unserer Lössvorkommnisse können aber nicht wohl auf diesen Entstehungsmodus zurückgeführt werden, nämlich solche, wo der Löss lappenartig in breiter Er- streckung einer Bergflanke angeklebt ist und dabei viel- fach mit Tuff wechselt, ohne dass alte Seebecken oder Flussläufe nachweisbar wären. In diesem Falle können wir annehmen, dass der Lehm einzig und allein durch die Aktion des Regen- wassers angeschwemmt wurde, welches, in vielen fei- nern und gröbern Wasseradern über den Hang vertheilt, dabei auch Kalk aufnehmend, herunterrieselte und weiter unten Thonschlamm und kohlensauren Kalk zu Löss ge- mischt absetzte. Der Quellenthätigkeit werden wir eine Rolle zuerkennen müssen, indem das den erratischen Schutt bis zur undurchlässigen Mergelgrundlage durch- sickernde Wasser an vielen Punkten des Plateaurandes hervortrat und reichliche Tuffablagerungen bildete. Kalk- gehalt und Abwesenheit der Süsswasserschnecken erklären sich ungezwungen bei dieser Annahme; es handelt sich nur darum, die Abstammung des Materials nachzuweisen. Eine so zu deutende Stelle scheint mir nun in Gum- mersloch vorzuliegen. Hier findet sich in einem unbe- deutenden Seitenzweige des Könizthälchens der Löss in beträchtlicher Breite und Länge bis zu 6 m mächtig der Bergflanke gleichsam angeklebt. Er reicht bis zu 770 m hin- auf (260 m über der Aare). Desgleichen bedeckt bei Toffen ein mächtiger Lösslappen den Berghang in einer Länge und Breite von mehreren 100 m. Die obere Grenze des- selben liest 195 m über dem anstossenden Gürbethal. — 195 — Man kann besonders im Gummersloch weder auf einen Fluss noch auf ein Seebecken sich stützen; auch weisen die reichlichen Tuffbänke, welche ausgebeutet werden, auf eine andere Entstehung. Woher stammt nun das Material zu diesem Löss? Noch heute fliesst der kleine Bach von Gummersloch in einer Tuffschaale und wir müssen uns desshalb weiter oben nach einer Quelle für den Kalk sowohl wie für den Thon umsehen. Klettert man von der Lössstelle im Gummersloch, deren Profil oben gegeben wurde, aufwärts, so betritt man in der Nähe von „Gut“ den höchst unregelmässigen breiten Rücken des Längenbergs, welcher hier von einer weithin reichenden mächtigen erratischen Schuttdecke, über die sich Moränenwälle erheben, bekleidet ist. Dieselbe reicht bis über 900 m hinauf (400 m über die Aare). In der Richtung von Kühlewyl weiter schreitend trifft man zwei schöne Moränenanschnitte. Es sind Dergmoränen der ersten Eiszeit mit viel Hochgebirgskalk, Scheideggschiefer, Niesensandstein, Gneiss, auch Gasterengranit, dagegen mit weniger Grimselgranit und Buntnagelfluhmaterial. Die Areale der letzteren Gesteinsarten waren eben von der Vereisung noch zum guten Theil bedeckt, konnten daher nicht Bestandtheile der Bergmoränen werden, wo- gegen sie in den Thalmoränen der späteren Eiszeit sehr häufig sind. Eckiges und geschrammtes, gerundetes Ma- terial aller Grössen ist gemischt. Das Bindemittel ist vorwiegend sandig, auch lehmig. Aehnliche Moränen überall. Der Ort Englisberg liegt zwischen zwei Längs- moränen. In dieser erratischen Schuttdecke sind die Materialien zur Lössbildung, Thon und Kalk, in fein vertheilter Form gegeben; es bildete sich auch reichlich Caleiumbicarbonat, welches durch vielfache Wasseradern dem Lösshang zu- — 126 — geführt wurde. Jeder Regenguss schwemmte Moränen- schlamm in dieser Richtung. Beide Faktoren vermischten sich zu Löss*). Noch deutlicher überzeugt man sich von dieser Art der Bildung bei Toffen, wo Löss und Tuff die Ostseite des Längenbergs in ähnlicher Weise wie im Gummersloch bis zu 200 m über das Thal hinauf tapeziren. Hier strei- chen bei Fallenbach prachtvolle Längsmoränenzüge; daran schliessen sich am östlichen Hange nasse Matten an, in deren Gräben schon Lehm und Tuff sich finden. Dann folgt im Walde mehliger Löss und weiter unten Löss und Tuff in mächtiger Entwickelung. Dass nun im Ganzen die Ableitung des Lösses von erratischem Schutt wahrscheinlich ist, dafür spricht der Umstand, dass sämmtliche Lössstellen von solchem um- geben sind. Kurz gefasst sind hiernach die Gründe für diese Art der Bildung gegenüber einer rein fluviatilen Ent- stehung folgende: Sie erklärt das lappenförmig breite Auf- treten gewisser Lössvorkommnisse bis zu Höhen, die das anstossende Thal um 200 m überragen. Es ist schwierig, diese breiten Tapeten sich als auf bestimmte Kanäle be- grenzte Absätze, selbst wenn man zeitweilige Bettüber- schreitungen annimmt, zu denken. Längs der Aare, dem jetzigen Hauptfluss der Ge- gend, welcher gewaltige Hochwasser hat, wurde bis jetzt kein Löss gefunden. Die Landschnecken, sowie die nirgends fehlenden, theils regelmässig mit Löss wechselnden, theils nester- *) Auf die Mergel der marinen Molasse, welche westlich am Längenberg anstehen und hie und da die Grundlage der erratischen Schuttdecke bilden, ist bezüglich der Lössbildung weniger Gewicht zu legen. are artigen Tuffparthien lassen sich leichter erklären. Die Tuffbildung insbesondere erscheint nothwendig verknüpft mit dem Lössabsatz, indem Auslaugung und Abschwem- mung der Moränen und erratischen Schuttmassen nicht ohne einander gedacht werden können. Mit einer rasch verlaufenden Hochfluth ist die Tuffbildung weniger gut zu vereinigen. Wahrscheinlich liegt übrigens der Löss nicht überall auf seiner ersten Lagerstätte. Wurde der Berglöss weiter hinuntergeschwemmt, gewissermassen mehrfach verladen, so musste er auch in die kleinen glacialen Seebecken gelangen, wo er sich geschichtet absetzte (Kosthofen), oder er wurde von einem Fluss transportirt und wieder abgelagert. Nach allem Gesagten gelangen wir zu dem Schluss, dass der Löss unserer Gegend theils interglaciales, theils späteres. Abschwemmungsgebilde der von Moränenschutt bedeckten Areale durch diluviale Regengüsse und rinnen- des Wasser darstellt. Dem Thonschlamm mengte sich chemisch abgeschiedenes Calciumearbonat von krystal- linischer Beschaffenheit bei und bildete die Lössmännchen. Mit der Regenwirkung combinirte sich häufig Quellen- thätigkeit, wodurch Kalkabsätze in Form von Tufi- einlagerungen und Tuffnestern entstanden. Waltete letztere vor, so konnten sich mächtige Tuffbänke bilden (Toffen), wie denn überhaupt Löss- und Tuffbildung in engem Zusammenhang stehen. Für einzelne unserer Lössvorkommnisse ist die flu- viatil-Jacustre Bildung in glacialen Rinnsalen und Teichen recht wohl möglich. Beide Arten der Bildung schliessen sich nicht aus sondern stehen in naher Beziehung zu einander. unnnmnnnnnnn Mittheil. Bern. 188. Nr. 1135. a Dr. Thiessing. Neuer Höhlenfund im Jura. Vorgetragen in der Sitzung vom 6. Juni 1885. Schon anfangs der Siebenziger-Jahre, als ich auf einer kleinen Exkursion durch das Birsthal auch das lieb- liche Kaltbrunnenthal bei Grellingen besuchte, dessen Quellen den Baslern einen Theil ihres Trinkwassers liefern, waren mir mehrere Höhlen aufgefallen, welche sich theils in den Felsen der „Rüchi“ (rechtes Bachufer), theils in der südlichen weniger hohen Einfassung des Thälchens befinden, aber erst im Jahr 1883 fand ich die nöthige Zeit, um eine derselben einer genauern Untersuchung zu unterwerfen. Meine Wahl fiel auf die erste, zu der man vom sog. „Kessiloch“ (Ausmündung des Thales) aufstei- gend gelangt. Sie öffnet sich zur Linken über einer circa 10 Meter hohen dünn bestandenen Schutthalde und be- herrscht die erste kleine Wiesenfläche oberhalb der Kas- kaden, welche, nebenbei bemerkt, durch den Maler Rüdis- ühli (Basel) berühmt geworden sind. Der Eingang ist weit und hoch; auf einen geräumigen vollkommen von der Tageshelle erleuchteten und der Mittags- und Nach- mittagssonne zugänglichen Vorsaal folgt ein 3 bis 4 Meter breiter Gang, der sich allmählig verengert und hinten durch den leicht mit Kalksinter überzogenen Felsen abgeschlossen wird. Die Gesammtlänge der Höhle be- trägt 16 Meter. Ich begann die Ausgrabung am Eingang, fand aber in der Tiefe von 2 Metern noch immer trockenen Geröll- schutt mit etwas Sinter vermischt; ich gab also diese Stelle auf und grub an der Stelle, wo der Vorsaal sich in den Gang verengt, und siehe da, schon in der Tiefe von 1 Meter stiess ich auf eine Kulturschichte, welche mir die ersten bearbeiteten Silex lieferte. Nun begann eine em- sige, von Zeit zu Zeit, d.h. an freien Nachmittagen fort- gesetzte Arbeit, welche zwar keine prähistorischen Reich- thümer, aber doch sehr interessante Funde (aus der Renn- thierzeit) zu Tage förderte und dann, nachdem die Grube dem Gang folgend bis fast in den hintersten Winkel ge- zogen worden, ihren vorläufigen Abschluss fand, ohne dass die ganze Kulturschichte ausgehoben worden wäre. Diese Kulturschichte bietet zwei verschiedene Formen; gegen den Eingang zu, wo die Bewohner sich vorzugsweise auf- gehalten haben mögen, ist sie mächtiger und der Boden sehr fest getreten, während weiter hinten wohl auch noch Kohlenreste mit Spuren von Speiseabfällen u. s. w. vor- kommen, der Boden aber ziemlich locker ist. Im Ganzen waren die Funde im Verhältniss zur Ausdehnung der Höhle und der Mächtigkeit der Kulturschichte (an einigen Orten 1 bis 2'/, Fuss) nicht sehr bedeutend. Die Knochen sind alle zerschlagen, aber recht gut erhalten. Von Topf- scherben fand ich hier so wenig eine Spur, als s. Z. in der Höhle von Liesberg-Mühle. Die Funde dieser Höhle, soweit sie bis Ende des Jahres 1884 ausgegraben worden, sind folgende: 1. Artefacta. Eine Harpune aus Knochen geschnitzt und mit einfachen Strichen so gezeichnet, dass die Wider- hacken die Flossen des Fisches mögen dargestellt haben. Zwei kleine zugespitzte Knochen. Ein bearbeitetes Stück Hirschhorn. Circa 50 Silexwerkzeuge nebst 5 Nuclei. 2. Zahlreiche Silexsplitter. Na: ll, 3. Ein wohl von Natur durchlöchertes Steinplättchen, das ein Gegenstand bescheidenster Zierde gewesen sein mag. 4. Knochen vom Rennthier, wahrscheinlich auch vom Edelhirsch und vom Steinbock, ferner von Schaf, Ziege, Hase, Urochs, Rind, Bär, Wolf und von verschiedenen Vögeln: Schneehuhn, Rebhuhn, Drossel, Rabe, Specht, Sperber. Diese Gegenstände sind theilweise an die antiqua- rische Sammlung, theils an die zoologische Abtheilung des Museums abgegeben worden. len Dr. Guglielmimetti. . Ueber Blei- und Quecksilbervergiftungen. Von Hrn. Prof Dr. Aronecker das unter Hın, Prof. Dr. Luchsinger’s Leitung vollendete Manuseript vorgelegt in der Sitzung vom 9. Januar 1886. Einleitung. Unter den Vergiftungen durch schwere Metalle und ihre Salze spielen die Blei- und Quecksilbervergiftungen gewiss keine unbedeutende Rolle. Abgesehen von der grossen medizinisch-therapeutischen Verwendung des Bleis: innerlich als Bleizucker, äusserlich in Form von Um- schlägen und von Pflastern auf Schleimhäute, ?Wunden ° oder Geschwüre — des Quecksilbers als graue Salbe, sub- cutan als Sublimat und innerlich als Oalomel, Quecksilber- jodür, metallisches Quecksilber als blue pills der Eng- länder und in neuester Zeit des Sublimats als bestes Des- inficienz auf Wunden — ist ein grosser Theil der arbeiten- den Bevölkerung durch ihre Beschäftigung unvermeidlich der Blei- und Quecksilbervergiftung ausgesetzt. Bei den Bleivergiftungen unterscheiden wir eine akute Form von einer chronischen; der wesentliche Unterschied beruht darauf, dass es sich bei der akuten Form haupt- sächlich um eine toxische Gastritis handelt, bei welcher nur gelegentlich Andeutungen jener spezifischen Wirkungen des Metalles beobachtet werden, welche die chronische Bleivergiftung fast allein ausmachen. Beim Quecksilber und seinen Präparaten macht sich die vergiftende Wirkung allerdings auch in zwei ganz verschiedenen Weisen geltend; indessen wird diese be- stehende Differenz besser gedeckt durch Auseinander- halten einer Form der Anätzung des tractus intestinalis durch auf denselben applizirte Quecksilberpräparate von einer andern Form der Quecksilbervergiftung durch Auf- nahme des Giftes in die Zirkulation, einer sogenannten konstitutionellen Quecksilbervergiftung. So finden wir akute, schwere, selbst tödtliche Blei- vergiftungen beim Menschen, absichtlich oder irrthümlicher Weise durch Bleizucker, ferner durch den Gebrauch schlecht glasirter Thon- und Fayencegeschirre oder mit schlechter, bleihaltiger Verzinnung versehener Metallgefässe zur Be- reitung oder Aufbewahrung saurer oder fetter Nahrungs- mittel, in Folge der Bildung essigsauren, milchsauren, fettsauren etc. Bleies, ebenso sind akute Bleivergiftungen beobachtet nach Genuss mit Bleifarben gefärbter Nahrungs- mittel, Confituren (Bleiweiss), Seekrebse (Mennige), dann durch Saugen und Lecken der Kinder an mit Bleifarben angestrichenem Spielzeug, Visitenkarten, Enveloppes etc. Chronische Bleivergiftung kommt nur bei Arbeitern in Bleifabriken (Bleicarbonat, Bleioxyd) vor, bei Anstreichern, (Bleiweiss, Bleiroth), Webern, Bleilöthern, Schriftsetzern, Töpfern, ausserdem bei Schauspielern durch häufiges Schminken mit Bleifarbe. Anlass zur Vergiftung kann Bier durch Bleiröhren geleitet, bieten, während Kalkwasser durch Bildung von kohlensaurem Blei die Innenfläche der Röhren mit einer unlöslichen Schicht von kohlen- saurem Blei und kohlensaurem Kalk überzieht. Ueberall hier kommt nicht so sehr die Quantität der jeweiligen Bleieinfuhr, als die konsequente Fortsetzung derselben in Betracht, da immer nur sehr geringe Mengen von Blei- a 3. ya präparaten in das Blut aufgenommen zu werden scheinen. (Naunyn.) Die Quecksilberpräparate, welche fast ausschliesslich in mörderischer oder selbstmörderischer Absicht, sehr selten aus Irrthum gefahrbringende Anätzungen ver- ursachen, .sind das Sublimat und das Quecksilbernitrat, ersteres beim Erwachsenen wie beim Kinde in Dosen von 0,18 tödtlich, soll gelegentlich durch Angewöhnung von Opiumessern zu 3,0 täglich neben dem Opium ohne Schaden ertragen werden. Ein bedeutend grösseres Kontingent liefern auch hier die chronischen Vergiftungsformen. So kommt das Queck- silber bei der technischen Verwendung ausser dem Staube, welcher Partikelchen von diesem Metall oder von Queck- silberverbindung enthalten, vor allen Dingen als Queck- silberdampf in Betracht bei den verschiedenen Arbeiten in Quecksilberberg- und Hüttenwerken, bei Spiegelbelegern, Vergoldern, Thermometerfabrikanten, Arbeitern in Zünd- hütchenfabriken etc. Bekannt ist ein Fall von Quecksilber- vergiftung in einer Wohnung, wo vor Jahren metallisches Quecksilber sich in die Spalten der Fussböden verloren hatte. Es liegt jedoch keineswegs in der Absicht dieser Schrift, über die Blei- und Quecksilbervergiftungen im Allgemeinen etwas zu veröffentlichen. Es würde mich auch zu weit führen, wenn ich auf alle Erscheinungen dieser Metallvergiftungen eintreten würde, darum beschränke ich mich auf einige bisher noch wenig untersuchte, jeden- falls noch nicht gründlich erledigte Punkte. Zu deren besserer Erläuterung gebe ich eine kurze Uebersicht der *) Traite des maladies de plomb ou saturnines par L. Tan- querel des Planches, toıme premier, pag. 28. Ze 5 Geschichte der Bleivergiftungen. Die Kenntnisse der chronischen Bleivergiftung sind schon sehr alt. Nach Tanguerel des Planches*) soll sehr wahrscheinlich die Bleikolik schon vor Hippokrates bekannt gewesen sein — jedenfalls schreibt Hippokrates selber, dass ein Arbeiter, der sich mit Metallgewinnung beschäftigte (öez uerakkor) im Bereiche der Masengegend Zusammen- ziehungen verspürte, während sein Bauch hart wurde und Winde sich ansammelten etc. Nikander hinterliess einen ziemlich ‘genauen Bericht über die Bleikolik, verursacht durch den Genuss verschiedener Bleipräparate; ebenso Celsius, sowie die Araber Rhases, Hally-Abbas und nament- lich Avicenna, dessen Beschreibung ungefähr so lautet: Verdickung und Vertrocknung der Zunge und des Gaumens, Gefühl von Schwere im Magen und in den Gedärmen, ileosartige Schmerzen in Anfällen, Verstopfung, hie und da Erbrechen, nach hettigen Anstrengungen gehen harte Kothballen vom Leibe, Harnunterdrückung, Kurzathmig- keit bis zu Erstickung, ab und zu Epilepsie, Paralysie, Doch war auch Arthralgie und Lähmung, wie es scheint, früh bekannt. Im Mittelalter erwähnen sehr viele Schriftsteller die Bleikolik, so Savanarola (1430), Benedikt (1496), Para- celsus; Citoi’s colique de Poitou (1616) enthüllt die meisten Symptome der Bleikolik mit Angabe der funktionellen ‚Störungen des Cerebrospinal-Nervensystems, die oft gleich- zeitig mit der Kolik sich zeigen (Lähmungen, Schmerzen in den Gliedern, Krämpfe, Epilepsie, Delirien, Amau- rosen etc.). Die Ursachen dieser Bleikoliken waren jedoch noch nicht bekannt, bis Stockhusen*), der in einer Berg- *, Tanquerel des Planches, trait& des maladies de plomb, tome premier, pag. 59. d. * en DD werkgegend praktizirte, darauf aufmerksam machte, dass die Bleikolik von Poitou durch kleine, staubförmige Par- tikelchen verursacht wäre, denen die Bleiarbeiter ausgesetzt sind. Dann erschienen bald verschiedene Abhandlungen: de colica piectorum (Dehaen), des coliques des fondeurs (Henkel). So gelangen wir bis zu unserm Jahrhundert, wo 1804 Merat die erste Dissertation über Metallcolique schrieb. Später veröffentlichten Andral, Palais, Crisolle (1835) Arbeiten über Bleikolik, leider fast nur Wiederholungen älterer Werke. Endlich gelangen wir denn auch bis zu Tanquerel des Planches, dessen epochemachenden Arbeiten (1830) ich eine kurze Schilderung der Bleikrankheiten entnehme. Als Vorboten der Krankheit schildert er einen eigen- thümlich fahlgelben Hautikterus; zur selben Zeit spüren die Patienten Metallgeschmack und süsslichen Speichel- fluss, dazu tritt Appetitmangel bis zum gänzlichen Ver- luste desselben, Gefühl von Druck im Epigastrium, ganz schwache diffuse Kolikschmerzen im übrigen Abdomen. Allmählich sammeln sich in den Gedärmen die Faecal- massen, die sich zu harten, schwarzen oder gelben Ballen formen; hiezu gesellen sich leichte Urinbeschwerden. Diese Leiden können mehrere Tage, Wochen, selbst Monate auf dieser Stufe bleiben, sogar für einige Zeit ganz aussetzen; dann kehren sie wieder, die Schmerzenintervalle werden immer kürzer, Tage, dann nur mehr Stunden lang. Endlich werden die Schmerzen mit einem Male heftiger und kehren in kürzeren Intervallen wieder, wobei sie sich meist um die Nabelgegend lokalisiren; dabei wird der Puls sehr Bern. Mitth&il. 1886. NT. 1186, — 16 — verlangsamt, es entstellen sich die Züge des Unglück- lichen, Todesangst malt sich auf seinem verfallenen An- tlitz, die weit aufgerissenen Augen fallen ein und herz- zerreissendes Schmerzgeschrei ist zumeist der Ausdruck ihrer Leiden. Andere lassen den Schmerz nur durch Stöhnen laut werden. Unruhig werfen sie sich umher und suchen jeden Augenblick eine andere Stellung, in der sie Linderung ihrer Qualen zu finden hoffen; immer drücken sie sich mit Gewalt ihre Fäuste auf die schmerzhaften Bauch- stellen. Nach einigen Minuten, oft erst nach Stunden geht der Anfall vorüber, welchem über Kurz oder Lang ein neuer folgt. So verläuft in der Regel die erste Form, in welcher sich die chronische Bleivergiftung manifestirt; im weiteren Verlaufe der Krankheit löst die beschriebenen Symptome die Arthralgie ab, die durch ihre reissenden und brennenden Schmerzen in der Gegend der Gelenke, in hef- tigen Exacerbationen und bis zu Verschwinden gehenden Re- missionen viel Aehnlichkeit mit der Bleikolik zeigen; dann die Bleilähmung, die meist nach Vorgang der Kolik und der Arthralgie zur Beobachtung kommt und in ihrer Lo- kalisation die Extensoren der Oberextremitäten mit Vor- liebe befällt, während die Arthralgie meist in den Flexoren der Unterextremitäten ihren Sitz wählt. Es bleibt noch eine vierte Erkrankung zu erwähnen übrig, die man unter dem Namen der Encephalopathia saturnina kennt. Sie ist als eine erregende und lähmende Affektion des Hirns unter dem Bleieinflusse aufzufassen und tritt unter mannigfaltigen Bildern von Stupor, Apathie, Aufregung und tetanischen Krämpfen auf. Das ist in Kurzem das Bild der Bleikrankheit nach Tanquerel des Planches, in dessen Werken ich auch die damals herrschenden Ansichten über die Aetiologie der Bleikrankheiten wiedergegeben fand. Tre) NIEREN 7 Einer der ersten Autoren, Dehaen!) suchte die Ur- sache der Metallkolik in einer Erkrankung der Bauch- ganglien, Tancori?) in einer Erkrankung des Peritoneums; Astruc?) suchte den Sitz im Rückenmark, Giacomini*) in den Bauchmuskeln und im Diaphragma, deren Kontraktion die Schmerzen verursachen sollte, Hoffmann, Ilsmann und Andere glaubten, dass die Bleikolik in einer spas- modischen Kontraktion der Eingeweide ihre Ursache hätte, Merat beschuldigte eine spezifische Lähmung der Muskel- wand des Darmtraktus und endlich Tanquerel selber fasst sie auf als eine Neuraleie des grand sympathique und begründet seine Meinung dadurch, dass er sagt: die Blei- kolik hätte die grösste Aehnlichkeit mit den Krankheiten, die wir unter dem Namen der Neuralgien kennen; da die charakteristisch funktionellen Störungen in jenen Organen auftreten, welche Gefühl und Bewegung vom Sympathicus erhalten, so dürfen wir wohl schliessen, dass die Bleikolik eine Neuralgie des grand sympathique ist. So fasst Tanque- rel auch die Arthralgie als eine Laesion der Nervenfasern auf, die zu den Bewegungsorganen laufen und auch als eine auf spezifischer Ursache beruhende Neuralgie. Die Arthralgie ist ungefähr das für die Bewegungsorgane, : was die Kolik für die Organe des inneren Lebens. Von der Encephalopathia saturnina behauptet er, dass sie eine akute toxische Erkrankung des Gehirns sei, deren Sitz genauer nicht bestimmt werden könne. Die Bleilähmungen lokalisirt er in’s Rückenmark, bedauert aber, nur vorsichtig sich über den Sitz und die Natur aller dieser Bleikrankheiten sich aussprechen zu t, Maladies saturnines Tanquerel, tome premier, pag. 41. . » » y » » » 4 2 S ‘ müssen, da es schwer sei, den Sitz einer Krankheit be- stimmt anzugeben, wenn einem jegliche Unterstützung von ' Seite der pathologischen Anatomie fehle. Daran wird es auch liegen, dass die Theorie der Blei- vergiftung bis in die neueste Zeit immer der Gegenstand vielfacher experimenteller und spekulativer Behandlung gewesen ist. ; Henlez.B. gelangte zur Anschauung, dass Bleipräparate hauptsächlich erregend auf die Muskelfasern wirken, in- sonderheit auf die glatten Muskelfasern. Kontraktion der kleinen Gefässe führe zur Steigerung des Blutdrucks (ab- norm harter Puls) und so auch zu Hirnanaemie und dar- aus entstehender Eklampsia saturnina. Die Muskellähmungen konnten erklärt werden durch Ernährungsstörungen der Muskelsubstanz und zum Theil direkter Einwirkung des Bleies auf die quergestreiften Muskelfasern. Die erregende Wirkung des Bleies auf die glatte Muskulatur des Darms und der Blase erklärte die Erscheinungen der Kolik. Von grossem Interesse sind Harnack’s Untersuchun- sen*), wonach dem Blei eine direkte vasomotorische Wir- kung nicht zukommt, sondern vielmehr 1) die querge- streiften Muskeln in einen Zustand der Ermüdung ver- setzt werden, dem bald Lähmung folgt und 2) gewisse in der Darmwand gelegene, n:otorische Apparate erregt werden, welche die Darmbewegung beherrschen ; hiedurch bewirkt es allgemeine Contraction des Darmes und Ver- mehrung seiner Peristaltik, Kolikanfälle, 3) werden durch Blei gewisse Theile des Centralnervensystems in einen Erregungszustand versetzt — Krampfcentra —, der sich *) Archiv fiir experimentelle Pathologie und Pharmakologie, BArIRWS..152 ae nn ni — Bad z. B. bei Hunden in choreaartigen, bis zu Convulsionen gesteigerten Bewegungen äussert. Erb fasste die Bleilähmung als eine Poliomyelitis an- terior auf, wofür das meist symmetrische, oft plötzliche Auftreten der Lähmung an beiden Oberextremitäten sprach, das Freibleiben einzelner den betreffenden Nerven zuge- hörigen Muskeln, die Atrophie — kurz die überraschende Aehnlichkeit der Lähmung mit der bei Poliomyelitis an- terior auftretenden. So wäre die Meinung über den Ort der motorischen Lähmung immer noch getheilt. Wir fin- den Verfechter für die Annahme centraler, wie solche für Annahme peripherer Affektion. Harnack hat auch motorische Rückwirkung beobachtet und hier auf centrale Angriffsweise geschlossen. Er sah diese Erscheinungen in der Chloroformnarkose verschwin- den und schloss daraus auf eine rein centrale Erregung. Aber offenbar können, wie auch schon Luchsinger *) hervorgehoben hat, derartige Versuche für die Feststel- lung des Reizortes nichts beweisen, da das Chloroform doch offenbar nicht bloss centrale, sondern auch periphere Apparate in ihrer Erregbarkeit herabsetzen kann. Die Beschreibungen Harnack’s, sowie die Angaben älterer klinischer Beobachter sprechen von choreaartigem Zittern. Derartige Bilder aber sah ich im Laboratorium von Pro- fessor Luchsinger zu wiederholten Malen nach Vergiftungen mit ausschliesslich peripher wirkenden Giften — das ty- pischeste (für den Frosch wenigstens) dieser Gifte war das Guanidin; aber auch gerade unter den Metallen haben wir bei Zn u. Cu, wie schon früher Harnack selber, fi- brilläre Zuckungen in den verschiedensten Muskelgruppen *) Grützner und Luchsinger, Physiologische Studien 1882. — 140 — gesehen, und konnte Luchsinger, was Harnack unterliess, den peripheren Sitz dieser Erregungen nachweisen; denn er sah das Bild dieser wogenden Bewegungen unverän- dert, wenn auch die motorischen Nerven durchschnitten waren. Entgegen der Meinung Harnack’s über den Ort der Bleireizung schien uns in Hinblick auf die Analogie mit andern Metallen gerade eine periphere Reizwirkung durch Blei wahrscheinlicher. Dieser Theil aber sollte durch einfache Versuche sich entscheiden lassen und schien eine Erledigung dieses Punktes auch Aufschluss zu geben über jene andere oft diskutirte Frage nach dem Orte der Bleilähmung. Von dem anderen medizinisch und toxisch so vielfach erörterten Metalle, dem Quecksilber, ist eine mächtige Reizwirkung bekannt — die Salivation. Auch hier ist über den Ort der Wirkung selbst nach‘ den neuesten Unter- suchungen von Merings in Strassburg nichts Sicheres be- kannt. Nach Erledigung meiner auf das Blei gerichteten Versuche unternahm ich daher eine neue Versuchsreihe, welche die Ursachen der Quecksilbersalivation aufdeckeu sollte. Bevor ich zu diesen Versuchen übergehe, erlaube ich mir, meinem verehrten Herrn Lehrer Professor Dr. Luch- singer, der dieFrage, ob Blei und Quecksilber centrale oder periphere Gifte, der hiesigen hohen Fakultät zur Preis- aufgabe vorgelegt und der in meinem Vorhaben, dieselbe zu lösen mich mit äusserster Liebenswürdigkeit durch seine Rathschläge und seine gute Leitung in meinen Ver- suchen unterstützte, auch bei dieser Gelegenheit hiefür meinen iunigsten Dank auszusprechen. ') t) Während diese Arbeit im Drucke war, ist Herr Professor Luchsinger auch zu meinem tiefen Schimerze der Wissenschaft und seinen Freunden durch den Tod entrissen worden. a 3 ER Zur Toxikologie der Bleiwirkung. Chemie. Vor Allem war es nöthig, zu reinen pharmakologischen Versuchen ein passendes Präparat zu verwenden und schon Harnack hat die alten hiezu verwendeten Verbindungen getadelt, da sie entweder in Wasser unlösbar, oder wenn sie löslich sind, Eiweisskörper coaguliren und so ein rasches Eindringen des Blei’s in das Gewebe unmöglich machen. Die Forderung, in kürzester Zeit intensive Metallver- siftungen einzuleiten, wird nur erfüllt, wenn die betreffen- den Metalle in Wasser sich leicht lösen und Blutserum nicht coaguliren. Darum hatte schon Harnack nach einer neuen Bleiverbindung gesucht und essigsaures Bleitriäthyl empfohlen; leider konnten uns Untersuchungen mit diesem Präparate auch nicht vollständig befriedigen, da doch die Bleiwirkung nicht rein und in vielen Versuchen, namentlich an Fröschen, die Alkoholkomponente nothwendig stören muss. Im Strassburger pharmakologischen Institute jedoch sind schon für eine Reihe von Metallen mit Erfolg pflanzen- saure Natron-Doppelsalze empfohlen worden; erst neulich haben Luchsinger und Mory für das sonst bisher so schwer zugängliche Wismuth in dem citronensauren Wismuth- Natron eine günstige Verbindung erkannt und lag es nahe, in gleicher Weise das citronensaure Bleinatron dar- zustellen und zu untersuchen. Die chemische Darstellung dieses Präparates verdanken wir der Freundlichkeit von Herrn Dr. Gruny, der im Laboratorium von Herrn Pro- fessor Dr. von Nencki diesen Körper darstellte. Später hat mir Herr Dr. E. Vinassa, nach untenstehendem eigenem Verfahren weiteres reichliches Material verschafft. Hiefür den beiden Herren meinen herzlichsten Dank. u Basisch essigsaures Bleioxyd (Bleiessig) wurde mit Natriumcarbonat gefällt und das entstandene Bleicar- bonat mit heissem Wasser gut ausgewaschen. Dasselbe konnte leicht in Citrat übergeführt werden, indem der noch feuchte Niederschlag mit Citronensäure und Wasser angerieben und erwärmt wurde. Aus Analogie mit ver- schiedenen andern, in der Pharmacie benützten Prä- paraten, bei denen das einfache Metallsalz schwer oder unlöslich ist, welches aber durch Zusatz eines Alkalis oder Alkalisalzes, meist Ammoniak oder Natron, leicht löslich wird (vide Flückiger’s pharmaceutische Chemie, pag.. 883), schloss ich nun, dass auch durch Behandlung mit Natron- lauge oder Natriumeitrat, das an und für sich schwer lösliche Bleiciträt in ein dem Ferr. pyrophosphorie c. Natr. citric. oder Chinin. ferr. eitric. etc. ähnliches Präparat übergeführt werden könne. Es wurde desshalb dem erhal- tenen eitronensauren Salz Natronlauge und Citronensäure so lange zugefügt, bis sich das Bleicitrat vollkommen darin löste und schliesslich soviel Natriumeitrat zugesetzt, bis das resultirende getrocknete Doppelsalz — citronen- saures Blei-Natron — den verlangten Gehalt von 8°/, Blei hatte. Dieses Präparat ist ausserordentlich leicht löslich, von schwach metallischem Geschmack und etwas alkalisch, da wenig überschüssige Natronlauge zugefügt worden war, um direkt in’s Blut injieirt werden zu können. Versuche. Wie schon in der Einleitung erwähnt, verursacht das Blei Krämpfe und vorzüglich Lähmungen; und beiderlei Symptome können centralen oder peripheren Ursprung haben. So hat Harnack z. B. von den Bleikrämpfen be- hauptet, dass sie central wären, indem er von sogenannten Krampfcentren spricht. Ich wollte vor Allem sehen, ob — 13 — Bleiläihmungen an Thieren eintreten, fand aber statt ihrer zunächst Reizungserscheinungen, zu deren Nachweis ich folgendermassen gelangte. Nachdem ich mir die Frage gestellt, ob dem Blei die centralen Organe: das Gehirn und Rückenmark oder die peripheren: Nerven, Nervenendigungen und Muskeln, zu . Angriffspunkten dienten, begann ich die Vergiftungen zu- erst an Fröschen. Statt der erwarteten Lähmungen trat, wie die Versuchsprotokolle zeigen, Zittern auf in den ver- schiedenen Fingern der Hände und der Füsse. Ich glaubte daher, ebenso gut.mich an dieses prägnante und bei akuten Bleiintoxikationen nie fehlende Symptom halten zu können. Es bestand dies in fibrillären Zuckungen im Bereiche sämmtlicher Muskelgruppen, namentlich aber der Adduk- toren des Oberschenkels sowie des Rectus femoris und der Peroneusgruppe. Die Art dieser Zuckungen, die spangen- artig verschiedene Muskelfasern zu Gruppen abwechselnd wie Saiten in die Höhe hoben, der Umstand, dass diese Zuckungen auf mechanische Reize der betreffenden Muskeln, so anf Kneifen oder auch nur Ueberstreifen mit dem Finger sich gewaltig steigerten, dazu unabhängig waren von irgend welchen Reizen, die das Gehirn trafen (heftiges Ansch- reien des Thieres z. B.) sprachen schon zum Vornherein sehr dafür, dass wir es hier mit peripheren, fibrillären Muskelzuckungen zu thun hatten *). *) Ganz dieselben Zuckungen, ähnlich den fibrillären Zuckungen bei Muskelatrophien, zeigten sich im vorletzten Se- mester bei einem Maler, der wegen Lähmung seiner Arme auf Hrn. Prof Lichtheim’s Klinik sich befand. Bei ihm traten im Bereiche der beiden Tricepssehnen ganz dieselben spangenför- migen Zuckungen spontan auf, vermehrten sich erheblich auf Kneifen oder Ueberstreifen der betreffenden Muskeln. Bern. Mittheil. 1885. Nr. 1137 a N. Versuche. A. Am Frosch. 1. Versuch.‘) Rana esculenta; rechter Fuss ligirt; mittelst Pravaz’scher Spritze (1cc.) 20°/, Lösung von citro- nensaurem Blei-Natron in die nicht ligirte Wade ge- spritzt. 30 Minuten später: Frosch bleibt auf dem Rücken liegen, zeigt auf schwächere Hautreize nur Bewegungen am ligirten Fusse, Herz schlägt peristaltisch. In den Mus- keln der Finger tritt Flimmern auf, dasselbe in den Bauchmuskeln; elektrische Erregbarkeit vom Nerv aus schlechter aıs normal; fibrilläre Zuckungen dauerten fort noch eine Stunde nach der Injektion. Zum Beweise dafür, dass diese fibrillären Zuckungen in der That peripher entstanden, durchschnitt ich im nächsten Versuche (2) am Frosche den einen n. ischiadicus im obern Dritttheil des Oberschenkels. Die fibrillären Zuckungen im Bereiche der Adductoren, aber auch der Wadenmuskeln und Zehen (Spreizen der Zehen) dauerten fort. 2. Versuch. R. esculenta. 6 Uhr 55 Morgens, subeutan '/, Spritze 2 °/, eitronen- saures Blei-Natron. 7 Uhr 10 Morgens, subcutan 1 Spritze 2 °/, citronensaures Blei-Natron. 7 Uhr 30 Morgens, Injektion in die rechte Wade 1 Spritze 20 °/, eitronensaures Blei-Natron. 7 Uhr 40 Morgens, Frosch springt umher. 7 Uhr 55 Morgens, Frosch lässt sich auf den Rücken legen, ist an allen Extremitäten gelähmt, reagirt aber auf Kneifen. *) Von den Versuchen sind stets nur einige als Beispiele angeführt. —d49) Deutliches Fingerspiel in der rechten Hinterpfote, in die das Blei-Natron injizirt worden, an der andern flimmernde Bewegungen bis unter die Wade. 8 Uhr 5 Morgens. Linker n. ischiadicus durchgeschnitten. S:Uhr.10,.;, Deutliche Fingerbewegung am linken Fuss und Zuckungen im Bein. 3. Versuch. R. esculenta. Nervus ischiadicus rechts durch- schnitten. 11 Uhr 15 Morgens. 1 Spritze 20 °/, eitronensaures Blei- Natron in die linke Wade. 11 Uhr 25 Morg. Zuckungen auch an den Zehen der rechten Extremität mit durchschnittenem n. ischiadic. 11 Uhr 30 Morgens. Finger der Vorderextremität zucken stark. Somit ergibt sich, dass diese Reizerscheinungen beim Frosch peripher sind, da sie auch nach Durchschneidung des ischiadicus in den Zehen noch weiter fortbestehen. Es war aber auch nöthig, dass beim Frosche nicht nur, son- dern auch bei Warmblütern derartige Versuche angestellt werden, da ja der Angriffspunkt irgend eines Giftes bei verschiedenen Thieren allenfalls verschieden hätte sein können, namentlich der Sitz der Wirkung eines und des- selben Giftes bei Warm- und Kaltblütern sehr wohl ein verschiedener sein kann. So vergleiche z. B. „Die ver- schiedene Wirkung der Muscarinbasen auf die verschie- denen peripheren, motorischen Nervenenden kalt- und warmblütiger Thiere“. Dissertation von Fräulein Glause, 1884, Bern. B. Versuche an Warmblütern. Diese beziehen sich auf Kaninchen, Hunde, Meer- schweinchen und Katzen. ra 4. Versuch. Kaninchen. Das Thier wurde tracheotomirt, dann band ich eine Glascanüle in die vena jugularis fest und spritzte hier hinein alle 5 Minuten von 8 Uhr 45 Morgens '/, Pravaz- Spritze meiner citronensauren Blei-Natronlösung 1°/,. 9 Uhr 45 Morgens traten fibrilläre Zuckungen auf im Bereiche der Adductoren des Oberschenkels und verschie- dener Muskeln des Unterschenkels. 10 Uhr 20. Rechter n. ischiadicus durchschnitten; Zuckungen im rechten Unterschenkel blieben fortbestehen, wenn auch nicht so deutlich wie vorher. Da diese Zuckungen in den Adductoren hätten vor- getäuscht sein können, weil ja auch die Muskeln des Rumpfes zuckten und so durch diese Bewegungen hätten die Beine erzittern können, durchschnitt ich das Rücken- mark des Thieres in der Gegend der letzten Brustwirbel. 10 Uhr 30 erhält das Thier die 20. Spritze. 12 Uhr Mittags dauern die Zuckungen in den Adduc- toren fort nach durchschnittenem Rückenmarke, aber es konnte ja das Stück Mark vom Querschnitt bis zum filum terminale dem Blei zum Angriffspunkte dienen, desshalb wird jetzt auch die vom Gehirn getrennte Markpartie gründlich zerstört. Nach kurzer Pause werden wieder deutliche Zuckungen is den Adductoren der Oberschenkel sichtbar. 12 Uhr 45. Erregbarkeit in den peripheren Nerven bedeutend erhöht (Nachzuckungen bei ischiad. Reizung). 12 Uhr 50. Starke tetanusartige Krämpfe beim An- rühren des vorderen Rumpfes. Bald tritt Lähmung der Athmung ein. Herz schlägt noch gut. 1 Uhr 30 32ste Spritze. TE IE rn 2 Uhr Nachm. Thorax eröffnet. Herz schlägt langsam. Kräftig flimmernde Bewegungen: in den rechten Adduc- toren, stärker als in den linken. 2 Uhr 15. Herz macht noch 18 Schläge in der Minute. Die Kontraktionen des Herzens werden immer schwächer, nur mehr seltene Zuckungen. Ischiad.-Reizung mit starken Strömen gibt fern vom Querschnitt Reaktion. Streckung ohne Nachzuckung. Links bald Ermüdung. 2 Uhr 20. Linker Ischiad. unerregbar. Rechts schwache Bewegung. 2 Uhr 30. Herz steht still. 5. Versuch. Kleine Katze. Tracheotomirt, Canüle in die vena jugularis gebunden, in die 1 °/, eitronensaure Blei-Natronlösung injizirt wurde, je '/, Spritze von 4 Uhr 50 an. 5 Uhr 45 zittert der linke Unterschenkel. 7 Uhr. Stärkeres Zittern, Zuckungen. 8 Uhr 50. Zittern dauert fort, auch nach Durchschnei- dung des n. ischiad. Gurrende Geräusche hörbar in den ' Gedärmen. Mark durchschnitten und vom Lendenmark an nach unten zerstört. Zuckungen bleiben fortbestehen. 10 Uhr 50. Herz todt. 6. Versuch. Kleiner Hund. Tracheotomirt, Canüle in vena jugularis und 2°/, Blei- Natron injizirt per '/, Spritze alle 5 Minuten von 4.20 Abends an. 6 Uhr 5. Linker n. ischiad. durchschnitten. Zittern in der linken Pfote. 6 Uhr 45. Deutliche Bewegungen im linken Unter- schenkel. 7 Uhr. Gurren im Bauche. —- 448.7 Linker Armplexus durchschnitten. Mit 5 °/, Blei-Natronlösung weiter vergiftet: alle 5 Minuten '/, Spritze. 8 Uhr. Deutliches Flimmern in der linken Deltoides- gegend. 9 Uhr. Athmung sistirt. Herz schlägt nur schwach. Künstliche Respiration eingeleitet. Elektrische Reaktion der Ischiadiei links schwach nor- mal, am rechten frisch präparirten besser: Bei5cm Ab- stand der Rollen des Schlitteninductorium. Im geöffneten Thorax sieht man am Herzen schwache, flimmernde Contractionen. 10 Uhr. Die Nerven sind gänzlich unerregbar. Um sicher zu sein, dass diese fibrillären Zuckungen Folgen der akuten Bleivergiftung und nicht etwa des citronensauren Natrons seien, machte ich folgenden Con- trolversuch mit citronensaurem Natron, indem ich 10g Citronensäure mit Soda schwach alkalisch machte und nach- her mit 1 Liter H,O angemessen verdünnte. Controlversuch mit citronensaurem Natron. Kaninchen. Tracheotomirt. Canüle in die vena jugular. gebunden. Abends 4 Uhr 40, alle 10 Minuten eine Spritze (1 Cc.) der Lösung injieirt. 5 Uhr 55. Ausser leichter Dyspnoe nach raschen Injek- tionen gar nichts Auffallendes. Nachher mit Tetramethylammoniumjodür *) theil- strichweise (0,1 Cc.), 6 Uhr 10 Min. 1 Theilstrich. 6 Uhr 15. Thier beginnt stark zu zittern, am linken Unterschenkel und an den Armen zu zucken. *) Luchsinger hatte gerade damals die prompte Reizwir- kung dieses Mittels gefunden. SE BAGRN. 6 Uhr 20. Rechter Ischiadieus durchschnitten. 6 Uhr 22. Nach Durchschneidung bleibt mächtiges Muskelzittern fortbestehen. 6 Uhr 37. Nachdem das Thier 1,0 Cc. des Giftes er- halten hatte, athmete es nicht mehr, trotzdem es kurz vor- her noch auf Kneifen reagirt hatte. Carotiden pulsiren kräftiger. Künstliche Athmung. Linker Ischiad. mit mäs- sigen Strömen gereizt, reagirt, bei kurzer Reizung mit Nachzuckung. Sehr deutlich in einer Zehe nach langer Tetanisirung kleine Nachzuckungen. Die Erregbarkeit er- lischt ziemlich schnell. Nachdem der Thorax eröffnet war, sah man den Herzschlag sehr schwach und langsam. 8. Versuch. Kaninchen. 9 Uhr Morgens tracheotomirt und in die vena jugul. Canüle gebunden. 5 °/, Blei-Natronlösung injizirt. Von 9.15 an alle 5 Minuten 1 Spritze. 9 Uhr 45. Leichtes Zittern der Hinterpfoten. 10 Uhr. In der rechten Adductorengegend mächtiges Flimmern und Ziehen. 10 Uhr 5. Auch linkerseits die gleiche Erscheinung. 10 Uhr 20. Starke Dyspnoe. 10 Uhr 45. Zittern und Zucken, das um die Genitalien sehr stark geworden, hört auf. Reizbarkeit noch bemerk- bar ohne Nachzuckung. 11 Uhr 12. Herzstillstand. Dyspnoe. 9. Versuch. Kaninchen. Chloroformirt, tracheotomirt, Canüle in vena jugularis; Rückenmark an der oberen Grenze des Lendenabschnitts durchtrennt und von da bis zum Kreuzbein gründlich zerstört. 2 Stunden später trinkt das Thier Milch und frisst. — 0 — Von 9 Uhr 30 an wurde dem Thiere alle 10 Min. Y, Spritze 5°/, Blei-Natronlösung injieirt. 10 Uhr 10. Zuckungen in der Adductorengegend. LO Uhr 15. Starke Peristaltik der Därme. 10 Uhr 25. Leichte Bewegungen der rechten Hinter- pfote. Aus Furcht vor Herztod werden die folgenden In- jektionen mit verdünnter (3 °/,) Blei-Natronlösung gemacht. 10 Uhr 40. Die vorderen Extremitäten zucken stark. 1l Uhr 15. Deutliche Zuckungen in den Adductoren der linken und rechten Seite. 11 Uhr 33. Sehr deutliche fibrilläre Zuckungen in den Muskeln der Hinterextremitäten. 12 Uhr 10. Die Zuckungen dauern an. 12 Uhr 30. Auf Kneifen der Wadenmuskeln bewegen sich die Zehen deutlich in Zuckungen. 1 Uhr 15 Nachm. Spontanes Flimmern hört auf. 3 Uhr. Tod an Herzschwäche. Im Ganzen hat das Thier 19 Spritzen 2°/, Blei- Natronlösung erhalten. Controlversuch mit Curare. Kaninchen. Künstliche Respiration. Canüle in die vena jugularis gebunden; von da aus wurde das Thier curarisirt bis der Ischiadicus nicht mehr erregbar gefunden wurde. Dann wurde spritzenweise 5 °/, Blei-Natronlösung in- Jieirt. Nachdem 10 Spritzen gegeben waren, wurden 6 Spritzen Tetramethylammoniumjodür in die vena injicirt. Auch jetzt erfolgten auf vieles Kneifen absolut keine Zukungen, trotz reichlichen Speichelflusses. Wir schliessen daraus, dass Blei auf die Nerven- endigungen der quergestreiften Skeletmuskeln wirkt, wie Tetramethylammoniumjodür, nur viel schwächer. ae Sr N. ” ee u ln. Mae 10. Versuch. Mittelgrosse Katze. 7 Uhr 20 Morgens. Chlorotormirt, aufgebunden, tra- cheotomirt und Canüle in die vena jug. eingebunden. Dann das Rückenmark von den letzten Brustwirbeln an bis zum filum terminale herauspräparirt ohne beträcht- liche Blutung, dann künstliche Respiration, bis das Thier aus der Narkose vollständig erwacht war, mit den Augen umherblinzelte und beisslustig wurde. Das Rückenmark der Katze liess sich mit der Dura mater sehr gut vom Querschnitt desselben bis zum filum terminale heraus- nehmen: 8 Uhr 30 Min. Von 2°/, eitronensaurer Blei-Natron- lösung alle 10 Min. '/, Spritze. 9 Uhr 10 trat in der Ileocaecalgegend und in den Adductoren auf Kneifen deutliches Flimmern auf. 9 Uhr 20. Spontane Flimmerbewegung in Gracilis- und Adductorgegend, die Muskeln springen deutlicher spangenartig hervor, 9 Uhr 30 wird mit Injectionen von concentrirterer (5°/,) eitronensaurer Blei-Natronlösung fortgefahren. Lebhaftes Fingerspiel in den Zehen der hinteren Ex- tremitäten; sowie in den vorderen. 9 Uhr 45. Herztod wohl wegen zu rascher Bleiinjection. Sektion ergab, dass das Mark vom XII. Brustwirbel bis zum Beginn der Schwanzwirbel vollständig fehlte. 11. Versuch. Meerschweinchen. Chloroformirt, tracheotomirt, Lendenmark und Mark in der Gegend der letzten Brustwirbel durchschnitten und exstirpirt. Canüle in die vena jugul. gebunden. 4 Uhr angefangen mit 5°/, Bleinatron-Injectionen. Nach Einspritzung von 3 Ce. traten in den Addue- toren der Unterextremität fibrilläre Zuckungen auf. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 198. N 4 Uhr 30 dauerten die Zuckungen noch fort; in den Adductoren, am Kinn und unter dem Unterkiefer. 4 Uhr 35 bewegten sich die Zehen des linken Fusses nach vorherigem Kneifen der Wadenmuskulatur. 4 Uhr 35 Min. fünfte Spritze. 4 „ 40 „ sechste Spritze injicirt. Zuckungen um den After. Auf Kneifen beugen sich die Unterschenkel und be- wegen sich die Zehen. 4 Uhr 50 Min. achte Spritze injieirt. Athmung sehr frequent, Dyspnoe, spontane Zuckungen um den After und am Halse. 5 Uhr. Spontane fibrilläre Zuckungen am Bauch und in den Adductoren. 5 Uhr 15. Unter Krampfanfall hört die Athmung auf; das Herz schlägt noch. Künstliche Athmung. Zuckungen der oberen Extremitäten. Die Sektion ergab, dass das Rückenmark vom 8. Brustwirbel bis zum Os sacrum vollständig herausgenom- men war. 12. Versuch. Grosse Katee. Uhloroformirt, tracheotomirt. Das ganze Lendenmark mit sammt der cauda equina herausgenommen ohne viel Blutung. Nachher wurde wieder eine Canüle in die Jugular- vene gebunden und das Thier in ein 37°,5 warmes Bad gebracht. Denn wenn nun so durch direkte Versuche eine di- rekte Reizwirkung des Blei’s auf die Nervenenden der quergestreiften Muskeln erwiesen war, so musste es mir: erst recht wünschenswerth erscheinen, nach analogen Ver- hältnissen an den glatten Muskelfasern zu suchen und war ich dazu um so mehr veranlasst, als ich hoffen durfte, RR UIBSNR dabei die der Bleikolik zu Grunde liegenden Erschei- nungen ebenfalls mit beobachten zu können. Zur Inspektion des wichtigsten, glattmuskeligen Or- ganes der Säugethiere, zur Beobachtung des Darmes be- nützten wir die allerdings erst von Sanders-Ezn vor wenig Jahren empfohlene, aber einzig richtige Methode: Das Versenken in thierwarme Bäder von 0,5°/, Kochsalzlösung. In ein solches Bad also brachte ich das Thier um 4 Uhr und begann die Injektionen einer 2 °/, eitrons. Blei- Natronlösung in die Jugularvene: alle 5 Minuten eine Spritze. Nach 30 Minuten traten in den unteren Extre- mitäten die fibrillären Zuckungen auf, die immer stärker wurden und bald zeigten sich nach Eröffnung des Bauches starke, ringförmige Einschnürungen des Darmes, zugleich trat starke Dyspnoe auf”). Bald nachher wird das Thier ätherisirt; schliesslich schwinden die fibrillären Zuckungen auch des Hintertheils. Athmung schwach, Herz kräftig, künstliche Athmung. Das Thier erholt sich bald; fibrilläre Zuckungen erscheinen noch nicht. 6 Uhr 45 M. Zuckungen traten spontan nicht mehr auf. DER un Elektrische Ischiad.-Reizung wirksam. > * Er IR vorhanden, aber schwächer. Herz schlägt gut. Reflexe vorhanden. Nachdem das Thier noch 3 Spritzen voll erhalten hatte, starb es unter Krämpfen. Ueberblicken wir kurz diese Versuche, so ist als eine primäre Wirkung des Blei’s eine Reizung der peripheren Nervenenden, speziell jener der Skeletmuskeln zweifellos dargethan. Diese fibrillären Zuckungen bleiben bestehen, *) Es liegt nahe, diese starke Anregung der Athmung von der jedenfalls nicht fehlenden Schmerzempfindung abzuleiten. FB auch wenn jeder centrale Finfluss abgeschnitten ist; sie schwinden jedoch, wenn die Nervenenden selber durch lähmende Agentien, durch das ihnen spezifisch schädliche Curare oder durch die allgemeinen Protoplasmagifte, z. B. die Anästhetica, gelähmt werden. Es liegt nahe, 'st aber nach Lage der eigenthümlichen Verhältnisse nicht sicher zu entscheiden, dass in ähnlicher Weise auch die Kontraktion des Darms von einer direkten Reizwirkung der Nervenenden der glatten Muskulatur abhänge und würden wir so, aller- dings nur gestüzt auf die Analogien mit dem besseren Objekte, das der Skeletmuskel bietet, der alten Henle’schen Lehre von der Ursache der Bleikolik beipflichten. Weniger sicher können wir uns über den Sitz der Bleilähmung aussprechen; doch erlauben unsere Versuche wenigstens Schlüsse höchster Wahrscheinlichkeit. Es liegt ja nahe, dass Organe, die zu Beginn durch irgend ein Gift gereizt werden, später bei grösserer Dosis oder längerer Dauer der Schädlichkeit endlich überreizt werden und dann in Lähmung verfallen. So möchte ich denn auch für die Bleilähmung einen wesentlich peripheren Sitz beanspruchen. In einigen eigenen Versuchen konnte ich zwar nicht absoluten Schwund der Nervenerregbarkeit konstatiren, fand aber immerhin ein starkes Sinken der vorher übermässig gesteigerten Erreg- barkeit der Nerven. Man hatte früher, gerade aus der eigenthümlichen Lo- kalisation der Bleilähmung, auf Erkrankungen bestimmter centraler Elemente geschlossen, weil man meinte, dass sich die Muskel- und Nervenfasern überall gleich ver- halten. Vor zirka Jahresfrist hat solchen Einwand Luch- singer vollständig enti:räftet, da ihm der Nachweis gelang, dass verschiedene Muskeln desselben Thieres, offenbar entsprechend ihrer verschiedenen physiologischen Funktion, sich nicht nur physiologisch, sondern auch toxikologisch ganz verschieden verhalten. u Wenn so jetzt aller Grund vorliegt, das Muskelzittern, die daraus wohl ableitbare Arthralgie, die choreaartigen Bewegungen und endlich die Lähmungserscheinungen an den Skeletmuskeln ausschliesslich aus peripheren Ver- änderungen abzuleiten, so bleibt dann immer noch die Frage offen, in welcher Weise sich das centrale Nerven- system an den Erscheinungen der Vergiftung betheiligt. Auch ich habe in diesem Sinne einige Versuche gemacht, fühlte mich dazu um so mehr veranlasst, als erst noch neuerdings eine interessante Angabe eines russischen Forschers hier anatomische Befunde meldete.”) Ich habe ganz nach Analogie jener Versuche Meer- schweinchen mit Einstreuung kohlensauren Blei’s in’s Futter vergiftet, die Thiere zeigten nach zirka acht Tagen erst das Auftreten der Vergiftung, entwickelten einige Stunden vor dem Tode intensive, krampfartige Erschei- nungen. Es steigerten sich die Krämpfe nach jeder sen- siblen Reizung ungemein und die Thiere starben in einem solchen Anfalle. Centrale Reizungen dürften hier aller- dings vorliegen, wenigstens scheint uns der Gesammtein- druck desBildessolcheszu verlangen, obschon unsschlechter- dings eine eingehende Analyse fehlt. Diese centralen Reiz- ungen können ja vom Blei direkt herrühren, könnten aber auch einfache urämische Anfälle sein. Da Popow erhebliche pathologisch-anatomische Ver- änderungen der Ganglienzellen des Rückenmarks gefunden zu haben behauptet, so schien es mir ein Gegenstand be- sonderer Wichtigkeit zu sein, auch an meinen chronisch vergifteten Thieren nach solchen pathologisch-anatomischen Veränderungen zn suchen. *) Popow, Ueber die Veränderungen im Rückenmarke nach Vergiftung mit Arsenik, Blei und Quecksilber. Archiv für path. Anat. u. Physiol. u. für klin. Med., Bd. 93, S. 351. lab Der Güte von Herrn Professor Dr. Langhans ver- danke ich die Möglichkeit, in seinem Laboratorium und unter seiner Leitung diesen Theil der Arbeit anzustellen, wofür ich bei dieser Gelegenheit Herrn Professor Lang- hans bestens danke. Ich kam aber zu vollständig negativen Ergebnissen. Zur Toxikologie des Quecksilbers. Ich schreite zur Lösung des zweiten Theiles meiner Aufgabe, muss aber gleich von Anfang gestehen, dass sich bedeutende Hindernisse darboten, die mir die Ant- wort auf die Frage, ob Quecksilber peripher oder central wirke, erheblich und ganz bedenklich erschweren. Dazu rechne ich vor Allem, wenn wir von der chronischen Queck- silbervergiftung absehen, den Mangel an Intoxikationser- scheinungen, die das Quecksilber von den anderen metal- lischen Giften unterscheiden. Die mit dem Begriffe Merkurialismus so eng verbun- dene Salivation leitete gleich von Anfang mein Augenmerk auf die Speicheldrüsen und fand ich auch zu meiner Be- ruhigung, dass, wie in v. Mering’s*) Abhandlung über Quecksilber-Intoxikation zu lesen war, als prägnantestes Symptom bei der akuten Quecksilbervergiftung Speichel- fluss mit starken Darmkoliken in den Vordergrund trat. Man vergleiche Versuch 7 und 12. Die Frage, ob dieser Speichelfluss ein merkurieller, oder ob er mit dem Speichel- fluss, den man bei Quecksilbereinreibungen zu beobachten Gelegenheit findet, nichts zu thun habe, überlegte ich mir vorläufig nicht lange, sondern fragte einfach so: *) Archiv für experimentelle Pathologie u. Pharmakologie, Bd. XIII. Ueber die Wirkungen des Quecksilbers auf den thie- rischen Organismus von Dr. J. v. Mering. Ka IE FE a Reizt das Quecksilber dadurch, dass es durch die Speicheldrüsen ausgeschieden wird (wie andere Metalle) die Drüsensubstanz direkt, oder deren peripheren Nerven, und ist dadurch die Salivation bedingt, oder ist diese nur das Resultat eines viel komplizirteren Mechanismus. Es wäre ja dabei an eine direkte centrale Reizwir- kung zu denken; man könnte aber auch auf Reflexe von der entzündeten Schleimhaut der Mundhöhle rekurriren; oder endlich mit Reflexen vom Darmtraktus die Erschei- nung in Zusammenhang bringen. Wäre ersteres der Fall, so schien mir, dass die ja noch ernährte, frische Drüsen- substanz auch unabhängig von jeglicher Verbindung mit dem centralen Nervensystem funktioniren sollte, da ja das Quecksilber als solches den Impuls dazu gäbe; und dachte ich bei solcher Ueberlegnng an die Effekte des so typisch wirkenden Pilocarpin. Andererseits glaubte ich, dass die Salivation, wenn sie vom Centralorgan abhängig, aufhören müsste, sobald der Reflexbogen oder die Lei- tungsbahnen vom Centralnervensystem zur Drüse unter- brochen wären. Uebereinstimmend mit den Erfahrungen von v. Me- ring benutzten wir zu diesen Versuchen vornehmlich Katzen; denn nur diese zeigten mit einiger Regelmässig- keit nach der Quecksilberinjektion sofortigen Speichel- fluss. In einer ersten Versuchsreihe suchten wir einfach zu entscheiden, ob das Quecksilber auch auf die vom Cen- tralnervensystem abgetrennte (entnervte) Drüse wirkt. Bei verschiedenen Thieren, namentlich bei Hund und Katze, durchtrennten wir deshalb die Chorda tymp. und den Halssympathicus und legten in die Gänge der glandula submaxill., (die wegen ihrer zugänglichen Nerven zu Reiz- versuchen sich besser eignet, als die Parotis) Canülen ein; injizirten hierauf subeutan die Quecksilberverbindung mög- — DEN lichst langsam, um das Herz nicht frühzeitig zu lähmen. Nach dem Vorgange von v. Mering, der Verbindungen des Quecksilbers mit Amidosäuren so glücklich empfahl, wen- deten wir Asparagin-Quecksilber an. 1. Versuch. Kleiner Hund. Tracheotomirt; Canülen werden in die beiden freiprä- parirten Speichelgänge der gl. submax. eingelegt; dann der rechtseitige Halssympath. mit vagus und die rechtseitige Chorda freigelegt und durchschnitten. Schliesslich wurde eine Canüle in die Jugularvene gebunden und in diese um 12 Uhr '/, Spritze 2°/, Asparagin-Quecksilberlösung injicirt. | 12 Uhr‘ !/, Spritze gegeben. 12 n 7 N N b>) 12 „10 U » Starke Krämpfe treten auf, Tod. Dabei in der linken Canüle etwas Speichel. 2. Versuch. Grosser Hund. Tracheotomirt, chloroformirt, links Chorda und Hals- sympathicus mit vagus durchschnitten, Canülen in die submaxillaren Speichelgänge gebunden. 4 Uhr 30 subceutan 2 °,, Asparagin-Quecksilber ein- gespritzt. Nach 14 Dosen voller Pravaz-Spritzen trat um 4 Uhr 40 ein Speicheltropfen in der rechten Canüle auf. 5 Uhr In jede Parotisgegend 1 Spritze injicirt. hr » 1 ” n Br ? re n I O n 1 » ” Linke Chordareizung, starker Speichelfluss. Darmperistaltik nicht konstatirt. 5 Uhr 45. Noch 2 Spritzen. Keine Sekretion. Tod. 59 3. Versuch. Grosse Katze. Die beiden vagi waren schon durchschnitten, das Thier tracheotomirt. 2 Uhr 30 Nachm. 2°/,Aspar.-Quecks., 10 Spritzen sube. Das Thier wird bald etwas unruhig. Keine Salivation. 3 Uhr nochmals 10 Spritzen, sofort Unruhe, Schrei- bewegungen, Bauch äusserst empfindlich. 3 Uhr 45. Starkes Lungenödem. Tod. 4. Versuch. Grosse Katze. 2 Uhr 40 tracheotomirt, Speichelnerven präparirt und durchschnitten rechts. Canüle in den rechten Speichelgang, 3 Uhr 40 2°/, Aspar.-Queksilber eingespritzt subcutan, langsam. Nach der 15. Spritze tritt um 4 Uhr 55 heftige Darmperistaltik auf. 5 Uhr 45. Elektrische Chordareizung hat Speichelfluss zur Folge. 6 Uhr 55. Nach Injektion von im Ganzen 55 Cc. wird der Versuch unterbrochen. 5. Versuch. Grosse Katze. Tracheotomirt, Vagus und Sympath. rechts durch- schnitten, nachher Chorda; in den rechten Speichelgang Oanüle eingebunden. Zur Kontrole wird der Sympath. ge- reizt: Speichelfluss. Dann wird eine Canüle in den linken Speichelgang gebunden. 5 Uhr 45 Min. 5 Spritzen 2 °/, Quecksilber-Asparagin 6 Uhr 5 R) 2 "fo 2) 6Uhr 15Min. ,„ 2% * 7 „ 14 „ keine Salivation. 7 „25 ,„ 10 Spritzen, Dyspnoe. 7 „ 45 ,„ "a Spritze Tetramethylammoniumchlorid ergab starken Speichelfluss, der durch die Canülen perlte. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1139. — 00 6. Versuch. Alte Katze. 3 Uhr. Subeutan 10 Spritzen von 2°/, Asparagin- Quecksilber. 3 Uhr 15. Subcutan 3 Spritzen 2°/, Asparagin-Quecks. Peristaltik. Stuhlabgang. Zittert sofort am ganzen Körper, wird unruhig und leckt sich ab und zu. 4 Uhr 7 Spritzen. Im wässerigen Stuhl ist Blutbeimischung. 4 Uhr 30. Bedeutend unruhiger; leckt sich selten. 6 Uhr 30. Wieder 14 Spritzen, Athmung frequent. 7 Uhr 10. Dyspnoe steigt an. 7 Uhr 20. Heftige Athemnoth, stöhnt. 7 Uhr 22. Erstickt. Thorax offen. Herzschlag stark. 7. Versuch. Grosse Katze. 6 Uhr 20 Spritzen 2 °/, Asparagin-Quecksilber (0,45 gr.). 10 Uhr 6. Fester Stuhl. 6 Uhr 13. Dünne Stuhlentleerung. 6 Uhr 15. Einige Tropfen dünnflüssigen Speichels. 6 Uhr 20. Athmung flach. Thier legt sich auf den Bauch und schreit continuirlich, dreht und windet sich. Salivation hat aufgehört, flache Athmung dauert fort. Thier liegt ruhig. 6 Uhr 30. Legt sich auf die Seite, schnelle Athmung. 6 Uhr 40. Schreit und speichelt etwas. 6 Uhr 45. Noch 3 Spritzen. Diarrhoe und Dyspnoe. 7 Uhr. Ringt nach Luft, schwitzt an den Pfoten. Herz- stoss sichtbar. Pupille reagirt. Athmung sistirt. Herz 40 Schläge in der Minute. T Uhr 2: Tod. 8. Versuch. Kaninchen. 4 Uhr 10. Subcutan 11 Spritzen 2°/, Asparagin-Queck- silberlösung. 4 Uhr 22. = 7 r IR Bee .r er En che en ee Er Feen Ann dA Hm = rn er rl ==,s101.— 4 Uhr 50. Darmperistaltik, dicker Stuhl. 5 Uhr Herzlähmung. Tod ruhig, mit wenig Speichelfluss. 9. Versuch. Junges Meerschweinchen. 5 Uhr 45. Subcutan 5 Spritzen 2 °/, Asparagin-Queck- silberlösung. Sofort starke Aufregung des Thieres. 6 Uhr Muskelschwäche, wirft sich um, unter Krämpfen. 6 Uhr 40. Thorax eröffnet, Herzschlag, anfangs fre- quent, sistirt plötzlich, nachher folgen noch 7—-8 inspi- ratorische Bewegungen. Tod. 10. Versuch. Grosse Katze. Tracheotomirt und in’s Kochsalzwasser-Bad gebracht 38°. Bauchhöhle geöffnet. Bauchvagi und beide Splanch- niei durchschnitten. 4 Uhr 20 Spritzen subcutan 2°/, Asparagin-Queck- silber. Das Thier wird im Bad so gekehrt, dass der Rücken nach oben sieht. Lange Zeit keine Salivation. 4 Uhr 30 Min. 10 Spritzen. 4 Uhr 40 Min. 10 Spritzen. Sensorium intakt, grosse Beisslust und Aufmerksamkeit, hat mit Kraft in’s Holz gebissen. 5 Uhr 10 Min. 10 Spritzen. Thier liegt in den letzten Athemzügen, Convulsionen und gleichzeitig einige Tropfen Speichel entleert. Tod. 11. Versuch. Grosse Katze. Tracheotomirt, im Bade Bauchhöhle eröffnet, Splanch- nici freigelegt. 5 Uhr 20 Spritzen 2°/, Asparagin-Quecksilberlösung subcutan. 5 Uhr 10. Katze leckt sich. 5 Uhr 15. 10 Spritzen; das Thier leckt sich stärker. 5 Uhr 25. 10 Spritzen. Die Zunge ist feucht. 7 Uhr 10. Tod während einige Tropfen Speichel aus- fliessen. — 192 — 12. Versuch. Grosse Katze. 3 Uhr: 20 Spritzen 2°/, Asparagin-Quecksilberlösung subcutan. 2 Minuten nach der letzten (Pravaz’schen) Spritze lautes Schmerzgeschrei, starke Tenesmen, Harnfluss; ei- nige Speicheltropfen fliessen. Bald nachher starke Dyspnoe, Stuhlgang, Tod unter krampfhaftem Hin- und Herwerfen des Körpers. Dyspnoe hatte gegen das Lebensende ab- genommen. 4 Uhr Tod. So sehen wir, dass oft bis zu den grössten, fast tödt- lichen Dosen keine Spur von Salivation auftritt ohne dass etwa die Drüsen gelähmt waren, denn sie secernirten in reichlichster Weise, wenn nach dem Quecksilber ein die Drüsen wirklich reizendes Gift, Pilocarpin oder Tetramethyl- ammonium, gegeben wurde. Wenn also die Drüsen in dieser Weise noch wirkungsfähig waren, das Quecksilber allein aber keine Salivation hervorbrachte, so kann eben das Quecksilber die Drüsensubstanz selber oder die Drüsen- Nervenendigungen nicht reizen. Wie sich dann aber die Salivation der chronischen Vergiftung und wie die von v. Mering und mir in einigen Fällen beobachtete Salivation ganz akuter Vergiftungen erklären lassen, müs:te Ge- genstand weiterer Untersuchungen werden. Sicherlich sind diese beiden Salivationsarten verschieden. In v. Merings Versuchen wenigstens zeigte sich die Salivation nie während der chronischen Vergiftungen, sondern immer nur und auch nach wenigen Minuten bei den Fällen akuter Vergiftung. Zur Erklärung der chro- nischen Salivation beim Menschen konnten uns leider die Thierversuche nichts nützen, da es auch uns in der allerdings nur geringen Zahl der angestellten Versuche so wenig wie v. Mering gelingen wollte, bei chronischer Vergiftung irgend welche Salivation zu sehen. Um so 3 "AIR. =, E08 vr > mehr spricht dieser völlig negative Befund gegen di- rekte Einwirkung des Quecksilbers auf die Drüsen, um so mehr werden wir hier an weitere wohl reflek- torische Wirkungen zu denken haben und finden hier in den ja immer mit vorhandenen entzündlichen Erschei- nungen der Mundschleimhaut einen hinlänglichen Grund. Zudem sehen wir ja, dass durch Bekämpfung der entzünd- lichen Affektion der Mundhöhle auch die Salivation ab- nimmt. In ähnlicher Weise mussten wir denn auch für die v. Mering’schen Versuche eine Erklärung suchen und da liegt es nahe, wieder an reflektorische Einwirkungen zu denken. Entzündungen der Mundhöhle können hier wenige Minuten nach Applikation des Giftes in dieser Stärke nicht auftreten; dagegen beobachteten wir schon frühzeitig Schmerzerscheinungen des Thieres und eine erheblich be- schleunigte Darmperistaltik. Nach den zuletzt noch wieder von v. Mering geschilderten Symptomen der Vergif- tung bilden gastroenteritische Erscheinungen immer einen wesentlichen Bestandtheil des Bildes. Der Beginn solcher Erscheinungen kann gleichzeitig Ursache sein für ver- mehrte Peristaltik, Kolikschmerzen und für reflektorisch ausgelöste Speichelsekretion. So möchte ich denn zum Schlusse noch die Dyspnoe _ erwähnen, welche nach v. Mering sich frühzeitig mit der ' Salivation einstellte. Es wäre nun auch möglich, diese Dys- _ pnoe als Ursache der von v. Mering beobachteten Saliva- _ tion aufzufassen; denn nach den Untersuchungen von Luch- singer ist bekannt, dass dyspnoisches Blut nicht nur mo- _ torische und vasomotorische Centra, sondern auch die Se- kretionscentra reizt. a N Dr. Edm. v. Fellenberg. Geologische Notizen aus dem untern Puschlav. Vorgetragen in der Sitzung vom 9. Januar 1886. Im Frühsommer 1883 erhielt ich vom eidgenössischen Zolldepartement den Auftrag, die geologischen Verhält- nisse des graubündnerischen Grenzortes Campocologno im untern Puschlaver-Thal einer eingehenden geologischen Untersuchung zu unterwerfen, mit der Aufgabe, zu unter- suchen, ob das an der äussersten Grenze auf dem rechten Ufer des Poschiavino gelegene schweizerische Grenzzoll- haus, welches zu wiederholten Malen, so besonders im Jahr 1878 und im vorhergehenden Frühjahre durch Stein- schläge von einer auf dem linken Ufer des Flusses gele- genen steilen Felswand herunter getroffen und beschä- digt worden war, zu verlegen sei und die im Thale sicherste, jedoch möglichst nahe der Grenze gelegene Stelle zur Errichtung eines neuen Zollhauses aufzusuchen. Anfangs Juli begab ich mich auf Ort und Stelle, begleitet von Herrn Zolldirektor Thommen von Chur, welcher na- mentlich die eventuelle Verlegung des Zollhauses vom grenzpolizeilichen und fiskalischen Gesichtspunkte zu be- gutachten hatte. Es kann hier nicht meine Aufgabe sein, die Gründe für Verlegung des Zollhauses zu erörtern, wohl aber möchte es einiges Interesse bieten, die geolo- £ gischen Verhältnisse, welche die nächste Veranlassung der Gefährdung nicht nur des Zollhauses von Campo- cologno, sondern mehr oder weniger des ganzen Dorfes, — 165 — wie nicht minder des jenseits der Grenze zwischen Cam- pocologno und Madonna del Tirano gelegenen italie- nischen Zollhauses bilden, zu besprechen, zudem bei der Untersuchung der Umgebung von Campocologno einige recht interessante, bis jetzt nicht bekannte oder we- nigstens nirgends publizirte geologische Erscheinungen verdienen signalisirt zu werden. Ueber die geologischen Verhältnisse des untern Pusch- lav finden wir im Text zur geologischen Aufnahme der im Blatt XX des Dufouratlasses enthaltenen Gebirge von Grau- bünden durch G. Theobald in der III. Lieferung der Beiträge zur geologischen Karte der Schweiz (die südöstlichen Ge- birge von Graubünden und das angrenzende Veltlin von G. Theobald, Chur, Pradella, 1866) einige Bemerkungen, die hier Platz finden mögen. Pag. 237 sagt Theobald : „Steigt man von Bellona über die Kalkbänke und dann über Talk- schiefer aufwärts, so kommt man bald bei Alp Sciardalco auf Gneiss. Es ist derselbe, welcher im Thal Fontana den Granit begleitet und über den Monte Combolo herüber- steigt. Monte Brione, welcher theils aus Gmeiss, theils aus Schiefer besteht. fällt auf der Ostseite westlich, auf der Westseite östlich wegen der granitischen Erhebung, sonst ist das Fallen im Allgemeinen nördlich, so auch am Monte Cancano, welcher auch Gneiss ist. Diese Gneiss- zone erweitert sich hier sehr stark, sie wendet sich süd- östlich und erreicht bei Priatta mala den Poschiavino, über den sie wegsetzt. Südlich an den Gneisszug sind die Talkschiefer von Tirano vorgelagert, nördlich grenzt ersterer an den Granit von Brusio. Dieser Granit ist gewöhnlich als Granit von Brusio bezeichnet, beginnt bei Oampocologno (nördlich desselben) und erreicht bei Brusio und Meschino seine grösste Mächtigkeit etc.” Ferner pag. 296: „Von dem bei Madonna del Tirano anstehenden — 16 — Tulkschiefer kommt man schon vor Piatta mala auf einen schönen Gneiss mit glasigem Quarz, milchweissem Feld- spath und weissem Glimmer. Er hält auf der linken Seite etwas länger an, als auf der rechten, doch schon hinter Campocologno füngt die Thalwand an aus Granit zu bestehen. Es ist der graue Granit von Brusio, por- phyrartig, von mittlerem Korn mit glasigem Quarz, bräun- lichgrauem Feldspath, schwarzen Glimmerblättchen und eingestreuten Hornblendekrystallen u. s. w.* Das durch Steinschlag einzelner Blöcke von dem süd- lichsten Ausläufer der gegen den Sasso di Gallo sich hin- ziehenden hohen Felswände und kluftreichen Abstürze, sowie durch das Niedergehen ganzer Rüfen, welche in der Nähe des Zollhauses den Poschiavino theilweise ausfüllten, in hohem Grade gefährdete schweizerische Zollhaus steht auf dem rechten Ufer des wild daherbrausenden Poschia- vino. Jenseits desselben, etwa 30 Meter östlich vom Zoll- haus, erhebt sich die gefahrbringende, drohende Felswand, welche südlich des Zollhauses senkrecht in den Poschia- vino abfällt, nördlich desselben sich über einer äusserst steilen Schutt- und Trümmerhalde und vom Wasser stark abgerundeten Felsen erhebt. Unsere Aufgabe war zunächst die Untersuchung der linken Thalseite des Poschiavino als die das alte Zollhaus zunächst gefähr- dende. Der Gneiss, welcher auf beiden Thalseiten von Campocologno ansteht, gegen Süden vor Madonna del Tirano von Talk- und Glimmerschiefer überlagert wird, nach Norden zu sich an den Granitstock von Brusio an- lehnt, ist wesentlich grobschiefrig und theils grobflasrig, theils auch feinkörnig und stellenweise beinahe dicht und euritisch. Er besteht aus einem Gemenge von glasigem und körnigem Quarz, wohl auskrystallisirtem und körnig eingesprengtem Orthoklas und schuppigem tombakbraunem = EN Glimmer. Vielfach ist der grobflasrige Gneiss von dichten, derben und feinkörnigen Euritpartien durchzogen, wo- durch er stellenweise einem Granulit ähnelt. Besonders auf der rechten Thalseite, an den Abhängen der Alpe Lughina treten mächtige Partien von Hornblendefels (Amphibolit) auf, welche schon von Weitem durch ihre rostbraune Verwitterungsfarbe sichtbar sind. Der Gneiss von Campocologno ist wesentlich ein grobschiefriges Ge- stein, welches vorherrschend in zwei einander in nahezu rechtem Winkel schneidenden Schieferungsrichtungen ge- schichtet erscheint. Die vorherrschende Schieferung, welche als Druckschieferung angesehen werden möchte, durch- setzt das Gestein in beinahe senkrechter Richtung. Sie scheidet letzteres in mehr oder weniger mächtige Bänke von wenigen Centimetern bis zu '/, Meter Mächtigkeit. Diese steil abgesonderten Bänke des Gneisses fallen mit 80—90° nach Osten ein und streichen NNO—SW. Sie schneiden den Ausgang des Engpasses von Campocologno in einem spitzen Winkel. Die zweite wesentliche Schie- ferungs- oder Absonderungsrichtung des Gesteins möchte der eigentlichen Schichtung des Gneisses entsprechen und schneidet die steil einfallenden Schieferungsklüfte in einem beinahe rechten Winkel. Sie bildet schwach geneigte Bänke von ziemlicher Mächtigkeit (/,—1 m mächtig) mit Einfallen nach Westen. Diese zweite Absonderung des Gneisses bildet Schalen, welche gerundete Formen zeigen und durch feine Haarspalten und Klüfte von einander getrennt sind; letztere feineren Spalten durchschneiden die steil geneigten Schieferungsklüfte und trennen so das ganze Gestein in eine Menge mehr oder weniger scharfkantiger parallelopipedischer oder rhomboidaler Bruchstücke. Bern. Mittheil. 18%. Nr. 1140. — 168. — Diese Doppelklüftung des Gesteins, welches dasselbe in lauter durch feine Capillarspalten getrennte Blöcke spaltet, ist der Grund des Zerfalles desselben. Wird nun durch die atmosphärischen Niederschläge, durch das Eindringen des Schneeschmelz- und Regenwassers ver- mittelst der senkrechten Schieferungsklüfte das Gestein bis tief hinein mit Feuchtigkeit imprägnirt, so finden die- selben Atmosphärilien die schwach geneigten Absonde- rungs- oder Schichtungsklüfte vor, dringen in dieselben ein, lösen allmälig die Gesteinsflächen auf, erweitern die Klüfte und bringen somit in Jahrtausende dauernder Arbeit eine bis in das Innerste des Gesteins dringende Zerbiöckelung hervor. Was nun gerade bei dem Engpass von Campocologno, an der Fluh ob dem Zollhause dessen Zerstörungsprozess um so mehr befördern musste, ist die Lage der Schichten zur Thalrichtung. Ueber dem Zoll- hause erheben sich die Gneissfelsen theilweise über- hängend in Wänden von 30-40 Metern Höhe. Die senk- rechten Schieferköpfe hängen vor, sie liegen auf den schwach gegen das Thal zu geneigten allmälig sich er- weiternden Querklüften (Schichtungsklüften). Letztere, von keiner Vegetations- oder Humusdecke geschützt, er- weitern sich durch Frost und Hitze. Hie und da rutscht ein so gelockertes Stück auf der Querkluft, benimmt dem senkrecht gespaltenen aufragenden Gestein den Halt. Letzteres rutscht nach; es bildet sich ein Einriss, eine Runs, die durch den Wechsel von Hitze und Frost, durch Frieren und Wiederaufthauen je und je erweitert wird und so ist der Anfang zu einem Abbröckeln und Nach- stürzen der allmälig und immer mehr seines Haltes be- raubten Felshanges gelegt. Erst bei der Begehung der ganzen Felsenwand, vom Zollhaus bis gegen den Sasso di Gallo hin wurden uns diese Verhältnisse klar. 169 12 A. Rechte Thalseite. Dienstag den 11. Juli 1883 wurde von Herrn Zoll- direktor Thommen und mir eine genaue Begehung des Abrutschgebietes auf dem rechten Ufer des Poschiavino vorgenommen. Begleitet von einem Grenzwächter über- schritten wir die hinter dem Zollhause gelegene Brücke über den Poschiavino und stiegen sofort über steile, kaum noch mit etwas Gras und Gebüsch bewachsene Schutt- halden empor. Hier liegen noch die zahlreichen Blöcke und Schuttmassen des im Jahre 1878 stattgehabten Haupt- bruches, welche theilweise den Poschiavino aufstauten. Manche Blöcke flogen über den Fluss hinaus und trafen gegenüberliegende Häuser, unter anderen auch das Zoll- haus. Wir erreichten nicht ohne Mühe den untern Rand der neu ausgebrochenen Abbruchstelle, in die wir nun hineinsehen konnten. In einem Winkel von 30—35° Stei- gung zieht sich die schutterfüllte Schlucht empor zu einer heihe gen Himmel ragender Felszacken, die über- hängend, thalwärts geneigt vorstehen. Die Seitenwände des Abrisses sind von vielfachen parallelen, senkrechten Spalten durchsetzt. Man sieht, wie einzelne Platten schon losgetrennt sind, noch lose eingekeilt stehen, aber bei der ersten äussern Veranlassung den Weg nach dem Po- schiavino und Zollhaus hinunterzurollen bereit sind *). Der Schutt, der im untern Theile des 1878er Schuttfeldes liegt, scheint ziemlich fest gelagert zu sein, muss jedoch unfehlbar bei starken Regengüssen, Wolkenbruch, Hagel- schlag oder Erdbeben nachstürzen. Jedoch war die wich- tigste Aufgabe die, womöglich zu konstatiren, wie die oberste Partie des Abbruches, die drohend ragenden *) Siehe, Tab. I, Fig. 1. — 170 -- Felszacken, sich bezüglich ihrer Stabilität oder Labilität verhalten. Wir begannen nun eine Kletterei auf Händen und Füssen über glatt gerundete Felsen (Rundhöcker, roches moutonn6es), welche Spuren alten Gletscherschliffes zeigten, uns mitunter mit den Händen am Buschwerk festhaltend, bis wir nördlich hoch oben rechts von dem 1878er Abbruch einen schmalen Schmugglerpfad erreichten, der uns südlich dicht über dem Abbruch in die Höhe führte. Wir übersahen nun die vorher von unten gese- henen Zacken, erschracken jedoch beinahe, als wir ge- wahr wurden, dass das, was wir unten als noch fest- sitzende, jedoch thalwärts geneigte Zacken des Felsens angesehen hatten, lauter schon ganz abgetrennte riesige Blöcke sind, die wild aufeinandergethürmt, den Abgrund weit überragen. Es kam uns geradezu unbegreiflich vor, dass diese lose Biockmasse nicht schon lange zu Thal gestürzt ist. Sie überragt den Abhang gegen das Zoll- haus hinab um mehr als einen Meter; oben auf liegen Blöcke von 2—3 Metern Länge, darunter wild gehäufter kleinerer Schutt. Wenn nun, was unausweichlich der Fall ist, diese Masse früher oder später niederstürzt, wenn sie auch durch den 1878er Abriss etwas nördlich vom Zollhaus den Poschiavino erreichen wird, so wer- den unfehlbar Absprenglinge das Zollhaus treffen und das Leben der Bewohner bedrohen. Von der Höhe des Abbruchs erreichten wir bald eine kleine Wiese und Ter- rassen mit Kornfeldern. Die Bewässerung der erstern sollte nach der Ansicht Einiger Schuld am Abbrechen der Felsen weiter unten, durch Infiltration des Wassers in die senkrechten Schieferklüfte des Gneisses, sein. Abgesehen davon, dass die Wiese noch mindestens 10 Meter gegen die Abbruchstelle zurückliegt, wo also keine direkte Ein- wirkung auf das Gestein, welches bei letzterer nachgab, SL nachgewiesen werden kann, ergab sich, dass die Berg- terrasse mit Gletscherschutt bedeckt und dass ein dort befindliches trichterförmiges Loch bloss eine Auswaschung in letzterem ist und in keinem Zusammenhang mit dem Abbruch steht. Von der Terrasse aus richteten wir un- sere Schritte gegen Norden und wandten uns auf schmalem Schmugglerpfade den kahlen Trümmerhalden zu, welche sich längs der Felswände des überall abbröckelnden Sasso di Gallo hinziehen, als der nördlichen Fortsetzung der Zollhausfelsen. Von diesen, aus weiten, mit grobem und feinerem Schutt bedeckten Trümmerhalden aufsteigenden Steilwänden, lösen sich seit Jahren bei jedem Ungewitter einzelne Blöcke und grössere Schuttmassen ab und rollen über die lockeren meterhoch gehäuften Schutthalden zu Thal. Meist bleibt jedoch auf den weiten nicht allzu steilen Halden der feinere Schutt liegen und nur einzelne grössere Blöcke poltern zu Thal, setzen mitunter in ho- hem Sprung über den Poschiavino und haben sich schon in den Gärten und Aeckern hinter den Häusern von Campocologno eingegraben. Wir konstatirten an den Felswänden nördlich der Zollhausfelsen gegen den Sasso di Gallo hin sieben verschiedene mehr oder weniger frische Abrissstellen des Gesteins, von deiien drei in lange Runsen oder Rüfen auslaufen und oben sich in zwei Aeste gabeln, die von rechts und links ihren Schutt in dieselbe Rinne werfen. Wir stiegen unter der grössten Runse über die Trümmerhalde hinunter, bei schönem, trockenem Wetter ebenso leicht und ungefährlich, wie schwierig und des permanenten Steinschlages wegen gefährlich bei Regenwetter oder beim Aufthauen des Schnee’s und Eises im Frühjahr. Neben der oberen hölzernen Brücke, welche über den Poschiavino führt, liegt ein erst im Frühjahr 1883 herabgestürzter Block eines feinkörnigen, erratischen, Te granulitähnlichen Gneisses von circa 1800 Kubikfuss Vo- lumen. In seinem letzten Sichüberschlagen, vor endlichem Stillstand am Ufer des Poschiavino, hat er eine: wohl 10 Meter lange und über einen halben Meter tiefe Rinne im Boden aufgewühlt und mehrere Fruchtbäume wie Strohhalme geknickt. Das Ergebniss unserer Untersuchung auf dem rechten Poschiavino-Ufer war das, dass ausser der über dem Zollhaus gelegenen Abbruchstelle, welche eine permanente Gefahr für letzteres bildet, nur noch eine etwas nördlich davon, welche circa 4 Meter Durchmesser hat und deren Seitenwände ebenfalls bedeutende Risse zeigen, für die Häuser nördlich des Zollhauses, weniger für letzteres selbst, gefährlich ist. Alle übrigen Rüfen und Run- sen nördlich der Zollhausfelsen sind dem Dörfchen Campo- cologno gefährlich, sofern sich grössere Blöcke ablösen, welche Gewalt und lebendige Kraft genug besitzen, über den Poschiavino zu setzen und auf die Häuser zu fallen. Der kleinere Schutt bleibt meist auf den Trümmerhalden liegen. Letztere sind natürlich in so ausgedehntem Masse erst entstanden, seit eine fluchwürdige Entwaldung dem Boden allen Humus und alle Feuchtigkeit für Humus- bildung zum Nachwuchs genommen hat. Wie schwer wird es nunmehr werden, diese sonnenverbrannten Steinwüste- neien wieder kulturfähig zu machen und wie schwer wird es sein, neue Anpflanzungen vor immer erneuertem Bom- bardement zu schützen ! B. Linke Thalseite. In schauerlichen Wänden zerklüfteter, kahler Felsen und schuttbedeckten Terrassen, in seinen oberen Felspar- tien vollständig kahl und vegetationslos erhebt sich drohend über Campocologno, auf dessen Westseite, der Lughina, eigentlich nur der sehr jähe Absturz einer auf einem ya, Vorsprung des 1853 Meter hohen Monte di Frantalone gelegenen Alpe Lughina, 1462 m über dem Meere, 942 m über dem Zollhause und 1002 m über Tirano gelegen. Da nicht minder, wie von der Ostseite, das arme Campoco- logno auch von der Westseite, von den Abhängen des Lughinä herunter, durch Steinschlag und Rüfen bedroht wird, so lag es in unserer Aufgabe, auch diese Seite des Thales genau zu untersuchen, mehr der Auswahl eines geeigneten Platzes für Verlegung des Zollhauses, als des Studiums der zahllosen Rüfen wegen, die grössten- theils ihren Schutt in der Richtung des italienischen Zoll- hauses zu Thal rollen lassen und sehr häufig die Post- strasse zwischen Madonna und Campocologno bedrohen und gefährden. Zudem hatte man uns von grossen Erd- spalten auf dem Lughina gesprochen und es bot somit eine Besteigung dieses freien Punktes ein nicht gewöhn- liches Interesse und versprach eine deutliche Uebersicht über Campocologno und dessen Umgebung. Nachdem wir den Nachmittag des 11. und den 12. Juli der Begehung und genauen Besichtigung der westlich der Strasse gelegenen Seite des Dorfes Campocologno gewidmet hatten und auch die untersten Terrassen und Güter-am Fusse des Lughinä, in der Absicht, den günstigsten Platz für Verlegung des Zollhauses zu bestimmen, begangen, brachen wir Donnerstag den 13. Juli 1883 Morgens 7'/, Uhr auf. Wir stiegen auf dem Viehweg, der nach Cavajone führt, in nördlicher Richtung über die endlose Trümmerhalde, die den östlichen Fuss der zerklüfteten Felsen des Lug- hinä besäumt. In diesem Aufstieg übersieht man am besten den Ostabhang des Berges. Es sind an den Fels- wänden desselben hauptsächlich zwei Ablösungen sicht- bar, die jedoch beide in dieselbe Runs auslaufen. Letztere hat das Material zu einem riesigen Schuttdelta geliefert, welches sich über dem italienischen Zollhaus und der Strasse zwischen Campocologno und Madonna del Tirano ausbreitet. Beide Ablösungen liegen in bedeutender Höhe, Die westliche hat ihren Ursprung in einem mächtigen Massiv von Amphibolitfels, welcher stock- oder gangförmig den Gneiss durchsetzt. Dieser rostbraune verwitterte Amphibolit zerbröckelt und dessen Trümmer bedecken grosse Flächen gegen das italienische Zollhaus hin. Ueber dem Dorfe Campocologno liegen zwei kleinere Abbruch- stellen, die dann und wann kleinere und grössere Blöcke in den dünnen Kastanienwald über dem Dorfe hinunter- senden, von dem zahlreiche Bäume die Spuren der stei- nernen Projektile tragen. In das Dorf selbst gelangen kaum die Materialien dieser Abbrüche, da die weite Aus- dehnung der Trümmerhalde als Ablagerungsplatz für neuen Schutt dient. Grössere Felsstürze haben hier in historischer Zeit ‚nicht stattgefunden, obgleich die ganze riesige Blockanhäufung westlich gegenüber dem schwei- zerischen Zollhause Zeugniss gibt von einem riesigen Bergsturz in alter Zeit. Nach mühsamem Aufstieg über die Alpe Scala und auf Schmugglerwegen, durch einen nördlich von Campocologno gelegenen dünnen Lärchen- wald, in dessen oberem Theil noch Alpenrosen blühten, erreichten wir um 11'/, Uhr die luftige Höhe der Alpe Lughinä, wo uns eine herrliche Fernsicht und ein kühles Lüftchen für den im glühendsten Sonnenbrand gemachten Aufstieg entschädigte. Hier auf der höchsten Kuppe der Alpe Lughinä selbst besichtigten wir die uns von Hrn. In- genieur-Topograph Held signalisirten grossen Spalten*), Es sind deren vier, die alle parallel laufen und genau *) Siehe Tab. I, Fig. 2 und Tab. II, Fig. 3. (Es sind nur die beiden grösseren abgebildet.) £ nn De a 3 im Streichen der beinahe senkrecht stehenden Gneiss- tafeln liegen. Sie sind meist über einen Meter breit, je- doch bis auf eine mit Schutt und herabgestürzten Fels- blöcken ausgefüllt. Die südlichste *), die die Kuppe des Lughinä selbst spaltet, ist, soweit sichtbar, bei ganz glatten Wänden, etwa 10 Meter tief. Den Boden bildet eine schief eingesenkte Gneissplatte, auf welcher zahlreiche Skeletttheile von kleineren durch Raubvögel verzehrten Thieren liegen. Neben der, den Boden bildenden, schiefen Platte sieht man Klüfte, die in die Nacht unbekannter Tiefen des Berges sich hinabziehen. Betrachtet man nun diese sehr alten Felsklüfte, deren Bildung neben dem Agens einer atmosphärischen Erosion doch wohl einem geologischen Zeitalter, wohl dem Zeitraume der Faltung und Stauung des Gebirges angehört, so ist eine nahe- liegende Gefahr eines Abbruchs des Felsgipfels durch dieselben nicht vorhanden. Sollte sich einmal auf den grossen Klüften des Lughinägipfels das Gebirge ablösen und zu Thale gehen, dann wäre das Schicksal Campo- cologno’s, wie dasjenige von Plurs, Goldau oder Ems, be- siegelt! Hoffentlich trennen uns noch geologische Zeit- räume von diesem Ereigniss. Beim Abstieg vom Lughinä, auf dessen weitragender Höhe wir mehrere genussvolle Stunden zubrachten, stiessen wir etwas unterhalb der Höhe auf prächtige Glacial- erscheinungen. Da sind in einer Meereshöhe von 1440 Meter gut entwickelte Moränen des alten Addagletschers auf den sanftgeneigten Terrassen des obern südlichen Gehänges der Alpe Lughinä ausgebreitet. Eine ganze Gruppe gewaltiger erratischer Blöcke, die auf dem schie- fen Gehänge stehen, sehen von Menschenhand aufgerich- *) Siehe Tab. II, Fig. 3. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1141. FH IO tn teten Menhirs ähnlich. — Sie stehen meistens auf so schmaler Grundlage, so angelagert auf schiefer Boden- fläche, dass man sie mit der Hand in’s tiefe, tiefe Thal rollen zu können vermeint. Besonders ein mächtiger Block aus grünem Schiefer*) (serieitischem Helvetanphyllit, Casannaschiefer) von 10 Fuss Länge, 10 Fuss Breite und 9 Fuss Höhe, also 900 Kubikfuss Volumen, ruht auf drei anderen kleinern und zwar auf so schmaler Kante, dass man unter seiner Basis und ihm selbst durchsehen kann. Dieser Block liegt am äussersten Rande des vom alten Addagletscher zu prächtigen Rundhöckern abgeschliffenen Berghanges, so dass bei der geringsten Bewegung des- selben er in sausendem Fluge gerade gegen Madonna del Tirano fliegen müsste, von wo aus er übrigens sehr gut gegen den Horizont des Berges mit unbewaffneten Auge sichtbar ist. Weiter unten fesselte eine Gruppe scharf- kantiger Granitblöcke unsere Aufmerksamkeit **), von denen einer aufgerichtet ist, wie ein Grabmonument; diese Granitblockgruppe mag einen Volumengehalt von mehreren hundert Kubikfuss haben. Noch etwas tiefer steht auch ein sehr schöner dreikantiger Granitblock auf dem abgerundeten Gneisshang. Man meint ihn mit einem Fusstritt in’s Thal hinunter befördern zu können. Ausser diesen prächtig gelegenen erratischen Blöcken bedeckt mehr oder weniger mächtiges Erraticum die Mulden zwischen den Rundhöckern des anstehenden (zneisses ***), Ich sammelte darinnen Auphibolite, grüne Schiefer, Quarzite, Dolomit, Granit etc., wohl meistens Gesteine, die dem obern Addathal entstammen. Der Ab- *) Siehe Tab. II, Fig. 4. =)» 2 0 EL ER, HER) » » II, » 6. BL stieg nach Madonna del Tirano über die meist ganz glatten Abhänge des Berges auf schwindligem Schmugglerpfad war keineswegs sehr leicht. In mittlerer Höhe des Berges hatten wir noch am Rande des Absturzes einen schönen Blick auf die schauerlich zerklüftete Ostseite des Berges. Auf hunderte von Metern Höhe ist Alles ein wirres Chaos von Blöcken und locker scheinenden Felswänden, einge- hüllt in Berge lockeren Schuttes, ein Bild der Zerstörung, wie man es sonst nur über der Schneeregion des Hoch- gebirges zu sehen gewohnt ist. Hier nun überzeugten wir uns nochmals (siehe oben), dass die beiden grossen, sehr drohend und wild zerklülfteten Abbruchstellen ihren Schutt nothgedrungen gegen das italienische Zollhaus und die Strasse nach Madonna senden. Es sind in der Höhe noch solche Massen hängend, dass die italienische Behörde wohl daran thun würde, diese Partie des Lughinä genau untersuchen zu lassen und die Strasse, was übrigens pro- jektirt sein soll, möglichst bald auf's rechte Ufer des Poschiavino zu verlegen, wenigstens eine Strecke weit zwischen dem jetzigen schweizerischen Zollhaus und Ma- donna del Tirano; denn in ganz gleicher Weise wie das schweizerische Zollhaus von der rechten Thalwand be- droht ist, ist es das italienische Zollhaus, von der linken, d.h. dem Ostabhange des Lughina. Ein schmaler Pfad über rundlich glatte Felsen führte uns hinunter zur ro- mantisch gelegenen alten Kapelle von Santa Perpetua und von da ein interessanter Weg durch die Talkschieferfelsen und Weinberge von Madonna in die üppig bebaute Ebene des Val Tellinas nach Tirano. Die von uns auf Grund unserer Beobachtungen dem eidgen. Zoll-Departement eingereichten Vorschläge, sowie die Beantwortung der an uns gestellten Fragen gehören nicht hieher. Was hingegen hieher gehört, ist der Ruf ar a ke des Schreckens über die gefahrdrohenden Umgebungen des Dorfes Campocologno, das bei jedem Hochgewitter zerstörenden Rüfen ausgesetzt ist und vielleicht einmal der Katastrophe eines Bergsturzes nicht entgehen dürfte. Möchte das einzige Mittel zur Befestigung der vegeta- tionslosen Schutt- und Trümmerhänge, die wie die todten Abhänge eines Kraters Campocologno umstarren, die Wiederaufforstung und Verbauung derselben, energisch in Angriff genommen werden, ehe es zu spät ist! EI —ER SS, DI mn Tab. I. | N Der Abbruch von 1878 in mittlerer Höhe gesehen, den 2 tet e 11. Juli Ser = >>: Na nn 4 Spalt auf der Höhe der Alpe Lughinä. 1462 m ü. M, Tab. II. N } 7 N N | \ N 7 / NL }; ) N I ln, 1462 m ü. M. d. in Alpe Lugh he der Grösster Spalt auf der Hö M. 1440 m ü. ind, grünem Schiefer. Alpe Lughi Erratischer Block aus Tab. III. RD = Se m, = - — l% — N LTD NT u = SAN: HZ AS — IN Erratische Blöcke und Gletscherschutt auf Alpe Lugkind. 1440 m ü. M. Vebersicht über die Blockgruppe. — 12 — Verzeichniss der Mitglieder der Bernischen naturforschenden Gesellschaift, Herr Prof. Dr. L. Fischer, SR np Ppwwr (Am 31. Dezember 1885.) Vorstand. bis 30. April 1886. Präsident vom 1. Mai 1835 A. Benteli, Gymnasiallehrer, Vice-Präsident. B. Studer, Sohn, Apotheker, Kassier seit 1875. Th. Steck, Sekretär seit 1883, Unterbibliothekar seit 1879. Dr. J. H. Graf, Redaktor der Mittheilungen. J. Koch, Oberbibliothekar, Correspond. seit 1864. Herr Mitglieder. . Andre, Philipp, Apotheker ‚Baltzer, A. Dr. Prof. a. Mineralogie u. Geol. Beck, Gottl., Dr., Lehrer a. d. Lerbersch. . Benoit, G% "Dr. juris Benteli, 8 Gymnasiallehrer u. Dozent Berdez, H,; Prof. a.'d. Thierarzneischule . Bigler, U., Dr. phil., Doz. v. Bonstetten, Aug, Dr. phil, . Bourgeois, E., Dr. med., Arzt . . Brunner, Alb. Apotheker £ Brunner, C., Telegraphendirektor in Wien . Brunner, Ed., Förster « BUChT, Fr., Optiker WBÜT. en, Eue. allie von Salis, Sachwalter Ey. Büren, O., Oberst, Stadt- Präs. . Cher buliez, Dr., Direktor, Mühlhausen . Christeller, Dr. med. in Bordighera . Coaz, eidgenössischer Oberforstinspektor Jahr des Eintrittes (1883) (1884) (1876) (1872) (1869) (1879) (1880) (1859) (1872) (1866) (1846) (1874) (1874) (1877) (1873) (1861) (1870) (1875) — 13 — Herr Neonzrad,.Kr., Dr. Arzt, S (1872) \ Cramer, Gottl., Arzt in Biel . . (1854) "Ourcho d, internat. Telegr aphen- Director (1878) 22. Demme, R., Dr. Prof. Arzıa, KIN PERBU (1863) 23. Dick, Rud., "Dr., Arzt . 41876) 24. Dubois, Dr. med., ITZE . 2 .. (1884) 25. Dutoit, Dr. med. ‚ Arzt i N 1867 26. Emmert, C;,:Dr. "u. Prof. d. Staats-Mediein (1870 27. Eng elmann, Dr., Apotheker in Basel 1874 28. Eschbacher, G., Lehrer d. Elementarschule 187% 293. Fankhauser, J., Lehr. d. Naturgeschichte (1873 30. Favrot, Alex., Reg.-Statthalter, Pruntrut 187% 31. v. Fellenberg, E., ‚Dr. phil., Bereingenieur (1861) 32. .Y. Fellenbersg, Rudolf, Chemiker . . (1866) 33. Fischer, Ed., Dr. phil., Privatdocent 21885) 34. Fischer, I. Dr., Professor der Botanik . (1852) 35. Flesch, Max, Prof. Dr. . f -,.. 11882) 36. Frei, Rob,, DR Ar ın? 3 1. 61846) 37, Kr ey, Aug., 'Telegraphendirektor N 0 (192) 38. v. Freudenreich, E. Rentier . Ä ... (1885) 39. Fueter, Paul, Apotheker in Burgdorf .... (1885) 40. Gasser, E., Dr., Prof. der Anatomie ... (1884) 41. Girard, Dr. med., Arzt . r 3 ... 1846) 42. Gosset, "Philipp, Ingenieur } 1865) 43. Graf, Ay H., Dr. phil. Gymn. -Lehrer u. Doz. Mer 44, Gressly ; Alb. ‚ Maschinen-Ingenieur 61942) 45. Grimm, J. , Präparator N { ; ... (18786) 46. v. Gross, Hauptmann. : ... (1881) 47. Gr ützner, KR. "Proß. m Tübingen ... (1881) 48. Guillebeau, Professor Dr. } R „.. (1848) 49. Haaf, C., Droguist Ä . (1857 50. Haller, R. Friedr. ‚ Buchdrucker : 2 .K180d 51. Haller, "Paul, Buchdrucker A ' 2, (1872 52. Hammer, Bundesrath . ir reL80B 53. Hasler, G: ‚ Dr. phil., Dir.d. eidg, Tel.-Wkst. (1861) 54. Held, Leon, Ingenieur, i 61949) 99. Heller, J. H Kaufmann . i : P 1872) 56. Hermann, F. ‚ Mechaniker 3 R 1861) 57. Hess, Prof. a. d. Thierarzneischule 5 41888 58. Hopf, 2) G., Arzt . : . (1864, 59. Jägei, Friedr., Notar Cisea Jenner, E. ‚Entomolog, Stadtbibl. . (1870) Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1142, es Herr 61. Imfeld, Xaver, Topograph . i .. (1880) 62. Imhof, Hermann, Negotiant . 8 . . (kare 63. Jonquiere, Dr. u. Prof. der Medizin . et 64. Jonquiere, Georg, Dr. med., Arzt. 1884) 65. Jonquiere, Alf., cand. phil. . j .. (1884) 66. Käch, J., Sekundarlehrer . . (1880) 67. Käser, Otto, Buchhändler . A 4: (A870 68. Kaufmann, Dr., Adjunkt . ..., (1884 69. Kesselring, H. ‚ Lehr. der Sekundarschule (1870) 70. Kobi, Lehrer a. ’d. Kantonssch. Pruntrut. (1878) 71: Koch, Lehrer der Mathematik B ; 1853) 72. Kocher, Dr., Prof. der Per , : 1872 73. Koller, ER Ingenieur ü £ i 1872 14. König, Emil, Dr., Arzt . i e j 1872 75. Körber, H., Buchhändler ; i 1872 76. Kraft, Alex., Besitzer des Bernerhofs . 1872 71, Kronecker, H., Dr., Prof. der FALTESULODEE 1884 78. Kuhn, Fr. ‚ Pfarrer i in Affoltern } 1841 79. Landolf, Dr., Rütti bei Bern. : 1881) 80. Langhans, Fr., Lehrer am städt. Progym. 1872) 81. Lanz, Em., Dr. .„ Arzt,iBiel". A > 1876) 82. Lanz, "Med. Dr. in Biel . 2 . A 1856 83. Lauterbureg, R., Ingenieur . . : 1851 84. Lichtheim, Prof. Dr. . : ; ö 1881 85. Lindt, Franz, Ingenieur . : ; ö 1570) 86. Lin dt, BR... Apotheker ; ... (1849 87. Lindt, Wilh., Med. Dr.) Arzt \.- 3 1854 88. Lütschg, J., Waisenvater, 2 ; i 1872 89. Marti, Ad., Dr. med., Arzt . 2 1872) 90. Moser, Chr., Gymnasiallehrer A ö 1884 91. Moser, Friedr., Schreinermeister . A 92. Müller, Emil, Apotheker i i ... (1882) 93. v. Mutack, Alfr., in Riedburg . : ; 1865) 94. Mützenberg, Ernst, Dr. med., Spiez . 1885) 95. Neuhaus, Carl, Med. Dr. inBiel . } 1854) 96. Niehans- Borvet, Dr. med., Arzt .. .,: 1.618703 97. Niehans, Paul, Dr. med. ‚ Inselarzt . ; 1873) 98. Perrenoud, P. , Prof. Dr. ne (1873) 99. Petri, Ed., Dr. Privatdozent A 87) 100. Pfister, H. ‚ Mechaniker . b ; Ä 1871 101. Pulver, Friedrich, Apotheker. ; 4 1876) 102. n. Lehrer der Physik . 2 3 . (1869) 103. 104. 105. 106. 197. 108. 109. 110. Kit. 112. 113. 114. 115. 116. Ir7. 118. 119. 120. 121. 122. 123. 124. 125. 126. 127. 128. 129. 130. 131. 132. 133. 134. 135. 136. 137. 138. 139. 140. 141. 142, 143. 144. Herr Rohr, Rud., Reg.-Rath . ; 1872 Ro then, Adjunkt der Tel.-Direktion ATTZ Rothenbach, Alfr., Gasdirektor . i 1872) Sahli, Hermann, Dr. med. . ; \ 1875) v. Salis, eidg. Oberbauinspektor . 0 (1O8E) Schädler, E., Med.Dr. ... (1863) Schaffer, Dr., Bezirkschemiker u. Dozent (1878) Schärer, Ernst, Dr. med. i 1885) S chärer, Rud., Direktor der Waldan . (1867) Schenk, 'Dr., Karl, Bundesrath \ . (1872) Schenk ET, eide. Munitionskontroll.i. Thun (1877) Scherz, J., "Oberst, Verwalt. d. Inselkrankh. (1873) Schlachte E, Dr., Lehrer der Lerberschule (1884) Schmid, ). ©. ‚ Direktor d. Sekundarschule (1877) Schneider, Fr., Sem.-Lehrer in M.-Buchsee 1872 Schnell, Alb., Dr., Lochbach bei Burgdorf (1872 Schnyder, J., Oberförster . ‚u0.(1972) Schoberit, Rich. ‚ Apotheker . I „Sl 822) Schuppli, E. ‚ Direktor d. N. Mädchensch. aaa) Schwab, Alf. ‚ Banquier a si Schwab, J., Sekundarlehrer in Twann . I Schwab, Sam., Dr. med. . . (1885) Schwarz- -Wälly, Commandant . Hr 1aN2) Schwarzenbach, Dr., Prof. d. Chemie . En Sidler, Dr., Prof. ‘der Astronomie m we Sinner, Ea., ü \ 1872) Stämp fli, K.. ’Buchdrucker . h RO LEN), Stauffer, B. , Ingenieur Ä "x (1960 Steck, Th., Conservator ; ’ SC 1878 Stoss, "Max, Dr. med. A Slloed Studer, B. ‚Dr. „Prof;.der Naturwissenschaft (1819) Studer, Bernhard, Gemeinderath . .. (1844) Studer, Bernhard, Apotheker (1871) Studer, Theophil, 'Dr. Prord. Zoologie (1868) Studer, Wilhelm, Apotheker N (1877) Tanner, G..H; Apotheker. \ ? 2... (1882) Thiessing, Dr. ; £ Rn lBobr) Trächsel, Dr., Prof. . ; } g 1857) v. Tscharner, DL. Dr. phil. : . (1874) v. Tscharner, Stabsmajor ; 5 1878 Valentin, Ad., Dr. med., Arzt, Prof a ler Vinassa, Dr. phil. 1884 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. 159. — 16 — Herr Wäber, A., Lehrer der Naturgeschichte (1864) Wander, Dr. phil., Chemiker Ä 2 1865 Wanzenried, Sekundarlehrer in Zäziwyl (1867 v. Wattenwyl-Fischer, Rentier i 1848 Hansv.Wattenwyl-v.Wattenwyl, Rentier(1877 Weber, Hans, Dr., Arzt. .. 41872 Weing art, % , Schulinspektor i . (1875 Werder, D.. Sekr.d. eidg. Telegraphen-Dir. (1876 Wolf, R.., Dr. u. Prof. in Zürich 2 (130 SDR Wyttenbach-Fischer, Dr., Arzt . 1872 de Zehnder, Marg., Ingenieur (1884 Ziegler, A., Dr. med. ‚eidg. Oberfeldarzt (1859 Zeraggen, 'Dr., Arzt in Köniz i ... (1868 Zumstein, 7 bh Dr. med., Assistent . (1885 Zwicky, Lehrer am städt. "Gymnasium ... (1856) eonaumwwn — 197 — Correspondirende Mitglieder. Herr Beetz, Dr., Prof. d. Physik in München (1856) N GM NS DNS DSDS DS DJ DM DD DH SS, SGN NY N Biermer, Dr., Prof. in Breslau . (1865) Custer, Dr., in Aarau F 0.1990) v. Fellenberg, Wilhelm . (1851) Flückiger, Dr., Professor, Strassburg (1873) Gelpke, Otto, Ingenieur in Luzern. . (1873) Graf, Lehrer in $t. Gallen . (1858) Hiepe, Wilhelm, Dr. in Birmincham (1877) Kreps, Gymnasiallehrer i in Winterthur (1867) Lang, A! Dr., Privatdocent, Jena . (1879) Leonhard, Dr., Veterinär in Frankfurt (1872 Lindt, Otto, Dr. ‚ Apotheker in Aarau Ess} Luchsinger, B., Dr., Prof. in Zürich (1884) (gestorben 1886.) Metzdorf,Dr., Prf.d.Vet.-Sch.i. ua Mousson, Dr., Prof. d. Physik in Zürich (1829) Ott, Adolf, Chemiker ‚Amerika, jetztinBern (1862) Pütz, D.H. Prof..d. Vet. Med. ‚Hallea.S. (1877) Regelsperger, Gust, in La Rochelle (1883) Rothenbach,a. Lehrersem., i. Küsnacht (1877) Rütimeyer, lo “Dr. u; Prof. in Basel (1856) Schiff, M. ‚ Dr. u. Prof. in Genf. 22 (10960) Strass er, Hans, Dr., Prof., Freiburg . (1873) Waälchli, D..J.; Dr. med, "Buenos Ayres (1877) Wild, Dr. phil. in Petersburg Ä .. (1850) — 1383 — Auszug aus der Jahresrechnung der bern. naturforschenden Gesellschaft pro 18834. Einnahmen. Saldo letzter Rechnung An Jahresbeiträgen von 164 Miteliädekn An Eintrittsgeldern . An Zinsen An verkauften Mittheilungen Ausgaben. Für die Mittheilungen % „ Sitzungen III. Beitrag an die Tieteeeblogtiaile Station Säntis Für die Bibliothek Verschiedenes Bilanz. Einnahmen Ausgaben Aktivsaldo auf 31. Dezember 1884 Auf 31. Dez. 1883 betrug das Vermögen „ 31. Dez. 1884 beträgt es . Es ergibt sich gegenüber dem Vorjahre eine Verminderung um . 2,100. 1,312. 60. 96. 68. . 3,637. 1,165. 196. 200. 145. 37. . 1,744. BEA 1,744. .. 1,892. . 2,100. 1,892. 208. Ha fr Pam le, Juan | 3 2044 Date Due MAY 3 1 1956 BE Ze 55 E ee DD IR N El „FED Pr 2 Pi A BESEN ae 5 PN SR. Yar« rd a ER = De a 4 On Ba zn u u Y act H > \ } . 4 B “ nd S BIT > N TÄNE RS { F 2 IT N N an. a 2 \ 3) RR AT. N N EL AN N NW >" >" “ \ N ARRN AIR NK S REN \ ER NE RITA OHR RL h N N \\ ni. Fe NRIN LAN Nr RN % AN a IRA TA a Z N / FL & I #5 MR IN A a A A.’ N 2) N , WABan) DAAD MA, VAR) ) 1% a We 2 Y; ] 3 A } .£ F { ’ NE 2), A Ara ER