; URY 3 4 pi / 'h} "je! H N " " hi H, N ur we el Er a Si ir ( e} ar TE Se” hi <= RE Eye; = It Fe ERBEN € ? cd ln | Sitzungs- berichte. is a XVI Ueber “ mykolog. Werk des vorigen Jahrhunderts XXVII Studer, Th., Prof. Dr., Ueber ein yo ibach 8 Ueber Bau und System der achistrahligen Korallen Ueber eine Sammlung von Thieren aus Anam Ueber Embryonalformen einiger antaret. Vögel Ueber menschliche Knochen (Schädel) aus dem Pfahlbau bei Sutz am Bielersee Valentin, A., Prof. Dr., Ueber lokale Anzsthesie Verzeichniss der Mitglieder ; Auszug aus der Jahresrechnung pro 1885 — 7 Io vn —— m BEI mn == xl XII XV XXV u. XVI 178 200 206 Jahresbericht über die Thätigkeit der bernischen naturforschenden 6esellschaft in der Zeit vom 15. Mai 1885 bis zum 30. April 1886. Hochgeehrte Herren! Im abgelaufenen Vereinsjahr wurden in 11 Sitzungen Vorträge aus fast allen, in den Wirkungskreis der natur- forschenden Gesellschaft fallenden Hauptfächern gehalten: Physiologie, Anatomie, Zoologie, Botanik, Geologie, Chemie, Meteorologie, Physik, Mathematik und aus dem Gebiete der Alterthumskunde ein Vortrag über Höhlenfunde im Jura mit Demonstrationen und eine längere, haupt- sächlich nach ungedruckten Korrespondenzen bearbeitete Biographie von L. Agassiz. Wir verdankeu diese reich- haltige Reihe von Vorträgen, von denen mehrere auch in den Mittheilungen abgedruckt wurden, den Herren Baltzer, Benteli, Coaz, E. v. Fellenberg, E. Fischer, Flesch, P. Fueter, Guillebeau, Jenner, Kronecker, Rothen, S. Schwab, Sidler, Steck, Th. Studer, Thiessing und Valentin. Ihnen allen sei für ihre Bemühungen der wärmste Dank ausgesprochen. Von sonstigen, in den Sitzungen behandelten Ge- schäften sei auch erwähnt: die Betheiligung an der Er- richtung eines Denkmals zu Ehren unseres hochverdienten NE SR Oswald Heer. Der betreffende Beitrag wurde zum Theil durch eine Subskription unter den hier wohnenden Mit- gliedern, zum Theil durch einen Beitrag aus der Gesell- schaftskasse zusammengebracht. Infolge einer Anfrage von Seiten des Vereins für Handel und Industrie interessirte sich die naturforschende Gesellschaft für die schon früher in ihrer Mitte angeregte Frage der Erstellung elektrischer Uhren in unserer Stadt. Auf eine von den genannten 2 Vereinen in Verbindung mit dem Ingenieur- und Architekten-Verein erlassene Ein- ladung, trat eine grössere Öffentliche Versammlung zu- sammen, aus welcher dann ein mit den weitern Schritten beauftragtes Initiativ-Comite hervorging. Bei Gelegenheit der Rechnungspassation ergab sich ein nicht unbeträchtlicher Rückgang des Gesellschafts- vermögens, veranlasst durch die ungewöhnlich reichliche Ausstattung der Mittheilungen mit artistischen Beilagen, für welche die Gesellschaftskasse in Zukunft nicht mehr in diesem Grade belastet werden darf; dagegen wurden in Form eines Zusatzartikels zu S 20 der Statuten be- schlossen, es können in den Mittheilungen, so weit thun- lich, auch Originalarbeiten von Nichtmitgliedern, welche von einem Mitglied empfohlen und in einer Sitzung vor- gelegt werden, durch Beschluss der Gesellschaft Aufnahme finden. In Betreff der Mittheilungen ist zu ergänzen, dass dieselben künftig, statt in 2—3 Heften, wieder wie in früheren Jahren vor 1881 in einem Jahresbande er- scheinen sollen. Der Besuch der Sitzungen war im abgelaufenen Jahre ein ziemlich ungleichmässiger, was wohl hauptsächlich auf die öfteren, unvermeidlichen Kollisionen mit den Sitzungen der zahlreichen anderen Vereine, Concerten u. S. w., wie überhaupt auf die in neuerer Zeit sehr vermehrte In- LEN VRR anspruchnahme der einzelnen Mitglieder und die ver- schiedensten Interessen und Bestrebungen zurückzuführen ist. Die Zahl der anwesenden Mitglieder betrug im Mittel 20; eine etwas regelmässigere und allgemeinere Betheiligung wäre im Interesse Aller sehr erwünscht. Es kann mit Befriedigung konstatirt werden, dass die Theil: nahme an den auf die Vorträge folgenden Diskussionen fast immer eine lebhafte und anregende war. Neue Aufnahmen haben in diesem Jahre 3 statt- gefunden, dagegen 1 Austritt; 1 Aktivmitglied wurde wegen Abreise auf die Liste der korrespondirenden Mit glieder gesetzt. Gestorben sind 3 Aktiv- und 2 korre- spondirende Mitglieder. Das auf 30. April 1886 be- richtigte Verzeichniss zeigt 158 Aktiv- und 32 korrespon- dirende Mitglieder. Ich schliesse meine kurze Berichterstattung mit dem aufrichtigen Dank für die wirksame Unterstützung, die Sie mir in Ausführung der Präsidialgeschäfte zu Theil werden liessen und mit den wärmsten Wünschen für die fernere gedeihliche Entwicklung unserer Gesellschaft. Bern, 30. April 1886. L. Fischer, Prof. Sitzungsberichte. 767. Sitzung vom 9. Januar 1886. Abends 7'/, Uhr bei Webern. Präsident: Prof. L. Fischer; Sekretär: Steck, anwesend 29 Mitglieder und Gäste. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Herr August Fueter, Drechsler, zeigt seinen Aus- tritt aus der Gesellschaft an. 3. Der Präsident theilt mit, dass vom Sohn unseres langjährigen Sekretärs Dr. Henzi, Herrn Ingenieur Henzi, der naturforschenden Gesellschaft eine grosse Kollektion Photographien von Mitgliedern der Gesellschaft, die Herr Dr. Henzi zu sammeln sich bemüht hatte, zum Geschenk angeboten werden. Diese Schenkung wird von der Gesellschaft freudig angenommen und der Sekretär beauftragt, die nöthigen Schritte zur Uebernahme des Geschenkes zu thun. 4. Der Präsident schlägt vor, die Mittheilungen unserer Gesellschaft nicht mehr in einzelnen Heften, sondern in einem Jahresbande herauszugeben. Diese Massregel wird bedingt durch den bedeutenden Rückgang im Stande unserer Finanzen, der dadurch etwas kompensirt werden kann. | Der Vorschlag wird einstimmig angenommen. 5. Herr Dr. Edm. v. Fellenberg spricht über geo- logische Verhältnisse im untern Puschlav. Der Vortrag erscheint in den Mittheilungen (s. Jahrg. 1885, Heft III, p. 164) und wird von einigen Zeichnungen begleitet sein, die wir dem Vortragenden zu verdanken haben. BT TR An der darauf folgenden Diskussion betheiligten sich die Herren Prof. Baltzer, Ingenieur Held, Forstinspektor Coaz und der Vortragende. 6. Herr Prof. Dr. Kronecker referirt über die Arbeit des Herrn Dr. Guglielminetti über Quecksilber- und Blei- vergiftungen. Die Gesellschaft beschliesst die Aufnahme derselben in die Mittheilungen. An der darauffolgenden Diskussion be- thätigen sich Prof. A. Valentin, Dr. Vinassa und der Referent. 7. Zu Rechnungsrevisoren werden ernannt die Herren Rudolf von Fellenberg und Oberst Gressy. 768. Sitzung vom 23. Januar 1886. Abends 7'/, Uhr bei Webern. Präsident: Prof. L, Fischer; Sekretär: Steck, an- wesend 36 Mitglieder und Gäste. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Der Präsident theilt der Gesellschaft mit, dass unser früheres Aktiv-, nunmehr korrespondirendes Mit- glied Herr Prof. Dr. Luchsinger laut Mittheilung des Intelligenzblattes vom 22. Januar 1886 in Meran gestorben sei. Er bittet, dem Verstorbenen, der 1881—82 Präsident unserer Gesellschaft war, in freundlichem Andenken zu behalten. 3. Der Präsident legt eine Einladung zur Theilnahme am Jubiläum des naturwissenschaftlichen Vereins zu Kassel und eine Anzahl Probenummern der neuen naturwissen- schaftlichen Rundschau vor. 4. Derselbe schlägt vor, dem Vorstande die Art der Aufstellung resp. Aufbewahrung der von Herrn Dr. Henzi gesammelten, von dessen Sohn geschenkten, zur Besichti- gung vorliegenden Photographien von Mitgliedern unserer BEE 4 Pt Gesellschaft, zu überlassen und dem Schenker ein Dank- schreiben zuzustellen. 5. Herr Rothen, Adjunkt der Telegrapheninspektion; spricht über elektrische Uhren. Der Vortragende wies einleitend nach, dass die Anwendung der Elektrizität auf die Zeitbestimmung insofern gerechtfertigt ist, als das Bedürfniss nach genauer Zeitangabe immer allgemeiner wird. Durch elektrische Uhren in möglichst guter Aus- führung lässt sich in der That eine Uebereinstimmung mit der wahren bürgerlichen Zeit bis auf 1 Sek. erreichen. Die Technik hat freilich seit den ersten Versuchen bis zur Gegenwart viele Wandiungen durchlaufen und die Einrichtungen von heute gestatten kaum Vergleiche mit ehemals, sowohl in Bezug auf Konstruktion als Leistungen. Um dies darzuthun wurden zwei elektrische Uhren vorgezeigt und erklärt, eine alten Systems (wie sie im Bundesrathhause jetzt noch thätig sind) und eine neuesten Systems von Hipp in Neuchätel. Die Vortheile, welche letztere Uhr vor ersterer bietet, sind namentlich folgende: 1. Der Anker hat keine der Anziehung entgegen- wirkende Feder, bewegt sich also bei viel schwächerem Strom noch mit grosser Sicherheit. Es wurde dies de- monstrirt, indem beide Uhren in den gleichen Schlies- sungsbogen geschaltet waren. Schon bei Hinzufügung eines künstlichen Widerstandes von 70 Ohm versagte die alte Uhr, während das neueste System noch 1000 Ohm frem- den Widerstand ohne Gefährde ertrug. 9, Der Anker hat eine ausserordentlich grosse Be- wegung (er beschreibt ungefähr einen Winkel von 60°), ist infolge dessen zufälligen Veränderungen der Lage weit weniger ausgesetzt. 3. Die Uhr bedarf zu ihrem Gang der Wechsel- ströme, die atmosphärischen Elektrizitätsentladungen kön- nen daher die Zeiger nicht verstellen. a, BE EN, Der Vortragende erwähnte ferner die ganz wesent- lichen Vervollkommnungen der Normaluhren, welche be- berufen sind, jede Minute den Strom an die elektrischen Uhren abzugeben, namentlich die erfolgreiche Unter- drückung der Oxydation der Kontakte, welche dadurch erzielt wird, dass man dem Extrastrom einen neuen Weg öffnet ehe der Kontakt unterbrochen wird. Die gegenwärtige Technik der elektrischen Uhren sipfelt wohl im astronomischen Pendel, das zu einer solchen Vollkommenheit gebracht wurde, dass nach 70 Millionen Stromschlüssen keine Spur von Verbrennung an den Kontakten bemerkt werden konnte und dass die tägliche Variation auf 0,05 Sek. zurückging. Zum Schluss wurde noch eine von Herrn Jacot-Bur- mann in Biel erfundene Taschenuhr vorgezeigt, welche auf einen kleinen elektrischen Apparat gestellt, zu ge- wünschter Zeit einen Wecker in Bewegung setzt. 6. Herr Forstinspektor Coaz spricht über erste Pflan- zenansiedlung auf von Gletschern verlassenem Boden. (Der Vortrag erscheint in den Abhandlungen.) An der darauffolgenden Diskussion betheiligen sich Prof. Fischer und der Vortragende. 7. Herr Prof. Theophil Studer legt ein Vogelbuch vor; das Verzeichniss der in demselben abgebildeten Vögel, sowie nähere Angaben über den muthmasslichen Verfasser werden in den Abhandlungen erscheinen. 769. Sitzung vom 13. Februar 1886. Abends 7!/, Uhr bei Webern. Präsident: Prof. L. Fischer; Sekretär: Steck, an- wesend 22 Mitglieder und 2 Gäste. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Der Präsident gibt der Gesellschaft Kenntniss von — Xi — einem Circular, in welchem ein Genfer Uomite zu finan- zieller Unterstützung der Errichtung eines Denkmals von Horace-Benedicte de Saussure auffordert. 5. Herr Rud. von Fellenberg erstattet Bericht über die Bibliothekrechnung des Herrn J. R. Koch und em- pfiehlt dieselbe zur Passation unter bester Verdankung an den Rechnungsgeber. 4. Ebenderselbe berichtet im Auftrage der Rechnungs- revisoren über die Rechnung der bernischen naturfor- schenden Gesellschaft. Nach derselben betrugen im Jahre 1885 die Einnahmen . ’ l : FT. 320873 Ausgaben . AO Das Vermögen Mer hasnzfnrschesnlen Gesellschaft be- trug pro Ende 1884 . . Er. 1892261 und dasjenige pro Ende 185 . 2. Es ergibt sich somit eine Vermögens- verminderung von . "Er..1185983 Die ae R. v. Fellenberg und Oberst Gressy betonen, dass die Gesellschaft in solcher Weise nicht weiterfahren darf. Dieser Rückgang im Stande unserer Finanzen rührt her von der Beigabe einer grössern Zahl lithographirter Tafeln in den letzten Heften unserer Mittheilungen. Da von einer Erhöhung des Mitglieder- beitrages abgesehen werden muss, ist die äusserste Spar- samkeit in Herausgabe unserer Mittheilungen anzustreben und in Bezug auf Erscheinungsweise streng nach dem früher gefassten Beschlusse (vom 9. Januar 1886) zu ver- fahren. Auch die Zahl der Tafeln muss, soweit sie auf Kosten der Gesellschaft erscheinen, für die nächste Zeit ordentlich reduzirt werden. Im Uebrigen wird auch diese Rechnung zur Passation empfohlen und dem Rechnungsgeber, Herrn Kassier Bernh. Studer, Sohn, bestens verdankt. Te ae a -XHR 0 — 5. Herr Prof. Theophil Studer spricht über Bau und System der achtstrahligen Korallen. Der Vortragende erläutert zuerst den Bau der Alcyonarien und den Modus ihrer Stockbildung. Die einfachsten Formen, wie Haimea und andere sind einzellebend, bei Clavularia tritt Colonie- bildung durch Stolonen auf, einer weiteren Entwicklung entspricht die Bildung eines von Endodermkanälen durch- zogenen Ooenenchyms. Dasselbe ist bei niederen Formen flach ausgebreitet, erhebt sich dann zu lappigen Stöcken bei den Aleyoniden und überzieht bei den Gorgoniden eine hornige, kalkige oder aus mit Hornsubstanz verklebten Spicula gebildete Axe, die mannigfach verzweigt. sein kann. Als die höchsten Formen sind diejenigen zu betrachten, bei denen ein reich verzweigter Stamm von einem dünnen Parenchym überzogen ist, auf dem die Polypen in Spi- ralen angeordnet sind. Es ist dieses die vortheilhafteste Anordnung, wodurch die Nahrung sich am besten auf alle Individuen vertheilt. Bei den die grössten Meerestiefen bewohnenden, axentragenden Arten hat sich eine An- passung an die eigenthümlichen Tiefenverhältnisse, in denen die Nahrung von oben in die Tiefe sinkt, entwickelt. Hier ist der Stamm der Koralle kriechend geworden und die Polypen sind bilateral symmetrisch vertheilt oder ein- reihig auf einer Seite des Stammes angeordnet. Eine andere aufsteigende Entwicklung des Baues lässt sich an den einzelnen Polypen verfolgen. Im einfachsten Falle werden im Ruhezustande des Polypen die Tentakel ein- fach über der Mundscheibe zusammengefaltet. Bei höherer Entwicklung faltet sich der Polyp zusammen und birgt sich in seinem, durch zahlreiche Spicula erhärteten Basal- theil, dem sog. Kelch und endlich, wie bei Corallium rub- rum, werden zugleich die Tentakel nach innen umgestülpt. Betrefis der Entwicklung der Horn- oder Kalkaxe wird — XIV — im Gegensatz zu der von v. Koch wieder aufgenommenen Theorie Milne-Edwards’, wonach die Axe auf einen ecto- dermalen Ursprung zurückgeführt wird, dieselbe als eine mesodermale Bildung beansprucht. Sie beruht auf der mesodermalen Ausfüllung der Verdauungshöhle eines Stammpolypen. An primitiver gebauten Korallenstöcken z. B. bei Primnoiden erkennt man noclı die 8 Leibes- fächer, die bei andern zu den Längskanälen geworden sind und sich an die centrale Axe anlehnen. Das von v. Koch entdeckte Axenepithel ist das durch das wuchernde Mesoderm emporgestülpte Endoderm. Bei Clavulariden und Telesto ist die Höhle des Stammpolypen noch ohne Axe, es sind diese als Vorläufer der Gorgoniden zu be- trachten. Aus den angegebenen Principien ergibt sich die natürliche Anordnung der Familien der Alcyonaria wie folgt: Aleyonariı Ord. I. Alcyonacea. Ord. III. Gorgonacea. Fam. 1. Haimeide. Sect. 1. Scleraxonia. » 2. Cornularid®. Fam. 1. Briareid®. » 3. Tubiporide. » 2. Suberogorgid®. » 4. Kenide. » 3. Melitheid. » 5. Aleyonide. » 4, Corallid. 6. Nephthyid. Seet. 2. Holazconia. » 7. Helioporid. Fam. 1, Dasygorgidz. Ord. UI. Pennatulacea. » 2. Iside. Sect. 1. Pennatulacea. » 8. Primnoid&. » 2. Spicate. » 4. Muriceid®. » 3. BRenillee. » 5. Plexaurid. » 4, Veretille«. » 6. Gorgonid&. » 5. Gendulee. » 7. Gorgonellid®, Aleyonacea (Cornularid®.) I Ba aan De [u Ra Fr | m we Br — u: Pennatulacea Sceleraxonia Holaxonia. ENT, EUR 6. Herr Prof. G. Sidler spricht über associrte Punkte in Ellipsen d. h. solche Punkte, deren Normalen vom Mittelpunkte der Ellipse gleichweit abstehen. Diese Punkte spielen eine wichtige Rolle in der Theorie der Ellipsenbogen, deren Differenz rectifieirbar ist und geben Anlass zu einer grossen Zahl von interessanten geometri- schen Beziehungen. Projicirtt man dieses System von Punktenpaaren vom Mittelpunkt der Ellipse aus auf irgend eine Gerade, so erhält man ein involutorisches Punktsystem. Herr Prof. Sidier hat namentlich auch den Ort der Schnitt- punkte der Normalen je zweier solcher Punkte unter- sucht, dieser Ort zerfällt in zwei Curven, von denen jede vom 6. Grade und von der 6. Klasse ist. 7. Herr Prof. Theoph. Studer berichtet über eine werthvolle Sammlung von Thieren aus Anam, welche Herr Emil Schmid, Ingenieur in Saigon, dem naturhistorischen Museum zum Geschenk gemacht hat. Es besteht die- selbe aus Schädeln von Rhinoceros, Hirsch, Muntjak, Reptilien und Insekten. Der Schädel von Rhinoceros gehört dem einhornigen, javanischen Rhinozeros Sun- daicus Cuv. und bildet einen sicheren Beleg dafür, dass diese Art ausser auf Java auch auf dem indischen Festlande angetroffen wird. Der Schädel einer Hirsch- kuh gehört dem seltenen Cervus frontalis Mc Ulelland. Unter den Reptilien finden sich grosse Exemplare von Wasserschlangen, so durch Länge und Dicke gleich ausgezeichnete Stücke von Homalopsis buccata, Hyp- sirhina enhydris. Einige seltene Agamen, unter An- derem Calotes mystaceus Dum et Bibr. füllen noch wesentliche Lücken der ‚Sammlung. Von Insekten sind besonders Coleopteren und Lepidopteren reich ver- treten. —: XVII — 770. Sitzung vom 6. März 1886. Abends 7!/, Uhr bei Webern. Präsident: Prof. L. Fischer; Sekretär: Steck, an- wesend 16 Mitglieder. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und nach Anbringung einer kleinen Ergänzung genehmigt. 2. Der Präsident gibt der Gesellschaft Kenntniss von einem von 32 Gelehrten Europa’s unterzeichneten Auf- ruf zur Errichtung eines Denkmals für Oswald Heer. Der Vorstand schlägt der Gesellschaft vor, sich in der Weise zu betheiligen, dass von den in der Stadt wohnen- . den Mitgliedern, die sich an einer solchen Sammlung be- theiligen wollen, je ein Franken vinzuziehen und der so erhaltene Beitrag aus der Kasse abzurunden sei. Dieser Antrag wird genehmigt und eine aufgelegte Liste von allen Mitgliedern unterzeichnet. 3. Prof. Dr. Ad. Valentin spricht über lokale Anzs- thesie. An der darauffolgenden Diskussion betheiligen sich die Herren Dr. Schwab, Apotheker Studer, Prof. Fischer, Prof. Trächsel und der Vortragende. 4. Herr Dr. Sam. Schwab verliest einen ersten Ab- schnitt (Jugendzeit) seiner notices biographiques sur L. Agassiz. 771. Sitzung vom 20. März 1886. Abends 7'/, Uhr bei Webern. Präsident: Prof. L. Fischer; Sekretär: Steck, an- wesend 14 Mitglieder. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Prof. Fischer theilt mit, dass die Sammlung für das Heer-Denkmal 113 Fr. abgeworfen. Es wurde vorge- — XV0 — schlagen, diese Summe durch einen Beitrag aus der Kasse auf 200 Fr. zu erhöhen und die Kosten für Einsammlune ebenfalls der Kasse zu entnehmen. Beide Vorschläge werden einstimmig angenommen. 3. Der Präsident theilt ein Schreiben mit, in welchem die Gesellschaft angefragt wird, ob sie für eine Einladung zu Vorträgen der Herren Favarger und Rothen über elek- trische Uhren, gemeinschaftlich mit dem Handel- und Industrieverein und dem Ingenieur- und Architekten-Verein ihren Namen leihen würde. Der Anfrage wird entsprochen. 4. Herr Dr. med. Sam. Schwab gibt die Fortsetzung seiner notices biographiques sur L. Agassiz. 5. Herr Conservator Steck legt die ihm bekannt ge- wordenen schweizerischen Arten der Gattung Anomala vor, wobei sich auch eine für die Schweiz bisher nicht beobachtete Art, A. aurata befindet. Das einzige weib- liche Exemplar stammt aus Grono im Misoxerthal, das ausser genanntem Thier eine neue Geometridenart He- merophila abruptaria, ein neues Meuropteron, Myrmeleon pantherinus, in eine neue Grabwespe Chalybion femoratum und eine wahrscheinlich auch für die Wissenschaft neue Chrysis dem Vortragenden in zweimaliger Sammeltour ge- liefert hat. 772. Sitzung vom 2. April 1886. Abends 7*/, Uhr bei Webern. Präsident: Prof. L. Fischer; Sekretär: Dr. Ed. Fischer, anwesend 15 Mitglieder. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Der Präsident theilt ein Schreiben des Comite für das Heer-Denkmal mit, in welchem der Gesellschaft die übersandte Gabe verdankt wird. il — XV0OI — 3. Wahlen: Der Präsident verliest ein Schreiben des Herrn Vizepräsidenten A. Benteli, welcher eine allfällige Wahl zum Präsidenten ablehnt. Es wird hierauf zum Präsidenten gewählt: Herr Prof. A. Baltzer, zum Vize- präsidenten Herr Apotheker Studer, Vater, Gemeinderath. Infolge eingereichter Demission des Herrn Th. Steck ist ebenfalls die Stelle des Sekretärs neu zu besetzen; gewählt wird: Dr. Ed. Fischer, P.-D. 4. Herr Rothen referirt über die Angelegenheit der elektrischen Uhren. Infolge der in der letzten Sitzung erwähnten Einladung hat eine zahlreich besuchte Ver- sammlung stattgefunden, welche nach Anhörung der Vor- träge beschloss, die Einführung der elektrischen Uhren einem Initiativcomite von 5 Mitgliedern zu übertragen, mit der Befugniss, sich nach Bedürfniss zu ergänzen. Die Wahl der 5 Mitglieder wurde den 3 Präsidenten der einladenden Vereine anheim gestellt. 5. Herr Dr. Schwab liest den Schluss seiner notices biographiques sur L. Agassiz. Anschliessend hieran macht Herr Prof. Th. Studer einige Mittheilungen über die zoologischen Arbeiten und Ansichten von Agassiz. 6. Herr v. Jenner macht Mittheilung über Tödtungs- methoden der Insekten. Noch vor 40—50 Jahren wurden Insekten für Sammlungen auf ganz barbarische Weise getödtet, namentlich grössere Schmetterlinge, wie Sphinx, Atropes, Convolvuli, Ligustri ete., indem dieselben nicht durch Druck mit den Fingern getödtet werden konnten, da dieselben zu arg beschädigt wurden. So erinnert sich der Vortragende, gesehen zu haben, wie man einem Atropos eine glühende Nadel durch die Brust steckte, in der Meinung, dass derselbe nun augenblicklich todt sein werde, er lebte aber an der Nadel noch mehrere Tage, bis er endlich ausgehungert war und starb. Solche Zu- nn a er a ie — XR — stände könnten nun dem Sammler nicht angenehm sein, desshalb wurde nun eine Reihe Versuche angewendet, die Vortragender in Kürze darlegen will. Zuerst wurden Dämpfe mit kochendem Wasser angewendet, wodurch das Insekt allerdings rasch getödtet, aber auch für die Sammlung unbrauchbar wurde. Es wurden Schwefel- dämpfe angewendet in einem Behälter mit durchlöchertem Zwischenboden, in den obern Theil kam das Insekt, in den untern Theil ein brennendes Zündhölzchen, welches mit Schwefel versehen war. Diese Methode war nicht schlecht, jedoch auf Reisen zu umständlich. Man griff zum Chloroform, zum Aether und zum Schwefelkohlen- stoff, alles das hatte seine Vor- und Nachtheile, bald wurden die Insekten nass, bald ging die Flüssigkeit aus und war auf der Reise nicht leicht zu bekommen. End- lich, obwohl ungern, griff man zu Giften, zuerst kam Nicotin an die Reihe, das man vermittelst einer kleinen Stahlfeder dem Insekt in die Brust brachte, oft half es, aber oft auch nicht. Aufgelöster Arsenik that gute Dienste, ist jedoch ein zu gefährlicher Nachbar in der Tasche. Es wurde nun eine Reihe Versuche mit Cyan- kalium gemacht. Zuerst wurde dasselbe am Boden einer Flasche befestigt, die Tödtung ging rasch vor sich, aber je mehr die Flasche gebraucht wurde, desto mehr zer- setzte sich das Gift und wurde flüssig, von da an wurde die Flasche unbrauchbar. Man setzte nun das Gift in ein kleines Reagenzgläschen und letzteres in den Kork der Flasche, das Cyankalium wurde da aber auch nass und triefte schliesslich in die Flasche herunter. Diesem Uebelstand wurde dadurch begegnet, dass ein kleines Stückchen Waschschwamm als Verschluss des Reagenz- gläschens verwendet wurde, nun war allerdings dem Triefen des aufgelösten Cyankalium abgeholfen, jedoch nach Ver- N Re lauf einiger Wochen wurde der Kork vom Gift durchfressen und unbrauchbar. Endlich kam die Idee, das Gift in einen Gypsguss am Boden der Flasche zu thun, was nun nach einigen kleinen Aenderungen allen Anforderungen entspricht. Die Flasche hält gut ein Jahr und darüber, der Kork wird nicht angegriffen und der Gyps wird nicht nass, zudem ist eine solche Flasche durchaus nicht mehr so sehr gefährlich in der Tasche zu tragen, wie zur Zeit, wo man noch das Gift in Stücken bei sich trug. Diese Flasche hat sich nun in sehr rascher Zeit in allen Län- dern, wo Insekten gesammelt werden, eingebürgert und sind von jedem Händler im Katalog als verkäuflich ver- zeichnet; Niemand ahnt, dass diese Erfindung in unserer Stadt ihre Heimat hat. An der darauffolgenden Besprechung betheiligen sich die Herren Prof. Th. Studer, Dr. S. Schwab, R. v. Fellen- berg und der Vortragende. 773. Sitzung vom 22. Mai 1886. Abends 7?/, Uhr bei Webern. Präsident: Herr Apotheker Studer, Vater, Vizepräsi- dent; Sekretär: Dr. Ed. Fischer, anwesend 5 Mitglieder und 1 Gast. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Der Vizepräsident verliest ein Schreiben von Herrn Prof. Baltzer, in welchem derselbe die Wahl zum Präsi- denten ablehnt; es wird infolge dessen zur Neuwahl ge- schritten. Gewählt wird Herr Dr. E. von Fellenberg- v. Bonstetten. 3. Der zurücktretende Präsident, Herr Prof. Fischer, verliest den Jahresbericht pro 1885/86. Anschliessend — XXI — hieran theilt Herr Th. Steck der Gesellschaft das Ableben ihres korrespondirenden Mitgliedes Professor Beez in München mit. 4. Herr Prof. Flesch spricht über: a) Untersuchungen über die Nervenzellen der peri- pheren Ganglien. b) Ueber den Hirnanhang des Hundes. Herr Prof. Flesch wünscht die beiden Untersuchungen. welche von Schülern seines Instituts ausgeführt wurden, mit einigen Abbildungen in den Mittheilungen zu ver- öffentlichen. Ein Kostenanschlag betreffs der Abbildungen liegt nicht vor. Die Angelegenheit wird dem Vorstand zur Antragstellung überwiesen. 7174. Sitzung vom 5. Juni 1886. Abends 7!/, Uhr bei Webern. Präsident: Herr Dr. E. v. Fellenberg; Sekretär: Dr. Ed. Fischer, anwesend 22 Mitglieder. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Auf Antrag des Vorstandes wird von der Gesell- schaft für die Ausführung der Abbildung zu der von Herrn Prof. Flesch in letzter Sitzung vorgelegten Unter- suchung ein Kredit von Fr. 70 bewilligt. 3. Wahl der Delegirten für die Versammlung der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in Genf. Gewählt werden die Herren Prof. Th. Studer und Dr. Graf. Dem Sekretär wird die Befugniss ertheilt, einen Auf- ruf zur Anmeldung neuer Mitglieder für die schweizerische naturforschende Gesellschaft in den Tagesblättern zu er- lassen und die Anmeldungen den Delegirten zu übergeben. — XXI — 4. Herr Fankhauser spricht über die Keimung der Gerste und die Diastase. An der Diskussion betheiligen sich die Herren Prof. Perrenoud, Prof. Flesch, Prof. Baltzer und der Vortragende. 5. Herr Dr. E. von Fellenberg demonstrirt den Ar- oyrodit, das neue Mineral, in welchem das Germanium entdeckt worden ist. An der Besprechung hierüber betheiligen sich die Herren Prof. Perrenoud und Vizepräsident. Apotheker Studer. Ferner legt Herr v. Fellenberg eine Suite der Quarz- Krystalle von der Tour de Duin bei Bex vor. (S. Mit- theilungen 1885, p. 99.) 6. Herr Th. Steck lest das Verzeichniss der von Herrn Isenschmid in Sicilien gesammelten Käfer und Wanzen vor. (Erscheint in den Abhandlungen.) 775. Sitzung vom 6. November 1886. Abends 7!/, Uhr bei Webern. Präsident: Herr Dr. E. v. Fellenberg :; Sekretär: Dr. Ed. Fischer, anwesend 20 Mitglieder. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Herr Dr. J. H. Graf spricht über die Geschichte der bernischen naturforschenden Gesellschaft von ihrer Gründung am 18. Dezember 1786 bis zum Jahre 1886 (erscheint in den Abhandlungen), und stellt im Anschluss hieran den Antrag, es möchte der Vorstand damit be- auftragt werden, die einleitenden Schritte zu thun zur Begehung einer Feier des 100jährigen Bestandes der Ge- sellschaft. EEE — XXI — Der Präsident, Herr Dr. E. v. Fellenberg, stimmt diesem Antrage bei, welchen er in folgender Weise for- mulirt und erweitert: a) Es möge die Gesellschaft den Vorstand mit den Vorarbeiten für die Feier betrauen und Herrn Vizepräsidenten Gemeinderath Studer, als eines der ältesten Mitglieder der Gesellschaft, zum Fest- präsidenten erwählen. b) Es sei dem Vorstande die Kompetenz zu ertheilen sich für diesen Anlass nach Gutfinden zu ver- stärken. In der nächsten Sitzung solle dann über die gethanen Schritte referirt werden. Herr Dr. Dutoit unterstützt den Antrag und drückt den Wunsch aus, es möchte bei diesem Anlasse an Herrn Prof. Bernh. Studer ein Schreiben oder eine Abordnung gerichtet werden, um ihm die Grüsse der Gesellschaft darzubringen. Die Gesellschaft erklärt sich mit den obigen An- trägen einverstanden. 3. Herr Prof. Flesch stellt folgenden Antrag: „Die naturforschende Gesellschaft beauftragt das Präsidium, sich mit der Musikgesellschaft in Verbindung zu setzen, um dieselbe zur Mittheilung der Concerttage und eventueller Verlegung derselben zu veranlassen, so dass es möglich wird, die Sitzungen regelmässig an den nicht von Concerten besetzten Samstagen zu halten.“ Der Präsident erklärt, man werde sich bestreben, so weit möglich diese Kollisionen mit den Concerten zu ver- meiden. 4. Herr Prof. M. Flesch legt der Geseilschaft die Resultate folgender Untersuchungen vor: — XXIV — ı) Beiträge zur vergleichenden Histologie der Hirn- rinde des Menschen und einiger Säugethiere, mit Rücksicht auf die Frage der Lokalisation der Gehirnfunktionen. (Erscheint nach Beschluss der Gesellschaft mit einer !kolorirten Tafel noch in diesem Jahre in den Abhandlungen.) An der Besprechung betheiligt sich Herr Dr. Dutoit. b) Beiträge zur Physiologie und Mikrochemie der Nervenzellen. (Zwei Abhandlungen; erscheinen nächstes Jahr in den Mittheilungen.) 5. Der Präsident spricht sich dahin aus, es solle für die 100jährige Stiftungsfeier die Kasse nicht in Anspruch genommen werden, sondern die Mittel seien durch Sub- skription oder Kopfsteuer aufzubringen. 776. Sitzung vom 19. November 1886. Abends 7'/, Uhr bei Webern. Präsident: Herr G@emeinderath Studer, Vizepräsident ; Sekretär: Dr. Ed. Fischer, Anwesend 18 Mitglieder und 2 Gäste. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Der Sekretär erstattet Bericht über die Vorarbeiten des Vorstandes und Festcomite für die Feier des 100- jährigen Jubiläums der Gesellschaft. 3. Der Präsident legt der Gesellschaft den Bericht des Initiativcomite für elektrische Uhren in Bern vor. (S. Protokoll über die Sitzung vom 3. April.) Herr Rothen bespricht denselben etwas eingehender und äussert unter Anderem wegen der zu hohen Preise einige Zweifel über die Einführung. Die Stellung der | { i — XXV — naturforschenden Gesellschaft zu der ganzen Angelegen- heit ist nur die einer moralischen — nicht einer finan- ziellen — Unterstützung. 4. Herr Prof. Th. Studer berichtet über Embryonal- formen einiger antarctischer Vögel, Chionis, Procellariden und Pinguin. Von der Chionis minor aus Kerguelens- land liegt ein Nestjunges vor vom Tage des Ausschlüpfens. Dasselbe ist mit einem graubraunen Dunenkleide bedeckt, das aus Pinseldunen besteht. Die Farbe des Kleides, sowie die Form der Dunen erinnert an die Nestjungen von Möven. Die Schnabelscheide ist entwickelt und be- steht aus einer dorsalen und zwei seitlichen Platten, welche später sämmtlich untereinander verschmelzen, die dorsale Platte liegt noch vollkommen auf dem Schnabel- rücken auf, ohne darüber ein Gewölbe zu bilden. Das Verhältniss erinnert an das der westlichen Art Chionis alba, welche somit wohl die ältere Form repräsentirt. Bei sämmtlichen Procellariden, welche untersucht wurden, Halodroma, Aestrelata, Thalassidroma, Prion, haben schon bei sehr jungen Embryonalstadien die Nasen- löcher ihre Lage auf dem Rücken des Schnabels. Die ganze Basis des Oberschnabels ist von einer weichen Wachshaut umgeben, welche die Nasenlöcher umgibt und, später verhornend, die charakteristischen Röhren um die Nasenöffnungen bildet. Später verhornt diese Wachshaut, ihre frühere Begrenzung wird noch durch die beim erwach- senen Vogel charakteristischen Schnabelfurchen angedeutet. Die Eigenthümlichkeiten der Gattung sprechen sich schon in sehr frühen Embryonalstadien aus. So entwickeln die Embryonen von Halodroma und Thalassidroma keine Hin- terzehe. Beim Pinguin dauert die Brütezeit 30—34 Tage. Beim Embryo zeigt die vordere Extremität schon mit der Gliederung die eigenthümliche abgeplattete Gestalt — XXVI des Erwachsenen. Der Daumen entwickelt sich in der ersten Anlage schwach, ist aber noch in ziemlich vor- gerücktem Stadium, wo schon die Verknöcherung anfängt, getrennt. Er besteht immer nur aus einem Gliede. Die beiden anderen Finger bestehen lange aus Metacarpus und zwei Phalangen, später verschmelzen die Phalangen des dritten Fingers. Am Fusse bleiben die Tarsalknorpel lange Zeit selbständig, in der ersten Reihe sind deutlich Tibiale und Fibulare, in der zweiten vier Carpalia zu unterscheiden. Später verschmelzen in der distalen Reihe je zwei dieser Knorpel und endlich treten diese zu- sammen und verbinden sich mit den proximalen Enden der Metatarsali.. Beim Pinguin behält der Fuss lange Zeit ein primitives Verhalten, während der Flügel frühe eine Differenzirung zeigt. An der Diskussion beiheiligen sich Herr Prof. Flesch und der Vortragende. Ersterer möchte die Pinguine als eine Rückbildung aus höhern Vogelformen ansehen. 5. Herr Prof. Studer wies einen menschlichen Schädel vor, welcher mit einigen Extremitätenknochen und Becken in der Culturschicht des Pfahlbaues von Sutz am Bieler- see gefunden wurde. Die Knochenreste gehörten einem Weibe an. Der Schädel ist ausgesprochen brachycephal und :zeigt-alle Eigenthümlichkeiten der Schädel aus der älteren Steinzeit der Pfahlbauten, wie sie schon früher dargelegt wurden. Die Knochen zeigen grosse Schlank- heit und Festigkeit des Baues mit scharf ausgeprägten Muskelleisten. Die vorhandenen Tibien sind platycnem wie auch für die von Moosseedorf, Sutz und Lüscherz konstatirt werden konnte. Es zeigt sich durch diesen Fund, dass die brachycephale Rasse noch zur Zeit der Einführung des Kupfers sich vorfaud, neben dieser tritt — XXVOI — aber in dieser Zeit, wie Funde von derselben Station und Vinelz gezeigt haben, eine dolichocephale Rasse auf. 777. Sitzung vom 4. Dezember 1886. Abends 7!/, Uhr bei Webern. Präsident: Herr Gemeinderath Studer, Vizepräsident ; Sekretär: Dr. Ed. Fischer, anwesend 16 Mitglieder. 1. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2. Die Herren Dr. Hans Balmer und Dr. Kaufmann, Lehrer in der Grünau, werden in die Gesellschaft auf- genommen. 3. Der Sekretär erstattet Bericht über die Vorarbeiten des Comite& für das 100jährige Jubiläum der Gesellschaft. Die Gesellschaft bewilligt einen Beitrag aus der Kasse an die Auslagen für die Festschrift für den Fall, dass die Festkasse dazu nicht ausreicht. Das Festcomit6 legt eine Liste von 35 Personen vor, an die bei Gelegenheit des Jubiläums Aufforderungen zum Eintritt in die Gesellschaft gerichtet werden sollen. Die Gesellschaft beschliesst jedoch von derartigen persönlichen Einladungen abzusehen. 4. Herr Dr. Ed. Fischer demonstrirt einige Pilz- formen aus der Gruppe der Gastromyceten und bespricht insbesondere die Entwicklung der Fruchtkörper bei Ly- cogalopsis Solmsii, den Ausschleuderungsmechanismus und die Keimungsverhältnisse von Spharobolus und den In- sektenbesuch bei Ithyphallus impudicus. An der Besprechung hierüber betheiligt sich Herr Prof. Fischer. 5. Herr Apotheker B. Studer, jun. legt ein myko- logisches Werk aus dem vorigen Jahrhundert vor: Bulliard: XXVII — les champignons de la France. Als Curiosa werden aus der Einleitung mitgetheilt: 1. Die Entdeckung einer vivi- paren Pflanze, indem der Autor in Folge mangelhafter optischer Hülfsmittel die Sporen von Tuber brumale für jugendliche Exemplare ansieht. 2. Ein schönes Beispiel der Fürsorge der Natur zu Gunsten des Menschen, in- dem der Autor annimmt, die grosse Vorliebe, mit welcher die Fliegen den Sporenschleim von Phallus impudicus ver- zehren, habe den Zweck, der allzu grossen Vermehrung dieses höchst übelriechenden Pilzes Einhalt zu thun, weil sonst in kurzer Zeit die Atmosphäre für Menschen und Thiere unerträglich würde. An der Besprechung betheiligt sich Herr Professor Fischer. Abhandlungen. Mittheil. Bern. 1886. Nr. 1143. f} Ä a A i 5 AN; Wi; . 6? . i a f E E aut erTE ‘Er F vr, ” v f Ye Y ” E UE Fa b) b ] A ur ‘ 1 x 7 ‘ t hi f VER Aa * Met: 4 ; e { u > # N f N, . ei v ’ i > \ | 4 Id I vr 0 % , fi hi 2 . ee 4 % ’ x Ar ar N ee # i ! % “: j 7 ‚ - biytı “ H Ni Mi \ Kuna A Mo { Ir: * \ 73 N " . 1 d f 5 f Iamt, Bes ; “ ‘ ar i ı J L « y a Ra a Au u N i rt h 7 h IE n ' on TERN NER RE ae PH F f N er 3). Coaz. Erste Ansiedelung phaneroe. Pflanzen auf von Gletschern verlassenem Boden. Vorgetragen in der Sitzung vom 23. Januar 1886. Es ist Ihnen, meine Herren, bekannt, dass die Gletscher der Schweiz (wie übrigens in ganz Europa, Asien etc.) seit 4—5 Jahrzehnten beständig zurücktreten, d. h. es ist ihr Abschmelzen an ihren Rändern und na- mentlich an der untersten Gletscherzunge grösser als ihr Vorstoss. Die Bodenfläche, die dadurch blossgelegt wird, ist grösser oder kleiner, je nach der Configuration und Lage der betreffenden Gegend und der Mächtigkeit der Eismassen des Gletschers. Wie die Pflanzenwelt auf dem Gletscherkörper selbst sich anzusiedeln sucht, — was ihr auf den Moränen, die demselben aufliegen, ja in einigen Algen selbst im Schnee und Firn hie und da gelingt, — so sucht sie auch vom Boden, den der Gletscher verlassen, sofort Besitz zu nehmen. Es geschieht dies hauptsächlich durch Vermittlung der Winde und der Gewässer, welche Sämereien, — letztere auch Pflanzentheile — herbeiführen, die z. Th. anschlagen und als die ersten Pioniere auf diesem noch vegetations- losen Boden zu betrachten sind. SE Es könnte indess die Frage aufgeworfen werden, ob dieser Boden, der vor einer meist nicht mehr bestimm- baren Anzahl von Jahren in Folge geschichtlich erwiesener bedeutender Öscillationen der Gletscherzungen schon ein Mal bloss gelegen, von dieser’ Zeit her nicht noch keim- fähige Sämereien in sich berge. Nun gibt es allerdings Sämereien, die so vorzüglich eingekapselt sind, dass sie bei einer Temperatur des Gletschergrundes nahe dem Nullpunkte sich während einer Periode von selbst einem Jahrhundert hätten keimfähig erhalten können. Dessen- ungeachtet ist das Vorhandensein solcher Samen im bloss- gelegten Gletscherboden nicht wahrscheinlich, weil das Material fast ausschliesslich aus Moränenschutt besteht, der von den Gletscherbächen während langer Zeit fort- bewegt und. durchwaschen: wurde, so. dass die leichten Sämchen längst zerrieben oder vom Wasser weggespült sein müssten. Zudem müssten dieselben gerade in die- jenige Bodentiefe und Oertlichkeit gelangt sein, wo die nöthigen Bedingungen zur Keimung vorhanden sind. Es ist somit eine Pflanzen-Ansiedelung auf diesem Wege nicht anzunehmen, daher denn die aufgeworfene Frage nur theoretisches Interesse hat. Es lag mir nun daran, zu wissen, welche Pflanzen sich auf blossgelegtem Gletscherboden: zunächst ansiedeln und wie sich letzterer allmählig mit Vegetation bekleide, wobei ich zunächst nur die phaneroganischen Pflanzen in's Auge fasste. | Der erste Anlass zu einer solchen Ermittlung bot mir eine Reise in’s Oberwallis, wo ich den 30. Juli 1883 mit den Botanikern Jaccard und Morel, Lehrer in Aigle; zusammentraf und die mir bereitwilligst behülflich waren; ein Verzeichniss der Flora des seit 1874 vom Rhone- gletscher bei Gletsch verlassenen Bodens aufzunehmen. ag Ay Da seit 1874 die Grenze der Gletscherzunge von den mit den Aufnahmen am Rhonegletscher behufs dessen Studiums beauftragten Ingenieuren jährlich im Monat Sep- tember mit schwarzangestrichenen Steinen bezeichnet wurde, so sind die Flächen die der Gletscher während der einzelnen Jahre verlassen hat, durch je zwei schwarze Kurven begrenzt. Diese Jahresgürtel kamen uns zu unse- rer Aufnahme sehr zu Statten. Wir ermittelten die Pflanzen jedes einzelnen Gürtels und konnten dann auch den Zeitraum genau festsetzen, während welchem sie sich angesiedelt. Folgendes ist das aufgenommene Verzeichniss der Pflanzenarten: I. sürtel 1974/75, 38,000 m?. Cardamine alpina Willd. Arabis alpina L. Silene inflata Smith. » acaulis L. Sagina Linn&i Presl. Arenaria ciliata L. Cerastium trigynum Vill. Trifolium pallescens Schreber. » badium Schreb. Lotus cornieulatus L. Epilobium alpinum L. Sedum sexaugulare L. » repens Schleich. Saxifraga aspera L. » aizoides L. » stellaris L. Petasites niveus Baumg. Salidago Virga aurea L. Gnaphalium sylvaticum L. » supinum L. Achillea moschata Wulfen. Chrysanthemum alpinum L. Campanula Scheuchzeri Vill. » thrysoidea L. ı Oxyria digyna Campdera. Salix retusa L. Alnus viridis Dee. Carex stellulata Good. » brunescens Poir. » frigida All. Phleum alpinum [.. Agrostis alpina Scopol. » rupestris All. Aira csspitosa L. Poa laxa Haenke. » alpina L. » nemoralis L. Festuca violacea Gaud. Nardus strieta L. II. Gürtel 1875/76, 26,200 m? Arenaria ciliata L. Cerastium trigynum Vill, » uniflorum Murith. Trifolium pallescens Schreb. » badium Schreb. Lotus corniculatus L, Alchemilla vulgaris L. Epilobium Fleicheri Hochstetter. Sedum atratum L. Saxifraga aspera L. » aizoides L. » stellaris L. Petasites niveus Baumg. Gnaphalium supinum L. Achillea moschata Wulfen. Campanula pusilla Haenk. » rotundifolia L. Veronica saxatilis Jacgq. » alpina L. Rumex Acetosn |} Oxyria digyna Cainpdera. Polyganum viviparum L. Salix purpurea L. » helvetica Vill. Alnus viridis Dee. Juncus Jacquini L. Luzula multifiora Lejeun. Carex frigida All. » sempervirens Vill. Anthoxantum odoratum L. Agrostis alba L. v vulgaris Withering. » rupestris All. Aira cxspitosa L. Poa alpina L. » nemaralis L. Festuca violacea Gand. II. ürtel 1876/77, 36,600. m?. Cardamine resedifolia L. Arabis alpina L. Silene rupestris L. v acaulis L. Sagina Linne&i Presl. Cerastium arvense L. Epilobium Fleischeri Hochst. » alpinum L. Saxifraga bryoides L. » aizoides L. Tussilago Farfara L. Petasites niveus Baumg. Achillea mocschata Wulfen. » 'nana L. Leontoden pyrenaicus Gouan. Hieracium intybaceum Wulf. ı Rumex seutatus L. Oxyria digyna Campdera. Alnus viridis Dee. Agrostis alba L. Aira cxspitosa L. Poa nemoralis L. IV. sürtel 1877.78, 16,800 m?. Silene rupestris L. Sagina Linn&i Presi. Trifolium badium Schreber. Epilobium Fleischeri Hochst. Saxifraga bryoides L. » aizoides L. Tussilago Farfara L. Chrysanthemum alpinum L. Achillea moschata Wulfen. Oxyria digyna Campdera. Aira flexuosa L. Poa nemoralis L. V. sürtel 1878/79, 27,900 m. Sagina Linn&i Presl. Epilobium Fleischerı Hochst. » alpinum L. Saxifraga aspera L. » aizoides L. Androsace glacialis Happe. Rumex Acetosella L. Oxyria digyna Campdera. Festuca violacea Gand. VI. Gürtel 1879/80, 40,800 m. Sagina Linn&i Presl. Epilobium Fleischeri Hochst. Saxifraga aizoides L. Tussilago Farfara L. Achillea moschata Wulfen. Oxyria digyna Campdera. Agrostis vulgaris Withering. » rupestris All. Poa nemoralis L. VI. Gürtel 1850/81, 23,200 m?. Epilobium Fleischeri Hochst. Saxifraga aspera L. » aizoides L. ı Tussilago Farfara L. ı Oxyria digyna Campdera. Agrostis vulgaris Withering. ı Poa nemoralis L. VII. Gürtel 1881/85, 25,500. m?. Saxifraga aizoides L. Aus obigem Verzeichniss, dem die Flächen der Jahres- gürtel nach Angabe des eidgen. topographischen Bureau beigesetzt sind, ergibt sich folgende Zusammenstellung: 1. Gürtel 1874/75 mit 35,000 m? 39 Arten, die sich in 9—10 J. angesiedelt 9. „. 185/76 3. 180677 4. SHIRT ZIZB 5. RENTE, 6. „1879/80 72 „1880/81 8.—10. „ 1881/83 26,200 „, 36,600 „ 16,800 „, 27,900 „, 40,800 „ 23,200 „, 46,900 „, 37 23 12 ei | ” ” n ” 8—9 ” ” 2) b2) ” br) > ” ” ” ” ” ” 5% 2 ” ” ” n 2) 9—6 ) n ” ” ” 62) 4—5 ” ” b2) ’ ” 3—4 n er) ‘ ” er) ” b2) 1—3 „ 5) Der damals 10' und letzte Gürtel war im Jahre 1883 noch nicht vollständig gebildet. Bei einem durchschnittlichen Flächenmaass von 27,278m? würden die verschiedenen Gürtel ungefähr fol- sende Artenzahlen besitzen: 1. Gürtel oo ” ” b2) ” E) » 28 Arten, 5 ER Iren DOES I » 6 ” m Auf dem 8. und 9., die mit dem damals noch nicht vollendeten 10. Gürtel eine Fläche von 46,900 m? ein- nahmen, würde nicht einmal eine Pflanze fallen. —_— 8 — Sämmtliche vorgefundenen Pflanzen vertheilen sich auf 18 Familien (Ordnung nach Decandolle) mit 38 Gat- tungen und 70 Arten. Nach der Häufigkeit der Arten folgen sich die Familien wie nachsteht: 1. Gramineen mit 7 Gattungen und 14 Arten. 2. Compositen ion e. N al a * 3. Alsineen rd E BE 4. Polygoneen ae 5 ee 5. Saxifrageen Be | R 2.2 A 6. Campanulacen „ 1 2 un. 7. Cyperaceen Ba! 3 u 8. Cruciferen a - N an BEE 9, Sileneen Be > Bun 2 10. Papilionaceen hl>- .i Ma - 11. Crassulaceen ee > Be. 12. Salicineen BET = Rn 13. Onagrarien Se | e A 14. Juncaceen Ve a 15. Anthirrhineen rl: . - 16. Sanquisorbeen Al | E 1.8 17. Primulaceen INT Rs a 2 18. Betulineen Ra 2 NE NR ARE | | 38 Gattungen und 70 Arten. Die Gattungen ordnen sich nach ihrem Reichthum an Arten wie folgt: Agrostis mit . 3 „'’5sAren Saxifraxa, Campanula ned Br N je rn Silene, Cerastium, Sedum, Rumex, Salix und Poa mit je . 3 3 Cardamine, Trifolium, Epilobium, Gnaphaliani Achyllea und Veronica mit je . Ä ee a: Die übrigen 22 Gattungen mit je Ä ir - — Bei anderen als dem Rhonegletscher habe ich auf dem in den letzten ungefähr 4 Jahrzehnte von den Gletschern verlassenen Boden folgende Pflanzen gefunden, doch sind diese Verzeichnisse nicht als vollständig zu betrachten: 1. Ober-Aletschgletscher, 18. Juni 1882. | Silene acaulis L. Cerastium latifolium L. Anthyllis Vulneraria L. Epilobium Fleischeri Hochst. Myricaria gerinanica Desv. Sempervivum montanum L. Saxifraga bryoides L. » aizoides L. Achillea moschata Wulf. Chrysanthemum alpinum L. Rhododendron ferrugineum L. Linaria alpina Mill. Primula latifolia Lapeyrouse. Salix retusa L. » serpyllifolia Scap. » purpurea L. » arbuseula L. » helvetica Vill. » glauca 1, » nigricans Fries. » grandifolia Sering. Populus tremula L. Betula alba L. Juniperus nana Willd, Abies excelsa Dec. Larix europxa Dee. 2. Fexgletscher, 23. Aug. 1881. Silene rupestris L. Alsine verna Bartling. Cerastinm alpinum L. Trifolium pratense L. Geum reptans L. Epilobium Fleischeri Hochst. Sempervivum montanum L. Saxifraga Aizoon Jacg. » bryoides L. Erigeron alpinus L. Artemisia mutellina Vill. Aronicum glaciale Rchh. Achiilea nana L. ı Myosotis alpestris Schinidt. Salix retusa L. » exsia Villars, » helvetica Vill. Poa laxa Haenke. 3. Rosog-Klotscher, 26. Aug. 1881. 3iscutella levigata L. Alsine verna Bartling. Epilobium Fleischeri Hochst. Myricaria germanica Desv. Erigeron glabratus Hopp. Achillea moschata Wulfen. Salix hastata L. » Arbuseula L. » helvetica Vill. Phleum alpinum L. Poa laxa Haenke. » minor Gaud. 4. Hüfigletscher, 10. Juli 1881. Gypsophylla repens L. Sedum repens Schleich. Diese letztern Verzeichnisse enthalten im Vergleich mit der Flora des Rhonegletschers 5 neue Familien, näm- Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1144. BR ee lich die Rosaceen, Tamariscineen, Boragineen, Ericineen und Coniferen, 18 neue Gattungen und 29 neue Arten. Begreiflicherweise gehören die auf genanntem Mo- ränenboden sich angesiedelten Pflanzen den dortigen Ge- genden an, in seltenen Fällen wird etwa ein gutgeflügeltes Sämchen bei starkem Winde aus weiterer Ferne herbei- geführt worden sein. Diejenigen Pflanzen, die sich in sämmtlichen obigen Verzeichnissen am häufigsten aufgeführt finden, können im Allgemeinen als die ansiedelungstüchtigsten der be- treffenden Gegend angesehen werden. Damit ist jedoch nicht gesagt, dass sie zugleich diejenigen Pflanzen seien, -die einen Boden am raschesten zu überkleiden im Stande seien, denn um letzteres zu können, muss eine Spezies ausdauernd sein und sich rasch vermehren, sei es durch Samen oder durch Wurzeln, Stolonen etc. Ein Kampf um’s Dasein ist hier noch nicht vorhanden. Diejenige Pflanze, die sich am Rhonegletscher am ansiedelungstüchtigsten gezeigt, ist die Saxifraga aizoides, denn sie hat sich in sämmtlichen 8 Jahresgürteln vor- gefunden. Sie liebt feuchten, besonders von Wasser be- rieselten Boden, wie solcher auf Moränen häufig vor- kommt. Durch 7 der 8 Gürtel geht das Epilobium Fleischeri und die Oxyria digyna. Auf obige folgen in ihrer Häufigkeit des Auftretens: Poa nemoralis, Saxifraga aspera, Achillea moschata, Sagina Linni. Auffallend ist es, dass die Weiden sich erst im zwei- ten Gürtel (1875/76) und nur in 3 Arten einfinden, während der Aletschgletscher deren 8 besitzt, und doch _ kommen in dortiger Gegend zahlreiche Weidenarten und verbreitet vor und der Same fliegt sehr weit. ES Zur Bodenbekleidung und Bildung einer Vegetations- decke kommt es indess weniger auf den Reichthum an Arten an, als auf die Anzahl der Individuen, gleichviel ob zahlreichen oder nur einzelnen Arten angehörend. In dieser Hinsicht gebührt den rasenbildenden Grä- sern, den Klee- und Weidenarten, in feuchtem Boden den Juncaceen und Cyperaceen der Vorrang. Der eben erst vom Gletscher verlassene Boden ist der Pflanzen-Ansiedelung nicht günstig, die Vegetation nimmt auf demselben nur langsam Platz. So hat sich, wie eben gesagt, am Rhonegletscher in den Moränen die das Eis innert den letzten 2'/, Jahren verlassen, erst eine einzige Art eingefunden, die Saxifraga aizoides. Es ist dies auch sehr begreiflich, denn es fehlt diesen Böden der unentbehrliche organische Bestandtheil, wo- gegen sie eine Fülle mineralischer Erden besitzen, wozu die Verwitterung der Gebirge das Material geliefert, während der Gletscher es beim Transport thalauswärts verkleinert und zu Sand und Erde zerreibt. In unsern Kulturländern, wo alte Moränen der Gletscherperiode durch Düngung mit organischen Bestand- theilen gemengt werden, gehören sie im Allgemeinen zu unseren fruchtbarsten Böden. Uebrigens darf nicht vergessen werden, dass wir es am Rhonegletscher mit einer absoluten Höhe von im Mittel ca. 1772m zu thun haben, wo der Schnee gewöhn- lich ein volles halbes Jahr liegen bleibt, von Lawinen zu- sammengeführte Schneekegel oft erst im Sommer ganz abschmelzen, die Vegetationszeit somit kurz ist. Vom nahen Gletscher her weht beständig ein kalter oder doch frischer Wind und durch die ihr Bett häufig wechselnden Gletscherbäche wird der Boden oft wieder durchwühlt Er one u oder überschüttet, namentlich bei Gewitterrgen, und die kaum erst sich eingestellte Vegetation wieder zerstört. Da in den letzten Jahren bei einigen Gletschern wieder ein Vorrücken ihrer Enden beobachtet wurde, so ist damit ein baldiger Abschluss der Rücktrittsperiode angedeutet und werden die Gletscher sich alsdann all- mählig wieder über das Gebiet ausbreiten, das sie vor Beginn der Periode eingenommen, womit auch die unter- dessen sich auf den Moränen eingefundenen Pflanzen- Kolonien nach und nach ihren Untergang finden werden. Es heisst sich daher mit dem Studium der Ansiede- lung der neuesten Moränen mit Pflanzen sputen und ist zu wünschen, dass die Botaniker demselben bei ihren Forschungen im Hochgebirge einige Zeit schenken. mnnnnnnnnnnnne ee Helene Koneff. Beiträge zur Kenntniss der Nervenzellen in den peripheren Ganelien. Aus dem anatomischen Institute der Thierarzneischule in Bern. Vorgelegt in der Sitzung vom 22. Mai 1886 durch Hrn. Prof, Plesch, Einleitung. Die nachfolgenden Mittheilungen enthalten die that- sächlichen Ergebnisse von Untersuchungen, welche an den Spinalganglien und dem Ganglion Gasseri verschiedener Thiere vorgenommen wurden. Es sollte die Frage beant- wortet werden, ob gewisse Verschiedenheiten in der Form und Struktur, sowie in der Tinktionsfähigkeit der Nerven- zellen, die am mikroskopischen Präparate unter den ver- schiedensten Verhältnissen zur Beobachtung gelangen, Ausdruck einer verschiedenen Beschaffenheit dieser Zellen oder Produkt der Vorbehandlung seien. Dass nahe zusammenliesende Nervenzellen in den verschiedensten Abschnitten des centralen Nervensystemes ein ungleiches Bild darbieten, ist alt und von vielen Au- toren erwähnt und diskutirt. Wir nennen von bezüglichen BREI > Arbeiten, indem wir eine genauere Literaturstudie einer späteren Arbeit vorbehalten, die Publikationen von Mauth- ner‘) und Stieda?), welche sich mit der Beschaffenheit der Nervenzellen im Rückenmarke des Hechtes befasst und bezüglich der Bedeutung jener Differenzen eine Contro- verse geführt haben. Mauthner wollte die von ihm gefun- denen Unterschiede mit physiologischen Unterscheidungen in Zusammenhang bringen. Stieda trat ihm entgegen und fand hierbei die Zustimmung Köllikers’?). Eine ausführliche wichtige Behandlung hat in neuerer Zeit Ganser*) den besprochenen Verschiedenheiten in seiner Untersuchung des Maulwurfsgehirnes gewidmet. Am Kleinhirn hat Beevor ?) die uns beschäftigende Thatsache berührt. Viele Andere haben dieselbe gesehen, selbst ab- gebildet, z. B. Kölliker‘°), Flemming‘), erwähnen aber der Unterschiede in der Besprechung nicht. Andere be- rühren einzelne Punkte aus der Reihe charakteristischer lt) Mauihner. Beiträge zur nähern Kenntniss der morpholo- gischen Elemente des Nervensystems (Auszug aus einer für die Denkschriften bestimmten Abhandlung). Sitzungsberichte der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften. Math. Naturw. Classe, 39. Band, Seite 583. 2) Stieda. Citirt nach: Jahresberichte über die Fortschritte der Anatomie nnd Physiologie im Jahre 1861, Seite 52. ®, Kölliker. Handbuch der Gewebelehre des Menschen, 5. Auflage, Seite 255. *) Ganser. Vergleichend anatomische Studien über das Ge- hirn des Maulwurfs. Morphologisches Jahrbuch, 7. Band, S. 591. ?) Beevor. Die Kleinhirnrinde. Archiv für Physiologie, herausgegeben von Du-Bois-Reymond. Jahrgang 1885 (Physio- logische Abtheil.), Seite 363. 6, Kölliker, L. C. Fig. 194, 200. ”, Flemming, W. Vom Bau der Spinalganglienzellen. Fest- schrift für Henle, Seite 12—25, Tafel 1, 1832. . BEN per Differenzen (Schwalbe!), Toldt?,, beispielsweise Schwalbe das Vorkommen grosser und kleiner Zellen im Ganglion Acu- stieci. Eine einheitliche Behandlung der von diesen Autoren erzielten Ergebnisse ist indessen fast unmöglich, weil weder dieselben Methoden seitens derselben angewendet, noch auch kritische Vergleichungen an gleichartig behandelten Theilen des Nervensystemes eines Thieres aus verschie- denen Regionen vorgenommen sind. Aus allerneuester Zeit liegt eine kritische Besprechung über Verschiedenheiten der Struktur- und Tinktionsverhältnisse der Nervenzellen im Rückenmarke von Kreyssig?) vor; seine Untersuchun- gen konstatiren das normale Vorkommen der uns beschäf- tigenden Differenzen. Die von Kreyssig gezogenen Schlüsse (er ist geneigt, die Tinktionsunterschiede als Leichen- erscheinung aufzufassen) können indessen nicht als end- gültige angesehen werden. Die von uns vorgenommenen Untersuchungen knüpfen an einige Beobachtungen des Hrn. Professor Flesch, deren erste Ergebnisse er in kurzen Notizen‘) publizirt hat, an. Durch Untersuchungen an frischen Präparaten, sowie !) Schwalbe. lwehrbuch der Anatomie der Sinnesorgane, 2. Lieferung, erste Hälfte, Seite 329. *, Toldt. Lehrbuch der Gewebelehre, Seite 310. °) Kreyssig. Ueber die Beschaffenheit des Rückenmarkes bei Kaninchen und Hunden nach Phosphor- und Arsenikvergif- tungen nebst Untersuchungen über die normale Struktur des- selben. Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und klinische Mediein, herausgegeben von Virchow, 102. Band, $. 286. *) Flesch. Tageblätter der Naturforscher- Versammlungen zu ' Magdeburg, Seite 196 und Strassburg, Seite 412; soweit die- selben von Mittheilungen von Kreyssig berührt werden, finden sie sich ausserdem besprochen in einer von Herrn Prof. Flesch und mir gemeinsam veröffentlichten Notiz: Flesch und Koneff. Bemerkungen über die Struktur der Ganglienzellen. Neurolo- gisches Zentralblatt, 1886, 1. April. gen durch Anwendung einiger Methoden, mittelst deren die Demonstration der uns beschäftigenden Differenzen er- leichtert war, glauben wir den endgültigen Beweis erbringen zu können, dass an den normalen Ganglienzellen Struktur- Verschiedenheiten bestehen, welche eine ungleiche Nei- sung zur Imprägnation mit gewissen Farbstoffen und eine Ungleichheit des Aussehens an den postmortal veränderten Zellen bedingen. Untersuchungsmaterial und Methoden. Unser Beobachtungsmaterial bilden in erster Linie die Nervenzellen peripherer Ganglien. Wir haben unter- sucht an erwachsenen Thieren das Ganglion Gasseri und Spinalganglien des Menschen, des Affen (Hapalemur sil- vanus), der Katze, des Fuchses, des Kaninchens, des Pferdes, des Rindes und des Schweines. Zu Vergleichen haben wir herangezogen eine grössere Zahl von Präparaten des Rückenmarkes und des Gehirnes verschiedener Thiere und des Menschen. Vom Sympathi- cus haben wir Vergleichpräparate bei dem Menschen und dem Pferde dargestellt. Weitere Vergleichobjekte, na- mentlich mit Rücksicht auf etwaige Altersverschieden- heiten gaben uns das Ganglion Gasseri des Kalbes, Spinal- sganglien eines 40 cm langen Rindsembryo und eines siebenjährigen Kindes. Einen Theil des Materiales (des Menschen) erhielten wir von Herrn Prof. Langhans. Ihm, sowie Aerrn cand. med. vet. Neuenschwander, Assistent an dem anatomischen Institute der Thierarzneischule in Bern, welcher mir vielfach bei der Präparation des Thier- materiales behülflich war, sei hier mein Dank ausge- sprochen. Die Untersuchungsmethoden, deren ich mich be- diente, waren keine wesentlich neuen. In erster Linie N ae habe ich Gewicht darauf gelegt, das Material so schnell als möglich nach der Tödtung des Thieres zu entnehmen ; weitaus die schönsten Präparate und die schärfsten Diffe- renzirungen haben wir da erhalten, wo schon wenige Minuten nach dem Tode des Thieres zur Präparation ge- schritten werden konnte (Kaninchen, Fuchs, Pferd). Schon aus der Thatsache allein, dass bei diesen Thieren gewisse, bei den anderen häufig auftretende Erscheinungen (Vacu- olenbildung und Loslösung der Zelle von der Kapsel) fehlen, können wir zu dem Schlusse kommen, dass wir in den letzteren die Folgen postmortaler Veränderungen zu erkennen haben. Die Härtung der Objekte haben wir meistens mit Müller’scher Flüssigkeit ausgeführt. Unser gewöhnliches Schema war zehntägiges Liegen jener Präparate bei Brüt- temperatur, danach Dunkelbehandlung in Alkohol nach Hans Virchow‘), Durchtränkung mit Celloidin, Färbung der Schnitte nach dem von Flesch modifizirten Weigert- schen Verfahren’) oder nach der Merkel’schen ?) von Bayer! *) abgeänderten Methode der simultanen Imbibition mit Karmin und indigschwefelsaurem Natron unter Nach- behandlung mit Oxalsäure, Einschluss in Dammarfirniss oder Kanadabalsam. Zur Ergänzung dienten Präparate, die ") Virchow. Ueber die Einwirkung des Lichtes auf Gemische von chromsauren Salzen (resp. Chromsäure), Alcohol und extra- hirten organischen Substanzen. Technische Mittheilung, Archiv für mikr. Anatomie, Band 24, 1885, Seite 117—119, ®) Flesch, M. Zur Weigert’schen Hämatoxylinfärbung des centralen Nervensystemes. Zeitschrift für wissenschaftl. Mikros- kopie, Band I, Seite 564. °) Merkel. Technische Notizen in: Untersuchungen aus dem anatomischen Institut zu Rostock. (Leipzig 1884, Seite 98 f.) *) Bayerl. Die Entstehung rother Blutkörperchen im Knorpel am Össifikationsrande (Arch. f., mikroskop. Anat., Bd. 23, Heft 1, Seite 30— 45). Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1145. Br | in Ösmiumsäure oder Salpetersäure gehärtet waren; erstere wurden in 1°/, Lösung mit 12 bis 24stündiger Einwirkung und nachfolgendem Auswaschen, Letztere in 3°/,iger Lösung mit nachfolgender Extraktion in 70°/, Alkohol bis zur neu- tralen Reaktion des letzteren angewendet. Einzelne unserer älteren Präparate waren noch nach Extraktion in Wasser allmäliger Alkoholhärtung unterworfen, ohne dass die Differenzirung ausgeblieben wäre. — Färbungen haben wir noch vorgenommen mit neutraler Karminlösung, mit Dela- field’schem Hämatoxylin'), Saffranin, Gentianaviolet (Her- mann’sches Kernfärbungverfahren), Säurefuchsin und Me- thylenblau, (Sahlı?), Osmiumsäure. Gentianaviolet-Fär- bung wurde speziell auf Salpetersäurepräparate angewendet. Sie bewährte sich gut, während die Saffraninfärbung uns im Stiche liess. Am sichersten erwiesen sich die beiden ersten der genannten Tinktionen. Als vortheilhaft zeigte sich, namentlich an den der Merkel’schen Doppelfärbung unter- worfenen Präparaten, Untersuchung bei Lampenlicht mit Einschaltung eines dunklen Rauchglasplättchens zwischen Spiegel und Präparat. Die Absorption eines Theiles der blauen Strahlen liess roth gefärbte Zellen heller hervor- treten als die blauen, weiche nunmehr in dunkelgrauem Ton erschienen. Ungefärbte Präparate in Glycerin oder Balsameinschluss wurden zur Untersuchung im polarisirten Lichte hergestellt. Mittelst des Gefriermikrotomes ange- fertigte Schnitte frischer Präparate vom Schweine dienten zur Kontrolle des an gehärteten Objekten beobachteten. °) !), Zeitschr. f. wissenschaftl. Mikroskop., Bd. 2, S.55 u. 288. 2, Sahli, H. Ueber eine neue Doppelfärbung des centralen Nervensystemes. Zeitschr. f. wissenschaftl. Mikroskopie, Bd. 2, # Heft 1, 8.1. ®, Ausführlicheres über die verwendeten Methoden enthalten «Notizen zur Technik mikroskopischer Untersuchungen am cen- tralen Nervensystem » von Herrn Prof. Flesch in «Zeitschrift für wissenschaftliche Mikroskopie », Bd. 3, 1. Heft, Seite 49—52. E u e; fi E | TG Untersuchungsergebnisse. 1. Beobachtungen am frischen Ganglion Gasseri des Kalbes, Gelegentliche Untersuchungen des in Kochsalzlösung zerzupften, frischen Ganglion Gasseri des Kalbes, welche Herr Prof. Flesch vorgenommen hat, zeigen eine ungleiche Durchsichtigkeit der in der Flüssigkeit frei schwimmenden Zellen. Einzelne derselben erscheinen in Folge dessen deutlich dunkler als andere, ohne dass jedoch ein un- mittelbarer Gegensatz zwischen beiden bestände. 2. Beobachtungen an Gefrierschnitten des Ganglion Gasser und der Spinal-Ganglien des Schweines. Untersucht man das Ganglion Gasseri des Schweines an Schnitten des gefrorenen Objektes frisch in Kochsalz- lösung, so zeigen die Zellen sehr wesentliche Verschieden- heiten; ein Theil erscheint dunkler, ziemlich grobkörnig;: ihr Kern ist im Allgemeinen gleichmässig gross; er prä- sentirt sich als ein mattgrauer, mehr körniger Fleck ; in demselben liegt, meistens excentrisch, ein verhältniss- mässig grosses Kernkörperchen; die Begrenzung des Kernes gegen die Umgebung ist ziemlich scharf: sie er- scheint an vielen Zellen fein gezähnt. Neben den dunklen, granulirten Zellen finden sich andere, welche, am frischen Präparate wenigstens, blasser aussehen; dieselben sind feiner granulirt; die Granulirung ist indessen wesentlich weniger gleichmässig, indem einzelne dunklere Körnchen zwischen die helleren eingestreut sind ; die Begrenzung des Kernes ist eine helle glänzende Linie; die Substanz des Ker- nes erscheint körnig; es könnnen sich zwei excentrisch gelegene Kernkörperchen finden. Der Gegensatz zwischen beiden Zellformen ist am frischen Präparate weniger auf- fällig, weil sich Zellen finden, welche in der Granulirung die Mitte halten. Es überwiegen die dunkleren Zellen- IR ER Von bemerkenswerthen Abweichungen von den beschrie- benen Formen verzeichnen wir: Anhäufungen glänzender dunkler Körnchen an einem Ende der elliptischen Zellen; sie finden sich vorwiegend in den grösseren Zellen. Häu- figer in den grossen als in den kleinen zeigt sich ferner der Kern in seiner Umgrenzung unregelmässig, zackig oder selbst sternförmig. Die Form der Zellen in den Sehnitten ist rund oder oval, zuweilen auch spindelförmig. Die Grösse der beiden Zellformen ist äusserst verschieden. Die grösste Axe des Kernes fällt nicht immer mit der Längenaxe der Zelle zusammen, ebenso wenig besteht ein konstantes Verhäitniss zwischen der Form der Zelle und jener des Kernes, so dass beispielsweise in einer Zelle, deren Länge zur Breite sich verhält wie 5 : 4 (52 : 42) ein fast runder Kern mit zwei Kernkörperchen, dessen Länge zur Breite sich verhält wie 16 : 15, gelegen ist. An Spinalganglien des Schweines finden sich ähnliche Unterschiede bezüglich der Zellen, wie sie vom Ganzlion Gasseri beschrieben sind. Analog sind auch die Verhält- nisse der Kerne. Sehr eigenthümlich gestalten sich die Verhältnisse nach längerer Einwirkung der Chlornatriumlösung. Der Kern ist als solcher nicht mehr sichtbar. An seiner Stelle findet sich ein stark lichtbrechender, dunkel begrenzter, runder oder elliptischer Raum, von welchem aus fast strahlenartig Spalten in das Zellprotoplasma vordringen. In der Höhle liegt ein Häufchen granulirter Substanz, ‚welches dieselbe nur zum kleinsten Theil ausfüllt, scharf begrenzt erscheint und noch deutlich das oder die Kern- körperchen enthält. Untersuchung der Zellen mit Oel- immersion zeigt, dass das Kernkörperchen nicht homogen ist, sondern eine Körnung aufweist, die bei mittlerer Vergrösserung nicht sichtbar wird; die feine Zähnelung TE A a Eat } ® # 2 re der Kernkontur erscheint viel schärfer ; derart, dass man den Eindruck einer gefalteten Membran hat. > 3. Untersuchung an gehärteten Präparaten. A. An ungefärbten, in Glycerin eingelegten Schnitten des in Miiller’scher Flüssigkeit uud später in Alkohol conservirten Ganglion Gasseri vom Pferde lässt sich eine verschiedene Helligkeit der Zellen ebenso wie am frischen Präparate konstatiren. Da die an solchen erhaltenen Bilder in vieler Hinsicht hinter tingirten zurückstehen, so be- schränken wir uns darauf, zu konstatiren, dass Differenzen bestehen und fügen nur noch hinzu, dass Untersuchungen im polarisirten Lichte keinerlei Unterschied beider Zell- formen ergaben, dass auch in Kanadabalsam eingeschlossene Schnitte Doppelbrechung weder an den Zellen noch an den darin enthaltenen Pigmentkörnern erkennen liessen. Mit Müller’scher Flüssigkeit behandelte Präparate pflegen ja im Allgemeinen zur Demonstration der Polarisations- erscheinungen weniger geeignet zu sein. Da wir indessen an den vorliegenden Objekten die Polarisationserschei- nungen der Nerven in vorzüglichster Weise erkennen konnten, so besteht für uns kein Grund, die Brauchbar- keit unserer Präparate zu bezweifeln. Dass auch an den Pigmentkörnern die Doppelbrechung fehlte, führe ich an, weil nach Mittheilung von Herrn Prof. Flesch die gelben Pigmentkörner in der Haut von Reptilien bei gleicher Vorbehandlung theilweise exquisite Doppelbrechung zeigen. Ausführliche mikrochemische Untersuchungen sollen der Dissertation des Frl. Kotlarewsky vorbehalten bleiben. B. An in Müller’scher Flüssigkeit gehärteten und mit Weigert’scher Hämatoxylinlösung behandelten Schnitten der sämmtlichen untersuchten Objekte fanden wir die Zellen in sehr ungleicher Weise gefärbt. Ein Theil derselben erscheint an günstigen Präparaten hellgelb oder er pe fast farblos ; andere zeigen eine mehr oder weniger deut- lich ausgesprochene hellbraune oder dunkelbraune Tinktion. Es fehlt diese Differenz an keinem der untersuchten Ob- Fig. 1. Aus einem Spinal-Ganglion der Katze; mit Hämatoxylin nach Weigert’s Methode tingirtes Präparat. Harnack, Syst. VII, Oe. I. Kurzer Tubus. jekte. Sie ist weniger deutlich am Sympathikus, als an den Spinalganglien und am Ganglion Gasseri. Es ist diese Verschiedenheit eine so charakteristische, dass wir uns erlauben wollen, die beiden Zellformen als « chromo- phile» und «chromophobe» Zellen zu bezeichnen. Der letztere Name sei jedoch ausdrücklich für die auch noch durch andere Eigenschaften kenntlichen, namentlich durch ihre Grösse ausgezeichneten, ganz hellen Zellen reservirt. Die Vertheilung der hellen und der dunkleren Zellen varliirt an einzelnen Stellen eines Präparates, sowie an Präparaten verschiedener, demselben Thiere entnommener Ganglien. Die Schwankungen innerhalb eines Präparates werden in den folgenden Tabellen ihren Ausdruck finden. Zählt man nämlich eine grössere Anzahl von Zellen eines Objektes, so ergibt sich ein konstantes Verhältniss zwischen der Zahl der hellen und dunklen Zellen, welches je nach dem untersuchten Objekte wechselt. a BE en N a rn Dt 5 [wzyuo2014 — |, _——— [| ga; | san | re | 829 | oor | own | see | sr | tz | ons | ze | vor | zor || se | ece | To6 || sap uedmnunen | | | | Inceg Yun GL 0/5 r8 0/o IR: 6 c'eg a cp] %y JE 0/0 gez fo e7 oo FI oo Te 0, 0% un TE of, OL n I8 0, 117 | uoj7, uojpay Aop ei ee ee Be = en a 2 = = = | a nr SULnEles ELEISTT 22 arı geafrer san. |rrrjesneseisttiereloer 1 gogfear sraos aebanaaes vIelierramn. 28a © © ung cr ie o meer zes or ler ea je or ler mw im log lor lag Ir Ira I — or Irr Is oz lor 09 Is st |6 oe | ‘or ‚st se Ic Ice [ar ca Is i9r jor 102 8 27 Joe los I6 182 Ier loc or Fe | '— 6 (ze lor va Ic ler Ihr loe ie Ice | 6 LT ge '& ITR Jor 68T le 10g Ist. je er Ina [re re | ce ler ec |r we l- — ler os ler lea Io ler lor ler |8 Icz || 8 va Ir Ic Tr [pt 95 ler 19 Icı [re Io \cr ler ce lar ler lor mr lor sc I— — In se ls Jar Ic Icr lor ier Is ee | '2 1 se lo ı9e Is 'sı ltr ler ler ıcz |r re Jır lea ler ee ler Ier lo sr [rt ce IR Ira joa var Ic Ive lor ea In ge | °o | SI es |» iv ler 28 I81 66 Jer \ea |v se leı Ike ler re ls I1r lo ler Ira or |6 \sa ler Ica Io los ler lee is Tele FI 85 | ep lor va |rı rg Ihr 15 19 jee ler Isa ler Ice jer oe Ie I6# Ieı ıF Ic lea ler Isa Ic Fr I. cr lo 9a | 'v sı tele [re far Isa or bel Ir 19 ‚08 ler ıca lot |sa ler loc Is Te loa sr Is ee ler lo le oe lor ırz Io alle ST zen es 21 jur or ler er I» ar jvr es 96 or ap is lim lıt ee je ze ler oe is 19 Ir oe lı 1a |< | I \er 0 PE fer aa or Ivc jet 06 jor 96 Joa Be I6ı 08 jrr mp Is 0a fen 106 Ior jan Jer joe Is [#9 Ioz 92 101 ce | "7 gjelupfuipluipfupjajpfupja/p[ulpjup/juipju pjupjujp[u run DIESEN dg og) ssug°p | mis p sep °p| zurdg 9 ssen“p | mägsp | sun p | iso | sup y | mag | sep ’o | urdg porn 9 | ds psy 9 Aa anne | Ir, “OALS SIPO PIoJd |Pwpwuey| syony ozyey OyV ypsuon "solmadg I vn vr u rn man TEE EL. NL ET re "adaıyjoßneg Aauapamy9s.4aA uoybueßjeudg um pun 14asseg uolsueg wi uajjezuaasen (U) usjjey pun (p) ujayunp Aep uabunyez Ba ge Aus der vorstehenden Tabelle lassen sich einige inte- ressante Resultate entnehmen. Zunächst sehen wir, dass durchweg die Menge der dunklen über die der hellen Zellen überwiegt. Dabei ist allerdings zu beobachten, dass ausdrücklich alle zweifelhaften Zellen, die nicht ganz hell waren, als dunkel gezählt werden. Da, wo die Diffe- renzirung besonders scharf ist, könnte man allenfalls eine besondere Kategorie halbdunkler Zellen aufstellen. Wir haben dies bei dem Fuchs ausgeführt und gefunden, dass etwa die Hälfte der dunkleren Zellen zu den Mittelformen zu rechnen ist. Ein äusserst charakteristischer Unterschied zeigt sich bei einer Anzahl von Thieren zwischen den Spinalganglien und dem Ganglion Gasseri in der Weise, dass die Zahl der hellen Zellen in dem letzteren eine relativ geringere ist als in den Spinal-Ganglien. Prozentzahlen der hellen Zellen (h) im G. Ganglion Gasseri und in Spinalganglien. G. Gasseri Sp.-Ganglien Mensch 21%, 31, Affe 10°, 31,5°/, 7 : 0’ 0/ Fuchs 14°/, 23°) Kaninchen 23%, 341, Pferd 14,5°/, 33,5°/, Ochs 17°/, 340, Schwein WR II. E, Wir haben weiter uns die Frage aufgeworfen, ob zwischen der Zahl der chromophilen und chromophoben Zellen in Spinalganglien aus verschiedenen Regionen ein typischer Unterschied bestehe. Zählungen haben ergeben, ERHITANBE dass jedenfalls keine so grosse Differenz, wie zwischen dem Gasser’schen Ganglion und den Spinalganglien besteht. Zählung der Nervenzellen an Spinalganglien verschiedener Regionen. Region ie Sat Lenden Sau, 33,5%), Brust 3, | : R0/ 0/ Hals aan es ale, Wir haben weiter zu entscheiden gesucht, ob die Zeit. welche nach dem Tode verflossen ist, auf die Proportion beider Zellen von Einfluss ist. Zählungen an symmetrischen Ganglien desselben Thieres, von welchen das eine sofort nach dem Tode, das andere nach einigen Stunden ent- nommen war, ergeben folgende Tabelle, welche beweist, dass ein solcher Einfluss sicher verneint werden kann. Vergleichende Zählungen über den Einfluss des Absterbens. Kaninchen Kaninchen frisch n. d. Tode 8Stunden n.d. Tode Ganglion Gasseri Ganglion Gasseri 24°/, 24°/, Spinal-Ganglion Hals 35%, 36°/, Brust 37 35%, Lenden 32, 32 Besonders interessant ist der Einfluss des Alters. Die folgende Tabelle zeigt nebeneinander die Ergebnisse der Zählungen von @. Gasseri des Kalbes und des Ochsen. Mittheil. Bern. 1886. Nr. 1146. RE 3 Vergleichszählungen über den Einfluss des Lebensalters am 6. Gasseri des Rindes. Ochs Kalb d. h. d. h. 5022 ::hb N) Ne 30 .,17 57 16 41 24 54 il Be A 99m 44.,7:1% a 33.248 bar 2 a 40 35 18 Summe 558 115 32T MT Gesammtzahl 673 506 Prozentzahl der hellen Zellen 17.°% 350. Das interessante Resultat dieser Zählungen scheint darauf hinzuweisen, dass im jugendlichen Alter das Mengenverhältniss ein anderes ist, als bei erwachsenen Thieren. Bestätigt schien dies durch Vergleichsergebnisse der Zählungen beim erwachsenen Menschen und beim 7-jährigen Kinde. Bei der Beurtheilung mussten wir in- dessen in Betracht ziehen, dass ohnehin an den Spinal- Ganglien die Zahl der hellen Zellen eine verhältnissmässig hohe ist, dass ferner die Wachsthumsveränderungen in deın verglichenen Zeitraume (7. Lebensjahr und Reife) kaum so grosse sein dürften, als die vom l4tägigen Kalbe bis zum ausgewachsenen Ochsen. Endlich wird unser Re- sultat beeinflusst durch die nicht sehr günstige Beschaffen- heit des Materiales; da nämlich alle nicht ausgesprochen hellen Zellen den dunklen zugerechnet worden sind, so a dürfte die gefundene Zahl der letzteren eher zu gross als zu klein erscheinen. Indessen haben wiederholte Zäh- lungen gezeigt, dass die Präparate nicht genügend scharf differenzirt waren, um konstante Resultate zu ergeben. Es musste daher die Untersuchung dieser Frage weiterer Beobachtung vorbehalten bleiben. An den Spinal-Ganglien eines 40 cm langen Rinds- embryo konnten wir uns überzeugen, dass bereits die Diffe- renzirung existirt; indessen sind nur wenige Zellen aus- sesprochen hell und scheinen ganz dunkle zu fehlen. Es ist schwer zu entscheiden, ob Letzteres vielleicht mit einer zu geringen Intensität der Färbung zusammenhängt. Am ehesten wird vielleicht der Befund so zu deuten sein, dass wir in den dunkleren Zellen beim Embryo eine indiffe- rente Embryonalform zu sehen haben (entsprechend viel- leicht ;den Mittelformen beim erwachsenen Thier), aus welcher dann die sich gegenüberstehenden Charaktere sich entwickeln. C. Die Prüfung der mittelst der Weigert’schen Me- thode erzielten Ergebnisse durch anderweitige Färbungen bestätigte die Ergebnisse der ersteren. Wir konsta- tiren bei Färbungen mittelst der Merkel’schen Lösung analoge Differenzen in der Tinktionsfähigkeit der Zellen. Indessen gestaltet sich die Sache komplizirter insofern, als die Differenz sich nicht blos in der Heiligkeit des Farbentones, sondern auch in einer Prädilektion beider Zellformen für je eine der beiden in der Mischung ent- haltenen Farben manifestirt. Wir finden dunkelblau oder sraublau gefärbte Zellen neben blass rosenroth tingirten. An Stelle der halbdunkel erscheinenden Zellen der Häma- toxylinpräparate treffen wir die verschiedensten Misch- töne. — Die verschiedenen Kernfärbemitlel imprägnirten sämmtlich am Nervengewebe den Zellkörper. An den Eee speziell mit Rücksicht auf Kernfärbung in Salpetersäure gehärteten Präparaten finden wir den Kern, von gewissen später zu besprechenden Spezialfällen abgesehen, als hellen, in dem tingirten Protoplasma gelegenen Fleck, aber an allen Präparaten gelingt es, die Differenzen der Tinktions- fähigkeit an verschiedenen Zellen nachzuweisen. Osmium- säure auf ganz frische Ganglien angewendet (Kaninchen, Schwein} wird von den chromophilen Zelien weit stärker reduzirt als von den anderen. D. Grösse der Zellen. Zwischen den beiden be- sprochenen Zellformen besteht ein wesentlicher Unter- schied. Die ganz hellen sind neben der schwachen Fär- bung noch durch einige andere Formverhältnisse — Be- schaffenheit des Kernes, Schichtung des Protoplasma’s, Beziehung zur Kapsel — ausgezeichnet; sie sind durch- wegs die grössten, welche in dem Präparate vorhanden sind. In der folgenden Tabelle sind eine Anzahl von Messungen wiedergegeben. | | l | es | | | | -IITrUL -OAdIW un RR el ar ( In ( meta ER K L y].19M s‘98 e6 sorge 96'Cı [9776 | 8001| 8769 | 8T'E6 [9289 | 862 | CET | FREE |. | | | | | ( | ? | | u | el | | “g'es |" ze |“ sion "a. |" ss | son 2 © IST 789, ©. | Ger | 897 | 'Or © os 06 |Kaus ar |, ec ger |, als, ara “ges “ges |" 74 * 2, “soon sro | o6| Bra se | vee| gras eg ltrgs | Felder 06. 06, a. | 06 |, 19 | 798 | sior | ya) N 26.80 9a 708966 206 2er 9ch,| m9s| 060. puren Las gie, |“ zu |“ 859 * a6, |“ rronFron. FE Her la | gel vor) | ruchezd Ny 08. Bossa ‚80 ; 2. |“ 06 ; SB I a A a Zn “soon vor vo 902 |" 9°E6 | FOL 862 | 8SOI „sr ac, | sr | Bar 'e | Kales 06 |" 96e | aa 06 © 80 © 06), 819. 879 | ve way] a, ne nee 7 TE nz | rc Para s9 7 9°g6 |P His9 mrge 9 Te ge 1 | l | 1 | | | opaug , Daun rag sur] anaag | Bauer] nad | Daum] aug | aaur] oyoag au] | ualloz oylopt | wogpoz optung | uopez oa || woroz opuma | warez orom | worez optund TE | k | ER RER | y € sh % | gey4 sıpoO syonq 1J9SSEH UOINÄaUeH Ssop usjjazuaAJoN ur uahunssaw "Y B. Messungen an Nervenzellen der Spinalganglien. Fuchs Ochs | Dunkle Zellen Helle Zellen Dunkle Zellen | Helle Zellen | = a ee ee ee he . nn 2 ee EEE REBLLER Länge Breite Länge Breite Länge | Breite | Länge Breite | Be | | we | mel EV) 50,4 u 792 u | 792 u TOD Hana | 54 u le) 2. | 104,4 „ Tone 792 nm, 8328 UN SE 50,4 „ 5.025 ee er DAS 2.8258 0,1, RAU LU, 30:02 1 LOB LDDE Be Ad Dunn User sr LUOOS LOB 104,4 . 64,8 „ 79,2 „ DR OHETE 43,2 „ BEL IE alla Ar 119,2. 2,0.2000,0. 0202801205 6. | 64,8 „ By ee Pe Yan, U] RE DR Ba RES Ta ee DO SR ln 144 „ 122,2, 15,0 0 Klee 8. DAN 32,4 „ R929,.0 3908, 108 7°... 7100,80, arm 32.05 + u% DAS. 43,2 „ MO RL) Sa: 25.0, 68,4 „ DS 12. LOS 42° =, 46,8 „ | 142° 82,8 « 64,8 „ 64,8: | end Sn ae Kappen) | | | | Nilsl- 66,08 u 46,80 u 1ol2r u 85,68 u | 101,16 u | 31,08 u | 60,16 x , 126,90 u werthe, | En Aus dem Vorstehenden ergibt sich, dass die Varia- tionen der Grösse bedeutender sind bei den chromophilen Zellen. Es überwiegen bei diesen die kleineren Formen, ohne dass indessen die grösseren fehlen. Vergleichende Messungen am Kalb und am Ochsen zeigen die entsprechenden Verhältnisse auch bei dem jüngeren Thier, jedoch sind sämmtliche Zellen bei letzterem relativ klein. E. Form der Zellen. Die chromophoben Zellen er- scheinen in der überwiegenden Mehrzahl der Schnitte kreisrund ; beeinflusst wird diess, wo eine besondere La- gerungsbeziehung zu den dunklen Zellen eintritt. Wir finden nämlich — am schönsten beim Pferd — häufig eine helle und eine dunkle Zelle in einer gemeinsamen Bindegewebskapsel nur durch eine ganz dünne Scheide- wand getrennt. In solchen Fällen sind beide Zellen gegen einander abgeplattet. Die dunklen Zellen zeigen mannig- faltige Formabweichungen. Sie sind nämlich polygonal oder oblong gestaltet. Die Schnittrichtung ist für das jeweilige Bild von Einfluss, da, wie Isolationspräparate zeigen, es sich vielfach um scheibenförmige Zellkörper handelt. Fortsätze der Zellen sind, wie bekannt, an Schnitt- präparaten äusserst selten zu sehen; ganz ausnahmsweise ist es uns gelungen, solche an dem @. Gasseri des Pferdes und des Menschen, besser und häufiger am Sympathicus zu sehen. Bei der Seltenheit der entsprechenden Bilder ist es nicht möglich, über etwaige Unterschiede bei hellen und dunklen Zellen in’s Reine zu kommen. F. Das Protoplasma beider Zellformen zeigt nicht unwesentliche Verschiedenheiten. Die Granulirung der dunkleren Zellen ist eine gleichmässigere. In den hellen Zellen sind Körnchen spärlicher. Dei letzteren sieht man an günstigen Präparaten eine durch Helligkeit und Mangel BE Spar ii grösserer Körnchen ausgezeichnete Randschicht. Eine sol- che findet sich auch bei den kleineren Mittelformen; sie Fig. 2. Aus dem Gangl. Gasseri des Menschen. Merkel’sche Färbung. Heller Rand an einer hellen Zelle mit beginnender Vacuolen-Bildung. Seibert, hom. Immers. !/,, Oe. I. findet sich nie bei den grösseren, ganz dunkelen Zellen. Das Auftreten von Vacuolen, welches wir später zu be- sprechen haben, lokalisirt sich mit Vorliebe in diesem hellen Hofe. Die Pigmenteinlagerungen finden sich nicht selten so angeordnet, dass sie aus der granulirten Central- portion in den fast homogenen Hof übergreifen. Die Sahla’sche Doppelfärbung mit Säurefuchsin und Methylen- blau, hat in einigen Präparaten blassblaue Färbung des Hofes bei rosarother des Hellkörpers ergeben — ein Be- weis, dass die scheinbar homogene Zone aus einer Spe- zifischen, tinktionsfähigen Materie besteht. An günstigen Präparaten haben wir uns noch überzeugt, dass zwischen dem blauen Hofe und der Kapsel durch Schrumpfung der Zelle ein lichter Spaltraum zu Stande kommen kann. G@. Die Kerne zeigen einen ausgesprochenen Gegen- satz zwischen den extremen Formen beider Zellarten. Die am frischen Präparate beschriebenen Verhältnisse wieder- holen sich an dem gehärteten in der Weise, dass in den chromophoben Zellen durchwegs runde, bläschenförmige scharf umgrenzte Kerne mit einem oder zwei grossen Nucleolen und deutlicher Granulirung sichtbar sind, wäh- rend in den ganz dunklen Zellen ovale oder birnförmige Kerne mit gleichmässig granulirtem oder fast homogenem Inhalte und leicht gezähnter Umgrenzung liegen. Die Kerne der kleineren Mittelformen gleichen jenen der hellen Zellen. Durchwegs ist es nicht das Karmin, sondern In- digcarmin oder Hämatoxylin, welche mit Vorliebe den Chromatinbestandtheilen der Kerne anhaften. Ueberall ist die Substanz der ovalen und birnförmigen Kerne durchaus gefärbt, während in den bläschenförmigen Kernen nur einige Granula und Nucleolen die Farbe annehmen. Wir haben somit dunkle Zellen mit intensiv gefärbtem Kern und helle oder halbdunkle Zellen mit hellem Kern. Bemer- kenswerth ist die grosse Neigung des Protoplasma’s zur Aufnahme von Farbstoffen. welche anderwärts spezifische Kernfärbemittel darstellen. Speziell können wir diess be- züglich des Hämatoxylin in Delafield’scher Lösung und des Gentianaviolett konstatiren. H. Pigmenteinlagerungen finden sich sowohl in den hellen als in den dunklen Zellen bei alten Thieren. Wo Fig. 3. Aus einem Spinal-Ganglion des Menschen. Dunkle Zelle mit Pigment. Weigert’sche Färbung. Seibert, Syst. V. Oe.I. irgend das Pigment reichlicher ist, tritt es als eine zu- sammenhängende Masse auf, die je nach der Schnitt- richtung scheiben- oder halbmondförmig erscheint, die ferner, wie bereits erwähnt, aus dem centralen Theil in Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1147. den lichten Hof der hellen und der halbdunklen Zellen übergreifen kann. I. Vacuolenbildung in den Nervenzellen. An Prä- paraten grösserer wie an solchen kleinerer Thiere, welche nicht bald nach dem Tode in die Härtungsflüssigkeit ge- langt sind, treffen wir häufig die Zellen zackig geformt und frei in der Kapsel gelegen. Diese Loslösung von der Kapsel betrifft hauptsächlich die dunklen, weit weniger die hellen Zellen. Sie kommt zu Stande durch das Auf- treten von Vacuolen im Randtheile der Zelle; durch das- selbe wird der Zellkörper von der Kapsel abgelöst in der Weise, dass zuweilen an der Kapsel eine dünne Proto- plasmaschicht haften bleibt. In Ausnahmsfällen kann sich Fig. 4. Aus dem Ganglion Gasseri des Kalbes. Merkel’sche Färbung. Grosse dunkle Zelle mit hellem Kern. Vacuolen- bildung und Ablösuug der Randschicht von der Kapsel. Sei- bert, hom. Immers. !/. Oe. I. die letztere nachträglich ablösen; man kann dann den Zellkörper darin wie in einer Hülse gelagert finden; die Septa zwischen den Vacuolen erscheinen als Fortsätze, welche die Zellen mit ihrer Hülse verbinden. Nie sind die chromophoben Zellen in so starkem Masse von der Retraktion getroffen wie die Anderen. Fig. 5. Aus einem Sp.-Ganglion des Fig. 6. Aus dem Gangl. Gasseri des Menschen. Ochsen. Dunkle Zelle. Centrale Va- Abschnitteiner dunklen pigmenthaltigen Zelle. cuole. Seibert homog. Immers. 1/,,. * Fortsatz. ** Scheinbar abgetrennter Theil Oe. 1. derselben Zelle. Vacuolen. Seibert. V. Oc. 1. Centrale Vacuolen-Bildung haben wir nur in einigen wenigen Zellen, jedes Mal in Form einer einzigen Vacuole gesehen. Im Sympathicus des Pferdes haben wir einige Male von zwei scheinbar an einander gelagerten Zellen, die eine in ein vollständig von Vacuolen durchsetztes Netz aufgelöst gefunden; ob es sich dabei um eine zweite Zelle handelt oder um ein ungleiches Aussehen beider Hälften einer Zelle, ist indessen nicht mit Sicherheit festzustellen. Kritik. Ueberblicken wir unsere Befunde, so zeigen dieselben überall gleichmässig eine Reihe von Differenzen in der Zellstruktur, welche wir wohl als den Ausdruck präformir- ter Verschiedenheiten aufzufassen berechtigt sind. Die Un- gleichheit der Zellen kann nicht beruhen auf einer postmor- talen Veränderung. Wir finden dieselbe am absolut frischen Material, wir finden sie auch an unmittelbar nach dem Tode in Osmiumsäure fixirten Objekten ; die Zeit, welche nach dem Tode verflossen ist, übt keinen Einfluss auf das Mengenverhältniss beider Zellformen. Auch —. 36 — schliessen die eben angeführten Gründe eine ursächliche Bedeutung der Einwirkung von Reagenzien oder kadave- rösen Veränderungen für den Nachweis zweier Zellformen aus. Es ergeben uns die Untersuchungen noch weitere positive Anhaltspunkte für die physiologische Existenz jener Differenzen durch den Nachweis einer innerhalb ge- wisser Grenze constanten Proportion zwischen beiden Zell- formen an verschiedenen Orten. Man konnte anfangs daran denken, dass vielleicht die Schrumpfung der Zell- substanz, die sich am stärksten da, wo Vacuolen am reich- haltigsten auftreten, zeigt, auf die Tinktionsfähigkeit einen Einfluss übe. Da aber gerade die frischesten Präparate, in welchen Schrumpfungen überhaupt noch nicht statt- gefunden haben, die Differenzen am besten zeigen, so kann jener Einwand auf unsere Präparate kaum Anwen- dung finden. Kreyssig hat geglaubt, dass der Erhärtungs- methode eine ursächliche Bedeutung zukommen könne. Wirhaben bei Anwendung verschiedener Härtungsmethoden stets das gleiche Resultat erzielt. Wenn Kreyssig bei sehr langsamer Einwirkung des Alkohols auf die mit Mütller’scher Lösung behandelten Präparate die Differenz weniger ausgesprochen fand, so kann das wohl daran liegen, dass bei dieser allmäligen Erhärtung nachträgliche chemische Veränderungen in dem Untersuchungsmaterial eingetreten sind, dass vielleicht gewisse Substanzen extra- hirt worden sind oder sich durch Diffusion in das um- sebende Gewebe ausgebreitet haben, welche auf anderem Wese in der Zelle fixirt bleiben )). Wir konstatiren also in der verschiedenen Tinktions- fähigkeit der Zellen in den peripheren Ganglien den Aus- I, Vıgl. hierzu Flesch und Koneff. Neurologisches Central- blatt 1886, 1. April. Be druck chemischer Unterschiede, welche auf eine während des Lebens vorhandene Ungleichheit der Nervenzellen hin- weisen. Anders steht es mit den oben mitgetheilten Be- obachtungen über Vacuolenbildung in den Nervenzellen. Für sie haben wir feststellen können, dass sie besser am nicht ganz frischen Präparate zur Erscheinung kommt. Den besten Beweis hiefür lieferten uns die zum Zwecke vergleichender Zählung hergestellten Präparate symmetri- scher Ganglien des Kaninchens, von welchen das eine jedesmal frisch, das andere erst acht Stunden später in die Müller’sche Flüssigkeit gebracht wurde. Hier war die Vacuolenbildung unverhältnissmässig deutlicher im zweiten Präparat als in dem ersten, wo sie nur vereinzelt und in geringem Masse zu sehen war. Dass gewisse Struktur- verhältnisse der Zellen für das örtliche Auftreten dieser Leichenerscheinungen massgebend sind, kann allerdings nicht bezweifelt werden. Wir haben hervorgehoben, dass die Vacuolen weitaus am häufigsten im Randtheile der Zellen auftreten; wir haben weiter gezeigt, dass dieser Randtheil an manchen Zellen eine chemisch und optisch nachweisbare Verschiedenheit von dem centralen Theile des Zellkörpers besitzt. Individuelle Verhältnisse mögen das Auftreten der Vacuolen begünstigen. Die Thierart kann von Einfluss sein. Unser sehr frisches Material vom Kalbe und vom Ochsen zeigt dieselben reichlicher als von irgend einem anderen Thier entnommene Objekte. Wir halten es nicht für unmöglich, dass die bei Intoxikationen eintretenden Veränderungen der Körpersäfte die Entstehung der Vacu- olen begünstigen'), aber deren Existenz intra vitam bei !) Zu Vergiftungsversuchen benutzte, überhaupt nach längerem operativen Eingreifen getödtete Thiere sind überhaupt nach den ANSR vergifteten Thieren ist bis jetzt durch nichts erwiesen. Schulz") scheint der Einwirkung der Conservirungsflüssig- keiten ein gewisses Gewicht beizulegen. Unsere Resultate haben konstatirt, dass bei vollständig gleicher Behandlung das weniger frisch in Erhärtungsflüssigkeiten gelangte Objekt mehr zur Vacuolenbildung neigt als das Control- präparat. Diess schliesst nicht aus, dass bei denselben Objekten in gleich frischem Zustande Vacuolenbildung bei Finwirkung eines bestimmten Härtungsmittels ausbleibt, in einem andern eintritt. Die Verschiedenheit der Diffu- sionsgeschwindigkeit jener Lösungen, die ungleiche Kraft, mit welcher sie die Albuminate der Zellsubstanz zur Coagu- lation bringen, mögen hier in Betracht zu ziehen sein, um von Fall zu Fall die Erklärung zu finden. Die Verbreitung der uns beschäftigenden Verschieden- heiten im Nervensysteme der Säugethiere bedarf noch weiter gehender Untersuchungen. Analoge Verschieden- heiten in der Tinktionsfähigkeit der Zellen sind wie schon oben erwähnt, auch im Rückenmarke und im Kleinhirn konstatirt worden. Wir können diess auf Grund eigener Anschauung an Präparaten von der Katze, vom Bären und vom Menschen konstatiren. Aus im Gange befind- lichen Studien im anatomischen Laboratorium der Berner Thierarzneischule können wir anticeipirend mittheilen, dass in der Medulla oblongata der Katze eine Lokalisation in der Differenzirung in dem Sinne stattfindet, dass ge- wisse Kerne überwiegend helle, andere fast ausschliess- Erfahrungen von Hrn. Prof. Flesch für histologische Zwecke darum nicht immer zu brauchen, weil kadaveröse Veränderungen hier rascher auftreten. 1) Schulz. Ueber arteficielle, kadaveröse und pathologische Veränderungen des Riückenmarkes. Neurologisches Centralblatt, Nr. 23—24, 1883. J he r % ; y so lich dunkle Zellen aufweisen. Diese Thatsache, deren hohe Bedeutung noch in anderer Hinsicht zu diskutiren sein wird, ergänzt übrigens die gegen die Artefact-Natur der Tinktionsverschiedenheiten vorgebrachten Argumente. Es wäre absolut unverständlich, dass eine postmortale zu- fällige Veränderung sich genau an circumscripten, symme- trisch gelegenen Stellen in ganzen Serien mehrere Quadrat- centimeter grosser Schnitte fände. Nachdem wir festgestellt haben, dass die verschiedene Tinktionsfähigkeit der Nervenzellen in den Spinalganglien auf normale physiologische Unterschiede derselben zurück- zuführen sei, müssen wir die Bedeutung dieses Unter- schiedes einer kurzen Erörterung unterziehen. Unzweifel- haft ist es, dass hier wichtige chemische Vorgänge in Be- tracht kommen, welche an der absterbenden Zelle ablaufen. Am besten demonstrirt werden uns dieselben an der Ein- wirkung der Osmiumsäure. Die schnellere Reduktion der- selben in der einen Zellform bedarf allerdings noch der Erklärung; es könnte sich aber auch bloss um ein grösseres Sauerstoff-Bedürfniss der sich schwärzenden chromophilen Zellen handeln. Wir haben, von der letzteren Hypothese ausgehend, einige Versuche angestellt, der Art, dass wir nach längerer intensiver Reizung peripherer Nerven mittelst des induzirten Stromes die zugehörigen Ganglien untersucht und mit den entsprechenden Präparaten der Ganglien der nicht gereizten Seite verglichen haben. Die Ergebnisse der äusserst mühevollen Arbeit — es mussten die betreffenden Ganglien in Serien feiner Schnitte zer- lest werden, von welchen jeder einzelne die komplizirte Prozedur der Weigert-Färbung zu durchlaufen hatte — sind zur Zeit noch nicht abgeschlossen. Wir glauben allerdings beobachtet zu haben, dass eine relative Ver- mehrung der dunklen Zellen stattgefunden habe, müssen — FA indessen unser Urtheil noch zurückhalten, bis die dem Abschlusse nahen weiteren Versuchsergebnisse vorliegen. Bei der Beurtheilung unserer Befunde müssen, ehe wir eine physiologische Folgerung zu ziehen versuchen, gewisse morphologische Verhältnisse noch in Betracht gezogen werden. Wie es scheint, tritt im Laufe der Entwicklung eine Verschiebung der Mengenverhältnisse beider Zellen ein; wie diese Verschiebung aufzufassen ist, werden wir erst dann feststellen können, wenn wir in ausgedehnterem Masse als bisher die embryonalen Verhältnisse erforscht haben werden. Die grössere, also der Wahrscheinlichkeit nach in der Entwickelung am weitesten vorgeschrittene Zellform schien bei dem jungen Thiere zu überwiegen. Im embryonalen Zustande ist sie nur ganz spärlich vor- handen. Dieser Widerspruch ist indessen vielleicht nur ein scheinbarer. Wir haben fortdauernd darauf hinge- wiesen, dass auch beim erwachsenen Thiere Zwischenformen bestehen, dass uns sogar eine isolirte Zählung derselben möglich war. Da beim Embryo die Differenz überhaupt nicht so ausgesprochen war wie beim erwachsenen Thier, so erscheint die Annahme recht wohl zulässig, dass die beim Embryo als dunkel bezeichneten Zellen wesentlich der Mittelform des erwachsenen Thieres und nicht der extrem dunklen Form entsprechen. Wir sind mithin ge- neigt in den dunklen Zellen beim Embryo und in der Uebergangsform beim erwachsenen Thier ein indifferentes Entwicklungstadium zu sehen, aus welchem sich die ex- tremen Zellformen ableiten. Damit wird noch eine andere unserer Beobachtungen in Einklang zu bringen sein. Ge- rade bei den dunkelsten Zellen haben wir auf die homo- gene der Reticulirung entbehrende Beschaffenheit der Kerne hingewiesen. Dieselbe passt vollständig in den > a VAL Rahmen dessen, was Pfitzner ') neuerdings über die Se- nescenzerscheisungen der Kerne geschrieben. Die Ver- muthung liegt nahe, dass hiernach jene dunkelsten Zell- formen als von Altersveränderungen betroffen aufzufassen seien. Im Lichte der vorstehenden Erörterung gewinnt nun allerdings der Befund durch verschiedene Tinktionsfähig- keit unterschiedener Nervenzellen eine äusserst komplizirte Gestalt. Es liegt auf der Hand, dass hier Wachsthums- und Involutionsstadien sowie funktionelle Veränderungen, in die auf eine physiologische Verschiedenheit hinweisende Polymorphie der Nervenzellen, die sich in der verschie- denen Tinktionsfähigkeit manifestirt, eingreifen. Unsere Methoden reichen bis jetzt noch nicht aus, um zu ent- scheiden, welchen der in Betracht kommenden Einflüsse das in jedem Falle beobachtete spezifische Aussehen der Zelle zuzuschreiben sei. Immerhin kann das eine betont werden: falls überhaupt, wie doch wohl allgemein ange- nommen wird, den Kernen grauer Substanz in der Me- dulla oblongata eine verschiedene physiologische Werth- tigkeit zuzuschreiben ist, so muss auch auf Grund der mitgetheilten Beobachtungen über die Medulla oblongata der Katze eine ungleiche physiologische Bedeutung der in jenen Kernen ungleich vertheilten Nervenzellen ange- nommen werden. Ein Grund, wesswegen wir die analogen mikroskopischen Vorgänge an den Spinalganglien nicht in gleicher Weise wie jene in der Medulla oblongata deuten sollen, liegt nicht vor. Aber auch unsere eigenen Beob- achtungen an den peripheren Ganglien ergeben (und vielleicht sogar in exakterer Weise) die Nothwendigkeit. I) Pfitzner, W. Zur pathologischen Anatoinie des Zellkerns. Virchow’s Archiv für patholog. Anatomie u. s. f., 103. Band, =.275. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1148. BR eine solche physiologische Verschiedenheit anzunehmen. Der Nachweis einer konstanten Differenz zwischen dem Ganglion Gassert und den Spinal-Ganglien erscheint uns als zwingendes Argument für die Annahme, dass hier eine tiefere Ursache als die von Anderen vermutheten kadavrösen Veränderungen vorliege. Wir können uns keine andere, denn eine physiologische Verschiedenheit der untersuchten Organe als Ursache der so konstanten morphologischen Differenzen vorstellen. Analoge Verschiedenheiten der mikrochemischen Be- schaffenheit an anderen Organen haben sich stets auf physiologische Differenzen zurückführen lassen. So z.B. die von Grätzner') neuerdings behandelte Differenz der Muskelstruktur, so auch die von Ehrlich?) beschriebenen Formen der Leukocyten, wie sie sich auf Grund ihres verschiedenen Verhaltens zu gewissen Farbstoffen, wie z.B. zum Eosin darstellen lassen. Für das Nervensystem existirt bis jetzt, von den oben citirten Hypothesen Mauthner’s?) abgesehen, nur eine An- gabe Zöwe’s*) über verschiedene Tinktionsfähigkeit sen- sibler und motorischer Nerven, welche bis jetzt noch von keiner Seite bestätigt ist, wenn auch ein Zweifel an der ') Grützner P. Zur Anatomie und Physiologie der quer- sestreiften Muskeln. Recueil zoolog. suisse, I. Bd. S. 669. 2, Ehrlich P. Methodologische Beiträge zur Physiologie und Pathologie der verschiedenen Formen der Leukoeyten. Arch. f. klin. Med. Bd. I, Heft. 3 und Verhandlungen der physiolog. Gesellschaft zu Berlin, 1878/79, Nr. 20, eitirt nach Hoffmann Schwalbe’s Jahresbericht der Anatomie f. d. J. 1880, S. 30. I) Vergl. S. 4, Anm. 1. 2, Löwe L. Methode zur Herstellung von Präparaten, wel- che den Unterschied im Bau der motorischen und der sensiblen Nerven demonstriren und welche in Folge dessen geeignet sind, den Faserverlauf im peripheren Nervensystem erkennen zu lassen. Zool. Anzeiger, III. Jahrg., 1880, S. 503. RR Ye Thatsache nicht laut geworden ist. Dagegen zeigen die Untersuchungen von Ehrlich!) einerseits, Lieberkühn?) und Edinger ?) andererseits, dass schon im lebenden Nerven- gewebe chemische Differenzen bestehen. Unsere Beobach- tungen dürfen vielleicht einen bescheidenen Beitrag zur Vermehrung unserer Kenntnisse der chemischen Ver- schiedenheiten des Nervengewebes bilden. Der Zukunft mag es vorbehalten bleiben, zu entschei- welcher Art jene Verschiedenheiten seien. Resultate. Die Ergebnisse unserer Untersuchung lassen sich in folgende Sätze zusammenfassen: I. In den Spinalganglien der Säugethiere existiren nach ihrer Struktur und mikrochemischen Beschaffenheit verschiedene Zellformen. II. Im Ganglion Gasseri finden sich dieselben Zell- formen wie in den Spinal-Ganglien. III. Das Mengenverhältniss beider Zellformen an ver- schiedenen Orten zeigt konstante Verschiedenheiten. IV. Neben den charakteristischen extremen Zellformen finden sich solche, welche wahrscheinlich die gemeinsame Grundlage der als chromophile und chromophobe unter- schiedenen Zelltypen darstellen. V. Das mikroskopische Bild der Nervenzellen in den peripheren Ganglien und die Unterscheidung jener Zell- !) Ehrlich P. Ueber die Methylenblaureaction der lebenden Nervensubstanz. Deutsche mediz. Wochenschrift Nr. 4, 1886 (Separatabdruck). 2, Lieberkühn. Ueber die Einwirkung von Alizarin auf die Gewebe des lebenden Körpers. Marburger Sitzungsh. 1874, p. 33. °, Citirt nach Ehrlich. Der Ort der Original-Mittheilung ist uns nicht bekannt. EN NER formen wird durch Entwicklungs-, Senescenz- und vielleicht Funktions-Veränderungen beeinflusst. VI. Die Polymorphie der Nervenzellen hängt wahr- scheinlich mit Funktionsverschiedenheiter zusammen. Zuletzt sei es mir noch gestattet, Hrn. Prof. Dr. Max Flesch für seine stetige Mitwirkung, die er mir während der Ausführung dieser Arbeit zu Theil werden liess, meinen besten Dank auszusprechen. Bern, 15. Mai 1886. Sigismund Lothringer. Ueber die Hypophyse des Hundes. (Aus dem Anatomischen Institute der Thierarzneischule in Bern ) Vorgetragen in der Sitzung vom 22. Mai 1886 von Herrn Prof. Dr. Flesch. Einleitung. Ueber die functionelle Bedeutung der Hypophyse ist bis jetzt noch kein befriedigendes Verständniss erzielt worden. Während z. B. Luschka‘) auf Grund seiner Untersuchungen den Hirnanhang aus der Reihe der „Blut- gefässdrüsen“ in die der „im Dienste des Nervensystems stehenden Organe“ einreiht und als „Nervendrüse“ be- zeichnet, versucht es später Peremeschko?) wieder die Hypophyse in die Kategorie der „Blutgefässdrüsen“ zu stellen. Einen weiteren Schritt zur Aufklärung der phy- siologischen Bedeutung des räthselhaften Organes bilden die Untersuchungen von Herrn Prof. Flesch’) in Bern !) H. Luschka. Der Hirnanhang und die Steissdrüse. Berlin 1860, S. 12. 2) Peremeschko. Ueber den Bau des Hirnanhanges. Virchow’s Archiv, Bd. 38, 1867. ®) M. Flesch. Compte rendu des travaux presentes & la soixante-septieme session de la Societe helvetique des sciences naturelles, r&unie & Lucerne. (Archives des sciences physiques et naturelles, Novembre-Decembre), 1884, S, 112. — Tageblatt der 57. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte in Magdeburg. und Dostojewsky') in Petersburg, welche zeigen, dass in dem Vorderlappen der Hypophyse zwei durch Grösse und differente mikrochemische Reaktionen sehr scharf cha- rakteiisirte Zellformen vorkommen. In Anbetracht der noch lückenhaften Kenntnisse über den Bau der Hypo- physe bei den Säugethieren schien es zweckmässig, unter Zugrundelegung oben erwähnter neuer Ergebnisse, neue Forschungen über die histologische Beschaffenheit dieses Organes vorzunehmen. Die letzteren wurden im anatomischen Institute der Thierarzneischule in Bern unter Leitung des Herrn Prof. Dr. Flesch vorgenommen. Ein Theil dieser Untersuchun- gen — über den Bau der Hypophyse des Hundes — wird hiemit der Oeffentlichkeit übergeben. Eine ausführliche, ein grösseres Material umfassende Arbeit, ist in dem Archive für mikroskopische Anatomie im Drucke. Es ist noch nöthig, den mikroskopischen Unter- suchungen einige Worte über die Topographie der Hypo- physe vorauszuschicken, weil hier wesentliche Verschieden- heiten gegenüber den bei der menschlichen Hypophyse bestehenden Anordnungen zu berücksichtigen sind. Be- trachten wir den Sagittalschnitt des menschlichen Kopfes, so sehen wir die Hypophyse so in der sella turcica ge- legen, dass sie sich nach vorn und unten hin dem tuber cinereum anschliesst. Die in das tuber cinereum sich fort- setzende Höhle des Zwischenhirnes ist gleichfalls, soweit sie dem Stiele angehört, nach vorn und unten gerichtet. Anders verhält es sich bei der Hypophyse des Hundes. Im Gegensatze zu dem beim Menschen Beobachteten ist lt, Dostojewsky. Militärärztliches Journal, Petersburg, October 1884. — Archiv für mikroskopische Anatomie von Waldeyer, 1886, H. 4. TATEN hier der Hypophysenstiel sammt der Hypophyse, ebenso wie bei anderen Säugethieren, rückwärts gerichtet. Der- jenige Antheil des Organes, welcher dem Vorderlappen der menschlichen Hypophyse homolog zu setzen wäre, liegt nicht vor, sondern «nter dem Hirnantheile. Es ist daher zweckmässig, statt von einem Vorder- und Hinter- lappen von einem Epithelial- und einem Hirntheile zu spiechen. Zur Methodik der Untersuchungen sei nur bemerkt, dass dieselben zumeist an in Mäller’scher Flüssigkeit und Alkohol oder in Osmiumsäure erhärteten Präparaten ange- stellt sind. Die gewonnenen Schnitte wurden auf verschiedene Weise gefärbt. Ausser den gewöhnlichen Tinktionen (Bo- raxcarmin, Pikrokarmin, Haematoxylin-Eosin) waren es besonders die von Weigert für das Centralnervensystem empfohlene Haematoxylinfärbung, ferner die von Merkel angegebene Doppeltinktion mit Karmin und Indigcarmin, welche uns gute Resultate lieferten. Zum raschen Nach- weise der Existenz eigenthümlicher „chromophiler“ Zellen erwies sich die erste, zur Gewinnung eleganter Bilder die zweite Methode am vortheilhaftesten. Hypophyse des Hundes. Die Betrachtung des frischen Organes eines durch Verblutung getödteten Hundes zeigt das Gewebe an der Oberfläche ungemein weich, fast zerfliesslich. Die Fär- bung entspricht etwa der der Hirnrinde. Auf der ventralen Fläche zeigen sich kleine braunrothe Flecken. Die Be- A trachtung mit der Loupe zeigt, dass deren dunklere Fär- bung theils von gefüllten Blutgefässen, theils von einer gelbbraunen Pigmentirung der Oberfläche herrührt. Auf der dorsalen Fläche findet sich die pigmentirte Zone nur in der Umgebung des Trichterlappens. Zum Erlangen des Uebersichtsbildes über den Bau der Hypophyse des Hundes benutzt man am besten Schnitte, die annähernd in frontaler Richtung geführt sind. Dieselben treffen in günstigem Falle die ganze Länge des Hirntheiles, kelch- artig umschlossen vom Epitheltheil. Der Gehirntheil, etwa in einer Höhe von zwei Mm. über der Hypophyse abge- tragen, verjüngt sich im Schnittbilde und schwillt inner- halb der Hypophyse wiederum mächtig an, so dass das ganze Durchschnittsbild sanduhrförmig erscheint. Der Epitheltheil umfasst die untere Anschwellung, wie erwähnt, kelchartig, am mikroskopischen Durchschnitt in der Nähe des dem Hirntheile zugekehrten Randes des Kelches circa 1,5—2 Mm. dick, am Boden auf etwas we- niger als 1 Mm. verjüngt. An Präparaten, welche mittelst der Weigert’schen Haematoxylintinktion behandelt worden sind, erscheint der Epitheltheil dunkler als der Hirntheil. Ein spaltförmiger Zwischenraum scheint beide Abschnitte zu scheiden. Genauere Betrachtung zeigt indessen, dass der Spalt nicht die Grenze zwischen Epithelial- und Hirn- theil markirt, dass vielmehr ein ganz dünner nur aus we- nigen Zellschichten gebildeter Epithelsaum central dem Hirntheile anliegt. Da wo der Stiel sich zum tuber cine- reum erweitert, also vor und über dem eingeschnürten Theile des sanduhrförmigen Gebildes, hängt dieser Epithe- lialsaum mit dem Körper des Hypophysenbechers zu- sammen, so dass hier die trennende Höhle abgeschlossen erscheint. Diese Umschlagstelle bildet übrigens nicht die eigentliche Grenze des Epithelialtheiles, vielmehr setzt sich Bun OT eine dünne Schicht desselben noch mehr weniger weit auf den Stiel der Hypophyse fort. | Messungen an einem solchen Schnitte ergeben an dem einem ziemlich grossen Hund entnommenen Organe fol- sende Werthe, deren Genauigkeit wegen des Schrumpfens ‘ des Präparates beim Erhärten nur eine relative ist. Bei einer Höhe des Schnittes von etwa 5 Mm., wovon 1,5 auf den Stiel kommen, betrug dessen grösste Breite 5,55 Mm., die vom Epithelialtheil umschlossene Anschwellung des Hirntheiles 3,2, die schmalste Stelle des Hirntheiles 1,1 Mm. Der Epithelialtheil mass entsprechend der grössten Breite jederseits 0,8 Mm., verdickte sich jedoch bis auf 1,1 Mm. Der auf dem Hirntheile haftende Epithelsaum ist 0,1 Mm. dick. Selstverständlich gestaltet sich das beschriebene Bild verschieden, je nach der Schnittrichtung. Schnitte, senkrecht zur Richtung der vorigen geführt, zeigen den Hirntheil hufeisen- oder ringförmig vom Epithelialtheile umgeben, je nach der Höhe und Lage der Schnittrichtung. Wo wir das beschriebene Bild der Einsenkung des Hirntheiles in den doppelschichtigen Epithelialtheil sehen, lässt sich die Anordnung des letzteren mit der der se- kundären Augenblase vergleichen, nur mit dem Unter- schiede, dass das die Concavität des Bechers bildende Blatt hier das dünnere ist. Der beide Blätter abgren- zende Spalt erscheint an den Schnitten von beiden Seiten her scharf umschrieben. Da wo beide Schichten ineinander übergehen, dringen verästelte Fortsetzungen des Spaltes mehr weniger weit in die Substanz vor. Die Weite des Spaltes ist ın verschiedenen Präpa- raten eine verschiedene. Es ist schwer zu entscheiden, in wie weit dies auf Rechnung der Präparation oder auf Rechnung physiologischer Differenzen zu setzen ist An Präparaten, welche nach Weigert’s Methode mit Haema- Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1149. ION toxylin gefärbt sind, fällt eine dunkle Beschaffenheit des gesammten Epithelialtheiles in’s Auge. Das Mikroskop zeigt ein Maschenwerk weiter Gefässe, dessen Lücken von epithelialen Elementen ausgefüllt sind. Die Gefässwände sind sehr dünn, selbst an Gefässen von 0,1 Mm. Durch- messer und darüber sind nur Spuren anderweitiger Wand- elemente, ausser den Endothelien der Intima vorhanden. Der von den Blutgefässen eingenommene Raum ist ein so grosser, dass man das Gesammtbild beschreiben kann als das eines kavernösen Gewebes, dessen Substanzmaschen von zu Ketten und Schläuchen angeordneten Zellen ge- bildet werden. Die schönsten Bilder gibt die Merkel’sche Tinktion, bei welcher zwischen den grasgrünen Gefäss- strassen tief dunkelblaue und rothe Zellinseln erscheinen. Die Dunkelfärbung rührt von der Existenz chromophiier Zellen her. Letztere fehlen im Epithelsaum sowie im Umschlagtheile.. Die Zellen in den Zwischenräumen des 'Gefässmaschenwerkes sind zumeist in Ketten angeordnet, welche 2—3 Zellkörper in der Querrichtung gleichzeitig erkennen lassen. Eine schlauchartige Gruppirung der Zellen um ein offenes Lumen ist da, wo die Zellketten in ihrer Längenrichtung getroffen sind, nur ganz ausnahms- weise zu sehen. Eher sieht man, wo quer durchschnittene | Zellketten vorliegen, einen ganz engen, dem Durchmesser einer Zelle kaum gleichkommenden Hohlraum. Deutliche Schläuche erkennt man im Umschlagtheile. Das Lumen des Schlauches erscheint hier als directe Fortsetzung, be- } ziehungsweise Abzweigung, der spaltförmigen Hypophysen- höhle. An feinen Schnitten tritt uns dagegen sehr deutlich h eine Beziehung der Zellen zu den Gefässen hervor. Sie sind denselben wie ein Epithelbelag angelagert und zwar ist es zumeist die grössere der beiden Zellformen, weiche der Endothelwand der Gefässe unmittelbar angelagert ercheint. Be 2 07 hl BEN Als Umschlagzone der Hypophysensubstanz bezeichnen wir jenen Theil derselben, welcher an dem dünnen Theile des Hypophysenstieles beide Blätter der Hypophysensub- stanz verbindet. Dieser Umschlagtheil ist ausserordent- lich schwer gegen die Gehirnsubstanz abzugrenzen. Eine schmale Fortsetzung desselben breitet sich an der Unter- fläche des tuber cinereum aus; bis wohin, vermochten wir, da wir stets an vom Gehirne getrennten Organen unter- suchten, nicht mit Sicherheit festzustellen. Der nach hinten oben gekehrte Theil des Hypophysenstieles wird von einer dünnen Lage den Pia-Gefässen folgender epi- thelialer Schläuche, welche dem Umschlagtheile angehören, im Ringe umfasst. Unter dem Mikroskope bietet die Um- schlagzone ein höchst komplieirtes Bild. Die Hypophysen- höhle entsendet jederseits eine grössere Abzweigung, die lateralwärts gerichtet ist und sich geweihartig verästelt. In gleicher Weise ist die vordere Grenze der Hypophysen- höhle in dem Gewebe, welches zunächst den Stiel um- schliesst, verzweigt. Zwischen das Lückensystem der Ge- fässverästelung ist sonach ein zweites Lückensystem ein- geschaltet, welches von der Hypophysenhöhle gebildet wird. Das komplieirte Maschenwerk der epithelialen Ele- mente ist also in dieser Region zum Theil Epithelausklei- dung der Verästelungen der Hypophysenhöhle. Die lockere Beschaffenheit dieser Gegend, welche aus der geschilderten Anordnung resultirt, erklärt das leichte Abreissen des Epithelialtheiles vom Hirntheile. Da ferner letzterer selbst nur von einer sehr dünnen Schicht grauer Substanz um- grenzt wird, so kann leicht eine Communikation zwischen der Infundibular- und der Hypophysenhöhle vorgetäuscht werden. Wir glauben uns an unseren Schnittserien in sagit- taler und frontaler Richtung überzeugt zu haben, dass eine solche Communikation an denselben nicht bestanden N hat. Wo durch Einrisse an den Trockenpräparaten, na- mentlich wegen der Nothwendigkeit an sehr dünnen Schnitten zu untersuchen, ein Riss entstanden war, erwies der Mangel einer epithelialen Begrenzung die Artefactnatur. Die Ausläufer der Hypophysenhöhle verästeln sich, wie erwähnt, in mit Epithel ausgekleidete Schläuche, welche bis nahe zur freien Fläche des Organes vordringen. Die das Lumen des Schlauches begrenzenden Epithelien sind gebildet aus nur wenigen langgestreckten, oft cylindrischen Zellen, deren freie Fläche scharfkantig abgestutzt er- scheint. Flimmerhaare konnten wir nicht finden, dagegen schien es zuweilen, als ob der schmale Grenzsaum ge- strichelt wäre, ähnlich den Darmepithelien. Zwischen diesen Zellen finden sich vereinzelte Rundzellen, die zu- weilen die freie Fläche erreichen oder sich über dieselbe vorwölben. Sie gewähren den Eindruck, als ob es sich um den Durchtritt von Wanderzellen handelte. In Ueber- einstimmung damit steht, dass man in dem Lumen der Schläuche undeutlich conturirte Rundzellen antrifft, ohne dass die Beschaffenheit des Präparates dafür spricht, dass es sich etwa um durch die Präparation verschleppte Zellen handle. Beweisend in dieser Hinsicht waren Präparate, an welchen eine geronnene körnige Masse den Inhalt der Spalten bildet, welche die anderwärts freiliegenden Zellen eingelagert enthält. Doch verhielten sich in dieser Hin- sicht die verschiedenen Präparate nicht gleich, zuweilen fand sich auch Blut in den Spalten. Dies muss uns noch die Frage nahe legen, ob nicht gelegentlich Extravasate in die Hohlräume stattfinden, welche vorübergehend deren Inhalt gerinnungsfähig gestalten. Auffällig ist noch am Epithel der Schläuche ein Bild, welches nur an besonders günstigen Stellen klar zur An- schauung kommt. Es zeigen sich nämlich unmittelbar u I ER unter den cylindrischen, die Schläuche begrenzenden Zellen, zuweilen zwischen dieselben sich eindrängend, grössere bei Karmintinktion ungefärbte Zellen, welche durch ihr homogenes Aussehen inmitten der granulirten Epithelien an Becherzellen erinnern. Einen gelegentlichen Befund in dem Inhalte der Schläuche bilden neben den körnigen Ma- terien und erwähnten Zellen schmale Streifen einer stark lichtbrechenden Substanz, welche durch Indigocarmin in- tensiv gefärbt wird. Sie erscheinen als eckige Stäbchen» manchmal halbmondförmig gebogen, an Karminpräparaten farblos, im polarisirten Licht ohne Doppelbrechung. Die optischen Eigenschaften und die Farbenreaktionen geben ihnen eine unverkennbare Beziehung zu geschichteten runden oder mit buckligen Auftreibungen versehenen Massen, deren vereinzeltes Vorkommen im Gewebe der Hypophyse bekannt ist, wo sie als Colloidmassen bezeichnet werden. An einigen Präparaten gestaltete sich das Auf- treten der letzteren eigenthümlich in der Weise, dass ein Kern des granulirten Inhaltsmateriales von einem Saume geschichteter colloider Substanz, dann einer zweiten Lage der granulirten Masse und neuer colloider Substanz um- geben war. Wir kommen zur Betrachtung des Epithelsaumes. Der Hauptsache nach besteht derselbe aus einer mehrere Zell- reihen hohen Epithelschicht, welche dem Hirntheile un- mittelbar anliegt. Nur in der Nähe des Umschlagrandes erreicht dieselbe eine grössere Mächtigkeit. Je nach der Schnittrichtung werden wir sie in ihrem ganzen Umfange von der Hypophysenhöhle umfasst oder gekrösartig sammt dem von ihr umfassten Hirntheile an dem dünnsten Theile der Umschlagzone aufgelagert sehen. Da wo die Epithelien eine etwas grössere Mächtigkeit haben, umschliessen sie zahlreiche kleine Cystenräume, deren Durchmesser wir NR 7 une von 20 bis auf 60 Mm. bestimmt haben'). Diese Räume sind nicht kugelig, zeigen vielmehr Ausbuchtungen. An aufeinanderfolgenden Schnitten sieht man zuweilen schein- bar selbständige Cystenquerschnitte zusammenfliessen, kann sich aber überzeugen, dass es sich gleichwohl um abge- schlossene Räume handelt. Der Inhalt der Cysten erscheint an manchen Präparaten als ein feinkörniges, Zellenrudi- mente enthaltendes Material. In einzelnen Cysten ist der Inhalt anscheinend dichter und nimmt derselbe intensivere Färbungen an, durch welche er den colloiden Massen sich nähert. Einen Zusammenhang der Cysten mit Schläuchen oder Spalträumen anderer Art haben wir nicht ermitteln können. Ueber das Gewebe des Hirntheiles haben wir spe- ciellere Untersuchungen nicht angestellt. Nach der Be- schaffenheit desselben an unseren Präparaten war die an- gewendete Behandlungsmethode für ein Studium der kom- plizirten hier vorliegenden Verhältnisse nicht sonderlich günstig. Der Hauptsache nach besteht dies Gewebe aus sich spitzwinklig durchflechtenden Faserzügen. Diese von schmalen bindegewebigen, von der Oberfläche aus eindringenden Septen durchzogen, bilden eine Grund- lage, in deren Zwischenräumen lockerere gewebsmassen enthalten sind. Die zuerst genannten Faserzüge bieten da, wo sie in grösserer Masse auftreten, wie Schwalbe ?) und W. Müller?) anführen, ein Bild, das sich füglich mit dem Spindelzellensarkom vergleichen lässt. Langgestreckte !) Messungen an 10 Cysten. Länge: 70, 50, 50, 30, 22, 15, 17, 35, 32, 63. Breite; 45,.30,, 30,22, 20,,19,.12,,22, 22750. 2) Schwalbe. Lehrbuch der Neurologie. ®) W. Mitller. Ueber Entwicklung und Bau der Hypophyse etc. Jenaische Zeitschrift für Medicin ete. Sechster Band, 1871. DENN EA u Kerne erinnern an glatte Muskelfasern, doch sind auch zahlreiche, Rundzellen und polygonale oder sternförmige Zellen in die Faserzüge eingelagert. Die in den Zwischen- räumen enthaltenen Gewebstheile bestehen aus sternförmig verästelten, durch Ausläufer untereinander verbundenen Zellen, deren Anordnung auf's Evidenteste dem Gliagewebe an Nervenzellen armer Hirntheile entspricht. Die Ab- grenzung beider Formelemente des aus Faserzügen und Glianestern gemischten Gewebes ist keine scharfe, Je nach dem Härtungszustande u. s. w. wird das Bild ein verschiedenes.. An den der Weigert’schen Haemato- xylinbehandlung unterzogenen Präparaten erscheinen die Glianester als granulirte Ausfüllungsmasse der Zwischen- räume zwischen den Faserbalken. Nur an sehr feinen Schnitten lassen sich überhaupt, besonders gut bei Borax- karmintinktion, die Kerne der Gliazellen leicht erkennen. Der Uebergang des tuber cinereum in den Trichterlappen der Hypophyse findet sich in der Höhe des Umschlag- theiles. Die graue Substanz’ des tuber ceinereum schiebt sich hier als sich abwärts verjüngender Saum zellenarmer Hirnrinde zwischen den Epitheltheil der Hypophyse und das eigenartige Gewebe des Trichterlappens ein. Feinste. senkrecht zur Oberfläche gestellte Fasern bilden die Grund- lage dieses Gewebes. In das mit dem letzteren zusammen- hängende Gliagerüste sind spärliche, langgestreckte, py- ramidenförmige Ganglienzellen eingelagert. Ein dünner Piaüberzug zieht sich entlang dieser Lage oberflächlicher grauer Substanz in die Tiefe, etwa ebensoweit nach ab- wärts als jene Substanz. Das von ihr bedeckte, an Rund- zellen reiche Gewebe des tuber cinereum geht allmälig in die Faserung des Trichterlappens auf, indem die wesent- lich der Längsrichtung des Trichterlappens folgenden Faserzüge an Menge zu, die nervösen Elemente abnehmen. UN Bea Die Gefässe des Infundibularlappens bilden ein Netz mit grossen Zwischenräumen, dessen Stämme wesentlich cen- tral, dessen Verzweigungen peripher gelegen sind. Die Randschlingen dieser Gefässe reichen bis unmittelbar unter den Epithelsaum, indem sie hier aneinanderschliessende Bögen bilden,welche ohnejedesZwischengewebe an die Zellen des Epithelsaumes grenzen. Weder bei künstlicher, noch bei natürlicher Injektion könnten wir ein Eindringen von Gefässschlingen zwischen die Epithelien wahrnehmen. Da die Gefässe im Epithelialtheil nur bis zum Epithelsaum reichen, so bildet letzterer einen gefässlosen Epithelüber- zug des Hirntheiles. Die erwähnten Gefässschlingen dürften sonach die alleinige Nahrungsquelle für den Epithelsaum bilden. * * ES Der wichtigste Theil dieser Untersuchungen ist der Nachweis zweier nach Grösse und Verhalten gegen Farben verschiedener Zellenarten im Epitheltheil und der Ueber- einstimmung der eigenartigen Reaktionen der einen Zell- form mit jenen der colloiden Inhaltsmassen in den Cysten- räumen. Was zunächst das Vorkommen einer durch mikro- chemische Reaktionen und Grösse ausgezeichneter Zellform in gewissen Theilen des Organes betrifft, so zeigt hierin die Hypophyse eine gewisse Uebereinstimmung mit secerniren- den Drüsen. Kontrol-Untersuchungen haben den Nachweis dieser beiden Zellformen erbracht für die Hypophyse des Schweines, des Pferdes, des Rindes, des Kaninchens, der Katze, des Hundes, des Fuchses, des Affen (Hapalemur sil- vanus), des Menschen. Ihr Auftreten zeigt sich schon bei jüngeren Thieren. Sehr schön haben wir sie bei einem siebenjährigen Kinde gesehen. Die Grösse der Zellen beträgt j j $ hr h EB re im Mittel aus vielen Messungen 19« in der Längen, 11« in der Quer-Dimension, während für die kleineren, den Hauptzellen der Magendrüsen vergleichbaren Zellen, 10:6 « sich ergeben. Spezifische Färbemittel für die grossen „chromophilen“ Zellen sind Haematoxylin nach der Weigert- schen Methode (die gewöhnlichen Haematoxylinlösungen nach Böhmer u. A. färben nur den Kern), Indigo, Osmium- säure, Eosin. Jodlösungen wirken zwar schneller als auf die anderen Zellen des Organes, jedoch ohne einen spezi- fischen Charakter zu zeigen. Die sämmtlichen genannten Reaktionen kommen nun auch den colloiden Inhaltsmassen der Schläuche und Oysten der Hypophyse zu. Da wir auch, wie schon ältere Autoren (Virchow), Langen?) ge- sehen, Bilder gefunden haben, welche für eine direkte Umwandlung der chromophilen Zellen in colloide Massen sprechen, so ist der Schluss auf eine Beziehung zwischen den colloiden Massen in den Hohlräumen und jenen Zellen wohl nicht zu gewagt. Wir kommen sonach zu der An- nahme, dass die Hypophysenschläuche eine Substanz pro- duziren, welche sich in die Spalten und Höhlen der Hypo- physe ergiesst. Unter Umständen zeigt sich dieselbe zu „colloiden“ Massen gestaltet, vielleicht dadurch, dass nach gelegentlichen Gerinnungen deren Produkte sich mit jenem spezifischen Sekret imprägniren. Der Nachweis eines ab- geschlossenen, sich vom Umschlagtheile aus weit in den Piaüberzug des tuber cinereum fortsetzenden Systemes von Hohlräumen, deren Wandung ebenso wie der Epithel- saum der spezifischen chromophilen Zellen entbehren, und I) R. Virchow. Untersuchungen über die Entwicklung des Schädelgrundes. Berlin, 1857. 2) Langen, Th. De Hypophyse cerebri Disquisitiones micros- copiex V, Dissertatio inauguralis, Bonn 1864. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1150. ae das nahe Ilerantreten weiter Gefässschlingen an jene. Ge- bilde deutet vielleicht darauf hin, dass sie der Resorption des produzirten Sekretes dienen. So erscheint es nicht unmöglich, dass die Hypophyse bestimmt ist, ein eigen- artiges chemisches Produkt mittelst der chromophilen Zellen abzusondern, welches dann von den Hohlräumen des Organes aus der Resorption anheimfällt. * * * Für die mir von Herrn Prof. Dr. Flesch bei der. Wahl und Ausführung dieser Arbeit auf’s Freundlichste ertheilte Anweisung und Unterstützung sei ihm hiermit mein bester Dank erstattet. Katharina v. Kowalenskaja. Beiträge zur vergleichenden mikroskopischen Anatomie der Hirnrinde des Menschen und einiger Säugethiere, Vorgelegt in der Sitzung der Naturf. Gesellsch. vom 6. Nor. 1886 durch Hrn. Prof. Dr. Flesch. I. Einleitung. Die folgenden Untersuchungen betreffen die Frage der Lokalisation physiologischer Funktionen in der Gross- hirnrinde. Wenn in der That die einzelnen topographischen Regionen des Gehirnes eine ungleiche physiologische Dignität haben, so rechtfertigt dies einen Versuch, ana- tomische Grundlagen für jene Verschiedenheiten auf- zusuchen. Die Frage ist noch unberührt, ob überhaupt die specifischen Leistungen der grauen Nervensubstanz an bestimmte morphologische Anordnungen sich binden. Unser Versuch, dieser Frage näher zu treten, kann zunächst von den verschiedenen Deutungen der in den Experimenten und Krankengeschichten enthaltenen Thatsachen über Aus- fallerscheinungen nach circumscripten Läsionen ganz ab- strahiren. Das unbestrittene Faktum, dass die Folge- zustände nach apoplektischer Zerstörung des Hinterhaupt- lappens andere sind, als die nach Verletzungen der Central- windungen eintretenden; ferner die schon dem blossen Auge wahrnehmbare Differenz im Aussehen der Hirnrinde an einer bestimmten Stelle des Occipitallappens (Umgebung der Fissura caicarina) einerseits, in den Centralwindungen andererseits, sowie Meynert’s”*) grundlegende Darstellung *) Meynert, Abschnitt „Gehirn“ in Stricker's Gewebelehre. Ba. II, S. 694. Leipzig 1872. Der Bau der Grosshirnrinde und seine örtlichen Verschiedenheiten. Neuwied 1867. Ta a der örtlichen Verschiedenheiten im Bau der Hirnrinde, bilden unsere Prämissen. Gelingt es, den Nachweis zu erbringen, dass den Gebieten der Hirnrinde eines Thieres, deren experimentelle Zerstörung vergleichbare funktionelle Defekte erzeugt, analoge Struktureigenthümlichkeiten zu- kommen, wie die an entsprechenden Stellen der mensch- lichen Gehirnrinde gefundenen, so wird hieraus eine ge- wisse Wahrscheinlichkeit für einen inneren Zusammenhang zwischen Struktur und physiologischer Leistungsfähigkeit sich ergeben. So einfach diese Fragestellung erscheint, so komplizirt gestaltet sie sich, wenn wir in die genauere Prüfung ein- gehen. Zunächst ist die morphologische Gleichwerthigkeit der einzelnen Rindengebiete noch sehr wenig aufgeklärt. Nehmen wir demnach an, dass unsere Untersuchung er- gebe, es fänden sich gleichartige histologische Struktur- verhältnisse an funktionell gleichwerthigen Stellen, so könnte sich möglicherweise herausstellen, dass jene Ge- biete entwicklungsgeschichtlich als verschiedene auf- zufassen seien. Es würde dies bedeuten, dass hier mor- phologische und physiologische Werthigkeit nicht zu- sammenfallen. Fände sich aber gleichwohl eine konstante Beziehung zwischen physiologischer Funktion und histo- logischer Struktur, so würde die Annahme nahe liegen, dass im Zusammenhange mit der Funktion jene eigenartige Struktur sich ausgebildet habe. Sollte es sich andererseits ergeben, dass funktionelle und morphologische Gleich- werthigkeit zusammenfallen, so würde dies eher zu der Vermuthung führen, dass die Funktion an jene histo- logische Struktur gebunden sei. | Aus diesen Betrachtungen geht hervor, dass wir in erster Linie die Frage zu prüfen haben, welche Gebiete der Hirnrinde als gleichwerthig aufzufassen seien. Unsere wi. Br antenne RE Lara Untersuchungen beziehen sich hauptsächlich auf die Hirn- rinde des Menschen, des Affen, des Hundes und der Katze. Bezüglich der Gehirne dieser Arten existiren ziemlich viele vergleichend anatomische Untersuchungen, deren Ergebnisse freilich nicht überall harmoniren. Eine Nach- prüfung derselben ist als Vorstudie für die uns hier beschäftigenden Untersuchungen auf Veranlassung von Professor Flesch durch Frl. Fammiliant,*) ausgeführt und in deren Dissertation publizirt worden. Wir geben in den folgenden Zeilen eine kurze Uebersicht der in jener Arbeit aufgestellten Homologien, welche für uns in den weiteren Betrachtungen massgebend sein werden. „Homologe Furchen sind tolgende: a. Fissura centralis und Fiss. coronalis; d. Fiss. splenialis und callosomarginalis; c. Fiss. rhinalis posterior und Fiss. oceipitotemporalis ; d. Fiss. pr&sylvia und Fiss. frontalis inferior. Eine theilweise Homologie besteht: «. Zwischen Fiss. lateralis und ansata Krueg (= hinterer lateraler Haupt- furche Pansch) und vorderem Theil der Fiss. suprasylvia einerseits, Fiss. parietalis andererseits; ferner b. Fiss. suprasylvia, hinterer Theil und unterer Temporalfurche; c. Fiss. postica, Arueg (hinterer Theil der unteren Bogen- furche, Pansch) und oberer Schläfenfurche.“ Die vergleichende Untersuchung wird darauf gerichtet sein müssen, an den aus der obigen Zusammenstellung sich ergebenden Vergleichsstellen histologische Identität nachzuweisen, Diese histologische Aufgabe bietet neue Schwierigkeiten. Es ist durchaus nicht gleichgültig, welche Stellen zur Untersuchung verwendet werden. Es existiren *) Fammiliant, V. Beiträge zur Vergleichung der Hirnfurchen bei den Carnivoren und den Primaten, im Anschlusse an die Unter- suchung eines Löwengehirnes. Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. 1I. Heft. 1885. (Auch als Dissertation erschienen). wesentliche Verschiedenheiten zwischen oberflächlichen und tiefen Stellen einer und derselben Windung. Zu Vergleichen können jeweils entweder die Höhen, bezw. die an der freien Oberfläche des Gehirnes liegenden oder die der Wand der Furchen angehörenden Stellen herangezogen werden. Es zeigt sich aber, dass in Folge der geringen Tiefe der Furchen bei den kleineren Säugethieren es äusserst schwer hält, ausreichend gut die zu betrachtenden Gebiete abzugrenzen. Verschiedenheiten der Struktur, welche wir bei denselben verzeichnen, können möglicher- weise direkt darauf beruhen, dass mit der Ausbildung der Furchung einzelne Bildungen, welche bei den glatthirnigen Thieren über einander liegen, also örtlich zusammen- fallen, auseinanderrücken und in Folge dessen auf ver- schiedene Höhen einer Windung vertheilt sind. 2. Untersuchungsmaterial und Methoden. Die Gehirne, an welchen wir unsere Untersuchungen angestellt haben, waren sämmtlich in Müller’schen Flüssig- keit gehärtet, dann in Alkohol konservirt worden. Gehirne von Menschen, die nur wenige Stunden nach dem Tode herausgenommen waren, verdanken wir Hrn. Professor Langhans in Bern, ein Affenhirn Hrn. Professor 7. Munk in Berlin. Unsere Untersuchungen beschränken sich auf zahl- reiche senkrecht zur Oberfläche geführte Schnitte von in Celloidin erhärteten Stücken. Gefärbt wurden die Schnitte nach den bekannten Methoden Weigert’s und Merkels; dazu kommen Tinktionen in neutraler Carminlösung. Ueber die Einzelheiten der ven uns benutzten Prozeduren finden sich Mittheilungen an anderen Stellen,*) so dass wir hier *) Mittheilungen von Flesch in der Zeitschrift für wissenschaft- liche Mikroskopie. Bd.I, S. 564; Bd. II, S. 349; Bd. III, S. 49. EB von detaillirteren Angaben absehen können. Nur das sei hervorgehoben, dass es mir in einem Falle gelungen ist, mittelst der Merkel’schen Carmin-Indigo-Methode eine reine Axencylinder-Tinktion zu erzielen, wie sie kein anderes Verfahren aufweist. Welche Bedingungen hier entscheidend waren, weiss ich nicht. Auf eine Wiederholung der Tinktion gerichtete Versuche waren mir missglückt. Erwähnens- werth scheint mir aber die betreffende Beobachtung, weil es immerhin möglich wäre, dass die Indigofärbung bei weiterer Ausbildung sich methodisch zur Darstellung feiner Nervenverzweigungen, welche dem Weigert’schen Ver- fahren widerstehen, verwenden liesse. 3. Mikroskopische Untersuchungen. In den folgenden Zeilen geben wir in Form von kurzen Protokollen eine Uebersicht über einen Theil des ver- arbeiteten Materiales. Bei den meisten Objekten sind mehrere Gehirne untersucht worden. In einigen Fällen allerdings, so bei dem Vergleiche der rechten und linken lateralen Stirnwindung des Menschen, ist nur ein Exemplar geprüft worden. Wo aus derselben Region mehrere Pro- tokolle mitgetheilt sind, erklärt sich dies daraus, dass im Laufe der Untersuchung es sich zweckmässig erwies, eine Ergänzung im Sinne engerer Lokalisirung eintreten zu lassen. Unverwerthet geblieben sind eine Reihe von Präparaten, so aus dem Scheitellappen des Menschen, weil wir hier bei dem Ausschneiden der Stücke nicht scharf genug lokalisirt hatten; ferner aus verschiedenen Regionen der Hirnrinde des Pferdes, weil deren ver- gleichend anatomische Einreihung nach dem jetzigen Stande der Morphologie noch nicht mit Sicherheit möglich BR ist. Die Beschreibung bezieht sich in allen Fällen auf nach dem Weigert’schen Verfahren behandelte Schnitte; von den meisten Objekten hatten wir auch Kontrolpräparate nach anderen Methoden zur Benutzung, aber die ungleiche Tinktionsfähigkeit des Protoplasma der Nervenzellen, auf welche wir wiederholt einzugehen haben werden, ist allein bei dem gewählten Verfahren leicht zu demonstriren. I. Mensch. Occipitallappen. Umgebung der Fissura calcarına. Dichte Oberflächenschicht; weiter folgt dichtes, an Zellen sehr reiches, dann zellenarmes Gewebe; darauf wieder eine zellenreiche Schicht; dann eine zeilenarme und eine dritte zellenhaltige Schicht; die untere ziemlich scharf gegen die weisse Substanz abgegrenzt. In der oberflächlichen Schicht finden sich Rundzellen von geringem Tinktionsvermögen, denen sich nur in der Nähe der ersten zellenarmen Schicht Pyramidenzellen der kleineren Formen zugesellen; letztere färben sich ziemlich intensiv. In der zweiten zellenhaltigen Schicht sind diese Pyramiden etwas zahlreicher, jedoch auch nur an den Grenzen gegen die zellenarmen Schichten. Die Rundzellen sind kleiner, in Gruppen gehäuft; sie besitzen sehr wenig Protoplasma um den Kern. In der untersten zellenhaltigen Schicht treffen wir die Zellen in sehr deutliche Gruppen geordnet. Es finden sich dreierlei Zellformen: Rundzellen in grossen Höhlen mit stark retrahirtem, farblosem Proto- plasma; zweitens kleinere unregelmässig geformte Zellen mit blass tingirtem Protoplasma, die ihre Höhlen voll- ständig ausfüllen; endlich grössere, theils pyramiden- förmige, theils polygonale Zellen mit ziemlich stark ge- färbtem Protoplasma. II. Affe. Occipitallappen. Rechts. Öberflächenschicht zuerst in einem schmalen Saume locker, dann dicht; weiter folgen drei durch zellenarme Schichten getrennte Lagen zellhaltigen Materiales. Ueberall ist die Zwischensubstanz dicht und sind die Zellen klein. In der ersten Schicht finden wir die Zellen zahlreicher in der Nähe der Gliaschicht und der ersten Zwischenschicht, so dass hier eine weitere Vermehrung der Schichten an- gedeutet ist. Die Abgrenzung ist am schärfsten zwischen der mittleren zellhaltigen und der unteren zellarmen Schicht. Die weisse Substanz ist von der grauen scharf geschieden. In der obeıflächlichsten von den drei zellhaltigen Lagen finden sich in der der Gliaschicht zugekehrten Hälfte dicht gedrängte, blasse, runde Zellen; in der tieferen Hälfte sind kleinere Rundzellen weiter zerstreut; zwischen sie eingesäet finden sich vereinzelte kleinste Pyramiden und unregelmässige Zellformen. Die mittlere zellenhaltige Schicht enthält sehr zahlreiche, namentlich gegen die zweite Zwischenlage dicht an einander gedrängte, kleinste Rundzellen, die fast nur aus dem Kerne bestehen. Die unterste Zellenlage zeigt wiederum überwiegend kleine runde oder polygonale Zellen, die in vertikale Säulen gruppirt erscheinen. An den Scheitellappen angrenzendes Gebiet des Occipital- lappens. Links. Die oberflächliche Schicht ist dicht. Es folgt eine dichte zellenhaltige Schicht, die sich nach unten auflockert und dann plötzlich mit einem dunkeln Streifen abgrenzt. Jetzt folgt helleres Gewebe, das sich verdichtet und wieder aufhellt zu einem scharf begrenzten lichten Streifen. Dann Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1151 folgt wieder dichteres zellenhaltiges Gewebe, welches scharf gegen die weisse Substanz sich abgrenzt. In allen Schichten überwiegen die Rundzellen; sie sind in dem oberflächlichen Theile blass tingirt, ziemlich klein und durch ziemlich viel Zwischenmasse getrennt. In der mittleren Schicht drängen sich die Rundzellen dichter zusammen, sind dagegen kleiner und dunkel gefärbt. Abwärts rücken sie wieder etwas mehr auseinander. Zu beiden Seiten des in der Schichtenbeschreibung erwähnten Grenzstreifens finden sich ausserdem ganz vereinzelt ein- gestreut polygonale oder auch pyramidenförmige dunkle Zellen der kleinsten Form, sowie hie und da etwas grössere unregelmässig gestaltete Zellen, die sich dunkel färben. Der erwähnte helle Streif ist bei der starken Vergrösserung weniger deutlich als bei der schwachen; seine Existenz scheint darauf zu beruhen, dass in seinem Gebiet etwas zahlreicher sich grössere Zellenhöhlen mit blassen, sie nur theilweise ausfüllenden Rundzellen finden. 1II. Katze. Ocecipitallappen. Die untersuchten Stücke verhalten sich nicht ganz gleichmässig. Wir beschreiben ein Präparat, welches mit den vom Hunde entnommenen Präparaten grosse Aehnlich- keit hat. Die Oberflächenschicht zeigt eine dünne, oberfläch- liche, lockere und eine breitere, dichtere, tiefe Lage. Dann folgt eine kleine, zellenhaltige Schicht mit dichter Grund- lage; danach eine zellenreiche Schicht, die ziemlich scharf gegen die weisse Substanz abgegrenzt ist. An anderen Stellen ist die oberflächliche Schicht gleichmässig, das Uebrige wie an der beschriebenen Stelle. Etwas weiter finden sich Partien, an welchen grössere Zellenlücken der an die Oberflächenschicht anschliessenden Zellenlage ein IR GT TR lockeres Gefüge verleihen. Noch andere Stellen zeigen auch in der Tiefe diese Auflockerung, während der zellen- arme Zwischenstreif reich an feinen Nervenfasern ist. Endlich näher der Spitze des Oceipitallappens finden wir dieselbe Schichtung, wie bei dem Hunde; im Ganzen in gleicher Deutlichkeit wie dort. Die Oberflächenschicht ist subpial dicht, nach unten lockerer. Weiter folgen drel zellenhaltige Schichten, durch zellenarmes Gewebe ge- trennt. Die Trennung ist weniger scharf zwischen der oberen und der mittleren, als zwischen letzterer und der unteren Lage. An der Spitze des Occipitallappens, da, wo die Grup- pirung in drei Zellenschichten am deutlichsten ist, finden wir in der ersten derselben ausschliesslieh grössere, blasse Rundzellen in weiten Höhlen; in der zweiten finden sich meist kleinere, ihre Höhlen gut ausfüllende Zellen; in der zweiten zellenarmen Zwischenschicht existiren diese kleinen Zellen auch fernerhin, jedoch weit zerstreut; zwischen ihnen erscheinen braungefärbte, sternförmige und unregel- mässig gestaltete Zellen; in der untersten Zwischenschicht finden sich wieder grössere, Rundzellen enthaltende Höhlen dichter gedrängt. In den angrenzenden Theilen des Ocei- pitallappens ist bemerkenswerth für einen Theil desselben die Häufung kleiner, duukler gefärbter Pyramiden an der Oberfläche, während in der mittleren Region sternförmige und polygonale Zellen zwischen den Rundzellen ziemlich häufig sind. Nach unten finden sich hier in Säulen grup- pirt kleine, runde und querovale Zellen. An anderen Stellen endlich, jenen, welche wir dem Eingange der Schichtenbeschreibung zum Grunde gelagt haben, finden sich zuerst grössere, dann kleinere Rundzellen; letzteren sind Kleinste Pyramidenzellen beigemischt. Nach unten folgen wieder dichter und theilweise in Gruppen grössere DE NEETAE und kleinere Rundzellen; letztere sich färbend. In ziem- lich gleichmässiger Flöhe der weissen Substanz sind ferner etwas grössere sich färbende polygonale Nervenzellen einzeln eingestreut. Die untersten Zellen sind spindel- förmig, horizontal angeordnet in mehreren Lagen. IV. Hund. Occipitallappen. Oberflächenschicht besteht aus einer dichten, sub- pialen und einer lockeren tiefen Lage. Weiter kommt eine zellenhaltige Schicht mit dichter Grundsubstanz, die allmälig in eine zweite zellenhaltige Lage übergeht, welche bei schwacher Vergrösserung dunkler erscheint als die vorige; dann folgt eine schmale Schicht, welche fast aus- schliesslich von Grundsubstanz gebildet ist; noch weiter eine lockere, breite, zellenhaltige Schicht, welche gegen . die weisse Substanz nicht scharf abgegrenzt ist. In der ersten der drei zellhaltigen Schichten finden sich fast ausschliesslich kleine, schmale Pyramiden, unter- mischt mit ebenfalls kleinen Rundzellen; etwas grössere Pyramiden finden sich an der Grenze gegen die zweite zellenhaltige Lage, in welcher mittelgrosse, ungefärbte Rundzellen mit kleinen gefärbten Pyramiden durchmischt sind. In der untersten Schicht folgen grosse Rundzellen, zum Theil in deutlich säulenartiger Gruppirung. V. Mensch. Oentralwindung. Oberflächenschicht sehr dicht; dann folgt eine von gleichmässig grossen Lücken durchsetzte Schicht Nerven- zellen enthaltender Substanz; danach wieder dichtes Ge- webe mit ziemlich allmäligem Uebergang in die weisse Substanz. Nur durch die Einlagerung von Riesenpyra- BR PT ah miden etwa in der halben Höhe der zellhaltigen Schicht wird das Bild an einzelnen Stellen modificirt. Es überwiegen pyramidenförmige Zellen in den ober- flächlichen drei Vierteln der Substanz; dieselben sind theils blasser, theils dunkler gefärbt; es üherwiegen die dunkleren Formen. Sehr grosse Riesenpyramiden liegen in Gruppen beisammen etwas über der Region der Rund- zellen; die Kerne dieser grossen Zellen liegen nicht im breitesten Theil derselben ; meist auch nicht in der Axe. Pigmentirung findet sich ausschliesslich zwischen Kern und Basis. In den mittelgrossen und kleineren Pyramiden finden sich Kerne, deren Form jener der Zellen entspricht. Runde und unregelmässig gestaltete Zellen mit stark ge- schrumpftem, ungefärbtem Protoplasma beginnen schon über der Region der Riesenpyramiden, nehmen an Grösse und Anzahl nach unten zu; später sind sie mit kleinen, runden und kurzen spindelförmigen Zellen untermischt. VI. Affe. Fissura eentralis. a. Medialer Theil. Die oberflächliche Schicht ist in ihrer subpialen Lage dichter, als in ihrer tiefen Hälfte. Das sehr breite, zell- haltige Gewebe lässt eine deutliche Schichtung nicht wahr- nehmen. Eigenartig gestaltet sich nur eine Region, die ungefähr die Grenze zwischen mittleren und unterem Drittel einnimmt, durch die Einlagerung in ziemlich gleichmäs- siger Höhe stehender Riesenpyramiden. Die Rundzellen zeigen schwach gefärbtes Protoplasma; zwischen denselben finden sich erst kleinere Pyramiden, dann mittelgrosse und weiter einzelne Riesenpyramiden, welche dunkel gefärbt sind. BE ae b. Lateraler Theil. Oberflächliche Schicht dicht; das zellhaltige Gebiet zeigt keine deutliche Abgrenzung in Schichten, doch be- steht ein Unterschied insofern die mittlere Region reicher an Zellen ist, als die Nachbargebiete. Riesenzellen nicht so auffällig. Die Zellen sind zum grossen Theil kleine Rundzellen, deren Protoplasma sich nicht tingirt. In der Mitte ein- gestreute Pyramidenzellen färben sich in ihrem ganzen Körper. VII. Katze. Umgebung des Sulcus eruciatus. Oberflächliche Schicht besteht aus einer lockeren sub- pialen und einer dichten tiefen Lage. Ihr folgt eine dichte zellenhaltige Schicht; danach eine etwas lockere, verein- zelte Riesenpyramiden enthaltende Lage; dann wieder ein dichtes, kleinzelliges Stratum, welches den Uebergang zur weissen Substanz bildet. Es besteht keine scharfe Grenze zwischen den genannten Schichten. Charakteristisches Aussehen erhält die Umgebung des Sulcus cruciatus dadurch, dass annähernd an der Grenze zwischen mittlerem und unterem Drittel der Hirnrinde ziem- lich häufig einzeln, selten in Gruppen, sehr grosse Pyra- miden, von welchen einzelne sich nicht färben, gelegen sind. Im Uebrigen finden sich in allen Schichten haupt- sächlich Rundzellen; nur in den mittleren sind diese mit kleineren ran vermischt. VIII. Hund. Umgebung des Sulcus cerueiatus. Die Oberflächenschicht ist dicht; ihr folgt eine wegen der Grösse der Zellenhöhlen locker erscheinende, zellen- reiche Schicht; dann ein dichtes, zellenhaltiges, tiefes EDGE EN a re ee Dil ie Gewebe, welches allmälig in die weisse Substanz über- geht. Die Zellen sind von der Gliaschicht nach abwärts zuerst runde oder in der Höhenrichtung langgestreckte Formen : weiter unten überwiegen wieder die runden Formen. In dem an Zellen etwas ärmeren Gewebe, wel- ches den Uebergang zu der an die weisse Substanz gren- zenzen kleinzelligen Region darstellt, finden sich gefärbte, einzeln liegende Pyramiden, wie sie auf der Höhe der Windung in grösserer Menge auftreten. Die unterste Schicht der grauen Substanz bilden runde und quer- ovale Zellen, letztere am flachsten in der Tiefe und theil- weise sehr deutlich säulenartig gruppirt. IX. Katze. Umgebung des Sulcus coronalis. Oberflächenschicht breit, subpial sehr locker, in der Tiefe dicht. In dem zellenhaltigen Gewebe kann man zwei Schichten trennen, eine, die etwa °/, umfasst, in wel- cher kleine Zellen in dichter Zwischensubstanz liegen und dann eine tiefere, in welcher grosse Zellen in weiten Höhlen der Substanz ein lockeres Aussehen geben. Beide Schichten gehen allmälig in einander über; auch ist die Grenze gegen die weisse Substanz keine scharfe. Die Zellen der Umgebung des Sulcus coronalis haben weitaus überwiegend den Charakter von Rundzellen. Die- selben sind in den oberflächlichen Theilen klein, blass und immer zu mehreren gruppirt, in der Tiefe bedeutend grösser, einzeln gelagert. Da, wo die grösseren Zellen der tieferen Region beginnen, finden sich vereinzelt ein- gestreut sehr grosse Pyramidenzellen von dunkler Fär- bung. Kleine Gruppen von solchen finden sich in der Nähe der Höhe der Windungen. Ausserdem finden sich TO NE noch eingestreut in die Zwischensubstanz Zellen von dunkler Tinction, unregelmässiger, verwaschener Umgren- zung, aber einer Beschaffenheit des Kernes, welche sie zu den Nervenzellen stellt. X. Hund. Umgebung des Sulcus coronalis. Oberflächliche Schicht in einer dünnen subpialen Lage locker, dann dicht. Es folgt in der zellenhaltigen Sub- stanz zuerst eine Schicht kleiner Zellen, die sich allmälig zu einer grosszelligen Schicht auflockert; dann tritt eine Lage an Zellen ärmeren Gewebes auf, endlich ein Stra- tum mit unregelmässig gelagerten kleinen Zellen, das all- mälig in die weisse Substanz übergeht. In der Umgebung des Sulcus coronalis überwiegen die Rundzelien, die fast nicht gefärbt sind und an der Oberfläche ein kleineres, in der Tiefe ein grösseres Ca- liber zeigen ; zwischen sie sind (bis auf den Kern) unge- färbte, kleine und mittelgrosse Pyramiden eingesät, nur in dem äls zellenarm bezeichneten Gebiete finden sich vereinzelt dunkel tingirte, stern- und pyramidenförmige kleinste Zellen, in gut umgrenzten Höhlen gelegen. In der Nähe der Höhe der Windungen zeigen sich auch ein- zelne grössere Pyramiden. Auf der Höhe selbst ist die Zahl der Pyramiden überhaupt eine ziemlich beträcht- liche. XI. Affe. Links. Scheitellappen. Oberflächliche Schicht dicht, sich nach der Tiefe auf- lockernd. Es folgt eine etwa die halbe Höhe der Hirn- rinde einnehmende, zellenreiche Schicht von lockerem Aus- sehen; darauf eine an Zellen ärmere Lage etwa halb so breit, als die vorige von dunklerem Aussehen, wenigstens a RB an den Hämatoxylinpräparaten. Dann wieder eine an Breite der vorigen gleiche, etwas blassere Schicht, von ihr durch einen deutlichen Streifen getrennt. Ziemlich scharfe Abgrenzung gegen die weisse Substanz. Die Zellen sind durchweg Rundzellen, welche in der breiten, oberen Region sehr schwach gefärbt bleiben. In der mittleren, dunkleren Region finden sich in ihrem ganzen Körper gefärbte, sehr kleine, irregulär gestaltete, multipolare Zellen zwischen den farblosen, runden; daher das dunklere Aussehen dieser Region. In der untersten zellhaltigen Schicht im Ganzen das gleiche Verhalten. Ail. Katze. Scheitellappen. Oberflächliche Schicht in der subpialen Lage locker, danach dicht; dann folgt zellenhaltiges Gewebe mit mittel- grossen, dicht gestellten Zellenhöhlen; dann wieder an Zellen ärmeres, dichteres Gewebe, welches sich nach unten zu allmäligem Uebergang in die weisse Substanz auf- lockert. Diese Beschaffenheit findet sich nur in einem abgegrenzten Gebiete. Die Zellen der obersten Region sind Rundzellen, welche ihre Höhlen schlecht ausfüllen. In der mittleren, an Zellen ärmeren Region werden die Zellen kleiner und sind untermischtmit kleinen und grossen Pyramiden. Nach abwärts gegen die weisse Substanz hin, treten wieder die grösseren Rundzellen auf, während die Pyramiden ver- schwinden. Erstere sind hie und da säulenartig ange- ordnet. XIII. Katze. Sulcus suprasylvius. Oberflächliche Schicht unter der Pia auf '/, hell, locker, dann auf etwa */, ihrer Dicke dicht. Es folgt eine zellen- Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1152 RE Dr haltige Schicht mit ziemlich grossen Höhlen, welche all- mälig an Zellen verarmt; nur in der Nähe der weissen Substanz nimmt die Menge der Zellen etwas zu. Beider- seits zeigt die Umgebung des Sulcus suprasylvius dieselben Verhältnisse. An der Oberfläche finden sich dicht gedrängte, kleine Rundzellen mit blassgefärbtem Zellkörper, welche ihre Höhlen gut ausfüllen. Nach abwärts rücken dieselben auseinander, so zwar, dass sich Gruppen bilden, In dem reichlichen, letztere trennenden Zwischengewebe liegen eingestreut einzelne grössere Rundzellen und einzelne Pyramiden von verschiedenen Grössen und zum Theil qunkler Färbung; einzelne aber und zwar grosse derselben erscheinen ganz blass. Nach abwärts finden sich wieder ausschliesslich Rundzellen. XIV. Hund. Umgebung des Sulcus longitudinalis superior. Die oberflächliche Schicht besteht aus zwei Lagen, von welchen die tiefere etwa drei Mal so breit wie die obere und viel dichter ist. Dann folgt eine zellenhaltige Lage, die sich durch Erweiterung der Höhlen nach unten mehr und mehr lockert, und ziemlich scharf gegen die folgende, an dichter Zwischensubstanz reichere Lage ab- gegrenzt ist. Es verhalten sich beide Wände der Furche nicht ganz gleich; ausserdem ist im Grunde der Furche die tiefere, dichtere, zellenhaltige Schicht nicht zu sehen. In der oberen der beiden zellhaltigen Schichten über- wiegen ziemlich grosse Rundzellen, in der Nähe der fol- genden Lage untermischt mit ganz blassen, mittelgrossen Pyramiden. Die Rundzellen der tiefen Schicht sind nicht gleichmässig vertheilt, wie in der oberflächlichen, sondern AL er sehr deut!ich in Gruppen, deren grösste Höhe senkrecht zur Oberfläche steht, geordnet. XV. Hund. Sulcus longitudinalis inferior. Oberflächliche Schicht dicht; die zellenhaltige, relativ schmale Schicht zeigt da, wo sie an die Gliaschicht grenzt, zahlreiche, zuerst kleine, dann grössere Zellenhöhlen, unter Abnahme der Zellen geht sie allmälig in die weisse Substanz über. Die Zellen sind unter der Gliaschicht mit Rundzellen untermischte, ziemlich grosse, blasse Pyramiden; nach abwärts verschwinden die letzteren und bleiben nur Rund- zellen, theils kleinere in Gruppen, theils grössere zerstreut liegend. XVI. Mensch. Obere Schläfenwindung. Öberflächliche Schicht schmal, dicht; jedoch an der Oberfläche etwas lockerer, als in der Tiefe. Ihr folgt un- mittelbar eine lockere, an Nervenzellen reichere Schicht, die allmälig in dichteres Gewebe übergeht, welches gegen die weisse Substanz sich wieder mehr lockert. Keine scharfe Grenze gegen die weisse Substanz. Die Nervenzellen, in dem an die Gliaschicht angren- zenden Gebiete, liegen in ovalen, mit der grossen Axe parallel der Oberfläche gestellten Höhlen; ihr Protoplasma ist ungefärbt und durch Schrumpfung auf ein Minimum granulirten Materiales in der Umgebung des excentrisch gelegenen Kernes reduzirt. Weiter abwärts werden die Zellen kleiner und treten zu Gruppen zusammen, welche säulenartig angeordnet sind, mit breiten Lagen trennender, dichter Zwischensubstanz. Noch weiter abwärts finden NT sich wieder grössere, runde Zellräume, einzeln oder in kleineren Gruppen; Pyramidenzellen finden sich nur ganz spärlich in die tieferen Regionen eingestreut; sie sind klein, dunkel gefärbt. XVII. Affe. Links. Schläfenlappen. Oberflächliche Schicht dicht. Die graue Subefänz ist zunächst auf eine breite Strecke dicht; dann folgt ein lockeres Gewebe, welches etwa die halbe Breite der vor- hergehenden Schicht besitzt; darauf wieder dichteres Ge- webe, letzteres scharf gegen die weisse Substanz abge- grenzt. In den breiten, an die Gliaschicht anschliessenden Regionen der Hirnrinde finden sich ziemlich weit von ein- ander liegende Rundzellen. Da, wo diese Schicht an die als locker bezeichnete Lage angrenzt, treten kleine Py- ramidenzellen in der Zwischensubstanz auf, welche dunkel gefärbt sind. Das lockere Aussehen der sich anschlies- senden Region beruht darauf, dass kleine Rundzellen in grosser Zahl dicht gedrängt liegen. Die Zwischensubstanz ist dicht, reich an kleinen Pyramiden und sternför- migen Zellen. In der untersten Schicht werden die Rund- zellen wieder etwas grösser, rücken aber wieder ausein- ander; einzelne derselben sind dunkel gefärbt. Links. Obere Schläfenwindung. | Oberflächliche Schicht dicht. Der zellhaltige Theil der grauen Substanz zeigt keine scharfe Abgrenzung der Schichten. Zuerst kleinere, dann grössere Zellenhöhlen, dann wieder kleinere. Wenig scharfe Abgrenzung gegen die weisse Substanz. Zunächst der Gliaschicht finden sich kleine Rund- zellen von zum Theil dunkler Färbung, ziemlich nah bei- MAIER sammen gelegen; dann werden die Zellen etwas grösser, rücken aber weiter auseinander; später mischen sich die kleinen Pyramiden bei. Nach abwärts nimmt die Menge der Zwischensubstanz zu, während die hellen Zellen wieder kleiner werden; dagegen finden sich ziemlich viele stark tingirte, kleinere, unregelmässig gestaltete Zellen, ohne scharfe Umgrenzung. XVIII. Mensch. a. Laterale Stirnwindung. a Links. Operculartheil. Die Oberflächenschicht zerfällt in zwei Lagen: eine dichte, oberflächliche, eine lockere, tiefe; dann folgt ein zellenhaltiges, lockeres Stratum; dann dichtes, an Zellen ärmeres Gewebe; endlich eine lockere Schicht, die gegen die weisse Substanz ziemlich scharf abgegrenzt ist. In dem oberen Theile des zellenhaltigen Gebietes überwiegen schmale Pyramidenzellen der kleinsten Form und sternförmige Zellen. Häufig sind dieselben reich an Pigment. Gegen die weisse Substanz nimmt die Menge der Pyramidenzellen ab, deren Grösse aber zu. In der untersten Schicht fehlen sie gänzlich. Stellenweise liegen die Pyramidenzellen in Gruppen den aufsteigenden Nerven- bündeln entlang. Die grössten Pyramiden liegen etwa in der halben Höhe der Hirnrinde. Die runden Zellen mit ungefärbtem Protoplasma nehmen continuirlich an Grösse gegen die weisse Substanz zu und drängen sich dort zu- gleich dichter zusammen. 8 Rechts. Operculurtheil. Auf der rechten Seite desselben Gehirnes scheint die Zahl der Zellen geringer zu sein und zwar scheint der Defect sich wesentlich auf die kleinen Pyramiden der oberen Lage zu beziehen. EN RT Laterale Stirnwindung. b. Orbitaltheil. Oberflächenschicht verhältnissmässig breit, sehr dicht; Abgrenzung gegen die nächste, zellenreiche Schicht keine sehr scharfe; letzterer folgt eine wenig deutlich abge- grenzte, schmale, dichte Schicht; dann wieder ein zellen- haltiges Stratum von der gleichen Breite, wie die obere Zellenlage, welches gegen die weisse Substanz nicht scharf abgegrenzt ist. Von der Gliaschicht fast bis an die weisse Substanz finden sich kleinere und mittelgrosse Pyramidenzelien ; die Rundzellen nehmen von oben nach unten an Grösse zu; ihr Protoplasma ist sehr wenig gefärbt. XIX. Vordere Inselwindung. Öberflächliche Schicht breit, aus einer dichten, ober- flächlichen und einer tiefen, weitmaschigen Lage bestehend. Dann folgt eine sehr breite, dichte, zellenhaltige Zone, welche sich nach der Tiefe etwas auflockert; dann wieder verdichtet und allmälig in die weisse Substanz übergeht. Unter der Gliaschicht folgen zunächst sehr kleine Rundzellen und unregelmässig gestaltete Zellen; letztere von dunklerer Färbung. Das Gliagewebe bleibt anfangs weitmaschig, verdichtet sich dann, während die Zahl und Grösse der Nervenzellen eine sehr geringe bleibt und nur ganz allmälig nach unten zunimmt. Erst an der Grenze des mittleren und unteren Drittels der zellenhaltigen Partie, folgen Pyramidenzellen von mittlerer Grösse und sehr schmalen, langgestreckten Formen, meistens in Gruppen von 4 bis 5 Zellen im Schnitte sichtbar. Unter- halb der Region dieser Pyramidenzellen vermindert sich die Zahl der Rundzellen wieder; dagegen wird die Grösse TORE ihrer Höhlen theilweise eine beträchtlichere. Unmittelbar in der Nähe der weissen Substanz findet man dann wieder ausschliesslich kleine Rundzellen. 4. Ergebnisse. Die Kritik des vorstehenden Beobachtungsmateriales hat zunächst die Verschiedenheit der mannigfaltigen Bilder auf die Beschaffenheit und die Anordnung der sie zu- sammensetzenden. Structurelemente zurückzuführen. Letz- tere sind, von den Gefässen abgesehen, Nervenzellen, Stützsubstanz und Nervenfasern. Die Nervenzellen sind in Lücken der Stützsubstanz eingelagert, welche nicht immer von der Zelle ausgefüllt erschienen. Bald finden wir einen wohl entwiekelten, mit deutlichen Fortsätzen versehenen Protoplasmakörper, bald ist nur ein Zellkern mit einer Spur anhaftender, körniger Masse in der Zell- höhle enthalten. In beiden Fällen kann das Protoplasma der Zelle von Farbstoffen imprägnirt sein oder kann es der Tinction Widerstand leisten. Während die ungleiche Neigung zur Färbung auf eine verschiedene chemische Beschaffenheit der Zellsubstanz hindeutet, ist die in der Hirnrinde so auffällige Schrumpfung vieler Zellen in aus- gedehnten Gebieten zwar vielfach discutirt, aber kaum ausreichend erklärt worden.*) Untersuchungen, welche gleichzeitig im Laboratorium der Berner Thierarznei- schule von Frl. Koneff ausgeführt wurden, haben es wahr- scheinlich gemacht, dass jene Schrumpfung der Zelle mit dem Auftreten von Vacuolen in den Nervenzellen peri- *) S. Ganser, Vergleichend -anatomische Studien über das Gehirn des Maulwurfs. Gegenbaur’s Morphologisches Jahrbuch VII, S. 618. a pherer Ganglien in Beziehung steht. Möglicherweise ist es eine ungleiche, physikalische Beschaffenheit des Proto- plasma’s, welche ein schnelleres Auftreten dar Vacuolen- bildung begünstigt. Jedenfalls kann als sicher angesehen werden, dass das geschrumpfte Aussehen der Zellen eine durch die einwirkenden Reagentien begünstigte Leichen- erscheinung ist. Für unsere Beschreibungen ist die Existenz zahlreicher, von ihren Zellen nicht ausgefüllter Höhlen in- sofern von Einfluss gewesen, als sie der zellhaltigen Sub- stanz das Aussehen eines lockeren Maschenwerkes ver- leihen kann. Aber auch die Beschaffenheit der Neuroglia kann ein lichteres Aussehen der Hirnrinde bedingen. Da, wo wir das Stützgewebe am reinsten beobachten, in der oberflächlichen, zellenarmen Rindenschicht, in welcher nur noch eingelagerte, feine Nervenfasern der Glia beigemengt sind*), haben wir an vielen Präparaten eine deutliche Unterscheidung dichterer und lockerer Schichten zu sta- tuiren. Es mag ausdrücklich betont werden, dass die lockere Beschaffenheit in manchen Regionen gerade in der tieferen Lage der oberflächlichen Schicht zu constatiren war, wo sie nicht wohl auf eine Auflockerung der Sub- stanz durch die Reagentien bezogen werden konnte; ge- rade der Wechsel des Vorkommens bald einer weitma- schigen, bald einer granulirt erscheinenden, dichten Sub- stanzschicht, bald unter der Pia, bald entlang der zellhaltigen Substanz spricht dafür, dass hier präformirte Structur- verschiedenheiten und nicht postmortale, von der Härtungs- flüssigkeit verschuldete Differenzen im mikroskopischen Bilde zum Ausdruck kommen. Wenn demnach in der Beschreibung der Schichten von einem lockeren oder dichten Aussehen derselben die Rede ist, so kann dies von der jeweiligen Beschaffenheit der Stützsubstanz, es kann aber *) Kölliker, Gewebelehre, 1876, S. 305. ER auch von einer Höhlenbildung durch Schrumpfung der Nervenzellen herrühren. Wiederholt ist ferner in den Be- schreibungen von Gruppenbildungen und von säulenartiger Anordnung der Nervenzellen die Rede. Erstere beziehen wir auf das Zusammenliegen gleichartiger Zellen, welche durch wenig Zwischensubstanz getrennt sind. Die säulen- artige Anordnung findet sich hauptsächlich in der Nähe der weissen Substanz; die von letzterer in die Rinde senk- recht zur Oberfläche einstrahlenden Nervenbündel be- dingen die Stellung der Zellen in vertikale Reihen zwischen den Faserzügen. Ueber die Vertheilung der Nervenfasern haben wir in den Beschreibungen Nichts berichtet. Beobachtungen an einigen der untersuchten Objekte haben uns in hohem Maasse wahrscheinlich gemacht, dass die Verzweigungs- weise der feinen Fasern, welche durch das Weigert’sche Verfahren dargestellt werden können, erhebliche, regionale Verschiedenheiten aufweist. Wir haben diese höchst mühe- vollen Studien nicht zu Ende geführt. Bessere Präpara- tionsmethoden werden hier erst die Möglichkeit schaffen müssen, diesen Verhältnissen nachzugehen. Von grosser Wichtigkeit für das mikroskopische Bild ist die Schnitt- richtung. Wir waren bestrebt, ausschliesslich solche Schnitte zu untersuchen, welche möglichst genau senk- recht zur Oberfläche geführt waren. Im Allgemeinen darf dies wohl da angenommen werden, wo grössere Gefäss- stämmchen in ihrer ganzen Länge sich darbieten. Der- artige Präparate zeigen die Pyramiden allein in ihrer charakteristischen Form. Schrägschnitte können leicht runde Zellen vortäuschen. Da, wo die Zelle oder der von ihr eingenommene Raum farblos in gefärbter Zwischen- substanz enthalten sind, wird ohnehin an nicht sehr dünnen Schnitten eine konische Verlängerung derselben in der Bern. Mittheil. 1886 Nr. 1153. ee farbigen Grundlage verschwinden; es wird so unter Um- ständen an Stellen, welche farblose Pyramiden enthielten, nur ein den Kern enthaltender, den breiteren Theil der Zelle bergender Raum als scheinbare Rundzellenhöhle sichtbar sein. Die Beschreibungen beziehen sich ausschliesslich auf die Seitenwand der Furchen. Es kann fraglich erscheinen ob diese Wahl der Untersuchungsstelle den physiologisch bedeutungsvollsten Ort getroffen hat. Vielleicht könnte eine Angabe von Luciani*) direkt zu Gunsten der von uns gewählten Stelle herangezogen werden. Nach diesen Versuchen ist die Rinde in der Tiefe der Furche güns- tiger für gewisse Erregbarkeitsversuche als die Ober- fläche. Auch abgesehen davon aber eignet sich die gewählte Region besser, als die Höhe der Windungen zum Ver- gleiche, weil in ersterer die Verhältnisse einfacher liegen als in der letzteren, wo das FEinstrahlen des mächtigen Fasernbusches der weissen Substanz einerseits, die Ver- mehrung und die Vergrösserung der Zellen andererseits an manchen Stellen das Bild kompliziren. Aenderungen der Struktur scheinen übrigens sowohl an der freien Fläche der Hirnwindungen, als im Grunde der Furchen vorzu- kommen. Beide Wände einer Furche können bekanntlich nicht unerhebliche Verschiedenheiten zeigen. Schnitte durch die Höhe der Windungen können einen plötzlichen Wechsel der Struktur vorführen. | Wir haben bei der Reschreibung uns nicht an eine der üblichen Eintheilungen der Hirnrinde in typische Schichten gehalten; wir erachten es für unmöglich, die #) Luciani, L., Ueber mechanische Erregung der motorischen $ Centren der Hirnrinde. Centralblatt für die medizinischen Wissen- schaften. 1883. S. 89. nn; zu - as v er Mannigfaltigkeit der Bilder, welche wir gefunden haben, in Anschluss an ein gegebenes Schema zu bringen. In mehreren der vorstehenden Beschreibungen müssen wir konstatiren, dass eine Sonderung in Schichten, von der überall leicht wahrnehmbaren Differenzirung der Glia- schicht abgesehen, nicht möglich sei. An anderen Stellen mit scharf ausgeprägter Schichtung ist deren Typus ein ganz eigenartiger und kaum durch eine einfache quan- titative Abänderung des Schemas darzustellender. Gehen wir etwas näher auf unsere Befunde ein, so können wir zunächst für den dem Sehorgane zugerechneten Occipitallappen konstatiren, dass derselbe bei allen unter- suchten Thieren ein höchst charakteristisches und gleich- artiges Aussehen zeigt. Ueberall finden sich drei zellen- haltige, durch zellenärmeres Gewebe gesonderte Schichten. Auch die Vertheilung der Zellen in diesen letzteren ge- staltet sich bei den vier untersuchten Thierarten im Wesentlichen gleich. Die einzige Differenz betrifft die Vertheilung der kleinen Pyramidenzellen zwischen den Rundzellen, der wir kein zu grosses Gewicht beilegen dürfen, weil sie die quantitativ zurückstehenden Elemente betrifft, weil möglicherweise ferner Differenzen der ein- zelnen Schnitte das Urtheil beeinflussen können. Wenden wir uns zu der motorischen Sphäre, so haben wir mehrere, nicht von allen Autoren in gleicher Weise ge- deutete Gebiete zu vergleichen. Zunächst in den Central- windungen des Menschen uud des Affen finden wir in der vorderen Wand bei undeutlicher Schichtung ein höchst charakteristisches Aussehen, gegeben durch die Existenz der Riesenpyramiden. Gemeinsam ist beiden die Grössen- zunahme der Pyramidenzellen von der Oberfläche zur Tiefe. Erwähnen müsseu wir, dass bei dem Affen, für welchen wir eine gesonderte Untersuchung des lateralen BIER - 1 und des medialen Theiles der Centralwindung vorge- nommen haben, nur in letzterem in Uebereinstimmung mit den Angaben von Betz”) für den Menschen und den Affen sich die grossen Pyramiden zahlreicher fanden. Zu vergleichen haben wir damit die Umgebung des Sulcus eruciatus, sowie des Sulcus coronalis der Carnivoren. Die Schichtung am Sulcus crueiatus zeigt bei Hund und Katze kleine Difterenzen. Uebereinstimmend ist sie jedoch in der Aufeinanderfolge grosszelliger Elemente in den mehr oberflächlichen Lagen, dicht gedrängter Zellen in der Tiefe. Vor Allem aber ist auch hier wieder die Existenz der grossen Pyramiden in der einen Wand charakteristisch. Dem entsprechend kann die histologische Uebereinstimmung mit dem am medialen Ende der Centralspalte gelegenen Hirnrindengebiet als hergestellt erachtet werden. Die Umgebung des Sulcus coronalis zeigt bei Hund und Katze eine Differenz, insofern hei ersterem in der Tiefe kleine Zellen auftreten, die wir bei der Katze ver- misst haben. Auch bezüglich der Existenz der grossen Pyramidenzellen besteht ein Unterschied, insofern bei der Katze die grössten Formen derselben besser hervor- vreten, als bei dem Hunde. Es muss dahingestellt bleiben, ob wiederholte Untersuchungen an ausgedehnterem Ma- terial bier zur Einheit führen. Jedenfalls aber steht fest, dass auch dieses Gebiet in seiner Struktur den Central- windungen sehr nahe steht, so dass die Vergleichung des Suleus coronalis mit der Centralspalte, der Umgebung des Sulcus eruciatus mit dem Paracentrallappen, dem bekannt- lich an Riesenpyramiden reichsten Theile des Menschen- *) Betz, W., Uvber die feinere Struktur der Gehirnrinde des Menschen. Centralblatf für die medizinischen Wissenschaften. 1831. S. 198. — Anatomischer Nachweis zweier Gehirncentra. Ebenda. 1874. 8. 578. a 11 h \ " De hm ne a nn DET Gehirnes, nach dem histologischen Befunde gut unterstützt erscheint. Nachdem wir diese physiologisch am besten bekannten Gebiete betrachtet haben, kommen wir zu anderen Ge- genden, für welche die physiologische Definition weniger scharf präzisirt ist. Wir vergleichen zunächst die Um- gebung der Fissura suprasylvia mit dem Scheitellappen. Ersteren haben wir bei der Katze, letzteren bei dem Affen untersucht. Nicht unbedeutende Differenzen finden sich hier, indem die oberflächliche Schicht am Sulcus suprasylvius lockeres Gewebe subpial, dichtes unten ent- hält, während am Parietallappen des Affen die Verhält- nisse umgekehrt liegen. Ein Grundzug ist aber beiden Gebieten gemeinsam: die Theilung der zellhaltigen Region in mehrere Lagen durch eine relative Abnahme der Zellen in der Mitte, so dass hier die Zwischensubstanz überwiegt, während unter der Gliaschicht und in der Nähe der weissen Substanz reichliche Zellen gelagert sind. Diese Scheidung findet sich indessen bei dem Affen viel schärfer ausgeprägt, so dass hier eine scharfe Sonderung in Schichten besteht, während bei der Katze ein all- mäliger Uebergang stattfindet. Bemerkenswerth ist noch die Existenz grösserer Pyramiden bei der Katze, während wir bei dem Affen nur kleine, dunkel gefärbte Zellen zu verzeichnen haben. Aus dem Scheitellappen des Hundes haben wir speziell nur die an die obere und untere Längs- furche grenzenden Gebiete untersucht. Die erstere Ge- gend war uns wichtig wegen der Zugehörigkeit des Sulcus coronalis bezeichnungsweise des ihm homologen Sulcus centralis zum System der oberen Bogenfurche. In der That zeigen beide, wie die Beschreibungen erweisen, eine srosse Aehnlichkeit ihres Baues. Sehr charakteristisch für beide ist namentlich die Anwesenheit wenig tingirter rg Pyramiden, während anderwärts deren starke Tinktion in den Vordergrund tritt. Schon bei der Besprechung des Sulcus coronalis wurde diese eigenartige Beschaffen- heit der Zellen hervorgehoben als Unterschied gegenüber der Katze. Unser Material bedarf hier einer Vervoll- ständigung zur Erklärung dieser Differenz. Auch die Umgebung des Sulceus longitudinalis inferior zeigt an den betreffenden Präparaten die blasse Färbung der Pyramiden, im übrigen den gleichen Bau wie die Umgebung des sulceus longitudinalis superior. Die nicht unwesentlichen Diffe- renzen in den einzelnen Gebieten des Scheitellappens, welche wir trotz der Unvollständigkeit des Materiales wahrnehmen, haben wir schon in der Beschreibung hervor- gehoben. Dass die geschilderte Anordnung in dem nicht dem Sulcus suprasylvius angrenzenden Theile des Scheitel- lappens der Katze auf ein ganz enges Gebiet beschränkt war, weist darauf hin, dass hier sehr verschiedenartige Differenzirungen im histologischen Bau mit den mannig- faltigen Umgestaltungen der Windungsverhältnisse zu- zammentreffen. Was die anderen untersuchten Gebiete betrifft, so haben wir im Schläfenlappen erhebliche Differenzen ge- funden. Im Ganzen übereinstimmend finden sich die Umgebung der oberen Schläfenfurche bei dem Menschen und bei dem Affen. Der Vergleich dieses Gebietes mit anderen Theilen des Schläfenlappens beim Affen zeigt aber, dass in letzterem wieder Verschiedenheiten der An- ordnungen existiren; es erscheint danach nicht unwahr- scheinlich, da die Umgebung der oberen Schläfenfurche mit dem Gehörsinne in Beziehung gebracht wird, dass auch hier zwischen Funktion und histologischer Struktur eine Beziehung besteht. Endlich haben wir uns noch mit der lateralen Stirn- und der vorderen Inselwindung ir PT de ee en NEE wine EA beschäftig . Der Operculartheil der lateralen Stirnwindung zeigt einen sehr charakteristischen Bau durch die grosse Zahl und eigenartige Anordnung der Pyramiden. ”*) Sehr auffällig ist die Differenz zwischen rechter und linker Seite desselben Individuums. Da wir diesen Vergleich nur an einem Gehirne angestellt haben, so muss natürlich dieser Befund mit grosser Vorsicht aufgenommen werden. Der Orbitaltheil der Stirnwindung differirt wiederum in seinem Bau nicht unwesentlich vom Operculartheil wie wir in Uebereinstimmung mit Betz **) finden. Bezüglich unserer Befunde an der Insel ist nur hervorzuheben, dass wir nicht in der Lage sind, für dieselbe vorläufig einen eigenartigen Typus aufzustellen. Die gefundenen Struktur- verhältnisse schliessen sich mehr an die angrenzenden Gebiete, speziell der unteren Stirnwindung an. 5. Schluss. Das in den vorstehenden Zeilen enthaltene Material besteht aus Fragmenten, welche erst durch eine viel aus- gedehntere Untersuchungsreihe ein einheitliches Bild und eine Lösung der behandelten Frage werden ergeben können. Immerhin ist jetzt schon eine Verwerthung möglich. Die Vielgestaltigkeit der Hirnrinde, welche Betz für den Menschen, weit über Meynert’s grundlegende Beschrei- bungen hinausgehend nachgewiesen hat, wiederholt sich bei den untersuchten Thieren. Aber in dieser Viel- *) S. o. Seite 12. #2) Betz, W. Ueber die feinere Struktur der Gehirnrinde des Menschen. Centralblatt für die medizinischen Wissenschaften 1881. 35211. En gestaltigkeit findet sich bereits eine gewisse Regelmässig- keit in der Thatsache, dass bestimmte physiologisch ver- gleichbare Stellen, so der Oceipitallappen, die Umgebung der oberen Schläfenfurche, die homologen Gebiete der motorischen Sphäre eine übereinstimmende und wie es scheint, charakteristische Struktur zeigen. Am auffällig- sten tritt uns diese im ÖOceipitallappen entgegen. Der Satz Bellonci’s*) „Die Schichtung der reticulären Sub- stanz und der konzentrische Verlauf der Fibrillen sind allgemeine Eigenthümlichkeiten der nervösen Seh-Centren - (Retina, Tectum opticum der Vertebraten, Ganglion op- ticum der Cephalopoden)* kann für die Säugethiere dahin erweitert werden, dass die Art dieser Schichtung bei dieser Region eine typische ist. Wir bestätigen ferner, die Konstanz des Vorkommens grosser Pyramiden in den motori- schen Regionen. Wir finden übereinstimmend mit Betz in der lateralen Stirnwindung, einer Region, die neue und eigenartige Functionen bei dem Menschen übernommen hat, einen eigenartigen Bau, welcher für die Annahme spricht, dass seine Ausbildung in irgend welcher Beziehung zu jener Funktion stehen muss. Ganz besonders scheint dies in der allerdings, wie wir betont haben, noch weiteren Nachweises bedürfenden Differenz zwischen rechter und linker lateraler Stirnwindung eine Stütze zu finden. Wir glauben also dafür eintreten zu dürfen, dass funktionelle Bedeutung und Struktur einer Hirnrindenregion in einem inneren Zusammenhang stehen. Sollte es sich durch fort- gesetzte Untersuchungen zeigen, dass funktionelle Identität *) Bellonci. Nuovi ricerche sulla struttura del ganglio ottico della squilla mantis. Memorie della Accademia delle seienze di Bologna sec. 4. T. III. fase. 4. Zitirt nach Flesch’s Referat im Jahresbericht über die Leistungen und Fortschritte im Gebiete der Ophthalmologie. Herausgegeben von Michel. Tübingen 1883. S. 79. a bei verschiedenen Thieren nicht an Stellen gebunden ist, welche nach der Furchenanordnung als morphologisch gleichwerthig gelten, so müssen wir daraus entnehmen, dass das Auftreten der Furchen mit der physiologischen Bedeutung einzelner Hirnrindenbezirke nichts zu thun habe. Dies wird mit den Auffassungen, welche Betz *) speziell für den Menschen formulirt hat, übereinstimmen. Dass in der That den Furchen eine solche Bedeutung nicht zukommt, glauben wir daraus entnehmen zu dürfen, dass ein Wechsel der Struktur ebensowohl am Grunde einer Furche, als auf der Höhe einer Windung stattfinden kann. Von besonderem Interesse erscheint die Thatsache, dass die Abgrenzung verschiedener Strukturen an gewissen Stellen eiue scharfe ist, dass nicht ein allmäliger Ueber- gang der Schichtungen am Occipitallappen in die ein- facheren Verhältnisse des Parietallappens stattfindet, dass vielmehr die mittlere der drei zellhaltigen Schichten (beim Affen wenigstens) scharf abgeschnitten plötzlich aufhört. Die Frage liegt nahe, ob die Grenze mit jener der Seh- sphäre im Sinne der Lokalisationstheorie zusammenfällt. Dies zu ermitteln, ist die Aufgabe der experimentellen Forschungen. Der anatomischen Arbeit ist zunächst die Verpflichtung auferlegt, die Grenzen der verschiedenen Strukturgebiete zu ermitteln und deren örtliche Beziehungen zu den äussern morphologischen Charakteren des Gehirnes, vor allem bei zu physiologischen Versuchen geeigneten Thieren festzustellen; es ist wahrscheinlich, dass die Zahl der nach ihrer mikroskopisch - anatomischen Be- schaffenheit zu scheidenden Felder der Hirnrinde eine nicht unbeträchtliche sein wird. Unsere Untersuchungen, so weit sie auch von einein Abschlusse entfernt sind, dürfen *) L. c. Anm., $. 31. 1881. S. 333. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1154. vielleicht in dem Sinne zur Lösung der behandelten Frage beitragen, als sie in dem angedeuteten Sinne der anato- mischen Weiterarbeit ebenso wie dem physiologischen Experiment einiges Material liefern. Die vorstehende Arbeit wurde in dem anatomischen Institute der Thierarzneischule in Bern auf Anregung des Herrn Prof. Dr. Max Flesch, Privat-Docent der Anatomie an der medicinischen Facultät daselbst ausgeführt. Möge es mir an dieser Stelle gestattet sein, demselben für die mir bei meiner Arbeit so freundlich ertheilte Unterstützung meinen herzlichen Dank und meine innige Anerkennung auszusprechen. Erklärung der Tafel. Die beigegebene Abbildung von Hrn. Kiener, Kunstschüler in Bern gezeichnet, stellt ein Stück eines Durchschnittes durch den hinteren, oberen Theil des Scheitel- und den vordern Theil des Hinter- haupt-Lappens eines Affen-Gehirnes dar, nach einem mittelst der Weigert’schen Hämatoxylin Methode tingirten Praeparat, an welchem die weisse Substanz dunkelviolett, die graue Rinde braun gefärbt ist. Man sieht in dem grössten Theile der Figur den dreischichtigen Bau der Oceipitalregion, welcher sich durch Verschwinden der scharf umgrenzten mittleren Schicht in einem der freien Fläche angehörigen Gebiete plötzlich verliert. Gezeichnet mit Seibert. Syst. 00, Oc. I. Die gezeichnete Stelle erstreckt sich annähernd auf den doppelten Durchmesser eines Gesichtsfeldes. Dr. J. H. Graf. Die Naturforschende Gesellschaft in Bern vom 18. Dez. 1786 bis 18. Dez. 1886. Ein Rückblick auf die Geschichte dieses Vereins bei Anlass der Feier des IOOjährigen Bestehens. Einleitung: Naturwissenschaftliche Vereine in der Schweiz im vorigen Jahrhundert. Stand der Naturwissenschaften in Bern. Den ersten Anfang zur Bildung naturwissenschaftlicher Vereine in der Schweiz kann man im «Kollegium der Vertrauten» oder in der «Gesellschaft der Wohlgesinnten» erblicken, die im Jahr 1667 in Zürich gegründet worden war. DieseVereinigung zeigte sich jedoch nicht lebensfähig, da sie aus zu heterogenen Elementen bestand und sich oft mit un- fruchtbaren nutzlosen Themata abgab. Der eigentliche Aus- gangspunkt zur Bildung vaterländischer wissenschaftlicher Vereine ist die « Physikalische Gesellschaft» in Zürich. Johannes Gessner (1709—1790)!) hatte durch Vorträge 1745—1746 einen Kreis eifriger Naturfreunde um sich zu sammeln und sie zur Gründung jener Gesellschaft zu begeistern gewusst. Dieselbe erfolgte am 21. September 1746 und Gessner selbst wurde als Präsident die Seele der neuen Vereinigung. Dass ein solcher Verein, der in jener Stadt die Anfänge zu vielen !) Wolf, Gesch. d. Vermessungen d. Schweiz, pag. 100. Ba Sack jetzt noch vorhandenen wissenschaftlichen Institutionen legte, der in mehreren Bänden von Abhandlungen Zeugniss von seiner Thätigkeit und seinem Leben gab, auch zur Nachahmung in andern Städten anspornte, ist einleuchtend. So bildete sich in Basel die «Societas Helvetica» 1751, in Bern entstand die «ökonomische Gesellschaft» 1759, in Genf 1776 durch Saussure die «socielE pour Veneouragement des arts et de Pagrieulture», in Lausanne 1783 durch Dr. Verdeuil, Prof. Struve, Graf Razoumowsky die »sociele des sciences phy- siques», 1790 in Genf durch Gosse, Bonnet, Saussure eine «societe de physique et d’histoire naturelle». In den Jahren 1759 — 1786 war in Bern die von J.R. Tschiffeli!) (1716 — 1780) gegründete ökonomische Gesell- schaft?) das Hauptcentrum wissenschaftlichen Lebens. Sie umfasste in ihrem Zwecke die Beförderung des gemeinen Nutzens im weitesten Sinne des Wortes. Landwirthschaft, Naturwissenschaft, Industrie, Handel und &ewerbe, ja sogar die Kunst, alles wurde in den Bereich ihrer Thätigkeit ge- zogen. Die auf diesen Gebieten hervorragendsten Männer Bern’s fanden sich da zusammen; ich nenne bloss einige, wie Samuel Engel, Herbort, Friedrich Jakob König, v. Diess- bach, Tscharner von Schenkenberg, Franz Jakob v. Tavel, Kirchberger, Albrecht v. Haller, Manuel, Wyttenbach, Gruner, Ith ete. ete. Der Stand der Naturwissenschaften in Bern dannzumal war etwa folgender ?). In den Schulen wurde in diesen Dis- ciplinen wenig gelehrt. Zwar war schon durch die Schul- ordnung vom Jahr 1616 die Anstellung zweier Professoren !) Vergl. Wolf. Biogr. I, 351—400. ?2) Vergl. f. d. Gesch.: R. Schatzmann, das 100jährige Jubiläum der ök. Gesellschaft. Bern 1860, in 8. °) Vergl. auch B. Studer: Aus der Geschichte unserer höhern Lehranstalten. Bern 1843. A riger De der Philosophie an der Akademie festgesetzt worden, von denen der eine Metaphysik, Physik, Logik und Beredtsam- keit, der andere Arithmetik, Geometrie und Astronomie | in drei Jahren vortragen sollte. Die Schulordnung von 1676 sah die Stelle des zweiten Professors auf’s Neue vor, ebenso blieb es beim blossen Wünschen anno 1705, 1708, bis endlich 1736 die Frage auf’s Neue in Berathung ge- nommen wurde. Erst 17358 kam eine Lehrstelle für Mathe- matik zu Stand, indem dem ällern Samuel König (1670 — 1750), der seit 1731 orientalische Sprachen vortrug, noch zu diesem Pensum die Mathematik übertragen wurde. Am 22. Januar 1749 wurde beschlossen, einen Prof. ord. für Mathematik anzustellen, der noch in Mechanica, Architektura eivili und militari unterrichten sollte. Wohl war gerade dannzumal der Stern Haller’s in Bezug Botanik und Phy- siologie im Aufgehen begriffen, derselbe wirkte aber fern von seiner Vatersladt in Göttingen; wohl hatte die Stadt im jüngern Samuel König ") (1712—1757), von dem Hution in seinem Dict. sagt: «K. had the charakter of being one of the best mathematiciens of the age», einen tüchtigen Mathematiker hervorgebracht, dessen Talent wohl nutz- bringend für Bern geworden wäre, hätte er nicht als unruhiger Kopf von Bern weg in die Verbannung gehen müssen. Dem Berner Engelhard), der soeben eine Professur für Mathematik und Philosophie in Gröningen erhalten hatte, war es dort zu wohl, als dass er sich nach Bern sehnte, und an andere tüchtige Köpfe dachte man nicht. Ausgehend von dem Gedanken, dass für die zu besetzende Stelle kein besonderes «Lumen» nothwendig sei, wurde Niklaus Blauner (1713 — 1) Wolf, Biogr. I, 147 —182. 2) Wolf, Biogr. I, p. 325: Niklaus Engelhard von Bern (1696 — 1756) studirte Mathematik und Philosophie ; 1728 Professor dieser Wissenschaften in Gröningen. EIGENE: 1791)') zum Professor der Mathematik in Bern gewählt. Diese Wahl gereichte der Mathematik und mit ihr den Naturwissenschaften nicht zum Segen. Zwar hatte der Staat das physikalische Kabinet gleich bei Beginn der Wirksamkeit Blauner’s mit 1200 Thalern subventionirt, Blauner selbst aber, der sich durch einen zweijährigen Urlaub zuerst die zu seiner Stelle nöthigen Kenntnisse zu verschaffen suchte, hatte absolut keinen Einfluss auf seine jungen Studenten. Er las thatsächlich 5 Stunden Arithmetik, Geometrie und Trigonometrie, eine Stunde Physik und hielt alle 14 Tage eine Lektion in physica experimentali, von 1757 weg unter- richtete er statt Trigonometrie Geographie. 1764 liess die Regierung den Meridian der Stadt durch Blauner bestimmen, um zur Erkennung der Mittagsstunde eine sichere Regel zu haben. «Für an der Face des Rathhauses gemachten Meridian an Hrn. Prof. Blauner bezahlt 75 Kr. 3. 1.», heisst es in der Sekelmeisterrechnung 1766. J. S. Wyttenbach sagt in seinen handschriftlichen Notizen: «— dagegen sollte er auch Geometrie und Experimental- «physik lehren; beides geschah auf eine so elende, selbst «lächerliche Art, dass die Schüler nicht nur keine Ehr- «erbietung für den Lehrer hatten, sondern in seinen Lehr- «stunden nur Bubenspiele trieben.» Sein Unterricht in mathe- matischer Geographie bestand etwa in Reisebeschreibungen, wie man sie von einem ungeschulten Handwerksburschen besser erwarten konnte. Dass ein solcher Vertreter der Wissenschaft im Publi- kum auch der Achtung vor seinen Disziplinen nicht zum Vortheil gereichte, ist für sich klar, und so kann man wohl sagen, hat es Blauner durch seine 35jährige negative Wirk- samkeit dahin gebracht, dass bei der Resignation von seiner Stelle, die 1784 endlich erfolgte, der Schulralh von 1) Wolf. Biogr. I, p. 323340. RR ae seinen Oberbehörden ernstlich den Auftrag erhielt, zu be- rathen, «ob sein Katheder noch ferner beyzubehalten sei»? Dass der Entscheid bejahend ausfiel, ist wahrhaftig nicht der Blauner’schen Lehrthätigkeit zuzuschreiben, denn was ein einzelner Mann in seiner Stellung dannzumal hätte wirken können, sehen wir an seinem genialen Nachfolger, dem Prof. J. @. Tralles') (1763—1822). Es muss ferner zugegeben werden, dass die Thätigkeit der Oberbehörden des Staates eine solche war, dass, wie Thomas Spleiss?) 1753 in seinem Diarium erzählt, «es gantz «Sonnenklar in die Augen leuchtet, wenn man das wohl «aussgerüstete Arsenal mit dem Büchersaal vergleicht, dass «bey dem hochlöbl. Stande Bern Mars in weit grössern Ehren «stehen müsse als Apollo und Minerva.» Es sei mir gestattet, noch ein kleines Dietum anzuführen. Oberlehnskommissär Manuel legte in der Sitzung der natur- forschenden Gesellschaft vom 21. März 1788 ein vom Kom- merzienrath Bern’s im Jahr 1687 verfertigtes Verzeichniss der fremden in’s Land kommenden Waaren vor. Darin figurirt der Import von fremden «Perruques» mit 10,000 Kronen, der Import von Büchern bloss mit 9000 Kronen per Jahr. «Hier, so fügte er hinzu, möchte man schliessen, «dass unsere lieben Ahnvätter ihr Gehirn eher durch äusser- eliche Wärme als durch innerliche Mittel zur Reife zu bringen «bedacht waren.» Immerhin muss auch wieder anerkannt werden, dass gerade jene Zeiten oft bewiesen haben, wie die G. H.H. von Bern jedem Streben, das auf's gemeine Wohl gerichtet war, mit splendider Freigebigkeit beistanden, es bedurfte bloss des Anstosses, des Impulses eines hervorragenden Kopfes. 1) Siehe Graf, J. G. Tralles, Samml. bern. Biogr. 1886. 2) Wolf. Biogr. I, p. 330. a Nicht zu vergessen ist der Einfluss des grossen Albr. v. Haller. Bei diesem Gelehrten wurde derjenige Mann Haus- freund, der in naturwissenschaftlicher Beziehung der Pionnier für Bern werden sollte, es ist dies Jak. Sam. Wyttenbach (1748 — 1830). Gewiss hat der junge Mann den gelehrten Gesprächen Haller’s mit grösster Aufmerksamkeit gelauscht und die Liebe zur Natur im steten Umgang angefeuert, und wohl diesem Einfluss ist es zu verdanken, dass in Wytten- bach der Gedanke reifte, die Männer gleichen Strebens um sich zu sammeln und in Freundschaft sich gegenseitig wissen- schaftlich zu fördern. Er empfing auch grosse Anregung zur Anlegung von Sammlungen durch Daniel Sprüngl«') von Bern (1721 — 1801). Von dem letztern heisst es, dass seit den Zeiten Konrad Gessner’s (1516—1565) er wohl der erste war, der sich um die Kenntniss der inländischen Vögel vor- züglich bemüht und deren Naturgeschichte aufgeklärt hat. Besonders widmete er sich völlig seinen Lieblingsstudien und suchte sie bei seinen jüngern Mitbürgern zu verbreiten. Im Jahr 1775 verliess er wegen schwacher Brust seine Pfarrei Stettlen und zog sich auf seine neu erbaute Cam- pagne Baumgarten bei Bern zurück, wo er in Ornithologie und Mineralogie der Lehrer Wyttenbach’s und Studer’s ge- worden ist. Er sammelte hauptsächlich Vögel, Korallen, Petrefakten, Wyttenbach hingegen Pflanzen und Mineralien. Später legten Mineralsanımlungen an: v. Erlach von Spiez, v. Frisching, Sekelmeister, v. Mülinen von Laupen, Generalkomm. Manuel, Dr. Höpfner, Apoth., Rätzer, etc. Sam. Studer hatte eine entomologische Sammlung und eine sehr vollständige Kollektion inländischer Conchylien. Ich füge zum Schlusse der Charakteristik dieser Periode bei, dass Sprüngli der erste war, dem in Bern ein Lehrstuhl 2) siehe s. Lebensgesch., Neue Alpina I, 1821. PN © BERN Vi AB für Naturgeschichte angelragen wurde, denn im Raths Man. Nr. 15 pag. 79 heisst es: «Am 8. May 1789 erkennten Räth und Burger den sLehrstuhl für Naturgeschichte; indem sie zur Erzielung «mineralogischer Kenntnisse und Vortheile den Hrn. Pfarrer «Sprüngli von Stettlen, der sich in dieser Wissenschaft durch «vorzügliche Talente und geprüfte Einsicht besonders aus- «zeichnet, jedoch nur für seine Person allein, als Professor «der Naturgeschichte zu vociren nöthig befunden und ihm «zugleich Sitz und Stimme in der Guratel mit L. 1000 Ge- «halt zuerkennten.» Sprüngli nahm leider die Stelle nicht an. Fassen wir unsere Untersuchungen zusammen, so werden wir uns des Eindrucks nicht erwehren können, dass man in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Bern anfing, den Werth und den Einfluss der Naturwissenschaften zu schätzen. Gewiss war dannzumal schon das bittere Wort Haller’s: «Man hat in Bern nicht nöthig gelehrt zu sein, um seinen Weg zu machen » nicht mehr richtig, sondern es zeigte sich der Boden geebnet, eine Institution in’s Leben zu rufen, die für die wissenschaftliche Entwicklung des engern und weitern Vaterlandes von der eminentesten Bedeutung werden sollte. Die Geschichte der bernischen Naturforschenden Gesell- schaft während der ersten hundert Jahre ihres Bestehens zerfällt in drei Perioden: I. vom 18. Dezember 1786 bis 13. Juli 1792 (resp. 1802), il. » 6.September 1802 bis 16.September 1811 (1815). Il. » 41. Februar 1815 bis zur Jetztzeit. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1155. I. Periode. 18. Dezember 1786 bis 13. Juli 1792 (1802. Inhalt: Gründung. Name. Statuten. Thätigkeit der Gesellschaft. Das Archiv. Der botanische Garten. Die schweiz. naturf. Gesellschaft. Jakob Samuel Wyttenbach ') (geb. 14. Oktober 1748, gest. 22. Mai 1850), seit 1781 Pfarrer an der Kirche zum heiligen Geist, fasste zuerst den Gedanken, in Bern einige Männer gleichen Strebens um sich zu sammeln, um dadurch die Kenntniss der Natur zu fördern. Schon im Jahr 1779 hatte Wyttenbach die ökonom. Gesellschaft zur Festsetzung der Preisfrage veranlasst: «Was ist bis jetzt über die Natur- geschichte Helvetiens geschrieben worden?» WYyttenbach !) Sein Leben u. seine wissenschaftl. Thätigkeit finden sich aus- führlich: 1) im Berner Taschenbuch 1852, p. 148, von Wolf; 2) RB. Wolf. Biogr. z. Kulturgesch. I, p. 351; 3) Kurzer Bericht von den Schicksalen u. Arbeiten des bernischen Stadtpredigers J.S. W. während seines fünfzigjährigen Lehramts in seiner Vaterstadt von 1775—1825. Bern 1825, &. Hier einige Daten: Spitalprediger 1775; Helfer und Pfarrer an der Kirche z. Heil. Geist 1781 resp. 1783; Mitglied des obern Ehegerichts und des Burgerraths 1803; der akadem. Curatel 1813; des Schul- und Kirchenraths 1816. In erster Ehe 2 Kinder, die frühe starben ; in zweiter Ehe 5 Kinder: 1) Rud. Sam., 1786 —1844, Pfarrer zu Stettlen und Lengnau. 2) Sam. Eman., 1787, 3) Georg Rud., 1788, 4) Marg. Ros., 1789, Ehefrau von David Rud. Isenschmid, geb. 1783, med. Dr. u. Prof. 5) Joh. Rudolf, 1790— 1826, med. Dr. starben jung. NTAGGN TER las dann selbst jener Gesellschaft eine Abhandlung über den Stand dieser Wissenschaft in unserm Vaterlande vor. Wenn auch die Preisfrage nicht genügend beantwortet wurde, so diente sie immerhin dazu, bei einigen denkenden Männern Aufmerksamkeit zu erregen. Wie wir bereits in der Einleitung gesehen, war Wyttenbach ein eifriger Sammler, auch hatte er sich als naturwissenschaftlicher Schriftsteller schon seit 1775 einen so hervorragenden Namen gemacht, dass er 1779 korrespondirendes Mitglied der königl. patriotischen Gesell- schaft in Stockholm, 17184 der physikalischen Gesellschaft in Lausanne und der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin wurde. Wohl gerade die Wirksamkeit der letztern Gesellschaft reifte in ihm den Entschluss, eine ähnliche Ver- einigung in Bern zu gründen. Wyttenbach selbst sagt über den Zweck einer solchen Gesellschaft in der Einleitung zum Protokoll Nr. 1 Folgendes: «Das so angenehme als weitläufige Studium der Natur, «besonders in Absicht auf unser Vaterland, die so mannig- «fachen Gegenstände, die sich in Helvetiens verschie- «denen Theilen dem aufmerksamen Auge des Beobachters «darstellen, die vielen Reisen, die von Wissbegierigen in «unsere Alpen angestellt werden, die vielen Versuche, die «vielen eigenen Beobachtungen, die jeder für sich anstellt «und sammelt, dies alles würde schon längstens in unserm «Vaterland Mehreren Geschmack an der Naturgeschichte, «nützlichen Einfluss auf das gemeine Beste, lebhaftere Auf- «munterung für manchen Jüngling, hellere Aufklärung für «tausend Lesende bewürkt haben, wenn die Forscher des «Schweizerlandes sich näher miteinander verbunden und «einer vielen oder viele einem ihre Beobachtungen, ihre «Zweifel, ihre Wünsche hätten freundschaftlich mittheilen «und alle miteinander in gewissen Absichten gemeinschaft- sliche Sache hätten machen können. — 10 — «Das Beispiel der naturforschenden Freunde in Berlin, «das jener Privatgesellschaft gelehrter Naturforscher in «Böhmen, die ehemaligen fürtrefflichen Schriften der ökonom. «Gesellschaft in Bern, die löblichen Arbeiten der physikal. «Gesellschaft in Zürich und so viele andere Beispiele be- «weisen den Nutzen von dergleichen freundschaftl. Ver- «bindungen zu einem gleichen freiwillig gewählten Zweck «auf’s aller Deutlichste. «Ohne in der Welt als Schriftsteller auftreten zu wollen, «ist mancher froh, seine Gedanken andern zur Beurtheilung «vorzulegen; ohne eben ein ganzes und vollkommenes Ge- «bäude aufrichten zu wollen, ist es dem forschenden Lieb- «haber der Natur sehr angenehm, zu wissen, was andere «beobachtet, zu sammeln, was seine Kenntnisse vermehren «kann. Gerne bringt er zuweilen nach ermüdenden Ge- «schäften seines Berufs einen Abend unter freundschaftlichen «und unterrichtenden Gesprächen zu. Und alle diese Be- «trachtungen wurden schon seit vielen Jahren von vielen «gemacht — und viele wünschten sich einen Zirkul von «Freunden zu wissen, mit denen sie sich frey und offen, «ohne Zwang und gelehrtem Prunke von Zeit zu Zeit unter- chalten könnten. Die erste Gelegenheit zur Ausführung «eines solchen Projekts gab Herr Jak. S. Wyttenbach, Pfarrer «an der Kirche zum heiligen Geist in Bern. «Er schrieb am 16. Dezember 1786 ein kurzes Zirkulare «mit einer Anzeige von seiner Meinung, wie eine solche «Gesellschaft könnte gegründet werden und liess dasselbige «an folgende Herren und Bewohner von Bern abgehen: Herr Dr. Höpfner, Apotheker,') ') Joh. Georg Albrecht Höpfner von Biel (1759—1813) studirte bei beiden Struve Chemie und Pharmacie, doktorirte in Leipzig, übernahm 1785 die Apotheke seines Vaters in Bern. Grosser Sammler. Herausgeber des Magazins f. d. Naturkunde Helvetiens 1787 — 1789 und der „Gemeinnützigen Helvetischen Nachrichten“ von 1801 an. — 101 — Herr Tralles, Professor,!) » NMorell, Apotheker, ?) » Studer, Spitalprediger ?) » sSiuder, Notarius,*) seinen Bruder, » Kuhn, stud. juris) ') Siehe Dr. J. H. Graf, J. G. Tralles (1763—1823), biogr. Skizze der Naturf. Gesellschaft in Bern gewidmet zur Erinnerung an die Säkularf. Bern 1886. ?) Karl Friedrich Morell von Bern (1759—1816), Apotheker, später Bergrath. Seine Hauptschrift ist: Morell’s chemische Unter- suchung der bekannteren und besuchtern Gesundbrunnen u. Bäder der Schweiz, besonders des Kts. Bern, 1788, für welche er von der Berner Regierung eine Medaille bekam. ?) Sam. Studer v. Bern (1757—1834). Spitalprediger bis 1789, Pfarrer in Büren bis 1796, Professor der prakt. Theologie bis 1831, eifriger Sammler, bedeutender Entomolog. Naturw. Schriften: Ver- zeichniss der bis jetzt in unserm Vaterland entdeckten Conchylien Meisner’s Anzeiger 1820, ebenda I. Bd.: Einige Bemerkungen u. Fragen, die Maikäfer betreffend. Er hatte 4 Söhne: 1) Friedrich (17%—1856). Apotheker u. langjähr. Präsident der Museumskomm. Vater von Herrn Apoth. Studer, Gemeinde- rath, zweitältestem Mitgl. d. Gesellschaft. 2) Samuel (1793—). Pfarrer z. Vinelz u. Erlenbach, Botaniker. 3) Bernhard (geb. 1794). Prof., der Nestor unserer Gesellschaft. 4) Gottl. Ludwig (geb. 1804). Prof. der Theologie, Vater von Herrn Theoph. Studer, Prof. d. Zoologie. *) Sigmund Gottl. Studer von Bern (1761—1808). Notar, von 1803 weg Landschreiber zu Langnau. Gebirgszeichner. Herausgeber der: Chaine des Alpes, vue des environs de Berne. Sein Talent vererbte sich auf seinen Sohn, Herrn alt Regierungstatthalter Gottl. Studer in Bern geb. 1804, bekanntlich einer der besten Kenner der Hochalpen. ) Bernhard Friedr. Kuhn v. Bern (1762—1825). Prof. der Rechte. Am 5. März 1798 spaltete er bei Laupen einem Franzosen den Schädel, erster Präs. des helvet. gross. Raths, dann Justiz- und Polizeiminister, nachher Mitglied der Consulta, zuletzt Pensionär in einer Irrenanstalt in Avenche. Be «mit der freundschaftlichen Bitte, dass sich diese Herren, «im Falle, dass ihnen dieses Projekt gefiel, künftigen Montag «(18. Dezember 1786) um 4 Uhr bei ihm einfinden möchten. «Wirklich erschienen dieselben, ausser Herr Pfr. Studer «und Herr Morell, die theils Krankheit, theils Geschäfte «wegen ausbleiben mussten.» Die Gesellschaft nannte sich: Privatgesellschaft natur- forschender Freunde in Bern, und machte sich sofort an die Feststellung der Statuten. In 10 88 sind die wesentlichsten Bestimmungen die, dass dasjenige Mitglied, bei dem man sich versanımel{, den Vorsitz und das Protokoll hat, dass die Versammlungen wöchentlich einmal, nänlich Abends 4 Uhr stattzufinden haben, wo nur Thee und Brod servirt werden darf. Die Ausgaben werden nach Jahresfrist auf die Mitglieder repartirt und die Aufnahme neuer Glieder darf nur mit Einhelligkeit geschehen, jedoch sollten nach einem spätern Zusatz nie mehr als 12 sein. Fremden Gästen wird auch nur unter der Bedingung der Zutritt gestattet, dass alle Mitglieder einverstanden seien. Zu diesen sieben Grün- dern kamen im Lauf der paar Jahre noch drei, nämlich 9. März 1787. Freiherr v. Erlach .von Spiez, Mineralog ?); 80. März 1787. Generalkommissarius v. Manuel, Mineralog?); 15. Juli 1787. Albrecht v. Haller, Kriegsrathschreiber, Botaniker ?). Die Mitgliederzahl stieg also nie höher als auf 10. !) später in Lausanne. ?) Rudolf Gabriel Manuel von Bern, 1749 — 1829, Oberlehens- komm. welschen Landes. 1798 —1816 lebte er in Stuttgart. Hervor- ragendes Mitgl. d. ökonom. Gesellschaft. Auf seine Bestrebungen zur Unifikation von Mass und Gewicht hoffe ich in. einer spätern Arbeit zurück zu kommen. ?) später Oberamtmann in Interlaken, 1822 Präsident d. allgem. Naturforsch. Gesellschaft in Bern. + 1823. — 18 — Die junge Gesellschaft gedieh sehr. Jedes Mitglied brachte Arbeiten über seine eigene Lieblingswissenschaft. So berichtete Tralles über seine physikalischen Messungen (Photometrie und Barometerbeobachtungen, Höhenbestim- mungen und Topographie), zeigte neue Instrumente vor, las chemisch -analytische Arbeiten über Mineralien, wie Tour- malin, vor. Die Mineralogen brachten seltene Werke und zeigten gelegentlich ihre Sammlungen. Oft erfreute man sich an den Panoramen, die Notar Siuder auf seinen vielen Reisen gezeichnet hatte. Sehr eifrig wurde auch botanisirt. Selbstverständlich ist, dass der Gesellschaft auch die auswärtige gelehrte Kor- respondenz Wyttenbachs von höchstem Nutzen war. Gäste wie die van Berchem, Bergkommissionsrath Danz, Johnston, Weiss, Ing., die Bergräthe Wild und Ferber, Prof. Struve, der Botaniker Davall, Renard, ein Instrumenten-Fabrikant, von Mecheln, Kartograph, etc. ete. wurden in die Versammlungen eingeführt. Nicht nur begeisterten sich die Mitglieder, das Hochgebirge und alle Theile des Vaterlands zu durchreisen, Reisen, deren Ausbeute der gemeinsamen Verbindung wieder zu Gute kam. Auch die nähere Umgebung Bern’s wurde auf Vorschlag Wyttenbachs genau durchstreift. So schreibt Manuel von einer Sitzung: «Gemäss Art. VII unserer Gesätze sollen die «Beschäftigungen der Gesellschaft zwanglos sein und Jeder «darf leer erscheinen ; dieses Beneficium juris genoss auch «heute Jedermann. Nach dem Thee nahm man einen Spa- «ziergang vor, wo Jeder sich nach seiner Neigung beschäf- «tigte. Die Botaniker rissen Pflanzen, die sich des Mai’s «freuten, von der Erden los. Die Mineralogen durchstöberten «die auf den Aeckern aufgehäuften Feldgeschiebe. Die Zoo- «logen fingen Käfer und Mücken. Die Astronomen fanden «ihr Behagen an dem lieben Mond und an Jupiter, der nahe «bei ihm stand. Herr Pfarrer Studer kam mit einem reichen — 104 — «Fange von — Laubfröschen nach Haus.» Schon frühzeitig, am 16. November 1787, erhielt die Gesellschaft Nachricht von dem grossen Unternehmen des Rathsherrn Meyer von Aarau, ein Relief des Hochgebirges aufzunehmen, und von Zeit zu Zeit haben sich Tralles und Weiss, der Hauptarbeiter Meyer’s, in der Gesellschaft gefunden. Am 18. Dezember 1787, dem ersten Jahrestag des jungen Vereins, hielt Wyttenbach die Festrede, worin er die bis- herige Thätigkeit Revue passiren liess, sodann wurde er- kennt: dass es freylich einem jeden frey stehen solle, das Vorgelesene für sich zu behalten ; dass es aber der Gesell- schaft angenehm wäre, dieselbe es auch von der Freund- schaft ihrer Mitglieder hoffe, dass sie diese ihre Abhand- lungen und Nachrichten schriftlich zurücklassen, damit man sie zu allfülligem Gebrauche in den Archiven der Gesellschaft aufbehalten könne. Wyttenbach anerbietet sich, dieses Archiv in seiner Wohnung einzurichten. Es werden deponirt: 1) Wyttienbach, Rede beim ersten Anniversario ; 2) Studer’s Auszug aus Genssane, Hist. Nat. du Langue- doc, über das Waschgold ; 8) Tralles, Bemerkungen und Versuche über Feldspath- arten des Gotthard; +) Exchaquet, nouveau procede pour faire les essais par fonte etc. So haben wir hier den Anfang der Gründung des Ar- chivs der Bibliothek der Gesellschaft, aus der sich dann allmählig die Bibliothek der schweiz. naturforschenden Ge- sellschaft entwickeln sollte, die jetst 53700 Nummern mit 10,800 Bänden zählt. Am 11. April besuchte der als Gast anwesende Berg- kommissionsrath Danz die Gesellschaft und schenkte ihr einen rn — 15 — sog. Essigstein, eine Art Tropfstein. «Wer weiss, ob zu «diesem Sandkorn nicht noch mehrere kommen und dermal- «eins vielleicht einen grossen Berg bilden werden!», ruft Wyttenbach im Protokoll prophetisch aus. Hat er vielleicht im Geist die Sammlungen an der Waisenhausstrasse ge- sehen ? Immerhin konstatirt man, dass der Eifer der Mitglieder etwas erlahme. Da wird ein neuer fruchtbarer Gedanken erfasst. Iın Protokoll vom 17. Oktober 1788 heisst es: «Der erste glückliche Gedanke, den man behandelte, war «das Projekt, in des Gärtners Heim Garten im Marzili einige «Gartenbeete und andere wohlgelegene Grasplätze auszuwählen «und in denselben den Grund zu einem künftigen botanischen «Garten zu legen. Das Vermögen der Gesellschaft sollte zur «Bestreitung der damit verbundenen Unkösten angewendet «und wo vonnöthen noch frische Beyschüsse von Geld ge- «macht werden. Im Anfang wolle man den Plan nur etwas | «eingeschränkt lassen, um ihn nach Gefallen besser ausdähnen «oder wenn er keinen guten Fortgang hätte, mit grösserer «Leichtigkeit aufgeben zu können. Durch den Winter wolle «man von Zürich und Basel einige seltene Samen herkommen «lassen, um sie dann gegen den Frühling wirklich aussäen ezu können. Den ganzen Plan wolle man selbst noch etwas «reifer überlegen und genau bestimmen, was man eigentlich «wolle und wie weit man sich gegenwärtig mit dem Heim «einlassen könne, jedoch warten bis Hr. Davall komme, der «schon manchen bot. Garten gesehen.» Diese Idee wurde nicht fallen gelassen, hoffte man doch, dass dieser Garten ein Band werden möchte, das die Mitglieder in den beginnenden kritischen Zeiten zusammen halten könnte. Morell nahm sich hauptsächlich dieser Sache an; am 27. Februar 1789 berichtet er der Gesellschaft, dass er dem Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1156. — 106 — «Wunsch zu Folg betreffend Einrichtung und Anlegung eines «botan. Gartens bei Gärtner Heim im Aarziehle deshalb zu- «gesprochen und von Ihme vernommen habe, dass Platz genug «dazu vorhanden seye, Pflanzen aller arten und verschiedenen «Klimates alda zu ziehen, er auch ein Treibhaus besitze, das «dazu wohl gelegen seye, welches alles er wie auch seine «geringen Dienste der Gesellschaft zu ihrem Entzweck zur «Verfügung stelle, jedoch einen Preis könne er noch nicht «sagen, etc. etc.» Hierauf erkannte die Gesellschaft einmüthig, dass man auf ein Probejahr sich beschränken wolle, und Kriegsrathschreiber Haller und Apotheker Morell sollen sich damit befassen, auch nach einer Niederlage der Bücher sich erkundigen und accordieren. Dann wolle man um Samen an v. Erlach nach Lausanne schreiben, ebenso an Foulquier wegen Alpenpflanzen und an Hrn. Thomas; von Lachenal von Zürich, von Paris, von Göttingen und Strassburg Samen kommen lassen, etc. Es langten nun richtig auch von allen Seiten Sämereien an, z. B. von Prof. Murray in Göttingen 200 Spezies und so konnte Morell am 3. April die ersten Pflanzen säen, am 3. Mai konstatirt man bei einem Besuch des Gartens, dass bereits 239 Spezies aufgegangen seien. Während des Sommers versammelte man sich nun öfters im Marzili und beim dritten Jahresfest vertheilte man die Kosten des Gartens; es fand sich, dass jedes Mitglied 3 Kronen zu zahlen habe, zugleich beschloss man, den Garten fortzuführen. In diese Zeit fällt auch das erste öffentliche Auftreten der Gesellschaft. Es hatte nämlich das Intelligenzblatt der Jenaer Litt. Zeitung Irrthümliches über dieselbe berichtet. Darüber wurde eifrig berathschlagt und folgender Brief an die Expedition ge- sendet: «Ohngeacht die Gesellschaft naturforsch. Freunde in «Bern biss jetzt dem Vorsatz treu geblieben war, nicht — — 107 — «öffentlich aufzutretten, so sieht sie sieh doch und ungern «durch den Inhalt und den Ton des Aufsatzes p. 740, «Nr. 88 des Intelligenzblattes der All. J. L. vom heurigen «Jahr genöthigt, dieses Stillschweigen zu brechen. — Es «ist freilich wahr, dass sie nie Preise ausgeschrieben und «zuerkannt hat, aber obiger Aufsatz ist auch ohne ihr Vor- «wissen verfasst und eingesandt, denn niemand hat biss «jetzt einigen Auftrag gehabt, solches öffentlich bekannt «machen zu lassen. Da dieser Aufsatz so geschrieben ist, «dass man leicht auf die Vermuthung fallen könnte, er sey «in ihrem Namen oder wenigstens mit ihrer Gutheissung «geschrieben und der Ton desselben sehr verschieden von «dem ist, dessen Männer sich in einer gesitteten Gesellschaft «bedienen sollen, so wurde der Gesellschaft diese Erklärung «zur Pflicht. Bern, den 28. August 1789. sig. Albr. v. Haller, Sekretär des hohen Kriegsraths der Stadt und Republik Bern. Am 3. November 1790 beschloss die Gesellschaft, den Garten vom Marzili in die Stadt zu verlegen, weil die Kinder Heim’s die Keime zertreten haben und überhaupt der Garten schlecht besorgt worden sei. Morell soll sich umsehen. Schon am 12. November 1790 legte Haller der Gesell- schaft nach gegebenem Auftrag den von Herrn Morell ge- machten Akkord für den Garten im Haus des Herrn Noiar Schönweiz an der Judengass gegenüber der Insel vor, der von den Mitgliedern angenommen und gutgebeissen wurde: Akkord. «Zwischen der Gesellschaft Naturforsch. Freunde in Bern «als Hinleihern an einem und Johannes Gerber, Soldat in «Ihr. G.H. H. Stadtwacht als Empfaher am andern Theil. Es — 105 — «verleyhet obvernennte Gesellschaft dem Joh. Gerber auf «2 Jahre, als von Martini 1790 biss gl. Tag 1792 den Hrn. «Landschreiber Schönweiz zuständig gegenüber der Insul ge- «legenen Garten sammt einem Einlegkellerli unter folgenden «Gedingen: 1) «dass der Empfaher den Garten in sauberm und nutz- «barem Zustand unterhalte; 2) «die Düngung nur am Morgen früh durch die hintere «Porte hinein- und hinaustrage und den Misthaufen «nur in eben bemelter Thür gegen die Insul aufbewahre; 3) «behaltet sich die Gesellschaft vor, alle Blumenbeete «und das Florparterre biss zu den eigentlichen Garten- eheeten, deren alle Banden, ringsherum an den Mauern «und Espaliers, ferner alles Obst; A) «verspricht der Empfaher diese bemelten Beete und «Banden zu bearbeiten, zu begiessen und auch alle «nöthige Arbeit zu verrichten und dazu Sorg zu tragen; 5) «zu einem jährlichen Zins zu bezahlen von 14 Kronen. «Unter Verbindung Haab und Gut, «Die Gesellschaft empfängt hingegen den ganzen Garten «esammt 2 Einlegkellerli von Hrn. Landschreiber Morell um «20 Kronen.» !) Trotz alle dem nimmt der Besuch der Sitzungen der Gesellschaft ab. Der Rückblick von 1791 konstatirt, dass die Akten der Gesellschaft im ersten Jahr des Bestehens 88 Seiten, » zweiten » » » 64 » » dritten » » » 52 » » vierten » » » 31 » zählen. Nun soll ein Lesezirkel dem Eifer aufhelfen. Inzwischen war aber in Frankreich die Revolution ausgebrochen; Tralles, !) siehe Aktenband der N. f. G. — 109 — wahrscheinlich auch Höpfner und Kuhn neigten sich mehr den neuern Ideen zu, das gab Differenzen. Rechnet man noch dazu, dass Tralles, wie aus den Akten hervorzugehen scheint, einen kleinen Zwist mit Morell, der ihm Streit- sucherei und Persiflage vorzuwerfen schien, hatte, so sieht man ein, dass das alte Freundschaftsverhältniss innerhalb der Gesellschaft sich allmälig verändert hatte. Pfr. Wylten- bach wollte im Jahr 1792 den Sitzungen nicht mehr bei- wohnen, die «Gründe dafür seien nur so obenhin bekannt» und so finden wir in der letzten Sitzung, die protokollirt worden ist und die am 13. Juli 1792 stattfand, nur noch 5 Mitglieder anwesend, nämlich Morell, Haller, Höpfner, Studer und Kuhn. Immerhin schien der botanische Garten doch die Gesellschaft noch zusammenzuhalten, denn auch Wyttenbach will gerne noch bei diesem Unternehmen sich betheiligen. 1795 zählte der Garten schon 1000 Spezies. Dass die Gesellschaft aber thatsächlich nicht sich auf- gelöst hat, geht aus folgenden zwei Gründen auf das Evi- dentesie hervor : 1) Der botanische Garten an der Judengasse gedieh ordentlich, legte aber doch den Mitgliedern ziemliche Bei- tragskosten auf, wesshalb die Gesellschaft an die Regierung gelangte, um einen geeigneten Platz an der Langmauer 2) zu erhalten. Die Antwort der Regierung liegt vor: «Wir Schultheiss und Rath der Stadt und Republik «Bern thun kund hiemit, demnach die allhiesige Natur- «forschende Privatgesellschaft Uns in aller Ehrerbietung «vorgestellt, dass sie eines Platzes bedürftig sei, um einen «botanischen Garten darauf anlegen zu können und sich zu «dem Ende für das beim Harnischthurm gelegene, ungefähr «zwei Fünftel Jucharten haltende Stück Erdreich beworben. ') Nordseite der Stadt, Besitzung des Hrn. Stengel. — 10 — «Dass daraufhin Wir den Supplikanten in ihrem Begehren «entsprochen und denenselben bewilliget, dieses Stück Land «zu einem botanischen Garten anzulegen und zwar unter «folgenden Bedingen: «4. Dass die Einzäumung des Stückes Nr. 1 vier Schuh «vom Talud der Schütte abstehe, damit der Weg nach der «Hirschenhalde und dem Harnischthurm nicht auch auf «dieser Seite zu eng eingeschränkt werde, sondern eine «Breite von 14 bis 16 Schuh behalten möge. «Dass die Einzäumung zwar an die Mauer bei AundB «anschliessen möge; damit aber die Pflanzen der Mauer «nicht schaden und jederzeit die nöthigen Reparationen «daran gemacht werden können, auch zu einer allfälligen «Defension ein hinlänglicher Gang längs derselben übrig «bleibe, — die Anpflanzung selbst nicht näher als & Schritt «oder 10 Schuhe von selbiger angelegt werde. «Dass die beiden Eingänge in den Garten bei dem auf «dem Plan bezeichneten A und B angebracht werden. «4. Dass die Einfassung des Nr. 1 zwölf Schritt oder «30 Schuhe von dem Harnischthurm abstehe und die Egge C «nach beiden Seiten ungefähr um 5 Schritt abgeändert «werde, damit man allfällig mit einem Wagen davon ruck- «wärts ausfahren und mit demselben bequem in den Weg «einlenken könne. «3. Dass das Stück Nr. 2 auf einer Seite von dem Weg, «auf der andern von einer Reihe Bäumen und auf der dritten «von einem ungefähr 4 Schuh breiten Fussweg längs der «Ringmauer begränzt werde. «Diese Konzession aber soll nicht länger gültig sein als «zwölf Jahr. «In Kraft dessen, mit unserm Stands-Inn-Siegel ver- «wahrt, und geben den dreissigsten Juni im Jahr eintausend «siebenhundert neunzig und sechs.» Se lade Bei den Akten findet sich auch noch der Subskriptions- plan vom 12. August 1796, wodurch ein weiteres Publikum eingeladen wurde, gegen Benutzung des Gartens an die Un- kosten beizutragen. Jeder Subskribent verpflichtete sich nach Bezahlung eines Eintrittgeldes von 6 Kronen 10, auf 6 Jahre zu einem jährlichen Beitrag von 3 Kronen 5. Die Direktion des Gartens, an ihrer Spitze Haller, ist auch bereit, zweimal wöchentlich Unterricht in der Pflanzenkunde zu geben und botanische Exkursionen zu arrangiren. An diesem Garten nahmen Theil: Haller, Manuel, Morell, Tralles, Kuhn, Gruner, Helfer, Tribolet, Spitalverwalter, Dr. med. Tribolet, Wyss, Dr. med., Morlot, Sig. Friedr. Bentely, Dr. med. Hartmann, Manuel von Grandson, Joh. Fried. Wyss, Dr. Betzius, Em. Hortin, G. Lombach, Prof. Studer, Dawelhofer von Utzigen, Franz Gruber, Morlot, Pfr. z. Thorberg, Wytienbach, Messmer, Fürsprech. Ueber den Garten selbst muss schon von Anfang!) an ein eigenes Protokoll geführt worden sein, ich konnte es jedoch nicht auffinden. Pro 1796 wurde der Garten von der ökonomischen Gesellschaft mit 80 Kronen und von der Regierung pro 1797 mit 120 Kronen subventionirt. An die Stelle des Gärtners Gerber war Meister Stucki getreten, der per Jahr 45 Kronen erhielt. Die Rechnung dieses Jahres schloss mit einem Defizit von 116 Kronen, diejenige pro 1798 mit einem solchen von 109 Kronen, pro 1799 104 Kronen, pro 1800 2 Kronen, pro 1801 50 Kronen. Nichtsdestoweniger wurde 1797 allerdings durch Aufnahme eines kleinen Kapitals von 100 Kronen ein steinernes Gartenhaus gebaut. Bei der Invasion durch die Franzosen wurde der Gesellschaft der Gebrauch des Harnischthurmes momentan entzogen, jedoch !) d. h. von 1789 an. — 112 — petitionirten Haller und Gruner sofort bei Rapinat, dem Kommissär der französischen Republik, der im Oktober 1798, nachdem die Givil- und Militärbehörden sich günstig aus- gesprochen, gnädigst den Petitionsstellern den Thurm und seine Dependenzen überliess. Der botanische Garten sollte bald auch einem eigentlichen wissenschaftlichen Zwecke dienen. Im Jahr 1793 wurde durch ainen Verein von Dozenten, nämlich Dr. Schiferli für Chirurgie, Tribolet für Therapie und Klinik, Hartmann für Pathologie, Bitzeus für Physiologie, bay tür Anatomie, Pfr. Wyttenbach für Naturgeschichte, Dr. med. Wyttenbach für Arzneimittellehre, Haller (Botanik), Morell (Chemie und Pharmacie), das medizinische Institut gegründet. Auf Ansuchen des Vorstandes wurde der Garten dem Dozenten für Botanik und seinen Studenten zur Dis- position gestellt. Pro 1802 erhielt der Garten von der medizinischen Gesellschaft, wohl hauptsächlich auf das Be- treiben des Apoihekers Morell hin, der eifrig in Finanz- projekten für den Garten war, eine Subvention von 60 Kronen. 2. Gerade in diese Periode fällt der Versuch der Privat- gesellschaft naturforschender Freunde in Bern zur Gründung der allgemeinen schweizerischen naturforschenden Gesell- schaft.') Es ist dies um so wichtiger, als die letztgenannte Gesellschaft einen höchst ehrenvollen Rang in der Kultur- geschichte überhaupt einnimmt, da sie die älteste Gesell- schaft dieser Art ist und so den glänzendsten wissenschaft- lichen Vereinigungen zum Vorgang diente, welche sich nach und nach in Deutschland, England, Frankreich und Italien zu ähnlichem Zwecke bildeten. !) Siehe die Arbeit von Wolf, Mittheilungen von der naturf. Gesellschaft in Bern, 1847, p. 57, und Gesch. der schweiz. naturf. Gesellschaft bei Anlass ihres 50jährigen Jubiläums, Zürich 1865. R — 13 — Wie ehrenvoll es also für die bernische Gesellschaft, die Priorität der Idee und der That für sich zu besitzen, ist einleuchlend. Nachdem gewiss schon lange in dem kleinen Kreise eifriger Naturforscher in Bern die Idee einer Samm- lung aller Gleichgesinnten in der Schweiz ventilirt worden war, erliess die Gesellschaft naturforschender Freunde in Bern anno 1797 einen Aufruf an alle schweizerischen Natur- forscher, sich im Oktober jenes Jahres in Herzogenbuchsee zu versammeln. Aus dem Aufruf, der noch vorhanden ist und dessen Fülle patriotischer und wissenschaftlicher Ge- danken geradezu imponirt, hebe ich nur einige Stellen her- vor, die uns deutlich beweisen, wie lebenskräftig unsere Privatgesellschaft trotz nicht mehr fortgesetztem Protokoll- buch gewesen ist. «Einige Mitglieder der hiesigen Privatgesellschaft natur- «forschender Freunde wagten schon vor einiger Zeit zuerst «den Gedanken, ob nicht nach Art und Weise der seit «mehreren Jahren existirenden und mit jedem neuen Jahr «auch mit verdoppeltem Eifer aus der ganzen Schweiz be- suchten helvetischen, patriotischen und militärischen Gesell- «schaften eine ähnliche vaterländische naturforschende Ge- «sellschaft zu bilden und jährlich einmal zu einer beliebigen, «schicklichen Zeit irgendwo zu versammeln möglich wäre? «Und da dieser Gedanke bald von der ganzen Gesellschaft _ «mit Beifall aufgenommen worden und mehrere Male einen «sehr angenehmen Gegenstand ihrer freundschaftlichen Unter- «haltung gemacht hatte, so beschloss sie, auch denselben «zu realisiren und durch den Weg der öffentlichen Blätter «nur erst anzufragen, ob sich ihr Vorschlag zur Errichtung «einer solchen Gesellschaft eines ähnlichen Beifalls in den _ «übrigen Theilen unseres Vaterlandes und des Beitritts einer | «genugsamen Anzahl von Mitgliedern zur ersten Bildung «und Organisation derselben zu erfreuen das Glück haben Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1157. — 114 — ssolle..... Nur einzig vaterländische Naturlehre und Natur- «geschichte soll das Materielle ihrer Unterhaltungen und «Beschäftigungen ausmachen, vorzüglich: «Mittheilung und Bekanntmachung der in irgend einem «Theile derselben entweder schon vollendeten oder erst noch «vorzunehmenden Arbeiten; im erstern Falle gehörige «Schätzung und Würdigung derselben und Niederlage aller «neuen, besonders der nur einzeln gemachten kleinern Ent- «leckungen, in die Archive der Gesellschaft; im andern «kräftige Aufmunterung und Beförderung derselben, z. B. «lurch Subskriptionen auf Werke, die ohne dies sonst nicht «zu Stande kommen würden, dur:h freundschaftliche An- «zeige und Mittheilung aller dazu nöthigen Hülfsmittel und «Wegweisung zu ihrer gehörigen Benutzung u. s. w. Ferner «Berichtigung so vieler Verirrungen in Betreff der Synonymik «ılurch Vorweisung, Darlegung und Gegeneinanderhaltung «ler sie veranlasst habenden Naturkörper selbst, wechsel- «seitiger Tausch zur Vervollkommnung der Wissenschaften «und der hie und da vorhandenen privaten und Öffentlichen «Sammlungen, Entwürfe zu naturhistorischen Reisen zur «zenauern Untersuchung dieser oder jener, in mancher « Rücksicht noch sehr oder ganz unbekannten Theilen unseres «Vaterlandes, und endlich, was unserer Meinung nach das sn ee « Vorzüglichste von Allem ist, gegenseitige persönliche Be- ekanntschaft und Errichtung einer besondern Freundschaft «zwischen so vielen würdigen und verdienstvollen Männern, — «lenen, da sie ohnedies schon vom gleichen Geiste beseelt sund mit Eifer und Vorliebe zu den gleichen Gegenständen $ «erfüllt sind, zum vollständigen Glücke des Lebens nichts «weiter mehr fehlen kann, als etwa eine günstige Gelegenheit «zur persönlichen vertraulichen Unterhaltung mit Männern — «ihresgleichen und zur frohen Bekanntschaft von Angesicht «zu Angesicht, die doch derjenigen, welche nur durch Briefe — 15 — «gewährt und fortgepflanzt wird, immer unendlich weit vor- «zuziehen ist.» In der That erschienen am 2. Oktober 1797 in Herzogen- buchsee die Berner: Wytienbach, S. Studer, Gruner, Kuhn, Morell, J. J. Mumenthaler, $. E, Hartmann, Besitzer des Schlosses Thunstetten; Herose aus Aarau; die Genfer: J. A. Colladon, M. A. Pietet, @. Maurice, Desroches, Puerari. Die Versammlung dieser 13 Männer, zu denen noch 6 andere (Tralles, Gosse, Haller etc.) zu zählen sind, die ihre Zu- stimmung schriftlich gegeben hatten, wurde am 3, Oktober durch Prof. Kuhn im Namen der bernischen Gesellschaft eröffnet. Sofort wurde Prof. Sam. Studer zum Präsidenten und Helfer Gruner zum Sekretär gewählt, und man ging an die Festsetzung der Hauptbestimmungen. Die Versamm- lung wählt den Titel allgemeine helvetische Gesellschaft der Freunde der vaterländischen Physik und Naturgeschichte und beschliesst, sich alljährlich im Herbst an einem ein Jahr zuvor bestimmten Ort zu versammeln. Das Präsidium soll Jährlich wechseln und dasselbe besorgt mit dem Sekretär und einem Beisitzer die laufenden Geschäfte des Jahres Die Jahresversammlung ist vom Präsidenten mit einer Rede zu eröffnen und die Verhandlungen sollen deutsch und fran- zösisch gedruckt und mögliehst verbreitet werden. Weitere Mitglieder, ja sogar auch ausländische, die sich für die Ge- sellschaft eignen, sollen gewonnen werden. Nachdem dies festgestellt worden war, gab man sich das Wort, nächsten _ Herbst (1798) wieder in Herzogenbuchsee zusammen zu kommen. Der Fall der alten Eidgenossenschaft sollte aber diese schöne Absicht auf Jahre hinaus vereiteln. Damit sind wir am Schlusse der ersten Periode der Geschichte der bernischen Naturforschenden Gesellschaft angelangt. — 16 — Neben der Förderung naturwissenschaftlicher Kenntnisse im Allgemeinen können wir als Resultate der Bestrebungen dieses Zeitabschnittes unseres Vereins aufzählen: 1) die Gründung des Archivs der Gesellschaft und impli- cite desjenigen der schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft ; 2) die Gründung und Erhaltung des botanischen Gartens; 3) der erste Versuch der Stiftung der schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft. a a II. Periode. 6. September 1802 bis 16. September 1811. Inhalt: Reorganisation der Gesellschaft. Name. Statuten. Versuch wissenschaftl. Beiträge herauszugeben. Aufstellung und Ver- mehrung der naturhistorischen Sammlungen. Erhaltung des ersten botan. Gartens und Gründung eines zweiten. Errichtung. des Haller - Denkmals. Zweiter Versuch der Gründung der schweiz. Naturf. Gesellschaft. Was den Beginn der zweiten Periode der Wirksamkeit der bernischen Naturforschenden Gesellschaft anbetrifft, so gibt uns da das Protokoll Nr. II ganz genügenden Aufschluss. Nachdem die Geschichte der ersten Periode kurz dargestellt worden ist, fährt der Berichterstatter, offenbar‘ Wyttenbach fort: | | «.... Indessen wäre die im dritten oder vierten Re- evolutionsjahr auf drey oder vier ordentliche und anwesende «Mitglieder heruntergeschmolzene Gesellschaft unter dem «Drang der Umständen doch zuletzt erlegen (wirklich ver- «sammelten sie sich in diesen unglücklichen Zeiten zuweilen rn Dr. a wet ein halben Jahren noch ein oder zwey mahl und an die «ordentliche Fortsetzung der Akten wurde seit Jahren her «nicht einmal gedacht), wenn nicht einige dieser ihrer «Wissenschaft stets treu gebliebene wenigen Mitglieder mit «Ernst an eine gänzliche Wiederbelebung und Reorganisation «derselben gedacht und dieselbe auch mit ihrem gewohnten, «für jedes Gute lebhaften und thätigen Eifer betrieben und «zuletzt auch glücklich zu Stande gebracht hätten.» Nun wird geschildert, wie mehrere glückliche Umstände dieses «lobenswürdige» Unternehmen begünstigt hätten; zu diesen wird gezählt die Rückkehr eines ehemaligen alten Mitgliedes (Haller) in’s Vaterland, der Wiedereintritt des ersten Stifters der Gesellschaft (Wyttenbach) und die An- _ nahme einiger neuer würdiger Mitglieder. Ferner fiel gerade in dieses Jahr die Erneuerung der Subskriptionen für den botanischen Garten an der Längmauer, da ja der Subskriptions- termin von 1796—1802 dauerte. Auch dies Moment, das durch die Gründung des medizinischen Instituts erhöhte Bedeutung erhielt, zwang die Mitglieder, sich enger und fester zusammen zu schliessen. Zuletzt wird aber der wich- tigste und in der Folge von bedeutendstem Einfluss sich zeigende Grund angeführt. Im Jahr 1801 starb Daniel Sprüngli. Schon vor seinem Tode hatte der Schulrath eifrige Schritte gethan, Sprüngli zu veranlassen, seine Sammlungen der Akademie zu überlassen. Sprüngli muss aber durch die vom Schulrath geäusserten Ansichten und Forderungen ver- letzt worden sein, daraufhin brach er die Unterhandlungen plötzlich ab. Durch eifrige Verwendung Wyttenbach’s wurde durch die Bibliothekkommission der Stadt Bern die ornitho- logische Sammlung unter Mithülfe von freiwilligen Beiträgen angekauft. Nachdem sich die Gesellschaft durch ein Schreiben vom 4. August 1802 an die Bibliothekkommission willig erzeigt hatte, die Sammlung zu besorgen und zu vermehren, — 113 — wurde derselben förmlich durch Schreiben vom 28. August 1802*) die Sorge für die Sammlungen übertragen und ein jährlicher Beitrag von 100 Thalern zugesichert, für welchen man eine Rechnungsstellung erwarte. Für die Aufstellung der Sammlungen wird die Bibliothekgalerie angewiesen und Hın. Pfarrer Wyttenbach der Schlüssel dazu übergeben. Es waren somit Gründe genug vorhanden, eine Neu- bildung und Reorganisation der Gesellschaft vorzunehmen. Die Gesellschaft nennt sich nun: Gesellschaft vaterländischer Naturfreunde in Bern. Am 6. September 1802 irat das Komite zusammen, um die neuen Statuten zu entwerfen. Dieselben enthalten 4 Paragraphen mit Unterabtheilungen. Da heisst es: j «$ 1. Die bisherige physikalische naturforschende Ge- | «sellschaft in Bern hat sich entschlossen, ihren Wirkungs- «kreis auszudehnen und ihre Thätigkeit zur Beförderung des - «Studiums der Naturgeschichte zu verdoppeln, desswegen hat «sie ihren bisherigen ohnehin allzuzammengesetzten Namen in «obenstehenden abgeändert, der ihren Zweck und die Art ıihrer Zusammensetzung bestimmter ausdrückt. | Zweck. «Ausbreitung des naturhistorischen Studiums überhaupt, «Erforschung, Beobachtung, Besichtigung, Vervollkommnung «und weitere Bekanntmachung der Naturgeschichte unseres « Vaterlandes insbesondere ; Anwendung derselben auf Medizin, «Oekonomie und andere allgemein nützliche Gegenstände sind «der Zweck der Gesellschaft. Ihre Arbeiten, ihre Reisen sind «auf denselben gerichtet, in dieser Absicht sollen ihre Kor- «respondenten gewählt sein; in denselben sammeln die Mit- «glieder die Produkte der drei Naturreiche. Sie zählt aber «auch unter die vorzüglichen Mittel zur Erreichung desselben, ') Unterschrieben Präsident: Risold, Sekretär: Morell. — 119 — «die Anleitung und Bildung junger Leute zur systematischen «Kenntniss und gründlichen Beobachtung in allen Fächern «der Naturgeschichte. » Zusammensetzung: Ordentliche Glieder 12, nie mehr, sämmtlich in der Stadt wohnend; Zöglinge, auswärtige Kor- respondenten und Ehrenmitglieder von unbestimmter Zahl. Die ordentlichen Glieder werden einstimmig von den An- wesenden erwählt, nach Bericht, Zöglinge durch Mehrheit, Korrespondenten und Ehrenmitglieder durch zwei Drittel der Anwesenden, nach Bericht. Derjenige, bei dem man sich versammelt, ist Präsident und Sekretär. Zwei Sekelmeister, einer für die Gesellschaft selbst, einer für die anvertrauten Kredite, verwalten die Gelder. Versammlungen sollen folgende abgehalten werden: | 1) Ordentliche: alle Montage von 5—8 Uhr. Nur die ordentlichen Mitglieder nehmen Theil, Korrespondenten und Ehrenmitglieder nur, wenn zufällig in Bern an- wesend. 2) Monatliche; dazu werden alle Mitglieder, auch die Zöglinge eingeladen. 3) Oeffentliche: alle 3 Monate auf der Galerie, wozu das Publikum per Karten Zutritt hat. Vortrag eines ordent- lichen Mitgliedes. 4) Jährliche: Rede eines ordentlichen Mitgliedes. In den Sitzungen vom 11. und 18. Oktober wurden die Statulen angenommen und zum Druck bestimmt. Unter- schrieben sind sie von: @runer,‘) Helfer am Grossen Münster, 1) Gottl. Sigmund Gruner (1756—1830), Helfer am Münster, Pfarrer in Herzogenbuchsee und Zimmerwald, eifrig bestrebt, das isländische Moos als Nahrungsmittel einzuführen, siehe Wolf, Biog. IV, p. 162. — 120 ° — Alb. v. Haller, gew. Kriegsrathsschreiber, Meisner,*) Vorsteher einer Erziehungsanstalt, Risold, Professor der griechischen Sprache, Studer, Sam., Professor der Gottesgelehrtheit, Wyttenbach, Pfarrer zum hl. Geist, Carl Morell, Apotheker, also von 7 Mitgliedern, darunter 4 der alten Gesellschaft. Schon am 4. Oktober hatte man die Herren v. Diesbach von Liebeck allie von Graffenried, Tscharner von Aubonne alliöe Äirchberger, beides Ornithologen, zu Ehrenmitgliedern ernannt, und zugleich wurde die Anschaffung von Journalen für Physik und Naturgeschichte beschlossen. Zur Besorgung der Sammlungen wurde eine eigene Kommission, bestehend aus Wyttenbach, Studer und Meisner bestimmt; im Fernern werden folgende korrespondirende Mitglieder ernannt: Vicarius @ottlieb Kuhn?) in Sigriswyl, Apotheker Schleicher in Bex, Pfarrer Steinmüller?) in Gais, Professor Siruve in Lausanne, @. L. Hartmann*) in St. Gallen. ') Karl Friedrich August Meisner von Ilfeld in Hannover (1765—1825), 1796 Erzieher in Bern, 1808 an der neu gegründeten Akademie Professor der Naturgeschichte und Geographie. 2) Später Provisor in Bern, Ehrenmitglied und ordentliches Mit- glied 1807. 3) Joh. Rud. Steinmüller von Glarus (1773—1835), Pfarrer in Mühlehorn, Kerenzen, Gais, Rheineck. Sammler und Stifter der naturforschenden Gesellschaft St. Gallen. *) Georg Leonhard Hartmann, erst Maler, publizirte 1795 eine Beschreibung des Bodensees, 1798 Verzeichniss der Vierfüssler und Vögel St. Gallens, 1818 Geschichte der Stadt St. Gallen, 1827 hel- vetische Ichthyologie. RER RE EEE — 1211 — Ehrenmitglieder: Daniel Rätzer,‘) Mineralog, in Bern, Steiller von Gottstatt in Bern. Zöglinge: Jak. Studer, studios. med., Em. Schärer,?) stud. eloquent. Bald wurde auch Leopold von Buch zum korrespon- direnden Mitglied erwählt. Als erste Frage taucht nun auf der Abschluss des Vertrages mit einem Buchhändler, der die Arbeiten der Gesellschaft drucken soll. Man knüpft an mit Basel, dann mit Buchdrucker Steiner in Winterthur, der gerne auf das Anerbieten der Gesellschaft eingehen will. Gruner macht den Vorschlag, gemeinsam mit der ökonomischen Gesellschaft zu publiziren, was aber nicht beliebt. In der That will Steiner zur Michaelismesse ein Bändchen im Format und Druck des frühern Höpfner’schen Magazins liefern. Zum ersten Bändchen wollen folgende Mitglieder beitragen: 1) Prof. Studer: Uebersicht der Arbeiten in Helvetien über Entomologie seit Füssli und Verzeichniss der schweizerischen Insekten. 2) Wyttenbach: Einiges aus dem Nachlass Sprünglli’s. 3) Morell: Auseinandersetzung der Getreidearten; Fluss- spath bei Brienz; unfruchtbare Erde von Merligen; Reise auf den Ochsen und Gantrisch 1793. 4) Gruner und Meisner: Uebersetzungen von französischen naturwissenschaftlichen Aufsätzen. !, Er übersetzte Struve, Methode analytique des fossiles, Bern 1206, war der erste Konservator der Sammlungen in Bern. 7 1808. 2) Ludwig Em. Schärer (1785—1853), Konrektor in Bern, Pfarrer in Lauperswyl und Belp, Botaniker, Lichenolog. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1158. — 12 — In einer späteren Sitzung wird als Titel gewählt «Magazin zur Naturhistorie des Vatterlandes» und Wyttenbach soll Chefredaktor sein, Haller und Meisner sollen mithelfen. Im Juni 1803 fordert Wyttenbach die Mitarbeiter am Magazin auf, sich zu beeilen, dann scheint jedoch Steiner sein Anerbieten zurückgezogen zu haben, und so zerschlägt sich die Sache. Erst im Jahr 1806 wird die Idee von Neuem aufgegriffen und Buchdrucker Haller soll den Verlag des ersten Heftes der «naturhistorischen vaterländischen Bei- träge» übernehmen, doch auch hier wird man nicht einig, weil die Autoren die Tafeln und Kupfer selbst zahlen sollen. So wird aus diesem Projekte nichts. Meisner gab dann 1806 das erste Heft auf seine Rechnung heraus. Treten wir nun genauer auf die von der Gesellschaft während dieser Periode geleisteten Arbeiten ein. Die Hauptsorge war die Aufstellung und Vermehrung der naturhistorischen Sammlungen laut Auftrag der Bibliothek- Kommission. Schon vor der Erbauung der jetzigen Bibliothek besass die alte Stadt- und Burgerbibliothek interessante Natu- ralien, wie zwei schöne, weisse Kristalle, eine schöne Druse von schwarzem Kristall vom Gotthard, ein Krokodil etc. ete. Im Jahr 1791 wurde die reiche ethnographische Sammlung Wäber’s, der Gook auf seiner letzten Reise um die Welt als Maler begleitet hatte, auf der Bibliothek deponirt; 1793 kam eine Sammlung vulkanischer Gesteine von Hrn. v. Werdt, und so mehrte sich das Museum allmälig, besonders seit sich Wyttenbach desselben angenommen hatte. Ein grosser Schritt vorwärts wurde nach dem Tode Sprüngli’s im Jahr 1801 gethan. Eine Subskription, eifrig betrieben von Morell, ergab in den ersten 20 Tagen des Dezembers 1801 eine Summe von 936 Franken, darauf kaufte die Bibl.-Kommission im März 1802 die ornithologische Sammlung von den Erben um 1200 Franken, und bereitwillig hatte die Gemeindekammer — 13 — die Mittel zur Anschaffung der nöthigen Schränke gegeben. Die Naturforschende Gesellschaft, denn bald wurde sie offiziell so, bald auch mit ihrem oben angegebenen Titel genannt, der, wie schon gesagt, die Sorge und Obhut der Samm- lungen übertragen wurde, wandte sich an’s Publikum mit der Bitte, bei Gelegenheit an die Sammlungen zu denken, und setzte auf gute Exemplare von gewissen Thierspezies, um besonders die Jagdliebhaber !) aufzumuntern, Preise aus. Im März 1803 hatte Wyttenbach das Vergnügen mit- theilen zu können, dass ihm 6 Louisd’or zur Verschönerung des Sprüngli’schen Kabinets übergeben worden seien. Dann schrieb er an die Gemeindekammer um Ueberlassung der Geweihe, die noch aus der guten alten Zeit vorhanden waren. Rathsherr L. Zeerleder ?) kaufte im September 1803, offenbar auch auf Antrieb der Gesellschaft, von den Erben Sprüngli’s die Petrefaktensammlung und schenkte sie der Bibliothek. Die Gesellschaft gab ferner der Liquidations- kommission der Schulden der helvetischen Regierung ein grosses Memorial ein (Verfasser Haller), worin sie die Bitte aus- sprach, den bernischen Instituten die v. Erlach’sche ®) Minera- liensammlung und das Herbarium des Dr. Trxbolet *) zu über- lassen, ein Schritt, der um so gerechtfertigter war, als andere Kantone auch auf diese Sammlungen zu reflektiren !) siehe Schreiben an die Jägerkammer. 2) (1772—1840), Banquier und Rathsherr, verdient wegen seiner Rettung eines beträchtlichen Theiles des alten bernischen Staats- schatzes, stiftete 1209 eine Prämie zu Ehren Haller’s für den besten Studirenden. 3) Die helvetische Regierung hatte für das v. Erlach’sche Kabinet, besonders interessant durch die Charpentier’sche Suite, 500 Louisd’or, für das Herbarium Tribolet 50 Louisd’or bezahlt. *) geb. 1743, Stadtphysikus 1768, gelehrter Botaniker. — 124 — schienen. In der That wurden diese beiden Sammlungen Bern zugesprochen und auch der zweitheilige Katalog der Erlach’schen Sammlung von Freiburg hergesendet, und die Gesellschaft machte sich eifrig daran, dieselbe zu inven- tarisiren und zu plaziren. Sodann wurde zum Gedächtniss für spätere Geschlechter die Anschaffung eines Donationen- buches beschlossen, wo Wyttenbach eine Geschichte der Sammlungen als Einleitung schreiben sollte. Thatsächlich wurde es aber erst 1804 eingerichtet und Räzer schrieb die geschichtliche Einleitung. Der damalige bernische Schreib- künstler J. @. Gramer versah das Buch mit einem feinen kalligraphischen Titelblatt, wo auch das Motto zu finden ist: Semper honos, nomenque Vestrum, laudesque manebunt! Im gleichen Herbst schenkte Hr. v. Bonstetien eine Sammlung schweizerischer Insekten, die er vom Gymnasi- arch. Schärer erworben hatte, und fügte noch eine Kol- lektion Schmetterlinge bei. Sodann machte die Gesellschaft in jenen Tagen der Freiheit, hauptsächlich gestützt auf einen Bericht des Vikarius Kuhn in Sigriswyl, die Re- gierung auf die unsinnige und planlose Jagd auf jegliches Gewild aufmerksam, worauf sofort nachdrückliche Verbote erlassen wurden. Pfarrer Meyer in Oberbalm schenkte eine ziemliche Anzahl Vogeleier, welche Aufmerksamkeit mit der Sendung von 10 Pfund Rauchtabak vergolten wurde. Im Jahr 1805 kam auch als Geschenk die Sprüngli’sche Korallen- sammlung u. s. w.; unzählig sind die einzelnen Vermehrungen, welche Naturliebhaber, Professoren, Jäger, Bauern von naa und fern der Sammlung zu Theil werden liessen; oft half man sich auch mit Subskriptionen, so zur Erwerbung eines Wolfes, der in La Sarraz erlegt worden war u. s. f£ 1806 kamen auch zwei Reliefs, das eine die Gegend von der Grimsel bis zum Genfersee, das andere den grossen St. Bern- a hard darstellend, für 60 Louisd’or vom Rathsherrn Meyer in Aarau gekauft. In den Sammlungen wurde zeitweilig als Kustos beschäftigt der Maler Leener! aus Luzern und der Mineralog Räzer, + 1808. Interessant ist auch das Buch der Besucher der Galerie, eine wahre Sammlung von Auto- graphen berühmter Persönlichkeiten, so besichtigte 1814 Friedrich Wilhelm IIl von Preussen mit dem Prinzen Wl- helm, dem jetzigen Kaiser, das Museum. Begreiflicher Weise war im Anfang das Verhältniss zur Bibl.-Kommission ein überaus freundliches. Nicht nur wurden die nöthigen Schränke bewilligt, auch das zu den Sitzungen der Gesellschaft nothwendige Mobiliar wurde anstandslos ge- liefert. Der jährliche Kredit, über den die Gesellschaft disponiren könne, wurde auf 300 Franken festgesetzt, auch gab die Finanzkommission des Stadtrathes auf motivirtes Gesuch hin eine einmalige Subvention von 1000 Franken, worauf allerdings die Bibl.-Kommission die Gelegenheit ergriff, pro 1804 ihren Beitrag zu streichen. Wie sich die Samm- lungen vermehrten, fand man bald, dass ein Reglement über die Besorgung derselben höchst von Nöthen sei. Prof. Studer, der diplomatische Kanzler der Gesellschaft, entwarf dasselbe, die Sitzung vom 7. September 1804 adoptirte es: Zu der Galerie sollen 2 Schlüssel vorhanden sein; sodann sollen sich 7, später 9 Kommissionen in die Arbeit theilen und zwar: 1) «die ornithologische: Meisner, Studer; 2) «insektologische: Meisner, Studer; 3) econchyliologische: Wyttenbach, Gruner; 4) «botanische: Haller, Morell ; 5) «systematisch-mineralogische : Morell, Meisner; 6) «geographisch-mineralogische: Wyttenbach, Gruner; 7) «otaheitische Kunstsachen (ethnographische): Wytten- bach, Haller. — 126 — Dieses Reglement fand allgemeine Billigung bei der Bibl.- Kommission. 18097 folgt ein von Meisner redigirtes Polizeireglement für die Galerie. Es zeigte sich auch allmälig, dass die den Sammlungen angewiesenen Räume zu klein waren. Auch da wurden nach einigen Unterhandlungen be- reitwilligst 2 Zimmer im Erdgeschoss der Bibliothek zur Disposition gestellt. Indessen fand sich doch nach und nach bei aller Anerkennung, welche schriftlich und mündlich dem Wirken der naturforschenden Gesellschaft gezollt wurde, dass die Bibl.- Kommission an den Rechnungen über die ver- wendeten Kredite stets etwas auszusetzen hatte. Allerdings bezahlte sie, wenn auch ungern, die Defizite, jedoch hielt sie immer dafür, dass die unter ihr stehende Gesellschaft bei allen Anschaffungen über den Kredit hinaus sich stets zuerst an sie wenden sollte. So bildete sich allmälig ein unerträg- liches Verhältniss, dem die Gesellschaft durch ein von Prof. Studer redigirtes Memorial an den Stadtrath ein Ende zu machen gedachte, worin die Bitte ausgesprochen war, von der Vormundschaft der Bibl.-Kommission enthoben zu werden. Ein Versöhnungsversuch des Stadtrathes scheiterte, und so bat die Gesellschaft durch eine Eingabe vom 10. März 1809, um Entlastung von ihrem Mandat für das Museum zu sorgen, was dann auch am 13. März unter bester Verdankung der geleisteten Dienste geschah. Daraufhin erfolgte durch beid- seitige Kommissionen die Rückgabe der Sammlungen an die Bibl.-Kommission. Indessen: machte schon am 5. Januar 1810 die letztere wieder neue Annäherungsversuche an die Gesellschaft, indem sie nach Bedingungen fragen liess, unter welchen eventuell die Gesellschaft die Sorge für die Galerie wieder übernehmen würde, Die gestellten Bedingungen wurden anstandslos acceptirt, und nun trat eine Art Museums- kommission in’s Leben. In derselben sassen: Sekelschreiber Wyttenbach, Pfarrer Wytienbach und Rathsschreiber Haller nn an an c ANA ten von der Bibl.-Kommission ; Meisner, Tscharner von Leissigen von der naturforschenden Gesellschaft. Als Kustos funktionirte Maler Lienert. Jährlich sollen 500 Franken auf die Samm- lungen verwendet werden, auch die gewünschten natur- historischen Bücher, dies ein grosser Zankapfel! sollten auf der Galerie deponirt werden. Wenden wir uns nun zu einem zweiten Punkt. Bekannt- lich war 1802 die Subskription für den untern Garten (Läng- mauer) erneuert worden, dessen Besorgung Morell über- nommen hatte. Im März 1804 wird der Gesellschaft Hoffnung gemacht, den Schulkirchhof !) für einen neuen botanischen Garten zu erhalten und sofort gelangt man desswegen an den Stadtrath. Am 19. April 1804 wird wirklich der Ge- sellschaft dieser Platz auf unbestimmte Zeit überlassen. Man setzt sich in Betreff der Erdarbeiten mit dem Bauamt in Ver- bindung. Kaum hat die akademische Kuratel von dem Projekt gehört, so offerirt sie eine jährliche Subvention von 300 Franken, wenn sie den Garten nach ihrem Sinne benutzen und in ökonomischer und medizinischer Beziehung darüber disponiren könne. Dieser Antrag, lang berathen, wird schliesslich refüsirt. Sodann arbeitet Haller ein Zirkular an die Subskribenten aus, worin ihnen die Frage vorgelegt wird, ob sie gegen die Vereinigung des untern mit dem obern botanischen Garten etwas hätten, dabei müsse der jährliche Beitrag von 8 Franken auf 12 erhöht werden. Alle 33 Subskribenten waren einverstanden, und so schreitet man sofort zur Instandsetzung des Gartens, dessen Direktor Haller wird. In diesen Jahren liess das Bauamt für den untern Garten eine eigene Wasserleitung erstellen. Man zeigte sich überhaupt im Stadtrath sehr entgegenkommend. 1) zwischen Bibliothek, ehemal. Kantonsschule und jetz. Hoch- schule gelegen. — 123 — Auf die Bitte der Gesellschaft hin wurde 1808 beschlossen, beim Harnischthurm eine Gärtnerwohnung, deren Devis sich auf 378 Kronen belief, zu bauen und der Gesellschaft unent- geltlich zu überlassen. Dadurch erhielt dieselbe die nöthigen Räume, um die Pflanzen ordentlich zu überwintern, und konnte noch für die Wohnung 20 Kronen jährlich ein- nehmen. Als die Soldaten der Garnison den Garten betraten, dort fischten und hie und da etwas beschädigten, wurde sofort auf blosse Reklamation hin der Garnison jegliches Betreten des Gartens verboten. Im Jahr 1806 gab Morell den untern Garten an Haller ab, der nun beide besorgte. Die Rechnungen zeigen ein chronisches Defizit, 1807: 452 Franken, 1809: 433 Franken, 1810: 448 Franken. Im Jahr 1811 fing Haller’s Gesundheit an etwas zu leiden, auch nahm die Zahl der Gartensubskribenten ab und so wurde am 2. Februar 1811 beschlossen, sich an den Stadtrath um Uebernahme der botanischen Gärten zu wenden. Derselbe wies aber die Gesellschaft an die akademische Kuratel und diese machte zuerst einige Hoffnung, liess dann aber, weil ihr selbst ein Platz beim obern Thor geschenkt war, die Gesellschaft im Stich. Nun wurde der letztern die Konzession für den obern Garten auf 1. Dezember 1812 entzogen und der Garten der Bibl.-Kommission zugewiesen. Immerhin war das Verhältniss zu der letztern nicht ein unfreundliches, indem der Bibl.-Kommission das Anerbieten gemacht wurde, ihr alle passenden Pflanzen im obern Garten zu überlassen. Ein eigenes @arienkomite,') von der Bibl.- Kommission er- nannt, übernahm dann die Sorge für den obern Garten. Von 1816 an wurde er mit der Akademie verschmolzen und von da an war er in grossem Flor. Die Museumskommission ı) 12. November 1812. Wyttenbach, Pfarrer, Morell, Haller. Siehe Studer, bot. Gärten, Archiv d. Naturf. G., Fischer, der bot. Garten. Bern 1866. 5 PEN — 129 — ‚verausgabte bis 1836 435 Franken jährlich, dann leistete der Staatl einen jährlichen Beitrag von 714, später 1269 Franken. 1862 wurde der Garten in’s Rabbenthal verlegt, 1886 das Hauptgebäude für 16,000 Franken erweitert. Der untere Garten wurde von der naturforschenden Ge- sellschaft am 21. November 1812 an Apotheker Morell ab- getreten und zwar unter folgenden Bedingungen: 1) über- nimmt Morell die auf dem Garten lastende Schuld von 100 Kronen; 2) den Passivsaldo der Rechnung; 3) die Konzession für den Garten und das Haus; 4) verspricht er, dem Garten den Charakter eines botanischen Gartens zu wahren. Herr Morell fand bald 100 Subskribenten, die jährlich 4 Franken bezahlten und suchte den Garten sehr zu heben. Allein er starb 1816 und nach mehreren vergeblichen Versuchen, den Garten seinem Zweck zu erhalten, wurde der Boden einem Gärtner zum eigenen Gebrauch überlassen. Als drittes Moment nennen wir die Errichtung des Haller- monuments. Als der obere botanische Garten projektirt wurde, machte Wyttenbach in der Sitzung vom 1. Juni 1804 die Anregung, dem grossen Berner ein Monument zu er- richten. Um die Unkosten zu decken, will man das Publikum für die Sache interessiren und Herr Haller *) (Sohn des grossen Haller) in Paris will die Büste.machen, die Familie Haller selbst den Sockel (Cippus) dazu liefern lassen. Im Jahr 1805 liegt der erste Bauriss für das Denkmal vor und im Februar 1806 kommt die Marmorbüste Haller’s aus Paris an. Dieselbe trägt die Inschrift: Fatto a Parigi MDCCCII da Caldelary Luganese und nun wird die Erstellung des Denkmals vom Architekt Schneider auf 840 Kronen devisirt. Das Jahr 1806 verstreicht, ohne dass in dieser Sache etwas 1) Rudolf Emanuel, zweiter Sohn desselben (1747 —1833), Ban- quier in Paris. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1159. — 130° — Entscheidendes geschieht. Im Sommer 1807 wird beschlossen, alle Pläne für das Monument auf der Galerie auszustellen und vom Stadtrath die Konzession zu erlangen, dasselbe im obern botanischen Garten zu errichten, was auch bewilligt wird. Im Jahr 1808 will auch die ökonomische Gesellschaft an diesem Werke mithelfen und endlich soll die Gesellschaft (durch die Finanzkommission dem Stadtrath berichten, wie weit die Vorarbeiten eigentlich gekommen seien. Dieser Bericht wird eingegeben, aber trotzdem geschieht nichts, bis Morell in einer Sitzung im September 1808 sich sehr ungehalten über die Verschleppung der ganzen Sache aus- lässt. Mitglied Tscharner von Leissigen will einen Marmor- block zum Sockel liefern, der endlich im November 1809 an der Matte beim Bildhauer Pugin eintrifft. Die definitive Aufstellung übernimmt Architekt Schneider für 110 Kronen, und als Inschrift wird gewählt: Alberto Hallero Cives 1810. Im Juni 1810 endlich wird das Monument übergeben. Der Saldo von 500 Franken soll auf die Verschönerung ».iner Umgebung im botanischen Garten verwendet werden. iie Büste ist von Bronze, denn im letzten Moment abstrahirte :ıan von der Aufstellung der Marmorbüste, die sich gegen- vwärtig im Saal der Stadtbibliothek befindet, weil man eine kotunde über das Denkmal hätte machen müssen. Wer (ıiese Bronzebüste gemacht, konnte ich nicht erfahren. Be- «ınntlich steht das Denkmal seit 1862 im JE botani- ‘hen Garten im Rabbenthal. Kaum war im Jahr 1802 die Gesellschaft neu organisirt F' worden, kaum schienen etwas ruhigere Zustände im Vater- land sich konsolidiren za wollen, so wurde auch von der a bernischen naturforschenden Gesellschaft die Vereinigung und Sammlung schweizerischer Forscher auf’s Neue in An- griff genommen. Wyttenbach wandte seine Blicke nach Zürich — 131 — und unterhielt über diesen Gegenstand eine eifrige Kor- respondenz mit Rudolf Schinz,*‘) einem der eifrigsten Mit- glieder der physikalischen Gesellschaft in Zürich, Unterm 3. April 1802 drückte Schinz seine Bereitwilligkeit aus, an der Realisirung dieses schönen Planes zu arbeiten; hiebei nahm er sich hauptsächlich die Gesellschaft korrespondirender Aerzte und Wundärzte zum Vorbilde Im Junihefte der monatlichen Nachrichten 1802 fing man bereits an, die Sache öffentlich zu besprechen. Nachdem auseinander gesetzt worden war, wie viel noch in Bezug auf die Kenntniss der Natur unseres Vaterlandes fehle, wird beigefügt: «das «sicherste Mittel, diesen Mängeln abzuhelfen, wäre unstreitig «die Errichtung einer Gesellschaft von Naturforschern ete. Am 30. Juli konnte Schinz an Wyttenbach melden: Was «den Plan zur allgemeinen naturforschenden Gesellschaft «anbetrifft, haben wir Zürcher nun darüber bereits etwas «zusammengetragen, welches ausgearbeitet werden soll, um «dann Ihnen und den bernischen Liebhabern der Natur- «geschichte zur Untersuchung vorgelegt zu werden. Wir «erwarten hievon besonders viel, da Ihnen die Ehre gebührt, «die ersie Idee einer solchen Vereinigung gefasst zu haben «und wir also mit Recht hoffen können, von ihren Ansichten «und bereits gemachten Erfahrungen belehrt zu werden.» Darauf kam aber der Aufstand gegen die Helvetik, ein Umstand, der neuerdings aus dem Projekt nichts werden liess. Vergebens war es gewesen, @osse in Genf auf die bevorstehende Vereinigung aufmerksam zu machen, ver- gebens hatte sich @osse schon mit Jurine, De Luc, Tollot besprochen und sich mit dem Gedanken vertraut gemacht, die Gesellschaft in Genf aufzunehmen; die Zeiten waren noch zu unsicher. Hie und da tauchte in den Sitzungen der ı) Wolf, Mittheilungen der bern. naturf. Ges. 1847, p. 86. — 12 — bernischen Gesellschaft die Idee wieder auf; so macht Meisner am 11. Juli 1806 den Vorschlag, mit den Freunden aus Bünden, St. Gallen und Zürich sich etwa im Oktober in Zürich zu treffen, auch dies wurde nicht ausgeführt; in- dess wurden am 11. November Studer und Meisner mit der Aufstellung eines Planes betraut. Auch dies ist ohne Erfolg ! So ruht die Angelegenheit wieder bis zum Jahr 1308, wo Wyttenbach ein neues sachbezügliches Projekt ausgearbeitet und Gosse nach Genf geschickt hatte. «Suivez done, mon cher ami, ü ce beau plan; j’y cooperai aulant qul me sera possible,» ruft Gosse seinem Freunde am 12. März 1808 zu. Im August stand in der Höpfner’schen Zeitung Nr. 15 der wenig taktvolle Passus, die schweizerische natur- forschende Gesellschaft werde so lange ein Wunsch bleiben, als Ebel’sche und Steinmüller’sche Grundsätze herrschen. Darauf wurde Höpfner hrieflich das Missfallen der Gesell- schaft ausgedrückt und an das korrespondirende Mitglied Steinmüller ein Kondolenzschreiben gesandt, Im Jahr 1809 will Gosse die Statuten durch Abgeordnete der kantonalen Gesellschaften feststellen lassen, auch dazu kommt es nicht. Werfen wir nun noch einen Blick auf die letzte Zeit dieser Periode. Mit der ökonomischen Gesellschaft sind während der- selben gute Beziehungen unterhalten worden. Nicht nur nahm sie in Bezug auf die Preisfrage für 1803, die Ver- tilgung der Maikäfer betreffend, wofür sie eine Belohnung von 25 Louisd’or ausgesetzt hatte, die Rathschläge der naturforschenden Gesellschaft gern an, im Jahr 1804 han- delte es sich sogar darum, alle wissenschaftlichen Kreise, wie die erwähnte Gesellschaft, das medizinische Institut, mit der naturforschenden zu verbinden. Nur die Furcht, vom eigentlichen Hauptzweck, nämlich der Erhaltung und Mehrung der Sammlungen, abgelenkt zu werden, mag unsere Gesell- schaft von diesem Schritt abgehalten haben. — Die miss- — 13 — liche finanzielle Lage der botanischen Gärten und die ver- änderte Stellung zum Museum haben jedenfalls den Eifer der Mitglieder etwas gelähmt, so dass vom 16. September 1811 weg die Sitzungen nicht mehr protokollirt werden. Sicher ist aber, dass später noch Sitzungen stattfanden, denken wir nur an den Akkord mit Morell vom 2. November 1812. Interessiren mag noch, dass das eigentliche Gesellschafts- büdget für Ausgaben nie über die bescheidene Summe von 20 Franken hinausging. Zu den 7 ordentlichen Mitgliedern waren noch hinzugekommen: 1804 A. E. Tscharner von Aubonne, gew. Major, vor- heriges Ehrenmitglied; 1807 Provisor Kuhn, vorheriges Ehrenmitglied; 1807 K. L. Tscharner von Leissigen. Die Zahl derselben betrug somit nie mehr als 10, Ehrenmitglieder: Eman. Wyss 1802 ; Oberst v. @raffenried _ von Echallens 1804; Herr Sigmund Wagner 1807, im Ganzen also 7. Korrespondirende Mitglieder: L.»on Buch in Neuenburg 1802; J. @. Escher, Dr. Römer und Dr. Schinz in Zürich 1802; Tlysses von Salis-Sewis und Carl Ulysses von Salıs- Marschlins in Chur 1803; total somit 11. Zöglinge: Bernhard Zeerleder und Bernhard Stettler von Bipp 1802; Friedrich Hortin 180%; im Ganzen 5. Fassen wir die Arbeiten dieser Periode zusammen, SO sind sie: 3) Die Aufstellung, Vermehrung und Verwaltung der natur- historischen Sammlungen Berns von 1802—1809. 2) Die Erhaltung des ältern und Gründung eines neuen botanischen Gartens. 3) Die Errichtung eines Hallermonumentes. 4) Die Versuche zur Gründung der allgemeinen schwei- zerischen naturforschenden Gesellschaft. — 134 — III. Periode. ll. Februar 1815 bis 1886. A. Von 1815 — 1843. Inhalt: Erneuerung der Gesellschaft. Name. Statuten. Gründung der allgemeinen schweizer. naturf. Gesellschaft. Verkehr mit andern Gesellschaften. Arbeiten der Gesellschaft. Erste Ver- sammlung der allgemeinen Gesellschaft in Bern. Verkehr mit Behörden. Zweite Versammlung der allgem. Gesellschaft in Bern. Erste Druckschrift der Gesellschaft. Meteorolog. Beob- achtungen. Verhältniss zur allgem. schweizer. Gesellschaft. Archiv. Beschluss, die „Mittheilungen“ herauszugeben. «Auf freundschaftliche Einladung des Herrn Pfarrers «Wyttenbach, welchem die Errichtung oder vielmehr die «Erneuerung einer Gesellschaft naturforschender Freunde «zunächst am Herzen lag, versammelten sich auf dem Zimmer «der medizinischen Bibliothek mehrere wissenschaftliche «Männer und grösstentheils Lehrer an der bernischen «Akademie.?)» Es geschah dies am 11. Februar 1815, zu einer Zeit, wo durch die Verbannung Napoleon’s I. nach Elba der allgemeine Weltfriede gesichert schien und die Zeit politischer Wirren endlich durch eine Zeit der Ruhe abgelöst werden konnte. Folgende zehn Herren, darunter die zwei ersten Stifter, nahmen an dieser Sitzung Theil: Herr Phil. Friedr. Beck, Professor der Chemie. » Dr. Ferdin. Aug. Gottf. Emmert, Professor der Anatomie und Physiol. » Dr. David Rud. Isenschmid, Dozent der Verbandlehre. » Dr. Aug. Karl Mayer, Dozent der Diätetik u. Prosektor. » Karl Friedr. Aug. Meisner, Prof. der Naturgeschichte. » Ludw. Eman. Schärer, Conrector gymnasii. m ) Protokoll Nr. HI. ai A a a an ae a ee Sn ] — 135 — Herr Nieolas Charles Seringe, Lehrer am Gymnasium. » Sam. Studer, Professor der Pastoraltheologie. » FPriedr. Trechsel, Professor der Mathematik und Physik. » Jak. Sam. Wyitenbach, Kurator der Akademie und Pfarrer zum heiligen Geist. Wyttenbach wurde zum Präsidenten ernannt und erhielt den Auftrag, sich mit den Herren Mayer, Studer, Emmert, Meisner und Schärer über die Statuten zu berathen. Am %. März wurden dieselben in offener Versammlung, der auch die Mitglieder Dr. Benort, Rathsherr v. Haller, Dr. Schübler, Bergrath Tscharner beiwohnten, angenommen. Die Gesell- schaft nennt sich: «Gesellschaft naturforschender Freunde in Bern», jedoch trägt schon das Protokoll die Ueberschrift : «Protokoll der nalurforschenden Gesellschaft». Die Erfahrungen früherer Jahre scheint man sehr be- rüchsichtigt zu haben. Durch die Bestimmung, dass, wenn möglich, nie weniger als 12 Mitglieder sein sollen, stellt man sich auf einen weitern, allgemeinern Standpunkt. So- dann wird für ein Jahr ein festes Präsidium und ebenso ein Sekretär erwählt, der zugleich auch Kassier ist. Der Jahres- beitrag eines Mitgliedes # Franken. Verlässt ein Mitglied Bern, so wird es zum korrespondirenden Mitglied ernannt. Junge Leute, Studirende, können theils bei den Sitzungen hospitiren, theils als Zöglinge Mitglieder der Gesellschaft werden. Die Versammlungen finden monatlich an einem Samstag statt und zwar im Winter um 2, im Sommer um 3 Uhr. Nur um zu zeigen, wie rückwirkend die politischen Verhältnisse der damaligen Zeit auch auf scheinbar unbe- theiligte gelehrte Kreise waren, füge ich hier den Eingang zum Protokoll der 5. Sitzung vom 10. Juni 1815 bei: «Unter den bangen Besorgnissen des nun unvermeid- «lichen Ausbruches eines fürchterlichen Völkerkrieges gegen — 156 — «eine die Menschenrechte höhnende Gewalt, unter den be- «unruhigsten Aussichten auf eine friedliche Zukunft, die nur «durch das Blut vieler Tausenden errungen werden könnte, «vielleicht dennoch nicht errungen wird, erlahmten alle «geistigen Kräfte und entsank jedem der Muth zu wissen- «schaftlichen Forschungen.» Im gleichen Moment, wo die bernische Gesellschaft sich zu neuem, frisch pulsirenden Leben begeisterte, konnte auch der würdige Präsident derselben endlich seine Idee der Gründung einer allgemeinen schweizerischen naturforschenden Gesellschaft verwirklicht sehen. Diese Idee, wir wissen es aus den frühern Perioden, hatte sich bei Wyttenbach all- mälig so festgesetzt, dass er nicht ruhte und rastete, bis sein Ziel erreicht war. Nach dem durch die Unbilde der Zeiten verunglückten Versuch, im Verein mit Zürich eine schweizerische Gesell- schaft in’s Leben zu rufen, wandte sich Wyttenbach nach Genf. Dort wirkten die De la Rive, Huber, Vaucher, Gosse- Pictel, Saussure, Prevost, L’huilier, Jurine, De Luc. Einen lebhaften Briefwechsel führte er mit Gosse und Gosse ist empfänglich für die Idee Wyttenbach’s. Wyttenbach unter- breitet @osse und seinen Freunden einen Plan, die Versamm- lung in Bern zu haben, wozu ihn Gosse ermuntert und seine Mithülfe verspricht. Es kommt aber nichts zu Stande. 1814 hat Gosse die Idee, die Versammlung sollte «en presence du «Hont-blanc et dans le canton suisse le plus riche en hisloire .nalurelle en tous les genres» abgehalten werden. Das sei in Genf der Fall. Im Oktober 1814) schreibt er: «out est dispose pour recevoir ü Mon Bonheur l’annee prochaine les dignes naturalistes suisses», und im Juli 1815 treibt Gosse 1) Wolf, Mitthlgn. d. N. f. G. in Bern, 1847, p. 129 u. ff. und Gesch. d. Schw N. f. G., Zürich 1865. — 137 — wieder eifrig daran, doch ja dieses Jahr noch sich zu ver- sammeln. « Berivez-en, je vous en prie, ü tous ceux qui meritent «par leur zele pour Pelude de la nature d’tre de cetle reunion 5 «jen eerirai ü Struve, Chavannes, Gaudin et & la sociele «physique de Zurich... Oh! il faut encore que j’eprouwve «ce vrai plarsir avant que je quitle ce monde perissablel» Endlich war der schöne Plan reif zur Ausführung geworden. Die Einladungen waren ergangen, und am 5. Oktober 1815 langten 7 Berner, Wyttenbach und sein Sohn Dr. med., Siuder, Professor, und sein Sohn Bernhard Studer, Physiker, Mayer , Professor der Physiologie, Seringe, Botaniker und Schärer, CGonrektor in Genf an. Dazu kamen noch 8 Waadt- länder, Chavannes, Pfarrer, Lardy, Forstinspektor, Charpentier, Salinendirektor, Wyder, Postinspektor, Levade, Dr. med., Dompierre, Oberst, Perrot, Botaniker, Gaudin, Pfarrer. Diese Gäste wurden von den Genfern De la Rive, Vaucher, Huber, Michely, Colladon, Gosse, Odier, Maunoir, Necker, Vater und Sohn, Pietet, Oberrichter, Pietet, Professor der Physik, Tingry, Saussure, Bonstellen, Prevosi, Jurine, Huber- Burnaud, Boissier, Mannoir, Mayor, empfangen. Am Morgen des 6. Oktobers führte Gosse seine Freunde nach Mornex, am sonnigen Abhaug des kleinen Saleve, auf savoyischem, Jetzt französischem Boden. Dort hatte er sich im Angesicht des blauen See’s und der majestätischen Alpen, aus deren Gipfel vor allen der Mont-blane das Auge entzückt, auf den Trüm- merr einer alten Burg eine Hermitage mit einem Belvedöre ge- baut, dessen Dach auf acht kleinen Säulen ruhte. An ihnen, auf einem aus Rasen errichteten Fussgestell waren wie auf ‚kleinen Altären die bekränzten Brustbilder von Haller, Bonnet, Rousseau, Saussure, in aller Mitte, Lorbeer geschmückt, das- jenige Linne’s. Beim fröhlichen Mahle, ergriffen von gött- licher Begeisterung, weihte Gosse diese Stunde zur Geburts- stunde der allgemeinen schweizerischen naturforschenden Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1160. — 153 — Gesellschaft. In der Abendsitzung in Genf wurde die sociele helvetique des sciences naturelles für gegründet erklärt, Wyttenbach zum Präsidenten, Studer zum Vizepräsidenten und Meisner zum Sekretär ernannt. Die nächste Versamm- lung sollte in Bern vom 3. Oktober an abgehalten werden. So waren endlich die Anstrengungen Wyttenbach's und Studer’s durch die Aufopferung und Hingebung des Genfers Gosse gekrönt worden ; am 11.November, in der ersten Winter- sitzung, konnten sie der Gesellschaft fröhlich von dem be gonnen Werke rapportiren, der ganze Nachmittag war dieser Besprechung gewidmet und noch in der folgenden Sitzung. . wurde davon gesprochen. «Der Antheil, welchen die Mitglieder der bernischen «Gesellschaft an dem glücklichen Fortgang der Verhand- «lungen dieser grossen Societät nahmen, war um so leb- «hafter, da der hiesige Verein in seinem Herrn Präsidenten «zugleich den Vorsteher und Schöpfer jenes grossen Vereins «verehrt.» !) Gosse sollte leider die Stiftung der Gesellschaft nicht lange überleben. Am 10. Februar 1816 erhielt die bernische Gesellschaft die Anzeige von seinem Tode; das Herz des verblichenen Mannes ist in Mornex beigesetzt worden. Im März 1816 trat auch Generalkommissär Manuel, der nun nach den beruhigten Zeiten wieder in sein Vaterland zurück- gekehrt war, der Gesellschaft wieder bei. Zur Belebung des - innern Zustandes unterhielt die Gesellschaft eine lebhafte Verbindung mit andern naturforschenden kantonalen Gesell- schaften, so mit Aarau, Solothurn und Zürich. Die Ab- schriften der Protokolle vermitteln den Verkehr. Auf Gesell- schaftsrechnung sollen alle Vorträge gleichmässig kopirt und E den Mitgliedern, sowie andern Gesellschaften zur Disposition 3 !) siehe Protokoll Nr. Ill. — 19 — gestellt werden. Ich füge gleich hier ein Verzeichniss der Arbeiten bei, die theils in Original, theils in Abschrift aus jener Zeit vorhanden sind, nämlich Band 1: 1) 2) 3) 4) 5) 6) 7) 8) 9) 10) 11) 12) Ueber die Eintheilung der Lethalität der Verletzten, von Prof. Mayer. Ueber den chemischen Vorgang beim Athmen, von Prof. Mayer, 1818. Abhandlungen über die erblichen Krankheiten, von Dr. Brunner. I. Theil. 1816, 1817. Ueber die Vögel der Schweiz, von Meisner. Ueber die Bestandtheile des Opiums und dessen kristal- lisirbares Prinzip, das Morphium, von Pagenstecher. Abhandlungen über die Reizbarkeit der Pflanzen, von Dr. Brunner, 1817, Bau der Flechten, von Schärer, 1815. Kritische Bemerkungen über Flörke’s deutscheLichenen, von Schärer, 1815. Ueber das Vorkommen des jüngern Granits in Grau- bünden, von Bergrath Tscharner. Definition des Lebens, von Prof. Mayer. Rapport über Cadet de Vaux’s ökonomische Abhand- lungen, von Pagenstecher. Rapport über Dr. Brewster’s physikalische Abhand- lungen, von Apotheker Fueter. Abhandlungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern, Bd. 2: 1) 2) 3) Bericht über die Manipulation der Bestimmung der hiesigen Bausteine, von Otz. 1842, 1843. Milchprüfung, C. Oth, eirca 1840. Profil von Develier-dessus, von B. Studer. 4) Das Heilbad Grünen, von Pagenstecher. — 10° — 5) Rapport über die Torfverkohlung des Herrn Schuri in La Brevine (Kt. Neuenburg). 6) Berichtigender Nachtrag zu meiner Analyse der Leissiger Schwefelquelle, von Pagenstecher. 7) Einige Versuche und Beobachtungen betreffend das destillirte Wasser und Oel der Blüthen von Spiraea Ulmaria L., von Pagenstecher, 1834. 8) Weissenburgerbad, Analyse, von Pagenstecher. 1824. 9) Bemerkungen über einige Gegenden im Wallis, von GC. Brunner. 1820. 10) Bericht über meine Reise im Sommer 1827, von B. Studer. 11) Rapport sur le m@moire de M* le D" Brunner sur la vegetation en Italie. 12) Auszug aus der Geschichte der Entdeckung des Weissen- burgerbades, von Manuel. 13) Bestimmung einiger Höhen in den Alpen durch baro- metrische Messungen, von BD. Studer, 1819 oder 1820, 14) Ueber das Mutterkorn, von Dr. med. Wyttenbach, 1817. 15) Erklärung des Rattenkönigs, von Meisner, 1816. 16) Barometrische Beobachtungen, von Prof. Trechsels Original und Abschrift. 17) Meteorologische Tabellen, wahrscheinlich von Dr. Brun- ner, 1830 — 1831. Inzwischen nahte die Zeit heran, wo die bernische naturforschende Gesellschaft die allgemeine schweizerische Gesellschaft bei sich aufnehmen sollte. Bezüglich der festern Konsolidirung derselben hatten Studer und Meisner schon im Anfang des Jahres einen genauen Entwurf ausgearbeitet, der in Zirkulation gesetzt und eifrig besprochen worden war. Am 30. Juni 1816 unterbreiteten Wyttenbach, Studer und Meisner die gemeinsame Arbeit unter dem Titel: — 141 — «Ideen und Vorschläge zu einer Organisation der new errichteten allgemeinen schweizerischen Gesellschaft für die sämmtlichen Naturwissenschaften» der Diskussion aller schweizerischen Mitglieder. Für uns ist es interessant, die getroffenen Anordnungen zum Empfang der Gäste zu vernehmen. Die vom Komite vorgeschlagenen und vom Verein angenommenen Punkte sind: 1) die hiesige Gesellschaft übernimmt den Empfang ; 2) die weitern Details sind dem Komite der allgem. Gesell- schaft überlassen, dem Isenschmid und Benoit von der bernischen beigeordnet werden ; 3) die Eröffnungs-Versammlung findet statt im grossen akadem. Hörsaal, alle andern Vereinigungen werden im Sommerleist gehalten ; 4) gemeinsame Table d’höte auf Webern ; 5) nach Zeit und Umständen Frühstück im Sommerleist ; 6) Privatlogis für die auswärtigen Mitglieder. So rückten denn am 3. Oktober zahlreiche Gäste ein, und viele Gelehrte meldeten sich zum Beitritt in die allgemeine schweiz. naturforschende Gesellschaft, allein aus Bern 33, dazu kamen 9 Aargauer, 7 Basler, 6 Genfer, 6 St. Galler, 27 Zürcher, 7 Waadtländer, 3 Neuenburger und je 1 Frei- burger, Luzerner, Graubündner, Schaffhauser, Solothurner, Unterwaldner, Urner, Walliser und # Ausländer. Neben der Statutenberathung wurde die Zeit durch Vor- träge Pietet’s und IVyder’s und durch Besuche in Hofwyl etc. ausgefüllt. Prof. Hausmann *) in Göttingen schreibt an Meisner unterm 24. November 1816 über das Fest: «Die Theilnahme an dieser Versammlung ist für mich «das Angenehmste gewesen, was mir meine Reise dargeboten ') Professor der Mineralogie und Geognosie in Göttingen. — 12° — chat; seine Tage und das Viele und Grosse, was ich in den- «selben genossen, werden mir stets in der freudigsten und «dankbarsten Erinnerung bleiben. Haben Sie die Güte, dieses «in meinem Namen auch den verehrtesten Herren und Freun- eden, den HH. Pfarrer Wyttenbach, Prof. Studer, Bergrath «Tscharner, Conrektor Schärer zu bezeugen.» !) — — Die bernische Gesellschaft arbeitete still weiter. Nachdem 1817 Wyttenbach wegen Kränklichkeit vom Präsidium de- missionirt hatte, schien der Eifer etwas zu erlahmen, wenig- stens wird im Protokoll vom 30. Mai 1818 sehr geklagt. Zur Belebung wurde eine Kommission niedergesetzt. Diese schlug die Gründung eines Leesites vor, der sich auf Schmieden alle 8 Tage, der monatlichen Versammlung unbeschadet, ein- finden sollte, was auch sofort inscenirt wurde. In der That fing man im September 1818 mit dem Leist ?2) an, was be- sonders den jüngern Mitgliedern höchst willkommen war. - Studer fand, die Gesellschaft würde am ehesten an Konsi- stenz gewinnen, wenn sie ein eigenes festes Versummlumgs- lokal hätte. Man machte ihm Hoffnung, einen Theil des Aarzihleguts von der Regierung zu erhalten. Am 22. August 1818 ging ein Schreiben an den Kleinen Kantonsrath ab, worin nachgewiesen wurde, welchen Einfluss ein eigenes Versammlungslokal auf die naturforschende Gesellschaft in Zürich gehabt habe. In Folge dessen wäre auch ein ähn- liches Besitzthum für die bernische Gesellschaft höchst wün- schenswerth. Die Regierung möge der Gesellschaft, so lange sie bestehe, zu freiem unentgeltiichen Gebrauch den Garten- saal im ehemaligen Wannazgute am Aarzihlirain nebst einer !) Ein schönes Zeichen ist es auch, dass Fr. 400, Beitrag des Kleinen Raths an die Festkosten, bei Banquier Schmid angelegt und zu Preisen bestimmt wurden. ®) 1823 löste er sich wieder auf. Sein Kassensaldo von 43 !/a Batzen kam in die Gesellschaftskasse. eg Jucharte Land überlassen. Mündlich und schriftlich machte man der Gesellschäft Hoffnung und schien nicht ungeneigt zu willfahren, schliesslich wurde aber doch nichts daraus. In diese Zeit fällt ferner eine kurze Zeit offizieller Beschäf- tigung der Gesellschaft durch die Behörden. Nachdem die Jagdkommission des Kantons schon längst einige Exe plare der im Aussterben begriffenen Steinböcke gewünscht hatte, gelang es Pfarrer Wyttenbach, durch den Prior des Klosters auf dem grossen St. Bernhard 2 weibliche Exemplare dieser seltenen Thierspezies, die auf dem Cognegletscher gefangen worden waren, für Bern um 12 Louisd’or zu erhalten, welche Summe man bis auf 30 Louisd’or zu steigern geneigt war, sobald ein Männchen nachgeliefert würde. Die Jagdkommission wandte sich an die naturforschende Gesellschaft und ersuchte sie, die Aufsicht über die Thiere zu übernehmen und alle nöthigen Vorkehren zu beantragen. Die Gesellschaft ent- sprach gern und bestimmte die Herren Wytlenbach, Meisner und Dr. Wyttenbach, sich der Sache anzunehmen und Rapport zu erstatten. Der Stadtgraben beim Aarbergerthor wurde als geeignetes Lokal für Jie Thiere bestimnit; sie wurden aber so sehr vom Ungeziefer geplagt, dass eines der Thiere schon im Februar 1819 abging und die Gesellschaft froh war, von der Verantwortung entbunden zu sein. Das zweite Thier wurde nach Interlaken versetzt. Vom Bergralh des Kantons Bern erhielt die Gesellschaft am 5. Februar 1820 den Auftrag, ein Gutachten über den Vorschlag des Prof. Schuri in Brevine betreffend Gewinnung der Torfkohle abzugeben. Die Gesellschaft liess die Sache durch eine Kommission prüfen, ') und in Folge ihres Gut- achtens wurde Schuri dem Staat zu einer Belohnung empfohlen. !) Der Staat bezahlte die Kosten. — 144 — Interessant mag noch die Notiz sein, dass der Meteorolog Negotiant Fueter 1820 die Idee aussprach, dass die Meteoro- logie keinen Schritt vorwärts komme, ohne die Einführung eines Cenlralbüreaus und endlich macht am 27. Januar 1821 Prof. Studer bei Anlass eines starken Erdbebens die An- regung, öffentlich dem Publikum Fragen darüber vorzulegen. Es laufen viele Berichte ein, die Trechsel verarbeitet und im «Schweizer Freund» publizirt. Im Jahr 1822 kam das Jahresfest der allgemeinen schweizerischen naturforschenden Gesellschaft zum zweiten Male nach Bern. 71821 schon hatte Wyttenbach das Archiv und die Bücher von Genf übernommen, von da an wurden sie in der Gesellschaftsbibliothek deponirt. Landvogt Haller in Interlaken, der auch die ersten Zeiten der Gesellschaft gesehen hatte, wurde zum Festpräsidenten erwählt. Gerade in diese Zeit fiel eine. Subskription für die Reparatur des Klosters auf dem grossen St. Bernhard. Auf Betreiben der Gesellschaft konnten Fr. 961. 50 zu diesem Zwecke nach Genf gesandt worden. Das Fest verlief brillant. Trechsel berichtete über das physikalische Kabinet und die neu errich- tete (1820 — 1822) Sternwarte, Meisner sprach über das zoologische Museum, B. Studer über den mineralogischen und geologischen Theil desselben u. s. f. Trechsel wurde die Ehre zu Theil, mit Hofrath Horner und Piectet in die Kom- mission zur Aufstellung eines einheitlichen Masses der Schweiz gewählt zu werden. Gegen Ende des Jahres taucht die Lieblingsidee Manuel’s wieder auf, die naturforschende Gesellschaft mit der ökono- mischen zu verbinden, jedoch fand man für besser, die ersten Lebenszeichen der wieder erwachenden ökonomischen Gesellschaft abzuwarten. Um die eigene zu beleben, müssen sich 1824 eine unbestimmte Anzahl von Mitgliedern zu regelmässigen Vorträgen verpflichten, über welche von einem — 15 — der anwesenden Mitglieder in der nächsten Zeit referirt werden soll. Eines der eifrigsten Mitglieder dieser Periode ist Prof. Trechsel. Nicht nur macht er die Gesellschaft mit allen wichligern neuern physikalischen Instrumenten be- kannt, er hält Vorträge über Barometerbeobachtungen, über Masse und Gewichte des Kantons, über die Triangulation Berns, über die Einrichtung der Sternwarte, über die Fluss- korrektion im Seeland nach den Plänen des Obersten Tulla, über farbige Schatten etc. ete. Andere sehr fleissige Mitglieder sind Prof. C. Brunner, meist über chemische Gegenstände vortragend, und Apotheker Pagenstecher,*) der die Wasser der bekanntesten Bäder einer neuen Analyse unterwarf, Prof. Bernhard Studer, der am 10. Juni 1819 in die Gesellschaft eintrat. Vom 14. Oktober 1826 fing man wieder an, die Anwesenheit der Mitglieder mit Namen zu notiren, so wie es früher im Brauche war. Schon im Jahre 1824 hatte Prof. C. Brunner gewünscht, dass man öffentliche Vorträge abhalte, um die Naturwissen- schaften ira Publikum zu verbreiten; im Jahr 1827 erst scheint der Beginn solcher Vorträge unmittelbar bevor- stehend zu sein, indem Dr. Brunner, der oft Italien bereist hatte, Willens ist, unter dem Patronat der Gesellschaft vor _ einem grössern Publikum einen Vortrag über seine Besteigung des Aetna zu halten. In Folge Auftrags des Generalsekretariats in Zürich sollen alle Kantonalgesellschaften einen Bericht _ über den Stand der Naturwissenschaflen in ihrem Kanton liefern. Diese Arbeit wird dem Herrn Apotheker Fueter übertragen. Schon im Juni 1827 konnte der Letztere seine , Arbeit: Versuch einer Darstellung des heutigen Bestandes der Naturwissenschaften im Kanton Bern der Gesellschaft ı) So wurde auch am 16. Juni 1827 beschlossen, seine Analyse der Brunnen der Stadt und Umgebung lithographiren nnd allgemein - verbreiten zu lassen. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1161. =. x og — 146 — vortragen. Sie war unbedingt die beste, welche dem Central- komite aus den Kantonen zuging und fand so ungetheilten Beifall, dass die bernische Gesellschaft 1827 den Druck auf Vereinskosten beschloss. Diese Arbeit 1828 bei L. A. Haller, obrigkeitlichem Buchdrucker in Bern, erschienen, 112 Seiten slurk, ist die erste Druckschrift unserer Gesellschaft und wurde den Mitgliedern, den Behörden, Bibliotheken und korrespondirenden Mitgliedern gratis zugestellt. Bei Anlass eines Blitzschlags in die französische Kirche vom 6. September 1827 waren mehrere Menschen verletzt worden, weil die Leitungen der Blitzableiter ungenügend waren. Die Gesell- schaft untersuchte durch Fueter und Trechsel den Thatbestand und unterbreitete zum Besten der Bewohner ihre Vorschläge der Baukommission, die aber nicht sehr im Fall war, Rath- schläge zu acceptiren, wenn man das Antwortschreiben der- selben recht auffasst. Prof. Bernhard Studer, eben von einer - grössern Reise in die Alpen zurückgekehrt, stellte den Antrag, man möge sich bei der Versammlung der all- } gemeinen Gesellschaften energisch dahin verwenden, 1) dass eine topographisch-geognostische Spezialkarte der ; Schweizeralpen baldigst erstellt werde ; 2) dass nun mit der Herausgabe der « Denkschriften » einmal begonnen werde. N Pu Anno 1830 erfolgte darauf das erste Zirkular zur Unter- schriftensammlung für jene Karte, unterzeichnet vom nieder- gesetzten Komite: v. Gharpentier, Horner, Studer. Am 4. Dezember 1829 hält Dr. Brunner!) in einer ausser- ordentlichen Sitzung einen Vortrag über den Werth und. die Bedeutung von Thermometer - Beobachtungen und stellt den Antrag, an 12, später 16 verschiedenen Orten des Kantons Stationen zu errichten. Die Kosten berechnet er er nt ur ') Urheber der botanischen Anlagen in der Enge bei Bern. EI auf eirca 80 Franken, woran die ökonomische und die natur- forschende Gesellschaft je die Hälfte beitragen sollen. Dies wird zum Beschluss erhoben und in den Mitgliedern Dr. Brunner, Trechsel und Prof. Brunner ein Komite bestellt. Im Juli 1830 erstattet Dr. Brunner den ersten Bericht; die Ergebnisse sollen in der «Schweizer Zeitung» publizirt werden, jedoch wird schon aufmerksam gemacht, dass die Beob- achtungen durch andere meteorologische, namentlich auch über die Winde, vervollständigt werden sollten. Die Be- obachtungen werden fortgesetzt, hören aber leider im Sommer 1831 auf, weil Dr. Brunner von Bern abwesend war und Trechsel, dem die Angelegenheit zugewiesen worden, sich offenbar nicht gern mit derselben abgab. Am 13. April wohnte der Sitzung Arnold Escher von der Linth bei. In Betreff der Denkschriften war auf immerwährendes Ver- langen Berns schliesslich der erste Band berausgekommen; da sich aber Orell und Füssli in Zürich nicht mehr mit dem Verlag befassen wollen, so soll die bernische Gesellschaft sich nach einem Verleger umsehen. Die Unterhandlungen, die Prof. Brunner mit hiesigen Buchhändlern anknüpft, führen auch nicht zu einem befriedigenden Resultat, was dem Gentralkomite angezeigt wird. Die Erweiterung der Akademie zur Universität führte der Gesellschafl neue geistige Kräfte zu, so Prof. Mohl; Prof. Perty, Prof. Theile, Prof. Rau etc. Im Jahr 1835 werden die meteorologischen Beobach- lungen wieder aufgenommen und zwar auf Antrag von Prof. B. Studer. Er schlägt vor, an sachkundige Männer folgende Fragen zu richten: «1) Gibt es in Ihrer Gegend Winde, welche ziemlich «regelmässig zu bestimmten Tageszeiten erscheinen und einige «Zeit anhalten? Welches ist die Richtung dieser Winde? Wie «weit sind sie fühlbar ? — 148 — «2) Beschränken sie sich auf gewisse Jahreszeiten und «auf welche? Aendert die Stunde ihres Anfangs und ihres «Aufhörens mit der Jahreszeit oder nach andern Verhält- «nissen ? «3) Steht das Auftreten oder Nichtauftreten dieser «Winde in einem Zusammenhang mit der Witterung und in «welchem ?» Dann wird darauf hingewiesen, dass Angaben glaub- würdiger Personen, wie z. B. von Schiffern, Jägern u. s. w. sehr willkommen seien. — Der Besuch der Sitzungen ist nicht ein sehr starker; an einige seit langer Zeit (5 Jahre) fehlende Mitglieder wird ein Schreiben gerichtet, ob vielleicht ein Mangel in der Organisation sei, dass sie die Sitzungen nicht mehr besuchen, Dem nrämlichen Zwecke, den innern Zusammenhang zu heben, diente auch das «naturhistorische Essen», das am 4. März 1837 den Reigen solcher Anlässe in unserer Gesell- schaft eröffnete. Am 3. Februar 1838 war Agassiz als Gast in der Sitzung anwesend, im Mai Prof. Gruner aus St. Etienne. Auf Antrag Valentin’s macht man einen Versuch, vom Dezember 4839 an Abends 7 Uhr und zwar in der Pension Herter zu- sammenzukommen, im April 1840 kehrt man aber für kurze Zeit wieder zum alten Gebrauch zurück, um dann von 1842 sich stets Samstag Abends zu versammeln. Vom Jahr 1841 an wird der Besuch der Sitzungen wieder ein sehr lebhafter. Ein sehr eifriges Mitglied war im November 1839 einge- treten; es ist dies Rud. Wolf"), dannzumal Lehrer der Mathe- ı) geb. 7. Juli 1816 in Zürich, 1839 Lehrer der Mathematik an der Realschule in Bern, 1847 Prof. der Mathematik und Direktor der Sternwarte, 1855 Prof. der Astronomie und Direktor der Sternwarte des Polytechnikums, zugleich Prof. an der Hochschule, Mitglied der Royal Astronomical Soeiety in London, korrespondirendes Mitglied der Pariser Akademie etc. etc. — 149 — matik an der Realschule, der bald belebend in das Wesen der Gesellschaft eingriff. Im Januar 1841 wurde er Sekretär, welche Stelle er bis zum November 1854 mit dem grössten Eifer und Erfolg verwaltete. Fragen speziellerer Natur, die die Organisation der schweizerischen naturforschenden Ge- sellschaft betrafen, beschäftigten die Gemüther, handelte es sich doch dannzumal um die Aufhebung der Sektionen bei den Jahresfesten. Dass die bernische Gesellschaft, haupt- sächlich auf den Antrag Wolf’s, ihr Votum dahin abgab, dass sie die Errichtung der Sektionen als einen wahren Fort- schritt betrachte und daher auf ihre Beibehaltung dringen müsse, ist selbstverständlich. Wolf übernahm unmittelbar nach (dem Sekretariate auch das Archiv der Gesellschaft und dasjenige der ullgemeinen. Um in demselben nun definitiv Ordnung zu schaffen, wurden auf seinen Antrag hin folgende zwei Punkte zum Beschluss erhoben: 1) Der Archivar hat alljährlich in der Sitzung der bernischen Gesellschaft, welche dem Feste der all- gemeinen Gesellschaft vorangeht, einen Bericht ab- zugeben, damit die Delegirten im Stande sind, etwaige Anträge am Feste zu stellen; 2) soll dem Archivar zum Betrieb des Archivs ein jähr- licher Kredit zur Disposition gestellt werden, den man durch freiwillige, per Zirkular zu erhaltende Beiträge noch vermehren will. Mit dem letzten Punkt wird gleich begonnen und Wolf eine dem dannzumaligen Kassenstand angemessene Summe angewiesen. Wolf hatte auf das Jahr 1842 schon einen neuen Katalog des Archivs ausgearbeitet, und es wurde ihm vom Centralpräsidenten A. Escher von der Linth die Kompetenz ertheilt, ihn drucken zu lassen. So erschien auf seine Initiative 1843 der erste Katalog des Archivs und der Bibliothek der allgemeinen schweizerischen Gesellschaft, 3 wodurch die Benutzung derselben erheblich erleichtert wurde. j Sodann wird in diesem Jahr ein bedeutender Schritt vor- wärts gethan. Nachdem schon im Februar Prof. Valentin die Anregung gemacht hatte, die Protokolle der Gesellschaft in ähnlicher Weise drucken zu lassen, wie dies in Lausanne geschehe, so beschliesst am 4. März 1843 die Gesellschaft, — einzelne Vorträge in zwanglosen Nummern auf Vereinskosten drucken zu lassen und bestellt in den Herren Shuftleworth, Studer, Valentin und Wolf eine Kommission, die ein ge- eignetes Reglement ausarbeiten soll. — Die Publikationen er- scheinen unter dem Titel: «Mittheilungen der Naturforschenden Gesellschaft in Bern» und die Herausgabe wird reglirt in einem Statut von 8 Paragraphen. y B. Von 1843 — 1886. E Inhalt: Die Herausgabe der „Mittheilungen“. Die Bibliothek. Fest- £ anlässe. Versammlungsorte der Gesellschaft. Gäste derselben. ® Dritte und vierte Versammlung der schweiz. naturf. Gesell- schaft in Bern. Andere Festanlässe. Meteorologische Bestre- bungen. Aufstellung der meteorolog. Säule in der Stadt Bern. Erwerbung erratischer Blöcke für das Museum in Bern. Klei- nere Arbeiten. Die Grundwasserbeobachtungen. Die Haller- feier und Hallerstiftung. Die Frage der Einführung elektrischer Uhren. Die öffentlichen Vorträge. Innere Organisation der Gesellschaft. Schluss. Durch die Herausgabe der «Mittheilungen» trat die Ge- sellschaft in eine neue Lebensepoche. Nach dem ersten Reglement sollten sie die Vorträge einzelner Mitglieder oder auch Arbeiten fremder Gelehrten enthalten, die jedoch von einem Mitglied vorgelegt werden mussten. Nekrologe und — 151 — Krankheitsgeschichten wurden von vorneherein ausge- schlossen. Ein halber Druckbogen bildet eine Nummer, die dem Buchhändler in Kommission zu einem Batzen überlassen wird, die Auflage?) beträgt 300 Exemplare, der Autor erhält 12 Freiexemplare, muss jedoch die Kosten für die Holz- schnitie und allfällige Tafeln selbst bezahlen. Die Redaktion wurde dem jeweiligen Sekretär übertragen, Wolf gab die «Mittheilungen» heraus bis 1855, dann besorgte die Heraus- gabe der auf Wolf folgende Sekretär, Herr Prof. Dr. L. Fischer bis 1860, dann trat-Dr. A. Henzi an seine Stelle, der die Herausgabe bis 1877 besorgte, ihm folgte für 1878 Prof. Dr. A. Valentin, 1879 und 1880 J. Fankhauser, 1881 und 1882 Dr. @. Beck, 1883 wurde die Redaktion der Mit- theilungen vom Sekretariat abgetrennt und Dr. Graf mit der Herausgabe der Akten betraut. Welche Phasen die «Mittheilungen» in den 43 Jahren ihres Erscheinens bis zum gegenwärtigen Moment durchgemacht haben, kann hier bloss kurz angedeutet werden. 1849 wurde ein eigener Fonds gegründet, um die Unkosten der Illustrationen zu decken, der bis 1857 in Kraft war, worauf der jetzt noch übliche Usus folgte, die Tafeln und Beilagen aus der Gesellschafts- kasse zu zahlen. Im Anfang dieses Dezenniums wurde der Antrag gestellt, die «Mittheilungen» in zwanglosen Heften TE" herauszugeben, was auch von 1881—1885 geschehen ist. Ueber die Fülle von Stoff, die in diesen Jahresbänden vor- handen sind, gibt uns Auskunft das alphabetische Personal- und Sachregister der Jahre 1842—1854 von R.- Wolf, siehe «Mittheilungen» 1854 und die Fortsetzung desselben über die Jahre 1855—1880 von J. Fankhauser aufgestellt. Nach dem ersten Register sind von Prof. @. Brunner 2% Arbeiten, von Dr. Brunner 15, L. R. v. Fellenberg- Rivier 9, Q. v. Fischer ') gegenwärtig 650 Ex., der Autor erhält 25. Freiexemplare. — 12 °— 13, M. Perty 17, L. Schläfli 9, R. Shuttleworth 10, B. Studer 16, F. Trechsel 71, R. Wolf 56, etc. etc. Das zweite weist 510 Themata auf, welche von 106 Mit- gliedern behandelt wurden ; hiebei betheiligten sich Prof, Dr. Bachmann mit 39, Prof. C. Brunner mit 20, Dr. E. v. Fellenberg mit 3%, Prof. Dr. L. Fischer mit 17, Prof. Dr. A. Forster mit 21, Prof. Dr. F. A. Flückiger mit 20, Prof. Dr. M. Perty mit 33, Prof. Dr. B. Studer mit 16, Prof. Dr. Th. Studer mit 26, Prof. Dr. Wolf mit 20, Prof. H. Wydler mit 13 Arbeiten, etc. etc. Ueber den Zeitraum von 1880-1886 ist noch kein Generalregister zusammengestellt, immerhin ist die Zahl der Arbeiten eine beträchtliche und die Ausstattung derselben eine für die Gesellschaft ehrenvolle. Ich füge noch bei, dass vom Jahr 1866 an auch eigentliche Sitzungsberichte dem jeweiligen Jahresband beigegeben wurden und dass 1876 A die Gesellschaft für ihre «Mittheilungen» von der Welt- ausstellung in Philadelphia ein Anerkennungsdiplom erhielt. Durch diese 43 Jahre hindurch sind wir allmälig mit 22 schweizerischen und circa 250 ausländischen gelehrten Ge- sellschaften in Tauschverkehr eingetreten und so dürfen wir wohl, ohne uns zu überheben, freudig auf die «Mittheilungen» blicken, als auf ein beredies Zeugniss des die Gesellschaft stets beseelenden Erfers zur Vermehrung der naturwissenschaftlichen Kenntnisse. Neben dieser wichtigen Arbeit besorgte die Gesellschaft seit 1815 das Archiv und die Bibliothek der allgemeinen schweizerischen naturforschenden Gesellschaft. Bis zum Jahr 1829, also bis ein Jahr vor seinem Tode, hatte der unermüd- liche Wyttenbach sich dieser Mühe unterzogen; auf ihn folgte kurze Zeit Apotheker Studer, von 1830—1838 Dr. Otih, 1835 — 1844 L. R. v. Fellenberg, 1841—1847 verwaltetedies Amt in ausgezeichneter Weise A. Wolf, 1847—1863 Christener,; von 1863 steht demselben unermüdlich Herr J. Koch vor, — 13 — dem verschiedene Unterbibliothekare, wie @herbuliez, Benteli, Schönholzer, Langhans und Th. Steck beigeordnet waren. Für die Bibliothek war endlich 1848 im Zunfthause zu Kaufleuten ein Zimmer für 100 Franken jährlich gemiethet worden, 1857 übernahm die Gesellschaft die Beschaffung eines Lokals für die Bibliothek auf ihre Kosten, 1862 wurde gegen einen Miethzins von 250 Franken von der Stadtbibliothek das jetzige Lokal abgetreten, das schliesslich von 1865 an der Gesellschaft gratis überlassen wurde. Für die 10,800 Bände sind die Räume bereits zu klein geworden, und die Be- schaffung neuer Lokalien wird in nächster Zeit wohl unter- sucht werden müssen. Die Versammlungen der Gesellschaft fanden zuerst bei «Mohren», dann bei «Bären», dann bei « Pfistern» und schliess- lich bei «Webern» statt, wo wir noch zur Stunde zu Hause sind. Oft hospitirten den Sitzungen fremde Gäste, wie 1844 Steiner, 1845 v. Charpentier, 1852 Steinheil und Sohn, ferner später De la Rive, Prof. Lazarus, Prof. Hirsch, Prof. Wolf, Prof. Kopp, Prof. Kenngott etc. etc. 1858 fand sich unter dem Präsidium von Prof. B. Studer zum dritten Male seit der Gründung die allgemeine schwei- zerische Gesellschaft in Bern zusammen. Die Behörden und Zünfte subventionirten das Fest mit 3070 Franken, eine Subskriptionsliste ergab 1755 Franken und so war die Ge- sellschaft im Stande, ihre Gäste würdig aufzunehmen. Zum vierlen Male nahm sie die Naturforscher der Schweiz gastlich auf im Jahr 1878 unter dem Präsidium des Herrn Hofrath Brunner - v. Watienwyl, Telegraphendirektor in Wien, dem Prof. Dr. A. Forster als Vizepräsident beigegeben war. Die Gesellschaft subventionirte die Festkassa mit einem Beitrag von 1000 Franken, und die ganze Versammlung verlief so- wohl mit Rücksicht auf den wissenschaftlichen als auch auf den geselligen Theil so schön, dass sie wohl noch in der Bern. Mittheil. 1586. Nr. 1162. — 154 — Erinnerung aller Mitglieder sein wird. Noch sei erwähnt, dass die entomologische Ausstellung, die während des Festes arrangirt worden war und welche die Sammlungen des ver- storbenen hochherzigen Moritz Isenschmid enthielt, in ganz kurzer Zeit von 15,000 Besuchern bewundert worden war. Da wir gerade von den geselligen Vereinigungen sprechen, so will ich das grosse Festessen vom 29. Dezember 1863 nicht unerwähnt lassen, woran Bundesrath Proda, General Dufour, Nationalrath ®. Planta, dannzumaliger Gentralpräsi- dent, die Ständeräthe Siehelin und Muheim etc. etc. Theil nahmen und endlich gestaltete sich die erste Soemmersitzung vom Jahr 1876 zu einem kleinen Festchen, wo das von seiner Reise zurückgekehrte Mitglied Prof. Th, Studer über die «Weltumseglung der Gazelle» sprach. Gehen wir nun dazu über, die speziellen Arbeiten der Gesellschaft während dieser Periode zu würdigen. In erster Linie sind da zu nennen die Bestrebungen in meteorologischer Beziehung. Am 2. Dezember 1843 drückt Prof. Fueler den Wunsch aus, dass die Gesellschaft dafür sorge, dass regelmässige meleorologische Beobachlungen gemacht werden und wünscht, dass besonders der HAygromelrie und der Beobachtung der Regenmenge den Vorzug eingeräumt werde. Man beschloss, sich an Herrn Prof. Trechsel, den Direktor der Sternwarte, mit der Aufrage zu wenden, ob er seine Beobachtungen noch fortsetze und ob er sie in den «Mittheilungen» ab- drucken lassen wolle. Das erstere ist der Fall und zum letztern ist Trechsel gerne bereit, jedoch erklärt er die Reduktion der täglichen Barometerbeobachtungen nicht aus- führen zu wollen und so wird Wolf beauftragt, einen seiner Schüler als Rechner anzustellen. Dieser wird gefunden in der Person des Herrn Friedrich Henzi und so wurden a ran ae ah u Dee ei zu ee A eich — 15 — von 1844 bis zum Jahr 1866 die meteorologischen Tabellen in den «Mittheilungen » publizirt und zwar besorgt die Publikation zuerst Wolf (Henzi) bis 1854, dann J. Koch bis 1860, dann Wild bis 1865, E. Jenzer bis 1866. Im Jahr 1854 regt Prof. B. Studer an, auf dem Faulhorn eine meteorologische Station zu errichten, um vergleichende Resultate mit Bern, Burgdorf und Saanen zu erhalten. In der That fühlte man schon lange, dass die Zahl der Stationen zu klein war und so sieht man sich nach Mitteln um, die- selbe zu vermehren. Im Januar 1856 stellt Koch den An- trag, die Bundesbehörden um einige Unterstützung für mete- erologische Zwecke anzugehen, vielleicht auch in der Weise, dass einige Telegraphenstationen zu meteorologischen be- zeichnet würden. Der Bundesrath ist nicht ungeneigt, einige Stationen abzugeben, an die Kosten will er jedoch nichts beitragen, immerhin ersucht er um einen Vorschlag, wie die Sache einzurichten sei. Eine Kommission: Denzler, Fischer- Ooster, Hipp, Koch und Studer wird mit der Aufstellung des- selben betraut. Es wird aber nichts daraus, jedoch erhält diese Sache einen neuen Anstoss, als Regierungsrath Kurz, Direktor des Innern, im April 1859 die Gesellschaft durch Schreiben bitten lässt, ©hre meteorologischen Beobachtungen auszudehnen und für die Gründung einer grössern Anzahl von Stationen finanzielle Mithülfe verspricht. Die frühere Kommission, verstärkt durch Dr. Schinz und Prof. Wild, schlägt als neue Stationen vor: die Grimsel, das Faulhorn, Mürren, Beatenberg, Gsteig, Thun, Langenthal, Biel, und will sich auf Barometer- und Thermometerbeobachtungen, beschränken ; das Budget sieht Fr. 1000 für Kosten der ersten Einrichtung und Fr. 200 für Honorare vor. Im Oktober wird diese Summe von der Regierung auf eifrige Für- sprache des Herrn Kurz bewilligt und so können die nöthigen Instrumente bestellt werden. Im April 1860 werden von — 156 — der genannten meteorologischen Kommission die Stationen endgültig festgestellt, es sind dies: Bern, Saanen, Interlaken, Grimsel, Faulhorn, Beatenberg, Wasen, Bellelay. Die Gesell- schaft selbst stellt der Kommission noch einen Kredit von Fr. 200 zur Disposition. Das Unternehmen war aber insofern mit bedeutenden Schwierigkeiten verbunden, als es schwer war, die richtigen Leute, die beobachten sollten, zu finden. Le’der gingen von einzelnen Stationen keine Berichte ein, so dass z. B. der Kommission die Kompetenz ertheilt werden musste, statt des Faulhorns die Aengstlenalp zu wählen, es war auch ein Passivsaldo von Fr. 400 vorhanden. Der Regierung wurde selbstverständlich ein (detaillirter Bericht eingegeben, worauf sie die fehlenden Fr. 400 be- willigte; in Bern wurde ein selbstregistrir. Thermometrograph, von Hasler konstruirt, aufgestellt, an welchen die Gesell- schaft Fr. 50 beitrug. Obgleich der Druck der meteorolo- gischen Tabellen von Wild auf Fr. 1000 berechnet wurde und die Kosten für die «Mittheilungen» bedeutend gesteigert wurden, beschloss man dennoch 1861 die Veröffentlichung der Resultate und Beobachtungskurven in den Akten der Gesellschaft. Durch dies alles bildete sich die Station auf der Sternwarte allmälig zu einer meleorologischen Gentral- station aus, die von der Regierung so dotirt wurde, dass z. B. die Kosten für den Ombrometer der Gesellschaft zurück- bezahlt wurden. Die Arbeit der Direktion und Inspektion der Stationen überstieg denn doch schliesslich die Kräfte der Gesellschaft, so dass sie sich genöthigt sah, im Jahre 1861 die Tit. Direktion des Innern zu ersuchen, die oberste Lei- tung der meteorologischen Beobachtungen an sich zu ziehen. In Folge dieses Schrittes wurde die oberste Leitung Herrn Prof. Dr. Wild übertragen und seit jener Zeit befindet sie sich stets mit dem Inhaber der Professur der Physik an der Hochschule vereinigt. Im Jahr 1873 wurden diese Beob- — 157 — achtungen selbstständig unter dem Titel: «Resultate der meteorologischen Beobachtungen an den selbstregistrirenden Instrumenten der Sternwarte», später unter dem Titel: «Jahr- buch des tellurischen ÖObservatoriums in Bern» publizirt. Unserer Gesellschaft gebührt jedoch das Verdienst, auch in dieser Richtung organisirend vorgegangen zu sein. Und hier ist gerade noch eine verdienstliche Arbeit zu erwähnen, die mehr der Gesammtheit der Bevölkerung der Stadt Bern zur Freude gereicht hat. Es ist dies die Aufstellung der meteorologischen Säule in der Stadt Bern, von der auch der Spruch gilt: «Gut Ding will Weil haben», Am 6. Juni 1857, also zu der Zeit, wo man anfing, sich für kantonale meteorologische Beobachtungen zu inte- ressiren, stellte Prof. B. Studer den Antrag, die Gesellschaft möge anstreben, dass auf einem Öffentlichen Platze Bern’s meteorologische Instrumente aufgestellt würden. Eine Kom- mission, Siuder, Beck, Hipp, Schinz, wird mit der Unter- suchung der Frage beauftragt und auf ihr Gutachten hin wird ein Schreiben an den Gemeinderath beschlossen, worin um Fr. 1000 Subvention für die Erstellungskosten gebeten wird, wogegen die Gesellschaft die Anschaffung der nöthigen Instrumente übernehmen will. Da kam zwischen hinein die Uebernahme des Festes der allgemeinen schweizer. natur- forschenden Gesellschaft 1858, wo man von vorneherein die Behörden, Regierungsrath, Gemeinderath, Burgerrath, um Beiträge anzugehen genöthigt war, und so wird beschlossen, sich an den Bundesrath um eine Subvenlion in dieser Sache zu wenden, aber vergeblich. Die Angelegenheit ruht bis zum Jahr 1861, wo die Baukommission der Stadt sich an die Gesellschaft mit der Mittheilung wendet, Opticus Gorrodt wolle unentgeldlich die Instrumente zur Säule liefern, wenn die Gemeinde die Aufstellung derselben übernähme. Der EI Gemeinderath wolle aber nicht auf dieses Anerbieten ein- treten, ehe die Gesellschaft sich darüber ausgesprochen habe. Die Offerte Corrodi’s wurde dankend zurückgewiesen, und als Platz zur Aufstellung der Säule schlug man die Bundesterrasse oder die Plattform vor. Durch das Aner- bieten Corrodi’s ist aber die Angelegenheit insofern in ein neues Stadium getreten, als die Baukommission für die Säule Plan und Aufriss verfertigen liess und Dr. Schinz von der Gesellschaft den Auftrag erhielt, die nöthigen In- strumente mit möglichster Sparsamkeit zu kaufen. Dazu kam es zwar noch nicht, denn erst im Jahr 1864 ist ein wirklich genehmigter Devis von Fr. 1300 für die Säule da, worauf der Gemeinderath beschloss, diese Summe in’s Budget für 1865 aufzunehmen und so scheint die endliche Ausführung dieses Werkes gesichert. Da richtet Wild ein Schreiben an die Behörde, es wäre wünschenswerth, die Säule mit einem selbst -registrirenden Universalapparat zu versehen, worauf vorerst alle weitern Schritte sistirt und neue Verhandlungen mit der Gesellschaft angeknüpft werden. Natürlich muss wieder eine Kommission gewählt werden, die den Antrag einbringt, mit der ganzen Säule zu warten, bis der selbstregistrirende Apparat von Hasler fertig sei. Woran es lag, dass die Sache nun bis 1872 ruhte, ist mir unklar, wahrscheinlich ist dies begründet durch den Wegzug Wild’s nach Petersburg. Item, im November 1872 greift der dannzumalige Präsident, Prof. Dr. Forster, die Ange- legenheit auf's Neue auf und nun wird sie mit Energie zu Ende gebracht. Das Comite der Gesellschaft, erweitert durch Hasler, Lauterburg, Ingenieur, Kutter, Ingenieur, Pfister, Mechaniker, bringt folgende Vorschläge: 1. Die Säule soll auf die Plattform in den südlichen Mittelgang kommen. — 159 — 2. Die aufzustellenden Instrumente sind: ein Gefäss- barometer, ein Thermometer mit Gelsius- und Reaumurscala, ein Haarhygrometer. 3. Die 4. Wand der Säule soll mit Angaben über die Constanten Bern’s versehen werden. Schon im Dezember liegen 3 Skizzen von Bauinspektor E. Stettler der Gesellschaft zur Begutachtung vor, es wird eine Säule von Marmor aus St. Triphon mit einer Devis- summe von Fr. 3800 gewählt. Der Regierungsrath lässt im Mai durch Regierungsrath Bodenheimer der Gesellschaft Fr. 400 an die Unkoslen für die Instrumente anweisen. Im November 1873 ist die Säule ferlig und die Kommission inspizirt die- selbe. Im Allgemeinen ist sie vom Arrangement befriedigt, jedoch werden einige Dinge ausgesetzt und anders ge- wünscht, so z. B. das Schwarzanstreichen sämmtlicher Nischen, dann einige Veränderungen an den Instrumenten, wie die Ersetzung der populären Scala beim Barometer durch einen Horizontalstrich, der den mittlern Barometerstand an- geben soll, etc. Ein Uebelstand, zu jener Zeit schon gerügt, ist bekanntlich jetzt noch nicht gehoben und zwar trotz des Wunsches der Gesellschaft, nämlich die Erdkugel auf der Spitze sollte so gestellt sein, dass der Meridian parallel der Ebene des Bernermeridians und die Ekliptikebene horizontal zu liegen käme. Die Säule, ein Werk also, das von 1857—1873 ange- strebt worden, ist, wenn es auch 16 Jahre bis zu ihrer endlichen Etablirung brauchte, doch ein Zeugniss der Ini- tiative der bernischen naturforschenden Gesellschaft. Als eine fernere Aeusserung wissenschaftlichen Eifers der Gesellschaft kann man die Sorge für die Erhaltung der erratischen Blöcke nennen. Auch hier gebührt Hrn. Prof. B. Studer das Verdienst, der erste gewesen zu sein, der diese Sache im Kanton angeregt hal. =. 160 Nachdem verschiedene wissenschaftliche und unwissen- schaftliche Korporationen der Schweiz angefangen hatten, die erratischen Blöcke gegen die unsinnige Zerstörungswuth von Bauspekulanten zu schützen, nachdem auch die Ver- sammlung der schweizer. naturforschenden Gesellschaft in Rheinfelden im September 1867 die Fündlinge zur Schonung empfohlen hatte, stellt am 16. November 1867 Prof. B. Studer den Antrag, die Gesellschaft möge an die Regierung gelangen, mit der Bitte um Schutz für die, erratischen Blöcke. Damit man aber gehörig orientirt sei, welche Blöcke der Erhaltung würdig seien, soll Studer die wichtigsten auf- zählen. Am 29. Februar 1867 erledigt er sich dieses Auf- trags und daraufhin wird die Versendung eines Circulars an’s Publikum beschlossen, worin zur Zeichnung von Bei- trägen aufgefordert wird, um vor Allem den merkwürdigen Stein") auf dem Luegiboden im Habkernthal zu Gunsten des naturhistorischen Museums in Bern zu erwerben. Das Circular ist unterzeichnet von Dr. Flückiger, Prä- sident der naturforschenden Gesellschaft, L. AR. v. Fellenberg- Rivier, Prof. B. Studer und (. v. Fischer-O0oster von der Museums-Kommission und F\. Bürki, gew. Grossrath, der das Sekretariat und Kassieramt in dieser Angelegenheit über- nommen hatte. Die Subskription ertrug Fr. 1399.10 9), davon wurden Fr. 980 für den Stein auf dem Luegiboden, Fr. 200 nach Solothurn für die Sicherung der @ruppe erratischer Blöcke auf dem Steinhof, Fr. 60 für einen Fündling zu Attis- wyl, Fr. 50 nach Ligerz für den Block zu Prat. de Charraz bezahlt. Der Rest, Fr. 109. 10 wurde auf den Transport des Schalensteines von Büttenberg bei Biel nach Bern ver- wendet. 1) Es ist dies der nämliche Stein, von dem 1856 ein Stück zum Nationaldenkmal in Washington geliefert worden war. 2) Ca. 400 Fr. von Basel durch Prof. Dr. Rütimeyer. EerprBrN Rie,, ur — 161 — Diese Sorge für die stummen Zeugen einer entschwun- denen Zeit, die nun der Obhut des naturhistor. Museums in Bern unterstellt sind, bildet sicher ein wesentliches Ver- dienst unserer Gesellschaft. ?) Einige kleinere Arbeiten will ich nur andeuten, so das Geschenk des Luzerner Glelschergartienreliefs an das Museum, die Betheiligung mit Fr. 200 am Ankauf der Summlung, die Th. Studer in Kerguelensland gemacht hatte, für das Museum, die Begutachtung des Thiergarienprojekts, angeregt durch die Gassenleiste der Sladt Bern 1874, 1880 die Betheiligung an der meteorologischen Station auf dem Säntis mit Fr. 600 in drei jährlichen Raten, 1883 die Betheiligung am Darwin- Monument mit Fr. 200—250, am Heer- Monument 1886 mit Fr. 200. Noch drei Arbeiten sind speziell zu erwähnen. In erster Linie ist da zu nennen, die Betheiligung der Gesellschaft an den G@rundwasserbeobachtungen. Nachdem im Jahr 1873 bekanntlich eine Typhusepidemie in der Stadt geherrscht hatte, die eine bedeutende Anzahl von Erkrankungen zur Folge hatte, schenkte man den Wasserversorgungsverhältnissen der Stadt in medizinischen Kreisen erhöhte Aufmerksamkeit. Wenn auch die Grund- wasserverhältnisse keinen dominirenden Einfluss auf die Ge- sundheitsverhältnisse Bern’s haben können, so ist es doch sehr verdienstlich, dass Herr Ingenieur Lauterburg dieselben einer zusammenstellenden Kritik unterzog. Er hielt in der Gesellschaft am 24. April 1875 einen Vortrag über @rund- wassermessungen, worin er die seit Anfang des Jahres 1872 im Auftrag der städtischen Sanitätskommission gemachten Beobachtungen verwerthete. Die Folge war, dass man !) Der energischen Verwendung der beiden Mitglieder Prof. Bachmann und E. v. Fellenberg ist auch die Aufstellung der Fünd- lingsgruppe im Garten der Entbindungsanstalt zuzuschreiben. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1163. — 1912 °— beschloss, weitere Kreise, besonders auch die Behörden für diese Frage zu interessiren. Man bestellte aus den Herren Lauterburg, Forster, Valentin, Hasler und Bachmann eine Kommission für Grundwassermessungen. In dieselbe wurde ferner vom Staat, resp. vom Sanitätskollegium der Direktion des Innern gewählt: Herr Dr. A. Ziegler, und von der Sanitätskommission des Gemeinderathes der Stadt Bern: Herr Dr. Chr. Müller, Apotheker. Die erste Sitzung dieser Kommission fand am 22. Juli 1875 statt und beschäftigte sich mit der Frage, ob überhaupt solche Beobachtungen weiter indieirt seien, was die geignetsten Schritte zur Be- schaffung der nöthigen Geldmittel (Fr. 2000 für 1876) seien und wie die Beobachtungen zu organisiren seien. Am 18. März 1876 referirte der Präsident der Kommission, Herr Ingenieur Lauterburg, über die gethanen Schritte. Der Ge- meinderath lehnte mit einem wohlwollenden Schreiben eine finanzielle Betheiligung ab, die Regierung trat nur bedingt dem Unternehmen bei, sie versprach nämlich, nur so lange noch für die Kosten der Fortsetzung der Beobachtungen aufzukommen, bis das neu zu erstellende Tellurium eventuell die Leitung dieser Beobachtungen übernehmen könnte. In der That setzte Herr Ingenieur Lauterburg mit Hülte der Angaben des tellurischen Observatoriums die Beobachtungen mit grossem Eifer und bedeutendem Aufwand an Zeit und Geld bis 1879 resp. 1880 fort. 1881 wurde der Schlussbericht mit dem gesammten Material an die Direktion des Innern übersandt und 1883 erhielt die Sanitätskommission für ihren mit Beilagen ausgestatteten Bericht von der Landesausstellung in Zürich ein Anerkennungsdiplom. Weiter ist zu nennen, die Betheiligung der Gesellschaft | bei der Hallerfeier und der Gründung und Verwaltung der Hallerstiflung. Am 12. Dezember 1877 wurden es hundert Jahre, dass der grosse Haller starb, und in richtiger Wür- Aare — 18 — digung der Bedeutung dieses berühmten Berners beschloss die Naturforschende Gesellschaft in Bern, eine entsprechende Gedenkfeier zu veranstalten. In einer vorberathenden Sitzung vom 20. März 1877 wurden die Hauptzüge des Programms festgestellt und dasselbe vom Verein am 14. April acceptirt. Zu dem Zwecke wird ein Comite aus seiner Mitte bestellt mit Cooptationsrecht, demselben ein limitirter Kredit von Fr. 500 zur Verfügung gestellt, die weiter nöthigen Gelder sollen durch freiwillige Beiträge aufgebracht werden. Vor- läufig nimmt man in Aussicht: 1. Die Herausgabe einer Festschrift, die zum Gegenstand die literarische und naturwissenschaftliche Bedeutung Haller’s haben soll, das beste Portrait dieses Mannes soll nicht fehlen ; 2. die Veranstaltung einer Ausstellung aller Manuscripte und anderer Reliquien Haller’s, auch ein Verzeichniss seiner Werke und der von ihm handelnden Literatur; 3. eine Festrede in der Aula; 4. ein Bankett. Das CGomite selbst übernahm die Initiative zur Feier und bestimmte die Herren Rothen, B. Studer - Steinhäuslin und Dr. R. Henzi dafür. Dieses Comite reichte dem vom Senat der Hochschule zum nämlichen Zwecke ernannten Comite die Hand, auch die Regierung, der Gemeinde- und Burgerrath waren zur Mitbetheiligung bereit. Die Hest- schrift enthält: 1. Albrecht von Haller’s Lebenslauf von Dr. Emil Blösch. 2. Seine Bedeutung als Dichter von Prof. Ludw. Hirzel. 3. Beine Leistungen im Gebiet der medizinischen Wissen- schaften von Dr. A. Valentin. 4. Seine botunischen Leistungen von Prof. L. Fischer. — 164 — 5. Seine Thätigkeit in mineralog.-geognost. Richtung von Prof. Isidor Bachmann. 6. Ein Verzeichniss der Werke Haller’s. Die Feier verlief unter grosser Betheiligung der Bevöl- kerung in höchst würdiger Weise, ferner beschloss zum An- denken an den grossen Mann einen Fonds zur Unterstützung von Studirenden zu sammeln, dem Vorstand der naturfor- schenden Gesellschaft wurde das Recht eingeräumt, ein Mit- glied in die Verwaltung dieser Hallerstiftung zu wählen. An das Defizit der Feier gab man Fr. 200, an die Stiftung selbst Fr. 500 in 5 jährlichen Raten. Endlich gebührt unserer Gesellschaft das Verdienst, die Initiative zu einem Werke ergriffen zu haben, das nun im gegenwärtigen Moment der Ausführung ziemlich nahe ge- kommen zu sein scheint, nämlich die Einführung der elek- irischen Uhren in der Stadt Bern. Diese Frage tauchte zum ersten Mal in der Gesellschaft auf am 28. Februar 1874. Eine Kommission, bestehend aus den 5 Mitgliedern Hasler, Escher, Rothen, Rothenbach und Pfister, soll untersuchen, ob und wie sich in hiesiger Stadt öffentliche, elektrische Uhren einführen lassen. Das Comite ernannte Herrn Prof. Bachmann zum Präsidenten und Herrn Rothen zum Sekretär. Am 31. Oktober 1874 stattet dasselbe durch Herrn Rothen Bericht über die gethanen Untersuchungen und Schritte ab. Nach dem eingereichten Gutachten !) sah man 4 Lei- tungen vor von der Centralstation, der Stadtbibliothek, aus- gehend und berechnete die Kosten auf ca. Fr. 10,000, eine Normaluhr, 12 elektrische öffentliche Uhren, Material und Arbeitslohn inbegriffen. Selbstverständlich wurde der Bericht den Behörden zur Kenntniss gebracht, die ganze Angelegen- ') Siehe Mittheilungen 1874, pag. 107. — 165 — heit blieb aber liegen, bis der Verein für Handel und In- dustrie in hiesiger Stadt, gemeinsam mit dem Ingenieur- und Architektenverein und der naturforschenden Gesellschaft im Mai 1885 wünschte, dass für die weitere Verfolgung dieser Frage ein Gomite von Delegirten dieser Vereine gebildet werde. Der Vorstand unserer Gesellschaft ordnete ein Mit- glied ad audiendum et referendum ab, sodann folgte im Früh- jahr 1886 eine öffentliche Versammlung unter dem Patronate dieser 3 Vereine, wo Herr Ingenieur Favarger und Herr Rothen theoretisch und praktisch über die Einführung elek- trischer Uhren referirten. Der Beschluss jener öffentlichen Versammlung ging dahin, dass es den 3 Präsidien über- lassen sein sollte, ein Initiativ-Comile von 5 Fachmännern zu bilden. Dieses Comite hat die weitern Schritte nun in der That an die Hand genommen und dessen Arbeit wird hoffentlich nicht erfolglos sein. Zum Schlusse ist es nicht unwichtig, zu untersuchen, was unsere Gesellschaft in hiesiger Stadt und im Kanton zur Verbreitung der Naturwissenschaften, zur Popularisirung derselben, wenn ich so sagen darf, gethan hat. Dieses Ziel kann hauptsächlich auch durch öffentliche Vorträge erreicht werden. Der Beginn derselben reicht in’s Jahr 1852 zurück. Am 4. Dezember dieses Jahres fand die 1.öffentliche Vorlesung state. Prof. Brunner gab den Nekrolog des Apothekers Fueter und Prof. Perty hielt einen Vortrag über Arachniden. 36 Mitglieder und 88 Personen, die Karten a 50 Cts. gelöst hatten, besuchten sie. Die zweite fand am 22. Januar 1853 statt. Wolf sprach über die Sonne und Apotheker Müller über die Milch, Besuch 32 Mitglieder und 90 zahlende Personen. Die dritte Vorlesung dieses Winters wurde am 4. März gehalten, wo Prof. Brunner über die Meteorsteine, Prof. Valentin über den Vollkommen- heitsgrad in der Organisation des Menschen sprach, Besuch — 166 — 28 Mitglieder und 61 zahlende Theilnehmer. Der Rein- ertrag der ersten und dritten wurde dem Museum, derjenige der zweiten der Bibliothek der naturforschenden Gesellschaft übergeben, Im Winter 1853/54 fanden wieder 3 öffentliche Vorträge statt und zwar sprachen ; Prof. Studer, über das Vorkommen bauwürdiger Mineralien im Kanton Bern; Prof. Rütimeyer, über Form und Geschichte der Thierwelt; später Prof. Brunner, über die Athmosphäre und das Erzeugen eines luftleeren Raumes; endlich in der dritten Prof. Perty, über die Honigbienen. Auch die Nettoerträge dieser Vorlesungen flossen in die Museumskasse. Trotz der schönen Betheiligung des Publikums wurden leider die Vorträge nicht fortgesetzt. Im Dezember 1865 stellt Prof. Wıld den Antrag, die popu- lären Vorlesungen wieder aufzunehmen. Die Frage wird an eine Kommission gewiesen ( Wild, Fischer-Ooster, Prof. Fischer) und daraufhin wird grundsätzlich beschlossen, solche Vor- träge einzurichten, jedoch sei es für das Arrangement der- selben für diesen Winter schon zu spät. Im Jahr 1872 knüpft Prof. Forster an die Annahme seiner Wahl zum Präsidium die Bedingung, dass ihm die Vollmacht über- tragen werde, öffentliche Vorträge zu organisiren. Dies ge- schieht schon vom Januar 1872 an. Prof. Schwarzenbach, Dr. Bachmann, Dr. Cherbulies, Prof. Dr. Forster, Herr Rothen, Dr. Prior, Prof. Metzdorf halten Vorträge. Im November 1872 eröffnet sie von Neuem Prof. Schwarzenbach, dann Dr. Valentin, Prof. Forster, Prof. Dor, Dr. Schärer, M. Rey- mond, A. Favrot, Dr. A. Vogt, Prof. Bachmann, Dr. E. Emmert, Rothen, Prof. Pütz. Der Besuch war ein grossartiger, durch- schnittlich wohnten 500 Personen den Vorlesungen, die in der Aula stattfanden, bei. Im Winter 1873/74 sprachen Prof. Dor, Dr. Valentin, Prof. Dr. Jonquiere, Prof. Dr. Forster, J. Fankhauser, Th. Studer, Rothenbach, Prof. Perrenoud. — 167 — Die Organisation dieser Vorträge, die für Mitglieder und ihre Familien gratis waren, steigerten die Mitgliederzahl auf eine bedeutende Höhe und stellten die naturforschende Ge- sellschaft wieder in’s Centrum der wissenschaftlichen Vereine der Stadt. Höchste Zahl: 270 Mitglieder. Im Jahr 1874/75 gelang es, wenigstens von Neujahr an die Vorträge zu organisiren, es hetheiligten sich Prof. Dr. Bachmann, Dr. Valentin, Prof. Pütz, Prof. Dr. Schärer, Prof. Dr. Dor, Dr. A. Vogt. War auch die Betheiligung des Publikums stets eine grosse, so hatten die Vorträge doch viele Arrangements im Gefolge, die die Vereinskasse sehr belasteten. 50°/, der Ausgaben des Vereins sind allein diesem Theil seiner Wirk- samkeit zuzuschreiben. Man sprach davon, ein kleines Ein- trittsgeld zu erheben, jedoch abstrahirte man schliesslich wieder von dieser Idee. Nach Neujahr 1876 trugen vor Dr. Valentin, Prof. Metzdorf, B. Studer-Steinhäuslin, Prof. Forster, Prof. Jonquiere, Prof. Bachmann. Im Winter 1876/77 hielten Vorträge: Dr. A. Valentin, Prof. Forster, Dr. Müller, Apotheker, Ingenieur Lauterburg, Dr. @. Burck- hardt, Prof. Bachmann, Rothen, Prof. Th. Studer, Prof. Pflüger, Dr. Rob. Stierlin, Dr. Lang, Dr. Konrad, Schön- holzer.. Im Winter 1877/78 fielen wegen der Hallerfeier die Vor- träge aus. Die letzten fanden im Winter 1878/79 von Prof. Studer, Dr. Valentin, Prof. Bachmann, Rothen statt. Von da an unterblieben sie; warum, ist eigentlich nicht klar. Der Hauptgrund ist sicher nicht der Kostenpunkt, obgleich der nicht unbedeutend zu nennen ist und die Gesellschaft keinerlei Subvention weder von Seite des Staates noch irgend einer Korporation empfangen hat. Wir sind in Bern in dieser Beziehung nicht so günstig gestellt wie in Basel oder in — 168 — Zürich, wo sich Vorträge, wie die naturforschende Gesell- schaft sie anstrebt, der liberalsten Unterstützung erfreuen und wo diese Institution zu einem geistigen Lebensbedürf- niss der Bewohner geworden ist. Möge die Zeit nicht fern sein, wo auch nach dieser Richtung hin wieder ein neuer, hoffentlich von bleibender Dauer begleiteter Versuch gemacht werden kann. Es ist einleuchtend, dass in andern Städten des Kantons zu jener Zeit auch solche Vorträge sehr willkommen ge- wesen wären, dahin zielt der Ende 1875 geäusserte Wunsch von Dr. Cramer in Biel, die Gesellschaft möge Wanderversamm- lungen in den grössern Gentren des Kantons veranstalten, ein Gedanke, dem aber nach reiflicherBerathung keine Folge gegeben werden konnte, Seit 1843 haben auch die Statuten der Gesellschaft mannigfache Aenderungen erlitten. Ursprünglich leiteten die Geschäfte der Präsident und der Sekretär, der zugleich auch Kassier war. Durch den Beschluss, eigene Gesell- schaftsschriften herauszugeben, war eine Statutenänderung unbedingt nöthig geworden; wir finden in derjenigen vom 15. März 1845 noch die Reglemente über das Archivariat und die Herausgabe der «Mittheilungen». Durch letztere war dem Sekretär eine nicht unbedeutende Arbeit erwach- sen, darum wird 1845 sowohl das Kassieramt vom Sekre- tariat als auch das Archivariat abgetrennt, das erstere ver- waltet Hamberger von 1845 — 1855, das zweite Ghristener von 1847 — 1863 mit verschiedenen Unterbibliothekaren, wie Henzi, Schläfli und Koch. Im November 1854 wird Prof. Dr. L. Fischer Sekretär und auch Kassier bis zum Jahr 1860. Nachdem man ein Jahr vorher eine kleine Statutenrevision gemacht hatte, wurde auch das Kassieramt neuerdings vom Sekretariat getrennt und es erhält das erstere in Dr. Flückiger (1860—1865), das zweite in Dr. R. Henzi SE DEE — 169 — (1860—1877) einen neuen Inhaber. Das Kassieramt ging 1865 an Herrn Apotheker B. Studer, Gemeinderath über, der ihm bis 1875 vorstand, worauf sein Sohn, Herr Siuder- Steinhäuslin, als derzeitiger Kassier folgte. Durch die Statutenrevision vom 4. Januar 1875 wurde die Möglichkeit gegeben, selbstständige Sektionen zu bilden und zu organi- siren. Allgemeinere Themata sollten stetsfort noch in Sitzungen vorgetragen werden, wie es dem bisherigen Usus entsprach, streng fachwissenschaftliche Untersuchungen hin- mehr in den Sektionsversammlungen behandelt werden. Im Januar 1873 entstanden rasch # Sektionen mit fester Organi- sation, nämlich: I. eine mathematisch-physikalische : Präsidend: Prof. Dr. Forster, Sekretär: A. v. Wurstemberger; 17 Mitglieder; II. eine entomologische: Präsident: Prof. Dr. Perty, Sekretär: Moritz Isenschmied ; 12 Mitglieder ; III. eine morphologisch-physiologische: Präsident: Prof. Dr. Metzdorf, Sekretär: Dr. A. Valentin; 14 Mitglieder; IV. eine geologisch-mineralogische: Präsident: Prof. B. Studer, Sekretär: Prof. Bachmann; 15 Mitglieder. So gut gemeint und sicher fördernd eine solche Ein- richtung ist, so zeigte sich doch bald, dass die Sektionen den althergebrachten Versammlungen der gesammten :Ge- sellschaft in empfindlicher Weise den Stoff wegnahmen und dass die ganze Einrichtung mit nicht unbedeutenden Kosten Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1164. — 119 — verbunden war. Im Jahr 1880 bestand bloss noch die en- tomologische Sektion, die sich regelmässig monatlich ver- sammelte und sich dann wieder zu einer selbstständigen entomologischen Gesellschaft konstituirte. Die Statutenrevi- sion vom 24. November 1883 hob dann die Einrichtung der Sektionen wieder auf, schuf die Stelle eines Redaktors, der speziell nur für die Herausgabe der Mittheilungen verant- wortlich ist und setzte fest, dass Männer der Wissenschaft, die sich um die Gesellschaft verdient gemacht haben, zu korrespondirenden Mitgliedern ernannt werden können. Die « Mittheilungen » bilden in der Regel einen Jahresband mit fortlaufenden Nummern, können aber auch in zwanglosen Heften herausgegeben werden. ; Am Schluss dieser Schrift findet sich eine Tabelle, - welche uns ein Verzeichniss der Herren gibt, die in irgend welcher Weise der Gesellschaft in der Periode von 1815—1886 vorgestanden haben. ö Wenn wir da vor Allem des immer energischen Stifters Jak. Sam. Wyttenbach gedenken, so ist es eine Ehrenpflicht, ® Samuel Studer und seine Descendenten zu erwähnen. Nicht nur verehren wir in Sam. Studer einen der Gründer und eines der eifrigsten Mitglieder der Gesellschaft, sein Bruder Gottlieb Studer und dessen Sohn, Herr Regierungsstatthalter Studer und dann vor Allem sein Sohn Bernhard Studer, der ehrwürdige Nestor unserer Gesellschaft und Veteran von 1815, haben derselben Jie grössten Dienste geleistet und sind in Aufopferung für die Wissenschaft den Mitgliedern ein leuchtendes Beispiel gewesen. Der zweite Sohn Samuel Studer’s, der bis zu seinem Tod Präsident der Museums- kommission gewesen war, sodann dessen Sohn und Nach- folger in diesem Amt, Herr B. Siuder, Apotheker und Ge- meinderath und dessen Enkel B. Siuder - Steinhäuslin sind ee dem schönen Beispiel ihres Ahnherrn nachgefolgt, und end- lich besitzt auch die dritte Linie in unserm Mitgliede Prof. Dr. Th. Studer einen Gelehrten von anerkanntem Rufe. Ist nicht der Ehreniag der Gesellschaft zugleich auch ein Ehren- tag der Familie Studer? Dies ist eine Frage, die unschwer zu beantworten ist, wenn man fast kein Blatt unserer Proto- kolle von 1786 — 1886 auischlagen kann, ohne den Namen Studer anzutreffen. Die Leistungen eines Wolf, Mousson, Rütimeyer, Flückiger, ‚Wild, Perty, Shuttleworth, Fischer-Ooster, L. R. v. Fellenberg, Schläfli, der beiden Brunner etc. ete. sichern diesen Männern einen bleibenden Platz in den Annalen der Gesellschaft. Die Thätigkeit eines Prof. Dr. L. Fischer, Prof. Dr. Bachmann, Prof. Dr. Forster, Dr. E. v. Fellenberg, Dr. Rothen, Üoaz, eines Dr. R. Henzi, die stille Arbeit eines J. Koch und vieler Anderer soll unvergessen bleiben. Ihr Wirken ist ein Zeug- niss des in ihnen lodernden Feuers der Begeisterung für die Naturwissenschaften, möge dieses Feuer in den Mitgliedern nie erlöschen, dann wird es immer heissen: Semper honos, nomenque Vestrum, laudesque manebunt. — 172 Verzeichniss der Vorstandsmitglieder 1815. 1816. 1817. 1818. 1819. 1820. 1821. 1822. 1823. 1824. 1825. 1826. 1827. 1828. 1829. 1830. 1831. 1832. 1833. 1834. 1835. 1836. seit 1815. Präsident: Pfr. Wyttenbach ; Sekretär: Prof. Mayer ; Ar- chivar: Pfr. Wyttenbach (bis 1829). Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Pfr. Wyttenbach ; Sekretär : Dr. Benotit. Prof. Meisner ; Sekretär: Dr. Benott. Prof. Sam. Studer ; Sekretär: Dr. Brunner. Prof. Sam. Studer ; Sekretär: Dr. Brunner. Prof. Sam. Studer ; Sekretär: C. Brunner. Prof. Trechsel; Sekretär: ©. Brunner. Prof. Trechsel; Sekretär: ©. Brunner. Dr. med. Benoit; Sekretär: B. Studer. Prof. Brunner ; Sekretär: Helfer König. Manuel ; Sekretär: Helfer König. Manuel; Sekretär: Prof. Ith. Dr. Lutz; Sekretär: Dr. Meisner. Dr. Lutz (B. Studer vom September an); Sekre- tär: Dr. Wild. Präsident: Prof. Trechsel ; Sekretär: Rud. Gatschet, Ing.; Archivar: Studer, Apotheker. Präsident: B. Studer ; Sekretär: Dr. Otth; Archivar: Dr. Otth (bis 1838). Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: Präsident: B. Studer ; Sekretär: Dr. Otth. Prof. C. Brunner ; Sekretär: F. Meyer. Prof. ©. Brunner ; Sekretär: F. Meyer. Prof. Mohl; Sekretär: F. Meyer. Prof. Mohl (B. Studer vom April an); Sekre- tär: F\ Meyer. Präsident: Prof. Studer ; Sekretär: Inselassistent Liechti 7, später F\ Meyer. 1837. 1838. 1839. 1840. 1841. 1842. 1843. 1884. 1845. 1846. 1847. 1848. 1849. 1850. 1851. 1852. 21853. — 1793 — Präsident: Prof. Brunner ; Sekretär: L. R. v. Fellenberg, später Dr. Gensler. Präsident: Prof. Brunner ; Sekretär: L. R. v. Fellenberg ; Archivar: L. R. v. Fellenberg. Präsident: Prof. B. Studer ; Sekretär: L. R. v. Fellenberg. Präsident: Prof. Brunner ; Sekretär: L. R. v. Fellenberg. Präsident: Prof. Studer; Sekretär: Rud. Wolf; Ar- chivar: Rud. Wolf. Präsident: Prof. Valentin; Sekretär: Rud. Wolf; Ar- chivar: Rud. Wolf. Präsident: Prof. Valentin; Sekretär: Rud. Wolf. Präsident: R. Shuttleworth ; Sekretär: Rud. Wolf. Präsident: R. Shuttleworth; Sekretär: Rud. Wolf, seit 1841 (Archivar d. sch. N. f. G.); Quästor: J. Ham- berger, seit 1845 (Corresp. d. sch. N. f. G.). Präsident: Prof. B. Studer; Sekretär: Rud. Wolf; Quästor: J. Hamberger. Präsident; Prof. B. Studer; Sekretär: Rud. Wolf; Kassier: J. Hamberger ; Bibliothekar: Christener. Präsident: Simon, alt-Landammann; Sekretär: Rud. Wolf; Kassier: J. Hamberger ; Bibliothekar: Christener. Präsident: Simon, alt-Landammann; Sekretär: Rud. Wolf; Quästor: J. Hamberger ; Bibliothekar: Christener, seit 1847 (Corresp. seit 1849). Präsident: Prof. C. Brunner ; Sekretär: Rud. Wolf; Quästor: J. Hamberger ; Bibliothekar: Christener. Präsident: Prof. C. Brunner ; Sekretär: Rud. Wolf; Quästor: J. Hamberger ; Bibliothekar: Christener. Präsident: Prof. L. R.v. Fellenberg ; Sekretär: Rud. Wolf; Quästor: J. Hamberger; Bibliothekar: Christener ; Unterbibliothekar: F. Henzi, seit 1851. Präsident: K. v. Fischer-Ooster ; Sekretär: Rud. Wolf; Kassier: J. Hamberger ; Bibliothekar: Christener ; . Unterbibliothekar: F. Henzi. 1854. 1855. 1856. 1857. 1858. 1859. 1860. 1861. 1862. 1863. — 14 — Präsident: Prof. Rud. Wolf; Sekretär: Dr. L. Fischer; Kassier: J. Hamberger ; Bibliothekar und Correspondent: Christener ; Unterbibliothekar: L. Schläfli. Präsident: Prof. C. Brunner, Sohn ; Sekretär u. Kassier: Dr. L. Fischer ; Bibliothekar u. Correspondent: Christener ; Unterbibliothekar: L. Schläfli. Präsident: Prof. C. Brunner, Sohn; Sekretär u. Kassier Dr. L. Fischer ; Bibliothekar u. Correspondent: Christener ; Unterbibliothekar: L. Schläfti. Präsident: R. J. Shuttleworth; Sekretär und Kassier: Dr. L. Fischer ; Bibliothekar u. Correspondent: Christener; Unterbibliothekar: J. Koch. Präsident: Prof. B. Studer; Sekretär und Kassier: Dr. L. Fischer ; Bibliothekar und Correspondent: Christener ; Unterbibliothekar: J. Koch. Präsident: Prof. C. Brunner ; Sekretär und Kassier: Dr. 3 L. Fischer ; Bibliothekar und Correspondent: Ohristener ; N Unterbibliothekar: J. Koch. E Präsident: v. Füscher-Ooster; Sekretär: Dr. R. Henzi, Bibliothekar u. Correspondent: Christener ; Unterbiblio- | thekar: J. Koch. Präsident: Prof. Dr. L. Fischer ; Sekretär: Dr. R. Henzi; Kassier: Dr. Flückiger, Staatsapotheker; Bibliothekar u. Correspondent: Christener ; Unterbibliothekar: J. Koch. Präsident: Prof. Dr. B. Studer ; Sekretär: Dr. R. Henzi; Kassier: Dr. Flückiger; Bibliothekar u. Correspondent: Christener ; Unterbibliothekar: J. Koch. Präsident: Dr. H. Wild, Professor der Physik; Sekre- tär: Dr. R. Henzi; Kassier: Dr. Flückiger; Bibliothekar: Christener ; Unterbibliothekar: J. Koch ; 2. Unterbiblio- thekar: Dr. Cherbuliez. Fre ri a 1864. 1865. 1866. 1867. 1868. 1869. 1870, #371. 1872. 1873. — 15 — Präsident: Dr. ©. Brunner, Professor der Chemie; Sekretär: Dr. R. Henzi,; Kassier: Dr. Flückiger ; Ober- bibliothekar und Correspondent: J. Koch ; Unterbiblio- thekar: Dr. Cherbuliez. Präsident: Dr. B. Studer, Professor der Geologie; Sekretär: Dr. R. Henzi,; Kassier: B. Studer, Apotheker; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch ; Unter- bibliothekar: Dr. Cherbuliez. Präsident: Prof. Dr. L. Fischer; Sekretär: Dr. R. Henzi,; Kassier: B. Studer ; Oberbibliothekar: J. Koch; Unterbibliothekar: Dr. Cherbuliez. Präsident: Dr. V. Schwarzenbach, Professor der Chemie; Sekretär: Dr. R. Henzi; Kassier: B. Studer; Ober- bibliothekar und Correspondent: J. Koch; Unterbiblio- thekar: Dr. Cherbuliez. Präsident: Dr. Flückiger, Staatsapotheker; Sekretär: R. Henzi; Kassier: B. Studer ; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch, Unterbibliothekar: Dr. Cher- buliez. Präsident: Prof. Dr. L. R. v. Fellenberg-Rivier ; Sekretär: R. Henzi,; Kassier: B. Studer ; Oberbibliothekar und Cor- respondent: J. Koch ; Unterbibliothekar: Dr. Cherbuliez. Präsident: Dr. A. Forster, Professor der Physik; Se” kretär: R. Henzi,; Kassier: B. Studer ; Oberbibliothekar und Kassier: J. Koch ; Unterbibliothekar: Dr. Cherbuliez. Präsident: Dr. Isıdor Bachmann ; Sekretär: R. Henzi; Kassier: BD. Studer; Oberbibliothekar und Correspon- dent: J. Koch ; Unterbibliothekar: Dr. Cherbuliez. Präsident: Prof. Dr. A. Forster; Sekretär: R. Henzi; Kassier: B. Studer ; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch; Unterbibliothekar: A. Bentel. Präsident: Prof. Dr, Dor; Sekretär: R. Henzi; Kassier B. Studer; Oberbibliothekar und Correspondent: J, Koch ; Unterbibliothekar: Schönholzer. 1874. 1875. 1876. 1877. 1878. 1879. 1880. 1881. 1882. — 116 — Präsident: Prof. Dr. Isidor Bachmann; Sekretär: R. Henzi; Kassier: B. Studer ; Oberbibliothekar und Cor- respondent: J. Koch; Unterbibliothekar : Schönholzer. Präsident: Prof. Dr. L. Fischer; Sekretär: R. Henzi; Kassier: B. Studer, Sohn, Apotheker ; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch; Unterbibliothekar: F. Langhans. Präsident: Dr. A. Valentin; Sekretär: R. Henzi; Kas- sier: B. Studer, Sohn, Apotheker; Oberbibliothekar und Corresp.: J. Koch; Unterbibliothekar: F. Langhans. Präsident: T. Rothen; Sekretär: R, Henzi; Kassier: B. Studer, Sohn, Apotheker; Oberbibliothekar und Cor- respondent: J. Koch; Unterbibliothekar: F. Langhans. Präsident: Prof. Dr. Th. Studer ; Sekretär: Dr. A. Va- lentin; Kassier: B. Studer, j.; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch; Unterbibliothekar: F. Lang- hans. Fräsident: Prof. Dr. Isidor Bachmann, Sekretär: J. Fankhüuser ; Kassier: B. Studer, j.; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch; Unterbibliothekar: F. Langhans. Präsident: J. Coaz, eidg. Oberforstinspektor; Sekretär: Dr. phil. @. Beck; Kassier: B. Studer, j.; Oberbiblio- thekar und Correspondent: J. Koch; Unterbibliothekar: Theod. Steck. Präsident: Prof. Dr. B. Luchsinger ; Vizepräsident: E. v. Fellenberg ; Sekretär: Dr. phil. @. Beck; Kassier: B. Studer, j.; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch ; Unterbibliothekar : Theod. Steck. Präsident: E. v. Fellenberg ; Vizepräsident: A. Guille- beau ; Sekretär: Dr. phil. @. Beck ; Kassier: B. Studer, j.; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch. VD ch ca \ e e i $ b A i y 1883. 1884. 1885. 1886. — 171 — Präsident: Prof. Dr. A. Guillebeau ; Vizepräsident: Prof. Dr. Th. Studer; Redaktor: Dr. J. H. Graf; Sekretär: Th. Steck; Kassier: B. Studer, j.; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch; Unterbibliothekar: Th. Steck. Präsident: Prof. Dr. Th. Studer ; Vizepräsident: Prof. Dr. L. Fischer ; Redaktor: Dr. J. H. Graf; Sekretär: Th. Steck ; Kassier: B. Studer, j.; Oberbibliothekar und Correspondent: J. Koch; Unterbibliothekar: Th. Steck. Präsident: Prof. Dr. L. Fischer; Vizepräsident: A. Benteli, Gymnasial-Lehrer; Redaktor: Dr. J. H. Graf ; Sekretär: Th. Steck; Kassier: B. Studer, j.; Oberbiblio- thekar und Correspondent: J. Koch; Unterbibliothekar Th. Steck. Präsident: Dr. E. v. Fellenberg ; Vizepräsident: B. Studer, sen., Apotheker; Redaktor: Dr. J. H. Graf; Sekretär: Dr. E. Fischer ; Kassier: B. Studer, j.; Ober- bibliothekar und Correspondent: J. Kock ; Unterbiblio- thekar: Th. Steck. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1165. II Theodor Steck. — Entomologische Ergebnisse einer Exeursion nach $Sieilien. (Vorgetragen in der Sitzung vom 5. Juni 1886.) I. Coleoptera und Hemiptera. Im Frühjahr 1877 unternahmen die Herren Frey- Gessner, Conservator der entomologischen Sammlungen in Genf, und Moritz Isenschmid, der Begründer des entomo- logischen Museums in Bern, eine Sammel-Fxcursion nach der Ostküste Sieiliens. Die von Herrn Isenschmid wäh- rend der Monate Mai und Juni gemachte Ausbeute wird im Berner Museum für Naturgeschichte aufbewahrt und bildet einen wesentlichen Bestandtheil der theilweise erst im Entstehen begriffenen Sammlungen. Die gesammelten Käfer wurden in verdankenswerther Weise von Herrn Dr. G. Stierlin in Schaffhausen, die Hemipteren von den Herren Frey-Gessner in Genf und Dr. Aug. Puton in Remiremont bestimmt. Die erbeutete Artenzahl (495 Arten und Varietäten Coleopteren, 140 Arten und Varietäten Hemipteren) ergibt zwar nur einen kleinen Bruchtheil der für jene Gegend bekannten Thiere, doch schien mir eine Aufzählung der Käfer, trotz des bereits von Herrn Baron von Rottenberg im 14. Jahrg. der Berliner entomolog. Zeitschrift gegebenen Verzeich- nisses und der Hemiptern, nicht überflüssig. Ich hoffe später an gleicher Stelle ein Verzeichniss der gesammelten Hymenopteren, Dipteren und Neuropteren geben zu können. EEE TER 179 I. Coleoptera. Die Reihenfolge der Arten ist die des Heyden-Reitter- Weise’schen Kataloges. Es haben in demselben vielfache Umstellungen und Aenderungen gegenüber der von Hrn. Ragusa in seinem catalogo ragionato dei coleotteri di Si- eilia (naturlista siciliano vol. II-V) befolgten zweiten Auflage desselben Werkes stattgefunden. Gicindelide. Cieindela maura L, trisignata Dej. — littoralis Fab. fiexuosa Fab. xgyptiaca Klug. Carabida. Carabus morbillosus Fab. v. Ser- 5 villei Sol. Nebria psammodes Rossiv. Schrei- :: bersi Dej. _ Leistus crenatus Fairm. Bembidion striatum F. — Doris Panz. — 4-guttatum F. v. speculare Kiüst. Dahli De). eribrum Duv. — hispanicum Duv. — vieinum Luc. - Pogonus chalceus Marsh. v. viri- & danus Dej. — littoralis Weg. h Dyschirius salinus Schaum, — — angustatus Ahr. = — zneus De). Searites buparius Forst. Adialampus levigatus F, — planus Bon. Siagona europza Dej. Chlenius velutinus Duft. Chl&nius festivus Panz. spoliatus Rossi. variegatus Fourc. viridipunctatus Goze. tristis Schaller. azureus Dft. Lieinus granulatus Dej. v. sicu- lus Dej. Amblystomus metallescens Dej. Sabienus calydonius Rossi. — fulvipes Latr. Anisodactylus (virens Dej.)-po- ceiloides Steph. Diachromus germanus L. Harpalus litigiosus Dej. Aeinopus pieipes Oliv. — megacephalus Rossi. Stenolophus teutonus Schrank. — dorsalis Fb. — brunnipes Stm. Pterostichus aterrimus Payk. Abacetus Salzmanni Germ. Lagarus vernalis v. cursor Dej. Calathus giganteus Dej. —- melanocephalus L. — circumseptus Germ. Agonum viduum Panz. v. moe- stum Dft. — atratum Dft. Olisthopus fuscatus Dej. Lebia scapularis Fourer. Dromius linearis Oliv. ss 1B0 Sn Metabletus truncatellus L. — plagiatus Dft. Haliplide, I Peltodytes rotundatus Aube) Haliplus fulvus F. — lineatocollis Marsh. Dyticida. Noterus erassicornis Müll. Laccophilus obsceurus Panz. — variegatus Stm. Bidessus geminus F. Deronectes fenestratus Germ. — Ceresyi Aube. Hydroporus flavipes Oliv. — marginatus Dft. — atriceps Crotch v.piceus Stm. — vagepictus Fairm. Agabus biocellatus Müll. -— bipustulatus L. Copelatus ruficollis Schall. Rhantus punctatus Fourer. — bistriatus Bergstr. Dyticus marginalis L. Cybisteter tripunctatus Oliv. — laterimarginalis Deg. Gyrinide. Gyrinus striatus Aub. -—- urinator 11. — bicolor Payk. — colymbus Tr. — dorsalisGyll.v.marinus Gyll. Orectochilus villosus Müll. v. Bel- lieri Reiche, Hydrophilide. Hydrochus nitidicollis Muls. Ochthebius pilosus Walt]. Helophorus aquaticus L. — griseus Herbst. Berosus affınis Brul. Hydrophilus piceus L. Hydrocharis caraboides L. Hydrobius Paulinieri Gue£r. Creniphilus globulus Payk. Philydrus melanocephalus Oliv. — testaceus F. Helochares lividus Forst. Laccobius sinuatus Motsch. — sardeus Baudi. Limnobius papposus Muls, — furcatus Baudi. Spheridiide. Sphz&ridium scarabzoides L. Ceelostoma hispanicum Küst. Cercyon unipunctatus L. Dryopid. Dryops prolifericornis F. Georysside. Georyssus crenulatus Rossi. Heteroceride. Heterocerus flavidus Rossi — v. hamifer Gene. Staphylinide. Aleochara tristis Grav. Tachyporus ruficeps Kr. — hypnorum F. — nitidulus F. Astrapxzus ulmi Rossi. Emus waxillosus L. Staphylinus olens Müll. — pedator Gr. Philonthus intermedius Lac. Xantholinus glabratus Gr. — punetulatus Payk. Pxderus limnophilus Er, Pselaphide. Bryaxis hematica Rchb. Silphide. Thanatophilus rugosus L. | — sinuatus F, cn Ko N Silpha tristis Il. — granulata Oliv. Necrophorus vestigator Herschel. Clambide. Clambus armadillo Degeer. Corylophida. Orthoperus brunnipes Gyll. Nitidulide. Brachypterus unicolor Küst. — urtic® F. Dermestide. Dermestes Frischi Kugel. — mustelinus Er. — undulatus Brahm, — ater Oliv. Attagenus piceus Oliv. —bifasciatus Rossi. Hadıotoma marginata Payk. — pieta Küst. Trogoderma versicolor Creutz. Anthrenus pimpinell® F. v. de- licatus Kiesw. — serophularie L. tus Er. Histeride. Hister maior L. — inzqualis Oliv. — sinuatus 11. — 12-striatus Schrank. — corvinus Germ. Saprinus semipunctatus F. — nitidulus Payk. — speculifer Latr. — chaleites Il. — rufipes Payk. rugifrons Payk. — metallicus Herbst. — dimidiatus 11. Onthophilus striatus Forster. v. signa- Scarabaide. Scarabzus sacer L. — semipunctatus F, — variolosus F. Gymnopleurus Geoffroyi Sulz. — Sturmi Mac Leay. Caccobius Schreberi L. Copris hispanus L. Bubas bison L. Onitis Jon Oliv. Cheironitis hungarieus Herbst. Onthophagus amyntas Oliv. — taurus Schreber. — vacca L. — fracticornis Preyssl. — nuchicornis L. Oniticellus fulvus Gueze. Aphodius erraticus L. — seybalarius F. — fimetarius L. — sordidus F. — immundus Citz. — lividus Oliv. lineolatus Ill, Psammobins suleicollis 111. Hybalus glabratus F. Geotrupes Donei Gory. — stercorarius L. — l&vigatus F. Triodonta unguicularis Er. Haplidia transversa F. — villigera Burm. Anoxia orientalis Kryn. Anisoplia villosa Geze. Anomala vitis F. Pentodon algerinus Herbst. — punctatus Villers. Oryctes nasicornis L. — grypus Il. Oxythyrea funesta Poda. Tropinota hirta Poda. Aethiessa floralis v. refulgens Herbst. 1822 — Cetonia floricola v. cuprea Gory. | Cyrtosus eyanipennis Er. Valgus hemipterus L. Buprestida. Capirodis cariosa Pall. — tenebrionis L. — tenebricosa Herbst. Ceculus gravidus Lap. Dicerca spec. ? Peeilonota deeipiens Munh. Melanophila decostigma F. Anthaxia olympica Kiesw, — millefolii F. — lucens Küst. — dimidiata Thnb. — grammica Lap. Acmzxodera discoidea F., — lanuginosa Gyll. Sphenoptera antiqua Il. — gemellata Mannh. — rauca F. Corzbus rubi L. — elatus F. — amethystinus Oliv. Agrilus aurichaleeus Redt. — hyperiei Crtz. Trachys corusca Ponz. Elateride. Adelocera punctata Herbst. Drasterius bimaculatus Rossi. Cardiophorus ruficollis L. — Eleonor& Gene. — rufiernris Brull. — atramentarius Er. Melanotus castanipes v. asperi collis Muls. Cantharide. Lampyris spec. ? Pygidia sicula Mars. Malthinus obscuripes Kiesw. Malthodes picticollis Kiesw. — brevicollis Payk. Malacogaster Passerinii Bassi. ı Malachius assimilis Baudi. | — spinosus Er. Attalus lusitanicus Er, — sicanus Er. — Nourricheli Lap. Ebzus collaris Er. Charopus apicalis Kiesw. Colotus maculatus Lap. Dasytes 4-pustulatus F. — bipustulatus F. — algirieus Luce. — fuseipes Brull. Psilothrix nobilis Ill. — melanostoma v.smaragdinus Luc. Haplocnemus siculus Kiesw. Cerallus rubidus Gyll. Danacza pallipes Panz. — imperialis Gene. | — morosa Kiesw. 3 Clerid. 2 Clerus alvearius F. v. Dahli Spin. — apiarius L. P; — favarius 1. — sipylus v. amnios F. Necrobia ruficollis F. — rufipes Degeer. Bostrychide. Bostrychus bimaeculatus Oliv. Tenebrionide. Zophosis punctata Brull. v. sieu- la Villa. F Erodius neapolitanus Sol. v. si- eulus Sol. Pachychila Dejeani Besser. Tentyria grossa Besser. v, sicula Sol. — — v. Dejeani Sol. — l&vigata Stev. Stenosis angustata Herbst. Akis spinosa L. N a SE yn Zi uni 3 Scaurus striatus F. — atratus F. Blaps gages L. — gibba v. italica Baudi. — similis Latr. — mucronata Latr. Pimelia rugulosa Germ. Dendarus emarginatus Germ. Litoborus planicollis Walt]. Opatrum verrucosum Germ, — sabulosum v. distinetum Kiüst. — pusillum F. Opatroides punctulatus Brull. Ammophthorus rugosus Rosenh. Trachyscelis aphodioides Latr. Phaleria cadaverina F. Cossyphus spec. ? Iphthimus italicus Truqui. Alleculide. Pseudoeistela ferruginea Küst. Omophlus armillatus Brull. — curvipes Brull. — dispar Costa. — betul® Herbst. — longicornis Bertol. Anthicide. Notoxus monoceros L. — cornutus F. Anthicus minutus Laf. — tenellus Laf. — 4-oculatus Laf. — olivaceus Laf. — sellatus Panz. Mordellide®. Mordella aculeata L. Stenalia testacea F. Mordellistena micans Germ. Anaspis Chevrolati Muls. » varians Muls. 183 a Rhipiphoride. Rhipiphorus subdipterus Bosc. Meloide. | Melo& proscarabzus L. — ciecatricosus Leach. Zonabris variabilis Pallas. — Schreibersi Reiche. — Jlutea Pall. Coryna distineta Chevrol. Lytta vesicatoria L. — segetum F. Zonitis mutica Scriba. — pra&usta F. Oedemeride. Nacerdes viridipes Schm. Ischnomera cceerulea L. Oedemera melanopyga Schm. — brevicollis Schm. — flavipes F., — barbara F. — lurida Marsh. Pythide. Mycterus umbellatarum F. — pulverulentus Kist. Curculionide. Otiorrhynchus aurifer Boh. — armatus Boh. — lugens Germ. — striatosetosus Boh. Polydrusus Kahri Kirsch v. sicu- lus Desbr. Strophomorphus porcellus Schönh. v. comatus Boh. Sitona gressorius F. — longicollis F. — flavescens Marsh. — lineatus L. — humeralis Steph. v. discoi- deus Gyll. — promptus Gyll. Tanymecus sieulus Fourn. Brachycerus zgyptiacus Oliv. Hypera punctata F. — suspiciosa Herbst. — variabilis Herbst v. sicula Cap. Coniatus tamarisci F, Conorrhynchus hololeucus Pall. Cleonus excoriatus Gyll. — tabidus Oliv. — ocularis F. segnis Germ. morbillosus F, testatus Gyll. suleirostris L. Lixus parallelus Boh. — algirus L. ferrugatus Oliv. rufitarsis Oliv, cardui Oliv. filiformis F. Larinus cynar& F. — buceinator Oliv. albarius Boh. scolymi Oliv. flavescens Germ. rusticanus Gyll. jacex F. longirostris Gyll. carline Oliv. — ursus F. Rhinoeyllus conicus Frelich v. odontalgicus Oliv. Oryx nitidus Chevr. Acalles spec. ? Tychius amplinollis Aube. Sibinia primita Herbst v. arena- rix Steph. Miarus micros Germ. Cionus Olivieri Rossch. — hortulanus Marsh. — Clairvillei Boh. Stereonychus fraxini Degeer. -— 184 Nanophyes tristigma Rossb. — pallidulus Grav. Mononychus pseudacori F. — salvie Germ. | Celiodes erythroleucus Gmel. Ceutorrhynchidius spinosus Goeze. Ceutorrhynchus syritise Germ. — suleicollis Payk. Baris nitens F. Sphenophorus piceus Pall. — parumpunctatus Gyll. Apionide. Apion astragali Payk. — 2neum F. seniculum Kirb. varipes Germ. trifolii L. nigritarse Kirb. virens Herbst ononis Kirb. malve FE. violaceum Kirb. Rhynchitidae. Auletes politus Boh. — maculipennis Duv. Anthribide. Urodon pygmzus Gyll. Wylabrida. Mylabris pieipes Germ. — olivacea Germ. eiste. E. tibialis Boh. anxia Fahrs. pisorum L. rufimanus Boh. longicornis Germ. v. jocosus Gyli. — v. diseipennis Fahrs. EEE TERENN — 7185 — ‚Mylabris longicornis Germ. v.his-| Colaspidea oblonga Blanch. trio Boh. Timarcha pimelioides H.-S. — albolineatus Blanch. Chrysomela vernalis Brull. v. Heri-H.-S. Cerambycide. We Be F. — hyperiei v. alternata Suffr. — menthastri v. resplendens Suffr. — viridana v. palustris. Suffr. — l&vipennis Suffr. — grossa F. Prasocuris distineta Luc. Melasoma populi L. Malacosoma lusitanicum L. Aulacophora abdominalis F. Lochmxa cratxgi Forst. Diorhabda elongata Brull. Galeruca eircumdata Duft. Podagrica semirufa Küst. Ch&tocnema chlorophana Duft. — coneinna Marsh. Psylliodes fusiformis Il. — luteola Müll. Aphthona nonstriata Geze. — venustula Kutsch. Longitarsus ater F. — tabidus F. Leptura fulva Degeer. — cordigera Fiüssly. — bifasceiata Müll. Stenopterus rufus L. — praeustus F. Clytus scalaris Brull. — rhamni Germ. — ornatus Herbst. — massiliensis L Purpuricenus Kebhleri L. Morimus asper Sulz. Niphona pieticornis Muls. Calamobius gracilis Creutz. Agapanthia irrorata F, — asphodeli Latr. — Gyllienhali Ganglb. — cardui L. Phytcecia rufimana Sshrank. — ephippium F. — virescens F. Chrysomelide. Sphseroderma cardui Gyli. Donacia appendieulata Ahr. Hispa atra L. — simplex F. Cassida vibex L. Lema melanopa L. — vittata Villers. Labidostomis taxicornis F. — subferruginea Schrank. Macrolenes ruficollis F. es: Titubea biguttata Ol. Coceinellidz. Lachn&a sexpunctata Scop. Adonia variegata Geze. Coptocephala unicolor Luc. Adalia bipunctata L. — scopolina L. — 11-notata Schneid. Cryptocephalus ilieis Oliv. Coceinella distineta Fald v. ma- — rugicollis Oliv. | gnifica Redt. — — v. sexnotatus F. | — 18-punetata Scop. Pachybrachys tesselatus Olivv. _ — Doublieri Muls, Stylosomus tamarieis Suffr. Halyzia 12-guttata Poda. Pachnephorus impressus Rosenh.' — conglobata L. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1166. 186 —— — Micraspis phalerata Costa. — 16-punctata L. v. 12-punc- tata L. Epilachna chrysomelina F. Chilocorus bipustulatus L. Exochomus 4-pustulatus L. Hyperaspis reppensis Herbst. v. marginella F. Scymnus rubromaculatus Geze, — Apetzi Muls. — interruptus Goze. — Kiesenwetteri Muls. culus Weise, v. Si- Il. Hemiptera. Der Aufzählung der gesammelten Thiere dieser Ord- nung ist der «Catalogue des hemipteres de la faune pa- le&arctique par le D"’ Aug. Puton, Caen 1886» zu Grunde gelegt. I. Heteroptera Latr. Seet. I. Geocoris® Ltr- Pentatomides. Odontoscelis dorsalis F. Psacasta Cerinthe F. Ancyrosoma albolineatum F. Graphosoma semipunctatum F. — lineatum L. Brachypelta aterrima Först. Sehirus sexmaculatus Rbr. — dubius Scop. — maculipes M. R. Sciocoris macrocephalus Fieb. — ınaculatus Fieb. Aelia Germari Küst. Stagonomus pusillus v. consimilis Costa. Eusarcoris inconspicuus H-S. Holcostethus analis Costa. Carpocoris fuseispinus Boh. — varius F. — — v. lunula F, — baccarım L. Nezara viridula L. Stäl. ' — festivum L. Reut. Nezara viridula v. torquata F, Piezodorus incarnatus Germ. v. allia- ceus Germ. Eurydema ornatum L. | v. dissimile | | Fieb. v. pietum H-S. — decoratum H-S. Coreides. Centrocoris spiniger F. Syromastes marginatus L. Verlusia rhombea L. — suleicornis F. Pseudophleus Waltlii H-S. Coreus hirticornis F. Micrelytra fossularum Rossi, Camptopus lateralis Her. Stenocephalus agilis Scop. — neglectus H-S. Therapha hyosceyami L. 3 Corizus erassicornis v. abutilon Rossi. — parumpunctatus Schil. Lygaeldes. Lygaeus creticus Luc. — militaris F. — punctatoguttatus F. Lygaeosoma reticulatum H-S. Nysius Thymi Wolff. — senecionis Schill. Blissus hirtulus Kl. Geocoris pygmaeus Fieb. — pallidipennis Costa. — ater v. albipennis F. — lineola Ranıb. — — v. distinetus Fieb. Artheneis foveolata Spin. Platyplax Salvie Schill. Microplax albofaseiata Costa. Metopoplax ditomoides Costa. Oxycarenus collaris M. R. Hyalochilus ovatulus Costa. Microtoma atrata Goze. Pyrrhocoris zgyptius L. — apterus L. Tringidides. Monanthia auriceulata Costa. — maculata H-S. — Wolffi Fieb. Hebrides. Hebrus pusillus Fall. Hydrometrides. Mesovelia furcata M-R. Microvelia pygmza Duf. Velia rivulorum, v. major Put. Gerris ventralis Fieb. — cinorea Put. — thoracica Schm. — Jlacustris L. — argentata Schm. Reduviides. Pirates hybridus. Sig. 187 Harpactor erythropus L. Coranus zgyptius F. Nabis viridulus Spin. | Saldides. Salda pallipes. F. — arenicola Schltz. — lateralis Fall. Cimlcides. Triphleps nigra v. Ullrichii Fieb. — minuta L. — l&vigata Fieb. Capsides. Calocoris sexpunctatus Fab. — v. coceineus Duf. — v. nankineus Duf. — v. piceus Cyrill. — bipunetatus F. — trivialis Costa. vandalicus Rossi. Cyphodema instabilis Luc. Capsus Schach Fab. Strongylocoris luridus Fall. Labops saltator Hahn. Heterotoma merioptera Scop. Pastocoris Putoni Reut. Macrotylus atricapillus Scott. Psallus ancorifer Fieb. — variabilis Fall. Campylomma verbasci H-S. Auchenocrepis minutissima Ramb Megalodactylus macula-rubra M-R. Tuponia Tamarjeis Perris. — Hippophaes Fieb. Seet. II. Hydrocoris® Latr. Naucorldes. Naucoris maculatus Fieb. Nepides. Nepa cinerea L. Notonectides. Anisops producta Fieb. Notonecta glauca L. — —— vv. umbrina Germ. in, Fr fureata/Rap, — — v. murina. Plea winutissima Fab. Corixides. Corixa atomaria lllig. — scripta Ramb. — Fabrieii Fieb. — — v. nigrolineata Fieb. Sigara Scholtzii Fieb. Cicadides, Cicadetta Brullei Fieb. Fulgorides. Olicarus cuspidatus Fieb. Dictyophora europza L. 188 a EN? Aa u Be. a \ Tettigometra brachycephala Fieb. piceta Fieb. impressifrons M-R. obliqua Pz. costulata Fieb. — Cercopides. Triecphora mactata Germ. Lepyronia coleoptrata L. Aphrophora alni Fall. Ptyelus spumarius L. Macropsis prasina Fieb. — lanio L. II. Homoptera. Am. Serv.| Agallia venosa Fall. Acocephalus carinatus Stäl. — albifrons L. Sahlb. Thamnotettix : viridinervis Kb. Athysanus stactogala Am. — erythrostictus Leth. Goniagnatbus brevis H-S. Jassus commutatus Fieb. Membracides. Centrotus cornutus v. sieulus Kb. Jassides. | ; E A. Baltzer. Geologische Mittheilungen. Eingereicht im Dezember 1886. 1. Ein Mammuthrest in den Voralpen. Verflossenen November wurde dem naturhistorischen Museum in Bern durch die Güte des Herrn Lehrer J. Rothenbühler in Oberthal ein Stück eines Stosszahns zu- geschickt. Dasselbe war abgesägt, der Rest stak noch im Kies; um denselben zu heben und die Lagerung kennen zu lernen, begab ich mich sofort an Ort und Stelle. Die Fundstelle ist am Ramisberg gelegen, 5 Minuten vom gleichnamigen Bauernhof, eine kleine Stunde von der Eisenbahnstation Ramsei-Sumiswald im Emmenthal ent- fernt. Der Ramisberg, ein terrassenförmig bis zu 740 m an- steigender Rücken, erstreckt sich zwischen Dürrgraben und Emmenthal von West nach Ost und ist als ein Aus- läufer der Rafrüti (1206 m) zu betrachten. Das Profil Fig. 3 giebt einen Durchschnitt durch den Berg von NNO. nach SSW. und zeigt, dass er aus hori- zontalen Schichten von Meeresmolasse, die an mehreren Stellen zu Tage tritt, besteht. Oberhalb Ramsei an der Bahn bemerkt man wech- selnde Lagen von Nagelfluh und Sandstein. —- 1% — Ueber die Molassegehänge ist in einzelnen Lappen Erraticum gelagert. Die unbedeutende, 4 m hohe Kiesgrube (Fig. 1) liegt hart am Rand einer Terrasse in stark verschwemmtem und daher geschichtetem Erraticum, wie es auch bei Bern häufig ist. Material: bunte Nagelfluh (rothe und grüne Granite, Quarzite) und verschiedene Kalke. Kalk und Krystalli- nisches ungefähr im Gleichgewicht. Die Gerölle sind vor- wiegend mittelgross, das Zwischenmittel sandig. Die Schwemmung des Materials ergibt sich aus der hie und da auftretenden Uebergussschichtung (Fig. 1a); ferner aus einzelnen Lagen kleiner, gleichgrosser Gerölle und aus den zwischenliegenden Sandschmitzen. Die Wurzel- fasern der oben stehenden Gebüsche sind häufig durch die verwitternden Gerölle, selbst durch Lücken der Quarze hindurchgewachsen, so dass manchmal mehrere derselben perlschnurartig an einer Faser hängen (Fig. 1b). Der Zahn lag nun horizontal parallel der Schichtung mit der abgebrochenen Spitze nach innen gekehrt (Fig.1 ce). Die beobachtete Länge beträgt 2 m 11. Da aber die Spitze fehlt und ausserdem schon Einiges abgebröckelt war, so dürfte die Gesammtlänge auf mindestens 3 m veranschlagt werden. Umfang unten 55 cm (Dm. 17'/, cm), in der Mitte 50 cm, oben 42cm (Dm. 13,8 cm). | Der Erhaltungszustand ist wie gewöhnlich ein nicht günstiger. Das Elfenbein ist umgewandelt, braust mit Säuren auf, die äusseren Theile trennen sich schalen- förmig vom innern Kern ab. Wie eingreifend die Wir- kungen des kohlensäurereichen Sickerwassers in diesen lockeren Schuttmassen waren, ergibt sich unter Anderem daraus, dass gewisse Gerölle in ein röthlich graues, staub- feines Pulver umgewandelt sind, welches bei der leisesten Berührung auseinanderfällt. —. 10 Andere Knochenreste waren nicht vorhanden. Da Stosszähne zur Bestimmung der fossilen Ele- phanten-Spezies nicht ganz ausreichen, so ist die Deutung _ unseres Fundes, welche auf der Grösse und darauf be- - ruht, dass die Krümmung gegen die fehlende Spitze zu in eine andere Ebene übergeht, nur als wahrscheinlich nicht als absolut sicher zu bezeichnen. Auffallend ist der Umstand, dass ein Elephant in _ einen so abgelegenen Seitenwinkel gelangte, der an vier Stunden vom Ostrand der schweizerischen Ebene und zu- _ dem noch in einem engen Seitenthälchen, 70 m über dem - Hauptthal der Emme liegt. Nur ein wanderndes und _ kletterndes Thier konnte dies möglich machen. Ein Mam- _ muth aber und Klettern, wie reimt sich das zusammen? Der ungeheure Verbreitungsbezirk dieser Thiere über - Nord- und Mittel-Europa, über das nördliche Asien und K - Nordamerika, ferner der Umstand, dass sie von den aus- gedehnten Steppen und Wäldern Sibiriens aus bis zu den Inseln des Polarmeeres (neusibirische Inseln *) u. s. w. - vordrangen, wo ihre Zähne zahlreich sind, lässt ihren _ Wandertrieb erkennen. Man weiss aber auch, dass unser heutiger afrikanischer Elephant ein tüchtiger Kletterer ist und Gebirge überschreitet, wo kein Pferd mehr fort- 2 - kommt **), Beim Hinunterklettern, wo ihm seine Masse - gefährlich wird, kniet er mit den Vorderbeinen nieder, rutscht und gleitet vorsichtig abwärts. Auch der indische Elephant geht auf Ceylon noch in die Gebirge hinauf. Man darf annehmen, dass ihm diese Gabe von seinen Vor- *) Hedenberg sah hier auf einer Strecke von 1 Werst 10 Zähne aus dem Boden hervorragen. Auf einer Sandbank der _ Ljachoffinsel hatten Elfenbeinsammler 80 Jahre lang ihre besten Zahnernten gehalten (Nordenskiöld: Umseglung Asiens auf der WVega, pag. 373). *#*) Brehms Thierleben, 2. Aufl., III, 475. een = — 12 — fahren vererbt worden ist und hierin liegt die Beant- wortung der oben aufgeworfenen Frage. Weither geschwemmt kann der Zahn wohl nicht sein, war er ja doch ursprünglich ganz bis auf die Spitze und, wenn auch substantiell verändert, doch nicht abgestossen. Das Fehlen der Spitze erklärt sich auch durch einen Un- glücksfall. Tennent erhielt eine Zahnspitze von 12 Kilo Gewicht, welche ein Elephant einem andern im Kampfe mit dem Rüssel abgeschlagen hatte. Wir können annehmen, dass unser Mammuth am Ende der Eiszeit lebte, zur Zeit, als der Ramisberg be- reits vom Eise befreit war, die reichlichen Schmelzwasser aber eine häufige Umlagerung des erratischen Schuttes bedingten. Schon hatte sich der Ramisberg wieder mit Vegetation bekleidet und gestattete daher dem Mammuth, sich auf der weitfortlaufenden Terrasse herumzutummeln.. Grosse diluviale Elephanten (vorwiegend Mammuth, auch Elephas antiquus) waren in der Schweiz nicht selten. A. Favre *) hat 51 Lokalitäten zusammengestellt. Speziell im Kanton Bern wurde ein Backenzahn in einer Gletscherablagerung beim Bundespalais **), ein Stoss- zahn im Glacialschutt bei Rapperswyl, ferner ein gerollter Radius in der Kiesgrube herwärts Neubrück links der Strasse entdeckt. Mammuth fand sich bei Pruntrut, endlich ein Stoss- zahnstück bei Grellingen an der Birs (40 cm lang). Das Mammuth tritt in der Schweiz sicher konstatirt gegen Ende der Gletscherzeit aus, z. B. nach Mühlberg im Eisenbahneinschnitt zwischen Brugg und Hausen in Lehm der zweiten Eiszeit; bei Laufenburg, Windisch, *, Arch. sc. ph. et nat. 1878. *#) Bachmann: Versteinerungen der Umgeb. von Bern, 1867 pag. 12. — 19 — Coblenz, in jüngsten Flussterrassen *); südlich vom Bal- deggersee in postglacialen Bildungen; desgleichen bei Morges und Lutry. Fälle von früherem Auftreten sind, nicht bekannt oder nicht sicher konstatirt. Es scheint, dass bisher kein Mammuthzahn in grösse- rer Höhenlage wie die des beschriebenen (680 m über Meer) gefunden wurde; jedenfalls ist er von den im Kanton Bern bis anhin entdeckten der grösste. 2. Schichtenstörungen in Grundmoräne. Bekanntlich kommen in Skandinavien, Dänemark, England, in diluvialen Glacialbildungen Schichtenstö- rungen vor, welche der mechanischen Druckwirkung des Gletschers oder des Inlandeises zugeschrieben werden. Für Sachsen wurden solche von Credner **), für Nord- deutschland von Berendt, Wahnschaffe *"”) beschrieben. In der schweizerischen Ebene zwischen Jura und Alpen, welche von Inlandeis ausgefüllt war, müssen solche Erscheinungen, seien es Druck-, seien es Schubwirkungen durch die Gletscherstirn, auch vorkommen; jedoch hatte ich, seitdem obige Publikationen meine Aufmerksamkeit erregten, nichts davon bemerkt. Endlich stiess ich bei Gümligen, Eisenbahnstation der Bern-Thuner-Linie und 1 Stunde von Bern entfernt auf einen Fall von Gletscherschub, der nichts zu wünschen übrig lässt. Hier liegt am Strässchen nach Dentenberg, etwa 20 m über Gümligen, eine kleine, erst neuerlich an- *, Mösch, Beiträge zur geolog. Karte der Schweiz, 4. Lfg. pag. 252. =#), Zeitschrift der deutschen geolog. Ges., 1580, pag. 75. *=*) Desgl. 1882, pag. 562. Bern. Mittheil. 1886. Nr. 1167. — „u194, — gelegte Kiesgrube, welche nicht mit der grossen, beim Bahnhof gelegenen verwechselt werden darf. Fig. 2 zeigt das Innere derselben. Die Zeichnung macht eine eingehende Beschreibung überflüssig. Es liegt eine typische Grundmoräne vor, was aus der ausgezeichneten Schrammung und Kritzung der rund- lichen Kalkgeschiebe hervorgeht. Das bekannte Bunt- nagelfluhmaterial und alpines Material sind miteinander gemischt. An der Basis der Gerölllagen treten lehmige (a) und sandige (b) Streifen auf, die eine Schichtung be- dingen. Solche kommt bei Grund-, End- und Seiten- moränen hie und da vor. Im vorliegenden Fall sind die unteren Lagen mehr oder weniger geschwemmt, die obe- ren mit den schönen Schrammen direkte Gletscherablage- rung; Wasser und Eiswirkung haben sich vereinigt. Die in den Thonschichten am besten ausgesprochene Faltung schreibe ich dem Druck und Schub des alten Aaregletschers zu. Von Wichtigkeit ist der Umstand, dass der Gletscher hier genöthigt war, in der Richtung des Pfeiles anzu- steigen, was ihn wahrscheinlich veranlasste, seine Unter- lage zu stauchen, statt ruhig über sie hinwegzuschreiten. Die hübsche 2 m hohe Falte rechts mit dem Geröllkern (c) entspricht in ihrer Neigung obiger Bewegung. — Eine instruktive Erscheinung sah ich letzten Sommer bei Chamounix am Bossonsgletscher, der bekanntlich seit längerer Zeit wieder im Vorrücken begriffen ist. Ein mächtiger Felsblock liegt der Gletscherstirn unmittelbar vor. Dieselbe schiebt ihn vorwärts und in Folge dessen hat er die Erde vor sich her aufgewühlt und meterhoch aufgethürmt. Eine bessere Illustration für das Vorrücken kann man nicht verlangen. el, Ne 3. Gliederung des Diluviums bei Bern. Die Gliederung des Diluviums hat bekanntlich mit der allgemeinen Schwierigkeit zu kämpfen, dass die dilu- 'viale Schichtenreihe nirgends kontinuirlich entwickelt ist, so dass es hier besonders schwer hält, die räumlich ver- streuten Bildungen in zeitlichen Zusammenhang mit ein- ander zu bringen. Auch bei uns machte sich dieser Umstand geltend; indessen gelang es doch in den letzten Jahren, einige Fortschritte zu erzielen. Der eine ist der, dass Lehm- ablagerungen vom Charakter des Löss gefunden wurden; ein anderer besteht in der Unterscheidung von älteren Berg- und jüngeren Thalmoränen *), und endlich wurde die Frage der ältesten Diluvialablagerungen revidirt. Hiernach lässt sich folgende Gliederung aufstellen: Postglacialer Lehm und Tuff mit recenten Schnecken. Jüngere Grletscherzeit. Verschwemmter geschichteter Gletscherschutt. Thalmoränen. Aeltere Gleischerzeit. Lehm mit Land-Schnecken von z. Th. alpinem Typus. Bergmoränen und Gletscherschutt des Belp- u. Längen- | bergs bis ca. 1000 m über Meer. Diluviale Nagelfluh, mehr oder weniger fest verkittet, mit seltenen Schrammen und Kritzen. Aeltere Gletscherzeit. Die diluviale Nagelfluh hat schon Bachmann **) als Grundmoräne des Aaregletschers angesprochen, doch 9IBY IOP UASSB.LIAISITJ *) Vergl. über innere und äussere Moränen bei Zürich: A. Wettstein. « Geolugie von Zürich und Umgebung », pag. 15 ff. — Aeussere Moränenwälle haben sich wegen der Nähe des Rhonegletschers bei uns nicht abgelagert. ”#) Der Boden von Bern, 1873, pag. 3 und 4. — 1% — wurde neuerdings nochmals der Versuch gemacht, sie als präglacial zu deuten. Durch gekritzte Geschiebe, die meine Schüler aus dem Anstehenden herauszogen, wurde das glaciale Alter in Uebereinstimmung mit Bachmann über allen Zweifel festgestellt, so-in den Kiesgruben bei Neubrück und am Schärloch. Freilich braucht es stunden- langes Suchen. Es zeigte sich auch am Schärloch und anderen Orten, dass der Grad der Verfestigung nach unten abnimmt, überhaupt sehr verschieden ist, so dass die feste Beschaffenheit kein nothwendiges Criterium dieser Ablagerungen darstellt. Gewiss wurde diese „Grundmoräne“ beim langsamen Vorwärtsrücken des Gletschers gebildet, allein nicht nur aus dem vorn an der Gletscherstirn hinabfallenden, son- dern hauptsächlich durch den auf Spalten unter die Masse des Eises gelangenden Oberflächenschutt, sowie durch Verarbeitung von präglacialem alten Thalschutt. Die grosse Seltenheit der Kritzen, die hie und da vorkommende Uebergussschichtung, der vielfache Mangel eines feineren Bindemittels, die eingelagerten Sandbänke und Schmitzen zeigen, dass hier nicht mehr eine unver- änderte Grundmoräne vorliegt. Vielmehr haben mannig- fache, tiefgreifende Umlagerungen unter dem Einfluss von Strömungen stattgefunden ; wir haben es mit einem ver- schwemmten, stark veränderten, ältesten Gletscherschutt zu thun, der, wenn auch ursprünglich aus Grundmoräne entstanden, doch wenig mehr an eine solche erinnert. Die diluviale Nagelfluh tritt am tiefen Einschnitt des Aarethals überall unterhalb Bern in steilen Abstürzen heevor, dagegen tritt sie nicht in den charakteristischen Decken auf, wie sie Mühlberg”) aus dem Kanton Aargau beschreibt. *) Mittheil. der aarg. naturf. Ges., I. Heft, pag. 17. — 117 — Bergmoränen. Eine so grossartige Entwicklung von hochgelegenen Moränen der älteren Eiszeit, wie sie auf dem Längen- und Belpberg hervortritt, ist mir bis jetzt nirgends in der Schweiz vorgekommen. Sie lassen sich stundenweit verfolgen und bedingen in hervorragender Weise das Relief. Merkwürdigerweise treten sie aber am Längenberg nur auf der dem Aaregletschergebiet ange- hörenden Ostseite auf, die westliche Rhonegletscherseite ist frei davon. Es besass der Rhonegletscher hier bereits den Charakter des Inlandeises und erscheint der Schutt mehr lappenartig ausgebreitet, als wallartig aufgehäuft. Auf Blatt XII ist freilich irrigerweise gar kein Gletscherschutt angegeben. Der Belpberg, der ganz im Bereich des Aaregletschers liegt, zeigt überall Längsmoränen. Das Material der genannten Bergmoränen ist von dem der Thalmoränen im Allgemeinen durch Zurücktreten oder Fehlen gewisser Gesteinsarten ausgezeichnet, welche, wie die bunte Nagelfluh, der andern Thalseite angehören oder wie die Grimselgranite zur Zeit der grossen Gletscher- entwicklung weniger entblösst waren. Charakteristisch sind die Gasterengranite, darunter auch die seltene roth ge- färbte Varietät. Lehm mit zahllosen Landschnecken über 25 Arten angehörend. Derselbe entspricht in seiner äusseren Er- scheinung dem Löss. Er enthält: Helix arbustorum L., Helix plepeja Drap., Succinea oblonga Drap. Etwas we- niger häufig kommt Pupa muscorum L. vor. Charakte- ristisch ist die Patula ruderata Stud. und andere Formen, wie sie jetzt nur in Höhenlagen von 1500—2100 m, also 800-1400 m höher auftreten. Für die Zurechnung zur älteren Gletscherzeit oder zu einer Interglacialzeit spricht das höhere Niveau (ca. 730 m über Meer oder ca. 150 m ragen über den Thalmoränen), ferner die in ein paar Fällen nach- weisbare enge Beziehung zu den Bergmoränen, endlich die Ueberlagerung durch eine dünne Decke Erraticum *). Jüngere Gletscherzeit. Thalmoränen. Hierher sind zu zählen die prächtigen End-, Seiten- und Mittelmoränen von Bern, Muri, Allmen- dingen etc. Sie gehören der letzten Phase der Eiszeit an, als der Gletscher schon auf den Thalboden beschränkt sich in Etappen zarückzog. Da uber das Wasserregime noch nicht centralisirt war, wie jetzt, sondern zahlreiche Wasseradern die Gletscherböden durchfurchten, so geschah die für unsere Gegend so charakteristische Verschwem- mung, Ausbreitung, Verebnung des Moränenmaterials, durch welche das geschichtete Erraticum, welches in un- sern zahlreichen Kiesgruben aufgeschlossen ist, sich bildete. Die Lehm- und Tuffablagerung setzte sich auch nach der eigentlichen Gletscherzeit fort und erzeugte den jün- seren Löss, welcher physikalisch dem älteren gleicht, da- gegen nur recente Schnecken enthält. Hieran schliessen sich dann die jüngsten Alluvialbil- dungen. 4. Bittersalz und Magnesit als Zersetzungsprodukt grüner Schiefer in der Gornerschlucht bei Zermatt. Bei der malerisch gelegenen Häusergruppe von Blatten in der Nähe von Zermatt führen einige rohe Stege über den vom Bodengletscher kommenden, in tiefer Klamm da- hinbrausenden Gletscherbach. Wenn ich nicht irre, am zweiten Steg von Blatten aus aufwärts gerechnet, hat man zur Rechten des sich gegen den Steg hinabziehenden Pfades =) Näheres im letzten Band dieser Verhandlungen. 199 0, — eine steile Felswand von grünen Schiefern, an der dicke, tapetenartige Krusten von weisslicher Farbe auffallen. Lockere, weisse, krystallinische Parthien bestehen nach Geschmack und chemischer Analyse aus Bittersalz. Man könnte Töpfe voll davon sammeln. Zum Theil ist es durch eine Kupferverbindung etwa: grün gefärbt. Etwas festere, grauweisse Massen sind Magnesit. Ferner kommt Gyps vor. An der Krustenbildung betheiligen sich also die drei genannten Mineralien. Auch das an vielen Punkten aus der Felswand drin- sende Wasser erwies sich als etwas magnesiahaltig, jedoch selang es nicht, ein eigentliches Bitterwasser zu finden. Als Quelle des Magnesiagehalts betrachte ich den Chlorit oder die Hornblende der grünen Schiefer. HIT — 200 Verzeichniss der Mitglieder der Bernischen naturforschenden Gesellschaft. (Am 31. Dezember 1885.) Vorstand. Herr Dr. E. v. Fellenberg Präsident vom 1. Mai 1886 SO AD O mm — bis 30. April 1887. B. Studer, sen., Gemeinderath, Vice-Präsident. B. Studer, jun., Apotheker, Kassier seit 1875. Dr. E. Fischer, Sekretär seit April 1886. Dr. J. H. Graf, Redaktor d. Mittheilungen seit 1883. J. Koch, Öberbibliothekar, Correspond. seit 1864. Th. Steck, Unterbibliothekar seit 1882. rnnrnnnn Herr Mitglieder. . Andre, Philipp, Apotheker Balmier,. Hans Dr: . Baltzer, A.,Dr., Prof. d. Mineralogie u. Geol. . Beck, Gottl., Dr., Lehrer a. d. Lerbersch. Ben01L,.G., Dr. uns i Benteli, A., Gymnasiallehrer u. Dozent . Berdez, H., Prof. a. d. Thierarzneischule „Bigler; D.Dr.phil.Doz7 . | . v. Bonstetten, Aug., Dr. phil. . Bourgeois, E., Dr. med., Arzt . . Brunner, Alb., Apotheker . Brunner, C., Telegraphendirektor in . Brunner, Ed., Förster . Büchi, Fr., Optiker . v.Büren, Eug. allie von Salis, Sachwalter .v. Büren, O., Oberst, Stadt-Präs. . Cherbuliez, Dr., Direktor, . Christeller, Dr. med. in Bordighera Mühlhausen Wien Jahr des Eintrittes (1883) (1886) (1884) (1876) (1872) (1869) (1879) (1880) (1859) (1872) (1866) (1846 (1874) (1874) (1877 (1873) (1861 (1870) Bl 2 Herr 19. Coaz, 1er (1875 20. Conrad, Fr., Arzt‘. 241802) 21. Cramer, in ah in Biel : 5 . (1854) 22, Qurchod, internat. Teleeraphen- Director (1818) 93. Demme,R., Dr. Prof, Arzta. Bindeen m (1863) 24. Dick, Rud., DEN Arzt { . (1876) 9 alkuhors, Dr. med, Arzt. nn... 2... Se 26. Dutoit, Dr. med. ‚ Arzt { ed) 37. Emmert, ©., Dr. u. Prof. d. Staats-Mediein (1870) . Eng elmann, Dr., Apotheker in Basel . (1874) . Eschbacher, G., Lehrer d. Elementarschule (1872) . Fankhauser, J., Lehr. d. Naturgeschichte (1873) . Favrot, Alex., Reg.-Statthalter, Pruntrut (1872) 39. v. Fellenberg, E., Dr. phil., Bereingenieur (1861) 33. v. Fellenbere, Rudolf, Chemiker . .. (1866) 34. Fischer, Ed., Dr. phil., Privatdozent ... (1885) 35. Fischer, L. Dr., Professor der Botanik . (1852) 36. Flesch, "Max. Prof. Dr. . 21882) 31. Frei, Rob., DEN CATZEINNG : (1826) 38. Fr ey, Aus. , Telegraphendirektor 1372) 39. v. Freudenr eich, E., Rentier . ... (1885) 40. Fueter, Paul, Apotheker in Buredorf . (1885) 41. Gasser, E., Dr., Prof. der Anatomie ... (1884) 42. Girard, Dr. med., Arzt . . (1876) 43. Graf, J.H., Dr. phil. Gymn.- -Lehrer u. Doz. (1874) 44. Gosset, Philipp. Ingenieur 123:(1865) 45, Gressly, Alb., Maschinen- Ingenieur 04311872) 46: Grimm .,J., Präparator WILIBRG) 47. v. Gross, Hauptmann . (1881) 48. Grützner, A., Prof., in Tübingen IH. RISEN 49. Guillebeau, Professor Dr. ISIS) 50. Haaf, C., Droguist . 1 1SIN) 51. Haller. R. Friedr. ‚ Buchdrucker 1871) 52. Haller, Paul, Buchdrucker 1872) 53. Hammer, Bundesrath . Asa ONE >) 54. Hasler, @., Dr. phil., Dir.d. eide. Tel.-Wkst. (1861) 55. H&ld; Leon, Ingenieur, (18729) 56. Heller, J. Eh, Kaufmann . Ä ENLLSLZ) 57. Hermann, F. ‚ Mechaniker Ä ak 58. Hess, Prof. a. d. Thierarzneischule . 2241883) OTTO. Anz na. (sn) 60. Jägei, Friedr., Notar } ‚ .. (1864) Bern. Mittheil. 188%. Nr. 1168. — 202 — Herr 61. Jenner, E., Entomolog, Stadtbibl. . .. (1870) 62. Imf eld, Xaver, Topograph in Huang (1880) 63. Imhof, Hermann, Negotiant . (1876) 64. Jonquiere, Dr. u. Prof. der Medizin .. (1853) 65. 9 onquiöre, Georg, Dr. med., Arzt . .....(1884) 66. Jonquiere, Alf., cand. phil. . .. (1884) 67. Käch, J., er ... (4880) 68. Kaufmann, ‚ Adjunkt . (1881) 69. a ‚Dr., Lehrer i. d. Grünau (1886) 70.:Kesselring,.H,., Lehr. der Sekundarschule (1870) 74.:Kobi.:.Lehrer a: ’d. Kantonssch. Pruntrut. (1878) 72. Koch, Lehrer der Mathematik . (1858) 73. Kocher, Dr., Prof. der Chirurgie . (1872) 74. Koller, G., Ingenieur 3 .....,(18923 75. König, Emil, Dr., (Arztal, NIS 76. Körber, H:; "Buchhändler . (1872) 77. Kraft, Alex., Besitzer des Bernerhofs . (1872 78. Kronecker, H., Dr., Prof. der Physiologie (1884 79. Kuhn, Fr. ‚ Pfarrer i in Affoltern A (1841) 80. Lanchans, Fr., Lehrer am städt. Progym. (1872) 81.'Lanz, Em.., Dr. .„. Arzt, Biel‘. 2 KER 82. Lanz, J., Med. Dr. in Biel . (1856) 83. Lauterburg, R., Ingenieur . .. (1851) S4. Lichtheim; Prof: Dr. + (SB 85. Lindt, Franz, Ingenieur . 2 KIN 86. Lindt, R., Apotheker | .. (1849) 97, Lindt.,Wilh., Med;:Dr., Arziv. .. (1854) 88. Lütschg, J., Waisenvater, : 28 89. Marti, Ad., Dr. med., Arzt . (1872) 90. Moser, Chr., Gy mnasiallehrer u. Dr. phil. (1884) 91. Moser, Friedr.. Schreinermeister . 2 AS 92. Muller, Emil, Apotheker . (1882) 93. v. Mutach, Alfr., in Riedburg . 2 94. Mülzenherz? Ernst, Dr. med., Spiez . (1885) 95. Neuhaus, Carl, Med. Dr. in Biel . (1854) 96. Niehans-Bovet, Dr..med., Arzt . 2: y7. Niehans, Paul, Dr. med. , Inselarzt . "RE 98:,0L1..AU2) Dr. Chemiker . (1886 ) 30. Perrenoud, P., Prof,:Dr-, Staatsapotheker (1873) 100. Petri, Ed., 'Dr., Prof. der ORDEUIME . (1883) 101. Pfister, 1 Mechaniker . g 2 AS 102. Pulver, Friedrich, Apotheker. .. (1876) — 205 — Herr . Ris, Lehrer der Physik am städt. Gymn. . (1869) . Rohr, Rud., Reg.-Rath . a a2, . Rothen, Dr. phil, Adjunkt d. Tel.-Direkt. (1872) . Rothenbach, Alfr.. Gasdirektor . = (1872) „Bahli, Hermann, Dr. med. . " 1(1978) .v. Salis, eidg. Oberbauinspektor . ..... (1881) . Schädler, ,‚ Med. Dr. . ..1(1868) . Schaffer, \ Kantonschemiker u. Dozent (1878) . Schärer, a Dr. med. (1885) Schärer, Rud., Prof., Direktor der Waldau (1867) Schenk, "Dr. ‚ Karl, Bundesrath (1872) sch enker, eide. Munitionskontroll.i. Thun (1877) Sncherz,.d., "Oberst, Verwalt. d. inselkrankh. (1873) Schlachter, Dre Lehrer der Lerberschule (1884) .Schmid,J. &., Direktor d. Sekundarschule (1877) Schneider, Fr.. Sem.-Lehrer in Hofwyl . (1872) "Schnell, Alb., Dr., Lochbach bei a (1872) a Schnyder, ii Oberförster . ur SD . Schobert, Rieh. ‚ Apotheker . . (1872) „Schu ppli, E. , Direktor d. N. Mädchensch. (1870) . Schwab, Alf. ‚ Banquier £ en . Schwab, J., Sekundarlehrer in Twann . (1885) . Schwab, Sam., Dr& med... 0 (1880) . Schwarz- wälly, Commandant . „(1802 . Schwarzenbach, Dr., Prof.d. Chemie . (1862) =Sidler, Dr.| Prof. ‘der Astronomie . N a a7) NY.DInner, Ea., i 42101872) Stämpfli, Kr, ’Buchdrucker . LLEKON Sstauffer. B., "Ingenieur f | a les enteck,..Th., Conservator „1878 . Stoss, "Max, Dr. med. „sv (1888) Studer, B: ‚Dr. , Prof.der Naturwissenschaft (1819) Studer, Bernhard, Gemeinderath . . (1844) ; Studer, Bernhard, Apotheker (1871) . Studer, ‚ Theophil, "Dr. „Erof«d. Zoologie (1868) . Studer, Wilhelm, Apotheker (1877) . Tanner, G-.HL: Apotheker. 3.1882) ö Thiessing, Dr. BRNO Kelö 0) hrächsel,‘ Dr, Prof. (1890) ET Tscharner, Di; Dr. phil.., Grossrath . (1874) NV: Tscharner, Stabsmajor a Say LEN) . Valentin, Ad., Dr. med., Arzt, Prof. . (1872) 145. 146. 147. 148. 149. 150. 151. 152. 153. 154. 155. 156. 157. 158. 159. 160. ER a Herr Vinassa, Dr. phil. in Zürich 2 Wäber, A., Lehrer der Naturgeschichte (1864) Wander, Dr. phil., Chemiker i 4 1865) Wanzenried, Sekundarlehrer in Zäziwyl (1867) v. Wattenwyl- Fischer, Rentier . (1848) Hansv.Wattenwyl-v. Wattenwyl, Rentier (1877 ) Weber, Hans, Dr., Arzt . f 1872) Weingart, a. Sekundarlehrer .. Werder, D.., Sekr..d. eidg. Telegraphen-Dir. 1876) Wolf, R.., Dr. u. Prof. in Zürich . 1839) W yttenbach- -Fischer, Dr., Arzt . ! 1872) de Zehnder, Marg., Ingenieur .. (1884) ZiewlernA. Dr. med., eidg. Oberfeldarzt (1859) Zgraggen, "Dr. , Arzt in Köniz x .. (1868) Zumstein, nr pr Dr. med., Assistent . (1885) Zwicky, Lehrer am städt. Gymnasium . (1856) ge part I 16. EN (O OBEN | ei Fopanspmpswr bu Im Jeund ee NOCH CE eos — 205 Y- Correspondirende Mitglieder. Biermer, Dr., Prof. in Breslau (1865) Custer, Dr., in Aarau { x 3 (1850 Flückiger, Dr., Professor, Strassburg (1873: @elpke, Otto, Ingenieur in Luzern . (1873) Graf, Lehrer in St. Gallen . (1858) Hiepe, Wiihelm, Dr. in Birmingham (1877 Krebs, Gymnasiallehrer i in Winterthur (186 7) Pondolf, Dr m Chili An u... Sr Lane, A.,Dr., Privatdocent, Jena . (1879) Leonhard, Dr. , Veterinär in Frankfurt (1872) Lindt, Otto, Dr. ‚ Apotheker in Aarau (1868) Metzdorf, Dr., Prf.d. Vet.-Sch.i. Proskau (1876) Mousson, Dr., Prof. d. Physik in Zürich (1829) Butz.D. er ‚Prof. d.Vet. Med. „Halle a.S. (1877) Regelsperger, Gust, in La Rochelle (1883) Rothenbach,a. Lehrersem.., 1. Küsnacht ( 1877, Rütimeyer,L., Dr. u. Prof. in Basel (1856) Schiff, M. ‚Dr. u. Prof. in Genf. .... (1856) Strasser, Hans, Dr., Prof., Freiburg . (1873) Wälehli,D.J. ‚Dr. med., "Buenos Ayres (1877 ) Wild, Dr., Prof. in Petersburg ! . (48077) — ,206 — Auszug aus der Jahresrechnung der bern. naturforschenden (resellschaft PTOrLOBE Einnahmen. Saldo letzter Rechnung An Jahresbeiträgen An Eintrittsgeldern An Zinsen An verkauften Mittheilungen Ausgaben. Mittheilungen Sitzungen Bibliothek Verschiedenes Bilanz. Einnahmen . Ausgaben Aktiv-Saldo auf neue Reehnung Auf 31. Dez. 1884 betrug das Vermögen . ‚#31, Dez. 18H „ 2] '. 2,700. 83 -. 3,408. 11 2,700. 83 Fr. 707. 28 1,892. 61 707. 28 Es ergibt sichdemnach eine Verminderung von Fr . 1,185. 33 Hundertjähriges Stiftungsjubiläum. 18. Dezember 18386. Am Vormittag um 11 Uhr fand in der Aula des städtischen Gymnasiums ein Öffentlicher Festakt statt, der, da der Präsident der Gesellschaft an der Theilnahme verhindert war, durch den Vizepräsidenten, Herrn Ge- meinderath Studer, eröffnet wurde. Hierauf ergriff Herı Dr. Graf das Wort und führte der Gesellschaft ihre Ge- schichte seit der am 18. Dezember 1786 erfolgten Grün- dung vor. (8. d. Abhandlungen.) Abends versammelte man sich in dem mit Pflanzen reich dekorirten grossen Saale des Casino zu einem Bankett, an dem sich 83 Personen betheiligten ; ausser den Mitgliedern und einigen Gästen waren Behörden, naturforschende Gesellschaften anderer Kantone und aus- wärtige ehemalige Mitglieder der Gesellschaft als Ehren- säste anwesend: Der Regierungsrath war vertreten durch Herrn v. Steiger, der Gemeinderath durch die Herren Lindt und Andre, der Burgerrath durch Herrn Gemeinde- rath B. Studer, die Bibliothekkommission durch Herrn Prof. König, die Museumskommission durch Herrn Ge- meinderath Studer, die schweizerische naturforschende Gesellschaft durch die Herren Prof. Th. Studer, Forel und Coaz, die naturforschende Gesellschaft des Kts. Aargau durch Herrn Prof. Mühlberg, Basel durch Herrn Rektor Burckhardt, Genf durch Herrn Dr. Fatio, Waadt durch die Herren Forel, Goll und Guisan, Luzern durch Herrn Suidter, Neuchätel durch die Herren Prof. Tribolet und = Bose Billeter, Solothurn durch die Herren Prof. Lang, Ober- förster Wietlisbach und Reallehrer Strüby, Zürich ver- treten durch Herrn Prof. Schär ; von den korrespondiren- den Mitgliedern war anwesend Herr Prof. Flückiger in Strassburg. — Ausserdem hatten sich folgende berni- sche Gesellschaften repräsentiren lassen: Die Sektion Bern des schweizerischen Alpenklub durch Herrn Dr. Düby, der Ingenieur- und Architektenverein durch die Herren Oberbauinspektor v. Salis, Gasdirektor Rothen- bach und v. Linden, der ornithologische Verein durch die Herren F. Benteli, Notar, Küpfer-Stengel, Notar und Blom-Stämpfli. Toaste hielten die Herren Festpräsident Gemeinderath Studer, Regierungsrath Steiger, Prof. Schär, welcher Namens der zürcherischen naturforschen Gesell- schaft eine Adresse überreichte, Gemeinderath Lindt, Dr. Düby, Prof. Lang, Dr. Fatio, Prof. Th. Studer, J. Guisan, Prof. Tribolet, Rektor Burckhardt, Prof. König. Ausser- dem sind auf das Fest Schreiben und Telegramme ein- gelangt: Von der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft mit der Ertheilung der Ehrenmitgliedschaft ar den Jahrespräsidenten, Herrn Dr. v. Fellenberg, von der thurgauischen naturforschenden Gesellschaft, von der naturforschenden Gesellschaft Graubündens, vom Verein für Handel und Industrie der Stadt Bern, vom ober- aargauischen medizinischen Bezirksverein, von den Herren Prof. Grützner in Tübingen, Prof. Rütimeyer in Basel, Prof. Wolf in Zürich, Prof. Wild in St. Peterburg, Hof- rath ©. Brunner in Wien, Dr. Custer in Aarau. — min v. KOWALENSKAJA Mittheil.d.B n > Sructur der Hirnrinde. naturforsch.Gesellscht \ FLESCH, Histochemie Mittheil.d Berner der Nervenzellen: naturforsch Gesellschaft 1887. Klen er; Se ö : Fıth, R Ärmb FUSEER, Be N. RE > SET: Ö uU Ba AH Er es year yH- fi 6° . ‚rm 81. Kiesgrube am Ramisberg (Emmenthal \ | | mit Mammuthzahn (C) ın naturlicher La ge = Fi.2.Schichtenstörung in Grundmoräne bei Gü mlipen > nz, SW. Dürr 650 m Ktesgrube 680” 10O/R 740% Ss U6, : Emme Rüdersmil Turni 818° gr Er DEE Emmenthal. ea nn a a 300 Meter Fig 3.Du rchschnitt durch den Ramisberg von NNO nach SSW. _R Kiesgrube mit dem Mammulhzahn. === Mm. Meeresmolasse. s... @. QAuartär. INN ı 3 2044 106 306 Date Due MAY 3 1 1956 BE ENT STE ER EN a3 NUN RN RUN Nor“ DER INNE NASINUNNAN x N REN Node EN N ENDNNNRAN HAIR DR m u / i te E 7 d Li N ’ et A: "N ’ sg Ein A [a\ RE 1 Yy . E 3 m } Bg ;* . A mn.) ei ya T: 97 u Ai . Mor IE Pe PRUr Al; U 5 a > A R_ 5 rk nn a => > 35 > 3 2897 \ NS h >‘ SER Son > ST I) BEN { PR ei K un 55% \ 2% E 7 SR x Tas; r : San. g Mal >. Su je ar ER f A a.‘ ii on Ra B : \ v “ a N; cn, a > * > “ ve , e > z Pe zE 2. . . = = . un > ! . en 5 € Tin “ " . P ann „. n y .- 5 e. k . m Bw: 2 = In e 7 ; BR EN - >) - Di / 7 2 Fis }, . % 6 Pr 174 / { R / ' < Eu; I.2% EN ERETAE UL, Ft vr; 4. Ba Era) WEENFSE HERR 4 Ma ER EL NEE MITTE, Lot 7 ms ) "Z F7: ; e } 4 “ VE a Fa I: VER, in #3 ., 5 N IE De l 3 = EM 4 Wi N AT IT ah MR B 2! ERDE RS I j ER In A 5 A 107 TE CASE ”t h HA 4 Au Eu W N (a | DL \ 3 = \ fr Rr 2 S ar e “ AN N SR EN a UN N Na Rt N N: N - Na nn N | Sr N An BR N K n EN NEN N STANS Na, AN I! N LS N NN AIN\ M REN N. iR NR iR A y\ ar A, M iR. \ 1, y IN A \ Bu) AA NA A Mn N) ap Br w M | / 4 I) M A 3% Y%l AAN /