u { u - -_ N “ “ - Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern, aus dem Jahre 1866. Nr. 603 — 618. Mit 6 Tafeln. ———— III DIRBBUE_— Bern. (In Commission bei Huber u. Comp.) Druck der Haller’schen Buchdruckerei. (B. F. Haller.) 1867. . 19 - re w Inhalt. Seite Sitzungsberichte. 533. bis 545. Sitzung . . 1—-XXIU Abhandlungeu. Brunner. C., Prof. Darstellung von Sauerstofigas . 310 Denzler, H.H., Ingenieur. Bemerkungen zu Dove’s Ermoihese über den Vu und die Natur des Föhn’s . j 2 ä z - 204 v. Fellenberg, L. R. 1) Nachtrag zu den Analysen antiker Bronzen \ 261 2) Analysen einiger neuer Mineralien . 268 v. Fischer-Ooster. Palsontologische Mikkheilungen (mit 1 Tafel) : 265 Gressly, A., Ingenieur. Der erenanilheher (Was- serstandsmesser) k k : x > . 228 Jenzer, E., Observator. Bericht der meteorologi- schen Centralstation des Kantons Bern, Jahrg. 1865 185 Lauterburg, R., Ingenieur. Bericht über die hydro- metrischen Beobachtungen in der Schweiz (mit4Taf.) 214 Berty, Dr. u. Prof. 1) Ueber eine in Bern sehr zahlreich beobachtete Art von ÖOscinis . - 233 2) Einige re enniasbildingen (mit 1 Tafel) } 298 Schaer, Ed., cand. pharm. Ueber die Wirkung des chemisch gebundenen Ozon’s auf die Infusorien s 281 Studer, B., Prof. Geologische Mittheilungen. 1) Die exotischen rothen Granitblöcke . ; ; 293 2) Mineralien aus dem Justithal - x $ 5 296 3) Petrefakten des Eisensteines . ö } ; s 297 Verzeichniss der Mitglieder x j 315 Errata. Die Paginierung der Abhandlungen wurde aus Versehen mit der Seitenzahl 185, anstatt 1 begonnen. Pag. 185, letzte Zeile, liess statt Bern. Mittheil. 1865 — 1866. Pag. 209, letzte Zeile, liess statt Nr. 605 — Nr. 606. Sitzungsberichte, — 533. Sitzung vom 13. Januar 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender: Der abtretende Präsident Professor B. Studer. — Dr. R. Henzi, Sekretär. — 27 anwesende Mitglieder. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird genehmigt, 2) Zum Präsident für das Jahr 1366 wird Hr. Dr. L. Fischer, Prof. der Botanik, gewählt. 3) Hr. Prof.B. Studer hält einen Vortrag, als Nach- trag seiner in einer frühern Sitzung gemachten Mitthei- lungen, über die exotischen Blöcke des Krümpelgrabens im Emmenthal (vide Abhandlungen). 4) Dr. Ziegler bringt, als Ergänzung seines letzten Vortrages, einige stereoskopische Photographieen von der Küste der Normandıe, in der Gegend von Ettretat, und weist sie der Gesellschaft vor. 5) Herr Oberbibliothekar Koch legt der Gesellschaft einen von der Naturalienhandlung von L. W. Schaufuss, sonst E. Klocke, in Dresden eingegangenen Katalog der dort vorräthigen Naturalien vor. 6) Liest Herr v. Fellenberg-Rivier einen an ihn ein- gegangenen Brief von Herrn Quiquerez vor, worin der- selbe Mittheilung macht über seinen Fund alter Eisen- schmelzöfen im Jura, aus der Steinzeit herstammend. Der Entdecker hat dem hiesigen Museum ein von ihm selbst angefertigtes Modell jener alten Ofen eingesandt. II Näheres hierüber findet sich in den Mittheilungen de la sociöt& d’@mulation jurassienne des letzten Jahres. 7) Zeigt Herr Bachmann ein Gläschen vor mit einer Menge von Chrysops scalaris, welches Insekt im November des letzen Jahres in unbegreiflich grosser Menge im Hause des Herrn Blau am Stadtbach aufgetre- ten ist, woselbst es den Bewohnern sehr lästig fiel. — Dieses gleiche Thierchen soll auch vor einigen Jahren, laut Mittheilung von Hrn. Meier-Dürr, ın der Kirche von Burgdorf erschienen sein, und zwar in solch grosser Zahl, dass dasselbe mit Schaufeln und Besen herausge- schafft werden musste. Apotheker Studer beobachtete dasselbe ebenfalls diesen Herbst. auf einem Landgut in der Villette, Haus des Hrn. Morell; Prof. Fischer vor 2 Jahren in Uttigen in der Nähe einer Scheuer. Die Jungen sollen im Getreide vorkommen. 534. Sitzung vom 3. Februar 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender : Der Präsident Prof. L. Fischer. — 47 anwesende Mitglieder. 4) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und genehmigt. 2) Zu Rechnungsexaminatoren wurden gewählt die Herren Güder, Depositocassaverwalter, und Jenzer, Obser- vator auf der Sternwarte. 3) Weisst Herr Oberingenieur Denzler eine Schrift von Hrn. Oberst Pechmann in Wien vor, betitelt: | Ed. Pechmann. Die Abweichung der Lothlinie bei astronomischen Beobachtungsstationen und ihre Berech- nung als Erforderniss einer Gradmessung. Wien 1865, und zeigt, dass er selbst schon vor Jahren ähnliche Be- II ‚obachtungen gemacht und deren Resultate sowohl mit- getheilt als auch benutzt habe. Ferner zeigt er Gleichgewichtsfiguren vor, welche mit Seifenwasser in Drahtgeflechten von Krystallformen sich bilden. 4) Theilt Herr Prof. Wild die Resultate von Unter- suchungen des Hrn. Lavizari in Lugano mit, welche der- selbe mit Krystallen erhalten hat. Er fand nämlich, dass die Einwirkung von Säuren auf gleichwerthige Krystall- flächen gleich, auf ungleichwerthige verschieden seie, was sich aus der ungleichmässigen Dichtigkeit und rela- tiven Härte der verschiedenen Theile der Krystalle er- kläre. — Kalkspathkrystalle z. B. und Arragonitkrystalle werden auf den Säulenflächen stärker, angegriffen. — Kugeln aus Kalkspath in verdünnte Säuren gelegt lösen sich in der Weise ungleichmässig auf, dass daraus die dem Mineral entsprechenden Krystallformen entstehen, z. B. Rhomboeder etc. 335. Sitzung vom 17. Februar 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender : Vicepräsident Prof. B. Studer. — 27 anwesende Mitglieder. 1 Gast. 1) Nach gehöriger Untersuchung der beiden Rech- nungsexaminatoren (Herrn Güder und Herrn Jenzer, Ob- servator auf der Sternwarte in Bern) und auf deren Em- pfehlung hin wurde die von Hrn. Koch, Oberbibliothekar, über die Bibliothekkasse abgelegte Rechnung von der bernischen Gesellschaft heute (S. E. et O) als eine “richtige genehmiget und zu weiterer Verhandlung an das Centralkomite der schweizerischen naturforschenden Ge- sellschaft nach Zürich gewiesen. IV Die Einnahmen betrugen . . . Fr.555. 01 Die Ausgaben . 5 i e : „ 500. 92 Der Rechnungsgeber blieb somit heraus schuldig .. Frans 2) Legte Herr ee Stanarz als Kassier der Gesellschaft, die Rechnung vom Jahre 1865 ab, und gab in einem Vorberichte zu derselben folgende Erläuterungen: Die letztvorgelegte, und unter dem 44. März 1865 passirte Rechnung erzeigte einen Vermögensbestand von Fr. 1000 weniger den Passiv-Saldo von Fr. 449, 87, den der abtretende Rechnungsgeber zu fordern hatte und den der neue Rechnungsgeber sofort aus den ein- gegangenen Unterhaltungsgeldern zu berichtigen sich beeilte. Es ergab sich aber dabei die überraschende Thatsache, dass dieser Passiv-Saldo in Wirklichkeit nicht existirte, sondern dass die ganze Forderung des abtre- tenden Kassiers laut seinem Kassabuch nur Fr. 62, 80 betrug, womit derselbe seine Rechnung ausglich, während er die Annahme der übrigen Fr. 387. 07, als ihm nicht gehörend, verweigerte. Dieselben müssen demnach in dieser Rechnung in’s Einnehmen gebracht werden, als Kassadifferenz. Wo diese Differenz herrühre und seit wann dieselbe existirte, war nicht aufzufinden, es liegt aber die Vermuthung nahe, dass einer der früheren Ge- sellschaftskassiere die Unterhaltungsgelder zweimal im nämlichen Jahre bezogen, in der Jahresrechnung aber die Jahreszahl unrichtig angegeben habe. Bekanntlich wurden bereits (vide pag. 125 des laufenden Protokolles) in voriger Rechnung, um aus dem angeführten Uebel- stande der In-Rechnungbringung der Unterhaltungsgelder des folgenden Jahrganges in den laufenden herauszu- kommen, gar keine Unterhaltungsgelder berechnet. V - Die Summe der Einnahmen war Fr. 1248. 52. Die Summe der Ausgaben . + „ A185. 77. Aktiv-Saldo: Fr. 62. 75. Die Summe des an auf 31. Dez. 1865 beträgt . RUHE „ 1062. 75. 31. Dezember 1864 betrug sie . . „ 5900. 13. Es hat sich mithin das Vermögen ver- mehrt um ; u m Pr2 Dia Diese abgelegte Beehatinz wurde nach gehöriger Prüfung RN die heilen Herren Rechnungsexaminatoren Güder und Jenzer und unter Verdankung an den Rech- nungsleger als getreue und richtige Verhandlung gutge- heissen und passirt. — Die Gesellschaft verlangt aber von nun an den gesetzlichen Stempel für die quittirten Beilagen. 3) Zeigt Herr Müllhaupt von seiner Hand gestochene Originalkupferplatten, welche zur Dufour'schen Schweizer- karte gehören, vor, macht dabei erläuternde Bemerkungen über Galvanoplastik, vermöge welcher die Originalplatten auf verhältnissmässig leichte Art durch Reliefplatten ver- vielfältigt werden können; zeigt solche in München an- gefertigte Reliefplatten, sowie auch die aus denselben hervorgegangenen galvanoplastisch reproducierten Platten vor, welche von den Originalplatten beinahe nicht zu unterscheiden sind; erklärt die hierdurch erhaltene Mög- lichkeit, nicht bloss die Originalplatten vor Abnutzung schützen, und sie bei später eingetretener Nothwendig- keit korrigiren und ergänzen, sondern auch grosse Auf- lagen von Abdrücken erzielen und dieselben in kurzer ‚Zeit erstellen zu können. Ä Schliesslich erwähnt er noch der Verstählung der Kupferplatten, welche für die Dufourplatten durch die ER . a wird. oe ganz neuen Erna deren: A vor der Ausführung noch technisches Geheimniss ist, werden die Kupferplatten zu einer unbegrenzten Leistungsfähig- ER keit puncto Abdrücke tauglich gemacht, indem die Ab- ® nutzung des Stahl- (resp. Biken Ueberzuges immer Br wieder durch neue Verstählung ersetzt were kann, hu u wobei der Umstand in Betracht kommt, dass bloss die "DE “ glatte Oberfläche der Kupferplatte mit diesem Metalle _ überzogen wird, die gravierten Striche dagegen freies en Kupfer zeigen. BR Er weisst auf solche Art erzeugte schöne Blätter an a - Dufour’schen Schweizerkarte Nr. XVIII und der Luzerner- karte vor. Be 28 &#) Stellt Hr. v. Fischer-Ooster den Antrag, in Zukunft Ex Se in den Mittheilungen einen Auszug des Protokolles im en Druck erscheinen zu lassen. — Die Sache wird zur Vo $ R berathung einer Kommission überwiesen. | Ber Rn: Re A 336. Sitzung vom 10. März 1866. x 5 (Im Zunfthaus zum Mohren.) Be Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. L. Fischer. - a 49 anwesende Mitglieder. RE A) Das Protokoll der 2 vorhergehenden Sitzunge wird vorgelesen und gutgeheissen 3 2) Hr. Dr. Flückiger, gewesener Kassier, verlangt, De dass sein Kassabuch im Archiv der Gesellschaft als Akten- # ve stück niedergelegt und davon Akt im Protokoll genommen 3) Zum ordentlichen Mitgliede wird aufgenommen : Hr. Dr. Otto Lindt, Professor der Chemie an der land- wirthschaftlichen Schule in der Rütte bei Bern. | Br: werde, was Sach, die Gesellschaft beschliesst. E. vu 4) Herr Heinrich Schumacher zeigt seinen Austritt an. 5) Die Gesellschaft beschliesst, in Zukunft versuchs- weise Protokollauszüge in den Mittheilungen drucken zu lassen. 6) In ausführlicherem Vortrage mit Demonstrationen begleitet, macht Dr. Flückiger darauf aufmerksam, dass eine eigene mikrochemische Disciplin in der Entwicklung begriffen sei, welche bedeutende Leistungen in einzelnen Zweigen der Naturwissenschaft verspreche. In Betreff der Zoologie, die dem Vortragenden selbst zu ferne liegt, begnügt er sich mit wenigen Andeutungen; mit Bezug auf die Mineralchemie weist er einfach darauf hin, dass das mikroskopische Studium der Gesteine von mehrern Seiten ernstlich und erfolgreich in Angriff ge- nommen worden sei. Er zeigt auch von Herrn Kindt in Bremen erhaltene Präparate aus dem Steinsalze von Stassfurt vor, worin z. B. neben mannigfachen andern Einschlüssen, welche geeignet sind, die Geschichte dieser so höchst merkwürdigen Lager zu beleuchten, durch das Mikroskop auch Quarz in Formen des Bergkrystalls wahr- genommen wird. Ebenso bietet eine vorgewiesene Lava vom Hekla wohl ausgebildete mikroskopische Krystalle. Die Erforschung der chemischen Vorgänge im Pflan- zenleben ist jedoch ohne Zweifel das Gebiet, auf welchem die Herbeiziehung des Mikroskops je länger je unerläss- licher wird und auch zu den bedeutsamsten Schlüssen führen muss. Viele der am meisten in die Augen fallen- den Erscheinungen der Pflanzenphysiologie und der Agriculturchemie sind die Resultate chemischer Thätigkeit, welche in letzter Instanz an die einzelne Zelle oder an besondere Gewebsformen geknüpft ist. Wir dürfen uns nicht mit der Kenntniss der Produkte begnügen, sondern wir müssen auch den Factoren nachgehen bis zu den VII Lebensbedingungen der einzelnen Zellen, welche den Organismus aufbauen. Handelt es sich aber darum, so stehen wir bald vor der Schranke, wo wir durch das Mikroskop unseren Einblick in das organische Leben erweitern und sicher stellen müssen. Das Studium der Zelle und ihres Inhaltes kann selbst- verständlich nicht anders geschehen als nach den allge- mein gültigen Grundsätzen und Regeln der analytischen Chemie, wenn wir vorerst von der besondern Technik absehen,, welche die Umstände hier erheischen. Der Redner führt einige Reaktionen an, deren man sich bei- spielsweise zur Auffindung der wichtigsten hier in Frage kommenden Stoffe (Gerbsäure, Proteinstoffe, Gummi, Zucker, Inulin, Harz, Alkaloide) bedienen kann, so weit dieselben nicht schon ohne weiteres durch ihre Form oder etwa durch ihr optisches Verhalten hinlänglich ge- kennzeichnet sind. Die Handhabung chemischer Reagentien ist mit eini- gen Unbequemlichkeiten verbunden, wenn man sich des Mikroskops von gewöhnlicher Einrichtung bedient. Es ist nicht leicht, während der Beobachtung selbst einen Körper mit Reagentien zu behandeln oder gar ihn gleich- zeitig höherer Temperatur auszusetzen. Im letztern Falle, überhaupt bei Anwendung von Flüssigkeiten, welche Dämpfe ausgeben, beschlagen die Linsen und machen für einige Zeit die Beobachtung unmöglich, wenn nicht geradezu die Schärfe der Dämpfe den Objektiven Ge- fahr bringt. Manche Optiker haben diesen Uebelständen abge- holfen, indem sie mit Hülfe eines Prismas das Bild bre- chen und in einem Winkel statt in gerader Richtung dem Auge zuführen, wodurch es möglich wird, die Linsen IX unterhalb des Objektes anzubringen und den Tisch zu allen beliebigen Verrichtungen frei zu behalten. Der Vortragende weist der Versammlung ein der- artiges Instrument aus der Werkstätte von Nachet et fils in Paris (Preis 330 Fr.) vor. Das Mikroskop selbst lässt sich auf einem Schlitten vom Objekttische wegrücken und dafür ein kleines Lämpchen einschieben, das Koch- schälchen oder Objektgläser unmittelbar erhitzt. Aber auch während der Beobachtung selbst kann ein Gegen- stand von der Seite her durch Erhitzung einer Metall- platte, auf welcher er liegt, erwärmt werden. Eine be- sondere Vorrichtung, nach Prof. Valentin’s Angabe im Thury'schen Atelier in Genf ausgeführt, ermöglicht auch, Objektgläschen einer genau zu bestimmenden Temperatur auszusetzen, welche z. B. bei Anwendung eines Paraflin- bades, während der Beobachtung selbst, weit über 100° gehen kann. Weitere Beigaben des Instrumentes von Nachet er- lauben in bekannter, ganz bequemer Weise Messungen mikroskopischer Gegenstände, namentlich auch Winkel- messungen, so wie endlich die Anwendung des polari- sirten Lichtes. Der Redner führt einige Beispiele der praktischen. und wissenschaftlichen Verwerthung der in diesem Instru- mente gebotenen Hülfsmittel an. Nachdem er so die eigenthümliche Methode festgestellt, welche in dieser Diseiplin zu befolgen ist, die man als angewandten Theil der Pflanzenphysiologie oder als eigene Mikrochemie der Pflanzenwelt auffassen mag, erinnert er an den ungeheuern Umfang der Botanik, um zu zeigen, wie sehr eine Theilung der Arbeit geboten ist, wenn man der Gefahr einer vollständigen Zersplitterung entgehen will, Nach zweifacher Richtung muss hier Beschränkung ein- ” treten, sowohl in der Auswahl des Stoffes, als auch n Betreff der grundlegenden Vorarbeiten. Es liegt sehr nahe, zunächst in den Kreis mikro- chemischer Forschung diejenigen Pflanzen und Pflanzen- theile zu ziehen, welche schon in anderer Richtung ge- 'nauer bekannt sind und z. B. in technischer, ökonomi- scher oder medicinisch-pharmaceutischer Hinsicht von Belang sind. Namentlich in Betreff der letztern sind in der That auch die Vorarbeiten entweder bereits durch- geführt, oder doch in vollem Zuge. Als wichtigste Vorarbeit ergibt sich ganz von selbst eine erschöpfende Kenntniıss der morphologisch-anato- mischen Verhältnisse der zu studirenden Objekte. Der Vortragende zählt auf, was in dieser Weise bisher ge- leistet worden ist und legt als Erläuterung des Gesagten die bildlichen Darstellungen von Oudemans, Schlei- den, Berg, Wigand, Vogl vor. Er führt weiter aus, welchen Werth solche Bearbeitungen und Abbildungen beiläufig auch bei dem akademischen Unterrichte bean- spruchen dürfen. Im Hinblicke auf diese unverkennbare didaktische Bedeutung der Sache schwebt dem Redner ferner der Gedanke vor, die meisterhaften histologischen Abbildungen, wie wir sie z.B. Berg verdanken, noch um einen Schritt der Natur näher zu bringen und als An- regungsmittel wirksamer zu machen durch Aufprägung oder wenigstens Andeutung des wirklichen Colorits. Der Redner legt der Versammlung zur Beurtheilung eine Reihe von Illustrationen vor, welche er seibst nach diesen Grundsätzen angefertigt hat. Kein Zweifel, dass sich so äusserst ansprechende und naturwahre Bilder gewinnen liessen, ‚wenn sich wahre Kunstfertigkeit der Sache bemächtigen würde. Sehr gelungene Versuche in dieser Richtung führt ze We. 7% x X Sr Dr. F. der Versammlung vor in Photographien, welche Hr. Dr. Henzi, Sekretär der bernischen naturforschenden Gesellschaft, unlängst aufgenommen hat. Es dienten dazu unter andern auch mikroskopische Präparate von China- rinden, deren natürliche Färbung (so weit sie nach der unerlässlichen Zurichtung der Schnitte erhalten bleibt) Herr Dr. Henzi der Photographie nachträglich mit vor- züglicher Treue zu verleihen wusste. Zur Beurtheilung dieser Leistung zieht Dr. F. das bekannte Prachtwerk Howard's über Chinarinden (Illustrations of the Nueva Quinologia of Pavon) herbei, dessen brillante Tafeln die Treue und Schönheit der vorliegenden Photographien nicht erreichen. Alle diese vom Redner erörterten Bestrebungen sind indessen, abgesehen von den Diensten, welche sie bei- läufig der Pharmacie durch die Begründung einer eigent- lich wissenschaftlichen Pharmakognosie leisten, im angedeuteten Sinne aufzufassen als planmässiger An- fang eines tiefern chemischen Verständnisses des Pllanzen- organismus. Zum Beweise, wie sich schon an dieses beschränkte Gebiet der wissenschaftlichen Pharmakognosie physio- logische Probieme von grosser Tragweite anknüpfen, legt Dr. F. eine Anzahl selbst dargestellter mikroskopischer Präparate vor, welche geeignet sind, die bekannten Sätze Wigands über die Metamorphose der Zellwände zu erläutern und einige weitere chemische Erscheinungen des Pflanzenlebens „im kleinsten Raume“ zu charakteri- siren (Amorphe und krystallisirte Harze. Krystallisirtes Inulin. Milchgefässsysteme aus Taraxacum. Balsamgänge 1: f.). Er spricht schliesslich über merkwürdige, von ihm beobachtete sackartige Ablagerungen in den Parenchym- XU zellen mehrerer Früchte, welche gleichzeitig die chemi- schen Reaktionen der Gerbsäure und gewisser Farbstoffe darbieten und auf einen genetischen Zusammenhang beider Klassen so viel verbreiteter Stoffe deuten. 537. Sitzung vom 25. März 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. L. Fischer. — 18 anwesende Mitglieder. — 1 Gast. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. 2) Hielt Herr Denzler einen Vortrag: Bemerkungen zu Dores Hypothese über den Ursprung und die Natur des Föhn’s (vide Abhandlungen). 3) Stattet Herr Jenzer, Observator auf der hiesigen Sternwarte, Bericht ab über die meteorologische Central- station in ihrer Wirksamkeit für das Jahr 1865 (siehe Abhandlungen). 538. Sitzung vom 7. April 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. L. Fischer. — 21 anwesende Mitglieder. — 2 Gäste. 1) Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. 2) Hält Hr. Lauterburg, Ingenieur, einen Vortrag, Hydrometrische Messungen in der Schweiz betreffend, welcher in den Mittheilungen im Druck erscheinen wird. 3) Macht Hr. Dr. Schwarzenbach chemische Mit- tneilungen; er sprach über die Resultate seiner neuesten N an a se Ti au XI Untersuchungen betrefls der Mischungsgewichte der Ei- weisskörper. — Er ist geneigt, das früher angedeutete Verhältniss des Caseins zum Albumin, durch eine andere als die bisherige Formel auszudrücken, so dass statt der Halbirung des Eiweiss acquivalentes für das Casein das letztere als zweibasischer Körper gegenüber dem ein- basischen Eiweiss erklärt würde. Das Referat bezieht sich nun speziell auf den Hauptbestandtheil des Eidotters, das sogenannte Viteilin. Die früher von Lehmann auf- gestellte Behauptung, welche bloss aus den Lösungs- verhältnissen der Substanz abgeleitet war, es seie dieses Vitellin zum grössten Theile Casein, wird nun durch die Mischungsgewicht-Bestimmung bestätigt, indem der Platin- gehalt des Doppelcianier’s mit demjenigen der Casein- verbindung übereinstimmt. Es wird auf die physiologische Bedeutung des Umstandes aufmerksam gemacht, dass das zweibasische Eiweiss ausschliesslich zur Bildung und Er- nährung des jungen Thieres verwendet werde, und das gänzliche Aufgeben der Bezeichnung Casein vorgeschlagen. Es wird ferner eine dunkelblaue Flüssigkeit als reine wässerige Lösung des blauen Farbstoffes aus demSchweisse eines Kranken des Inselspitales vorgezeigt und die Be- schreibung seiner Darstellung und Eigenschaften, sowie Bemerkungen über das Wesen der Erscheinung überhaupt angeknüpft. 539. Sitzung vom 28. April 1866. (Im Zunfthans zum Mohren.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. L. Fischer. — 32 anwesende Mitglieder. — 1 Gast. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und gutgeheissen, WER, EI N © XIV N WE E e > “> 2) Professor B. Studer legt der Gesellschaft ein ein- : gegangenes Rundschreiben vor, in Sachen der Herstellung e einer Gesammtstatistik der Schweiz, in welchem Namens der Kommission der statistischen Gesellschaft der Präsi- dent J. L. Spyri und der Direktor des eidgen. statistischen Bureaus, Max Wirth, Kantonalregierungen, Gemeinden, Vereine und Privatmänner um Mitwirkung gebeten, und die Art dieser letztern spezieller bezeichnet wird. 3) Hielt Herr Prof. Perty einen Vortrag über Ceci- tomia destructor und oscinis lineata (s. Abhandlungen). 4) Hr. Prof. B. Studer theilt die letzten in Wien er- haltenen Nachrichten über die vulkanischen Ereignisse bei Santorin mit und knüpft hieran eine Schilderung der älteren Eruptionen und der Entstehung neuer Inseln in der Umgebung dieser Insel. 540. Sitzung vom 8. Juni 1866. (Im Auditorium der Physik Nr. 14 des Hochschulgebäudes.) Vorsitzender: Hr. Prof. C. Brunner. — 20 anwesende Mitglieder. — 1 Gast. 1) Protokoll verlesen und genehmigt. 2) Schneider’s Antiquariat in Basel wünscht zu wissen, ob die „Mittheilungen“ Beilagen und Inserate annehmen, in welcher Anzahl und zu welcher Beilage-Gebühr. Die Gesellschaft verneint diese Frage. 4) Hr. v. Fischer-Ooster zeigt ein prächtiges Exemplar eines Nautilus eupalus vor, welches von der Schwellen- gesellschaft in Lauterbrunnen bei den Schwellenbauten daselbst versteinert vorgefunden und dem Museum zu- geschickt worden war. - 4) Hielt Hr. Prof. Wild einen Vortrag über die Ab- sorption der Wärmestrahlen durch Gase, insbesondere » er ‘ Be i 08 VER XV durch trockene und feuchte Luft, und begleitete dieselben mit wohlgelungenen Demonstrationen (s. Abhandlungen). 5) Hr. Prof. Gerber macht die Gesellschaft mit zwei Gegenständen bekannt, welche er ihr vorzeigt: a) mit einem sehr dickflüssigen ,. ätherischen Mastix- Firniss, vermittelst welchem er durch ein Metall- röhrchen blasend feinwandige, mit Luft gefüllte Blasen anfertigt, welche in den schönsten Interferenz- farben erglänzen ; mit einem kleinen Instrumente, welches nach Ein- tauchen in eine Flüssigkeit die darin enthaltenen Metallverbindungen regulinisch auf seiner Oberfläche ausfällt, und so als ein bequemes Reagens auf Me- talle verwendet werden kann. Dasselbe besteht aus einem Platinstreifen, an welchen ein ähnlicher, aus gegossenem Zink bestehend, aufgelöthet ist. 541. Sitzung vom 18. August 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. L. Fischer. — 32 anwesende Mitglieder. — 1 Gast. 4) Protokoll der früheren Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. 2) Zum ordentlichen Mitgliede wurde aufgenommen Hr. Rud. v. Fellenberg, stud. med., von Bern. 3) Hielt Hr. Fried. Jäggi, Notar, einen Vortrag über eine dipterologische Reise und Sammelbericht in's Engadin. ) Hr. Prof. Fischer bespricht eine Arbeit des Hrn. Dr. Christ in Basel üner Verbreitung und Ursprung der Alpenpflanzen, in welcher als die eigentliche Heimath der meisten Arten das temperirte Asien bezeichnet wird, ee N ee a U N a ne FE a en a an S. a ZEN nt EI EA. N 7 Do Laer ie A af IR Kl I RUE N AR air Da PER or, 4 , Evo die a 3 ae an Se le EEE Aa ” we l = N & Ku 1. e Wr? u r Ann . Ü Es 2 Par, e y ar + N TERN 2 “ - ’ \ r Er Br“ 2 Ze Le + ar : a F 7 F ee RE RyYI ER e . e he re Be: während ein geringerer Theil in den Alpen entstanden oder aus der Mediterran-Region eingewandert wäre. Herr Prof. Fischer bezeichnet die Schwierigkeiten, die jeder solchen | s Arbeit entgegenstehen, und die gezogenen Schlüsse noch | vielfach als unsicher erscheinen lassen. a 5) Zum Delegirten an der Versammlung der schweiz, naturforschenden Gesellschaft in Neuenburg wird Herr Prof. B. Studer bezeichnet. 6) Die Gesellschaft beschloss den sich als Mitglied für die schweizerische Gesellschaft meldenden Hrn. Rud. v. Fellenberg in Neuenburg zur Aufnahme zu empfehlen. 7) Legt Hr. Mechaniker Hermann ein neues, von ihm auf Anregung des Hrn. Professor Mousson konstruirtes Maximal- und Minimalthermometer vor, mit welchem bis auf !/, Grad genau die Lufttemperatur bestimmt werden kann. Es ist dasselbe ein Metallthermometer. 8) Bringt Hr. v. Fellenberg-Rivier einen Nachtrag zu seinen Bronze-Analysen (s. Abhandlungen). | 9) Endlich ladet Hr. Fried. Jäggi die Gesellschaft zur Theilnahme an dem Jahresfeste der schweizer. entomolo- gischen Gesellschaft ein, welche ihre Versammlung am 26. August in Bern abhalten wird. 542. Sitzung vom 3. November 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. L. Fischer. — 27 anwesende Mitglieder. — 1 Gast. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird verlesen und gutgeheissen. 2) Herr Schulvorsteher G. Ramsler erklärt seinen Austritt aus der Gesellschaft. XV 3) Zu ordentlichen Mitgliedern in die Gesellschaft werden aufgenommen folgende 6 Herren: 1. Herr Dr. Klebs aus Königsberg, Prof. der patholo- gischer Anatomie an der Berner Hochschule. 2. Hr. Dr. Lücke aus Magdeburg, Prof. der Chirurgie an der Hochschule in Bern. 3. Hr. Dr. Munk aus Berlin, Professor der Medizin in Bern. %. Hr. Dr. Aime Forster, Lekrer der Chemie an der Kantonsschule in Bern, 5. Hr. Gerster, Lehrer der Geographie an der Kan- tonsschule in Bern. 6. Hr. Brunner, Apotheker in Bern. 4) Hr. Prof. Wild macht den Vorschlag, die Sitzungen der naturforschenden Gesellschaft von nun an bloss auf solche Abende zu verlegen, an denen keine Abonnements- konzerte stattfinden. Die Gesellschaft beschliesst dieses und beauftragt das Bureau, hinfort Collisionen mit ‚den Konzertabenden zu vermeiden. 5) Hr. Müllhaupt sucht die Betheiligung der Gesell- schaft für eine Aktienzeichnung nach, zu Gunsten der von Dr. A. Petermann in Gotha durch Cirkular vom 23. April 1866 zur Gründung vorgeschlagenen, allgemeinen deut- schen, geographischen Gesellschaft zur Unterstützung, Ausrüstung und Aussendung wissenschaftlich geographi- scher und naturgeschichtlicher deutscher Entdeckungs- und Erforschungs-Expeditionen. Jede Aktie betrage einen Thaler. Die Gesellschaft beschliesst, mit 4 Aktien bei- zutreten. 6) Hr. Dr. Flückiger spricht über das spezifische Gewicht des Stärkemehles, das er bei Gelegenheit eines Aufsatzes in der schweizerischen Zeitschrift für Pharmacie (1832. 136) stillschweigend als niedriger wie das des +4 XVII Chloroforms, d. h. geringer als 1,507 bei 47° C. voraus- gesetzt hatte, während die meisten Lehrbücher und Hand- bücher der Chemie der Stärke 1,53 bıs 1,56 spezifisches Gewicht beilegen, obwohl auch eine Angabe von Payen nur 1,505 nennt. Da eine genaue Erörterung dieses Werthes nach jenem Aufsatze nicht ganz ohne praktisches Interesse ist, so bestimmt Dr. Flückiger durch Abwägen von Petro- leum das spez. Gewicht zweier in Betreff ihrer Gestalt und Grösse weit auseinander liegenden Amylums-Arten, nämlich desjenigen von Maranta indica (Arrow-Root-Mehl) und das der Kartoffelstärke. — Die Körner der ersteren messen durchschnittlich gegen 50 Mikromillimeter. die der letzteren leicht über 100; beide wurden in vorzüg- licher Reinheit und lufttrocken genommen. Für dass erstere ergab sich das spezifische Gewicht zu 1,5045, für das zweite zu 1,5029 bei 47—18° C, verglichen mit Wasser von derselben Temperatur. Beide schwammen auf Chloroform und dieses Verhältniss änderte sich nicht, als der Versuch bei 100° in geschlossener Röhre wieder- holt wurde. Das Arrow-Root-Mehl gab bei 100° getrocknet 13,3 %/, Wasser ab. Die Kartoffelstärke 17,35. Jetzt sanken beide Proben im Chloroform sofort unter, und das spezifische Gewicht des ersteren, nach dem Austreiben derLuft, zeigte sich in der That auf 1,5648, das des letzteren auf 1,633 erhöht. Es ist nicht allein der Austritt des spezifisch leichtern Wassers, welehes diese bedeutende Aenderung herbeiführt, sondern auch die Elastizität der Stärkemehl- schichten selbst kömmt hiebei in’s Spiel. Durch die aus- gedehnten Untersuchungen Nägeli's ist bekannt genug, e dass das Volum eines Stärkekorns bedingt ist von der Menge des eingelagerten Wassers. Dass das letztere XIX selbst hier eine bedeutende Verdichtung erleidet, ist wohl nicht anzunehmen, da z. B. Salze mit Krystallwasser nach Austreibung derselben weit stärkere Zunahme des spez. Gewichts darbieten. So z. B. schon der Gyps, der doch nur 21°/, Krystallwasser hält. Indessen ist doch das von der Stärke aufgenommene Wasser immerhin mit einer gewissen Kraft gebunden. Im geschlossenen Rohre z. B. mit Chloroform bis 100° erhitzt, gibt selbst nach mehreren Wochen die Stärke das Wasser nicht ab. Diese Thatsache erinnert an die Behauptung mancher Geologen, dass wasserhaltige Ge- steine durchaus nicht einer höhern Temperatur ausgesetzt gewesen sein könnten. Wohl ist die Bildung wasserhal- tiger Mineralien in einer verhältnissmässig geringeren Hitze so gut denkbar, wie das Verbleiben des Wassers bei der Stärke unter den erwähnten Umständen *). 7) Herr Prof. Fischer spricht über den gegenwärtigen Stand der Befruchtungsfrage bei den Pilzen. Den ein- zigen unzweifelhaft als Befruchtung aufzufassenden Vor- gang bietet die kleine Familie der Perenosporeen, bei welchen eine Plasmakugel im Innern einer blasen- förmig anschwellenden Zelle des Mycelium’s durch den Einfluss eines einzelligen Antheridium’s zu einer keim- fähigen Spore wird. Eine Reihe analoger Erscheinungen bei Erysiphe (der Trüftel) und den Agaricineen sind noch nicht genügend bekannt. 8) Zeigt Herr Professor Schwarzenbach in ziemlich grossen Stücken Thallium und Indium vor. 9) Legt Herr Professor v. Fellenberg-Rivier der Ge- sellschaft eine seiner Arbeiten vor, welche in den Akten *) Obiges ist als Auszug aus einem Aufsatze zu betrachten, welcher demnächst in Fresenius Zeitschrift für anaiyt. Chemie erscheinen wird. Se Societe des sciences industrielles de Lyon am 20. Juni 1866 im Drucke erschienen ist, betitelt‘: | 2 Notice sur les gites argentiferes de la vallee de la Massa (Haut-Valais) et sur les resultats des essais de ses mincrais, ; Dieselbe wird unter Verdankung auf der Bibliothek der Gesellschaft deponirt. = 343. Sitzung vom 24. November 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender: Der Vizepräsident Prof. Dr B. Studer. — 30 anwesende Mitglieder. !) Das Protokoll “der vorigen Sitzung verlesen und genehmigt 2) Es wird angezeigt, dass in Zukunft im Falle von Collisionen mit den Konzerten der Musikgesellschaft, je Er auf den nächstfolgenden Samstag die Sitzungen unserer Gesellschaft werden angesetzt werden: so dass dieselben also ım nächsten Winter auf den 1. Dez., 22. Dez. 1866; dann ferner am 12. Januar. 26. Januar, 2. Februar, 9. März, 30. März 1867 statthaben sollen, 3) Macht Hr. B. Studer, Professor, geologische Mit- ii theilungen (s. Abhandlungen) 4) Theilt Hr. . Fellenberg-Rivier Analysen einiger Fe neuen Mineralien ne (s. Abhandlungen). 5) Macht Hr. v. Fischer-Ooster paläontelogische Mit- theilungen. Alle 3 Vorträge werden in den Mittheilungen 4 im Druck erscheinen (s. Abhandlungen). 544. Sitzung vom 1. Dezember 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. L. Fischer. — 32 anwesende Mitglieder. — 2 Gäste. 8 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung verlesen und gutgeheissen. Pr 2) Dr. Lasche erklärt seinen Austritt. g 3) Macht Hr. Prof. Perty der Gesellschaft zoologische XXI Mittheilungen : a. über Insektenmissbildungen; d. über Infusorien (s. Abhandlungen). %) Im Anschluss auf obigen Vortrag verliest Herr Pharmaceut Schär einen Aufsatz über die Einwirkung der Ozonide auf Infusorien (s. Abhandiungen). 5) Hielt Hr. A. Gruner einen Vortrag über die Be- deutung der scheinbaren Nutz- und Zwecklosigkeit ge- wisser Erzeugnisse und Erscheinungen in der Natur. Hr. Prof. Perty liess in einer früheren Sitzung in Betreff einer Mückenspecies die Bemerkung fallen, dass dieselben zu jener Klasse von Insekten gehören, die keinen andern Zweck zu haben scheinen, als andern Wesen, Menschen, Thiere und Pflanzen zu schaden und sie zu plagen. — Hieran anknüpfend suchte der Vor- tragende, zumal als Einer, der sich früher mit der Papier- fabrikation befasst hatte, an einer Reihe von Beispielen den Nachweis zu leisten, dass die Frage über den Zweck und Nutzen mancher Naturerscheinungen, und namentlich solcher, die den niedern Naturgebieten angehören, sich nicht immer genügend beantworten lasse, ohne dass alles in der Natur, auch die höheren, die menschlichen Natur- und Lebensgebiete zugleich in's Auge gefasst werden. Gibt doch schon die Papierfabrikation als Ver- mittlerin unserer höchsten Geistesprodukte, den Beweis, in welch hohem Grade sich die Produkte der «Ab- nutzung,» die Lumpen, als nutzbringend erweisen. — Aehnliches lässt sich von der vielfach unentbehrlichen, wenn gleich auch nachtheiligen «Reibung,» dem «Staub,» dem «Rost,» ebenso von der Schimmel- uud Pilzbildung sagen, welchen wir, neben manchen verderb- lichen Einflüssen, andererseits doch auch grosse Vortheile zu verdanken haben, wie die Gährung unserer Biere und Weine, unsern Zunder (Feuerschwamm), das Secale cor- nutum etc. Lassen sich weiter noch die Schaaren von schäd- lichen und plaghaften Insekten, Mücken, Spinnen, Raupen, Würmer, Schnecken u. s. w. hier anreıhen, so dürfen ebensowenig der Nutzen und die Annehmlichkeit über- sehen werden, welche gerade einzelne Spezies dieser Thierklassen uns gewähren, wie namentlich die Honig- biene, die Seidenraupe, die Purpurschnecke und XXH - Br & 5 selbst solche, welche wie die Spinne im Netzflechten und die Wespe im Papiermachen, den Menschen als Lehrmeister zu dienen berufen scheinen. Indess selbst von diesem Standpunkte betrachtet, wonach gewisse Vortheile einzelner Naturprodukte die Nachtheile verwandter Erscheinungen aufwägen zu sollen scheinen, ist auf die Frage: „wozu diese schädlichen Naturerzeugnisse ?* die Antwort keine ganz befriedigende und es lässt sich nach der Ansicht des Vortragenden auch keine finden, so lange das physische Leben und die sittliche und geistige Bestimmung des Men- schen nicht mit in Betracht gezogen wird, von welcher Seite beurtheilt, dass kleinere Uebel zum Heilmittel für grössere Uebel und zum Erziehungsmittel im höheren Sinne gestempelt wird, nach jenem vielsagenden Worte: Sammlet euch Schätze, die weder Motten noch der Rost fressen. 345. Sitzung vom 22. Dezember 1866. (Im Zunfthaus zum Mohren.) Vorsitzender: Der Präsident Prof. Dr. L. Fischer. — 24 anwesende Mitglieder. 1) Das Protokoll der vorigen Sitzung wird genehmigt. 2) Hr. Prof. Perty befürwortet einen Fall von Herma- E phroditismus von Parnassius delius, der unter einer reichen Ausbeute derselben Spezies von Hrn. Notar Jäggı im vergangenen Herbst auf der Wendenalp gefunden worden war und nun der Gesellschaft vorgezeigt wurde. 3) Dr. Müller spricht über die Schwefelverbindun- gen in den Mineralwassern. 4) Prof. C. Brunner macht chemisch technische Mit- theilungen: a. berichtet er über die Papierfabrikation aus Tannenholz, welche in St. Tryphon bei Bex im Grossen betrieben wird; 5. und spricht über Sauerstoflfabrikation in grossen Mengen (vide Abhandlungen). \ Be u A be Abhandlungen. E. Jenzer. Bericht der meteorologischen Central- station des Kantons Bern Jahrg. 1869. (Vorgetragen den 25. März 1866.) Nachdem am Schluss des Jahres 1864 Herr Professor Wild, durch anderweitige Geschäfte sehr in Anspruch genommen, von der Direktion der meteorologischen Cen- tralstation zurücktrat, hat die Tit. Direktion des Innern zu Anfang des Jahres 1865 den Referenten mit dieser Stelle betraut. Die Geschäfte derselben, die mir durch meine frühern Betheilıgungen an den Arbeiten auf der Sternwarte genügend bekannt waren, wurden in derselben Weise, wie unter der frühern Leitung fortgeführt. — Mag auch das eine oder andere nicht in wünschbarer Voll- 'kommenheit dastehen, mögen sich da und dort für ge- naue Feststellung der Witterungsverhältnisse unsers Kan- tons empfindliche Lücken zeigen, so mögen Sie bedenken, dass ein einzelner nicht im Stande ist, das gesammte Material zu verarbeiten, und desshalb mehrere Unter- suchungen, zu denen das Material vorhanden war, ver- schoben werden mussten. ib Der Berichterstatter erfüllt hiemit die Pflicht, Ihnen in kurzen Worten ein Bild zu geben von der Thätigkeit der Centralstation und der ihr beigegebenen Stationen des Kantons im verflossenen Jahr. 1. Centralstation in Bern. Länge 0" 21”, Breite 46° 57‘, Höhe 574", Die Aufzeichnungen der selbstregistrirenden Thermometer und Barometer wurden nach der in Bern, Mittheil. 1865. Nr. 603. — 16 — frühern Berichten angegebenen Weise in ein Journal ein- getragen. Die beigegebene Tafel I. enthält als Auszug aus demselben: 4. Die wahre Mitteltemperatur jedes Monats. 2. Die Differenz zwischen diesem wahren Mittel und dem Mittel der drei Aufzeichnungen um 7 Uhr Vor- mittags, 4. Uhr und 9 Uhr. Nachmittags. 3. Unter dem Titel »Mittlere tägliche Abweichung« das Monatsmittel dieser Differenzen ohne Rücksicht auf das Vorzeichen. #.u.5. Das Maximum und das Minimum der Temperatur in jedem Monat mit der Angabe des Datums ihres Eintritts. 6.u.7. Das Datum des wärmsten und kältesten Tages mit dessen Mitteltemperatur. 8. Den wahren mittleren Barometerstand jedes Monats sowie die entsprechenden Angaben über die »Dif- ferenz ,« die »mittlere tägliche Abweichung« und des Maximal- und Minimalstandes wie bei der Tempe- ratur. Die Temperaturangaben sind in Celsius’schen Graden und die Barometerhöhen in Millimetern an- gegeben; die Barometerhöhen der Registrirapparate sind um 700 "” vermindert. Ausser den Jahresmitteln der Temperatur und des Barometerstanndes sind die entsprechenden Mittelzahlen auch für die vier Jahreszeiten berechnet. Vergleicht man diese Zahlen mit den genauern An- gaben früherer Jahre *), so ergibt sich, dass trotz des besonders warmen Sommers und Herbstes die Mittel- temperatur des Jahres wegen kaltem Winter etwas unter der von den Herren Wolf und Brunner bestimmten zu *) B. Studer, Prof. Ueber die natürliche Lage von Bern. 1859. — 197° — stehen kommt; immerhin steht sie noch bedeutend über der des Jahres 1864, Tafel I, die sogar unter dem 30- jährigen Mitiel Fueters steht. Die »mittlere tägliche Abweichung« der Temperatur ist in beiden Jahren nahezu dieselbe, und zeigt ein Maximum in den Monaten Mai, Juni und Juli, ein Minimum im December. Die Oscilla- tion der Temperatur betrug iu Jahr 4864 — 4706 —, im Jahr 1865 — 492. — Der Luftdruck hatte im Jahre 1864 fast genau seinen mittleren Werth von 712.”®36, während das Mittel von 1865 ziemlich über dem normalen Mittel steht. Die Os- cillation des Barometers betrug 32.”®0 im Jahr 1864 und 32.025 im Jahr 1865, und schliesst sich also dem Mittel aus 2Njährigen Beobachtungen von Trechsel, Wolf und Koch ganz gut an. Mit Hülfe des neuen registrirenden Anemome- ters und Ombrometers sind wir zum ersten Mal im Stande für ein vollständiges Jahr die Vertheilung von Wind und Niederschlag nach Quantität und Dauer anzu- geben. Als Auszug aus dem Journal enthalten Tafel II und Tafel IV die Dauer des Windes nach den 8 Haupt- richtungen nebst der Dauer des zugehörigen Nieder- schlages in Stunden ; der vom Wind in den entsprechen- den Zeiten zurückgelegte Weg ist in Kilometern, die Höhe des Niederschlags in Millimetern angegeben. Sämmt- liche Zahlen sind für das Jahr, sowie auch für die vier Jahreszeiten summirt. — Diese beiden Zusammenstellungen werden zwar erst durch 'Vergleichung mit späteren Jah- ren eine Discussion gestatten; hier sei nur darauf auf- merksam gemacht, dass, entsprechend mit den frühern Beobachtungsreihen von Studer und Benoit auch in diesem Jahre die nordöstlichen Winde der Dauer nach ein Uebergewicht über die südwestlichen zeigten, dass dagegen der in der entsprechenden Zeit durchlaufene Weg für die südwestlichen grösser war, als für die nord- westlichen. Bei der Durchsicht des Journals fällt der Morgenwind aus SSO, der besonders in den Sommermonaten fühlbar wird, und auf den bereits Herr Prof. B. Studer aufmerk- sam gemacht hat, sofort auf; genauere Angaben darüber muss ich versparen, da die Arbeit, welche die Unter- suchung über die Vertheilung von Windrichtung und Windstärke nach den Tagesstunden zur AUSaBE hat, noch nicht beendet ist. Die direkten Beobachtungen, wie sie auf jeder ge- ‚wöhnlichen Station der Schweiz gemacht werden, wurden um Mittag durch mich, Morgens und Abends durch den Abwart, Herrn Bär, besorgt. Während meiner Abwesen- heit zur Inspektion der meteorologischen Stationen des Kantons übernahm Hr. Bär auch die Beobachtungum Mittag, Die tägliche Correspondenz mit der Sternwarte in Paris erlitt auch in diesem Jahr keine Unterbrechung unsere telegraphische Mittheilung der Witterung an jedem Morgen hatte die tägliche Zusendung des »Bulletin inter- national de l’Observatoire Imperial de Paris« zur Folge, sowie täglicher Depeschen über den Witterungszustand in Europa. Die Beobachtungen der Centralstation, sowie der übrigen Stationen des Kantons werden in Zürich durch die Centralanstalt, die Herr Prof. Wolf leitet, auf Kosten der Eidgenossenschaft gedruckt, und erscheinen in Mo- natsheften unter dem Titel »Schweizerische meteorologi- sche Beobachtungen.« Ich verschiebe eine Zusammen- stellung der Beobachtungsresultate unsrer Stationen für das Jahr 1865 bis der ganze Jahrgang gedruckt vorliegt und theile dafür die des Jahres 186% ausführlicher mit, — 189 — Herr Ingenieur Lauterburg hatte die Gefälligkeit, der Centralstation einen Auszug seiner Pegelbeobachtun- gen an der Aare mitzutheilen, der dann auch in den Monatsheften für Meteorologie abgedruckt wurde, Von folgenden auswärtigen meteorologischen Anstal- ten hat die Centralstation Publicationen erhalten: Bulletin international de ÜObservatoire Paris. Jahrg. 1865. Enthält ausser der Uebersicht des täglichen Witte- rungszustandes in Europa werthvolle Ahhandlungen aus der Astronomie, Physik und Chemie, Bulletino Meteorologico dell’ Osservatorio del Collegio Ro- mano. Ausser der Monatsübersicht der meteorologischen Beobachtungen verschiedener Stationen enthält auch die- ses Bulletin interessante Mittheilungen aus der Astronomie und Physik. Correspondance met£orologique; Publication annuelle de l’ad- ministration des mines de Russie. Enthält die meteorologischen Beobachtungen sämmt- licher russischen Stationen. Die Witterungserscheinungen des nördlichen Deutschlands im Zeitraum von 1858—1863. Von H. W. Dove. Uebersicht der Witterung in Oesterreich und einigen aus- wärtigen Stationen im Jahre 1862. Wochenbericht der königlichen Sternwartein München. Her- ausgegeben von Lamont. Meteorologia italiana, enthaltend die meteorologischen Be- obachtungen der italienischen Stationen; wurde durch Herrn Dr. Stössel auf verdankenswerthe Weise der Centralstation geschenkt. Meteorologische Mitiheilungen des Observatoriums in Madrid, Results of meteorological Observations, made under the di- — IR — rection of the United States patent office and the Smith- sonian Institution from the year 1854 to 1859. Monatszusammenstellung der meteorolog. Beobachtungen der k. k. Oentralanstalt in Wien, sowie deren telegraphische Z’erichte. Von Hrn. Dr. Möhl in Cassel folgende Abhandlungen: Die Witterungsverhältnisse des Jahres 1864 und 1865. Kurhessen und seine Bewohner. Die Urgeschichte des kurhes®schen Landes. Für diese Zusendungen stattet die Centralstation ihren verbindlichsten Dank ab und en sich für ferneres Wohlwollen. 2. Station Beatenperg. Länge 0" 22, Breite 4646 Höhe 1150». Hr. Pfarrer Krähenbühl hat auch in diesem Jahr seine Beobachtungen und Reductionen mit besonderem Fleiss ausgefühhrt und monatlich der Centralstation ein- gesandt. Die Beobachtungstabellen enthalten, ausser den gewöhnlichen Ablesungen der Instrumente, interessante Angaben über die Höhe der sich an den Bergen lagern- den Nebelschicht, die Tiefe des Anschneiens der Berge, botanische Notizen etc. Die Beobachtungen dieser Sta- tionen sind in Tafel VI eingetragen. 3. Station St.Imier. Länge 0" 19”, Breite 4709, Höhe 819%. Diese Station, die von Herrn Deglon be- sorgt wird, sandte nach langem Stillschweigen ihre gut- geführten Originaltabellen vollständig ein; leider war es dem Beobachter nicht möglich, sämmtliche Reduktionen selbst zu besorgen. Tafel VII enthält die Beobachtungen dieser Station, wobei zu bemerken ist, dass die Angaben über Luftdruck und relative Feuchtigkeit das Mittel der Beobachtungen um 1 Uhr Mittags ist. — 11. — 4. StationPruntrut. Länge0 19, Breite47°25‘, Höhe 430%, Von dieser Station war trotz wiederholter Mahnbriefe keın Lebenszeichen zu erhalten, bis Herr Regierungsrath Kurz selbst eine Aufforderung ergehen liess. Am 3dten December wurden die Novemberbeobachtungen sammt deren Reduktionen von Herrn Froidevaux, der die Station übernommen hatte, eingesandt. Tafel VIII ent- hält die Beobachtungen soweit sie der Centralstation ein- gesandt wurden; für Temperatur, Luftdruck und relative Feuchtigkeit sind die Mittel der Beobachtungen um 4 Uhr Mittags mitgetheilt. 5. Station Grimsel. Länge 0:24”, Breite 46034‘, Höhe 1878”. Die Beobachtungen dieser Station waren seit einiger Zeit lückenhaft und unzuverlässig geworden, vom Monat Mai an blieben sie sogar ganz aus; es rührte diess davon her, dass der eine der beiden Knechte von der Grimsel weggezogen war und der andere nicht mehr Zeit fand, regelmässig zu beobachten. Da auch in Zu- kunft nur ein Knecht daselbst bleiben wird, so müssen wir vorderhand darauf verzichten, Beobachtungen von dieser Station zu erhalten und werden darauf bedacht sein, die Instrumente anderswo zu placiren. Die Beob- achtungen des Jahres 1864 sind in Tafel VIII zusammen- gestellt; Luftdruck und relative Feuchtigkeit sind die Mittel der Beobachtungen um 1 Uhr Mittags. 6. Station Engstlenalp. Länge 0" 24”, Breite 46° 47', Höhe 1840. Dieser Gasthof wird nur im Sommer bewohnt, und wir haben daher vom Beobachter, Herrn Commandant Ratz, nur die Tabellen der Monate Maı, Juni. Juli und August erhalten. Herr Commandant Ratz ist in diesem Frühjahr gestorben und es ist somit noch unbestimmt, ob diese Station noch fortbestehen wird. Die Angaben ‚über Lufttemperatur sind Tafel VIII, Mittel der Beobach- tungen um / Uhr Mittags. 7. Station Affoltern im Emmenthal. Länge - 0: 20”, Breite 4706’, Höhe 79.4. Diese Station gehört zu unsern besten, indem der Beobachter, Herr Pfarrer Kuhn, mit grosser Pünktlich- keit sowohl Beobachtungen als Reduktionen ausführt und der Centralstation einsendet. 8. Station Brienz. Länge 0:23”, Breite 4606’, Höhe 587". Diese Station, die im Jahre 1864 gegründet wurde, wird von Herrn Hamberger aufs gewissenhafteste be- sorgt. | | 9. Station Interlaken. Länge 0"23”, Breite 46°44, Höhe 571”, Die gemeinnützige Gesellschaft in Interlaken hatte im Anfang vorigen Jahres auf verdankenswerthe Weise Herrn Weihmüller, kandjäger und Gefangenwärter, zu Uebernahme der Beobachtungen veranlasst, die seither unter gefälliger Aufsicht des Herrn Ober ganz befriedi- gend und regelmässig eingelaufen sind. Seit meiner Inspektionsreise besorgt Herr Weihmüller ebenfalis die Reduktionen. TafelIX enthält für das Jahr 1864 die Be- obachtungsresultate der drei letzten Stationen, für Brienz und Interlaken sind die Angaben über Luftdruck und relative Feuchtigkeit die Mittel der Beobachtungen um 4 Uhr Mittags. Zum Verständniss von Tafel V bis Tafel IX ıst nur zu bemerken, dass der Tag als »klar« eingetragen wurde» wenn dessen mittlere Bewölkung nicht über 2 war; be- trug sie dagegen über 8, so wurde derselbe als »trüb« angesehen, und die übrigen bilden die Reihe der »ge- mischten Tage.« | — 19 — 10. Station Grindelwald. Länge 0" 23”, Breite 46° 37‘, Höhe 1051”, Herr Dr. Beck, der sich in Grindelwald als Arzt niedergelassen hat, hatte längst die Bereitwilligkeit kund gegeben, eine meteorologische Station zu übernehmen, hauptsächlich damit man an der Hand guter Instrumente und zuverlässiger Beobachtungen sich über das Klima dieses Ortes ein unpartheiisches Urtheil bilden könne. Grindelwald ist seit einiger Zeit, besonders in England, als Kurort vortheilhaft bekannt und es liegt daher im Interesse dieser Ortschaft, diesen Ruf begründen zu kön- nen. Im Einverständniss mit der schweiz. meteor. Com- mission übernahm ich zu Ende vorigen Jahres die Ein- richtung dieser Station und benützte dazu die Instrumente, welche früher in Saanen aufgestellt waren. Herr Dr. Beck verpflichtete sich zur Besorgung des Psychrometers und des Barometers, sowie sämmtlicher Reduktionen; Herr Pfarrer Gerwer hatte die Gefälligkeit, den Ombrometer im Garten des Pfarrhauses aufstellen zu lassen, und über- nahm die Beobachtung desselben sowie der periodischen und aussergewöhnlichen Erscheinungen. Der Stand der Windfahne endlich wird von Herrn Bohren, Besitzer des Gasthofs zum Adler, notirt. Vom November 1865 an sind die Beobachtungen und die Reduktionen dieser Sta- tion regelmässig eingegangen. Für sämmtliche Stationen sind in Tafel X und XI die relativen Maxima und Minima der Temperatur zusammengestellt. Ich benütze diesen Anlass, den verehrten Beobachtern unserer Stationen meinen achtungsvollen Dank auszuspre- chen für ihren Fleiss und ihre Ausdauer und hoffe, sie wer- den auch in Zukunft auf gleiche Weise zur Förderung dieses Zweiges der Wissenschaft beitragen. Bern. Mittheil. 1865. Nr. 604. 194 | Mittlere tägliche Abweichung. Station Bern. ter Tag. tes Abweichung. Luftdruck 700 mın + | Differenz mm. Maximum 700 mm + Minimum 700 mm + a Temperatur. Celsius. | Temperatur, Celsins. Nittlere tägliche Maximum. Wärnster Tag. Ki Tag. December 186 «14.130 ‚0798 - |} „c 3 11.533 “ 218 4 Januar 4865 . .» .». 014 1024 +0,38: ; 96 ‚0 | ‚1 2 21 6 7 Februar . » ir.) 2121 ü | - \ «t Si 690 üb 21 623. 241 — März „ er ER ) N D. 1.25 ) .343# 20.4 41— April } 12 613 : 3. : 1° { ( 35 ‚1391-40 221 23.6 Maı Er 15.513 9 ) ‚36H 1: ' +0.212 Juni u ae: R 19.93 16 903 Juli a 19.418 1499-0 517 6/3. 1 25 06 i 16 142 33f +V.214 August ER 16 224] 0.123] 10 373 ; 22 78 15-3901 0.173]+0.225 September - . 1 16.444] 0.232]+0 292 f 21 08 248] 20 748] 0.2308 #0.230] 23.5 Oktober 1 9.777] 0.006] +0 306 1381 | 29 ‚481 9.605 »1+0.321] 17.9 November ; 4.126 .0769 +0 297 10.71 15 13.752 ‚138440 220f 23.5 Jahres-Mittel . ..# 8.509] +0.365 - 13 042 Winter . er —2 131 Frühling . . '. 8 757 Sommer. u, % 17 2948 Herbst . . 10 1163 — Jeco 8 EN - IHE'9L Be re TOUNUOg - koes | ° 7 Sugynag — 138 Cr . . . . 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Seit Ebel habe ich keine richtigern Ansichten über den Föhn gelesen, als die in Nr. 17 der Sonntagspost 1865 von J. E. mitgetheilten. Allerdings möchte ıch die Anlehnung an Doves Hypothese über den vorherrschenden Ursprung des Föhns aus Südwestwinden nicht mitmachen, sondern hierüber meine bisherigen Ansichten, die ich öfters theils privatim, theils in den Zürcher Mittheilungen ausgesprochen (Heft 2, S. 17 u. s. f.) festhalten. Schon vor mehr als 25 Jahren habe ich aus den in Berghaus physikalischem Atlas gegebenen Jahresisother- men in den positiven Ausbiegungen zwischen Biledulgerid und Wien zwei marquante, durch einen Kältesporn ge- schiedene Föhnzüge, resp. durch Wüstenwinde begün- stigte Erdstriche herausgelesen, und eine Durchschau der Monatsisoihermen unsers Altmeisters lehrt höchstens er- sehen, welchen Antheil dıe einzelnen Monate am Jahres- ergebnisse haben und welche Verschiebungen der glei- chen Erscheinung (so z. B. im Euphrat Tigris-Gebiet) in der Jahresperiode zukommen. Wenn auch schon Föhnstürme mit westlishen Win- den verbunden sein möchten, so glaube ich doch mich gegen deren habituelle Entstehung aus Westwinden aus- sprechen zu müssen. Gegentheils sind nach meinen Er- fahrungen westlich vom Südpunkte fallende Föhnwinde Ausnahme, südöstliche die Regel bei uns. Um den Kardinalpunkt der wissenschaftlichen Ent- — 206 — scheidung näher zu bringen, den auch Dove besonders betont, d. h. um nachzuweisen, dass bei uns südöstliche oder Westwinde die Temperatur erhöhen, was Dove zu bezweifeln oder nur als seltene Ausnahme zu betrachten scheint, muss ich eine kleine Digression über die Winde mir erlauben. Aufmerksam gemacht durch kalte Süd- und durch warme Nordwinde (namentlich im Winter), bin ich schon längst zu der Ansicht gelangt, dass unsere Beobachter nicht unterscheiden können, ob sie es mit einem ur- sprünglichen Luftstrome oder nur mit dem Rück- strome zu thun haben, und dass wir überhaupt besser thun würden, nur zwei Winde zu unterscheiden. Der eine wäre der vorherrschende Südwest-Nordoststrom, der nie ganz Süd und nie ganz Nord, nie ganz West und nie ganz Ost werden kann, soweit nicht continentale oder oceanische Nebenwirkungen eingreifen. Der andere wäre der Nordwest-Südstrom, der allerdings auch durch die Drehung der Erde abgelenkt wird, aber bei uns aus den Gegensätzen von Üontinent und Ocean entsteht. Zur Stunde liegen mir nur ©. Eisenlohr's „Unter- suchungen über das Klima und die Witterungsverhält- nisse von Karlsruhe“ in solcher Form vor, dass ich sıe für meine Zwecke unmittelbar verwendbar finde. Ver- einige ich darin in der fortlaufenden Reihe von 32 Jahren 1799—1830 erstens die N. und S. mit den NO. und SW., dann die O. und W. mit den SO. und NW., zweitens die N. und S. auch noch mit letztern, so erhalte ich folgende Zahlen, denen ich die Hygrometerstände und die Tem- peraturen der entsprechenden Jahre beisetze: N.S.O.W. Hygrometer | Temperatur Reaumur. N.S. 0.Ww. NO.,SW. SO.,NW.|NO., SW. SO., NW.| nach Delue. 1799 678 417 621 47h | _ 7.36 1800 767 328 575 520 _ 8.59 731 808 538 567 — 9.16 2 70 394 412 623 u 8.58 18038 7T1k 371 456 639 — 7.67 4 634 46% 455 643 — 8.38 5 83 242 608 487 7.12 6 901 194 696 399 e= 9.11 1807 914 481 758 337 - 8.59 Bu 919 «179 689 409 60° 687 | 7.77 9.992 468 697 398 62° 165 | 8.07 au... 674 421 64° 205 | 8.03 4814 902 493 765 330 65° 640 | 9.33 12 4006 92 733 365 69° 142 | 7.48 13 99 A100 758 337 710 276 | 8.04 Ak 99 104 167 328 790 247 \ 7.70 815 967 128 877 218 71° 256 | 8.16 16 A044 54 956 142 720 966 | 7.16 47 A016 19 909 186 60° 095 | 8.20 18 A031 64 950 145 590 415 | 8.54 1819 988 107 916 179 599 531 | 8.85 20 996 402 872 226 519 728 | 7.80 21 - 9 49 790 305 880 459 | 8.55 ==, 719 ‘916 585 510 530 449 | 9.98 4823 613 482 529 566 590 469 | 8.58 24 630 468 540 998 56° 396 | 9.02 25 707 388 615 480 540 498 | 9.04 26 680 415 575 520 590 757 | 8.94 1827 498 597 400 695 550 689 | 8.64 28 437 661 35% 744 570271 | 9.03 29... 101,388 608 487 590 767 | 7.19 er: 0 992 | 692 463 590 393 | 7.97 — 208 — Zunächst fällt hier sowohl im Feuchtigkeitsstande als in den Winden die periodische Wiederkehr hoher Trocken- heit bei häufigen Südost-Nordwestströmungen auf, die auf einen Cyclus von 24 Jahren deutet. Wäre etwas Derartiges wirklich in der Natur begründet, so müssten Letztere ein älteres Maximum um 4780 und ein jüngeres um 1852 aufweisen. Für jene Epoche geben die Karls- ruher Beobachtungen für die Südwest-Nordostströmung gegenüber den andern oder Twer-Winden: 4779, 516. SW.-NO. gegen 579. SO,NW, N,S,0,W. 1780.. #75. a: Mahn & 1781. 568. „ Te 5 mr 708. ag = re ae Be DB... „ Aa * Mage u 178. 569. „ ee A Also wirklich ein sehr entschiedenes Maximum für den Twer-Wind auf 1780. Da indess kein plausibler tellurischer Grund für eine 24jährige Periode vorliegt, so begnüge ich mich mit der Erwähnung dieses merk- würdigen Zusammentreffens, das auch bezüglich der Mi- nimumsperioden um 1792 und 1840 Anklänge aufweist. Das Wichtigste aber in obiger Zusammenstellung ist der Zahlennachweis, dass vorherrschende Twerwinde zu trockenen Jahren gehören und dass auch die wärmern Jahre zum grössern Theil ihren Ursprung denselben zu verdanken scheinen. Der Austausch zwischen NW. und SO., d.h. zwischen dem Ocean und dem Kontinent Europa-Afrika bringt also trocke- nere und wärmere Luft zu uns, als die herr- schenden Winde es vermögen. In meiner oben berührten Abhandlung über die Er- scheinungszeiten und die Erkennung des Föhns in der — 209 — Schweiz habe ich (S. 18) vier periodische Föhne er- wähnt. Unter diesen sind sowohl Sommer- als Winter- föhne, und von einem derselben, vom 18. Juli, besitzen wir längst detaillirte Nachrichten über sein Auftreten im Jahr 1844. Damals erschien er am 17. Juli Abends 9 Uhr in Algier, am 18. Juli Morgens 3 Uhr in Marseille, um 8 Uhr bei Zürich, Nachmittags 3 Uhr um Leipzig. Er legte also resp. 18,15. und 10 deutsche Meilen in der Zeitstunde zurück und erlosch erst in Polen. Bei Algier war er noch genau Südwind, in Zürich SSW.-SW., in Leipzig SW.-WSW, In Zürich stieg das Thermometer Morgens 8 Uhr auf 28° 1 C. und versengte dort wie anderwärts alle zartern Pflanzen binnen ein paar Minuten. Bis Mittags sank er auf 21°7 C., bis 3 Uhr Abends auf 18°7 C. Wegen seiner ausserordentlichen Geschwindig- keit bildete er eine nur schwachgekrümmte Curve. Damit daher ein gewöhnlicher Südstrom als Süd zu uns gelange, muss er entweder seinen Ursprung im östlichern Theil der Sahara nehmen oder durch östliche Winde abgelenkt werden, was allerdings sehr oft einzutreten scheint. Es ist übrigens auch nicht nothwendig, alle Föhne als direkte Wüstenwinde anzusehen, da schon griechische und sicilianische Winde uns Wärme genug zuzuführen im Stande sind, wenn sie sich auf dem Süd- gehänge der Alpen von ihrer Feuchtigkeit reichlich ent- lastet haben. Die von J. E. in der Sonntagspost entwickelte An- schauung dürfte ihre theilweise unrichtigen Schlüsse der Undeutlichkeit verdanken, die den einsichtsvollen Er- klärer (in Folge seines Anlehnens an Dove’s Hypothese) über die wahre Richtung der Aequatorial- und der Polar- ströme in unsern Gegenden zu verwirren scheint. Wäh- rend Letztere durchschnittlich dem Ost sehr nahe rücken, Bern. Mittheil. 1866. Nr. 607. — 210 — sind Erstere fast genau Südwest, ja eher West zu nen- nen. Weder die einen noch die andern Ströme stauen sich daher in der Regel an unsern Alpen, denen sie fast genau parallel ziehen; dagegen müssen sie allerdings die Meeralpen übersteigen, wo man den Föhn vielleicht gar nicht kennt. In den Zürcher Mittheilungen, Heft 3, Seite 341 etc. habe ich Untersuchungen über die Zustände in freier Luft mitgetheilt und glaube dort nachgewiesen zu haben, dass die auf dem Boden kältern Jahre in freier Luft die wärmern gewesen sind und umgekehrt. Dieses Ergebniss ist den Beobachtungen vom St. Bernhard und von Genf entnommen. Es reicht also schon die geringe Höhe von 530 Toisen über den Boden hin, um sehr wichtige klimatische Verschiedenheiten sichtbar zu machen. In den Alpen aber stossen noch weit höhere Luftströme auf die condensirenden Schnee- und Eisfelder und die erkalteten Felswände, während dieselben über der Ebene ruhig weiter schreiten. Schor aus diesem Grunde müssen die östlichern Alpenpartien eine relativ- hohe Temperatur besitzen, weil Beide, Föhn und Aequa- torialstrom, in gleichem Sinne wirken. Dass aber in den westlichen Partien, wo die Wirkung der Alpen erst be- ginnt, der Twer-Föhn allein eine bedeutende Erhöhung der Temperatur zur Folge haben muss, beweisen die oben angeführten Karlsruher Beobachtungen. Die mitt- lere Temperatur der neuen Jahrgänge vor und nach 1804 und 1828 beträgt nämlich + 8° 52 R., die der neun Jahrgänge vor und nach 4816 dagegen nur + 7° 99 R. somit 09053 R. weniger. In der Schweiz wäre der Unter- schied natürlich grösser ausgefallen. Ueberdiess sind die Jahre 1803, 1805 und 1829 einerseits, die von 4815, 4818 und 1819 anderseits entschieden anomal. Besitzen — 211 — wir einmal zahlreiche Beobachtungen aus den Alpen über Luftströmungen in freier Luft (Wolkenzug) und über die Temperatur sowohl auf den Stationen als in freier Luft, dann wird der Nachweis leicht sein, wie viel der Föhn die Temperatur zu steigern vermag und woher er in der Regel kömmt. Ich bin nämlich der Ansicht Ebels, dass der Föhn- sturm erst in den Alpen selbst entsteht, wie diess auch J. E. anzunehmen scheint, glaube aber auch heute noch, dass er durch südliche Strömungen in den obern Luft- kreisen veranlasst wird, wesshalb einige Föhne perio- disch auftreten, ohne jedes Jahr zum Föhn der Aelpler, d. h. zum Föhnsturm zu werden. Dove's Unterscheidung eines seinem Ursprunge nach verschiedenen Sommer- und Winterföhns ist schon nach ‚ıneinen frühern Untersuchungen über periodische Föhne unhaltbar. Gerade die wärmern Jahre werden durch Twerwinde im Sommer, d. h. durch Sommerföhne, be- wirkt. Ich habe schon seit mehr als 20 Jahren die Wahr- nehmung gemacht, dass die bei uns fruchtbarern, wär- mern Jahre den Twerwinden, besonders dem Föhn ihren Ursprung verdanken, bin aber erst durch Dove’s Angriff veranlasst worden, einen Zahlennachweiss zu versuchen. Für einen direkten Nachweiss, wie er aus der täglich in Parıs zusanımengestellten meteorologischen Ueberschau Europa's leicht zu entnehmen wäre, fehlen mir zur Stunde theils diese Bulletins, theils die erforderlichen Ferien. R. Lauterburg. Bericht über die hydrometrischen Beob- achtungen in der Schweiz. Vor ungefähr einem Jahr haben wir in diesen Ver- handlungen über die Pegelbeobachtungen an der Aare zwischen Thun und Bern einen kurzen Bericht erstat- tet und dabei auf den allgemeinen Nutzen solcher Beob- achtungen, sowie auf die bereits gemachten Anfänge zur Organisation eines schweizerischen Pegelsystems hinge- wiesen. Diese letztere Hinweisung erfolgte bei Gelegenheit der Anregung des von uns gewünschten Anschlusses jener Localbeobachtungen an das schweizerische System, welchem eine besondere von der schweiz. naturforsch. Gesellschaft erwählte Commission obliegt. Seither ist denn auch allerdings jener Anschluss nicht nur zu Stande gekommen, sondern es ist das ganze schweizerische Sy- stem mit Einschluss der an sich geringfügigen Beobach- tungen zwischen Thun und Bern einer neuen Organisa- tion unterwerfen und der seither soviel als neu consti- tuirten hydrometrischen Commission auf das lau- fende Jahr von der hohen Bundesbehörde ein Credit von 10,000 Fr. zur Verfügung gestellt worden. Ueberdiess ist die Commission den verschiedenen Kantonsregierungen von den Bundesbehörden zur Unterstützung und Mit- wirkung empfohlen worden und zwar diess in der Vor- aussetzung, dass die Kantone die Kosten der Erstellung und Beobachtung der Pegel, sowie überhaupt die lokalen Leistungen übernehmen.-möchten. Ferner sind sowohl die Funktionen als die Geschäftskreise der. verschiedenen — 213 — Mitglieder genauer normirt worden, so dass der in allen Theilen neu organisirte Dienst demnächst wirklich in’s Leben treten dürfte. Was wir hier in ganz kurzen Schriftzügen angedeu- tet haben, wird seiner Zeit in einem ausführlicheren Be- richt an die schweiz. naturforschende Gesellschaft aus- einandergesetzt werden. Für jetzt beschränken wir uns nur auf die Beschreibung einzelner Lokalbeobachtungen von besonderm Interesse und werden schliesslich noch der Studienergebnisse erwähnen, welche auf die Erstel- lung von selbstregistrirenden Wasserstands- zeiger Bezug haben. Bericht über die Pegelbeobachtungen zwischen Thun und Bern und deren spezielle Anwendung auf die vervollkommnete Regulirung des Schleussendienstes in Thun *). Um sowohl den allgemeinen als den speziellen Werth der vom Staat unterstützten Pegelbeobachtungen in der Aare bei Thun anschaulich zu machen, haben wir auf einem Papierstreifen die Beobachtungen des Jahres 1865 am Scherzligen-Pegel bei Thun mit denjenigen am Pegel *”) Obschon diese Erörterung ein mehr technisches als natur- wissenschaftliches Interesse hat, ist der Verf. dennoch um deren Ueberlieferung in die Mittheilungen der bern. naturf. Gesellschaft angefragt worden, weil sie einerseits den praktischen Werth solcher meistens von den Freunden der Wissenschaft angeregten Beobach- tungen bestätigt, andererseits aber doch zu mehrern naturwissen- schaftlichen Folgerungen Stoff bietet. Re bei der Nydeckbrücke in Bern in graphischer Form zu- sammengestellt und zwar für einen Wintermonat und für einen Sommermonat *) mit den Curven- und Schleu- senstellungen (Tafel IV). Die ganz ausgezogene Curve stellt die Wasser- standshöhen am Scherzligenpegel, die punktirte die Wasserstandshöhen am Nydeckpegel vor. Die kurzen Linien repräsentiren die jeweiligen Schleusen- stände in Thun, und zwar die starken Linien die äus- sern, dieschwachen die inn ern Schleusenstände. Die Zahl der offenen Schleusen ist durch die Zahl der Carres’ zwischen der horizontalen und dem stark ausgezogenen Schleusenbrett (Schütze) dargestellt. Jene beiden Wasser- stände stehen in einem direkten Abhängigkeitsverhältniss mit diesen Schleusenständen und in einem umgekehrten Wechselverhältniss unter sich selbst. Die Ziffern links der angedeuteten Pegelscala bezeichnet die der Scherz- ligen-Curve entsprechende Pegelgraduirung und die Zif- fern rechts die der Berner-Curve entsprechende Gradui- rung. Dass die rechts- und linksseitigen Ziffern gerade um 7 differiren, hat keine Bedeutung und beruht ledig- lich auf dem Zweck der möglichsten Annäherung beider Curven und der Platzersparniss. Aus dieser Zusammenstellung ergab sich folgende Beobachtung: Vor Allem tritt bei dieser Zusammenstellung der Unterschied zwischen den Winter- und den Sommer- monaten vor die Augen. Während im Winter die beiden Curven einen fast geradlinigen Verlauf nehmen und nur ’ *) Dem offiziellen Bericht liegt eine vollständige Jahresserie bei; dieselbe hätte indess hier allzuviel Raum erfordert. a — durch das Oeffnen und Schliessen der Thunschleusen behufs Bildung des periodischen Schiffwasserstandes an den bestimmten Fahrtagen ein regelmässiges und auf- fallendes Divergiren und Gonvergiren wahrnehmen lassen, erhalten wir in den Sommermonaten zwei unregelmässig auf- und absteigende und unter sich oft wenig überein- stimmende Curven bei unverändertem Schleusenstand, herrührend vom ungleichen Verhalten des einem See- becken entströmenden Flusses vor und nach der Auf- nahme direkt einfallender Wildbäche (Zulg, Rothachen, Gürbe etc.), während sich dıe Variationen der Witterungs - einflüsse obenher dem Seeabfluss, weil durch die beiden grossen Reservoirs des Brienzer- und Thunersee’s gleich- sam regulirt, nur in sanften Curven äussern. Eine Vergleichung der beiden Curven müsste ohne Einwirkung jener Wildbäche im Allgemeinen eine gewisse Analogie in dem Sınne ergeben, dass bei gleichem Schleu- senwechsel die eine Curve stets steigen müsste, während die andere im Fallen begriffen ist. Wo dieses nicht der Fall ist, müssen andere Einflüsse eingewirkt haben und diese können dann nur den Zuflüssen der Aare zwischen Thun und Bern zugeschrieben werden. Ein gleichmäs- siges Steigen und Fallen beider Curven bei unverän- dertem Schleusenstand deutet auf eine gewisse Indif- ferenz und ein ungleichmässiges Steigen und Fallen auf ein merkliches Anschwellen oder Zurückbleiben der ge- nannten Zuflüsse. Wie stark der Einfluss der Letztern wirklich sei, kann sich erst durch die spätern Verglei- chungen der Durchflussmengen von Thun und Bern er- geben. Diese Vergleichung wird indess von dem Augen- blicke des eintretenden Schleusenwechsels hinweg eine unmögliche, indem durch den Letzteren ein höchst will- kürlicher Wasserstandswechsel oberhalb und unterhalb Aue) der Thunerschleusen eintritt. Nichts destoweniger bieten diese künstlichen Wasserstandswechsel mittels der bei- den Curven und zugehörenden Schleusenstände ihre eigen- thümlichen und sehr interessanten Erscheinungen dar, während die übrigen Beobachtungen fallen gelassen wer- den müssen, wenn auch einzelne Erscheinungen, wie z. B. das plötzliche Steigen der Aare in Bern vom 7. auf den 8. August 1865 ungeachtet der Schleusensenkung am 7. August, die Aufmerksamkeit erregen mögen. Der Scherzligenpegel bietet somit gewissermassen ein doppeltes Interesse dar, indem er gerade während der Hochwasserstände die übrigen Aarpegel als unent- behrliches Zwischenglied für die allgemeinen Beob- achtungen ergänzt und mit demjenigen in Bern die besondern Erscheinungen, welche die Schleusenwasser- standswechsel auf- und abwärts zu Tage fördern, con- trolliren hilft, zugleich aber (besonders beı Aufstellung eines sekundirenden Pegels im See selbst und in der untern Aare) für die lokalen Interessen der Industrie und Dampfschifffahrt grosse Dienste leisten kann. Es sind indess hier gerade die durch die Schleu- senoperationen in Thun veranlassten Beobach- tungen, auf welche wir speziell zurückkommen und wozu uns die aufgestellten Curven- und Schleusenwechsel das einzig mögliche Mittel an die Hand geben. So bietet z. B. diese Curvendarstellung mit Hülfe der beabsichtigten Aufstellung von Durchflusszahlen für Thun und Bern ein Mittel zur genauern Untersuchung der Einwirkung der Schleusenwechsel in Thun auf den Was- serstand, sowie auf die Grösse und die Zeitpunkte der allmäligen Zu- und Abnahme dieses Standes in Bern, Aarberg, Solothurn etc. dar, obschon die grosse Breite des Querprofils bei Scherzligen die Bewegungen des — 217 — Wassers in Thun gegenüber denjenigen am Nydekpegel nur sehr gering erscheinen lässt. Dass derartige Beob- achtungen für die Errichtung ähnlicher Schleusenwerke an andern See’n (wie z.B. für die Jurasee’n *) nicht un- interessant sein dürften, bedarf wohl ebenso wenig eines Nachweises, als die Annahme, dass mittelst solcher Schleu- sen und mittelst gegenseitiger telegraphischer Correspon- denz die Coincidenz der jurassischen Hochwasserstände mit der gleichzeitigen Ueberfluthung des Seelandes durch Gletscherwasser **) in Nothfällen besser regulirt, wenn nicht oft ganz vermieden werden könnte. Diese Ueber- fluthung ist natürlich stets um so grösser, als dabei dann immer die obern Hochwasser und das gleichzeitig über- *) Solche Schleusen werden zwar im Expertenbefinden vom 8. Juni 63 über die Juragewässercorrection als überflüssig bezeich- net, wir sind jedoch damit nicht unbedingt einverstanden, weil solche Schleusen gegenüber allen unvorhergesehenen Zufällen, die sich bei so grossen Canalisationen bald rzach ihrer Erstellung oft einzustellen pflegen , zur momentanen Senkung des Canal-Wasser- spiegels immerhin rathsam erscheinen, wenn nämlich die Aarschleu- sen bei Aarberg so eingerichtet werden, dass dann zugleich das Aar- und Sensewasser in das alte Bett abgelassen werden kann, und weil sie schon zur Beruhigung über die spätere Möglichkeit einer efiectiven Regulirung der blos theoretisch vorausberechneten neuen Wasserstandsverhältnisse der Juragewässer als unentbehrlich und überdiess als schuldige Vorsicht der Aufsichtsbehörden bezeichnet werden müssen und von einem grossen Theil der betheiligten Be- völkerung werden verlangt werden, *#) Da indess nur die Aare das wesentlichste Gletscherwasser, dafür aber die Saane und Sense desto mehr Geschieb herbeiführt, so wird bei einer Wassergrösse durch allgemeinen Landregen eine theilweise Senkung der Thunschleusen zur Mässigung der jurassi- schen Wassergrösse so viel nicht beitragen, wohl aber wird dann unter Umständen eine verhältnissmässige Oefinung der Aarberger- schleusen angeordnet werden müssen , wesshalb das alte Aarenbett von Aarberg abwärts nicht verbaut werden darf. Bern. Mittheil. 1866. Nr. 607. — 18 — füllte Seewasser zugleich abgelassen werden. Allerdings trifft dies hauptsächlich diejenigen Hochwasserstände, welche während der Zeit der Schleusenoperationen 'in Thun eintreten, aber auch im Sommer könnte ein juras- sischer Hochwasserstand eine augenblickliche (theilweise) Stellung der Thunschleusen erfordern, welche indess nur dann gestattet werden kann, wenn der Thunersee nicht bereits sehr hoch steht und dazu noch in den Alpen starker Regen oder Schneeschmelze herrschen. Wäh- rend des Schleusendienstes kann und sollte aber schon beim Eintritt solcher meist voraussichtlicher Witte- rungsverhältnisse der See möglichst abgelassen wer- den, damit die Hochwasser von oben ein möglichst ge- leertes Bassin antreffen. Umgekehrt können und sollten später auch die jurassischen Schleusen auf die telegr. Kunde vom Eintritt des starken Südwindes bei gleich- zeitigem allgemeinem Regen geöffnet werden, bevor das Hochwasser aus den Hochalpen eintrifft. In dieser Weise wäre wohl das, für das Seeland so verhängnissvolle Zu- sammentreffeu von Hochwasserständen der obern und untern Gegend am Ersten zu vermeiden. Es muss aber dann der beidseitige Schleusendienst gehörig controllirt werden können, und hiezu dient nichts besser als die Aufstellung solcher Curventabellen. Die Rechtfertigung der Behörden für alle Vorfälle und Er- eignisse dieser Art auf Grund solcher bereits vorher angeordneten Controlleinrichtungen ist gewiss von hoher Wichtigkeit und durch diese leichter herzuleiten als durch den Versuch nachheriger Constatirungen. Eine Vergleichung der Durchflussmengen von Thun und Bern lässt sich zwar derzeit noch nicht anstellen, 2: da in Thun bis jetzt noch keine Geschwindigkeitsmes- sungen vorgenommen worden sind. Nichts destoweniger führen uns die vorliegenden graphischen Darstellungen ohne Durchflussmengen bereits zu folgenden Wahrneh- mungen: A Bei jeder Schleusenöffnung oder Senkung muss na- türlicherweise ein Sinken oder Steigen des Oberwasser- spiegels und ein gleichzeitiges Steigen und Sinken des Unterwasserspiegels eintreten. Tritt dieses nicht ein, so muss, abgesehen von Fehlern in der Beobachtung, die in Zweifelsfällen stets sogleich verificirt werden sollten, entweder unmittelbar vorher ein auf die Bernercurve einwirkendes Anwachsen oder Zurückbleiben der untern Zuflüsse eingetreten sein, oder es wäre das Steigen und Fallen des See’s in dem Maasse vorhanden, dass die Schleusenoperationen keine sichtliche Aenderung mehr zu bewirken vermöchten. Nimmt aber irgend ein.schäd- liches Steigen oder Fallen immerfort zu, was sich durch das fortgesetzte Steigen und Fallen der betreffen- den Curve beurkundet, und erzeigt die Tabelle dennoch keine genügenden Veränderungen der Schleusen, so muss dem Grund dieser Unterlassung nachgefragt werden. Freilich bestehen dann diese Curven zur Selbstinstrui- rung des Schleusenaufsehers während seiner Operatio- nen noch nicht, allein es kann diesem Uebelstand durch Aufstellung eines selbstregistrirenden Instrumentes abge- holfen werden, welches dem Beobachter den bisheri- gen Verlauf das Wasserstandes und dessen Ten- denz zu steigen oder zu fallen von der letzten Einstel- lung hinweg bis zur gegenwärtigen Beobachtung mit einem Blick darzustellen im Stande ist. Jeder der beiden Wasserstände hat nämlich seine schädliche Maximal- und Minimalgrenze, die nicht über- — 20 — schritten werden sollte und deren Höhe desshalb bereits in das unausgefüllte Curvenformular (oder auf dem Pa- pierstreifen des selbstregistrirenden Instruments) vorge- zeichnet sein sollte. In das vorliegende Curventableau werden wir jene Grenzlinie eintragen, sobald sie allseitig ermittelt sein wird. In Thun ist (von allen Pflichtver- hältnissen ganz abgesehen) der Wasserstand ob den Schleusen wenigstens so hoch zu halten, dass die täg- liche Dampfschifffahrt von Thun aufwärts und die Schifl- fahrt aarabwärts an den ordentlichen Schiflfahrtstagen stattfinden kann, und dass auch die Wasserwerke in Thun nicht trocken gelegt werden, wofür. namentlich die innern Schleusen bestimmt sind. Ferner darf der Was- serstand daselbst nicht so hoch steigen, dass der See zwischen Thun und Gwatt das Land und die Aare in Thun die rechtseitigen Trottoirs und Reckwege von den Mühlen aufwärts zu überschwemmen anfängt. Für die gesammte Angabe der Höhe dieser Niveaugrenzen über oder unter dem Hauptnullpunkt bei den obern Schleusen werden wir Hrn. Bezirksingenieur Zürcher er- suchen, da er uns in der Pegelangelegenheit seine gü- tigen Dienste bereits zugesagt hat. Aehnliche Grenzen wären für die Bernercurve zu beobachten, indem die Aare z.B. beim Punkt 41 am Nydeckbrückenpegel die Matte bei Bern und bei Punkt 13 die untern Selhofengüter bei Kehrsatz zu überschwem- men anfängt, während bei Punkt 12 die Wasserwerke an der Matte anfangen, stille zu stehen. Eine bestimmte Minimalgrenze kann aber nicht angegeben werden, wenngleich obgenannte Wasserwerke wegen zunehmen- dem Wassermangel allmälig einstehen würden, was aber wie gesagt, nur allmälig eintreffen kann. Diese Grenz- linien, welche indess wegen der Collision der Verhält-, — 21 — nisse nicht unter allen Umständen eingehalten werden können, liesen sich als ungefähre Richtschnur auf die beiliegende Tabelle auftragen und, gestützt auf die Was- serstandshöhen, welche die in der Tabelle angegebenen täglichen Schleusenstände während einer mehr als ein- jährigen Beobachtung praktisch ergeben haben, eine Regel für die künftige Behandlung der Schleu- sen herleiten, damit jene Grenzen womöglich nicht überschritten werden. Ausser der Einhaltung dieser Grenzen hat aber der Schleusenaufseher gar Manches zu beobachten, wie z.B. die Aufsparung des zu den Winterschifffahrtstagen er- forderlichen Fahrwassers bei geringem Wasserzulauf in den Thunersee. Bei ausserordentlichem Zulauf hat der Schleusen- aufseher einfach alle Schleusen zu öffnen, welche er- fahrungsgemäss jenem Zulauf entsprechen, wenn nicht etwa in Folge vernachlässigter Oeffnung schon bei Wahr- nehmung der Kennzeichen eines bald eintreffenden ausserordentlichen Hochwasserstandes der See selbst einen allzuhohen Stand eingenommen hat. bevor sich die zulaufenden Hochwasser dazu gesellen konnten. Entspricht auch die Gesammtöffnung aller Schleusen einer gleichzeitigen theilweisen Entleerung des See’s und der Abführung der zulaufenden Hochwasser, so kann ein plötzliches Aufziehen aller Schleusen für die untern Gegenden verderblicher werden, als ein etwas längeres Beharren des Seehochwasserstandes für die obern Ge- genden. In solchen Fällen sind von Anfang nur so viele Schleusen zu ziehen, dass der Seespiegel wenigstens zu sinken beginnt. Fliesst aus dem See kein überschüssiges Wasser, aber doch so viel Wasser, dass der daherige Wasser- stand bei einem passenden Schleusenstand den verschie- denen Erfordernissen von selbst entspricht, so wird der Schleusenmeister nach sorgfältiger Ausmittelung dieses Schleusenstandes (durch vorsichtiges Probiren) denselben so lange einhalten, als dieser Wasserstand dauert. Fängt derselbe aber an, abzunehmen, so werden die Schleusen noch weiter und gerade so tief heruntergelassen, dass im Seebecken so viel Wasser zurückbleibt, als der See- ablass für die Schifffahrt am nächsten Fahrtag dem Becken wieder abnehmen wird, und dass zum möglichst unnnter- brochenen Betrieb der Thuner Wasserwerke allezeit Was- ser genug oberhalb der Schleusen überbleibe. Mit die- sem Wasserstande wird die Beschränkung der untern Schifffahrt auf einzelne Wochentage ihren Anfang neh- men. Sollen aber diese unter Umständen so folge- schweren Operationen nicht allzu empirisch und gedan- kenlos besorgt werden, so dürfte selbst dem erfahrensten Schleusenaufseher der Besitz eines graphischen Tableau über das fortlaufende Verhalten des obern und untern Wasserstandes zu den jeweiligen Schleusenständen nicht überflüssig erscheinen, abgesehen davon, dass ein sol- ches Tableau nebst dem Effekt der Schleusenoperationen zugleich den Gang der Trockenheit und des Wasserab- zugs *) aus dem gesammten obern Einzuggebiet mit einem Blick andeutet, wie diess z, B. in Bezug auf die aussergewöhnliche Trockenheit und die dadurch be- dingten ausnahmsweisen Schleusenstellungen vom 15. Juni *) Da die auf dem Tableau dargestellten Schleusenstellungen und die untere Curve den summarischen Wasserabzug und hiemit in gewissem Grade auch das Maass der Niederschläge im ganzen Flussgebiet ungefähr repräsentiren, so sind die Letztern wegen der bedeutenden Arbeit ihrer vorherigen Zusammenstelluug im Tableau einstweilen weggelassen worden. —_— 23 — bis 12. Juli sowie in Bezug auf den gleichzeitigen Hoch- wasserstand der obern und der untern *) Aare am 30. und 31. August (bei vollständig offenen Schleusen) der Fall sein musste. Es ist zwar richtig, dass für den Augenblick die langjährige Erfahrung, der persönliche Scharfblick und die Gewissenhaftigkeit des Schleusenmeisters gegen eine unrichtige Behandlung der Schleusen mehr Garantien gewähren als künstlich hergeleitete Regeln. Allein ewig steht die gleiche Person nicht zur Verfügung und nicht immer lässt dieselbe sich sogleich durch Jemanden er- setzen, der auf Grund langjähriger und eigener Erfahrung mit demselben richtigen und praktischen Gefühl zu Werke geht. Ferner muss ein so wichtiger Dienst wegen seiner öffentlichen Verantwortlichkeit immerhin überwacht sein und, wie früher erwähnt, für alle Vorfälle zum Voraus gesorgt werden, dass dieselben, auf bereits vorhan- dene thatsächliche Beobachtungen gestüzt tech- nisch und rechtlich untersucht werden können. Soll ferner- dem Schleusenmeister nicht Alles frei überlassen bleiben, was ohnehin kein Vernünftiger begehren oder auf sich *) Dieser Wasserstand hatte bereits die untern Selhofengüter (von der Aare aus) überschwemmt und war eben im Begriff, die schon eingestandenen Radwerke an der Matte bei Bern unter Wasser zu setzen. Dennoch hätten bei dem gleichzeitig sehr hohen Wasser- stande des Thunsee’s die Schleusen nicht gesenkt werden dürfen. Wohl aber hätten in Voraussicht eines bei den damaligen Witterungs- verhältnissen möglichen Wiedereintrittes des schon am 19. und 20. August eingetretenen und nur sehr schwach verlaufenden Hoch- wasserstandes am 22. bis 26. August keine Schleusen gesenkt, son- dern im Gegentheil dem See der volle Abfluss gelassen werden sollen. Wahrnehmungen dieser Art,welche ohne ein solches Tableau nicht leicht möglich wären, sollten uns eben in den Stand setzen, unser Verfahren in solchen Dingen stets mehr zu vervollkommnen. — 224 — nehmen wird, so muss er auf Grund faktischer und ge- nauer Vorausbeobachtungen über die Wirkung der Schleu- sen etc. instruirt werden können. Wasserstandszeiger, Wie schon die Ueberschrift andeutet, sind die Was- serstandszeiger Instrumente, welche eine Wasserspie- gelhöhe, anzuzeigen haben und zerfallen, je nachdem sienur einen einzelnen momentanen Wasserstand oder den während einem gewissen Zeitraum statthaben- den Wechsel eines veränderlichen Wasser- standes anzugeben haben, in einfache und künst- liche Wasserstandszeiger, und letztere wieder, je nach- dem sie von Hand geleitet werden müssen oder durch ein Uhrenwerk betrieben werden, in Hand- Wasser- standszeiger und in selbstregistrirende Wasserstands- zeiger. Die einfachen Wasserstandszeiger bestehen bekanntlich aus einer einfachen, an einem Wasserpfahl oder an einer Ufermauer angeschlagenen Skale, auf wel- cher der Wasserstand zeitenweise abgelesen wird. Die- selbe muss so tief hinab- und so hoch hinaufreichen, dass sie den niedrigsten und höchsten Wasserstand anzugeben vermag. Diese Wasserstandszeiger heissen Pegel. Die Handwasserstandszeiger bestehen aus ei- nem Schwimmer mit Taster und Stift zum Eindrücken auf einem linirten Papierstreifen, der sich mittelst einem besondern Mechanismus bei jedem Tasterdruck je um eine Spalte oder Strichweite vorwärts schiebt, nachdem er in der betreffenden Schwimmerhöhe durch den Taster- druck das Stichzeichen empfangen hat, welches ihm also — 125 — jedes Kind, ohne etwas von der Einrichtung zu verstehen, beibringen kann. Dieses Instrument gestattet daher auch die Verwendung Unkundiger und ist bei gehöriger Ein- richtung von Irrthum und absichtlicher Täuschung sicher gestellt. Die weitern Einrichtungsdetails bleiben hier, wo es sich vorläufig nur um Prinzipien handelt, unberührt. Eine besondere Aufmerksamkeit verdienen aber die selbstregistrirenden Wasserstandszei- ger, weil sie in beliebigen Zeiträumen Tag und Nacht die Bewegung der Wasserstände in sogenannten Cur- ven angeben, welche überdies durch ihr Bild auch den Charakter jener Bewegung darstellen. Diese Instru- mente lassen sich auch paarweise zu einzelnen Local- beobachtungen behufs Vornahme von Experimenten etc. portativ herstellen, wie z. B. für die momentane Beob- achtung des allmäligen Fallens und Steigens des Ober- und Unterwasserspiegels bei Operationen an Schleusen, Ventilen etc. Leider haben uns aber, besonders in Betreff der stabilen Instrumente dieser Art, alle bis heute über die- sen Gegenstand gesammelten Materialien noch zu keinem ganz befriedigenden Resultate kommen lassen. Den sämmtlichen uns vorliegenden Entwürfen schei- nen noch Fehler anzuhaften, welche eine unbedingte Empfehlung unzulässig machen. Es kamen unter dieser Rubrik bis jetzt folgende zwei sich wesentlich unterscheidenden Systeme in Vorschlag: 1) Von einem Schwimmer, der den Bewegungen des Wassers folgt, wird auf irgend eine der unten näher besprochenen Arten die Wasserspiegelhebung ‚und Sen- kung auf einen Stift übertragen, welcher durch ein Uhr- werk zu bestimmten Zeitpunkten in einem sich gleich- Bern. Mittheil. 1866. Nr. 608. — 226 — mässig bewegenden Papierstreifen eingedrückt *) wird, und so den momentanen Wasserstand in gewissen Zeit- räumen für den Beobachter selbst aufzeichnet. 2) Das zweite System umgeht die Anwendung eines Schwimmers und sucht, auf physikalische Eigenschaften der Flüssigkeiten gestützt, durch eine Combination von communizirenden Röhren und Hebern die Aufgabe zu lö- sen. Hierüber liegt ein ziemlich einlässlicher Spezial- bericht bei (siehe Beilage). Dieses System bietet aller- dings den Vortheil einer Ersetzung des Schwimmers dar, welcher seiner unvermeidlichen Grösse halber an den meisten Aufstellungsorten grosse Schwierigkeiten veran- lasst und überdiess sowohl der Störung durch schwim- mende Körper als dem Einfrieren im Winter stark aus- gesetzt ist. Auf Tafel I. sind verschiedene Arten der Bewegungs- übertragung (nur in systematischen Umrissen) angedeutet. Fig. 4 kann nur da Anwendung finden, wo der Was- serspiegel nur kleinen Schwankungen unterliegt, indem das Uebersetzungsverhältniss nur klein ist, und die Ver- wendung allzugrosser Rollen unstatthaft wäre. Fig. 2 stellt sich in dieser Beziehung günstiger, wird aber in der Ausführung seine bedeutenden Schwierig- keiten bieten. Fig. 3 wird, wenn die Wasserspiegelschwankungen nicht allzugross ausfallen, mit ziemlicher Sicherheit ar- beiten; doch müssen die Gewichte von Schwimmer und Gegengewichten gross genug sein, um das Instrument ge- *) Früher bediente man sich eines zeichnenden Bleistiftes mit Spiralfederdruck ; dasselbe nutzte sich aber zu schnell ab, wenn es weich war oder hinterliess zu undeutliche Spuren, wenn es nur mittelhart war. — 27 — gen die verhältnissmässig grossen Reibungswiderstände unempfindlich zu machen. Fig. 4 wurde von Hrn. Hasler, Direktor der Tele- graphen-Werkstätte in Bern, in Vorschlag gebracht, er- fordert aber für die Angabe grösserer Schwankungen allzulange Hebelsarme und würde,: wenn das Hebelsy- stem nicht ersetzbar wäre, dadurch unbrauchbar. Fig. 5. Das Gleiche ist von diesem, von Schäffer und Budenberg in Magdeburg in Vorschlag gebrachten System zu bemerken. Fig. 6 und 7 sind in einem besondern Bericht be- schrieben (s. nachfolgende Beilage). Was das Uhrwerk betrifft, welches die chronische Aufzeichnung und das entsprechende Vorrücken der Papierstreifen zu besorgen hat, so lassen sich darüber nicht leicht Vorschriften ent- werfen. Man wird sich hier einzig über den Grundsatz zu einigen haben: ob die Anwendung einer galvanischen Batterie als zulässig zu betrachten sei oder nicht. Aller- dings ist anzunehmen, dass ein Uhrwerk, welches nur zu gewissen Zeiten eine Batterie in Bewegung zu setzen hat, viel leichter in regelmässigem Gang zu erhalten ist, als wenn dasselbe die Aufzeichnung etc. selbst zu be- sorgen hat. Da man aber im Allgemeinen nur ungeübte Beobachter finden wird, welche die Besorgung einer Batterie nur schwer erlernen werden, so wird es gut sein, den Dienst für den Beobachter so einfach als mög- lich einzurichten, indem man dem Beobachter nur das Aufziehen einer Uhr auferlegt. Endlich legen wir noch einige Skizzen von zwei aus- geführten Instrumenten vor (Tafel II). Dieselben sind aber ziemlich gross und erheischen ohne Zweifel grosse Anlagekosten. >. Ingenieur A, @ressly von Solothurn. Differenzialheber (Wasserstandsmesser). (Spezialbericht zu Fig. 6 und 7, Taf. II, mit besonderer Darstellung auf Taf. IV.) Zur Beobachtung der Wasserstände von Flüssen und Seen, sowie von Brunnschächten, Bohrlöchern unter 30° Tiefe fehlt es bis jetzt noch immer an zweckmässigen Instrumenten. Bei offenen Gewässern bedient man sich des gewöhn- lichen Pegels. Um genauere Ablesungen machen zu kön- nen, muss man sich aber immer in unmittelbare Nähe des Wasserspiegels begeben. Je nach der Uferbeschaf- fenheit und dem Grad der Unruhe des Wasserspiegels wird dieses Ablesen oft sehr schwierig, zur Nachtzeit sogar unmöglich, indem man meistens nicht im Stande ist, die Pegelscale genügend zu beleuchten. Aus gleichem Grunde ist auch das unmittelbare Ablesen des Wasser- standes in Brunnschächten, Soodbrunnen, Bohrlöchern etc. ganz unmöglich. - Die im Wasser stehenden Pegel haben auch noch den grossen Nachtheil, dass sie der Verschlammung sehr ausgesetzt sind und dass die Farbe nach 12 bis 15 Mo- naten in der Nähe des gewöhnlichen Wasserspiegels trotz aller Vorsichtismassregeln zerstört wird. Man hat schon auf verschiedenen Wegen diesen Uebelständen abzuhel- fen versucht, besonders durch Schwimmer, welche einen Zeiger an einer Pegelscale mit dem Wasserspiegel auf- und abschieben. Auch hat man an den Meerhäfen Wasser- standsmesser angebracht, welche mittelst mechanischer Uebersetzung die grossen Bewegungen des Wasserspie- gels in verkleinerten Massstabe wiedergeben. Diese meist sehr sinnreich eingerichteten Apparate fallen aber immer sehr gross und kostspielig aus; auch sind dieselben der Beschädigung durch schwimmende Körper und dem Einfrieren sehr ausgesetzt, wenn nicht wie in Triest und Cherbourg ganz abgesonderte Schächte, weiche mit dem Wasser des Flusses oder See’s in Ver- bindung stehen, erbaut werden. Immerhin sind derartige Einrichtungen so kostspielig, dass es unmöglich ist, sie im Allgemeinen in Anwendung zu bringen. Da in letzterer Zeit die Wichtigkeit hydrometrischer Beobachtungen anerkannt wird, auch manche gewerb- liche Einrichtungen es sehr wünschbar machen, den Stand von Flüssigkeiten in Gefässen leicht und sicher messen zu können, so wird das Bedürfniss nach zweckmässigen Pegeln und Wasserstandsmessern lebhaft fühlbar. Ich erlaube mir hier ein von mir vorgeschlagenes und versuchsweise ausgeführtes Instrument näher zu be- leuchten. Dasselbe ist zunächst frei von vielen der oben bezeichneten Nachtheilen. Dagegen besitzt es den Vor- theil grosser Einfachheit und Billigkeit in der Anschaffung. Ferner reduzirt dasselbe die Ablesungsscale in höchst einfacher Weise auf Dimensionen, die bei dem hier in Frage kommenden Differenzen des höchsten und niedrig- sten Wasserstandes mit einem Blick überschaut werden können, ohne der Genauigkeit Eintrag zu thun; eine Scale von 6” bis 10” Länge (180 bis 300") reicht z.B. hin für Niveaudifferenzen bis auf 13 Fuss. ‚Die Ablesung kann in bedeutender Höhe über dem Wasserspiegel, z. B. auf Brücken, Ufermauern, ja sogar in dem Ufer nahegelegenen Gebäulichkeiten geschehen. Die Wirkung dieses Apparates beruht auf den Heber- — 230 — gesetzen. Ein ungleichschenklicher Heber wird so mit ver- schieden schweren Flüssigkeiten gefüllt, dass die schwe- rere im kürzern Heberschenkel Platz nimmt, Wenn nun die Spiegel der beiden Flüssigkeiten in verschiedener Höhe sind, so wird die tieferliegende die andere nach sich ziehen; sobald aber jene höherliegende welche zugleich die schwerere ist, soweit aufgestiegen ist, dass ihr Gewicht der zwar höhern, aber spezifisch leich- tern Säule, der andern Flüssigkeit entspricht, so wird ein Gleichgewichtszustand hervorgerufen und die Bewegung der Flüssigkeiten wird aufhören. Für unsern Fall bedient man sich des Quecksilbers und Fluss- oder Seewassers. Von einer unter dem tiefsten Wasserstande gelege- nen Stelle aus führt eine beliebig gebogene Bleiröhre nach dem Ort, wo man die Ablesung zu machen wünscht. Die Ablesungsstelle darf aber nicht höher über dem nie- drigsten Wasserstand lıegen, als eine Athmosphäre, in Wassersäule ausgedrückt, beträgt. Das eigentliche Instrument besteht der Hauptsache nach nur aus einem mit vorbeschriebener Bleiröhre ver- bundenen, abwärts gebogenen Glasrohr von circa 30” Länge, welches unten in ein Quecksilbergefäss eintaucht. Wie die nähere Beschreibung des Apparates und seiner Funktionen zeigen wird, steigt das Quecksilber in dieser Glasröhre bis zu einem bestimmten Punkte in die Höhe und steigt und fällt im entgegengesetzten Sinn und ver- kleinerten Massstabe mit dem Wasserspiegel, indem das Gleichgewicht stetsfort durch die Schwere der auf- und absteigenden Quecksilbersäule erhalten wird. —_— 31 — Beschreibung des zur direkten Ablesung eingerichteten Differenzialhebers. (s. Taf. I. Fig. 6.) aaa bleierne Wasserröhre, oben umgebogen und in eine Glasröhre 555 endigend, welche zur Aufnahme von Quecksilber bestimmt ist. Zum Füllen des Apparates dient ein Aufsatzgefäss d mit zwei Hahnen oder besser zwei gut geschliffenen Zapfen, von welchen der untere c’ mittels einer Stange, welche durch den obern e hin- durch geht, ohne die Stellung von e zu verändern, ge- öffnet oder geschlossen werden kann. Nehmen wir der Einfachheit halber zwei Hahnen an. g Gefäss zur Auf- nahme des Quecksilbers, ss die Scale zum Ablesen der Wasserstände. Gang der Operationen bei Aufstellung und Einrichtung des Apparates zum Gebrauch. Der ganze Apparat wird solid und fest an eine Wand befestigt, dann das Gefäss g mit dem nöthigen Queck- silber gefüllt. Der Hahn c geschlossen und e geöffnet und das Wassergefäss mit Wasser gefüllt, hierauf e ge- schlossen und c geöffnet. Das Wasser fliesst durch die beiden Röhren «a und 5 ab, wird aber zum Theil durch den äussern Luftdruck (resp. innere Luftverdünnung) in der Röhre zurückgehalten. Es wird nämlich schon beim ersten Einfüllen eine der Wassersäulenhöhe entsprechende Luftverdünnung in dem Innern der Röhre hervorgerufen, was ein entsprechendes Steigen des Quecksilbers zur Folge hat. Nun schliesst man wieder ce und füllt & aufs Neue und schliesst e und öffnet c, so wird wiederum das Was- ser in die beiden Röhrenschenkel abfliessen. Die Oefl- a 2 1: ee [2 nung bei c muss aber so gross sein, dass neben dem niederfliessenden Wasser die Luft in das Gefäss d ent- weichen kann. Durch Wiederholen dieser Operationen wird man bald das ganze System mit Wasser füllen. Selbstverständlich wird die Heberwirkung schon nach dem ersten Wassereingiessen beginnen und das Quecksilber steigt in dem Glasrohr in die Höhe. Nachdem das ganze System so gefüllt ist, wird die Quecksilbersäule eine ge- wisse Höhe, die dem jeweiligen Wasserstande und dem Abstand der Flüssigkeitsoberflächen entspricht, angenom- men haben. Kennt man den momentanen Wasserstand, so kann man nun auch leicht die Scale anbringen, die- selbe erhält ein für allemal die gleiche Eintheilung bedingt durch das sich nahezu gleichbleibende Verhältniss der spe- zifischen Gewichte von Flusswasser und Quecksilber. Der Nullpunkt muss dem augenblicklichen Wasserspiegel w entsprechend, zugleich in die richtige Lage zum Queck- silberspiegel g zu liegen kommen. Da an den Wänden der Röhre von Anfang noch Luft haftet, welche sich in kleinen Bläschen ablösst und’ in das Gefäss d aufsteigt, so wird nach ein oder zwei Tagen ein Nachfüllen dieses Gefässes nöthig werden; überhaupt wird es gut sein, von Zeit zu Zeit das Wasser in dem Apparate zu wechseln, was ohne jede Schwierigkeit ge- schehen kann. Durch geringe Zusätze von Alkohol wird ohne Zweifel das Wasser länger frisch erhalten. Hier- über sind noch Versuche anzustellen. Andeutungen, wie obiges Instrument in ein selbstregistriren- des umgeändert werden kann. (s. Taf. IV.) Um dieses Instrument zu einem selbstregistrirenden umzugestalten, hat man ganz einfach die Quecksilber- a BB ; schale beweglich an einen Waagebalken aufzuhäng:n und auf ganz gleiche Weise wie bei dem selbstregistr-- renden Barometer, dessen Construction hier als bekannt vorausgesetzt wird, zu verfahren. Es wird dem sorgfältigen Beobachter nicht entgehen, dass die beschriebene Einrichtung einige im Systeme liegende Fehlerquellen in sich schliesst: beruhend auf der Niveaudifferenz des Wasser- und Quecksilberspiegels und auf dem dadurch erzeugten Ueberdruck der Ath- mosphäre, ferner auf der ungleichen Reibung in den beiden Röhrenschenkeln; auf der Veränderung des spe- ziischen Gewichtes bei Temperaturwechseln etc., er wird sich aber auch leicht überzeugen, dass die hier bespro- chenen Fehler sich zum grössten Theil aufheben und dass der zur Wirkung gelangende Rest dieser Fehlerquellen unter allen Umständen so klein ausfallen muss, dass der- selbe für den vorliegenden Fall füglich übergangen wer- den kann, ohne dass die Genauigkeit darunter merklich litte. Prof. Dr. Perty: Ueber eine in Bern sehr zahlreich beob- achtete Art von Osceinis. (Vorgetragen den 28. April 1866.) Schädliche Insekten, welche den Cerealien verderb- lieh werden, finden sich in allen Ordnungen dieser Thier- klasse und die meisten sind klein oder sogar sehr klein» ersetzen aber nur zu oft den Mangel der Grösse durch die ungeheure Menge, in welcher sie vorkommen: das ist die Macht der Kleinen in der Natur, Unter den Bern, Mittheil. 1866, Nr. 609. — 23 — 'Käfern greifen Zabrus gibbus, Rlater segetis u. a. die Ge- treidepflanzen an, die Ackerwerre und andere Gerad- flüigler verursachen oft grosse Verwüstungen, von Haut- flüglern sind hier Cephus pygmaeus und manche Ptero- malinen anzuführen. Die zahlreichsten Zerstörer von Cerealien gehören aber wohl den Zweiflüglern an, jener Insektenordnung, deren Beziehungen zum Menschen und auch zu den Thieren fast immer nur unangenehmer Art sind, während der direkte Nutzen den sie gewähren, gleich Null ist. Ich erinnere nur an die zu den Tipula- rien, specieller zu den Gallmücken gehörende Hessen- fliege, Cecidomyia destructor Say, die zuerst in Amerika beobachtet wurde, wohin sie wohl aus Europa kam, ob- schon nicht, wie fälschlich geglaubt wurde, durch das Corps der Hessen, welche ein Fürst zum Militärdienst dahin verkauft hatte, indem sie schon viel früher daselbst beobachtet wurde, und die in den letzten Jahren wieder häufiger in Norddeutschland, Oesterreich und Ungarn sich zeigte. Diese Fliege brachte in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts die landbauende Klasse meh- rerer Staaten der Union wahrhaft in Verzweiflung. An- dere schädliche Arten sind Cecidomyia cerealis Sauter, secalina Loew, tritici Kirby. Auch die dem Geschlecht Öscinis verwandte Meromyza saltatrıx greift das Getreide an. Was Oscinis Latr. (Chlorops Meig.) betrifft, so wer- den mehrere dieser kleinen zierlichen Fliegen den Saa- ten schädlich, in der Umgegend von Wien (nach Künst- ler) besonders Oscinis (Musca) strigula Fabr. Das Ge- schlecht Oscinis gehört in die Familie der Muscarien und hier wieder in die Zunft Acalyptera, bei welchen die Flügelschuppen verkümmert sind. Die Arten sind meist klein, '/, bis 2 Linien lange Fliegen, deren Larven in Excrementen oder Pflanzen leben und zum Theil auch —_— 233 — Gallen erzeugen. Die zahlreichen Arten sind schwer zu unterscheiden, vielleicht auch desshalb, weil man zu viele aufgestellt hat, sie sind meist braun oder schwärzlich, mit gelben Streifen oder einzelnen gelb gefärbten Or- ganen. Taschenberg in seinem Buche: „Naturgeschichte der wirbellosen Thiere, die ın Deutschland etc. den Feld-, Wiesen- und Culturpflanzen schädlich werden,“ Leipzig 1865, hat einige Arten näher beschrieben. Im März d. J. brachte mir ein Bewohner des am Stadtbach bei Bern gelegenen Hauses „Lindenhof“ ein Gläschen mit ein paar Tausend kleinen Fliegen, welche mit Oscinis (Musca) lineata Fabr. noch am ehesten über- einstimmen und nach der Beschreibung nur durch das schmälere schwarze Scheiteldreieck abweichen. Es wurde die Angabe beigefügt, dass jenes Haus von Myriaden dieser Fliege inficirt sei, welche in die Speisen und in das Licht falle und sonst sehr lästig werde; schaffe man auch ganze Schaufeln voll fort, so scheine die Menge doch nicht abzunehmen. Sie zeigten sich zuerst im Au- gust 4864, waren dann den Herbst, Winter und Frühling 1865 zugegen, obwohl in immer verminderter Zahl, so dass sie im Sommer 1865 fast verschwunden waren, erschienen aber gegen den Herbst in sehr grosser Menge wieder und blieben den ganzen Winter 1865—1866 im Hause, bis sie endlich im März und April ausschwärmten. Sie erschienen auch, obwohl in minder grosser Zahl, auf der Südseite der „Villette“, und wenn keine Verwechs- lung mit andern Insekten vorliegt, nach spätern Angaben auch in einem Hause an der Matte, dann in Muri und Uttigen. Ein solch massenhaftes Vorkommen ist auch bei Oscinis nasuta Schrank beobachtet worden. In der Berliner entomol. Zeitschrift 4857, Band I, S. 152 liest man: Im Spätsommer stiegen von dem Dache eines — 236 — Hauses in Zittau dichte Wolken auf und glichen so täuschend einem aufwirbelnden Rauche, dass man mit Spritzen und Wasser herbeieilte, um das vermeintliche Feuer zu löschen. Die genauere Untersuchung ergab, dass Millionen einer kleinen Fliegenart, Oscinis (Musca) nasuta Schrank aus einer Dachlücke hervorschwärmten und so zu der Täuschung Veranlassung gaben, Gleich- zeitig fand sich auch dieselbe Fliege in und an einigen anderen Häusern der Stadt in ungeheuern Mengen. Öscinis (Musca) Frit Linne findet sich bis nach Lappland hinauf, und ihre Larven nähren sich von den noch weichen Körnern der Gerste und auch des Rog- gens, so dass die Aehren leicht bleiben und in Schweden »Frit« genannt werden, woher der Artname kömmt. Im Lindenhof und der Villette scheint unsere Art aus den in der Umgebung liegenden Getreidefeldern sich zusam- mengefunden zu haben, die z. B. westlich vom Linden- hof gegen den Bremgarten eine bedeutende Ausdehnung haben. Dass sie sich aus grösseren Bezirken in einzel- nen ihr bequem gelegenen Lokalitäten sammelt, beruht auf dem Geselligkeitstrieb, der ja auch bei den Wanderungen der Insekten eine Hauptrolle spielt, wo- bei z. B. manche Arten von Libeilen, Schmetterlingen, Raupen in so unermesslicher Menge auftreten, dass sie sich offenbar aus ganzen Provinzen zusammengefunden haben mussten. Ob unsere Oscinis, die in gewissen Häusern ihre Winterquartiere aufschlägt, eine oder zwei Generationen im Jahre hat, wie letzteres bei der nächst verwandten OÖ. lineata der Fall ist, lässt sich bis jetzt nicht bestimmt sagen. Der Schaden, welchen sie bei Bern anrichtet, scheint zur Zeit noch nicht sehr augen- fällig zu sein. Unter den Vertilgungsmitteln, die man gegen diese Kategorie schädlicher Getreideinsekten an- — 297 EM wenden kann, dürfte das Abbrennen der Stoppeln, die man etwas hoch lassen muss und vielleicht noch mehr das gänzliche Unterpflügen derselben am meisten zu em- pfehlen sein; letzteres bewirkt, dass die Puppen tief unter die Erde zu liegen kommen und die aus densel- ben kriechenden Fliegen dann nicht im Stande sind, sich durch die Erde hervor zu arbeiten. H. Wild. Ueber die Absorption der strahlenden Wärme durch trockene und durch feuchte Luft. (Vorgetragen den 9. Juni 1866.) Die schönen Untersuchungen, welche die Herren Magnus in Berlin und Tyndall in London nahezu gleich- zeitig über die Absorption der strahlenden Wärme durch verschiedene Gase angestellt haben, stimmen im Allge- meinen in ihren Resultaten so überein, als es überhaupt bei so delicaten Messungen erwartet werden kann. Um so auffallender musste es daher sein, dass beide For- scher hinsichtlich ihrer Angaben über die Absorption der trockenen und der feuchten atmosphärischen Luft von - einander abweichen. Während nämlich Herr Magnus bis zu seiner letzten mir bekannten Publikation daran festhält, dass der der Luft unter gewöhnlichen Umständen beigemengte Wasser- dampf keinen oder doch nur einen sehr geringen Ein- fluss auf die Absorption der letztern ausübe, folgert Herr Tyndall aus seinen neuern wie ältern Versuchen —_— 2383 — eine nicht unerhebliche Vermehrung der Absorption der trockenen Luft durch Beimengung von Wasser- dampf. Die Entscheidung dieser Streitfrage hat aber offenbar ein bedeutendes Interesse für die Meteorologie; als ich mich daher im vergangenen Winter mit den neuern Erscheinungen der strahlenden Wärme beschäftigte und auch bald einen Apparat zusammengestellt hatte, ver- mittelst dessen es mir sogar möglich war, die wichtig- sten Thatsachen über die Absorption der Gase in meiner Vorlesung über Experimentalphysik mit voller Sicherheit nach der wenig modificirten Tyndall’schen Methode zu demonstriren, fühlte ich mich bewogen, etwas näher auf eine Untersuchung obiger Streitfrage einzutreten. Die folgende Darlegung meiner Versuche wird zeigen, inwie- fern es mir gelungen ist, zur Entscheidung derselben beizutragen. Zuvörderst muss bemerkt werden, dass die Resul- tate, welche jeder der genannten Forscher nach seiner Methode erhalten hat, bei näherer Betrachtung gar nicht so sehr differiren, wie es wohl auf den ersten Anblick erscheint. Herr Magnus schliesst nämlich aus seinen Versuchen mit trockener und mit bei 16° mit Wasserdampf gesättigter Luft *), dass der bei 16° C. in der Luft vor- handene Wasserdampf keinen merkbaren Einfluss auf die Absorption ausübe. Zwischen der Wärmequelle’ von 100° und der Thermokette war dabei je eine Luftschicht von 1 Fuss Dicke eingeschaltet **). Die Ablenkungen der Galvanometernadel betrugen hiebei resp. 12,05 und 12,%6, *) Pogg. Annalen Bd. 112, S. 539 und 540. **) Ich berücksichtige hier bloss die Versuche des Herrn Magnus mit der Wärmequelle von 100° und übergehe diejenigen mit Anwen- dung der Gaslampe, da die letztern mit denen des Herrn Tyndall nicht vergleichbar sind. — 239 — deren Differenz also unterhalb des mittlern Beobachtungs- fehlers von 0,°2 fällt. Anderseits folgert Herr Tyndall aus seinen Messungen *), dass eine 4 Fuss lange Schicht von mit Wasserdampf gesättigter Luft in runder Zahl 40 Procent der gesammten Strahlung absorbire und zwar gilt diese Zahl auch für die Versuche, wo die Röhre nicht mit Steinsalzplatten verschlossen war. Von 100 einfallenden Strahlen würden also 90 durchgehen oder wenn wir, um uns exakter auszudrücken, die Wärme- wirkung der einfallenden Strahlen gleich 1 setzen, so wäre diejenige der austretenden 0,90. Nehmen wir wie gewöhnlich an, dass gleichdicke Schichten gleichviel . absorbiren, was bei der schwach absorbirenden feuch- ten Luft wohl zulässig ist, so würden hiernach von 100 einfallenden Strahlen durch eine Schicht feuchter Luft von bloss 4 Fuss Dicke 97,5 durchgehen oder die Wärme- wirkung der austretenden Strahlen zu der der einfallen- den wie 0,975 zu 1 sich verhalten, Dieser Abnahme der Wärmewirkung hätte bei den Versuchen des Herrn Ma- gnus eine Verminderung der Ablenkung um 0.% ent- sprechen müssen, so dass die Differenz zwischen den Angaben beider Forscher sich in Wirklichkeit bloss auf eine, den Beobachtungsfehler bei der einen Untersu- chung um etwa das Doppelte überschreitenden Grösse reducirt. Ein eigentlicher Widerspruch dagegen besteht zwi- schen den Resultaten, welche Herr Magnus vermittelst einer beiderseits offenen, 0,”66 langen Röhre nach der Methode des Herrn Tyndall erhielt “) und den Angaben des letztern. *) Diese Annalen Bd. 118, S. 575. **) Philos. Magaz. T. XXVIl p. 26. — 240° — Die Ausschläge der Galvanometernadel, die der Er- stere beim abwechselnden Einblassen von trockener und feuchter Luft beobachtete, waren nämlich gerade ent- gegengesetzt denen, die Herr Tyndall unter gleichen Um- | ständen wahrnahm, so dass sie einer durch die Feuch- tigkeit verminderten Absorption der Luft entsprochen hätten. Herr Magnus hielt daher auch an seiner früher ausgesprochenen Ansicht fest, dass zwischen der Ab- sorption durch trockene und durch feuchte Luft kein Unterschied bestehe und suchte den Grund der entgegen- gesetzten Wirkung in der von ihm neuerdings noch ge- nauer festgestellten Thatsache *), dass alle Substanzen sich erwärmen, wenn Luft zu ihnen gelangt, die feuchter ist als die, welche sie umgab, und dass sie erkalten, wenn sie von Luft getroffen werden, die weniger Feuchtigkeit enthält als die, in der sie sich befinden. Da also in Ver- suchen nach der Tyndall’schen Methode der Hauptwider- spruch liegt, so habe ich zunächst ebenfalls nach dieser Beobachtungen angestellt. 1. Versuche nach der Tyndall’schen Methode. Der Apparat, dessen ich mich bei diesem Theil der Untersuchungen bediente, unterscheidet sich nur wenig von dem des Herrn Tyndall ohne Steinsalzplatten. Er besteht aus einer Thermokette von 50 Wismuth-Antimon- Elementen, welche in einen Messing-Cylinder von 2°® Durchmesser gefasst und beiderseits mit konischen Re- flectoren versehen sind, deren Länge 12°“ beträgt, wäh- reud die äussere Oeffnung einen Durchmesser von 6,5% hat. Auf ihrem Fusse ist sie in der Höhe verstellbar und um eine horizontale und vertikale Axe zu drehen. *) Pogg. Ann. Bd. 121, S. 174. \ — 4 — ihre Löthstellen sind selbstverständlich möglichst gleich- förmig mit Russ überzogen worden. Die Pole dieser Thermokette stehen durch Leitungsdräthe zunächst mit einem Gyrotropen und weiterhin dann mit einem Meyer- stein'schen Electro-Galvanometer in Verbindung. Dasselbe weicht von dem im A114. Bande, S.132 von Poggendorff’s Annalen beschriebenen Instrumente insofern ab, als Herr Meyerstein meinem Wunsche zufolge die zwei Hülfsmag- nete unterhalb der den Multiplikator tragenden Holzplatte angebracht hat (zu welchem Ende die Füsse der letzterr. bedeutend verlängert wurden) und der Magnet mit Spie- gel nunmehr an einem 60 “ langen Coconfaden hängt, der am obern Ende einer, von einem Kupferbügel ge- tragenen Glasröhre befestigt ist. Ausser dem Multiplikator mit vielen Windungen eines dünnen Drahts ist dem In- strumente auch noch ein solcher mit bloss zweimal 150 Windungen eines 1,5"* dicken Drahts beigegeben, der bei den folgenden Versuchen benutzt wurde. Endlich hat Herr Meyerstein zur leichtern Erzielung genügender Astasie oberhalb des Multiplikators am Spiegelrähmchen einen Halter für einen zweiten Magneten angebracht. Dieser wurde im vorliegenden Falle ebenfalls benutzt, wobei man dann den grössern der Hülfsmagnete ent- behren konnte. Durch Annähern des kleinen Hü!fsmag- neten wurde bei den einen Versuchen die Astasie bis zu einer Schwingungsdauer des Magnetsystems (ohne Däm- pfer) von 25 Secunden, bei den andern bis zu einer solchen von 50 Secunden getrieben. Durch den dicken Kupferrahmen, auf welchem der Draht des Multiplikators gewickelt ist, werden die Schwingungen der Magnete sehr rasch gedämpft. Die Beobachtungen endlich der Ablen- kungen der Magnete erfolgten entweder direkt mit Fern- -rohr und Millimeterscale darüber, die in 3” Distanz vom Bern. Mittheil. 1866. Nr. 610. a ge Spiegel aufgestellt waren oder dann stellte man die Ab- lenkungen im verdunkelten Zimmer objektiv auf einer durchscheinenden Scale dar, indem man das Licht einer Gaslampe durch die Spalte eines umhüllenden Blech- cylinders auf den Spiegel fallen liess und das reflectirte Licht durch eine Linse von grosser Brennweite zu einem Bild der Spalte auf der durchscheinenden Scale sammelte, Scale und Spalte befanden sich hiebei in einer Entfer- nung von 2,3" vom Magnetspiegel. Beiderseits von der Thermokette waren je in schick- licher Entfernung zwei Leslie'sche Würfel aufgestellt, welche ihre berussten Seiten derselben zukehrten und in denen das Wasser durch untergestellte Gaslampen stets im Sieden erhalten wurde. Durch Glas- und Kautschouk- Röhren leitete man aus beiden den sich entwickelnden Wasserdampf in grosse Gefässe mit kaltem Wasser. Die direkte Wirkung der Gasflammen gegen die Thermokette hin war durch Blechschirme ausgeschlossen. Zwischen die Thermokette und die beiden Wärmequellen kamen die verschiedenen Röhren zur Aufnahme der absorbiren- den Gase zu stehen, und zwar wurden mit Ausnahme eines einzigen Falles diese Röhren beiderseits von der Thermokette ganz symmetrisch angeordnet, so dass von ihnen her keinerlei Ungleichheiten in der Wirkung der gleich weit entfernten Wärmequellen auf die Thermokette entstehen konnten. Erste Versuchsreihe. Beiderseits von der Thermokette stellte man je eine innen und aussen blanke Messingröhre von 60 °® Länge und 6°“ Weite auf, die an ihren Oefinungen mit dünnen, senkrecht zur Axe gestellten Messingblechscheiben von B= — 43 — 12 © äusserm Durchmesser versehen waren. Diese Schei- ben verkleinerten die Oeffnung selbst nicht, sondern hatten nur die Vermeidung einer direkten Strahlung der Würfel aussen an der Röhrenwand hin zur Thermokette statt besonderer Schirme zum Zwecke. Die Enden der Röhren waren sowohl von den Leslie’schen Würfeln als den Trichter-Oeffnungen der Thermokette je um 10 entfernt. Je 45 ®® endlich von den Enden abstehend besassen diese Röhren noch zwei seitliche Oeffnungen mit Röhrenansätzen zur Zuleitung und Fortführung der Gase. Zu dem Ende verband man nämlich die der Thermo- kette nähern Seitenöffnungen durch Kautschouckschläuche mit zwei Wöhler’schen Trockenröhren, in deren eine mit concentrirter Schwefelsäure getränkte Bimssteinstücke eingefüllt waren, während die Bimssteinstücke der ande- ren mit destillirtem Wasser getränkt waren. Diese beiden Röhren setzte man anderseits durch ein gabelförmiges Röhrenstück mit einem Kautschouckschlauch in Verbin- dung, der zu einer kleinen, mit dem Fuss zu bewegenden und «mit einem Windfang versehenen Compressionspumpe von Kautschouck führte, wie sie bei Löthrohrapparaten verwendet werden. Der Luftstrom, den diese Pumpe gab, verzweigte sich bei dem gabelförmigen Stück in die bei- den Röhren, sättigte sich in der einen mit Wasserdampf, während ihm die Schwefelsäure der andern denselben ganz entzog und führte also der einen Röhre zwischen Thermokette und Wärmequelle feuchte, der andern trockene Luft zu. Damit sich die letztere in den Röhren verbreite und nicht am nähern offenen Ende rasch entweiche, wurden dann die entferntern Seitenöffnungen beider Röh- ren durch Kautschouckschläuche und ein gabelförmiges Stück untereinander und mit einem zu einer gewöhnlichen [ Luftpumpe führenden Kautschouckschlauch verbunden. Um den Effekt vielen Personen zugleich zeigen zu können, wählte ich die objektive Darstellung des Magnetspiegel- standes. Sowie der Magnetspiegel ganz zur Ruhe ge- kommen war, was stets sehr rasch erfolgte, nachdem das Wasser in den beiden Würfeln in's Sieden gerathen war, und man nun die Pumpen spielen liess, so erfolgte eine Bewegung des Spaltenbildes auf der Scale um etwa 5, ein Centimeter grosse Scalentheile; auf diesem Stande verblieb dann das Bild so lange, als man die Pumpen arbeiten liess — was einige Male eine Viertelstunde lang mit ganz kurzen Unterbrüchen fortgesetzt wurde — und kehrte erst nach Aufhören des Luftstroms langsam zum ursprüglichen Stande zurück. Vertauschte man bei den beiden Trockenröhren die zum Apparat führenden Kautschouckschläuche, so dass die feuchte und trockene Luft auf die entgegengesetzten Seiten der Thermokette geführt wurden, so erfolgte auch der Aus- schlag des Magnetspiegels nach der entgegengesetzten Seite. Durch momentane Einschaltung eines Metallschirms auf der einen Seite zwischen Röhre und Thermokette konnte man leicht erkennen, dass die Bewegung des Spaltenbildes auf der Scale resp. des Magneten im Gal- vanometer stets eine durch die feuchte Luft ver- mehrte Absorption der Wärmestrahlen anzeigte. Bei mehr als zwanzigmaliger Wiederholung dieser Ver- suche in Gegenwart verschiedener Personen erhielt ich stets mit ganz geringen Abweichungen in der Grösse der Ausschläge dasselbe Resultat. Die Herren Professoren Valentin und Schwarzenbach hatten überdies noch die Gefälligkeit, den Sinn der Ausschläge des Magnet- spiegels zu kontrolliren und bestätigten so die obige Angabe. Die Richtigkeit derselben wurde endlich auch 245 — noch dadurch bewiesen, dass eine Bewegung des Spalten- bildes im gleichen Sinne aber weit über die Scale hin- aus erfolgte, als man auf der einen Seite statt der feuch- ten Luft durch den betreffenden Kautschouckschlauch Leuchtgas in die Röhre leitete. Zu verschiedenen Malen wurden dann auch vor Beginn oder am Schluss der Be- obachtungen die Leslieschen Würfel entfernt und nun- mehr die Wirkung auf die Thermokette ohne Wärme- quelle beobachtet, wenn man die Pumpen in Bewegung setzte. Nur bei starkem Einblasen der Luft erhielt man hiebei eine Bewegung des Spaltenbildes von ungefähr einem Scalentheil, aber im entgegengesetzten Sinne von den vorigen, d. h. so, dass dieselbe eine Erwärmung der- jenigen Seite der Thermokette anzeigte, auf welcher die feuchte Luft in die Röhre getrieben wurde. Es ist dies unzweifelhaft die auch von Herrn Magnus beobachtete und von ihm bereits so vortrefllich erklärte Erscheinung, alleın es erscheint mir auch anderseits mehr als wahr- scheinlich, dass bei seinen Versuchen nach dieser Methode etwas Entsprechendes die Absorption überwog und jenes den Tyndall'schen Angaben entgegengesetzte Resultat zu Stande brachte. Der obige Versuch widerlegt aber auch noch einen andern Einwand, der vielleicht der Tyndall’- schen Methode gemacht werden könnte. Man könnte nämlich vermuthen, dass in der die Schwefelsäure ent- haltenden Röhre dadurch, dass die hindurchgetriebene feuchte Luft ihren Wasserdampf an die erstere abgibt, in Folge dieser chemischen Aktion eine Wärmeentwick- lung stattfände und dadurch auch die weiter geführte trockene Luft etwas erwärmt, dass ferner anderseits in der das Wasser enthaltenden Röhre durch den Luftstrom die Verdampfung des letztern beschleunigt und so in Folge der Verdunstungskälte eine merkliche Abkühlung — 46 — der weiter geführten feuchten Luft eintreten würde, dem- nach die beobachteten Ausschläge der Galvanometer- Magnete nur eine Folge der niedrigern Temperatur der feuchten und höhern Temperatur der trockenen Luft wären. Diese gleichen Ausschläge müssten sich dann aber auch ergeben, wenn man das Eintreiben von Luft nach Entfernung der Wärmequellen fortsetzt, was ja in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Um indessen auch in dieser Hinsicht ganz sicher zu gehen, wurden bei einigen Versuchen die Gase auf ihrem Wege von der Trocken- und Feuchtigkeitsröhre zum Apparate eine längere Strecke durch dünnwandige Metallröhren geleitet, die in ein und dasselbe Wasserbad eingelegt waren; es hatte dies in- dessen keinerlei Veränderung in den angeführten Resul- taten zur Folge. Da bei allen Versuchen der beschrie- bene Apparat ganz frei auf einem Tische in der Mitte des Zimmers aufgestellt war, so kann endlich auch nicht an störende Reflexionen der Luftströme von seitlichen Schirmen und dergleichen gedacht werden. Nach diesen mehr qualitativen Versuchen ging ich zu eigentlichen Messungen über. Zweite Versuchsreihe. Der Apparat war zunächst genau gleich disponirt wie oben angegeben worden ist, nur wurde die Luft an den von der Thermokette entferntern Seitenöffnungen der Röhren in diese eingeleitet und die nähern Oeffnungen mit der Luftpumpe verbunden. Durch diese Modificatien vermied man, wie das Folgende zeigen wird, ganz den störenden Einfluss von Luftströmungen gegen die Enden der Thermokette. Die Beobachtung des Magnetspiegel- standes erfolgte nun mit Fernrohr und Scale und zwar in der Art, dass man denselben jedesmal an der Scale * — 47 — erst ablas, wenn bei fortgesetztem Pumpen der Magnet annähernd zur Ruhe gekommen war. Die Ruhelage des Magneten vor dem Eintreiben der Luft wurde nicht notirt, sondern gleich durch entgegengesetzte Verbindung der Schläuche, wie schon oben erwähnt worden ist, die bei- derlei Luft in den Röhren gewechselt und der Ausschlag nach der entgegengesetzten Seite beobachtet. So erhielt ich z. B. folgende Zahlen: Röhre links Röhre rechts Scalen-Ablesung Differenz. feuchte Luft trockene Luft 520° Nor trockene „ feuchte ,, 410 feuchte Luft trockene Luft 440 110° trockene „ feuchte 4 330 feuchte ,„, trockene _., 490 120 °® trockene „ feuchte $, 70 feuchte ,„ trockene „, 440 110° trockene „ feuchte # 340 Leuchtgass Zimmerluft über 1000” hinaus Zimmerluft Leuchtgas über 0 hinaus. Die einzelnen Millimeter wurden hiebei nicht notirt, weil die Magnete nie ganz zur Ruhe kamen. Eine Er- wärmung der rechten Seite der Thermokette hatte einen Ausschlag nach wachsenden Scalentheilen zur Folge. Die Temperatur des Zimmers endlich und also auch der mit Wasserdampf gesättigten Luft war 18°C. Nehmen wir an, dass die in die Röhren einströmende Luft sich aus- schliesslich gegen die Seite hinwende, wo die Aufsaugung durch die Luftpumpe geschieht und dort gleich wieder austrete, so wäre die in den Röhren eingeschaltete Schicht feuchter resp. trockener Luft je bloss 30°" dick; es würde somit aus unsern obigen Versuchen folgen, dass bei Er- setzung einer 30° oder Ä Fuss dicken Schicht trockener Luft auf der einen Seite der Thermokette durch bei 18°C. mit Wasserdampf gesättigte Luft die Wärmewirkung der Wärmequelle von 100° auf das betreffende Ende der Thermokette soweit vermindert wird, dass dieser Ver- minderung eine Ablenkung der Magnete unsers Galvano- meters um 55" der Scale resp. in Anbetracht der oben angegebenen Entfernung der Scale vom Spiegel in runder Zahl um '/,° entspricht. m diese Absorption des Wasserdampfs mit derjeni- gen des Leuchtgases vergleichen zu können, wozu die erwähnten Versuche mit dem letztern nicht dienen können, wurde durch den Hülfsmagneten die Stellung des Magnet- systems so verändert, dass nahezu der Nullpunkt der Scale im Fernrohr erschien, wenn beide Röhren mit Zimmerluft gefüllt waren. Leitete man nun auf der linken Seite Leuchtgas ein und liess auch nur da die Luftpumpe wirken, so erfolgte ein Ausschlag um 800*”, dem also eine Ablenkung von 8° entspricht. Die Ersetzung einer 1 Fuss dicken Schicht gewöhnlicher Zimmerluft auf der einen Seite der Thermokette durch gewöhnliches Leucht- gas (Steinkohlengas) hat also eine 8° Ablenkung der Magnete entsprechende Verminderung der Wärmewirkung zur Folge. Es ist somit die absorbirende Wirkung von feuchter Luft, die beı 18° mit Wasserdampf gesättigt ist, unsern Versuchen zufolge in einer Dicke von 1 Fuss bloss 16 Male geringer als diejenige des Leuchtgases. Selbstverständlich ist diese Zahl nur eine grobe Annähe- rung, da in solch’ beiderseits offenen Röhren von einer ganz bestimmten Länge der eingeschalteten Gasschicht nicht gesprochen werden kann. Nach den Angaben des Herrn Tyndall absorbirt Leuchtgas in einer Schicht von % Fuss Dicke 81°, und in einer solchen von 1 Fuss Dicke 61 °/, der gesammten Strahlung und es ist daher mit Berücksichtigung der oben angegebenen Absorptionen — 249 — der feuchten Luft unter gleichen Umständen nach ihm bei einer Schicht von & Fuss Dicke .die Absorption des Leuchtgases bloss 8, bei einer solchen von 1 Fuss Dicke dagegen 24 Male grösser als die der feuchten Luft. Es wäre also die Absorption des Wasserdampfs nach unsern Versuchen verhältnissmässig noch etwas grösser als nach denen des Herrn Tyndall. Als man auch bei der obigen Anordnung des Appa- rates die beiden Leslie'schen Würfel entfernte und nun- mehr die Pumpen spielen liess, konnte man keinerlei Ausschlag des Magnetspiegels wahrnehmen. Die Wirkung der Luftströmungen auf die Thermokette war also in der That durch Verlegung des Eintritts an die fernern Enden der Röhre unmerklich geworden. Bei einem zweiten gleichen Versuche erhielt man als Mittel aus der Differenz der Scalenablesungen statt 110 bloss 98”, Die Temperatur der Luft war dabei 16° C. und zum Trocknen resp, Sättigen derselben mit Wasserdampf wandte man je 4 U-förmige, mit Glasstücken gefüllte und durch Kautschouckschläuche verbundene Röhren an, in den einen vier befand sich im untersten Theil reine concentrirte Schwefelsäure, in den andern destillirtes Wasser. Die beschriebene Anordnung des Apparats wurde nun bei einem folgenden Versuche in der Art abgeändert, dass man beide Röhren auf der linken Seite der Thermo- kette mit ihren einen Enden zusammenstossend aufstellte und so eine Röhre von 120 Länge erhielt, bei welcher die seitlichen Oeffnungen in der Nähe der Enden um 90 °® von einander entfernt waren. Die gegen die Mitte liegenden Seitenöffnungen wurden untereinander durch einen kurzen Kautschouckschlauch verbunden. Auf der rechten Seite schob man endlich zwischen die ange- Bern. Mittheil. 1866. Nr. 611. — 230 — näherte Wärmequelle und die Thermokette zur Erzielung einer vollkommenen Neutralisation einen Doppelschirm von Metallblech mehr oder minder ein. Es entspricht also diese Anordnung ganz derjenigen des Herrn Tyndall. Im Uebrigen wurde wieder entsprechend wie oben ver- fahren, d.h. am fernern Ende der Röhre trockene oder feuchte Luft eingeleitet und das nähere Ende an der Thermokette mit der Luftpumpe verbunden. Die Ablesun- gen an der Scale waren dabei folgende: Temp. Luft in der Röhre. Scalenablesung. Differenz. trocken 340 "= 230°” 18° feucht 570 240 trocken 330 feucht 570 240 feucht 470 11. trocken 280 490 feucht 460 180 Auch hier hatte eine Erwärmung der rechten Seite der Thermokette einen Ausschlag noch wachsender Zahlen zu Folge, so dass die Vermehrung der Abienkung um 230””, wenn man links 3 Fuss trockene Luft durch, bei 18° mit Wasserdampf gesättigte ersetzte, ebenfalls eine hiedurch vermehrte Absorption der Wärmestrahlen an- zeigte. Gegen alle diese Versuche liesse sich noch der Ein- wand erheben, dass dabei jeweilen zu beiden Seiten der Thermokette zwischen ihr und den Wärmequellen ver- schiedenartige Gasschichten eingeschaltet gewesen seien und dass durch diese an ihren respektiven Grenzen eine verschiedene Quantität Wärme reflektirt worden sei. Um auch einen solchen, allfällig noch störenden Einfluss zu beseitigen, wurde schliesslich noch die folgende Abände- rung des Apparats vorgenommen. Dritte Versuchsreihe. Ausser den beiden genannten Röhren von 60°“ Länge beiderseits der Thermokette schaltete man bei der neuen Anordnung des Apparats noch zwei andere je 15” lange und im Uebrigen ganz gleich construirte ein und zwar so, dass links in 10°® Distanz von der Trichteröffnung zuerst die längere und dann von dieser wieder durch einen Zwischenraum von 40° getrennt die kürzere zu stehen kam, ausserhalb welcher auch wieder in 10” Entfernung der Leslie'sche Würfel sich befand. Rechts dagegen kam zuerst die kleinere und dann die grössere Röhre, während die resp. Distanzen dieselben blieben. Auch die kurzen Röhren hatten je eine Seitenöflnung. Durch Schläuche und gabelförmige Röhren wurden die drei Seitenöflnungen der zwei der Thermokette beider- seits nächsten Röhren — also der langen Links und kur- zen Rechts — mit einem einzelnen Schlauche in Ver- bindung gesetzt und ebenso die entferntern Röhren mit einem andern Schlauche. Auf diese Weise konnte man je dieselbe Luftart in verschieden lange Röhren beider- seits zugleich einleiten. Den Luftstrom lieferte dabei ein grosser, mit Luft gefüllter und durch Gewichte zu- sammengepresster Kautschoucksack; die Trocknung resp. Sättigung mit Wasserdampf erfolgte durch die A U-för- migen Röhren mit concentrirter Schwefelsäure resp. destil- lirtem Wasser. Bei einem ersten Versuche leitete man abwechselnd die trockene und feuchte Luft bloss in die zwei entfern- tern Röhren beiderseits, so dass also Rechts je eine um 45 ®® dickere Schicht dieser verschiedenen Luftarten ein- geschaltet war. Zur Vergleichung wurde schliesslich auch Leuchtgas in die Röhren gefüllt. Die Beobachtungen mit — 5 _— Fernrohr und Scale ergaben folgende Gleichgewichtslagen des Magnetspiegels: Gas in den äussern Röhren. Scalenablesung. Differenz. trockene Luft 390 "” jg mm feuchte $„, 405 trockene „, 385 NM feuchte > 395 15 0m trockene $„, 375 Zimmerluft 352 138 am Leuchtgas 490 Die Differenzen sind so gebildet, dass man je das Mittel aus zwei Ablesungen für trockene Luft mit der dazwischen liegenden Ablesung für feuchte Luft combi- nirte. Die Temperatur der Luft war 20°C. Da nun einer Erwärmung der rechten Seite der Thermokette, wo die dickere Gasschicht eingeschaltet war, ein Ausschlag an der Scale nach kleinern Zahlen entsprach, so bestätigen auch diese Versuche eine grössere Absorption der feuch- ten Luft. Um die Wirkung noch zu steigern und jedenfalls stets auf beiden Seiten je dieselbe Luftart gegen die Thermokette einerseits und die Wärmequellen anderseits in Strömung zu erhalten, leitete man bei einem letzten Versuche zugleich trockene Luft in die äussern und feuchte in die beiden innern Röhren, und vertauschte dann wieder diese Zustände. Man erhielt so folgende Resultate: Aeussere Röhren. Innere Röhren. Scalenablesung. Differenz. trockene Luft feuchte Luft 50 mm 9g mm feuchte trockene „, 580 0 trockene u feuchte „ 895 30 zm feuchte ,, trockene „, 590 Aeussere Röhren. — 253 Innere Röhren. Scalenablesung. Differenz. feuchte Luft trockene Luft 606 "m trockene ,, feuchte d 584 24 mm feuchte ,, trockene $, 610 feuchte Luft trockene Luft 512 trockene „, feuchte is 491 202 feuchte ,„, trockene ,, 522 feuchte Luft trockene Luft 517 trockene „, feuchte $„, 493 25 U feuchte ,, trockene $,, 519 Leuchtgas trockene „, 738 trockene Luft Leuchtgas 320 Anne Die Temperatur war bei diesen Versuchen 19° C, Es folgt daraus ebenfalls, dass feuchte Luft die dunkeln Wärmestrahlen stärker absorbirt als trockene und durch Vergleichung der ersten Differenzen mit derjenigen beim letzten Versuche, wo man Leuchtgas mit trockener Luft abwechseln liess, würde sich unmittelbar ergeben, dass die Ersetzung von einer 45°® dicken Schicht trockener Luft durch Leuchtgas eine etwa 15 Mal so grosse Absorp- tion bedingt als die einer gleich dicken Schicht trockener Luft durch bei 29° mit Wasserdampf gesättigte Luft. Dieses Resultat ist indessen nur ein angenähertes und trotz der Uebereinstimmung mit früher erhaltenen damit strenggenommen nicht zu vergleicheu, weil, wie Herr Tyndall gezeigt hat, bei Leuchtgas die Absorption nicht der Dicke der durchstrahlten Schicht proportional, son- dern in den ersten Schichten viel stärker ist als in den spätern. Von einer theilweisen Ausscheidung des Wasserdampfes oder Nebelbildung und dadurch vermehrten Absorption bei diesen und den frühern Versuchen, kann jedenfalls —_ 2 — nicht die Rede sein. In den Apparat wurde stets Luft, die vom Boden des Zimmers herkam, eingeblasen, so dass also diese jedenfalls eine etwas niedrigere Tempe- ratur als die höher stehenden Röhren hatte, die überdies noch während des Versuchs durch Strahlung erwärmt wurden. Zudem erhielt man, wie schon oben erwähnt, unveränderte Resultate, als man die Gase vor ihrem Eintritt in die Röhren durch ein Wasserbad leitete, das eine etwas niedrigere Temperatur als die Zimmerluft hatte. Nach dieser letzten Methode habe ich der natur- forschenden Gesellschaft in ihrer Sitzung vom 40. Juni objektiv den Unterschied der Absorption trockener und feuchter Luft, sowie von gewöhnlicher Zimmerluft und von Leuchtgas und Aetherdampf gezeigt. Es hat dieselbe aus den Ausschlägen der Galvanometernadel eine stärkere Absorption der feuchten Luft denn der trockenen con- statirt. So kann ich denn schliesslich sagen, dass bei allen meinen Versuchen nach der Tyndall'schen Methode — in Summa wohl über 100 einzelne Beobachtungen — ich nie Ausschläge der Galvanometernadel erhalten habe, die den Angaben des Herrn Tyndall entgegen gewesen wären, dass ferner auch meine Messungen annähernd dasselbe Verhältniss der Absorption feuchter Luft zu der- jenigen des Leuchtgases ergeben haben und dass ich endlich einige Einwände, die man noch gegen die Be- weiskraft der Tyndall’schen Versuche hätte machen kön- nen, durch einige Abänderungen seiner Versuchsmethode glaube entkräftet zu haben, Diese volle Bestätigung der Resultate des Herrn Tyndall liess es mir nur um so wünschenswerther er- scheinen, die Absorption der trockenen und feuchten —_ 5 — Luft auch nach der Methode des Herrn Magnus zu unter suchen. 2. Versuche nach der Magnus’schen Methode. Das Wesentliche der Methode des Herrn Magnus besteht darin, dass die Thermokette ganz im Innern der zur Aufnahme der Gase bestimmten Röhre sich befindet, und diese letztere durch die Wärmequellen selbst an ihren Enden verschlossen wird. Hiedurch wird ohne Weiteres erreicht, dass die Thermokette beiderseits, so- wie auch jede der Wärmequellen stets mit demselben Gase in Berührung stehen und dass ohne Steinsalz- oder andere durch ihre eigene Absorption störende Verschluss- Platten ganz bestimmt begrenzte Gasschichten zwischen die Wärmequellen und die Thermokette eingeschaltet werden können. Um die Vortheile dieser Methode mit denen der Tyndallschen wo möglich zu vereinigen, habe ich zu- nächst eine Blechröhre von etwas über 4 Fuss Länge und 9 m Weite anfertigen lassen, die an beiden Enden je durch die eine Wand würfelförmiger Gefässe aus Zink- blech verschlossen war. Sie dienten zur Aufnahme von Wasser, das durch eingeleiteten Dampf beständig im Sieden erhalten wurde. Um 1 Fuss vom einen Ende entfernt, war die obige, von ihrem Fuss losgeschraubte Thermokette ohne die konischen Reflectoren so einge- setzt, dass sie durch die Poldrähte gehalten frei in der Axe der Röhre lag. Zwischen ihr und dem nähern Ende befand sich ein Diaphragma und eine von aussen dreh- bare Scheibe, behufs Schwächung der Strahlung der nähern Wärmequelle, gegen die andere Wärmequelle hin waren 4 entsprechende Diaphragmen in ungefähr gleichen Abständen angebracht. Diese Diaphragmen, so- — A wie ein die Röhre bis in die Nähe der Wärmequellen umschliessendes Gefäss mit kaltem Wasser, sollten bei der Horizontalstellung derselben die Mittheilung der Wärme an die Thermokette durch Strömungen und Lei- tung verhindern. Das war indessen in Wirklichkeit so wenig der Fall, dass keine auch nur einigermassen constante Stellung der Galvanometernadel zu erzielen war. Dazu kamen noch die starken Bewegungen der Nadel, wenn man behufs Füllung mit trockener oder feuchter Luft oder mit Leuchtgas die Röhre durch eine seitliche Oeffnung, die mit der Luftpumpe in Verbindung stand, auspumpte oder wieder Gas einströmen liess. Zur Vermeidung der Strömungen der erwärmten Luft richtete ich für die weitern Versuche den Apparat noch genauer nach dem des Herrn Magnas ein. Zunächst wurde nämlich die Röhre vertikal gestell, am obern Ende das Siedegefäss aufgesetzt und der untere Theil in einen grossen Zinkkessel mit Wasser getaucht. In der Nähe des Bodens war wieder im Innern die Thermo- kette aufgestellt und dabei das nach unten gerichtete Ende frei gelassen, während auf das obere der konische Blechtrichter aufgesetzt war. Diese obere Seite befand sich in der Entfernung von 3 Fuss vom Siedegefäss; 2 Diaphragmen dazwischen verminderten die Strahlung _ der Seitenwände. Die Seitenöffnung zur Evacuirung und Füllung mit verschiedenen Gasen lag zwischen dem Siede- gefäss und obersten Diaphragma. Das Wasser im Kessel, von welchem selbstverständlich die Poldrähte der Thermo- kette gehörig isolirt waren, reichte bei den erstern Ver- suchen bis etwas über das untere, bei den spätern bis in die Nähe der Seitenöffnung, also etwas über das obere Diaphragma. — 37 — Die Beobachtungen an diesem Apparate ergaben zunächst auch wieder starke Ausschläge des Magnetspie- gels unsers Galvanometers beim Evacuiren und beim Ein- strömen der Luft und zwar im erstern Falle solche, die eine Abkühlung der obern Seite der Thermokette an- zeigten, im letztern entgegengesetzte. Diese Ausschläge waren viel bedeutender als die Gesammtwirkung der Strahlung der obern Wärmequelle von 100° auf die Thermokette. Es sind dies die bekannten Wärmewirkun- gen bei der Compression und Dilatation der Gase und sie zeigten sich demgemäss auch, wenn das siedende Wasser aus dem obern Gefäss entfernt worden war. Der Einfluss der Compression resp. Dilatation der Luft äussert sich nämlich immer zuerst an der obern Seite der Thermokette, weil sie der Ein- resp. Ausströmungs- stelle näher liegt *). Diese Wärmewirkungen mögen wohl mit dazu beigetragen haben, dass ich nie, selbst wenn das Wasser im obern Gefäss 3 Stunden lang hinterein- ander im Kochen erhalten wurde, einen stationären Zu- stand der Temperatur, resp. auch nur annähernd constante Lagen des Magnetspiegels erhalten konnte. So war denn auch in Betreff der Absorption feuchter und trockener Luft kein bestimmter Unterschied aus den Beobachtungen zu entnehmen. Und in der That hätte ein solcher auch bei der Unruhe der Magnetnadel nicht erkannt werden können, da sein Effekt bloss einigen Scalentheilen entsprechend gewesen wäre. Als ich nämlich die trockene Luft durch Leuchtgas ersetzte, hatte dies bloss eine Verminderung des bei der erstern eingetretenen Ausschlags des Magnet- *) Die Wärmewirkung der Compression und Dilatation war in unserm Falle so kräftig und constant, dass ich zur Demonstration desselben in Vorlesungen einen nach diesem Prinzip eingerichteten Apparat am vortheilhaftesten gefunden habe. Bern. Mittheil. 1866. Nr. 612. — 2355 — spiegels um etwa 40 Scalentheile zur Folge, Um so auf- fallender erschien es mir, dass selbst bei noch so langem Zuwarten nach dem Einlassen der Luft oder dem Eva- cuiren bis zu einem Druck von 16" doch stets im letz- tern Fall der durch die Strahlung der Wärmequelle be- dingte Ausschlag um 100 bis 200 Scalentheile oder Milli- meter grösser war als im erstern. Da nun jedenfalls der Unterschied der Absorption ‚stark verdünnter und dichte- rer Luft diese bedeutende Differenz der Ausschläge nicht bedingt haben kann, so sind wohl auch bei diesen Ver- suchen Leitung und Strömungen noch nicht ganz ge- schlossen gewesen. Man nimmt zwar gewöhnlich an, dass bei der Erwärmung von oben wie beim vorliegenden Apparat: keine Strömungen der erwärmten Luft mehr eintreten können, doch scheint mir dies nicht ganz rich- tig. Die Röhrenwand wird in der Nähe der Wärmequelle sowohl durch Leitung als durch Wirkung der Strahlung, selbst wenn sie aussen von Wasser beständig abgekühlt wird, doch nach und nach eine höhere Temperatur wenig- stens auf der Innenseite annehmen; die höhere Tempe- ratur theilt sie bald der angrenzenden Luft mit, die dann als specifisch leichter sofort emporsteigt und anderer Platz macht, und dies geht so lange fort, bis die betref- 'fende Horizontalschicht der Luft dieselbe Temperatur hat, wie die Wandung. Sowie aber dies geschehen ist, so kann auch die Temperatur der Röhrenwand in dieser Höhe wieder etwas steigen oder es wird dieselbe Tem- peratur an einer etwas liefern Stelle eintreten und so kann sich nach und nach die Wärme unter dem Einfluss der Röhrenwandung auch hier mehr durch mechanische Strömungen der erwärmten Luft als durch eigentliche Leitung der letztern von Schicht zu Schicht nach unten fortpflanzen. ° — 259 — Die geringe Empfindlichkeit einerseits und die er- wähnten Strömungen anderseits haben mich bewogen, die Versuche nach der Magnus’schen Methode schliesslich aufzugeben. Wenn daher auch die letztere Methode der Unter- suchung der Absorption in der Hand eines so gewandten und erfahrenen Experimentators wie des Herrn Magnus geeignet sein dürfte, absolute Werthe mit grosser Sicher- heit zu bestimmen, so glaube ich meinen Erfahrungen zufolge hinsichtlich der leichtern Erzielung mehr quali- tativer Resultate, sowie in Bezug auf Empfindlichkeit unstreitig der Tyndall'schen Methode den Vorzug geben zu müssen. Wegen dieser grössern Empfindlichkeit haupt- sächlich halte ich denn auch trotz der negativen Resul- tate nach der Methode des Herrn Magnus eine höhere Absorption der feuchten Luft den der trockenen durch die Versuche nach der Tyndall’schen Methode als sicher erwiesen und bin der Ansicht, dass die Meteorologie ohne Zaudern diese neue Thatsache als Erklärungsprincip für manche bis dahin mehr oder minder räthselhafte Erscheinung verwerthen könne. Es scheint mir nur wün- schenswerth, den relativen Werth dieser beiderlei Ab- sorptionen noch genauer zu bestimmen. Nachsechrift. Nachdem Vorstehendes bereits zum Drucke abgelie- fert war, habe ich das Aprilheft von Poggendorff’s Annalen erhalten, worin Herr Magnus in einer Abhandlung ‚Ueber len Einfluss der Absorption der Wärme auf die Bildung ges Thaus“ die obige Streitfrage über die Absorption der trockenen und der feuchten Luft dadurch zu entscheiden — 360 — sucht, dass er gestützt auf die Gleichheit des Verhältnisses zwischen dem Ausstrahlungs- und Absorptionsvermögen bei allen Körpern das Ausstrahlungsvermögen erhitzter trockener und feuchter Luft experimentell vergleicht. Aus dieser Vergleichung ergab sich, dass Luft, die bei gewöhnlicher Temperatur (15° C.) mit Wasserdampf ge- sättigt war, bei einer Temperatur von etwa 200° C. bloss 2 bis 3 Mal und solche, die durch Wasser von 60 bis 80° C. gestrichen war, bloss 6—7 Male so viel Wärme ausstrahlte, als trockene Luft, dass dagegen trockene Kohlensäure und gewöhnliches Leuchtgas 30—40 Male so stark strahlten, als trockene Luft. Ich halte dafür, dass durch diese Versuche die schwebende Streitfrage nicht nur nicht gelöst, sondern eher noch verwickelter geworden sei. Zunächst stehen dıe Resultate derselben wieder in Widerspruch mit den Angaben des Herrn Frankland in London, der schon früher mit einem ähnlichen Apparat eine sehr starke Ausstrahlung des erhitzten Wasserdampfs gegenüber der trockenen Luft beobachtet haben will. Nimmt man aber auch mit Herrn Magnus an, dass hiebei Nebel entstanden sei und dieser vorzüglich die vermehrte Strahlung des Wasserdampfs bedingt habe, so zeigt sich doch gegen- über den Resultaten der Tyndall'schen Versuche und der meinigen, noch eine andere eigenthümliche Differenz. Einer- seits folgt nämlich aus den Versuchen des Herrn Tyndall, dass bei gewöhnlicher Temperatur mit Wasserdampf ge- sättigte Luft 30 bis 40 Male stärker die Wärme absorbire als trockene Luft, während die letztere nach Herrn Mag- nus nur 2—3 Male weniger Wärme ausstrahlen soll als die erstere, anderseits dagegen ergeben die Messungen des Herrn Tyndall und die meinigen in ziemlicher Ueber- einstimmung für das gewöhnliche Leuchtgas eine 16 Mal — 23%I -- stärkere Absorption als für feuchte Luft und sehr nahe dieselbe Zahl ergibt sich aus den oben angegebenen Beobachtungsresultaten des Herrn Magnus für das Ver- ‘ hältniss der Ausstrahlungen dieser beiden Gase. Endlich ist zu bemerken, dass überhaupt solche Ausstrahlungs- versuche ohne Weiteres nicht geeignet sind, die vorlie- gende Streitfrage bestimmt zu entscheiden. Während nämlich die trockene und die feuchte Luft bei den Aus- strahlungsversuchen des Herrn Magnus eine Temperatur von circa 200° gehabt haben, wurden die Untersuchungen über deren Absorption bei gewöhnlicher Temperatur (15° C.) angestellt. Der Satz aber, dass das Verhältniss zwischen dem Ausstrahlungsvermögen und Absorptions- vermögen für alle Körper_dasselbe sei, gilt nur für eine gleiche Temperatur dieser Körper bei der Ausstrahlung und Absorption. Es ist also gedenkbar, dass die Absorp- tion resp. Ausstrahlung der trockenen und der feuchten Luft für dunkle Wärmestrahlen bei gewöhnlicher Tempe- ratur zwar sehr verschieden, dagegen bei einer Tempe- ratur von 200° nahezu gleich sein könnte. Bern, 14. Juni 4866. L. BR. v. Fellenberge. | Nachtrag zu den Analysen antiker Bronzen. Analysen von Bronzen aus Ninive. Während ich im Frühjahr 1864 mit der Analyse der Bronzen von Hallstadt beschäftigt war, drängte sich mir — 2162 — immer stärker der Wunsch auf, zur Vergleichung mit den keltischen Bronzen, auch solche alt-phönikischen Ursprun- ges der Analyse unterwerfen zu können. Da nun be- kanntlich das brittische Museum die reichste Vereinigung von Kunstschätzen aus dem Alterthum aller Zonen und Völker darbietet, so hoffte ıch von dort vielleicht Bronzen phönikischen Ursprunges erhalten zu können. Durch die gefällige Vermittlung Hrn. Desor’s und Hrn. J. Lubbock’s F.R.S. wandte ich mich an Hrn. Aug. W. Franks, einen der Direktoren des brittischen Museums, mit der Bitte, wenn dergleichen vorhanden, mir einige Bruchstücke solcher Bronzen behufs der Analyse überlassen zu wollen, Unter dem 10. Mai 186% theilte Hr. Lubbock Hrn. Desor mit, dass meine Bitte auf dem Punkte sei mir gewährt zu werden. Ich hoffte also vor Beendigung meiner Ana- lysen etwas aus dem brittischen Museum zu erhalten; aber meine Arbeit wurde im Dezember 186% fertig, ohne dass ich von London etwas erhalten hätte. Im Juni 1865 erhielt ich endlich, nachdem ich längst die Hoffnung aufgegeben hatte, mit einem vom 12. Juni datirten Briefe von Hrn. Aug. Franks ein Paket mit vier Bruchstücken von Bronze, nicht aus Phönikien, sondern von Ninive; Fundstücke der Ausgrabungen des Herrn Layard im nordwestlichen Palaste des alten Ninive, vom Entdecker Nimroud genannt. Die A Fragmente stellen ein gerades Stäbchen, ein gekrümmtes, eine Verzierung eines Meubles und Randstücke einer Schale dar. Verschiedene Abhaltungen verschoben die Analyse. dieser 4 Bronzen bis auf diesen Frühling; im Uebrigen wurden die Analvsen nach dem früher mitgetheilten Gange ausgeführt. Nr. 202. Gerades, dickes Stäbchen. War etwa 9'/, Centim. lang, von ovalem Querschnitt mit 40 und — 218 — 8 millim. Durchmesser. Von einer rauhen, braunen, stel- lenweise grünen Kruste überzogen, die beim Behämmern absprang. Das mit einer feinen Feile gereinigte Metall war von gewöhnlicher, doch in's Violette spielender Farbe. Durch Absägen eines eh Endes wurde ein 2,88 gr. wiegendes Stück Metall für die Analyse gewonnen; diese ergab: Kupfer 88,03 9/, Zınn OA „ Blei 3,28%: Eisen 4,06 „ Arsenik 0,60 „, Antımon 3,92 , Diese eisenreiche und zinnarme Legierung weicht nun von allen bisher beobachteten, und auch den 3 an- dern ninivitischen Bronzen bedeutend ab. Nr. 203. Gekrümmtes Stäbchen. Hatte etwa 9°” Länge, bei rundem Querschnitt eine von einem Ende zum andern von 8 auf 6 millim, Durchmesser abnehmende Dicke. Das mit einer Feile gereinigte Metall hatte die gewöhnliche Bronzefarbe. Ein abgesägtes Stück von 2,217 gr. zeigte folgende Zusammensetzung: Kupfer 86,84 °/, Zinn 12,70 ” Blei 0,28 „ Nickel mit Sp. von Eisen 0,18 „ Nr. 204. Gegossene Verzierung eines Haus- geräthes, wahrscheinlich eines Stuhles. Der Zeich- nung nach stellt das Stück ein Bruchstück einer Leiste dar, welche % Centim. breit mit erhobenen und 8 Millim. breiten Rändern versehen, über ein 40 Millim, dickes, rundes, eisernes Stäbchen gegossen war, von dem noch Reste in Form von rothem, krystallinischen Eisenoxyd vorhanden sind und die Rundung noch deutlich erkennen lassen. Aeusserlich ist das Metall mit einer dünnen Kruste von Grünspan bedeckt, das Metall noch zähe und häm- merbar. Ein mit der Feile gereinigtes, abgesägtes Stück von 2,62 gr. ergab bei der Analyse: Kupfer 86,99 °/, Zinn 12,33 „ Blei 0,38 Nickel, Sp. von Eisen 0,30 „, ER, REN Nr. 205. Randstück einer Schale. Da die Frag- mente dieses Gegenstandes zu tief oxydirt waren, um weder durch Säuren noch mittelst der Feile gereinigt werden zu können, so wurden mehrere Bruchstücke, so wie sie waren, im Gewicht von 2,881 gr. analysirt, und alle metallischen Bestandtheile direkt dem Gewichte nach bestimmt, und darnach auf 400 Theile berechnet. Die Zusammensetzung ergab: - Kupfer 80,84 9, Zion 18,37 ! Blei 0,43 „, Nickel 0,20 „ Eisen 0,16 „, Diese Bronze, welche äusserst brüchig war, und unter dem Hammer barst, war also sehr verschieden von den andern und näherte sich weit mehr der Zusammensetzung der Glockenspeise als der der zähen Bronze. Berichtigung. Im fünften Nachtrage zum Verzeichnisse schweizer. Pilze, in den Mittheilungen von 1865, ist Folgendes zu berichtigen : Pag. 175. P.arundinacea. Hedw. Die Benennung der Var. ist unstatthaft, indem die Nährpflanze keine Phalaris, sondern eine kleinere, schlank- und schmal- blättrige Form von Phragmites communis ist, welcher Irrthum, an der seither beobachteten Blüthe erkannt, hiemit berichtigt wird. Pag. 180. Tr. Vepris. (Rob.) Bei forma ramealis ist beizufügen: et petiolicola; und bei forma hypo. phylla, anstatt der Parenthese, die Phrase: Acervul; hypophylli, sparsi vel gregarii, mox erumpenti-superücia- les, aurei, pulverulenti. Sporidia aurea, rotundata vel subangulosa, subtiliter punctato-scabra, primum stipitata, dein decidua. G. Otth. aD PRUPS YR7 du? _— 72P yardoyun BB PD Prupf J.0 GPL HIOZ UL Sa) put pP RI, 773 Dunypupygy $ LS) -L4Y 72 wa) n Y 4 ar ‚Pyos BP he DRS VeHZ — 2165 — ©. v. Fischer-Ooster. Paläontologische Mittheilungen. (Mit 1 Tafel.) 1) Ueber ein fossiles Hirschgeweih aus dem Bum- bachgraben bei Tschangnau. Unter den fossilen Knochen und Zähnen, meistens von Rhinoceros und Anthracotherium herstammend, die aus der untern Süsswassermolasse des Bumbachgrabens bei Tschangnau zu Tage gefördert worden sind und deren bereits in den Nummern 495 und 496 dieser Mittheilun- gen Erwähnung geschah, war ein Stück, das sich, nach- dem es vom umgebenden Gesteine gehörig befreit wor- den, als ein Hirschgeweih herausstellte. Dieser Fund ist um so interessanter, als unsere Molasse bisher nur Zähne und Knochen Rehartiger Thiere geliefert hat, nämlich einiger Arten der von H. v. Mayer aufgestellten Gattung Paläomerix, die aber von Pictet und andern nur als Unter- abtheilung von Cervus betrachtet wird. Auch im Bum- bachgraben sind einige Backenzähne gefunden worden, deren Bestimmung indessen durch Prof. Rütimeyer uns in Zweifel lassen, ob wir es mit Paläomeryx minor oder mit P. Scheuchzeri zu thun haben. Ob diese Zähne und obiges Geweih demselben Thiere angehört haben, will ich dahin gestellt sein lassen; wenn auch die Wahrschein- lichkeit davon da ist, so kann man doch mit solchen Folgerungen nicht vorsichtig genug sein, da in jener Zeit mehrere Hirscharten in Gesellschaft mit einander gelebt haben können. Jedenfalls gehört das Geweih nicht zu der Abtheilung der Hirsche mit durchwegs drehrundem Geweih (wozu der Edelhirsch und das Reh), sondern zu derjenigen mit flachen Enden und muss in die Nähe des Bern. Mittheil. 1866. Nr. 613. =) we Dammhirsches untergebracht werden; ich nenne ihn desshalb, bis die Identität mit einer der Paläomeryxarten herausgestellt sein wird, Cervus protodama. Wegen der Brüchigkeit des Geweihes konnte es nicht vollständig aus dem umgebenden Gesteine gelösst wer- den: nur die Unterseite desjenigen der linken Seite ist sichtbar; die Oberseite liegt gegen die Oberseite des rechten Geweihes angedrückt, welches auch nur theil- weise sichtbar ist. Die ganze Länge des sichtbaren Stückes beträgt 16 Centimeter, die grösste Breite untenher der Mittelsprosse beträgt 5 Cent”; die Rose (unteres Ende des Geweihes) bildet ein concaves 'Oval von 5 C” Länge und 3!/, C* Breite. Der Durchmesser gerade über der Rose beträgt etwa 3 C”. Die erste Verästelung (Augensprosse) tritt etwa 2 Centim, über der Rose ein; die Länge der Unter- seite dieser ÄAugensprosse ist &1/, C”, die der obern Seite nur 2'/, C”, die Breite derselben ungefähr 2 C*, die Länge der Sehne vom Ende der Augensprosse bis zum Rande der Rose beträgt 5 C”; diejenige der Sehne der Bucht, welche Augensprosse und Mittelsprosse mit ein- ander einschliessen, 4!/, C®, während die Distanz vom Ende der Mittelsprosse zum obern Ende des Geweihes etwa 6’Cent"“ beträgt. Die Augensprosse sowohl als die Mittelsprosse zeigen eine Abflachung, erstere auf der Oberseite, letztere auf der Kehrseite; die gerade Unter- fläche der Mittelsprosse bildet einen rechten Winkel mit der Hauptfläche des Geweihs, die selbst concav ist, in- dem der den Sprossen entgegenstehende Rand desselben sich in einem stumpfen Winkel etwa 2 Centim. über dem flachen Theil der Schaufel erhebt und selbst abgerundet ist. Die obere Seite der Mittelsprosse ist convex und — 357 — bildet mit der geraden ÜUnterfläche den eine scharfe halbkreisförmige Kante. Beiliegende in nat. Grösse verfertigte Abbildung zeigt am besten diese Verhältnisse, sowie die Differenz. mit dem Geweih des Dammhirsches. 2) Ueber fossile Seemäuse. Die Molasse in der Nähe der Brücke von Fegieres, welche über den südlıchen Zufluss der Veveyse führt (eirca '/, Stunde südlich von Chätel St. Denis) lieferte unserm Museum bereits .einige kleine Bivalven, die bisher nur in dem dem untern Miocen zugehörigen sogenannten Ralligsandstein gefunden und von mir als Cyrene Thu- nensis Mey. und Cardium Heeri Mey. bestimmt werden sind (siehe Mittheilung Nr. 598). Aus denselben Molasse- schichten lieferte J. Cardinaux uns diesen Sommer ein Fossil, in dem ich sogleich die eigenthümliche Form der sogenannten Seemäuse erkannte. Dieses ist der popu- läre Name der Eier von Rochen (Raja L.) über welche Tilesius eine Monographie geschrieben (mit einigen Ab- bildungen derselben). Wie bekannt sind die Seemäuse von der Grösse eines Hühnereis; wenn der junge Fisch ausgeschlüpft ist, bilden sie einen leeren Sack von lederner Consistenz, von länglich viereckiger Form: mit fadenförmigen Anhängseln an den 4 Ecken, der von den Wellen häufig auf den Strand geworfen wird, wo sie in der That todten Mäusen nicht unähnlich sehen. Vergleicht man die fossile Seemaus vom Pont de Fegieres mit den Seemäusen wie man sie an der Nor- mannischen Küste findet, so ist der Unterschied nur: in der Länge und Form der Anhängsel; bei letztern sind sie schmal zugespitzt und ungefähr so lang als das Ei breit ist; bei der fossilen nur.etwa halb so lang. und am a Ende abgerundet und mit einigen Querfalten versehen; die Breite des fossilen Eis beträgt #4 Centimeter, die Länge, ohne die Anhängsel 37 Millimeter, mit den Anhängseln hingegen 7 Centimeter — man vergleiche die Abbil- dung. Bis man weiss, welchem fossilen Geschlechte aus der Familie der Rochen dieses Ei angehört, mag es den Namen Raja helvetica tragen. Bis dahin kennen wir von daher aus der Molasse die Zähne von Zygobates Studeri und Aetobatis arcuatus Ag. L. R. v. Fellenberg. Analysen einiger neuer Mineralien. (Vorgetragen in der Sitzung der Bern. naturforsch. Gesellschaft den 24. Nov. 1866.) i) Grünes Mineral aus dem Oberland. Die Umstände des Fundes des Steines, dessen Ana- Iyse im Folgenden mitgetheilt werden soll, sind nicht genau bekannt; jedoch soll er auf der Moräne des un- teren Grindelwaldgletschers aufgelesen, und durch den ‘Sohn des Herrn Pfarrer Gerwer, früher in Grindelwald, jetzt in Spiez, demselben gebracht worden sein. . In meine Hände kam der Stein mit der Bezeichnung eines grünen Taikes, und dafür konnte er nach seinem äussern Ansehen gehalten werden, bis mir die chemische Ana- yse zeigte, dass er gar nicht in die Gruppe der Talk- gesteine gehöre. Die Farbe des Minerales ist helllauchgrün oder meer- grün; sein Gefüge ist krystallinisch-wellig-schieferig ; in der Richtung der Schiefern ziemlich leicht in unebene f SEE Stücke spaltbar; nach allen. andern Richtungen zeigt. er sich zähe und wenig zerbrechlich; dagegen lassen sich kleinere Stücke und Splitter im Agatmörser ohne vor- heriges Zerklopfen, leicht und ohne Geräusch zum fein- sten weichen Mehle zerdrücken. Der Bruch ist splittrig bis schieferig. Das Mineral ist stark durchscheinend, in dünnen Blättchen fast durchsichtig, was der Oberfläche ein grün und weiss geflecktes Aussehen giebt. Das Mineral ist nur auf frischen Bruchflächen mit einem merklichen Wachsglanze versehen. Seine Härte ist etwas geringer als die des Flussspathes, von: dem es geritzt wird, etwa 3,7—3,8. Das spezifische Gewicht, bei 14° R. mittelst kleiner Bruchstücke bestimmt, wurde = 2,85 gefunden. Vor dem Löthrohre verhält es sich folgendermagehn Dünne Splitter der stärksten Gluth ausgesetzt schmelzen nicht, werden aber weiss und a und run- den sich an den schärfsten Kanten ein wenig ab. Wird Steinpulver mit Kobaltsolution befeuchtet und stark ge- glüht, so nimmt es eine schön blaue Färbung an. Die Löthrohrflamme wird bei diesen Proben deutlich violett gefärbt, mit gelblichem Rande. Von Borax und Phos- phorsalz wird das Mineral leicht zur farblosen Perle ge- löst, letztere trüb von Kieselerde. Mit Soda schmilzt das Mineral zu einer trüben Schlacke zusammen. Von concentrirter Schwefelsäure wird das äusserst feingerie- bene Steinpulver zwar langsam aber vollständig zersetzt. Eine durch Zersetzen mit Schwefelsäure vorgenommene qualitative Untersuchung des Minerales ergab als dessen Bestandtheile: Kieselsäure, Thonerde, Eisenoxydul, Kalk- erde, Magnesia und Alkalien, Eine spezielle Prüfung des Minerales auf Fluor, durch Schmelzen in einem Probe- ea, röhrehen mit geschmolzenem Phosphorsalz liess nich! die geringste Spur von Fluor erkennen. Die genaue Erforschung des Minerales als eines neuen, erforderte die Ausführung von vier Analysen, um so mehr, als sich hartnäckig ein Ueberschuss von etwa 2%/, einstellte, dessen Grund ich trotz aller angewandten Mühe und Sorgfalt nicht ausfindig machen konnte, und der sich auch im Endergebniss wiederfindet. Von den vier Analysen wurde eine durch Aufschlies- sen mit kohlensauren Alkalien, die zweite mittelst Fluor- wasserstoffsäure, und die dritte und vierte durch Schmel- zen mit Chlorcalcium ausgeführt. ! 4. Durch Schmelzen mit kohlensauren Aikalien. Ein Gramm äusserst fein geriebenen Minerales wurde in einem kleinen Platintiegel abgewogen, derselbe wohl- verschlossen in einen grössern gebracht, dessen leerer Raum mit Kohlenstückchen angefüllt, und welcher durch einen dichtschliessenden Deckel verschlossen war. Die- ser wurde nun über der Plattner'schen Spinne der stärk- sten Gluth der Weingeistlampe ausgesetzt, und nach völ- ligem Erkalten des innern Tiegels derselbe gewogen. Der Gewichtsverlust wurde als Wasser in Rechnung ge- bracht. Der Rand des äussern, sowie des innern Tie- gels waren rein von einem weissen Beschlage, was die Abwesenheit von Fluor im Minerale bestätigt. Der ge- glühte Inhalt des Tiegels war nicht im Geringsten an Farbe verändert noch zusammengesintert. Er wurde hierauf mit 5 Grammen eines Gemenges aus gleichen Theilen von kohlensaurem Kali und kohlens. Natron ge- schmolzen, die geschmolzene Masse durch Salzsäure zersetzt und die Analyse nach üblicher Weise vollendet, Sowohl die Kieselsäure als die Thonerde wurden durch sorgfältiges Auswaschen, letztere durch mehrmaliges Auf- lösen in Salzsäure und Ausfällen durch Ammoniak auf den höchsten Grad der Reinheit gebracht, und die Kiesel- säure durch Auflösen und Verflüchtigung mit Flusssäure auf seine Reinheit geprüft. B. Durch Auflösen in Flusssäure. Ein Gramm Gesteinspuiver wurde in einer Platin- schale mit überschüssiger, schwach rauchender Flusssäure versetzt und nach mehrstündigem Stehen, nach Zusatz von reiner Schwefelsäure im Wasserbade zur Trockne verdunstet und ein Theil der Schwefelsäure weggeraucht. Die erkaltete Masse wurde mit Salzsäure befeuchtet, mit viel Wasser verdünnt und zum Kochen erhitzt, bis Alles bis auf einen kleinen, weissen, schweren Rückstand, der sich als schwefelsaure Baryterde erwies, klar aufgelöst war. Das klare Filtrat wurde nach üblichen Methoden weiter analysirt, und Thonerde, Eisen- und Manganoxydul» Magnesia und Alkalien bestimmt. C. Durch Schmelzen mit Chlorcalcium. Je ein Gramm wurde, das eine Mal nach: vorherge- gangener Glühung zur Bestimmung des Wassers mit 0,5 gr. reiner Kalkerde und 2,50 grm. Chlorcalcium ge- schmolzen und nach der früher angegebenen Methode die Alkalien als Chlormetalle bestimmt. (Diese Mitthei- lungen Nr. 595, pag. 125, Jahrgang 1865.) Da die zur Zersetzung des Minerales dienenden Rea- 'gentien rein waren, so wurde der Auslaugungsrückstand durch reine Salzsäure zersetzt, wobei er eine klare Gal- lerte bildete, und hierauf im Wasserbade vollständig Bar Be eingetrocknet. Die mit Wasser behandelte Masse liess die Kieselsäure des Steines zurück, welche nach voll- ständigem Auswaschen dem Gewichte nach bestimmt und durch Flusssäure auf ihre Reinheit geprüft wurde. In der von der Kieselsäure abfiltrirten Lösung wurden die Thonerde, Magnesia, Eisen- und Manganoxydul bestimmt, während selbstverständlich an eine Kalkerdebestimmung nicht zu denken war. Eben so wenig konnte in den beiden letzten Analysen die Bestimmung der Baryterde wiederholt werden, so dass nur die Bestimmungen der Kalkerde und der Baryterde, als von untergeordneterer Bedeutung, auf einer Wägung beruhen. Die erhaltenen Resultate ergeben nun: | | A. B. C. u Nr. 4. Nr, 2. Nr. 3. Nr. 4. - Kieselsäure 46,83 °/, % 47,00%, 46,60%, Thonerde 36,00 „ 34,00%, 35,60 „ 35,00 „ Kalı ni 40,01: „1083-5: 0 B 3 « Natron ; hs 1 0,50 „, Kalkerde „Boy 5; a. ?: Baryterde “ 0,79 „ R „ Magnesia 0,97 „ 0,33 „ Eisenoxydul Abk ., 1,80 .., .:. 1,26. „.. M2 Manganoxydul 0,50 „, 0,74... 0.98... BEZ Wasser 5,50 „ 7 5 5,00 „, 92,810), 47,67%, Bn2%, 98,9% Die in den Analysen Nr. 2, 3 und 4 erhaltenen Alka- lien waren als Chlormetalle bestimmt worden. Eine Chlor- bestimmung, zum Zwecke der indirekten Analyse ergab bei Nr. 3 ein von dem Gehalte an Chlor, den das erhal- tene Chlorkalium (als rein vorausgesetzt) geben sollte, so wenig differirendes Resultat. dass sowohl bei Nr. 2 | | | i NR... DSMBAEE als Nr. 3 die Base als Kali berechnet wurde, Das Chlor- kalium der Analyse Nr. 4 wurde zur Kontrolle der frühern Bestimmungen durch Platinchlorid gefällt, und das Kalium — Platindoppelsalz — auf's Genaueste bestimmt, wobei sich im rein vermutheten Chlorkalium ein Natriumgehalt er- gab. Dieser wurde bestätigt durch Evaporation und Zer- setzung der vom Kaliumplatinchlorid abfiltrirten alkoho- lischen Lösung, wobei Chlornatrium erhalten wurde. Auch das Chlorkalium der Analyse Nr. 3 wurde durch Platin- chlorid gefällt und das erlangte Doppelsalz mit dem von Nr. 4 vereinigt, um gelegentlich einmal auf Rubidium und C&sium geprüft zu werden. Da nun bei allen drei Alkalibestimmungen die Zusammensetzung der Chlorüre gleich angenommen werden muss, so wurden nach den Mengenverhältnissen von Kali und Natron der Analyse Nr. 4 die relativen Mengen dieser Basen auch bei Nr. 2 und 3 berechnet und davon das Mittel genommen. Ver- einigen wir die in den 4 Analysen erhaltenen Resultate, und berechnen wir die Mittelwerthe derselben, und be- rücksichtigen ferner, dass in der Kalkerde der ersten Analyse die Baryterde der zweiten inbegriffen sein musste, so erhalten wir für die Zusammensetzung des Minerales von Grindelwald folgende Zahlen: Sauerstoff. Kieselsäure 46,81 °/, 24,30 Thonerde 33.13. 16,43 Kalı 9,68 „, 1,64 ı Natron 0.49 . 0,13 Kalkerde S 0,99 ‚, 0,28 Baryterde 0,29; 0.08 . 2,87. Magnesia 0,65 „ V.2U Eisenoxydul AA3 „ 0. | Manganoxydul 0:19”. 0,16 ! Wasser als Glühverlust 525. 4,66 101,99], ne o, Bern. Mittheil. 186. Nr 914: — 7 — Die Sauerstoffverhältnisse der Kieselsäure, Thonerde, der. Monoxyde RO und des Wassers verhalten sich in runden Zahlen wie: SiO® : Al’O?: RO: HO: 2:24 21623755. Rechnen wir nach der Theorie des polymeren Iso- morphismus das Wasser zu den Basen, so dass 3H = (R), oder addiren wir den dritten Theil des Sauerstoff- gehaltes des Wassers zu. dem der Basen RO, so sind die Sauerstoffverhältnisse folgende: Sı0? = ABO? : (R): :24:16:4& ın runden Zahlen, und die Atomverhältnisse derselben Elemente wie 6: 4:3, woraus: sich die einfache Formel - »Äl Si + (R)3Si2 ableiten lässt. Rechnen wir zur Vereinfachung der Formel alle Basen vom Kali abwärts bis zum Wasser in äquivalente Mengen Kalı um, so bestünde unser Mineral aus: Kieselsäure 46,81 entsprechend 6 at. Si Thonerde 3515 "„ L.„ AB. Kali 26,33 i ER = | 108,29 | Nun sind aber 6 At. Si = 277,332 — 48,11 k „ Al? 205,376 — 35,63 3,K = 14,432 — 24,53 624,140 108,27 also ziemlich mit obigem Resultat übereinstimmend. Aber in diesem Resultate ist ausgesprochen, dass das Wasser in dem Minerale als Base auftrete. Versuchen wir nun die Interpretation der Konstitution unseres Minerales, mit Beiseitesetzung des Wassers als Base, und bei Umrechnung der Basen R als Kali, so besteht unser Mineral aus: — 275 — Kieselsäure 46,81 Thonerde - 35,15 Kalı 47,31 Wasser 5,25 104.52 Berechnen wir die Atomverhältnisse dieser 4 Bestand- theile, so finden wir: 46,81 Kieselsäure — 1623 = 4,04 = 6 Atome 35,15 Thonerde = 51,38% RB 17,31 Kalı = mia > NIizert .; 5,25 Wasser == dee Berechnen wir wieder die Zusammensetzung nach diesen Verhältnissen, so haben wir: 6 At: Si — 277,332 — 47,996 k „ Al? 205,376 — 35,539 2, K= 9,283 = 16,308 3 „ Aq.= 27,000 = 4,672 603,996 A104, 0515 statt obiger theoretischen Zusammensetzung. Dieser entspräche die Formel: 4 Al Si + R?Si? + 3 Aq. welche fast noch besser mit der Analyse des Minerales als erstere Formel übereinstimmt und. die Frage über die Rolle des Wassers in diesem. Gesteine offen lässt. Das analysirte Gestein von Grindelwald ist also nach «einer Zusammensetzung einFe!ds;)ath, welcher mit keinem 2 der vielen in Rammelsberg’s Mineralchemie aufgeführten vollständig übereinstimmt. Nach seinem Kieselsäure- und Thonerdegehalie gehört er mehr zu den Anorthiten, unter- scheidet sich aber von diesen: durch seinen geringen kKalkgehalt. Welche Stellung in der Geologie dies Mıne- ral einnehmen soll, ist zur Zeit unmöglich anzugeben, da ganz unbekannt ist, wie und woher es auf die Moräne des untern Grindelwaldgletschers gelangt, und ob es in unserer Centralgebirgskette als anstehendes Gestein vor- handen sei. | 2. Serpentin aus dem Malenkerthal in Graubünden. Dieses Gestein kommt nach der begleitenden Eti- quette am „Nordrande der Ebene von Pirlo im Malenker- thale‘“‘ vor: weiteres weiss ich über dessen Vorkommen Nichts anzugeben, als dass Herr Prof. Theobald in Chur dasselbe gesammelt, und an die mineralogische Samm- lung in Bern eingesandt hat. | Das Gestein scheint eher ein Gemenge mehrerer Mineralien, als ein einfaches zu sein, indem in der dunkel graulich-grünen Grundmasse sowoh! schwarze als auch hellere Ausscheidungen bemerkbar sind. Die Textur ist wenig krystallinisch, zur Schieferung geneigt; der Bruch grobsplittrig; die Farbe zwischen "schwärzlichee nn und dunkelgrün schwankend; Glanz nur unbedeutend; Härte zwischen 4 und 5. Auch an dünnen Kanten wenig durch- scheinend; zähe und schwer zu einem feinen Pulver zu bringen. Spezifisches Gewicht — 2,99 bei 16° Reaum. Vor dem Löthrohre zeigt es folgendes Verhalten: Für sich geglüht ist das Mineral unschmelzbar und brennt sich roth; nach heftigem Glühen grösserer Stücke erscheinen dieselben roth, gelb und weisslich gefleckt, PER. ;, BR was deren gemengte Natur noch deutlicher offenbart als das Ansehen vor dem Brennen. Mit Borax und Phosphor- salz geschmolzen. erhält man grünliche Gläser mit Eisen- reaktion. Mit Soda und Salpeter geschmolzen erfolgt eine gelbe Schmelze, welche sich in Wasser mit gelber Farbe löst, und Chromsäurereaktion gibt. Im Glaskölb- chen erbitzt entwickelt das Mineral Wasser, welches neutral reagirt. Von concentrirter Salzsäure, so wie von wenig verdünnter Schwefelsäure wird das Mineral unvoll- ständig zersetzt, indem die dunkeln Bestandtheile der Säure mehr zu widerstehen scheinen als die helleren. Analyse des Minerales. Vom äusserst fein gepulverten und bei 400° C. ge- trockneten Minerale wurde 4 grm. zur Gewichtsbestim- mung des Wassers unter den bei der Analyse des Steines von Grindelwald angegebenen. Vorsichtsmassregeln über der Spinne geglüht, und der Gewichtsverlust bestimmt. Das geglühte Pulver wurde hierauf mit 5 grm. kohlen- sauren Natron’s geschmolzen, und die geschmolzene Masse mit Salzsäure zersetzt, und das Ganze im Wasserbade zur Trockne verdunstet. Die Bestimmung und Prüfung der Kieselsäure durch Evaporation mit Flusssäure ge- schah, wie weiter oben bei der ersten Analyse berichtet wurde. Die Lösung der Basen wurde nach hinlänglichem Zusatz von Salmiak, mit wenig Ammoniak übersättigt, und hierauf durch Kochen alles freie Ammoniak verjagt, um einen Rückhalt von Magnesia in der gefällten Thonerde -zu verhüten. Die übrige Trennung und Bestimmung der Basen wurde nach bekannten Methoden ausgeführt. Bei: der zweiten Analyse wurde 1 grm. des Minerales mit 5 gr. kohlens. Natron, unter Zusatz von Salpeter geschmolzen, die Schmelze in. Wasser gelöst, mehrere Tage mit etwas kohlensauren ‘Ammoniaks versetzt zur Abscheidung von Kieselerde stehen gelassen und die Chromsäure durch Chlorbaryum abgeschieden und bestimmt. Die in beiden Analysen erhaltenen Resultate geben folgende Zusammen- setzung: Nr. i. Nr. 2, Kieselsäure 41,78 °/, 41,67 °,, Magnesia 42,73 „ 41,57 „ Eisenoxydul 1,71% „ 819 „ Thonerde 3 2,9 „ Chromoxyd 0,50 „, 0,46 „, Nickeloxyd 025:,; Wasser 3,90 404,78 °;, 94,8 9/, Berechnen wir die Mittelwerthe der einzelnen Bestim- mungen beider Analysen und vereinigen wir sie zu einem Gesammtresultate, so finden wir den Serpentin vom Ma- lenkerthale folgendermassen zusammengesetzt: i Sauerstoff. Kieselsäure 41,72%, 21,66 Magnesia 42,15 „ 16,84 Eisenoxydu! 1.96, 2,47 Thonerde 3.19 1,49 Chromoxyd 0,48 „ 0,45 Nickeloxyd 0,25 „. 0,05 Wasser 5,59 „ 4,93 104,30 °/, Die Atomverhältnisse stimmen bei Vereinigung von Eisenoxydul und Nickeloxyd mit der Magnesia, und der Thonerde und dem Chromoxyd mit der Kieselerde Oh Al —4$i) den Verhältnissen : Si: Mg : Aq.2:4:10:3 2 - ’ De N aA Luladn Eu on ud um az 6, 12 bl 2 für die vorhandenen Umstände nahe genug überein, um daraus eine Formel abzuleiten, welche (% Mg2Si + 2 Mg?Si) + 3 Ag. geschrieben werden könnte. Dass das Mineral ein Ser- pentin ist, erhellt sowohl aus seinen mineralogischen als auch aus seinen chemischen Eigenschaften, weicht aber von den normalen Serpentinen dadurch ab, dass er nur !/;, vom Wassergehalte derselben besitzt. 3. Kalkspath von Merligen. Dieses Mineral ist ein neuer Fund, wobei nament- lich die Begleiter des Kalkspathes, skaleno&drischer Kalk- spath und Flussspath von Interesse sind. Die Krystalle dieses Minerales sind farblos und wasserhell und stellen an einspringenden Kantenwinkeln erkennbare Zwillings- krystalle dar. Öberflächlich sind sie stellenweise mit dunkelfarbigen krystallinischen Pünktchen bestreut, welche sich nicht abwischen lassen und bei der Analyse als dem Mineral fremde Elemente auftreten. Die äussern physi- kalischen Merkmale weichen von denen des rhomboedri- schen Kalkspathes nicht ab. Das spezifische Gewicht ist bei 12°,5 Reaum. —= 2,678 gefunden worden. (regen Reagentien verhält sich das Mineral wie reiner kohlensaurer Kalk. Wird ein Krystallfragment mit etwas Salzsäure befeuchtet und an den untern blauen Saum einer Weingeistllamme gehalten, so erhält dieselbe mo- mentan eine karminrothe Färbung, welche im Minerale einen Strontianerdegehalt verräth. Analyse des Minerales. Danur etwa 2 gr. des Kalkspathes zur Verfügung stan- den, so wurde 4 gr. zur Bestimmung des Kohlensäure- gehaltes verwendet, und um mit dieser Bestimmung die vollständige Analyse, so wie eine Dosirung der Stron- tianerde verbinden zu können, der kleine von Wöhler angegebene Apparat (Analyse in Beispielen, 2te Auflage, pag. 203) und Salpetersäure zur Zersetzung angewendet. Der Gewichtsverlust betrug 43,85 %/, Kohlensäure, während reiner Marmor 44,0°/, ergeben hatte, Die von etwas ausgeschiedener Kieselerde trübe salpetersaure Lösung wurde im Kölbchen des Apparates nach Entfernung des. Röhrchens und des Korkes mit seinen Röhren, zur völligen Trockenheit verdunstet und so lange im Sandbade erhitzt, bis ein mit Ammoniak befeuchteter Glasstab keine Nebel mehr im Innern des Kölbchens wahrnehmen liess. Der erkaltete Inhalt wurde mit Aetheralkohol behandelt und der von ausgeschiedenem Eisenoxyd rothe Rückstand auf dem Filter gesammelt und mit Aetheralkohol vollstän- dig ausgewaschen. Das Filter wurde hierauf mit kochen- dem Wasser ausgewaschen, das Filtrat mit kohlensaurem Ammoniak gefällt und die geringe Menge kohlensaurer Strontianerde dem Gewichte nach bestimmt. Der Inhalt des Filters wurde nach dem Glühen gewogen und analy- sirt. Die alkoholische Kalknitratlösung wurde zur Trockne verdunstet, in Wasser gelöst und durch oxalsaures Am- moniak gefällt und die Kalkerde bestimmt. Zur Kontrolle der bei der ersten Analyse erhaltenen Resultate wurde eine zweite mit 1 gr. Minerales ausgeführt, jedoch ohne Wiederholung der Kohlensäurebestimmung. Dagegen wurde die salpetersaure Kalkerdelösung nicht mit oxalsaurem Ammoniak gefällt, sondern mit einem gleichen Volumen Gypslösung versetzt, um sie auf einen Rückhalt an Strontianerde zu prüfen; sie blieb aber nach 24stündigem Stehen noch klar und war also frei von —_— 23831 — Strontianerde. Das Mineral fand sich zusammengesetzt aus: Nr. 4, Nr. 2, Kohlensaurer Kalkerde 98,00%, 98,30%, Kohiensaurer Strontianerde 0,50 „, 0,60 „, Kieselsäure 0,60 „, 0,30 „, Phosphorsaurem Eisenoxydul 0,74 „ 0,80 „, 99,84%, 100,00 °/, Dass die Kieselsäure und das phospkorsaure Eisen- oxydul als dem Minerale fremd, und wahrscheinlich den gefärbten Ueberzug einzelner Krystalle bildend, in Abzug zu bringen seien, scheint mir selbstverständlich. Nach Abzug dieser Bestandtheile besteht der Kalkspath von Merligen aus: Kohlensaurer Kalkerde 99,449), Kohlensaurer Strontianerde 0,56 „, 100,00 9, Der geringe Strontianerdegehalt unseres Kalkspathes kann keinen Grund abgeben, um demselben einen andern Namen als den seines Fundortes zu verleihen. Ed. Schär, cand. pharm. Ueber die Einwirkung des chemisch- gebundenen Ozon’s auf die Infusorien. em Wenn der Gegenstand meines heutigen kurzen Vor- trages mich dazu führt, von Ozon reden zu müssen, so Bern. Mittheil. 1866. Nr. 615 —_— 131 — geschieht diess nicht ohne das volle Bewusstsein, dass dieser Name den Schein einer Spezialität an sich trägt und daher offenbar nicht Jedermann gleich nahe liegen kann; zu meiner Beruhigung liegt aber die beste Ent- schuldigung für eine derartige Einseitigkeit in einem Pri- vilegium der neuern Naturwissenschaft, nämlich in ihrer Aehnlichkeit mit der Architektur, wo aus vielen Baustei- nen, die zwar nach einem Plane, aber dennoch einzeln ‚und gesondert bearbeitet werden, schliesslich sich das Ganze erhebt. Ueber die physiologischen Wirkungen des ÖOzons liegen bis jetzt zwar verhältnissmässig zahlreiche, aber immerhin noch ungenügende Beobachtungen und Experi- mente vor, die sich zumeist nicht sowohl auf das gebun- dene, als auf das freie Ozon beziehen, d. h. auf Gemenge reinen Ozons mit athmosph. Luft in den verschiedensten procentischen Verhältnissen, denn chemisch reines Ozon ist zur Stunde noch nicht bekannt und es bleibt fraglich, ob eine solche Reindarstellung überhaupt in nicht zu ferner Zeit möglich werden wird. Auffallend aber muss es immerhin erscheinen, dass 25jährige Forschungen über den thätigen Sauerstoff, For- schungen, die gerade in diesem Decennium nicht nur die eigenthümliche allotrope Natur des Ozons vollends festgestellt, sondern eine Reihe der überraschendsten, wichtigsten Facta zur Kenntniss gebracht haben, nur ın gewissen engern naturwissenschaftlichen Kreisen gebüh- rende Anerkennung fanden und höheres Interesse weck- ten, dass wir die Worte: Ozon, Antozon, Sauerstofipola- risation als Errungenschaften von grosser theoretischer Bedeutung in ausgezeichneten philosophischen Werken wiederfinden, während wir sie von manchen Physikern und Chemikern nur selten aussprechen hören. Ja, ıst or es nicht befremdend, dass in den neuesten Lehrbüchern einer Wissenschaft, die, obwohl noch jung, doch mit einem gewissen Stolze ihre Leuchte mit dem Wahlspruche: «Empirie und Induction» hoch empor hält, dem thätigen Sauerstoff nur wenige Seiten in Form eines Anhanges zum gewöhnlichen Sauerstoff gewidmet werden, weil, wie es heisst, die Thatsachen noch keine befriedigende Deu- tung zulassen. Ist diese dem wichtigsten Elemente gegen- über befolgte Methode die richtige, so darf wohl gefragt werden, welche Berechtigung denn z.B. in der Experi- mentalphysik den ausführlichen Vorträgen über die Wärme bleibt, deren innerstes Wesen wohl ebensosehr einer mathematisch-sichern Erklärung harrt? Wir glauben, dass die Thatsachen in einer Disciplin bestehen, auch wenn das letzte Wort noch nicht gesprochen, und gerne sehen wir in der Bescheidenheit mancher chemischer Werke in Betreff des Ozons die stillschweigende Ahnung, dass die Lehre vom thätigen Sauerstoff bald zur wichtigen Doctrin werden und ein eigener Zweig, die Oxygenio- logie, ihre eigenen Schriften mit den Resultaten weiterer Beobachtungen füllen wird, Beobachtungen, die bis in die neueste Zeit oft noch bunt und sonderbar genug klingen mögen, allein sicherlich nicht ohne tiefgreifende Bedeutung für die «reine Chemie» bleiben werden. Der erwähnte Umstand, die Unmöglichkeit nämlich, mit reinem Ozon zu operiren, mag es denn auch erklär- lich erscheinen lassen, dass nur Wenige sich zu genauern und erschöpfenden Arbeiten über die physiologischen Wirkungen des Ozons ermuthigt fühlten und in Folge dessen die vorliegenden Versuche vielleicht mehr preli- minärer und allgemeiner Art sind. Nichtsdestoweniger sind aus diesem Gebiete bereits viele interessante Daten bekannt geworden und es haben unter anderm schon vor Jahren vielfache Versuche an Menschen die eigen- .thümliche Eigenschaft des gasförmigen Ozons konstatirt, eingeathmet heftige Katarrhe zu bewirken und überhaupt die Schleimhäute dem Chlor, Brom und Jod analog, ob- wohl weniger energisch, zu beeinflussen. Ueberdiess haben Beobachtungen mit Thieren ergeben, dass das Ozon schon in relativ geringen Mengen auf kleinere Organismen gif- tige Wirkungen ausübt und eine Luft mit weniger als 4°/, desselben rasch kleinere Thiere zu tödten vermag. Wenn nun auch selbstverständlich die Experimente mit dem jetzt darstellbaren thätigen Sauerstoff nur rela- tive Geltung haben können, so ist daran zu erinnern, dass Schönbein vor einiger Zeit (Basler. Verhandlungen d. naturf. Gesellschaft, 3. Theil, p. 305) eine Darstellungs- methode veröffentlicht hat, die das Ozon, wenn nicht absolut rein, doch in sofern rein liefert, als man es ledig- lich mit atmosph. Ozon vermischt erhält; mit solchem Material liessen sich unzweifelhaft eine Anzahl von Ver- suchen anstellen, die uns genauer, als es theilweise bis jetzt geschehen, über die Wirkungen verdünnten Ozons belehren würden und durch Deduction auch zu einigen richtigen Schlüssen über das unvermischte reine Ozon führen könnten. | Es erscheint desshalb im höchsten Grade wünschens- werth, das Studium des thätigen Sauerstoffs vom physio- logischen Gesichtspunkte aus fortzusetzen, und zwar um so mehr, als dem Ozon nach dem jetzigen Stand der Dinge wohl mit Recht eine Bedeutung und Mitwirkung in den Vorgängen der Respiration und des Blutumiaufes vindicirt werden muss, besonders seitdem die neueren Untersuchungen des Basler Chemikers die so ausser- ordentliche, bemerkenswerthe Eigenschaft der Blutkör- perchen nachgewiesen haben, den gewöhnlichen Sauer- a stoff in allotrope Zu-tände zu verwandeln, seitdem über- haupt mannigfache und wiederholte Beobachtungen es wahrscheinlich gemacht haben, dass der aufgenommene Sauerstoff, wenn auch nicht aller, so doch theilweise als Ozon im Blute cursirt. Leider führen aber gewöhnlich chemisch-physiologische Experimente nur unter den gün- stigsten Bedingungen zu gültigen, beweiskräftigen Resul- taten,’ denn, wenn auch, wie Schönbein am Schlusse einer seiner neuern Abhandlungen bemerkt, die Ergebnisse der Versuche, die wir mit organ. Stoffen in unsern Labora- torien anstellen, bisweilen auf die chemischen Vorgänge im lebenden Organismus einiges Licht werfen, so will es indessen doch scheinen, dass bis jetzt nur in wenigen Fällen von Chemismus des Laboratoriums auf denjenigen der lebendigen Natur geschlossen werden konnte und der relativ geringe Erfolg mühevoller Arbeiten dieser Art uns stets wieder darauf hinweist, weniger gewaltsarne Mittel und Wege der Forschung aufzufinden, die mehr als bisher zum Verständniss der so feinen chemischen Vorgänge in Thier- und Pflanzenwelt führen können. Es schien mir, als ich im letztverflossenen Sommer mich mit den Hauptformen der Infusorien durch eigene Anschauung vertrauter zu machen suchte, nicht uninteres- sant, einige Beobachtungen über die Wirkung des Ozons auf diese kleinsten, zartesten Lebensformen mit meinem Studium zu verknüpfen, was ich um so eher unternehmen durfte, als Herr Prof. Perty die Güte hatte, mich mit den Rathschlägen langjähriger Erfahrung zu unterstützen. Es wurden zu diesen Versuchen Aufgüsse verwendet, die besonders reich an Vibrioniden und einigen Gattungen von Ciliaten waren, wie Paramecium Aurelia und P. Col- poda, dann Glaucoma seintillans u. a.; speziell berück- sichtigt blieben dabei nur diese Ciliaten, deren mässig — 26 — schnelle Bewegung und bedeutendere Grösse eine ruhi- gere Beobachtung zulässt. Was nun die Resultate selbst betrifft, so muss vorausgeschickt werden, dass ich mit chemisch-gebundenem Ozon und nicht mit dem freien Gase operirte, denn letzteres wird von Wasser auch bei längerem Schütteln nur in minimen Quantitäten absorbirt und schien desshalb zur Einwirkung auf Infusorien keines- wegs geeignet. Wir ‚kennen jedoch Ozonführende und in HO lösliche Körper, die, weil in ihnen der thätige O zum Theil äusserst locker gebunden ist, alle chemischen und daher wohl auch physiologischen Reaktionen des freien Ozons zeigen, zugleich aber den Vortheil leich- terer Handhabung und constanter Zusammensetzung ge- währen. Es ist bekannt, dass nach dem Vorgange des ÖOzonentdeckers alle Ozon haltenden Verbindungen in eine eigene Klasse gereiht und Ozonide genannt werden, eine Klasse, zu der die grössere Anzahl der sogenannten Oxydationsmittel gehören. Charakteristische Ozonide sind insbesondere die Uebermangansäure, die Chromsäure» Untersalpetersäure, Salpetersäure, unterchlorige Säure’ diese Verbindungen sind es auch, auf die sich meine Notiz bezieht. Es tödten nämlich diese sämmtlichen Verbindungen die Infusorien, auch wenn sie in frischester Bewegung begriffen sind, ausserordentlich rasch, sogar in sehr ver- dünnten Lösungen, und zwar scheint nach den bis dato angestellten Versuchen, die mehr denn einmal wiederholt wurden, die Tödtung auf einer, so zu sagen, blitzschnellen Oxydation der organischen Materie des Infusoriums und daheriger Lähmung der Bewegungsfunktionen zu beruhen. Wenn nun die Leichtigkeit, mit der ein Ozonid sein gebundenes Ozon abgibt, wirklich mit der Fähigkeit, diese “ kleinsten lebenden Formen zu vernichten, im Zusammen- x 7 T# — 21837 — hange steht, so musste gerade von der Uebermangan- säure die entschiedenste Wirkung zu erwarten sein, und in der That zeigte diese Verbindung auch die grösste Energie in der Tödtung der lufusorien, Wurde zu einem Tropfen voll lebhaft cursirender Infusorien ein Tropfen sehr verdünnter Lösung von übermangansaurem Kali gebracht, so erblickte man sämmtliche Organismen in demselben Augenblicke todt und erstarrt; ja, wenn zu einem andern Tropfen ein kleines Fragment eines Kry- stalls des erwähnten Salzes gebracht wurde, so dass Krystall und Tröpfchen sich kaum berührten und von dem ersteren aus kleine Ströme rother Lösung langsam in die übrige Flüssigkeit diffundirten, sah ich nicht nur diejenigen Thierchen sterben, die in solche rothe Par- thien geriethen, sondern auch alle solche, welche nur in die unmittelbar angrenzenden, noch farblos erschei- nenden Zonen des Tropfens schwammen, wie vom Schlage getroffen, ihre Bewegung für immer aufgeben. Wenn nun etwa hier eingewendet werden mag, dass der Tropfen nur in Folge der dünnen Flüssigkeitsschicht farblos er- schien, so ist diess innerhalb gewisser Grenzen zuzu- geben, andrerseits aber daran zu erinnern, dass über- mangansaures Kalı in Folge seiner eminenten Färbekraft mehrere hunderttausend Theile HO noch deutlich rosa- roth färbt. An die Beobachtung dieser schnellen Tödtung schliesst sich die andere an, dass nämlich sämmtliche todte Indi- viduen wenige Sekunden nach der Einwirkung des Per- manganats deutlich braun gefärbt erscheinen, was nur auf einer schnellen Ablagerung von Manganoxyd beruhen kann, das sich durch Zersetzung der Uebermangansäure ausscheidet; denn so oft der die Infusorien enthaltende Tropfen zu der Menge des einwirkenden Ozonids in — 233 — gewissen Verhältnissen stand, erschien die anfangs rothe Flüssigkeit nach wenigen Augenblicken farblos, die In- fusorien aber braun, eine Erscheinung, die namentlich dann eintrat, wenn der ursprüngliche Tropfen die Infu- sionsthierchen dicht gedrängt enthielt. Allerdings tritt die braune Färbung, wenn auch schnell, doch successiv und erst nach dem Tode ein, so dass angenommen wer- den muss, dass der vernichtende Einfluss der Ueber- mangansäure zwar ein chemischer sei, d.h. ein Oxyda- tionsvorgang, der aber so geringe Mengen jener Säure auf einmal in Anspruch nimmt, dass in den ersten Stadien die chemische Zersetzung noch nicht sichtbar wird. Dieselben Wirkungen, wie Mn?O?, wenn auch etwas weniger energisch, zeigt die Chromsäure. Eine hell- gelbe, also sehr verdünnte Lösung tödtete bei meinen Versuchen die Infusorien noch sehr schnell, in mehreren Fällen eben so rasch wie Mn?O”; bei grosser Verdünnung gingen dem Tode stets eigenthümliche Verzerrungen und Einfaltungen des Infusorienkörpers voraus, dann Lang- samerwerden der Bewegung und Erstarrung. Erstere Erscheinung, die Verzerrung und Faltung, dürfte wohl ohne Zwang von den styptischen Eigenschaften der CrO® herzuleiten sein, welche diese Eigenthümlichkeit mit den übrigen Chromverbindungen überhaupt theilt. Es muss übrigens wohl dahingestellt bleiben, ob hier diese Säure als Ozonid, also durch Oxydation, auf die Infusorien wirkt, oder aber ihre Wirkung der besonders in neuerer Zeit bekannt gewordenen Eigenschaft verdankt, auch in verdünnter Form die Eiweissstoffe schnell und sicher zp coaguliren. Vollkommen der Mn?O? analog verhielten sich die Ozonide NO?, NO? und CIO, Auch sie bewirkten selbst in verdünnten Lösungen äusserst schnell den Tod der — 2839 — Infusorien, ohne dass jedoch Nebenerscheinungen beob- achtet worden wären. Bei der grossen auffallenden Aehn- lichkeit, welche die Salzerzeuger Cl, Br und J in ihren Reaktionen und Wirkungen mit den Ozonführenden Ver- bindungen zeigen, war von vornherein auch von diesen Körpern eine energische Wirkung auf die mikroskopischen Thierklassen zu erwarten; die mit höchst schwachen Lösungen derselben, resp. mit verdünntem Chlor-, Brom- und Jodwasser angestellten Versuche bestätigten diese Erwartung vollkommen, denn sie tödteten die Infusorien schneller und energischer als NO*, NO° und CIO, so dass sie wohl in eine Linie mit Mn?O? und CrO? zu stel- len sind; hiebei sei bemerkt, dass die Einwirkung des Jodes auf die Infusorien schon seit geraumer Zeit be- kannt ist und ich daher in dem betreffenden Versuche nur eine Bestätigung einer schon angenommenen That- sache zu finden hatte. Endlich führten mich einige das Ozon betreffende Gesichtspunkte dazu, mich auch über die Wirkungen des Wasserstoffsuperoxyds und des ozonisirten Terpentinöls zu belehren. Hierbei ergab sich, dass eine verdünnte Lösung des HO? sehr schnell tödtete, und überdiess wurde in mehreren Fällen, in denen wegen veränderter Concentration der Lösung nicht sofortige Tödtung eintrat, eine entschiedene Beschleunigung der Bewegungen be- obachtet. Was das ozonisirte Terpentinöl betrifft, so wur- den kleine Mengen davon einem Infusorientropfen zuge- setzt; die geringen in Wasser sich lösenden und verbrei- tenden Mengen waren hinreichend, um eine relativ schnelle Tödtung der Protozoen herbeizuführen, während reines ozonfreies Oel das Absterben nur langsam und nach längerer Zeit verursachte. Aehnlich verhielt sich ozoni- sirtes Citronenöl. Es stimmen diese Beobachtungen über- Bern. Mittheil. 1866. Nr. 616. — 290 — ein mit frühern, die kurz nach der Entdeckung der Ozon- haltigkeit gew. äther. Oele an Fröschen gemacht wurden, und wobei sich ergab, dass ozonisirtes Oel ebenso schnell vergiftete, als 12—45 Mal grössere Quantitäten des reinen, nicht mit thätigem O beladenen Oeles. Was sich aus den angeführten Versuchen ergibt, ist die mehreren und wahrscheinlich allen löslichen ozoni- dischen Verbindungen gemeinsame Energie, mit der sie den Infusorien gegenüber als lähmende Gifte wirken; es musste jedoch dieses Resultat zu der Erwägung führen, dass diese kleinsten thierischen Formen wohl überhaupt gegen chemische Reize und sonstige wirksame Stoffe sehr empfindlich sein könnten und daher die erwähnten Wirkungen von vornherein in das Gebiet des Selbstver- ständlichen fallen dürften. Ich suchte daher durch wei- tere vergleichende Versuche über diese Verhältnisse einigermaassen in's Klare zu kommen und operirte nach- träglich noch mit Narcoticis, verdünnten Säuren und Alkalien, überdiess mit einer Reihe von Salzen. Ich fand, dass die Narcotica, wie Opium und Belladonna zwar ebenfalls in verdünnten Lösungen entweder schnell oder mit vorausgehender Narkose, je nach Gehalt der Lösung, die Infusorien zu tödten vermögen; immerhin aber waren die angewendeten Verdünnungen geringer, als bei den ozonführenden Verbindungen; dasselbe war der Fall mit verdünnten Säuren (A, HCl, PO u. a.), die zwar unter Umständen dem Leben der Infusorien schnell ein Ziel setzen, allein bei einer Verdünnung mit 200—300 Theilen Wassers meist nur noch langsam wirken, während weit verdünntere Lösungen von Mn?O’, CrO®, NO# u. J (durch- schnittlich 1 : 1000 bis 1500) noch sehr wirksam sind. Analoge Erscheinungen zeigten die Alkalien und was die Salze betrifit, so verhielten sich insbesondere die neu- ir BE A u — ; — 291 — tralen fast oder gänzlich indifferent, wie ja auch bekannter Maassen mehrere Ammoniaksalze die Bildung dieser Thier- species sogar wesentlich begünstigen können. _ Wenn es nun wirklich, wie mir sche’nt, eine Eigen- thümlichkeit der ozonführenden Körper ist, diese kleinsten thierischen Gebilde auf chemischem Wege, d. h. durch schnelle Oxydation ihrer peripherischen Theile zu tödten, so dürfte diess vom Gesichtspunkte der Analogie aus, insofern nicht uninteressant sein, als die zarte Substanz der Infusorien aus einem plasmatischen, den sog. Protein- körpern verwandten Stoff besteht, andererseits aber nach den Untersuchungen zweier Basler Gelehrten und ausser- dem Herrn von Gorup’s in Erlangen die Proteinstoffe, “wie sie im Blute vorhanden sind, d. h. das Albumin, Fib- rin und besonders die Substanz der Blutkörperchen das Ozon sehr begierig aufnehmen und von demselben oxy- dırt werden. Dass nun die proteinartige, Nhaltige Substanz der Infusorien diese Eigenschaft mit den übrigen Proteinstoffen theilt, scheint durch die obigen Versuche eher bestätigt, als verneint zu werden und ist übrigens auch ohne die- selben wahrscheinlich, wenn man die Kleinheit der Or- ganısmen und folglich die ausserordentliche Vertheilung der Substanz bedenkt. Was die Wirkung des HO? und des ozonisirten Terpentinöls betrifft, so mag darauf hin- gewiesen werden, dass nach vielfachen Beobachtungen Schönbeins das Pflanzen- und Thierfibrin, ganz besonders aber die Blutkörperchen in hohem Grade die Eigenschaft besitzen, jene zweite, dem Ozon polar entgegengesetzte O-Modilikation, das Antozon, in Ozon zu verwandeln; sie zersetzen daher das HO} heftig und unter ihrem Einflusse werden das sogen. ozonisirte Terpentinöl, das ozonisirte Bittermandelöl, der ozonisirte Aether zu hefti- — 292° — gen Oxydationsmitteln, denn alle diese Substanzen ent- halten nicht Ozon, sondern Antozon. Es tritt uns dem- nach die Frage nahe, ob die besprochenen Wirkungen des HO? und der ozonisirten ätherischen Oele nicht mit diesen Verhältnissen im Zusammenhang stehen, mit andern Worten, ob nicht auch die Substanz der Infusorien den O des HO? und den in äther. Oelen festgehaltenen OÖ so verändern, dass diese Stoffe wie reine Ozonide wirken, eine Frage, die sich nur durch direkte Versuche ent- scheiden lässt. Einige Reaktionen, die ich mit infusorien- reichen Flüssigkeiten erhielt, schienen es mir zu bejahen, doch liegt eine Complication darin, dass solche Flüssig- keiten neben kleinsten Thier- meist auch kleine Pflanzen- formen und überdiess in Wasser lösliche pflanzliche Zersetzungsprodukte enthalten; nun ist aber die Anzahl organischer Stoffe, welche verändernd auf die verschie- denen Ozustände einzuwirken vermögen, schon keine geringe mehr und daher Vorsicht in der Beurtheilung solcher Erscheinungen nothwendig; ich gedenke noch ‚einige weitere Versuche darüber anzustellen und auch die Wirkungen des Ozons auf die Schwärmsporen der Algen zu untersuchen, worüber ich bei späterer Gelegen- heit etwas zu berichten hoffe. Für heute schliesse ich mit der Bemerkung, dass der Anlass zu diesen Beobach- tungen nicht sowohl in dem Wunsche lag, auf irgend- welche unerwartete Verhältnisse zu stossen, als vielmehr lediglich in einer Vorliebe für das Studium des Sauer- stoffs und endlich in dem Umstande, dass ich in verschie- denen Werken nur wenige Angaben über das Verhalten chemischer Agentien zu den Infusorien vorfand. Fr Prof. B. Studer. Geologische Mittheilungen. (Vorgetragen den 24. November 1866.) 1. Die exotischen rothen Granitblöcke. Bei der rasch fortschreitenden Zerstörung dieser räthselhaften Trümmer ist es, in Hinsicht auf eine später zu hoffende Erklärung ihres Ursprungs, von Wichtigkeit, ein Verzeichniss der noch vorhandenen offen zu halten, das durch die nach und nach zur Kenntniss kommenden ergänzt werden kann. Schon in der vor mehr als 40 Jahren erschienenen Monographie der Molasse pag. 169 hatte ich auf einen den Alpen fremden Granitblock an der Südseite des Natersberges bei Röthenbach aufmerksam gemacht und erwähnt, dass auch viele rothe Granite daselbst vor- kommen sollen, seitdem aber die Gegend nicht mehr besucht. Der Gefälligkeit von Hrn. F. Bürki, Besitzer des Natersberges, verdanke ich es, an diesen Fundort wieder erinnert worden zu sein, und auch die Mehrzahl der folgenden Fundorte sind mir durch die von ihm einge- zogenen Erkundigungen bekannt geworden. Im vorigen Frühjahr begaben wir uns, Herr Bürki, Herr E. v. Fellenberg und ich, nach dem Natersberge und fanden allerdings, sowohl an der Süd- als an der Nordseite eine beträchtliche Zahl rother Habkerengranite in mehreren Abänderungen, einige von 400 bis 200 C.-F. Inhalt. Der anwesende Maurer behauptete, bei 30 solcher nn 00 Blöcke aus dieser Gegend verarbeitet zu haben. Diesel- ben ragen oft nur sehr wenig aus dem Weideboden her- vor und stecken in einem Löss ähnlichen sandigen Thon, der, 4 bis 5 F, mächtig, die südlich fallende Nagelfluh bedeckt. Beträchtlich grössere Blöcke derselben Art sol- len in dem an der Nordseite des Naters nach dem Röthen- bach abfliessenden Flühbach liegen. Eine grossartigere Anhäufung fanden wir in dem, von der Nordseite des Sigriswylgrats her, südöstlich von Schwarzenegg, in die Zulg ausmündenden Hornbach- graben. Bereits oberhalb, der Mühle war das Bachbett voll grösserer und kleinerer. stets stark abgerundeter rother Granitblöcke, einige von 200 bis 300 C.-F. Inhalt. Unterhalb der Mühle aber wurde unsere Erwartung über- troffen durch eine Gruppe von fünf hausgrossen Blöcken, die offenbar Bruchstücke eines einzigen Blocks von wohl 50,000 C.-F. waren. Der Felsboden besteht auch hier aus Nagelfiuh; da indess die Blöcke oftenbar, auf dem stark geneigten Abhang, von einem höher gelegenen Stammort her in ihre jetzige Lage gelangt sind, so lässt sich dieser Stammort vielleicht in der Feyschzonl suchen, die oberhalb der Nagelfluh den Fuss des Sigriswylgrates bildet. Wir besuchten nun auch die Graben, die südwärts in den Thunersee auslaufen. Im Graben oberhalb der Kirche von Hilterfingen fanden wir die Ueberreste eines Blockes, der zwei Brunnbecken in die Brunner schen Landhäuser, jenseits der Eisenbahnbrücke, geliefert hat, und der Rest würde wohl noch für ein drittes genügen. Der Granit besteht aus grossen Partieen von rothem Feldspath, stark glänzendem Quarz und Hornblende, die auch zollgrosse Nester körniger Aggregate bildet. Trüm- mer dieses Granits hatte ich vor vielen Jahren in den NT RE — 295 — Mauern von Hilterfingen bemerkt, und wohl sind auch die in den benachbarten Graben gefundenen Gerölle von Habkerengranit, die sich den Nagelfluhgeröllen beigemengt haben, als Trümmer grösserer Blöcke zu erklären. Grosse Blöcke von rothem Granit sollen auch früher, nach Aussage der Schiffer von Gunten, im Gunten- bach, viele im Gersterengraben und in der Gän- seweide bei Sigriswyl gelegen haben; ein sehr grosser liege noch auf der Stieregg bei ;Schwanden, oberhalb Sigriswyl. | Bemerkenswerth ist, dass in dem antiklinalen Justi- thal, wo nur Kreidebildungen hervortreten, der Flysch aber fehlt, auch die rothen Granite ganz zu fehlen scheinen. Dagegen finden wir. sie wieder am Südabfall der Beatenbergfluh, an den sich auch Habkeren anschliesst. Im Sundlauenenbach sahen wir, eine Viertelstunde vom See aufwärts, mehrere ganz gerundete rothe Granit- blöcke von über 100 C.-F. Inhalt. Auch die Säulen in der Vorhalle der Beatenbergkirche stehen auf Sockeln dieses Granits, den man wohl in der Nähe wird gefunden haben. Bei der Leiteren, am Wege von Beatenberg nach Habkeren, sollen viele dieser Blöcke liegen. Da nach Habkeren und dem Hohgant zu der bei Beatenberg an- stehende Nummulitenkalk und -sandstein von einer mäch- tigen Flyschdecke überlagert wird, so darf man wohl annehmen, dass diese Decke sich früher auch über Bea- tenberg bis an den Abfall nach dem Thunersee ausgedehnt und die von ihr umschlossenen Granitblöcke zurückge- lassen habe. Weiter westlich im Kanton Bern kennen wir von früher her die exotischen Granitblöcke bei Rıggisberg, im Gürbetobel und den grossen Block bei Rüschegg, 2. a am Nordfuss der Gurnigelkette (Mitth. Nr. 300, Nov. 1853). Ich will aber noch auf einen zwar nur etwa 2 Fuss im Durchmesser haltenden Block von Habkerengranit auf- merksam machen, den ich vor mehreren Jahren in der Nähe des Wirthshauses auf den Saanenmösern liegen sah. Das Vorkommen dieses Blockes beweist allein schon, dass wır den Stammort dieser Granite nicht in unsern Hochalpen zu suchen haben, da die Gebirge, welche die Thäler der Simme und Saane vom Wallis scheiden, nur aus Kalkstein und Schiefer bestehen, daher auch in diesen Thälern die gewöhnlichen GeisBerger Fündlinge ganz unbekannt sind. 2. Mineralien aus dem Justithal. Unter den Stücken, welche uns die Brüder Tschan von Merligen von Zeit zu Zeit zum Ankauf nach Bern bringen, war mir eine Kalkspathdruse aufgefallen, auf welcher ein beinahe wasserheller Flussspathwürfel von etwas über 4 ® Seite aufsitzt, ein bis jetzt in der ganzen Ausdehnung dieses vom Thunersee bis in den Pilatus fortsetzenden Gebirges unbekanntes Vorkommen. Der Flussspath ist späterer Entstehung als der Kalkspath. Dieser erscheint aber selbst auf ungewohnte Weise. Krystalle von höchstens 1 “” Länge zeigen das gewöhn- liche Skalenoeder. Zwischen diesen, und den Hauptbe- standtheil der Druse bildend, bemerkt man aber kleinere, länglicht tafelförmige Krystalle, in denen ich zuerst ein verschiedenes Mineral erkennen zu sollen glaubte, ob- gleich sie, wie jene, schwach durchscheinend, farblos und nur äusserlich grau beschmutzt sind. Es sind Zwil- linge scheinbar klinorhombischer Säulen, an der brachy- diagonalen Fläche zusammengesetzt und oben einen BR schwach einspringenden Wirbel zeigend. Die Spaltbar- keit und das starke Aufbrausen, besonders aber die spä- tere Analyse von Hrn. v. Fellenberg beweisen jedoch, dass auch diese Krystalle dem Kalkspath angehören. Sie haben grosse Aehnlichkeit mit der von Dufrenoy fig. 207 gegebenen Abbildung, doch scheinen die äussern Kanten- winkel schärfer, die Tafeln daher dünner. Jedenfalls wird erst eine goniometrische Messung entscheiden können. Wir liessen uns von dem älteren Tschan an den Fundort dieser Drusen, im Grünenbach, kaum eine Viertel- stunde oberhalb dem Seeufer, hinführen. Daselbst liegen Kalkblöcke, die von dem Fuss der Ralligstöcke, aus der Nähe des, seiner Patrefacten wegen, bekannten Höllgra- bens herstammen. Dieser Neocomienkalkstein wird von zwei Systemen parallel laufender Kalkspathadern durch- zogen, die ungefähr senkrecht sich durchkreuzen, und nur das eine dieser Systeme enthält Flussspath und die kleinen Zwillingstafeln. 3. Petrefacten des Eisensteines. In Nr. 435 dieser Mittheilungen habe ich vor 7 Jahren von der Schwierigkeit gesprochen, das geologische Alter der in unserem Oberlande als Eisenstein bekannten Steinart, eines schwarzen, mit Thonschiefer und Kalk- stein verwachsenen Quarzits, der die höheren Massen der beiden Scheideggen und des Schilthorns bildet, pa- läontologisch zu bestimmen. Die einzigen damals, nach langem Suchen, uns bekannt gewordenen Petrefacten waren Bel. canaliculatus und Trigonia costata. Seither hatte von Tscharner in der Nähe des Scheidegg-Gast- hofes den Abdruck eines Ammoniten gefunden, den ich als Ammon. Murchisone glaube bestimmen zu sollen. Bern. Mittheil. 1866. Nr. 617. Ze SE Unter den von Engethal am Schilthorn mitgebrachten Stücken fand ich ferner Steinkerne von Bivalven, deren Form an das Geschlecht Cercomya Ag. erinnert. Im vorigen Sommer, als ich mit Studirenden den Längenberg besuchte, fanden wir in der Kiesgrube von Gletscherschutt, NO von Ober-Bütschel, einen Block, dessen Steinart ganz mit dem oberländischen Eisenstein übereinstimmt. Schon im vorjährigen Sommer hatte Hr: Bachmann denselben als Petrefacten haltend erkannt und einen Am. Murchison® herausgeschlagen. Vor einigen Wochen hat mein Neffe diesen Block zertrümmert, und es fanden sich darin 8, meist kleinere Exemplare jenes Ammoniten und Steinkerne grösserer Bivalven, die wenig- stens zwei Species angehören und den Astarten oder Cercomyen zugetheilt werden möchten. Unsere frühere Einordnung des Eisensteines in den unteren braunen Jura wird durch die angeführten Ammo- niten unzweifelhaft bestätigt, die Auflagerung dieser mäch- tigen Formation, am Faulhorn auf Neocomien, bei Mürren auf Nummulitenkalk, bleibt aber immer noch ein unge- löstes Räthsel. Prof. Dr. Perty: Einige Insekten-Missbildungen. (Vorgetragen den 1. Dezember 1866.) (Mit 1 Tafel.) Vergleicht man die sehr geringe Zahl von Missbil- dungen, welche bei den Insekten beobachtet wurden, dieses an Arten und Individuen so unermesslich reichen — 29 — Thierkreises, mit den zahlreichen Fällen bei den Wirbel- thieren, namentlich wieder den Säugethieren, so könnte man hierin eine neue und nicht unwichtige Verschieden- heit der Gliederthiere und Wirbelthiere erkennen, wäre nicht ein Umstand vorhanden, welcher mir bei der Er- zeugung von Missbildungen eine wesentliche Rolle zu spielen scheint. Es muss nämlich auffallen, dass gerade bei den gezähmten Thierarten aus den Klassen der Vögel und Säugethiere verhältnissmässig immer die meisten Missbildungen vorkommen, so dass die veränderten Zu- stände, in welche eine Thierart durch die Zähmung ver- setzt wird, jene Störungen des Bildungstriebes herbei- zuführen geneigt scheinen, welche sich in abnormen Ge- stalten ausdrücken. Wie dem sei, so erscheint die Zahl der bei den Insekten beobachteten Monstrositäten im Ver- hältniss zu den vielen Millionen Exemplaren, welche gesam- melt und in den Museen aufbewahrt werden, ganz ausser- ordentlich gering, indem kaum ein paar hundert Fälle bekannt geworden sind. Und doch haben schon im vori- gen Jahrhundert die Entomologen auch auf dieses Ver- hältniss ihr Augenmerk gerichtet, abgesehen davon, dass die meisten Sammlungen aus früherer Zeit grösstentheils jetzt noch vorhanden und der Vergleichung zugänglich sind, wobei Monstrositäten den Beobachtern nicht ent- gangen wären. Bedenkt man dann noch, dass die Glie- derung des Insektenkörpers in eine bedeutende Zahl von Ringen und Extremitäten die Gelegenheit zu Missbildungen bedefitend erhöhe, so wird ihr so seltenes Vorkommen noch auffallender, indem die Möglichkeit der Fälle ja in ausserordentlichem Verhältnisse wachsen muss, wenn statt 3 Körperabtheilungen, wie bei den Wirbelthieren, deren 42 und mehr, und statt 4 Extremitäten bei den == SB == vollkommensten und zahlreichsten Insekten deren 12, ab- gesehen von den Mundtheilen, zum Vorschein kommen. Die 28 Missbildungen, welche Ihnen hier vorgelegt werden, sind alle, welche ich seit einer langen Reihe von Jahren auffinden konnte, und auch von diesen habe ich noch einige der gefälligen Mittheilung entomologischer Freunde zu danken. Wollte man einen ungefähren Ueber- schlag von der Zahl der Insekten machen, welche mir und diesen Freunden durch die Hände gegangen und von uns aufmerksam auch in dieser Hinsicht beobachtet worden sind, so dürfte man sie gewiss nicht unter 400,000 Individuen anschlagen, so dass auf etwa 17,000 normal gebildete nur eine einzige Monstrosität käme, ein ohne Zweifel sehr geringes Verhältniss. Blumenbach und Haller haben bekanntlich die Missbildungen in 4 Klassen getheilt: Monstra per exces- sum, per defectum, per structuram abnormem, per situm mutatum. Büffon zog die beiden letzten Klassen zu- sammen, indem er alle Monstrositäten, welche unregel- mässige Grösse, Lage oder Struktur der Theile darbieten, in eine Klasse, seine dritte, vereinigte. Meckel, welcher auch die Hermaphroditen zu den Missbildungen zählt, nahm 5 Klassen an : Monstrositäten nach Form und Struk- tur, nach Lage, Zahl, Grösse, Färbung, so dass auch der Albinismus und Melanismus, der bei Säugethieren und Vögeln oft vorkömmt, aber auch bei den Insekten nicht fehlt, nach ihm hieher gehört. Treviranus stellte nur 2 Klassen auf, eine, wo die Monstra oder Organe durch Quantität, die zweite, wo sie durch Qualität gegen die regelmässige Bildung verstossen. Man hat auch vorge- schlagen, die Monstra nach einem andern Gesichtspunkte in 2 Klassen zu theilen, wo in die erste jene zu stehen kämen, wo die Ursache der Missbildung in der Keimanlage — 30 — zu suchen wäre, und in die zweite die, wo sie erst durch Umstände bei der Entwicklung herbeigeführt wurde; es würde aber in den wenigsten Fällen möglich sein, für die eine oder andere dieser Klassen zu entscheiden. Ein Herr Seringe, welcher einst in den Verhandlungen der Linn@’schen Gesellschaft zu Lyon einige interessante Miss- bildungen von Insekten beschrieben hat, schlug vor, die Monstra in 2 Klassen zu theilen: monstruosites par sou- dure et m. par avortement. Sie bemerken leicht, dass eine Menge Missbildungen in diesen beiden Klassen keinen Platz finden würden, nämlich alle jene, welche Haller's und Blumenbach’s 3. und 4. Klasse, oder Büffon’s dritter angehören. Hr. Seringe stellte zugleich eine recht sonder- bare Meinung über den Ursprung seiner monstruosites par soudure auf, indem er nämlich behauptet, alle diese Missbildungen, wo sich also Verdopplung oder Verdrei- fachung der Theile, Hermaphroditismus etc, finden, ent- ständen dadurch, dass sich 2 Individuen im Augenblick ihrer Verwandlung aus der Larve in die Nymphe sehr nahe beisammen befänden, — nicht also durch die Ver- schmelzung zweier Keime, denn sonst, meint er, müsste das vollkommene Insekt mehr oder minder doppelt sein, weil 2 Wesen mehr oder minder innig verschmelzen können. Die m. par soudure kämen desshalb so sparsam vor, weil sich 2 Larven im Augenblick ihrer Verwandlung nur sehr selten nahe genug beisammen fänden. Wollte man annehmen, fährt er fort, dass die m. par soudure durch die Vereinigung zweier Eier entstehen, so müsste man sie häufiger finden, weil die Eier immer in grosser Menge in den Ovarien vorhanden sind. Die Unzulässig- keit dieser Behauptungen leuchtet ein, indem es physio- logisch unmöglich ist, dass „im Augenblick“ der Verwand- lung der Larve in die Nymphe eine Verwachsung zweier Ba er Individuen oder einzelner Organe derselben eintreten könne, wie auch eine solche nie beobachtet worden ist, so viele Gelegenheit auch bei Bienenlarven, Seidenwür- mern und anderen Schmetterlingsraupen dazu gegeben wäre. Dass überhaupt Missbildungen verhältnissmässig selten vorkommen, ist in den Dispositionen der Natur und den fest bestimmten Bildungsgesetzen begründet; sollten aber Missbildungen nur auf dem von Seringe angegebenen Wege erfolgen können, so würden wir viel- leicht nie eine zu sehen bekommen. Seine 2. Klasse, die m. par avortement, soll entstehen, wenn die Nymphe einen Druck erfahren hat, der ein Fehlschlagen in irgend einem Theile des Körpers verursachte oder auch durch Mangel an Nahrung bei der Larve! Man findet, sagt er, manche Insekten, die in Folge vorausgegangenen Nah- rungsmangels nur 3—4 Füsse, einen oder keine Fühler haben und führt als Stützpunkt für diese Behauptung noch an, dass die geschlechtslosen Bienenlarven sich in fruchtbare Weibchen verwandeln, wenn sie etwas von königlicher Speise erhalten. Seringe hat also keine Idee davon, dass monstra per defectum, wo das eine oder andere Organ nicht zur Entwicklung kommt, durch Bil- dungshemmungen entstehen (wobei in gewissen Fällen sich andere Organe um so kräftiger entwickeln), nicht aber durch Mangel an Nahrung, welcher wohl ein Zu- rückbleiben des ganzen Körpers im Wachsthum, aber nimmermehr den Mangel einzelner Glieder veranlassen könnte. Die herbeigezogene Vergleichung mit den Bienen- larven ist unstatthaft, denn bei diesen wird durch die feinere Nahrung eine Potenzirung des ganzen Orga- nismus, eine Erhebung zu seinem Ideal herbeigeführt. Bei Bienen, Hummeln, Wespen, Ameisen sind nämlich die fruchtbaren Weibchen das bedeutendere Geschlecht, Rn die Stammmütter und Gründerinnen der Kolonieen, die mit den Instinkten ihrer Art vorzüglich begabten Indivi- duen, welche (wenigstens die Bienenkönigin) sogar ohne Befruchtung parthenogenetische männliche Nachkommen- schaft erzeugen können, nicht aber weibliche, wozu Be- fruchtung nöthig ist, während die trägen Männchen zu nichts als zur Befruchtung tauglich sind. Die feinere Speise wirkt bei den geschlechtslosen Bienenlarven theil- weise so, wie das Wandern bei den Eingeweidewürmern; jene Bienenlarven werden zwar nicht wie diese, zu voll- kommen geschlechtlichen Individuen, da der Eierstock nur klein bleibt und es nicht zur Bildung eines receptaculum seminis kömmt, aber wenigstens zu parthenogenetischer Erzeugung geschickt. Erlauben Sie mir, noch zu bemerken, dass man unterscheiden müsse zwischen primitiven Missbildungen, welche in der abnormen Entwicklung des Embryos ihren Grund haben, und zwischen sekundären oder zufälligen, welche durch Beschädigung der Larve oder Nymphe herbeigeführt werden, obschon sich beide oft schwer unterscheiden lassen. Doch sind gewisse Missbildungen sicher primitive, wie z. B. die, wo einzelne Glieder dop- pelt vorhanden sind, überhaupt die monstra per exces- sum. Für die Extremitäten ist die meiste Veranlassung zu Missbildungen gegeben, weil diese bei den Glieder- thieren in grösserer Zahl vorhanden sind und so gehören in der That die meisten Missbildungen den Fühlern und ‚Füssen an. Die nachfolgende Aufzählung soll nur die Materialien für dieses Kapitel vermehren, welches erst mit der Zeit fruchtbar für die bei den Gliederthieren geltenden Bildungs- und Entwicklungsgesetze werden kann, da die wenigen bis jetzt bekannten Fälle noch nicht gestatten, etwas Entscheidendes über die Ueber- — 30 — einstimmung oder die Unterschiede dieser Gesetze bei den Gliederthieren und den anderen Kreisen des Thier- reiches zu sagen. Man könnte wohl der Lösung dieser Aufgabe näher kommen, wenn man Missbildungen in den früheren Zuständen der Insekten künstlich veranlasste und die Veränderungen beobachten würde, welche sich dann bei der Verwandlung ergäben. Es würden ohne Zweifel mancherlei neue Ergebnisse eintreten, besonders in Beziehung auf jene Theile, welche im regelmässigen Entwicklungsprozess grosse Veränderungen erfahren, wie die Mundtheile, Fühler und Füsse. Zugleich würde man Erfahrungen über das Vermögen der Insekten machen, verlorene Theile neu zu erzeugen, welches Vermögen bei den Arachniden und Crustaceen in hohem Grade vorhanden ist, den vollkommenen Insekten hingegen ganz abgesprochen wird, ihren Larven jedoch in einem gewissen Grade zukommen dürfte, weil diese den niedrigeren Thierformen näher sind und die Erfahrung lehrt, dass das Reproduktionsvermögen in umgekehrtem Verhältniss zu der Stellung der Thiere im zoologischen System steht, d.h. um so bedeutender ist, eine je tiefere Stufe die Thiere im System einnehmen. | Die hier verzeichneten Missbildungen gehören gröss- tentheils den Käfern an, einige den Kaukerfen, Schnabel- kerfen und Zweiflüglern. Von Hymenopteren ist mir kein Fall vorgekommen, doch sollen bei den Blattwespen solche nicht sehr selten sein, und Dr. Kriechbaumer hat einige in der Stettiner entomologischen Zeitung beschrieben und abgebildet. I. Monstra per fabricam alienaım. 4. Molops terricola Fabr. Ein bei München gefun- denes Exemplar hat die rechte Flügeldecke etwas ver- — 305 — kümmert und zugleich deren Sculptur verändert, indem dieselbe ausser den gewöhnlichen Längsstreifen fein ge- runzelt erscheint. 2. Melolontha vulgaris var. hippocastani F. Fig. 9. Bei einem bei Bern gefangenen Individuum ist der linke Mittelfuss verkümmert ‘und erreicht kaum die Hälfte der normalen Länge. An dem ziemlich regelmässig gebildeten Schenkel inserirt sich eine sehr verkürzte Schiene und die ersten 4 Tarsenglieder sind auf 2 sehr kurze redu- cirt; die Klaue ist gleichfalls verkümmert. 3. Procerus scabrosus Fabr. aus JIlyrien. Am Ende des rechten Vorderschenkels findet sich ein tuberkulöser Auswuchs. 4. Leptura calcarata F. Bern. Fig. 12, Am linken Vorderfuss ist der Schenkel verdickt, die Schiene sehr kurz, gegen das Ende spatelförmig erweitert, statt & Tarsengliedern sind nur 3 vorhanden, das erste und zweite verkürzt und breit. 5. Carabus granulatus Linn. München. Fig. 2. Die Flügeldecken sind so sehr verkürzt, dass sie 2 Dritttheile des Hinterleibes unbedeckt lassen, dabei ist deren .Sculp- tur verändert, runzlig rauh, die Rippen und körnigen Erhöhungen sind schwach. 6, Carabus morbillosus Fabr. München. Mit häkiges Auftreibung auf der rechten Flügeldecke. 7, Hister unicolor Linn. München. Fig. 8. Die Sculp- tur der Deckschilde ist dahin verändert, dass die inner- sten, sonst sehr kurzen Streifen fast bis an das Schildchen reichen, und jeder durch 4 auswärts gebogene Anhänge gefiedert erscheint. 8. Cicindela campestris Linn. Bern. Fig. 4. Flügel- decke nach hinten durch Verkümmerung schmäler, so Bern, Mittheil. 1866. Nr. 618. — 306 — dass sie auseinander treten und einen Theil des Hinter- leibes unbedeckt lassen, 9. Mylabris viginti-punctata Klug. Aegypten; von Prof. Dr. Walt] mitgetheilt. Linker Fühler verkümmert, doppelt kürzer als der rechte, zweites und drittes Glied verdickt, die letzten in eine unförmliche Keule verwachsen. 40. Telephorus rufus Linn. München. Die Flügel und deren Decken verkünmert, abnorm gebildet : die letzteren erreichen kaum den fünften Theil der normalen Länge. Dieses Individuum wurde in coitu gefangen. 44. Sphäridium hemorrhoum Gyll. München. Thorax doppelt kürzer als gewöhnlich, nach vorne steil abfallend. 42. Percosia Patricia Creutz. München. Rechter Fühler sehr verkürzt; statt der letzten 9 Glieder ist nur ein unförmliches Endglied vorhanden. 13. Rhisotrogus ater Fabr. Schweiz. Tarsen des rechten Hinterfusses sämmtlich da, doch sehr verkürzt. ik. Agriotes gilvellus Ziegl. München. Fig. 7. Auf der Mitte jeder Flügeldecke ein blasig aufgetriebener Höcker. 45. Philonthus varius Gylienh. Bern. Hinten auf dem Thorax in der Mitte erhebt sich ein kleiner dünner Aus- wuchs. 46. Empis tessellata Fabr. Bern. Kopf und Stech- rüssel monströs gebildet; auf ersterem ragen 2 lange, hornähnliche Auswüchse empor. 47. Dicranocephalus nugax Fabr. München. Rechter Fühler missbildet, von normaler Länge, aber gegen das Ende stärker verdickt. 48. Pachymerus spec. Bern. Linker Fühler sehr ver- kürzt, nur aus 3 Gliedern bestehend. — 307 — il. Monstrositates per defectum. 49. Galleruca albicornis Wiedem. Java. Am linken Vorderfuss fehlt der Schenkel; Schiene und Zehenglieder ziemlich normal gebildet, doch etwas kleiner als ge- wöhnlich. 20. Carabus granulatus Linn. München. Fig. 3. Aus- gezeichnet durch das gänzliche Fehlen der Fühler, deren Einlenkungsgruben vorhanden sind. Ill. M. per excessum. 24. Carabus auratus Linn. Bern. Fig. 4. Linker Füh- ler gegen das Ende gespalten; aus dem achten Glied sprosst ein dreigliedriger Fortsatz als Andeutung eines zweiten Fühlers hervor. (Seringe hat ein Ex. von He- lops coeruleus Fabr, beschrieben, wo sogar zwei ver- kümmerte Fühler aus dem rechten hervorkommen. Act. de la Soc. Linneenne de Lyon, 1832.) 22. Sepidium tuberculatum Klug. Aegypten, von Prof. Waltl mitgetheilt. Fig. 40. Linker Fühler gespalten, indem von dem fünften Glied ein dreigliedriger Fortsatz sich abzweigt. 23. Agabus uliginosus Linn. München. Fig. 5. Rechte Hinterschiene breit und stark mit Fortsatz nach Aussen, aus dem ein zweiter Tarsus hervorkömmt; beide Tarsen etwas kleiner als gewöhnlich, 24. Calathus fulvipes Fabr. München, Fig. 5. Schiene des rechten Vorderfusses kürzer als gewöhnlich, breiter, mit Andeutung einer Spaltung, aus der 3 Tarsen hervor- kommen, die 2 äussern verkümmert; Glieder aller 3 Tar- ‘ sen schmäler als gewöhnlich. — 38 — 25. Prionus coriarius Fabr. femina. Bayern, Fig. 11. Aus der etwas: emporgetriebenen Decke des rechten Hinterschenkels entspringen 2 Hinterfüsse, von welchen der äussere kleiner ist. Am Tarsus alle % Glieder deut- lich, nur sehr kurz, zusammengedrückt, statt der beiden Klauen nur eine mittlere da. Ein Stachel an der Wurzel dieses Fusses scheint das Rudiment eines dritten Fusses anzudeuten. Einwärts von dem ziemlich normal gebil- deten Fusse BRISPAUE der zweite, mehr abnorm ge- bildete. 26. Dorcadion rufipes Fabr. Kärnthen. Von Prof. Walt! gefunden. »Das erste und zweite Glied des linken hinteren Tarsus regelmässig, jedoch mit Andeutung einer Spaltung; das dritte Glied ist wirklich nach der Länge in zwei gespalten. Aus dem einen dieser Glieder kommt ein doppeltes Klauenglied mit 4 Klauen, aus dem ande- ren ein einfaches mit 2. Gleichsam als Compensation dieser Ueberschreitung ist der Tarsus des rechten Hinter- fusses in seiner Entwicklung zurückgeblieben und seine Glieder sind sehr schmal. (Eine Monstrosität von Rutela pulchella Kirby aus Brasilien, wo statt des rechten Hinter- fusses 3 wohl ausgebildete, fast gleich grosse vorhanden sind, beschrieb Spinola in Annal. de la soc. entomol. de France, IV, p. 587 t. 17 B. 1835. Eben dort 1834, p- 373 machte Bassi einen Rhisotrogus castaneus be- kannt, der statt eines rechten Vorderfusses deren 3 hat, Ein von Seringe beschriebenes Ex. von-Scarites pyrac- mon Fabr. besitzt statt ‚eines linken Vorderfusses 3, mehr oder minder normal gebildete. Act, de la soc. Linn. .de Lyon 4832.) Berner Mitthl. 1866 Zu Prof. Perty$ Missbildungen bei Jnsecten. F Schumaan, iiths "Jmpr, lith.C-Haldımann — 309 — IV. Hermaphroditismus. 27. Forficularia auricularia. Linn. Bern. Die rechte Zangenhälfte am Ende des Hinterleibes ist männlich, demnach gebogen, die linke weiblich, gerade. 28. Parnassius Delius L. Ein von Hrn. Notar Jäggi an der Wendenalp bei Gadmen gefangenes Ex. zeigt eine Andeutung von Hermaphroditismus in der Zeichnung und Färbung der Flügel, indem die Flügel der linken Seite sich ganz weiblich verhalten, der vordere daher am Vorderrande den kleinen rothen, schwarz umfassten Fleck, am Hinterrande den ziemlich grossen schwarzen Fleck zeigt, sowie auch den breiten geschwärzten Rand der Spitze, der den Weibchen zukömmt; der Hinterflügel dieser Seite hat die grossen rothen, schwarz umsäumten Augenflecken, den geschwärzten Aussenrand und am Innen- rande hinten den schwarzen, das Weibchen charakteri- sirenden Fleck; die Flügel der rechten Seite verhalten sich wesentlich männlich, nur sind die rothen Augenflecken des Hinterflügels etwas grösser als beim Männchen, Die Eiertasche am Ende des Hinterleibes, welche nach von Siebold die Weibchen von Parnassius nicht aus der Puppe bringen, sondern die sich erst nach der Begattung wahrscheinlich aus einer vom Männchen abgesonderten Flüssigkeit bildet, verhält sich ganz normal. (Bei einer von Pictet in Spanien gefangenen hermphrod. Colias Edusa L. war auch die rechte Seite männlich, die linke weiblich.) = WE Prof. C. Brunner. Darstellung von Sauerstoffgas. (Vorgetragen den 22. Dezember 1866.) —— Die Darstellung des Sauerstoffgases in etwas grösse- rem und zu techniseher Anwendung ausführbarem Mass- stabe war öfter Gegenstand von Versuchen. Nach manchen Vorschlägen scheint man in neuester Zeit wieder zu der alten Methode, dasselbe durch Erhitzung von Braunstein zu bereiten, zurückgekehrt zu sein. Es ist nicht zu leugnen, dass sich dieses Verfahren sowohl durch die Wohlfeilheit des Rohmaterials als durch die Einfachheit der Operation empfiehlt und nur den Nachtheil eines ziemlich bedeutenden Bedarfs von Feuermaterial gegen sich hat. Dass chromsaures Kali bei Glühhitze einen Theil seines Sauerstoffes abgibt, ist längst bekannt, allein ebenso weiss man, dass dieses erst bei sehr starkem Glühen erfolgt, und schwerlich dürfte man auf den Einfall ge- rathen, auf diesem Wege eine Darstellung dieses Gases zu versuchen. Nach meinen Versuchen gibt dieses Salz bei einer vollen Rothglühhitze, wie sie eine Röhre von gutem böhmischen Glase (eine sogen. Verbrennungsröhre) verträgt, noch keine Spur von Sauerstoffgas. Ganz leicht dagegen erfolgt die Entwicklung, wie schon vor längerer Zeit Balmain *) gezeigt hat, statt wenn dasselbe mit Schwefelsäure erwärmt wird. Es ist klar, dass in diesem *) Berzelius Jahresb. 1843, XXIII. S. 24. — Bibl. univers. XLI, S. 391. — 31 — Falle die Schwefelsäure sich mit dem Kali verbindet und die freiwerdende Chromsäure in Chromoxyd und Sauerstoff zerfällt. Es schien mir nicht unangemessen, diese Angabe, die bisher nicht zu allgemeiner Anwen- dung gekommen zu sein scheint, näher zu prüfen. Fol- gendes ist das Ergebniss dieser Untersuchung. Die Ausführung des Versuches geschieht am besten auf folgende Art. Man zerreibt gut getrocknetes, doppelt chromsaures Kali zu feinem Pulver, befeuchtet dasselbe mit concentrirter (gewöhnlicher) Schwefelsäure in solcher Menge, dass es ein leicht zusammenbackendes Pulver darstellt, wie es eben noch bequem in den Destillirapparat eingefüllt werden kann *), Dieser wird nun mit der Gas- leitungsröhre versehen und erwärmt. Sehr bald, schon lange vor dem Glühen, tritt die Entwicklung von Sauer- stoffgas ein und geht mit der grössten Regelmässigkeit bis zu Ende der Operation, d.h. bis zum eben anfan- genden Glühen des Apparates fort. In kleinem Massstabe kann die Operation in einer kleinen Glasretorte oder in einer retortenförmig gebogenen Glasröhre geschehen. Man wird finden, dass aus jedem Gramm des Salzes etwa 440 CC, reines Sauerstoffgas erhalten werden. Es darf kaum bemerkt werden, dass bei der Darstellung in grösserem Massstabe thönerne Retorten, nach Art der Gaslicht-Retorten, angewendet werden könnten. . Man wird nun ohne Zweifel dieser Methode den zu hohen Preis des Rohmaterials entgegenstellen. Hierauf ist Folgendes zu erwidern. *) Das von Balmain angegebene Verhältniss von 4 Schwefelsäure auf 3 doppelt chromsaures Kali finde ich nicht zweckmässig. Bei einem solchen entwickelt sich zuerst viel Schwefelsäure, während sich das Salz in der Retorte auf das 3- und 4fache Volumen auf- bläht. — 312 — Das ‚doppelt chromsaure Kali ist im Handel ziemlich wohlfeil zu bekommen: Berechnen wir das Pfund zu A. Franken.. Dieses liefert nach obiger Angabe ungefahr 55 Liter Sauerstoffgas, Aus dem erhaltenen Rückstande kann es vollständig ‚wieder gewonnen werden. Es ist dieser Rückstand nach meinen Versuchen eine Verbin- dung von basisch schwefelsaurem Chromoxyd mit. einer kleinen Menge unzersetzt gebliebener Chromsäure, viel- leicht ebenfalls mit Schwefelsäure (schwefelsaure Chrom- säure ?) verbunden und schwefelsaures Kali. Seine Zu- sammensetzung ist je nach der Menge der angewandten Schwefelsäure, ohne Zweifel auch nach der Stärke der Erhitzung, ziemlich verschieden. Immerhin ist es leicht, aus demselben wieder alles Chrom als chromsaures Kali zu erhalten. Zu diesem Ende zieht man zunächst das schwefelsaure Kali mit Wasser aus, glüht alsdann den Rückstand mit seinem gleichen Gewicht Salpeter und ebenso viel kohlensaurem Kali, löst die geschmolzene Masse in Wasser auf, sättigt die einfach chromsaures Kalı enthaltende Flüssigkeit mit Salpetersäure und bringt sie zum Krystallisiren. Man wird dabei das ursprünglich angewandte Salz vollständig wieder erhalten. Aus der Mutterlauge kann endlich noch etwas Salpeter erhalten werden, welcher zu einer folgenden Operation dient. Statt des Salpeters könnte zu dieser Zersetzung salpeter- saures Natron angewandt werden. Die Zersetzung findet in den gleichen Verhältnissen vollkommen statt. Es ist jedoch bei Anwendung dieses Salzes schwierig, aus der Auflösung das zweifach chromsaure Kali zum Krystalli- siren zu bringen. Bei genauerer Betrachtung des Vorganges wird man finden, dass sich die Kosten im Wesentlichen auf die für die Regeneration des chromsauren Kalıs aus dem Rück- gr stande erforderliche Quantität von Salpeter reduziren, so dass dieser gewissermassen als der Rohstoff, das chromsaure Kali nur als der Zwischenträger zu betrach- ten ist. Die Schwefelsäure und das Kali des Chromsalzes können, wenn man es der Mühe werth erachtet, als schwefelsaures Kali dargestellt werden, die Salpetersäure, die man verwendet, um das einfach chromsaure Kali in doppelt chromsaures zu verwandeln, wird mit dem Kali des zum Schmelzen zugesetzten kohlensauren Kalis als Salpeter wieder gewonnen. Man sieht leicht ein, dass also die wirklichen Auslagen ausser jener Quantität von Salpeter, die ungefähr der angewandten ‘Menge des doppelt chromsauren Kalıs gleich sein mag, nur in dem Feuermaterial besteht. Da nun der Fabrikpreis des Sal- peters ungefähr A0 Fr. per Centner angenommen werden kann, so kostet die für 55 Liter Sauerstoffgas erforder- liche Menge 40 Ct. oder o Gt. per Liter, wozu freilich 55 noch die Feuerungskosten hinzuzufügen sind, die nur durch Versuche in grösserem Massstabe bestimmt werden, je- EEE doch nicht sehr bedeutend sein können. Die Ausführung der Operation ist sehr leicht. Auf die nämliche Art kann auch aus chromsaurem Bleioxyd durch Erhitzen dieses Salzes mit Schwefelsäure Sauerstoffgas gewonnen werden. Dieses Methode bietet jedoch keinen praktischen Nutzen dar, da das chromsaure Bleioxyd schon ein sekundäres Produkt ist. Jahrgang 1850 (Nr. 1851 (Nr. 1852 (Nr. 1853 (Nr. 1854 (Nr. 1855 (Nr. 1856 (Nr. 1857 (Nr. 1858 (Nr. 1859 (Nr. 1860 (Nr. 1861 (Nr. 1862 (Nr. 1863 (Nr. 1864 (Nr. 1865 (Nr. 1866 (Nr 314 167—194) zu 4 Fr. 195—223) zu 4 Fr. 224—264) zu 6 Fr. 265—809) zu 6 Fr. 310—330) zu 3 Er. 331—359) zu 4 Fr. 360—384) zu 4 Fr. 385—407) zu 3 Fr. 408—423) zu 2 Fr. 424-439) zu 2 Fr. 440—468) zu 4 Fr. 469-496) zu 4 Fr. 497—530) zu 6 Fr. 531—552) zu 3 Fr. 553—579) zu 4 Fr. 580—602) zu 3 Fr. 693—618) zu 3 Fr. Die Jahrgänge von 1843—1849 sind vergriffen. Die Jahrgänge 1850—1861 zusammen sind zu dem ermässigten Preise von 32 Fr. erhältlich. 3 AR —-— 35 ° — Verzeichniss der Mitglieder der Bernerischen naturforschenden Gesellschaft. (Am Schluss des Jahres 1866.) Herr Dr. L. Fischer, Professor der Botanik, Prä- sident für 1866. Dr. R. Henzi, Secretär seit 1860. B. Studer, Apotheker, Cassier seit 1865. J. Koch, Oberbibliothekar und Correspon- dent seit 1865. Dr. Cherbuliez, Unterbibliothekar seit 1863. ” ” „ „ Jahr des Eintrittes, .HerrAdamina, Lehrer an !d. Töchterschule. (1862 1 E,, E, Dom 6. „ ® ” 8. „ Bi: . , m. , 2. , 13. , 14. „ 15. „ 16. „ in, Be: Br: : eo. Aebi, Dr. u. Prof. d. Anatomie in Bern (1863) Bachmann, I., Naturgesch., Cantonssch. (1863) Benteli, Notar - i A 3 (1858) Benteli, Alb., Ingenieur v. Bern . (1864) _ v. Bonstetten, Aug., Dr. Phil. (1859) Brunner, Alb., Apotheker ; (1866) Brunner, Dr. und Prof. der Chemie (1819) Brunner, Telegraphendirector in Wien (1846) Bürki, Grossrath . : . (1856). Cherbuliez, Dr., Mathematik, Cantonssch. (1861) Christener, Lehrer a. d. Cantonsschule (1846) Cramer, Gottl., Arzt in Nidau r (1554) Demme, Dr. und Prof. der Chirurgie (1844) Demme, R. Dr., Arzt am Kinderspital (1863) Denzler, Heinr., Ingenieur . A (1854 | Durand, J., Prof. d.Math. in Pruntrut (1853) v. Erlach, Med. Dr. { | (1846) Escher, eidgen. Münzdirektor . .. (1859 v.Fellenberg, Dr., gew. Prof. d. Chemie (1835) — 316 — 21.Herrv. Fellenberg, Ed., Geolog . - (1861) Be „ v. Fellenberg- Ziegler, von Bern . (1864) v.Fellenberg, Rud., stud. med. . (1866) Finkbeiner, Dr. Med. in Neuenstadt (1856) v. Fischer- Ooster, Karl (1826) Pischer, L;,Dr;, Prof. der Botanik (1852) Flückiger $ Dr., Staats-Apotheker . (1853) Forster, Dr, Lehrer d. Kantonsschule (1866) Frey, Bundesrath .. (1849) Frote, E., Ingenieur in St. Immer . (1850) Ganguil l et, Oberingenieur . (1860) Gerber, Prof. der Thierarzneikunde (1831) Gerster, Lehr. d. Geogr. a. d. Kant.-Sch. (1866) Gibolet, Victor, in Ser .... (1844) Gosset, "Philipp, "Ingenieur, Wabern 11865) Gruner, Aug., Apotheker von Bern (1864) Güder, Verwalter der Deposito - Cassa (1862) Guthnick, gew: Apotheker . ,... (188 Haller, Friedr. , Med. Dr. : i (1827) Hamberger, Joh., in Brienz . (1845) Hasler, G., Direkt. d. eidg. Telegr. werkst. (1861) Hebler, Dr., Prof. der Philosophie . (1857) Henzi, R., Med. Dr., Spitalarzt . 1859) Hermann, F., Mechaniker $ 1861) Hipp, Direkt. d.neuenb. rasen -Werkst (1852) Hopf, J. G., Arzt . (1864) Jäggi, Friedr., Notar (1864) Jenzer, E., Observator auf d. Sternw. (1862) Jonquiedre, Dr. und Prof. der Medicin (1853) Isenschmid, Med. Dr. . (1859) Kernen, Bud: ‚ von Höchstetten : 1853) Koch, Lehrer d. Math. an d. Realschule (1853) Ki önig, Med. Dr. (1855) Krebs, Fr., Lehrer am Knabenwaisenh. (1864) Krieger, K.., Med. Dr. . 1841) Kuhn, Fr. ; Pfarrer in Affoltern : 1841) Küpter, r, Lehrer im Pensionat Holen (1848) Küpfer, Fr., Med. Dr. (1853) Lanz, Med. Dr., in Biel . { 1856) Lauterburg, R., Ingenieur . i 1851) Lauterburg, Gottl., Arzt in Kirchdorf (1853) Lindt, Otto, Dr. phil, Prof der Chemie, landwirthschaftl. Schule in der Rütte (1866) — 317 — .Herr Lindt, R., Apotheker . 2:2 SU BO Lindt, Wilhelm, Med. Dr. (1854) Lücke, Dr., Prof.d.chir. Klinik d.Hochsch, (1866) Maron, Lehrer in Erlach Br (1848) Munk, Dr.u.Prof.d. med. Klin.d.Hochsch. (1866) Morlot, Ad., Professor . f (1866) Müller, Dr., Apotheker (1844 | Müller, J., Lehrer ın Biel . (1847) Müllhaupt, Kupferst.am eidg.top.Bur. (1865) Neuhaus, Karl, Med. Dr., ın Biel . (1854) Otth, Gustav, Hauptmann (1853) Peyer, Dr. phil. Zahnarzt . (1865) Perty, Dr. u. Prof. der Naturwissenschaften (1848) Pillichody, Gustav, Chemiker j (1862) Prisy, Secundarlehrer, Grosshöchstetten (1865) Pulver, A., Apotheker . Ä (1862) Quiquerez, A., Ingen., in Del&mont (1853) v. Rappard, Gutsbesitzer . . (1853) Ribi, Lehrer der Mathem. a. d. Realschule (1859) Ris, Lehrer d. Naturgesch. in Burgdorf (1863) Schädler, E, med. Dr. . . ...' (88 Schläfli, Dr. u. Professor der Mathematik (1846) Schmalz, Geometer in Oberdiesbach (1865) Schumacher, Zahnarzt r (1849) Schwarzenbach, Dr.,ord. Prof.d. Chemie (1862) Shuttleworth, R., Esqr. se) 2 Seiler, Friedr., Ing.; Nationalrath i (1864) Sidler, Dr., Lehrer Math. Kantonschule (1856) Stanz, Dr. med. in Bern . { | (1863) Stauffer, Bernh., Mechaniker . j (1855) Steinegger, Lehrer in Langenthal . (1851) Stierlin, Rob., Direkt. der Mädchenschule (1855) Stucki, Optiker . Ä (1854) Studer, B., Dr. Prof. d. Naturwissenschaft (1819) Studer, Bernhard, Apotheker . . (1844) Studer, Gottlieb, Regierungsstatthalter (1850) Trächsel, Dr., Rathschreiber ; (1857) v. Tscharner, Beat, Med. Dr. s (1851) v. Tscharner,(.,v.Amsoldingen, Ingen. Can Valentin, Dr. und Prof. d. Physiologie (1837) Vogt, Adolf, Dr. Med. . (1856) Wäber, A. Lehrer d. Naturg.a.d.Realsch. (1864) Wander, Dr. phil. Chemiker .. (1865) 106.Herrv. Wattenwyl, Fr., vom Murifeld (1845) 107. „ v. Wattenwyl-Fischer : 3 (1848 108. „ Wild, Karl, Med. Dr. . (1828 109. „ Wild, Dr. Phil., Professor der Physik (1859) 110. „ Wildbolz, Alex., Apotheker in Bern (1863) 111. „ Wolt, R., Dr. und Professor in Zürich (1859) 112. „ Wolt, Photograph . (1865) 113. „ Wurstemberger, Artillerieoberst (1852) 114. „ Wydler, H. Dr. med., Prof.der Botanik (1850) 115. „ Ziegler, A., Dr. Med., Spitalarzt. (1859) 116. „ Zwicky, Lehrer an der Kantonsschule (1856) Correspondirende Mitglieder. 1. Herr Beetz, Professor der Physik in Erlangen (1856) 2. „ DBiermer, Dr., Prof.d. spec.Pathol.Zürich.(1865 3. „ Bou&, Ami, Med.Dr.,a.Burgdorf, in Wien (1827) 4. „ Bouterweck, Dr., Direktor im Elberfeld (1844) 5. „ Custer, Dr., in Aarau . 2:2 6. „ v. Fellenberg, Wilhelm . -- (18855) 7. „ Gelpke, Otto, Ingenieur . | (1865 ı 8. „ Gingins, Dr. Phil., im Waadtlande (1823) 9. „ Graf, Lehrer in St. Gallen . (1858) 10. „ Gruner, E., Ingen. des mines in Frankr. (1835) Er. Gygax, Rudolf. HER (1859) 12. „ Henzi, Friedr., Ingenieur des mines (1851) 2%, May, m Karlsruhe ... Ä (1846) 14. ,„ Mayer,Dr. u.Prof. der Anatomie inBonn (1815) 15. ,„ Meissner, K.L., Prof. d. Botan. in Basel (1844) 16. „ Mohl,Dr.u. Prof. d. Botan. in Tübingen (1823) Be, Morlot, A., Professor . 3 \ (1854) 18. „ Mousson, Dr., Prof. der Physik inZürich (1829) 19. „ Ott, Adolf, Chemiker in "Turin (1862) 20. „ Rüttimeyer, L., Dr. und Prof. in Basel (1856) 21. „ Schiff, M.,Dr., Prof. d. Physiologie am Museum in Florenz . £ k i 1856) 22. ,„ Simler, Dr., in Muri im Aargau ; 1861) 23. „ Theile, Professor der Medicin in Jena (1834) — 318 — Beilage zu den Mittheilungen der naturforschenden Gesellschaft in Bern. LABRAMS WERKE. Die nachstehend verzeichneten, im Buchhandel längst vergriffenen und im Antiquariat selten complet vorkommenden Werke Labram’s sind — theilweise in Mehrzahl — auf meinem Lager vorräthig und zu beigesetzten Preisen von mir zu beziehen. — Auch bin ich, als im Besitze vieler einzelner Hefte und Tafeln, erbötig, ungeordnete und defecte Exemplare (wie sie es oft sind) nach Massgabe der angefertigten Register möglichst zu ergänzen und bitte zu diesem Zweck um Uebersendung solcher Exemplare. Sammlung von Abbildungen von Schweizerpflanzen. Fr. Ots. | 834 colorirte Tafeln mit Text von Dr. Hegetschweiler. In Kapseln. 125 — Dieses von Labram selbst noch geordnete Exemplar enthält 834 Tafeln, während die sonst vorkommenden gewöhnlich nur die 450 Tafeln enthalten, welche in dem dazu in Zürich erschienenen Registerhefte verzeichnet sind. sammlung von Zierpflanzen. 17 Hefte mit 68 nach der Natur gezeichneten und colorirten Tafeln nebst Text. Basel. broch. 4°. neu. (Ladenpr. 22. —) 10 — Die Giftpflanzen der Schweiz. 38 colorirte Tafeln mit Text von Dr. Hegetschweiler. Zürich broch. 4°. BE Sammlung von Abbildungen schweizer. Insekten. Nach der Natur gezeichnet mit Text von Dr, L. Imhof. 6 Bände mit 455 fein colorirten Tafeln. Basel 1836—42. Cart. m. T. 60 — Einzelne Hefte soweit vorräthig A 60 Cts., einzelne Tafeln ä 20 Cts. Die schweizerischen Käfergattungen. 34 Hefte mit 136 nach der Natur gezeichneten, fein colorirten Tafeln und Text von Dr. L. Imhof. Basel, br. neu. (24. —) 15 — Einzelne Hefte so weit vorräthig A 60 Üts. 19 Hefte mit 152 fein colorirten Tafeln und Text in lateinischer und deutscher Sprache von Dr. L. Imhof. Basel, broch. neu. Die Gattungen der Rüsselkäfer. (Ladenpr. 27. —) Einzelne Hefte so weit vorräthig & Fr. 1. —. Die Tagschmetterlinge dee Schweiz, 13 Hefte mit 104 naturgetreuen, schön colorirten Tafeln mit Text. Basel, broch. neu. (Ladenpr. 18. —) Heft 11 —143 einzeln A 50 Gts. a a a 2. Sn u I uf un a u —— BT —— Fr.. GB. 20 — G — Bei dieser Gelegenheit erlaube ich mir den geehrten Literatur- freunden mein reichhaltiges antiquarisches Lager zu empfehlen; ge- | wünschte, aber zur Zeit nicht vorräthige Werke werde ich vermittelst vielseitiger in- und ausländischer Verbindungen meist binnen kurzer . Zeit zu billigen Preisen zu verschaffen im Stande sein. Meine letzt stehen =. E».7. 6, =. » 76. erschienenen Fach-Cataloge Nr. 66. \» 68. » 69. rm. » 2. = m. Geographie. — Geschichte und Hülfswissenschaften 2676 Nummern Theologie. Pädagogik. Philologie . . 3601 » Auswahl vorzüglicher Werke aus allen Zweigen 1162 » Katholische Theologie 1662 » Alte und neue Philologie. Alte Classiker. 1970 » Naturwissenschaften. Medizin. Landwirthschaft. 5 1.. 5 . 2036 » Theosophie. Mystik. Alchymie. Somnambulismus. Magnetismus. Curiosa etc. Anhang: Todtentanz- Literatur k 1368 > Belletristik in deutscher und andern Sprachen. Mundarten. Sprichwörter . 1929 » Literatur- und Gelehrtengeschichte. "Altdeutsche Literatur. Bibliographie. Anhang: Gelegenheits- Schriften von Basler Gelehrten 3.00 » Helvetica. Schriften, welche die Schweiz im Allge- meinen betreffen. Schweizerische Biographieen. Atlanten, Karten, Panorama’s, Reisewerke etc. Por- traits von Schweizern. Ansichten. Anhang: Alsatia 1022 » auf Verlangen franco zu Diensten und werden hiemit den ge- ehrten Interessenten angelegentlichst empfohlen. Basel im August 1866. Fel’v Schneider, Antiquar. j 5 ei e 3 B 2 > E & er =) En a B) R- u I; = ler} on u E 28 S Er Ye ar 258 2m = © HE Pla 3& = 5: =. EB: Ft BEE B | or -E Fe] San Eur = rP7 Ka; SE Ss 55 A == = VA -- 1 =2 Ku = = 2 = = >, Q SS) = = = © So =, o ”) Tg | Di T er ZEHR: 1 | Jene iss Bee Bern 26 a ei & ® au 1 2 au & 5 a al [ x or 1] = : # | i= = i) | R— u di | ne} = a A: = in al - R-W = ne [ re =FME Sm 8: Ä =. | P- 5 ke - .r m * F [| || 9 u | j A re | Fe e| I j\ | . ARE = + Ölen un =: = Ka al | = | Sirene m r © IN B SI | Ei 0 e | = ol | | 1 = | =. | | } S «| Ser ] ) Bu a] Sl) eg | | a er EN F i an | Be © | al a pr: =? En S ’ = ge Si he iE 8 Es SE u R- e= Eule! BE 18 Bf Se AB | I | 1 | | ( x u er Au # Wasserstandszeider. VIZA Verschiedene Systeme der Uehertragung von: Wasserständen auf einen beweglichen Stift, dessen jeweilißen Stand ein Contvoll - instrument notiert. St = Fish. Hebei ist ein Schwim.- estigt, welch. letztere 25 Zeiger bewegt An einem ulngleicharmi: Rollen mit verschiedenem Iumch - mer und eine Ichnur befe messer bewegen mittels Schnurr - vorgelege den Stift en Anememn unglecharmig mittels K A sgwlent der Sc = steht DIKe N! | Plus si6keit en $efüllt und Fremder arıt dem. Gesetze der Schwere bei S ee istin = 2 S Ed avhnstesseis __ EM a | ba av smhsidamm! er sh RER ara Ib. | en Imperia. in 2 f I f a a + n. 2 eh en r i F \ \ h \ j { . \ f 1 , N ’ F | . # “ h- i ea «wu I. Br f “ . Rn je rer r 2 [73 7 a Kae De A er L Mr ® . R “ d ern „ ‘ / L Bu , - ru Fi 3 J . F ce va P, « ea o r Br % „ f y j . Dun Sr i } 1 .. PR m ei +1) r ı 24 vi sh 2E - Ren Um } 24 F a r A Ri wi >Aı \z > "1 k E. Ay au eh | & > in 4 ee E Ss, N N x N N Ss S Sı I | | | IM | | h | Selbsregistrirender Fluch enmesser T 2772| am Ss nn \ = N e 7 en — RE, \.A: 74 LILLILTLEITTTLTTEITEN F— A 1 Rs AISSIULUDJI], SIYOOL, IT En, mit Stift zum Bindrücken i in den Pa pP ars reifen. E Hehdzur Cebertragungder Chr auf’ das Fuhrungstlineat . EFF Uhr. bi Salz zum dırecten Ablesen . b Thermomcler. IHREN 186 Fr u 1 ji ‘ j q