Е ая À ne a DEE RI DT Ben en RAS Crau al rel х = Der REG = innen © hd ei = Ser с с Ha innere Ark at tree ge Reste 49 EN ET) ERS. NY gear EURE TV еду ет TS 9.55% Bun er Laine а se EROBERTE ge Te peus Reh 4E À оны à EIER ® 2 en ner у er tet 4 = = Нч Ч CR $ = NET + > : X RONA ee Set Pots = RE . : г : ne ee 7 ; = AM Ve Use i . 5 р ï Ban BE == » us ая < ; as D rio : „>. А 2 AU AV AT: N ` LUE: 5 à : “ > =: поем © SA RER ee ne ыы са . В ты ar AR PERS ря ; A EN ET ee 5 = ; > - 5 An 24 DK ee TR. Ta ee ta fe DEA Я naeh PAR È Sp BE RE те CHNTEN > I Se кои DIESE Ph pr NT ет A Re : % AT И retire re EM ES ae na и PIANO pan à arr © À : О x ] » i ne À ; ÿ WÉMOIRES LACADEMIE IMPERIALE DES SCIENCES DE SAINT-PETERSBOURG. VIE SERIE. — ГА TOME NW. ВУ (Avec 38 Planches.) SAINT-PETERSBOURG, 1871. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: " à St.-Pétershourg à Riga à Odessa à Leipzig MM. E rs & В. i : 2 , К. Е, ol et M.N.Kymmel; A.E. Kechribardshi; M.Leopold Voss. Prix: 10 Roubl. 55 Кор. arg. = 11 Thir. 22 Мот. Аб оф UV $ 2— Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Août 1871. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) TABLE DES MATIÈRES DU TOME XVI. № 1. Ueber den Musculus anconeus У. des Menschen, mit vergleichend-anatomischen Bemerkungen. Von Dr. Wenzel Gruber, Professor der praktischen Anatomie an der medico-chirurgischen Akademie. (Mit 1 Tafel.) 17 pages. № 2. Ueber Achradocystites und Cystoblastus, zwei neue Crinoideen-Gattungen, eingeleitet durch kritische Betrachtungen über die Organe der Cystideen. Von Dr. A. v. Volborth. (Mit einer lithographirten Tafel.) 15 pages. № 3. Unsere Kenntnisse über den früheren Lauf des Amu-Daria. Von Dr. R. Lenz. (Mit 2 Karten.) 52 pages. № 4. Revision der Salamandriden-Gattungen nebst Beschreibung einiger neuen oder weniger bekannten Arten dieser Familie. Von Dr. Alexander Strauch, Mitgliede der Akademie. (Mit 2 Kupfer- tafeln.) 110 pages. N° >. Beiträge zur Naturgeschichte des Elens in Bezug auf seine morphologischen und paläontologischen Verhältnisse, so wie seine geographische Verbreitung, nebst Bemerkungen über die miogäne Flora und Insectenfauna des Hochnordens. Von Johann Friedrich Brandt. Mitgliede der Akademie. (Mit 3 Tafeln ) IV et 84 pages. N 6. Ueber Rhizostoma Cuvieri Lmk. Ein Beitrag zur Morphologie der vielmundigen Medusen. Von Dr. Alexander Brandt. (Mit 1 Tafel.) 29 pages. N° 7e Physiologisch - topographische Untersuchungen am Rückenmark des Frosches. Von Dr. Spiro. (Mit einer Tafel.) 25 pages. № 8. Anatomisch-histologische Untersuchungen über den Sipunculus nudus L. Von Dr. Alexander Brandt. (Mit 2 Tafeln.) 46 pages. № 9. Rhododendreae Asiae orientalis. Scripsit tabulisque 4 lapidi incisis illustravit С. J. Maximowicz, socius Academiae. 53 pages. № 10. Studien auf dem Gebiete der Störungstheorie. I. Entwicklung einiger Verbindungen elliptischer Functionen. Von Dr. И. @ylden. 131 pages. № 11. Ueber fossile Medusen. Von Dr. Alexander Brandt. (Mit 2 Tafeln.) 28 pages. № 12. Embryologische Studien an Würmern und Arthropoden. Von №. Kowalevski. Professor in Kiew. (Mit 12 Tafeln.) 70 pages. № 13. Boreas und die Boreaden. Von Ludolf Stephani. (Mit zwei Tafeln.) 28 pages. N 14 ET DERNIER. Ueber Weissbleierz-Krystalle, vorzüglich aus russischen Fundorten. Von М. vw. Kokscharo w. (Mit 5 Kupfertafeln.) 76 pages. MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PÉTERSBOURG, VII” SÉRIE, Tone XVI, N° 1. ÜBER DEN MUSCULUS ANCONEUS UV. DES MENSCHEN, MIT VERGLEICHEND-ANATOMISCHEN BEMERKUNGEN. VON Dr. Wenzel Gruber, Professor der praktischen Anatomie an der medico-chirurgischen Akademie. (Mit 1 Tafel) Lu le 24 mars 1870. Sr.-PÉTERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourg : à Riga: ; MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M N. Kymmel; M. Léopold Voss. J. Issakoff et A. Tscherkessoff; Prix: 25 Kop. = 8 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Juillet 1870. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9€ ligne, № 12.) Nach С. Bergmann') findet sich die Verknüpfung des Musculus latissimus dorsi mit dem Triceps brachii bei den Säugethieren ausnahmsweise auch beim Menschen. Er hatte in einem Falle von der nach innen und vorn gewandten Fläche der Sehne des M. latissimus und vom unteren Rande derselben ein ganz ansehnliches Sehnenblatt entspringen sehen, welches abwärts in den hinteren (?) Sehnenspiegel des Caput longum des M. tri- ceps übergegangen war. Die Fasern hatten die Richtung der eigentlichen Sehne des M. latissimus gekreuzt. H. J. Halberstma?) sah von der vorderen Fläche des M. latissimus dorsi ein seh- niges Blatt oder ein Band entstehen, welches nach dem Caput longum des M. triceps brachii auf dessen innere hintere Fläche überging, um sich dann radiär über den sehnigen Theil dieses Kopfes auszubreiten oder wirklich in das Gewebe des letzteren einzudringen. Die radiäre Ausbreitung, welche er die 1. Modification nannte, wollte er in den Fällen, in welchen die Verbindung schwach entwickelt war, die Verschmelzung der Fasern des seh- nigen Blattes mit denen des M. triceps brachii, welche er die 2. Modification nannte, aber in den Fällen angetroffen haben, in welchen die Verbindung stärker entwickelt war. Das Sehnenblatt bildet eine kleine Rinne, deren Höhle bei aufgerichtetem Stande und hängen- dem Arme nach oben sieht, und worin der M. teres major zum Theil enthalten ist. Die Verbindung beim Menschen soll der beim Löwen, bei der Hyäne und bei Coati «sehr ähnlich» sein. Er erklärte die Verbindung beim Menschen sogar für constant, trotzdem er, wie er selbst gestand, wegen Mangels an Cadavern das numerische Ver- hältniss der von ihm aufgestellten angeblichen zwei Modificationen bis dahin nicht be- stimmen konnte. Er deutete, wie Bergmann, dieses Sehnenblatt des Menschen als Analogon eines Muskelbauches, d. 1. des Anconeus V. der Säugethiere, — Was 1) «Anthropotomische und zootomische Notizen». — | mus dorsi und dem M. triceps brachii des Menschen.» — Arch. f. Anat., Physiol. u. wiss. Medicin. Berlin 1855. | Arch. f. d. holländ Beiträge zur Natur- und Heilkunde. S. 347, Bd. 1. Utrecht 1858. В. 54. Aus: Vershen mededeelingen 2) «Ueber eine Verbindung zwischen dem M. latissi- | der Köunigl. Akad. van Wetenschappen 1856. Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Serie. 1 9 W. GRUBER, Halberstma «radiäre Ausbreitung des Sehnenblattes über der Sehne des langen Kopfes des M. triceps brachii» (angeblich dessen 1. Modification) nannte, gehört gar nicht zu letzterem Muskel, ist nur eine vom M. latissimus dorsi kommende Partie der Aponeu- rosis brachialis, welche schon J. Fr. Meckel') kannte. Der Anconeus V. des Löwen, den ich bei diesem Thiere schon früher mehrmals und jetzt wieder an einem vor mir liegenden, frischen Exemplare untersuchen konnte, entspringt an diesem mit einer 1//” breiten und 1—1'%” dicken Portion fleischig von der hinteren Fläche und von dem unteren Rande der breiten Sehne der vor den Gefässen und Nerven des Armes zum Pectoralis major und damit vereinigt zum Humerus gehenden vorderen Insertionsportion, dann mit einer an erstere sich anschliessenden 2,” breiten und 1—1Y,” dicken Portion fleischig von der mit der hinteren äusseren Fläche des Teres major verschmolzenen Sehne der hinteren In- sertionsportion des Latissimus dorsi und theilweise von der Fleischportion dieses Muskels selbst, endlich mit einem 4” 3” langen, 6— 8” breiten und 3” dicken Bündel, das in ein 2” langes aponeurotisches Fascikel ausläuft, durch dieses von der mit dem M. infraspinatus vereinigten Fascia infraspinata an einer Stelle, die %/,” hinter der Gräte und 3” 3” unter der Basis des Schulterblattes liegt. Vielleicht kam er auch wie bei Felis domestica mit einer Partie vom M. pectoralis major. Der Muskel ist dreieckig, in der Höhe des Ur- sprunges vom Latissimus dorsi 6”, an seinem Ende 1,—1” breit, vom Latissimus dorsi ab- wärts 8%/—9" lang und endigt am unteren Drittel seiner Länge in eine 3” lange, oben 3”, unten '„—1” breite Aponeurose, die an ihren vorderen ”, isolirt bleibt und an das Ole- cranon sich inserirt, am hinteren Drittel oben in einer Strecke von Y,—1” noch separirt ist, dann aber mit der Sehne des Anconeus longus verschmilzt. Bei der Hyäne geht die- ser Muskel wohl fleischig oder doch nur kurzsehnig von der hinteren Insertionsportion des Latissimus dorsi ab, wie aus Meckel’s Angabe und Cuvier’s und Laurillard’s Abbil- dung hervorzugehen scheint. Bei Coati nimmt derselbe Muskel grösstentheils vom Teres major und nur mit einer kleinen Portion vom Latissimus dorsi seinen Ursprung, wie Cuvier und Laurillard bemerken. Die Art des Ursprunges dieses Muskels ist daher sicher beim Löwen, auch bei Coati der Verbindung des Sehnenblattes des Anconeus longus mit dem Latissimus dorsi beim Menschen: «sehr unähnlich», nicht, wie Halberstma, der, wie aus seinen Ansichten über Aehnlichkeit hervorgeht, den Anconeus V. sicher bei diesen Thieren gar nicht untersucht zu haben scheint, meinte: «sehr ähnlich». Auf wenige und obendrein ungenaue Untersuchungen hin war H. nicht berechtigt «Ge- setze» zu dietiren. Bergmann und Halberstma haben aber errathen, dass der An- coneus V. der Säugethiere beim Menschen als Sehnenblatt sich erhalte —. И Непе”) lässt den Anconeus longus nicht nur vom Tuberculum infraglenoidale des Schulterblattes, sondern auch von einem Sehnenbogen entspringen, welcher von jenem Tuberculum unter dem Teres major her zur Vorderfläche der Insertionssehne des Latissi- 1) Handb. 4. menschl. Anatomie. Bd. 2. Halle u. Berlin 2) Handb. d. Muskellehre d. Menschen, Braunschweig 1816. 5. 401. 1858. 5. 182. UEBER DEN MUSCULUS ANCONEUS У. DES MENSCHEN. 3 mus dorsi zieht und in der letzteren eingewebt ist. — Der Sehnenbogen kann fehlen, und wenn er vorhanden ist, so sind es fast immer nur ein Bündel oder wenige Bün- del und Fasern, die um den oder unter dem Rande des Teres major an der Sehne des An- coneus longus, damit ohne Abgrenzung verschmolzen, zum Tuberculum infraglenoidale des Schulterblattes zurückkehren, der grösste Theil oder alle gehen direct in das Seh- nenblatt des Anconeus longus abwärts. Mir war der Ursprung des Anconeus longus auch mit einem aponeurotischen Fascikel von der vorderen Fläche der Sehne des Latissimus dorsi vor Bergmann und Halberstma längst bekannt. In einer 1857 erschienenen Schrift'), die vor der Zeit erschien, als ich Halberstma’s Aufsatz kennen konnte, die reich an Resultaten ist, wie solche nur durch vieljährige Erfahrung gewonnen werden können und nur eine Anstalt liefern kann, die über ein grosses Material verfügt, bemerkte ich gelegentlich, dass «dieses aponeurotische Fascikel (diese Aponeurose) immer vorkomme» und bildete denselben ab. Ich habe dort nicht nur dieses mitgetheilt, sondern auch ein Caput supernu- merarium IV. coracoideum und ein Caput supernumerarium IV. coracoideo-capsulare, deren Sehnen mit der genannten Aponeurose sich vereinigten, in den Anconeus longus übergingen, und ein Caput supernumerarium IV. supraglenoidale und ein Caput supernumerarium IV. a ten- dine musculi subscapularis majoris ortum musculi tricipitis brachii, deren untere Sehnen das sonst vom Latissimus dorsi entspringende Sehnenbündel repräsentirten, beschrieben und ab- gebildet.) Einer Deutung des aponeurotischen Fascikels als unvollkommenen Restes einer Thierbildung, wenn diese auch noch so sehr auf der Hand lag, musste ich mich damals noch enthalten, weil ich für die verschiedenen Muskelköpfe, in welche ich dasselbe nach aufwärts ganz oder theilweise übergehen gesehen hatte, keine analogen fleischigen oder sehnigen Verlängerungen des Anconeus V. der Säugethiere weder in den Angaben der Zootomen, noch durch eigene Untersuchungen auffinden konnte. Ich musste eine Deutung ohne Phantasie auf die Zeit verschieben, in der das aponeurotische Fascikel viel- leicht auch in einen Muskelkopf nach abwärts verlängert wird angetroffen worden sein. Mehrere Fälle von Verlängerung des aponeurotischen Fascikels nach auf- wärts in einen Muskelkopf, die ich nach der Veröffentlichung derjenigen in meiner Schrift v. J. 1857 wieder beobachtete, liessen mich vermuthen, dass dasselbe denn 1) Die Musculi subscapulares (major et minor) und die neueu supernumerären Schultermuskeln des Menschen. Mit 4 Tafeln. — А. d. Mém. des Sav. étrang. Tom. VII. St.-Petersbourg 1857. 4°. S. 27. Tab. III. Fig. 2 6, Fig. 3 y. 2) Op. cit. S. 27 —30. Tab. Ш. Fig. 2 =, Fig. 3 В, Fig. 4 y, Fig. 5 © Aumerkung. Von den von mir zuerst gesehenen, in der citirten Schrift vor 13 Jahren beschriebenen und abgebildeten supernumerären Schultermuskeln haben eine Reihe derselben oder doch nur Varian- ten davon in der neuesten Zeit Wood und Malacister u. A. beschrieben und abgebildet, also deren Vorkom- men bestätigt. Weil diese Anatomen meine Schrift ignorirten, so scheinen sie dieselbe nicht gekannt zu ha- ben. Die Referenten ın Deutschland, welche bis- weilen vergessen, was sie früher referirt hatten, liessen sich durch die den Muskeln von den Engländern ge- gebenen Namen, welche verschieden sind von denen, die ich gegeben hatte, imponiren — und hatten in der That alte Neuigkeiten als neue Neuigkeiten vor- geführt. 1* 4 W. GRUBER, doch auch, wenn auch ungemein selten, in einen Muskelkopf nach abwärts verlängert vorkommen möge, aber von mir bei anderweitigen Massenuntersuchungen vielleicht nur übersehen worden sei. Um meine ganze Aufmerksamkeit auf dieses mögliche Vor- kommen zu richten, nahm ich über das aponeurotische Fascikel geflissentlich Un- tersuchungen vor. Ich fand in der That dabei das, was ich vermuthet hatte, d.i. beim Menschen den dem Anconeus V. der Säugethiere wirklich analo- gen Muskelkopf. Ich werde in vorliegender Abhandlung das aponeurotische Ursprungs- Fascikel des Anconeus longus vom Musculus latissimus dorsi u. s. w., dessen Ver- längerung in obere Muskelköpfe in seltenen Fällen und in einen unteren Kopf, d. i. in den ganz selten vorkommenden Musculus anconeus V. des Men- schen abhandeln, und in vergleichend anatomischen Bemerkungen über den M. extensor cubiti und dessen accessorische Portion, d.i. über den M. epicondylo-anconeus, über den M. epitrochleo-anconeus und über den M. anco- neus V. die völlige Analogie des als M. anconeus V. bezeichneten Kopfes des Extensor cubiti des Menschen mit dem gleichnamigen Muskel der Säuge- thiere beweisen: A. Aponeurotisches Ursprungs-Fascikel des Anconeus longus des Menschen vom Latissimus dorsi u. s. w. Vorkommen. Unter 160 Cadavern, wovon 129 Männern und 31 Weibern angehört hatten, vermisste ich das aponeurotische Fascikel: an 27 (22 v. Männern und 5. v. Weibern) beiderseits, an 4 (v. Männern) rechterseits und an 13 (8 v. Männern u. 5 v. Wei- bern) linkerseits. Vorkommen zum Mangel verhielt sich somit nach Cadaver-Zahl überhaupt wie 116 : 44 — 2,6363 : 1; nach Extremitäten-Zahl überhaupt wie 249 : 71 — 3,507 : 1. Man wird daher nicht irren, wenn man Mangel desselben: in !/, der Cadaver an beiden Seiten oder einer derselben und '/, der Extremitäten zugiebt. — Es kommt normal, aber constant, wie ich nach gelegentlich gemachten Beobachtun- gen früher meinte und Halberstma behauptete, nicht vor. Eine dem Sehnenblatte des Anconeus longus bisweilen fest anliegende, vom Latissimus dorsi und Teres major herab- kommende Partie der Aponeurosis brachialis verleitete mich, diese für das dem Anco- neus longus wirklich angehörende aponeurotische Fascikel selbst zu nehmen. Gestalt. Faden- oder platt-, strang- oder bandförmiges Bündel, das sich bald an Breite gleich bleibt, bald allmählich nach abwärts oder nach aufwärts (selten) sich ver- . schmälert oder am Anfange und Ende verbreitert, in der Mitte aber verschmälert ist; oder dreieckige (nach abwärts verschmälerte) parallelogramme, bisquitformige Membran. Mei- stens einfach, bisweilen mit Lücken versehen, in Y\,—". 4. Е. in 2, 3 oder noch meh- rere Bündel, welche häufiger (*/, а. Е.) neben einander, als vor einander liegen, getheilt. UEBER DEN MUSCULUS ANCONEUS У. DES MENSCHEN. 5 m Grösse. Länge vom Latissimus dorsi abwärts: 6”—1"9””; ganze Länge vom obersten Ursprunge an: bis auf 2”9” steigend. Breite: eines Fadens; oder schmalen Stranges; oder 3'/,-—9” am Rande des Latissimus dorsi und allmählich gegen den Anconeus longus bis /,— 2”; oder 1” 9°” am Rande des Latissimus dorsi und 9” am Anconeus longus (1 Mal); oder 3—9”’ am Rande des Latissimus dorsi, 2—4"" in oder nahe der Mitte sei- ner Länge und 3—6” am Anconeus longus. Meistens dünn, von verschiedener, oft be- trächtlicher Stärke. Ursprung. Von der vorderen Fläche der Sehne des Latissimus dorsi mit strah- lenförmig divergirenden, deren Bündel kreuzenden, damit fest verwachsenen Fasern in wechselnder Höhe (selbst bis gegen deren oberen Rand) und Breite (bis 1”4”), oder davon und auch von deren unterem Rande, namentlich mit dem medialen Theile. Sel- ten von dem unteren Rande der Sehne des Latissimus dorsi allein, oder von der Fläche der Sehne desselben und der des Teres major, oder vom unteren Rande der Sehne des ersteren und der Fläche der Sehne des letzteren bis zum Humerus zugleich. In den Fällen des Vorkommens hinter einander liegender separirter Bündel: mit beiden von der Fläche der Sehne des Latissimus dorsi oder mit dem oberflächlichen davon und mit dem tiefen vom Rande derselben und der des Teres major, oder vom Rande der Sehne des letzteren Muskels allein bis gegen den Humerus. In den Fällen des Vor- kommens neben einander liegender separirter Bündel: meistens von der Fläche der Sehne des Latissimus dorsi, ausnahmsweise von der Fläche und dem Rande des- selben, oder mit einem verticalen Bündel von jener Fläche des Latissimus dorsi und mit einem queren Bündel vom unteren Rande der Sehne des Teres major. Nur in einigen Fällen war das aponeurotische Fascikel ganz oder theilweise als eine Sehne einiger oberflächlich gelagerter, aber nicht separirter Fleischbündel des‘ Latis- simus dorsi zu erkennen. Niemals habe ich bis jetzt das aponeurotische Fascikel mit einer Portion von dem vor den Armgefässen und Armnerven verlaufenden anomalen Insertionsbündel des Latissimus dorsi, das bei vielen Säugethieren constant vorkommt und bei manchen derselben dem M. anconeus V. theilweise zum Ursprunge dient, ab- gehen sehen. Endigung. In die oberflächliche Schicht des Sehnenblattes der medialen Fläche des Anconeus longus, in dessen vorderen Rand oder dessen vordere Partie (häufig), oder dessen mittlere Partie (selten), oder vom vorderen Rande angefangen im grössten Theile der queren Ausbreitung desselben; gleich oder einige Linien unter dem Rande des Teres major, wie bogenförmig gekrümmt, aber auch verschieden weit (bis 1” 3°”) unter demselben spitzwinklig; mit Fasern und Bündeln, welche in 5—4 d. Е. sämmtlich abwärts laufen, in %,,—%, d. Е. in grösster Anzahl abwärts laufen, in geringerer Anzahl (oft nur mit einer Faser oder einem Bündel) ohne Separi- rung von den Bündeln der Sehne des Anconeus longus zum Tuberculum infraglenoidale des Schulterblattes hinter dem Teres major aufwärts ziehen, ganz ausnahmsweise zur 6 W. GRUBER, Hälfte ab- und aufwärts ihren Verlauf nehmen; in querer, schräger, bogenförmiger oder wirklich gebrochener Linie mit dem Sehnenblatte des Anconeus longus sich vereinigen. In gut entwickelten Fällen ist bei gleichzeitiger kräftiger Contraction des Latissimus dorsi und Triceps brachii das aponeurotische Ursprungs-Fascikel gut sichtbar oder doch durchfühlbar. An manchen Cadavern im Zustande der Todtenstarre giebt es sich als strang- förmiger Vorsprung zu erkennen. В. Aponeurotisches Ursprungs-Fascikel des Anconeus longus vom Latissimus dorsi, theilweise oder ganz die Insertionssehne eines oberen anomalen Hilfskopfes des Anconeus 1015$. Ich habe solche Köpfe 1857 beschrieben und abgebildet'). Sie entspringen vom Processus coracoideus des Schulterblattes, oder davon und von der Schulterkapsel, oder von dem Schulterblatte neben dem Tuberculum supraglenoidale, oder von der Sehne des M. subscapularis major und repräsentirten mit ihrer unteren Sehne ganz oder theilweise das aponeurotische Ursprungs-Fascikel des Anconeus longus von der Sehne des Latissimus dorsi. Ich habe später zwei Arten dieser Hilfsköpfe wieder beobach- tet: 1859 an der rechten Extremität eines Mannes einen vom Processus coracoideus des Schulterblattes kommenden Kopf; 1858, 1860 und 1864 an linken Extremitäten von Män- nern und 1870 an einer rechten Extremität eines Mannes einen von der Sehne des M. subscapularis major entsprungenen Kopf. Deren Endsehne vertrat wieder das von der Sehne des Latissimus dorsi entspringende aponeurotische Fascikel des Anconeus longus. In dem 1870 beobachteten Falle war der von der Sehne des M. subscapularis major entstan- dene Kopf, länglich dreiseitig, dünn. Er ging in eine lange plattrundliche Sehne über, welche etwa 9” unter dem Teres major im Sehnenblatte des Anconeus longus in zwei Bündel (ein auf- und absteigendes) getheilt endete. Diese Sehne repräsentirte das vor- dere Bündel des aponeurotischen Fascikels des Anconeus longus, während das hintere Bündel desselben mit einem vorderen queren Schenkel vom unteren Rande der Sehne des Teres major kam und mit einem verticalen Schenkel von der vorderen Fläche der Sehne des Latissimus dorsi entsprang. С. Aponeurotisches Fascikel des Anconeus longus vom Latissimus dorsi, die Ursprungs- seline eines dem Anconeus У. der Säugethiere analogen Hilfskopfes des Anconeus longus des Menschen. Ich habe den Anconeus V. des Menschen unter den 160 Cadavern, bei welchen ich über das aponeurotische Ursprungs-Fuscikel des Anconeus longus von der Sehne des La- tissimus dorsi geflissentliche Untersuchungen vorgenommen hatte, am 118. und 136. Cadaver, an je einem Arme derselben beobachtet. 1) С. с. ÜEBER DEN MUSCULUS ANCONEUS У. DES MENSCHEN. 7 1..Fall. Musculus anconeus V. am linken Arme eines Mannes. (Fig. 1. a.) Lage. An der inneren Seite des Anconeus longus (d), mit den Flächen ein- und auswärts, mit den Rändern vor- und rückwärts gekehrt. Gestalt. Platter, lang-dreiseitiger Muskelkopf mit einer gablig gespalte- nen Ursprungssehne. | | Grösse. Vom unteren Rande des Teres major und der Sehne des Latissimus dorsi abwärts beträgt seine Länge am vorderen Rande: 7”’6”, am hinteren Rande: 5”6’”’. Davon kommen auf die Ursprungssehne 1”3”, welche an der inneren Seite des Fleischkörpers noch 1” 9” weit abwärts reicht. Die Breite seiner Sehne beträgt 2”, die des Fleisch- körpers an dessen oberem Ende 2”, an dessen unterem Ende 2”. Die Dicke an der Sehne misst ",”, am Fleischkörper 24”. Ursprung. Mit dem vorderen Bündel (x) seiner platt-rundlichen, unter dem Teres major gablig gespaltenen Sehne (x) von der vorderen Fläche der Sehne des Latissi- mus dorsi (b), mit dem hinteren Bündel («@) derselben vom Tuberculum infraglenoidale des Schulterblattes. Das vordere Bündel entsteht mit strahlenförmig divergirenden, die Bündel der Sehne des Latissimus dorsi kreuzenden und damit fest vereinigten Fasern, die auf der Sehne des Latissimus dorsi bis gegen deren oberen Rand reichen, auf dieser 1” in verticaler Richtung und bis 1” in transversaler Richtung sich ausbreiten, gegen den unte- ren Rand der Sehne convergiren und darunter vor dem Teres major ein 3”’ langes und 21," breites Band bilden. Das hintere Bündel ist 9” lang mit der inneren Seite des vorderen Randes der Sehne des Anconeus longus (а) verschmolzen, darunter ein 1” 10” — 2” langer und 1” breiter plattrundlicher Strang, der unter dem Rande des Teres major (c) mit dem vorderen Bündel bei gegenseitiger Austauschung von Fasern zur Ursprungssehne sich vereinigt. Verlauf. Vertical abwärts. Endigung. Am inneren Rande des Anconeus longus (d) in einer Strecke von 2 an dessen Vereinigung mit dem Anconeus internus (e), 2" 9” über dem Olecranon. [С 2. Ра, Musculus anconeus V. am rechten Arme eines Weibes. (Fig. 2. а.) Lage. An der inneren Seite des Anconeus longus (d). Gestalt. Ein vom Anconeus longus isolirtes, in eine besondere und lange Séhne endigendes, bandfürmiges Fleischbündel. Grösse. Vom unteren Rande der Sehne des Latissimus dorsi abwärts beträgt seine Länge: 2”, wovon 1” 3” auf die Ursprungssehne und 9” auf den Fleischtheil kommen. Die Ursprungssehne ist unter dem Rande der Sehne des Latissimus dorsi 3”, gegen ihr Ende 3,” breit, der Fleischtheil ist bis 2” breit und 1”” dick. 8 W.GRUBER, Ursprung. Mit strahlenförmig aufwärts divergirenden Fasern seiner Sehne («) von der vorderen Fläche der Sehne des Latissimus dorsi (b), von der Mitte ihrer Höhe abwärts. Verlauf. Schräg bogenförmig abwärts. Endigung. Verlängert direct in das Fleisch des Anconeus longus (d). Wirkung. Unterstützt, bei gleichzeitiger Contraction des Latissimus dorsi, die Wirkung des Triceps brachii und namentlich des langen Kopfes — Anconeus Tongus — desselben. D. Vergleichend anatomische Bemerkungen. a. Ueber den Extensor cubiti der Säugethiere. Bei den Säugethieren hat der Æxtensor cubiti bald drei, bald mehrere Köpfe, die verschieden weit und selbst bis zum Olecranon von einander separirt sein können. Das Vorkommen von mehr als drei Köpfen wird entweder durch Zerfallen des Schul- terblattkopfes, welcher bald vom unteren Schulterblattrande (in verschiedener Strecke) und darüber allein, bald von der Schultergräte und darunter (z. B. vom Angulus posterior) allein, bald von beiden entspringt; oder eines oder beider Armbeinköpfe in secun- däre Köpfe; oder durch Hinzukommen wirklich supernumerärer Köpfe zu den ge- wöhnlichen veranlasst. So soll der Extensor cubiti z. В. bei Stenops durch einen super- numerären Schulterblattkopf nach J. Fr. Meckel'), oder durch Hinzukommen eines vom Armbeine kommenden Hilfskopfes zum Schulterblattkopfe nach J.L.C. Schrö- der van der Kolk und W. Vrolik°) vierköpfig sein; so ist derselbe Muskel bei Zutra nach G. Cuvier et Laurillard?), bei Phoca vitulina nach L. Duvernoy *), bei Phoca foetida s. hispida nach Fr. Rosenthal’), bei Phoca communis durch zwei Schulterblattköpfe und zwei Armbeinköpfe (bei-Mangel des Anconeus externus) nach Humphry‘°) vierköpfig; bei Ornithorynchus durch Zerfallen des Schulterblattkopfes in drei secundäre Köpfe nach Meckel’), bei Orycteropus capensis durch drei Schulterblattköpfe und zwei Armbein- köpfe (bei Mangel des Anconeus externus) nach Humphry°) fünfköpfig. Ich sehe den Esxtensor cubiti z. В. bei Arctomys marmotta, welchen Meckel*) unrichtig zwei Schulter- 1) Syst. d. vergl. Anat. Th. 3. Halle 1828. S. 528. 5) C. G. Carus. Erläuterungstafeln z. vergl. Anatomie. 2) Recherches d’anat. comp. sur le genre Stenops d’Nli- | 1 H. Leipzig 1826. Fol. $. 37. ger. — Bijdragen tot de Dierkunde. 1. Deel. Amsterdam 6) «On the myology of Orycteropus capensis and Phoca 1848—1854. 4°. р. 45. communis». — The Journ. of Anat. a. Physiol Vol. II. 3) Anat. comp recueil de Planches de Myologie. Paris | Cambridge a. London 1868. p. 302. 1849. Fol. Pl. 108. Fig. 2., Pl. 109. Fig. 1. 2. 7) Ornithorynchi paradoxi descriptio anatomica. Lip- 4) Recherches anat. sur les organes de mouvement du | siae 1826. Fol. p. 27. Phoque commun. — Mém. du Mus. d’hist. nat. Tom. IX. 8) L. c. p. 301. Paris 1822. p. 63. 9) Syst. d. vergl. Anatomie. Th. 3. Halle 1828. S. 527. Оввев DEN MUSCULUS ANCONEUS У. DES MENSCHEN. 9 blattköpfe zuschrieb, durch Zerfallen des Anconeus internus in zwei secundäre Köpfe, die schon Meckel angab; bei Dasypus tricinctus durch einen doppelten Schulterblatt- kopf, wovon der supernumeräre vom hinteren Schulterblattwinkel entspringt; und bei Myrmecophaga didactyla vierköpfig. Bei Myrmecophaga didactyla entspringt der äussere breite (5”) Schulterblattkopf vom unteren Schulterblattrande, der innere vordere schmale (1Y,”) Schulterblattkopf unten von dem Schulterblatthalse und der Schulter- kapsel. Beide vereinigen sich bald hinter dem starken (2””) Teres major, der in einer Länge von 8” von der Insertionsstelle des Latissimus dorsi angefangen bis auf die Spitze des Epitrochleus herab an das Armbein sich ansetzt. Der Anconeus internus entspringt in einer Länge von 61,” vom Armbeine, von dessen Halse bis 1'//” über dem Canalis supra- condyloideus herab. Er vereinigt sich mit dem doppelköpfigen Anconeus longus unter der Spalte für den N. radialis und ist an der Vereinigungsstelle 2°” breit. Der Anconeus exter- nus ist ein starker, 2'//” breiter, bandförmiger Muskelbauch. Er entspringt vom Armbeine und hängt durch eine sehnige Inscription mit einer starken Fleischportion von fast glei- cher Länge und Gestalt zusammen, die dem Deltoideus angehört. Er verschmilzt 2°, —3" über dem Olecranon mit dem zweiköpfigen Anconeus longus'). € b. Ueber den Musculus epicondylo-anconeus der Säugethiere. Der Extensor cubiti der Säugethiere besitzt wohl constant”) eine accessorische Portion, die vom Epicondylus humeri und darüber ihren Ursprung nimmt. Sie ist der Anconeus IV. с. Ueber den Musculus anconeus Г. der Säugethiere. Zu dem Extensor cubiti und seiner accessorischen Portion kommt wohl bei den mei- sten Säugethieren (presque tous les mammifères — G. Cuvier —) noch eine fünfte Portion, welche weder vom Schulterblatte (allein), noch vom Armbein entspringt. Sie ist bei vielen Säugethieren nachgewiesen, aber nur von H. Burmeister richtig mit dem Namen «Anconeus V.» bezeichnet worden. Vicq d'Azyr”) liess bei Carcopithecus sabaeus (Callitriche) einen Muskel vom unteren Drittel des Teres major (?) zum Epitrochleus und Olecranon in die Vorderarmaponeurose gehen, der nur der Anconeus V. sein konnte. fressers». Deutsch. Arch. f. 4. Physiol. Bd. 5. Halle u. | wahrscheinlich unrichtig. Berlin 1819. 5. 42. Syst. 4. vergl. Anat. Th. 8. Halle 1828. 2) The cyclop. of anat. а. physiol. Vol. ТУ. р. 1. Lon- 5.526. — schrieb Myrmecophaga didactyla und den Amei- | don 1847—1849. р. 727 senfressern überhaupt, und W. Rapp — Anat. Unter- 3) Sur trois singes, appelés le Mandrill, le Callitriche suchungen über die Edentaten. Tübingen 1843. 4. $. 33. | et le Macaque etc. — Mém. de l’Acad. royale des sciences. — schrieb Myrmecophaga tamandua nur einen Arm- | ann. 1780. Paris 1784. 4. р. 483. 1) J. Fr. Meckel — «Anat. d. zweizehigen Ameisen- | didactyla sicher und für Myrmecophaga überhaupt beinkopf zu. Diese Angaben sind für Myrmecophaga | Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Série. 10 W. GRUBER, С. Cuvier') hat den Anconeus V. unter dem Namen «Quatrième portion du triceps» ou «Portion allant au tendon du grand dorsal dite 4° extenseur» erwähnt oder denselben abgebildet von: Pithecus satyrus (Orang-Outang), Cereopithecus sabaeus (Callitriche), Maca- cus nemestrinus (Magot commun), Cynocephalus sphinx (Papion), Ateles paniscus (Coaita), Cebus apella (Sajou), Hapale jacchus (Ouistiti commun), Lemur macaco (Maki vari), Erina- ceus europaeus, E. ecaudatus, Ursus americanus, Viverra nasua (Coati roux), Meles vulga- 75, Mustela foina, Canis, Viverra genetta, Hyaena, Felis leo, F. pardus, Phoca communis, Didelphis, Phalangista cavifrons, Macropus minor, M. major, Sciurus vulgaris, Arctomys, Mus decumanus, Georychus capensis (Mus capensis), Hystrix cristata, Lepus cuniculus, Hy- drochoerus capybara, Dasyprocta aguti (Cavia aguti), Coelogenys раса (Cavia paca), Brady- pus tridactylus, Orycteropus, Myrmecophaga didactyla, Dasypus sexcinctus, Myrmecophaga tamandua, Elephas africanus, Dicotyles torquatus, Sus scropha, Tapirus, Equus asinus, E. caballus. H. Kuhl?) sah den Muskel bei Ateles belzebuth und glaubte, dass derselbe bis dahin bei keinem anderen Thiere bemerkt worden sei. J. Fr. Meckel?) hat diesen Muskel beschrieben von: Macacus nemestrinus, Ateles. Lemur, Hyaena, Didelphis, Bradypus tridactylus und auch bei Myrmecophaga didactyla, bei welchem der Muskel theils durch einen kleinen Sehnenzipfel an das Olecranon sich inserirt, theils längs der Ulna herabläuft und mit einer dünnen Sehne in der des Pisiforme an die Muskelsubstanz der Hohlhand sich anheftet. W. Vrolik*) hat denselben Muskel beschrieben und abgebildet von: Pithecus tro- glodytes (Chimpanse) und seines Vorkommens gedacht bei: Hylobates, Macacus, Felis leo. Hier liess er den Muskel bei Lemur gracilis, bei Ursus (was bestimmt unrichtig ist) und beim Opossum (was wahrscheinlich unrichtig ist) an den Epitrochleus ansetzen. R. Owen?) lieferte eine Beschreibung des Muskels unter dem Namen «Omo-anco- naeus» von: Perameles lagotis. 1) Leg. d’anat. comp. recueil de planches de Myologie, | Fig. 3.; Pl. 258. Fig. 1.; Pl. 259. Fig. 2.; Pl. 260, 261. Fig. dessin. par G. Cuvier ou exécut. sous les yeux par Lau- rillard. Pl. 17. Fig, 2.; Pl 20, 21. 1: 21.22. Die A: Pl. 29, 30.; P1. 33, 34.; Pl. 88—41, 48, 49: Pl. 55, 56. .Fig. 1.; Pl. 63. Fig. 1.; Pl. 64. Fig. 1.; Pl. 65. Fig. 1.; Pl. 66. Fig.1.; Pl. 68. Fig. 1—2.; P1. 75. Fig. 1.; Pl 76. Fig. 1—2.; Pl. 77. Fig. 1—2.; Pl. 78. Fig. 4.; Pl. 85—86.; PI. 89. Fig. 1—2.; Pl. 94. Fi, 1—3.; Pl. 95. Fig. 1-85 PI. 96. Fi . 1; Pl. 100. Fig. 2.; Pl. 102. Fig. 1—2.; Pl. 105.; Pl. 120. Fig. 1.; Pl. 125.; Pl. 126. Fig. 2.; Pl. 131—132.; Pl. 139. Fig. 1; Pl. 145.; Pl. 144. Fig. 2.; Pl. 145—147.; Pl. 156—159.; Pl. 164. Fig. 1.; Pl. 171. Fig. 1, 8.; Pl. 175. Fig. 4.; Pl. 179. Fig. 8.; Pl. 180,; Pl. 195. Fig. 1; PI. 204. Fig. 1, PARLE 205. Fig. 2, 3.; Pl. 206. Fig. 1, 2.; Pl. 207, 208. Fig. 4.; Pl. 213. Fig. 3; PI. 216. Fig. er PL 281. Fig. 1.; Pl 234. Fig..2, 3.; Pl. 241. Fig. 1.; Pl. 246, Fig. 2.; Pl. 251. Fig. 3.: P1. 253.; Pl. 254. Fig. 2,; PI, 255.; Pl. 256. Fig. 5.; Pl. 257. 1.; Pl. 262.; Pl. 263. Fig. 2, 3 ; Pl. 283 Fig. 1.; Pl. 305, 306, 313, 314.; Pl. 316. Fig. 1.; PI. 323. Fig. 1,2.; Pl. 326. Fig. 1, 2.; Pl. 333.; Pl. 337—340. 2) «Zergliederung eines weiblichen Atelis belzebuth ». — Beitr. z. Zoologie u. vergl. Anatomie. Abth. 2. В. 17. 3) System d. vergl. Anatomie. Th. 3. Halle u. Berlin 1828. S. 502—506.; Anatomie 4. zweizehigen Ameisen- fressers. — Deutsch. Arch. f. 4. Physiol. Bd. 5. Halle u. Berlin 1819. 5. 42. 4) Recherches d’anat. comp. sur le Chimpanse. Amster- dam 1841. Fol. р. 18, 27, 28. PI. ТУ. Е. — The cyclop. of anat. a. physiol. Vol. IV. P. 1. London 1847—1849. Art. «Quadrumana» р. 205. 5) The cyclop. of anat. a. physiol. Vol. III. London 1839—1847. Art. «Marsupialia» p. 289. UEBER DEN MUSCULUS ANCONEUS У. DES MENSCHEN. 11 W. Rapp') beschrieb den Muskel bei: Myrmecophaga tamandua. H. Straus-Durckheim?) beschrieb und bildete den Muskel unter dem Namen «Triceps interne» ab bei: Felis. Derselbe Muskel ist nach Rym. Jones?) bei den Solipeda «a fourth portion», welche noch zum Triceps extensor kommt, und wird von Е. Е. Gurlt‘) u. A. bei Æquus caballus «Musculus extensor cubiti longus» genannt. : Burmeister’) hat den Muskel unter dem Namen «Anconeus Г.» bei: Tarsius be- schrieben und abgebildet. Schröder van der Kolk und W. Vrolik°) sahen den Muskel bei: Stenops als eine Verlängerung des Latissimus dorsi zum Condylus internus gehen. Duvernoy’) beschrieb und bildete den Muskel ab als Dorso-épitrochlien bei Pithe- cus Gorilla. Humphry) sah beim Chimpanse den Latissimus dorsi, wie gewöhnlich bei den Affen, durch einen fleischigen Streifen (muscular slip) mit dem Triceps verbunden. Er ging von der Sehne des Latissimus rechtwinklig ab und stieg auf der Rückenseite des Armes herab. С. W. Devis”) sah bei Viverra civetta den Muskel (Omo-anconeus) in die Vorderarm- aponeurose gehen. | W. Krause") führt den Muskel bei Lepus cuniculus als «Musculus extensor parvus antibrachii» an. Und noch Andere''). Ich habe den Anconeus V. zu verschiedenen Zeiten bei einer Masse von Säugethie- ren gesehen und unter jenen, die mir zur Untersuchung dieses Muskels gerade jetzt zur Verfügung standen, habe ich denselben angetroffen: bei den Simiae an 17 Exempla- ren, welche Cercopithecus sabaeus, Macacus nemestrinus, M. ahesus, M. sp.?, Cynocephalus maimon, Cebus apella, С. fatuellus und Simiae sp.? angehörten; bei den Prosimiae an Lemur mongoz und Stenops tardigradus; bei Galeopithecus; bei Erinaceus europaeus, Sorex vulgaris, Myogale moschata, Тара europaea; Ursus arctos, Canis familiaris. C. lupus, С. vulpes, Кез domestica, F. leo; Didelphis marsupialis, D. philander; Myoxus glis, Sciurus vulgaris, Ta- Walze. | anthropomorphes. — Arch. du Mus. d’hist. nat. Tom. VII. 2) Anat. deser. et comp. du Chat. Tom. II. Paris 1845. 4. р. 348. Atlas. Fol. Pl. IX. Fig. 1. № 21. 8) The cyclop. of anat. a. physiol. Vol. IV. P. 1. Lon- don 1847—1849, Art. «Solipeda» p. 727. 4) Handb. d. vergl. Anatomie d. Haussäugethiere. 4te Aufl. Berlin 1860. 5. 294. 5) Beitr. z. näheren Kenntniss der Gattung Tarsius. Berlin 1846. 4. S. 50, 54. Taf. III. Fig. 2. № 22. 4. 6) Recherches d’anat. comp. sur le genre stenops d’Illi- ger. p. 44 — Bijdragen tot de Dierkunde. Deel I. Am- sterdam 1848—1854. 7) 2° Mém. sur l’anat. comp. des grands singes pseudo- Paris 1855—1856. 4. p. 80. PL VII. Fig. C. 2”. 8) «On some points in the anatomy of the Chimpanzec». — The Journ. of anat. a. physiol. Vol. I. London a. Cam- | bridge 1867. p. 264. 9) «Notes of the myology of Viverra civetta». — The Journ. of anat. a. physiol. Vol. I. Cambridge a. London 1868. p. 211. 10) Die Anatomie des Kaninchens. Leipzig 1868. 8. S. 106. 11) 7. В. Е. Burdach bei Inuus, Cynocephalus, Cer- copithecus. — Bei Н. Rathke. Neunter Bericht d. anat. Anstalt zu Königsberg. 1838. Auszug. Valentin’s Reper- torium. Bd. 4. Bern u. St. Gallen 1839. В. 119.; u. A. + 12 W. GRUBER, mias striatus, Spermophilus citillus, Arctomys marmotta, Mus musculus, M. rattus, Arvicola obscurus, A. sp.?. Spalax, Lepus, Dasyprocta, Coelogenys paca, Caria cobaya; Bradypus tri- dactylus, Dasypus tricinctus. Myrmecophaga didactyla; Sus scropha; Equus caballus. Dieser Muskel ist ein platter Bauch von verschiedener und selbst grosser Breite ЛИР: [2. В. bei Sorex oben °/,, unten 1, МШ.; bei Mus musculus \,/”; bei Stenops tardigradus m, oben 1”, am Ende °/,”; bei Bradypus tridactylus 1°//"; bei Lepus cuniculus 2”; bei Gale- opithecus oben 3”, unten 1”; bei Didelphis philander in der Mitte 3”; bei Tamias striatus т. 4/7; bei Coelogenys раса 5”; bei Lemur mongoz 6”; bei Myrmecophaga didactyla (10'/” Körper-, + 9” Schwanzlänge) oben 4”, unten 8”; bei Spermophilus citillus oben 9”; bei Arctomys marmotta oben 1”, unten 3/"; bei Canis lupus oben 2”, unten 1”; bei Felis leo oben 6”, unten (an der Insertion) Y,—1”; bei Ursus arctos oben 8”, unten (am Anfange der Endaponeurose) 3'/”] und von verschiedener, meistens nicht beträchtlicher Stärke (mem- branartig dünn, aber auch 1— 3” bei Felis leo, bis 3—4” bei Ursus arctos, bis 6” bei Equus caballus dick). Bald bleibt der Muskel vom Ursprunge zur Insertion gleich breit, bald und seltener ist er gegen ersteren (z. В. auffallend bei Myrmecophaga didactyla), bald und häufiger gegen letzteren oder gegen beide verschmälert. In den ersteren Fällen, wenn er schmal ist, sieht er bandförmig, länglich vier- oder dreiseitig, wenn er breit ist, wie ejn parallelogrammförmiger oder am Ende verschieden breit abgestutzter dreieckiger Muskelbauch (Ursus arctos, Felis leo, Equus caballus), dessen Breite 7, (Felis leo) oder *, (Ursus arctos) seiner Länge betragen kann; im letzteren Falle platt-spindelförmig aus (z. B. auffallend bei Bradypus tridactylus). Der Muskel entspringt fleischig oder sehnig (kurzsehnig oder mit einer verschieden breiten und langen Aponeurose) häufig von der Endsehne oder dem fleischigen Endtheile des Latissimus dorsi (auch oft zugleich von dem vor den Gefässen und Nerven des Armes iso- lirt oder vereinigt mit der Sehne des Pectoralis major zum Humerus gehenden Bündel desselben z. B. 4” breit bei Ursus arctos); oder vom Latissimus dorsi und Teres major (Stenops tardigradus, Coati, Didelphis, Dasyprocta, Ooelogenys paca, u. A.); oder vom La- tissimus dorsi, Teres major und dem Schulterblatte (Perameles lagotis, Spermophilus citillus, Arctomys marmotta, биз scropha, Solipeda); oder vom Latissimus dorsi, Teres major und Pectoralis major (Felis domestica); oder vom Latissimus dorsi (beiden Endportionen) und der Fascia infraspinata (Felis leo); oder vom Latissimus dorsi und mit einer mit einem supernumerären vom hinteren Winkel des Schulterblattes kommenden Kopfe des Anconeus longus verwachsenen Aponeurose vom Schulterblatte (Dasypus trieinctus); oder ist die Fortsetzung eines breiten Bündels des Latissimus dorsi, davon durch eine sehnige Inscription geschieden (Galeopithecus, Myrmecophaga didactyla). Der Muskel inserirt sich fleischig oder sehnig (kurzsehnig oder mit einer verschieden langen und breiten. Aponeurose) an den Epitrochleus (Gorilla, Orang-Outang')); oder an den Æpitrochleus und 1) Nach Schröder van der Kolk und Vrolik soll | u. Opossum vorkommen. — An einem Exemplare von diese Insertionsart (Opera citata) auch bei Stenops, Ursus | Stenops tardigradus, an mehreren Exemplaren von ©Q9 ÜEBER DEN MUSCULUS ANCONEUS У. DES MENSCHEN. 1 an das Olecranon (Chimpansé, Sorex vulgaris?); oder an das Olecranon allein (häufig): oder an dieses mit Uebergang einer Portion in die Vorderarmaponeurose (Lemur, Tarsius, Myogale moschata, Ursus, Felis, Didelphis philander, Tamias striatus, Arctomys marmotta, Dasypus tricinctus, Myrmecophaga didactyla — an die Vorderarmaponeurose in einer der Axe des Vorderarmes parallelen Linie bis gegen dessen Mitte herab fleischig —'), Едииз caballus); oder vereinigt sich mit dem Anconeus longus fleischig (wohl) (Hyaena — nach Meckel und Cuvier —), oder durch den unteren Theil des hinteren medialen Randes hoch oben ganz kurzsehnig mit dem Anconeus internus bei Absendung einer mit dem Ligamentum intermusculare internum verschmolzenen langen Sehne zum Æpi- trochleus (Bradypus tridactylus, bei dem der Muskel bis zur Mitte der Entfernung zwischen dem Latissimus dorsi und ЕрйтосМеиз am Arme herabreicht, an einem Exemplare von 12°," Länge: 9” lang, 1%,” breit und %,” dick ist — Gruber —?)); oder vereinigt sich mit seiner Endsehne, die 1/,—5"/," lang, in der ganzen Länge °//” breit ist, oder gegen das Ende sich verschmälernd 11—7” über dem Æpitrochleus mit dem Anconeus longus und А. internus (Stenops tardigradus — 8'/ Körperlänge —, bei dem an dem Exemplare des zoologischen Museums der medico-chir. Akademie das bandförmige Muskelchen an einem Arme länglich vierseitig, an dem anderen Arme länglich dreiseitig ist, 1°,” breit von der Sehne und dem Fleische des hinteren Endbündels des Zatissimus dorsi und mit einem aponeurotischen Fascikel auch vom Teres major entspringt, am Fleischtheile abgerundet zugespitzt endet, an einer Seite 6Y,", an der andern 10'%” lang ist — Gruber —). Es ist bis zum Olecranon vom Extensor cubiti separirt (häufig), oder über der Insertion durch seine Endaponeurose ganz oder theilweise mit der Sehne des Anconeus longus (Ursus arctos, Felis leo, Didelphis philander, Spermophilus citillus, Dasyprocta) oder mit der flei- schigen Insertionsportion grösstentheils mit letzterem Muskel verwachsen (Sus scropha). d. Ueber den Musculus epitrochleo-anconeus der Säugethiere. Der Musculus epitrochleo-anconeus der Säugethiere?), welcher von G. Cuvier bei 16 Genera (darunter Orycteropus, bei welchem Thiere das Vorkommen des Muskeis Ursus arctos, an einem Exemplare von Didelphis phi- | Muskels an den Epitrochleus bei einem und demselben lander und an einem Exemplare von D. marsupialis | Thiere bald vorkommt, bald fehlt. habe ich sie sicher vermisst. — Man will dem Anco- 1) In Meckel’s — Deutsch. Arch. f а. Physiol. Bd. 5. neus V. mit Insertion an den Epitrochleus eine andere | 5. 42. — Exemplare von Myrmecophaga didactyla aber Bedeutung zuschreiben. Ich bin nicht dieser Mei- | hat sich der Muskel] mit einer dünnen Sehne in der Ge- nung. Ich halte den Muskel mit solcher Insertion nur für eine Uebergangsform von den Muskeln mit Ver- einigung mit dem Extensor triceps oder damit und mit Insertion an den Epitrochleus zugleich (Bradypus tridac- tylus) zu den Muskeln mit Insertion an den Epitrochleus und an das Olecranon zugleich (Sithecus troglodyles) und an das Olecranon allein (Regel). Ich glaube mich um so mehr zu dieser Ansicht berechtigt, als die Insertion des send des Erbsenbeines an die Musculatur der Hohl- hand geheftet, wie schon oben angegeben. 2) Soll sich nach Meckel (Syst. d. vergl. Anat. Th. 3. Halle 1823. $. 502) zuerst ungefähr an die Mitte (an was?) setzen, dann weiter nach unten oberhalb des Epitrochleus eine dünne Sehne schicken. 3) W. Gruber. «Ueber den Musculus epitrochleo-an- coneus des Menschen und der Säugethiere» — Mém. de 14 W. GRUBER, Humphry') 1868 bestätigte), von Burmeister bei 1 Genus und von mir bei 30 Genera, also meines Wissens bis 1868 bei 47 Genera nachgewiesen war, ist, wie ich dargethan habe, ein nothwendiger und daher constanter (Ursus abgerechnet) Ellenbogengelenk- muskel. Derselbe erhält seinen Nerven nicht vom N. radialis, sondern vom N. ulnaris. Er wirkt als Adductor olecrani und Supinator antibrachii, dann als Beschützer des N. ulnaris und der begleitenden Vasa ulnaria oder dieser und des N. medianus und der Vasa brachialia zugleich vor Druck, endlich als Gehilfe des Æxtensor oder der Extensores antibrachii in untergeordneter Weise (in der Regel)”). Dieser Muskel, den G. Cuvier und Laurillard bei einer Reihe von Thieren und Straus-Durckheim bei Felis domestica: «Anconé interne», den G. Cuvier und Laurillard bei Felis pardus, Castor fiber, Hystrix cristata, Orycteropus capensis, Dasypus sexcinctus: «Portion humérale interne ou portion humérale accessoire de la portion humérale interne du triceps», den W. Rapp bei Myrme- cophaga tamandua: «Anconeus parvus», den Duvernoy bei Phoca vitulina: «Portio condy- loidea interna extensoris cubiti», und Rosenthal bei Phoca hispida: «Anconeus minimus», H. Burmeister bei Tarsius: «Anconeus VI.» und endlich W. Krause bei Lepus cuniculus ganz falsch: «Anconeus IV.» nennt, gehört bei den Säugethieren nicht zum ÆExtensor cubiti, ist ein selbstständiger Muskel. Da der Muskel bei den Säugethieren, wenn der Anconeus V. ausfällt, der « Anconeus V.» ist, und wenn der Anconeus V. auftritt, der «Anconeus VI.» ist, so ist für ihn der von mir eingeführte Name « Epitroehleo-anconeus», welcher bei allen Säugethieren für alle Fälle passt, beizubehalten. Da man ferner bei den Säugethieren die accessorische Portion des Extensor cubiti, 4. 1. den Epicondylo- anconeus von jeher und mit Recht als Anconeus IV. bezeichnet hat, so heisst es Verwir- rung in die comparative Anatomie bringen und «confundiren», wenn man wie W. Krause bei Lepus cuniculus den Epitrochleo-anconeus, der bei diesem Thiere der Anconeus sextus ist, «Anconeus quarius» nennt. “ l’Acad. Гир. des sciences de St-Pétersbourg. Ser. УП. | annellata war der Muskel sehr stark, entsprang und Tom.X. №5. Besond. Abdr. St. Petersburg 1866. 4. p.7. Tab. II, III. —. «Nachtrag 2. Kenntniss des М. epitrochleo- anconeus 4. Säugethiere» — Bull. Tom. XII. 4. р. 329 — 335.; Mélang. biolog. Tom. VI. Livr. 4. St.- Pétersbourg 1866. 8. р: 464—472. 1) NC pr 301. 2) Bei den Nachsuchungen über den Anconeus V. habe ich den М. epitrochleo-anconeus bei Lemur mongoz, bei Phoca annellata, ja sogar an einem Exemplare von Ca- nis vulpes angetroffen. Bei Lemur mongoz entsprang der Muskel zur Hälfte vom Rande der die innere Wand des Canalis supracondyloideus humeri bildenden Knochen- spange, zur Hälfte von dem Epitrochleus und inserirte sich an das Olecranon. An der ersteren Hälfte war er 9%", an der anderen 4’ lang und 3’ breit. Bei Phoca inserirte sich auf ähnliche Weise wie bei Lemur mongo2. Durch den Canalis supracondyloideus humeri trat wie bei Phoca vitulina nur der N. medianus. Bei Canis vulpes eutsprang der Muskel mit einer Aponeuröse, die die Hälfte seiner Länge einnahm, vom Epitrochleus und hef- tete sich an das Olecranon. Der Muskel hatte eine pa- rallelogramme Form, war membranös dünn, 9”” lang, links 2”, rechts 1,” breit. Ob der Muskel bei diesem constant vorkomme oder nicht, weiss ich bis jetzt noch nicht. Bei Canis familiaris, wie ich schon früher mit- theilte, so wie bei Canis lupus, an mehreren Exemplaren, sah ich den Muskel nicht. Es scheint Canis das Genus zu sein, so wie Ursus arctos die Species ist, bei der der Muskel bald fehlt, bald vorkommt. ÜEBER DEN MUSCULUS ANCONEUS У. DES MENSCHEN. 15 e. Analogie. Ich habe') 1857 unter dem Namen: « Musculus capsularis s. tensor humero-scapularis inferior a capite longo bipartito» einen Nebenkopf des linken Triceps brachü beim Men- schen beschrieben (1. Fall). — 1859 sah ich einen doppelköpfigen rechten Anconeus longus (2. F.). Der ungewöhnliche Kopf entstand sehnig von der Capsula humero-scapu- laris und vom Collum chirurgicum in der Strecke von 1”, wurde dann fleischig und ging an der Vereinigung des Anconeus longus mit dem Anconeus internus in ersteren über. Er war 4" lang und 2” breit. — 1863 sah ich an beiden Extremitäten eines Mannes den Anconeus longus doppelköpfig (3. u. 4. F.). Der ungewöhnliche Kopf entstand von der inneren Wand der Capsula humero-scapularis bedeckt vom Subscapularis. Er war sehnig-fleischig, 1” lang, in der Mitte 4”, am Uebergange in den Anconeus longus 6” breit. — 1855 sah ich an der rechten Extremität eines Mannes ein wirklich supernume- räres Köpfchen des Anconeus longus. Dasselbe entsprang von der Basis des Schulter- blattes, 1” über dem Angulus inferior. Dasselbe war anfänglich mit dem Teres major ver- wachsen, verlief zuerst an der hinteren Seite dieses Muskels, später am oberen Rande desselben auswärts und endigte in eine 1” lange Sehne, die am vorderen Umfange des hin- teren Randes des Anconeus longus in diesen, an einer Stelle 1,” unter seinem Ursprunge, überging. Dasselbe war platt-rundlich, 5” lang, am Fleischtheile 4”, an der Endsehne 2” breit. — Ein doppelköpfiger Anconeus internus war mir 1865 und 1870: 6 Mal bei Männern (2 Mal beiderseits, 2 Mal rechterseits) vorgekommen. Der supernumeräre Kopf entsprang bald vom Collum chirurgicum des Humerus, bald von der unteren Wand der Capsula humero-scapularis allein, bald von diesen beiden Stellen zugleich mit einer bald feinen, bald starken platt-rundlichen, verschieden langen (bis 5”) Sehne, welche bald direct in einen dreieckigen Fleischbauch von verschiedener Länge (bis 4Y,”) und verschiedener Breite (bis 2”) überging, bald mit dem Lig. intermusculare internum verschmolzen bis zum Epitrochleus herabreichte. Im letzteren Falle hatte der Fleischbauch eine verschoben vier- seitige Gestalt. Der Kopf war immer dünn, bestand aus isolirten Fleischbündeln und ging fleischig in den Anconeus internus über. — Es kann somit beim Menschen der Triceps brachii durch Zerfallen eines seiner Köpfe oder durch Hinzukommen eines supernu- merären Kopfes zu einem der gewöhnlichen Köpfe vierköpfig vorkommen, wie derselbe Muskel bei gewissen Säugethieren. Dass dem vom Schulterblatte und Armbeine kommenden Æxtensor cubiti der Säugethiere, mag er nun bei einer Reihe der Thiere drei Köpfe besitzen, oder durch Zerfallen eines oder ein Paar dieser Köpfe, oder durch Verstärkung eines oder ein Paar dieser Köpfe durch supernumeräre Portionen bei einer andern Reihe derselben mehrköpfig werden, mögen diese Köpfe mit einander verschmelzen oder ganz separirt bleiben, der Triceps brachii des Menschen, 4. 1. der Anconeus longus, externus und internus = I., II. 1) Die Musculi subscapulares etc. S. 30. 16 W. GRUBER, u. Ш., wovon der I. oder der III. bisweilen auch doppelköpfig auftreten kann; dass dann der vom Zpicondylus und darüber vom Humerus kommenden accessorischen Portion des Extensor cubiti der Säugethiere der Epicondylo-anconeus, 4. 1. der Anconeus IV. des Menschen; dass ferner dem vom Epitrochleus und darüber vom Humerus kommenden Epitrochleo-anconeus der Säugethiere der anomale von J. Fr. Malgaigne') wohl zuerst («En dedans on trouve le muscle anconé, sorte de prolongement du triceps, constituée par olécranne et l’épitrochlée et dans laquelle passe le nerf cubital») 20 Jahre vor Henle und 27 Jahre vor Luschka in Kürze erwähnte, von mir nach Massenuntersuchungen als in , — И 4. Е. vorkommende und erschöpfend geschilderte Æpitrochleo-anconeus, 4. 1. der Anconeus VI. des Menschen ?), welcher bald ein Kopf des Triceps brachü, bald ein selbst- ständiger Muskel ist, seinen Nerven wie bei den Säugethieren nicht vom N. radialis, son- dern vom N. ulnaris erhält, als Beschützer des N. «ulnaris und der diesen in Sulcus epi- trochleo-anconeus begleitenden Vasa vor Druck und in untergeordneter Weise als Gehilfe des Triceps brachii und des Ligamentum cubiti internum behufs der Festigkeit des Ellen- bogengelenkes an dessen innerer Seite fungirt, analog sei, kann nicht bezweifelt wer- den. Dass aber auch dem bei vielen Säugethieren constant auftretenden, vom Latissi- mus dorsi u. s. w. kommenden Anconeus V. der von mir entdeckte seltene anomale Anconeus V. des Menschen analog sei, ist, besonders bei Rücksichtsnahme auf das Verhalten dieses Muskels bei manchen Thieren, z. B. bei Stenops tardygradus — Gruber —, bei Нуаепа — Meckel, Cuvier —, bei Bradypus tridactylus — Gruber —, jedenfalls überjeden Zweifelerhaben. Der beschriebene sehr selten vorkommende Anconeus V. des Menschen hat somit wie der häufig vorkommende anomale Zpitrochleo-anconeus (Anconeus VI.) desselben die Bedeutung einer aus einem früheren (niederen) Zustande herrührenden constanten Bildung, 4. 1. die einer Thierbildung‘). 1) Traité d’anat. chir. etc. Bruxelles 1838.‘ p. 428.; edit. 2°. Tom. II. Paris 1859. p. 628. 2) So lange der Anconeus V. des Menschen nicht nachgewiesen war, war ich berechtigt, den Æpitrochleo- anconeus des Menschen «Anconeus V.» zu nennen. — Op. cit. 5. 2. | 3) Alexand. Malacister — «Notes оп muscular ano- malies in human anatomy». Proceed of the roy. irish. Academy. Vol. IX. 1866 (23 April). Sep.-Abdr. p. 9—10. — hat vomunteren Rande des Latissimus dorsi manch- mal einen beträchtlichen accessorischen Streifen (Slip) in die Armaponeurose senden gesehen. Dieses Band (this band) erreicht nach ihm bei Cebus und ande- ren Affen einen beträchtlichen Grad von Entwickelung. Eine Portion dieser Sehne (welcher?) setzt sich oft (etwa bei jedem dritten Individuum) in den langen Kopf des Triceps fort (continued). Die Sehne des langen Kopfes des Triceps nimmt nach ihm in geringer oder grösserer Ausdehnung vom unteren Rande des Latissimus dorsi allein oder von diesem und dem des Teres major zugleich seinen Ursprung. Sehr selten fand M. vom unteren Rande des Latissimus dorsi (Fleisch oder Sehne?) eine aponeu- rotische Ausbreitung (a fascial expansion) oder so- gar einen muskulös-fibrösen Streifen (or even a musculo-tendinous slip) bis zum Olecranon herab abge- schickt, wie nach ihm bei Hylobates, Ateles, Cynocephalus und vielen anderen Quadrumana vorkommen sollen, wie eine ähnliche Portion bei Zguus und bei биз ein etwas correspondirender Muskel, der vom Angulus infe- rior des Schulterblattes entspringt und in die Fascia bra- chialis an der inneren Seite des Gliedes übergeht, existirt. Dieselbe soll dem M. sartorius homolog sein. — Meine auf Massenuntersuchungen gestützten Resultate stehen mit jenen von Malacister grösstentheils im Wider- spruche. Der von Malacister gesehene musculös- fibröse Streifen ist nicht zu verwechseln mit dem Muskelkopfe, den ich.als das wahre Analogon des:. Anconeus V. der Säugethiere bewiesen habe. — ma—— UEBER DEN MUSCULUS ANCONEUS У. DES MENSCHEN. 17 Erklärung der Abbildungen. Fig 1, Schulter, Oberarm und Ellenbogen der linken Seite eines Mannes. (Ansicht von hinten und innen.) Во, 2. Schulter- und Oberarmstück der rechten Seite eines Weibes, (Ansicht von innen.) a. Musculus anconeus quintus. b » latissimus dorsi (Insertionsstück). С. » teres major. d. » anconeus longus. e. » » internus. œ Ursprungssehne des M. anconeus quintus. а’. Vorderes ARE | Bündel derselben. а. Hinteres я 2 pa À + В R à у + О и: 1 1 4 B LM + у x LA О з > у = ‘ № - li 2 a : = 7 ’ LL . О _ р В ` sa, + О р . . ' \ 1 =, = 2 à ’ 1 > _ 1 . — D 0 ö if : и + ‹ LE v + Ar 0 ' Mie 5 4 CE . г PR B3 р т D | р Г : 0 * ‘ LU ’ . ” ER ’ . у РА. г ЧЕТ 2 CRE 5 5 LA 1 CR р р 4 Li О » À | у N | u vi 4 5 j x D | * BT 5 5 à ‘ . N . - id В 3 ka I en I: wen ee | | ко . 4 _ = м | u вт р | У | | 1 AT u ‘ aan: D Le NS: ' - DRE" Su MAX : et | à 2 | = FR _ =. |. С = ö : oo. .. KG : d #0, р р и. р u = À и | у . ' _ 5 | от | RS 9 el ть, a en a eh ae: alle” a re IX ; ee = : ï a, " _ . Le W\ р . ре mer . | _ = р In; О + В. й Fi - + 1 | | oo LUS DT В - u 5 = ı . LR m . т - ; : u u 4 u Lich, er ' QD a À ; у о Чай о ср ЕЛ о Лами = = fi : ро 4, LE Li у Вы u . nr Kun УМА A4 : | \ . = mA | _ ный т. Зах UE и . р rs Pen Ki ЗН о и, BR | | > + ТОТ й i Fo RE | : < RE sm 103 ом | я ИНД 3 - ed Be к Г | 5 nr Ze _ | | 5 >) | | fh | . р и‘. | | О Eh a | ` À NT OR ri RU = ы ' в ha : Fun р эр, ы Be u B) À Dir. = u : 5 u _ 1 4 сх ER : u 4 и o . 4 : : # | . | | [№ т ь р м " ` . ой Le s = = - Е | er В u : N ы _ d _ = De г u в. | м ï | | р Из Е о . > oo. а р 1 Ba H | Er о _ ры N . v = = R pn | К. > 5 = À Li B sem, О - | м . u Sr | ‚$ бо Bez = . у : u : . \ ni ‘ 3 о t р В ` > и N 2 MEET Е 7 ие u АЗИЯ (7700076614 7 2/0 Ge ‹ И ax АЕ: ar seen = = 297. / en Svanson south Was. 0. 2L6 Harpewror ad nat.del LEA и. MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SERIE, Томе XVI, № 2. ÜBER AGHRADOCKSTITES uno CANTOBLANTEN, АУБ NEUE (RINOIDEEN- GATTUNGEN, EINGELEITET DURCH KRITISCHE BETRACHTUNGEN ÜBER DIE ORGANE DER CYSTIDEEN. VON Dr. A. у. Volhorth. (Mit einer lithographirten Tafel.) Présenté le 19 mai 1870. Sr.-PÉTERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourg, à Riga, à Leipzig, MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Kymmel; М. Léopold Voss. Jacques Issakof et Tcherkessoff; — Prix: 30 Kop. = 10 Ngr. Imprimé par ordre de PAcadémie Impériale des sciences. Juillet 1870. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) Wie schwierig die Deutung ausgestorbener Organismen ist, zeigt recht eindringlich die Geschichte der Cystideen, deren Kenntniss nicht nur nicht vorgeschritten, sondern nach den neuesten Untersuchungen auf den Punkt zurückgeführt worden ist, wo Gyllenhal D der ihre organische Natur zuerst nachwies, sie vor 100 Jahren gelassen hatte. Nach den damaligen Kenntnissen über Crinoideen, die sich nur auf Guettard’s”) Angaben über den lebenden Pentacrinus Caput Medusae beschränkten, glaubte Gyllenhal die neuen räthsel- haften Körper zu den Echiniden rechnen zu müssen und deutete das mit einer fünfklap- pigen Pyramide geschlossene Organ derselben als Mund; eine Meinung die sich 68 Jahre lang erhalten hat, indem sowohl Wahlenberg?), als auch Pander‘) und Hisingerÿ) ihr treu blieben. | L. von Buch war der erste, der die Verwandtschaft mit den Echiniden verwarf und diese Gruppe zu den Crinoideen rechnete, indem er das bisher für den Mund gehaltene Organ für die Ovarialöffnung erklärte. Er sagt°): «die dreieckigen Flächen der Pyramide «sind scharf von einander geschieden und zeigen offenbar, dass es Valveln sind, welche «sich von innen hervor öffnen»; und weiter р. 30: «Es scheint auch nicht ganz zweck- «mässig, dass ein Mund, der Nahrung von aussen her auffasst, gerade eben durch das Ein- «dringen der Nahrung geschlossen werden sollte. Die nur von innen aus sich öffnenden «Valveln scheinen wohl eher die Bestimmung zu haben, aus dem Innern das Ausbrechen «zu erlauben. Und so möchte es wohl ein Ausgang für Ovarien sein». Diese Meinung, obgleich sie nicht durch direkte Beobachtung bewiesen werden Konnte, erschien um so wahrscheinlicher, als die Deutung der übrigen drei Oeffnungen keinerlei 1) Vetensc. Acad. Handl. Stockholm 1772 p. 239. 5) Leth. Suecic. p. 91. 2) Mem. de l’Acad. roy. des sciences. Paris 1761 p. 224. 6) Bestimmung der Gebirgsformationen in Russland. 3) Act. Soc. Sc. Upsal. Vol. VIII p. 54. 1840 p. 29. 4) Beitr. zu Geogn. des russ. Reiches. St. Petersb. 1830 p. 141. Mémoires de l'Acad. Imp. des scionces, VIlmse Serie. 1 2 Dr. А. у. VOLBORTH, Schwierigkeiten machte; indem, nach Analogie lebender Crinoideen, der Stielöffnung dia- _ metral entgegengesetzt der Mund und dicht neben diesem der Afterporus sich vorfand; es mithin bei einer Gruppe, die für armlos galt, und wo die Genitalschläuche nicht in die Arme verlegt werden konnten, erlaubt war, die vierte mit einem Klappenverschluss versehene Oeffnung als Organ zum Austritt von Saamen und Eiern zu deuten. Unsere Entdeckung der Arme bei den Echino-Encrinen') machte indessen der Lehre von der Armlosigkeit der Cystideen ein Ende nnd stellte damit auch die Ovarialöffnung am Kelche in Frage. Herr у. Buch wollte indessen unsere Entdeckung durchaus nicht aner-- kennen und erklärte diese Organe für blosse Fühler”). Wie sehr übrigens bei ihm der Glaube an die Armlosigkeit erschüttert war, zeigte er durch das Bestreben, die Ovarial- öffnung vor den Eventualitäten, die für dieselbe aus der Gegenwart der Arme erwachsen möchten, dadurch zu schützen, dass er Poren an den Spitzen der Valveln beschrieb und abbildete, wie dergleichen sich auf den Genitaltäfelchen anderer Echinodermen finden). In unserer Schrift über russische Sphaeroniten‘) haben wir unsere Ansichten verthei- digt, neue Beweise für die Gegenwart der Arme bei den Cystideen beigebracht und gezeigt, dass, wenn auch die angeführten Poren auf einer Täuschung beruhten, die Gegenwart der Arme eine Genitalöffnung am Kelche durchaus nicht gefährde, weil die Pinnulen, in denen ° sich die Genitalschläuche der Comatulen entwickeln, an den Armen der Cystideen nicht nachgewiesen werden konnten. E. Forbes”) wollte die Mittelstrasse halten, indem er einerseits in unserm Sinne neue Formen mit Armen beschrieb, andererseits aber, den Ansichten Buch’s huldigend, die von uns beschriebenen Organe für blosse Pinnulae erklärte. Da die von uns veröffent- lichten Thatsachen nicht wegzuläugnen waren, so suchte er, wie auch Buch, durch Sub- stituirung eines verwandten, aber keineswegs identischen Begriffes, den ursprünglichen wirklicher Arme zu umgehen. Aber Arme sind keine Pinnulae und Pinnulae sind keine Arme; das hat J. Müller schon 1843 (Pentacrinae) auseinandergesetzt und auch endlich 1854°) nachgewiesen, dass es sich bei Echinosphaerites aurantium um Arme, nicht um Pin- nulae handelt. | Wenn dessen ungeachtet die Herrn De Koninck und Le Hon in ihrem schönen Werke über Belgische Crinoideen ’’) fortfahren, unsere Arme Pinnulae zu nennen, so erklärt sich das leicht dadurch, dass die gleichzeitig mit ihrer Arbeit erschienene Abhandlung J. Mül- ler’s noch nicht zu ihrer Kunde gelangt war. Diesen Grund kann aber Herr Eichwald nicht geltend machen, wenn er sechs Jahre nach der Publikation von Müller’s Abhand- lung unsere Arme für Cirren erklärt°). Cirren oder Ranken sind accessorische Organe des 1) Bull. de la classe phys.-mathem. de l’Académie Гир. 5) Cystideae of the Brit. Islands, Mem. Geol. Survey des sciences de St.-Petersbourg. 1844. Tome Ш р. 91. 1848. Vol. II part. II p. 483. 2) Neues Jahrbuch v. Leonh. u. Bronn. 1845 p. 177. 6) Abh. der Berliner Akademie p. 181. 3) У. Buch, Cystideen. 1845 p.15. Tab. 1. Fig.21und 22. 7) 1854 p. 50. 4) Verh. der Miner. Gesellsch. zu St. Petersb. Jahrg. 8) Leth. ross. I p. 613. 1845 — 46 p. 161. ; UEBER ACHRADOCYSTITES UND CYSTOBLASTUS, ZWEI NEUE CRINOIDEEN-GATTUNGEN. 3 Stengels der Pentacrinen und des dorsalen Knopfes der Comatulen. Es fehlt ihnen jede Andeutung einer ambulakralen und antiambulakralen Seite; es fehlt ihnen jede willkühr- liche Bewegung, da sie muskellos sind; — alles Attribute, die dagegen den Armen zukommen. In seiner gediegenen Schrift über die Entwickelung der Pentacrinoid-Larve von An- tedon bemerkt Carpenter'), die Verwechselung von Cirren und Armen sei im höchsten Grade unstatthaft; diese Organe seien einander nur in der gegliederten Struktur ihres Ske- let’s ähnlich; in allem übrigen aber, sowohl in homologischer als functioneller Beziehung, seien sie weit von einander verschieden. Dass die Dorsalcirren von Antedon nur zur mecha- nischen Stütze des Thieres dienen, folge sowohl aus der überaus einfachen Struktur dieser Theile, als auch aus den von ihm an lebenden Thieren gemachten Beobachtungen. Uebrigens hat die Zeit, die sicherste Bundesgenossin der Wahrheit, bereits ihr letztes Wort gesprochen; indem die Herren J. Hall in New York und E. Billings in Montreal seitdem so zahlreiche Cystideen-Formen mit Armen veröffentlicht haben, dass wohl niemand mehr an die Armlosigkeit dieser Gruppe glauben wird. Wir hätten jetzt noch der Schicksale der Ovarialöffnung zu erwähnen, gegen welche namhafte Schriftsteller seitdem aufgetreten sind, um zu der alten Gyllenhal’schen An- sicht zurückzukehren, nach welcher dieses Organ dem Munde der Echiniden zu vergleichen sei. Diese Ansicht hat Buch gewissermassen selbst veranlasst, indem er die seitliche, mit einer Klappenpyramide geschlossene Oeffnung bei Caryocrinus nicht für die Genitalöffnung, sondern für den Mund erklärte, weil dieses mit deutlichen Armansätzen versehene Fossil, nach seiner Theorie, einer Ovarialöffnung am Kelche nicht bedurfte. Mit der Armlosigkeit der Cystideen fällt indessen diese Ansicht, und wir hegen nicht den geringsten Zweifel, dass Caryocrinus, ebenso wie der ihm so ähnliche Hemicosmites zu den Cystideen gehört, und dass mithin die mit einer Pyramide geschlossene Oeffnung denselben Zweck hatte wie bei den Cystideen; eine Meinung, zu der sich auch J. Hall?) bekannt hat, nachdem er Ап- fangs der Buch’schen Deutung gefolgt war°). Auch J. Müller hat auf die Inconsequenz aufmerksam gemacht, die darin liegt, bei zwei im Baue so nahe verwandten Gattungen wie Caryocrinus und Hemicosmites, diese Oeffuung ein Mal Mund und das andere Mal Geni- talöffnung zu nennen; was die Bestimmung des Mundes in gleicher Weise bei allen Cysti- deen zweifelhaft machen müsste; so zwar, dass überall die mit einer Klappenpyramide ver- schlossene Oeffnung ein seitlich stehender Mund sein könnte. Er bemerkt jedoch sehr richtig‘), dieser Ansicht stehe entgegen, dass die Rinnen von der Scheitelmitte zu den Ar- men bei Sphaeronites (Glyptosphaerites) Leuchtenbergi Volb. und Protocrinites Eichw. auf das schärfste ausgeprägt sind, und dass die geraden Linien der feinen Rinne auf dem Scheitel von Echinosphaerites aurantium, wo die Plättchen beider Seiten an einander grenzen, der Deutung auf eine zwischen ihnen in der Mitte befindliche Mundsplatte äusserst günstig sind. 1) Philos. Transactions 1866 p. 708. 8) Ibid р. 217. 2) Palaeontology. Band. II p. 248. 4) Abh. der Berl. Akad. 1854 p. 182. 1* 4 Dr. A. v. VOLBORTH, Ungeachtet dieser ganz richtigen Argumentation haben sich die Herrn De Koninck und Le Hon') durch ein aus Guadeloupe nach Europa gelangtes frisches Exemplar von Pentacrinus veranlasst gefunden, gegen die Buch’sche Meinung aufzutreten und im Sinne Gyllenhal’s die Genitalöffnung für den Mund zu erklären; eine Meinung, der sich später die Herrn Е. Billings in Montreal und $. Lovén in Stockholm angeschlossen haben. Bei aller Achtung für die wissenschaftlichen Verdienste so ausgezeichneter Forscher, können wir ihrer Meinung schon desshalb nicht beipflichten, weil uns die Vergleichung mit verwandten Classen und Ordnungen nur dann erlaubt zu sein scheint, wenn die Stellung des fraglichen Fossils im Systeme noch unbekannt oder zweifelhaft ist, wie das zu Gyllen- hal’s Zeit der Fall war. Wenn es nun Gyllenhal, der die damals räthselhaften Körper für Echinus- Arten hielt, erlaubt war, das mit einer Pyramide geschlossene Organ dem Zahn- gebisse der Echiniden zu vergleichen, so scheint es uns doch heute, wo die Crinoideennatur der Cystideen unwiderleglich nachgewiesen ist, richtiger zu sein, nach Analogien bei den Crinoideen, statt bei den Echiniden, zu suchen. Dr. Duchassaing’s Beschreibung des aus Guadeloupe an Herrn Michelin geschick- ten Pentacrinus unterscheidet sich nur dadurch von der Müller’schen, dass das Afterrohr ganz nahe beim Munde, ja auf einer der denselben bedeckenden Lippen selbst angebracht und dass diese Lippen mit einer Reihe kleiner Dornen zum Kauen bewaffnet sein sollen; Umstände, welche auf dem beschädigten und nach Analogie der Comatulen ergänzten Exem- ‘ plare, welches Müller vorlag, nicht zu constatiren waren. De Koninck bemerkt nun, aus Duchassaings’s beigelegter Zeichnung folge, dass das, was Duchassaing Lippen nennt, in der That dreieckige, harte, auf der inneren Seite mit Dornen bewaffnete Klappen sind, welche ganz dieselbe Gestalt haben wie die Knöchelchen, welche die Buch’sche Ovarial- öffnung bei den Cystideen bedecken; auch zweifele er gar nicht daran, dass Buch die wahre Funktion dieses Organ’s verkannt habe; er glaube, dieselbe habe denselben Zweck erfüllt wie bei Pentacrinus; auch wäre es sehr merkwürdig, wenn Kalkplättchen, deren Lage und Gestalt so identisch ist, in Thieren, die zu derselben Classe gehören, zu so verschie- denen Zwecken bestimmt sein sollten. Gegen diese Ansicht erlauben wir uns Folgendes zu bemerken: Erstens begreifen wir nicht, wie aus einer blossen Zeichnung (das Thier selbst lag nicht vor) der Schluss gezogen werden kann, dass die Lippen harte, kalkige Klappen seien. Diese Folgerung scheint uns um so gewagter zu sein, als nach Carpenter’s schon er- wähnten Untersuchungen über die Pentacrinoidlarve von Antedon *), die Mundklappen be- sagter Larve zwar Spuren von Kalknetzen zeigen, dieselben aber bei zunehmendem Wachs- thum so vollkommen aufgesogen werden, dass bei ausgewachsenen Individuen von Antedon keine Spur derselben mehr zu finden ist. 1) Recherches sur les crinoides etc. Bruxelles 1854 2) Phil. Trans. 1866 p. 692. p. 54. UEBER ACHRADOCYSTITES UND CYSTOBLASTUS, ZWEI NEUE CRINOIDEEN-GATTUNGEN. 5 Wenn ferner die Lippen wirklich harte, kalkige Plättchen wären, so ist es nicht wohl denkbar, dass der Anus ganz nahe dem Munde eine dieser verknöcherten Lippen hätte durchbohren können; auch würde die jedesmalige Mastikation störend auf die Funktion des Anus einwirken. Endlich münden die Ambulakralrinnen der Cystideen nicht in die seitlich stehende Ovarialôffnung, sondern in die, wie bei den Pentacrinen scheitelständige Mundöffnung. Hr. Е. Billings'), dem die Wissenschaft die Kenntniss vieler. neuer, mit Armen ver- sehener Cystideen verdankt, hat sich der Meinung unseres hochgeschätzten Freundes De Koninck angeschlossen, weil die Gegenwart der Arme eine Genitalöffnung am Kelche un- nöthig mache. Da nun, so lange die Scheitelöffnung nach Analogie der lebenden Crinoideen als gemeinschaftliche Mund- und Ambulakralöffnung galt, für das durch die Arme über- flüssig gewordene Buch’sche Organ keine Funktion übrig blieb, bei den palaeozoischen Crinoideen aber die Ambulakren der Arme durch 5, 10, 20 und mehr Oeffnungen direkt in das Innere des Kelches dringen, ohne mit dem als Mund geltenden, bald centralen, bald mehr seitlichen Organe des ventralen Perisoms irgend zu communiciren, — so entschloss sich Billings, diese Funktionen bei den Cystideen in gleicher Weise zu trennen, die erste nach De Koninck’s Vorgange in die frühere Ovarialöffnung und die zweite in die Scheitel- öffnung zu verlegen. «Positiv ausgemacht», sagt er”), «ist jetzt, dass die Scheitelöffnung den «Austritt der Ambulakralgefässe der Arme und Pinnulae aus der innern Leibeshöhle ver- «mittelt. Es ist aber nicht der geringste Beweis da, ausgenommen die entfernte «(?)» «Analogie, welche die Seesterne und lebenden Crinoideen darbieten, dass diese Oeffnung «der Mund sei. Es sei daher rathsamer, sich in der Wahl des Namens durch irgend einen «bekannten Charakter leiten zu lassen, als zum Unbekannten seine Zuflucht zu nehmen». Gesetzt den Fall, die Gegenwart der Arme wäre wirklich mit einer Genitalöffnung am Kelche unverträglich, worüber wir indessen schon unsere bescheidenen Zweifel ausge- sprochen haben, so können wir weder den Kaiserschnitt, den Billings vorgenommen hat, noch die Gründe, die ihn dazu bewogen haben, billigen. Denn, ist es ausgemacht, dass die Cystideen zu den Crinoideen gehören, so wüssten wir nicht, was uns bewegen sollte, bei Beurtheilung der Analogien, den fossilen Brachiaten, über deren Organe noch viel mehr Unsicherheit herrscht, als. selbst bei den Cystideen, den Vorzug vor den lebenden zu geben. Wer bürgt uns denn dafür, dass die Oeffnung am ventralen Perisoma der fossilen Cri- noideen wirklich der Mund sei? Dass Alle darüber einig sind, wie Billings meint, ist uns kein Beweis; auch haben wir bereits bemerkt, dass J. Hall diese Oeffnung bei Caryocrinus nicht für den Mund hält, eine Meinung, die uns so richtig scheint, dass wir nicht anstehen, dieselbe auf alle palaeozoischen Crinoideen auszudehnen; denn der Mangel von Ambula- kralrinnen am Kelche, zwischen dieser Oeffnung und den Armen, ist der Idee eines Mundes 1) On the Cystideae of the lower Silur. Rocks of Canada 2).1. c."p. 31. Сео]. Survey of Canada. Decade III Montreal 1858). р. 9. 6 Dr. А. у. VOLBORTH, durchaus nicht günstig. Ist nun diese Oeffnung nicht der Mund, sondern ein Genitalorgan, oder Anus, so erscheint die von Billings vorgenommene Trennung um so weniger gerecht- fertigt, als eine Verbindung zwischen den den Keleh durchbohrenden Ambulakren und dem unter dem Perisome verborgenen Munde in gleicher Weise bestehen konnte, wie das Hur- ley') bei Actinocrinus rugosus und Lovén bei Нуропоте Sarsi?) nachgewiesen hat. Wenn nun Hr. Billings sagt), es sei nicht der geringste Beweis da, dass die Schei- telöffnung der Cystideen der Mund sei, — so können wir das nur dadurch erklären, dass das Vorurtheil, in dem er gegen die lebenden Crinoideen befangen war, ihn verhinderte, die von uns beigebrachten und von J. Müller bestätigten Beweise so zu würdigen, wie sie es verdienten. Der Hauptbeweis aber ist, dass die Ambulakren der Arme, welche doch die Nahrung zum Munde geleiten, in die scheitelständige Oeffnung münden, und nicht in das seitliche, von Buch als Ovarialöffnung gedeutete Organ ‘). In einer Abhandlung über Leskia mirabilis?) ist endlich auch Prof. $. Lovén gegen v. Buch’s Deutung aufgetreten, indem er nicht nur die Ovarialöffnung für den Mund, — sondern auch den bisherigen Anus für ein äusseres Geschlechtsorgan erklärte. Weder das eine, noch das andere können wir aber zugeben. Die erste Annahme gründet Lovén auf die grosse Aehnlichkeit, welche der Mund der Leskia mit der Klappenpyramide der Cystideen darbietet, welche auch schon dem Stifter der Gattung, Gray”), aufgefallen war. Obgleich indessen sowohl die Abbildung Gray’s’) als die Skizze Lovén’s (l. с. р. 4 fig. 1) diese Aehnlichkeit in auffallender Weise bestätigt, so lassen sich doch auch Unterschiede nachweisen, welche der Annahme einer Identität beider Organe entgegen sind. So ist der Mund der Leskia von einem Peristoma umgeben und die Basen der Dreiecke, aus denen die Pyramide besteht, zeigen einspringende Winkel; — beides aber fehlt den Cystideen. Der Hauptgrund gegen Lovén’s Meinung scheint uns aber darin zu liegen, dass seine Analogie nicht von lebenden Crinoideen, sondern von einer Echinodermenklasse hergenommen ist, welche von dem Organisationsplane der ersteren 1) Billings 1. cit. р. 27. 2) Ann. and Mag. of nat. hist. Sept. 1869. 8) 1. с. р. 31. 4) Anmerkung. Wir müssen auf einen sinnentstellen- den Fehler aufmerksam machen, der sich in die Ueber- setzung einer nach J. Müller citirten Stelle (Bill. р. 36) eingeschlichen hat. Müller sagt (Abh. der Berl. Akad. 1854 p. 175): «die radiale Anordnung der Platten bei «Cystideen beginnt erst am Munde als Mundarme, de- «ren Ambulakralrinnen indessen zum Munde «führen und nicht minder als die gegliederte «antiambulakrale Seite der Arme, den allge- «meinen Plan der Echinodermen kund geben». Die mit gesperrter Schrift gedruckten Worte heissen in der Uebersetzung: whose ambulacral grooves however lead to the mouth, and, like the articulated antambula- cral surface of the arms, present no traces of the gene- ral plan of the Echinoderms. Das ist gerade das Gegentheil von dem, was Müller gesagt hat. Die Worte «no traces of» müssen gestrichen werden, иш den richtigen Sinn herzustellen. Auch bemerken wir bei dieser Gelegenheit, dass die Comatulen nach dem Zeugnisse Müller’s (Pentacr. p. 11) nicht mit dem Munde nach unten kriechen, wie das Bil- lings (l c. p. 32) angiebt, sondern beim Schwimmen den Mund nach oben halten, wie es den Crinoideen zukommt. 5) Om Leskia mirabilis Gray. (Öfversigt af Kongl. Ve- tensc. Akad. Förhandlingar. 1867. № 5). 6) Ann. and Mag. of nat. hist. 24 Series 1851. УП, р. 134. 7) Catalogue of the recent Echinidae or Sea-eggs in the collection of the Brit. Mus. 1855 p. 63. Tab. IV, fig. 4. ÜEBER ACHRADOCYSTITES UND CYSTOBLASTUS, ZWEI NEUE CRINODEEN-(GATTUNGEN. 7 wesentlich verschieden, ja demselben diametral entgegengesetzt ist. Wo es sich nun um ein anerkanntes Crinoid handelt, da scheint uns die Berufung auf den Mund eines Spatan- goids eben so wenig gestattet werden zu können, wie auf die fünftheilig-runde Pyramide des Echiniden - Gebisses. Echiniden sind frei bewegliche Thiere, die ihre Nahrung am Meeresgrunde suchten und desshalb den Mund auf der Unterseite hatten, während Crinoi- deen, mochten sie nun frei, oder auf einem Stiele festgewurzelt gewesen sein, den Mund immer nach oben gerichtet hatten und nur durch Hülfe der Ambulakren ihrer Arme ihre Nahrung zum scheitelständigen Munde geleiten konnten. Die zweite Annahme entwickelt Lovén bei Gelegenheit der an Leskia angeknüpften Beschreibung von Echinus ротит Gyll. (Sphaeronites His.), welche um so willkommener ist, als die Kenntniss dieser Gattung seit Gyllenhal (1772) keinerlei Fortschritte gemacht hat. Angelin’s Angabe, dass dieses Thier keinen Stiel gehabt habe und sich nur vermöge einer Haftfläche an Klippen festsetzen konnte, stimmt mit unsern Erfahrungen bei Echino- sphaerites überein; nur haben wir hier eine Stielöffnung constatirt, die von 4, 6 und mehr Beckentäfelchen begrenzt wird und so eine Verbindung mit dem Inneren des Kelches her- stellt‘). Den Stiel selbst haben auch wir niemals gefunden. Dieser Stielöffnung oder Haft- fläche gerade gegenüber liegt die Ambulakralumgebung. Die Scheitelöffnung ist leider nicht erhalten, ihre Lage aber durch fünf feine zu ihr convergirende Rinnen angedeutet. Diese Rinnen laufen zu 5 Armen aus, deren Basen allein erhalten sind und einen Kreis bilden, der auf ein Fünftel seines Umfanges nach unten offen ist und hier an das pyrami- dale Organ grenzt, welches Lovén für den Mund hält. Zwischen diesem und dem Ambula- kralkreise, auf der linken Seite, ist ein kreisrundes Organ, welches Loven als ein äusseres Geschlechtsorgan deutet. Gut erhalten soll dieses Organ konisch sein, mit gerundeter, aber nicht offener Spitze; auf der Lovén’schen Skizze (pag. 4 Fig. 5) ist dasselbe nur als klei- ner, innen mit zwei Poren versehener Kreis dargestellt. Da nun die gegenseitige Stellung dieser Organe bei Echinosphaerites aur. ziemlich analog ist, — auch bei allen Stücken des letzteren Fossils, die Lov&n sah, der Anus so beschaffen war, dass er eher das Ansehen eines abgebrochenen, vorragenden Theiles verrieth, so meint er, dass auch hier der Anus richtiger als äusseres Geschlechts- Organ zu deuten sei; — mit dem Zusatze, Volborth’s Zeichnung scheine treu zu sein, gäbe aber nicht volle Ge- -wissheit über das Vorhandensein der «drei Klappen», welche den Anus schliessen sollen *). Die Analogie in der gegenseitigen Stellung der Organe können wir schon desshalb nicht zugeben, weil die vermeintliche Geschlechtsöffnung bei Zchinus pomum Gyll. links, der Anus bei Echinosphaerites aur. aber sich rechts von dem Buch’schen Organe befindet. Auch haben wir an Hunderten von Exemplaren des letzteren Fossils, welche zum Theil in Thon eingebettet waren und durch Wasser leicht gereinigt werden konnten, — wo also von einem Abbrechen eines vorragenden Theiles nicht die Rede sein konnte — den Anus immer genau 1) Volb. Sphaeroniten. 1346. Tab. IX fig. 14, 15 u. 16. | 2) Volb. Sphaeroniten. Tab. IX. fig. 9 8 Dr. A. v. Уогвовтн, so befunden, wie wir ihn haben abbilden lassen, und können also für die Genauigkeit, mit welcher der Künstler die 3 Schlussklappen wieder gegeben hat, einstehen. Solchen Thatsachen gegenüber möchte es doch wohl gerathener sein, die Geschlechts- öffnung vielmehr als Anus zu betrachten, und das um so mehr, als man dann zu dem über- raschenden Resultate kommt, dass Echinus pomum Gyll. zu Glyptosphaerites gehört, von dem er kaum specifisch zu unterscheiden sein möchte. In der That, nehmen wir an, dass die abgebrochene vertiefte Area (d der Loven’- schen, bei uns auf Fig. 1 kopirten Skizze), zu der 5 Rinnen convergiren, der pyramidale Mundverschluss unseres Glyptosphaeriten; — dass in a das Buch’sche Organ und in b der Anus gewesen sei, — so haben wir den Glyptosphaerites Leuchtenbergi nob. vor uns. Eine kaum zu erwartende und desto willkommnere Bestätigung unserer Ansichten liefert uns endlich Hyponome Sarsi") Lov., eine schon erwähnte, am Cap York in der Tor- res Strasse gefischte Cystideen-Art, deren Haupcharaktere wir nach Lovén mittheilen: Von der Mitte der convexen, ventralen Seite dieses merkwürdigen Echinoderm’s strahlen fünf schmale, durch Saumplättchen geschützte Rinnen nach den fünf kurzen, breiten Radien der Peripherie, gabeln sich 3 mal und geben kleine, kurze Zweige nach gewissen in be- stimmter Entfernung befindlichen, warzigen Erhabenheiten. Wie bei den lebenden Crinoi- deen erhebt sich ein grosses, konisches Afterrohr in einem der interradialen Räume, zwi- schen zwei Ambulakralrinnen. Die Rinnen sind auf den Radien offen, auf der Scheibe aber, vom Mittelpunkte bis zur ersten Bifurkation, schliessen sich die Saumplättchen über den Rinnen zu bedeckten Gängen, die in den vom äusseren Perisoma bedeckten und daher von aussen nicht sichtbaren, subcentralen Mund dringen. Der übrige Theil der ventralen Seite ist mit kleinen, irregulären, weisslichen Schuppen dicht besetzt, zwischen welchen an ge- wissen Stellen je 5 bis 6 grössere Täfelchen sich zu Rosetten ordnen. In dem bedeckten Theile der Rinnen fanden sich Reste von mikroskopischen Crustazeen und Bivalvenlarven, die dem Thiere zur Nahrung gedient hatten. Lovén bemerkt sehr richtig, dass ähnliche kleine Abzweigungen zu warzigen Erha- benheiten auch bei fossilen Cystideen, Glyptocystites Bill. und Glyptosphaerites У olb. et Müll. vorkommen. Noch näher verwandt sind die Protocriniten *), welche ausser den Warzen auch noch eine Ueberbrückung der Rinnen und des Mundes mit kleinen Täfelchen zeigen, . ganz wie das bei Hyponome der Fall ist. Ein in dieser Hinsicht sehr lehrreiches Exemplar ist Fig. 2 abgebildet worden. Die zu Rosetten geordneten grösseren Täfelchen am ventralen Perisoma glauben wir als Genitalorgane deuten zu müssen. Es ist dies zwar zur Zeit nur eine Hypothese; sie hat aber vor der Buch’schen den Vorzug, dass weitere Forschungen an lebenden Individuen 1) 5. Loven, note on Hyponome Sarsi, a recent Суз- 2) Volb. Sphaer. Tab. X. Fig. 8 u. 9. tidean. (Ann. and Mag. of nat. hist. № XXI. Sept. 1869). UEBER ACHRADOCYSTITES UND CYSTOBLASTUS, ZWEI NEUE CRINOIDEEN-GATTUNGRN. 9 möglicherweise zur Entdeckung von Saamen und Eiern in den Rosetten führen könnten, was bei fossilen Cystideen niemals zu erwarten ist. Von besonderem Interesse war uns aber die Auffindung von Nahrungsresten im be- deckten Theile der Ambulakralrinnen. Diese Thatsache schien uns schlagend zu beweisen, dass die von Billings vorgeschlagene und von Lovén gebilligte Trennung des Mundes von der Ambulakralöffnung nicht in der Natur begründet ist, — dass das Buch’sche Organ nicht der Mund sein könne, weil die mit Nahrungsresten erfüllten Rinnen in die Schei- telöffnung münden, — und dass endlich der Mund ohne Zweifel im Scheitel sein müsse, wie das auch bei lebenden Crinoideen jederzeit der Fall ist. Wir wenden uns jetzt zur Beschreibung der angekündigten neuen Crinoideen-Formen. Achradocystites Grewingkii nob. Fig. 3 bis 10. Obgleich ein Theil im Gesteine verborgen, ein anderer mit dem Scheitel weggebrochen ist, so spricht die vorhandene Ovarialöffnung entschieden für die Cystideen-Natur dieses Fossils, dessen Täfelchen aber so sehr von Allem abweichen, was bisher bei den Cystideen bekannt war, dass die Aufstellung einer neuen Gattung nöthig wurde. Nach der Aehnlichkeit mit einer Feldbirne haben wir zur Bezeichnung den Namen « Achradocystites» ') gewählt, und erlauben uns, die einzige Art derseiben Professor Dr. Grewingk in Dorpat zu widmen, dem die Wissenschaft diesen interessanten Fund verdankt. Der birnförmige Kelch (Fig. 3) ist oben aufgebläht und verjüngt sich rasch zum Stiele. Seine Länge beträgt 32 mm , seine grösste Breite am aufgeblähten Pole 25 mm. Er be- steht aus lauter polygonalen, oft fast runden Täfelcher von sehr verschiedener Grösse. Das Wachsen desselben scheint dadurch bedingt gewesen zu sein, dass sich kleinere Täfelchen zwischen die grösseren hineinschoben (Fig. 9). Bei einer Dicke von 1'/, mm. variirt der Durchmesser der Täfelchen von 1 bis 3°, mm. Es kommen 4-, 5-, meist 8eckige, aber auch 15eckige, sich schon mehr der Kreisform nähernde Täfelchen vor. Die äussere Fläche der Täfelchen ist anders beschaffen, als die innere. Von aussen gesehen (Fig. 5) gleichen sie auffallend kleinen Rädchen, deren Peripherie . aber wegen der etwas hervorstehenden, durch brückenartige Leisten mit einander ver- bundenen Ecken, nicht ganz rund wie die Schiene eines Rades, sondern nach der Zahl der Ecken vieleckig ist. Von einer kleinen, centralen, glatten Scheibe strahlen zu jeder der peripherischen Ecken den Speichen eines Rades vergleichbare Leisten aus, zwischen denen ansehnliche dreieckige Poren in’s Innere führen. Von diesen Poren sind einige zuweilen verwachsen, oder durch Gangmasse verstopft: immer aber entspricht die Zahl der Speichen genau der Zahl der vorhandenen Ecken. 1) Von äypas, Feldbirne. Mémoirses de l’Acad. Пар. des sciences, VIIme Serie. 2 10 De. 'À,.v. VOLBORTH, Von innen gesehen (Fig. 6) gleichen die Täfelchen Kammrädern, indem sie flache, an der Peripherie gezähnte Scheiben darstellen. Die Zähne sind ziemlich dick, stumpf abge- rundet und durch Zwischenräume, die ihrer eigenen Breite gleich kommen, von einander getrennt. Zähne und Zwischenräume steigen, ihre Breite beibehaltend, durch die ganze Dicke des Randes der Täfelchen, von der innern zur äusseren Seite hinan (Fig. 7), wo die ersteren mit den Ecken der äusseren Seite, deren direkte Fortsetzung sie sind, verschmel- zen, während die zu Kanälen umgewandelten Zwischenräume nur bis zu den brückenartigen Leisten reichen, welche die Ecken verbinden, um hier in die Poren der äusseren Seite zu münden. Die Zahl der Kammradzähne correspondirt mithin genau mit der Zahl der Ecken und Speichen der äusseren Fläche. Der äussere Rand der Täfelchen erhält durch die durch Kanäle getrennten Balken, zu denen sich die Zähne verlängern, ein zierliches, gefälteltes Ansehen, wie das Fig. 10 sehr gut dargestellt ist. Was die Art und Weise anlangt, wie die Täfelchen an einander gereiht sind, so glaubten wir Anfangs, dass hierbei die Zähne des einen Täfelchens in die Kanäle der be- nachbarten eingriffen; — bei genauerer Prüfung fand sich jedoch, dass Zahn gegen Zahn und Kanal gegen Kanal steht (Fig. 10). Indem nun auf diese Weise zwei gegenüberliegende Kanäle sich an einander legen, so entstehen gegen einen halben Millimeter weite Röhrchen, vermittelst welcher das durch die äusseren Poren einströmende Wasser in immerwährender Verbindung mit dem Inneren des Kelches war. Wir mussten davon abstehen, die Zahl der Poren auch nur annähernd zu bestimmen, — sie muss aber mehrere Tausend betragen und somit als eins der mächtigsten Respirationsorgane bei den Cystideen betrachtet werden. Die Ovarialöffnung (Fig. 4) am aufgeblähten Pole, in natürlicher Grösse abgebildet, wird von sieben dreieckigen, etwas gewölbten Klappen geschlossen, deren Spitzen nach dem etwas vertieften Centrum herabgebogen sind. | Von dem Becken des Kelches hat sich nur ein 2 mm. hoher, am Stiele sitzender Theil (Fig. 3) erhalten. Durch seine ebene, glatte Beschaffenheit unterscheidet er sich we- sentlich von den so charakteristischen Täfelchen des übrigen Kelches; lässt aber auch bei starker Vergrösserung kaum Spuren von Nähten entdecken. Da indessen die vordere Wand des Kelches nahe am Stiele abgebrochen ist, so hofften wir, durch Aufräumung der inneren Seite des Beckens und seines Ueberganges in den Nahrungskanal des Stieles, mehr Licht zu erhalten; indessen war auch hier über die Nähte keine Gewissheit zu erhalten; die rund- liche, zwei Millimeter breite, untere Oeffnung des Beckens scheint aber die Annahme von fünf Basalien zu rechtfertigen, worüber freilich erst weitere Funde werden Gewissheit er- theilen können. Der Stiel (Fig. 3), von dem ein 30 mm. langer Theil erhalten ist, ist vollkommen rund und verjüngt sich nach unten, wo er 2 mm. schmäler ist als oben am Kelche. Die einzelnen Glieder desselben sind so dünn, dass ihrer 4 bis 5 auf ein Millimeter gehen; ihre Artikulationsflächen (Fig. 8) zeigen strahlige Streifung vom centralen, rundlich fünfeckigen Nahrungskanale bis zur Peripherie. UEBER ACHRADOCYSTITES UND ÜYSTOBLASTUS, ZWEI NEUE CRINOIDEEN-GATTUNGEN. 11 Fundort. Das einzige, hier beschriebene Exemplar ist nicht anstehend, sondern in einem Geschiebe bei Kersel in Ehstland gefunden worden, und in Grewingk’s Geologie Liv- und Kurlands (Dorpat 1861 p. 184) zuerst angekündigt worden als neue Species von Echinosphaerites. Auf ein und demselben Handstücke haben wir Echinosph. aur., Orthisina ascendens, Hemicosmites pyriformis und Coccinium proavus erkannt, was dafür spricht, dass dieses Geschiebe aus der nördlich von Kersel gelegenen Wesenberger Schicht stammen möchte. Cystoblastus Leuchtenbergi') пов. Fig. 11 bis 16. Der Kelch stellt eine kleine polyedrische Kugel dar, deren Durchmesser in allen Richtungen nicht über 13 mm. beträgt. Bis auf die zu den Lebensverrichtungen nöthigen Oeffnungen wird er ringsum von 18 in 4 Kreisen über einander gelagerten Täfelchen ge- schlossen, zwischen welche vom ventralen Scheitel aus 5 Pseudambulakralfelder eingescho- ben sind. Während der Scheitel sehr schön erhalten ist, lieferte der etwas gerollte, dorsale Kelchtheil zwar keine Data zur Beurtheilung der äusseren Skulptur, erwiess sich aber um so günstiger zur richtigen Deutung der Gestalt und Anordnung seiner Täfelchen. Die durch die radiale Bildung des Scheitels nahe gelegte Beziehung zu den Pentre- miten stimmt indessen weder mit der Zahl, noch mit der Anordnung der Täfelchen über- ein; — vollends unzulässig erwies sie sich durch die Constatirung von Organen (einer Geni- talöffnung und zahlreicher Poren), welche der Organisation der Blastoideen ganz fremd, desto charakteristischer aber für die Cystideen sind. Ein Blick auf die von uns gegebene Zerlegung der Täfelchen (Fig. 11) wird diese höchst merkwürdige Vereinigung der Cha- raktere zweier im Systeme bisher streng geschiedenen Crinoideen-Gruppen”) noch deut- licher machen und den von uns gewählten Namen «Cystoblastus» rechtfertigen. Unten umgeben 4 zu einem Pentagon zusammengefügte Basalia die ansehnliche, im Grunde drehrunde, am äusseren Umfange viereckige Stielöffnung. Wir müssen auf den merkwürdigen Umstand aufmerksam machen, dass dieser Basalkreis durchaus identisch ist mit dem Becken der zu den Cystideen gehörigen Echino -Encrinen, sowohl in der Gestalt und bilateralen Anordnung seiner Täfelchen, als in der Beschaffenheit der zwischen den- selben befindlichen Stielöffnung. Der zweite aus 5 Täfelchen bestehende Kreis verhält sich ebenfalls ganz wie der zweite Kreis der Echino-Encrinen, indem je 2 symmetrisch gegenüberstehende Täfelchen mit den Basalien alterniren, während das fünfte im unpaaren Radius befindliche Täfelchen auf einem Basaltäfelchen des ersten Kreises direkt aufliegt und schon zur Begrenzung der Ovarial- 1) Diese Notiz erschien ursprünglich in russischer 2) Bronn, Klassen u. Ordnungen des Thierreichs etc. Sprache in dem von der Kaiserl. Miner. Ges. zu St. Pe- | 1860. Band II p. 179. tersburg zur Feier ihres 50jährigen Bestehens publicir- ten Jubelbande. (Сборникъ etc. 1867 pag. 666). 2* 12 Dr. А. v. VoLBoRTH, öffnung beiträgt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass diese Täfelchen bei Cysto- blastus sich schon in der Richtung der Radien ordnen und somit wahre Radialia werden, während sie bei Echino-Encrinus Parabasen sind. Entscheidend für den Cystideen-Charakter dieser beiden Kreise ist endlich, ausser der Ovarialöffnung Fig 11 x u. 14 x, die Gegen- wart zweier Porenrauten, welche ihrer Beschaffenheit und Stellung nach ganz mit densel- ben Organen der Echino-Encrinen übereinstimmen (Fig. 15). Dagegen ist der Blastoideen-Typus in den nächsten Täfelchen um so deutlicher ausge- prägt, indem der dritte Kreis den Gabelstücken, der vierte aber den Deltoidstücken ganz analog gebildet ist. Dieser Uebergang scheint jedoch nur auf Kosten der Regularität zu Stande gebracht worden zu sein, indem den 5 Gabelstücken nicht 5, sondern 4 Deltoidstücke ent- sprechen, in Folge dessen in 4 Interradien die Gabelstücke durch ein eingeschobenes Del- toidstück getrennt werden, während in fünften Interradius zwei Gabelstücke einander un- mittelbar berühren (Fig. 14 bei e). An der äussersten Spitze der an einander grenzenden Gabelzacken in diesem irregulär gebildeten Interradius ist eine kleine Oeffnung bemerkbar, die wir als anus deuten (Fig. 14 bei 2). An der Begrenzung der Genitalöffnung betheiligen sich, ausser dem schon erwähnten Radialtäfelchen, noch ein Gabel- und ein Deltoidstück. Der Klappenverschluss der Genitalöffnung hat sich nicht erhalten. Uebrigens behauptet sich auch hier noch ein wichtiger Cystideen - Charackter bis in die nächste Nähe des Mundes, indem zahlreiche Poren sowohl die Zacken der Gabelstücke, als auch die Deltoidstücke durchbohren. Während die bisher beschriebenen, den Uebergang des bilateralen in den radialen Typus erläuternden 4 Kreise alle dem dorsalen Pole angehören, wird der ventrale Kelchpol nur durch den centralen Mund und die von demselben ausstrahlenden 5 Pseudambulakral- felder repräsentirt, welche dem leistenförmig erhöhten inneren Rande der Ausschnitte in den Gabelstücken genau eingefügt sind. Diese in der Nähe des Mundes dicht an einander grenzenden Pseudambulacra sind auf die obere Hälfte des Kelches beschränkt; sie nehmen vom Scheitel nach dem Grunde der Gabelausschnitte an Breite ab und zeigen im Ganzen einen der Roemerschen Lanzettschicht der Pentremiten analogen Bau. Durch eine mit dem centralen Munde communicirende ansehnliche Rinne werden sie ihrer ganzen Länge nach in zwei Hälften getheilt, deren jede bei starker Vergrösserung aus 6 bis 7 Porenstücken besteht, die mit denselben Organen der entgegengesetzten Hälfte alterniren und auch Sup- plementar-Porenstücke in nicht näher zu bestimmender Zahl zu besitzen scheinen. Zwischen je zwei an einander grenzenden Porenstücken ist eine ziemlich ansehnliche Vertiefung be- merklich, die durch eine Zweigrinne mit der Hauptrinne communicirt und im Grunde von einem Porus durchbohrt zu sein scheint. Jede Seite der Lanzettschichten zeigt 6 bis 7 solcher Eindrücke, die mit der Vertiefung der anderen Seite eben so alterniren wie die Porenstücke selbst. Nach Analogie der Pentremiten sind diese Eindrücke als Einlenkungs- punkte für Gliederfäden zu betrachten, welche sich zwar nicht erhalten haben, deren Zahl aber in allen 5 Radien sich auf 60 belaufen haben muss. Auf dem Grunde der die Pseud- UEBER ACHRADOCYSTITES UND CYSTOBLASTUS, ZWEI NEUE GRINOIDEEN-GATTUNGEN. 13 ambulakren-theilenden Hauptrinne und ihrer Abzweigungen zu den Vertiefungen bemerkt man bei starker Vergrösserung sehr zarte, zusammenhängende Furchen, welche den Verlauf von ernährenden Gefässen zu den Gliederfäden anzuzeigen scheinen. Von den zum centralen Munde eonvergirenden 5 Hauptrinnen schliessen je 2 die un- gleichnamigen (rechten und linken) Lanzettstückhälften zweier benachbarter Pseudambu- lakren ein. Gerade über den Spitzen der Deltoidstücke stossen diese Hälften zusammen, um sich vereint zum länglich-fünfstrahligen Munde abzudachen, dessen Rand sie mit mehr oder weniger spitzen Zacken umgeben. Hier hört aber die bisherige Uebereinstimmung mit den Pseudambulakren der Blastoideen auf: denn diese Zacken, welche bei Pentremites die Trä- ger zahlreicher Genitalporen und damit zusammenhängender spatelförmiger Fortsätze sind, verhalten sich bei Cystoblastus ganz anders; die genannten Organe fehlen hier — sie waren auch nicht einmal zu erwarten, da die Gegenwart einer einfachen, grösseren Ovarial- öffnung sie ganz überflüssig machte. Die schon beiläufig erwähnten Poren stellen nicht sowohl runde Oeffnungen, als schmale, Y, bis °/ mm. lange Schlitze dar. Je nachdem sie der unteren oder oberen Kelchhälfte angehören, zeigen sie eine verschiedene Anordnung. An der Basis bilden sie zwei an einander grenzende Rauten, an deren Bildung, ganz wie bei den Echino-Encrinen, das vordere im Azygos-Radius befindliche Basale und zwei Radialia Theil nehmen. Die mit der rechten und linken Grenze des Basaltäfelchens zusam- menfallenden längeren Diagonalen dieser Rauten theilen jede derselben in 2 gleiche Drei- ecke, gegen deren gemeinschaftliche Basis die parallel herablaufenden Poren der beiden gegenüberliegenden Seiten senkrecht gestellt sind. Wie bei den Echino-Encrinen sind diese Poren oder Schlitze im Inneren der Täfelchen mit den gegenüberliegenden durch Kanäle verbunden und dringen selbst über die Dicke der Täfelchen hinaus tief in’s Innere des Keiches. Sie scheinen den Branchien ähnliche, aus parallelen Blättern bestehende Respira- tionsorgane zu bilden, die durch die Schlitze mit dem umgebenden Wasser in immerwäh- render Berührung waren. Diese Rauten unterscheiden sich aber von denen der Echino- Encrinen durch ihre mehr lang gestreckte Gestalt und dadurch, dass sie trotz ihrer gerin- geren Grösse viel zahlreichere Poren enthalten, was theils durch die dichtere Stellung erklärt wird, theils dadurch, dass die Schlitze hier bis an die äussersten Enden der länge- ren Rautendiagonale reichen. wo sie in einander übergehen, was bei Echino-Encrinus nicht der Fall ist. Währeud beide Rauten bei Echino-Encrinus kaum 40 Schlitze zeigen, beläuft sich diese Zahl bei Cystoblastus auf 100. Zur Erläuterung dieser Verhältnisse haben wir Fig. 15 und 16 die basalen Rauten von Cystoblastus und Echino - Enerinus neben einander dreimal vergrössert abbilden lassen. Eben solche, aber noch viel zahlreichere Poren sind auf der oberen Kelchhälfte in den Interradien vertheilt, wo sie sich auf den Gabelstücken und Deltoidstücken zwar nicht zu Rauten, aber doch auch zu regelmässigen, nach unten offenen Dreiecken ordnen. An den Gabelstücken verlaufen sie von der Spitze der Zacken zum Grunde der Ausschnitte und 14 Dr. А. у. VOLBORTH, ÜEBER ACHRADOCYSTITES UND CYSTOBLASTUS О. 8. W. umgeben die letzteren mit einem zierlichen Porensaume. An den Deltoidstücken, welche von der Spitze bis auf zwei Drittel ihrer Länge durch eine vorspringende Leiste in zwei Theile getheilt werden, bilden sie rechts und links von der Leiste herablaufende Poren- reihen, welche mit den gegenüberstehenden Poren der Gabelstücke genau correspondiren, und zwar so, dass die oberen 5 bis 6 Poren beider Seiten in einander übergehen. Diese Vertheilung veranlasst in den Interradien eine ganz neue, bisher nicht bekannte Anordnung der Poren, indem dieselben sich zu einem Netze von nach oben unter 25° zugespitzten Winkeln verbinden. Jeder der 4 mit Deltoidstücken versehenen Inter-Radien enthält zwei solcher Winkel, welche durch die Leisten der Deltoidstücke von einander gesondert sind; der fünfte irreguläre Interradius hingegen, dem das Deltoidstück fehlt, zeigt nur ein ein- ziges Dreieck, dessen Winkel fast 60° beträgt, in welchem mithin die Poren zweier benach- barter Gabelstücke mit einander direkt correspondiren. Da nun im Ganzen neun solcher aus Poren gebildeter Winkel oder nach unten offener Dreiecke in den 5 Interradien befind- lich sind, wovon ein jedes gegen 50 Poren enthält, so giebt das eine Zahl von 450 Poren für die obere Kelchhälfte; rechnet man die 100 Poren der zwei Basalrauten dazu, so steigt diese Zahl bis auf 550, was für den kleinen, nur 13 mm. im Durchmesser zeigenden Kelch gewiss ein sehr auffallendes Quantum ist. Obgleich der Stiel dieses neuen Crinoids sich nicht erhalten hat, so ist seine Gegen- wart durch die zu seinem Ansatze vorhandene, dem Munde diametral entgegengesetzte Oeffnung (Fig. 13) ausser allen Zweifel gesetzt. Fundort. Die untersilurischen Steinbrüche von Katlino, ein paar Werst westlich von Pawlowsk. 12. 13. 14. 15. 16. Erklärung der Tafel. Skizze des Scheitels von Echinus pomum Gyll., Copie nach Lovén. a) Ovarialöffnung. 6) Anus. d) Wahrscheinliche Lage des Mundes. . Protocrinites oviformis Eichw., zwei Mal vergrössert, mit der Ovarialöffnung, der mit kleinen Täfelchen geschlossenen Mundöffnung und dem zwischen diesen Organen befindlichen Anus. . Achradocystites Grewingkii nob. mit dem Stiele, in natürlicher Grösse. a) Ein Theil des Beckens. . Derselbe mit der Ovarialöffnung. . Ein Täfelchen desselben von aussen, vergrössert. Dasselbe von innen. . Dasselbe von der Seite. . Ein einzelner Ring des Stieles, vergrössert. . Ein Aggregat von grösseren und kleineren Täfelchen, vergrössert. . Drei an einander gereihte Täfelchen von der Seite und vergrössert. . Zerlegung der Täfelchen von Cystoblastus, vergrössert. a) Basalkreis. = b) Radialkreis. c) Gabelstücke. d) Deltoidstücke. x) Ovarialöffuung. y) Stielöffnung. 2) Afteröffnung. Ansicht des Kelches vom ventralen, oberen Pole, mit der centralen Mundöffnung und den von ihr ausstrahlenden 5 Pseudambulakren. Derselbe vom unteren dorsalen Pole aus, mit der Stielöffnung (y). Derselbe von der Seite des unpaaren Interradius, wo zwei Gabelstücke (bei e) ohne Vermittelung eines Deltoidstückes, an einander stossen. х == Ovarialöffnung, z = Afteröffnung. . Die unteren Porenrauten vou Cystoblastus. Dieselben Organe von Echino-Encrinus. ss и 2 " à [1 SAR à La : к $ у ‘ u ; ь о le р 0 2 р fi FR 5 Pu Г в À | : RC т D fl 1 | F à 4 x £ aa Lee tb: BALE er, ji | >. у ое Зо OR TER ROT BET lat м " НА к р Mi FAUNE A Ds 1 hun AT LL NET EE | | Мана LITT CE Jon Зе pr Ps dan HU en ОВ ON À mx 15 vr N. Aa LRU MR Dr TON ВВ, 4 р и u Ju роз ag ИГ un u 198 ETES He, 24 Julia ann DT р АР 95 Ц во à ind Er О 1j “nt м у Чопа ne Гы Ут A CL ALES Bee ' — _ a rot im a | un PONT My! all | : N fe l | + ot U (us Bu Anal ng, | | ut Kaas EA. tn, De BE 077 Об lol > “ré LU RUE DU" Nu et fe CHER ch LE aa Kay sql dE Ir ie De ча ao 04 кит dus HS in Чу во A Ио в, are т ‘ AURA CRUE DTA OL ! a AA т Pag | n = ‘ | Г = | Е in EN me ; i VOLBORTH. Achradocystites u. Cystoblastus Mem. d. l'Acad. Jmp. d. sc. VII Ser, KT #. 3 Land № НИИ % Gr, И Ÿ 1 Yu” Lith. A. Münster, W. O.2 L.,7. W. Pape nach а. Natur auf Stein gez. Au 24 \ у | D й { { № 4 р \ . . x à La UE AIONAATAT HIT 1%. À ра ur TE at # À [4 MEMOIRES L'ACADÉMIE IMPERIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII" SÉRIE Tous XVI, № 3. UNSERE KENNTNISSE DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. Dr. №. Lenz. Mit 2 Karten. Présenté le 13 Janvier 1870. Sr.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St-Pétersbourg, à Riga, à Leipzig, MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M.N. Kymmel; M. Leopold Voss. J. Issakof et A. Tscherkessoff; - — Prix: 75 Kop. = 25 Ner. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Octobre 1870. С. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Vass.- Ostr., 9° ligne, № 12) Ueber den früheren Lauf des Amu-Daria, des Oxus der Griechen und Römer, des Djihun der orientalischen Geographen, ist viel geschrieben worden und würde eine kriti- sche Zusammenstellung der gesammten, hierher einschlagenden, Literatur einen starken Band bilden. In der That giebt es wohl kaum ein zweites Flusssystem der Welt, welches so viele Gelehrte verschiedener Zweige’ des menschlichen Forschens zum Gegenstande ihrer Untersuchungen gemacht haben: der Hellenist wie der Orientalist, der Historiker wie der Geograph, der Geologe wie der Ethnograph, sie alle haben ihren Scharfsinn an der Frage über den alten Lauf des Oxus geprüft; ein grosser Aufwand von Fleiss und Kraft ist an- gewandt; Traditionen der verschiedensten Völker: Griechen, Römer, Orientalen, Chine- sen, sind zusammengetragen; die Berichte Reisender verschiedenster Nationalitäten sind durchsucht worden, stets zu dem einen Zwecke, Kunde über den alten Lauf des Oxus zu erhalten. Wenn wir jedoch nach den Resultaten fragen, welche durch diese Untersuchungen erzielt worden sind, so müssen wir gestehen, dass trotz der grossen Meister, die an dieser Frage gearbeitet haben, das Resultat der Mühe nicht entspricht, dass der Gegenstand noch lange nicht erschöpft ist, von den verschiedenen Ansichten keine mit Sicherheit aufrecht - erhalten werden kann, ja wir werden sogar, bei sorgfältiger Prüfung der Sache, zu der Ueberzeugung gelangen, dass, Angesichts der widersprechendsten Zeugnisse über den Lauf des Amu-Daria, die Frage auf dem bisher eingeschlagenen Wege der Forschung nicht zur Lösung gebracht werden kann. и Wenn auf die Frage über den früheren Lauf des Amu-Daria und zur Erforschung seines Stromgebietes so viel Zeit und Mühe verwendet worden ist, wenn dazu solche bedeu- tende geistige Kräfte in Bewegung gesetzt worden sind, so muss man wohl erwarten, dass dieser Gegenstand ein hohes und vielseitiges Interesse bietet, welches verspricht die ver- Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, УПлае Série. 1 2 | В. Lenz, wendete Mühe und Arbeit zu entschädigen. Und in der That knüpfen sich an diese Untersu- chung die verschiedensten Interessen, archäologische, historische, geographische, mercantile und politische. Wir stehen hier auf dem Grenzgebiete dreier Stämme, der Iraner, Turaner und Mongolen; hier haben wir die Wiege der Völkerwanderungen, von hieraus wurde Europa überfluthet von wilden, rohen Nomadenstämmen, die den ganzen politischen Zustand desselben umwarfen; hier liegt das Gebiet einer vergangenen Cultur, die noch gegenwärtig uns in Erstaunen setzt; hierher richteten sich die Züge der Welteroberer; hier schloss Cyrus seinen Siegeszug, hier am Ufer des Ssir-Daria wurde die mörderliche Schlacht geschlagen, in welcher die Massageten unter Tamaris Cyrus Heer zurückwarfen und ihm sein Grab gruben; dieses selbe Volk der Massageten, Bewohner des Aral und des Ssir, nahm auch noch zu Alexander’s Zeit eine so hervorragende Stellung ein, dass dieser Eroberer es nicht wagen konnte seinen Siegeszug nach Indien fortzusetzen, bevor er seinen Rücken vor ihren Ueberfällen gesichert hatte; darum sehen wir Alexander auf seinem Marsche durch Chorassan, plötzlich nach Norden abbiegend, einen Kriegszug gegen die Massa- geten unternehmen, darum hier 8 Pflanzstädte gründen. Hierher sehen wir auch Nadir- Schach seine siegreichen Waffen aus Indien wenden, um zu dem Namen des Eroberers In- diens auch noch den lang ersehnten des Herschers von Chowarezm hinzuzufügen. In dem- selben Landstriche sehen wir auch den Frieden blühen; hier in, Chorasmien (dem Lande des Lichtes) verbreitete sich zuerst die milde Religion Zoroasters, hier lag Hyrcanien, die einst so blühende Provinz Persiens, am Süd-Ost-Ufer des Caspischen Meeres, vom Atrek und Gurgan sich hinaufziehend bis zur Mündung des Tedjen und Amu in das Caspische Meer, ausgezeichnet eben so sehr durch seinen weiten Transit-Handel nach Balkh, in die Gegend des jetzigen Teheran und sogar bis Bagdad, als auch durch die hohe Cultur, von welcher noch jetzt erhaltene Ruinen Zeugniss ablegen. Längs dem Oxus zog sich lange Zeit der Handel von Inner-Asien zum Caspischen Meere, und von hieraus wurden die Märkte Europas noch lange nach Entdeckung des Seeweges mit den Waaren Indiens ver- sorgt. Aber auch in physisch-geographischer Beziehung bietet dieses Ländergebiet ein un- vergleichliches Interesse dar. Gelegen in der subtropischen Regenzone, welche sich durch die ganze alte Welt als lang ausgedehnter Wüstengürtel von O. nach W., mit allmählicher N Hebung nach Norden, hinzieht, bietet uns sich hier der Kampf dar, zwischen der alles tödtenden Wüste und dem lebenerzeugenden Meere; wir sehen den Fortschritt der Wüste, wie er von der durch ihre geographische Lage bedingten Trockenheit und durch die Winde verursacht wird; grosse Ströme verschwinden, andere treten auf, um von neuem zu versiegen. Interessant durch die Vergangenheit nicht minder, wie durch die Wandlungen, welche sich hier vor unseren Augen vollziehen, bietet die Gegend ein neues Interesse durch die Fragen, welche wir über die Zukunft dieses Landes uns zu stellen veranlasst sehen. Hierher haben wir unsere Blicke für die Zukunft zu richten, von hieraus haben wir unseren Einfluss auf den fernen Orient geltend zu machen; hier eröffnet sich unserem Handel mit Inner-Asien der leichteste und bequemste Weg, ein Weg, der vor Jahrtausenden schon benutzt wurde, der UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 3 durch gesunkene Cultur und eintretende Rohheit der Bewohner unmöglich gemacht worden, durch Civilisation und Frieden uns wiedergegeben werden kann. Fine lange Wasserader verbindet den äussersten Norden unseres Reiches mit dem Herzen von Asien, unterbrochen nur durch eine Wüstenstrecke von 400 Werst; eine Strecke zwar von geringer Ausdehnung, aber von gegenwärtig fast unüberwindlichen Hindernissen. Wie aber wenn der Wüste dieses Gebiet entzogen werden könnte? Welche Aussicht für unseren Handel, wenn Nishne-Now- gorod seine Waaren zu Wasser bis Chiwa befördern kann? Ein so vielseitiges Interesse, welches sich an dieses, wenig gekannte und sich erst jetzt uns erschliessende, Gebiet Central-Asiens knüpft, war wohl berechtigt, den Fleiss und den Scharfsinn vieler der hervorragendsten Geister in Anspruch zu nehmen, die Aufmerk- samkeit eines Humboldt und Ritter dauernd zu fesseln. Dennoch, trotz all’ dieser Arbeiten, habe ich die erzielten Resultate relativ ungenügend genannt und in der That, was können wir über den früheren Lauf des Amu-Daria mit Bestimmtheit aussagen, was wissen wir von dem Tedjen, dem Ochus der Alten, zu erzählen? Haben wir sichere Kunde über die Bildung und das Verschwinden des Djan-Daria, wo ist der Kisil-Daria, dieser mächtige Strom, ge- blieben? Was wissen wir über die frühere Ausdehnung des Arals, was über seine Verbin- dung mit dem Caspischen See? Von dem Einen hören wir dies, von dem Anderen das Ge- gentheil sagen und legen damit das Zeugniss ab, dass unsere Kenntnisse auf diesem Gebiete nur äusserst arm sind. Wenn ich, nachdem schon so viel über diesen Gegenstand von hervorragenden Män- nern der Wissenschaft gesprochen und geschrieben worden ist, die Aufmerksamkeit noch- mals auf dieses Gebiet der Aralo-Caspischen Senkung lenke, so geschieht es nicht, um neue Thatsachen aufzuführen, durch welche die Wissenschaft neuerlich bereichert worden wäre, noch auch um die Frage direkt weiter vorzurücken, sondern im Gegentheil, um stille zu stehen und einen Blick auf das Durchwanderte zu werfen, um den betretenen Pfad zu beleuchten und die Kritik an die Basis der Hypothesen zu legen, welche so vielfach gerade hier aufgestellt worden sind. Wir werden dann sehen, dass uns auf dem bisher eingeschla- genen Wege keine Aussicht auf Erfolg bevorsteht, dass wir einen andern Weg zur Lösung der Frage einschlagen müssen, einer Frage, die für uns mehr von Interesse ist, als für eine jede andere Nation, deren Lösung die Wissenschaft von uns unabweisbar fordert und die zu beantworten unsere geographische Lage, unser Eigeninteresse, unser Beruf im Orient, uns zur Pflicht machen. Eine kritische Beleuchtung der Quellen, aus welchen unsere Hypo- thesen über den früheren Lauf des Amu und über andere, hiermit eng verknüpfte Fragen, - fliessen, scheint um so mehr nothwendig, weil fast alle Autoren, welche die alte Geographie dieses Ländergebietes eingehend behandelt haben, stets zu Gunsten nur einer Ansicht schrieben; ihre Gegner aber, in der Reihen Männer von grossem Verdienste stehen, über diese Frage, zum grossen Theil wenigstens, rasch fortgeeilt sind. Als älteste Quelle für den Lauf des Oxus oder Amu-Daria sowohl, als auch für die Geographie überhaupt des dortigen Gebietes wird in der Regel Herodot angeführt, dessen 1* 4 В. Lenz, 2000 Jahre altes Werk uns noch so viel Belehrung zu bieten im Stande ist. Wenn von Vielen der Werth Herodot’s für die uns beschäftigende Frage ganz in Abrede gestellt, von Anderen mindestens für sehr zweifelhaft gehalten wird, so giebt es doch auch Schrift- steller, die sein Zeugniss unbedingt annehmen. Zu diesen letzteren gehört auch Herr Eich- wald'), der sich mit der alten Geographie des Caspischen Meeres sehr eingehend beschäf- tigt hat. Er beginnt die Geschichte dieses interessanten Binnensees mit Auslegungen Herodot’s und widmet denselben einen Raum von mehreren Seiten. Das wichtigste Capitel im Herodot für die uns beschäftigende Frage ist das 202-te des I. Buches: «Der Araxes «soll grösser und (nach Anderen) kleiner sein als der Ister, und sollen sich in ihm zahl- «reiche Inseln, an Grösse Lesbos gleich, befinden. Auf diesen Inseln sollen Menschen woh- «nen, welche im Sommer sich von mancherlei Wurzeln nähren, die sie aus der Erde gra- «Den: Der Fluss Araxes kommt aus dem Lande der Matiener, woher auch der «Gyndis kommt, den Cyrus in die 360 Canäle vertheilt hat; er ergiesst sich dann in 40 «Mündungen, welche alle, mit Ausnahme einer einzigen, in Sümpfe und Lachen ausgehen; «dort sollen Menschen wohnen, welche rohe Fische essen und als Bekleidung Seehundsfelle «zu tragen pflegen. Jene eine Mündung des Araxes fliesst durch reines (sumpfloses) Land «in das Caspische Meer»°). Herr Eichwald kommt durch seine Betrachtungen zu dem Schlusse, dass die Existenz des Aral-Sees Herodot nicht unbekannt gewesen, dass er auch den Amu-Daria sehr wohl gekannt habe und denselben in das Caspische Meer. münden liess. Ebenso sicher wie Herr Eichwald diese Folgerungen aus dem Herodot zieht, mit ebenso viel Vorsicht spricht Humboldt?) es aus, dass im Herodot vielleicht Spuren der Kennt- nisse des Aral-See’s zu finden, dass aber seine Angaben über der Lauf des Amu-Daria zwei- felhaft sind. Will man die alten Autoren als Belege für die einstige Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer benutzen, so ist es von der allergrössten Wichtigkeit festzustellen, ob diese Autoren den Aral-See gekannt haben oder nicht, und wie weit ihre Kenntnisse des Ostufers des Caspi reichten. Was nun Herodot anbetrifft, so wird ein unbefangener Leser aus der oben citirten Stelle wohl schwerlich eine Kunde vom Aral-See folgern. Herr Eichwald, bemüht Belege für das Ausströmen des Amu in den Caspi zu finden, sieht in dem Araxes He- rodot’s den Oxus späterer Schriftsteller, der mit einem Arme in das Caspische Meer mün- det, während die übrigen 40 Arme in Sümpfe auslaufen. Diese Sümpfe sind nun nach Herrn Eichwald der embryonale Zustand des Aral-Sees, und somit hat Herodot, nach der Ausle- gung Eichwald’s, den Aral-See nicht nur gekannt, sondern es ist dieser See damals auch eben erst im Entstehen gewesen. An der angeführten Stelle des Herodot herrscht aber grosse Verwirrung, aus welcher man mit einigen geschickten Prämissen den Araxes deuten kann, wofür man will, für den Tedjen, den Amu, den Ssir oder die Emba. Herodot braucht 1) Eichwald. Alte Geographie des Caspischen Meeres. 3) Humboldt. Central-Asien. Deutsch von Mahl- 2) Herodot I, 202. Ich citire nach der im Jahre 1868 | mann. I. Theil. erschienene Uebersetzung von Bähr. UXSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 5 den Namen Araxes entschieden für 2 Flüsse, im Capitel 202 für einen in das Ostufer des Caspi mündenden Flusses, an einer anderen Stelle jedoch, im 40. Capitel des 4. Buches, für den armenischen Araxes. Letzteres giebt zwar Herr Eichwald nicht zu und glaubt auch hier den Oxus lesen zu müssen, indessen ist die Angabe bei Herodot zu sicher, es ist ein Fluss, «nördlich von Persien, der nach Osten fliesst». Darın hat Herr Eichwald ohne Zweifel Recht, dass der Araxes im 202. Capitel ein von Osten in das Caspische Meer fliessender Strom ist; obgleich die Angabe über seinen Ursprung mit Entschiedenheit auf die armenischen Gebirge zeigt, so haben wir an dieser Stelle Herodot’s, wie Herr Eich- wald es sehr richtig bemerkt, entweder mit einer Verwechselung von Seiten Herodot’s selbst zu thun, oder aber, was vielleicht noch wahrscheinlicher ist, mit Corruptionen und Einschaltungen späterer Abschreiber. Wenn nun an der angeführten Stelle der Araxes von Osten in das Caspische Meer fällt, so fragt es sich, welcher Fluss ist unter diesem Araxes gemeint. Herr Eichwald sagt der Amu-Daria. Aber warum? Weil die Beschreibung nur auf den Amu passen soll. Der Fluss hat, nach Herodot, viele Inseln, von denen einige die Grösse von Lesbos erreichen, der Fluss theilt sich in viele Arme, die in Sümpfen endigen; bis hieher zog, nach Herodot, Cyrus, hier am Araxes baute er Cyropolis, hier wurde er von den Massageten geschlagen und hier fand er seinen Той. Alles das, sagt Herr Eichwald, passt auf den Amu-Daria und nur auf ihn. Alles das passt aber eben so gut, ja noch besser, auf den Ssir-Daria. Dieser Fluss sendet noch heute eine Menge Arme aus, welche sich wiederum mit dem Ssir vereinigen und so eine Menge von Inseln bilden, deren Grösse sich wohl mit Lesbos vergleichen lässt; andere Arme desselben Flusses laufen noch jetzt in Sümpfe aus. Wo sind denn die grossen Inseln, welche nach Herodot, nicht bei der Mündung, son- dern im Amu-Daria liegen? Kein Reisebericht spricht von denselben, und was die Dubro- win’sche Karte zeigt, muss doch mit Vorsicht entgegengenommen werden. Was den Zug Cyrus anbetrifft, so behauptet Herr Eichwald, dass sich derselbe nur bis zum Amu-Daria ausgedehnt habe, ohne jedoch einen Beweis dafür zu geben, denn den Beweis, dass nach Herodot Cyrus bis zum Amu-Daria, welcher nach Eichwald der Araxes sein soll, vorge- drungen, kann man nicht annehmen, wenn es sich eben um die Deutung des Flusses Araxes handelt. Dass Herodot nirgends von einem Uebergange Cyrus über den Amu-Daria spricht, kann auch nicht als Beweis angenommen werden, da dieser Uebergang im oberen Laufe des Amu an mehreren Stellen gar keine Schwierigkeiten bildet; Herodot spricht auch nirgends von einem Uebergange über den Tedjen. So viel ich weiss, verlegen alle Historiker den äussersten Punkt, bis zu welchem Cyrus vorgedrungen, an den Ssir-Daria, welcher nach Klaproth‘) die südlichste Grenze der Massageten, in deren Land Cyrus einfiel, bildete. Diese Ansicht wird auch durch die alten Historiker Alexander’s des Grossen auf das Be- stimmteste ausgesprochen, wie z.B. durch Arrian, mehr aber noch durch Curtius, der die Zerstörung der von Cyrus gegründeten Stadt am Tanais, Ssir-Daria, beschreibt, und vordem 4) Klaproth. Tableaux historiques de l’Asie 1896, 6 В. Lenz, des Ueberganges über den Oxus erwähnt. Aber der eine Arm des Araxes, welcher nach Herodot in den Caspi-See mündete? Darin liegt die Sache: weil nach Herrn Eichwald’s Ansicht ein Arm des Amu in das Caspische Meer mündete, und weil man das vom Ssir- Daria nicht zugeben will, darum ist unter Herodot’s Araxes der Amu-Daria zu verstehen, deshalb soll auch zur Zeit Herodot’s der Aral-See als Sumpflache bestanden haben und als - solche Herodot bekannt gewesen sein. Ich glaube nicht, dass durch solchen Zwang in der Auslegung der alten Schriftsteller die Frage über die Veränderungen im Stromgebiete des Amu-Daria wesentlich gefördert wird, und dass wir besser daran thun, offen zu gestehen, dass aus Herodot kein Beitrag für die alte Geographie dieses Gebietes zu schöpfen sei. Wenn Herr Eichwald meint, es sei undenkbar, dass Herodot, dem das Ostufer des Caspischen Meeres so gut bekannt gewesen, den Oxus nicht sollte gekannt haben, der doch der grosse Handelsweg gewesen, auf welchem ein reger Handel mit Inner-Asien betrieben worden, und dass daher unter Herodot’s Araxes der Oxus zu verstehen sei, so ist dagegen zu erwidern, dass Herodot nirgends von diesem Handelswege spricht und dass der Handel, dessen er erwähnt und welcher mittelst 7 Dollmetschern geführt wurde, auf dem Gebiete des Dniepr blühte, ja das wir überhaupt gar keine Beweise dafür haben, dass in so früher Zeit der Handel längs dem Amu-Daria sich hinzog. Auch ist nicht zu übersehen, dass He- rodot in dem angeführten Capitel vom Araxes spricht, in Bezug auf die Kriege des Cyrus, die bekanntlich an dem oberen oder mittleren Laufe des Amu und des Ssir stattfanden. Auch verräth Herodot nirgends eine genaue Kenntniss des Ostufers des Caspischen Meeres, es sei denn bei der Beschreibung der Sitten der Massageten, die er aber ohne Zweifel aus den Berichten der Perser geschöpft hat. Wenn zu Herodot’s Zeit der Handel am Amu-Daria schon blühte, wenn die Gegend ihm gut bekannt war, wie sollte man es dann erklären, dass dieser Autor mit keinem Worte von den Städten und Märkten am unterem Laufe des Oxus spricht, während er doch so gerne, zuweilen sogar in etwas geschwätziger Art, von Allem spricht, worüber er nur entfernte Kunde hat. Nein! Herodot hat den Aral-See nicht gekannt, sonst hätte er seiner erwähnt, da er uns doch viel weniger wesentliche Umstände gewissenhaft aufbewahrt hat. Die Voraus- setzung, welche Herr Eichwald macht und zu der auch Humboldt sich neigt, als habe der Aral-See zu Herodot’s Zeit nur in Form von Sumpflachen existirt, ist vollständig willkühr- lich, entbehrt jeglichen Beweises und ist sogar sehr unwahrscheinlich: denn wäre selbst unter Herodot’s Araxes der Amu und nicht der Ssir-Daria zu verstehen, so sind doch die 40, d. h. vielen Mündungsarme, verbunden mit dem Wasserreichthum des Ssir-Daria, wohl im Stande den Aral-Sce, wenn auch in geringerem Umfange als jetzt zu bilden. Ausserdem darf auch nicht übersehen werden, dass der Boden des Aral-Sees immer noch bedeutend unter dem Niveau des Caspischen Meeres liegt, dass also der Aral-See, bei einer Verbin- dung mit dem Caspischen Meere, immer noch stellenweise über 100 Fuss tief gewesen sein muss, daher also füglich nicht ein Sumpf genannt werden konnte. Der Aral-See hat zu He- UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 7 rodot’s Zeit existirt, ist ihm aber nicht bekannt gewesen, weil zu den sterilen Ufern dieses Binnensees kein Handel sich zog, weil kein Eroberer dorthin seine Waffen kehrte. Ist aber Herodot der Aral-See nicht bekannt gewesen, so haben wir seinen Angaben über die Mündung des Araxes, sei darunter Amu oder Ssir-Daria zu verstehen, gar kein Gewicht beizulegen, da ja Herodot alsdann keine Wahl hatte, seinen Araxes irgendwohin an- ders münden zu lassen, als in das Caspische Meer. Denken wir uns, es sei zu uns die Nachricht gedrungen, dass sich östlich vom Caspischen Meere ein grosser Fluss befinde, der seine Wasser nach Westen, gerade in der Richtung auf das Caspische Meer zu, wälze, und wir wüssten nichts von der Existenz des Aral-Sees, wer von uns würde anstehen, die- sen Fluss in das Caspische Meer münden zu lassen? Ich glaube daher, man thüt wohl, Herodot aus der Liste der Quellen zur Erforschung des früheren Laufes des Amu-Daria zu streichen, wie auch Humboldt diesem Autor ja nur ein sehr geringes Gewicht in dieser Frage beilegt. Eben so geringen Werth in Bezug auf diesen Punkt haben aber auch die Angaben anderer Autoren, welche über den Lauf des Amu-Daria berichten, sobald dieselben nachweislich keine Kenntniss von dem Aral-See haben, es sei denn, dass man aus ihren Angaben zeigen könnte, dass sie mit dem Ost-Ufer des Caspischen Meeres sehr genau bekannt gewesen; es wird daher bei Prüfung der an- deren Quellen des Alterthums sich vorzüglich darum handeln, festzustellen, ob der Autor den Aral-See gekannt hat, und ob er sehr genau bewandert in der Geographie des Ost- Ufers des Caspischen Meeres gewesen ist. Von diesem Gesichtspunkte aus wollen wir die Angaben Strabo’s betrachten, der um Christi Geburt geschrieben hat. Auch er erwähnt der Mündung des Oxus in das Cas- pische Meer, und auch von ihm behauptet Herr Eichwald, dass ihm der Aral-See be- kannt gewesen sei. Um darzuthun, dass auch aus Strabo kein Beweis für eine frühere Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer zu führen ist, wird es also genügen, zu zeigen, dass er weder vom Aral-See, noch vom Ostufer des Caspischen Meeres irgend welche sichere Kunde hatte. Die Kenntniss des Aral-Sees bei Strabo findet Herr Eich- wald an zwei Stellen des Autors. In der ersten spricht Strabo von den Völkern die Central- Asien bewohnen, und sagt, dass östlich vom Caspi sich Seythen befinden, die bis zum östlichen Meere und Indien wohnen. «Dem Hineinschiffenden (in das Caspi-Meer «von Norden) wohnen zur Rechten....; zur Linken aber die östlichen Scythen, gleichfalls «Wanderhirten, die bis zum östlichen Meere und Indien reichen»”). Dieses östliche Meer soll nach Herrn Eichwald’s Auslegung der Aral-See sein, der wohl von Strabo ein Meer nun genannt werden konnte, da er ganz abgeschlossen und zur Zeit Strabo’s weit grösser gewe- sen sein müsse als jetzt. (Ich bemerke, dass nach Herrn Eichwald derselbe Aral-See zur Zeit Herodot’s eine Sumpflache, zur Zeit Strabo’s weit grösser als jetzt, zur Zeit Ptolo- mäus aber wiederum viel kleiner gewesen sein muss. Welch’ merkwürdige Veränderung, 5) Cas. pag. 507. Ich eitire nach Forbiger’s Uebersetzung. 8 В. Lexz, während immer noch der Amu-Daria in den Caspi-See mündet). Die Auffassung, als sei das östliche Meer des Strabo, bis zu welchem die Scythen reichten, der Aral-See, ist entschieden unrichtig, da Strabo selbst ihre Wohnsitze sehr viel weiter hin verlegt); schon die Massageten lebten östlich vom Aral-See, noch mehr nach Osten hausten dann die Wan- derhirten. Was Strabo unter dem östlichen Meere versteht, findet man bei ihm einige Seiten weiter, wo es, heisst’): «Bis Hekatompylus rechnet er 1960 Stadien; bis Alexan- «dria der Arier (Herat?) 4530, dann bis Prophtasia in Drangiana 1600... ferner bis zur «Stadt Arachoti 4120; dann bis Ortospana (Kabul?) und bis zur dreifach getheilten Strasse «von Baktra (Balkh) 2000; endlich bis zu den Grenzen Indiens 1000; zusammen 15,300. «Die Fortsetzung aber, nämlich die Länge Indiens vom Indus bis zum östlichen Meere, «hat man sich mit jener Weite auf gerader Linie zu denken». Demnach ist das östliche Meer Strabo’s der Asien im Osten begrenzende Ocean und nicht der Aral-See. Die zweite Stelle im Strabo, welche beweisen soll, dass dieser Autor den Aral ge- kannt habe, ist nach Herrn Eichwald diejenige, wo Strabo vom Araxes sagt, dass er mit einem Arm in den Hyrcanischen Busen falle, mit den übrigen Mündungen aber in das nördliche Meer. «Besonders aber soll der in viele Arme getheilte Fluss Araxes das Land «(der Massageten) bewässern, welcher mit seinen übrigen Mündungen in das nördliche Meer, «und nur mit einer in den Hyrkanischen Busen fällt»*). Dieses nördliche Meer nun soll der Aral-See sein. Es ist in Bezug auf diese Stelle zu bemerken, dass sie entschieden dem Hero- dot entlehnt ist, wofür ausser dem Wortlaute der ganzen Stelle auch der Name Araxes spricht, der nur an dieser einzigen Stelle als östlicher Zufluss des Caspi-Sees vorkommt, während Strabo den Namen Oxus sehr wohl kennt und ihn häufig braucht; es treten hier also wiederum alle die Zweifel in Bezug auf den Araxes auf, welche bei Herodot geltend gemacht wurden. Aber selbst wenn unter dem Namen des Araxes der Oxus sollte verstan- den sein, was sehr unwahrscheinlich, ist dann das nördliche Meer durchaus der Aral-See? ist dann nicht hier unter dem nördlichen Meere der nördliche Ocean zu verstehen, der nach Strabo Asien im Norden begrenzt, wie das östliche Meer im Osten? Strabo dachte sich ja das Caspische Meer als Busen des nördlichen, welches letztere er beständig so nennt, und daher dem Caspischen sehr viel näher gerückt, als wir es jetzt wissen, nämlich nur 4000 Stadien von ihm entfernt, also um */, etwa der ganzen Länge des Caspischen Meeres nach Strabo’s Auffassung; oder etwa 6 — 700 Werst von demselben, d. h. bis ungefähr zu Sa- mara. Man könnte auch an den nördlichen Meerbusen des Caspischen Meeres denken, dessen 6) «Vom Hyrcanischen Meere bis zu den Ariern sind | schen Meere an, heissen Daër, die mehr östlich von die- gegen 6000 Stadien. Dann folgt Baktriana und Sogdiana, | sen Wohnenden aber nennt man Saken und Massageten, zuletzt aber die Scythischen Wanderhirten», Cas. pg. 511; | die übrigen mit gemeinschaftlichem Namen Scythen, je- und auf derselben Seite: «Diesen Gebirgen (Imaus, Him- | doch auch jedes (Volk) mit seinem eigenen. 4 malaia) gegenüber wohnen die Völkerschaften der Scy- 7) Cas. pg. 514. = then und Wanderhirten, welche die ganze Nordseite er- 8) Cas. pg 512. füllen. Die meisten der Scythen, nämlich vom Caspi- UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 9 Pomponius Mela, ein Zeitgenosse Strabo’s erwähnt. Jedenfalls ist das nördliche Meer Strabo’s nicht der Aral-See, denn die Existenz desselben ist Strabo unbekannt. Wäre es denkbar, dass er über diesen See schweigen würde, während er so gewissenhaft Alles refe- rirt, was ihm von fernen Gegenden bekannt ist? Und dann, würde Strabo, wenn er den Aral kennte, nicht auch die Mündung des Ssir-Daria in denselben kennen, während er denselben doch in das Hyrcanische Meer münden lässt, in einer Entfernung von 350 Werst von dem Ausflusse des Amu? Auch sind Strabo’s Kenntnisse vom Ostufer des Caspischen Meeres sehr gering, wenn er auch etwas mehr davon weiss, als Herodot; so meldet Strabo, nach einigen münde der Ochus, der jetzige Tedjen, in den Amu-Daria, nach anderen fliesse er gesondert in das Caspische Meer; ferner spricht er von den fabelhaften Wasserfällen am Süd-Ost-Ufer des Caspischen Meeres, unter denen ganze Heerschaaren trocken durchzie- hen können. Beweisen solche Aussagen nicht eine mangelhafte Kenntniss vom Ost-Ufer des Caspischen Meeres? Ja, Strabo gesteht dieselbe auch offen ein, indem er den Leser zur Vor- sicht warnt: «Man darf aber die Angaben über diesen Theil (Hyrcanien, Amu- und Ssir- «Daria) und so entlegene Länder nicht zu genau nehmen». Was nun den lebhaften Handel auf dem Oxus anbetrifft, von dem Strabo allerdings spricht, so ist es fraglich, ob derselbe wirk- lich ganz zu Wasser gegangen ist, wogegen schon St. Martin Zweifel ausgesprochen hat; einige Jahrhunderte später (im 9. Jahrhundert) scheint der Handel überhaupt diesen Weg nicht mehr genommen zu haben; im 13. Jahrhundert, zur Zeit Franzisko Lopez, ging der Handel längs dem Amu-Daria auf Kameelen, und auch Jenkinson hat im 16. Jahrhundert den Weg auf diese Art zurückgelegt. Es fragt sich in der That, ob es die Schiffbarkeit des Flusses gewesen, welche dem Handel diesen Weg angewiesen hat, und ob er nicht vielmehr dem Umstande zuzuschreiben ist, dass die Karawanen auf ihrem Zuge längs dem Amu-Daria stets auf gutes Trinkwasser rechnen konnten. Ist die Construction der Schiffe auf dem Amu- Daria dieselbe gewesen, wie Strabo sie auf dem Tigris beschreibt, die nur gebraucht wer- den konnten, um stromabwärts zu schiffen, und wirklich auch nur so gebraucht wurden, dann freilich kann der Handel zu Wasser nur ein sehr beschränkter gewesen sein. Ich glaube man kann nach allem Angeführten mit voller Sicherheit sagen, dass Strabo den Aral-See nicht gekannt hat, und dass ihm auch das Ost-Ufer des Caspischen Meeres ganz fremd gewesen ist. Welches Gewicht aber hat dann seine Angabe über die frühere Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer? Auch die Schriftsteller Alexander’s des Grossen, wie Quintus Curtius und Arrian geben uns keine Kunde von dem Ost-Ufer des Caspischen Meeres, und obgleich auch letzte- rer von der Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer spricht, so hat doch seine An- gabe nicht mehr Gewicht als die Herodot’s oder Strabo’s. So vorzüglich und naturwahr diese Schriftsteller die Gegend um Bactriana und die Wüsten um Samarkand und Buchara auch beschreiben mögen, so darf man nicht übersehen, dass ihnen eben nur die Gegenden und Gebiete bekannt waren, welche Alexander auf seinen Eroberungszuge berührte, alle ferner gelegenen Gebiete kannten sie gar wenig. Mémoires de 1’Аса4. Imp. des sciences, УПше Serie. 2 10 : В. Lenz, Dieselben mangelhaften Kenntnisse der Gegenden, welche im Osten des Caspischen Meeres liegen, finden wir auch bei den späteren Schriftstellern, sowohl bei Plinius und Ptolemäus, als auch bei Mela und Marcellin. Sie alle kennen den Aral-See nicht und lassen dem zu Folge nicht nur den Amu-Daria, sondern auch den Iaxartes (Ssir-Daria) in das Caspische Meer münden, wie das sehr auffallend aus dem von Ptolemäus angeführten Flussverzeichniss zu ersehen ist: «Durch die Länder der Rhibier, Namasten und Ariaker «fliessen der Polytimetus und Jastus. Ueber diesen ergiesst sich der laxartes (Ssir-Daria) «ins Meer (von Hyrcanien), er ergiesst sich unter dem 48-ten Breitengrade, also unter dem «gleichen mit dem Daix (Emba); westlich von diesem fällt der Rhymicus (Ural) und die «Rha (Wolga) in dasselbe Meer». Wohl sprechen Ptolemäus und Marcellin von einem See, aus welchem der Oxus entspringen soll, aber schon Humboldt hat gezeigt, dass hierunter nicht der Aral-See zu verstehen sei, sondern ein am oberen Lauf des Amu-Daria gelegener See, etwa der Kara-Kul; auch passt die Beschreibung dieses Sees durchaus nicht auf den Aral. Trotz seiner Kleinheit konnte dieser Oxische See Ptolemäus und Marcellinsehr wohl bekannt sein, da an ihm die Karawanen Central-Asiens hinzogen, während der im Vergleich grössere Aral-See diesen Autoren wegen seiner Entfernung vom Handelswege ganz unbe- kannt blieb. Auch unter dem grossen See, welchen Zemarch, 569, östlich vom Caspischen Meere angetroffen hat, ist nicht der Aral-See zu verstehen, wie Herr Eichwald meint und Humboldt, auf Eichwald’s Auslegung fussend, annimmt, sondern der Balkasch-See, wie das Herr Chanykow in den dem V Bande der Schriften (Sapiski) der Russischen Geogra- phischen Gesellschaft”) bewiesen hat, indem er gezeigt, dass der Sitz Disobuls, zu welchem Zemarch zog, nicht am Sarafschan lag, wie Herr Eichwald auslegt, sondern im Altai ge- wesen, dass demnach der Aral-See weit ab von Zemarch’s Wege lag. Es lässt sich demnach mit vollster Bestimmtheit sagen, dass allen Geographen Eu- ropa’s der Aral-See vollständig unbekannt gewesen ist und dass sie auch nur höchst man- gelhafte Kenntnisse über die Flusssysteme am Ost-Ufer des Caspischen Meeres verrathen. Wie kann man aber unter solchen Umständen grosses Gewicht auf diese Quellen legen und aus ihnen auf eine frühere Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer schliessen? Muss man nicht, wenn man an diese Frage vorurtheilsfrei tritt, genau mit demselben Rechte und mit demselben Grade von Sicherheit folgern, dass auch der Ssir-Daria in das Caspische Meer mündete, von welchem dasselbe auch von allen Schriftstellern ohne Ausnahme erzählt wird, welche überhaupt der Mündungen des Ssir-Daria erwähnen ; ja noch andere Flüsse, wiez.B. der Polytimetus des Ptolemäus (vielleicht der spätere Kisil-Daria), der nicht mit dem Flusse glei- ches Namens bei Arrian und Curtius verwechselt werden darf, müssen dann auch in das Cas- pische Meer geflossen sein. Einige spätere Autoren haben die Consequenz allerdings so weit ge- trieben, auch den Ssir-Daria ins Caspische Meer münden zu lassen, doch haben sie nicht viele Nachfolger gehabt. Es scheint in der That mehr gerathen, die Autorität der alten Schriftstel- ler in dieser Frage zu streichen, als ihre Lehren in die letzten Consequenzen zu verfolgen. 9) Записки Императорскаго Русскаго Геограхическаго Общества Т. У. 1851, стр. 302, UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 11 ° Die Angaben, wie sie vonHerodot, Strabo, Plinius, Ptolemäus und Anderen nieder- gelegt worden, sind dann die Quellen gewesen, aus denen das ganze Mittelalter seine Kennt- nisse geschöpft hat, und es muss uns daher nicht befremden, dass wir auf allen in Europa er- schienenen Karten bis zur Zeit Peters des Grossen die Angaben der alten Geographen bestä- tigt finden, sind es ja doch gerade ihre Erzählungen, die zu diesen Karten benutzt wurden; und wenn wir auch hin und wieder östlich vom Caspischen Meere auf den Karten des Mittel- alters '°) kleine Seen verzeichnet finden, so scheint es, muss man sie mehr der Phantasie spä- terer Kartographen zuschreiben, als einer sicheren Kenntniss des Aralo-Caspischen Gebietes, was schon daraus erhellt, dass trotz dieser Seen der Ssir-Daria seine Wasser noch immer in das Caspische Meer ergiesst. Ja, so wenig sind die Nachrichten über den Aral-See nach Europa gedrungeu, dass selbst Jenkinson, in der 2. Hälfte des XVI. Jahrhunderts nichts vom Aral-See berichtet, obgleich er doch in Kunä-Urgendsh, so nahe am Ufer desselben, gewesen, wenn er ihn nicht sogar, wie es mir scheint, berührt, aber nicht erkannt hat. = Eine sehr viel genauere Kenntniss der Aralo-Caspischen Gegend finden wir bei den orientalischen Geographen, die uns jedoch erst später zugänglich geworden sind. Diese Schriftsteller haben selbst häufig dieses Gebiet berührt, oder haben doch ihre Nachrichten aus unmittelbaren Quellen geschöpft; ihre Aussagen müssen also für uns ein viel grösseres Gewicht haben, als die der europäischen Autoren. Suchen wir nun die orientalischen Quellen auf, so ist es sehr auffallend, dass die frühesten und zuverlässigsten Berichterstatter nichts von einer Mündung des Djihoun, wie sie den Amu-Daria nennen, in das Caspische Meer wissen und ihn in den Aral-See münden lassen, der ihnen ein sehr gut bekanntes Meer ist. So weiss Istachry, welcher sein Buch der Klimate im Jahre 920 verfasste, nichts von einer Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer, obgleich er doch das Land der Chasaren selbst bereiste und eine sehr gute Kenntniss der ganzen Gegend hatte, was man aus den sehr guten Entfernungen ersehen kann, welche er aus diesem Gebiete mittheilt. Istachry kennt den Aral-See sehr wohl, er nennt ihn den See von Khowarezm, und lässt in ihn so- wohl den Djihun (Amu-Daria), als auch den Chaie (Ssir-Daria) einmünden, ausserdem noch viele andere Flüsse. Ebenso kennt Edrisi (1154) den Aral-See sehr wohl, er nennt ihn sogar einen sehr gut bekannten See; auf seiner Karte mündet aber der Amu-Daria in den Aral- See, und es ist keine Verbindung desselben mit dem Caspischen Meere zu sehen ''). Es. stimmt hiemit sehr wohl überein die Angabe Ibn Khordad Begs, welcher in der Mitte des IX. Jahrhunderts geschrieben, dass der Handel der Russen über Djordjand nach Balkh, Rheä (jetzige Teheran) und Bagdad gegangen. Nun wissen wir, dass Djordjand am Gurgan gelegen war; es führte demnach im IX. Jahrhundert der Handelsweg nach Balkh vom Gurgan aus, was auch die Ruinen am Silberhügel, bei der Mündung des Gurgan bestätigen, in welchem wir sowohl den alten Namen Hyrcania wie den orientalichen Djordjand wiederfinden; der 10) So z. B. auf den Karten in Jomard’s Monuments de | Main, auf der Karte Heinrich d. II, Sebastian Cabot’s la Geographie: Juan de la Cosa und Martin Behaim aus | der Cassetina All’Agemina. d. ХУ. Jahrhundert, auf dem Erdglobus in Frankfurt am 11) Humboldt. Central-Asien. 9% 12 R. Lexz, Hafen Aboscun ist noch an den theils unter Wasser gelegten Ruinen bei Gumäsch-Tepe, Silberhügel, kenntlich, aus denen noch jetzt zuweilen schön gearbeitete Gegenstände in Gold ausgegraben werden '?). Auch Abulfeda, ein sehr sorgfältiger Compilator der XIV. Jahrhunderts, kennt den Aral-See und lässt in denselben den Nahr Balkh (Amu) und den Nahr Alschasch (Ssir-Daria) münden, spricht aber weder bei der Beschreibung des Aral-See’s'”), noch bei der des Amu- Daria'!*) von einer Mündung desselben in das Caspische Meer. Bis so weit sind alle orientalischen Autoren darin einig, dass der Amu-Daria nur in den Aral-See mündete; mit dem 14. Jahrhundert aber beginnen die Angaben über die Mündung dieses Flusses auch in das Caspische Meer. So giebt Hamdalla nach Jaubert ”) an 2 Stellen ganz entschieden eine Mündung in das Caspische Meer an; diese 2 Stellen lauten: Mer Caspienne (nommée mer d’Hyrcanie par Ptolémée). «Les principaux fleuves, qui ont leur embouchure dans cette mer sont le Volga, le Djihoun (Amu-Daria), le Cyrus, ГАгахе etc». und dann an der zweiten Stelle: Lac de Khowarezm (Aral-See). «Le lac a environ 100 parasanges de circonférence; une partie des eaux du Djeihoun, le Chark, la rivière de Ferguna et d’autres affluents y versent leurs eaux etc.». Von diesem Schriftsteller wird also eine Bifurcation des Amu-Daria mit grosser Be- stimmtheit ausgesprochen, indem er sowohl in den Aral, als in das Caspische Meer münden soll. Noch an einer dritten Stelle Hamdalla’s ist die Rede von der Mündung des Amu- Daria in das Caspische Meer, Diese Stelle’) findet sich, als Citat, im Kiabit-Tschelebi, wel- cher in seinem Djehan-Numa (1650) sagt: «D’après le témoignage de Hamdallah (géographe du XIV”° siècle), un bras du Djihoun se décharge dans la mer Caspienne vers Khalkhal, lieu situé à six journées de Khowarezm, et uniquement habité par des pêcheurs. L’auteur de Mesalek-Ulmemalek et celui de Tecouim-elboldan, Ebn-Haukal et Abulfeda, disent 12) Karelin. Ermann’s Archiv. 1843. 2. Heft. 13) Nach Reinaud’s Uebersetzung: tarde pas à recevoir dans son lit un très-grand nombre de rivières, et, se dirigeant vers le nord-ouest, il arrive Lac de Kharizm (Mer d’Aral). D’après le Resm-Almamour le centre du lac deKharizm (bohagré Kharizm)est sous le 90 degré de long.et le 42 degré de latit. C’est là que se décharge le Djyhoun. Ce fleuve vient de l’orient et se jette dans le lac du côté de sud-est. | 14) Fleuve de Balkh (l’Oxus). Le fleuve de Balkh (nahr Balkh) est le Djyhoun, au sujet duquel les récits зе sont partagés. L'opinion la plus probable est celle d’Ibn-Haucal. Suivant cet auteur le | bras principal du Djyhoun vient des limites du pays de Badakschan; . ... Le fleuve, reprend Ibn-Haucal, ne sur les limites (du territoire) de Balkh, ville . .... En- suite il passe devant la ville de Termed ...; il se rend par le sud-ouest à Zamen, sous . .., puis, tournant vers le nord-ouest, il passe à Amol-alschath (Amol du fleuve) ... Le fleuve continue à se porter au nord-ouest jusqu’à (la ville de) Kharizm, . .. ensuite il se dirige vers l’est avec une inclinaison vers le nord et se jette dans le lac de Kharizm (mer d’Aral).... | 15) Nouveau Journal asiatique XII. 16) Nouveau Journal asiatique XII. UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 13 que l’embouchure du Djihoun est dans le lac d’Aral, mais il est permis de croire que c’est seulement de la principale branche du fleuve que ces auteurs ont voulu parler», Nach Herrn Eich waldsprichtauch Said-Abul-Hassan ben Ali Djordani, welcher nicht im Jahre 497 gelebt hat, wie Herr Eichwald annimmt, sondern nach Reinaud’s Untersuchungen erst im Jahre 1477 gestorben 13617), von einer Bifurcation des Amu-Daria indem er von ihm sagt, dass es derselbe Fluss sei,. welcher sowohl in das Caspische Meer, wie auch in den Aral-See fliesse. Im Djehan-Numa, dessen Abfassung in das Jahr 1650 verlegt wird, ist an mehreren Stellen von der Mündung des Amu-Daria die Rede. Nach Jaubert, im XII. Bande des Nouveau journal asiatique, heisst es: «Après avoir éprouvé diverses saignees dans le «district de Balkh et de Termezd, ce fleuve (Amu-Darja) entre dans un pays de montagnes, «pénètre dans une vallé, la Gueule de lion, qui n’a guère plus de cent coudées de large, et «passe auprès du village de Touminéh, qui est en dépendance de Herat. Le défilé dont je «viens de parler n’est pas très éloigné de Khourghendj, ville du Khowarezm: lorsqu'il en «est sorti, le Djihoun se perd dans des sables de deux parasanges d’étendue, où l’on enfonce «au point de ne pouvoir marcher; puis il reparait et parvient au Khowarezm, province dans «laquelle il se divise en plusieurs grands canaux, tels que ceux qui sont connus sous les «noms de rivière de Kharah, canal d’Hesarasp, canal de Kerdan, de Kerbeh et de Djereh, «qui tous sont navigables, et qui portent des embarcations jusque dans le lac de Khowaresm». Eine andere Stelle des Djehan-Numa finde ich citirt b&i Jules Thonnelier '») wo es heisst: «Il y a différentes opinions sur les embouchures du Djeihoun (Amu-Daria); la plus «probable est celle du Takwim apresIbn-Haukal, qui dit que ces deux fleuves se dechargent «dans le lac du Kharezm (Aral-See), qu’il y a un bras du Seihoun qui se sépare de ce fleuve «à 91° de longitude, qui passe à Khodjend et va se décharger dans la mer verte. Suivant «le livre, intitulé Resmi-Mamour et suivant le sentiment de l’auteur de Messalik ces deux «fleuves se déchargent dans le lac de Kharezmd (Aral), que la distance de l’un et de l’autre, «à l'endroit où ils se déchargent est de douze journées, mais cette opinion est fausse, parce «qu’on ne peut pas donner tant de largeur à ce lac, mais il y a plus apparence que le senti- «ment de Nuzhed est le plus juste, qui dit que le Djeihoun se décharge dans la mer Caspienne «et le Seihoun dans le lac de Kharezmd, Le Heft-Selim dit qu’il se pourrait que le Seihoun ° «se perdit aussi dans les sables, mai il y a apparence que cette opinion est une méprise, «causée par ce qu’on dit du Djeihoun, qui se perd veritablement dans les sables». Dies sind die Berichte der orientalischen Geographen, welche ich über den Lauf des Amu-Daria habe sammeln können. Resumirt man dieselben in Kürze, so findet man, dass bis zum 13. Jahrhundert Istachry (Ebn-Haukal), Edrisiund Abulfeda nichts von einer Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer wissen, und ich glaube kaum, dass man 17) Humboldt. Centralasien. | Centrale. Pays en dehors de la domination chinoise. 1. De- ` 18) Jules Thonnelier. Dictionaire Géographique de l’Asie | scription du Chanat Khokand 1869 14 HR EN Ze annehmen kann, sie hätten nur von der Hauptmündung '”) des Flusses berichtet, da eine solche Bifurcation gewiss ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen wäre. Im 14. Jahrhun- dert spricht Hamdalla mit grosser Entschiedenheit von einer Bifurcation des Amu-Daria, dasselbe sagt Abul-Hassan in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Im 16. Jahrhundert, we- nigstens in der Mitte desselben, findet, wie wir sehen werden, kein Abfluss in das Cas- pische Meer mehr Statt, und im 17. Jahrhundert, nach dem Djehan-Numa, ist die ganze Frage schon sehr unsicher, wie man aus den vielen sich widersprechenden Ansichten sieht, die der Verfasser aufführt. Nimmt man das Zeugniss der drei ältesten Geographen des Orients an — und es scheint mir sicherer als das der späteren zu sein, da es auf eigener Anschauung beruht — so bleibt nur die Wahl, anzunehmen, entweder, dass Abu-Hasan und Hamdalla falsch be- richtet haben, oder dass im 14. und 15. Jahrhundert eine Communication des Amu mit dem Caspischen Meere sich gebildet hatte, die im 16. Jahrhundert wieder unterbrochen war. Die letztere Annahme scheint in hohem Grade unwahrscheinlich, auch weiss Cla- vijo *) im Jahre 1405 nichts von einer Mündung des Amu ins Caspische Meer, und ist es vielleicht der Einfluss von Ptolemäus’ Schriften ”) auf die orientalischen Geographen, wel- cher diese Angaben verursacht hat, vielleicht auch die Traditionen der dortigen Bewohner, welche noch heute bestehen und auf der Existenz eines alten Flussbettes beruhen. Wenn von dem Sohne Dschingis-Chans berichtet wird, dass er im Jahre 1221 bei der Belage- rung der Stadt Alt-Urengdsh, welche damals noch sehr stark bevölkert war, den Amu habe ableiten wollen, um die Bewohner des Wassers zu berauben, so glaube ich, muss diese Arbeit wohl mehr auf einen grossen Canal des Amu, als auf den Fluss selbst bezogen werden. Von der einen Seite ist die Ableitung eines so mächtigen Flusses wie der Amu- Рана eine so gewaltige Aufgabe, dass selbst die Orientalen, trotz ihrer staunenerregenden: Fertigkeit in der Bewässerungskunst, vor derselben zurückschrecken könnten; von der an- deren Seite benutzen die Orientalen fast nie direct das Wasser des Flusses zur Bewässe- rung, sondern entziehen es erst dem Flusse durch einen oder mehrere Сапе, die sie dann verzweigen. Ich habe häufig Gelegenheit gehabt, die Wasseranlagen im Orient zu sehen, und habe dabei die Beobachtung gemacht, dass alle grösseren Orte in grösserer oder ge- ringerer Entfernung vom Hauptflusse angelegt werden, innerhalb einer Biegung die der- selbe macht; dann wird durch Canäle das Wasser zur Bewässerung abgeleitet. Diese Art die Canäle zu ziehen ist durch die Nothwendigkeit geboten, da nur auf diese Weise das nöthige Gefälle erhalten wird. So ist es in Meschhed, so in Herat; in Alt-Urgendsh wird es wohl auch so gewesen sein, und vielleicht zeigt der südlich von Urgendsh vorbeifliessende Tscharkrank die Spuren eines solchen Canals, vielleicht auch ist für diesen Canal ein altes Flussbett benutzt worden. 19) Jaubert im Nouveau journal asiatique XII. 21) Es existirte bereits im IX. Jahrhundert eine Ueber- 20) Humboldt. Centralasien. setzung des Ptolemäus. р UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU - DARIA. 15 Die Russen haben das Caspische Meer nicht nur, sondern auch das Chiwasche Chanat sehr frühe kennen gelernt”); schon im IX. Jahrhundert finden wir sie theils als Corsaren, theils als Händler bis weit jenseits des Caspischen Meeres, bis Balkh nach Osten, bis Tehe- ran und selbst Bagdad nach Süden ziehen. Im Jahre 1184 finden wir einen Chorasmier als Kriegsgefangen in Russland, 1258 handeln Chiwenser Kaufleute in Russland, wo sie schon bald einen lästigen Druck ausüben, 1346 werden Chiwenser in Nishni-Nowgorod ermordet, 1557 finden wir schon eine Urgendsh’sche Gesandtschaft in Russland. Es folgt hieraus, dass die Russen schon frühe Nachrichten über das Chorasmier Land und die Umgebungen sam- meln konnten. Dass sie das gethan, bezeugt unter anderen der «Bolschoi Tschertesh» (боль- шой чертежъ) — «die grosse Karte» von welcher Karamsin annimmt, dass sie zwischen 1584 und 1598 gezeichnet ist. Diese Karte wurde darauf beschrieben in einem Werke, welches «Киша bolschomu tscherteshu» (книга большому чертежу) «Buch der grossen Karte» be- titelt ist. Was auf das Caspische Meer, den Amu-Daria und den Aral-See Bezug hat, steht in folgenden Zeilen”): «Und von der Mündung des Jaick (Ural), am Meeresufer hin, nach Osten, (in der «Richtung) zum Jurgens’chen Lande, gegenüber der Mündung des Flusses Kiniär Ssakgys «bis zum Ende des Chwalimschen Meeres (Caspisches Meer) sind 200 Werst. «Und im Ganzen von Astrachan auf dem Caspischen Meere bis zum Jurgens’chen «Lande 1200 Werst. «Und über das Chwalimsche Meer von der Mündung des Flusses Jaick bis zum Kisil- «basch’schen Lande (Persien) 800 Werst. «[Und vom Fluss Kiniär-Ssakgys ist es nicht: beschrieben]. «Und vom Chwalimschen Meere bis zum Blauen (Aral-See) nach Sommmersonnenauf- «gang (soll heissen Sonnenaufgang im Sommer) in gerader Richtung 250 Werst. «Und auf den Blauen Meere bis zur Mündung des Ssir-Flusses 230 (250) Werst. «Und quer über das Blaue Meer 60 Werst. «Und im Blauen Meere ist das Wasser salzig. «Aus dem Blauen Meere floss der Fluss Arsas (Argas) und floss in das Chwalimsche «Meer. «Und in den Fluss Arsas fiel von Osten der Fluss Amu-Daria, der Lauf des Amu-Daria - «ist 300 Werst. 22) Журналъ Министерства Внутреннихъ ДЪлъ 1839. А отъ Хвалимскаго моря до Синево на лЪтн!й, на 23) А отъ устья Яика р$ки, берегомъ морскимъ, на | солнечный восходъ прямо 250 верстъ. востокъ, къ Юргенской земли, противт устья рЪки Ки- А Синимъ моремъ до устья Сыра рЪки 280 (250) в. няръ-Саклызъ до конца Хвалимскаго моря 200 верстъ. А поперегъ Синимъ моремъ 60 веретъ. И всего отъ Астрахани Хвалимскимъ моремъ въ доль А въ Синемъ морЪ вода солона. до Юргенской земли 1200 верстъ. Изъ Синево моря вытекала pbra Арзазъ (Аргазъ) и А noneperp Хвалимскимъ моремъ отъ устья рЪки | потекло въ Хвалимское море. Яика до Кизилбашской земли 800 верстъ. А въ р$ку Арзазъ съ востоку пала pbra Амударья, [А отъ р$ки Киняръ-Сакгызъ не описано]. протоку Амударьи рЪки 300 верстъ. 16 В. Lenz, «Und der Lauf des Arsas (Argas) ist 1060 Werst. «Und vom Blauen Meere 300 Werst entfernt ist der Berg Uruk, längs dem Berge Uruk «sind 90 Werst. (Und) aus dem Berge flossen drei Flüsse: der Fluss Wor fliesst in den Fluss «Jaik nach Norden, der Fluss Irgys fliesst in den See Akbaschly nach Osten; der Fluss ‚«G(J)em (Emba) nach Süden zum Caspischen Meere zu und mündete, bevor er das Meer er- «reichte, in einen See. ; «Ins Blaue Meer mündete von Osten der Fluss Ssir, und in den Ssir-Fluss mündete «der Fluss Kinderlik. «Und zur Stadt Buchara und zum ganzen Bucharischen Lande sind aus dem Ssir-Flusse «Wasser geleitet für die Felder weil es dort wasserlos ist. «Und gegenüber (bei) Buchara, 170 Werst, floss ein Fluss aus dem See Ugus, nach «unserer (Sprache) (übersetzt) Ochs (Stier), ins Caspische Meer, sein Lauf ist 1000 Werst. «Und am Flusse Ugus ist die Stadt Kah(g)an, in ihr lebt der Bruder des Czaren von «Jurgens. «Und von der Stadt Kah(g)an sind 220 Werst zum Caspischen Meere, die Stadt Jur- «gens liegt 50 Werst vom Flusse Arsas und 400 Werst vom Chwalimschen Meere. » Ich habe diese Stelle aus dem Buche der grossen Karte hier angeführt, weil diese Quelle im Auslande wenig bekannt, für die alte Geographie des Aralo-Caspischen Beckens aber sehr wichtig ist, da sie offenbar auf guten Nachrichten basirt. Man sieht aus dieser Quelle, dass den Russen des XVI. Jahrhunderts der Aral-Seg nicht nur bekannt gewesen, sondern dass sie auch angenäherte Begriffe von seiner Ausdehnung hatten; die Kenntnisse derselben erstreckten sich aber noch weiter und reichen bis Buchara und Urgendsh. Sehr merkwürdig ist die Angabe über den Ugus-See und Fluss, der selbstständig in das Caspi- sche Meer sich ergiesst. Man findet hier Anklänge an den Oxus der Griechen, den jetzigen Tedjen, der vielleicht früher bis zum Caspischen Meere reichte, jetzt aber versandet. Was den Fluss Arsas oder Argas anbetrifft, so ist mir diese Stelle unverständlich und scheint dieselbe in der That auf falschen-Gerüchten zu beruhen. Der Fluss soll das Aral-Meer mit dem Caspischen See verbunden haben, er soll 1060 Werst lang gewesen sein (was nach jetzigem Maasse 1484 Werst beträgt, da die Werst in der alten Zeichnung = ’/, der jetzigen ist) von Osten den Amu-Daria aufgenommen haben, dessen Lauf auf 300 alte oder 420 jetzige Werst angegeben wird; 50 Werst von diesem Flusse wird die Stadt Urgendsh ange- А Арзазы (Aprasbı) протоку 1060 верстъ. А отъ Синево моря 300 верстъ Урукъ-гора; въ доль Урукъ горы 90 верстъ. (А) изъ горы потекли три рЪки р%Ъка Воръ течетъ въ р$ку Яикъ въ ночь, р$ка Ир- гызъ течетъ въ озеро”Акбашлы на востокъ; pbra Гемъ на полдни къ Хвалимскому морю и пала не дошедъ до моря въ озеро. Въ Синее море съ востока пала рЪка Сыръ, а въ Сыръ р$ку пала рЪка Кендерликъ. А x» Бухару городу и во всю землю Бухарскую изъ Сыра рЪки развекены воды по пашн$ для того что тамъ безводно. А противъ города Бухара 170 верстъ потекла pEra изъ озера Угусъ, по нашему Быкъ, въ Хвалимское море протоку 1000 верстъ. А ua р$кЪ на Угусъ городъ Каганъ, живетъ въ немъ Юргенскаго Царя братъ. А оть Кагана города 220 верстъ къ Хвалимскому морю, городъ Юргенсъ отъ р$ки Арзаза 50 верстъ, à отъ Хвалимскаго моря 400 верстъ. UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 17 geben. Die Namensähnlichkeit veranlasst zu glauben, dass der hier genannte Arsas derselbe Fluss ist, den wir später, bei Jenkinson, unter dem Namen Ardok wiederfinden und der viel- leicht auch mit dem Kisil-Daria identisch ist. Hiemit würde die Angabe der Entfernung Ur- gendsh’s stimmen, welche hier auf 50 alte, d. h. 70 neue Werst angegeben wird, während Jenkinson die Entfernung auf 100 engl. Meilen schätzt. Aber die Richtung. der Strömung des Flusses stimmt nicht mit anderen Angaben; auch die Länge des Laufes von 1484 ist durchaus ünrichtig und entschieden zu gross, ebenso wie die des Amu von 420 Werst zu klein ist. Dass am Ende des XVI. Jahrhunderts der Amu-Daria keine Verbindung mit dem Caspi-See hatte, wissen wir zuversichtlich, daher ist die Angabe der grossen Zeichnung, falls sie wirklich eine solche Verbindung ausspricht, auf frühere Zeiten zu beziehen, in welchen die Nachrichten gesammelt wurden. Es scheint aus Allem, dass wir hier an der Grenze der Kenntnisse des Verfassers der grossen Karte stehen, und jedenfalls können wir die in dem. Tschertesh enthaltenen Nachrichten nicht eher als sichere Quelle zur Geschichte des aralo- caspischen Beckens benutzen, als bis die zweifelhafte Stelle gedeutet ist. Ich komme nun zu 2 Quellen aus dem XVI. und XVII. Jahrhundert, welchen für die Geschichte des Aınu-Daria von Humboldt und von andern Gelehrten, die sich mit der Frage beschäftigt haben, das grösste Gewicht geschenkt wird; ich meine die Reisebeschreibung An- ton Jenkinson’s und die genealogische Geschichte der Tartarenherrscher von Abulghazi- Bahader-Chan. Untersuchen wir zuerst die erste Quelle *). Im Jahre 1559 wurde А. Jen- kinson von einer englischen Kaufmannschaftsgesellschaft über Russland nach Buchara ge- schickt, mit dem Auftrage sich nach den dortigen Handelsverhältnissen umzusehen und einen Markt für den Absatz englischer Waaren zu finden. Er reiste die Wolga hinab, fuhr über das Caspische Meer, sich an den Küsten desselben haltend, und landete auf der Halb- insel Mangischlak, die er Manguslave nennt. Es wird gewöhnlich angenommen, dass Jen- kinson’s Landungsplatz am westlichen Ufer dieser Halbinsel, gegenüber Tük-Kuragan, gelegen ist, am Nordufer des Kotschak-Busens, ich glaube aber mit Bestimmtheit sagen zu können, dass Jenkinson, wie es schon Herr Eichwald annimmt, durch den Mertwyi Kultuk (Мертвый Култукъ) in den Kara-Kitschu gefahren und an dessen Nordufer gelandet ist. Die Beschreibung, welche Jenkinson in nur sehr kurzen und dürftigen Notizen giebt, passt sowohl auf den einen, als auf den anderen Ort; die Karte jedoch, welche nach Jen- kinson’s Bericht an Henry Sidney in Ortilius Theatrum Orbis terrarum abgebildet ist, erhebt die oben ausgesprochene Ansicht zur Gewissheit, da auf der Karte die Westküste der Mangischlak’schen Halbinsel ganz roh und falsch gezeichnet ist, ohne Vorspringungen und Vertiefungen, $o wie man sie nach Hörensagen oder Muthmassungen zeichnen würde, während hingegen der Kara-Kitschu und der Mertwyi Kultuk zwar in groben Umrissen, aber doch ein im Ganzen richtiges Bild giebt; es ist augenscheinlich, dass Jenkin- son diesen Theil aus eigner Anschauung zeichnete, denn von wo anders konnte er so 24) Hakluyt. Principal Navigations 1599. — Purchas his pilgrimes 1625. Mémoire de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. * 3 18 R. Lenz, genaue Détails der Küste haben; und von der andern Seite, wie hätte er den westlichen Theil von Mangischlak so falsch verzeichnen können, wenn er ihn selbst gesehen hätte. Von diesem Landungsplatze ging nun Jenkinson mit Cameelen 20 Tage lang durch eine was- serlose Wüste, bis er an einen Busen des Caspischen Meeres kam, in welchen früher der Oxus mündete, und in welchem er so schönes Trinkwasser vorfand, dass er hier einen Rasttag machte. Von hier erreichte Jenkinson in 3 Tagen das hoch gelegene Schloss Sel- lizure oder Schachsüre, in welchem einer der Chane lebte, und von dort endlich erreichte er in 2 Tagen die Stadt Kunä-Urgendsh, d. h. Alt-Urgendsh. Bis hierher vorzüglich interessirt uns der Bericht Jenkinson’s. Diese Beschreibung ist stets so gedeutet worden, als sei Jenkinson nach 20-tägigem Marsche an den Karabogas-Busen gekommnn; so verstehen diese Stelle Eichwald, Zimmermann, Humboldt und Ritter; die Auslegung hat dann Veranlassung.zu der Meinung gegeben, es habe sich der Karabogas zu Jenkinson’s Zeit sehr viel weiter nach Osten gezogen, als es jetzt der Fall ist. Ich glaube, diese Auslegung ist unstatthaft und würde nie gemacht worden sein, wenn wir nicht in vollständiger Unkenntniss über das Ufer des Karabogas-Golfes gewesen wären. Wegen der Wichtigkeit dieser Quelle führe ich hier die wesentlichen Stellen aus Jenkinson’s-Bericht an, wie ich sie im Hakluyt, Purchas, Thevenot und im Recueil des voyages au Nord, übereinstimmend gefunden habe: «Den 5. des folgenden Oktobers (nach 20 Tagemärschen) kamen wir wieder an einen Busen «des Caspischen Meeres, wo wir das Wasser sehr frisch und süss fanden. ... Ich bemerke, «dass in vergangen Zeiten hier in diesen Busen der grosse Fluss Oxus mündete,... der ajetzt nicht mehr so weit gelangt, sondern in einen andern Fluss, genannt Ardok, fällt, «welcher nordwärts fliesst und sich in dem Erdboden aufzehrt, indem er unter dem Boden «500 miles fortfliesst, alsdann fliesst er wieder heraus und fällt in den See von Kitay *).» Ferner folgt”): «Den 4. Oktober reisten wir von hier (Golf des Caspischen Meeres) «ab und kamen den 7. zu einem Schlosse mit Namen Sellizure.» -* Ferner”): «Das Schloss Sellizure ist auf einem hohen Hügel gelegen, wo der König, «Chan genannt, residirt; sein Palais ist aus Erde gebaut, sehr schlecht-und nicht stark. «Das Volk ist sehr arm und hat nur einen kleinen inneren Handel. Die südliche Seite «dieses Schlosses ist flaches Land, aber sehr fruchtbar, wo sehr viele gute Früchte wach- «sen..., das Wasser, welches diese Gegend bewässert, ist durch Grähen aus dem Oxusflusse 25) And the 5 day of October ensuing, we came unto a gulf of the Caspian Sea againe, where we found the water very fresh and sweete... Note that in times past there did fal into this gulf the great river Oxus..., and now comed not so far, but falleth into another river called Ardok, which runned toward the North and consumeth himself in the ground passing under ground about 500 miles, and then issueth out againe and falleth into the lake of Kitay. 26) Wo... departed thenu the 4 day of October, and the seventh day arrived at a castle called Sellizure. 27) This castle Sellizure is situated upon an high hill, where the king called the Chan lyeth, whose palace is built of earth very basely and not strong: the people are but poore,,and have little trode of marchandise among them. The South part of this Castle is low land,.but very fruitfull, where grow many good fruits... the water that serveth all that country is drawen by ditches out of the river Oxus, into the great destruction of the said river, for which it :alled not into the Caspian sea as it hath done in times past, and in short time all that land is like to be distroied, and to become a wilderness for want of water, when the river of Oxus shal fail. = UNSERE KENNTNISSE ÜRER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARTA. 19 «genommen, zu grossem Schaden des genannten Flusses, aus welchem Grunde er auch nicht «mehr in das Caspische Meer fliesst, wie er es früher gethan, und in kurzer Zeit wird «voraussichtlich das ganze Land zerstört sein und wird aus Wassermangel eine Wüste «werden, wenn der Oxusfluss fehlen wird.» В Ferner ®): «Den 14. desselben Monats reisten wir vom Schloss Sellizure fort und am «16. desselben kamen wir in einer Stadt an, mit Namen Urgence». Ferner ^): «Den 26. November reisten wir von Urgence ab und nachdem wir 100 miles «längs dem Oxusflusse gezogen waren, setzten wir über einen andern grossen Fluss Ardok, «wo wir einen geringen Zoll zahlen mussten. Dieser Fluss Ardok ist gross und fliesst sehr «schnell; er fliesst aus dem oben genannten Oxus und gegen 1000 Meilen nach Norden, ver- «schwindet dann in dem Boden und nachdem er unter demselben etwa 500 miles fortge- «flossen, tritt er wieder hervor und mündet in den See von Kitai.» Ferner ®): «Den 7. December kamen wir an die Festung Kait.» Bevor ich an die Auslegung dieser Stellen in dem Reiseberichte Jenkinson’s gehe, wird es nothwendig sein, einige Worte über die Zuverlässigkeit der Quelle zu sagen. Ich weiss zwar keinen Schriftsteller zu nennen, welcher die von Jenkinson gemachten Angaben im Allgemeinen in Zweifel gezogen häste, Humboldt und Ritter schenken ihm volles Ver- trauen, demnoch habe ich mündlich den Verdacht aussprechen gehört, als sei die Reise Jenkinson’s eine fingirte und niemals ausgeführt worden. Ich denke, man sollte die Ehren- haftigkeit eines Mannes ohne vorhergegangene sorgfältige Kritik und strenge Prüfung nicht angreifen; wenn derselbe schon seit drei Jahrhunderten nicht mehr am Leben ist, so sollte man deswegen die Verdachtgründe noch strenger prüfen. Nun lässt sich aus dem ange- führten Berichte zeigen, dass Jenkinson die Reise nicht nur in Wirklichkeit ausgeführt. sondern dass er auch sehr gut beobachtet hat. Allerdings ist nicht Alles richtig, was Jen- kinson berichtet, vieles Andere ist unverständlich, aber das Ganze trägt so sehr das Ge- präge der Wahrheit, dass man an der wirklichen Ausführung der Reise bei sorgfältigem Studium des Berichtes nicht zweifeln kann. Jede Zeile des Berichtes widerlegt den Ver- dacht und es genügt eigentlich nur auf den Bericht zu verweisen; dennoch will ich einige Punkte zur Ehrenrettung Jenkinson’s anführen. Ueber die Halbinsel Mangischlak be- richtet Jenkinson offenbar als Augenzeuge, wovon man sich sogleich überzeugt, sobald man seine Zeichnung des Mertwyi-Kultuk mit dem Karten des XVI. Jahrhunderts ver- gleicht; woher konnte Jenkinson das im Ganzen richtige Bild dieses Meerbusens entwerfen, wenn nicht aus eigner Ausschauung? Was Jenkinson über seine Reise von Mangischlak 28) The 14 day of the month we departed from this is great and very swift, falling out of the foresaid Oxus, Castle of Sellizure and the 16 of the same we arrived at and passing about 1000 miles to the Northward, il then a citie called Urgence. consumed itselfe in the ground, and passing under the 29) The 26 day of November we departed from the town | same about 500 miles, issued out againe and falled into of Urgence and having travailed by the river Oxus, 100 | the lake of Kitay. miles, we passed ouer another great river called Ardok, | 30) The 7 of December following we arrived at a Castle where we fraid a certaine futy custome. This river Ardok | called Kait. 3* 20 В. Lenz, nach Alt-Urgendsh berichtet, ist im Ganzen richtig, wenn er sich auch in der Meinung, einen Busen des Caspischen Meeres berührt zu haben, irrt; seine Beschreibung von Alt-Urgendsh stimmt sehr wohl mit dem Bericht Basiner’s, wie letzterer es besonders hervorhebt. Die Positionen von 3 Orten, welche Jenkinson bestimmt hat, sind gut, viel besser, als sie die damaligen Karten angaben. Jenkinson fand folgende Breiten: Mangischak 45° 0° — Ur- gendsh 42° 18’— Buchara 39° 10’, während sie nach den neuen Karten angenähert 44"), — 42° 23’ und 39° 50 betragen. Diese Abweichungen sind doch für flüchtige Beobachtungen im XVI. Jahrhundert nicht so gar gross. Wo aber konnte Jenkinson alle diese Angaben sammeln, wenn er die Reise nicht gemacht hatte? Wer ihn einen Lügner schelten will, wird erst den Beweis liefern müssen, dass eine Quelle existirt hat, aus welcher Jenkin- son alle diese Nachrichten hat schöpfen können, bis jetzt ist eine solche Quelle nicht bekannt. Zur Rechtfertigung Jenkinson’s genügt übrigens seine Angabe über den früheren Lauf des Amu-Daria; wie konnte es ihm in den Sinn kommen, denselben nicht in das Cas- pische Meer münden zu lassen, zu einer Zeit, wo ganz Europa eine solche Mündung annahm? Schliesslich sei noch erwähnt, dass Jenkinson nicht der einzige Europäer gewesen, der die Reise gemacht hat, dass er vielmehr Begleiter gehabt, die nicht nur ihm keinesweges wi- dersprochen haben, sondern im Gegentheil seinen Bericht ergänzten; man hat es daher nicht mehr mit einem Betrüger zu thun, sondern mit einer Schaar solcher. Ich glaube daher, man hat kein Recht daran zu zweifeln, dass Jenkinson die Reise, welche er beschreibt, ‚in der That auch gemacht hat. r Bei der Bestimmung der in dieser Beschreibung aufgezählten Orte stossen wir auf grosse Schwierigkeiten. Es ist ein Uebelstand, dass bei der Bestimmung der Tage sich Fehler in die Abhandlung eingeschlichen haben. So schreibt Jenkinson, dass er am 5. October an den Busen des Caspischen Meeres gekommen sei, dort den Zollwächtern die . Gebühren gezahlt, einen Tag gerastet und dann (also den 6ten oder 7ten) nach Sellizure abgereist sei. Darauf aber giebt er als Tag der Abreise nach Sellizure den 4. October an, worauf er dann den 7ten in Sellizure angekommen. Welches Datum ist nun das richtige? Die Frage zu beantworten ist wichtig, weil dies die einzige Angabe ist, aus der man die Lage von Sellizure bestimmen könnte. Den 14. September verliess Jenkinson Man- gischlak und reiste 20 Tage, demnach müsste er den 4. October angekommen sein, während er nach seiner Angabe den 5ten angekommen ist; hat er dann am Caspischen Meere einen Tag gerastet, so lag Sellizure nur einen Tagemarsch vom Meere, während Jenkinson 3 Tagemärsche angiebt. Es ist sehr misslich, dass sich dieser Punkt nicht be- stimmen lässt, doch scheint mir die letzte Angabe, welcher zu Folge er. am 4ten fortge- reist und in Sellizure den 7ten angekommen, die richtigere zu sein, da die 2 dicht bei ein- anderstehenden Zahlen wohl richtiger sein werden, als die anderen weiter im Text aus- einander stehenden, die dadurch eben leichter ein Versehen zulassen. Jenkinson’s Karte trägt auch nicht zur Aufklärung bei, da nach derselben Schazure (worunter offenbar Selli- zure gemeint ist) fast genau auf halbem Wege zwischen dem Golfe und Alt-Urgendsh gezeich- UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 21 net ist, wobei die Entfernung zwischen Sellizure und Urgendsh dem Texte nach 2 Tage- märsche beträgt, so dass man im Zweifel bleibt, ob Sellizure vom Caspischen Meere 1 oder 3 Tagemärsche entfernt liegt. Wir wollen jedoch die letztere Annahme machen, da sie für die weitere Auseinandersetzung weniger günstig ist, so dass Alles, was ich aus dieser Annahme folgere, noch mehr Gewicht bekommt, wenn man Sellizure näher zum Golfe, nur einen Tag entfernt, annimmt. Die einzigen Anhaltspunkte, nach welchen man die Lage von Sellizure bestimmen kann, sind: aus dem Texte die Bemerkungen, dass es hoch gelegen, dass sich südlich davon ebenes Land ausdehnt, welches durch die Ab- leitungen des Amu-Daria fruchtbar gemacht wird, und dass es 2 Tagereisen, also 50 — 60 Werst®') von Alt-Urgendsh gelegen ist. Aus der Karte ersieht man ferner, dass Sellizure von Urgendsh beinahe westlich, mit schwacher Neigung nach Süden liegt, dass sich zwischen Urgendsh und Sellizure ein Arm des Oxus zieht, der jedoch offenbar nur ein kleines Wasser oder ein trockenes Flussbett ist, welches Jenkinson keine Mühe hatte zu über- schreiten, weil er sonst dieses Ueberganges wohl erwähnt hätte, wie er es beim Ardok aus- drücklich sagt; schliesslich liegen Urgendsh und Sellizure beide nördlich vom angeblichen ‚alten Bette des-Amu-Daria, und zwar in beträchtlicher Entfernung von demselben. Die hohe Lage von Sellizure weist mit Entschiedenheit darauf hin, dass dieses nicht aufzufindende Schloss am Tschink, Südabfall des Ust-Urt, zu suchen ist, der sich stellweise bis zu 300 Fuss Höhe erhebt; die Bemerkung, dass die ganze südlich von Sellizure gelegene Gegend flach ist und von den Wassern des Oxus bewässert wird, bestätigt diese Annahme noch mehr; in einer Entfernung von 50 — 60 Werst nach W. von Alt-Urgendsh finden wir den süd-östlichen Ausläufer des Tschink. Hier also, vielleicht wo Abbot den Tschink bestie- gen und in dessen Umgegend er mehrfach Ruinen angetroffen hat, mag Sellizure gelegen haben. Verschiedene Karten, welche ich zu Rathe gezogen habe, geben darüber keinen Aufschluss; die Position ist gewöhnlich eine unmögliche, weit von Urgendsh gelegen, zu- weilen mitten auf dem Plateau des Ust-Urt, dann wieder auf Karten des 17. Jahrhunderts oft bei der Mündung des Ssir-Daria in das Caspische Meer, oder nicht weit von der Mün- dung desselben. In dem Arme des Flusses, welcher südlich von Urgendsh vorbeifliesst, ist vielleicht das alte Bett des Ssarkrauk, oder richtiger Tscharkrauk zu suchen. Was jedoch den räthselhaftesten aller Flüsse, den Ardok, anbetrifft, so ist es vielleicht der Arsas oder Argas der Kniga bolschomu tscherteshu. Seiner Entfernung von Alt-Urgendsh nach zu schliessen, ebenso wie nach der Richtung der Strömung und der Erzählung über denselben, könnte der Ardok Jenkinson’s der Hauptarm des Amu-Daria sein, während der Fluss, an dem Jenkinson hinzog, der Ssarkrank gewesen ist, der wohl zu dieser Zeit noch Wasser enthalten musste, da ja die südlich von Sellizure gelegene Gegend vom Oxus be- 31) Die Entfernung von Mangischlak, wo Jenkinson | 30 Werst betragen haben, was nicht zu wenig erscheint gelandet, bis Urgendj, beträgt nach den jetzigen Karten | wenn man berücksichtigt, dass die Reise auf Cameelen eirca 600 Werst, die Jenkinson in 25 Tagemärschen geschah. zurücklegte, daher wird wohl ein Tagemarsch 25 — 7 22 В. Lenz, wässert wurde. Des Laudan, den Jenkinson überschreiten musste, erwähnt er gar nicht; bestand derselbe nicht zu der Zeit, oder war er so gering, dass Jenkinson seiner nicht erwähnt? Wäre unter Ardok der Hauptarm des Amu zu verstehen, so möchte das Ver- schwinden desselben und die Erzählung vom Kitai-See vielleicht auf den Aral-See zu deu- ten sein, obgleich derselbe diesen Namen nie getragen hat. Hier hat Jenkinson entschie- den sehr dunkle und unklare Ideen; da er aus seinem Kitai-See den Ob entspringen lässt, so scheint er fast den Balkasch darunter gemeint zu haben, in dessen Nähe der Ischim, ein Nebenfluss des Ob, entspringt. Der Ort Kait, welchen Jenkinson nennt, wird wohl das Kat Abulghasi’s sein, ein bedeutender Ort, welcher noch im Jahre 1603 am Kisil-Da- ria lag, und zwar an der Mündung desselben in den Amu, denn es scheint, dass damals der Kisil den Amu-Daria noch erreichte, und erst später in Folge der starken Canalisation aus demselben, welche Abulghasi’s Vater 1600 anlegte, so wasserarm wurde, dass er den Amu nicht mehr erreichen konnte; sollte nicht der Kisil-Daria der Arsas sein, welchen das Buch der grossen Zeichnung nennt? Später ist die Stadt Kat durch den Einsturz des rechten Ufers des Amu-Daria zerstört worden. Denselben Ort finden wir erwähnt bei Abul-Hassan und Edrisi, der die Stadt 3 Tagereisen von Urgendsh angiebt. Die grösste Schwierigkeit in der Erklärung und Auslegung von Jenkinson’s Bericht bietet der Busen des Caspischen Meeres, den er berührt haben will. Die Anhaltspunkte für die Auslegung sind, aus dem Berichte: 5 Tagereisen von Kunä-Urgendsh, alte Mündung des Amu-Daria (die Jenkinson übrigens nicht gesehen zu haben scheint) und süsses Trinkwasser; aus der Karte ferner beinahe westliche Lage des Busens in Bezug auf Urgendsh. Dieser Meerbusen ist von allen Autoren, die sich mit der Frage über den alten Lauf des Amu-Daria beschäftigt haben, für den Karabogas gehalten worden. Indessen widersprechen alle Angaben in Jenkinson’s Bericht den Erfahrungen späterer Reisender aufs Entschie- denste. Die 5 Tagereisen Jenkinson’s vom Meerbusen bis Alt-Urgendsh werden 125 — 150 Werst betragen, wenn es viel ist, so können es 200 Werst sein, wobei die Märsche schon sehr forcirt sein müssen. Gegenwärtig beträgt die Entfernung von Urgendsh bis zum Karabogas in gerader Linie 400 Werst. Während in gerader Linie von Mangischlak bis Urgendsh 520 Werst sind, beträgt die Entfernung dieser 2 Orte, wenn man den Karabogas berühren will, 700— 750 Werst. Ist es nun denkbar, dass ein Reisender auf einer Strecke von 520 Werst einen Umweg von 180—200 Werst machen wird, und zu welchem Zwecke? Während 20 Tagen konnte Jenkinson bis zum Karabogas kommen, aber während 20 Ta- gen konnte er auch den Ust-Urt bis zum Südabfall des Tschink in der Nähe von Ibrahim At oder Besch Dischik erreichen, von wo er bis Urgendj Trinkwasser finden konnte. Aus diesen und ähnlichen Gründen haben daher alle Ausleger Jenkinson’s geglaubt annehmen zu müssen, dass der Karabogas-Golf im Jahre 1559 sich sehr viel weiter nach Osten aus- gedehnt habe, als es gegenwärtig der Fall ist, dass also eine Austrocknung desselben, oder eine Hebung des Landes stattgefunden habe. Wie gewaltig gross die Veränderung gewesen sein muss, oder wie gross man sie sich vielmehr zu denken hätte, zeigt ein Blick auf Zim- UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMu-DARIA. 23 mermann’s Karte”), wo der Karabogas nach Jenkinson in O.-W.-Richtung noch ein- mal so lang ist, als Zimmermann denselben nach dem jetzigen Zustande zeichnet, und dieser giebt doch dem gegenwärtigen Karabogas eine zu grosse Ausdehnung nach Nord- Osten. Beide Voraussetzungen, die man zur Erklärung des Zurückziehens des Karabogas machen muss, sind jedoch unhaltbar. Eine Niveauerniedrigung im Karabogas-Busen kann doch nur im Zusammenhange mit einer Erniedrigung des ganzen Caspischen Meeres statt- gefunden haben, und welche Belege haben wir für eine solche Annahme? Aus den Unter- suchungen meines Vaters über die Niveauveränderungen des Caspischen Meeres 3) ersehen wir, dass das Niveau desselben im Jahre 1800 allerdings circa 15 Fuss höher gestanden hat als 1830, dass es aber im Anfange des 18. Jahrhunderts wiederum eben so hoch gestanden wie jetzt. Nähme man nun an, dass zu Jenkinson’s Zeit der Spiegel des Cas- pischen Meeres in der That 15 Fuss höher gestanden als jetzt, so müsste diese Hebung einen Raum von 200 — 250 Werst unter Wasser gelegt haben, was unmöglich ist anzuneh- men. Ausserdem aber ist das Niveau zu Jenkinson’s Zeit nicht 15 Fuss höher gewesen als jetzt, was man aus seiner Seereise ersehen kann, wo er mehrerer Inseln erwähnt, die man noch jetzt erkennt, und die nicht 15 Fuss über dem Niveau des Wassers liegen. Aber auch für eine locale Hebung des Bodens am Ostufer des Caspischen Meeres haben wir gar keine Belege, im Gegentheile würde man eher eine Senkung voraussetzen können, wenn man die zum Theil unter Wasser stehenden Ruinen berücksichtigt, wie sie am Silberhügel (Gumäsch-Tepe) beobachtet wurden. Aber, abgesehen von allen Speculationon, zeigen die neueren Aufnahmen des Karabogas-Golfs, dass es ganz unmöglich ist, dass sich derselbe 200 Werst weiter nach Osten gezögen habe, als es gegenwärtig der Fall ist. Die Auf- nahme der Ufer des Karabogas und des anliegenden Theiles des Ust-Urt ist vom General Dandeville im Jahre 1859 ausgeführt worden), und liegt das Original derselben, im Maassstabe von 5 Werst auf den russischen Zoll, im Archiv des Generalstabes; diese Auf- nahme ist in das 12te Blatt der grossen Karte Russlands, welche von der Geographischen Gesellschaft herausgegeben, eingetragen; auf der beifolgenden Karte ist sie wiederum vom Original copirt. Dieser Karte zu Folge ziehen sich längs dem Ostufer des Karabogas, in geringer Entfernung von demselben, Höhenzüge hin, die eine grössere östliche Ausdehnung des Karabogas ganz unmöglich machen, und es wird hierdurch Karelin’s®°) Bemerkung, bestätigt, dass der Amu-Daria nie habe in den Karabogas münden können, weil eine Berg- kette den Fluss vom Meere trennte. Noch eine andere Bemerkung zeigt, dass es nicht der Karabogas gewesen, den Jenkinson berührt hat. Jenkinson sagt, dass er in diesem Busen schönes, frisches Trinkwasser gefunden habe; er sagt nicht, dass hier Brunnen mit 32) Zimmermann. Denkschrift über den unteren Lauf 34) Schon früher, 1847, wurde der Karabogas von She- des Oxus. rebzow aufgenommen, doch bezieht sich die Aufnabme 33) E. Lenz. Mémoires de l’Académie des sciences de | nur auf die Ufer des Karabogas. St.-Petersbourg. 1833. VIme série. t. II. 35) Ermann’s Archiv. 1848. 2tes Heft. 24 R. Lenz, gutem Wasser gewesen, auch nicht aus Wasserleitungen hat er dasselbe erhalten, sondern der Golf selbst hat es ihm geboten; es zeigt dies ganz deutlich die Satzbildung. Wo aber hat man je gehört, dass der Karabogas gutes Trinkwasser enthalte? Nach allen Angaben ist das Wasser des Karabogas im Gegentheil salzreicher als irgend wo im Caspischen Meere, auch scheinen hier, nach den Gerüchten, die von Turkmenen gesammelt sind, ver- schiedene Gasausströmungen stattzufinden, alle Fische und Vögel sollen diesen Ort fliehen. Wenn es nun nicht der Karabogas gewesen, den Jenkinson berührt hat, wo konnte er dann diesen See, 5 Tagereisen von Urgendsh, treffen, der schönes frisches Wasser enthielt und so gross war, dass Jenkinson ihn für einen Busen des Caspischen Meeres hätte halten können? Keine Karte zeigt denselben. Hat man daher nicht Grund zu der Annahme, dass Jenkinson am Aral-See gewesen ist und den gewöhnlichen Caravanenweg eingeschlagen hat, welcher von Mangischlak über den Ust-Urt an den Aral-See führt, dann über Aibu- shir oder westlicher am Tschink hinab nach Urgendsh; hat Jenkinson nicht den Aral- See, von dessen Existenz er offenbar nichts ahnte, für einen Busen des Caspischen Meeres gehalten? Diese Annahme mag gewagt erscheinen, auch stimmt sie durchaus nicht mit der Karte Jenkinson’s, aber eine andere Auslegung weiss ich der Stelle nicht zu geben, und zudem wird diese Annahme noch durch einige Umstände unterstützt. Die Entfernung von 3 Tagereisen zwischen dem vermeintlichen Busen des Caspischen Meeres und dem Schlosse Sellizure am Tschink würde in solchem Falle sehr wohl stimmen, sowie auch die Angabe über die Zollwächter, welche Jenkinson hier getroffen; dieselben lebten nicht beständig an diesem Orte, da sie nach Erhebung der Zollgebühren wieder fortzogen, müssen aber doch den Weg stets im Auge gehabt haben, da sie wohl nicht zufällig auf Jenkinson’s Caravane gestossen sein werden. Jenkinson, der als Kaufmann und im Auftrage einer Handelsgesellschaft reiste, und alles auf den Handel Bezügliche daher sehr sorfältig beach- tete, erwähnt noch an einer zweiten Stelle seines Berichtes der Orte wo Zoll entrichtet wird, und nennt hier wieder den Busen des Caspischen Meeres. Es beweist dies, dass Jenkinson auf dem gewöhnlichen Handelswege zwischen Mangischlak und Urgendsh reiste, denn Zollämter befinden sich stets auf den Handelsstrassen. Noch gegenwärtig führt der Händelsweg von Urgendsh zum Aral-See und von dort über den Ust-Urt, und es ist kein Grund zu der Annahme vorhanden, dass vor 300 Jahren der Weg ein anderer gewe- sen sein sollte; Handelswege im Orient sind ebenso constant wie Flussläufe. Die oben aus- gesprochene Ansicht über Jenkinson’s vermeintlichen Busen des Caspischen Meeres wird ferner noch dadurch unterstützt, dass die Karten aus dem vorigen Jahrhundert und aus der ersten Hälfte des jetzigen den Aibughir oder Laudan-See, der noch Makscheeff zu Folge mit dem Aral-See nicht ganz zusammenhing, nicht kennen, und statt seiner mehrere andere, grössere oder kleinere, aufweisen, welche Jenkinson vielleicht berührte und für einen Theil des Caspischen Meeres hielt. Vielleicht wurde damals durch ein stärker ent- wickeltes Irrigationssystem, für welches Jenkinson selbst Zeugniss ablegt, dem Amu- Daria so viel Wasser entzogen, dass sein westlicher Arm nicht im Stande war, den Lau- UNSERE KENNTNISSE ÜRER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 25 dan-See zu bilden, und in Folge dessen in einen grösseren, vom Aral getrennten See auslief. Jedenfalls ist Jenkinson auf seiner Reise von Mangischlak nach Urgendsh nicht an einem Busen des Caspischen Meeres gewesen, auch hat er nicht die frühere Mündung des Amu-Daria in diesen Busen gesehen; wenn er von einer solchen Mündung spricht, so steht er unter dem Einflusse der in Europa in jener Zeit verbreiteten Ansicht, oder er erzählt die Traditionen, welche unter den Turkmenen und Chiwensern über den alten Lauf des Amu gang und gäbe sind. Es darf demnach Jenkinson nicht als Augenzeuge citirt werden, wie dies in der Regel geschieht, und seine Aussagen haben nicht mehr Gewicht, als die anderer Schriftsteller, welche nach Hörensagen über den alten -Lauf des Amu-Daria berichten. Nur so viel lässt sich aus Jenkinson’s Bericht mit Sicherheit folgern, dass zu jener Zeit der Amu-Daria nicht mehr in das Caspische Meer mündete, sonst hätte Jen- kinson davon nicht als von einer vergangenen Erscheinung sprechen können, zu einer Zeit, wo allgemein in Europa ein solcher Ausfluss noch angenommen wurde. Diese Folgerung scheint mir in der That über allen Zweifel sicher zu sein, und den- noch hat sie in der Geographischen Gesellschaft, wo ich eine kurze Mittheilung über die- sen Gegenstand machte, von Seiten einiger Mitglieder Widerspruch erfahren, und man hat mir dabei die Einwendung gemacht, dass auf diese Angaben Jenkinson’s kein Gewicht zu legen sei, da sie auf Erzählungen von Turkmenen beruhen, denen durchaus nicht zu trauen sei. Indessen, was die Mündung des Amu-Daria in den Aral-See anbetrifft, so kann ich dem mir gemachten Einwande keine Bedeutung zuschreiben, da die Unzuverlässigkeit der Erzählungen der Turkmenen nur diejenige Bemerkung Jenkinson’s können zweifelhaft er- scheinen lassen, in welcher er von der früheren Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer spricht. Wenn zu der Zeit Jenkinson’s der Amu-Daria in das Caspische Meer mün- dete, wie konnten die Turkmenen dann auf den Gedanken kommen, diese Mündung des Flusses als eine frühere zu bezeichnen? Welcher Umstand hätte eine solche Tradition ver- anlassen können? Nur dann könnte man den Berichten Jenkinson’s die angeführten Beden- ken entgegenstellen, wenn seine Aussage dazu dienen sollte, eine frühere Mündung des Amu in das Caspische Meer zu beweisen, denn eine solche Mündung hätte durch das uns bekannte trockene Flussbett veranlasst sein können, wie in der That eine solche Tradition im Lande verbreitet ist, nicht aber wenn Jenkinson das Gegentheil behauptet. Aus diesen Gründen, und weil ich eben den Erzählungen def Einwohner wenig Glauben beimesse, ziehe ich aus Jenkinson’s Bericht nur die eine Folgerung, dass der Amu zu seiner Zeit, d. h. im Jahre 1559, in den Aral-See mündete, und betrachte die Bemerkung über den früheren Lauf nicht als ein Zeugniss für eine einstige Mündung in das Caspische Meer. Für die wichtigste Quelle zur Geschichte des Amu-Daria ist stets Abulghasi- Bahader-Chan’s Genealogie der tartarischen Herrscher, aus der Mitte des 17. Jahrhun- derts, gehalten worden. Diesem Autor ist das ganze Gebiet der Aralo-Caspischen Nie- derung sehr genau bekannt; er hat es nicht nur beherrscht, sondern hat es auch, durch verschiedene Wendungen seines Geschickes veranlasst, in allen Richtungen durchreist. 4 Mémoires de l’Acad. Гор. des sciences, YIIme Serie. 26 R. LENZ, Wir sehen ihn an der Spitze seiner Truppen am Amu-Daria hinaufziehen, um seine Brü- der zu bekriegen, dann wieder als Flüchtling in Buchara uud am Ssir-Daria Schutz suchen, darauf erscheint er, aus Persien fliehend, in Begleitung weniger treuer Diener in der Nähe von Merv, von dort wendet er sich an das Ufer des Caspischen Meeres, um dann nach Urgendsh zurückzukehren. Bei diesen Reisen musste er offenbar eine genaue Kennt- niss des ganzen Aralo-Caspischen Beckens gewinnen, und daher wird seinem Zeugniss grosser Werth zugeschrieben. Zudem ist Abulghasi ein durchaus unbefangener Zeuge, auf dessen Ansichten die in Europa herrschende Meinung über die Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer keinen Einfluss ausübte. Die wichtigsten Stellen in Abulghasi’s Werk, welche auf unsere Frage Bezug haben, sind folgende: 1) 2) 3) «En 880 de l’hégire (1470 п. Ch.) les communications entre Ourgendj et le pays «d’Abulkhan étaient très fréquentées, et voici pourquoi: le fleuve Amou, après avoir «passé sous les murs d’Ourgendj, se dirigeait vers la partie orientale de la montagne «d’Aboulkhan, puis vers le Sud, en contournant le pied de cette montagne, puis vers «Ouest. Il passait d’Oghourdja et enfin döchargeait ses eaux dans la mer de Mazen- «deran. Les deux rives du fleuve jusqu'à Ougourdja étaient couvertes de vignes, de «champs cultivés et de vergers. Durant l’été les riverains allaient camper avec leurs «troupeaux dans ces vallées; en automne, saison des cousins, ils se retiraient vers des «puits, situés à deux journées de distance du fleuve, et en hiver ils revenaient sur ses «bords. Ce pays était alors d’une fertilité prodigieuse et très peuplé. Depuis Pischgah «(sur le littoral de la Caspienne *) jusqu’à Carakitschit les deux rives du fleuve étaient «habitées par les Adhalik Khosar (les Khosars des îles); depuis Carakitschit jusqu’au «revers occidental de la montagne d’Aboulkhan, par la tribu d’Aly, et de là enfin «jusqu’à l'embouchure du fleuve dans la mer, par une peuplade dont l’industrie con- «sistait à élever des chameaux *?). - «Le lieu d’embouchure du fleuve reçut le nom d’Aral six mois après la mort d’Esfen- «diar 38). (Das wäre im Jahre 1033 4. H. oder 1622 п. Chr.). «Je vins au monde dans le pays d’Ourgendj, l’an 1014 de l’hégire (1605 de J.-C.), «année du lièvre, un lundi 15 du mois de rébi-ul-ewel, le soleil étant dans le signe du «lion, au moment du lever de cet astre. Trente ans auparavant, la tribu des Oigurs «noires, qu’on nomme Tokai, avait sa résidence auprés d’une tour, située sur le bord «de l’Amou: c’est à partir de ce lieu que les eaux du fleuve, qui se dirigeaient ancien- «nement vers la ville de Thouk, et de là vers la mer, ayant été détournées, il en est «résulté que le pays d’Ourgendj est devenu totalement désert. Pour rémedier à cet 36) Die Bemerkung Jauberts, dass Pischgah am | eine Tagereise von Urgendsh angiebt. (Siehe Leydener Ufer des Caspischen Meeres gelegen habe, ist nicht rich- | Uebersetzung pag. 705). tig, da Abulghasi an einer anderen Stelle Pischgah nur 37) Jaubert im Nouveau journal asiatique XII. 38) Idem. UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU - DARIA. 7. «inconvénient, le gouverneur de la province fait cultiver les bords supérieurs du Непуе. «Lorsque la récolte est terminée, on en apporte les produits à la ville). 4) «Der Fürst wurde von den Turkmenen im Lande Arall, an der Mündung des Amu in «das Meer von Masanderan, zum Khan ausgerufen» ‘). In Bezug auf die citirten Stellen sind mehrere Bemerkungen zu machen. St. Martin hielt diese Stellen, wie Humbold mittheilt, für unächt und erklärte sie für eingeschoben von den Uebersetzern des Abulghasi; hierdurch wurde Humboldt veranlasst, die Stellen nochmals revidiren zu lassen. Nachdem nun die Uebersetzungen nach dem Kasaner Manu- script gemacht sind, lässt sich an der Aechtheit derselben nicht mehr zweifeln; auch zieht sich durch das ganze Werk Abulghasi’s die Erzählung von der früheren Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer durch, und es lassen sich noch sehr viele andere Stellen an- führen, wo überall in demselben Sinne geredet ist. Daher liegt keine Veranlassung vor, die angeführten Stellen für unächt oder eingeschoben zu erklären. Die dritte Stelle wird ferner verschieden gelesen; so giebt Humboldt, nach einer handschriftlichen Uebersetzung Klaproth’s, den wesentlichsten Theil dieser Stelle in folgender Gestalt wieder: «Dreissig «Jahre früher (also im Jahre 1575) hat der Amu an der Stelle, wo sich an demselben ein «sehr hoher Thurm (ein Minaret) erhebt, unterhalb dessen der Ort Kara-Uigur-Tokai «(d. 1. Krümmung der schwarzen Uiguren) liegt, einen Arm abgesandt, welcher an der «Stadt Ток vorbeigeht und sich in das Ssir-Meer ergiesst»®'). Hierzu macht Humboldt noch die Bemerkung, dass der Kasaner Türkische Text die Worte Ssir- Meer enthält. Dem- nach floss, nach Jaubert’s Uebersetzung, der Fluss früher bei Tuk vorbei in das Meer (von Masanderan) und wurde beim Thurme abgelenkt, worauf er dann in das Aral-Meer mündete; während nach Klaproth der Fluss früher bei Tuk nicht vorbeifloss und erst nach der Ableitung diesen Ort berührte, um sich darauf in den Aral-See zu ergiessen. Mit der Uebersetzung Klaproth’s stimmt diejenige Senkowsky’s überein, welche Herr Eichwald®) anführt. Dennoch, glaube ich, muss man der Uebersetzung Jaubert’s den Vorzug geben, wenn man die Lage von Tuk in Erwägung zieht. Abulghasi erwähnt näm- lich 3), dass man von einem der Thürme Tuk’s die Stadt Urgendsh sehen könne, demnach kann die Entfernung Tuk’s von Urgendsh wohl kaum mehr als 20 — 30 Werst betragen haben, was auch sehr gut mit der Angabe stimmt, dass man von Tuk am Abend ausrei- tend um Mitternacht in Urgendsh ist. Gegenwärtig beträgt die Entfernung von Urgendsh bis zu der Stelle des Amu-Daria, wo der Laudan-Arm von ihm ausgeht, der in einem Theile des alten Bettes läuft, gegen 70 Werst, so dass Tuk nicht gut am jetzigen Amu- Daria gelegen haben kann, wohl aber am früheren Laufe des Flusses, w.e Jaubert es angiebt. 39) Jaubert im Nouveau journal asiatique XII. 42) Eichwald. Alte Geographie des Caspischen Mecres . 40) Humboldt. Centralasien I. 43) Leydener Uebersetzung pag. 591. 41) Humboldt. Centralasien. I. 4* 28 R. LENZ, Von den angeführten vier Stellen wird in der ersten der alte Lauf des Amu-Daria . beschrieben, von Urgendsh an bis zum Caspischen Meere; die zweite Stelle giebt die Zeit der Veränderung des Bettes an, die dritte die Zeit sowohl wie den Ort, wo die Ablenkung des Stromes stattfand, und die vierte endlich giebt den Beweis einer früheren Mündung des Amu- Daria in das Caspische Meer. Suchen wir die Zeit der Veränderung des Bettes zu bestim- men, so sehen wir, dass um das Jahr 880 4. H., 4.1. 1470 п. Chr., der Amu ins Cas- pische Meer mündete, dass die Ablenkung desselben nach dem dritten Citate in das Jahr 1575 fällt, nach dem zweiten Citate aber in das Jahr 1622. Es lassen sich noch einige Stel- len aus Abulghasi’s Genealogie anführen, aus welchen diese Zeit bestimmt werden kann, und die ich nach der Leydener Uebersetzung von 1726 eitire. So wird von den Söhnen Dshingis-Chan’s berichtet, dass sie (1221), um Urgendsh zu erobern, einen Versuch machten, den Amu abzulenken (pg. 281). Pag. 543 wird unter den am Amu liegenden Städten Urgendsh genannt (in der Mitte des 16ten Jahrhunderts). Pag. 560 wird aus- drücklich erwähnt, dass der Amu bei Urgendsh vorbeifloss, und dass an ihm Din-Muha- met hinzog (etwa 1540). Pag. 580 wird erzählt, dass Din-Muhamet im Jahre 1543, von Pischga kommend, Urgendsh nicht erreichen kann, da es ihm an Schiffen zur Ueberfahrt fehlt, und dass er deshalb nach Kajuk zieht. Nun wissen wir, dass Urgendsh am rechten Ufer des Amu lag; Pischga lag stromabwärts und, wie aus dieser Stelle zu ersehen ist, am linken Ufer des Flusses, Kajuk lag oberhalb Urgendsh am Amu. Es folgt daher aus dieser Stelle, dass südlich von Urgendsh im Jahre 1543 der Amu noch floss und ziemlich wasser- reich war. Ferner wird pag. 623 berichtet, dass Aly-Sultan, welcher 1572 starb, auf dem Wege von Urgendsh nach Astrabad den Amu-Daria überschreiten musste. Noch im Jahre 1627 wird von einer Mündung dieses Flusses in das Caspische Meer gesprochen. Demnach stimmen alle diese Angaben so weit unter einander überein, dass bis zum Jahre 1575 der Amu-Daria in das Caspische Meer mündete und dass er in diesem Jahre seinen Weg in den Aral-See nahm. Im Widerspruch hiermit steht dann die Angabe, dass 1627 der Amu noch ins Caspische Meer floss, so wie auch diejenige, dass 1622 die Veränderung in der Richtung des Stromes eintrat. Beide Angaben aber über die Zeit der Stromverän- derung, sowohl 1575 als 1622, sind falsch, da wir aus Jenkinson’s Reisen wissen, dass der Amu im Jahre 1559 nicht mehr ins Caspische Meer mündete, auch muss die Zeit, wo die Ablenkung stattfand, wohl viele Jahre früher angenommen werden, da bei Jenkinson’s Besuch Urgendsh nicht viel mehr als ein Ruinenhaufen war, während doch Abulghasi ausdrücklich erwähnt, dass die Stadt nicht sogleich verlassen wurde, nachdem der Amu sich ein neues Bett gewählt hatte. Liest man das Werk Abulghasj’s unbefangen, so muss man zu der Ueberzeugung kommen, dass der Verfasser wohl von einer früheren Mündung in das Caspische Meer gehört hat, dass er aber nicht gewusst, wann dieselbe vom Flusse verlassen worden ist; hierfür spricht auch der Umstand, dass Abulghasi von den Städten am unteren Lauf des Amu-Daria nichts weiss, indem die am weitesten am unteren Laufe ge- legenen Städte, deren er erwähnt, Urgendsh und Pischga sind, welches letztere jedoch nur UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 29 eine Tagereise von Urgendsh entfernt war. Ebenso ist es sehr auffallend, dass Abulghasi an keiner Stelle seines Werkes den Grund anführt, warum der Amu-Daria sein Bett ver- lassen hat; daraus, glaube ich, kann man den Schluss ziehen, dass der Grund nicht eine künstliche Abdämmung gewesen ist, sonst würde Abulghasi wohl dessen erwähnt haben. Aus der zweiten und vierten der citirten Stellen ist nichts zu folgern, da sie im Wider- spruch zu einander stehen; die eine sagt nämlich aus, dass Abulghasi im Lande Aral am Caspischen Meere zum Chan ausgerufen worden, während nach der anderen das Land Aral an die neue Mündung des Amu-Daria in den Aral-See versetzt wird. Die grosse Unsicher- heit in allen diesen Angaben, zu welcher noch andere Verwirrungen hinzukommen, wie die Identificirung des Amu-Daria mit dem Kisil-Daria, dann wieder die Angabe, dass der Kisil in den Amu fliesst, oder an einer anderen Stelle, dass der Kisil in das Caspische Meer strömt, alle diese Umstände benehmen der Quelle viel von dem Werthe, welchen sie haben könnte, wenn sie gründlich studirt würde; dazu ist aber vor allen Dingen erforderlich, die Autoren zu prüfen, auf welche sich Abulghasi stützt und deren er in seinem Werke ge- denkt; es ist mir jedoch nicht bekannt, dass diese Quellen aufgefunden wären. Berücksich- tigt man nun, dass Abulghasi über die Veranlassung, welche den Amu-Daria abgelenkt hat, nichts zu sagen weiss, das ihm auch die Zeit, wann diese Erscheinung eingetreten ist, nicht sicher bekannt ist, so kann man aus seinen Angaben mit Sicherheit nur folgern, dass zu Abulghasi’s Zeit der Amu-Daria nicht mehr in das Caspische Meer mündete, dass aber Traditionen über eine solche Mündung damals ebenso herrschten, wie noch gegenwärtig. «Was sich uns als eine Tradition darstellt», sagt Humboldt, «ist häufig nur der Wie- «derschein des Eindrucks, den der Anblick der Gegenden zurückgelassen hat». Die Ver- anlassung zu dieser Tradition ist tiefer begründet, es ist nicht ein allgemeiner Eindruck, sondern die genaue Kenntniss eines trocken liegenden Bettes, welches in der Nähe des Amu-Daria beginnt und am Caspischen Meere endet; an der Existenz dieses Bettes lässt sich gegenwärtig kaum noch zweifeln, nachdem dasselbe in neuerer Zeit, d. h. seit etwa 150 Jahren, zu wiederholten Malen gesehen worden ist, und zwar, so weit es bekannt ist, ganz so wie Abulghasi den alten Lauf des Amu beschreibt, wenn man unter den Abul- khan-Bergen nicht das Balkhan-Gebirge versteht, sondern, wie Zimmermann es auffasst, die Südausläufer des Ust-Urt “). | Ich füge zu den schon genannten Angaben, noch diejenigen Traditionen über die Zeit der Stromveränderung des Amu-Daria hinzu, welche spätere Reisende aus dem Munde der dortigen Einwohner gehört haben: Woodcrof giebt 1743, nach Hanway, an, dass er von den Turkmenen gehört habe, der Amu-Daria habe vor 100 Jahren, also 1643, aufgehört, in das Caspische Meer zu fliessen; Mourawjeff erfuhr einmal, es sei vor undenklichen Zeiten geschehen, das andere Mal, im Jahre 1290; noch eine andere Quelle, die ich gele- sen, deren Citat ich aber nicht mehr aufzufinden vermag, giebt das Jahr 1220 an. 44) Denkschrift über den Oxus. В. Lenz, + Stellt man nun alle Angaben chronologisch zusammen, die Aufzählung mit den orien- talischen Schriftstellern beginnend, indem man die classischen Autoren als zu unsicher fortlässt, so erhält man folgende Tafel: 30 Mündung des Amu-Daria: In das Caspische Meer. In den Aral-See. Vor 4. Jahre 1220 nach verlegtem Citate. In d. Jahre 920 nach lIstachry. Sy» 99903» "Muürawjeft: » » И Se Ed ETS In» › 13.(?)» Hamdallah. Nach» » 1220 » verlegtem Citate. » » » 14.(?)» Abul-Hassan. хто’ 0 1290: MMuraw jee »* » с» 1470 ». Abulghasi: In #5» 1320" swwAbDulfede Vor» » 1575 » Abulghasi. » » » 13.2)» Hamdallah. In® »° 2 105905» Ва. gr. Zeichn. » » » 14.02)» Abul-Hassan. Vor» » 1642 » Abulghasi. Nach» . » 1575 » Abulghasi. » » » 1643 » Hanway. АВ о Nach» » 1643 » Abulghasi. en 11 643 Sr Hanway; » » » 1650 » Kiatib-Tscheleby. Streicht man in diesen Angaben die sich widerstreitenden Zeugnisse, indem man jedoch Jenkinson’s Angabe der Mündung nur in den Aral-See volles Gewicht lässt#), so erhält man als Angaben über die Zeit der Veränderung des Laufes Folgendes: Bis zum Jahre 1320 weiss man nur von einer Mündung des Ата in den Aral-See *), von 1320 bis 14..(?) wird von einer Gabeltheilung desselben gesprochen, und im Jahre 1559 fliesst er wiederum nur in den Aral-See. Alle Quellen, Abulghasi ausgenommen, stimmen demnach darin überein, dass ein Ausfluss des Amu-Daria in den Aral-See zu jeder Zeit stattgefunden habe, dass aber dem Zeugnisse zweier Schriftsteller zu Folge im 13ten und 14ten Jahrhun- derte auch eine Abzweigung des Flusses in das Caspische Meer stattgefunden, die vielleicht bis zum 16ten Jahrhundert fortgedauert hat. Das Zeugniss der zwei Autoren, welche über die Bifurcation des Amu-Daria berichten, unbedingt zu verwerfen, wage ich nicht, da die Glaub- würdigkeit derselben von Jaubert, einem so ausgezeichneten Orientalisten, bestätigt wird; 45) Ich wiederhole, dass mir die Angabe Jenkinson’s, | Amu nun nicht mehr ins Caspische Meer mündet, be- dass 1559 der Amu-Daria nicht mehr in das Caspische Meer floss, also in den Aral-See (denn wohin sonst hätte er fliessen können), über jedem vernünftigen Zweifel zu stehen scheint, da Jenkinson in Bezug auf die frühere Mündung in das Caspische Meer ganz offenbar die noch Jetzt übliche Tradition der Anwohner berichtet, oder aber, dass er, was weniger wahrscheinlich ist, Concessionen der damals in Europa verbreiteten Ansicht macht, wozu keine Veranlassung vorlag; die Aussage aber, dass der zeichnet den wahren Zustand der Dinge im Jahre 1559. 46) Ich habe für die Zeit der Abfassung von Abul- shasi’s Geographie das Jahr 1320 angenommen, ohne damit sagen zu wollen, dass dasselbe nicht vielleicht auch 10 Jahre früher oder später verfasst worden sein könne. Abulfeda starb 1331, 1328 gab er sein Geschichtswerk heraus, wann die Geographie geschrieben worden, habe ich nicht erfahren können. UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 1 die- Unmöglichkeit einer Bifurcation während mehrerer Jahrhunderte ist auch nicht zu beweisen, dennoch ist dieselbe nicht wahrscheinlich, und es scheint mir eher ein Einfluss des Oceidents, und namentlich Ptolemäus, auf diese Autoren”) annehmbar, als eine solche zeitweise Bifurcation, die beispiellos wäre. Indessen muss man auch zugeben, dass gerade in dem Aralischen Becken merkwürdige Wandlungen in den Strombetten vor sich gehen, wie das der grosse Nachbar des Amu, der Ssir-Daria, beweist. Nicht nur dass wir an demselben selbst häufige Veränderungen des Bettes sehen, auch seine Arme zeigen die- selben in höchst auffallender Weise. Während der Geodesist Murawin auf seiner Reise im Jahre 1740 den Dshan-Daria nicht gesehen hat, findet Baron Meyendorff im Jahre 1816 denselben als einen Fluss, der nicht kleiner als der Kuwan-Daria ist, und darauf findet derselbe Augenzeuge denselben Fluss, 4 Jahre später, fast völlig ausgetrocknet. Vom Kisil- Daria erzählt Abulghasi, dass er noch im Jahre 1605 in den Amu-Daria fiel, ausserdem scheint er, nach Butakoff, auch in den Aral-See gemündet zu haben, und jetzt ist er ver- schwunden, und statt seiner findet man auf der neuesten Russischen Karte ®) von Iljin vom Jahre 1869 in 2 Blättern und im Maassstabe von 50 W. im Zoll wiederum den Dshan- Daria, der nun aber weder in den Amu-Daria, noch in den Aral-See mündet, sondern in dem kleinen See Aktscha-Kyl verläuft. Wo vor unseren Augen solche Wandlungen an Flüssen vor sich gehen, die von bedeutender Grösse sind, da muss man sich hüten, unbe- dingt Angaben abzustreiten, und den Maassstab anzulegen, welchen wir bei der Beurthei- lung ähnlicher Erscheinungen in Europa benutzen; man darf nicht vergessen, dass wir weder die Dürre Central- Asiens, noch den wandernden Flugsand, noch den weichen und fügsamen Boden der Steppe haben. Es ist gewiss ein merkwürdiger Zufall, denn für mehr als einen solchen möchte ich das Folgende nicht halten, dass die Epoche, für welche die Bifurcation des Amu-Daria angegeben wird, mit 2 anderen Aussagen zusammenfällt, welche leicht als Argumente für eine solche Mündung des Amu-Daria in das Caspische Meer angesehen werden könnten. Es ist die im 15ten Jahrhundert bedeutende Niveauhöhe des Caspischen Meeres, und das vermeintliche Verschwinden des Aral-See’s nach Rowlinson’s Angabe. In einer im Jahre 1833 von meinem Vater publicirten Arbeit “) über das Niveau des Caspischen Meeres sind folgende Höhen desselben angegeben, bezogen auf die im Jahre 1830 beob-. achtete: 7 Vor Gründung von Baku — 50 engl. F.(?). Im Jahe 1400 + 15 Im Anfang 4. XVII. Jahrh. 0 47) Für Hamdallah ist es nachzuweisen, dass er 48) Карта Туркестанскаго Генералъ-Губернаторетва, Ptolemäus gekannt hat; man sieht dies aus der Ueber- | 186 . Ильина. schrift des Capitels über das Caspische Meer. 49) Mémoires de l’Académie des sciences de St.-Pé- tersbourg 1833. VIME série. $. II. 32 В. LENZ, Im Jahre 1727 + 10 engl. F.(?) 1732 — 10 1747 + 10 1770 + 10 1780 + 10 1820 + 7 1830 0 Demnach finden wir gerade im Jahre 1400 ein um 15 Fuss höheres Niveau des Cas- pischen Meeres, und man könnte leicht versucht sein, dasselbe einer Einmündung des Amu- Daria zu jener Zeit in das Caspische Meer zuzuschreiben, wenn es nicht viel wahrschein- licher wäre, dass die Ursache in meteorologischen Erscheinungen zu suchen ist. Auch sehen wir das ganze 18te Jahrhundert hindurch einen sehr hohen Wasserstand des Caspi- schen Meeres, ohne dass der Amu-Daria in dasselbe mündet. Zudem ist die Wassermenge, welche der Amu bei einer Abzweigung dem Caspischen Meere zuführen könnte, zu klein, um eine so bedeutende Erhöhung des Niveau’s zu verursachen. Was ferner die Angabe über das Verschwinden des Aral-See’s betrifft, von welchem Rowlinson, nach einem persischen Manuscripte, spricht, welches den Zustand Persiens im Jahre 1418 schil- dert, und dem zufolge der Aral-See im Jahre 1417 nicht mehr soll bestanden haben, so sieht man leicht, dass sie zu Gunsten einer Abströmung des Amu in das Caspische Meer gedeutet werden könnte. Doch ist schon aus inneren Gründen dieser Angabe nicht Glau- ben zu schenken, wenn man die bedeutende Tiefe des Aral-See’s berücksichtigt, welche ein Abfliessen desselben unmöglich macht; zur Erklärung müsste man annehmen, dass auch der Ssir-Daria verschwunden ist, oder in den Amu mündete, und mit ihm zusam- in das Caspische Meer geflossen sei. Zu dem wissen wir aus Abul-Hassan, dass im 15ten Jahrhundert der Aral existirte. Bevor aus dieser Angabe Rowlinson’s irgend welche Schlüsse gezogen werden können, ist es durchaus erforderlich, die Zuverlässigkeit der Quelle zu prüfen, und, so viel mir bekannt, ist das bis jetzt noch nicht geschehen. Nach Allem, was bisher auseinandergesetzt worden ist, muss man folgern, dass aus den Autoren des Abend- und Morgenlandes keine sicheren Schlüsse über den früheren Lauf des Amu-Daria zu ziehen sind, dass jedoch die wahrscheinlichste Folgerung die ist, dass seit dem Jahre 920 n. Chr. der Amu-Daria beständig in den Aral-See fliesst. Dass in der Gegend des Balkhan-Golfes, wohin die frühere Mündung des Amu verlegt wird, und in Kunä-Urgendsh früher eine grosse Fruchtbarkeit herrschte und das Land stark cultivirt war, wofür zahlreiche Ruinen sprechen, ist kein Beweis einer nach dem 10ten Jahrhundert bestehenden Mündung des Amu in das Caspische Meer, denn einerseits ist über das Alter dieser Ruinen am Balkhan-Golf nichts bekannt, andererseits kann die ganze Umgegend von Urgendsh durch Canalisation aus dem Amu-Daria bewässert worden sein, und kann auch jetzt noch auf diese Weise bewässert werden. UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 33 Ausser den angeführten Documenten haben wir aber noch andere, an deren Gültigkeit kein Zweifel haften kann, und die nur einer richtigen Auslegung bedürfen, um die Antwort auf die Frage nach dem alten Laufe des Amu-Daria zu geben. Es sind dies die Spuren alter Flussbetten, welche zwischen dem jetzigen Bette des Amu-Daria und dem Caspischen Meere sich befinden, und welche von neueren Reisenden mehrfach gesehen worden sind, so von Bekowitsch’s Kundschaftern, von Blankennagel, Murawjeff, Blaremberg, Karelin, Abbot, Conolly und in neuester Zeit von Vambery. Die ältesten Angaben °) über trocken gelegte Flussbetten am Ostufer des Caspischen Meeres und tiefer ins Land hinein finde ich in den Berichten der Kundschafter des Fürsten Bekowitsch, welcher bekanntlich von Peter dem Grossen beauftragt war, den alten Fluss-Lauf des Amu-Daria aufzusuchen, von welchem dem Czaren berichtet worden, und den Fluss womöglich in dieses alte Bett zurückzuleiten, um so eine Wasserverbindung nach Indien zu erzielen. Das tragische Ende dieser Expedition ist bekannt. Im Jahre 1716 legte Bekowitsch bei Krasnowodsk, am Balkhanbusen, eine Festung an, nachdem er schon frü- her von Tük-Karagan aus Hadshi-Nefes und Fedorow (@едоровъ) als Kundschafter aus- geschickt hatte, um den früheren Lauf des Amu-Daria zu untersuchen. Beim Verhöre sagten diese nun folgendes aus: «Die Expedition reiste auf dem Carawanenwege von Tük- «Karagan nach Chiwa ab. Sie erreichte, auf Cameelen reisend, nach 11 Tagen zufolge «Nefes, und in 17 nach Aussage Fedorow’s, einen Fluss (nach Nefes), ein Flussbett «(урочище, nach Fedorow)”), Karagatsch, wo . . ein Erdwall von 1'/, Arschin Höhe und «3 Faden Breite begann. Er zog sich 5 Werst hin und war 2 Werst vom Amu-Daria ent- «fernt, wie die Einwohner aussagten; zu dieser Zeit (Mai) war der Fluss ausgetreten und «das Wasser erreichte den Wall. Die Führer schlugen vor, an dieser Stelle vom grossen «Wege rechts in die Steppe abzubiegen. Gegen 20 Werst ging die Expedition in der «Steppe bis zu dem Orte wo ein Thal (vertiefte Schlucht, низменнный 101%) beginnt, «welches sich, nach Aussage der Turkmenen, bis ganz zum Caspischen Meere hinzieht «und einst das Bett des Amu-Daria bildete. Drei Tage zogen die Reisenden immer «in dieser vertieften Schlucht fort; an beiden Seiten zogen Erhebungen, wie Uferbänke, «hin, auf welchen Ruinen von Städten und Dörfern zu sehen waren. Hin und wieder «mündeten in die Schlucht enge, trockene Klüfte (овраги), welche Kanäle zu sein schie- «nen, und wahrscheinlich in früheren Zeiten aus dem Flusse zur Bewässerung der Fel- «der gezogen waren». Hiermit erreichten die Reisenden At-Ibrahim, wo sich die Führer weigerten die Karawane weiter zu führen, weil sie Ueberfälle befürchteten. Hadshi-Nefes 50) Записки Императорскаго Русскаго Географиче- | auch eine natürliche Grenze verstanden, die eigentlich скаго Общества 1853, $. IX. | живое урочище heisst, abgekürzt aber auch урочище ge- 51) Das Wort урочище genau wiederzugeben ist un- | nannt wird. Da der Russe Fedorow den Ort so bezeich- möglich, da es keinen ganz bestimmten Begriff ausdrückt. | net, der Tartar Nefes aber, der wohl den Ausdruck Im Allgemeinen ist урочище ein durch gewisse natürliche | урочище nicht kannte, Fluss nennt, so habe ich es durch Grenzmarken abgesondertes Terrain, doch wird darunter | Flussbett übersetzt. Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, VIIme Serie. 5 34 В. Lexz, erwäbnt nicht At-Ibrahims, bemerkt aber, dass sie drei Tagemärsche vor Karagatsch die Ruinen zweier Städte berührten: Alan und Koi, und neben ihnen einen See mit süssem Wasser fanden. Nachdem sie sich bei Karagatsch mit frischem Wasser versorgt hatten, wandten sie vom Wege ab und erreichten, in nackter (steryler) Steppe reisend, nach zwan- zig Tagen Krasnowodsk. Mit den Aussagen dieser Kundschafter war Bekowitsch offenbar nicht zufrieden, denn er schickte nochmals Taranoffsky auf Kundschaft aus, um das alte Bett von At-Ibrahim bis zum Caspischen Meere in Augenschein zu nehmen, welcher jedoch nur einen Theil des Bettes vom Caspischen Meere aus besichtigen konnte. Späterhin trat Bekowitsch seinen verhängnissvollen Zug mit 3000 Mann nach Chiwa an; er ging über den Ust-Urt und längs dem Aral-See; berührte die Brunnen Tschildan, Ssan, Kosche- gose, Durali, Jalgys und Schemildem, die Flüsse Karakumet und Akul, welcher letztere nach Hadshi-Nefes aus dem Amu-Daria floss; darauf zogen sie drei Tage längs diesem Flusse hin und erreichten den Fluss Karagatsch, wo 60 Kosaken auf Fischfang ausgingen. Bei Karagatsch wollte Bekowitsch eine Festung anlegen. Hadshi-Nefes nennt Karagatsch einen Fluss, andere eine Schlucht, und bemerkt der erstere, dass der Fluss vier Tage- märsche von Chiwa liegt. Die von Bekowitsch ausgesandten Kundschafter sind die einzigen Reisenden, deren specielle Aufgabe es war, einen früheren Lauf des Amu-Daria zu constatiren und densel- ben zu bestimmen; ihre Angaben über den früheren Lauf verdienen daher gewiss grosse Beachtung, um so mehr, als ihre Aussagen unwiderleglich dafür zeugen, dass sie die Ge- gend wirklich durchforscht haben. Es ist daher interessant, die von ihnen gemachten An- gaben auf die Karte zu bringen. Trotzdem, dass eine Marschroute der Expedition von Bekowitsch, sowie auch eine Aufnahme der von ihm ausgesandten Kundschafter nie gemacht worden ist, so lässt sich mit Hülfe einiger der genannten Orte die Lage des von den Kundschaftern gesehenen alten Bettes doch ziemlich genau angeben. Ich glaube in Karakumet die Schlucht Kara-Gumbet oder Kara-Umbet zu sehen, und At-Ibrahim ist wohl identisch mit dem von Abbot gese- henen Ibrahim-At, dessen auch der Graf Berg erwähnt, in einer handschriftlichen Notiz, die ich im Archiv des Generalstabes gefunden habe, in welcher Aussagen Eingeborener über das alte Bett des Amu-Daria gesammelt sind. Der erste Punkt ist von der Ig- natjeff’schen Expedition nach Buchara im Jahre 1858 berührt und unter dem Namen Kara-Umbet aufgenommen worden. Es ist der Ort, wo man an den Laudan- oder Aibugir- See vom Abfall des Tschink herabsteigt. 36 Werst vom Vorgebirge Urga entfernt. Von hier- aus erreichte Bekowitsch den Fluss Akul, welcher aus dem Amu-Daria floss; drei Tage zog die Expedition an diesem Flusse hin und erreichte den Fluss Karagatsch, wo 60 Kosaken auf Fischfang ausgingen, und welcher nach Hadshi-Nefes Aussage vier Tagemärsche von Chiwa liegt. Ich glaube dieser Ort wird an den Tscharkrauk zu verlegen sein, wo ich ihn auch auf einer handschriftlichen Karte, die sich im Archiv des Generalstabes befindet, verzeich- net finde; es spricht dafür auch der Umstand, dass der Ort von einigen eine Schlucht (ypo- UNnsERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES Amu-DARïA. 35 чище), von anderen ein Fluss genannt wird, und in der That wissen wir, dass der Tschark- rauk eine breite Schlucht ist, welche für das alte Bett des Amu-Daria gilt, und in welcher zuweilen fliessendes Wasser angetroffen wird”); was unter dem Flusse Akul zu verstehen ist, längs welchem die Expedition drei Tage hinzog, kann ich nicht deuten, wenn es nicht der Laudan gewesen ist. Dass in der Expedition von Bekowitsch nirgends von einem Ueber- gange über den Aibugir-Busen die Rede ist, oder vom Umgehen desselben, ist vielleicht der Mangelhaftigkeit der Nachrichten zuzuschreiben, wenn das Schweigen nicht daher rührt, dass dieser See zu Bekowitsch’s Zeit gar nicht bestanden hat, wie ich sehr ge- neigt bin zu glauben, und wie ich es weiter unten motiviren werde; statt des Aibugir- See’s hat vielleicht eine Reihe einzelner Seen bestanden. Dass der Karagatsch in der Nähe des Tscharkrauk gelegen war, wird ferner noch durch die Aussage Fedorow’s bestätigt, welcher auch bis an diesen Ort vorgedrungen war und dort einen grossen Erdwall ange- troffen hatte, der nach Aussage der Turkmenen nur 2 Werst vom Amu-Daria entfernt war. Auf einer handschriftlichen Karte des Generalstabes, welche im Jahre 1831 nach Aussagen entworfen wurde, ist ein Damm, unter der Bezeichnung des Chan’schen, verzeichnet, 1'/, Werst vom Amu-Daria entfernt, dicht an einem Sumpfe gelegen und parallel dem Amu- Daria. Etwa 20 Werst SSW davon ist ein altes Flussbett, Kunä-Daria-Lyk (altes Fluss- bett) angegeben, dasselbe zieht sich in der Richtung von SO nach NW, vom Punkte der geringsten Entfernung des Dammes 50 Werst weit fort, und macht eine Biegung nach SW; bei dieser Stelle, im Knie, tritt in das alte Bett der Fluss Tscharkrauk, welcher von NO nach SW fliesst. Der Tscharkrauk wird aus zwei Zuflüssen gebildet, deren einer aus dem Laudan fliesst, der andere Zufluss ist nur 10 Werst lang und entspringt aus einem, Sara-Kul genannten See, in welchen auch ein Theil des Laudan mündet. Eine Copie dieses Theiles der Karte, welche die Aussagen der Kundschafter Bekowitsch’s so schön bestätigt, während sie doch nicht ihrer Aussage entnommen ist, lege ich hier in verklei- nertem Maassstabe bei. In der Umgegend dieses Ortes, von dem Damme nach Osten hin, werden nur Ruinen verzeichnet, und konnten daher die Kundschafter wohl wagen bis hier- her vorzudringen, ebenso konnte auch Bekowitsch wagen, 60 Kosaken zum Fischfang auszuschicken; weiterhin war die Gegend stärker bevölkert, und daher riethen denn auch die Turkmenen den Kundschaftern Bekowitsch’s vom Wege rechts abzubiegen, d. h. nach O oder SO hin, da sie von N oder NO kamen. Von diesem Orte gingen die Reisen- den 20 Werst in der Steppe. Darauf zogen sie 3 Tage lang im alten Flussbett hin, bis sie zu Ibrahim-At kamen; auch diese Angabe stimmt sehr befriedigend mit der An- gabe Abbot’s überein; obgleich man die Position Ibrahim-Ats nach Abbot nicht genau angeben kann, so muss es doch, wie unten gezeigt werden wird, sehr nahe mit der Angabe Fedorow’s übereinstimmen, wenn man einen Tagemarsch des Letzteren zu 30 Werst annimmt, was für ermüdete Cameele nicht zu wenig ist. Auch in der oben erwähnten 52) So hat das alte Bett z. B. Basiner gesehen. Bär und Helmersen. Beiträge zur Kenntniss des russi- schen Reiches. B. 15. 1848, 5 * 36 В. Lexz, handschriftlichen Notiz des Obristen, gegenwärtig Feldmarschall und Grafen Berg, ist die Entfernung Ibrahim-Ats vom Amu zu 115 Werst angegeben. Soviel lässt sich aus Bekowitsch’s Expedition über das gesehene Flussbett folgern, und demgemäss habe ich auch dasselbe auf der beifolgenden Karte eingetragen, indem ich jedoch die Richtung über das Bett, von welcher weder Fedorow noch Hadshi-Nefes sprechen, nach der handschriftlichen Karte von 1831 angenommen habe. Seit Bekowitsch’s Expedition verging ein volles Jahrhundert, ohne neue, sichere Zeugnisse über die alten Flussbetten im Osten des Caspischen Meeres zu bringen, und erst die Reise Murawjeff’s im Jahre 1819 giebt wieder Belege für die Existenz des alten Bettes, nach denen man dasselbe in die Karte eintragen kann. Die Expedition Murawin’s und Gladyscheff’s im Jahre 1740, welcher wir anderweitige interessante Aufschlüsse verdanken, ist von Osten an den Amu-Daria gekommen und hat ihn kaum überschritten. Benevini berichtet 1725 nur nach Hörensagen, Danila Rukawkin will 1753 die Ver- bindung des Aral-See’s mit dem Caspischen Meere mit eigenen Augen gesehen haben, doch ist aus seinen Aussagen nichts zu folgern. Dubrowin’s Karte, welche Herr Eichwald in das Jahr 1692 verlegt, zeigt auch eine Verbindung dieser beiden Meere, doch ist es nicht bekannt, auf welchen Quellen dieselbe basirt. Blankennagel, dessen Reisebeschreibung 1858 von Grigorieff herausgegeben wurde, läugnet entschieden die Möglichkeit einer solchen Verbindung, giebt aber zu, dass der Amu mit einem Arme mag in das Caspische Meer geflossen sein, und erwähnt, dass er selbst das alte Flussbett auf dem Wege nach Chiwa und auf der Rückreise nicht nur gesehen, sondern auch überschritten habe; wo dies geschehen, giebt er jedoch nicht an. Murawjeff führt in seiner Reisebeschreibung vier Stellen an, wo er alte Flussbetten gesehen hat, von denen jedoch eins entschieden nicht dem Amu-Daria angehören kann, sondern wahrscheinlich einem kleinen Zufluss desselben. In seinem Itinerar, welches mir aus einer handschriftlichen Copie im Archive des General- Stabes bekant ist, giebt Murawjeff die Entfernungen aus der Dauer des Marsches an, indem er für den Gang der Cameele 4 Werst per Stunde annimmt; diese Geschwindigkeit ist indessen zu gross, wie alle neueren Reisenden es bestätigen, und wie ich selbst Gelegenheit gehabt habe, mich auf einer Reise zwischen Sedshestan und Kirman davon zu überzeugen, Bei grösseren Reisen kann man für den Gang des Cameeles nicht mehr als 3 Werst anneh- men, indem dieses Thier nur die ersten Tage 3'/,, vielleicht 3'/, Werst zurückzulegen im Stande ist. Demuach sind alle von Murawjeff gegebenen Entfernungen in dem Verhält- niss von 3 zu 4 zu verringern, und es wird diese Correction auch aus Murawjeff’s eigenem Itinerar ersichtlich. In der That beträgt die von Murawjeff zwischen dem Balkan’schen Meerbusen und Chiwa zurückgelegte Strecke, dem Itinerar zu Folge 812 Werst, während sie in Wirklichkeit gegen 600 Werst betragen haben muss, also fast genau im Verhältniss von 3 : 4 geringer ist. Ich habe nun Murawjeff’s Marschroute neu eingetragen, sowohl mit Berücksichtigung dieser Correction, als auch der Richtungen, welche in der angeführ- ten handschriftlichen Copie angegeben sind, die detailirter ist, als wie sie in der Reise- UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARrA. aM. beschreibung 53) mitgetheilt ist. Zudem ist nun auch die Lage von Dirin aus Dandeville’s Aufnahme genau bekannt, wodurch die Orientirung für Murawjeff’s Tour wesentlich er- leichtert wird. Durch diese, richtigere, Eintragung sind auch die von Murawjeff gesehe- nen Flussbetten nicht unbedeutend verschoben worden. Solcher Flussbetten hat Muraw- jeff, wie erwähnt, 4 gesehen. Das eine südlich von seiner später unternommenen Reise nach Chiwa, am Balkanbusen, bei der Mündung in denselben, das zweite bei Dirin, das dritte Bett nennt er Ussboi, das letzte endlich Engündsh. Das erste Bett ist uns aus spä- teren Reisen sehr gut bekannt, das zweite richtete sich von N. nach S., es gehört gewiss nicht dem Amu-Daria, sondern einem Zufluss zu demselben, wie das die Aufnahme Dande- ville’s aufs unwiderleglichste zeigt, indem es das Bett eines aus den östlich vom Karabo- gas gelegenen Bergen entspringenden Flusses ist, welcher Anfangs von N. nach S. floss, und dann nach О. wandte, um sich wahrscheinlich mit dem Amu-Daria zu vereinigen und dann bei den Balkhan-Bergen vorbei in das Caspische Meer zu fliessen. Das dritte Fluss- bett, welches Murawjeff bei Besch-Dischik gesehen hat und welches hier Uss-Boi genannt wurde, hatte die Richtung von NO. nach SW., muss sehr nahe an demselben Punkte gele- gen haben, wo Bekowitsch’s Kundschafter das Bett verliessen, und wo auch später Ab- bot es aus den Augen verlor, 4. В. bei Ibrahim-At. Mit demselben Namen, Uss-Boi beleg- ten, nach Murawjeff, die Turkmenen das Flussbett bei der Mündung in den Balkhan- Busen. Derselbe Name findet sich vielleicht in der erwähnten handschriftlichen Notiz des Grafen Berg, wo der Ort Bisch-Tisik genannt wird, und, längs dem alten Flussbette ge- rechnet, 125 Werst von Ibrahim-At entfernt ist. Das letzte Flussbett, welches Murawjeff auf seinem Rückwege gesehen hat, kann nur mit geringerer Genauigkeit eingetragen wer- den, da Murawjeff bei der Eile der Rückreise die zurückgelegten Entfernungen nicht mehr notirt hat; ich habe diesen Ort nach Murawjeff’s Karte eingetragen, indem ich die Entfernungen von Tuër und Chiwa in dem Verhältniss von 3 : 4 verändert habe. Auch hier hat das gesehene Bett die Richtung von NO. nach SW. Trägt man die von Muraw- jeff gesehenen Spuren diesen Bemerkungen gemäss in die Karte ein, so bilden sie beinahe die Fortsetzung zu einander, wodurch es sehr wahrscheinlich wird, dass sie ein und demsel- ben Flusse angehören; da ferner das Flussbett Uss-boi mit dem von Fedorow bei Ibrahim-At gesehenen fast zusammenfällt, und da letzteres bis beinahe zum Amu verfolgt worden ist, so hat man es hier wohl sicher mit einem Bette dieses Flusses zu thun, wie das in der That von den Turkmenen allgemein geglaubt wird, und wofür auch dieselbe Bezeichnung des Bettes an weit von einander liegenden Punkten spricht. Das frühere Meeresufer, welches Murawjeff bei Beschdischik angetroffen hat, ist wohl der Tschink, der sich hier von О. nach W. zieht; bei richtiger Eintragung der Murawjeff’schen Marschroute fällt dieses Ufer in der That sehr genau mit dem Tschink zusammen wie er auf der Karte von Tur- kestan von Iljin verzeichnet ist; diesem Zusammenfallen ist übrigens nicht grosses Ge- wicht zu geben, da der Südabfall des Tschink kaum gekannt ist. 53) Murawjeff. Voyage en Turcomanie et Khiva 1823. 38 Г В. Lenz Abbot hat ein altes Flussbett 5 Tage hindurch auf seinem Wege längs dem Südab- falle des Ust-Urt gesehen, stets in der Richtung von О. nach W. sich hinziehend und nur zuletzt nach SW. abweichend, in gerader Richtung auf den Balkan-Busen gerichtet und sich an den Tschink dicht anschmiegend. Diese Stelle des Flussbettes muss die nämliche sein, in welcher auch Bekowitsch’s Kundschafter in demselben hinzogen, da auch Abbot nach Ibrahim-At gelangt, welches die erwähnten Reisenden berührten. Von hier während zweier Tage sieht Abbot noch am letzten Tage in weiterer Entfernung in der Richtung von S. bei W., das alte Bett des Amu-Daria. Ibrahim-At liegt nach der beifolgenden Karte nordöstlich von Besch-Dischik Murawjeff’s, Eichwald verlegt letzteren Ort zu weit nach O., beinahe in den Meridian von Urgendsh. Da die Entfernung, welche Abbot am 20. März zurückgelegt hat, nicht angegeben ist, so lässt sich die Lage von Ibrahim - At nicht genau angeben. Ich habe sie aus Zimmermann’s Karte genommen. Vambery’°*) hat das alte Bett des Oxus an drei Stellen berührt. Der erste Punkt liegt östlich von dem Ilmen-See, bevor das alte Bett sich in zwei Arme theilt; an dieser Stelle hat das Bett die Richtung von WSW. nach ONO. und führt hier den Namen Döden, welchen ich in Doudän wiederfinde, in einer Beschreibung’) des Chanats Chiwa, von einem ungenannten Autor, der aber sehr ausgezeichnete Kenntnisse dieses Gebietes ver- räth und dieselben offenbar aus unmittelbarer Anschauung kennt. Nach dieser Angabe heisst so ein altes Flussbett zwischen den Canälen Kasawat und Schawat. Denselben Na- men finde ich auch auf der handschriftlichen Karte von 1831, deren Copie hier beigefügt ist, wo unter dieser Benennung ein altes Flussbett bezeichnet ist, gleichfalls zwischen den- selben zwei Canälen gelegen. Auf der Karte von Gens) fehlt dieses Flussbett, doch ist seiner im Texte gedacht. Auf der Karte Chanykoff’s”) vom Jahre 1851 fehlt dieses Bett gleichfalls. Auf der Marschroute von Ignatjeff finde ich dieses Flussbett nicht verzeich- net, doch zieht sich zwischen den Canälen Kasawat und Schawat, welcher wohl unter dem Namen Schah-Abad zu verstehen ist, eine Sandwüste, welche an einem von den Punk- ten, an welchen die Expedition diese Stelle durchschritt, einen Süsswasser-See, Air, zeigt, der wohl vielleicht auf das alte Bett deuten könnte, da derselbe von keinem Canal genährt wird. Die zweite Stelle, an welcher Vambery das alte Flussbett gesehen hat, liegt fast genau zwischen den zwei von Murawjeff gesehenen Spuren, zwischen Uss- Boi und Engündsh, hier zieht sich das Bett von NNW.nach SSO., und bildet somit gleich- sam ein Verbindungsglied zwischen den zwei von Murawjeff gesehenen Betten. Die dritte von Vambery angeführte Stelle eines alten Flussbettes liegt schon dicht am Amu bei Kanli; im Texte ist über diese Stelle nicht die Rede, doch ist sie auf der Karte verzeich- net, so dass ich nicht sagen kann, ob Vambery hier das Flussbett gesehen hat, oder ob er es anderen Karten nachzeichnet; übrigens hat die Karte hier einige Fehler und bedarf 54) Vambery. Reisen in Mittelasien. 56) Bär und Helmersen. Beiträge B. 2. 1839. 55) Журналъ Департамента ВнЪшней Торговли u 57) Карта Аральскаго моря и Хивинскаго Ханства. Мануфактуръ 1843. Ханыкова. 1851. UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 39 der Correctionen; um die Marschroute Vambery’s einzutragen, habe ich die Richtungen, in welchen er wanderte, beibehalten, und die Entfernungen ein wenig modificiren müssen. So werthvoll Vambery’s bewunderungswerthe Reise ist, so bieten gerade die Marsch- routen am wenigsten Sicherheit, was den Verhältnissen des Ländergebietes zuzuschreiben ist; man kann eben im Orient kaum ethnographische Arbeiten mit topographischen verei- nigen; für ersteren Zweck ist es gewiss am meisten nutzbringend als Hadshi zu reisen, wenn man den Muth und das Geschick dazu hat; für letzteren Zweck muss man sich einer Ge- sandtschaft anschliessen, wobei man freilich das Volk nicht kennen lernt. Auf Vambery’s Karte ist das Flussbett des Amu noch auf einer Stelle verzeichnet, obgleich er hier im Text nicht ausdrücklich sagt, ein Bett gesehen zu haben; es ist dies der Ort, wo Vam- bery den See Schor-Göl (Salz-See) getroffen hat; ob es vielleicht der südliche Arm des Amu, der bei Schachawat und Kasawat sich abzweigte, oder od es nur eine Hypothese Vambery’s ist, kann nicht entschieden werden. Auch Basiner’°®) hat das alte Flussbett, dort wo es den Laudan-Arm des Amu-Daria verlässt, überschritten; es enthielt damals Wasser, welches jedoch in Form eines EN Baches le und kaum den zehnten Theil des alten Bettes ausfüllte. Das von Conolly gesehene Bett von 1000 Schritt Breite scheint auch dem Amu- Daria angehört zu haben, obgleich seine Lage zu südlich verzeichnet ist; man ist zu der Vermuthung über die Identität dieses Bettes mit dem des Amu-Daria veranlasst durch das vollständige Schweigen Vambery’s über ein so mächtiges Bett, und dennoch musste Vam- bery dasselbe überschreiten. Schliesslich sind auch die beiden Ausfluss-Arme des Amu-Daria, der Achtam und Ad- shaib, in den Balkhan und Chiwenser Golf gesehen worden, der erstere sogar befahren wor- den. Die Zeugen für diese Arme sind Eichwald, Rymin, Murawjeff, Bassargin und Blaremberg, der den ersteren bis zum Salzsee Baba Kadshar befahren hat. Alle diese Flussbetten haben einem grossen Strome angehört, das zeigen die mächti- gen Dimensionen derselben. Abbot giebt ihm gegen 2400 Fuss (800 Jard), Basiner 6 — 700 Fuss, Murawjeff bei Uss- Boi 700 (100 Faden) Breite bei 15 Länge, СопоПу 2000 (1000 Schritt), Blaremberg, ein Begleiter Karelin’s, 1050 Fuss (150 Faden); nach Karelin ist die Breite des Achtam 1120 Fuss (160 Faden), und zwischen ihm und dem Westabhange des Balkan zieht noch ein ausgetrocknetes Flussbett mit flachen Ufern von 2'/, Werst Breite hin. Alle diese vielfach gesehenen Spuren lassen wohl keinen Zweifel, dass man es hier mit dem früheren Laufe des Amu-Daria zu thun hat; dafür sprechen mehrere Belege: schon der Umstand, dass es in der ganzen Gegend keinen zweiten Fluss giebt, der dieses Bett hätte einnehmen und ausfüllen können, ist ein Beweis dafür, dass man die trocken gelegten Betten dem Amu zuzuschreiben hat, es wird derselbe noch unterstützt durch die gleichen Namen, welche man den Betten an verschiedenen Stellen giebt, so der Name Uss- 58) Bär und Helmersen. Beiträge. B. 15. 1848. 40 R. Lenz, Boi und Döden oder Doudän, die beide am oberen und unteren Lauf des alten Bettes auf- treten, so der Name Ogus, welcher noch jetzt am unteren Laufe, d. h. dem Bette bei seiner Mündung gegeben wird, wo die Wurzel des Wortes Ogur so häufig wiedergefunden wird, die Küste Ох, die Insel Ogurtschi, während zugleich der Aral-See, nach Ritter, von den Tartaren Ogus genannt wird. Zu gleicher Zeit weist dieser Name auf die Benennung des Amu-Daria bei den alten abendländischen Schriftstellen bin und man erkennt in ihm den Oxus wieder, freilich kann diese Wurzel Og auch ebenso gut auf den Ochus der Alten, den Tedshen, gedeutet werden, wenn nicht die beiden Namen Ochus und Oxus identisch sind, wie ja im Orient ein Nebenfluss oft den Namen des Hauptflusses trägt, z. B. der Fluss von Baïkh, der auch unter dem Namen des Amu-Daria geht. Das & der Griechen und die Aspiration als x oder am Anfange eines mit einem Vocale beginnenden Wortes scheinen mehrfach in einander übergegangen zu sein, ja, vielleicht ist der Unterschied zwi- schen dem Klange Oxus und Ochus bei den Griechen gar nicht so stark gewesen, wie er uns jetzt deucht, und ist das & derselben nur eine starke Aspiration des № gewesen, viel- leicht unserem sch entsprechend, wodurch es sich dann erklären würde, dass das persische sch im Griechischen oft durch & wiedergegeben wird; (Ardeschir und Artaxerxes, Schar- fluss im Jaxartes, Hunnoi und Xunnoi, sowie die Aussprache des х`4ег Spanier). Nach den gesehenen Stellen des alten Flussbettes lässt sich ungefähr auch der alte Flusslauf darstellen, wie es in der beigefügten Karte versucht ist, und es stimmt dann der Lauf sehr wohl mit Abulghasi’s Angabe überein, wenn man unter den Abulchan-Bergen nicht das Balkhan-Gebirge, sondern den Ust-Urt verstehen will. Dann sehen wir in der That den alten Amu-Daria bei Urgendsh vorbeifliessen, den Ausläufer des Ust-Urt um- gehen, sich nach Süden wenden, darauf nach W. fliessen und sich in das Caspische Meer ergiessen, genau wie Abulghasi es angiebt und wie er den alten Lauf, vielleicht gerade aus der Kenntniss dieses Bettes, beschrieben hat. Die Stelle, wo einst der Amu-Daria mün- dete, liegt entschieden am Balkan-Busen und nicht im Karabogas, wie Blankennagel sagt, Levschin zeichnet und Zimmermann zu beweisen sucht. Eine solche Mündung ist schlechterdings unmöglich, da die Karte von Dandeville den Karabogas nicht nur von allen Seiten von Berghöhen umgeben angiebt und in ihnen kein trockenes Bett zeigt, son- dern auch den bei Dirin herabfliessenden Fluss erst nach S., dann nach O. laufen lässt, also auf die dem Karabogas entgegengesetzte Seite. Dass die gesehene Furche in der That ein altes Flussbett ist, und nicht etwa die letzte Spur der Verbindung des Aral-See’s mit dem Caspischen Meere, welche wohl einst zusammengehangen haben, dass beweisen die in der Gegend des alten Bettes gesehenen Ruinen und Canalbauten, die nicht nur am Bett des Flusses, sondern in der ganzen Ge- gend zerstreut, für eine reiche Cultur dieses Gebietes sprechen. Denn die Gegend wäre wohl nie so stark bebaut gewesen, wenn nicht eben süsses Wasser sie dem Menschen be- wohnbar gemacht hätte. Von diesen Ruinen wissen alle Reisenden zu erzählen. So berich- tet Blaremberg von den Ruinen Scheich-Mustafa am Achtham, zu denen noch gewall- UxSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 4] fahrtet werden soll, am Adshaib berichtet Karelin von den Ruinen Kunä-Basar, nahe am Golf von Chiwa, in welehen man seltsam geformte goldene Armbänder feiner Arbeit, irdene Kruken, verglaste Ziegel, Glas u. $. w. finden soll; oberhalb Kunä- Basar liegen die Rui- nen Kara-Baba; 2, Werst südöstlich davon, in Tschertscheli, Fundamente grosser Ge- bäude. Im oberen Theile des alten Laufes sind Ruinen in noch grösserer Menge gesehen worden, was freilich weniger entschieden auf einen früheren Arm des Amu-Daria deutet, da, wegen des Gefälles nach Osten, die Canäle vom Amu-Daria sehr weit nach Osten gezo- gen werden können; doch hat Murawjeff auf seinem Rückwege die Ruinen bis nicht weit vom Bette Engündsch angetroffen. Der Ruinen am oberen Laufe erwähnen alle Augenzeugen, so Bekowitsch’s Kundschafter, Abbot, Vambery, Murawjeff. Leider sind diese Rui- nen bis jetzt noch nie untersucht worden; so viel aus flüchtigen Bemerkungen Reisender zu schliessen ist, gehören sie drei verschiedenen Zeitperioden an, indem sie aus dreierlei Material bestehen: aus Ziegelsteinen, behauenen Feldsteinen und an der Luft gedörrten Steppenlehm. Die letzteren sind offenbar neueren Ursprungs, die aus Feldsteinen gehören wahrscheinlich der Mongolenzeit an; beide scheinen nur am oberen Theile des alten Fluss- bettes zu liegen. In der Nähe des Caspischen Meeres findet man, wie es scheint, Ruinen aus Backsteinen, welche einer unbekannten Zeit angehören. Eine Möglichkeit der einstigen Mündung des Amu- Рама in das Caspische Meer lässt sich aus dem Gefälle der ganzen Gegend im Osten des Caspischen Meeres sehr leicht nach- weisen. Die relative Höhe des Aral-See’s gegen das Caspische Meer ist zwei Mal gemes- sen worden, das erste Mal durch die bekannte Berg’sche Expedition vom Jahre 1826, das zweite Mal durch Herrn C. Struve. Die erste Messung hat die relative Höhe des Aral-See’s gegen das Caspische Meer zu 117 Fuss”) ergeben, nach Herrn Struve®) ist sie 132 Е. Wie Herr Borszszoff®'), die Höhe von 105 statt 132 herleitet ist mir nicht be- kannt, da ich seine Originalarbeit nich habe zu Rathe ziehen können, jedenfalls bin ich weit entfernt davon, diese Differenz einer Senkung des Niveau’s des Aral-See’s zuzuschreiben, wie Herr Borszszoff es gethan hat, und daraus die jährliche Abnahme des Niveau’s be- rechnen zu wollen, und würde ich sie, falls die Zahl des Hrn. Borszszoff richtig ist, nur der Ungenauigkeit Barometrische Höhenmessungen zuschreiben. Ich nehme das Mittel aus beiden Beobachtungen als wahrscheinlichste Höhendifferenz beider Meere an. Obgleich dem Berg’schen Nivellement ein höherer Grad von Genauigkeit zugesprochen werden muss, als dem von Herrn C. Struve, da ersteres eigentlich auf correspondirenden Beobachtungen be- ruht, während Herrn Struve’s Bestimmung auf Orenburg sich bezieht, und nur mit Hülfe 59) Ich habe das Nivellement der Berg’schen Expe- | ner Rechnung, die mit Hülfe von Guyot’s Meteorologi- dition nach einer Handschrift durchgerechnet, welche im | cal and physical tables ausgeführt sind, beträgt die Höhe Archiv des Ministeriums des Auswärtigen sich befindet, | des Aral-See’s über dem Caspischen Meere 116,9 Fuss und deren Mittheilung ich dem Baron Osten-Sacken | als Mittel aus drei Messungen, die resp. 112,1 — 118,7 verdanke. Die Zahlen in Herrn Eichwald’s alter Geo- | und 110,8 betragen. graphie des Caspischen Meeres können zur Berechnung 60) Berliner Geographische Zeitschrift. nicht benutzt werden, da sie Fehler enthalten. Nach mei- 61) Petermann’s Mittheilungen 1861. Mémoire de l’Acad. Пар. des sciences, VIIme Serie- 6 42 R. Lenz, des letzteren Ortes über dem Niveau des Oceans und dieses über dem Caspischen Meere, die Niveaudifferenz des Arals und Caspi bestimmt werden kann, so habe ich doch das Mittel von den beiden Bestimmungen genommen, weil ich den relativen Werth beider Bestimmungen gegen einander nicht abschätzen kann. Es ist demnach der Aral-See 124 engl. Fuss höher als das Caspische Meer. Die Stelle, wo das alte Bett sich vom jetzigen Аша abscheidet, d.h. der Ausfluss des Laudan, liegt 50 Werst vom Aibugir; es wird nicht zu viel sein, wenn man für die Erhöhung dieses Ortes über dem Aral-See 16 Fuss setzt, wodurch seine Höhe über dem Caspischen Meere gleich 140 Fuss wird. Der See Baba Kadschar, dort, wo sich das alte Flussbett, vor der Mündung in das Caspische Meer, in zwei Arme theilt, steht in Ver- bindung mit dem Caspischen Meere, und vom Ausfluss des Laudan aus dem Amu bis zu diesem See beträgt die Entfernung 620 Werst. Daher ist das Gefälle 140 Fuss auf 620 Werst, oder auf 1000 Fuss '/, Fuss. Dieses Gefälle könnte allerdings ungemein gering er- scheinen, wenn wir nicht wüssten, dass dasjenige vieler grosser und reissender Ströme bei der Mündung sehr gering ist. So ist im unteren Laufe das Gefälle der Loire auf 1000 — ‘/, der Donau zwischen Ulm und Donauwerth = '%, des Rheins zwischen Dortrecht und Strassburg = ‘|, der Seine zwischen Valvint und Séve — ”,, des Amazonenstromes bis 200 Seemeilen oberhalb der Mündung nur '/, ,“), auch die Msta soll 30 Werst vom Ilmen-See nur "/,, Fuss auf 1000 fallen ®). Es unterliegt demnach keinem Zweifel, dass das Gefälle vom Aral-See zum Caspischen Meere genügend gross ist, um das Wasser in dieses Meer zu leiten, und wird dadurch die Behauptung‘) eines zu geringen Gefälles widerlegt. In allem oben Angeführten habe ich zusammengestellt, was ich über den alten Lauf des Amu-Daria habe in Erfahrung bringen können, und es scheint mir daraus der sichere Schluss gezogen werden zu können, dass der Amu-Daria wirklich einst in das Caspische Meer geflossen ist, wie es von den älteren Schriftstellern vielfach ausgesagt worden ist, theils freilich aus Unkenntniss des Aral-See’s, theils wahrscheinlich auf Traditionen hin, zu deren Entstehung das erst so spät von Europäern gesehene alte Flussbett Veranlassung gegeben hat. Zu welcher Zeit jedoch dieser mächtige Fluss aufgehört hat seine Wasser dem Caspischen Meere zuzuführen und sich dem Aral-See zugewandt hat, das zu entschei- - den fehlen uns alle Anhaltspunkte, und doch könnten dieselben durch eine sorgfältige Be- sichtigung des ganzen Terrains, durch Untersuchungen der alten Baureste, über die wir fast garnichts wissen, Aufschluss geben; noch manche Mauer mag hin und wieder ein Zei- chen enthalten über die Zeit ihrer Erbauung, im Schutte der Ruinen mag manches wich- tige Document vergraben sein, ja, auch im alten Flussbett kann man erwarten, noch hin und wieder ein Zeichen aufzufinden. Freilich werden diese Schriftzüge mit jedem Tage unleserlicher, ein jeder Regen verwischt sie mehr und mehr, jedes Hochwasser spühlt sie fort, ein jeder Wüstenwind begräbt sie in immer tiefere Sandhügel. Zum Schluss noch einige Worte über die Ursache, welcher die Veränderung des 62) Gehler’s Wörterbuch VIII. 64) Энциклопедический лексиконъ. 63) Журналъ Департамента Манухактуръ 1843. UXSERE KENNTNISSE ÜRER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 43 Laufes des Amu-Daria zugeschrieben wird. Es sind darüber verschiedene Meinungen aus- gesprochen worden, und ist es nicht ohne practisches Interesse, sich über die Veranlas- sung Rechenschaft abzulegen. Man hat behauptet, der Fluss sei künstlich abgeleitet wor- den und der alte Lauf gedämmt, nach Einigen soll dies durch Badur Chan geschehen sein, um Urgendsh erobern zu können, nach Anderen von den Usbeken selbst, einmal um die Turkmenen des Caspischen Meeres zu strafen, das andere Mal um Chiwa vor den Raubzügen Stenka Rasin’s, des Wolga-Piraten, zu schützen, und man hat zum Beweise auf den Damm hingewiesen, dessen ich schon erwähnt habe, und welcher quer durch das alte Flussbett gehen soll. Wenn man jedoch liest, wie viel Mühe und Arbeit ein durch starke Anschwellungen des Flusses verursachter Durchbruch in den häufig vorkommenden Uferdämmen veranlasst, so möchte man mit Malte-Brun wohl bezweifeln, dass das Volk befähigt gewesen, diese Arbeit auszuführen; (doch sind die Orientalen grosse Künstler in der Hydraulik, und mögen wohl zu einer Zeit, wo das Land stark bevölkert war, eine solche Arbeit auszuführen im Stande gewesen sein). Einige der angeführten An- gaben widerlegen sich dadurch, dass zur angegebenen Zeit der Amu-Daria gar nicht mehr in das Caspische Meer floss, andere der Annahmen sind bereits durch den Grafen Can- crin widerlegt worden. Wiederum andere Autoren schreiben die Stromveränderung der Natur zu, und mögen dieselben der Wahrheit wohl näher kommen; doch scheint es nicht nöthig zu sein, vulcanische Hebungen zur Erklärung annehmen zu müssen, für welche wir ja keine Belege haben, ebenso wenig auch Erdbeben, von welchen nur sehr selten bei den Turkmenen und Usbeken die Rede ist. Es bleibt dann als letzter Grund die Austrocknung, und in Folge dessen abnehmende Wassermenge, ein Grund, welchen viele Schriftsteller anführen, ohne jedoch ihn näher zu prüfen und ihre Auffassung specieller darzulegen. Nur der Graf Cancrin hat seine Hypothese näher erörtert, und da diese Auffassung ihn zu höchst wichtigen practischen Folgerungen geführt hat, so werde ich auf seine Ansicht näher eingehen. Graf Cancrin theilt seine Hypothese folgendermassen mit). «Uns scheint sich die Sache auf eine andere Art aus dem allmähligen Trockenwerden «einer Gegend natürlich zu erklären. Bei einem in der Vorzeit weit höheren Stande «des Aral-See’s machte er nur einen Binnensee des Amuflusses aus. Der nun vertrocknete «Arm war eigentlich der Ausfluss des See’s, und dieser bedeckte den Ort, wo die Bifluenz. «später anfing. Dieser Ausfluss konnte nur da durchbrechen, wo es die Spuren zeigen, «weil alles nördliche Land zu hoch liegt. Nachdem aber durch allmähliges Trockenwerden «der Spiegel des Arals sich etwas erniedrigt und die Zuflüsse des Amu sich vermindert «hatten, ward die Bifluenz, wie ganz natürlich, sichtbar. Bei noch weiterem Trockenwer- «den und Sinken des Aral-Niveau’s wurde die Wassermenge zu schwach, um überhaupt «des Ausflusses zum Meere zu bedürfen. Der Arm zum Meere trocknete nach und nach «aus: die Verdunstung reichte hin die Amu- Wasser aufzuzehren, die indessen bei hohem 65) Zimmermann. Denkschrift über den Oxus. 6% 44 R. LENZ, «Stande den Schlauch noch zu Zeiten füllen mochten. Vielleicht trugen Erdbeben zu dieser «Veränderung bei; doch alleinige Ursache konnten sie nicht sein, denn bei hinreichender «Wassermasse hätte der Fluss sich irgendwo wieder einen Ausweg gebrochen oder durch- «gefressen. Nachdem der alte Ausfluss sehr seicht geworden, reichte er nicht mehr zu «den Bewässerungsanstalten hin. Diese Nothwendigkeit — nicht eingebildete Furcht — «führte eine Wohnungsveränderung herbei, und Alt-Urgendsh wurde verlassen. Da mag «denn ein Damm in das seichte Wasser — vielleicht nur für die Zeit der Flussschwelle — «geschüttet worden sein, um für die anderen Canäle das kostbare Element zu sparen, be- «sonders da vermuthlich auch hier eine allmählige neue Abnahme verspürt wurde. So «scheint sich die Aufgabe ganz natürlich zu lösen, und die schöne Idee der Wieder- «eröffnung des alten Djihunlaufes und einer Beschiffung bis Balkh u. $. w., deren schon «die Alten erwähnnen, ist leider nicht statthaft, selbst von allen politischen Rücksichten «abstrahirt, und auch dann nicht, wenn man den Arm, der in den Aral führt, abdämmen «wollte. Denn die verminderte Wassermenge würde sich entweder durch den Sand einen «näheren Weg zum Aral bahnen, oder, aus Mangel an Kraft des Ausflusses, wahrscheinlich «nicht einmal das Meer erreichen, sondern nach und nach sich einsickern. Der pestilen- «zialischen Dünste, die bei plötzlich vermindertem Zufluss in den Aral entstehen könnten, «wollen wir nicht erwähnen». ] Soweit die geistvolle Auffassung des Grafen Cancrin. Sie hat viel Wahrscheinliches für sich, ich glaube aber nicht, dass sie zur Erklärung des Phänomens genügt, und scheint es mir, dass sie auf einer nicht begründeten und daher willkührlichen Basis beruht, welche auch die auf sie gebauten Folgerungen zweifelhaft macht. Nach der Ansicht des Grafen Cancrin ist also die Austrocknung des Aral-See’s uud seiner Zuflüsse die erste Ursache, warum der Amu-Daria sich eine neue Mündung in den Aral gewählt hat, und es wird da- her nicht überflüssig erscheinen, diese Austrocknung näher zu untersuchen, um so mehr, als aus ihr häufig voreilige Schlüsse gezogen werden. In der That ist das ganze Centralasiatische Gebiet ein auffallend trockenes, wenn- gleich die grösste Trockenheit weiter südlich vom Aral-See, in Chorassan, zu suchen ist. Nicht nur zeigt es, wie alle Gebiete der subtropischen Zone, einen ungemein trockenen Sommer, es kommt vielmehr noch hinzu, dass auch die Wintermonate wenig Niederschläge geben. Das characteristische Merkmal der subtropischen Regenzone, d. h. die Winterre- gen, zeigen schon die wenigen Beobachtungen, welche von Herrn Danilewsky und dem die Expedition begleitenden Naturforscher, Herrn Basiner, im Jahre 1842 in Chiwa und Tuschhaus ausgeführt worden sind. Nach Herrn Danilewsky°®) vertheilen sich die klaren und bewölkten Tage in den letzten Monaten des Jahres 1842 folgendermassen: 66) Записки Русскаго Географхическаго Общества 1851 Т. У. UNsERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 45 Anzahl der Tage: Klare. Bewölkte. Mit Regen. September 26 4 0 October 23 8 0 November 19 й 4 December 14 15 2 Summe 82 34 6 Demnach kommen auf 122 Tage nur 6 mit Regen und nur 40 mit trübem Himmel, . die übrigen 82 sind klar. Dabei sind September und October ganz ohne Regen und nur wenig bewölkt, aller Regen und die meiste Bewölkung fallen in den November und Decem- ber, wie dies aus folgender Zusammenstellung sehr scharf hervortritt: Auf 100 Tage kommen: . Klar Bew. Regen. Im September und October 80,3 190... 9 Im November und December 54,1 36,1 9,8 Dasselbe Resultat, nämlich vorwiegend grössere Feuchtigkeit im Winter, zeigen auch die Psychrometrischen Beobachtungen des Herrn Вазшег”), welcher folgende Feuchtig- keit der Luft in Procenten der Sättigung fand: October | 45 Procent. - November 54 » December 78 » Januar (1—11) 80 » Wenn auch die Beobachtungen Herrn Basiner’s die vorherrschenden Regen im Winter nicht so scharf zeigen, wie die des Herrn Danilewsky, so ist doch auch hier die geringe Anzahl klarer Tage im Winter und die grössere der ganz oder theilweise bewölk- ten nicht zu übersehen. Nach Basiner sind nämlich Ganz klare Tage. Ganz trübe Tage. Regen. Schnee. Rest (nicht g. klar). October 25 2 4 0 4 November 19 3 3 0 8 December 10 nl 5 0 10 Januar (1—11) 5 5 0 4 0 Die letzte Spalte habe ich erhalten, indem ich die Summe der zwei ersten aus der Zahl der Tage des Monats abgezogen habe. Auch diese Beobachtungen zeigen demnach 67) Baer und Helmersen. Beiträge Bd. 15. 46 | В. Lenz, ganz deutlich, dass zum Winter die Zahl der klaren Tage abnimmt, während die der ganz bewölkten und zum Theil bewölkten wächst. Den grössten Theil des Jahres herrscht hier der Polarstrom vor, wie das aus Danilewsky’s Angaben deutlich hervorgeht, welcher unter 77 Winden 41 von N. bis О. aufzählt, und nur 21 von $. bis W.; die übrigen Winde sind dann Uebergangswinde, von denen der SO. am häufigsten, nämlich 12 mal er- scheint, von denen 8 Fälle auf den November und December fallen. Diese polaren Ströme bedingen denn auch die grosse Trockenheit des Centralen Asiens; aber die Südwinde, die Aequatorial-Ströme, welche für uns die regenbringenden sind, spenden dem Centralasia- tischen Gebiete keinen Segen; geboren in den Gluthsteppen Afrika’s bringen sie nach Inner-Asien nur die trockene Luft dieses Gebietes. Ich habe durch psychrometrische Mes- sungen in Herat die Trockenheit des SW.-Windes direct nachgewiesen“), und gezeigt, dass in der That dieser Wind noch trockener ist als der polare, und dasselbe was ich in Herat gefunden, wird wohl auch im Chiwa’schen Gebiete gültig sein, obgleich ich es aus den dortigen Beobachtungen nicht nachzuweisen im Stande bin. Eine Folge davon ist, dass selbst bei entwickelten Aequatorial-Strömen in Central-Asien kein Regen fällt, während sonst dieses der regenbringende Wind ist und nur er die Regen der subtropischen Zone bedingt. Die Regen in Chiwa und Taschhaus scheinen alle Uebergangswinden anzugehören, dafür sprechen mehrere Umstände. In der That sind die Regen, wie es Basiner’s Beob- achtungen zeigen, nur von kurzer Dauer, gewöhnlich von wenigen Stunden, zuweilen nur wenige Minuten anhaltend, und verrathen dadurch den Character von Uebergangsregen, die während des Kampfes zweier Winde bestehen; ferner fällt der Regen grösstentheils, ja fasst ausschliesslich, bei SO.-Wind, einem Uebergangswinde; vielleicht erklärt sich hier- aus auch die Beobachtung, welche in Taschkend von Terentjeff gemacht ist”), und welcher zu Folge eintretendes Steigen des Barometers in Taschkend Regen anzeigt, weil es auf ein Verdrängen des aequatorialen Stromes durch den polaren hinweist. Daher die grosse Dürre dieser Gebiete, wie sie von keinem anderen überboten wird, eine Dürre, die in Cho- rassan bis 10°/, herabsinkt, und den Regen, der zuweilen aus den hohen Luftschichten sich herabsenkt, aufzehrt ehe er den Boden erreicht, wie Danilewsky dieses Phänomen in Chiwa und ich in Chorassan beobachtet haben. Aus dieser Dürre ist man jedoch noch keineswegs berechtigt zu folgern, dass die Seen Centralasiens im Austrocknen begriffen sind und daher ihre Wasserspiegel sich sen- ken. Der Niveaustand der Seen, wenn sie, wie das Caspische Meer und der Aral-See, keine Ausflüsse haben, wird dureh zwei Umstände bedingt, durch die Verdunstung auf der Oberfläche derselben, welche der Grösse der Oberfläche proportional ist, und durch die Zufuhr an Wasser, welche die atmosphärischen Niederschläge, etwaige Quellen am Boden und die Flüsse bringen. Nehmen wir die letzteren Umstände als constant an, so wird bei allmähligem Austrocknen der Seen ihr Niveau abnehmen, aber nur bis zu einer gewissen 68) Dove. Der Schweizer Fön. 69) ИзвЪет1я Императорскаго Русскаго ГеограФическаго Общества T. IV. 1868. UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 47 Gränze, indem es schliesslich constant wird, da ja, namentlich bei so flachen Ufern, wie der Aral sie von drei Seiten zeigt, mit der Abnahme des Niveau’s die Grösse der Ober- fläche auch abnimmt, wodurch die Verdunstung verringert wird. Schliesslich wird sich dann eine Art beweglichen Gleichgewichts herstellen, wenn nämlich Zufuhr und Verdun- stung einander das Gleichgewicht halten, und ein continuirliches Sinken des Spiegels wird weiter nicht stattfinden. Alsdann werden nur noch unregelmässige Schwankungen in der Höhe des Niveau’s eintreten, welche durch grössere oder geringere Hitze der Gegenden und dadurch vermehrte Verdunstung, oder durch die jährlich in ziemlich weiten Gränzen schwankende Regenmenge bedingt werden. Die Senkung des Spiegels des Caspischen Mee- res unter das Niveau des Oceans mag in einer solchen Austrocknung ihren Grund gehabt haben, wobei freilich die Ursache des relativ geringen Salzgehaltes dieses Meeres noch zu finden bleibt, gegenwärtig aber scheint das Caspische Meer in diesen status quo gelangt zu sein, da der Spiegel desselben im Laufe von fast 500 Jahren sich kaum verringert hat. Für den Aral-See, welcher wohl ohne Zweifel einst mit dem Caspischen Meere zusammen- hing, bietet sich eine neue Schwierigkeit in dem Umstande, dass das Niveau dieses See’s über dem des Oceans liegt, wofür wir doch zwei in verschiedenen Jahreszeiten ausgeführte Messungen haben, so dass kaum ein Grund vorliegt an dieser Thatsache zu zweifeln. Schon dieser Umstand müsste uns Vorsicht anrathen bei der Annahme des Austrocknens dieses See’s. Es scheint aber, dass auch der Aral sich in dem Zustande des beweglichen Gleich- gewichts befindet, jedenfalls ist das Gegentheil wohl in diesem Augenblicke nicht zu be- weisen. Es scheint in der That, dass die Ost- und Südost-Ufer des Aral’s in der Zeit, wo wir den See kennen, sich wesentlich nicht verändert haben, wie ein Vergleich der Aufnah- men Murawin’s und Butakoff’s zeigt. Beim ersten Blick auf die Karte scheint freilich nach Butakoff der Umfang des Arals geringer zu sein, als nach Murawin, es rührt dies aber, wie Chauikow es gezeigt hat, von der über Gebühr ausgedehnten Marschroute Mu- rawin’s her, wovon man sich durch die starke Verrückung Chiwa’s nach Süden überzeu- gen kann. Corrigirt man nach der Position Chiwa’s die Marschroute und Aufnahme Mura- win’s, so schrumpft die Differenz in der Lage der Ufer des Aral-See’s nach ihm und Bu- takoff auf ein Minimum zusammen. Wenn man an einzelnen Stellen des Aral-See’s in der That Verflachungen angetroffen hat, wie Butakoff solche im Norden gesehen, und wie - solche aus Rytschkow’s”°) Nachricht über Kungrat gefolgert worden sind, so kann man hingegen an anderen Orten Zunahmen der Tiefe nachweisen. Eine solche Zunahme scheint entschieden der Aibughirbusen zu zeigen; in der That finden wir in den Karten des vori- gen und auch im Anfang des jetzigen Jahrhunderts”) statt des Aibughir einen oder meh- rere abgetrennte Seen, welche sich später in einen grossen beinahe bis zum Aral-See aus- dehnen, in Makscheeff’s””) trefflicher Beschreibung des Arals ist dieser See mit dem 70) Оренбургская топограчя. 72) Аральское море въ ГеографФическомъ ЛексиконЪ. 71) So auf den Karten von: Dubrowin, Levschin. | Семенова. 48 В. Lenz, Aral noch nicht verbunden, doch schon so nahe an ihn getreten, dass bei starkem Winde die Wasser der beiden Seen über die trennende Bank sich vereinigen; im Jahre 1858 ist nach Ignatjeff’s Aufnahme des Amu-Daria der Aibughir schon ganz mit dem Aral-See verbunden, und die über die Insel Dshil-Kaidar ziehenden Cameele mussten ein Wasser von 1— 3 Fuss Tiefe passiren, während bei der Ueberfahrt bei Urga die Tiefe bis 14 Fuss reichte. Wenn man eine Abnahme des Aral-Niveau’s aus den zwei barometrischen Nivelle- ments herleitet, wie Herr Borszszow es gethan, so beruht es jedenfalls, wenn in der Zahl, die Herr Borszszoff mittheilt, kein Fehler enthalten ist, auf einer übertriebenen Schätzung der Genauigkeit in den Höhenangaben, welche auf diesem Wege gefunden werden, und sollten die Erfahrungen im Nivellement des Caspischen Meeres vor einer solchen Ueber- schätzung warnen. Jedenfalls wissen wir über den Aral-See zu wenig, um eine Abnahme desselben in historischer Zeit mit Sicherheit aussprechen zu dürfen, und bevor man diese Abnahme zum Ausgangspunkte einer Hypothese wählt, muss man dieselbe constatiren, und zwar für eine historische Epoche, da die vielfach angetroffenen Baureste beweisen, dass das west- lich vom Amu gelegene Gebiet stark cultivirt gewesen ist, was kaum anders zu erklären ist, als durch eine Aenderung im Delta des Amu-Daria. Aber nicht nur der Aral-See soll nach Herrn Cancrin’s Auffassung abgenommen haben, sondern auch die Wassermenge des Amu-Daria; dafür Belege zu schaffen möchte vielleicht noch schwerer sein, da-wir von den Nebenflüssen des Amu so gut wie gar nichts wissen. Der Fluss von Balkh soll wohl einst in den Oxus geflossen sein, wie die Schriftsteller Alexanders des Grossen und die orientalischen Berichte melden, aber dieser Fluss führt nur eine unbedeutende Wasser- menge; die anderen Flüsse, wie der Herirud (der Fluss von Herat und von Meschhed) und der Sarafschan erreichten, so weit historische Mittheilungen reichen, nie den-Amu-Daria. Eine merkwürdige Stelle im Arrian ”) sagt ganz deutlich aus, dass der Sarafschan, Herirud, Murgab und Hilmend(?) im Sande verlaufen. Die Stelle lautet: «Wo das Wasser des Flusses «sich verliert (des Polytimetus—Sarafschan), von da an ist weiterhin das Land eine Wüste: «er verliert sich aber trotz seines Wasserreichthums im Sande. Auf gleiche Weise ver- «schwinden hier auch andere bedeutende und beständig strömende Flüsse, z. B. der Epardus «(Murgab). welcher das Gebiet der Marder durchströmt, der Arius (Herirud), von dem das «Land der Arier seinen Namen hat, und der Etymander (Hilmend), welcher durchs Ener- «getenland fliesst». Wie gut und genau die Berichte Arrian’s und Curtius’ über die Ge- biete am oberen Laufe des Amu sind, davon überzeugt man sich leicht, wenn man die Schil- derungen dieser Gegend liest und sie mit seinen eigenen Erfahrungen oder mit den neueren Reisebeschreibungen vergleicht”‘). Auch die Angabe, dass der Hilmend verlaufe, ist nicht so gar falsch, da der See Zareh, in welchen der Hilmend gegenwärtig mündet, sehr flach ist, und zuweilen so stark austrocknet, dass er in der Mitte auf Pferden passirt werden 73) Arrian. Buch 4. Capitel 6. pg. 148. Uebersetzt 74) Burnes. Travels into Bokhara. von Cless. | UNSERE KENNTNISSE ÜRER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 49 kann, wie die dortigen Einwohner mir aussagten. Wenn aber schon zu Alexander’s Zeit die Zuflüsse des Amu-Daria ihn nicht erreichten, woher also soll die Verminderung des Amu-Wassers herrühren? Es bleibt nur noch die Annahme, dass der Kisil-Daria einst seine Wasser dem Amu zugeführt habe, wie es freilich von mehreren Schriftstellern, unter ande- ren auch von Abulghasi, ausgesagt wird; doch wissen wir gerade über diesen Fluss weniger als über den Amu selbst, und weniges als fast über alle Flüsse Centralasiens. Von der anderen Seite hat aber die Cultur jener Gegenden entschieden abgenommen, die Menge der Ein- wohner ”°) ist bedeutend geringer geworden, damit ist denn auch der Verbrauch des Was- sers geringer als früher, und dem Amu wird weniger Wasser entzogen, als es zur Blüthe- zeit Chowaresm’s geschah. Aus allen angeführten Gründen scheint es mir voreilig zu sein, das Austrocknen des Aral-See’s und eine verminderte Wassermenge des Amu-Daria als Grund seiner Ablenkung anzunehmen. Jedenfalls scheint mir die Wassermenge des Flusses durchaus genügend zu sein, um nicht nur den Amu-Daria in das Caspische Meer zu füh- ren, sondern auch denselben auf Böten schiffbar zu machen. Man lese doch die Beschrei- bungen dieses Flusses, um sich ein Bild von der Menge des Wassers zu machen, welche ег dem Aral-See zuführt. In einem schon angeführten Artikel”) über Chiwa wird gesagt, dass bei Neu-Urgendsh die Geschwindigkeit eine ungewöhnlich grosse ist, und dass ein Reiter in schwachem Trabe reiten muss, um mit einem frei stromabwärts treibenden Boote Schritt halten zu können, was auf eine Geschwindigkeit von 7 Werst per Stunde führt, oder 6,8 Fuss per Secunde; Basiner fand sie bei Kungrat noch gegen 3 Fuss. Die besten Angaben zur Bestimmung der Wassermenge des Amu-Daria findet man bei Burnes”’). Die Messungen sind in Khojusalu am oberen Laufe des Flusses den 17. Juni gemacht, einen Monat vor dem die Sommeranschwellung ihre grösste Höhe erreicht, also wahrscheinlich bei mittleren Stande des Flusses; hier ist der Fluss durch zwei Sandbänke in drei Arme getheilt, deren Breite 295, 113 und 415 Jards beträgt; die Tiefen betrugen im ersten Arm 6, 9, 12,6 Fuss, im zweiten 6 Fuss, im dritten 6, 9, 15, 19,6 Fuss; die Geschwin- digkeit 6000 Jards in der Stunde. Nimmt man mit Burnes eine mittlere Geschwindig- keit von 9 Fuss an, so hätte man per Secunde die Wassermenge von 3000 Cubic-Meter, während der Rhein *) dem Meere in der Secunde 2500 Cubic-Meter zuführt, nach Brün- ning’s Beobachtungen, und die Rhone 2000 C.-M.”). Und ein Fluss von solcher Mächtig- keit sollte das Caspische Meer nicht erreichen, selbst wenn ihm ein nicht unwesentlicher Theil seines Wassers in der bebautesten Gegend des Chanats von Chiwa entzogen wird? 75) Alt-Urgendsh ist früher eine Stadt ersten Ranges 76) Курналъ Департамента Манухактуры 1843. Auch: gewesen, wofür die langwierige Vertheidigung derselben | Иванинъ. Морской Сборникъ 1864. gegen die Truppen Dschingis-Chan’s und das Blut- 77) Burnes. Travels into Bokhara. bad bei der Eroberung spricht, welches mit dem Ge- 78) Marbach. Physikalisches Wörterbuch. metzel in Babylon verglichen wird. Noch viele andere 79) Gehler’s Wörterbuch. Beweise sprechen von der bedeutenden Einwohnermenge in Chowaresm. vor der Eroberung des Landes durch Dschingis-Chan. * Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 50 R. Lenz, Er Wenn nun nicht Menschenhand, nicht vulcanische Hebungen und nicht das Austrock- nen des Aral-See’s die Veranlassung gewesen sein sollen, welche den Amu-Daria gezwun- gen haben sein Bett zu verlassen, so muss man nach anderen Gründen dafür suchen. Weit entfernt davon, zu den vielen Hypothesen noch eine neue hinzufügen zu wollen, glaube ich vielmehr, dass man die Frage nur durch sorgfältiges Studium an Ort und Stelle wird beantworten können. Auf einen Umstand kann ich jedoch nicht unterlassen aufmerksam zu machen, der vielleicht dazu beitragen kann, die Stromveränderung zu erklären. Es ist dies die schöne Bestätigung, welche der Amu-Daria für die von Baer an der Wolga ge- machte und später auf viele andere Flüsse ausgedehnte Bemerkung giebt, welche den Na- men des Baer’schen Gesetzes trägt. Baer”) hat das Gesetz nur auf Flüsse ausgedeht, welche in der Richtung des Meridians fliessen oder von einer solchen Richtung nicht stark abweichen, es ist aber das Gesetz auch auf solche Ströme oder Theile derselben anwend- bar, die in einer beliebigen Richtung fliessen, ja, sei es auch die Richtung des Parallel- kreises, und das Gesetz hat keine Anwendung nur auf einen solchen Fluss, welcher sein Bett auf dem Aequator selbst gegraben hat. Auf den Amu-Daria muss aber das Gesetz seine volle Anwendung finden. Es ist ein mächtiger Strom, der reissend schnell fortfliesst in weichem widerstandslosem Boden; wie sollte der sein Ufer nicht auswaschen, wie sollte er nicht stets nach Rechts drängen? Und in der That sehen wir den Fluss stets am rech- ten Ufer wühlen. Es muss befremden, alle Ansiedelungen am linken Ufer des Amu-Daria zu sehen, und muss uns dieser Umstand nach Gründen dafür suchen lassen; es ist dies nicht etwa nur jetzt so, auch Edrisi bemerkt schon 1151, dass alle Städte an der Süd- seite des Flusses, also am linken Ufer, angebaut werden; auch Makscheeff macht die- selbe Bemerkung und auf Ignatjeff’s Karte ist dasselbe zu sehen, ja, Ebn Haukal giebt uns sogar den Grund dafür an; er erzählt: Kat, die frühere Residenz der Könige von Kha- resm, am rechten Ufer des Amu gelegen, sei im Jahre 950 in Trümmern gewesen und vom Wasser zerstört worden, die Bewohner hätten sich höher angebaut. «Doch auch die- «ser Stadt (dem neuerbauten Kat)», sagt Ebn Haukal, «hat sich der Fluss genähert, so «dass man fürchtet sie werde in Ruinen zerfallen». Das ist doch ein klarer Ausspruch für die Unterwaschung des rechten Ufers. Da längs dem Amu, vom linken Ufer desselben an, ein starkes Gefälle nach Westen geht, wofür der stärkere Fall und die grössere Länge der vom linken Ufer gezogenen Canäle spricht (der Polwan 25 Werst mit einer Geschwindig- keit von 4 Werst, der Kasawat 90 Werst, der Schahabat oder Schawat sogar 120 Werst, bei einer Tiefe von 1— 2 Faden), sowie auch die geringere Länge und grössere Tiefe der rechten Canäle (sie werden bis 3 Faden Tiefe gegraben), so steigt der Amu bei seinem Drängen zum rechten Ufer gleichsam an einer geneigten Ebene hinauf. Auch die bedeu- tendere Höhe des rechten Ufers des Amu spricht für das Abwaschen dieses Ufers. Ferner sehen wir den Amu in seinem verlassenen Bette sich stets rechter Hand an den hohen und 80) Baer. Kaspische Studien VIII. UNSERE KENNTNISSE ÜBER DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA. 51 steilen Abfall des Tschink anschmiegen, ja, der senkrechte Abfall derselben mag wohl eben diesem Abwaschen des rechten Ufers zuzuschreiben sein. Im ganzen Laufe sehen wir den Amu stets seine Ufer abwaschen, und in Folge dessen das Wasser des Flusses trübe und schmutzig. Wohl mag dieses Drängen zum rechten Ufer auch ein Motiv gewesen sein, welches den Amu veranlasste sich eine neue Bahn zu suchen. In alter Zeit von N. nach S. bis in die Gegend von Kiptschak fliessend traf er hier den Höhenzug Schichodschelli, welcher am rechten Ufer des Amu sich Anfangs von SO. nach NW. zieht, dann, sich nach W. umbiegend, gerade auf Aibughir gerichtet ist und vielleicht durch einen niedrigen Zug mit Aibughir verbunden war. Diesen Höhenzug benagte der Amu bei seinem Bestreben nach rechts, bis er sich endlich durch denselben einen Weg zum Aral-See fand. Der De- tritus, welchen der Fluss stets in grosser Menge mit sich führt, mag dann allmählig die Mündungen in den Aral-See verflachen, wie die Turkmenen aussagen, und veranlasst eine stärkere Strömung durch den Laudan-Arm, welche von den Einwohnern gerade dieser Verflachung zugeschrieben wird; dadurch mag denn auch der Aibughir-See in der That im Wachsen begriffen sein. Ich glaube das Moment des Drängens nach dem rechten Ufer darf bei der Geschichte des Amu-Daria nicht übersehen werden, doch will ich es durchaus nicht als neue Hypothe aufstellen zur Erklärung der Veränderung im Laufe des Amu- Daria. Es war nicht der Zweck gegenwärtiger Schrift, den Grund dieser Veränderung zu suchen, sondern nur die Nachrichten über die Geschichte des alten Laufes zu sammeln und die Zuverlässigkeit der Quellen zu prüfen. Eine befriedigende Lösung der Frage kann nur an Ort und Stelle gefunden werden. Die beiliegende Karte bedarf noch einiger Erläuterungen. Sie hat zum Zwecke, den Leser über die Lage der im Texte besprochenen Orte zu orientiren, sowie unsere gegen- wärtigen Kenntnisse über das östlich vom Caspischen Meere gelegene Gebiet bildlich dar- zustellen. Zu dem Zwecke ist die Karte in zwei Tönen gehalten; mit dem einen, dem dunklen, vollen, habe ich alles instrumental aufgenommene Terrain eingetragen, mit dem anderen, schwächeren, dagegen solche Gebiete, welche von Europäern zwar gesehen und auf ihren Karten verzeichnet, nicht aber vermessen sind; alle Angaben, welche nur auf Aussagen von Einwohnern basiren, habe ich in der Karte ganz fortgelassen. Als Materia- lien für diese Karte haben folgende Aufnahmen und Vermessungen gedient: Iwaschin- zeff’s bekannte Aufnahme des Caspischen Meeres habe ich benutzt zur Bestimmung und Eintragung einiger Punkte am Ost-Ufer des Caspischen Meeres; nach Dandeville ist der Karabogas eingetragen und der westliche Theil des Ust-Urt, vom Balkhan-Busen bis zur Kinderlik-Bai; die Iwanin’sche Aufnahme hat das Material zur Eintragung des Küsten- saumes von der Alexander-Bai bis zum Cap Ssagyndyk geliefert; das östlich davon gelegene Gebiet ist nach Skriäbin gezeichnet; die Ignatjeff’sche Expedition hat das Material für 52 В. Lenz, den Amu-Daria in seinem unteren Laufe mit dem verzweigten Irrigationssystem desselben geliefert; der Aral-See ist nach Butakoff und Ignatjeff eingetragen; der Balkhan-Busen und die Halbinsel Dardsha schliesslich nach den neuesten Aufnahmen von 1869. Ferner sind noch Basiner’s, Murawjeff’s und Vambery’s Karten, so wie auch die von der geographischen Gesellschaft herausgegebene Karte Russlands benutzt worden. In die auf solche Weise zusammengestellte Karte habe ich dann die Reiseroute Murawjeff’s ein- getragen, indem ich als Ausgangspunkt den Balkhan-Busen genommen und dann den Maassstab so verändert habe, dass sich die Lage Chiwa’s richtig ergab, wozu eine Verän- derung fast genau im Verhältniss von 4 zu 3 erforderlich war, wie es im Text erwähnt ist. Mit denselben zwe. Ausgangspunkten, Balkhan-Busen und Chiwa, habe ich auch Vam- bery’s Weg eingetragen, vollkommen unabhängig von allen übrigen Daten. Abbot’s Weg ist der Karte Zimmermann’s, Denkschrift über den Oxus, entnommen. Alle wirklich gesehenen Stellen des trockenen Bettes des Amu-Daria habe ich in der Karte schraffirt und voll ausgezogen angegeben; die hypothetischen Verbindungen zwischen denselben punctirt. Es war mir angenehm zu finden, dass das südliche Flussbett Murawjeff’s, En- gündsh, sich dicht an den Abfall des Kaflankir, wie Vambery denselben zeichnet, an- schmiegt. Dadurch erhält die Bemerkung Vambery’s, dass der Amu-Daria dicht längs dem Abfall des Kaflankir sich hinzieht, weitere Gültigkeit auch für solche Orte, die Vam- bery nicht gesehen. Alle Spuren des alten Bettes, wie sie von verschiedenen Reisenden gesehen worden, schliessen sich sehr befriedigend an einander. In der That liegt das von Vambery gesehene Bett genau in der Verbindungslinie zwischen den zwei von Murawjeff gesehenen Betten, zwischen Besch-Dischik und Engündsh. Ebenso schliesst Besch-Dischik sich sehr gut an das von Abbot bei Ibrahim-At gesehene Bett an, dessen Zusammenhang mit dem Amu-Daria von Bekowitsch’s Kundschaftern constatirt ist. So ziehen sich denn die Spuren in langer Reihe vom Amu-Daria bis zum Caspischen Meere hin und geben der Ansicht, dass der Amu-Daria einst seine Wasser mit den Wogen des Caspischen Meeres mengte, einen sehr hohen Grad von Wahrscheinlichkeit. Schliesslich komme ich noch der angenehmen Verpflichtung nach, dem Generalstabe meinen Dank auszusprechen für die Zuvorkommenheit, mit welcher er mir eine Durch- musterung seines Archivs gestattet, und mir alles in demselben befindliche Material zur Disposition gestellt hat; besonders aber fühle ich mich dem Herrn Obristen P. v. Hel- mersen zu Dank verpflichtet, der mich bei Beschaffung des Materials wesentlich unter- stützt hat. | ce rÉ Pro ou vun р ang de Е 7542 ou or 02 ot о say 07 ПОТ инрзибио up gqejsseev \ paf zur —= wunyg До 272772} $ ® 7723245571] 1 22204 Г oo III ÈS fre a # ЧР ny fa рип > CBI HPJSSuouurEsnz UISESSNY цоти УМНО SIVNYHI $30 J1UVM PUDG-RUG SP утери TU] y OUS gem IS P 2 p AJ pay ор snow Hemoires | ее. Unsere kentnisse über den früheren Lauf des Amu Роги. 0 Von Pilkorwa 7 = 30 Dshan-Schan —= 0% el zu © -Chods ONE - 7% N Porssu Вейс { „Roangly р 2 = esch Fabia Re N Tschalpyk Kiptschak © x M angit N х Putdumssass Е ——— a à „Ла Kita == Е я, ug Taschhaus r о № Dshiya{ar, s Schach Abat La sa wa À Dagal „Pitniak LD ‚Haan à < asar Азр@ Hasar Asp9 ERKLÄRUNG DER ZEICHEN. ES Sand. == Trockne Sinkmoore.. dusgetrocknete JSalzseen. Salzseen. BB Süßmwasserscen. 4 d % о Städte. оо Мах Hrunnen ANSE === 5 АЗК = = m Wisst u АМА = “хол bon, gesehen. tere None bokon, Aypathelisch ЕЕ я $* Von Greenwich. 60 zer 4 nn — LIT. INST. AILJIN, S PETERSEURG bn | р. Ибо т lemwires de lcademie Mn des sciences de St Petersboury Mlserie. \ ke henz. Unsere Kentnisse über den früheren hauf des Ama Durtu. 50 R3 N ® | „Ssartymb à BZ = ie LU Bosch Пе > (Ak-Kruk EIER Pa Banmai | u D m DehudDshytergen > aus Fort Alexanıdromsh | a nn Tenir Weg aus | р. = \ © char Them | = > 2 077020 = DE a Lochplateau à = | >; AH = =— | 14- Виго. = | \ пи 1 B шоп ии ЕЕ 24 aie НЫ 7 =: ее == 5 Besch Tubik == A Mirdal | == € = nee Soue ak брате La Фев en L D Jarruk 5 ! = = АА ] =: Er a % : = in Фан Дел Dischik. 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Sr.-PÉTERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Petershourg: à Riga: à Lelpzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Kymmel; М. Léopold Voss. J. Issakoff et A. Tscherkessoff; Prix: 1 ВЫ. 5 Кор. = 1 Thir, 5 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Septembre 1870. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9° ligne, № 12.) Vorwort. Beim Bestimmen und Ordnen der im hiesigen akademischen Museum vorhandenen _geschwänzten Amphibien fand ich namentlich unter den im asiatischen Russland und den angrenzenden Theilen Persiens gesammelten Molchen mehrere Formen, die sich auf keine der gegenwärtig bekannten Arten deuten liessen und von denen einige sogar auch in keine der bisher aufgestellten, überaus zahlreichen Gattungen eingereiht werden konnten. Um nun die an und für sich schon sehr zerstreute und an Einzelbeschreibungen neuer Gattungen und Arten überreiche. Literatur dieser Amphibien-Ordnung nicht noch um einen ähnlichen Artikel reicher zu machen, entschloss ich mich, zugleich mit der Charakteristik der mir vorliegenden neuen Formen auch eine Uebersicht über die systematische Eintheilung der- jenigen Abtheilung der Urodelen, zu welcher diese neuen Formen gehören, nämlich der Salamandriden, auszuarbeiten, Eine solche Bearbeitung schien mir um so mehr zeitge- mäss, als die Confusion in der systematischen Anordnung der Urodelen bereits einen so hohen Grad erreicht hat, dass es ohne sehr eingehende und zeitraubende Studien absolut nicht mehr möglich ist, sich in diesem Chaos von grösstentheils völlig unhaltbaren, dabei meist gleich benannten, aber in verschiedener Umgrenzung aufgefassten Familien, Unter- familien, Gruppen, Gattungen, Untergattungen und wie die verschiedenen Abtheilungen sonst noch heissen mögen, zurecht zu finden. Bei der Aufgabe, die ich mir gestellt, kam es selbstverständlich zunächst darauf an, die beiden, schon von den älteren Systematikern unter den geschwänzten Amphibien un- terschiedenen, sehr natürlichen Gruppen, der eigentlichen Molche und der Fischmolche, gegen einander genau abzugrenzen und durch sichere Merkmale zu kennzeichnen, da be- kanntlich das früher benutzte Eintheilungscriterium, das der Beschaffenheit der Respira- tionsorgane entlehnt war, sich in Folge der genaueren anatomischen Untersuchung des Japanischen Riesensalamanders als nicht stichhaltig erwiesen hatte, und da glaube ich denn in der Ausbildung der Augenlider, so wie in. der Stellung der Gaumenzähne zwei Merk- male gefunden, oder richtiger, der Vergessenheit entrissen zu haben, bei deren Anwen- dung die beiden in Rede stehenden Gruppen, denen ich den Werth von Familien beilege, sich nicht bloss für alle Fälle mit Sicherheit unterscheiden lassen, sondern auch in ihrer Zusammensetzung vollkommen natürlich sind. | Was nun die Familie der Salamandriden anbetrifft, für welche allein mir ein einiger- maassen ausreichendes Material zu Gebote stand, so habe ich dieselbe in 2 Tribus und Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VITme Serie. 1 2 VORWORT. 19 Genera eingetheilt und diese letzteren fast ausschliesslich durch’ die Stellung der Gau- menzähne, durch die An- oder Abwesenheit der Sphenoidalzähne, durch die Befestigungs- weise der Zunge und durch die Zahl der Zehen an den Hinterfüssen von einander unter- schieden, so dass sie also nicht allein auf sichere, sondern zugleich auch leicht zu unter- suchende Merkmale basirt sind. Gern hätte ich auch die Arten dieser Familie, deren Zahl sich im Ganzen auf etwas über 80 beläuft, einer näheren Besprechung unterzogen, jedoch fehlte es mir zu solch einem Unternehmen an dem nöthigen Material und so habe ich mich denn darauf beschränken müssen, bei jeder einzelnen Gattung die gegenwärtig bekannten Arten, für deren Selbstständigkeit ich aber in vielen Fällen nicht einstehen kann, mit An- gabe der nöthigen Citate und der hauptsächlichsten Synonyme aufzuführen und die neuen oder bisher noch ungenügend bekannten der akademischen Sammlung zu beschreiben. Endlich habe ich bei jeder einzelnen Art auch die Länder oder Staaten verzeichnet, in denen sie bisher beobachtet worden ist, und diese Notizen am Schlusse zu einer Ueber- sicht über die geographische Verbreitung der Salamandriden zusammengestellt, welche Uebersicht zwar nur in sehr allgemeinen Zügen entworfen werden konnte, aber doch voll- kommen genügt, um darzuthun, dass die von Dr. Jaeger im 14ten Jahrgange der Zeit- schrift «Das Ausland» über denselben Gegenstand veröffentlichten Angaben keineswegs mit der Wirklichkeit im Einklange stehen. Schliesslich muss ich noch bemerken, dass in dem Verzeichnisse der zu jeder Gattung gehörigen Arten diejenigen, welche die akademische Sammlung besitzt und welche ich folg- lich selbst zu untersuchen Gelegenheit gehabt habe, durch ein vor die Nummer gestelltes * ausgezeichnet sind. — ур Die Klasse der eigentlichen Amphibien, Amphibia s. str. seu Amphibia dipnoa, deren Repräsentanten sämmtlich eine Metamorphose durchmachen, d. h. in der Jugend durch Kiemen, im ausgewachsenen Zustande aber durch Lungen, oder seltener durch Lungen und Kiemen zugleich athmen, zerfällt bei alleiniger Berücksichtigung der gegenwärtig lebenden Arten bekanntlich in drei grosse Gruppen, die sich schon durch den Habitus in sehr auf- fallender Weise von einander unterscheiden und als eben so viele Ordnungen aufgefasst werden können. Die erste dieser drei Gruppen, die Ordnung der Peromela oder Apoda, umfasst eine verhältnissmässig sehr kleine Zahl wurmförmiger Geschöpfe, die weder Ex- tremitäten, noch einen Schwanz besitzen und deren eylindrischer Rumpf ganz regelmässig geringelt erscheint, die zweite Gruppe, die Ordnung der Anura oder Ecaudata, wird von den überaus zahlreichen frosch- und krötenartigen Thieren, den eigentlichen Batrachia, gebildet, die durch einen kurzen, mehr oder weniger flachgedrückten, stets schwanzlosen Rumpf und vier stark entwickelte Extremitäten ausgezeichnet sind, und die dritte Gruppe oder Ordnung endlich, der man den Namen Urodeia oder Caudata beigelegt hat, begreift die molchartigen Thiere in sich, deren gestreckter Rumpf stets in einen sehr kräftigen Schwanz ausläuft und vier, seltener zwei, verhältnissmässig schwache Extremitäten besitzt. Die Ordnung der Ürodelen nun, die hier allein in Betracht kommt, bietet schon in so fern ein ganz besonderes Interesse dar, als sie die einzige ist, in welcher Arten mit peren- nirender Kiemenathmung vorkommen, und zwar lassen sich nach der Beschaffenheit der Athmungswerkzeuge drei Kategorien von Formen unterscheiden, von denen jede einem be- sonderen Stadium der allen Amphibien eigenthümlichen Metamorphose entspricht. Die niedrigste Stufe nehmen die sogenannten Perennibranchiata ein, welche zeitlebens äussere Kiemenbüschel behalten und also dem ersten Larvenstadium der höheren Formen entspre- chen, alsdann folgen die Derotremata, die im ausgewachsenen Zustande zwar die Kiemen- büschel verlieren, bei denen aber zeitlebens eine Kiemenspalte oder ein Kiemenloch an jeder Seite des Halses bestehen bleibt und die somit dasjenige Larvenstadium der höheren Formen repräsentiren, wo die Larve die Kiemenbüschel bereits eingebüsst hat, wo aber die Kiemenspalte noch nicht Zeit gehabt hat, sich zu schliessen, und die höchste Stufe endlich nehmen die Myctodera ein, die im ausgewachsenen Zustande weder Kiemenbüschel, noch ein Kiemenloch besitzen, sondern ausschliesslich durch Lungen athmen und also dem völlig entwickelten Thiere, das seine Metamorphose vollkommen absolvirt hat, entsprechen. Eine so auffallende Differenz in der Beschaffenheit der Respirationsorgane konnte selbstverständlich nicht unbemerkt bleiben und ist auch schon von den älteren Systemati- kern zur weiteren Eintheilung der Molche oder Schwanzlurehe benutzt worden. Anfangs, 1* 4 À. STRAUCH, als das zoologische System überhaupt noch wenig complicirt war, benutzte man die Ver- schiedenheiten in den Athmungswerkzeugen nur als Merkmal zur Aufstellung von Gattun- gen, später jedoch, als eine beträchtlichere Anzahl verschiedener Molch-Arten bekannt ge- worden war, vereinigte man die Arten, welche im ausgewachsenen Zustande ausser den Lungen auch Kiemen besitzen, unter dem Namen der Kiemen- oder Fischmolche und stellte sie den gewöhnlichen Molchen, die nach überstandener Metamorphose durchaus kiemen- los sind, als besondere Gruppe gegenüber. So finden wir zuerst bei Merrem'), der die Klasse der Amphibien mit dem Namen Batrachia belegt und nach dem Vorgange Oppel’s °) in drei Ordnungen, Apoda, Salientia und Gradientia, eintheilt, in der Ordnung der Gradientia, welche die Urodelen umfasst, zwei Familien unterschieden, Mutabilia und Amphipneusta, die zwar hauptsächlich auf die An- oder Abwesenheit der Augenlider basirt sind, von denen jedoch, wie schon die Namen andeuten, die erste die gewöhnlichen Molche, welche eine vollständige Metamorphose durchmachen, enthält, während zu der letzteren die Kiemen- oder Fischmolche gerechnet werden, deren Metamorphose in so fern unvollkommen genannt werden muss, als diese Ge- schöpfe im ausgewachsenen Zustande neben der Lungenathmung auch die Kiemen, das Attribut der Larve, beibehalten. | Ein Jahr nach Merrem proponirte Fr. 5. Leuckart?) eine neue Klassification der Amphibien und theilte in derselben seine Ordnung Dipnoa, welche eben die Amphibien mit Ausschluss der Peromelen enthält, je nachdem die Arten im ausgewachsenen Zustande nur durch Lungen, oder aber durch Lungen und Kiemen zugleich athmen, in zwei Fami- lien, Batrachia und Ichthyoidea, ein, stellte folglich die Fischmolche, welche allein die Fa- milie der Ichthyoidea bilden, den unter dem Namen Batrachia in eine Familie vereinigten Anuren und Myctoderen gegenüber. Diese Eintheilung wurde nun, obwohl sie der Mer- rem’schen bei Weitem nachsteht, sowohl von Latreille und Fitzinger, als auch von Wagler und Bonaparte adoptirt, jedoch führte jeder dieser Autoren für die beiden Leuckart’schen Familien, die bald als Ordnungen, bald als Tribus aufgefasst wurden, neue Benennungen ein und theilte sie nicht, wie Leuckart, direkt in Gattungen, sondern noch in besondere Unterabtheilungen oder Gruppen ein. Latreille *), der die Peromelen unter dem Namen Gymnophidia zu den Reptilien stellt, unterscheidet in seiner Klasse Am- phibia zwei Ordnungen, Caducibranchia und Perennibranchia, von denen die erste in die beiden Familien Anoura und Urodela zerfällt, während die letzte nur die Familie Zchthyoida 1) Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 163. | manche neue Anschauung, wie namentlich die systema- 2) Oppel (Die Ordnungen, Familien und Gattungen | tische Stellung der Apoden, in den Vorlesungen seines der Reptilien p. 72) fasst die Amphibien als Ordnung auf | Lehrers sich angeeignet haben mag. und theilt sie in drei Familien, Apoda, Ecaudata und 3) Oken’s Isis 1821. Heft У. Litter. Anzeiger р. 257 — Coudata, eine Eintheilung, welche M. С. Duméril für | 265. 2 sich in Anspruch nimmt, und vielleicht mit Recht, da 4) Latreille. Familles naturelles du regne animal. Oppel, der ein Schüler Dum6ril’s war, möglicherweise | р. 108—105. \ REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 5 enthält. Fitzinger!), der die Peromelen gleichfalls zu den Reptilien rechnet und sie die vierte Tribus, Nuda, seiner Ordnung Monopnoa bilden lässt, nimmt in seiner Ordnung Di- pnoa zwei Tribus, Mutabilia und Immutabilia, an und theilt die erste dieser Tribus in fünf Familien, Ranoidea. Bufonoidea, Bombinatoroidea, Pipoidea und Salamandroidea, die zweite dagegen, welche die Fischmolche umfasst, nur in zwei, nämlich Oryptobranchoidea mit einem Kiemenloch und Phaenerobranchoidea mit Kiemenbüscheln. Wagler’) theilt die Klasse der Amphibia, zu welcher er sowohl die Monopnoa, als auch die Dipnoa rechnet, im Ganzen in 8 Ordnungen, von denen die drei letzten, Cocciliae, Ranae und Ichthyodi, die eigentlichen Amphibien umfassen; die Ordnung der Ranae nun zerfällt in zwei Familien, Aglossae und Phaneroglossae, welche letztere die Anuren und die Myctoderen als besondere Divisionen in sich vereinigt; die Ordnung der Zchthyodi dagegen enthält nur eine Familie, Hedraeoglossi mit den beiden Divisionen Н. abranchiales und Н. branchiales. Bonaparte’) endlich, der die Amphibien mit Ausnahme der Peromelen als besondere Unterklasse, Ba- trachia, auffasst, theilt dieselbe in zwei Sectionen, Mutabilia und Amphipneusta oder Im- mutabilia, von denen die erstere die Ordnung Caducibranchia mit den beiden Familien Ra- nidae und Salamandridae enthält, während die letztere in zwei Ordnungen mit je einer Fa- milie zerfällt, nämlich in die Ordnung Cryptobranchia mit der Familie Amphiumidae und die Ordnung Perennibranchia oder Phanerobranchia mit der Familie Sirenidae. Die fünf zuletzt aufgeführten Klassificationen stimmen bei aller sonstigen Verschie- denheit dennoch darin mit einander überein, dass in allen die so scharf begrenzte Ordnung der Schwanzlurche oder Urodelen in völlig unnatürlicher Weise auseinandergerissen wird, indem die Fischmolche, also der kleinere Theil der molchartigen Thiere, als besondere Gruppe aufgefasst werden, während der grössere Theil der Urodelen, nämlich sämmtliche Myctoderen oder Salamandriden, mit den Anuren in eine und dieselbe Gruppe vereinigt er- scheint. Die auf diese Weise gebildeten Gruppen sind mithin selbstverständlich nicht gleich- werthig, und daher wurde diese Anordnung als völlig unnatürlich sehr bald verworfen und bereits im Jahre 1832 durch eine neue ersetzt. Der Autor dieser neuen Eintheilung ist der berühmte Johannes Müller, der durch die Entdeckung der Kiemenlöcher an einer jungen Coecilia hypocyanea Hasselt (Æpicrium glutinosum 1.) den direkten Beweis dafür beigebracht hat, dass die schon von М. С. Dumeril und Oppel zu den eigentlichen Am- - phibien gerechneten Peromelen oder ipoden auch wirklich Amphibia dipnoa sind. In Folge dieser Entdeckung schlug Müller‘) vor, die eigentlichen Amphibien in fünf Abtheilungen unterzubringen, denen er die Namen Gymmophiona (Peromela), Derotremata (Fischmolche mit Kiemenlöchern), Proteida (Fischmolche mit Kiemenbüscheln), Salamandrina und Ba- trachia beïlegte, und obwohl diese Eintheilung der früheren ursprünglich von Leuckart proponirten ohne Widerrede vorzuziehen ist, so steht sie doch der alten Oppei-Merrem- 1) Fitzinger. Neue Classification der Reptilien 3) Bonaparte. Saggio di una distribuzione metodica p. 36—43. degli animali vertebrati. р. 68—69. 2) Wagler. Natürl. Syst. d. Amphibien p. 131 4) Oken’s Isis 1832 р. 504—505. 6 A. STRAUCH, schen schon in fo fern nach, als auch hier die einzelnen Abtheilungen nicht gleichwerthig sind, denn während die Peromelen und Anuren je eine Abtheilung bilden, sind die Urodelen lediglich nach Beschaffenheit der Respirationsorgane in drei Abtheilungen, Derotremata, Proteida und Salamandrida, getrennt. Diesen Fehler der Müller’schen Eintheilung hat Tschudi auch erkannt, ist aber, in- dem er ihn verbessern wollte, in einen weit grösseren verfallen. Tschudi') nimmt nämlich die Müller’sche Klassification an, ändert sie jedoch in so fern ab, als er die Abtheilung der Derotremen eingehen lässt, und es wäre diese Abänderung sicherlich eine Verbesserung zu nennen, wenn Tschudi die Derotremen zu den Proteiden gestellt und auf diese Weise alle Fischmolche in eine Ordnung vereinigt hätte. Statt dessen zieht er einen Theil der Derotremen Müller’s, nämlich die Gattung Menopoma, zu den Salamandriden, stellt die übrigen zu den Proteiden und creirt auf diese Weise zwei Ordnungen, Salamandrinae und Proteideae, die kein durchgreifendes Unterscheidungsmerkmal besitzen, denn die Salaman- drinae haben zwar im ausgewachsenen Zustande niemals Kiemen, jedoch giebt es unter ihnen eine Gattung (Menopoma) mit persistirendem Kiemenloch und eben so findet sich unter den Proteideae, die im ausgewachsenen Zustande die Kiemenbüschel beibehalten, eine Gattung (Amphiuma), welche statt der Kiemenbüschel nur ет Kiemenloch besitzt. Tschudi, der den Mangel eines sicheren Merkmals zur Unterscheidung seiner beiden letzten Ord- nungen sehr wohl durchgefühlt hat, hebt, um sein Verfahren zu motiviren, hervor, dass Menopoma in anatomischer und besonders osteologischer Beziehung vollkommen mit Me- galobatrachus (dem japanischen Riesensalamander) und dem fossilen Andrias, also mit zwei Formen übereinstimme, von denen wenigstens die eine im ausgewachsenen Zustande, we- der Kiemenbüschel, noch ein Kiemenloch besitzt, und dass ungeachtet dieser Verschieden- heit in den Respirationsorganen die drei genannten Geschöpfe bei einer natürlichen Anord- nung nicht von einander getrennt und in verschiedene Ordnungen gestellt werden können. Gegen diese Ansicht lässt sich nun allerdings nichts einwenden, denn die drei in Rede stehenden Molche gehören ohne Widerrede zusammen, ja bilden möglicherweise nur ein einziges Genus, jedoch muss ich bemerken, dass die Differenz, welche Menopoma und Am- phiuma in anatomischer Beziehung darbieten, keineswegs grösser ist, als diejenige, welche zwischen Megalobatrachus und den Salamandriden besteht, und dass folglich, wenn das der Beschaffenheit der Respirationsorgane entlehnte Unterscheidungsmerkmal überhaupt auf- gegeben werden soll, wie es doch faktisch bei Tschudi’s Klassification geschieht, es viel richtiger wäre, die drei genannten Formen zu den Fischmolchen zu zählen, statt sie, wie Tschudi vorschlägt, als besondere Familie Trionides bei den Salamandriden zu lassen. Die nächste Klassification, welche ich kurz zu berühren habe, ist von Duméril und Bibron ?) in ihrem grossen Werke, der Erpétologie generale, vorgeschlagen worden. 1) Tschudi, Classification der Batrachier р. 26 2) D. et В. Erpétol. génér. VII. р. 58; le tableau en re- gard de cette page REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 7 Selbstverständlich haben diese Autoren die oben erwähnte Oppel-Merrem’sche Einthei- lung der Amphibien in drei Gruppen, die ja ursprünglich von M. C. Dumeril herrühren soll, adoptirt und demnach ihre vierte Ordnung der Klasse Reptilia, die Batraciens, in drei Unterordnungen, Peromeles, Anoures und Urodeles, eingetheilt. Die dritte dieser Unterord- nungen, die Urodeles, zerfällt nun weiter, je nachdem die Arten im ausgewachsenen Zu- stande nur durch Lungen oder durch Lungen und Kiemen zugleich athmen, in zwei Grup- pen, Atretoderes und Trématodères, von denen die erste nur die Familie der Salamandrides enthält, während in der letzteren die Arten mit Kiemenlöchern als Familie der Amphiumides, die Arten mit Kiemenbüscheln aber als Familie der Protéides unterschieden werden. Dieser Klassification, die fast allgemein adoptirt worden ist und sich sogar noch bis heute erhalten hat, gebührt auch entschieden der Vorzug nicht allein vor allen vorhergehenden, sondern auch vor allen noch weiter unten zu besprechenden, und der einzige Vorwurf, den man den Verfassern der Erpétologie générale machen könnte, ist der, dass sie sich bei Eintheilung der Molche ausschliesslich an die Beschaffenheit der Respirationsorgane gehalten und demzu- folge den japanischen Riesensalamander, der bekanntlich im ausgewachsenen Zustande we- der Kiemenbüschel, noch ein Kiemenloch besitzt, ausschliesslich dieses Umstandes wegen in die Gruppe der Atrétodères gestellt haben, während er doch nicht allein seiner inneren Organisation, sondern auch seiner ganzen äusseren Erscheinung nach in die Gruppe der Trematoderes oder Fischmolche gehört. Zwei Jahre nach Veröffentlichung der eben besprochenen Klassification von Dumé- ril und Bibron erschien der erste und einzige Fascikei von Fitzinger’s Systema Repti- lium, in welchem dieser Autor eine ganz neue und überaus complicirte Eintheilung der unter dem Namen Reptilia in eine Klasse vereinigten Reptilien und Amphibien vorschlug, die Begründung derselben aber schuldig blieb, so dass seine Klassification lediglich aus einer Menge neuer und neu benannter Abtheilungen besteht, die nicht weiter charakterisirt sind und über deren Werth sich folglich auch schwer ein Urtheil fällen lässt. Ohne mich auf eine nähere Besprechung dieser Klassification einzulassen, beschränke ich mich darauf, zu bemerken, dass von den fünf Series, in welche Fitzinger seine Klasse Reptilia ein- theilt, die vierte, Dipnoa !), die eigentlichen Amphibien enthält und in drei Ordnungen, DBatrachia, Hemibatrachia und Ichthyodea, zerfällt; die erste dieser Ordnungen umfasst sämmtliche Anuren, zu der zweiten rechnet er die Atretoderes der Erpetologie générale, jedoch mit Ausnahme des Cryptobranchus maximus Schleg., der mit den Trematoderen und Peromelen in die Ordnung Ichthyodea gestellt wird. So richtig nun auch die Vereinigung des japanischen Riesensalamanders mit den Fischmolchen ist, so lässt sich doch absolut nicht absehen, aus welchen Gründen Fitzinger die wurmförmigen Peromelen als Section in seine Ordnung Ichthyodea gestellt und sie dazu noch zwischen die Sectionen der Dero- tremen und Perennibranchiaten eingeschoben hat. Dergleichen unnatürliche Anordnungen, + 1) Fitzinger. Systema Reptilium. р. 30—35. 8 A. STRAUCH, wie die eben erwähnte Vereinigung der Peromelen mit den Fischmolchen, finden sich auch in den übrigen Series und überdies wird die Klasse der Reptilien in eine solche Menge von fast durchweg neuen und grösstentheils völlig überflüssigen Series, Ordines, Sectiones, Tri- bus, Familiae, Genera und Subgenera eingetheilt, dass es wirklich schwer hält, sich in die- sem Gewirre von Abtheilungen und Unterabtheilungen zurecht zu finden; übrigens ist von den fünf Series nur die erste, Amblyglossae, welche einen Theil der Eidechsen, nämlich die Chamaeleoniden, Iguaniden und Geckoniden, umfasst, ausgearbeitet, 4. В. mit diagnostischen Merkmalen versehen, alle übrigen dagegen stellen nur dürre Namenregister dar und so hat denn diese Klassification auch weiter keinen Anklang gefunden. Endlich habe ich noch einer Eintheilung der Amphibien kurz zu gedenken, welche von Gray') im Jahre 1850 veröffentlicht worden ist. Gray, der die Lungenfische (Lepi- dosiren und Protopterus) zu seiner Klasse Amphibia zählt, theilt dieselbe zunächst in zwei grosse Abtheïlungen, Tritones und Sirenes, welche sich dadurch von einander unterscheiden, dass bei den ersteren das Geruchsorgan in einer besonderen Knochenkapsel liegt und die inneren Nasenöffnungen die Gaumenbeine durchbohren, während bei den letzteren keine besondere Knochenkapsel für das Geruchsorgan vorhanden ist und die inneren Nasenöff- nungen vor den Gaumenbeinen liegen. Die Abtheilung der Tritones wird weiter in drei Ordnungen, Batrachia, Pseudosauria und Pseudophidia, die Abtheilung der Sirenes in zwei Ordnungen Pseudoichthyas und Meantia eingetheilt. Abgesehen von der Ordnung Pseudo- ichthyas, weiche auf die Lungenfische begründet ist und folglich in die Klasse der Fische gehört, ist nur die Ordnung Pseudophidia, welche die Peromelen umfasst, natürlich, die drei anderen dagegen, in welchen alle übrigen Amphibien untergebracht sind, entsprechen in ihrer Zusammensetzung keineswegs den schon im Allgemeinhabitus ausgesprochenen na- türlichen Verwandschaften dieser Thiere und sind ausschliesslich auf Differenzen im Baue der Respirationsorgane basirt. So enthält die Ordnung der Meantia nur die Perennibranchiaten, mit Ausschluss des Axolotl (Siredon pisciformis Shaw), den Gray schon damals mit Ent- schiedenheit für eine Larve erklärt hat, die Ordnung der Pseudosauria ist auf die Derotre- men, zu denen auch der japanische Riesensalamander gezogen wird, begründet und die Ordnung Batrachia endlich enthält sowohl die Anuren, als auch die Salamandriden und wird daher auch in zwei Unterordnungen, Salientia und Gradientia, eingetheilt. Gray son- dert somit auf der einen Seite die einander in jeder Beziehung so ähnlichen Fischmolche und stellt sie, je nachdem sie die Kiemenbüschel behalten oder verlieren, in zwei verschie- dene Ordnungen, auf der anderen Seite vereinigt er wiederum die so grundverschiedenen Anuren und Salamandriden, bloss weil sie die Kiemen verlieren, in eine einzige Ordnung und kehrt wenigstens in Hinsicht auf die zuletzt genannte Ordnung zu einem Standpunkte zurück, den Müller bereits zwanzig Jahre früher als völlig unnatürlich aufgegeben hat. Aus der vorstehenden Aufzählung der hauptsächlichsten Klassificationen, welche im 1) Gray. Catal. of Amphibia II. Batrachia gradientia p. 10. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 9 .Laufe der Zeit für die Klasse der Amphibien und speciell für die Ordnung der Urodelen in Vorschlag gebracht worden sind, ergiebt sich, dass sämmtliche Autoren, so verschieden die Resultate, zu denen sie bei der Eintheilung gelangt, auch sein mögen, stets ein und dasselbe Kriterium, nämlich die Beschaffenheit der Respirationsorgane, in erster Linie berück sich- tigt haben. Da nun wirklich die verschiedene Beschaffenheit dieser Organe stets mit einer bedeutenden Differenz in der Lebensweise Hand in Hand geht, indem die kiemenathmenden Formen selbstverständlich an das Wasser gebunden sind, während die lungenathmenden entweder immer, oder doch zeitweise auf dem Lande leben, so lässt sich am Ende gegen das dem Baue der Athmungswerkzeuge entnommene Eintheilungskriterium kaum etwas ein- wenden, und es entsprechen die auf dasselbe begründeten Abtheilungen zweien durchaus natürlichen biologischen Typen, den Wasser-, oder richtiger, Fischmolchen und den Sala- mandriden oder gewöhnlichen Molchen Die Neuzeit hat jedoch gelehrt, dass die An- oder Abwesenheit der Kiemenbüschel oder der Kiemenspalten keineswegs genügt, die genannten Hauptabtheilungen der Molche von einander zu unterscheiden, und namentlich sind es zwei sehr bekannte Formen von Urodelen, nämlich der Axolotl, Siredon pisciformis Shaw, und der japanische Riesensalamander, Cryptobranchus maximus Schleg., durch deren genauere Untersuchung die Unzulänglichkeit des den Respirationsorganen entlehnten Kriteriums auf das Entschiedenste dargethan worden ist. Was zuerst den Axolotl anbetrifft, so ist derselbe bereits von Cuvier!), Baird?) und Gray”) für die Larve eines noch unbekannten Salamandriden erklärt worden, und wirklich haben die in neuester Zeit in der Ménagerie des Reptiles im Pariser Pflanzengarten von Prof. A. Duméril ‘) angestellten Beobachtungen dargethan, dass dieses Thier kein Fisch- molch ist, sondern als Larvenform der Salamandriden-Gattung Amblystoma Tsch. ange- sprochen werden muss. Merkwürdig ist bei den in Paris angestellten Beobachtungen jedoch der Umstand, dass nur die im Aquarium aus dem Ei gezogenen Exemplare des Axolotl die Kiemenbüschel eingebüsst und sich zu Amblystoma umgebildet haben, während die ur- sprünglich aus Mexico eingeführten Stücke, von denen eben die im Aquarium zur Entwicke- lung gebrachten Eier stammen, nach wie vor im Larvenzustande verblieben sind, d. h. die Kiemenbüschel behalten haben, und es bleibt also die Entscheidung der Frage, unter wel- chen besonderen Verhältnissen der Axolotl im Larvenzustande verharrt und unter welchen | er sich zu Amblystoma umwandelt, d. h. seine Metamorphose vollendet, späteren Untersu- chungen vorbehalten. Uebrigens steht das Factum, dass kiementragende Larven vollkom- men geschlechtsreif sind, keineswegs isolirt da, sondern ist, wenngleich nur selten, auch an unseren europäischen Molchen beobachtet worden; so berichtet der verstorbene Professor de Filippi°) von Larven des Triton alpestris Laur., die er bei Andermatten gefangen und welche trotz der vollkommen ausgebildeten Kiemenbüschel doch geschlechtsreif waren, und 1) Humboldt et Bonpland. Recueil d’observat. de 3) Gray. Catal. of Amphibia IT. p. 49. Zoologie etc. I. p. 116. 4) Nouvelles Archives du Muséum II. р. 265—292. 2) Journ. Acad-Philadelph. 24 ser. I. р. 292. 5) Mem. В. Accad. Se. Torino. XXI. 1864—65. р. LXV. : = 2 9 Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIfme Série. 4 10 À. STRAUCH, Jullien!) hat dasselbe Phänomen bei Larven von Triton taeniatus Schneid. beobachtet, kurz die An- oder Abwesenheit der Kiemenbüschel ist bei Unterscheidung der Salaman- driden und Ichthyoiden ein Merkmal von sehr zweifelhaftem Werthe und genügt keineswegs in allen Fällen, um diese beiden Hauptgruppen der Molche mit Sicherheit von einander zu trennen. Während die Beobachtungen am Axolotl dargethan haben, dass es Salamandriden geben kann, welche im geschlechtsreifen Zustande die Kiemenbüschel beibehalten, lehrt der japanische Riesensalamander gerade umgekehrt, dass auch Fischmolche existiren, welche im ausgewachsenen Zustande alle Attribute der Kiemenathmung einbüssen, und lie- fert somit einen weiteren Beleg für die Unbrauchbarkeit des dem Baue der Respirations- organe entnommenen Unterscheidungsmerkmals. Dieser merkwürdige Molch besitzt be- kanntlich im ausgewachsenen Zustande weder Kiemenbüschel, noch auch Kiemenspalten, und wurde daher, wie schon bemerkt, von vielen Autoren zu den Salamandriden gerech- net, dennoch gehört er seiner ganzen äusseren und inneren Organisation nach zu den Fisch- molchen und stimmt auch, wie Van der Hoeven°) und Hyrtl?) übereinstimmend angeben, so sehr mit Menopoma alleghaniense Harl. überein, dass beide Autoren vorschlagen, ihn mit dem eben genannten Thiere in ein und dieselbe, Oryptobranchus zu nennende, Gattung zu stellen. Wenn dieser letztere Vorschlag vom systematischen Gesichtspunkte aus auch nicht unbedingt gut zu heissen ist, da Menopoma alleghaniense Harl. bekanntlich jederseits am Halse eine Kiemenspalte oder ein Kiemenloch besitzt und daher wohl nicht ohne Grund von Oryptobranchus maximus Schleg., dem dieses Organ fehlt, generisch getrennt werden könnte, so unterliegt es doch wohl keinem Zweifel, dass beide Thiere in ein und dieselbe Hauptgruppe, und zwar zu den Fischmolchen, mit denen sie im Habitus, in der Beschaf- fenheit der das Auge schützenden Organe, im Baue des Zungenbeinapparates und in der Stellung der Gaumenzähne vollkommen übereinstimmen, gestellt werden müssen. Nachdem es sich somit herausgestellt hat, dass die Beschaffenheit der Respirations- organe kein stichhaltiges Merkmal zur Unterscheidung der beiden Hauptgruppen, in welche die Urodelen ihrem Habitus und ihrer Organisation nach zerfallen, abgeben kann, entsteht zunächst die Frage, ob sich diese beiden Hauptgruppen überhaupt noch aufrecht erhalten lassen, d. h. ob es Merkmale giebt, bei deren Berücksichtigung nicht allein die Salaman- driden von den Fischmolchen für alle Fälle scharf unterschieden werden, sondern die letz- teren, über deren Zusammengehörigkeit wohl kein Zweifel herrschen kann, auch in einer Gruppe vereinigt bleiben könnten. N Cope*) verneint diese Frage mit Entschiedenheit und schlägt vor, die Molche aus- schliesslich nach osteologischen Merkmalen, besonders nach dem Baue des Schädels, in 1) Comptes rendus de l’Académie de Paris LXVIIL | Batraciens p. 7—11. 1869, р. 938—939. : 3) Hyrtl. Cryptobranchus japonicus. Schediasma апа- 2) Mém. d. 1. Soc. d. Mus. d’hist. nat. de Strassbourg. | tomicum p. 17. Ш. Van der Hoeven. Fragmens zoologiques sur les 4) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. VI. р. 102, REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 11 drei Abtheilungen, Trachystomata, Proteida und Caducibranchiata, einzutheilen. Die erste dieser drei Abtheilungen, Trachystomata, welche nur die Familie Sirenidae mit der einzi- gen Gattung Siren L. enthält, wird durch das Fehlen der Ossa maxillaria, praefrontalia, palatina und pterygoidea, durch den Mangel der Zähne im «Dentale» des Unterkiefers, so wie durch das Getrenntsein der beiden ersten «Ceratohyals», d. h. der beiden ersten Kie- menbögen, charakterisirt; die zweite Abtheilung, die der Proteida, welche die beiden in eine Familie, Proteidae, vereinigten Gattungen Proteus Laur. und Necturus Rafin. (Menobran- chus Harl.) umfasst, stimmt mit der vorhergehenden in dem Mangel der Ossa maxillaria und praefrontalia überein, unterscheidet sich von derselben aber durch den Besitz von Gaumen - und Flügelbeinen, durch ein bezahntes Dentale des Unterkiefers, so wie durch die Verwachsung der beiden ersten «Ceratohyals» oder Kiemenbögen; die dritte Abthei- lung, Caducibranchiata, endlich, zu welcher alle übrigen Molche gestellt werden und die in 8 Familien, Amphiumidae, Protonopsidae, Desmognathidae, Plethodontidae, Amblystomidae, Hynobiidae, Salamandridae und Pleurodelidae zerfällt, unterscheidet sich von den beiden vorhergehenden durch die Anwesenheit der Озза maxillaria und praefrontalia, welche letz- teren übrigens den Desmognathiden fehlen sollen, so wie durch den Mangel persistirender Kiemenbüschel, welche Organe den Repräsentanten der beiden ersten Abtheilungen zu- kommen, von Cope aber überhaupt nur als Merkmale von mehr untergeordnetem Werthe aufgefasst werden. | Diese Eintheilung ist also hauptsächlich auf den Bau des Schädels basirt und dürfte schwerlich irgend einen Vorzug vor den früheren, auf die Beschaffenheit der Respirations- organe begründeten Klassificationen haben, da sie den im Habitus so deutlich ausgesprochenen natürlichen Verwandtschaften der Molche in noch weit geringerem Grade Rechnung trägt. Während in den früher besprochenen Klassificationen die Fischmolche, mit Ausnahme des japanischen Riesensalamanders, stets von den Salamandriden getrennt und bald als eine ein- zige, bald als zwei Gruppen aufgefasst wurden, werden diese Thiere in der Cope’schen Eintheilung in der unnatürlichsten Weise von einander gerissen und zum Theil sogar mit den Salamandriden vereinigt. Ohne mich daher weiter auf eine Besprechung dieser durch- aus künstlichen Klassification einzulassen, will ich nur hinsichtlich der von Cope angenom- menen Kintheilungskriterien bemerken, dass man bei der systematischen Anordnung einer beliebigen Thiergruppe wohl schwerlich zu Merkmalen, die ausschliesslich nur an skeletir- ten Exemplaren untersucht werden können, seine Zuflucht nehmen wird, so lange noch an- dere, viel leichter wahrnehmbare vorhanden sind, und dass es dergleichen giebt, hat Mer- rem bereits vor fünfzig Jahren gezeigt. Wie bereits weiter oben bemerkt ist, theilt Merrem seine Ordnung Gradientia in zwei Familien, Mutabilia und Amphipneusta, die er durch die An- oder Abwesenheit der Augenlider von einander unterscheidet, und in der That ist dieses Merkmal ein durchaus constantes, denn, wie ich mich auf das Entschiedenste überzeugt habe, besitzen alle Sala- mandriden wohl entwickelte klappenförmige Augenlider, während bei sämmtlichen Fisch- 2* 12 A. STRAUCH, molchen, den japanischen Riesensalamander selbstverständlich mit einbegriffen, diese Or- gane entweder ganz fehlen, oder aber durch eine äusserst kurze, kreisförmige Hautfalte repräsentirt sind. Ausser diesem Merkmal, durch welches die Salamandriden und Ichthyoi- den schon auf den ersten Blick für alle Fälle mit Sicherheit unterschieden werden können, giebt es noch ein zweites, das gleichfalls ohne alle Schädigung des Exemplars untersucht werden kann und nicht weniger constant ist; dieses zweite Merkmal bieten die Gaumen- zähne dar, deren Stellung und Anordnung in der systematischen Eintheilung der Salaman- driden bekanntlich eine sehr bedeutende Rolle spielt. Die Gaumenzähne, die bei den Lar- - ven, so weit die bisherigen Erfahrungen reichen, stets in Gruppen oder Haufen angeordnet und den Bürstenzähnen der Fische sehr ähnlich sind, bilden bei den ausgewachsenen Sala- mandriden zwei schmale, mitunter in der Mittellinie des Gaumens vereinigte Streifen, die immer am Hinterrande der zu einem einzigen Knochen verwachsenen Ossa palatina stehen und ‘entweder den ganzen Hinterrand des Knochens einnehmen, oder nur auf einen Theil desselben beschränkt sind, oder endlich am Innenrande zweier nach hinten gerichteten, divergirenden Fortsätze des Gaumenbeines sitzen: bei den Ichthyoiden hingegen zeigen die Gaumenzähne entweder genau dieselbe Anordnung in Haufen, welche bei den Larven der Salamandriden Norm zu sein scheint, oder aber sie stehen am Vorderrande der meist durch Nath mit einander vereinigten Ossa palatina und bilden einen Bogen, der in seiner Krümmung ziemlich genau dem Bogen der Kieferzähne folgt; die erste dieser beiden An- ordnungen, wo nämlich die Gaumenzähne bürstenförmige Haufen bilden, ist im Ganzen sehr selten und findet sich nur bei den Arten der Gattung Siren L., die zweite dagegen kommt allen übrigen Fischmolchen, mit Einschluss der fossilen Gattung Andrias Tsch., gemein- schaftlich zu. Selbstverständlich genügen die beiden angeführten Unterscheidungsmerkmale nicht, sobald es sich um Larven handelt, bei denen die Augenlider, ähnlich wie bei manchen Fischmolchen, eine kreisförmige Falte darstellen, während die Gaumenzähne eine bürstenför- mige Anordnung zeigen, und es fehlt also zur Zeit noch an einem Kennzeichen, um die Larven der Salamandriden für alle Fälle mit Sicherheit von den Larven der Fischmolche zu unterscheiden. Da jedoch, wie ich mich an Exemplaren verschiedener Arten zu über- zeugen Gelegenheit gehabt habe, die Ausbildung der klappenförmigen Augenlider sowohl, als auch die streifenförmige Anordnung der Gaumenzähne bei den Salamandriden-Larven noch vor dem gänzlichen Verschwinden der Kiemenbüschel eintritt, so lassen sich wenig- stens die ausgewachsenen Larven beider Hauptgruppen der Urodelen nach den angegebe- nen Merkmalen noch ganz sicher unterscheiden '). ’ Endlich bleibt-mir noch übrig, des Zungenbein-Kiemenbogen-Apparates zu gedenken, dessen Bau bei den beiden Hauptgruppen der in Rede stehenden Ordnung gleichfalls einige Differenzen zeigt und daher auch als Unterscheidungsmerkmal benutzt werden kann; da 1) Es wäre höchst interessant zu erfahren, wie die | schaffen gewesen sind, welche sich im Aquarium des Jar- Augenlider bei denjenigen Exemplaren des Axolotl be- | din des Plantes fortgepflanzt haben. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 13 jedoch die Verschiedenheiten, welche die beiden Gruppen im Baue des fraglichen Organs darbieten, keineswegs sehr bedeutend sind, und der Apparat zwar an sämmtlichen Formen von Fischmolchen, aber nur an sehr wenigen Arten aus der Gruppe der Salamandriden eingehend untersucht worden ist, so darf diesem dritten Eintheilungskriterium vom syste- matischen Gesichtspunkte aus nur ein mehr untergeordneter Werth beigelegt werden. Was nun den Bau des genannten Apparates anbetrifft, so besitzen bekanntlich die Larven sämmt-. licher Urodelen jederseits am hinteren Ende des Zungenbeinkörpers eine Reihe bogenför- miger Anhänge, die Kiemenbögen, deren Zahl sich stets auf 4 Paare beläuft und die nur bei den Gattungen Proteus Laur. und Menobranchus Harl. durch Verschmelzen der beiden vordersten Bögen jeder Seite auf 3 Paare reducirt sind. Diese Kiemenbögen erleiden nun bei denjenigen Fischmolchen, welche im geschlechtsreifen Zustande durch Lungen und Kie- men zugleich athmen, weder in Form, noch in Zahl eine Veränderung, sondern bleiben zeit- lebens bestehen, bei dem japanischen Riesensalamander dagegen, dem einzigen Fischmolche, der im ausgewachsenen Zustande ausschliesslich durch Lungen athmet, verschwinden die beiden letzten Bogenpaare, so dass dieser Molch nach vollendeter Metamorphose nur zwei Paare knöcherner Kiemenbögen beibehält. Eine ganz ähnliche Reduction der Kiemenbögen tritt nun auch bei den Salamandriden nach überstandener Metamorphose ein, und zwar be- halten diese Thiere im ausgewachsenen Zustande nur den vordersten Kiemenbogen, so wie das ventrale Stück des zweiten, welches letztere aber nicht verknöchert, und es beschränkt sich also der ' Unterschied in der Beschaffenheit des Kiemenbogen-Apparates im Wesent- lichen darauf, dass bei dem höchst organisirten Fischmolche jederseits zwei knöcherne Bö- gen vorhanden sind, während bei den Salamandriden nur anderthalb solcher Bögen existi- ren, von denen der vordere ganze knöchern ist, der hintere halbe aber zeitlebens knorplig bleibt und bei einzelnen Arten möglicherweise auch gänzlich schwindet). Die vorstehende Auseinandersetzung lehrt nun, dass die beiden Hauptgruppen, in wel- che die Urodelen sowohl ihrem Habitus, als auch ihrer Organisation nach zerfallen, sich durch scharfe und leicht wahrnehmbare Merkmale kennzeichnen lassen, und ich schlage daher vor, die alte Merrem’sche Eintheilung der Schwanzlurche wieder einzuführen und diese Ordnung in zwei Familien einzutheilen, denen man am passendsten die Benennungen Salamandrida und Ichthyoida beilegen könnte und die sich bei alleiniger Berücksichtigung der vollkommen ausgebildeten Individuen, wie folgt, von einander unterscheiden: Salamandrida. Die Augen verhältaissmässig gross und stets mit deutlich ent- wickelten klappenförmigen Augenlidern versehen; die Gaumenzähne in schmale Streifen angeordnet, nehmen stets den hinteren Rand des Gaumenbeines ein und bilden daselbst entweder zwei Längsstreifen, oder auch zwei, bald getrennte, bald in der Mitte des Kno- chens vereinigte Querstreifen. Athinen ausschliesslich durch Lungen und besitzen jeder- 1) Die obigen kurzen Andeutungen über den Bau des | Anatomische Abhandlungen über die Perennibranchiaten Zungenbein-Kiemenbogen-Apparates der Urodelen habe | und Derotremen, Heft T, р, 11—81, entlehnt. ich hauptsächlich der vortrefflichen Arbeit Fischer’s 14 А. STRAUCH, seits am hinteren Ende des Zungenbeinkörpers einen knöchernen Kiemenbogen. Leben an feuchten Orten und halten sich nur zu bestimmten Zeiten im Wasser auf. Echthyoida. Die Augen fehlen entweder ganz, oder sind unverhältnissmässig klein und besitzen entweder keine Spur von Augenlidern, oder diese Organe sind durch eine äusserst kurze kreisförmige Hautfalte repräsentirt. Die Gaumenzähne bilden entweder ei- nen schmalen bogenförmigen Streifen und sitzen am Vorderrande der meist durch Nath verbundenen Gaumenbeine, oder aber sie sind in bürstenförmige Haufen angeordnet und bedecken die ganze Oberfläche besonderer knöcherner Gaumenplatten. Athmen meist durch Lungen und Kiemen zugleich und besitzen am hinteren Ende des Zungenbeinkörpers zwei bis vier entweder ganz, oder auch nur theilweise verknöcherte Kiemenbögen; ausserdem finden sich bei den meisten Arten an den Seiten des Halses Kiemenspalten oder auch Kie- menbüschel. Leben ausschliesslich nur im Wasser. Was nun die weitere Eintheilung dieser beiden Familien anbetrifft, so werde ich die- selbe, so weit sie sich auf die Salamandriden bezieht, in den nachfolgenden Seiten eines Genaueren auseinandersetzen, hinsichtlich der Zchthyoiden hingegen, von denen ich nur wenige Arten in natura zu untersuchen Gelegenheit gehabt habe, muss ich bemerken, dass es mir am einfachsten und natürlichsten scheint, sie in zwei Tribus, Cryptobranchiata und Phanerobranchiata, einzutheilen, von denen die erstere hauptsächlich durch die Anwesen- heit der Oberkieferbeine und den Mangel der Kiemenbüschel, die letztere gerade umge- kehrt durch den Mangel der Oberkieferbeine und durch die Anwesenheit der Kiemenbüschel ausgezeichnet ist; zu den Oryptobranchiaten würden die Gattungen Cryptobranchus У . а. Hoev., Menopoma Harl. und Amphiuma L., zu den Phanerobranchiaten die Gattungen Menobran- chus Harl., Proteus Laur. und Siren L. zu stellen sein. Nach dem obigen kurzen Ueberblick über die hauptsächlichsten unter den bisher für die Ordnung der Urodelen vorgeschlagenen Klassificationen, der mir zum besseren Ver- ständnisse des Gegenstandes nothwendig erschien, wende ich mich zur speciellen Betrach- tung der Familie der Salamandriden. Familie Salamandrida. Habitus eidechsenförmig, meist schlank, seltener plump, gedrungen. Kopf gross, breit und stets mehr oder weniger flachgedrückt mit gewöhnlich sehr stumpf zugerundeter, kur- zer Schnauze. Augen verhältnissmässig gross, stark vorstehend und stets mit deutlich aus- gebildeten klappenförmigen Augenlidern versehen. Nasenlöcher klein, sitzen an der Spitze der Schnauze und münden mit je einer rundlichen am Hinter - und jederseitigen Aussen- rande des Gaumenbeines liegenden Oeffnung in das Maul. Die Zunge, meist von rundlicher oder ovaler Gestalt, ist bei einem Theile der Arten mit ihrer ganzen Unterseite oder mit einem schmäleren oder breiteren Mittelstreifen derselben an den Boden der Mundhöhle festgewachsen und daher nur an den Rändern mehr oder weniger frei, bei einem anderen Theile der Arten dagegen ruht sie auf einem centralen Stiele, erscheint also pilzförmig und REVISION DER SALAMANDRIDEN-(TATTUNGEN. 15 ist dabei entweder rundherum frei oder mit ihrem vorderen Zipfel an den Kinnwinkel be- festigt. Der Zungenbeinkörper besitzt, ausser den an seinem vorderen Ende befestigten grossen Hörnern, an seinem hinteren Ende jederseits noch einen knöchernen Kiemenbogen. Die Kinnladen sind beide bezahnt, die Zähne mit wenigen Ausnahmen sehr klein. Das Gau- menbein ist an seinem Hinterrande gleichfalls mit kleinen Zähnen bewaffnet, die in schmale Streifen angeordnet sind und entweder am Innenrande zweier langen, nach hinten zu diver- girenden Fortsätze des Knochens sitzen, also der Länge nach gerichtet sind, oder aber ein- fach den schräge oder gerade abgestutzten Hinterrand des Gaumenbeines einnehmen und alsdann schräge oder der Quere nach gerichtete Reihen bilden. Einige Arten besitzen aus- ser den Gaumenzähnen noch Sphenoidalzähne, welche bald in mehrfache Längsreihen, bald einfach bürstenförmig angeordnet sind. Das Ohr ist äusserlich niemals sichtbar. An den Seiten des Hinterkopfes finden sich zuweilen grössere Drüsenanhäufungen, welche den so- genannten Parotiden der Bufoniden sehr ähnlich sind und auch mit demselben Namen be- zeichnet werden. Der Hals ist mehr oder weniger deutlich eingeschnürt und von der Kehle durch eine gewöhnlich sehr stark ausgebildete Hautfalte, die Kehl- oder Kiemenfalte, abge- grenzt. Der Rumpf ist meist schlank, spindelförmig oder eylindrisch, gewöhnlich auch ein wenig flachgedrückt und trägt an den Seiten häufig senkrechte Hautfalten oder auch nur in derselben Richtung verlaufende lineare Impressionen, welche fast immer auch auf die Bauchseite übergehen. Die Extremitäten sind ausnahmslos in der Zahl vier vorhanden und erscheinen im Verhältnisse zum Körper nur schwach ausgebildet; die vorderen besitzen constant vier Zehen, an den hinteren dagegen beträgt die Zahl der Zehen meist fünf, selte- ner vier. Die Zehen sind bald lang, bald sehr,kurz, kaum angedeutet, gewöhnlich frei, sel- tener durch Interdigitalmembranen verbunden und tragen niemals Krallen; bei einer Art jedoch kommen zur Paarungszeit (?) an der äussersten Spitze der Zehen hornige Ueberzüge vor, die wohl einigermaassen an Krallen erinnern. Der Schwanz ist stets kräftig ausgebil- det, gewöhnlich länger als der Rumpf, am Ende abgerundet oder lanzettförmig zugespitzt und grösstentheils stärker oder schwächer comprimirt, selten drehrund; bei den Männchen vieler Arten besitzt der Schwanz zur Paarungszeit einen hohen Hautkamm, der sich auch auf den Rücken fortsetzt und stärker oder schwächer gezackt erscheint. Die Haut, die sich am lebenden Thiere stets mehr oder weniger feucht anfühlt, ist mit einer Menge von Drü- sen und Warzen besetzt und erscheint daher meist sehr weich und uneben, jedoch giebt es auch sehr viele Arten, deren Haut bei Betrachtung mit unbewaffnetem Auge völlig glatt zu sein scheint. Synonymie. Mutabilia Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. р. 165. Caducibranchia urodela Latreille. Familles natur. du Règne animal p. 105. Salamandroidea Fitzinger. Neue Classification der Reptilien p. 41. Salamandridae Bonaparte. Saggio di una distribuzione metodica degli animali vertebrati P+=68. ы 16 А. STRAUCH, Salamandrina Müller in Oken’s Isis 1832. p. 505. Salamandrae et Tritones Tschudi. Classification der Batrachier p. 26. Urodeles atrétodères D. et В. Erpétol. génér. IX р. 36 (exc. gen. Tritomegas). Hemibatrachia Fitzinger. Systema Reptilium I р. 33. Batrachia gradientia Gray. Catal. of Amphibia IT p. 13. Amblystomidae, Plethodontidae, Desmognathidae, Hynobiidae, Salamandridae et Pleurodelidae Cope. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. VI p. 105—108. | Die Salamandriden nähren sich sowohl als Larven, wie auch nach überstandener Me- tamorphose ausschliesslich von thierischen Organismen, leben je nach der Jahreszeit an feuchten Orten oder im Wasser und pflanzen sich, mit Ausnahme einiger wenigen Arten, die lebendig gebärend sind, durch Eier fort, welche einzeln in das Wasser abgelegt und an Wasserpflanzen, Steine etc. befestigt werden. Die Larven, welche schon sehr früh Extre- mitäten erhalten, und zwar die vorderen zuerst, weichen in der Gestalt nicht in so auffal- lender Weise von den fertigen Thieren ab, wie es bei den Anuren der Fall ist; sie besitzen stets äussere Kiemenbüschel, welche während der Metamorphose allmählich verschwinden, ihre Gaumenzähne sind bürstenförmig angeordnet und stehen in Haufen, und ihre Augen- lider sind auf eine kurze kreisförmige Hautfalte redueirt. Was endlich die geographische Verbreitung der Salamandriden anbetrifft, so sind dieselben, wie überhaupt die Urodelen, in ihrem Vorkommen ausschliesslich auf die nördlich vom Aequator gelegenen Gegenden beschränkt, finden sich aber sowohl auf der westlichen, als auch auf der östlichen Hemi- sphäre. Laurenti'), der zuerst die Molche von der Gattung Lacerta, wohin Linné sie ge- stellt hatte, abgesondert hat, vertheilte die wenigen ihm bekannten Arten in zwei Genera, Salamandra und Triton, von denen das erstere die Erdmolche mit drehrundem Schwanze, das letztere die Wassermolche mit comprimirtem, schwerdtförmigem Schwanze enthielt; diese Eintheilung wurde von allen nachfolgenden Autoren acceptirt und erhielt sich bis gegen das Ende der dreissiger Jahre?) dieses Jahrhunderts, wo Tschudi mit einer neuen Klassification vortrat. Е Dieser Gelehrte*), gestützt auf ein grosses Material, hat zwar die Zahl der Gattun- gen unter den Salamandriden bedeutend vermehrt, ist aber der alten Laurenti’schen An- schauungsweise in so fern treu geblieben, als auch er die Form des Schwanzes in erster Linie berücksichtigt und danach zwei Familien, Salamandrae mit rundem oder rundlichem, und Tritones mit seitlich zusammengedrücktem Schwanze, unterschieden hat. Die Form des 1) Laurenti. Synopsis Reptilium. р. 87 et 41. : auch nirgends etwas Genaueres über den Inhalt der be- 2) Im Anfange der zwanziger Jahre, also lange vor | treffenden Aufsätze habe finden können, so bin ich aus- dem Erscheinen der Tschudi’schen Klassification, hat | ser Stande anzugeben, ob Rafinesque sich auf die Be- Rafinesque einige neue Gattungen von Molchen auf- | schreibung der von ihm aufgestellten neuen Genera be- gestellt, da mir jedoch weder das Atlantie Journal, noch | schränkt, oder ob er zugleich auch eine Uebersicht über auch die Anna!s of Nature, in welchen Werken diese | die Eintheilung der Molche gegeben hat. Gattungen beschrieben sind, zu Gebote stehen und ich 5) Tschudi. Classification der Batrachier p. 26. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 1% Schwanzes ist aber ein sehr unzuverlässiges Unterscheidungsmerkmal, denn ganz abge- sehen davon, dass der Schwanz bei unseren gewöhnlichen Wassermolchen z. B. je nach der Jahreszeit und dem Aufenthalte des Thieres seine Gestalt in sehr auffallender Weise ver- ändert und bei denjenigen Individuen, welche das Wasser bereits verlassen haben und sich zum Ueberwintern anschicken, sehr verdickt und wenigstens an der Basis fast cylindrisch erscheint, existiren zwischen den beiden von Tschudi angenommenen Formen keine siche- ren Grenzen, sondern es findet ein ganz allmählicher Uebergang vom cylindrischen Schwanze der Salamandra maculosa Laur. bis zum messerförmig comprimirten Schwanze des in der Paarung begriffenen Männchens von Triton cristatus Laur. statt, wesshalb denn dieses Merkmal höchstens bei Unterscheidung von Arten, und selbst da mit Vorsicht, zu verwerthen ist. | Kurze Zeit nach Tschudi veröffentlichte Bonaparte!) eine neue Klassification der Salamandriden und schlug vor, diese Thiere nach der Beschaffenheit der Rippen in zwei Familien, Pleurodelini und Salamandrini, einzutheilen; den Pleurodelinen, zu denen er über- haupt nur drei Arten, Pleurodeles Waltlii Michah., Bradybates ventricosus Tsch. und Glossoliga Poireti Gerv., rechnete, schrieb er wirkliche .knöcherne Rippen zu, welche den Salamandrinen, unter welchem Namen er alle übrigen Salamandriden zusammenfasste, feh- len sollten. Diese Eintheilung ist nun durchaus nicht haltbar und beruht auf der irrigen Voraussetzung, dass den Molchen, mit Ausnahme der drei oben angeführten Arten, wirk- liche knöcherne Rippen fehlen, während doch schon Meckel?) darauf aufmerksam gemacht hat, dass die Schwanzlurche knöcherne, mit den Querfortsätzen der Wirbel beweglich ver- bundene Rippen besitzen und sich dadurch in sehr auffallender Weise von den unge- schwänzten Amphibien unterscheiden; in neuester Zeit hat Leydig?) die in Würtemberg einheimischen Triton-Arten, die sämmtlich in Bonaparte’s Familie Salamandrini gehören, auf diesen Punkt untersucht und bestätigt nicht allein die Meckel’sche Angabe, sondern bemerkt noch ausdrücklich, dass die Rippen der Tritonen in keiner Hinsicht von denen des Pleurodeles Таша Michah., des Rippenmolchs par excellence, abweichen und ihnen auch in der Länge keineswegs nachstehen. L Obgleich nun die beiden Familien der Bonaparte’schen Eintheilung aller diagnosti- schen Merkmale entbehren, hat Fitzinger‘) die erste derselben dennoch in der näm-. lichen Umgrenzung adoptirt, die zweite dagegen in drei Abtheilungen getheilt, so dass seine Ordnung Hemibatrachia, welche, wie schon bemerkt, die.Salamandriden umfasst, im Ganzen in vier Sectionen, Phaneropleurae, Cryptopleurae, Geophili und Hydrophili, zerfällt, von denen jede eine Familie enthält, nämlich (in derselben Reihenfolge) Pleurodelae, Sala- 1) Bonaparte. Iconogr. della Fauna italica. Amfibi. 2) Meckel. System der vergleichenden Anatomie II. Da in diesem Werke der Text nicht paginirt ist, so muss | Abth. I. p. 389—91. ich mich auf die Angabe beschränken, dass die in Rede 3) Wiegmann’s Archiv für Naturgesch. 1867. I. p. 230. stehende Klassification in die Beschreibung des Еиртос- | Anmerkung 1. tus platycephalus Otto eingeschoben ist. 4) Fitzinger. Systema Reptilium I. p. 33—34. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, УПше Série. 3 18 А. STRAUCH, mandrinae, Salamandrae und Tritones. Die Charakteristik dieser Abtheilungen ist Fitzin- ger aber bekanntlich schuldig geblieben und es dürfte daher schwer zu eruiren sein, durch welche Merkmale er die vier Sectionen und, was hier auf dasselbe herauskommt, die vier Familien von einander unterschieden hat, und in wie weit sie etwa haltbar sind. Sowohl Tschudi, als auch Bonaparte haben sich bei Unterscheidung der zahlreichen Gattungen, welche von ihnen unter den Molchen aufgestellt worden sind, der Gaumen- und Sphenoidalzähne als diagnostischer Merkmale bedient, keinem von ihnen ist es aber eingefallen, die Verschiedenheiten in der Anordnung dieser Organe zur Unterscheidung von grösseren Gruppen zu verwerthen, und erst Baird hat diese für die Klassification der Salamandriden so überaus wichtigen Organe wenigstens zum Theil mehr in den Vorder- grund gezogen. Dieser Autor!), der nur die in Amerika einheimischen Molch-Arten be- rücksichtigt hat, unterscheidet in der ersten Gruppe der Urodelen, der er den Namen Atretodera D. et B. beilegt, zwei Sectionen, die nicht besonders benannt sind und sich da- durch von einander unterscheiden, dass bei den Arten der ersten Section die Sphenoidal- zähne fehlen, bei denen der zweiten Section aber stets vorhanden sind; die erste Section, die nur zwei Genera enthält, wird nicht weiter eingetheilt, die zweite dagegen zerfällt nach der Befestigungsweise der Zunge noch in drei Subsectionen, denen gleichfalls keine besonderen Namen beigelegt werden und die dadurch differenzirt sind, dass bei den Arten der ersten Subsection die Zunge mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen ist, während sie bei denjenigen der beiden anderen Subsectionen nur theil- weise befestigt erscheint, und zwar entweder mit ihrem vorderen Theile, ähnlich wie bei den -Fröschen, oder aber mit einem centralen Stiele. Während Baird bei seiner Eintheilung die Sphenoidalzähne in erster Reihe berück- sichtigt hat, schreibt Gray”) diesen Organen in systematischer Beziehung einen mehr untergeordneten Werth bei und begründet seine Eintheilung ausschliesslich auf die Ver- schiedenheiten in der Stellung der Gaumenzähne. Er unterscheidet danach unter den Sala- mandriden, welche bei ihm bekanntlich Gradientia benannt und zu dem Range einer Unter- ordnung erhoben sind, drei Familien: 1) Salamandridae, deren Gaumenzähne am Innen- rande zweier nach hinten gerichteten, divergirenden Fortsätze des Os palatinum sitzen und demzufolge zwei nach hinten divergirende Längsreihen bilden, 2) Molgidae, deren Gaumenzähne am Aussenrande des in der Mitte verlängerten Os palatinum sitzen und also zwei nach hinten convergirende Längsreihen darstellen, und 3) Plethodontidae, deren Gau- menzähne den Hinterrand des in der Mitte nicht verlängerten Gaumenbeines einnehmen und folglich in Querreihen angeordnet sind. Die erste dieser drei Familien, deren Arten nie- mals Sphenoidalzähne besitzen, wird weiter nach der Beschaffenheit der Zunge und nach der Zahl der Zehen an den Hinterextremitäten in zwei Gruppen eingetheilt, nämlich Sala- mandrina, mit fast völlig angewachsener, nur an den Seitenrändern etwas freier Zunge und 1) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. I. p. 281—83. | 2) Gray. Catal. of Amphibia II. р. 18—48. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 19 fünfzehigen Hinterfüssen, und Seiranotina, deren Zunge in der vorderen Hälfte festgewach- sen, in der hinteren aber frei ist und deren Hinterfüsse nur vier Zehen besitzen. Die zweite Familie, Molgidae, die mit der vorhergehenden in dem constanten Mangel der Sphenoidal- zähne übereinstimmt, enthält überhaupt nur zwei Genera und wird nicht weiter in Gruppen eingetheilt. Die dritte Familie, Plethodontidae, endlich, deren Arten zum Theil Sphenoi- dalzähne besitzen, zerfällt nach der Befestigungsweise der Zunge und nach der An- oder Abwesenheit der Sphenoidalzähne in fünf Gruppen, denen Gray die Namen Ambystomina, Plethodontina, Desmognathina, Oedipina und Ensatinina beigelegt hat. Die beiden ersten dieser fünf Gruppen zeichnen sich durch eine fast in ihrer ganzen Ausdehnung an den Bo- den der Mundhöhle festgewachsene und nur an den Rändern etwas freie Zunge aus und unterscheiden sich von einander dadurch, dass bei den Ambystomina das Os sphenoidale zahnlos ist, während es bei den Plethodontina Zähne trägt; die dritte Gruppe, Desmogna- thina, ist durch eine in ihrer hinteren Hälfte freie und ausstülpbare Zunge, so wie durch den Besitz von Sphenoidalzähnen charakterisirt, und den beiden letzten Gruppen endlich wird eine pilzförmige, d. h. auf einem centralen Stiele ruhende, Zunge zugeschrieben, welche bei den mit Sphenoidalzähnen begabten Oedipina rund herum frei ist, bei den Ænsatinina . dagegen, denen die Sphenoidalzähne fehlen sollen, mit ihrem vorderen Zipfel an den Kinn- winkel festgewachsen erscheint. Diese allerdings etwas complicirte, in ihren drei Hauptabtheilungen aber sehr gut begründete Eintheilung hat Dumöril') nicht adoptirt, sondern seine Familie der Salaman- drides, zu welcher er, wie schon bemerkt, auch den japanischen Riesensalamander rechnet, ohne weitere Gruppen anzunehmen einfach in 16 Genera eingetheilt, von denen ein guter Theil auf durchaus unbrauchbare Merkmale, wie Form des Schwanzes und Rumpfes, Be- schaffenheit der Hautbedeckung etc., begründet, also völlig unhaltbar ist. Ueberhaupt hat Duméril’s Bearbeitung der Salamandriden, theils weil ihm das nöthige Material fehlte, theils weil er die Arbeiten seiner Vorgänger nicht gehörig benutzt hat, gar keinen Nutzen gebracht, sondern im Gegentheil nur dazu beigetragen, die ohnehin schon sehr verwor- rene Synonymie der Gattungen noch mehr zu verwirren. Die nächste Klassification der Salamandriden, deren ich hier zu gedenken habe, ist im Jahre 1856 von dem nunmehr verstorbenen Dr. Hallowell veröffentlicht worden und stimmt bis auf einige wenige Punkte mit der oben erläuterten Gray’schen überein, steht derselben aber hinsichtlich der Merkmale, durch welche die einzelnen Gruppen unterschie- den werden, ohne Widerrede bedeutend nach. Hallowell?) schlug nämlich vor, die Sala- mandriden, die er mit dem Duméril’schen Namen Urodeles atretoderes belegte, zunächst in drei Hauptabtheilungen zu vertheilen, je nachdem bei den Arten am Rachengewölbe nur der Länge oder nur der Quere nach gestellte Zähne (Gaumenzähne), oder aber beide Zahn- 1) D. et В. Erpétol. génér. IX. р. 43; le tableau en re- 2) Proc. Acad. Philadelph. VIII. 1856. p. 10—11. gard de cette page. у 3* 20 А. STRAUCH, sorten zugleich (d. h. transversale Gaumen- und longitudinale Sphenoidalzähne) vorkommen. Diese Hauptabtheilungen, denen er keine besonderen Benennungen beigelegt hat, werden nun weiter in kleinere, mit Namen belegte Gruppen eingetheilt, deren Zahl sich im Ganzen auf neun beläuft und die ich hier der besseren Uebersicht wegen mit Angabe der diagnosti- schen Merkmale folgen lassen will. Das Schema der Hallowell’schen Eintheilung ist folgendes: А. Am Rachengewölbe nur der Länge nach gestellte Zähne. 1) Salamandridae. Zunge ziemlich gross, vorn und hinten angeheftet, an den Seiten frei. Zehen 4—5. Е 2) Seiranotidae. Zunge wohl entwickelt, vorn gerundet, hinten breiter und meist gestutzt, in der hinteren Hälfte frei, an den Seiten gleichfalls, aber weniger, vorn ange- wachsen. Zehen 4—4. 3) Pleurodelidae. Zunge klein, subeircular, hinten und an den Seiten frei, vorn angeheftet. Zehen 4—5. Rippen nicht verkümmert, sondern sehr entwickelt und sogar die Haut durchbohrend. 4) Tritonidae. Zunge fleischig, papillös, wohl entwickelt, vorn und hinten angewachsen, an den Seitenrändern frei. Zehen 4—5. 5) Ellipsoglossidae. Zunge länglich-oval, nur an den Seiten frei. Zehen 4—5. BB. Am Rachengewölbe sowohl der Quere, als auch der Länge nach gestellte Zähne. 6) Plethodontidae. Zunge breit oval, wohl entwickelt, an den Seitenrändern und hinten frei, vorn angewachsen. Zehen 4—5. 7) Bolitoglossidae. Zunge von mässiger Grösse, pilzförmig, an einem centralen Stiele sitzend. Zehen 4—5 oder 4—4. 8) Hemidactylidae. Zunge oval, vorn und in der Mitte angeheftet, hinten mehr frei. Ze- hen 4—4. €. Am Rachengewölbe nur der Quere nach gestellte Zähne. 9) Ambystomidae. Zunge eiförmig, an den Seiten mässig frei, eben so auch vorn, hinten angeheftet. Zehen 4—5. Die vier ersten dieser 9 Gruppen entsprechen der Familie Salamandridae, die fünfte der Familie Molgidae und die vier letzten der Familie Plethodontidae der Gray’schen Ein- theilung und es besteht also der Unterschied zwischen den Klassificationen Hallowell’s und Gray’s im Wesentlichen darin, dass Hallowell seine drei Hauptabtheilungen nicht bloss auf die Differenzen in der Stellung der Gaumenzähne, sondern auch auf die An- oder Abwesenheit der Sphenoidalzähne basirt, und dass er von den Gruppen der Gray’schen Eintheilung die Gruppe der Ensatinina völlig ignorirt, die Gruppen der Plethodontina und Desmognathina*) in etwas anderer Umgrenzung auffasst und die Gruppe der Salamandrina endlich in drei selbstständige Gruppen, Salamandridae, Pleurodelidae und Tritonidae theilt, 1) Dieser Gruppe entspricht in der Hallowell’schen Eintheilung z. Th. die Gruppe der Hemidactylidae. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. au welche letzteren jedoch auf so unwesentliche Differenzen in der Beschaffenheit der Zunge begründet sind, dass sie in keinem Falle aufrecht erhalten werden können. Die obige Klassification hat Hallowell in seiner zwei Jahre später veröffentlichten Monographie!) der «Caducibranchiate Urodele Batrachians» zwar weiter ausgearbeitet und namentlich die 9 Gruppen, denen er die Bedeutung von Unterfamilien beilegt, ausführlicher charakterisirt, dabei aber die drei Hauptabtheilungen fortgelassen und in der Reihenfolge der Unterfamilien sehr bedeutende und kaum zu motivirende Veränderungen vorgenommen. Während nämlich in dem oben erläuterten ersten Entwurfe dieser Klassification die 9 Grup- pen nach der Beschaffenheit der Zähne am Rachengewölbe, also nach einem sehr guten und sicheren Merkmale geordnet sind, werden sie in der Monographie in der unnatürlichsten Weise gruppirt, und zwar folgen auf die drei ersten Gruppen, Salamandridae, Seiranotidae und Pleurodelidae, die sechste und siebente, Plethodontidae und Bolitoglossidae, dann die neunte, Ambystomidae, darauf die vierte und fünfte, Tritonidae und Ellipsoglossidae und endlich die achte, Hemidactylidae. Es ist also augenscheinlich, dass bei der neuen Reihen- folge weder auf die Stellung der Gaumen-, noch auf die An- oder Abwesenheit der Sphe- noidalzähne im Geringsten Rücksicht genommen ist, und da zu dieser völlig willkührlichen und durch nichts motivirten Anordnung noch der Umstand hinzukommt, dass Hallowell den Tritomegas Sieboldii Dum., d. В. den japanischen Riesensalamander, dessen Gaumen- zähne bekanntlich, wie bei fast allen Fischmolchen, am Vorderrande der Gaumenbeine sitzen und einen der Quere nach verlaufenden Bogen bilden, in seine Unterfamilie der 7ri- tonidae rechnet und zwischen die Genera Euproctus Géné und Taricha Gray, die eben so wie alle Tritoniden Hallowell’s longitudinale, d. В. in nach hinten zu divergirende Längs- reihen angeordnete Gaumenzähne besitzen, stellt, so ergiebt es sich wohl von selbst, dass die Klassification als in jeder Hinsicht verfehlt bezeichnet werden muss und keine weitere Berücksichtigung verdient. Gleichzeitig mit Hallowell’s eben erwähnter Monographie erschien auch eine Ab- handlung von Gray’), in welcher dieser Autor vorschlägt, die Molche mit der Länge nach gestellten, d. h. in zwei nach hinten divergirende Längsreihen angeordneten Gaumenzäh- nen, die er früher unter dem Namen Salamandridae in eine Familie vereinigt hatte, nach dem Baue des Schädels in drei selbstständige Familien, Sciranotidae, Pleurodelidae und Sa- lamandridae einzutheilen. Zum Hauptkriteriam dieser neuen Eintheilung erhebt er den so- genannten Arcus frontotemporalis, eine eigenthümliche Knochenbrücke, welche sich vom Stirnbeine schräg nach aussen und hinten zum Os tympanicum erstreckt und zwar vielen, aber weitaus nicht allen hier in Betracht kommenden Molch-Arten zukommt. Die Arten nun, denen der Arcus frontotemporalis fehlt, stellt Gray in seine Familie Salamandridae, diejenigen dagegen, welche die genannte Knochenbrücke besitzen, vertheilt er in die bei- den anderen Familien und bedient sich zur Differenzirung dieser letzteren der Beschaffen- 1) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. III. р. 337—339. | 2) Proc. zool. Soc. of London 1858. р. 136— 144. 22 A. STRAUCH, heit der Zunge und der Zahl der Zehen an den Hinterextremitäten: die Pleurodelidae cha- rakterisirt er durch eine fast mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsene und nur an den Rändern mehr oder weniger freie Zunge, so wie durch fünfzehige Hinterfüsse, und den Seiranotiden schreibt er eine in ihrer hinteren Hälfte freie Zunge und vierzehige Hinterextremitäten zu; ausserdem unterscheidet er in seiner Familie Pleurodelidae, welche die’ meisten Arten enthält, noch zwei Gruppen, denen er keine be- sonderen Benennungen beilegt und von denen die erste die Arten umfasst, deren Arcus frontotemporalis vollkommen knöchern ist, während zur zweiten die Arten gerechnet wer- den, bei denen der genannte Arcus auf einen kurzen Fortsatz am Stirnbeine, den Processus orbitalis, reducirt und im weiteren Verlaufe durch ein Ligament ersetzt ist. Abgesehen davon, dass den Arten der letztgenannten Gruppe der Arcus frontotemporalis genau ge- nommen fehlt und sie daher wohl richtiger in die Familie der Salamandridae zu stellen wären, halte ich das in Rede stehende Organ in systematischer Beziehung überhaupt nicht für so wichtig, um auf die An- oder Abwesenheit desselben Familien zu begründen; mir scheint diese Knochenbrücke vielmehr von sehr untergeordneter Bedeutung zu sein und nicht einmal bei Abgrenzung von Gattungen, sondern nur bei Unterscheidung von Arten mit Vortheil verwerthet werden zu können. Ein Jahr nach dem Erscheinen von Hallowell’s Monographie und von Gray’s eben erwähnter Abhandlung trat Cope') mit einer neuen Klassification der in Rede stehenden Urodelen vor und proponirte die Familie Salamandridae, welche er in der Duméril’schen Umgrenzung adoptirt, d. h. zu welcher er auch den japanischen Riesensalamander rechnet, ausschliesslich nach der An- oder Abwesenheit der Gaumen- und Sphenoidalzähne, so wie nach ihrer Stellung in vier Unterfamilien, Ambystominae, Spelerpinae, Hynobiinae und Sa- lamandrinae, einzutheilen. Die beiden ersten dieser Unterfamilien zeichnen sich durch in Querreihen angeordnete Gaumenzähne aus und unterscheiden sich von einander dadurch, dass bei den Ambystominae die Sphenoidalzähne constant fehlen, bei den Spelerpinae da- gegen ausnahmslos vorhanden sind; die dritte Unterfamilie, Hynobinae, der Cope die Gau- menzähne durchaus abspricht, charakterisirt er durch die alleinige Anwesenheit von Sphe- noidalzähnen, welche zwei schräge, nach hinten zu stark convergirende und unter spitzem Winkel zusammenstossende Reihen bilden, und die Unterfamilie der Salamandrinae endlich wird dadurch gekennzeichnet, dass bei sämmtlichen dahingehörigen Arten die Sphenoidal- zähne fehlen und die Gaumenzähne am Innenrande zweier nach hinten zu divergirenden Fortsätze des Os palatinum sitzen und also in zwei nach hinten zu divergirende Längs- reihen angeordnet sind. Die Ambystominen, zu denen Cope auch den japanischen Riesen- salamander rechnet, und die Aynobünen werden nicht weiter in Gruppen eingetheilt, in den beiden anderen Unterfamilien dagegen unterscheidet er noch besondere Gruppen, und zwar zerfallen die Spelerpinae, je nachdem die Zunge nur an den Seiten und hinten frei ist, 1) Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859. р. 122—128. REVISION DER SALAMANDRIDEN-(GATTUNGEN. 23 oder aber eine rein pilzförmige Gestalt besitzt, in Plethodontae und Spelerpeae, und die Sa- lamandrinae werden in drei Gruppen eingetheilt, nämlich in Salamandrae mit bogenförmigen hinteren Fortsätzen des Gaumenbeines, Pleurodelae, bei denen die genannten Fortsätze keil- förmig sind und die dabei wohl ausgebildete Rippen besitzen, und endlich Tritones, die in der Form der Gaumenbein-Fortsätze mit den Pleurodelae übereinstimmen und sich von denselben nur durch den Mangel der Rippen unterscheiden. Ohne mich weiter auf eine Auseinander- setzung über den Werth dieser Klassification einzulassen, bemerke ich nur, dass die mei- sten der oben aufgezählten Unterfamilien und Gruppen bereits von Gray und Hallowell ziemlich in derselben Umgrenzung, nur z. Th. unter anderen Namen aufgestellt worden sind, und dass selbst die Unterfamilie Hynobiinae, welche Cope durch den Mangel der Gaumen- und die alleinige Anwesenheit der Sphenoidalzähne kennzeichnet, trotz der völlig differenten Charakteristik, genau der von Gray creirten Familie Molgidae entspricht; der Widerspruch in den Angaben beider Autoren, die einander diametral entgegenstehen, erklärt sich einfach dadurch, dass Cope, wie er sich später!) auch selbst überzeugt zu haben scheint, die Gaumenzähne, die, wie Gray ganz richtig angiebt, am Rande des nach hinten in einen keilförmigen Fortsatz auslaufenden Gaumenbeines sitzen, die aber in der von Schlegel veröffentlichten Abbildung des Schädels seiner Salamandra naevia auf einer besonderen, nach vorn zu gabelförmig getheilten Knochenplatte zu stehen scheinen, durch eben diese Abbildung irre geleitet, als Sphenoidalzähne gedeutet hat. Die vorstehende Eintheilung ist übrigens später von Cope selbst verworfen und durch eine neue”) ersetzt worden, in welcher er, wie schon weiter oben bemerkt, die Urodelen ausschliesslich nach osteologischen Merkmalen klassifieirt und dabei die Salamandriden mit einem Theile der Ichthyoiden auf die unnatürlichste Weise in ein und dieselbe Unterord- nung, Cryptobranchiata, vereinigt hat. Diese Unterordnung theilt er weiter in acht Fami- lien, von denen jedoch nur die letzten sechs, nämlich Amblystomidae, Plethodontidae, Des- mognathidae, Hynobiidae, Salamandridae und Pleurodelidae, hier in Betracht kommen, denn die beiden ersten Familien, Amphiumidae und Protonopsidae, gehören zu den Fischmolchen. Was nun die Unterscheidung dieser sechs Familien anbetrifft, so nimmt Cope zunächst drei Hauptabtheilungen an, denen keine besonderen Namen beigelegt werden und die nach der Beschaffenheit der gewöhnlich zu einer Knochenplatte vereinigten Gaumenbeine diffe- renzirt sind; bei den Arten der ersten dieser drei Hauptabtheilungen besitzen die Gaumen- beine am Hinterrande keine Fortsätze, sondern sind daselbst einfach gerade oder schräge abgestutzt und mit Zähnen bewaffnet, bei denjenigen der zweiten sind diese Knochen in ei- nen gemeinschaftlichen dreieckigen, unpaaren, am Aussenrande mit Zähnen besetzten Fort- satz ausgezogen und bei denen der dritten endlich finden sich am Hinterrande der Ossa palatina zwei divergirende Fortsätze, die am Innenrande Zähne tragen. Zu der ersten Ab- 1) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. VI. p.107. Hier heisst | bearing teeth on posterior external margin» und «No es in der Charakteristik der Hynobünae, oder, wie sie hier | dentigerous plates on the parasphenoid». genannt werden, Hynobiidae ausdrücklich: «Palatines... 2) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. VI. p. 104—108. 24 A. STRAUCH, theilung rechnet Cope die Familien Amblystomidae, Plethodontidae und Desmognathidae, die von einander hauptsächlich durch die An- oder Abwesenheit der Ossa praefrontalia und pterygoidea differenzirt sind, und zwar in der Weise, dass den Amblystomiden beide genannten Knochenpaare zukommen, den Plethodontiden dagegen die Flügelbeine und den Desmognathi- den sowohl die Flügelbeine, als auch die Ossa praefrontalia fehlen. Die zweite Abtheilung enthält nur die eine Familie Æynobiidae, deren Repräsentanten sowohl Ossa praefrontalia, als auch pterygoidea besitzen, und in die dritte Abtheilung endlich stellt Cope die beiden letzten Familien, Salamandridae und Pleurodelidae, die gleichfalls mit Flügel- und vorderen Stirnbeinen versehen sind und sich hauptsächlich durch die An- oder Abwesenheit eines knöchernen oder ligamentösen Arcus frontotemporalis (nach Cope Postfronto-squamosal arch or ligament) von einander unterscheiden, indem den Salamandriden dieser Arcus fehlt, den Pleurodeliden aber zukommt. Ausser den angeführten Unterscheidungsmerkmalen zählt Cope bei jeder Familie noch mehrere andere auf, denen er aber einen mehr untergeord- neten Werth beilegt und die ich schon desshalb unberücksichtigt gelassen habe, weil eine Aufzählung derselben mich viel zu weit führen würde. Diese ausschliesslich auf den Knochenbau begründete Eintheilung scheint nun auf den ersten Blick völlig neu, ist es aber keineswegs, denn mit Ausnahme der Familie Desmognathidae, welche durch den Man- gel der Ossa praefrontalia und pterygoidea, so wie durch die schon von Baird') beschrie- benen stielförmigen Condyli occipitales charakterisirt wird, sind alle übrigen bereits früher von Gray und Hallowell genau, oder doch fast genau in derselben Umgrenzung aufge- stellt worden, und es ergiebt sich also daraus, dass man keineswegs nöthig hat, zu so ver- borgenen und schwer zu untersuchenden Merkmalen, wie die von Cope vorgeschlagenen, seine Zuflucht zu nehmen, um wenn auch nicht genau dieselbe, so doch eine sehr ähnliche Eintheilung zu erzielen, welche übrigens meiner Meinung nach viel zu complicirt ist, als dass sie adoptirt zu werden verdiente. Was nun schliesslich meine Ansicht über die weitere Eintheilung der Salamandriden anbetrifft, so muss ich gestehen, dass mir unter allen im Vorstehenden aufgeführten Klassi- ficationen diejenige am meisten zusagt, welche Gray in seinem 1850 herausgegebenen Am- phibien-Cataloge des British Museums vorgeschlagen hat, und ich würde auch die drei darin aufgestellten Familien, Salamandridae, Molgidae und Plethodontidae in der Bedeutung von Tribus ohne Widerrede angenommen haben, wenn ich nicht nach Untersuchung der mir zu Gebote stehenden Molch-Arten die Ueberzeugung gewonnen hätte, dass die beiden letzten Familien Gray’s, die Molgiden und die Plethodontiden, auf ein keineswegs für alle Fälle stichhaltiges Unterscheidungsmerkmal begründet sind und folglich nicht aufrecht erhalten werden können. Gray charakterisirt die beiden genannten Familien bekanntlich durch die Form der Ossa palatina und durch die Stellung der Gaumenzähne, und zwar giebt er an, dass bei den Molgiden die Gaumenbeine am Hinterrande in einen gemeinschaftlichen, un- 1) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. I. p. 282. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 20 _ раагев, dreieckigen Fortsatz ausgezogen und die Gaumenzähne, die am Hinterrande der genannten Knochen sitzen, demzufolge in zwei nach hinten convergirende Reihen angeord- net sind, während bei den Plethodontiden die Gaumenbeine am Hinterrande einfach gestutzt und die Gaumenzähne daher in Querreihen gestellt erscheinen. Diese Angabe ist nun in Be- zug auf die Molgiden vollkommen richtig, denn die Gaumenzähne der beiden zu dieser Fa- milie gehörenden Arten bilden eine V-förmige Figur, deren Schenkel vorn hakenförmig nach aussen und hinten gekrümmt sind, hinsichtlich der Plethodontiden dagegen muss ich bemerken, dass unter den von Gray zu dieser Familie gerechneten Molchen, genau genom- men, nur die Arten der Gattungen Amblystoma Tschudi und Onychodactylus Tschudi der Quere nach gestellte Gaumenzähne besitzen, während bei allen übrigen diese Zähne, in Folge der schrägen Abstutzung des Hinterrandes der Ossa palatina, in schräge, nach hin- ten zu mehr oder weniger deutlich convergirende Reihen angeordnet sind. Es reducirt sich also der Unterschied, der in der Stellung der Gaumenzähne zwischen den Molgiden und der Mehrzahl der Plethodontiden besteht, einfach darauf, dass bei den ersteren die in Rede ste- henden Zähne zwei lange, nach hinten zu unter spitzem Winkel convergirende Reihen bil- den, während bei der Mehrzahl der letzteren diese Zahnreihen weniger lang sind und un- ter stumpfem Winkel convergiren, jedoch liegt mir ein nord-amerikanischer Molch vor, den ich nur für Desmognathus niger Green halten kann, und bei welchem genau dieselbe An- ordnung der Gaumenzähne existirt, wie bei den Molgiden, nur dass die V-förmige Figur, deren nach vorn divergirende Schenkel an der Spitze ebenfalls hakenförmig umgebogen sind, etwa bloss halb so gross erscheint, wie bei jenen. Zieht man nun in Betracht, dass bei allen von Gray in seine Familie Plethodontidae gerechneten Molchen (die Arten der beiden oben aufgeführten Genera ausgenommen) die Gaumenzähne in mehr oder weniger stark nach hinten zu convergirende Reihen angeordnet sind, und dass selbst bei Onychodactylus japonicus Houtt., dessen Zähne deutlich der Quere nach stehen, die inneren Enden der beiden Reihen unter sehr stumpfem Winkel nach hinten convergiren, so ergiebt es sich von selbst, dass Gray’s Vorschlag, diejenigen Molche, deren Gaumenzähne am Hinterrande des Gaumenbeines sitzen, nach der Stellung oder Richtung dieser Zähne in zwei besondere Fa- milien einzutheilen, schon desshalb nicht adoptirt werden kann, weil sich zwischen den bei- den von ihm angenommenen Arten der Zahnstellung wegen der zahlreich vorhandenen Uebergangsformen keine sichere Grenze ziehen lässt. Ich schlage daher vor, die Familie der Salamandriden nach der Stellung der Gaumen- zähne einfach in zwei Tribus, Mecodonta') und Lechriodonta?) zu theilen, von denen die erste alle diejenigen Arten umfasst, deren Gaumenzähne am Innenrande zweier rückwärts 1) Von urxos, Länge und ободе Zahn. Dieses neu ge- | men anzudeuten, dass bei derselben die Schuppen, nicht bildete Wort Mecodonta wird jedem Philologen sicher- | wie bei den nächstverwandten Gattungen in schräge, lich sehr barbarisch vorkommen, jedoch wusste ich mir | sondern in Längsreihen angeordnet sind. nicht anders zu helfen und bin daher dem Beispiele 2) Von Atypıos, schräge, der Quere nach, und 06005 A.Dumeril’s gefolgt, der eine Gattung Mecolepis (Catal. | Zahn. meth. des Reptiles p. 87) benannt hat, um durch den Na- Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences, YIime Série. 4 26 À. STRAUCH, gerichteten, divergirenden Fortsätze des Gaumenbeines sitzen und demzufolge zwei nach hinten zu divergirende Längsreihen bilden, während zu der zweiten sämmtliche Arten ge- hören, deren Gaumenzähne am Hinterrande, oder richtiger, längs dem Hinterrande des bald gestutzten, bald in einen kürzeren oder längeren unpaaren Fortsatz ausgezogenen Gaumen- beines sitzen und somit entweder der Quere nach gestellt sind, oder aber zwei nach hinten zu stärker oder schwächer convergirende schräge Reihen bilden. Diese Eintheilung stellt übrigens, wie ich gern zugebe, nur eine leichte Modification der so eben erwähnten Gray’schen Klassification dar, denn die Tribus Mecodonta entspricht genau der Familie Salamandridae Gray’s und die Tribus Lechriodonta ist aus der Ver- schmelzung seiner beiden Familien Molgidae und Plethodontidae gebildet worden; dass ich den beiden Tribus neue Namen beigelegt habe, wird man mir schon desshalb zu Gute hal- ten, weil die Beibehaltung der Benennung Salamandridae Gray nur zu Missverständnissen Veranlassung gegeben hätte, indem dieser Name, ganz abgesehen von der fast gleichlauten- den für die Familie adoptirten Bezeichnung, von fast allen Autoren, welche über die Molche geschrieben haben, gebraucht, immer aber in verschiedener Bedeutung aufgefasst worden ist. Die Tribus der Mecodonten zerfällt in 6, diejenige der Lechriodonten aber in 13 Gat- tungen, deren hauptsächlichste und am leichtesten in die Augen fallende Unterscheidungs- merkmale ich in nachstehender synoptischer Tabelle zusammengestellt habe. Die Gaumenzähne A. sitzen am Innenrande zweier nach hinten gerichteten, divergirenden Fortsätze des Gaumenbeines und bilden demzufolge zwei nach hinten divergirende gerade oder geschweifte Längsreihen (1 Tri- bus Mecodonta). Die Hinterfüsse I. mit fünf Zehen. Die Zunge a) mit ihrer Unterseite an den Boden der Mundhöhle festge- wachsen und nur an den Seiten, so wie zuweilen auch am Hinterrande mehr oder weniger frei. Die beiden Reihen der Gaumenzähne 1) verlaufen geschweift, d. h. sind S-förmig gebogen ...... 1. Salamandra. 2) verlaufen gerade und beginnen a) weit vor den inneren Nasenôüffnungen ........... ... 2. Pleurodeles. В) hinter den inneren Nasenöffnungen oder höchstens an einem Punkte, der mit dem Vorderrande dieser Oeff- nungen in einer Linie liegt. Die Zunge ) rudimentär, knopfförmig. Habitus auffallend kurz und BEdTUNEEMA. 2. Nr LU ea u SAT 3. Bradybates. °°) wohl entwickelt, an den Seiten und mitunter auch am Hinterrande mehr oder weniger frei. Habitus schlank und mehr oder weniger gestreckt...... 4. Triton. REVISION DER SALAMANDRIDEN-(GATTUNGEN. b) pilzförmig, d. h. auf einem centralen Stiele ruhend, zugleich aber auch mit ihrem vordersten Zipfel an den Kinnwinkel О A Aalen me ht ua I. MIT MEL AMOR MER PA ea na dE alé В. sitzen am Hinterrande oder längs dem Hinterrande der hinten ent- weder gestutzten, oder in einen unpaaren dreieckigen Fortsatz ausgezogenen Gaumenbeine und bilden demzufolge bald der Quere nach gestellte, bald mehr oder weniger stark nach hin- ten zu convergirende, schräge Reihen (2 Tribus Lechriodonta). Das Os sphenoidale I. ist glatt, ohne die geringste Spur von Zähnen. Die Gaumenzähne a) bilden zwei sehr schräge gestellte, nach hinten unter spitzem Winkel convergirende Reihen, stellen somit eine V-för- mige Figur dar, deren Schenkel vorn hakenförmig nach aussen gekrümmt sind. Die Hinterfüsse 1) mit 5 Zehen Л EE nes au ae re ae Fe b) sind fast vollkommen der Quere nach gerichtet oder conver- giren nach hinten zu unter sehr stumpfem Winkel. Die beiden Reihen der genannten Zähne 1) stossen in der Mittellinie des Gaumens zusammen und bilden a) eine zweimal gebogene Querreihe, die einem sehr in die Quere gezogenen M nicht unähnlich ist ......... ß) eine gerade, oder selbst eine leicht bogenförmige, mit der Convexität nach vorn gerichtete Reihe.......... 2) sind in der Mittellinie des Gaumens durch einen beträcht- lichen Zwischenraum von einander getrennt und stellen a) zwei kurze, in einer Querreihe stehende, oder selbst et- was nach vorn convergirende Bögen dar ........ В) zwei lange, deutlich nach hinten convergirende Bögen dar. II. besitzt besondere zahntragende Knochen- oder Knorpelplatten. Die Zunge elle. ou вв eis. Фе о. st» 9 ie фо ооо ооо бов ео a) ist mit dem mittleren Längsstreifen ihrer Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen. Die Hinterfüsse 1) mit 5 Zehen. Die Kieferzähne а) von gewöhnlicher Grösse, 4. h. sehr klein. Der untere Anwachsstreifen der Zunge 5. Chioglossa. 6. Salamandrina. 7. Ellipsoglossa. 8. Isodactylium. 9. Onychodactylus. 10. Amblystoma. 11. Ranodon. 12. Dicamptodon. 4* 28 А. STRAUCH, °) reicht fast bis an ihren Hinterrand, so dass sie nur an den Rändern, den Vorderrand natürlich aus- genommen, mehr oder weniger frei ist........ 13. Plethodon. °°) reicht nur bis zu ihrer Mitte, so dass ihre hintere Hälfte frei ist und nach aussen geklappt werden kann na D И SR 14. Desmognathus. В) auffallend gross und flachgedrückt, namentlich die des Unterkiefers, 4... na Da POI 15. Anaides. 2) nur mit 4 Zehen.......... И. 16. Hemidactylium. b) sitzt auf einem centralen Stiele, ist also pilzförmig und dabei 1). mit ihrem vorderen Zipfel an den Kinnwinkel befestigt... 17. Heredia. 2) rund herum frei und wahrscheinlich protractil. Die Hinter- füsse ТИ Ито АН те 18. Spelerpes. В). mit..4.-Zehen .... 2 eus EE ee 19. Batrachoseps. 1. Tribus SALAMANDRIDA MECODONTA. Die Gaumenzähne sitzen am Innenrande zweier rückwärts gerichteten, divergirenden Fortsätze des Gaumenbeines und stellen demzufolge zwei nach hinten zu mehr oder weni- ger stark divergirende Längsreihen dar; das Os sphenoidale ist niemals mit Zähnen be- waffnet. Synonymie, Salamandridae Gray. Catal. of Amphibia II p. 14. Salamandridae, Seiranotidae, Pleurodelidae et Tritonidae Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. VII. 1856 р. 10 et Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. III p. 337—338. Seiranotidae, Pleurodelidae et Salamandridae Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 Ваау MA, Salamandrinae Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 125. Salamandridae et Pleurodelidae Cope. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. VI p. 107—108. Diese Tribus zerfällt in 6 Gattungen und umfasst im Ganzen 23 Arten, von denen 20 auf der östlichen und nur 3 auf der westlichen Hemisphäre einheinisch sind. 1. Gattung SALAMANDRA Laurenti. Die Gaumenzähne bilden zwei stark S-förmig gekrümmte, nach hinten zu divergirende Längsreihen, welche zusammengenommen eine etwa glockenförmige Figur darstellen; die vorderen Enden beider Zahnreihen sind durch einen bald grösseren, bald kleineren Zwi- schenraum von einander getrennt und ragen stets mehr oder weniger über den Vorderrand der inneren Nasenöffnungen vor. Die Zunge ist gross, vorn fast halbkreisförmig, hinten flach bogenförmig zugerundet, oder selbst gestutzt und durch einen von vorn nach hinten REVISION DER SALAMANDRIDEN-(HATTUNGEN. 29 gehenden, ziemlich breiten Mittelstreifen ihrer Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass nur ihre Seitenränder in grösserer oder geringerer Ausdehnung frei sind. Habitus ziemlich plump. Hautbedeckungen drüsig; jederseits auf dem Rumpfe findet sich sowohl längs der Vertebrallinie, als auch an der Oberseite der Flanken eine Längsreihe srösserer Drüsenöffnungen, von denen sich die Vertebralreihen auch auf den Schwanz fort- setzen. Die Parotiden sind sehr deutlich begrenzt, gross und mit grossen Poren besetzt. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz fast drehrund, conisch, am Ende stumpf zugerundet, ohne Hautsaum und eben so wie der Rumpf mehr oder weni- ger deutlich geringelt, d. h. mit von oben nach unten verlaufenden linearen Impressionen versehen. À Synonymie, Salamandra Laurenti. Synopsis Reptilium p. 41. — Tschudi. Classification der Batra- chier p. 91. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II р. 16. — Dugès. Ann. 4. Sciences natur. 3 ser. XVII. р. 256. — D. et B. Erpétol. génér. IX p. 49. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. III p. 339.— Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 142. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. IT p. 298. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. ХТ. 1859 р. 125. Ausser den beiden Arten, auf welche Laurenti die in Rede stehende Gattung be- gründet hat, ist von Savi und Bonaparte noch eme dritte Art, Salamandra corsica, be- schrieben worden, welche vollkommen ‘der Salamandra maculosa Laur. gleicht und sich von derselben nur durch eine abweichende Krümmung der jederseitigen Gaumenzahnreihe unterscheidet. Während nämlich bei Salamandra maculosa Laur. die genannten Zahnrei- hen sanft gekrümmt sind und zusammen eine etwa glockenförmige Figur darstellen, krüm- men sich dieselben bei Salamandra corsica Savi in ihrem vordersten Abschnitte fast halb- kreisförmig und laufen alsdann parallel neben einander, um sich erst hinten wieder zu tren- nen, so dass also die von ihnen umschriebene Figur (abgesehen von der hinten stattfinden- den Divergenz) grosse Aehnlichkeit mit einem Knopfloche darbietet. Diese neue Art ist nun von den meisten Autoren adoptirt worden, lässt sich aber schwerlich aufrecht erhalten, und selbst Bonaparte scheint in der Folge an ihrer Haltbarkeit gezweifelt zu haben, wenig- stens fügt er in dem Indice distributivo del tomo secondo seiner Iconographie unter der Rubrik «Nomenclatura moderna» bei Salamandra corsica die Worte «Salamandra maculo- sa?» hinzu. In neuester Zeit hat Betta beide Arten genau verglichen und behauptet, dass sie nicht bloss in der Stellung der Gaumenzähne, sondern auch in der Form des Kopfes, der Zunge, des Schwanzes und der Zehen, in der Zahl der Kieferzähne, in der Beschaffen- heit der Haut, in der Färbung und Zeichnung, — kurz ziemlich in allen Punkten von ein- “ander abweichen, jedoch sind alle diese Abweichungen so ausserordentlich gering, dass sie mir individuell und folglich ganz unwesentlich zu sein scheinen, und da mir Exemplare vor- liegen, bei denen die Gaumenzahnreihen hinsichtlich der Krümmung die Mitte zwischen 30 A. STRAUCH, beiden Arten halten, so glaube ich die Salamandra corsica Savi höchstens für eine Varie- tät der Salamandra maculosa Laur. erklären zu müssen. Unter den zahlreichen Exempla- ren der Salamandra maculosa Laur., die ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, sind mir nämlich mehrere vorgekommen, bei denen die beiden Gaumenzahnreihen anfangs wie ge- wöhnlich auseinandertreten, sich aber nach kurzem bogenförmigen Verlaufe einander plötz- lich wieder nähern und, ohne sich zu berühren, eine kurze Strecke fast parallel neben ein- ander fortlaufen, um alsdann in der gewöhnlichen Weise zu divergiren; die Figur, welche sie im vorderen Abschnitte ihres Verlaufes umschreiben, erinnert somit sehr an eine mit dem Stengel nach hinten gerichtete Birne und hält folglich die Mitte zwischen der glocken- förmigen Figur bei Salamandra maculosa Laur. und der knopflochförmigen bei Salamandra corsica avi, wesshalb es denn schwer zu entscheiden sein dürfte, zu welcher der beiden genannten Arten diese intermediären Stücke gerechnet werden sollen. Ich glaube daher nur 2 Arten in dieser Gattung unterscheiden zu können, welche beide der östlichen Hemisphäre angehören. *1. Salamandra maculosa Laurenti. Salamandra maculosa Laurenti. Synopsis Reptilium p. 151. Salamandra maculosa Leydig in Wiegmann’s Archiv. Е. Naturgesch. 1867. I. р. 239 | tab. VE 17. (er). Salamandra maculosa D. et В. Erpétol. gener. IX р. 52 pl. X f. 1, XCIU f. 3, CIf. 1 (scel., os et cr.). Salamandra maculosa Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. tab. LXXXIV f. 1 (anim.). var. Salamandra corsica Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. tab. LXXXV f. 1 et a (anim. et os). var. Salamandra corsica Betta. Monogr. d. Amfibi Urodeli italiani p. 26. Habitat. Portugal, Spanien, Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland, Oesterreich, Türkey, Italien, Corsica, Algerien. "2. Salamandra atra Laurenti. Salamandra ата Laurenti. Synopsis Reptilium р. 149 tab. I f. II (anim.). Salamandra atra Leydig in Wiegmann’s Archiv f. Naturgesch. 1867. Ip. 271 tab. V Е. 18 (er.). Salamandra ата Dugès. Ann. 4. Sciences natur. 3 sér. XVII p. 260 11.1 f.8et9 (er. et 08). Salamandra atra Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. tab. LXXXIV f. 2 (anim.). Habitat, Frankreich, Süd-Deutschland, Schweiz, Italien, Oesterreich. ?). 1) Durch die jeder citirten Figur beigefügten abge- 2) Nach Schulz (Fauna marchica p.477) soll diese be- kürzten Worte, animal, cranium oder os, soll angedeutet | kanntlich nur auf hohen Gebirgen lebende Art zu wie- werden, welcher Art die Abbildungen auf der betreffen- | derholten Malen auch im Berliner Thiergarten gefangen den Tafel sind, d. h. ob dieselbe nur Darstellungen des | worden sein, wohin sie meiner Ansicht nach wahrschein- ganzen Thieres (anim.) oder auch Detailzeichnungen des | lich zufällig verpflanzt worden ist und sich vielleicht Schädels (cr.) und des geöffneten Maules (os) enthält. einige Jahre gehalten hat. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 31 2. Gattung PLEURODELES Michahelles ” Die Gaumenzähne bilden zwei fast gerade verlaufende, nach hinten zu nur wenig di- vergirende und daher fast parallele Längsreihen, deren vordere Enden durch einen ziemlich breiten Zwischenraum getrennt sind und so weit nach vorn reichen, dass sie den Vorder- rand der inneren Nasenöffnungen um ein beträchtliches Stück überragen. Die Zunge ist klein, von rundlicher Gestalt, vorn angeheftet, am Hinterrande und an den Seiten mehr oder weniger frei. Habitus ziemlich schlank und gestreckt. Hautbedeckungen drüsig und körnig; Jederseits längs der Oberseite der Flanken findet sich eine Reihe grösserer horniger Tuber- keln, welche genau an den Stellen liegen, wo die Rippenenden an die äusseren Bedeckungen stossen (und welche daher irriger Weise für die freien, durch die Haut hindurchgetretenen Rippenenden selbst gehalten worden sind). Parotiden undeutlich. Vorderfüsse mit 4, Hin- terfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz messerförmig comprimirt, am Ende stumpf ab- gerundet und sowohl oben, als auch unten mit einem deutlichen Hautsaume versehen. Synonymie, Pleurodeles Michahelles in Oken’s Isis 1830 p. 195. — Tschudi. Classification der Ba- trachier р. 91. — Bonaparte. Iconogr. 4. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II p. 17. -— D. et В. Erpétol. génér. IX р. 71. — Hallo- well. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. III p. 341. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 137. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. Пр. 294. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 125. Michahelles, der diese Gattung auf einen von Waltl im südlichen Spanien ent- deckten Molch begründet hat, charakterisirt dieselbe, wie schon die Benennung Pleurodeles andeutet, hauptsächlich durch die langen , vollkommen verknöcherten und durch zwei Köpf- chen mit den Querfortsätzen der Wirbel articulirenden Rippen und bemerkt an einer Stelle') der sehr ausführlichen Beschreibung, wo er von den Hautdrüsen spricht, in Bezug auf jene Organe namentlich auch Folgendes: «Bei grossen abgemagerten Individuen sieht man an derselben Stelle, an der sich die Drüsenkette der Salamandra atra befindet, die spitzen Rippenenden sehr deutlich hervorragen, die ein flüchtiger Blick leicht mit einem seitlichen Drüsenapparat bei bloss äusserlicher Betrachtung verwechseln könnte». Dieser Satz ist nun von den meisten Autoren falsch aufgefasst worden und hat zu einer sehr aben- theuerlichen Ansicht Veranlassung gegeben, dass nämlich bei Pleurodeles die Rippenenden die äussere Haut durchbohren und frei zu Tage liegen. Abgesehen davon, dass eine derar- tige Einrichtung schwer denkbar ist, würde Michahelles, falls er wirklich solche die Haut perforirende Rippen entdeckt hätte, eine so aussergewöhnliche Thatsache sicherlich sehr betont und weitläufig erläutert haben, statt dessen begnügt er sich mit dem oben ci- tirten Satze und sagt selbst in der Diagnose hinsichtlich der Rippen weiter nichts, als «costarum paria perfecta quatuordecim». Da er ausserdem ausdrücklich hervorhebt, dass 1) Oken’s Isis 1830. р. 191. 39 A. STRAUCH, nur bei abgemagerten Exemplaren die Rippen hervorragen, so muss dieser Passus ohne Zweifel so verstanden werden, das nach Schwinden des Fettes die Haut an den Stellen, wo die Rippenenden an dieselbe anstossen, erhoben, an den dazwischen gelegenen Stellen aber eingesunken erscheint, und gerade so habe ich die Einrichtung an einem mir vorliegenden, zufällig auch abgemagerten Exemplare gefunden, mit dem Unterschiede jedoch, dass an demselben jede solche durch eine Rippe verursachte Erhebung der Haut noch mit einem sehr niedrigen conischen Horntuberkel verziert ist. Dieser letztere Umstand lässt es mir denn auch unzweifelhaft erscheinen, dass die Dornen, welche sowohl Schlegel, als auch Tschudi und Duméril an den von ihnen abgebildeten Exemplaren des Pleurodeles Walilii Mich. angegeben haben, nicht die Rippenenden, sondern wie Leydig') ganz richtig ver- muthet hat, grosse conische Horntuberkeln sind. Hinsichtlich der Rippen, welche Micha- helles als einen der wichtigsten Charaktere seiner Gattung Pleurodeles angesprochen hat, ist bereits weiter oben bemerkt, dass dieselben nach Leydig') weder der Form, noch der Grösse, noch der Substanz nach von denen unserer gemeinen Trifonen abweichen, und desshalb habe ich ihrer in der Gattungsdiagnose auch nicht weiter gedacht. Ausser dem Pleurodeles Waltlii Mich., der typischen Art dieser Gattung, hat Du- méril?) noch eine zweite Art, Pleurodeles exasperatus, beschrieben, welche sich von der vorhergehenden nur durch Färbung und Zeichnung, so wie durch eine sehr rauhe, mit einer Unzahl kleiner schwarzer Körnchen besäete Haut unterscheidet und möglicherweise auf ein solches Exemplar des Pleurodeles Walilii Mich. basirt ist, welches zur Zeit, als es gefangen worden, das Wasser bereits verlassen und demzufolge eine sehr rauhe Haut erhalten hatte, wie solches ja bei unserem gemeinen Triton cristatus Laur. der Fall zu sein pflegt. Da Duméril ausserdem selbst die specifische Selbstständigkeit seines Pleurodeles exasperatus bezweifelt hat, und leider nicht im Stande gewesen ist, den Fundort des einzi- gen bisher bekannten Exemplares anzugeben, die Art also auch in zoogeographischer Be- ziehung ohne alle weitere Bedeutung ist, so glaube ich sie bis auf Weiteres unberücksich- tigt lassen zu können und nehme in dieser Gattung nur eine, der östlichen Hemisphäre an- gehörende Art an, nämlich: *3. Pleurodeles Waltlii Michahelles. Pleurodeles Walti Michahelles in Oken’s Isis 1830 р. 195 tab. II (anim. et cr.). Pleurodeles Waltlü D. et В. Erpétol. génér. IX р. 72 pl. CI f. 2, СИ Е. 1 (cr. et anim.). Salamandra pleurodeles Schlegel. Abbild. neuer od. unvollst. bekannt. Amphibien p. 122 tab. XXXIX Е. 2—3 (anim.). Habitat, Spanien, Portugal, Tanger in Marocco. 3. Gattung BRADYBATES Tschudi. Die Gaumenzähne, deren Zahl sehr gering ist, bilden zwei gerade Längsreihen und reichen nach vorn kaum bis in die Gegend des hinteren Randes der inneren Nasenlöcher. 1) Wiegmann’s Archiv f. Naturgesch. 1867. I. p. 231 2) D. et B. Erpétol. génér. IX p. 78. in der Anmerkung. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 33 Die Zunge ist äusserst klein, warzenförmig und mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass sie auch nicht den geringsten freien Rand zeigt. Habitus schr plump, kurz und gedrungen. Hautbedeckungen warzig; der Rumpf mit Quer- falten, also wohl mehr oder weniger deutlich geringelt. Parotiden unsichtbar. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz ist kurz und auffallend dick, an der Basis fast drehrund, von der Mitte an deutlich comprimirt, am Ende abgerundet und so- wohl oben, als auch unten mit einem deutlichen Hautsaume versehen. Synonymie, Bradybates Tschudi. Classification der Batrachier р. 91. — Bonaparte. [conogr. 4. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II p. 26. — D. ct B. Erpétol. génér. IX р. 75. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2" ser. Ш p. 341. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 126. Tschudi, der das Genus Bradybates auf einen gleichfalls von Waltl in Spanien ent- deckten Molch begründet hat, hebt in der leider sehr kurzen Charakteristik ausdrücklich hervor, dass bei diesem Thiere «die Seiten wie bei Pleurodeles von Rippen durchstochen» seien; in Folge dieser Bemerkung hat Duméril die Vermuthung ausgesprochen, dass das selbe möglicherweise ein junger Pleurodeles Таша Mich. sein könnte, und Gray scheint nicht abgeneigt, die Ansicht Dumeril’s zu adoptiren, mindestens hat er in seinem 1858 veröffentlichten Aufsatze über die Salamandriden') die Gattung Bradybates Tschudi ganz fortgelassen und der Art nur ganz beiläufig erwähnt. Duméril’s Vermuthung ist aber keineswegs begründet, denn die von Tschudi veröffentlichte (in der Fauna italica copirte) Abbildung seines Dradybates ventricosus hat auch nicht die geringste Achnlichkeit mit einem mir vorliegenden Exemplare von Pleurodeles Waltlii Mich., welches entschieden als jung bezeichnet werden muss, da es noch Rudimente der Kiemenbüschel besitzt. In wie weit nun die Gattung Dradybates Tschudi berechtigt und ob sie nicht vielleicht wirklich auf ein unausgebildetes Exemplar irgend einer bisher noch nicht bekannten Pleurodeles- oder auch Triton-Art begründet ist, lässt sich zur Zeit selbstverständlich nicht entscheiden, da ausser dem Originalexemplare des Bradybates ventricosus Tschudi, das im Museum zu Neuchatel aufbewahrt wird, niemals ein zweites gefangen worden ist; ich glaube daher die Gattung, die sich durch den auffallend gedrungenen Habitus, so wie durch die äusserst kleine, warzenförmige Zunge von allen anderen Salamandriden-Gattungen unterscheidet, bis auf Weiteres aufrecht erhalten zu müssen. Die typische und zugleich einzige Art gehört der östlichen Hemisphäre an. 4. Bradybates ventricosus Tschudi. Bradybates ventricosus Tschudi. Classification der Batrachier р. 56 tab. ПЕ. 2 (anim.). Bradybates ventricosus Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. tab. LXXXV f. 4 (anim.). Habitat, Spanien. 1) Proc. zool. Soc. of London 1858 p. 138. Mémoires do l'Acad. Imp. des scionces, УПше Sério, 5 34 A STRAUCH, 4. Gattung TRITON Laurenti. Die Gaumenzähne bilden zwei gerade, vorn einander sehr genäherte und nach hinten zu gewöhnlich stark divergirende Längsreihen, deren vorderes Ende höchstens bis zu ei- nem Punkte reicht, der in einer Linie mit dem Vorderrande der inneren Nasenöffnungen liegt. Die Zunge ist mässig gross, meist von rundlicher oder ovaler Gestalt und entweder mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle angewachsen und nur an den Seiten, so wie zuweilen auch am Hinterrande mehr oder weniger frei, oder aber nur durch einen centralen Längsstreifen befestigt und an den Seiten in beträchtlicher Ausdehnung frei. Habitus ziemlich schlank. Hautbedeckungen sehr verschiedenartig, drüsig, warzig, körnig oder glatt. An jeder Seite des Rumpfes zuweilen eine Längsreihe grösserer Poren. Die Parotiden fehlen meist ganz, mitunter jedoch sind sie in ihrer ganzen Ausdehnung oder auch nur in ihrem hinteren Abschnitte deutlich zu erkennen. Vorderfüsse mit 4, Hinter- füsse mit 5 Zehen, welche letzteren bei den Männchen einzelner Arten zur Paarungszeit mit gelappten Schwimmhäuten versehen sind. Der Schwanz am Ende zugespitzt, meist messerförmig comprimirt, zuweilen jedoch auch sehr dick, fast drehrund, immer aber so- wohl oben, als auch unten mit einem Hautsaume versehen, der sich bei den Männchen mancher Arten zur Paarungszeit zu einem hohen Hautkamme entwickelt und auch auf den Rücken, so wie auf den Hinterkopf fortsetzt. Bei manchen Arten finden sich sowohl auf dem Rumpfe, als auch namentlich auf dem Schwanze mehr oder weniger deutliche, der Quere nach verlaufende lineare Impressionen oder selbst Einschnitte, welche dem Thiere ein fast geringeltes Ansehen verleihen. Synonymie, Triton Laurenti. Synopsis Reptilium p. 37. — Tschudi. Classification der Batrachier p. 95. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II p. 18. — Dugès. Ann. d. Sciences natur. 3 ser. XVII p. 256. — D. et B. Erpetol. gener. IX p. 121. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Ш р. 358. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 143. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. II p. 299. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 127. | Triturus Rafinesque. Annals of Nature 1815. 78. * !) Lophinus Rafinesque. Annals of Nature 1815. 78. * — Gray. Catal. of Amphibia П p. 26. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 p. 139. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. Пр. 295. Molge part. Merrem. Tentamen Syst. Amphibior. p. 185. Le Diemictylus Rafinesque. Annals of Nature № 22. * 1) Wie in meinen früheren Abhandlungen sind auch | und die somit copirt werden mussten, durch ein dahinter hier diejenigen Citate, welche ich wegen Mangels der be- | gestelltes * ausgezeichnet. treffenden Werke nicht selbst habe vergleichen können REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 35 Notophthalmus Rafinesque. Annals of Nature №24 * — Baird. Journ. Acad. Philadelph. 21 ser. Ip. 281. — Gray. Catal. of Amphibia Il р. 22. Oiacurus Leuckart in Oken’s Isis 1821. Heit V. Litterar. Anzeiger p. 260. Cynops Tschudi. Classification der Batrachier р. 94. — Bonaparte. Iconogr. 4. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II р. 24. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 138. — Gray. Ann. et Mag. Nat. Hist. 3 ser. Пр. 294. Euproctus Géné. Synopsis Reptilium Sardiniae р. 27. — Bonaparte. Iconogr. 4. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Са. of Amphibia П р. 23. — D. et В. Erpétol. génér. IX р. 157. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Ш р. 356. -— Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 139. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. II p. 295. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 р. 127. Megapterna Savi. Nuove Giorn. Pisa 1839 p. 211.* Glossoliga Bonaparte. Iconogr. 4. Fauna italien. Amfibi. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 138. -— Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. Пр. 294. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. ХТ. 1859 р. 126. Pelonectes Fitzinger. Systema Reptilium Гр. 33. Lissotriton Bell. History of British Reptiles. 2" Edit. р. 143. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 127. Taricha Gray. Catal. of Amphibia TI p.25. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2" ser. III p. 357. — Baird in Wilkes. U. S. Exploring Expedition XX. Herpetology p. 4. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 p. 138. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. Пр. 294. Ommatotriton Gray. Catal. of Amphibia II р. 28. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 140. —- Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. Пр. 296. Hemisalamandra Duges. Ann. 4. Sciences natur. 3 ser. XVII р. 256. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 127. Hemitriton Duges. Ann. d. Sciences natur. 3 ser. XVII p.256. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 p. 142. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. II p. 298. Diemyctylus Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2'ser. III p. 362. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 126. Notophthalma Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 p. 138. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. Пр. 294. Calotriton Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 p. 139. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist.: 3 ser. U 9.295. Pyronicia Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 140. — Gray. Ann. and. Mag. Nat. Hist. 3 ser. Пр. 296. | Die Arten, welche ich hier unter dem alten Laurentischen Namen Triton in eine Gattung vereinigt habe, sind von allen neueren Autoren in mehrere Gattungen, ja von ein- zelnen sogar in verschiedene Familien vertheilt worden, und es dürfte daher nicht über- y 36 А. STRAUCH, flüssig sein, die Ansichten der verschiedenen Autoren in wenigen Worten zu erläutern und dadurch zugleich das hier eingeschlagene Verfahren zu motiviren. Abgesehen von den Gat- tungen, welche Rafinesque auf hierhergehörige Arten begründet hat und über welche ich, da mir die Annals of Nature nicht zu Gebote stehen, kein Urtheil abgeben kann, hat zu- nächst Tschudi die wenigen ihm bekannten Triton - Arten in zwei Gattungen, Cynops und Triton, untergebracht und diese letzteren durch Differenzen im Schädelbaue von einander un- terschieden, dieses Merkmals aber in den lateinischen Gattungsdiagnosen mit keinem Worte gedacht. Die Gattung Cynops Tschudi ist auf Molge pyrrhogastra Воде (Salamandra sub- cristata Schleg.) begründet, welche Art bekanntlich einen vollkommen ausgebildeten Ar- cus frontotemporalis besitzt, die Gattung Triton Laur. dagegen auf die übrigen mecodonten Salamandriden mit comprimirtem Schwanze, denen nach Tschudi der genannte Arcus feh- len soll; abgesehen nun davon, dass unter den Arten der Tschudi’schen Gattung Triton auch solche aufgeführt werden, welche, wie z. B. Triton palmatus Schneid. (= Triton hel- veticus Razoum.) und Triton symmetricus Troost (= Triton viridescens Rafin.), ganz ent- schieden einen knöchernen Arcus frontotemporalis besitzen, halte ich diese Knochenbrücke überhaupt nicht für ein so wichtiges Organ, um auf die An- oder Abwesenheit derselben Gattungen zu begründen, und glaube meine Ansicht einfach durch den Umstand motiviren zu können, dass einander sehr nahe verwandte und in jeder Hinsicht sehr ähnliche Arten, wie z. B. Triton pyrrhogaster Boje und Triton cristatus Laur., oder Triton vittatus Gray und Triton taeniatus Schneid., gerade in diesem Punkte sehr auffallend von einander abwei- chen, indem Triton pyrrhogaster Boje und Triton vittatus Gray die fragliche Knochen- brücke besitzen, während sie den beiden anderen genannten Arten völlig fehlt und höch- stens durch einen kurzen Fortsatz am Stirnbeine, den Processus orbitalis, ersetzt ist. Diese beiden durchaus unhaltbaren Gattungen hat Bonaparte übrigens nicht bloss adoptirt, sondern zu denselben noch zwei andere, Glossoliga Bonap. und Euproctus Gene (Megapterna Savi), hinzugefügt, welche beide gleichfalls einen Arcus frontotemporalis be- sitzen und sich von einander, so wie von den übrigen dadurch unterscheiden, dass bei @los- soliga Bonap., die auf den Triton Poireti Gerv. begründet und von Bonaparte in seine Fa- milie Pleurodelini gerechnet wird, wirkliche knöcherne Rippen existiren und bei Æuproctus Gene die Kloake in einen kurzen Kegel ausgezogen ist; wie wenig nun das der Ausbildung der Rippen entlehnte Kriterium stichhaltig ist, habe ich bereits oben bei Charakterisirung der Gattung Pleurodeles Mich, auseinandergesetzt, und dass auch die kegelförmige Kloake des Triton platycephalus Otto, auf welchen die Gattung Euproctus Géné basirt ist, kein generisches Merkmal abgeben kann, geht schon aus dem Umstande hervor, dass dieses Or- gan nur zur Paarungszeit (und wahrscheinlich nur bei den Männchen) die kegelförmige Gestalt besitzt, für gewöhnlich aber von der Kloake der übrigen Salamandriden in keiner Weise abweicht. Nächst Bonaparte schlug Gray vor, die hierhergehörigen Arten in 8 selbstständige Genera zu vertheilen, deren haupsächlichste Unterscheidungsmerkmale ich des besseren REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 37 Verständnisses wegen hier in tabellarischer Uebersicht folgen lasse; das Schema der Gray”- schen Eintheilung ist nämlich folgendes: Die Haut I. granulirt. Die Seiten des Rumpfes a) mit einer Porenreihe; Zunge oblong; Parotiden Yrdeutlich-und рогов 0 u sr ve Dana RS Sa Triton. fehlen ganze.) un. sure st en nee a FAST rene Notophthalmus. b) ohne Porenreihe. Die Zunge 1) von rhombischer Gestalt; die Kloake kegelförmig........... Euproctus. 2) von rundlicher Gestalt. Die Kloake gewöhnlich. Parotiden Е Eee ner Cynops. Siundeutlich;.. +. u ee ee фор ee Taricha. II. glatt. Die beiden Längsreihen der Gaumenzähne Nusindsdunchmeezgetnennt see. +82 us aan een en Lophinus. уда, sorn!bogenförmig, vereinist . . à 4 eue. san seen Ommatotriton. Was nun die von Gray benutzten Unterscheidungsmerkmale anbetrifft, so kann zuerst die Beschaffenheit der Haut schwerlich zum generischen Charakter erhoben werden, da die Haut nicht bloss bei ein und demselben Individuum je nach der Jahreszeit und besonders nach dem Aufenthalte, wie bekannt, in sehr auffallender Weise abändert, sondern weil es auch Arten giebt, bei denen, wie z. В. bei Triton alpestris Laur., das Männchen (im Hoch- zeitkleide) glatt, das Weibchen dagegen granulirt ist. Eben so wenig bieten auch die Sei- tenporen und die Parotiden bei Unterscheidung von Gattungen brauchbare Merkmale dar, da die ersteren überhaupt sehr undeutlich sind und sich паг bei Exemplaren, welche durch langes Liegen in Weingeist ihre Farbe verloren haben, leichter unterscheiden lassen, und da die letzteren mitunter eine sulche Beschaffenheit zeigen, dass der Eine sie als fehlend, der Andere als vorhanden angiebt, wie es z. B. mit den Arten, welche Gray in seine Gattung Triton rechnet, nämlich mit Triton Poireti Gerv., Triton cristatus Laur., Triton marmora- tus Latr. und Triton alpestris Laur., der Fall ist, denen Gray Parotiden zuschreibt, wäh- rend andere Autoren ihnen diese Organe durchaus absprechen. Die übrigen von Gray auf- geführten Unterscheidungsmerkmale, wie die Gestalt der Zunge und die Beschaffenheit des vorderen Endes der beiden Gaumenzahnreihen, zeigen, wenn man sie an den betreffenden Objecten untersucht, so unbedeutende Differenzen, dass es wohl kaum der Mühe verlohnt, auf eine weitere Besprechung derselben einzugehen, und es ergiebt sich also, dass die 8 Gattungen, in welche Gray die Triton-Arten vertheilt wissen wollte, sich vollkommen ungezwungen auf eine einzige reduciren lassen. Das eben Gesagte gilt auch von den drei Gattungen, Hemisalamandra, Hemitriton und Triton, in welche Dugès die europäischen Wassermolche zu vertheilen vorschlug, denn auch sie sind auf Merkmale von höchst zweifelhaftem Werthe basirt. Seine Gattung Непи- salamandra charakterisirt Duges zunächst durch die Anwesenheit der Parotiden, von denen 38 À. STRAUCH, er aber selbst sagt: «difficiles à délimiter, excepté en arrière», und rechnet zu derselben diejenigen Arten, welche keine Spur eines Arcus frontotemporalis besitzen, wie Triton marmoralus Latr. und Trion cristatus Laur.; seine beiden anderen Genera, Hemitriton und Triton, dagegen, deren Arten keine Parotiden, wohl aber einen Arcus frontotemporalis besitzen sollen, unterscheidet er durch die Beschaffenheit der Zehen an den Hinterfüssen, die bei den Æemitriton-Arten frei, bei den Triton-Arten aber durch Schwimmhäute verbun- den sein sollen, also durch ein Organ, das bekanntlich nur den Individuen männlichen Ge- schlechts zukommt und ausserdem auch nur zur Paarungszeit vorhanden ist, später jedoch (wenigstens bei Triton taeniatus Schneid.) völlig verschwindet. Während Dumeril keine der obigen Anordnungen adoptirt, sondern sämmtliche Tri- ton-Arten in zwei durch ganz unwesentliche Differenzen in der Befestigungsweise der Zunge von einander unterschiedene Genera, Æuproctus Gene und Triton Laur., untergebracht hat, nimmt Hallowell die Gray’sche Eintheilung wenigstens theilweise an und vertheilt die hierhergehörigen Arten in 4 Gattungen, Æuproctus Gene, Taricha Gray, Triton Laur. und Diemyctylus Rafin., welche dureh die Form und Befestigungsweise der Zunge, so wie durch die bald mehr parallel, bald mehr divergent verlaufenden Gaumenzahnreihen, also durch ganz unwesentliche Merkmale, von einander unterschieden werden; von diesen Gat- tungen ist Euproctus genau in der von Duméril angenommenen Umgrenzung aufgefasst, Taricha entspricht der gleichnamigen Gattung der Gray ’schen Eintheilung, Diemyetylus fällt mit Notophthalmus der Gray’schen Classification zusammen und unter Triton endlich sind Gray’s Genera Triton, Cynops, Lophinus und Ommalotriton zusammengefässt. Allen diesen Bestrebungen, die Triton-Arten in eine bald grössere, bald kleinere Zahl von selbstständigen Gattungen zu vertheilen, hat Gray in einem 1558 veröffentlichten Auf- satze entschieden die Krone aufgesetzt, indem er diese Thiere darin nicht bloss in zwei verschiedene Familien einrangirt, sondern auch fast für jede einzelne Art eine besondere Gattung creirt. In dem genannten Aufsatze'), dessen ich schon weiter oben gedacht habe, schlägt Gray nämlich vor, seine ehemalige Familie Salamandridae, also die Tribus Meco- donta der vorliegenden Abhandlung, in drei selbstständige Familien, Seiranotidae, Pleurode- lidac und Salamandridae, einzutheilen, von denen die erste ausschliesslich auf die Gattung Salamandrina Fitz. basirt ist und also hier nicht weiter in Betracht kommt. Die beiden anderen Familien, welche durch den Besitz oder den Mangel des Arcus frontotemporalis von einander unterschieden werden, enthalten nun ausser den wirklich selbstständigen Gat- tungen Pleurodeles Mich. und Salamandra Laur. noch 11 andere Genera, die sämmtlich auf hierhergehörige Arten begründet sind, und da Gray zu jener Zeit, als er den in Rede stehenden Artikel schrieb, überhaupt nur 14 Triton-Arten gekannt hat, deren Zahl sich aber in Wirklichkeit auf 12 reducirt, so stellt sich heraus, dass fast jede einzelne Art den Typus einer besonderen Gattung bildet. In seiner neuen Familie Salamandridae, deren 1) Proc. zoo, Soc. of London 1858 р. 186—144. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 39 Arten durch die Abwesenheit des Arcus frontotemporalis charakterisirt sind, nimmt Gray überhaupt nur zwei Genera, Salamandra Laur. und Triton Laur., an, von denen das letz- tere aber паг eine einzige Art, den Triton cristatus Laur., enthält; in der Familie Pleuro- delidae dagegen, deren Arten einen bald knöchernen, bald ligamentösen Arcus frontotempo- ralis besitzen, unterscheidet er drei besondere, aber nicht mit Namen belegte Gruppen und 11 Gattungen, von welchen letzteren 10 auf hierhergehörige Arten begründet sind. Die Arten der ersten dieser drei Gruppen, die einen knöchernen Arcus frontotemporalis und jederseits am Rumpfe eine Längsreihe von Poren besitzen, werden, abgesehen von Pleurodeles Waitlii Mich., der ein selbstständiges Genus bildet und hier nicht weiter in Betracht kommt, in 4 Gattungen, Glossoliga, Notophthalma, Cynops und Taricha, vertheilt, von denen die drei letzten bereits bei Gelegenheit der früheren Gray’schen Eintheilung besprochen sind, während die erste auf Trüon Poireii Gerv. basirt und folglich mit der gleichnamigen Gattung Bonaparte’s identisch ist. Die Arten der zweiten Gruppe, deren Zahl sich im Ganzen auf 4 beläuft, zeichnen sich gleichfalls durch den Besitz eines knö- chernen Arcus frontotemporalis aus, unterscheiden sich von denen der ersten Gruppe aber dadurch, dass ihre Lateralporen undeutlich sind, und werden gleichfalls in 4 Genera, Calo- triton, Euproctus, Lophinus und Ommatotriton, untergebracht, von denen die beiden ersten auf Triton puncticulatus О. её В. und Buproctus Rusconit Géné, also auf Varietäten einer und derselben Species, des Triton platycephalus Otto, basirt sind. Zu der dritten Gruppe end- lich rechnet Gray die wenigen Arten, bei welchen der Arcus frontotemporalis durch ein Ligament ersetzt ist, und vertheilt dieselben, je nachdem ihr Körper «slightly tubercular » oder «tubereular» ist, in zwei Gattungen, Pyronicia und Hemitriton, von denen die erste den Triton marmoratus Latr. und den Triton taenietus Schneid., die zweite aber nur den Triton alpestris Laur. enthält. Eine so weit gehende Splitterung der Gattungen, wie sie im Vorstehenden von Gray unternommen worden ist, hat selbst Cope nicht gebilligt, sondern kurze Zeit darauf, im Jahre 1859, vorgeschlagen!) die hierhergehörigen Arten, die er unter dem Namen Tritones als dritte Gruppe seiner Familie Salamandrinae aufgefasst hat, in 6 Gattungen, @lossoliga Bon., Diemyciylus Rafin., Æuproctus Géné, Lissotriton Bell, Triton Laur. und Hemi- salamandra Duges zu vertheilen. Die 3 ersten dieser 6 Genera unterscheiden sich von den drei folgenden zunächst durch die Anwesenheit eines knöchernen Arcus frontotempo- ralis und werden von einander durch die Befestigungsweise der Zunge und durch die Rich- tung der beiden Gaumenzahnreihen differenzirt; bei Glossoliga, wohin Cope nur die typi- sche Art, den Triton Poireti Gerv., rechnet, ist die Zunge hinten und an den Seiten etwas frei und die Gaumenzähne. bilden zwei weit von einander stehende, nach vorn hin leicht convergirende Längsreihen, bei Diemyctylus, unter welchem Namen er die Genera Taricha, Cynops und Notophthalmus der Gray’schen Eintheilung vereinigt hat, ist die Zunge mit 1) Proc. Acad, Philadelph. XI. 1859 р. 126—128. 40 A. STRAUCH, ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass nur die Seiten- ränder etwas frei sind, und die Gaumenzähne bilden zwei einander sehr genäherte und nach hinten zu stark divergirende Längsreihen, und die Gattung Æuproctus endlich, welche nur die typische Art, den Triton platycephalus Otto, enthält, stimmt in der Befestigungsweise der Zunge genau mit Glossoliga überein, während ihre Gaumenzähne vollkommen so gestellt sind, wie es bei der Gattung Diemyetylus Norm ist. Was nun die Unterscheidung der drei letzten Genera Cope’s anbetrifft, welche in dem Mangel des Arcus frontotemporalis ein gemeinsames Kennzeichen besitzen sollen, so werden dieselben durch die gleichen Merk- male, nämlich in erster Linie durch die Richtung der beiden Gaumenzahnreihen und alsdann durch die Befestigungsweise der Zunge von einander differenzirt; bei Lissotriton, wohin Cope nur den Triton taeniatus Schneid. rechnet, divergiren die Gaumenzahnreihen nach hinten zu sehr stark, stehen dagegen vorn mit einander fast in Berührung und die Zunge soll rund herum frei sein; bei Triton, zu welcher Gattung er den Triton helveticus Razoum., den Triton vittatus Gray, den Triton alpestris Laur. und den Triton marmo- ratus Latr., folglich irriger Weise auch solche Arten stellt, welche, wie die beiden erst- genannten, einen vollkommen knöchernen Arcus frontotemporalis besitzen, haben die fraglichen Zahnreihen genau dieselbe Richtung, wie bei der vorhergehenden Gattung, die Zunge aber ist nur an den Seiten frei, vorn und hinten dagegen angewachsen, und bei der Gattung Hemisalamandra endlich, die nur auf Triton eristatus Laur. basirt ist, bilden die Gaumenzähne zwei weit von einander entfernte, nach vorn hin nur leicht convergirende Längsreihen und die Zunge ist vorn und hinten angewachsen, an den Seiten aber mehr oder weniger frei. Diese ebenfalls noch sehr complicirte Eintheilung, in welcher, abgesehen von den be- reits oben berührten Unrichtigkeiten, die Gattungen auf ganz unwesentliche und nicht ein- mal constante Merkmale basirt sind, hat Cope') im Jahre 1866 dahin abgeändert, dass er die hierhergehörigen Arten nach dem Beispiele Gray’s in zwei Familien, Salamandridae und Pleurodelidae vertheilt und die Zahl der Genera von 6 auf 8 vermehrt, von denen nur das Genus Triton in die Familie Salamandridae gestellt wird, während die Genera Hemi- salamandra, Lissotriton, Lophinus, Euproctus, Cynops, Notophthalmus und Glossoliga, die aber sämmtlich nicht charakterisirt, sondern nur namentlich aufgeführt sind, mit den Gat- tungen Neurergus Cope, Pleurodeles Mich. und Seiranota Barnes die Familie der Pleu- rodelidae bilden. Endlich muss ich noch hinsichlich der in der Synonymie aufgeführten Gattungsnamen, welche in der bisherigen Erläuterung keine Erklärung gefunden haben, bemerken, dass die Namen Oiacurus Leuckart und Molge Merrem von den betreffenden Autoren zum Ersatz für die nach ihrer Ansicht zu verwerfende Laurenti’sche Benennung Triton proponirt wor- den sind, so wie dass der Name Pelonectes von Fitzinger herrührt, der denselben zur Be- 1) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. VI. р. 107—108. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 41 zeichnung einer neuen, auf Triton platycephalus Otto, den Typus der Gattung Æuproctus Géné, und Triton pyrrhogaster Boje, den Typus der Gattung Cynops Tschudi, begrün- deten, (aber bekanntlich nicht charakterisirten) Gattung vorgeschlagen hat. Die vorstehende, vielleicht etwas zu weitläufige Auseinandersetzung lehrt nun, dass man bei der Klassification der eigentlichen Tritonen zwei Wege einschlagen kann; entweder man vindicirt den Differenzen im Baue des Schädels, in der Richtung der beiden Gaumen- zahnreihen und in der Befestigungsweise der Zunge den Werth generischer Merkmale und gelangt alsdann zu dem Resultate, dass fast jede einzelne Art zugleich auch den Typus einer besonderen Gattung darstellt, oder aber man schreibt den Verschiedenheiten im Baue der genannten Organe nur die Bedeutung specifischer Kennzeichen zu und vereinigt sämmtliche mecodonten Salamandriden mit fünfzehigen Hinterfüssen, deren Gaumenzähne in gerade, hinter den inneren Nasenöffnungen beginnende Längsreihen angeordnet sind und deren Zunge mit dem grössten Theile ihrer Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen ist, unter dem ältesten, von Laurenti eingeführten Namen Triton in eine einzige Gattung. Von diesen beiden Wegen habe ich selbstverständlich den letzteren gewählt und möchte vorschlagen, die Triton-Arten nach dem Schädelbaue, d. №. nach der An- oder Abwesenheit des Arcus frontotemporalis zu gruppiren, weil die Ausbildung dieser Knochenbrücke, wie Leydig!) zuerst hervorgehoben hat, mit einer anderen Organisationseigenthümlichkeit Hand in Hand geht, welche letztere zwar nur den Individuen männlichen Geschlechts zukommt, aber immerhin verdient, berücksichtigt zu werden. Die Männchen derjenigen Arten näm- lich, bei welchen die genannte Knochenbrücke fehlt oder durch ein Ligament ersetzt ist, erhalten zur Paarungszeit einen meist hohen Rückenkamm, während den Männchen der Arten mit knöchernem Arcus frontotemporalis dieser Kamm stets fehlt; eine Ausnahme von dieser Regel bildet jedoch Triton vittatus Gray, eine Art, welche gleichsam den Uebergang zwischen den beiden genannten Arten-Gruppen vermittelt, indem die Männchen derselben bei vollkommen ausgebildetem knöchernem Arcus frontotemporalis zur Paarungszeit den- noch mit einem Rückenkamme versehen sind. Ich glaube daher die Arten dieser Gattung, ihren natürlichen im Habitus ausgesprochenen Verwandtschaften gemäss, in folgende drei ° Gruppen vertheilen zu können: 1) Arten, bei welchen der Arcus frontotemporalis fehlt oder durch ein Ligament ersetzt ist, und deren Männchen zur Paarungszeit einen Rückenkamm erhalten, 2) Arten mit knöchernem Arcus frontotemporalis, bei deren Männchen sich zur Paarungszeit ein Rückenkamm ausbildet, und endlich 3) Arten mit knöchernem Arcus frontotemporalis, deren Männchen zu keiner Zeit einen Rückenkamm besitzen. Was nun endlich die Zahl der in diese Gattung gehörigen Arten anbetrifit, so be- läuft sich dieselbe, nach Ausschluss des Triton nycthemerus Michah.*), der in den Abruzzen gefangen worden ist und den ich nach der kurzen Beschreibung nicht zu deuten vermag, im 1) Wiegmann’s Archiv f. Naturgesch. 1867. I. p.229.| 2) Oken’s Isis 1830. р. 806. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIlme Série. © 42 А. STRAUCEH, Ganzen auf 16, von denen 13 der ôstlichen und nur 3 der westlichen Hemisphäre ange- hören. | 1. Gruppe. Arten, bei denen der Arcus frontemporalis fehlt, aber durch ein Ligament ersetzt ist und deren Männchen’ zur Paarungszeit einen Rückenkamm erhalten. *3. Triton cristatus Laurenti. Triton cristatus Laurenti. Synopsis Reptilium p. 146. Triton cristatus Leydig in Wiegmann’s Archiv f. Naturgesch. 1867. I р. 176 tab. V f. 9—10 (cr.). Lacerta palustris Wolf in Sturm’s Deutschlands Fauna. III Abth. Amphibien tab. a et b (anim.). Triton cristatus Bell. History of British Reptiles. 2° Edit. p. 129 fig. xylogr. (anim.). Habitat, England, Belgien, Holland, Frankreich, Schweiz, Italien, Oesterreich, Deutsch- land, Dänemark, Skandinavien und Russland, östlich bis nach Transkaukasien. *6. Triton Karelinii п. sp, tab. Е Е. Е. Die in Rede stehende Art, welche ich unter dem von mir adoptirten Namen in der akademischen Sammlung vorgefunden habe, ist dem Triton cristatus Laur. äusserst nahe verwandt, unterscheidet sich von demselben aber nicht bloss durch den weniger gestreckten Habitus und die abweichende Färbung der Oberseite aller Theile, sondern hauptsächlich auch durch einen ganz anders gebildeten Schwanz. Obwohl nun dieser Körpertheil bei den Tritonen je nach der Jahreszeit und besonders je nach. dem Aufenthalte in sehr auffallender Weise abzuändern pflegt, so glaube ich den Triton Karelinii, der aus dem nord-östlichen, am Südufer des Kaspischen Meeres gelegenen Theile von Persien stammt, doch für eine selbst- ständige Art erklären zu müssen, zumal ich unter den vielen von mir untersuchten Stücken des Triton cristatus Laur., unter denen sich auch 3 in der Gegend von Tiflis gefangene be- finden, keines gefunden habe, welches in der Schwanzform mit der in Rede stehenden Art übereingestimmt hätte. Ausser den Exemplaren der Sammlung habe ich auch die ziemlich zahlreich vorhandenen Abbildungen von Triton cristatus Laur. mit der zu beschreibenden neuen Art verglichen, aber auch unter diesen stimmt keine mit Triton Karelinü in der Schwanzform überein und nur bei dem sonderbaren Wassermolche, den Reichenbach ') als Triton cristatus var. icterica abgebildet hat, finde ich einen ähnlich geformten, aber durch die beträchtlichere Länge doch sehr abweichenden Schwanz. Das eine von den 4 mir vorliegenden Exemplaren des Triton Karelinü besitzt auf dem Rücken einen niedrigen gezackten Hautkamm, der auf dem Kopfe, aber nicht in der Höhe des vorderen Augenwinkels, wie bei Triton cristatus Laur., sondern weiter nach hinten, in der Höhe des hinteren Augenwinkels etwa, seinen Ursprung nimmt, und zeigt ausserdem sowohl am oberen, als auch am unteren Rande des Schwanzes einen wohl entwickelten ganz- randigen Hautsaum, der ziemlich niedrig ist und am Oberrande des Schwanzes auffallend dick erscheint. Bei den drei anderen Exemplaren fehlt der Rückenkamm und man bemerkt 1) Reichenbach. Ein zweifelhafter Triton etc. tab. If. 1—3, in Nova Acta Acad. Leop. Carol. ХХХИ. pars 1. 1865. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 43 bei zweien (b und c) auf der vertieften Vertebrallinie eine äusserst niedrige Hautfalte, wäh- rend bei dem dritten (d) an dieser Stelle statt der Falte nur eine leicht vertiefte Rinne vorhanden ist; der Hautsaum auf dem Schwanze ist bei diesen drei Stücken auf eine sehr niedrige Hautfalte reducirt, welche auf der oberen Schwanzkante deutlicher vorspringt, als auf der unteren. Was nun den Schwanz anbetrifft, so erscheint derselbe bei dem kamm- tragenden Exemplare a zwar comprimirt, ist aber doch auffallend dicker ais bei Triton cristatus Laur., bei den übrigen Stücken dagegen ist er fast drekrund und an der Basis sogar leicht deprimirt. Am auffallendsten jedoch ist der Umstand, dass bei allen 4 Exem- plaren der Schwanz durch eine Menge meist sehr tiefer, verticaler Einschnitte ziemlich regelmässig eingeschnürt erscheint und daher ein entschieden geringeltes Aussehen besitzt; diese Hauteinschnitte, welche bei dem Stücke a etwas weniger stark ausgebildet sind, bei den 3 anderen aber äusserst tief erscheinen, setzen sich auch auf die Seiten des Rumpfes fort, sind daselbst aber viel weniger deutlich. Obgleich nun alle 4 mir vorliegenden Stücke dieser Art in Folge der Einwirkung von allzu starkem Spiritus, in welchen sie aller Wahr- scheinlichkeit nach von vorn herein gelegt worden sind, mehr oder weniger starr und stel- lenweise sogar brüchig erscheinen, so glaube ich die oben erwähnten tiefen Einschnürungen am Schwanze schon desshalb nicht bloss der Einwirkung des Weingeistes beimessen zu können, weil mir unter den Exemplaren von Triton eristatus Laur. gleichfalls starre und brüchige vorliegen, an welchen von diesen Einschnürungen nur Andeutungen vorhanden sind. Abgesehen von der Form des Schwanzes, von dem weniger gestreckten Habitus und von der gleich zu beschreibenden Färbung, stimmt Triton Karelinit vollkommen mit der vorhergehenden Art überein; seine Haut ist eben so gekörnt und gerunzelt, wie bei jener, seine Zunge besitzt gleichfalls eine länglich-ovale Form und ist fast mit ihrer ganzen Unter- seite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass nur ihre Seitenränder in sehr geringer Ausdehnung frei sind, und nur die beiden Reihen der Gaumenzähne weichen, wie die beifolgende Abbildung (tab. ГЕ. 1 с) lehrt, in der Richtung etwas von denen des Triton cristatus Laur. ab, jedoch halte ich diese Differenz für zu unwesentlich, um ihr besondere Bedeutung beizulegen. Was nun endlich die Färbung und Zeichnung anbetrifft, so sind alle 4 Exemplare auf der Oberseite aller Theile, die Zehen ausgenommen, vollkommen einfarbig, ohne die ge- ringste Spur von Flecken, und besitzen eine helle, grünlichbraungraue Grundfarbe, welche im Tone fast vollkommen mit der Farbe des Kammes bei dem von Rusconi auf Tafel I in Figur IV seiner Amours des Salamandres aquatiques abgebildeten Männchen von Triton cristatus Laur. übereinstimmt. Die Farbe weicht somit bedeutend von derjenigen des letzt- genannten Molches ab, und wenn ich auch zugeben will, dass die Exemplare des Triton Ka- relinii, die seit dem Jahre 1839 in Weingeist liegen, in der Farbe nicht unbedeutend alte- rirt sind, so glaube ich doch behaupten zu können, dass dieselben im Leben eine andere Farbe besessen haben müssen, wie unser gemeiner Wassermolch, der Zriton eristatus Laur., dessen auf der Oberseite dunkele, fast schwarze Farbe bekanntlich nach langem Liegen im 6* 44 А STRAUCH, Weingeist in ein bald helleres, bald dunkleres Lederbraun übergeht, und an dem alsdann die nie fehlenden dunkelen Rückenmakeln sehr deutlich vortreten, von: welchen bei der in Rede stehenden Art, wie schon bemerkt, auch nicht die geringste Spur vorhanden ist. Die Färbung und Zeichnung der Unterseite aller Theile hingegen weicht nur unbedeutend von jener der vorhergehenden Art ab, denn sie ist röthlichgelb, im Leben also wahrscheinlich ziegel- oder orangeroth, und mit schwärzlichen Makeln von unregelmässiger Gestalt be- säet; die Zehen haben gelbe Spitzen und sind auf der Oberseite gelb und grünlichbraun- grau gebändert, erscheinen dagegen an der Unterseite, eben so wie die ganze Extremität, einfarbig grünlichbraungrau. An den Seiten des Halses und Kopfes stehen zuweilen ein- zelne unregelmässige gelbe Flecken und der untere Saum des Schwanzes besitzt bei dem kammtragenden Männchen die Farbe der Oberhaut, bei den kammlosen Stücken dagegen ist er gelb gefärbt. Zum Vergleiche gebe ich hier ausser den Maassen der 4 Exemplare des Triton Kare- linii auch die Maasse von zwei Stücken des Triton cristatus Laur., von denen f aus Miro- polje im Gouvernement Kursk stammt, während m von mir in hiesiger Gegend, namentlich in Pargola, und zwar ausserhalb des Wassers, gefangen worden ist. Maasse: 1) a b c d Fi m Totallängeides Thieres:y sa: amet KILO ? = 10,85, 13,40 0a Länge Че Кора ven ke 1,4 133 1,3 1,3 1,4 1:2 » 2: RUMDPIÉS hu art Mine San 4,4 4,3 4,1 4,2 DURE » » оспа een 5,3 5,8 ? 3) 6,3 4,6 ».. „der V.orderextremität. a, werte Sur 2,8 2 2,1 % 1,956 #168 » ло Hliinterextremität an. meiner ar DEN 2,3 2,2 2,2 1,9 » » Mittelzehe am Hinterfusse......... 0,7:.,:20,6:5056 = Об 10,60 Breite des Kopfes in der Gegend der Mundwinkel 1,2 152 an 1,1 1,2 0,95 Dicke:des/Schwanzest ete Ines 0,9 1 0.9 0,8 0,9 дя Höhe: desselben 2 a een 1050.8 09 0,8 1,05 0,7 Habitat, Die vier einzigen bisher bekannten Exemplare dieser Art sind von dem be- kannten Reisenden Karelin in einer nicht näher bezeichneten Gegend des nord-östlichen Persiens gefangen worden. | #9. Triton longipes п. sp. tab, Е Е. 2. Unter der reichen herpetologischen Ausbeute, welche Hr. Magister A. Goebel von seinen in den Jahren 1863—65 ausgeführten Reisen am Kaspischen Meere mitgebracht hat, fand sich auch ein Wassermolch, welcher in der Färbung und Zeichnung fast voll- 1) Die Maasse sind sämmtlich in Centimetern ausgedrückt und, wie folgt, mit dem Cirkel genommen: Die Länge des Kopfes = der Entfernung zwischen Schnauzenspitze und der Mitte der Kiemen- oder Kehlfalte. » » » Rumpfes = » Du: » der Mitte derKehlfalte und der Vorderecke der Kloakenspalte. » » » Schwanzes = » » » der Vorderecke der Kloakenspalte und der Schwanzspitze. Die Höhe des Schwanzes endlich ist stets an der Basis desselben, gleich hinter der Kloake, gemessen, so dass also die meist wulstigen Ränder der letzteren dabei nicht mit in Betracht gezogen sind. REVISION DER SALAMANDRIDEN-(GATTUNGEN. 45 kommen mit Triton cristatus Laur. übereinstimmt, von demselben aber durch den breiten, vom Rumpfe nur undeutlich abgesetzten Kopf, durch den ausserordentlich dicken und plumpen Rumpf, durch einen etwas abweichend geformten Schwanz, so wie namentlich durch die auffallend langen, mit ausserordentlich gestreckten Zehen versehenen Glied- maassen so sehr abweicht, dass ich keinen Anstand nehme, denselben unter dem Namen Triton longipes als neue Art zu beschreiben. Das einzige mir vorliegende Exemplar, das in der Gegend von Astrabad gefangen worden, ist ein Männchen, wie der zwar niedrige, aber sonst wie bei Triton cristatus Laur. beschaffene, d. h. gezackte, Rückenkamm lehrt. Der Kopf dieses Exemplares stimmt im Allgemeinen mit dem Kopfe der eben genann- ten Art überein, ist aber hinten bedeutend breiter, und die Schnauze erscheint in Folge dessen etwas spitzer zulaufend; die Zunge und die Gaumenzähne bieten keine bemerkens- werthen Verschiedenheiten dar, der Rumpf dagegen ist entschieden plumper, d. h. dicker, höher, breiter und kürzer, und da das Thier sehr wohlgenährt aussieht und durch den Weingeist nicht zusammengezogen ist, so sieht man von den verticalen linearen Eindrücken, die bei den nächstverwandten Arten am Rumpfe und namentlich am Schwanze mehr oder weniger deutlich ausgebildet sind, nur sehr undeutliche Spuren. Die Haut ist im Ganzen nur wenig rauh, da die kleinen Körnchen, die auf derselben zerstreut sind, nicht sehr dicht stehen, doch ist auf diesen Umstand wenig zu geben, da mir auch von Triton crista- tus Laur. Exemplare vorliegen, deren Haut nur wenig rauher ist. Der Schwanz dagegen ist viel schmäler als bei der letztgenannten Art und weicht auch in der Form noch in so weit ab, als er eine entschiedene Neigung zeigt, sich säbelförmig aufwärts zu krümmen, und als der niedrige Hautsaum an seinem Ober- und Unterrande, der wahrscheinlich nicht gezackt ist, am Ende stumpf abgerundet erscheint, woher denn auch die Schwanzspitze nicht eine lanzettförmige Gestalt besitzt, sondern einfach stumpf zugerundet ist. Die am meisten in die Augen fallende Eigenthümlichkeit dieser neuen Ayt besteht aber in der Form der Extremitäten, welche auffallend lang sind und sehr gestreckte Finger und Zehen besitzen. Bei Triton cristatus Laur., dessen Extremitäten hinsichtlich der Länge allerdings etwas variiren, reichen die Vorderbeine, wenn man sie nach vorn streckt und an den Kör- per andrückt, gewöhnlich kaum bis zur Schnauzenspitze und höchstens ragt bei sehr lang- beinigen Stücken das letzte Glied des längsten (3'%) Fingers über die Schnauze hinaus; bei Triton longipes dagegen ragen, wenn man die Vordergliedmaassen in der angegebenen Weise behandelt, sämmtliche Fingerphalangen über die Schnauze hinaus und die Hand- wurzel liegt mit der Schnauzenspitze in gleicher Höhe. Wie schon bemerkt, besitzt die in Rede stehende Art auch auffallend lange Finger und Zehen, und zwar ist der dritte Finger, welcher die grösste Länge zeigt, genau so lang, wie die Entfernung zwischen dem Nasen- loch und dem Mundwinkel, während bei Triton cristatus Laur. derselbe Finger an Länge wenig mehr als die Hälfte dieser Entfernung beträgt. Was nun die Hinterextremitäten, so wie überhaupt das Verhältniss der Gliedmaassen zum Rumpfe anbetrifft, so giebt folgendes Verfahren darüber die nöthige Auskunft: streckt man nämlich die Vorderbeine des Triton 46 А. STRAUOE, cristatus Laur. nach hinten und die Hinterbeine nach vorn und drückt sie an den Rumpf an, so berühren die Zehen beider Extremitäten einander mit ihren Spitzen, bei Triton lon- gipes dagegen decken, bei gleicher Behandlung, die Finger oder Vorderzehen die planta pedis und die Hinterzehen die vola manus, so dass also bei dieser Art die Gliedmaassen nicht bloss absolut, sondern auch relativ länger sind als bei Triton cristatus Laur. Was nun endlich die Färbung und Zeichnung anbetrifft, so gleicht Triton longipes, wie schon bemerkt, fast vollkommen dem Triton eristatus Laur., nur ist die Grundfarbe der Oberseite bei dem einzigen mir vorliegenden Exemplare der neuen Art, das im Jahre 1865 gefangen worden ist und daher verhältnissmässig noch wenig durch den Weingeist gelitten hat, nicht schwarz, sondern sehr dunkel lederbraun und die dunkelen Makeln, die recht deutlich vortreten, erscheinen in ziemlich regelmässige Längsreihen angeordnet. Die Unterseite aller Theile, die im Leben wahrscheinlich orangefarben gewesen ist, besitzt eine schmutzig gelbe Grundfarbe und ist, wie bei Triton cristatus, schwarz gefleckt, nur sind die Flecken, die in gleicher Weise die Kehle, das Kinn, die Gegend um die Mundwin- kel und den Leib zieren, viel kleiner und zahlreicher, als es bei der letztgenannten Art der Fall zu sein pflegt. Die Finger und Zehen sind an der Oberseite abwechselnd schwarz und gelb gebändert, an der Unterseite dagegen völlig dunkel und eben so ist auch die untere Kante des Schwanzes nicht gelb, sondern sehr dunkel lederbraun. Die Kloakenränder, die halbkugelig aufgetrieben sind, zeigen gleichfalls eine dunkele Färbung. Auch hier gebe ich zum Vergleiche ausser den Maassen der in Rede stehenden Art, noch diejenigen des nahezu gleich grossen Exemplares f von Triton cristatus Laur., das aus der Gegend von Miropolje im Gouvernement Kursk stammt. Maasse. a f Totallanze_ des Thieres 0.0 2.0.20 а 12.3 13:6 Danse.des, Kopfes... „un. ne a er 1,6 1,4 >10.» Bumpfes ре a 4,9... 5,9 Bo DEASCHWANZES о he ee 6.4, бэ » der Mordetextcemitét. оон ен 2.9 1,95 » >; Hinterextremitäte au sa. ahnen er 3 2,2 » » Mittelzehe am Hinterfusse..:........... l 0,6 Breite des Kopfes in der Gegend der Mundwinkel..... 1,4 1,2 Dicke, des: Schwanzes mms ee 9.90.9 Höhe desselben...... Doro 1 1,05 Habitat. Umgegend von Astrabad in der persischen Provinz Mazanderan. *S. Triton marmoratus Latreille. Salamandra marmorata Latreille. Hist. nat. des Salamandres de France p. 29 et 33 pl. III f. 2 (anim.). Triton marmoratus D. et B. Erpétol. génér. IX p. 135 pl. CVI f. 1 (anim.). REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 47 Hemisalamandra marmorata Dugès. Ann. d. Sciences natur. 3 ser. XVII р. 261 pl. If. 10, 11 (cr. et os). var. Triton Blasü De l'Isle de Dreneuf. Ann. 4. Sciences natur. 4 ser. XVII р. 364 pl. XII f. 1, 2, 4 (anim. et cr.). ') Habitat. Frankreich, Portugal, Spanien. *9. Triton ophryticus Berthold. tab. Е f. 3. Triton ophryticus Berthold. Nachrichten v. d. Universität u. d. K. Gesellsch. d. Wissen- schaften zu Göttingen 1846 № 11 p. 189. Triton ophryticus Berthold. Institut. 1" Section XV р. 119. Der verstorbene Berthold hat diese Art nach zwei von dem bekannten Reisenden Dr. Moritz Wagner in der Gegend von Tiflis gefangenen Exemplaren beschrieben und zugleich bemerkt, dass sie dem Triton alpestris Laur. (Triton igneus Bechst.) am nächsten verwandt ist, sich von demselben aber durch die Anwesenheit eines runden gelben Flecks hinter und über jedem Auge, so wie durch eine schmale schwarze Längsbinde an jeder Seite des Körpers unterscheidet. Von dieser allem Anscheine nach völlig in Vergessenheit gerathenen Art besitzt nun unser Museum leider nur ein einziges, aber sehr schön erhalte- nes Exemplar, welches von Hrn. von Bartholomaei gleichfalls in der Gegend von Tiflis erbeutet worden ist, und das in jeder Beziehung, die Rückenfalte ausgenommen, mit der Berthold’schen Beschreibung übereinstimmt. Wie Berthold ganz richtig angegeben hat, steht diese Art dem Triton alpestris Laur. am nächsten, und zwar gleicht sie derjenigen Form des Weibchens dieser letzteren Art, welche Bechstein”) in Fig. 4 der Tafel XX ab- gebildet hat; von dieser Form des weiblichen Triton alpestris Laur. besitzt unsere Samm- lung leider auch nur ein Exemplar, das nach Lichtenstein’s Angabe, von dem es einge- tauscht ist, aus der Gegend von Krakau stammen soll, und ich will nun im Folgenden versuchen, die Unterschiede, die sich nach genauem Vergleiche beider Molche herausgestellt haben, kurz anzugeben. Das mir vorliegende Exemplar des Triton ophryticus Berth. besitzt auf dem Rücken eine zwar sehr niedrige, aber vollkommen deutliche Hautfalte, welche in der Höhe des Vorderrandes der Augen auf dem Kopfe entspringt und sich ohne Unterbrechung auf den Schwanz fortsetzt, um vor dessen Mitte in die scharfe Schwanzfirste überzugehen, und da bei diesem Stücke zugleich auch die Kloakenränder stark aufgewulstet sind, so bin ich ge- neigt, dasselbe für ein Männchen zu halten. Nach genauem Vergleiche mit dem Krakauer 1) Betta (Monografia degli Amfibi Urodeli italiani | deutliche, aber freilich nicht scharf begrenzte dunkele р. 69—71) bezweifelt die artliche Selbstständigkeit des | Makeln auf hellem schmutzig braungelbem Grunde zeigt; Triton Blasii De l’Isle, und ich glaube ihm beistimmen | da ausserdem beide Arten in Frankreich einheimisch zu müssen, da ich unter 4 portugiesischen Exemplaren | sind, so glaube ich den Triton Blasii De l’Isle wenig- des Triton marmoratus Latr., die von Dr. Schaufuss | stens vorläufig für eine Varietät des Triton marmoratus acquirirt worden sind, eines gefunden habe, bei welchem | Latr. erklären zu müssen. die Unterseite des Rumpfes nicht, wie gewöhnlich, auf 2) Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. der bräunlichem Grunde weiss punktirt ist, sondern ganz | Amphibien II. 48 A. STRAUCH, Weibchen des Triton alpestris Laur. finde ich nun, dass Triton ophryticus Berth. einen breiteren, etwas weniger flachgedrückten Kopf und eine stumpfer zugerundete Schnauze besitzt, dass seine Zunge, die bedeutend grösser ist, eine fast kreisförmige Gestalt hat und nur mit einem schmalen Mittelstreifen ihrer Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, an den Seiten aber in bedeutender Ausdehnung frei ist, so wie dass seine beiden Gaumenzahnreihen nach hinten zu nicht so stark divergiren. Ausserdem besteht auch ein nicht ganz unbedeutender Unterschied zwischen beiden verglichenen Stücken in der Form der Zehen: bei Triton ophryticus Berth. sind nämlich die Zehen drehrund, am Ende conisch zugespitzt und dabei stimmen die 3' und 4 Hinterzehe in der Länge mit einander überein, bei dem Krakauer Weibchen des Triton alpestris Laur. dagegen sind sämmtliche Zehen nicht bloss deutlich flachgedrückt, sondern an der Spitze auch gerade abgestutzt, und an den Hinterfüssen ist die Mittelzehe entschieden die längste. Im Uebri- gen stimmen beide Stücke vollkommen mit einander überein und sind einander bis auf die angegebenen Verhältnisse und bis auf die Rückenfalte, welche dem Weibchen des Triton alpestris Laur. völlig fehlt, auch sehr ähnlich. Was endlich die Färbung und Zeichnung anbetrifft, auf welche Berthold ein gänz besonderes Gewicht legt, so ist die Färbung kaum verschieden, denn beide Stücke sind auf der Oberseite kastanienbraun, auf der Unterseite bräunlichgelb gefärbt, nur besitzt Triton ophryticus Berth. noch einen in’s Graue spielenden Anflug auf der Oberseite, der ihm das Ansehen verleiht, als wenn er bestaubt wäre. In der Zeichnung dagegen weichen beide Exemplare nicht unbedeutend von einander ab, denn während das Weibchen des Triton alpestris Laur. fast vollkommen einfarbig ist und nur an den Seiten, wo die kastanien- braune Farbe der Oberseite in das helle Bräunlichgelb der Unterseite übergeht, einige kleine sehr verschwommene schwärzliche Flecken besitzt, zeigt Triton ophryticus Berth. folgende Zeichnungen: Hinter jedem Auge auf dem Hinterkopfe steht eine verschwommene bräunlichgelbe Makel und an der Rückenfalte sieht man noch ganz deutlich, dass dieselbe abwechselnd braun und gelb gefärbt gewesen ist. Alsdann findet sich an den Flanken eine schmale, ‚nirgends unterbrochene, schwarze Längsbinde, welche von der Achselhöhle bis zur Wurzel des Oberschenkels reicht und sich selbst noch jenseits des Oberarms bis zur Kehlfalte fortsetzt. Diese schwarze Binde, die auf beiden Körperseiten gleich deutlich. ausgebildet ist, wird von der Grundfarbe des Rückens durch einen bräunlichgelben Sırei- fen getrennt, der etwa eben so breit ist, wie die Binde selbst. Die Unterseite des Kopfes ist namentlich in der Nähe der Kehlfalte schwarz gefleckt, und der Schwanz zeigt an sei- nem Unterrande eine gelbe Färbung, die nicht bloss auf den, in den zwei ersten Dritteln seines Verlaufes schwarz und gelb gefleckten Hautsaum beschränkt ist, sondern sich auf die Unterseite des Schwanzes selbst ausdehnt. Obwohl es nun nicht geleugnet werden kann, dass Triton ophryticus Berth. dem Tri- ton alpestris Laur. sehr nahe verwandt ist und sich mit der Zeit vielleicht sogar nur als auffallende Varietät desselben ausweisen könnte, so glaube ich ihn doch, so lange noch REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 49 keine direkten Uebergangsformen bekannt sind, für eine selbstständige Art erklären zu müssen. Beifolgend gebe ich die Maasse der beiden in dem vorstehenden Artikel mit einander verglichenen Molche. Triton Maasse, ophryticus. alpestris оао "Че fhieres. 7.740... .... ь 10,1 19] DANS ONCE IN OPIÉS user. ernennen есь, 1,5 1,2 » В ns ere nee nu ee ou se 4,1 4 DD CS ON AIZ ES à da ee ee oo de «4 à à 4,7 4,9 » der Vorderextremität............... 2 2,1 De ns FERNDETEXtremität nenne een 2,1 123 » _» Mittelzehe am Hinterfusse............. 0,55 0,4 Breite des Kopfes«in der Gegend der Mundwinkel.... 1,1 0,95 Dicke des Schwanzest:, 2, Min. sen us, 0,7 0,6 Hohetdesselben: ааа Dm ae es dues 0,6 0,6 Habitat. Umgegend von Tiflis in Transkaukasien. *10. Triton alpestris Laurenti. Triton alpestris Laurenti. Synopsis Reptilium р. 142 tab. II f. IV (anim.). Triton alpestris Leydig in Wiegmann’s Archiv f. Naturgesch. 1867. I p. 198 tab. V ЕТО (er.): Triton alpestris Koch in Sturm’s Deutschlands Fauna. Ш Abth. Amphibien tab. a, 6, с, d (anim.). Salamandra ignea Bechstein. De Lacepede’s Naturgesch. d. Amphibien II p. 260 tab. XX f. 1—4 (anim.). Habitat. Belgien, Frankreich, Italien, Schweiz, Deutschland und Süd-Schweden. * ШИ. Triton taeniatus Schneider. Salamandra taeniata Schneider. Historia Amphibiorum I p. 58. Triton taeniatus Leydig in Wiegmann’s Archiv f. Naturgesch. 1867. I p. 212 tab. IV ооо N AS 1, Lacerta taeniata Wolf in Sturm’s Deutschlands Fauna. III Abth. tab. a, b, c (anim.). Triton punctatus Betta. Monogr. d. Amfibi Urodeli italiani p. 52 tab. unica (anim.). Моде taeniata Gravenhorst. Deliciae Mus. 2001. Vratislaviensis Гр. 76 tab. XI f. I, II (anim.). Lophinus punctatus Cooke. Our Reptiles p. 152 pl. IX (anim.). Habitat, England, Belgien, Holland, Frankreich, Portugal, Italien, Schweiz, Griechen- land, Oesterreich, Deutschland, Dänemark, Skandinavien und Russland, östlich bis nach Armenien. 2. Gruppe. Arten mit knöchernem Arcus frontotemporalis, bei deren Männchen sich zur Paarungszeit ein Rückenkamm ausbildet. Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, Ylime Serie. = 4 50 A. STRAUCH, 12. Triton vittatus Gray in litt. Triton vittatus Jenyns. Manual of British Vertebrate Animals p. 305. Triton vittatus D. et B. Erpétol. génér. IX p. 144. Triton vittatus Guérin. Iconographie du Règne animal. Rept. pl. XX VIII Е. 2 (anim.). Triton vittatus Dugès. Ann. d. Sciences natur. 3 ser. XVII р, 271 pl. If. 29, 30 (er.). Triton vittatus Bell. History of British Reptiles. 2° Edit. p. 152 fig. xylogr. (anim.). Ommatotriton vittatus Cooke. Our Reptiles р. 169 pl. X fig. sine № (anim.). Habitat, England und Frankreich '). 3. Gruppe. Arten mit knöchernem Arcus frontotemporalis, deren Männchen zu kei- ner Zeit einen Rückenkamm besitzen. *33. Triton helveticus Razoumowsky. Lacerta paradoxa seu helvetica Razoumowsky. Hist. nat. du Jorat. Ip. 111 f. 5 (anim.). Triton helveticus Leydig in Wiegmann’s Archiv +. Naturgesch. 1867. Тр. 220 tab. IV £ 92,4, 68. УЕ 15,.16.(cr.), я Salamandra palmipes Latreille. Hist. nat. des Salamandres de France р. 31 et 55 pl. VI f. 7 A et B (anim.). Lissotriton palmipes Bell. History of British Reptiles. 2° Edit. p. 154 fig. xylogr. (anim.). Lophinus palmatus Cooke. Our Reptiles р. 161 pl. X fig. sine № (anim.). Molge taeniata var. Gravenhorst. Deliciae Mus. zool. Vratislaviensis I p. 80 tab. XII 1..L:(anim.). Habitat, England, Belgien, Frankreich, Portugal, Schweiz und Süd-Deutschland. *14. Triton viridescens Rafinesque ?). Triturus (Diemictylus) viridescens Rafinesque. Annals of Nature 1820. № 22 *. Triturus (Notophthalmus) miniatus Rafinesque. Annals of Nature 1820. № 24 *. Salamandra symmetrica Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. У p.57 pl. XVII (anim.). Salamandra dorsalis Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. У р. 77 pl. ХХУ (anim.). Triton symmetricus D. et В. Erpetol. génér. IX р. 154 pl. СУП f. 2 (cr.). i Habitat. Die östlichen Staaten der nord-amerikanischen Union von Maine südlich bis Florida und westlich bis Ohio. *15. Triton platycephalus Otto in litt. Molge platycephala Gravenhorst. Deliciae Mus. zool. Vratislaviensis I p. 84. Euproctus Rusconii Géné. Synopsis Reptilium Sardiniae indigenorum р. 28 tab. I f. 3,4,5 (anim. et cr.). 1) Guérin’s Angabe, dass diese Art aus Syrien stammt, | 1856 p. 11 Nota) als auch Cope (Proc. Acad. Philadelph. beruht auf einem Versehen, denn Duméril giebt aus- | X1.1859 р. 126) sprechen sich dahin aus, dass die in den drücklich an, dass die Guérin’sche Figur eine Copie der | atlantischen Staaten der nord-amerikanischen Union ein- in der sogenannten Collection des Vélins vorhandenen | heimischen Arten der Gattung Triton Laur. nur als Abbildung ist, und dass diese Abbildung der Vélins ein | Varietäten einer und derselben Art und nicht als zwei Exemplar aus Toul bei Seydes im Département de la | verschiedene Arten, wie es bisher geschah, aufgefasst Meurthe darstellt. werden müssen. 2) Sowohl Hallowell (Proc. Acad. Philadelph. VIII. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 51 Triton repandus D. et В. Erpétol: génér. IX р. 151 pl. CVI f. 2 (anim.). Triton puncticulatus D. et В. Erpétol. génér. IX p.152 pl. СП f. 4, CVI £. 3 (cr. et anim.). Hemitriton cinereus Duges. Ann. d. Sciences natur. 3 ser. XVII p.263 pl. ТГ. 14, 15 (os). Hemitriton rugosus Dugès. Ann. 4. Sciences natur. 3 ser. XVII р. 264 pl. ТЕ. 16, 17 (os). Hemitriton Bibronii Dugès. Ann. d. Sciences natur. 3 ser. XVII p. 266 pl. I Е. 19,20 (os). Hemitriton asper Dugès. Ann. d. Sciences natur. 3 ser. XVII p. 266 pl. I f. 21,22 (os). Hemitriton punctulatus Duges. Ann. 4. Sciences natur. 3 ser. XVII p. 265 pl. If. 1, 2,3 (anim et cr.). Habitat. Portugal, Spanien, Süd-Frankreich, Italien, Sardinien und Corsica. *16. Triton pyrrhogaster Boje. Molge pyrrhogastra Boje in Oken’s Isis 1826 p. 215. Salamandra suberistata Schlegel in Siebold’s Fauna japonica. Amphibia p. 125 pl. IV DR ЗУ. 753 (animiret cr): Salamandra subcristata Schlegel. Abbild. neuer od. unvollst. bekannt. Amphibien p. 122 tab. XL f. 1, 2, 3 (anim.). Habitat. Japan'). 17. Triton chinensis Gray. . Cynops chinensis Gray. Proc. 2001. Soc. of London 1859 р. 229 Rept. pl. XIX f. 1 (anim.). Habitat, Ningpo in China. *IS. Triton Poireti Gervais. Triton Poireti Gervais. Bull. Soc. Sciences natur. 1835 р. 113*. Euproctus Poireti D. et В. Erpetol. gener. IX p.160 pl. CH f. 5,6, СУП £. 1 (cr. et anim.). Glossoliga Poireti Gervais. Ann. d. Sciences natur. 3 ser. XX р. 313 pl. ХУ ЕЁ. 9 (er.). Euproctus Rusconü Guichenot. Expl. scient. de l’Algerie. Rept. р. 29 pl. IV f. 2 (anim. et os). Triton nebulosus Guichenot. Expl. scient. d'Algérie. Rept. р. 30 pl. IV f. 1 (anim. et os). Habitat, Algerien. *19. Triton torosus Eschscholtz. Triton torosus Eschscholtz. Zoologischer Atlas. Heft V р. 12. tab. XXI f. 15 (cr.). Taricha torosa Baird in Wilkes U. S. Exploring Expedition. XX Herpetology р. 5 pl. I f. 1—8 (anim. et os). Habitat. Californien und Oregon. 20. Triton laevis Baird et Girard. x Taricha laevis Baird et Girard. Proc. Acad. Philadelph. VI. 1853 p. 302. Habitat, Californien. 5. Gattung CHIOGLOSSA Barboza du Bocage. Die Gaumenzähne bilden zwei leicht geschweifte, vorn bogenförmig zusammentre- tende, in der Mitte fast parallele und hinten stark divergirende Längsreihen, deren vor- 1) Unsere Sammlung besitzt zwar angeblich in China | Dr. Schaufuss, von welchem sie acquirirt worden sind, gesammelte Exemplare dieser Art, doch konnte sich | für die Richtigkeit der Fundortsangabe nicht verbürgen. 7* 52 A. STRAUCH, deres Ende nicht über die inneren Nasenôffnungen vorragt. Die Zunge ist gross, von läng- lich-ovaler Gestalt, sitzt auf einem centralen Stiele, ist aber zugleich auch mit ihrem vor- deren Zipfel an den Kinnwinkel festgewachsen, so dass sowohl ihre hintere Hälfte, als auch ihre Seitenränder frei sind.. Habitus sehr schlank. Hautbedeckungen fein chagrinirt, fast glatt. Parotiden fehlen. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz an der Basis fast drehrund, in der hinteren Hälfte leicht comprimirt, scharf zu- gespitzt und ohne Spur eines Hautsaumes. Synonymie, Neurergus Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIV. 1862 p. 343. Chioglossa Barboza du Bocage. Proc. zool. Soc. of London 1864 p. 264. — Barboza du Bocage in Guérin’s Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XVI (1864) р. 249. Obgleich der Cope’sche Namen Neurergus zwei Jahre älter ist, als die Benennung Chioglossa Barboza, so habe ich dennoch der letzteren den Vorzug gegeben und halte mein Verfahren, trotzdem es gegen das Gesetz der Priorität verstösst, für vollkommen ge- rechtfertigt; denn während Barboza die von ihm aufgestellte Gattung ausführlich charak- terisirt hat, ist die von Cope gegebene Diagnose seiner Gattung Neurergus so ungenügend, dass aus derselben die Identität beider Genera wohl schwerlich hätte erkannt werden kön- nen, wenn diese Identität nicht später ') von Cope selbst constatirt worden wäre. Die beiden zu dieser Gattung gehörenden Arten, die ich nicht aus eigener Anschau- ung kenne und über deren Selbstständigkeit ich folglich auch kein Urtheil abgeben kann, sind auf der östlichen Hemisphäre einheimisch. 21. Chioglossa JAusitanuica Barboza du Bocage. Chioglossa lusitanica Barboza du Bocage. Proc. 2001. Soc. of London 1864 р. 264 pl. XXI (anim., os et cr.). Chioglossa lusitanica Barboza du Bocage in Guérin’s Revue et Mag. de Zoologie. 2 ser. XVI (1864) р. 249 pl. XXI (anim., os et сг.). Habitat, Portugal. 22. Chioglossa crocata Соре. Neurergus crocatus Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIV. 1862 p. 343. Habitat. Cope hat den Fundort dieser Art nicht angegeben, da er sie jedoch in einem Aufsatze «Notes upon some Reptiles of the Old World» beschreibt, so vermuthe ich, dass sie aus irgend einem der süd-europäischen Länder stammt. 6. Gattung SALAMANDRIENA Fitzinger. Die Gaumenzähne bilden zwei gerade, in der ersten Hälfte ihres Verlaufes fast paral- lele und alsdann stark divergirende Längsreihen, deren vorderes Ende nicht über die inne- ren Nasenöffnungen vorragt. Die Zunge ist gross, länglich, vorn verschmälert, hinten flach bogenförmig zugerundet oder selbst gestutzt und nur mit ihrem vorderen Theile angewach- 1) Proc. Acad. Philadelph. XVII. 1865. p. 196. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 53 sen, so dass nicht bloss ihre hintere Hälfte, sondern auch die Seitenränder frei sind. Ha- bitus schlank. Hautbedeckungen stark gekörnt. Parotiden undeutlich. Sowohl die Vorder-, als auch die Hinterfüsse mit 4 freien Zehen. Der Schwanz fast drehrund, zugespitzt und sowohl oben, als auch unten mit einer scharfen Kante versehen. Synonymie. Salamandrina Fitzinger. Neue Classification der Reptilien p. 41. — Tschudi. Classifica- tion der Batrachier р. 93.—D. её В. Erpétol. génér. IX р. 68. — Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 125. Seiranota Barnes in Silliman’s Amer. Journ. of Sciences and Arts XI p. 268*. — Bona- parte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II р. 29. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Ш р. 340. — Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 р. 137. — Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 3 ser. IT p. 293. Die einzige Art dieser Gattung gehört der östlichen Hemisphäre an. *23. Salamandrina perspieillata Savi. Salamandra perspicillata Savi. Bibliotheca italiana 1821 Fasc. LXV. Salamandra perspicillata Savi. Memoria sulla Salamandra perspicillata (Pisa 1823) cum tab. (anim.). Salamandrina perspicillata Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. tab. LXXXIV f. 3 (anim.). Seiranota perspicillata Gray. Proc. zool. Soc. of London 1858 p: 137 fig. 1 xylogr. (cr.). Habitat. Italien und nach Gray ') auch Dalmatien. ll. Tribus SALAMANDRIDA LECHRIODONTA. Die Gaumenzähne sitzen längs dem Hinterrande des bald gestutzten, bald in einen nach hinten gerichteten dreieckigen, unpaaren Fortsatz ausgezogenen Gaumenbeines und bilden demnach entweder der Quere nach gestellte oder schräge, nach hinten zu stärker oder schwächer convergirende Reihen. Das Os sphenoidale ist bei einem Theile der Arten mit einer besonderen knöchernen oder knorpligen zahntragenden Platte versehen. Synonymie. Molgidae et Plethodontidae Gray. Catal. of Amphibia II p. 14. Ellipsoglossidae, Plethodontidae, Bolitoglossidae, Hemidactylidae et Ambystomidae Hallo- well. Proc. Acad. Philadelph. VIII. 1856 p. 11 und Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. III p. 338—339. Ambystominae, Spelerpinae et Hynobiinae Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 199-2195; Amblystomidae, Plethodontidae, Desmognathidae et Hynobidae Cope. Journ. Acad. Phila- delph. 2“ ser. VI p. 105—107. 1) Gray. Catal. of Amphibia II p. 30. 54 A. STRAUCH, Diese Tribus zerfällt in 13 Gattungen und umfasst im Ganzen 61 Arten, von denen 53 der westlichen und nur 8 der östlichen Hemisphäre angehören. 7. Gattung ELLIPSOG&LOSSA Dum. et Bibr. Die Gaumenzähne bilden sehr lange, nach hinten zu convergirende und unter spitzem Winkel zusammentretende, vorn dagegen.nach aussen gebogene schräge Reihen, ahmen also die Figur eines V nach, dessen Schenkel am vorderen Ende hakenförmig nach aussen und hinten umgebogen sind. Sphenoidalzähne fehlen. Die Zunge ist sehr gross, von elliptischer Gestalt und mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass nur ihre Seitenränder in geringer Ausdehnung frei sind. Habitus ziemlich schlank. Hautbedeckungen glatt. Parotiden vorhanden und mehr oder weniger scharf abgegrenzt. Der Rumpf mit einer Anzahl verticaler Hautfalten, die ihm ein geringeltes Aussehen ver- leihen. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz sehr dick, am Ende stumpf abgerundet, an der Basis fast drehrund, im weiteren Verlaufe deutlich com- primirt und scharfkantig, aber ohne besonderen Hautsaum. Synonymie. Pseudosalamandra Tschudi. Classification der Batrachier p. 91. Hynobius Tschudi. Classification der Batrachier р. 94. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Саба]. of Amphibia II р. 30. Molge Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II p. 31. Ellipsoglossa D. et B. Erpétol. génér. IX p. 97. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 94 ser. Шут. 365. Von den beiden Arten, welche diese Gattung bilden, besitzt zwar die eine (Salaman- dra naevia Schleg.) einen dicken, in der vorderen Hälfte fast drehrunden, gegen das Ende hin aber deutlich comprimirten Schwanz, während bei der anderen (Salamandra nebulosa Schleg.) dieses Organ fast in seiner ganzen Länge comprimirt ist, jedoch stimmen beide in den übrigen Organisationsverhältnissen, wie namentlich in der Stellung der Gaumen- zähne und in der Form und Befestigungsweise der Zunge, so vollkommen mit einander überein, dass ich durchaus keinen Grund sehe, sie generisch zu trennen. Tschudi, der die Salamandriden bekanntlich nach der Form des Schwanzes in zwei Familien eintheilt, hat natürlich jede der beiden Arten zum Typus einer besonderen Gattung erhoben und die eine dieser Gattungen, Pseudosalamandra, welche auf Salamandra naevia Schleg. begründet ist, in die Familie Salamandrae, die andere, Hynobius, welche die Salamandra nebulosa Schleg. zum Typus hat, in die Familie Tritones gestellt. So unhaltbar nun diese beiden Genera auch sind, so hat Bonaparte sie dennoch adoptirt, es aber zugleich für nöthig er- achtet, den Namen Pseudosalamandra durch die Benennung Molge zu ersetzen, und zwar ausschliesslich desshalb, weil er in der von Merrem') nach den Angaben Houttuyn’s, Thunberg’s und Schneider’s kurz ckarakterisirten Molge striata, (welche meiner Ansicht 1) Merrem. Tentamen Syst. Amphibior p. 185. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 55 nach wohl richtiger auf Onychodactylus japonicus Houtt. zu deuten wäre), die Salamandra naevia Schleg. zu erkennen glaubte. Gray endlich hat die beiden Genera mit der von Bonaparte vorgeschlagenen Namensänderung gleichfalls angenommen, sie aber nicht mehr durch die Form des Schwanzes, sondern durch die Beschaffenheit der Parotiden unter- schieden, welche bei Molge gross und deutlich, bei Hynobius dagegen undeutlich sein sol- len; da jedoch dieses neue Merkmal eben so wenig stichhaltig ist, wie das ursprüngliche, von Tschudi benutzte, so habe ich mich der Ansicht Dumérils, der beide Arten in eine Gattung stellt, angeschlossen und zur Bezeichnung dieser Gattung auch selbstverständlich den von Duméril vorgeschlagenen Namen, Zllipsoglossa, adoptirt. Die beiden bereits genannten Arten der Gattung Zllipsoglossa D. et В. gehören der östlichen Hemisphäre an. *24. Ellipsoglossa naevia Schlegel. Salamandra naevia Schlegel in Siebold’s Fauna japonica. Amphibia p. 122 tab. IV f. 4, 5, 6, УЕ. 9, 10 (anim. et cr.). Salamandra naevia Schlegel. Abbild. neuer od. unvollst. bekannt. Amphibien p. 122 tab. XXXIX f. 4 (anim.). Ellipsoglossa naevia D. et В. Erpétol. génér. IX р. 99 tab. CI f. 5 (os.). Habitat. Japan”). *25. Ellipsoglossa nebulosa Schlegel. Salamandra nebulosa Schlegel in Siebold’s Fauna japoniea. Amphibia p. 127 tab. IV f. 7—9 (anim.). Salamandra nebulosa Schlegel. Abbild. neuer od. unvollst. bekannt. Amphibien p. 126 tab. XL f. 7— 10 (anim.). Habitat, Japan. 8. Gattung ISODACTYLIUW п. gen.?). Die Gaumenzähne bilden zwei kurze, nach hinten unter spitzem Winkel zusammen- tretende schräge Reihen, deren vorderes Ende nach aussen und hinten umgebogen ist, und gleichen also bis auf die geringere Länge der Reihen vollkommen den Gaumenzähnen der vorhergehenden Gattung. Sphenoidalzähne fehlen. Die Zunge ist ziemlich gross, länglich- oval und mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass nur die Seitenränder in geringer Ausdehnung frei sind. Habitus mässig schlank. Haut- bedeckungen glatt. Parotiden deutlich und ziemlich scharf begrenzt. Der Rumpf mit einer Anzahl verticaler Falten, die nur die Rückenmitte frei lassen und dem Thiere ein geringel- tes Aussehen verleihen. Sowohl die Vorder-, als auch die Hinterfüsse mit 4 freien Zehen. Der Schwanz ziemlich dick, aber in seinem ganzen Verlaufe comprimirt, stumpfkantig, ohne besonderen Hautsaum und am Ende bald stumpfer, bald spitzer zugerundet. I) Auch von dieser Art besitzt unsere Sammlung ein | hätte also die Gattung Isodactylus heissen müssen, da je- angeblich aus China stammendes, von Dr. Schaufuss | doch dieser Name von Gray (Catal. of Lizards p. 259), be- acquirirtes Exemplar. reits vergeben ist, so habe ich mir erlaubt, die Endung 2) Von tooc, gleich, und бахтулос Finger; eigentlich | из in vum abzuändern. 56 А. STRAUCH, Ausser der typischen Art dieses Genus, die ich zu Ehren meines hochverehrten Freundes und Collegen, des Hrn. Akademikers Dr. L. von Schrenck mit dem Namen Isodactylium Schrenckii belegt habe, ist mir noch eine zweite Art bekannt, welche der eben genannten zwar sehr nahe steht, sich von derselben aber durch die Form des Schwanzes und die Stellung der Gaumenzähne sehr leicht unterscheiden lässt. Beide Arten sind in Ost - Sibirien einheimisch, jedoch vermuthe ich, dass diese Gattung weiter verbreitet ist und namentlich auch im Ural einen Repräsentanten besitzt, denn mir liegen einige leider sehr junge Molch-Larven aus der Gegend von Nishne Tagilsk im Gouvernement Perm vor, welche durch vierzehige Hinterfüsse ausgezeichnet sind und also wenigstens in einem sehr wesentlichen Charakter mit den Arten der Gattung Isodactylium übereinstimmen. Selbst- verständlich kann ich diese Larven vorläufig nicht weiter berücksichtigen, da ihre Gaumen- zähne, die bürstenförmig angeordnet sind, nichts Charakteristisches darbieten, und es folg- lich nicht einmal möglich ist, anzugeben, ob sie zu dem in Rede stehenden Genus gehören, oder ob sie im ausgewachsenen Zustande vielleicht eine völlig verschiedene Anordnung der Gaumenzähne besitzen und daher als Typus einer besonderen Gattung aufgefasst werden müssen. Die beiden zur Zeit bekannten Arten der Gattung Zsodactylium, die, wie schon be- merkt, der östlichen Hemisphäre angehören, unterscheiden sich von einander, wie folgt: Der Schwanz 1) höchstens 7 mal so lang, wie in seiner Mitte hoch. Das umgebogene Stück jeder Gaumenzahnreihe ist direkt nach hinten gerichtet . . J. Schrenckü. 2) wenigstens 9, oder selbst 10 mal so lang, wie in seiner Mitte hoch. Das umgebogene Stück jeder Gaumenzahnreihe ist nicht nach hin- ten: sondern nach aussen gerichteb au. 2 20 J. Wosnessenskyi. *26. Hsodactylium Schrenckii п. sp. tab. IE Е. 1. Die detaillirte, von den nöthigen Abbildungen begleitete Beschreibung dieser Art be- halte ich mir für den herpetologischen Theil von Dr. L. von Schrenck’s Reisen und For- schungen im Amur - Lande vor und beschränke mich hier auf eine kurze Charakteristik, der ich zur Erläuterung noch die Abbildung des Schädels von der Unterseite beigefügt habe. Isodactylium Schrenckii, von dem mir mehrere vortrefflich erhaltene Exemplare vor- liegen und welches ich desshalb zum Typus der Gattung gewählt habe, besitzt einen ziem- lich dicken, nur wenig abgeflachten Kopf und eine ziemlich spitz zugerundete Schnauze, seine Zunge, die viel länger als breit ist, nimmt fast den ganzen Raum zwischen den beiden Unterkieferästen ein und die Gaumenzähne bilden zwar, wie in der Gattungsdiagnose an- gegeben ist, ein У, dessen Schenkel vorn hakenförmig umgebogen sind, jedoch verlaufen die beiden convergenten Schenkel dieser Figur leicht bogenförmig, mit nach aussen gerich- teter Convexität, und das umgebogene Stück ist nicht, wie bei der folgenden Species, kurz und nach aussen gerichtet, sondern ziemlich lang und gerade nach hinten gerichtet. Der Rumpf ist hoch, auf der Oberseite sehr gewölbt, nach den Seiten hin schräge abfallend und REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 57 an der Unterseite sehr stark abgeflacht, so dass an der Stelle, wo die Flanken in die Unter- seite übergehen, eine stumpfe, aber sehr deutliche Kante entsteht. Von den verticalen Fal- ten am Rumpfe, die sehr schwach ausgeprägt sind und eigentlich nur lineare Impressionen darstellen, vereinigen sich die meisten am Bauche, wo sie sehr deutlich vortreten und con- stant in der Zahl 12 vorhanden sind; die beiden ersten Falten, die in der Achselhöhle lie- gen, und die letzte, in der Inguinalgegend gelegene, sind kürzer als die übrigen, berühren die gleichnamigen der entgegengesetzten Seite nicht, d. h. erstrecken sich nicht auf die Unterseite des Körpers, und sind daher auch in die oben angegebene Zahl 12 nicht einbe- griffen. Die Extremitäten sind kurz und zwar reichen die vorderen, wenn man sie nach vorn streckt und an den Körper andrückt, nur bis zur Mitte des Auges; die Zehen sind conisch, zugespitzt und nur wenig abgeflacht, an den Vorderfüssen ist die zweite, an den Hinterfüssen die dritte am längsten. Der Schwanz ist von der Basis an deutlich compri- mirt, stumpfkantig, am Ende stumpf zugerundet und in der vorderen Hälfte überall gleich- hoch, in der hinteren Hälfte aber gegen die Spitze hin allmählich an Höhe abnehmend; seine Höhe beträgt in der Mitte höchstens den siebenten Theil seiner Länge. Was die Färbung und Zeichnung anbetrifft, so ist die Oberseite aller Theile hell grau- braun (café-au-lait) gefärbt, die Unterseite dagegen erscheint mehr bräunlichgelb; mit Ausnahme des Hinterkopfes, des Nackens, der Rückenmitte und der oberen Schwanzfirste, die einfarbig sind, ist die ganze übrige Oberfläche mit kleinen dunkelbraunen Fleckchen ‚ besäet, die sehr unregelmässig geformt, aber grösstentheils sehr dicht gestellt sind und dem Thiere das Aussehen verleihen, als ob seine Seiten, wo die dunkelen Fleckchen ganz besonders zahlreich sind und wo die helle Grundfarbe mir in Form kleiner Punkte vortritt, bestaubt wären Am Aussenrande der einfarbigen Rückenmitte sind die dunkelen Fleck- chen nicht allein dichter gestellt, sondern fliessen auch zu grösseren Makeln zusammen, so dass also an dieser Stelle eine nach innen scharf begrenzte, nach aussen aber ‚ganz allmäh- lich verschwimmende, häufig unterbrochene Längsbinde zu Stande kommt, die sich auch nach vorn, auf Nacken und Kopf, so wie nach hinten, auf den Schwanz, fortsetzt. Die ein- farbige Rückenmitte ist häufig noch durch eine mehr oder weniger deutliche Längsreihe kleiner brauner Flecken, die genau den Dornfortsätzen der Wirbel folgt, in zwei gleiche Hälften getheilt. Die Unterseite aller Theile endlich, auf welcher die dunkelen Fleckchen sehr schwach ausgeprägt sind und mehr zusammenfliessen, erscheint sehr hell bräunlich- gelb und zeigt ein weit schwächer bestaubtes Aussehen, ja die Kehle ist fast ganz einfarbig. Das grösste der mir vorliegenden Exemplare zeigt folgende Maasse: Totallänge 10,7; Länge des Kopfes 1,4; Länge des Rumpfes 4,4; Länge des Schwanzes 4,9; Länge der Vor- derextremität 1,3; Länge der Hinterextremität 1,6; Länge der 3° Zehe 0,4; Breite des Kopfes in der Gegend der Mundwinkel 0,9; Dicke des Schwanzes 0,5; Höhe desselben an der Basis 0,65; Höhe desselben in der Mitte 0,7. Habitat, Ost-Sibirien, am Ussuri, an der Schilka und am Baikal-See. Mémoires de l’Acad. Шир. des sciences, УПше Serie. 8 58 А. STRAUCH, +27. Hsodactylium Wosnessenskyi п. sp. tab. EU f. 2. Von dieser neuen Art, welche ich dem Entdecker derselben, Hrn. E. Wosnessen- sky, Conservator am akademischen Museum, gewidmet habe, liegen mir zwar zahlreiche Exemplare vor, jedoch finde ich unter denselben nur ein einziges, leider etwas vertrockne- tes Stück, an welchem sich die Epidermis vollkommen erhalten hat, während alle übrigen fast ganz von der Oberhaut entblösst und wahrscheinlich in Folge der jahrelangen Einwir- kung von sehr schwachem Weingeist etwas weich geworden sind. Zsodactylium Wosnessen- skyi hat einen sehr deutlich flachgedrückten Kopf, dessen Länge, von der Schnauzenspitze bis zur Mitte der Kehlfalte gemessen, etwa um ein Drittel beträchtlicher ist, als die Breite in der Gegend der Mundwinkel, und eine nicht bloss kürzere, sondern auch viel stumpfer zugerundete Schnauze als die vorhergehende Species. Die Zunge ist zwar auch länglich- oval, scheint aber doch in so fern zu differiren, als sie im Verhältnisse zu ihrer Breite etwas weniger lang ist, und die Gaumenzähne bilden, wie schon bemerkt, eine V-förmige Figur, an welcher aber die langen, convergirenden Schenkel gerade verlaufen und unter spitzem Winkel zusammentreten, während zugleich das umgebogene vordere Stück eines jeden dieser Schenkel nicht bloss etwas kürzer ist, als bei der vorigen Art, sondern auch mehr nach aussen und nicht direkt nach hinten gerichtet ist. Der Rumpf ist nicht sehr hoch und deutlich flachgedrückt, scheint aber an den Seiten, wo die Flanken in die Unter- seite übergehen, gleichfalls eine stumpfe Kante zu besitzen, wenigstens-zeigen die weniger weichen Stücke eine solche Kante und selbst bei dem etwas vertrockneten Exemplar, des- sen Leib sehr aufgetrieben ist, sieht man in der Achselhöhle noch Spuren dieser Kante. Die Falten am Rumpfe sind deutlicher ausgebildet und die Zahl derjenigen unter ihnen, welche sich an der Bauchseite vereinigen, beträgt gewöhnlich 13, jedoch liegen mir auch Exemplare vor, bei denen die letzte Falte undeutlich 156, wo ich also, eben so wie bei der vorigen Art, nur 12 zähle. Der Schwanz, der in seinem ganzen Verlaufe, von der Basis an, deutlich comprimirt und am Ende ziemlich spitz zugerundet ist, zeigt im Verhältnisse zu seiner Länge eine viel geringere Höhe, denn während bei der vorigen Art die Höhe des- selben in der Mitte seines Verlaufes wenigstens den siebenten Theil seiner Länge beträgt, kommt sie bei dieser Species höchstens dem neunten, oder selbst zehnten Theile der Länge gleich; ferner ist noch zu bemerken, dass der Schwanz von der Basis bis zur Spitze ganz allmählich an Höhe abnimmt, also an der Basis höher ist, als in der Mitte, während er bei Isodactylium Schrencki an der Basis nur eben so hoch, oder selbst etwas niedriger ist, als in der Mitte. Was die Länge des Schwanzes anbetrifft, so ist derselbe bei den meisten mir vorliegenden Stücken kürzer als der Rumpf, bei einigen jedoch auch eben so lang und bei den grössten Exemplaren sogar länger; ungeachtet dieser nicht unbedeutenden Differenzen bleibt aber das Verhältniss, welches zwischen der Länge und Höhe dieses Organes besteht, stets dasselbe, d. h. der Schwanz ist constant wenigstens neunmal länger als in seiner Mitte hoch. Die Extremitäten scheinen im Vergleiche mit der vorigen Art etwas. länger zu sein, wenigstens überragen die Vorderbeine, wenn man sie nach vorn streckt und an den REVISION DER SALAMANDRIDEN-G ATTUNGEN. 59 Leib andrückt, den Vorderrand des Auges, und die Zehen, die sonst ganz wie bei Zsodacty- lium Schrenckii gebildet sind, scheinen noch etwas mehr zugespitzt zu sein. Das einzige Exemplar, an welchem sich die Epidermis erhalten hat, besitzt eine ziem- lich helle kastanienbraune Grundfarbe, die von Epidermis entblössten Stücke dagegen sind sämmtlich grau gefärbt und zeigen einen bald mehr, bald weniger deutlich ausgesprochenen Stich in’s Violette. Wie bei der vorigen Art ist auch bei dieser die Rückenmitte einfarbig, zeigt aber jederseits eine Einfassung von tiefschwarzen Makeln, welche zu einer selten un- terbrochenen, sowohl nach innen, als auch nach aussen scharf begrenzten Längsbinde zu- sammenfliessen; diese jederseitige Längsbinde, die sich sowohl nach vorn, auf Nacken und Kopf, als auch nach hinten, auf den Schwanz, fortsetzt, sendet an ihrem Aussenrande eine Menge unregelmässiger Fortsätze aus, die, meist den Querfalten des Rumpfes folgend, sich oft bis an den Unterrand der Flanken hinziehen, und zwischen denen bei einzelnen Fxem- plaren noch andere tief schwarze Flecken auftreten, so dass solche Stücke an den Seiten unregelmässig gefleckt erscheinen. Derjenige Theil der jederseitigen Rückenbinde, der sich nach vorn auf den Kopf fortsetzt, begrenzt den Oberrand der Parotiden und ist an seiner Aussenseite von mehr oder weniger zahlreichen schwarzen Flecken begleitet, welche die Seiten des Kopfes gefleckt erscheinen lassen. Auf dem Schwanze, dessen obere Firste ein- farbig ist, löst sich die Forsetzung der jederseitigen Rückenbinde in scharf begrenzte, un- regelmässig geformte und gestellte Makeln auf, und da sich zu diesen Makeln noch eine Menge anderer gesellt, so erscheint der Schwanz schwarz gefleckt, ja bei einzelnen Stücken, bei welchen die schwarzen Makeln gegen das Schwanzende hin sehr überhand nehmen, erhält dieses letztere geradezu eine schwarze Färbung, natürlich mit Ausnahme der oberen Firste, die stets einfarbig grau oder braun bleibt. Auf der Oberseite der Fx- tremitäten finden sich gleichfalls vereinzelte schwarze Makeln, die Unterseite derselben aber ist, wie überhaupt die Unterseite aller Theile, bei den von Epidermis entblössten Exemplaren schwärzlich gefleckt, wie bestaubt, bei dem mit Epidermis versehenen Stücke dagegen fast einfarbig braun, da von den schwarzen Flecken nur leise Spuren zu sehen sind. Da die Grössenverhältnisse der einzelnen Körpertheile bei den meisten Exemplaren dieser Art nahezu übereinstimmen, so habe ich aus der ziemlich bedeutenden Zahl der mir vorliegenden Stücke fünf ausgesucht, die in dieser Beziehung noch am Meisten differiren, und deren Maasse ich hier folgen lasse Maasse, Totallänge des Thieres . ,............ | RC ON LUN CO 5 9) Länge des Kopfes...... ET ern RTE ANT S 12 ВО“ el » DNEUAMIPIES ee, .. | И Le 4,1 Ana 4,2 3,8 » » Schwanzes ........ er wel u. ао) 5,4 4,8 3,8 3,6 D der Vorderextremitält, u.a ue a cu №6 1,5 15 1,1 PS » » Hinterextremität......... | 1,6 1,6 1,6 ne 1,6 » » dritten Zehe am Hinterfnsse ne 0 rd 0,85 8* 60 A. STRAUCH, Breite des Kopfes in der Gegend der Mundwinkel.... 0,9 075 08 08 0,7 Dicke des -Schwanzes. ое Е о 0,6 И О Höhe:desselben ander Basis... ER 0,7 0,55 0.5 20, 45.005 » » inrder Mitte m a ee en 0,6 0,5 0,4 0,4 0,4 Habitat, Kamtschatka, bei Jawina an der Mündung des Bolscheretsk auf Lapatka. 9. Gattung ON Y CHOBACTYEUS Tschudi. Die Gaumenzähne bilden zwei winklig gebogene, mit der Convexität nach vorn sehende, der Quere nach gestellte Reihen, deren innere Enden in der Mitte des Gaumenbeines unter stumpfem Winkel an einander stossen, und stellen somit eine Figur dar, welche einem sehr in die Quere gezogenen М nicht unähnlich ist. Sphenoïdalzähne fehlen. Die Zunge ist gross, von elliptischer Gestalt und mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle fest- gewachsen, so dass nur ihre Seitenränder in geringer Ausdehnung frei sind. Habitus ziem- lich schlank. Hautbedeckungen glatt. Parotiden sehr deutlich und scharf begrenzt. Der Rumpf mit einer Anzahl verticaler Hautfalten, welche ihm ein leicht geringeltes Aussehen geben. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen, deren äusserste Spitzen zu be- stimmten Zeiten des Jahres, oder auch des Lebens, mit kleinen krallenähnlichen Hornschei- den bekleidet sind. Der Schwanz dick, an der Basis fast drehrund, im weiteren Verlaufe deutlich comprimirt, am Ende spitz zugerundet und ohne besondere Hautsäume. Synonymie. Onychodactylus Tschudi. Classification der Batrachier p. 92. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II р. 32.-— D. et В. Erpétol. génér. IX p.113. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Ш р. 356. Die einzige Art dieser Gattung gehört der östlichen Hemisphäre an. 23. Onychodactylus japonicus Houttuyn. Salamandra japonica Houttuyn. Act. Vlissing. IX р. 329 tab. IX f 3. * Salamandra unguiculata Schlegel in Siebold’s Fauna japonica. Amphibia р. 123 tab У. f. 1—6 (anim. et cr.). Onychodactylus Schlegelii D. et В. Erpetol. gener. IX р. 114 pl. ХОШ f. 1.(anim. et os). Habitat. Japan. 10. Gattung AMBEYSTOMA Tschudi'). Die Gaumenzähne bilden zwei gerade oder leicht bogenförmig gekrümmt verlaufende Querreihen, deren innere Enden einander in der Mitte des Gaumenbeines entweder direkt berühren oder doch kaum von einander getrennt sind, und stellen zusammengenommen so- mit entweder eine gerade Querreihe oder auch einen Bogen dar, dessen ausserordentlich schwache Convexität nach vorn gerichtet ist; mitunter ist jede Reihe an ihrem äusseren Ende 1) Nach dem Beispiele Cope’s nenne ich diese Gattung | allgemein angenommene Schreibart Ambystoma nur durch Amblystoma, von auf, stumpf, und otoux Mund, und | einen Schreib- oder Druckfehler, an denen es in seiner bin überzeugt, dass Tschudi’s fehlerhafte, aber ganz | Abhandlung bekanntlich nicht mangelt, entstanden ist. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 61 unterbrochen, so dass das äusserste Stück derselben, das gewöhnlich hinter den inneren Nasenöffnungen liegt, isolirt erscheint. Sphenoidalzähne fehlen. Die Zunge ist gross, von ovaler Gestalt und mit ihrer ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewach- sen, so dass nur ihre Ränder, den Hinterrand ausgenommen, in sehr geringer Ausdehnung frei sind. Habitus verschieden, bald ziemlich schlank, bald mehr gedrungen. Hautbedeckun- sen glatt. Parotiden gewöhnlich vorhanden, aber oft sehr undeutlich begrenzt. Der Rumpf mit einer Anzahl verticaler Hautfalten, die ihm ein geringeltes Aussehen geben. Vorder- füsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz dick, an der Basis fast dreh- rund, im weiteren Verlaufe stärker oder schwächer comprimirt, am Ende ziemlich spitz abgerundet und niemals mit Hautsäumen versehen. Synonymie, Ambystoma Tschudi. Classification der Batrachier р. 92. — Bonaparte. Iconogr d. Fauna italia. Amfibi. — Baird Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Гр. 281. — Gray. Catal. of Amphibia II p. 34. — D. et B. Erpétol. gener. IX p. 101. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. III p. 349. Xiphonura Tschudi. Classification der Batrachier р. 95. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia П р. 34. — D. et В. Erpetol. gener. IX р. 161. — Baird in Wilkes U. 5. Exploring Expedition XX. Her- petology p. 13. Salamandroidis Fitzinger. Systema Reptilium Гр. 33. Heterotriton Gray. Catal. of Amphibia II p. 33. Camarataxis Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 122. Pectoglossa Mivart. Proc. zool. Soc. of London 1867 p. 698. Die hier nach dem Vorgange von Hallowell und Cope in eine Gattung vereinigten Molch-Arten bieten in der Form des Schwanzes sehr auffallende Verschiedenheiten dar, indem bei einem Theile derseiben der Schwanz fast drehrund ist, bei einem anderen dagegen eine sehr starke Compression zeigt, und sind demzufolge von Tschudi, der die Schwanzform bekanntlich zum Familiencharakter erhoben hat, denn auch in zwei Genera, Ambystoma und Xiphonura, vertheilt worden, von denen das erste die Arten mit drehrundem oder doch äusserst. schwach comprimirtem Schwanze enthielt und in die Familie Salamandrae gestellt wurde, während er das zweite Genus auf die Arten mit stark comprimirtem Schwanze begründet und in seine Familie Tritones eingereiht hat. Diese beiden Genera wurden nun von Bona- parte in derselben Umgrenzung angenommen, Baird dagegen verwarf sie ') und vereinigte die hierhergehörenden Arten in eine einzige Gattung, Ambystoma, weil er sich überzeugt hatte, dass zwischen den beiden von Tschudi angenommenen Schwanzformen ganz all- mähliche Uebergänge existiren, und es eine Menge von Arten giebt, welche der Schwanz- form nach mit gleichem Rechte, sowohl in die eine, als auch in die andere der beiden Gat- 1) In Wilkes U.S. Exploring Expedition XX. ITerpetology р. 13 hat Baird die Gattung Xiphonura auffallender Weise wieder restituirt 62 A. STRAUCH, tungen eingereiht werden könnten. Obwohl es nun nachgewiesen war, dass das Unterschei- dungsmerkmal der beiden Tschudi’schen Genera, Ambystoma und Xiphonura, nicht stich- haltig ist, so sind dieselben dennoch ‚beibehalten worden, und zwar hat Fitzinger die Tschudi’sche Anordnung wieder eingeführt und die Amblystomen mit drehrundem Schwanze in seine Section Geophili, die mit comprimirtem Schwanze dagegen in seine Section Hydro- phili gestellt; die ersteren vereinigte er mit Onychodactylus japonicus Houtt. in eine ein- zige Gattung, welche den Namen Salamandroidis führt und in zwei Untergattungen, Sala mandroidis Fitz. und Onychodactylus Tschudi zerfällt, und die Arten mit comprimirtem Schwanze stellte er in die Gattung Triton Laur., welche bei ihm in drei Untergattungen, Triton Bell, Lissotriton Bell und Xiphonura Tschudi getheilt wird, — eine Anordnung, die selbst dann, wenn Fitzinger sie nicht bloss angedeutet, sondern motivirt hätte, wohl schwerlich zu billigen sein würde. Eben so, wie Fitzinger, haben auch Gray und Duméril die beiden in Rede stehenden Gattungen Tschudi’s acceptirt, und Gray hat es sogar für nöthig erachtet, denselben noch ein drittes Genus, Zeterotriton, hinzuzufügen, welches auf Salamandra ingens Green (Amblystoma tigrinum Green) basirt und eben so wenig haltbar ist, wie Tschudi’s Gattung Xiphonura. Das so eben in Bezug auf die Gattung Heterotriton Gray Gesagte gilt auch von der Gattung Camarataxis, welche Cope auf ein junges Exem- plar von Amblystoma mavortium Baird begründet, später aber selbst wieder eingezogen und mit Amblystoma vereinigt hat. Endlich habe ich auch die Gattung Pectoglossa Mivart hierher gezogen, da sie, wie aus der vortrefflichen Beschreibung Mivart’s hervorgeht, sowohl in der Form und Befe- stigungsweise der Zunge, als auch in der Stellung der Gaumenzähne ‘), die eine schwach bogenförmig verlaufende, in der Mitte kaum unterbrochene Querreihe bilden, vollkommen mit Amblystoma Tschudi übereinstimmt. Bekanntlich hat Mivart diese Gattung auf einen aller Wahrscheinlichkeit nach aus Siam stammenden Molch begründet, den Gray ^) als Plethodon persimilis beschrieben hatte, der aber wegen Mangels der Sphenoidalzähne, de- ren Abwesenheit von Gray übersehen worden war, nicht in der Gattung Plethodon Tschu- di gelassen werden konnte; Mivart glaubt nun für diese Molch-Art eine besondere, zu- nächst mit Onychodactylus Tschudi verwandte Gattung creiren zu müssen, mir scheint es jedoch richtiger, dieses Thier in die Gattung Amblystoma Tschudi zu stellen, da es eine mit der ganzen Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsene und nur an den Seiten etwas freie, länglich-ovale Zunge besitzt, und da seine Gaumenzähne «a transverse, slightly undulating, but subcontinuous series» bilden. Was nun die Zahl der hierhergehörigen Arten anbetrifft, so führt Cope, der in neue- ster Zeit eine Monographie’) der Gattung Amblysioma Tschudi veröffentlicht hat, deren im Ganzen 20 auf, von denen jedoch mehrere nur auf je ein Exemplar basirt sind und, so 1) Cf. Proc. zool. Soc. of London 1867 р. 698 fig. 5 | XIX. f. 2. zylogr. 3) Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 р. 166—209. 2) Proc. 2001. Soc. of London 1859 р. 230. Rept. pl. REVISION DER SALAMANDRIDEN-(TATTUNGEN. 63 weit sich nach den Beschreibungen urtheilen lässt, mit der Zeit wohl eingezogen werden dürften, zumal wenn sich die Gelegenheit darbieten wird, ihre specifischen Merkmale an einer grösseren Reihe von Individuen zu prüfen; da ich jedoch wegen Mangels an Mate- rial ausser Stande bin, über die Haltbarkeit dieser 20 Arten ein Urtheil abzugeben , so werde ich sie in Nachfolgendem genau in der von Соре angenommenen Reihenfolge und unter den von ihm adoptirten Namen aufführen. Mit Einschluss der Pectoglossa persimilis Gray, die meiner Ansicht nach gleichfalls in diese Gattung gehört, würde sich also die (resammtzahl der gegenwärtig bekannten Amblystoma-Arten auf 21 belaufen, von denen 20 auf der westlichen und nur eine auf der östlichen Hemisphäre einheimisch sind. 29. AmblIystoma talpoideum Holbrook. Salamandra talpoidea Holbrook. N. A. Herpetology. 1 Edit. Ш р. 117 pl. XXIX (anim.). Amblystoma talpoideum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 р. 172. Salamandra talpoidea Holbrook. N. A. Herpetology. 2" Edit. У р. 73 pl. XXIV (anim.) Habitat. Illinois, Süd-Carolina, Georgia, Louisiana. +30. Ambiystoma opacum Gravenhorst. Salamandra opaca Gravenhorst. Deliciae Mus. 2001. Vratislaviensis I p. 75 tab. X (anim.). Amblystoma орасит Gope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 р. 173. ‚ Salamandra fasciata Holbrook. N. A. Herpetology. 2“ Edit. У р. 71 pl. XXIII (anim.). Ambystoma fasciatum D. et В. Erpetol. gener. IX р. 106 pl. ХОШ f. 4, CI f. 6 (os et er..). Habitat. Von New York südlich bis Florida, westlich bis Wisconsin und bis in das östliche Texas (Galveston). ЗЕ. Amblystoma puncdadum Linne. Lacerta punctata Linné. Systema naturae. Edit. XII, Ip. 370 № 45. Amblystoma punctatum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 р. 175 Salamandra venenosa Holbrook. N. A. Herpetology. 2“ Edit. V. р. 67 pl. XXII (anım.). Habitat. Von Canada und Neu-Schottland südlich bis nach Süd-Carolina und westlich bis nach Michigan, Missouri, Arkansas und Louisiana. 32. Amblysioma conspersum Cope. Ambystoma conspersum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 123. Amblystoma conspersum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 р. 177 Habitat, Pensylvanien, Süd-Carolina, Georgia. 33. Amblystoma bicolor Hallowell. Ambystoma bicolor Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. IX. 1857 p. 215 Amblystoma bicolor Gope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 178. Habitat. New Jersey. "34. Amblystoma digrimum Green. Salamandra tigrina Green. Journ. Acad. Philadelph. 1 ser. У р. 116.* Amblystoma tigrinum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 179. 64 А. STRAUCE, Triton tigrinus Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. У р. 79 pl. XX VI (anim.). Triton ingens Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. V p. 85 pl. XXIX (anim.). Habitat. Von New York südlich bis nach Süd-Carolina und westlich bis Nebraska, Kanzas und Louisiana. *$5. Ambiystoma mexicanum Cope !). Gyrinus mexicanus Shaw and Nodder. Naturalists Miscellany IX. CCCXLIT et CCCXLIIL (anim.). Siren pisciformis Shaw. General Zoology Ш. part 2. р. 612 pl. CXL (anim.). Siredon axolott Wagler. Descript. et Icones Amphibiorum tab. XX (anim.). Amblystoma mexicanum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 184. Habitat. Mexico. 36. Amblystoma mavortium Baird. Ambystoma mavortia Baird. Journ. Acad. Philadelph. 2" ser. Гр. 292. Amblystoma mavortium Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 184. Ambystoma californiense Gray. Proc. zool. Soc. of London 1853 p.11. Rept. pl. VIT (anim.). Amblystoma californiense Baird. Р. В. В. Explorations and Surveys X. Report of Lieut. Abbot. Вере. р. 12 pl. XXX Е. 1—3 (anim.). Amblystoma proserpina Baird in Emory’s U. S. and Mexican Boundary Survey. Reptiles p. 29 pl. XXXV f. 7—14 (anim. et os). Habitat. Californien, Neu-Mexico, Texas, Kanzas, Nebraska und Minnesotah. 37. Amblystoma obscurum Baird. in litt. Amblystoma obscurum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 192. Habitat. Jowa (Fort des Moines). $$. Amblystoma xiphias Соре. Amblystoma xiphias Соре. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 192. Habitat. Ohio (Columbus). 39. Amblystoma trisruptum Cope. Amblystoma trisruptum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 194. Habitat, Ocate River am Ostabhange des Felsengebirges in Neu-Mexico. 40. Ambiystoma Jeffersonianum Green. Salamandra Jeffersoniana Green. Contrib. Maclurian Lyceum Гр. 4 pl. f. 1.* Amblystoma Jeffersonianum Cope. Proc. Acad: Philadelph. XIX. 1867 p. 195. Salamandra Jeffersoniana Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. V p.51 pl. XIV (anim.). Habitat, Vermont, New York, Pensylvanien, Ohio, Indiana, Michigan, Wisconsin, Tenessee. 1) Diese Art hat Cope auf den Axolotl begründet, aber | men, welche A. Dumeril fraglich für Amblystoma luri- nicht charakterisirt, da ihm allem Anscheine nach nur | дит Hallowell (= A. tigrinum Green) erklärt und in Larven, nicht aber ausgebildete Exemplare zu Gebote | den Nouv. Archives du Muséum II pl. X abgebildet hat, standen; leider hat er auch nicht angegeben, ob die in | zu dieser oder zu einer anderen Art gehören. der Pariser Ménagerie des Reptiles gezogenen Amblysto- REVISION DER SALAMANDRIDEN-(TATTUNGEN. 65 41. Amblystoma platineum Соре. Amblystoma platineum Cope. Proc. Acad. Bla: XIX. 1867 p. 198. Habitat, Ohio (Cleveland). 42. Amblystoma macrodactylum Baird. Ambystoma macrodactyla Baird. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Гр. 292 Amblystoma macrodactylum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 198. Habitat. Washington und Oregon. 43. Ambiystoma paroticum Baird in litt. Amblystoma paroticum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 200. Habitat, Washington und Oregon. 44. Amblystoma aterrimum Üope. Amblystoma aterrimum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 201. Habitat, Nördlicher Theil des Felsengebirges. 45. Amblystoma tenebrosum Baird et Girard. Amblystoma tenebrosum Baird et Girard. Proc. Acad. Philadelph. VI. 1852 p. 174. Amblystoma tenebrosum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 202. Xiphonura tenebrosa Baird in Wilkes U.S. Exploring Expedition. XX. Herpetology р. 14 pl. If. 9—17 (anim. et os). Habitat, Washington und Oregon. 46. Amblystoma texas Matthes. Salamandra texana Matthes. Allg. deutsche naturh. Zeitung. Neue Folge Гр. 266. Amblystoma texanum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 204. Amblystoma texanum Baird in Emory’s U. 5. and Mexican Boundary Survey. Reptiles р. 29 pl. ХХХУ Е. 15 (anim.). Habitat, Texas. 47. Amblystoma cingulatum Cope. Amblystoma cingulatum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 205. Habitat. Süd-Carolina (Grahamsville). 48. Ambiystoma microstomum Cope. Ambystoma porphyriticum Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. VII. 1856 p. 8. Amblystoma microsiomum Соре. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 р. 206. Habitat. Ohio, Illinois, Missouri, Arkansas und Louisiana. 49. Amblystoma persimile Gray. Plethodon persimilis Gray. Proc. 2001. Soc. of London 1859 р. 230. Rept. pl. XIX f. 2 (anim.). Pectoglossa persimilis Mivart. Proc. zool. Soc. of London 1867 p. 698 fig. 5 xylogr. (os). Habitat, Siam ? 11. Gattung RANODON Kessler. Die Gaumenzähne bilden zwei kurze, bogenförmige, mit der Convexität nach vorn gerichtete Reihen, die der Quere nach gestellt sind, aber nach vorn hin stärker oder Mémoires de l’Acad. Гар. des sciences, VIIme Serie. 9 66 A. STRAUCH, schwächer eonvergiren, und deren innere Enden durch einen Zwischenraum von einander getrennt sind, dessen Breite etwa der halben Länge jeder einzelnen Zahnreihe gleichkommt. Sphenoidalzähne fehlen. Die Zunge, ziemlich gross und von rundlicher Gestalt, ist mit ei- nem ziemlich breiten Mittelstreifen ihrer Unterseite an den Boden der Mundhöhle festge- wachsen, so dass nur ihre Seitenränder in ziemlich beträchtlicher Ausdehnung frei sind. Habitus mässig schlank. Hautbedeckungen fast glatt. Parotiden vorhanden und wenigstens nach innen scharf begrenzt. Am Rumpfe eine Anzahl senkrechter Hautfalten, welche von einer mehr oder weniger deutlichen, der Länge nach verlaufenden Falte geschnitten wer- den. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz ziemlich dick, an der Basis fast drehrund, im weiteren Verlaufe deutlich comprimirt, unten abgerundet, oben scharfkantig, aber ohne besonderen Hautsaum, und an der Spitze ziemlich stumpf zugerundet. Synonymie. Ranodon Kessler. Bulletin de Moscou 1866. Гр. 126. Ausser dem Ranodon sibiricus Kessler, der typischen Art dieser Gattung, hat vor etwa zwei Jahren Prof. Ballion auf einen in der Gegend von Kopal erbeuteten Molch eine zweite Art, Ranodon Kessleri, aufgestellt, die jedoch von der ersten nicht verschieden ist, denn, wie ich mich nach Untersuchung einer ganzen Reihe gleichfalls aus der Gegend von Kopal stammender Exemplare überzeugt habe, sind die von Ballion zur Begründung seiner Art hervorgehobenen, an und für sich schon sehr geringen Unterschiede rein indivi- dueller Natur, und es enthält somit die in Rede stehende Gattung zur Zeit nur eine einzige Art, welche der östlichen Hemisphäre angehört. 50. Ranodon sibiricus Kessler. tab. ШИ f. 3. Ranodon (Triton) sibiricus Kessler. Bulletin de Moscou 1866. I p. 126 tab. VII (anim. et 08). Ranodon Kessleri Ballion. Bulletin de Moscou 1868. I p. 138. Zu der sehr ausführlichen Beschreibung, welche Prof. Kessler von dem einzigen ihm vorliegenden Exemplare veröffentlicht hat, und welche durch die gleichfalls sehr de- taillirte, von Prof. Ballion gegebene Beschreibung des Ranodon Kessleri in manchen Punkten completirt worden ist, habe ich nur wenige Bemerkungen hinzuzufügen, welche sich hauptsächlich auf die Form der Zehen, auf die Beschaffenheit der Haut, auf die Zahl und Anordnung der Seitenfalten am Rumpfe, so wie endlich auf die Färbung und Zeich- nung beziehen. Was zuerst die Zehen anbetrifft, so geben beide Autoren übereinstimmend an, dass dieselben mit deutlichen häutigen Säumen versehen sind, und Ballion fügt noch hinzu, dass an der Spitze der Zehen eine rundliche kissenförmige Erhabenheit vorhanden ist; diese kissenförmige Erhabenheit ist nun an allen mir vorliegenden Exemplaren gleichfalls vorhanden und bald mehr, bald weniger deutlich ausgebildet, die häutigen Säume dagegen finde ich nur an einigen wenigen Stücken, welche in Folge der Einwirkung von wahrschein- REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 67 lich sehr starkem Weingeiste etwas eingeschrumpft sind, und glaube diese Erscheinung da- her für eine künstlich hervorgebrachte halten zu müssen, zumal bei allen gut erhaltenen Exemplaren, welche ich zu untersuchen Gelegenheit gehabt, die Zehen durchweg ganz gleichmässig dick und nur leicht flach gedrückt sind. In Bezug auf die Beschaffenheit der Haut ferner muss ich bemerken, dass dieselbe bei Betrachtung mit unbewaffnetem Auge fast vollkommen glatt erscheint, und vermuthe daher, dass die leicht höckerige Beschaffen- heit derselben an dem von Kessler beschriebenen Exemplare gleichfalls in Folge der durch den Weingeist hervorgebrachten Contraction entstanden ist; untersucht man aber die Haut mit einer selbst nur schwach vergrössernden Lupe, so erscheint sie namentlich auf der Lichtseite aller Theile sehr dicht und regelmässig vertieft-punktirt und bietet grosse Aehnlichkeit mit der rauhen Oberfläche eines Fingerhutes dar. Alsdann finde ich an allen meinen Exemplaren ausser den Querfalten, deren Zahl, wie Ballion angiebt, 13 beträgt, von denen aber nur 11 deutlich ausgebildet sind, noch eine mehr oder weniger stark ausgebildete Längsfalte, welche die Querfalten entweder einfach, unter fast rechtem Winkel, schneidet, oder aber an jeder einzelnen Querfalte unterbrochen ist und alsdann einen mehr oder weniger stark gekerbten, dicken Hautsaum darstellt. Die Färbung und Zeichnung endlich, durch welche sich Ranodon Kessleri Ball. meiner An- sicht nach am auffallendsten von der typischen Art unterscheidet, ist nun an den mir vorliegenden Exemplaren zwar nicht so eintönig, wie Kessler sie angiebt, stimmt aber auch mit dem Ballion’schen Exemplare nicht ganz überein, sondern hält un- gefähr die Mitte zwischen beiden. Die Oberseite des Körpers zeigt nämlich auf grauem, oder auch bräunlichgrauem Grunde eine bald grössere, bald kleinere Zahl mehr oder weniger deutlicher blauschwarzer Wolkenflecken von sehr unregelmässiger Gestalt, die meist völlig ungeordnet über die Oberfläche zerstreut sind, mitunter aber auch eine ent- schiedene Neigung zeigen, sich in Längsreihen anzuordnen, und welche bei den jungen Individuen nicht bloss zahlreicher, sondern auch deutlicher sind, als bei den ausge- wachsenen, bei welchen letzteren sie gewöhnlich ganz, oder doch bis auf geringe Spuren verschwinden. Die Unterseite aller Theile besitzt dagegen bei sämmtlichen Exemplaren eine bald sehr helle bräunlichgelbe, bald weisslichgelbe Färbung und ist durchaus einfar- big, ohne die geringste Spur von Flecken. Betrachtet man die Haut der Qberseite aber unter der Lupe, so findet man, dass sie auf sehr hellem bräunlichgelbem Grunde eine zahllose Menge sehr feiner blauschwarzer Pünktchen zeigt, die zu einem sehr regelmässi- gen und feinmaschigen Netzwerk angeordnet sind; die von diesem Netzwerk frei gelasse- nen Stellen, also die Oeffnungen der einzelnen Maschen, an denen die Grundfarbe zu Tage tritt, entsprechen den punktförmigen Vertiefungen, mit denen die Haut, wie oben bemerkt, besäet ist, und die vorhin erwähnten Wolkenflecken entstehen dadurch, dass an einzelnen Stellen die schwarzen Pünktchen, welche das Netzwerk bilden, ganz besonders zahlreich auftreten und dicht gedrängt stehen. Ausser in der Färbung und Zeichnung, in der Zahl der Seitenfalten am Rumpfe und 9* 68 À. STRAUCH, in der Beschaffenheit der Zehen, soll sich Ranodon Kessleri Ball. hauptsächlich noch durch einen relativ schmäleren Kopf, durch kürzere Zehen und durch die Form des Schwanzes, der an der Basis breiter als hoch und nicht, wie bei Ranodon sibiricus Kessl., höher als breit ist, von letzterem unterscheiden, jedoch sind auch diese Differenzen, wie ich mich nach Ausmessung der mir vorliegenden Exemplare überzeugt habe, nieht stichhaltig, und namentlich ist das Verhältniss zwischen der Höhe und Dicke der Schwanzbasis, auf wel- ches Ballion ganz besonderes Gewicht zu legen scheint, von gar keinem Belange, da die Schwanzbasis an ihrem unteren Theile sehr weich ist und beim Anlegen des Zirkels stets nachgiebt, die Maasse also niemals mit Sicherheit bestimmt werden können. In der nachfolgenden Tabelle habe ich die Maasse von 9 Exemplaren verschiedenen Alters zusammengestellt, die mit Ausnahme des Stückes c, das aus Chuldsha stammt und dem Museum von Hrn. von Middendorff geschenkt worden ist, sämmtlich in der Gegend von Kopal gefangen und der akademischen Sammlung von Sr. Excellenz dem Hrn. von Wlassenkow, früheren Gehülfen des Postdirektors, zum Geschenke dargebracht worden sind. Unter diesen Stücken ist o zwar vollkommen ausgebildet, besitzt aber noch ganz deut- liche Rudimente der Kiemenbüschel, während die Stücke # und /, die eine geringere Länge haben, keine Spur dieser Büschel mehr zeigen. Schliesslich muss ich noch bemerken, dass nicht bloss bei o, sondern überhaupt bei den kleineren Exemplaren die beiden Gaumen- zahnreihen sehr deutlich nach vorn hin convergiren, während sie bei den ganz grossen Stücken fast vollkommen der Quere nach gestellt sind. Maasse. . a b с е 9 i k 1 0 Totallänge des Thieres........... 24,9. 20:8 19.2 182 25.11, 19729720 Länge des Kopfes.............. оао 2 1.9. ао. 51,332 » » ВВ et seat 7,8 1,4 56,6. 6.5..54`:42, 3:9 3,8004 » BA SCHWANZER. u en 11,8 11,1 10,6 97 78.55. 46144 08 » der Vorderextremität ...... 3 DO Ar 2 1,75 1,5% Las » » Hinterextremität....... ee 2,602 1,95 3448 » » Mittelzehe am Hinterfusse 0,8 0,7 0,75 0,65 0,6 05 04 05 05 Breite desKopfes an denMundwinkeln 1,9 1,9. 16 1,6 14 11 1 1,140 1,05 Dicke des Schwanzes............ 1.2, Вос 0,9% 0740.6. 056506 Höhe desselben an der Basis...... Il] 1 0,84,,0,6..: 0,5. 70,6% 103%. » » in der Mitte...... 1 les 0,8 0,6 0,55 0,65 0,75 Habitat. West- Asien, bei Semipalatinsk und Кора! m der Kirgisensteppe und bei Chuldsha im nord-östlichen China. 12. Gattung DICAMPTODON т. о. '). Die Gaumenzähne bilden zwei ziemlich lange, schwach bogenförmig gekrümmte und mit der Convexität nach innen und vorn gerichtete schräge Reihen, die nach hinten zu 1) Von 65, zweimal, xaurroc, gebogen, und 60oû, Zahn. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 69 deutlich convergiren, deren innere Enden aber durch einen beträchtlichen Zwischenraum von einander getrennt sind. Sphenoidalzähne fehlen. «Die Zunge ist kurz und beträchtlich dick, vorn in einem mässig grossen Bogen abgerundet und fast ihrer ganzen Länge und Breite nach mit den darunter liegenden Theilen verwachsen.» Habitus mässig schlank. Hautbedeckungen fein chagrinirt, fast glatt. Parotiden scheinen zu fehlen, eben so auch die verticalen Hautfalten am Rumpfe. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz deutlich comprimirt, oben scharfkantig, unten abgerundet, am Ende zugespitzt, ohne besondere Hautsäume und säbelförmig nach aufwärts gekrümmt. Diese neue Gattung, welche in der Stellung der Gaumenzähne fast vollständig mit dem nächstfolgenden Genus, Plethodon Tschudi, übereinstimmt, sich von demselben aber durch den Mangel der Sphenoidalzähne, so wie durch die Befestigungsweise der Zunge sehr sicher unterscheidet, habe ich auf den riesigen ') Triton ensatus Eschsch. begründet, von dem Eschscholtz zwar nur eine sehr ungenügende und von einer geradezu monströsen Abbildung begleitete Charakteristik hinterlassen hat, der aber, wie aus der vortrefflichen, von Rathke veröffentlichten anatomischen Beschreibung hervorgeht, in keine der bisher in der Familie der Salamandriden aufgestellten Gattungen eingereiht werden kann. Gray hat zwar auf drei Exemplare einer californischen Molch-Art, die er irriger Weise für Tri- ton ensatus Eschsch. hielt, eine neue Gattung, Ensatina *) begründet, jedoch besitzt die typische Art dieser Gattung, Ensatina Eschscholtzi Gray, nicht bloss eine völlig verschie- dene, nämlich pilzförmige, mit dem vordersten Zipfel an den Kinnwinkel befestigte Zunge, sondern, wie Cope *) nach einer Mittheilung von Mivart angiebt, auch Sphenoidalzähne und ist somit von Zriton ensatus Eschsch. völlig verschieden. Die einzige bisher bekannte Art der Gattung Dicamptodon gehört der westlichen He- misphäre an. | 54. Dicamptiodon emsatus Eschscholtz. Triton ensatus Eschscholtz. Zoologischer Atlas. Ней У фр. 6 tab. ХХП (anim. et сг.). Habitat, Californien. 13. Gattung PLETHO@DOEN Tschudi. Die Gaumenzähne bilden zwei ziemlich kurze, kaum bogenförmig gekrümmte, schräge ` Reihen, die nach hinten zu unter bald sehr stumpfem, bald fast spitzem Winkel convergiren, und deren innere oder hintere Enden einander nicht berühren. Die Sphenoidalzähne, die in mehrere Reihen angeordnet sind, bilden zwei längliche, nach vorn hin sehr verschmä- lerte Gruppen, die in der Mitte durch einen schmalen Zwischenraum von einander getrennt und so weit nach hinten gerückt sind, dass zwischen ihrem vorderen Ende und den Gau- menzähnen ein beträchtlicher freier Raum vorhanden ist. Die Zunge ist sehr gross, von 1) Das einzige bisher bekannte Exemplar dieser Art be- | dieses Stückes Reste einer halbverdauten Spitzmaus sitzt eine Totallänge von mehr als 40 Ctm. (114 Zoll), ist | (Sorex) enthielt. also für einen Salamandriden wirklich riesig gross; in- 2) Gray. Catal. of Amphibia II, р. 48. teressant ist die Mittheilung Kathke’s, dass der Magen | 3) Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 р. 167. 70 A. STRAUCH, länglich - ovaler Gestalt und mit einem nicht bis an ihren Hinterrand reichenden, sehr schmalen Mittelstreifen ihrer Unterseite an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass ihr Hinterrand in geringer, ihre Seitenränder aber in sehr beträchtlicher Ausdehnung frei sind. Habitus schlank. Hautbedeckungen glatt. Parotiden vorhanden, aber nicht scharf begrenzt. Am Rumpfe eine Anzahl sehr deutlicher verticaler Hautfalten, die ihm ein ge- ringeltes Aussehen geben und auch auf den vorderen Theil des Schwanzes übergehen, wo sie aber weniger deutlich sind. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz ist dick, fast in seinem ganzen Verlaufe drehrund, oder doch nur wenig compri- mirt, am Ende scharf zugespitzt und ohne alle Hautsäume. Synonymie. Plethodon Tschudi. Classification der Batrachier р. 92. — Bonaparte. Iconogr. 4. Fauna italica. Amfibi. — Baird. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Гр. 282. — Gray. Catal. of Amphibia II p. 38. Sauropsis Fitzinger. Systema Reptilium I. p. 33. Cylindrosoma part. D. et B. Erpétol. gener. IX p. 76. Plethodon part. D. et В. Erpetol. génér. IX р. 82. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Шр. 342. Die Gattung Plethodon, welche Tschudi auf zwei nord-amerikanische Molch-Arten, die Salamandra glutinosa Green und die Salamandra erythronota Green, begründet hat, ist zwar von allen nachfolgenden Autoren angenommen worden, jedoch haben nur Bona- parte und Baird sie in dem ursprünglichen Umfange beibehalten, während alle übrigen ihr einen ganz anderen und oft sehr abweichenden Sinn beilegen. So vertheilt Fitzinger die beiden genannten Arten in zwei Genera, Sauropsis und Plethodon, von denen das erste die Salamandra erythronota Green und das letzte die Salamandra glutinosa Green ent- hält, und Gray schliesst sich dieser Anschauungsweise an, jedoch mit dem Unterschiede, dass er die Salamandra erythronota Green in seine Gattung Ambystoma stellt und zum Typus einer besonderen Untergattung, Sauropsis Fitz., erhebt: Dumeril dagegen verfährt gerade umgekehrt und rechnet nur Salamandra erythronota Green zu seiner Gattung Ple- thodon, während er die andere Art in seine Gattung Cylindrosoma stellt, und Hallowell endlich lässt zwar beide genannten Arten in dem Genus Plethodon, zieht zu demselben aber auch die Arten der nächstfolgenden Gattung, Desmognathus Baird, hinzu, kurz jeder der vier genannten Autoren fasst das in Rede stehende Genus in anderem Sinne auf, so dass es gegenwärtig nicht weniger als fünf Gattungen giebt, die alle denselben Namen Plethodon führen und von denen keine mit der anderen übereinstimmt Zur Zeit kennt man 5 Arten der Gattung Plethodon Tschudi, die sämmtlich der westlichen Hemisphäre angehören. “52. Plethodon glutinosus Green. Salamandra glutinosa Green. Journ. Acad. Philadelph. 1 ser. Тр. 357. Salamandra glutinosa Holbrook. N. A. Herpetology. 2" Edit. У р. 39 pl. X (anim.). ` REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 71 Plethodon glutinosus Mivart. Proc. zool. Soc. of London 1867 р. 697 et 698 £. 6 xyl. (os). var. Salamandra granulata Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. У р. 63 pl. XX (anim.). Habitat. Von Massachusetts und New York südwärts bis Florida und westwärts bis Ohio und Louisiana. * 53. Plethodon flavipunctatus п. sp. Die überaus reiche herpetologische Ausbeute, welche Hr. Conservator Wosnessen- sky während seines mehrjährigen Aufenthaltes in Californien zusammengebracht hat, ent- hielt auch drei Exemplare einer Molch- Art, welche dem Plethodon glutinosus Green sehr nahe steht, von demselben aber in der Stellung der Gaumenzähne durchaus abweicht, und welche ich daher für neu erklären muss. Diese neue Art, der ich den Namen Plethodon flavipunctatus beigelegt habe, erinnert zwar in der Färbung und Zeichnung an Ambystoma punctulatum, welches Gray‘) sehr kurz charakterisirt hat und von welchem er später ?) selbst sagt, dass es «nearly allied to the genus Plethodon» sei, dürfte aber doch wohl schwerlich mit demselben identisch sein, da die Gray’sche Art einen comprimirten Schwanz und eine weiss gefärbte Unterseite besitzt, während bei dem gleich zu beschreibenden Ple- thodon der Schwanz, bis auf die äusserste, leicht comprimirte Spitze, vollkommen drehrund ist, und die Unterseite eben so dunkel gefärbt erscheint, wie die Oberseite. Der Kopf, der ziemlich lang und in der Mitte des Scheitels mit einem mässig tiefen Längseindrucke versehen ist, zeigt in der Gegend der Mundwinkel die grösste Breite, ver- schmälert sich nach hinten in ziemlich auffallender Weise und läuft auch in eine recht spitz zugerundete Schnauze aus. Die Zunge ist auffallend gross, sehr dünn, blattförmig, unterschei- det sich aber in der Form kaum von der Zunge des Plethodon glulinosus Green, die Gau- menzähne dagegen haben eine durchaus abweichende Stellung; während nämlich bei der eben genannten Art die beiden Gaumenzahnreihen nach hinten unter sehr stumpfem Win- kel convergiren und zusammengenommen eine schwach winklig gebogene, in der Mitte unterbrochene Querreihe darstellen, deren äussere Enden den Hinterrand der inneren Na- senöffnungen bilden, beginnen bei Plethodon flavipunctatus die in Rede stehenden Zahnrei- hen, die ausserdem auch um ein Drittel etwa kürzer sind, an der hinteren inneren Ecke der jederseitigen inneren Nasenöffuung, laufen schräge nach hinten und innen gegen einan- der, ohne sich jedoch mit ihren hinteren Enden zu berühren, und schliessen somit zusam- men einen Winkel ein, der etwas kleiner ist als ein Rechter. Der Rumpf ist cylindrisch, an der Unterseite etwas abgeilacht, längs der Vertebrallinie vertieft und an den Seiten mit 13 tie- fen Hautfalten versehen, von denen die letzte nicht ganz deutiich ausgebildet ist. Der Schwanz ist länger als der Rumpf, an der Basis etwas abgeflacht, im weiteren Verlaufe drehrund und nur an der Spitze leicht comprimirt; das Finde desselben ist sehr scharf zugespitzt, und in seinen beiden vorderen Dritteln besitzt er deutliche verticale Hautfalten, welche ihm ein geringeltes Ansehen verleihen. Die Extremitäten stimmen mit denen des Plethodon glutinosus 1) Gray. Catal. of Amphibia IL. p. 37 | 2) Proc. zool. Soc. of London 1853 р. 11. 12 A. STRAUCH, Green vollkommen überein, nur sind die Zehen durchweg schlanker, weniger abgeflacht und mehr zugespitzt. | Die von Epidermis entblössten Stücke sind überall tief schwarz gefärbt und mit recht grossen, unregelmässig geformten und gestellten weisslichen Makeln verziert; diese Makeln sind an den Seiten des Kopies und Rumpfes, so wie auf der Oberseite des Schwanzes viel zahlreicher als auf dem Rücken, erscheinen am Bauche und an der Kehle kleiner und we- niger zahlreich und fehlen auf der Oberseite des Kopfes und an der Unterseite des Schwan- zes gänzlich. Bei einem der drei mir vorliegenden Exemplare, bei welchem sich die Epi- dermis stellenweise erhalten hat, sind die Makeln an den mit Oberhaut versehenen Stellen sehr hell bräunlichgelb und die Grundfarbe sehr dunkel bräunlichgrau. Maasse, Totallänge des Thieres 11,7; Länge des Kopfes 1,6; Länge des Rumpfes 4,8; Länge des Schwanzes 5,3; Länge der Vorderextremität 1,4; Länge der Hinterextremität 1,7; Länge der Mittelzehe an den Hinterfüssen 0,4; Breite des Kopfes in der Gegend der Mundwinkel 1; Dicke des Schwanzes an der Basis 0,6; Höhe desselben an derselben Stelle 0,5. Habitat, Californien (Neu-Albion). *34. Plethodon erythronotus Green. Salamandra erythronota Green. Journ. Acad. Philadelph. 1 ser. Гр. 356. Salamandra erythronota Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. V p. 43 pl. XI (anim.). Habitat. Von New York südwärts bis Süd-Carolina und westwärts bis Kentucky. 35. Plethodon intermedius Baird in litt. Plethodon intermedius Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 209. Habitat. Vancouver Island und Californien (Fort Tejon). 56. Plethodon croceater Соре. | Plethodon croceater Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 р. 210, Habitat, Californien (Fort Tejon). 14. Gattung DESMOGWATHUS Baird. Die Gaumenzähne bilden zwei nach hinten zu unter bald spitzem, bald mehr stumpfem Winkel convergirende, in der Mittellinie des Gaumenbeines vereinigte und am vorderen Ende hakenförmig nach aussen gebogene, schräge Reihen, stellen somit eine mehr oder we- niger in die Quere gezogene V-förmige Figur dar, an welcher die vorderen Enden mehr oder weniger stark hakenförmig nach aussen gebogen sind. Die Sphenoidalzähne sind in mehrere Längsreihen angeordnet und bilden zwei längliche, vorn einander sehr genäherte oder selbst vereinigte, im weiteren Verlaufe aber deutlich getrennte Gruppen, die nach hin- ten an Breite zunehmen, und deren vorderes Ende durch einen beträchtlichen Zwischen- raum von den Gaumenzähnen getrennt ist. Die Zunge ist gross, vorn zugespitzt, hinten stumpf zugerundet und mit einem centralen Längsstreifen ihrer Unterseite, der aber nur bis zu ihrer Mitte reicht, an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass nicht bloss ihre Seitenränder, sondern auch ihre hintere Hälfte frei ist und (nach Baird) nach aussen REVISION DER SALAMANDRIDEN-(FATTUNGEN. 75 geklappt werden kann. Habitus ziemlich schlank. Hautbedeckungen glatt. Parotiden un- deutlich. An den Seiten des Rumpfes eine Anzahl mehr oder weniger deutlicher senkrechter Hautfalten, welche demselben ein leicht geringeltes Aussehen verleihen. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz, an der Basis dick, aber durchweg mehr oder weniger deutlich comprimirt, läuft in eine ziemlich scharfe Spitze aus und besitzt zu- weilen auf der oberen Firste die Andeutung eines Hautsaumes. | Synonymie, Desmognathus Baird. Journ. Acad. Philadelph. 2“ ser. Гр. 282. — Gray. Catal. of Am- phibia II p. 40. Cylindrosoma part. D. et B. Erpétol. génér. IX p. 76. Plethodon part. Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. ИТ p. 342. Obwohl diese Gattung der vorhergehenden nahe verwandt ist, unterscheidet sie sich von derselben doch nicht bloss durch die Form und Befestigungsweise der Zunge, sondern auch durch die eigenthümliche, an die Gattungen Zllipsoglossa D. et В. und Zsodactylium та. erinnernde Anordnung der Gaumenzähne, und ich hätte diesem letzteren Merkmale sicher- lich den Vorzug vor allen anderen gegeben und dasselbe in die synoptische Tabelle zur Bestimmung der Gattungen aufgenommen,.wenn es mir gelungen wäre, mich zu überzeugen, dass auch bei Sulamandra Haldemanni Holbr. und bei Salamandra auriculata Holbr., welche beide sowohl von Baird, als auch von Cope zu dieser Gattung gerechnet werden, die Gaumenzähne die in der vorstehenden Gattungsdiagnose angegebene Stellung besitzen; da mir jedoch die beiden genannten Molch-Arten nicht zu Gebote stehen, und ich aus den Beschreibungen Holbrook’s und der übrigen Autoren, welche dieser Arten erwähnt ha- ben, nicht im Stande gewesen bin, über die Stellung der Gaumenzähne in’s Klare zu kom- men, so habe ich in der oben gegebenen synoptischen Tabelle die Gattungen Plethodon Tsch. und Desmognathus Валга ausschliesslich nur durch die Befestigungsweise der Zunge von einander unterschieden. Die Gattung Desmognathus Baird, an deren Selbstständigkeit wohl nicht gezweifelt werden kann, ist nur von Gray und Cape adoptirt worden, Duméril und Hallowell da- gegen verwerfen sie, und zwar vertheilt der erstere die hierher gehörigen Arten in seine Gattungen Plethodon und Oylindrosoma, während der letztere sie einfach in seine Gattung Plethodon stellt. Die 4 zur Zeit bekannten Desmognathus - Arten gehören alle der westlichen Hemi- sphäre an. "37. Desmognathus niger Green. Salamandra nigra Green. Journ. Acad. Philadelph. 1 ser. Гр. 352. Triton niger Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. У р. 81 pl. XXVII (anim.). Habitat, Die atlantischen Staaten der nord-amerikanischen Union, vom 43° n. Br. süd- wärts bis zum Golf von Mexico und westwärts bis nach Louisiana. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, Vlime Série. 10 74 A. STRAUCH, 58. Desmognathus fuscus Rafinesque. Triturus fuscus Rafinesque. Annals of Nature 1820 №2* Salamandra quadrimaculata Holbrook. N. А. Herpetology. 2° Edit. V р. 49 pl. XIIL(anim.). Plethodon fuscum D. et В. Erpétol. gener. IX р. 85 pl. XCIV f. 4 (os). Habitat. Die atlantischen Staaten der nord-amerikanischen Union von Pensylvanien südwärts bis Georgien. 59. Desmognathus Haldemanni Holbrook '). Salamandra Haldemanni Holbrook. N. A. Herpetology. 2" Edit. У р. 59 pl. XVIII (anim.). Desmognathus ochrophaea Cope. Proc. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 124. Habitat, Pensylvanien, Maryland, Virginien. 60. Desmognathus auriculatus Holbrook. Salamandra auriculataHolbrook. N. A. Herpetology. 1 Edit. Шр. 115 pl. XX VIII (anim.). Salamandra auriculata Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. У р. 47 pl. ХИ (anim.). Habitat. Georgien und Süd-Carolina, nach Gray *) auch Louisiana (New Orleans). 15. Gattung ANAIDES Baird. Die Gaumenzähne bilden zwei sehr kurze, nach hinten unter sehr stumpfem Winkel convergirende, in der Mitte des Gaumenbeinrandes vereinigte schräge Reihen, stellen also eine nach hinten zu winklig vorspringende Querreihe dar. Die Sphenoidalzähne, die in mehrere, von vorn und innen nach hinten und aussen gerichtete schräge Reihen angeordnet sind, bilden zwei längliche, nach hinten zu an Breite zunehmende Haufen, die durch eine schmale Längsfurche von einander getrennt sind, und deren vorderes Ende ziemlich weit hinter den Gaumenzahnreihen liegt. Die Kieferzähne sind auffallend gross, dreieckig, von vorn nach hinten flachgedrückt und in sehr geringer Zahl vorhanden; in der oberen Kinn- lade zähle ich deren an einem mir vorliegenden Schädel jederseits 11, im Unterkiefer da- gegen, wo sie besonders gross sind, stehen in jedem Aste nur 8. Die Zunge ist sehr gross, von elliptischer Gestalt und nur mit einem schmalen, aber bis an den Hinterrand reichen- den Mittelstreifen ihrer Unterseite an den Boden der Mundhöhle befestigt, so dass ihre Seitenränder in sehr beträchtlicher Ausdehnung frei sind. Habitus ziemlich schlank. Haut- bedeckungen glatt. Parotiden vorhanden, aber nicht sehr deutlich begrenzt. Am Rumpfe eine Anzahl verticaler Hautfalten, die sich auch auf den Schwanz fortsetzen und dem Thiere ein deutlich geringeltes Ansehen verleihen. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz mässig dick, am Ende conisch zugespitzt und in seinem ganzen Verlaufe fast drehrund, ohne Spur von Hautsäumen. Synonymie, Anaides Валга. Iconographie Encyclopedia II. 1849 р. 256.* — Baird in Wilkes. U. S. Exploring Expedition XX. Herpetology p. 7. 1) Baird hält diese Species für eine der zahllosen Уа- | klärt sie für selbstständig. rietäten des Desmognathus fuscus Raf., Cope (Proc. 2) Gray. Catal. of Amphibia II p. 41. Acad. Philadelph. XI. 1859 p. 124. Anmerk.) dagegen er- REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 19 Aneides Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. УШ. 1856 р. 10. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. III р. 344. — НаПомей. Р. В. В. Explorations and Surveys X. Report of Lieut. Williamson. Rept. p. 22. Ausser durch die eigenthümliche Beschaffenheit der Kieferzähne unterscheidet sich diese Gattung von Plethodon Tsch., mit welcher sie am nächsten verwandt ist, noch durch eine etwas abweichende Anordnung der Gaumen- und Sphenoidalzähne. so wie durch die nur an den Seitenrändern freie, am Hinterrande aber festgewachsene Zunge. Endlich wäre noch hervorzuheben, dass bei der typischen und zugleich einzigen Art der Gattung Anaides Baird, welche der westlichen Hemisphäre angehört, der Rand der oberen Kinnlade nicht, wie gewöhnlich, gerade verläuft, sondern jederseits unter dem Auge einen sehr deutlichen bogenförmigen Vorsprung besitzt und daher eine entfernte Aehnlichkeit mit dem Oberkie- ferrande der Krokodile und Kaymane darbietet. *61. Anaides Iugubris Hallowell. Salamandra lugubris Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. IV. 1848 p. 126. Anaides lugubris Baird in Wilkes. U S. Exploring Expedition XX. Herpetology p.8 pl.I f. 26—33 (anim. et os). Anaides lugubris Hallowell. P. В. В. Explorations and Surveys X. Report of Lieut. Williamson. Rept. p. 23 pl. VII f. 2 (anim. et os). | Anaides lugubris Валга. Р. В. В. Explorations and Surveys X. Report of Lieut. Abbot. Rept. р. 13 pl. XXX f. 4 (anim.). Habitat. Oregon und Ober-Californien. 16. Gattung HEMKDACTYEAUM Tschudi. Die Gaumenzähne bilden zwei am Innenrande der inneren Nasenöffnungen beginnende und schräge nach hinten und innen ziehende Reihen, die zusammen einen ziemlich stumpfen Winkel einschliessen. Die Sphenoidalzähne, die in mehrere Längsreihen angeordnet sind, bilden zwei längs der Mittellinie des Keilbeins von einander geschiedene Haufen und sind von den Gaumenzähnen durch einen bald mehr, bald weniger beträchtlichen Zwischenraun ge- trennt. Die Zunge ist gross, vorn verschmälert, hinten breit und fast mit ihrer ganzen unteren Fläche an den Boden der Mundhöhle festgewachsen, so dass sie nur hinten und an den Seiten einen freien Rand von geringer Ausdehnung zeigt'). Habitus ziemlich schlank. Haut- bedeckungen glatt. Parotiden unsichtbar. Am Rumpfe eine Anzahl auffallend tiefer verti- caler Hautfalten, die sich auch auf den Schwanz fortsetzen, daselbst aber weniger tief sind, und dem Thiere ein geringeltes Aussehen verleihen. Sowohl die Vorder-, als auch die Hin- terfüsse mit je 4 Zehen, welche an der Basis durch kurze Schwimmhäute verbunden sind. Der Schwanz, von mässiger Dicke, ist in der vorderen Hälfte seines Verlaufes drehrund, in der hinteren dagegen stark comprimirt und läuft in eine lanzettförmige Spitze aus. 1) Nach Baird soll die Zunge in der hinteren Hälfte frei sein, wie bei Desmognathus Baird. 10* 76 А. STRAUCH, Synonymie, Hemidactylium Tschudi. Classification der Batrachier p. 94. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Baird. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Ip. 282. — Gray. Catal. of Amphibia II p. 41. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. III p. 365. Desmodactylus D. et B. Erpétol. gener. IX p. 117. Diese Gattung, deren Namen Duméril ganz überflüssiger Weise in Desmodactylus abgeändert hat, enthält 2 Arten, welche beide der westlichen Hemisphäre angehören. 62. Hemidactylium sceutatum Schlegel. i Salamandra scutata Schlegel in Siebold’s Fauna Japonica. Amphibia p. 119. | Salamandra scutata Schlegel. Abbild. neuer od. unvollst. bekannt. Amphibien p. 123 tab. XL f. 4—6 (anim.). Habitat, Pensylvanien, Tennessee, Süd-Carolina. 63. Hemidactylium pacificum Cope. Hemidactylium pacificum Cope. Proc. Acad. Philadelph. XVII. 1865 p. 195. Habitat. Nieder-Californien (5 Barbara). 17. Gattung HEREDIA Girard. Die Gaumenzähne bilden zwei leicht bogenförmige, mit der Convexität nach vorn und innen gerichtete, schräge Reihen, welche nach hinten zu unter stumpfem Winkel convergi- ren und einander mit ihren inneren Enden beinahe berühren. Die Sphenoidalzähne, die in mehrere schräge, nach hinten convergirende Reihen angeordnet sind, bilden zwei längliche, vorn beinahe an. einander stossende, nach hinten zu divergirende und von einander ge- trennte Haufen, deren vorderes Ende durch einen beträchtlichen Zwischenraum von den Gaumenzähnen getrennt ist. Die Zunge ist gross, von elliptischer Gestalt, ruht auf einem centralen Stiele, ist also pilzförmig; da sie jedoch zugleich auch mit ihrem vordersten Zipfel an den Kinnwinkel befestigt erscheint, so ist sie nicht rundherum, sondern nur hinten und an.den Seiten in beträchtlicher Ausdehnung frei. Habitus ziemlich schlank. Hautbedeckun- gen glatt. Parotiden fehlen, eben so auch die verticalen Hautfalten an den Seiten des Rumpfes. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 freien Zehen. Der Schwanz mässig dick, fast drehrund, am Ende zugespitzt und ohne Spur von Hautsäumen. \ Synonymie. Heredia Girard. Proc. Acad. Philadelph. VIII. 1856 p. 140. — Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. VIII. 1856 р. 235. — Baird in Wilkes. U. S. Exploring Expedition XX. Herpetology p. 10. Ensatina Gray. Catal. of Amphibia IT p. 48. Nachdem Mivart, wie ich aus einer Bemerkung Cope’s entnehme'), gefunden hat, dass die Molch-Art, welche von Gray unter dem Namen Ensatina Eschscholtzii beschrie- 1) Proc. Acad. Philadelph. XIX. 1867 p. 167. REVISION DER SALAMANDRIDEN-(GATTUNGEN. TT ben und irriger Weise für den Triton ensatus Eschsch. gehalten worden ist, Sphenoidal- zähne besitzt und mit Heredia oregonensis Girard identisch ist, entsteht die Frage, welche der beiden für die in Rede stehende Gattung und Art proponirten Benennungen zu adopti- ren ist. Dem Rechte der Priorität zufolge müsste selbstverständlich der von Gray gege- bene Name angenommen werden, der im Jahre 1850, also 6 Jahre vor der Girard’schen Benennung publicirt worden ist, da jedoch Gray in der Charakteristik seiner Einsatina Eschscholtzii ausdrücklich angiebt, dass dieser Molch keine Sphenoidalzähne besitzt, so musste Girard die ihm vorliegende Art, bei welcher Sphenoidalzähne vorhanden sind, trotz der gleichen Beschaffenheit der Zunge für neu halten und war somit vollkommen be- rechtigt, sie unter einem besonderen Namen zu beschreiben. Ich glaube daher, dass die von Girard gegebene Benennung ganz entschieden den Vorzug verdient, da dieser Autor die Art richtig charakterisirt hat, während in Gray’s Diagnose seiner Ensatina Esch- scholtzii in Folge der ungenauen Untersuchung eines der wichtigsten und zugleich sehr leicht wahrnehmbaren Merkmale, die Sphenoidalzähne, fortgelassen ist. ‘Die einzige bisher bekannte Art der Gattung Heredia Girard gehört der westlichen Hemisphäre an. 64. Heredia oregonensis Girard. Heredia oregonensis Girard. Proc. Acad. Philadelph. VII. 1856 р. 141. Heredia oregonensis Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. VIII. 1856 p. 235. Heredia oregonensis Baird in Wilkes. U.S. Exploring Expedition XX. Herpetology р. 11 pl. If. 18—25 (anim. et os). Ensatina Eschscholtzii Gray. Catal. of Amphibia II p. 48. Habitat, Oregon und Californien. 18. Gattung SPELERPES Rafinesque. Die Gaumenzähne bilden zwei, gewöhnlich schwach bogenförmig verlaufende, schräge Reihen, die nach hinten zu unter sehr stumpfem Winkel convergiren, und deren innere Enden einander nicht berühren. Die Sphenoidalzähne sind entweder in mehrfache Längs- reihen angeordnet und bilden zwei längliche, längs der Mittellinie des Keilbeins von ein- ander getrennte, nach hinten zu divergirende Haufen, oder aber sie sind ganz regellos ge- — stellt und bilden nur einen einzigen Haufen; meist sind Gaumen- und Sphenoidalzähne durch einen mehr oder weniger beträchtlichen Zwischenraum von einander getrennt, zu- weilen aber auch vereinigt, indem alsdann das hintere Ende jeder Gaumenzahnreihe mit dem vorderen Ende des Sphenoidalzahnhaufens derselben Seite in Berührung steht. Die Zunge variirt in der Grösse, erscheint aber stets als eine ziemlich flache, auf einem centra- len Stiele ruhende Scheibe von rundlicher Gestalt, ist also pilzförmig mit rundherum freien Rändern und aller Wahrscheinlichkeit nach mehr oder weniger protractil. Habitus sehr schlank, mitunter selbst schleichenförmig. Hautbedeckungen glatt. Parotiden unsichtbar. An den Seiten des Rumpfes eine Anzahl mehr oder weniger deutlich ausgesprochener ver- 78 A. STRAUCH, ticaler Hautfalten, die sich gewöhnlich auch auf den Schwanz fortsetzen und daselbst zu- weilen nicht weniger deutlich sind, als auf dem Rumpfe. Vorderfüsse mit 4, Hinterfüsse mit 5 Zehen; die Zehen, deren Ausbildung sehr verschiedene Grade zeigt, sind bald frei, bald durch längere oder kürzere Interdigitalmembranen verbunden, bald endlich mit ein- ander verwachsen. Der Schwanz ist ziemlich dünn, meist drehrund, selten leicht compri- mirt, am Ende scharf zugespitzt und ohne eine Spur von Hautsäumen. Synonymie. Spelerpes ee Atlantic Journal № 1 р. 22*. — Baird. Journ. Acad. Philadelph. "ser. Ip. 283. — Gray. Catal. of Amphibia II р. 43. — Hallowell. Journ. en Philadelph. 2° ser. III p. 345. Cylindrosoma Tschudi. Classification der Batrachier p. 93. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. Oedipus Tschudi. Classification der Batrachier p. 93. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Baird. Journ. Acad. Philadelph. 2" ser. Гр. 282. Car Catal. of Amphibia II p. 47. Geotriton Tschudi. Classification der Batrachier p.93. — Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. — Gray. Catal. of Amphibia II p. 47. — D. et В. Erpétol. génér. IX p. 111. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. III p. 348. Pseudotriton Tschudi. Classification der Batrachier p. 94. — Baird. Journ. Acad. Phila- delph. 2“ зег. I р. 282. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Ш р. 347. Mycetoglossus Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. Saurocercus Fitzinger. Systema Reptilium I p. 34. Batrachopsis Fitzinger. Systema Reptilium I p. 34. Cylindrosoma part. D. et B. Erpétol. gener. IX p. 76. Bolitoglossa D. et B. Erpetol. génér. IX p. 88. . Oedipina Keferstein in Wiegmann’s Archiv +, Naturgesch. 1868. I p. 299. Ophiobatrachus Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 4 ser. IT p. 297. Unter dem Namen Spelerpes habe ich hier alle diejenigen lechriodonten Salamandriden, deren Zunge pilzförmig und rundherum frei ist, und welche fünfzehige Hinterfüsse besitzen, in eine Gattung vereinigt und sehe mich daher genöthigt, mein Verfahren, das von dem- jenigen sämmtlicher übrigen Autoren, welche über die Molche geschrieben haben, nicht unbedeutend abweicht, eines Nähern zu begründen. Bevor ich jedoch an die Erläuterung der von den verschiedenen Autoren ausgesprochenen Ansichten über die Gruppirung der hier in Betracht kommenden Molch-Arten gehe, muss ich noch bemerken, dass ich zur Bezeichnung der in Rede stehenden Gattung den Namen Spelerpes adoptirt habe, den Ra- finesque, wie ich aus einer Angabe Baird’s') entnehme, im Jahre 1832 für einen hier- her gehörigen nord-amerikanischen Molch (Spelerpes lucifuga Rafin. — Salamandra longi- 1) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. I. p. 287. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 79 cauda Green) vorgeschlagen hat, und der folglich als der älteste den Vorzug vor allen übrigen Benennungen verdient. Der erste Autor, dessen Anordnung ich hier zu berücksichtigen habe, ist Tschudi, der die Molche bekanntlich nach der Form des Schwanzes in zwei Familien eingetheilt und demzufolge auch die hier in Betracht kommenden Arten, die in diesem Punkte variiren und bald einen drehrunden, bald einen mehr oder weniger deutlich comprimirten Schwanz besitzen, nicht bloss in verschiedene Gattungen, sondern auch in verschiedene Familien gestellt hat. Die Arten mit drehrundem Schwanze rechnet er in seine Familie Salamandrae und vertheilt sie in zwei Gattungen, Cylindrosoma und Ocdipus, die sich hauptsächlich durch die Beschaffenheit der Zehen von einander unterscheiden, indem die Arten der erst- genannten Gattung freie, diejenigen der letztgenannten aber durch Schwimmhäute verbun- dene Zehen besitzen; in ganz gleicher Weise werden auch die Arten mit mehr oder weni- ger deutlich comprimirtem Schwanze, welche Tschudi zu seiner Familie Tritones stellt, nach der Beschaffenheit der Zehen in zwei Genera vertheilt, und zwar bilden diejenigen unter ihnen, deren Zehen frei sind, die Gattung Pseudotriton, diejenigen dagegen, welche deutliche Interdigitalmembranen besitzen, die Gattung Geotriton, welche letztere zwar von Bonaparte creirt, aber von Tschudi zuerst charakterisirt worden ist. Was nun die Merk- male anbetrifft, durch welche Tschudi seine vier Genera von einander unterschieden hat, so besitzt das erste derselben, welches der Form des Schwanzes entlehnt ist, wie ich be- reits mehrmals zu bemerken Gelegenheit gehabt, höchstens bei Unterscheidung von Species einigen Werth, und dem zweiten, welches Tschudi der Beschaffenheit der Zehen entnom- men hat, glaube ich gleichfalls nicht den Werth eines generischen Merkmals vindiciren, sondern dasselbe höchstens bei Gruppirung der Arten innerhalb einer Gattung, also bei Aufstellung von Untergattungen, verwerthen zu können, zumal es gegenwärtig nicht einmal mit Bestimmtheit bekannt ist, ob die Schwimmhäute bei den betreffenden Spelerpes-Arten zeitlebens, oder, wie es bei einzelnen unserer europäischen T7riton-Arten der Fall ist, nur in bestimmten Lebensperioden vorhanden sind. Nichtsdestoweniger ist die Tschudi’sche Anordnung von Bonaparte adoptirt und nur in so weit etwas abgeändert worden, als dieser Gelehrte den Namen Pseudotriton ver- worfen und durch die Benennung Mycetoglossus ersetzt hat; eben so scheint auch Fitzin- ger, so weit sich aus dem Schema seiner Klassification entnehmen lässt, im Wesentlichen die Anschauungsweise Tschudi’s adoptirt zu haben, jedoch ändert er die Namen Cylin- drosoma und Pseudotriton in Saurocercus und Batrachopsis ab und stellt nur die letztge- nannte Gattung, Batrachopsis, in seine Familie Tritones, placirt dagegen die Gattungen Geotriton und Oedipus, so wie die Untergattung Saurocercus, welche mit der Untergattung Plethodon die Gattung Plethodon Fitz. bildet, in seine Familie Salamandrae. Baird ferner, der in seiner Abhandlung bekanntlich nur die in Nord-Amerika einhei- mischen Molche berücksichtigt, hat zwar die drei Gattungen Tschudi’s, deren Arten der westlichen Hemisphäre angehören, gleichfalls angenommen, dieselben zugleich aber auch 80 À. STRAUCH, durch andere, jedoch keineswegs bessere Merkmale von einander differenzirt; so unter- scheidet er die Gattung Cylindrosoma Tsch., deren Namen er durch die ältere Benennung Spelerpes Rafin. ersetzt hat, von der Gattung Pseudotriton Tsch. ausschliesslich durch den Habitus, und zwar sollen die Spelerpes-Arten einen sehr schlanken Rumpf und einen sehr langen Schwanz besitzen, welcher letztere entweder eben so lang, oder länger als der Kör- per ist, während den Pseudotriton-Arten eiu gedrungener Habitus und ein kürzerer, den Rumpf an Länge nie übertreffender Schwanz zugeschrieben wird, und die Gattung Oedipus Tsch. endlich charakterisirt Baird nicht durch die Anwesenheit der Schwimmhäute, son- dern durch eine sehr eigenthümliche Bildung der Zehen, welche «dilated at the tips into sucker-like disks as in Ayla» sein sollen. Abgesehen von dieser höchst sonderbaren Be- schaffenheit der Zebenspitzen, die meines Wissens bei keinem Salamandriden vorkommt und wahrscheinlich in der Weise zu erklären sein wird, dass Baird die bei abgemagerten oder leicht eingetrockneten Exemplaren häufig etwas dicker erscheinenden Zehenspitzen für haftscheibenähnliche Organe angesehen hat, sind die Gattungen Spelerpes und Pseudo- triton durch so vage und unsichere Merkmale gekennzeichnet, dass es wohl schwer halten dürfte, sie für alle Fälle mit Sicherheit von einander zu unterscheiden. Nächstdem habe ich Gray’s Ansicht über die Gruppirung der hierher gehörigen Ar- ten kurz zu erläutern, welcher Gelehrte zwar die Tschudi’schen Genera gleichfalls adop- tirt, dieselben aber auf drei reducirt, indem er die Gattung Pseudotriton einzieht und sie als Subgenus zu seiner Gattung Spelerpes stellt. Als Hauptmerkmal zur Unterscheidung sei- ner drei Gattungen benutzt Gray die Beschaffenheit der Zehen und die An- oder Abwesen- heit der Interdigitalmembranen, und zwar rechnet-er alle Arten mit freien Zehen zu seiner Gattung Spelerpes, diejenigen dagegen, deren Zehen durch Schwimmhäute verbunden sind, vertheilt er in die Gattungen Geotriton und Oedipus, die sich dadurch von einander unter- scheiden, dass bei Oedipus die Zehen sehr kurz und sowohl an den Vorder-, als auch an den Hinterfüssen durch ganze Schwimmhäute vereinigt sind, während bei Geotriton die wohl entwickelten Zehen nur an den Hinterfüssen ganze Schwimmhäute besitzen. Während Gray die hier in Betracht kommenden Arten ausschliesslich nach der Bil- dung der Zehen gruppirt hat, ist Duméril zu dem alten, der Form des Schwanzes ent- lehnten Eintheilungskriterium zurückgekehrt und hat die drei Gattungen Oylindrosoma, Geotriton und Bolitoglossa, in welche er die hierher gehörigen Arten vertheilt, durch die Form der Schwanzbasis und durch die Stellung der Zähne am Rachengewölbe von einander unterschieden; seine Gattung Bolitoglossa wird durch einen an der Basis com- primirten Schwanz charakterisirt, und die Genera Cylindrosoma und ‘Geotriton, bei denen die Schwanzbasis als drehrund angegeben ist, sollen sich dadurch von einander unterscheiden, dass bei Oylindrosoma die «dents du palais en longueur uniquement», bei Geotriton dagegen «en travers et en long» angeordnet sind. Die Gattung Bolitoglossa enthält drei Arten, welche Tschudi in drei verschiedene Gattungen (Pseudotriton, Cylin- drosoma und Oedipus) gestellt hatte, zur Gattung Geotriton rechnet Duméril nur die typi- REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 81 sche Art, den Geotriton fuscus Bonap., und die Gattung Cylindrosoma endlich, welcher er irriger Weise nur der Länge nach gestellte Zähne (also Sphenoidalzähne) zuspricht, be- steht aus vier Arten, nämlich Spelerpes longicauda Green, Spelerpes guttolineatus Holbr., Plethodon glutinosus Green und Desmognathus auriculatus Holbr., vereinigt also Arten in sich, die durchaus verschiedenen Gattungen angehören und namentlich in der Beschaffen- heit der Zunge in sehr auffallender Weise differiren. Hallowell endlich vertheilt in seiner Monographie die hierhergehörigen Arten in drei Genera, Spelerpes, Pseudotriton und Geotriton, und differenzirt dieselben durch die Beschaffenheit der Zehen und durch die Stellung der Gaumen- und Sphenoidalzähne; die beiden erstgenannten Gattungen besitzen freie Zehen und unterscheiden sich von einander dadurch, dass bei Spelerpes die Gaumen- und Sphenoidalzähne von einander getrennt, bei Pseudotriton aber mit einander vereinigt sind, und die dritte Gattung Geotriton wird durch die Anwesenheit der Schwimmhäute charakterisirt, woher ich vermuthe, dass die Oedipus- Arten der anderen Autoren von Hallowell mit Geotriton vereinigt werden, obwohl er ihrer mit keinem Worte gedacht hat. Schliesslich muss ich noch bemerken, dass ich auch die Gattungen Oedipina Kefer- stein und Ophiobatrachus Gray, welche, wie Günther ‘) mit Entschiedenheit behauptet, identisch sind, hierhergezogen habe, und zwar desshalb, weil die Merkmale, auf welche sie begründet sind, mir keineswegs so wichtig zu sein scheinen, um ihnen den Werth von Gattungsmerkmalen zu vindieiren. Diese Gattung zeichnet sich nämlich dureh einen auf- fallend gestreckten, schleichen- oder wurmförmigen Habitus, durch kurze, stumpfe und mit einander verwachsene Zehen, so wie endlich durch die regellos über das Keilbein zer- streuten Zähnchen (deren Gray in der Charakteristik seiner Gattung Ophiobatrachus nicht erwähnt) aus, stimmt aber in der Stellung der Gaumenzähne, in der Beschaffenheit der Zunge °)-und in der Zahl der Zehen vollkommen mit Spelerpes überein und kann daher mei- ner Meinung nach höchstens als Subgenus dieser letzteren Gattung aufgefasst werden; denn wollte man den Habitus, auf welchen sowohl Keferstein, als auch Gray ganz besonderes, Gewicht legen, bei Aufstellung von Gattungen so weit berücksichtigen, dass man Differenzen in demselben zu generischen Merkmalen erhebt, so müssten manche ganz allgemein ange- . nommenen Genera, noch weiter getheilt werden, wie z. В. die nächstfolgende Gattung, Ba- trachoseps Bonap., die zwei Arten enthält, von denen die eine, Batrachoseps attenuatus Rathke, bekanntlich eine geradezu wurmförmige Gestalt besitzt, während die andere, Datrachoseps quadridigitatus Holbr., keineswegs so auffallend gestreckt ist. Mir scheint daher die Vereinigung aller derjenigen lechriodonten Salamandriden, de- ren Zunge pilzförmig und rundherum frei ist, und deren Hinterfüsse fünf Zehen besitzen, in eine einzige Gattung keineswegs unmotivirt zu sein, nur glaube ich, dass es nicht über- 1) Günther. Record of zool. Literature У (1868) р 131. | dagegen ist die Scheibe der Zunge unverhältnissmässig 2) Gray bezeichnet die Zunge einfach als «eircular, | klein und ihr Stiel auffallend lang. peltate», in der von Keferstein gegebenen Abbildung Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, УПше Serie. 11 82 А. STRAUCH, flüssig sein dürfte, die Arten, die in der Beschaffenheit der Zehen sowohl, als auch in der Stellung der Sphenoidalzähne mancherlei Verschiedenheiten darbieten, in besondere Grup- pen, denen man allenfalls noch die Bedeutung von Untergattungen beilegen könnte, unter- zubringen, und zwar schlage ich vor, vier solcher Gruppen anzunehmen. Die erste dieser Gruppen umfasst die Arten mit freien Zehen, deren Sphenoidalzähne in zwei längliche Haufen angeordnet und von den Gaumenzähnen getrennt sind, zur zweiten gehören die Ar- ten mit freien Zehen, deren in zwei längliche Haufen angeordnete Sphenoidalzähne mit den Gaumenzähnen in Berührung stehen, zur dritten Gruppe rechne ich die Arten, welche Schwimmhäute zwischen den Zehen besitzen, und deren Sphenoidalzähne in zwei längliche Haufen angeordnet und von den Gaumenzähnen getrennt sind, und die vierte Gruppe end- lich wird von den Arten gebildet, deren Zehen rudimentär und mit einander verwachsen sind, und deren von den Gaumenzähnen getrennte Sphenoidalzähne eine durchaus ungeord- nete Vertheilung zeigen; von diesen vier Gruppen entspricht die erste der Gattung Spe- lerpes Hallow., die zweite der Gattung Pseudotriton Hallow., die dritte der Gattung Gco- "оп Cope ') und die letzte der Gattung Oedipina Keferst. Was nun die Zahl der zur Gattung Spelerpes Rafin. gehörenden Arten anbetrifft, so beläuft sich dieselbe im Ganzen auf 18, von denen jedoch manche bei genauerer Unter- suchung und Vergleichung wohl eingezogen und als blosse Varietäten erkannt werden dürf- ten; von diesen 18 Arten kommt nur eine einzige auf der östlichen Halbkugel vor, während die übrigen 17 sämmtlich der westlichen Hemisphäre angehören. 1. Gruppe. Arten mit freien Zehen, deren Sphenoidalzähne in zwei Haufen angeord- net und von den Gaumenzähnen getrennt sind (Spelerpes Hallow.). * 65. Spelerpes longicauda Green. Salamandra longicauda Green. Journ. Acad. Philadelph. 1 ser. Ip. 351. Salamandra longicauda Holbrook. N. A. Herpetology. 2" Edit. У р. 61 pl. XIX (anim.) Habitat, Massachusetts, New York, New Jersey, Pensylvanien, Ohio und Kentucky. 66. Spelerpes guttolineatus Holbrook. | "Salamandra guttolineata Holbrook. N. A. Herpetology. 1 Edit. Пр. 61 pl. XII (anim.). Salamandra guttolineata Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. У р. 29 pl. VII (anim.). Habitat. Süd-Carolina. 67. Spelerpes bilineatus Green. Salamandra bislineata Green. Journ. Acad. Philadelph. 1 ser. Гр. 352. Salamandra bilineata Holbrook. N. A. Herpetology. 2" Edit. У р. 55 pl. XVI (anim.). Habitat. Von Massachusetts südwärts bis Süd-Carolina und westwärts bis Ohio. 68. Spelerpes cirrigerus Green. Salamandra cirrigera Green. Journ. Acad. Philadelph. 1 ser. VI p. 253 *. Salamandra cirrigera Holbrook. N. A. Herpetology. 2" Edit. У р. 53 pl. XV (anim.). Habitat. Louisiana und Mississippi. 1) Proc. Acad. Philadelph. XII. 1860 р. 373. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 83 69. Spelerpes chiropterus Cope. Spelerpes chiropterus Cope. Proc. Acad. Philadelph. XV. 1863 p. 54. Habitat, Mexico (Orizaba und Vera-Cruz). 90. Spelerpes orculus Cope. Spelerpes orculus Cope. Proc. Acad. Philadelph. XVII. 1865 p.196, ХУШ. 1866 р. 132. Habitat. Mexico (Orizaba und Vera-Cruz). 78. Spelerpes cephalicus Соре. Spelerpes cephalicus Cope. Proc. Acad. Philadelph. XVII. 1865 p. 196. Habitat, Mexico. 72. Spelerpes lineolus Cope. Spelerpes lincolus Cope. Proc. Acad. Philadelph. XVII. 1865 p. 197. Habitat. Mexico (Orizaba und Vera-Cruz). / 2. Gruppe. Arten mit freien Zehen, deren Sphenoidalzähne in zwei Haufen angeord- net sind und mit den Gaumenzähnen in Berührung stehen (Pseudotriton Hallow.). * 93. Spelerpes ruber Daudin. Salamandra rubra Daudin. Histoire des Reptiles VIII р. 227 pl. XCVIL f. 2 (anim.). Salamandra rubra Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. V p. 35 pl. IX (anim.). Habitat, Die atlantischen Staaten der nord-amerikanischen Union von Massachusetts südlich bis Florida und westlich bis zum Alleghany-Gebirge. 74. Spelerpes salmoneus Storer in litt. Salamandra salmonea Holbrook. N. A. Herpetology. 1 Edit. Ш р. 101 pl. XXI (anim.). Salamandra salmonea Holbrook. N. A. Herpetology. 2° Edit. V р. 33 pl. VIII (anim.). Habitat, Vermont, Massachusetts, New York, Pensylvanien und Süd-Carolina. 73. Spelerpes marginatus Hallowell. Pseudotriton marginatus Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. VII. 1856 р. 130. Habitat, Georgia (Liberty County). 76. Spelerpes flavissimus Hallowell. Pseudotriton flavissimus Hallowell. Proc. Acad. Philadelph. VIII. 1856 р. 130. Habitat, Georgia (Liberty County). 3. Gruppe. Arten mit Schwimmhäuten zwischen den Zehen, deren Sphenoidalzähne | in zwei geschiedene Gruppen angeordnet und von den Gaumenzähnen getrennt sind (Geo- iriton Cope). 77. Spelerpes fuscus Bonaparte. Geotriton fuscus Bonaparte. Iconogr. d. Fauna italica. Amfibi. tab. LXXXIV f. 4 (anim.). Geotriton fuscus Betta. Monogr. d. Amfibi Urodeli italiani p. 38. Salamandra Genei Schlegel. Abbild. neuer od. unvollst. bekannt. Amphibien p. 122 tab. XXXIX f. 5—7 (anim.). Geotriton fuscus D. et В. Erpétol. génér. IX р. 112 pl. ХОШЕ 2, CI £. 1 (os et er.) Habitat, Ttalien, Sardinien und nach Hallowell') auch Spanien. 1) Journ. Acad. Philadelph. 24 ser. III, р. 349. 11* 84 À. STRAUCH, - 78. Spelerpes Bellii Gray. Spelerpes Ве Gray. Catal. of Amphibia П р. 46. Spelerpes Bellii Cope. Proc. Acad. Philadelph. XIT. 1860 p. 372. Bolitoglossa mexicana part. D. et В. Erpétol. génér. IX р. 93 pl. CIV f. 2 (anim.), Habitat, Mexico (Oaxaca, Vera-Cruz, Jalapa). "79. Spelerpes variegatus Gray. Oedipus variegatus Gray. Catal. of Amphibia II p. 48. Geotriton carbonarius Cope. Proc. Acad. Philadelph. XII. 1860 р. 373. . Dolitoglossa mexicana part. D. et В. Erpétol. gener. IX р. 93 pl. CI f. 4, CIV f. 1 (cr. et anim.). Habitat, Mexico (Orizaba, Vera-Cruz, Jalapa) und Guatemala (Dolores peten und Vera-Paz). SO. Spelerpes Salvinii Gray. Oedipus Salvinii Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 4 ser. П р. 297. Habitat. Guatemala. SE. Spelerpes adspersus Peters. Spelerpes (Oedipus) adspersus Peters. Berliner Monatsberichte 1863 p. 468. Habitat, Neu-Granada (Bogota). | 4. Gruppe. Arten mit rudimentären und verwachsenen Zehen, deren Sphenoidal- zähne regellos über das Keilbein zerstreut und von den Gaumenzähnen getrennt sind (Oedi- pina Keferst.). $2. Spelerpes uniformis Keferstein. Oedipina uniformis Keferstein in Wiegmann’s Archiv. f. Naturgesch. 1868. Тр, 299 tab. IX f. 8, 9 (anim. et os). Opliobatrachus vermicularis Gray. Ann. and Mag. Nat. Hist. 4 ser. IT p. 298. Habitat, Costa Rica. 19. Gattung BATRACHOSEPS Bonaparte. Die Gaumenzähne bilden zwei kurze, leicht bogenförmig verlaufende schräge Reihen, die nach hinten zu unter sehr stumpfem Winkel convergiren, und deren innere Enden deut- lich von einander getrennt sind, Die Sphenoidalzähne sind in zwei nach hinten leicht di- vergirende und längs der Mitte des Keilbeines von einander geschiedene Haufen angeord- net, deren vordere Enden die Gaumenzahnreihen nicht berühren. Die Zunge stellt eine rundliche, auf einem ziemlich langen centralen Stiele sitzende Scheibe vor, ist also pilz- förmig und an allen Rändern frei. Habitus bald sehr schlank, bald geradezu schleichen- oder wurmförmig. Hautbedeckungen glatt. Parotiden unsichtbar. Am Rumpfe und eben so auch am Schwanze eine Anzahl verticaler Hautfalten, welche nur die Rückenmitte frei lassen und dem Thiere ein sehr deutlich geringeltes Aussehen verleihen. Sowohl die Vorder-, als auch die Hinterfüsse mit 4 Zehen, die mehr oder weniger kurz und verkümmert sind. Der REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 85 Schwanz fast drehrund, nur gegen das ziemlich scharf zugespitzte Ende mehr oder weniger deutlich comprimirt und ohne Spur von Hautsäumen. Synonymie. Batrachoseps Bonaparte. Iconogr. 4. Fauna italica. Amfibi. — Baird. Journ. Acad. Philadelph. 2" ser. Гр. 283. — Gray. Catal. of Amphibia П р. 42. — Hallowell. Journ. Acad. Philadelph. 2° ser. Ш р. 348. Die beiden Arten dieser Gattung gehören der westlichen Hemisphäre an. *83. Batrachoseps attenuatus Rathke. Salamandrina attenuata Rathke in Eschscholtz. Zoologischer Atlas. Heft р. 1. tab. XXI f. 1—14 (anim., os et ег.). Habitat. Californien. 84. Batrachoseps quadridigitatus Holbrook. Salamandra quadridigitata Holbrook. N. A. Herpetology. 2" Edit. У р. 65 pl. XXI (anim.). Habitat, Süd-Carolina, Georgia und Florida. Пере Пек über die geographische Verbreitung der Salamandriden. Die Vertheilung der Salamandriden über den Erdball, die ich hier am Schlusse mei- ner Abhandlung kurz zu erläutern beabsichtige, ist zwar vor wenigen Jahren bereits von Dr. Jaeger") behandelt worden, da jedoch dieser Gelehrte aus mir nicht näher bekannten Gründen einen grossen Theil der einschlagenden Literatur gänzlich unberücksichtigt ge- lassen hat und daher zu theilweise völlig irrigen Resultaten gelangt ist, so dürfte eine neue, auf ein umfassenderes Material basirte Bearbeitung des genannten Gegenstandes kei- neswegs überflüssig erscheinen. 1) Das Ausland. Vierzigster Jahrgang. 1867, p. 121—125. 86 А. STRAUCH, Bevor ich jedoch die Resultate, zu denen ich beim Studium der geographischen Ver- breitung der Molche gelangt bin, der wissenschaftlichen Welt zur Beurtheilung vorlege, scheint es mir nothwendig, mit wenigen Worten auch der Ansichten, welche Dr. Jaeger in Bezug auf diesen Gegenstand in seinem Aufsatze geäussert hat, zu gedenken, nur muss ich selbstverständlich von den Fischmolchen, deren Verbreitung der genannte Verfasser gleichfalls besprochen, absehen, da ich diese Thiere wegen Mangels an dem betreffenden Material nicht mit in den Kreis meiner Untersuchungen habe ziehen können. Dr. Jaeger, der die Salamandriden nach irgend welchen mir nicht bekannten Merk- malen, oder vielleicht auch nur nach der Lebensweise in zwei Gruppen, nämlich in Wasser- salamander oder Tritonen und in Landsalamander eintheilt, giebt an, dass diese Thiere drei Bezirke oder, wie er sich ausdrückt, Nester bewohnen, die sämmtlich auf der nördlichen Hemisphäre gelegen und durch grosse Land- oder auch Wasserstrecken von einander ge- schieden sind. Das erste dieser drei Nester liegt in Nord-Amerika und erstreckt sich auf die atlantischen Staaten der Union, das Stromgebiet des Mississippi, so wie auf einen klei- nen Theil von Mexico, das zweite Nest wird von Europa, mit Ausschluss des russischen Reiches, so wie vom westlichen Theile des Nordrandes von Afrika gebildet und das dritte endlich umfasst das japanische Inselreich nebst einem kleinen Theile der Küste von China. Ueber die Zahl der in jedem dieser drei Nester oder Bezirke vorkommenden Arten, so wie über ihre Vertheilung innerhalb derselben lässt sich der Verfasser nur in sehr allgemeinen Ausdrücken aus und bemerkt, dass die Wassersalamander in grösster Einförmigkeit über alle drei Bezirke vertheilt sind, während die Landsalamander je nach den Bezirken gene- rische Trennung zeigen, Angaben, über deren Richtigkeit sich leider schon desshalb kaum ein Urtheil fällen lässt, weil es absolut nicht zu eruiren ist, welche Formen von Mölchen nach seiner Ansicht zur Gruppe der Wassermolche gehören. Ferner behauptet Dr. Jaeger mit Entschiedenheit, dass die Salamandriden ausschliesslich auf die drei von ihm umschrie- benen Bezirke beschränkt sind und weder auf dem ausgedelinten asiatischen Festlande, noch auch an der Westküste Nord-Amerika’s vorkommen, und nimmt, um den höchst sonderba- ren, ich möchte sagen zerrissenen, Verbreitungsbezirk einer Thiergruppe, deren Repräsen- tanten einander im Ganzen so ausserordentlich ähnlich und nahe verwandt sind, zu erklä- ren, zu einer mehr als gewagten Hypothese seine Zuflucht. Nachdem er nämlich gezeigt hat, dass die Fischmolche, sowohl die Perennibranchiaten, als auch die Derotremen, gleichfalls nur in den drei oben angegebenen Nestern oder Bezir- ken einheimisch sind, sucht er die eigenthümliche Beschaffenheit des Verbreitungsbezirkes der geschwänzten Amphibien durch folgende Betrachtungen zu erklären: «Es gab eine Zeit, wo nur Perennibranchiaten und Derotremen ein Land bewohnten, dessen einer Zipfel Japan, dessen anderer Europa und dessen dritter Ost-Amerika war. Ueber dieses Salamanderland brach ein geologisches Ereigniss herein, welches die sämmtlichen Perennibranchiaten und Derotremen bis auf die, welche in den drei äussersten Zipfeln wohnten, vernichtete. Dann begann eine neue Zeit, welche alle diese Landstriche wieder für Salamander bewohnbar REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 87 machte, und jetzt entstanden dort, und zwar wahrscheinlich in der Nähe des Knotenpunk- tes, aus einer einzigen Wurzel die Wassersalamander, Tritonen. Kin ähnliches geologisches Ereigniss beschwor auch über sie eine Katastrophe herauf, die damit endete, dass nur die Bewohner der drei Südspitzen übrig blieben. Von jetzt an kam es zu keinem Zusammen- hang dieser drei Salamandergebiete, aber in jedem derselben entwickelten sich aus einhei- mischen Wassersalamandern einheimische Landsalamander. Wir hätten also in der Ge- schichte der Salamander drei Hauptepochen: 1) Zeit der Perennibranchiaten und Derotre- men, 2) Tritonenzeit und 3) Zeit der Erdsalamander, und getrennt würden diese drei Perioden durch zweimaliges Unbewohnbarwerden eines Nordpolarlandes, das Europa, Japan und Ost-Amerika vereinigte. » Ohne mich weiter auf eine Kritik der Jaeger’schen Auffassung einzulassen, bemerke ich nur, dass seine Darstellung, so weit sie sich auf den Verbreitungsbezirk der Salaman- driden bezieht, eine durchaus irrige ist und, wie ich schon weiter oben gesagt habe, auf einer sehr mangelhaften Benutzung der einschlagenden Literatur beruht; namentlich ist es höchst auffallend, dass der genannte Autor das Vorkommen der Salamandriden an der Westküste von Nord-Amerika durchaus leugnet, während doch bekanntlich schon Esch- scholtz, und zwar vor nahezu 40 Jahren, in Californien mehrere Molch-Arten entdeckt und beschrieben hat. Ueberhaupt scheint Dr. Jaeger nicht einmal die Hauptwerke, welche wir über die Ordnung der Urodelen besitzen, berücksichtigt zu haben, denn hätte er z. B. den von Dr. J. E. Gray herausgegebenen, seines niedrigen Preises wegen Allen zugänglichen Amphibien-Catalog des British Museum ') zur Hand genommen, so wäre es ihm sicherlich nicht entgangen, dass schon im Jahre 1850, also 17 Jahre bevor er seinen hier bespro- chenen Artikel geschrieben, nicht weniger als 6 an der Westküste von Nord-Amerika, und zwar in Californien und Oregon, einheimische Molch-Arten bekannt waren, deren Zahl seit- dem allmählich so gewachsen ist, dass gegenwärtig die beiden durch das Felsengebirge von einander getrennten Theile des nord-amerikanischen oder neoarctischen Faunengebietes hin- sichtlich der Zahl der in ihnen vorkommenden Salamandriden-Arten einander nur wenig nachstehen. Was nun die Ergebnisse meiner Untersuchungen über die geographische Verbreitung der Salamandriden anbetrifft, so habe ich gefunden, dass diese Geschöpfe in ihrem Vor- kommen, wie Dr. Jaeger ganz richtig angegeben hat, zwar ausschliesslich auf die nördlich vom Aequator gelegenen Gegenden beschränkt sind, daselbst aber alle warmen, gemässigten und selbst kälteren Landstriche beider Hemisphären, der westlichen und der östlichen, be- wohnen. Die Polargrenze ihres Verbreitungsbezirkes, die sicherlich in hohen Breiten zu suchen ist, lässt sich nach den vorhandenen Daten nicht einmal annäherungsweise bestim- men, die Aequatorialgrenze dagegen ist wenigstens stellenweise bekannt, und zwar liegt der südiichste Punkt, an welchem auf der westlichen Halbkugel noch Molche beobachtet 1) Gray. Catal. of Amphibia II. London 1850. 88 A. STRAUCH, worden sind, in Neu-Granada, also etwa unter dem 5° п. Br., während auf der östlichen Halbkugel der Norden der Algérie (etwa der 36° n. Br.) und, falls die Fundortsangabe von Amblystoma persimile sich als richtig erweisen sollte, das Königreich Siam (etwa der 15° в. Br.) solche Grenzpunkte bilden. Dieser allerdings noch sehr mangelhaft umgrenzte Verbrei- tungsbezirk der Molche, der den grössten Theil der auf der nördlichen Hemisphiäre vorhande- nen Ländermasse umfasst und im Süden grösstentheils durch Meere oder durch wasserlose Wü- sten natürlich begrenzt wird, entspricht zweien von den 6 gegenwärtig allgemein angenomme- nen Faunengebieten, nämlich dem palaeoarctischen und dem neoarctischen, und lässt sich bei alleiniger Berücksichtigung der Salamandriden in 4 scharf geschiedene und durch das Vor- kommen von eigenthümlichen Arten charakterisirte Bezirke eintheilen, von denen je 2 auf jedes der beiden genannten Faunengebiete entfallen. Die beiden Bezirke des palaeoarc- tischen Gebietes werden durch die aralo-caspischen Steppen von einander geschieden, und zwar ist die Scheidung eine sehr vollkommene, indem beide so getrennten Bezirke nicht bloss keine einzige gemeinschaftliche Species besitzen, sondern auch durch das Auftreten von völlig verschiedenen Gattungen ausgezeichnet sind; die Grenzscheide zwischen den beiden Bezirken des neoarctischen Gebietes hingegen wird vom Felsengebirge gebildet und ist bei Weitem nicht so vollständig, denn erstens kennt man zur Zeit bereits eine Art, Amblystoma mavortium ') welche das Grenzgebirge überschreitet und sowohl im westlichen, als auch im östlichen Bezirke vorkommt, und zweitens sind die 7 für dieses Faunengebiet charakteri- stischen Genera in ihren Arten nicht, wie auf der östlichen Halbkugel, auf einen der beiden Bezirke beschränkt, sondern 3 unter ihnen besitzen zu beiden Seiten des Felsengebirges Repräsentanten. Auf diese 4 Bezirke, welche ich mit den Namen des circeummediterranen, des asia- tischen, des pacifischen und des atlantischen zu bezeichnen vorschlagen möchte, vertheilen sich die 84 gegenwärtig bekannten Arten der Familie Salamandrida in folgender Weise: 1) Vielleicht gehört auch das im nördlichen Theile des | Frage, da die Fundortsangabe zu unbestimmt lautet, zur Felsengebirges entdeckte Amblystoma aterrimum beiden | Zeit nicht mit Bestimmtheit beantworten. bier unterschiedenen Bezirken an, jedoch lässt sich diese QO REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. ‘UOUIVY се зтрибуллрють :4280429.40 4 (F8 3185100 Ол ИИ в = CO "SNIWOULDS « m ONE Karte) :91.49(4.4.480 « (89 $0094 « (19 91090 MD & = (99 "opnoaduor sad137948 (G9 “uns unyhpppruar (59 "рп « (09 ии ро « (6G ‘snosn « (86 “4oÿvu snymwubowsat (+ 8 "Snz0uoAy4KÄro « ($6 "91904116 102041911 (TG 04903042 « (87 ити билэ « (LP "URUD%9 « (97 94 « (ТР ити ию$.4э [9 [ « (07 1410.48 « (6£ ‘spa dé." 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Imp. des sciences, УИте Série. 90 A. STRAUCH, Der eircummediterrane Bezirk, der Europa mit Ausschluss des hohen Nordens, den westlichen Theil der Nordküste von Afrika, so wie Armenien, Transkaukasien und das nördliche Persien umfasst, wird im Ganzen von 19 Molch-Arten bewohnt und lässt sich ent- sprechend den drei das Mittelmeer begrenzenden Welttheilen in drei Provinzen eintheilen, die zwar manche Arten mit einander gemein haben, von denen aber jede, wie die nach- stehende Uebersicht lehrt, auch durch das Vorkommen eigenthümlicher, ausschliesslich ihr angehörender Arten ausgezeichnet ist. Europaeische Provinz. Afrikanische Provinz. Asiatische Provinz. 1) Salamandra maculosa. 1) Salamandra maculosa. 5) Triton eristatus. 2) » atra. `’ 3) Pleurodeles Walilü. 6) » Karclinii. 3) Pleurodeles Waltlis. 18) Triton Povreti. 7) » longipes. 4) Bradybates ventricosus. 9) » ophryticus. 5) Triton cristatus. 11) » taematus. 8) » marmoratus. 10) » alpestris. 11) » taeniatus. 12) » vittatus. 13) » helvcticus. 15) » platycephalus. 21) Chioglossa lusitanica. : 22) » crocata. 23) Salamandrina perspicillata. 77) Spelerpes fuscus. Unter diesen drei Provinzen ist die afrikanische, welche den Küstenstrich der Algérie und die Nordspitze des marokkanischen Reiches umfasst, die an Arten ärmste, besitzt aber doch in dem ausschliesslich in Algerien einheimischen Triton Poireti eine charakteristische Form; die beiden anderen bisher in Afrika beobachteten Molch-Arten kommen zugleich auch in Europa vor, und zwar findet sich der bei Tanger lebende Pleurodeles Waltlii auf der pyrenaeischen Halbinsel, deren Fauna ja bekanntlich in so vielen Beziehungen mit derje- nigen des nahe gelegenen Marokko übereinstimmt, während Salamandra maculosa einen grossen Theil von Europa bewohnt und mit zu den am weitesten verbreiteten Molch-Arten des circummediterranen Bezirkes gehört. Nicht viel reicher an Arten ist auch die asiatische Provinz, da jedoch von derselben zur Zeit nur ein kleiner Theil, nämlich Armenien, Transkaukasien und die nördlichen am Caspischen Meere gelegenen Gegenden Persiens, auf das Vorkommen von Salamandriden einigermaassen untersucht ist, so lässt sich wohl mit ziemlicher Bestimmtheit annehmen, dass die Zahl der in dieser Provinz einheimischen Molch-Arten mit der Zeit noch wachsen wird, namentlich, wenn diejenigen Länder Vorder-Asiens, welche, wie z. B. Kleinasien, alle REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 91 Bedingungen für die Existenz dieser Thiere darzubieten scheinen, genauer erforscht sein werden. Von den 5 gegenwärtig bekannten Arten der in Rede stehenden Provinz bewoh- nen zwei, Triton Karelini und longipes, das nördliche Persien, gleichfalls zwei, Triton crista- tus und ophryticus, finden sich in Transkaukasien und die fünfte, Triton taemiatus, ist in Armenien beobachtet worden; die beiden persischen Arten, so wie Triton ophryticus sind dieser Provinz eigenthümlich, Triton cristatus und taeniatus dagegen gehören Europa an und sind bekanntlich die beiden am weitesten verbreiteten Molch-Arten des in Rede stehen- den Bezirkes, welche in Transkaukasien und Armenien die Ostgrenze ihres Verbreitungs- bezirkes erreichen.. | Die dritte oder europaeische Provinz endlich, welche das grösste Areal zeigt und ganz Europa, den höchsten Norden ausgenommen, umfasst, besitzt auch eine sehr reiche Salamandriden-Fauna, und zwar nimmt die Zahl der Arten von Norden nach Süden in sehr auffallender Weise zu. Während nämlich Nord-Europa, d. h. England, Skandinavien und der unter gleichen Breiten gelegene Theil des russischen Reiches, nur von 5 Triton- Arten (Tr. eristatus, alpestris, taeniatus, vittatus und helveticus) bewohnt wird, steigt die Zahl der Arten in Mittel-Europa durch Hinzukommen von Salamandra maculosa, atra und Triton marmoratus auf 8 und beträgt in Süd-Europa 15, da auf den drei süd-europaeischen Halbinseln sämmtliche Molch-Arten der europaeischen Provinz vorkommen. Eine ganz ähn- liche Zunahme der Arten findet auch von Ost nach West statt, und zwar lässt sich dieselbe in jeder der drei soeben angenommenen Zonen leicht nachweisen. Was zuerst die nördli- che Zone anbetrifft, so leben im Osten derselben, 4. В. im nördlichen Russland, nur zwei Molch-Arten (Triton cristatus und taeniatus), in Skandinavien beträgt die Zahl derselben bereits drei, indem Triton alpestris hinzukommt, und in England steigt sie auf vier (Triton cristatus, taeniatus, vittatus und helveticus); eben so finden wir im Osten der mittleren Zone, d. h. in Mittel- und Süd-Russland, nur zwei Arten (Triton cristatus und taeniatus), deren Zahl sich im Centrum von Europa auf sechs steigert (die beiden genannten, nebst Salaman- dra maculosa, atra, Triton alpestris und helveticus), und in Frankreich sogar neun beträgt, da zu den 6 genannten Arten noch Triton marmoratus, vittatus und eine mehr südliche Form, Triton platycephalus, hinzukommen. In der südlichen Zone endlich tritt diese Zunahme der Arten von Ost nach West gleichfalls recht deutlich zu Tage, jedoch muss von vornhe- rein bemerkt werden, dass bei genauerer Erforschung der türkischen sowohl, als auch der griechischen Fauna die Zahl der auf der östlichen oder osmannischen Halbinsel einheimi- schen Molch-Arten, die gegenwärtig unverhältnissmässig gering ist und 2, höchstens 3 beträgt, sich wohl noch beträchtlich vergrössern dürfte. Des besseren Ueberblicks wegen lasse ich hier die Verzeichnisse der auf jeder der drei süd-europaeischen Halbinseln bisher beobachteten Salamandriden-Arten folgen. 92 Pyrenaeische Halbinsel. 1) Salamandra maculosa. 3) Pleurodeles Waltlii. 4) Bradybates ventricosus. 8) Triton marmoratus. 11) › ета. 13) » Aelvcticus. 15) » platycephalus. 21) Chioglossa lusitanica. A. STRAUCH, Osmannische Halbinsel. 1) Salamandra maculosa. Italische Halbinsel. 1) Salamandra maculosa. 2) » atra. 11} Triton taeniatus. 5) Triton cristatus. 23) Salamandrina perspicillata. 10) » alpestris. 11) » {aeniatus. 15) » platycephalus. 23) Salamandrina perspicillata. 77) Spelerpes fuscus. 22) crocata? 77) Spelerpes fuscus. Hiernach besitzt also nur die pyrenaeische Halbinsel besondere, ihr ausschliesslich eigenthümliche Arten, wie namentlich Pleurodeles Waltlü, Bradybates ventricosus, Chio- glossa lusitanica und vielleicht auch Chioglossa crocata, deren genauer Fundort zur Zeit übrigens noch unbekannt ist, während auf der an Arten kaum ärmeren italischen Halbinsel keine derartige Formen vorkommen, jedoch bedarf dieser Mangel an charakteristischen Arten in Italien noch sehr der Bestätigung, indem das Vorkommen der bisher ganz allge- mein für specifisch italienisch gehaltenen Molch-Arten, der Salamandrina perspicillata und des Spelerpes fuscus, ausserhalb Italiens, und zwar der ersteren in Dalmatien (nach Gray) und des letzteren in Spanien (nach Hallowell) keineswegs mit vollkommener Sicherheit festgestellt ist. . Aus den vorstehenden Betrachtungen über die Verbreitung der Molch-Arten Europa’s - ergiebt sich, dass einige derselben allerdings sehr weit verbreitet sind, dass aber bei Wei- tem die Mehrzahl auf engere Verbreitungsbezirke angewiesen ist, und zwar lassen sich die 15 bisher bekannten europaeischen Salamandriden-Arten, ihrem Vorkommen nach, in drei Kategorien unterbringen, nämlich in solche, welche, wie die beiden Salamandra- Arten, Triton eristatus, alpestris und taeniatus, fast über ganz Europa verbreitet sind und z. Th. sogar nach Asien und Afrika hinübergehen, ferner in solche, welche ausschliesslich dem Süden angehören, wie Pleurodeles Waltlii, Bradybates ventricosus, Triton platycephalus, die beiden Ohioglossa- Arten, Salamandrina perspicillata und Spelerpes fuscus, und endlich in solcke, deren Wohngebiet zwar von Nord nach Süd mehr oder weniger ausgedehnt, zu- gleich aber auf die westlichen Länder Europa’s beschränkt ist; zu dieser letzten, jedenfalls sehr merkwürdigen Kategorie gehören, soweit gegenwärtig bekannt, drei Arten, nämlich Triton marmoratus, der nur in Frankreich, Spanien und Portugal einheimisch ist, Triton vittatus, eine ausschliesslich in England und Frankreich lebende Form, und Triton helve- ticus, dessen Verbreitungsbezirk sich von England über Belgien und Frankreich südwärts bis Portugal und ostwärts bis in die Schweiz und in’s südliche Würtemberg erstreckt. Der zweite Bezirk des palaeoarctischen Faunengebietes, der asiatische, welcher das südliche Sibirien, den Süden Kamtschatka’s, Japan, so wie Theile von China und Siam um- REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 93 fasst und in salamandrologischer Beziehung noch sehr ungenügend bekannt ist, wird im Ganzen von 9 Molch-Arten bewohnt und lässt sich in drei Provinzen eintheilen, von denen jede durch das Vorkommen besonderer, nur ihr eigenthümlicher Arten ausgezeichnet ist. Zu der ersten dieser drei Provinzen, der westlichen, gehören die Gegenden zwischen den aralo-caspischen Steppen und dem Paikal-See, die zweite oder östliche erstreckt sich von dem genannten See östlich bis nach Kamtschatka und südlich bis an die chinesische Grenze, und die dritte oder südliche endlich umfasst das japanische Inselreich, so wie die betref- fenden Theile von China und Siam, vorausgesetzt, dass in dem letztgenannten Lande wirk- lich Molche vorkommen; auf diese drei Provinzen vertheilen sich die 9 Molch-Arten in fol- gender Weise: у West-Sibirien, Ost-Sibirien. Japan, China, Siam, 50) Ranodon sibiricus. 26) Isodactylium Schrencki. 6) Triton pyrrhogaster. 27) » Wosnessenskyt. 17) » chinensis. ) ) » naevia. 8) Onychodactylus japonicus. 49) Amblystoma persimile. 1 1 24) Ellipsoglossa nebulosa. 2 2 Es nehmen also auch in diesem Bezirke die Arten von Norden nach Süden an Zahl zu, denn während aus West- und Ost-Sibirien nur drei Molch-Arten bekannt sind, kennt man deren aus der südlichen Provinz bereits sechs, von Osten nach Westen dagegen findet in der Arten-Zahl eine entschiedene Abnahme statt, indem die westliche Provinz nur eine einzige Art, Ranodon sibiricus, aufzuweisen hat, in der östlichen und südlichen hingegen, welche beide nahezu zwischen den gleichen Meridianen liegen, sich deren acht finden. Ueber die Verbreitung der einzelnen Arten lässt sich zur Zeit nur wenig sagen, sie be- sitzen durchweg ziemlich beschränkte Verbreitungsbezirke, denn es giebt keine Art, welche zweien der von mir angenommenen Provinzen gemeinschaftlich zukäme, ja selbst die Gat- tungen sind je nach den Provinzen verschieden. Die einzige bisher in West-Sibirien beob- achtete Molch-Art, der merkwürdige Ranodon sibiricus, bewohnt die Kirgisensteppe, na- mentlich die Gegend von Semipalatinsk und von Кора], und dringt bis nach Chuldsha im nord- westlichen China vor; von den beiden ost-sibirischen Molchen gehört Isodactylium Wosnes- senskyi ausschliesslich der Halbinsel Kamtschatka an, während Zsodactylium Schrenckii im Amurlande und in Transbaikalien einheimisch ist, und unter den sechs Arten der südlichen Provinz sind vier, nämlich Triton pyrrhogaster, die beiden Ellipsoglossa-Arten und Onycho- dactylus japonicus bisher mit Bestimmtheit nur in Japan beobachtet worden, Triton chi- nensis stammt aus der Gegend von Ningpo in China und Amblystoma persimile endlich soll in Siam gefangen worden sein. i Während die beiden Bezirke des palaeoarctischen Faunengebietes in salamandrologi- scher Beziehung wenig Uebereinstimmung mit einander zeigen und nicht bloss von durch- 94 A. STRAUCH, aus verschiedenen Arten, sondern mit Ausnahme des cosmopolitischen Genus Triton auch von völlig verschiedenen Gattungen bewohnt sind, zeigen die beiden Bezirke des neoarcti- schen Faunengebietes eine sehr grosse Verwändschaft zu einander, indem dieselben nicht bloss eine oder möglicherweise selbst zwei Arten mit einander gemein haben, sondern in- dem, wie schon bemerkt, auch ein grosser Theil der in diesem Gebiete vorkommenden Gattungen in beiden Bezirken Vertreter besitzt. Der westliche oder pacifische Bezirk des neoarctischen Faunengebietes, der sich vom 50 bis zum 5° n. Br. erstreckt und die ganze Westküste Nord-Amerika’s, so wie Mittel- Amerika und den nördlichen Theil der Republik Neu-Granada umfasst, wird im Gänzen von 25 Molch-Arten bewohnt und lässt sich in zwei Provinzen, eine nördliche und eine süd- liche, eintheilen, von denen jede gleichfalls durch das Vorkommen besonderer, ihr aus- schliesslich eigenthümlicher Species ausgezeichnet ist. Auf diese beiden Provinzen, von denen die nördliche die Territorien Washington, Oregon, Californien, Utah und Neu-Mexico, so wie die Vancouver Insel umfasst, während die südliche sich von Mexico über die kleinen centro-amerikanischen Republiken nach Neu-Granada erstreckt, vertheilen sich die 25 Sa- lamandriden-Arten in folgender Weise: Nördliche Provinz. Südliche Provinz. 19) Triton torosus. 35) Amblystoma mexicanum. 20) » 1608. 69) Spelerpes chiropterus. 36) Amblystoma mavortium. 70) » orculus. 42) » macrodactylum. 71) » cephalicus. 45) » paroticum. 72) » lineolus. 44) » aterrimum. LS) ze) DBellü. 45) » tenebrosum. 79) » variegatus. 51) Dicamptodon ensatus. 80) » Salvinii. 53) Plethodon flavipunctatus. 81) » adspersus. 55) » intermedius. Вы uniformis. 56) » croceater. 61) Anaides lugubris. 63) Hemidactylium pacificum. 64) Heredia oregonensis. 83) Datrachoseps attenuatus. Was zuerst die an Molch-Arten reichere nördliche Provinz anbetrifft, so ist von der- selben bisher nur der Küstenstrich einigermaassen untersucht worden, von der Fauna der gegen das Felsengebirge zu gelegenen Gegenden dagegen weiss man so gut wie nichts; so ist z. B. aus dem grossen Territorium Utah meines Wissens noch kein Salamandride be- kannt und aus Neu-Mexico kennt man zur Zeit nur eine einzige Art, Amblystoma mavortium, welche zugleich in Californien vorkommt und sehr weit verbreitet zu sein scheint, da sie, . 4 = & 4 REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 95 wie schon bemerkt, die Grenzscheide der beiden neoarctischen Bezirke, das Felsengebirge, überschreitet und einerseits nach Texas, andererseits nach Kanzas, Nebraska und Minne- sotah vordringt. In dem genauer bekannten Küstenstriche, der sich vom 50 bis etwa zum 34° п. Br., d. В. bis an die Grenze von Mexico hinzieht, scheinen nun die Arten von Nor- den nach Süden gleichfalls an Zahl zuzunehmen, denn während im nördlichsten Theile die- ser Provinz, auf der Vancouver Insel, nur eine einzige Art, Plethodon intermedius, gefunden worden ist, kennt man aus Washington vier, aus Oregon sechs und aus Californien endlich eilf Molch-Arten. Da es nicht uninteressant sein dürfte zu erfahren, welche. Arten nament- lich in jedem der drei genannten Territorien vorkommen, so gebe ich in Nachfolgendem ein Verzeichniss derselben. Washington. Oregon. Californien. 2) Amblystoma macrodactylum. 19) Triton torosus. 19) Triton torosus. 3) » paroticum. 42) Amblystoma macrodactylum. 20) » laevis. 4) » aterrimum. 43) » paroticum. 36) Amblystoma mavortium. 5) » tenebrosum. 45) » tenebrosum. 51) Dicamptodon ensatus. 61) Anaides lugubris. 53) Plethodon flavipunctatus. 64) Heredia oregonensis. 55) » intermedius. 56) » croceater. 61) Anaides lugubris. 63) Hemidactylium pacificum. 64) Heredia oregonensis. 83) Batrachoseps attenuatus. Die drei vorstehenden Verzeichnisse zeigen nun, dass die Salamandriden-Fauna der nördlichen Provinz von Norden nach Süden nicht bloss an Artenzahl, sondern auch an For- menmannichfaltigkeit zunimmt, denn während die 4 Arten des Territoriums Washington sämmtlieh einem einzigen und dabei weit verbreiteten Genus, Amblystoma, angehören, be- läuft sich die Zahl der Gattungen im Territorium Oregon schon auf 4 und in Californien endlich sind alle 8 Genera der in Rede stehenden Provinz mehr oder weniger zahlreich vertreten. War schon die nördliche Provinz nur in einem kleinen Theile ihrer Ausdehnung in salamandrologischer Hinsicht untersucht, so steht es um unsere Kenntniss der südlichen Provinz noch viel schlechter, da es sich hier nicht, wie im Norden, um einen zwar nur schmalen, aber doch zusammenhängenden Küstenstrich, sondern nur um vereinzelte, meist weit von einander gelegene Punkte handelt. Die 10 Arten dieser Provinz stammen nämlich sämmtlich entweder aus dem südlichen Mexico, und zwar aus der Umgegend der Städte Mexico, Jalapa, Vera-Cruz, Orizaba und Oaxaca, oder aus Guatemala, Costa Rica und Neu-Granada, aus dem an Areal weit beträchtlicheren nördlichen Mexico dagegen, so wie aus den übrigen centro-amerikanischen Staaten sind zur Zeit noch keine Molche bekannt. 96 : А. STRAUCH, Unter den vier genannten Republiken, von denen nur Mexico und Guatemala unmittelbar an einander grenzen, Costa Rica und Neu-Granada aber durch beträchtliche Länderstrek- ken .sowohl von einander, als auch von Guatemala getrennt sind, besitzt Mexico die mei- sten Arten, nämlich folgende 7: Amblystoma mexicanum, Spelerpes chiropterus, orculus, ce- phalicus, lineolus, Bellii und variegatus, alsdann folgt Guatemala mit 2 Arten, Spelerpes variegatus und Salvinii und endlich die beiden anderen mit je einer Art, nämlich Costa Rica mit Spelerpes uniformis und Neu-Granada mit Spelerpes adspersus. Mit Ausnahme von Amblystoma mexicanum, von dem zur Zeit leider nur die Larvenform, der neuerdings vielbesprochene Axolotl, Siredon pisciformis, ausreichend bekannt ist, gehören alle übrigen in dieser Provinz vorkommenden Arten zu der weit verbreiteten Gattung Spelerpes und sind einander z. Th. so nahe verwandt, dass ihre specifische Selbstständigkeit noch keineswegs über allen Zweifel erhaben ist. Es zeichnet sich somit die Molch-Fauna der südlichen Pro- vinz im Gegensatze zu derjenigen der nördlichen durch eine ausserordentlich geringe For- menmannichfaltigkeit aus, und da ausserdem auch die Zahl der Arten, wie ich eben gezeigt, von Norden nach Süden abnimmt, so scheint es fast, dass hier, in dem am weitesten süd- wärts gelegenen Theile des von Salamandriden bewohnten Erdgärtels, wo dem Vordringen dieser Thiere nach Süden nicht, wie sonst überall, durch Meere oder wasserlose Wüsten natürliche Grenzen gesetzt sind, sich dieselbe Erscheinung wiederholt, die wir im Norden eines jeden Bezirkes kennen gelernt haben, nämlich eine Abnahme sowohl der Artenzahl, als auch der Formenmannichfaltigkeit bei Annäherung an die äusserste Grenze des Wohn- gebietes. So natürlich ein solches allmähliches Verschwinden der Molch-Arten gegen die Aequatorialgrenze gerade in diesem Theile ihres Verbreitungsbezirkes auch scheinen mag, so dürfte es gegenwärtig doch schwer zu entscheiden sein, ob diese Erscheinung in Wirk- lichkeit besteht oder ob sie nur in unserer zur Zeit noch sehr mangelhaften Kenntniss der Fauna von Centro-Amerika ihren Grund hat. Der östliche oder atlantische Bezirk des neoarctischen Faunengebietes endlich, der sämmtliche östlich vom Felsengebirge gelegenen Staaten und Territorien der nord-ameri- kanischen Union, so wie Neu-Schottland und einen Theil des südlichen Canada umfasst, be- sitzt unter allen Bezirken die grösste Zahl von Molch-Arten, nämlich 32, und scheint am einfachsten in zwei Provinzen, eine westliche und eine östliche, eingetheilt werden zu kön- nen, die zwar eine grosse Zahl von Arten mit einander gemein haben, von denen aber jede doch auch durch das Vorkommen besonderer, nur ihr angehörender Formen ausgezeichnet ist. Die Grenze zwischen diesen beiden Provinzen, die grösstentheils vom Mississippi gebil- det wird, beginnt im Norden mit der Ostgrenze des Staates Minnesotah, folgt alsdann dem Laufe des genannten Stromes längs der Westgrenze der Staaten Wisconsin, Illinois, Kentucky, Tennessee und Mississippi, und fällt im Süden mit der Ostgrenze von Louisiana zusammen. Auf die so getrennten Provinzen, die einander an Areal nur wenig nachstehen, vertheilen sich die 32 Molch-Arten in folgender Weise: REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN 97 Westliche Provinz. Oestliche Provinz. 29) Amblystoma talpordeum. 1 14) Triton viridescens. 30) » opacum. т 29) Amblystoma lalpoideunr. 31) » punclatum. + 30) » opacum. 34) » figrinum. 1 ЭВ) » punctatum. 36) » mavortium. 32) » conspersum. Эт) » obscurum. 33) » bicolor. 39) » trisruptum. - 34) » tigrinum. 46) » texanum. 38) » xiphias. 48) » microstomum. 1 40) » Jeffersonianum. 52) Plethodon glutinosus. + 41) » platineum. 57) Desmognathus niger. т 47) » cingulatum. 60) » auriculatus. 1 48) » microstomum. 68) Spelerpes cirrigerus. + 52) Plethodon glutinosus. 54) » erythronotus. 57) Desmognathus niger. 58) » fuscus. 59) » Haldemanni. 60) » auriculatus. 62) Hemidactylium scutatum. 65) Spelerpes longicauda. 66) » guttolineatus. 67) » bilineatus. 68) » eirrigerus. 73) » ruber. 74) » salmoneus. 75) » marginatus. 76) » flavissimus. 84) Batrachoseps quadridigitatus. Die westliche dieser beiden Provinzen, welche die Staaten Minnesotah, Jowa, Missouri, Arkansas und Louisiana, die Territorien Dacota, Nebraska, Kanzas, Indian und Texas, so wie den östlich vom Felsengebirge gelegenen Theil von Neu-Mexico umfasst, ist verhält- nissmässig arm an Salamandriden und-besitzt im Ganzen 13 Arten, von denen drei ihr ausschliesslich eigenthümlich sind, während sie die übrigen zehn mit anderen Provinzen des neoarctischen Gebietes theilt, und zwar neun mit der östlichen Provinz und eine, Am- blystoma mavortium, mit dem pacifischen Bezirke. Von den drei ausschliesslich in dieser Provinz einheimischen Arten ist Amblystoma obscurum bisher nur bei Fort des Moines in Jowa beobachtet worden, Amblystoma trisruptum stammt aus dem Ocate River, einem am Mémoires-de l'Acad. Пир. des sciences, VIime Serie. 13 98 A. STRAUCH, Ost-Abhange des Felsengebirges in Neu-Mexico entspringenden Quellflusse des Canada, wel- cher letztere sich in den Arkansas ergiesst, und Amblystoma texanum endlich bewohnt, wie schon der Name andeutet, Texas. Amblystoma mavortium ferner, die einzige Art, welche in beiden Bezirken des neoarctischen Faunengebietes vorkommt, scheint in dieser Provinz sehr weit verbreitet zu sein, da sie, wie schon bemerkt, sowohl in Nebraska und Minne- sotah, als auch in Kanzas und Texas beobachtet worden ist, und von den neun Arten end- lich, welche von Osten in diese Provinz vordringen und welche ich in dem Verzeichnisse durch ein + ausgezeichnet habe, besitzt nur eine, Amblystoma tigrinum, einen ausgedehnten, von Nebraska südwärts bis Louisiana reichenden, Verbreitungsbezirk, während die übri- gen acht in ihrem Vorkommen auf Louisiana und Texas beschränkt sind und nördlich höchstens bis Arkansas, oder, wie Amblystoma microstomum, bis Missouri vordringen. So ungenügend diese Provinz in salamandrologischer Beziehung auch erforscht sein mag, so lässt sich doch schon aus den wenigen zur Zeit vorhandenen Daten entnehmen, dass auch hier die Zahl der Arten von Norden nach Süden entschieden zunimmt, und dass auch die Formenmannichfaltigkeit im Süden eine grössere ist, als im Norden, indem die wenigen Gattungen, welche neben Amblystoma in dieser Provinz Repräsentanten besitzen, sämmtlich auf den süd-östlichsten Winkel derselben, auf den Staat Louisiana, beschränkt sind. Die östliche Provinz dagegen, welche sämmtliche östlich vom Mississippi gelegenen Staaten der Union umfasst und sich nordwärts bis in die südlichen Theile von British- Amerika erstreckt, scheint sehr eingehend untersucht zu sein und zeichnet sich durch eine überaus reiche Salamandriden-Fauna aus. Die Zahl der in dieser Provinz einheimischen Arten aus der in Rede stehenden Familie beläuft sich gegenwärtig bereits auf 28, von denen nur 9 den Mississippi nach Westen überschreiten, während die 19 übrigen aus- schliesslich auf die östlich vom genannten Strome liegenden Gegenden beschränkt sind. Diese 28 Molch-Arten, unter denen sich wohl einige finden dürften, deren specifische Selbst- ständigkeit noch nicht über allen Zweifel erhaben ist, sind nun mit wenigen Ausnahmen sehr weit verbreitet und namentlich ist das Wohngebiet der meisten in der Richtung von Norden nach Süden sehr ausgedehnt, von Osten nach Westen dagegen gewöhnlich etwas mehr beschränkt. Den ausgedehntesten Verbreitungsbezirk besitzen unstreitig Amblystoma opacum, punctatum, tigrinum, Plethodon glutinosus und Desmognathus niger, welche sämmt- lich nicht bloss in fast allen Theilen dieser Provinz beobachtet worden sind, sondern auch den Mississippi westwärts überschreiten und mehr oder weniger weit in die westliche Pro- vinz vordringen. Nächstdem sind Triton viridescens und Spelerpes ruber sehr weit verbrei- tet, da ihr Wohngebiet von Maine südlich bis Florida und westlich bis Ohio reicht, und nicht viel beschränkter ist auch der Verbreitungsbezirk von Plethodon erythronotus, Hemi- dactylium scutatum und Spelerpes bilineatus, welche drei Arten die atlantischen Staaten von Massachusetts oder New York südlich bis Süd-Carolina und westlich bis Kentucky, Ten- nessee oder Ohio bewohnen. Endlich gehören auch Amblysioma conspersum, Desmognathus fuscus, Haldemanni und Spelerpes salmoneus zu den weit verbreiteten Arten, sind in ihrem REVISION DER SALAMAHDRIDEN-GATTUNGEN. 99 Vorkommen aber auf die unmittelbar am Gestade des atlantischen Oceans gelegenen Staa- ten beschränkt und bewohnen den Küstenstrich von Massachusetts und Pensyivanien süd- lich bis Süd-Carolina und Georgia. Die übrigen bisher noch nicht genannten Arten schei- nen Wohngebiete von geringerer Ausdehnung zu besitzen, ja manche unter ihnen sind in ihrer Verbreitung, so weit gegenwärtig bekannt, sogar auf einen einzigen Staat beschränkt. So bewohnen Amblystoma wiphias und platineum ausschliesslich den Staat Ohio, Amblystoma . bicolor ist bisher nur im Staate New Jersey beobachtet worden, Amblystoma cingulatum und Spelerpes guttolineatus scheinen auf Süd-Carolina beschränkt zu sein und Spelerpes margi- natus und flavissimus, zwei hinsichtlich ihrer specifischen Selbstständigkeit noch etwas zweifelhafte Formen, hat man bisher nur im Staate Georgia gefunden. Eben so ist auch Spelerpes cirrigerus, der bekanntlich beide Provinzen des in Rede stehenden Bezirkes be- wohnt, nur auf die Staaten Mississippi und Louisiana beschränkt, und Datrachoseps quadri- digitatus findet sich ausschliesslich im süd-östlichen Theile der Union. nämlich in den Staa- ten Süd-Carolina, Georgia und Florida. Während die sechs zuletzt genannten Arten durch- weg in den Süd-Staaten vorkommen und nordwärts nicht über Süd-Carolina hinausgehen, dringen Amblystoma talpoideum und Desmognathus auriculatus, welche beide auch in der westlichen Provinz, und zwar im Staate Louisiana, einheimisch sind, von Georgia und Süd- Carolina bis nach Ohio vor, und eine ähnliche Verbreitung zeigt auch Amblystoma micro - stomum, eine Art, welche eigentlich der westlichen Provinz angehört und deren Wohngebiet sich von Louisiana, Arkansas und Missouri ostwärts bis nach Illinois und Ohio erstreckt. Amblystoma Jeffersonianum und Spelerpes longicauda endlich gehören mehr dem nördlichen Theile der Union an, und zwar findet sich die erstere Art in Vermont, New York, Pensyl- vanien, Ohio, Indiana, Michigan, Wisconsin und Tennessee, während die letztere die Staa- ten New York, New Jersey, Pensylvanien, Ohio und Kentucky bewohnt. Es nehmen also auch in dieser Provinz die Arten von Norden nach Süden entschieden an Zahl zu, denn während aus den nördlichen Staaten zur Zeit im Ganzen 20 Arten bekannt sind, finden sich deren in den südlichen, d. h. in den ehemaligen sogenannten Sklavenstaaten, 25, und eine ganz ähnliche Zunahme der Artenzahl lässt sich auch in der Richtung der Breitengrade nicht verkennen, da in den unmittelbar an der Küste des atlantischen Oceans gelegenen Staaten 24, in den westlich vom Alleghany-Gebirge gelegenen dagegen nur 18 Molch-Arten beobachtet worden sind. Nachdem ich im Vorstehenden die Vertheilung der 84 gegenwärtig bekannten Sala- mandriden-Arten auf die beiden von ihnen bewohnten Faunengebiete eines Nähern erläutert habe, scheint es mir nicht überflüssig, auch der Verbreitung der Genera und der beiden Tribus mit wenigen Worten zu gedenken. Was zuerst die Genera anbetrifft, deren ich im Ganzen 19 unterscheiden zu müssen geglaubt habe, so sind die meisten derselben in ihrem Vorkommen stets nur auf ein einziges der beiden hier in Betracht kommenden Faunenge- biete beschränkt, und nur sehr wenige unter ihnen besitzen in beiden Gebieten, oder was hier gleichbedeutend ist, auf beiden Hemisphären, der östlichen und der westlichen, Ver- * 100 À. STRAUCH, treter; hiernach lassen sich also drei Kategorien von Gattungen annehmen, nämlich 1) sol- che, welche nur der östlichen, 2) solche, welche nur der westlichen und 3) endlich solche, welche beiden Hemisphären zugleich angehören. Nachfolgende tabellarische Zusammenstel- lung wird lehren, welche Genera namentlich zu jeder der drei so eben genannten Katego- rien gehören: Oestliche Hemisphäre, Westliche Hemisphäre, Oestl, und westl, Hemisphäre, 1) Salamandra. 12) Dicamptodon. _ 4) Triton. 2) Pleurodeies. 13) Plethodon. 10) Amblystoma. 3) Bradybates. 14) Desmognathus. 18) Spelerpes. 5) Chioglossa. 15) Anaides. 6) Salamandrina. 16) Hemidactylium. 7) Ellipsoglossa. 17) Heredia. 8) Isodactylium. 19) Batrachoseps. 9) Onychodactylus. 11) Ranodon. Das palaeoarctische Faunengebiet hat also die grösste Zahl von ihm eigenthümlichen Gattungen aufzuweisen, nämlich 9, von denen die 5 ersten ausschliesslich dem circum- mediterranen, die 4 letzten dagegen ausschliesslich dem asiatischen Bezirke angehören. Unter den 7 Gattungen des neoarctischen Gebietes ferner sind drei, Dicamptodon, Anaides und Heredia, auf den westlichen oder pacifischen Bezirk beschränkt, Desmognathus gehört ausschliesslich dem östlichen oder atlantischen Bezirke an und die drei übrigen, Plethodon, Hemidactylium und Batrachoseps, kommen beiden Bezirken gemeinschaftlich zu, indem ihre Arten sowohl westlich, als auch östlich vom Felsengebirge angetroffen werden. Von den drei Gattungen endlich, deren Verbreitungsbezirk sich über beide Faunengebiete er- streckt, gehört Triton hauptsächlich der östlichen Hemisphäre an und besitzt auf der west- lichen nur eine sehr geringe Zahl von Repräsentanten, nämlich drei, die Genera Ambly- stoma und Spelerpes dagegen müssen als der westlichen Hemisphäre angehörig betrachtet werden, da jedes derselben nur mit je einer Species auf der östlichen Halbkugel ver- treten ist. Aus der eben besprochenen Vertheilung der Salamandriden- Gattungen ergiebt sich von selbst, dass die beiden Tribus, Mecodonta und Lechriodonta, in welche ich die Familie der eigentlichen Molche einzutheilen vorgeschlagen habe, in ihrem Vorkommen keineswegs auf das eine, oder das andere der beiden Faunengebiete beschränkt sind, sondern dass jede derselben in beiden zugleich Vertreter besitzt, dennoch ist nicht zu verkennen, dass auf der östlichen Halbkugel die Mecodonten in sehr auffallender Weise vor den Lechriodonten praevaliren, während auf der westlichen gerade der umgekehrte Fall stattfindet. Verfolgt man nämlich den von den Salamandriden bewohnten Gürtel der Erde von Westen nach Osten und geht von Europa aus, so findet man, dass die Zahl der Mecodonten immer mehr REVISION DER SALAMANDRIDEN- GATTUNGEN. 101 abnimmt, je weiter man nach Osten vordringt, diejenige der Lechriodonten dagegen sehr rasch wächst; denn während im circummediterranen Bezirke 18 Arten aus der Tribus Mecodonta vorkommen, beläuft sich die Zahl derselben im asiatischen und im pacifischen Bezirke auf je 2 und reducirt sich im atlantischen gar auf eine einzige Art, die Zahl der Lechriodonten dagegen, von denen im ceireummediterranen Bezirke nur eine einzige Species einheimisch ist, nimmt auffallend rasch zu, da im asiatischen 7, im pacifischen 23 und im atlantischen endlich 31 Arten aus dieser Tribus vorkommen. Was nun schliesslich die Gesammtzahl der in jedem der beiden Faunengebiete vor- kommenden Molch-Arten anbetrifft, so steht dieselbe merkwürdiger Weise im umgekehrten Verhältnisse zu der Ausdehnung des betreffenden Gebietes, denn im neoarctischen Faunen- gebiete kommen im Ganzen 56 Species vor, während in dem an Areal mehr als doppelt so grossen palaeoarctischen nur 28, also genau halb so viele, Arten beobachtet worden sind. Diese ungleichmässige Vertheilung der Arten mag nun vielleicht durch besondere Ver- hältnisse, wie Klima, Wasserreichthum, etc. bedingt sein, jedoch halte ich es für mehr als wahrscheinlich, dass die Zahl der Arten in beiden Faunengebieten sich mit der Zeit etwas mehr ausgleichen wird, da es wohl kaum einem Zweifel unterliegen kann, dass einerseits unter den 56 Arten der westlichen Hemisphäre ein Theil bei genauerer Untersuchung als un- haltbar erkannt und eingezogen werden wird, während andererseits auf der östlichen Hemi- sphäre bei Erforschung des grossen chinesischen Reiches, das alle Bedingungen für die Existenz der Molche zu bieten scheint, die Zahl der gegenwärtig bekannten 28 Arten sich noch um ein Beträchtliches vermehren dürfte. P. 2 Zeile » 6 » 15 » 86 » 42 » 49 » 57- » 64 » 64 » 68 » 75 CORRIGENDA. unten statt 14ten lies 40ten. oben statt Salamandrida lies Salamandrina. unten » weich » rauh. unten statt haupsächlichste lies hauptsächlichste. oben » aber » oder. unten ist hinter III. Abth. das Wort Amphibien einzuschalten. » statt mir lies nur. oben. ist hinter IX. das Wort tab. einzuschalten. » statt Ambystoma lies Ambyostoma. unten statt nord-östlichen lies nord-westlichen. oben statt Anaides lies Aneides. A. STRAUCH, REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 103 ALPHABETISCHES VERZEICHNISS derjenigen für die Salamandriden vorgeschlagenen generischen, subgenerischen und specifischen Benennungen, welche in dieser Abhandlung vorkommen. Seite. adspersus, Spelerpes, Oedipus .....,..,...... 84 alpestris# Triton. es Elie ne, 49 О РВ u st ae anne do ccm es 60 Ambyostoma californiense ......,..,........ 64 INMDYSLOMA ER Une Dre era erh oies 61 PAGE Re er nano Aa den 74 MOIS ee se nas eat rte 75 asper, Hemitriton .....,..:..... DD E Bodo 51 aterrimum, Amblystoma ...,.............. 65 Alta, Salamandra. =... 0000 ee 30 attenuata, Salamandrina .........,.....,,. 85 attenuatus, Batrachoseps .................. 85 auriculata, Salamandra ........,.......... 74 auriculatus, Desmognathus................. 74 ЗОО ВО ее ооо ee ere ste 64 ВО ner ee 78 ПЕТЯ О ООО en er 84, 85 ОИК СЫ nue etc 84 Bibronu,. Hemitriton ern. ra ra 51 bicolor, Amblystoma, Ambystoma ........... 63 bilineata, Salamandre: 4.1... u. a. 82 bilineatus, Spelerpes ...... Role ee Nes ie ES 82 BIS Lion: PE re sc A eu $ 47 BolltOglOBSA, ur ae ee бо eee se 78 Bradybates ui, а RA 32, 38 Seite. californiense, Amblystoma, Ambyostoma ...... 64 WALOLTHON Sa т 35 ОЕ о D see ee ee 61 carboyarius, Geotriton.. nassen 84 cephalicus, Spelenpes.... een 83 chinensis, Triton, Cynops ................. 51 Chioplossa ne cree te hm. 95192 chiropterus, Spelerpes .…......., 4.5.0 83 Ginereus. НОО u. ee ee 51 cingulatum, Amblystoma к. зо зеезаее 65 Cirrigera, SAlAMANATA ке ааа нения 82 CHTIGEerUS, DDelerpes.. ne ne nen 82 conspersum, Amblystoma, Ambystoma ........ 63 corsica, Salamandra осени 30 cnistatus Triton cie ons aan 42 crocata, Chi0glossa о оса 52 CrOCAtUS,. NEUrergus. se innen 52 croceater, Plethodon ..................... 72 Gylindrosoma. еее ао ье 70, 73, 78 ор и 35 Desmodactylus,-: еее поно оао 76 Desmognathus.................... 72, 73 Dicampiodon ее нео еее ие 68 О УЕ ооо ооо ооо ое сова Е 34 DiemyetyluSi,,. ооо OMR E ref te 35 dorsalis, Salamandra ....... HR ose 50 104 Seite. Hllipsoglossa. зе, ее оао 54 О о о а eu ne ee 76 ensatus, Dicamptodon, Triton .....,..,,.... 69 erythronota, Salamandra ........,....,,.,,. 72 exythronotus, Plethodon “u... cur 0.0. 72 Bschscholtzu, Einsatina see oe 77 KUprociuse see ee ER 35 exasperatus, Pleurodeles ..,.,,.......,.... 32 fasciata, Dalamandra В ROME she. 63 fasciatum, Ambystoma ..,...,......,...... 63 flavipunctatus, Plethodon........,...,...,. zu flavissimus, Spelerpes, Pseudotriton . ....,.... 83 TUSCUM О о ооо ооо ооо носа с 74 fuscus, Desmognathus, Triturus ............. 74 fuscus, Spelerpes, Geotriton. ......,........ 83 Gene1, Salamandre 0. 83 Géotriton. SEITE EN 78 Cooler uw sn ee ae ee a EN 35 glutinosa,. Salamandra..... ru. оны AA 70 glütinosus,-Plethodon ..... ИЗ ИИ, TOM granulata, Salamandra.... "0e I 71 guttolineata, Salamandra .,....,..,..:........ 82 guttolineatus, Spelerpes...........,.,,...... 82 GYEINUS MEXICANUS ео ние 64 Haldemanni, Desmognathus, Salamandra ...... 74 helvetica, Lacerta... 2... Я СЫ 50 helveticus,. Triton... „ou. RA MER EISEN 50 Hemidactyliuma cr DREI 75, 76 Hemisalamandra «iu... нь ROME ne 35 Hemitritön. sets saone re sa ОИ 35 Ета, sne tte EEE N: 76 Heterotriton an 4444 к OEM PRE 61 О еле annee MORT, ERA 54 ignea, Salamandre... Mer an ala 2 49 INGENnS, Dritonian еее. го 64 iütermedius, Plethodon ионы он И 72 Ispdaetylium.; ло peu au due de cle CRE RONA DD japonica, Salamandra .......,....,.,...... 60 japonicus, Onychodactylus ...............,, 60 Jéffersoniana, Salamandra... очен 2ER 64 А. STRAUCH, Jeffersonianum, Amblystoma ....,......,... 64 Karelinii, "Driton о. 0022 2. ee re 42 Kessleri, Ranodons. сеет EC EU TRE 66 laeyis, "Triton, Taricha .. 2... 2. SR 51 lineolus,Spelerpes 22007 2.72. NON 83 Е О ste ste TE 35 longicauda, Spelerpes, Salamandra .......... 82 IONEIDES, ATOS Er ee RE 44 TOPhinus:, ...:... 0.0 2e NE 34 Imeifuga,..Spelerpesuiu.nis en. с MAL NE 78 lugubris, Anaides, Salamandra, Aneides ...... 75 lusrdum, Ам ума, о ee 64 lusitanica, Chioglossa еее 52 macrodactyla, Ambystoman PT ER 65 macrodactylum, Amblystoma ........,...... 65 maculosa, Salamandra. al thé tite 30 marginatus, Spelerpes, Pseudotriton. ......... 83 marmorata, Salamandra, Hemisalamandra.. 46, 47 marmoratus, Triton... о IPN 46 mayortia, AMDyYSTOMA NN еее оон НЕ 64 mavortium, Amblystoma еее 64 ес ета иены ee Cie OR 35 mexicana, Bolitoglossa...,. 020 INR ОИ О 84 mexicanum, Amblystoma... 2... RE 64 mexicanus, СУШИ В. ле RS 64 microstomum, Amblystoma ................ 65 miniatus, Triturus, Notophthalmus........... 50 Mölge..n. ae ee eee ee NE 34, 54 Mycetoglossus...2.......:. 1 EEE, ER 78 naevia, Ellipsoglossa, Salamandra ...... en nebulosa, Ellipsoglossa, Salamandra.......... 55 nebulosus, Triton: 2-4 cer ee нЕ 51 NEUTÉPEUS Nee ол ОИ 52 niger, Desmognathus, Triton... AMEN Ни 73 nigra, ‚Salamandra IRINA A I 73 Notophthalma г... неее, ТОВ 85 Notophthalmus... ее ие anne... ol. ОИ 35 nycthemerus, Triton... lernen RENE 41 obscurum, Amblystoma .......,.........7. 64 ochrophaea, Desmognathus ..,........... 74 REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 105 Seite. Seite ера ее. 78 | quadridigitata, Salamandra ..........,...... 85 OCTIPUSRE SE M D else 78 | quadridigitatus, Batrachoseps........,..,.... 85 Cours PR er dre eee 35 | quadrimaculata, Salamandra ...........,... 74 Ommatotziton LEE ER eme tee eee de 35 Ору бас мВ оне ne ноя ОД я 65, 66 opaca, Salamandra ое еее eee 63 |rrepandus, Triton ......,,..,...:4.... DO opacam,"Amblystoma. ,,.,..4.... ocean 63 | ruber, Spelerpes .........,........ a 83 Opkrchatrachus. nern о ses“ RONDE Dalamandra.. 2... 10.0... 0 - 83 Ophryiticus,; Triton. ernennen ce. à 47 | rugosus, Hemitriton..................... 51 тез, SDElETPES. ое ось ь 83 | Rusconii, Euproctus .....,.........., .. 50, 51 006006313, Heredias., 2... ее 4e ce e 77 В nee mem 28, 29 Басси, Hemidactyllim:.....,........... 76.) Salamandrına ses nee ee 52, 53 Па: Гор са ee DOM BAalaMandroldis nun ть оные нон 61 palmipes, Salamandra, Lissotriton ........... 50 | salmonea, Salamandra ..,.,..........,..... 83 palustris, ACER Me nee conne ce 42 | salmoneus, Spelerpes.................,.... 83 paradoxa, Lacerta ....,,,-..,:.,.4..4.2.. 50 | Salvinii, Spelerpes, Oedipus................ 84 paroticum, Amblystoma....,.............. 652 SAUTOCETCUS 0... ниче 78 О Е Pere à ce ee ee О ee Rs Toi cordes cest 70 1 EHER nc ete dt der Eee 35 | Schlegelii, Onychodactylus ................. 60 persimile, Amblystoma ...,.............,,. 65 | Schrenckii, Isodactylium .................. 56 persimilis, Plethodon, Pectoglossa ........... 5) | Зее, SAlAMANTTA RE EE 76 perspicillata, Salamandrina,Seiranota, Salamandra 53 | scutatum, Hemidactylium,...........,...... 76 DISCHOBMIS ITEM. 42e. + de a oielnine c'eniusiale ie wlenne О N ae ee ee 53 platineum, Ата уюта... г... оное GD2],SIDILICHS,, RAaNOdON оно hoc. 66 platyeephala, MOlge .... 42:0 ea О | ОИ AXOIOU ee 5... 64 platycephaluss Triton a... о оао ac ae; DORMSIRENEDISCHOLINI о ee sc 64 О nen mere ane dessle 69.705 из реегрез ne ee oe . 77, 78 Ileurodelese ER in cc а 3 ["strlata,. Molgei ее оо соо scsi 54 pleurodeles, Salamandra ...............,.. 82 | subcristata, Salamandra .,.................. 51 Poireti, Triton, Euproctus, Glossoliga ........ 51 | symmetrica, Salamandra ..............,.... 50 porphyriticum, Ambystoma ................ Gorsymmetricus, Æriton, ое ооо eine 50 proserpina, Amblystoma .............,..... 64 Pseudosalamandra ........,........ и 54 | taeniata, Salamandra, Lacerta ........ ева 49 Вече sa ee ostote ee 0e M dues о ЕЕ» MOI... ee 49, 50 punctata, Lacerta....... OM Were D AR OU ны с G3altaeniatus, Triton. 2... 5-2 es... 49 punctatum, Amblystoma....,.............. 63 | talpoidea, Salamandra .............,....... 63 punctatus, Triton, Lophinus................ 49 | talpoideum, Amblystoma .................. 63 punetieulatus,. Triton... aan in В ат НА, ects tee eco 35 punctulatum, Ambystoma..,......,..,..... Zalelrteneb2058,,.Xiphonura seen een ee 65 punctulatus, Hemitriton..,....,....... .... 51 | tenebrosum, Amblystoma ..........,...,..... 65 BYTONICIA ser. ee nase sole о see 35| хапа; SAlAMANTTA 2... + ….. . 65 Dytchogaster, Iron nu рее dl | texanım, Amblystoma . 6... 65 pyerhogasira, Mölge . nenne nee 51 | Иса, Salamandra N. еее еесовьно 63 ПРО Amblystoma „rs. ооо ео зан 63 Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 14 106 A. STRAUCH, Seite. Seite. tIErINUs, ТЕН. по he moeurs 64 | ventricosus, Bradybates ................. 133 forosa, Taricha su... Rte 51 | vermicularis, Ophiobatrachus ............... 84 torosus, Triton... еее еее 51 | viridescens, Triton, Triturus, Diemictylus ..... 50 trisruptum, Amblystoma .............. ® 64 | vittatus, Triton, Ommatotriton .............. 50 О ee ee eee ee Re 34 Triturus ...... solerse dues seû soie so tetore 34 | Waltls Bleurodeles. me sise ND Waltlii, Pleurodeles.s.......:......2:..10e 32 unguiculata, Salamandra .................. 60 | Wosnessenskyi, Isodactylium ............. DS uniformis, Spelerpes, Oedipina ............. 84 xiphias „Аут а, ооо 64 variegatus, Spelerpes, Ое1риз.............. 84 | Xiphonura. ое. о share 61 venenosa, Salamandra .......... ЕЕ 63 ЕЕ: Та те 1: нь EH & © ND Taf. II. f. 1. Ё 2. ER REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. 107 Erklärung der Tafeln. Triton Karelinii. a von oben; b von der Seite; с das geöffnete Maul des in a abgebildeten Exemplares; d der Schwanz des in b abgebildeten Exemplares von oben. . Triton longipes. a von oben; b von der Seite; c das geöffnete Maul. . Triton ophryticus Berth. а von oben; $ von der Seite; с das geöffnete Maul. . Triton cristatus Laur. Umriss des vorderen Körpertheiles, um die Differenz, welche zwischen dieser Art und Triton longipes in der Länge der Vorderextremitäten und namentlich der Finger besteht, besser zu veranschaulichen. Isodactylium Schrenckii. Schädel von der Unterseite. Isodactylium Wosnessenskyi. a von oben; b von der Seite; с das geöffnete Maul; d der Schädel von der Unterseite. Ranodon sibiricus Kessl. а von oben; b von der Seite; с das geöffnete Maul; d der Schädel von der Unterseite. A. STRAUCH, INHALTSVERZEICHNISS. 108 Seite. А ee ee 1 Einleitung. ео eee tree 3 Familie Salamandrida ............. 14 I. Tribus Salamandrida mecodonta ......... 28 1. Gattung Salamandra Laur, ...............,.. = 1) Salamandre maculosa Laure zen er 30 2) » Зоо ое осо een — 2. Gattung Pleurodeles Michah......... en 3 8) Pleurodeles Waltlii Michah. ........... gene 32 3. Gattung Bradybates Tschudi .............,... = 4) Bradybates ventricosus Tschudi ...,...... ... 33 4, Gattung Triton Laur, ..................,.... 34 5) Triton cristatus Laur.........1.5.. 1. .02.. 42 6) » Karelinii n. sp...... sh Весы — 7 D ФЗ ND ec. Норов ..... 44 8) » marmoratus Latr................,..,.. 46 9) » ophryticus Berth.......,............ HS ENT 10) » alpestris Laur. .........,..... Bee. 49 11) ». taeniatus Schneid. ...........,...,5. .. — 12) 2 уаз бане ее eee 50 13) » helveticus Razoum ........,.,.,.....,.., — 14) » viridescens’ Rafin.......,.,...,.....,. . — 15) » platycephalus Otto ....,.. Оооо вов — 16) ©» pyerhogasterBoje u. ее. 51 17) > смелая Gray о еее еее — 18) › Рошен ех. een oneee do 1000 5809900 — 19) » FtOLOSUSKEISCHSCH. еее — 20) » 1аеу1з Baird. её Gir................ ses — 5. Gattung Chioglossa Barboza ................. — 21) Chioglossa lusitanica Barboza .,...........,.. 52 22) » CLOCHAICOPE.. ers n ern eforeleieere — 6. Gattung Salamandrina Fitz........... same _ 23) Salamandrina perspicillata Savi...... соб de ne 53 II. Tribus Salamandrida lechriodonta....... — 7. Gattung Ellipsoglossa D. et В,...... N UD 24) Ellipsoglossa nebulosa Schleg....... рН 55 25) » naevia Schleg. ......... ee 8. Gattung Isodactylium п, 8: ............,,.,.,. 26) Isodactylium Schrenckii п. sp.......,.. ss... 27) » Wosnessenskyi п. sp........,... 2 9, Gattung Onychodactylus Tschudi ...... ee 3 28) Onychodactylus japonicus Houtt............... 10. Gattung Amblystoma Tschudi ........ N 29) Amblystoma talpoideum Holbr..............., 30) » opacum Gravenh...,.,....,.,.,.. 31) » punctatumel een оо Aaretlere 32) » conspersum Cope..... es era 33) » bicolor Hallow.. еее оне 34) » tigrinum Green. ........ Sen SLR 35) » mexicanum Cope ......... Shodaoo 36) » mayortium Baird... 0.006 37) » obscurum Baird...... nass ose clone 38) » xiphias Cope.......... робобовов 0 39) » trisruptum Cope......,..,.... SA 40) » Jeffersonianum Green.......,..... 41) » platineum Cope ..... 08008006060 42) » macrodactylum Baird....,..,,.... 43) » paroticum Baird. ...,.,..,,...... 44) » aterrimum Соре........ 609690565 45) » tenebrosum Baird et Gir.......... 46) » texanum Matthes........,,....., . 47) » cingulatum Cope ...,.......; He 48) » microstomum Cope.........,..,.. 49) » persimile @тау............ DD 00 10 11, Gattung Ranodon Kessler ...... casse ROSE 50) Ranodon sibiricus Kessler ..... MOTO зо 35508 12. Gattung Dicamptodon п, &, ................. 51) Dicamptodon ensatus Eschsch............ Code 13. Gattung Plethodon Tschudi ...... ee 52) Plethodon glutinosus Green. ......,..,.,.. бов 53) » flavipunctatus п. sp. ....,..... обода 54) » erythronotus Green. .... Dodo ËGo ob 55) » intermedius Baird, ..........,..... 66) » croceater Cope...... Selle eeretetele REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN. Seite, 72 73 74 14, Gattung Desmognathus Baird. .............. 57) Desmognathus niger Green........ DENT Bec 58) » LUSCUSAR ANT оо este ee 59) » Haldemanni Holbr............, 60) » auriculatus Holbr.......,...... 15. Gattung Anaides Baird. 61) Anaides lugubris Hallow......,............... 16. Gattung Hemidactylium Tschudi.............. 62) Hemidactylium scutatum Schleg........,..,... 63) » pacificum Cope 17, Gattung Heredia Girard. ......... Rice en 64) Heredia oregonensis Girard. ..... Reto 77 18, Gattung Spelerpes Rafln..... NA 65) Spelerpes longicauda Green. ............,..,. 66) » guttolineatus Holbr..........,...... 67) » bilineatus Green. .......,.,..,.,.,.. 68) » ИЩУ бо Боос eee ec -eccse 69) » chiropterus Соре.......... 090000058 70) » orculus Соре 71) » cephalicus Соре 72) » lineolus Cope..... 5 unbe оков о оо осо уе ооо оо ко вое + ооо ро ооо ор 00. 109 Seito. 73) Spelerpes ruber Daud......,.....,......,.... 83 74) » SAIMONEUSISIOLEL een — 75) » marginatus Hallow. ......,......... — 76) » flavissimus Hallow. ........ ....... — 77) » FUSCUSEBONAD ere eme воре с — 78) » Ве ба ce. 84 79) » Vanlegatusl Gray ee ce eee — 80) » Salyınll Graya еее nee — 81) » AUSPeTSUS PELOErS eee. — 82) » UNHOLMISCKEIETSt ee ee — 19, Gattung Batrachoseps Bonap................ — 83) Batrachoseps attenuatus Rathke .............. 85 84) » quadrigitatus Holbr. ............ — Ueberblick über die geographische Verbreitung der Dalamandriden зе еее оне а 85 О Denise lee оо lee 102 Alphabetisches Verzeichniss derjenigen für die За а- mandriden vorgeschlagenen generischen, subge- nerischen und specifischen Benennungen, welche in dieser Abhandlung vorkommen Erklärung der Tafeln ооо Er Er Er er Er Er Er Er ur ur NACHSCHRIFT. Während meiner diesjährigen Anwesenheit in Wien, im August-Monat, als die 9 ersten Bogen der vorliegenden Abhandlung bereits abgezogen waren, erfuhr ich zufällig, dass die Molch-Art, welche ich auf p. 56 als Zsodactylium Schrenckii charakterisirt habe, von Dr. Dybowsky unter dem Namen Salamandrella Keyserlingii ausführlich beschrieben worden ist. Beide Beschreibungen sind zwar fast gleichzeitig zum Drucke vorgestellt wor- 24. März р 5. April ? die meinige erscheint aber bedeutend später, was sich wohl einfach dadurch erklärt, dass den, nämlich der Aufsatz Dybowsky’s am 6. April und meine Abhandlung am der Druck meiner Abhandlung wegen ihres ungleich beträchtlicheren Umfanges auch eine entsprechend längere Zeit in Anspruch genommen hat. Dr. Dybowsky’s Aufsatz ist in dem Jahrgange 1870 der Verhandlungen des zoologisch-botanischen Vereins zu Wien ab- gedruckt, jedoch kann ich die Seitenzahl, die ich leider zu notiren versäumt habe, nicht angeben, da der betreffende Jahrgang der Verhandlungen auch im gegenwärtigen Augen- blicke der akademischen Bibliothek noch nicht zugekommen ist. Ausserdem muss ich noch bemerken, dass ich von den Proceedings of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia, in denen bekanntlich sehr viele Salamandriden be- schrieben sind, nur die ersten 19 Jahrgänge, von 1841 bis 1867 inel., habe benutzen können. éme [Асад Jp. doc oérie. Sirauch. Nevision der Salamandrilen Jvanson del.et sculp .Was.0.2.Lin.N® 37.5! Petersburg. Ка ER Ku ih Um. Аа. тр d Se Série Strauch. Hevsion der Sa mandriden-battunéen. | ] MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SERIE, Томе XVI, N° 5. BEITRAGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS IN BEZUG AUF SEINE MORPHOLOGISCHEN UND PALÄONTOLOGISCHEN VERHALTNISSE, SO WIE SEINE GEOGRAPHISCHE VERBREITUNG NEBST BEMERKUNGEN UBER DIE MIOCANE FLORA UND ENSECTENFAUNA DES HOCHNORDENS, VON Johann Friedrich Brandt, Mitgliede der Akademie. (Mit 3 Tafeln.) (Lu le 24 mars 1870.) Sr.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St-Pétersbourg, à Riga, à Leipzig, MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Kymmel; M. Léopold Voss. Jacques Issakof et Tcherkessoff: — Prix: 1 Rbl.5 Кор. = 1 Thlr. 5 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Octobre 1870. | C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l'Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9 ligne, X 12.) INHALT. Erstes Capitel. Nachweis der Schriften, welche bisher die Kenntniss der Naturgeschichte des Elens meist durch selbstständige Untersuchungen mehr oder weniger förderten ,......,........,... nec. Zweites Capitel. Das Elen als eigenthümliche, selbstständig-typische Form in der Familie der hirschartigen Wieder- Drittes Capitel. Ueber die verschiedene Gestalt der Geweihe des lebenden europäisch-asiatischen Elens Viertes Capitel. Ueber die bisher in der Erde oder in Torfmooren vieler Länder gefundenen Reste des Elens, ..,., Fünftes Capitel. Ueber die specifische Identität des Elens, dessen Reste bisher fossil gefunden wurden, mit dem noch jetzt lebenden. ... ....... Sechstes Capitel. Ueber die Identität des europäisch-asiatischen und amerikanischen Elens Siebentes Capitel. Ueber die frühste, bisher nachweisliche, geographische Verbreitung des Elens und seine muthmass- liche Urheimath .... 2.11 1.1. 0 ner rer et se Achtes Capitel: Einige speciellere Nachweise über die Zeit des Verschwindens des Elens in mehreren einzelnen Län- dern, namentlich Europa’s ie о este ee, een ee ee ee Seite. 14 IV IN HALT, Neuntes Capitel. ite. Ueber die Verbreitung des Elens in der Gegenwart........,...,...... ..,.............,., Г. Zehntes Capitel. Ueber die Kenntnisse, welche die alten Griechen und Römer vom Elen besassen. .............. 64 Anhang I. Bemerkungen über die Miocänflora des höheren und höchsten Nordens... . 2.2.2.2... ......... 70 | Anhang I. Einige Worte über fossile, miocäne, Insectenreste des Hochnordens.......................... 81 ZUSOTZR 0 ne 82 Erklarung der -Abpildungen. 2.200. ee 83 SD —? 77 Wie bekannt haben mehrere Naturforscher die Ansicht aufgestellt, dass in der soge- nannten Vorwelt Arten der Untergattung, nach andern Gattung, Alce, vorhanden waren, die von dem noch jetzt in Skandinavien, Preussen, Russland und Nordasien lebenden Elen sich unterschieden. Auch hegen noch Manche Zweifel, ob das Elen Amerika’s mit dem des europäisch-asiatischen Continentes artlich zu vereinen sei. Untersuchungen, wel- che ich über die sogenannten quaternären Säugethiere Russlands anstellte, veranlassten mich diese Ansichten einer eingehenden Prüfung zu unterwerfen. Der Umstand, dass der genaue Nachweis nicht blos der gegenwärtigen, sondern auch der frühern, ja selbst der muthmaasslichen urheimathlichen, geographischen Verbreitung der Thiere nicht nur für ihre Gesammtkenntniss, sondern auch für ihre geologischen, ja selbst anthropologischen Beziehungen von Wichtigkeit sei, veranlasste mich indessen, diesem Gegenstande ebenfalls eine besondere Aufmerksamkeit zu schenken; bei welcher Gelegenheit auch die Schriften der alten Griechen und Römer, welche einzelne auf das Elen bezügliche Angaben enthalten, von neuem critisch geprüft wurden. Obgleich es nun keineswegs meine Absicht war, eine ganze Monographie des Elens zu liefern, wozu mir einerseits die Zeit, andererseits manche ana- tomische Materialien fehlten, so glaubte ich doch, nach Maassgabe des neuern Standpunktes der Wissenschaft, die Untersuchung der Frage nicht übergehen zu dürfen: ob das Elen als selbstständiger Typus unter den Cerviden angesehen werden könne? Da in den meisten Werken, welche von ihm handeln, nicht selten Hauptarbeiten übergangen sind, so konnte ich mich übrigens nicht enthalten eine möglichst vollständige Angabe derjenigen mir be- kannten Schriften vorauszuschicken, welche selbstständige Arbeiten über das Elen enthalten. Was die Materialien anlangt, welche mir für den Nachweis der typischen Einheit der Elenspezies zu Gebote standen, so waren sie keineswegs unbedeutend. Vom altweltlichen Elen besitzt das Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften ein altes, ausge- stopftes Männchen und ein Weibchen’ nebst zwei Fellen jüngerer Thiere, ferner ein Skelet, mehrere Schädel verschiedenen Alters und eine nicht geringe Zahl einzelner Geweihe, welche theils lebenden Thieren der Jetztzeit angehörten, theils in der Erde gefunden wur- den. Durch v. Helmersen’s Freundlichkeit standen mir die Geweihe des Berg-Institutes, Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, УПте Série. 1 2 J. Е. BRANDT, durch die Kokscharow’s die der Mineralogischen Gesellschaft gehörigen zu Gebote. Aus- serdem hatten die Hrn. Jerofejew, Heiser und Vosnessenski die Güte, einige Geweihe mir zur Disposition zu stellen. Für die Kenntniss der Geweihbildung des altweltlichen Elens lieferten übrigens auch die exacten Darstellungen von Goldfuss, Herm. v. Meyer, Pusch, Kaup und Blasius ein schönes Material. Vom amerikanischen Elen konnte ich allerdings nur das vortreffliche Fell eines Männ- chens, welches die Akademie dem verstorbenen Prinzen Maximilian von Neu-Wied ver- dankt, nebst der Hirnkapsel eines Schädels mit sehr mächtigem, aufsitzenden Geweih unter- suchen. Die Darstellung ganzer Thiere, oder ihrer Geweihe, welche sich bei Audubon, Fr. Cuvier und Geoffroy, dann bei Baird und G. Cuvier befinden, verschafften gleichfalls namhafte Anhaltungspunkte. Erstes Capitel. Nachweis der Schriften, welche bisher die Kenntniss der Naturgeschichte des Elens durch selbstständige Untersuchungen mehr oder weniger förderten. Wie schon in der Einleitung erwähnt wurde, ist es keineswegs überflüssig, einen sol- chen ergänzenden Nachweis zu liefern, denn obgleich, wie bekannt, das Elenthier zu den mehrfach besprochenen Vierfüssern gehört, so existirt doch keine mir bekannte Schrift (J. E. Gray’s Catal. nicht ausgenommen), die alle Hauptquellen der Elenkenntniss nam- haft machte. Die Mittheilung einer vollständigen Synonymie, worin auch die Titel der Werke solcher Autoren angeführt sind, welche die Kenntniss des Elens nicht durch eigene Beobachtungen förderien, liegt indessen nicht in unserem Plane. Schon im 16ten Jahrhundert lieferte Wigand, unter dem Titel Historia Alcis Borus- sici, eine Beschreibung des Preussischen Elens, die alle frühern weit übertraf und sich in ı den Actis Borussicis III, р. 610 und durch Rosinus in Wigand’s physikalischen Schrif- ten. Jena 1590 findet. Seit dem achtzehten Jahrhundert erschienen viele mehr oder weni- ger beachtenswerthe, seine Kenntniss fördernde Schriften, sogar einzelne monographische, Es gehören dahin nachstehende: Buffon, Hist. nat. X. 179 Pl. 7 und Suppl. T. VII. Pl. 80. — Gilibert, Indagatores naturae. Vilnae 1781. 8. р. 65. 599. — Pennant, Arct. Zool. I. übers. у. Zimmermann Г. р. 20. Titelfigur und Taf. VIII. — у. Wangenheim. Neue Schriften der Gesellschaft naturf. Freunde zu Berlin 1795. 4. 5. 1. Taf. 1., von neuem mitgetheilt im Forst- und Jagdarchiv von G. L. Hartig, Jahrg. I. Heft. 4. Berlin 1816, 5. 14. — Harlan, Fauna americana. Philadelphia 1825. 8. р.229. — Godman, Ате- rican N. H. II. 279. — Griffith, Animal kingd. — Schreber Säugeth. V. 1. 5, 968. fort- ges. von A. Wagner. Supplementband. АБ. ТУ. S. 342) — РаПаз, Zoogr. I. р. 201. — Е. Cuvier et Geoffroy, Mammif. Livr. 34, 39. — Richardson, Faun. boreali-americana I. р. 232. — J. Е. Brandt und Ratzeburg, Medizin. Zoolog. I. р. 80. Taf. V.— Wieg- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 3 mann, Abbildung und Beschreibung merkwürdiger Säugethiere gezeichnet von Bürde, beschrie- ben von J. Е. Brandt und Wiegmann. Berlin 1831, 4, mit Atlas in fol. Lief. II. — Oken, Naturgeschichte, Thierreich Bd. IV Abth. 2. $.311.— J. G. Bujack, Naturgeschichte des Elchwildes oder Elens. Königsberg 1837. 8. Ein besonderer Abdruck a. d. Preussi- schen Provinzialblättern XVII. Augustheft 1837. (Vortreffllich!)—Sundevall, Vetensk. Aca- dem. Handling. Stockh. 1844. р. 176. — Nilsson, Skadinavisk Fauna. 2. Upplage I. Däggd- juren Lund 1847. р. 487. — De Kay, Nat. Hist. of New-York. Mammalia I. —- Audubon and Bachm., Amer. Qudrup. II. 1851. р. 179. Pl. LXXVI.— Reichenbach, Vollst. Na- turgesch. Säugth. III. Wiederk. 1845. — J. E. Gray, Са. of Mamm. Part. III. Ungulata furcipeda. London 1852. р. 186 — 88.— Spencer Е. Валга, Mammals of North America. Philadelphia 1859. 4. р. 631. — J. Bowden, The naturalist in Norway. London 1869. 8. р. 20°). — Blasius, Fauna der Wirbelth. Deutschl. Säugeth. Braunsch. 1857. 8. 5. 434. Was die Abbildungen des Elens anlangt, so müssen viele davon als mehr oder weniger misslungen bezeichnet werden. Mit Ausschluss der verfehlten Oberlippe gehört die der Medizinischen Zoologie zu den bessern. Selbst die spätern von Bürde lassen Einiges wün- schen, ebenso die F. Cuvier’schen. Die besten Darstellungen des Elens sollen nach Bujack (S. 9.) die des geschickten Königsberger Thiermalers Löschin sein, der 1836 eine Elen- gruppe in Königsberg ausstellte, wovon leider keine Copieen veröffentlicht wurden. Audu- bon’s Figuren (a. а. О. Pl. LXXVI) sind offenbar aus der Zahl der bisher veröffentlichten die im Ganzen gelungensten. In anatomischer Beziehung ist, wie bei den meisten Säugethieren, die Osteologie (weil sie für paläontologische Zwecke erforderlich war) am besten bekannt. Cuvier’s Recherches $. [. ossem. foss. enthalten manche Daten nebst Abbildungen des Schädels und vieler Ge- weihe. In D’Alton’s Skeleten d. Wiederkäuer findet man eine Abbildung des Skelets nebst, kurzer Beschreibung. Goldfuss (Nov. Act. Acad. Caes. Leop. T. X. (1831.) р. 455.) ver- glich den Schädel des Riesenhirsches mit dem des Elens und lieferte auch von dem des letz- tern mehrere Abbildungen. Darstellungen des Elenschädels findet man ferner bei G. Fi- scher, Oryctogr. 4. Moscou, Rouiller, G. Fischeri Jubilacum semiseculare, Cuvier regn. anim. avec planches. — Richardson (The Zoology of the Voyage of Herald under the com- mand of Captain Henry Kellet ed. Forbes. Foss. mamm. p. 102) hat unter der Rubrique: on the osteology of the Tuktu (Alces Muswa) die Beschreibung des Skelets eines amerikani- schen Elens geliefert und dasselbe durch einige Abbildungen erläutert. Einige selbstständige, vergleichende osteologische Daten sind bereits 1827 von mir in der Medizinischen Zoologie von Brandt und Ratzeburg Bd. I. 5. 32 mitgetheilt. *) Wer eine möglichst vollständige, hier nicht be- | mal. Part III. Ungulata furcipeda London. 1852. p. 186 absichtigte, Synonymie des Elens wünschen sollte, ver- | — 88. Selbst in der letztern Schrift fehlen indessen die gleiche Erxleben, Syst. regni anim. Cl. I. Матт. р. Titel mehrerer, sogar einiger monographischen, deut- 298, 2. — Schreber, Säugeth. a. а. О., J. В. Fischer, | schen Arbeiten. Synopsis mamm р. 441. und J.E. Gray, Catal. of Mam- 4 JF B BRAND, Die innern Weichtheile wurden schon von Perrault (Abhdl. 2. Naturgesch. aus den Mémoires 4. l Acad. 4. sc. de Paris T. ПТ. P. T— ПТ) und später von Pallas (Zoogra- phia I. p. 203), so wie von Gilibert (Indagatores naturae. Vilnae 1781. p. 69) untersucht. Der Letztere bestätigt die Perrault’schen Mittheilungen. Die Pallas’schen Angaben wa- ren zu seiner Zeit noch nicht bekannt. Die Hauptangaben von Perrault und Pallas sind von mir (a. а. O.), Bujack (Naturgesch. d. Elchwildes),: And. Wagner (Schreb. Säugeth.) und Giebel (Die Säugethiere. 5. 354) mitgetheilt. Eine vollständige anatomische Monogra- phie des Ælens fehlt uns noch, denn die vom Hrn. у. Baer (Oken’s Isis 1826. 5. 809) in Aussicht gestellte ist leider nicht erschienen. Über die Lebensweise des altweltlichen Ælens hat Hr. у. Wangenheim a. a. 0. (1795) bereits die umfassendsten, auf eigene Beobachtungen gestützten, Mittheilungen ge- macht, wozu Pallas und Bujack Ergänzungen lieferten. Die des amerikanischen Elens wurde früher von Pennant, so wie später von Richardson, De Kay und Audubon be- sprochen. Was die geographische Verbreitung des Elens anlangt, so sind hierüber besonders Zimmermann (Geographische Geschichte des Menschen u. s. w. 1.5. 263), Schreber (a. a. O.), Pallas (а. а. O.), Brandt und Ratzeburg (Medizinische Zoologie a. a. О.) Wiegmann (a. а. O.), Andr. Wagner (Abhandl. а. Münch. Akad. а. Wissensch. Mathem. phys. CI. Ва. IV. (1846, 5. 79), dann in Bezug auf seine spezielle Verbreitung in Russland J. Е. Brandt in Hofmann’s Reise (Der nördliche Ural. Bd. II. St. Petersburg 1856. Zoologischer Anhang 5. 44), in Amerika aber Richardson (Fauna Boreali-amer.) anzuführen. — Merkwürdig genug liefert A. Murray (Geogr. distribut. of mammal. p. 150) keine speziellen Daten über die Verbreitung des Elens in den einzelnen Ländern, obgleich darüber zahlreiche, in den oben eitirten Schriften vorhandene, Daten umfassendere Angaben hätten ermöglichen können. Zweites Capitel. Das Elen als eigenthümliche, selbstständige, typische Form in der Familie der hirsch- artigen Wiederkäuer, Die Erörterung dieser Frage, welche ich statt einer morphologischen Beschreibung meinen übrigen Untersuchungen vorausschicke, wurde hauptsächlich durch einen Aufsatz der Hrn. Gustav Jäger und Emil Bessels hervorgerufen, der sich unter dem nicht ganz pas- senden Titel: Die geographische Verbreitung der Hirsche mit Bezug auf die Geschichte der Po- larländer in den Mittheilungen von A. Petermann Bd. 16, 1870. 5. 82 ff. findet. Die Ver- fasser machen bekanntlich in dieser anregenden, jedoch nicht immer leicht verständlichen, Arbeit den hypothetischen Versuch, die als Gattungen oder Untergattungen aufgestellten ° BEITRÄGE ZUR N ATURGESCHICHTE DES ELENS. 5 Hirsche auf gewisse Urtypen zurükzuführen, wobei sie auf mehrere als Arten angesehene Formen hindeuten, die sich als Züchtungsproducte von Stammarten ansehen liessen. Für ein solches Unternehmen besitzen indessen die bereits vorhandenen, selbst sehr reichen, Samm- lungen Europa’s und Nordamerika’s zur Zeit noch keineswegs das erforderliche Material, da zu einer gründlichen desfallsigen Beweisführung nicht blos die genauste Untersuchung der Bälge, Schädel, Skelete und Eingeweide aller lebenden Formen in möglichst zahlreichen Exemplaren erforderlich wäre, sondern auch eine weit grössere Menge von charakteristischen paläontologischen Objecten vorhanden sein müsste, als sie die Sammlungen der Gegenwart enthalten. Die Verfasser stützen überhaupt ihre Ansichten hauptsächlich nur auf gewisse äussere Kennzeichen der Gruppen. Sie richten namentlich ihr Augenmerk darauf: ob die jungen Thiere Flecken besitzen oder nicht, dann auf die Art der Behaarung der Oberlippe, die Haarbürsten der Füsse, die Bildung und Bedeutung der Geweihe, so wie einzelne Mo- mente der geographischen Verbreitung und Entwickelungsgeschichte. Wenn daher in ihrer Arbeit die allgemeine Tendenz sich ausspricht die Hirsche als Entwickelungsstufen früherer moschus- und anaplotheridenartiger Formen darzustellen, so fehlt es dazu an strikten Beweisen, die hauptsächlich nur paläontologische sein können. Die Entwickelungsgeschichte der Thiere zeigt uns allerdings, dass selbst die am höch- sten organisirten, wie bekannt, aus winzigen Eibläschen ihren Ursprung nehmen, die man von denen niederer, ja oft weit niederer, Formen anfangs nicht zu unterscheiden vermag. Die al- lerersten Entwickelungstadien der Embryonaltheile lassen ferner eine allgemeine Ähnlichkeit der Entwickelung wahrnehmen. Ebenso kann nicht geläugnet werden, dass während man- cher Stadien der Entwickelung selbst die höchsten Thierformen an niedrigere Formen erin- nern und dass jüngere Individuen verwandter Formen manche, ja oft sehr viele, Kennzei- chen gemein haben, die indessen meist als sich umwandelnde Übergangsstadien zur Her- stellung einer bestimmten elterlichen Form, als das Endziel des Endwickelungsprozesses, vorübergehend auftreten, um die Existenz von Organismen von bestimmter, zweckmässiger Qualität sicher zu stellen. Aus einem bebrüteten Hühnerei kommt daher bekanntlich nur ein Huhn, selbst kein anderer verwandter Vogel, z. B. Fasan, zum Vorschein. u. s. w. Der Organismus der Art kann nun allerdings bei sehr vielen Arten durch künstliche Inzucht Veränderungen, sogar bis zur Monstrosität mancher Theile, erleiden. Selbst in freier Natur kann der Typus der Art durch unbekannte innere Störungen, oder durch äus- sere Einflüsse (Bastardirungen, Clima u. dgl.) modifizirt werden. Wenn dann durch Ver- erbung die erfolgten Modificationen sich fortpflanzen, so sehen wir allerdings häufig For- men entstehen, die den Anschein selbstständiger Arten haben, bei näherer Untersuchung es jedoch nicht sind, sondern sich als in gewissen Grenzen erfolgende, leicht rückgängige Variationen des Artcyclus ansehen lassen. Zur Würdigung und Deutung solcher vermeint- lichen Arten, welche nur zu häufig als echte aufgestellt wurden, bietet ohne Frage die An- nahme einer zweckmässig beschränkten Transformations-Fähigkeit vieler, freilich nur der zum Variiren geneigten, mehr oder weniger polymorphischen Arten, ein treffliches Mittel. 6 div F:0B RAIN GT, In so weit nun die Herren Jäger und Bessels diesen Gesichtspunkt verfolgen und bestrebt sind Urtypen an vermeintlichen Hirscharten nachzuweisen, wird man ihren Bemühungen die Anerkennung nicht versagen können, obgleich die von ihnen angewandten, unzureichen- den Mittel noch gar manchen Zweifeln Raum geben. Dem Nachweis der Transformation der wohl begründeten, überaus zahlreichen, Arten kann indessen, nach Maassgabe der bis jetzt vorhandenen Materialien und Kenntnisse, keineswegs die Ausdehnung gegeben werden, welche ihr der Darvinismus einräumt. Der Annahme, dass alle Organismen aus wenigen Urformen, oder gar nur aus einer einzigen, entstanden, treten vielmehr nambafte Einwände entgegen. Wie ich bereits am Schlusse meiner Monographie der Gattung Hyrax nachwies, giebt es solche Formen, deren Ursprung aus einer natürlichen Züchtung sich nicht herleiten lässt. Auch bot die Vorwelt, wie bekannt, überaus zahlreiche Arten, die sich nicht veränderten, so dass sie in Folge äusserer Einflüsse zu Grunde gingen. Selbst noch jetzt fehlt es nicht an überaus zahlreichen Arten, die nicht variiren. Wir sind also wohl zur Annahme einer sehr grossen, für jetzt unbestimmbaren, Zahl von ursprünglichen, artlichen Grundtypen des Thier- reichs, ebenso aber auch des Pflanzenreichs berechtigt. Die Herren Jäger und Bessels ver- mochten es ebenfalls nicht, alle Hirsche, selbst nicht einmal die am meisten typischen (d.h. die unter sich am meisten harmonirenden, gleichzeitigam meisten moschidenähnlichen, durch gefleckte Junge ausgezeichneten), Formen auf einen einheitlichen Typus zurückzuführen, sondern fanden, keineswegs im Einklange mit der Theorie Darwin’s, mindestens zwei Typen derselben zulässig. Sie sträuben sich auch mit Recht keineswegs gegen die Ansicht, dass an mehreren Punkten der Erdoberfläche Kirsche entstanden seien, halten sie jedoch nicht für definitiv entschieden. Die Elene und Renthiere betrachten sie übrigens als anomale (wegen der ‘beharten Schnauze) boreale'), in der frühsten Jugend fleckenlose, mit den echten, in der Jugend gefleckten, Hirschen nicht zu vereinende, keine paläontologischen Bindeglieder bietende Formen; über deren Ursprung und spezielle Qualitäten sie jedoch schweigen’). Sie bemer- ken indessen doch: Cervus megaceros sei ein paläontologisches Zwischenglied zwischen Zlen und Edelhirsch. Es möchte daher keineswegs überflüssig sein, die wesentlichsten Abweichnngen des Elens von den andern Hirschen und zwar nicht blos die auf seine äussere Gestalt, sondern Charakter zu halten. Uebrigens besitzt ja auch, als Ue- bergangsform zu der der Hirsche, die Oberlippe des Zlens 1) Was die behaarte Oberlippe und äussere Nasenge- gend als Charakter borealer Formen anlangt, so findet er sich allerdings bei den borealsten aller Hirséhe, den Renthieren und Elenen. Es kommen indessen in Mittel- asien Ælaphi mit grösstentheils nackter Oberlippe und Nasengegend, nebst Antilopen (Ant. Saiga und gutturosa) mit ganz: beharter Schnauze vor. Selbst Afrika bietet Ga- zellen mit beharter Schnauze (Ant. Dama, arabica, Hem- prichi, melanotis u. з. у.) Man kann also Bedenken tra- gen, die beharte Schnauze für einen lediglich borealen in der Mitte eine nackte Stelle. Е 2) Die Giraffen und Sivatherien, obgleich sie dieselben, als Träger von Rosenstöcken, den Hirschen annähern (was seine Bedenken hat), vermögen Jäger und Bessels ebenfalls nicht von gewissen bekannten Stämmen herzu- leiten. Es sind dies aber gerade solche Formen, die, wie auch Hyrax, die Annahme der zu weit greifenden Dar- win’schen Züchtungstheorie keineswegs begünstigen. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELeEns. 7 auch die auf seinen Skeletbau bezüglichen, hier anzuführen um später daraus Folgerungen im Betreff der Stellung zu ziehen, welche es unter seinen Verwandten nach Maassgabe seiner vielen Eigenthümlichkeiten einzunehmen habe. Fehlten dem männlichen еп, wie dem weiblichen, die Geweihe und wüsste man nicht, dass das Männchen solche aufsetze, so könnte man auf den ersten Blick fast einiges Beden- ken tragen das Ælen für eine hirschartige Form zu halten. Der sehr kurze Schwanz und die Gestalt der Beine würden freilich darauf hinweisen es eher den Hirschen als den an- dern Wiederkäuern zuzuzählen. Die äusserlichen Hauptmerkmale, wodurch das Zlen von den echten Hirschen ab- weicht, sind: 1) Die plumpere, kürzere, dickere Form. 2) Der besonders durch die nam- hafte Entwickelung seines Schnauzentheils sehr verlängerte, grosse Kopf. 3) Die sehr grosse, fast viereckige, dicke, die Unterlippe überragende, mit Ausschluss einer centralen, spatelförmigen oder dreischenkligen, nackten Stelle dicht behaarte Oberlippe. 4) Die sehr grossen Nasenöffnungen. 5) Die breite, in der Mitte vertiefte Stirn. 6) Die kleinen von der Spitze der Oberlippe weit entfernten Augen. 7) Die kleinen Thränengruben. 8) Der Mangel der Eckzähne. 9) Die breiten Ohren. 10) Der kurze dicke Hals. 11) Der sehr hohe Widerrüst. 12) Die weniger schlanken Läufe und 13) Die über der Mitte des Meta- tarsus befindliche äussere Haarbürste. Das alte Männchen charakterisirt sich übrigens durch am Grunde fast horizontale und rundliche, dann aber einfach-schaufelfömige, all- mählich nach aussen und oben gebogene, bei alten Individuen oft oder meist nur mit rand- ständigen Zinken versehene Geweihe und einen mehr oder weniger langen, zugespitzten Kehlbart. Die Kälber sind fleckenloos *). Das Skelet des Elens mit dem der anderen Hirsche verglichen (Richardson, Voy. of Herald, verglich es nur mit Bos und theilweis mit Tarandus) zeigt nach meinen Unter- suchungen hauptsächlich folgende zahlreiche Abweichungen. Der Schädel bietet unter den Hirschschädeln eine abnorme Bildung und daher einen ganz abweichenden Typus. Er ist im Vergleich mit dem der andern Hirsche höher, breiter, besonders breit zwischen den Augen, der Schnauzentheil desselben erscheint vor den viel kürzern und breitern Nasenbeinen wie ausgeschnitten, nebst dem ihm entsprechenden vor- dern Theil des Unterkiefers viel länger, aber schmäler und niedriger. Die Zwischen- und Oberkiefer sind viel länger und niedriger. Die Nasenöffnung ist viel grösser, namentlich um das Doppelte länger. Die Nasenbeine sind breiter, aber viel kürzer; die Thränengruben ebenfalls kürzer. Die Stirn erscheint zwischen den Augen von einer tiefen Grube einge- drückt. Die Rosenstöcke bieten eine mehr oder weniger horizontale Richtung. Die Stirn- beine bilden zwischen den Rosenstöcken eine sehr starke Leiste. Die obere Fläche der Hirnkapsel erscheint, wegen der stärker abgedachten Scheitelbeine und Schläfenschuppen, *) Die Höhe des Elens wurde sehr übertrieben. Nach | vorn 6° 2 und mit der 7” langen Mähne 6’ 9”, hinten 6' Wangenheim S. 11 war ein sechszehnendiger Hirsch | hoch. 8 J. Е Brando, schmäler und weniger gewölbt. Das Foramen infraorbitale liegt der Augenhöhle näher. Der Hinterhauptskamm tritt viel stärker vor, ist aber oben oft schmäler. Die untern Flügelfort- sätze sind gerader, weniger nach vorn geneigt. Die Basis Cranii und namentlich der hin- tere Theil des knöchernen Gaumens ist breiter, sein vorderer Theil dagegen viel schmäler, aber wie die Foramina incisiva, viel länger, fast doppelt so lang. Die obern Backenzähne sind breiter und besitzen auf der äussern Fläche viel stärkere Leisten. Die vordere Hälfte ihrer äussern Fläche tritt im Vergleich zu der hintern der andern Hirsche etwas stärker nach aussen vor. — Die Backenzähne des Unterkiefers sind ebenfalls kräftiger und breiter, die äussern Schneidezähne des Unterkiefers grösser, die mittlern dicker, aber an der Spitze weniger erweitert. Was das Rumpfskelet des Elens, im Vergleich mit dem der andern lebenden Hirsche, anlangt, so erscheinen alle Knochen desselben massiver und kräftiger, die Halswirbel viel kürzer und breiter, so wie mit stärker entwickelten Fortsätzen versehen, die vordern Rippen, das Brustbein und die Schulterblätter nebst dem Becken breiter. Die den Widerrüst bilden- den, geradern Dornfortsätze der vordern Rückenwirbel sind besonders breit und hoch, die untern Hälften der mittlern, sehr breiten Rippen aber auf der Aussenfläche ihres vordern und hintern Saumes gefurcht. Was den innern Bau anlangt, so bieten die viel stärker als bei allen andern Hirschen entwickelten Lippenmuskeln ebenfalls einen Unterschied. Ueber andere vergleichend unter- suchte Weichtheile vermag ich nur mitzutheilen, dass dem Elen der, beim Rennthier vor- handene, Kehlsack wie den echten Hirschen fehlt. Das Elen ist übrigens eine subboreale Hirschform, welche abweichend vom Edelhirsch im Sommer stets sumpfige Gegenden bewohnt. — Seinen subborealen asiatisch-europäischen Wohnorten gemäss steht das Elen zwischen dem Renthier einerseits und dem Edelhirsche nebst dem Reh andererseits; denn die boreale Grenze seiner Verbreitung fällt dort mit der südlichen des Renthiers, seine äquatoriale aber mit der borealen des Zdelhirsches und Rehes zusammen. In Nordamerika, wo das Reh fehlt, trifft das Ælen auf seiner Aequatorialgrenze ebenfalls mit einem leicht modifizirten Edelhirsch, dem sogenannten Cervus canadensis und, anstatt des Rehes, mit Cervus macrotis und leucurus zusammen. Zieht man die eben mitgetheilten, zahlreichen Eigenthümlichkeiten in Betracht, wo- durch das Elen von allen andern lebenden Hirschen, ‚das Renthier nicht ausgenommen, sich unterscheidet (obgleich das letztere ebenfalls einen besondern, von dem der andern, le- benden, echten Hirsche abweichenden Typus darstellt), so wird man dasselbe als eine ganz eigene, gewissermassen anomale, Form von noch lebenden Hirschen anzusehen haben, die an und für sich genommen den Letztern ferner steht als das mehr hirschähnliche Renthier. Wenn es blos eine Classification der lebenden Hirsche ‘gälte dürfte daher sogar das Elen von den echten Hirschen weiter zu entfernen sein als das Renthier. Da man indessen die ausgestorbenen Glieder ein und derselben Gruppe, namentlich wenn sie sogar ein und derselben Fauna angehörten, von den lebenden nicht ausschliessen kann, so tritt ein an- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 9 deres Verhältniss ein. Das Skelet des bereits ausgestorbenen Riesenhirsches (Cervus, Me- gaceros, giganteus) bietet nämlich so manche die Hirsche mit dem Elen verknüpfende Merk- male, wodurch die unmittelbarere Anreihung des letztern an die echten Hirsche als eine naturgemässere erscheint. Da indessen der Riesenhirsch mehr den echten Hirschen als dem Elen glich, so manifestirt sich dasselbe, trotz seiner Beziehungen zum Riesenhirsch, als besonderer Typus der Familie der Hirsche, den man daher, seiner vielen Eigenthünlich- keiten halber, wohl in morphologischer Beziehung keineswegs als ein Product ansehen kann, welches aus irgendeiner andern Hirschform durch natürliche Züchtung sich herleiten lässt. Für diese Ansicht sprechen auch andere Thatsachen. Das Zlen bewahrte, wie die fossilen Reste und das amerikanische Elen zeigen, stets so constant seine Form, dass zwischen dem fossilen und lebenden, altweltlichen, wie amerikanischen Elen bisher nicht einmal Racen- kennzeichen sich nachweisen lassen. Endlich deutet auch das nur für nördliche, mehr oder weniger gemässigte, höchstens subarctische, sumpfreiche, Strauchvegetation und im Norden zum Winterschutz nahe Wälder enthaltende, Ländergebiete geeignete Naturel desselben auf seine selbständige Typicität hin. | Den von mir bereits am Schlusse meiner erwähnten Monographie der Gattung Hyrax in Bezug auf die Unabweisslichkeit der Annahme sehr zahlreicher Urformen der Organis- men mitgetheilten, bereits oben näher angedeuteten, Ansichten gemäss wäre also auch für das Elen eine solche eigene Urform anzunehmen, woraus sich aber endgiltig nur ein Elen, keine andere Form, entwickelte. Die Urform mag allerdings Stadien durchlaufen haben, worin sie mit andern Wiederkäuern (Moschiden, Anoplotheriden) möglicherweise vielleicht auch hinsichtlich des noch jetzt bei den Weibchen und den männlichen Kälbern wahrnehm- baren, Geweihmangels eine allgemeine Aehnlichkeit hatte. Auch möchten wir mit Jäger und Bessels die Annahme zulässig finden dürfen, dass selbst die grossen Thiere aus klei- nen Urformen hervorgingen, wenn wir erwägen, dass noch jetzt die grössten Thiere aus win- zig kleinen Anfängen sich nach und nach entwickeln. Alles dies kann aber nur hypothe- tisch, oder nach homologischen, nicht selten trügerischen Folgerungen, angenommen, keines- wegs aber durch geeignete, bereits vorhandene, Materialien direkt nachgewiesen werden, ja wird sich, da es wohl nur durch in sehr alten Formationen möglicherweise abgesetzte Reste geschehen könnte, vielleicht nie, und zwar um so weniger, nachweisen lassen, da man bei ur- alten Knochenresten auf starcke Zertrümmerungen oder Zersetzungen sehr häufig gefasst sein muss. Selbst von der Gestalt der mannigfachen Urformen der Wirbelthiere, deren Existenz offenbar in weite Zeitenferne zu verlegen ist, dürften wir wohl deshalb schwerlich jemals genügende Auskunft erhalten, so wünschenswerth dieselbe auch wäre; falls nicht besonders glückliche, ganz unerwartete, Umstände eintreten sollten. } Mémoires de l'Acad. Гир. des sciences, УПше Série. 2 10 Л.Е. «Вова, Drittes Capitel. Ueber die verschiedene Gestalt der Geweihe des lebenden europäisch-asiatischen Elens. (Hierzu Tafel I.) Zieht man in Erwägung, welche grosse, formelle Abänderungen der Geweihe beim Edelhirsch, Renthier und Дей nicht blos in Bezug auf das Alter der Thiere, sondern auch hinsichtlich der sonstigen, alljährlich veränderten, Gestalt, sogar in Bezug auf die Entwicke- lung der einzelnen Geweihstangen ein und desselben Individuuns, sich zeigen, wenn man Gelegenheit hat, eine grosse Menge von Exemplaren zu vergleichen, so wird man, falls die Form des Geweihes als Unterscheidungs-Merkmal dienen soll, namentlich bei fossilen Re- sten, leicht in Irrthum verfallen können, da nicht häufig wohl erhaltene, ganz charakteristi- sche, Stücke zu Gebote stehen, die man mit einer reichen Sammlung von Geweihen ver- schiedener Hirscharten vergleichen kann. Leider sind solche Irrthümer nicht blos bei der Aufstellung dem Ædelhirsch oder Renthier verwandter (genau genommen aber von ihnen nicht unterscheidbarer) Hirscharten mehrseitig begangen worden, sondern man hat auch nach Geweihresten des Elens, an dessen Geweihen die einzelnen Stangen ebenfalls oft sehr bedeutende Unterschiede bieten, mehrere Arten aufzustellen versucht. Obgleich nun bereits v.Wangenheim, Cuvier, H. Smith, Goldfuss, Herm. у. Meyer, Bujack, Pusch und Kaup') über die Geweihbildung der lebenden Elene Mittheilungen machten, so scheint mir doch eine nähere Erörterung der Geweihbildung des asiatisch- europäischen Elens, theils im Betreff der vermeintlichen fossilen Arten, theils in Bezug auf den Nachweis seiner Identität mit dem amerikanischen durchaus nicht überflüssig, wenn sie, wie dies von mir erstrebt wurde, den Zusammenhang der scheinbar verschiedenen Ge- weihtypen nachweist und durch getreue Abbildungen erläutert. Betrachtet man das vollständig entwickelte Geweih*) des Elens im Allgemeinen, so lässt sich dasselbe im Wesentlichen folgendermaassen charakterisiren. Auf einem kurzen, mehr oder weniger horizontal nach aussen gewendeten, rundlichen, meistaber von oben nach unten etwas comprimirten, Knochenzapfen des Stirnbeins, dem Rosenstocke, erhebt sich 1) Auch W. Wittich (Description of the horns of the Prussien Elk Journal Royal Institutions Vol. I. 1831 р. 118.—121) besprach die Geweihbildung des Elens. Leider fehlt in den St. Petersburger Bibliotheken gerade Bd. I. der eitirten Zeitschrift. 2) Gewöhnlich bezeichnet man beim Elen jede einzelne Geweihhälfte als Schaufel, was indessen aus zwei Grün- den nicht passend erscheint. Die jüngern Elene besitzen ja keine Schaufeln, und. bei den alten bilden dieselben oft nur einen, wenn auch grössten, Theil der einzelnen Ge- weihhälften. Um daher eine für alle ältern und jüngern Geweihe gleichförmige, auch den Geweihen anderer Hir- sche entsprechende, Nomenclatur zu erzielen, habe ich für jeden der beiden Theile des Geweihes den Ausdruck Geweihstange oder Geweihstack für Schaufel gewählt. Am Geweihstock oder der Geweihstange ist der rundliche, meist etwas comprimirte Basaltheil (Geweihstiel) und der eigentliche Geweihtheil zu unterscheiden. Der letztere zerfällt in einen vordern, dem sogenannten Augenspross der eigentlichen Hirsche entsprechenden Theil (Augen- sprosstheil), der nicht selten auch zur Schaufelbiidung hinneigt, und den obern oder hintern, meist viel grössern, stets schaufelförmigen (eigentlichen Schaufel- oder Hin- tertheil oder Hinterspross); mit welchem aber der Au- geusprosstheil häufig verschmilzt. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 11 jederseits der meist kurze, zuweilen auch etwas verlängerte, rundliche, ziemlich rauhe, wie bei allen Hirschen unten von einem ansehnlichen, sehr rauhen, Knochenringe (Rose) um- gebene Basaltheil (Stiel) des Geweihes, als Träger der eigentlichen Geweihtheile. Diesel- ben bestehen an jeder Geweihstange, nach Maassgabe ihrer frühern, vom Alter der Indi- viduen abhängigen, Gestalt, wie bei den andern, mit einem ästigen Geweih versehenen, Hirschen, aus einem vordern, untern Augensprosstheil (Augenspross) und einem hintern, oberen, bei alten Thieren stets grössern, schaufel- oder löffelförmigen, unten convexen, oben concaven, an seiner untern Hälfte mehr oder weniger horizontalen. mit seiner obern Hälfte aber mehr oder weniger nach oben gebogenen Hinterspross oder Endspross. Derselbe trägt an seinem obern Rande kürzere oder längere, mehr oder weniger konische, bis auf 12 oder 13 der Zahl nach gesteigerte, meist aber an Zahl geringere, Zinken, so dass das vollstän- dige Geweih sehr alter Individuen, die Zinken des Augensprosstheils eingerechnet, deren ge- gen 28 besitzen kann, wiewohl es deren meist weniger bietet. Der Augenspross kann sich entweder mit dem Hinterspross zu einer einfachen Schaufel vereinen (Taf. I, Fig. 1, 12 und 16, so wie Fig. 3 rechterseits), oder er kann selbst bei Geweihen sehr alter Thiere als vom Hinterspross mehr oder weniger gesonderter Theil auftreten. Im eben erwähnten, sehr häufigen, Falle ist er einfach, oder in 2 —4 Zinken gespalten, mehr oder weniger konisch und gebogen, nicht selten aber auch abgeplattet (Taf. I, Fig. 2, 4, 6, 7, 8, 10, 13, 14 und Fig. 3 linkerseits). Zuweilen kann er (ebd. Fig. 15) eine so ansehnliche Grösse und breite Form besitzen, dass er gleichsam eine kleine vordere Schaufel darstellt. Der vordere Theil (Augentheil oder richtiger Augenspross des Geweihes) kann übri- gens an jedem Stocke des Geweihes desselben Individuums sich verschieden verhalten. Beim ziemlich alten Exemplar des Elens des Museums der Kaiserl. Akademie der Wissen- schaften ist der Augenspross des rechten Geweihstockes (vergl. die unten stehende Figur, welche das fragliche Geweih darstellt) einfach, ziemlich rundlich und lang, wie bei den Br) + 12 J: EuBRAND т, jungen, dreijährigen Männchen (Taf. I, Fig. 6, 7, 8), während der linke (in der Entwicke- lung fortgeschrittene) erweitert und dreigespalten, wie in Taf. I, Fig. 14 u. 15, erscheint. Der Endtheil (Hinterspross) kann ebenfalls an jeder der beiden Geweihstangen verschieden sich verhalten. Zum nähern Verständniss der abweichenden Formen des Elengeweihes wird es indessen nöthig sein auf die allmähliche Entwickelung desselben näher einzugehen. Bald nach der Geburt entsteht nach у. Wangenheim (S. 33) jederseits über dem Auge ein Buckel, der bis zum September gegen einen Zoll hoch wird und den Rosenstock darstellt. | Im zweiten Jahre sprosst aus demselben ein bis einen Fuss langer, konischer, ein- facher, dem künftigen Hinterspross entsprechender, Spiess (Tafel I, Fig. 5) hervor. Im dritten Jahre wird meist ein gegabeltes Geweih (Tafel I, Fig. 6) aufgesetzt, jedoch soll auch zuweilen nur die Bildung eines einfachen Spiesses erfolgen (v. Wangenheim). Die fragliche gegabelte Form bietet indessen Verschiedenheiten. Die Geweihstangen können blos eine vordere, untere Zinke (Augenspross) und eine einfache obere, hintere (Hinterspross oder hintern Theil des Geweihes) bieten (Tafel I, Fig. 6), oder aber der obere Spross kann am Ende sich spalten (ebd. Fig. 8), oder in zwei Zinken theilen (ebd. Fig. 7); sogar die obere Zinke kann am Ende gespalten sein (ebd. B.). Auch scheinen, da nach v. Wangenheim vierjährige Thiere bereits sechs Geweihzinken bilden, bei dreijährigen, aus- ser den genannten, noch folgende andere Geweihformen aufzutreten. Der Augenspross kann sich, ebenso wie der Hinterspross spalten und ebenso wie er stark erweitern (Taf. I, Fig. 2), ja wohl gar ihn an Grösse übertreffen (Taf. I, Fig. 9). Umgekehrt kann aber auch der Augen- spross kleiner und konisch entweder einfach bleiben (ebd. Fig. 3 rechts), oder sich am Ende spalten (ebd. Fig. 10, 11), oder ganz theilen, während der hintere, obere, eigentliche Geweih- theil sich stärker, oft viel stärker, namentlich in die Breite, entwickelt (ebd. Fig. 2,10). Die grössere Entwickelung in die Breite ersetzt er übrigens nicht selten durch Bildung längerer Zinken (ebd. Fig. 11), deren oft sogar, wie beim Skelet unseres Museums, nur zwei vorkom- men. Der Augensprosstheil kann aber auch, was sehr häufig geschieht, mit dem Hintertheil der Geweihstange mehr oder weniger verschmelzen (Taf. I, Fig. 14, 15, 16), oder sich ganz damit vereinen (ebd. Fig. 12). Nach v. Wangenheim sollen vierjährige Hirsche sechs Enden am Geweih haben, erst im fünften aber, zu welcher Zeit das Elen seinen Wuchs vollendet hat, sollen sich kleine Schaufeln bilden, die mit den Jahren zunehmen. Jedoch sah er, wie auch ich bis jetzt, nie mehr als 28 Enden (Zinken), d. h. je 14 an jeder Geweihstange. Die all- gemein gehaltene Angabe v. Wangenheim’s, dass die Schaufeln mit den Jahren zunehmen, erfordert indessen noch nähere Untersuchungen, wenn es gilt, die verschiedenen Geweih- formen auf bestimmte, individuelle Alterszustände zu reduziren. Ueberhaupt möchte es aber schwierig sein, das Alter der Elenhirsche, welche das sechste Jahr überschritten haben, stets ganz genau angeben zu können, da die Bildung der Geweihe so sehr abändert und die Zahl ihrer Zinken ebenfalls variirt. Auf Grundlage der Angabe v. Wangenheim’s würde z. B. der Taf. Г, Fig. 12 von mir dargestellte Geweihstock (Schaufel) einem vierjährigen Thiere zu vindi- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 115] ciren sein. Es bilden jedoch, wie bereits angedeutet, bei weitem nicht die Geweihstöcke aller Individuen solche vollständige Schaufeln, wie sie auf Tafel I, Fig. 1 u. 6 dargestellt sind. Bei manchen grossen Geweihen, die offenbar mehr als fünfjährigen Thieren angehör- ten, ist vielmehr der Augensprosstheil mehr (ebd. Fig. 4, 13, 14) oder weniger (ebd. 15) gesondert, oder endlich (ebd. 16) wohl gar nur durch eine schwache Ausbuchtung ange- deutet. Die vollständige einfache Schaufelbildung giebt also kein Merkmal zur Alters- bestimmung *). Fasst man die eben über die Geweihbildung des Elens gemachten Bemerkungen zu- sammen, so ergiebt sich, dass man bei den alten Elengeweihen im Allgemeinen zwei Haupt- typen der Geweihentwickelung annehmen kann. Der eine Typus umfasst die Geweihe, an denen der Augensprosstheil sich mit dem hintern Hauptheile so vereint hat, dass der Ge- weihstock eine einfache Schaufel ohne Augensprosstheil darstellt (Tafel I. Figur 12 und 16). Der zweite Typus wird durch die Geweihe dargestellt, welche einen mehr oder weni- ger deutlich gesonderten Augensprosstheil besitzen (Tafel I. Figur 4, 13, 14). Es fin- den sich indessen, wie schon oben angedeutet wurde, Uebergangsstufen vom einem zum an- dern Typus, wie der Figur 15, und theilweis selbst Figur 16 dargestellte Geweihstock nachweisen. Die beiden aufgestellten Typen berechtigen also keineswegs zur Trennung des europäisch-asiatischen Elens in zwei Arten, ja sie bieten nicht einmal Racenkennzeichen, besonders wenn wir uns der oben (Seite 11) gemachten Bemerkungen erinnern, dass das Geweih des alten Exemplars unseres Museums an dem einen Stocke (dem rechten) einen einfachen, langen Augenspross als Extrem des ersten Typus zeigt, während der andere (linke) Stock einen breiten, dreizinkigen, kürzern, etwas zur Schaufelform hinneigehenden, Augen- spross als deutliche Uebergangsform (Mittelform) zum zweiten Typus bietet. Dass überhaupt oft die Geweihstangen desselben Individuums Verschiedenheiten bieten, zeigen die Taf. I, Fig. 3 und 4 dargestellten Geweihe. Der erste Typus lässt sich übrigens, weil er sich von der jugendlichen Entwickelungsstufe durch die Verschmelzung des Augensprosstheiles am meisten entfernt, als der mehr vorgeschrittene betrachten. Der zweite Typus stellt dage- gen in Bezug auf das Vorhandensein des mehr oder weniger einfachen Augensprosses ge- wissermaassen einen gar nicht oder wenig fortgeschrittenen, jugendlichen, Zustand dar. Die Frage, welcher von den beiden Geweihtypen der vorherrschende unter den leben- den Elenen sei, oder ob beide gleich häufig vorkommen, wage ich zur Zeit noch nicht zu entscheiden, da zu einer gründlichen Entscheidung derselben eine überaus grosse Menge von Geweihen aus den verschiedensten Ländern gehört. — Pusch (а. а. О. S. 75) dürfte *) Was die Bildung der Geweihe anlangt, so machte | the blade is still small, but the expansion from that time Hamilton Smith (Jardine Natur. Library III p. 128) fol- | forward is uniform. The snags sometimes amount to twen- gende von den v. Wangenheim’schen zum Theil ab- | ty-eight. Woher die Angaben stammen, ob sie an leben- weichende Angaben. The incipient horns appear the first | den Thieren, wie die v. Wangenheim’schen, gemacht year to the length of an inch; the second they rise to a | wurden, oder von Geweihen herrühren, die er in den foot; the thirt the are forked; the fourth they first as- | Sammlungen sah, ist nicht gesagt. Das Letztere scheint sume six snags, and are somewhat attened; fithe flfth year | der Fall zu sein. 14 J. Е. BRAnDs, indessen nicht ganz Recht haben, wenn er Geweihe, welche die auf meiner Taf. I. Fig. 15 nach ihm dargestellte Schaufelform bieten, für die (d. h. bei ältern Individuen) am häufig- sten vorkommenden erklärt. Sie mag allerdings eine sehr häufige sein. Н. у. Meyer (а. а. О. р. 477) meinte: die vorhandenen Abbildungen und gezeigten Thiere erweckten den Glauben: das Elen besitze jetzt kleinere Schaufeln als ehedem, und fragt, ob wir eine solche Grössenverringerung anzunehmen hätten. Er sagt ferner, in der Mittelzeit der Existenz der Species seien die Geweihe wohl am grössten gewesen. So weit meine Kenntnisse hinsichtlich der Grösse der Geweihe reichen, scheint aller- dings zur Blüthezeit der Elenverbreitung (siehe unten) auch die Zahl der mit sehr grossen Geweihen versehenen Individuen eine viel grössere als gegenwärtig ‚gewesen zu sein. Es giebt indessen auch noch jetzt, besonders in Nordasıen und Nordamerika, Elenhirsche mit sehr mächtigen Geweihen. (Man vergl. die Abbildungen der Geweihe von lebenden auf Taf. I, Fig. 4 und 16, und Taf. Ш, Fig. I mit denen fossiler Elenne auf Taf. II, Fig. 1, 11 und 12). Viertes Capitel. Ueber die bisher in der Erde oder in Torfmooren vieler Länder gefundenen Reste des Elens. Reste des Elens hat man sowohl in ältern, sogenannten diluvialen, als auch in allu- vialen Erdschichten, so wie in Torfmooren, verschiedener Länder Europas vom Norden nach Süden von Skadinavien bis Oberitalien und vom Westen nach Osten, von Frankreich bis zum Altai, gefunden, wie ich in den nachstehenden Mittheilungen näher nachweisen werde. Ueber das Vorkommen von Elenresten in Oberitalien. Als südlichster, europäischer, bisher bekannter Fundort ist die Lombardei anzusehen. Das Frankfurter (Senkenberg’sche) Museum besitzt nämlich durch Rüppel eine schon von _ Breislak (Mem. dell. Instituto Ital. Milano) erwähnte, von H. v. Meyer (Nov. Act. Ac. Caes. Leop. T. XVI p. 465 und 469) näher beschriebene und (ebd. Taf. XXXILI Fig. 1 und 2) abgebildete Geweihschaufel aus dem Diluvialthon der Lombardei. worin sie mit Knochen des Bisons zusammenlag. Es ist dieselbe, welche Kaup a. a. O. Taf. IV, Fig. 1 und ich Taf. II, Fig. 9 copiren liessen. \ Ueber Elenreste in der Schweiz. In der Schweiz fand man im Kanton Luzern, bei Wertenstein, auf einem Acker in ge- ringer Tiefe ein Elengeweih (Meisner, Museum 4. Naturgesch. Helvetiens 1820 № 9 u. 10. Nach H. у. Meyer (Nov. Act. Acad. Саез. Leop. XVI. 465) unterscheidet sich der erwähnte Geweihstock nicht von dem des lebenden Elens, dem ihn übrigens auch Rütimeyer (Faun. а. Pfahlb. S. 63) ohne Bedenken mit Recht vindizirt. Von einem zweiten, bei Gott- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ÉLENS. 15 haus im Kanton Thurgau, gemachten Funde fossiler Reste des Elens berichtet Rütimeyer (Untersuchungen über die Fauna der Pfahlbauten 5. 59). Gegen seine (5. 241) ausgesprochene Meinung: das Elen mit dem Ur und Wisent sei erst nach dem Renthier in der Schweiz auf- getreten, möchte aber die Accomodationsfähigkeit des Letztern an kältere Wohnorte, und sein dadurch ermöglichtes Vorkommen in sehr nördlichen Gegenden sprechen, so dass es dem Einflusse der Eiszeit an nördlichern Wohnorten länger widerstehen konnte, also länger an seinen frühern Aufenthaltsorten zu verweilen vermochte als das Elen, der Ur und der Wi- sent. Den auffallendsten Beleg hierzu dürfte sein Vorkommen in Spitzbergen bieten, von wo es nicht auswandern konnte. ; Einen noch umfassendern Beweis als die erwähnten Reste für die früher sogar häu- fige Verbreitung des Elens in der Schweiz bekunden die Untersuchungen Rütimeyer’s (Fauna а. Pfahlbauten 5. 65), denen zu Folge sämmtliche Pfahlbauten des Steinalters von Pfäffikon bis Concise ein Contingent von Elenresten stellten. Die Funde von Elenknochen in der Schweiz bestätigen übrigens die von Strabo aus Polybius mitgetheilte Angabe vom Vorhandensein des (damals möglicherweise von den Bewohnern der Pfahlbauten gejagden) Elens in den Alpen zur Zeit der punischen Kriege. Fossile Elenreste Frankreichs. In Bezug auf das Vorkommen fossiler Elenreste in Frankreich sind mir bisher nur folgende drei Fälle bekannt geworden, obgleich dasselbe, wie wir unten sehen werden, noch von Pausanias als Bewohner des Landes der Celten bezeichnet wird. Ein bei Issoire (Puy-de-Döme) gefundenes Elengeweih soll nach G. Fischer schon von Devez de Chabriol und J. В. Bouillet in ihrem Æssai géolog. beschrieben und Pl. IX Fig. 1 und 2 abgebildet worden sein. Ich selbst habe leider das Werk nicht ein- sehen können. Theilleux fand Knochen vom Elen im Diluvium von Niort (Patria p. 514) Gervais Zool. et paleont. franc. p. 144. Garrigou (Étud. comparat. р. 25) erwähnt unter den beim Dorfe Soute im Departe- ment der untern Charente in Steinbrüchen gefundenen Knochen von Felis, Elephas, Rhino- ceros, Tarandus, Equus etc. auch Reste des Elens. | Fossile Reste des Elens in Grossbritannien gefunden. Es ist auffallend, dass auch aus Grossbritannien, weiches so reich an Resten des Rie- senhirsches, ist, bisher nur drei Elenreste mir bekannt geworden sind. Sollte etwa der Riesenhirsch, von dem man sogar mehrmals ganze Skelete in Irland fand, dort, wenigstens theilweis, das Elen ersetzt haben? Н. у. Meyer a. a. O. р. 471 bespricht die fossile Schaufel eines Elens aus Irland, welche sich im Leydener Museum befindet, und liess sie Taf. XX XII, fig. 3 abbilden. Eine Copie derselben findet sich bei Kaup а. а. О. Taf. IV, Fig. 2 und auf unserer Taf. II, 16 Je В. BRAND, Fig. 10. Н. у. Meyer a. а. 0. р. 472 erwähnt auch, dass Hibbert (Edinb. Journ. of Science. 1830 (April) 5. 301) von einem auf der Insel Man gefundenen Elengeweih spreche. Owen zählt weder in seinen British foss. mammalia, noch in seiner Palaeontologie fossile Reste des Elens auf. Eine im Naturhistorischen Museum zu Newcastle aufbewahrte Geweihstange, die zu Chirdon Burn unter dem jüngern Torf, und theilweis im unterliegen- den Marl, gefunden wurde, erwähnen Dawkins und Sanfort (Palaeontogr. Soc. XVIII, р. XIII). Der Marl ist von gleichem Alter mit dem, worin man Reste des Urus und Cervus megaceros in Schottland fand. Elenreste in Dänemark und Jütland. Das Königliche naturhistorische Museum zu Copenhagen enthält Skelettheile, nament- lich Schädel und Geweihe, welche in Dänemark in Torfmooren gefunden wurden, sich aber von denen des lebenden Elens keineswegs unterscheiden (Reinhart, Det kongelige danske Videnskabernes Selskabs naturvidenskabelige Afhandlingar. Kopenhagen 1824. Th. I, p. 76, Oken, Isis 1845, р. 43). Elenknochen wurden übrigens auch in Jütland ausgegraben (Molbech, Ungdoms vandringer Ц. 290). | Fossile Elenreste Schwedens. Nilsson (Skandinavisk Fauna, 2 Uppl. I. p. 490) berichtet, dass man im südlichen Schonen und an noch andern Orten in tiefern Schichten älterer Torfmoore Reste des Elens, und zwar nicht blos Geweihe, sondern zuweilen ganze Skelete, so in Schonen mit Knochen des Ur, des Wisent, des Wildschweins und anderer Thiere der ältesten postpliocaenen Fauna des Landes gefunden habe. Er bemerkt dabei, das südliche Schonen sei derjenige Theil der Halbinsel, welchen das Elen mit andern aus Deutschland eingewanderten Thie- ren, nach der Ablagerung der erratischen Blöcke, zunächst betrat. In der Nähe von Lund, bei einem alten Kloster, entdeckte man ganz frische, theilweis bearbeitete Knochen des Elens. Auch selbst an verbildeten und exostosirten Geweihen fehlte es bei den Funden nicht. Uebrigens sollen nach ihm die ausgegrabenen Skelete beweisen, dass früher das Elen weit grösser gewesen sei. Wir erfahren endlich von ihm, dass es in Schonen in Folge der Gothischen Gesetze für ein schädliches Thier erklärt worden sei, welches Jedermann erle- gen konnte, weshalb es in Westgothland bald gänzlich verschwand. Fossile Elenreste Deutschlands. Aus keinem ‘andern Lande sind bisher die Funde so zahlreicher Elenreste angezeigt worden, als aus Deutschland. Das Hauptcontingent haben bisher Preussen und Mecklen- burg gestellt. Im Schleswigschen bei Wrist fand man eine Geweihschaufel (Mitthedl. des Vereins zur Verbreitung naturwissensch. Kenntnisse. 1859, 5. 70). Ueber die zahlreichen in Mecklenburg entdeckten fossilen Skeletreste des Zlens hat BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES Крим. 17 Lisch in den Jahrbüchern des Vereins für Mecklenburgische Geschichte. Jahrgg. IL. 86, V. 122, VI. 67, X. 418, XV. 362, XVI. 351, XXVI. 301, XXVII. 172, XXIX. 281 und XXXI. 120 berichtet. Ueber andere aus den Mecklenburger Pfahlbauten spricht Boll (Bericht über die Mecklenb. Pfahlb. Archiv für Nat. Jahrgg. XXI, 5. 538). Blasius (Fauna der Wirbelth. Deutschl. Säugeth. 5. 436) bemerkt, dass im Braun- schweigschen häufig fossile Reste des Elens vorkommen. Uebrigens spricht schon mein theurer Freund В. Göppert (Schlesische Provinzialblätter. 1828. St. 5, 5. 110) von Elen- geweihen, die im Torflager bei Wechelde und bei Supplingenburg im Herzogthum Braun- schweig gefunden wurden. Auch berichtet er (ebend.) von bei Burgtonna in einer Höhle entdeckten. | Bei Langwaden, einem Dorfe in der Nähe der Bergstrasse, wurde 1833 in einer Tiefe von 21 Fuss die rechte Schaufel eines Elens gefunden, welche im Darmstädter Museum aufbewahrt wird. Es ist dieselbe, welche Kaup а. а. О. Taf. IV, Fig. 6 darstellen liess, und wovon unsere Tafel II, Figur 11 eine Copie liefert. Eine bei Gräfenrheinfeld, unfern Schweinfurt, während des Maindurchstichs, in einem moorigen Gebilde, gefundene, im Würzburger Naturalienkabinet aufbewahrte, Geweihschaufel beschrieb H.v. Meyer 4. 4. О. р. 481 und liess sie Taf. XXX VII abbilden. Eine verkleinerte Copie davon findet sich bei Kaup а. а. О. Taf. IV, Fig. 2, und auf meiner Taf. II, Fig. 8. In einem Torflager der Oberlausitz, bei A dort im Lauban’schen Kreise, grub man 8° unter der Oberfläche ein Elengeweih aus, welches sich in der Sammlung der Natur- forschenden Gesellschaft zu Görlitz befindet (В. Göppert а. а. O.). — Hr. Prof. Geinitz schreibt mir gütigst: «In Sachsen ist vom Elen noch nichts gefunden worden, wohl aber in der Preussischen Niederlausitz in dem Torfmoore von Golssen. Ein fast vollständiges Ge- weih soll nach Mittheilung des dortigen Apothekers C. R. Schumann in dessen Besitz sein. Ich selbst habe es nicht gesehen». In Schlesien, unweit Massel bei Trebnitz, wurde im Jahre 1725 ein fossiles Elen- skelet in einer Tiefe von 18—20 Fuss in einem Weingarten gefunden, welches der Pastor von Massel, Herrmann, in seiner Maslographie. Oels 1729. beschrieb und abbilden liess. Fast 100 Jahre später, wie mein alter, theurer Freund R. Göppert in seiner bereits schon oben eitirten ersten paläontologischen Arbeit: Ueber fossile, in der Gegend von Witt- gendorf bei Sprottau gefundene organische Reste (Schlesische Provinzialbl. a. а. О.) berichtet, hat man in einer Mergelschicht, die unter einer 8 — 10 Fuss mächtigen Torfschicht, welche von einer 1'/ dicken Schicht von Sand- und nur '/ mächtigen von Dammerde be- deckt ist, sich befindet, ausser Resten von Mammuth, Bos, Cervus tarandus und megacerus, das Bruchstück des Geweihes eines jungen Elens nebst dem kolossalen, fast vollständigen Geweilistock eines alten Individuums gefunden. Die von ihm näher beschriebenen Reste befinden sich im Museum der Universität Breslau. Hensel in seinem Verzeichniss der fossilen Süugeth. Schlesiens (Schriften der schlesi- schen Gesellsch. für vaterl. Cultur. Breslau 1852; Froriep, Tagesberichte. г 54.11, Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 18 J.-F BRANDT, 1852. № 589, р. 110) führt in Schlesien gefundene Elengeweihe auf, deren Fundorte er nicht näher bezeichnet. Es sind wohl die von Göppert beschriebenen, wenigstens theil- weis gemeint. | Mein Freund Gehr. Göppert schreibt mir übrigens, bei Gelegenheit seiner gefälligen Mittheilungen über das frühere Vorkommen des Elens in Schlesien ($. unten): «So eben erhalte ich die Basis und einen nicht zu verkennenden verbreiterten Theil eines Elenhorns, die man in der Stadt Bunzlau, im westlichen Schlesien, in-und mit Urnen in einem heidni- schen Grabe gefunden, so viel ich weiss der erste Fund dieser Art in unserer Provinz». In Obersteier wurden Reste des Elens mit denen des Edelhirsches und Höhlenbären ° von Osc. Schmidt entdeckt (Sitzungsber. der Wiener Akad. Math.-nat. Cl. Bd. 37 p. 249). Bereits 1734 grub man bei Johannisberg in Preussen eine fossile Elenschaufel aus (Pusch, N. Jahrb. für. Miner. Jahrg. 1840, 5. 73). Der Hr. Prof. Beyrich und Dr. Kunth waren auf meinen Wunsch so gütig, meinem Freunde Ratzeburg die Ansicht der im Mineralogischen Museum der Berliner Universität aufbewahrten Elenreste zu gestatten und ihm dabei gefälligst ihre Bemerkungen zu machen. Die genannte Sammlung enthält ausser mehreren Resten von unbekannten Fundorten folgende Stücke: 1) Einen ziemlich gut erhaltenen Schädel, mit zwar zerbrochenem, aber charakte- ristischem Geweih. Derselbe wurde 1854 in der Gegend von Elbing auf der Feldmark von Schwansdorf, im kleinen Marienburger Werder, beim Ausgraben eines Mühlengrabens, in einer Tiefe von 12 Fuss gefunden. Und 2) eine einzelne, bedeutend schwere Schaufel, welche man aus einem Moorgrunde der Feldmark Lauenhagen bei Strausberg in der Mark hervorzog. Zu Folge der gütigen Mittheilungen des Hrn. Dr. Kunth wurde nach Klöden (Ver- steinerungen der Mark Brandenburg) in Berlin selbst bei einem Hausbau, an der Ecke der Kronen- und Jerusalemer Strasse, ein Elengeweih gefunden, dann auch bei der Anlage des Hamburger Bahnhofes. In der Sammlung der Berliner Bergakademie sind ferner nach Kunth Elenreste aus | dem bei Brandenburg gelegenen Torfbruch von Linum (Dr. Eck) und dem bei Magdeburg befindlichen von Wolmirstaedt aufbewahrt. Wenn daher auch Virchow in seinem trefflichen Aufsatze (Ueber die Pfahlbauten im nördlichen Deutschland) sagt, dass es an begründeten Nachrichten über das Vorkommen des Elens in Pommern und vielleicht auch in der Mark während der historischen Zeit fehle, so möchte man doch den eben angeführten Funden zu Folge. um so mehr zur Annahme ge- neigt sein, in der allerfrühesten Periode Deutscher Geschichte hätten noch Elenthiere in der Mark und wohl auch in Pommern existirt, als dieselben noch jetzt in Ostpreussen sich finden. Ueber das Vorkommen fossiler Elenreste in den Russischen Ostseeprovinzen. G. Fischer (Bulletin des nat. de Moscou. T. III. 1831. p. 155) erhielt eine bei Fellin BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 19 ausgegrabene Geweihstange eines jüngeren Elens, die er beschrieb, abbilden liess und einer eigenen Art Cervus fellinus vindizirte. Als Ueberrest eines zerfallenen Skeletes wird (Correspondenzblatt des naturforschen- den Vereins zu Riga XII. I und ХГУ. п. 5) eine in Livland gefundene Geweihschaufel erwähnt. с _Grewingk (Geologie Liv- und Kurlands 5. 111) spricht von einer bei Bühelap auf der Insel Dagden entdeckten Schaufel. In den Russich - Polnischen Gouvernements gefundene Elenreste. Ein von Pusch (N. Jahrb. für Miner. 1840 p. 70) beschriebenes, ebd. Taf. IV. A. Fig. 1 abgebildetes (auf unserer Taf. II. Figur 1 copirtes) grosses Elengeweih wurde an den sumpfigen Ufern des Bug bei Wyszkow gefunden. Im Grodno’schen Gouvernement am Flusse Swistsch hat man ein Geweih nebst einem Schädelrest entdeckt (Eichwald Lethaea ПГ p. 368). Das Akademische Museum erhielt aus Warschau eine schöne, grosse Geweihschaufel, die höchst wahrscheinlich aus Polen stammt. (Siehe Taf. II Fig. 12). Im eigentlichen Europäischen Russland entdeckte Reste des Elens. Eichwald (Leth. III ». 368) erwähnt im Gouvernement Pskow vorgekommener Geweihreste. Ein 1765 in Ingermannland gefundener Schädel, der ein stark verbildetes, mit zahl- reichen, den Blättern des Krauskohls nicht unähnlichen, knochigen Auswüchsen völlig be- setztes Geweih trägt, wurde zwar 1771 von Beckmann in den Novi Commentarii Societa- tis regiae Scient. Gotüingensis T. II. Gottingae 1772 р. 88 als Tetrapodolithus Cervi ignoti be- schrieben, jedoch das Geweih ganz richtig für ein exostosirtes Elengeweih erklärt. Es ist dasselbe, wovon Berthold (Nov. Act. Acad. Caesar. Leopold. V. XXII. P. 2 p. 431) eine . neue ausführlichere Beschreibung nebst Abbildung lieferte. Der Distriet Nerechta des Gouvermants Kostroma lieferte einen jüngern, fossilen Elenschädel, welchen Roullier (Bull. des nat. de Moscou 1846 p.389, G. Fischer’s Jubil. semisec. р. 5) einer angeblich neuen Elenart (Alces resupinatus Rouill.) vindizirte und ab- bilden liess. À Der von Fischer (Bullet. des nat. de Mosc. VIII. 1834 р. 439, Oryctogr. d. Gouv. de Moscow р. 117. T. ПТ. с.) einem Cervus savinus (Alces savinus Roullier) vindizirte Schädel wurde 60 Werst von Moskau am kleinen Flüsschen Ruta, welches in die Protva fällt, auf dem Gute eines Hrn. Savin gefunden. Das im Orel’schen Gouvernement entdeckte Geweih eines Elens beschreibt Borissjak (Bullet. des nat. de Moscou 1848 T. XXI, p. 595). Reste des Elens wurden auch im Charkow’schen Lehrbezirk ausgegraben (Czernay Bullet. des nat. de Mosc. 1851), wo es jetzt keine lebenden Elene mehr giebt. = + 20 J. Е. Brands; In der Gäsikow’schen Sammlung des hiesigen Kaiserl. Berg-Institutes finden sich fos- sile Geweihe aus dem simbirskischen Gouvernement. Die von А. у. Nordmann (Palaeont. Südrussl. р. 228) einer Alces spec. indeterminata? zugeschriebenen, aus Odessa und dem nahen Nerubaj stammenden, Reste werden von ihm zwar nur zweifelhaft als Elenreste erklärt, könnten aber doch dem lebenden Elen angehört haben (siehe unten). Fossile Elenreste in Ungarn. Nach Grossinger (Histor. phys. regni Hungariae I. р. 509) hat man in der Theiss und an andern Orten in der Erde Knochen des Elens gefunden, namentlich wohl Geweihe. Fossile Elenreste aus Sibirien. Das Museum der Akademie der Wissenschaften verdankt der Güte des Hrn. v. Tschi- chatscheff eine aus dem Altai mitgebrachte Geweihschaufel eines jüngern Elens. In demselben Museum wird ein Radius nebst der Ulna aufbewahrt, welche Hr. v. Helmersen aus einer der tscharyscher Höhlen mitbrachte (J. F. Brandt: Neue Untersu- chungen über die in den altaischen Höhlen aufgefundenen Säugethierreste Bullet. sc. de l Acad. Imp. de Science. des St.-Pétersb. (LIT. Ser.) Т. XV. (1870), Mélanges biolog. T. VII. р. 390.) : Fossile Elenreste aus der Südhälfte Asiens. Lieutenant W. E. Baker (Journal of the asiatic society of Bengal Vol. IV p. 506) hat im Haripur-Pass an der westlichen Abdachung des Himalaya gefundene, in der Sammlung von Dadupur (Cis-Sutley oder Sirhind 5 Meilen vom rechten Ufer des Jumna) aufbewahrte Reste eines grossen Wiederkäuers erwähnt und dieselben Pl. XLIV abbilden lassen. Sie bestehen aus zwei Wirbeln, einem Hinterhaupts-Condylus und einem Geweihrest. Er vin-. dizirt dieselben dem Individuum eines Elens, das die doppelte Grösse eines bullok of Hindo- stan besass, so dass es also dadurch vom europäischen abwich. Was den Fig. 1 a. b. abge- bildeten Epistropheus anlangt, so gleicht er allerdings einem Elenwirbel, während das Fig. 3 | dargestellte Geweihbruchstück als Rest einer schaufelförmigen, der des Elen ähnlichen, Geweihstange sich ansehen lässt. Die beiden letzterwähnten, aus der Zahl der von Baker abgebildeten Reste allein einigermassen charakteristischen, Stücke dürften aber doch noch nicht hinreichen um sie mit Sicherheit mit den homologen Theilen des lebenden Elens zu identifiziren. Was die Funde von fossilen Resten des Elens in verschiedenen Ländern Europas an- langt, so habe ich mich zwar bemüht dieselben zusammenzustellen und um einige in Russ- land gemachte zu vermehren, die früher so ausgedehnte Verbreitung des Elens lässt aber erwarten, dass die verschiedenen Museen Europas noch so manche Reste besitzen, über deren Fundorte bisher nichts in die Offentlichkeit drang, oder deren Bekanntmachung mir entging. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 21 Bei dem täglichen Zuwachs der so umfassenden paläontologischen Literatur und den so zerstreuten Materialien ist es fast unmöglich, selbst nur in literärischer Beziehung, einen schon mehrfach besprochenen Gegenstand, beim besten Willen, einigermaassen erschöpfend zu behandeln. Ein recht eclatantes Beispiel liefern mir die zahlreichen Collectaneen, wel- che ich seit der Veröffentlichung meiner Arbeit über die Verbreitung des Renthiers zu machen Gelegenheit fand, obgleich dieselben die gewonnenen Resultate nicht alteriren, son- dern nur erweitern und bestätigen. | Stat pro ratione voluntas! Die vorstehenden Mittheilungen dürften indessen doch in sofern nicht ganz werthlos sein, als sie eine Menge überaus zerstreuter, mühsam gewonnener, Materialien vereinen und dadurch bestimmte Nachweise für das auf fast ganz Europa ausgedehnte frühere, obgleich nur periodische, Vorkommen des Elens in solchen Ländern, wie Oberitalien, Britannien, Frankreich, Holland, Dänemark, die Schweiz, Ungarn, das eigentliche Polen und Deutsch- land, ja selbst häufig für einzelne Provinzen derselben, liefern, wo dasselbe, mit Ausnahme Ostpreussens, mehr oder weniger lange bereits vertilgt ist. Bemerkenswerth scheint mir, dass die Zahl der zeither bekannt gewordenen fossilen Elenreste bis jetzt weit geringer ist als die des Renthieres, des Mammuths, des büschelhaa- rigen Nashorns und des Höhlenbären, der Zeit- und Landesgenossen des Elens. Es lässt sich wohl dieser Umstand dadurch (wenigstens zum grossen Theil) erklären, dass man die ge- wöhnlich aus Geweihstangen bestehenden Reste mit richtigem Tacte meist dem lebenden Elen vindizirte und desshalb sie bisher weniger beachtete. Fossile Reste des Elenthiers in Nordamerika. Auffallend ist es, dass aus Amerika nur zwei Funde fossiler Elenreste bekannt wurden. Richardson (Zoolog. of the voyage of Herald p. 20) spricht nämlich von zwei Geweih- bruchstücken und einem Theile des Schienbeins und fügt gleichzeitig hinzu, dass die von Buckland im Appendix zur Voyage von Beechy Pl. ПТ, fig. 12, 13 abgebildeten beiden Knochen die Tibia und der Radius des Elens zu sein schienen. Fünftes Capitel. Ueber die Identität des Elens, dessen Reste bisher in Europa und Nordasien fossil gefunden wurden, mit den homologen Theilen des noch jetzt dort lebenden. Bevor Cuvier (Annal. du Mus. d'hist. nat. ХХХ р. 333) den Cervus euryceros seu giganteus seu megaceros als eigene, nicht mehr lebend vorhandene, vom Elen verschiedene, Hirschart genauer nachgewiesen hatte, worin ihm mit vollem Rechte alle spätern Natur- forscher, wie Blumenbach (Naturgesch. 1807. 5. 729), Hart (Descript. of the sceleton of La 22 SEI BRARD ©, fossil deer of Ireland. Dublin 1830), Hibbert (Edinb. Journ. of Sc. Apr. 1830. В. 301), Goldfuss (Nova Act. Acad. Caes. Leop. T. X. (1831) p. 455. Tab. XXXIX — ХГУ, Н. у. Meyer (ebend. T. XVI. (1832) S. 463 ff.), Owen (Brit. foss. mamm. 1846) u. A. beitraten, wurden gewöhnlich die Reste desselben nach Maassgabe der Geweihe für die des Elens gehalten. Die fossilen Reste des Elens (wohl weil sie einem noch lebenden Thiere angehörten) traten dagegen in den Hintergrund. Sogar in der nach Cuvier’s Tode erschienenen vierten Ausgabe der Recherches T. VI sind zwar (p. 143) den Resten des Cervus euryceros, dann (p. 180) denen des Renthiers, so wie des Edelhirsches (p. 187) be- sondere Abschnitte gewidmet, eine ähnliche Besprechung der fossilen Reste des Cervus Alces wird dagegen vermisst. Auch Goldfuss (a. a. O.), obgleich er die Unterschiede des Schädelbaues des Riesenhirsches von denen des Elens näher auseinandersetzte und durch Abbildungen erläuterte, schweigt über specielle Funde der fossilen Reste des Elens. Н. у. Meyer (Nov. Act. Acad. Саез. Leop. T. XVI. 1832. р. 464. ff.) scheint, so viel ich bisher ausmitteln konnte, nach Cuvier der erste gewesen zu sein, der, nachdem er die Unterschiede der fossilen Elengeweihe von denen des Cervus eurgceros genau auseinander gesetzt hatte, die ersteren als die eines Cervus Alces fossilis H. у. Meyer nicht nur näher besprach, sondern die drei ihm bekannten auf Taf. ХХХП, Taf. ХХХШ und XXX VII ab- bilden liess. Das eine davon stammte aus Irland, ein zweites aus Oberitalien und ein drit- tes aus Deutschland. Im Jahre 1840 (Neues Jahrb. f. Miner., Jahrg. 1840, p. 69 ff.) veröffentlichte Pusch, dem Meyer’s Arbeit entging, einen Aufsatz, worin er die aus Polen ihm zur Ansicht ge- kommenen fossilen Klenreste einer ausgestorbenen Elenart vindizirt, die er als _Alces lepto- cephalus bezeichnet, während er für das lebende Elen den Namen Alces platycephalus vor- ‚schlägt. Auf der seiner Abhandlung beigegebenen Tafel Ш À lieferte er übrigens Abbil- dungen mehrerer fossilen und lebenden Elengeweihe. Noch in demselben Jahre publicirte Kaup im nächsten Hefte der oben erwähnten Zeitschrift S. 166 ff. einen Aufsatz, worin er, jedoch ohne selbst neue, constante Kenn- zeichen zu geben, das fossile Flen (Cervus Alces fossilis Meyer) als Art ansieht, die Cha- raktere, wodurch Pusch das fossile vom lebenden Elen, seinem Alces platycephalus, unter- scheiden wollte, aber nebst dem Namen Alces leptocephalus mit Recht verwirft. Seinem Auf- satze ist übrigens eine Tafel beigefügt, welche, ausser den Copieen der drei von Н. у. Meyer dargestellten Geweihe, auch die Abbildung einer fossilen Klenschaufel des Darm- städter Museums und das darin befindliche Geweih eines lebenden Elens enthält. G. Fischer von Waldheim lieferte (Bulletin des nat. de Moscou. T. МТ [1831] р. 155) die Beschreibung und Abbildung einer fossilen, einem jüngern Individuum angehöri- gen, Schaufel, die er einer eigenen, untergegangenen, elenartigen Hirschart zuschrieb, welche er, wegen ihres Fundortes (Fellin, in Livland), Cervus fellinus nannte. Von demselben Naturforscher erschien (Bulletin des nat. de Moscou. T. VIII. [1834] р. 439 und Oryctogr. du Gouvern. de Moscou. р. 117. Tab. III. с.) die Beschreibung und BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 25 schöne Abbildung eines vortrefflich erhaltenen, fossilen, einem alten Individuum angehöri- gen, Schädels, worauf er gleichfalls eine ausgestorbene Art gründete, die er nach einem Hrn. Savin, auf dessen 60 Werst von Moskau entfernten Gute der Schädel entdeckt wor- den war, als Cervus (Megalocerus) savinus bezeichnete. Es ist derselbe, welchen Roullier in seinen, in der G. Fischer gewidmeten Jubelschrift (G. Fischeri de Waldheim Jubi- laeum semiseculare. Moscou 1847. fol.) abgedruckten Etudes paléontologiques р. 5 von neuem ausführlich unter der Rubrik Alces savinus beschrieb und auf seiner Tab. IT. fig. 2, Tab. ТИ. fig. 2 und Tab. IV. fig. 2 in melirern Ansichten nochmals abbilden liess. Rouillier selbst (Rapport annuaire de l'Université de Moscou. 1842; Bullet. des nat. de Moscou 1843, р. 817, ebend. 1846, р. 389, G. Fischeri de Waldheim Jubilaeum se- miseculare, р. 5) stellte auf Grundlage eines, einem jüngern Individuum angehôrigen, fos- silen Schädels als Alces resupinatus eine neue, ausgestorbene Elenart auf und lieferte in seinen, der angeführten Gratulationsschrift einverleibten, Études paléontologiques Tab. 1. fig. 1, Tab. IT, fig. 1, Tab. LIL. fig: Lund IV. fig. 1 sehr schöne Abbildungen desselben. Eichwald (Lethaca III. р. 368) nimmt einen Cervus Alces fossilis Herm. у. Meyer an, betrachtet aber Cervus leptocephalus Pusch, Cervus (Megaceros) savinus G. Fischer (= Alces savinus Roullier), ferner Cervus fellinus G. Fischer nebst Alces resupinatus Rouiller als Synonym desselben. Al. у. Nordmann (Palaeont. Südrusslands р. 226) besprach unter Alces palmatus fossilis (== Cervus Alces fossilis Herm. у. Meyer) die fossilen Reste des Elens und re- duzirte, wie schon Eichwald, Alces resupinatus Rouill., so wie Cervus (Megaceros) savi- nus G. Fischer auf Cervus Alces fossilis H. v. Meyer. Ausserdem führt er aber auch ebendas. p. 228 bei Odessa und Nerubaj gefundene fossile Reste auf, die er einer Alces species indeterminata mit einem Fragezeichen zuschreibt. Giebel (Fauna der Vorwelt. I. Abth. 5. 144) bespricht die fossilen Reste des Elens nach H. v. Meyer unter Cervus Alces fossilis. Auch Pictet (Paléontol. 2"° ed. Г. 356) hält Cervus Alces fossilis für eine eigene Art und bemerkt, indem er Pusch folgt: «Cette espèce différait de l’elan par la forme de son front». In Quenstedt’s Handb. der Petrefactenk. 2° Aufl. (1867). 5. 79 ist nur von fossilen Resten des Cervus Alces, jedoch von keiner ihm verwandten, untergegangenen, Art die Rede. Owen (Brit. foss. mamm.), Bronn (Lethaea) und Geinitz (Versteinerungskunde) schweigen gänzlich über fossile Reste des Elens. Rütimeyer (Fauna der Pfahlbauten. 5. 63) betrachtet die in der Schweiz, nament- lich häufig in manchen Pfahlbauten, gefundenen Elenreste in artlicher Beziehung als denen des noch lebenden angehörig. Dawkins und Sanford (Pleistocen. Mammal. Palaeontograph. Soc. XVIII, р. XXVT) erklären die bei Newcastle gefundene Schaufel für die des norwegischen oder amerikani- schen Elens. 24 JE BR A МЫ. In meiner ganz kürzlich erschienenen Abhandlung: Neue Untersuchungen über die in den altaischen Höhlen aufgefundenen Säugethierreste (Bullet. de РАсаа. Imp. des Sc. de St.- Pétersb. (3° Ser.) Tom. XV. [1870] p. 147 ff. und Mélang. biol. Tom. VII. p.378) ziehe ich die dem Cervus Alces fossilis, leptocephalus, Alces resupinatus und savinus, so wie fellinus zugeschriebenen Reste zu Cervus (Alces) palmatus == Cervus Alces Linn. Da den vorstehenden Mittheilungen zu Folge noch immer mehrere Naturforscher an eine eigene, untergegangene, dem Elen verwandte, Art oder wohl gar an mehrere denken, so wird es nöthig sein, den Gegenstand eingehender zu untersuchen und die einzelnen auf- gestellten, vermeintlichen Arten einer nähern Critik, und zwar in historischer Reihenfolge, zu unterwerfen. 1) Ueber Cervus (Alces) fossilis H. v. Meyer. Wie schon bemerkt, fusst Hr. v. Meyer’s Ansicht auf die drei bereits oben erwähn- ten, von ihm näher besprochenen und abgebildeten, Geweihschaufeln, wobei er offenbar von der damals herrschenden Idee ausging: die fossil gefundenen Knochenreste gehörten sol- chen Arten an, die von den lebenden verschieden seien, denn seine Mittheilungen bieten keine Kennzeichen, welche eine Differenz nachweisen. Auch fehlte es ihm an genügendem, zahlreichen Material zur eingehenden Untersuchung. Vergleichen wir die fossilen Schaufeln, welche er beschrieb und abbildete, nach Maass- gabe der verkleinerten Copien derselben auf meiner Taf. IT, Fig. 8, 9, 10, mit den dem lebenden Elen angehörigen, auf meiner Tafel I dargestellten, so ergiebt sich folgendes Resultat. Die fossilen aus Meyer entlehnten Schaufeln (siehe unsere Taf. II Fig. 8, 9, 10) ge- hören demjenigen breitschaufligen Typus des Elengeweihes an, welcher sich durch die ge- ringe (Fig. 9) oder gar nicht vorhandene (Taf. II, Fig. $ und 10), Sonderung und starke Entwickelung des Augensprosstheils in die Breite bekundet. Eine solche Geweihbildung zeigen aber nicht blos die fossilen Meyer’schen Schaufeln, sondern auch viele des leben- den Elens, so z. B. die auf meiner Taf. I Fig. 1, 12 und 16 dargestellten. — Die Meyer’- schen Schaufeln gehörten aber offenbar grössern und ältern Thieren als die von mir darge- stellten des lebenden Elens. Die nach Meyer Taf. ХХХ, Fig. 1, auf unserer Taf. II Fig. 9 dargestellte italie- nische fossile gleicht im Wesentlichen den auf unserer Taf. I, Fig. 1 aus Kaup Taf. IV, Fig. 4 copirten Schaufeln eines lebenden Elens und nähert sich der auf unserer Taf. I, Fig. 16 aus Pusch (Taf. IIT, Fig. 4) copirten, ebenfalls einem lebenden Elen angehörigen, Schaufel. Als Hinneigung zur eben genannten Schaufel, oder etwas anders modifizirte Ent- wickelungsstadien lassen sich die unter Fig. 14 und 15 auf unserer Taf. I dargestellten Schaufeln lebender Elene ansehen. Da die fossile, italienische Elenschaufel einerseits im Wesentlichen mit denen eines lebenden Elens übereinstimmt, andererseits aber nur als eine leichte Modification der lin- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 2h ken Geweihschaufel des grossen Warschauer fossilen Elengeweihes (s. unsere Taf. IT, Fig. 1) sich ansehen lässt, so weist die fragliche italienische Schaufel sowohl auf die artliche Iden- tität des Elens hin, dessen Reste man in Polen und Italien fand, als auch auf die Identität der Art, der dieselben angehörten, mit dem lebenden Elen. Die von H. у. Meyer auf Tab. XXXII dargestellte, auf unserer Taf. II, Fig. 10 copirte, irländische, fossile Schaufel lässt sich sehr wohl als eine weitere, bei einem alten Individuum erfolgte, Entwickelung einer Geweihform ansehen, als deren jugendlichern Zu- stand man die auf unserer Taf. Г, Fig. 12 dargestellte Schaufel eines lebenden Elens be- trachten kann. Die Meyer’sche irländische Schaufel bildet genau genommen nur eine leichte Modification einer grossen fossilen, deutschen, im Darmstädter Museum befindlichen, nach Kaup auf unserer Taf. II, Fig. 11 copirten. Die vonH.v. Meyer Tab. ХХХУП dargestellte fossile, in Deutschland ausgegrabene, auf unserer Taf. IT, Fig. 8 copirte, Schaufel gleicht bis auf die grössere Länge und viel geringere Breite der irischen. — Dass die grössere Längen- und geringere Breitenentwi- ckelung keine wesentlichen Abweichungen bekunden, zeigt die von mir Taf. II, Fig. 12 dargestellte fossile Schaufel aus Polen, die sich im Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften befindet, indem sie hinsichtlich ihrer langgezogenen Form und der gerin- gen Breite ihrer hintern Hälfte im Verhältniss zu der der vordern sich der fraglichen Meyer’schen Schaufelfigur nähert, mit ihrem sehr breiten vordern Theile aber der italieni- schen Schaufelfigur (3. unsere Taf. ТТ, Fig. 9) ähnelt; der von Kaup abgebildeten fossilen Darmstädter Schaufel aber (s. unsere Taf. IT Fig. 11) hinsichtlich ihres vordern (oder bes- ser Augensprosstheiles) wie ein Ei dem andern gleicht. Werden also die eben angedeuteten Beziehungen, in welchen die fossilen von H. v. Meyer erläuterten Geweihstangen zu denen anderer fossilen Geweihe, so wie zu denen des lebenden Elens stehen, näher gewürdigt, wobei natürlich die Variabilität der Elengeweihe zu berücksichtigen ist, so ergiebt sich, dass auf Grundlage derselben von keinem Cervus Alces fossilis als eigene Art die Rede sein kann. 2) Ueber Alces leptocephalus Pusch. Wir sahen bereits oben, dass Pusch im Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Jahrgang 1840 8. 69 ff. die fossilen Reste des Elens einer eigenen Art zuschreibt, der er den unpas- senden Beinamen leptocephalus, d. h. der dünnköpfigen, statt (vermeintlich) schmalstirnigen giebt. Er hatte übrigens dabei übersehen, dass bereits acht Jahre früher H. v. Meyer die fossilen Elenreste einem Cervus Alces fossilis vindizirte. Zur Aufstellung seiner vermeintlichen Art benutzte Pusch ein grosses, fossiles Geweih der Warschauer Sammlung, das er auf seiner Taf. III, A. Fig. 1 darstellen liess (siehe die Copie desselben auf unserer Taf. II, Fig. 1 nebst einer einzelnen fossilen Schaufel (man vergl. seine Taf. ГЛЛ, A. Fig. 3), dann den Schädel eines nur dreijährigen Elens (ebend. Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, VIIme Série. 4 26 У. Е. BRANDT, Fig. 6) und zwei Geweihschaufeln (ebend. Fig. 5) lebender Elene. — Sein Material war also ein sehr dürftiges. Nach der Vergleichung dieser Materialien glaubte er folgende vier Merkmale aufge- funden zu haben, wodurch sich, nach seiner Ansicht, das fossile Elen vom lebenden unter- schiede: 1) Das lebende Elen soll eine im Verhältniss breitere Stirn und weiter von einander entfernte Rosenstöcke besitzen als das fossile. 2) Der Winkel, den die obere Hinterhauptsfläche mit der Fläche der Stirnbeine und den Nasenbeinen macht, sollte beim fossilen Elen weniger stumpf sein, so dass dasselbe seinen Hals mehr aufrecht getragen habe. 3) Die Schaufeln der fossilen Art seien ganz horizontal gewesen, bei der lebenden Art etwas niederwärts nach vorn gebogen. 4) Bei der fossilen Art soll die Abtheilung der Vorder- und Hinterschaufel markirter und constanter als bei der lebenden und die Vorderschaufel bei der lebenden Art weniger ausgebildet und stets viel schwächer als bei der fossilen gewesen sein. Die unter № 1 und 2 bemerklich gemachten Unterschiede schienen ihm als die wich- tigsten. Schon im folgenden Hefte des erwähnten Jahrbuches theilte Kaup 5. 166 ff. Bemer- kungen über das fossile Elen mit. In Bezug auf die Arbeit von Pusch sagt er: «Das fossile Elen wäre von dem lebenden durch die Geweihe nicht zu unterscheiden. Die Divergenz der Rosen zwischen dem leben- den und dem fossilen Elen sei eine zu geringe, um darauf eine Verschiedenheit des Namens der fossilen Art zu begründen. Der Hauptunterschied bliebe demnach in dem verschiede- nen Winkel, welchen die Stirn und das Hinterhaupt bilden; allein selbst dann, wenn auch dieser Charakter nicht Stich halten würde, woran er jedoch zweifele, so würde das urwelt- liche Elen eine von dem lebenden verschiedene Art bilden, die sich vielleicht auf eine ähn- liche Weise unterschied wie Cervus elaphus von Cervus canadensis.» «Der Gedanke, dass von so nahe verwandten Thieren, wie die beiden eben erwähnten Hirsche, dann Bos primegenius und taurus, so wie Bos priscus und wrus die lebende Form eine Abweichung vom Grundtypus der Urwelt wäre, sei schon ausgesprochen worden, aber gewiss irrig.» Es ist dies eine Ansicht, die Kaup übrigens wohl jetzt nicht mehr vertre- ten möchte. Kaup verwirft übrigens für das von ihm für verschieden gehaltene fossile Elen so- wohl den Meyer’schen Namen Cervus Alces fossilis, als auch Alces leptocephalus und platy- cephalus Pusch, ohne jedoch einen neuen vorzuschlagen. Was mich betrifft, so scheint es mir nöthig, im Betreff der von Pusch zur Unterschei- dung des lebenden Elens von dem fossilen aufgeführten vier Charaktere folgende Bemer- kungen zu machen. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES LENS. 27 Seinen unter 1 aufgeführten Charakter gewann Pusch (ebd. р. 75), indem er den Stirntheil des Schädels eines jungen, dreijährigen Elens, den er auf Taf. III Fig. 6 abbil- .det, mit dem entsprechenden Theil eines sehr alten, fossilen ebd. Fig. 1 abgebildeten der Warschauer Sammlung verglich und daraus folgern zu können glaubte, die Stirnbeine des lebenden Elens seien breiter als beim fossilen und verhielten sich wie 1,25 : 1. Er bedachte indessen dabei nicht, dass der gegenseitige Abstand der Rosenstöcke der Geweihe, mithin also auch die Breite des zwischen ihnen liegenden Theiles des Stirnbeins, mit dem zuneh- menden Alter der Thiere sich ändern könne. In der That finde ich, dass, wie beim Edelhirsch, so auch beim Elen, die vergrösser- ten Rosenstöcke alter Thiere einander näher stehen, als die der jungen. Bei den Letztern erscheint daher auch der zwischen denselben befindliche Theil der Stirnbeine breiter, als bei den alten. Dies Verhalten sah ich sowohl bei den Stirnbeinen von lebenden Thieren, als auch bei den fossilen Elenresten (man vergl. meine ns 1, 210.215 2.3 Dil Tati, Fig. 1, 2, 3, 4, 6), so wie bei andern Hirschen. Pusch’s erster Charakter ist daher zur Aufstellung einer seien Elenart völlig unzu- lässig. Wir können also auch nicht mit Pictet sagen: Cette espèce (4. h. das vermeint- liche fossile Elen) differait de l’élan par la forme de son front. Seinen zweiten Charakter, obgleich Kaup auf denselben etwas geben möchte, finde ich ebenfalls nicht haltbar. Der Winkel, welchen das Stirnbein mit dem Hinterhaupts- winkel bildet, ändert sich mit dem Alter der Thiere, indem der Kamm der Hinterhaupt- schuppe bei den alten Thieren sich vergrössert und weiter nach oben steigt, um den zum Tragen eines starken Geweihes bestimmten Nackenmuskeln eine grössere Ausdehnung zu geben. Der genannte variable Winkel kann also kein Unterscheidungsmerkmal abgeben. Pusch’s dritter Charakter ist ebenfalls untauglich. Die Schaufeln der lebenden Elene, wie die der fossilen, bieten gewöhnlich eine mehr oder weniger horizontale Richtung. Bei beiden können sie aber auch in einzelnen Fällen шо oder weniger davon abweichen. (Man vergl. Taf. I, Fig. 1, 2, 3 und Taf. II, Fig. 1, 2, 3, 4, 5 und 6.) Endlich erscheint auch Pusch’s vierter Не ganz hinfällig. Vergleicht man nämlich die auf Taf. I, Fig. 1, 2, 3, 12, 15, 16 dargestellten, dem noch lebenden Elen an- gehörigen, Geweihe mit den auf Taf. II, Fig. 1, 2, 3, 5, 6 dargestellten fossilen, so wird man schwerlich die Constanz des Pusch’schen Charakters zu bestätigen im Stande sein. Aus Pusch’s Untersuchungen lässt sich daher ebenfalls keine dem lebenden Elen ver- wandte, aber artlich davon zu sondernde, fossile Hirschart nachweisen. 3) Ueber Cervus (Megaloceros) savinus G. Fisch. Alces savinus Roullier. — Cervus (Alces) fossilis Ir v. Meyer, Eichw. — Alces pal- matus fossilis Nordm. Wir deuteten bereits an, dass Eichwald und Nordmann den Cervus savinus Fi- * 28 У. Е. BRANDT, scher’s auf den Cervus Alces fossilis H. у. Meyer’s, oder auf einen damit identischen Alces palmatus fossilis reduziren, eine Ansicht, die nur theilweis ihre Berechtigung hat, da sie noch durch ihre Bezeichnung auf die Existenz eines von den lebenden verschiedenen fos- silen Elens hindeutet. Es scheinen mir daher auf eine solche Annahme bezügliche Bemer- | kungen nicht überflüssig. Das von hinten gesehene Geweih des Cervus savinus (s. unsere Taf. II, Fig. 5) ähnelt, wie ein Ei dem andern, dem Geweih eines lebenden Elens, welches Goldfuss (Nov. Act. Acad. Caes. Leop. Carol. T. X, Tab. 40 B) abbilden liess. Nur sind bei Goldfuss die Randzinken der Hinterschaufel viel länger; ein Umstand, der natürlich nicht in Betracht kommt, da die Länge der Randzinken sehr variirt. Das Geweih des sogenannten Cervus savinus ähnelt auch dem im Berg-Institut aufbe- wahrten grossen Geweih eines lebenden Elens, welches auf unserer Taf. I, Fig. 4 darge- stellt ist. Als jüngere Stadien der Geweihform des vermeintlichen Cervus savinus lassen sich aus der Zahl der fossilen Geweihe die auf unserer Taf. II, Fig. 2 und 3 abgebildeten an- sehen. Was die Geweihe anlangt, die jüngern lebenden Elenen angehörten, so ähneln die auf Taf. I, Fig. 14 und 15 dargestellten dergestalt denen des Cervus savinus, dass sie als jüngere Stadien solcher Geweihformen gelten können, welche bei sehr alten Thieren mit denen des Cervus savinus mehr oder weniger übereinstimmen würden. Die unbedeutenden Differenzen, welche Roullier theilweis durch minutiöse Messungen zwischen den Schädeln des Cervus savinus und fünf Schädeln des Cervus Alces, wovon vier jungen Individuen angehörten, gefunden haben will, sind so unbedeutende, dass sie keine specifischen Unterschiede begründen, sondern als blosse individuelle Abweichungen zu gel- ten haben. Uebrigens äussert sich bereits Hr. v. Nordmann über die fraglichen Schädel- differenzen in einem ähnlichen Sinne. Der Cervus (Megaloceros) savinus oder Alces savinus bildete also durchaus keine ei- gene, ausgestorbene Art, denn er lässt sich nach Maassgabe der Geweih- oder der Schädel- bildung vom gewöhnlichen Cervus Alces nicht unterscheiden. 4) Ueber Alces resupinatus Roullier. Wie wir oben sahen, reducirte Eichwald auch Roullier’s Alces resupinatus auf Cer- vus Alces fossilis у. Meyer, Nordmann aber auf seinen damit identischen ces palmatus fossilis. Der Letztere bemerkt, der Roullier’sche, nur subfossile, Schädel des Alces resu- pinatus sei mit seinem erhobenen Nasenrücken ein treues Conterfei eines ihm vorgelegenen Elenschädels. Auch ich vermag den Schädel des vermeintlichen Alces resupinatus von dem des lebenden Elens nicht zu unterscheiden. Das von Nordmann nicht in Betracht gezogene Geweih desselben lässt sich ohne Zwang auf das des lebenden Elens reduziren. Man kann es als eine Mittelform zwischen ‚den auf unserer Taf. I, Fig. 7, so wie 7 B, dann Fig. 8 und 11 dargestellten Schaufeln BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES LENS. 29 des lebenden Elens ansehen. Einer vom Hrn. Jerofejew mir gütigst mitgetheilten Schaufel ähnelt es sogar wie ein Fi dem andern. Bemerkenswerth ist auch, dass es dem auf Taf. LIT, Fig. 4 dargestellten Geweih des Balges eines jüngern amerikanischen Elens des Akademi- schen Museums gleicht, also sogar auf die Identität mit dem amerikanischen Elen hinweist. Für die Existenz eines Alces resupinatus spricht also weder der ihm vindicirte Schädel, noch das ihm aufsitzende Geweih. 5) Ueber Cervus fellinus &. Fischer. Die einzelne in Livland, bei Fellin, gefundene Geweihstange, welche G. Fischer v. Waldheim (Bullet. des nat. de Moscou. T. Ш (1831), р. 155), ebenso wie Nowv. Mem. de la Soc. des nat. de Moscou. Т. III, р. 297 erwähnt und einer neuen Hirschart Cervus fellinus (Bullet. ebd. 5. 155) vindizirt, ist ganz offenbar die eines jüngern Elens, wie die von ihm im genannten Bulletin auf Tab. II gelieferte Abbildung unverkennbar nachweist. Namentlich stimmt sie mit der von mir auf Taf. I, Fig. 2 links dargestellten, von einem lebenden Elen herrührenden, ganz gut überein. 6) Ueber Nordmann’s Alces species indeterminata? Wie oben erwähnt, beschrieb v. Nordmann (Palaeontol. Südrusslands p. 228) fossile ° Reste, die er vorläufig einer Alces species indeterminata? zuschreibt. Die fraglichen Reste sind indessen zu unvollständig, um darauf mit Bestimmtheit eine besondere Art der Gat- tung Alce zu gründen, wie dies Nordmann selbst einsah. Warum sollten aber die aus Odessa und Nerubaj stammenden, von ihm beschriebenen, Zähne dem Cervus (Alce) palma- tus durchaus nicht vindizirt werden können? Genügende Gründe gegen eine solche Verei- nigung scheinen mir bis jetzt nicht vorzuliegen. Das Elen, der Zeitgenosse und Begleiter des Mammuth und des früher bei Odessa so überaus häufigen Höhlenbären, ging in alten Zeiten bis Oberitalien; ja es lebte vor nicht gar langer Zeit noch in Galizien und wurde von Clarke am Kuban beobachtet. Warum könnte es also nicht, allerdings in sehr entfern- ten Zeiträumen, auch in dem Galizien benachbarten Bessarabien vorgekommen sein? Fand doch Nordmann bei Odessa und Nerubaj Knochen von Ursus spelaeus, Bos primigenius, - Bos priscus (bison seu bonasus), Cervus elaphus, Sus scrofa ferus, Rhinoceros tichorhinus und Elephas primigenius, also Reste solcher Thiere, welche in sehr alten Zeiten in sehr vielen Ländern nachweislich mit dem Zlen zusammenlebten. Die Zukunft muss indessen die volle Bestätigung bringen. 7) Nordamerikanische fossile Elenreste. Was die oben erwähnten, fossilen, nordamerikanischen Reste anlangt, so darf man wohl vermuthen, da, wie ich (Capitel VI) näher nachwies, das nordamerikanische Elen mit dem asiatisch - europäischen identisch ist, dass auch sie keine Grundlage zur Aufstellung einer besondern Art bilden. 30 J. Е. BRANDT, 8) Ostindische fossile Elenreste ? Es wurde zwar bereits oben bemerkt, dass ihre Deutung und Beziehung zum Elen bis jetzt noch eine zweifelhafte sei; da indessen, wie ich in meiner Abhandlung über die von Goebel aus Aderbidjan (Persien) mitgebrachten Knochenreste nachwies, zwei frühere Be- gleiter des Elens (Bos bonasus und Rhinoceros tichorhinus, wohl während der Eiszeit) bis zu dem in gleicher Breite mit Haripur liegenden Urmiasee nach Süden vordrangen, so wäre es nicht unmöglich, dass die Baker’schen Reste wahre Elenreste sein könnten. Aus den vorstehenden Mittheilungen geht also, wie ich glaube, deutlich hervor, dass die in verschiedenen pleistocenen, (diluvialen,) und alluvialen Erdschichten oder in Torf- mooren Europas gefundenen Elenreste, welche man einem Cervus Alces fossilis, einem Alces leptocephalus, savinus, resupinatus und fellinus oder Alces palmatus fossilis zugeschrieben hat, sämmtlich dem noch lebenden Elen Cervus Alces Linn. angehören; was auch von den altaischen gilt. Dasselbe dürfte auch mit den Resten der Fall sein, welche v. Nordmann einer fraglichen Alces species indeterminata vindizirt; ja es wäre vielleicht selbst nicht un- möglich, dass zur Eiszeit am Fusse des Himalaja Elenthiere lebten. Schliesslich dürfen wir aber doch noch die Frage aufwerfen, ob denn die Identität der in Europa und Nordasien gefundenen fossilen Reste mit den ihnen entsprechenden Skelet- theilen des dort noch lebenden Elens eine so bedeutende ist, dass selbst keine Racenunter- schiede zwischen den Elenen, welche in frühern Perioden lebten, und den noch jetzt vor- handenen, sich auffinden lassen. Für jetzt muss ich diese Frage, wenigstens nach Maassgabe der Geweihe, bejahen. Vergleicht man nämlich die auf Taf. I dargestellten Geweihe mit den auf Taf. II abgebil- deten fossilen, so sieht man, dass an den fossilen dieselben beiden oben (S. 13) geschilder- ten Entwickelungstypen mit ihren Zwischenstufen vorkommen, welche die noch lebenden Elene darbieten. Nach Maassgabe der auf Taf. II dargestellten fossilen Geweihe könnte man indessen vielleicht meinen, der Augensprosstheil des Geweihes habe sich bei den Elenen in frühern Zeiten häufiger als jetzt mehr in die Breite entwickelt, sei ferner öfter mit dem hintern Geweihtheil verschmolzen und habe oft eine grössere Zahl von Randzinken besessen. Ein solches Verhalten des weniger entwickelten Augensprosstheiles (man vergl. Taf. II, Fig. 4, 5, 6, 7) wäre aber nicht nur durch viel zahlreicherè Objecte als die mir vorliegenden näher zu bestätigen, sondern würde auch, wegen der vielen Mittelformen, keinen durchgreifenden Racenunterschied bieten. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 31 Sechstes Capitel. Ueber die Identität des europäisch-asiatischen und amerikanischen Elens. | $1. Ansichten verschiedener Naturforscher hinsichtlich dieses Gegenstandes. Bereits gegen Ende des vorigen Jahrhunderts beschäftigte man sich mit der Frage: ob das europäisch:-asiatische Elen vom amerikanischen (dem sogenannten Moose-deer) ver- schieden sei*). | Linné (Syst. nat. ed. 12. I. р. 92) vereint das amerikanische Elen mit dem altwelt- lichen. Buffon (Hist. nat. T. XII. p. 79) dachte eben so wenig wie Linné an eine specifische Sonderung des amerikanischen Elens vom altweltlichen, und bespricht das Elen und Ren- thier in demselben Artikel. Er hielt sogar noch (Zst. nat. Suppl. VII. р. 324) Reste des Cervus euryceros für die des Elens. Schon Hr. v. Wangenheim (Naturgeschichte des Elens in den Neuen Schriften der Gesellschaft naturforschender Freunde in Berlin. Bd. I. Berlin 1795), der das litthauische und preussische Elen in zahlreichen Exemplaren lebend und todt beobachten konnte und Elenhäute in Amerika sah, schweigt nicht nur über die Unterschiede des amerikanischen Elens vom altweltlichen, sondern erklärt dasselbe für identisch mit dem Letztern. Schreber (Säugeth. V. S. 968) führt in seiner für die Zeit ausgezeichneten Mono- graphie des Elens das amerikanische als var. В an. Cuvier (Recherch. s. 1. 088. foss. 4° éd. 8. T. VI. р. 163 und 166) betrachtete eben- falls das amerikanische und altweltliche Elen als identisch selbst in Bezug auf den Augen- sprosstheil des Geweihes. Bei Griffith (Anim. kingd. IV. p. 72) wird das amerikanische mit dem altweltlichen Elen vereint. Ebendaselbst Vol. V ist das altweltliche Elen vom amerikanischen gleichfalls nicht getrennt, sondern unter № 771 als Cervus Alces dem Subgen. Alce zugetheilt. Brandt und Ratzeburg in ihrer concisen Monographie des Elens (Mediz. Zoolog. Bd. I. S. 30. Taf. V) betrachteten das europäisch-asiatische und amerikanische als identisch. - In Cuvier’s Regn. anim. accomp. de pl. finden wir das Elen als Cervus Alces, die aus Geoffr. und Cuv. mam. entlehnte Abbildung eines jungen Thieres jedoch mit ©. alces var. américaine bezeichnet. Richardson (Faun. bor. amer. I. p. 233) zweifelt an der Identität, bis sie durch ge- nauere Vergleichungen des amerikanischen und skandinavischen Elens festgestellt sein würde, was nicht geschehen sei. *) Manche, wie Carver (Reise durch die innern Ge- | Elks und Mosedeers. Vgl. hierüber Schreber, Säugeth. genden von Nordamerica. Hamb. 1780. 5. 353 und 363), | У. р. 986. sprechen sogar von Unterschieden des amerikanischen 32 . IRENBRANDT), De Kay (Nat. hist. of New-York. P. I. Zoology. 1842. Mammal. p. 116) hält das alt- weltliche und amerikanische Elen für der Art nach identische Thiere, obgleich H. Smith bemerke, dass: «The almost complete separation of the lower part of the horns into the form of branches, in most if not all the American specimens, is a very prominent character, while a similar conformation is rare in those of Europa». Andr. Wagner (Schreb. Säugeth. Suppl. IV. 5. 343) stellt der (nach Maassgabe der angeblich beim amerikanischen Elen viel häufigern, fast vollständigen Trennung des untern Theils der Geweihe in Form von Enden) angenommenen Verschiedenheit die Meinung De Kay’s (Nat. hist. of New-York Mamm. p. 113) von der Identität gegenüber und meint: es sei wünschenswerth, dass die Frage durch directe Vergleiche entschieden werde. Es liesse sich aber wohl erwarten, dass die specifische Vereinigung ausgesprochen werden würde. Wiegmann (Abbildung und Beschreibung merkwürdiger Säugethiere , gezeichnet von Bürde, beschrieben von Brandt und Wiegmann. 10 Taf. fol. Text. 4. Das Elk) bemerkt S. 106: er lasse es, aus Mangel an Geweihen, unentschieden, ob das von H. Smith ange- gebene Kennzeichen sich blos beim amerikanischen Elenne fände. Es möchte sich indessen darauf der ganze Unterschied des Letztern beschränken. Fr. Cuv. et Geoffr. (Mammif. Livr. 34, 39), welche über die Unterscheidung des altweltlichen und amerikanischen Elens ungewiss waren, beschrieben und bildeten zwei junge amerikanische Individuen ab. Jardine (Nat. libr. Mamm. Vol. III. (1839) p. 125) beschreibt einen Alces america- nus und bildet ihn ab. Wenn er aber р. 131 bemerkt: In Europe the ЕК is less accurately known, so zeigt er die gründlichste Unkunde der deutschen Literatur. Die Arbeiten v. Wan- genheim’s, Schreber’s, A. Wagner’s, Wiegmann’s und der Verfasser der Medizini- schen Zoologie hätten ihn eines bessern belehrt. J. E. Gray Knowsley Menagerie p. 56 und Catal. of Mammal. Part. III. Ungulata Furcipeda (London 1852), p. 186 — 188) liefert eine ziemlich vollständige Synonymie des Elens, nennt dasselbe jedoch unpassend Alces Malchis mit der Bemerkung (p. 188): Er habe zahlreiche Geweihe des Elens aus Russland und Amerika verglichen, aber keinen Un- terschied zwischen ihnen wahrnehmen können. Er liefert übrigens Tab. XXVI, Fig. 1 die Seitenansicht des Schädels und Tab. XXVII die eines Geweihstockes, der im Wesentlichen dem von mir Taf. I, Fig. 13 dargestellten gleicht. Richardson (Voy. of Herald Foss. mamm. p. 104) ist geneigt, das europäisch-asia- tische und amerikanische Elen für zwei verschiedene Arten zu halten, ohne jedoch für diese Ansicht überzeugende Beweise anzuführen. Gervais (Hist. nat. de Mammif. Paris 1855. p. 214) betrachtet das alt- und neu- weltliche Elen als identisch. Seine Pl. XXXVII bietet ein sehr sonderbares Geweih. Sp. Baird (Mammals of North- America p. 631) beschreibt, besonders auf Richard- son’s Meinung gestützt, das amerikanische Elen als Alce americanus Jardine. A. Murray (Geograph. distrib. of Mamm. p. 150) meint, die Elene Europas und Ame- BEITRÂGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 33 rika’s ständen einander nah; Richardson meine: that the breath of the face is greater in the European than in the American individuals. Eine solche Annahme ist um so weniger _ von Belang, da, wie oben bei Gelegenheit der Besprechung des vermeintlichen Alces lepto- cephalus bemerkt wurde, die Stirnbreite nach dem Alter variirt. 82. Vergleichung der äussern Gestalt des europäisch-asiatischen Elens mit der des amerikanischen. Vergleicht man die Bälge der alt- und neuweltlichen Elene und die bessern Abbil- dungen derselben mit einander, so ergiebt sich, dass sie nicht nur in Bezug auf ihre allge- meine Gestalt, sondern auch hinsichtlich der Form ihrer einzelnen Körpertheile eine solche Uebereinstimmung bieten, wie sie bei verschiedenen Individuen einer Art vorkommt. Die Abbildung des alten männlichen, amerikanischen Elens bei Audubon Pl. LXXVI harmonirt in morphologischer Beziehung im Wesentlichen mit dem in unserem Museum aufgestellten alten, männlichen russisch-europäischen Elen, namentlich auch, wie wir unten bemerken werden, hinsichtlich der Geweihgestalt, so dass das Audubon’sche Elen, als etwas älteres Individuum, nur durch das grössere Geweih und die zu erwähnenden, unwesent- lichen, Modificationen derselben davon abweicht. Am Audubon’schen Exemplar erscheinen allerdings die bei unserem alten altweltlichen Elen am Kopfe und den Beinen schmutzig- weissen oder weisslichen Stellen hell rostbraun. Auch die Farbe des Rumpfes der Audu- bon’schen Figur ist hell rostbraun, statt schmutzig-gelblich-weiss, wie bei unserem alt- weltlichen Exemplare melirt. Da indessen weder der bei Griffith abgebildete Kopf (der in der Färbung mit dem unseres europäischen, männlichen alten Elens übereinkommt), noch die Figuren des amerikanischen Elens bei Fr. Cuvier eine so starke rostbraune Beimi- schung bieten, so möchte wohl die Audubon’sche Figur nur eine Varietität darstellen, die vielleicht gar beim Farbendruck einen zu rostbraunen Ton bekommen hat. Die Innen- seite der Ohren unseres alten europäischen Exemplars, wie die des Audubon’schen, ist Rostbraun überlaufen. Wie bekannt kann aber Hellrostbraun, da es zu den variabeln Тшег-. farben gehört, durch Weisslich oder Gelblich ersetzt werden. Auf die mehr oder weniger rostbraunen Tinten dürfte daher wohl kein Werth zu legen sein. Das Fell des amerikanischen Elens unseres Museums hat an den bei den alseitigken Exemplaren schmutzigweissen oder bräunlichen Stellen des Kopfes allerdings eine fast hellbraune Färbung. Die der Innenseite der Ohren desselben ist aber weisslich mit Rost- braun überlaufen, wie beim alten Männchen unseres Museums. Die Rumpfseiten sind stark mit Rostbraun, nicht, wie bei den altweltlichen Elenen, mit Bräunlich-gelb melirt. Die hel- len Stellen der Seiten seiner Beine sind hellbraun (nicht rostbraun), theilweis schmutzig- weiss. Die hinten und an den Seiten weisslichen Beine unserer alten altweltlichen Exem- 5 Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences, УПше Serie. 34 У. Е. BRANDT, plare zeigen indessen stellenweis Uebergänge zu einer solchen Färbung. Die Fr. Cuvier’- schen Figuren des amerikanischen Elens besitzen übrigens weissliche Füsse. In Betreff der Ohrfarbe ist noch zu bemerken, dass an der Audubon’schen Figur des alten amerikanischen Elens auf der Mitte der Rückseite jedes Ohrs ein stark abgesetzter, schwarzer Fleck wahrgenommen wird, während an den beiden liegenden Figuren der Au- dubon’schen Tafel die ganze Hinterseite der Ohren schwarz erscheint, eine Färbung, die weder an unserem amerikanischen Felle, noch an einer der andern Abbildungen des ame- rikanischen Elens sichtbar ist und auch allen von mir beobachteten europäischen Exempla- ren fehlte. Es fragt sich also, ob wirklich die alten amerikanischen Elene den fraglichen schwarzen Ohrfleck besitzen. (? !) Die Farbe der Mähne des Rückens scheint beim amerikanischen Elen sehr abzu- ändern. Pennant (Arct. 2001.) nennt sie lichtroth, Harlan dunkel und Jardine of a fown colour *). In der bei Jardine befindlichen Abbildung ist sie rostbraun, am Winterkleide der F. Cuvier’schen Figur rostgelb, bei Audubon nur am Grunde rostfarben, während unser altes europäisches Männchen am Grunde derselben eine leichte Spur dieser Färbung bietet. Unser amerikanisches Elenfell hat übrigens, ähnlich einem unserer jüngern europäi- schen Elene, eine braunschwarze Mähne. Einen bei unserem amerikanischen Elenfell von der Mähne sich fortsetzenden, deut- lich abgesetzten, bei Audubon und an unsern beiden alten europäischen Exemplaren (d.h. dem Männchen und Weibchen) fehlenden, schwarzen Rückenstreifen finde ich auch bei ei- nem unserer jüngern Elene, nur ist er kürzer und weniger intensiv gefärbt. Die Intensität der Farbe des Rückenstreifens nimmt übrigens bis zum Erlöschen auch bei andern Säuge- thieren ab. Dem erwähnten Rückenstreifen kann übrigens, da er sowohl beim altweltlichen als beim amerikanischen Elen vorkommt oder fehlt, keine Bedeutung zugeschrieben werden. Ein unter dem Rückenstreifen unseres amerikanischen Elens bemerkbarer, sehr brei- ter und langer, hellrostbrauner, auf den Rumpfseiten befindlicher, Streifen wird auf einem unserer russischen Felle nur schwächer und mehr gelblich wahrgenommen, ja ist auch über den Schultern unter der Mähne bei unserem alten Weibchen schwach angedeutet. Nach De Kay (a. a. O.) soll die Farbe des Körpers des amerikanischen Elens oben gelblichbraun, die Ohren aber gräulich (also ohne den oben besprochenen schwarzen Fleck), wohl im Sommer, sein, während im Winter der Kopf, Hals und die ganze Oberseite schwarz wären. Genau genommen dürften also auch die oben besprochenen Färbungsverhältnisse keine constanten Unterschiede des amerikanischen Elens vom altweltlichen bieten. Der Umstand, dass die nackten Stellen auf der Oberlippe bei manchen Thierarten unterscheidende Charaktere liefern, veranlasste mich, auch bei unsern Elenfellen die Ge- *) Eine solche Färbung der Mähne kann übrigens | bei lange in den alten uns aufbewahrten Exempla- auch durch Verbleichen von Schwarz oder Dunkelbraun | ren entstanden sein. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 35 stalt der in der Mitte der Oberlippe befindlichen schwarzen, haarlosen Stelle zu vergleichen. Ich fand dieselben (siehe die untenstehenden Figuren) beim alten russischen Männchen (A) und Weibchen (В) löffel- oder spatelförmig, bei einem jüngern russischen Exemplar (С) weinglas-ähnlich, oben schwach stumpfwinklich, beim amerikanischen Fell aber (D) hut- pilzförmig, oben breiter und stärker gewinkelt. Die Gestalt der kahlen Stelle beim jüngeren A B С D IN 74 ) 7 УС ce (Lo | russischen Elenexemplar (С) macht es jedoch zweifelhaft, dass die amerikanischen Elene’con- stant eine pilzförmige, nackte Stelle haben, was künftige Beobachtungen entscheiden müssen. Da zur Unterscheidung der Hirscharten die Geweihe eins der Hauptkennzeichen ab- geben, so musste denselben zur Entscheidung der Frage über die Differenz oder die Iden- tität des amerikanischen Elens eine ganz besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Ich zog daher nicht blos die zahlreichen, mir vorliegenden, Exemplare derselben zu Rathe, sondern benutzte auch die von andern bildlich dargestellten, und gelangte auf diese Weise zu folgenden Ergebnissen. Der bei Cuvier (Rech. 3. 1. 033. foss. Pl. 165, Fig. 24) dargestellte, auf unserer Taf. Ш, Fig. 9 copirte (wie es scheint einem canadischen Elen angehörige), Geweihstock gleicht der Schaufel eines hiesigen Elens, die ich auf Taf. I, Fig. 12 darstellen liess und noch mehr der ebendaselbst mit Fig. 10 bezeichneten aus Blasius (Fauna der Wirbelth. Deutschl. 5. 437) copirten Schaufel des altweltlichen Elens. Die von Cuvier, ebd. Fig. 25, gelieferte Schaufelfigur (siehe die Copie auf unserer Taf. III, Fig. 10) steht offenbar in der Mitte zwischen unseren unter Fig. 10 und 13 auf- geführten, aus Blasius (a. a. О.) auf unserer Taf. Г copirten, Schaufeln und ähnelt den Ge- weihschaufeln des bei Gervais (Hist. des mammif.) dargestellten Elens. Cuvier’s canadische Schaufel (ebd. Fig. 26), deren Copie man auf unserer Taf. III, Fig. 5 findet, lässt sich sehr wohl als eine Mittelform zwischen den beiden auf unserer Taf. I, Fig. 13 und 14 abgebildeten Schaufeln des altweltlichen Elens betrachten. Cuvier’s, ebd. Fig. 27, dargestellte, auf unserer Taf. III, Fig. 7 copirte, Schaufel ist offenbar nur eine Modification der auf unserer Taf. I, Fig. 14 und 15 wahrnehmbaren Schaufeln. Cuvier’s Fig. 28 führt uns die von mir Taf. III, Fig. 8 copirte Schaufel eines cana- dischen Elens zur Ansicht, die hinsichtlich ihres untern Augensprosstheils unserer aus * 36 J. Е. BRANDT, Blasius copirten Geweihschaufel eines europäischen Elens Fig. 14, Taf. I gleicht in Bezug auf ihren Endtheil aber nur eine, durch vorgeschrittenes Alter des Individuums bedingte, Modification unserer unter Fig. 15, Taf. I dargestellten ist. Die aus Baird (Mamm. of Northamerica) auf unserer Taf. ПТ. Fig. 4 copirte Schau- fel eines jungen amerikanischen Elens stimmt im allerwesentlichsten mit der auf unserer Taf. I, Fig. 8 aus Blasius copirten und stellt hinsichtlich ihres Endtheils eine Zwischen- stufe zwischen unseren Taf. I unter Fig. 7 und 9 dargestellten Schaufeln dar. Die ebenfalls aus Baird entlehnte, auf meiner Taf. III, Fig. 6 abgebildete, Schaufel eines amerikanischen Elens, welche von den aus Cuvier (Zech.) von mir entlehnten Schaufeln des canadischen Elens durch die langen Zinken des nur am Grunde erweiterten Augen- sprosstheils abweicht, steht in ihrer Gesammtbildung den auf Taf. I. Fig. 13 und 14 dar- gestellten Schaufeln des altweltlichen Elens viel näher, als den nach Cuvier auf unserer Taf. III, Fig. 5, 7, 8 und den nach einem Exemplar des Museums der Kaiserlichen Aka- demie der Wissenschaften ebd. Fig. 1 dargestellten amerikanischen Geweihschaufeln. Die mit langen Zinken versehene Endhälfte des Augensprosstheils ist gleichsam eine Mittelstufe zwischen der mit langen Zinken versehenen Schaufel Fig. 13 und dem der gleichfalls alt- weltlichen Fig. 14. Die Baird’sche Schaufel ähnelt aber auch, mit Ausnahme ihres mit längern Zinken versehenen Augensprosstheils, unserer Fig. 15 auf Taf. I *). Die linke Schaufel des Geweihes des Balges unseres amerikanischen Elenthieres un- serer Taf. III, Fig. 2 gleicht bis auf die variabele Richtung der Zinken und des an der Spitze gespaltenen Endzinkens der auf unserer Taf. I, Fig. 7 abgebildeten russischen Schaufel. Was die Spaltung der Endzinken und die Richtung der Zinken anlangt, so findet sie sich bei einer andern Schaufel aus dem Nowgorod’schen Gouvernement, die ich Hrn. Jerofejew verdanke, und die bis auf den längern Basaltheil der linken Schaufel des Balges unseres amerikanischen Elenthiers sehr ähnlich sieht. — Das fragliche amerikanische Ge- weih ähnelt übrigens auch hinsichtlich seiner linken Schaufel dem bei Jardine (Natur. Librar. III, Pl. 5) dargestellten; nur bietet letzteres eine unwesentliche, kleine, accessori- sche Zinke. Vergleicht man das auf unserer Taf. III, Fig. 1 dargestellte sehr grosse, im Museum der St. Petersburger Akademie befindliche, amerikanische, in Bezug auf Schaufelgestalt heteromorphe, Geweih mit einem auf unserer Taf. I, Fig. 4 in gleicher Grösse dargestellten, ebenfalls beträcktlichen, altweltlichen, mit fast ganz symmetrischen Schaufeln versehenen, des hiesigen Berginstitutes, so erscheinen die Basaltheile des Geweihes des letztern kaum kür- zer, als beim amerikanischen. Beim amerikanischen ist übrigens der Basaltheil der rech- *) Der lange Basaltheil der Taf. 111, Fig.6 dargestellten, | so wie das von Audubon auf PI. LXXVI dargestellte aus Baird copirten, Schaufel kann indessen keineswegs | Exemplar eines alten Exemplares nachweisen. Das eben- für ein Unterscheidungszeichen des amerikanischen Elens | daselbst Figur 2 dargestellte Geweih des amerikanischen genommen werden, wie die kurzen Basaltheile der auf | Elen-Exemplares des Museums der Kaiserlichen Akade- unserer Tafel III, Figur 1, 4, 5, 7, 8, 9, 10 dargestellten | mie der Wissenschaften zeigt übrigens einen rechten, Geweihtheile amerikanischer Elene nebst den Geweihen, | kürzern und einen linken, etwas längern Basaltheil. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 37 ten Schaufel kürzer, als der der linken. Das Ende des Augensprosstheils der linken Schau- fel des amerikanischen Geweihes entspricht gestaltlich ganz dem der linken Schaufel des altweltlichen. Der Augensprosstheil der rechten Schaufel zeigt eine abweichende Gestalt. Der, wie beim altweltlichen, eine enorme Schaufel darstellende Endtheil des amerikanischen Geweihes weicht von dem des altweltlichen dadurch ab, dass die unterste Zinke desselben stark abgesetzt erscheint. Die auf Taf. I, Fig. 13 und 15 abgebildeten altweltlichen, nur jüngern Schaufeln zeigen indessen eine ähnliche Bildung. Das sehr grosse amerikanische Geweih des Museums unserer Akademie weicht daher von manchen altweltlichen nur durch solche sehr unwesentliche Merkmale ab, die man als in den Variationskreis der Elengeweihe fallende ansehen kann. Der bei Griffith (Animal. kingd. IV) abgebildete Kopf eines amerikanischen Elens trägt ein Geweih, welches dem (siehe Seite 11) unseres grossen, im Museum der Akade- mie aufgestellten, altweltlichen Elens hinsichtlich seines linken Geweihstockes ähnelt. Dasselbe Aehnlichkeits-Verhältniss bietet Audubon’s Fig. Pl. LXXVI, nur dass bei ihr der rechte Geweihstock einen gespaltenen Augenspross (statt eines einfachen) bietet und der Hintertheil des Geweihes acht Zinken (statt fünf).besitzt. Ferner ist beim rechten Geweihstock der Audubon’schen Figur der Augenspross nur zwei- (nicht dreizinkig) und der Endtheil achtzinkig (nicht fünfzinkig). — Audubon’s Exemplar ist entschieden ein älteres, woraus sich die grössere Zinkenzahl des Endtheiles des Geweihes erklärt. Endlich gleicht das von Richardson (Zoolog. of the Voyage of Herald Fossil. mamm. PI. XXII) dargestellte Geweih seines vermeintlichen Alces muswa nicht blos den auf un- serer Taf. III, Fig. 7, 8 abgebildeten amerikanischen Geweihstöcken, sondern auch den auf unserer Taf. I, Fig. 1, 12 und 15 abgebildeten lebenden altweltlichen, so wie den Taf. II, Fig. 1, 9, 12, und ganz besonders den ebendaselbst Fig. 10 und 11 repräsentirten fos- silen, europäischen. Werfen wir einen vergleichenden Gesammtblick auf die altweltlichen Geweihe unse- rer Taf. I und auf die Taf. ПТ abgebildeten amerikanischen, und ziehen dabei das über die bei Griffith nnd Richardson dargestellten Geweihe Bemerkte in Betracht, so ergiebt sich, dass auch die Geweihe des amerikanischen Elens hinsichtlich der Gestaltung des Au- gensprosstheils dieselben Entwickelungsstufen darbieten, wie die altweltlichen. Auch fand De Kay im New-Yorker Museum mehrere amerikanische Elengeweihe ohne abgesetzte Augensprossen. Die Geweihbildungen des amerikanischen Elens zeigen daher nicht einmal darauf zu begründende sichere Racen-Kennzeichen. Es wäre indessen doch möglich, dass in Amerika die bleibende Sonderung des Augensprosstheils häufiger vorkäme, als in Europa oder Nordasien, worüber künftige, an zahlreichen Geweihen anzustellende, Beobachtungen die Entscheidung zu liefern haben. Für jetzt möchte ich es jedoch nicht bejahen. Der Vergleich der auf Tafel III dargestellten Geweihe des amerikanischen Elens mit den auf Tafel II abgebildeten fossilen, altweltlichen, liefert im Wesentlichen dasselbe für die Annahme einer einzigen Elenart sprechende Resultat. 38 JAMBE END ÉTÉ Es kann daher, nach Maassgabe der Geweihbildung, von einem Alces americanus oder einem Alces muswa eben so- wenig die Rede sein, wie von einem Alces fossilis u. s. w., son- dern nur von einem Cervus Alces Linn. seu Alces palmatus auct. Was den Knochenbau des Elens anlangt, so wird man wirkliche Unterschiede des amerikanischen Elens vom europäischen vergebens in der ziemlich ausführlichen Beschrei- bung suchen, welche Richardson (a. a. O.) vom Skelet des amerikanischen Elens lieferte. Seine Vergleiche beziehen sich mehr auf die Unterschiede des fraglichen Skelets von Dos, Tarandus und den andern Hirschen, als auf den Nachweis der Abweichungen der Skelete des europäischen und amerikanischen Elens. Uebrigens werden von ihm nur die geringere Breite des Maxillartheils des Schädels und die Gestalt der Nasenbeine als Abweichungen des amerikanischen Elens vom europäisch-asiatischen angedeutet. Leider steht mir vom amerikanischen Elen nur die Hirnkapsel des Schädels nebst einem kleinen Theile des Gesichtstheiles zu Gebote. An der Hirnkapsel, so wie am Gesichts- theil vermochte ich indessen durchaus keine specifischen Unterschiede des amerikanischen Elens vom europäischen zu entdecken. Die von Richardson (p. 104) angegebene gerin- gere Breite des Maxillartheils des Schädels des amerikanischen Elens kann ich daher auch nicht bestätigen. Die Breite des Schädels richtet sich übrigens nach dem Alter. Bei jün- gern Thieren ist er breiter. Die Nasenbeine des europäischen Elens, wie ich an mehrern Schädeln verschiedenen Alters beobachtete, sind breiter oder schmäler. Ihre ganze Oberseite kann gewölbt er- scheinen und sich allmählich abdachen, oder ihre abgeplatteten, ebenen Seitentheile kön- nen plötzlich nach unten sich senken. Auch die Nasenbeine bieten demnach keineswegs jenen Unterschied von dem des amerikanischen Elens, worauf Richardson hindeutet. Der Atlas unseres amerikanischen Elens stimmt ganz mit dem des altweltlichen. Das- selbe gilt von den bei Richardson Pl. XX und XX]J dargestellten drei Halswirbeln. Den auf Pl. XXIV bei Richardson abgebildeten Radius mit der Ulna, so wie das ebendaselbst von seiner Hinterfläche dargestellte Os metacarpi mit den Knochen der Afterzehen des amerikanischen Elens vermag ich ebenfalls nicht von den entsprechenden Theilen des euro- päischen zu unterscheiden. Fragen wir nun schliesslich: ob den vorstehenden Untersuchungen zu Folge das ame- rikanische und europäische Elen sich durch sichere, namhafte Kennzeichen als echte Arten unterscheiden lassen, so müssen wir dies verneinen. Die oben angegebenen Farbendifferen- zen, namentlich die mehr rothbraunen oder braunen Tinten, des amerikanischen Elens fal- len nicht ins Gewicht, da sie theilweis von den Jahreszeiten und vom Alter, so wie auch von climatischen und Nahrungsverhältnissen abhängen, ja selbst möglicherweise alten, ver- blichenen Exemplaren ihren Ursprung *) verdanken können. Der schwarze Ohrfleck, selbst *) Man hat bisher diesem Umstande nicht die gehörige | u. s. у. oft und lange dem Licht ausgesetzt werden, pfle- Aufmerksamkeit geschenkt. In Museen, worin die Säuge- | gen nach 25 bis 30 Jahren die Farben der aufgestellten thiere durch climatische Verhältnisse, häufige Besuche | Exemplare so verändert zu sein, dass sie für wissenschaft- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELEnSs. 39 wenn ihn die alten Männchen constant wirklich besitzen sollten, was sehr zweifelhaft ist, kann nicht als Kennzeichen des amerikanischen Elens gelten, da er den Weibchen zu feh- len scheint. Eher liesse sich vielleicht die oben stark gewinkelte (beim altweltlichen Elen oben gerundete) nackte Stelle der Oberlippe des amerikanischen Elens, wenn sie stets nur bei ihm so gestaltet wäre, wie an unserem amerikanischen Felle, wenn sie ferner nicht nach dem Alter oder der in den verschiedenen Jahreszeiten variirenden Behaarung der Ober- lippe ebenfalls abändert und sich dadurch der des altweltlichen nähert, als Merkmal be- trachten. Es wären indessen auch diese, noch einer weitern Bestätigung bedürftige, Ab- zeichen um so unwesentlicher, da sich nach alleiniger Maassgabe derselben das amerika- nische oder europäische Elen oder beide nur als Product einer sehr beschränkten natür- lichen Züchtung betrachten liessen; eine Ansicht, die uns veranlassen würde, sie nur als Varietäten oder Racen einer Art anzusehen. Für die Annahme der specifischen Einheit des europäisch-asiatischen Elens spricht indessen auch die Gleichartigkeit der circumpolaren, in die subboreale übergreifenden Säugethierfauna Amerikas und Nordasiens, welche Continente wohl, wie es scheint, zu jener so fernen Zeit zusammenhingen, als das noch jetzt mittelst der Polargrenze seiner Verbreitung in dieselbe eingreifende Elen, in viel nördlicher als seine gegenwärtigen Wohn- sitze gelegenen Gegenden gleichzeitig mit den Gliedern der miocänen Polarfauna zuerst aufgetreten sein möchte. (Siehe Capitel VII.) Siebentes Capitel. Ueber die frühste geographische Verbreitung des Elens und seine muthmaassliche Urheimath. Bekanntlich erlitten, wie wir aus den bisherigen paläontologischen Ergebnissen fol- gern dürfen, die Faunen unseres Planeten im Verlaufe grosser Zeiträume durch physika- lische und terrestrische Einwirkungen oder den Einfluss des Menschen und seiner fort- schreitenden Cultur mannigfache Veränderungen, die sich theils durch die Auswanderung von Arten aus ihren Wohnsitzen, theils durch ihr dortiges Aussterben oder ihre allmäh- liche Vertilgung kund gaben. Es wird also diesem Verhältniss die ihm gebührende Rück- sicht zu schenken sein. Die Untersuchungen über die geographische Verbreitung eines Thieres werden daher nicht blos die Gegenwart, sondern auch, ja nicht selten oft mehr, zuweilen selbst ausschliesslich, nach Möglichkeit auch die Vergangenheit und die damit zusammenhängende Frage über seine Urheimath zu berücksichtigen haben, so weit sie sich direct durch fossile Reste oder schriftliche Aufzeichnungen, oder indirect aus darauf fus- senden Schlussfolgerungen nachweisen lässt. liche Untersuchungen nicht taugen. -Die grossen Samm- | solche, für Untersuchungen bedenkliche, Exemplare in lungen Europa’s besitzen nach meinen Erfahrungen | grosser Menge. 40 У. Е. BRANDT, Wenn wir nun einen Gesammtblick auf das, entweder nur durch fossile Reste docu- mentirte, oder durch die Beobachtung lebender Exemplare nachgewiesene, Vorkommen des Elens werfen, so finden wir, dass dasselbe gerade zu denjenigen Thieren gehört, deren ehedem so ausgedehntes Verbreitungsgebiet im Laufe verschiedener Zeiträume sehr nam- hafte Veränderungen erlitt, Veränderungen, die sich nach meiner Ansicht, wie wir unten sehen werden, auf drei, oder genauer genommen wohl auf vier, Phasen oder Perioden der Existenz der Elenspecies zurückführen lassen. Der Umstand, dass die Reste der Elene, der Bewohner gemässigt-borealer oder bo- realer Ländergebiete, in Europa erst in den diluvialen oder alluvialen Ablagerungen gefun- den wurden, führte zu der häufig noch jetzt geltenden Annahme, dass sie erst seit der Diluvialzeit existirt hätten, also diluviale oder sogenannte quaternäre Thiere derjenigen Länder seien, worin sie noch jetzt leben, oder worin man bisher ihre Reste entdeckte. Die neuern Fortschritte auf dem Gebiete der Paläontologie gestatten es indessen nicht, sich bei dieser Annahme zu beruhigen, sondern geben vielmehr, wie mir scheint, Veran- lassung zur Erörterung folgender Fragen. Waren die Elene ein neues Schöpfungs - oder nach Darwin’s Theorie ein natürliches Züchtungsproduct der Diluvialzeit derjenigen Län- der, worin sie noch jetzt leben, oder in denen man ihre Reste findet, oder gelangten sie durch Einwanderung aus andern Ländergebieten in dieselben, so namentlich nach Europa, so wie in die gemässigtern Theile Asiens und Nordamerikas? Wenn nun aber das Letztere der Fall war, welche Gebiete bewohnten sie früher? Für die Annahme, dass sie als ein zur Diluvialzeit erschienenes neues Schöpfungs- product betrachtet werden könnten, spricht zwar, dass erst in den diluvialen und alluvialen Erdschichten Europas, nicht in ältern, ihre Reste gefunden wurden. Dass sie aber erst zu jener Zeit in Europa als neue Schöpfungen auftraten, dafür fehlen alle Beweise. Wir ver- mögen uns auch überhaupt von einem so plötzlichen Auftauchen so grosser Thiere, wie das der Elene und anderer ihrer Faunengenossen, als Ersatz anderer, untergegangener, gar keine Vorstellung zu machen. Auch können wir uns nicht wohl denken, dass ein bereits ziemlich rauhes Clima, wie das der Diluvialzeit, neue grössere Säugethiere habe produciren können. Es erscheint wenigstens die Hypothese plausibeler, dass die Entwickelung der Organismen, namentlich der höhern, unter günstigern climatischen Bedingungen erfolgte, als sie die Diluvialzeit bieten konnte. Was die zweite muthmaassliche Hypothese anlangt, dass sie in Europa, Asien und Amerika nach und nach als natürliches Züchtungsproduct anderer Formen aufgetreten sein möchten, so erscheint sie zwar plausibeler. Es fehlen jedoch für sie die lediglich durch paläontologische Funde zu liefernden Beweise. Nirgends hat man in irgend einer mit ihrem Auftreten gleichzeitigen oder ältern Ablagerung solche Reste entdeckt, die Thierformen angehören, aus denen Elene u. s. w. sich ableiten liessen. _ Wären die Elene aus der Umwandlung einer hirschartigen oder den Hirschen ver- wandten Form erst in der Diluvialzeit entstanden, so würde man wohl, wenn auch nur ge- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ÉLENS. 41 ringe, Spuren von Knochenresten schon entdeckt haben, welche Andeutungen einer solchen Transformation zu liefern vermöchten. Erwägt man übrigens näher, was oben bereits hinsichtlich der grossen Uebereinstim- mung der fossilen Reste des Elens mit den homologen Theilen lebender Individuen, dann über seine ganz eigenthümlichen, morphologischen und biologischen Verhältnisse bemerkt wurde, Verhältnisse, die uns veranlassen, das Elen (ebenso wie das Renthier) für einen eigenthümlichen, für ein mehr nördliches Clima bestimmten, Urtypus der hirschartigen Thiere zu halten, so dürfte an complieirte Umbildungen seiner Stammform wohl überhaupt nicht zu denken sein. Am wenigsten möchte eine solche zur Diluvialzeit, oder während der Eisperiode statt gefunden haben, wenn auch Jaeger und Bessels (Petermann’s Mit- theilungen. 1870. III. p. 84), ohne freilich Beweise dafür anzuführen, die Meinung aus- sprechen: «viele Thiere der gemässigten und kalten Zonen hätten den umformenden Ein- fluss der Eiszeit über sich ergehen lassen» und sogar noch die, mit der frühern Existenz einer hochnordischen miocänen Flora völlig unvereinbaren, Sätze hinzufügen: «Die tropi- schen Formen seien für die ältern, die nördlichen für die jüngern zu halten. Die Tropen spielten die Rolle einer Arche Noä für viele alterthümliche Formen». Was die von mir untersuchten zahlreichen Schädel vom Zrhinoceros tichorhinus, des Zeit- und Landesgenossen des Elens, und die mir bekannten Elenreste selbst anlangt, so liefern sie keine Beweise für die Transformation der genannten Thierformen während der Eiszeit. Es müssten sich sonst wohl mindestens kenntliche Racen- Unterschiede unter den fraglichen Resten haben wahrnehmen lassen, was jedoch nicht der Fall ist. Sind wir, wie ich am Schlusse meiner Monographie des Hyrax zeigte, genöthigt, nicht eine oder wenige Gattungen und Arten, sondern sehr viele Stammformen von Thieren, we- nigstens beim jetzigen Standpunkte unseres Wissens, anzunehmen, so lassen sich das Elen nebst dem Rennthier, ja selbst noch andere Hirschformen sehr wohl als ursprüngliche Art- typen ansehen. Allerdings existiren auch solche vermeintliche Hirscharten, die einander so р nahe stehen, dass sie als durch eine Art von Züchtungsprozess entstandene angesehen werden können. Selbst Jaeger und Bessels, welche (a. а. О. р. 82. ff.) den Versuch machten, nach Darwin’s Prinzipien einen möglichst - einheitlichen Ursprung der Hirsche nachzuweisen, fanden, wie bereits oben im Abschnitt über die typische Ursprünglichkeit des Elens be- merkt wurde, im Betreff des Ælens und Renthiers Schwierigkeiten für ihre, wie mir scheint, auch hinsichtlich der meisten andern Hirschtypen keineswegs befriedigende, wenn auch immerhin oit geistreichen, Hypothesen. Wenn nun also das Auftreten der Elene zur Diluvial- und Alluvialzeit weder in Folge einer neuen Thierschöpfung, noch eines natürlichen Züchtungsprosses nachgewiesen werden kann, so darf man die Frage aufwerfen, ob nicht das Erscheinen derselben viel natur- gemässer und einfacher auf einem andern Wege sich erklären lässt. Wir wenden uns daher Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIlme Serie. 6 42 J.'F:,BRANDT,; \ zur Erörterung der bereits oben angedeuteten Frage: Wanderten nicht die Elene zur Zeit der diluvialen und alluvialen Ablagerungen in Europa aus andern Ländergebieten ein? Dass Thiere durch Einwanderung oder allmähliche Erweiterung der Grenzen ihrer Wohngebiete an geeigneten Punkten der Erdoberfläche nicht blos periodisch, für bestimmte Zwecke (Brutpflege), wie die Wandervögel, sondern auch constant, sich ansiedeln *), dass dies selbst von solchen geschieht, die keine regelmässigen Wanderungen unternehmen, ist eine bekannte Thatsache. Einzelne Arten, wie Mus decumanus, sind durch allmähliche, weit ausgedehnte Ansiedlungen sogar zu cosmischen Arten geworden. Selbst die hirschartigen Thiere verlassen ihre Wohnorte, wenn benachbarte Gegenden ihnen eine bessere Aesung u. 5. w. bieten, oder wenn sie aus ihren Aufenthaltsorten vertrieben werden. Vor wenigen Jahren siedelte sich z. В. sogar im St. Petersburger Gouvernement (das nachweislich keine Rehe besitzt, und so weit die, freilich überaus neuen, geschichtlichen und naturhistorischen Nachrichten reichen, in der jüngsten Periode nicht mehr beherbergte) ein kleines Rudel derselben an. Was die Elene anlangt, so wissen wir, dass sie zu Anfange des Sommers sich in die nahen sumpfigen Gegenden begeben, im Herbst aber in die Wälder zurückkehren, dass sie also genau genommen periodisch wandern. Es musste daher gerade ihnen die Aus- wanderung, namentlich unter der Form weiter ausgedehnter Ansiedelungen, um so leich- ter werden, wenn in einzelnen von ihnen bewohnten Gegenden physikalische oder terrestri- sche Veränderungen erfolgten, welche ihre Lebens- und Ernährungsweise benachtheiligten, oder wenn die Zahl ihrer Individuen sich so sehr vermehrte, dass es an reichlicherer Aesung zu fehlen begann. Gerade die früher (namentlich zur Diluvialzeit) in Europa unendlich weiter ausgedehnten Wälder und Sümpfe boten aber den nach Westen wandernden Wald- thieren passende Aufenthaltsorte, und eine für ihre Ernährung geeignete Pflanzendecke, die sie übrigens nur mit ihren Faunengenossen zu theilen hatten, da die frühern Bewohner der Gebiete, worin sie sich ansiedelten, die Thiere der wärmern Miocänperiode Süd- und Mitteleuropas, bereits untergegangen oder wenigstens im allmählichen Aussterben begriffen waren. Wir können daher wohl nicht anstehen die Einwanderung von Thieren, und nament- lich auch die der Elenthiere, für den plausibelsten Erklärungsgrund ihres Erscheinens in Europa gelten zu lassen. Da jedoch, wie man wohl mit Recht annehmen darf, die oben er- wähnten Veränderungen an den Aufenthaltsorten der Thiere, so wie die Vermehrung der Individuenzahl derselben, nicht plötzlich geschahen, so dürften wohl die Einwanderungen in Europa nur nach und nach, während grosser Zeiträume, erfolgt sein. Die hauptsächlichste Veranlassung der Einwanderung der Elene in Europa dürfte aber wohl die Erkältung des Nordens in Asien während der Vereisungsperiode und die in Folge derselben veränderte Temperatur und Pflanzendecke gewesen sein. Vom Hochnorden Asiens und des östlichsten Nordens von Europa wissen wir jetzt durch F. Schmidt (Bulletin de P Acad. Imp. des Sc. de St.-Pétersb. 3° série. T. XIII, Mel. *) Man vergleiche hierüber die beachtenswerthen, wenn auch gedrängten Frörterungen Bronn’s (Hand- buch einer Geschichte der Natur. Bd. II. 5. 205 f.). BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 43 biol. VT, p. 675) und Ruprecht (Brandt, Bericht über die zur Bekanntmachung geeigneten Sitzungsberichte der königl. Preuss. Akademie der Wissensch. а. 4. J. 1846. 8. 224 jf.), dass in frühern Zeiten die Waldgrenze nachweislich bis zum Eismeersaum sich ausdehnte, Es lebten aber zu jenen Zeiten dort Mammuthe und büschelhaarige Nashörner, wie dies die dort an den Fluss- und Seeufern aus dem gefrornen Boden aufgetauchten Leichen dersel- ben beweisen, welche in jenen Ländergebieten im Schlamme der Ufer der grossen Süss- wässer versanken, der sich in eine stets gefroren bleibende, durch neu aufgeworfenen Schlamm vermehrte, Masse (Eisboden) verwandelte, welche die von ihr eingeschlossenen Leiber derselben conservirte, wie ich in meinen Arbeiten über die Naturgeschichte des Матти *) näher erörterte. Gingen aber die Mammuthe und büschelhaarigen Nashörner, die Zeit- und Landesgenossen der Elene, weiter nach Norden, so war es auch wohl unter früher weit günstigern climatischen und vegetativen Verhältnissen desselben mit ihnen selbst der Fall. Man hat zwar ihre Reste, wie die der Mammuthe, noch nicht im gefrornen Boden gefunden, wohl weil sie nicht gerade an See- und Flussufern versanken und daher nicht wieder losgespült werden konnten, wie die bisher aufgetauchten Leichen der Mam- muthe und Nashörner. Auch dürften ihre Reste, selbst wenn sie in dem von Geogmosten und Paläontologen noch überaus wenig untersuchten Hochnorden von dortigen Bewohnern entdeckt wurden, da sie einer bekannten Thierform angehören, noch nicht die gebührende Beachtung gefunden haben. Da indessen in dem, leider von keinem tüchtigen Geognosten untersuchten, Neu-Sibirien ausser Resten von Mammuthen auch die von Büffeln uud andern Thieren vorkommen sollen; da ferner F. Schmidt während seiner hochnordischen Mammuth- Expedition ein noch von der Hornscheide bedecktes Horn eines Bos bonasus, des früher stetigen, im Bialowescher Walde und Nordamerika noch gegenwärtigen, Begleiters des Elens entdeckte, so könnten von den Eismeerküsten und den ihnen benachbarten Inseln als Belege für eine frühere nördlichere Heimath der Elene möglicherweise auch Elenreste aus dem gefrornen Boden ausgegraben werden. Für eine solche Ansicht spricht, dass die Aequa- torialzone der Verbreitung des Renthiers in Osteuropa, Nordasien und Nordamerika noch jetzt mit der polaren Verbreitungszone des Elens zusammentrifft, während die Polarzone der Renthierverbreitung sich in Grönland und Spitzbergen findet. | Wenn wir in Erwägung ziehen, dass die Floren und Faunen der Tertiärzeit nur all- mählich in Folge der nach und nach eingetretenen Erkältung des Nordens und der Ver- eisung der Polarländer sich veränderten, und dass in Grönland und Spitzbergen entdeckte Pflanzen- und Käferreste auf eine frühere, dortige Existenz einer Miocänzeit hinweisen, so könnte man selbst wohl die Urheimath der Elene noch über die festländischen Küsten- gebiete des Eismeeres hinaus zu verlegen haben. An den Pol selbst oder in, vielleicht an ihm liegende, Länder dürfte sie indessen kaum zu versetzen sein, da dieser Platz wohl den *) Ueber den neuesten Standpunkt unserer Kenntnisse handlung: Ueber die Säugethierreste der altaischen Höh- hinsichtlich der Naturgeschichte des Mammuth vergleiche | len (Bullet. de Acad. Imp. des se. de St.-Petersb, Т. XV man den auf dasselbe bezüglichen Artikel meiner Ab- | (1870), Mel. biol T. VII. p. 424). кл % 44 JE BRANDT, nördlichsten Gliedern der nordeuropäisch-asiatischen und nordamerikanischen Fauna, den Eisbären u. s. w. angehörte, denen freilich wohl in jener fernen Zeit der Anblick des Ei- sesnur im Winter, nicht auch im Sommer, zu Theil wurde. Die nördliche Verbreitungszone des Renthiers dürfte indessen schon damals, wie noch jetzt, in das südlichere Verbrei- tungsgebiet der echten polaren Thiere eingegriffen haben”), während die Aequatorialzone seiner Verbreitung mit der Polarzone der Verbreitung des Elens, des Bos bonasus В. tau- rus sylvestris (= primigenius) u. 3. м. zusammenfiel. ; Es lässt sich nach Maassgabe der eben gemachten Mittheilungen die Frage aufwer- fen: ob nicht die gegenwärtige nordasiatisch-europäische, früher durch Mammuthe, büschel- haarige Nashörner, Riesenhirsche, Hyänen, Bos taurus, Bos bonasus u. $. w. vervollstän- digte, Säugethier-Fauna, der auch das Elen angehörte, zur Miocänzeit Grönlands und Spitz- bergens (als dort, wie schon Göppert aussprach und später O. Heer bestätigte, die Tem- peratur der des mittlern Europas und Nordamerikas glich), die beiden eben genannten Ländergebiete bevölkerte, später aber, als der Hochnorden allmählich vereiste, sich nach und nach südlicher ansiedelte? Für ein solches Verhältniss dürften folgende Thatsachen sprechen. Die Reste der arctischen Miocänflora, namentlich Grönlands und Spitzbergens, gehö- ren in der Mehrzahl solchen Familien (siehe Anhang I.) und Gattungen an, die sich in der Flora der mittlern, zum Theil nördlichen Theile Europas, Nordasiens oder Nordamerikas (der Heimath des Elens) noch jetzt finden. Unter den bis jetzt aus dem Hochnorden ge- brachten fossilen Pflanzenresten wies nämlich О. Heer (Flora arct. 1868) folgende Gat- tungen als Hauptbestandtheile der aretischen Miocänflora nach: Pteris, Osmunda, Equisetum, Cyperus, Carex, Phragmites, Sparganium, Potamogeton, Pinus, Sequoia, Taxodium, Populus, Salix, Myrica, Alnus, Betula, Carpinus, Ostrya, Corylus, Fagus, Quercus, Ulmus, Andro- meda, Menyanthes, Fraxinus, Galium, Hedera, Vitis, Cornus, Magnolia, Liriodendron, Tilia, Acer, Rhamnus, Ilex, Rhus, Juglans, Prunus und Orataegus. Dazu kamen später (1869) Sorbus, Viburnum, Polygonum, Salsola, Nenuphar, Iris, und Najas. Was die Arten anlangt, so finden sich nach Heer darunter solche (wie Pinus abies und P. montana, nebst Taxodium distichum), die von den genannten, noch jetzt in Europa *) Wenn man erwägt, dass noch jetzt im Hochnorden sogar heisse, wenn auch sehr kurze’ Sommer vorkommen, die von den Polarthieren ertragen werden und dabei das noch jetzt in Europa vom Twer’schen und Orelschen Gouvernement und in Asien vom Altai und der Manschu- rei bis zum Eismeer, ja bis Spitzbergen und Grönland aus- gedehnte Verbreitungsgebiet des Renthiers (siehe meine Zoogeographischen Beiträge) in Betracht zieht, so dürfte daraus wohl zu schliessen sein, dass nicht nur das Ren- thier, sondern auch andere Polarthiere, so der Eisfuchs, die Fähigkeit besitzen, sich verschiedenen Temperatur- verhältnissen zu accommodiren und dass sie vermöge die- ser Befähigung nicht nur während, sondern auch nach der Vereisung der Polargegenden in denselben sich auf- halten konnten. Die Wasserthiere fanden übrigens im Meere reichliche Nahrung. Das Renthier musste freilich, um existiren zu können,im Hochnorden sich an den Genuss einer nur sehr spärlichen Vegetation gewöhnen, der Eis- fuchs aber (nach Malmgren) in Grönland und Spitzbergen, wo die Leminge fehlen, während des Sommers mit Schnee- hühnern und ihren Eiern, im Winter aber gar mit den Ueberbleibseln der Mahlzeiten der Eisbären vorlieb nehmen lernen. Den beiden genannten Landthieren dürf- te also wohl sogar eine doppelte Accommodationsfähig- keit zukommen, an Wärme (zur Miocaenzeit), an Kälte in der folgenden Periode, wie noch heute auch dem Tiger. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 45 oder Nordamerika vorhandenen Arten gar nicht zu unterscheiden sind. Andererseits sind deren viele vorhanden, die von noch lebenden Arten so wenig abweichen, dass sie für in modifieirter Gestalt auf die Jetztzeit gekommene Formen derselben gelten könnten. Es gehören dahin wohl so manche, wenn auch nicht alle, analogen oder homologen Arten Heer’s (m. vergl. Anhang I). Der allgemeine Charakter der fraglichen Miocänflora ähnelte also, wie schon angedeutet, dem gegenwärtig im mittlern und theils etwas südlichen, aber auch etwas nördlichern Europa, Nordasien und Nordamerika (den jetzigen Wohngebieten des Elens) herrschenden. Da nun einem gewissen Charakter der Flora eines Landes auch ein gewisser Charakter seiner Fauna entspricht, so dürfte die Annahme nicht eben unzulässig erscheinen, dass wohl auch die Säugethier-Fauna der Miocänzeit des Hochnordens im All- gemeinen der Fauna der Gegenwart des mittlern und nördlichern Europas, Asiens und Nordamerikas ähnlich gewesen sein möchte. Eine solche Annahme scheint auf den ersten Blick der Umstand nicht zu begünsti- gen, dass unter den Gliedern der nordasiatisch-europäischen Fauna, als sie noch vollstän- diger war als jetzt, auch solche sich befanden, wie die Mammuthe, büschelhaarigen Nas- hörner, Moschusochsen, Renthiere und selbst Elenthiere, die den Charakter von Thieren borealer, ja selbst subarctischer, ja sogar arctischer, Gegenden an sich zu tragen scheinen. Bedenkt man indessen, dass diese Thiere in früherer Zeit sogar aus Nordasien nicht nur bis Deutschland, sondern auch bis Frankreich und England, ja, nachweislich, wenigstens theilweis, bis Oberitalien, also in Länder sich verbreiteten, die zwar damals kälter waren als jetzt, aber doch kein so unwirthliches Clima besassen, dass in ihnen, wie im Norden Sibiriens, Thierleichen einfrieren und sich Jahrtausende im gefrornen Boden erhalten konn- ten, so darf man solchen Thieren wohl eine namhafte Befähigung zur Anpassung an ver- schiedene climatische Verhältnisse zuschreiben. Es möchte dies um so zulässiger sein, da eine solche Befähigung, wie schon früher bemerkt, nach Maassgabe der noch gegenwärti- gen geographischen Verbreitung, am Renthier, dem Heimathgenossen der Mammuthe, büschelhaarigen Nashörner, und Moschusochsen, ja theilweis selbst an den, früher von Virginien fast bis zum Gestade des Eismeeres (namentlich bis zum 69° n.B.) am Mackenzie verbreiteten, Elenthieren sich entschieden annehmen lässt. In Folge einer solchen Befähi- gung könnten denn also auch die letztgenannten Thiere Glieder der Fauna des hohen Nor- dens während seiner Miocänzeit gewesen sein, die, als die Wärme in der Miocänperiode des Nordens allmählich abnahm, sich nach und nach an niedere Temperaturen gewöhnten. Es konnte dies um so leichter geschehen, wenn trotz der von Göppert auf 8S— 10° höher angenommenen mittlern Temperatur der hochnordischen Miocänperiode der Hochnorden weniger warm, ja rauher war, als Europa zur Zeit der Miocänperiode, namentlich als dort nach und nach rauhere Sommer und kältere Winter sich einstellten. Es mochte dies namentlich wohl nach Maassgabe der allmählichen Erkaltung des Nordens in den letzten Perioden sei- ner Miozänzeit der Fall sein. Die Gewöhnung an niedere Temperaturen dürfte aber doch bei vielen miocänen Thierarten eine begrenzte gewesen sein und deshalb Anlass zur frü- 46 7. В. BRAND т, } hern Auswanderung nach Süden oder zum Aussterben gegeben haben, wie dies hinsichtlich der Flora deutlich hervortritt. Wie sehr übrigens manche Thiere sich nach und nach den verschiedensten Temperatu- ren anzupassen vermögen, beweist ganz besonders die Verbreitung des Tigers. (Man vergl. meine Abhandlung über die Verbreitung dieser Thierart in den Mem. de l’Acad. Imp. des Sc. ГГ ser. Scienc. math.-phys. et nat. T. VIII.) Dass, wie schon oben (3. 42) angedeutet wurde, auch die Nahrungsverhältnisse bei den Auswanderungen der hochnordischen Thiere eine Rolle spielten, möchten die noch jetzt in Spitzbergen und Grönland vorkommenden Renthiere und Eisfüchse beweisen, die man wohl als Ueberreste der dort ehedem weit reichern, nördlichen Miocänfauna des Hoch- nordens zu betrachten hat. Die Säugethier-Fauna der Miocänperiode Europas, welche den Charakter der jetzigen afrikanischen und südasiatischen an sich trug, unterschied sich allerdings von der gegen- wärtigen nordasiatischen und höhern nordamerikanischen Fauna, die ich als nach Süden gedrängten Rest der Fauna der Miocänzeit des Hochnordens anzusehen geneigt bin, durch den grössern Reichthum an Arten, durch manche ihr eigenthümliche Gattungen (z. B. Mastodon, Dinotherium, Elasmotherium u. s. w.) und ganz besonders durch die Gegenwart von Quadrumanen und Edentaten. Die fragliche hochnordische miocäne Fauna besass indes- sen doch auch solche Gattungen, welche jetzt nur in Afrika und Südasien vorkommen, wie Elephas und Rhinoceros, und näherte sich dadurch auf ähnliche Weise der Miocänfauna Europas, wie die miocäne Flora des Hochnordens der Europas ähnelte. Es fragt sich indessen, ob die vermuthliche miocäne Säugethier-Fauna des höhern Nordens selbst zu jener Zeit noch vollständig war, als die ihr noch angehörigen Mam- muthe, büschelhaarigen Nashörner, Moschusochsen u. s. w. schon zum Theil nach Süden gewandert waren. Mehrere, oder vielleicht selbst viele, andere Arten der fraglichen Fauna, die keine, oder nur eine geringe, Fähigkeit besassen sich an veränderte Temperaturen zu gewöhnen, könnten ja früher als die Mammuthe u. s. w. ausgestorben sein, Arten, deren Reste möglicherweise im gefrornen Boden der hochnordischen Länder begraben liegen. Die von Engländern, Schweden, Deutschen, Dänen und Amerikanern bereits begonnenen, allerdings sehr kostbaren und schwierigen, in den fraglichen Ländern künftig im grössern Masstabe fortgesetzten Untersuchungen werden hoffentlich die in Rede stehende Frage zur Entscheidung bringen. | Uebrigens liegt keine Nothwendigkeit vor, dass die Faunen der Miocänzeit verschie- dener Länder stets genau denselben morphologisch - biologischen Charakter besassen und an Arten wie auch an Gattungen denselben Reichthum zeigten. Bieten nicht noch jetzt zahlreiche, getrennte, wenn auch einer ähnlichen Temperatur sich erfreuende, Continente, Ja sogar manche Länder oder Inseln (Madagaskar) in morphologischer und biologischer Beziehung ganz eigenthümlich charakterisirte, durch eine mehr oder weniger grosse Menge von Arten und Gattungen repräsentirte Floren und Faunen ! Die jetzige nordasiatisch-ame- BeirTRÂGE ZUR NATURGESCHICHTE DES Ем. 47 rikanische mit der subpolaren miocänen identifizirte, Fauna brauchte deshalb nothwendiger weise keine Affen zu enthalten, da diese z. B. auch in Australien fehlen. Die Affen und Edenta- ten könnten übrigens ja auch bereits früh ausgestorben sein, für welche letztere Annahme freilich nur die Möglichkeit, nicht einmal die Wahrscheinlichkeit, vorliegt. Wenn da- her auch selbst noch in Zukunft die Differenz des Charakters der von uns hypothetisch der Miocänzeit des Hochnordens vindizirten gegenwärtigen nordasiatischen und hochnordisch- amerikanischen Fauna von der miocänen Fauna Europas aufrecht zu erhalten wäre, so würde auch der eben erörterte Umstand noch keineswegs die Hypothese umstossen kön- nen, dass die gegenwärtige asiatisch-europäische una borealere nordamerikanische Fauna die theilweis bereits verkümmerte, nach Süden gewanderte, frühere hochnordische miocäne sei. Eine solche Ansicht stimmt sehr wohl mit der in neuerer Zeit allgemein verbreite- ten, dass die Veränderungen, die hinsichtlich der Floren und Faunen auf unserem Planeten statt fanden, keine plötzlichen, durch besondere, gewaltige Ereignisse verursachten waren, sondern allmählich durch noch jetzt wirkende Naturerscheinungen hervorgebracht wurden. Fassen wir nun schliesslich die eben erörterten Thatsachen, in speziellen Bezug auf das Elen, in der Kürze zusammen, so lassen sich nachstehende Folgerungen ziehen. Das erste Auftreten des Elens ist wohl, ebenso wie das seiner Faunengenossen, so- wohl der bereits ausgestorbenen (Mammuthe, büschelhaarigen Nashörner u. s. w.), als der noch lebenden (der Glieder der gegenwärtigen nordasiatisch- europäischen und nördlichern nordamerikanischen Säugethier-Fauna) in den höhern Norden Amerikas, oder gleichzeitig Nordasiens und Nordamerikas”) zu versetzen, wo dasselbe im Verein mit seinen lebenden, so wie bereits ausgestorbenen, Landesbewohnern muthmasslich ein Glied der Säugethier- fauna der dortigen Miocänzeit bildete. Nach Maassgabe der Ablagerung seiner fossilen Reste erschien das Elen in Europa erst zur Diluvialzeit, wie wir oben bereits zeigten, ganz offenbar als aus Nordasien durch allmähliche Erkältung desselben vertriebener Einwanderer. Wie weit es in seiner hochnordischen asiatischen, wie amerikanischen, muthmaasslichen Urheimath nach Norden wie nach Süden ging, ist noch unbekannt. Es steht indessen wohl zu hoffen, dass wir darüber, wenn auch nicht sobald, Kunde erhalten werden, wenn man (vielleicht freilich erst) in fernen Zeiten, statt sich zu bekriegen, im Hochnorden mit wettei- fernden, internationalen Kräften ausgedehnte paläontologische Ausgrabungen anstellen wird. *) Man kann nämlich, obgleich die Säugethier - Fauna des höhern Nordens von Asien und Nordamerika gegen- wärtig im Wesentlichen identisch ist, doch nicht mit Si- cherheit behaupten: das Elen sei gleichzeitig im Norden Asiens und Amerikas aufgetreten. Die Miocänflora des Amerika genäherten Grönlands würde für sein erstes Auf- treten in Amerika sprechen. Die der grönländischen ähn- liche Miocänflora des nach den neuesten schwedischen Untersuchungen früher mit Skadinavien verbundenen Spitzbergens macht dies zweifelhaft. Es könnte freilich | Spitzbergen noch früher auch mit Grönland zusammen- gehangen haben. Wäre Kerr’s Meinung (Athenaeum 20 Nov. 1869, Naturforscher. Jahrg. III p. 50) richtig, Amerika sei der älteste Weltheil, so würde sich mögli- cherweise der Hochnorden Nordamerikas als eigentliche Urheimath der Elene betrachten lassen. Sie würden dann | selbst nach Nordasien erst durch Kinwanderung gelangt sein können. 48 IP. BR AN DT; Das Elen lebt noch jetzt mit solchen zahlreichen, bereits oben (S. 44) angeführten, gegenwärtig meist südlicher, ja theilweis viel südlicher als in Grönland und Spitzbergen vorhandenen Gattungen von Gewächsen zusammen, die bei weitem den Haupttheil der mio- cänen Flora Grönlands und Spitzbergens bildeten. Unter den Arten der bisher entdeckten, dieser Flora angehörigen, an den gegenwärtigen Wohnplätzen des Elens vorkommenden, Gattungen finden sich sogar solche, die mit noch lebenden identisch sind, nebst andern, die den noch lebenden überaus ähnlich erscheinen, also vielleicht nur leichte artliche Modifica- tionen noch lebender, jetzt südlicher vorkommender, Arten sind. Da wir nun wissen, dass die Floren und Faunen zu einander in einer gewissen harmonischen Beziehung stehen, so möchte das Elen auch nach Maassgabe dieses Verhältnisses als eins der übrig gebliebenen, jetzt südlicher angesiedelten, Glieder der fraglichen miocänen Fauna angesehen werden können. Das Renthier, wie das Elenthier, waren, wie ihre fossilen Reste nachweisen, gleich- zeitig Faunengenossen im westlichen wie östlichen Europa. Die boreale (polare) Verbrei- tungsgrenze des Elens fällt noch jetzt mit der äquatorialen des Renthiers in Nordasien und Nordamerika zusammen. Das Renthier welches, wohl in Folge einer grössern Accommoda- tionsfähigkeit, sich mit einer spärlichern Vegetation begnügt und ein weit rauheres und kälteres Clima erträgt als das Elen, kommt noch jetzt mit dem Eisfuchs, als muthmaassli- cher Rest der miocänen Fauna in Grönland und Spitzbergen vor. Wenn also Renthier und Elen nicht nur früher in Europa Faunengenossen waren, sondern es in Nordasien und Nordamerika noch jetzt sind, so dürfte wohl angenommen werden können, dass sie zur wärmeren, pflanzenreichern Miocänzeit Spitzbergens und Grönlands schon dort zusammen gelebt und ihre eigentliche Urheimath gehabt haben dürften. Das Elen zog sich aber wohl, wegen seiner geringern Accommodationsfähigkeit, als die polare Erkältung mit dem Ver- siegen der Nahrungsfülle eintrat, früher in südlichere Gegenden als das Renthier. Den unbestimmbaren Zeitraum, während dessen vermuthlich die Elene in ihrer Urhei- math, den Ländern ihrer Geburt, oder richtiger ihres Erscheinens auf unserem Planeten, lebten, darf man wohl als das Jugendalter der Elenspecies bezeichnen, dem allerdings wohl noch ein in die Zeit der allmählichen Entwickelung derselben aus einer eigenen, bestimmten Urform fallendes, vielleicht langes, Kindesalter vorherging. — Das Alter der Elenspecies, ebenso wie das seiner Faunengenossen, ist daher ohne Frage ein überaus hohes, bis jetzt wenigstens, unberechenbares. Mit der Einwanderung der Elene aus der Nordhälfte Asiens nach den südlichern Län- dern desselben, ferner nach dem Süden Nordamerikas, so wie nach Europa und die Ansie- delung derselben in die meisten Länder des letztgenannten Continents, beginnt die zweite, erst hinsichtlich Europas näher nachgewiesene, (genau genommen aber wohl die dritte) Phase der Existenz der Elenspecies. Sie fällt wohl in den Eintritt der Eisperiode. Es ist dies eine Zeit, die den Elenen eine weite Verbreitung nach Westen und Süden gestattete. Wie weit sie über die gegenwärtige Ausdehnung ihrer Aequatorialgrenze ihr Wohngebiet nach Süden ausdehten, ist noch nicht hinreichend bekannt. In Asien namentlich kennen wir die- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ÉLENS. 49 selbe noch nicht genau. Die dort jetzt lebenden Elene können über das frühere Vorkom- men nichts entscheiden, da Elene in dem gegenwärtig so bevölkerten China früher mehr oder weniger weit nach Süden gegangen sein möchten. Nur die Auffindung fossiler Reste, oder möglicherweise alte chinesische Schriften, werden geeignete Materialien zur Entschei- dung der Frage zu liefern im Stande sein. Was die Zeit ihrer Einwanderung in das mitt- lere Nordamerika betrifft, so fehlen gleichfalls bis jetzt die Anhaltspunkte. Vom Bison und Hdelhirsch, ihren faunischen Begleitern, brachte Goebel Reste aus Persien aus der Nähe des Urmiasees mit, woher Abich auch Elephanten -, vermuthlich Mammuthresie erhielt. Vom Mammuth, das gleichfalls mit den Elenthieren zusammenlebte, will man Zähne bei Shangai gefunden haben. Liegt also nicht, da Baker sogar Elenreste am westlichen Abhange des Himalaja entdeckt zu haben scheint, die Möglichkeit vor, dass deren auch in Süd- China vorkommen könnten? Künftige in Persien, Centralasien, Nord- jndien und dem grossen chinesischen Reiche vielleicht zu machende Entdeckungen werden in Zukunft die Frage über die früheren Aequatorialgrenzen der Verbreitung der Elen- species zur Zeit ihrer grössten Ausdehnung zur Entscheidung bringen. Was die Verbreitung des Elens in die Westländer Europas anlangt, so bezeugen uns das bis jetzt ermittelte Vorkommen seiner fossilen oder humatilen Reste und einige, wie- wohl dürftige, historische Nachrichten, dass bis jetzt als westlichstes Wohngebiet Frank- reich und Grossbritannien, als südlichstes die Lombardei anzusehen sind, in welchen drei Ländern, wenigstens nach Maassgabe der daraus bekannt gewordenen, erst wenigen Reste, es vielleicht seltener war, als in Deutschland und noch nördlicher, so wie östlicher. Die Polar- zone seiner Verbreitung in Europa fand sich in Skandinavien und dem Norden Russlands und ging, wohl schon damals, bis zum Polarkreis. Zur Zeit des Bestehens der eben erwähnten südlichen, westlichen und nördlichen Verbreitungsgebiete gab es, ausser in den bereits genannten europäischen Ländern, Elene in der Schweiz, in Deutschland, Holland, Dänemark, Polen, Galizien, Ungarn und Russland, südlich vom Polarkreise an bis mindestens zum Nordabhange des Caucasus im Flussgebiete des Kuban. In Asien gingen sie vom Ural bis zum Penschinskischen Busen, so wie zu den Küstengebieten des Ochotskischen Meeres und Tatarischen Busens, dann vom Altai und dem Flusse Siphun, Suiphun oder Suifong bis zum nördlichen Polarkreis. In Nordamerika fanden sich vom 69° n. B. an fast in der ganzen gemässigten Nordhälfte bis Virginien Elene. Wir dürfen also diesen Zeitraum der Existenz der Elenart als den der höchsten Phase ihrer Entwickelung, als ihre eigentliche Blüthezeit, gewissermaassen als den ihres kräftigsten Mannesalters, ansehen. Der Mensch, der so viele Thiere vertilgte, mochte damals nicht so weit verbreitet oder weniger zahlreich sein. Die auf Oberitalien ausgedehnte menschliche Cultur, die namentlich wohl von Etru- rien ausging, vernichtete vermuthlich die Elene Oberitaliens. Die celtischen, von Deutsch- land nach Frankreich bis Grossbritannien ausgedehnten, Einwanderungen, denen slavische und germanische nach Deutschland, Skandinavien u. s. w. folgten, beschränkten durch die Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, VIIme Serie. 7 50 у. Е BrANDT, Behufs der Bodencultur bewirkte Ausrottung der Wälder und Austrocknung der Sümpfe die Wohnplätze der Elenthiere, oder vertilgten sie nach und nach in Folge ihrer eifrigen Jagden. So verlor Europa nach und nach, mit Ausnahme Skandinaviens, Ostpreussens und des europäischen Russlands, im Verlaufe von einigen tausend Jahren, sämmtliche Elene. Auch in Nordamerika schreitet, besonders in neuern Zeiten, durch die so mächtig und schnell alljährlich immer weiter nach Norden vordringende Cultur die Vertilgung des Elens mit Hülfe ausgezeichneter Feuerwaffen noch rascher vor, als in Europa, wo sich dasselbe wenigstens theilweis des Jagdschutzes erfreut. In Nordamerika, namentlich in den Vereinigten Staaten und Canada, giebt es bereits sehr namhafte Districte, wo man dasselbe ‚jetzt vergeblich sucht. Man darf daher wohl sagen, in Folge der vielfachen Vertilgung sei die Elenspecies in ihrer Existenz bedroht und somit in das ihr Aussterben anbahnende Greisenalter getre- ten. Das Elen wird, wie sich annehmen lässt, in einem, wenn auch längern, Zeitraume dem unabwendbaren Schicksale der Vernichtung eben so wenig entgehen, als mehrere seiner bereits früher dahingeschiedenen, ehemaligen Faunengenossen, die Riesenhirsche, Mammuthe, büschelhaarigen Nashörner u. s. w. Das Aussterben der Elenspecies wird zwar durch locale Hegung und zweckmässige Jadggesetze verzögert, aber kaum verhindert wer- den können. Sind nicht die in Ostpreussen so sorgfältig gehegten Elene dort vor etwa 20 Jahren, in Folge einer, durch politische Wirren bewirkten, zeitweiligen Unwirksamkeit der Jagdgesetze fast ausgerottet worden ? (Siehe unten Capitel 9.) Auch möchte еше hef- tige Seuche die schnelle Vernichtung der künstlich erhaltenen, einzelnen, auf einen kleinern Raum beschränkten, Bestände leicht herbeiführen können. ` Achtes Capitel. Einige speziellere Nachweise über die Zeit des Verschwindens des Elens in mehreren ein- zelnen Ländern, namentlich Europas. Im vorhergehenden Abschnitt wurde zwar die Vertilgung des Elens nicht selten bei- läufig erwähnt; es dürfte indessen doch nicht ohne Intresse sein, über die Zeit des Ver- schwindens, oder die dasselbe vorbereitende Verminderung desselben in einzelnen Ländern eine darauf bezügliche Zusammenstellung zu finden, so weit eine solche nach Maassgabe der spärlichen und dürftigen, bisher zugänglichen, Quellen möglich ist. Wann es in Oberitalien ausstarb ist völlig dunkel. Man sollte meinen, da Polybius die Elenthiere in die Alpen, Plinius aber gar nach dem Norden versetzt, sie seien in Italien schon früh vertilgt worden, was, wie schon bemerkt, vielleicht in Folge der etruskischen Cultur geschah. In der Schweiz lebten sie noch, wie aus der oben angeführten Stelle des Polybius hervorgeht, zur Zeit des zweiten Punischen Krieges, wurden also später erst dort vertilgt. BEITRÄGE ZUR NATURGESOHICHTE DES ELENS. 51 Im Lande der Celten (dem alten Gallien) fand das Elen erst, wie wir aus Pausanias folgern dürfen, nach der Mitte des zweiten Jahrhunderts n. Ch. seinen Untergang. In dem berühmten Jagdwerke von Gaston Phoebus, der 1390 starb, ist von Elenjagden oder vom Vorhandensein des Elens in Frankreich keine Rede mehr. Mehr als über die Vertilgung des Elens in Italien und Frankreich wissen wir von der frühern Existenz desselben und seinem allmählichen Verschwinden in Deutschland. Das Niebelungenlied lässt Siegfried auf der berühmten Jagd im Wasgau unter andern auch einen Elch erlegen, ja viele meinen, dass auch der von ihm niedergestreckte Schelch ein altes Männchen des Elens, kein Riesenhirsch (Cervus euryceros) war, wie Andere annehmen (Bu- jack, Naturgesch. des Elchwildes. 5. 72). Zwei Hofsleute des Königs Pipin (Hariolph und Cadolph) erlegten 764 auf ihrer Reise in Schwaben im Pays de Virugraud (worunter offenbar der früher gegen 7 Meilen lange bei der Stadt Dünkelspiel im schwäbischen Kreise Baierns, 3 Meilen von Nördlingen, gelegene Wald Viergrund, Hübner, Vollständige Geogr. Th. III. 2te Aufl. $. 329, gemeint ist) ein Elen, dessen riesige (reweihe sie dem König verehrten, der sie im Schlosse Amboise aufhängen liess, wo sie sich noch jetzt befinden. Ein Gemälde dieser Geweihe findet sich in dem Moritzburger Schlosse bei Dresden (Oberhofmarschall у. Friesen in den Sitzungs- berichten der naturwissenschaftl. Gesellsch. Isis Jahrgg. 1869. 5. 225— 26). Wenigstens im achten Jahrhundert gab es also im jetzigen Baiern noch sehr grosse Elenthiere, die erst später vertilgt wurden. In einer Urkunde des Kaisers Otto I. vom Jahre 943 heisst es: «Nemo sine venia Bal- derici Episcopi in pago forestensi Trentano (in Drenthe) cervos, ursos, capreas (wohl Cer- vus capreolus), apros, bestias insuper, quae teutonica lingua Elo aut Schelo appellantur, ve- паг! praesumat (Heda, Æpiscop. Üliraject. Ultra). 1645 р. 83). Dasselbe besagt eine Ur- kunde Heinrich’s IL. von 1006 (a. a. O. р. 101) und Konrad’s П. von 1026 (ebd. 114., Schlözer Briefwechsel Heft IT). Beiläufig möge die Bemerkung erlaubt sein, dass in einer Chronik von Flandern das Elen noch im zehnten Jahrhundert als Bewohner des Landes genannt wird (Le Hon, l’homme fossile 1867 p. 86 not. 1). Wir können. demnach annehmen, die Vertilgung des Elens in einzelnen Gebieten Deutschlands sei nicht blos, wie Manche annehmen, im zehnten, sondern auch noch im elf- ten Jahrhundert erfolgt. Die Angaben von Albertus Magnus und Gesner, dass es bereits im 12. Jahrhun- dert nur noch in Preussen, Slavonien und Ungarn, jedoch nicht mehr im eigentlichen Deutschland, Elene gegeben habe, stimmen damit sehr wohl überein. Gegen diese Angaben würde indessen doch die angeblich nach Friederich Schmaus (Historisches Staats und Heldenkabinet Schlesiens 1649) von J.K. у. Train (Neues Taschen- buch für Natur-, Forst- und Tagdfreunde von Schultes und Schultze 13 f. auf D. I, 52 Т.В: BRANDT, Weimar 1853 bei B. F. Vogt) gemachte Mittheilung sprechen: Schlesien habe nächst Litthauen im 12. Jahrhundert den stärksten Elenwildstand besessen, und von Boleslaw 1. seien 1186 auf einer zweitägigen mit 1205 Treibern veranstalteten, Jagd bei Oppeln 860 Elene erlegt worden. Die fragliche Angabe wird allerdings dadurch ausnehmend verdäch- tigt, dass weder Hr. v. Haugwitz (Letzte Spuren des Vorkommens des Elens in Schlesien, Jagdzeitung von Albert Huga 1864. 5. 507) und Virchow, noch auch Göppert (Zeit- schrift für Ethnologie und ihre Hülfswissenschaften, herausgegeben von Bastian und Hart- mann, Jahrgg. II 1870 H. II. p. 175--176) sie auffanden. Auch erscheint dieselbe dem von Göppert befragten, in dem bis zum Jahre 1250 gehenden, auf Schlesien bezüglichen, Material ziemlich genau bewanderten, Staats-Archivar, Prof. Dr. Grünhagen als zweifelhaft. Nur der Umstand dürfte vielleicht für die Richtigkeit der Schmaus’schen Mitthei- lung sprechen, dass nach Marignola sogar im vierzehnten Jahrhundert noch Elene in dem Schlesien benachbarten Böhmen, in Polen aber sogar mehr oder weniger häufig noch im siebzehnten, ja theilweis selbst im achtzehnten Jahrhundert, vorhanden waren. Sicher gab es indessen im sechszehnten Jahrhundert in Schlesien keine Elene mehr, denn die dortigen, damaligen Fürsten liessen solche aus Preussen kommen.‘Bujack (Natur- geschichte des Elchw, 5. 13, 14). Auch Schwenkfeld (Theriotrophium Silesiae. Lagnitiae 1603) kennt daher keine Elene in Schlesien, sondern führt Ungarn, Litthauen und Preussen als ihre Heimath an, von woher häufig ihre Häute und Klauen für sympathetische Curen gebracht wurden. Man erlegte indessen nicht blos im siebzehnten, sondern auch imachtzehnten Jahrhun- dert einzelne, wohl aus Polen übergetretene, oder verjagde Elene in Schlesien als seltsame, sogar allerlei Befürchtungen veranlassende Thiere. Von zwei im-Oelsnischen 1661 und 1663 erlegten Elenen berichtet Sinapius (Olsnographia. Leipzig 1707 5. 24). Die Erlegung des Letztern wurde damals sogar als eine ominöse Vorbedeutung des bald nachher erfolgten Todes des beliebten Herzogs Sylvius von Oels angesehen. Nach Pastor Herrmann (Mas- lographie. Oels 1729) wurde 1675 ein Elen in der Baron Bibra’schen Heide bei Modlau, 4 Meilen nördlich von Liegnitz, erlegt und auf der Tafel des letzten der Piasten, des Herzogs Georg v. Brieg, am Michaelistage verspeist. Auch in Brieg hegte man über das plötzlich erschienene Thier Besorgnisse und brachte damit den 6 Wochen später an den Blattern er- folgten Tod des trefflichen genannten Fürsten in Verbindung. Im Jahre 1725 wurde bei Stein in der freien Standesherrschaft Wartenberg, dann 1743 am 25. September um Lam- persdorf bei Oels und sogar noch 1776 im Lublinitzer Kreise ein Elen geschossen. Vom Lampersdorfer Exemplar liess der damalige Besitzer у. Kowitz ein grosses, noch im dorti- gen Schlosse vorhandenes, Oelgemälde anfertigen (у. Haugwitz а. 4. 0. Göppert a. a. O.). Aus einer Chronik, welche dem Kaiser Carl IV sein Kaplan Joh. Marignola über- reichte (Dobneri Monumenta hist. Boemiae T. II р. 138) geht hervor, dass, wie schon er- wähnt, im 14 Jahrhundert noch Elene in Böhmen waren, so dass sie also erst später dort verschwanden, 7 Ра BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 3 an Dass es im sechszehnten Jahrhundert in Baiern und Meklenburg keine Elene mehr gab, beweisen mehrere von Bujack (Naturg. des Elches 5. 13—14) mitgetheilte Schreiben fürstlicher Personen der genannten Länder, die sich damals Elene aus Preussen erbaten. In, wiewohl nur scheinbarem, Widerspruche mit den von Albertus Magnus und Ges- ner gemachten Angaben und den vorstehenden Mittheilungen über das Verschwinden des Elens in Deutschland steht die Angabe: das letzte Elen in Sachsen sei erst 1746 erlegt worden. Wir dürfen indessen wohl annehmen, das fragliche Individuum sei das letzte je- ner Exemplare gewesen, die nach Doebel (Jaeger-Practica Г. С. 2, р. 19) zwischen 1720 und 1730 aus Polen und Preussen nach Sachsen, Brandenburg und Dessau verpflanzt wurden. In Skadinavien, wo das Elen früher bis zum 64° n. Br. ging, ist dasselbe bereits in den meisten Distrieten, so unter andern namentlich in Schonen, wie schon oben erwähnt, sehr früh vertilgt worden (Nilsson, Skad. Faun. 2 Ор. I. p. 490), Noch im Jahre 1836 wurde nach Bujack (Naturgesch. d. Elch. 5. 15) von Stockholm aus ein wahrer Vertilgungs- krieg gegen die Elene geführt. Dass es in Lappland noch in neuster Zeit vorhanden war, wird von Nilsson nicht erwähnt. Ueber sein früheres Vorkommen im südlichen Lappland (Lappmarken?) berichtet indessen Scheffer (Lappland Francfurt und Leipzig 1675 4 5. 380 ff.). Es scheint jedoch damals dort nur vereinzelt, vielleicht als skandinavischer oder finnländischer Ueberläufer, gefunden worden zu sein. Aus Westpreussen scheint es erst zu Ende des vorigen, oder selbst vielleicht zu Anfange des jetzigen Jahrhunderts verschwunden zu sein. Zu Bock’s Zeiten, also am Ende des vorigen Jahrhunderts, sollen noch Elene in Westpreussen existirt haben (Bujack a. a. 0. 5. 15). Auch Wangenheim (4. 4. 0. 5.6) sagt, das Elen habe dort noch 1795 gelebt. Mehrere Jahre vor 1837 soll bei Rosenberg, unweit Marienwerder, noch ein Elen geschossen worden sein. In Polen, welches vor 92 Jahren in mehreren Provinzen Elene besass, so im Palatinat Kalisch, im grossen Walde von Kampinos, fünf Meilen von Warschau, dann im Walde Lu- bochnia und Kozience, waren dieselben in den allermeisten bereits 1828 vertilgt. (Brin. cken, Mém. descriptif sur la forêt de Bialowieza р. 78). Das letzte Elen wurde in Galizien 1760 geschossen (Zawadski, Faun. 5. 35 und Temple, Die ausgestorbenen Säugethiere in Galizien. Pesth 1869). Podolien besass 1830, vielleicht auch schon früher, keine Elene mehr (Eichwald, Naturhist. Skizze 5. 270). Kess- ler (Naturg. d. Kiewschen Lehrbezirks) schweigt über das Vorkommen der Elene in dem zum Kiew’schen Lehrbezirk gehörigen Podolischen, so wie Poltaw’schen Gouvernement. Wie uns Czernay (Bullet. des nat. de Moscou 1851 p. 272) berichtet, bezeugen nur Knochenreste ihre frühere Existenz in den zum Charkow’schen Lehrbezirk gehörigen Gou- vernements, d. h. den Gouvernements Charkow, Woronesch, Kursk, Orlow und Tambow. Auch aus andern Russischen Gouvernements scheinen die Elene verschwunden, in noch andern dem Verschwinden nahe zu sein *). | *) In Russland nnd Polen wurde den Elenen zu den | Beinkleider aus Elenfellen trng, ganz besonders nachge- Zeiten des Kaisers Paul, als die schwere Cavallerie | stellt. 54 \ IPB Rand mi | In Ungarn, wo es zur Zeit der Regierung seiner eigenen Könige (Grossinger, Hist. phys. Hungariae I. p.509), ja nach einer Andeutung Schwenkfeld’s sogar (wie in Galizien) noch im 17 Jahrhundert Elene gab, waren wenigstens als Grossinger schrieb, 4. В. zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts, keine mehr vorhanden. Selbst in der Nordhälfte Asiens sind die Elene im manchen Gebieten verschwunden, oder sehr selten geworden, wie dies namentlich v. Wrangell und Radde (siehe unten den Abschnitt über die gegenwärtige Verbreitung des Elenthiers) andeuten. Was Amerika anlangt, so wurde schon oben bemerkt, dass auch dort die Verbreitung des Elens in Folge der menschlichen Cultur nahmhaft beschränkt wurde, so dass in vielen der Vereinigten Staaten, ja theilweis auch in Canada, die Elene bereits ganz fehlen, in an- dern selten vorkommen und nur in einigen, mehr nördlichen, jedoch auch oft minder zahl- reich, vorhanden sind. Neuntes Capitel. Ueber die Verbreitung des Elens in der Gegenwart. Das Elen hält sich in mehr oder weniger wasserreichen, morastigen, mit Weiden, Erlen u. s. w. bewachsenen Gegenden. Es dürften jedoch, wie aus seinem Vorkommen im nördlichern Theile Sibiriens, dann in den Schilfmooren des Kuban und seinen sommerlichen Wanderungen aus den Wäldern in die gerade nicht mit Hochwald besetzten Moore (nach v. Wangenheim) hervorgeht, nicht gerade Hochwälder eine absolute Bedingung seiner Existenz sein. Es scheint dies wenigstens nicht von seinen südlichern Verbreitungsbezirken (so am Kuban) zu gelten, während es allerdings in den nördlichern für den Winter sich in die Wälder zurückzieht. Sein westlichstes, europäisches Wohngebiet ist gegenwärtig, wie schon erwähnt, die Halbinsel Skandinavien, wo es jedoch nach Nilsson (Skandinavisk Fauna 2 Uppl. I. Dägg- djuren p. 490) im Jahre 1847 nur noch in den schwedischen Provinzen Herjedalen und Dalekarlien, so wie den norwegischen Osterdalen und Hedemarken lebte, während Gesner (Hist. animal. I. p. 158) von Elenen «in Angermania, ducatu Europae maxime septentrio- nali et affini Laponiae» spricht. Ueber sein gegenwärtiges Vorkommen in Norwegen be- richtet übrigens J. Bowden (The naturalist in Norway. London 1869. 8. p. 20). Weiter nach Osten bildet Ostpreussen seine, jetzt freilich durch Schonung bedingte, westlichste, europäische Heimath. Ueber den Elchstand in Ostpreussen besitzen wir Nach- richten nicht blos aus neuster, sondern auch aus älterer Zeit. In einer Verschreibungsurkunde des Dorfes Lyck vom Jahre 1425 werden Elene erwähnt (Vogt, Geschichte Preussens ТТ. 5. 583). Dass selbst gegen Ende des funfzehnten Jahrhunderts.das Elen in Ostpreussen noch häufig war, geht aus einem Schreiben des Bi- schofs von Parmesanien an den damaligen Hochmeister des Deutschen Ordens vom Jahre BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 55 1488 hervor, worin er berichtet: im Bisthum stehe noch viel Elenwild (Blasius, Fauna d. Wirbelth. Deutschl. I. Säugeth. S. 436). Im sechszehnten Jahrhundert, namentlich unter dem Markgrafen Albrecht, wurden sehr oft Elene von Fürsten und andern hohen Personen aus Preussen erbeten. Die Elene verschwanden jedoch allmählich aus den Forsten Litthauens und Preussens, wenn die darin befindlichen oder angrenzenden Brüche, also die von ihnen geliebten Sommeraufenthaltsorte, in Wiesen umgewandelt wurden (у. Wangenheim 5. 6). Vor dem siebenjährigen Kriege war dessen ungeachtet der Elenstand in Ostpreussen und Litthanen noch ein ansehlicher. Nach demselben hatte er sich aber so bedeutend ver- mindert, dass 1764 eine Verordnung des Königs Friedrich erschien, worin befohlen wurde, die Elene bis 1767 zu schonen. Als Friedrich Wilhelm 1786 die Regierung antrat, erliess er den Befehl: dem Elen 6 Jahre hindurch Schonung angedeihen zu lassen (Bujack, Natur- gesch. а. Elchwildes 5. 5, 6). In Brandt, Wiegmann und Bürde Abbild. S. 102 findet man folgende, für 1831 giltige, vom damaligen Oberlandsforstmeister Hartig an Wiegmann gemachte Mitthei- lungen über den Elchstand in Preussen: «Elene giebt es nur noch an wenigen Orten, so im Forste Bludow bei Königsberg und am curischen Haff, dann im Preussischen Litthauen im Forste Ibenhorst. Von dort wechseln zuweilen einzelne Stücke in die benachbarten For- sten. Im Jahre 1831 betrug der dortige Elchbestand gegen 200 Stück. Er litt aber um diese Zeit weniger durch Nutzung, als durch besondere Unfälle, so durch Einbrechen ganzer Rudel durch die schwache, mit Schnee bedeckte, Eisdecke der Canäle». Bei Bujack (Naturgeschichte 4. Elchwildes 5. 13, 14) stehen, nach Mittheilungen des Oberlandsforstmeisers v. Burgsdorf, folgende Angaben über den Elenstand Preussens (im Jahre 1837). In der Nähe von Königsberg bot der Bludausche Forst, namentlich schon das dazu gehörige, nur 2 Meilen entfernte, Margensche Revier Elene. Zahlreicher waren sie im Ibenhorster. In der Nähe von Angerburg (Regierungsbezirk Gumbinnen), im Skalischker Revier, war ein geringer Elenstand. Im Revier Gauleben bei Tapiau, im sogenannten Fri- schiug, ferner in den Revieren Guttstadt, Ramuk bei Allenstein, Taberbrück bei Osterode, Fritzen bei Königsberg, Sacklowa bei Bischofsburg und Nemonin bei Königsberg hatten | sich Elchstände gebildet. Man schätzte damals den Elenstand in den Königl. Forsten der Regierungsbezirke Königsberg und Gumbinnen auf etwa 450 Stück. Vor dem Jahre 1848 sollen in Tbenhorst 300 bis 400 Stück gewesen sein, wie Ober- förster Reiff berichtete. Nach der Ministerialtabelle von 1841 befanden sich im Regierungs- bezirk Königsberg 250, im Regierungsbezirk Gumbinnen 132. Vom Revolutionsjahre 1848 bis 1851 wurden die Elene gewaltig dezimirt, so dass im Winter des Jahres 1850 —51 im Reviere Ibenhorst nur noch 13 Stück vorhanden waren, die sich aber nach Wiederherstel- lung einer geregelten Jagdordnung bis zum Jahre 1856 auf 70 Stück vermehrt hatten (Ul- rich). Im Regierungsbezirk Königsberg standen im Jahre 1858 bereits wieder 60 Stück (Ratzeburg in С, у. Viebahn’s Statistik d. zollvereinten u. пот. Deutschlands Th. I. 1858. 56 | Е ВВ À ND та 5. 936). — Hildebrandt (Grunert, Роуз сйе Blätter XIV (1867) S. 127 ff.) berichtet: Ibenhorst biete einen Elchstand von 200 Stück, der dauernd erhalten oder etwas vermehrt werden solle. Die angrenzenden Gumbinner und sämmtliche Königsberger Reviere hätten nur noch Wechselwild. Einige Stücke Standwild fänden sich jedoch auch in Gauleden und Fritzen. In ganz Preussen möchten, wie mein alter Freund Ratzeburg meint, jetzt etwa gegen 300 Elene vorhanden sein, denn man hat Angaben (у. Meyerinck in Grun. Bl. VI 1862 р. 256), dass deren im Ibenhorster Forst allein 250 sich fanden *). Wie у. Wangenheim (а. a. О. S. 6) bemerkt, und bereits erwähnt, hielten sich zu seiner Zeit (1795) auch noch Elene in Westpreussen. | Lipoman in seiner Relation berichtet: Die Elene seien 1675 in Polen noch sehr häufig gewesen. Der Angabe Brincken’s (Mémoire descr, sur la foret de Bialowieza р. 78) zu Folge gab es 1828 in Polen nur noch Elene im Raygrod’schen Walde, des frühern Pa- latinats Augustowo, also in der Nähe des Grodnoschen Gouvernements. Ob noch jetzt im Raygrod’schen Walde Elene sich aufhalten, ist mir nicht bekannt. In Bezug auf das Russische Litthauen berichtet Eich wald (Naturhistor. Skizze u. s. w. Wilna 1830. 4. p. 240), die Elene seien noch häufig. Dass zu Ende des vorigen Jahrhunderts (1776) um Grodno, in den grossen Bobrow- szezyzna genannten Wäldern, es sehr viele Elene gab erfahren wir durch Gilibert (Inda- gatores naturae. Vilnae 1781. 8. p. 66). Ueber das Vorkommen der Elene in dem im Grodno’schen Gouvernement, gelegenen, auch von Bisonten bewohnten , Walde von Bialowieza berichtet schon Brincken (Mémoire descr. sur la forêt de Bialowieza p. 75 u. 78). Auf der von Sr. Majestät dem jetzigen Kaiser von Russland 1860 dort angestellten, berühmten Bisonjagd wurden dort gelegentlich auch einige Elene, darunter eins von Sr. Majestät eigenhändig, erlegt. (Brandt Zoogeogr. u. Pa- laeontol. Beiträge 5. 136). — Ueber die Elene im genannten Walde und einigen benach- barten lesen wir auch bei Bobrowski (Marepiaası для Геограчи и. д. Гродненская ry- 6epuia. С. Петербургъ 1863, стр. 341). Nach Brincken wandern sie übrigens, um sich gegen die Insekten zu schützen, aus dem fraglichen Walde in die benachbarten Pinskischen, nicht bewaldeten, für Menschen unzugänglichen Moore, von wo sie im September in den genannten, grossen Wald zu- rückkehren. Zu Folge einer gewogentlichen Mittheilung, welche Sr. Durchlaucht der Hr. Gesandte des Norddeutschen Bundes, Prinz v. Reuss mir zu machen die Güte hatte, findet sich im Wilnaer Gouvernement in der dem Fürsten Wittgenstein gehörigen, unweit Wilna gelege- nen, Herrschaft Werki ein guter, geschonter Elenstand. Vom Vorkommen der Elenthiere im Minsker Gouvernement spricht J. Selenski *) Mein theurer Freund spricht übrigens in dem an | weil dabei Zufälligkeiten, locale Einflüsse u. s. w. еш- mich gerichteten Schreiben von der unvermeidlichen | wirken können, und verweist auf seine Waldverderbniss Unsicherheit der Zahlbestimmungen eines Wildstandes, | Bd. IT. р. 320. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 57 (Marepiancı для l'eorpaœin и Статистики Poccin, Минская губершя. Часть I. стр. 385). Sr. Durchlaucht der Prinz Reuss hatte die Güte, mir mündlich diese Angabe mit der Bemer- kung zu bestätigen, dass auf mehrern Gütern dieses Gouvernements, so z. B. den Fürst- lich-Ratzewil’schen noch ansehnliche, geschonte, Elenstände existiren. Eichwald (a. a. О.) und Kessler (a. a. ©.) berichten über das Vorkommen des Elens in Volhynien. Der letztgenannte Naturforscher bemerkt übrigens, dass dasselbe im Kiew’schen Gouvernement bereits selten sei, im Tschernigow’schen aber häufiger sich finde. Ob es im Kamenetz-Podolskischen und Tambov’schen vorkomme oder fehle sagt er nicht. In den Schilfmooren am Kuban (dem südlichsten bekannten Punkte ihrer Verbreitung, im europäischen Russland, in derselben Parallele mit Oberitalien) finden sich, wie schon Clarke (Reise in Russland, Deutsche Uebers. $. 446) bemerkt, Elenthiere, Er sah selbst dort zwei Junge. Zu Folge einer freundlichen Mittheilung des Hrn. Obristen Fock sollen sie, wie er hörte, noch jetzt dort vorkommen. Nach Poprozki (Marepia.ssı для l'eorpaæiu и Статистики Pocein, Калужская губерния. С. Петербургъ 1864, стр. 240) gab es während der letzten Zeit im Gouvernement Kaluga Elenthiere nur noch im Schisarinsker und Mosalsker Kreise. Hr. у. Grebner (Записки Комитета акклиматизащи животныхъ. Москва 1859, стр. 115) spricht vom Vorkommen des Elens in mehreren, bewaldeten und sûmpfigen Kreisen des Moskauer Gouvernements. — Einer gewogentlichen, mir gemachten, Mittheilung Sr. Durchlaucht des Prinzen v. Reuss zu Folge giebt es in den längs der Moskauer Eisenbahn gelegenen Strecken, so wie im Moskauer Gouvernement Elenthiere. In den Wäldern des Twer’schen Gouvernements waren 1780 die Elene häufig. (Stu- ckenberg Material.) Auch werden deren noch jetzt dort gefunden. Die Russischen Ostseeprovinzen besassen früher Elenthiere in sehr zahlreicher Menge (Pallas Zoogr. I. р. 203, Lichtenstein Bullet. 4. nat. d. Mosc. 1829 р. 290). Sie wurden aber schon im vorigen Jahrhundert nicht blos durch die menschlichen Nachstellungen, son- dern auch, wie Hupel (Topographie. II. p. 439) angiebt, im Jahre 1752 durch die Rin- derpest namhaft dezimirt. Nach Fischer (Versuch e. Naturgeschichte v. Livland, 2te Aufl. Königsberg 1791 5. 159) sollen sich am Ende des vorigen Jahrhunderts Elene im Rigischen Kreise, in den Kirchspielen Sistegall und Ascheraden; im Wolmarschen Kreise, in den Kirchspielen Allen- dorf und Dickeln; im Wendenschen Kreise, im Kirchspiele Ronneburg; im Pernauschen Kreise im Kirchspiele Helmet; im Walkschen Kreise in den Kirchspielen Luhde, Adsel, Palzmar und Tirsen, doch nirgends häufig, gefunden haben. Was das Vorkommen der Elene in Esthland anlangt, so spricht schon v. Bienenstamm (Geograph. Abriss der drei Ostsee- provinzen. Riga. 1826. 8. 9. 32) von der dortigen Seltenheit derselben. Dass Elenthiere in Esthland sich noch fanden, aber 1846 sparsamer als in Livland waren, berichtet Possart (Statistik und Geographie des Gouvernements Esthland. Stuttgart 1846. 8. 5. 61). Zu Folge Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 8 58 d. «EB. „ВОВА. М DIT, der Mittheilungen Friebe’s (Landwirthschaftl. Verhältnisse и. s. w. 1845) sind die Elene in den Ostseeprovinzen seltener geworden, am häufigsten sah man sie auf der Grenze der Gouvernements Pskow und Witebsk. Am meisten wurden sie bisher noch in Livland und и ап geschont. Einer gütigen Mittheilung бу. Durchlaucht des Hrn. Prinzen von Reuss zu Folge giebt es aber in den Ostseeprovinzen noch einzelne schöne, geschonte Stände, so z. B. in Curland auf der Schuwalow’schen, früher Biron’schen, Herrschaft Runthal. Auch auf der Insel Oesel findet sich ein solcher. Das Vorkommen der Elene im Gouvernement Nowgorod bezeugt eine frische Geweih- stange, welche Hr. Jerofejew mir zur Disposition stellte. Im St Petersburger Gouvernement, welches in frühern Zeiten gleichfalls zahlreiche Elene beherbergte, sind dieselben zwar ebenfalls sehr in Abnahme begriffen, sie kommen aber doch noch in mehrern Kreisen desselbeu vor. So wurde vor einigen Jahren zehn bis funfzehn Werst von Jamburg ein Elen geschossen. Sr. Durchlaucht der Hr. Prinz v. Reuss hatte die Gewogenheit, mir folgende Bemerkungen über die Standorte des Elens im genannten Gouvernement mitzutheilen. «Im Oranienbaumer Kreise ist ein, aus etwa 20 Stücken bestehender, Hauptstand hinter Krasnojorki bei Schisehkina an der Schischka. Auch bei Gadebusch halten sich einige. An der Narwa’schen Chausse, etwa 20 Werst dies- seits Narwa, sollen deren gleichfalls sein. Südöstlich von dort, im Luga’schen Kreise leben sie in kleinen Trupps. Weiter nordöstlich in den Kronsforsten Lisino sind Reste eines frü- her glänzenden Elenstandes. An den Ufern des Wolchow abwärts kommen gleichfalls Elene vor. Schwache Bestände derselben finden sich im Schlüsselburger Kreise bei Koltschin und Irinowka in der Nähe des Ladoga-Sees. Auch an der Grenze Finnlands giebt es noch Elen- thiere, ja sie streifen von da als Wechselwild paarweis fast alljährlich bis Osinowoe Rosch», etwa 12 Werst von St. Petersburg. Wie häufig übrigens im St. Petersburger Gouvernement früher die Elene waren, beweist der Umstand, dass eine der Inseln, worauf ein Theil St. Pe- tersburgs steht (Wassili-Ostrow), von den Finnen früher Hirsch. а. В. Elensinsel (Hirwi- saari) genannt wurde, ja noch jetzt von Manchen mit diesem Namen bezeichnet wird (Kunik). Finnland besass früher einen grossen Reichthum an Elenthieren. Man sah sie ehedem häufig selbst in der Nähe von Wiborg (Storch, Material. Г. 5. 499). Sie.kamen übrigens nicht blos im ganzen Finnland vor, sondern waren sogar auf den Alandsinseln keine Selten- heiten. (Sadelin, Faun. Fenn. р. 13. Förtekming öfver Samlıngar р. 8). In der neuern Zeit haben sie aber so sehr an Zahl abgenommen, dass v. Nordmann (Palaeontologie Süd- russland’s p. 217) von ihrem nahen Aussterben spricht und die Finnische Regierung ihnen Schonung angedeihen lässt. Im Olonetzischen Gouvernement würden nach Bergstresser (Опыть onncania Оло- нецкой Губерни стр. 23) Elene nicht häufig vorkommen. Sr. Durchlaucht der Prinz v.Reuss hatte die Güte mir zu sagen, Ihm sei bekannt, dass das Elen im genannten Gou- vernement noch vorhanden sei. Schon Georgi (Beschreib. des Russ. Reiches ПТ. 1607) zählt die Wälder des Wolog- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 59 da’schen und Archangel’schen Gouvernements zu den Aufenthaltsorten des Elens. — Wie häufig es früher im Archangelschen Gouvernement war, bezeugt die Angabe Büsching’s, dass zu seiner Zeit jährlich gegen 5000 Elenhäute nach Archangelsk gebracht wurden. Nach Al. у. Schrenck (Reise nach dem Nordosten des europ. Russl. IT. р. 408) wird das Elen in den Wäldern der obern Petschora und deren bewaldeten Zuflüssen vom Ural her nur sehr selten angetroffen. Krschiwoblozki führt Elene unter den Thieren des Gouvernements Kostroma auf (Marepiassı для Географш и Статистики Poccin, Костромская Губерныя С. Петерб. 1861 стр. 161)., Eversmann (In seiner Naturgesch. des Orenburger Gouvernements) erwähnt des Уот- kommens des Elens im mittlern und nördlichen Ural, ferner im Wätkischen und Perm’schen- Gouvernement. Im letztern, an der Wischera und ihren Nebenflüsschen, unter dem 60—63 п. Br., erscheinen, wie mir mein Freund Hofmann aus seinen Reiseerinnerungen mittheilte, die Elene nicht selten in Rudeln von 15—20 Stück und mehr, so dass um das Jahr 1847 — 50 ein einziger Jäger zuweilen dort jährlich 15—-20 Stück erlegte. Im Zarewokokschatz’kischen Kreise des Kasanschen Gouvernements, dreissig Werst von Kasan, trifft man das Elen gleichfalls, ja früher ging es noch weiter nach Süden (Eversmann а. а. O.). | | Pallas (Reise IT p. 70) spricht von der Häufigkeit des Elens in den Wäldern des Ufa’schen Gouvernements, am Flüsschen Bulanka, das zum Jurjusen mündet, einem Neben- fluss der Ufa, die ihrerseits durch die Bälaga und Kama zur Wolga fliesst. Dass Elenthiere im Orenburger Gouvernement, namentlich im nordöstlichen Theile desselben, vorkommen, berichtet ausser Eversmann (a. а. О.) auch Al. Lehmann (Reise in v. Baer’s und v. Helmersens Beitr. Zool. Anhang v. Brandt. S. 309) nebst Pallas (Reise I. S. 198 und 211). Erman (Reise Hist. Ber. I. 1. 5. 354) erzählt von der Häufigkeit und ausserordent- lichen Grösse der Elene in den Wäldern bei Tagilsk am Ural. L. Cabanejew, in seinem vorläufigen Abriss einer Fauna der Wirbelthiere des mitt- lern Urals (Bullet. des nat. de Mosc. ann. 1869 n. 4. p. 192), bemerkt: das Elen käme selten unterhalb der Parallele von Ekaterinenburg vor, werde aber nach dem Norden zu, wegen der dort grössern Wälder und geringern Cultur, immer häufiger. Gmelin der ältere (Reise IT. р. 165) spricht von Elenen bei der am Tom-Flusse in Westsibirien gelegenen Stadt Kusnetzk. Auf Seite 550 a. а. О. erwähnt Erman des Vorkommens desselben (wie auch des der Renthiere) am Ob und dem linken Ufer des Irtisch. Dass Elene in den Wäldern des Ob hausen, wusste man übrigens schon durch Sujew, der die Gegend von Beresow (unter 64° ‚ п. Br.) und das wenig nördlichere Gebiet als Aufenthalt desselben nennt. (Pallas Reise III 5. 87). Des Vorhandenseins von Elenthieren am Tobol erwähnt Georgi (a. а. O.). Ueber Elenthiere am Tarbagatai berichtet Ritter (Asien IT. 418). 60 J. Е. BRANbr, Dass Elene im Altaigebiet um das Jahr 1850 häufig waren, erfahren wir durch Evers- mann (а. а. О.) und бе ег (Katun. Gebirge, 5. 77). Vom heerdenweisen Erscheinen der aus den Altaigegenden im Herbst auswandernden Elenthiere am Irtisch lesen wir bei Ha- gemeister (Статискическое 06o3phnie Сибири, С. Петерб. 1857. 8. I. стр. 327). Bereits Georgi (a. а. О.) rechnet die Elene zu den Bewohnern des Gebietes des Je- nissei und der Tunguska Nach у. Middendorff (Reise Bd. II. Th. 2 р. 121) ist jedoch am Jenissei das Elen zwischen der obern und untern Tunguska schon selten und nördlicher gar nicht vorhanden. Dass es am obern Jenissei, bei Krassnojarsk, vorkomme, erzählt schon Pallas (Reise III S. 10). Wie Pallas (Zoogr. I. p. 202) berichtet, finden sich aber Elene in Sibirien noch weit östlicher, namentlich von der Lena, Kolyma und dem Anni bis zum Penschinskischen Busen. Das Tschuktschen-Land und Kamtschatka schliesst er aber vom Verbreitungsgebiet des Elens aus, obgleich auf der letztgenannten Halbinsel, wie Erman (Reise) mit Recht meint, Nahrungsstoffe genug für dasselbe vorhanden wären. Da keine Elene im Tschuktschen-Lande und Kamtschatka gefunden wurden, so hielt es Pallas a. a. O. für wunderbar, wie sie über die Beringsstrasse nach Amerika kamen. Sie brauchten aber ja keine solche Wanderung anzutreten, wenn sie dort schon ursprüng- lich, wie in Asien, zu Hause waren, oder in jenen frühen Zeiten aus Asien auswanderten, als dieses mit Nordamerika zusammenhing. Sie würden sogar, wenn Amerika wirklich das älteste Festland der Erde wäre (?), wie ein Hr. Kerr (Athenaeum Nov. 20 1869) meint, von dort aus erst nach Nordasien sich haben verbreiten können. Da noch jetzt am Stromgebiet der Kolyma, also in der Nähe des Tschuktschen-Landes, Elene vorkommen, so könnten sie zu jener Zeit, als in Sibirien die Waldvegetation bis zum Eismeer ging, selbst im Lande der Tschuktschen, so wie auf Kamtschatka passende Wohngebiete gefunden haben. Von der Kolyma und Philippovka wurden nach v. Wrangel (Reise I. p. 98 und 210) im Jahre 1770 die Elene durch verheerende Waldbrände verscheucht. Die später angesie- delten unterlagen meist den auf sie angestellten Jagden, so dass sie zur Zeit seines Aufent- haltes dort schon zu den Seltenheiten gehörten. Am Omolon jagdte man sie noch zuweilen. Bei Werchojansk, also unter dem 67°33, im Südsaume des Polarkreises, soll man sie noch antreffen (©. Wrangell. a. a. О. II. 238). Oestlich vom Altai gehören die sajanischen Gebirge zu ihren südlichen Wohngebieten (Pall. Zoogr. I. p. 202), von wo sie sich weiter nach Norden und Osten verbreiten, viel- leicht aber auch nach Süden auf unbekanntes chinesisches Gebiet. Als das nordöstlichste Verbreitungsgebiet bezeichnet Pallas, wie schon bemerkt, den Penschinskischen Busen. — Einer mündlichen vom Hrn. Vosnessenski mir gemachten Angabe zu Folge finden sich Elene im ganzen Küstengebiet des Ochotskischen Meeres, na- mentlich bei Ayan, Ochotsk und Udskoi. — Südlicher kommen sie am Südabhange des Sta- nowoj-Gebirges und am Tugur-Busen in grossen Rudeln vor, wie Middendorff (Reise а. a. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHIHOTE DES ELENS. 61 0.) berichtet. Noch südlicher sah schon Lange auf seiner weiten Reise nach China 1736 im Chingan-Gebirge, südlich vom Amur am Yalo-Strome, einem Zuflusse des Naun-Flusses, der in den Sungari mündet, ausser Hirschen und Rehen auch Elene. (Plath, Die Völker der Mongolei. I. p. 28, 29). Ueber die bisher bekannte südöstlichste Verbreitung des Elens in Nordasien haben Leop. v. Schrenk und G. Radde ausführliche Aufschlüsse gegeben. Es möge daher ver- gönnt sein, die wesentlichen Angaben dieser ausgezeichneten Reisenden hier theilweis wört- lich zu wiederholen. Es schien mir dies um so geeigneter, da namentlich ihre interessanten Schilderungen uns einen fast ganz naturgemässen Zustand des Vorkommens des Elens vor Augen führen, wie wir ihn bisher nicht kannten, der uns also eine annähernde Vorstellung von jenen fernen Zeiten zu liefern vermag, wo auch noch grosse Schaaren von Elenen die mächtigen Urwälder und Moore des westlichen, mittlern, nördlichern wie auch östlichern Europas durchstreiften. L. v. Schrenk (Reisen u. Forschungen im Amurlande. Bd. I. Säugeth. St. Petersb. 1858 p. 174), nachdem er das schon von Pallas (Zoogr. I. 202) angezeigte Vorkommen des Elens im Waldgebiete des Uth-Flusses nebst der Bemerkung Middendorff’s angeführt, dass es am linken Amurufer im Flussgebiet der Tschilika, nahe der Amurmündung, rudelweis auftrete, theilt er seine eigenen ausführlichen Beobachtungen über die Häufigkeit des Elens im Amurlande mit. «Das Elen lässt sich nach ihm vom erwähnten nördlichen Theil des Amurlandes über eine geraume Strecke nach Süden verfolgen, indem es das gesammte, wald- und sumpfreiche Amurland bewohnt. Sehr zahlreich tritt es in den, ihm zusagenden, oft sumpfigen und moorigen Wäldern des untern Amur auf. An der Mündung des Amurstromes ist es jedoch minder häufig als weiter aufwärts, nock im untern Laufe desselben, namentlich an seinem linken, ebeneren Ufer. Es kommt jedoch auch an der Meeresküste, so am Amur- Limane, an der Meerenge der Tartarei bis über die unter 49° gelegenen Hadshi-Bai nach Süden vor, fehlt aber, auffallend genug, auf Sachalin, wenigstens auf der Nordhälfte. Schon im Gebiete der Mangunen wird es häufiger und erhält, wegen seiner grossen Wichtigkeit für die Eingebornen, den Namen буи (das Thier). Am häufigsten ist es aber am Gorin und am Amur, etwas ober- und unterhalb der Gorin- Mündung. Oberhalb der Gorin-Mündung wird das Elen allmählich seltener, kommt jedoch ziemlich zahlreich am Chongar, Ssedsemi und Kur vor. Es wohnt ferner in der südlichen Biegung des Amur an der Ussuri-Mündung, so wie an dem Ufer des Amur, ebenso wie (jedoch seltener) am Ussuri selbst. In der tro- ckenen Prairie des Amurstromes fehlt es wohl; jenseits derselben erscheint es aber wieder häufig. Das Elen hat überhaupt im Amur-Lande von allen Hirscharten die grösste Verbrei- tung und ist als Gegenstand der Nahrung und Bekleidung für die Einwohner von grösster Wichtigkeit». Von G. Radde (Reisen im Süden von Ost-Sibirien. Bd. I. Säugethiere. 5. 288) wurde das Elen an der russisch-chinesischen Grenze nicht überall angetroffen. Im Gebiet der Ka- ragassen an der mittlern Oka erscheint es vereinzelt, wohl wegen der steilen Gebirge. Bei 62 JE, N BRAND T| den Sojoten ist es ziemlich häufig, namentlich an der Baumgrenze, im Winter in Banden, im Sommer einzeln. Es übersteigt die Sajankette, zieht sich aber im Winter thalwärts, be- sonders gern in die Lärchenbestände. Oestlich von diesem Gebirge, gleich auf der Ostseite des Munku-Sardik, trifft man es im ganzen obern Irkut-Thale bis in die Tunkinskische _ Ebene nicht mehr an. Vor Jahren ist es noch bei dem turanskischen Posten erlegt worden, jetzt aber weilt es hier nicht mehr. In den feuchten Baikal-Gebirgen und den grossen Thä- lern, welche dieselben durchschneiden, ist es überall. Im südlichen Apfel- Gebirge kommt es noch häufiger vor. Nur an seinem Ostabhange tritt es im Sommer in die breitern Thäler der Zuflüsse des Onon zu den Seen, in welchen es, tauchend, die fleischigen Wurzeln eini- ger Wasserpflanzen sucht und als Lieblingsspeise verzehrt. Die Seen der Umgegend von Kirinsk werden besonders stark von Elenthieren besucht. Es tritt überall, von den Ortsver- flachungen des Apfelgebirges in die Ebenen, so weit sie mit Schwarzwaldungen bestanden sind, und kommt in schneereichen Wintern sogar zuweilen bis in die kahlen Hochsteppen, wo man es früher nicht kannte, wandert aber von dort in die Wälder zurück. Auch im Chingan und seinen östlichen, so wie westlichen Verflachungen ist das Elen nicht selten. Zu Folge von Radde beobachteter Spuren bewohnt es die Inseln des mittlern Amur und vereinzelt die Inseln unweit der Sungari- Mündung. Im Bureja-Gebirge fehlt es, nach Aussagen der Birar-Tungusen, auf dem rechten Amurufer ganz. Erst auf dem linken findet es sich, jedoch selten, im Gebiete des Shotar-Flüsschens, und tritt aus diesem nicht über die Lagar- und Murgil-Höhen in die Uferregion des Bureja-Gebirges. Radde schliesst dann seine Bemerkungen über das Vorkommen des Elens in dem von ihm besuchten Län- dergebiet mit folgendem Satze: «Es dürfte nach dem, was die Birar-Tungusen über den Mangel des Elenthiers im Bureja-Gebirge auf chinesischer Seite berichteten und nach sei- ner von L. у. Schrenk (a. а. О. р. 175) erwähnten Seltenheit im Ussuri-Gebirge zu schlies- sen, wahrscheinlich sein, dass hier das еп seine Aequatorialgrenze mit dem Shotar- Flüsschen bereits erreicht hat, dort aber, wo das Thier unter dem Einflusse eines maritimen, feuchten Klimas existirt, sich diese Grenze, wie die des Rennthiers, mehr süd- lich neigt». Was übrigens die südöstlichste Verbreitung des Elens in Asien anlangt, so wird das- selbe zu Folge einer mündlichen, gefälligen Mittheilung des Hrn. Kapitäns Preschbalski noch am Flusse Suiphun unter dem 43° n. Br. angetroffen, also noch südlicher als an der Hatschi-Bai und am Kuban. Nicht unmöglich scheint es jedoch, dass das Elen, wie schon Pallas (Zoogr. I. р. 202) meinte, seine Wanderungen bis zu den indischen Gebirgen fortsetze oder ehedem fort- setzte, wozu jedoch für jetzt noch alle Belege fehlen. Wäre es wirklich der Fall, so könnte es jetzt, ebenso wie zu Pallas’s Zeit, nur über den Norden des Chinesischen Reiches ge- schehen. Im stark bevölkerten Theile Nordchinas könnten wenigstens ausser Mammuthen (deren Reste sich in China finden) früher (namentlich während der Eisperiode und noch später) auch Elene gelebt haben, welche dort, wie in Europa. und in Süden Nordame- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. ` 63 rikas, in Folge der menschlichen Ansiedlungen früh vertilgt wurden. Künftige in China an- zustellende paläontologische Forschungen werden darüber Auskunft geben. Hatte übrigens Baker, wie es nicht unwahrscheïnlich ist, wirklich subhimalajische Reste des Elens vor sich, so könnte es zur Eiszeit selbst auch bis zum Fuss des Himalaja gegangen sein (Siehe В. 20). Fassen wir die jetzigen Verbreitungsgrenzen des Elens in Europa im Allgemeinen zusammen, so ergiebt sich, dass dasselbe von West nach Ost ganz zerstreut insularisch in Skandinavien, dann etwas gedrängter insularisch von Ostpreussen, Litthauen und den Ost- seeprovinzen Russlands bis zur Uralkette, von Süd nach Nord aber von den Gouvernements Wolhynien, Kiew und Tschernigow, dann den Kuban bis Finnland und das Gouvernement Archangel vorkommt. In Asien sind Elene in gedrängterer insularischer Verbreitung in öst- licher Richtung vom den Ostabhängen des Ural bis zum Penschinzskischen Busen, so wie den Küstengebieten des Ochotskischen Meeres und Mandschurischen Meerbusens, in der Richtung von Süd nach Nord von der Altaikette und der Mandschurei vom Flusse Suiphun an bis zum nördlichen Polarkreis beobachtet worden. Als ihre nördlichste Verbreitungs- grenze in Ostasien darf für jetzt Werchojansk unter 67,33 n. B., als ihre südlichste der unter 43° n. B. gelegene Suiphun gelten. In Europa würde, wenn es noch jetzt Elene am Kuban giebt, die nach Graden zu bestimmende Südgrenze eine ziemlich ähnliche wie in Asien sein. Auch in Bezug auf die Nordgrenze in Europa scheint ein ähnliches Verhältniss statt zu finden. Wangenheim (a. a. 0. 5. 6) lässt das Elen in Europa nur vom 53 — 64° п. B., in Asien von 45 — 61° п. В. verbreitet sein. — Nach Bujack (а. а. 0. 5. 16) würde das- selbe in Europa nicht über 66'/, n. Br. hinausgehen, wo der Baumwuchs aufhört. Wiegmann (a. a. 0. 5. 101— 103) meint: die nördliche Grenze der Verbreitung des Elens werde durch den Mangel des Baumwuchses bestimmt, die südliche Grenze wäre der 45° in Europa und Asien, auf der wasserreichern Westhälfte der 40° n. B., wofern nicht die Cultur hindernd einträte. | Hinsichtlich der individuellen Häufigkeit der Elene im europäischen Russland darf man nach Maassgabe der oben angeführten speciellern Angaben wohl sagen, dass ihre Zahl im Allgemeinen mehr oder weniger abgenommen habe, dass ferner sie in einzelnen Gouver- nements zu den Seltenheiten gehören oder bereits vertilgt sind, dass sie aber in manchen noch mehr oder weniger häufig vorkommen, was in einigen in Folge angediehener Schonung der Fall ist. Selbst in Sibirien, wo sie früher häufig waren, fehlen sie bereits in manchen Gegenden, in andern sind sie allerdings noch mehr oder minder zahlreich, namentlich in Ostsibirien. Das Amurland und wohl auch die Küstengebiete des Ochotskischen Meeres dürfen wohl als solche Länder bezeichnet werden, worin in Nordasien stellenweis die be- deutendsten Elen-Bestände noch mehr oder weniger im Urzustande anzutreffen sind. In der Nordhälfte Amerikas findet sich das Elen, mit Ausschluss der nördlichen Bar- ren-grounds und der Prärien, wie schon Richardson (Zoolog. of the Voy. of Herald Pa- 64 Ji, BRAND: laeont. p. 120) (1846) angiebt, bis zum 69, ja selbst bis zum 70° n. B. Im Norden würde es namentlich nicht blos in den an der Hudsonsbai liegenden Ländern den Waldstrichen der Furt-Country, dann in Neu-Braunschweig, so an der Fundibai, in Canada, in der Ge- gend der grossen Seen, am Mackenzie, und im frühern Russischen Amerika, nach Vosnes- senski’s mir mündlich mitgetheilten Erfahrungen, vom Kenai-Busen und der Halbinsel Alaska, bis nördlich zum Kotzehuesund angetroffen. Auf der atlantischen Seite Nordame- rikas bildet die untere Hälfte des Flussgebietes des St. Lorenzstromes und die obere des Missisippi, auf der entgegengesetzten Seite aber das Gebiet des Columbiaflusses sein süd- liches bekanntes Wohngebiet. Früher, als es sich auch noch in Virginien fand (Hist. 4. 4. Virginie. Orléans 1707 р. 213, Zimmerm. a. a. O. I. S. 264), war es auf der vom atlan- tischen Ocean bespülten Hälfte bis gegen den 40° n. B. nach Süden verbreitet. Gegenwärtig sind in den meisten Staaten der Union die Elene in Folge der Cultur theils selten (Andree), theils ganz ausgerottet. Namentlich finden sie sich nur noch in eini- gen nördlichen, so in Maine, New-Hampshire, Vermont und dem nördlichen Theile von New-York in grösserer oder geringerer Menge (De Kay a. a. О. р. 117, Baird a. a. 0. p- 632). Im letztern Staat waren sie 1842 in den unangebauten Ländergebieten von Essex, Herkimer, Hamilton, Franklin, Lewis und Warren noch zahlreich, ja ihre Zahl schien so- gar, da die der Ureinwohner abnahm, in Zunahme begriffen, so dass De Kay a. а. O. die Südgrenze ihrer Verbreitung an der atlantischen Küste bis 43,30 n. B. ausdehnte mit der Bemerkung, dass sie sich früher näher an der atlantischen Küste, so auf Fischer’s Island aufhielten und in Massaschusetts ausgerottet seien. Nach Baird a. а. О. wurden sie vor wenigen Jahren in Essex, Hamilton und den Nachbargebieten des letztgenannten Districtes alljährlich erlegt; wegen der schwierigen Zugänglichkeit dieser Gegenden bietet indessen die dortige Jagd grosse Schwierigkeiten In Kanada, namentlich jenseits der grossen Seen, halten sich zwar noch Elene auf, einem Berichte Charlevoix’s zu Folge wären sie aber schon vor 100 Jahren in Folge schonungsloser Jagden in Niederkanada fast ausgerottet worden. Gegenwärtig sind sie we- nigstens in Kanada nicht mehr häufig (Andree, Nordamerika 2te Aufl. 1854 р. 152). Zehntes Capitel. Ueber die Kenntnisse, welche die alten Griechen und Römer vom Elenthier besassen. Der herrschenden Annahme zu Folge soll zwar das Elen Aristoteles nicht bekannt gewesen sein, weil in seinen auf uns gekommenen Schriften dasselbe nicht erwähnt wird. Ich habe indessen (Zoogeorgraph. и. palaeont. Beitr. 5. 42,) nachgewiesen, dass nicht blos sein Schüler Theophrast in einem uns erhaltenen Fragmente seiner Thiergeschichte, son- dern auch der unbekannte Verfasser der dem Aristoteles mit Unrecht vindieirten Schrift BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 65 über Wunder (bei deren Abfassung jedoch vielleicht eine verlorne Schrift des Aristoteles benutzt wurde), unter ta«pavdos das Ren- und Elenthier zusammenwarfen. In der That scheint es nicht wahrscheinlich, dass die alten Griechen, welche mit Skythien in lebhaftem Verkehr standen und ihm allerlei Kunstwerke lieferten, vom dort heimischen Elenthier gar keine Kunde gehabt haben sollten. Es ist dies um so unwahrscheinlicher, da sich kleine, goldene Figuren mit schaufelartigen Geweihen, welche sich in der Sammlung der hiesigen Kaiserlichen Eremitage unter den skythischen Alterthümern befinden, nach meiner An- sicht für Elene, nicht aber mit Eichwald für Rennthiere, halten lassen. Das Ansehen der Figuren gestattet übrigens die Vermuthung, dass sie theils von griechischen Künstlern selbst, theils von einheimischen, nicht sehr ausgebildeten, Goldschmieden angefertigt wurden. Die Annahme des Vorkommens des Elenthiers in den von den Skythen ehedem bewohn- ten, so ausgedehnten, Landstrichen hat nicht das geringste Bedenken, wenn wir erwägen, dass nach Kessler das Elen noch jetzt in Kiew’schen, Volhynischen und Tschernigowschen Gouvernement, wenn auch seltener als sonst, vorkommt oder wenigstens früher (d. h. selbst noch in unserem Jahrhundert) vorkam und dass nach Borissjak im Orelschen Gouverne- ment, so wie nach Czernay im Charkowschen Lehrbezirk humatile Reste desselben als Zeugen seiner früheren, dortigen Existenz ausgegraben wurden. Wenn nun aber den alten Griechen die, wiewohl sehr unvollständige, Kenntniss des Elens nur nach Maassgabe der vorstehenden Deductionen zugeschrieben werden kann, so gilt dies keineswegs von den Römern, die mindestens schon einige Jahrhunderte vor der christlichen Zeitrechnung eine nachweisliche Kunde vom ihm besassen. Der älteste auf uns gekommene Nachweis, dass die Römer mindestens schon zur Zeit des zweiten punischen Kriegs das Elen kannten, oder wenigstens kennen lernten, gründet sich auf einem Fragment aus dem verlornen Theile der Geschichte des Polybius (ed. Em. Bekker, Fragm. р. 128) welches uns Strabo (Geogr. IV с. ed. Casaub ©. 208) erhalten hat, worin (wie man vermuthen darf) bei Gelegenheit des Ueberganges Hannibals über die Alpen von dort vorkommenden Hirschen die Rede ist, deren Hals, ebenso wie ihre Haarbe- deckung, denen der Eber ähnlich war, während sie unter dem Kinn einen haarigen Anhang von der Dicke eines Fohlenschweifes besassen.. Sollte äus diesen, ohne Frage nur auf das Elen passenden, Angaben sich möglicherweise schliessen. lassen, dass die früher in Oberitalien, nach Maassgabe einer in der Lombardei in der Erde gefundenen Schaufel, heimischen Elene bereits zu jener Zeit daraus verschwun- den waren? Die auf uns gekommenen Angaben der Alten über das Vorkommen von Thieren sind freilich oft gar zu spärlich, unvollständig und zweifelhaft, um einen solchen Schluss mit Sicherheit zu gestatten. In manchen der ältesten, für uns verlorenen, römischen Schriften könnte allerdings vom Elen die Rede gewesen sein, jedoch streitet dagegen der Umstand, dass der Compilator Plinius über in Italien vorkommende, oder vorgekommene, Elene schweigt. Bei Caesar (Comment. d. bello gallico Lib. VI. cap. VI) findet sich eine Stelle, die 9 Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, VIIme Série, 66 JR BRAND T; von Manchen, so selbst von Lenz (Zoologie 4. alten Griechen u. Römer 5. 215), auf das Elen, von Eichwald (Leth. ross. III. р. 367) aber auf Cervus euryceros bezogen wird. Sie lau- tet: «Est bos (im Hercyner Walde) cervi figura, cujus a media fronte inter aures unum cornu existit, excelsius magisque directum his, quae nobis nota sunt, cornubus: ab ejus summo sicuti palmae ramique late diffunduntur. Eadem est feminae marisque natura, eadem forma magnitudoque cornuum». Dass diese Stelle jedoch weder auf das Elen, noch auf den Riesen- hirsch gedeutet werden könne, sondern auf das Rennthier zu beziehen sei, habe ich in mei- nen Zoogeographischen und Palaeontologischen Beiträgen S. 53 ausführlich nachgewiesen. Anders verhält es sich indessen mit einer andern Stelle des grossen römischen Feld- herrn (ib. cap. 27), wo er als Alces Thiere auf folgende Weise schildert: Sunt item (i. e. in Hercyniae sylvis), quae appellantur alces. Harum est consimilis capris figura et varietas pellium, sed magnitudine paulo antecedunt mutilaeque sunt cornibus et crura sine nodis articulisque habent, neque quietis causa procumbunt, neque, si quo adflictae casu concide- runt, erigere sese aut sublevare possunt. His sunt arbores pro cubilibus: ad eas se adpli- cant atque ita paulum modo reclinatae quietem capiunt. Quarum ex vestigiis cum est ani- madversum a venatoribus, quo se recipere consuerint, omnes eo leco aut ab radicibus sub- ruunt aut accidunt arbores, tantum ut summa species earum stantium relinquatur. Huc cum se consuetudine reclinaverunt, infirmas arbores adfligunt atque una ipsae concidunt. Die fragliche Stelle enthält allerdings von der Gestalt der Alce keine charakterischen Merkmale, wie die wenig bedeutenden Worte similis capris figura et varietas pellium, sed magnitudine paulo antecedunt beweisen. Die Worte mutilaeque sunt cornibus lassen sich aber nur auf Weibchen, oder Männchen des Elens mit abgeworfenen Geweihen, beziehen. Sämmtliche Mit- theilungen Caesar’s von den et crura sine nodis an bis concidunt gehören übrigens in das Gebiet der bedeutungslosen Fabeln. Der Name Alce, der offenbar mit dem germanischen Elch zusammenhängt und der den Römern wohl aus Deutschland in der Form Alce über- kam *), dann der Umstand, dass dort noch im 11. Jahrhundert Elene existirten und fossile Reste derselben in verschiedenen Ländern Deutschlands, in manchen (Meklenburg, Preus- sen, Braunschweig) sogar häufig, in Torfmooren gefunden wurden, so wie das von Caesar, Plinius und Solinus erwähnte Vorkommen der Alce mit Bos bison seu bonasus und wrus (den Begleitern des Elens) in denselben Gegenden, sprechen für die Annahme, dass Caesar unter seinen, keineswegs treffend geschilderten, Alces Elene meine. Bei Plinius (Н. Nat. Libr. VIII, 16 ed. Detlefsen Vol. II. р. 54) heisst es: арене trio fert et equorum greges ferorum, sicut asinorum Asia et Afrika, praeterea alcen j Juvenco *) Wenigstens ist Caesar der älteste uns bekannte | älterer, griechischer Ursprung sich also nicht nachweisen Schriftsteller, der den Namen Alce gebraucht und das | lässt. — Das Wort Alce stammt offenbar aus dem germa- Thier unter den Bewohnern der hercynischen Wälder | nischen ölch, womit das Elen bezeichnet wurde. Das sla- aufführt. Unter den uns erhaltenen griechischen Schrift- | vische Wort los ist identisch mit eleh. Siehe Diefenbach stellern erwähnt nur Pausanias, welcher lange nach | unter Alces. Caesar schrieb, das Elen unter dem Namen &\xn, dessen BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 67 similem, ni proceritas aurium et cervicis distinguat, item natam in Scandinavia insula, nec umquam visam in Вас urbe, multis tamen narratam achlin, папа dissimilem И, sed nullo suffraginum flexu ideoque non eubantem, sed adelinem arbori in somno, eaque incisa ad in- sidias capi, alias velocitatis memoratae. Labrum ei superius praegrande. Ob id retrogra- ditur in pascendo, ne in priora tendens involvatur.» Dass die meisten der Sätze dieser Stelle sich auf die Alce und zwar auf weibliche oder männliche, geweihlose Exemplare be- ziehen, leidet wohl keinen Zweifel. Es gilt dies namentlich hinsichtlich der Worte von prae- terea bis distinguat, dann von sed nullo bis zu Ende. Was Plinius von «sed nullo an bis memoratae» erzählt, berichtet auch, wie wir eben sahen, bereits Caesar. Solinus (С. J. Solini Collectanea verum memorabilium recognov. Th. Momsen. Berol. 1864 р. 108) be- merkt: «Est et Alce mulis comparanda, adeo propenso labro superiore, ut nisi recedens in posteriora vestigia pasci non queat.» Seine Worte mulis comparanda und adeo propenso labro weisen ebenfalls, wie seine Mittheilung über die Heimath der Alce (die Hercynischen Wälder) auf das Elen hin, das freilich keineswegs beim Weiden stets rückwärts geht. | Die Worte des Plinius: «item natam in Skandinavia insula nec umquam visam in hac игре multis tamen narratam achlin, haud dissimilem illi» dann die Angabe des Solinus (ib. р. 109): «Gangavia insula, e regione Germaniae, mittit animal quale Alce, (womit er offenbar die achlis des Plinius meint) deuten aber darauf deutlich hin, dass Plinius unter achlis, oder wie Andere lesen machlis, und Solinus unter dem animal quale Alce ein zwar dem Elen ähnliches, aber davon verschiedenes Thier sich dachten, dem allerdings Plinius, wie seine Worte von «sed nullo suffragium an bis ne in priora tendens involvatur» bezeugen, dem Elen ähnliche Eigenschaften beilegt. Dasselbe geschieht von Solinus, der in der oben angeführten Stelle hinter quale Alce nachstehende Worte hinzufügt: sed cujus suffragines ut elephantis Неси nequeunt; propterea non cubat cum dormiendum est, tamen somnulen- tam arbor sustinet, quae prope casuram secatur, ut fera dum adsuetis fulmentis innititur faciat ruinam, ita capitur: alioqui difficile est eam mancipari: nam in illo rigore poplitum incomprehensibili fuga pollet *). G. Cuvier (Hist. nat. d. Pline. Trad. nouv. p. Ajasson de Grandsagne T. VI, Note de Liv. VIII p. 415) meint: Plinius habe wieder einmal zwei Thiere aus einem gemacht, in- dem er ohne Kritik die Mittheilungen zweier Autoren copirte. Dass Alce und Achlis diesel- ben Thiere seien, gehe daraus hervor, dass Caesar der Alce dieselben Eigenschaften vindi- zire, die Plinius seiner Achlis zuschreibt. Plinius vindizire weder der einen, noch der an- dern Geweihe. Die Autoren, welchen er seine Bemerkungen entlehnte, kannten vielleicht nur Weibchen. Die beachtenswerthen Bemerkungen des Solinus übergeht Cuvier ganz mit Stillschweigen. *) Nach Albertus Magnus (Lib. XXII Tract. 2. Cap. | post scapulas, et barbam habet sub mento, et soleas sicut 1, De equicervo) soll Solinus vom Æquicervus sagen: esse | equus, et corpus ad cervi quantitatem. Ich habe indessen animal Orientis et Graeciae, quod habet cornua mas, non | einem solchen, wohl auf das Elen bezüglichen, Equicervus femina et jubas habet per collum descendentes usque | bei Solinusnicht finden können. * 68 Ju BRAND т: Wenn nun aber auch Solinus aus Plinius häufig copirte, so geht daraus, dass Soli- nus in der oben. angeführten Stelle richtiger als Plinius der Alce, nicht der Achlis, ein. propensum labrum superius zuschreibt und die suffragines des letztern, die er mit Plinius für unbeweglich hält, denen der Elephanten vergleicht, deutlich hervor, dass er in Bezug auf Alce und Achlis Plinius keineswegs nur ausschrieb, also Berücksichtigung verdiente. Bujack (Naturgesch. des Elchwildes, 9. 2) meint, was Plinius von Alce sage, passe auch auf Achlis. Nilsson (Skadinav. Fauna, 2 uppl. I. Däggd. p. 492) erklärt sich ebenfalls gegen die Ansicht, dass Ace und Achlis des Plinius (von Solinus spricht auch er nicht) zwei ver- schiedene Thiere wären, weil die beiden Namen so ähnlich seien und man in Skandinavien die Reste einer dem Elen ähnlichen, aber davon verschiedenen, Hirschart, so namentlich die des Cervus euryceros, noch nicht gefunden habe. Н. О. Lenz (Zoologie der alten Griechen und Römer. Gotha, 1856. 5. 216) sagt, ohne Gründe auzugeben, dass alles von Plinius Gesagte sich auf das Elen bezöge. Bereits Kaup hielt die Achlis, er schreibt Machlis, für ein vom Elen verschiedenes Thier, namentlich für den Cervus euryceros und bezeichnete mit dem Namen Machlis dieje- nige Abtheilung seiner Hirsche, deren einziger Vertreter die genannte Hirschart ist. In meinen Zoogeographischen und palaeontologischen Beiträgen p. 55, so wie in meiner Abhandlung über die Säugethierreste der Altaischen Höhlen (Bull. de !’ Acad. Imp. des sc. de St.-Pétersb. 3 ser. Т. XV 1870 р. 147) (Melang. biolog. T. VII p. 931) trete ich der Mei- nung bei, dass die von Plinius und Solinus ais Achlis oder Machlis bezeichnete der Alce ähnliche, aber freilich nicht kenntlich characterisirte, daher dunkle, Thierart vielleicht der Cervus euryceros sein könnte, da dieser dem Elen in der Bildung der Geweihe, 'theilweis auch in seiner Schädelgestalt, so wie in der Körpergrösse, ähnelte, so dass die Worte des Plinius: Лана dissimilem illi und des Solinus: animal quale Alce wohl auf ihn bezogen werden könnten. Cervus euryceros gehörte übrigens zu den Gliedern unserer Fauna. Der von Cuvier angeführte Gegengrund scheint mir keineswegs stichhaltig, da nicht blos Plinius, sondern auch Solinus die Alce und die Achlis für verschiedene, aber doch so nahe verwandte, Thiere halten, dass sie auch wohl die schon von Caesar mitgetheilten fabelhaften Züge ihrer Lebensweise als gemeinsame Eigenthümlichkeit ansahen; wurde doch . selbst noch in neuern Zeiten Cervus euryceros mit dem Elen zusammengeworfen. Es konnte dies also noch viel leichter von den alten Römern geschehen, welche die Thiere gewöhnlich nur nach sehr unvollständigen Berichten kannten und daher meist mangelhaft kennzeich- neten. Die Aehnlichkeit der Namen Alce und Achlis, welche Nilsson als Einwand benutzt, hat allerdings etwas Verdächtiges, entkräftet aber, wie mir scheint, die von Plinius und Solinus angenommene Verschiedenheit beider keineswegs. Wichtiger scheint der Ein- wand Nilsson’s, dass Plinius die Achlis nach Skandinavien versetzt, wo man wohl Reste des Elens, aber noch keine des Riesenhirsches (Cervus euryceros) fand. Indessen ist dieser BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 69 Einwand vielleicht nur ein zeitweiliger, da man möglicherweise auch Reste desselben in Skandinavien entdecken wird. Auch konnte ja Plinius über das Vaterland irrig berichtet worden sein, oder der Name Skandinavia spätern Abschreibern zur Last fallen. Für die eine oder andere dieser Meinungen scheint der Umstand zu sprechen, dass Solinus als Heimath der Achlis die Gangavia (nicht Seandinavia) insula bezeichnet. Wo aber die Insel Gangavia liege, habe ich nicht auffinden können. An Irlands Westküste lebte früher nach Ptolemaeus eine alte Völkerschaft unter den Namen Ganganer. Könnte also vielleicht nicht bei Solinus der Name Gangania, statt Gangavia, zu lauten haben und synonym mit Hibernia sein? Liesse sich diese, allerdings etwas kühne, Hypothese aufrecht erhalten, also die Achlis nach Irland versetzen, so wäre ihre Deutung als Cervus euryceros gesichert, denn in Irland hat man, wie bekannt, unter alten Torflagern von dieser, früher von dort und Frankreich bis Sibirien verbreiteten, so interessanten, Hirschart bereits viele, sehr wohl erhaltene, Skelete gefunden. Der Zusatz zur Gangavia insula «e regione Germaniae» bei Solinus will freilich für die eben ausgesprochene Hypothese, dass die Insel Gangavia als Gangania auf Hibernia zu beziehen sei, nicht recht passen, ebenso wenig aber auch für jetzt der Vorschlag, dass bei Solinus, statt Gangavia, wie bei Plinius, Scandinavia zu lesen sei. Sollten freilich Reste des Riesenhirsches künftig auch in Skandinavien entdeckt werden, so würde die Leseart Scandinavia bei Plinius unangetastet bleiben und bei Soli- nus wohl Gangavia in Scadinavia zu verwandeln sein. Pausanias, der um die Mitte des zweiten Jahrhunderts nach Christus lebte, berichtet (IX ed. Bekker XXI. 3): das Elenthier (ах) sieht dem Hirsch und Cameel ähnlich und bewohnt das Land der Celten. An einer zweiten Stelle (У. ХИ. I.) bemerkt er: das Männ- chen habe Hörner, die dem Weibchen fehlten. Wir erfahren also von ihm, dass das Elen im zweiten Jahrhundert nach Christus noch im alten Gallien vorhanden war. Für die römischen Thierkämpfe wurden nachweislich unter Gordian I (Vita Gordiani с. 3), so wie unter Gordian Ш (Vita с. 33) je 10 Elenthiere nach Rom gebracht. Beim grossen Triumpfzuge des Kaisers Aurelian über die Zenobia (Flaviüi Vopisci Aurelianus c. 3) prangten gleichfalls Elenthiere, deren Zahl jedoch nicht angegeben ist. Man darf wohl vermuthen, dass die Elene, welche man in Rom zur Schau stellte aus Gallien, oder aber, noch wahrscheinlicher, aus Deutschland herstammten. Mit den bereits oben erörterten Mittheilungen des Solinus, der etwas vor Theodosius II (zwischen 401 ——450), also in der ersten Hälfte des fünften Jahrhunderts п. Chr., lebte, enden die ohne _ Frage sehr dürftigen Nachrichten der römischen Schriftsteller über das Elen, namentlich über sein Vorkommen im Hercyner Walde. Die Auctorität des Solinus wird zwar gewöhn- lich gering geschätzt, weil er meist aus ältern Schriftstellern, namentlich sehr oft aus Pli- nius, compilirte, ein Umstand, der im bekanntlich den Namen des Affen desselben erwarb. Wie wir oben sahen, hat er indessen seine Mittheilungen über die Alce und Achlis keines- wegs aus Plinius rein abgeschrieben, sondern einzelne Angaben verändert, wir konnten ihn daher keineswegs übergehen, wie dies von Andern geschah. 70 J. Er: BR AND D, AN a A Bemerkungen über die Miocänflora des Hochnordens. Oben (Seite 43 ff.) sah ich mich veranlasst, bei Gelegenheit der Untersuchungen über die frühere Verbreitung des Elens und seine muthmassliche Urheimath einige Andeutungen in Bezug auf die Miocänflora des Hochnordens zu machen. Da nicht alle Zoologen und selbst Zoo-Paläonthologen mit dem fraglichen Gegenstande genügend vertraut sein dürften, so möge es gestattet sein, einige darauf bezügliche Mittheilungen hinzuzufügen, die ich der Güte meines theuern, fast 50 -jährigen, Freundes und frühern Studiengenossen des Hrn. Geheimen Raths und Professors Dr. Göppert in Breslau verdanke, in so weit sie sich nähm- lich auf seine eigenen Arbeiten beziehen. | Die erste Nachricht über das frühere Vorhandensein einer tertiären Flora im Norden Asiens, namentlich in Kamtschatka hat R. Göppert auf Grundlage dort von Erman bei Sedanka zwischen dem 59 und 60° n. Br. aufgefundenen Hölzern von Coniferen und Blatt- abdrücken geliefert (Siehe Erman, Reise um die Erde. Bd. III. 1848. 5. 149). Die Blatt- abdrücke gehören Arten von Juglans, Carpinus und Alnus an. Es finden sich darunter na- mentlich die in der Miocänflora so verbreiteten Almus Kefersteinii und Juglans acuminata. An diese Arbeit Göppert’s schlossen sich seine Untersuchungen der von Hrn. v. Mid- dendorff im Taymur-Lande unter dem 74° n. Br. entdeckten fossilen, tertiären Hölzer (Pinites Middenorffianus und Baerianus Göppert) an, die von Pflanzen abstammen, welche zur Familie der Coniferen gehörten (man vergl. у. Middendorff’s Sibirische Reise Ва. 1, Eh: TES BDD EME) Eine vollständigere Abhandlung: «Ueber die Tertiärflora der Polargegenden», welche die Beschreibung von Tertiärpflanzen der Halbinsel Alaska, Grönlands und Islands enthält, veröffentlichte Göppert in den Schriften der schlesischen Gesellschaft für vaterländische Cultur, Abtheil. für Naturwissensch. und Medizin 1861. 5. 195 —207. Als Resultat ergab sich, dass jene jetzt so unwirthlichen Gegenden zur Zeit der Miocänperiode sich eines mil- den Klimas, namentlich wohl einer mittlern Temperatur von mindestens + 8 — 10°, zu er- freuen hatten, um eine Vegetation zu fördern, wie sie gegenwärtig im mittlern und südli- chen Nordamerika und Europa angetroffen wird (Man vergl. hierüber auch Sitzungsbericht der Schlesischen Gesellschaft vom 12. November 1869), Sätze, die durch die spätern ausführ- *) Als Beleg für die Existenz einer tertiären Flora des | 32’ п. В. und 92° westl. L., nördlich von der in den Wel- Hochnordens möge es vergönnt sein auch jenes fossilen, | lingtonsund einmündenden Meerenge Narrow, entdeckt eingewurzelten (nach Hooker einer Abies angehörigen) | wurde (L'Institut 1856 XXIV. р. 134) und den auch Heer Baumstammes zu erwähnen, der von Belcher unter 75° | (For. foss. р. 22) für keinen diluvialen hält. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS, 71 lichern (durch ein viel umfassenderes Material ermöglichten) Untersuchungen über die fos- sile Flora der arktischen Länder von О. Heer bestätigt”) und vielfach erweitert wurden. Mein alter Freund Göppert bemerkt übrigens noch in seinem an mich gerichteten Schreiben Folgendes: «Heer hat in neuester Zeit sich auch endlich bereit finden lassen die von mir schon 1853 (in der Flora von Schossnitz, Breslau 1854, Tertiärflora, von Java 1864 und Uebersicht der Bernsteinflora, Monatsbericht der Berliner Akademie 1853) behauptete und nachgewiesene Identität vieler Tertiärpflanzen mit denen der Gegenwart anzuerkennen und darin auch jüngst Taxodium distichum eingeschlossen, von der er männliche Blüthen und Fruchtzapfen fand, die ich schon 1853, inelusive der blattlosen, winterlichen Zweige be- schrieb und abbildete, ohne aber dieser schon so alten, wie es scheint prinzipiell nicht ganz unintressanten, zuerst von mir gemachten, Beobachtungen zu erwähnen». «Eine weitere Berücksichtigung meiner Untersuchungen würde Heer auch vor der irrthümlichen Annahme bewahrt haben, dass Pinus montana oder die Bergföhre der miocä- nen Flora Europas, selbst der des Samlandes, gefehlt habe und als ihre Ursprungsstätte Spitzbergen anzusehen sei. Ich habe sie bereits 1843 in der Dernsteinflora beschrieben, ihre Identität mit der noch gegenwärtig vorhandenen behauptet, und später auch noch an mehreren Orten gefunden». Der angedeuteten Absicht gemäss, einen gedrängten Ueberblick über die Leistungen zu geben, welche sich auf den nähern Nachweis einer arctisehen miocänen Flora des Hoch- nordens beziehen, wende ich mich zu den zahlreichen, dieselbe angehenden Arbeiten, des berühmten Zürcher Professors. Zunächst muss daran erinnert werden, dass es Шт vergünnt war die von Englischen, Schwedischen und Dänischen Forschern im Norden und Hochnorden gesammelten, die frag- liche Flora angehenden, überaus zahlreichen, Gegenstände zur Untersuchung zu erhalten. Die fraglichen Sammlungen stammen aus Nordgrönland, der Melville-Insel, dem Banksland, vom Mackenzie, aus Island und aus Spitzbergen. Grönland und Spitzbergen lieferten die grösste Zahl von Resten. Später kamen übrigens noch Objecte aus Alaska hinzu. О. Heer’s Mittheilungen über die miocäne Flora des Hochnordens begannen, so viel ich ermitteln konnte, während des Jahres 1866. Zu dieser Zeit veröffentlichte er nament- lich einen Aufsatz: Ueber den versteinerten Wald von Atanekerdluk in der Zürcher Viertel- jahrsschrift 1866 5.259, ebenso wie einen anderen über 16 Arten von Nordenskjöld und *) In der Flora fossilis arctica und anderen der Heer’- schen Schriften vermisst man eine geschichtliche Angabe der darauf bezüglichen ältern, freilich auf einem spärli- chern Material gestützten, aber ohne Frage anerken- nenswerthen Leistungen Göpperts, der, wie er mir schreibt, auf dieselben (ohne Frage) einen gewissen Werth zu legen berechtigt zu sein glaubt, da bei allen Gelegen- heiten, wo von der fossilen arctischen Flora die Rede ist, nur der Name Heer als Entdecker genannt wird. — Es kann indessen, wenn ich diese Zeilen mittheile, keines- wegs meine Absicht sein, dadurch О Heer’s unvergäng- liche Verdienste, die er sich durch seine zahlreichen, speziellen und durch sehr umfassende Materialien begün- stigten Arbeiten um die fossile Flora arctica erworben hat, im geringsten herabzusetzen. Ich wollte nur ganz unpar- teiisch, nach gewohnter Weise, dem Suum cuique den ge- bürenden Platz sichern. Amicus Plato, sed magis amica veritas! 72 JS BRAND M, Blomstrand auf Spitzbergen gesammelte, theils Laub-, theils Nadelhölzern, angehörige, miocäne Planzenreste. Siehe Ofvers. af Kongl. Vetensk. Acad. Förhandl. Stockh. 1866 n. 6. р. 145 —55. Um dieselbe Zeit erschien auch wohl, wie ich vermuthe, sein Aufsatz über die Grönland benachbarte Insel Disco, wovon ich leider bisher nicht einmal die genauere Kenntniss des Titels mir verschaffen konnte. Im folgenden Jahre machte О. Heer in drei Schriften Mittheilungen über die miocäne Flora des Hochnordens. Die eine dieser Schriften (ein von ihm bereits am 6sten December 1866 auf dem Zürcher Rathhause gehaltener Vortrag) erschien unter dem Titel: Ueber die Polarländer, Zürch 1867. 8 und bespricht S. 17 beiläufig auch die fragliche Flora. Die zweite ist betitelt: «Ueber die miocäne Flora der Polarländer». Ein Vortrag, gehal- ten in der 51. Jahrsversammlung der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft in Rhein- felden am °/,, September 1867. Der Vortrag wurde in den Verhandlungen der schweizeri- schen naturforschenden Gesellschaft gedruckt, erschien aber auch als Separatabdruck in Aarau bei Sauerländer. Als dritte Schrift wurde in demselben Jahre der Aufsatz: On the miocene Flora of North Greenland im Journal of the Dublin roy. Society 1867 veröffentlicht. Im Jahre 1868 erschien von ihm seine ausgezeichnete, umfassende Schrift: Flora fossilis arctica. Die fossile Flora der Polarländer , enthaltend die in Nordgrönland, auf der Melville- Insel, in Banksland, am Mackenzie, in Island und in Spitzbergen entdeckten fossilen Pflanzen von Doctor Oswald Heer, Professor in Zürch, nebst einem Anhange über versteinerte Hölzer der arctischen Zone von Dr. Cramer, Professor in Zürch. Zürch b. Schulthess 1868. 4. mit L Tafeln in Farbendruck, nebst einer die Polarländer darstellenden Kartentafel, und mehrern geographische oder geognostische Verhältnisse erläuternden Holzschnitten. Heer beginnt seine Flora mit einem allgemeinen Theil, worin er zunächst die Entde- ckung der ihm vorliegenden Pflanzenreste in den bereits angeführten arctischen Ländern bespricht. Sein zweiter Abschnitt handelt ausführlich von den geologischen Verhältnissen derselben und dem dortigen Vorkommen der fossilen Pflanzenreste. Eine Uebersicht der fossilen Pflanzen der Polarzone, die theils der Steinkohlen-, oder Kreide-, theils, und zwar zum allergrössten Theile, der Miocänperiode angehören, bildet den dritten Abschnitt, worin er übrigens schliesslich auch auf die noch unbekannte Diluvialflora hindeutet. Im vierten Abschnitt wird das Clima der Polarländer von einst und jetzt ausführlich besprochen und die gegenwärtige Flora der arctischen Länder geschildert. Der Schilderung derselben fol- sen vergleichende Bemerkungen über die arctischen Floren der Primärzeit, der Sekundärzeit und schr ausführliche über die Miocänzeit im Vergleich mit der Jetztzeit hinsichtlich der Ermittelung der frühern elimatischen Verhältnisse des Hochnordens, bei welcher Gelegen- heit die geographische Verbreitung vieler Baum- und Straucharten (die der Buche, Platane, des Taxodium, u. s. w.) in Betracht gezogen wird. In einem Rückblick auf diesen Abschnitt macht er nachstehende allgemeine Bemerkungen. Die besprochenen Thatsachen lassen nicht zweifeln, dass die ganze miocäne arctische Zone früher eine höhere Temperatur gehabt habe. Der Hauptunterschied der Wärmeverhältnisse der miocänen und jetzigen Zeit bestehe BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELEns. 73 darin, dass gegenwärtig polwärts vom 30° n. B. aus eine raschere Wärmeabnahme statt- findet als zur miocänen Zeit und jetzt im Mittel die Null-Isotherme des Jahres auf den 58° n. B. fällt, während sie in der miocänen Periode auf den Pol fiel. Heers Ъ. 73 vorgetragener Meinung: «die holzartigen Pflanzen der Miozänzeit hätten eine lange, polare (neunmonatliche) Winternacht ertragen können» möchte ich indessen nicht beistimmen. Zur Miocänzeit brauchte übrigens eine solche nicht zu existiren, wenn damals unser Sonnensystem sich in der Nähe von Fixsternen befand, die ihm mehr Wärme, folglich auch mehr Licht als jetzt die Sonne spendeten. Um die weit grössere Wärme der Polarge- genden während der Miocänzeit zu erklären, neigt sich übrigens Heer (S. 77) selbst zur eben erwähnten, den neuern Fortschritten der Astronomie in Bezug auf die Bewegung der Fixsternsysteme im Weltraume keineswegs widerstreitenden, Hypothese hin. Auf Seite 86 bis 166 liefert dann Heer die Beschreibungen der Pflanzen der arctisch- miocänen Flora nach den Ländern (Grönland, Banksland, Mackenzie, Island und Spitzber- gen) und giebt schliesslich eine tabellarische Uebersicht der miocänen Flora der Polarlän- der. Bemerkenswerth erscheint es, dass die Heer’sche Tabelle eine Rubrik enthält, worin die als fossil angesehenen, oft nur auf ziemlich unvollständigen Bruchstücken begründeten, Arten den homologen oder analogen lebenden gegenüber gestellt sind. Wie noch zu wenig begründet so manche, von den lebenden gesonderte, fossile Arten seien, geht daraus hervor, dass Heer selbst (For. arctica р. 183) nachträglich die spezifische Verschiedenheit der in der Tabelle als Art aufgeführten Salisburea adiantordes Unger’s von der noch in Ja- pan und China heimischen Sal. adiantifolia Sm. nicht nur in Zweifel zieht, sondern auch zu- giebt, dass mehrere noch lebende Arten (Pinus montana, Р. abies und Tawxodium distichum) bereits Glieder der arctischen Miocänflora waren. Zum Schluss seiner verdienstvollen Ar- beit veröffentlicht er S. 181 ff. Nachträge und Berichtigungen. Bemerkenswerth erscheint hier, dass Heer von Furuhjelm im Alaschkaland gesammelte fossile Pflanzenreste er- hielt, die 51 Arten angehörten, wovon 13 auch in der Flora arctica Grönlands vertreten sind, die jedoch fast alle auch im europäischen Miocän vorkommen. Zehn andere (nicht arctische), den Typus nordamerikanischer bietende, Arten besitzt übrigens auch der euro- päische Miocän. Er meint nun: «Es hat daher diese Flora einen entschieden amerikanischen Charakter, und wir erfahren aus derselben, dass die miocäne Flora Nordamerika’s in einem viel nähern Verhältniss zu der dort lebenden Flora steht, als die europäische Miocänflora zur jetzigen europäischen, daher mit dieser eine grössere Veränderung vor sich gegangen ist als mit jener. Wir erfahren aber auch, dass eine Zahl dieser amerikanischen Typen der europäischen Miocänflora im äussersten Westen Nordamerikas lebte, ohne die arctische zu berühren und daher auf einen Zusammenhang des Festlandes von Amerika und Europa in südlicher gelegenen Breiten hinweisen *). Die Flora deutet übrigens ebenfalls entschieden auf ein früher wärmeres Clima des Alaskalandes hin». *) Es fragt sich nur, ob nicht hierbei viel eher die | rikas und Asiens in Betracht kommt. Europa erhielt ganz entschieden früher stattgefundene Verbindung Ame- | von Asien aus seine Säugethiere während der Diluvial- Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Série, 10 74 рожи BRANDT, Im Jahre 1869 veröffentlichte Heer zwei Schriften, worin er die nach dem Erscheinen seiner Flora arctica in Grönland und Spitzbergen gesammelten und ihm zur Benutzung über- sandten, miocänen Pflanzen gelegentlich bespricht. Die ältere dieser Schriften ist ein am 28sten Januar 1869 auf dem Zürcher Rath- hause gehaltener Vortrag: « Ueber die neusten Entdeckungen im hohen Norden. Zürch 1869. 8. Hr. Prof. Heer liefert S. 10 in dieser Schrift nach Maassgabe der von Whymper und R. Brown in Grönland gemachten namhaften Sammlungen eine überaus anziehende Skizze der miocänen Flora Grönlands. Hierauf giebt er S. 22 eine kurze Uebersicht der von Nor- denskiöld und Malmgren auf Spitzbergen 1868 gesammelten, zahlreichen, miocänen Pflanzenreste. Am 23sten August 1869 hielt Heer einen Vortrag in der schweizerischen naturfor- schenden Gesellschaft, der unter dem Titel; Die miocäne Flora von Spitzbergen. Solothurn 1869. 8. und als La Flore Miocène du Spitzberg in der Biblioth. univ. revue suisse Archives d. sc. phys. et naturelles, nouv. per. T. XX XV. р. 289 erschien. Dieselbe wurde in der Zeit- schrift: Aus der Natur 1870 п. 7, S. 105 mitgetheilt, jedoch ohne Angabe der Quelle; ein zeit, konnten sich dahin also nicht um diese Zeit oder schon früher auch Pflanzen verbreiten ? Mein durch seine mehrjährigen, ausgezeichneten bota- nischen Forschungen im Amurlande und Japan bekann- ter College Maximowicz hatte die Güte, mir auf meine Bitte folgende den eben erwähnten Gegenstand ange- hende Mittheilungen zu machen: «Ein Vergleich der Floren Europa’s, Asiens und West- und Ost-Amerikas mit einander zeigt, dass Ost-Asien und Ost-Amerika weit mehr eigenthümliche Arten und Gattun- gen mit einander gemein haben, als Ost-Asien und Europa einer- und Ost- Asien und West- Amerika andererseits, und dass ostamerikanische Gattungen wohl bis nach West- Europa, nicht aber umgekehrt westeuropäische bis nach Amerika gehen. Daraus schliesst zuerst Bentham (Pro- ceed. Linn. soc. II. p. 34) schon auf eine frühere Ver- bindung Amerikas mit Asien, aber unter südlicherer Breite als die Kette der Aleuten und Kurilen. А. Gray (On the botany of Japan, 1859, in Bot. memoirs extract. from. Mem. Americ. Acad. New. ser. VI. P.2,1859, p. 442 fg.) hält die Forderung einer südlicheren Breite nicht für nöthig. Er sagt etwa Folgendes. In der Miocene und Pliocene besass die Insel Vancou- ver ein viel wärmeres Klima als jetzt, wie Lesquereux nachwies an fossilen Pflanzen. Dasselbe zeigen die fos- silen Vierfüsser von Nebraska, so dass die gemässigte Flora damals so ziemlich gleich hoch wie jetzt in Europa, nämlich bis zum Polarkreise hinaufgegangen sein muss- te, und folglich die beiderseitigen gemässigten Floren in Asien und Amerika aneinander stiessen (mit geringer oceanischer Trennung) und sich vermischen konnten. In der Posttertiär-Zeit kam langsam die Eisperiode und ging bis zur Breite des Ohio hinab. Die gemässigte Flora wich langsam nach Süden zurück, die arktische rückte nach. Nach der Eiszeit rückten die Floren wieder nach Nor- den, die arktische retirirte sich auf die Bergspitzen der Alleghanies, die gemässigte ging eben so weit vor wie früher, d. h. weiter als sie sich jetzt erstreckt, wie Les- quereux am Mississipi und in Kentucky an fossilen Pflan- zen nachwies, die mit solchen lebenden identisch wa- ren, welche jetzt einige Grade südlicher leben. Den Grund dieses weiteren Hinaufrückens und also des mil- dern Klimas sucht Dana in der geringern Erhebung des Landes und der grösseren Wassermasse im Norden in dieser zweiten Epoche der Posttertiär-Zeit, die Dana die Fluvialzeit nennt. — So berührten sich die temperirten Floren Asiens und Amerikas an der Behringsstrasse und durch die damals grösseren Aleuten und Kurilen noch ein Mal. Der Fluvial-Epoche folgte Dana’s Terrassen-Epoche, ein Uebergang zur jetzigen, wo der nördliche Theil Ame- rikas sich bis zur jetzigen Höhe hob und das Klima so kühl wurde wie jetzt, die artkische Flora wieder herunter rückte und die gemässigten Floren Asiens und Amerikas in der jetzigen Umgrenzung trennte. Da nun zu jener Zeit die Isothermen ziemlich den- selben Verlauf genommen haben sollen wie jetzt, 4. В. sich nordwärts an der Ostküste und südwärts an der Westküste Amerikas bogen, so muss die Wanderung der Pflanzen und Thiere in hohen nördlichen Breiten statt- gefunden haben, und dies erklärt, weshalb mehr der Osten als der Westen Amerikas Arten nach Asien und weiter geliefert hat. BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELEnS. 75 Missbrauch, den sich die Hrn. Verfasser dieser Zeitschift gewöhnlich zu Schulden kommen lassen. Einen Auszug mit Quellenangabe lieferte: Der Naturforscher. Jahrgg. II. 9. 204. In Spitzbergen überhaupt hat man die Reste von 151 miocänen Pflanzenarten (123 Phanerogramen und 8 Cryptogamen) entdeckt. Unter den Phanerogamen finden sich allein . 26 Coniferen (5 Cupressineen, 5 Taxineen, 1 Ephedracee und 17 Abietineen). Nach Maassgabe der beiden eben erwähnten Vorträge wurde die miocäne Flora Spitz- bergens und somit die Flora fossilis arctica überhaupt durch die letzte schwedische Ex- pedition um folgende, in ihr noch fehlende, Pflanzen bereichert. Adiantites Dicksoni Heer, Sphenoptaris Blomstrandii Heer, Iris Nordenskiöldü Heer, Sequoia Nordenskiöldi Heer, Thuites Ehrenswärdi Heer, Libocedrus Sabiniana Heer, und gracilis Heer, Pinus cycloptera Sap., P. Loveni Heer, P. Dicksoniana Heer, Pinus Malmgreni Heer, eine Ephedracee, Torellia rigida, Nordenskiöldü und bifida Heer, Sorbus grandifolia Heer, Nuphar spec., Salsola spec., Viburnum spec., Nyssa Eckmanni Heer, Polygonum ottersianum Heer und Najas species. Schliesslich mögen nun hier noch nachstehende, auf den jetzigen Standpunkt unserer Dies das Wesentliche der ausführlichen Gray’schen | benden sehr eng anschliesst und zum Theil mit ihr iden- Auseinandersetzung. tisch ist. Diese gehören der späteren Periode der Sen- Göppert (Sitzungsberichte der naturw. Sect., 10 Decbr | kungen an. Gegenwärtig steigt Sachalin wenigstens, 1860) nimmt für die Miocäu-Periode in den Polarländern | und auch andere asiatische Nordküsten, wieder empor. ein weit wärmeres Klima an, und dasselbe thut später | Schmidt legt aber A. Gray die Ansicht in den Mund, Heer in seinen Arbeiten über die fossile Flora Islands, | dass beide Continente früher südlich von der Behring- Grönlands und Spitzbergens. strasse zusammengehangen haben. Dies sagt Gray ge- Regel (Tentamen Florae ussuriensis, р. 221) weicht von | rade nicht, wenigstens nicht so scharf. Er sagt nur, dass den Ansichten Gray’s ab. Er erklärt die in der N. Hemi- | er sich nicht denken könne, dass dort, wo Mammuthe sphäre überall verbreiteten Arten für Reste der Tertiärzeit, | hinüberwanderten, nicht auch Pflanzen communicirt ha- als Europa mit Amerika vermittelst der Atlantis zusam- | ben könnten. menhing. Das Verschwinden der Atlantis könnte Grund für Ich bemerke noch, (ass meine neuesten Untersuchungen das Fehlen vieler Arten in Ost-Asien sein, welche jetzt | die Zahl der Ost- Asien und Ost- Amerika gemeinschaft- in Europa, West-Asien und Nord-Amerika wachsen. | lichen Arten und Gattungen noch beständig vermehren, Die Ost-Asien und Nord-Amerika allein eigenthümlichen | und zwar für Japan, also ein weit südlicheres Land. Frei- Arten konnten aus Asien oder auch aus Amerika stam- | lich sind’ uns die südlichen Kurilen noch ganz unbe- men, mussten aber südlicher übergehen, als Aleuten und | kannt.» Kurilen, weil viele derselben schon im Amurlande ihre Mit den eben gefälligst, mitgetheilten botanischen Be- Nordgrenze erreichen, also nicht nördlicher übergegan- | merkungen meines trefflichen Collegen harmonirt sehr gen sein konnten Existirte aber eine so südliche Land- | gut, dass der merkwürdige Riesensalamander Japans verbindung nicht, so müssen auch diese Arten als Ter- | (Oryptobranchus japoricus У. а. Hoev.), welcher passen- tiärarten angesehen werden, die im Norden ausgestorben | der mazimus heissen könnte, dem in der tertiären Süss- sind. wasserformation von Öningen gefundenen, grossen, be- F. Schmidt, Fl. Sachalin. p. 96. stützt dieDana- und | rühmten, salamanderartigen Thiere (Scheuchzer’s Homo- Gray’sche Ansicht so: diluvii testis Philosoph. Transact. 1726 р. 38; Cuvier Um’s ganze nördliche Stille Meer zieht sich eine Zone | Rech. s. 1. ossem. foss.; Andrias Scheuchzeri Tschudi alttertiärer Pflanzenreste, in denen sich dieselben Arten | (Classif. 4. Batrachier) so ähnlich ist, dass nach Van der wiederfinden. Diese muss der Periode des Zusammen- | Hoeven (Handb. d. Zoologie 2te Ausg. Bd. II. 5. 256) hangs angehört haben. Zugleich mit diesen Schichten | dasselbe zur Gattung Cryptobranchus als Cryptobranchus kommen anscheinend jüngere Tertiärschichten vor mit | primigenius gezogen werden könne. einer Meeres-Molluskenfauna, die sich der jetzt dort le- 76 - Зону BR заме m, Kenntnisse der miocänen arctischen Flora bezügliche, den Schriften Heers entlehnte Mit- theilungen folgen. Nach Heer (Flor. p. 51) hat die Flora der gesammten arctischen Zone ein gleichar- tiges Gepräge, obwohl jede Gegend ihre eigenthümlichen Arten besitzt, was freilich grossen Theils von der noch sehr lückenhaften Kenntniss ihrer fossilen Flora herrühren mag. Was den Reichthum der arctischen miocänen Flora an Arten anlangt, so hatte man, als Heer seine Flora schrieb, schon allein in den Eisensteinen von Atanekerdluck in Grön- land nicht weniger als 76 Baum- und Straucharten entdeckt. Grönland bot demnach zur Miocänzeit eine reichere Waldvegetation als gegenwärtig die ein dem miocänen der arcti- schen Länder ähnliches Clima bietenden Länder des mittlern Europas (Heer F1. ib.). Von den in Spitzbergen gefundenen fossilen Pflanzenresten war bereits oben die Rede. Bei der Abfassung seiner Flora waren Heer 162 Arten miocäner Pflanzen der arcti- schen Zone bekannt. Davon gehören 6 zu den Zellen- und 12 zu den Gefäss- Cryptogamen, 31 zu den Gymnospermen, 14 zu den Monocotyledonen und 99 zu den Dicotyledonen. Mit Ausnahme von 18 Arten Incertae sedis konnte er die übrigen (144) Arten auf nachstehende 40 Familien vertheilen: Fungi (6), Filices (9), Equisetaceae (3), Cupressineae (9), Abietineae (20), Taxineae (2), Gramineae (2), Cyperaceae (6), Typhaceae (2), Irideae (1), Najadeae (2), Smilaceae (1), Salicineae (9), Myriceae (2), Betulaccae (7), Cupuliferae (15), Ulmaceae (2), Moreae (?) (1), Plataneae (1) ? Laurineae (1), ? Proteaceae (4), Ericaceae (3), Ebenaceae (2), Gentianeae (1), Oleaceae (1), Rubiaceae (1), Araliaceae (2), Ampelideae (3), Magnoliaceae (2), Acerineae (1), ? Büttneriaceae (3), Tiliaceae (1), ? Myrtaceae (1), Rhamneae (6), Ilicineae (2), Anacardiaceac (1), Juglandeae (4), Pomaceae (2), Amygdaleae (1), Papilionaceae (2), Incertae sedis (13). р Ги diesen Familien kamen durch die neusten Entdeckungen der schwedischen Ехре- dition in Spitzbergen im Jahre 1868 hinzu: Ephedraceae (1), Chenopodeaceae (Salsola 1), Po- Iygonaceae (1), Viburneae (1), Nymphaeaceae (2), Najadeae (1), Corneae (2). Die aufgeführten Pflanzenfamilien der miocänen Flora des Hochnordens (mit Aus- nahme der Proteaceen) sind noch jetzt theils in Europa oder in der Nordhälfte Asiens, theils in Nordamerika als charakteristisch repräsentirt, und meist Heimathgenossen des Elens. Ein weiterer Blick auf diese Pflanzenfamilien lässt die grosse Menge der Gymnosper- men, namentlich Abietineen und Cupressineen, dann unter den andern Dicotyledonen die eben- falls nicht unbedeutende Zahl von Cupuliferen, Salicineen und Betulaceen als charakteristi- sches Zeichen für die Flora und gleichzeitige Annäherung an die gegenwärtige Flora Euro- pas, der Nordhälfte Asiens und die Nordamerikas hervortreten. Was die Gattungen anlangt, welche dieser Annäherung ebenfalls entsprechen, so sind die noch in Europa, Nordasien oder Nordamerika, oder in den genannten Ländergebieten gleichzeitig, lebenden, gleichfalls den Hauptbestandtheil der miocänen Flora bildenden, be- reits oben S. 44 aufgeführt. Wohl alle miocänen Arten phanerogamer Gewächse sind der jetzigen, den Charakter BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 77 einer alpinen bietenden, weit artenärmeren *), baumlosen Polarflora fremd. Die miocäne Po- larflora bietet überhaupt dieselbe merkwürdige Mischung von Pflanzentypen, die jetzt über verschiedene Welttheile zerstreut sind, wie die miocäne Flora Mitteleuropas (Heer Fl. S. 50). Die Zahl der miocänen mit Europa gemeinsamen Arten der miocänen Flora Grönlands be- trägt bereits 34 (Heer Fl. S. 49). Als mitteleuropäische Typen derselben bezeichnet er (S. 51) Pteris oeningensis, P. Rinkiana, die Equiseten, Phragmites, Sparganium , Potamoge- ton, Populus Richardsonii, Salix, Alnus Kefersteinii, Corylus М’ Quarrü, Fagus Deucalionis, Menyanthes, Galium und Hedera. Als südeuropäische führt er Diospyros brachysepala, Pa- liurus, Rhus, Colutea und Prunus Scotti an. Japanische sind nach ihm Glyptostrobus, Thu- jopsis und Salisburea. Als asiatische macht er folgende namhaft: die lederartigen Pappeln, ‚ Planera Ungeri, Betula prisca, Juglans acuminata und auch wohl Quercus Steenstrupiana. Als amerikanische nennt er: Osmunda Heerit, Lastraea stiriaca, die Taxodien und Sequoien, Pinus M’ Clurü, P. Martinsü, P. Steenstrupiana, P. Ingolfiana, Populus Zaddachi, Betula macrophylla, 4 Quercus, Ostrya Walkeri, Platanus, Andromeda protogaea, 3 Vitis, Magnolia, Liriodendron, Juglans bilinica, Tilia Malmgreni und Rhamnus Eridani. Wie in der Miocänflora Europas macht sich also auch in der arctischen das amerikanische Element stark bemerklich. Die Arten der hochnordischen Miocänflora bestehen nach Maassgabe der bisherigen Untersuchungen Heer’s, wie schon oben S. 44 angedeutet wurde, aus vielen ihr eigen- thümlichen, ferner aus wenigen mit noch lebenden identischen und aus noch andern, zahl- reichen, welche nach ihm (Flor. arct. р. 161) als noch lebenden homologe oder analoge Formen zu betrachten seien. Da nun aber die wenigen mit lebenden entschieden identischen bereits S. 44 angeführt sind, die von lebenden völlig abweichenden, ausgestorbenen Arten jedoch bei meinen über die muthmaassliche miocänische Säugethierfauna des Hochnordens oben angestellten Reflexionen nicht in Betracht kommen, so liefere ich auf Grundlage der Arbei- ten Heer’s blos das nachstehende Verzeichniss der von ihm als den lebenden homolog oder analog erklärten Arten. Ein solches Verzeichniss konnte aber um so weniger fehlen, da homologe oder analoge Arten den Floren, wie den Faunen, einen ähnlichen Charakter ver- leihen, und die hochnordische miocäne Flora durch viele als homologe aufgeführte Arten sich den Florengebieten nähert, worin Zlene und Renthiere noch jetzt sich finden oder frü- her vorkamen. Fossile Miocänpflanzen. Lebende homologe Pflanzen. Pteris oenigensis A. Br. .............. Pteris aquilina L. Osmunda Heerü Gaud. .............. Osmunda spectabilis W. Equisetum boreale Неег.............. Equisetum hyemale L. Taxodium dubium Stb................ Taxodium distichum Rich. *) Auf Spitzbergen hat man im Verlaufe von etwa 100 | dort bereits die Reste von 123 miocäner Phanerogamen Jahren nur 93 Arten Phanerogamen noch lebender Pflan- | entdeckte und die Hoffnung begen darf, deren noch weit zen beobachtet, während man im Verlaufe weniger Jahre | mehr aufzufinden 78 JAM BAND Te Fossile Miocänpflanzen. £ Lebende homologe Pflanzen. Sequoia Langsdorffü BT............... Sequoia sempervirens Lamb. DAMON NOT QUO DD ae » gigantea Lindl. Pinus>DIo Uns EC TEEN т Pinus serotina Michx. Я Cu ICE TE nen NEN » alba Michx. » Steenstrupiana Heer............ » religiosa Lindl. » Ingolfiana Steenstrup*)......... » Fraseri Pursh. Phragmites oeningensis A. Br........... Phragmites communis Trin. Smilax Franklini Heer............... Smilax excelsa et rotundifolia L. Sparganium valdense Heer............ Sparganium ramosum L. » ID AT Es во ее ae чи. » natans L. Potamogetum Nordenskiöldi Heer...... . Potamogeton natans L. Populus Richardsonü Heer............ Populus tremula L. » Zoddachı Heer. Sem nr » balsamifera L. » sclerophulla Ба an. PEN » euphratica Ol. SOL MANOIR AE ET in ne Salix fragilis L. Betula macrophylla Gôpp............. Betula excelsa Ait. D D DT SCO LES к аня » Rojpoltra Wall. Carpinus’grandis Une OMR Carpinus betulus L. Ostrya Walter Heer... ma wu Ostrya virginica L. Corylus Мас Quarrü Forb. ........... Corylus avellana L. Fagus Deucahons и ETS Fagus sylvatica L. Quercus Drymeja Ung. ...... mn... Quercus Sartorii Liebm. » lurcinervis ROSSIT LEE ER » lancifolia Schl. » groentandica Heer..........:. » Prinus L. » Sicenstrupiana Heer.......... » densiflora Hook. Planera Ungen RER PPS Planera Richardi. Andromeda protogaea Ung............. Andromeda (Pieris) elliptica Sieb. Diospyros brachysepala A. Br. ......... Diospyros Lotus L. Menyanthes arctica Heer............. Menyanthes trifoliata L. Fraxinus denticulata Heer............ Fraxinus oxyphylla M. В. Galium antiquum Heer............... Galium palustre L. Hedera Mac Сиги Heer.............. Hedera Helix L. Cornusiiéior ng en Cornus запдитеа? L. Vitisuslandican Her ee UN EL CRE Vitis vulpina L. » Ома Неер ET Ne » cordifolia Michx. Magnolia Inglefieldi Heer ............ Magnolia grandiflora L. hafte, wohl mit S. adiantifolia zu vereinende Art ansieht, | mologen Arten ausgeschlossen. BEITRÄGE ZUR NATURGESHICHTE DES ÊLENS. 79 Fossile Miocänpflanzen. Lebende homologe Pflanzen. Liriodendrum Procaccini Ung.......... Liriodendrum tulipifera L. Tia Malmgreni Heer............... Tilia americana L. Paliurus Colombi Heer............... Paliurus australis L. Rhamnus Eridani Ung............... Rhamnus carolinensis Walt. » brevifolius. À, Br... ....,.... » tetragonus L. » Gaudini Deer... aa: » grandifolius Fisch. рис Brunneri Heer.........:..,:,. Rhus coriaria L. Juglans acuminata A. Br.............. Juglans regia L. Иов: Uno, un das. Re » nigra Li. Crataegus antiqua Неег.............. Сущаедиз tomentosa L. Prunus Scottii Heer....:..,....:.,,.2. Prunus lusitanica L. Colutea Salteri Неет................. Colutea arborescens L. Heer’s am 23. August 1869 in der schweizerischen naturforschenden Gesellschaft gehaltener Vortrag liefert zu diesem Verzeichniss folgende Ergänzungen: Equisetum arcticum Heer ............ Equisetum limosum. Sorbus grandifolia Неег.............. Sorbus Aria L. W. Juglans;spee Heer:.:....:....... *..Juglans alba W. Da, wie bereits Göppert und Lesquereux zeigten (siehe oben), es Pflanzenarten giebt, die von der Tertiärzeit an bis jetzt vorhanden sind, da ferner О. Heer, wie gleichfalls schon oben und S. 44 bemerkt wurde, unter den miocänen arctischen Pflanzen einige noch lebende aufführt, so dürften wohl in Zukunft, wenn bessere und umfassendere Materialien vorliegen werden, so manche der oben als den lebenden blos homologe oder analoge angesehene Arten der hochnordischen Miocänflora mit noch jetzt lebenden sich identifiziren lassen. Man sollte meinen, dass, wenn sich überhaupt Arten aus der Miocänzeit des Hochnordens, in Folge ihrer Ansiedelung in anderen, südlichern Gegenden, erhielten, dies nothwendigerweise nur von sehr wenigen gelten könnte. Eine grosse Zahl ganz eigenthümlicher, besonders nicht accommodationsfähiger, Arten der Miocänzeit sind wohl untergegangen. Gar manche, selbst viele, variabele Arten derselben könnten indessen auch, in Folge der durch allmähliche Erkältung des Hochnordens veranlassten Ansiedelung in andern terrestrisch oder clima- tisch modifirten (südlichern) Wohngebieten sich etwas transformirt haben und in Folge davon zu scheinbaren (homologen) Arten geworden sein. Abgesehen davon, dass manchen der aufgestellten fossilen Arten unvollständige Reste als Grundlage dienen. Heer hat in seinem oben citirten Vortrage: Ueber die neusten Entdeckungen im hohen Norden 9. 10 eine schwungvolle Schilderung des allgemeinen Characters der Flora Grön- lands zur Miocänzeit mitgetheilt, die uns ein anschauliches Bild derselben liefert, welches auch auf die, ihr ähnliche, miocäne Flora Spitzbergens Anwendung findet. Wir können uns daher schiesslich nicht versagen, dieselbe hier fast wörtlich mitzutheilen. «Zur Zeit als die Sandsteine abgelagert wurden, welche die freundlichen Hügel unserer 80 JF BR AMD! Umgebungen (d. h. Zürch’s) bilden, muss im hohen Norden ein ausgedehntes Festland be- standen haben. Man hat diese Zeit die miocäne oder auch allgemeiner die tertiäre genannt. Damals war bei uns ein subtropisches Klima. In den immergrünen Lorberwäldern und Pal- menhainen lebte eine reiche Thierwelt, nach Typen gestaltet, wie wir sie nur noch in der warmen und heissen Zone antreffen. Nach Norden zu veränderte sich zwar das Kleid der Erde, doch tritt uns in Grönland noch selbst bei 70° n. B. eine Flora entgegen, die nach ihrem climatischen Character mit der von Norditalien verglichen werden kann. Wir erfah- ren aus derselben, dass in der Gegend der Discoinsel und von Atanekerdluk ein Süsswas- sersee war, an dessen morastigem Ufer sich mächtige Torflager gebildet haben. Aus diesen sind später die Kohlenlager entstanden, welche jetzt dort längs des Meeresufers auftreten. In unseren Sümpfen und Mooren sehen wir nicht selten eisenhaltiges Wasser, welches den Boden mit einer braunrothen Rinde überzieht. Solches floss auch den alten Morästen Grön- lands zu. Das Eisen schlug sich nieder und umhüllte die Pflanzen; welche ins Wasser ge- fallen waren und dann auch von ihrer Seite zur Fällung und Fixirung des Eisens beitrugen. So sind allmählich (auch in Grönland) Eisensteine mit vielen Pflanzenabdrücken entstanden. Wir sehen aus den letztern dass Riedgräser (Carices) und Schilfrohr (Phragmites) die Sumpf- moore bekleideten, dass aber auch Sumpfeypressen (Taxodien) und Wasserfichten (Glypto- stroben), ferner Birken, Erlen und Pappeln über demselben sich ausbreiteten, denn ihre Reste sind in Menge von Eisen umschlossen. Der Fieberklee (Menyanthes arctica) stand offenbar im Moore selbst, wie sein Vetter unsere Moorgründe mit seinen zierlichen Blumen schmückt, während die Igelkolben (Sparganien), deren Früchte wir aus diesen Steinen her- vorzogen, einst ihre stachlichen Köpfe aus dem Wasser emporstreckten. — Die Bäche brach- ten Blätter aus andern Localitäten herbei und schwemmten dieselben aus dem Urwalde in das eisenhaltige Terrain, weshalb auch dieser in den Abdrücken der Eisensteine sich spiegelt. Treten wir in diesen Urwald ein, so begegnet uns ein wunderbarer Reichthum an Baum- und Straucharten, von denen wir 95 verschiedene Formen unterscheiden können. Wir sehen da zunächst einen mächtigen Nadelholzbaum (Sequoia Langsdorffi), der in der Tracht mit unserer Eibe (Taxus) verglichen werden kann, aber zu den sogenannten Mam- muthbäumen gehört. Die beblätterten Zweige dieses Baumes sind so häufig, dass fast jedes (mir vorliegende) Steinstück einzelne Reste desselben enthält und die Blüthen, Früchte und Saamen, die wir aus dem Stein herausklopften, uns den ganzen Baum wiederherstellen las- sen. Er ist begleitet von zwei verwandten Arten, wovon eine (Sequoia Couttsiae) in ihrer Zweig- und Blattbildung lebhaft an den riesenhaften Mammuthsbaum Californiens (Sequoia gigantea) erinnert. Eine andere Tracht hatte ein Lebensbaum und der Ginko (Salisburea), der durch seine farnähnlichen Blätter so sehr von den übrigen Nadelhölzern abweicht. Ueberaus zahlreich sind die Laubbäume vertreten. Während wir jetzt in unsern Wäl- dern nur 2 Eichenarten sehen, enthielt Nordgrönland deren 9 und von diesen müssen 4 immergrüne Blätter gehabt haben, wie die italienische Eiche. Zwei Buchenarten, ein Ka- stanienbaum, zwei Platanen und drei Nussbäume (Juglans) dieses Urwaldes erinnern an all- BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. 81 bekannte Baumtypen. Aber auch die amerikanischen Magnolien, Sassafras- und Amber- bäume hatten hier ihre Repräsentanten und die Ebenholzbäume (Diospyros) sind in zwei Arten ausgeprägt. Die Haselnuss und der Sumach, der Kreuzdorn und die Stechpalme, der Schneeball und Weissdorn haben wahrscheinlich das Strauchwerk am Rande des Waldes gebildet, während die Weinreben, der Epheu und die Sassaparille ohne Zweifel an den Bäumen des Urwaldes emporrankten und sie mit grünen Guirlanden umzogen. Im Schatten des Waldes aber wu- cherten zahlreiche Farrn, die mit ihrem zierlichen Blattwerk den Boden bekleideten. » ANHANG I Einige Worte über fossile miocäne Insektenreste des Hochnordens. Obgleich wir aus der miocänen Insektenfauna des Hochnordens erst einzelne Bruch- stücke durch О. Heer’s ausgezeichnete Bemühungen kennen, so scheint es mir doch nicht überflüssig, das darüber aus verschiedenen seiner Schriften über die arctische Miocänflora. bekannt gewordene, freilich nur sehr wenige, als vorläufige Angaben hier mitzutheilen, da dieselben im Betreff der von mir im Capitel VII vorgetragenen Ansichten über die muth- massliche Beschaffenheit der Miocänfauna des Hochnordens vom Belang erscheinen. Bereits in seiner Flora fossilis arctica. Zürch 1868, р. 129—30 beschrieb О. Heer vier Arten neuer fossiler Insekten aus Grönland, namentlich zwei Coleopteren (Trogosita insignis. Taf. L. Fig. 12 und 12° und Chrysomelites Fabricii Taf. XIX. Fig. 13. u. 14), eine Orthoptere (Blattidium fragile. Taf. Г. Fig. 13 und 13°) und eine Rhynchote (Penta- toma boreale. Taf. XIX. Fig. 15 u. 15°). In dem am 29sten Januar 1869 auf dem Rathhause zu Zürch von ihm gehaltenen Vortrage: «Ueber die neusten Entdeckungen im hohen Norden. Zürch b. Schulthess 1869. 8.» finden sich auf S. 11 folgende, kurze von ihm beiläufig, bei Gelegenheit der Schilderung der miocänen Flora Grönlands unter dem 70° п. B., gemachte Mittheilungen. «Insekten, welche den Wald belebten, sind keineswegs völlig verloren gegangen. Auch von ihnen sind einzelne Abbilder auf uns gekommen und erzählen uns, dass kleine Dlattkäfer und Cistelen auf den Zweigen sich sonnten, dass grosse Trogositen die Rinden der Bäume durchbohrten, während zierliche, kleine Cicaden durch das Gras hüpften!» An einem andern Orte, in einer der Versammlungen der Schweizerischen naturfor- schenden Gesellschaft am 23sten August 1869, also später, gemachten Mittheilung (Biblioth. univ. et Revue suisse Archiv 4. sc. phys. et natur. nouv. per. T.XXXVI. 15 Déc. 1869, р. 297) berichtet О. Heer: «Er habe unter den auf der Bäreninsel und Spitzbergen von Malm- степ, Nordenskiöld und Nauerhoff im Jahre 1868 gesammelten, zahlreichen, ihm zuge- sandten, fossilen Pflanzenresten die Reste von 22 Arten von Insekten entdeckt. Alle Arten, Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Série. 11 82 В: BRANDT, mit Ausnahme einer einzigen, gehörten zur Ordnung der Coleopteren, wovon man bisher in Spitzbergen noch keine einzige lebende Art entdeckte. Zwei der fraglichen Coleopteren waren Wasserkäfer. Zwei andere lebten vermuthlich auf Sumpfpflanzen. Unter den übrigen machten sich zwei grosse Formen (taupins) bemerklich, die ohne Zweifel Waldbewohner waren.» Nach meiner Ansicht deuten die vier bestimmten, oben erwähnten Insekten der Flora fossilis arctica О. Heer’s darauf hin, dass die Insekten der Miccänfauna des Hochnordens solchen Formen angehörten, die in Europa, Nordasien und Nordamerika durch dieseiben Gattungen (wie Trogosita und Pentatoma) oder durch den lebenden ähnliche Gattungen und Arten wie Chrysomelites Fabricii und Blattidium fragile noch gegenwärtig repräsentirt wer den. Ein solches Verhältniss passt sehr gut zur Ansicht, dass die gegenwärtige nordasia- tische und europäische, so wie die nordamerikanische Flora und Fauna zur Tertiärzeit weit nördlicher sich fanden, in Folge der allmählichen Erkaltung des Nordens aber theils aus- starben, theils, mit einigen Ausnahmen (z. В. des Renthiers und Eisfuchses), in südlichern Gegenden sich nach und nach ansiedelten, wo sie, nach Verlust vieler, nicht accomodations- fühigen, Glieder, die in Bezug auf die Zahl der Gattungen und Arten in fortwährender Ver- kümmerung begriffenen Faunen oder Floren der Gegenwart bildeten und gleichzeitig einen Ersatz für die an ihren neuen Wohnorten ausgestorbenen Glieder der südlichern miocänen Floren and Faunen lieferten. Zusätze. Zu Seite 13. Im Kaiserlichen Jagdpavillon zu Lissino findet sich das sehr grosse Geweih eines im St. Petersburger Gouvernement noch vor wenigen Jahren erlegten Elens. Der von dem Prä- paranten Pertschertski unter Aufsicht des Conservators Vosnessenski angefertigten und mir mitgetheilten Zeichnungen desselben zufolge gehört dasselbe zum Typus der Geweihe, deren Augensprosstheil vom Hintertheil (wie auf unserer Taf. I. Fig. 1 und Fig. 12) gar nicht gesondert ist. Es zeigt demnach enorme, rein schaufelförmige, Geweihstangen, deren grösste Breite 1 Arschin 4 Werschok, deren Höhe aber über 1 Arschin beträgt. Die eine der Geweihstangen bietet 13, die andere nur 11 auf einem mässigen, einfachen Bogenrande stehende Zinken. Es nähert sich nach Maassgabe der Gestalt seiner Geweihstangen und Zahl der Zinken der auf unserer Fig. 16. Taf. I abgebildeten, von einem lebendem Thier herrührenden, ebenso wie, ja noch mehr, der auf Tafel II. Fig. 10 dargestellten fossilen Geweihstange, nur sind die hintern Zinken bei letzterer viel kürzer als beim Lissinoer Geweih. Zu Seite 18. Bei Gelegenheit der Angabe der in Preussen gefundenen fossilen Elengeweihe entging BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ÊLENS. 8 © mir die Schrift von J. Szafarkiewicz, Los przedpot etc. (1. е. А вез fossilis prope Krzeslice repertus, descr. et ic. illustratus) Poznan 1863. 4 c. 3 tab. aen., worin ein bei Krzeslice in der Provinz Posen ausgegrabenes fossiles Geweih beschrieben wird. Es sind ferner nachstehende Bemerkungen Virchow’s aus dem Süzungsbericht der Gesellschaft naturf. Freunde г. Berlin v. 19. October 1869 8.32 nachzutragen: «Vom Elen- thier (Cervus alces) kommen in unseren Torfmooren sehr zahlreiche und ausgezeichnete Ueberreste vor; obwohl die alten Geschichtsschreiber aus Pommern und der Mark nichts mehr von dem Vorkommen dieses Thieres erwähnen. Von um so grösserem Interesse ist es, dass sich bearbeitete Geweihstücke vom Zlen in dem Wallberge von Garz bei Cammin (in Pommern) fanden. Auch aus den Pfahlbauten des Soldiner Sees habe er Knochen des Elens erhalten. Ein bearbeitetes Geweihstück von da misst dicht über der Rose 18 Cent. im Umfang.» Zu Seite 70. Auf Seite 74 (Anmerkung) wurden von Asa Gray gelegentlich die Bemerkungen Lesquereux’s über das Klima der Vankouver’s-Insel erwähnt. Es scheint mir daher zur Vervollständigung der S. 70 fg. gemachten historischen Angaben über den Nachweis einer miocänen Flora des Hochnordens auch nöthig des Antheils zu erwähnen, den Lesquereux daran hatte. Derselbe publicirte nämlich (The american Journal of Science and arts con- ducted by Silliman and Dana etc. sec. ser. Vol. XXVII, May 1859, у. 359 sqq.) einen Aufsatz unter dem Titel: On some Fossil Plants of Recent Formations, worin er 14 Arten von J. Evans auf der Vancouver-Insel bei Nanaimo gesammelte Pflanzen als neu beschreibt und noch von mehrern andern, eben daher stammenden, jedoch in weniger gut erhaltenen Exemplaren vorgelegenen, spricht. Seite 365 sagt er dann: die miocäne Flora des Oregon- gebietes und der Vancouver-Insel wiese deutlich auf ein zur Zeit ihres Bestehens tropisches Clima hin. ERKLÄRUNG DER ABBILDUNGEN der auf Tafel I dargestellten Geweihe vom lebenden europäisch-asiatischen Шен. Figur 1. Das nach Kaup (N. Jahrb. f. Miner. Jahrgg. 1840 Taf. IV) copirte Geweih eines alten Elens. Figur 2. Das Geweih eines jüngern Elens; Original- Abbildung eines im Museum befindlichen vom Hrn. Haeuser erhaltenen Exemplares. Figur 3. Ein von Figur 2 abweichendes Geweih eines jüngern Thieres nach einem Exemplar desselben Museums. Figur 4. Ein im Kaiserlichen St. Petersburger Berg-Institute befindliches Geweih eines alten Elens. Figur 5. Ein erster Geweihspross des Elens aus Blasiu’s Fauna copirt. Figur 6. Ein junger, einfach gegabelter Geweihstock. Figur 7. Der Geweihstock eines jungen Elengeweihs mit einfachem Augenspross und gegabeltem Hinter- oder eigentlichem Geweihtheil nach einem Exemplar des Akademischen Museums. Der obere Spross kann bei andern solcher Formen sich spalten wie bei B, 84 J. Е. BRANDT, BEITRÄGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS. Figur 8. Ein der Figur 7 ähnlicher Geweihstock, dessen Endspross jedoch nur einfach gespalten ist, aus Blasius а. а. 0. Figur 9. Der Geweihstock eines jüngern Elens, dessen Augenspross und Endtheil am Grunde erweitert und nur an der Spitze gespalten sind; Originalfigur. Figur 10. Ein ähnlicher, jedoch am Ende dreitheiliger Geweihstock (Copie aus Blasius). Figur 11. Ein durch tiefe Spaltung seines Endtheils und gleichzeitig nur am Ende gespaltenen, stark gesonderten, Augensprosstheil ausgezeichneter Geweihstock der Akademischen Sammlung. Figur 12. Ein jüngerer schaufelartiger Geweihstock mit verschmolzenem Augensprosstheil aus dem Aka- demischen Museums. Figur 13. Der Geweihstock eines Elens von mittlerem Alter, dessen Augenspross gesondert und gespalten ist, während der schaufelartige Endtheil unten zwei sehr lange Zinken bietet. Nach einem vom Hrn. v. Helmersen geschenkten Original der Sammlung der Akademie. Figur 14. Der zu den echt schaufelförmigen gehörige Geweihstock eines Elens aus Blasius. Figur 15. Ein nach Pusch (N. Jahrb. f. Miner. 1840 Taf. III, Fig. 5) copirter, durch seinen breiten, noch deutlich gesonderten Augenspross ausgezeichneter schaufeltragender Geweihstock. Figur 16. Ein ebendaher Taf. III, A. Fig. 4 entlehnter, eine einfache Schaufel mit verschmolzenem Augen- sprosstheil bietender Geweihstock eines alten Individuums. Erklärung der Abbildungen der auf Tafel II dargestellten fossilen Elengeweihe. Figur 1. Das in der Warschauer Sammlung vorhandene Geweih eines alten Elens aus Pusch (N. Jahrb. f. Miner. Jahrg. 1840 Taf. III A. Fig. 1). Figur 2. Das Geweih eines jüngern Elens nach einem Exemplar des Kais. Berg-Institutes. Figur 3. Ein ähnliches nach einem Exemplar der Sammlung der Kais. Mineralogischen Gesellschaft. Figur 4. Das Geweih eines alten Individuums. (des vermeintlichen Cervus s. Alces savinus Fisch.) von vorn, nach G. Fischer у. Waldheim, Oryctogr. 4. Moscou II. с. Figur 5. Dasselbe von hinten nach Rouill. Étud. pal. in G. Fisch. Jubil. semiseculare. Figur 6. Copie des Geweihes des Rouillier’schen vermeintlichen Alces resupinatus ebendaher. Figur 7. Der im Akademischen Museum befindliche Geweihstock eines jungen Elens aus dem Altai; ein Geschenk des Hrn. v. Tchichatschef. Figur 8. Der aus Hrn. v. Meyer’s Abh. Nov. Act. Acad. Caes. Leop. T. XVI Taf. XXXVII copirte, in der Würzburger Sammlung befindliche, Geweihstock. Figur 9. Ein ebenfalls H. у. Meyer а. а, О. Tab. ХХХШ entlehnter, in der Lombardei gefundener Geweihstock. Figur 10. Ein aus Irland stammender Geweihstock des Leydener Museums, ebenfalls aus Н. у. Meyer’s Abhandlung Tab. ХХХП, Fig. 2. Figur 11. Ein Geweihstock des Darmstädter Museums aus Kaup (N. Jahrb. f. Miner. Jahrg. 1840. Taf. IV, Fig. 6) copirt. Figur 12. Ein grosser, aus Polen stammender, im Museum der Kais. Akademie der Wissenschaften auf- bewahrter, Geweihstock. Erklärung der auf das amerikanische Elen bezüglichen Abbildungen der Geweihe auf Tafel Ш. - Figur 1. Die Hirnkapsel mit dem Geweih eines sehr alten Individuums des Museums der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, !/,, nat. Grösse. Figur 2. Das Geweih des vom Prinzen Maximilian von Neuwied erhaltenen, ebenfalls im Museum der Akademie befindlichen, einem jüngern Thier angehörigen Balges eines amerikanischen Elens. Figur 3, 5, 7,8, 9 und 10. Copien verschiedener canadischer Geweihschaufeln aus Cuvier, Recherch. 5. l. 085. fossiles Pl. 165. Figur 4 und 6. Verkleinerte Geweihcopien aus Baird. 4 DE — D. : Hé LE si ME Mém. d. l'Acad. Jmp ee Pape ad nat. delin. Mém. d. ТАса@. Jmp. d. se. VIT Ser, Pape ad nat, delin. J. Г. BRANDT. Z. Naturg. d. Elens. T I, Lith. A. Münster, W. O.2 L.,T. ‘ 4 1 2 Sr . - ‚ + ‘ * t x 0 ‚ | - + > . т d. ГАсаа. Лир. d. sc. VII Ser, Мет. J. Е. BRANDT. 7. Naturg. 4. Elens. Т. И Lith. A. Münster, W.O.2L.,7. : Pape ad es delin. Mém. 4. ГАсаа. Jmp. d. sc. VII Ser. J. Е. BRANDT. Z. Naturg. d. Elens. T. III. RE armee se S eos MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PÉTERSBOURG, УИ” SÉRIE Томе ХУ, № 6. UEBER RHIZOSTOMA CUVIERI ТМК. EIN BEITRAG ZUR MORPHOLOGIE DER VIELMUNDIGEN MEDUSEN. VON Dr. Alexander Brandt. (Mit 1 Tafel.) Présenté le 18 Novembre 1869. Sr.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à st.-Pétershourg, à Riga, à Leipzig, MM. Eggerset Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Кушше!; М. Léopold Voss. J. Issakof et A. Tscherkessoff; — Prix: 45 Кор. = 15 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Novembre 1870. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Vass.- Ostr., 99 ligne, № 12.) Rhizostoma Cuvieri gehört bekanntlich zu denjenigen niederen Thierformen, welche schon seit langer Zeit die Aufmerksamkeit der Beobachter in hohem Grade fesselten, und wird gegenwärtig selbst in elementaren zoologischen Lehrbüchern und populären Schriften als Repräsentant der vielmündigen Schirmquallen angeführt. Ich ergriff daher mit Freuden die Gelegenheit, welche mir ein Aufenthalt in Neapel im vorigen Jahre bot, mich durch eigene Anschauung mit dem anatomischen Bau dieses Thieres bekannt zu machen. Der Jahreszeit (Mai) gemäss hatten die Exemplare, welche in meine Hände gelangten, — es waren ihrer im Ganzen 6 oder 7, — zwar schon vollkommen die Gestalt der Aus- gewachsenen, entbehrten jedoch der Genitalien und boten eine nur geringe Grösse. Das kleinste unter ihnen war nämlich etwa 8 bis 10, das grösste nicht über 20 Centim. hoch. Derartige jüngere Individuen haben bisher von den Forschern nicht die gehörige Berück- sichtigung gefunden, offenbar, weil man die grösseren zu anatomischen Untersuchungen für geeigneter hielt. Dank diesem Umstande war ich so glücklich an Rhizostoma Reste einer centralen Mundöffnung aufzufinden. Dieser Befund forderte zu einigen weiteren Untersuchungen des Thieres auf, indem er ein schärferes Licht auf die Morphologie der Rhizostomiden überhaupt zu verbreiten versprach. Er drängte nämlich zu der Auffassung hin, dass diese Thiere ursprünglich ge- nau nach demselben Grundplane wie die typischen Medusen gebaut sind, sich in ihrer Jugend den letzteren vollkommen nähern, und dass die sogenannte Polystomie eine erst im späteren Alter erworbene Eigenthümlichkeit darstellt. Ein nachträgliches Studium der einschlagenden Literatur stützte diese Auffassung und erwies gleichzeitig, dass sie schon früher auf eine sehr bestimmte Weise motivirt worden ist; noch mehr, dass sogar Mundreste bereits an anderen jungen Rhizostomiden nachgewiesen worden sind, wesshalb denn mein wesentlichster Befund durchaus keine neue Entdeckung, sondern blos eine Be- stätignng schon bekannter Thatsachen darstellt. Andererseits gelangte ich jedoch zur Ueberzeugung, dass diese naturgemässe Auffassung der Morphologie der Rhizostomiden noch Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences. VIlme Serie. 1 2 Dr. ALEXANDER BRANDT, keineswegs allgemein zur Geltung gelangt, sondern vielmehr nur wenig bekannt ist, und noch die widersprechendsten Ansichten über den Gegenstand herrschen. Die Ur- sache hiervon liegt zunächst darin, dass eine Mundöffnung bisher nur in zwei Fällen beobachtet und in dem einen derselben sogar falsch gedeutet wurde. Hierzu kommt noch, dass die Mundöffnungen bloss an exotischen, wenig zugänglichen Formen gesehen wurden, während für die europäischen Species, welche bereits durch die Hände zo vieler tüchtigen Forscher gingen, und welche wir gewohnt sind als Repräsentanten der ganzen Gruppe auf- zufassen, die entsprechenden Beobachtungen noch fehlten. Eine fernere Ursache, wesshalb die naturgemässe Erklärung der morphologischen Eigenthümlichkeiten der Rhizostomiden nicht allgemeine Anerkennung gefunden hat, dürfte darin bestehen, dass diejenigen morphologischen Thatsachen, welche bereits theoretisch zu ihren Gunsten sprechen, hier und dort in der älteren und neueren Literatur zerstreut sind und man daher ihr Vorhandensein zum grossen Theil übersah. Indem ich unter diesen Umständen die gegen- wärtige Abhandlung der Oeffentlichkeit übergebe, hoffe ich immerhin der Sache dienlich zu Sein. Was den Plan der Abhandlung betrifft, so giebt der erste Abschnitt einen geschicht- lichen Ueberblick und eine Schilderung des gegenwärtigen Standpunctes des Gegenstandes. Der zweite enthält eine einleitende anatomisch-physiologische Beschreibung von Rhizostoma, Im dritten Abschnitt findet man zunächst eine genauere Darstellung des für die Morpho- logie so wichtigen Gastrovascular-Apparates, über den es mir gelang, einige ergänzende und berichtigende Daten zu sammeln, sowie exactere Abbildungen zu liefern. Hierauf folgt die Beschreibung der zu diesem Apparate in inniger Beziehung stehenden Ueberreste des Mundes. (Der Mangel an literärischen Hülfsmitteln während der Untersuchung, sowie der Umstand, dass es mir erst kurze Zeit vor der Abreise aus Neapel gelang der Rhizostomen habhaft zu werden, mögen hierbei als Entschuldigung für die vielen Lücken in den Unter- suchungen dienen.) Der vierte und letzte Abschnitt enthält allgemeine Betrachtungen über die Morphologie des Rhizostoma Cuvieri und der Rhizostomiden überhaupt, besonders in Bezug auf die Polystomie derselben. UEBER RHIZOSTOMA Cuvieri LMK. I. Geschichtlicher Ueberblick. Da es nicht in meiner Absicht liegt, eine Monographie von Rhizostoma zu liefern, sondern vielmehr hauptsächlich zur Aufklärung der wesentlichsten morphologischen Eigenthümlichkeit der Rhizostomen im Allgemeinen beizutragen, so dürfte es einer- seits überflüssig sein, alles bisher über Rhizostoma Geschriebene hier möglichst vollständig zusammenzustellen; während esandererseits unerlässlich ist, auch das über andere Rhizosto- miden Veröffentlichte, insofern es sich auf die allgemeine Morphologie bezieht, zu berück- sichtigen'). Alle Arbeiten über Rhizostoma, welche bis in den Anfang diesesJahrhundertsbinein publicirt wurden, sind, nach Maassgabe der gegenwärtigen Anforderungen, blos dürftig zu nennen. Nicht selten benutzten die Verfasser zu ihren Beschreibungen beträchtlich ver- stümmelte Exemplare. Dieser Missgriff muss unter anderen selbst Cuvier**) zur Last ge- legt werden. Wie man aus seiner Abbildung ersieht, fehlten nämlich dem von ihm unter- suchten Exemplar die Enden der Arme; daher bezeichnete er als Saugöffnungen des Thieres nur die (von einigen späteren Forschern geläugneten) Oeffnungen aufden gekräusel- ten Anhängen. Der Gastrovascular- Apparat wurde von ihm blos oberflächlich untersucht, ob- gleich er hierbei eine scharfsinnige Untersuchungsmethode anwandte, welche nachgeahmt zu werden verdiente. Er injicirte nämlich die Gefässe mit Milch, welche er darauf durch starken Essig zur Gerinnung brachte. Erst im Jahre 1821 erschien die schon in der Anmerkung citirte Arbeit von Eysen- hardt, welche eine Epoche in der Erforschung von Rhizostoma bezeichnet und noch heute eine musterhafte genannt zu werden verdient, wesshalb man nur bedauern kann, dass sie in den neueren Schriften nicht immer die gehörige Berücksichtigung fand. Was die 1) Die ältere Specialliteratur über Rh. Cuvieri lässt | seiner Weltumsegelung beob. Schirmquallen. Mém. de sich leicht aus folgenden bekannten Hauptwerken sam- | l’Acad. de St.-Pét. VI. Ser. Sc. math. et phys. Т. IV. meln: 2. P. Sc. nat. T. II. 1838. p. 237. Е. W. Eysenhardt. Zur Anat. u. Naturgesch. d. 7,esson. Hist. nat. des Zoophytes. (Suites à Buffon). Quallen. Nova Acta Acad, Leop. Car. T. X. P I. 1821. | ne 1843. p. 411. p. 377. Fr. Eschscholtz. System d. Acalephen. Berlin 1829. 4. p. 42. (Die Beschreibung des Rhizostoma wurde Eysenhardt entlehnt). J. Е. Brandt. Ausführl. Beschr. 4. у. Mertens auf 2) G. Cuvier. Sur l’organisation de l’animal nommé Meduse. Journ. de Physique, de Chimie, d’Hist. nat. et | des arts par Delametherie. T. XLIX. An. VII (1799), p. 436—440. 1* 4 DR. ALEXANDER BRANDT, Schlussfolgerungen des Verfassers betrifft, so zieht er eine Parallele zwischen dem Bau von Rhizostoma und dem der Siphonophoren, namentlich Rhizosphysa und Physalia. (Rhizo- physa hält er hierbei gleich Rhizostoma für ein einfaches Thier, während er von Physalia sagt, dass sie sich den zusammengesetzten Thieren nähere.)') Ferner kommt Eysenhardt, der im Uebrigen die Polystomie von Rhizostoma vollkommen bestätigt, zu der sonderbaren Auffassung, dass dasselbe «ein inwendiges Maul» besitze. Als solches deutet er das (in Wirklichkeit nicht vorhandene) Zusammenfliessen der vier Hauptgefässstämme des Stieles. (Siehe seine Fig. I, a.) und setzt es dem Maule anderer Medusen analog.?) Diese Deutung erfuhr bald eine Widerlegung seitens К. Е. у. Baer’s°), welcher in seinem ausgezeichneten Aufsatz über den anatomischen Bau der Aurelia aurita sehr treffend bemerkt, dass der Ausdruck «inwendiges Maul eine Contradictio in adjecto darstelle, indem ja das Maul der Thiere diejenige Oeffnung genannt wird, durch welche die innere ver- dauende Höhle sich nach aussen mündet. Statt dessen schlägt er vor, den Eingang in den Magen nicht Maul, sondern «Schlund» zu benennen‘). Das Maul der Rhizostomen, meint er, würde durch die Stellen ersetzt werden, durch welche die Nahrung eintritt, wie es scheint, die offenen Mündungen der Gefässe in den Blättern an der Spitze der Saugarme.» — Uebrigens ist das Verdienst v. Baer’s nicht etwa in dieser, im Ganzen nur unwesent- lichen Berichtigung zu suchen, sondern vielmehr in dem für die damalige Zeit so bewun- dernswürdigen Scharfsinn, mit welchem er die Morphologie des Rhizostoma auf die der Aurelia zurückführte, so namentlich in seiner Betrachtung, dass die Arme der Aurelien als der Länge nach aufgeschlitzte Saugarme der Rhizostomen angesehen werden können. Obgleich у. Baer auf eine Deutung der hauptsächlichsten morphologischen Eigenthümlich- keit des Rhizostoma, die Abwesenheit eines centralen Mundes, nicht näher eingeht, so kann man dennoch sagen, dass er den Weg zu einem richtigen Verständniss der Organisa- tionseigenthümlichkeiten von Rhizostoma angebahnt hat. Und in der That, es genügte, seine Ideen bloss etwas weiter anszuführen, um zu dem Schlusse zu gelangen, dass diese wesentlichste morphologische Verschiedenheit ohne Zwang auf die beiden Medusiden vor- handenen Verhältnisse sich reduciren lassen: man braucht sich nur die Arme der letzteren in Saugröhren umgewandelt zu denken, welche mit ihren Basen die Mundöffnung ganz schliessen und mit ihrem Canale an einem Ende mit der Magenhöhle, am anderen aber durch vielfache Oeffnungen nach aussen münden.’) Man ersieht hieraus, dass schon in den dreissiger Jahren sich eine naturgemässe Auffassung der Morphologie der Rhizostomen 3) Baer. Ueb. Medusa aurita. Meckel’s Deutsch. Arch. f. Physiol. VIII. 1823. p. 379. 4) Da v. Baer keine eigenen Untersuchungen über Rhizostoma angestellt hat, so verliess er sich ganz auf Eysenhardt und nahm, gleich ihm, ein Zusammen- fliessen der vier Hauptstämme an. 2) 1. с. р. 392 u. 414. 5) J. F. Brandt. 1. c. p. 255. 1) 1.с. р. 413—418. Die Details können im Original nachgeschlagen werden. Einige darauf bezügliche kri- tische Bemerkungen findet man beiR. Leuckart. (Ueb. 4. Bau 4. Physalien und Röhrenquallen in Allgem. Zeitschr. f. w. Zool. Bd. III. 1851). р. 189. User RuizosromA Cuviert LMK. 5 gebildet hatte, obgleich sie freilich noch nicht hinreichend durch Beweise gestützt wurde, ein Umstand, dem es zuzuschreiben sein dürfte, dass sie nicht allerwärts in der Wissen- schaft feste Wurzel fassen konnte. Ganz unabhängig von diesen, in Deutschland und Russland ausgesprochenen Ansich- ten entstand und erhielt sich in Frankreich längere Zeit hindurch die Lehre Péron’s und Le Suweur’s, nach welcher die Rhizostomen (gleich den Medusiden) vier Münder auf der unteren Fläche des Schirmes besitzen зоЩеп'). Die Oeffnungen, welche hier fälschlich für Münder genommen wurden, führen bekanntlich durchaus nicht in die centrale Leibeshöhle, sondern in vier bloss zu den Seiten dieser Höhle liegende, von ihr jedoch durchaus ge- sonderte Taschen. Da diese Lehre jedoch bereits sehr bald nach ihrem Entstehen die ge- bührende Widerlegung fand”), so ist sie gegenwärtig nur von historischem Interesse. Im Jahre 1849 kehrte Huxley’) gewissermaassen wieder zu den Auffassungen Eysenhardt’s zurück, indem er den Satz aufstellte, die Rhizostomen verhielten sich in Bezug auf ihr Verdauungssystem zu den einmündigen Medusen ähnlich wie die Sertularien zu den Hydren oder die Corallen zu den Actinien (p. 415). Er betrachtet nämlich die feinsten Gefässverzweigungen, welche auf den Kanten und Spitzen der Arme der Rhizosto- men nach aussen münden und an ihrer Mündung von zottenähnlichen Fühlfäden um- geben sind, als die Mägen ungeheuer zahlreicher polypenartiger Einzelthiere. Von diesem (Gesichtspunkte aus sucht er nun eine Homologie im Bau der Rhizostomiden und Siphono- phoren, zunächst Dyphies, festzustellen. Uebrigens ist Huxley von den bedeutendsten jetzt lebenden Morphologen nicht der einzige, dem die naturgemässe Deutung der Morphologie der Rhizostomiden entging; wir müssen ihm vielmehr einstweilen noch Gegenbaur*) an die Seite stellen, der freilich zu einer ganz entgegengesetzten Auffassung hingedrängt wurde. Eigene anatomische Unter- suchungen über Rhizostomiden scheint Gegenbaur zwar nicht angestellt zu haben, doch ist seine beiläufige Notiz nichts desto weniger von Interesse, wesshalb ich mir erlaube, sie hier wörtlich zu wiederholen: «Das merkwürdige Verhalten des Gastrovascular-Systemes von Rhizostoma dürfte wohl einer anderen Prüfung bedürfen, wenigstens muss ich be- kennen, dass mir die bis jetzt noch überall angenommene «Polystomie» dieser Meduse mit dem allgemeinen Plan der Medusen ebenso wenig in Einklang stehend vorkommt, als es mit dem, was ich bei Cassiopeia gesehen, zu passen scheint. Wenn wir noch an die Ent- wickelung denken, die nach der Analogie wohl sich ebenso verhalten wird wie bei Cassio- peia, Cephea, Chrysaora, Medusa u. s. w., so erscheint die Polystomie vollends als Para- 1)Soz В. bei Lamarck. Hist. nat. 4. animaux sans vertèbres. Ге 64. Paris 1816. T. II. р. 515 u. 517. Па éd. Paris 1840. T. III. p.181 u. 183 ; the family of the Medusae. Philosoph. Trans. 1849. T. II. 2) So von Delle Chiaje. Memoire degli animali s° | P- =>. verteb. 4. Regno di Napoli. 1823. T. I. Memoria III. р. 4) Gegenbaur. Versuch eines Systems d. Medusen. 77. Atlas (1822). Taf. III, 2 d. Zeitschr. f. w. Zool. T. VIIT. 1857. p. 210. Anm. 3) Huxley. On the Anatomy and the Affinities of 6 DR. ALEXANDER BRANDIT, doxon». Einerseits ersehen wir hieraus, dass Gegenbaur damals die Polystomie so para- dox vorkam, dass er selbst an ihrer Existenz zweifeln konnte, obgleich sie doch schon damals eine von den tüchtigsten Gelehrten, wie Réaumur, Cuvier, Milne-Edwards, Huxley u. s. w. längst constatirte Thatsache war. Andererseits halte ich übrigens die Notiz insofern für wichtig, als der Verfasser die Analogien in der Entwickelung der Rhizostomen und anderen Acraspeden als für die Morphologie maasgebend hervorhebt. Fritz Müller') scheint der Erste gewesen zu sein, welcher sich in neuerer Zeit der naturgemässen, von Baer begründeten Lehre älterer Forscher wieder zuwandte. Er sagt nämlich gelegentlich in einem kleinen Aufsatze Folgendes: «Gegenbaur erklärt die Polysto- mie der Rhizostomiden für ein mit dem allgemeinen Plane der Medusen unvereinbares Paradoxon und bezweifelt selbst das Factum. Das Factum ist leicht zu constatiren und neuerdings wiederholt, auch von mir, constatirt worden. Auch die Erklärung scheint mir ziemlich auf der Hand zu liegen. Eine temporäre Polystomie, wenn man es so nennen will, kann man leicht bei Hydroidquallen sehen, wenn sich die Ränder eines vielgefalteten vier- lappigen Mundsaumes da und dort an einander legen. So wird auch die Polystomie der Rhizostomiden entstehen durch Verwachsung der häutigen Blätter, die die Arme der Phanerocarpen umfassen. Wo die Oefinungen der Arme die Form langer Spalten haben, die sich oft in riemenförmige Tentakel fortsetzen, wie bei einer Cephea der südbrasilia- nischen Küste, kann über diese Entstehungsweise kaum ein Zweifel bleiben.» Hieran lassen sich die für uns besonders wichtigen Beobachtungen von L. Agassiz’) anschliessen. Dieselben beziehen sich auf eine nordamerikanische Rhizostomide, die Poly- clonia frondosa. Agassiz war nämlich so glücklich, eine Anzahl kleiner, an der Oberfläche des Meeres schwimmender, Medusen von +bis 1 Zoll im Durchmesser zu entdecken, welche er, gewiss mit Recht, für die Jungen der genannten Species hält, da sie dieselbe Farbe und aussergewöhnliche, für das Genus Polyclonia so charakteristische Zahl von Augen hatten. Bei dem kleinsten dieser Medusen war ein weit offenes Maul, wie bei den jungen Aurelien, vorhanden und bestand der ganze Mundapparat aus einem geräumigen, annähernd vier- eckigen, ganzrandigen Trichter, ohne die geringste Andeutung einer Verlängerung der vier Winkel der Mundöffnung. Bei etwas älteren Exemplaren waren diese Winkel in Lappen oder Tentakel mit offenen, freien Rändern (wie bei Aurelia, Cyanea und Pelagia) ausge- zogen. Bei noch mehr entwickelten Individuen, die gleichzeitig auf derselben Untiefe ge- fangen wurden und sich sonst in nichts von den übrigen unterschieden, waren die Ränder der Tentakel und des Mundes stellenweise verbunden, so dass sie nicht ohne Ruptur aus- gebreitet werden konnten. Bei noch älteren Individuen endlich, welche jedoch immerhin nicht über 1 oder 2 Zoll im Durchmesser betrugen, war der Grad der Annäherung der Mundränder so gross, dass nur ein geringer Durchgang zur freien Communication der 1) Fr. Müller. Wiegm. Arch. XXVIL (1861). I- 2)L. Agassiz. Contributions to the Natural. Hist. p. 302. of the U.S. of America. Vol. IV. Boston 1862. 4. p. 132. Озвев RaizosromA Соутевт LMK. 7 Centralcavität mit der Aussenwelt übrig blieb. Auf diese Beobachtungen, sowie eine morpho- logisch-embryologische Parallele zwischen Polyclonia frondosa und Aurelia flavidula sich stützend, gründet Agassiz den Satz, dass die Polystomie der Rhizostomiden eine Eigen- thümlichkeit secundären Ursprunges sei. Die Entdeckung einer centralen Mundöffnung bei den Jungen einer Rhizostomide durch Agassiz ist bisher nicht ganz vereinzelt geblieben; denn bald nach diesem Forscher veröffentlichte Semper !) eine ähnliche Beobachtung an einer anderen unbestimmten Form von den Philippinen. Die Deutung, welche Semper für seine Beobachtung aufstellt, ist freilich eine der Agassiz’schen diametral entgegengesetzte. Um dem Leser das Nach- schlagen zu ersparen, will ich seine ganze Notiz hier wörtlich wiederholen: «Im flachen Wasser der Riffe, — sagt Semper, — waren zwei sehr hübsche Rhizosto- miden das ganze Jahr hindurch gemein. Leider wurde ich an einer eingehenden Unter- suchung derselben immer verhindert; aber es gelang mir doch, von der einen dieser Arten sehr junge Exemplare zu fischen, an denen ich mich überzeugt zu haben glaube, dass die Polystomie der Rhizostomen wirklich nicht stattfindet. Dem jungen Thiere fehlen nämlich alle Saugnäpfe, die acht Arme des Stieles schienen allerdings an ihrer Spitze eine Oeffnung zu tragen; da aber diese acht Arme sich erst spätausbilden, so fehlen den jungen ephyraartigen Larven alle acht Oeffnungen, statt dieser ist ein deutlicher centraler Mund vorhanden. Dass dieser auch bei dem erwachsenen Thiere nicht obliterirt ist, glaube ich aus der Anordnung der Gefässe schliessen zu dürfen, es geht nämlich von der centra- len Höhlung aus ein mittlerer Canal an die Unterseite der Scheibe”) dorthin, wo zwischen den acht Armen der Mund sein müsste, den ich freilich trotz aller Mühe nie habe nach- weisen können. Die Saugnäpfe, welche die Arme des erwachsenen Thieres so zahlreich tragen, sind entschieden ohne Oeffnungen.» Die Thatsache, dass Semper, obgleich er trotz aller Mühe an dem erwachsenen Thiere keinen Mund gefunden hat, dennoch an der Exis- tenz der Polystomie “zweifelt, könnte wohl gewissermassen als characteristisch für die gegenwärtigen Vorstellungen über die Morphologie der Rhizostomiden angesehen werden. Nicht weniger characteristisch dürfte es sein, dass auch Сагиз*), dem der IV, Band des Agassiz’schen Werkes nicht fremd blieb, sich von den darin enthaltenen Auseinander- setzungen wohl nicht überzeugt fand, da er auf Huxley zurückgeht und die Rhizostomen geradezu für Thierstöcke erklärt. Das Wenige, was neuerdings über die morphologischen Grundeigenthümlichkeiten der Rhizostomiden geäussert wurde, knüpft sich hauptsächlich an die Untersuchungen von Fr. 1) C. Semper. Reisebericht. Zeitschr. f. w. Zool. 3) A. Gerstäcker u. J. V. Carus. Handbuch d. Bd. XIII. (1863). p. 562. Zool. Bd. II. 1863. p. 548. 2) Verf. wollte offenbar sagen des Stieles. 8 Dr. ALEXANDER BRANDT. Müller und Agassiz ап. So machte Haeckel') gelegentlich einige Bemerkungen über die Polystomie der Rhizostomiden und spricht sich entschieden zu Gunsten der, wie er glaubt, zuerst von Fr. Müller entwickelten Ansicht aus. Gleich diesem hat auch er ver- schiedene Hydromedusen aus der Gruppe der Geryonopsiden beobachtet, deren falten- reicher Mundsaum die «temporäre» Polystomie sehr schön zeigte. In zwei späteren Auf- sätzen desselben Verfassers?) finden wir weitere Bestätigungen über denselben Gegenstand zerstreut, jedoch nichts wesentlich Neues, Schliesslich hat, in ganz jüngster Zeit Gegen- baur°) seine früheren Zweifel an der Existenz der Polystomie fallen lassen und sich den Betrachtungen Agassiz’s angeschlossen. Wirft man nun die Frage nach dem gegenwärtigen Standpunct der Lehre von der Morphologie der Rhizostomiden auf, so muss man gestehen, dass sich die Ansichten noch immer nicht geklärt haben. Zu diesem Schlusse führt mich übrigens nicht blos die soeben gegebene Uebersicht, sondern auch der persönliche Verkehr mit einer ganzen Anzahl von Fachgencssen. Und in der That, neben der Auffassung, welche bereits in der Vorrede als die einzig naturgemässe bezeichnet wurde, sehen wir nicht nur die Deutung der Rhizosto- men als Thierstöcke bestehen, sondern sogar Zweifel an der Existenz der Polystomie laut werden. LE Allgemeine anatomisch-physiologische Beschreibung des Thieres. Eine eingehendere Beschreibung des Baues und der Lebenserscheinungen von Rhizos- toma liegt nicht im Bereiche dieser Abhandlung. Ich kann mich daher hier bloss auf das Wesentlichste und für die Abrundung, sowie bessere Verständlichkeit des Ganzen Noth- wendige beschränken. Was das Nähere betrifft, so verweise ich auf die Specialliteratur, be- sonders die musterhafte Arbeit Eysenhardt’s, sowie gleichsam als Supplement hierzu, auf die treftliche Abbildung von H. Milne-Edwards‘). Rhizostoma hat bekanntlich, wie so manche andere Medusen, die allgemeine Ge- stalt eines Pilzes und besteht aus dem Schirm oder Hut und dem Stiel nebst seinen Ar- men. Statt einer centralen Mundöffnung besitzt das Thier eine Menge kleiner Oeffnungen, 1) E. Haeckel. Ueb. zwei neue fossile Medusen a. 4. Derselbe. Ueb. d. fossilen Medusen der Jura-Zeit. Familie 4. Rhizostomiden. Leonhard u. Geinitz. N. | Ibid. р. 538. , Jahrb. f. Mineral. 1866. p. 288. 3) С. Gegenbaur. Grundzüge 4. vergl. Anat. 2. Aufl. 2) Е. Haeckel. Ueb 4. Crambessiden, eine neue | Leipzig 1870. р. 138. Medusen-Familie a. d. Rhizostomengrnppe. Zeitschr. f. 4) G. Cuvier. Le Règne animal. Edit. illustr. w. Zool. XIX. p. 510. Zoophytes. / Usger RHIZosSToMA ÜUVIERI LMK. 9 welche auf den Armen gelegen sind und zur Aufnahme der freilich nur flüssigen, oder sehr fein vertheilten Speise dienen sollen. | Der Schirm (Umbrella s. Pileus Fig. 1 u. 2 A), das Locomotionsorgan des Thieres, bildet im Zustande der Ruhe annähernd die Form einer Halbkugel; im Moment der grössten Contraction hingegen, wenn sich sein freier Rand rings um den Stiel enger schliesst, bietet er ungefähr 2 einer Kugel von kleinerem Volum. Bei den von mir in einem grossen Glasbehälter beobachteten Thieren contrahirte sich der Rand des Schirmes nicht etwa gleichmässigaufallen Punkten, sondern vielmehr derart, dasserim Momentder grösstenContrac- tion statt eines Ringes, ein gleichseitiges Viereck mit nach innen gebogenen Seiten und vorspringenden Ecken bildete. Beiläufig kann hier erwähnt werden, dass der Schirmrand mit Authomatie begabt ist, da er auch vom Körper abgetrennt, in Seewasser liegend, lange fortfährt sich rhytmisch zu contrahiren; dieselbe Beobachtung lässt sich auch an einzel- nen Stücken dieses Randes machen. Die selbständigen Contractionen werden nur allmählich schwächer und schwächer, könnenjedoch, wenn sie bereits aufgehört haben, durch mecha- nische Reizung von Neuem angeregt werden. Hiervon handelt übrigens bereits Eysen- hardt'!). Den Schirmrand ausgenommen, zeigen die grösseren Körpertheile des Thieres keine bemerkbaren activen Bewegungen. An seiner Peripherie ist der Rand sehr verdünnt und in 64 regelmässige, halbrunde Lappen oder Festons zertheilt. Zwischen je 8 derselben sind noch ein Paar kleinere, schmä- lere Läppchen (Fig. 1) angebracht, welche ihrer Lage nach den Randkörperchen entsprechen. Der Stiel (Pedunculus, Caudex, Truncus Fig. 1 u. 2 В) hängt. mit der unteren Fläche des Schirmes durch vier platte Füsschen (C,, C,, C,, C,) zusammen, welche im folgenden Abschnitte näher beschrieben werden sollen. Der Stiel selbst stellt ein kurzes, aber dickes Parallelepipedon mit leicht muldenförmig eingebogenen Seiten und abgerundeten Kanten dar. (Im Durchschnitt ist er auf Fig. 4 u. 5 dargestellt.) Die Kanten entsprechen ihrer Lage nach den Füsschen und bilden gleichsam ihre Fortsetzung. Bei normaler Lage ist der Stiel allerwärts von dem Schirme verdeckt; um ihn zu sehen, muss man daher den Schirm nach oben schlagen. (Man vergl. die Fig. 1 u. 2.) Unten zertheilt sich der Stamm in seine acht Aeste (D), diesogen. Arme, Saugarme oder Mundtentakeln. Dieselben sind an ihrer Basıs paarweise näher mit einander verbun- den, so dass den vier Kanten des Stieles je zwei der Arme entsprechen. An ihrer Insertion liegen sie einander dicht an, jedoch so, dass mitten zwischen ihnen ein Raum frei bleibt, der von der unteren Fläche des Stieles überwölbt wird. Ihre allgemeine Gestalt kann als dreikantig-prismatisch bezeichnet werden, obgleich sie nach unten zu allmählich sich ver- jüngen und ihre Kanten, gleich denen des Stieles, bedeutend abgerundet sind. Eine dieser Kanten ist nach innen, die beiden anderen hingegen nach aussen gerichtet. Die Seiten- flächen der Arme sind im Ganzen nur leicht concav (Fig. 6); ganz unten wird diese Con- 1) 1. с. р. 408. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 2 10 DR. ALEXANDER BRANDT, cavität jedoch sehr beträchtlich, da hier die Arme in drei breite, flügelförmige Platten (Fig. 7) auslaufen, welche die Fortsetzung der Kanten bilden. Ausser diesen terminalen Anhängen besitzen die Arme noch andere, die theils der Basis, theils den drei Kanten an- sitzen, eine annähernd blattförmige Gestalt bieten und sämmtlich mehr oder weniger verti- cal gerichtet sind. An jedem Arme lassen sich zwei obere, zwei äussere und ein innerer blattförmiger Anhang unterscheiden. Die oberen (Е) stellen zwei sichelförmig-dreieckige, am Grunde einander genäherte Platten dar und sind der Basis der Arme aussen angefügt. Von ihren beiden freien Rändern ist der untere eoncav und glatt, der obere hingegen con- vex und gekräuselt. Die beiden äusseren Anhänge (F) haben die Gestalt langer, schmaler Dreiecke. Ihr innerer Rand geht unmittelbar in die entsprechende äussere Kante des Armes über; von den beiden freien Rändern ist der obere, und zugleich kürzeste, concav und glatt, der viel längere, äussere hingegen gekräuselt. Die inneren, den gleichnamigen Kanten der Arme aufsitzenden Anhänge (G) sind schmäler, mehr saumförmig und besitzen nur einen freien, gekräusclten Rand, sind aber dafür bedeutend länger als alle übrigen. Sie setzen sich nämlich bis zur unteren Fläche des Stieles, bei ausgewachsenen Thieren sogar noch weiter, fort. Da ich keine Gelegenheit hatte, ausgewachsene Thiere selbst zu untersuchen, das Verhältniss der inneren blattförmigen Anhänge zur ovalen Schirmfläche jedoch für . unsere Betrachtungen von Werth ist, so will ich hier der Schilderung des verdienten Eysenhardt!') folgen. Nach oben zu verschmälern sich die in Rede stehenden Anhänge der- maassen, dass sie zu blossen gekräuselten Rändern werden. Auf der unteren Fläche des Stammes convergiren je zwei benachbarte dieser gekräuselten Ränder, so dass aus acht deren vier werden, welche den vier abgerundeten Kanten des Stammes correspondiren. Endlich treffen die vier Ränder im Mittelpunkt der Fläche zusammen, wodurch derselbe erhaben hervortritt. Es entstehen daher zwischen den Rändern vier flache Gruben”). Wir werden die kreuzförmig zusammentreffenden Ausläufer der inneren blattförmigen Anhänge im letzten Abschnitt als Ueberreste des Maules weiter zu berücksichtigen haben. Die flügel- sowohl, als auch die blattförmigen Anhänge der Arme besitzen feine, nach aussen führende Gefässöffnungen, in deren Umgebung auf den krausen Rändern feine, fran- genförmige Fühlfäden sitzen. Die Consistenz des Thieres ist die einer steifen Gallerte und an den dickeren Stellen selbst die eines weichen Knorpels. Der Körper des Thieres ist durchscheinend, von milch- weisser Farbe, übrigens mit einem Stich ins Graue, Blaue oder Braune. Die Zacken des Schirmrandes sind stets kornblumenblau, oder bläulich violett gefärbt. Das Rhizostoma erreicht eine sehr beträchtliche Grösse; so sollen nicht selten Indivi- duen vorkommen, deren Schirm einen Fuss und mehr im Durchmesser beträgt. (Die Worte 11. с. р: 386: Taf. XXXIX. Fig. 7) gegebene im Wesentlichen gut 2) Mitdieser Beschreibung stimmt die von E. Haeckel | überein. für das «Mundkreuz» seiner Orambessa Tugi (1. с. р. 527. UEBER RHIZOSTOMA Ссутев LMK. 11 Cuvier’s'): «son ombrelle approche quelquefois de deux pieds de largeur» werden sich wohl auf ein Thier mit in der Fläche ausgebreiteten Schirm beziehen). — Ebenso räthsel- haft wie interessant sind die Veränderungen in der Grösse, welche ich wiederholentlich an lebenden Rhizostomen constatirt habe. Im Verlauf von einigen Stunden und besonders über Nacht sah ich sie nämlich so an Volum abnehmen, dass sie gar nicht wiederzuerkennen waren. Ihre Körperform blieb hierbei ganz unverändert, und die Thiere waren noch ganz lebendig. Dass todte Medusen in Folge verschiedener Eingriffe zusammenschrumpfen, ist freilich eine allgemein bekannte Thatsache. Nach v. Baer’s Angabe?) bemerkte schon Réaumur an Rhizostomen ein Zusammenschrumpfen, wenn er sie in kochendes Wasser legte. «Die schnelle Verkleinerung von Medusa aurita, wenn man sie mit kochendem Wasser übergiesst», — fährt v. Baer fort, — «gleicht einem Taschenspielerkunststücke. Auch in Weingeist werden sie kleiner. Man darf daher die so aufgehobenen nicht immer für junge halten. Selbst im Wasser schienen mir die todten immer kleiner als die leben- den, was ich jedoch noch nicht als allgemein gültig ansehen wilb. Die letzte, hier unter- strichene Beobachtung у. Baer’s ist wahrscheinlich der meinigen analog, obgleich sie sich auf todte Individuen bezieht; doch wo wäre die Grenze zwischen Tod und Leben zu ziehen? — — Mit diesen Verschrumpfungen, durch welche die Körperform unverändert bleibt, sind selbstverständlich die so häufig an frei im Meere schwimmenden Thieren vorkommen- den Beschädigungen nicht zu verwechseln. Eysenhardt°) giebt an, dass er nur sehr sel- ten die drei Flügel an den Enden der Arme gefunden hat, dass dieselben vielmehr wahr- scheinlich, wie er sich ausdrückt, durch die Strömung des Wassers abgeschliffen waren; die Saugarme endeten sich in diesem Falle unten stumpf zugerundet. Ich selbst habe ähn- liche Beschädigungen wiederholentlich in einem grossen Glasgefäss zu Stande kommen sehen. Alle blattförmigen Anhänge der Tentakel schmolzen gleichsam von aussen ab, indem sie einen fadenziehenden, klebrigen, an ihnen haften bleibenden Schleim absonderten. Wo- durch diese Veränderungen bedingt werden, lasse ich dahingestellt sein. Um die allgemeine Schilderung des Thieres abzuschliessen, erübrigt es noch, in kur- zen Zügen die physiologischen Fragen über die Ernährungs- und Fortpflanzungsweise zu berühren. Da dem erwachsenen Rhizostoma ein Mund fehlt, so nehmen alle Autoren an, dass die Nahrungsaufnahme nur durch die Tentakeln vor sichgehen kann, welche Saugröhren darstellen. Doch auf welchen physikalischen oder mechanischen Grundsätzen diese Aufnahme von statten geht, bleibt dunkel. Man hat hierbei besonders auf die Capillarität der Gefässe der Saugarme hingewiesen. Möglicherweise wirkt auch die Contractilität der Gefässe in den Armen mit — (die Contractilität scheint bisher freilich erst für die Gefässe des Schirmes 1) G. Cuvier. Le Regne animal. 1817. T. IV. p. 57. 2) 1. с. т. 384. 8) 1. с. р. 387. 0% 12 Dr. ALEXANDER BRANDT, nachgewiesen zu sein) oder es nehmen die Oscilationen der membranösen Wandungen des Magens durch das rhytmische Zu- und Aufklappen des Schirmes Antheil. Exacte physiolo- gische Experimente haben hierüber zu entscheiden. Ich selbst fand leider bisher nicht die Musse dazu, will jedoch diese Gelegenheit benutzen, die späteren Forscher ganz besonders auf die Nothwendigkeit derartiger Experimente aufmerksam zu machen. Bisher ist selbst das Aufsaugen von Flüssigkeit durch die Arme noch keineswegs eine constatirte Thatsache. Es ist mir unbekannt, worauf Tilesius') seine Angabe gründet, es sei durch Reaumur, Cuvier und Eysenhardt ganz unbezweifelt erwiesen, dass die Rhizostomen mit ihren acht Armen ziemlich grosse Fische aussaugen. Ich habe nämlich nichts dergleichen bei den genannten Forschern finden können. ?) Das Aussaugen von Thieren durch die Rhizostomen gehört daher wahrscheinlich bloss ins Reich der Muthmaassungen. In der Centralhöhle des Gastrovascular-Systems findet sich gewöhnlich eine geringe Quantität wässeriger, mit gräulichem Schleim untermischter Flüssigkeit. Ausnahmsweise will man übrigens darin grössere Thiere, wie Fische gefunden haben. Blainville”) sagt hierüber Folgendes: «J’ai moi-même aussi trouvé quelquefois de petits poissons dans les équorées et même dans des rhizostomes. Mais ces petits animaux avaient-ils été saisis par ces méduses pour leur servir de nourriture, ou ne s’y trouvaient-ils que par accident? Cette dernière opinion est celle de М. Cuvier, du moins pour les rhizostomes, qui lui paraissent puiser leur nourriture par des espèces de sucoirs, comme nous l'avons dit plus haut.» Ich sehe mich veranlasst, diese merkwürdige Beobachtung der Verantwortlichkeit des Verfassers zu über- lassen, kann jedoch meinerseits einen eigenen Fall anführen, wo sich in der Magenhöhle eines halberwachsenen Exemplars von Rhizostoma ein lebender, junger Portunus holsatus von etwa 6 bis 8 mm. Länge befand. Nach einiger Zeit war derselbe auf eine unbekannte Weise nach aussen gelangt. Ich übernehme es nicht zu entscheiden, wie er in die Central- höhle des Rhizostoma gelangt war, doch könnte man unter Anderem sehr wohl zulassen, dass er bereits als Larve oder in der frühesten Jugend eingewandert ist und als Parasit lebte, ähnlich den beiden Pinnotheresarten, welche Semper‘) in den Lungen der Holothuria scabra Jäger fand, oder der in Euplectella vorkommenden Aega spongiophila. 5) Es erübrigt noch, einige Worte über die Metamorphose und den Generationswechsel der Rhizostomen zu sagen. Gegenwärtig kann man sich hierüber, Dank den Untersuchungen 3) Blainville. Médusaires. nat. 8. T. XXIX. 1823. p. 398. 4) С. Semper. Reisen im Archipel а. Philippinen. 4. 1) Tilesius. Beitrag zur Naturgesch. d. Medusen. I. Cassiopeae. Nov. Act. Leop. T. XV (1829), p. 260. 2) Es wurde von mir, ausser den eitirten Arbeiten von Dictionnaire des Sc. Cuvier und Eysenhardt, noch die folgende durch- gesehen: Réaumur. Sur les mouvements progress. des Orties de mer. Histoire de l’Acad. des Sc. de Paris. Année 1710 (1712), p. 478. Ein zweiter Aufsatz von Cuvier, welcher im Bull. de la Soc. philomatique de Paris. T. II. (1799), p. 69 gedruckt ist, konnte leider nicht aufgetrieben werden. 1867. Th. IL Bd. I. p. 96. 5) Bei dieser Gelegenheit kann auf die zahlreichen Be- obachtungen über Crustaceen, welche sich in den sogen. Respirationsäcken und zwischen den Tentakeln ver- schiedener Medusen parasitisch aufhalten, hingewiesen werden. Die älteren derselben findet man bei J. F. Brandt (1. c. p. 293) zusammengestellt. UEBER RuaizosromA Соутевг LMK. 13 von Tomasi, Franzius, Gegenbaur, Semper, Noshin')u. A., besonders aber Agassiz, ein deutliches allgemeines Bild machen. Aus dem Ei der Rhizostomiden entsteht ein be- wimperter Embryo (Planula). Derselbe schwimmt eine Zeit lang umher, befestigt sich darauf mit dem einen Ende, zieht sich gleichzeitig in die Länge und erhält am freien Körperende einen von Tentakeln umgebenen Mund, verwandelt sich mit anderen Worten in die Hydraform (Sceyphostoma). Die ferneren Veränderungen bestehen in dem Auftreten am Scyphostoma einer Anzahl ringförmiger Einschnürungen, an denen Tentakeln sprossen. Hiermit wird das Thier zur Amme (Strobila). Während an derselben von unten neue Segmente nachwachsen, lösen sich die oberen der Reihe nach ab, kehren sich um und stellen die jungen Medusen (Ephyra) dar. Letztere unterscheiden sich noch lange Zeit von den erwachsenen durch ihre bedeutend einfachere Gestalt und Organisation, besonders was die Mundtentakeln anbetrifft. Im Allgemeinen sind also die Entwickelung, Metamor- phose und der Generationswechsel in der Gruppe der Rhizostomiden die nämlichen wie bei den Medusiden. Hier wie dort haben wir zweierlei alternirende Generationen, eine ge- schlechtliche und eine ungeschlechtliche als Strobila. Die Details dieses allgemeinen Ge- mäldes scheinen freilich noch für keinen der Repräsentanten der Rhizostomiden mit aller Genauigkeit verfolgt worden zu sein, und auch für unsere Species bieten sie noch manche Lücken, so namentlich wurde, so viel mir bekannt, ihre Strobila bisher noch nicht be- schrieben. Die Geschlechtsform von Rhizostoma tritt in den europäischen Meeren gegen das Frühjahr auf und wird Anfangs nur von kleineren Exemplaren repräsentirt. Während des Sommers wachsen die Thiere heran, um im Herbst geschlechtsreif zu werden. Darauf ver- schwinden sie wieder, so dass im Winter gar keine mehr gefunden werden. Es dürfte mit- hin dieser Jahreszeit das Strobila-Stadium eigenthümlich sein. Rhizostoma durchläuft also seinen vollen Generationscyclus in einem Jahre. Das Rhizostoma kommt ausser dem Mittelmeer noch in der Nordsee und im Atlan- tischen Ocean vor. Bisweilen soll man die Thiere schaarenweise von den Strömungen ge- trieben an der ruhigen Oberfläche des Meeres antreffen. Einige frühere Systematiker trennten Lamarck’s Rhizostoma Cuvieri in mehrere einzelne Arten, und noch in neuester Zeit hält Agassiz die Form des Mittelmeeres für eine von der nordischen verschiedene. Erstere nennt er Rh. pulmo, letztere Rh. Cuvieri. Ich halte es jedoch für erlaubt, hier den am meisten verbreiteten Namen Rh. Cuvieri Lmk. beizubehalten, da ich keine Gelegenheit hatte mir über die Systematik des Thieres eine eigene Anschauung zu bilden. | 1) N. Noshin Ueb. einen Generationswechsel bei | Aldrovandi. Bull. de ’Ac. de St.-Pet. T. VIII. (1865.) Geryonia proboscidalis u. d. Larve von Rhizostoma | Mél. biol. T. V (1866), p. 32. 14 DR. ALEXANDER BRANDT, Ш. Beschreibung des Gastrovaseular-Apparates des Thieres. Die Untersuchung des für die Morphologie so wichtigen Gastrovascular-Apparates von Rhizostoma fand ich nicht mit besonderen Schwierigkeiten verknüpft. Die allgemeine Anordnung der Gefässe ist selbst ohne jegliche Präparation wahrnehmbar, da dieselben sich von der Grundsubstanz des Thieres durch ihre grössere Weisse auszeichnen. Behufs genauerer Untersuchungen wird es nichts desto weniger nöthig zu Injectionen mit farbigen Flüssigkeiten zu greifen. Ich bediente mich zu diesem Zwecke des Carmins oder des Indigos, entweder einfach mit Wasser, oder mit warmer Gelatine. Die Injection lässt sich sehr leicht bewerkstelligen, indem man das Ende eines Saugarmes abschneidet und die Canüle der Spritze in das. Lumen des im Arme verlaufenden Gefässes einführt. Diese einfache Methode führte immer zu den erwünschten Resultaten, wenn das Thier nicht zu sehr lädirt war. Der cölenterische oder Gastrovascular-Apparat von Rhizostoma besteht be- kanntlich aus einer centralen Höhle und von ihr ausgehenden Gefässen. Die letzteren ver- breiten sich im Schirm, im Stiel und in den Armen. Betrachten wir diese Organe im Einzelnen. a. Die Centralcavität oder der sogen. Magen (Fig. 1 u. 2a) liegt in dem Raume zwischen dem Schirm, dem Stiel und den dieselben mit einander verbindenden Füsschen (С, С, С., С). Diese Füsschen gehören eigentlich dem Schirme an und stellen breite, hori- zontal comprimirte Platten dar. Sie entspringen von der unteren Fläche des Schirmes dem Centrum näher als der Peripherie in einem gegenseitigen Abstande von 90° und sind hori- zontal nach innen gegen die Körperaxe gekehrt. Ihre peripherischen Enden verschmelzen allmählig ohne scharfe Grenze mit der Substanz des Schirmes, während die centralen sich unter einander und mit der oberenFläche desStieles verbinden und gleichzeitig nach unten zu in die Kanten des letzteren continuirlich übergehen (Fig. 1, 2 u. 3). Sie sind nur kurz, doch breit und zwar an den Enden breiter als in der Mitte. Alle vier Füsschen nebst dem Stiel haben, von oben betrachtet, zusammen die Form eines Kreuzes, oder Ordens mit breiter Kreuzungsstelle. Der Raum zwischen diesem Kreuze und der unteren Fläche des Schirmes ist nun gerade derjenige, in welchem die Centralhöhle des Gastrovascular-Appa- rates liegt. An und für sich ist dieser Raum übrigens keineswegs geschlossen, sondern steht vielmehr mit der Aussenwelt durch vier, annähernd ovale Oeffnungen oder Fenster, welche ÜEBER RaizosroMa Cuvieri LMK. 15 zwischen dem Schirm und je zwei benachbarten Füsschen bleiben, in Verbindung. Es sind dies dieselben Oeffnungen, welche, wie schon in der historischen Einleitung erwähnt, von einigen älteren Forschern für Mäuler gehalten wurden. Sie führen jedoch gar nicht in die Centralhöhle, sondern sind von derselben in der Tiefe durch membranöse Wandungen ge- schieden. | Wenden wir uns nun der genaueren Prüfung der Wandungen der Magenhöhle zu. Ihre Decke wird vom mittleren Theile des Schirmes gebildet und ist kuppelförmig ausge- ВоВ. (Fig. 2 u. ЗН.) Da jedoch das Eentrum der Decke etwas nach innen vorspringt, so gleicht dieselbe einem Kugelsegment nur annähernd. Sie besitzt einen viereckigen Umriss mit ungefähr gleichen nach innen leicht convexen Seiten und beiderseits abgeschrägten Winkeln. In diesen Winkeln gewahrt man ein seichtes Grübchen. An jede der Seiten lehnt sich vou aussen eine fast nierenförmige Platte (K.) an. Die Ränder derselben sind scharf umschrieben, verdickt; der äussere und innere mit einer seichten Ausrandung versehen. Zwischen beiden Ausrandungen, also in radiärer Richtung, sind die Platten etwas erhaben, im Uebrigen aber vertieft. Die normale Lage dieser Platten ist eine gegen den Horizont geneigte, was auf Fig. 3 nient wiedergegeben werden konnte, da hier der Schirm. platt ausgebreitet liegt. Da die Füsschen des Stieles an den Winkeln der Decke zwischen den vier Platten entspringen, so entsprechen mithin dieletzteren den erwähnten ovalen Fenstern und bilden ihren oberen äusseren Rand. Auf der Vereinigungsstelle der vier Füsschen oder, was dasselbe ist, auf der oberen Fläche des Stieles bemerken wir eine Vertiefung in Form einer rechteckigen Pyramide, oder eines vierkantigen Trichters (L.).Es ist dies der Boden der Centralcavität. Die Seiten desselben sind sämmtlich nach innen convex vorspringend, doch nicht von gleicher Grösse: zwei einander gegenüber liegende sind nämlich etwas länger als die beiden übrigen. Mit den vier Winkeln der pyramidalen Vertiefung hängt je eine Rinne (е’) zusammen, welche auf der oberen Fläche des entsprechenden Füsschens in der Mitte in radiärer Richtung verläuft. Das peripherische Ende jedes dieser Rinnen bildet die unmittelbare Fortsetzung eines der Winkel der Decke der Magenhöhle oder, mit anderen Worten, die Spitzen dieser Winkel biegen auf die obere Fläche der Füsschen um und setzen sich in die Rinnen fort. An den Ecken der pyramidalen Vertiefung angelangt, wenden sich die Rinnen in einem steilen Bogen nach abwärts und communiciren nun mit den Kanten der Pyramide durch Spalten (Fig. 3 u. 4m’; die Fortsetzung der Rinnen erscheint hier im Durchschnitt sub e). Nachdem wir die Decke und den Boden der Centralcavität näher kennen gelernt haben, sind noch vier Membranen zu erwähnen, durch welche beide Theile erst zu einem abgeschlossenen Behälter verbunden werden. Diese Membranen sind zwischen den einan- der entsprechenden Seiten der Decke und des Bodens der Magenhöhle schlaff ausgespannt und setzen sich an den Spitzen der vier Winkel der Decke unmittelbar auf die Lefzen der angrenzenden Rinnen der Füsschen fort. Dieselben sind in zahlreiche Falten gelegt und im Allgemeinen von oben und aussen nach unten und innen gerichtet. Entsprechend den Curva- 16 Dr. ALEXANDER BRANDT, turen ihrer Insertionslinien sind sie nach innen eingebogen, woher denn die Centralcavität nur einen Theil des freien Raumes zwischen Schirm, Stiel und Füsschen einnimmt. Hieraus ist ersichtlich, dass die fragliche Cavität die Form einer niedrigen, vierseitigen Pyramide besitzt; ihre Decke bildet die Basis, der Boden die Spitze der Pyramide, während die Rinnen ihre Kanten und die vief Membranen ihre Seitenflächen darstellen. Will man übri- gens die sphärische Gestalt der Decke betonen, so mag man die Centralcavität auch mit dem Sector einer Kugel vergleichen. Dies wäre die Gestalt der Centralcavität im gewöhnlichen, nicht injicirten Zustande. Stellt man jedoch eine forcirte Injection an, so drängen sich die vier Membranen durch die ovalen Fenster zwischen den Füsschen und dem Schirm hervor, und die Cavität bekommt eine linsenförmige Gestalt. Alsdann lagern sich die vorgedrängten Membranen (Fig. 1a’) auf die nierenförmigen Platten (Fig. 3 K), welche sie ganz verdecken, und erscheinen als rundliche, in vielfache, meridionale Falten gelegte Säcke. Bei einigen der von mir unter- suchten Exemplare besassen die Säcke in der Mitte eine mehr oder weniger ausgesprochene Einschnürung, wodurch sie, entsprechend den beiden Hälften der nierenförmigen Platten, gleichsam in zwei Abschnitte getheilt wurden. Ist die Centralcavität nicht injieirt, und sind mithin die Membranen nach innen ge- bogen, so gewahrt man zu ihren vier Seiten je eine Höhle, welche von oben und innen durch die Membranen, von oben und aussen durch die nierenförmigen Platten und von unten durch die Füsschen und die obere Fläche des Stieles begrenzt werden. Diese Höhlen communiciren mit der Aussenwelt durch die vielfach erwähnten ovalen Fenster und sind daher, wie selbstverständlich, von Seewasser angefüllt. Eysenhardt hält dieselben, dem Beispiele Gäde’s') folgend, der die entsprechenden Säcke bei Aurelia beschrieben hatte, für Respirationswerkzeuge. Der Athmungsprocess soll nämlich auf dem durch das abwech- selnde Auf- und Zuklappen des Schirmes bedingten Ein- und Ausströmen von Wasser be- ruhen. Ohne einen gewissen Gasaustausch zwischen dem Seewasser und der Ernährungs- tlüssigkeit durch die Membranen hindurch ganz zu leugnen, dürfte man ihm jedoch keine besondere, so zu sagen specifische Wichtigkeit beimessen können. Es scheint daher wohl kaum am Orte, die fraglichen Säcke für besondere differenzirte Athemhöhlen zu neh- men. Da aber in den membranösen Wandungen der Centralhöhle sich beim ausgewachse- nen Thiere die Geschlechtsorgane befinden, so ist es vielmeher passend, die Säcke für Ge- schlechtshöhlen zu halten, wie es bereits in älterer und neuerer Zeit?) vorgeschlagen wurde. b. Das Gefässsystem des Schirmes (Fig. 1) wurde schon recht genügend von früheren Forschern beschrieben und abgebildet, woher ich im Stande bin, bloss einige Details von untergeordnetem Interesse hinzuzufügen. Dessen ungeachtet sei es mir ver- gönnt, eine zusammenhängende ausführliche Schilderung dieses Gefässsystems zu geben. 1) Gäde. Beitr. z. Anat. u. Physiol. d. Medusen etc. 2) Rosenthal. Tiedemann’s u. Treviranus’ Zeitschr. Berlin 1816. 8. für Physiol. Bd. I, р. 323. UEBER RHIZOSTOMA ÜCUVIERI LMK. 17 Das fragliche Gefässsystem liegt der unteren Fläche des Schirmes näher, als der oberen und wird bekanntlich aus 16 Radiärcanälen, einem Cirkelcanal, sowie einem peri- pherischen, feinen Gefässnetze gebildet. Sämmtliche Radiärcanäle nehmen ihren Ursprung aus der Centralcavität an den Sei- ten und Winkeln der Decke. Im Allgemeinen sehen sie einander sehr ähnlich, indem sie von oben abgeplattet, also mehr band- als röhrenförmig erscheinen. An ihrer Ursprungs- stelle sind sie sämmtlich etwas verengt. Nimmt man jedoch sowohl ihre Gestalt, als auch ihre Lage näher in Augenschein, so gewahrt man dennoch leicht, dass sie unter einander nicht gleich sind. Daher wurden sie bereits vor langer Zeit in acht Haupt- und ebenso viel Nebengefässe eingetheilt, eine Eintheilung, welche darin ihre Berechtigung findet, dass die einen an die Randkörper herantreten, die übrigen jedoch nicht. Noch passender dürfte es erscheinen, mit Haeckel") nicht blos die Endigungen, sondern auch die Uebergangsstellen der Radiärcanäle zu berücksichtigen und mithin statt zwei drei Ordnungen dieser Gefässe anzunehmen, und zwar: 1) vier primäre oder perradiale; 2) vier secundäre oder interradiale, und 3) acht tertiäre oder adradiale. Diese letzteren könnte man, wie Haeckel mit Recht hinzufügt, auch interoculare Gefässe nennen, und dagegen die acht ersteren als oculare Gefässe zusammenfassen, weil sie zu den acht Augen oder Randkörpern laufen; er lässt mithin auch die frühere Eintheilung gelten’). Betrachten wir die Canäle dieser Gruppen etwas näher. Die Radiärcanäle erster Ordnung (Fig. 1, 2 und 35) entspringen je einer von den Spitzen der vier Winkel der Magendecke, unmittelbar über dem Anfang der auf den Füsschen verlaufenden Rinnen (Fig. 3, e’), und sind daher kürzer als alle übrigen Canäle. Da sie in derselben verticalen Fläche mit den Hauptgefässen des Stieles liegen, verdienten sie auch wohl als Haupt-Radiärgefässe bezeichnet zu werden. An ihrem Ursprunge, gleich den übrigen verengt, erweitern sie sich allmählig, um sich vor dem Cirkelcanal wieder zu verengen; sie sind mithin lanzetförmig. Ihre Schneidungsstelle mit dem Ringcanal bietet ein Kreuz mit stark ausgebuchteten Kreuzungswinkeln. Jenseits, d. h. ausserhalb des Ring- canals, besitzen sie eine beträchtliche Breite und laufen bis an die Peripherie des Schirmes nach den Randkörperchen fort. Hier angelangt, spalten sie sich in zwei Hauptstämmcehen, welche in die beiden kleinen Läppchen zu den Seiten dieser Körperchen eintreten. (Einige Details über ihre Endigung an dieser Stelle findet man bei Eysenhardt?). Die Radiärcanäle zweiter Ordnung (Fig. 1 u. 3 b,) erscheinen denen der ersten 1) E. Haeckel. Ueb. d. Crambessiden. w. Zool. XIX. (1869), p. 524. Zeitschr. f. | Richtung der Mundwinkel und Mundtentakeln liegen, während von den letzteren auch mehr als vier vor- 2) L. Agassiz, welcher bekanntlich den einheitlichen Bauplan der Coelenteraten und Echinodermen verficht, theilt die Radiärcanäle der Medusen in ambulacrale undinterambulacrale. Von ersteren giebt es stets nur vier, welche zwischen den Geschlechtsorganen, in der Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie, handen sein können, welche, natürlich, zwischen den vorhergehenden gelagert sind. Die ambulacralen ent- sprechen unseren Canälen erster, die interambulacralen denen zweiter und dritter Ordnung. 3) 1. с. р. 399. Fig. XI. 18 Dr. ALEXANDER BRANDT, sehr ähnlich. Auch sie sind in der Vierzahl vorhanden; ihre Kreuzung mit dem Ringcanal und ihre Form jenseits dieser Kreuzung, sowie ihre Endigungsweise ist die nämliche, wie bei den Gefässen der vorhergehenden Gruppe. Sie alterniren mit den Canälen erster Ord- nung und entspringen aus der Centralcavität auf der Mitte jeder der vier Seiten der Decke, oder, was dasselbe ist, über der Mitte des oberen (inneren) Randes der nierenförmigen Platten (K), da, wo dieser Rand eine leichte Ausschweifung besitzt. Dank dieser Ursprungs- stelle sind diese Radiärcanäle länger als alle übrigen. In ihrem Verlaufe gegen den Ring- canal hin erweitern sie sich viel gleichmässiger als die vorhergehenden und sind daher eher band- als lanzetförmig zu nennen. — Die acht Gefässe, welchezuden Radiärcanälen dritter Ordnung (Fig. 1 u. 3 b,) gehören, sind je eines zwischen den einander zunächst liegenden der ersten und zweiten Ordnung eingeschaltet. Sie beginnen in einiger Entfer- nung von den Winkeln der Decke neben den nierenförmigen Platten und halten daher in Bezug auf ihre Länge die Mitte zwischen den Canälen der beiden ersten Ordnungen. Von ihrer Ursprungsstelle an verbreitern sie sich continuirlich, bis sie mit dem Cirkelcanal zu- sammenstossen. Ihre Kreuzung mit demselben hat aussen keine concaven, sondern convex ausgefüllte Winkel und zeichnet sich daher durch ihre Breite aus. Jenseits der Kreuzung werden sie dafür viel schmäler und erreichen nicht den Rand des Schirmes, ‘sondern ver- lieren sich in dem dichten peripherischen Gefässnetz. Diesen acht Canälen entsprechen keine Randkörperchen mehr. Der Ringcanal (Fig. 1c) hat annähernd dieselbe Breite, wie die 16 Radiärcanäle, welche er durchschneidet und mit denen er anastomisirt. Die Conturen des Ringcanals - zeichnen sich nicht durch besondere Regelmässigkeit aus. Nach aussen von ihm liegt ein dichtes Gefässnetz, welches eine ununterbrochene Zone bildet und sich bis an den Rand des Schirmes erstreckt. Die Gefässe dieses Netzes ähneln übrigens mehr unregelmässigen Lacunen, da sie dicht zusammengedrängt sind, und in Summa wohl eine grössere Ober- fläche einnehmen, als die von ihnen umschlossenen Substanzinseln. Das Gefässnetz steht‘ überall, wo es an den Cirkel- und die Radiärcanäle grenzt, mit denselben in unmittelbarem Zusammenhang. Letzteres gilt auch für kleinere Gefässplexus, welche sich von innen an den Ringcanal anlegen und je einer in jedem Zwischenraum zwischen zwei benachbarten Radiärcanälen liegen. Die Umrisse dieser kleinen Plexus erscheinen abgerundet - dreieckig. Die Gefässmaschen in denselben sind im Allgemeinen etwas gröber als in der peripheri- schen Zone. Um mit den Schirmgefässen abzuschliessen, soll hier noch beiläufig erwähnt werden, dass ich als Anomalie einmal statt 16 17 Radiärcanäle vorfand. Der überzähliche Canal gehörte in die zweite Ordnung, d. h. sein Anfang lag auf einer der Seiten der Decke der Centralhöhle'). 1) Numerische Anomalien an den Organen der Schirm- | kannten Werke: Die Acalephen d. Rothen Meeres u. d. quallen gehören übrigens im Ganzen keineswegs zu den | Organismus d. Medusen d. Ostsee. 1836. 4. p. 21. Man Seltenheiten. Ehrenberg widmete ihnen eine gründ- | sehe auch у. Baer. 1. с. р. 390 u. 1. Agassiz. Contri- liche Beschreibung und viele Abbildungen in seinem be- | butions. Vol. IV. p. 52. UEBER RuizosromA Cuvieri LMK. 19 c. Das Gefässsystem des Stieles und der Mundarme besteht aus einem centra- len und einer Anzahl peripherischer Canäle nebst ihren Verzweigungen. Der vierseitig- pyramidale Boden der Centralcavität setzt sich nach unten in einen Canal (Fig. 1 u. 2d) fort, der seiner Lage nach als centraler oder axillarer absteigender Gefässstamm bezeich- net werden kann. Entsprechend dem Umriss des Bodens der Centralcavität besitzt er eine parallelepipedale Form mit leicht concaven Seiten (man sehe die Durchschn. 4d’ u. 5d). Eysenhardt!) bezeichnet ihn als dreieckig, ein Irrthum, der wohl auf einem blossen Druckfehler beruht. Der axilläre Canal durchsetzt der ganzen Länge nach den Stiel und mündet bei den von mir untersuchten Exemplaren auf der unteren Fläche desselben nach aussen. In seinem Verlaufe giebter vier, wie es scheint nicht immer deutlich ausgesprochene, Seitengefässe (g) ab, welche ich Nebengefässe des Stieles nenne. Zu dem peripherischen Gefässsystem des Stieles gehören zunächst vier Hauptstimme (Fig. 1—5 e), welche eine unmittelbare Fortsetzung der Rinnen (Fig 1, 2 u. 8e’) auf den vier Füsschen des Stieles bilden. Wie wir bereits oben sahen, sind diese Rinnen ihrerseits eine Fortsetzung der Winkel der Magendecke (Fig. 34.) Macht man eine blos mässige Injection des Gastrovascular-Systems mit einer farbigen Flüssigkeit, so dass die membranösen Wandungen der Centralcavität noch eingestülpt bleiben, so hat es den Anschein, als wären die Rinnen geschlossene Gefässe, welche sich bloss an die Centralcavität anlehnen und aus vier zipfelförmigen Aussackungen derselben ihren Ursprung nehmen. (Die Figur 1, wo das durch den Stiel und seine Füsschen durchschimmernde Roth der grösseren Deutlichkeit wegen weggelassen wurde, kann zur Veranschaulichung eines solchen Bildes dienen.) Stärkere Injectionen, sowie Dissectionen sind erforderlich, um sich von den Verhältnissen eine rich- tige Vorstellung zu machen. Das centrale Ende der Rinnen biegt, wie bereits mitgetheilt wurde, nach unten um und vertauscht mithin seine horizontale Lage mit einer verticalen, wo- durch die Rinnen nunmehr als peripherische absteigende Canäle zu bezeichnen sind. Diese Canäle liegen in den abgerundeten Kanten des Stieles. Sie sind jedoch auch hier nicht ganz geschlossen, sondere von innen der ganzen Länge nach aufgeschlitzt und stehen hier durch Gefässspalten (m, m’) anfangs mit dem Boden der Centralcavität (Fig. 3), später mit den Winkeln des centralen absteigenden Stammes in offener Communication. Im Querdurch- schnitt haben diese Canäle eine abgerundete Form (Fig. 4 u. 5). Bevor sie die oberen blattförmigen Anhänge (E) der Arme erreichen, theilt sich jeder derselben in zwei Stämme (f, f), einen rechten und einen linken, welche zwei benachbarten Armen zugehören. Nennen wir diese Stämme der Kürze wegen Tentakel- oder Armgefässe. Entsprechend der Bifurca- tion der peripherischen Hauptstämme spalten sich auch dıe zwischen ihnen und dem centra- len Stamme liegenden Gefässspalten, so dass im Ganzen vier primäre und acht secundäre Spalten vorhanden sind. Alle zusammengenommen bilden sie im Querdurchschnitt ein Kreuz mit sich gabelnden Enden, ähnlich dem auf Fig. 8 dargestellten. Unweit ihres Ur- 1) 1. с. р. 392. 20 Dr. ALEXANDER BRANDT, sprunges geben die Tentakelgefässe je ein Paar feiner Reiser (i, i) ab, welche für die oberen blattförmigen Anhänge bestimmt sind und sich in deren krausem Rande ramificiren. An der Ursprungsstelle dieser Reiser machen die Armgefässe eine leichte, knieförmige Biegung und gehen dabei in die sich hier sondernden Mundarme über. In ihrem weiteren Verlaufe geben sie einige Zweige an das äussere Paar der blattförmigen Anhänge (К) ab und hängen nach innen zu mit einem platten Sinus (п’) zusammen, der übrigens nichts weiter als eine Fortsetzung der secundären Gefässspalten ist. Weiter unten haben die Gefässe im Durch- schnitt, entsprechend der Form der Arme, eine dreieckige Gestalt (Fig. 6). Sie verjüngen sich hier continuirlich nach unten zu, erreichen jedoch als sehr feine Stämmchen das äusserste Ende der Arme, immer in deren Axe fortlaufend. Dort, wo die Mundarme die Gestalt von drei flügelförmigen Lappen annehmen, geben die Gefässe unter Winkeln von ungefähr 30° drei feine Reiser ab. Ein jedes dieser Reiser läuft am oberen Rande eines der Lappen hin und geht darauf in ein feines Gefässnetz über, welches allen drei Reisern und dem mittleren Stämmchen gemeinsam ist. Dieses Netz nimmt hauptsächlich die Spitze, sowie den unteren Rand der drei Flügel ein und öffnet sich nach aussen durch zahlreiche, feine, ovale Oeffnungen, welche denen schräg abgeschnittener Röhrchen ähneln. Die vier bei Gelegenheit des centralen absteigenden Stammes erwähnten Nebengefässe (g) des Stieles liegen je eines nach innen von den peripherischen Hauptgefässen und dürf- ten wohl als blosse locale Erweiterungen der Gefässspalten (m) anzusehen sein. Entsprechend der Zweitheilung der peripherischen Hauptgefässe spalten sich auch diese Nebengefässe. Ihre beiden Zweige (h) begleiten von innen die entsprechenden Armgefässe und gehen gleichfalls in die Bildung des platten Sinus (n’) ein, dessen inneren Rand sie darstellen. Hier entsenden sie zahlreiche Zweiglein an die inneren krausen Anhänge (g); weiter ab- wärts verschmelzen sie in eins mit den Armgefässen. Ausser den Gefässmündungen auf den flügelförmigen Endplatten der Mundarme sind noch andere von feinen, tentakelartigen, sehr contractilen Fortsätzen umstellte kleine Oeffnungen auf den krausen Rändern der blattförmigen Anhänge vorhanden. Beiderlei Oeffnungen tragen zum Zustandekommen der Polystomie bei. Während Cuvier nur die Oeffnungen auf den blattförmigen Anhängen be- kannt waren, weil ihm nur ein Exemplar mit abgeschliffenen Armen zu Gebote stand, war Eysenhardt') von der Existenz gerade dieser Oeffnungen noch nicht vollkommen über- zeugt, da bei der zarten Beschaffenheit der Ränder der blattförmigen Anhänge ein Hervor- quellen der injicirten Flüssigkeit aus denselben noch nicht nothwendig auf offene Gefäss- mündungen schliessen lasse. Seitdem hat Huxley”) die Oeffnungen auf den krausen Rändern mikroskopisch genauer geprüft und abgebildet. Den Angaben dieses verdienten Forschers- wüsste ich nichts Wesentliches hinzuzufügen. 1) 1. c. р. 391. 2) 1. с. Usger RuızostoMA Cuviert LMK. 21 Wir kommen nunmehr zu einer anderen Art von äusseren Mündungen des Gastrovascu- lar-Apparates, nämlich zu den Ueberresten eines centralen Mundes. Dieselben befanden sich aufder unteren Fläche des Stieles, wo bei den ausgewachsenen Exemplaren die kreuz- förmigen Nähte zu sehen sind. Diese Ueberreste des Mundes bestanden theils aus offenen Löchern und Spalten, theils aus narbigen Nähten und zeigten eine Reihe offenbar auf Alter- verschiedenheit beruhender Abweichungen. So waren sie bei einem, und zwar dem klein- sten der Exemplare auf folgende Weise beschaffen. Im Centrum der unteren Fläche des Stieles befand sich eine längliche, klaffende Oeffnung (Fig. 8, 1) mit vier leicht concaven Seiten. Die Winkel der Oeffnung setzten sich in kreuzweis liegende, gegen die Kanten des Stieles gerichtete Spalten (m”) fort, letztere waren annähernd doppelt so lang als die Oeffnung selbst und theilten sich jede am Ende unter einem Winkel von ungefähr 75 oder 80° in zwei secundäre Spalten (m). An der Theilungsstelle blieb hierbei eine kleine, klaffende, dreieckige Lücke (0). Diese secundären Spalten waren nahezu von derselben Länge, wie die primären und erstreckten sich bis an den obersten Insertionspunkt der inneren blatt- förmigen Anhänge'). Die Ränder der primären und secundären Spalten berührten sich zwar in ibrer ganzen Ausdehnung, doch waren sie nirgends mit einander verlöthet, da zwischen ihnen die Injectionsflüssigkeit aus dem cölenterischen Apparate frei hervorquoll, und da sie sich auch vorsichtig sondiren liessen. Bei diesem Sondiren erwies es sich, dass die klaffende, rechteckige Mitte (e) des kreuzförmigen Mundes nichts anders als die Mün- dung des centralen Hauptcanals war. (Fig. 1 u. 2a), während die Spalten direct in die Ge- fässspalten des Stieles führten. So fand ich übrigens die Verhältnisse nur bei dem einen Individuum. Was die übrigen anbetrifft, so gilt das soeben über die Reste der Mundöffnung Mitgetheilte freilich auch für sie, jedoch mit dem Unterschiede, dass die kreuzförmigen Spalten, und zwar entweder blos die secundären (Fig. 8), oder gleichzeitig auch die pri- mären vernarbt erschienen. Bei der Mehrzahl waren mithin nur die centrale, rechteckige und die vier peripherischen, dreieckigen Lücken offen. Aber auch diese Lücken waren in einzelnen Fällen (Fig. 9) bis auf eine enge Spalte (e) und vier feine Löchelchen (o) redu- cirt. Die grösste Verwachsung der Mundränder kam hauptsächlich den grösseren Indivi- duen zu. Das oben über die Anordnung des Gefässsystems des Stieles Mitgetheilte weicht in einigen Beziehungen von den Angaben Eysenhardt’s ab. So lässt derselbe nämlich die vier peripherischen Hauptcanäle mit einander und dem Centralcanal in einiger Entfernung von der Centralcavität zu einem Stamm zusammenfliessen und bezeichnet die Verbindungs- stelle als anwendiges Maub. Von der Irrigkeit dieser Angabe kann man sich leicht über- zeugen, wenn man den schematischen Längsschnitt Fig. I bei Eysenhardt mit seinem 1) (Auf unserer Figur sind sie nicht roth angegeben, weil dieselbe einem anderen Individuum entnommen wurde, an dem sie bereits verwachsen waren). 22 Dr. ALEXANDER BRANDT, realen Querschnitt (Fig. IT) vergleicht. Beide Figuren widersprechen einander, während der Querschnitt vollkommen zu meinen Befunden passt. Ferner ist hervorzuheben, dass Eysenhardt der Gefässspalten im Stiel undin den Armen überhaupt nicht erwähnt; ein Um- stand, aus dem man übrigens noch keineswegs folgern darf, dass etwa diese Spalten beim erwachsenen Thiere fehlten, zumal auf der Edwards’schen Zeichnung der ganze Stiel eines injieirten Thieres roth durchschimmert. Sollte übrigens eine Obliteration derselben im späteren Alter eintreten, so ist sie wenigstens keine vollständige, denn wenn Eysen- hardt (p. 392) von Endzweigen des centralen absteigenden Stammes spricht, die sich in den vier krausen Rändern der unteren Fläche des Stieles verzweigen, so sind darin offen- bar die unteren Ränder der vielleicht sonst nur schwach injicirten Gefässspalten wieder zu erkennen. IV. Betrachtungen und Schlussfolgerungen. Den Betrachtungen über die morphologische Bedeutung der Polystomie, welchen dieser Abschnitt hauptsächlich gewidmet ist, mag es mir gestattet sein, eine kurze Notiz über die Begrenzung der vier Theilstücke oder Antimeren des Thieres vorauszuschicken. An Rhizostoma lässt es sich nämlich sehr schön nachweisen, dass die beiden verticalen Be- grenzungsflächen der Antimeren unstreitig durch die Radiärcanäle zweiter Ordnung zu führen sind, so dass jedem der Antimeren folgende Theile zukommen: ein Viertheil Schirm mit einem Radiärcanal erster Ordnung in der Mitte. je eine Hälfte von zwei membranösen Wandungen der Centralcavität mit den in ihnen enthaltenen Abschnitten der Genitalorgane, ferner ein ganzes Füsschen und eine der abgerundeten Kanten des Stieles mit dem ent- sprechenden Paar von Mundarmen. Auf den ersten Blick könnte man vielleicht versucht sein, die Antimeren anders zu begrenzen und zwar mittelst zweier durch die Radiärcanäle erster Ordnung gelegten Ebenen, so dass die Füsschen und Kanten des Stieles der Länge nach halbirt würden. (Fig. 2.) Eine solche Lage der Scheidungsebenen könnte man sogar für eine von der Natur selbst durch die primären Gefässspalten zwischen dem centralen und den vier peripherischen absteigenden Hauptgefässen vorgezeichnete halten. Beim näheren Zu- sehen ist es jedoch leicht, sich von der Unrichtigkeit einer solchen Construction zu über- zeugen. Die Hauptgefässspalten und mit ihnen die peripherischen Gefässstämme, die Rinnen auf den Füsschen, sowie die Radiärcanäle erster Ordnung liegen nämlich, streng genom- men, gar nicht in zwei sich auf der Hauptaxe schneidenden, sondern in vier Ebenen, UEBER RHizosromA ÜUVIERI LMK. 23 welche in einiger Entfernung von der Axe vorbeigehen. (Man vergl. Fig. 3, 4, 5 u. 8). Es lässt sich demnach das Thier nur auf die zuerst bezeichnete Weise in vier congruente Theile zerlegen. Diese Eigenthümlichkeit führt auf das morphologisch immerhin nicht werth- lose Factum hin, dass Rhizostoma bei seinem radiären Bauplan unverkennbare Anklänge an eine bilaterale Symmetrie bietet. Recapituliren wir in Kürze noch einige hierauf hin- weisender Einzelheiten. Die ovale Fläche des Stieles ist nicht kreisrund, sondern oblong, und der in ihrem Centrum gelegene Rest des Maules nicht quadratisch, sondern recht- eckig; dem entsprechend stellt der axilläre Hauptcanal ein ungleichseitiges Parallelepipedon und der Boden der Centralcavität eine ungleichseitige Pyramide dar. Nimmt man die Mund- öffnung für transversal, wobei man sich auf die Homologie mit den Ctenophoren berufen kann, so würde durch ihre Richtung die Lage einer Fläche gegeben sein, welche die vordere und hintere Körperhälfte von einander scheidet, während eine andere, senkrecht auf die erste einfallende Fläche die beiden lateralen Körperhälften von einander trennt. Bei der vollkommenen Congruenz einerseits der rechten und linken und anderseits der vorderen und hinteren Körperhälften, bleibt es natürlich der Willkür des Beobachters anheim ge- stellt, was er vorn oder hinten und rechts oder links nennen möchte. — Diese Hinneigun- gen des Körperbaues zur bilateralen Symmetrie ist übrigens keine vereinzelte Erscheinung in der Classe der Schirmquallen. So dürfte sie, nach einer Zeichnung von Haeckel”) zu urtheilen, auch bei der neuen Rhizostomide Crambessa Tagi vorhanden sein. Ferner macht sich eine ähnliche Hinneigung auch bei der von Agassiz?) beschriebenen und abgebildeten Staurophora laciniata bemerkbar. Aus seinem Text (p. 307) sowohl, als auch den Abbil- dungen (Taf. 7) ist nämlich ersichtlich, dass der Mund dieser interessanten Form einen mittleren, unpaaren Theil besitzt, von dessen Enden je zwei Spalten divergiren. Uebrigens giebt es Medusen, bei denen der Uebergang des radiären Baues in den bilateralen noch viel schärfer in die Augen springt und daher bereits früher hinreichend betont wurde. Hierher gehören unter Anderem z. В. das so bemerkenswerthe Dipleurosoma typicum 3), ferner das Genus Saphenia“) u. a. m. Nach diesen allgemeinen, mehr gelegentlichen Bemerkungen gehen wir nun zum Hauptgegenstande unserer morphologischen Betrachtungen über. Da sich jedoch den übri- gen Rhizostomiden unsere Species eng anschliesst, so werden wir uns hierbei eben so we- nig, wie in der Einleitung, an sie allein halten dürfen, sondern vielmehr die Rhizostomi- den überhaupt mit den übrigen, ihnen als Semaeostomeae gegenüber gestellten Medusen zu vergleichen haben. Die Rhizostomiden stehen den ächten Medusiden so nahe, dass sie, gewiss mit Recht, von manchen Forschern ihnen als eine benachbarte Familie an die Seite gestellt werden- 1) Crambessiden. 1. с. Taf. XXXIX. Eig. 7. 3) A. Boeck. Om to tilsyneladende bilateral-symme- 2) L. Agassiz. Contributions to the Natural History | triske Hydromeduser: Dipleurosoma typica og Stuvitzii. of the Acalephae of North America (Mem. of the Amer. | Naturh. Forenings Vidensk. Meddelelser Nr. 10. 1866. Acad. N.S. Vol. V. P. 2. 1850, p. 22i. | 4) Eschscholtz. 1. с. р. 92. 24 Dr. ALEXANDER BRANDT, Und in der That, man vergleiche nur beispielsweise die in den europäischen Meeren ge- meinsten Repräsentanten beider Gruppen, Rhizostoma Cuvieri und Aurelia aurita, mit einander. Die Aehnlichkeit im Bau ist hier so gross, dass man, von der Polystomie abstrahi- rend, zwei blos generisch verschiedene Thiere vor sich zu haben glaubt. Der Schirm mit seinen 8 Randkörpern, die vier Füsschen an seiner unteren Fläche nebst den dazwischen liegenden ovalen Fenstern, ferner die Lage und Bildung der Centralhôhle, die 16 aus der letzteren entspringenden Radiärcanäle sind nämlich bei Aurelia im Wesentlichen ebenso, ме bei Rhizostoma, beschaffen. Der Mangel eines Stieles bei Aurelia, welcher am meisten in die Augen fällt, sinkt zu einem Unterscheidungsmerkmal von nur untergeordneter Bedeu- tung herab, wenn man einen Querschnitt unterhalb der Füsschen macht. Da derselbe näm- lich vollkommen dem Querschnitt des Stieles von Rhizostoma entspricht, so lässt sich naturgemäss auch bei Aurelia ein, wenn auch blos rudimentär gebliebener, Stiel annehmen. Für unsere Zwecke genügte es, diese grosse morphologische Uebereinstimmung im Bau der Rhizostomiden und Medusiden nochmals blos betont zu haben, ohne sie weiter auszu- führen. (In Bezug auf das Nähere verweise ich im Allgemeinen auf die frühere Literatur, wo die morphologische Uebereinstimmung mit überzeugender Klarheit schon vor langer Zeit dargestellt wurde.) Ein Specialpunkt der Organisation muss hier jedoch als wesentlich hervorgehoben werden, nämlich die Polystomie der Rhizostomen. Sollte dieselbe nicht so schwer in die Wagschale fallen, dass die Uebereinstimmung im sonstigen anatomischen Bau vielleicht eine blos imaginäre wird? Um diesen Zweifeln zu begegnen, betrachten wir zunächst die Schilderung, welche bereits v. Baer !) von den Mundarmen der Aurelia giebt. Jeder der vier Arme der Aurelia aurita (Fig. 10 u. 11) hat im Allgemeinen die Form eines nach innen (unten) offenen Halbcanals und besteht aus einem Mittelstück (r) und zwei Sei- tenplatten (s). Der Mitteltheil ist an seiner oberen (äusseren) Kante abgerundet. Die beiden Seitentheile hängen herab und enden in einen krausen Rand (t), der mit Einschnürungen und Ausbiegungen, welche halbgeschlossene Beutel bilden, versehen ist. Dieser Rand ist, wenigstens an der Armspitze, mit Fühlern besetzt, die in ein knopfförmiges Ende auslau- fen. Nur bei todten oder sehr matten Individuen stehen die Seitentheile von einander, und ist die Rinne zwischen ihnen weit geöffnet, bei recht lebenskräftigen hingegen legen sich die Seitentheile in ihrer ganzen Breite an einander (Fig. 10), doch so, dass an ihrer Basis ein Canal (u) frei bleibt. Letzterer biegt am Munde nach oben und aussen um und setzt sich in die vier Rinnen auf dem Boden des Magens fort. Somit entspricht denn dieser, wenn auch nicht geschlossene, so doch verdeckte Canal in jeder Hinsicht dem Mittelgefäss eines Saugarmes von Rhizostoma. Man kann daher die Arme der Aurelien als der Länge nach aufgeschlitzte Saugarme der Rhizostomen ansehen’). 1) L с. p. 374 f. als auch bei Rhizostoma, genau genommen, nur vier 2) Was den Unterschied in der Zabl der Mundarme | vorhanden sind, die sich freilich gleich an ihrer Basis in betrifft (Aurelia hatihrer bekanntlich blos vier), so kann | zwei theilen. er kaum als wesentlich gelten und zwar um so weniger, к UEBER RuızostoMA Cuvieri LMK. 2: Diese Schlussfolgerung v. Baer’s lässt sich auch umdrehen. Man kann nämlich sagen, die Saugarme von Rhizostoma seien der Länge nach verwachsene Arme der Aurelia. In dieser letzten Fassung wurde die Homologie der Tentakeln der Rhizostomiden und Semaeostomeen neuerdings formulirt, indem man sich auf die folgenden schon oben erwähn- ten Beobachtungen stützte. Es kommt bisweilen an Medusen aus der letztgenannten Gruppe vor, dass die Tentakelränder sich stellenweise an einander legen und somit gleichsam eine temporäre Polystomie bedingen (Fr. Müller, E. Haeckel). Die Mundarme einer südbrasilia- nischen Cephea besitzen, statt der rundlichen Oeffnungen, lange spaltenförmige (Fr. Müller) und zeigen mithin einen Uebergang zu den Armen der Aurelien. Aehnliche Verhältnisse scheint auch Polyclonia frondosa zu bieten (L. Agassiz). Ebenso wenig, wie die Beschaffen- heit der Arme kann auch die Abwesenheit einer centralen Mundöffuung bei den Rhizosto- miden an und für sich einen fundamentalen morphologischen Unterschied bedingen, sobald in allen übrigen Beziehungen der homologe Bau zwischen der fraglichen Gruppe und .den übrigen Medusen (zunächst den Medusiden) erwiesen ist. Die eben angeführten, rein morphologischen Betrachtungen bilden eine feste Basis zur weiteren Ausführung der hier adoptirten Lehre, nach welcher die Polystomie der Rhizostomiden eine erst im späteren Alter erworbene Eigenthümlichkeit darstellt. Es wäre überflüssig, darauf besonders hinzuweisen, dass diese Lehre eine durchaus rationelle und der gegenwärtigen Richtung der zoologischen Wissenschaften gemässe ist. Ein anderer Umstand, der besonders schwer in die Wagschale fällt, soll hingegen hervor- gehoben werden, und zwar, dass ein allmähliges Zustandekommen der Polystomie durch- aus keine ganz isolirt dastehende Erscheinung sei, sondern vielmehr auf analoge Vorgänge bei Medusiden gestützt werden kann. (L. Agassiz.) Es ist nämlich eine schon sehr lange be- kannte Thatsache, dass die jungen Aurelien ein viel weiteres Maul, als die alten besitzen. Ursprünglich hat eseine quadratische Gestalt und wird erst später durch ein immer mehr und mehr zunehmendes Vorspringen der Seiten kreuzförmig und sehr eng. Dem entsprechend sind bei den Jungen auch die Mundarme entfaltet, bei den Erwachsenen hingegen, wie wir sahen, zusammengelegt. Die Umwandlung, welche die Rhizostomiden zu durchlaufen hätten, brauchte mithin nur graduel von der der Medusiden verschieden zu sein. Zieht man nun in Erwägung, wie das schon von anderer Seite (durch Haeckel) geschehen ist, dass aufder un- teren Fläche des Stieles der Rhizostomiden ein aus Narbenzügen bestehendes Kreuz vor- handen ist, so wird die Lehre von dem secundären Zustandekommen der Polystomie be- reits sehr wahrscheinlich. Nach allen diesen Betrachtungen, welche sich selbst im Wesentlichen an die schon durch ältere Forscher zu Tage geförderten Thatsachen anknüpfen lassen, erscheint der fac- tische Nachweis einer Mundöffnung bei jungen Rhizostomiden eine keineswegs überraschende Thatsache. Die hierher gehörenden Beobachtungen sind freilich noch sehr gering an Zahl, da sie sich nur auf drei Species, Polyclonia frondosa, eine unbestimmte Art von den Philippinen und Rh. Cuvieri beziehen. Doch ist zu erwägen, dass sie in drei verschiedenen Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 4 26 Dr. ALEXANDER BRANDT, Welttheilen und wenigstens zum Theil an einander fern stehenden Formen (wie Polyclonia nnd Rhizostoma) angestellt wurden. Auch ist hervorzuheben, dass die eine der betreffenden Formen als Typus für die ganze Gruppe gelten kann, und zwar nicht blos deshalb, weil sie die am meisten bekannte und in den europäischen Meeren am weitesten verbreitete ist, sondern auch, der grossen Ausbildung des Stieles halber, zu den complicirter organi- sirten Rhizostomiden gehört. Mithin halte ich die Ansicht, nach welcher sämmtliche Rhizostomiden in ihrer früheren Jugend ein centrales Maul besitzen undssich die Polystomie erst secundär bildet, für eine so gut wie bewiesene Thatsache. Ich zweifle daher nicht daran, dass auch Semper zu diesem Schlusse gekommen wäre, wenn ihm auf seiner Reise die nöthigen literärischen Hülfsquellen über die Schirmquallen zu Gebote gestanden hätten. Um wieder auf Rhizostoma Cuvieri, den Ausgangspunkt der gegenwärtigen Betrach- tungen, zurückzukommen, soll nun der Versuch gemacht werden, ein allgemeines, unge- fähres Bild von der Entstehung seiner Polystomie zu entwerfen. In der frühen Jugend dürfte sich das Thier, in Bezug auf die Beschaffenheit des Stieles, wohl den Pelagien nähern. Der Stiel der letzteren besitzt bekanntlich, wie bei Rhizo- stoma, eine parallelepipedale Form mit concaven Seiten und abgerundet vorspringenden Kanten, zeigt jedoch nur gleichmässig dünne Wandungen, welche eine geräumige Höhle umschliessen. Die letztere entspricht vollkommen ihrer Gestalt nach dem Stiele selbst; überall ist sie gleich weit, so dass ihre untere Oeffnung, der Mund, dieselben Dimen- sionen, wie die obere, in die Oentralhöhle führende, aufweist. Die vier Winkel dieser Höhlung des Stieles setzen sich als Rinnen auf die Mundarme fort. Denken wir uns nun, dass an dem, wie eine Pelagia gestalteten jungen Rhizostoma die Wandungen des Stieles sich von innen verdicken und zwar vorzüglich auf ihrer Mittellinie (interradiär), d. h. ent- sprechend den Zwischenräumen der benachbarten Arme. Dadurch wird die Höhle des Stie- les von allen vier Seiten eingeengt, so dass schliesslich vier auf der Längsaxe des Thieres kreuzförmig zusammenstossende Spalten nebst fünf verticalen Canälen, von denen einer in der Axe und vier in den Winkeln hinlaufen, übrig bleiben. Entsprechend diesen Verände- rungen wird auch der Mund zur kreuzförmigen Spalte mit fünf Erweiterungen, einer cen- tralen und vier peripherischen. Die weiteren Umgestaltungen beruhen offenbar auf einer allmähligen Verwachsung der Ränder des bisher offenen «Mundkreuzes», so dass in einer gewissen Lebensperiode, statt des ursprünglich weiten Mundes, gleichsam fünf kleine Münder übrig bleiben. Schliesslich obliteriren auch diese, und es persistirt blos ein narbiges Kreuz als einzige Spur des Mundes. Hand in Hand mit der Differenzirung der Gefässe des Stieles und der Obliteration des Mundes geht die Transformation der Mundarme vor sich. Dieselben mögen ursprünglich ebenso einfach beschaffen, wie bei der erwachsenen Pela- gia, nur kürzer sein, und sich schon früh in zwei Aeste theilen. Anfangs sind es offene Rinnen, deren Ränder sich alsdann an einander legen, so dass ein mittlerer , bloss mechanisch geschlossener Canal entsteht. Hiermit haben die Arme das der erwachsenen UEBER RuaizosromaA Cuviert LMK. 27 Aurelia entsprechende Stadium erreicht. Darauf verbinden sich die Ränder der Arme organisch bis auf die kleinen, offen bleibenden, äusseren Gefässmündungen. ^ Der geschilderte Entwickelungsmodus der Gefässe im Stiel von Rhizostoma dürfte für die allgemeinere Beurtheilung des morphologischen Werthes des Gefässsystems in der Thierreihe von Interesse sein. Er erinnert nämlich lebhaft an die Blutgefässe bei den Hirudineen !), denn auch bei diesen sind die Gefässe nachweisbar nichts anderes, als Ueber- reste oder differenzirte Theile der Körperhöhle. Von den gefässlosen Würmern, bei denen die Ernährungsflüssigkeit unmittelbar in der Körperhöhle enthalten ist, zu den Hirudineen ist mithin ein ähnlicher Schritt, wie z. B. von Pelagia zu Rhizostoma. Der ganze Unter- schied scheint lediglich darin zu bestehen, dass bei den miteinem Darmcanal ausgestatteten Annlaten die Gefässe als Differenzirungen der Leibeshöhle, im engeren Sinne des Wortes, erscheinen, während sie bei den, eines gesonderten Darmapparates entbehrenden Schirm- quallen als Differenzirungen der allgemeinen coelenterischen Höhle auftreten. Alles bisher Mitgetheilte dürfte genügen, um, freilich blos in gröberen Zügen, die morphologischen Eigenthümlichkeiten der Rhizostomiden naturgemäss zu erklären und auf allgemeinere Principien zurück zu führen. Schliesslich sei hier noch erwähnt, dass Haeckel ?), auf Grund der bekannten onto- phylogenetischen Parallele, die Behauptung ausgesprochen hat, dass die Voreltern der Rhizostomen, welche lange vor der Jurazeit lebten, einen offenen Mund besassen. Aus diesen Voreltern, welche mithin zu den Semaeostomeen gehörten, sollen sich die Rhizo- stomen erst secundär durch Verwachsung der Falten des Mundrandes zu Röhren hervor- gebildet haben. Es lässt sich gewiss nicht leugnen, dass diese Hypothese ihre wissenschaft- liche Berechtigung hat, und dass wir einer Bestätigung derselben durch fernere palaeon- tologische Funde, vielleicht schon in der nächsten Zukunft, entgegensehen könnten. Schlussfolgerungen. 1) In ihrem morphologischen Bau stimmen die Rhizostomiden im Wesentlichen voll- kommen mit den typischen Schirmquallen, zunächst mit den Medusiden, überein, weshalb an die Ansicht, die Rhizostomen seien Thierstöcke, nicht mehr zu denken ist. 1) Man vergl. besonders: R. Leuckart. Die mensch! 2) ® Haeckel. Genere le Morphologie 4. Organis- Parasiten. 1863. Bd. I, р. 666 ff. men. Berlin 1866. 8. Bd. II p. IX. 4 ® Dr. ALEXANDER BRANDT, 2) Ihre Polystomie ist eine später erworbene Eigenthümlichkeit, indem die Rhizo- stomen in ihrer Jugend ein offenes, centrales Maul besitzen, welches erst mit zunehmendem Alter allmähli g obliterirt. 3) Die Gestalt und Lage der einzelnen Körpertheile von Rhizostoma Cuvieri weist auf einen gewissen Uebergang vom radiären zum bilateral-symmetrischen Bauplan hin. а. a’ . I D A B, C, D. E F G H т К. т Erklärung der Tafel. Schirm. В’, В” Stiel (В von der Seite, B’ von oben, В” von unten). C,, C,, С. Füsschen, welche den Schirm mit dem Stiel verbinden. Arme oder Mundtentakeln. Obere blattförmige Anhänge der Arme, Aeussere blattförmige Anhänge der Arme. Innere blattförmige Anhänge der Arme. 4 Decke der Centralcavität. Ecken der Decke. Nierenförmige Platten, Decken der Genitaltaschen. Boden der Centralcavität. Centralcavität des Gastrovascular-Systems (Magen). . Membranöse Wandungen der Centralcavität, durch die Injection vorgedrängt. b,, b,, b, Radiärcanäle erster, zweiter und dritter Ordnung. k. I Pa mo, oo ap © Ringcanal. Centraler absteigender Canal. . Oberes Ende desselben. Peripherische Hauptcanäle. . Rinnen auf den Füsschen, die Anfangstheile der Canäle e. Canäle der Mundarme. Nebencanäle des Stieles, Nebencanäle der Mundarme. Gefässzweige für die oberen blattförmigen Anhänge. Terminales Gefässnetz der Mundarme. Centraltheil des Mundes. m. Primäre Gefässspalten. m.Oberer, in dem Boden der Centraleavität mündender Theil der primären Gefässspalten. m”.Primäre Spalten und Nähte des Mundes. n . Secundäre Spalten und Nähte des Mundes. п’. Fortsetzung der secundären Spalten in die Mundarme. o. Peripherische Rudimente des Mundes. UEBER RuizosrTomMA Cuvieri LMK. 29 Auf den Fig. 1, 2 und 4 sind, der grüsseren Deutlichkeit wegen, die Centralcavitat und die Ge- fässe dunkel-, die Spalten zwischen ihnen hingegen hellroth angegeben. Fig. 1. Injection des Gastrovascular-Apparates von Rhizostoma. Der Schirm ist zurückgeschlagen, einer der.Mundarme, durch welchen die Injectiou vorgenommen worden, ist abgeschnitten, die vier hin- teren sind zur Vereinfachung der Zeichnung weggelassen. Zu demselben Zwecke ist das Durchschimmern der in der Centralcavität enthaltenen Flüssigkeit durch die Füsschen nicht dargestellt. In Folge dessen erscheint das obere Ende (d’) des centralen absteigenden Canals gleichsam wie abgeschnitten, während die Winkel der Centralcavität und die aus denselben entspringenden Rinnen (e') abgeschlossene Säcke und Сапе vortäuschen könnten. Die membranösen Wandungen (a ) der Centralcavität sind durch die forcirte Injection sackförmig zwischen Schirm und Stiel vorgedrängt. Das peripherische Gefässnetz des Schirmes wurde nur oben ausgeführt. Fig. 2. Halbschematischer Durchschnitt des Thieres, durch die Hauptaxe und zwei Radiärcanäle erster Ordnung. (Die hier dargestellten Theile liegen, streng genommen, nicht in einer, sondern in zwei unter sehr stumpfem Winkel zusammentreffenden Ebenen.) Fig. 3. Decke und Boden der Centralcavität mit den angrenzenden Theilen. Die membranösen Wandungen der Centralcavität sind entfernt, drei der Füsschen sind durchschnitten und sammt dem oberen Theil des Stieles zur Seite geschlagen. Das Füsschen С, ist hart an seiner Basis, die Füss- chen С, und С, in einiger Entfernung von derselben durchschnitten, wobei der Basalttheil von С, in der normalen Lage gelassen ist, während der Basalttheil C, zurückgeschlagen wurde, um zu zeigen, wie sich der Winkel der Centralcavität auf die Rinne des Füsschens fortsetzt. In diesem Winkel ist der Eingang in den entsprechenden Radiärcanal b, sichtbar. Unterhalb des Basalttheils С, ist die Lage des Winkels (J) der Centralcavität angedeutet. Auf der Schnittfläche desselben Basalttheiles sieht man den Durchschnitt der Gefässrinne. Fig. 4 Querdurchsehnitt des Stieles hart an der Basis der Füsschen. Fig. 5. -Querdurchschnitt des Stieles oberhalb der oberen blattförmigen Anhänge. Fig. 6. Querdurchschnitt eines Armes unterhalb der äusseren und inneren blattförmigen Anhänge. Fig. 7. Querdurchschnitt durch das äusserste Ende eines Armes und seine flügelförmigen Anhänge. Fig. 8. Untere Fläche des Stieles; die Arme sind nach aussen umgelegt und abgeschnitten. In der Mitte der Zeichnung sind die Reste des Mundes dargestellt. Fig. 9. Ueberreste des Mundes von einem anderen Individuum, vergrössert. Fig. 10 und 11. Querdurchschnitt eines Armes einer lebenskräftigen Aurelia aurita, nach v. Baer. Auf Fig. 11 sind die Seitentheile mit einigem Kraftaufwande aus einander gebogen; r. Mittel- theil, s. Seitentheile, t. Ränder des Armes, u. mechanisch geschlossener Canal. Mém de l'Acad.Jmp. 9.56.1 Série. A.Brandt. Rhizostoma Cuvieri. „Я Brandt del „ить И. pese CIE ch MÉMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, УМ" SÉRIE . Томе ХУ, N° 7 PIINSTOLOGISCH-TOPOGRAPIIISCHE UNTERSUUNUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. Von Dr. Spiro. (Mit einer Tafel.) Présenté le 5 Mai 1570. Sr.-PÉTERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St-Pétersbourg, à Riga, à Odessa, MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M.N.Kymmel; A.E.Kechribardshi; J. Issakof et A. Tscherkessoff; — Prix: 35 Кор. = 12 Мот. à Leipzig, M. Léopold Voss. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Novembre 1870. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Wass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) $ 1. Die vorliegende Untersuchung wurde in der Absicht unternommen, die Erre- sungsbahnen im Rückenmarke des Frosches sowohl bei chemischer, als auch bei tactiler Reizung seiner Haut zu bestimmen. Es existirt bekanntlich hierüber eine Untersuchung - von Prof. Setschenow (Centralblatt f. 4. med. Wissensch. 1865, № 52, 53, 54 und 1866 № 3); sie betrifft aber nur die Erscheinungen der chemischen Reizung, und insofern hatte ich durch meine Arbeit eine vorhandene Lücke auszufüllen. Alle meine Versuche mussten augenscheinlich einen vergleichenden Character tragen, und als solche müssten sie eigent- lich in Form von zwei parallelen Reihen dargestellt werden; da aber das aus dem ganzen Bereiche der Untersuchung erhaltene Material die Möglichkeit darbot, die Effekte der tac- tilen Reizung der Haut auf eine ganz unerwartete Weise, und zwar verschieden von den entsprechenden Effekten der chemischen Reizung, zu resumiren, so war ich dadurch genö- thigt, in der Beschreibung der Thatsachen von dem erwähnten Plane abzuweichen. Es stellte sich nämlich heraus, dass die Beschreibung der Effekte der tactilen Hautreizung am geköpften Frosche allem Anderen vorausgeschickt werden müsse. I. $ 2. Dem reflektorischen Apparate des Rückenmarks im Frosche, welcher die Haut mit den Muskeln des knöchernen Gerüstes verbindet, wird bekanntlich von der gegenwärtigen phy- siologischen Schule nur die Fähigkeit zugeschrieben, zweckmässige Bewegungen, im Sinne der Entfernung der Reize vom Körper, oder der gereizten Glieder des letzteren von den reizen- den Objecten, hervorzubringen. Die Lehre von der «Zweckmässigkeit» der Bewegungen an den geköpften Thieren ist besonders durch Pflüger’s bekannte Arbeit («Die sensorischen Functionen des Rückenmarks» Berlin 1853) festgestellt worden. Dieser Forscher nahm Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 1 2 Dr. SPIRO, sogar das Vorhandensein einer Art Seele im Rückenmark der Thiere an, so vernünftig- zweckmässig schienen ihm die Bewegungen der geköpften Thiere. Einer ernsten Kritik wurde diese Idee erst im Jahre 1860 von Seiten des Herrn Golz («Beitrag zur Lehre von den Functionen des Rückenmarks der Frösche», Königsberger medicin. Jahrbücher, 1860, 2. Band) unterworfen. Es gelang dem letzteren, die Hauptidee Pflüger’s zu widerlegen; er war auch der erste, der einige Fälle beschrieben hatte, wo die Bewegungen des geköpf- ten Frosches nicht den Charakter der Zweckmässigkeit an sich trugen'). Da aber Golz ausschliesslich damit beschäftigt war, die Hauptidee Pflüger’s zu widerlegen, so sind die von ihm bemerkten unzweckmässigen Bewegungen unerklärt geblieben. Folgende Reihe von Experimenten mit der tactilen-Hautreizung an geköpften Frö- schen bietet nun neue Fälle solcher Rückenmarksreflexe, welche sich mit der Idee der Zweckmässigkeit nicht reimen, zugleich aber den Weg zur Aufklärung der Art ihrer Ent- stehung eröffnen. In allen diesen Versuchen wurde der gleich unterhalb der Rautengrube geköpfte Frosch an einer Schnur in verticaler Richtung aufgehängt, oder (was besser ist) mit dem Kopfe an ein Stück Kork angeheftet und in dieser Lage der Reizung unterworfen. Die Reizung geschah auf folgende Weise. Man fasst die zum Untersuchen bestimmte Stelle der Haut mit zwei Fingern (dem Daumen und dem Zeigefinger) und reibt sie zwischen diesen, dieselben sanft andrückend”). Dabei muss nur Folgendes beachtet werden. Nach jeder einzelnen Reizung muss man das Thier eine Zeitlang ausruhen lassen, sonst verliert die Haut bald ihre Reizbarkeit. I. Tactile Reizung der Haut verschiedener Regionen des Beines. Der Kürze wegen werde ich im Nachfolgenden die hinteren Extremitäten Beine, die vorderen Arme nennen. a) Wenn man die Zehen an einem Beine reizt, so wird dieses Bein flektirt und zum Rumpfe angezogen; dabei ziehen sich die Zehen zusammen. Der Arm der entsprechenden Seite wird vom Rumpfe abducirt und ausgestreckt, gewöhnlich hebt er sich noch nach oben. Der Arm der entgegengesetzten Seite wird zum Rumpfe addueirt und gewöhnlich noch nach unten ausgestreckt (Fig. 1 stellt die Bewegung der Hände bei der tactilen Rei- zung der Zehen des linken Beines vor). Im anderen Beine bekommt man hierbei gewöhn- lich keinen Reflex; es gab dennoch Fälle (aber selten), wo ich Ausstreckung des anderen Beines im tibiotarsalen Gelenke bei der Reizung der Zehenspitzen gesehen habe. Zuweilen 1) Z. B.: «Berührt man bei einem ruhig hockenden enthirnten Frosche mit dem Glühmesser grade von vorn her die Mittellinie der Brust, so gelingt es, bei passen- 2) Zahlreiche Probeversuche überzeugten mich, dass der Haltung des stets glühend erhaltenen Messers, das | dieses Verfahren der Reizung dem Kitzeln der Haut mit sich im heftigen Streckkrampfe nach vorn schnellende | einer Feder, oder mit einem Pinsel u. s. w. vorzuziehen ist. Thier auf die Waffe aufrennen zu lassen, bis es in Folge dieser gewiss nicht zweckmässigen Bewegung verendet.» Г. с. Seite 196. PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 3 (sehr selten, und zwar bei ungewöhnlich. gesteigerter Empfindlichkeit) beobachtet man bei der Reizung der Zehen ein Aufheben beider Arme und Beugung beider Beine zugleich. b) Reizt man die ganze Pfote, oder das Fussgelenk, so gehen am gereizten Fusse die Zehen auseinander; das andere Bein wird erst gebogen, hierauf gestreckt. (Es muss bemerkt werden, dass bei der Reizung der Pfote die Beugung eigentlich nur im Knie- und Fussgelenk stattfindet). Wenn man das Fussgelenk, oder die Pfote eines Beines eine Zeit- lang tactil reizt (es muss dabei zu starkes Andrücken vermieden werden) und es frei lässt, so sieht man es sich entweder beugen oder strecken, in beiden Fällen macht das an- dere Bein immer eine entgegengesetzte Bewegung , d. В. Streckung oder Beugung. In den Armen beobachtet man dieselben Bewegungen wie im vorigen Falle. Man muss nur bemer- ken, dass jetzt das Aufheben des Armes auf der gereizten Seite eben so leicht hervorzu- rufen ist, als die entgegengesetzte Bewegung des anderen Armes. Es giebt sogar Fälle, und zwar bei Reizung des Fussgelenkes, wo die Streckung des Armes nach unten leichten zu Stande kommt, als das Aufheben der vorderen Extremität der gereizten Seite. г) Tactile Reizung der Haut an der Wade und am Schenkel ruft sehr schwer Reflexe hervor. Das Kniegelenk ist gewöhnlich etwas empfindlicher. Bei Reizung an dieser Stelle bemerkt man gewöhnlich folgende Bewegungen. Das gereizte Bein streckt sich in allen Gelenken, und seine Zehen gehen auseinander; am anderen Beine wird der Schenkel, gewöhnlich mit Streckung des Knie- und Fussgelenkes, nach aussen und etwas nach hinten abducirt; hierbei gehen die Zehen gewöhnlich auseinander. Die Bewegungen der Arme, bei Reizung des Kniegelenkes, bestehen in einer Abduction mit Streckung des Gliedes der gereizten Seite nach unten und einer Abduction mit Streckung der Extremität der anderen Seite nach oben. d) Wenn man die Beine zusammenlegt und sie beide auf die angegebene Weise vom Schenkel bis zum Fussgelenk (inclusive) reizt, so bewegen sich beide Arme nach unten, Reizt man aber die beiden mit den Sohlen an einander gelegten Pfoten allein, so bekommt man verschiedene Combinationen derjenigen Bewegungen, die man bei der Reizung jeder einzelnen Pfote bemerkt. II. Tactile Reizung der Haut an verschiedenen Regionen des Armes. `а) Von der Pfote aus bekommt man stets die bekannte Bewegung des Umschiingens. In den Beinen ist es schwer von hier aus die Reflexe auszulösen; im Falle sie vorkommen, erscheinen sie in Form einer Abduction des Schenkels der gereizten Seite nach hinten und einer Abduction des anderen Schenkels nach hinten. Streichelt man mit dem Finger die Dorsalfläche einer vorderen Pfote, so entsteht in dem gereizten Arme Abduction und Auf- heben und in den Beinen eine sehr complexe Bewegung (bei genügender Intensität ein Umflechten der Beine hinter einander), welche in den Fig. 2 und 3 versinnlicht ist. Fig. 2 stellt den Anfang dieser Bewegung in Folge der Reizung der rechten Pfote und Fig, 3 т 4 Dr. SPIRO, das Ende derselben dar. Bei Reizung der Dorsalfläche der linken Pfote bekommt man na- türlich das Entgegengesetzte, d. h. das linke Bein bewegt sich jetzt hinter dem rechten, und seine Pfote befindet sich am Ende der Bewegung vor der rechten Pfote. Einen Reflex auf den anderen Arm habe ich bei dieser Reizung kein einziges Mal gesehen. | b) Die Reizung der Haut am Ellbogengelenk giebt das Zusammenschliessen der Arme an der Brust, Beugung des entsprechenden Beines und, in seltenen Fällen, Streckung des entgegengesetzten. Die Beugung des Beines ist von hier aus überaus leicht auszulösen; es genügt dazu eine blosse Berührung mit dem Finger der unteren Fläche des Ellbogen- gelenkes. III. Einseitige tactile Reizung der Haut am Bauche. Dieselbe ruft Abduction und Streckung des Armes der gereizten Seite nach unten, Abduction und Aufheben des entgegengesetzten hervor; das Bein der gereizten Seite wird am häufigsten gebeugt, das andere gestreckt. | Alle diese angeführten Thatsachen lassen sich nun unter folgenden 5 Gesichtspunkten zusammenfassen: 1) Die durch die tactile Reizung verschiedener Hautregionen hervorgernfenen Bewe- gungen bestehen für die hinteren Extremitäten meistentheils in einer einfachen Beugung oder Streckung derselben (eine Ausnahme hiervon machen die Effecte der Reizung des Kniegelenkes und der vorderen Pfote) und für die vorderen in einer Adduction mit Streckung nach unten oder Abduction mit Streckung nach oben (eine Ausnahme hiervon machen die Effeete der Reizung der meisten Hautabschnitte der vorderen Extremität). 2) Wenn man die Bewegungen berücksichtigt, welche, in Folge einer tactilen Rei- zung, in der vorderen und der hinteren Extremität einer und derselben Seite zugleich auf- treten, so ist leicht zu merken, dass das Aufheben des Armes gewöhnlich mit einer Beu- gung des Beines und die Streckung des Armes nach unten mit einer Streckung des Bei- nes coineidirt. 3) Wenn in Folge einer einseitigen tactilen Reizung sich in den Extremitäten dersel- ben Seite Bewegungen in einer bestimmten Richtung einstellen, so ist die Richtung in den Extremitäten der anderen Seite immer eine entgegengesetzte. Bestünde z. B. die Bewe- gung rechterseits in dem Aufheben des Armes und in der Beugung des Beines, so bemerkt man auf der anderen Seite stets eine Streckung des Armes nach unten und Streckung des Beines. | 4) Gleichnamige Punkte der Hautoberfläche rechter- und linkerseits erweisen sich als identisch in Bezug auf das Vermögen, reflektorische Bewegungen bestimmter Richtung auszulösen. In Folge dessen wird eine gegebene Bewegung der Extremitäten immer in eine der Richtung nach entgegengesetzte umgewandelt, wenn die Reizung von einer Seite des Körpers auf den entsprechenden Punkt der anderen Seite übertragen wird. Ruft z. B. eine PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 5 rechtseitige Reizung der Haut eine Beugung im rechten Beine, Aufheben des rechten Ar- mes, Streckung des linken Beines und eine Streckung des linken Armes nach unten hervor, so bewirkt Reizung einer entsprechenden Stelle linkerseits Streckung des rechten Beines, Streckung nach unten des rechten Armes, Beugung des linken Beines und Aufheben des linken Armes. Zwei Fälle machen hiervon eine Ausnahme: 1) die seltenen Fälle, wo bei der tactilen Reizung der Zehen beide Arme sich aufheben und beide Beine sich beugen, und 2) das Zusammenschliessen der Arme auf der Brust bei der tactilen Reizung der mei- sten Hautabschnitte der vorderen Extremität. 5) Es ist leicht einzusehen, dass die meisten aller beschriebenen Bewegungen [mit Ausnahme der Bewegung des Beines bei Reizung des entsprechenden Armes (ausser der Pfote) und der Bewegung des Armes und des Beines bei Reizung des Bauches auf der ent- sprechenden Seite] unter die Idee der Zweckmässigkeit nicht passen. $ 3. Somit entsteht die Frage, wie sollen nun diese Abweichungen des «zweckmässig- wirkenden» Apparats von seiner einzigen Bestimmung, zweckmässig zu wirken, erklärt werden? Betrachtet man die angeführten Bewegungen mit einiger Aufmerksamkeit, so fällt ihre Aehnlichkeit mit den einzelnen Phasen der Lokomotionsbewegungen, und zwar des Kriechens, in die Augen. Letzteres besteht ja eigentlich in nichts Anderem, als in einer periodischen Wiederholung derselben Bewegungen, welche an geköpften Fröschen durch einzelne tactile Reizungen der Haut (z. B. der hinteren Pfote) ausgelöst werden. Um mich von dieser Aehnlichkeit vollständig zu überzeugen, unternahm ich eine neue Reihe von Versuchen mit tactiler Reizung, indem nun dem geköpften Thiere eine frei sitzende Lage auf dem Tische gegeben wurde; um so mehr, als ich aus einer mündlichen Mittheilung des Prof. Setschenow wusste, dass er einige Male Lokomotionsbewegungen an den enthaup- teten Fröschen gesehen hatte. In allen diesen Experimenten wurde die Köpfung gleich unterhalb der Rautengrube angebracht und hierauf das Thier mit dem Rücken nach oben auf eine befeuchtete glatte Oberfläche gesetzt. Zum Ausgangspunkte des Versuches nahm ich immer eine solche Lage des Thieres, wo es die beiden hinteren Extremitäten zum Rumpfe angezogen hielt. Der erste Effect der tactilen Reizung einer der hinteren Pfoten (man streichelt mit dem Finger, ihn sanft andrückend, die Dorsalfläche der Pfote) besteht unter diesen Bedingungen in Folgendem. Das gereizte Bein wird noch stärker an den Rumpf angezogen; der Arm der entsprechenden Seite streckt sich seitwärts und nach vorn; das andere Bein streckt sich seitwärts und nach hinten; der Arm dieser Seite bewegt sich nach hinten dem Rumpfe zu. Dieser ersten Reihe von Bewegungen folgt zuweilen, ohne dass man einen neuen künstli- chen Reiz anbringt, eine zweite, und zwar folgende Reihe von Bewegungen. Das gereizte Bein streckt sich aus; das andere beugt sich; der Arm der gereizten. Seite bewegt sich nach hinten dem Rumpfe zu; der andere streckt sich seitwärts und nach vorn. Es giebt sogar Fälle, aber selten, dass hierauf wiederum die erste Reihe der Bewegungen zum Vor- schein kommt. Somit kann der enthauptete Frosch, in Folge einer einzelnen tac- 6 DR. SPIRO, tilen Reizung der Haut, einen, zwei oder sogar mehrere Schritte machen. Bei tactiler Reizung einer der vorderen Pfoten besteht der erste Effect in Folgendem. Das Bein der gereizten und der Arm der entgegengesetzten Seite strecken sich in der Richtung vom Rumpfe ab aus, die anderen Glieder bewegen sich in der Richtung zum Rumpfe zu. Dieser Reihe von Bewegungen kann, wie im vorigen Falle, eine zweite, und zwar der Richtung nach entgegengesetzte Reihe von Bewegungen folgen, das heisst, der linke Arm übernimmt die Rolle des rechten, das rechte Bein die Rolle des linken u. s. w. Wenn man einen geköpften Frosch mit den Fingern unter die Arme fasst und ihn ein Paar Mal auf der nassen Oberfläche des Tisches hin und her bewegt, oder wenn man ihn auf diese Oberfläche von einer Höhe fallen lässt, so macht das Thier manchmal sogar mehr als vier Schritte. Bedenkt man andererseits, dass ein sogar unter der Brachial- anschwellung geköpfter Frosch im Stande ist, bei Reizung der Haut in der Gegend des orificiè ani, einen Sprung zu machen, so kann es keinem Zweifel unterliegen, dass beim Frosch überhaupt alle die wesentlichsten Bestandtheile des Lokomotions- apparates im Rückenmark liegen, d. h. nicht bloss die für die einzelnen Be- wegungen nötnigen Apparate, sondern auch die diese Bewegungen coordini- renden Einrichtungen. Von diesem Gesichtspunkte aus lassen sich nun beinahe alle oben beschriebenen reflec- torischen Bewegungen an den vertical aufgehängten Fröschen erklären, welche unter das Princip der Zweckmässigkeit in dem üblichen Sinne nicht passen. Sie bekommen die Be- deutung einzelner Phasen der Lokomotionsbewegungen und können, insofern die Flucht des normalen Thieres in Folge einer Reizung ebenfalls ein zweckmässiger Akt ist, den- noch als zweckmässige Bewegungen betrachtet werden. Was nun die oben als Ausnahmen erwähnten Bewegungen anbetrifft, so können sie ‘auf folgende Weise erklärt werden. 1) Das Aufheben der beiden Arme und die Beugung der beiden Beine, welche zuweilen nach der tactilen Reizung der Zehen erfolgen, muss als Sprung gedeutet werden; 2) das Ausammenschliessen der Arme an der Brust bei Reizung dieser Extremitäten ist der Goltz’sche Umarmungsakt; 3) die in den Fig. 2 und 3 dargestellte reflektorische Be- wegung der hinteren Extremitäten scheint mir am natürlichsten als eine Art Steuer- bewegung gedeutet zu werden, insofern die in diese Lage (Fig. 2) gebrachten hinteren Pfoten dem schwimmenden Frosche offenbar dieselben Dienste leisten können, wie die Schwanzflosse einem Fische; 4) die auf Seite 3 c) erwähnte Bewegung des Beines bei tac- tiler Reizung des Kniegelenkes der entgegengesetzten Seite bleibt für mich von den ange- führten Gesichtspunkten aus unerklärlich. - Indem durch die Versuche mit tactiler Reizung der Haut an geköpften Fröschen die wesentlichsten Bestandtheile des Lokomotionsapparates vom Gehirn aus nach dem Rücken- mark verlegt werden, tauchen dabei 2 weitere Fragen auf: 1) in welchem Verhältnisse stehen die verschiedenen- Hirnabschnitte zum Rückenmarkstheile des Lokomotionsappa- rates, und 2) was für ein Verhältniss besteht zwischen diesem letzteren und den zweck- PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 7 mässig wirkenden Mechanismen des Rückenmarks, die durch chemische Reizung der Haut -in Thätigkeit gesetzt werden ? Die Beantwortung der ersten Frage behalte ich mir vor; die Entwickelung der zweiten bildet den II-ten Abschnitt dieses Aufsatzes. Il. $4. Plan der Untersuchung. Die physiologisch-topographische Erforschung der reflektorisch wirkenden Nerven- mechanismen, welche die Haut mit den Muskeln .des Skelets verbinden, müsste folgende Hauptfragen umfassen. 1) Die Bestimmung des reflektorischen Elements, d. В. der mi- nimalen Anzahl der in dem Reflexe wirkenden Nervenfasern (sowohl der excitomotorischen, als der motorischen) und der hierzu nöthigen minimalen Abtheilung des Rückenmarks für einen jeden einzelnen Punkt der Haut. 2) Die Bestimmung der Art und Weise, wie sich die Elemente zu reflektorischen Gruppen vereinigen. 3) Die Bestimmung der Verbiu- dungsweise der Gruppen unter einander. Da aber die erste dieser Aufgaben bis jetzt kaum auszuführen ist, so begann ich meine Untersuchung mit der Erforschung der reflektori- schen Gruppen. Die Existenz solcher Gruppen kann, wie bekannt, sowohl anatomisch, als mittelst physiologischer Experimente bewiesen werden. Im Rückenmarke des Frosches kann man namentlich mit Gewissheit 2° solche Hauptgruppen unterscheiden, eine vordere für die vorderen Extremitäten und eine hintere für die hinteren'). Jede von diesen Grup- pen wird hauptsächlich dadurch charakterisirt, dass alle Formen der Bewegungen, welche den Extremitäten unter normalen Verhältnissen zukommen, nach der Ausscheidung der entsprechenden Gruppe aus ihrer Verbindung mit den übrigen Theilen des Rückenmarks (mittelst Durchschneidungen desselben) vollkommen erhalten bleiben. Andererseits cha- rakterisiren sie sich dadurch, dass sie mittelst theilweiser Durchschneidungen in kiei- nere, den einzelnen Formen der Bewegungen der Extremitäten entsprechende Gruppen zerlegt werden können. Letzteres ist übrigens nur bis zu einem gewissen Grade möglich, und zwar nur an der vorderen reflektorischen Gruppe, weil die beim Operiren an den Rückenmarksanschwellungen so leicht möglichen Verletzungen der Nervenwurzeln nur an dieser Stelle leicht zu vermeiden sind. In Bezug auf die dritte Frage muss Folgendes bemerkt werden. Da ich durch die dazu gehörigen Versuche eine allseitige Bestimmung der Erregungsbahnen des Rücken- marks, respective der Verbindungen der reflektorischen Gruppen unter einander, bezweckte, 1) Es ist unmöglich, die Begränzung einer ähnlichen Gruppe für die Muskeln des Rumpfes am geköpf- teu Frosch anzugeben. 8 DR. SPIRO, so bediente ich mich bei diesen Versuchen sowohl der chemischen (starke Schwefelsäure), als der tactilen Reizung der Haut. Die chemische Reizung geschah mit Beachtung folgen- der allgemeinen Cautelen: 1) in jedem einzelnen Falle ist es durchaus nöthig, die Einmi- schung der tactilen Momente in die chemische Reizung möglichst zu beschränken (dieses wurde von Prof. Setschenow in seiner oben erwähnten Untersuchung nicht beachtet, da er das Thier während der Reizung in den Händen hielt); 2) es müssen jedes Mal Maass- regeln getroffen werden, um das Thier zu verhindern, die Säure von den gereizten Stellen der Haut auf die der Reizung nicht unterliegenden zu übertragen. Zu diesem Zwecke ent- fernte ich öfters die Haut von den der gereizten Stelle benachbarten Regionen des Kör- pers, oder überhaupt von den Theilen, welche in Folge der nach der Reizung entstehenden Bewegungen zufällig angeätzt werden könnten. Man könnte vermuthen, dass diese Opera- tion, insofern durch dieselbe ein gewisser Abschnitt der Empfindungsoberfläche aus dem Spiele kommt, und zugleich die Muskeloberfläche auf einer gewissen Strecke blossgelegt wird, nicht ohne Einfluss auf die Reflexe bleiben würde. Es ergab sich aber in allen Fällen, wo es mir möglich war, die Anwendbarkeit des Verfahrens mittelst Probeversuche zu prü- fen, dass durch das Abnehmen der Haut der Gang der Erscheinungen nicht im mindesten geändert wird. Untersucht man nämlich die chemischen Reflexe von einem Beine auf die Arme, oder die Reflexe von einem Arme auf das gegenüber liegende Bein, ein Mal unter normalen Verhältnissen, das andere Mal nach dem Abnehmen der Haut, so behalten die Reflexe in beiden Fällen genau denselben Charakter. In Bezug auf die Lagerung des Thieres während der Reizung muss Folgendes be- merkt werden. Obgleich es wünschenswerth war, das Thier bei jeder Art von Versuchen unbefestigt zu lassen, war dieses jedoch bei Anwendung der chemischen Reizung ganz unmöglich. $5. Die Zerlegung der vorderen reflektorischen Gruppe auf einzelne Gruppen. Ueber diesen Gegenstand hat Prof. Setschenow schon früher Versuche angestellt und die Ergebnisse derselben in seinem russisch abgefassten «Lehrbuch der Physiologie des Nervensystems» (Seite 191) niedergelegt. Meine Versuche hierüber erweitern und berichtigen einige seiner Resultate. ' Ein normaler Frosch (in vertical aufgehängter Lage gedacht) kann die vorderen Ex- tremitäten in folgenden Hauptrichtungen bewegen: sie aufheben (zum Kopfe), herunter- lassen, vom Rumpfe abduciren und zum Rumpfe adduciren. Die zwei ersten Formen dieser Bewegungen combiniren sich gewöhnlich, z. B. beim Kriechen und Schwimmen, mit den zwei letzteren: das Aufheben mit der Abduction, das Herunterlassen mit der Adduction; es giebt aber auch Fälle, wo die Bewegung ausschliesslich in einer Rich- tung stattfindet, z. B. das Adduciren der Arme im sexualen «Akte des Umschlingens». Die reflektorischen Centra, vermittelst welcher alle diese Bewegungen zu Stande kommen, PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 9 sind in dem Theile des Rückenmarks zwischen der Spitze der Rautengrube und der oberen Gränze des vierten Wirbels gelegen. Wird namentlich dieser Rückenmarksabschnitt mit- telst zweier Durchschnitte aus seiner Verbindung mit den nach vorn und nach hinten gele- genen Theilen der cerebrospinalen Axe ausgeschieden, so gelingt es, an demselben durch gewisse Reizungen der Haut alle die Bewegungen in den vorderen Extremitäten hervorzu- rufen, welche überhaupt dem normalen Thiere eigen sind. Reizt man z. B. bei einem so operirten Frosche die Haut einer der vorderen Pfoten, oder die Haut am Ellbogen, oder an der Mittellinie der Brust, in allen 3 Fällen tactil, so werden die Arme adducirt. Die Abduction kann hervorgerufen werden: durch chemische Reizung der Haut am Rücken, oder durch ein leises Kneifen eines Fingers des im Adductionszustande befindlichen Armes. Das Herunterlassen wird bewirkt: durch starke chemische Reizung einer beliebigen Stelle der Haut der vorderen Extremität. Das Aufheben des Armes kann hervorgerufen werden: durch chemische Reizung der Haut an der Brust oberhalb des Sternums, durch tactile Reizung der Dorsalfläche der Pfote. Diese Thatsachen beweisen nun augenscheinlich, dass die reflektorische Gruppe der vorderen Eätremitäten in der That im Abschnitte des Rücken- marks zwischen der Spitze der Rautengrube und der oberen Gränze des vierten Wirbels gelegen ist. Es gelang dem Prof. Setschenow (l. c.) die Bestimmung der oberen Gränze dieser Gruppe nicht, insofern er an den gleich unter der Spitze der Rautengrube geköpf- ten Thieren keine Bewegungen der Arme nach oben gesehen hatte. Diese grosse reflektorische Gruppe kann (wie Prof. Setschenow in seinem oben an- geführten Werke weiter gezeigt hat), mittelst Durchschneidungen des Rückenmarkes, in einzelne, kleinere Gruppen zerlegt werden. Durchschneidet man nämlich das Rückenmark dicht oberhalb der Abgangsstelle der Plexus brachiales und an der Gränze zwischen dem 3ten und 4ten Wirbel, so wird jetzt das Aufheben der Arme überhaupt unmöglich; die Be- . wegung nach unten ist dagegen leicht durch eine beliebige starke Reizung der Pfote zu bekommen. Die Ab- und Adduction bleiben ebenfalls erhalten, und zwar unter den oben erwähnten Bedingungen der Hautreizung'). Ein Schnitt am Rückenmark unmittelbar unter den plexus brachiales (der andere Schnitt wird durch die Spitze der Rautengrube geführt) vernichtet die Möglichkeit der Bewegung der Arme nach unten, das Aufheben (bei chemi- scher Reizung der Pfote), das Ab- und Adduciren der Arme (durch die früher erwähnten Hautreizungen) bleiben zurück °). Wie sind nun alle diese Thatsachen in Bezug auf die Lagerung der die einzelnen For- men dieser Bewegungen bedingenden Reflexcentra zu denken? Am einfachsten wäre es, mit Prof. Setschenow, anzunehmen, dass die den einzelnen Bewegungsformen entsprechenden 1) Von den hierüber existirenden Angaben von Prof. | halb der Plexus brachiales erhalten. Setschenow ist die eine, betreffend den sexualen Akt 2) Auch in diesem Falle ist die Angabe von Professor des Umschlingens, unrichtig; diese Bewegungsform bleibt | Setschenow über die Vernichtung der beiderseitigen nach der Durchschneidung des Rückenmarks gleich ober- | Adduction unrichtig. Mémoire de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. . 2 10 Dr. SPIRO, Centra auf verschiedenen Höhen der vorderen reflektorischen Gruppe gelegen sind. Diese höchst wahrscheinliche Vermuthung muss aber erst bewiesen werden, da es möglich ist, sich die topographischen Verhältnisse im Rückenmarke zwischen den Nervenwurzelfasern und den refleetorischen Centra noch anders vorzustellen. Man könnte nämlich denken, dass die Centra für alle Formen der Bewegung an einer einzigen Stelle der Brachialanschwel- lung angebracht sind, dass weiter die beschriebenen Durchschneidungen der Brachialan- schwellung die erwähnten Effecte nicht dadurch zu Stande bringen, dass sie die Centra in einzelne kleinere Gruppen zerlegen, sondern dadurch, dass sie die aus den verschiedenen Haut-, resp. Muskelprovinzen stammenden Nervenfasern treffen. Zu dieser Annahme sollte dann noch Folgendes hinzugefügt werden: die Nervenfasern, welche beim Herunterlassen der Arme thätig sind, müssten (entweder alle sensible, oder alle motorische, oder beide zugleich) von unten her in die Brachialanschwellung aufsteigen; die beim Aufheben der Arme dage- gen thätigen sich entgegengesetzt verhalten. Unter diesen Annahmen lassen sich in der That alle die Effecte einzelner Durchschneidungen erklären. Eine positive experimentelle Beweisführung für die Richtigkeit der ersteren von die- sen beiden Ansichten gelang mir nicht; dennoch führe ich weiter unten zwei Versuche an, welche mehr zu Gunsten dieser als der zweiten Ansicht sprechen. Ich schneide einem normalen Frosche von einer Seitenhälfte des Rückenmarks (entweder der rechten, oder der linken) ein 1— 1,5 Mm. langes Stück gleich oberhalb des Plexus brachialis heraus; hier- auf bilde ich, mittelst Circulärschnitte durch alle Weichtheile der Oberschenkel, aus den hinteren Extremitäten des Frosches passive (unempfindliche) Halter, fasse die letzteren in die Hand und reize die Haut am Kopfe entweder durch Kneifen, oder Kitzeln, oder mit starker Säure. Hierbei bewegt sich der der Operationsseite entsprechende Arm nicht mehr nach oben, wie unter normalen Verhältnissen, und wie es jetzt der Arm der anderen Seite thut, sondern immer nach unten. Der zweite Versuch besteht darin, dass man ein ebenso langes Stück Rückenmark aus seiner Seitenhälfte nicht ober-, sondern dicht unterhalb des Plexus brachialis wegschneidet und die Haut der hintereu Extremitäten oder des Bauches mit starker Säure reizt. Jetzt bewegt sich der Arm der gesunden Seite wie gewöhnlich nach unten, der Arm der verletzten dagegen immer nach oben. Diese Resultate, wenn sie vom zweiten Gesichtspunkte aus erklärt werden müssten, verlangen nun einen ungeheuer verwickelten Verlauf der Nervenfasern; von dem ersten Gesichtspunkte aus erklären sie sich dagegen sehr leicht, indem sie so zu sagen eine logische Folgerung aus dieser An- nahme darstellen. Es gelingt, die vordere reflektorische Gruppe noch weiter zu zerlegen, indem man dieselbe am geköpften Frosche von oben nach unten durch einen Längsschnitt halbirt. Es wird dadurch nur die reflektorische Verbindung des einen Armes mit dem anderen zer- stört; alle übrigen Bewegungen in jedem einzelnen Arme bleiben erhalten. Hieraus folgt, dass jede Rückenmarkshälfte alle die einzelnen reflektorischen Gruppen für die Extremität der entsprechenden Seite in sich einschliesst. PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 11 Wenn man einen Frosch, nach der Ausscheidung der vorderen reflektorischen Gruppe aus ihrer Verbindung mit den übrigen Centraltheilen, auf eine glatte nasse Oberfläche setzt und eine der vorderen Pfoten tactil reizt (man streichelt die Dorsalfläche der Pfote, sie leicht andrückend, mit dem Finger), so bewegt sich gewöhnlich der gereizte Arm nach innen und nach hinten, der andere streckt sich dagegen nach vorn und nach aussen. Eine entsprechende Erscheinung beobachtet man auch in der hinteren reflektorischen Gruppe. Man durchschneide nämlich das Rückenmark an der unteren Gränze des vierten Wirbels und setze das Thier (nach Zerstörung des Hirns und der übrigen Theile des Rückenmarks) auf eine glatte Oberfläche. Wenn man nun eine von den hinteren Pfoten tactil reizt, so zieht sich das gereizte Bein zum Rumpfe zu und das andere streckt sich nach hinten und etwas seitwärts aus. Hieraus folgt, das die Lokomotionsmechanismen der vorderen Extre- mitäten und diejenigen der hinteren von einander gesondert liegen, und zwar in den den Extremitäten entsprechenden Rückoenmarkanshwellungen. 8 6. Die Verbindung zwischen der rechten und der linken reflektorischen Gruppe der vorderen Extremitäten. In Bezug auf diese Verbindung, welche sich in der Verbreitung der reflektorischen Bewegungen bei einseitiger Reizung von der gereizten Extremität auf die gegenüberlie- gende äussert, hat Prof. Setschenow (1. с.) Folgendes angegeben: Köpfung des Frosches unmittelbar oberhalb der Brachialwurzeln zerstört die reflektorische Verbindung zwischen den vorderen Extremitäten. Meine Versuche hierüber zeigen Folgendes. Bei einem gleich unterhalb der Rauten- grube geköpften Frosche ist nur die tactile einseitige Reizung im Stande, die reflektorischen Bewegungen auf der anderen Seite zu erzeugen; die chemische bleibt unter diesen Bedin- gungen dagegen ohne Erfolg. Alle früheren entgegengesetzten Erfahrungen beruhen, wie sogleich gezeigt wird, auf der Einmischung tactiler Momente in die Erscheinungen der chemischen Reizung. In reiner Form muss der Versuch so angestellt werden: einem gleich unterhalb der Rautengrube geköpften Frosche wird aus der letzten Falange eines Fingers der vorderen Extremität mittelst eines Circulärdurchschnittes aller Weichtheile ein passi- ver Halter für die Pincette gemacht; die hinteren Extremitäten müssen dabei entweder ganz abgeschnitten, oder mittelst Durchschneidungen der beiden plexus lumbo-sacrales pa- ralisirt werden. Unter diesen Bedingungen ist es leicht sich zu überzeugen, dass sogar concentrirte Schwefelsäure, indem sie auf die Haut der mit der Pincette gehaltenen vor- deren Extremität applieirt wird, keine Bewegung in der anderen Extremität auslöst. Die- selbe Erscheinung kann man noch auf eine andere Weise beobachten. Man durchschneide einem geköpften Frosche beide plexus ischiadici, halte das Thier an den hinteren Extremi- täten in horizontaler Lage mit dem Rücken nach oben und reize die Haut einer der vor- deren Extremitäten mit Säure. Hierbei muss aber noch die Haut von der Brust und vom * D} x 12 ; Dr. SPIRO, Bauche weggeschnitten werden, sonst überträgt die gereizte Extremität die Säure auf diese Hautregionen. Um zu bestimmen, in welcher Höhe der cerebrospinalen Axe die Verbindung zwi- schen den reflektorischen Gruppen der vorderen Extremitäten liegt, wurden weitere Ver- suche angestellt, und sie ergaben: 4; a) die Uebertragung der Reflexe bei chemischer Reizung von der einen Seite auf die andere ist bei Unverletztheit der unteren Hälfte der medulla oblongata möglich; b) die Uebertragung der Reflexe bei tactiler Reizung istmöglich: nach Durchschnei- dung des Rückenmarks sowohl gleich ober- als gleich unterhalb der Brachialwurzeln (im letzteren Falle muss natürlich das Rückenmark von dem Verlängerten getrennt werden). Ausserdem habe ich noch die vordere reflektorische Gruppe an verschiedenen Höhen, und zwar ober- und unterhalb der Brachialwurzeln und am Niveau derselben, der Länge nach halbirt. In allen 3 Fällen blieb die Verbindung bei tactiler Reizung erhalten, woraus zu schliessen ist, dass die gesuchten Bahnen auf allen Höhen der reflektorischen Gruppe verlaufen. Bei den Versuchen mit der Längsspaltung der vorderen reflektorischen Gruppe stiess ich auf folgende Thatsachen, die nicht ohne Interesse sind. Halbirt man bei einem gleich unterhalb der Rautengrube geköpften Frosch das oberste Stück Rückenmark bis zum Ni- veau der Brachialwurzeln hinab, so bekommt man eine verstärkte Uebertragung der tacti- len Reflexe von der einen Extremität auf die andere; wenn dagegen der tactilen Reizung einer Extremität eine chemische Reizung derselben Extremität unmittelbar vorangeht, so bewirkt die nachfolgende tactile Reizung keine Uebertragung der Reflexe mehr. Die Er- scheinung trägt somit einen Charakter, als hätte die chemische Reizung auf den Erfolg der tactilen hemmend gewirkt. $7. Die Verbindung im Rückenmarke des Frosches der reflektorischen Gruppen aller vier Extremitäten unter einander. Die umfangreichste und am meisten systematisch durchgeführte Untersuchung. über diesen Gegenstand in Bezug auf das Rückenmark des Frosches gehört Sanders («Gelei- dingsbanen in det Ruggenmerg voor de Gevoelsindrukken u. $. w.» Groningen 1866"). Sie unterscheidet sich aber ihrem Gehalte nach von der meinigen dadurch, dass Sanders die Vertheilung sowohl der sensibeln als der motorischen Bahnen im Rückenmark nur in Bezug auf die weisse und graue Substanz dieses Organs, und zwar an den unenthaupteten Thieren, studirte; ich dagegen diese Vertheilung nach dem von Prof. Setschenow (Cen- 1) Da ich leider der holländischen Sprache nicht mäch- | der Anatomie und Physiologie», 1865, S. 434 von Dr. tig bin, so war ich genöthigt, mich mit dem Berichte | G. Meissner) zu begnügen. über die citirte Arbeit («Bericht über die Fortschritte | - = PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROsSCHES. 13 tralbl. für medic. Wissensch. 1865, M 53) entworfenen Plane (in den Ebenen von vorn nach hinten und von links nach rechts), und zwar nur an geköpften Thieren, zu bestimmen suchte. Dem Setschenow’schen Plane gab ich deshalb den Vorzug, weil 1) die isolirten Durchschneidungen der Rückenmarksstränge an einem so kleinen Thiere wie der Frosch illusorisch sind; 2) weil in Bezug auf die Leitung kein fundamentaler Unterschied zwischen der weissen und der grauen Substanz, nach den neuesten anatomischen Erfahrungen hier- über, zu erwarten ist. | Somit hatten meine Versuche folgende Gestalt. Ich reizte an einem gleich unterhalb der Rautengrube geköpften Frosche verschiedene Hautregionen und notirte die hierauf folgenden Bewegungen aller Extremitäten. Die Reizung der Haut war eine zweifache, die chemische (mittelst Schwefelsäure) und die oben beschriebene tactile. Zunächst wurden solche Versuche an geköpften Thieren mit dem sonst unverletzten Rückenmark angestellt; hierauf, und zwar zum Zwecke einer mehr detaillirten Bestimmung der Bahnen, wurden partielle Durchschneidungen des Rückenmarks unternommen. Somit ordnen sich meine Ver-suche in zwei parallele Reihen. Von diesen Reihen ist die eine, und zwar für den Fall der tactilen Reizung der Haut an geköpften Fröschen mit dem sonst unverletzten Rücken- marke, schon im ersten Abschnitte dieser Abhandlung beschrieben worden; die ihr paral- lele Reihe kommt jetzt zur Sprache. $ 8. Reizung der Haut mit Säure an geköpften Fröschen mit unverletztem Rückenmarke. Bei Versuchen mit chemischer Reizung der Haut muss, wie schon oben erwähnt, zu- nächst dafür gesorgt werden, die Einmischung der tactilen Reizung möglichst auszuschlies- sen. Zur Erreichung dieses Zweckes habe ich nach vielem Suchen die folgende Form des Experiments erwählt. An den oberen Querbalken eines vertical aufgestellten viereckigen Korkrahmens wurde der Kopf des Frosches (nach Zerstörung des Gehirns) mit Steckna- deln befestigt. Der untere Balken diente, wie sogleich gezeigt wird, zur Befestigung der unteren Extremitäten. In den meisten Versuchen war es noch nöthig, die Haut von der Brust und vom Bauche wegzuschneiden, um die Mitreizung der Haut in Folge der Ab- wischbewegungen der Extremitäten auszuschliessen. Die Befestigung der hinteren Extre- mitäten geschah auf folgende Weise. Im Falle, wo man die Reflexe durch Reizung der Haut eines Beines auslöst, wird die letzte Phalanx der längsten Zehe der gereizten Extre- mität durch einen cireulären Schnitt aller Weichtheile paralisirt und an den unteren Bal- ken des Rahmens angesteckt; vom anderen Beine wird die Haut abgezogen; an den frei gelassenen Armen aber bleibt sie verschont. Zur Untersuchung der Reflexe von der Haut eines Beines auf die Muskeln der vorderen Extremitäten allein muss das zu reizende Bein auf dieselbe Weise zubereitet werden; das andere Bein wird mittelst einer Durchschnei- dung des plexus lumbo-sacralis paralisirt und ebenfalls angesteckt. Zur Untersuchung der 14 Dr. SPIRO, Reflexe von der Haut einer der vorderen Extremitäten wird die Haut vom Rumpfe und von den hinteren Extremitäten abgezogen; alle Extremitäten bleiben hierbei unbefestigt. Zur Untersuchung der Reflexe von der Haut des Bauches lässt man alle Extremitäten, nachdem man sie von der Haut entblösst hat, frei. Die Reizung geschieht mittelst eines mit concentrirter Schwefelsäure befeuchteten Glasstäbchens. Aehnliche Untersuchungen sind schon von Prof. Setschenow angestellt. (Centralbl. für die med. Wissensch. 1865, № 52, 53, 54 und 1866, № 3 und seine «Physiologie des Nervensystems $ 66 und 67). Meine Versuche unterscheiden sich von den seinigen da- durch, dass 1) ich die reflektorischen Nervenbahnen nur am geköpften Thiere untersuchte; 2) bilden meine Experimente zwei parallele Reihen, die den verschiedenen Reizen ent- sprechen, während Prof. Setschenow nur die chemische Reizung gebrauchte; 3) ist bei meinen Versuchen das. Moment der tactilen Mitreizung ausgeschlossen, was bei seinen Versuchen nicht der Fall war; endlich 4) reizte er nur die Fusssohle und die Volarfläche der Hand, ich dagegen die Haut an der ganzen Extremität. Ueber denselben Gegenstand findet man noch einige Bemerkungen bei Paschutin (Zeitschr. f. rat. med. Henle u. Pfeufer. 1866, 3. Reihe, В. ХХУШ.). Er untersuchte an einem geköpften Frosche die Verbreitung der tactilen und der chemischen Reflexe von der Haut der hinteren Extremitäten (er reizte sie beide auf einmal) auf die Muskeln der vorderen bei Durchschneidungen sowohl der hinteren, als der vorderen Rückenmarkshälften (im letzteren Falle wurden die Durchschneidungen nur zwischen dem 4. und 5. Wirbel ange- bracht) und fand hierbei das Bestehen der tactilen Reflexe für den ersten Fall und ihr Ver- schwinden für den zweiten. Bei seinen Versuchen beging er aber folgenden Fehler. Um die tactile Reizung bei der Einwirkung der Säure auf die Haut auszuschliessen, rieb er die Haut der hinteren Extremitäten so lange, bis die tactilen Reflexe gänzlich verschwanden. Meine Versuche zeigen aber, dass, wenn bei einem geköpften Frosche (und dieses gilt sogar für den Fall eines unverletzten Rückenmarks) nach einem solchen Reiben die tac- tilen Reflexe wirklich verschwinden, man auch keine chemischen bekommen kann‘). Endlich ist noch einer Untersuchung von Sanders-Ezn («Vorarbeit für die Erfor- schung des Reflexmechanismus u. s. w.», Arbeiten aus der physiol. Anstalt zu Leipzig, 1867) zu erwähnen. Er untersuchte ebenfalls die Verbreitung der Reflexe bei chemischer Reizung, aber nur von der hinteren Oberfläche des einen Beines auf die Muskeln dessel- ben und des anderen Beines. Ausserdem leiden seine Versuche bei aller ihrer Sorgfältig- keit an einem Fehler: er fixirt den Körper des geköpften Frosches dadurch, dass er die Arme mit zwei hölzernen Stäbchen unterstützt und den Rumpf mittelst eines Drathringes 1) Das Verschwinden der Reflexe ist in diesem Falle | nicht reflektirt wird, eine Reizung der geschonten Stel- eine örtliche Erscheinung, weil in demselben Augen- | len Bewegungen in ihnen hervorruft. Die Function der blicke, wo die chemische Reizung der geriebenen Stellen | Haut an den geriebenen Stellen stellt sich übrigens in der Haut auf die Muskeln der vorderen Extremitäten | kurzer Zeit wieder her. PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSOHES. 15 mit der Bauchfläche an ein Brettchen anlehnt; dadurch werden natürlich Verhältnisse ein- geführt, die zur Entstehung tactiler Reizung führen. A. Chemische Reizung der Beine. In Bezug auf die Effekte der chemischen Reizung der Haut muss vor Allem bemerkt werden, dass sie bei weitem nicht so regelmässig und constant sind, wie die entsprechen- den Erscheinungen bei tactiler Reizung. Daher beschreibe ich nur diejenigen, welche sich öfters und zwar in bestimmter Richtung wiederholen. a) Einen Unterschied in den Bewegungen der Arme in Folge der Reizung der Haut der Pfote oder des Unterschenkels allein habe ich nicht bemerkt. In beiden Fällen be- kommt man immer eine Bewegung in dem Arme der gereizten Seite, und diese Bewegung besteht entweder in dem Herunterlassen, oder auch (seltener) in einer Abduction und Auf- heben desselben. Der andere Arm bewegt sich hierbei bei weitem nicht constant; wenn aber eine Bewegung desselben zu Stande kommt, so besteht sie gewöhnlich im Herunter- lassen. Die Erscheinung bleibt unverändert, wenn man das Thier, indem man den Rah- men dreht, in eine horizontale, oder sogar in eine mit dem Kopfe nach unten gekehrte Lage bringt. b) Ihrer Richtung nach constanter sind die von der Haut des Oberschenkels in den Armen ausgelösten Reflexe, welche überhaupt auch leichter als im vorigen Falle zu Stande kommen. Reizt man die Haut an der Bauchfläche des Oberschenkels, so wird der Arm der gereizten Seite addueirt und nach unten gestreckt, der entgegengesetzte abducirt und ebenfalls ausgestreckt, ausserdem noch (ziemlich oft) zum Kopfe gehoben. Reizt man die äussere Fläche des Oberschenkels, so wird der entsprechende Arm abducirt und be- wegt sich hierauf periodisch nach oben und nach unten, der andere Arm wird adducirt. с) Was die Reflexe von dem einen Beine auf das andere anbetrifft, so bekam ich unconstante Resultate. Meistentheils wird das freigelassene Bein der gereizten Stelle ge- nähert. Lässt man beide Extremitäten unbefestigt, so wechseln gewöhnlich die Bewegun- ‚gen derselben unter einander; wenn das gereizte Bein sich beugt (was am häufigsten gleich nach der Reizung geschieht), so streckt sich das andere, und umgekehrt. s B. Chemische Reizung der Arme. a) Reizt man die vordere Pfote, so beugt sich das entsprechende Bein und hebt sich zum gereizten- Arme, das andere Bein wird gestreckt. | b) Reizung der Finger, des Ellbogens und des Oberarms allein giebt dieselben Resultate. Die Reizung der Haut des Bauches auf der einen Seite (rechten oder linken) ruft in beiden Extremitäten der gereizten Seite Reflexe hervor, und zwar eine Annäherung dieser 16 Dr. SPIRO, Extremitäten zu der gereizten Stelle. In den Extremitäten der gegenüber liegenden Seite bemerkt man nur zuweilen schwache und der Richtung nach unbestimmte Bewegungen. 8 9. Reizungen der Haut bei theilweisen Durchschneidungen des Rückenmarks. Ich gebrauchte in diesem Theile meiner Untersuchung dieselbe Reizungs- und Be- festigungsmethode, wie die im vorigen Paragraphen beschriebenen. Für jede einzelne par- tielle Durchschneidung des Rückenmarks wurden zuerst die tactilen Reflexe untersucht. Zu diesem Zwecke war dem frei herabhängenden Thiere nur der Kopf an den oberen Bal- ken des Korkrahmens festgesteckt und die einzelnen tactilen Reizungen in gewissen Zeit- abständen (Ausruhepausen) angestellt. Nach geschehener tactiler Reizung wurde (wiederum mit einer Ausruhepause) die chemische, und zwar bei Behaltung aller der oben erwähnten Cautelen, vorgenommen. In Bezug auf die letztere muss noch bemerkt werden, dass die Bestimmung der Reflexe von hinten nach vorn vorangehen muss, weil die Untersuchung der entgegengesetzt laufenden Reflexe das Abnehmen der Haut von der Brust, von dem Bauche und den hinteren Extremitäten verlangt. Die Methode der tbeilweisen Durchschneidungen des bn kann für diejeni- gen, die mit der Sache nicht aus eigener Erfahrung bekannt sind, als schlecht ausführbar und grob erscheinen. Man braucht aber nur ein Paar Versuche zu machen, um sich von ihrer Tauglichkeit zu überzeugen. Da es unmöglich ist, die einzelnen Theile des Rückenmarks (besonders die vordere und die hintere Hälfte) scharf von einander zu trennen, so ist es nöthig, nach einem jeden Versuche zum Controliren des Schnittes, das Rückenmark aus der Wirbelsäule heraus zu nehmen. Die in diesem Paragraphen angegebenen Resultate sind aus einer sehr grossen Anzahl von Versuchen entnommen (ich habe mich mit dieser Untersuchung mehr als ein Jahr beschäftigt). Was nun die Form der Reflexe, d. h. die Richtung, in welcher die Bewegungen er- folgen, anbelangt, so werde ich mich, der Kürze wegen, an folgende allgemeine Regeln halten. Falls sich eine gegebene Bewegung von dem entsprechenden Reflexe am geköpften Thiere mit unverletztem Rückenmarke gar nicht unterscheidet, so werde ich diese Bewegung nur einfach erwähnen und nur die Abweichungen von dieser relativen Norm ausführlich beschreiben. Weiter muss bemerkt werden, dass für diejenigen Reflexe, welche entweder schwach oder inconstant sind, die Bahnen natürlich nicht bestimmt werden konnten. Zu sol- : chen Reflexen gehören z. B. die tactilen Reflexe von dem Arm auf das entgegengesetzte Bein, eben solche Reflexe vom Kniegelenke auf die Arme und die chemischen Reflexe von dem Beine auf den Arm der entgegengesetzten Seite. Was endlich die Stelle aller Quer- durchschneidungen des Rückenmarks anbetrifft, so muss bemerkt werden, dass sie nur im Bereiche des vierten Wirbels angebracht werden können, weil beim Frosche nur dieser PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 17 Abschnitt des Rückenmarks keine reflektorischen Mechanismen für die vorderen und hin- teren Extremitäten enthält. Ich beginne die Beschreibung mit den Effekten sowohl tactiler, als chemischer Rei- zung bei seitlichen Durchschneidungen des Rückenmarks. Die Resultate sind tabellarisch und zwar parallel in Bezug auf die zwei Arten von Reizungen zusammengestellt. A. Beim geköpften (gleich unterhalb der Rautengrube) Frosch ist die rechte Seitenhälfte des Rückenmarks durchschnitten. EEE EEE TO EE RETTEN SE SEP EEE Durchschneidungsorte. т. II: IT. An der Gränze zwischen In der Mitte des 4ten And. Gränze zwischen | dem 3. und 4. Wirbel. Wirbels. d. 4. und 5. Wirbel. |# а } R tactile: verschwinden verschwinden bleiben oft ИО Рейх тот aut Dein ala Sn chemische: verschwinden | verschwinden verschwinden rechten Bein . tact.: bleiben bleiben bleiben oft р auf den linken Arm я я к | chem.: nicht untersucht | nicht untersucht nicht untersucht | AR À tact : bleiben bleiben bleiben | лы chem.: bleiben bleiben bleiben Vo linken Bein } р я 3 2 р Е 1 { auf den rechten Arm tact. verschwinden ver schwinden bleiben oft !) chem.: nicht untersucht nicht untersucht | nicht untersucht | га Mn tact.: verschwinden verschwinden verschwinden . RASE ee chem.: bleiben verschw. gewöhnl. | verschwinden | Vomrechten Arm) | ent daslinke Bein tact.: nicht untersucht nicht untersucht nicht untersucht chem.: verschwinden verschwinden bleiben oft + das linke Bei tact.: bleiben bleiben bleiben р в chem.: bleiben bleiben bleiben | В Vomlinken Arm } = — { auf das rechte Bein tact.: nicht untersucht nicht untersucht nicht ВЫ chem.: bleiben bleiben bleiben oft ?) Wird der Durchschnitt der rechten Rückenmarkshälfte in der Mitte des vierten Wir- bels allmählich abgekürzt (d. h. nicht bis zur Mittellinie des Rückenmarks geführt), so er- scheinen die verschwundenen Reflexe in folgender Reihenfolge wieder: zunächst alle tactilen Refiexe von hinten nach vorn (hierbei stellt sich eine Art gekreuzter Hyperästhesie ein, in- sofern jetzt die Reizung der linken hinteren Pfote gewöhnlich eine Bewegung des rechten Armes nach oben nach sich zieht); hierauf kommt der tactile Refiex von der Dorsalfläche 1) Bei den Rückenmarksdurchschneidungen bleiben | nichtet. Alles dies erklärt vollständig die Fig. 6. die gekreuzten tactilen Reflexe von den hinteren Extre- 2) Für die gekreuzten chemischen Reflexe von vorn mitäten auf die vorderen zuweilen auf beiden Seiten vor- | nach hinten gilt dasselbe, was von der tactilen Verbin- handen; zuweilen wird aber nur die Verbindung des einen | dung der Beine mit den gekreuzt liegenden Armen ge- von den Beinen mit dem gekreuzt liegenden Arme ver- | sagt worden ist. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 3 18 Dr. Spıro, der vorderen rechten Pfote auf das rechte Bein; später der chemische Reflex vom rechten Beine auf den rechten Arm, gewöhnlich in Form einer Aufhebung des letzteren. Die Resultate aller dieser Experimente sind schematisch durch die Fig. 4, 5, 6 und 7 versinnlicht. In allen Figuren ist das Rückenmark en face gezeichnet. % ist die Durch- schneidung an der Spitze der Rautengrube; р, intumescentia brachialis; s, intumesc. lum- balis; r ist der dem 4. Wirbel entsprechende Theil des Rückenmarks; die punktirten Li- nien m, n, о bezeichnen die Seitenschnitte des Rückenmarks an verschiedenen Höhen des 4. Wirbels; а, а die Eintrittsstellen der hinteren Wurzeln in das Rückenmark; b, 6’ die entsprechenden Ursprungsstellen der vorderen Wurzeln. Die tactilen Bahnen sind in allen Figuren mit dieken Linien bezeichnet, die chemischen mit feinen. Fig. 4 stellt das Schema der tactilen und chemischen Bahnen, welche die Haut des Beines mit den Muskeln des entsprechenden Armes verbinden, vor. In der Fig. 5 ist die Verbindung zwischen der Haut der Arme mit den Beinen der entsprechenden Seite dargestellt. Hier ist es, wie es die Experimente zeigen, nöthig, ausser der chemischen Bahn «’Db’, noch eine andere ab (der feine Strich), anzunehmen. Diese letzte Bahn hat die Fähigkeit, den Schnitt m zu um- gehen, und ist schon vom Prof. Setschenow angezeigt worden; er schreibt ihr aber diese Fähigkeit für alle Seitenschnitte im Bereiche des 4. Wirbels zu, was nach meinen Ver- suchen, und zwar für die Fälle, wo der Schnitt in die untere Hälfte des 4. Wirbels fällt, nicht richtig ist. Fig. 6 stellt die tactilen Bahnen, ab’ und a’b, dar, welche die Haut der Beine mit den gekreuzt liegenden Armen verbinden. Fig. 7 stellt die gekreuzten chemi- schen Bahnen zwischen der Haut der Arme und den Muskeln der gekreuzt liegenden Beine dar. Auf Grund dieser schematischen Darstellung wäre zu erwarten, dass bei einem Frosche, welchem Seitenschnitte durch das Rückenmak rechts an der oberen Gränze und links an der unteren Gränze des 4. Wirbels geführt werden, die chemischen Bahnen zwi- schen der Haut des rechten Armes und den Muskeln des rechten Beines jedenfalls unver- letzt bleiben, und vielleicht auch die gekreuzten tactilen Reflexe von der Haut des rechten Beines und die gekreuzten chemischen von der Haut des linken Armes erhalten werden. Die Experimente bestätigten diese Voraussetzung vollständig. В. Durchschneidungen der hinteren Rückenmarkshälfte. I. An der oberen Gränze des Aten Wirbels. Die Operation wird auf folgende von Prof. Setschenow angegebene Weise ausge- führt. Nach Blosslegung des Rückenmarks wird dasselbe von einer Seite her in der gewünschten Höhe mit einer feinen Nadel, welche als eine richtende Sonde für die nach- folgende Durchschneidung dient, quer durchstochen. a) Tactile Reflexe: «&) von hinten nach vorn bleiben alle zurück, wie beim norma- PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 19 len geköpften Frosche; В) von vorn nach hinten verschwinden sie gewöhnlich. Zuweilen bleibt nur der Reflex von der Dorsalfläche der vorderen Pfote. b) Chemische Reflexe: &) von hinten nach vorn bleiben zurück, von der Pfote aus gewöhnlich in Form eines Aufhebens des entsprechenden Armes; В) von vorn nach hinten bleiben sie ebenfalls zurück. II. An der unteren Gränze des Aten Wirbels. а) Tactile Reflexe: а) von hinten nach vorn bleiben oft intact, und in diesem Falle ruft eine Reizung der hinteren Pfote eine Bewegung des gekreuzt liegenden Armes immer nach oben hervor; ß) von vorn nach hinten sind die Reflexe immer vorhanden. b’) Chemische Reflexe: а) von hinten nach vorn verschwinden sie immer; 8) von vorn nach hinten bleiben sie immer zurück. Wenn man den Schnitt der hinteren Rückenmarkshälfte an der unteren Gränze des 4. Wirbels nicht tief führt, so ruft die chemische Reizung der hinteren Pfote das Aufhe- ben des entsprechenden und zuweilen auch des gekreuzt liegenden Armes hervor; bei die- ser Form des Versuches ist das Aufheben der Arme constanter und schärfer ausgedrückt, als in B, I und bei den flachen Seitenschnitten des Rückenmarks. Führt man durch die hintere Rückenmarkshälfte in einer beliebigen Höhe des 4. Wirbels flache Schnitte, so werden überhaupt alle tactilen Reflexe (von hinten nach vorn und umgekehrt) verstärkt. In der Fig. 8 sind die Resultate der Versuche mit den Durchschneidungen der hin- teren Rückenmarkshälften (m’ und 0’) schematisirt. Das Rückenmark ist hier, wie es sich von selbst versteht, im Profil dargestellt. С. Durchschneidungen der vorderen Rückenmarkshälfte. Г. An der oberen Gränze des Aten Wirbels. Operation: In die Mitte des entblössten Rückenmarks wird in der gewünschten Höhe, von einer Seite her, eine feine Nadel quer eingestochen und hierauf wieder herausgezogen, indem ihre Spitze nach unten zu angedrückt wird. Man muss dieses letzte Manoeuver ein Paar Mal wiederholen, und vor Allem sich durch Probeversuche überzeugen, dass die Re- flexe sowohl in den vorderen, als in den hinteren Extremitäten intact geblieben sind. a,) Tactile Reflexe: «) von hinten nach vorn verschwinden immer; 8) von vorn nach hinten bleiben oft zurück. b,) Chemische Reflexe: «) von hinten nach vorn verschwinden immer (Setsche- now); В) von vorn nach hinten bleiben zurück (Setschenow). II. An der unteren Gränze des Aten Wirbels. a”) Tactile Reflexe: а) von hinten nach vorn bleiben zuweilen; 8) von vorn nach hinten verschwinden immer. 20 DR. Srıno, _b”) Chemische Reflexe: a) von hinten nach vorn bleiben immer zurück (Setsche- now); ß) von vorn nach hinten verschwinden immer (Setschenow). In Fig. 9 sind diese Resultate schematisch dargestellt. Das Rückenmark ist auch hier im Profil gezeichnet. $ 10. Bei der Zusammenstellung der Folgerungen, welche aus den Versuchen des zweiten Abschnittes resultiren, werde ich besonders die Frage, ob die Erregungsbahnen bei der chemischen und bei der tactilen Reizung der entsprechenden Hautstellen zusam- menfallen, oder gesondert von einander die Länge des Rückenmarks durchziehen, ins Auge fassen. Erst will ich die Folgerungen hervorheben, welche aus der ganzen Summe von Expe- rimenten unmittelbar hervorgehen. Zu diesem Zwecke werde ich alle Erscheinungen in eine Anzahl von Gruppen theilen und für jede einzelne Gruppe statistisch bestimmen, welche von den beiden Arten der Hautreizung in Bezug auf die Auslösung der Bewegun- gen als eine wirksamere erscheint; hierauf werde ich für jede einzelne Gruppe den Unter- schied in der Form der durch chemische und tactile Reizung der entsprechenden Haut- stellen hervorgebrachten Bewegungen notiren. Die 1. Gruppe wird die Reflexe von der Haut eines Armes auf die Muskeln desselben Armes enthalten; die 2. Gruppe die Reflexe von der Haut des einen Armes auf die Muskeln des anderen; die 3. Gruppe die Reflexe von der Haut eines Beines auf die Muskeln desselben Beines; die 4. Gruppe die Reflexe von der Haut eines Beines auf die Muskeln des anderen; die 5. Gruppe die Reflexe von der Haut der Arme auf die Muskeln der Beine (von vorn nach hinten); dabei werden, wie auch in der nachfolgenden Gruppe, zweierlei Arten von Reflexen unterschieden: die geraden (d. h., wenn die gereizte und die sich bewegende Extremität auf einer Seite des Körpers liegen) und die gekreuzten; die 6. Gruppe wird enthalten die Reflexe von der Haut der Beine auf die Muskeln der Arme (die geraden und die gekreuzten). Die zu den Gruppen 5 und 6 gehörigen Erscheinungen müssen noch mit Bezugnahme folgender verschiedener Verhältnisse erörtert werden: a) bei der Unverletztheit des Rückenmarks eines geköpften Thieres; b) bei den Durchschneidungen seiner Seitenhälften; с) bei den Durchschneidun- gen der hinteren Hälfte und endlich d) bei den Durchschneidungen der vorderen Hälfte des Rückenmarks. 1. Gruppe. Bei der chemischen Reizung verschiedener Hautabschnitte des Armes habe ich keinen merklichen Unterschied in der Empfindlichkeit verschiedener Hautstellen ') (in Bezug auf die Auslösung der Reflexe) constatiren können: Bewegungen werden von allen Stellen aus hervorgerufen. Letzteres findet auch bei der tactilen Reizung der Haut des Armes statt; hier aber zeichnen sich einige Stellen durch ihre grössere Empfindlich- 1) Man muss nicht vergessen, dass ich die Haut immer mit starker Säure reize. PHYSIOLCGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 21 keit im Vergleich mit den anderen aus, so z. B. die Pfote und der Ellbogen. Dieser erste Unterschied wird vielleicht nur dadurch bedingt, dass die chemische Reizung zu stark war, um die ungleiche Vertheilung der Empfindlichkeit aufdecken zu lassen. Was die Richtung der Bewegungen anbetrifft, so ist hier der Unterschied zwischen der chemischen und der tactilen Reizung sehr scharf ausgeprägt; im ersten Falle besteht der nächste Effekt einer an beliebiger Stelle angebrachten Reizung ausschliesslich in einem Herunterlassen des Armes, während bei der anderen Form der Reizung die Richtung der Bewegungen sich mit dem Reizungsorte ändert (Adduction des Armes bei Reizung des Ellbogens, Abduction dessel- ben mit Aufheben bei Reizung der Dorsalfläche der Pfote). Die der chemischen Reizung nachfolgende Bewegung ist zweckmässig im Sinne der Entfernung des Reizes: der Frosch wischt die herunter gelassene Extremität am Bauche ab; während der erste von den ange- führten Effekten der tactilen Reizung zum Umschlingungsakte gehört, und der zweite eine Lokomotionsphase darstellt. 2. Gruppe. Die chemische Reizung ist gänzlich unwirksam; die tactile aber erzeugt eine Adduction des anderen Armes (Akt des Umschlingens). Da dieser Unterschied zwi- schen den Effekten der tactilen und der chemischen Reizung einer der schärfsten ist, und daher als ein starker Beweis zu Gunsten der Verschiedenheit der tactilen und der schmerz- erregenden Nervenbahnen dienen kann, so bemühte ich mich, die Frage zu lösen, ob er nicht von irgend einem Nebenumstande, z. B. von der Stärke der chemischen Reizung ab- hängig ist. Ich hatte namentlich den Gedanken, dass die Reizung mit starker Säure in diesem Falle möglicherweise ähnlich wirke, wie die nach den Versuchen von Setsche- now («Ueber die electrische und chemische Reizung u. s. w.» Graz 1868) zu den sensi- beln Nerven applicirte starke elektrische Reizung. Zu diesem Zwecke stellte ich Versuche mit verdünnter Schwefelsäure an, der Effekt blieb aber unverändert. Somit haben wir hier einen unzweideutigen Unterschied zwischen den tactilen und den schnerzerregenden Bahnen. 3. Gruppe. Für starke Säure erscheinen alle Hautregionen des Beines erregbar in Bezug auf die Auslösung von Bewegungen; dasselbe gilt auch für die tactile Reizung; hier ist aber die Hauterregbarkeit sehr ungleichmässig vertheilt: am stärksten ist sie an der Pfote, hierauf folgt das Fussgelenk und dann das Kniegelenk '). In Bezug auf die Form der Bewegungen ist es unmöglich, wegen der zu grossen Mannigfaltigkeit der in Folge der chemischen Reizung entstehenden Reflexe (man siehe z. В. die Versuche von Sanders-Ezn* «Vorarbeit u. s. w.»), einen Unterschied zwischen der tactilen und der chemischen Reizung festzustellen; es lässt sich hierüber: im Allgemeinen nur Folgendes sagen. Alle Bewegun- gen, die der tactilen Reizung folgen, sind einfacher, constanter und können als eihzelne Phasen der Lokomotion (des Kriechens und des Schwimmens) betrachtet werden, während 1) Versuche über die Hautempfindlichkeit am Beine | schied nicht von einer Verschiedenheit der Reizungs- für verdünnte Säure habe ich nicht angestellt, will da- | stärke abhängig ist her auch nicht behaupten, dass der augeführte Unter- 29 Dr. SPIRO, die Effekte der chemischen Reizung bei weitem complieirter sind, und in dieser Hinsicht ist der Unterschied zwischen den Effekten der Reizungen beider Art unzweifelhaft. 4. Grupe. Die chemische Reizung ist von allen Punkten der Hautoberfläche aus wirksam; die tactile ebenfalls, aber mit dem Unterschiede, dass hier wiederum die Haut- empfindlichkeit ungleichmässig vertheilt ist: auch hier ist die Pfote, das Fuss- und Knie- selenk bedeutend erregbarer im Vergleich mit den anderen Stellen der Haut. Die Ver- gleichung der Effekte beider Arten von Reizungen in Bezug auf die Form der Bewegungen ist hier wiederum beschwerlich, und zwar aus demselben Grunde, wie im vorigen Falle. Die tactile Reizung ruft auch in diesem Falle meistentheils rein locomotorische Bewegun- gen hervor, während die chemische gewöhnlich die sogenannten «Wischbewegungen» aus- löst. Es giebt dennoch Fälle, wo man auch bei chemischer Reizung Bewegungen mit dem locomotorischen Charakter zu sehen bekommt; diese Reflexe sind aber flüchtig und werden gewöhnlich durch die Wischbewegungen vollständig verdeckt. In diesem Sinne bekommen wir wiederum einen Unterschied zwischen den Effekten beider Arten von Reizungen. 5. Gruppe. a) Normale Verhältnisse (das Rückenmark unverletzt): «) gerade teflexe von vorn nach hinten: gegen die chemische Reizung sind alle Hautstellen des Armes fähig, Bewegungen im gleichseitigen Beine auszulösen; für die tactile Reizung gilt dasselbe, nur erweisen sich hierbei die Pfote und der Ellbogen bedeutend empfindlicher, als die übrigen Hautstellen. In Bezug auf die Form der Bewegungen ist der Unterschied zwischen den beiden Arten von Reizungen sehr scharf: die chemische (und zwar von einer beliebigen Stelle der Hautoberfläche des Armes aus) ruft eine Annäherung des Beines zur gereizten Stelle (also hauptsächlich eine Beugung desselben) hervor; die tactile dagegen bringt ausser der Beugung (bei Reizung des Ellbogens) noch eine Abduction der Extremität nach hinten (bei Reizung der Pfote) und ein Verflechten der Beine hinter einander (bei Reizung der Dorsalfläche der Pfote). В) gekreuzte Reflexe von vorn nach hinten: die chemischen sind schwächer als die entsprechenden geraden, dennoch schärfer ausgeprägt als die gekreuz- ten tactilen, welche überhaupt so schwach sind (am vertical aufgehängten Frosch!), dass es mir unmöglich war, die entsprechenden Bahnen mittelst partieller Durchschneidungen des Rückenmarks zu bestimmen. Die Form der chemischen Reflexe besteht in einer Streckung des Beines; die Form der tactilen entweder in einer Streckung des Beines (bei Reizung es Ellbogens), oder in einer Adduction desselben nach vorn (bei Reizung der Pfote), oder endlich in einem Verflechten der Beine unter einander (bei Reizung der Dorsalfläche der Pfote). b) Seitenschnitte des Rückenmarks. Die chemische Reizung von vorn nach hin- ten ist wirksamer als die tactile; es giebt nämliche solche Fälle von Rückenmarksdurch- schneidungen (zwischen dem 3. und 4. Wirbel), wo die chemischen Reflexe allein vorhan- den sind, während das Umgekehrte nie Statt findet. In Bezug auf die Form der Bewegun- gen ist der Unterschied derselbe wie im vorigen Falle. c) Durschneidungen der hinteren Rückenmarkshälfte. Die chemische Reizung PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 23 von vorn nach hinten ist wirksamer, als die tactile. In Bezug auf die Form der Bewegun- sen ist der Unterschied derselbe wie im vorigen Falle. d) Durchschneidungen der vorderen Rückenmarkshälfte. Die chemische Rei- zung von vorn nach hinten ist wirksamer, als die tactile. In Bezug auf die Form der Be- wegungen ist der Unterschied derselbe wie im vorigen Falle. 6. Gruppe. a) Normale Verhältnisse. а) Gerade Reflexe von hinten nach vorn: die chemischen Reize sind wirksamer bei Reizung der oberen Hautregionen des Beines (des Oberschenkels); die tactile, im Gegentheil, bei Reizung der unteren Abschnitte (der Zehen, der Pfote, des Fussgelenks) desselben. Der Effekt der chemischen Reizung besteht meistentheils in einem Herunterlassen des entsprechenden Armes (das Aufheben desselben wird nur von der äusseren Fläche des Oberschenkels und in seltenen Fällen von der Pfote aus beobachtet). Der Effekt der tactilen Reizung der unteren Hautregionen des Beines besteht dagegen immer in einem Aufheben des entsprechenden Armes; der Effekt der Rei- zung der oberen Hautstellen (das Kniegelenk) wiederum in einem Herunterlassen der vor- deren Extremität. В) Gekreuzte Reflexe: die chemischen sind schwächer, als die tacti- len, und zwar so schwach, dass es unmöglich ist, die entsprechenden Bahnen durch par- tielle Durchschneidungen des Rückenmarks zu bestimmen. Für die tactile Reizung bleibt für diesen Fall die Vertheilung der Hautempfindlichkeit dieselbe wie für die geraden tac- tilen Reflexe. Die Bewegungen bei chemischer Reizung bestehen in einer Abduction mit dem Aufheben des gekreuzt liegenden Armes (bei Reizung der Bauchfläche des Oberschen- kels) und in einem Herunterlassen desselben (z. B. bei Reizung der äusseren Fläche des Oberschenkels und der Pfote; bei tactiler Reizung in einem Herunterlassen des Armes (bei Reizung der unteren Hautabschnitte des Beines) und in einem Aufheben desselben (bei Reizung der oberen Hautregionen). b) Seitenschnitte des Rückenmarks. Die chemische Reizung ist weniger wirk- sam, als die tactile. In Bezug auf den Unterschied in der Form der Bewegungen gilt das- selbe, was im vorigen Falle darüber gesagt worden ist, nur muss man bemerken, dass hier bei chemischer Reizung der hinteren Pfote das Aufheben des entsprechenden Armes öfter geschieht, als das Herunterlassen desselben. c) Durchschneidungen der hinteren Rückenmarkshälfte. Die chemische Rei- zung ist weniger wirksam als die tactile. In Bezug auf die Form der Bewegungen ist der Unterschied derselbe, wie im vorigen Falle. Hier ist aber das Aufheben des entsprechen- den Armes (und zuweilen auch des gekreuzt liegenden) in Folge der chemischen Reizung der hinteren Pfote fast eine constante Erscheinung. d) Durchschneidungen der vorderen Rückenmarkshälfte. Die chemische Rei- zung ist wirksamer, als die tactile. In Bezug auf die Form der Bewegungen ist der Unter- schied derselbe wie in a). Aus den in den Gruppen 5) und 6) gesammelten Resultaten lässt sich zunächst schlies- sen, dass für die tactile Reizung die Reflexe von hinten nach vorn leichter zu 24 Dr. SPIRO, Stande kommen, als die umgekehrten; für die chemische aber umgekehrt. Die Erklärung der ersten Hälfte dieses Satzes muss darin gesucht werden, dass beim Frosche überhaupt die hinteren Extremitäten an den lokomotorischen Akten und allen dieselben begleitenden Zuïälligkeiten mehr als die vorderen betheiligt sind, folglich die ersteren überhaupt eines viel feineren Tastgefühles bedürfen, als die letzteren, da es allgemein ange- nommen wird, dass die von der Haut aus stammenden Empfindungsmomente eine Rolle in den Lokomotionsvorgängen spielen. Von diesem Gesichtspunkte aus lässt sich weiter die verhältnissmässig grössere Empfindlichkeit für tactile Reize der Haut an den Pfoten und in den Gelenken erklären. Was nun die zweite Hälfte unseres Satzes anbelangt, so könnte sie durch folgende allgemeine Betrachtungen erklärt werden. Da die Säure, als ein schmerzerregender Reiz, Refiexe im Sinne der Abstossung desselben hervorruft, so ist es leicht zu begreifen, dass die hinteren Extremitäten des Frosches, welche sich zur Er- reichung dieses Zweckes viel besser als die vorderen eignen, überhaupt leichter als die letzteren durch schmerzer regende Reizungen in Bewegung gesetzt werden müssen, Um so mehr in unserem Falle, wo bei der chemischen Reizung der Haut eines Armes das Bein im Stande war, sich der gereizten Stelle anzunähern, während eine dem Zwecke nach entsprechende Annäherung des Armes zu dem gereizten Beine unmög- lich blieb. Was endlich die Versuche mit den Effecten der tactilen und chemischen Reizung bei partiellen Durchschneiduugen des Rückenmarks anbetrifft, so ist zur Erklärung der hierzu gehörenden Erscheinungen am einfachsten Folgendes anzunehmen: 1) Wenn von einer gegebenen Hautstelle aus zwei oder mehrere der Form nach verschiedene Reflexe möglich sind, so liegen die ihnen im Rückenmark entsprechenden Bahnen gesondert von einander (von der Haut der hinteren Pfote aus kann, z. B. bei chemischer Reizung, der Arm der entsprechenden Seite sowohl geho- ben als heruntergelassen werden; dem entsprechend kann eine Durchschneidung der hinte- ren Rückenmarkshälfte eine Art von Reflexe unmöglich machen) 2) Erregungen verschiedener Qualität, an eine und dieselbe Hautstelle an- sebracht, verlaufen längs des Rückenmarks in Bahnen, welche topographisch von einander verschieden sind. In diesen beiden Annahmen ist offenbar die bestätigende Entscheidung unserer Haupt- frage über die Differenz der den chemischen und tactilen Reizen dienenden Erregungsbah- nen im Rückenmark enthalten. Diese Hypothese muss aber einstweilen als provisorisch betrachtet werden, weil ich bis jetzt ausser Stande war, alle zur Sache gehörigen Momente experimentell zu prüfen. So z. B. wird von mir das Wegbleiben einer gewissen Art von Reflexe bei einer gewissen Art- von Rückenmarksdurchschneidung nur einer Trennung gewisser Bahnen zugeschrieben, während es noch als Folge einer Umänderung der Rückenmarkserregbarkeit in einer ge- PHYSIOLOGISCH-TOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN AM RÜCKENMARK DES FROSCHES. 25 wissen Richtung aufgefasst werden könnte. Weiter könnte man sich die Form der Reflexe nicht nur von der Qualität der Reizung, sondern auch von der Dauer und Stärke dersel- ben abhängig denken. Die Erforschung dieser Momente ist leider zu schwierig, um schon jetzt unternommen zu werden. Es ist mir höchst angenehm, hier meinen innigsten Dank dem Herrn Prof. Setsche- now auszusprechen, auf dessen Vorschlag und unter dessen Leitung diese Arbeit gemacht worden ist. se 5 EE m ИИ unten ydergodn- SU ade Ч 4 PRONUIHEN ‘IUT MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PÉTERSBOURG, VIF SERIE, Tome AVE, № $. ANATOMAUE-HNTOLOGINCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS Г VON Dr. Alexander Brandt. (Mit 2 Tafein.) Presente le 10 fevrier 1870. St.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l'Académie Impériale des sciences: à St.-Petersbourg, à Riga, à Odossa, à Leipzig, MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Кушше!; А. Е. Kechribardshi; M. Léopold Voss. Jacques Issakof et Tcherkessoff; — . Prix: 60 Кор. = 20 Мэг. Imprimé par ordre de l'Académie Impériale des sciences Novembre 1870. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l'Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) Als sich mir im Frühjahre 1869 die Gelegenheit bot, einen längeren Aufenthalt in Neapel zu nehmen, hoffte ich, daselbst Untersuchungen über die, so gut wie unbekannte, embryonale Entwickelung des Sipunculus nudus anstellen zu können. Leider wurde mein Vorhaben durch das verspätete Auftreten männlicher, geschlechtsreifer Thiere vereitelt, ein Umstand, der dem Einfluss des ausnehmend strengen Winters und der auch später noch lange anhaltenden, rauhen, stürmischen Witterung zu zuschreiben ist. Indem ich ursprünglich nach reifen Geschlechtsproducten in der Leibesflüssigkeit suchte und zu diesem Zweck Massen von Exemplaren durchmusterte, vertiefte ich mich jedoch bald in ein genaueres histologisches Studium der Leibesflüssigkeit. Es fesselten mich hierbei nicht blos die in derselben vorkommenden Entwicklungsstufen der Geschlechtsproducte, sondern auch die specifischen Elemente, die Blutkörperchen, welche manche bemerkenswerthe An- klänge an die der Wirbelthiere bieten; ferner interessirten mich besonders auch die con- stant in der Leibesflüssigkeit vorkommenden topfförmigen Gebilde. So wurde aus einer em- bryologischen Arbeit eine hauptsächlich histologische. Um übrigens auch die gröbere Ana- tomie des Sipunculus nicht ganz zu vernachlässigen, stellte ich einige Untersuchungen über den Tentacular -Gefässapparat und die an der Bauchfläche mündenden braunen Schläuche an, über welche bisher noch manche Unklarheiten und Widersprüche herrschten. Und so hoffe ich denn, alles in allem eine immerhin nicht ganz werthlose anotomisch - histologische Nachlese am Sipunculus nudus gehalten zu haben. Auf den folgenden Blättern sollen in einzelnen Abschitten die Histologie der Leibes- flüssigkeit, der Bau des Tentacular-Gefässapparates, die braunen Schläuche und die Ge- schlechtsorgane besprochen werden. Ein jeder dieser von einander fast unabhängigen Abschnitte wird eine Übersicht der einschlagenden Literatur bringen, wesshalb eine allge- meine historische Einleitung überflüssig sein dürfte. Mémoires de I Acad. Imp. des’ sciones, VIlme Serie. 1 2 Dr, -AnEx) BRANDT т, Leibesflüssigkeit. (Taf. I). Bekanntlich ist die gesammte Leibeshöhle des Sipunculus von einer trüben, blass- weinrothen Emulsion, dem Blute oder der Leibesflüssigkeit, angefüllt. Bei dem Mangel von ernährenden Blutgefässen werden mithin sämmtliche Eingeweide direct von allen Seiten von der ernährenden Flüssigkeit umspült. Die Quantität derselben dürfte bei grossen Exempla- ren etwa auf einen Esslöffel geschätzt werden. Schneidet oder sticht man einen lebenden Wurm an, so spritzt die Flüssigkeit, getrieben durch die Contractionen des Hautmuskel- schlauches, als kräftiger Strahl aus der Wunde hervor. Die Leibesflüssigkeit besitzt einen specifischen Geruch. Obgleich es bekanntlich ein missliches Ding ist Gerüche zu definiren, so stehe ich doch nicht an, diesen Geruch mit dem frischer Gurken zu vergleichen, und dies um so weniger, als ich finde, dass Delle Chiaje ') ihn bereits mit dem, gewiss ähnlichen, Geruch von Cucurbita citrullus L. verglichen hat. Schon mit blossem Auge gewahrt man leicht, dass die Leibesflüssigkeit gewisse, feste Bestandtheile suspendirt enthält; da einige derselben makroskopische Dimensionen erreichen können. Diese morphologischen Bestand- theile verdienen in vollem Grade die Aufmerksamkeit der Histologen; und in der That so interessante und mannigfache Elemente finden sich wohl nicht so leicht in dem Blute der anderen Classen des Thierreiches wieder. Neben farbigen und farblosen Blutköperchen, findet man nämlich in der Leibesflüssigkeit des Sipunculus noch eigenthümliche, bewimperte Töpfchen, membranöse Blasen, so wie Geschlechtsproducte und ihre Entwicklungsstufen. Wir wollen in diesem Abschnitt nur die specifischen Elemente berücksichtigen und mit den am meisten characteristischen, den Blutkörperchen beginnen. 1. Farbige Blutkörperchen. (Fig. 1 — 8). Sie bilden die Hauptmasse aller histolo- gischen Flemente des Blutes und bedingen dessen Farbe. Zuerst wurden sie, so viel ich weiss, vom Sipunculus indicus von Peters”) gelegentlich abgebildet; ohne dass er ihrer im Texte erwähnte. Mögen diese Abbildungen unseren heutigen Anforderungen noch auch man- gelhaft sein, so scheinen sie doch wenigstens eine Eigenthümlichkeit auszudrücken, welche von späteren Forschern übersehen wurde, nämlich, dass die Oberfläche der Körperchen nicht glatt ist, sondern auch Einknüllungen zeigt. Da der Sipunculus indicus von Mozam- bique dem europaeischen Sipunculus nudus so nahe steht, dass er mit-ihm selbst von 1) Memorie degli animali senza vertebre, 1823. 4. 2) Üb. d. Fortpflanzungsorgane des Sipunculus. Müller’s Vol. I. Su l’anatomia e la classificazione del Sifunculo | Archiv. 1850. Taf. IV. Fig. F. nudo. р. 11. ANATOMISCH-HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 3 manchen Zoologen confundirt wurde, so glaubte ich die Peters’schen Abbildungen hier kurz erwähnen zu dürfen. Etwas später spricht der unermüdliche Erforscher niederer Seethiere, Krohn'), beiläufig in einer Anmerkung über die Blutkörperchen des Sipunculus nudus. Er nennt sie «scheiben- oder rübenförmige», winzige, schwach rosenröthlich tingirte Körperchen, von denen die kleinsten °,,, Millim. (0,012 mm.) messen, und denen die Lei- besflüssigkeit ihre röthliche Färbung verdanke. In neuerer Zeit haben Keferstein und Ehlers”), welche werthvolle Untersuchungen über die Anatomie des Sipunculus lieferten, die Leibesflüssigkeit genauer geprüft, und hierbei auch den Blutkörperchen einige Zeilen gewidmet. Sie bezeichnen dieselben als runde oder brodförmige, schwach gelbliche Schei- ben, welche durch Essigsäuere kugelig werden und dann eine starke Membran und einen deutlichen Kern mit Kernkörperchen zeigen. Ihren Durchmesser bei runder Form geben die Verfasser auf 0,016 mm., den des Kernes auf 0,004 mm. an. Ferner fügen sie noch hinzu, dass diese Blutkörperchen die Hauptmasse der geformten Elemente des Blutes bilden und ihm die Farbe geben. Auf diese Beschreibung, so wie die dazu gehörige Figur (Taf. VI. 8. a, b, c) werde ich noch wiederholentlich zurückkommen müssen. Schliesslich will ich hier noch der Angaben Jourdain’s?) über diese Körperchen Erwähnung thun, obgleich sie nicht gerade an 5. nudus, sondern einigen andern, ihm freilich nahe stehenden, Species (5. gigas, obscurus, vulgaris und punctatissimus) angestellt wurden. Nach ihm sind die Blutkörperchen farblose, gekernte, scheibenförmige Zellen, welche denen des Men- schen ähnlich sehen, jedoch einen 4 mal grösseren Durchmesser besitzen. Verdünnte Es- sigsäure erzeugt in ihnen einen körnigen Niederschlag. In seiner ersten Mittheilung schreibt er ihnen eine «netteté et constance» der Form zu; während er in der zweiten sagt, sie beständen aus einer «matière protéique, dont l’altération facile amène une déformation rapide de ces corpuscules». Dies wäre, wie es scheint, alles bisher über die farbigen Blut- körperchen des Sipunculus nudus und der ihm zunächst stehenden Arten Bekannte. Indem ich nun zu meinen eigenen Beobachtungen übergehe, will ich zunächst die Grösse der Blutkörperchen berücksichtigen, Dieselbe erwies sich bald als eine sehr variable. Als Durchschnittsgrösse für den Durchmesser (der Mehrzahl) der Blutkörperchen habe ich 0,012 mm. berechnet *). Mit den oben angeführten 0,016 mm. von Keferstein und Ehlers stimmt dieser Mittelwerth ziemlich überein. Was die Grössenschwankungen betrifft, so gehören einerseits Blutkörperchen von nur 0,009 mm. keineswegs zu den Seltenheiten, und kommen andrerseits, freilich nur vereinzelt, auch welche von 0,021 und därüber vor. Die kleinsten, welche mir zu Gesicht gekommen sind, maassen 0,0044; das grösste hin- gegen 0,0275 mm. 1) Üb. d. Larve 4. Sipunculus nudus, nebst vorausge- | 1865. T. 60 р. 1042 und: Sur quelques points de l’anat. schickten Bemerkungen über die Sexualverhältnisse der | d. Sipuncles. Ibid. 1867. T. 64 p. 871. Sipunculiden. Müll. Arch. 1851. p. 369. 4) Die Blutkörperchen wären mithin nahezu noch 2) Zoolog. Beiträge gesammelt in Neapel und Messina | einmal so breit, als die des Menschen, für welche 4. 1861 р. 42. Welcker 0,0077 mm. berechnet. 8) Recherches s. l’anat. d. Sipuncles. Comptes rendus 1* 4 Dr. ALEXx. BRANDT, In Bezug auf die Farbe der Blutkörperchen muss ich mich Krohn anschliesen, der sie röthlich nennt, bin aber im Stande noch die Beobachtung hinzuzufügen, dass die Körperchen, ähnlich denen der Wirbelthiere, einen deutlichen Dichroismus besitzen. Im Zustande der Ruhe haben die Blutkörperchen die Form biconcaver Scheiben, wesshalb sie Jourdain sehr treffend mit denen des Menschen verglich. Wir sehen mithin in der Form der Blutkörperchen einen weiteren interessanten Anklang an die der Wirbelthiere. Dass die Grundform der Blutkörperchen wirklich die einer biconcaven Scheibe ist, lässt sich ohne besondere Mühe constatiren. Richtet man sein Augenmerk auf ein en face liegendes Körperchen (Fig. 1 a) — und die meisten liegen so, wie dies auch im Blute der Wirbelthiere zu sein pflegt, — so erscheint bei oberflächlicher Einstellung seine Peripherie als heller Ring oder Hof um einen dunkleren Innenraum. Senkt man darauf allmählich den Tubus des Mikroskops, so sieht man den Innenraum sich immer mehr und mehr auf Kosten der Pe- ripherie ausdehnen, bis das Blutkörperchen sich als gleichförmig beleuchtete Scheibe dar- stellt. Diese Erscheinungen sind ganz analog denen bei der Betrachtung eines Säugethier- Blutkörperchens. Durch Zufall auf der Kante stehende Körperchen (Fig. 2 a) haben im Allgemeinen die Form einer sehr lang gedehnten Ellipse, oder, wenn man will, die eines Stäbchens mit abgerundeten Enden, was zu dem optischen Verhalten der flach liegenden Körperchen bei verschiedener Einstellung ganz vortrefflich stimmt. Ubrigens lässt sich die wahre Gestalt der Körperchen auch an solchen erkennen, welche im Halb- profil liegen, (Fig. 2 b) und noch besser an solchen, welche in die Nähe der sogen. topfförmigen Körper gelangten und durch die Flimmercilien derselben in Rotation versetzt werden. Hierbei präsentirt sich ein und dasselbe Körperchen wiederholentlich von allen Seiten. Bisweilen hat man Gelegenheit zu beobachten, dass einzelne Blutkörperchen durch diese Cilienbewegung gegen einen feststehenden Zellenhaufen oder ein beliebiges anderes Hinderniss getrieben und nun, auf einem Flecke verharrend, entweder direct von den Cilien der Tôpfchen oder durch die von ihnen erzeugte Strömung gleichsam gepeitscht werden. An solchen Blutkörperchen kann man sich auf’s Evidenteste davon überzeugen, dass ihre Consistenz eine festflüssige, d. h. die einer dünnen Gallerte ist. Sie zeigen nämlich die- selben zitternden Bewegungen und Biegungen, die wir an den Blutkörperchen des Frosches beobachten, wenn sie auf dem Bifurcationswinkel eines Capillargefässes reiten. Nur eine solche festflüssige Consistenz ermöglicht die activen Gestaltverände- rungen, welche an den Blutkörperchen zu beobachten sind. Geringe Abweichungen von der Grundform sind fast an jedem einzelnen Blutkörperchen nachweisbar, so dass es Mühe macht, solche zu finden, die genau die typische Form biconcaver Scheiben zeigen. Häufig erscheinen sie mehr oder weniger verbogen oder eingeknüllt, an einer Seite dicker, als an der andern. Auch erheben sich auf ihnen nicht selten unregelmässige Leisten, deren Enden mit ihrer verdickten Peripherie verschmelzen. Mehr diffuse, sich netzförmig mit einander verbindende, Erhebungen bedingen nicht selten zahlreiche Excavationen auf der Oberfläche der Körperchen. Diese Excavationen lassen die Blutkörperchen bisweilen gleichsam spongiös, ANATOMISCH - HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 5 oder einem vom Wasser corrodirten Kalksteine ähnlich erscheinen. Dieselben können sehr unregelmässig gestaltet, eckig, selbst schlitzförmig sein; doch sind sie auf der Mehrzahl der Körperchen, namentlich wenn sich diese dem Zustande der Ruhe nähern, rundlich. Solche rundliche Excavationen (Fig. 1, a), wie sie zu einer, zwei und mehr vorkommen, können leicht Kerne oder Vacuolen vortäuschen (durch ihren röthlichen, wahrscheinlich durch die Spiegelung ihrer Wandungen bedingten Schimmer erinnern sie an die Vacuolen vieler Infusorien). Ihre wahre Natur erkennt man jedoch leicht beim genaueren Zusehen, wenn man sie im Halbprofil und im optischen Längsschnitt betrachtet, oder auch, wenn man die Übergänge von den einfach runden Gebilden zu den grösseren, unregelmässigen Spalten und Excavationen verfolgt. Alle diese Excavationen bedingen offenbar eine beträcht- liche Vergrösserung der Oberfläche der Blutkörperchen. Übrigens ist auch die allgemeine Gestalt der Körperchen eine variable, denn neben den runden, scheibenförmigen finden sich recht häufig auch längliche und abgerundet eckige. Im Ganzen nur selten, bisweilen selbst gar nicht, stösst man auf rhombische und lanzetförmige, die freilich im Blute von ein Paar Individuen massenhaft vertreten waren. Stumpfe, höckerförmige Fortsätze (Fig. 2 c) kommen bisweilen an den Blutkörperchen zur Beobachtung. Die activen Bewegungen, welche allen diesen Formveränderüngen der Blutkörperchen zu Grunde liegen, gehen für gewöhnlich nur äusserst langsam vor sich, und nur ausnahmsweise habe ich die Blutkörperchen sehr ergiebige Bewegungen ausführen sehen. Als Beleg hierfür will ich einen exquisiten spe- ciellen Fall anführen. Ein Blutkörperchen (Fig. 4 «) hing mit einem, offenbar aus dem- selben Protoplasma bestehenden Gebilde (b.) durch einen langen, fadenförmigen Fortsatz zusammen. An letzterem waren zwei Anschwelluagen (с, с’) bemerkbar, welche vor- und rückschreitende, rasche, protoplasmatische Bewegungen ausführten. Plötzlich riss der-faden- förmige Fortsatz oberhalb d., das Blutkörperchen wurde, sei es in Foige des Ruckes beim Riss, oder einer zufällig im Präparate entstandenen Strömung, rasch fortgetrieben; sein fadenförmiger Fortsatz bog sich und machte peitschenförmige Bewegungen. Gleichzeitig verkürzte er sich allmählich (4), bis er schliesslich ganz eingezogen wurde und mit der übrigen Masse des Blutkörperchens verschmolz. Alle diese Contractionserscheinungen und Gestaltveränderungen, so wie auch das : optische Verhalten der Blutkörperchen machen das Vorhandensein einer besonderen Mem- bran an ihnen mehr als zweifelhaft. Von besonderem Interesse scheint mir die Frage zu sein, ob in den Blutkörperchen unter normalen Verhältnissen ein Kern vorhanden ist, oder nicht. In den Blutkörperchen mancher todten und in Zersetzung begriffenen Thiere fand sich der Kern vor. In den Blut- körperchen lebender Thiere, deren Blut an und für sich ohne jeden Zusatz untersucht wurde, konnte ich jedoch durchaus keiner Spur eines Kernes gewahr werden. Es gilt dieses für alle, gewiss an 100 Exemplare, deren Blut ich mikroskopisch untersucht habe, mit Ausnahme von zwei Fällen, wo merkwürdiger Weise in allen Blutproben (sie wurden frisch per se untersucht) viele oder auch sämmtliche Blutkörperchen einen deutlichen 6 Dr. Аьвх. BRANDT, Kern enthielten. Als eines der betreffenden Thiere am andern Tage wieder angestochen wurde, so boten seine Blutkörperchen räthselhafter Weise keine Kerne mehr dar. Sollte man vielleicht annehmen dürfen, dass die Kerne labile Gebilde sind, die durch ganz leichte Einflüsse hervorgebracht oder sichtbar gemacht, aber auch wieder zerstört oder unsichtbar gemacht werden können? Bemerkenswerth ist es, dass die Blutkörperchen der von mir untersuchten beiden Phascolosomen (Ph. laeve und granulatum?), die sich sonst von denen des Sipunculus kaum unterscheiden lassen, stets einen ganz exquisiten Kern zeigten. Mög- licher Weise würden daher die Blutkörperchen der Sipunculiden empfehlungwerthe Objecte zum Studium der Frage nach dem Wesen des Kernes der Zellen überhaupt und der Blut- körperchen im Speciellen abgeben. (Man denke an die Blutkörperchen der verschiedenen Wirbelthierclassen. ) Ein Zusatz von Seewasser zum Blute veränderte die Blutkörperchen durchaus nicht merklich. Ein anderes ist das Verhalten der Blutkörperchen gegen Essigsäure. Nach Zu- satz dieses Reagenz (Fig. 5) bildet sich um dieselben eine dicke, deutlich doppelt conturirte Membran, und tritt in ihnen gleichzeitig ein rundes, umschriebenes Gebilde, ein Kern, auf. Die Excavationen und Erhebungen auf ihrer Oberfläche verstreichen dabei allmählich voll- kommen, so dass die Blutkörperchen, von der Fläche gesehen, sich mehr regelmässig rund darstellen. Erzeugt man im betreffenden Präparate eine Strömung, wodurch die Blutkör- perchen in Rotation versetzt werden, so überzeugt man sich, dass ihre Grundform im We- sentlichen freilich die frühere geblieben ist, sich aber mehr der Kugel genähert hat. Das Volum der Blutkörperchen scheint sich hierbei, wenigstens wenn die Säure verdünnt ist, nicht merklich zu vergrössern. Ihr Protoplasma wird blasser und transparenter und erscheint nur ‘in geringem Grade körnig. Die Dicke der Membran ist eine sehr verschiedene und offenbar der Concentration und der Einwirkungsdauer der Essigsäure proportional. Der Kern liegt entweder central oder mehr oder weniger peripherisch, misst beispielsweise 0,003 oder etwas darüber, variirt aber beträchtlich in der Grösse. In ihm ist eine Anzahl kleiner, glänzender Körnchen eingebettet, die man immerhin als Kernkörperchen bezeich- nen mag, obgleich ähnliche Körnchen, wie schon’erwähnt, hin und wieder auch im Proto- plasma vorkommen. Im Allgemeinen trübe und dunkel, erscheint er bei oberflächlicher Ein- stellung hellglänzend. Figur 6 stellt ein Blutkörperchen dar, in dem nach Zusatz von Essig- säure ausnahmsweise, statt eines, zwei Kerne auftraten. Sehr ähnlich in seinen optischen Erscheinungen ist die Einwirkung von überschüssigen Ammoniak enthaltenden Carminlö- sungen. Durch einen stärkeren Zusatz von Carminammoniak nämlich glättet sich auch die Oberfläche der Blutkörperchen, und es treten Membran und Kern auf. Letzterer erscheint hierbei viel intensiver, als die übrigen Theile des Blutkörperchens gefärbt. Ist hingegen der Zusatz des Reagens ein geringer, so tritt zwar gleichfalls der Kern auf, doch ohne stärker als das Übrige tingirt zu sein, und zwar bevor noch die Erhebungen und Vertie- fungen der Oberfläche des Blutkörperchens verstrichen sind. Je länger das Reagens ein- wirkt, desto mehr vergrössert sich der Kern. Dieses Verhalten gegen Essigsäure und Car- ANATOMISCH - HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. fé minammoniak spricht, gleich den oben beschriebenen Contractionserscheinungen der Blut- körperchen, offenbar gegen die Präexistenz einer Membran, da man das künstliche Entstehen und die allmähliche Verdickung der Membran verfolgen kann. Eine Vermehrung der echten Blutkörperchen habe ich zwar nicht direct beobachten können, doch sprechen die Bisquitformen, wie d, e und f der Fig. I, so wie auch die pro- teischen Bewegungen der Blutkörperchen, bei welchen, wie wir sahen, gelegentliche Partikel losreissen und selbstständig werden können, entschieden für eine Vermehrung der Blut- körperchen. An einem Blutkörperchen von Phascolosoma granulatum (Fig. 7) habe ich übri gens eine Theilung gelegentlich direct beobachtet und in allen ihren Phasen verfolgt Das Blutkörperchen nahm die Bisquitform an und zerfiel schliesslich in zwei annähernd gleiche Theile. Den Kern sah ich hierbei nicht participiren, da er in einem der beiden Theile blieb. Bei anhaltender Beobachtung eines Präparates sieht man in Folge der Verdunstung des Serums aufs Trockne gerathene Blutkörperchen bisweilen zu verschieden gestalteten, auch recht zierlichen Figuren verkleben (Fig. 8) und, wie es scheint, gelegentlich auch zu- sammenfliessen. Übrigens können diese Aggregate von Blutkörperchen sich wieder lösen, wie es mit dem auf unserer Figur dargestellten geschah. Das Loslösen ging hier sehr rasch vor sich, und zwar trennten sich zunächst die an den Rand der Flüssigkeit stosseuden Kör- perchen und traten in letztere über. Die übrigen folgten ihnen bald nach. Vergleichsweise sei hier noch der Beschaffenheit der echten Blutkörperchen anderer Sipunculiden erwähnt. Einige Angaben über die Blutkörperchen der Phascolosomen, beson- ders die von Ph. elongatum, verdanken wir Keferstein'). Derselbe bemerkt zunächst ganz richtig, dass durch diese Körperchen, ähnlich wie beim Sipunculus, die weinrothe Farbe der Leibesflüssigkeit bedingt wird, wozu ich meinerseits noch hinzufügen kann, dass die Blutkörperchen von Ph. laeve und granulatum gleichfalls den, oben für Sipunculus erwähnten, Dichroismus zeigen. Die Form der Blutkügelchen nennt er schlechtweg linsenförmig; von ihrem Kern sagt er, dass derselbe erst beim Zusatz von Essigsäure, oder Wasser deutlich werde. Diese Angaben sind dahin zu ergänzen und zu berichtigen, dass die Beschaffenheit der Blutkörperchen von Phascolosoma keinen Unterschied von denen des Sipunculus zeigte, den Kern ausgenommen, den ich stets im frisch per se untersuchten Blute ohne Weiteres deutlich sehen konnte. Über die Blutkörperchen von Priapulus liegen Beobachtungen von Ehlers?) vor. Er nennt sie kugelige Zellen von 0,0074 — 0,0092 mm., mit ziemlich starker Wand. Im Innern der Zelle sollen fast immer fettglänzende Körnchen liegen, welche nur in wenigen Zellen fehlten. Nach Zusatz von Essigsäure sah er die Blutkörperchen etwas quellen, ihre Wand blasser werden und einen deutlichen Kern von 0,0057 mm. zu Tage treten. Die Exemplare zur Untersuchung wurden dem Verfasser von weiten zugesandt und 1) Untersuch. über niedere Seethiere. V. Beiträge zur 2) Über. 4. Gattung Priapulus Lamk. Zeitschr. f. м. Kenntn. 4. Gattung Phascolosoma. Zeitschr. f. w. Zool, | Zool. XI. (1862), р. 222. XII. (1863), p. 44. 8 Dr. Auzx. BRANDT, gelangten offenbar längere Zeit nach ihrem Tode in seine Hände, wofür schon die in der Leibesflüssigkeit beobachteten Flocken sprechen, welche auch bei Sipunculus unter ähnli- chen Bedingungen auftreten. Nach der Analogie mit Sipunculus und Phascolosoma dürften vielleicht auch die Blutkügelchen von Priapulus ursprünglich ohne Membran gewesen sein. Letztere könnte daher eine postmortale Erscheinung sein. Auch die kugliche Gestalt der _ Blutkörperchen dürfte, falls sie nicht auf einem Versehen in der Beobachtung beruht, auf ähnliche Weise ihre Erklärung finden. Die Abbildungen, welche Ehlers von den Blutkör- perchen giebt (Taf. XX. Fig. 13), stimmen so genau mit dem Ansehen der Blutkörperchen von Sipunculus und Phascolosoma, en face gesehen, überein, dass man wohl die Frage zur gelegentlichen Prüfung aufwerfen könnte, ob seine fettglänzenden Körnchen nicht etwa die uns bei Sipunculus erwähnten oberflächlichen Excavationen sind? 2. Farblose Blutkörperchen (Fig. 9 und 10). Unter dieser Bezeichnung möchte ich dieselben Elemente des Bluts von Sipunculus verstehen, welche Keferstein und Ehlers (l. e.) körnige Zellen nennen: da sie meinen Beobachtungen nach ebenso gut den farb- losen Blutkörperchen der Wirbelthiere entsprechen, wie die sub а. beschriebenen den ro- then. Die eben genannten Forscher schildern die in Rede stehenden morphologischen Ele- mente mit folgenden Worten: «Runde, grobkörnige, deutlich kernhaltige Zellen von gelb- licher Farbe, und besonders dadurch ausgezeichnet, dass an ihnen blasse Fortsätze auftreten, welche vielleicht nur unnatürlich vorgetretener Zelleninhalt sind. Sie sind etwa eben so gross als die Blutkörper, zeigen aber schon ohne Essigsäurezusatz ihren Kern und sind viel seltener als die Blutkörper». ' Als Ergänzung zu diesen Angaben ist zunächst zu bemerken, dass als die Grundform der farblosen Blutkörperchen allerdings am passendsten die Kugel anzusehen wäre (a); dass dieselben jedoch sehr ausgesprochene amoeboide Bewegungen zeigen, also keine constante Form haben. Die blassen Fortsätze, deren Keferstein und Ehlers erwähnen, sind einfach Pseudopodien, welche fortwährend, wenn auch nur sehr langsam, ihre Gestalt ändern und eine Ortsbewegung der betreffenden Zelle bewirken können. Nicht selten sind die Pseudo- podien so zahlreich, dass die Zellen fast an ihrer ganzen Oberfläche gleichsam wie mit Stacheln besäet sind (b). Viel öfter sind übrigens die Fortsätze nicht schmal und zugeszpitzt, sondern breit und diffus (c). Zellen mit solchen Pseudopodien nähern sich schon mehr den rothen Blutkörperchen. Bisweilen kommt es vor, dass die Pseudopodien zweier oder meh- rerer Zellen sich netzförmig mit einander verbinden (d). Von dem Vorhandensein einer besondern Membran um die farblosen Blutkörperchen kann, bei ihren eben erörterten, so aus- gesprochenen amoeboiden Eigenschaften, wohl kaum die Rede sein. Ein Zellenkern war in der Regel, oder wenigstens sehr häufig, ohne Weiteres wahrnehmbar. In den Fällen, wo es nicht gelingen wollte, seiner gewahr zu werden, mochte er übrigens blos durch die vielen, im Protoplasma vorkommenden, stark lichtbrechenden Körnchen verdeckt sein, welche bis- weilen so zahlreich und dicht gedrängt sind, dass sie den an sich farblosen oder gelblichen Zellen eine graue Färbung geben. Oft sieht man freilich durch die Körnchen einen hellen ANATOMISCH - HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜRER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 9 Fleck durchschimmern, wobei man im Unklaren bleibt, ob man es mit einem Kern oder blos mit dem von Körnchen freien Centrum des Blutkörperchens zu thun hat. Die erwähnten Körnchen pflegen wohl in die stumpfen, nicht aber in die fadenförmigen Pseudo- podien überzutreten. Im Laufe meiner Untersuchungen bin ich ein Paar Mal auf Zellen gestossen, welche mit den farblosen Blutkörperchen vollkommen identisch scheinen, in de- nen jedoch hellglänzende Körnchen eine lebhafte, tanzende Bewegung zeigten. Unsere Elemente scheinen die Dimensionen der rothen Blutkörperchen verhältniss- mässig nur selten zu überschreiten und pflegen dann mehr diffus zu sein; im übrigen va- rürt ihre Grösse dermassen, dass es durchaus nicht lohnend schien, specielle Messungen darüber zu sammeln. Die kleinsten Zellen bestehen nämlich aus einem unansehnlichen Pro- toplasmaklümpchen, durch welches ein Paar der stark lichtbrechenden Körnchen zusammen- gekittet wird. Zwischen den farblosen Blutkörperchen und den, als Detritus im Blute zer- streuten, glänzenden Körnchen mit oder ohne Spuren von farblosem Protoplasma, war ich nicht im Stande eine Grenze zu ziehen, und bin der Meinung, dass in der That keine solche existirt. Ebenso, wie sich von den farblosen Blutkörperchen grössere Stücke (Zellen) oder ganz kleine Partikelchen (Detritus) lösen, so können sich aus dem Detritus durch ein Zu- sammenballen mit innerem Wachsthum verbunden wieder neue farblose Blutkörperchen bilden. Mit tiefen Einschnitten oder bisquitförmigen Einschnürungen versehene Körperchen weisen übrigens entschieden auch auf eine reguläre Vermehrung durch Theilung hin. Gelegentlich gehen die farblosen Blutkörperchen in die rothen über, wobei sie ihre glänzenden Körnchen und einen beträchtlichen Grad ihrer Beweglichkeit einbüssen. Die sub f dargestellten Gebilde halte ich nämlich zweifelsohne für Zwischenstufen zwischen farb- losen und rothen Blutkörperchen. 3. Topfförmige Gebilde (Fig. 11 — 23). Diese höchst interessanten Wesen, von denen es nicht entschieden ist, ob sie Parasiten oder specifische Elemente des Blutes dar- stellen, fesselten bereits im Jahre 1851 die Aufmerksamkeit Krohn’s'), der sie späteren Forschern zur weiteren Prüfung ganz besonders empfahl. Er selbst schildert sie nur kurz als blasenförmige Parasiten mit einem Wimperkranze, welche constant in der Leibesflüs- sigkeit vorkommen, sich zwischen den Blutkörperchen lebhaft herumtummeln und die- selben in wirbelnde Bewegung versetzen. Etwas ausführlicher handeln über die Töpfchen Keferstein und Ehlers”), welche auch ein Paar, wenn auch nur skizzenhafte, Abbildungen derselben liefern. Hierauf beschränken sich die mir bekannt gewordenen Nachrichten über die fraglichen Gebilde*). In der Hoffnung, das Wesen der Töpfchen aufzudecken, habe ich LC 1) 1. с. р. 369. gemeint hat, scheint mir zweifelhaft zu sein; denn 2)1. с. р. 42. Taf. VE Fig. 11, 12, 18. er schildert sie als «spherules granuleuses, munies de 3) Ob Jourdain (Comptes-rend. Т. 64. 1867. р. 872) | prolongements singuliers, lesquels, en s’enchevätrant, unter seinen «globules villeux» gleichfalls die Töpfchen | agglomèrent souvent ces corps en masses d’un volume Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Serie. р) 10 Dr. ALEX. BRANDT, selbst viel Zeit und Mühe auf ihr Studium verwandt; ohne jedoch, wie ich gleich im Voraus gestehen will, zu einem definitiven Abschluss gekommen zu sein. Da aber die Struktur der Töpfchen schon an und für sich manches Interessante und weiter Zuverwerthende bietet, so werde ich dieselbe hier mit möglichster Genauigkeit behandeln. Die Gestalt der fraglichen Gebilde (Fig. 11, 12) bezeichnen Keferstein und Ehlers als rundlich, topf- oder kesselförmig; vielleicht noch treffender liesse sie sich als eine den Schröpfköpfen ähnliche bestimmen. Man kann an ihnen folgende Abschnitte unterscheiden: 1) die Kuppel, 2) den Hals, und 3) den Boden, dessen Rand mit Flimmercilien besetzt ist. Die Kuppel besteht aus einer glashellen, farblosen, dünnen Membran, welche beim genaueren Zusehen nicht ganz structurlos erscheint, sondern häufig einen oder mehrere sternförmige, verzweigte Protoplasmaklümpchen (Zellen) eingebettet enthält. Letztere kön- nen auch über die äussere und innere Oberfläche der Kuppel hervorragen. Die Fortsätze derselben sind bisweilen zahlreich und von sehr zierlicher, dendritischer Gestalt. Die Pro- toplasmaklümpchen pflegen sich ihrem optischen Verhalten nach wenig von der-Grundsub- stanz zu unterscheiden, wesshalb sie auch bisher übersehen wurden. Im Ganzen genommen wäre mithin die Kuppel ihrer Structur nach bindegewebiger Natur. Ein Mal glaube ich, sogar eine langsame, active, fortschreitende Bewegung eines Protoplasmaklümpchens in der Wandung der Kuppel beobachtet zu haben, wodurch die Analogie mit der Cornea eine nicht geringe würde; doch wage ich nicht, mit aller Entschiedenheit den Einspruch von mir zu weisen, dass das Wanderungsphänomen möglicher Weise durch eine allmählige Lage- veränderung des ganzen Töpfchens vorgetäuscht sein könnte. An den meisten Töpfchen ist die Kuppel von eleganter, regelmässiger Gestalt und straff gespannt, wie in Fig. 11, doch trifft man ausnahmsweise auch solche an (Fig. 12, A, B), bei welchen dieselbe mehr oder weniger eingeknüllt ist. Die Dicke der Kuppel ist im Einzelnen eine sehr variable, doch dürfte sie im Mittel 0,0011 mm. betragen. Der ais Hals zu bezeichnende Theil des Töpf- chens ist eine unmittelbare Fortsetzung der Kuppel, ein vorspringender, mehr oder weniger verlängerter Theil derselben. Von der Kuppel ist er bald mehr, bald weniger scharf abge- setzt. Seiner Structur nach unterscheidet er sich in nichts von derselben, nur scheint seine -Wandung stets bedeutend dünner zu sein. In Folge dessen pflegt er in der Regel nicht straff gespannt, sondern unregelmässig circulär gefaltet oder eingeknüllt zu sein. Etwas schwierig für das Verständniss ist die Art und Weise, wie sich der Hals an den Rand des Bodens inserirt; doch glaube ich schliesslich, auf den halbschematischen Figuren 13 A und B die Verhältnisse im Wesentlichen richtig dargestellt zu haben. Es bildet nämlich der Rand des Halses eine, freilich nicht immer ausgesprochene, ringförmige Dupplicatur, welche sich unmittelbar in den Boden fortsetzt. Der freie Rand der Dupplicatur ist, wo er dem LA variable». Ferner sagt er von ihnen, dass sie sich in der | den. Diese Beschreibung scheint mir cher dafür zu spre- Leibesflüssigkeit vieler Evertebraten wiederfänden und | chen, dass Jourdain farblose Blutkörperchen mit ihren fälschlich für Theile von Flimmergewebe gehalten wür- anoeboiden Fortsätzen gemeint hat. ANATOMISCH - HISTOLOGISGHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 11 Rand des Bodens aufliegt, nicht ganz glatt, sondern pflegt mehr oder weniger, wie eine Hals- krause, in zierliche, radiäre Fältchen gelegt zu sein. Diese Fältchen wiederholen zum Theil die Radiärstreifung, welche man auf dem Randtheile des Bodens bemerkt, und deren so- gleich noch gedacht werden soll. Der Boden der Töpfchen ist ungleich dicker als ihre übrigen Partien. Seiner typischen Form nach lässt er sich am besten mit dem Boden einer gewöhn- lichen Weinflasche vergleichen. En face betrachtet erscheint er übrigens nicht immer kreis- rund, sondern nicht selten regelmässig oder auch unregelmässig eckig (Fig. 15, 20, 21). Der centrale Theil desselben ist aussen concav, innen hingegen convex, springt in ver- schiedenem Grade in den Innenraum des Tôpfchens vor; während der Rand, umgekehrt, an der äussern Fläche eonvex, an der inneren concav, und mithin wie die Krempe eines Hutes gestaltet ist. Mitunter ist der Boden freilich fast plan und zeigt ausnahmsweise auf seiner in- neren Fläche im Centrum eine seichte Delle (Fig. 11. B). Je näher zur Mitte, desto dicker wird er. An seiner Peripherie ist er sehr dünn und geht hier in den Hals des Töpfchens über. Die äussere Concavität des Bodens wird von einem Protoplasmaklumpen, gewöhnlich von gelbgrauer Farbe, ausgefüllt, welcher einen integrirenden Bestandtheil des Töpfchens ausmacht. Der von dem Protoplasmaklumpen entblösste Rand des Bodens zeigt, — wenn man ein Töpfchen von unten aus betrachtet, am besten nachdem es seine Cilien eingebüsst hat, oder wenn dieselben regungslos sind, — eine recht regelmässig radiäre Strichelung (Fig. 15, 20, 21). Bei oberflächlicher Einstellung erscheinen die Radiärstriche und ihre Endpunkte hellglänzend, die breiteren Zwischenräume hingegen dunkel, bei tieferer Einstellung kehrt sich dieses Verhältniss um, wodurch der Nachweis geliefert ist, dass die Streifen vorsprin- gende Leistchen oder Fältchen darstellen. Keferstein und Ehlers reden von einer Mündung der Töpfchen und halten den Boden derselben für einen verdickten, ringförmigen Saum (man vergl. den Text und ihre Figur 12). Das Irrthümliche dieser Vorstellung.wird, schon abgesehen von den eben ange- führten Beobachtungen, auch dadurch widerlegt, dass im Inneren der Töpfehen niemals Formelemente vorkommen, sondern stets nur reines, helles Serum; so wie auch dadurch, dass die Kuppel immer gleich gespannt bleibt und bei ihrer geringen Dicke nicht zusam- menklappt, obgleich die Töpfehen stets mit diesem Theile voranschwimmen. Die Flimmereilien sind auf dem Rande des Bodens, auf dessen Aussenfläche, dicht zusammengedrängt. Sie besitzen eine Länge von eirca 0,016 mm. und befinden sich in fort- währender Bewegung, indem sie in der Regel peitschenartig von aussen nach innen schla- gen. Hierdurch schwimmen die Tôpfchen, solange sie überhaupt lebenskräftig sind, unauf- haltsam vorwärts, in der Richtung ihrer Längsachse und, wie schon erwähnt, stets mit der Kuppel voran. Die Bewegungen der Töpfehen tragen durchaus nicht den Charakter der willkührlichen, da dieselben keinen Hindernissen gleichsam freiwillig ausweichen. Stossen sie auf ein Hinderniss, welches sich nicht zur Seite schieben lässt, so bleiben die Tôpfchen davor stehen, wobei ihre Cilien unaufhaltsam zu vibriren fortfahren. Lässt man eine mit Seewasser verdünnte Portion Blut eine Zeitlang in einer Schale stehen, so fallen die Blut- DE) 12 Dr. ALEx. BRANDT, körperchen zu Boden, so dass man von oben Wasser zur Untersuchung nehmen kann, wel- ches als einziges Formelement Töpfchen enthält. An solchen Töpfchen lässt sich nun am bes- ten constatiren, dass die Bewegung derselben keine hin und her schwärmende, wie bei Infu- sorien, sondern eine geradlinige ist. Die Bewegung der Cilien an sich bezeichnete ich oben als eine peitschenförmige. Diese Bezeichnung ist nicht für alle Fälle zutreffend: es kommt vor, namentlich an Töpfchen, die durch die sie umgebenden Hindernisse, das Deckgläschen und die angrenzenden Formelemente des Blutes, zum Stillstande gebracht sind, dass die Bewegung der Cilien als eine mehr tanzende, auf und nieder hüpfende, oder bohrende be- zeichnet zu werden verdient. Durch den Schlag der Cilien werden die Blutkörperchen, welche in ihr Bereich kommen, hurtig, wirbelnd durch einander getrieben. In der Regel haftet am Boden ein Haufen zusammengeballter farbloser Blutkörperchen, Detritus u. dergl. mehr., welchen die Töpfchen mit sich zu schleppen haben (Fig. 12). Durch diese Zellhaufen mit ihrem amoeboiden Fortsätzen bleiben nicht selten zwei, mehrere oder gar viele Töpfchen zu einer Gruppe verbunden. Jedes der Töpfchen hat dann die Tendez, die Gruppe in der ihm eigenthümlichen Richtung fortzubewegen; wodurch denn die stärkeren oder zahlreicheren die Oberhand gewinnen, oder die Wirkungen der einzelnen Töpfchen sich gegenseitig aufheben können, je nach Umständen. Beim Anprallen der Töpfchen an ein beliebiges Hinderniss sieht man deutlich die Membran der Kuppel etwas flottiren, und doch Dank der Elasticität stets wieder die ursprüngliche Form annehmen. Es gewährt einen hüb- schen Anblick die Töpfchen sich munter herumtummeln zu sehen. Bisweilen wimmelt das Blut von ihnen. Nun sollen einige Bemerkungen über die Flimmercilien, welche alle diese interessanten Bewegungen verursachen, folgen. Bei genauerem Zusehen gewahrt man nämlich, dass sie an ihrem Ende ein kleines, hellglänzendes, stark lichtbrechendes Köpfchen tragen (Fig. 11 A). Die Köpfchen sind in der Regel schon ohne Weiteres deutlich sichtbar, besonders wenn man Töpfchen betrachtet, die nicht von der Stelle kommen können und ihren Boden nach oben kehren. Setzt man etwas Ammoniak zu einem Blutpräparate, so gelingt es leicht, die Cilien zum Stillstande zu bringen, worauf sich ihre Köpfchen aufs Evidenteste nachweisen lassen, Übrigens findet man (sowohl in mit Seewasser verdünnten, als auch in per se untersuchten Blutproben) Töpfchen, deren Cilien spontan stehen geblieben sind (Fig. 15); noch mehr unter meinen Augen blieben in einzelnen, freilich seltenen, Fällen die bisher lebhaft schlagenden Cilien eines Töpfchens stille stehen, lösten sich ab und zerstreuten sich unter schwach bohrenden Bewegungen in der umgebenden Flüssigkeit. Figur 14 stellt einen exquisiten ähnlichen Fall dar. Bisweilen löste sich übrigens nur eine Anzahl von _ Flimmercilien, während die übrigen nicht blos am Töpfchen blieben, sondern auch unge- stört fort vibrirten, Solche stehen gebliebene oder abgelöste Cilien lassen über ihre wahre Gestalt schon gar keinen Zweifel mehr aufkommen. | Е Durch diese Beobachtungen glaube ich eine neue, bisher noch übersehene Art von Flimmercilien nachgewiesen zu haben und schlage vor, dieselben stecknadelförmige ANATOMISCH - HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 13 Flimmercilien (Ciliae vibratoriae capitatae) zu nennen. Bemerkt muss übrigens werden, dass die sonst so ausgesprochene stecknadelförmige Gestalt sich durchaus nicht an allen Cilien nachweisen lässt, dass vielmehr in ein und demselben Präparat an einer Anzahl von Tôpfchen die Cilien ganz deutliche Köpfchen besitzen, an den übrigen hingegen letztere durchaus vemisst werden (Fig. 11, 12); ja dass sogar bisweilen an ein und demselben Tôpfchen nur ein Theil der Cilien Köpfchen besitzt, die übrigen aber nicht. Von diesem Verhältniss überzeugte ich mich sowohl an lebenden, als auch an mit Ammoniak behan delten Präparaten. Durch dasselbe lässt sich auch zum Theil erklären, warum die Köpf- chen an den Cilien bisher übersehen werden konnten. Die Grösse der Tôpfchen ist eine erstaunlich variable. Als Beleg hierfür mögen fol- gende Messungen dienen: Höhe 0,060 mm. Breite 0,060 mm. » 0,045 » » 0,051 » » 0,060 » » 0,063 » » 0,051 » » 0,057 » \ »: 0.033 » » 0,030 » » 0,036 » » 0,027 » » 0,096 » » 0,096 » Man ersieht hieraus gleichzeitig, dass die Höhe und Breite nicht wesentlich in ihren Massen mit einander differiren; dass beide bald ganz gleich sind, bald die eine die andere um ein Geringes übertrifft. Keferstein und Ehlers geben als Maximalgrösse der Töpf- chen 0,09 mm. an, eine Angabe, welche auch mit meinen Erfahrungen ziemlich gut über- einstimmt; doch muss ich bemerken, dass dieselbe nur für die typischen Töpfchen Gültig- keit hat. Es giebt nämlich eine selten vorkommende Abart der Töpfchen, welche sich durch eine bedeutendere Grösse auszeichnet. Ich will dieselben der Kürze wegen als Schüssel- chen bezeichnen und ihre Beschreibung hier beifügen (Fig. 16, 17). Sie pflegen flach, d.h. mehr lang und breit, als hoch, zu sein. Ihre Kuppel ist häufig unregelmässig, mit sack-: oder höckerförmigen Vorsprüngen versehen, unterscheidet sich aber sonst nicht wesentlich von der der typischen Tôpfchen. Der Boden bietet eine länglich-ovale, abgerundet-eckige, seltener runde Gestalt. Die Cilien sind, wie bei den typischen Töpfchen, entweder mit einem Köpfchen versehen, oder ohne ein solches. Desgleichen wurden in ganz frischer Lei- besflüssigkeit Schüsselchen beobachtet, deren Cilien entweder blos stille standen, oder sich auch abgelöst hatten. Die Dimensionen der Schüsselchen sind grossen Schwankungen unter- worfen. Von zweien derselben maassen die Böden jeder 0,18 mm. in der Länge und 0,135 mm. in der Breite; ein drittes war 0,128 mm. lang; ein viertes hatte einen kreisrunden Boden von 0,126 mm. im Durchmesser. So auffallend sich auch die typischen Töpfehen und Schüs- selchen von einander durch ihre Gestalt unterscheiden, so sind sie nichts desto weniger durch- 14 Dr. ALEx. BRANDT, aus nicht specifisch verschieden, sondern offenbar durch Übergänge mit einander ver- bunden. | Als grösste Seltenheit trifft man Zwillings- und Drillingstüpfchen an, die, ein Ganzes bildend, blos durch Einschnürungen von einander getrennt sind. Nach einer mündlichen, durch eine Abbildung erläuterten Mittheilung hat schon vor mir Prof. Claparede zwei mit ihren Kuppeln verschmolzene und blos durch eine meridionale Furche von einander abgesetzte Töpfchen gesehen. Er ist der Meinung, dass es sich hier um eine Vermehrung der Töpfehen durch Theilung handelte. Mir scheint es durchaus wahrscheinlich, dass der verdiente Forscher das Richtige getroffen hat. Was meine eigenen Beobachtungen in dieser Beziehung betrifft, so basiren sie, leider, blos auf zwei Fälle. In dem einen dersel- ben (Fig. 18) hatte ich ein Gebilde vor mir, welches gleichsam aus drei Töpfchen zusam- mengesetzt war. Im Ganzen genommen hatte es eine Höhe von 0,060 und eine Breite von 0,087 mm. Die Kuppel war eine gemeinsame, aber, entsprechend den drei separirten Bö- den, durch Einschnitte oder Furchen in drei Aussackungen geschieden, Besondere Schei- dewände im ‚Innern der Kuppel waren nicht nachweisbar. Da die Höhe des Gebildes mit der der einzelnen Tôpfchen übereinstimmt, die Breite desselben aber die der einzelnen Töpfchen bei weitem übertraf, so konnte das Gebilde, wenn hier überhaupt ein Theilungs- process vorlag, nur aus einem Schüsselchen hervorgegangen sein. (Am rechten und mitt- leren der Drillingstöpfehen trugen viele der Cilien Köpfchen, am linken hingegen schein- bar nur sehr wenige). In dem anderen Falle (Figur 19) waren zwei Töpfchen, ein grös- seres (von 0,0572 mm.) und ein kleineres (von 0,0495 Querdurchmesser) antipodisch, 4. В. mit ihren Scheiteln verbunden, und nur durch eine tiefe, scharf umschriebene Furche ab- gesetzt. Auch diese Zwillinge konnten leicht durch Theilung aus einem Einzeltöpfchen ent- standen sein indem sich diese Theilung weit vom Boden gegen die Kuppel fortsetzte. Was die Frage nach dem Untergange der Töpfchen betrifft, so findet man, wie schon oben erwähnt, öfters (und zwar nicht blos in Leibesflüssigkeit, welche lange gestanden hat oder mit Seewasser verdünnt wurde, sondern auch in ganz frischer und unverdünnter), neben ganz in- tacten, munter ihre Cilien regenden Tôpfchen, auch solche, die ihre Cilien eingebüsst haben, sonst aber sich durch nichts von den übrigen unterscheiden. Dieselben zeigen uns die erste Stufe der regressiven Veränderung. Weitere Stadien der Umwandelung sind auf Fig. 23, 24 dargestellt. Die Verdickung am Boden schwindet, so dass sie bis auf eine Lamelle von der Stärke der übrigen Theile des Töpfchens reducirt wird. Ob sich hierbei das Protoplasma vom Boden blos in Klümpchen ablöst, oder zu Detritus zerfällt, liess sich nicht entscheiden. Gleichzeitig mit dem Schwinden des verdickten Bodens verstreicht auch der Hals des Töpf- chens, indem sich seine Fältchen glätten. An der Stelle, -wo sich früher Hals und Boden befanden, entsteht dadurch eine blosse Einbuchtung nach innen (Fig. 24 A). Später ver- streicht auch diese Einbuchtung, wie ich es in einem Falle sogar unmittelbar beobachtet habe, und das betreffende Töpfchen hat sich in eine bindegewebige Blase verwandelt, wie man deren häufig im Blute findet. Noch besser liess sich übrigens ein anderer Modus der ÄNATOMISCH-HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS Г. 19 Rückbildung der Tôpfchen in einzelnen Fällen beobachten (Fig. 22). Es löste sich nämlich der ganze Boden als eine zusammenhängende Klappe ab, worauf eine membranöse Blase mit weiter Öffnung übrig blieb. Vergleichsweise will ich hier mit einigen Worten der Töpfehen der Phascolosomen gedenken (Taf. II. Fig. 64). Ihre Existenz war schon Krohn bekannt (1. с. р. 369); später scheinen: sie jedoch in Vergessenheit gerathen zu sein. Zunächst wäre zu bemerken, dass die Töpfchen der Phascolosomen leicht übersehen werden können. Ihre ganze Kuppel ist nämlich mit grossen körnigen Protoplasmaballen oder Klumpen (Zellen od. Detritus?) von aussen belegt, so dass die Oberfläche eine höckerige, maulbeerförmige Gestalt hat. Die Zellen sind ziemlich opac, in Folge der eingebetteten Krümchen, und gelbgrau. Der Boden ist im Wesentlichen so, wie beim Sipunculus. Die Flimmereilien sind unansehnlich, oder springen weniger in die Augen; sie besitzen gleichfalls Köpfchen. Tôpfchen, welche die Cilien eingebüsst haben, kommen nicht selten vor. Werfen wir nun schliesslich die Frage auf: was sind die Töpfehen? sind es Organe oder Organismen? Mit andern Worten sind es integrirende Theile des Bluts von Sipuneu- lus und Phascolosoma, oder sind es Parasiten? Krohn nannte sie, wie wir bereits sahen, schlechtweg Parasiten. Nach einer mündlichen Mittheilung neigt sich auch Claparede dieser Ansicht zu. Keferstein und Ehlers sind unschlüssig, was sie aus diesen Wesen machen sollen, doch scheint ihnen deren parasitische Natur keineswegs ausgemacht zu sein. Gleichsam als Beleg dafür theilen sie die interessante Thatsache mit, dass sie schon in _2 mm. grossen Sipunculuslarven ganz ähnliche Wesen antrafen, welche sich aber doch von denen der ausgebildeten Thiere unterschieden. Sie schildern sie nämlich und bilden dieselben ab (Taf. VI. Fig. 14, 15) als runde Blasen an einer Stelle mit einer dunkleren Verdickung versehen, auf welcher grosse Cilien sitzen, deren Bewegung die ganze Blase schnell fort- bewegt. Wenn diese Beobachtung noch weitere Bestätigung finden wird, so dürfte sie aller- dings eher dafür sprechen, dass die Töpfehen sich allmählig bildende Organe seien. Die abweichende Beschaffenheit der Töpfehen von Phascolosoma, deren verdickte Kuppel haupt- sächlich aus unregelmässigen Protoplasmaballen besteht, der Umstand, dass die geköpften Cilien nicht blos an den Tôpichen, sondern auch auf dem Epithel der braunen Schläuche vorkommen, und sonst noch nirgends im Thierreiche beobachtet wurden; möchten gleich- falls eher gegen Parasiten (etwa Infusorien) sprechen. Man könnte daran denken, dass bei dem Mangel von Blutgefässen die Tôpfchen im Organismus des Sipunculus eine nicht unwesentliche Rolle spielen: indem sie wie die Schaufeln einer Meischmaschine die Blut- körperchen unter einander mischen, verhindern sie eine locale Stauung derselben und die- nen mithin der regelmässigen Ernährung *). *) Nachtrag. Mein verehrter Lehrer und Freund | Wesen. (Wedl. Beitr. z, Lehre v. d. Haematozoen. Prof. Leuckart macht mich soeben auf die äussere, ge- | Denkschr. der Wiener. Akad. Bd. 1. 1849. р. 3. Fig. 1, staltichte Uebereinstimmung aufmerksam, welche die | $. auch Siebold. Ueber undulirende Membranen. Zeit- Tôpfchen mit dem von Wedl im Blute von Oyprinus gobio | schr. £. w. Z. 11. (1850). р. 362. gefundenen und Globularia radiata sanguinis benannten | 16 Dr. ALEx. BRANDT, 4. Membranöse Blasen (Fig. 25 — 36). Es sind dieses offenbar, wenigstens zum Theil, dieselben Gebilde, welche Keferstein und Ehlers (l. с. р. 41. 4) für Zellenhaufen hielten. (Sie sollten nach ihnen 0,08 — 0,4 mm. gross sein und aus wenigen oder vielen, stets äusserst blassen, 0,04 mm. grossen Zellen bestehen, mit sehr feiner Membran und einem deutlichen, 0,004 — 0,008 mm. grossen Kern, der oft ein sternförmiges Aussehen hat). Doch haben wir es hier sicher, wie bei den Tôpfchen, mit Bindegewebsblasen zu thun, , welche Serum enthalten. Dieselben sind dünnhäutig, farblos und pellucid und zeigen in ihren sonst structurlosen Wandungen stellenweise feinkörnige Protoplasmaklümpchen eingesprengt. Letztere strahlen in der Regel dendritisch verzweigte, mehr oder weniger zahlreiche, feine Fortsätze aus und wurden fälschlich für Zellenkerne gehalten. Die echten Blasen unterscheiden sich von den abortirten Tôpfchen sämmtlich dadurch, dass sie nie kugelrund, sondern stets platt gedrückt sind. Ihre Beschaffenheit ist eine höchst man- nigfaltige. Die einfachste Form wurde in Fig. 28 A. B. en face und im Profil abgebildet. Sie unterscheidet sich hauptsächlich dadurch, dass sie nur ein einziges Protoplasmaklümpchen besitzt, von welchem dass ganze Protoplasmanetz der Membran ausgeht. Die Grösse sol- cher Blasen ist eine sehr variable. Eine complicirtere Form stellte Fig. 29 dar. Auf den ersten Blick sollte man glauben, zwei Zellen vor Augen zu haben, welche soeben durch Theilung einer grösseren entstanden sind und im Begriff stehen, sich zu trennen. In Wirk- lichkeit ist es jedoch eine platte Blase, gleich der vorigen, und blos dadurch ausgezeichnet, dass in ihrer Wandung statt eines, zwei sternförmige Protoplasmaklümpchen (Bindege- webskörper) eingesprengt sind, und dass eine circuläre Furche die Blase in zwei Abschnitte theilt. Eine Scheidewand ist an der betreffenden Stelle nicht zu finden. (Längsdurchmesser — 0,057, Querdurchmesser 0,03). Von ganz ähnlicher Beschaffenheit kommen Blasen mit 3, 4, Би. s. w. sternförmigen Centern vor (Fig. 30 — 34). Überall sind die Gebiete dieser Centern durch mehr oder weniger tiefe Furchen von einander getrennt, so dass 3, 4, 5 u. s. w. Zellen vorgetäuscht werden: Nicht selten fehlen jedoch die Furchen oder sind nur sehr wenig ausgesprochen (Fig. 25). Innere Scheidewände lassen sich nie nachweisen. Fig. 35 stellt eine Blase dar von nicht weniger als 0,5 mm. im Durchmesser, in deren Wandung die Zahl der eingelagerten sternförmigen Zellen eine sehr beträchtliche ist, wobei die Gebiete dieser Zellen nicht durch scharfe Furchen getrennt sind. Ganz ähnliche Blasen finden sich übrigens von sehr verschiedenen Dimensionen, bis zu 0,075 und weniger herab. Ausnahmsweise kommen membranöse Blasen von etwas oder auch ganz unregelmäs- siger Gestalt vor (Fig. 27, 36). Die Zahl der Blasen ist eine sehr verschiedene; bisweilen findet man sie klumpenweise, bisweilen wieder kann man mehrere Blutproben durchsehen, ohne welche zu finden. я Ги Blute der Phascolosomen kommen ähnliche Blasen gleichfalls vor. Auch in der Leibesflüssigkeit eines jungen, kleinen Sipunculus, der im contrahirten Zustande nur 50 mm. ANATOMISCH - HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 17 lang und 10 mm. dick war, fanden sich viele Blasen von der verschiedensten Form. (Ge- schlechtsproducte enthielt das Thier nicht). Was den Ursprung und die Bedeutung der Blasen anbetrifft, so vermuthe ich einen gewissen Zusammenhang derselben mit den abortirten Töpfchen und, beim erwachsenen Thiere auch mit den Kapseln der Geschlechtstoffe. 5. Geschlechtsproducte schwimmen bekanntlich auch in der eb DH doch sollen sie erst im vierten Abschnitt besonders besprochen werden. 6. Sonstige morphologische Blutbestandtheile. Theils sind es solche, die man ohne Zwang nur schwer in eine der vorstehenden Gruppen von Formelementen unterbrin- gen kann, welche aber doch ohne Zweifel keine dem Organismus fremde Beimischungen sind; theils aber solche, welche offenbar den Geweben des Sipunculus fremd sind. Zu den ersteren gehören feinerer oder gröberer Detritus, und vor allen Dingen feinkörnige, opake, gelblich-graue Kugeln von circa 0,018 mm. Durchmesser. Diese letzteren zeigen sehr aus- gesprochene amoeboide Formveränderungen, und zwar schicken sie stets nur ganz stumpfe Fortsätze aus. Einen Kern besitzen sie nicht. Sind es blos modifieirte Formen oder ge- wisse Entwicklungszustände der Blutkörperchen, oder gehören sie zu den Anlagen der Geschlechtsproducte? — Zu den letzteren, den offenbar heterogenen Beimischungen der Blutflüssigkeit, gehören Vibrionen und Bacterien, welche nicht blos in der Leibesflüssigkeit verwesender, sondern bisweilen auch ganz munterer, lebender Thiere vorkommen. In die Categorie der Parasiten gehört offenbar auch eine Anzahl Eier, welche ich in der Leibes- _hôhle eines Sipunculus frei schwimmend fand. Sie waren rund, 1 mm. und etwas darüber im Durchmesser, opac und milchweiss. Durch Druck liess sich neben dem trüben, körnigen Inhalt noch ein deutliches, transparentes Keimbläschen herauspressen. Die Schalenhaut war durchaus structurlos. IT. Tentakulargefässsystem. mar IL 37 43, Ein Theil des in Rede stehenden Systemes war schon Delle Chiaje') bekannt, näm- lich der eine der beiden Blindschläuche. Er vindicirte ihm eine fast birnförmige Gestalt und nannte ihn eine Polische Blase. Darauf hat Grube?) sehr exacte Untersuchungen ange- stellt, welche, leider, von den späteren Forschern lange nicht genug gewürdigt wurden. 1) Memorie degli anim. senza verteb. 4. 1823. Vol. 1. 2) Versuch einer Anatomie d. Sipunculus nudus. Mül- p. 1— 24. mit 1 Taf = ler’s Arch. 1837. р. 251. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VlIme Série. 3 18 Dr. ALEXx. BRANDT, Er wiess nach, dass am Oesophagus nicht ein, sondern zwei, hinten blind endigende Schläuche, ein oberer und ein unterer, liegen, welche er, Delle Chiaje folgend, als Po- lische Blasen bezeichnet. Er hat Injectionen, sowohl mit Luft, als auch gefärbten Massen vorgenommen und sich auf diese Weise überzeugt, dass beide Blasen im Zusammenhange mit einem innern Raum der Tentakelmembran stehen. Auf diesen Zusanımerhang, meint Grube, dürfe man übrigens wohl auch aus der Aehnlichkeit der in beiden Organen enthal- tenen Fluida schliessen. Hier, wie dort ist eine hell fleisch- oder rosenrothe Flüssigkeit ent- halten, in der mennigrothe oder bräunliche, flockige Körperchen angetroffen werden. Als einen ferneren Beweis für seine Behauptung führt er noch die Thatsache an, dass durch einen Einschnitt in die Tentakelmembran auch die Schläuche entleert werden. Anders scheint die Verhältnisse Peters aufgefasst zu haben. Unter den Figuren zu seinem 1850 erschienenen kleinen Aufsatz: «Über die Fortpflanzungsorgane des Sipunculus» ') bildet der- selbe nämlich, freilich nur beiläufig, ein Stück der Tentakelmembran ab. Längs des Randes derselben läuft ein schmaler Streifen hin, welcher in der Tafelerklärung als Kiemengefäss bezeichnet wird. Im Text des Aufsatzes ist übrigens von diesem Verhältniss gar nicht die Rede und möchte dasselbe wohl auf einem Irrthum beruhen, da sich nicht annehmen lässt, dass der von Peters untersuchte Sipunculus indicus, welcher dem 5. nudus nahe verwandt ist, sich so wesentlich von ihm im Baue der Mundtentakeln unterscheiden sollte. Krohn?) bestätigte die Beobachtungen Grube’s, es geht dies wenigstens daraus hervor, dass er von Hohlräumen in der Tentakelhaut redet und angiebt, dieselben enthielten, gleich den Poli- schen Blasen, Blutkörperchen. In ihrer 1861 erschienenen, schon häuflg eitirten Anatomie des Sipunculus nudus kamen Keferstein und Ehlers zu einer ganz abweichenden Auf- | fassung. Die Verfasser hielten die beiden Schläuche am Oesophagus für Drüsen und ver- mutheten, dass sie sich an der Basis des Tentakelkranzes in den Schlund öffneten. Was den Hohlraum in den Tentakeln anbetrifft, so glaubten sie, dass derselbe durch irgendwelche feine Communicationswege mit der Köiperhöhle in Verbindung stehen müsse, behufs der Ermöglichung ihrer Erection. Fin Paar Jahre später hat der eine der beiden genannten Gelehrten?) das Gefässsystem der Tentakeln bei Phascolosoma-Arten untersucht. Es war dies keine leichte Arbeit, und nur bei einige Millimeter langen, fast durchsichtigen Ехет - plaren von Ph. elongatum gelang es ihm, über die Verhältnisse ins Reine zu kommen. Er erkannte hier nämlich, dass das fragliche Gefässsystem aus einem contractilen Schlauch und einem Ringgefäss besteht, in welches die Hohlräume der Tentakeln einmünden. Der Inhalt des Gefässapparates sei, wie Keferstein ferner anführt, dieselbe rothe Flüssigkeit, welche die Leibeshöhle erfüllt, doch habe er von den morphologischen Elementen in ihm nur die linsenförmigen Blutkörperchen bemerkt. An diese Mittheilungen knüpft Kefer- stein einige Betrachtungen über das Tentakulargefässsystem des Sipunculus, welche die 1) Müller’s Arch. 1850. Taf. IV. Fig. H. thiere. У. Beitr. z. Kenntn. 4. Gattung Phascolosoma. 2) 1. с. Müller’s Arch. 1851. Zeitschr. f. w. Zool. XII. (1863) p. 47. ü 3) Keferstein. Untersuchungen über niedere See- ANATOMISCH - HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 19 früheren, in Gemeinschaft mit Ehlers gemachten, Angaben berichtigen sollen. Es scheint ihm nämlich nach den Beobachtungen an Phascolosoma nicht unwahrscheinlich, dass die beiden, von ihm früher als Drüsen gedeuteten Schläuche des Sipunculus auch zu einem Tentakelgefässsystem gehören, vielleicht aber in einer anderen Weise, denn in diesen Schläuchen hätte er nie etwas dem Blute des Sipunculus Ähnliches gefunden, ebenso wenig, wie in den Tentakeln desselben und hält es daher für möglich, dass dieses Gefässsystem des Sipunculus sich mit Wasser von aussen her füllte. Er glaubte sogar, dass ein von den Tentakeln zum Hirn bei $. tesselatus gehender Strang") als Zuleitungskanal fungire, indem derselbe an den Tentakeln mit einer Öffnung nach aussen zu enden scheine. Von den weiteren Untersuchungen sollen jetzt die von Semper *) besprochen werden. Derselbe beschreibt als Rückengefäss bei den tropischen, echten Sipunculiden einen schmalen Strang auf der Rückseite des Schlundes. Hinten soll er dicht am Anfange der Darmspirale blind enden, vorne hingegen, am Schlundkopf, einen Gefässring bilden. Aus letzterem treten Gefässe in die Kopftentakeln (Kieme) ein. Semper vermuthet einen Zusam- menhang dieses Gefässsystems einerseits mit der Leibeshöhle, andererseits mit einem Ge- fässnetz in der Haut, doch hat er diesen Zusammenhang nicht nachweisen können. Die Tentakeln betrachtet er als echte Kiemen von zusammengesetzter Bildung. Von dem Ring- kanal sollen in die Tentakeln grössere Längskanäle gehen, die durch Querästschen anasto- mosiren; diese Gefässe sollen dadurch zu Stande kommen, dass das Lumen der Tentakeln durch Querbalken durchsetzt wird. In dem einen der Längsgefässe der Tentakeln soll ein Strom von vorne nach hinten, in dem andern in umgekehrter Richtung vorhanden sein. Aus dem Ringgefässe soll ein Blutstrom höchst wahrscheinlich in die Gefässe des Rüssels eintreten; doch hat Semper diese Gefässe des Rüssels nur ein einziges Mal, und zwar bei einem verletzten Thiere, beobachten können, bei dem sie sich mit dem hochrothen Blute sehr hübsch injieirt hatten. Künstliche Injectionen, welche versucht wurden, misslangen immer, selbst an den grössten bis fusslangen Thieren. | Es bedarf wohl kaum eines näheren Nachweises, dass Semper’s Gefässe keine echten Blutgefässe sind, sondern vielmehr, wenigstens ihren Hauptabschnitten nach, dem Tentaku- largefässsystem angehören. Die vom Verfasser beschriebenen und abgebildeten Längsgefässe der Tentakeln könnten leicht durch den contrahirten Zustand dieser letzteren vorgetäuscht sein. Die mit weniger Sicherheit angenommene Vereinigung des fraglichen Gefässsystems auf dem Rüssel oder in der Haut könnte entweder auf einem Irrthum, oder auch auf einer anatomischen Eigenthümlichkeit der von Semper untersuchten tropischen Sipuncu- liden beruhen. Eine ähnliche Deutung der Semper’schen Beobachtungen wurde bereits von Keferstein°) gemacht. Derselbe schlägt nämlich vor, das sogen. Blutgefässsystem Respi- rations-Gefässsystem zu nennen und bemerkt, dass es Aehnlichkeit mit den Wasserge- 1) Keferstein u. Ehlers 1. с. Taf. УП. 1, 2 u, и. 3) Beiträge zur anatom. u. systemat. Kenutn. 4. Sipun- 2) Reisebericht. Zeitschr. £. w. Zool. Bd. XIV. (1864) | enliden. Zeitschr. f. w. Zoolog. ХУ. (1865) р. 412. p. 419. 20 - - Dr. Auex. BRANDT, fässen z. В. der Synapten habe. Das Rückengefäss von Semper ist nichts weiter, als der obere, und bei den Phascolosomen auch einzige, contractile Schlauch am Vorderdarm. Bei dieser Gelegenheit wiederholt Keferstein, im Speciellen für Ph. elongatum und Antil- larum, seine schon früher (l. c. Zeitschr. f. w. Zool. XII) gemachte Angabe, das, der In- halt der Gefässe vollkommen der Leibesflüssigkeit gleiche, dass aber trotz aller Mühe keine Verbindung dieser Gefässe mit der Leibeshöhe aufgefunden werden konnte. Den Sipunculus unterwarf er einer erneuerten Prüfung in Betreff des Gefässsystems und fand, dieses Mal freilich nur an Spiritusexemplaren in Übereinstimmung mit seiner früheren Angabe, in den Schläuchen keine Leibesflüssigkeit, wohl aber röthliche Concretionen. Schliesslich ist noch der Untersuchungen Jourdain’s') zu gedenken. Derselbe giebt an, dass beim Sip. obscurus nur ein oberer, beim 5. gigas beide Schläuche am Oesophagus vorhanden seien. Dieselben setzen den «Circulationsapparat» zusammen, indem sie vorne in einen Ringsinus münden, welcher den Pharynx umgiebt und frei mit der Tentakelkrone communicirt, — so, dass der Raum in den Tentakeln als blosse Fortsetzung des Sinus er- scheint. Eine Ausbreitung dieses Gefässsystems auf die Körperwände hat er nicht aufge- funden. Wir sehen mithin, dass Jourdain im Wesentlichen vollkommen Grube’s Unter- suchungen bestätigt, freilich ohne sich auf sie zu berufen. Die Flüssigkeit in den Schläu- chen enthält nach dem Verfasser eine Menge Körperchen, die sich von denen der Leibes- flüssigkeit durch einen beträchtlicheren Durchmesser auszeichnen sollen. Dieselben werden nicht durch die Contractilitat der Gefässe, sondern durch Flimmercilien in Bewegung ge- setzt. Was endlich die Function des Gefässapparates betrifft, so wird sie für eine respirato- rische gehalten. Oben wurden bereits die Angaben Semper’s berücksichtigt; es ist jedoch noch nach- träglich über dieselben zu erwähnen, dass sie neuerdings vom Verfasser wiederholt wur- den”). Ihre Deutung modificirt er übrigens etwas, indem er sie den anatomischen Verhält- nissen der Holothurien adoptirt und die Schläuche am Oesophagus Polische Blasen nennt. Diese, etwas weitläufig ausgefallene, literärische Übersicht lässt sich auf folgende Weise resumiren. Die von Delle Chiaje angedeuteten und von Grube genau ausgeführten Beobachtungen wurden lange nicht gehörig berücksichtigt, so dass manche Widersprüche und Unklarheiten in der Auffassung des Tentaculargefässsystems der Sipunculiden im All- gemeinen und des $. xudus im Besondern herrschten. Die Verhältnisse beginnen sich nur in der letzten Zeit zu klären, nach Maassgabe dessen, wie sich die Forscher der alten, fast vergessenen Grube’schen Auffassung wieder nähern. Die Belege für die Richtigkeit dieses Resume’s sind aus den nun folgenden eigenen Beobachtungen zu entnehmen. Am Vorderdarm (Fig. 37 — 40, à) des Sipunculus nudus verlaufen der Länge nach 1) Comptes rend. T. 60 (1865) p. 1042 und ibid. T. 64. 2) Reisen im Archipel. d. Philippinen. Th. II. Bd. F. (1867) p. 871. (Holothurien). (1868). p. 191. ANATOMISCH -HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 21 zwei mit ihm durch Bindgewebe verbundene Schläuche. Der eine derselben (v) liegt an der Dorsalseite des Vorderdarms, zwischen den beiden dorsalen Retractoren (m) des Rüssels und mit seinem hinteren Ende unterhalb des rückenständigen Mastdarmes mit dem After; der andere der beiden Schläuche (©) hingegen befindet sich an der Ventralfläche des Vor- derdarms zwischen den beiden ventralen Retractoren (m’) des Rüssels. Ihr Verlauf ist nicht gerade, sondern mehr oder weniger gewunden, je nach dem der Rüssel vor- oder zurückgezogen ist. Die Schläuche springen durch ihre Dimensionen nur wenig in die Augen, besonders wenn sie, was häufig der Fall ist, collabirt oder contrahirt und entleert sind. Auch durch ihre Farbe machen sie sich nicht bemerkbar, denn sie sind weisslich und bei der Zahrtheit ihrer Wandungen durchschimmernd. Um die Verhältnisse genauer zu erfas- sen, habe ich zahlreiche Injeetionen sowohl mit kalten, in Wasser gelösten Farben, als auch mit warmer Gelatine angestellt. Dieselben gelangen ohne Schwierigkeit, wenn hierzu ein nicht collabirter Schlauch ausgewählt wurde; denn in einen collabirten lässt sich eine Canüle nur schwer einführen. Während der Injection tritt die farbige Flüssigkeit in die Tentakel- krone und von da in den andern Schlauch über. Man gewinnt auf diese Weise Präparate, an welchen sich die Anordnung des Tentakulargefässsystems ganz leicht studiren lässt. Um den Anfangstheil des Oesophagus dicht hinter der Mundöffnung liegt ein ring- oder scheidenförmiger Sinus (s), welcher als Mittelpunkt des Tentakulargefässsystems angesehen werden kann. In der Mitte ist er etwas bauchig gewölbt, nach vorne und hinten zu aber leicht verengert. An der ventralen Fläche reicht er etwas weiter nach hinten, als an der dorsalen, so dass seine Länge unten circa 7 mm., oben dagegen nur 5 mm. beträgt. Sein grösster Querdurchmesser beläuft sich auf 5 mm. (Diese Maasse sind Injections- Präparaten erwachsener Thiere entnommen). Die ungefähre hintere Grenze des Sinus wird durch die Lage des Nerven-Schlundringes (c) bestimmt. Auf der oberen Fläche des Sinus liegt nämlich hinten der Hirnknoten (n) und entsendet jederseits eine Schlundeommissur, welche schräg in der Richtung von oben und vorne nach unten und hinten verläuft. Diese Commissuren vereinigen sich bekanntlich unterhalb des Oesophagus weiter nach hinten zu und gehen hier im das Bauchmark (g) über. Als die vordere Grenze des Sinus kann die Linie gelten, wo sich an ihn die vier Retractoren des Rüssels imseriren (Fig. 37 und 38). Avf der Ventralseite besitzt der scheidenföi лисе Sinus еше locale Unterbrechung (f) in Foim eines longitudinalen, lanzetförmigen Schlitzes, der die Oberfläche der Speiseröhre frei zu Tage treten lässt. Nach hinten setzt sich der Sinus oben in den einen, unten in den andern der beiden Schläuche continuirlich, ohne scharfe Grenze, fort. Da der Oesophagus nur dünn ist und der Sinus sich nach hinten zu verengt, so liegen die Ursprungsstellen beider Schläuche dicht bei einander, so dass zwischen ihnen jederseits ein Zwischenraum von etwa nur 1 mm. übrig bleibt, wo der Sinus mit freiem, concavem Rande abschliesst (Fig. 39 u. 41). Die Längschläuche sind jeder im injicirten Zustande ungefähr 4,5 с. m. lang und an den stärksten Abschnitten 1,5 mm. dick. (Die injieirten erscheinen gewöhnlich noch mehr, als die nicht injieirten, gewunden, was durch die Überfüllüng mit Injectionsmasse bedingt 22 Dr. Агех. BRANDT, wird). Nach hinten zu verschmälern sie sich etwas und laufen in eine blinde, leicht abge- rundete Spitze aus. » Vorne geht der scheidenförmige Sinus unmittelbar in den Hohlraum der Tentakel- membran über. Die letztere verdient eine genauere Berücksichtigung, da sie bisher weder eingehend beschrieben, noch genügend abgebildet wurde. Die Tentakeln, oder besser ge- sagt, die Tentakelmembran oder Krone ist von hellgelber Farbe und bildet um und vor dem Munde einen Trichter, dessen Querdurchschnitt jedoch nicht kreis-, sondern hufeisen- förmig ist (Fig. 42), und bietet zwei concentrische, seitwärts in einander übergehende Bö- gen. Die Anordnung der Tentakeln um die Mundöfinung ist daher eine ähnliche, wie bei gewissen Bryozoen, z. B. Lophopus, also bilateral-radiär, und nicht etwa einfach-radiär, wie bei den Holothurien. Die Lage der auf dem Durchschnitt hufeisenförmigen Tentakel- membran ist eine derartige, dass die Oefinung oder Concavität des Hufeisens dem Rücken, die Convexität aber dem Bauch des Thieres zugekehrt ist. Der vordere, verdünnte Rand- theil der Tentakelmembran ist fingerförmig, oder ähnlich manchen platten Hirschgeweihen, gelappt. An dem inneren, dorsalen Abschnitt derselben sieht man drei oder vier Haupt- lappen. Auch an dem äussern, ventralen Abschnitt liessen sich mehrere, wenn auch we- niger deutlich von einander gesonderte Hauptlappen unterscheiden. Rechts und links gehen die ventralen und dorsalen Lappen continvirlich in einander über. Diese Hauptlappen sind jeder in eine Anzahl secundärer Läppchen getheilt, welche. ihrerseits in ein Paar platte, abgerundete Zacken oder Frangen auslaufen. Der äusserste Saum der ganzen Tentakel- membran ist etwas nach innen umgebogen. Der innere Abschnitt der Tentakelkrone überragt etwas den äusseren. Beide sind übrigens nicht blos gelappt, sondern auch gleich- zeitig halskrausenförmig gefaltet. Macht man einen Längs- oder Querschnitt durch dieselbe, so sieht man, dass sie eine einzige blattförmige Höhle birgt, welche allerwärts von dünnen Muskelbündeln durchsetzt wird (Fig. 43). Diese Bündel gehen mit etwas verbreiterter Basis in das starke Muskelstratum der äussern und inneren Tentakelplatte über. Der aus dem scheidenförmigen Sinus der beiden Schläuche und der Höhlung in der Tentakelkrone zusammengesetzte Apparat bildet ein zusammenhängendes, in sich abge- schlossenes Ganzes und communicirt nirgends, weder mit der Leibeshöhle, noch mit der Aussenwelt. Was seinen Inhalt anbetrifft, so ist derselbe, karz ausgedrückt, Blut oder Lei- besflüssigkeit mit den ihr specifisch eigenthümlichen Gebilden. So finden sich darin nicht blos die gefärbten und farblosen Blutkörperchen, sondern auch die Tôpfchen. Manche der farblosen Blutkörperchen enthalten gelbrothe Körnchen, welche wahrscheinlich von ihnen verschluckt wurden. Ganz dieselben Körnchen finden sich nämlich zu makroskopischen Concretionen zusammengeballt häufig in den Schläuchen und bisweilen auch in der Tenta- kelhöhle, ein Umstand, auf den schon Grube aufmerksam gemacht hat. (S. oben.) Wird nun die Frage nach der Function des eben geschilderten Gefässapparates auf- geworfen, so neige ich mich der Ansicht derjenigen zu, welche den Apparat dem Wasser- gefässsystem der Holothurien, ins besondere der Synapten, an die Seite stellen. Eine cireu- ANATOMISCH -HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 23 latorische Bedeutung wird man ihm nach Maassgabe seines Baues wohl kaum vindiciren können. Auch in respiratorischer Beziehung dürften seine Leistungen nur sehr unbedeutend sein; denn erstens müsste der Gasaustausch durch die immerhin nicht ganz dünnen Ten- takeln vor sich gehen und könnte ferner nur auf das im Tentakelgefässsystem enthaltene Blut wirken, welches seinerseits mit dem Blut der Leibeshöhle erst durch die Wände der Schläuche hindvrch in einen Gasaustausch zu treten hätte. Unter diesen Umständen dürfte es in der That am natürlichsten sein, dem fraglichen Apparate vorzüglich mechanische Leistungen zuzuschreiben: er ist eine Vorrichtung zur Erection der Tentakelkronen, welche ihrerseits als Tast- und Greiforgane fungiren möchten. Diese Erection wird offenbar durch die Contraction der beiden Längsschläuche, welche ihren Inhalt in den Hohlraum der Tentakeln auspressen, bewirkt. Erschlafft wird die Tentakelkrone hingegen durch die Action des ihr eigenen Muskelstratums und der inneren Trabekel. wobei die in ihr enthaltene Flüssigkeit in die Schläuche zurückfliesst. Die hier vertretene Ansicht über die functionelle Bedeutung des Tentaculargefäss- systems möchte ich übrigens nicht ohne Weiteres vom Sipunculus nudus auf die Sipuncu- liden im Allgemeinen ausgedehnt wissen. Wenn nämlich die Angaben Semper’s über von demselben entspringende Gefässe der Haut und des Rüssels weitere Bestätigung finden würden, so würde auch für gewisse Sipunculiden eine circulatorische Bedeutung des Apparates mit in Betracht kommen müssen. Eine solche Modification der Bildung und Verrichtung des Apparates hätte jedoch nichts Befremdendes, da schon gegenwärtig, ausser von Sem- per, noch von andern Forschern bedeutende Abweichungen desselben bei verschiedenen Sipunculiden angetroffen wurden '). | Über die Entwicklung der Tentaculargefässe im Larvenleben liessen sich manche interessante, specielle Daten aus der einschlagenden Literatur hier anführen; da ich jedoch, aus Mangel an eigenen Beobachtungen, nicht im Stande bin, sie kritisch zu beleuchten, so will ich mich auf einige wenige, aphoristische Angaben beschränken. Krohn?) erwähnt bei einer Actinotrocha aus Messina dreier schon von Gegenbauer gesehener, scharf umschriebener Anschwellungen, welche am Beginn des Mitteldarms, hinter dem Schlunde sich befinden und die Anlagen eines Gefässsystems sind. Ihre Farbe giebt er als blutroth an, da sie mit rundlichen Körperchen von dieser Farbe dicht ange- füllt sind. Aus der darauf vom Verfasser erörterten Lagerung der ausgebildeten Gefässe geht hervor, dass hier nur das Tentakulargefässsystem gemeint sein kann. Die rothen Kör- perchen erweisen sich später als Blutkörperchen. Ein anderer Forscher, nämlich Schnei- der‘), schliesst sich im Wesentlichen an seinen Vorgänger an. So bestätigt er die Ent- stehung der Blutkörperchen aus den blutrothen Zellenhäufchen der Larve. Die Blutkörper 1) Man vergl. 2. В. Keferstein 1, с. Zeitschr. f. м. 3) Über d. Metamorphose d. Actinotrochn branchiata. Zool. XV. Müller’s Arch. 1862. p. 47. 2) Pilidium u. Actinotrocha. Müller’s Arch. 1858. p. 294. \ 24 i Dr. ALEex. BRANDT, und das vordere Ringgefäss entstehen nach ihm aus zwei Zellenhaufen, die beiderseits am Oesophagus liegen. Später werden beide Zellenhaufen zu einem Bogen verbunden, welcher der Basis der Tentakeln folgt. (Schneider’s Larven gehörten entweder zu Sipunculus, Phascolosoma oder Aspidosiphon). Wenn wir die Beobachtungen über die späteren Entwicklungsstadien betrachten, wobei wir die Angaben beider eben citirten Forscher sowohl, als auch anderer zu Grunde legen und uns darüber hinwegsetzen, dass ihre Beobachtungen an verschiedenartigen, bis- weilen unbestimmten, Larven angestellt wurden, so dürften wir annehmen können, dass der Tentakulargefässapparat bei den ausgebildeten Larven und jungen Sipuneuliden viel com- plieirter, als bei den erwachsenen wäre. Er scheint sich hier weit nach hinten zu erstrecken, beide Längsstämme (die späteren Schläuche) in einander bogenförmig überzugehen und gefässartige Seitenanhänge zu besitzen. Auch eine Art von Bluteireulation wurde für ein- zelne Formen beschrieben. Im Laufe der Entwicklung müsste demnach das Tentakular- gefässsystem eine ganz bedeutende Reduction erfahren, um auf der Stufe der Ausbildung, wie sie oben für das erwachsene Thier beschrieben wurde, anzulangen. Von besonderem Interesse dürfte noch die Frage über den Ort der Entwicklung des Bluts sein. Da die Blutflüssigkeit sowohl die Leibeshöhle, als auch den von ihr durchaus geschiedenen Tentaculargefäss- Apparat anfüllt, so wurde früher die Vermuthung ausge- sprochen '), dass dieselbe sich an zwei von einander unabhängigen Stellen entwickele. Der Entstehung der Blutkörperchen innerhalb der Embryonalanlage des Tentakulargefäss- apparates wurde schon oben, auf Grund früherer Beobachtungen, gedacht. Da aber keine entsprechenden Beobachtungen über ein Entstehen derselben auch in der Leibeshöhle vor- liegen’), so halte ich es für angemessen, die Frage aufzuwerfen, ob nicht vielleicht die Blutelemente hierher erst aus dem Gefässapparat eingewandert wären? Eine solche Frage ist gewiss eine berechtigte, besonders in der gegenwärtigen Zeit, wo wandernde Blutkör- perchen in der Physiologie und Pathologie eine so bedeutende Rolle spielen. Es ist offen- bar kein Grund vorhanden, а priori das Wandern von Blutkörperchen, welches bei den Wirbelthieren eine so wichtige und häufige Erscheinung ist, für die Wirbellosen zu leug- nen. Es fragt sich nun, ob nicht schon in der Wissenschaft einzelne Thatsachen vor- liegen, welche auf ein Wandern von Blutkörperchen hindeuteten. Nachstehende Beob- achtungen von Kowalewsky°), welche ihm räthelhaft blieben, scheinen mir kaum eine andere Deutung zuzulassen. Derselbe sagt nämlich in seiner Dissertation, welche über die Anatomie und Entwicklungsgeschichte von Phoronis handelt, Folgendes: «Bei Thieren, . 1) So von Keferstein für Phascolosoma. Zeitschr. | Wurmlarve. Müller’s Arch. 1850, p. 441. Fig.10. Krohn. f. w. Zool. XII. p. 47. те. 377. 2) Wir wissen nur, dass bei der Actinotrocha die Blut- 3) А. Ковалевский. Анатом1я u ucropia развитя körperchen erst in geringer Zahl in der Leibesflüssigkeit | Phoronis. С. II. B. 1867 г. Приложен1е къ Запискамъ auftreten und mit dem Wachsthume an Zabl zunehmen: | Акад. Наукъ. Т. XI. № 1. erp. 16. Max Müller. Über eine den Sipunculiden verwandte ANATOMISCH-HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 25 welche lange gehungert hatten, gelangten die Blutkügelchen auf irgend einem, für mich unbegreiflichen Wege in die Höhle, welche sich zwischen dem Gefäss und den Wandungen der Kiemen befindet. Hier zerflossen sie gleichsam und klebten an die Gewebe an, wobei sie zunächst, noch ehe sie ihre charakteristische Färbung einbüssten, sich abplatteten und ausbreiteten, und selbst dünne Fortsätze bildeten». Da Phoronis geschlossene Blutgefässe besitzt, so wüsste ich durchaus nicht, auf welche andere Weise, als durch Wanderung der Blutkörperchen durch die Wandungen der Kiemengefässe, man diese Erscheinungen erklä- ren könnte. Es ist sehr möglich, dass sich ähnliche Beobachtungen an wirbellosen Thieren noch vielfach, hier und da zerstreut, auffinden liessen, wenn man sich die Mühe nehmen wollte, die zoologische Literatur speciell darauf zu durchstöbern. III. Braune Schläuche. Taf. IL. Fig. 44 — 50. Es sind dies ein Paar in die Länge gezogener, schlauchförmiger Organe, welche auf der Bauchfläche des Thieres nach aussen münden. Von Pallas'), dessen Anatomie des Sipunculus, der damaligen Zeit gemäss, sehr kurz gehalten ist, erfahren wir über die braunen Schläuche nicht viel mehr, als dass er sie für unzweifelhafte Geschlechtsorgane hält. Schon etwas mehr finden wir darüber bei Delle Chiaje”), welcher ihrer Contractilität besonders erwähnt, indem er sagt, sie bewegten sich selbst noch einige Stunden lang nach dem Tode. Ihrer functionellen Bedeutung. nach stellt er sie den vesiche (Segmentalorganen?) der Blutegel und den Respirationsorganen der Holo- thurien an die Seite und hält sie für Respirationsorgane. Schweiger beschreibt die- selben in seiner Naturgeschichte, laut einem Citat von Grube, irriger Weise als ästige Gefässe und deutet sie, gleich Pallas, auf Generationswerkzeuge. Ihre Duplicität soll. einen Hermaphroditismus des Sipunculus nudus bedingen. Grube selbst hat in seiner vor- trefflichen, schon wiederholentlich von mir eitirten Abhandlung’) nicht blos eine exacte Beschreibung, sondern auch recht gute Abbildung der braunen Schläuche geliefert. Er nennt sie «die beiden braunen Blasen» und sagt unter andern, dass sie an beiden Enden blind geschlossen sind und nahe dem vorderen Ende einen nach aussen mündenden Aus- führungsgang besitzen. Letzterer soll zur Entleerung der in ihnen enthaltenen wässrigen Flüssigkeit und vielleicht auch zur Aufnahme des Meerwassers dienen. Demgemäss schliesst 1) Spicilegia 200]. Fasc. X. р. 12—15. Tab. 8, 8 A. 3) р. 253. Tab. XI. Fig. 1. 2) 1. c. р. 12. Mémoires de l'Acad. Imp. des scienes, VIlme Série. 4 26 Dr. ALEx. BRANDT, sich Grube der Ansicht von Delle Chiaje an und meint ihnen vielleicht, gleich den Ten- takeln, eine respiratorische Function vindiciren zu können. Uebrigens fügt er noch hinzu, dass aus ihren Wänden ein bräunlicher, sie ziemlich fest bekleidender Schleim abgeson- dert zu werden scheint. Max Müller') stellt es als ziemlich wahrscheinlich hin, dass die beiden, auf der Bauchseite einer Sipunculidenlarve ausmündenden Schläuche, — (offenbar unsere braunen Schläuche), — dem Respirationssystem angehören; denn einmal nämlich scheint ihre im Innern runzelige Haut auf Vermehrung der Oberfläche berechnet, und dann konnte man in ihnen, wenn sie durch Pressen herausgeschleudert worden, eine durch lange Wimpern erregte Strömung sehen, welche erst in die Oeffnung hinein, dann auf der einen Seite her- unter und auf der andern wieder heraufkam. | Zu ganz andern Resultaten gelangte Peters am Sipunculus indicus, der dem unsrigen nahe stehen dürfte. Die braunen Schläuche desselben sollen nämlich häufig Eier enthalten, nach innen zu offen stehen und wären demnach ohne Frage als Oviducte zu betrachten. Im Gegensatz hierzu betont darauf Krohn?) ganz besonders die Abwesenheit solcher Oeffnun- sen bei der Larve und betrachtet sie als Hülfsargument gegen Peters. Uebrigens hat Krohn auch die Schläuche erwachsener Thiere des Sipunculus nudus untersucht und keine Oeffnung an ihnen finden können. Später kehrten Keferstein und Ehlers’) gewisser- maassen wieder zur Ansicht von Pallas zurück und deuteten die braunen Schläuche als Hoden. Dieselben sollten aus einer festen {unica propria bestehen, welche nach innen von einem weiten Netzwerk von Muskelbündeln in Fächer abgetheilt wird; letztere sollten mit runden, kernhaltigen Zellen ausgekleidet sein, in denen sich Zoospermien bilden. In der Zeit der Samenreife finde man diese Fächer mit runden, feinkörnigen, gelben Blasen gefüllt, wohl Tochterzellen der oben erwähnten, grösseren Zellen. Später sollten solche gelbe Ku- geln in das Lumen der Drüse hineinfallen und alsdann von einer Strahlenkrone frei ge- wordener Zoospermien umgeben sein, durch deren Bewegung sie lebhaft umhertanzen. End- lich sollen die. Zoospermien frei werden und dann eine stecknadelartige Form mit besonders kleinem Kopfe besitzen. Diese Auffassung wurde von Claparède angegriffen‘). Es war ihm nämlich unmög- lich, bei Phascolosoma-Arten der Nordsee Samenfäden in den Schläuchen zu entdecken, er fand vielmehr bei einzelnen Exemplaren die Samenfäden in der Leibeshöhle und bestätigt daher ältere Untersuchungen von Krohn, nach welchen sich dieselben in der Leibeshöhle entwi- ckeln. Von diesen Verhältnissen gelang es Claparède Keferstein persönlich an Ort und Stelle zu überzeugen; woher denn auch letzterer, in einem bald darauf veröffentlichten Auf- ет. 489! ' 4) Beob. über Anatomie und Entwicklungsgeschichte 2) |. с. Müll. Ar. 1851. р. 372. wirbelloser Thiere. Leipzig. 1863. p. 61. 3) 1. с. p-49. ANATOMISCH - HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 27 satze') die braunen Schläuche schon nicht mehr Hoden, sondern einfach Bauchdrüsen nennt. Claparede ist selbst nun unsicher, was für eine Bedeutung den braunen Schläuchen zuzuschreiben sei; doch meint er, ihrer Lage und drüsigen Structur nach, sie am ehesten für Excretionsorgane halten zu dürfen. Diese Auffassung erinnert an die von Grube, wel- cher freilich im Wesentlichen die Schläuche für Respirationsorgane hält, ihnen aber zum Theil auch eine excretorische Function zuschreibt. Im Jahre 1864 veröffentlichte Semper?) Beobachtungen, welche er an den braunen Schläuchen tropischer Sipuneuliden machte, und kehrt zum Theil zu der Auffassung von Peters zurück. Die Schläuche sollen sich in die Leibeshöhle öffnen und die Bedeutung von Ge- schlechtswegen und Samentaschen, resp. von Eier- und Bruttaschen haben. Eier und Sa- menzellen sollen nämlich durch ein besonderes, trichterförmiges Organ, das dem vorderen Ende der braunen Schläuche ansitzt, in die Schläuche selbst übergeführt werden. Hier sollen, wie es scheint, die Eier befruchtet und entwickelt werden. Diese trichterförmigen Hülfsorgane der braunen Schläuche sollen bei den echten Sipunculiden befranst sein. In einem neueren Aufsatze adoptirt darauf Keferstein°) diese Untersuchungsresultate Semper’s ohne Wei- teres. «Ehlers und ich, — sagt der Verfasser unter anderm, — hatten früher den Sipun- culus als Zwitter beschrieben, und diese sog. Bauchdrüsen, indem wir darin Entwicklungs - stadien der Zoospermien fanden, für Hoden erklärt. Wir müssen diese Angaben jetzt als irrthümlich zurücknehmen, finden aber in Semper’s Beobachtung eine Entschuldigung für unsere falsche Deutung derselben». Die braunen Schläuche hält Keferstein nunmehr für vollkommene Analoga der Segmentalorgane der Borstenwürmer, zumal sie auch (Tha- lassema) in der Zahl von 3 oder 4 Paar vorkommen. Durch Semper’s Entdeckung erklä- ren sich, meint der Verfasser, alle Beobachtungen von Genitalproducten sowohl in der Lei- beshöble, als auch in den Schläuchen, ааРз Schönste. — In demselben Jahre, als Kefer- stein, wie es scheint, ohne auf wiederholte eigene Beobachtungen zu fussen, sich zu der Lehre von Semper bekannte, gelang es Jourdain‘) an Sip. gigas und obscurus die Beob- achtungen des letztgenannten Forschers zu bestätigen. An den braunen Schläuchen, unweit ihrer Insertion, findet sich nämlich eine, mit einem Sphinkter versehene Oeffnung, welche sie mit der Leibeshöhle communieiren lässt. Auf Grund dessen hält auch er es für wahr- scheinlich, dass die braunen Schläuche, gleichsam als Nebenfunction, die Geschlechts- producte herausleiten. Ihrem Wesen nach nimmt er jedoch die Schläuche für Harn- werkzeuge, da sie häufig von einer bräunlichen oder grünlichen Flüssigkeit ausgedehnt sind. In seinem späteren Aufsatz’) überträgt Jourdain diese Angaben noch auf zwei andere Species desselben Geschlechtes und vergleicht die braunen Schläuche bei dieser Gelegenheit mit den Bojanus’schen Organen. Unterdessen hatte auch schon Keferstein‘) 1) Unters. über nied. Seethiere. V. Beitr. zur Kenntn. 4) Comptes-rend T. 60. 1865. p. 1042. der Gatt. Phascolosoma. Zeitschr. f.w.Zool.X11.1863.p.35. 5) Comptes rend. T. 64. 1867. p. 871. 2) Reisebericht. Zeitschr. f. w. Zool. XIV. р. 420. 6) Unters. über einige amerik. Sipunculiden. Zeitschr. 3) 1. с. Zeitschr. Ё w. Zvol. XV. 1865. р. 414. f. м. Zool. XVII. p. 51. Tab. VI. Fig. 17. 4* 28 Dr. ALEx. BRANDT, eine innere spaltförmige Oeffnung an den Schläuchen bei Phascolosoma (Aspidosiphon) trun- catum aus Panama beobachtet und durch eine, freilich nur mangelhafte, Figur dargestellt. An den übrigen Arten scheint er jedoch keinen Spalt gefunden zu haben. Ich wende mich nun zu der objectiven Beschreibung der fraglichen Organe. Nächst Darmkanal und Rüsselretractoren sind es die beim Oeffnen eines Sipunkels ammeisten in die Augen springenden Organe. Sie sind beim Sipunculus nudus stets nur in der Zweizahl vorhanden und symmetrisch gelagert. Sie liegen der Länge nach an der Bauchfläche der Leibeshöhle, dem vorderen Körperende bedeutend näher, als dem hinteren und zwar unge- fähr dem Mastdarm gegenüber, zu beiden Seiten des Nervensystems (Fig. 44, 0). Ihre Ge- stalt ist eine schlauch-, oder, noch besser, spindelförmige zu nennen; ist jedoch von dem zufälligen Contractionszustande der Organe abhängig. Das vordere Ende ist das breitere und könnte als Fundus bezeichnet werden, während das hintere, sich allmälich verschmä- lernde, die Spitze genannt werden könnte. Die Oberfläche der Schläuche ist nicht etwa glatt, sondern mehr oder weniger in runzelige Längs- und Querfältchen gelegt, deren Aus- prägung von dem Contractionsgrade der Schläuche abhängt. Im erschlafften Zustande sind die Schläuche lappig und platt zusammen gefallen. Sie flottiren frei in der Leibesflüssigkeit und sind nur in der Nähe des Fundus mit ihrer unteren Fläche an die Leibeswandung mittelst eines platten und kurzen, mesenterienartigen Visceralmuskels (vm) befestigt, welcher eine kleine Strecke in longitudinaler Richtung an ihnen hinläuft. Dieser Anheftemuskel birgt in sich den nur kurzen Ausführungsgang (dc) der Schläuche. Wie schon Grube ganz richtig bemerkte, geht derselbe nicht etwa senkrecht auf die Haut, sondern schräge nach vorn hinaus; und, wie ich der grössern Genauigkeit wegen noch hinzufügen kann, auch etwas nach aussen. Er ist sehr eng, noch keinen Millimeter breit und endigt an der äussern Kör- peroberfläche mit einer, scheinbar durch einen Sphincter verschliessbaren Oeffnung, inmit- ten einer helleren, durch eine seichte Ringfurche von der übrigen Körperoberfläche abge- setzten Stelle etwa von der Grösse eines Stecknadelköpfchens. Beide Mündungen liegen dem After gegenüber, an der Bauchfläche, um mehrere, beispielsweise 6 oder 7 Querringelun- gen des Körpers nach vorne zu. Ihr gegenseitiger Abstand ist ungefähr 10 mm. Mitten zwischen ihnen, aber natürlich an der innern Wandung der Leibeshöhle, verläuft die Bauch- ganglienkette. Die Farbe der Schläuche ist eine braune, ins Goldgelbe oder Grünliche ste- chende. Was ihre Dimension anbetrifft, so lässt sich schwer darüber reden, indem dieselbe nicht nur eine variable ist, sondern auch von dem jedesmaligen Grade der Contraction ab- hängt. Um wenigstens ein annähernes Maass zu nennen, wollen wir die Länge der Schläuche erwachsener Exemplare, im erschlafften Zustande auf 5 c. m. bestimmen. Dabei ist auch ihre Dehnbarkeit eine ganz enorme, denn sie lassen sich durch künstliche Injectionen um das Doppelte, ja Dreifache ihrer ursprünglichen Länge ausdehnen. Figur 45 stellt eine Injection in natürlicher Grösse dar, in welcher der Schlauch, trotz der erstaunenswerthen Ausdehnung (von 0,1 m.), welche er erreicht hat, doch noch nicht vollkommen seine Quer- runzelungen eingebüsst hatte, was darauf hinweisst, dass er bei vorsichtiger Behandlung ANATOMISCH-HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 29 sich noch etwas mehr hätte ausdehnen lassen. Nicht immer sind beide Schläuche gleich entwickelt; so traf ich sogar ein Exemplar, bei welchem der eine von ihnen ganz rudimen- tär, von der Grösse einer kleinen Erbse, der andere hingegen überaus entwickelt erschien. Der atrophische Schlauch war etwa birnförmig. Bei der Durchmusterung der ganzen Oberfläche der Schläuche, mit blossen Augen sowohl, als auch unter der Lupe und dem zusammengesetzten Mikroskop, war ich nie im Stande auf ihr irgendwo eine Oeffnung zu entdecken. Eine solche konnte auch durch Injec- tionen, leichte sowohl, als auch forcirte, nicht nachgewiesen werden. (Zu diesen Injectionen bediente ich mich theils kalter wässriger Farbenlösungen, theils warmer, gefärbter Gelatine. Die Canüle der Spritze wurde dabei bald durch den Ausführungsgang in die Schläuche ein- geführt, bald ins vordere oder hintere Ende denselben eingebunden). Unter diesen Umstän- den sehe ich mich genöthigt, die Existenz einer normalen inneren Oeffnung der Schläuche, für unseren Sipunculus nudus wenigstens, entschieden zu leugnen. Wenn wir übrigens die oben citirten Angaben früherer Forscher über diesen Punkt genauer in’s Auge fassen, SO überzeugen wir uns, dass am Sipunculus nudus noch niemand bisher die fraglichen Oeffnun- gen an den braunen Schläuchen gesehen zu haben angiebt. Können denn dieselben nicht recht gut ünsern Sipunculus abgehen und beim den ihm verwandten, von Peters und Jourdain untersuchten, Species vorhanden sein? Liessen sich doch dieselben bisher auch noch nicht bei allen darauf untersuchten Phascolosomen auffinden. Ebenso wie es Arten mit und welche ohne Porus am hinteren Körperende giebt (Jourdain), kann es doch auch welche mit und welche ohne innere Oeffnung der Schläuche geben. Mit dem Nichtvorhandensein der inneren Oeffnung scheint das gelegentliche Vorkom- men von Geschlechtsproducten in den Schläuchen schwer vereinbar. Schon Grube hat nämlich bei drei Thieren in den Schläuchen Eier gefunden; auch mir sind zwei Thiere in die Hände gekommen, deren Schläuche, ohne eine Ruptur zu zeigen, stark eierhaltig wa- ren. Ausserdem bin ich im Stande, auch einen Fall anzuführen, wo sich in den ganz intacten Schläuchen (und gleichzeitig auch in der Leibeshöhle) Spermatozoen in Masse vorfanden. Ebenso wenig, wie Grube, bin ich im Stande zu erklären, auf welchem Wege die Ge- schlechtsproducte in die Schläuche in diesen Ausnahmsfällen gelangt sind; doch wäre es möglich, dass sie von aussen mit dem Seewasser von den Schläuchen aufgesaugt wurden, da der Sipunculus blos mit einer eben ins Wasser entleerten Eier-, resp. Samenmasse in Berührung gekommen zu sein brauchte; denn ebenso gut, wie die Schläuche gelegentlich Sand in sich aufnehmen, — (ein Umstand, den Grube schon anführt, und den ich bestäti- gen kann), — so mögen sie wohl auch ins Wasser gerathene, Eier, fremde oder ihre eige- nen, in sich aufnehmen. Die Wandung der braunen Schläuche zeichnet sich besonders durch ihre starke Mus- kelschicht aus (Fig. 47, 50). Stücke von mit Gelatine injieirten, ausgedehnten Schläu- chen eignen sich besonders zum Studium der Anordnung der Muskelzüge, da sie sich 30 Dr. ALEx. BRANDT, leicht auf dem Objectträger ausbreiten lassen. Wir finden in der Muskelschicht zier- liche Quer- und Längszüge, deren Fasern stellenweise bogenförmig in einander übergehen. Es wechseln an ihr Striche oder Bahnen mit einander ab, an denen, wie in der Mitte un- serer Zeichnung, die Längs- und Querzüge deutlich gesondert sich regelmässig kreuzen und solche, wo dieselben, wie an den Seiten der Zeichnung, sich netzförmig dicht verflech- ten und zierliche Bögen beschreiben. Eine solche Anordnung der Muskelbündel bedingt es wohl auch, dass die Schläuche im contrahirten Zustande nicht glatt, sondern runzlich, ähn- lich einem Intestinum Colon, jedoch unregelmässiger, gestaltet erscheinen. Der Querschnitt auf Fig. 50 lehrt, dass die circulären Fasern das äussere, die longitudinalen das innere Stratum darstellen. Bringt man einen möglichst schmalen Streifen der lebenden Schläuche mit etwas See- wasser unter das Mikroskop, so überzeugt man sich, dass dieselben von einem merkwür- digen Epithel (Fig. 49) ausgekleidet sind. Die einzelnen Zellen scheinen von cylindrischer Gestalt zu sein. Ihr vorderes, freies Ende ist abgerundet, das hintere leider nicht sicht- bar, weil es von den davor liegenden Zellen verdeckt wird, und es nicht möglich ist, von einem frischen Präparat nur eine einzige Reihe von Zellen abzuschneiden. Durch Isolation der Zellen lässt sich keine Aufklärung über ihre Gestalt gewinnen, denn sie behalten ihre Form nicht bei, sondern werden sogleich kugelig. Sie besitzen nämlich eine ganz besonders geringe, man möchte sagen, flüssige Consistenz und haben keine Membran. Ihr Inhalt ist- grünlichgelb, körnig und zeigt ohne Zusatz von Reagentien keinen Kern; doch soll ein solcher nach Zusatz von Essigsäure sogleich in die Augen fallen (Keferstein und Ehlers p. 49). Die abgerundeten, ins Lumen des Schlauches vorstehenden Enden der Zellen ent- senden Flimmercilien, welche als Pseudopodien der Zellen aufzufassen sein dürften. Eine solche Auffassung wird dadurch motivirt, dass die Cilien hin und wieder eingezogen zu wer- den, und später von neuem wieder aufzutreten scheinen'); sowie auch dadurch, dass die Cilien nicht immer ganz glatt, sondern häufig geknickt und varieös sind und nicht selten an ihrem Ende ein Köpfchen tragen. In letzterer Beziehung nähern sie sich entschieden den Cilien der Tôpfchen. Die Cilien des braunen Epithels sind in lebhaft schlagender Be- wegung begriffen. Einzelne der Zellen desselben überragen ihre Nachbarn bedeutend (s f), die mittlere Zelle auf unserer Figur, wobei ihr freies Ende nach unten zu mehr oder we- niger abgesetzt erscheint und dermaassen in der umgebenden Flüssigkeit zittert und flot- tirt, dass man jeden Augenblick erwartet, es würde gleichsam abtropfen. Es dürfte nicht unwahrscheinlich sein, dass die secretorische Thätigkeit des Epithels nothwendig mit einem solchen periodisch an den einzelnen Zellen auftretenden Abtröpfeln (= Zel- lenvermehrung) zusammenhängt. — In der Flüssigkeit um das Präparat, so wie auch besonders in Zerzupfungspräparaten des Epithels, finden sich verschiedenartig. gestal- tete protoplasmatische Gebilde (Fig. 48). Dieselben sind theils dunkel, grünlichgelb 1) Ein locales Verschwinden uud Wiederentstehen von | Körperoberfläche der Larven von Comatula beobachtet Flimmercilien glaube ich mit mehr Bestimmtheit an der | zu haben. ANATOMISCH -HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS мороз L. 31 und körnig, theils farblos und glänzend. Zwischen diesen und jenen finden sich übrigens alle Uebergänge. Sie zeigen sämmtlich, freilich sehr verschieden ausgesprochene, amoe- boide Formveränderungen. Besonders sind es die farblosen Gebilde, welche manigfaltig gestaltete, bald stumpfere, bald fadenförmige, varicöse, sich häufig lebhaft schlängelnde und krümmende Fortsätze absenden. Manche der Gebilde, so namentlich solche, welche man wegen ihrer Kugelform als Zellen bezeichnen könnte, sind von gelbbrauner Farbe (à) und mit verhältnissmässig sehr langen Cilien in verschiedener Anzahl besetzt, und treiben durch den Schlag derselben munter umher, indem sie sich theils nur um ihre Axe drehen, theils aber auch fortschreiten. Ihrem allgemeinen Habitus nach documentiren sie sich entschieden als Theile des braunen Epithels. Ihre Cilien können Köpfchen tragen. Es sind offenbar dieselben Elemente, welche Keferstein und Ehlers für Bildungszellen des Samens hielten (p. 49. Tab. VII. Fig. 10), wobei sie durch die geköpften Cilien irre- geleitet wurden. Diese Lesart wird durch die Keferstein-Ehler’sche Zeichnung ent- schieden bestätigt, wenn auch die Cilien erst bei mehr als 860-maliger Vergrösserung so gross erscheinen, wie die Verfasser sie bei 260-maliger gezeichnet zu haben angeben. Ne- ben verschiedenartigen varicösen Fäden sieht man in der Flüssigkeit Massen abgerissener Cilien mit Köpfchen. Dieselben wurden von den eben genannten Forschern für Spermato- zoen genommen. — Zwischen den unregelmässig fadenförmigen Fortsätzen der verschie- den gestalteten Protoplasmamassen und den wahren Cilien mit und ohne Köpfchen weiss ich keine Grenze zu ziehen, besonders da ja auch an den Cilien des Epithels Varicosi- täten beobachtet wurden. Das Köpfchen scheint nämlich nichts weiter, als eine (etwa durch die Centrifugalkraft?) an die Peripherie geschleuderte Varicosität. Ich wiederhole daher nochmals den Ausspruch, dass die Cilien im Grunde wohl nichts weiter als einfache Proto- plasmafortsätze, Zellenpseudopodien sind. Von den übrigen Fortsätzen dürften sie sich da- durch unterscheiden, dass sie besonders fein gerathen sind und somit bei einer, im Ver- hältniss zur Masse, bedeutenderen Oberfläche in grösserer Wechselbeziehung zur Aussen- welt stehen, und daher auch lebhaftere Bewegungen vollführen. Diese Auffassung findet darin ihre Stütze, dass die dünneren Fortsätze der im Präparat schwimmenden Gebilde energischere Bewegungen zeigen, als die dickeren. — Unter den kugelrunden braunen Ele- menten finden sich einzelne, in denen hellglänzende Körnchen lebhaft auf und nieder hüpfen. Je mehr ein Präparat der braunen Schläuche in Seewasser zerzupft wird, desto mannig- faltigere, contractile Gebilde sieht man darin auftreten. Was nun die morphologische Bedeutung der braunen Schläuche anbetrifft, so schliesse ich mich gerne der Ansicht an, nach welcher sie den Segmentalorganen der Annulaten ho- molog sein sollen. Ihrer Function nach sind es offenbar Exeretionsorgane, worauf besonders ihr Epithel hinweist. Welche Stoffe es sind, die durch dieselben ausgeschieden werden, haben die Chemiker zu bestimmen, wobei sie gewiss zunächst an die Bestandtheile des Harns zu denken haben werden. Für Genitalwege können die Schläuche unserer Species wegen des Mangels einer 32 Dr. ALEXx. BRANDT, inneren Oeffnung nicht gehalten werden. Die etwaige Annahme eines temporären Entste- hens einer inneren Oeffnung durch eine Ruptur behufs der Entleerung der Geschlechtspro- ducte wäre eine unbegründete Hypothese, welche mit der so beträchtlichen Contractilität der Schläuche in offenbarem Widerspruche steht. Bei unserem Sipunculus nudus dürften mithin die Geschlechtsstoffe ausschliesslich durch den Porus am hinteren Leibesende entleert werden. Sollte, selbst der letztere, wie Krohn behauptet und es auch mir fast scheinen möchte, organisch geschlossen sein, so käme doch dieser Verschluss blos durch eine äusserst dünne Membran zu Stande, welche sich gewiss, bei der Ueberfüllung der Leibeshöhle mit Geschlechtsproducten, durch eine forcirte Contraction des gesammten Hautmuskelschlauches sprengen liesse '). IV. Geschlechtsproducte, Taf. IL Fig. 51 — 63. Bereits im ersten Capitel wurden unter den in der Leibesflüssigkeit vorkommenden Formelementen auch die Geschlechtsproducte aufgeführt. Im gegenwärtigen Abschnitt sol- len sie nähere Berücksichtigung finden, da die Acten über ihre Entstehung noch immer nicht geschlossen sind. a) Männliche Geschlechtsproducte. Dieselben wurden bereits von Krohn’) ent- deckt und folgendermaassen beschrieben. Bei einigen Individuen findet man, ausser den specifischen Elementen des Bluts, in der Leibesflüssigkeit statt der Eier flachrunde Haufen aggregirter Bläschen oder Zellen körnigen Inhalts. Diese Bläschen sind die Bildungszellen des Samens; die Individuen also, in welchen sie sich ausschliesslich vorfinden, die Männ- chen. Die grössten dieser, stets von einer transparenten, äusserst feinen, Hülle umgebenen Zellenhaufen messen an °/, mm. Dem blossen Auge erscheinen sie als weisslich trübe Kör- ner. «In diesem noch unreifen Zustande, — fährt Krohn fort, — traf ich den Samen wäh- rend des Winters in allen Männchen an. Indicien einer weiteren Ausbildung nahm ich erst im Frühjahr, und zwar unter vielen Tausenden von Zellenhaufen nur an äusserst wenigen wahr. Die Oberfläche der letzteren zeigte sich nämlich stellenweise mit äusserst dünnen 1) Ueber den Porus vergleiche man: Krohn 1. с. 1851. ! 2) 1. с. 1851. р. 369. р. 371; Keferstein & Ehlers 1. с. р. 42; Jourdain 1. c. 1867. p. 872. ANATOMISCH-HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜRER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 33 Fäden besetzt, die den varikösen Fasern ähnlich, eine Reihe von spindelförmigen Anschwel-. _ Jungen darboten. Es mögen diese Fäden die ersten Andeutungen einer Umwandlung in Sper- matozoen gewesen sein. Erst gegen die Mitte des April wurden in der Leibesflüssigkeit ganz reife, frei gewordene, cercarienförmige Spermatozoen beobachtet, obwohl in äusserst geringer Menge gegen die noch immer sehr überwiegende Zahl von Zellenhaufen. (Ausser Sipunculus nudus hat Krohn noch zwei Arten von Phascolosoma, nämlich Ph. granulatum (verrucosum Gr., Sip. echinorrhynchus d. Ch.) und Ph, scutatum J. Müll. untersucht und ist im Wesentlichen zu den nämlichen Resultaten gekommen). Leider giebt Krohn über die männliehen Geschlechtsproducte keine Abbildungen, ein Umstand, welcher gewiss dazu bei- getragen hat, dass seine so werthvollen Beobachtungen später verkannt, oder wenig berück- sichtigt wurden. Daher kam es wohl auch, dass seine «flachen runden Haufen» von Kefer- stein und Ehlers') missdeutet und einfach unter den specifischen Elementen des Blutes als «Körnerhaufen» aufgeführt wurden. Wohin die eben genannten Verfasser die Bildungsstätte des Samens verlegten, wurde schon im vorhergehenden Kapitel erörtert. Daselbst wurde auch bereits erwähnt, dass ihre Angaben von Claparède”) berichtigt wurden, welcher bei zwei Phascolosoma-Arten die Spermatozoen und ihre Bildungszellen in der Leibesflüssigkeit auffand. Diese Bildungszellen schwimmen gruppenweise herum. Ver&ebens suchte er an der flimmernden Leibeswand nach Drüsen, von welchen diese Zellen hätten abstammen können. Nirgends waren sie zu finden. Dagegen schwammen in der Leibesflüssigkeit mehrere un- deutlich zellige, circa 0,09 mm. breite Klumpen, an deren Oberfläche ganz ähnliche Zellen hafteten, und die er für schwimmende Hoden hält. In Folge dessen nahm Keferstein’) seine und Ehlers frühere Angaben zurück, wobei er sich gleichzeitig auch auf Krohn und Pourtal&s*) beruft, jedoch ohne eigene neue Untersuchungen über den 5. nudus anzufüh- ren. Mithin scheint Krohn bisher der einzige Forscher zu sein, welcher die Geschlechts- producte unserer Species richtig gewürdigt und kurz beschrieben hat. Die nachstehenden eigenen Beobachtungen mögen zur Bestätigung und Erweiterung der Angaben des trefflichen Forschers dienen. Die Bildungsstätte des Samens sind in der That die flachrunden Haufen aggregirter Zellen, welche wir, mit Ciaparède, der Kürze wegen, schwimmende Hoden nennen wol- len. — Bisher scheinen diese schwimmenden Hoden nur im Zustande ihrer vollen Ausbildung: berücksichtigt worden zu sein, während die Entwicklungsstufen derselben unbeachtet blie- ben. Die einfachste Form oder niedrigste Entwicklungsstufe der schwimmenden Hoden ist aber eine einfaches, frei in der Blutflüssigkeit schwebendes Kügelchen, eine Zelle (Fig. 51 a) von 0,0044 bis 0,0055 mm. im Durchmesser. Solche Kügelchen findet man nicht 1) 1. c. р. 41. Taf. VI. Fig. 9 a. 2) 1. cp. 61. Fig: 22, 23. 3) Zeitschr. f. w. Zool. XII (1863), p. 35 u. XV (1865), Proceed. of the Amer. Assoc. of Se. V. Meeting held at Cincinnati. Washington 1551. 8. р. 41. Der Verfasser giebt an bei einzelnen Individuen von Phascolosoma р. 414. Gouldii in der Leibeshöhle Spermatozoen gefunden zu 4) On the Gephyrea of the Atlantic coast of the U. S. | haben. Mémoires de l'Acad. Гар. des sciences, VIIme Série. 5 34 Dr. ALEXx. BRANDT, selten in beträchtlicher Anzahl im Blute. Ihr Inhalt ist bald mehr, bald weniger körnig, wodurch der Grad ihrer Durchsichtigkeit bestimmt wird. Die wenig durchsichtigen erschei- nen gelblichgrau. Einen Kern habe ich in ihnen nicht finden können; nach Zusatz von Essigsäure tritt in ihnen jedoch eine ganze Anzahl hellglänzender Kerne auf. Von den farb- losen Blutkörperchen unterscheiden sie sich auf den ersten Blick durch ihre geringe Grösse und scharf umschriebene kugelige Form, ohne Pseudopodien. Dieselben Elemente finden sich zu zwei (b), zu mehreren (c) und vielen mit einander vereint und stellen maulbeerför- mige Gruppen dar, welche nicht wenig an Eier mit Furchungskugeln erinnern. Es scheint kaum einem Zweifel zu unterliegen, dass diese Gruppen aus den einzelnen Elementen durch einen Vermehrungsprocess hervorgehen. Die grösseren, aus zahlreicheren Kugeln zusammen- gesetzten Gruppen bilden die echten schwimmenden Hoden und besitzen, wie es scheint, immer eine mehr oder weniger deutliche Umhüllung, welche übrigens häufig auch schon an den kleineren vorhanden ist. Diese Umhüllung besteht aus einer hellen, farblosen und, scheinbar, structurlosen Membran, welche sich nicht selten stellenweise brückenartig von den darunter liegenden Elementen abhebt. Da dieselbe an den kleinsten Gruppen nicht beob- achtet wurde, so dürfte man sie als ein Ausscheidungsproduct der Kugeln betrachten kön- nen. Das brückenartige Abheben derselben kann wohl kaum als ein Einwand gegen diese Auffassung gelten, da es ein secundäres sein dürfte. (Man denke nur an das spätere Abhe- ben der Membran an den künstlichen Zellen in den geistreichen Experimenten von M. Traube"). Bisweilen kommt, wenn ich nicht irre, an der Umhüllung eine diffuse Verdi- ckung vor; bei den Phascolosomen (Fig. 52) war eine solche sehr häufig, wenn nicht gar immer, vorhanden. Die von der Umhüllung umschlossenen Elemente sind im Allgemeinen, wie schon oben bemerkt wurde, kugelig; doch ist noch ergänzend hinzufügen, dass sie, wenn sie dicht zusammengedrängt sind, durch den gegenseitigen Druck abgeplattet werden, und dann von aussen mehr oder weniger hexagonal erscheinen. Die grösseren schwimmenden Hoden (f, 9) sind en face rundlich oder oval; betrachtet man sie aber von der Seite, so über- zeugt man sich davon, dass ihre Form nicht etwa kugelig, sondern, wie die der membra- nösen Blasen, abgeplattet, fladenförmig, ist. Sie besitzen in der Regel einen Durchmesser bis zu 0,07 und 0,08 mm., doch kommen auch welche mit einem Durchmesser von 0,1 mm. vor. Am 18. (6.) Mai wurde durch Anstechen eines Sipunculus Leibesflüssigkeit gewonnen, in der es von Zoospermien wimmelte. Ausserdem fanden sich in ihr, neben den Blutkör- perchen, membranösen Blasen und Töpfchen, auch viele schwimmende Hoden. Die Zoosper- mien (Fig. 53 a) bieten ihrer Gestalt nach viel Aehnliches mit denen zahlreicher Wirbel- thiere. Sie besitzen eine Gesammtlänge von circa 0,0473 mm., wovon 0,0033 auf das Köpfchen und 0,0440 auf das Schwänzchen kommen. Die Breite des Köpfchens beträgt an 0,0022 mm. Das Köpfchen erinnert der Gestalt nach an eine Bischofsmütze, ist nicht 1) Experimente zur Theorie der Zellenbildung und Endosmose. Müller’s Arch. 1867 p. 87. - ANATOMISCH- HISTOLOGISGHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 35 etwa elliptisch, wie nach Claparède bei Phascolosoma (Fig. 54). Man kann an ihm deut- lich ein grosses, tonnenförmiges Mittelstück und zwei Endstücke unterscheiden. Von den Endstücken ist das vordere in der Regel mehr oder weniger knopfförmig und klein, das hin- tere jedoch doppelt so breit und scheint in der Mitte, an der Stelle, wo sich das Schwänz- chen inserirt, eingekerbt zu sein. Die drei Abschnitte des Köpfchens sind durch deut- liche Querconturen, respective Furchen, von einander abgesetzt; es dürfte daher beson- ders interessant sein, eingehende histologische und mikrochemische Studien an den Sa- menfäden anzustellen, wie sie von Schweigger-Seidel') für die Wirbelthiere gemacht wurden. Derselbe weist bekanntlich nach, dass die Samenfäden aus drei optisch und che- misch differenten Abtheilungen, Kopf, Mittelstück und Schwanz, bestehen Es wäre daher möglich, dass auch die drei Abschnitte des Köpfchens beim Sipunculus sich nicht ganz gleich verhielten. Eine Membran habe ich am Köpfchen nicht wahrnehmen können. Das Köpfchen besitzt einen starken, fettigen Glanz und erscheint daher grau und undurchsich- tig. Das Schwänzchen ist ein langer, dünner Faden, welcher im Gegensatz zum Köpfchen hell und durchsichtig ist. Bald ist es gerade gestreckt, bald bogen- oder wellenförmig gela- gert. Die Spermatozoen sah ich meist ruhig daliegen und nur von Zeit zu Zeit plötzlich, mit einem Ruck in einem kleinen Bogen, bald in der einen, bald in der andern Richtung hinschiessen und dann wieder zur Ruhe kommen. Gelegentlich bewegen sie sich auch mehr geradlinig durch Schlängelung des Schwänzchens fort. Das Köpfchen scheint bei diesen locomotorischen Bewegungen keinen activen Antheil zu nehmen, obgleich ich an ihm deut- liche Formveränderungen beobachtet habe”). So nimmt es bisweilen eine mehr kugelige Form an oder wird selbst vorne breiter als hinten. Freilich ist diese Contractilität im Vergleich zu der des Schwänzchens eine nur sehr geringe. Wie weit die Contraetilität des letzteren geht, beweist besonders schlagend folgendes Experiment. Ich entfernte die Papierstreifen, welche unter das Deckgläschen zum Schutze des Präparates gelegt waren; sogleich wur- den die Schwänzchen vollkommen eingezogen und erschienen als heller Protoplasmasaum des Köpfchens (Fig. 53, b), so dass, die Samenelemente zu runden Körpern wurden. Nach einiger Zeit strahlte von dem hellen Saume ein Fortsatz aus, in welchen schliesslich. die ganze .Masse desselben überging, wodurch die Samenkörperchen wieder ihre vorherige Gestalt erlangten. Das Einziehen des Schwänzchens ist mehrfach interessant. Erstens zeigt sich hierbei besonders deutlich, dass Köpfchen und Schwänzchen, wenigstens in ihren opti- schen Eigenschaften, verschieden sind; zweitens wird von vorne herein eine etwaige An- nahme widerlegt, dass Köpfchen und Schwänzchen von einer allgemeinen Membran umhällt wären’); und drittens wird dem Schwänzchen dadurch die Bedeutung eines retractilen Flim- 1) Ueber d. Saamenkörp. u. ihre Entwickl. Schultze’s 3) Eine Annahme, welche bekanntlich für Helix po- Arch. f. mikr. Anat. Bd. I. p. 309. matia von Keferstein gemacht wurde. (Bronn’s Klas- 2) Für die Samenkörperchen der Wirbelthiere wurden | sen u. Ordnungen 4. Thierreichs. Bd. III. 2. АБ. р. 1215. ähnliche Formveränderungen bereits von Grohe an- | Taf. СУ. Fig. 5 u. 6. gegeben. (Ueber d. Beweg. d. Saamenk. Arch. f. patho- log. Anat. XXXII.) 5* 36 Dr. ALEXx. BRANDT, merhaares, einer Pseudopodie zugewiesen. (Man vergl. das im vorhergehenden Abschnitte über die Flimmercilien auf dem Epithel der braunen Schläuche Gesagte). Am 23.(11.) Mai kam ein zweites, Spermatozoen enthaltendes Individuum zur Section '). Die Spermatozoen besassen hier übrigens nicht ihre typische Gestalt, sondern hatten ihr Schwänzchen eingezogen, so dass sie sich, wie im oben beschriebenen Experiment, als dun- kle, von einem hellen, halbmondförmigen oder ringförmigen Saum umgebene Köpfchen dar- stellten. In diesem Falle war diese Gestaltveränderung jedoch nicht in Folge einer plötzli- chen, mechanischen Reizung, sondern offenbar durch chemische Einflüsse hervorgebracht. Die Leibesflüssigkeit des betreffenden Thieres war nämlich auffallend verändert. (Es flot- tirte darin ein flockiger Niederschlag, welcher aus membranösen Blasen und Detritus be- stand. Es wurden in ihr weder schwimmende Hoden, noch normale Blutkörperchen gefun- den, wohlaber vereinzelte Zellen mit deutlichem Kern, welche abgestorbene Blutkörperchen zu sein schienen. Auch lebende Töpfchen wurden vermisst, dagegen fanden sich abortirte vor. Ausserdem zeigten sich in der Leibesflüssigkeit zahlreiche sich langsam biegende und krüm- mende Stäbchen oder Fäden (offenbar Bacterien und nicht etwa Spermatozoen-Schwänz- chen). — Diese Beobachtung lässt zwei Deutungen zu: entweder wurden die Spermatozoen noch vor ihrer Ausbildung frei, wofür der Umstand spräche, dass im Blut gar keine schwim- menden Hoden gefunden wurden, oder aber die Spermatozoen haben erst später ihr Schwänz- chen in Folge der chemischen Veränderung des Blutes eingezogen. Diese zweite Deutung dürfte besonders in den folgenden, vom Hrn. Akademiker Owsjannikow an den Spermatozoen von Fischen angestellten Beobachtungen einen Beweis per analogiam finden). Bei längerer Einwirkung von Wasser sah der eben genannte Forscher das Schwänzchen schwinden und statt dessen eine hellgraue Substanz auftreten, welche entweder wie eine Membran das Köpfchene umrandete, oder dasselbe nur theilweise umgab, oder neben ihm lag. Um die Herkunft dieser Substanz nachzuweisen, versuchte Owsjannikow zu einer geringen Quan- tität Samenflüssigkeit ganz allmählich immer mehr und mehr Wasser zuzusetzen. Hierbei sah er das Schwänzchen sich mehr und mehr verkürzen und gleichzeitig um das Köpfchen herum allmählich eine dünne, hellgraue Schicht auftreten. Diese Schicht verdickte sich immer mehr und mehr auf Kosten des Schwänzchens, bis letzteres ganz in dieselbe über- ging. Aehnlich verhalten sich die haarförmigen Fortsätze, welche die Samenkörperchen des Flusskrebses umgeben, denn auch sie werden beim längeren Einwirken des Wassers ein- gezogen. | In der eben citirten, interessanten Abhandlung schliesst sich Prof. Owsjannikow in Bezug auf die Genese der Fischspermatozoen den Untersuchungen derjenigen neueren For- scher an, nach welchen das Köpfchen aus dem Kern, das Schwänzchen aus dem Inhalte 1) S. oben, bei Gelegenheit der braunen Schläuche. 4. (ОтдЪл. по анатом!и u Физ1ол. стр. 177.) (Ueber 4. 2) ©. Овсянниковъ. О развитш и гистологичес- | Entwickl. u. 4. histol. Bau 4. Fischspermatozoen. Ab- комъ строени рыбьихъ живчиковъ. Труды перваго | Вала]. 4. Isten Versamml. russischer Naturforscher). сЪЪзда русск. естествоиспыт. въ Петербург$. 1868 г. ÄNATOMISCH-HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 37 einer Zelle direct hervorgeht. Nachdem er diesen Entwicklungsmodus für mehrere Fisch- arten durch sorgfältige histologische Untersuchungen festgestellt hat, weist er, und gewiss mit vollem Rechte, darauf hin, dass die eben erwähnten Beobachtungen über das Einziehen des Schwänzchens an sterbenden Zoospermien diesen Entwicklungsmodus bestätigen, da die Zoospermien gleichsam wieder zu ihrer ursprünglichen Form zurückkehren. Das von mir beschriebene temporäre, durch mechanische Reizung erfolgte, Einziehen der Sperma- tozoen-Schwänzchen lässt diesen Rückschluss gewiss noch mehr an Berechtigung gewinnen. Ich glaube daher, ihn auf Grund einer Analogie auf die Genese der Spermatozoen des Si- punculus anwenden zu dürfen. In Folge dessen stelle ich mir die Entwicklung der Sperma- tozoen dieses Thieres auf folgende Weise vor. Ein jedes der Elemente der schwimmenden Hoden, welches in seiner Grösse, so wie auch in seinem optischen Verhalten sich so sehr dem Köpfchen der Spermatozoen nähert, scheidet eine helle, aufquellende Protoplasma- masse aus und differenzirt sich gleichsam dadurch in Zellenkern und Zelleninhalt. Der Kern wird zum Köpfchen des Samenkörperchens, während der Inhalt sich in eine lange Wimper, das Schwänzchen, auszieht. Eine Bestätigung dieser, wohl nicht unplausiblen Muthmaas- sung, muss freilich späteren Forschungen anheimgestellt werden. b) Weibliche Geschlechtsproducte. Bereits den älteren Forschern war die That- sache bekannt, dass zu gewissen Zeiten in der Leibesflüssigkeit Eier enthalten sind. Die erste Beschreibung derselben wurde, meines Wissens, von Grube') gemacht; doch verkannte derselbe ihre Kugelform und hielt es für wahrscheinlich, dass ihre Form die einer bicon- caven, am Rande stark abgerundeten Linse sei; demgemäss gab er auch eine muthmaass- ‚liche Profilansicht (Taf. X. Fig. 2) eines Eies, von der er jedoch in der Tafelerklärung wie- derholt, dass sie die wahrscheinliche Form des Eies oder Keimes wiedergiebt. Die Poren der Schalenhaut nahm Grube für sich kreuzende Furchen, ein Irrthum, der wohl auf Rech- nung der damaligen Mikroskope zu schieben ist. Im Jahre 1849 veröffentlichte H. Meyer’) einen kleinen Aufsatz, in dem er nochmals das Vorkommen von Eiern in der Leibesflüssig- keit constatirt und besonders betont, dass dieselben auf sehr verschiedenen Stufen der Ent- wicklung angetroffen werden, und kommt daher zu dem Schlusse, dass seine Beobachtungen nöch mehr, als die bisher gemachten, darauf hinweisen, dass sich die Eier vielleicht in der Leibeshöhle bilden. Bald darauf beschrieb Peters?) einen auf dem Darm verlaufenden und - Eier enthaltenden Kanal, der in einigen Fällen deutliche traubige Anhänge besass, welche ebenfalls Eier mit dem Keimbläschen enthielten. Den Kanal nimmt er für einen Eileiter und seine Anhänge für Ovarien. Ich muss gestehen, dass mir diese Beschreibung unverständlich geblieben ist und dass ich nicht im Stande war, sie weder mit den Beobachtungen anderer Forscher, noch mit den meinigen in Einklang zu bringen. Die Beobachtung von Peter’s sollte übrigens blos hier erwähnt werden um sie vor Vergessenheit zu schützen, kann 1) 1. с. р. 255. Эс. р. 533: 2) Zur Anatomie 4. Sipunculiden. Zeitschr. f. м. Zool. I. (1849), р. 269. 38 Dr. ALEX. BRANDT, jedoch ohne genauere Berücksichtigung bleiben, zumal sie an einer tropischen Species, dem 6. indicus, angestellt wurde. Werthvolle Detailangaben über die Beschaffenheit der Eier des S. nudus verdanken wir Krohn') und aus neuerer Zeit Keferstein und Eh- lers?). In Bezug auf die Entstehung der Eier entfernen sich die beiden letztgenannten Forscher von den früheren Angaben, indem sie als Bildungsstelle derselben die Haut be- trachten; sie geben nämlich an, im December bei fünf Exemplaren unter der Haut grobe Körner bemerkt zu haben, welche von Eierklumpen herrührten und in der Cutis einge- bettet lagen. Sie stellen dieselben auf Taf. VIIL Fig. 1 und 2 dar. — Die Eier sollten sich in etwa 0,25 mm. grossen, an ihrer Aussenfläche stark wimpernden Schläuchen bilden, in denen man meistens eine Menge zelliger Abtheilungen und ein oder zwei schon ziemlich reife Eier von 0,1 mm. Grösse beobachte. Auch fände man einzelne freie Eier in diesen Hohlräumen der Cutis; von hier sollten die Eier muthmasslich meistens noch in Gruppen zusammenhängend, in die Leibeshöhle durch jene Lücken, welche bei der Kreuzung der Ring- und Längsmuskeln offen bleiben, gelangen und sich erst nachträglich weiter aus- bilden. Hierbei wiesen die Verfasser auf die zahlreichen Würmer hin, bei denen eine ana- loge Entstehungsweise der Eier in der Haut stattfindet. Diese Beschreibung sollte jedoch nicht bestätigt werden, indem Claparède*) für Phascolosomen nachwies, dass die Eier nicht in der Haut, sondern, ähnlich den Spermatozoen, in schwimmenden Zellengruppen entständen, dass mithin ein an die schwimmenden Eierstöcke der Echinorhynchen erinnern- des Verhältniss obwalte. Diese Untersuchungsresultate wurden, so viel mir bekannt, bisher ohne Controlluntersuchungen auf unsere Species übertragen, so dass das Vorkommen von Eifollikeln in der Haut derselben noch immer keine gründliche Widerlegung gefunden hat. In Folge dessen versuchte ich die angeblichen Eifollikel aufzufinden, gelangte jedoch ‘dabei blos zu negativen Resultaten und bin daher geneigt, ihre Existenz entschieden zu leugnen, zumal auch ich Eier auf den verschiedensten Stufen der Ausbildung direct in der Leibesflüssigkeit fand. Die einfachsten derselben stellen lediglich kugelige Zellen dar und unterscheiden sich kaum von den farblosen Blutkörperchen im Moment ihrer Ruhe. Anfangs sind sie nackt, bedecken sich jedoch später mit einer hyalinen, farb- und structurlosen Membran (Fig. 55). Dieselbe ist nicht etwa gleichmässig, sondern mit höckerigen, diffusen Verdickungen versehen. Keferstein und Ehlers sagen mit Unrecht, dass sie aus dicht an einander grenzenden grossen Zellen bestände. Ursprünglich liegt sie der Zelle dicht an (A), hebt sich jedoch später von derselben ab (B), indem sie rascher wächst, als das Ei, und. füllt sich mit Serum. (Um den Vorgang dem Verständniss näher zu bringen, darf man wohl an eine Analogie mit den M. Traube’schen künstlichen Zellen denken). Darauf vermehrt sich die Eizelle durch Theilung innerhalb der Kapsel. Um jede neu entstandene Zelle bildet sich wiederum eine Kapsel, auf die oben beschriebene Weise. Die secundären Eizellen vermeh- ren sich abermals, ihre Brut erhält wiederum eine Hülle, und so geht der Process weiter. 1) 1. с. 1851. р. 369. 3) 1. с. р. 61. 2) 1. с. р. 50. ÄNATOMISCH -HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 39 Es entstehen auf diese Weise Complexe von Zellen (Fig. 56. A, B), welche lebhaft an in einander geschachtelte Echinococcusblasen erinnern, aus einer verschiedenen Anzahl von Generationen bestehen, und schwimmende Ovarien genannt werden können. Dieselben dürf- ten übrigens nicht immer zu Stande kommen, da vielmehr einzelne freie Ovula sich auch direct ohne intracapsuläre Vermehrung zu Eiern auszubilden scheinen. Später müssen die zuerst entstandenen, peripherischen, Cysten der schwimmenden Ovarien schwinden, denn die weiter in ihrer Entwicklung fortgeschrittenen Eier sind entweder einzeln von einer weit abstehenden, kugeligen Hülle umgeben, oder in Gruppen zusammengedrängt, wobei die ursprünglich runden Hüllen durch Druck sich gegenseitig abplatten und dadurch wie Bienenwaben oder ein riesiges Pflasterepithel erscheinen. Die Kapseln der Eier sind hier einfach an einander gedrängt und nicht etwa durch Kapseln einer höheren Ordnung in Gruppen geschieden. (Man sehe die Abbildung bei Keferstein und Ehlers Taf. VIII. Fig. 3). Die Form der fertigen Eier (Fig. 57) ist kugelrund, ebenso die des hellglänzenden Keimbläschens und des Keimfleckes. Der Dotter erscheint sehr feinkörnig und nur lichtgrau. Genaue Messungen über die einzelnen Theile des ausgewachsenen Eies haben die eben ge- nannten Forscher angestellt. Dieselben erkannten auch ganz richtig den Bau der Schalen- haut. Letztere ist besonders dadurch ausgezeichnet, dass sie über die ganze Oberfläche siebförmig angeordnete, runde Porenkanäle besitzt (Fig. 58). Dieselben sind durchaus re- gelmässig gestellt, so dass sie gleichsam drei Systeme paralleler Linien bilden, ein queres und zwei schräge, welche sich schneiden, so dass stumpfe Winkel von 120 und spitze von 60° entstehen. Dass wir es mit wirklichen Poren, und nicht etwa mit dunkeln Flecken, zu thun haben, hiervon kann man sich an ausgebreiteten Fragmenten der Schalenhaut sowohl, als auch an intacten Eiern überzeugen. Stellt man nämlich das Mikroskop oberflächlich ein, so gewahrt man dunkele, glänzende Punkte; beim Senken des Tubus werden sie allmählich ganz hell und bleiben es, bis sie ganz aus dem Gesichte entschwinden, Die Porenkanäle gehen ganz durch und durch, wovon man sich überzeugt, wenn man die Schalenhaut im op- tischen Durchschnitt sowohl, als auch von der inneren Fläche aus betrachtet. Der Eingang in die Kanäle ist leicht trichterförmig, da die Zwischenräume zwischen denselben abgerun- det erhaben sind. Nach dem soeben über die Schalenhaut Gesagten, kann ich der früheren Annahme Krohn’s') über die Beschaffenheit derselben nicht beistimmen. Er sagt nämlich, sie hätte die grösste Aehnlichkeit mit der polyedrischen Cornea des Insectenauges, indem ihre Oberfläche lauter regelmässige, sechseckige Felder zeige; höchst wahrscheinlich bestehe sie demnach aus einer dichten Aneinanderlagerung und Verwachsung sechsseitiger prisma- tischer Zellen. Wenn er frische Eier mit süssem Wasser in Berührung brachte, so quoll die Schalenhaut bald ungemein stark auf und er glaubte dann in ihr die nun durch Imbi- bition verlängerten und erweiterten Zellen in viel schärferen Contouren zu unterscheiden. Weiter unten (p. 374) führt jedoch Krohn eine interessante Beobachtung auf, welche, wie 1) 1. с. Müll. Arch. 1851. р. 370. 40 Dr. ALEx. BRANDT, mir scheint, nur mit dem porösen Bau der Schalenhaut vereinbar ist. Er hat nämlich den Nachweis geliefert, dass die frei im Meere schwimmenden Eier des Sipunculus während der letzten Stadien der Dotterfurchung auf der Aussenfläche der Schalenhaut einen Besatz von ziemlich langen Cilien erhalten. War ich auch leider nicht so glücklich, solche frei schwimmende Eier zu fischen, mithin selbst untersuchen zu können, so bin ich doch der An- sicht, dass die Cilien nicht aus der derben Schalenhaut selbst entstehen, sondern gewiss der Dottersubstanz angehören und durch die Poren hervortreten. Zu dieser Annahme dürften mich besonders folgende Beobachtungen an einzelnen abortirten Eiern berechtigen. Die Oberfläche derselben (Fig. 59) war mit verschieden gestalteten, gestielten, rundlichen oder strahlig in die Länge gezogenen Protoplasmagebilden besetzt. Bisweilen wurden Contracti- litätsäusserungen an ihnen wahrgenommen. Die birnförmigen Fortsätze wurden gelegentlich kolbenförmig, rundeten sich zur Kugel und lösten sich ab (Fig. 60). Ganz offenbar hatte ich es hier mit einem Hervorquellen von Dottersubstanz aus dem Innern des Eies durch die Poren der Schalenhaut zu thun. Dieses Hervorquellen, wenn es auch ein postmortales ist, dürfte wenigstens einen Fingerzeig für das Zustandekommen der Krohn’schen Flim- mercilien geben '). Bei Einwirkung von Essigsäure auf die Eier schien die Schalenhaut aufzuquellen und Fortsätze auf derselben aufzutreten, welche sich durch ihr starres, straffes Ansehen von den soeben beschriebenen unterschieden. — Fig. 61 ist einem abortirten mit Carminam- moniak behandelten Ei entnommen, dessen Schalenhaut allerwärts, ringsherum starre, sta- chelige, spindelförmige Fortsätze zeigte. Da der Inhalt des Eies stark mit Carmin tingirt, die Umhüllung, so wie die Stacheln, hingegen farblos waren; so wäre es nicht unmöglich, dass die betreffenden Stacheln mit den oben beschriebenen Protoplasmaausschwitzungen des Dotters nicht identisch sind, dass sie vielmehr Ausstrahlungen der äusseren Umhüllung des Eies sein könnten. Auf diese Deutungen wurde ich durch Prof. Claparede gebracht, welcher gesprächsweise die Frage aufwarf, ob die Poren der Schalenhaut beim Sipunculus nicht etwa dadurch entständen, dass von der äussern Umhüllung gegen den noch nackten Dotter hin stachelige Fortsätze ausstrahlten, zwischen denen sich erst die Substanz der Schalenhaut ablagert? An dem Object der Fig. 61 konnte ich freilich die fraglichen Fort- sätze nicht bis zur Umhüllung des Eies verfolgen; sie schienen vielmehr frei und pinsel- förmig vor derselben zu.endigen; doch dürfte das auf Fig. 62 abgebildete Präparat von Phascolosoma schon mehr für die in Rede stehende Muthmassung sprechen. Die betreffende Gruppe von Eiern kam ohne jegliche Reagentien zur Beobachtung; die Schalenhaut hatte sich noch nirgends gebildet, während die Innenfläche der Umhüllung mit stacheligen Fort- sätzen besäet war’). 1) Ueber Flimmercilien auf der Schalenhaut gewisser 2) Bei dieser Gelegenheit wollen wir die Eier von Würmer vergleiche man unter andern: A. Pagenste- | Phascolosoma laeve und granulatum (Fig. 63) vergleichs- cher: Unters. über nied. Seethiere aus Cette, Zeitschr. f, | weise etwas näher betrachten, zumal sie bisher noch nicht w. Zool. XII. (1863), p. 232. genauer beschrieben und abgebildet zu sein scheinen AÄNATOMISCH - HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS L. 41 Schliesslich erübrigt es noch, einige Angaben über die Sexualität des Sipunculus nudus folgen zu lassen. Seit Keferstein und Ehlers ihren Ausspruch über den Hermaphrodi- tismus zurückgenommen haben, ist die frühere Ansicht über den Gonochorismus wieder in Aufnahme gekommen. Und in der That muss ich Krohn auf Grund von Untersuchungen an zahlreichen Exemplaren beistimmen, dass man bei einem Theil der Individuen ausschliess- lich Eier, bei den anderen dagegen blos Bildungszellen des Samens findet; doch sind mir zu Anfang meines Aufenthaltes in Neapel (März) zwei oder drei Individuen zu Gesichte gekommen, in deren Leibesflüssigkeit sowohl Eier, als auch schwimmende Hoden beisammen vorkamen. Es lässt diese Beobachtung zwei Deutungen zu: entweder, und dies ist der wahr- scheinliche Fall, haben wir es mit einer Anomalie zu thun, oder aber mit einer Wechsel- geschlechtlickeit, Poekilogenie, wie man die Eigenschaft nennen könnte, zu gewissen Jahres- zeiten oder Lebensperioden männliche und zu andern weibliche Geschlechtsproducte her- vorzubringen. Quatrefages') wies schon vor langer Zeit auf die Möglichkeit einer solchen Eigenschaft für Echiurus hin. Es wäre unter diesen Umständen jedenfalls zu empfehlen, den Sipunculus von neuem einer speciellen Prüfung in Bezug auf seine Sexualität zu unterwer- fen, und zwar zu verschiedenen Jahreszeiten. Nicht uninteressant dürfte die Thatsache sein, dass, im Gegensatz zu den von Clapa- rede in St. Vaast untersuchten Phascolosomen, beim Sipunculus nudus so wie meinen bei- den Phascolosomen, die Individuen mit schwimmenden Hoden durchaus keine grosse Sel- tenheit ausmachen, dass sie vielmehr ungefähr ebenso häufig, wie die mit Eiern sind. Cla- parede fand nämlich unter Hunderten von untersuchten Phascolosomen nur 5 Männchen. Sie weichen von denen des Sipunculus nudus bedeutend ab. So ist ihre Form nicht etwa kugelig, sondern eiför- mig. Es lassen sich an ihnen ein zugespitzter und ein abgestutzter Pol unterscheiden. Die grössten unter ihnen sind etwas über 0,1 mm. lang, 0,075 mm. breit, besitzen ein Keimbläschen von 0,036 mm. und einen Keimfleck von 0,006 mm. Der Dotter ist feinkörnig und hellgelb gefärbt. Die Umküllung des Eies liest, im Gegensatz zu Sipunculus, der Schalenhaut dicht an, wesshalb sie von Krohn (l. c. 1851. p. 871) übersehen wurde. Sie stellt eine farblose, äusserst dünne Membran dar, welche sich jedoch an beiden Polen stark verdickt; daselbst eine sehr deutliche radiäre Strichelung zeigt und sich bisweilen von der Schalenhaut abhebt. Die Verdickungen sind ungefahr 0,006 mm. stark; die eine von ihnen hat eine geringere Ausdehnung in die Breite und erscheint als Kugelsegment, während die andere einen mehr diffusen Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. Beleg darstellt. Beide sind späteren Ursprunges und an Jüngeren Eiern nicht vorhanden. Die Schalenhaut selbst ist rosenroth, wesshalb die ausgebildeten Eier im Allge- meinen die nämliche Farbe haben. Sie besteht aus zwei, von einander durch einen schmalen, farblosen Spaltraum geschiedenen Schichten. Die äussere, etwas dickere, misst ungefähr 0,0035, die innere hingegen 0,003 mm. Beide zeigen eine deutliche radiäre Strichelung, welche sich auch durch den Spaltraum fortsetzt. Ich halte dieselbe für den Ausdruck von stacheligen Fortsätzen, die der äussern Umhüllung des Eies aufsitzen und in die Poren- canäle der Schalenhaut eindringen. Was die Porenca- näle anbetrifft, so sind sie viel kleiner, als beim Sipun- culus und scheinen nicht so regelmässig angeordnet zu sein. En face sind sie daher schwerer zu sehen. 1) Mem. s. ’Echiure de Gaertner (Echiurus Gaertnerii). Ann. d. sc. nat. (3.) VII. 1847. p. 331. Allgemeine Ergebnisse. 1. Die Leibesflüssigkeit des Sipunculus bietet manche histologische Anklänge an das Blut der Wirbelthiere, indem es rothe und farblose Blutkörperchen mit denselben wesent- lichen Characteren enthält. 2. Es kommen in ihr, ausser den Blutkörperchen, noch bindegewebige Blasen, männ- liche und weibliche Geschlechtsproducte, so wie als «Töpfchen» zu bezeichnende Wesen vor. 3. Diese Tôpfchen dürften eher Organe, als Parasiten sein. Sie besitzen einen Saum von Flimmercilien, welche häufig Köpfchen tragen und als Ciliae vibratoriae capitatae be- zeichnet werden können. 4. Dem Sipunculus kommt ein gefässartiger Apparat zu, der speciell für die Erection der Tentakeln bestimmt ist. Er besteht aus zwei Schläuchen und einem circulären, sich in die Tentakeln fortsetzenden Sinus um den Schlund. Sein Inhalt ist der Leibesflüssigkeit vollkommen gleich. 5. Die beiden auf der Bauchfläche des Thieres nach aussen mündenden «braunen Schläuche» besitzen keine innere, in die Leibeshöhle führende Oeffnung und können daher bei unserer Species keine Ableitungsorgane für die Geschlechtsproducte sein; sie sind viel- mehr als Excretionsdrüsen zu betrachten. Das sie auskleidende Epithel ist, ähnlich den Töpfchen, mit Ciliae capitatae besetzt. | 6. Die männlichen Geschlechtsorgane, die sogenannten schwimmenden Hoden, ent- stehen durch Vermehrung ursprünglich einzeln in der Leibesflüssigkeit schwimmender, ku- geliger Zellen. Jede Zelle derselben scheint sich zu einem Spermatozoon umzuwandeln. Die Spermatozoen sind denen der Wirbelthiere ähnlich und so contractil, dass die Schwänzchen durch mechanischen Reiz ganz eingezogen werden können. 7. Die weiblichen Geschlechtsorgane sind schwimmende Ovarien und entstehen durch Vermehrung ursprünglich einzeln in der Leibesflüssigkeit suspendirter Eizellen, um welche sich Hüllen bilden. м с I < м 18. 19 Erklärung der Abbildungen. Tafel. 1. Histologische Bestandtheile der Leibesflüssigkeit. . Farbige Blutkörperchen von der Fläche gesehen; e und f offenbar in Theilung begriffen. . Desgleichen im Profil und Halbprofil. . Verschiedenartige Gestaltveränderungen der farbigen Blutkörperchen. . Frequente Bewegungserscheinungen an einem Blutkörperchen und Zerreissen desselben. (Vergl. den Text). . Farbige Blutkörperchen nach Zusatz von viel Essigsäure. . Ein farbiges Blutkörperchen mit zwei Kernen, nach Zusatz von Essigsäure. Durchmesser 0,021 mm. . Ein farbiges Blutkörperchen von Phascolosoma granulatum in Theilung begriffen. . Auf’s Trockene gerathene und mit einander verklebte farbige Blutkörperchen, um einen fremden Körper gruppirt. . Farblose Blutkörperchen und ihre Gestaltveränderungen. f. Uebergangsformen zu den farbigen. . Blutkörperchen von 0,0066 mm. mit hell glänzenden, lebhaft «tanzenden» Körnchen. . Tôpfchen. A. mit Ciliae capitatae besetzt; ВБ. mit einfachen СШеп und in der Mitte etwas einge- drückten Boden. . A und D. Anomale Töpfchen mit schlaffer, eingeknüllter Kuppel, von je 0,054 mm. Höhe. . A. und B. Verbindung des Halses der Töpfchen mit dem Boden; halbschematisch dargestellt. . Ein Töpfchen, an dem die Cilien zur Ruhe kamen und sich ablösen. Präparat ohne Seewasser, doch bei stundenlanger Beobachtung eingedickt. . Ein Töpfchen vom Boden aus betrachtet; die stecknadelförmigen Cilien sind starr und regungslos. . Ein Schüsselchen den Boden nach oben kehrend, bei tiefer Einstellung, wesshalb die Faltungen X — der Kuppel zu sehen sind. & — Rand, b — Mitte des Bodens. An dem Boden hafteten Blutkörper- chen und Detritus, die nur zum Theil gezeichnet wurden. Länge — 0,18, Breite — 0,135 mm. . Ein Schüsselchen von 0,128 im grössten Durchmesser. Der Rand des Bodens erscheint umgeschlagen und in seiner ganzen Breite mit Cilien besetzt, welche nur an einer einzigen Stelle Köpfchen tragen. Drilllingstöpfehen. Höhe 0,060, Breite 0,087 mm. Zwillingstôpfchen. Querdurchmesser des grösseren Töpfchens 0,0572, des kleineren 0,0495 mm. 36. 37. 38. Dr. ALEXx. BRANDT, . Ein Töpfehen ohne Cilien, seinen abgerundet-viereckigen Boden nach oben kehrend. Der Rand des Bodens zeigt deutliche radiäre Fältchen. . Desgleichen mit abgerundet-dreieckigen Boden. . Ein abortirtes Töpfehen mit sich ablösenden Boden. . Ein Töpfehen während seiner Umwandelung zu einer Blase. Grösster Durchmesser 0,06 mm. . A. Blase von der Oberfläche einer vor 24 Stunden mit Seewasser vermischten Portion Blut. Während die Anstalten zum Zeichnen getroffen wurden, verschwand die einseitige Einknüllung, und die Blase nahm eine kugelrunde Gestalt an (B.). Eine Pression oder Verschiebung des Präparates war nicht vorgekommen. 5. Eine Blase von derselben Grösse und aus derselben Blutprobe, wie die vorhergehende (Fig. 24). 5. Eine Blase mit grossen, eiförmigen, krümlichen Protoplasmaklumpen. Grösster Durchm. 0,055 mm. . Eine Blase mit unregelmässig-höckeriger Oberfläche. Auf dem grösseren Abschnitt fanden sich noch mehrere, hier nicht angedeutete, Protoplasmaklumpen. Längsdurchm. 0,099, Querdurchm. 0,066 mm. 3. Einfachste, reguläre Form der Blasen. A von der Fläche, B von der Seite. Durchm. 0,024 mm. . Eine zweitheilige, reguläre Blase von 0,057 Länge und 0,03 mm. Breite. . Eine dreitheilige Blase von 0,051 mm. . Eine viertheilige Blase von 0,066 mm. ! . Eine mehrtheilige Blase von der Seite gesehen. . Eine achtheilige Blase von 0,072 mm. . Eine vieltheilige Blase. Länge 0,21, Breite 0,18 mm.; Durchmesser der Protoplasmaklümpchen 0,006 mm. . Desgleichen mit sehr wenig scharf geschiedenen Gebieten der einzelnen Protoplasmaklümpchen. Durchmesser 0,5 mm. Unregelmässige Blase oder Complex von Blasen. Länge (ohne den anhängenden Zellendetritus) 0,24 mm. Tafel. II. 37 — 41. Injectionspräparate des Tentacular-Gefässsystems in natürlicher Grösse. à — Vorderdarm. mm — obere Retractoren des Rüssels. mm — untere Retractoren des Rüssels. n — Supraoesophageal-Ganglion. c — Nerven-Schlundring. g — Bauchstrang des Nervensystems. t — Tentakelkrone. s — Sinus um den Schlund. f — ventraler Schlitz des Sinus. © — oberer contractiler Schlauch. v — unterer contractiler Schlauch. Dorsalansicht des gesammten Tentacular-Gefässsystems. Die Tentakelkrone ist auseinander gebreitet; die Insertion der oberen Rüsselretraktoren am scheidenförmigen Sinus ist durch einen punktirten Strich angedeutet. Ventralansicht des Tentacular-Gefässsystems. Die unteren Retractoren des Rüssels sind kurz abge- 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 53. 54. 55. 56. 57. 58. 59. ANATOMISCH-HISTOLOGISCHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNCULUS NUDUS К. 45 schnitten und zur Seite geschoben; ihre Insertion am Sinus ist leicht angedeutet. Der Bauchstrang ist zur Seite umgelegt. Das Tentacular-Gefässsystem von rechts gesehen. Dorsalansicht des vorderen Abschnittes des Tentacular-Gefässsystems, hauptsächlich um die normale Lage der Tentakeln zu veranschaulichen. Eine injicirte Tentakelkrone nebst dem ventralen Schlauche der Länge nach gespalten und ausein- ander gebreitet. Schematischer Querschnitt der Tentakelkrone auf halber Höhe. o — Lage der Mundöffnung. Durchschnitt einer injieirten Tentakelkrone, um die Trabekeln zu zeigen. Schwache Vergrösserung. 44 — 50. Die braunen Schläuche. Beide Schläuche, um ihre Lage zu den Seiten des Bauchstranges (g) zu zeigen. M. Längsmuskulatur des Hautmuskelschlauches. Der linke Schlauch befindet sich im eentrahirten Zustande und in nor- maler Lage; der rechte ist injieirt und zur Seite gebogen. Forcirte Injection eines Schlauches mit Gelatine. de — Ausführungsgang, vom — Visceralinuskel des Schlauches. Natürliche Grösse. Hintere Spitze eines Schlauches, um die Einschnürungen und Aussackungen, so wie die Lage der Längs- und Ringsmuskelfasern (ml, mc) zu zeigen. Das Muskelstratum der Schläuche, von der Fläche gesehen. Das Präparat wurde einem durch Gela- tine-Injection stark ausgedehnten Schlauche entnommen. Das Epithel der Schläuche in Seewasser zerzupft. а, b. ein fast fortwährend in krümmenden Be- wegungen begriffenes Gebilde in zwei Stellungen; с, d, e, f, д — gleichfalls Gebilde mit automati- schen Bewegungen; h. kugelige Zelle von der Beschaffenheit des Epithels. $. ähnliche kugelige Zellen mit köpfchentragenden und glattten СШеп. %. helles, farbloses und giänzendes Element von 0,0099 mm; [. dunkelgelbes Element von 0,011 mm. mit einem Kern von 0,0044 mm. Das Epithel der braunen Schläuche; frisches Präparat in Seewasser. Breite der Zellen 0,011 mm. Querschnitt eines in Chromsäure erhärteten Schlauches; hauptsächlich um die Anordnung der Mus- kelfasern zu zeigen. me — circuläre, ml — longitudinale Bündel. 51 — 63. Geschlechtsproducte. . Entwicklungsstufen der schwimmenden Hoden. . Ein schwimmender Hoden von Phascolosoma granulatum. Die rundliche, dunkle Stelle ist eine Ex- cavation, welche von der äussern Capsel überbrückt wird. Rechts und oben eine diffusse Verdickung der Capsel. Durchmesser 0,022 mm. Reife Spermatozoen. & im ausgedehnten Zustande; $ mit durch mechanische Reizung contrahirten Schwänzchen. Spermatozoen aus der Leibeshöhle von Phascoloscoma elongatum Kef. Copie nach Claparède. 1. с. Ta ХИ: Pie 21. Zwei junge Eier; in A. umschliesst die Hülle dicht das Ovulum, bei 5 hebt sich dieselbe ab. Zwei schwimmende Ovarien; A nur drei, D viele Eizellen enthaltend. В ist 0,045 mm. lang und 0,036 mm. breit. Ausgebildetes Ei im optischen Durchschnitt. Vertheilung der Poren auf der Schalenhaut. Protoplasmafortsätze mit activen Bewegungserscheinungen, auf der Schalenhaut eines abortirten Eies. 46 Dr. A. BRANDT, ANATOM.-HISTOL. UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN SIPUNC. NUD. L. ” 60. Austritt von Protoplasmatropfen aus einem abortirten Eie. 61. Stachelige Fortsätze um ein abgestorbenes Ei. Eiergruppe von Phascolosoma granulatum. Auf der Innenfläche der Capseln stachelige Fortsätze. 62. Ein reifes Ei derselben Species. Länge 0,12, Breite 0,075, Kern 0,036. Kernkörperchen 0,006 mm. 63. 64. Ein Töpfchen, gleichfalls von Phascolosoma. —— ре À Brandt. одели TI. | (iM N Г | ИВА 13B u, | x SI SE TS Brandt del, Jvanson sculp. nn р N N И Au | sl BR purs | Jvanson sculp. т о a F In = —— À rend. opimeulu mus IT Sur, LP) , 7, ат | | | IN LE nn u ке 2 = [On a © S SA = < = EAN À IN I _ DEIN Wan ad Jp Se Série. ir Brandt del. MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SÉRIE, Tone XVI, N° 9. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. SCRIPSIT TABULISQUE 4 LAPIDI INCISIS ILLUSTRAVIT C. J. Maximowicz, socius Academiae. Lu le 30 Juin 1870. 2 0 us RÉ Zen d Sr.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétersbourg: à Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M М. Kymmel; A.E.Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakoff et A. Tscherkessoff; Prix: 80 Kop. = 27 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. - Décembre 1870. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9° ligne, № 12.) Commentationem lectori benevolo nunc oblatam ab initio eo consilio tantum aggressus sum, ut species generis Rhododendri ex Asia orientali hucusque notas omnes rite conferrem et enumerarem, ne in describendis novis non paucis in errores incidam. Hucusque enim talis enumeratio nobis deerat, excepto fragmento optimo clarissimi Planchon (in Ilustr. horticole, 1854) de Azaleis Indicae affinibus, ubi tamen auctor, varietatibus hortensibus praesertim nisus, evidenter species nimis numerosas admisit. Quum vero in singulas Rhododendri species accuratius inquirerem, mox magnae cres- cendi in modo diversitati incidebam, ita ut, ad illas diversitates melius perpendendas, disquisitiones meas etiam in cetera Rhododendrearum genera extendere coactus essem. Quaerebatur tamen, quae sint haec genera. Candolleus nempe, ne antiquiores laudam auc- tores, Rhodorearum titulo omnes Ericaceas salutavit corolla decidua et capsula septicida instructas, Klotzschius vero, recentissimus Bicornium classis monographus (cf. Linnaea, XXIV. p. 9 sq.) Rhodoreas istas in familias duas divisit: Menziesiaceas et Rhodoraceas, prioribus gemmas floriferas nudas foliiferas squamatas antherarumque loculos paullo dis- junctos assignans, posterioribus vero gemmas floriferas et foliiferas squamatas, loculos antherarum conjunctos atque pollen filis viscidis cohaerens adscribens. Menziesiaceis adnu- meravit genera Bryanthum, Phyllodocen, Daboeciam, Menziesiam, Loiseleuriam, Clado- thamnum, Kalmiam, Leiophyllum et genus Guianense quoddam indescriptum, Rhodoreis Osmothamnum, Azaleam, Rhodoram, Rhododendron, Ledum et Bejariam. Quibus omnibus perscrutatis, excepto tamen Cladothamno in Asia orientali non obvio, equidem Klotzschii sententiam impugnare commotus sum. Notae enim e vegetatione petitae nec omnino ita sese habent uti vult cl. auctor, neque apte ad omnes species ejusdem generis conveniunt. Ita Menziesiae jam genus ipsum gemmas floriferas, simillimi Rhododendri in modum, etiam squamatas simillimasque offert. Non magis Phyllodoce, Loiseleuria, Leiophyllum, Kalmia gemmas floriferas nudas habent, modo ut hic flos quilibet ex axilla folii ortus et squamis duabus coriaceis oppositis involutus sit. Manent igitur tantum Bryanthus et Da- Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, УПше Série. 1 2 С. J. Maxımowicz, boecia, quibus re vera gemmas floriferas nudas tribuere possum, vel, ut aptius dicam, flores ex apice ramorum foliatorum hornotinorum enatos. Inter Rhodoreas Klotzschii Bejariae inflorescentia minus mihi cognita est, inter Rho- dodendra vero (quibus omnia genera Klotzschii subjungo praeter Ledum et Bejariam) unam speciem (Rh. Chamaecistum) inveni gemmis Phyllodoces praeditam, duas vero vegetatione Bryanthi instructas. Si denique alia genera v. gr. Siphonandracearum Klotzschii respicimus, etiam hic principium istum non зешрег -constans inveniemus, quum у. с. Leucothoös et Andromedae species adsint, contra auctorem, ex apice ramorum hornotinorum florentes (v. gr. Androm. ovalifolia), aliae Andromedae vero (v. gr. A. cernua) gemmas floriferas re vera squamatas habeant, vel Vaccinia nonnulla mox gemmis floriferis squamatis praedita (у. с. У. chinense, Smallii, macrocarpum), mox sic dietis nudis instructa (У. bracteatum, У. Wrightii etc. ete.). Gemmarum rationem igitur, ita ut a Klotzschio proposita est, ad dilimitandas tribus minus aptam esse apertum manifestumque habeo. Hanc vel aliam ob causam etiam factum est, plerosque autores recentiores a systemate Klotzschiano assensum retinere. Nihilomi- nus minime affirmare volo, characterem e gemmarum, natura petitum non esse maximi momenti, attamen ea dilimitatione, ut foliorum inter squamas et flores praesentia vel ab- 'sentia multo levior sit nota, quam Squamarım ipsarum dispositio vel innovationum erga semmam floriferam ratio. = Quod attinet ad loculorum antherae structuram, clarum videtur, hoc signum, in Rho- doreis saltem, non magni aestimandum esse, nam Menziesia v. gr., arctissimae affinitatis vinculo Rhododendro conjuncta, antheris diversissimis gaudet, iisque in variis speciebus variantibus. An pollen re vera in omnibus Rhodoreis filis viscidis cohaereat, nondum pro- batum videtur, certeque non facit momentum, quum v. gr. in Orchidearum generibus satis affınibus mox liberum mox conglutinatum inveniatur. Quae quum ita sese habeant, tribum Candolleanam non divellendam existimo, genera vero ita dispono. | RHODODENDREAE (Rhodoreae Don. DC.). Nomen tribus mutandum fuit, quia Rhodora mihi tantum species anomala vastissimi generis Rhododendri videtur. | Phyllodoceae. Seminum testa firma, nucleo arcte аа vel saltem exappendicu- lata. Semina ovoidea, rarissime linearia, nunquam scobiformia. Antherae rima vel rima abbreviata (poro spurio) dehiscentes, sutura loculorum distincta. Flores regulares in axilla foliorum summorum ramorum vetustorum siti, basi squamis 2 (bracteolis) oppositis coria- ceis fulti, rarius ramos foliatos novellos terminantes. | Racemi elongati ramum foliatum terminantes. Daboecia. Corolla ovoidea dentata. Bryanthus. Corolla rotata partita. © RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. Racemi contracti. Peduneuli basi bisquamati. Semina ovoidea. Antherae biporosae. | Phyllodoce. Cor. ovata v. campanulata fissa. Rhodothamnus '). Cor. rotata partita. Semina ovoidea. Antherae birimosae. Loiseleuria. Corolla campanulata gamopetala. Capsula 2—3 locularis. Leiophyllum. Corolla 5-petala. Capsula 3-locularis. 2 Diplarche. Staminal0, e quibus 5 altius inserta. Corolla gamopetala°). ‚ Semina linearia. Kalmia. Eurhododendreae. Semina scobiformia testa laxa in appendiculas producta. Antherae poro rimaeformi vel vero orbiculato marginato apertae, et tune sutura loculorum obliterata. Gemmae floriferae squamis imbricatis plus minus numerosis tectae, rarissime inflorescentia foliifera. Corolla pentapetala. Ledum. Capsula a basi dehiscens. Fl. 5-meri. Bejaria. Fl. 7-meri. Capsula ab apice dehiscens. Corolla gamopetala. Tsusiophyllum. Capsula 3-locularis. Antherae longitud. apertae. Menziesia. Capsula cum flore isomera. Antherae poro rimaeformi apertae. Rhododendron. Antherae poro vero dehiscentes. De duobus generibus capsula septicida, corolla delabente instructis, adhuc dubiis, nune silentium teneo, de Oladothamno nempe, vulgo Pyrolaceis, a Klotzschio Menziesiaceis adscripto, et de Tripetaleia, a Siebold et Zuccarini ad Olacaceas rejecto, a Hookero et Benthamio cum dubio ad Ericaceas emendato. De ulterioribus, quantum species Asiae orientalis attinet, videatur infra. 1) Species 1: Rhodoth. Chamaecistus Rchb. quoad squamarum naturam investigationem non admisit, 2) Specimen parvulum a me examinatum accuratiorem | sed peduneuli п basi bisquamati visi sunt. 4 С. J. Maximowicz, Rhododendreae Asiae orientalis. — PHYLLODOCEAE. Flores ex axillis foliorum summorum ramorum vetustorum solitarii, quolibet flore ipsa basi squamis (bracteolis nempe) coriaceis binis oppositis persistentibus, respectu folii fuleientis lateralibus instructo, in brevissimum racemum v. corymbum foliatos dispositi rarissime apice rami hornotini foliati racemosi foliaceo-bracteati et -bracteolati. Flores regulares. Antherae rimis saepe abbreviatis (poro spurio) dehiscentes, sutura distincta. Semina ovoidea, rarius linearia (Kalmia), nunquam scobiformia, testa firma, nucleo arcte adhaerente vel saltem (in Kalmia) extra nucleum non corrugata. Frutices humillimi cae- spitosi, rarius majores (Kalmia), foliis persistentibus. BRYANTHUS STELL. Stell. mser. с. char. brevi, in Pall. Flor. Ross. II. р. 57. t. 74. fig. 1. (optime) — Gmelin. Fl. Sibir. IV. р. 132. t. ГУП. fig. 3 (mala) с. charact. fusiore. — D. Don. in Edinb. phil. journ. п. 17. p. 160. — С. Don. Gen. syst. III.p. 833. p.p. — DC. Prodr. УП. 2. р. 712. Calyx profunde 4-partitus. Corolla regularis, ad Has 4-partita, horizontaliter patens, decidua. Stamina 8. Filamenta filiformia glabra. Antherae toto dorso adnatae, muticae breves, loculis apice breviter disjunctis, apice poro amplo laterali obliquo deorsum acuto dehiscentibus, connectivo apice subprominente. Stylus cylindricus rectus brevis, cum ovario articulatus, apice truncatus. Stigma 4-lobum. Ovarium subglobosum, apice breviter atte- nuatum leviter 4-sulcatum. Capsula calyce persistente stipata, depresso-globosa, 4-loba, coriacea, septicide 4-locularis. Placentae columnae crassae centrali adnatae, cristaeformes. Semina (ex Don.) numerosa, ovoidea, lucida, raphe carinata donata. — Species unica sistit fruticulum ericoideum ramosissimum procumbentem. Folia sparsa, linearia, rigide coriacea, utrinque lucida, margine remote mucronulato-denticulata, costa subtus profunde impressa. Inflorescentia racemosa ex apice ramorum hornotinorum foliatorum, ipsa basi squamis linea- ribus rigidis minutis fultorum. Pedunculus elongatus, foliis remotis 3 —4 glanduloso-ciliatis instructus ipseque breve glandulosus, 2—10-florus, floribus apice pedunculi approximatis. Pedicelli flores aequantes, internodia superantes, brevissime adpresso-canescentes, basi bractea foliacea glanduloso-ciliata breviore fulti. Flores rosei, parvi. В, Gmelini Don. IL сс. — DC. 1. с. с. syn. — Led. Fl. Ross. II. 2. р. 915. c. syn. — Menziesia Bryanthus Swartz in Trans. Linn. soc. X. p. 378. t. 30. B. Hab. verbis d. Pallasii adduco: «plantulam hanc elegantem, quam Bryanthi nomine ipse Stellerus genere distinxit, primo circa Ochotensem portum, in muscosis humilibusque, dein in Camtschatca et denique in insula Beringii observavit, tanquam unicum calvarum RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 5 rupium decus, quas in hac insula integris caespitibus fere sola cum Empetro et Musco tegit.» Ipse vidi specc. Kamtschatica a Dre. Peters et hortul. Kegel collecta, nec non Stelle- rianum ex eodem loco, iconis Pallasianae citatae archetypum. Planta post Patres tantum a Swartzio ad specc. frf., et a Donio ad spec. florens in- vestigata, a Ledebourio fructifera visa in herb. Berolinensi, sed hucusque vix nota. In descriptionibus enim auctorum ex authopsia institutis mirabilis discrepantia. Steller, quem ad verbum transscribit Gmelin neque nominavit ') florem in 4, 5, 6 lacinias ultra medium sectum, fructum 5-locularem esse affirmat. Ita Gmelin, qui addit, numerum laciniarum corollae et staminum variare, capsulam vero constanter 5-meram esse, et stamina, de qui- bus silet Steller, 4—6. Eodem fere modo Pallas, cujus ipsissima icon stamina 8 offert, sed «calycem et corollam plerumque profunde 4-fidam», fructum «in speciminibus siccis vix non ubique 4-valvem» invenisse affırmat. Swartz spec. frf. bene descripsit atque adum- bravit 4-merum, sed in icone capsulam nimis elongatam et cilia foliorum nimis fortia, serraturis similia delineavit. G. Don, qui spec. florens investigavisse videtur, nisi D. Do- nium presso pede sequitur, cujus descriptionem comparare non licuit mihi, iterum florem omnibus partibus 5-merum habet, calycem 5-phyllum (!), sed .corollam recte profunde partitam patentem, staminaque duplo laciniarum corollae numero esse dicit, filamenta applanata describit (sine dubio pressione supra ovarium). De Candolle, qui specimen non examinavit, itaque Donium sequitur, nihilominus habet corollam ultra medium 5-fidam. Ledebour stamina ex Pallasio tot quot laciniae corollinae enumerat, sed ex authopsia spec. frferi «calycem et fructum 4-merum» vidit. Ex omnibus hic adductis verosimile fit, Stel- lerum, qui plantulam vivam maximo numero ante oculos habuerat, re vera variationes relatas observasse, sed quum rarissime tamen occurrere debeant, specimina fere omnia 4-mera collegisse, quae postea ab auctoribus antiquioribus partim ad fidem primi observatoris haud exacte descripta fuerunt. Equidem saltem specc. 10 examinavi et ne unum quidem florem pentamerum invenire potui. E charactere emendato generis Bryanthi clare fit, Phyllodocen bonum atque diversum genus esse, non solum charactere florum, sed etiam crescendi modo insigne. Species igitur Phyllodoces, quas nuper cum Bryantho conjunxit A. Gray (bot. contrib. extr. from Proceed. Amer. acad. of sc. and arts, 1867. УП. р. 367), да inter utrumque genus intermediam, Ph. Breweri! nempe, invenerat, corolla campanulata ultra medium 5-fida instructam, ex habitu vero veram Phyllodocen, iterum ad hoc genus transferendae sunt. PHYLLODOCE SALISB. Salisb. Parad. Londin. $. 56. — DC. Prodr. 1. с. — Menziesia, sect. Phyllodoce Endl. Gen. pl. p. 755. — Bryanthi sp. A. Gray. Bot. Contrib. 1. c. Calyx 5-partitus laciniis acuminatis. Corolla ovoideourceolata 5-dentata, rarius cam- panulata 5-loba, decidua. Stamina 10 inclusa. Filamenta filiformia glabra. Antherae oblon- 1) «Plagia numerosa Gmelini» Pallas 1. c., qui recte Stellerum generis auctorem vindicavit. 6 С. Г. Maxımowicz, gae, dorso affixae, loculis apice breviter disjunctis poroque laterali obliquo basin versus acuto dehiscentibus. Stigma peltatum 5-lobum. Stylus cylindricus rectus gracilis, cum ovario articulatus. Capsula calyci reflexo persistenti insidens, ovalis, sublignosa, 5-locularis, septi- cida, valvis apice bifidis. Semina numerosa, ovoidea, longitudinaliter striolata, raphe cari- nata donata, lucida. — Fruticuli humiles ericoidei. Folia sparsa, linearia, obtusa, serru- lata, margine revoluta, rigide coriacea. Flores in apice ramulorum anni praecedentis, axil- lares, e quavis axilla solitarii folioque stipati, e squamis duabus coriaceis respectu folii lateralibus oppositis prodeuntes, in racemum brevissimum fasciculiformem foliatum dispositi. 1. Ph. taxifolia Salisb. L с. — DC. 1. с. р. 713. e. syn. — Ledeb. Fl. Ross. II. 2. р. 916. с. syn. — Turez. Fl. Baic. dah. II. 2. р. 204. — Rgl. Fl. Ajan. р. 110. п. 191. — Е. Schmidt. Fl. Amg. bur. п. 263. in Mém. Acad. Pötersb. VII. ser. ХП. № 2. р. 54. — Floribus 3—6 purpureis; calyce corolla ovoidea urceolata plus quam duplo breviore;- filamentis glabris. Hab. in alpibus Davuriae (Turez.), Sibiria Baicalensi: ре Chamar-Daban (Turez.!, Sezukin! Ног. Junio) et Orientali: inter Aldan-fl. et Ochotzk (Orlow! fl.), prope Ochotzk (Redowsky!), eirca Ajan, «in pinetis et ericetis», Junio Вог. (Tiling!); Kamtschatka (Ste- wart!, Rieder!); Mandshuria boreali: in summis montibus Bureicis (Е. Schmidt, Julio fl.); nec non in Japoniae alpibus summis, unde е Senano spec. 1. попа. fl. aliis plantis admixtum coll. Tschonoski! — Ocurrit praeterea in Sibiria altaica versus fl. Jenisei (Pall.), secus mare Glaciale in Zapponia Rossica! et Suecica!, Norwegia!, Scotia, Pyrenaeis!, et in Ame- rica boreali arctica, variis locis!, usque in m. Albos! reipublicae New-Hampshire. 2. Ph. Pallasiana Don. in Edinb. new phil. journ. XVII. р. 160. — DC. 1. с. — Led. 1. с. р. 917. с. syn. — Floribus 7—15 albis; calyce corollam subglobosam dimidiam superante; filamentis glabris. Hab. in Kamtschatka: in summis saxis apud Ganala, Junio, Julio florens (Stewart!), in monte ad sinum Rukawitschkina sito, flor. (Rieder!), prope Lopatkam, in meridie penin- sulae, in montibus siceis rarius, Ног. (Rieder!). — Praeterea ex Unalaschka!, peninsula Alaska (ex A. Gray 1. с.) et Sitka! allata fuit. Simillima praecedenti, ita ut in sicco non facile distinguatur, corollae forma tamen nec non pedunculis brevioribus tute dignoscenda. LoISELEURIA DESv. Desv. Journ. bot. ТП. р. 35. — ОС. 1. с. р. 714. — Azalea sp. L., Endl. Calyx 5-partitus laciniis acuminatis. Corolla campanulata 5-fida. Stamina 5 subli- bera, recta, corolla breviora. Filamenta crassiuscula subplana. Antherae subglobosae, lon- gitudinaliter dehiscentes. Stylus brevis, rectus, tarde deciduus. Stigma capıtatum. Capsula subglobosa, 2—3-locularis, septieida, lignosa, valvis bifidis. Semina numerosa, globoso- ovata, granulata, raphe carinata donata. — Fruticulus humilis, ericoideus. Folia opposita, RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 7 breve petiolata, elliptica, integra, margine revoluta, glabra, rigide coriacea. Inflorescen- tia Phyllodoces, sed pedunculi breves. L. procumbens Desv. 1. с. — DC. 1. с. с. syn. — Led. 1. с. р. 918. с. syn. — Rgl. Fl. Ajan. n. 192. — Trtv. et Mey. FL Ochot. p. 63. n. 221. — Maxim. Primit. FI. Amur. ‚ р. 189. — Е. Schmidt. Fl. Sachal. in Mém. Acad. Pétersb. |. с. р. 157. п. 293. Hab. in regione Transbaicalenst (Tilesius!), in Sibiria orientali pluribus locis, у. gr. circa Ajan, locis aridis et in pinetis, Junio flor. (Tiling!); in Mandshuria Rossica, ad ostium fl. Amur (Orlow!); in Sachalin boreali, fine Maji florens (F. Schmidt, Glehn); Kamtschatka!, frequens; terra Tschuktschorum, ad sinum St. Laurentii (Chamisso!). — Crescit praeterea in Rossia arctica!, Norvegia!, alpibus Europae mediae!, Islandia!, America arctica! usque in Labradoriam! et Terram Novam, et in montibus Albis reipubl. New-Hampshire (ex A. Gray. Man. Fl. North. U. S.). EURHODODENDREAE. Flores saepe subirregulares ex apice ramorum anni praeteriti, corymboso-racemosi vel subumbellati, axi communi ad basin squamas imbricatas flores fuleientes proferente brevissima, rarissime etiam folia nonnulla emittente, tune plus minus elongata (in Rhodo- dendris duobus). Bracteolae binae membranaceae fugaces, rarissime (in sect. Therorhodio gen. Rhododendri) foliaceae, apice, medio, rarissime supra basin pedicelli dispositae. Semina scobiformia, testa plus minus relaxata utrinque in appendiculam corrugatam elongata. — Arbores vel frutices altiores, rarissime humiles caespitosi, foliis persistentibus vel annuis. >< Munzınsra Su. Smith. Ie. ined. Ш. № 59. — Salisb. Parad. Lond. № 44.— DC. 1. с. р. 713. — Menziesia, sect. Arcimbalda Endl. Gen. р. 755. Calyx 4-vel 5-dentatus, -fissus vel -partitus. Corolla urceolata, rarissime infundibuli- formi-tubulosa, limbo brevi 4-v. 5-dentato vel lobato, saepius regularis, rarius leviter incurva, limbo sursum spectante, obliquo. Stamina rarissime simplici, plerumque duplici loborum corollae numero, itaque 5, 8 vel 10, libera, inclusa, aequalia, recta, rarissime sub- inaequalia leviter incurva. Filamenta subulata, elongata, saepius pubescentia. Antherae. lineares, basi breviter subsagittatae, apice plus minus attenuato poro obliquo minuto deor- sum acuto dehiscentes, in una specie late oblongae poro amplissimo rimaeformi apertae. Ovarium subglobosum, stylo cylindrico recto vel incurvo, stigmate truncato, rarissime parvo capitato. Capsula 4-vel 5-locularis, globosa vel ovalis, septicida, lignosa, calyce per- sistente fulta. Semina numerosa, scobiformia. — Frutices elatiores, verticillato-ramosi, habitu Azalearum. Gemmae floriferae ex apice ramorum anni praecedentis, foliiferae illis approximatae laterales, utraeque tegmentis membranaceis 3—4-seriatis imbricatis tectae. Folia annua, membranacea, elliptica, obovata vel ovalia, plerumque ciliata, subtus secus nervos paleis subulatis majusculis adpressis adspersa. Flores nutantes, umbellati vel bre- 8 С. Г. Maxımowicz, viter racemosi, pedunculis elongatis, coaetanei, parvuli, plerumque sordidi. — Species notae 6, quarum 4 in Japonia, 1 in Kamischatka et America borealioccidentali, 1 in Ame- rica boreali frigidiore indigena. Genus valde affine Rhododendro, a quo tantum differt antheris poro rimaeformi neque orbiculari dehiscentibus, et corolla pl. m. urceolata. CLAVIS SPECIERUM OMNIUM. 1. Antherae lato-oblongae poro amplissimo. Corolla tenera pulchre purpurea. M. purpurea. Antherae lineares poris minutis. Corolla subcoriacea sordida. Conf. ad 2. 2. Stamina simplici loborum corollae numero......................... M. pentandra. Stamina duplici loborum corollae numero. 3. 3. Corolla tubulosa plus quam 1/, pollicaris. 4. » ovata vel globosa, parva. 5. 4. Flores umbellati. Corolla et genitalia incurva. Folia elliptica .......,.. M. cilicalyx. Fl. breve racemosi. Corolla recta. Folia obovata ................... M. multiflora. 5. Corolla globosa. Folia obovata subtus glauca ...................,.. M. globularis. Corolla ovoidea. Folia elliptica subtus pallida...................... M. ferruginea. 1. М, ferruginea Sm. 1. с. et ex Шо color. in Tratt. Arch. t. 271. — DC. 1. с. р. 714. — Bong. Veg. Sitcha n. 102. — Hook. Fl. bor. am, II. p. 40. — Led. Fl. Ross. II. 2. р. 917. — М. urceolaris Salisb. Parad. Lond. I. $. 44. — Foliis ellipticis ciliato-serru- latis subtus pallidis indistincte costatis; floribus 4-meris; corolla ovoideo-urceolata intus glabra; staminibus 8 styloque rectis inclusis; capsula breviter obovoidea. Hab. in Kamtschatka (Dr. Merk! ex №. Pallas, Я. defl.). — Praeterea in Sitka!, Unalaschka! (varii collectores! fl. frf.) et usque ad Columbiae ostium territ. Oregon (Douglas!). Frutex circiter 3-pedalis, fastigiato-verticillato ramosus. Ramuli hornotini et pedunculi glanduloso-pilosi. Gemmae ovatae acutae, subtriseriatim imbricatae, squamis acutis glabris vel breve puberulis et fimbriato-ciliatis. Folia elliptica vel oblongo-elliptica, utrinque acuta, glandula apiculata, glanduloso-ciliato-serrulata, supra parce adpresse strigoso-pilosa, subtus ad nervos parce subulato-paleacea, pallida, costis non prominentibus, 1—2”:Y,—1”. Flo- res umbellati, 3—5, nutantes, 4 v. rariss. 5-meri, pedunculis florem multo superantibus. Calyx patulus glanduloso-fimhriato-ciliatus, obscure dentatus. Corolla urceolato-ovoidea, fuscescens, 8 mill. longa, limbo 4—5 dentato revoluto, dentibus rotundatis. Stamina inelusa 8 (10). Antherae filamento subulato triplo breviores, loculis basi et apice breve disjunctis, poro minuto obliquo apertis. Ovarium ovoideum, glabrum. Stylus ovario triplo stamini- busque longior, rectus, cylindricus. Stigma capitato-4-lobum. Capsula in pedunculo erecta, in secundum annum persistens, ovalis vel breve obovoidea, obtusa, 4, rarissime 5-locularis, castanea, 6 mill. longa. Placentae crassae, axi capsula subbreviori adnatae. Semina linearia, appendice nucleum aequante. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 9 М. globularis Salisb. 1. с. in adn. — DC. 1. c. — Hook.].c. p.41. — Chapm. Fl. South. Un. St. p. 265. — M. ferruginea 8. Sims in Bot. mag. t. 1571. — M. ferrug. var. globularis A. Gray Man. Fl. North. Un. St. р. 298. — In Alleghanicis montibus per Penn- sylvaniam meridionalem ad Virginiam et Carolinam borealem, nec non in montib. Scopulosis а 56° (Smoking river, Drummond! fl.) usque ad circiter 50° (Pack river, Dr. Lyall! fl.) proveniens. Differre videtur a praecedente ramulis peduneulisque fere glabris, foliis vulgo obovatis obtusis (occurrunt tamen etiam elliptica acuta), glandula breviore vix prominula apiculatis; glabratis, parciusque minuteque serrulatociliatis, subtus glaucis, corollis globoso-urceolatis pallide flavescentirubentibus, filamentis basi ciliatis, stylo breviore (plus duplo neque plus triplo ovarium superante), capsulaque, uti videtur, globoso-ovoidea. Verum tamen est, quod sicca, si folia habet elliptica, difficilius a praecedente distinguenda est, sed ita res sese habet cum Phyllodoces speciebus supra adductis, in vivo tamen statim distinctis. Praeterea planta haec exsiccata semper viridis, praecedens vero nigrescens est. 2. M, pentandra Maxim. Dec. II pl. nov. Jap. et Mandsh. in Bull. Acad Petersb. ХТ. р. 432. — Е. Schmidt. Fl. Sachal. 1 с. р. 157 в. 294. — М. ferruginea var. globularis A. Gray. On the bot. of Japan p. 399. in bot. mem. extr. from Mem. Amer. Acad. of sc. and arts, new ser. VI. — Miq. Prol. Fl. Jap. p. 381. — Foliis ellipticis oblongisve sub- integris concoloribus subtus elevato-costatis; floribus pentameris; corolla globoso-urceolata subincurva intus incana; staminibus 5 styloque subgeniculato declinatis fere exsertis; cap- sula globosa apiculata strigosa. Hab. in ins. Sachalin meridionali, altitudine 1000 ped. (Glehn, frf.); in Yeso montibus (Albrecht! fi. frf.), circa fodinas plumbeas Idsi Nowatari, alt. 2—3000 ped. sat frequens in silvis fruticetisque (frf. fine Octobris, ipse); in Nippon borealis principatu Nambu (flor.) et mediae alpibus altissimis (fl. leg. Tschonoski!). Similis M. ferrugineae Sm., sed abunde distincta. Frutex 4-pedalis ramosus, ramis flexuosis di-trichotomis. Ramuli novelli pedunculique tenere longeque glanduloso-pilosi. Gemmae globoso-ovatae acutae, squamis subbiseriatis exterioribus vix brevioribus, dense breviuscule ciliatis, ceterum glabris. Folia novella su- perne adpresse hispido-pilosa atque-ciliata, subtus subconcolora, ad venas paleis subulatis | adpressis obsessa, pube persistente vel paginae superioris demum evanida, elliptica vel oblongo-elliptica oblongave utrinque acuta, margine fere integerrima, glandula dilatata api- culata, vetusta subtus utrinque elevato subquadricostata, 1Y,—4':7"—1Yy'. Flores um- bellati, subquaterni, longe, ac in praecedente tamen brevius pedunculati, 5-, rarissime 4-meri, nutantes. Calyx rotundato-5-dentatus, fimbriatociliatus et brevissime puberulus. Corolla sordide ex rubente viridescens, oblique globoso-urceolata, ore paullo sursum versa, 5 mill. longa, limbi dentibus rotundatis fauceque intus dense brevissime incano-tomentosis. Sta- mina 5 subinaequalia subdeclinata, apicibus paullo exserta. Filamenta crassiuscula subulata glabra, antheras oblongo-lineares basi sublatiores ochraceas poro obliquo minuto dehiscen- Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie, 2 10 С. Г. Maxımowiıcz, tes subduplo superantia. Stylus declinato-geniculatus, ovarium globosum стаззе strigosum duplo, stamina vix superans, stigmate truncato. Capsula in pedunculo erecta, globoso-ovata, apiculata, parce strigosa, opaca, cinerea, styli basi persistente coronata, 4 mill. longa. Se- mina M. ferrugineae, sed appendices dimidium nucleum tantum aequantes. 3. М. eiliicalyx. -— Andromeda? cilüicalyx Miq. in Ann. mus. Lugd. bat. Г. р. 30. et in Prol. Fl. Jap. p. 94. — Foliis late ellipticis oblongo-obovatove-elliptieis acutis vel acutiusculis basi attenuatis subglabris indistincte costatis; umbellis basi multisquamatis 3—5-floris; floribus pedunculo aequilongis 5-meris; calyce obsolete dentato longe sub- glanduloso-fimbriato; corolla tubuloso-urceolata incurva limbum obliquum 4-10 superante intus pilosa; staminibus 10 styloque basi leviter incrassato incurvis, filamentis pilosis; capsula depresso-globosa apiculata glanduloso-strigosa. Hab. in Nippon borealis et mediae alpibus (fl. frf., Tschonoski!). Hanc cum auctore speciei communicatam pro sua authentica agnovit ipse cl. auctor. Conf. Miq. Cat. mus. Lugd. bat. I. р. 63. Frutex ignotae altitudinis, verticillato-ramosus, ramis gracilibus semper glabris. Gemmae floriferae ellipsoideae acutae, foliiferae acuminato-lanceolatae, utraeque squamis sub-3—4-seriatis imbricatis obtusis mucronatis subglutinosis tectae. Folia ad apices ramorum subindistincte quaternatim aggregata, brevissime petiolata, novella superne par- cissime adpresse setulosa mox glabra, subtus pallidiora, ad costam parce adpresse paleacea margineque subintegro parce ciliata, subindistincte utrinque 4—5-costata, 1',—3": U— 1/". Squamae ad basin umbellae 3—5-florae post anthesin fere peractam adhuc persi- stentes, numerosae, membranaceae, obovatae vel oblongae, brevissime glanduloso-ciliatae. Pedunculi squamas duplo, flores paullo vel vix superantes, cirea */”, fructiferi ultra polli- cem elongati, pilis crassis capitellatis crispe pubescentes. Flores nutantes, 15 mill. q. exc. longi. Calyx brevis, 5-lobus, lobis rotundatis, ut in pedunculo ciliatis. Corolla leviter sur- sum curvata, ore paullo sursum spectante obliquo, versus faucem paullatim attenuata, sed non vere constricta, extus glabra, intus breviter pilosa, ex sicco sordide albida vel vires- cens, limbi lobï depresso-rotundati, ий videtur fusco suffusi. Stamina subinaequalia leviter deflexa. Filamenta basi subulato-dilatata, ad medium usque circumeirca dense pubescentia. Antherae triplo breviores, lineares, loculis basi apiceque breviter disjunctis obtusis, apicem versus attenuatis, ad sinus limbi usque protensis, poro minuto obliquo dehiscentes, ochra- ceae. Ovarium globoso-ovoideum, minutum, dense longeque capitellato-hispidum. Stylus stamina vix superans, basi paullo crassior, leviter arcuato-deflexus, gracilis, apice truncatus, glaber. Capsula 4 mill. longa et paullo latior, calyce persistente fere duplo longior, diu styli basi apiculata, leviter 5-sulcata, parcius glanduloso-strigosa. Semina virescentia, opaca, utrinque breviuscule appendiculata. Expl. fig. tab. 1. Fig. 7. Specimen florens magn. nat. 2. Corolla longitudinaliter fissa cum calyce, bis а. 3. a. Anthera a ventre, 6. a latere, с. basis filamenti, magn. ter aucta. 4. Germen cum stylo, bis a. 5. Capsula dehissa, bis a. 6. Lobus calycinus, quinquies auctus. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 11 4, М. multiflora п. sp. — Foliis obovato-elliptieis obovatisve obtusiusculis basi atte- nuatis subglabris demum distincte costatis; racemis brevissimis nudis 6—10-floris; flori- bus pedunculo subduplo longioribus 5-meris; calycis parce glanduloso -ciliati dentibus inaequalibus, aut minutis depressis uno subulato, aut omnibus foliaceis linearispathulatis dimidiam corollam superantibus; corolla oblongo-ovata urceolata limbum rectum 5-plo superante intus puberula; staminibus 10 styloque Баз! incrassato rectis, filamentis pilosis: capsula depresso-globosa apiculata glabra. Hab. in alpibus Nippon borealis et mediae, ubi fl с. fr. а. praeced. leg. Tschonoski. Simillima praecedenti. Folia plerumque obovata et obtusa, pube praecedentis, sed superne densiore, subtus fere evanida, distinctiusque pallidiora, adulta subtus distincte utrinque subquadricostata, usque 3”:1”,7”. Squamae flores fuleientes jam incipiente an- thesi omnes delapsae. Racemi axis usque ',-pollicaris, plerumque brevior. Pedunculi = 6—10, inferiores corolla sesqui, superiores duplo longiores, fructiferi ух elongati, 7"— 1'/, longi, quam in praecedente tenuiores, pilis brevissimis glandula ampla nigra termi- natis parce adspersi. Calyx valde variabilis, pilis quam in pedunculo longioribus ceterum similibus haud crebre ciliatus, ceterum glaber, mox brevissimus, dentibus 2-—4 triangula- ribus, ceteris vel uno late linearibus subulatisve omnibus acutis acutissimisque, membrana- ceis, mox amplus herbaceus, laciniis inaequalibus vel subaequalibus. Corolla regularis, a basi sensim angustata, fauce distincte constricta, limbi dentibus ut in praecedente, sed respectu corollae minoribus, eodem modo colorata eodemque modo intus pubescens, 5” longa, 3 lin. basi lata. Stamina stylusque praecedentis, sed recta, et antherae minores, quadruplo filamento breviores et distincte sagittatae. Ovarium fere glabrum, pube quanta adest ut in praecedente. Stigma truncatum. Capsula erecta, glabra, ceterum simillima, sed, dum calyx foliaceus, calyci immersa. Expl. fig. tab. 1. Fig. 7. Spec. florens magn. nat. 8. Flos longitudinaliter fissus, demta corollae parte an- teriore, magn. bis auctus. 9. а. Anthera a latere, b. a ventre, с. basis filamenti, 5-es а. 10. Calyx cum ger- mine, ex alio flore, ut calycis variatio demonstretur, bis а. 11. Capsula т. п. 72. Dens calycinus 5-es auctus. 5. М. purpurea Maxim. 1. с. — Foliis ovalibus apice emarginatis vel obtusis calloso- apiculatis integerrimis, superne parcissime adpresse pilosulis, subtus pallidis ad costam parce paleaceis; umbellis basi multisquamatis 5—6-floris; pedunculis florem nutantem . 4-merum (purpureum) subaequantibus, squamas vix superantibus glabratis; calycis glandu- loso-ciliati laciniis ovato-oblongis triplo brevioribus quam corolla tubuloso-infundibuliformis 4-loba, brevissime glanduloso-ciliata intus pubescens, tenere membranacea; staminibus 8 styloque cylindrico glabro rectis, dimidiam corollam vix superantibus; filamentis subulatis pubescentibus, antheris 5-plo brevioribus late oblongis poro rimaeformi laterali amplissimo dehiscentibus; ovario parce hispido; capsula depresso-globosa apiculata glabra. Hab. in Kiusiu jugo centrali Kundsho-san, alte supra mare, in silvis, init. Junii fl. с. fr. a. praeced. Communis dicitur etiam in monte Wunzen prov. Simabarae, vere sterilis tantum visa. 12 C. J. Maxımowicz, Japonice: yoragu tsutsusi. Species pulcherrima, floribus laete purpureis basi pallidioribus numerosissimis onusta, inter ceteras species tamen anomala, quum corollae forma et textura, tum antheris fere longitudinaliter dehiscentibus, poro enim ita basin versus producto, ut dimidium loculum attineat. Frutex usque 8-pedalis, trunco 1°, poll. crasso. Rami verticillati, etiam juventute glabri, apicem versus foliati. Folia distinctius quam in aliis speciebus petiolata, nervis pa- rum elevatis, demum glabrata, 7—1":1/"—2"/". Squamae pluriseriatae, exteriores sen- sim breviores, ovatae, acutae, glabriusculae, interiores longiores oblongae obtusae, medio dorso longissime paleaceo-pilosae, sub anthesi totae adhuc persistentes. Pedunculi tenues, pilis brevibus capitellatis parcissime adspersi, 6—7 lin. longi, Ца ut flos. Calyx membra- naceus. Corolla tenera, tubulosa apicem versus vix dilatata, fauce haud constrieta, vix duplo longior quam lata, pulchre purpurea, calycem versus pallidior. Limbus tubo 4° sal- tem brevior, lobis depresso semirotundis brevissime densissime glandulosociliatis. Antherae ochraceae. Ovarium subglobosum, pube parca, brevi, tenui. Capsula erecta, glabra. Expl. fig. tab. 1. Fig. 13. Pars speciminis florentis, magn. naturali. 14. Flos longitudinaliter fissus, demta parte anteriore, bis a. 15. Stamen varie visum, quinquies а. 16. Calyx cum germine, 5-es a. 17. Inflor. frf. anni praeced. m. п. 78. Capsula-ex eadem, bis a. 19. Perulae, a. ex exterioribus, 6. ex interioribus, c. florem fulciens, a. b. bis, c. 5-es a. TSUSIOPHYLLUM n. gen. Calyx 5-partitus parvus. Corolla regularis, tubuloso-cylindrica, limbo brevi 5-lobo lobis rotundatis imbricatis, tubo intus et extus dense tomentoso. Stamina 5 libera, recta, lobis corollae alterna, subinclusa, filamenta subulato-plana villosa, antherae dorso insertae introrsae, oblongae, loculis utrinque breve disjunctis, longitudinaliter dehiscentibus. Pollen globoso-tetraëdrum, per quaterna granula conjunctum. Ovarium disco 5-lobo glanduloso impositum, ovoideum, 3-loculare, loculis pluriovulatis. Stylus reetus gracilis. Stigma truncatum 3-lobum. Capsula... — Fruticulus parvifolius parviflorus, foliis et pube sect. Tsusiae gen. Rhododendri, floribus terminalibus paucis umbellatis brevissime pedunculatis, gemmis floriferis membranaceo-squamatis, squamis a basi! solutis, pluriseriatis, foliiferis infra floriferas sitis illisque arcte approximatis, in verticillum dispositis. Genus Rhododendro proximum, corolla regulari, antheris longitudinaliter dehiscenti- bus et ovario 3-loculari diversum. A Menziesia iterum ovario et antheris distinguendum. Ab utroque genere squamis gemmarum a basi solutis discrepans. T. Tanakae sp. n. Hab. in Nippon mediae montibus Hakone, ubi collegerunt botanici Japonici Tanaka et Yeutschima, mecum benevole communicavit ill. Cosson. Videtur planta rara, quia nemini aliorum collectorum obvia. Specimen unicum quod praesto est quinquepollicare ramum sistit basi 2 mill. cras- sum, bis dichotomum, ramulis omnibus iterum tri-vel dichotomis, erecto-patulis, vetustum RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 13 glabratum, cortice laevi cinnamomeo epidermideque aspera grisea tectum, hornotinis vel ramulis anni praeteriti paleis setosis subulatis rigidis adpressis fulvis dense strigosis. Gemmae floriferae terminales, inter innovationes jam evolutas sessiles, globoso-ovales, pisi minoris magnitudine, foliis paucis linearispathulatis, 5 mill. : 1°, mill. magnis, in secundum annum persistentibus fultae (exacte in modum Ah. Indici), foliiferae ex foliorum floralium пипс descriptorum axillis, florali arcte approximatae. Perulae pluriseriatae, scariosae, fuscae, margine longe paleaceo-ciliatae, exterioribus interiores minores omnino invol- ventibus, omnibus demum basi solutis. Folia sparsa, apicem ramulorum versus appro- ximata, erecto-patula, subsessilia, late obovato-elliptica, utrinque acuta, glandula longiuscula saepe curvula apiculata, coriacea, superne profunde viridia, appresse margine subrevoluto densius setosa, subtus glauca, secus costam dense appresseque fulvo-paleacea, costis latera- libus indistinctis grosse, sed non prominenti-reticulata, maxima vix 12:6 mill., minora 8:4 mill. metientia. Flores umbellati, in umbella una 1, in altera bini, fere sessiles. Pedun- culus calyce brevior et cum illo densissime pallidius paleaceo-setosus. Calyx 5-partitus laciniis ovatis obtusis, corolla multo brevior. Corolla vix 1 centim. longa, cylindrico- tubulosa, limbo erecto-patulo 3 mill. longo lobis depresso-rotundatis, ex sicco albida cum rubedine, praeter limbum tota extus et intus pube brevissima tomentosa. Stamina faucem attingentia recta, stylum superantia; filamenta subulata, plana, fere ad apicem usque ciliata; antherae 5-lo breviores brunnescentes. Ovarium dense paleaceo-hispidum. Expl. fig. tab. 3. Fig. 7. Specimen florens magn. nat. 2. Flos. 3. Corolla longit. fissa. 4. Calyx cum ovario et stylo, omnes figg. magn. ter a. 5. Staminis apex cum anthera a facie et a latere. 6. Stigma. 7. Ova- rii sectio transversalis, omnes magis auctae. 8. Pollen, valde auct. RHODODENDRON G. Don. G. Don. Gen. syst. III. p. 843. excl. Rh. Ohamaecisto. — Azalea То. Cod. p.166 p.p., Rhodora Duham. in L. Cod. р. 409., Rhododendron L. 1. в. р. р. — Osmotham- nus, Azalea, Rhodora, Rhododendron excel. Ih. Chamaecisto DC. Prodr. VII. 2. р. 715 sq. Calyx varius, mox obsoletus, mox patellaris truncatus v. obsolete dentatus, mox cam- panulatus fissus vel partitus, membranaceus vel foliaceus. Corolla a subrotato per cam- . panulato-infundibuliformem in tubulosum et hypocrateriformem varians, limbo subobliquo subirregulari, lobis inferioribus fere semper magis profunde divisis, 5-й40 vel 5—9-lobo, rarissime partito (in АЛ. linearifolio), vel bilabiato (in Ah. Rhodora). Stamina mox sim- plici corollae loborum numero (5), mox duplici: 10—18, sublibera, saepissime declinata, in fasciculum collecta, plus minus inaequalia, rarissime patentia, in orbem expansa (v. gr. in Rh. camelliaefloro H. f.), inclusa vel exserta. Filamenta plerumque subulata, saepe pu- bescentia, rarissime nonnulla barbata cetera glabrata (in Rh. semibarbato Maxim.). An- therae plus minus obovoideae, rarius oblongae, superiores interdum ceteris paullo vel multo minores, loculis tota longitudine conjunctis, raphe arcte connata, poro terminali 14 С. J. MaAximowicz, subobliquo orbiculari marginato dehiscentibus. Ovarium 5—20-loculare. Stylus pl. m. declinatus vel etiam incurvus, stamina saepius superans, rarissime illis multo brevior, de- mum totus deciduus. Stigma stylo truncato impositum 5-lobum vel pl. m. capitatum et 5—20-lobum. Capsula calyce suffulta lignosa (rarissime submembranacea: in sect. The- rorhodio), 5—20-locularis, ab apice ad basin septicida, placentis crassis axi adnatis. Se- mina numerosa, scobiformia, appendice saepius dilacerata, rarius integra. Duce Donio genera Azaleam et Rhodoram cum Rhododendro conjunxi, et Osmotham- _ num Из addidi, quia папе in diem difficilius fit genera haec characteribus etsi levissimis distinguere. Azalea v. gr. ab auctoribus describitur «plerumque» foliis annuis membrana- ceis, corolla 5-fida, pube haud lepidota, staminibus «saepius» 5 instructa, sed folia annua habes etiam in Ай. daurico, membranacea etiam in Ай. albifloro, biennia e contra in Аа, Indica cum affinibus, ubi saepe non minus coriacea зап quam in Rhododendris veris auc- torum. Corolla 5-fida obvia fit in Rhododendris non paucis, у. gr. Rh. daurico, lapponico, parvifolio, moulmaynensi, Veitchiano ceterisque. Stamina 5 habes et in Rhododendris veris rarius, 10 vero minime rara in Azaleis sunt. Manet tantum pubes, in Azaleis re vera nun- quam lepidota, sed pubes lepidota, etsi charactere hoc pro genere condendo uti velis, in Rhododendris numerosissimis omnino deest. Meliora signa offerunt innovationes, sed hic Azaleae sectio mea omnino sese habet ut verum Rhododendron, Tsusia vero, quae ab aucto- ribus saepe ad Rhododendra transfertur, diversissima evadit. Multo magis igitur naturam sequi opinor, si sectiones optimis signis e vegetatione depromptis distinguendas in vasto genere admittimus. Zhodoram non retinui, quia пипс veras Azaleas observavi mox corolla bilabiata mox subregulari instructas. Osmothamnum vero si distinguere velis, tunc Rh. An- thopogon simillimum illi subjungas necesse est, neque clarum mihi videtur, quo charactere florali tunc species alias corolla hypocrateriformi donatas (v. gr. Rh. jasminiflorum) ab illo sejungas, vel quam ob causam species tam paradoxae ut Ай. Keysü vel Rh. camelliaeflo- rum vel sect. mea Therorhodion non pro generibus propriis declarentur. CONSPECTUS SECTIONUM. Rhododendra apiciflora. Inflorescentia terminalis e gemma perulata propria. Folia in axi novella florifera nulla. Innovationes infra flores ortae. a. Innovationes e gemmis propriis. Sect. 1. Osmothamnus. Perulae gemmae floriferae exteriores interioribus vix breviores, ita ut perulae pauciseriatae vix imbricatae appareant. Gemma florifera sub- globosa. Pubes lepidota et setosa. — Frutices nani. Sect. 2. Eurhododendron. Perulae multiseriatae, interiores sensim longiores, gemmam strobiliformem plerumque acutam constituentes. Pubes varia, sed nunquam pa- leacea. Arbores vel frutices. Folia biennia, triennia vel diutius persistentia. Sect. 3. Azalea Pl. emend. — Ut praecedens, sed folia annua. Pubes mollis, pilosa, saepe glandulosa. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 15 b. Innovationes ex eadem gemma uti flores. Sect. 4. Tsusia Pl. emend. — Gemmae Osmothamni. Folia annua vel subbiennia. Pubes setoso-paleacea, rarius glandulosa admixta. Rhododendra lateriflora. Inflorescentiae laterales e gemma perulata propria imbricata, in axil- lis foliorum summorum rami anni praecedentis sitae. Folia in axi novella florifera nulla. Sect. 4. Keysia Th. Nutt. in bot. mag. t. 4875. Inflorescentia pluriflora. Innovatio ter- minalis. Corolla tubulosa limbi dentibus conniventibus. Folia perennia. — Spe- cies unica: Ай. Кеузй Nutt. Sect. 5. Rhodorastrum. — Gemmae 1-florae. Innovationes laterales infra gemmas flori- feras sitae. Corolla campanulata. Pubes lepidota. Folia annua. Frutices fastigi- ato-virgati. Sect. 6. Azaleastrum Pl. — Gemmae 1—2-florae. Innovationes inter et infra gemmas floriferas, vel rarius simul terminalis. Corolla rotata. Folia annua. Pubes glan- dulosa vel simplex. Rhododendra anomala. Rami novelli basi foliati in racemum elongatum foliaceo-bracteatum abeuntes. Perulae ad basin ramulorum paucae, persistentes, coriaceae. Sect. 7. Therorhodion. — Corolla rotata inferne ad basin fissa. Capsula submembranacea. Sect. 1. OSMOTHAMNDS. Sect. Ponticum, Lepipherum G. Don 1. с. р. р. et sect. Pogonanthum G. Don. — Sect. Eurkododendron р. p., Pogonanthum et species non satis notae р. р. DC. l. с. — Genus Osmothamnus ОС. 1. с. р. 715. — Rhododendron proprium Th. Nutt. in Кем. bot. mise. У. 353. р. р. Inflorescentia terminalis aphylla, e gemma perulata subglobosa squamis pauciseriatis subaequilongis formata. Corolla campanulata, infundibuliformis vel subhypocraterimorpha, tubo recto vel leviter curvato. Stamina 5 vel 10. Capsula 5-locularis. — Frutices parvi vel пап, ramosissimi, microphylli, ob pubem lepidotam copiosam (rarius setosam) graveo- lentes, foliis coriaceis saepius biennibus rarius perennantibus, floribus subsolitariis vel paueis umbellatis vel rarius corymboso-racemosis numerosioribus. — Species in alpibus altissimis Europae et Asiae centralis obviae vel subpolares, unica in China boreali erescente. — Huc pertinent species sequentes, omnes a me examinatae: Ah. pumilum Hook. f., lepidotum Wall. с. varr. Hookerianis, Anthopogon Don, fragrans m., nivale Hook. f., lapponicum L., parvifolium Ad., ferrugineum L., micranthum Turcz., hirsutum L., setosum Don. CLAVIS SPECIERUM ASIAE ORIENTALIS. 1. Corolla hypocrateriformis. Flores brevissime peduneulati............ Rh. fragrans. Corolla campanulata у. subrotata. Fl. distincte vel longe pedunculati. Conf. ad 2. 2. El. ашьеНаы pedunculosssuperantes, ее, оо ale a nee Eh. parvifolium. Fl. corymboso-racemosi, longissime pedunculati........,...... ... Ай. micranthum. 16 С. Г. MaAximowicz, 1. Rh. fragrans'). — Azalea fragrans Adams! in Mém. Acad. Pétersb. II. р. 332. $. 14. (icon rudis, sed bona, descript. opt.). — Azalea fol. ovalibus supra rugosis cet. Gmel. Fl. Sib. ТУ. р. 125. %. 55. (pessima) — excel. syn. Tournef. — Osmothamnus fragrans et pallidus DC. 1. с. — Ledeb. Fl. Ross. II. 2. р. 918. excel. synon. et locis natalibus nonnul- lis. — Turez. Fl. Вас. дай. II. р. 204. (e DC. mutuat.). — Rgl. et Til. Fl. Ajan. р. 110. n. 193. — Pumilum, ramis verticillatis fastigiatis, junioribus villosulis et cum tegmentis mar- gine longe villoso-ciliatis foliis subtus pedunculisque dense ferrugineo-lepidotis; foliis bien- nibus ovali-vel ovato-ellipticis acutis basi obtusis rigide coriaceis margine revolutis opacis; corymbis brevissimis 7—15-floris; floribus brevissime pedunculatis squamis persistentibus amplis fultis; calyce 5-fido lobis ovatis; corollae hypocrateriformis tubo limbum lobis rotun- datis superante intus villoso; staminibus 5 inclusis rectis glabris, antheris ovalibus poris am- plis; stylo duplo breviore stigmate capitato; capsula 5-vel rarius 4-mera villosa et lepidota. Occurunt formae duae: altera pauciflora corollis aveniis, altera multiflora corollis reti- culato-pictis, quae ultima vulgo minor est et locis magis borealibus occurrit. Pro speciebus declarari ух possunt, nam numerus florum valde variabilis, occurrit у. gr. in О. pallido inflorescentia multiflora, in O. fragrante pauciflora, venatio limbi etiam in O. pallido adest, etsi minus expressa, ita ut tantum color in sicco saepissime evanidus remaneat ad species has distinguendas. Hab. in Sibiria maxime orientali: eirca ostium fl. Lenae (Adams! cor. reticul.), ad Lenam (Adams! frf.) et Dezegdal, fine Juni fl. (Stubendorff! cor. reticul. et avenia), versus Ochotzk (Dobell! 1818. flor., cor. reticul., Stubendorff! 1858. fl. pallid.); Ajan (Tiling! cor. pallid.); inter Ochotzk et Jakutzk (Schelechow! fl. reticul.), in cacumine montis Junikan, med. Julio fl. (Kusmisczeff! fl. reticul.), Wiluisk (Maydell! cor. pallid.); in Sibiria baicalensi: ad Baicalem (Pallas!, legit verosimil. Messerschmidt, primum «Rh. ferrugineum» inscriptum, dein in Azal fragrantem a Pallasio emendatum); in alpibus Ur- gudei, Buchat, Nuchu-Daban (Turczaninow! fl pallid.); ad fluv. Birjussam (Julio fl., cor. pallid., Stubendorff!); ad fontes fl. Irkut, in monte Munku Sardyk (Radde! fl. reticul.). — In Himalaya: Kishtwar, regio арта, 11—12000 реа. (Thomson! spec. florib. fere destr.). Rh. Anthopogon? Don non parum affine. Differt hoc enim foliis lucidis, calycis margine longe pubescentis lobis oblongis, stylo crasso clavato, ovario glabrato, habitus vero omnino idem. Stamina in Rh. Anthopogone etiam 5, sed dicuntur occurrere 6, 7. Spithamaeum vel pedale, ramis crassis. Folia modice petiolata, superne minute im- presso-reticulata, subtus hornotina pallida, vetusta ferruginea, 8”: 3”. Axes inflorescentia- rum anguste conicae persistentes. Flores saepissime tota sub anthesi squamis pedunculos ` superantibus orbiculatis acutis fulti. Corolla diametro cireiter semipollicaris. Capsula bre- viter ovoidea obtusa, 4—5 sulcata, calycem adpressum duplo superans, saepius corolla emarcida diutius obtecta. 1) Rh. fragrans Hortul. ad Rh. maximum L. pertinet. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 17 Genus Osmothamnus a De Candolle ab Azalea diversum dicitur corolla regulari (quae _ re vera subirregularis), genitalibus inclusis (etiam in aliis Æhododendris passim obviis) et capsula 4-loculari, a Loiseleuria corolla hypocrateriformi (quae etiam in Azaleis non occur- rit), capsula 4-loculari et seminibus «linearibus». Differentia ab Azalea igitur principalis posita est in corolla hypocrateriformi et capsula 4-loculari. Sed prior папе in multis Rho- dodendris inventa est, secunda vero in speciminibus numerosis a me examinatis'), imo authen- ticis Adamsianis, multo frequentior 5-, quam 4-locularis occurrit, et frequens 4-locularis occurrit etiam in Rh. lapponico. Insuper in charact. generico tubus supra medium gibbus dicitur, antherae «apice» dehiscentes. Equidem corollam, exacte ut in Rh. Anthopogone, tubo leviter incurvo video, antherae vero poro amplo orbiculari dehiscunt. Ita ne levissima quidem differentia remanet inter Osmothamnum et Rhododendron. Quum vero nomen aptissimum optime characterem sectionis nostrae exprimat, pro tota sectione retinui. 9, Rh. parvifolium Ad. in Mém. soc. natur. Mosc. IX. р. 237. — Ledeb. Fl. Ross. П. 2. р. 921. с. syn. — Turcz. Fl. Baic.-dah. II. 2. p. 206. — Trtv. et Mey. Fl. Ochot. p. 63. — Rgl. Til. Fl. Ajan. p. 110. n. 195. — Rh. parviflorum Ait. F. Schmidt. Fl. Sachal. р. 158. п. 297. — Rh. palustre Turcz. in DC. 1. с. р. 724. — Azalea lapponica Pall! Fl. Ross. II. р. 52. $. 70. fig. 1. A. В. (A. ferruginosa inscripta, optima!). — Rh. ferrugineum Georgi,lt. I. р. 43. ex Pall. — Pedale ad tripedale fastigiato-ramosissimum dense lepidotum; foliis ovalibus elliptieisve obtusiusculis basi attenuatis coriaceis utrinque subtus dense et fusco-lepidotis; umbellis 2—3 floris, pedunculis flore brevioribus; calyeis _5-lobi lobis rotundatis; corolla aperte campanulata glabra; staminibus 10 exsertis basi barbatis, capsulis ovoideis. Hab. in paludibus frigidis vel alpinis Sibiriae orientalis: Davuriae alpibus (Turczani- now), in jugo Jablonnoi ad Nertscham (Laxmann ex Pall.), inter Bargusin et Witim flu- viorum capita (Georgi ex Pall.); regione Baicalensi: in Sajanensi jugo ad Abacan fl. et alios (Messerschmidt ex Pallas), alpe Nuchu Daban (Turcz.!), in alpibus altissimis Tun- kinensibus (Stubendorff!), in paludibus montium frigidis ad Chormam et Birjussam fi. (idem!), ad longam pontem prope Tibilti (Turez.!); in Sibiria maxime orientali: Wiluisk (Maydell!) ad fl. Utschur (Pawlowski!), Dezegdal (Stubendorff!), ad Lenam (sp. sterile. 5. п. Az. parvifoliae Adams!, Redowski! fl.); Ochotzk (Stubend.!, Dobell! «rarissi- mum»), ad fontes fluvii Lantar (Tiling!), in Stanowoi orientali (Middendorff!). — In Kamitschatka: circa portum Petri et Pauli (Mertens! fl), terra Tschuktschorum: ad sin. St. Laurentii, et ad fretum Seniavini (idem!) et Beringii (Wright! frf.). Sachalin (Schmidt). — In Unalaschka (Eschscholtz! fl.). —- Зрес. Wright s.n. Rh. lapponici comm. subdubium. В. albiflorum Herd! шзсг. — Ramis squarrosis densissimis, pedunculis flore ао multo brevioribus. 1) Pleraque florifera capsulas anni praeteriti habent adhuc persistentes. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, Vilme Serie. 3 18 С. Г. Maxımowicz, Hab. in jugo Sajanensi, in monte Munku-Sardyk, ad fontes Я. Irkut (Radde!). Statura parva et rami squarrosi transitum jam ad Rh. lapponicum L. indicant, sed fila- menta barbata. Pedunculi tam breves vero ut in albifloro occurrunt, etsi rarius, etiam in forma genuina. Simillimum Rh. Lapponicum L. differre videtur statura palmari ramis divaricatis (in 8. Rh. parvifolii ceterum jam obviis), foliis Баз! saepe obtusis rigide coriaceis, filamentis glabris et staminibus saepe paucioribus (5—8). Corolla extus lepidota vero, a Candolleo Rh. Lapponico L. tributa, a me saepissime glabra visa est. Recte forsan d. Pallas nostram speciem varietatem giganteam Ah. Lapponici praedicat. Synonymon Pallasii Вис et non ad Rh. fragrans, аа habet Ledebour, ducendum esse docet optima icon, brevis sed bona descriptio, denique specimen authenticum a me visum; itaque etiam loca a Pallasio adducta, aLedebourio sub Ай. fragrante enumerata, huc sunt emendanda 3. Rh. micranthum Turcz. Bull. soc. Мозс. 1837. № 7. р. 155. — DC. L. c. p.727. — Turcz. Fl. Baic.-dah. 1. с. р. 208. in nota (descriptio). — Maxim. Prim. Fl. Amur. Suppl. p. 474. — Elatius gracile, ramis verticillatis elongatis, totum parce lepidotum; foliis biennibus breve petiolatis lanceolatis superne glabris; racemis multifloris; pedunculis flore multoties longioribus; calycis 5-lobi lobis ovatis acutis ciliatis; corolla rotato-campa- nulata ultra medium 5-fida extus lepidota lobis oblongis; staminibus, 10 exsertis; capsula ovali parva. Hab. in China boreali, in montibus a Pekino occidentem versus sitis. Junio florens (Kirilow! Tatarinow!), sine die frf. coll. Skaczkoff! Species paradoxa, simillima Ledo glanduloso Nutt., sed capsula Rhododendri et gemmae sect. Osmothamni. Deser. fusiori apud Turez. 1. с. datae sequentia addam: folia quam in Zedo glanduloso majora, 7”’:2'/%”, angustiora et acutiora, occurrunt tamen rarius etiam late obovata obtusa vel ovalia, dimidio minora. Gemmae floriferae sat peculiares, clausae enim omnino ut in char. sectionis descriptae, late ovales obtusae, magnitudine nuclei avellanae, axi inflores- centiae elongata vero subito accrescente tota gemma strobili in modum elongatur, ita ut quaevis gemma floralis squama sua adhuc involuta distinctissime adumbretur, denique pedi- celli accretione squama delabitur, alia bracteola scariosa filiformis vero ad basin pedicelli superstes etiam cito evanescit. Inflorescentiae axis 1’, pollicaris, pedicelli 3/”. Corolla diametro 13 mill., lactea. Stamina exserta cum ovario globoso glabra. Antheras non ellipticas, ut habet auctor, sed oblongas video, poro minuto circulari dehiscentes. In fructu pedunculi pedicellique immutati. Capsulae numerosae, illis Ledi palustris similes atque aequimagnae, majores 5 mill. longae, 2', mill. latae, saepe minores, ovales, apice truncato vix attenuatae, calyci patulo insidentes illoque multo longiores. Semina oblonga, appendi- cula brevi lacera utrinque aucta,- in quovis loculo paucissima evoluta eaque respectu cap- sulae maxima, 2 mill. longa, cinnamomea, cetera abortiva minutissima. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 19 Expl. fig. tab. 4. 1. Specimen florens m. n. 2. Flos a latere et 3. idem a facie, bis a. 4. Anthera a facie et a latere, magis a. 5. Germen cum stylo. 6. Gemma florifera autumno et 7. eadem vere, expandens, squama una jam delapsa et gemma florali una denudata, m. n. 8. Capsula, bis a. 9, Semina perfecta et inania quae multo numeriosiora, 5-es a. 70. Pars paginae inferioris folii, 10-es a. Sect. 2. EURHODODENDRON. Sect. Booram, Ponticum et pr. р. Lepipherum G.Donl.c.p. 814, 843,845.— Sect. Buramia, Hymenanthes, Eurhododendron р. р. DC. 1. ec. 720. 721.— Rhododendron Hook. f. Rhod. Sikk. Himal. р. р. — Rhododendron proprium Th. Nutt.l.c.p.p. Gemma florifera terminalis strobiliformis, saepissime apice attenuato acuta, rarius subglobosa obtusa (у. gr. in Rh. Nilagirico Zenk.), squamis multiseriatis imbricatis, exte- rioribus sensim brevioribus. Gemmae foliiferae laterales floriferae approximatae, similes, sed angustiores. Folia rarius biennia, plerumque in tertium annum vel longius persistentia, ampla vel rarius modica'), semper coriacea vel rigide coriacea, glabra vel subtus pube (in unica dendroideo-ramosa — Rh. Smithii Th. Nutt.) floccoso-tomentosa obtecta, vel lepidota vel rarius setoso-ciliata, saepissime laevia, rarius bullato-rugosa. Flores corymbosi vel corym- boso-umbellati vel rarius subumbellati, plerumque numerosi, pedicellatı, rarissime subsoli- tarii, rarius subsessiles. Calyx varius, vix unquam tamen foliaceus, nunquam corollam dimi- diam superans. Corolla varia, 5—9-loba. Stamina 10—18, subdeclinata, corolla breviora, rarissime exserta (in Rh. retuso Benn.) vel aequaliter patentia. Capsula lignosa, 5-multi- locularis. — Нис pertinent species numerosissimae, commode tamen in series plures divel- lendae, de quibus conferas opus Hookeri filii et dissertationem Th. Nuttallii. Hie nonnul- las tantum indicabo, quarum species una alterave etiam in Asia orientali crescit. Tales sunt: Candelabra. Arbores vel frutices ampli. Folia ampla laevia diu perennantia, pube tomentosa vel nulla, fere nunquam lepidota. Flores numerosi, densi, saepissime in globum conferti, corymbosi. — Dividuntur iterum in: polymera: Rh. Hodgsoni H. f., grande Wt., Griffithii Wt., Falconeri H. f., eximium Th. Nutt., Fortunei Lindl., Metternichii Sieb. Zucc.; — anisomera: Rh. argenteum H. f., fulgens H. f., longifolium Th. Nutt., Wind- sorû Nutt., nilagiricum Zenk., Wighti H. £., Kendrickii Nutt., Shepherdi Nutt., barbatum Wall., Smith Nutt. (pube dendroidea ramosa insigne!), niveum Hook. f., formosum Wall. (unica totius seriei lepidota!), Hookeri Nutt.; — isomera: В. arboreum Sm., maximum : L., californicum Hook., ponticum L., Batemani Hook. f., Thomsoni Hook. f., catawbiense Мх., brachycarpum Don, javanicum Benn., Teysmanni Miq., aliaque. Chrysantha. Frutices humiles, squamis foliisque diu per totum caulem persistenti- bus. Flores flavi: — Rh. caucasicum Pall. et chrysanthum Pall. Lepidota. Frutices humiliores. Folia biennia, modica. Flores pauciores subumbel- lati. Pubes lepidota : — Rh. glaucum Hook. f., cinnabarinum Hook. f., triflorum Hook. f., ciliatum Hook. f., retusum Benn., album Bl., Keiskei Miq., punctatum Andr. 1) Minuta in Rh. ericoidi Low!, quoad gemmae floriferae structuram mihi ignoto, ideoque quoad sectionem dubio. Habitus potius sect. Osmothamni. 20 С. Г. Maxımowicz, Aliam seriem, in Asia orientali tamen nondum repertam, sistunt: Rugosa; foliis sat amplis, bullato-rugosis et reticulatis, floribus paucis 5-meris. Huc: Rh. Edgeworthii Hook.f., acuminatum Hook. f., rugosum Low, Nuttallü Booth; — aliam: Sundaica, species epi- phytae, corolla tubulosa. SPECIES ASIAE ORIENTALIS. 1. hepidota,-iolia,biennia tenue coriacea... 2... ra NS Rh. Keiskei. Non lepidota, folia perennia crasse coriacea, 2. 2. Chrysantha. Tegmenta florum usque ad fructum, foliorum per plures annos/persistentian.: MEME ee ade а Eh. chrysanthum. Candelabra. Tegmenta post flores evolutos mox decidua. 3. 8. Pubes. breve glandulosa. Capsula, 10-Jocularisu.. ось een Rh. Fortunei. Pubes tomentosa. Capsula 5—7-locularis. 4. р 4. Filamenta glabra. Копа basi acuta subtus ferruginea. Corolla rosea 5—7-loba. Rh. Metternichii. Filam. basi hispida. Fol, basi obtusa subtus alba. Corolla lactea 5-loba.. Rh. brachycarpum. 4. Rh. chrysanthum Pall! It. Ш. р. 729. +. N. fig. 1. 2. — Pall. Fl. Ross. I. р. 44. $. 30. — DC. 1. с. р. 722. — Ledeb. |. с. р. 920. с. syn. — Turcz. Fl. Baic.-dah. I. 2. р. 205. — Trtv. et Mey. Fl. Ochot. р. 63. — Rgl. et Tiling. Fl. Ajan. р. 110. — Maxim. Prim. Fl. Amur. р. 189. — Е. Schmidt. Fl. Amg. bur. 1. с. р. 55. — Idem. F1. Sachal. ibid. p. 158. — Humile; foliis diu perennantibus oblongis basi attenuatis glabris rigide coriaceis superne impresse subtus elevato-distinetissime costatis reticulatisque; squa- mis secus caulem et circa flores diu persistentibus juventute pubescentibus; floribus corym- boso-umbellatis; pedunculis tomentosis flores plus duplo superantibus; calyce brevissimo truncato; corolla rotato-campanulata flava staminibusque glabriuseulis. Hab. in Sibiria Altaica (Salessow! Schangin!) ad fl. Tschulyschman!; in alpibus Sajanensibus (Lessing!) Sibiriae Daicalensis: prope Chamar Daban (Sczukin!), ad fontes fl. Irkut in m. Munku Sardyk (Radde!), in borealibus alpinis muscosis ad Chormam (Stu- bendorff!), in monte prope Kultuk (Turcz.!), in litore Baikal. boreali (Radde!); in alpi- bus Dahuriae (Turez.!); Jablonnoi Chrebet (Sievers!), prope Nerczinskoi Sawod (Sosnin!) et Nerczinsk (Sensinoff!), in jugo Stanowoi (J. G. Gmelin); Mandshuria boreali: in mon- tibus Bureicis altissimis variis locis copiose in med. Jul. usque florens (F. Schmidt), ad Amur inferiorem (ipse!) et in regione litorali: de Castries, in silvis et montium jugis fre- quens (ipse!); in Sibiria orientali (Pallas!): Wiluisk (Maydell!), Jakutzk (Struczkoff!), in collibus sterilibus humidis prope Ajan, Julio florens (Dr. Tiling!); Ochozk (Walront!), Nishne Kolymsk (Scharypoff!), Ishiga (Kruhs!); in Xamtschatka «usque in Lopatkam fre- quens, sed non in insulis» (Curilensibus nempe?) Pallas! alii!; insula Korjaginsk (Mertens!, Postels!), insula Beringii (Steller); Sachalin: in monte Nuburipo, 48° (F. Schmidt); nec non in insula Sitcha ! Rossice in Sibiria orientali: Koräzkaja trawa i. e. herba Koräkorum, contra rhuma- tismum nec non siphylin remedium celebre. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 21 Rh. Caucasico Pall. simillimum, sed nulli alio. Convenit cum hac specie statura, squamis secus caulem persistentibus, foliorum forma et magnitudine, florumque dispositione et colore, sed differt Rh. caucasicum foliis subtus tenuiter rufo-tomentosis laevibus, superne minute indistincte reticulatis, corolla intus staminibusque basi villosis, nec non flore statu sicco semper flavo nec viridi. 5. Rh. Fortunei Lindl in Gard. Chron. 1859. р. 868. — Hook. in Bot. mag. t. 5596. — Elatum, ramis robustis novellis foliis junioribus pedunculis calyce ovarioque glanduloso- pubescentibus; foliis oblongis linearioblongisve acutis basi obtusis vel subcordatis, adultis glaberrimis, subtus pallidis distincte venosis; corymbis 8—10-floris laxiusculis; floribus subnutantibus pedunculos superantibus; calyce cupulari integro parvo; corolla ampla breve campanulata 7-loba lobis rotundatis staminibusque 14 inclusis glabris; antheris oblongis; stylo stamina vix superante glabro stigmate capitato; ovario oblongo ovoideo 10-loculari. Hab. in Chinae prov. Che-kiang, montibus 3000 ped. altis, ubi semina collecta fuerunt a R. Fortune, e quibus nunc plantae florentes in Anglia educatae. — Non vidi, descrip- tionem ex auctoribus iconeque citatis concinnavi. Frutex dieitur usque 12 pedes altus, flores pallide rosei, fragrantes. Affine Rh. Metternichü S. Z. et Rh. Griffithii Wt. A priore videtur differre pube glandulosa, foliis glabris distincte venosis, calyce integro, ovario 10-loculari cum corolla (ampliore) staminibusque non isomera. Posterius longius distat ovario multiloculari, corolla 5-loba cum staminibus anisomera aliisque signis. 6. Rh. Metternichii Sieb.! et Zuce. Fl. Jap. pag. 23. t. 9. — S. et Z. Fl. Jap. fam. nat. II. p. 130. in Abh. Bayr. Akad. IV. — Miq. in Ann. Mus. Lugd. bat. I. р. 32. — Mig. Prol. Fl. Japon. р. 95. — A. Gray. On the bot. of Japan, р. 430. 1. с. — A. Gray in Perrys Exped. р. 315. — Rh. maximum Thbg- Fl. Japon. р. 181. non L. — Нуте- nanthes japonica Bl. Bijdr. р. 862. — бе nan vulgo Saku Nange, Kaempf. Amoen. exot. р. 877. exel. var. alba. — Elatum, ramis robustis, gemmis floriferis ovoideis squamis plu- riseriatis exterioribus acutis pubescentibus interioribus oblongis obtusis dense longeque velutinis; foliis oblongis linearioblongisve rarius ellipticis obtuse vel subcuspidato acumi- natis basi attenuatis acutis, coriaceis, superne glabris minute denseque impresso-reticula- tis, subtus ferrugineo-tomentosis; corymbis S—15-floris laxiusculis; floribus erectis; pe- dunculis flore brevioribus plus minus tomentosis; calyce brevissimo dentibus triangulari- ovatis membranaceis vel subobsoletis; corolla campanulata 5—7 loba glabra; staminibus 10—14 styloque Ша, superante declinatis inclusis glabris; antheris oblongis; stigmate trun- cato; ovario dense rubiginoso-tomentoso; capsula cylindrico-oblonga truncata leviter sulcata floccoso-tomentosa pedunculo elongato triplo breviore. а. heptamerum. Calycis dentibus subobsoletis, Йоге heptamero. Hab. ex Siebold in alpibus Japoniae borealis (anne cum Rh. brachycarpo commuta- tum?). Ipse spontaneum habeo e Kiusiu jugo centrali Kundsho-san, ubi alte supra mare frequens crescit, Majo et initio Junii florens, cultum e Nagasaki et Yedo, fine Aprilis florens 22 С. J. Maxımowicz, (fol. majoribus). Specimen fructiferum vidi in herb. Sieboldiano, nunc Academiae Petro- politanae, absque loci natalis indicatione. — A. Gray cultum e Simoda (Nippon) stamini- bus 20 observavit. В. pentamerum. Calycis dentibus triangulariovatis post anthesin deciduis, flore pen- tamero. Habui е Yedo cultum, fine Martii vel initio Aprilis florens. Japonice utraque varietas : sjaku nange. Capsula ut in Rh. brachycarpo triplo vel duplo brevior quam pedunculus, triplo lon- gior quam lata, sed apice truncata neque attenuata. Descr. confer apud Sieb. et Zuce. 1. с. Ceterum icon citata ad specimen miserum idemque ut videtur siccum confecta, corollam nimis sordidam corrugatamque, stamina in- ordinate diffusa, ramulumque floriferum hornotinum neque vetustum, contra naturam habet. 7. Rh. brachycarpum С. Don. Gen. syst. Ш. р. 843.— DC. L.c. p.723. — A. Gray. On the bot. of Japan 1. с. р. 400. — бе nan vulgo Sakü Nange fl. albo Kaempf. 1. с. p. 877. — Elatum, ramis robustis, petiolisque glabris; foliis ovalioblongis oblongisve apice rotundatis cum mucrone, basi leviter cordatis obtusisve, coriaceis, superne glaberrimis minute densissime impresso-reticulatis, subtus-tenuiter albido-vel rarius rubiginoso-tomento- sis laevibus; squamis sub anthesi deciduis parcius pubescentibus; floribus breviter race- moso-corymbosis erectis 8—20; pedunculis flore subbrevioribus fructiferis elongatis, gla- briusculis; calycis brevissimi subglabri dentibus depresso semirotundis demum obsoletis calliformibus; corolla campanulata glabra 5-loba lobis rotundatis; staminibus 10 inclusis basi villosis; ovario rufo-tomentoso ; capsula oblonga recta glabrata. Hab. in Yeso meridionalis montibus a Hakodate boreo-orientem versus sitis (A. Gray): in promontorio rupestri ad sinum Vulcanorum sito prope Todohiki, sat rarum, alibique, init. Sept. fr. mat. (ipse); Hakodate, cult., Junio, Julio flor. (ipse), fl., Novbri frf. (Al- brecht!). Nippon: Nambu (flor., Tschonoski); Senano (fl., idem!); Yedo et Yokohama, cultum, init. Novbris frf. (ipse); Fudsi-yama, supra limitem arborum vulgatissimum, totos tractus vastos solum occupans, med. Novbri frf. (ipse); Simoda, anne cultum? def. (J ol- kin! 1856). — Petropolin semina, quae numerosa germinarunt, 1863, plantas vivas a. 1864 introduxi. Japonice: siro sjaku nange i. e. album. Rh. lanatum Hook. fil!, huic simillimum, differt petiolis, ramulis, pedunculis, ovario, squamis, foliisque superne secus costam basique albo-lanatis, foliis basi acutis vel obtusis, sed haud cordatis, floribus majoribus, corolla sulfurea roseo-maculata, capsula oblonga pro- funde sulcata, curvata, ferrugineo-floccosa. Cortex vero in utroque profunde cinereus, rugosus. Rh. Catawbiense Michx. differt foliis glabris superne grosse elevato reticulato-venosis, calycis dentibus distinctis oblongis, et corollis purpurascentibus, sed stamina etiam villosa. Etiam Ай. campylocarpum Hook. f.! non absimile, sed foliis staminibusque glabris, pube glandulosa, calyce 5-lobo, corolla immaculata, capsulis valde curvatis magis diversum. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 23 Frutex 4—10 pedes altus, late valdeque ramosus, cortice rugoso profunde cinereo. Ваши! robusti, pennam anserinam crassi, prima juventute tantum ita ut petioli tomento floccoso albo pareissimo cito evanido adspersi. Gemmae floriferae magnitudine nucis Avel- lanae, late ovoideae vel ovales acutiusculae, parce puberulae, sub 6—8 seriatim imbricato- squamatae, squamis extimis acutis, interioribus obtusis. Petioli crassi breves. Folia tri- ennia, apice ramulorum approximata, minora rigide, majora tenuius coriacea, vix unquam subtus glabrata, semper tomento tenuissimo, sed tenaci albido vel rubentialbido obtecta et utrinque tenuiter parallele sub 10-costata, superne costis tenuissimis reticuloque densissimo minutissimo impressis instructa perfecteque glabra, 8 pollices (petiolo pollicari) usque longa et 3 lata, vel saepius 7” : 2”, in alpinis vero interdum tantum 2” (petiolo 2’”) longa et 8 lineas lata. Corymbus 8—20-florus, floribus in orbem dispositis densiusculis, axi com- muni sub anthesi semipollicari, fructifera bipollicari, squamis cito deciduis. Pedicelli in parvifoliis vulgo flore breviores, simulque pauciores, in grandifoliis florem aequantes vel subsuperantes, numerosiores, parce tomentosi vel glabri, tenues, fructiferi duplo fere elon- gati. Calyx florifer distincte etsi levissime 5-dentatus, dentibus brevissimis obtusissimis, fructifer calliformis subobsoletus, uti pedunculi, mox tomentosus mox glaber. Corolla 1— 1'% poll. longa, 1—2 poll. lata, aperte campanulata, subobliqua, 5-loba, lobis rotundatis obtusis, tota glabra, alba vel lactea, lobo superiore secus faucem dense viridi punctato. Stamina 10, inaequalia, declinata; filamenta ad medium usque villosa, alba, antherae ob- ovoideae, poro minuto apertae, ochraceae. Stylus declinatus incurvus staminibus brevior, apice crassior, glaber, ovarium dense rufo-tomentosum triplo superans, albus; stigma capi- tatum 5-lobum flavescens. Capsula calyci marginiformi patulo oblique insidens, late vel anguste oblonga, 7—11” longa, 25” crassa, lignosa, 5-sulcata, stylo post dehiscentiam tantum deciduo, pulverulento-tomentosa vel subglabrata, castanea opaca. Semina linealia castanea, appendice utrinque lacera nucleo breviore. Nomen Donianum minus bonum: capsula vulgo non brevior quam in affinibus. Plan- tam nostram esse veram Donii e foliis in ejus diagnosi basi rotundatis dictis certissimum videtur, atque praeterea Ah. Meitternichii tomento ferrugineo nec rubiginoso gaudet, alia vero species affinis in Japonia vix occurrit, vel saltem non tam communis est, ut Donio nota esse possit. 8. Rh. Keiskei Miq. Prol. р. 95. — Humile, ramis procumbentibus iteratim di-tri- chotomis; foliis biennibus coriaceis ellipticis vel rarius ovalibus vel lanceolatis, basi obtusis apice acutis cum mucrone prominente, laevibus opacis, subtus ferrugineo-lepidoto-puncta- tis; floribus corymboso-umbellatis, nudis, 3—5, pedicellos lepidotos duplo superantibus; calyce brevissimo obsolete dentato margine ciliato corollaeque infundibuliformi-campanu- latae tubo lepidoto-punctatis lobis rotundatis; staminibus 10 styloque longiore exsertis; filamentis basi parce puberulis, antheris obovatis; stigmate capitato 5-lobo; capsula lineari- oblonga 5-sulcata lepidota pedunculo breviore. 24 С. Г. Maximowicz, Hab. in Kiusiu ргоу. Simabara, vulcano Wunzen, inter saxa, medio Majo florens, fine Septembris frf. (ipse); in Nippon prov. Owari (Keiske ex N nec non rarius cultum occurrit in Yedo, fine Martii fl. (ipse). Japonice audit, ut praecedens, siro sjaku nange, unde forsan concludendum, Rh. bra- chycarpum in Kiusiu non occurrere. Rh. triflorum Hook. f.!, nostro simillimum, distinctum videtur foliis ovato-lanceolatis superne lucidis subtus glaucescentibus, calyce distincte 5-lobo lobis rotundatis, pedicellis longioribus, flore majore, filamentis basi villosis, corollae lobis ovalioblongis, staminibus saepe 8, capsula ovato-oblonga brevi. Rh. punctatum Andr. differt statura elata erecta, foliis utrinque breve acuminatis glandula apicali haud prominente, calycis eciliati lobis rotundatis, corolla minore, tota lepi- dota, rosea, lobis ovatis, staminibus styloque aequilongis, inclusis. Capsulam comparare nequeo. Descriptioni Miquelianae addendum: cortex ochraceo-cinereus, laevis. Folia in spe- ciminibus meis (ultra sexaginta) semper superne glabra, grossiuscule prominenter reticulato- venosa. Gemmae floriferae, praeter marginem squamarum brevissime densissime ciliato- villosum glabriusculae, opacae, acutiusculae, squamae intimae flores fulcientes obovato- oblongae margine niveo-sericeae, cito caducae. Corolla pallide sulfurea, antheris ochraceo- luteis. Capsula linearioblonga, profunde sulcata, parce lepidota, 10 mill. longa, 2", mill. lata. Semina fusca, appendice brevissima acuta integra. Expl. fig. tab. 4. 11. Specimen florens magn. nat. 12. Calyx cum ovario et stylo. 13. Stamen, bis a., ut praecedens. 14. Capsula, m. п. 15. Semina, 5-es а. 16. Gemma florifera foliiferis circumdata,. adhuc juvenilis et parva, bis a. 17. Pars laminae folii ab infero, decies aucta. SECT. AZALEA PL. emend. Planchon in Rev. hortic. 1854. p. 43. — Sect. Pentanthera et Tsutsuzi p. p. Don. Gen. syst. III. p. 845. 846. — Genus Azalea DC. Prodr. УП. 2. p.715., excl. speciebus nonnullis. x Gemma terminalis flores tantum fovens, basi gemmis propriis foliiferis circumdata, omnes squamis 4—6 seriatis imbricatis, interioribus sensim longioribus tectae, foliis dimi- nutis persistentibus non fultae. Folia membranacea, rarissime coriacea, annua, omnia jam autumno caduca, rarissime (in Rh. macrosepalo) paucis usque ad anthesin persistentibus. Flores ob axim communem punctiformem umbellati. Corolla infundibuliformis, infundibuli- formi-campanulata vel campanulato-rotata, rarissime bilabiata. Genitalia valde vel parum exserta. Pubescentia поз, pilosa, saepe glandulosa. | In hac sectione series duae naturales infra descriptae comprehenduntur, quarum prima species tantum Japoniae et Chinae proprias amplectitur, secunda vero iterum divi- ditur in alteram Americanam: corolla infundibuliformi tubo elongato, limbo 5-lobo, geni- talibus saepissime longe exsertis; species boreali-americanas cum una pontica exhibens, et alteram Japonico-Sinensem: corolla infundibuliformi-vel rotato-campanulata, tubo brevi, a RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 25 limbo quinquefido, rarissime bilabiato, staminibus corollam vix superantibus, e speciebus Sinicis, Japonicis atque unica boreali-Americana (Rh. Rhodora Sweet) compositam. CLAVIS SPECIERUM ÄSIATICARUM. 1. Flores praecoces, tegmentis imbricatis serius deciduis eircumvallati. Conf. ad 2. Fl. praecoces vel subcoaetanei, tegmentis nullis vel intimis paucis aequilongis superstitibus fulti. Conf. ad 5. 2. Pentandrum, corolla immaculata, ovario breve glanduloso, folia late ovata, ju- venilia-parce pilosa, calyx truneatus.ue оао ны en en Rh. dılatatum. Decandra. 3. 3. Folia juvenilia parce pilosa, cor. immaculata purpurea................... Rh. rhombicum. Fol. juven. copiose longe pilosa, corolla maculata. 4. 4. Fol. membränacea, apice ramorum bina. Tegmenta mucronata tomentosa. Pu- ETES SL р ee a IE TS ee tn en Brad Eh. Weyrichüi. Fol. coriacea, apice ramorum terna. Tegmenta rotundata parce pubera. Pubesrufa Ай. Furrerae. 5. Corolla extus glabra. Pubes plus minus glandulosa. 6. » » pubescens. Pubes simplex. Stamina 5.................,.. Jh. Sinense. 6. Corolla bilabiata'), calyx breve 5-lobus. Stam. 10. Fol. et flores parvi..... Rh. Rhodora. Corolla 5-fida!), flores ampli. 7. 7. Stamina 10 declinata, valde inaequalia. Corolla rotato-campanulata. 5. » 5, corolla infundibuliformi-campanulata. Calyx laciniis linearibus lon- DÉS ne an ruhen ea ie TER TIEREN Rh. macrosepalum. 8. Folia late obovata integra. Corolla intus subglabra. . ................ ... Ай. Schlippenbachn. Fol. elliptica ciliato-serrulata. Corolla intus villosa..................... Rh. Albrechti. Series 1. Flores basi squamis imbricatis subpersistentibus circumvallati, praecoces. Corolla aperte campanulata. Folia basi latiora, apice ramorum conferta, horizontali-patentia. 9. Rh. Farrerae Tate in Sweet. Br. Fl. G. ser. IT. 6. 95 (1831). — Don, |. с. р. 846. — Pl.l. с. р. 64. — Az. squamata Lind]. in Journ. hort. soc. 1. р. 152. et in Bot. reg. XXXID. t. 3 (1847). — Benth. Fl. Hongk. р. 201. — Humile ramosissimum ; foliis e gemmis propriis ad basin gemmae floriferae sitis, apice ramorum per tria approxima- tis et patentibus, late vel rhombeo-ovatis acutis, juvenilibus superne longe denseque : rufo-pilosis, adultis glabratis rigide coriaceis subtus glaucis elevato-reticulatis, utrinque sub-4-costatis; floribus 1—2.е gemma propria ejusque tegmentis imbricatis fultis, pedunculis brevibus subexsertis calyceque obsolete 5-dentato rufo-villosis: corolla aperte campanulata 5-fida lobis ovatis superioribus fauce maculatis; staminibus 10; ovario rufo-villosissimo; capsula. .. E China à. 1829 Angliam introduxit Farrer, serius e montibus insulae Honkong Fortune, ibidemque sponte crescens vulgare collegerunt Champion, Wright!, alii. 1) Occurrit bilabiata rarius etiam in Rh. macrosepalo et Rh. Sinensi. Primum calyce longissimo, secundum pube simplici, praeter habitum, statim dignoscendum. Mémoires de 1`Аса4. Пар. des sciences, УПше Serie. 4 26 С. J. MAxIMOWICZ, Gemmae elongato-ovoideae squamis 4—5-seriatis, orbiculatis, vix apice apiculatis, dorso parcius pubescentibus. Folia cum petiolo brevi 1'/, poll. : 1” lat. Corolla pallide lila- cina vel albido-rosea, diametro ultra sesquipollicaris. 10. Rh. Weyrichii п. sp. (Azalea) Robustum crassirameum; foliis e gemmis pro- priis ad basin floriferae sitis, apice ramorum per bina confertis suboppositis horizon- taliter patentibus, distincte petiolatis rotundato-ovatis subrhombeisve acutis basi cuneatis, novellis subtus pubescentibus superne longe griseo-pilosis, adultis glabratis subtus pallidioribus minute impresso-reticulatis atque utrinque elevato 5—6-costa- tis, membranaceis; floribus e gemma propria binis, basi tegmentis imbricatis mucro- natis villoso-tomentosis fultis; pedunculis brevibus inclusis calyceque obsolete 5-dentato cum ovario fusco villosissimis; corolla subinfundibuliformi-campanulata 5-fida lobis ova- libus superioribus fauce maculatis; staminibus 10; capsula.... ? Hab. in Japoniae archipelago Gotto, insula sylvestri'), in fruticetis ad montium latera (spece. 3 flor., Dr. Henr. Weyrich! 1853); in ins. Kiusiu prope Nagasaki (ster., Old- ham! № 511). A praecedente optime differt crassitie ramorum, foliis apice ramorum suboppositis neque subternis multo majoribus (4”:3”) longius petiolatis, membranaceis, griseo-nec rufo- pilosis, impresso nec elevato-, minute neque grosse reticulatis, crebrius costatis, gemmis triplo majoribus dorso villoso-tomentosis, corollae tubo longiore ceterisque. A sequente di- gnoscitur etiam magnitudine omnium partium, gemma florifera duplo crassiore villoso-tomen- tosa, petiolis longioribus (ad °/ poll.) peduneulis calyceque villosis, corollae majoris (2”, tubo longiore, fauce maculata. Expl. fig. tab. 2. Fig. Z. Spec. florens magn. nat. 2. Anthera a facie et a latere, m. ter aucta. 5. Pedunculus cum calyce, germine et basi styli, vix a. 4. Stigma. 5. Pili paginae superioris folii junioris, !5/, auct. 6. Gemma florifera cum una foliifera, foliis involucrantibus abscissis, m. nat. 41, Rh. rhombicum Mig. Prol. р. 96. — Rgl. Gartenfl. 1868. р. 225. t. 586. (me- diocris, colore florum sordido). — Tsurugone tsutsusi Miq. in Ann. mus. Lugd. bat. I. р. 34. in nota ad À. dilatatum — Rh. reticulatum? Don 1. с. р. 846. — Elatum ramosissimum ramulis tenuibus; foliis e gemmis propriis ad hasin floralis sitis, apice ramorum ter- natim confertis, late rhombeis acutis, juvenilibus superne parce griseo-pilosis, subtus parce puberulis mox glabratis, adultis subcoriaceis subtus pallidis, minute impresso- reticulatis utrinque elevato-subquadricostatis; floribus 1—2, e gemma propria, basi squamis imbricatis dorso pubescentibus cinctis: pedunculis brevibus subinclusis pilosis; calyce breviter 5-lobo ciliato; corolla aperte campanulata ultra medium 5-fida lobis ovalioblongis, fauce non maculatis; staminibus 10; capsula ovoideo-oblonga obsolete sul- cata opaca griseo-villosa. 1) Fide collectoris una ex insulis majoribus obtecta est arboribus, altera fruticibus sparsis. In utraque paucas species collegit mihique dedit beatus amicus, tunc in navi Rossica medicus. RHODODENDREAE ÄSIAE ORIENTALIS. x 97 Hab. in Nippon mediae jugo Hakone, in cacumine altissimi montis Ftango, inter fru- tices, fine Octob. frf., in Kiusiu, in viciniis Nagasaki, in m. Yuwaya, altit. circa 2500 ped., in umbrosis frequens, medio April. flor. incip.; nec non in m. Zidsi eadem cireiter altitudine, frequens in fruticetis, init. Maji subdeflorescens. Petropolin introduxi 1863, ubi nune quotannis floret. Japonice nomine optimo mitsuba tsutsusi, nempe Azalea triphylla, salutatur. Frutex robustus, in Hakone usque 6 pedes altus, trunco crassissimo fere pedali, ramis squarroso-approximatis, in Азиз usque S-pedalis, virgato-ramosissimus, ramis tenuibus subflexuosis, florere incipiens Rh. daurico non parum accedens, sed magis multiflorus flori- busque majoribus et speciosioribus. Folia ad summum 2//": 2”, in alpina 2” : 1!/" vel 17%" : 11%”, petiolo 1—2-lineali. Corolla ultra pollicaris, lobis binis profundius partitis, amoene profunde rosea, immaculata, decidua in singula petala facile soluta. Stamina jam sub anthesi facile cadentia, ita ut flores saepe quasi pentandri appareant, rosea, antheris pallide ochraceis. Stigma album. Capsula 3—4 lin. longa, fuliginosa. Species haec a me a. 1865 sub nomine Rh. dilatati Miq. distributa fuit, quo sub nomine etiam a Miquelio in Prol. Fl. Jap. p. 360. et nuperrime in Catal. mus. Lugd. bat. I. p. 63. enumeratur, mea sub fide, uti videtur, recepta, neque amplius investigata. Descriptiones quam АЙ. rhombici tam Rh. dilatati apud auctorem specierum ad specimina manca facta sunt, et vereor, ne alterutrius et forsan imo Ah. Weyrichii specimina partim confuderit auctor. Equidem differentiam utriusque in forma foliorum et pube ovarii apud Miquel bene descriptis quaesivi, cetera vero ad exemplaria mea (60) magis completa des- eripsi. Si erravi, ill. auetor me corrigat. 12. Rh. dilatatum Miq. in Ann. mus. Lugd. bat. I. p. 34., et in Prol. Fl. Jap. p. 96. — Ramis tenuibus virgatis; foliis apice ramulorum ternatim approximatis patenti- bus distincte petiolatis late ovatis breviter acuminatis basi rotundatis, novellis parce pilosulis, adultis glabris subtus pallidis reticulatis utrinque 3—4-costatis: floribus praecocibus 1—2 e gemma propria ortis, basi tegmentis imbricatis obtusiusculis dorso subsericeis fultis, exserto-pedunculatis: pedunculo calyceque truncato brevissime glanduloso-pilosis; corolla aperte campanulata, ultra medium 5-fida, lobis ovalirotunda- tis fauce immaculatis; staminibus 5!; ovario glanduloso; capsula... Hab. in Japoniae (Siebold defl. leg. ex Miquell. с.) provincia Senano, in fruticetis ad latera collium (flor., foliis valde juvenilibus, Tschonoski, 1864). A proximo Rh. rhombico Miq. praesertim staminibus 5, pubescentiae indole et folio- rum longius petiolatorum forma distinguendum. Folia in meis speciminibus numerosis omnia adhuc complicata, quae humectata explanavi exacte formam a Miquelio postula- tam monstraverunt, adulta ex Miquel 1°,” usque longa, et Вас ratione adhibita ex forma juvenilium circiter /,” demum lata. Flores quam in АЙ. rhombico majores, fere 2 poll., lon- gius pedunculati. Corolla purpurea, ceterum similis, sed stamina constanter 5. * 28 С. J. Maximowicz, Series 2. Squamae imbricatae exteriores incipiente anthesi deciduae, intimis elon- gatis membranaceis tantum superstitibus floresque fulcientibus. Folia saepissime apice rarius medio, nunquam basi latiora. a. Americana (cum 1 Pontica). Corolla infundibuliformis tubo elongato limbo brevi lobis acutis. Genitalia saepissime longe exserta. : | Huc A. pontica L. et omnes Azaleae auctorum Americanae, arcte inter зе affines atque per culturam arctius adhuc intermixtae, bonis signis differentialibus hucusque nondum satis distinguendae, hic omissae. b. Asiatica (cum unica Americana). Corolla rotata vel campanulata tubo brevissimo vel brevi limbo amplo 5-fido vel rarius bilabiato lobis vulgo obtusis vel in una specie longe acuminatis. Genitalia vix exserta. Rh. Rhodora Don 1. с. Ш. р. 848. — Rhodora Canadensis L. Cod. № 3086. — DC. Prodr. VIT. 1. p. 719. — A. Gray. Man. bot. North. U. S. p. 300. Hab. in civitatibus orientalibus reipublicae Boreali- Americanae, a Pennsylvania boream versus (A. Gray): Nova Anglia! (Massachusets!), nec non in Canada (DC.) et Terra Nova! Species haec ope Rh. macrosepali et Rh. Sinensis formae labiatae, Rh. linearifolii, et Rh. Indici monstrositatibus corolla partita instructis jungitur cum speciebus hic descriptis, ita ut omni jure а Donio inter Æhododendra enumeretur, sed me judice sectionem propriam hodie non amplius constituit. Habitu sat simile est Ah. Sinensi Sweet, quocum foliis bene convenit, sed omnibus partibus triplo minus, folia oblonga, capsulae respectu plantae ma- ximae, elongato-oblongae leviter sulcatae. Corolla variat plus vel minus divisa. Est quasi forma depauperata Rh. Sinensis, Americae propria. Notandum enim, me in speciebus Asia- ticis supra laudatis corollam bilabiatam observasse rarissime quidem, attamen semper in speciminibus debilibus parvulis. Divus Linnaeus, qui plantam non viderat semelque tan- tum fide Duhamelii receperat, postea vero perperam excludebat, ait: «bonus ут (Duha- mel) sine dubio habuit plantam monstrosam». Et talis profecto est inter Rhododendra, proprii generis dignitate non digna. 13. Rh. Sinense Sweet. Brit. Fl. G. III. t. 290. — Az. sinensis Lodd. bot. cab. IX. $. 885. (1824). — Maxim. in Suppl. ad ind. sem. В. Petrop. 1869. р. 11. -— A. той Bl. Bijdr. p. 853. (1826). — Rgl. Gartenfl. 1867. p. 289. t. 556. — Rh. molle Sieb.! et Zucc. Fl. Jap. fam. nat. П. р. 131. m Abh. Bayr. Akad. ТУ. — Miq. in Ann. Mus. _ Lugd. bat. I. р. 33. et Prol. Fl. Japon. р. 96. — A. Japonica A.‘’Gray. On the bot. of. Japan р. 400. in bot. mem. extr. from Мет. Amer. Acad. VI. (ex descr.). — Rjuku Tsutsusi fl. languide luteo et fl. igneo. Kaempf. Amoen. exot. р. 848. — Ramis novellis peduneulis petiolisque setoso-pilosis; tegmentis obtusissimis longe mucronatis margine breviter sericeis; foliis erecto-patulis oblongo obovatis oblongo-elliptieisve obtusis glandu- RHODODENDREAE AÄSIAE ORIENTALIS. 29 loso-apiculatis, membranaceis, parce pilosis subtusque breviter puberulis pallidis, utrinque sub-10-costatis, costis patulis parallelis subtus distinctissime prominentibus; floribus subpraecocibus 5—10 umbellatis longe pedunculatis; calyeis ciliati laciniis vulgo ovatis; corollae infundibuliformi-campanulatae extus dense puberulae ad medium 5-fidae lobis ovalielliptieis; staminibus 5 stylo vix brevioribus; capsula ovoideo-oblonga pro- funde sulcata parce setosa lucida. Hab. in Japoniae insulis Nippon, ad latera vulcani Fudsi alibique in alpibus, et Кизи prineipatu Simabara et Higo variis locis, in fruticetis montium altiorum, ubique rarius. Colitur ubique in hortis, e Hakodate v. gr. attulit Albrecht!. Floret Majo, semina matura initio Novembris. — In China boreali (Fortune! a. 1845. A. 26), unde cultum ante a. 1824 in Апойа, ubi a Loddiges, et in Java, ubi a Blumeo descripta fuit. Reintro- ductum a me e Japonia a. 1863. Japonice: oho tsutsuzi i. e. Azalea magna. Occurrit floribus lutescentibus, frequenter, vel Hammeis, rarius. Corolla usque 3- pollicaris. Praeter praecedens, cui quoad folia non absimile, speciebus hujus seriei parum affine, sed habitu simillimum est Ah. flavo Don (Az. Ponticae Т..), quod tamen corollae forma et pube statim differt, atque praeterea foliis oblongis acutis, capsula leviter sulcata facile di- stinguendum. Descriptionem fusiorem invenies apud Maxim. 1. с. Habui semel individuum depauperatum hujus plantae corolla bilabiata instructum, labio superiore trifido inferiore bipartito, vel labio superiore hine partito duabus laciniis altius connatis bifidis. 14. ВВ. Schlippenbachii Maxim. in Bull. de ’ Acad. 4. sc. de St. Pétersb. XV. р. 226. unde etiam in Mel. biol. tirées du Bull. УП. р. 333. — Ramis novellis glanduloso-pilo- sis adultis glabris; tegmentis obtusissimis cum apiculo, margine sericeis; foliis apice ramorum per quina approximatis patentibus, amplis, late obovatis emarginato - obtu- sissimis cum apiculo, margine integerrimo ciliatis, superne parce pilis mox evanidis ad- pressis adspersis, subtus pallidis ad nervos pilosis atque secus costam mediam saepe cinereo- tomentosis, costis patulis parum prominulis utrinque subsenis; floribus praecocibus vel sub- praecocibus umbellatis; pedunculis glanduloso-pilosis calyce parum longioribus subinelu- sis; sepalis ovalibus glanduloso-ciliatis; corollae rotato-campanulatae tubo brevissimo lobis ovatis; staminibus 10 declinatis, superioribus sensim usque duplo brevioribus; stylo basi glanduloso-piloso stamina superante; capsula oblonga vel ovato-oblonga subesul- cata obsolete glanduloso-hispidula opaca, calycem-2—3-love superante. Hab. in Mandshuria Rossica ad fines Koreae, circa sinum Possjet, in declivibus litoris subumbrosis, inter frutices, frequens (ipse frf., Nasimoff flor.); in Koreae litore orientali, ubi primus detexit lib. baro a Schlippenbach flor. a. 1853; in archipelago Koreano 30 С. J. Maximowicz, (Oldham! а. 1863. № 510., fr. попа. mat.), nec non in Japonia, ubi ex urbe Yedo cul- tum habui, forsan e Tsu-sima introductum, medio Aprilis flor., init. Novembris frf, In Mandshuria floret medio Majo. Japonice apud hortulanos Yedoenses: kurofune tsutsusi. Frutex tripedalis, dense ramosus et frondosus. Folia inter Azaleas maxima (usque 4":2”), apice ramorum quinatim aggregata, in rotae quasi modum subhorizontaliter patentia (unde Japonensibus etiam Azalea rotata salutatur), pallidius viridia, subtus multo pallidiora, apice truncato-rotundata, glandula dilatata (ut in sequente) apiculata. Flores ampli, corollae diametro usque 3-pollicari, lobis obtusis subemarginatis, superioribus ad basin maculis fuseis pictis, colore ceterum albo lilacino suffuso. Filamenta basi parce puberula. Anthe- rae ochraceae, superiorum una alterave dimidio brevior atque subangustior. Stigma 5-lobum viride, stylo truncato albo impositum illoque angustius. Species sui juris, sequenti magis adhuc affinis quam praecedenti, etsi foliorum forma huie propior videatur. Expl. fig. tab. 2. Fig. 7. Specimen florens, flore dextro a me ad vivum delineato, mag. nat. 8. An- thera a latere et a facie, m. ter aucta. 9. Stigma parum auct. 10. Folium adultum а dorso. 11. Capsula matura. 70. 11. m. nat. 12. Lobus calycis, ad pubis characterem intelligendum, °/, a. Pili unicellulares, cellula apicali succo opaco repleta. 15. Gemma florifera. m. nat. 15. Rh. Albrechti Maxim. 1. c. p. 227. et in Mél. biol. p. 335. — Ramis flexuosis gracilibus, novellis crispe subviscide pilosis; tegmentis rotundatis obtusis parce sub- sericeis vel glabris; foliis apice ramorum per quina confertis patentibus membranaceis late ellipticis obovato-elliptieis vel rarius oblongis acutis, glandula dilatata apiculatis, eiliato-serrulatis superne adpresse parceque pilosis, subtus secus nervos parce pilosis atque incano-tomentosis pallidioribus; floribus subcoaetaneis umbellatis; pedunculo exserto crispe calyceque brevissime 5-dentato longe paleaceo-piloso; corollae rotato- campanulatae tubo brevissimo lobis obovatis rotundatis, fundo intus! rariusque filamentis ad basin villosis; staminibus 10 declinatis arcuatis superioribus duplo omnibusque stylo brevioribus; capsula pedunculo breviore late ovoidea breve acuminata leviter sulcata dense glanduloso -pubescente opaca. Я Hab. in Japoniae insulis Yeso, circa sinum Volcanorum, ргоре Мода, in valle sub- alpina (Albrecht! flor. 1862, ipse frf. 1861); et in promontorio rupestri sylvestri prope Todo-hi-ki, in consortio АЛ. brachycarpi Don (ipse), nec non in Nippon borealis principatu Nambu, in subalpinis, et mediae tractu Senano, in alpibus (flor., Tschonoski!). Fine Май florens, initio Octobris fructibus maturis. Frutex altior, at miserior quam praecedens, cui ob согоПае formam evidenter affinis. Folia vulgo minora, sed occurrunt 4—5” longa, 1',—2” lata, subconcolora intense viridia, apice ramorum more praecedentis disposita. Corolla diametro ultra bipollicaris, purpurea, subimmaculata, lobis vulgo emarginatis. Capsula 5—7-linealis, 3” crassa. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 31 Expl. fig. tab, 2. Fig. 74. Specimen florens cum fructu anni praecedentis, m. nat. 15. Anthera a facie et a latere, ter auct. 16. Pistillum cum calyce et parte pedunculi, vix auct. 17. Dens calycinus cum pilis aridis capitellatis 1-cellularibus, '%/, a. 78. Pars marginis folii cum ciliis et serraturis, 1%/, a. 19. Semina, !?/, a. 20. Gemma florifera, m. nat. 16. Rh. macrosepalum Maxim. 1. с. р. 228. et in Mél. biol. 1. с. — Maxim. in Rgl. Gartenfl. 1870. c. tab. (mox edenda). — Humile, miserum; ramis novellis atque anni praecedentis foliisque pube grisea molliter setosa patente dense pilosis; foliis sub- caducis innovationum elliptico-lanceolatis breve acuminatis erecto-patulis, autumnalibus obverse lanceolatis minoribus subrecurvo-patentibus ad ramulorum apices aggregatis, omnibus intense viridibus subconcoloribus membranaceis, costis arcuatis superne rugoso-impressis; tegmentis oblongis persistentibus!: umbellis pluritloris coae- taneis; pedunculis elongatis exsertis calycibusque aequilongis dense glanduloso-pu- bescentibus; laciniis calycinis linearibus vel lanceolato-linearibus longissime acu- minatis sinus corollae superantibus; corollae infundibuliformi-campanulatae tubo brevi laciniis oblongis vel rarius corolla mox regulariter 5-partita! mox bilabiata! labio superiore trifido inferiore bipartito, laciniis lanceolato-linearibus subpatentibus: sta- minibus 5; capsula attenuato-ovata glanduloso-pubescente, calyci duplo triplove longiori erecto inclusa. Hab. in Nippon mediae alpe altissima Nikkoo, unde advecta individua duo in hortulo meo colui atque observavi, quae vero Europam missa interierunt in itinere. E seminibus tamen eodem loco collectis educata prostant specimina numerosa, nunc primum florentia. Frutex sponte enatus miser, vix ultra pedalis, pauciramosus, cultus florifer similis, sed post inflorescentiam e basi trunci prolem numerosam ramorum emittens. Folia non parum illis Ай. ledifolii similia et subaequimagna, sed tenuiora, rugosiora et magis paten- tim pubescentia, ante anthesin non omnia caduca, sed suprema ramos terminantia, vernali- bus innovationum inferioribus subdissimilia, obverse lanceolata nempe, persistentia, sub- reflexo-patentia. Gemmae floriferae clausae quoad tegmentorum series atque formas non- dum rite observatae. Sub anthesi tamen eirculus tegmentorum subquinque oblongorum obtusorum flores fuleit, atque post flores caducos diutius persistit, intermixtis numerosis filiformibus tenuissime membranaceis, inter flores dispositis citoque cadentibus. Umbellae ad 6—8-florae. Corolla quoad formam omnino sectionis Tsusiae, diametro 2—2"/,-poHi- caris, extus glabra, rarissime parce glanduloso-puberula!, pallide roseo-lilacina, lobis summis фаз parcius purpureo-maculatis. Capsula etiam sectionis Zsusiae magis quam Azaleae. В. rhodoroides. — Corollae partitae laciniis lanceolato-linearibus, regulariter vel in labia duo dispositis, labio superiore tritido inferiore bipartito. Huc specimen a me in Japonia cultum, quod a. 1863 flores bilabiatos, a. 1864 vero regulares. protulerat. 32 С. Г. MAxIMow1cz, Etsi specimina numerosa, vere nuper florifera, e seminibus enata, omnia corollas regu- lares emiserint, similitudo tanta aderat inter haec omnia atque supra laudata spontanea, ut praeter corollae formam identica declarari debeant, nam imo corollae color et maculae per- fecte eadem. Species mirabilis, inter sect. Azaleam et Tsusiam ambigua, more crescendi atque florendi priori adnumeranda, signis diagnosticis vero posteriori, et quidem Ай. ledifolio Don. et Rh. linearifolio Sieb. et Zucc. appropinquanda, corolla dimorpha vel imo tri- morpha quam maxime memorabilis; docet enim Æhodorae genus non amplius servandum esse. — Differunt ceterum Rh. ledifolium Don. statura elata, umbellis 1—3-foris, stami- nibus 10, capsula apice truncata, pube rigidiore rufa patula, Rh. linearifolium S. et Z. vero pube praecedentis, pedunculis brevibus inclusis, foliis laciniisque corollae 5-partitae lineari- bus acuminatissimis. | Nota. Adest forsan adhuc alia species hujus sectionis in Japonia. Prostant nempe specimina nonnulla in horto botanico Petropolitano, e seminibus Tschonoskianis enata, nulli e speciebus enumeratis commode subjungenda, etsi Ah. Farrerae Tate vel Rh. rhom- bico Miq. similia. Sed fruticuli hucusque nondum pedales, etiam anno sequente vix adhuc florituri. Folia subrhombeo-elliptica vel rhombeo-ovalia, utrinque mox acuta, mox obtu- siuscula, impresso-reticulata, parce breviter pubera, subtus glauca. Seor. TSUSIA PL. emend., excl. spec. nonnullis. Rhododendron, sect. Tsutsusi р. р. Don. Gen. syst. Ш. р. 845. — Azaleae spe- cies nonnullae et Rhod. sect. Tsutsusi, excel. Rh. albifloro Hook. DC. Prodr. УП. 2. р. 718 et 726. Gremmae terminales, flores et folia simul foventes, squamis pauciseriatis (seriebus sub 3), exterioribus vix brevioribus obtectae, foliisque nonnullis diminutis spathulatis ultra anthesin persistentibus fultae. Folia membranacea vel coriacea, annua, rarissime jam ante flores evolutos decidua, plerumque pro parte. saltem per hiemem persistentia. Pubes setoso- paleacea, interdum glandulosa, nunquam floccoso-lanata nec lepidota. — Species Chinae et Japoniae propriae. 0 CLAVIS SPECIERUM. 1. Corolla intus glabra. Conf. ad 2. » > О ЕН. о APP ES ие ‚. Rh. Tschonoski. 2. Pubes glandulosa simplici intermixta. 3. » » nulla. 6. 3. Corollae partitae segmenta foliaque longe linearia acuminata....... Ah. linearifolium. Corolla 5-fida!), folia ad summum lanceolata. 4. 1) Rarissime monstrose partita, laciniis tunc obtusis. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 33 4. Folia cuspidato-acuminata regulariter 8—10-costata coriacea....... Rh. Championae. Folia acuta inaequaliter paucicostata. 5. 5. Molliter longeque badio-pilosissimum, folia ovalia. .,.............. Rh. Oldhami. Rufescent_setosum. Bolia lanceolata.. :....-...........1:..3..0 Eh. ledifolium. 6. Folia aequaliter 5—10-costata, acuminata, tegmenta glutinosa. 7. Folia inaequaliter 3—5-costata, tegmenta non viscida 8. 7. Folia cuspidato-acuminata subtus sericea. Stamina 5.............. Rh. Seniavini. Folia simplieiter acuminata vel acuta, subtus ad nervos strigosa. Sta- ое: ПТ. sublanceolatum. 8. Flores pedunculati. 9. » subsessiles minuti, stamina 5................... hs Rh. serpyllifolium. 9. Stamina corolla glabra parum vel non longiora..... AR RE Rh. indicum. » » ciliata duplo saltem longiora.................... Rh. macrostemon. 17, Rh. Championae Hook. in bot. mag. 4609. — Benth. Fl. Hong. p. 200. — Ramis dichotomis novellis, petiolis, pedunculis, calyce fructuque pilis longis rigidis glan- dulosis hispidis; foliis apice ramorum per anthesin perennantibus coriaceis late lanceolatis cuspidato obtuse acuminatis, tenuiter 10—12-costatis, superne glabris, dense impresso- reticulatis, subtus ad marginem venasque piloso-scaberrimis ; tegmentis glutinosis ; floribus 4—6 fasciculatis breviter pedunculatis; calycis laciniis inaequalibus linearibus hispidis; corollae campanulatae 5-fidae tubo brevi, laciniis 3 superioribus rotundatis, inferioribus 2 oblongo-ovalibus; staminibus 10 corollam circiter stylumque aequantibus; antheris oblon- gis; capsula lineari acuminata calycem quintuplo superante. Hab. in valleculis insulae Hongkong (Champion, Wright, ex Bentham). — Corolla pulchre rosea. Specimina ipsa non vidi, descriptio facta est ad descriptiones iconemque citatas. Huc sine ullo fere dubio collocandum jam ob affinitatem cum sequente. Planta speciosa, foliis floribusque pro sectione magnis. — Champion (in bot. тах. 1. с.) dieit, capsulam (quoad formam jam valde paradoxam) a basi ad apicem dehiscere, valvis ex apice axeos pendulis, quod si ita esset species vix in genere servanda, sed Bentham, qui etiam fructum vidit, de dehiscentia omnino silet; anne igitur hie error Championi, qui forte placentas (demum a basi axeos in plerisque speciebus solutas) pro valvis sumserat? 18. Rh. Seniavini n. sp. (Zsusia) ramis di-trichotomis novellis petiolisque adpresse strigosis; foliis apice ramorum per anthesin perennantibus coriaceis margine revolutis petio- latis late lanceolatis acute in cuspidem acuminatis tenuiter 8—10-costatis, superne glabris dense impresso-reticulatis, subtus (novellis totis), ita ut pedunculi, calyces ovariaque, dense longeque adpresse rufo-sericeo-strigosis; tegmentis exterioribus villoso-strigosis intimis glu- tinosis; floribus 3—6 fasciculatis, ante innovationes prodeuntibus, breviter pedunculatis; calycis brevissimi laciniis rotundatis; corolla infundibuliformi-campanulata 5-fida, tubo brevi, laciniis 3 superioribus rotundatis, inferioribus 2 oblongo-ovalibus; antheris oblon- . gis; stylo stamina 5 longe exserta superante. Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, VIIme Serie, 5 34 С. Г. Maxımowicz, Hab. in China australiori, loco speciali non adnotato (Seniavin plura specimina Яо- rentia collegit, in herb. Fisch. servata). Videtur Rh. Championae Hook. ita fere affine ut Rh. indicum L. Rh. ledifolio Don., foliorum forma, reticulatione et magnitudine, tegmentis glutinosis, corollae conformatione simile, pube non glandulosa densissima, floribus triplo minoribus, staminibus 5 exsertis, calyce brevissimo bene diversum. — Capsula adhuc ignota. Stigma 5-lobum. Tab. 3. fig. 21. Specimen florens magnitudine naturali. 22. Pedunculus cum calyce, ovario et stylo. 23. Stamen, magnitudine ter auctum, ut praecedens. 24. Gemma terminalis, demtis foliis fuleien- tibus, magnitudine naturali, ex alio specimine. 19. Rh. Oldhami n. sp. (Tsusia) totum setis longis mollissimis atque pube tenera bre- viore glandulosa badio-villosissimum, sempervirens; ramis elongatis debilibus a basi dense foliosis; foliis membranaceis breve petiolatis late ellipticis vel ovato-elliptieis utrinque acu- tis apice mucrone longiusculo glanduloso apiculatis, utrinque indistincte sub-5-costatis; floribus terminalibus subternis cum innovationibus ortis; pedunculo calycem 5-partitum laciniis lanceolatis longissime acuminatis aequante; corollae infundibuliformi-campanulatae tubo calycem vix superante; staminibus 10 corollam subaequantibus; antheris...; ovario glanduloso-setoso. Hab. in insula Formosa, prope Tamsuy (Oldham! 1864. № 212, subdefl.). Affine tantum Rh. ledifolio Don., sed pubescentia, ramis longissimis debilibus foliosis foliorumque forma diversissimum. — Rh. Championae Hook. abhorret pube rigida uniformi breviore parciore, foliis coriaceis reticulatis, forma alienis, calyce, tegmentis viscosissimis. Ваш! ultra pedales, novelli hirsutissimi. Folia 21,’ : 1”, petiolo 3-lineali, mucrone apicali 1 mill. longo. Corolla circa 1', pollicem longa, ex sicco, uti videtur, coccinea vel purpurea, lobis ovalibus. Antherae desunt, floresque male exsiccati et conservati, ita ut ampliora non suppetant. 20. Rh. linearifolium Sieb.! et Zucc. Flor. Jap. аш. nat. II. р. 131. in Abh. Bayr. Akad. IV. АБ. III. — Miq. Prol. р. 97. — Azalea linearifolia Hook. in bot. mag. t. 5769. (nimis decora). Humile, sempervirens, vertieillato-ramosum, totum pube rufa setosa hirsu- tissimum, ad pedunculos calycesque glanduloso-pilosum; foliis apice ramorum aggregatis petiolatis linearibus utrinque longe acuminatis acutissimis, indistincte brevissime utrinque sub-10-costatis; tegmentis subulatis cito caducis; floribus 1—3; pedunculo calycem 5-par- titum laciniis linearisubulatis erectis aequante; corollae ad basin 5-partitae laciniis lineari- lanceolatis longe acuminatis patenti-recurvis calycem duplo superantibus; staminibus 5 stylo longioribus corollam vix aequantibus; ovario hispidissimo; capsula . Hab. in Japoniae (Siebold! flor.) ins. Nippon borealis provincia Sendai, in alpibus, unde Yedo introductum et raritatis causa cultum (sterile, et autumno iterum florens habui), пес non Кии ргоу. Simabarae vulcano Wunzen, unde Miaco et Nagasaki, nunc etiam RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 35 Europam, introductum (init. Aprilis florens). Hic japonice a loco natali Wunzen-tsutsusi, illic Sendai-tsutsusi audit. Ex affinitate Rh. ledifolii Don. et Rh. macrosepali Maxim., sed ab utroque diver- sissimum. é : 21. Rh. sublanceolatum Miq. Prol. p. 95. — Rh. Indicum var. sinensis Buerger ex Miq. in Ann. mus. Lugd. bat. I. p. 33. — Dense ramosum atroviride, ramis di-tricho- tomis, novellis foliisque subtus ad costam setoso-villosis; foliis sub anthesi perennantibus ‚subcoriaceis manifeste petiolatis lanceolatis elliptico-lanceolatisve utrinque acutis atque 6—8-costatis, costis parallelis rectis, superne impresse reticulatis parce adpresso-pilosis demum glabratis; tegmentis umbellam trifloram fulcientibus ovalibus medio dorso dense setosis totisque glutinosis serius cadentibus, pedunculo rufo-setoso-villoso calycem patulum setoso-ciliatum lobis ovatis duplo superante; corollae amplae infundibuliformi-campanulatae ad medium 5-fidae tubo brevi, laciniis ovalibus obtusis; staminibus 10 (9) inclusis stylo glabro brevioribus; antheris obovoideis basi mucronulatis; capsula ovoidea attenuata apice truncata hispida, calycem triplo superante. Hab. verosimiliter in China. Colitur in Japonia (Yedo, Nagasaki), Aprili et Majo florens, autumno fructiferum. — Introduxi Petropolin a. 1864, sed hucusque non florebat. Hortulanis japonicis sub nom. to tsutsusi, i. e. Azalea chinensis, notum est. Valde affine Rh. ledifolio Don., attamen diversum videtur foliis magis coriaceis gla- bratis, costis parallelis rectis numerosioribus, tegmentis calycibusque subcoriaceis, corollis minus apertis intense sanguineo-coccineis, atque pube eglandulosa, convenit vero magnitu- dine florum et foliorum (si specc. Rh. ledifolii grandifolia respicis). Nota. Rh. puniceum Pl. 1. с. р. 61. — Az. punicea Sweet in Рой. Ann. de Fromont (1829) p. 102. 104. — Rh. phoeniceum Don. gen. syst. III. p. 846 (1834) et in Sweet. Brit. Fl. G. ser. II. t. 385. — Az. ledifolia В. phoenicea Hook. in bot. mag. t. 3239. — Az. Indica calycina Lindl. in Paxt. Fl. G. II. t. 70. — Rh. calycinum Pl. 1. с. р. 65. praecedenti simillimum, sed calycem habet parce glandulosum laciniis linearibus, et folia Rh. ledifolio similiora. Anne igitur hybridum inter hanc et praecedentem speciem? 22. Rh. ledifolium Don. Gen. syst. Ш. р. 846. — Pl. 1. с. р. 48.— DC. Prodr. VII. 2. р. 727., excl. var. В. (Rh. puniceo Р1.). — Az. ledifolia Hook. in bot. mag. $. 2901.— Az. Indica alba Lindl. bot. reg. t. 811. — Lodd. bot. cab. t. 1253. — А. mucronata BI. Bijdr. 853. (ex Miq. in Ann. mus. Lugd. bat. I. р. 34.) — Rh. mucronatum ©. Don 1. c. — Ай. Burmanni Don. с. р. 845. — ОС. 1. с. — 42. rosmarinifolia Burm. Fl. Ind. p. 43. $. 3. fig. 3 (ex Pl. 1. с.). — Rh. leucanthum Bge.! Enum Chin. п. 234. — Rjuku tsu- isusi fl. purp. rubente, Jedogawa tsutsusi. Kaempf. Amoen. exot. р. 848. — Elatum ra- mosissimum, ramis verticillatis foliisque sub anthesi persistentibus elliptico-lanceolatis lan- ceolatisve acutis utrinque 3—5-costatis, costis inferioribus arcuatis longioribus, pube rufa patulo-adpressa vestitis; tegmentis subglutinosis scariosis ovatis cadueis; fasciculis 1-—3- floris; pedunculis setosis calycem glanduloso-pubescentem aequantibus; laciniis calycis erec- * 36 С. Г. MAxIımowıcz, tis ex ovali in lanceolatum vel lineari-lanceolatum variantibus, plus minus inciso-serratis; corollae tubo brevi laciniis ovalibus; staminibus 10 (raro 6—9) stylo brevioribus; capsula breviter ovata apice truncata rufo-villosa calyce erecto inclusa et subaequilonga. Hab. in China, exclusa boreali (?) atque in insulis Zu-tschu. — In Java et tota Japo- nia cultum. Japonice: Yedogawa tsutsusi vel oho tsutsusi, i. e. Az. yedoensis vel magna. Varietates vel potius tantum lusus sequentes mihi obvii: а. Jeucanthum DC. 1. с. — Miq.! Prol. р. 96. — Rh. leucanthum Bge.! 1. в. — Аа. Indica alba Lindl. bot. reg. t. 811. et omnes figg. supra citatae. — Floribus albis fragran- tibus, vel rarius albis violaceo-striatis. Colitur frequenter per totam Japoniam: Hakodate (Boggs!, ded. A. Gray, Albrecht! flor. init. Juni); Yokohama (init. Мал flor.), Simoda (Jolkin! Вог.) etc. In Europam jamdiu introductum. 8. purpureum. — Floribus profunde roseis. Colitur cum priore: Yokohama, medio Majo florens, et hinc inde usque in autumnum, v. gr. Novembri prope Kamado, jugi Hakone; Nagasaki, medio Aprili flor. (Langsdorff!, Oldham!, ipse). — Spontaneum: in insula Takuno-sima, prope Lu-tschu, ad latera collium, fruticem late ramosissimum, fine Aprilis florentem legit Wright. — In Europam nondum introductum. Japonice audit ut supra vel etiam Riu-kiu tsutsusi, 1. e. Azalea Lu-tschuana. Icon Rh. pulchri Sweet. Brit. Fl. G. ser. IT. t. 117. — DC. Prodr. VII. 2. p. 726., ex Sweet inter Rh. ledifolium et Indicum hybridi, sat bene nostrum refert quoad floris colorem, sed calyx in nostro semper glandulosus saepeque brevior. y. narcissiflorum. — (Pl. 1. с. р. 67. sp. propr.). — 42. narcissiflora Fortune ex Pl. — Corolla dupliei alba vel purpurea, staminibus in folia minuta mutatis. Hakodate, cultum (Albrecht!); Yedo cult. (ipse), utrumque fl. purpureis. E China fl. albis Angliam introduxit Fortune. Japonice, ex Albrecht: jai tsutsusi. Colitur in Yedo monstrositas hujus: floribus per binos connatis, calycis laciniis corol- laeque lobis denis, staminibus 20, germine et stylo solito duplo crassioribus perfecte con- natis. Talem init. Maji florentem s. nom. tonguruma tsutsusi accepi. 5. eryptopetalum. — Corolla nulla vel 5-petala partitave, laciniis filiformibus calyce brevioribus. Спит Yedo, initio Май florens. Lusus quam maxime paradoxus, structuram Rh. linearifolii in mentem vocans, sed petala primo obtutu perfecte inconspicua, staminibus vero germineque normalibus. Nota. Nomen Burmanni, omnium longe antiquius, a Donio mutatum fuit ob plantam homonymam Rothii, et plantae Burmannianae stamina quinque tribuuntur, verosimiliter quia ab auctore in Pentandriam collocata est. Sed icon citata habet florem S-andrum, addita RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 37 explicatione: Az. rosm. decandra, in altero flore vero a latere depicto stamina 4 tantum in conspectum veniunt, ita ut Burmanno forma decandra certe jam nota esset. Melius igitur duxi, duce Planchon, Rh. Burmanni Rh. ledifolio subjungere. Quae vero planta Rothii sit, frustra quaesivi, probabiliter inedita, insuperque Burmanniana junior. Flora Indica enim jam a. 1768 divulgata est, primum vero Rothii opus in thesauro Pritzelii anno 1781 editum enumeratur. Nihilominus nomen speciei notissimae mutare nolui. 23. Rh. indicum Sweet. Brit. Fl. G. ser. II. t. 128. — Az. Indica L. cod. p. 166. № 1195. — Thbg. Fl. Jap. р. 84. (p. p.?). — Оз Indicus Ledi alpini folio floribus amplis. Herm. Ht. Lugd. bat. p. 152. c. tab. p. 153 (mala) — fl. 5—6-andri, rosei («colore fulgentis dilutioris cocci»), frutex sempervirens, foliis rigidis. — Ай. Breynii Pl. I. c. p. 46. — Tecki Tsjokku vulgo Tsutsusi. Kaempf. 1. с. р. 845, 847, 848, с. tab. 846. (optima), cum varr. nonnullis. — Hinc Ай. Kaempferi Pl. |. с. р. 47. — Rh. Sieboldi Miq.! in Ann. mus. Lugd. bat. I. р. 33. et Rh. Indicum Mig. 1. с. р. р. (ex ipso). — Miq. Prol. р. 96. — Rh. Simsi Pl. 1. с. р. 47. (Sims in bot. mag. $. 1480. fl. 10-andro, coccineo, fol. lanceol. majoribus). — Rh. lateritium Pl. 1. с. р. 63. (Az. Indica lateritia Lindl. bot. reg. ХХ. t. 1700., A. ind. variegata ibid. $. 1716.). — Аг. macrantha Bge.! 1. с. р. 41. — Rh. ma- cranthum Sweet. 1. с. t. 261. — Az. Danielsiana Paxt. mag. of bot. I. р. 129. с. icone. — Rh. Danielsianum PI. 1. с. р. 62. — 42. ramentacea Lindl. in Journ. hort. soc. IV. р. 291. с. fig. — Rh. ramentaceum PI. 1. e. р. 65. — Rh. Calleryi Pl. 1. с. р. 66. (exacte fig. Sweetii tab. 128.). — Rh. decumbens Don. I. с. Ш. р. 846. (fol. ovata acuta, corolla purpurea). — Elatum vel humile, verticillato-ramosum, ramis novellis pedunculis petiolis densius foliisque utrinque parcius adpresse setosis; foliis deciduis vel subpersistentibus, papyraceis vel membranaceis, breve petiolatis, lanceolatis elliptieis lato-ellipticisve, acutis vel breve acuminatis, utringue 3—5-costatis subtusque reticulato-venosis, costis inferioribus elongatis arcuatis; tegmentis ovatis acutis dorso setosis; floribus 1—3 breve pedunculatis; calyce parvo patulo dense setoso lobis a lanceolato in rotundum ludentibus (rarissime corol- linis elongatis); corollae campanulatae ultra medium 5-fidae tubo brevi angusto lobis ovali- bus; staminibus 5—10 inclusis stylo brevioribus; capsula ovoidea attenuata apice truncata hispidissima calyce patulo longiore. Hab. per totam fere Chinam et Japoniam, in collibus siccioribus frequens, in alpibus : etiam occurrens ibique varias formas induens, ab antiquissimis temporibus cultum et cum affinibus facile hybridas proles procreans, in innumeras varietates lususque abludens. — In Java ad rivulos invenitur, ex Hermann et Blume, an ex hortis aufuga? Japonice : tsutsusi. Varietates sequentes, ab auctoribus nonnullis pro speciebus propriis habitae, optime distinguendae quidem, sed tam inter se formis intermediis connexae, ut interdum non scias, ad quam varietatem formam aliquam numerare debeas. Hic descripsi omnes fere ad specimina spontanea, cultura nondum vituperata, illisque, quantum potui, specimina culta, a me locis natalibus in vivo observata seduloque collecta subjunxi, lusus vero a hortulanis europaeis 38 С. Г. Maximowicz, innumeris nominibus illustratos utpote заере рег fecundationem hybridam confectos, omnino negligere melius duxi. Nihilominus plerosque lusus hortorum nostrorum atque novos aliquos in collectionibus meis reperi. a. Kaempferi. — Pl. 1. с. (sp. pr.). — Kaempf. 1. с. с. icone optima, Jamma Tsutsusi. (1712). — Rh. Sieboldi Miq.! exel. varr. — Frutex 2—S-pedalis, parce squarroso-vel densissime verticillato-ramosus, densiuscule setosus; folia ante anthesin decidua, mem- branacea, laete virentia, elliptica vel late elliptica (2'5” : 1”); flores coaetanei vel ineunte anthesi (locis alpinis semper) ргаесосез, 2—4, diametro fere bipollicari (1—2”), miniato-coccinei; calyx brevis vel brevissimus, valde setosus, lobis rotundatis ovali- busve; stamina constantissime 5; antherae ochraceae: Hab. per totam Japoniam, a Hakodate usque ad Satsuma, vulgare: circa Hakodate, in eollibus fruticetisque commune, usque 8-pedale, fine Maji flor., fine Octobris frf. (omnes collectores!); Nodafu, locis subalpinis, init. Junii fl. (Albrecht!); in principatu Nambu, florib. subpraecocibus, fol. minoribus (Tschonoski!); Yokohama, Kanagawa, Kanasawa, Ka- makura, in planitie et in montibus vulgatissimum, a fine Aprilis usque in Junium autum- noque parcius iterum florens (ipse); in montibus Hakone et in tractu Senano, utrumque praecox, parvifolium (Tschonoski!); in monte Hikosan Kiusiu borealis, fine Junii flor.; Na- gasaki (№ 505, 507 fl., 508 frf., Oldham!): in montibus 3000’ usque altis collibusque aridis ubique frequentissimum, fine Martii flor. incip. (ipse!) et cet. — Etiam in hortis hinc inde rarius cultum, a Martio ad Augustum florens. — Е China non vidi neque enumeratum inveni, nisi forsan Rh. decumbens Don. I. c. p. 846. huc ducendum, a nemine post Donium visum: foliis ovatis acutis, floribus pentandris coccineis descriptum, quod nomen vero, si re vera nostram plantam refert, vix ob prioritatis causam praeferendum, quia varietas haec ях unguam decumbens invenitur. Hieme folia omnia cadunt praeter illa diminuta spathulata subcoriacea, gemmam ter- minalem fulcientia, quae in Tsusiae speciebus omnibus observantur, usque ad peractas fere innovationes persistentia. Flores autumnales atque primi vernales saepe duplo minores. Folia in planta alpina triente minora, atque totus frutex ramosior, humilior. Omnibus cete- ris notis varietas semper sibi constans. Ad margines silvae in Yokohama, initio Maji florens, fruticem unicum inveni bipeda- lem, floribus maximis pulchre roseis, aspectu Rh. ledifolii, staminibus 6, calyce pro var. &. maximo, ramis crassis rigidis, foliis vero aliisque omnibus notis cum «. congruum, quem fruticem Jam cum specie laudata hybridum esse habeo. 8. Simsii. — Pl. 1. с. (sp. рг.). — Az. Indica Sims in bot. mag. t. 1480. (1812.). — Sweet |. с. t. 128. — Benth. Fl. Hongk. р. 201. (excl. syn. bot. reg.). — Rh. Calleryi Pl. 1. с. p. 66. — Folia subpersistentia, profunde viridia, lanceolata (3” : 1”); flores 1—3, profunde coccinei vel etiam rosei, usque 2”; calycis laciniae lanceolatae; stamina 10, antheris atropurpureis. Cetera ut in var. a. RHODODENDREAE ÄSIAE ORIENTALIS. 39. Hab. in China boreali (Fortune! a. 1846. A. 72. fl., cui Rh. Calleryi PI. superstruc- tum), sed Pekinum haud attingit, saltem a nemine adhuc observatum; in China australi (Seniavin! fl. in herb. Fisch.), insula Hongkong (Wright! fl. roseis); in archipelago Ko- reano (№ 506. Oldham! defl., ob folia Вас relatum, sed ob floris defectum subdubium). — E Japonia non vidi. Coluntur hujus varietatis formae diversae in hortis europaeis, de quibus confer Plan- chonl. с. sub Rh. Simsü. М viva vel speciminibus completis numerosioribus non obvia, ita ut ampliora de illa adducere nequeam. A praecedente foliis angustioribus, staminum numero et antherarum colore diversa. у. macranthum. — Don. 1. с. р. 846. (1834.). sp. ргорг. — Sweet. Brit. Fl. С. ser. ТП. t. 261. — Azal. macrantha Bge.! Enum. Chin. п. 235. (1832.). — А. Indica lateritia Lindl. bot. reg. t. 1700. et variegata. Ibid. t. 1716. (1834.). — Az. Daniclsiana Paxt. Mag. of bot. I. p. 129. с. icone (1834). — Rh. Danielsianum, Rh. lateritium, Rh. ramen- tuceum et Rh. Breymüi Pl. 1. с. — Az. ramentacea Lindl. in Journ. hort. soc. IV. р. 291. с. fig. — Breyn. Prodr. I. 23. (1680). — Herm. 1]. с. (ex descript. et icone). — Kaempf. l. с. quoad varr. nonnullas, et verosimiliter To ken vulgo Satsuki ejus 1. с. р. 849. в. varr. Вис etiam referendum. — Rh. brachycarpum Zucc.! in herb. Sieb. пипс Acad. Petrop. — non Don. — Rh. decumbens Don I. c. ex Planchon, sed e descriptione alienum, neque verosimile Donium eandem plantam in eadem pagina sub duobus nominibus (altero nempe Reh. macrantho) descripsisse. — Humilius, parcius setosum, densissime debilius ramo- sum; rami verticillati, erecti vel decumbentes; folia persistentia, subcoriacea, profunde viridia, lucida, obovata ovalia vel lanceolata, obtusa vel obtusiuscula, рагуа (1°/":14"). Flores saepissime solitarii, ampli (2—3"), vulgo carnei (dilute coccinei); calycis laciniae ovatae vel ovales, rarissime elongatae petaloideae; stamina 5—10, vulgo inclusa, antherae atropurpureae. Hab. in China: prov. Fo-kien (de Grijs! in hb. Hance, № 796. fl., 10-andrum), Ре- kin, in tepidariis cultum (Bge.!, Tatarinoff!, fl., 5-andrum); Japonia: Nippon media, ad viam Uragam versus ducentem, inter Kanasawa et Tawura, ad silvarum margines, an re vera sponte?, fl. roseis plerisque 6-andris, med. Junio fl. (ipse); in tractu Senano, silvis subalpinis, ad rivulos (Tschonoski! f.); Nagasaki, cultum in hortis, fl. lilacino enneandro; . е Hakodate attulit Н. am. b. Albrecht! — Floret tempore pluvio, dimidio mense post ce- teras Azaleas. Tres subvarietates commode distingui possunt : : a. macranthum genwinum. Fol. obovatis. — Huc Az. ramentacea Lindl., specc. chi- nensia supra adducta. - b. lateritium. Foliis lanceolatis. — Аг. Danielsiana Paxt. Huc specc. Japonica spon- tanea vel subspontanea. Varietatem pulcherrimam in deliciis habent Japonenses et Chinenses non minus ac Europaei. Occurrit in quovis fere horto, saepius floribus pulchre roseis vel carneis, sed 40 С. J. Maxımowicz, etiam albis violaceo-striatis, pallide lilacinis roseo-striatis et punctatis, albis, lateritiis, simplicibus vel rarius plenis, staminibus nempe petaloideis. c. polypetalum. — Calycis elongati petaloidei corollaeque profunde partitae laciniis linearispathulatis utrisque lateritiis vel rarius calyce decolore, foliis subvar. b. Colitur in urbe Yedo, rarius, initio Junii florens. Occurrunt in eodem individuo flores normales subvarietatis 6. 5. obtusum. — Pl. 1. с. р. 64. (sp. pr.). — A. obtusa Lindl. in Journ. hort. soc. I. р. 152. (1846.) et in Bot. reg. XXX. $. 37. — Rh. Thunbergü? PI. 1. с. р. 47. — A. Indica Thbg. Fl. Jap. р. р. (ex PL). — Rh. Sieboldi В. minus Miq.! 1. в. — Kirisma tsu- tsusö Kaempf. |. с. р. 849. — Humile dense ramosum, ramis verticillatis erectis; folia persistentia obovata vel ovalia parva (1:'/'), parcius setosa; flores 1—3, san- guineo-coceinei minores (1—1","); calyx parvus vel minutus (rarissime in corollam muta- tus), laciniis acutis vel obtusis; corollae laciniae ovalioblongae; stamina 5 vulgo exserta, antheris ochraceis. Hab. in China ulteriori, cultum e boreali, Shanghai, attulit Fortune (ex Lindl.), ex australi Tilesius! 1806. fl.; Japonia (Miquel!, Siebold!): Nagasaki (Langsdorff! fl.): in montibus lapidosis siccis, cum var. «&. frequens (ipse!); Senano, in regione collina, inter frutices (Tschonoski!, subdefl.); Yokohama, cultum, medio Majo florens, mox fl. coccineis, mox fl. carneis (ipse!), a Japonensibus ob florum minorum nitorem atque statu- ram nanam in monticulis rupestribus hortorum adhibitum. Japonice s. n. Kirisima tsutsusi cuidam notissimum, nomen trahens, ex Siebold (in herb.), a vulcano Kirisima, in insula Kiusiu sito. Ex Lindleyo flores sunt fragrantes. Ludit: calyce in corollam mutato, Ца ut corolla duplex sit (coccinea). Habui lusum hunc e Yedo, fine Aprilis flor. — Calyx unus alterve occurrit partitus laciniis spathulatis coccineis amplis, cum multo numerosioribus perfecte corolliformibus. =. amoenum. — Pl. 1. с. р. 64. (sp. pr.). — Az. amoena Lindl. in Paxt. Fl. G. Ш. t. 89. — V. Houtte. Fl. d. serres IX. t. 885—88. — Hook. in bot. mag. t. 4728. — Rh. Buergeri Miq. in Ann. mus. Lugd. bat. I. p. 34. et Prol. Fl. Jap. р. 96. — Pumi- lum, densissime ramosum sempervirens; folia ovalia obovatave obtusa seu late elliptica acuta, profunde viridia minuta (ad summum pollicaria); flores 1—3, parvi (/,—1”), purpurei; calyx minutus longe setosus, laciniis rotundatis, vel coloratus dimidiam co- rollam aequans, laciniis spathulatis, vel in corollam mutatus; corolla infundibuliformi- campanulata; stamina 5 exserta, antheris ochraceis. Donee hujus formae tantum lusus in iconibus eitatis delineatus, in aliis varietatibus Rh. indici nondum visus, cognitus fuit, certe pro specie propria agnoscenda erat var. haec; nunc vero subvarietates sequentes satis est tantum enumerare, ut transitus ad praece- dentes varietates manifesti demonstrentur. RHODODENDREAE АзтАЕ ORIENTALIS. 41 a. japonicum. — Folia late elliptica acuta, pallidius viridia, calyx viridis minutus; corolla roseo-purpurea, infundibuliformis vel campanulata. — Planta spithamaea usque '/ pedalis. Hab. in Ай prov. Simabara vulcano Wunzen, medio Majo florens. Ex uno eodemque loco promiseue collecta sunt alia individua corollis subeampanulatis foliisque duplo majoribus, alia duplo omnibus partibus minora corolla infundibuliformi; priora var. а. similiora, posteriora sequenti, praeter folia tamen, quae, excepta magnitu- dine, semper illis var. «. analoga. b. normale. Calyx minutus viridis. Cetera sequentis. Cultum habui e Hakodate, init. Junii flor., Octobri frf., ibidemque collegit Albrecht, Majo fl. — Certe ex alpibus Japoniae, sed nescio unde, non ex borealibus tamen. Japonice: murasaki kirisima i. e. purpureum kirisima. с. Buergeri. — Miq. N. cc. (sp. рг.). — У. Htte. Hook. ll. ec. — Foliis ovalibus obovatisve obtusis; calyx amplus coloratus 5-fidus, laciniis irregulariter sublanceolatis incisis integrisve, corolla sequentis. Cum sequente e China a Fortune introductum, nune in hortis Æuropacis ubique pro- pagatum, et semper apud nos sibi constans. À Buergero etiam in Japonia observatum. Conformationem calycis similem in var. à. Jusu corolla duplici interdum observavi. d. genuinum. — Lindl. 1. с. — Fol. ovalibus obovatisve obtusis, calyce in corol- lam mutato, corollis infundibuliformi-campanulatis. Е China, Shanghai, attulit, ex urbe Su-tschu-fu acceptum, Fortune 1852. — Eadem exacte planta colitur in Japonia: in horto caesareo prope Hakodate, med. Junii fl. ult., Nagasaki, fine Aprilis flor. Var.e.a var. 5. differt igitur tantum floribus minoribus, ipsa var. à. vero saepe var. «. simillima fit, quacum iisdem locis ereseit. Minime ergo dubito, has tres conspecificas esse, et verisimiliter etiam a var. В. (decandra) non specie diversas. Quod attinet vero ad var. 7. macrantham, dubia mihi adhuc remanent, nunc non facile solvenda, ob defectum specimi- num sponte enatorum et observationum locis natalibus ad vivum institutarum. Certum est, quod fronde sua antherisque statim facileque recognoscenda est. Nota. A. crispiflora Hook. in bot. mag. t. 4726. — У. Htte. 1. с. 1854. с. tab. ad p. 83. — e China a Fortuneo introducta, floribus roseis instructa, valde appropinquat var. y. macranthae Rh. Indici, et quidem verae subvarietati а., quacum sat bene convenit foliorum forma paullo magis tamen elongata, bracteis ad basin pedunculorum subpersisten- tibus, floribus singulis, corollae forma et magnitudine, differt vero tantum corollis margine crispatis et calycis laciniis oblongis (in ipsa icone Hookeriana etiam ovatis ovalibusve). An etiam nostrae var. y. subjungenda? — Plantam ipsam nondum vidi. 24, Rh. macrostemon п. sp. (Zsusia). Humile, squarrose denseque dichotome ra- mosum, parce foliatum et microphyllum, ramulis glabratis: foliis apice ramulorum con- Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 6 42 С. Г. Maxımowiıcz, fertis anguste ellipticis, utrinque acutis apiceque apiculatis, breviter petiolatis, utrinque, subtus ad venas adpresse fusco-strigoso-pilosis subtusque glaucis reticulatis; floribus ter- minalibus 1-—2, pedunculum cum calyce dense patule rufo-villoso-strigosum triplo su- perantibus; calycis laciniis rotundato-obovatis; corollae campanulatae, ultra medium 5-fidae laciniis ellipticis acutis, inferioribus longioribus, omnibus vulgo secus dorsum margineque parce ciliatis; staminibus 5 cum stylo longiore corollam plus duplo su- perantibus; antheris oblongo-obovoideis; stigmate dilatato quinquelobo; ovario dense strigoso. Hab. in Japonia; accepi cultum e Yedo, medio Majo florens, sub nomine: miono kiri- sima tsutsusi. Corolla ex albido carnea laciniis viridulo-venosis, parva, semipollice parum major. Sequenti affine, sed duplo quoad folia floresque majus, floribus pedunculatis, genitali- bus longissime exsertis corollaeque forma statim discernendum. Expl. fig. tab 3. — 15. Specimen florens magn. naturali. 16. Flos a latere, et 17. a facie, vix auctus. 18. Calyx cum ovario, ter auct. 19. Anthera a dorso, a facie et a latere; 20. apex styli et stigma, quater aucta, ut praeced. figura. 95. Rh. serpyllifolium Miq. Prol. р. 97. — Az. serpyllifolia A. Gray in Perry’s Exped. р. 315. et in bot. mem. 1. с. р. 399. — Humile, squarroso-verticillato-ramo- sum inordinateque abbreviato-ramulosum, minutifolium, minutiflorum, parcius subadpresse strigosum ; foliis in apice ramulorum confertis late obovatis ellipticisve api- culatis breve petiolatis; floribus ramulos laterales brevissimos terminantibus subsessili- bus basi tegmentis circumvallatis; pedunculis calyceque brevissimis dense pallide breve-stri- gosis; corolla campanulata 5-fida lobis obovatis apice rotundatis tubo longioribus; staminibus 5 styloque exsertis glabris, antheris obovoideis basi mucronulatis poris ter- minalibus amplis; capsula globoso-oviformi acuta subsessili strigosa. Hab. in Japonia sponte, loco speciali non indicato (Wright, ex Gray), Simoda, cul- tum (Williams et Morrow, ex eodem). Loco non adnotato sterile habuit Miquel. E Yedo acceptum colui Nagasaki, init. April. florens cum fructibus anni praeced. Corolla pallide albido-lilacina foliaque !/,-pollicaria vel paullo majora. Gemma termi- nalis ovoidea acuta, quadriseriatim imbricata. | Expl. fig. tab. 4 — 18. Speciminis florentis pars demtis ramis duobus longissimis, magn. nat. 19. Flos cum pedunculo, a latere, bis auctus. 20. Calyx cum pedunculo et germen; 21. stamen e supe- rioribus, a latere et a facie; 22. stamen ex inferioribus, a facie et a dorso, quater auct. 23. Folium ter auct., a. ab infero, 6. a supero. 24. Gemma terminalis, et 25. capsula, bis a. 26, Rh. Tschonoskii Maxim. Diagn. pl. nov. dec. УП. L с. р. 339. — Humile, dichotome denseque ramosissimum, dense frondosum, adpresse rufo-strigoso-pilo- sum, parvifolium, minutiflorum: foliis apice ramulorum confertis, breve petiolatis, ellipticis mucronatis, subtus glaucis reticulatis indistincte costatis; perulis sub anthesi nullis; floribus terminalibus 2—4; pedunculo calycem superante, utroque rufo-strigosis- RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 43 simo, calycis laciniis triangulari-ovatis; corolla infundibuliformi-campanulata 5-fida, laci- niis ovato-oblongis apice rotundatis, fundo intus filamentisque infra medium paleaceo- villosulis; staminibus 5 styloque exsertis; antheris oblongis poris minutis; cap- sula pedunculum subaequante, breve ovata obtusa, juvenili rufo-strigosissima, matura subglabrata. Hab. in Nippon borealis (Nambu) et mediae alpibus, flor. et fructibus a. praeced. onu- stum coll. a. 1865 et ’66 Tschonoski. Flores ex sicco videntur albidi. Species omnino sui juris, ad seriem micrantharum quidem pertinens, sed neque Ай. macrostemoni neque Rh. serpyllifolio vere propinqua, cum posteriore florum magnitudine tantum comparanda. Folia majora usque 2 centim.: 8 mill., minora duplo angustiora et breviora. Pedunculi 3—4 millim. Calyx 1,—2 millim. longus. Corolla diametro 8 mill. laciniis demum patentibus, staminibus in fasciculum porrectis 6—7 mill. longis. Antherae 1 mill. longae, ex sicco fuscae. Stylus stamina vix superans. Capsula vix 5 mill. longa. Expl. fig. tab. 3. — 8°. Specimen florens magn. nat. 9. Flos a facie, et 10. a latere, bis auctus. 11. Calyx cum germine, et 72. anthera a facie et a latere, cum parte basali filamenti, quinquies aucta. 13. Capsula. 14. Pagina inferior folii, pube ad latus sinistrum non delineata, ut melius in conspectum veniat venatio. 13. et 14. bis a. 2, RHODODENDRA LATERIFLORA. Gemmae floriferae laterales 1-florae (rarissime una alterave 2-flora), squamis pluri- seriatis imbricatis tectae, ex axillis foliorum summorum ramulos vetustos vestientium ortae, foliis mox persistentibus, mox longe ante anthesin caducis. Internodia inter gemmas flori- feras mox distinctissima, mox indistincta fere punctiformia. SECT. RHODORASTRUM. Corolla campanulata. Stamina 10. Pubes lepidota pilis rarius intermixta. Folia tenuiter coriacea, annua. — Huc Rh. virgatum Hook. fil! (sed non Ай. triflorum Hook. fil.!, postea ab ill. auctore in Journ. hortic. soc. VII. p. 81. infauste cum illo conjunctum, ob gemmas plurifloras terminales ad Rhododendra vera pertinens), et Rh. dauricum L. | 27. Rh. dauricum L. Cod. р. 409. № 3088. — Pall. Fl. Ross. II. р. 47. t. 32. — DC. Prodr. 1. с. р. 725. — Ledeb. Fl. Ross. II. 2. р. 921. — Turez. Fl. Baic.-dah. II. р. 207. — Maxim. Prim. Fl. Amur. р. 189. — Trautv. et Mey. Fl. Ochot. р. 64. — Rgl. Fl. Ussur. р. 102. — Е. Schmidt. Fl. Аше. bur. р. 55. in ejus Reisen im Amurlande u. Sachalin, in Mém. Acad. St. Pétersb. VII. ser. XII. №2. -— Rh. mucronulatum Tur cz. En. Chin. № 125. in Bull. Мозес. 1837. X. №7. — Turez. Dec. IV et У gen. попа. des- cript., ibid. 1848. ХХХ. р. 585. — Turcz. Fl. Baic.-dah. 1. с. ad calcem Rh. daurici. — Rh. mueronatum (sphalmate) Maxim. |. с. р. 474. — Diffuse tenue ramosissimum lepido- tum; foliis annuis, saepe fere omnibus аще anthesin caducis, tenuiter coriaceis, ab rotun- * 44 С. Г. Maxımowicz, dato-ovali уе] oblongo-ovali, obtuso vel rotundato cum apiculo, in ellipticum utrinque acutum variantibus, brevissime petiolatis, indistincte costatis, superne glabris vel parce pilosis lepidotisque, subtus subferrugineo -lepidotis viridibusve; floribus axillaribus e quavis gemma propria singulis, apice ramorum per 1—5 aggregatis, aphyllis!, basi squamis imbricätis diutius persistentibus fultis, breve incluso-pedunculatis; calyce brevissime 5-lobo; согоПае campanulatae 5-fidae tubo brevissimo extus saepius puberulo, lobis rotun- datis; staminibus 10 vix exsertis, basi villosis vel subglabris, stylo brevioribus; stigmate 5-lobo; capsula oblonga leviter sulcata 5-loculari, lepidota. | а. dauricum. — Rh. dauricum Auct. omn. — Folia ovalia, ad summum ovali-ellip- tica, obtusa cum apiculo vel acutiuscula, pro parte saltem sub anthesi persistentia, subtus plus minus ferruginea; flores vulgo 2—3, rarius 1. Hab. a Sibiria altaica (Bunge!, alii!) usque in maxime orientalem: Irkutzk (Sczu- kin!, Turez.!), Ochotzk (fl. leg. Stubendorff!, у. in'hb. Acad. Petrop.) cet., et in Kam- tschatkam!, ubi parce cum Rh. parvifolio Ad. occurrere dicitur (herb. Acad. Petrop.); in Davuria! tota, et in Mandshuria Rossica, usque ad ostium Amur fluvii, et ad fines Koreae, hie in frigidioribus, frequens. Desideratur hucusque in flora Ajanensi et in Sachalino. Floret primo vere et saepe iterum singulos flores profert autumno. ; Variat a tripedali statura usque in 15-pedalem. Occurrit rarius floribus albis. В. mucronulatum. — Turcz. Il. ce. (sp. propria). — Rh. davuricum Maxim. Amur. 1. с. р. р. — Rgl. I. е. р. р. — Folia majora tenuiora, elliptica vel lanceolato-elliptica, plerumque acuta, subtus viridia, utrinque parce lepidota et superne parce pilosa et basin versus ciliata vel glabrata, ante anthesin omnia caduca; flores numerosiores, 3—6. — Hab. in Dauria meridionali, cum genuino : Nerezinskoi Sawod!, inter fluvios Argun et Gasimur (Radde!); in Mandshuria Rossica, in montibus Bureicis, locis meridiem versus apertis (ipse! Radde!), ad fl. Usuri, cum genuino, similibus locis ac supra (ipse!, Maack!), circa sinum Victoriae variis locis, in apertioribus frequens (Nasimoff! fl., ipse! frf.). In China boreali, circa Pekin, in montibus occidentem versus (Tatarinoff! Я., Kirilow! frf. et с. Ног. serotinis, — haec prototypa Turczaninowii). In Japoniae ins. Kiusiu: Ko- isi-wara, in fruticetis montium, sp. singulum fr. immat. fine Мал. Var. В. sistit varietatem geographicam memorabilem Rh. daurici veri, quam facile in meridionalibus tantum collectam pro specie propria sumeres, sed versus limites boreales, ubi promiscue cum «. crescit, tam insensibiliter in hanc transire invenies, ut pro varietate vix distinguere velles. Descriptio Turczaninowii ad specimina floribus serotinis facta minus bona, nam verum tempus florendi est vere, et tune frutex perfecte aphyllus floribus numerosissimis denseque aggregatis onustus est. Planta Japonica a typo paullo discrepat foliis magis ciliatis, nonnullis subacuminatis. Speciem nostram hucusque ab auctoribus floribus terminalibus descriptam esse non mirum, nam in genuino, paucifloro, flores tam approximati atque squamae eorum sub anthesi tam confiatae, nt euinam primo obtutu terminales appareant. Verus character inflorescentiae RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 45 in var. 8. facilius jam eruendus. At qui specimen cujuslibet varietatis nondum florens vel fructiferum examinabit, in primo statim gemmas unifloras in axillis foliorum delapsorum о approximatis sitas, in secundo pedunculos singulos basi cicatricibus numerosis squamarum delapsarum notatos eruere potest. Huic proxime affine est Ай. virgatum Hook. fil! (Rhodod. Sikkim Himal. III. t. 26., sed non Rh. triflorum Hook. f. ibid. IT. t. 19., in Journ. hort. soc. УП. р. 81. a cl. auct. cum priore conjunctum), quod a nostro differt internodiis inter flores elongatis, foliis oblon- gis acutis subtus glaucis glabris, antheris coccineis neque violaceis, nec non ramis sub anthesi foliatis. SEOT. AZALEASTRUM PL. |. с. (nomen). Maxim. Diagn. pl. nov. dec. VII. 1. c. Corolla subrotata. Stamina 5, saepius distincte declinata. Pubes brevissima simplex longiore glandulosa intermixta. Folia coriacea vel membranacea annua. — Huc Rh. ovatum Pl. (Azalea ovata Lindl.), Rh. semibarbatum m., et Rh. albiflorum Hook.! (Fl. bor. am. П. р. 43. t. 33. — Bot. mag. $. 3670.— DC. 1. с. р. 727.) ex America boreali-occidentali. 98. Rh. ovatum Pl. 1. с. — Azalea ovata Lindl. in Journ. hort. soc. I. р. 149. — Fortune. Ibid. II. р. 126. t. 2. (opt.). — Hook. in bot. mag. $. 5064. с. anal. opt. — Benth. Fl. Hongk. p. 201. — A. myrtifolia Champ. in bot. mag. sub t. 4609. — Glabra- tum; foliis coriaceis lucidis ovatis ovato-lanceolatisve mucrone excurrente apiculatis inte- gerrimis sublaevibus; floribus axillaribus una cum innovationibus fronde anni praecedentis adhuc persistente ortis; pedunculis glanduloso-pilosis; calycis laciniis ovatis obtusis glabris; corolla rotata 5-partita; filamentis infra medium brevisetosis; capsula ovata (ex Benth.) vel globoso-ovata (ex Champion). Hab. in Chinae borealis prov. Chekiang, ad collium latera, nec non in insulis Chusan (Fortune! 1. с. fl. A. 52. a. 1845.) et meridionali, Hongkong: in monte Nigro, cum Ай. Farrerae et Indico, in rupibus (Eyre, Champion. c., Seniavin! fl.). Floret Martio, in China boreali Aprili et Majo. — Fortune Angliam introduxit. Nom. in China boreali ex Fortune: King-sze-wha i. e. flos argenteo-sericeus. | Tres varietates distinguit Hooker fil. in bot. mag. s. t. 5064. — «. fl. pallide pur- pureis (t. 5064), В. fl. pallide roseis (Lindley, Fortune ll. ce. с. tab.), y. fl. albis (Az. myrtifolia Champ.). | Descriptionem cf. apud Hooker +. 1. с. Notandum vero, var. «. ex icone habere co- rollae lacinias subcordato-ovatas, В. ex icone obovatas, ut etiam in spec. auth. Fortune, y. ovali-oblongas, ex descr. Championi et Benthami, et ex speciminibus Seniavini, quae ante oculos habeo, ubi etiam folia longiora et corolla triente major. 29, Rh. semibarbatum Maxim. 1. с. p. 338 et in Rgl’s Gartenfl. 1870. с. tab. mox edenda. — Ramulis hornotinis, petiolis, peduneulis calycibusque pube brevi tomentosa atque 46 С. Г. Maxımowıcz, setis glandulosis patentibus instructis; foliis papyraceis ellipticis mucrone excurrente apicu- latis, circumeirca minute crenulatis crenis ex apice setuliferis, multicostatis, reticulo superne impresso subtus prominente; foliis anni praeteriti sub anthesi nullis; floribus breve pedun- culatis post folia novella ortis; calycis laciniis triangulari-ovatis; corolla subrotata 5-fida; staminibus duobus superioribus duplo brevioribus anthera triplo minore didymo-globosa, filamentis medio barba densa elongata instructis, ceteris nudis antheris oblongis; capsula depresso-globosa apiculata sulcata glanduloso-setosa nitida, pedunculo breviore. Hab. in alpibus altis Nippon mediae variis locis (fl. frf. leg. Tschonoski), Petro- polin introductum 1865, nunc in h. Petrop. florens. Species paradoxa, soli praecedenti affinis, sed primo aspectu tam diversa, ut fere pro- pri generis videatur, ceterum omnium Rhododendrorum facile minus decora. Frutex gracilis, tripedalis jam florens, verticillatim ramosus, ramis elongatis, pennam corvinam vel anserinam crassis, cortice pallide cinnamomeo vel subgriseo laeviusculo tectis. Gemmae foliiferae et floriferae versus apicem ramorum hornotinorum axillares, approxi- matae, inter se vix diversae, floriferae tamen vulgo superiores, subobtusiores, omnes anguste lanceolatae, squamis usque 7-seriatis, apicem versus cito accrescentibus, extimis brevissimis, triangularibus, intimis elongatis, obovatis, convolutis, omnibus glabris, cinnamomeis, inti- mis levissime glutinosis. Rami novelli ante flores orti, sub anthesi jam saepe spithamaei, versus basin foliis squamaeformibus 3—5, apicem versus accrescentibus, linearibus, sensim lanceolatis, dense breve glanduloso-ciliatis instructi, ceterum dense foliati, atque cum petio- lis pilis flexuosis glandulosis longiusculis et pube brevissima crispa pubescentes. Folia annua, distinctissime petiolata, firme membranacea, demum papyracea, profunde viridia, subtus pallidiora, bipollicaria, praeter petiolum 3—4-linealem, pollicem lata, ad costam subtus pube duplici, ut in petiolo, instructa, margine ex apice crenularum setulifera, cete- rum glabra, primum laevia, autumno impresse rugulosa, costis utrinque circiter 10 tenui- bus parallelis, arcuatim conjunctis. Flores supra innovationes iisque eircumdati, basi squamis sub anthesi persistentibus fulti, incluso-, rarius exserto-pedunculati. Peduncu- lus 5 mill. longus. Calyx vix 2 mill. longus, persistens. Corolla hypocraterimorpho- subrotata, tubo lato, 4 mill. longo, laciniis patentissimis, ovalibus, 7 mill. longis, tota alba, ad faucem superne parce purpureo-punctata, intus in tubo villosula. Stamina duo supe- riora duplo breviora arrecta, filamentis barba densissima longa alba instructis, antheris minutis, tria inferiora deflexa vel patentia, glabra, antheris oblongis poris minutis. Stylus adscendens, stamina vix superans, truncatus. Stigma 5-lobum. Capsula cum pedunculo sesquilongiore calyceque glanduloso-pilosa, depresso-rotundata cum apiculo, 5-sulcata, 5 mill. lata, 4 mill. alta, profunde castanea, sublucida. Semina ovalia, angulata, longitu- dinaliter striolata, utrinque brevissime appendiculata, millimetro breviora. 3. RHODODENDRA ANOMALA. Flores in apice innovationum! Rami floriferi basi squamis persistentibus fulti, foliis RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. 47 approximatis instructi, apice in racemum elongatum foliaceo-bracteatum abeuntes. Pedi- celli elongati, infra apicem bracteolis duabus foliaceis. SECT. THERORHODION ‘). Sect. Chamaecistus Don 1. с. р. р. Corolla rotata 5-fida, basi hinc рат Ца. Stamina 10, superiora sensim breviora, cum stylo arcuato declinata. Capsula coriacea. Pubes setosa simplex vel glandulosa. — Huc tantum species duae sequentes, in alpibus Asiae maxime boreali-orientalis indigenae. Folia obovata ciliata, Stylus stamina superans leviter incurvus, parum м Их Rh, kamtschaticum. Folia ovalia glanduloso-ciliata. Stylus staminibus duplo brevior valde de- clinatus et Tecuryus (DOC Пе) ее сон. Rh. Redowskianum. 30. Rh. kamtschatiecum Pall. Fl. Ross. Г. р. 48. t. 33. — DC. 1. c. p. 726. — Hook. Fl. bor. am. II. р. 43. — Ledeb. Fl. Ross. 1. с. р. 922. — Regl. et Til. Fl. Ajan. р. 110. п. 196. — Е. Schmidt. Fl. Sachal. 1. с. р. 157. п. 295. — Rhodothamnus kamtschaticus Lindl. in Paxt. Fl. Gard. I. t. 22. (cor. nimis obscura). — Chamaerhododendros Berberis folio etc. Gmel. Fl. Sib. ТУ. р. 126. с. deser. opt. Stelleri. — Ай. Chamaecistus L. Cod. p. 409. n. 3090. quoad syn. Gmel. — Spithamaeum sempervirens dense fastigiato tricho- tome ramosissimum, ramis abbreviatis crassis cicatricibus foliorum perulisque vetustis ex- asperatis; foliis annuis aride membranaceis obtusissimis glandula obtusa apiculatis, utrinque arcuato-2—3-costatis et grosse elevato-reticulatis, subtus ad venas parce margineque rigide setoso-ciliatis, fasciculorum sterilium dense congestis spathulato-obovatis basi in petiolum alatum sensim attenuatis, ramulorum floriferorum basalibus congestis similibus, ceteris remotis paucis bracteisque ovalibus sessilibus; pedicellis 1—2 elongatis: altero supraaxil- lari altero terminali, utroque infra apicem bracteolis 2 ovalibus foliaceis instructo glandu- loso-piloso; calycis primum nutantis dein erecti 5-partiti glanduloso-pilosi laciniis oblongis triplinerviis; corollae extus plus minus puberulae laciniis ovalibus infimis 2 sublongioribus; filamentis basi stylo stamina superante leviter incurvo germineque villosis; stigmate capi- tato 5-lobo; capsula ovali glabrata calyce deciduo demum nuda. Hab. in Sibiria maxime orientali locis montosis lutosis, floret Julio, frf. fine Septem- _ bris (Steller ex Gmelin): jugo Jablonnoi (Redowski!), Ajan, in collibus sterilibus humidis (Tiling!), monte Marekan (Turczaninow!), et ad Я. Marekanka (Stubendorff!), Ochotzk (Steller), Ishiga (Kruhs!), terra Tschuktschorum ad sinum St. Laurentii (Chamisso!, Eschscholtz!), ad fretum Beringii (Wright!), et fretum Seniavin (Mertens!); Кат- tschatka, in montibus frequens, in planitie rarum (Rieder! alii!), insula Beringü, fine Julii ad fin. Augusti fl. (Steller), ins. Korjaginsk (hb. Acad. Petrop.!); in insula Xwrilensi Urup (1833 fl., hb. Acad. Petrop.!); Sachalin: in cacumine montis Ktausipal, alt. 3000 ped., latit. 1) т.е. rosa aestivalis, ob florendi tempus serotinum. 48 С. J. Maximowicz, circa 50° (Schmidt!) et in jugo Ssussuja ad fontes fl. Jnusnai, 15—-2000 ped. (Glehn!). In Japoniae borealis prov. Nambu, in altissimis alpibus (frf., Tschonoski!). — Transit etiam in Americam boreali-occidentalem: Unalaschka!, Kadjak!, Sitka!, penins. Alaska (Kastalsky!), ins. Banksii et ргоре portum Edgecombe, lat. 53'/,° (ex Hooker.). Corolla ex Stellero profunde rosea, laciniis tribus superioribus maculis intensioribus variegatis, antherae globoso-obovoideae atropurpureae. Folia usque ad 24,” : 1”. Corolla ultra 1°, pollicaris. Capsula semipollicaris. Specimina Japonica fructifera omnino typica, sed Kamitschaticis minus ramosa et robusta. Exemplaria arctica vero vix palmaria foliis minoribus. 31. Rh. Redowskianum Maxim. in Prim. Fl. Amur. р. 189. in по. — Е. Schmidt. Fl. Amg. Bur. 1. с. р. 55. п. 266. — АЙ. Chamaecistus Cham.! Schtdl. in Lim. Т. р. 513. — Ledeb. I. с. quoad pl. rossicam. — Palmare, sempervirens, dense subdichotome ramo- sum, ramis cicatricibus foliorum perulisque vetustis persistentibus exasperatis; foliis annuis firme membranaceis, apice ramorum dense congestis erectis ovalibus basi attenuatis obtuse glanduloso-apiculatis, supra glabris subtus ad venas margineque rigide glanduloso-ciliatis, utrinque arcuato-subbicostatis, parce grosse reticulato-venosis; pedicellis 1—3 elongatis, altero vel 2 axillaribus altero terminali foliaceo-bracteatis sub apice bracteolis 2 foliaceis fultis, calyceque 5-partito nutante laciniis ovalibus dense glanduloso-pilosis; corollae caly- cem plus duplo superantis oblique rotato-campanulatae subglabrae lobis ovatis emarginatis; staminibus parum inaequalibus, filamentis styloque duplo breviore recurvato-deflexo basi villosulis; stigmate capitato 5-lobo; capsula praecedentis. Hab. in jugo Stanowoi orientali, Sibiriam inter et Mandshuriam finitimo (Redowsky! fl. frf.), in altissimis alpibus ad fontes fl. Bureja (F. Schmidt. fl. defl.). Rhodothamno Chamaecisto Rchb. prima facie simillimum, sed hoc inflorescentiae struc- tura, pedicellis apice nudis, foliis acutis coriaceis aequaliter breve 4-costatis, calycis laciniis acutis, praeter floris structuram, diversissimum. Vera affinitas eaque sat arcta cum prae- cedente. Rh. Kamtschatico Ра]. duplo saltem omnibus partibus minus. Folia semipollicaria, sesquilineam lata. Corolla 7 lin. diametro, purpurea. Capsula fere 3 lin. longa. Stylus peculiaris, fissurae basali corollae insertus. Vidi specimina plantae rarissimae circiter de- cem, omnia inter se congrua. Expl. fig. tab. 2. — 21. Specimen florens cum fructu anni praecedentis, a Redowsky a. 1809 collectum, magn. nat. 22. Flos a facie, bis auctus. 23. Anthera a facie et a latere, m. ter a. 24. Folium a pagina inferiore visum, bis auct. 25. Calyx cum germine et stylo, demtis laciniis tribus, ut germen hispido-villosum et stylus recurvus distinctiora appareant, bis auct. RHODODENDREAE ÄSIAE ORIENTALIS. 49 SPECIES DUBIAE. Rh. scabrum Don. gen. syst. III. р. 846. excel. syn. Thunbergiani. — Е descriptione brevi accedere videtur ad Rh. indicum L., sed folia coriacea, stamina 10 dicuntur. An Rh. sublanceolati Miq. var. foliis ovatis? — Planchon 1. с. р. 67. Rh. Metternichü S. 2. ad hoc ducit, sed evidenter ob synonymon Rh. maximi Thbg. a Donio laudatum, contra- dicente tota descriptione. Rh. vittatum Pl. 1. с. р. 66. et in У. Htte. Fl. 4. serres. 1854. р. 82 (sine descript.). — Azalea vittata Hortul. Fl. d. serres. |. с. с. tab. 2. — Е China a Fortuneo Angliam introductum, a me nondum visum. Ex iconibus habet fasciculos trifloros, corollam amplam, stamina 10, antheras ochraceas, et pertinere mihi videtur ad Rh. indicum L., sed quoad varietatem dubius haereo. Е GENERE VEROSIMILITER EXCLUDENDUM. Rh. Loureiroanum Don. 1. c. p. 846. — Azalea punctata Lour. Fl. Cochinch. ed. Willd. p. 139., ob ealycem albicantem, corollam, antheras et germen punctis rubris con- spersa, vix ad Rhododendri genus pertinet. Гером L. Linn. Cod. p. 408. — DC. 1. c. p. 730. Characteri generico nil novi addendum habeo. L. palustre L. 1. c.— Ledeb.1.c.p. 922. — Turcz. Fl. Baic.-dah. II. 2.p. 209. — Trtv. et Mey. Fl. Ochot. р. 64. — Rgl. et Til. Fl. Ajan. р. 110. — Maxim. Prim. il. Amur. п. 491. —Е. Schmidt. Fl. Amg. bur. р. 55. et Fl. Sachal. р. 158. 1. с. — A. Gray. On the bot. of Japan. р. 399. — Miq. in Ann. mus. Lugd. bat. 1. с. р. 35. et Prol. fl. Jap. р. 97. «a. decumbens Ait. В. Кем. II. р. 65. Hab. in paludibus frigidioribus et alpinis totius Sibiriae orientalis, Mandshuriae borealis . et Kamischatcae, neque deest in America boreali subarctica. Sequente minus odorum. В. vilgare Ledeb. 1. с. Hab. in paludibus apertis cum praecedente et seorsim, sed magis meridiem versus descendit. — Late diffusum per borealem partem Æuropae, Asiae et Americae, in China boreali et Japonia nondum observatum. у. dilatatum Wahlbg. Fl. Lapp. р. 103. Hab. in Sibiria orientali: у. gr. ad Chormam, in alpibus, locis humidis, cum var. ß. (Stubendorff!), ad Lenam inferiorem (Schachurdin!), prope Ochotzk (Stubendorff!), in jugo Stanowoi orientali (Middendorff!); in Kamtschatka rarum videtur (Grote!, neque alii); in Mandshuria Rossica: ad Amur inferiorem et in regione litorali, in silvis madidiori- bus vulgare (ipse!); in Sachalin (F. Schmidt); in Japoniae insula Yeso: in montibus a Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 7 50 С. J. Maximowicz, Hakodate boreo-orientem versus (fl. coll. Wright!), in vulcano Issan, fine Augusti frf. et iterum florens (ipse!); Nippon: prov. Nambu, in alpibus altissimis (fl. frf., Tschonoski!); et similibus locis mediae Nippon, cum Rh. brachycarpo consociatum (fl., idem). — Transit praeterea in Americam: Sitka!, invenitur in Altai!, Lapponia rossica, circa Petropolin! et vidi imo e Germania boreali, minus tamen typicum. Ad Amur inferiorem, ubi luxuriat, et in Japonia induit saepe formam valde peculia- rem; tomentum foliorum nempe totum demum evanescit et folia subtus glauca apparent. Quae forma omnino refert var. В. Canadensem DC. Ledi latifolii Ait., sed semper sterilem vel fructiferam vidi, florifera enim tomentum retinere videtur. — Var. y. magis graveolens est quam ceterae varietates. Curae posteriores. ad pag. 21. Rh. Fortunei Lindl. — Ex specimine vivo juvenili nuper in h. Petrop. accepto, gemmae ovoideae acutae glabrae, squamis margine breve ciliatis. Folia subtus subglaucopallida, minute reticulata et multicostata, costis utrinque 15—20, tenuibus. ad pag. 37. Rh. indicum L. — Huc pertinere videtur icon sine nomine in Banks. Icones | Kaempfer. $. 55., et диет ni fallor ad var. y. macranthae subvar. Daniel- sianam. ad pag. 45. lin. 9. adde: statura humili, gemmis floriferis squamisque duplo saltem majoribus. ® RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. Inde x. Synonyma literis italicis exprimuntur. Pag. Andromeda? cilücalye Miq............. ее, 10 Asalea sp. Endl............... И еее 6 Azalea, sectio....... ET 14. 24 Agalea Ти. DC............ eco co... 19: 24192 » amoena Lindl............ rene à Re 40 » crispÿlora Hook....... DETTE CAD 41 » Danielsiana Paxt........,.......,...... 37. 39 » fol. ovalibus Gmel...... Oo uote een 16 D Fragrans Ada. roms sos secs eee 16 » japonica À. Gr.......... eee 28 pi indica Li. ....,.... ее. ee » оО er 22000000 ss pessoosesce 40 -» Du аа па] еее 35. 36 » » latéritia Lindl. .........,........ 37. 39 » » variegata Lindl...... ее 37. 39 » lapponica Pall. ..,....,,... Е rer Вон »„ Це уова; Нок». те о вен еьь 35 » Uinearifolia Hook...........,....,......... 34 Da maerantha.Bge. „еее онл soc so 37. 39 », mollis Bl...........,...,., OBEN de) » тистопаа Bl..... ооо ооо ак 35 » тутиройа Champ............., Rocco de 45 » narcissiflora Fort. ........,,... ооо . 36 ». obtusa Lindl... ...... И: 40 А И о 45 » рописа L. ........ ооо UDC OT 28 » punctata Lour. ............,..; ae ondes es 49 » ramentacea Lindl. ........ COLA CRE UE ... 87. 39 » rosmarinifolia Вигт......... ее 35. 36 » serpylifolia А. Gr..........,.,.....,..,.... 42 » sinensis Lodd....,........ ео 28 » squamata Lindl..... RU eee cent 25 » Са Ног]. .,...,.,..,....., esse 49 Azaleastrum, sectio....,,... .. seen о 15. 45 Ве ата. ess see eue ее ео 3 Booram, sectio......,..... SRG 200000 oct 19 Bryanthus Breweri A. Gr......,.. DO ь 5 Bryanthus Stell. ........... ое ее. second » Gmelini Don ....... OR OO en 4 Buramia, sectio.......... Se dr seine eee "19 Candelabra, Rhododendri series.......,....,.....,. 19 Chamaerhododendros Berberis folio Gmel...........- 47 51 Pag. Chrysantha, Rhododendri series.......,...... ee 19 Cistus Indicus cet. Herm........ Е а 37 Gladothamnus een ee aeg 3 Daboecia ее песнь а а 2 Diplarche..-..:... lerne Messe D HOUThOUOAENALC AC re ee een ce 8.7 Eurhododendron, sectio......,....,............ 14. 19 Eurhododendron, sectio DC.........., SER 15. 19 Hymenanthes В1........ does OH TON OC 19 » japonica B1....,..:........ ee 91 Jai tsutsusi...... 6550668050006 eo celte O0 Kalmia...... о ее sr Эн Keysia, sectio.....,........ rec le rer 15 Kirisima tsutsusi.......,....,., OO ee 90 Kirisima tsutsusi, Kaempf. .....,..,......,,.....,. 40 Koräzkaja trawa. ...... ec. se .... 21 KUrOfunetsutsusl............-:... OLD rec. 30 Ledum...... ce oe ое DA CO D SE 3. 49 » glandulosum Май. ..,........, crc: 18 » Jatifolum At 2e... ss... see... 50 DES Palustre: Тео еее OR . 49 HOIODRyIIUM еее вены. 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Но 16 » pallidus DC... .... see se se een 16 Phyllodoce.. eu ее coke dr 3. 5 » Breweri Maxim..........4.,,. nenn 5 » Palasiana Don... 220. ete rd » taxifolia SAlISD un ze. ae zes nee pets 6 Phyllodoceae RD eee: dosette ern Pogonanthum, sectio ... ...... ed Eire Lo Ponticum,.sectio.. „u. ne ee leer en Mecs 15. 19 Rhododendra anomala....,.................... 15. 46 » APICIHOTA ee ee ern SRE Cu 14 » ет Нота ee ето: 3 Rhododendreae......... a center rod Rhododendron proprium, sectio.........,...... 15. 19 Rhododendron G. Don........... AE EEE pt 3. 13 » acuminatum Hook. Leer SEE 20 » Albrechti Maxim ен, еее сень 30 » albumzBle. nee оное 19 » amoenum PI. .... ee eee di ide age 40 » Anthopogon Don. „еси. 15. 16 » arboreume ее 19 « argenteum Hook. f. ................ 19 » Batemani Hook. f. .... near 19 » barbatum Waller Be) » brachycarpum Don.....,........ 19. 22 -» brachycarpum Zucc......,,......,.. 39 » Breymr и 37. 39 » Buergern Ма. еее 40 » Виттат Don. ............ 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Rhododendron flavum Don......,...,....,........ 29 » formosum Wall...........,..., al) » Fortunei Lindl............... 19. 21. 50 » fragrans Ног. ................... 16 » fragrans Maxim. ........... ;.... 15. 16 » fulgens Hook. 14.20.41. He 19 » glaucum НОО, еее 19 » grande М еее Браво в с 19 » Griffithiüi Wt...... ео 19. 21 » hirsutum L..... MTS REGEN 15 » Hodgsoni Hook. f............ ee №9 » Hookeri Th. Nutt.......... tan 19 » Indieum Sweet... oe... seen 37. 49. 50 » IndzcumaMige. nee erh соо 37 » javanicum Benn...,...... SM 19 » Kaempferi PI. ....... ии 95 86 » kamtschaticum Pall. .........,....... 47 » Keiskei’ Mig. ие ..... 19. 23 » Kendrickii Th. Nutt...... Ko a) » Keysü Th. Ма, 0.0.0 се. 15 » lanatum Hook. f......... Е аа » Japponieum Erin 6» 10: 18 » lateritium DE 2222.20 ne. Sais 99 » ledifolium Don. зе еее ре 35 » lepidotum Wall.....,.......... else 18 » leucanthum Bge......,.. as eee 00 100 » linearifolium 8. Z...........,.. een Bf » longifolium Th. 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Rhododendron ramentaceum Р1........ ee 37. 39 » Redowskianum Maxim............... 48 » reticulatum Don. .... ..........,... 26 » Tetusum Benni. ee ae ee ee 19 SE: Rhodora Don..... ....... esse: 20 » rhombicum Miq......... D 20 ». rugosum Low. ................ 20 » scabrum Don............ De corse 49 » Schlippenbachii Maxim............ .. 29 » semibarbatum Maxim..........,..... 45 » Seniavini Maxim.................... 38) » serpyllifolium Miq. ................. 42 » Чан DON es... esse. .. № » Shepherdi Th. Nutt....,.... ee 19 » Sieboldi Miq...........,....,,.11. 37. 38 » » - В. manus Miqg.......,....., . 40 » Simsü a ee = es ee 0 а 101. 90 » sinense Sweet..............,. es 08 » Smithii Nutt.............. Ms . 19 » sublanceolatum Miq.............. 35. 49 » Teysmanni Miq................ ec) » Thomsoni Hook. f...........,... ee 19 » ThunbergwW Pl... 5... ae 40 » .triflorum Hook. f .....,. ss soc ОА » Tschonoskii Maxim, ........,....... 42 » virgatum Hook. f...... Bere . 43. 45 » vittatum Pl... ...........: EL) » Weyrichil Maxim. ..............: 26 » УЛОВ Hook. 1,062... 19 » Windsorii Th. Nutt. .............,... 19 Pag. HROGOTG ППА, еее 13 » CANATENSIS ee ‚ 28 Rhodorastrum, 5660... sec 15. 43 Rhodoreae....,......., И, о еее 2 Rhodothamnus Chamaecistus Rchb........ о 3 » kamtschaticus Lindl. ...,...,....... 47 RIUKIU SULSUSI еее nee een DO OT 36 Rjuku tsutsusi КаешрЁ......... esse dote 29. 35 Datsuht: KaeMpL............-.......... see 39 Sekki nan vulgo баки nange, Kaempf............,.. 21 » » » » fl. albo, » ее 00 0 os 01e ь 22 Sendai tSUÉHSUSI........,5.... о eee ce . 35 SITOISJAKUNANTE. ее: letter 22. 23 аки папа еее ео 22 Тесра 1SI0kku, KACMPI eee. see. 37 Therorhodion, sectio.......,........, SR LD To ken, Kaempf. ...., не rene seen este 39 Tonguruma tsutsusi..... Be eee recu 36 I OVESULSUS TER ss ces а ersten ern see erstere ORT 35 Тире ела ee nee nee ee nee esse 3 LSUSIa; SECH0: ..... све ses nee eee ee 212 изо И еее ee 5. 12 » Tanakae Maxim. .......,..... 2 Tsurugone tsutsusi Miq.......... ее. TER 26 7801845, ВЕСЫО. Re een 24102 Tsutsusi, Kaempf......... en о ооо ee 37 Wunzen tsutsusi ...,....,.. oo Tee an sr 0 Yedogawa tsutsusi, Kaempf. ....... se sens s-.:. 35 Yedogawa tsutsusi........,..,...., nero ce 36 В Ро 0 + " 4 x у on Le Fe eN 1 0 D ÉD MT FOR a ar ” В Ê ! их I ы u в р Е ri й f er a ` RE г рр и В ы | = | . $ у À = - ре * 2 - = | 5 I } De . 2 . : à 1 : À és 2 Е N я | : | м я О x - и Le, je à PEN 5 ; Ë ы У ве ! L р ' у TA : ' 6 в 5 = gui ча р 3 ы ма м RR? = Ze 5 5 fe 1 4 Fr Um И ” a: у a г, | | - р 5 у ы od pe 5 . % or ve ‚ RCA в u” Br % A À! a _ и ee 5 + + AP END EU en RER pete В A: т , En a Ku м 5 „| О д" HA m И PTE (À у 7 Fa“ D у PAS L Ep . = X и k eu PR TELE В Зея | | DB sei van р . or FL ere, ОВ" A р 1 £ er ку . ВО % т 4 . : UE N | в ВР ы RN к | _ : о. в у ы у = Fr | a se ‘a р а мс О : À te. . à Gil | à ‘ ne x ni te В ь * у Е 0 RL nu вн I à + у ’ У 5 В - д. * 4 * u 4 $ № Wu, à - у 5 1 О to | ие р | р р р FAR . р О ‘ 1 | м 5 So | A N | Ех De: | pes В | | | й | tn PE) a SUN Anna ur ее + | + L Fr t de : и. .. | eu“ AT, PA 3 . " ” в : | . ы * Re UT oo R : р М а euer ne Lu A: г ИУ: О ОЕ у у 5 oo Selten, Le ЗАО А u rk И ine ï Е т | ыы, CRC EE | ete " и HA р ва EE = 4 [ (о: р Fig. 1-6 Menziesia сиси Maxon. 7-12. AM. пирога 76. Sp. 17—19 AL purparca Maxim. EBerens del ad sicc. Lith. A. Munster, Auctor del anal. W 0.2 Lin.N®7. Maximowiez. Rhododendreae. Tab. L ar D R 1" ь N u Mém. de l'Acad Imp. d. Sc VIE Serie. à N I dl И Махттоится. Bhododendreae Tab. И. 2 Fiy 1-6 Rhododendron Ham 7-73. Rh. Schliypenbachiö 17-20. Rh. Albrechti 21-23 Rh Redowskianum . del.ad sice, Lith. A, Münster, ctor del. anal. MW О. 2 Lin,N?7 TE AS LT Nr Br BE Мет. е l'Acad mp. d.se. ГИ ser. Maximowicz. Rhododendreae. Tab. 3. Fig. 16 Tsusrophyllym Tanakae n. gen. 8244 Ithododendson Tschonoskii и. Sp. 13-20 Rh maerostemon n.sp. 21 - 24 Rh. Sentavini п. sp. lisant van | 2 erens del.ad sice. , Lith. A. Münster | Maxim ес anal. Was.Ost.2LN?7. | у à | | р Aut À иди HAN ei 3.4. ‚Haximowiez. Rhododendreae. Tab. г fig. herstser SQ S m N | EN N х > S x I N Ÿ I à < N © "à I N N S S. N = Ÿ È 5 BR N | < НОС Ри. Lit. A Münster W.0.2 Lin.N°7. MEMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, УИ” SERIE, Tome XVI, № 10. STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE. I. ENTWICKLUNG EINIGER VERBINDUNGEN ELLIPTISCHER FUNGTIONEN, Dr. H. Gyldén. я Г 4 р Présenté le 19 Мал 1870. г. Sr.-PÉTERSBOURG, 1871 Commissionnaires de l’Académie тЫ des sciences: à St.-Pétersbourg: à Riga à Ode à Leipzig nee s et Cie ‚N. Schmitzdortt, MX Kymmels NE Kechribardeh, M Len OS Yes. J. akof et A. Tsche off; Prix: 1 Rbl. 15 Kop. = 1 Thlr. 5 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Février 1871. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. . Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Wass.- Ostr., 9 ligne, № 12). I. Einleitung. In einem Aufsatze, welcher dem XIV. Bande des «Bulletin de l’Académie Imp. des sc. de St.-Petersbourg» einverleibt wurde, habe ich die Umrisse eines Verfahrens dargelegt, wel- ches einer geeigneten Ermittelung von Kometenstörungen bestimmt war. Es lag natürlich schon damals in meiner Absicht, den Inhalt des Aufsatzes zum Gegenstande ein- gehenderer Untersuchungen zu machen, und dieser Absicht habe ich seitdem zu genügen gesucht. Die Untersuchungen betrafen zunächst die Entwickelung der Störungsfunction, welche bei der neuen Form mehrere Eigenthümlichkeiten darbot, jedoch mussten jene gleichzeitig auch in eine andere Bahn gelenkt werden. Das Wesen der gedachten Methode zur Berechnung von Störungen besteht nämlich darin, dass die mittlere Anomalie des störenden Körpers, welche bisher als die eine Veränderliche angenommen wurde, als eine elliptische Amplitude angesehen wird. Alle Ausdrücke, welche trigonometrische Functio- _ nen dieser Anomalie enthalten, treten daher als elliptische Functionen auf, die nach den Vielfachen des Arguments entwickelt werden müssen. Allerdings erscheinen derartige Ausdrücke in sehr vielen Fällen als rationale Verbindungen von einfachen elliptischen Functionen, und für solche hat Herr С. О. Meier im 37. Bande des Crelle’schen Journals die Entwickelungscoefficienten angegeben, indem er sich der Darstellungsweise Jacobi’s für die Potenzen einfacher elliptischer Functionen in dessen Fundamenta nova anschloss. In- dessen genügte seine Behandlung dieses Gegenstandes meinem Zwecke nicht. Abgesehen davon, dass meine Methode zur Entwickelung der Störungen hin und wieder aufirrationale Zusammensetzungen von elliptischen Functionen führt, schienen mir die Rechnungsmethoden, wie sieHerrn Meier’s Formeln unmittelbar darbieten, häufig durch zweckmässigere ersetzt werden zu können. Namentlich wenn die in einem gegebenen Ausdrucke von elliptischen Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences. VIIme Série. « 1 2 Dr. Huco GYLDÉN, Functionen vorkommenden Exponenten oder Indices grössere numerische Werthe erhalten, wird das Bedürfniss nach geeigneteren Rechnungsvorschriften besonders fühlbar, welches nicht unbefriedigt gelassen werden durfte, um den gehofften Erfolg zu sichern. Daher entschloss ich mich, diesen Gegenstand einer meinem Zwecke angemessenen Bearbeitung zu unterwerfen, und halte es für passend, die hierauf bezüglichen Untersuchungen in einer besonderen Abhandlung zu veröffentlichen. Abgesehen von der mehr detaillirten Aus- führung der Formeln, welche als Rechnungsvorschriften zu dienen bestimmt sind, unter- ‚scheidet sich meine Arbeit von Herrn Meier’s noch dadurch, dassich nirgends Ausdrücke möglichst grosser Allgemeinheit betrachte, sondern aus der speciellen Form eines gegebenen Ausdruckes die möglichst einfache Entwickelungsmethode zu ziehen suche. Bevor ich zur Darlegung dieser Untersuchungen übergehe, scheint es mir nicht unpassend, die Rolle etwas näher zu bezeichnen, welche die elliptischen Functionen bei der gegenwärtigen Behandlung des Stôrungsproblems spielen. Die Art und Weise, wie die- selben eingeführt werden können, habe ich allerdings in meiner erwähnten Schrift aus- einandergesetzt und werde daher Einiges aus derselben zu wiederholen haben. Indessen muss diese Einführung noch von anderen Gesichtspunkten aus betrachtet werden, wozu hier der passendste Ort sein dürite. Mit der Vertauschung der mittleren Anomalie des störenden Körpers gegen ein ellip- tisches Integral als neues Argument wird eine Erhöhung der Convergenz in den Störungs- ausdrücken erreicht. Betrachten wir die Verfolgung dieses Zweckes als eine Aufgabe, zu deren Lösung wir schreiten dürfen, ohne ausserhalb derselben stehende Bedingungen erfüllen zu müssen, so ist dieselbe nicht schwer. Dies bedarf einer näheren Beleuchtung. Drücken wir die Coordinaten des gestörten Körpers, sowie die des störenden durch eine partielle Anomalie aus, so können wir durch eine passende Verlegung der Separations- punkte bewirken, dass die Entfernung der beiden Himmelskörper zum grössten Theile von der zu einem gewissen Zeitpunkte stattfindenden Lage des störenden abhängt. Der analy- tische Ausdruck für das Quadrat dieser Entfernung erscheint nämlich als die Summe zweier Grössen D und Æ, von denen bloss die zweite von der partielien Anomalie abhängt. Wenn die Bahnen der beiden Himmelskörper einander nicht durchschneiden, so dürfen wir annehmen, dass D stets positiv bleibt, sowie dass das Verhältniss 7; einebeliebigkleine Grösse nicht übersteigt, denn wir können die Separationspunkte einander beliebig nahe rücken, und wenn sie zusammenfallen, verschwindet E. Sowohl D als Е können ausgedrückt werden als Functionen der mittleren Anomalie des störenden Körpers, gültig für gewisse, durch endliche Intervalle getrennte Zeitpunkte. Sie sind dabei meistens in der Form unendlicher trigonometrischer Reihen gegeben, bei denen die besagte Anomalie das Argument bildet, und die desto stärker convergiren, je kleiner die Bahnexcentricität des störenden Körpers ist. Bezeichnen wir nun die gegen- seitige Entfernung mit (A), so ist ©> STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. (Ay=D-+E, also auch ав. : Е Е Entwickeln wir den letzten Factor rechter Hand nach den Potenzen von т, 80 ег- halten wir еше Reihe, deren Convergenz wir beliebig zu vergrössern im Stande sind. Unseren Voraussetzungen gemäss haben die Grössen D und E die Form р= т, m, Cos dm, Cos 2 c+... т Sin c +n, Sin2cd-.. E—M,+M, Cosc'+ М, Cos2 Cd +. + N, Snc+N Sn2c+.…., wo M, M, u. 3. w. Constanten bezeichnen, №, M, u. s. w. hingegen Functionen der par- tiellen Anomalie sind, und c’ endlich die Bedeutung der oft erwähnten mittleren Anomalie hat. Den ersten dieser Ausdrücke können wir ferner auf mehreren Wegen in ein Product umsetzen, welches die Form Е] р=0(1-[Соз (/+F)) (1-+f’ Cos (6-Е) +... (1+G) hat. Hier sind С, f, Fu. s. w. Constanten, die von m,, m, u. s. w. abhängen, und von denen f der nullten, f aber der ersten Ordnung in Bezug auf die Excentricität der Bahn des störenden Körpers ist u. s. w. Die Anzahl der Factoren können wir als endlich an- nehmen, denn mit 1-+-@ bezeichnen wir das Product unendlich vieler solcher, die sich immer mehr und mehr der Einheit nähern. Dieses Product unterscheidet sich selbst von der Einheit um eine Grösse, die man beliebig zu verkleinern im Stande ist, und deren Kleinheit von der Anzahl der Factoren abhängt, welche 1 + С vorangehen. Ist dabei die bewusste Excentrieität nicht grösser als bei den Hauptplaneten unseres Sonnensytems, so genügt eine sehr mässige Anzahl von Factoren, damit G äusserst klein ausfällt. Ist die gegenseitige Lage der Bahnen eine solche, dass die in denselben sich bewegen- den Körper einander sehr nahe kommen können, so wird sich die Grösse f nur sehr wenig von der Einheit unterscheiden. Die negativen Potenzen des Factors 1-+-f Соз (+ Е) führen daher auf sehr langsam convergirende Reihen, wenn man sie nach den Vielfachen von с’ F entwickelt. Bei den übrigen Factoren ist dies nicht der Fall, denn ihre Ent- wickelungen zeichnen sich, des kleinen Betrages der Excentricität wegen, durch eine be- deutende Convergenz aus. 4 Dr. Huco GYLDÉN, Angenommen nun, alle auf rasch convergirende Reihen führenden Entwickelungen wären ausgeführt, so erlangen wir, indem wir der Kürze wegen setzen р, = m (1-+-f Cos (6 -- Е)) ein Resultat der Form у. (A) "= QD, +0, D. + Q,D, Free wo die О in Bezug auf d + F allerdings unendliche Reihen bilden, aber doch bloss еше mässige Anzahl Glieder enthalten. Man kann sie dabei nach Umständen als aus bloss linearischen Cosinussen und Sinussen zusammengesetzt denken, oder auch als aus Potenzen und Producten solcher. Die Grösse m bezeichnet das Product der Constante С mit solchen Factoren, die bei den Reihenentwickelungen als constante Glieder auftreten, und die sich sehr wenig von der Einheit unterscheiden. Wie elliptische Functionen eingeführt werden sollen, und zu welchem Zwecke, liegt jetzt auf der Hand. In der That, setzen wir ee 2% 2. 4 kı "= (1+k) ? _зо verwandelt sich der vorhergehende Ausdruck von D, in einen der folgenden: D,— me (1-52 Cos(c+F)+K°) oder D,=m‘ as > (1—R Sin 1 (+ P)?) Es liegt nun nahe, den Winkel 4 (’-+-F) mit einer zu dem Modul % gehörigen ellip- tischen Amplitude zu identificiren, Inder wir setzen 1 (+ F)— ат? Е x, mod. k oder ee LINE ER An: rn V1-%k? sin y? 0 wobei K, wie üblich, das vollständige elliptische Integral erster Gattung bedeutet. ‚Es wird hierauf Qt 'STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 1-+%)2 u mich (A am — 2) — = п - Die in den Grössen О des Ausdruckes (A) vorkommenden Functionen von c’ gehen nun ebenfalls in elliptische Functionen über, und zwar in rationale Zusammensetzungen von sin am er und cos am a Jedes Glied in dem Ausdrucke (A) enthält daher blos sehr convergente Reihen von rationalen Verbindungen der drei einfachen elliptischen Functionen, die wiederum in rasch convergirende Reihen nach dem Vielfachen des Arguments zerlegt werden können. DieseseinfacheVerfahren, einelliptischesIntegral als Argumenteinzuführen, verliertseine Kraft, wenn die Wahl des Moduls und der Amplitude an die Erfüllung gewisser Bedingungen ge- bunden ist. Es ist nämlich gerade der Umstand, dass wir % als Modul und 4 (+ Е) als Amplitude wählen dürften, welche die Darstellung des Factors 1—% sin 1 (U + P)? als das Quadrat von der einfachen elliptischen Function A möglich machte. Eine solche Bedingung, durch deren Erfüllung wir die spätere Verbindung der Störungsaus- drücke in den verschiedenen Theilen der Bahn wesentlich erleichtern, giebt es aber. Sie besteht darin, dass in allen durch Einführung partieller Anomalien von einander getrennten Theilen der Bahn derselbe Modul und dieselbe Amplitude eingehen sollen. Es muss mit anderen Worten, dasselbe elliptische Integral in allen Theilen der Bahn eingeführt werden. indessen giebt es Fälle, wo es zweckmässig ist, auf den Vortheil einer solchen Erleich- terung zu verzichten, z. B. wenn die beiden Körper einander sehr nahe kommen können in mehr als einem Punkte ihrer Bahnen. Die Ausdrücke, welche wir mit Q bezeichnet haben, werden zwar in allen Theilen der Bahn sehr convergente Reihen sein und solche verbleiben nach der Einführung elliptischer Functionen in beliebiger Weise, aber die Grösse D, lässt sich nicht überall als dieselbe einfache elliptische Function ausdrücken. Die Grösse f, sowie der constante Winkel 7 erhalten nämlich in verschiedenen Theilen der Bahn ungleiche Werthe, so dass, wenn wir bereits die Wahl des Moduls und der Amplitude getroffen haben, die oe D, im Allge- meinen die Form Псы: D,= М] 1-21, cos | 2am (x k)+F, —F}+1}} oder (Bono D= = М, (1—2 | sin (ат и. +18 — я} М und М, bezeichnen hier Constanten, und es ist а. {1-+1)% 6 Dr. Ново GYLDÉN, Ausserdem können wir annehmen, dass / in %k übergeht, wenn die Differenz F — F ver- schwindet. Das Umgekehrte findet jedoch nicht statt, denn ganz gleichen Werthen von k und 1 können sehr grosse Unterschiede in den Winkeln Р und Р, entsprechen, wie es z. B.”der Fall ist, wenn die beiden Körper in zwei verschiedenen Punkten einander nahe kommen können. Die Entwickelung des Ausdruckes (4) nach dem Argumente x ist aber in den Fällen, wo D, nicht als eine einfache elliptische Function dargestellt werden soll, von der Ent- wickelung der negativen Potenzen eines Ausdruckes der Form (B) oder (B’) abhängig ge- macht. Hiermit sind wir zu einer Aufgabe geführt worden, für deren Lösung bis jetzt sehr wenig geschehen ist. Es ist auch nicht gegenwärtig meine Absicht, diese Aufgabe in ihrem ganzen Umfange zu behandeln, sondern blos eine Lösung derselben anzugeben. Da /, jedenfalls kleiner als die Einheit angenommen werden muss, so ist die Ent- wickelung я a zer) a = а,” — 2 a cos (2 am Е Е — Е) + 2a, cos 2 (2 am’ «+ F,—F) .... stets convergent, wenn x auf reelle Werthe beschränkt bleibt. Die Coefficienten a. er- hält man dabei in bekannter Weise ohne sonderliche Mühe. Gelingt es uns nun auch, die folgenden Entwickelungen herzustellen 2K cos 2n am — д = Г 2 Г, cos 2x + 2 Г," cos 4x + . 2 K тая ат —ù— 22 "sin 22+ 22," sin4c-+..., so erlangen wir leichtals das gesuchte Resultat У р | (=) = a) — 2a MT cos (FR —F) + 2a," T,®cos2(P—F) me a,” T,® cos (В — F) — a,” Г.® cos 2 (P—F) +.) cos 2% — 4 1a, T,9 cos (FE —F)— a, T,® cos 2 (ЕР) a cos 4x / } | + 4 10, 2,9 sin (A — F)— a,” 2,® sin 2(F—F) + sin 2 x + Wir entnehmen hieraus, dass die Entwickelung derjenigen ratioralen Verbindungen : 2K 2 K e à von sin am — x und cos am — x, welche durch die Ausdrücke sin n am = x und 2 K eg a RE À COS n am — % repräsentirt werden, eine besonders wichtige Rolle bei unseren Unter- STUDIEN AUF DEM (GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 7. suchungen spielen. Es wird sich aber sogleich zeigen, dass dieselben hierbei noch in anderer Weise wichtige Anwendungen finden werden. Setzen wir nämlich DER 2L am (er x, k) + LE —Р) = am = у, 1) : indem Z das zum Modul ! gehörende vollständige Integral erster Gattung bezeichnet, so wird man leicht ein Resultat der Form У т =) I =| дат y} = A0 9 AO cos 2 y +. T erhalten. Gelingt es uns aber, die Entwickelungscoefficienten der Reihe 2 E00) (29 2L on (29 2 L COS 239 — Yo + 2%, 7 COS 2 am — y+ 2%," cos 4 ат —y-r-- zu bestimmen, so erlangen wir als ein erstes Ergebniss für die &-Coefficienten folgende Ausdrücke: a — (1 RS AN — 240,9 240,0 —.} (©) — rar (У) ., (2) (У) 4, (4) м За” = 4 (1-51) АЗ Абу ..] И. 5. W. Dies ist пап freilich an und für sich von keiner besonderen Wichtigkeit, aber wir können leicht weiter gehen und die Entwickelung von (A) " ganz und gar nach dem Viel- D fachen von y herstellen, welches unseren Voraussetzungen gemäss viel leichter ist als die nach dem Vielfachen von x. Besitzen wir nun auch die Entwickelung BT n 2 L nr 2L 1 — 05 C0 Е Qi) 5 +. sin 2y= 20,” sin 2am — y + 26," Sin 4 am —y+:::, . R 2L = м so können wir erstens у überall durch am —- y ersetzen und daher auch (A)”" als Function К Е = . .. Е . von am — x angeben, worauf die Entwickelung nach dem Argumente x ausgeführt werden kann. Die Möglichkeit, in jedem Augenblicke Modul und Amplitude gegen neue Werthe vertauschen zu können, ist noch daher von Wichtigkeit, weil Fälle denkbar sind, wo sol- ches sich im Laufe einer Rechnung als zweckmässig herausstellen kann. Führt man die angedeuteten Operationen aus, so erlangt man cos 2iy — y? + 21,29 Г cos (Е, — F)+ 9% TS cos 2 (A —F)+ -. => 44-10 Г.® COS (Е, — 2) me al T,® eos 2 (FA —F)+ ое Cos 2 & es 4{y 0? 2,9 sin (F, — Е). + у, di) > sin 2 (Е — Fy+- | sin 2 8 Dr. Ново GYLDÉN, + 411.29 ГО cos (FR —F)+ x T,® cos 2 (Р,—Р)-н.-} cos 4 x sin 2 y = 4{0,@ 3,9 cos (Е, —F)+ 0," 2,9 cos 2 (В — F)+:-} sin 2 x + 40, Г,® sin (FR —F) + 0,9 T,® sin 2 (RA —F)+::} cos 2 x + 410,29 2,9 cos (В, — F)+ 0.7 2,9 cos 2 (Е — ЕР) +} sin 4x + u In diesen Ausdrücken hängen die Coefficienten y und с vondemModul /, die Coefficien- ten Г und 3 hingegen von dem Modul # ab. Zwischen diesen Coefficienten, wenn sie alle zu demselben Modul gehören, finden aber sehr einfache Beziehungen statt, die sogleich hier dargelegt werden sollen. Als Entwickelungscoefficienten periodischer Reihen lassen sich die fraglichen Grössen vermittelst bestimmter Integrale ausdrücken; wir haben also к 1 2K ; ir О co п ат — © COS 85 ах . T п о к _ 1 у РЕ A Se =Е| sin 9 am — x sin à x dx o AU T о к 2 K & 1 . 2K у.” =- | cosixcosn am—xd.am—x n I: T к о 715 ; 1 ae à 2 K DER с, = | sin 4 æ sin n am——xd. am —x 117 nur к (y Nun ist aber d.si 2K 1 4 sin n am T 2 K 2 K COS OM - та OM EL = QT T T N dx dcosnam м : 2 К 2 K 15% sinn am —= ad. am = a=— 2 — т ид п п И) ах Substituiren wir diese Werthe in den beiden letzten Integralen und integriren wir darauf theilweise, so ergiebt sich in Berücksichtigung der beiden ersten Integralformeln STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 9 (1х (п) Yn п 2; AU pi) nm À n Diese Ausdrücke gelten jedoch nicht für den Fall, wo n=o; alsdann hat man a) п Е А ее Yy = .7| dam -— x cos ix dx, 0 also unter Annahme, dass $ eine durch 2 theilbare Zahl bezeichnet, © 24° Yo 1 + а? Die Bestimmung der Coefficienten y und с führt uns also wieder auf die von Г und $. Man könnte allerdings die Sache von einem umgekehrten Standpunkte aus betrachten und die Bestimmung von Lund Х von der Ermittelung der Grössen y und с abhängig machen. Es wird sich aber zeigen, dass wir im Stande sind, für jene eine Anzahl Eigenschaften leicht zu entdecken, die eine leichte Berechnungsweise derselben begründen. Bei den Grössen y und с finden wohl analoge Eigenschaften statt, allein sie liegen mehr verborgen und sind daher im Allgemeinen weniger geeignet, Regeln für die numerische Rechnung zu begründen. Ich sehe daher die Untersuchungen über die Functionen Г und Х als einen Hauptgegenstand der vorliegenden Abhandlung an und meine, dieselben in einer meinem Zwecke entsprechenden Weise durchgeführt zu haben. Wohl kann es sein, dass der eine oder der andere Leser einige Punkte für zu ausführlich oder auch einige für zu kurz abge- handelt hält, allein esmusste eine Auswahl von dem sich immer mehr und mehr ansammeln- den Stoffe getroffen werden. An einigen Stellen habe ich mit blossen Andeutungen mich begnügen zu müssen geglaubt. Dabei ist es wohl möglich, dass ich nicht immer die rich- : tige Grenze eingehalten habe, jedoch hoffe ich, dass von dem, was zur Bequemlichkeit der numerischen Rechnung dienen kann, nichts Wesentliches übergangen worden ist. Die Functionen T, und 3, stehen ferner in einer einfachen Relation zu den Ent- wickelungscoefficienten der ersten Potenz von Sinus der Amplitude, jedoch so, dass ein ge- wisser Factor der letzteren mit dem Modul А, berechnet werden muss, wenn jene zu dem Modul % gehören. Aus diesem Grunde werden die Entwickelungen dieser Functionen, Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série, 9 A 10 Dr. Huco GYLDEN, sowie überhaupt die von Potenzen einfacher elliptischer Functionen in den vorliegenden Unter- suchungen aufgenommen. Die Regeln für die Ausführung der dabei vorkommenden nume- rise hen Rechnungen finden sich in dem ersten Abschnitte zusammengestellt. Н, Entwickelung von Potenzen einfacher elliptischer Functionen. Sl Die Gleichungen, welche als Grundlage der in der Ueberschrift genannten Ent- wickelungen dienen, sind die folgenden: si } ar р ь т 1) sin am un. п (1-2) зщ amu" + n(n + 1)Ksinamu"*? le du? р (1) ns —n(n — 1)k? cos ати" "+ п.п (1—2?) cosamu"—n(n+ ГР cosamu" *? d? A атип 9 , | — пе — —n(n —1) 7 Аати" *-ни.п (1 &*) Aamu"—n(n+1)Aamu" TT? Sie т zwar jede für sich sehr leicht abgeleitet werden, sie folgen aber auch aus einan- der, wie Jacobi in den Fundamenta nova gezeigt hat. So ergiebt sich z. B. die zweite dieser Gleichungen aus der ersten durch die Bemerkung, dass ni sin am (К (K— u), V—-1,;)=cosamu Die fraglichen Entwickelungen stelle ich nun durch folgende Ausdrücke dar: A 9 Г \2n 80 16 (sin am x) =Xx M = en XD od т “ X” cos 4х — ut 5 А> Le с +1 цу Fey (sin am? x) Av Kr me AVR Хао ,, 1—9 1— 03 2 К \" ус 8 } 16 2 (cos am x) = У er cos 2% + an У” cos Au +. 2 ча IN +] 5 (2 3 (cos am 2 À x) о УТ cos x + ava® У." co 3 & +: I 1+-Q 1-+ 93 2 K \m yon 8 q 2 164 za) NX (a am x) = + x © ET 2," cos4x + STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 11 4 4 re Е: AS 6059 D + le 7,000 COS 4 д-н.. 2 К an (A am — 2) = ZN т, In allen diesen Ausdrücken bezeichnet # den zu № gehörigen complementären Modul, so dass 1=#-н и" Bezeichnet man ferner К” das zu % gehörige vollständige Integral erster Gattung, so ist die Bedeutung von g aus der Formel zu ersehen. Für die mit X, Y und Z bezeichneten Coefficienten leitet man mit Hülfe der Glei- chungen (1) sehr leicht die folgenden Recursionsgleichangen ab, die auch bei numerischen Rechnungen häufig Anwendung finden können. r(2n-2 r (2 2 2 = — 2n(2n —1) x + on. an (1 +19) X. — an (an + 1 D 0 a 2 \2 2n 4-1 — (24 1) (+) u al 2i+4-1 ) — (an -+1)2N X, en) Хх“ * Dr (on + 1) (27 + 2)K° X sa 2i41 у” br) (7) У (22 —2) | | | = 21 (21 — ИУ, -+m.m.(1—2k”)Y и "ом (an + 1)? и. о | | À 2i+1 . р 2 2, (21-1) — (а 1) Ce En m) -1 , 7 (On +3 = (on +1) У’ (on if а — Уи — en И HR TEE, == — 29 (20 — zT 2i 2) 2) (2n) : (2n -+2) + 2n.2n(1+k")Z, — 2n(2n +1)2, ; T a — (ei) ( г) — — (9h + 1) о" + (en +1) HR) ze (2n+4-3) — (en +1)(an + 2)Z,, : 9* 2 12 Dr. Носо GYLDÉN, 82. Von den zuletzt angeführten Gleichungen, die dazu dienen sollen, die betreffenden Coefficienten nach und nach zu berechnen, erfüllen eigentlich nur die beiden letzten ihren Zweck vollständig. Insofern man nämlich hier von den zu niederen n-Werthen gehörigen Coefficienten zu den höheren hinaufsteigt, so verlieren die vier ersten ihre practische Brauchbarkeit in dem Maasse, wie % kleiner wird. Wenn man aber nicht die Coefficienten selbst, sondern die Verhältnisse je zweier auf einander folgender als Bestimmungsgrössen ein- führt, so lassen sich die betreffenden Gleichungen nach einer Methode behandeln, die von Hansen herrührt, und welche im Laufe dieser Abhandlung mehrfache Anwendung fin- den wird. Wir wenden uns also zunächst an die erste der Gleichungen (2) und setzen in derselben (27) (2n+-2) 2$ 25 TE) — Don) En) — Pan US. W.; 2ù ot die ursprüngliche Gleichung geht alsdann in die folgende über: (a)..0— — on (an — 1) + [и (1 +7) — (22) (=) Ps — on (on + р Pan 2 Es sei ferner Pon = on Yan 2n (an —1) He р (an)? (1-12) — (29 = zh do, — (2n — 2) (2n — 1)? 2n 2 [em a9 eir (sr) Le = a) ee) | 2n —1 NES К? F, Fin 2n —3 2 so reducirt sie sich auf die folgende: 1 = Y;, — À 2n зи Von +2 und diese giebt sofort zu dem folgenden Kettenbruch Veranlassung STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 13 1 1 — on Ans 1 Yon — Bei unendlich wachsenden n nähern sich die Non der Grenze kr has TER › wozu der Werth Yo = 1+F gehört. Setzt man demnach op (3x) Yen Zi al NE Dr | } so ist f,, eine Grösse, welche die Einheit zur Grenze hat. Die Recursionsgleichung für y geht nun in die folgende über 7 Е 2 Gr REN (2n +1)? 72 = pal 1+h о они = a" se Man bemerkt leicht, dass f,, sich von der Einheit um eine Grösse /’,, unterscheidet, welche in Bezug auf m von der zweiten Ordnung ist; setzen wir also in der obigen Glei- chung m, und vernachlässigen Alles, was in Bezug auf — höherer Ordnung als die zweite ist, so wird, wenn wir zur Abkürzung setzen 2 N] п \2 & == (24) (5x) 9 - = 12 rt ja вар + ая Panne Nun ist die Differenz fs — fo но jedenfalls von einer höheren Ordnung als der zweiten; wir vernachlässigen also auch diese Differenz, indem wir р fr on 2n+4-2 setzen und erhalten hierauf bis auf Grössen dritter Ordnung genau 14 Dr. Huco GYLDÉN, rl Brain an (9n +1)? 1 — 2 Um die Genauigkeit weiter zu treiben, setze ich nun 1 Ен [2 n (On+1)? 1 — 12 2n == 1 ar Die Grösse f”,, ist von der dritten Ordnung in Bezug auf >; vernachlässigen wir Alles, was höherer Ordnung ist und setzen wir demgemäss n BEL " an CONTE 9 so erlangen wir A Be 412 => 6%? =2 —9 &2 20 (On+1) (1—R2) Der asymptolische Ausdruck 1 E? +7? Akt + 612? Е? — 2 E? fn=1+ (m+1)2 16 * ина ist also genau bis auf Grössen vierter Ordnung in Bezug auf =. Hansen giebt in ähnlichen Fällen den für grosse Werthe des Index geltenden Näherungsausdrücken die Form eines Kettenbruches. Um sein Verfahren (Entwickelung des Products einer Potenz ete. Art. 6) auf unseren Fall anzuwenden, sei a. An = hi Narr), (2n)? 2% +1) 12 D N р 2n (2n + 2) Yo, = be, Lu lon Тото ton +2 Un lan + 2 1 Ay, NT PEAU Е и. $. W.; der betreffende Kettenbruch wird alsdann STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE. 15 f un. у en 1—7 1 == tan 1 — etc. Oft wird man auf einfache Ausdrücke geführt, wenn man die Werthe für а und b in den Formeln für r, s, 2 u. s. w. einführt; hier ist dieses nur in geringem Grade der Fall, und somit habe ich die fragliche Substitution unterlassen, obgleich dadurch die Brauchbar- keit des Kettenbruches einigermaassen beschränkt worden ist. Wenn die Reihe der zu berechnenden X-Coefficienten nicht lang ist, d. h. wenn grosse Werthe von x überhaupt nicht berücksichtigt zu werden brauchen, so ist es vortheil- haft — zumal wenn % sich der Einheit nähert — die soeben beobachtete Reihenfolge der Rechnungsoperationen umzukehren. Statt also von den höheren Indices zu den niederen herabzusteigen, wollen wir jetzt von den kleinsten Werthen von n zu den grössten, die überhaupt in Betracht kommen, heransteigen. Zu diesem Zwecke sei, indem p,, seine vorige Bedeutung behält, 1 = = : D: © = x N Pa „Paare = 7,5 US. М. a Die Gleichung (a) geht nun in die folgende über: (Die: 0— (em)? (1) — (ai) (x) ] (on — 20 (2R — 1) Qy_o (mn — an (п + 1). Führen wir hier folgende Grössen ein: Jan = а, Vpn G On (2n + 1)k? То = — = (2n)? (1 +12) — er( Zn” 2 K\? = An (2n -+ 1)? (2n + 2)h? | enr ed er) ] © +2) (+2) — ©} Ko an —^ à | Le) = a | 2n+1 1 == On +-3 12 Ga Я: so wird 1=9 — Kon-2 don Dons Ah —s 4 2n woraus folgt 16 Dr. Huco GYLDÉN, еее ет © Dieser Kettenbruch ist endlich und bricht bei x, ab, weil х —=0 Der Fall, wo i— 0, bildet hier eine Ausnahme, weil sowohl x, wiez-verschwinden о Man findet aber für das Product x, à, sehr leicht den Ausdruck Rune See) BL Е Е 2к _N\2 wobei Х? aus der als bekannt vorausgesetzten Entwickelung von (sin am — 2) entnom- men werden muss. , Wenn man in den Formeln dieses Paragraphen 2n + 1 statt 2» und 25 + 1 statt % einführt, so erlangt man Regeln, die zur Kenntniss der Entwickelungscoefficienten von un- ER DR у er tee graden Potenzen der Function sin am — % führen. Bei der Einfachheit dieser Substitution erscheint es nicht nöthig, die resultirenden Formeln hinzusetzen. 8.3. Aehnlich wie die Behandlung der X-Coefficienten gestaltet sich die Aufsuchung der Be , ee (2) (2-1) E x Regeln für eine zweckmässige Berechnung der У, und У... . Auch hier betrachten wir 0 bloss die ersteren, weil die Verhältnisse der mit ungraden Indices versehenen Coefficienten aus den zu geraden Indices gehörigen sogleich erhalten werden, wenn für 2n und 2 resp. 2n + und 2 + 1 gesetzt wird. Die dritte der Gleichungen (2) giebt uns, wenn wir setzen 2n и 2i 72 — Pau: U. 5. W., ii o—=an (m — 1) k’-+ [em (1 — 2%?) + (2i)” | 28) | Pan — 27 (an 1) À? р, Ро STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 17 Führt man hier ein ze Fon Yon HE 2n (2n — 1)k2 р Я 2 (1 — 21.2 za (An)? (1 — 2%?) + (2i) р = Ех (2n — 2) (2п — 1)? 2n k? IK’? 2и —— 9% —1 12 = On —3 72 Fe Pen so wird 1 = Vos + onto Yan Yan-2 > woraus z nr, 1 Yan 1 + on 1+. erfolgt. Lässt man in diesen Formeln » unendlich gross werden, so ergeben sich folgende Grenzwerthe für X und y )\ k2k/? k2 К? = PTE = BR 1-2 № No pen pa In gleicher Weise wie im vorhergehenden Paragraphen ergiebt sich für y,, eine Formel, die bei grossen Werthen von n eine bequeme Berechnung von Ys, gewährt, ohne dass man nöthig hat, den Index gerade unendlich gross anzunehmen. Setzt man so wird Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences. УПше Serie. = 3 18 Dr. Huco GYLDÉN, 1 ES I (23)? a (2n + 1)? |? = fon En — 0 № 1 жби в Гы und hieraus entwickelt man nach denselben Grundsätzen, die im vorigen Paragraphen maass- gebend waren, ER Akt Gh2E? — DW? р о (2n +1)? (2n-+1)° Zieht man es vor, die Grösse fs, als einen Kettenbruch darzustellen, so gelten die im vor- hergehenden Paragraphen zu ähnlichem Zwecke bestimmten Formeln bis auf die Bedeutung von 4,, und 6.,. Es muss nämlich jetzt angenommen werden |? 1 =? Azn = GE (ny #2 In allen diesen Formeln hat & dieselbe Bedeutung, wie im vorhergehenden Para- graphen. Die umgekehrte Anordnung der Rechnung, wo man von den niederen Indices zu den höheren hinaufsteigt, gewährt auch hier Vortheile, so oft % der Einheit nahe kommt, oder wenn überhaupt nur wenige zu kleinen Indices gehörigen Coefficienten gerechnet werden sollen. Ebenso wie im vorhergehenden Paragraphen setzen wir | 1 Dons ОР Ton—2 wodurch die Gleichung zwischen p,, und p,,+, in die folgende übergeht о == | (an)? (1— 24°?) + (ai) (3) | 9, + 2n (en — 1) Kg, do — on Eon +1) R} ax) |9 J № 42» Ian-2 Der Reihe nach setzen wir hier a 2n (2n+-1) Е? " (2m)? (1-27) + (2 ( ie) STUDIEN AUF DEM (GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 19 On (2n + 1)? (2n + 2) 1/2 Е? Gp ar) (aie (57 ) | | (On 272 (1—9) (08 | _® | Е п Ce \3K Kan = ; 12 _2n+1 к аа a 9n +3 12 2 Won+2) wonach wir finden № —= don Ko, _ 0 don don —9 Da nun augenscheinlich Хх, —0, so ergiebt sich | 1 0. = = 1 +4 Xon — 2 1+... 1х. Wenn à — 0, hat man 1 #2 G Bro 2 $4. Wenngleich die zwei letzten der Gleichungen (2) in Шгег ursprünglichen Gestalt eine bequeme und sichere Anwendung gestatten, so werde ich sie doch der Vollständigkeit wegen in ähnlicher Weise behandeln, wie die vier vorhergehenden Gleichungen. Es sei also (2n) 2i RS — . r (2n—2) — Do, ; И, 5. W., 2i so wird о = | (en) (1 + K?) -н (2 ( == | Don —— т (2т-н 1) р, Ponge — 2h (an — 1) Е? Hier setze man wieder Pa = F, Yon On (2% — 1)k'? 5 [en (+R) + (2 ( | 20 Dr. Ново GYLDÉN, - 2n—1 1 oder № = Е, FE, —2 ; El 2n—3 k? es wird alsdann 1 — Yon he Yon Yon+2 > woraus folgt 1 Yon — 1 — on + 2 1—... Die Grenzwerthe von X,, und у», sind hier k? An (1-52)? __ 1-8? Yo — 2 Setzt man daher __ l+e (A)? у = (rt [р so wird 6x, fan 1+k/? =. (Cn+1l}ÿ L f | 2n (2n +2) Е? !2n+2 f о ur. т — бит № из А Will man dagegen f,, als einen Kettenbruch darstellen, so hat man in den Formeln für Vous So U. 3. W. die Werthe b,, EN (2n + 1)? 1 In (2n + 2) Е? einzuführen. Mit € ist auch hier die Grösse (21) (=) bezeichnet worden. 9 EE + STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 21 Bei den Z-Coefficienten gestaltet sich die Berechnung ihrer Verhältnisse in aufstei- gender Reihenfolge besonders vortheilhaft. Indem wir setzen 1 D т US SON. erlangen wir Fa 5 r т \2 © 0 — — 9n (2n +1) + Kö (1 + Е”) + (2i) (een | 4, — 2% (20 — 1)k” 95, Yon Wie früher setzen wir dan mn а» don 2% (2n + 1) Gr eme (Zn)? (1-= 2) + (29)? (==) 2n (2n + 1)? (2n + 2) Е? в = [сора rag) [виза Eu 2n-+-1ly,n = On + 3 k Gy, Со und erhalten somit 1 = don — Жи — 2 don = don , 2 4 Г wonach folgt, da auch hier x, — 0, 1 — Xon—2 1 — 2. Für den Fall, dass à — 0, hat man 1 12 G2 %, == 5 k 7,0) Zur Berechnung der Z-Coefficienten, bei denen die oberen Indices ungerade Zahlen sind, dienen, ebensowie bei den X- und Y-Coefficienten, die Formeln mit geraden Indices, wenn man in denselben 2» + 1 statt 2и einführt. Dagegen bleibt der untere Index bei den Z-Coefficienten immer eine gerade Zahl. $5. Es bleibt uns jetzt übrig, einige der absoluten Werthe der mit Х, У und Z bezeich- neten Coefficienten anzuführen, um Alles gegeben zu haben, was zu der numerirten Be- 22 Dr. Huco GYLDÉN, rechnung derselben erforderlich ist. Streng genommen genügt die Angabe eines einzigen, geraden zu einem gewissen Werthe von ö gehörigen Coefficienten, um alle zu geraden In- dices und demselben i-Werthe gehörigen Coefficienten derselben Gattung zu finden, und ebenso genügt die Kenntniss eines ungraden Coefficienten, um die übrigen ermitteln zu können. Denn wären 2» — 2m und in die zu den bekannten graden Coefficienten gehöri- gen Indices, so fände man die übrigen nach der Formel (2n) (2n— 2m) — Don Pon-2 °°° Von-2m42 X 2i % (2n—2m) 2i Ton—2 Ton—4 ig“ Ton — an Ebenso hat man auch (2n+-1) (2n—2m-+-1) = о Ds unless Do, 9141 Pon+1 Pan 1 Pan —2m+3 9:41 (2n—2m+1) LES 241 Ian-ı Ian-3 + 92. эт Für die Y- und Z-Coefficienten gelten ähnliche Ausdrücke, nur ist bei den letzteren zu beachten, dass die unteren Indices immer grade Zahlen sind. 8 6. Die absoluten Werthe der fraglichen Coefficienten sind durch desto einfachere Aus- drücke angebbar, je kleiner die Zahl n ist. Bei sehr kleinem Werthe dieses Index ist es leicht, independente Ausdrücke für alle Entwickelungscoefficienten anzugeben. Man erlangt sie mit Hülfe der Gleichungen (2) und den, aus jedem Handbuche über elliptische Functio- nen bekannten Ausdrücken für die ersten und zweiten Potenzen der Functionen sin am а, cos am = х ива Aam = x. Um Alles übersichtlich beisammen zu haben, nehme ich auch diese auf in der folgenden Zusammenstellung : 2K п 1 Vq AVR SIN AM _ı= — |! mi + „sin 3% + ... п 2 Е (1-9 1—4 ee ee О АЕ 1+-4 | 1-93 2К А ат Я = STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 23 eu =): а me NEL... {sin mr LE) Bl À ar GP | — (=) _ ch cos Эд + cos 4x + ee USER [eos am a) = (2%) в leer * er + не | m ee Se Le cos од + u ae —- а | À am Ex} = (=) 1 + a | ig (5%) та COS 9% + LE cos dt + un COS GX + --- 15 [к 32 1 {x \*| 49 3 ox (ox) — 5% Ce | п SM 3% 15 [пм 5 1 /r \$) 4Vq SN Do Ce ее 2 1 12 п | А ат —x | =; (1-+%°) ls x) р а x En ГЕЯ fée hr mie) de. | I+-k2 к EA [м | | 49° Sn 24 Dr. Ново GYLDÉN, о 2К 1“ 2 (1) m\2( 89 843 11 {sin am} = + ( a ++ } тв sam Er — 2 FF || 60 843 1 #2 (me (2%) lo ter + ts п (п 8 9 | an on 2.3.m 2X | о Fa en LAC e 4 m \t) 1642 A 2.3.M \2Е 2.3. M ir) | ing 08 > a: 2.3. M (5x) Fasmlz hi Fr + . ee eo 2K ER rg = 4 84? 169% . и ЕЛ | Aam а = (1+1) +) ie ee LE Es können Fälle vorkommen, wo es wünschenswerth erscheint, Ausdrücke, wie die im vorhergehenden $ mitgetheilten, in grösserer Ausdehnung zu besitzen. Da diese in- dessen bei wachsendem Werthe des Exponenten immer mehr und mehr an Complication zunehmen, so muss dafür Sorge getragen werden, dass durch zweckmässig eingeführte Beziehungen der Bau ihrer Coefficienten möglichst übersichtlich wird. Man überzeugt sich leicht, dass den Coefficienten X, У und Z die Form einer ganzen rationalen Function von STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÜRUNGSTHEORIE. 25 (25) (=), oder von (2:+1) (5%) segeben werden kann. Der Grad dieser Ausdrücke hängt von der Potenz ab, zu welcher die betreffende elliptische Function erhoben ist; sie ist 2n — 2 oder 2n je nachdem diese Potenz durch 2» oder durch 2n + 1 angezeigt wird. In der Fundamenta nova hat Jacobi derartige Ausdrücke gebraucht; da пап auch hier eine ähnliche Darstellungsweise beabsichtigt wird, so leuchtet ein, dass die Hülfsgrössen, derer ich mich sogleich bedienen werde, nur in unwesentlichen Dingen von den seinigen verschieden sein können. Wir stellen nun folgende Gleichungen auf am) _ [п\?| CODES ge 9; 4 ge post? | IR } X, TE (5%) ( 5, (2 7 (5% a os SE 5, (2) 2 K (2n+1) к (2n+1) (2n+1) 5 о к \2 (2n+4-1) F 5 п \22 \ | — | — ze 9) ë se cote 9 Eu ur as (=) | 5, 5 (2i+1) (5%) = =5 (2i+1) es | | (2) __ п \2 о те” к (2n) an —2 п \2r —2 | | у, ca (sr | I, (22 И Le я) nn за Т, —1 (2) р (==) | { (2n+-1) (2n+1) T° 1) 2 (2n+-1) ; { (3) n T n 2n+ 2% . о п \2n = + 9; on ( pe к) IT Eh (2i +1) Cd + ns (24-1) CE | | (2n) ee r \2 (2n) (2n) 2 п (29%) an ( п \2n—2 =) IT +0 al ++, (>) | ; (2n+-1) Ben T | (2n+-1) (2n+4-1) 2 T (2n+4-1) о 2 к \2n | Я Fes (= LA La О, (2%) (x Pine U, (22) 2K J Die hier mit 5, Т und U bezeichneten Coefficienten lassen sich dadurch bestimmen, dass man die obigen Ausdrücke für die X, Y und Z in den Gleichungen (2) substituirt. Hierauf ergeben sich die folgenden Gleichungssysteme aus der Bedingung, dass die 5, T und U von $ oder (& = unabhängig sein sollen. - n— 2% 2n+4-2 } 0 — — In (2n —1) S° Lee 2n . In (1+ 2) 8" "— 9 в (2% +1) 9" ыы (2n— De 2 (2%) (2n) 2 (2n+2) о = — 2n(2n—1)8 + 2.2% (1+#)5 +5 — 2n(2n-+-1)k 5 о = — mm —1)5" "+ 2n.Qn(14+ RS 9 — 2 (ин 8," | еб И IT 11 (1) (2n—2) (n) (2n) (2n-+2) о = — 2n(2n—1)S., + 20.2% (1-5 + 8, — 2n(2n +1) S _ (On) (2%) 2 (2n+4-2) 0 — + 2n. 2n (1+ 6) S ‚5, — 2n(2n+1)k Sn se + 8" — nn DRS” | Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, VIIme Serie. 4 26 Dr. Ново GYLDEN, | o= —(2n+1)2n я (2n+1)(2n+1)(1-+k°) CAE (2n+1)(2n+2) Ce | 0 = — (2n+1)2n 8° + (ин-т) (зе (1412) +8 (an 1) (инк 8" | DE (2n+1) On ge (2n+1)(2n+1)(1 +1?) 8. (2r-++1) +8" —(2n+-1)(2n+2)R° CALE | м 22 — (2n+1) 20 5" (динет) (ое (ан) "+8" (On+1)(2n+2)E 5” | ME +(2n+1)(2n+1) (1-17) CE sn —(2n+1)( (2n+2)R 5' (2n+-3) Le en u = (2n+1)( 9n--2) 12 co 5 — 2n(2n—1)K? Tun >. Mm. In (2— К?) 2” — In (2и-н1) т о = 2% (2и— 1) ат. ТТ — (nl) TO? 10 — M — 2и (2п-+-1) 12 т. 2n4-2) = (Фин 7, + (Zn) (2m) (8°), (nl) (аи) 7 | О (2n+1) On PE ua 1) + (2n+1)(2n+1) (RE —k DT ARRET — (2п-=1) (2-2)? I | = + (One) (202) TT | — — 2n(2n—1)k? U. + 9n.2n(1+K?) 0 — In (21-1) u lo = - Mm(m-1)k?U" +9n.2n(1+K7) U" + U," - 2n(2n+1) U” L +07" 2n(2n+1) 07 Du STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 27 for Da U na eo D m) 0 = — (2n+1) Ink? Br (2n-+1)(2n+1)(1+k) = U (21-1) (2и-=2) о” ) | zes + U" —(2n+1)(2n+2) en Diese Gleichungen sind nicht nur zu numerischen Rechnungen dienlich, sie können auch verwandt werden, um nach und nach independente Ausdrücke für die Unbekannten zu finden. Allerdings werden die auf solche Weise erhaltenen Ausdrücke nicht völlig allge- mein, indem » in denselben nicht unbestimmt enthalten ist. Diesen Uebelstand beseitigt man zum Theil durch eine Zusammenstellung der speciellen Ausdrücke, die ohnehin bei numerischen Rechnungen von Nutzen wäre. Die Auflösung der vorstehenden Gleichungssysteme habe ich bis и = 5 ausgeführt und die Resultate nachfolgend zusammengestellt: Sl 0 (1) I В. en 0 (2) 1 5, x? (3) 1 1+ 5 =15 в (3) 1 1 Sn (4) 4 1-+-k? 5, ZN T1 (4) ie 1 5, 2779358 g® 008 Зо по ep! 1 (5) 10 1+ 5, 4 A*F 28 Dr. Huco GYLDÉN, 1 1 — 1.2.8.4 45 __8 8+7k?+8k4 1.2.3.4.5 16 45 5-3? + ЗА 56 10:98 т 1. 37 + 38k2+37k4 179,756 I AN CES 35 1-+%? 12, 6 ET = D [en] El Say 384 6-н 5№?-н 5ht-+-6%6 1227 18 112 7+8k%2+7k4 15 (35 + 2042 + 18 + 20 + 3517) тв (3229 + 3315? + 3315 + 3229%°) = 8 nn (47 + 582 + 47 ki) 84 1+k? - 1.2.8 №. 1 1 о: (10) РН — 0 STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. т (128 + 104%? + 99% + 104% + 1281) 1.2...9 k10 0 1 (164 + 195 4° + 195 + 1644) 0 (18 +178 + 134) 120 1+%? № 2...9 710 =. Т0:..10 14175 рн (63 + З5 № + 30 30 + 35 №-н 631) 9 1 1.2...10 ku 5 m (17281 + 24609 k° + 24609 #* + 17281 °) 15 5 m (209 + 286 № -+ 2091) 165 1-+k? a Ее ТОСТ дв (640 + 512 + 475 + 4758 + 512 -+ 640 RN) зы (3832 + 4636? + 4821 K' + 4636 + 383218) 3520 1 7511 zu (189 +201 À + 201 + 139) 1.2...11 св (31 + 44 + 31%) 220 1-+-k? Де... 2 1 1 ЕВ И 29 (117469 + 120252 k° + 120142 k* + 120252 + 117469 AP) 30 Dr. Huco GYLDEN, 5 — TT ра (231 + 126 + 105 + 100% +- 105 -+ 126 40 + 231%) Ss" = т m (14312974 + 14611766 + 145489241" +. 14548924 +...) Ss” = 5 m (1997021 + 36996881 + 3319878 + 3699688 %° + 1997021 %°) (13) 44 1 90 12 4 9 .6 S” = 155 m (871+ 1274 № + 871%) (13) 286 14-72 D, = 15а № (13) 1 1 5, — 1.2...12 4 Aus den angesetzten Werthen des S-Coefficienten ergeben sich die T und U nach sehr einfachen Regeln. Um die 7 zu erhalten, hat man nur nöthig in den Zählern die Grösse k rer ./ 0 . mit V—1 С zu vertauschen und nachdem alle Glieder auf gleichen Nenner gebracht wor- den sind, das Resultat mit denselben Potenzen von Ё zu multipliciren, welche durch die angezeigten Operationen in den Nennern neu hinzugekommen sind. Die U ergeben sich durch Vertauschung von К mit X, wenn vorher die 5°” mit Е” multiplicirt worden sind. Nach diesen Regeln hat man z. B. 2 __8 2712 7 rn: т (8—7 А” °) 8 / Hd) ! = To so ete + 84 *) ; (22) an) (2%) F . Zur Berechnung der Coefficienten = ; у und Z, können die angesetzten Aus- drücke der S-, Т- und U-Coefficienten nicht dienen, denn diese letzteren sind abgeleitet (2) 1 LE de unter der Voraussetzung, dass 5, = 13, и. з. w. Für die Berechnung der erstgenannten Coefficienten müssen dagegen andere Werthe der letzteren in Anwendung kommen, wie man es aus der Zusammenstellung in $ 6 ersehen kann. Da: = 0, so hat man allgemein (2n) к \2 _(2n) X, = (5) 5, Fr” Sue ( T ) и 0 2K 0 (2%) п \2 (an) 2" = (5) U 0 2K 0 STUDIEN AUF DEM (GEBIETE DER STÜRUNGSTHEORIE. SE Bezeichnen wir mit Z das zu dem Modul Ё gehörige vollständige elliptische Integral . @ 1,0) (2) zweiter Gattung, so lassen sich die Coefficienten Хх, УХ und Z folgendermaassen aus- drücken : (2) 1. K-E X TU à K (2) 1 E-K?2K 7, 1 К (2) Е A =х 2 Л : (2) ) (2) . R . N Man könnte nun auch die Werthe von 5 . N und U angeben, allein diese Hülfsgrössen . . = EN . 2 5 Е А р (2%) (2n) (2n) sind hier überflüssig, weil die Recursionsgleichungen für die X, ь и und Z ebenso (2h) > С F : ee (2R) А 5 BR ь einfach sind, wie die für 5’, IE und Di. . Die ferneren independenten Ausdrücke dieser Grössen führe ich nicht an, da sie nicht besonders einfach sind und auch in vielen Fällen (22) 0 zweckmässiger durch unendliche Reihen angegeben werden können. 8 8. Die successive Bestimmung der Hülfsgrössen ©, T und U aus den Recursionsgleichun- gen des vorhergehenden $ wird in der Ausführung lästig, sobald п grössere Werthe zuer- theilt werden. Das Bedürfniss nach allgemeineren und zugleich zum numerischen Calcul völlig vorbereiteten Ausdrücken oder Methoden wird daher in demselben Maasse grösser. Solche werde ich jetzt aufsuchen. Die analytische Zusammensetzung der Grössen, welche wir mit 8," und S "#9 be- zeichnet haben, ist von Jacobi in dem Art. 55 seiner Fundamenta nova vollständig dar- gelegt worden. Es sei nämlich pr) = 1+- Re Ber: wobei die Coefficienten durch die Gleichung Ile .8.5...(2n—5) 1.3 1.815 i 2.4.6... (nA) 2.4 Kr er (№) (2n +1) В, = 1 1.3.5...(2n—1) 73% aa gegeben ist. Bildet man nun eine Grösse x r 1 ds ))" (В) TER — | > Leo a 32 Dr. Носо GYLDEN, so ist (2,+2) Se BER 2n n—y—1 у TT KR - 1.8... (0-2) (2+1) в. __ 2n+1 n—Y у TOR 1.2... (2-1) Es Кате uns also auf die Entwicklung der Formel (В) an, allein diese wird umständ- lich, sobald 7 und $ nicht ganz kleine Werthe erhalten. Hat aber r den Werth 1, so wird diese Entwicklung bei jedem Werthe von s sehr einfach und die Formel (B) giebt uns sofort (1) AT 8 5 also ist auch (2n+-1) nl 5, — апт В, Wenn r den Werth 2 hat, so giebt die Formel (В) R=R+RR +ВВ +...+R und somit ist auch = im ВВ +: +R.) Sucht man aber diesen Ausdruck in еше endliche, nach den Potenzen von A? fortschreitende Reihe zu verwandeln, so findet man die Coefficienten lange nicht so einfach, wie die der Formel (A). Für die ersten derselben ergeben sich folgende Werthe: 2 1 2.4...(2n—6) 2n — 3) 2n— 1 64 1.3...(2n—5) (22) 1 (2.4...(2n—2 59 — (2n —2) 41 (2% — 2) (2n — 4) + 56 (2n —2) — 40 74 | (2n—3) (2n—1) Dee. | Der Fortgang der Coefficienten ist in dieser Formel gar nicht zu übersehen, man er- kennt aber, dass diese allgemeine Darstellung der Grössen $,@” den Vorzug der Einfach- heit nicht in dem Grade besitzt, dass eine andere Darstellungsweise überflüssig wäre. Dieses gilt auch von den übrigen S-Coefficienten. Zur Darstellung der Grössen 5.2” habe ich ein Verfahren gewählt, welches bei der Anwendung mehr Bequemlichkeit darbietet, wenngleich die Coefficienten aller Potenzen von # dabei nicht unmittelbar gegeben werden. Der früheren Darstellungsweise analog, setze ich STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 38 К й-+... + Е (2n+-2) . 1 1 (x) (x) 0 — 1.2.8...(2n+1) 1-2 IE, or Е, zur Bestimmung des ersten Coefficienten ergeben sich die Gleichungen (п) (n—1) Е, — 20.2% Е, (n—2) — 20.20.2901 — 92.9 — 2 E, Da nun so hat man allgemein (n) Е" — 28.47... (on) Aus leicht zu übersehenden Gründen findet man noch, dass (x) 0 RE sowie allgemeiner, dass (и) u = PF, wovon die nächste Folge, dass die obige Formel für Е” ebenfalls für Е” gültig ist. Zur Bestimmung der übrigen der Coefficienten Е" dient die Gleichung (n) (n—2) (n—1) (n-1) (ß) Е = — (m —2) (n —ı)? on E + 2n.9n Е 2т.тЕ , u ит u—1 u welche man sehr leicht erlangen kann. In derselben setze man zunächst v = 1 und be- rücksichtige den obigen Werth von Е”; es findet sich alsdann (n—1) (и) 22.42... (2n)? Е En + an.an Е, 2% Hieraus sieht man, dass Е" die nachstehende Form hat: В —=.4#...(en) (1—f,) Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 5 34 Dr. Huco GYLNÉN, wo f, eine Grösse bedeutet, zu deren Ermittelung zunächst die Recursionsgleichung , 1 , Tax == 2n (2% — 2) ми ри dient. Aus dieser folgt fn = Res . + u: Ye 2n 77 On (2n— 2) (2%— 2) (2n — 4) 2 2 Es ist aber В =E =E (1—f) folglich auch Ь = 0 Die hierauf entstehende Reihe für f;, lässt sich leicht summiren und man findet schliesslich ee N. 24. 4 2 9% Е : (и). : Е Die Bestimmug von Е, ' ist also auch ganz allgemein ausgeführt, denn wir haben . 2 2 р) 1 JET — 190. 4,09) (1-5) Setzt man hierauf allgemein (и) (и) KM) Е = В, (1-f,) in der Gleichung (8), so ergiebt sich zur Bestimmung von pe die Recursionsgleichung 9-1) (2n —1)? (у—1) f en ER 5. 1 a on 2n(2n—2) we аа 2% (2n —2) 2—4 2n—2 und aus der Relation (а) folgert man Diese Recursionsgleichung lässt sich in einer sehr zweckmässigen Weise umformen; man erlangt nämlich, blos durch fortgesetztes Entwickeln derselben, fe en 1 1 1 ren en ae 1 a 1 En 1 7 2 Иа (2n—2)(@n—4) ons = @v+4)(2—+2) la STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 35 Die Glieder in der ersten Reihe lassen sich unmittelbar summiren, wonach: (у) и (= 1 (v—1) 1 (у—1) 1 (v—1) (у) I: N. on) ur purs 7 On(2n—2) fo 7777 (&+4@+2) Г Diese Formel erweist sich als sehr brauchbar zur Ermittelung von о), wenn man auf die unmittelbare Darstellung dieser Grösse verzichten will. Dieselbe kann indessen auch dazu dienen, die allgemeine Form dieser Grössen anzugeben, wie sie auch zur Kenntniss einzelner mit Bequemlichkeit fürt, wenn v klein bleibt. Nehmen wir z. B. an, dass v — 2, so giebt sie, bei Berücksichtigung des bekannten Werthes von р, , ет er 1 1 In 1 ) en a ad 2n, 4 2(2n — 2) an (2n — 2) I 2(2n —4) 7 8.6 \4 2.4 1 1 1 | 1 FT Pre SD ET EE 55! О SHE En à | ne res en 2—6 + Fe Bildet man nach bekannten Regeln die Summen der beiden letzten Reihen, so findet man 23 3 1 1 1 1 Fährt man in derselben Weise fort, so zeigt es sich, dass die Grösse и allgemein durch einen Ausdruck, wie der folgende, dargestellt werden kann (у) (У) 1 (У) Й (У) 1 f — а on 0 M Sn № 2—2) TT À, mn)... Wr)’ oder auch durch (У) / 1 1 ) т, nero — On(n—2) .….(2n—2v+2) 5* 36 Dr. Ново GYLDÉN, Die Coefficienten in diesen Ausdrücken liessen sich nun auf mehreren Wegen auffin- den, indessen wird ihr Bau nicht sonderlich einfach, wenn v unbestimmt gelassen wird. Zwar finden unter diesen einige ziemlich einfache Relationen statt, die jedoch nicht genügen, um sie vollständig kennen zu lernen. Aus diesen Gründen, und da die Gleichung (y) den prac- tischen Anforderungen in einem hohen Grade genügt, scheint ein ferneres Verweilen bei dieser Materie hier von wenig Interesse. Zwischen den zu verschiedenen Indices gehörigen f lassen sich ebenfalls mehrere Verbindungen angeben, aber auch diese werde ich übergehen, und bemerke nur die sogleich sich darbietende Relation f” BE Fo 2n 7: 2n Hiernach lässt sich die Gleichung (у) auch so stellen fi BE G ) Pe 1 (a—y—1) 1 Е on 22 on) Flo 9—9) lois u ++) la 89, Betrachten wir jetzt die S-Coefficienten, bei denen die unteren Indices von Null ver- schieden sind, so giebt uns die letzte Gleichung des Systems (J) auf der Stelle (2n+-2) ne 1 1 (a) S = n 1.2.3... (2r-+-1) kart? jedoch unter der Voraussetzung, dass (2n+-2) (1) und die betreffende Gleichung wird, da an) _ 1 1 n-ı 1.2.3... (On —1) &%? 2n.2n 1-72 9 2.3, Ion 1) m (1) (1) В, —ж(т +R, STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE. 37 Durch Recursion findet man hieraus, weil () (4) 2.2 1+ Б, mn DO DE (0 (2n-+2) 1 9 9 21 1? РО = 1.2.3... (0+1) [27 4 + ee + (On) ры 1 (2n)? +3 (2n)? + 2.2n I-+k? 6 1.2.3... п-т) 122812 — b 1 2n(2n+1)(2n+2) 1+K° ( ) LE 1.2.3...(2n+1) kart? <> In gleicher Weise fortfahrend setzen wir (2n+4-2) S n—2 n und erhalten alsdann (22 —2) (2n) о = —2n(an —1) 5, (2) + 27.21 (1-й) S В. n—2 ‚ — m(anı)k B” % о Е (2п—2) (2) : . oder, wenn wir die Werthe von 5 р und S , aus den Gleichungen (a) und (b) substi- n —;: N— tuiren, — __ (2n—2)(2n—1) 2nk? 1 2n.2n(2n—2)(2n—1)2n (1-+-k2)? @ à р® ES aan er an Pr Br an (an +1)k В, Um die Behandlung dieser Gleichung etwas zu vereinfachen, setze ich (2) (2) Об» | B = таре sie wird hiernach 5 р = 212 (2) (2) 0 = — (2n—2)(2n—1) nk" + в 2m an (am — 2) (on —1) an (1) С _ С je n Stellen wir hierauf die C als Functionen von #° dar, indem wir setzen: (2) (n) (x) a EL as E 2.1 (п) he E, Е Ki ® und substituiren diesen Ausdruck in der obigen Gleichung, so erlangen wir durch Ver- gleichung der Coefficienten von Ak? und k! [RER turn) Е г, ве — — (on — 2)(2n — +1) 2n + 5 (an)? (an — 2) (an —1) 38 Dr. Huco GYLDÉN, Da augenscheinlich so brauchen wir die eine dieser Grössen nicht besonders zu berechnen. Aus den Gleichun- gen (A) ergeben sich nun 1 0 = В, +в 2 (en) len — 2) (an —1) (x) (2) п 3 Pr À A Е, - (an —2) (on —1) 5 È (2n) (2n — 2) (an —ı) n wo wir unter dem Zeichen с f(n) die Summen der Grössen verstehen, die wir erhalten, wenn für n successive die Werthe aller ganzen Zahlen von 3 bis и incl. in f(n) substituiren. Aus der Zusammenstellung der S-Coefficienten in dem $ 7 entnehmen wir (2) E = +64 2.0 E” — + 56 DIE Nach Ausführung der bezeichneten Summationen ergiebt sich also (x) 1 E ge Бо = 250 nem)? — 2°] [(22)* —ı?] (10.20 -+ 24) Ai = 5. an [(2n) — 2°] [(anŸ — 1?) (5.21 — 6) 2. 1 In ähnlicher Weise kann man fortgehen. Man setze (2242) he (у) se Cnt*? (B) 5 5 B, ее (2n +1) k?r +2 Hierauf entsteht die Gleichung (v—1) (у) NC n—2 n—1 n—1 (m) 0 — — 21 (an —1) (an — 2) № а’) 21.21 (1 A?) С За Als Function von A? ausgedrückt sei (С) О” Ре Е” ER EE” п у, 0 у, 1 (и) с В у, У wobei (n) (2) у, M ИЕ YY—H LS STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 39 Die mit Е bezeichneten Coefficienten finden sich, da sie von Е unabhängig sind, aus der nachstehenden Gleichung (n) (a1) 5 (n-2) (D) Е, — Е” = — on(en—1}(on—2) Е" (n—1) (n—1) + 2n.2n | Е + E | y, y—2,M—1 v-1l,u У—1, м1 Bei der Anwendung dieser Gleichung setzen wir ihre rechte Seite, die wir kurzweg mit F(n) bezeichnen wollen, als bekannt voraus, ebenso wie den Werth von Е, 4. В. mit anderen Worten den Ausdruck für 8,°”; es findet sich nach diesen Voraussetzungen (x) (у) 2 Е, ‚= Е, + F() AC + [ТЕ ra) + pie all 2 indem, wie üblich, B,, В, u. $. w. die Bernoulli’schen Zahlen bedeuten. Die S-Coefficienten mit ungeraden Indices sind einer ähnlichen Behandlung fähig. Es sei also hier (2n+-3) = в” TE Cm и nn 1.2... (Qn+2) krt3 so findet man die Gleichung höre 9 с (v—2) 2 (v—1) (У) (У) (D) о = — (20-1) (an) (an —1) ® С, + ("1 (2п-+1) (1-5) С Gi Où Setzt man in dieser (n) (n) (и). (©) C=E О Ре В, № п у, 0 у, 1 у, У so erlangt man (n) (n—1) N (n—2) (n—1) (n—1) (D) Е —E = — (n +1) (an) (n—ı) Е + (an +1} |E У, be у, № ‘ v—2, p—1 Ум v-1,u—1 woraus man für Е, eine ähnliche Formel wie oben findet. Giebt man dem Index у die Werthe 0, 1 und 2, so erlangt man die nachstehenden speciellen Werthe der Æ-Coefficienten (x) —"] 0.0 (n) _- Fou ne 1 so: (an +1) (an + 2) (an +3) Е” = Е," == 25 (en + 1) [en + 1)? — 22] [(an + 1)? — 1°] [10 (an +1) + 24] Е” => 12 (an + 1) [(an + 1)? — 2°] [(on +1) —1°] [5 (an +1) — 6] 40 Dr. Huco GYLDÉN, $ 10. Begnügt man sich mit einer blossen numerischen Bestimmung der S-Coefficienten oder auch der mit T und U bezeichneten, ohne dieselben als Functionen von k und n ex- plieite darstellen zu wollen, so finden die Gleichungen (m) und (n) des vorherg. $ eine vor- theilhafte Verwendung. Wir benutzen sie alsdann in der Form dd, = 4 indem wir die numerischen Werthe der A, als bekannt voraussetzen. Man recurrirt hier- bei auf 5, 2” oder S,®”+" je nachdem man die geraden oder ungeraden S-Coefficienten er- mitteln will. Sucht man die 7-Coefficienten, so ist das Verfahren wesentlich dasselbe, nur hat СГ) eine etwas andere Bedeutung. Behalten nämlich die mit Е bezeichneten Grössen ihre vorhergehende Bedeutung in der Gleichung (C), so setzen wir, wenn die geraden Coef- ficienten ermittelt werden sollen, ы (2+2) _ CA") T ny. 1.2... (2n+1)k”r2 Wir erhalten hierauf aus den Gleichungen des Systems (ID) (v—2) (v—1) (у) (У) m) о = 2 (2—1) (2% — EC, + т.т —1) CT +6 —C N = Ze n und hieraus ferner C—=E" WE" +... HE"? n у, 0 у, 1 у, У Wenn die ungeraden Coefficienten gesucht werden, setze man an) 0, n+1—Y er 1.2... (2n+2) "2 alsdann wird (v—2) (У—1) (у) (у) mM) о = (man (аи —1) С + (on +1) (on +1) (RH) CT +0, — 0’ = n— n— n und = Е — Е... Е» в у, У у, 0 у, 1 wobei die E-Coefficienten dieselbe Bedeutung haben wie in der Gleichung (€). STUDIEN AUF DEM (GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 41 Setzen wir für die Darstellung der U-Coefficienten (У) nr) _ 0, ny 1.9... (20-1) so giebt uns das У" System (v—2 (—1) о (у) m) о = — on(an — 1}? (2 —2) Со + 2т.2т(1-1) 00 +0 —C n—£ n— N— N und indem wir die Æ-Coefficienten die Bedeutung beibehalten lassen, die sie in der Glei- chung (C) hatten, erhalten wir (v) (n) (n) C=E +E K°+...+E k” n v,0 у, 1 у, У Sei endlich AR D En Cn . nel. 1.2...(202)? die Gleichungen des Systems VI geben uns alsdann (y—2) W) о = —(en+1) би? C7, vn + (201) (20-1) (1+-K?) C n—1 n—1 N Wenn ausserdem die Æ-Coefficienten dieselbe Bedeutung wie in der Gleichung (() beibe- halten, so wird (n) (n) (n) —E +E +... Е k? у, У у, 1 у, У Bei der soeben vorgetragenen Rechnungsmethode kommt es uns wesentlich darauf an, diejenigen des S-, T- und U-Coefficienten zu ermitteln, bei welchen der untere Index Null ist. Nun haben wir zwar dieselben in dem $ 8 in einer gewissen Beziehung ausführlich genug untersucht, allein sie können noch in anderer Weise als in der Form rationaler Functionen von % ausgedrückt werden, wodurch sich wieder neue Methoden zu ihrer Be- rechnung entwickeln lassen. Es ist namentlich die Darstellung vermittelst bestimmter Inte- | grale, welche in dieser Beziehung erfolgreich ist, und diese soll im nächsten Paragraphen erörtert werden. $11. Die Methode Laplace’s zur Integration linearer Differenzengleichungen gewährt uns ein sehr bequemes Mittel, die zu untersuchenden Grössen vermittelst bestimmter Integrale darzustellen. Indem wir in den ersten Gleichungen aller Systeme in $ 7 n—+1 statt п ein- Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences. VIIme Serie. 6 42 Dr. Huco GYLDÉN, treten lassen, so ersehen wir leicht, dass dieselbe von der Form einer der folgenden Glei- chungen sind: (a) о = (т ЕТ, an NV + (n-+3)f Vis (В) 0 —= (en +2)f W, A (en + af, и = (an +4) fs Wii Die erste dieser Gleichungen dient zur Bestimmung der geraden Coefficienten und die zweite zur Bestimmung der ungeraden; in beiden bezeichnen f, f, und f, gewisse Func- tionen von k, die verschieden sind, je nachdem die 5-, die 7- oder die U-Coefficienten er- mittelt werden sollen. Es sei nun b 7, = "od a wo @, die eine Function von x ist, nicht minder wie die Gränzen a und b, die wir von n unabhängig denken, noch zu bestimmen sind. Setzen wir ferner um abzukürzen I =% b 7, = [eds so wird b Po = [гола a b Pis | zpa?da [49 b d nV, = [ie ox dx a b 42 nV, = | 7; pad (4 b dz : NV, = | dx ® a’ dx a STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 43 Werden die soeben gewonnene Ausdrücke in der Gleichung («) substituirt, so entsteht die folgende b i = [gar {+ on Bf) 2 (fo fa + fe) | oder nach theilweiser Integration des zweiten Gliedes b (у) о [ ва (е-н а 22) b — [zur 21,2 + 3,2) p +2 (fx +2 + f, 2) 4 Dieser Gleichung wird genügt, wenn jedes Glied für sich gleich Null gesetzt wird. Das zweite giebt uns dabei 1 fr + 8647 7. 2/ fa+fir? + fe ф — Const. е Const. У fx + fix? + 23 Sind ferner &, und &, die Wurzeln der Gleichung 0 = [ра so wird dem ersten Gliede der Gleichung (y) genügt, sowohl von о wie von &, und &. Das allgemeine Integral der Gleichung («) ist daher а & то ENT, ER ne % Ve — =) (Е —=) Ух (Е, — 2) (6, — x) ù Û indem С und С, zwei willkührliche Constanten bedeuten, die aber Functionen von К sein können. Auf die nämliche Weise behandelt giebt uns die Gleichung (ß) а Be en x" dx D a" ах M le + I VE — =) &—2) 0 wobei & und Ë, dieselbe Bedeutung haben wie oben und D und D, willkührliche Con- stanten sind. 6* 44 Dr. Ново GYLDÉN, Wenden wir nun diese beiden Ausdrücke zur Darstellung der 5-, 7- und U-Coeff- cienten an, so haben wir der Reihe nach für f, f, und Г, folgende Werthe anzunehmen ИС — #2, — (ER), ® К, — (1+#?),1 und diesen entsprechend erhalten wir resp. 6, — l'Aide — а == 1 » es = 1/2 Die Integrale, welche wir nun unmittelbar erhalten, lassen indessen mehrere Trans- formationen zu. Auch können wir diejenigen derselben, die imaginär sind, in einen reellen und in einen rein imaginären Theil zerlegen. Reduciren wir hiernach die reellen Integrale derselben Gleichung auf dieselben Gränzen und denselben Modul, so können wir sie in ein einziges zusammenziehen, und erhalten, nachdem wir 27 an der Stelle von x eingefügt haben, und indem wir alle constante Factoren mit den willkührlichen Constanten vereinigt denken, folgende Ausdrücke: 1 1 k (en) an an se = a | x?" da Ус | a? dx 1 V{I— x?) (1 — #222) V(1— 22) (1— #257) 0 1 | | (2-1) тн an +1 [St =D, | EE + VID, ar dx 1 k 1 | (x) (1— #27) 2 | va—ad) (1 — #223) 0 1 (a) a 1 —1 = (2») 2n — , en т р a C! a dx Ve C! a? dx V(1— 22) (2-5? 2) V(1— 222) (W?+-k?x?) 0 \ 0 1 VE (2n+4-1 р 21-1 : 2n +1 T, +1) db D! x dx в D, x dx V(1—2?) (k'2+-k? x?) п (1— 222) (k'?+-k2x?) 0 0 STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 45 | 0 en) . „ { an р ee , en der ое a НР ок ЕЕ НВ У (1— 22) (x? — k?) V(1— a2) (1? — k? k’ 19 (A) 1 0 oa к. D. BER 201 dx yet D! Et о dx у (1 — Va— a) @ — k®) (a? — Е”) V (1— a?) (x? — Via) #2 Diese Ausdrücke nehmen eine elegantere und für manche Zwecke vortheilhaftere Form an, wenn wir für х der Reihe nach зт ати, cosamu und Aam u einführen. Es wer- den auf solche Weise 3 x K+V—1K (2n) В 5 . я 50 = с, [ten ат и |" du + У—1 С, IE ат и} du К К КУК’ (2n+1) ee С nl 5 = B, {sin am u)” du + V—1 D, | {sin am u "+! du K K виа! (2n) Й € ’ 9 In — Gi | eos am и |" du — У—1 Ge [cos am!” du 0 K K—V-—1x | a K en | {cos ати "qu — D, | eos am u "#1 du À К z K+ViR&' U, = | {A ати} du — УЛ с: | {A ати} du ö | | | K КУК’ u nr | {A am u + du — Е 2; | { A ати De du 0 K Wir schreiten jetzt zu der Bestimmung der Constanten. Diese können wir dadurch bewerkstelligen, dass wir in den Formeln (A) oder (В) für п die Werthe 0 und 1 substi- tuiren; die somit erlangten Resultate vergleicht man hierauf mit den bekannten Werthen 46 Dr. Носо GYLDÉN, von 8,9, 8%, 8,2, TO u. s. м. und erlangt schliesslich sechs Systeme von zwei Gleichun- gen, worin die gesuchten Constanten als Unbekannte eingehen. Die speciellen Werthe der obigen Integrale, welche wir hierbei nöthig haben, sind die folgenden: K fa —K 0 K+V—1x! K sin ати du = a lo eh — 3% 108 Vie КУК’ 1 PRE fr sin ати du = + log EV-)=#;V-17 К К cos ати du = тв arc sin k 0 ed 1 ee — 1 are sin X в 2 т 1: K K À amu du — = 0 K+V-ıK' 1-+K’ А ати du = V—1 log —+ К °К . Te | (sin am u) du = a (K—E) 0 K+V=—1Kk! x V1 KA! T (sin amu du = + ln (% (К— Е) + 57) К STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE. K [es am u) du = = (E—Kk°?K) 0 K+V-1EK' 2 V—1 [К т x IC am u) du — = > (& (E—k K) er a K K [а ати} du = Е 0 K+V-1k! 2 en К’ т T Ja ати) du Zi == У—1 (5 Tai re) K K : 14-72 1-+k 1 3 cree [с amu) du — = 108 У — 3% 0 КУК! . — 1 2 [с ати du = V—1 Sn = k K 1 И ь? ö | je am u)’ du = 5 —g— arc sin k + == ь2| = 0 КУК! 1 K2—p2 . [cos am u) du = = a. (OC м k) — == K K IK am u) du = 5 A) 0 K+V—IK' [a am u) du = V—T (5 (1+- #7?) log _ ZE > h’) K 48 Dr. Hvco GYLDÉN, Bei diesen Integralen ist der Integrationsweg stets geradlinig angenommen worden, damit die Bestimmung der Constanten eindeutig herausfallen sollte; es versteht sich, dass später, bei Anwendung der Gleichungen (A) oder (B), der Integrationsweg ebenfalls gerad- linig angenommen werden muss. Es ist auch nicht nöthig die doppelten Vorzeichen, wo sie vorkommen, zu berücksichtigen, wenn man immer consequent verfährt; wir werden also später bloss die oberen Zeichen wählen. Die Werthe einiger der Integrale, die in der obigen Zusammenstellung vorkommen, lassen sich noch in anderer Weise ausdrücken. Es sind diejenigen, deren Gränzen K und К + V—1 К’ sind. Man erlangt diese zweite Form sehr leicht, indem man diejenigen Integrale der Gleichungen (A), die in den letzten Gliedern vorkommen, auf die Gränzen о und 1 reducirt. Durch eine solche Reduction erlangt man: (1 — W202)" das a Ze ee es Ия к [rs 0 Fe = al dr =) 1 (1 — K?22)R de VA) (ka) = RER V1— x? 1 0 — k'’ a?" dx Ve (1 (en \ a?" dx zZ k Va) 2-9) Уп—22) #242) 0 0 j > 2n +1 4 a+ de м |" \2и--1 De AED Г УИ) = Е (5) Fe 3 4 0 1 2n de ___ el on EE | Vo 7) MR? = VA — IQ — Fa) 0 1 __ ul D — Vi yon a+ de va—eo)@®— 12) vi— 2) (1 — #212) W 0 1 Aus diesen Gleichungen entnehmen wir unter anderen die folgenden Werthe, wobei das zur Modul % gehörige vollständige Integral zweiter Gattung mit Е’ bezeichnet wird, STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 49 REV 1 IK. amu} du = V—1 > k K-V-IK' 15 amu} du = VI —— EE ЖУКА [а ати? du = У—1 (К'— Е’ Die Vergleichung dieser Werthe mit den vorher angegebenen führt uns zu einem be- kannten Theoreme, nämlich KE +K'E—=T+KK Die Werthe der Constanten, welche sich unter Berücksichtigung der soeben gefun- denen Resultate ergaben, wurden in den Gleichungen (A) substituirt und somit entstanden die folgenden Ausdrücke: (2n) 2 т aq 1 2 (1— k?a2)R dx © = — — u —— —— м. ` к = (1—2?) + À VA = (1— #24?) 0 1 gr) 2 1 (1— 1/22)" dx о Е 7 Ken И 0 1 (2») Dr 21 d, E 2n q T, re K' © к en An НН к V(1— 22) (2 -+ Е? ее 22) (№2?) 0 1 ee __ 2 ( du 1)" pps | EN de | ° on ( УЕ“ УП 22) +727) | 0 0 1 1 De ER. К’ (1—2222)пах a № К a de (2—2) т Уи а— #25 1 D __ 2 | (—Ka7ÿ de x or V1—x? 0 Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 7 50 Dr. Ново GYLDÉN\, $ 12. Wir haben in dem vorhergehenden Paragraphen die Grössen $,” u. s. м. vermittelst bestimmter Integrale ausgedrückt; es bleibt uns nun übrig die letzteren zu berechnen. Zu diesem Zwecke lassen sich allerdings eine grosse Menge Vorschriften angeben, allein wenn п nicht eine kleine Zahl oder auch eine sehr grosse bedeutet und dabei 4 oder eventuell X sich wenig von der Einheit unterscheidet, sind es wenige, die als practisch brauchbar em- pfohlen werden können. Die Fälle, wo п nur einige wenige Einheiten gross ist, haben hier wenig Interesse und können jetzt um so mehr übergangen werden, als ihre Behandlung nach den gewöhnlichen Regeln für die Berechnung elliptischer Integrale durchaus keine Schwierigkeit darbietet. Wir nehmen also an, dass ® grössere Werthe annimmt, als dass die gewöhnlichen Methoden mit Erfolg anwendbar wären, und suchen zunächst Entwick- lungen für die fraglichen Integrale, die bei sehr grossen Werthen von n anwendbar sind. Solche finden wir sehr leicht, es ist nämlich 1 aa md п 1.3.. (2% —1) (1 — 1 1 (=) 23% 1.3 13 (=) Vo Sa 2%’ 2.4... 2n 2 2n+2 \k? 2.4 (2n+2)(2n+4) \K?2 | adm SENBBN RT ee {1 Kr 1.3 1.3 k# a du } | VER И 2.4... 2n я FE 2.4 (2n+2)(2n+4) Die erste dieser Reihen ist allerdings divergent, sobald k > K’; bei genügend grossen Werthen von n geben indessen die ersten Glieder einen genäherten Werth des Integrals. Die zweite Reihe convergirt immer, wenn k < 1. Diesen Entwicklungen entsprechend er- halten wir auch 1 a +1 dx __ 2.4... 2n 1-5 1 I Be 1.3 R\2 __ | va—a) (1—1) 7 1.8..(2n+-1) 2 2n-+3 \k? 2.4 (2n+3) (2n+5) \Е”? 0 1 BE M NE = À = .. 2% | ne 1 1 ne 1.3 1.3 a } ЕЕ Ка К? x?) Sara 2 2n+3 2.4 (2n+3)(2n+5) Um eine bei grossen n zweckmässige Entwicklung für das Integral 1 (1—k?a2)R dx Vu Re) 0 STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 51 zu erhalten, kann man in der folgenden Weise verfahren. Man setze in diesem Integrale æ — sin und schreibe es alsdann » п | ны" 0 Da wir К kleiner ais die Einheit voraussetzen können, so lässt sich die Grösse log (1—#? sin $?) nach den steigenden Potenzen von ф? entwickeln ; setzt man nach dieser Entwicklung = : kp =, so bringt man unser Integral leicht auf die Form: 2n—1 КИ Ут "area 0 = Ist nun » hinlänglich gross, damit man die angesetzte obere Gränze т » verwech- seln darf, so wird 1 (= dr. т 2% 1 f, 1.8 __ 13.5 en VA) — N 52 Fr р А ..} Wir haben nun noch die Grössen P, u. 5. w. zu bestimmen. Zu diesem Zwecke dient als Ausgangspunkt die Entwicklung log (1— № sing’) = — № sing? — 1k* sing! — -.. Bezeichnen wir ferner die bekannten Entwicklungscoefficienten von sin @” nach den Viel- fachen von ф mit 4,9, in der Weise, dass SON — 2 — A COS 29 ... = ex COS 2 ф so erhalten wir leicht den folgenden Ausdruck : $ n « . . DA o? (c) Di (5) . 5; + sin D = 5.5 {4 (2) A, 2) + ee 4 = > = D [522 = —— ф? =? { ($) *\95--2 ($) с 9542 ie ($) г. — 1.2... 0729) = Ga Аа 7* 52 Dr. Ново GYLDÉN, Nach dieser Formel erhält man z. B. Sin PP = PP — ip Hafner sin ф = p — se + le — : sin oÙ — of — pf + ... u. $. №. und hiermit ferner log (1— #? sing?) = — Ko? — а — 3) pt — GR — Lit + LR) of — GR ak rn ne) -- Führen wir nun in dieser Gleichung die veränderlichen 2 statt ф ein, so erlangen wir (3) log(1— sing) = — Р-н CHIP) zn A müM IM 3) (m 1) : 1 И ЕЁ + —в5) A г} gi Hierauf findet man leicht die folgenden Werthe der gesuchten Grössen Вы) P; En 8 GK Ze sh — D) =) P, = ва + HE — 5%) Gi) Re Wie man aus diesen Ausdrücken ersehen kann, eignet sich die soeben auseinander- gesetzte Methode zu numerischen Rechnungen vorzüglich dann, wenn n eine grosse Zahl bedeutet und wenn % der Einheit nahe kommt. Die Berechnung des Integrals 1 (1—2 22) de 1— x? STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 53 ® lässt sich genau in derselben Weise ausführen: man hat nur statt an — $ in den obigen For- meln n einzuführen. $ 13. Ich werde jetzt eine Methode zur Berechnung der hier in Frage kommenden Integrale aufsuchen, die eine allgemeinere Anwendung zulässt, d. h. die bei jedem Werthe von n und k, so schnell als es die Natur der Aufgabe gestattet, zum Ziele führt. Wohl wächst die Mühe der Anwendung mit и, allein diese Grösse kann ziemlich beträchtliche Werthe annehmen, ohne dass man jene unverhältnissmässig nennen kann. Mit f(p) sei eine ganze rationale Function von sin <” der Ordnung » bezeichnet; diese Function kann bei dieser Voraussetzung folgendermaassen dargestellt werden: f(o) = Н(о) + H(1) cos 29 + -.. + Hfn) cos np Ferner sei an ae EE Ron 2 И1— К? sin 92 0 an G (k) En f(p) de V1— #2 sin 9? 0 Nach einem bekannten Satze ist ar in cos 2уф dp _ k } sin 2" dp V1+9%, cos 2p+kı? - V1—#,? sing? ? 0 0 setzen wir also so finden wir leicht (и) G(k) = (1+k,) {НО F(o,k) — k, На) Рав) + --. + k" H(n) F(n,k) Wenn wir indessen, wie im vorhergehenden Paragraphen, uns der Bezeichnungsweise a 0) 0) sin g" = À — A, cos 2p ut 54 Dr. Ново GYLDÉN, bedienen, so ergeben sich die folgenden Relationen, bei denen #, aus der Gleichung дм 1 (1+ bestimmt ist, F(0, k,) = (1 + k;) F(0,k;) (1) (1) . Рав) = (+) | 4, F(,k) +В A Flik) РВ) = (ik) | АРА) + № A F(,k) +В A FG, k,) U.S.W. Berücksichtigen wir diese, und führen wir ausserdem folgende Bezeichnungen ein: [| 20)=Ho)—k, A, Hi) +В A НО — -.. = A” Hin) H' (1) = А’ H)W—hA НО +... +" A” Hin) (A) es Н' (п) = А” H(n), so ergiebt sich aus der Gleichung («) die folgende: (8) G(k)= (1-+%,) (1 k,) {H’(0) Вов) —k,k, H’(1) F(1,k,) + --- EE" H'(n) F(n,k,)! Fährt man in derselben Weise fort, indem man №, aus der Gleichung 2 __ Ak k; —_ (1-+k,)? bestimmt, und die folgenden Bezeichnungen einfübrt : | Н" (0) = Ho) — ki A На) +... В" A) H'(n) (x) 1 H'(n) 1 ÉTEND , zo нь АН’ (а) Eh A { STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 55 so ergiebt sich als Resultat der neuen Transformation M) GB = (1+-k)(1+k,)(1-+k,) {H" (0) F(0,k) — ВЫ H"(1) F(1,k,) +...) | Die Grössen k,, №, u. $. w. nehmen aber sehr rasch ab, so dass man sie alsbald ver- nachlässigen kann ; erwägt man dabei, dass (+k)a+k)üu+k) = F(0, 0) —= 5) so gewinnt man die Formel G(k) = K.H wo wir mit H den Gränzwerth bezeichnen, gegen welchen die Grössen Н’ (0), H”(o) u. $. м. convergiren. Nach diesen allgemeinen Formeln erlangt man z. B. sehr leicht eine bekannte Ent- wicklung für das vollständige elliptische Integral zweiter Gattung. Wir haben hierzu a) A, —ь (1) 4, = H(0) = 1 — }F H(1) = ir Mit diesem Gegebenen findet man H'(o) =1-— 16 —1P4, Н" (0) = 1—1 —1#k — Е Н" (1) = 1 Man erlangt somit E=Khı — 1 — Е — РЕ — РЕБЕ — ...} 56 Dr. Huco GYLDÉN, Wenn man von der in diesem Paragraphen vorgetragenen Methode rein numerische Anwendungen machen will, so liegt die Hauptschwierigkeit in der Berechnung von Н’ (0). Die Grössen Н’ (1) u. s. f. brauchen nämlich weniger genau berechnet zu werden, da sie mit den kleinen Factoren №, k,, k”k, u. s. w. zu multipliciren sind. Die Berechnung von Н” (0) u. folg. ist wiederum mit keinen Schwierigkeiten verbunden, weil die diese Functio- nen darstellenden Reihen bereits rasch convergiren, wenn man extreme Fälle ausnimmt. Meistens ist aber auch die Berechnung von Н’ (0) leicht genug, weil die Coefficienten A (0), H(1) u. $. м. gewöhnlich an und für sich eine absteigende Reihe bilden. Indessen erscheint es als ob man vermittelst passender Umformungen auch diesen Theil der Rechnung abzu- kürzen im Stande wäre, und in der That giebt es Fälle, wo dies geschehen kann. Ich habe jedoch keine Veranlassung gefunden, die vorliegenden Untersuchungen nach dieser Rich- tung hin auszudehnen. Die Bedingung, dass f(@) eine ganze rationale Function von sin $? sein muüsste, ist übrigens keineswegs wesentlich; im Gegentheil behalten die soeben entwickelten Formeln ihre volle Gültigkeit, wenn die für f(o) angegebene Reihe convergirt. Alsdann kann be- merkt werden, dass die für Н’ (0) und noch mehr die für Н” (0) u. folg. abgeleiteten Reihen auch bei Werthen von №, die sehr nahe der Einheit liegen, erheblich stärker convergiren, als die ursprüngliche für f(o). Obgleich die vorgetragene Materie zu vielen interessanten Untersuchungen Veranlas- sung geben könnte halte ich es doch für angemessen vorläufig hier abzuschliessen. $ 14. Bei vielen numerischen Rechnungen ist es weder nothwendig, noch vortheilhaft, die gesuchten Grössen als Functionen der Rechnungselemente algebraisch entwickelt zu be- sitzen oder in solcher Form zu berechnen. Es genügt vielmehr häufig ein gewisses Schema, wonach die Rechnung auszuführen ist, entworfen zu haben, und einem solchen gelingt es oft, durch passend abgekürzte Bezeichnungen eine grosse Einfachheit und Uebersichtlich- keit zu geben. Zu den hiermit begründeten Rechnungsverfahren gehört unter anderen die jetzt vielfach angewandte Methode der mechanischen Multiplicationen. Freilich wird der analytische Faden, welcher die Resultate mit dem Gegebenen der Rechnung verbindet, meistens verdeckt, allein wo jene bloss numerisch verlangt werden, erwächst hieraus kein wesentlicher Uebelstand. Für die Entwicklung derjenigen elliptischen Functionen, die wir in den vorhergehen- den Paragraphen behandelt haben, werde ich nun ein solches mechanisches Verfahren an- geben. Dabei werde ich eine gewisse Ausführlichkeit beobachten müssen, um in der Folge, wo analoge Methoden eine zweckmässige Anwendung finden, mich’ kürzer fassen zu können. STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 57 Diese beruhen auf folgendem allgemeinen Verfahren. Es sei zur Entwicklung die nachstehenden Functionen vorgelegt: Г re Pi IX COS 2 + хо COST -н... } und 2V—1g{hsint+hsin2æ+...} W.:= e in welchen der Buchstabe g nicht dieselbe Bedeutung zu haben braucht und überhaupt eine reelle oder imaginäre beliebige Grösse bezeichnet. Die Coefficienten %,, x,... nicht min- der wie die %,,%,... nehmen wir dagegen als reell an, sowie dass sie, wenn ihre Anzahl nicht endlich ist, eine convergirende Reihe bilden. Wir setzen ferner V=K,--2K, cosx + 2K, cos2x + ... W = Дн 2L, cosx + 2L, cos2x + ... + V—1 {21/, sinx + aD, sin2x + .. | und stellen uns demnach die Aufgabe die Coefficienten dieser Reihen zu finden. Wir setzen und erlangen somit BL nu ue gta bet? nen I ALTE EEE —g{ht +, +... WI = Die Entwicklung dieser Ausdrücke nach den steigenden und fallenden Potenzen von # kann nun auf mehreren Wegen erlangt werden. Wir können sie zunächst als unendliche Producte darstellen, und nachdem die Entwicklungen der einzelnen Factoren ausgeführt worden sind, ergiebt sich das Resultat vermittelst mechanischer Multiplieationen. Den ein- zelnen Factoren geben wir hierbei die Form 1 : т = im р m ( ) indem wir mit m eine beliebige ganze Zahl bezeichnen und !,, sowohl reell als imaginär sein kann. Wenn die unteren Zeichen gelten sollen, so erkennt man sogleich, dass die Ent- wicklungscoeïficienten mit den Cylinderfunctionen identisch sind. Definiren wir also mit . 3 (У) . . Hansen die Function J, vermittelst der Gleichung m 2 4 Lime Un)” I Im | un ==, 208,9 | az 1.1 Bo Langen | Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 8 58 Dr. Ново GYLDÉN\Y, so wird 1. (EM — т (0) (1) Im | J +, +, m Ist nun /,, eine reelle Grösse, so erlangt man hieraus Е (0) = те (2) u). pl ( | — J, + 2V-1J, sin mx - 27, cos 2mx + 3V—ıJ, sin 3mx +... m m т т Wenn hingegen [, den Factor У — 1 enthält, so werden die geraden J-Functionen reell, die ungeraden aber rein imaginär und das Resultat also wesentlich reell. Wenn die oberen Zeichen gelten sollen, so setze man pr DE Е РИ. es wird dabei FE NEN Ve gm und „Im re) ze в. + | In (gr — za) wonach die obigen Regeln anzuwenden sind, wenn man dabei beachtet, dass — COS 2m& — V—1 sin 27%, u. $. W. 2 »?2m 27 = sin me — V—ıcosma, 2 — COS 20% + V—1 sin 2%, u. $. W. —2т TU —= sin MX + У— 1 cos их, 2 Die Entwicklungen von Г und W sollen jetzt in anderer Weise ausgeführt werden. Dabei bezeichnen wir mit м eine beliebige ganze positive Zahl; ferner setzen wir (m) gm т-1 m с (in) +1 же...” = и. alsdann wird auch im = =) DRE + M +. il 2 y m Hierauf suchen wir die Entwicklungscoefficienten. Dieselben lassen sich auf mehr als eine Weise bestimmen, indessen genügt es zu diesem Zwecke die nachstehenden Recursions- gleichungen hinzusetzen STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 59 (m) m (m—1) L — K = a % Mm т т—1 (m) (m—1) (m—1) — хх хх ml m + m—1 - (m) (m—1) (m—1) (n—1) хх хх + XX 1-2 т--1 LM т—1 и. 5. \. Es sei nun (жёны +...) а ео Е —=1 чё +; die Werthe der n,, 9, u. s. w. sind alsdann durch folgende Gleichungen gegeben N, IR Е: (1) 9? (2 Mo "er qe Die 1.2 9 Ze (1) g? . @) en 03 u I la U. 5. М. In gleicher Weise bezeichnen wir 0 = 2 (1) ag (2) о (1) g ©) 99 6) 0. — — = 3 gx, 122 = Et 1.223 2 U. 8. М. wonach die folgende Entwicklung Gültigkeit erlangt Е Ин, 24e.) 1-0"... Wir können hierbei noch die folgende allgemeine Bedingungsgleichung zwischen den n und den 0 bemerken 0 — N — Миф 9. + Ч 25 ro 0, In dieser können wir für n eine jede positive ganze Zahl substituiren und erhalten somit ein beliebig ausgedehntes System von Bedingungsgleichungen. 3* 60 Dr. HuGo GYLDÉN, Nunmehr ist alles vorbereitet um die Ausdrücke der Coefficienten X, und L, anzu- geben. Nehmen wir zunächst einen reellen Werth für g an, so finden wir sofort К = Mn? + 0) + m)’ + ... | К, Е Е cu К. = No + Ms + WU + и. $. w. Wenn wir ferner in den Formeln die zur Ermittelung von den n und © überall À statt x eintreten lassen, so erlangen wir Lo = 1 — nn — : А = — 09% + 01: — LL RON по: L, + L nn Om — L,—L=9,— 19, + m0, — Betrachten wir wiederum den Fall, wo g einen Factor V—1 hat. Wir schreiben also jetzt in den vorigen Formeln У— 19 statt д und führen überdies zur leichteren Uebersicht die folgenden Bezeichnungen ein: / (1) Че 9% MES (1) NZ, Be nn ge (3) 23 9 9 ea 3 РА: с (1) 03 (3) MW — и. Par Hors 4 MR 9 (3) g° (5) M — 9%, тов nes и. 5. М 9, = 0 == I We STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 61 ar 9 _®) An и © 9 _ & 9, Пи О Е ot и. 5. W Hiernach wird ! M = %ù V—1 Die schliesslichen Ausdrücke für die gesuchten Coefficienten nehmen alsdann die fol- gende Gestalt an: К = 1 — nm)? — m — (8 — + (05) + (0. + ... + 2—1 fm + md +) К, = — nn — Mo M — ^^. + 0.0. + —_ Я = 19; - №9: +=...) +“ vll 2 к \ u. 5. W. Lo = 1 (у + Gÿ + + (OP + ... Li = Mie + № + + 0,0 + Zn no no | тт Te. | { + M +: ) И. В. W. 62 Dr. Huco GYLDÉN, Selbstverständlich ist es hierbei, dass man bei der Berechnung von den Z in allen Formeln, die sich auf den Hülfsgrössen n und © beziehen, die mit x bezeichneten Coeffi- cienten durch die mit À bezeichneten ersetzen soll. Man kann auch die n und © direct aus den x, oder à, herleiten, ohne nöthig zu haben, . m) (m) : у BR ; die x, oder %, als Zwischengrössen zu gebrauchen. Die hierzu erforderlichen Formeln sind die folgenden N Jr 21, = 29%, + 9,1, 31, — 30%; + MM — 9х, M И. 5. W. 9, — 9х, 20, = — 29% + 9%, 9, 36; = 39%, — 29% 0, 9х, 05 u. 3. W. In diesen hat man überall x statt À zu setzen, wenn die Ermittelung der Z-Coefficienten beabsichtigt wird. Es liessen sich noch eine Menge mehr oder weniger zweckmässige Gleichungen ange- ben, die hierher gehören, jedoch meine ich, dass die angesetzten Relationen hier genügen. Se Wir gehen jetzt über zu der Anwendung der im vorigen Paragraphen dargelegten Entwicklungsmethode auf die Potenzen der einfachen elliptischen Functionen. Hierzu erin- nern wir uns aus der Theorie dieser Functionen die Gleichungen я — log sin am 2Е д — log (Ч sin &\ +2119 сз + 1 cos ax +. | 5 г 2 {УЕ |1 1+9 2 1+4? - log cos am А = log {2 3 Уд cosæ + 2110 608 9x + LT cosau + 2 п ие ата 2 1+9? | : DIE 77 0) TE | log kam & = log VF 4 ро 00829 + + TS cos 67 +...) STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 63 Wir haben jetzt nicht nöthig bei der Behandlung der geraden und ungeraden Poteuzen einen Unterschied zu machen, sondern bezeichnen mit я eine beliebige ganze positive Zahl und erhalten dann aus den angeführten Gleichungen: В 1 0 } И an {— —— COS 2% — ID; COST . 2K Mm УЧ. п 1 1+4 2 1+4? { {sin ат — 2} —= ( = sin x” € 2 УЕ 1 1 2 = on | CO CO К n ./ Va n n 1 1—4 2 10 } À D = 1119 — COS am — 2 (2 > 4) cos x" € an 17 Ч cos ax + IE cos 6x + | 1 19? 3 1— 968 | | A am + Ne — (УР Die Anwendung der vorher entwickelten Methode liegt jetzt auf der Hand Um #. В. (sin am x) zu entwickeln, hat man zunächst sin x” in linearische Sinusse oder Cosinusse aufzulösen und die Exponentialgrösse in einer Reihe nach den Regeln des vorhergehenden Paragraphen zu entwickeln. Hierbei hat man mit folgenden Werthen die Rechnung anzu- legen 0 == X, — 0 1 %, = — . = 1 1+9 Хх. — 0 17202 — 9 1+- 9? а Das Endresultat erhält man schliesslich vermittelst einer mechanischen Multipli- cation. 64 Dr. Huco GYLDÉN, Ш. Entwicklung einiger Producte von Potenzen einfacher elliptischer Functionen. $ 15 Den Entwicklungen der vier nachstehenden Producte ist dieser Abschnitt gewidmet: n,m sin amu cos amu |?” А’ (ати) = | | (A amu)" Aamu — ` п, т sin ати cos ати \ 3" т D (ати) an en Aamu — N ( —) п, т sin amu cos ати |2* % sin amu cos amu à С’ (amu) = (A amm)' — Аати — (kam) n,m { sin amu cos ати |2* К’ sin ати cos ати К’ \m (ати) = | лат _ (A ати)? À ати! Da jedoch k' a —— À am (К — и) = a sin am (К — и) cos am(K—u) __ sin amu cos amu Aam(K— u) дати so lässt sich der zweite dieser Ausdrücke auf den ersten, sowie der vierte auf den dritten redueiren. Es ist nämlich, wie man sehr leicht findet, B"” (ат = 4”" [am (K— и] / à, m +2 [ 1 7 D"” (ати) = > C 7 [am (K — u)] In Folge dessen bleibt uns nur noch nöthig, die mit A und С bezeichneten Ausdrücke zu betrachten. Wir fangen damit an, zuerst die einfachsten Fälle zu behandeln, denn die mehr ver- wickelten lassen sich leicht auf diese zurückführen. 1— A amu? Da ’ sin am ur Е Е 9 A ати? — I? COS ати = ———— 72 зо erhalten wir auf der Stelle sin ати cos ати }2n 1 Din й'2 \n | A ати mr: (1 — dam‘) (1 Ex Kama) STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 65 Die Entwicklung der beiden Factoren rechter Hand führt uns hierauf zu dem Aus- drucke an [| Sin amu cosamn |?" __ nn Jr n(n--1) n(n—1) 7/4 (A) h | Aamu = 1 1 р то Ти К п | n n—1 719 n(n—1) (n—1)(n—2) 7/4 se ( К’ \? „9 т 1+ 5 K?’— = ER k* + Kara) — À amw”| n(n—1) | nm N—I 779 n(n—1) (и 2) (n—3) 7,4 VUS TON al 2 |1 т 3 К° > 3.4 kr \Aamu + Аати j) Erwägen wir ferner, dass a dA amu SIN ати COSAMU — — Sr ns also auch ©’ К? sin ати cos amu __ k аАати À ати? =. дати? du k' ne x (5 ит) du so ergiebt sich leicht 5 0 KRART2 sin ати cos ати ?r F1 О Oz (B) Cam — о (aRmuL— k’ | п n п (п— 1) n(n—1) й (z т) сю U ART) TA in à 144 Te Io ie à Tu 1 k! } dite п п n—1 ro n(n—1) (n—1)(n—2) 1/4 {1 i ати ‚ аАати | = + И de Die = Î 13 а er а k' } n(n—1) | п n—2 71 n(n—1) (n—2)(n—3) 7/4 [.1 G am kW d(A u Bons Be) er |5 du 3 du Hiermit sind wir in den Stand gesetzt, die Entwicklungscoefficienten von A”? (amu) und С”° (amu) anzugeben, wir können aber auch, von den soeben erlangten Gleichungen ausgehend, sogleich die der allgemeineren Functionen .4”’” (аи) und C”” (ати) erhalten. Um die ersteren zu finden, ist in der That weiter nichts nöthig, als die Gleichung (A) mit Aamu” zu multipliciren, wonach die fragliche Function bereits in einer der sofortigen Entwicklung fähigen Form dargestellt ist. Mémoires de l’Acad. Пир. des sciencos. VIIme Série. 9 66 Dr. Ново GYLDÉN, Wir hatten in dem vorhergehenden Abschnitte 2K 2у (2) (2) 1602 | дат a} = + 2” + Z I сова ноя. - 0 а 4 1—g? ’ setzen wir hier 1 nr — 2 statt x, so wird си (2) en 8 164? 2K \ = 7, ds 2, = 2 7 CRE AE Aam = 2} 7 9 Durch Vergleichung dieser beiden Ausdrücke erhellt, dass wir uns der Relation Ze» Ar EE 7° 2i KV bedienen dürfen. Dies vorausgesetzt stellen wir die nachstehende Formel auf: n,m 2 K n,m n,m 8 n,m Е А (am —) = À" +4 60824 + A т. T 0 2 1-8 =0: und erhalten alsdann für die Coefficienten folgende Ausdrücke: DES У а вт Le n(n—1) n(n—1) „a a k A, — ESS k? + то р k° + Don | т № n п—1 о. Le an 2, 1 15792 0 n(n—1 п n—2 (m—4) (m--4) + lm. [2 + Z 1.2 1 о 0 1% пт n n n—1 y» NR 1 (m—2) (m+-2) k 2 от" = | [№ 2. 9. п (п—1 п n—2 (m—4) (т--4) + [1-1 м... #2, +Z, .2 1 3 Mi 2i Diese Ausdrücke sind abgeleitet unter der Voraussetzung, dass m eine gerade Zahl bedeutet, sie gelten aber auch für ungerade m, wenn man .4””” (amu) durch die Gleichung п, т к п, т n,m 40 n,m 4 А (am а) = A" + + À т cos 22 + A II cos dx + > п 2 102 149 darstellt. STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE 67 Bei der Herstellung der Entwicklungscoefficienten von C"” (am = x) betrachten wir Multiplieiren wir bei dieser Voraussetzung die ebenfalls zuerst den Fall eines geraden m Aamu Gleichung (A) mit К’ Е? sin amu cos ати аи (A ати)" а un A amu? so erlangen wir k’ RAR? {ла amu cos amu}2 Hl NT — (A amu) +2 Sa Bea en ER LER IX m Tg m—1 du п n—1l y k3 dAamun—3 Е un en a hr | En en 2 } Üm—3 du m+-1 du тт n,m n,m 16 sin 2% + 0 AS indien 4 101 п, т к С (am = #) = Е п 2 er Wir setzen nun - und erhalten dabei für die Coefficienten den folgenden Ausdruck 41-2 N” в ON 719 BE k' HT. (т—1) k С, = 1+1 те ce À = 2K р 1 п n—1 12 "3 (т—3) k' nn ( п ou | FRE m—3 “x Mel oo, DR -H . ee О ЗК В Bei ungeraden Werthen von m setzen wir nm 4.92. п, т 4.42 = С, ri 5 sin au + О’ рад +: 4 1—9* 1 ; nur Gr (am 2° Le 2) Dabei haben die Coefficienten im allgemeinen dieselbe Zusammensetzung wie oben muss bemerkt werden, dass in der obigen Formel die Grösse 1 (т— |) m—p Mi и. Erwägt man aber, dass diese Grösse aus der Ent- unbestimmt erscheint, wenn m 9* wicklung von 98 Dr. Huco GYLDÉN, D 2K 2 K k° sin am — 4 COS ат -- % 2 K À am — % TC fliesst, sowie dass diese Entwicklung die folgende ist: м (99 sin 0 + sine + 2K \1— 9? © 1— 06 , : : : у 2 so folgert man leicht, dass jene unbestimmt erscheinende Grösse durch CH: oder durch (22 Null ersetzt werden muss, je nachdem $ eine ungerade oder gerade ganze Zahl bedeutet. Die Factoren in allen diesen Ausdrücken, welche Functionen von n und %k sind und in der Form von Reihen gegeben werden, können sämmtlich durch den Ausdruck n(n—1)... (n — v--1) F( 72 oa —n, — nv, v-+1,K°) 1 dargestellt werden, wo die mit 7 bezeichnete Function die Gaussi’sche hypergeometrische Reihe bedeutet. Bekanntlich lassen sich diese Reihen in mehrfacher Weise umformen, wo- durch man in den Stand gesetzt wird, die für eine numerische Rechnung vortheilhafteste Form herzustellen. Bei den mässigen Werthen von n und den sehr kleinen von #?, welche bei den von mir beabsichtigten Anwendungen dieser Reihen vorkommen, ist aber die oben- stehende Form die zweckmässigste. Da ferner alle diese- Ausdrücke endliche sind, die immer aus Aggregaten von positiven Gliedern bestehen, so kann hier nie eine Unsicherheit bei der numerischen Rechnung eintreten. Ans den erwähnten Gründen glaube ich das Wei- tere hierauf Bezügliche übergehen zu können. 8 16. Die Entwicklungscoefficienten der in dem vorigen Paragraphen behandelten Ausdrücke lassen sich auf einem anderen, von dem früher verfolgten wesentlich verschiedenen Wege auffinden. Bezeichnet man ein neues Argument: о ой Гры. 2 3 CHU =, mit и, indem gleichzeitig 1—k' h, ee, so wird sin amu cosamu __ sin am (в , К} дати ея 1’ STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 69 Zu gleicher Zeit haben wir auch К’ К п À 1 Е |Aam(u,,k,) — k, cos ат (и ,‚k,)} 1 À am = ть {A am(u,,k,)-+ k, cos am (и, в, Hiernach lassen sich die Verbindungen ”” (amu) und С”” (am) als Functionen des Arguments и, angeben. Vorher bemerke ich aber, dass, indem wir setzen 2K и — % das Argument и, folgendermaassen von x abhängt: 2 ЭК 2, uU, = — À — 1 15 т п wo also К, das zur Modul %, gehörige vollständige Integral erster Gattung bezeichnet. k | und А amu in zwei Theile zu zerlegen А ати ’ von welchen der eine bloss gerade Potenzen von cos amu,, der zweite hingegen bloss un- gerade Potenzen dieser Grösse enthält. Diese beiden Theile unterscheiden sich dadurch von einander, dass ihre Entwicklungen nach x nicht dieselben Vielfachen dieses Arguments enthalten. Bei dem ersten Theile sind nämlich die durch zwei getheilten Vielfachen von x gerade Zahlen und bei dem zweiten ungerade. Dies vorausgesetzt sei Es ist nun vortheilhaft, die Potenzen von n,ın n,m n,m A, (amu,)+ 4A, (ати А’ (amu) me = ROLE 2) т (1-4!) (1+-k) n,m n,m n,m C amu) + С. amu C”” (am) = 1 À mu) Cru) (1+) ae ee wobei die neuen Verbindungen durch die folgenden Gleichungen bestimmt sind: ( m(m—1 9 } À amu,” + au К° Aamu,””” cos ати? ] nm, ä р р A (amu,) = sin ати” Е т (m — 1) (т— 2) (m—3 = mem DM ze À mu "—# cos amu +": À (| 1.2.8.4 1 1 } - m ], А т—1 | — k, Aamu,”” cos ати, ] п, т 5 р А’ (ати) = sin ати” ) N 2 с m(m—1)(m—2) 7.3 m—3 3 ——k’Aamu”” cos amu® m À 15259 } 70 Dr. Huco GYLDÉN, | A amu”” + var k? À amu."* cos ати? | п, т À . С’ (ати) — sin ати" } \ n—1) (m—2) (m—3) (m—4 = | MED MES = nn т = k,* А amu”" cosamu, + + -- | m—1 1 k, А ати"? cos ати п, т 5 С°’ (ати) = sin ати" 2 1 ) (пЩ—1) (т — 2) (т— 8) 7,3 т—4 3 —— 5 M Kama" cosamaı EN NDS mem, rs стих” Diese Ausdrücke wollen wir zunächst in andere umsetzen, bei denen bloss Potenzen von einfachen elliptischen Functionen, sowie der ersten Differentialcoefficienten derselben vorkommen. Man findet dabei, indem man mit g,.,, дру) By; №, noch zu bestimmende constante Coefficienten bezeichnet und m die Bedeutung einer geraden Zahl hat, dass die nachstehenden Formen leicht zu erhalten sind: a (ати) = g,, Sin ати." — g,, sin ати"... AU” (ати) = di, sin am" — де sin am"? ++} Aamm, cos am С" (ати) = {ho sin ати?" — D, sin am"? + - + -} sin ати, A ати, С," (ати) = |h,. sin ати" — I, sin ата"? .- +} sin amu, cos amu, Der erste dieser Ausdrücke ist uns in der angesetzten Form bereits anwendbar; den zweiten erhalten wir auch sogleich in einer anwendbaren Form, nämlich A (au) 1 „ dsinamu, #1 1 „ зп ати "+? 2 1 Ont 9,0 du, Ina Im,1 du, Die beiden übrigen müssen, wie folgt, umgestellt werden n,m n,m n,m = С (ати) = |’ — & cos ати? + : :-} sin amu, А ати, 1 mm dcos amu, 1 mm d.cos amu,? — —— en ar = € RARE Er А Че 1 du, 3 du, n,m AN, m п, т с С.’ (ати) = 1—2’ Aamuÿ + ..-] В? sin amu, cos amu, 1 „mm dAamu, 1 „mm адати 3 мы Ce an. STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. HA Nachdem wir diese Gleichungen erlangt haben, ergeben sich die gesuchten Entwick- o ) 5 o lungscoefficienten für gerade m unter Beibehaltung der in den Paragraphen 1 und 15 ein- geführten Bezeichnungen я, т 1 т (2n) . ! (2n+2) , R ) 9.8 m 2 (+) on (i+#) m |9. 0 X,, (k,) Fe On, 1 X, (k,) ces { n, т 1 ( r (2n) , (2n+-2) À, = ee №) —9%:Х ) +: n,m 1 À ( TC | ji , / (2n+1) 7; ) 1 7 (2n-+3) т ) | 22H) 2 (т (14) \2K,) |2n+1 In À. y) — 5 Jn,1. 2 sn (Е) + | 2%, т 1 k' п пт ,,() 1 мт ,,(3) Os = 2 (ит (15%, )т—1 (3 т.) И 2. (A) mu a fa Z,. (№) Е Е я, т 1 k! т ( 7, т у? n,m (3) чи 2 ат (er ib a | бо ee (,) me = Er Eos (k ee In ganz ähnlicher Weise liessen sich auch die Coefficienten für ungerade m herstellen, ich übergehe indessen ihre besondere Ableitung, da sie aus den für gerade m gültigen Coefficienten leicht gefunden werden können. Die oben abgeleiteten Ausdrücke für die Function С” (amu) verlieren ihre Gültig- keit, wenn m den Werth Null erhällt. In diesem Falle giebt uns aber die Gleichung Е 7 Kor |Aamu, — k, cos am, | die folgende Relation / k 1+”) ‚0 С” (amu) = sin am" | Aamu, — k, cos ати \ $ : и п, т nm _ Ex oder, wenn wir die frühere Bedeutung von ©, (ат) und ©, (amu.,) beibehalten, A Aue ( GTX п, р ати) — Co amı, С’ (ати) = k — pen) Hiernach finden sich die Entwicklungscoefficienten 20 il | ! ` ( n,2 1 .2%2 ..d 2 43 2 (1-1 Е) (5x) dh „ (A) В fi 7, ‚р + zz | n, 0 1 I T n,2 (1) р) 1 14%:2 а зени 2 (+) FIIR) (5x) | 2i4-1 VE в Zi ar | 72 Dr. Ново GY£LDÉN, 8:17. Es bleibt uns jetzt übrig, die mit д, Л, е und f bezeichneten Coefficienten zu bestim- men. Zu diesem Zwecke erheben wir die Function U=Vi-Rx + & Уд zu den #"* Potenzen und setzen dabei, immer unter der Voraussetzung, dass m ge- rade ist, (a) U" —X, + Y,V1-kavi—e » Die Grössen Х„ und Y,, sind nun ganze rationale Functionen von +, und es ist sehr leicht einzusehen, dass die Entwicklungscoefficienten dieser Functionen nach x mit den g,, identisch sind, in der Weise dass 4 у / о { Le = On, 0 ==; In,ı®% + on, 2 À ua (8) À Г 77 17 2 | У, — in, 0 nr on, 2 % Sa Im, % Dan а? Differentiren wir die Gleichung (ax) in Bezung auf x, so ergiebt sich т— 40 ах. , dYm а ae В? (1—2) + (1—kı? x) тб а hl Hey, Vil—k?a)(1—2) Nun ist aber U BO en о UE. dx 2 I yı-a)li—h2a)’ es ergeben sich daher und weil X,, und У», rational sind m 7, __ ЯХт ur? bi In ne m m dY их = аи: — 282) oder, wenn wir Y_, elliminiren, RX „2 аХт „2 (5) а? (1—2) (1— № x) — ger (1-+-k Da) тих, =0 Nach den Untersuchungen von Liouville, Spitzer und Holmgren weiss man diese Differentialgleichung vollständig zu integriren; wir haben jedoch das vollständige Integral STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 73 derselben in keiner anderen Form nöthig als in der einer Reihe, welche nach den Potenzen von æ fortschreitet. Behält man die Bezeichnung der ersten der Gleichungen (8) bei, hat man ' 4х (=) Im, — р. у / den Andrerseits erlangt man durch eine v-malige Differentiation der Gleichung (5) EX, Хи, (2-1 es (1—2) (1—k, x) о IF er УХ. 2 (15?) — (2v+1) k? a) — nr. Ш, Identificirt man in dieser © mit Null, so erhält man unter Berücksichtigung des Aus- druckes (=) / 1 р m? — 42 1.2 р. От, v+-2 QUE 2 vV+2 ( + 5) GBR NE al 4 (v+1) (+2) Gi an Vz 0 Vermittelst dieser Recursionsgleiehung lassen sich sämmtliche g-Coefficienten als Functionen von zwei derselben angeben, die alsdann die Rolle von willkührlichen Constan- ten spielen. Der Natur unseres Falles gemäss haben wir aber L Im, у т-+1 0 (©) 9, т т (т —1) pales M (m —1) (m— 2) (m—3) kt on To 1.2.3.4 Hiermit wäre unsere Aufgabe in Bezug auf den g-Coefficienten gelöst; wir können aber noch leicht die folgende independente Formel hinzufügen, die sogleich von Nutzen sein wird ‚ т 7,9 (M. m (т —1) (m (m) Poe М щи а . Bei der numerischen Berechnung verfährt man nun folgendermaassen am zweck- mässigsten. Man setze wobei die weggelassenen Accente und Indices für einen Augenblick в werden kön- nen; alsdann haben wir REN: | AMP _ RE 0 4(v+1)(+9) IT woraus folgt: m? — 4? 2 4(+1(+2) 1! (3) а Е 2 y+2 (14 ki) + LES Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 10 74 Dr. HuGo GYLDÉN, Durch Substitution analoger Werthe für p,,,,p,,,u.s. w. erlangt man einen Ketten- bruch und recurrirt schliesslich auf p,,, = 0. Die Verhältnisse der g-Coefficienten ergeben sich also vermittelst einer sehr einfachen Rechnung und ihre absoluten Werthe erlangt man hierauf mit Hülfe einer der Gleichungen (5) oder (1). Die g” sind mit den soeben untersuchten Grössen vermittelst sehr einfacher Relationen verbunden und ergeben sich demnach, sobald die letzteren bekannt sind, äusserst leicht. Aus den Gleichungen (ß) und (y) ergiebt sich nämlich a A и ’ Эт, у а т kı (у + 1) Im, v+l Wollte man jedoch die 9” unabhängig von den 9’ berechnen, was in besonderen Fällen vortheilhaft sein kann, so hat man en nn у wo р, ihre frühere Bedeutung beibehält. Die Gleichung (1) liefert uns ausserdem от т (т—1) (тЩ— 2) уз In a PUS welche zur Bestimmung der absoluten Werthe von den g” dient. Die W und %” lassen sich ebenfalls auf die g zurückführen. Die Ausdrücke jener wer- den aber am einfachsten, wenn man sie als Functionen sowohl von den g’ als von den д" angiebt. Indem wir fortwährend m als eine gerade Zahl ansehen, und mit Х„ und У, die nämlichen Functionen wie oben verstehen, erhalten wir Vı-ka + kVı-a""—=X, ‚„IVı-ka + kVı-e) + 7, |ı-kre) Via + k,(1-2) Vı— kr} т—2 == Vı-kex IX at К, (1—2) pars т—2 er Ik, KE Mort (1-krx) fe ras 2) Man bemerkt nun leicht, dass die Entwicklungscoefficienten der beiden rationalen Factoren rechter Hand mit den A’ und %” identisch sind, und zwar in der Weise, dass [A Là (] 9 N ЕН k, (1—2) И а — Bao SES LEE RE Na REN je 7 2 „ [23 [12 k, N I (1-k; 2) Y == Ro wi he, im RU ho 2 жи т—2 STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 75 Substituiren wir in diesen Gleichungen die Werthe für X, , und Ÿ,_,, so ergeben g 2 2) 8 sich, wenn die Coefficienten der gleichen Potenzen von x verglichen werden, ’ r (а [23 Aa == Im—2, у == k, Im 2, v EL k, Im-2,y—1 1" Г k ! k2 ce in, у = Im-2, у == ( m2, у TT 1 m2, у—1 Die Grössen, welche wir im vorigen Paragraphen mit e und f bezeichneten, folgen nun auch sehr leicht. Man findet bei dem blossen Ansehen der betreffenden Gleichungen 6% — = no — Mn + №, — я, т 2 n р’ n +1 m n +2 р’ ë dl т, 0 REC RE mı + = ae Bun (Пт, (и ”т, (n+2)(n+1) т, О в Bere И. 5. М n,m 1 m 1 р” 1 = fo = ker? no Des, PARLER: bi + Kr Ra —... nm N 1 Bi n-+l 1 р" оо 1 т fi = ı kr Un, 0 ES Zr Ka Un, 1 + ET Run Fi m2 ... Bein): ie, р’ ия 1 р" n+2)n+1) 1 р" f = 1.2 21-2 Ln, 0 TT 1.2 а т, 1 О тб Я . u. S. М. Für die numerische Rechnung lassen sich diese Ausdrücke indessen noch etwas vor- theilhafter stellen. Berechnet man nämlich die folgenden Hülfsgrössen : Emo = Йо == An, se hu, as en = lys — Mina + 343 — т — йа — one 4 67, — п. 5. М р == han ae = т = а йа me 1 1 2 1 р" 2 hi 3 р" И = kı2 1 7 ki Un, 2 Sn ES Ln,3 Rue 1 " 3 rn 6 г’ ln, a k,e Rs ыы [1 Иа Е 10* 76 | Dr. HuGo GYLDÉN, so wird n,m 0 Far Em, 0 ` п, т п €; 1 En, 0 Em, n,m n(n—1) 2) 21 2 m, 0 1 En,1 QUE En,2 U. S. W. п, т 1 fo == Kan? 1.0 п, т al N fi == Kr | Рю a En n,m 1 п (п—1) n Ь — kn? | TS 180 GNT fo = De Us S. We Man bemerkt ebenfalls leicht, dass es für die numerische Rechnung vortheilhafter ist, . . 1 7 "1 с д wenn man sogleich die Produete у h,,, anstatt A, sucht. Hierzu braucht man wieder 1 1 1 [44 . 1 ! de zn 9 oder die 1,9 Imv Setzt man aber A ki? I'm,v id so wird р, = №4, und die Gleichung (5) geht in die folgende über: m? — 4v? ee 4 (v+1) (v2) Ч, УЕ 25 05 2 V+2 (1+4) = 1 9,21 vermittelst welcher man die Verhältnisse der Grössen 55 Im,, findet. y 2 $ 18. Zwischen den mit 4°” (ати) und С”” (ати) bezeichneten Functionen finden mehrere Relationen statt, von denen jetzt einige abgeleitet werden sollen. Der Kürze wegen sei dabei sin ати cos amu fe ne a A amu [7 = "am; STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. TT alsdann wird A" (ати) == Tr um 0” ” (amu) m k! Ты U"-1 Aus den zuerst angesetzten Gleichungen gehen die folgenden durch Differentiation hervor: aT 1-н 2 2 2 2 2 PDA RE es (Se) HR — MT — 4h) >. = | = > = —- Th «PR — т TU (= — — ® + (1 #2) 0? — Ut go — (1-=#?) 0 — 203 Indem wir nun mit r und s zwei ganze positive Zahlen bezeichnen, gelten die nach- stehenden Gleichungen: Г TIS RE u ee du du | (а) AE r(r—1) 7” U° (=) + ars TU = 2 + s(s-ı) TU * (a) r—ı rss ET п gss—ı PU р ET, т Substituirt man in der ersten dieser Gleichungen die Werthe der darin vorkommen- den Differentialquotienten, so ergiebt sich ГП; T—1 [15 12 5 (70) У Im ser (В) ан | k? U? 12 TEA |— babe... pin BT SER ei 78 Dr. Носо GYLDÉN, Lässt man hier 2» und m an der Stelle von r und s treten, so findet sich Ат (y) K em) — — => OR (ати) — on À Cm LT (ати) — mi? С" (ати) = 2) = CET (amu) + à CLS (amu) + (an —m) I? С" (ати) Aus diesen beiden Werthen folgt augenblicklich die Gleichung 1/2 = ("—ьт-з (ати) en = Erbe (amu) + = ("т (ати) + 2 Cor (amu) Subtrahiren wir diese Relation von der ersten der obigen, nachdem wir sie > mit 2n multiplicirt haben, so bleibt п, т (a) К a —= 9h == Ge" + (ати) — an À > Or-tm- ! (amu) — (2т--т) C""#1 (am) Wir können auch die Function С””*" (ати) elliminiren und erhalten dann ‚dA””(amu) __ 1 n—1,m+3 ie фи — 8 (aen+m)C + (amu)— m К = 2 0" "Кати — (an m) Cr" (ати) Die Gleichung (В) giebt uns ferner, wenn wir daselbst и — 2n +1 und $ = m—1 setzen ли, т 71/2 (у) о (21-+1) > т А», "+ (amu) — (2n+1) те А" (amu) —(m-ı)1? "+" (amu) Le а 1 в — — (21-1) = А" ати) +2 (п-т) 5 А" ати) + (2n+2—m)k? ATP (ати) wonach wie oben folgt: 12 о = Е А" (ати) — о A" (amu) + AT (ати) + = A" (ати) Hiernach ergeben sich die zwei den Relationen (a) und (5) analoge Gleichungen: r 140%” (ати) ан 12 12 == an) APP (amu) — 2(on+1) LE A””®(amu) — (an m)? А" "Кати 12 [2 14d4C" OPUS == (an+m) = А" "HL (ати) — (т- Е A" (ати) — (2n+2- т) À А" т (ати) U [4 du STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 79 Die Gleichungen (а), (b), (а’) und (b’) vermitteln den Uebergang von den untersuchten Functionen mit geraden m zu den mit ungeraden m; man kann aus denselben leicht ent- sprechende Relationen zwischen den betreffenden Entwicklungscoefficienten herleiten, die ich jedoch, da sie auf der Hand liegen und hier weiter nicht gebraucht werden, über- gehen darf. Nach gehörigen Reductionen giebt uns die zweite der Gleichungen (x) (5) LT — [278—8 (s-1)]k? TU? + r(r—ı) TE US — [orr—ss](1+K"?) 7" U* + r (r-+1) Kt 7"? US — [ars + s (5+1)] 1" U"? wovon man wieder als specielle Fälle für s — о und r = о die folgenden, im wesentlichen schon angeführten Gleichungen ableitet d? TT А Tr— в à ; Ур (12)? "и—5 AH — ит (+R?) TT + r(r+-ı)k TT 2 Е — —-8 (8—1)? U’ + 331-й?) 0° — s(s-+ı) U°*? Ersetzt man in der Gleichung (5) einmal r durch 27 und $ durch m und dann $ durch an +1 und $ durch m —1, so gelangt man zu den folgenden Relationen zwischen fünf Ent- wicklungscoefficienten n,m—2 n—1,m п, т о — [ınm — m(m-ı)]k” À, = 2n (2h —1) а — (ann ти) (1-5?) — (2) (3) | À, n4-1,m n,m+2 nm) A, — [anm+m(m+1)] À, LI 21 n,m—2 n—1,m о = [2(an +1) (%—1) — (m -ı)(m—2)]k” С +(en+i)anc, n,m — (Ben + nen +1) — (m) mn] 0+) — Gif (5) |0 2i Nn,m+?2 SRE [2 (2% +1)(m—1) + m(m-+1)] = + (on+1)(on +2)# CO, 21 $ 19. Die Entwicklungsmethode, welche in dem $ 13 dargelegt wurde, lässt sich mit Vor- theil bei den Functionen A(amu) und С (ати) anwenden. Da sin ати cos ати sin атну À amu 1+k! ? 80 Dr. Huco GYLDÉN, so erkennt man leicht die Richtigkeit der nachstehenden Gleichung у 2 1 4 | 2 2Vq\ die nd fr sin am 2E а cos am =) x 15 EP ETS ag: 60581 + SK ‘= af sin 2% € Aam — x TC Ferner ist 1 1 3 ee 8 [тре cos 2x + ура cos 67 +...) (A am) — (YVkye Das Product dieser beiden Ausdrücke giebt uns die А (ати) oder die О (amu), je nachdem r eine gerade oder ungerade Zahl vorstellt. Bei der Entwicklung der Exponentialgrösse kann man, unter Beibehaltung der Bezeichnungen des $ 13, von den nachstehenden Werthen ausgehen: \ 0 =. хх = 0 ul q Fat ee Хх — 0 1"! 4? ео Leg % = 0 Be 93 ee er, STUDIEN AUF DEM (GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 81 IV, Die Functionen sin namu und cos n amu. $ 20. Schon in der Einleitung habe ich darauf aufmerksam gemacht, welche wichtige Rolle die in der Ueberschrift genannten Functionen bei den gegenwärtigen Untersuchungen spie- len. Es ist demnach gerechtfertigt, den Eigenschaften jener, namentlich ihrer Darstellung als unendliche trigonometrische Reihen eine besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Ich fange damit an, ihre Ausdrücke durch einfache elliptische Functionen anzugeben. Diese folgen zum Theil augenblicklich aus den bekannten Eigenschaften der trigonometrischen Functionen von vielfachen Winkeln, nämlich: 2% [(2n)? — 22] №. sin an amu = созати {on sin amu — sinamu’-r :: - (2n)? (2n)? [(2n)? — 22] = = NEN a 2 GRENZE 4 ue cos 2n ати = 1 то Sin amu? + —— 5,57 — sin amu! +- : 2%—1 : (2n+-1) [(2n+1) —12] _: 3 sin (2n+1) ати = —— sin amu — —— 55 — пати +... | (2n+1)—12 .. о [(2n+2)?—12] [(2n+1)2-32] . N cos (2n-+1) ати == COS ати 1 — ——— sin amu? Щи... 12 1.2.3354 } i f -2 = —3) (n—4 = sin n amu — sin amu | cosamu)"—" — = (2cosamu)" u (260$ amu)"——.. | | (I) 1 — n—3 2 COS RAMU = 5 {© cos ати)" — © (2с0з amu)" * + = = > ) (2 cos am)" *— | Bei dem ersten dieser Gleichungssysteme haben wir zwischen geraden und ungeraden Vielfachen unterschieden, bei dem zweiten war dieses nicht nöthig. Durch die zweite For- mel des ersten Systems ebenso wie durch die zweite des zweiten ist cosnamu als Func- tion von Potenzen einfacher elliptischer Functionen ausgedrückt. Die dritte Formel des ersten Systems liefert eine ähnliche Darstellung des Sinus einer ungeraden Vielfachen der Amplitude. Für den Sinus einer geraden Vielfachen giebt es keine derartige Formel, dagegen lässt sich diese Grösse als eine Summe der ersten Differentialquotienten von Po- tenzen der einfachen elliptischen Function A angeben. Ebenso kann man den Cosinus einer geraden Vielfachen durch eine Summe von Potenzen dieser Function angeben. Wir werden diese Ausdrücke jetzt aufsuchen. Га In der augenblicklich herzustellenden Gleichung On ати V—1 : ; e = {cos amu? — sinamu? + 2V —ı cosamu sin amul" Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences, VIIme Série. 11 82 Dr. Ново GYLDÉ\, führen wir die bekannten Werthe : 2 1— Aamu? SIN ати = —y — а __ дати? — {? COS ати" = PET CS ein, und erhalten somit е2” ати У—1 —_ le и 2 Ver ЕЕ a Es sei nun ferner zur Abkürzung Aamu = x und X, sowie У, mögen zwei rationale Functionen von x repräsentiren, deren Bedeutung aus der Gleichung gan lea — 1 —k? НУ Vr — ТУ 1—2" = X, + V1 Vo—k?VYı—aY, hervorgeht, so erhalten wir, wie in $17 2 12 (@ — k?)(1 — x) = (= — a) Te + ях, = 0 Man erkennt leicht, dass X, von der n“ Ordnung in Bezug auf x ist; diese Grösse können wir daher, wie folgt, ausdrücken: nn (n) (®) — Е (= Х,=9 @& и À +9, Dies vorausgesetzt, giebt nun die zweite der obigen Differentialgleichungen die fol- gende Relation zwischen drei auf einander folgenden g-Coefficienten в 0) 12 (m) (n) (v+1)(v+2)%k? IE O1) (NET) ge (vn?) 9 =0 Setzt man in dieser (n) STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIRE. 83 so gewinnt man 2 (п? — у?) 1 bey) т В, — pr) #2 vel 1-88 Ру Da so ist auch mit welchem Werthe die Rechnung anzufangen ist. Die absoluten Werthe sämmtlicher g-Coefficienten erlangen wir nun sobald einer derselben bekannt ist. Man übersieht leicht, dass X, — COS an ати Va — k? Vi—x У, — sin 2namu; die Entwicklung von X, und den Potenzen von x ist daher identisch mit der von cosn amu nach den Potenzen von Aamu?. Die zweite der Gleichungen (|) giebt uns nach dieser Bemerkung () __ (an)? 1 (2%)? [(@n)?—2?2] 1 о DMC" US T Aus derselben Gleichung könnte man noch mehrere dieser Coefficienten ermitteln, es scheint jedoch überflüssig, dieselben hier anzuführen. Die zweite der Gleichungen (II) giebt uns ferner (n) В ® ит (п) In 2203 n 221—1 го n 12 (*) а 1 EN 1 En k = 5 (1-й ) 9, 1. 5. М 1 ах, т, n ах? В о п) n2 (n) sin пати = „ Ve—k? Vi—x | ng х —(n—1)9 Re) п m und ausserdem, dass lg d дати Уз— #* У! —х = 2 11* 84 Dr. Ново GYLDÉN, so erhalten wir als Resultat der soeben geführten Analyse die beiden Gleichungen (n) (n) = (п) [созвать = 9 А ати" —g Aam +. + g n Nn— ) : 1 (n) d Aamu?r—1 n—l 1 (") d'Anmu?t—3 1 (1) dAam ый eu Е N И, Дао. ыы Е пати — 2n—1 ge du ur п 2n—3 3.8: du Can Toad Dicse Gleichungen gewähren ein einfaches Mittel die Entwicklungen von cos 2nam == x : IR. „u : 3 und sin 2n am — x in trigonometrischen Reihen nach dem Augumente x herzustellen. Die auf denselben begründete Entwicklungsmethode empfiehlt sich noch dadurch, dass sie eben- falls ohne weiteres zur Entwicklung des Productes einer der genannten Grössen mit einer Potenz der Function A führt. Wenn indessen n etwas grössere Werthe erlangt, so wer- den die 0” grosse Quantitäten, was wiederum bewirkt, dass die numerische Anwendung lästig und unsicher wird. $ 21. Wir wenden uns jetzt an die Zerlegung von sin пати und cos namu in Factoren- folgen. Dabei geben uns wieder bekannte Formeln aus der Theorie der trigonometrischen Functionen: т N x (sin amu)? (sin amu)? (sin amu)? Sin 2n amu — 2n SIMAMU COS AMU 1— = I ap 0 9 ОЕ (sin 5.) (sn) 2.2n | (sin amu)? (sin amu)? (sin amu)? cos an amu == {1 — —— el ( . п \2 Si IT uk 2 en nn ( in 555) 2.2n" ) (IN) 2 k (sin amu)? (sin amu)? (sin amu)? sin (2n+1)amu = (21-1) sin ати I — — р — Ее ... h = mn 5 sin 2" ); m 4x (s ann 2(2n+1) 2(2n+1) \ 2(2n+1) EEE EST) SEE CU NET CIRE SEEN APS EE (sin amu)? (sin amu)? (sin amu)? cos (an-+1) ати = созати v — ——— I ne el Sen, (sin к 2 sin End Ÿ «_ (2n—i)r\2 2 on) 2(2n+41) 2 Gen) ’ Diese Gleichungen erscheinen bei weitem eleganter, wenn wir in denselben die fol- genden Grössen einführen : ат К Е — ати, — = к ® — V 4 2К »1 ES EE: уп ат -— $, — ати, — zn) STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 85 oder ‚= 4n d #, — ЕЕ У1— {2 sin 9? 0 PAT ‚2 (2n-+-l) 0 do м — | Verne — 2 sin @ 0 Wir haben uns hierbei aus der Theorie der Thetafunctionen zu erinnern, dass : 2K,2 |: 2K 2 __ [e(0)]? ©, (Е) 0, (&—х<) (sin GS =) (sin MT 2) а. ЕЕ [9($)]? [9(<)]° : 2K =\ ___ 1 [9% | (sin am FE = + Ber Es ist also sin nt a 12 T — PO? 9,62) 0,6 —2) Mn = Е [61 (5)? [9(5)]2 Ferner ist sin am — x = ED) T YO) 2K , __ k' 0, (x) COS AM — a = yi 2) Führen wir nun für die hier vorkommenden Producte von #-Functionen folgende Be- zeichnungen ein 9, (an, 2) == Q, (%) 9, (2) 0, (x) 0, (& SUD x) 9, (= FRE x) Zah: 9, (Eine NU 2) 9, (Сна a x) 0, (21,2) = ©, 6, (+2) 9, (&—2) 9, (&,-+2) 9, (6,2) +0, вы) 0, (En) & 9, (20-1, x) = Q, 9, (x) 9, (& + x) 6, [5 ze 1) Dos 0, (an Er 2) 9, (Eu — %) 6, (21-1, x) —= Q, 6, (x) 9, (& La x) 9, (5. ne) CE 9, (En +4) 9, (на FA 2) und Q ne [e ()Pr—? УЕ " [O1 ED) [or (EI? +++ [91 (Een & 0 — [9 (0)]?" ” [БР [or (Е) » + + [O1 (Een —ı))? 0" [9 (0)]°* 1 EL Ent la Em) УЕ Q" — [6 (0)]2"° у к 1 [е, ED? [6 (Е)? + + [A En —ı))? k 86 Dr. HuGo GYLDÉN, so nehmen die Gleichungen (IV) folgende Gestalt an: т 2Е y — on Al ©) sin 27 am = © = ON 7, pr nn 2K _ __ e,(2n,x) COS mam — = = Tom (N) - . 2K 1 0, (2n-+1, 2) sin (In +1)am — 2 = (+1) mer | cos (an+1) am 2E д — ann) | Е [6 1 Bei geraden Vielfachen können wir noch еше andere Gattung von Producten angeben. Da nämlich cos 2п ати für и, u, u. 3. w. verschwindet, so sind Aamu,, Aamu, u. s. w. Wurzeln der Gleichung | on (x) 2n—2 (2) 0—g Aamu g Аати + n n—1 Wir schliessen hieraus, dass (я) COS Пати —= 9, {A ати? — À ати? ae {À amu? == Aamu,,_ı} und diesem analog finden wir I: gr: sin 2n ати — 9 K? sinamu cos ати {А ати? — Aamuz! - - - {A amu? — A am, _»} n Die erste dieser Gleichungen giebt uns ein neues Mittel, die g- Coefficienten auszu- drücken. Diese finden wir nämlich ausgedrückt als Functionen von 9“, wenn wir die Factoren der erwähnten Gleichung thatsächlich mit einander multipliciren. So erhalten wir 2. В. (я) - (x) ‚ =9, (А ами, )? (А ати} - - : (Аати», $ 22. Die Relationen, welche wir in den beiden vorhergehenden Paragraphen gefunden haben, bieten uns hinreichende Mittel, um die Werthe von cos namu und sin пати bei speciellen Annahmen über das Argument anzugeben. Es folgen jetzt eine Reihe solcher Werthe, die ich aus dem Grunde so ausführlich mittheile, weil sie häufig bei numerischen Rechnungen zu Controlen dienen können. STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. Ausser den selbstverständlichen sinanamK = 0 cos 2n am К = (-1)" sin (2n+1)amK == (—1)” cos (an +1) am К — 0 87 können wir diejenigen als die wichtigsten hervorheben, die zu dem Argumente = gehören. Man erlangt sie vermittelst der Gleichungen sin am & — — 2 Vis. cos am LE — И DIE à 1-+-Kk’ K Дат — УЕ nämlich : me {an Mm 27 1 Ш nam = = р ur op K =. (2n)? L (2 [(@n)? — 22] 1 COS NOM =1- LS Lip tt Taıı Gm in ат = —_ I (Qn+1)[(2n+1)2—12) 1 sin (2n+ 2, Marl 1 1.2.3 ЕР nr) am © = У fa — PE 1 cos ( n+ ) а DRE 1-й 1.2 El ee nn Le Е | 2 vier (УЕ 1 \и-и cosnam 1 { (У (Et 2 = 2 71-й 1 УЕ : K 9 У (rn) 7—1 n—1 m и. в у Su Le . Q + = M MT ve Ti en й n би k Zum = 3 = Fi | (n) = (я) cos зат 5. = 9 И" — 9. р. Е à п n—1 0 1 K УЕ 1 1 a US ee | Е: re (sn; a (Ich) (sin > (1-5) sin an 2n cos an am À = 1} |: I |. Ro on г A opera: . ane (sin =) (14%) (sin а") (1-4) Е (+ 88 ‘ Dr. Ново GYLDÉN\, | К _ 2n+1 Е лови аа ve8# sin (2n+1) am Ps ER | m 5) ee (in; 5) а 1 à 1 cos (n+1)am + = = + | = 2 | a == ( sins ni (1 = 8 23. Ertheilt man dem Argumente и imaginäre Werthe zu, so erlangt man Ausdrücke, die eine ähnliche Form haben, wie die in $ 21 dargelegten. Da nämlich sin ат V-ıu = V—1 tangam (u, k') 1 cos am vi u = cos am (u, 0) so finden wir leicht р ’ [tang am (u, k’)]? [tang am (u, k’)]? sin nam Vu — ов 7 arzam Е) I ae : Sir cos am (u, К’) (sin =) Een n [tang am (и, К’)? [tang am (и, К’)? rer \ (u, к]? t ‚ee (si 2" 2 St (sin nt \2 san ae) ) (sin cos 2nam V-1U 2(2n+1) VE 1 | [tang am (u, k’)]? | [tang am (u, k’)]? COS (an+1)am V-1U = ————. (14 —— ) 2 14 a cos am (u, k’ : rn _\2 « (@n-1)r\? MR) (sin Terz) (sin ат) Wir hatten aber in $ 21 die Bezeichnungen eingeführt sin — = sin a in 5, = sin amu, sin „— = si .; 2(2n+1) —— Виа, diesen entsprechend haben wir nun auch уп \2 re 5 CET (tang г) —= — [sin ат (u,,k)] (tan ze) = — Isinam (u, PP STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 89 Mit Anwendung dieser Relationen geben uns die obigen Gleichungen sofort i qe ne Ont Le nf, _f{__ sinam(u,k) \\ | sin am (u,k’) 2 sin 2n am V—1u = Los am Ce Sin am (u, k) | Er an) | и a Se any hi er (ee ри hi = (a у " [cos am (ий) sin am(V—1u,,k') sin am(V —1 ии.) : — CREDITS r | ( sin ат (и, №) ÿ} sin am (и, К”) Sin (an+1)am V -lu = Я sn am (u, )ı_l — — ——— {1 ЕЯ: ( ) 14 [cos am (и, №’) ея sin ат(У Ти’. №) sin am(V—1u’,,, №) 1 sinam(u,k) \? sin am (u,k') 2 cos (2n Пат = me | - (—= ры rfi me os (2n+1) [cos am (ий!) Рот sinam(V—1lu, k) = am(V—1 Won 1, #) womit die besagte Form hergestellt worden ist. In einer ähnlichen Weise lassen sich analoge Ausdrücke gewinnen, wenn man К —» an der Stelle von « treten lässt. Auch diese werde ich anführen. Unter Berücksichtigung der Relationen . cos amu sin am (K—u) = Tom k' sin ати cos am (K— u) — Rome. erhalten wir zunächst vier Gleichungen, von denen die nachstehende die erste ist g k' sin amu cos ати , (cos amu)? a (cos amu)? sin anam (К — u) = an щи | À ати? — Ра À ати — NE 4n 2% К 2 . (2n—2)7 À amu (sin =) En n—2)r k’ sin ати cos ати Er. d À ати" 2к\2 Г 9 — (cotang +) + Sin amu” Mit den vorhin gebrauchten Bezeichnungen ist aber ук cotg —, = Cotgamu, ala VEN 2 1—k (sin =) —= (Aamu,) u. S. W. Mémoires del’Aoad. Пир. des sciences, УПше Serie. 12 90 Dr. Huco GYLDÉN, Die vier fraglichen Gleichungen sind demnach die folgenden : 3 k’ sin amu cos ати sin amu \2 р sin amu 2 Sin 2n am (K—u) — Fan —,; — (en) |... т) (A amu)?" sin am (К — us) sin am (K— Un _.) cos 2n am (K—u) = Е ar à пи Re | (А amu)?" sin ат (К — u, sin am (К — Чит : и cos amu sin ати 2 sin amu 2 sin (an+1) am (K— u) = F (21-1) (д amaÿ + Ü Sl en D) ... L и Zn en) __ тии К sin ати sin amu \? sin amu 2 cos (en1) am (К— №) = ET ma |! (meer u)! ere Die mit F, F’, u. s. w. bezeichneten Factoren sind constante Grössen der nachstehen- den Zusammensetzung ЕР = (— 1)" {cotang ати, cotang ати... cotang ати, Е = (—1)" {cotang amu, cotang ати, . . . cotang am, Е” = (— 1)" jcotang amu, cotang amu, ... cotang ати, |?) Е" — (— 1)" {cotang ати cotang am, ... cotang amu,,_,) Man könnte noch sehr viele ähnliche Transformationen angeben, indessen begnüge ich mich, die vorstehenden angeführt zu haben. Indessen mögen hier noch die folgenden Relationen einen Platz finden, die geeignet sind zur Beurtheilung der Periodieität der in diesem Abschnitte betrachteten Fanctionen. sin anam (u = 2K) = sin an amu cos 2n am (и = 2К) — cos 2n ати sin (2n+1) ат (и = 2K) = — sin (2n+1) amu cos (2n+1) am (и = 2K) = — cos(2n+1) ати sin nam (u = V—12K") = — sin an amu cos an am (и = V—12K") = cos an ати sin (2n+1) am (и = У—12К’) = sin (an-+1) ати cos (2n+1) ат (и = V—12K") = — cos (21-1) ати = STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 91 $ 24. Die endlichen Producte von 9-Functionen, welche wir in den $ 21 mit den Sym- bolen 9, (en, x) u. s. w. bezeichnet haben, lassen sich leicht in unendliche Factorenfolgen zerlegen. Hierzu ist in der That weiter nichts nöthig, als die bekannten Ausdrücke für die 6-Functionen in den betreffenden Producten zu substituiren. Man hat O (x) == A I (1 — к COS 27 + а”) 0,(%) = 4244 Sin x Па— 29 cos 20 9” +4) 0, (x) = 424: cos x П(1-+ 29” cos u + q° 4) 0, (2) = A TI(1-+ 29” cos 2% + q* *”) wobei À durch mehrere Ausdrücke angegeben werden kann, wie z. B. A= (— 9) (9) 40) Se T А = lat D) oder endlich A=1i-ÿ—ÿ +q" +. Das Resultat der gedachten Substitution kann man sogleich übersehen, ohne dass es hier beigefügt zu werden braucht, ich gehe daher zu einer zweiten Form über, die etwas leichter zu behandeln ist. Die obigen Ausdrücke der 4-Functionen lassen sich auch folgendermaassen stellen : 3 log (1— 2921 cos 2x + 904+? O(x) = Ae 8 (1— 29 D) 2 4 а 19 = cos 2x — = cos 4x — +. Се 1 1— 42 21—91 Des > log (1—24°* +? cos 2x + g4Ÿ #4) 0, (x) = Aag’ singe sul se — Ч cos 4x —... — 420" sinxe q 12* 92 ` Dr. Ново GYLDÉN\, 1 > log (14+ 42? cos 2x gt’ 0, (2) = 424 cost e ae N 2 ı 1 — Ag coswe Z log (1-На?\ 1 cos 25-92?) (= de 2_4_ ran tg I = cos 2% Tg: cos 4x + Führen wir nun nach Massgabe dieser Formeln die 9-Functionen in den Gleichun- gen (x) $ 21 ein, und ziehen wir dabei zwei entsprechende Factoren zusammen nach den Formeln sin (&-+- x) sin (&— x) = 1 cos 2% — 1 cos 2& — sin & — sin à? cos 2v (&-+- 1) + cos 2v (Е —1) = 2 cos 2VÉ cos 25 so erlangen wir Resultate der folgenden Form: р sin æ? sin a? ра Er PER CC] nd! ne anne one 0, (en, x) = P, sin x cos x 1 sin E | 1 т, 4 42 4 4% 4 Е 48 6 — À Ve Es cos 2e — И cos de — À Ve рев cos 6x — ‚ sin x? sin x? sin æ? 6,(n,x) = Р, {1 — и. sin ей 4 и’ Cat 44’ gt 4 |’ 4 — À $’, (2) mp cos 2x — 54$. (Е) Ber? cos 4x — 3 Ye (8) ER COS 6х —.., BUN nme sin «? | ( sin x? 90) я — < ИЯ — _—— Ve Ne TES oe — 9, (an-H1,%) P, sin x | 1 sin &2 | | sin E? ) | т | 94 1— 94 COS 4 — ee 2 À + Orr d'A (EN) . vor sin x? sin x? sin 22 9,(en+1,2) = PD, ee [1 — er) 1 3 an —1 9* с03 4% —... 1— 94 ; 2 — 4 [4 y(E)] eg cos 22 — & [4 +” (#)] xe In diesen Ausdrücken sind noch die Functionen 4 (&) u. $. w., sowie die Coefficienten P, u. s. w. zu bestimmen. Die ersteren sind zunächst definirt durch folgende Gleichungen: STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 93 Da, (&) == COS 2VÉ, + COS 2VÉ, + +: + COS 2VÉ, 4», (&) = cos 2VÉ, + COS WE, + - : + + cos 261 D, (E) = COS WE + cos WEL +: + cos 2VÉ, 4» (©) = фь, (5) Diese Ausdrücke lassen bemerkenswerthe Transformationen zu, indem die in der Einleitung angedeuteten Reihenentwicklungen angewandt werden. Es scheint jedoch hier nicht der geeignete Ort zu sein auf diesen Gegenstand einzugehen ; im Zusammenhang mit verwandten Untersuchungen hoffe ich aber auf denselben in einer späteren Arbeit zurück- zukommen. Die Coefficienten P, u. s. w. sind auf zwei verschiedenen Wegen leicht aufzufinden, sie können entweder aus den angegebenen Werthen der Q, u. s. w. abgeleitet werden, oder auch dadurch, dass in den obigen Formeln x gleich Null gesetzt wird. Wir wählen den letzteren und haben dabei zu bemerken, dass für das verschwindende x die folgenden Be- ziehungen stattfinden : д =0 / 6, (2,2) _2К 00)" sin æ T æ=—0 [ 6, (и, =) = [6 of" 0 6, (2n+-1, 2K / EEE) О 2-0 | 91,2) = о" Hiermit erlangen wir q? 4 94 + & [+ ()] Apr SA D ei LOIS е1 32 ®) тЫ a п 2 4 pe = Een AERO Hr п 2 4 р" ae [6 (о An [— 3 + EN] pass [4 N] er I 94 Dr. Huco GYLDÉN, Zur Beurtheilung der Identität dieser Resultate mit den auf dem andern Wege sich ergebenden, bedarf man der folgenden Relationen: ик eo = A 1 9 (0) A-PU- PATE вок 7 U—g (gp... den also auch 2K VA 3 a ah __ М RE 21— 4 21—g8 = de, (5) С Ferner ist LCR re} (ges УТ в” (1—9)? (1— 93)... folglich auch 1 bh D RAT ET at 2Е __ 29' А 11-9 21—91 T УЕ 9 (0) Endlich hat man u Е от (+9) (1-+9%)?... у: — 294 Gad)... daher folgt A AU 2. 108 Е — + eh о. Я У ео Wenn man diese Ausdrücke mit dem in den $ 21 angeführten Werthe von Q, u. $. w. verbindet und auf die in diesem Paragraphen gegebenen Ausdrücken der 9-Functionen Rücksicht nimmt, so erlangt man ohne Schwierigkeit die vorher gegebenen Werthe von Рич. 3: № $ 95. Diejenige Verbindung von sin # amu und cos пати, welche durch den Ausdruck A n (am = — x) dargestellt wird, lässt sich sehr leicht als eine gebrochene Function ausdrücken, wo Zähler und Nenner unendliche Producte bilden. Das Resultat wird dabei erheblich einfacher als die Ausdrücke, die wir in dem vorigen Paragraphen kennen gelernt haben. STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 95 Setzen wir in der bekannten Formel 2K 21: DRG am — À — X — 511120. = ч SIN 47 + ... T 1+ 92 2 1+4 У—1х е =. und entwickeln daselbst die Nenner der Coefficienten nach den Potenzen von 4, so erhalten wir leicht | УЕ (ата 2 x) — log (1-98) + 105 (1—9) + log(i—gé *) + .. — log (1—4) — log 1 - Pi?) — log (1— ФВ) —... woraus augenblicklich folgt: —= 2K У (am ee х — x) (1— 872) (1— 932?) (1— 95172)... ; CP OP) 0-8... Es empfiehlt sich für die unendlichen Producte, die hier vorkommen, eine besondere Bezeichnung einzuführen ; demnach sei (2) = 1 gP) a PET) (dE)... also auch a Do О. Die obige Gleichung wird also durch die folgende ersetzt: (а) е п = 1 (—2) Bei dieser Bezeichnungsweise finden sich noch viele Relationen, von denen einige be- sonders geeignet sind, die in diesem Abschnitte betrachteten Functionen in einer einfachen Weise darzustellen. Erinnert man sich an die Zusammensetzung der Function 9 (x), so leuchtet die nachstehende Beziehung sogleich ein (В) Ana) = 0) Aus der Verbindung dieser Gleichung mit der Gleichung («) erkennt man ferner, dass Vi (am = LT =) (y) Ае [м (2)Р = 4(x) 96 Dr. Huco GYLDÉN, oder —У—1 (ат ve =) ь Ae 5 ma)? = 0(@) Verbinden wir mit diesen Ergebnissen die Gleichungen sin am = g = 1) УЕ 0 (x) cos am € x — ve en oder Teeny 1 6, (x) 9 (x) о 9 (x) so ergeben sich auf der Stelle die folgenden: Amar = VE 0,@) — VA À 0,@) оу ие аа = VE 0,0 + VAL 8,0) Aus der Gleichung («) hat man e nv am € à a pay nV—1x — 2) m —nV— 1 am = x ( 1 (x) | MOULE e = (28 oder auch Sin QC NES Eee GI г" 12 (В) 5 2V—1 [1 @) (—-2)] V—1x —nV—1x om о Ее + In(@le ии CEE Vergleicht man diese Relationen mit den Gleichungen (V), so ergeben sich, da [n@) n(— 2" = LOF, | sé = тур na 78 mare (С) | вы) = 4 4" [а (а I? + map er} STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 97 Mit Hülfe der Gleichungen (A) und (() leitet man noch zwei Formeln ab, die man übrigens direct hätte finden können, nämlich: nn) = + (VE a)" + — (VE в)" (Fa) + Gin, 2) (VE 6, @) EL ны 7 6, a) | 6, @)) a Die n-Functionen lassen sich in mannigfaltiger Weise umformen und mit einander vergleichen. Von derartigen Transformationen führe ich indessen nur so viel an, wie nöthig ist, um sämmtliche 9-Functionen vermittelst der neuen auszudrücken, sowie um die letz- teren in Reihen entwickeln zu können. Lassen wir x + ir an die Stelle von x treten, so gelten die Gleichungen aa +!r) = (+098) (1-9 Е *) (+)... n(— 2 — Ir) = (+969 A+ ge) анг”... und mit diesen findet man 03) = Ач(а-нзт) n—8%— 37) von deren Richtigkeit man sich übrigens auf einem anderen Wege sehr leicht überzeugen ; А В: — kann. Bezeichnen wir ferner das Verhältniss x mit р und ersetzen д durch + У—1$5, so erlangen wir ar V1) =а рае a ge) a — EN”)... 1([-#— Vie) = EE) ge) age) gt) agi)... Das Resultat dieser Ausdrücke giebt uns nun I || = 0, (2) = — У 4 е ner Vie) n(—2— =) Genau auf dieselbe Weise findet man auch I va 1 1 1 1 9, (1) = 44 e 1(#— в У—1;5) n(— HIT —У-1:5) Hiermit haben wir alle 9-Functionen durch n ausgedrückt; die letztgefundenen Re- lationen können wir aber benutzen, um eine bemerkenswerthe Beziehung zwischen den letzteren kennen zu lernen. Mémoires do l’Acad. Imp. des sciences. VIIme Serie. 13 98 Dr. Ново GYLDÉN, Die Gleichungen (C) geben uns nämlich 1 V УЕ 0, (1,2) = 9, (#) =; я AiNn(—xP ee — NP e” ie) Е 09. (1, x) = 0, (5) = ‚у А [1 (—x)f gie = In} ul) Vergleichen wir diese Ausdrücke mit den vorhergehenden, so treten die nachstehenden Relationen zum Vorschein: Ma? me TE za Te na + Valle) n(— 2 — Var) Mal 1 png Te = ag VE nome Ve) a(-a+n-VRe) $ 26. Wir gehen jetzt zu der Entwicklung der n in unendliche Reihen über. Hierzu be- nutzen wir zunächst die sehr leicht zu erhaltenden Relationen a+ V-Ä1p) = n(— 2) (D) 1—1%—2 n@+2V-10) =. ч@) = — tn) Es sei nun 1 (2) = À, — AË + AË— ..: rs Ant” + AVE Ce NS alsdann ist auch n(— 2) = À, — AT + At — — РАЙ — ... Die erste der Gleichungen (I) giebt uns aber N) — Mn At Adern em lee к — Ан + At — STUDIEN AUF DEM (GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 99 Die Vergleichung der beiden Ausdrücke für n(— 2x) führt uns zu den Relationen A — A AM 0 4 « AM Cu À; u. S. М. Die zweite der Gleichungen (1) giebt uns ferner À — AE + Age — EN ER FW RT mes q Ч 1 о ire 4? Ч u AT As woraus man erlangt À = 94 A = Ÿ À, = q A, А; 040.4, U. S. W. Es bleibt nur noch übrig den Coefficienten A, zu bestimmen. Hierzu gebrauchen wir die Gleichung N 2 na+V—1i0) = n(x, 9) nn) = а von deren Richtigkeit man sich sehr leicht überzeugen kann. Wo 4? innerhalb der Paren- thesen gesetzt worden ist, haben wir angedeutet, dass 4? an der Stelle von g treten soll. Bei der Entwicklung von 9 (x) nach den Potenzen von # und £”? ist das constante Glied 1, daher erhalten wir in Berücksichtigung der in $ 24 gegebenen Ausdrücke für À, 1 А = (1—9*°) (1—9) (1— 92)... oder = (+94) (1+ 98) (1412)... у (1— 91 g16) (1—2)... 13* 100 Dr. Ново GYLDÉN, Man kann auch die folgende Reihe für diese Grösse ansetzen, deren Ableitung weiter unten erfolgen wird ” Von besonderer Wichtigkeit für unsere Untersuchungen ist die Entwicklung einer beliebigen Potenz der Function n (x). In Bezug auf diese, wenn man nur reelle Werthe von x zulässt, besteht ein allgemeines Theorem, wodurch die zu gleichen positiven und ne- gativen Potenzen von # gehörigen Coefficienten auf einander geführt werden können. In der That, die Function [n (© + V—16)]" ist bei jedem Werthe von n und bei jedem reellen x synnectisch, sobald nur 4 kleiner als die Einheit ist, daher convergirt die Reihe mer vo —4 A gr Aa а. a At —1 q? —2 94 Andererseits haben wir aber M@&+Vv-1e)] = no" und [n(— 2)]" = a8 - А” RB + А” Pr u pret AIR 1 = Aus den beiden angesetzten Entwicklungen schliessen wir, dass die folgenden Gleichun- 3 gen allgemeine Gültigkeit haben Um nun die Coefficienten wirklich zu bestimmen, sei fd) =U N) а—тй (—98... STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. also auch fa) = UN) Aa) Aa— PN)... fa vo) =(—)а NUN... = fe ze И) = Lea =) et).- | Für die n-Functionen ergeben sich hiermit folgende Ausdrücke : a(@) = f@ [= Vie) ч(—2) = 2—2) fia+ V-1p) Ferner sind die folgenden Relationen einleuchtend : fo) = (1—98) f(&+2V—-10) fo = 1 — ar) f—2+ 23V) Bezeichnen wir nun die Entwicklung von [f(x)]" wie folgt: (n) Ро" = 1 — ВР В — Ве so erhalten wir zur Bestimmung der Coefficienten die Gleichung (2) (2) (п) (п) 1-2 В, ие, В, #—... = а— 98)" {1 — В, ЧР + В, в —...} Es finden sich hieraus и) ng В, TO Ti-g и) __ n(n—1) 9? п р® 49 В, о, о га 1.8, 1—0: (и) n(n—1l)(n—2) 93 n(n—1) 3® 49 n D) 9 B, dE 12278 1— 912 1.2 В, 1—9 1, 1—9 U. 5, М. In derselben Bezeichnung finden wir auch И —.., f— 8 + V0)" = 1 — В” Чтв, 9 101 102 Dr. Huco GYLDÉN, Nach der Multiplication der beiden Reihen ergeben sich schliesslich für die A-Coefficienten folgende Ausdrücke @) (n)\2 (n)\2 A =1+- (BE (Ве... (n) (n) (n) jt) (nn) А = В, == В, В, ев, в É +... (n) (n) (и) 15) (@®) (и) А — В, bi B + B В qg +... 4 2 Ц. 5. М. Setzt man in diesen Formeln я = 1, so findet man leicht den bereits angeführten Werth für 4°. Wenn n eine ganze positive Zahl bedeutet, so finden zwischen den A-Coefficienten “ einige sehr einfache Relationen statt, die erwähnt zu werden verdienen. Unter dieser Vor- aussetzung über n bemerken wir zunächst, dass die Function [n(x+2V—16)]" synnec- tisch bleibt. Die Reihe In (x + 2aV-10)]” m, Ar Bu. А” gt ERS: А” $ ии ist daher convergent ; da ferner ne + vo] = (— 5) t” nal" q so erhellt n+1 1 (n) n (и) As ve Ч Ÿ À, STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 103 $ 27. Der Hauptgegenstand unserer in diesem Abschnitte vorgenommenen Untersuchungen IE : ; : 2K IR el 2 je : betrifft die Entwicklung der Functionen sin nam — x und cos nam — x in trigonometri- schen Reihen nach dem Argumente x. Wir gehen jetzt dazu über, nachdem die Analyse der vorhergegangenen Paragraphen uns hinreichend mit den nöthigen Hülfsmitteln versehen hat. Die bereits in der Einleitung gebrauchte Bezeichnung der Entwicklungscoefficienten behalten wir hier bei, so dass, indem wir mit n eine beliebige positive Zahl bezeichnen, : 2K (n) 0 sm) : sinnam — < = 22 Snt+22 эта +... 2K (n) (п) (я) COS N AM — д = I, + 2Г, COS д + 27, COS 2% =... oder auch nV—lam ur e Ne tu + 3”) 1 + We + 3”) Р-н... 1 2 + (г — 2) (2) .. 1, wobei $ die frühere Bedeutung hat, nämlich es Pius; Wir machen hierbei sehr leicht die Bemerkung, dass die Coefficienten р. und 2” jedesmal verschwinden, wo die Differenz a — nicht eine durch 2 theilbare Zahl ist. Die Formeln des vorigen Paragraphen bieten uns nun das nächste Mittel, die hier in Frage kommenden Entwicklungscoefficienten zu bestimmen. Wir können nämlich nach den- selben ohne Schwierigkeit die nachstehende Entwicklung bilden: ==: 2K nV—1 (am = —x e (em nine. 0 1 2 — He HUE. und haben hernach 104 Dr. Huco GYLDÉN\, Die Coefficienten 4” erlangen wir durch Multiplication zweier n-Reihen, welche ge- wöhnlich leicht genug auszuführen ist. Wenn aber n eine grössere Zahl ist und der Modul 4 sehr nahe der Einheit kommt, so erscheint es doch wünschenswerth, diese Multiplication durch kürzer zum Ziele führende Rechnungsoperationen ersetzen zu können. Es mangelt uns nicht an Mitteln diesen Gedanken verfolgen zu können. Setzen wir z. B. = n Le, —2\n Gall so ist Q eine Function, die bloss um Grössen der Ordnung 4 von der Einheit verschieden ist. Die Entwicklung dieser Function nach # ist viel convergenter als die entsprechende n-Reihe und die des ersten Factors lässt sich sehr leicht ausführen. Die schliesslich erfor- derliche Multiplication ist ebenfalls um Erhebliches leichter als die von zwei entsprechen- den n-Reihen. Mit Beibehaltung der Bezeichnungen, die wir am Ende des vorigen Paragraphen be- nutzten, finden wir für О den Ausdruck 0 —= (area) (a+ V—1e)f(x+2V—10) Die Grösse @ gewinnt man also durch Multiplication der vier folgenden, in der Regel sehr rasch convergirenden Reihen [= ИУ) =ı— В” PU + B de— (—n) If +- V8)" = 1 — 27 I? + DB. it — [f(—z+2V—10)]" — 1 — в ge? + pa géré — ... fe +-2V-10)]” = 1 — Ba Че + pe: gt — Dieselbe Entwicklung kann man auch mit Vortheil nach der im $ 14 vorgetragenen Methode erhalten. Es ist nämlich, wie man leicht verificiren kann, u 3 — 2nV—1 {1 = sin 2% + 1 sin 4x + 1 HAINE Q As Te 2 jr gt 1776 sin 6% + | Um die besagte Methode anzuwenden haben wir also mit folgenden Werthen die Rechnung anzufangen : | | S > > © | © STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 105 Die Entwicklung des Factors = > N ( 1— gt ) ist identisch mit derjenigen, durch welche Sinusse und Cosinusse von Vielfachen der wah- ren Anomalie als Functionen der excentrischen Anomalie ausgedrückt werden. Diese ist von Hansen in der «Entwicklung eines Products ete » umständlich untersucht worden und seine Formeln finden hier eine unmittelbare Anwendung. Es sei also 1 at 2\n (n) (n) (n) (==) = А, + R Р-- В + 1— qi 2 (M) ‚a On) ‚_ R UN R +. so finden die folgenden Beziehungen statt: WM) п? о 1? (n2—1) 4 п? (п? —1) (1—4) с о a ne ren ar Но р” о А 1? (п-+1) 3 т? (п*—1) (п+2) 5 _ : 1 1 12.2 12:92:38 в” __ n(n+l) о 7? (п-+1) (и-=2) 4 п? (п? —1) (п-+ 2) (и 3) в ee TT 1.2.3 LE 12.97,3.4 “a (и) _ т? n—1) 3 т? (п? —1) (п— 2) 5 cr 712.2 im: de a 4 n2(n2—1)(n—2)(n—3) в _9 1.2 | Bas dd 12.22.3.4 ie Eine ausführliche Darlegung der zweckmässigsten Rechnungsmethoden findet sich. in- der citirten Schrift Art. 26 ff. und brauchen wohl hier nicht wiederholt zu werden. $ 28. Zwischen drei auf einander folgenden Entwicklungscoefficienten 3, oder г. findet eine wichtige Beziehung statt, die ich jetzt ableiten werde. Differentiirt man die Function 2K — % zweimal nach x, so kommt sin nam Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Sério. 14 106 Dr. Huco GYLDÉN, B 2K к \2 0 sinnam —x En 2K 2K \2 R 2K , 5 — — n° зшлат -х (Аат —x) — nk? cosnam — x 2K d п п р T : 2K 2K x sinam — x COS am —% Erwägt man aber, dass 2K \2 EIRE 2X \2 2K ETES = 1 — À (sin am —e) =1—3;K + 5 cos 2am — % , 2K 2K HR 2K Sin am FT % COS am Fa % — ; SIN 2 am == x so leuchtet ein : х \2 4° sinnam y (>) dx? 2K K 2K р . 6 2 К = — (1 — 3) sinnam x — и sin пат — x cos зат —x 7. т 2K — ий” cos n am — x sin 2am — x 9 2 e 2 K = — 3 (1 +?) sin nam—x n(n -+1)k? sin (n +2) am en — In(n —ı)k? з (п — 2) am =; ны Ganz ebenso findet sich auch 2.K x \2 cos пат — 2 (= dx? A > 2K 12 ок № 2K = — zn’ (1+?) созпат — x — -n(n+1) cos (n-+2) am — x — Zn (n—ı1) cos(n—2) am — x ee N ee el RD Substituirt man in diesen Gleichungen respective die Reihen für sin nam — x und 2K : ne cos nam — x, so gewinnt man die gesuchten Relationen, nämlich: (и—2) N 2 (n) (r+2) 0 — 11 п(п—1) 2 + 21-й) — à (5%) | 3 + IK n(n-+ı) Z ı è (n—2) (n+2) o=!1ln(mn-ı)T Yu + na) | Г Ра Г Aus diesen Gleichungen zieht man als die zunächst liegende Folgerung die Relation (n-+2) (n+-2) > г Gr) m) 2 Г В $ STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE. 107 oder (4-2) (x) | >. i 2. i (1-2) —— (n) в Г ? 1 $ 221 ie letzte Gleichung lehrt wieder, dass das Verhältniss —- von n unabhängig ist: Die letzte Gleichung lehrt wieder, dass das Verhältniss — gig ist; Г dasselbe kann folglich bestimmt werden, wenn man für n solche Werthe substituirt, für die man die Entwicklungscoefficienten & und Г kennt. Somit findet man (2n) 2, 107 an) 1+q2 2i indem + grösser als Null vorausgesetzt wird. Für ungerade Indices hat man dagegen (Зин) ar __ 1 977 En-H1) 7 1— 02 2i+1 Die Relationen (D geben zu ähnlichen Kettenbrüchen Veranlassung, die wir in den $8 2 — 4 angewandt haben. Statt jedoch hier solche zu entwickeln, werden wir später einen andern zu betrachten Gelegenheit finden, welcher bis auf Weniges mit jenen iden- tisch ist. $ 29. a т с Е 5 (и) Die Form der Gleichungen (1) giebt uns zu erkennen, dass die Coefficienten Х und 5 o ) | 4 (") и ь T durch Ausdrücke nachstehender Form angegeben werden können, wo M, und N, von n 4 unabhängige Grössen bezeichnen, (22) (22) ol T \2 (Cr) то 3 { x \22—2 (an) = nn ... => 1,9072 Ё B |0, v G Е) @, ie Re: © =) 9" М, „En-+1) (2n+-1) En т \2 (27-+1) on ВАО (2n-H1) == — VI | | Г, IQ, x (5%) 9 Er le a И N, Für M, und N, hat man folgende Ausdrücke: (5%) aid è 2K) 1— 4° € В 90? Er 44 N, Dr (5%) 1 + g° 14* 108 Dr. Ново GYLDÉN, Der Fall, wo à = 0, ist hier ausgenommen. Für die О haben wir folgende Recur- sionsgleichungen : (2n+2) 0 (2n—2) 0 — 3? an (an —ı) ©, mi + on.2n (1-й?) 9 + 3k an(an+1) Q о e @ О = jh 2n(an—1) ©, ur on .2n (1+ k"?) one + 20, + LI an (an +1) и 2: 6. le Je de 6 lee Fo о еее о (2%) (2n-+2) Ve — 20 _ 2 an (an -+1) 9 , n sowie analoge für die Q°"*, welche aus den obigen hervorgehen, wenn 2n in 2n +1 geän- dert wird. Aus diesen finden wir, immer $ > о vorausgesetzt, QUO 0 о ов о 1 о (2 Die 2 1+K2 о. 1 о 2 9 1 12 k3 0. __ 8(1-+-k’2) 0 1.2.3 k4 = 1 4 в. 19344 Es hat Кеш Interesse, diese Coefficienten in der angesetzten Form weiter zu ent- wickeln, denn, wie wir sogleich sehen werden, giebt es für die F-Coefficienten eine zweite Ausdrucksweise, wodurch sie vermittelst sehr einfacher Relationen zu den im ersten Ab-- schnitte untersuchten X-Coefficienten angegeben werden können. In der That, die ange- gebene Recursionsgleichung für die Г lässt sich, in Anbetracht, dass 4k Aa 1 en (1-+k,)? 1+-k? 1+kÿ a STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 109 durch die folgende ersetzen: (и— о 1-5? (1-5? э [т (4-2) O—n(n—1) D + Im En oz Г. + (1) Г Setzt man in dieser Gleichung, wenn n eine gerade Zahl bezeichnet, (п) не (п) вис ? ı und wenn n ungerade ist: Г = Vi (VE) @", 4 und beachtet, dass К = (1+4,) К,, so erlangt man о = na) 6” le) +” Ersetzt man in dieser Gleichung einmal n durch 2% und gleichzeitig à durch 2, und darauf n und à resp. durch an +1 und 2 -н1, so erlangt man zwei Gleichungen, die mit den Recursionsgleichungen für die X-Coeffieienten identisch sind, wenn man in den letz- teren k, für % schreibt. Wir schliessen hieraus, dass 2n4-2) „(2n-+-2) G° хп) Di Br (An) 77T = G nn 2i 2ù (2n+-3) (2и-+3) , : №) 21 __ 24-1 ; nl) ^— (2n+-1) 2+1 241 (k) also auch (2n-+2) (2n) G G (2n+-3) r+1) Di4-1 u 21 (2n+-3) nl) ›- (Ki) UE) 2i+1 2i-+-1 Man hat nun, den Fall © — о ausgenommen, (2) 1 / x \2 89° D, = p (5%) ge oder AE) (ar) PL Te kı 2К, 1— 42°? 110 Dr. Huco GYLDÉN, es ist aber folglich wird (2) 259800) С. Sn 97 IE (k,) a) ; Re Ebenso findet man CARRE es ist nämlich t 2241 (1) т PAGE = DES № (5%) 1+0 il ll) 1 T д ? on Vk, Lee La Vh = 1-92 +1 also wird 24-1 (1) д ? (1) 2 ee (К) 21-1 1+ qi 1 2i+1 Allgemeiner können wir diese Resultate nun so hinstellen: (2n) 24 g® С, le 1— 97 X,, (k,) 24-1 (21-1) 2 (2и--1) Е. (k.) 24-1 1-1 2 Noch bleibt es uns übrig den Werth der Grösse @” zu bestimmen. Dieser ergiebt sich durch ähnliche Betrachtungen, wie die obigen ; es ist nämlich Den x” D 0 Near az k2 K Bezeichnen wir aber in gleicher Weise, wie wir mit X und Z die vollständigen Inte- grale erster und zweiter Gattung des Modul % entsprechend gethan haben, mit X, und Ё, dieselben zum Modul %, gehörigen Integrale, und beobachten, dass ` STUDIEN AUF DEM (GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. — Е, 1—k,? EP ro ee р 2 1-й er er ам = (1-+-k}) so gelangen wir leicht zu der Formel @ _ K-E, N k, 112 К, в x® (k.) 170 und hieraus folgt endlich Der Satz, dass lässt sich übrigens sehr leicht direct beweisen. Es ist nämlich (an) 1 ! 2K De — | cos 2n am — x dx 0 0 Durch die Substitution 2 K am Sn = ® erlangen wir hieraus (2x) 1 cos 2% ф dp I — 0 2K 1—2 sin p? cos 2np ____cos2npdp __ в (1+ ie : VI 2h, cos фей cos 2p+k, folglich wird к (2) 1 cos 2np dp Г — Ar Ve 0 24 | V1+92%k, cos 2p-+-k? 0 111 112 Dr. Ново GYLDÉN, Nach einem bekannten Theorem erhält man hieraus ferner ге = (— k,)" sin pr @ф 0 2K, V1—k,? sin 4? 0 und setzt man in dieser Formel 2K ф = ат —x, mod. К, п so erlangt man (2n) — kn : 2K 2% в | ат ы a dx 0 0 woraus der ausgesprochene Satz unmittelbar hervorleuchtet. Hiermit ist also die Berechnung der G und folglich auch die der Г und 3 auf die Ermittelung der Х № (k,) zurückgeführt. Alle Untersuchungen, die wir in dem ersten Ab- schnitte an diese Grössen geknüpft haben, finden also hier eine Anwendung. 8 30. Es wird nicht ohne Interesse sein, die Abhängigkeit der Г von den X (k,) auf eine andere Weise darzulegen ; ich werde mich aber dabei auf die Г mit geraden Indices be- schränken. Zu diesem Zwecke müssen einige Bemerkungen über die Integration einer ge- wissen linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung vorausgeschickt werden. Wenn R eine beliebige bekannte Function von x bedeutet, so ist die gedachte Differentialgleichung die folgende: (1) о = (а — 2) у PERS da? dx ‘ de da? ‚Wenn die Constante g gleich Null angenommen wird, so bildet die rechte Seite dieser Gleichung ein vollständiges Difierential, aus welchem sich das erste Integral folgender- maassen ergiebt: уз dy dR wobei C, die Constante der Integration bedeutet. Eine nochmalige Integration giebt uns, indem die neue Constante mit ©, bezeichnet wird, STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE, 113 Es ist also Te ein particuläres Integral der vereinfachten Gleichung; indem wir in derselben die Grösse C, als eine Function von x betrachten, werden wir versuchen, diese so zu bestimmen, dass der ursprünglichen Differentialgleichung genügt wird. Wir nennen die noch zu be- stimmende Function 2 und setzen (2) y— О Wenn dieser Werth in der ursprünglichen Differentialgleichung eingeführt wird, so geht diese in die folgende über: = — ++? + 284 Man findet leicht, dass dieser Gleichung durch den Werth Pe — Ту genügt wird; wir setzen daher in derselben, um das allgemeine Integral zu ermitteln, wonach erhalten wird > QE = 7 {28 Durch Integration dieser Gleichung ergiebt sich für и der folgende Ausdruck : nu dx 1dR ? -4/ -} > —— dx Rd C, de m | da in welcher C, eine Integrationsconstante bedeutet. Dieser Ausdruck lässt sich offenbar auch, wie folgt, stellen: р > dx [= м9 ут dlg{i+ С, ——— du} dx Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, VIIme Série. 15 = 114 Dr. Ново GYLDÉN, Wir erhalten nun und wenn wir diesen Werth in der Gleichung (2) einsetzen, so erlangen wir UE Vi a 7 у у! у = = fe + of: УЕ dx} oder auch QE ‚ol С. + Се womit das allgemeine Integral der Gleichung (1) angegeben ist, und wo C und C’ die zwei willkübrlichen Constanten bezeichnen. 8.31. Ebenso wie in dem $ 11, so soll auch hier die Laplace’sche Methode zur Integration linearer Differenzengleichungen zur Anwendung kommen. Es ist die Recursionsgleichung der @, die wir nach derselben behandeln wollen. Setzen wir in dieser Gleichung De (x) Ve und =. nachdem wir 2n +2 statt п geschrieben haben, so wird sie 0 = (2n+1)(2n+2) V,, — [(2n-+2) (20 +2) (1+-%7) + 49°] 741 + (2n+2) (2n-+3) kr И, Leicht können wir aber dieselbe auf die folgende Form bringen: (a) 0 —[21on+an(n-1)] V,— {[4ian-ran(n-1)] (1+42)-+492) У дан [6-м (п- V2 Die Function И, sei nun durch ein bestimmtes Integral gegeben, nämlich: @ ya | Mode STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE. ` 115 wo noch die Function ф, sowie die Gränzen zu bestimmen sind. Der Kürze wegen schreiben wir dabei г für x” und erhalten dann b = | & ® da a Ps = Te ou” dx à d NV ао = a or’ dx р b п(п—1)7, = т px? dx а b п (п—1) 7 = = or? da à à b n(n—1) V,ss = _ px ах a Werden diese Werthe in der Gleichung (x) eingeführt, so nimmt diese die folgende Form an: | dx? (\) vf (We NE + pre | 15* 116 Dr. Huco GYLDÉN\, Die Bedeutung der Grössen M, N und P ist dabei die folgende: М = 2 — [4(1-+ #2) +4407] д + вх N = 10% — 12 (1+ Р-н ий Р = 42? — 4(1- ka + ak? N 1 Nun findet man leicht о= | 2 (М — + ая) ® — (М2) + PT) de Man genügt dieser Gleichung, wenn ф und die Integrationsgränzen so bestimmt wer- den, dass о = (М — и) Ф — (М — 24%) + PE (8) = | {(М— 1)? — pP): STUDIEN AUF DEM (GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 117 Die erste dieser Gleichungen giebt uns hierauf, wenn die Werthe für M, N und P in derselben substituirt werden, D (— 2 (1+h2) + 642 x — 29) 9 + 3(1— 2 (14-47) à + 8 ki à?) = 2\ 2 2,3) 99 + 2 — (Hk) He) д Diese Differentialgleichung zweiter Ordnung stimmt mit der im vorhergehenden Para- graphen betrachteten überein, wenn wir В mit д — (1+kr) a? + ki aÿ, oder x (1-2) 1-й 2) s . . ” . . 2 . . identificiren. Führen wir wieder den Werth von g ein, so erhalten wir also — dx — ит ах ee N — Vi ONE LINE (| © (1—2) (1—2) | Уз (1—2) (1—2) Pe = pe eur, | Се -. C'e 5 Уз (1—#=) (1—1?) d Wir vereinfachen diesen Ausdruck erheblich, wenn wir für & die elliptische Function (sin am u,)’ mod. k, einführen ; es wird alsdann 1 ? — зы amu COS amu, À ати wobei constante Factoren mit den willkührlichen Constanten vereinigt wurden. Da nun dx — 2 sin amu, cos amu, А ати, du, so giebt die Gleichung (ß) Ve] 21 (де) 4 | V1 2 (к) + Се b „= | sin amu,”” | Ce du, a Die Integrationsgränzen bestininen wir hierauf mit Hülfe der zwei letzten von den Gleichungen (5). Wenn wir in denselben auch sin ame? statt 2 einführen, so geben sie, in Erwägung, dass 118 Dr. Ново GYLDÉN\, A ан dx du de 2sinamu, cos amu, Кати sin amu? cos amu? A amu? — Def RT — De T V—1 2i (52) U —У—1 2% Gr) U x {с e + Ce ST — Do T У (=) V—1 2 En) u —V—1 2% (==) u, EL | e Ge 2 (sin amu, cosamu, А amu)? 1 ap : 2 2 <: 6 N— 7, = ? sin аи — 2k, sin am, : — 2 (sin amu, À amu.Ÿ + 2 sin amu, cos amu Р = 4 sin amui cos amu Aamu, 2 = sin ати,” Ре а 2n—2 д= = sin ати, "^^, zu den folgenden Gleichungen Veranlassung : v2 (>) u —У—1 (7) м 0 — 4 sin au, ”"*! cos amu, А amu, {Ce ``. -- Ge } © | У (>) и У (>) и | — 9V—1 à ( 5x) sin аи, "+? Ic e бе ; | У—1 2 (57) м VA% (>) [ 0 = 4n sin ат" cos amu, А ати, | Се "+ Ge Das vollständige Integral der Gleichung («) muss zwei willkührliche Constanten ent- halten, und hat die Form b bi И. —= 0 [27а + 0" | а Führen wir aber den gefundenen Werth für © unter den Integralzeichen ет, so wird jedes Glied zwei unbestimmte Grössen enthalten. Da dies zu viel ist, so können wir eine Be- dingungsgleichung zwischen diesen Grössen in jedem Gliede etabliren und diese so wählen, STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE, 119 dass die Bestimmung der Integrationsgränzen möglichst einfach wird. Wir stellen demnach einmal die Bedingung auf alsdann wird den Gleichungen (e) von den Werthen «,—=o und и, = К, genügt. Hierauf lassen wir die Bedingung № О / С — 06 К, in Kraft treten und finden dann als Werthe, die den Gleichungen (=) genügen, #, = 0 und u=R,+V-ıK&K.. Das Integral der Gleichung («) ist daher Kı#-yY-IK, к VA | (sin amu,)”" cos 2 (x) и, du, + с" | (sin amu,)”" cos 2 =) S—- УК) ав 0 Es liegt uns nun ob, die willkührlichen Constanten dieser Gleichung so zu bestimmen, Sr u). Ku . о AN) + | lass Г, identisch mit с" wird. Hierzu gebrauchen wir die Ausdrücke für cu bei zwei speciellen Voraussetzungen über ». Wir wählen einmal 9» = 1 und darauf n — 2, wobei die folgenden Ausdrücke leicht gefunden werden, (2) 4 (2) 7 G,, rt. Fr x. (k,) (4) 5 q 4 Er = Zi 2 (№) Da nun aber К > (sin amu,)”" cos 2 Tu du, = — 8 2 non (k,) K, 1 г (5x, a Ma oe di 1 0 so erhellt, dass wir annehmen müssen C" — о wodurch man erhält @n) _ 11-40 1 , So lon Geo, я Е. | name, cos m u, du, 0 120 Dr. Ново GYLDÉN, oder x, n Ing? 2 r, =:(-k 5) vu sin amu,”” COS 28 (x) u, du, $ 32. Mit Hülfe des zuletzt angeführten Ausdruckes lässt sich eine vortheilhafte Methode zur Berechnung einzelner Coefficienten I’ ableiten, die im Wesentlichen auf einer succes- siven Verkleinerung des Moduls beruht. Wir unterscheiden daher die zu den verschiedenen Moduli gehörigen Г- Coefficienten, indem wir jene innerhalb Klammern angeben. Erinnern wir uns, dass in einer früher gebrauchten Bezeichnungsweise (n) (n) sin am" —= A — 4, COS 2amu + +: (n) (x) — (—1) {4 cos 2namu, — A -cos (an —2) ати + ... п 1 n—1 1 sowie dass К ‚ )= x [es an amm, COS N (ax x) u, du, 0 m. so erlangen wir sofort eine Gleichung, die wir folgendermaassen stellen können: (1) ге в = se (=) (1+2) ke {a A (&,) + : .) 4” me a Der 2) ‚ 9) — Vermittelst dieser Gleichung ist die Berechnung der zu Modul № gehörigen Coeffi- cienten auf die Ermittelung von solchen, die zu Modul %, gehören, zurückgeführt. In der- selben Weise können wir leicht weiter gehen und die T’(k,) durch Functionen Г (k,) aus- drücken, u. s. w. Werden schliesslich alle die somit erlangten Resultate in der Gl. (1) sub- stituirt, so erlangt man einen Ausdruck für Г (®), in welchem die l'-Coefficienten von einem beliebig kleinen Modul und also auch von dem Modul o abhängen können. Bei der Ausfüh- rung dieser Operationen begegnet uns indessen eine Schwierigkeit, die wir zunächst besei- tigen müssen. In den Gliedern nämlich, bei welchen der obere Index der T'-Coefficienten kleiner als der untere ist, treten Factoren auf, die bei verschwindendem Modul in einer unbestimmten Form erscheinen. Ein einfaches Mittel diese Unbequemlichkeit zu vermeiden besteht darin, dass wir in allen Gliedern, wo der obere Index bei den T’-Coefficienten nicht grösser als der untere ist, eine neue Art von Grössen einführen, deren Bedeutung wir durch die nachstehende Gleichung feststellen : (2) Г = (+9) gd" 7") 2 STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTHEORIE. 121 Aus dieser folgt zunächst aa (x) (в) = (+9) NT. №) И, 5. М. Hiernach ergiebt sich aus der Gleichung (1) der folgende Ausdruck : TFA T (+) | au) | | (2n) (k) = (-1)"" (à) | As ar (3) 27, (2i+2) (2i-+4) (k) + 4 DW I und ebenso ist auch a | [a+ “AT WERT kr) „ (Ri) en (— 1) Der (33) (rg) № (n) ne» — 4A i+1 PME (2i-+4) RAN ВА) И. 5. М. Zwischen den zu verschiedenen Moduli gehörigen 7-Coefficienten existiren nun, wie man leicht findet, folgende Relationen: 7’) (gt) ID т +. CE) = (ee) Ar A TN) ga AV PTE) + "| US. W. : Die Gleichung (3) giebt uns somit n°" ro (Ei (ae (ue ke ag) TR A +] x ik 7) (2i+2) (n i+- AL OMC) NUE 20" Wr“ en | wobei wir der Kürze wegen bezeichnet haben : 9” (k,) = er (A! A” д + 4”. A ue k Br A A k2 ERBE 3 Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences. VIIme Série. 16 122 Dr. Huco GYLDÉN, oder 2n(2n—1)...(v+n+1) | fe +2 n—v №. (2+4) (2+3) (n—v)(n—v—1) (2 pe | 1.2.3... (n—v) 229—2ê-1 4 ) (т) 4 Q (k,) == И EVE 4 0 1.2 (n-+v--1) (n+-v-+4-2) In derselben Weise können wir weiter gehen, indem wir nach und nach folgende Grössen einführen: $ NC); (и) (У) (и) vH) &, К. (и) (42) (ko К. \2 $ го = QE) A + QG) AT EE + QU, А (EE) +) Е v+-2 у У +] = У С) (x) (у) (x) (+) В, ka ka RER 0+2) (Go ka k $ WE WA + GA ео Fe, у V V+1 у И. 5. W. Durch die Fortsetzung solcher Operationen gelangt man bald zu Gränzwerthen, gegen welche die obigen Grössen convergiren ; diese bezeichnen wir mit ©. Ebenso bezeichnen wir die 7-Functionen, welche einem verschwindenden Modul entsprechen, mit T°. Hier- nach erhalten wir das Resultat folgendermaassen : (an) | el as i р i i n—i D, BEN eme) EDEN 2i à QT" $ р KO > TIR SR, rs PS Le | $ х АРТ CREER CHERE GT “ча EEE СЕБЯ GER Die in diesem Ausdrucke vorkommenden unendlichen Producte lassen sich in be- trächtlich einfacherer Weise angeben. Es ist nämlich aus der Theorie der elliptischen Func- tionen bekannt, dass kı , № ее 49 49? Ag! т № \2K und folglich 10° ag ве (2K,\2 № № | T ) Da nun auch STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 123 ’ 5: л® mb) 2 /9K (п) (=) gi 0’ ий Вы (En ya 'Q_ u | | { kr 2К, >: (и) (i —2) = 44 (=) 4 Q. _9 2 — + © » | so wird m a ns ax) 8 33. Es bleibt uns noch übrig, die Grössen 7,” zu bestimmen. Hierzu nehmen wir die fol- gende Gleichung, deren Richtigkeit aus der Definition von 7, (k,) einleuchtet, als Aus- gangspunkt: an 0) — h) 2 ЗК, 2 (К CH) sin am — a?” cos aix dx D gi T 0 1 2 PE 4у 1 cos 2x + À cos 4æ + | EMI DE 2 F — C9 72 | sin” cos aiwde e ATEN T 0 Denkt man sich nun den letzten Factor in der Weise entwickelt, dass ar (En AN we (2v)? , \ — | Sin x cos aix da | p MIT COS 2% + 2 — ео Did COS 47 + "| 27" (k) = 22—2V п о 0 so erlangt man, da à > v angenommen werden muss, (у) (av? 1.2.3. Gi — wobei die folgenden Glieder q°, 4' u. $. w. als Factoren erhalten und desshalb verschwinden, . . м wenn der Modul gleich Null gesetzt wird. Zur Erlangung der Coefficienten p wenden wir die im $ 14 mitgetheilte Entwicklungs- methode an. Setzen wir also, um uns den dort gebrauchten Bezeichnungen anzuschliessen, 9 Е I: WER SEEN en nn Sal g23 2 — 279 x, — | q* — (av)? 4 ET Te M == ev'rg и. $. W. и, 5. М и - a a 10; 16* 124 Dr. Ново GYLDÉN, so erlangen wir für die r folgende Recursionsgleichungen : 1 A an 1+ 9? Co Al 2v AE ие” 1 2 (2v)? 2 = S (avr, — id Biens ae eh Lassen wir in diesen Gleichungen 4 überall verschwinden, so erhalten wir leicht einen independenten Ausdruck für r,, nämlich: ee (1 =.) . 14!) L'URSS 2 2) Ta 2v __ (2v+1)(2v+2)... (2v--u—1) 5; 1.2.3... u (av) 1 Wird aber 4 als verschwindend klein angenommen, so können wir auch die im $ 14 mit K bezeichneten Coefficienten mit den n identificiren, in Folge dessen wir das folgende Resultat erhalten : __ (2v+1)(2v+2)... (+i—1) | wonach W 2v(2v+1)(2v+ 2)... (v-+3—1) 21, Fm 1.2.3... @—») Nach dieser Formel erhält man: D A I | 2T — — 5 Die ES — (3) _ (2i—6)(2i—5)(25—4) 21, = 1.2.3 и. 5. М. 8 34. Wenn einer der Indices # oder ö einen sehr grossen Werth annimmt, so wird die im vorigen Paragraphen vorgetragene Entwicklungsmethode auf verhältnissmässig mühsame STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 125 Rechnungen führen. In solchen Fällen lassen sich aber Näherungsformeln für die Г an- geben, die ein desto leichter erreichbares Resultat gewähren, je grösser diese Indices sind. Ich werde jetzt solche Formeln aufsuchen, und dabei zunächst annehmen, dass der Index n eine sehr grosse Zahl bedeutet, dass aber der Index dabei einen mässigen Werth hat. Die Gleichung Kı en) 14-978 (a | <: 2n ( 7 2Г, = a A sin amv," COS 2 (5%) M du, 0 dient uns auch jetzt als Ausgangspunkt. Setzen wir in derselben 5 и, = x, und berück- 1 sichtigen wir, die Gleichung 2 4 an |} Ч c08 2x + 1 I 3 cos de +.) т 28; „\” 49`\" <: в "ung: = (а) {sin am — = — (=) sin ©” e ; 1 so erhalten wir Ir N an {1 (2n) п 44 n PR kı 9) С 2n . oT, = (—1) (=) (1+q*) FE sin 2” COS 2% € dx, 0 und führen wir ferner > — x statt x in dieser Gleichung ein, so wird It + (2x) 4 [49\" 19 on N . (8) T — (-1)" (2) ere 2 Jeu x?" COS 21% € 4х 2i kı ge т 9? at аа ee — | 0 Wenn nun g kleiner als die Einheit ist, so wird die Exponentialgrösse unter den In- tegralzeichen einen gewissen endlichen Werth erhalten, sobald x die obere Gränze = erreicht. Zu gleicher Zeit aber wird cos х verschwinden und somit auch das Product 1 4 of. 2.008 2e — |) cosTe Dieses Product wird aber auch in der Nähe der Gränze > sehr klein sein, und somit wer- den die Elemente des Integrals daselbst, wenn » sehr gross ist, ohne merklichen Einfluss auf seinen Werth sein. Wir können daher für die obere Gränze statt 5 eine etwas klei- nere Zahl substituiren. 126 Dr. Huco GYLDÉN, Erwägen wir nun, dass log cos x COST = € ’ ‘ so dürfen wir unter den obigen Annahmen uns des folgenden Ausdruckes bedienen : T N) U Ur tes wo 7, T, u. $. w. die sogenannten Tangentencoefficienten bezeichnen, nämlich 7, = 1, I, — 2,31, 16, а Den Ausdruck g* an \ müssen wir auch nach den Potenzen von x entwickeln. Stellen wir diese Entwicklung fol- gendermaassen dar: — ща — ME He, so haben die Coefficienten die nachstehende Zusammensetzung : ee nn LUS —...} о 1 .2 11-9? 2 1+-q4 3 1-+g6 ) & En 5) 1 24 92 1 AGE 1 63 96 FA | 2 1.2.3.4 |1 1+0? 3 1-9? $ 1-= 96 и. $. М Setzen wir überdies т in 1 1 В 2 {1 Eifel а, | STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. kleiner als — ist, 127 VE al — = (— 1} 1-9 N 2i [0) so erhalten wir aus der Formel (ß), wenn wir mit w eine Grösse bezeichnen, die sehr wenig da Е 2n “о 9 Yale NB 22 — nd, x —. ı\lz) e — | co a%X e dax 9 kı T 0 Bevor wir diesen Ausdruck weiter entwickeln, wollen wir den Werth von e— 2% ebenso р д = 5, wie den von В, etwas näher untersuchen. Setzen wir zu diesem Zwecke in der Gleichung (x) so gewinnen wir sogleich ER EN Е Al а 20 k, € = 2 el 4q Es ist also — 2% Че а k Ey Ferner finden wir sehr leicht für В, st 84? 164“ 1 14-9? 1-+ 04 Nun ist aber 8q 1642 ЕН wer ое... N (1+ 93) (+ 9°). (A9 (9) (i— 95). 4 (1-42) (1+9) (+9)... Setzt man in dieser Formel — 4° statt 9, so ergiebt sich __ ((1—94)1—9') (41—98)... er | | ии) was mit dem folgenden Ausdrucke übereinstimmt : ... 4 (1-+ 94) (1-9) (1+q1?).. } I В, = ИИ ИВТ... Wir gehen wieder zu der Entwicklung des Ansdruckes (y). Daselbst setzen wir np, & = À 128 Dr. Ново GYLDÉN\, und erhalten alsdann Утв, Е Bat — — 5 26 — . (2m) . 1+ 07 2 2 n Pr n° fi Ô м ви: af 7 = === (5) al), (on) ZIEH Утв, 4 и 0 «Утв, PR 1- 428 Er) 2 2 “ae, a: В „a — (—1) 7 k: | de |1 nn? 0 1 2 DT DES Wenn nun и еше sehr grosse Zahl bedeutet, so werden bloss wenige Glieder dieses Ausdruckes merklich und bei diesen können wir die obere Integrationsgränze oV nß, mit => vertauschen. Die Integration geschieht alsdann nach der Formel © See Ук 2. 2% (2—1) [1\2 2v(2v—1) (2v—2){2v— р x) 2V —% BC EL FE т у ( а ( ) (2—2) (2—3) / 1 IE €" 60525242 = (—1) RS e | n (5) am nen or oe: 2 0 Mit На! dieser Formel erlangen wir aus der Gleichung (à) 1 ß (? 32 a ) 1— [4 _53 — + — ROBIN: np, (ив en Mc Вз (15 БН =) г” RN! ni ir ne a п? | В? NS 1 nf 2 (nßı) (и 6,) 2Г =(-ı) a Mia 3 q Vrnß, 1186 (gas aa С EN a ap + x) Ed $ 35. Nehmen wir nun an, dass $ sehr gross im Vergleich zu и ist. In diesem Falle erhalten wir aus der Gleichung . 9 (en) Е: En (—h"X, (): *) Cauchy, Exercices de mathematiques I, pag. 65. STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 129 &n) |. du à : r : : wo X, dieselbe Bedeutung hat wie im $.1, einen für numerische Rechnungen vortheil- a > haften Ausdruck. Die erste der Gleichungen (3) im $ 7 giebt uns nämlich 2 K,\? sa yr "2 к \2n (2%) (—) (2n) | Ч) = — (= (x) (5 — Er + Erinnern wir uns ferner der Ausdrücke für die S-Coefficienten, welche in dem $ 9 gefunden wurden, so erlangen wir bald an) Saar 1 (m \M gi ı (2n—2)(2n—1)2n (2K,\? 5 Г, 721.2.3(&n—1) № = gi {1 6 (26)? ( к | (1+, ) 2n — 4) (2n — 3 2)(2n—1)2n /2K,\4 7e 35 (2n — n rm )(2n —1) ci a) [(10.27+-4) (1+- ki ) + 4(5.2n —16) k: т Les | Dieser Ausdruck ist endlich, die späteren Glieder werden aber immer mehr und mehr verwickelt, wesshalb die Anwendung derselben nur dann vortheilhaft ist, wenn ent- weder $ sehr gross im Verhältniss von и, oder wenn » überhaupt nicht grösser als 3 ist. Im ersteren Falle darf 4 nicht kleiner als n° sein. Vermittelst der Relationen s|=. sind die y und die с bestimmt, wenn wir den Fall, wo n = о, ausnehmen. Bei dieser Vor- aussetzung ist aber 2K 1 == ЫЕ ати cos ? LE u du 0 (à) 0 Der Werth dieses Integrales ist Null, wenn $ eine ungerade Zahl bedeutet; im entgegen- gesetzten Falle haben wir (25) 9 к mu 0 1—4 Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Série. 17 130 Dr. Ново GYLDÉN, Wird auch à = 0, so giebt diese Formel wie es sich auch von selbst versteht. Ebenso leuchtet es unmittelbar ein, dass ohne Aus- nahme Für п = 1 und п — 2 findet man ferner die häufig zur Anwendung kommenden Werthe | (2i4-1) te Vi Fee (+1) %i+l ( r\ Vqi+1 б =) IH 927 Qi) 82 {nr \2 gi = ex) Le Substituiren wir in einer der Gleichungen (|) $ 28 die y statt der Г als gesuchte Grössen, so erhalten wir о = (ие) ve, [0 Pe), + ara, Hier führen wir nach und nach folgende Bezeichnungen ein: Fe 1 5 n+2 , Le ni G) ? De > г —2 N die obige Gleichung wird alsdann о = (n—1)(n—2)k, + Im (1-8) — À (=) Pa + (n+1) (n+2) k, D, Pure STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STÖRUNGSTHEORIE. 131 Ferner д = И, Yn р n—1)n—2)k, n ’ к \2 a (5) (n—2)(n—1} n kr nm —1) А Е, Е, _ Im— 2 (1) — à ES фи? (1-52) — i2 GE)! (n—3)(n—4) 2 wir erhalten hiermit 1 — Na Sd 42 Yn Yn-+2 3 woraus endlich Wird п unendlich gross gesetzt, so finden sich die Gränzwerthe für À und у folgender- maassen : Г À == Ni RS co (+ a Für y, erlangt man übrigens einen für grosse ю gültigen assymptotischen Ausdruck, welcher mit dem in $ 2 angegebenen zusammenfällt, wenn man А in k, und K in К, über- gehen lässt. Verbesserungen. Pag. 10 Z. 11 v. и. steht #? lies &? » » » 5» » Berl lies A » 12» 2 » » Ag Мэна Манна HS а Yan Матч » 14 Der Werth der Grösse f,, muss das Vorzeichen — erhalten D огл. душ steht 8% ао » 79» 3» » 813 lies $ 14 » 85 » 9 » » _Q, (x) lies Q, » 88 » Lu. 2 v.u. steht и, und и, lies и, V—1 und и, V—1 » 109 » 10 v. o. seht (1+%,) lies (1-н А) MÉMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PÉTERSBOURG, VI SERIE, Томе XVI, № 44. ÜBER FOSSILE MEDUSEN. VON Dr. Alexander Brandt. Mit 2 Tafeln. Lu le 13. octobre 1870, Sr.-PÉTERSBOURG. 1871. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourg: à Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Kymmel; М. A.E.Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakoff et A. Tscherkessoff; Prix: 45 Кор. = 15 Мог. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Février 1871. | C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Împrimerie de l’Académie Impériale des sciences. Wass.-Osir., 9 ligne, № 12.) Einleitung. Fossile Medusen gehören bis jetzt bekanntlich noch zu den grössten Seltenheiten in den Museen; auch gehen die ältesten Nachrichten über dieselben nicht weit zurück. Der Name Medusites wurde freilich schon vonGermar') aufgestellt; doch waren darunter wurm- förmige Massen gemeint, weiche sehr bald darauf?) für Coprolithen angesprochen und mit dem vorläufigen Namen Lumbricaria belegt wurden. Etwas später sprach Klöden?) die Vermuthung aus, dass die Stylolithen vielleicht einer Aequorea oder Beroö ihren Ursprung verdankten, eine Vermuthung, die er freilich in der Folge‘) selbst für werthlos und mangel- haft erklärte und die gegenwärtig nur noch von historischem Interesse ist. Die ersten gedruckten Nachrichten über eine wirkliche fossile Meduse scheinen aus dem Jahre 1845 zu stammen, in welchem Frischmann auf der Versammlung deutscher Naturforscher zu Nürnberg eine solche vorzeigte. Beyrich beschrieb dieselbe ganz kurz und legte ihr den Namen Acalepha deperdita bei. Später erwähnte L. Agassiz°) wieder- holentlich einer von ihm bereits im Jahre 1827 im Museum zu Carlsruhe gesehenen fossi- len Meduse aus Solenhofen. Im Jahre 1854 wurden durch das Königl. Geologische Museum zu Dresden von Dr. Popp aus Eichstädt, die Medusenabdrücke gekauft, welche im ersten Theile der gegen- wärtigen Abhandlung näher besprochen werden sollen. Es war denselben eine Etiquette mit der Bezeichnung Acalepha deperdita Eichw. beigefügt. Unter diesem Namen führte daher der Director des Museums, Prof. Geinitz, die Medusenabdrücke in einem 1858 erschiene- nen Katalog der Sammlungen‘) auf. 1) Germar in Keferstein. Geogn. Deutschland. IV. 4) K.F. Klöden. Die Versteinerungen der Mark Bran- 1825. 108. 14, f. 9, 10. denburg. Berlin 1834. 8. p. 301. 2) A.Goldfuss. Petrefacta Germaniae. I. 1826—1833. | 5) L. Agassiz. Contrib. to the natural hist. of the U.S. p. 222. I. 1857. p. 24 u. 306. Ш. 1860. р. 125. 3) K.F.Klöden. Beitr. zur mineralog.u.geogn. Kennt- 6) H.B.Geinitz. Das Königl. Mineralogische Museum niss d. Mark Brandenburg 1tes Stück р. 55. in Dresden. 8. 1858. p. 28. Mewroıse de l’Acad. Imp. des sciences, УПше Serie. 1 3 DR. ALEXANDER BRANDT. Nach einer mündlichen Mittheilung meines verehrten Lehrers und Freundes, Prof. Leuckart, fand Stepanow, gegenwärtig Prof. in Charkow, im Jahre 1863 auf Helgoland einen Medusenabdruck. Derselbe war, wie Stepanow mir schreibt, sehr wohl ausgeprägt, kam ihm aber leider abhanden. Ich theile diesen Fall hier mit, weil schon das Vorkommen von fossilen Medusen auf Helgoland an sich nicht ohne Interesse ist. Eine genauere Beschreibung zweier fossilen Medusen lieferte Е, Haeckel') im Jahre 1865. Die eine davon war die Beyrich’sche Acalepha deperdita, (mit welcher sich übrigens später die von Agassiz erwähnte als specifisch identisch erwiesen hat). Durch diese Publication wurde Kner?) veranlasst, einige Mittheilungen über eine kleine fossile Meduse zu machen, welche sich schon seit dem Jahre 1846 in seinem Besitz befand. Dieselbe ist in einem Fragment eines Feuersteines von 3—4”’ Dicke eingeschlossen und kann durch den Stein hindurch von beiden Seiten, der oralen und aboralen, aus ge- sehen werden. Randlappen, Muskelreifen der Subumbrella und Mundarme sind mehr oder weniger deutlich; auch glaubt Kner Randkörperchen zu sehen. Das Thier dürfte wohl in der Familie der Pelagiden seinen Platz finden und wurde einstweilen als Medusites cretaceus bezeichnet, da dasselbe aus der Kreideformation (von Niszniow in Galizien, Stanislawer Kreis) stammt. Der citirte Aufsatz Haeckel’s wirkte übrigens noch anderweitig anregend, indem er Prof. Geinitz veranlasste, die erwähnten Dresdener Medusenpetrefacte Haeckel zur Unter- suchung zu überlassen. ?) Quenstedt‘) giebt folgende, offenbar aus eigener Anschauung geschöpfte Notiz: «In den Schiefern von Solenhofen finden sich zuweilen Abdrücke von zwei concentrischen Kreisen in sehr regelmässigem Umriss, dieselben werden von acht Strahlen, die sich vier- mal zu zwei gruppiren, durchsetzt. Man kann hierbei wohl nur an Quallen denken. Exem- plare finden sich in der Herzogl. Leuchtenbergischen Sammlung..... Oftmals hängen von den Rändern der Scheibe zahlreiche Fäden herab, welche den Scheibendurchmesser 3—4 Mal an Länge übertreffen. ....» Neuerdings fügte Haeckel’) zu den früher von ihm veröffentlichten Formen noch eine Reihe neuer hinzu, deren Originale im Palaeontologischen Museum zu München auf- bewahrt werden und giebt eine allgemeine Zusammenstellung aller (12) bisher von ihm be- schriebenen Formen. Zu den neu hinzugekommenen gehört unter anderen auch der Lepto- brachites trigonobrachius, welchen der zweite Abschnitt meiner Abhandlung genauer be- spricht. 1) Е. Haeckel. Ueber fossile Medusen, Zeitschrift f. | logischen Museum zu Dresden. Leonhard u. Geinitz. wiss. Zool. XV. p. 504. Tab. XXIX. N. Jahrb. f. Mineralogie. 1866. p. 257. Taf. V. u. VI. 2) Rud. Kner. Notiz über eine Meduse im Feuerstein. 4) Quenstedt. Handb. der Petrefactenkunde 1867. Sitzungsber. der Wiener Akad. mathemat. naturwiss. CI. | р. 758. Bd. LII. Abth. I. Jahrg. 1865. р. 480 nebst Taf. 5) E. Haeckel. Ueber die fossilen Medusen der Jura- 3) Е. Haeckel. Ueber zwei neue fossile Medusen aus | Zeit. Zeitschr. {. лу. Zool. XIX. (1869.) р. 538. Taf. XL. der Familie der Rhizostomiden in dem Königl. minera- | bis XLII. FossiLE MEDUSEN. 3 Dies wären in Kürze die mir bekannt gewordenen früheren Publicationen über fossile Medusen. Was die gegenwärtigen Untersuchungen anbetrifft, so wurden sie durch meine soeben im Druck erschienene Arbeit über Rhizostoma Cuvieri') angeregt. Ich sah mich nämlich veranlasst, für dieselbe auch die fossilen Rhizostomiden vergleichsweise zu berück- sichtigen, wodurch wiederum der Wunsch rege wurde, letztere durch eigene Anschauung kennen zu lernen. Ein längerer Aufenthalt in Deutschland bot hierzu die passende Gelegen- heit. Durch ein genaueres Studium der bezüglichen Platten glaube ich zu dem bereits Be- kannten noch einige ergänzende und zum Theil wohl auch berichtigende Thatsachen hinzu- gefügt zu haben, welche ich hiermit der Öffentlichkeit übergebe. Den Herren Directoren der Königlichen Museen zu Dresden und München, den Pro- fessoren Dr. Geinitz und Zittel fühle ich mich zu Dank verpflichtet für die grosse Libe- ralität und Zuvorkommenheit, mit welcher sie mir die ihrer Obhut befohlenen Unica zur Verfügung stellten. Auch Herrn Prof. Leuckart spreche ich meine Erkenntlichkeit für seine anregende Theilnahme, sowie die gütige Vermittelung bei der Übersendung der Ob- jecte nach Leipzig aus. A. Rhizostomites admirandus und lithographicus. Haeckel. Die wohlerhaltenen Abdrücke der in Rede stehenden Medusen gehören unstreitig zu den schönsten palaeontologischen Objecten des Königl. Geologischen Museums in Dresden und stammen, wie bereits in der Einleitung erwähnt wurde, aus den lithographischen Schie- fern der Juraformation von Eichstädt. Es sind bekanntlich im Ganzen drei Platten, auf denen sich die werthvollen Medusen- abdrücke befinden, nämlich eine grosse und zwei kleinere, welche beide letzteren jedoch zusammengehören und Abdruck und Gegenabdruck darstellen. Der längste Durchmesser der grossen Platte beträgt nicht weniger als 0,45 m., der des kleineren Plattenpaares hin- gegen nur je 0,2 m. Auf der grossen (Fig. I) befindet sich neben einem sehr beträchtlichen und wohlerhaltenen Abdruck noch ein kleinerer, weniger gut erhaltener, während das ganze kleinere Plattenpaar (Fig II) von nur einem Abdruck, resp. auch Gegenabdruck, in An- spruch genommen wird. Die beiden Abdrücke auf der grossen Platte und den auf dem kleineren Plattenpaare bezieht Haeckel auf zwei verschiedene Species, welche er mit den wohlgebildeten Namen Rhizostomites admirandus und ВВ; lithographicus belegt. Der Be- quemlichkeit halber soll auch in dem gegenwärtigen Aufsatze diese Bezeichnung bei- 1) A. Brandt. Ueber Rhizostoma Cuvieri Lmk., ein Beitrag zur Morphol. d. vielmünd. Medusen. Mém. de l’Acad. de St. Pötersb. VIIme. Ser. Т. XVI. Nr. 6. 1870. | 1 С 4 Dr. ALEXANDER BRANDT. behalten werden, wenn auch im Verlaufe der Untersuchung einige Zweifel in Bezug auf die Haltbarkeit beider Species auftauchen dürften. — Die Abdrücke von Rh. admirandus sind Relieffiguren; die von Rh. lithographicus bieten freilich ausser einer Relief- noch eine Concavfigur; doch soll, nach dem Vorgange von Haeckel, auch hier hauptsächlich nur die Reliefplatte berücksichtigt werden, und zwar nicht blos, weil sie einen besseren Vergleich mit der Platte von Rh. admirandus zulässt, sondern auch, weil sie die deutlichere ist. Die Beschreibung knüpft mithin stets an diese Platte an, auch ist nach ihr die beigefügte Figur II angefertigt. Ehe wir uns der speciellen Beschreibung der Medusenreste zuwenden, erübrigt es noch vorher festzustellen, zu welcher Categorie fossiler Reste dieselben zu zählen sind. Die Consistenz der Medusenleiber lässt es freilich selbstverständlich erscheinen, dass von einer Erhaltung der Leiber als solche, oder von einer Imprägnirung derselben mit Kalk nicht die Rede sein kann, dass vielmehr nur Abdrücke davon erhalten sein können; doch tritt die speciellere Frage an uns heran, ob wir auch Abdrücke im engeren Sinne des Wortes oder Gegenabdrücke vor uns haben. Haeckel meinte, dass die Reliefplatten Gegen- abdrücke, d. h. die Ausfüllungsmasse der Eindrücke darstellen, welche die Körper der Medusen bei ihrem Absterben in dem weichen feinen Schlamme hinterliessen, der später den Schiefer bildete. Es ist dies eine Auffassung, welche durch die vorliegende Nachuntersuchung nicht bestätigt werden konnte. Es erwies sich vielmehr, dass die Bas- reliefe einfache Abdrücke sind und die Ausfüllungsmasse der Schirmglocke selbst dar- stellen. Weiter unten soll noch wiederholentlich auf diese Frage recurrirt werden. 1. Speciellere Beschreibung und Deutung der Petrefacten. Da die Abdrücke auf beiden lithographischen Platten (Fig. I. u. II) einander sehr ähnlich sehen und in ihren Einzelheiten sich _— ergänzen, so erscheint es wohl thunlich, beide gleichzeitig abzuhandeln. Der erste Blick auf die Platten genügt, um sich vollkommen zu überzeugen, dass man es wirklich mit fossilen Medusen zu thun habe. Besonders maassgebend ist dabei die Rand- zone des Schirmes, weicher die Abdrücke hauptsächlich ihren Habitus verdanken. Es ist dies auch gleichzeitig derjenige Abschnitt, über dessen Deutung von Haus’ aus keine Zweifel denkbar sind; wesshalb man die Beschreibung naturgemäss mit ihm beginnen kann. 1) Am besten ist die Randzone der Umbrella bei dem grossen, Exemplar von Rh. admirandus erhalten und gewährt hier einen schönen Einblick in ihre Beschaffenheit, obgleich der grössere Theil davon weggebrochen ist. Die übriggebliebenen Theile bestehen aus einem noch nicht ganz ein Viertheil der Gesammtperipherie umfassenden Segmente (am unteren Ende der Zeichnung) und einem ganz kleinen Fragmente (am oberen Ende derselben). Ob die verlorengegangenen Abschnitte ebenso gut ausgeprägt waren, ist sehr fraglich; denn die Stelle o weist darauf hin, dass er wenigstens links zerrissen war. — Nach FossiLe MEDUSEN. 5 aussen wird die Randzone von einem bogenförmigen, gezähnelten, stellenweise ver- brochenen Contur begrenzt, während sie nach innen, also centralwärts, ohne strenge Grenze in die Nachbartheile übergeht. Ihr Niveau ist durchweg über das der Steinplatte erhaben, doch nicht überall das nämliche. Von der Peripherie aus steigt es in einer, unter sehr kleinem Winkel geneigten schiefen Ebene an (Fig. IV), erhebt sich zu einem niedrigen Ringwall und fällt darauf nach innen zu etwas steiler ab, um in einen tieferen, fast horizon- talen Abschnitt (F’) überzugehen. Links und unten ist der Ringwall so gut wie nicht vor- handen, während er am obern Fragmente besonders scharf ausgeprägt ist, hier ganz plötz- lich nach innen abfällt und von einer tiefen Furche (K) begrenzt wird. Die Randzone erscheint wie gebändert durch zahlreiche concentrische Furchen, welche meist schön aus- geprägt sind und durch ziemlich regelmässige Leistchen geschieden werden. Es ist klar, dass diese Beschaffenheit der Oberfläche von Muskelreifen der Subumbrella herrührt, welche auch bei den lebenden Medusen stark vorspringen. Gegen die Peripherie der Rand- zone nehmen die Furchen und Leisten an Schärfe ab, sind jedoch noch auf den basalen Theilen der Randlappen erkennbar. Im Allgemeinen weniger deutlich, ja stellenweise ganz verwischt, sind sie auf dem Ringwalle des unteren Schirmfragmentes. Nach innen vom Ringwalle erscheinen sie eine Strecke weit scharf ausgeprägt, verstreichen aber cen- tralwärts allmählich, so dass die Randzone, wie schon bemerkt, ohne strenge Begrenzung in die auf sie folgende, von Haeckel als glatten Ring bezeichnete Zone (G) übergeht. Der Saum (E) der Randzone, und mithin auch des ganzen Abdruckes, ist mit einer Summe von mehr oder weniger regelmässigen Auszackungen versehen, deren Begrenzungen sich als radiär verlaufende Furchen eine Strecke weit (bis an 0,025 m.) centralwärts ver- folgen lassen. Bei schiefer Beleuchtung der Platte treten diese Auszackungen besonders deutlich hervor. Es braucht wohl kaum gesagt zu werden, dass sie den Randlappen der Meduse entsprechen. Haeckel berechnete ihre Gesammtzahl im Umkreis des Schirmes auf 128, womit auch meine Berechnung vollkommen übereinstimmt. Ausserdem will Haeckel noch die Anzeichen von acht grossen Hauptlappen gefunden haben, welche durch vier radial und ebenso viele interradial gelegene Einziehungen des Schirmrandes begrenzt würden. Zwei dieser Einziehungen sollten noch erhalten sein; doch deucht mir an den ent- sprechenden Stellen der Schirmrand verbrochen, so namentlich rechts bei q, wo sich sogar die abgebrochenen Randlappen auf dem darunter liegenden Schirme des kleineren Exemplares nochmals abgedrückt haben. Die Randzone des kleineren Exemplares von Rh. admirandus bietet im Wesentlichen gleichfalls die eben beschriebenen Verhältnisse dar; nur ist sie lange nicht so schön er- halten und namentlich am Aussenrande stark beschädigt. Aehnliches gilt auch für Rh. litho- graphicus. Zwar sind hier an zwei Drittheil vom Umkreise des Schirmes im Abdruck noch vorhanden, doch ist dafür der peripherische Saum der Randzone und mit ihm auch die Randlappen abgebrochen. Nur rechts unten (Fig. II, m) erscheint der Saum gleichsam gerade abgeschnitten; erweist sich jedoch beim näheren Zusehen als blos umgeschlagen. Dieses 6 Dr. ALEXANDER BRANDT. wird durch die Abdrücke bewiesen, welche die umgeschlagenen Randlappen hinterliessen. (Dieselben zeigen eine Breite von 0,005 m.) Die ursprüngliche Breite der Randzone (bis zur Furche K gerechnet) möchte, wenn man die umgeschlagene Stelle der Berechnung zu Grunde legt, etwa 0,035 m. betragen haben. Haeckel hielt den Saum der Randzone von Rh. litho- graphicus für intact und vindicirte ihm daher nur eine Breite von 0,020 m. Dass der Rand wirklich bedeutend abgebrochen ist, lässt sich übrigens bereits durch Betrachtung seiner oberen Partie bei n constatiren, wo ihre concentrischen Furchen und Leisten hart an die Grenze der Steinplatte herantreten. An dieser Stelle lassen sich auch ungefähr ebenso viele concentrische Furchen und Leisten (an 40) zählen, wie an der Randzone des Rh. ad- mirandus. Bringt man die Breite der am umgeschlagenen Rande bei m sichtbaren Rand- lappen in Anschlag, so dürfte sich die Gesammtzahl der Randläppchen im Umkreise des Schirmes, wie bei Rh. admirandus gleichfalls auf 128 gestellt haben (Haeckel nahm nur 112 an). — Die wallartige Erhebung der Randzone fällt ringsum nach innen ebenso steil ab und grenzt an eine ebenso scharfe Furche, wie beim kleineren Exemplar von Rh. ad- mirandus und am oberen Fragmente des grösseren, ein Umstand, dem übrigens durchaus keine andere Bedeutung zuzumessen ist, als dass die Meduse etwas anders bei ihrer Ein- schlämmung gelegen hat. Die Furchen und Leisten auf der Randzone sind entschieden weniger scharf und regelmässig, als bei Rh. admirandus, und leicht gewellt. Ein Paar, freilich nur undeutliche Radiärfurchen auf der Randzone (R,?, R,?) könnten möglicherweise für Spuren von Radiärkanälen gehalten werden. Sie lassen sich bis zur Kreisfurche K verfolgen, welche letztere ihrer Lage nach ungefähr dem muthmasslichen Cirkelkanal entsprochen haben dürfte. — Der Umstand, dass die Randzone aller drei Petrefacten convex und nicht etwa concav gewölbt ist, gehört zu einem der entscheidensten Argumente für den Satz, dass unsere Petrefacten Abdrücke und nicht Gegenabdrücke sind. 2) Als eine fernere Zone unserer Petrefacten stellte Haeckel den sogen. glatten Ring (G) auf. Derselbe liegt freilich nicht immer nach innen von der Randzone, sondern geht auch zum Theil über sie hinweg. Sein Niveau erhebt sich im allgemeinen über das der unmittelbar angrenzenden Partieen, doch liegt es bedeutend tiefer, als der Wall der Rand- zone. Im Einzelnen ist übrigens nicht blos sein Niveau, sondern auch seine Gestaltung eine durchaus variable und unregelmässige. Am wenigsten unregelmässig ist der glatte Ring beim grossen Exemplar von Rh. admirandus. Hier steigt seine Oberfläche vom äussern gegen den innern Rand, wo er durch eine, besonders in den untern Abschnitten, stellenweise scharf ausgeprägte Furche begrenzt wird. Peripherisch geht er jedoch durchaus ohne scharfe Grenze in die Randzone über, indem sich auf ihm immer deutlicher und deutlicher con- centrische Furchen und Leisten zeigen. Er ist nicht etwa kreisrund, sondern streng ge- nommen abgerundet-eckig, indem er sich den von ihm umschlossenen Gebilden anpasst. Dabei erscheint auch seine Breite nicht überall genau dieselbe, wenngleich sie im Mittel auf 0,02 oder 0,025 m. geschätzt werden kann. In die Augen fallend ist ein abgerundeter Vorsprung (v) am innern Rande, unten, und ein ähnlicher, doch weniger regelmässiger, Fossıve MEDUSEN. 7 oben (у’). Am kleineren Abdruck von Rh. admirandus ist der glatte Ring auf eine geschweifte Lefze (G) reducirt, bis zu welcher sich innen und aussen die concentrischen Furchen des Schirmes erstrecken. Wieder anders erscheint derselbe bei Rh. lithographicus, wo er band- förmig geschlängelt und bedeutend schmäler als beim grossen Exemplar von Rh. admirandus ist. Im Ganzen kaum verdickt, erhebt er sich nur links merklich über das Niveau der innern Partieen (F’) der Randzone, und zwar am höchsten bei р, wo er selbst den Ringwall der selben überragt. Dabei ist er stellenweise rauh, oder gar verwischt; trotzdem liesse sich, wenn auch mit einiger Mühe, seine Gestalt etwa als abgerundetes Achteck reconstruiren. Doch ist diese Figur nur unregelmässig, hier schmäler, dort breiter, hier höher, dort niedriger, hier scharf conturirt, dort verwischt; dabei tritt sie bald ganz an die wallartige „Erhebung der Randzone heran und bald entfernt sie sich von derselben. Die Deutung des sogen. glatten Ringes dürfte einige Schwierigkeit verursachen. Nach Haeckel’s Meinung kann er nichts Anderes sein, als derjenige Theil der Gallertscheibe, welcher zunächst die Genitalhöhlen aussen umgiebt und gewissermassen deren äussere Wand bildet. Dass der glatte Ring dem eben bezeichneten Abschnitt der Gallertscheibe entspricht, ist gewiss richtig; doch scheint andererseits die Annahme berechtigt, dass er eine fremde Auflagerung, gleichsam eine Unterbrechung des Abdruckes darstellt. Hierfür spricht nämlich seine unregelmässige Gestalt, die meist glatte, an einen erstarrten, dickflüssigen Brei erinnernde Oberfläche, ferner der Umstand, dass er stellenweise die Randzone kreuzt oder mitten auf ihr verläuft, sowie besonders auch, dass da, wo er wenig ausgeprägt ist, auf ihm die concentrischen Furchen der Randzone auftreten. Was seine Entstehung anbetrifft, so eröffnen sich zwei Möglichkeiten: entweder ist, nachdem die Medusenabdrücke zu Stande gekommen, noch nachträglich Kalkbrei auf dieselben, etwa durch die unterdessen zerstörte Umbrella, nachgeflossen, oder aber, — und diese Auffassung scheint mir die naturgemässere, — die Abdrücke sind entsprechend dem glatten Ringe von Hause aus nicht ausgeprägt worden, weil hier die untere Schirmfläche wegen ihrer grössten Concavität und Starre sich nicht vollkommen der schlammigen Unterlage anschmiegen konnte und einen mit Wasser oder Luft gefüllten Spaltraum darbot (Fig. ПТ). | 3) Indem wir uns nun zu den mittleren Partieen der Petrefacten wenden, stossen wir auf bisher übersehene Gebilde, welche ursprünglich in verschiedenen Flächen über einander lagen, deren Abdrücke jedoch, gleich Kleiderschnitten auf einem Blatte, ineinander ge- zeichnet und daher mühsam zu entziffern sind. Bei dieser Arbeit leisten jedoch die an lebenden Formen, besonders Rhizostoma Cuvieri gesammelten Erfahrungen gute Dienste '). Als Untersuchungsobject empfahl sich hierbei besonders Rh. lithographicus, an dem einige, für die innere Organisation der jurassischen Medusen massgebende und an Rh. admirandus nur mit einiger Mühe aufzufindende Verhältnisse deutlicher wahrnehmbar sind. Man kann daher bei der Beschreibung mit Rh. lithographicus beginnen." 1) Von älteren Arbeiten vergleiche man besonders die! u. Naturgesch. d. Quallen. N. Acta Leop. Т. X. P. I. treffliche Monographie von Eysenhardt. Zur Anatomie | 1821. p. 377. 8 Dr. ALEXANDER BRANDT. An demselben fällt leicht eine Zeichnung auf, welche einem Ordenskreuz ähnlich sieht und besonders scharf an ihren vier, nach innen vorspringenden Seiten durch leicht gekräu- selte Leistchen markirt wird. Es lässt sich wohl kaum bezweifeln, dass in dieser Figur die Decke der coelenterischen Centralcavität, des sogen. Magens, vorliegt. Weniger deutlich als die Seiten, sind die vorspringenden Winkel (g) der Centralcavität begrenzt, doch dürften sie wohl, wie bei Rhizostoma, dreieckig zugestutzt gewesen sein, so dass jeder derselben gleichsam in drei secundäre Winkel zerfällt war. Der quere Durchmesser der Magendecke beträgt 0,06, der diagonale circa 0,1 m. — Jeder der vier Seiten der Magendecke liegt eine ovale oder nierenförmige Platte (H) an, von denen übrigens nur die untere linke einen wohl erhaltenen Abdruck darstellt, während die übrigen mehr oder weniger der Restauration bedurften. So ist namentlich die linke obere durch den über sie hinwegziehenden glatten. Ring zum grossen Theil verdeckt und unkenntlich gemacht, und lassen sich auch die beiden rechten Platten nur bei sehr genauer Betrachtung reconstruiren. Die Platten waren 0,035 lang und 0,02 m. breit. Die Deutung derselben als Decken von ebenso vielen, die Central- cavität umgebenden Genitalhöhlen wird von der Analogie mit lebenden Formen durchaus gefordert. Bei genauerer Untersuchung lassen sich Organisationsverhältnisse, welche den eben beschriebenen entsprechen, auch bei dem grossen Exemplare von Rh. admirandus nach- weisen. Namentlich sind an demselben schwache Abdrücke von "zwei der nierenförmigen Platten (H) vorhanden. (Die den beiden andern, nämlich den seitlichen Platten entsprechen- den Partieen des Abdruckes sind abgebrochen.) Von den beiden noch erhaltenen nieren- förmigen Platten ist die untere die besser ausgeprägte und lässt eine ungefähre Messung zu. Ihr Radial- oder Breitendurchmesser möchte sich auf 0,03, ihr Tangential- oder Längen- durchmesser hingegen auf 0,07 m. gestellt haben. Von dem Umriss der Magendecke ist, leider, nichts weiter, als die beiden mit den nierenförmigen Platten gemeinsamen Bogenlinien er- halten; doch genügt bereits dieses, um ein Quadrat mit eingebogenen Seiten zu recon- struiren. Die Begrenzung der Winkel der Magendecke wurde auf der Zeichnung mehr nach der ungefähren Abschätzung, als nach der directen Beobachtung geführt. Die Decke möchte in transversaler Richtung 0,11 und in diagonaler 0,18 gemessen haben. Am kleineren Exem- plare von Rh. admirandus lassen sich keine deutlichen Spuren von Magen- und Genitalhöhlen- decken erkennen, da die entsprechende Zone des Abdruckes durch höckerige Auflagerungen entstellt ist. 4) Als eine besondere Zone an den Petrefacten wurde von Haeckel der vier- theilige Ring aufgestellt. Derselbe sollte aus vier einander mit den Spitzen berührenden und von unregelmässig gewellten, concentrischen Furchen durchzogenen, sichelförmigen Wülsten bestehen und den Genitalien entsprechen, eine Deutung, zu welcher übrigens die radiäre Lage derselben nicht wohl stimmen dürfte. Mir erschienen die Verhältnisse bei der Nachuntersuchung in manchen Beziehungen etwas anders. Zunächst wäre zu bemerken, dass die Sichelwülste überhaupt allenfalls nur bei dem grossen Exemplar von Rh. admirandus Fossı.e MEDUSEN. 9 als streng begrenzte Gebilde angenommen werden könnten. Doch auch hier wird die äussere Begrenzung derselben durch den besprochenen glatten Ring, die innere aber durch eine ausgebrochene Stelle rechts von der untern nierenförmigen Platte blos vorge- täuscht; denn betrachtet man die Stelle links von dieser Platte, so überzeugt man sich, dass die angeblich für die Sichelwülste charakteristischen Furchen sich ohne Grenze nach innen zu: auf die unregelmässigen Auflagerungen des Mittelfeldes fortsetzen. Der letztere Umstand lässt uns auch die Aufstellung einer andern, unmittelbar auf den viertheiligen Ring folgenden Zone, des sogen. tiefen Ringes, entbehrlich erscheinen. In den Bereich dieser beiden Zonen fallen, ausser den bereits beschriebenen nierenförmigen Platten und Magenwinkeln, noch die erwähnten gewellten Furchen, zu denen wir nun zurückkehren. — Dieselben verlaufen meist zwischen den nierenförmigen Platten, quer über die Magenwinkel hin, doch erstrecken sie sich auch nach allen Richtungen über das Gebiet der Winkel mehr oder weniger hinaus. Sie sind im grossen Ganzen concentrisch gestellt, doch unregelmässig gekrümmt und gelegentlich verästelt. Peripherisch gehen sie, wofern sie nicht, wie bei Rh. admirandus, durch den glatten Ring begrenzt werden, ohne scharfe Grenze in die regelmässige Streifung der Subumbrella über. Centralwärts verstreichen sie allmählich auf den unregelmässig blättrigen Auflagerungen des weiter unten zu beschreibenden Mittel- feldes. Seitlich überschreiten sie die Contouren der nierenförmigen Platten, um an einem eigenen ovalen Contur (i) zu endigen. Bei Rh. lithographicus decken sich diese beiden Con- turen fast, während bei Rh. admirandus der Contur à verhältnissmässig bedeutend kleiner ist. Die soeben beschriebenen unregelmässigen concentrischen Furchen sind als Abdrücke der vier Füsschen oder. Wurzeln der Mundscheibe aufzufassen, welche bei lebenden Rhizostomen von der untern Schirmfläche, zwischen den nierenförmigen Platten unterhalb der Winkel der Centralcavität entspringen. Die mehr peripherisch gelegenen, den «Sichel- wülsten» entsprechenden Linien würden den Basalttheilen dieser Füsschen angehören. Die ovalen Conturen $ stellen die als Eingänge in die vier Genitalhöhlen bekannten ovalen Fenster dar, welche sich auf den über ihnen liegenden nierenförmigen Platten abgedrückt haben. 5) Zum Abschluss der objectiven Beschreibung der Abdrücke bleibt uns noch der von meinem Vorgänger als «kreisrundes Mittelfeld» bezeichnete Theil zu berücksichtigen. Als Ganzes genommen nähert er sich einem Kugelsegment, welches sich beträchtlich über alle übrigen Partieen der Platten hervorwölbt. Die Begrenzung des Mittelfeldes fällt mit der der Magendecke, wenn man sich deren Winkel abgeschnitten denkt, zusammen. Bei der specielleren Beschreibung des Mittelfeldes dürfte es zweckmässig sein, zu- nächst an das grössere Exemplar von Rh. admirandus anzuknüpfen. (Geht hier das Mittel- feld auch ohne strenge Grenze in diejenigen Partieen der Platte über, welche den Magen- winkeln und den Furchen entsprechen, so lässt sich dennoch eine annähernd kreisförmige, genauer gesagt, aber abgerundet eckige Furche (s) als allgemeine Begrenzung angeben. Freilich ist dieselbe vielfach unterbrochen oder undeutlich, so namentlich in ihrem untern Abschnitte. Mémoires de 1`Аса@. Imp. des sciences, VIIme Série. о 10 Dr. ALEXANDER BRANDT. Im Centrum (a) des Mittelfeldes stossen vier, annähernd gerade verlaufende Haupt- furchen (b) von 0,012 m. Länge zusammen und bilden so ein Kreuz. Uebrigens ist es, genau genommen, nicht ein einziger Punkt, in dem sie zusammentreffen, sondern es sind vielmehr zwei Punkte, welche freilich äusserst nahe, auf einer zapfenförmigen Erhöhung bei einander liegen und durch eine Furche mit einander verbunden sind. Daher machen auch je zwei und zwei über’s Kreuz gestellte Furchen zusammengenommen keine continuir- liche, sondern eine gebrochene Linie aus. Die kurze centrale Verbindungsfurche ist leider etwas zerkratzt. Jede der vier Hauptfurchen spaltet sich aussen in zwei gecundäre Furchen (c), welche bogenförmig divergiren, etwas unregelmässig gewellt erscheinen und einen spitzen Winkel mit concaven Seiten bilden. Die Spitze dieses Winkels wird durch ein kleines, dreieckiges oder pfeilförmiges Grübchen ausgezeichnet. Die secundären Furchen sind auf einer Strecke von cirea 0,04 m. deutlich gegen die Peripherie zu verfolgen; die einen von ihnen hören an der oben festgestellten Begrenzungslinie (s) des Mittelfeldes auf, während die andern sich über diese Linie hinaus erstrecken und, nach einem geraden oder gekrümmten Verlaufe, unbestimmt endigen. Durch die vier primären und acht secundären Furchen zerfällt das ganze Mittelfeld gleichsam in acht Dreiecke, welche von Haeckel in vier concavgleichschenkelige (e) und ebenso viel convexgleichschenkelige (d) eingetheilt wurden. Die ersteren werden seitlich von je einem Paar der secundären Furchen begrenzt und erreichen daher mit ihren Spitzen nicht das Centrum; während die letzteren gleich- zeitig auch von den primären Furchen begrenzt werden und sich daher unmittelbar um das | Centrum gruppiren. Die Basis sämmtlicher Dreiecke wird durch Abschnitte der freilich nur vagen Umgrenzung des Mittelfeldes bezeichnet. Die Oberfläche der Dreiecke e ist ge- wölbt und dacht sich gleichmässig nach beiden Schenkeln und der Spitze hin ab. Aehn- lich ist auch die Oberfläche der Dreiecke d beschaffen, nur mit dem Unterschiede, dass ihre Mitte viel stärker prominirt und einen, alle übrigen Theile der lithographischen Platte bedeutend überragenden Buckel bildet. Glatt und wohlgerundet fällt derselbe an seiner’ Aussenseite etwas schroffer, als an seiner Innenseite ab. Ueber die äussern Theile sämmt- licher Dreiecke hinweg sieht man deutlich eine Anzahl von seichten, concentrischen Linien verlaufen, welche an ihren Kreuzungspunkten mit den Schenkeln der Dreiecke gebrochen erscheinen. Ihr gegenseitiger Abstand lässt sich auf 0,001—0,002 m. schätzen. Centralwärts erstrecken sie sich zum Theil bis über die Scheitel der Buckel hinaus, während sie an der Peripherie der Dreiecke sich unter den erwähnten blättrigen Auflagerungen verbergen, welche die Abgüsse der unteren Fläche der Füsschen und vielleicht zum geringeren Theil, auch zufällig in die Centralcavität eingedrungene Kalkmassen darstellen. (Zu diesen Auf- lagerungen sind unter andern auch die Gebilde zu rechnen, welche Haeckel (р. 262) als Wäülste bezeichnete und für die Begrenzung der Mundarme ansprach.) Das Mittelfeld des kleineren Abdruckes von Rh. admirandus ist, leider, weniger gut erhalten. So ist namentlich das centrale Furchenkreuz durch einige Nebenlinien stellenweise undeutlich gemacht. Dies gilt besonders von der Kreuzungsstelle selber, welche je nach FossıLE MEDUSEN. it der Beleuchtung der Platte, bald als Rechteck mit concaven Seiten, bald als kurze Ver- bindungsfurche erscheint, ein Uebelstand, der durch diffuse Auflagerungen von Kalksub- stanz bedingt wird. So viel steht jedoch fest, dass wir es wiederum mit vier einzelnen und nicht etwa mit zwei sich einfach schneidenden Hauptfurchen zu thun haben. An der Bifur- cationsstelle derselben sind auch hier die dreieckig-pfeilförmigen Grübchen nicht nur vor- handen, sondern auch noch besser ausgeprägt als beim grossen Exemplar. Die zu jeder der primären Furche gehörenden zwei secundären (c) kehren einander nicht die Convexität, sondern eher die Concavität zu, so dass sie in ihrem Verlauf nicht zu divergiren, sondern zu convergiren scheinen. Hierdurch wird dem ganzen Furchenkreuz ein etwas anderer Habitus als beim vorhergehenden Exemplare verliehen. Dazu kommt noch, dass die klei- neren (schon nicht mehr die Bezeichnung der concavgleichschenkeligen verdienenden), Dreiecke sich verhältnissmässig mehr vorzuwölben scheinen, worin sich ein gewisser An- klang an Rh. lithographicus ausspricht. Bei letzterem fallen nämlich, statt der vier vorspringen Buckel des Mittelfeldes, sofort acht auf, da jedes der acht Dreiecke einen solchen besitzt. Dessen ungeachtet sind die Dreiecke nicht etwa alle unter einander gleichwerthig und stossen durchaus nicht alle acht, wie es Haeckel abbildet, im Centrum des Mittelfeldes zusammen; sondern es lässt sich viel- mehr nachweisen, dass auch hier vier derselben näher an das Centrum herantreten, als die übrigen vier, mit ihnen alternirenden: wenn auch die Configuration der einen und der an dern keine so prägnante Unterschiede bietet. Bei Rh.lithographicus giebt es gleichfalls vier primäre Kreuzfurchen, welche sich in die doppelte Anzahl von secundären spalten. Die Letzteren kehren einander, wie beim kleineren Exemplar von Rh. admirandus, ihre Con- cavität zu, so dass auch hier von concav- und convexschenkeligen Dreiecken im buchstäb- lichen Sinne der Bezeichnung, nicht mehr die Rede sein kann. Das Centrum des Mittelfeldes bietet eine tief gelegene, rauhe, höckerige Fläche, deren Begrenzung durch unregelmässige Auflagerungen zum Theil freilich verdeckt und verunstaltet ist; aber dessen ungeachtet ein Rechteck mit einspringenden Seiten erkennen lässt. Der Querdurchmesser dieses Rechtecks beträgt 0,007 bis 0,008 т. Seine vier Winkel setzen sich in die kurzen primären Furchen fort, welche sich an ihrem äusseren Ende in die secundären Furchen (von 0,03 m.) gabeln. Es scheint fast, als verästelten sich an der Peripherie auch die secundären Furchen, doch möchte dieses nicht mit Sicherheit behauptet werden dürfen, da die Verästelung blos vor- getäuscht sein könnte durch die kalkigen Auflagerungen und concentrischen Furchen des Mittelfeldes. Von den letzteren lassen sich 10 bis 12 zählen, welche mit den beim grossen Exemplar von Rh. admirandus beschriebenen übereinstimmen, sich gleichfalls centralwärts bis über die Buckel hinaus erstrecken und an den Stellen, wo sie sich mit den acht secun- dären Furchen kreuzen, gebrochen erscheinen. Was nun die Deutung des Mittelfeldes anbetrifft, so erkannte schon Haeckel, dass dasselbe der untern Fläche der sogen. Mundscheibe entspreche und erklärte das centrale Furchenkreuz für Ueberreste des Mundes. In diesen Cardinalpunkten muss ich ihm un- 2* 12 Dr. ALEXANDER BRANDT. bedingt beistimmen. Ein Anderes ist es mit den Einzelheiten seiner Deutung, welche einer nähereren Prüfung bedürfen. ' Von der Idee ausgehend, unsere Petrefacten seien Gegenabdrücke, hielt Haeckel in seiner Arbeit vom Jahre 1866 (p. 274 u. 275) die vier grösseren, convex-gleichschenkeligen Dreiecke (d) für die basalen (inneren und oberen) Theile der vier grossen Hauptarme des Stieles, für Mundarme. Der Buckel, welcher sich in der Mitte jedes dieser Dreiecke findet und welcher den am meisten erhabenen Theil des ganzen Petrefactes bildet, sollte dem dicksten Theile der Hauptarme entsprechen. Die vier concav-gleichschenkeligen Dreiecke sollten demgemäss interradial gelegen sein und denjenigen Theilen des Scheibencentrums entsprechen, welche zwischen den vier Armbasen liegen und welche nach aussen allmählich in das Dach der Geschlechtshöhlen übergehen. Im Einklange hiermit hielt Haeckel die im Centrum zusammenstossenden Schenkel des Furchenkreuzes für Nathgrenzen zwischen den vier verwachsenen Basen der vier grossen Mundarme. Später, bei Gelegenheit seiner ana- tomischen Untersuchungen an der lebenden, von ihm selbst entdeckten Crambessa Tagi'), | wurde er jedoch darauf aufmerksam, dass er sich in den Einzelheiten geirrt habe, da die Mittellinie der .vier grösseren, convex-gleichschenkeligen Dreiecke nicht radial, sondern interradial; die Mittellinie der vier kleineren, concav-gleichschenkeligen Dreiecke (und ebenso der entsprechende Schenkel des Mundkreuzes) nicht interradial, sondern radial ist. Auf Details liess er sich hierbei freilich nicht ein, doch bemerkt er im Allgemeinen, dass die Kreuzlinien des Mittelfeldes ein mit Crambessa merkwürdig übereinstimmendes Bild gewähren und offenbar ganz dieselbe Bedeutung haben, | Die von Haeckel angebahnte Deutung des Mittelfeldes soll hier weiter ausgeführt und begründet werden. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn man den Satz festhält, dass unsere Petretacten nicht Gegenabdrücke, sondern Abdrücke sind. Erkennt man diesen Satz nicht an, so stösst man bei der Deutung der Einzelheiten auf nicht zu überwindende Schwierigkeiten und Widersprüche. | Das Mittelfeld stellt einen Abdruck, die Ausfüllungsmasse der unteren Fläche der Mundscheibe (des Stieles) dar. Die vier oder acht Buckel desselben entsprechen ebenso vielen Gruben, auf der erwähnten, an und für sich schon kuppelförmig ausgehöhlten Fläche. Der Umstand, dass die Buckel die Conturen der Centralcavität, die Füsschen und die Sub- umbrella überragen, widerspricht dieser Auffassung nicht im Geringsten und findet seine ganz naturgemässe Erklärung darin, dass die Mundscheibe (der Stamm) unserer Medusen nur ganz kurz oder rudimentär war und dass sich daher die mehr peripherischen Abschitte des Schirmes beträchtlich im Umkreis der starren, mit Kalkbrei angefüllten Mundscheibe ge- senkt haben. Die vier primären Kreuzfurchen nebst der sie im Centrum verbindenden kleinen Querfurche oder dem Rechteck sind Ueberreste eines ursprünglich ganz offenen 1) Е. Haeckel. Ueber die Crambessiden, eine neue | {. м. Zool. XIX. (1869.) р. 528 u. Ueber fossile Medusen Medusen - Familie a. .d. Rhizostomeengruppe. Zeitschr. | ibid. р. 557. Fossıe MEDUSEN. 13 Maules. Die primären Furchen lagen radial, in einer Verticalebene mit den Füsschen der Mundscheibe. Die secundären Furchen des Kreuzes lagen wie die primären gleichfalls noch auf der unteren Fläche der Mundscheibe, doch setzten sie sich höchst wahrscheinlich auf die orale Kante von acht Armen (Mundtentakeln) fort. Von den letzteren ist freilich keine Spur mehr vorhanden. Jedenfalls aber traten sie durchaus nicht ans Centrum des Mundes heran, sondern umstellten die Peripherie der Mundscheibe (Fig. III u. IV). Als Nachtrag zur objectiven Beschreibung der Petrefacten sollen noch folgende Messungen mitgetheilt werden. Rhadmirandus Rh. litho- gr. Exemp. kleines Exempl. graphicus. Durchmesser des ausgebreiteten Schirmes | 0,4 — Ш Breite der Randzone bis zum glatten Ringe | 0,08 0,035 — » » » » zu den Fenstern. | 0,13 _ 0,045 (?) » » Randlappen. ....... de 0,008 0,005 (2) 0,005 » » Füsschen in der Mitte. ......ı 0,07 — 0,04 Radiärdurchmesser der Fenster ..,.... 0,025 — 0,017 Tangentialdurchmesser derselben ...... 0,055 0,025 Radiärdurchmesser der nierenfürmigen LIEU NS RER PEL PERRET 0,05 — 0,02 Targentialdurchmesser derselben. . . .... 0,07 — 0,033 Transversaldurchmesser der Magendecke 0,11 — 0,06 Diagonaldurchmesser » » 0,18 — 0,11 Primäre Mundspalten. ........ ars 0,012 |0,005 — 0.006 0,008 BEcundürer y et ea: 0,04 - 0,03 0,025 I. Allgemeinere Betrachtungen. 1) Nachdem im vorhergehenden Kapitel eine möglichst genaue Beschreibung der ein- zelnen Theile unserer lithographischen Platten gegeben wurde, lässt sich nunmehr ein all- gemeines Bild über das Zustandekommen der Abdrücke entwerfen, wobei die Berechtigung der: Annahme, dass wir es wirklich mit Abdrücken und nicht mit Gegenabdrücken zu ип | haben, mehr hervortreten wird. | Bei dem so geringen specifischen Gewicht und der bekannten Körperconsistenz der Medusen dürfte es sehr unwahrscheinlich sein, dass sie auf dem Grunde des hohen Meeres verschlammen und petrificiren können. Man möchte daher wohl annehmen dürfen, dass auch die jurassischen Medusenpetrefacte gestrandeten Individuen angehörten. (Dass Me- dusen der Jetztzeit häufig ans Ufer geworfen werden, ist ja eine allbekannte Thatsache). Ein glücklicher Zufall wollte, dass unsere Exemplare sich hierbei fast ganz glatt ausbreite- 14 Dr. ALEXANDER BRANDT. ten und nicht etwa auf die Seite zu liegen kamen, wie der Leptobrachites trigonobrachius. Taf.II. (Nur an einer Seite hatte sich der Schirmrand von Rh.lithographicus umgeschlagen.) Es ist Grund vorhanden anzunehmen, dass die Thiere hierbei auf ihre untere, orale Fläche zu liegen kamen. (Fig. III.) Der dünnflüssige Kalkbrei, welcher den Uferschlamm bildete, füllte die untere Fläche der Mundscheibe und des Schirmes möglichst vollkommen aus. Die geringe Quantität Luft oder Wasser, welche sich hierbei unterhalb der Medusenglocke ge- fangen haben dürfte, möchte auf die am tiefsten ausgehöhlte Zone der Umbrella gedrängt worden sein und hier das Zustandekommen des sogenannten glatten Ringes, durch welchen die Abdrücke unterbrochen werden, veranlasst haben (s. die Fig.). Durch die ovalen Fenster drang der Kalkbrei in die vier Genitalhöhlen. Obgleich diese letzteren bei der gegebenen Lage der Medusen collabirt sein mussten, so genügte die eingedrungene Masse doch um Abdrücke von den Genitalhöhlendecken, den nierenförmigen Platten, aufzunehmen. Dass diese letzteren sich als erhabene Auflagerungen auf dem Mittelfelde praesentiren, ist durch- aus beweisend für die Deutung der Versteinerungen als Abdrücke im engeren Sinne des Wortes. Die coelenterische Centralcavität blieb unausgefüllt (vielleicht einige unregelmässige Kalkeinlagerungen ausgenommen, welche hier und da, sei es durch kleine Rupturen oder durch noch offene Reste des Mauls eingedrungen sein mögen). Ueber die Beschaffenheit des Bodens der Centralcavität konnte unter diesen Umständen keine Kunde auf uns gelangen. Nur bei dem eben geschilderten Modus.der Versteinerung dürfte es erklärlich er- scheinen, warum keine Abdrücke der Mundarme vorhanden sind. Dieselben könnten nämlich sehr gut unter dem Niveau der Platte im Inneren liegen und dort auch Spuren hinterlassen haben. Auf einen etwaigen Einwand, dass wenigstens die Basaltheile der Arme nachweiss- bar sein müssten, lässt sich Folgendes erwiedern: Bei der geringen Körperconsistenz der Medusenleiber mögen die Armbasen einen genügenden Ausdruck in dem capillaren Spalt- raume finden, welcher zwischen dem Ausguss der Mundscheibe und den auf seine Peripherie gelagerten, die Abdrücke der Füsschen darstellenden, unregelmässigen Auflagerungen vorhan- den ist. (Man denke sich aufFig. ПТ die Armbasen zu einem Blättchen vertrocknet oder ver- fault.) Fragt man, wie es denn möglich war, dass die Mundarme sich nicht seitlich umge- klappt und auf diese Weise auf den Petrefacten abgedrückt haben, so lässt sich darauf er- wiedern, dass die Arme nur kurz gewesen sein mögen, oder auch, wie das so häufig bei den Rhizostomen der Jetztzeit vorkommt, bei Lebzeiten abgeschliffen waren. Die Gegenplatte konnte sich offenbar erst dann ausbilden, als der Schirm und die Mundscheibe vertrocknet oder in Verwesung übergegangen waren und der Abdruck Zeit ge- wonnen hatte zu erstarren. у 2) Versuchen wir es nun, Form und Bau unserer Medusen, wie sie im Leben waren, zu reconstruiren (Fig. V u. VI). Von der allgemeinen Gestalt des Schirmes lässt sich nichts Bestimmtes sagen, doch war er muthmasslich nicht sehr stark gewölbt, da er sich sonst wohl schwerlich so vollkommen hätte ausbreiten können. Über die Beschaffenheit der Schirmkuppel ist durchaus nichts bekannt: hingegen sind einige Einblicke in die Beschaffen- Fossize MEDUSEN. 15 heit des Schirmrandes gewonnen worden. Derselbe war an seinem Rande durch Kerben in eine grosse Menge langer und schmaler Lappen getheilt, deren Zahl sich auf 128 ver- anschlagen lässt. Diese Zahl scheint um so wahrscheinlicher, da sie nicht blos ein Multi- plum von 4 ist, sondern sich auch ohne Rest durch 16 dividiren lässt und hierbei eine ge- rade Zahl (8) ergiebt. Dass die Zahl der Randlappen ein Multiplum von 4 sein musste, wird durch die numerischen Organisationsverhältnisse der verwandten Medusen gefordert; dass dieselbe auch ein Multiplum von 16 gewesen sein mochte, wird durch die (auf Grund der Analogie mit Rhizostoma anzunehmenden) 16 Radiärcanäle der Wahrscheinlichkeit nahe gebracht. Schon a priori hätte man nur die Wahl zwischen den Zahlen: 16, 32, 64, 128, 256 u.s.w. Da sich mithin zu dem Ergebniss einer directen Abschätzung noch morpholo- gische Gründe hinzugesellen, so darf man wohl so ziemlich mit Sicherheit annehmen, dass Rh. admirandus wirklich 128 Randlappen, also doppelt so viel wie z. B. Rhizostoma und Crambessa besessen hat. A priori ist es gleichfalls wahrscheinlich, dass zwischen diesen Randlappen an den Radien und Interradien acht Randkörperchen eingeschaltet waren, doch lassen sie sich keineswegs nachweisen. Hingegen lässt sich die Existenz von Randtentakeln mit Gewissheit leugnen, da solche bei der gegebenen Beschaffenheit unserer Petrefacten sich gewiss im Abdruck erhalten hätten. — Die Subumbrella war mit vorspringenden, con- centrischen Muskelreifen ausgestattet. Von der unteren Fläche des Schirmes, etwa im gleichen Abstande von dessen Rande und Centrum, entsprangen mit breiter Basis vier horizontal abgeplättete Substanzbrücken, (Füsschen) welche den Schirm mit der darunter gelegenen Mundscheibe verbanden. Zwischen je zwei benachbarten Füsschen befand sich ein ovales Fenster, welches den Ein- gang in eine der vier Genitalhöhlen bildete. Die letzteren lagen, gleich der coëlentrischen Centralcavität, in dem Raume zwischen Schirm und Mundscheibe. Von der Centralcavität, an dessen vier Seiten sie sich unmittelbar anlehnten, waren sie wohl, nach der Analogie zu urtheilen, durch dünne, faltige Scheidewände getrennt, in welchen muthmasslich die Geni- talien zur Entwickelung kamen. Unten ruhten die Höhlen, in soweit sie nicht offen waren, auf den Füsschen der Mundscheibe, Ihre obere Decke fiel schräg von oben und innen nach unten und aussen ab und wurde durch eine erhabene, nierenförmige Platte gebildet, die sich an die entsprechende Seite der Centralcavität anlegte. Die soeben gedachte Centralcavität des coelentrischen Apparates hatte eine Decke von der Gestalt eines sphärischen Quadrates oder Rechteckes, dessen Winkel jedoch von beiden Seiten abgeschrägt gewesen zu sein scheinen. Ueber die Beschaffenheit des Bodens der Centralcavität ist durchaus nichts zu ermitteln, doch mag er im Wesentlichen wie bei Rhi- zostoma gebildet gewesen sein. Auch von dem coelenterischen Apparate des Schirmes ist mit Sicherheit nichts bekannt; wiewohl sich gewisse Furchen als Spuren eines Cirkelkanals und der Radiärcanäle deuten lassen. | Rhizostomites besass, wie erwähnt, еше sogenannte Mundscheibe (Mundstiel), von der uns freilich nur die untere Fläche bekannt ist; doch lässt sich behaupten, dass dieser 16 Dr. ALEXANDER BRANDT. Theil, wie bei manchen lebenden Rhizostomiden und Medusiden nur äusserst kurz, ja rudi- mentär war und also in der That die Bezeichnung einer Scheibe nnd nicht die eines Stie- les verdiente. Im Umkreis dieser Mundscheibe strahlten vier Paar Arme (oder Mund- tentakeln) aus, von denen je ein Paar einem der vier Füsschen entsprach. Wie diese Arme gestaltet, ob sie stark oder zart, lang oder kurz waren, istfreilich unbekannt, doch möchten sie, wie schon oben angedeutet, nicht allzu sehr entwickelt gewesen sein, da sie sonst wohl ein so glattes Ausbreiten der Medusenschirme gestört hätten (falls sie nicht abge- schliffen waren). An der unteren Fläche war die Mundscheibe glockenförmig ausgehöhlt und zeigte ausserdem noch vier Eindrücke, zwischen denen die Schenkel eines Mundkreuzes lagen. Letzteres wurde aus vier primären, in der Richtung der Hauptradien des Körpers ver- laufenden und acht, durch Bifurcation der primären entsandenen secundären Schenkeln ge- bildet und zeigte eine gewisse Hinneigung zum bilateral-symmetrischen Bau. (Man vergl. meine Abhdl,üb. Rhizostoma p.22.) Wirft man die Frage auf, ob die Schenkel dieses Kreuzes offene Spalten oder Näthe darstellten, so möchte ich mich für die Annahme entscheiden, dass sie, wenn auch nicht ganz, so doch wenigstens theilweise offen waren. Die Schenkel des Mundkreuzes möchten nun freilich zu vorspringenden Säumen oder Leisten verschmolzen gewesen sein; hierfür spricht der Umstand, dass die Schenkel des Mundkreuzes auf den Adrücken als Furchen erscheinen. Die vier pfeilförmig-dreieckigen Grübchen an der Stelle, wo sich die primären Mundschenkel spalten, scheinen hingegen noch offen gewesen zu sein, da sie auf den Abdrücken sich vorwölben. Bei ВВ. lithographicus (und vielleicht auch beim kleineren Exemplar von Rh. admirandus) scheint ausserdem noch ein centraler Mundrest offen gewesen zu sein. Demnach hätten unsere jurassischen Medusenexempiare ein nur theilweise, obliterirtes Maul besessen, wie es die von mir (l.e.) beschriebenen halbwüchsigen Rhizostomen aufweisen. Dass dasselbe auch bei Rhizostomites in der frühen Jugend, wie bei jetzt lebenden Rhizostomen, weit offen war, ist eine gewiss berechtigte Hypothese; von gleicher Berechtigung ist übrigens auch die Frage, ob nicht im noch höheren Alter das Mundkreuz ganz obliterirte; mithin sämmtliche drei Petrefacten jüngeren Individuen an- gehörten? 3) Was die systematische Stellung unserer jurassischen Medusen anbetrifft, so kann ich nur Haeckel beistimmen, der sie als Glieder der Rhizostomeengruppe hinstellte; doch halte ich es für geeignet, bei dieser Gelegenheit an die grosse Uebereinstimmung zu erinnern, welche die echten Medusiden mit den Rhizostomiden bieten (s. meine citirte Ab- handlung über Rhizostoma Cuvieri). Sollte sich nämlich herausstellen; dass die Rhizosto- mites bis zu ihrem Lebensende offene Mundreste zeigten, so würden sie als ein Uebergang zwischen beiden Acraspedenfamilien anzusehen sein. — Für eine strenge, den Anforde- rungen der heutigen Systematik entsprechende Differenzialdiagnose des Genus Rhizostomi- tes, sind übrigens offenbar bis jetzt keine genügenden Anhaltungspunkte vorhanden. Wir müssen daher dasselbe als ein blos provisorisches betrachten. Fossize MEDUSEn. 7 Wenn im Vorstehenden stets von Rh. admirandus und lithographicus gleichsam als zwei selbstredend verschiedenen Species gesprochen wurde, so geschah dies, wie bereits an- gedeutet, nur provisorisch, damit sich die Beschreibung besser der von Haeckel gegebenen anschliesse. Es stellte nämlich mein Vorgänger selbst in seiner zweiten Arbeit (p. 558) als Möglichkeit hin, dass Rh. lithographicus nur ein jugendliches Exemplar von Rh. admi- randus sein könnte. Durch die gegenwärtige Nachuntersuchung gewinnt diese Möglichkeit eine neue Stütze; indem die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale in Bezug auf die Zahl der Randlappen, die Breite der Randzone und die Anordnung des Mundkreuzes sich nicht bewährt haben. Betrachtet man Rh. admirandus und lithographicus für zwei besondere Species, so wird es sehr fraglich, welcher von beiden man «den kleineren Abdruck von Rh. admirandus» zuzuzählen habe. Für die Zugehörigkeit zum Rh. admirandus plädirt ganz be- sonders die Lage auf ein und derselben Platte, da allgemein bekannt ist, wie häufig einer Art angehörende Medusen schaarenweise ans Land geworfen werden. Für die Zugehörigkeit des fraglichen Exemplars zu Rh.lithographieus hingegen, spricht erstens die gleiche Grösse des Schirmes und die gleiche Gestaltung des Mundkreuzes mit einem centralen Rechteck, den vier primären und den vier Paaren von secundären Furchen, welche letztere mit der Concavität einander zugekehrt sind. Vergleicht man schliesslich die Beschaffenheit der zwischen den Schenkeln des Mundkreuzes gelegenen, gewölbten Dreiecke, so wird man wohl zu der Vermuthung hingedrängt, dass das fragliche Exemplar in der Mitte zwischen den beiden anderen stand, also eine verbindende Zwischenform darstellte.') Demnach hätte man es mit drei Individuen einer Art, und zwar mit einem älteren und zwei jüngeren zu thun. Die beiden letzteren waren, obgleich annähernd von gleicherGrösse, doch in ihrer Entwickelung nicht ganz gleichstehend, sondern das sogenannte «kleinere Exemplar von Rh. admirandus» war etwas mehr vorgerückt. Die Divergenz der Mundspalten c, welche sich am Mundkreuz des grossen Exemplares bemerklich macht, könnte sich wohl erst im Laufe des Wachsthums herausgebildet haben. Die relativ geringere Weite der ovalen, in die Genitalhöhlen führeriden Fenster beim grossen Exemplar, möchte gleichfalls blos auf einer Altersverschiedenheit beruhen. Wenn man übrigens bedenkt, dass zwei allgemein anerkannt «gute Species» einander gestaltlich oft höchst ähnlich sehen, so wird man vorläufig immerhin die Möglichkeit nicht ganz von der Hand weisen dürfen, dass in unseren jurassischen Medusenabdrücken mehr als eine Art vorliege. Vielleicht gelingt es daher, neues Material herbeizuschaffen und an ihm zureichendere Unterscheidungsmerkmale für die Species zu finden. Vorläufig dürfte es jedoch gestattet sein, die Kennzeichen aller drei Abdrücke, ohne weitere Rücksicht auf die Systematik, folgendermassen zu resumiren: | 1) Die geringere Prominenz der concav-gleichschenke- | massen bedingt sein. Auch auf die Krümmung der se- ligen Dreiecke des grossen Exemplars könnte möglicher | cundären Mundspalten möchten diese Auflagerungen Weise durchdie ihnen reichlicher aufgelagerten Schlamm- | nicht ohne Einfluss gewesen sein. Mémoires de l'Acad. Пар. des scienes, VIlme Serie. 3 18 DR. ALEXANDER BRANDT. Rhizostomites Haeckel. Schirm bis 0,4 m. im Durchmesser; mit 128 Randlappen, ohne Randtentakeln. Stiel rudimentär, als Mundscheibe, von 8 Armen umgeben. 4 Geni- talhöhlen; coelenterische Centralcavität einfach, mit sphaerisch-quadratischer Decke. Mund- öffnung spät (vielleicht nie vollkommen?), obliterirend, achtschenkelig-kreuzförmig. Jura, Eichstädt. Originale im Königl. Geologischen Museum zu Dresden. B. Leptobrachites trigonobrachius. Haeckel. Taf. LI. Durch eine eingehendere Nachuntersuchung dieses Petrefactes hoffte ich möglicher Weise einige nähere Beziehungen zwischen ihm und dem im ersten Abschnitte dieser Ab- handlung berücksichtigten Genus Rhizostomites zu finden, da Leptobrachites, wie schon sein Name andeutet, von Haeckel gleichfalls als eine Rhizostomide gedeutet wurde. Die Resul- tate dieser Nachuntersuchung waren in Bezug auf ihren eben angedeuteten ursprünglichen Zweck freilich nur negativer Art; da sie aber zu einer ganz neuen, von der früheren grund- verschiedenen Deutung des Medusenpetrefactes hinführte, so erschien es geboten, dasselbe einer neuen, zusammenhängenden Beschreibung zu würdigen. Auch eine neue Abbildung war hierbei erforderlich, da ich mich mit der von Haeckel versuchten Restauration nicht im Einverständniss erklären kann. Meine Fig. I wurde als Photolithographie, ohne jegliche Restauration veröffentlicht. Es ist der Gegenabdruck (von unserem Petrefact ist sowohl der Abdruck, als auch der Gegenabdruck vorhanden), welchen die Fig. I darstellt, da er instructiver als der Ab- druck erscheint: eine Thatsache, die übrigens lediglich darauf beruht, dass ein Relief sich stets leichter als eine Hohlfigur zweckmässig beleuchten lässt. Haeckel hat freilich die andere Platte, den Abdruck abgebildet, doch dürfte dadurch die Möglichkeit eines Vergleiches nicht wesentlich beeinträchtigt sein, da man sich nöthigenfalls die Erhebungen auf der Figur als Vertiefungen, und umgekehrt, die Vertiefungen als Erhebungen vorstellen kann, um die naturgetreue Abbildung des «Abdruckes» zu erhalten. Um übrigens diesen Vergleich der beiden Abbildungen zu erleichtern, wurde Fig. III entworfen, welche eine verkleinerte Conturzeichnung nach Haeckel’s Restauration darstellt, jedoch umgekehrt, so FossıLE MEDUSEN. 19 dass auf ihr Links und Rechts mit einander vertauscht sind. Alle auf dieser Figur an- gegebenen vorspringenden Theile sind in derselben relativen Lage als Vertiefungen auf Fig. I. zu suchen. Bei einem Vergleiche der beiden Platten mit den Dresdener muss es sogleich auf- fallen, dass sie ein sehr viel gröberes Korn und festeres Gefüge darbieten, jaaus einem ganz rohen Material bestehen, welches für lithographische Zwecke durchaus unbrauchbar wäre. Hieraus lässt sich gewiss ohne Weiteres auf einen viel gröberen Kalkbrei schliessen, aus dem der lithographische Stein entstanden, und hiermit lässt sich wiederum die Thatsache in Ver- bindung bringen, dass das Münchener Petrefact den Dresdener an Deutlichkeit und Schärfe bedeutend nachsteht: man vermisst an ihm nicht blos manche Details, welche auf einem feinen Kalkbrei sich wohl hätten abdrücken müssen, sondern überzeugt sich auch sofort, dass das ganze Petrefact äusserst flach ist, sich an den am meisten markirten Stellen auf dem Gegen- abdrucke kaum 3—4 mm. über die Steinplatte erhebt, resp. auf dem Abdrucke unter die- selbe einsenkt. Lässt aber unser Petrefact an Ausprägung und Detail Manches zu wünschen übrig, so gewährt es doch, wie schon Haeckel treffend bemerkte, ein «sehr hübsches Habitusbild einer grösseren versteinerten Meduse, besonders wenn man die Platten aus einiger Entfernung und bei schief auffallendem Lichte betrachtet. Man glaubt dann eine eben aus dem Meere geworfene Meduse vor sich zu sehen, wie man sie oft haufenweise nach einem Sturme an der Küste findet, die Mundarme nach. einer Seite herübergeschlagen und den Schirmrand an der entgegengesetzten Seite einwärts geklappt.» Zu dieser allgemeinsten Schilderung des Gesammtbildes wüsste ich durchaus nichts hinzuzufügen und wende mich daher zur specielleren Beschreibung des Petrefactes, wobei ich mich vorzüglich an den in Fig. I dargestellten Gegenabdruck halten werde. Die Buch- staben, auf welche hierbei Bezug genommen wird, sind in der schematischen Fig. II ange- geben, dürften sich jedoch ohne Mühe auf Fig. I übertragen lassen. Der oberste Theil der Versteinerung wird von einem schmalen, sichelförmigen Felde (M.) gebildet. Dasselbe ist mässig über das Niveau der Steintafel erhaben, und zwar in seinem peripherischen Abschnitte etwas mehr, als im centralen. Es bildet übrigens keinen regelmässigen Miniscus, sondern springt ungefähr in der Mitte etwas stärker nach aussen vor. Die äussere Begrenzung (a) des sichelförmigen Feldes bildet eine schlichte, gleich- mässige Linie, welche in Bezug auf ihre Deutung wohl kaum Meinungsverschiedenheiten zulassen dürfte, sondern vielmehr entschieden für die Begrenzung der Aussenfläche des Me- dusenschirmes zu erklären ist. Anders verhält es sich mit der inneren Begrenzung (b) des sichelförmigen Feldes, welche im Gegensatze zur äusseren, durch eine gebrochene oder ge- wellte Furche dargestellt wird, die sich zu einer unregelmässig gestalteten Grube erwei- tert. Dieser Contur b wurde von Haeckel für den nach innen eingeschlagenen Schirmrand erklärt. Haeckel glaubte, an ihm mit leidlicher Sicherheit bei genauerer Untersuchung 16 20 Dr. ALEXANDER BRANDT. Randlappen von je 11 mm. Tangentialdurchmesser zu erkennen, und schätzte darnach die Gesammtzahl der Randlappen am ganzen Umkreis des Schirmes auf 48. Die Nachunter- suchung erwies jedoch, dass diese Randlappen in Wirklichkeit nicht vorhanden sind. Fixirt man mit dem Auge recht anhaltend den Contur b und beleuchtet die Platte durch Drehen bald so, bald anders, so kann man an dem Contur freilich sehr leicht Festons zu sehen glauben und sie für Randlappen nehmen; doch stellt es sich heraus, dass man ähnliche Zacken, und von jeder beliebigen Grösse auf jeder beliebigen Stelle der lithographischen Platten, sowohl auf der Versteinerung, als auch neben derselben construiren kann, mit an- deren Worten, dass diese Festons von dem Korn des Steines, oder wenn man will, von einer optischen Täuschung herrühren. (Statt der Festons kann man auch verschiedene andere Fi- guren, regelmässig an einander gereiht, construiren.) Mithin erscheint die Deutung der Furche b als Schirmrand sehr zweifelhaft, und möchte es naturgemässer sein, sie für den Ausdruck der unteren Schirmfläche zu halten, so dass das sichelförmige Feld M die Dicke des Schirmes darstellt. Den Rand des Schirmes hätte man daher weiter centralwärts zu suchen. Die grösste Breite des Feldes muss naturgemäss derjenigen Stelle des Schirmes entsprechen, wo der letztere am meisten nach unten, gegen das Centrum des Abdruckes umgeschlagen war, da ja die Dicke des Schirmes mit der Entfernung vom Schirmrande stets zunimmt. Die dem oberen Abschnitte des Schirmes entsprechenden Randlappen fielen demnach ins Bereich des später zu berücksichtigenden Centrums des Abdruckes. Anden äussersten Enden des sichel- förmigen Feldes hingegen, wo sein äusserer und innerer Contur zusammenstossen, muss . auch der Schirmrand ganz an dasselbe herantreten, und hier würden mithin die Randlappen des Schirmes, in wie weit sie sich überhaupt ausgeprägt haben, zu suchen sein. Rechts unten finden wir nun auch in der That zwei, zum Theil sehr scharf ausgeprägte Festons (с, ©), welche wohl für zwei der Randlappen zu nehmen sind. Jeder derselben ist etwas über 0,04 m. breit (tangential gemessen) und etwa blos 0,01 m. lang (in radiärer Richtung). Auch der Anfangstheil eines dritten Lappens (c”) und noch ein isolirter vierter Lappen с” dürften nachweisbar sein. Am linken Umfange des Petrefactes sind mit Sicherheit keine Randlappen zu finden, was übrigens ganz erklärlich ist, da an der entsprechenden Seite der Schirm des Thieres, wegen der zwischengeschobenen Mundarme, sich nicht fest der breiigen Unterlage hat andrücken können. Links und unten stemmten sich sogar die Enden der Mundarme offenbar dermassen gegen den Schirmrand, dass derselbe mehr oder weniger aufrecht gestanden und bei d sich stark vorgebuchtet haben musste. Hingegen glaubt man wieder eine oder zwei Zacken am oberen Umfange des Schirmrandes zu sehen, doch da sie sich über das noch durch andere Gebilde in Anspruch genommene Mittelfeld legen, so ist ihr Verlauf schwer zu verfolgen. Nimmt man die beiden deutlich ausgeprägten Zacken zu Ausgangspunkten und führt man von ihnen eine Linie längs der unteren und linken äusseren Begrenzung des Petrefactes, quer über die Zacke с”, und dann über den Mund- arm A und die oberen Partien des Mittelfeldes, so erhält man für die muthmassliche Cir- cumferenz des Schirmrandes etwa 0,42 m. Mithin liesse sich die Gesammtzahl der Rand- FossiLe MEDUSEN. | 21 lappen auf 10 schätzen. Randtentakeln sind mit Sicherheit durchaus nicht nachzuweissen, was jedoch, wie selbstverständlich, noch nicht zum Schluss berechtigt, das Thier hätte keine gehabt. Das halbkreisförmige Feld N, welches nach innen von dem sichelförmigen liegt, ist weniger gewölbt, jafastplan. Esdürftehauptsächlich von dem Kalkbrei herrühren, welcher sich zwischen dem umgeklappten Schirmrande und der unteren Schirmfläche angesammelt hatte. Die über dies Feld rechtsverlaufende, etwa wie ein Insectenbein gestaltete, verhältnissmässig tiefe Furche (e) weiss ich nicht mit Sicherheit zu deuten. Vielleicht rührt sie von einem Riss der Umbrella her. Auf das Feld N, durch eine Furche f, oder, wenn man den Abdruck berücksichtigt, durch eine Leiste von ihm geschieden, soll nach Häckel der Quadrant (0) eines ungefähr 0,01 m. breiten wulstförmigen Ringes liegen, welcher als sichelförmiger, überall gleich breiter Körper von ungefähr 0,06 m. Länge, mit abgerundeten Enden erscheint. Mit grosser Wahrscheinlichkeit sollte sich dieser Körper auf eine der vier Geschlechts- drüsen beziehen. Hierfür sollte namentlich seine Lage, aber auch die halbmondförmige, an beiden Enden abgerundete Gestalt sprechen, so wie auch der Umstand, dass sich seit- lich der Beginn einer zweiten Geschlchtsdrüse (0’) neben dem Ende der ersten zu zeigen schiene. Der von meinem Vorgänger als Wulst in Anspruch genommene Ring О dürfte wohl kaum diese Bezeichnung verdienen, da er ziemlich plan ist und annähernd auf einem Niveau mit dem Felde N liegt; auf dem Abdrucke erscheint er sogar mehr als seichte Mulde. Es dürften daher in diesem Ringe nicht die Abgüsse der Genitaldrüsen selbst, sondern vielmehr die Begrenzungen derjenigen Fenster zu suchen sein, hinter oder vor welchen die Genitalsäcke aufgehängt waren. Die Genitaldrüsen selbst könnten bei ihrer Zartheit leicht spurlos zu Grunde gegangen sein. Diese Fenster dürften folgendermassen zu sehen sein: im oberen Abschnitte des Ringes als myrtenblattförmiges Feld o von nur 0,035 Länge, und zu beiden Enden des letzteren, rechts und links, nur durch schmale Brücken von ihm geschieden, noch zwei ähnliche Feider 0’ und о”, von denen о’ sich hinter dem benachbarten Arme des Thieres versteckt, während о”, welches freilich der ganzen Länge nach zu sehen sein könnte, nach abwärts durch höckerige Auflagerungen maskirt scheint. Die Substanzbrücke zwischen den myrtenblattförmigen Feldern ist über das Niveau der- selben etwas erhaben und erscheint als unmittelbare Fortsetzung des grossen Feldes N. Entsprechend derselben erleidet die Furche f eine Unterbrechung, Nur die äusseren Be- grenzungen der myrtenblattförmigen Felder, welche der Furche f angehören, sind wirklich scharf ausgeprägt, und bei jeder beliebigen Beleuchtung des Petrefacts sichtbar, während die innere und seitliche Begrenzung nur bei einer bestimmten, schiefen Beleuchtung wahr- nehmbar sind. Bei der Länge von je 0,035 müssten nicht vier, sondern fünf myrtenblatt- förmige Felder und mithin auch ebenso viel Genitaldrüsen vorhanden gewesen sein, da die Furche f, wenn man sie ergänzt, einen Kreis von 0,24 m. Länge ergiebt. Durch diesen Kreis dürfte annähernd auch die Peripherie der coelenterischen Centraleavität bestimmt sein. Der Durchmesser derselben möchte mithin gegen 0,075 m. betragen haben. Subtrahirt man 29 Dr. ALEXANDER BRANDT. hiervon die doppelte Breite der Genitallöcher, so lässt sich der Durchmesser des Stammes der Meduse auf 0,035 berechnen. Es folgt die Partie P, vielleicht die höchste auf dem ganzen Gegenabdrucke, ein un- regelmässig höckeriger oder faltiger Wulst, welcher oben in der Mitte mit verschmälerter Spitze beginnt, sich dann halbmondförmig gekrümmt nach rechts wendet, immer breiter wird und schliesslich nach unten zu mit den Basen der Mundarme verschmilzt. Eine Deutung als besonderes Organ des Medusenleibes dürfte man diesem Theile wohl nicht abgewinnen können, vielmehr möchte er der Uebergangstelle des Schirmes in den Stiel entsprechen. Bei der gegebenen Lage der Meduse musste nämlich die eventuell nach oben liegende Wan- dung des Stieles in die coelenterische Centralcavität muldenförmig einsinken, und dadurch der Basalrand des Stieles als Wulst prominiren. Diese Deutung findet darin ihre Stütze, dass der fragliche Wulst nur an der einen, und zwar an der den umgeschlagenen Armen gegen- über liegenden Seite vorhanden ist. Das Centrum oder Mittelfeld Q des Petrefacts gehört mit zu den tiefsten Stellen auf dem Gegenabdrucke. Von oben rechts und unten wird es von dem Wulste P und dessen Fort- setzungen mehr oder weniger scharf begrenzt, während es nach links mit einer wenig mar- kirten, geschweiften Linie endet. Es hat eine unregelmässig abgerundet-eckige oder elliptische Gestalt und eine Oberfläche, welche nur so seichte Unebenheiten zeigt, dass sie im Ganzen glatt zu nennen ist. Im Anschluss an die soeben gegebene Deutung des Wulstes P lässt sich das Zustandekommen des vertieften Mittelfeldes durch ein Einsinken der dem Beschauer zugekehrten Wandung des Mundstieles in die Centralcavität genügend erklären. Links schliesst sich dem muldenförmig vertieften Mittelfelde ein sanft ansteigendes Planum (R) an, welches den Uebergang von dem in die Centralcavität eingesunkenen Ab- schnitte des Stammes zu den Basen der Arme bildet. Anders stellte sich Haekel die Verhältnisse vor. Er fand nämlich die Mitte des Schirmes sehr schlecht erhalten, glaubte auf derselben nur ganz unregelmässige Höcker und Eindrücke zu sehen und verlegte in ihr Bereich die Basen der Mundarme. Er sagt nämlich wörtlich: «Die Mitte des Schirmes ist leider, ebenso wie die Basis der Arme, so schlecht erhalten, oder wahrscheinlich wegen ihrer sehr be- deutenden Dicke so stark zusammengedrückt und gequetscht, dass man aus den hier sicht- baren unregelmässigen Figuren gar keinen sicheren Schluss auf die Beschaffenheit derselben, und namentlich auf das Verhalten der Armbasen oder proximalen Armenden, sowie des Mundes und Magens ziehen kann.» p. 546. ( Die Zahl der Mundarme soll nach Haeckel acht betragen haben. Sie sollten sehr schlank sein, eine Länge von gegen 0,16 m. (6 Zoll) und im grössten Theile ihrer Länge eine Breite von 0,01 m. besitzen. An der Basis sollten sie nur wenig verbreitert und gegen das Ende hin nur wenig verschmälert sein. Durch die Mitte der Arme sollte sich in ihrer ganzen Länge ein scharfer, stark vortretender Kiel ziehen und beiderseits dieses medianen Kieles die Oberfläche der Arme ganz allmählich als schiefe Ebene nach beiden Randconturen hin abdachen. Diese Bildung sollte eine dreiseitig-prismatische Form der Arme, wie sie bei Fossı.E MEDUSEN. 23 vielen Rhizostomeen vorkommt, anzeigen. Die Arme schienen, entsprechend ihrer geringen Dicke sehr biegsam gewesen zu sein, und mehrere davon zeigten auch noch an dem Ab- druck deutlich eine mehrfache Knickung und Biegung, so namentlich die beiden obersten und der unterste in der Abbildung. Besonderes Gewicht, in Rücksicht auf die Bestimmung der systematischen Stellung der Meduse, legt Haeckel auf die Bildung des äusseren Endes der Arme. Dasselbe sollte besonders deutlich an dem auf unserer Kopie (Fig. Ш) mit VIII bezeichneten Arme, und nächstdem am deutlichsten (jedoch viel unklarer) an den drei mehr- fach geknickten Armen I, II und III sein. Es sei nämlich das äussere oder untere (distale) Ende der Arme nicht einfach zugespitzt oder abgerundet, sondern in einen lanzetförmigen Körper von 0,024 m. Länge und 0,012 m. Breite ausgedehnt. Die eben angeführte Deutung von acht Mundarmen möchte ich entschieden als eine sehr gezwungene bezeichnen. Sie dürfte überhaupt nur dadurch erklärlich werden, dass Haeckel zu viel Gewicht auf den Abdruck legte und unseren Gegenabdruck zu wenig berücksich- tigte. Betrachtet man nämlich den Abdruck allein und ohne ihn in der zweckmässigen Weise zu beleuchten, so könnte man wohl allenfalls eine Summe von vorstehenden Leisten für eine Anzahl dünner Arme halten und, da die prominirenden Partien eines plastischen Bildes stets mehr in die Augen springen, als die tiefer liegenden, die wahren Arme übersehen. Es dürfte jedoch einleuchten, dass auf dem Abdrucke (sensu strictiori) die Arme einer Meduse sich als Vertiefungen und Rinnen, aber nicht als Erhebungen und Kämme darstellen müssten. (Als Hervorragungen erscheinen sie auf dem Gegenabdrucke.) Es können mithin schon a priori die Arme Haeckel’s keine solche sein, wenn anders nicht etwa Abdruck und Gegenabdruck*) mit einander verwechselt wurden. Letzteres ist jedoch entschieden nicht der Fall: die von Haeckel berücksichtigte Platte ist, wie er richtig angiebt, der Abdruck, was schon daraus ersichtlich ist, dass auf ihr dieoberen, dem umgeschlagenen Schirme ent- sprechenden Partien (M und N) des Petrefacts concav sind. Die vorspringenden Leisten, aus welchen Haeckel die acht Arme construirte, können also, um es nochmals zu wieder- holen, eben weil sie Leisten sind, nicht den Armen entsprechen. Prüft man übrigens diese angeblichen Arme genauer, so überzeugt man sich, dass da, wo die Leisten nicht ausreichen wollten, dieselben nicht nur stark ergänzt, sondern zu ihrer Ergänzung auch Furchen heran- gezogen wurden, so namentlich besonders für den Arm III. Um eine dreikantig prismatische Form an den Armen herauszubekommen, hat es einer sehr bedeutenden Restauration be- durft. Ähnliches gilt auch für die angeblichen lanzetförmigen terminalen Verbreiterungen der Arme. Veranlassung zu ihrer Aufstellung gab ohne Zweifel das lanzetförmige Planum g, *) Die Termini Abdruck und Gegenabdruck an sich | dieser Eindrücke, also das Positiv des Körpers bietet. dürften wohl kaum zu Missverständnissen Veranlassung | Die Gypsformen der Modelleure sind daher Abdrücke, geben. Der Abdruck stellt die Eindrücke dar, welche | die Gypsabgüsse Gegenabdrücke. In ähnlichem Sinne ein beliebiger Körper in einer plastischen Masse hinter- | definirte auch Haeckel beide Begriffe, wie schon im lässt, also so zu sagen, das Negativ des Körpers; während | ersten Theile dieser Abhandlung gelegentlich betont der Gegenabdruck den Ausguss, die Ausfüllungsmasse | wurde. 24 Dr. ALEXANDER BRANDT. welches auf dem Gegenabdrucke als Mulde, aut dem Abdrucke aber als prominirende Platte _ erscheint. (Ich kann demselben keine besondere Bedeutung zumessen, sondern halte es für erstarrten Kalkbrei, welcher zwischen einen der Arme (C) und den hier von der Unterlage abgehobenen Schirmrand gedrungen war.) Ein anderes Planum (h), welches Haeckel für das Ende des Armes III hielt, hat eine ganz abweichende Form, ist nämlich nicht lanzetförmig, sondern dreieckig. Noch gezwungener scheint die Reconstruction der übrigen Armspitzen. An die Stelle der acht Arme von Haeckel möchte ich fünf treten lassen. Vier davon (A, B, C und E) sind meiner Ansicht nach in hohem Grade deutlich wahrnehmbar; was je- doch den fünften (D) anbelangt, so dürfte er nur mit Reservation aufzustellen sein, wovon weiter unten ausführlicher. Auf unserem Gegenabdrucke erscheinen die Arme aus erhabenen Leisten oder Spangen, auf dem Abdrucke hingegen aus Rinnen zusammengesetzt. Ihre Basen reichen nicht etwa bis ans Centrum des Mittelfeldes ©, sondern sind gegen 0,03 m. von demselben entfernt, in einem die Convexität nach links unten richtenden Bogen angeordnet. Diese Basen werden deutlich durch eine bandförmige Erhabenheit (i) markirt, welche sich gleichsam durch sämmtliche Arme hindurchschlängelt und bogenförmig aus dem einen in den nächstfolgenden, benachbarten übergeht. Die zwischen den Armen gelegenen Abschnitte des Bandes sind beispielsweise 0,008 m. breit und stellen offenbar die Lippen oder Mund- ränder des Thieres dar. Die Arme waren gleichsam nichts weiter, als die in die Länge ge- zogenen Winkel des Mundes, ganz so, wie etwa bei einer Medusa oder Pelagia. Die Mund- ränder setzten sich auf dieselben fort und bildeten ihre beiden Seitenlamellen, denn die Mundarme stellten nach innen, gegen die Axe des Thieres, offene Rinnen, gleichfalls wie bei den eben erwähnten Medusengenera der Jetztzeit, dar. Von all diesen Verhältnissen geben uns die beiden Platten ein schönes Bild, besonders das Basrelief des Gegenabdruckes, um so mehr, als alle die einzelnen Arme verschieden liegen. So zeigt sich der oberste Arm A ganz im Profil; seine beiden Seitenlamellen decken sich vollkommen. Das Rücken- oder Mittelstück desselben dürfte in dem oberen Rande zu suchen sein. Grösstentheils verläuft er horizontal und nur sein peripherisches Ende krümmt sich hakenförmig abwärts. Dieses Ende ist weniger scharf ausgeprägt, woher es den Eindruck macht, als wäre der betreffende Arm bedeutend kürzer als die übrigen, doch misst er, gleich den an- deren, ungefähr 0,08 m. — Der zweite Arm B ist schräg nach unten gerichtet und hat eine zungen- oder flammenförmige Gestalt. Er praesentirt sich offenbar von seiner äusseren oder dorsalen Fläche, ist entfaltet, daher auch seine beträchtliche Breite, welche die des Armes A um das Doppelte übertrifft. Seine seitlichen Partien werden von einer Zacke des Bandes (i) gebildet, während über sein sonst vertieftes Mittelfeld eine unregelmässige, er- habene Leiste der Länge nach hinzieht. Letztere dürfte dem Mittelstücke, der Rippe des Armes entsprochen haben. Mit dem vorhergehenden bildet der Arm B einen Winkel von etwa 45°. — Als der nächstfolgende Arm ist nicht etwa der unter gleichem Winkel ge- legene, benachbarte E, sondern vielmehr der Arm C aufzufassen, und zwar deshalb, weil das Lippenband i, wie man deutlich wahrnimmt, von В, quer über die Basis von Е weg, FossıLe MEDUSEN. :95 direct nach C verläuft. E liegt also hinten oder unten und hat, indem er sich zwischen В und С lagerte, diese beiden aus einander gedrängt. — In Bezug auf seine Lagerung weicht der Arm С von beiden vorhergehenden а, indem er sich in seiner oberen Hälfte in °/,, in seiner unteren im Profil praesentirt. An der oberen Hälfte laufen beide Seitentheile des Armes neben einander hin, während sie an der unteren wie die Deckel eines zugeschlagenen Buches einander decken. An dieser unteren Hälfte gewahrt man einige wellige Längsfurchen, sowie einen gleichfalls welligen Rand; was auf einen krausenförmig gefalteten Saum schliessen lässt. Auch die vorhin beschriebenen Arme lassen einen ähnlichen, wenn auch lange nicht so gut ausgeprägten Randsaum erkennen. Auf C, welcher ein so vortreffliches Habitusbild eines Medusenarmes gewährt, folgt der problematische Arm D. Nach rechts von dem Arme С sind nämlich zwei der Länge nach gefurchte Wulstungen vorhanden, welche ziemlich gerade von oben nach unten verlaufen und eine Furche k zwischen sich lassen. Letztere dürfte der mediären Rinne des Armes C entsprechen, um so mehr, als auch sie sich gleich der letzteren nach oben zu dreieckig erweitert. Abwärts lässt sich die Furche % bis an den Rand des Schirmes verfolgen. Ob sich das peripherische Ende des problematischen Armes über den Schirmrand geschlagen hat und alsdann in der flachen und glatten band- artigen Erhebung (l) zu suchen sei, oder ob es sich nach links gewandt und dem horizon- talen Theile von С angeschmiegt haben mag, will ich dahingestellt sein lassen. : Schwierig- keiten macht auch die striete Begrenzung des fünften Armes nach rechts, doch hat ja der Arm B, mit welchem unser Arm D jedenfalls in Bezug auf seine Lage am meisten über- einstimmt, auch keine scharfe seitliche Begrenzungen. Leugnet man die Existenz des Armes D, so muss man entweder dem Arme C eine ganz monströse Breite vindieiren, oder die rechts von demselben liegenden, für die Arme so charakteristischen, leistenförmigen Erhebungen und Furchen vollkommen ignoriren. Der Verlauf des, von einem Arme zum anderen sich hinschlängelnden, die Lippen des Mundes repräsentirenden Bandes # ist, leider, rechts im Bereiche der Arme С und D unklar, dürfte aber im Ganzen eher für, als gegen den fraglichen Arm sprechen. Die erforderliche Verbindung des Armes D mit С einerseits und E andererseits liesse sich aus dem Gewirr sich kreuzender Bänder herausfinden. — ° Оеег den hinten liegenden Arm Е genüge es, hier einzuschalten, dass er leicht S-förmig gebogen von oben und rechts nach unten und links verläuft. In seiner oberen Hälfte ist er scharf ausgeprägt und präsentirt sich in ”/,, indem sich sein linker Seitenflügel zum Theil über den rechten schiebt. An der Grenze zwischen der oberen und unteren Hälfte wird der Arm plötzlich undeutlich, so dass er fast wie abgebrochen aussieht, wahrscheinlich weil er durch einen festeren (auf dem Gegenabdruck als unregelmässige Grube erscheinenden) Kalk- klumpen behindert wurde sich der sonst weichen Unterlage genau anzuschmiegen. Zwischen den Armen E und A sieht man eine, wenn auch wegen ihrer tiefen Lage nur wenig ange- deutete bandartige Spange hinziehen, durch welche der Kreis der Mundarme, resp. auch der ‚ Mundränder geschlossen wird. Durch die vorstehende Beschreibung dürfte der Nachweis geliefert sein, dass die bis- 4 Mémoire de l’Acad. Гир. des sciences, VIIme Serie, 26 Dr. ALEXANDER BRANDT. herige Ansicht, unser Petrefact gehörte einer Rhizostomide an, eine irrthümliche ist; da an demselben ein weites, von einer Anzahl rinnenförmiger Arme umstelltes Maul bemerkbar ist. Ihrem Gesammthabitus nach möchte die Meduse wohl zunächst an eine gedrungene Pelagia er- innern, wenn auch von Randtentakeln keine Spuren nachweisbar sind. Ihre auffallendsten Eigenthümlichkeiten wären in der Fünfzahl der Mundarme und Genitallöcher und in der Zehnzahl der Randlappen, mit einem Worte, in dem fünfstrahligen Körperbau enthalten; da sämmtliche bisher bekannte Medusen entweder nach dem Numerus 4 oder dem Numerus 6 ge- baute Strahlthiere sind; wie denn überhaupt der fünfstrahlige Bau, welcher für die Echino- dermen der typische ist, den Coelentraten fast fremd erscheint. Wir würden also in der Leptobrachites die erste fünfstrahlige Meduse begrüssen können, wenn anders meine Deu- tung das Richtige getroffen hat und nicht gar eine individuelle Anomalie vorliegt. Mit apodictischer Gewissheit bin ich freilich nicht im Stande, die Existenz der fünf Arme und Genitalsäcke, sowie der zehn Randlappen zu behaupten, ein Umstand, den ich hiermit ganz besonders betont zu haben wünsche. \ Wie dem auch sei, jedenfalls wird die bisherige Vorstellung über unser Petrefact sehr modificirt. Die Modificationen sind so wesentlich, dass es nicht blos erlaubt, sondern auch ge- boten erscheinen dürfte, für den Namen Leptobrachites, welcher eine innige verwandtschaft- liche Beziehung zum lebenden Rhizostomidengenus Leptobrachia L. Agass. ausdrückt, eine neue Benennung vorzuschlagen. Letztere möchte auch auf den Speciesnamen trigonobrachius auszudehnen sein, da die Mundarme unserer jurassischen Meduse nicht dreikantig, son- dern rinnenförmig waren. Bei der allgemeinen gestaltlichen Aehnlichkeit des Thieres mit dem so bekannten recenten Genus Pelagia möchte der Name Pelagiopsis Leuckarti vielleicht annehmbar erscheinen. Die kurze, freilich nicht in ihren Einzelheiten verbürgte Beschreibung der Meduse dürfte sich nach alle dem etwa folgendermassen gestalten. Pelagiopsis Leuckarti m. Leptobrachites trigonobrachius Haeckel. Acraspede Meduse vom allgemeinen Habitus einer Pelagia, doch viel gedrungener, mit 5(?) Armen in Umkreis eines weiten Mauls, mit kreisförmiger Centralcavität, 5 (?) Genital- säcken und 10 (?) Randlappen. Maasse: Querdurchmesser des Schirmes am Petrefact gemessen 0,17 m.; Gesammt- höhe nach ungefährer Abschätzung 0,20; Länge des Stammes ungefähr 0,06; Breite 0,055; Länge der Arme 0,08; Tangentialdurchmesser der Randlappen 0,04. Fundort: Jura, Solenhofen. Original aus einem Abdrucke nebst Gegenabdrucke be- stehend, im Königl. Paläontologischen Museum zu München. FossıLe MEDUSEN. 27 Erklärung der Abbildungen. Taf. I. Allen Figuren gemeinsame Bezeichnungen: > Kuppel des Schirmes. B. Mundscheibe (Stiel). C. Füsschen oder Wurzeln derselben. D. Basis der Füsschen. E. Schirmrand. F., Е. Peripherische Zone des Schirmes. G. «Glatter Ring.» H. Nierenförmige Platten, Decken der Genitalhöhlen. L. Mundarme. R,. Vier Hauptradien. R,. Vier Interradien. R,. Acht Radien unteren Ranges. a. Centrum der Mundscheibe und centrales Mundrudiment. b. Primäre Schenkel des Mundkreuzes. c. Secundäre Schenkel desselben. 4, е. Gleichschenkelige Dreiecke innerhalb des Mundkreuzes. f. Coelenterische Centralcavität. g. Winkel derselben. h. Umgrenzung der nierenförmigen Platten (Decken der Genitalhöhlen) und theilweise der Central- cavität. 1. Ovale Fenster, Eingänge der Genitalhöhlen. k. Circuläre Furche, vielleicht die Lage des Cirkelkanales andeutend. m. Umgeschlagener Schirmrand. s. Grenze des Mittelfeldes. р,у, у’. Verdickungen des «glatten Ringes. » Fig. I. Grosse lithographische Platte mit den beiden Abdrücken (A u. В) von Rh. admirandus Haeckel in И, natürlicher Grösse dargestellt. Fig. II. Kleinere lithographische Platte mit dem Abdruck von Rh. lithographicus Haeckel in */, natür- licher Grösse dargestellt. Beiden Zeichnungen liegen von Herrmann Krone in Dresden angefertigte Photographieen zu Grunde, an denen nur wenige Restaurationen angebracht wurden. Fig.IIl. Das Petrefact eines Rhizostomites im Entstehen gedacht. Fig. IV. Ungefährer Durchschnitt des Abdruckes vom grossen Exemplare des Rh. admirandus. Fig. V. Restauration eines Rhizostomites; Ansicht von unten. Den relativen Grössenverhältnissen der Theile wurde möglichst Rechnung getragen. Am Schirmrande wurden, ausser den 128 Rand- lappen, zur näheren topographischen Orientirung auch die 16 Radien gezogen, in denen, nach der Analogie mit lebenden Formen, die Radiärkanäle verliefen. Aus demselbeu Grunde wurde gleichfalls die Lage von acht Randkörpern und die des Cirkelkanals hypothetisch eingetragen. In der Mitte der Zeichnung wurden die Füsschen und die durch ihre Verschmelzung ent- standene Mundscheibe dargestellt. Die letztere strahlt in acht Arme aus, welche als an ihrer Basis abgeschnitten gezeichnet sind. Auf der Mundscheibe liegt das Mundkreuz, dessen secun- 28 DR. ALEXANDER BRANDT. FossıLE Meuse. däre Schenkel sich auf die oralen Kanten der Arme fortsetzen. Durch punktirte Striche sind die Decken der Genitalhöhlen, sowie die der coelenterischen Centralcavität angedeutet. Fig. VI. Schematischer, verticaler Durchschnitt von Rhizostomites, in der Richtung eines Hauptradius (R;). Derselbe entspricht in seinen Dimensionen môglichst genau der vorhergehenden Figur und scheint nur. wegen der Krümmung, in kleinerem Maassstabe gezeichnet zu sein. Die Schirm- kuppe und die abgeschnitten dargestellten Mundarme sind Ergänzungen. Die Krümmung des ganzen Schirmes, sowie die Weite der Centralcavität sind gleichfalls hypothetisch. Taf. II. Fig. I. Gegenabdruck von Leptobrachites trigonobrachius Haeckel (Pelagiopsis Leuckarti m), Photo- lithographie in natürlicher Grösse. Aus einiger Entfernung zu betrachten. Da bei der Auf- nahme sich nicht alle Theile gleich günstig beleuchten liessen, so erscheinen manche der- selben undeutlich. | Fig.IT. Conturzeichnung desselben Objectes verkleinert und restaurirt. A, B, C, E. Vier deutlich erkennbare Mundarme. Problematischer fünfter Arm. . Ausdruck der Dicke des, Schirmes. Untere Fläche des Schirmes. Ringzone mit den Eingängen in die Genitalhöhlen. Uebergangsstelle des Schirmes in den Stiel. Wandung des Stieles. Uebergang des Stieles in die Basen der Mundarme. Begrenzung der Aussenfläche des Schirmes. Begrenzung der Innenfläche des Schirmes. ce, с’, с", с”. Randlappen. + Umriss der coelenterischen Centralcavität. i. Lippen des Mundes und Seitenplatten der Mundarme. о, 0’, 0”. Eingänge der Genitalhöhlen. Е.П. Conturzeichnung desselben Petrefactes nach Haeckel’s Restauration verkleinert und, des Ver- gleiches wegen, umgekehrt (Rechts und Links vertauscht). 1— VIII Mundarme. SP BonozZem CARE Мел de [Ася «Лир. вме А Brandt. l'ossile Medusen. Lith. Anst.v. J.6. Bach, Leipziß ) | Mem.de Acad. Jrap.d.Se VI Série. ABrandt.Fossile Мед: 1) Photolitnographisches Jnetitut у. Fr Мапеске in Leipzig, MÉMOIRES L ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST. -PÉTERSBOURG, УГ SERIE, Tome XVI, N° 42. EMBRYOLOGISCHE STUDIEN WÜRMERN wo ARTHROPODEN A. Kowalevski, Professor in Kiew. Mit 12 Tafeln. Présenté à la Classe Physico-Mathématique de l'Académie des sciences le 18 novembre 1869. 1 Sr.-PETERSBOURG, 1871. _ Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Petershourg: à Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Kymmel; М. А. Е. Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakoff et A. Tscherkessoff; Prix: 1 rbl. 70 сор. = 1 Thlr. 27, Мог. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Avril 1871. С. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. Wass.-Östr., 9 ligne, N 12.) Inhalt. Erster Theil. Vorwort HT CL EU ON ee eee lerne eine ie © ces eee от Entwickelungsgeschichte der Sagitta Be Russe fe ое фара ele je орех ео © о © + ais à © + ооо са ое Entwickelungsgeschichte der Euaxes ressens ses ee ee ee Entwickelungsgeschichte.des Lumbricus „u... a een ee ten a sn nenn Rückblicke und Vergleiche in Bezug auf die Entwickelung der Würmer Dauer Bu Saar ya Sur Base Beer er See a er Ze er Zweiter Theil. ы Entwickelungsgeschichte des Hydrophilus piceus ‚ Entwickelungsgeschichte der Apis mellifica nn om ss se es Entwickelungsgeschichte der Lepidopteren CCC re ven oe Rückblicke und Vergleiche in Bezug auf die Entwickelung der Insecten ts ооо вое Erklärung der Tafeln ............... ns nn mms ss mm © р у > { р è - \ ` L - . * = } ы r В ‘ A { Е) ! # , Ze L 4 } 4 к . N er N + В \ Li j $ . f \ я и 4X Е Е №. р. à < “ N В у : 1 р 1 \ + L р . L N ` ® | | у te Pr ; . ` , } 4 В ins ' x ` | + = | С TA 5% | =1 и, à 2 у | OT Le Abe ur ; | bre cb ut hi tee СУ ОИ: ; x Ve у в аи ent 4 ак pal и. ie у й Я 2a NN VORWORT. Das vorliegende Werk besteht aus zwei Theilen: in dem ersten wird die Entwickelung der Würmer, — Sagitta, Euaxes und Lumbricus, in dem zweiten die Entwickelung der Insecten, — Hydrophilus, Apis und einiger Schmetterlinge, behandelt; am Schlusse jedes Theiles habe ich die Hauptresultate zusammengefasst und mit ähnlichen Vorgängen der Entwickelung anderer Thiere verglichen. In der allgemeinen Einleitung spreche ich sowohl von meinen, in dies Werk nicht ein- geschlossenen Untersuchungen, wie auch von den allgemeinen Anschauungen welche in der Embryologie der wirbellosen Thiere jetzt angenommen sind. Einleitung. In einer Reihe von Abhandlungen, welche im Jahre 1867 in «den Memoiren» der Akademie der Wissenschaften gedruckt wurden, habe ich auf die grosse Aehnlichkeit hin- gewiesen, welche in der Entwickelung, so auch dem Bau der Larven der verschiedenen Thier - Typen existirt; auf diese Thatsachen mich stützend, hielt ich es für möglich, die Zellenschichten oder die Keimblätter derselben mit einander zu vergleichen. — Meine An- sichten aber wurden von zwei Forschern, deren Anerkennung mir am werthesten wäre, nämlich von Elias Metschnikoff!) und Semper”), zurückgewiesen und beide, obgleich sie im Ganzen die Keimblätter- Theorie anerkennen, liessen keinen Vergleich zwischen den Keimblättern der Wirbelthiere und der Wirbellosen zu. — Ich war desshalb gezwungen neue Thatsachen zu suchen und neue Beweise aufzufinden, welche die weiteren Schicksale der von mir angenommenen Keimblätter darstellten. Die Entwickelung der Wirbelthiere wurde hauptsächlich durch die Untersuchung der feinen Querschnitte, welche man von den verschiedenen Stadien anfertigte, erkannt; ich habe mich entschlossen dieselbe Methode auch bei den Wirbellosen anzuwenden. In Kasan, wo ich mich damals befand, hatte ich nur eine geringe Auswahl von Mate- terial und ich ging Anfangs an die Untersuchung der Hirudineen, dann der Oligochaeten und endlich einiger Insecten und Krustern. Die Embryonen der Hirudineen erwiesen sich aber zu Querschnitten nicht ganz passend, und es gelang mir nur mit grösster Mühe, 1) Журв. Мин. Народ. ПросвЪшеня. Апр$ль. | 2) Semper, Reisen im Archipelder Philippinen. Heft 4. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 1 2 А. KoWALEVSKY, einige feine Querschnitte anzufertigen, auf welchen ich die Scheidung in Keimblätter und die Bildung des Nervensystems aus dem oberen Blatte sehen konnte, aber nicht den Keim- streifen, aus dem sich lediglich die Muskeln entwickeln. — Ich war aber viel glücklicher in meinen Studien, als ich die Eier von Euaxes und Lumbricus erhielt; an diesen für die Querschnitte, besonders von Euaxes, günstigen Eiern war ich im Stande, die Bildung der Keimblätter und aus denselben die der Organe mit vollständiger Sicherheit zu verfolgen. Es erwies sich, dass bei der Entwickelung der Oligochaeten sich dieselben Keimblätter bilden, welche wir für die Wirbelthiere anerkennen, die Abstammung des mittleren Blattes von dem primitiven unteren war ganz deutlich zu sehen, und besonders die Bildung des Nervensystems aus dem oberen Blatte liess nicht den geringsten Zweifel für diejenigen, wie Herr Professor N. Wagner, Owsjannikoff, Melnikoff, Bobretzky und andere meiner Collegen, welche meine Präparate durchsahen. Im Frühlinge dieses Jahres ging ich an die Untersuchung der Insecten und wandte bei deren Entwickelung dieselbe Methode an; ich kam auch hier zu mehreren ganz uner- warteten Resultaten, welche hier im Folgenden angeführt sind. Obgleich ich die Hirudineen und Crustaceenin den Kreis meiner Beobachtungen zog, so warte ich doch mit der Veröffent- lichung dieser Studien, so wie auch mit denjenigen der Entwickelungsgeschichte der Stu- benfliege, bei welcher ich die Bildung des zweiten Blattes ganz ebenso vorfand wie bei Hydrophilus, und bei welcher ich das Ammion und die seröse Hülle entdeckte, bis zu einer anderen Gelegenheit, da bis jetzt diese Beobachtungen noch zu lückenhaft sind. Hier möchte ich nur Folgendes bemerken. — Beim Flusskrebs scheint das zweite Blatt wie bei den Insecten zu entstehen, indem auch hier eine rundliche Einstülpung des Blastoderms zu beobachten ist, welche sich später schliesst!). — Die Abstammung des Nervensystems von dem oberen Blatte habe ich ganz deutlich an den Embryonen beobachtet, bei welchen die Extremitäten schon auszuwachsen anfingen. Von den Hirudineen habe ich die Entwickelung von Nephelis und Clepsine beobachtet. Was die Entwickelung der Nephelis anbelangt, so ge- hen die ersten Vorgänge der Furchung und Bildung des Blastoderms ganz in derselben Weise vor sich, wie sie von Rathke”) ganz naturgetreu beschrieben sind; die Stadien Fig. 10, 12 Taf. I. habe ich noch bis jetzt in Essigsäure und Glycerin ganz schön aufbe- wahrt. Ich kann mir nur nicht erklären, dass Herr Dr. Fritz Ratzel°) mit solcher Be- stimmtheit sagt: eine regelrechte Furchung, wie sie Rathke von Nephelis beschreibt, kommt weder hier noch im Lumbricus vor (p. 282), um so mehr, da bei Nephelis alle in der Kapsel eingeschlossenen Eier befruchtet sind und sich weiter entwickeln; hier sind die 1) Lereboullet (Embryologie comparée р. 260) glaubt, dass daraus der Hinterdarm entstehe; ich habe gesehen, | Hirudineen. 1862. dass sich im Gegentheil die Zellen des Rohres ausbreiten, 3) Dr. Ratzel Vorläufige Nachricht über die Entwik- war aber damals in der Weiteruntersuchung gestört, hoffe | kelungsgeschichte von Lumkricus und Nephelis p. 281. aber bald, dieLücke zu füllen, da ich jetzt (October) wie- | Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. Bd. XIX. der Krebse mit Rogen erhalten habe. 2) Rathke. Beiträge zur Entwickelungsgeschichte der BEITRÄGE ZUR ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER WÜRMER. 3 Zersetzungsstadien zu selten, als dass man sie als normal ansehen könnte. Was die Schei- dung der Blätter anbetrifft, so ist dieselbe schon auf der Fig. 13 Taf. I. bei Rathke zu entdecken; die oberen Zellen ff. bilden das obere oder sensorielle Blatt, die zwischen denselben und den grossen Fuchungs-Kugeln liegenden — das Darmdrüsenblatt, Fig. 14 u. 15, und die drei grossen Kugeln — das mittlere Blatt. Weiter umwachsen die Zellen des oberen Blattes die ganze Masse von allen Seiten; die Darmdrüsenblattzellen wachsen sehr schnell, verlieren ihr körniges Aussehen, werden zu grossen hellen Zellen und drängen dabei die grossen Zellen des mittleren Blattes nach hinten, welche durch Abschnü- rung zwei Zellenreihen bilden, die die bekannten Keimstreifen der Nephelis sind. Der Wulst a der Fig. 1 Taf. II. von Rathke, bildet sich unabhängig vom mittleren Blatte, und der Oesophagus entsteht als eine Spalte in demselben. Bei der Clepsine ist die Entwickelung eine andere; da ich aber zur Zeit der Entwickelung derselben gerade mit den Accipensern beschäftigt war, so bewahrte ich nur mehrere Stadien in schwacher Chromsäure auf; an Querschnitten derselben konnte ich mich später nur von der Abstammung des Nervensy- stems vom oberen Blatte überzeugen. Bei der weiteren Verfolgung der Entwickelung der Nephelis habe ich mich auch von der Bildung der Spaltung in Keimstreifen überzeugt und von dem Uebergange dieses Spaltes in die seitlichen Gefässe; also auch vom embryologi- schen Standpunkte aus wären die seitlichen Gefässe der Hirudineen als der Leibeshöhle der anderen Würmer entsprechend anzusehen. Ungeachtet aller meiner Bemühungen ist es mir noch nicht gelungen Eier von Hirudo medicinalis zu erhalten; glücklicher Weise besit- zen wir über dieselben die schönen Untersuchungen von Leuckart, aus welchen wir wohl schliessen können, dass da eine Einstülpung der einen Seite der Furchungskugel vor sich geht, und dass die durch Einstülpung gebildete Höhle zur Darmhöhle wird, dass später der Keimstreifen aus den Zellen des mittleren Blattes oder den Zellen, welche zwischen dem Darmdrüsenblatte und dem oberen Blatte liegen, entsteht; es wird vielleicht auch nicht gewagt sein, nach der Bildung des Nervensystems bei Nephelis, Clepsine, den Oligochaeten und den Arthropoden, hier anzunehmen, dass dieselben vom oberen Blatte abstammen, und in diesem Falle können wir in der Entwickelung der Oligochaeten und Hirudineen zwei bestimmte Typen der Entwichelung finden, zwischen denen die Nephelis - Entwickelung einen Uebergang darstellt. Ueber die Keimblätter der Würmer ist bis jetzt nur sehr We- niges oder auch gar nichts bekannt; die einzigen genauen Untersuchungen über die em- bryonalen Processe bei denselben sind die Beobachtungen von Rathke über die Hirudi- neen, welche übrigens die Frage von den Keimblättern nicht berühren. Wenn über die An- wesenheit der Keimblätter bei den Würmern sehr wenig geschrieben wurde, so ist ganz das Gegentheil mit den Arthropoden und besonders den Insecten geschehen; bei diesen war es, dass von den besten Forschern die einen die Blätter annahmen, die anderen sie leugne- ten; dabei spielten nicht die unmittelbaren Beobachtungen eine so grosse Rolle, wie die theoretischen Anschauungen, — man suchte, namentlich, nicht genug feste, unzweideutige Thatsachen zu gewinnen und dann die Resultate zu vergleichen, sondern die nicht tief ein- 1* 4 A. KoWALEVSKY, greifenden Beobachtungen sogleich den herrschenden Ansichten der Entwickelung der Wir- belthiere anzupassen. So geschah es mit Kölliker'),so mitZaddach”). Zur Zeit der Unter- suchungen vonKölliker wurden bei den Wirbelthieren die serösen und mucösen Blätter an- genommen; Kölliker fand dieselben auch bei den Insecten. Zur Zeit von Zaddach herrsch- ten die Ansichten von Remack, und Zaddach fand auch wirklich eine vollständige Analo- gie der Keimblätter der Insecten mit denen, welche Remack für die Wirbelthiere annahm, nur mit dem geringen Unterschiede, dass das Darmdrüsenblatt bei den Insecten etwas spä- ter auftritt als bei den Wirbelthieren. Dass die Beobachtungen von Zaddach nicht auf unzweideutigen Thatsachen gegründet sind, sondern auf ziemlich schwankenden Ergebnis- sen, welche auch gewöhnlich dem Wunsche nach zu erklären sind, erweiset sich wirklich aus dem Umstande, dass er die Embryonalhäute für das Hornblatt ansah, also von demsel- ben nicht nur die Haut, sondern auch das Nervensystem abstammen liess. Leuckardt trat den Ansichten von Zaddach bei. So standen die Sachen, als die, so zu sagen, in der Embryologie Epoche machenden Studien von Weissmann*) erschienen; von ihm wurden Zad- dach’s Ansichten von den Keimblättern widerlegt, indem Weissmann bewiess, dass das Hornblatt von Zaddach in seinen meisten Theilen eine provisorische Hülle sei. Weiss- mann nahm keine Keimblätter an und liess auch keine Parallelisirung zwischen der Ent- wickelung der Arthropoden und der Wirbelthiere zu, und das war auch wirklich das Ein- zige, was man bei den thatsächlichen Verhältnissen damals thun konnte. — Nun aber ka- men die Untersuchungen von Elias Metschnikoff, welcher bei den Insecten embryonale Häute, welche dem Amnion und der serösen Hülle der Wirbelthiere zu vergleichen waren, entdeckte. Wenn in der Bildung der embryonalen Häute eine Vergleichung anzu- nehmen war, warum sollte man die Analogien nicht weiter führen? Metschnikoff nahm das Dasein der Keimblätter wirklich an, obgleich auf sehr schwachen thatsächlichen Grün- den gestützt, wesshalb ich auch seine Ansichten mehr zu den theoretischen Anschauungen rechne. Er sagt selbst‘): «Wenn ich eben so wenig wie Weissmann mich von der An- wesenheit der differenten Keimblätter bei den Insecten überzeugen konnte, habe ich doch Einiges beobachtet was auf eine gewisse Differenzirung des Keimstreifens in frü- heren Perioden hindeutet»; und nun, sich darauf stützend, dass in den Extremitäten die zwei Blätter ausgeprägt sind, nimmt Metschnikoff zwei Keimblätter an — das Haut- und Muskel- blatt. Die Ansicht von Е. Metschnikoff über die Keimblätter fand keine allgemeine Anerken- nung, da die Beweise zu schwach waren. — Weiter stützte sich Metschnikoffbei der Annahme der Keimblätter besonders auf den Scorpion, wo er die Scheidung in Haut- und Nervenmus- kelblatt mit ausgezeichneter Klarheit beobachtete, hob aber dabei hervor, dass, wenn die 1) Kölliker. De prima insectorum gensis. 1842. 4) Embryologische Studien. Zeitsch. für wissenschaftl. 2) Zaddach. Entwiekelung d. Phryganiden-Eies 1854. | Zoologie Bd. 16. p. 487. 3) Weissmann. Die Entwickelung der Dipteren. Zeit- schrift. für wissenschaftliche Zoologie. Bd. 13. - BEITRÄGE ZUR ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER WÜRMER. J Keimblätter-Theorie auch auf die Arthropoden zu übertragen sei, so wären doch die Blät- ter bei den :Insecten nur spurweis angedeutet. Also, wenn die Keimblätter angenommen, aber von ihren Vertheidigern selbst nur als «spurweise existirend»!) bezeichnet werden, liessen sie sich mit denjenigen der Wirbelthiere nur in dem Falle vergleichen, wenn man die Nervenkette der Athropoden mit den Spinalganglien der Wirbelthiere vergleiche und dem typischen Rückenmark der letzteren bei den Arthropoden kein Analogon suche. Bald aber, nach dem Erscheinen der «Studien» von Metschnikoff, erhielt die Vergleichung der Keim- blätter der Arthropoden mit denen von Wirbelthieren eine unerwartete Stütze in einem Forscher, welcher sich als Gegner der Keimblättertheorie aussprach, nämlich in Ganin, und zwar in seiner Untersuchung über die Entwickelung des Scorpions. Ganin bewies, dass das Nervensystem sich nicht aus dem Nerven -Muskelsystem (wie Metschnikoff sagte) entwickelt, sondern aus der oberen Zellenschicht, in welchem Falle dasselbe dem oberen- oder dem Sinnesblatte zu vergleichen wäre; weiter gab Ganin an, dass sich das Darmepithelium aus einer Dotterrinde bilde, also aus einer Zellenschicht, welche unter dem Nerven-Muskelblatte liege ?).—Für Jeden, der die Keimblätter anerkannte, wurde von Ganin alles gegeben, um die des Scorpions mit denjenigen der Wirbelthiere zu verglei- chen. Es war ein oberes Blatt, aus welchem das Nervensystem und die Haut entstand, eine "Schicht Zellen, welche das Epithelium des Darmkanals lieferte und eine dazwischen liegen- de Zellenschicht, aus welcher alle anderen Organe sich bildeten, — also in erster Reihe die Muskeln. Nach der Veröffentlichung dieser höchst wichtigen Angaben vonGanin,gingMetsch- nikoffzur Prüfung derselben, erkannte wirklich die drei Zellenschichten oder die drei Keim- blätter und hielt nur soviel an seinem früheren Nervenmuskelblatt, gegen die positive Angabe von Ganin, dass das Nervensystem von der oberen Zellenschicht entstehe, fest, dass er einen Theil des Nervensystems aus dem oberen, den andern aber aus dem Nervenmuskelblatt ab- stammen liess. So standen die Sachen, als ich mich zur Untersuchung der Insectenentwickelung wandte und mich entschloss, streng an das Thatsächliche mich zu halten und in keiner Weise von den theoretischen Ansichten mich leiten zu lassen, welche der Embryologie der Arthropoden so nachtheilig gewesen sind. Meine eigenen Untersuchungen über die Embryologie sind an Repräsentanten ver- schiedener Ordnungen angestellt und führen zur Anerkennung der Keimblättertheorie. Die Keimblätter aber, welche ich annehme, haben nur soviel Gemeinsames mit den von Metsch- nikoff beschriebenen, als es Keimblätter sind, aber sowohl ihre Bildung, als es auch ihre weiteren Schicksale sind ganz von jenen verschieden. Mein oberes oder Sinnes-Blatt ent- 1) Embryologische Studien p. 487. Zeitschrift für wis- | ger Elemente, abstammen; das ist aber eine Frage, wel senschaftliche Zoologie. Bd. 16. | che die genesis der Blätter, aber nicht die der gebilde- 2) Ganin nahm an, dass die Zellen des Darmdrüsen- | ten Zellen anbelangt. blattes aus der Dotterrinde, also, anfangs, nicht zelli- | 6 ’ А. KoWALEVSKY, spricht dem der Wirbelthiere, das zweite oder untere wäre dem Muskelblatt der Sagitta und weiter auch demjenigen der Wirbelthiere zu vergleichen; das Darmdrüsenblatt der Insecten, welches durch Biegung und Verflachung der Randzellen des unteren Blattes ent- steht, hat kein Analogon bei den Wirbelthieren, sondern ist ein den von mir untersuchten Insecten speciell zukommendes Gebilde. — Dem Darmdrüsenblatte und später dem Darme der Wirbelthiere als irgendwie entsprechend, wäre vielleicht die Rückenplatte und das Rückenrohr des Hydrophilus und der Phryganiden zu vergleichen und zwar aus folgenden Gründen. Wenn die seröse Hülle der Insecten dem Pylidium entspricht, so ist die Bildung des Darmes des Pylidium der Bildung der Rückenplatte und des Rückenrohres des Hy- drophilus gleich. Da der Darm des Pylidium wohl dem der anderen Thiere, z. B. Sagitta, Amphioxus, homolog ist, so könnte man auch die Rückenplatte derselben vergleichen und, weiter in der Richtung gehend, könnte man die einzelnen Theile der Entwickelung des Hy- drophilus mit derjenigen der Sagitta vergleichen; namentlich, die erste Einstülpung bei der Sagitta (Taf. I) liefert das Muskelblatt und die Leibeshöhle; die erste Einstülpung liefert beim Hydrophilus das Muskelblatt, die zweite Faltung der schon eingestülpten Schicht giebt den Darm, die zweite Faltung des Rückentheils des Blastoderms liefert das Rückenrohr. Daraus könnte man auch den Schluss ziehen, dass Sagitta eine bleibende geschlechtliche Form ist, welche am meisten an die provisorischen, schwimmenden, serösen Hüllen, wie bei Pylidium, erinnert. | Die Schnitte, auf welche ich die meisten meiner Resultate gründe, sind nach der von P. Schicker angegebenen Methode angefertigt und später mit der Camera lucida ge- zeichnet, so dass die Figuren eine genaue Copie derselben darstellen, was auf den bis jetzt aufbewahrten Präparaten zu sehen ist, und desshalb auch denjenigen einen festen Punkt zur Vergleichung geben, welche mit mir nicht übereinstimmen werden. 1) Die Entwickelung des Pylidium aus dem Eie wurde | über Nemertinen und Echinodermen. — Der Darm des von mir schon im März 1868 verfolgt; ich gab die Resul- | Pylidium bildet sich durch Einstülpung des Blastoderms, tate und Zeichnungen Herrn. El. Metschnikoff zur | resp. der serösen Hülle. Veröffentlichung in seiner allgemeinen Uutersuchung ERSTER THEIL. BEITRÄGE ZUR ENTWIGKELUNGSGRSCHICHTE DER WÜRMER. Entwickelungsgeschichte der Sagitta. Taf. I und Il. Von der Entwickelung der Sagitta besitzen wir nur die Untersuchungen von Gegen- baur ‘) und einige Bemerkungen von Darvin”); in Betreff des letzten Forschers ist es ganz unzweifelhaft, dass er anstatt der Eier der Sagitta die eines Fisches unter der Hand hatte. Ich selbst stellte meine Beobachtungen an den Eiern der kleineren Sagitta an, die ich mir entweder mit dem pelagischen Netze verschaffte, oder von den in Gefangenschaft gehaltenen Sagitten erhielt. Die ersten Stadien, d. h. die Furchung und Bildung der Fur- chungshöhlen, hat Gegenbaur genau beschrieben, wir wenden uns desshalb zu den folgen- den Stadien, welche sich ganz anders verhalten, als es dieser Forscher angiebt. Nämlich, nach der Furchung, nachdem das aus einer Reihe von Zellen gebildete Blastoderm ent- standen ist, das eine Furchungshöhle umgiebt, stülpt sich eine Seite des Blastoderms in die andere, und es bildet sich so eine schon vielfach von mir beschriebene Form des Embryo (Taf. I Fig. I) die uns als Ausgangspunkt unserer weiteren Beschreibung dienen wird. Zwischen den beiden Zellenwänden sieht man noch den Rest der Furchungshöhle (h), die bei noch tieferer Einstülpung (Fig. 2) zu einem einfachen Spalte wird. Es entstehen auf diese Weise zwei Zellenreihen, welche ich als Keimblätter ansehe und dieselben als obe- res Sinnes- oder sensorielles Blatt und als unteres oder auch als zweites Blatt be- zeichne. Bei der weiteren Entwickelung wird die Oeffnung der Höhle nach aussen immer kleiner, und zugleich verlängern sich die Zellen des unteren Blattes etwas an ihrer oberen Seite (Fig. 3e) und verengeren dabei die obere Partie der eingestülpten Höhle; weiter be- obachtet man, dass sich die verlängerten Zellen an einer Stelle vom oberen Blatte abzu- heben beginnen, und sich an dieser Stelle bald zwei wahre Falten bilden, welche die obere Partie der eingestülpten Höhle in drei Abschnitte theilen (Taf. I Fig. 5),—in eine innere (f.) 1) K. Gegenbaur. Entwickelung der Sagitta. Abhand- 2) Darvin. Annals and Magazin of natural history. lungen der Naturforschenden Gesellschaft in Halle 1857. | ol. XIII. 8 А. KOoWALEVSKY, und zwei seitliche (l). Zu gleicher Zeit verdünnt sich das obere Blatt an der Stelle, wo die Wandungen der Falte ef. an dasselbe stossen (Fig. 5. O.). Hier entsteht eine Oeffnung (Fig. 6), durch welche sich die Höhle der Falten nach aussen öffnet. Während dieser Vor- gänge beobachtet man, dass die Oeffnung von der Einstülpung n schon etwas nach der Seite geschoben wird und auf der Fig. 6 schon ganz seitlich liegt. Die Fig. 7 bis 10 zei- gen uns schon mehr entwickelte Stadien, wobei sich der Embryo mehr in die Länge zieht. Die Oeffnung n rückt immer weiter nach oben, und auf der Fig. 12 konnte ich dieselbe schon nicht mehr auffinden; es ist desshalb wohl anzunehmen, dass die Zellen, welche sie umgrenzten, ganz zusammengerückt sind. Die entstandenen Theile erweisen sich nun fol- gendermassen: o wird zur Mundöffnung, das nach unten hängende Rohr — zum Darmka- nal, die Zellen d.d. machen das Epithel des Darmkanals aus und die Zellen df. bilden die Anlagen des künftigen Darmfaserblattes. Der Embryo der Fig. 7 von oben angesehen, also im Querschnitt, giebt uns die Fig. 9, in welcher die innere Höhle (h) das Lumen des Darm- kanals und dd dessen Epithel ist, df ist das Darmfaserblatt, pl — Hautplatte, und nach aussen liegt das noch unveränderte sensoriele Blatt (sb). Auf derselben Figur beobachten wir auch, dass die durch Einstülpung entstandene Höhle in drei Abschnitte zerfällt, die nicht unmittelbar mit einander seitlich zusammenhängen, sondern sie münden, wie man bei einer etwas schiefen Einstellung der Eier sieht (Fig. 8), in den unteren Raum der einge- stülpten Höhle, und communiciren nur durch diese mit einander. Die Ränder, die die seitli- chen Höhlenabschnitte umgrenzen, stehen nach oben wie nach unten in gewisser Entfer- nung von einander und schmelzen nur in den späteren Stadien, wo sie das obere und untere Mesenterium der erwachsenen Sagitta bilden, zusammen. Der Embryo der Fig. 10 be- ginnt sich schon in der Eihaut zu krümmen, und bald sieht man, dass sich das Kopf- und Schwanzende mit einander berühren (Fig. 12), wobei man am Kopfende dieselben Zellen- schichten unterscheidet wie oben; am hinteren oder Schwanzende bleibt die eingestülpte Höhle noch ungetheilt, und die Einstülpungsöffnung ist schon nicht mehr aufzufinden (Fig. 11 und 12). Bei seinem weiteren Wachsthum bemerkt man keine wesentliche Veränderung an der Organisation des Embryo; er wächst bedeutend in die Länge, krümmt sich einige Male im Eie, der Schwanz wird dünner, und man bemerkt an demselben die mittlere Scheide, deren Bildung ich aber nicht verfolgen konnte; ich kann desshalb nur die Vermu- thung aussprechen, dass die Wandungen der beiden äusseren Falten da, wo das Darmrohr aufhört, zusammentreten und, weiter nach unten wachsend, die Scheidewand bilden, wel- che auch bei den erwachsenen Sagitten dieselbe doppelte Zusammensetzung zeigt wie das Mesenterium, indem sie auch dessen unmittelbare Fortsetzung ist. Nach dem Ausschlüp- fen der jungen Sagitta (Fig. 13) findet man fast schon alle Organe, welche sich in der er- wachsenen vorfinden, nur sind die Kiefern und das Nervensystem nicht ausgebildet, dage- gen sind die inneren Organe — Darm und Muskeln — schon vollständig da. Die Muskeln sind schon deutlich quergestreift, bilden aber eine ganz dünne Lage, und man kann mit voll- ständiger Sicherheit annehmen, dass die Muskeln aus dem äusseren Theile der Zellen des ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER SAGITTA. 9 unteren Blattes entstanden sind, da die Grenzlinie der ursprünglichen zwei Blätter während der ganzen Entwickelung scharf und deutlich ausgeprägt ist. Von den Zellen, welche das untere Blatt zusammensetzen, theilen sich jederseits Reihen von Zellen, welche, auf den Muskelzellen liegend, die ganze Leibeshöhle auskleiden und mit grösserer und geringerer Deutlichkeit zu sehen sind (Fig. 14). An der jungen Sagitta fällt besonders die ungemeine Dicke der Haut am Kopfe und Rumpfe auf, wo sie aus dem äusseren sehr deutlichen Epi- thel und der darunter liegenden Schicht besteht. Man vermag in der letzten deutliche Zel- lengrenzen nicht zu unterscheiden, sondern Kerne und eine sie umlagernde feinstreifige oder punktartige Masse (Fig. 14). Beim Wachsthum der jungen Sagitta sieht man, dass dieser verdeckte Theil der Haut immer in der Mitte bleibt, während er sich am vorderen und hinteren Ende des Rumpfes, d. h. in der Nähe des Kopfes und vor dem Anfang des Schwanzes immer mehr verdünnt und selbst eine schwache Andeutung der Grenze dieser Schicht hier gesehen werden kann (Fig. 15. К’). Bald nimmt diese Schicht die mittlere Hälfte des ganzen Rumpfes ein und concentrirt sich dabei immer mehr und mehr an der Bauchseite; man findet bei weiterer Verfolgung, dass sich daraus das Bauchganglion ent- wickelt, welches sich Anfangs noch sehr weit auf die beiden Seiten des Körpers ausdehnt, später aber sich immer mehr und mehr auf die Bauchseite zusammenzieht (Fig. 16). Am Kopfende tritt die Zellenmasse, welche unmittelbar unter dem Epithel liegt, sehr weit nach vorn und bildet während der Entstehung der Augen einen wulstartigen Vorsprung am vor- deren Ende des Kopfes, welcher die Anlage des Kopfganglions ist (Taf. II Fig. 18). Diese anfangs sehr undeutlich abgegrenzten Massen werden bald immer deutlicher, und man kann bei den noch kleinen, aber frei schwimmenden Sagitten fast alle Uebergänge zwischen den sich gebildeten Bauch- und Kopfganglien und der früher unter dem Epithelium gelegenen, punktförmigen Masse mit Kernen beobachten. Die Resultate der Bildung der Nervencen- tren regten mich an, die Frage über den sogenannten Bauchsattel der Sagitta zu prü- fen, um die vielfach widersprechenden Angaben, welche über diesen Punkt existiren, zu beseitigen. Das Nervensystem der Sagitten wurde schon längst entdeckt und von Krohn!) in seinen einzelnen, allerdings nur gröberen Theilen ganz genau beschrieben. Ungeachtet dessen wurden seine Angaben in Bezug des Bauchganglions von Busch’) ge- leugnet, der sich hauptsächlich darauf stützte, «dass das Nervencentrum nicht ausserhalb der Körperwandungen liegen könne». Krohn *) hat seine früheren Angaben über das Bauchganglion gegen Busch vertheidigt. In der neueren Zeit aber tritt wieder Herr У. Keferstein“) gegen die Nervennatur des Bauchganglions auf und führt fast dieselben Gründe wie Busch an; er sagt: «Krohn hat bekamntlich diesen oft so sehr grossen Bauch- 1) Krohn. Anatomisch-physiologische Beobachtungen 3) Krohn. Archiv für Anatomie u. Physiologie. 1853, über die Sagitta bipunctata. Mit 1 Taf. Hamburg. 1844. | pag. 140. 2) Beobachtungen über Anat. u. Entwickelung einiger 4) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie pag. 130° wirbellosen Seethiere. Berlin 1851. pag. 98. Mémoires de 1’Acad. Гар. des sciences. VIIme Serie, о 10 A. Комлькчхзку, sattel für einen Nervenknoten ausgegeben, ich kann ebenso wie Busch nicht daran zwei- feln, dass dieser vorzügliche Forscher in diesem Punkte sich geirrt habe, denn dieser Sattel liegt ausserhalb der Muskelhaut des Thieres und mit dem Gehirne, das man im Kopfe er- kennen kann, steht er in keinem Zusammenhang». Die letzte Meinung ist auch von Leuckart und Pagenstecher sowie von Gegenbaur ausgesprochen. Aus dem schon oben Gesagten geht hervor, dass ich den neueren Forschern gegenüber die Angaben von Krohn über das Bauchganglion aufrecht erhalte und ich hoffe, auch meine Leser in folgenden Zeilen darin zu überzeugen. Das Bauchganglion liegt ganz ausserhalb der Muskelhaut, unmittelbar un- ter dem Epithel der Haut und ist bei den jungen Sagitten so lang und breit, dass es sich ziemlich weit auf die Seiten des Körpers fortsetzt, wie auf dem Querschnitt einer jungen Sagitta (Fig. 17) deutlich zu sehen ist. Bei den erwachsenen, grossen Sagitten nimmt es einen verhältnissmässig viel kleineren Raum auf der Bauchseite des Thieres ein, springt nur unbedeutend ‚hervor und fällt nur bei todten und conservirten Thieren in die Augen. Betrachten wir das Bauchganglion der erwachsenen Sagitta von unten, bei geringer Ver- grösserung, $0 erweist es sich als ein länglich-ovaler oder viereckiger Körper mit vier grossen Nervenstämmen, von denen zwei am vorderen Ende sich nach dem Gehirne oder Kopfganglion begeben, die, wie Krohn ganz richtig angegeben hat, mit den seitlichen Ner- ven des Kopfganglions zusammenhängen; es entsteht somit eine ähnliche Commissur, wie bei den Hetoropoden und einigen Rückenkiemern; auch gehen vom hinteren Ende des Gang- lions zwei Nervenstämme nach vorn. Ausser diesen vier grossen Nervenstämmen gehen nach beiden Seiten des Ganglions noch 12—13 kleine, von denen die mittleren unter einem rechten Winkel abgehen, die peripherischen dagegen sich mehr nach der einen oder ande- ren Seite richten. Das Ganglion selbst besteht aus einem centralen, faserigen und ober- flächlichen zelligen Theile. Im centralen, mehr dunkelen Theile bemerkt man eine etwas hellere Mittellinie, welche das Ganze in zwei, scheinbar gleiche Hälften theilt. Ausserdem geht noch in jede Hälfte ein heller, breiter Streifen, welcher auf dem Querschnitt als eine hier liegende Höhle erscheint. Die Qnerstreifung, welche besonders deutlich ist, kommt von sehr dicken Fortsätzen der oberen Zellen (Fig. 18, 19), welche sich von einer Seite des Ganglions auf die andere ziehen; ob diese Zellen-Fortsätze der Communicationsfäden der von beiden Seiten des Ganglions liegenden Zellen sind, oder in die faserige Substanz der ihnen entgegengesetzten Seite gehen, habe ich nicht entscheiden können, in jedem Falle aber endigen sie nicht in der ihnen am nächsten liegenden Seite der faserigen Theile des Ganglions, sondern gehen auf die entgegengesetzte über. Die zellige Substanz des Gang- lion besteht aus kleinen und grossen multipolaren Zellen. Die grossen Zellen liegen nur in einer Reihe an beiden äusseren Rändern der grauen Substanz (Fig .19. 22. 21.), haben mehrere Wurzelfortsätze und schicken einen grossen, dicken Strang nach dem Cen- trum des Ganglions (Fig. 22). Mehrere der kleinen Zellen haben auch Fortsätze, jedoch enden sich alle in der weissen Substanz. Ausser den Zellen, welche die weisse Substanz bilden, findet man noch an den äusseren Ecken der beiden Höhlen epithelartige Zellen, ENTWICLELUNGSGESCHICHTE DER SAGITTA. 11 in zwei Reihen angeordnet, (Fig. 21e), die aber in keinem Zusammenhange mit den Ner- venzellen stehen; auch in der oberen Decke der Höhle findet man auf diesem oder jenem Schnitte ein oder zwei grosse Ganglionkugeln. Von den Höhlen im Bauchganglion sind die beiden oberen auf jedem Schnitte vor- handen, immer von derselben Form und von ganz scharfen Rändern umgeben, an den Ecken mit Epithelium ausgekleidet, so dass man diese Höhlen kaum als Kunstproducte, resp. als durch Zerreissen des Gewebes entstandene ansehen kann. — Die untere von mir gezeich- nete Höhle fehlt an vielen Präparaten, an andern hat sie immer die Form eines Risses, ihre Ränder sind immer zackig. — Ob diese Höhle als normal oder künstlich gebildete an- zusehen ist, wird die Beobachtung frischer Exemplare entcheiden; ich habe sie auf den in Chromsäure und in Spiritus aufbewahrten Exemplaren gefunden. Sonderbar ist es immer, dass man diese Höhlen auf den Querschnitten (Taf. II Fig. 17) der jungen, unter denselben Bedingungen aufbewahrten Sagitten nicht findet. Da wir über das Kopfganglion noch keine histologische Beschreibung besitzen, so er- laube ich mir eine bei 190 m. Vergr. gemachte Zeichnung vorzulegen und auch zu erwähnen, dass das Kopf- und auch das Bauchganglion unmittelbar unter der Haut liegt und von den Muskeln nicht bedeckt ist. Merkwürdig ist es, dass diejenigen Forscher, welche das Bauch- ganglion seiner oberflächlichen Lage wegen als solches nicht anerkennen wollten, doch die nervöse Natur des Kopfganglion nicht leugneten, obwohl sie doch dazu dieselben Gründe hatten. Das Kopfganglion besteht aus einem centralen Keime von weisser Substanz, in welcher man durchaus keine Faserung erkennen kann und welche vollständig mit der von Fr. Ley- dig benannten Punktsubstanz übereinstimmt. Von diesem centralen Keime bis zur Ober- fläche ziehen sich die Nervenwurzeln, welche schon von Krohn ganz genau gezeichnet sind. Die Räume zwischen den Nervenwurzeln sind von Zellen ausgefüllt, welche sich auch theil- weise bis auf die Nerven fortsetzen. Hinter dem Kopfganglion, in dem Raume zwischen den beiden zum Oberkopf und den Augen gehenden Nerven, liegt noch ein besonderes Organ, welches ich als ein Sinnesorgan bezeichnen möchte. Es besteht aus einem geschlossenen Bläschen mit deutlichen Zellen- wandungen. Ich habe es aber nur an conservirten Exemplaren gefunden und konnte es desshalb einer genauen Prüfung nicht unterziehen. Ein ähnliches Organ ist übrigens schon bei einer Sagitta bekannt, und namentlich die flimmernde Scheibe der Sagitta cephaloptera. (Ed. Cla- parède. Beobachtungen an der Küste der Normandie. Taf. XVIII Fig. 8). Ueber die Reihe von Tasthaaren, welche auf besonderen, in zwei Reihen jederseits des Körpers gelegenen Höckern sitzen, kann ich nichts Neues sagen, ich möchte nur so viel erwähnen, dass ich gewöhnlich einen Faden oder ein Haar gesehen habe, die nach der Be- handlung mit Reagentien in mehrere Fäserchen zerfielen, wie wir es auch von anderen Gebilden kennen (z. B. der Busch beim Pilidium). ’ Br 12 A. KOWALEVSKY, Die Entwickelung der Geschlechtsorgane genauer zu durchforschen ist mir nicht ge- lungen. Bei den jüngsten von mir beobachteten Stadien erscheinen dieselben als einfache Zellen, welche von den Seiten in die Leibeshöhle an der Aftergegend einragen. Bald wer- den diese Zellen zum Zellenhaufen, welcher noch mit der Körperwandung auf seiner gan- zen Länge verbunden ist. Später ragt dieser Haufen immer mehr in die Leibeshöhle, und es entsteht aus ihnen jederseits ein Schlauch des Eierstockes. Durch die letzten Untersuchungen der Sagitta wurden meine früheren Forschungen über denselben Gegenstand vielfach vervollständigt und auch einige Fehler darin verbes- sert; das Letztere bezieht sich hauptsächlich auf meine Angaben, dass die Furchungshöhle der Sagitteneier in die Leibeshöhle derselben übergehen, so wie auf den Uebergang der Einstülpungsöffnung in den Anus. Nach den neuen Studien erweist sich, dass die Fur- chungshöhle schwindet oder so zusammengezogen wird, dass sie nur als ein Spalt bleibt, welcher bei den Sagitten das Epithelium der Haut von den Muskeln scheidet. In dieser Be- ziehung ist auch die Furchungshöhle der Sagitten der Spalte zu parallelisiren, welche die beiden ersten Blätter der Wirbelthiere scheidet, — der Spalte zwischen dem Sinnes- und Muskelblatte. Entwickelungsgeschichte der Euaxes. Tafel ПП, IV und У. Die Euaxes legen ihre Eier in chitinartige Kapseln, welche, der Form nach, ganz an die von Tubifex erinnern, doch sind die der Euaxes zehn mal grösser. Auch liegen die Eier nicht so gedrängt, als bei jenem, sondern schwimmen, in eine eiweisshaltige Flüs- sigkeit gebettet, ziemlich lose in der Kapsel umher. Die Zahl der Eier einer Kapsel ist sehr verschieden und varlirt von einem bis 15 und 20. — Die einzeln in Kapseln einge- legten Eier sind am bequemsten für die Untersuchung. Die Eier sind echte Sphäroide, und bis zu 1Y,” gross. Sie bestehen aus fettartigen, stark lichtbrechenden Dotterbläs- chen und sind von einer Dotterhaut umgeben. In dem eben gelegten Eie konnte ich den Kern nicht finden, sondern fand auf der Oberfläche des Eies eine etwas hellere, runde Stelle, welche aus reinem, keine Fettkörper enthaltendem Protoplasma bestand (Taf. III Fig. 1). Ich hielt sie anfangs für den eigentlichen Kern, doch bei den folgenden Sta- dien erwies sich diese Ansicht als irrthümlich, weil, erstens, die Stelle keine eigent- liche Membran oder auch nur scharf umschriebene Grenzen besass und zweitens, auch bei der Theilung des Eies nicht betheiligt war. Eine Stunde später, nachdem das Ei gelegt war, nahm es eine etwas ellipsoide Form an, und wenn man durch ein solches ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER EUAXES. 13 Ei Längsschnitte führte, so erwies sich, dass es schon zwei Kerne im Innern enthielt, obgleich der helle Fleck auf dem Eie unverändert da war und sich selbst vergrösserte. Ob diese beiden Kerne unabhängig entstanden sind, oder sich später nur theilten, weiss ich nicht zu sagen. Eins, was ich behaupten kann, ist das Fehlen des Kernes im gelegten Eie, welcher weder durch Pressen, noch durch Schneiden des Eies aufzufinden war. Dage- gen zeigten sich die beiden Kerne im elipsoidförmigen Ei mit solcher Deutlichkeit und fan- ‘ den sich so leicht, dass der Kern, wenn er unter solchen Bedingungen im erst gelegten Ei wäre, mir kaum hätte entgehen können. Die regelmässige elipsoide Form behielt das Bi nicht lange; bald spitzte sich eins seiner Enden zu und das ganze sah wie ein Hühnerei aus. Weiter bildete sich eine Rinne an der Seite des Eies, wo die helle Stelle lag, die sich um das ganze Ei zog. — Es bildeten sich also zwei Furchungskugeln, eine hintere — kleine und eine vordere — grössere. Auf der grösseren blieb auch der helle Fleck, welcher der allge- meinen Form des Eies folgend auch Anfangs elipsoid wurde, sich aber später am hinteren Ende zuspitzte. Nach der Theilung des Eies begann die helle Stelle allmählich zu schwinden und bald blieb von derselben keine Spur mehr; das Verschwinden konnte leicht beobachtet werden; die Ränder des hellen Fleckes wurden immer mehr und mehr unregelmässig, so zu sagen zerfressen, da in das helle sie zusammensetzende Protoplasma feine Dotterkörnchen eintra- ten; — der ganze Inhalt des Fleckes trübte sich weiter und verschwand endlich vollständig. Ueber‘ die Abstammung und Bildung desselben bin ich nicht im Stande gewesen ins Klare zu kommen, doch glaube ich, in demselben den zerfallenen und an die Oberfläche getrete- nen Kern des Eies zu sehen, um so mehr, da der Kern in den schon reifen, aber noch nicht gelegten Eiern sehr deutlich zu sehen ist. In den in Chromsäure erhärteten Eiern fand man an diesem Flecke eine kleine Kugel oder eine Art Zapfen, was an den frischen nicht zu sehen war. Ich erkläre mir das Erscheinen desselben als Kunstproduct, entstanden durch die Zusammenziehung des Eies. Weiter zerfällt die grosse Furchungskugel (Fig. 2. b) in zwei, wobei die vorhergehende Theilung des Kernes an den Schnitten sehr leicht zu sehen ist; es bilden sich drei unregelmässig gelagerte Kugeln von denen die grosse linke (Fig. 3 e) sich wieder theilt; es entstehen also vier kreuzartig gelagerte Kugeln, von denen die grösste hinterste sich am frühesten vom Eie abgetheilt hat. Gleich nach der Bildung der vier Fur- chungskugeln beobachtet man an den nach dem Centrum gerichteten Enden der Kugeln die (с und e) weisslichen Flecke, und macht man in solchen Stadium Querschnitte, so erhält man Fig. 24. Der Schnitt geht hier durch die kleinen Kugeln e und c, und man sieht, dass von den beiden Kugeln zwei neue kleinere sich zu bilden anfangen, wobei in der Zusammensetzung derselben die Hälfte des Kernkörperchens und ein kleiner Theil der ganzen Furchungskugel sich betheiligen. Der Kernkörper erscheint auf den Schnitten nicht wie ein sich theilendes Bläschen, sondern zeigt uns in der alten wie auch sich neu bildenden Zelle zwei körnige Anhäufungen, welche mit einander durch feine körnige, aber sehr deutliche Protoplasma (?)-Stränge verbunden sind. Zwischen dem sich neu bildenden 14 A.KowaALEvsky, Kern und der Oberfläche des Eies sieht man eine Schicht von Dotter, welche hier aber nur aus hellem Protoplasma und sehr feinen, stark lichtbrechenden Körnchen besteht und keine grossen Dotterkugeln enthält. Damit erklärt sich auch das weissliche Aussehen dieser Stellen auf der röthlich-gelben Oberfläche der ganzen Furchungskugel, deren Farbe auf der ähnlichen Färbung der Dotterkügelchen ruht. Etwas später sieht man die beiden weissen Flecke sich immer mehr von den Kugeln abtheilen, und so entstehen zwei ganz kleine weisse Kügelchen. Diese zwei Kügelchen theilen sich sehr bald jedes in zwei, und so erhalten wir die Fig. 5, deren Querschnitt die Fig. 25 darstellt. Schon in diesem Stadium enstehen an den oberen (d) und unteren (f) Furchungskugeln (Fig. 6) ähnliche weisse Flek- ken, welche wir bei с und с beschrieben haben; sie erheben sich bald zu grösseren Höckern, von denen besonders der an der Kugel f so gross ist, dass er die vier kleineren Kugeln selbst etwas nach vorne rückt. Der Höcker an der vorderen Kugel d theilt sich sehr bald ab und zerfällt sogleich in zwei kleinere Kugeln; der hintere, grosse bleibt noch eine Zeitlang mit der grossen Kugel verbunden, und auf der Fig. 7 sehen wir nur sein vorderes oberes Ende, indem seine ganze Masse in der Tiefe liegt. Die Zusammensetzung der zwei Zellen, welche von der Kugel 4 abstammen, ist derjenigen der Zellen, welche sich aus den Kugeln с und e bilden, vollständig gleich; dagegen sind in dem grossen Höcker der Kugel viele Dotter- bläschen enthalten. Diese Kugel, welche wir mit g bezeichnen, theilt sich auch bald durch еше Querfurche in zwei (Fig. 8. g’. ©”), wobei die kleineren Zellen etwas aus einander ge- drängt werden; ferner theilt sich die Kugel с” durch eine Querfurche und die Kugel 2" durch eine Längsfurche; und so erhalten wir das Stadium, welches uns, von der Oberfläche betrachtet, Fig. 9 darstellt. Machen wir aber einen Querschnitt durch dasselbe an der Stelle, wo der Buchstabe f steht, so sehen wir, dass sich zu den uns schon bekannten Zel- len noch zwei, (Fig. 26) # und !, hinzugesellten, von denen die Zelle schon vollständig von der unteren Kugel getrennt ist, dagegen [ noch mit ihr zusammenhängt. Die beiden neu entstandenen Zellen 2 und 2 bestehen fast aus denselben Dotterbläschen, wie die grossen Furchungskugeln, nur sind sie etwas plasmareicher und haben einen verhältnissmässig sehr grossen Kern. Ihre Consistenz zeigt eine Zwischenstufe zwischen derjenigen der Furchungs- kugeln с und с und der Zellen nn. Die weitere Veränderung, welche wir beobachten, ist die Vermehrung der Zellen g” und g”” der Fig. 9 und das ziemlich unregelmässige Zerfallen der grossen unteren Furchungskugeln, welche uns Fig. 10 versinnlicht. i Es würde mich zu weit führen, wenn ich mich auf die Beschreibung und Abbildung der Schicksale jeder Furchungskugel einliesse. Die Beobachtung selbst ist gar nicht schwer zu machen, besonders wenn man solche Kapseln nimmt, die nur ein Ei enthalten; man kann dann alle Stadien auf einem und demselben Eie verfolgen; ich möchte nur soviel bemerken, dass sich in den Zellen, welche von den mit g, 9", 9" bezeichneten abstammen, die Dotter- bläschen bei der weiteren Theilung der Zellen auflösen oder in sehr feine Pünktchen zer- fallen, so dass die Zusammensetzung dieser Zellen, welche von den Furchunpskugeln с, d, e in erster Linie und von den Zellen g”’ und g”” abstammen, ganz die gleiche wird. Die bei- ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER EUAXES. 15 den hinteren Zellen k&.k., welche von der Zelle д’ Fig. 8 abstammen, bleiben unverändert. Die Fig. 27 stellt uns einen Querschnitt aus der Mitte der Fig. 10 vor, wo wir sehr deut- lich drei von einander geschiedene Zellenreihen sehen. Die oberste wird durch sehr helle Zellen gebildet, welche kein einziges grosses Dotterbläschen enthalten und aus ganz durch- sichtigem Protoplasma und feinen punktartigen Körnchen bestehen. Diese Zellen bilden das Sinnes-, sensorielles oder oberes Blatt. Die zweite Reihe besteht aus bedeutend grösse- ren Zellen, welche, besonders die der linken Seite, eine bedeutende Anzahl von Dotterbläs- chen enthalten. Diese Schicht bildet das mittlere- oder Muskelblatt und stammt von den Zellen { und k Fig. 26 ab. Die nach unten gelegenen grösseren, fast ausschliesslich aus Dotterbläschen zusammengesetzten Zellen bilden das untere- oder, wie wir aus ih- rem weiteren Schicksale ersehen werden, das Darmdrüsenblatt, oder genauer den Darmdrüsenkern, wenn wir den sehr passenden Ausdruck von Remarck für die Frö- sche auch hier anwenden wollen. Die Abbildung zeigt uns einen Querschnitt aus der Mitte; wenn wir aber die nach vorn liegenden Querschnitte untersuchen, finden wir ganz vorn nur die Zellen des Darmdrüsenblattes, und weiter nach hinten werden die selben von den Zel- len des oberen Blattes bedeckt, und noch weiter nach hinten kommt, zwischen dem oberen nud unteren Blatte, das mittlere Blatt. Verfolgen wir die Querschnitte noch weiter nach hinten, so verschwindet Anfangs das obere Blatt, und die Zellen des mittleren Blattes stos- sen unmittelbar an die zwei grossen hinteren Zellen % und k. Im folgenden Stadium Fig. 11 u. 12 wächst die aus zwei oberen Blättern bestehende Scheibe immer mehr in die Breite und Länge, die Zellen des oberen Blattes vermehren sich dabei immer stärker und beginnen, die beiden hinteren grossen Zellen zu bedecken (Fig. 11), bis sie (Fig. 12) dieselben vollständig umgeben. Durch diese Bedeckung von Zellen des oberen Blattes werden die Zellen k und % zu Zellen des mittleren Blattes, mit denen sie auch ihrer inneren Consistenz nach vollständig übereinstimmen Diese beiden Zellen blei- ben aber auch nicht ganz passiv, vielmehr sonderen sie an ihrem vorderen Ende kleinere Zellen ab, welche sich unmittelbar an das mittlere Blatt anreihen. Wie schon oben gesagt wurde, geht die Vermehrung der Zellen des oberen Blattes sehr schnell vor sich; die des mittleren vermehren sich viel langsamer; und noch langsamer die Zellen des Darmdrüsen- blattes. Bei den letztern beobachtet man, dass die Zellen, welche an das mittlere Blatt stossen, viel kleiner sind, resp. sich schneller vermehren. In Folge der schnelleren Aus- breitung der Zellen des oberen Blattes und vielleicht auch der Theilung der Zellen (Fig. 28 n) bildet sich ein Riss in der Mitte der Zellen des Muskelblattes, und die Zellen desselben la- gern sich in zwei Stränge, welche schon auf der Fig. 11, noch besser aber an den folgen- den zu sehen sind. Diese Stränge bilden unter dem oberen Blatte rings um die Scheibe einen Wall und endigen nach hinten in die jetzt durch Theilung viel kleiner gewordenen Zellen % und %. Einen Querschnitt der Fig. 12, aus ihrem mittleren Theile, stellt uns die Fig. 28 dar. Die Zellen des mittleren Blattes (nn) sind als zwei Haufen zu sehen, welche unter den Enden des ausgebreiteten oberen Blattes liegen. Noch deutlicher sieht man dies 16 А. KowALEVSKY, an den Fig. 29 u. 30. Hier ist noch zu bemerken, dass die schneller wachsenden Zellen des oberen Blattes die anderen bedeutend übereilen und sich unmittelbar auf den Darmdrüsen- keimzellen ausbreiten. Bei einem Querschnitt, durch die Fig. 12, an der Stelle, wo die grossen Zellen k.k. liegen, geführt, finden wir, dass dieselben schon überall vom oberen Blatte bedeckt sind und in den Bereich des mittleren Blattes gehören. Wenn wir nach dem Gesagten jetzt einen Blick auf die Entstehung der Blätter wer- fen, so finden wir, dass das obere Blatt auf zweierlei Art aus den Zellen entsteht, welche sich unmittelbar von der äusseren Oberfläche der ersten drei kleineren Kugeln (Fig. 5. c. d. e) abgesondert haben, und von den Zellen, welche von den vorderen und centralen Hälften der Kugel g” Fig. 8 oder der Zellen g”, д” Fig. 9 abstammen. Die Zellen des mittleren Blattes haben eine ähnliche doppelte Abstammungsweise. Einerseits entstehen dieselben von den Kugeln c. e., welche schon vorher die Zellen des oberen Blattes ge- bildet haben, andrerseits aus dem hinteren Theile der Zelle g’ Fig. 8. Diese beiden Bil- _ dungsarten können in einem allgemeinen Satze ausgedrückt werden: Von den centralen obersten Enden der vier ersten Furchungskugeln sondern sich kleine Zellen ab, welche das obere Blatt bilden; von den unmittelbar tiefer liegenden Schich- ten derselben. Kugeln bilden sich die grösseren Zellen des mittleren Blattes. Diese Anschauung erklärt einfach und klar die Vorgänge der Bildung des mittleren Blattes. Wenn alle Zellen, welche sich von den ersten drei Furchungskugeln c. d. e abthei- len, eine solche Masse von Dotterbläschen behalten, wie die Zelle g, und von ihnen später das mittlere oder Muskelblatt entstand, — wie Einige z. B. für die Mollusken annehmen, — so könnte man doch sagen, dass das mittlere Blatt vom primitiven oberen abstamme; dies wäre aber doch mit meinem allgemeinen Satz von der Euaxes in Uebereinstim- mung zu bringen; die Euaxes bildete in diesem Falle eine Uebergangsform zwischen der Bildung des mittleren Blattes vom oberen oder unteren der zwei primitiven Blätter. Wenn wir jetzt nach dieser Abweichung wieder zum Wachsthum der Scheibe zurückkehren, so ist noch zu bemerken, dass die Keimstreifen, nachdem sie an dem Rand des Eies ange- langt sind (Fig. 13), immer weiter wachsen und so auf die andere Seite des Darmdrüsen- keims kommen (Fig. 30, wo wir dieselben auch auf dem Querschnitte abgebildet finden); endlich kommen sie auf die entgegengesetzte Seite, d. h. auf die Bauchseite des Embryo, und stellen sich uns in Fig. 14 und 15 dar. Auf der Fig. 15 kann man noch die grösseren Zellen, welche am hinteren Ende des Keimstreifens liegen, erkennen. Wie wir auf der Fig. 15 sehen, beginnen die Keimstreifen am vorderen Ende des Embryo zusammenzurük- kenund noch weiter sind sie auf den Fig. 17 und 18 zusammengetreten, wo man schon deut- lich die Anlage des Kopfes unterscheiden kann. Die Querschnitte der Embryonen Fig. 15 und 16 stimmen so mit dem Querschnitte des hinteren Theils des Embryo Fig. 17 u. 18 überein, dass ich dieselben nicht abzubilden brauche. Ein Querschnitt des Embryo (Fig. 18) zeigt uns in der Fig. 31 einen schon aus ziemlich kleinen Zellen bestehenden Darmdrüsen- keim, welcher sowohl von unten als von oben mit Zellen bedeckt ist; die beiden Keimstrei- ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER EUAXES. 17 fen stellen sich als zwei Haufen von Zellen ks an den Ecken von der Bauchseite dar. Bei Fig. 32 finden wir bei stärkerer Vergrösserung einen Querschnitt des vorderen Endes desselben Embryos. Obgleich wir auf diesen beiden Querschnitten die beiden Keimstreifen noch sehr weit aus einander finden, so sind doch die Zellen des Aussenblattes schneller gewachsen und bedecken den Darmdrüsenkeim auch von der Bauchseite vollständig. Der Embryo hat an der vorderen Spitze eine dreilappige Form angenommen, welche auf Kosten des oberen Blattes und des Keimstreifens entstanden ist. Vom Gehirn und der Mundöffnung ist noch ‚nichts zu sehen. Der Querschnitt durch das vorderste Ende des Embryo (Fig. 33) zeigt uns, dass in der Mittellinie des oberen Blattes die Zellen ziemlich hoch und cylindrisch geworden sind; auch ist an beiden Seiten derselben schon ein Theil des Blattes zweischich- tig. Ferner beobachtet man das immer mehr zunehmende Zusammenrücken der beiden Keimstreifen, welche Anfangs am Kopf und Rücken zusammentreten, während sie am hin- tern Ende noch weit abstehen (Fig. 19, 20, 21). Zugleich bildete sich die Mundöffnung und der Vorderdarm als eine Einstülpung des oberen Blattes in die Spalte zwischen den vorderen Enden der beiden Keimstreifen. Am inneren Rande der Keimstreifen werden die Zellen des oberen Blattes viel stärker lichtbrechend und bedecken sich zugleich mit Flim- mercilien, obgleich ich den Embryo keine Rotationen machen sah. Dieser Embryo, an Querschnitten untersucht, zeigte uns schon bedeutende Veränderungen in der Zusammen- setzung seiner Blätter. Das obere Blatt ist an der Bauchseite bedeutend verdickt und besteht aus zwei bis: drei Zellenschichten; auf seiner Mittellinie fand ich eine tiefe Fur - che von langen mit Flimmereilien bedeckten Zellen umgeben. Das mittlere Blatt erfuhr auch bedeutende Veränderungen, indem es in Folge des Wachsthums und der Vermehrung seiner Zellen viel massiger geworden ist, ausserdem beobachtet man in demselben eine sehr scharf umschriebene Spalte, welche dieses Blatt in zwei ungleiche Theile scheidet, — in eine obere, viel bedeutendere und in eine untere, nur aus einer, selten aus zwei Reihen bestehenden Schicht. Da sich aus der oberen Partie die Muskulatur des Körpers und aus der unteren die des Darmes bildet, so werde ich ihnen dieselben Namen beilegen, wel- che man auch bei den Wirbelthieren gebraucht; — den oberen, grösseren Theil der Zellen des mittleren Blattes werde ich Hautfaser- oder Muskelplatte, und den unteren Darmfa- serplatte benennen. In der Mittellinie, in welcher die beiden Hälften des mittleren Blattes zusammentreten, sieht man einige Zellen, welche durch ihre stärkere Lichtbrechung von den anderen Zellen etwas abstechen. Der Querschnitt, den wir hier beschreiben, ist aus der Mitte des Embryo verfertigt, wo die beiden Keimstreifen schon zusammengetreten sind; untersucht man die nach hinten gelegenen Querschnitte, so geht man allmählich zu solchen Stadien über, die auf der Fig. 32 abgebildet sind, — nämlich am hinteren Ende, wo die Keimstreifen noch nicht zusammengetreten sind. Der Darmdrüsenkeim besteht jetzt aus viel kleineren Zellen, welche noch immer so viel Dotterbläschen enthalten, dass man mit Mühe den Kern auffindet. Das Plasma zwischen den Dotterbläschen ist aber doch bedeu- tender, als auf den ersten Stadien, geworden. Am vorderen Ende des Embryo und selbst Mémoires do l’Acud. Imp. des sciences. УПше Serie 3 & 18 A. KOWALEVSKY, in der Mitte ist der Keimstreifen schon in Ursegmente zerfallen, d. h. das mittlere Blatt zeigt kleine viereckige Zellentäfelchen, in denen nur nachträglich bei der horizontalen Spal- tung eine Höhle entsteht. Die Bilduug dieser Höhle sieht man auf den feinen Sagittal- oder Längsschnitten. So führt uns Fig. 35 einen Schnitt vor, auf den wir in jedem Ursegment eine Höhle sehen, welche nach unten nur von einer Reihe von Zellen, und nach oben da- gegen von mehreren ausgekleidet ist; jede Höhle des Ursegment’s ist von der benachbar- ten durch zwei Zellenschichten, d. h. durch zwei Wandungen der Segmente geschieden. Diese Wandungen bilden die Dissipimente und zeigen uns zugleich, dass die Spaltung des mittleren Blattes nicht so zu verstehen ist, dass das ganze Blatt seiner ganzen Länge nach in zwei Platten geschieden sei, sondern dass die Mittelblatttäfelchen, welche die Ursegmente zusammensetzen, sich einzeln selbständig spalten und so die Leibeshöhle jedes Segmentes bilden, — Höhlen welche sich erst später in Communication setzen. Weiter verändert sich der Embryo, indem er auch an Länge zunimmt, durch das Zusammentreten der Keim- streifen auf ihrer ganzen Länge, und es bleibt nur noch eine tiefe Spalte am äussersten, hintersten Ende sichtbar. Man unterscheidet jetzt ausser der grossen Zahl von Ringen oder Segmenten, auch den deutlich abgesetzten Kopf. Je deutlicher die Segmente auf dem vorderen Ende des Körpers hervortreten, desto undeutlicher werden sie nach hinten, bis endlich die Ringelung ganz schwindet. Beobachtet man den Embryo von der Bauchseite, so bemerkt man, dass der Keimstreifen am vorderen Theile, auf jeder Seite der Mittellinie, durch eine Längsfurche in zwei Theile zerfällt, — in einen kleinen viereckig-rundlichen, der der Mittellinie dicht anliegt, und in einen äusseren, viel längeren. Dieses Stadium er- innert ganz an die Beschreibung von Rathke'), wo er das Zerfallen des Keimstreifens in Muskel- und Nerven-Partie beschreibt. Dem ist jedoch nicht so; — die Theile a a stehen in gar keiner Beziehung zum Keimstreifen, der nur aus den Zellen des mittleren Blattes besteht, sondern sind paarige Verdickungen des oberen Blattes, welche beiderseits der Mit- tellinie liegen, und da dieselben nach den Seiten immer flacher werden, so scheint es, als ob sie in die Zellen des Keimstreifens unmittelbar übergingen. Eine Reihe von Querschnit- ten, welche man an einem solchen Embryo macht, ist sehr belehrend, und ich führe hier die Schnitte von diesem Embryo an. Der hintere, Fig. 36, unterscheidet sich sehr wenig von dem vorhergehenden, nur ist die Furche unbedeutender und die in der Mitte liegenden Zellen der Blätter sind kleiner. Die Darmdrüsenkeim-Zellen haben sich bedeutend verän- dert, da die Kerne derselben, anstatt in der Mitte zu liegen, an die Ränder der Zellen ge- treten sind und unmittelbar unter der Darmfaserplatte zu liegen kommen. Ausserdem sieht man unter der Mittellinie des oberen Blattes keine grosse Zellen, sondern viel kleinere, stark lichtbrechende. Die folgende Fig. 37, aus der Mitte desselben Embryo entnommen, zeigt uns eine bedeutendere Ausbreitung der Zellen des mittleren Blattes über den Drü- senkeim, und ausserdem sieht man in der Hautplatte des mittleren Keimblattes jederseits 1) Rathke. Entwickelung der Hirudineen Taf. V Fig. 18. ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER EUAXES. 19 eine Gruppe von Zellen, welche von den andern durch ihre nähere Gruppirung und schär- fere Contouren absticht. Ein gleich hinter dem Kopfe geführter Querschnitt desselben Embryo, Fig. 38, zeigt uns eine bedeutendere Ausbildung der Theile, welche wir auf den anderen Schnitten sahen. Die dort beiderseits der Mittellinie liegende Verdickung ist hier zu einer geworden und von den oberen sie bedeckenden flachen Zellen scharf abgeschieden; an den Seiten geht die Verdickung noch unmittelbar in die Zellen des äusseren Epithels über. Diese Verdickung ist die Anlage des Nervensystems, welches also hier, wie bei den Wirbel- thieren, aus dem oberen Blatte stammt. Im mittleren Blatte sind auch Unterschiede aufge- treten; — auf der Fig. 37 haben wir schon die einfache Gruppirung der Zellen der Muskel- platte beobachtet, und jetzt stellt sie sich schon in Form eines Rohres, — welches nur ein Segmentalorgan ist—dar. Die Segmentalorgane der Euaxes entstehen also nicht als Einstül- pungen der äusseren Haut, sondern bilden sich aus den Zellen des mittleren Blattes, anfangs in Form eines Zellenhaufens, welcher bald zu einem Rohr sich auszieht und nun ein Lumen erhält, eine Bildungsweise, welche übrigens viel genauer beim Lumbricus verfolgt ist, da die Euaxes dazu ein sehr ungünstiges Object liefert. Zwischen den Zellen der Darmfaserplatte und dem Darmdrüsenkeim bildet sich ein Haufen von Zellen, aus welchem später das untere Bauchgefäss entsteht. Um die weiteren Schicksale der von uns beschriebenen Blätter zu verfolgen, wenden wir uns zu einem noch mehr entwickelten Embryo, bei welchem am vorderen Ende das mittlere Blatt auch auf der Rückenseite schon vollständig zusammen- getreten ist. Wir finden den Querschnitt aus dem hinteren Theil eines solchen Embryo sehr ähnlich demjenigen, welchen wir vom jüngeren Embryo (Fig. 23) aus dem vorderen Ende abgebildet haben (Fig. 38), nur ist die Abgrenzung der Nervensystemanlage von den anderen Zellen des oberen Blattes noch viel deutlicher hervorgetreten (Fig. 39); sonst ist ausser der bedeutenderen Ausbreitung des mittleren Blattes, insbesondere der der Darmfa- serplatte, und der Vermehrung der Kerne des Darmdrüsenkeims, kein bedeutender Unter- schied zu bemerken. Ein in der vorderen Hälfte des Embryo geführter Schnitt stellt uns ein viel weiter fortgeschrittenes Stadium dar (Fig. 40). Das Nervensystem ist in Form eines Zellenhaufens schon vollständig vom oberen Blatte abgeschieden. Von den Darmdrüsen- keimzellen werden schon die inneren verbraucht, und es entsteht in Folge dessen eine cen- trale Höhle, auf der noch (Fig. 40) drei kernlose Dotterkörnchenhaufen liegen; dagegen lie- gen die Kerne der an die Darmfaserplatte grenzenden Kugeln haufenweise in dem sie um- gebenden Protoplasma, welches nicht in abgegrenzte Zellen zerfällt, und dessen Fortsetzun- gen sich oft bis zur Spitze der noch immer abgegrenzten Kugeln ziehen. An den Seiten sieht man wulstige Verlängerungen des oberen Blattes in die Leibeshöhle hineingehen, welche die borstenabscheidenden Drüsen bilden. Auf einem mehr nach vorn geführten Schnitte (Fig. 41) finden wir schon eine sehr geräumige Darmhöhle, in deren Wandungen die Dotterkugelhaufen und das Protoplasma mit ihren Kernen fast den gleichen Raum ein- nehmen; bei noch weiterer Entwickelung wird auch der Rest des Dotters verbraucht; und in den jungen Euaxes sieht man schon ein echtes Epithelium, welches den Darm umkleidet. 3* 20 A. KOowWALEVSKY, In den Borstenbildungsdrüsen sind schon die Borsten angelegt. Auf der äusseren Fläche der Zellen der Hautfaserplatte haben sich Längsmuskelfasern gebildet, welche auf den Querschnitten als feine, stark lichtbrechende Körnchen zu sehen sind. Unter dem Ganglion liegen die drei stark lichtbrechende Kerne, welche bei der Betrachtung jüngerer, etwas zusammengedrüchter Exemplare, oder bei den mit schwacher Essigsäure getödteten, sich als helle Längsfäden darstellen, welche Leydig als breite Fasern auf der Taf. 6 seiner «Tafeln zur Vergleichenden Anatomie von Lumbricus», abbildet; bei der näheren Durch- musterung der früheren Stadien glaube ich, mit Gewissheit diese Stränge zu den drei Zel- len verfolgt zu haben, welche auf der Fig. 34 с abgebildet sind. Das äussere Neurilem hat sich um das ganze Ganglion noch nicht gebildet und diese Fäden liegen frei in der Lei- beshöhle. Ich möchte hier noch erwähnen, was Herr Ed. Claparéde mir schon mitgetheilt hat, dass nach seinen Beobachtungen auch beim Lumbricus diese Fäden zwischen dem inneren und äusseren Neurilem liegen, und desshalb sprach er sich gegen seine Nervennatur aus; meine embryologischen Befunde bestätigen seine Ansicht, und da diese Zellen aus dem mittleren Blatte abstammen und nach aussen vor dem inneren Neurilem liegen, so erlaube ich mir die Ansicht auszusprechen, ob diese Fäden nicht eine Rolle von steifen Strängen spielen, um der Höckerzusammenziehung der Nervenkette widerstehen zu können; in diesem Falle möchten dieselben wie functionnel, so auch genetisch der chorda dorsalis zu vergleichen sein. Am Schlusse meiner Studien über die Entwickelung der Euaxes glaube ich noch be- merken zu müssen, dass bevor ich die so günstigen Eier der Euaxes auffand, ich die Ent- wickelung des Tubifex studirte, indem ich schon die Schnitte und sogar auch die Zeich- nungen der Bildung des Keimstreifens und des jungen Wurms fertig hatte. Da aber die Entwickelung der Euaxes fast bis ins Einzelne mit der des Tubifex übereinstimmt, und vieles noch deutlicher als bei dem letzteren erscheint, hielt ich fürs Beste den Tubifex bei Seite zu lassen. Ich möchte hier nur noch bemerken, dass auch bei Tubifex so eine Scheidung der Keimblätter zu verfolgen ist, nur mit dem Unterschiede, dass die Keimstreifen an ihren hinteren Enden nicht zusammenliegen, sondern weit von einander abrücken, und dass man an dessen hinteren Enden nicht zu einer grossen, sondern zu drei und in späteren Stadien zu fünf Zellen sieht, und dass die Keimstreifen selbst aus fünf Längsreihen von Zellen bestehen. se ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DES LUMBRICUS. 21 Die Entwickelungsgeschichte des Lumbricus. Taf. VI und VII. Die Entwickelung von Lumbricus wurde am Г. agricola und an einem von mir als Lumbricus rubellus v. Gr. bestimmten Regenwurms verfolgt. Die ersten hielt ich in Gefan- genschaft in feuchter Erde unter dem Moose, und sie legten mir im vorigen Winter, im Ja- nuar und Februar, ziemlich viel Eierkapseln ab. Die Kapseln waren 2—3" gross und ent- hielten immer drei oder vier Embryonen, selten mehr oder weniger. Die Kapseln von dem zweiten, Lumbricus rubellus, wurden mir von Fischern gebracht, welche dieselben im Dün- ger auffanden; sie waren viel kleiner und enthielten je nur ein Ei. Von den ersten hatte ich also Gelegenheit alle frühesten Stadien zu verfolgen; von dem andern, aber, habe ich die Furchung nicht beobachtet. Die chitinartige Kapsel ist mit flüssigem Eiweiss gefüllt, in der sehr viele Eier gelegt sind; in einigen Kapseln konnte ich bis 40—50 und noch mehr zählen. Die Samenfäden findet man auch im Eisweiss, aber gewöhnlich in einem oder zwei Haufen angesammelt. Da das Eiweiss so dickflüssig ist, dass sich die Samenfäden nicht verbreiten können, so be- fruchten sie nur diejenigen Eier, welche ganz dicht daneben liegen. Man findet auch, dass der Samenhaufen ganz abgeschieden von den Eiern liegt, und in diesem Falle entwickelt sich gewöhnlich kein einziges Ei. Im Allgemeinen also entwickeln sich nur diejenigen Eier, welche unmittelbar in der Nähe des Samenhaufens liegen, die anderen aber, als unbefruch- tete, gehen allmählich zu Grunde, wobei sie verschiedene Zersetzungs- und Verfall-Stadien durchzumachen haben, welche von H. Е. Ratzel !) als Furchungsstadien beschrieben wor- den sind. An den Eiern, welche in der Nähe des Samenhaufens liegen, bemerkt man nach drei oder vier Stunden, nachdem die Kapseln gelegt sind, die Abscheidung der Richtungsbläs- chen und die Theilung des Eies in zwei ganz gleiche Hälften, wobei leicht zu sehen ist, dass die Theilung des Keimbläschens der Theilung des Eies vorangeht (Fig. 1). Dann theilt sich eine der Furchungskugeln und es entstehen drei Kugeln (Fig. 2); und jetzt theilt sich die grosse Kugel mit der kleinen fast zu gleicher Zeit, und so entstehen sechs Kugeln. Bei der weiteren Theilung werden die Unterschiede in der Grösse der Furchungskugeln fast vollständig ausgeglichen, und so erhalten wir ein Object, das auf der Fig. 6 abgebildet ist. Von diesem Stadium an beginnt der grosse Haufen zugleich mit der Vermehrung der Zellen sich etwas abzuflachen, wobei die Zellen, welche die untere Fläche bilden, ihr kör- niges Aussehen verlieren und auch viel heller werden; Fig. 8 stellt uns dieses Stadium im optischen Querschnitt dar. Man beobachtet dabei eine kleine abgeflachte Furchungshöhle, welche auf dem vorhergehenden Stadium nur als eine einfache Spalte zu sehen war (Fig.5). 1) Zeitschrift für wissenschaftliche Zoologie. 1868. 4 Heft. Bd. 18. 22 "A. KOWALEVSKY, Auf diesem Stadium können wir nach der Lagerung und dem Bau der Zellen selbst zwei Zellenschichten oder Blätter unterscheiden. Die obere aus kernchen enthaltenden Zel- len bestehende, werden wir als oberes- oder Sinnes-Blatt (v. Remack), die untere, aus kernfreien Zellen bestehende als unteres Blatt bezeichnen. Die weiteren Veränderungen bestehen in der Einstülpung der unteren Zellenschicht und zwar beginnt dieselbe seitlich; zugleich wächst die obere Zellenschicht über die untere; es ensteht eine regelmässige Ein- stülpung, und die Oeffnung derselben geht in die Mundöffnung über. Die Bildung des mittle- ren Blattes gelang mir an den Eiern von L. agricola nicht zu verfolgen, dagegen habe ich in dieser Beziehung die viel vollständigeren Beobachtungen an den Eiern von Lumbricus rubellus gemacht, die ich hier auch anführe. Das früheste Stadium, welches ich hier beob- achtete, war die beginnende Einstülpung (Fig. 9 und 10); auf dem ersten, von der Fläche betrachteten Stadium sieht man eine noch sehr unbedeutende Vertiefung, welche von den sich erhebenden Rändern begrenzt wird. Ganz nach vorn sehen wir zwei sehr grosse Zel- len (a) des oberen Blattes, welche durch das sich einstülpende untere Blatt anfangs einfach in die Länge gezogen sind, sich aber bald in mehrere theilen (Fig. 11); beobachtet man das Stadium im optischen Längsschnitt, so erhält man die Fig. 10. Oben finden wir die verlän- gerte Zelle a, am unteren Blatte dagegen sehen wir, dass eine der Zellen dieses Blattes in Folge der hier schnell vor sich gehenden Einstülpung ihren Zusammenhang mit der unteren freien Oberfläche des Embryo verliert und etwas nach oben geschoben wird; noch viel deut- licher sprechen sich diese Verhältnisse auf den Fig. 11 und 12 aus, wo in Folge der immer tieferen Einstülpung die Zelle m ganz aus der Reihe des unteren Blattes heraustritt und zwischen die beiden Blätter zu liegen kommt, wo sie die bedeckende Zelle des oberen Blattes bedeutend ausstülpt und nun viel grösser erscheint, als auf der Fig. 10; zu glei- cher Zeit wird ihr Inhalt etwas kernig. Ich muss hier nur noch hinzusetzen, dass jeder- seits der Mittellinie so eine Zelle aus dem unteren Blatte heraustritt. Eine so grosse Zelle zu finden, wie ich sie auf der Fig. 12 anführe, ist mir nur selten gelungen; gewöhnlich sind diese Zellen nicht viel grösser als die übrigen Zellen des unteren Blattes. Die grossen Zel- len a der Fig. 10 sind hier schon in mehrere Zellen zerfallen. Die eingestüplte Höhle ist jetzt viel bedeutender, und von unten gesehen (Fig. 11) bemerken wir deren hinteres Blindende 6 und die Oeffnung о (Fig. 12), welche in die genannte Höhle führt; die Wan- dung bo besteht nur noch aus den Zellen des unteren Blattes. Auf den Fig. 13 und 14 fin- den wir nur die weiteren Fortschritte der schon früher eingeleiteten Vorgänge; — die ein- gestülpte Höhle wird immer mehr geschlossen nnd öffnet sich nach aussen durch die Spalte o; die Wandung, welche nach hinten von der Oeffnung liegt, ist jetzt überall von Zellen des oberen Blattes bedeckt. Die Zelle m der Fig. 12 ist hier schon in drei Zellen zerfallen, welche jederseits der Mittellinie des Embryo an seinem hinteren Ende liegen. Die Fig. 15 zeigt uns noch eine weitere Entwickelung derselben Verhältnisse, nur sind die Zellen, wel- che die Oeffnung o begrenzen, aus zwei Reihen der Zellen des oberen Blattes gebildet, und anstatt der drei seitlichen Zellen finden wir jederseits eine ganze Reihe, von denen die ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DES LUMBRICUS. 23 grösste nach hinten liegt und die kleineren, welche wahrscheinlich von ihr abstammen, nach vorne bis zur Oeffnung o sich ziehen. Von diesem Embryo gelang es schon einen künstlichen Querschnitt zu machen, wel- chen wir auf der Fig. 16 abgebildet finden; die Zellen des unteren und oberen Blattes bil- den zwei concentrirte Schichten, zwischen welchen an den Stellen mm jederseits zu fünf Zellen eingelagert sind; diese Zellen werde ich die Zellen des mittleren Blattes oder, noch kürzer, das Mittelblatt nennen: Es bilden sich also auch bei den Regenwürmern diesel- ben drei Blätter, welche wir schon bei Euaxes kennen gelernt haben; was aber die Ent- stehung des mittleren Blattes anbelangt, so konnte ich seine Bildung in der beschriebenen Weise nur bei Lumbricus rubellus Gr. verfolgen, dagegen beim gemeinen L. agricola Konnte ich seine Bildung nicht herausbringen, und dieselbe muss anders vor sich gegangen sein, da man an ihnen keine grosse Zellen am Hinterende des Keimstreifens findet, und es schien mir bei günstiger ‚Einstellung des Eies, dass ich eine unmittelbare Abtheilung des mittleren Blattes von demjenigen des unteren Blattes gesehen habe, obgleich dieser Punkt noch einer erneuten Prüfung unterworfen sein muss, da die non mir beschriebenen Vor- gänge zu der Zeit beobachtet wurden, als ich mir die Eier von Z. agricola nicht mehr ver- schaffen konnte. Schon vor dem Beginn der Einstülpung oder während derselben verlor der Embryo seine runde Form und wurde anfangs etwas länglich und abgeplattet; die untere Fläche entwickelte sich aber allmählich, so, dass der Embryo, nachdem er die uns schon bekannte äussere Form der Fig. 15 erhalten, sich auch nach dieser Richtung hin weiter ausbildete, wobei die Mundöffnung ganz auf die Rückenseite zu liegen kam. Zu gleicher Zeit entwickelt sich um dieselbe ein aus mehreren Zellen bestehender Wulst, dessen innere Zellen ein mehr oder weniger langes Rohr (00° Fig. 15) bilden, welches schon jetzt zu der Oeffnung führt, die wir auf den Fig. 13 u. 14 mit dem Buchstaben о bezeichnet haben, und welches der eigentliche Eingang in die nach hinten führende Darmhöhle ist. Dieses Rohr wird mit dem Wachsthum des Embryo immer länger, und auf der Fig. 23 sehen wir, dass sich aus demselben der Oesophagus gebildet hat. Aus dem Gesagten können wir wohl schliessen, dass die innere epitheliale Auskleidung des Oesophagus nicht aus dem Darm- blatte, sondern vom oberen oder Horn-Blatte stammt, und dass das Einstülpungloch nicht in die Mundöffnung, sondern in die von Darmdrüsenblattzellen umgebene Mündung des Oesophagus in den Darm übergeht. | Was die weiteren Veränderungen des Embryo anbelangt, so verlängert er sich beim Wachsthum immer mehr, und seine beiden Keimstreife beginnen in die Ursegmente zu zerfallen, wie wir dies auf der Fig. 18 sehen. Es ist noch zu bemerken, dass in Folge sei- ner auf der Bauchseite auswachsenden Flimmercilien, der Embryo der Fig. 17 noch in der Dotterhaut zu rotiren beginnt; letztere reisst dabei auf, und er schwimmt frei im Eiweiss umher, wobei sein Oesophagus die Schluckbewegungen auszuführen beginnt, und die ganze Darmhöhle sich mit Eiweiss erfüllt. In Folge dieser Einsaugung des Eiweisses wird der Em- bryo besonders in seinem unteren Theile stark ausgedehnt, und die Zellen des Darmdrüsen- 24 | A. KowALEvsKy, blattes, so wie des denselben hier unmittelbar bedeckenden oberen Blattes, verlieren bald ihr cylindrisches Aussehen und werden zum Pflasterepithelium. Ein Querschnitt des auf der Fig. 18 abgebildeten Embryo (Fig. 19) führt uns diejenigen Veränderungen an demselben vor, welche zu gleicher Zeit die Blätter erleiden; — die vier mittleren Zellen des Blattes haben eine viel stärkere äussere Contour als die andern und bedecken sich mit einer hellen stark lichtbrechenden Schicht, auf welcher die Flimmercilien sitzen. Zu beiden Seiten dieser Zellen wird das äussere Blatt durch Vermehrung der Zellen zweischichtig. Im Darmdrü- senblatte liegen die Kerne der Zellen nicht so peripherisch wie auf der Fig. 16, sondern nehmen das Centrum der Zellen ein, und von ihnen gehen nach allen Richtungen Proto- plasmakörnchen, welche ein wahres Netz in der Zelle selbst bilden; nach unten, resp. dem Rücken zu, werden diese Zellen viel flacher. Das mittlere Blatt ist jetzt bedeutend mehr aus- gebreitet, und seine beiden Hälften sind vermittelst einer Zellenschicht mit einander ver- bunden. Der verbindende Zellenstreifen ist in der Mitte etwas stärker. In den Seitenthei- len des mittleren Blattes sind die Zellen schon in zwei Schichten gelagert, und an den le- bendigen Exemplaren kann man zwischen den oberen und unteren Zellen des mittleren Bla- tes schon eine Höhle oder Spalte unterscheiden. Nun wächst der Embryo sehr schnell, wo- bei die sich immer mit Eiweiss füllende Darmhöhle dessen unteren Theil so ausdehnt, dass derselbe gewissermassen zu einem Dottersack wird, auf welchem nur oben der Keimstreif liegt, in der Weise wie В. Leuckart für die Embryonen der Hirudo medicinalis!) an- giebt. Der Keimstreifen von diesem Stadium ist auf der Fig. 20 abgebildet. Der Wulst, welcher den Mund umgiebt, ist jetzt sehr stark entwickelt und führt immerwährend Schluck- bewegungen aus; das Hinterende des Wurms beginnt sich auch vom Dottersacke abzu- schnüren. In der Mitte längst des Keimstreifens geht eine nicht tiefe Rinne, welche an den meisten Zellen als Grenze der Darmdrüsenzellen unmittelbar zu beobachten ist; zu bei- den Seiten dieser Rinne ziehen sich zwei in die Augen fallende, weisse, nach oben abge- rundete Ränder nn, welche wir Nerven- oder Medular - Platten nennen wollen; der übrige seitliche Theil des Keimstreifens wird nach aussen immer dünner, bis sich seine Grenzen völlig auf dem Dottersack verwischen; diese Theile sind durch eine Reihe von Querplatten in eine gewisse Anzahl von Segmenten getheilt. Die am meisten ausgebildeten und grossen Segmente findet man in der Nähe des Vorderendes, — je mehr nach hinten de- sto kleiner und weniger angedeutet erscheinen sie, bis vom hinteren Drittheil die Segmen- tirung ganz wegfällt. Die Bildung der Dissipimente, resp. der Wandungen, welche die Seg- mente von einander abgrenzen, geht folgendermassen vor sich. — Als der Keimstreifen sich zu Ursegmenten zu spalten begann, bestand das mittlere Blatt noch aus einer einfachen Lage von Zellen; es entstehen in Folge dessen zwei Reihen von quadratischen, etwas in die Breite gezogenen Zellenplättchen, in welchen erst jetzt eine Höhle sich zu bilden beginnt; diese Höhle tritt als ein kleiner, heller Raum im oberen mittleren Theile der Plättchen auf und 1) R. Leuckardt. Die menschlichen Parasiten Bd. I 1863 p. 696. ENTWICKELUNGSGESCHICHTE VON LUMBRICUS. 25 breitet sich wie nach den Seiten, so auch nach unten aus. Anfangs sind die Wandungen. welche diese Höhle umgeben, sehr dick, werden aber mit dem Wachsthum der Höhle immer dünner; die hintere Wand jedes Segmentes berührt die vordere des folgenden, und es ent- steht so eine doppelte Wand, welche die Höhlen der Segmente von einander trennt. Mit der Entwickelung der Gewebe wachsen diese Wandungen fest zusammen und es entstehen an mehreren Stellen Oeffnungen und Löcher, vermittelst welcher die Höhle eines Seg- ments mit derjenigen der anderen communicirt. Jede Segmentalhöhle ist anfangs nach oben durch eine mit dem Wachsthum immer dünner werdenden Wand, ganz geschlossen, welche aber bald von beiden Seiten reisst, und die Höhlen der zu beiden Seiten des Embryo liegenden Segmente schmelzen in einander. Gleich nach der Ausbildung der Dissipimente bemerkt man in denselben das Auftreten von Segmentalorganen. Ihre erste Entstehung in den vorderen Segmenten ist schwer zu verfolgen, dagegen ist es viel leichter deren Bildung auf den grösseren Embryonen zu studiren und man sieht in dem von uns auf der Fig. 20 an- geführten Keimstreifen alle Stadien ihrer Entwickelung. In den ersten Segmenten sind schon die fimmernden, in die Leibeshöhle hineinragenden Segmental-Organe vollständig entwi- ckelt; je mehr nach hinten, wird auch ihre Ausbildung schwächer und man kann somit auf einem Embryo alle Bildungsstadien verfolgen, Die jüngsten Segmental - Anlagen zeigen einen kleinen Haufen von Zellen (Fig. 21), welche auf der kaum gebildeten vorderen Wand jedes Dissipimentes aufsitzten und frei in die Höhle des Segmentes hineinragen; wenn man diesen Haufen genauer und bei stärkerer Vergrösserung mustert, so genügt es um in dem- selben eine Ausstülpung der hinteren Wand der Dissipimente (Fig. 21. I), und in dieser schon ein schwach ausgesprochenes Lumen zu erkennen; weiter wächst diese Ausstülpung zu einem länglichen, hinten noch blinden Schlauche (Fig. 21, Il), und nun treten die Flim- mercilien auf. Es ist mir nicht gelungen den Zusammenhang oder das Zusammenwachsen des blinden Endes mit der äusseren Haut zu verfolgen, soviel aber kann ich mit Sicherheit behaupten, dass dieser Zusammenhang sehr spät zustande kommt, wenn das Rohr nämlich schon eine Schlinge gemacht hat. Auch die Bildung der inneren trichterförmigen Oeffnung des Segmentalorgans habe ich nicht gesehen, so dass meine Beobachtungen nur in der Be- ziehung vollständig sind, dass die Bildung des Rohres des Segmentalorgans aus der hinteren Wand der Dissipimente, oder der vorderen des Ursegments durch Ausstülpung vor sich geht. Ein Querschnitt, durch das hintere Drittel des Keimstreifens der Fig. 20, (Fig. 22), zeigt uns die Spaltung des mittleren Blattes, die Verdickung des oberen in der Gegend der Nervenplatte und die sich immer mehr aussprechende Verflachung der Zellen des Darm- drüsenblattes, je mehr sie sich dem Rückentheile nähern. Der Embryo bildet sich weiter aus, indem er den Rückentheil umwächst und auch die Gefässe erscheinen. In Betreff des ersten Punktes sehen wir auf der Fig. 23 einen Lumbri- cus, dessen Keimstreifen schon mehr als die Hälfte des Dottersackes umwachsen hat und dessen vorderer Theil, der den Oesophagus einschliesst, schon vollständig gebildet ist. Bei diesem Embryo ist das Gefässsystem schon da und besteht aus einem Bauchgefäss Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 4 26 A. KOWALEVSKY, (Fig. 24 b.) und den seitlichen Schlingen (4), welche den Dissipimenten entlang nach oben gehen, ferner aus zwei seitlichen Gefässstämmen, welche sich an den Grenzen des auf dem Dottersacke ausgebreiteten mittleren Blattes hinziehen und nach vorn in das Rük- kengefäss, welches auf dem Oesophagus liegt, übergehen. Bei der Ausbreitung des mittle- ren Blattes und seinem Zusammentreten auf der Rückenseite, welche vom vorderen Ende beginnt, schmelzen diese beiden, gewissermassen den Sinus terminalis bildende Gefäss- stämme zusammen und es entsteht somit das Rückengefäss. Was den Ort anbetrifft, wo sich die Gefässe anlegen, so ist es nicht schwer für die ‚Hauptstämme zu beweisen, dass sie aus den Zellen entstehen, welche sich zwischen dem Darmdrüsen- und dem Darmfaserblatte ansammeln und von einem dieser Blätter abstam- men (Fig. 25). Die Querstämme bilden sich an den Stellen wo sich die beiden Dissipi- mentwandungen an dem Darmdrüsenblatt anstossen; von hier stülpten die Gefässanlagen das Darmfaserblatt zu einer Falte aus, welche das Gefäss umgebend, sein Muskelsystem bildet. Ich muss hier noch erwähnen, dass von dem als Sinus terminalis bezeichneten Ge- fässe noch kleine Stämme nach unten sich fortsetzen, die meiner Ansicht nach als Auswüchse des schon gebildeten Gefässes anzusehen sind, weil das mittlere Blatt, noch nicht so weit ausgebreitet ist. Obgleich ich das Epithelium in den Gefässstämmen der Lumbricineen nicht beoachtet habe, so ist doch seine Anwesenheit kaum zu bezweifeln, wie auch die beschrie- bene Bildung der grösseren Stämme, welche so vollständig mit demselben Prozesse bei den Wirbelthieren übereinstimmt. Ueber die Entstehung der Capilaren und der feineren Schlin- gen besitze ich keine Beobachtungen. Mit dem Zusammentreten des mittleren Blattes auf der Rückenseite des Regenwurmsembryo und der allmählichen Verdickung des Rückens, hält gleichen Schritt auch die Bildung der Borsten, und der Embryo nähert sich so seinem Ausschlüpfen. Um die Veränderungen zu zeigen welche die Blätter während der Schliessung des mitt- leren Blattes auf der Rückenseite erleiden, führe ich hier drei Querschnitte eines Embryo aus dem entsprechenden Stadium vor. An seinem hinteren Ende zeigen die Blätter fast noch dieselbe Lagerung, welche wir auf der Fig. 22 finden; auf den anderen zwei, nämlich Fig 27 und 28, welche eins aus der Mitte des Embryo und das andere aus seinem vorderen Ende, in der Nähe der Einmündung des Oesophagus in den Darm, geführt sind, sahen wir, dass das Nervensystem, welches am hinteren Ende des Embryo noch im Bereiche des oberen Blattes liegt (Fig. 26), in der Mitte desselben (Fig. 27) sich schon vom oberen Blatte ab- theilt und vorn auch von oben schon von den Muskelzellen der Hautfaserplatte bedeckt ist. Am mittleren Blatte fällt besonders seine grosse Entwickelung in die Augen und die mehr- seitige Lagerung der Zellen, wie in den Darmfaser- so auch der Hautfaserplatte. An dem (Juerschnitt Fig. 28, sieht man unter dem Ganglion die drei stark lichtbrechenden Körper, welche dem breiten Nervenfaden von Leydig entsprechen. Mit ihrer näheren Entwickelung beim Lumbricus bin ich jetzt beschäftigt und hoffe bald die weiteren Resultate über diesen Punkt zu veröffentlichen. RÜCKBLICKE UND VERGLEICHE IN BEZUG AUF DIE ENTWICKELUNG DER WÜRMER. 27 Rückblicke und Vergleiche in Bezug auf die Entwickelung der Würmer. Nachdem wir jetzt mit den Vorgängen bei der Entwickelung der Sagitta, Euaxes, Lumbricus und in den Hauptzügen auch der Hirudineen bekannt sind, können wir einen Blick darauf werfen, was für allgemeine Züge wir in der Entwickelung dieser Thiere finden und wie weit sie in den beschriebenen Entwickelungsvorgängen mit einander überein- stimmen. Als einen ganz allgemenien Ausgangspunkt können uns die Keimblätter dienen, und be- sonders die zwei ersten, von denen das obere bei allen Typen dieselbe Rolle spielt und sich auch auf gleiche Weise entwickelt; desshalb kann es auch von uns als eine ganz allge- meine Bildung angesehen werden, und somit wäre das Sensorielles- oder Sinnesblatt der Sagitta, den Lumbrieineen, Hirudineen, der Euaxes und dem Tubifex gemeinsam, sowohl nach seiner Bildung, da es sich immer nur aus den ersten oberen Zellen bildet, als auch nach seinem weiteren Schicksal, da aus ihm in allen von uns untersuchten Fällen die Haut und das Nervensystem entstehen. Was das zweite primitive untere Blatt anbelangt, so treffen wir auch dasselbe bei allen von uns untersuchten Würmern. Aus diesem zweiten primitiven Blatte entwickelt sich der Darmkanal, sowie die Muskeln des Körpers und des Darms. Es stellt uns seinem Bau und seinem Antheil an der Bildung der inneren Organe nach, zwei Typen vor. Den einfachsten Typus bei der Bildung der inneren Organe aus dem unteren Blatte treffen wir bei der Sa- gitta; bei ihr bilden sich alle inneren Organe durch eine einfache Faltenbildung des un- teren Blattes, wobei die mittlere (Taf. I Fig. 5 f) Falte das Darmdrüsenblattrohr bildet, die seitlichen Falten, namentlich die innere Wandung, welche dem Darm unmittelbar anliegt, bildet die Darmfaserplatte, und die äussere, welche dem oberen Btatte anliegt, — die Hautfaserplatte; somit bildet sich kein neues Blatt, sondern die Faserplatten entstehen aus dem primitiven unteren Blatte. Bei den von uns behandelten Würmern bildet das un- tere Blatt nicht unmittelbar die Faserplatten, sondern es entsteht eine besondere Zellen- schicht — das mittlere Blatt, — durch dessen Spaltung die Haut- und Darmfaserplatten entstehen. Die Bildung dieses mittleren Blattes geht auf verschiedene Arten vor sich und wenn, wie bei den Lumbricineen, das primitive untere Blatt aus einer Reihe von Zellen be- steht, so treten aus demselben oder zwei (Taf. VII Fig. 10 u. 12) nach hinten liegende äussere Zellen oder es scheiden sich auf der Neuralseite des Blattes zwei Zellenreihen aus, welche das mittlere Blatt darstellen. Diese zwei Zellenreihen bilden zwei längliche Anhäu- 4* 28 А. KOWALEVSKY, fungen der Zellen des mittleren Blattes und können sehr früh oder auch sehr spät auftre- ten, je nachdem die Zellen, die dieses Blatt bilden, unmittelbar aus den Furchungskugeln stammen (Euaxes), oder sich später, bei der vermittelst der Flimmercilien schon schwim- menden Larve, vom unteren Blatte derselben abscheiden. Dieses mittlere Blatt, welches ei- gentlich die Form des Keimstreifens in der ersten Zeit der Entwickelung bei den Hirudi- neen und Oligochaeten bestimmt, besteht ausschliesslich aus mittleren oder die Muskel bildenden Zellen. Die Medular- oder Nervenplatten treten bei den Würmern, als bei einem niedrigeren Typus, viel später als bei den Arthropoden und Wirbelthieren auf, und haben auch Anfangs gar keinen Einfluss auf die Form des Keimstreifens. Aus diesem mittleren Blatte entstehen durch Spaltung zwei Platten, von denen die obere die Hautfaserplatte, die untere die Darmfaserplatte bildet. In anderen Fällen, wenn nämlich, wie bei Euaxes, das untere Blatt aus einer Reihe von grossen mit Dotterkörnern gefüllten Zellen besteht, scheiden sich von ihm auch einige Zellen (Taf. IV Fig. 26), welche das mittlere Blatt bilden und deren weiteres Schicksal ganz mit denen der Lnmbricineen übereinstimmt. Die Umwachsung der Darmdrüsenzellen bei Euaxes können wir wohl mit demselben Processe bei den Lumbricineen und der Sagitta vergleichen, nur erlaubte die starke Entwickelung des unteren Blattes derselben nicht sich einzustülpen und die Zellen des oberen Blattes müssen die grossen unteren umwachsen. Mit einem Worte, die Umwachsung der grossen Zellen des Darmdrüsenblattes bei Euaxes und die Einstülpung bei den Lumribeineen sind mir als verschiedene Extreme, als Stufen eines und desselben Processes anzusehen. Die Ein- stülpung ist doch nur dann möglich, wenn die Zellen der oberen Hälfte sich stark vermeh- ren und einen grösseren Raum bedecken, und die sich einstülpenden wenig oder gar nicht sich vermehren. Viel mehr Schwierigkeiten stellen in dieser Beziehung die Vergleiche der Hirudineen mit anderen Würmurn dar, und besonders der Nephelis, da bei der Clepsine die Vorgänge in der Bildung des Keimstreifens mit denjenigen der Euaxes und Tubifex bedeutend übereinstimmen. Um die Bildung der Keimblattzellen bei der Nephelis zu verstehen, müs- sen wir die ersten vier kleinen Zelleu (Rathke. Beiträge zur Entw. der Hirudineen, Taf. I, Fig. 10, 13 f.) als das obere Blatt ansehen; was aber die Scheidung des primitiven unte- ren Blattes, also der vier grossen Furchungskugeln anbelangt, so wird uns die Analogie mit den Euaxes erst dann klar, wenn wir die Darmdrüsenkeimzellen der Euaxes, mit den Zellen gg (Fig. 15. Taf. I von Rathke) der Nephelis und die Reste oder die der grossen Furchungskugeln der Nephilis mit den Zellen h e Fig. 26 Taf. IV der Euaxes vergleichen; was die Umwachsung von den Zellen des oberen Blattes und die Bildung des Oesophagus- Hügels aus dem oberen Blatte anbelangt, so geht das in ähnlicher Weise wie bei Euaxes vor. Aus diesen Gründen finde ich eine Uebereinstimmung nicht nur in den Keimblättern der Lumbricineen, Hirudineen, des Tubifex und der Euaxes, sondern auch in ihrer Bildung, denn die verschiedenen dabei zu beobachtenden Vorgänge bilden, wie ich schon früher ge- sagt habe, verschiedene Stufen eines und desselben allgemeinen Processes der Scheidung in zwei primitive Keimblätter, der Umwachsung des unteren Blattes vom oberen und der RÜCKBLICKE UND VERGLEICHE IN BEZUG AUF DIE ENTWICKELUNG DER WÜRMER. 29 Bildung der Muskeln entweder unmittelbar aus den Zellen des Blattes oder nach der vor- hergehenden Entstehung des Muskelblattes aus dem unteren. Wenn wir jetzt die Entwickelung der von uns beschriebenen Würmer mit derjenigen der anderen Thiere vergleichen, so fällt uns besonders die Analogie der Keimblätter der Würmer mit derjenigen der Wirbelthiere, selbst bis ins Einzelne, auf; dieselben zwei pri- mitiven Blätter, welche in der Entwickelung der Würmer die Hauptrolle spielen, sind auch bei den Wirbelthieren vertreten; wie bei den einen so auch bei den anderen tritt das mitt- lere Blatt erst nachträglich auf. Die Schicksale der Blätter und der Organanlage sind bis in einzelne Vorgänge sehr übereinstimmend. Die Bildung der Gefässe zwischen dem Darm- drüsenblatt und der Darmfaserplatte, (Taf. VII. Fig. 25), die Entstehung der Segmental- organe (Taf. VII Fig. 21), welche mit der beim Hechte von Rosenberg beschriebenen Bildung der Urnieren übereinstimmtd, und endlich die Bildung der Nervenganglien aus den mittleren Verdickungen des oberen Blattes — sind alles Vorgänge, welche eine Paralleli- sirung erlauben. Wir werden unten sehen, dass die beiden primitiven Blätter der Würmer mit denjenigen der Insecten zu vergleichen sind, und aus den anderen Thiertypen finden wir ähnliches in der Entwickelung der Ascidien, welche, hinsichtlich ihrer Entwickelung, die grösste Analogie mit den Wirbelthieren darstellen. Die Gründe dazu wurden in meiner Abhandlung!) vom Jahre 1866 auseinandergesetzt und von mir noch weiter während mei- nes Aufenthalts in Triest und Neapel im Jahre 1867 ausgearbeitet. Meine neuen Studien ‚ergaben nur, dass die Einstülpungsöffnung sich auf den Rücken des Eies begiebt und die sich um dieselbe bildende Rinne, zur Rückenrinne sich schliesst; aus der durch Einstülpung gebildeten Zellenschicht entsteht das Darmrohr und aus der, auf den, Rücken sich ziehen- der, Fortsetzung derselben das Nerven- oder Sinnesrohr; weiter beobachtete ich das bei der Auswachsung der Chorda, der Zusammenhang zwischen den beiden Röhren vergeht und, wie die Fig. 18 und 19 meiner früheren Abhandlung richtig zeigen, die Muskeln des Schwanzes aus der unmittelbaren Fortsetzung der Zellen, welche das untere Blatt zusam- mensetzen, entwickeln. Herr Е. Metschnikoff?), welcher auch an die Entwickelung der Ascidien im Jahre 1868 ging, bestätigte sowie meine Angabe, dass die Chorda und das Muskelblatt oder die Muskelzellen, wie ich sie nannte, aus dem unteren Blatte abstammen, trat dagegen meinen Angabe über die Bildung des Nervensystems entgegen, indem er das- selbe von demselben Blatte ableitet aus welchem die Chorda und die Muskeln abstammen; nach einer erneuten Prüfung des Gegenstandes blieb ich aber bei meinen früheren An- sichten über diesen Punkt, und leite wie das Sinnesblatt aus der sich auf dem Rücken schliessenden Röhre, so auch die Entstehung des Schwanzganglions vom oberen Blatte, von den Zellen welche zum Theil unmittelbar auf dem die Chorda bildenden Zellen liegen, z. 1) Entwickelungsgeschichte der einfachen Ascidien. 2) Bulletin de l’Academie de St. Petersbonrg. 1868. Memoires de l’Academie des Sciences de St Petersbourg Serie УП, Tom. X № 15. 30 А. KowALEVSKY, Theil etwas hinter ihnen d. h. an der Stelle der hinteren Wand der nach unten in die pri- mitive Darmhöhle übergehenden Rückenrinne. | Wenn auch Е. Metschnikoff angiebt, dass die Einstülpungsöffnung in die Mundöff- nung übergeht, so ist dies positiv unrichtig, die Mundöffnung d des Rückenrohrs (Fig. 20 meiner Abhandlung) ! ist die letzte Spur des sich schliessenden Nerven- oder Rückenrohres. Beim Amphioxus, wie es meine neueren Studien erwiesen, geht die Einstülpungsöffnung auch auf den Rücken über, und die sie umgebenden Ränder schmelzen mit den Rändern der Rückenrinne zusammen, so dass ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Darmdrü- senblattrohre und dem Nervenrohre entsteht, was von mir auch bei den Plagiostomen und dem Frosche gefunden wurde und sich auch für die Accipenseriden als richtig erwiess. Die Entwickelung der inneren Organe der Sagitta, des Lumbricus und der Ascidien zeigt uns eine grosse Uebereinstimmung, so zu sagen denselben Typus d. h. die unmittelbare Bildung der Faserplatten aus den Zellen des unteren Blattes. Bei der Sagitta sind es zwei seitliche Falten, welche die Faserplatte bilden, bei den Ascidien die beiden seitlichen hin- teren Theile desselben Blattes, und beim Lumbricus die zwei hinteren Zellen des unteren Blattes. Bei den anderen Mollusken habe ich die Bildung des Darmdrüsenblattes durch Einstülpung des blasigen Blastoderms, bei Atlanta Peroni, verfolgt, und die Abstammung der Gehirnbläschen und Nervensystems vom oberen Blatte beobachtet, konnte aber über die Bildung des mittleren Blattes keine Resultate erzielen. 1) Entwickelung der Ascidien. Taf II. ZWEITER THEIL. BEITRÄGE IUR ENTWICKRLUNGSGESCHICHTE DER ARTHROPODEN. Entwickelungsgeschichte des Hydrophilus piceus. Tafeln VIII, IX und X. Der Hygrophilus legt seine.Eier in besondere Cocons, welche er mit einer Luftröhre versieht und unter den Blättern von Potomogaeton anheftet. Alle Eier sind mit einem Netze sich kreuzender Fäden umgeben und stehen im- mer vertical mit dem Kopfende nach oben gerichtet. An den Eiern, welche ich fand, war das Blastoderm schon immer gebildet und bestand aus einer Reihe von Anfangs ziemlich platten, später cylindrisch werdenden Zellen. Obgleich es sehr schwer ist gewisse Entwickelungsperioden zu bestimmen, da die Ent- wickelung doch unaufhaltsam in allen Organen vorgeht, so entschliesse ich mich doch eine Eintheilung in der Entwickelungsperiode zu behalten, wegen der Bequemlichkeit, welche dieselbe bei der Beschreibung darbietet. Ich werde desshalb die Entwickelung des Hydrophilus in drei Hauptperioden theilen, von denen die erste bis zur vollständigen Bildung des Keimstreifens und der Embryonal- häute geht, die zweite die Bildung der Exträmitäten und die Entstehung des Darmdrüsen- blattes, bis zur Bildung der Rückenplatte und dem Riss der Embryonalhüllen, umfasst, die dritte aber die vollständige Ausbildung der Larve und die Schliessung der Darmwandungen auf der Rückenseite des Dotters enthält. | Erste Entwickelungsperiode. Die erste Veränderung, welche ich in dem Blastoderm beobachtete, bestand in seiner Verdünnung auf der Rückenseite und Verdickung der Bauchseite, wobei die Zellen der letzteren zu ziemlich hohen cylindrischen Zellen wurden, die des Rückens aber zu einer Art Pflasterepithelium. 39 A. KOWALEVSKY, Die Bildnng des Embryo geht auf dem hinteren Ende seiner Bauchseite vor und be- steht aus zwei fast parellelen Verdickungen des Blastoderms (Taf. VIII Fig. Г), welche eine Art Schild bilden, dessen beide Ränder bald viel deutlicher hervortreten (Fig. 2) und am hinteren und vorderen Ende ineinander übergehen; man bemerkt auch 10—12 Querstrei- fen am Boden der Rinne, welche vielleicht als Vorgänge der späteren Segmente anzuse- sehen sind. Ungefähr nach einer Stunde breiten sich die Ränder des Schildes auch auf dem Hinterende aus, wo sie, ineinander übergehend, am hinteren Pole des Eies eine rundliche centrale Vertiefung umgrenzen (Taf. IX Fig. 18) und nun beginnen die Ränder sich in der Mitte aufzuheben und ziemlich nahe aneinander sich zu legen (Taf. VIII Fig. 3 bei а), wie auch am hinteren Ende der Rinne. Untersucht man jetzt den hinteren Pol des Eies, so erweisst sich, dass der hintere Rand a (Taf. IX Fig. 18) sich zu einer Falte zu erheben beginnt. Wenn sich nun die Rinne am hinteren Ende schliesst, so verlieren ihre Ränder den Zusam- menhang mit den Rändern der Falte, welche sich jetzt in den zwei parallelen Verdickun- gen (Fig. 4 d) an den Seiten der Rinne nach vorne verlieren. Diese verdickten Stellen des Blastoderms, welche (Fig. 3) die Embryonalanlage umgeben, sind nichts anderes als die Vorgänger der sich hier später bildenden Falte der Embryonalhüllen. Wie die erhobenen Ränder der Rinne, so bestehen auch die Streifen d, die Vorgänger der Embryonalhautfal- ten, aus nur bedeutend höher gewordenen cylindrischen Zellen und nirgends ist eine Ver- mehrung der Zellen, resp. eine Bildung von zwei Zellenschichten vorhanden. Die Schlies- sung der Rinne geht von zwei Punkten aus, in der Mitte von der Gegend des Buchstaben d, und am hinteren Ende von а (Fig. 3). Die hinten von oben geschlossene Rinne, welche jetzt ein Rohr bildet, wächst sehr schnell nach hinten, wobei sie sich auf dem Rücken krümmt und unter das vordere Ende der Falte a (Taf. IX Fig. 18) gelangt. Immer weiter in den Dotter einwachsend, drängt sie die Falte а gewissermassen hinauf und letztere er- scheint auf der Fig. 4 auch wirklich auf der Bauchseite des Eies sich fortsetzend. Ein ähnlicher Vorgang wurde von N. Wagner bei der Gastrophysus beobachtet. Dieser Forscher aber nahm die Schliessung des Rohres für die Bildung des Hinterdarmes an. Anfangs, als ich zum ersten Male diese Bildung von Hydrophilus sah, stimmte ich damit überein, bis genauere und vermittelst der Querschnitte weiter geführte Untersu- _ chungen mich eines ganz anderen und unerwarteten Schicksals der so gebildeten Rinne be- lehrten. Die sie zusammensetzenden Zellen bilden nämlich das primitive untere Blatt des Keimstreifens, wobei das Lumen der Röhre, wie wir später sehen werden, vollständig schwindet. | Die Schliessung der Rinne geht von der Mitte von hinten und nach vorne, und auf der Figur 4 finden wir dass die Ränder der Rinne schon fast überall zusammengetreten sind und nur am vorderen Ende noch ein ziemlich breiter Spalt bleibt. Die Schwanzfalte, die hier schon auf die Bauchseite des Eies hervorgetreten ist, bedeckt die hinteren, zusam- mengetretenen Ränder der Rinne und indem sie nach vorn in die verdickten Stellen des Blastoderms sich zieht, bildet sie mit ihnen und dem vorderen Ende des Embryo einen deut- ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DES HYDROPHILUS. 33 lichen weissen Saum (Fig. 4 d und e); beim weiteren Wachsthum verändert sich auch die Schwanzfalte, indem sie sich weiter nach vorn ausbreitet und ihre vorderen Anlagen deut- licher (Fig. 5) hervortreten, um endlich auch zu einer Falte sich vereinigen (Fig. 6); in Folge dessen begrenzt dieselbe am vorderen Ende ein ovales Foramen, durch welches noch der Embryo zu sehen ist. In einem noch weiter vorgeschrittenen Stadium (Fig. 7) wird das- selbe von der von allen Seiten wachsenden Falte immer mehr verengt, bis es sich endlich ganz verschliesst. Im Stadium Fig. 5, und noch deutlicher in der folgenden, beginnt die Bildung der Kopflappen, die sich anfangs nur als die unteren oder inneren Theile der ver- dickten Stellen des Blastoderms zeigen, aus denen sich dann die Embryonalhüllen bilden. Da sich die Falte der Embryonalhüllen ganz an den Rändern der Kopflappen erhebt, so ist hier die ganze Anlage etwas breiter. In der Fig. 7 zeigen sich dieselben auf den Sei- ten des Eies, und im noch weiter vorgerückten Stadium (Fig. 8) bedecken sie das vordere Ende des Eies und treten selbst auf die Rückenseite über. Was das hintere Ende des Embryo anbelangt, so fanden wir denselben auf der Fig. 3 als vollständig auf das hintere Ende des Eies sich fortsetzend; da aber der Embryo bei weiterer Entwickelung nach vorn und nach hinten zugleich wächst, so muss sein hinteres Ende das hintere Ende des Eies umwachsen und auf die Rückenseite übergehen, wobei er gewöhnlich die Oberfläche des Eies verlässt, in den Dotter hineinwächst und hier also eine Art inneren Keimstreifens bildet. Das sind die Veränderungen, welche man bei der Entwickelung des Keimstreifens von aussen sehen kann; will man aber wissen, was unter der äusseren Oberfläche des Em- bryo vorgeht und was aus der geschlossenen Rinne geworden ist, so muss man zu den Schnitten greifen, da sonst an dem ganz undurchsichtigen Ei des Hydrophilus durchaus nichts zu sehen ist. Wir wenden uns also zur Beschreibung der Querschnitte der vorhergehenden Entwi- ckelungsstadien. Ein Querschnitt durch ein Ei vor der Anlage des Embryo zeigt uns, dass das Blastoderm überall aus einer Schicht von Zellen besteht. Die Querschnitte von Fig. 1 und 2 sind so übereinstimmend, dass man sich mit dem von Fig. 2 begnügen kann; der Unterschied besteht nur darin, dass die Ränder r im Querschnitte des Stadiums Fig. 1 viel weniger ausgesprochen sind. : Aus dem Stadium Fig. 3 führe ich einen Querschnitt an, welcher durch die Stelle geht, wo der Buchstabe d steht. Wir sehen hier die Ränder der Rinne bedeutend zusam- ınengerückt und die Zellen, welche den Boden der Rinne bilden, nehmen eine lange, nach unten sehr ausgebreitete, cylindrische oder conische Form an. Die Querschnitte der Fig. 4, 5 und 6 sind, was die Embryonalanlage oder den Keim- streif anbelangt, so übereinstimmend, dass ich es zur Erklärung dieser Stadien für zweck- _ mässiger halte, einen Querschnitt von der Kopfanlage des Embryo Fig. 6, und zwei Quer- schnitte von dem mittleren und hinteren Theile desselben Embryo Fig. 5 vorzuführen. Die Fig. 22 zeigt uns einen Querschnitt durch die Kopflappenanlage des Embryo Fig. 6. An 5 34 * А. KOWALEVSKY, den Seiten sehen wir die beiden Falten des Blastoderms (Е), welche die Embryonalhüllen bil- den; im Innern finden wir die hier nicht geschlossene Rinne, deren Zellen unter dem äusse- ren Blatte sich so ausgebreitet haben, dass sie hier schon eine Art eines zweiten Blattes bilden, da sie schon nicht mehr cylindrisch, sondern meistens sechseckig oder auch an den Rändern abgerundet sind; sie liegen in zwei oder drei Reihen. Das obere Blatt ist in der Nähe der Rinne etwas dünner, als an den Stellen, welche schon von den Seitenfalten be- deckt sind und welche die Kopflappen-Anlage vorstellen. Ein Querschnitt aus dem Stadium Fig. 5, in der Gegend des Buchstaben a, giebt uns ein anderes Bild (Fig. 23). Hier sehen wir erstens, dass die Ränder der Seitenfalten der Embryonalhüllen hier schon zusammentreten und zweizellige Membranen bilden, von denen die äussere, aus einer Reihe von platten Zellen bestehend ($), unmittelbar in diejenigen Zellen des Blastoderms übergeht, welche den Dotter vom Rücken her umgeben, und die innere (a), aus cylindrischen Zellen zusammengesetzte, geht in den Theil des Blastoderms über, welcher das obere Blatt des Keimstreifens bildet. In der Mitte des letzten sehen wir die Rinne, deren Ränder schon ganz nahe zusammengetreten sind, und deren Boden und Seiten schon aus zwei oder drei Reihen von Zellen bestehen. Sie haben die Form von sechseckigen, aber sehr in die Länge gezogenen Zellen. Ein Querschnitt (Fig. 24) aus dem hinteren Ende desselben Embryo (Fig. 5) zeigt nun fast dasselbe wie die vorstehende Fi- gur, nur ist zwischen den beiden Embryonalhüllen Dotter eingetreten, und ausserdem be- gegnen wir auf diesem Qnerschnitt zweimal dem Keimstreifen, was unzweifelhaft beweisst, dass es am hinteren Ende des Eies liegt, und sich auf der Rückenseite des Embryo noch fortsetzt. Um das weitere Schicksal der sich jetzt schliessenden Rinne zu erfahren, brau- chen wir nur die Querschnitte aus dem mittleren Theile der Stadien Fig. 6 und 7 zu untersuchen (Fig. 25). Wir finden hier dass die Zellen, welche die geschlossene Rinne bil- deten, ihre cylindrische Form verlieren, sich abrunden und ziemlich lose neben einander liegen. Diejenigen Zellen, welche die Ränder der Rinne bildeten, erleiden dieselben Ver- änderungen und kommen‘, wie man aus ihrem Habitus schon schliessen kann, in das aus den abgerundeten Zellen der geschlossenen Rinne sich bildende zweite Blatt. Bei einem Schnitt (Fig. 26) durch den Embryo Fig. 8 finden wir beide Blätter ganz von einander ge- schieden. Das obere Blatt besteht noch immer aus einer Reihe cylindrischer Zellen, das untere aus zwei, an manchen Stellen aus drei Reihen rundlicher und eckiger Zellen. Diese beiden Blätter, welche den Keimstreif bilden, sind*von aussen durch die beiden Embryo- nalhüllen bedeckt. — Durch die feinere äussere, welche wir nach dem Vorschlage von Elias Metschnikoff als seröse Hülle, und die innere als Amnion bezeichnen werden, (Em- bryologische Studien an Insecten. Zeit. für Wiss. Zoologie Bd. 16). , Aus dem oben Gesagten ist es schon klar, dass das zweite oder untere Blatt aus dem oberen oder aus den Zellen des Blastoderms entsteht, welche eine geschlossene Röhre bil- deten, deren Zellen sich abrunden und in eine Schicht oder das Blatt zerfallen; oder es ent- steht wie am vorderen Ende der Fig. 6, wo die Rinne sich nicht zu einem Rohre schliesst, ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DES HYDROPHILUS. 35 dadurch, dass die Zellen, welche den Boden der Rinne bilden, sich abrunden und auseinan- der treten. Die eine Art der Bildung geht in die andere ganz allmählig über, und wir kön- nen mit vollständiger Sicherheit behaupten, dass das zweite Blatt unmittelbar aus den Zel- len des Blastoderms entsteht, dass die Zellen des Blastoderms — also gewissermassen Epi- thelialzellen — in die Bildung des zweiten, 4. В. hauptsächlich des Muskelblattes übergehen. Um mit den Stadien der Keimstreifenbildung zu beendigen, müssen wir noch das Auftreten der Segmentirung besprechen. Schon bei der Fig. 2, also bei der ersten Bildung der Rinne oder des Schildes, konnte man das Auftreten der Segmentirung beobachten. Bei der Fig. 2 kann man schon 10—12 Segmentalanlagen bemerken, doch treten sie erst dann mit besonde- rer Deutlichkeit hervor, wenn die Embryonalhüllen schon einen bedeutenden Theil des Embryo bedecken; namentlich kann man beim Stadium Fig. 5 nicht nur mehrere Segmente, sondern auch ganz deutlich die s. g. Kopflappen von den anderen unterscheiden. Beim wei- teren Wachsthum des Embryo wird es noch deutlicher, und in der Fig. 6 sehen wir ausser den Segmenten, welche durch die Embrionalhäute durchschimmern, noch zwei seitliche Ausbreitungen des Keimstreifens, welche auch fast während der ganzen Entwickelung be- stehen. Es ist die vordere, welche die Kopflappen bildet, indem die untere oder hintere die drei Rumpfsegmente darstellt, auf weichen die Füsse sich später entwickeln. Auf den Fig. 6 und 7 sehen wir schon alle Segmente angelegt, welche sich später nur weiter ausbilden; die Zahl derselben steigt auf 16 und 18; im ersteren Falle glaube ich, dass die zwei hinte- ren Segmente noch im Dotter eingesenkt sind und desshalb auf der Oberfläche noch nicht zu sehen sind. Die Furchen, welche schon anfangs die Grenzen der Segmente andeuteten, werden immer deutlicher und tiefer, so dass sie in den Fig. 8, 9 und 10 ihre grösste Entwik- kelung erreichen und später immer etwas undeutlicher werden. Zwischen den vier vorderen, zum Kopfsegmente zusammenschmelzenden Segmenten, gehen sie vollständig zu Grunde. Auf der Fig. 8 sahen wir den Keimstreifen nicht nur die ganze Bauchseite des Eies einnehmen, sondern auch am vorderen und hinteren Ende desselben auch auf die Rückenseite überge- hen. Bei demselben Embryo, bei welchem sich die Embryonalhäute kaum geschlossen ha- ben, sehen wir schon die ersten Vorgänge zur Extremitätenbildung. Es sind nämlich die 8 oberen Segmente (das erste Koflappensegment nicht mitgezählt). Die fünf letzten sind am breitesten und erheben sich bedeutend an ihrem hinteren Ende. An der Grenze der Kopflappen tritt jederseits ein verdickter Streifen auf, der die erste Anlage der Fühler ist. Damit beendigen wir die erste Entwickelungsperiode des Hydrophilus; welche die Bil- dung der Keimstreifen und der Embryonalhäute umfasst. Sie geht gewöhnlich in 24 Stun- den folgendermassen vor sich. Die Cocons werden des Nachts abgelegt und des Morgens um 9 Uhr ungefähr bildet sich die erste Anlage der Rinne; gegen 2 Uhr Nachmittags ist die Rinne schon geschlossen, nnd die Schwanzfalte tritt auf die Bauchseite. Bis zum Abend kann man die Stadien, die auf den Fig. 5, 6 und 7 Taf. IX abgebildet sind, beobachten, das letzte erst sehr spät. Die übrigen schreiten während der Nacht schon weiter vor, und am folgenden Morgen erhält man schon die Embryonen mit der Bildung der Extremitäten. 5* 36 À. KOWALEVSKY, Will man die Stadien, welche während der Nacht vor sich gegangen sind, beobachten, so stelle man nur die Morgens gebrachten Cocons in einen kalten Raum, z. B. in den Keller; dadurh kann man die erste Periode auf zwei Tage ausdehnen. Bevor wir uns zur zweiten Entwickelungsperiode des Hydrophilus wenden, möchte ich dem Leser auseinandersetzen, wie wir den Rest des primitiven Blastoderms,' welcher den Rücken des Embryo bedeckt und sich als unmittelbare Fortsetzung der serösen Hülle dar- stellt, aufzufassen haben. Können wir nun den Theil, welcher über dem Keimstreifen liegt, als seröse Hülle an- sehen, oder auch denjenigen, welcher den Rücken des Dotters bedeckt, wenn er auch, wie es sich später ergeben wird, an der Bildung des Rückens Antheil nimmt? Es ist dies aller- dings Sache der Anschauung, — der Eine wird sagen, es ist das Blastoderm, welches von Anfang an den Rücken des Eies und den Embryo bedeckt, und auch als solches aufgefasst werden muss, der andere, sich z. B. auf die Fig. 24 stützend, wird für eine zusammenhän- gende Haut, welche keine Daten für irgend welche Theilung giebt, und für eine seröse Hülle erklären; ich meinerseits, mich auf die Thatsache stützend, dass bei den Schmetter- lingen, Bienen und anderen Insecten der Rückentheil des Blastoderms unzweifelhaft in die seröse Hülle übergeht, welche keinen Antheil an der Bildung des Rückens des Embryo nimmt, spreche mich dahin aus, dass der Rückentheil des Blastoderms beim Hydrophi- lus als seröse Hülle anzusehen ist, welche sich an der Bildung des Rückens betheiligt. Se- hen wir doch die seröse Hülle oder die Decidua (nach Reichert) als seröse Hülle oder De- cidua an, obgleich sich aus derselben der Darm des Meerschweinchens bildet; nennen wir es doch beim Pilidium seröse Hülle, obgleich auch bei ihm sich der Darm aus derselben entwickelt; ich finde desshalb keinen Grund, um den Rückentheil des Blastoderms, nur dess- halb weil er sich an dem Aufbaue des Rückens betheiligt, nicht als seröse Hülle ansehen zu können. Zweite Entwickelungsperiode. Die zweite Entwickelungsperiode umfasst die Bildung der Organanlagen aus den bei- den Keimblättern, die Entstehung der Extremitäten, bis zum Riss der Embryonalhüllen, welche den Keimstreif bedecken. Schon am Ende der ersten Periode haben wir gesehen, dass sich der hintere Theil der vorderen Segmente aufhob, und dass sich diese Segmente dadurch von den nach hinten liegenden unterschieden. Während dieser Periode, besonders beim Beginn der Extremitätenbildung, zieht sich der Keimstreif so bedeutend zusammen, dass sein Kopf- und Schwanzende nicht nur bis an die Bauchseite des Ries kommt, sondern noch von dessen Enden mehr oder weniger absteht (Fig. 10), um dann erst später, nach ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DES HYDROPHILUS. 37 der Entwickelung der Extremitäten, auf die Rückenseite überzugehen. Diese Zusammenzie- hung scheint bei allen Insecten vorzugehn und gewöhnlich von dem Stadium an, wo aus den ersten zwei Blättern, resp. aus dem vorbereitenden Material die Organe und Extremi- täten sich zu bilden beginnen. Fig. 9 zeigt uns das erste Stadium dieser Entwickelungspe- riode und, was dieses Stadium besonders charakterisirt, das Auftreten der Extremitäten und die Scheidung des Keimstreifens in Nerven- oder Medullarplatten und Seitenplatten. Die ersten vier Segmente können als dem Kopfe, die drei folgenden als dem Rumpfe entsprechende, die letzten als Bauchsegmente angesehen werden. Das folgende Stadium zeigt uns das Auftreten der Extremitäten und die Bildung der Mundöffnung; dabei liegt das vordere Ende des Keimstreifens schon vollständig auf der Bauchseite des Eies. Die Lage der Extremitäten ist besser auf der Zeichnung als aus der Beschreibung zu sehen; beson- ders entwickelt ist das zweite Maxillenpaar, das vierte Fusspaar stellt sich aber als ein klei- ner Höcker dar. Von der Anlage des fünften Paars ist keine Spur mehr vorhanden. Die Mundöffnung entsteht in Folge der hier stattfindenden Einstülpung; ihre in die Tiefe wach- senden Ränder bilden den Oesophagus. In der Mitte des Keimstreifens sieht man, seiner ganzen Länge nach, eine kleine Vertiefung, die von zwei etwas erhabenen Rändern umge- ben ist. Das hintere Segment ist noch nicht vollständig auf die Bauchseite des Eies getre- ten, was wohl wahrscheinlich damit zusammenhängt, dass bis jetzt die Bildungsprocesse besonders am vorderen Ende des Embryo energisch vorgingen. Das folgende, von uns an- geführte Stadium zeigt uns, dass das Hinterende des Keimstreifens jetzt ganz vollständig auf die Bauchseite übergetreten ist und characterisirt sich durch die Bildung der sieben Paar ziemlich tiefer Einstülpungen der äusseren Haut auf den Bauchsegmenten. Jede Ein- stülpung ist von einem breiten Wall umgeben, der fast das ganze Segment einnimmt. Bei demselben Embryo ist schon der Anus und der kurze Hinterdarm gebildet, welcher wie die Mundöffnung und Oesophagus als eine Einstülpung des äusseren Blattes anzusehen ist. Die Ränder der mittleren Einsenkung oder Rinne zeigen jetzt auch eine gewisse Differenci- rung, entsprechend der weiteren Ausbildung der Segmente; — sie spalten sich namentlich durch eine Zahl schwacher aus innen gehender Furchen oder Einsenkungen in so viele Ab- theilungen wie viel Segmente da sind. Diese weissen Streifen sind eigentlich die Medullar- platten, und ihre Spaltung entspricht dem Zerfallen derselben in Ganglienanlagen. Was die weitere Entwickelung betrifft, so charakterisirt sich dieselbe durch die weitere Ausbildung der schon angelegten Organe. In der Fig. 11, finden wir einen Embryo, bei dem die Zahl der Segmente schon auf 11 Paar angewachsen ist, indem in dem letzten Thoracal- und in dem ersten Bauchsegmente noch zwei neue Paare der Stigmenöffnungen sich gebil- det haben. Die Extremitäten-Anlagen stellen sich schon als schwach ausgebildete Gliedmas- sen dar; das Fusspaar auf dem ersten Bauchsegment ist in schneller Verkleinerung begriffen. Die Stigmenöffnungen sind mehr an die Ränder des Keimstreifens getreten und viel kleiner geworden, auch sind ihre erhabenen Ränder von der äusseren Seite fast ganz verschwunden, um sich gewissermassen an der inneren Seite als kleine Höcker (Fig. 11 h.) zu sammeln. 38 A. KOWALEVSKY, Die höckerartigen Vorsprünge an der inneren Seite sind nur an den Bauchsegmenten zu sehen, dagegen an den Thoracalsegmenten, wo die Extremitäten schon angelegt sind, ist von ihnen keine Spur vorhanden, und an dem ersten Bauchsegmente fällt dieser Höcker mit der hier so schwach gebildeten Fussanlage zusammen. Die Medullarplatten sind hier schon deutlich zu paarigen ganglienartigen Verdickungen geworden, welche durch feinere paarige Streifen verbunden sind. Die Kopflappen beginnen schon das vordere Ende des Eies zu umwachsen. Die Oberlippe (ob) ist als deutliches paariges Organ zu sehen. Die Fühler sind schon ganz deutlich vorhanden, und die Mundtheile beginnen sich zu gliedern, wobei jeder mehr und mehr seine spätere Form annimmt. Die Unterkiefer- und Unterlip- pen-Anlagen ziehen sich bedeutend in die Länge und erscheinen schon dreigliedrig. Beim Embryo, auf der Fig. 12 abgebildet, finden wir dieselben Organe noch weiter in ihrer Aus- bildung vorgeschritten. Der Keimstreifen ist schon bedeutend in die Breite gewichen und bedeckt fast vollständig die Bauchseite des Eies. Die Stigmenöffnungen sind kaum noch zu sehen und die höckerartigen Bildungen sind deutlicher ausgedrückt. Wie wir sehen, zerfal- len die Unterkiefer und die Unterlippe in zwei Theile; — das erste Segment wird nämlich breit und blattartig, dagegen ziehen sich die anderen in die Länge. Die Mittellinie, be- sonders an den Brust- und Kopfsegmenten, vertieft sich stark, und es bildet sich hier eine tiefe Rinne. Am Bauche ist diese Rinne schwach ausgedrückt, jedoch waren die Grenzen der Segmente sehr klar zu sehen. Damit endigen die Veränderungen, welche während der zweiten Periode von aussen zu sehen sind und welche der Keimstreifen während seiner Lage auf der Bauchseite des Eies erleidet, Wenden wir uns zu den Veränderungen des zweiten Blattes, aus dem der Keimstreif Fig. 8 bestand. Ein Querschnitt des Embryo Fig. 9 zeigt uns dieselben Verhältnisse, nur unterscheidet er sich durch eine etwas grössere Breite und durch die Kleinheit der Zellen des zweiten Blattes. Dagegen sind die Quer- schnitte des Embryo Fig. 10 schon bedeutend verschieden. Ich führe von diesem Embryo die Querschnitte an. An allen finden wir jetzt die Emhryonalhäute viel dünner; auch ist das obere Blatt an den Stellen besonders verdickt, die ich Medularplatten genannt habe, und selbst in der Thoracalgegend ist es da zweischichtig. Der Querschnitt (Fig. 29)aus dieser Gegend zeigt uns die Art der Extremitätenanlage; wir sehen, dass dieselben aus einer Ausstülpung des äusseren Blattes bestehen, welche von den Zellen des unteren Blattes vollständig ausgefüllt ist. Das zweite Blatt ist überall ziemlich dünn und biegt sich an seinen beiden Rändern nach unten oder bildet eine Falte, welche von fast cy- lindrischen Zellen umgeben ist. Diese Falte umgiebt einen Hohlraum (4), und die Zellen unter demselben breiten sich auf dem Dotter in der Richtung zur Mittellinie aus, was man noch viel deutlicher an den Schnitten desselben Embryo, vom Bauchtheile, sieht; je weiter die unter dem Hohlraum liegenden Zellen der Mittellinie des Körpers sich nähern, desto flacher werden die- selben, bis sie endlich ganz verschwinden. Wenden wir uns jetzt zum Querschnitt (Fig. 27), welcher durch eine Stelle des Abdomen geführt ist, an der man keine Einstülpung zur Stig- menbildung findet. Das ohere Blatt besteht hier, selbst in den Medularplatten, aus einer ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DES HYDROPHILUS. 39 Schicht von Zellen, dagegen besteht das untere, mit Ausnahme der Stelle, wo seine Zellen die Höhle À umgeben und cylindrisch sind, aus rundlichen und eckigen Zellen, wobei noch zu bemerken ist, dass das untere Blatt in Folge seines schnelleren Wachsthums an den Rändern oder aus anderen Gründen in der Mitte zerreisst, so dass der Dotter hier unmit- telbar an das obere Blatt anstösst. Der Querschnitt Fig. 28 geht durch die Einstülpung der sich bildenden Stigmen; hier sehen wir ganz deutlich den Querschnitt des Walles. Das äussere Blatt, so wie seine Ausstülpungen bestehen nur aus einer Reihe eylindrischer Zel- len. Beim Querschnitt des Embryo Fig. 11 finden wir hauptsächlich Veränderungen am oberen Blatte. Aus der Anlage der Medullarplatten scheiden sich zwei Zellenstränge vom äusseren Blatte ab, welche sich auf den Querschnitten als Haufen von Zellen darstellen, die noch vollständig im Bereiche des oberen Blattes liegen. Zwischen die beiden Ganglien- anlagen schiebt sich noch das aus ziemlich grossen Zellen bestehende obere Blatt ein. Die Stigma-Einstülpungen haben sich zu bedeutenden Platten ausgebildet. Das untere Blatt unterscheidet sich nur so weit von dem, was wir früher gesehen haben, dass seine unter der seitlichen Höhle (k) liegenden Zellen sich nicht nur etwas weiter auf den Dotter aus- gebreitet haben, sondern sich auch in zwei Schichten spalten, in eine untere (db), welche dem Dotter unmittelbar aufliegt, und eine obere (df), welche noch immer die untere Wand der Höhle bildet. Die Querschnitte der Fig. 12, (Fig' 31, 32 und 33) unterscheiden sich von den vorhergehenden wie durch weitere Ausbildung der schon im vorigen Stadium an- gelegten Organe, so auch durch Bildung der Darmwandungen. Ferner sehen wir hier auch die vollständige Abscheidung der Ganglienkörper vom oberen Blatte, wobei sich von letz- teren eine tiefe, von feinen Wandungen umgrenzte Rinne bis zur Mitte des Ganglions hin- zieht, deren untere Zellen unmittelbar in diejenigen des Ganglions übergehen. Auch ist die Ausbreitung des Tracheenstammes schon weiter vorgeschritten. Das zweite Blatt an den Querschnitten aus der Mitte des Embryo unterscheidet sich noch nicht von dem auf der Fig. 30 gesehenen. Die Querschnitte Fig. 32 und 33, aus dem hinteren Theile des Embryo entnommen, zeigen die Bildungen der Darmwandungen und die Einmündungen der Malpi- ghischen Gefässe. Beim Querschnitte Fig. 32 sehen wir das vollständig abgetheilte Ganglion und finden auch noch am zweiten Blatte die nach aussen liegenden Höhlen X, deren untere Wandungen schon früher in zwei Schichten zerfallen sind. Die untere Schicht von Zellen (db) bildet nach aussen eine Anhäufung von mehreren Zellen, welche, unmittelbar dem Dotter aufliegend, sich nach innen zur Mittellinie richten, dabei beständig flacher werden und endlich, ohne den Dotter von unten vollständig zu bedecken, verschwinden. Die Zellen df, welche den eigentlichen Boden der Höhle 2 bilden, ziehen sich auch in der Richtung nach innen, da sie aber auf dem Wege den Malpighischen Gefässen begegnen, so zerfallen sie hier in zwei Zellenreihen, welche dieselben umgeben, um noch eine kleine Strecke weiter, als einfache Zellenreihe (r), sich auf die den Dotter unmittelbar bedeckenden Zellen auszubreiten. Die Malpighischen Gefässe stellen sich hier, von der Fläche betrachtet, als zwei vielfach gewundene Röhren dar, deren Windungen wir auch auf den Querschnit- 40 А. KOWALEVSKY, ten mehrfach begegnen. Bei dem noch weiter nach hinten geführten Querschitte, Fig. 33, sehen wir auch die Einmündung der Malpighischen Gefässe in den Darm. Die Figur ist um so mehr interessant, als sie uns zum ersten. Male die vollständige Umwachsung des Dotters von unten zeigt. Da es die Abbildung eines Querschnittes ist, welche unmittelbar auf den in Fig. 32 angeführten folgt, so giebt sie uns auch einen Schlüssel zur Deutung der einzel- nen Theile, welche anders nicht verständlich wären. Wir sehen hier, dass die Zellen, wel- che den Dotter bedecken, unmittelbar die Fortsetzung der Zellen db Fig. 30, 31 und 32 sind, und dass dieselben hier unzweifelhaft das Darmdrüsenblatt bilden; weiter können wir auch behaupten, dass die Zellen, welche die Querschnitte der Malpighischen Gefässe umge- ben und sich weiter nach innen, dem Darmdrüsenblatt zu, richten, nichts anderes sind als die sich ausbreitenden Zellen df der Fig. 32. Da diese Zellen die Muskelschicht des Darmes bilden, so können wir dieselben als das Darmfaserblatt bezeichnen. Auf dem oberen Ende der Fig. 33 ist noch ein schwacher Rest der Höhle h zu sehen. Mit dieser Beschreibung beendigen wir eigentlich die zweite Entwickelungsperiode; bevor wir aber weiter gehen, halte ich es für nöthig, hier noch etwas über die Tracheen- bildung zu sagen. Aus den Einstülpungen, deren erste Entstehung wir aus der Fig. 10 ge- sehen haben, entsteht nicht nur die Stigmaöffnung, sondern alle grösseren Tracheenstämme. Wir sehen schon, dass die durch Einstülpung gebildeten Taschen, indem sie auf das zweite Blatt stossen, sich auf demselben ausbreiten; und zwar geht diese Ausbreitung nicht nur in die Breite, sondern auch in die Länge vor, so dass schon beim Embryo Fig. 12 der Boden jeder Einstülpung eine länglich ovale Form angenommen hat und sich die Einstül- pungen der benachbarten Segmente fast berühren. In dem Embryo Fig. 13 sind dagegen die in jedem Segment durch Einstülpung gebildeten Trachealtaschen zu einem .jederseits des Körpers ziehenden Stamme verschmolzen. Man begegnet auch auf den Querschnitten dieses Embryos kleineren, aus den grossen seitlichen Tracheenstämmen ausgewachsenen Stämmchen, welche zum Nerven- und Muskelsystem, d. h. nach der Bauch- und Rücken- seite gehen. Die Fig. 37 zeigt uns solch einen Ast nach unten gerichtet; einem ganz ähn- lichen begegnet man auch auf dem Querschnitt des Embryo Fig. 13. Was die Malpighi- schen Gefässe anbelangt, so entstehen dieselben gleich nach der ersten Bildung des Hin- terdarms, vielleicht als Ausstülpung des Darmdrüsenblattes, da sie doch zu einer Zeit, wenn der Dotter von unten noch nicht geschlossen ist, in die kaum angelegte Darmhöhle einmünden. Sie wachsen sehr schnell und machen mehrere Windungen. Um mit den Stadien dieser Entwickelungsperiode vollständig zu beenden, muss ich noch die Zerklüftung des Dotters in die sogenannten Dotterschollen oder Dotterballen besprechen. In den ersten Stadien, während der Bildung des Blastoderms und des Keimstreifens, bleibt derselbe überall gleich; sobald aber der Keimstreifen die Form der Fig. 8 annimmt, beginnt der Dotter an der Oberfläche, d. h. an den Stellen, welche den Zellen am nächsten liegen, in Ballen zu zerfallen. Dies geht von aussen nach innen immer schneller vor sich. Ich glaube mich überzeugt zu haben, dass weder die Zellenkerne, noch Kerne überhaupt, am wenig- ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DES HYDROPHILUS. 41 sten aber bei Hydrophilus, dabei eine Rolle spielen. — In allen Stadien dieser zweiten Entwickelungsperiode ist der Keimstreifen noch von den Embryonalhüllen bedeckt, diesel- ben werden aber immer dünner, um endlich im folgenden Stadium gänzlich zu verschwinden, wobei das Hornblatt mit dem Theile des Blastoderms oder der serösen Hülle, welche den Dotter von der Rückenseite bedeckt, zusammenschmilzt. Die einzelnen Stadien von dem Ver- schwinden der Häute habe ich nicht unmittelbar beobachten können. Vor dem Verschwin- den derselben findet man schon, dass die Zellen der Rückenseite der mit Chromsäure be- handelten Embryonen dicker werden. Es ist diese Schicht von Zellen nichts anderes als das Blastoderm oder die den Rücken deckende Fortsetzung der serösen Hülle. Dritte Entwickelungsperiode. Die dritte und letzte Periode der embryonalen Entwickelung des Hydrophilus be- ginnt mit dem Risse der Embryonalhüllen und der Bildung der Rückenplatte und endigt mit dem Ausschlüpfen der Larve aus dem Eie. Die Fig. 13 zeigt uns das erste Stadium dieser Periode, — der Keimstreif bedeckt die ganze Bauchseite des Eies und tritt am vor- deren und hinteren Ende auf den Rücken über. Vom Rücken gesehen, findet man die aus verdickten und weiss erscheinenden Zellen gebildete Rückenplatte, und es scheint, als wenn zwischen ihr und den Rändern des Keimstreifens der gelbe Dotter frei daliege; bei genauer Untersuchung erweisst es sich aber, dass der Dotter hier von einer, wenn auch sehr dünnen, doch aus Zellen bestehender Haut bedeckt ist, welche unmittelbar von den Rändern des Keimstreifens anfängt. Die verdickte Zellenschicht, welche den Rücken bedeckt, verändert sich bald, und man bemerkt, dass ihre Ränder, besonders an dem hinteren Ende, sich faltenar- tigaufheben, und diese Aufhebung schreitet immer mehr nach vorn (Fig. 14), bis wir hinten schon einen geschlossenen Blindsack finden (Fig. 15), der nach vorn noch weit offen ist. In der Fig. 16 bemerken wir, dass sich dieser Sack oder diese Rinne fast der ganzen Länge nach schon geschlossen hat, nur bleibt am vorderen Ende noch eine kleine Oeffnung, welche in das Lumen der sich so gebildeten Röhre führt; bald darauf schliesst sich auch diese Oeffnung. Untersuchen wir die Querschnitte dieser Stadien, so finden wir in den Fig. 34, 35, 36 und 37 alle Übergänge von der Bildung der Rinne (in Folge der sich faltenartig erhebenden Ränder) bis zu einem anfangs nur hinten geschlossenen und sehr breiten, später viel enge- ren Rückenrohre, welches sich von dem Epithelium der Haut absondert und unmittelbar in den Dotter hineinragt. Beginnen wir mit dem Querschnitte aus dem vorderen Theile des EmbryoFig. 13,(Fig.34). Der Keimstreif bedeckt die ganze untere Hälfte des Eies, und sein äusseres Epithelium Mémoires de l’Acad. Пар. dos sciences. VIIme Serie. 6 42 А. KowALEvsKy, geht in die grossen cylindrischen Zellen der Rückenplatte über, wobei es an den Stellen, wo es unmittelbar auf dem Dotter liegt, aus sehr platten Zellen besteht, welche fast nur durch die Kerne zu bestimmen sind. Das Darmdrüsenblatt bedeckt einen bedeutenden Theil der Bauchseite des Dotters, aber in der Mitte ragt der Dotter noch unbedeckt in die Lei- beshöhle hinein. Die Zellen, aus welchen sich die Muskeln des Darmkanals entwickeln, la- gern sich schon in einer deutlich ausgesprochenen Schicht, welche unmittelbar auf dem Darmdrüsenblatte liegt, das ist das Darmfaserblatt. — Auf dem Querschnitte desselben Em- bryo von hinten (Fig. 35), sehen wir die Ränder der Rückenplatte faltenartig aufgehoben. Der Querschnitt durch die hintere Hälfte der Fig. 15 zeigt uns eine schon geschlos- ‚ зепе Rückenrinne und eine etwas weiter fortgeschrittene Ausbreitung des Darmdrüsenblat- tes, so wie die Umgebung des Ganglions der Zellen des mittleren Blattes. Später ver- engert sich die zu einem Rohre geschlossene Rückenplatte und beginnt in den Dotter ein- zuwachsen. Während dieser Veränderungen am Rücken des Embryo sieht man an dem anderen Theile desselben nur eine bedeutendere Entwickelung und Ausbreitung der Organe. Was den Keimstreif des Embryo anbelangt, so finden wir, dass er auf dem vorderen und hinteren Ende schon auf den Rückentheil übergegangen ist. Die Fühler ragen nur etwas von der äusseren Seite empor; die Oberkiefer sind zu bedeutenden Haken geworden; die Unterkiefer, mit Ausnahme der Taster, sind von dem blattartig ausgebreiteten und zusam- mengewachsenen ersten Gliede der Unterlippe ganz von unten bedeckt; die Unterkiefer und Unterlippen-Taster ragen nach aussen; die Mundöffnung liegt unmittelbar unter dem vorderen Rande. An den drei Paaren von Extremitäten unterscheidet man schon deutlich ihre Zusammensetzung aus 5 Gliedern, das vierte Extremitätenpaar ist in Form eines klei- nen Höckers zu sehen; von den anderen Fusshöckern, so wie von den Stigmenöffnungen konnte ich auf den Embryonen garnichts mehr bemerken. Der mittlere Theil des Keim- streifens besteht jetzt aus den dünnen Hautbedeckungen, durch welche der Dotter hin- durchschimmert, und auf diesem mittleren Streifen ist die Ganglienkette zu sehen, deren Glieder durch doppelte Längscommissuren verbunden sind. Bei der Untersuchung von der Rückenseite, sehen wir am Kopfe die grosse Oberlippe, die an ihren Seiten liegenden Füh- ler und unmittelbar auf ihr die zwei hügelartigen Aufhebungen der Haut, welche durch die darunter liegenden paarigen Gehirnlappen hervorgebracht werden. Zwischen dem hinteren Ende des Kopfes und dem embryonalen Rückenschilde sieht man noch einen Dotterstrei- fen, der von aussen nur mit einer sehr dünnen Epithelschicht bedeckt ist. Das hintere | Ende zeigt uns, dass der Keimstreifen schon auf die Rückenseite getreten ist, und dass an seinen beiden Seiten schon die Bildung der Schwanzfäden in Form von Höckern vor sich geht. Die folgende Fig. 16, stellt uns einen Embryo von der Rückenseite dar, der von dem vorigen, der Bauchseite nach, sich sehr wenig unterscheidet. Am Kopfende sehen wir die weitere Ausbildung derselben Theile, — eine grössere Entwickelung und ein näheres Zu- sammentreten der Gehirnlappen und die erste Anlage der Augen. Vor dem Gehirnlappen, zwischen demselben und der Oberlippe, sieht man einen dreilappigen Höcker, der aber nur ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DES HYDROPHILUS. 43 auf Rechnung der verdickten äusseren Bedeckungen zu stellen ist. Die Fig. 17 und 19 zeigen uns eine zum Ausschlüpfen schon fertige Larve; — die Extremitäten sind schon vollständig gebildet; da sehen wir auch die langen Fühler, Kiefer- und Lippentaster, und bemerken, dass das Hinterende, welches auf der Fig. 14 und 15 auf dem Rücken lag, sich hier auf die Bauchseite gewendet hat, und dass seine Schwanzfäden sich schon vollständig ausgebildet haben. Ich ziehe die Aufmerksamkeit der Leser auf dieses Um- kehren des Hinterendes der Hydrophilus - Larve, besonders desshalb, weil derselbe Pro- cess, nur mit einem viel grösseren Körpertheil, beisvielen anderen Insecten vor sich geht, besonders bei den Schmetterlingen, mit deren Entwickelung die Käfer eine bedeu- tende Analogie zeigen. Endlich schlüpft die Larve aus, und wir sehen dieselbe auf der Fig. 19. Die sehr entwickelten Mundtheile sind schon längst bekannt; ich wollte nur die Aufmerksamkeit auf die Bauchfussstümmel lenken, welche bei vielen Wasserkäferlarven sehr lange auf allen Bauchsegmenten zu finden sind, was an die ähnliche Bildung bei vielen Schmetterlingsraupen erinnert. Von den Stigmen sieht man nur das einzige auf dem Hin- terende oder dem letzten Schwanzsegmente gebliebene Paar. Kehren wir jetzt zur Betrachtung der Querschnitte der von uns beschriebenen Stadien zurück. Wir müssen mit der Fig. 37 beginnen. : Die Darmwandungen umgeben jetzt die ganze Bauchseite des Dotters, die Tracheen- stämme sind bedeutend nach oben gerückt und liegen, vom äusseren Blatte jetzt vollständig abgeschieden, unmittelbar in der Leibeshöhle. Ebendasselbe ist auch mit den Ganglien ge- schehen, die auch ihren Zusammenhang mit dem äusseren Blatte schon früher eingebüsst haben; sie sind jetzt von den Zellen des mittleren Blattes umgeben, aus dem sich das Neu- rilem zu bilden beginnt. Etwas nach oben von den Tracheenstämmen sehen wir jederseits einen Querschnitt des Malpighischen Gefässes. Die weiteren Veränderungen, welche mit dem Innern des Embryo vor sich gehen, bestehen besonders darin, dass sich die Darmwan- dungen immer weiter ausbreiten und den Dotter immer mehr umgeben. Die oberen Ränder des Darmdrüsenblattes sind im Verhältniss zu den anderen Thei- len derselben immer verdickt. Der Querschnitt, durch das hintere Dritttheil des Embryo geführt (Fig. 38), zeigt uns, dass die Darmwandungen schon in der Nähe des Rückenrohres liegen und dass sie die Ränder des Rohres schon überwachsen haben, wobei das Rohr im- mer tiefer in den Dotter eindringt. Der Querschnitt Fig. 39, welcher durch die zum Aus- . schlüpfen fertige Larve (Fig. 17) geführt ist, zeigt uns schon die vollständig geschlossenen Darmwandungen und das Rückenrohr, welches sehr stark zusammengefallen ist und sich in der Rückenbildung befindet. Auch das Herz (1) ist vollständig gebildet und ist nicht im geringsten Zusammenhange mit dem Rückenrohr. Die beiden Haupt-Tracheenstämme ha- ben sich bedeutend entwickelt, und die Muskel- und Nervenfäden sind schon vorhanden. Von den Längsmuskeln sehen wir in der Fig. 39 einige Querschnitte; die Quermuskelbün- del befestigen sich am Rücken besonders an verdickten Stellen der äusseren Bedeckungen, umgeben die Tracheen und gehen nach unten. Ein Querschnitt durch die ausgeschlüpfte 6* 44 А. KoWALEVSKY, Larve zeigt fast dieselben Verhältnisse, nur ist keine Spur mehr vom Rückenrohr zu sehen. Die sonderbare Bildung der Rückenplatte und des Rückenrohrs und dessen Eindrin- gen in den Dotter ist übrigens eine nicht allein dem Hydrophilus eigene Erscheinung. Eine ganz übereinstimmende Bildung ist bei den Phryganiden zu sehen, wie es mir N. Wagner, während seiner in diesem Sommer angestellten Studien, zeigte; nur beschränkt sich bei den Phryganiden die Verdickung der serösen Hülle nicht nur auf den Theil, welcher den Rücken bildet, sondern zieht sich auch auf denjenigen der Hülle fort, welcher über dem nach oben gebogenen Schwanz liegt. Beim Reissen der Hülle legt sich dieser verdickte Theil wie eine Klappe auf den Rücken, so dass man gleich nach dem Reissen der Hüllen unmit- telbar ein Stadium erhält, welches dem Rückentheile des Hydrophilus Fig. 15. entspricht. Hiermit schliesse ich die Beschreibung der Hydrophilus - Entwickelung und erlaube mir nur noch mein Bedauern auszusprechen, dass die letzten Stadien nicht detaillirter von mir studirt werden konnten. Der Grund davon liegt in dem sehr mangelnden Material, welches ich für diese Studien zu meiner Disposition hatte. Die Untersuchungen derselben wurden Ende Juni gemacht, wo es mir nur mit grösster Mühe und Zeitverlust möglich war, ein Paar Larven zu finden, um die hier beschriebenen Stadien beobachten zu können. Die Entwickelungsgeschichte der Apis mellifica. Taf. XI und XII. Das Ei der Apis mellifica wird von der Königin mit einem Ende an den Boden der Wabenzelle angeklebt und zwar so, dass es ganz frei und gerade in derselben steht; es ist an dem angeklebten Ende etwas enger, als an dem frei stehenden. Die Grösse der Eier va- riirt selbst bei einer und derselben Königin, nnd um so mehr bei den verschiedenen. Im freien oder vorderen Ende des Eies erscheinen zuerst die Blastodermzellen, so wie die er- sten Organbildungen, endlich bildet sich hier auch der Kopf; desshalb werde ich in der weiteren Beschreibung das freie Ende als vorderes, und das, mit welchem das Ei befes- tigt ist, als hinteres aufführen. Die erste Veränderung, welche ich an einem eben gelegten Eie beobachtete, war eine unbedeutende Zusammenziehung des Dotters, in Folge deren am vorderen Ende des Eies ein leerer Raum zwischen dem Dotter und dem Chorion entstand. Gleich darauf war aucham hinteren Ende dasselbe zu beobachten, und nun beginnt auch die Bildung des Blastoderms. ENTWICKELUNGSGESCHIOHTE DER APIS MELLIFICA. 45 Am oberen Ende des Eies bilden sich anfangs sehr schwache, aber schnell wachsende Er- habungen, welche aus grossen Kernen mit dem sie umgebenden Protoplasma bestehen (Fig. 1 und 2). Diese ersten Blastodermzellen standen auf '/, oder °/, ihres Durchsehnitts von einander ab; an ihren unteren Grenzen verlieren sie sich in dem Dotter. Am ‚vorderen Ende des Eies waren sie am längsten, und nach hinten zu, wurden sie immer flacher und verloren sich endlich vollständig; die Zahl der Zellen, so wie ihre Ausbreitung ist sehr verschieden und hängt von dem Entwickelungsstadium ab. Anfangs findet man sie bloss am vorderen Ende, später breiten sie sich mehr nach hinten aus, bis sie endlich den gan- zen Dotter bedecken. Die Zwischenräume der Zellen, welche anfangs zu beobachten wa- ren, füllen sich allmählich durch Auswachsung von neuen Zellen, die ganz auf dieselbe Weise wie die ersten erscheinen (Fig. 2. ID), und so bildet sich ein vollständiges Blasto- derm, das aug schönen, langen, cylindrischen Zellen besteht. Nach der Bildung des Blastoderms beginnen fast zu gleicher Zeit zwei Bildungsprocesse, — anfangs die Bildung der Rinne, dann die der Embryonalhäute. Die erste Veränderung, welche man an dem schon mit Blastoderm gefüllten Eie beobachtet, ist die Eststehung eines, mit heller Flüs- sigkeit gefüllten Raumes am vorderen Ende zwischen dem Blastoderm und dem Dotter; in folge dessen löst sich dort das Blastoderm vom Dotter ab. Diese Bildung ist der Zusam- menziehung des Dotters zuzuschreiben. Etwas später beobachtet man dasselbe auch am hinteren Ende des Eies; so dass sich das Blastoderm am vorderen und hinteren Ende ab- hebt und den Dotter nur mit seinem mittleren Theile berührt. Gleich darauf entsteht am vorderen Ende die Anlage eines ähnlichen Schildes, wie wir schon bei Hydrophilus beob- achtet haben (Fig. 3 u. 4). und dann eine quergehende Falte (a), welche sich nach hinten über die Ränder des von uns beschriebenen Schildes verliert. Beobachtet man dieses Ei von der Seite (Fig. 4), so findet man, dass die Zellen, die den Boden der Rinne oder des Schildes bilden, etwas länger als die anderen Zellen sind, was auf eine Verdickung des Blastoderms auf dieser Seite des Ries hindeutet; diese bedeutend längeren cylindrischen Zellen bilden nicht nur den Boden der Rinne, sondern auch die vordere Wand der sich er- hebenden Kopffalte (Fig. 4). Schon in diesem Stadium haben wir gesehen, dass die vorde- ren Ränder der Rinne näher an einander standen als die hinteren, bei der weiteren Ent- wickelung beginnen die Ränder der Rinne am vorderen Ende sich immer mehr zu nähern, bald treten sie zusammen und schliessen die Rinne, welche nur noch hinten zu sehen ist (Fig. 5 und 6). Während die Längsrinne sehr schnell von den Rändern geschlossen wird, geht die Bildung der Kopffalte sehr langsam vor sich, und zu. der Zeit, als die Längsrinne am hinteren Theile noch often ist, beginnt der Boden der Kopffalte sich gegen den Rücken des Eies auszubreiten (Fig. 7). Das erste Auftreten dieser Falte haben wir auf den Fig. 3 und 4 gesehen; weiter wächst sie in zwei Richtungen, —das hintere blinde Ende immer mehr in die Tiefe, auf die Rücken- seite des Eies sich richtend; dieses Wachsthum geht sehr langsam vor sich; das andere aber geht nach vorn, und seine seitlichen Ränder, kommen anfangs auf die Seitentheile des Eies, 46 А. KoWwWALEVSKY, und treten nur allmählich auf den Rücken über. Mit dem Wachsthum des Bodens der Kopffalte auf die Rückenseite des Eies wird der Dotter auf diesem Eiende unmittelbar vom Keim- streifen bedeckt, auf welchem sich oben noch die beiden Embryonalhäute, welche das Am- nion und die seröse Hülle bilden, befinden. Fig. 8 u. 9 stellt uns die weitere Ausbreitung dieser Falte dar, wobei zur Verständigung des Bildes nicht vergessen werden darf, dass die Ausbreitung der Falte auf den Seiten und ihre Schliessung auf dem Keimstreifen viel schneller geht als das Wachsthum des Punktes a auf den Rücken, Die Embryonalhäute der Apis mellifica bilden sich ganz auf dieselbe Weise, wie beim Hydrophilus, nur beginnt das Wachsthum am vorderen Ende, und der Boden der erst gebildeten Falte wächst auch auf dem Rücken. Jetzt kommen wir zur Schliessung der Falte am hinteren Ende, wobei wir auf der Fig. 10 die Bildung der Schwanzfalte sehen, in deren Zusammensetzung das hintere Ende des Keimstreifens eingeht, und dessen seitliche Ränder in die Ränder der sehon weit ange- wachsenen Kopffalte übergehen, in der Art wie bei Hydrophilus (Fig. 6 Taf. VII), nur mit dem Unterschiede, dass hier der Vorgang viel näher dem Pole des Eies stattfindet. Die sich gebildete Schwanzfalte liegt auf der Rückenseite des Eies. Die beiden Falten (Fig. 11) rücken gegen einander, begegnen sich (Fig. 12) und verschmelzen dann. Bei dieser Verschmelzung wird nur die seröse Hülle vollständig gebildet, und das Amnion und die Leibeswand bedecken den vorderen Theil des Rückens des Embryo noch nicht vollständig, so dass hier der Dotter an einer kleinen Stelle, gleich hinter dem Schwanzende des Keimstreifens unmittelbar unter der serösen Hülle liegt; etwas später begegnen sich die Falten des Amnions und der Leibes- wandung und schliessen sich hier. Der Unterschied in der Bildung der Bienen und der an- deren Insecten, mit vollständig geschlossenem Amnion und seröser Hülle, ist sehr unbedeu- tend und liegt nur in dem vorwiegend schnelleren Wachsthum der unteren Falte (Leibeswand und Amnion, Fig. 7 am, kf) auf die Rückenseite, was bei anderen Insecten mehr von den Seiten ausgeht. In Folge dieses Wachsthums der Embryonalfalten oder, genauer, der unte- ren Embryonalfalte, nicht nur längs des Keimstreifens, sondern in Form einer circulären Falte um das ganze Ei vom vorderen Ende gleich auf dem Rücken des Eies, kommt es, dass nach der Begegnng der Falten am hinteren Ende (Fig. 10 u. 11)und bald nach der erfolgten Schliessung, das Ei in einem überall geschlossenen doppelten Sacke liegt. Die kleine unbedeckte Stelle des Dotters schliesst sich überall sehr schnell nach der Schliessung der oberen Falte am hinteren Ende. Diese beiden Embryonalhüllen, welche dem Amnion der serösen Hülle entsprechen, bleiben nur eine kurze Zeit und dann schwindet die eine von ihnen — na- mentlich das Amnion. Wie dieses vor sich geht, konnte ich mir nicht erklären; das kann ich aber behaupten, da ich darauf meine Aufmerksamkeit gerichtet habe, dass das Amnion weder mit der serösen Hülle, noch mit dem Keimstreifen zusammenschmilzt, und dass seine Zellen sich auflösen, d. h. verschwinden. Während der Schliessung der oberen Falte am hinteren Ende ist es schon sehr schwer die beiden Häute am vorderen Ende zu ent- decken, und das Amnion ist aus sehr blassen Zellen zusammengesetzt, welche dem Keim- streifen fest anliegen (Fig. 10). Wie schon aus der hier beschriebenen Bildung der Em- ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER APIS MELLIFICA. 47 bryonalhüllen folgt, ist der Dotter überall von Zellen bedeckt, und zwar an der Bauchseite und am vorderen und hinteren Ende vom Keimstreifen und auf der Rückenseite nur von einer sehr dünnen Zellenschicht. Wenn wir nun jetzt die Querschnitte der von uns beschrie- benen Stadien untersuchen, so finden wir im ersten Stadium, gleich nach der Bildung des Blastoderms, dass dasselbe aus einer Zellenschicht besteht. Ich glaube hier einen Umstand nicht mit Schweigen übergehen zu dürfen, welcher mir anfangs viel zu schaffen machte, bis ich zur plausiblen Erklärung desselben gelangte; ich: fand nämlich auf den Schnitten der Eier Fig. 1, also von den jüngsten der in Bildung begriffenen, ein aus zwei Zel- lenreihen bestehendes Blastoderm. Die Zellen waren ziemlich platt und breit, und die Zel- len der unteren Schicht (Fig. 30) lagen, so zu sagen, wie eingekeilt in die der oberen. Auf den weiteren Stadien, nämlich während der Bildung der Rinne, findet man nur eine Schicht von Zellen, und diese haben einen ganz anderen Habitus, — es sind jetzt enge, lange, cylindrische Zellen (Fig. 21,) welche nur eine Schicht bilden und welche auf der Seite der Rinne viel länger, als auf der Rückenseite sind. Von wo nun die zweite Zellenschicht herkommt, erklärt sich sehr leicht, wenn man an die Blastoderm-Bildung denkt. Wenn man zur Zeit, als sich zwischen den schon weit hervorragenden Zellen neue erheben, das Ei in Chromsäure legt, zieht sich die ganze Masse stark zusammen, die schon nach aus- sen hervorragenden Zellen pressen sich an einander und bilden also die obere Schicht während die später herauswachsenden Zellen, welche jetzt keinen Raum haben um nach aussen hervorzutreten, die zweite Schicht bilden, und so kommt ein Kunstproduckt zu Stande, welches anfangs zu sehr irrthümlichen Anschauungen führte. Es ergiebt sich also, dass die Querschnitte, welche ein zwei zellenschichtiges Blastoderm, darstellen ‚als Kunst- produkte zu betrachten sind, und wenn ich hier so viel Zeit auf diese Angelegenheit ver- wendet habe, so geschah es nur desshalb, weil die Annahme von einem zwei- oder mehr- schichtigen Blastoderm (das Erscheinen des zweiten Blattes durch Abscheidung von den Zellen des oberen oder primitiven Blastoderms) in den Querschnitten der Bienen gewisser- massen eine Stütze erhielt, und ich musste die Gründe angeben, wesshalb ich dieselbe nicht als normal anerkennen kann. Kehren wir zur Bildung der Rinne zurück, so ist sie auch bedeutend von der des Hidro- philus verschieden. Die Ränder derselben heben sich nicht zu einer Falte auf wie bei jenem, sondern es wiederholt sich hier zum Theil dasselbe, was wir an seinem vorderen Ende fanden. Die breite Schicht des Blastoderms nämlich vertieft sich (Taf. XI Fig. 3, Taf. XII Fig. 20, 21), die seitlichen Grenzlinien aber, des sich vertiefenden Theils bleiben auf derselben Höhe, welche sie früher einnahmen, und nähern sich nur einander. Fig. 20 zeigt uns die Lagerung und die Verhältnisse der Zellen in diesem Theile und stellt uns einen Querschnitt aus der Mitte des Embryo Fig. 3 dar. Bei der Betrachtung eines Endes des sich vertiefenden Bodens der Rinne bei stärkerer Vergrösserung (Fig. 21) finden wir, dass die Zellen überall ganz gleich- artig sind, dass deren Kerne ziemlich peripherisch liegen und nur der Theil der Zellen, welcher sich zwischen dem Kerne und der Peripherie befindet, von feinen Körnchen erfüllt 48 A. KowALEVSKY, ist, dagegen der übrige oder centrale Theil der Zellen nur aus ganz heller Substanz be. steht. Im Dotter sind auf diesem Stadium die Kerne sehr deutlich zu sehen; von ihnen ge- hen feine pseudopodienartige Fortsätze, auf und zwischen denen die fettartigen Dotterkör- ner liegen. Um ein noch weiter vorgerücktes Stadium der Bildung des zweiten Blattes zu zeigen, stellen wir noch einen Querschnitt des Embryo Fig. 5 vor, wo der grösste Theil des zweiten Blattes schon gebildet ist; der Theil des unteren Blattes, welcher noch peri- pherisch liegt, besteht schon (Fig. 22 u. 23 p.) aus mehreren Schichten von Zellen, und der mehr nach oben liegende nur aus einer Reihe von Zellen, welche, je mehr nach oben, immer kleiner werden. Bei weiterer Entwickelung nähern sich die Ränder dieser Rinne (r), und auf den Fig. 5 u. 6 sehen wir, dass, während die Ränder derselben am vorderen Ende schon ganz geschlossen sind, sie nach hinten weit aus einander stehen; endlich vereinigen sie sich auch hier. Ein Querschnitt Fig. 24 aus dem Embryo Fig. 6, aus der mit dem Sterne bezeichneten Gegend, zeigt uns, dass hier schon zwei Blätter existiren, ein äusseres oder oberes, welches aus einer oder zwei Reihen von Zellen besteht und das ganze Ei umgiebt, und ein unteres oder zweites Blatt, welches von einem versenkten und gewissermassen eingestülpten Theil des Blastoderms entstanden ist. Die Zellen des letzteren verlieren bald ihre cylindrische Form, werden rundlich und lagern sich in ein oder zwei Schichten. Der Theil des Blastoderms, unter welchem das zweite Blatt liegt, erscheint dunkler, uud desto mehr, da hier auch die Zellen des oberen Blattes höher sind; diese Stelle des Kies, näm- lich die ganze Bauchseite und sein vorderes und hinteres Ende, wird auch gewöhnlich als Keimstreif benannt. Also auch hier, wie bei dem Hydrophilus, den Hirudineen und Oli- gochaeten (bei denen anfangs zwei Keimstreife sind) wird dieser Name dem Theile des Eies gegeben, unter welchem das Muskelblatt oder die Anlage des mittleren Blattes ausge- breitet ist. Bevor wir jetzt noch zur weiteren Beschreibung der Anlage der Organe übergehen, werde ich noch über die Zusammensetzung des Dotters sprechen. Derselbe besteht in fri- schem Zustande aus rundlichen, hellen, nicht stark lichtbrechenden Protoplasmabläschen mit in denselben eingelagerten kleinen und sehr stark lichtbrechenden Fett- oder Dotterplätchen (Taf. XI Fig. 16). Das beobachtet man an frischen Eiern; auf den Schnitten dagegen fin- det man noch deutlich ausgedrückte Kerne, welche an diejenigen erinnern, die man in den Zellen des Blastoderms sieht. In den frischen Eiern sind diese Kerne gar nicht zu sehen, dagegen treten sie sehr deutlich auf den Querschnitten hervor; — sie liegen in verschiede- nen Theilen des Dotters, sowohl in der Mitte, als auch an der Oberfläche, jedoch meistens in der Nähe der letzteren, 4. №. fast unmittelbar unter dem Blastoderm. Die Zahl der Kerne ist anfangs, d. h. bei den früheren Stadien, sehr gering, sie wächst mit der Entwickelung des Embryo und erreicht ihre grösste Ausbreitung vor dem Ausschlüpfen desselben. Zu dieser Zeit bilden die Keime unter dem schon überall geschlossenen Darmkanal eine dichte Schicht (Fig. 28 u. 29), an mehreren Zellen sogar eine doppelte, die vom Protoplasma um- geben ist. Später, beim Ausschlüpfen der Larve, verschwinden diese Kerne, so wie auch ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER APIS MELLIFICA. 49 bald nach dem der Dotter. Jeder dieser Kerne ist von etwas Protoplasma (Fig. 24 k) um- geben, das in viele sich verästelnde Fortsätze ausläuft, und desshalb können diese Zellen zur Kategorie der wandernden Zellen gezählt werden. Da diese Keime und das sie umge- bende Protoplasma im Dotter liegen, und beim Vergehen des Dotters auch mit demselben zu Grunde gehen, aufgelöst und verbraucht werden und keine Gewebe bilden, so müssen wir ihnen einen ‚physiologischen Werth zuschreiben, und ich möchte sie als Zellen ansehen, welche zum schnelleren Verbrauch und zur Auflösung des Dotters gebraucht werden, die, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, selbst zerfallen. Ihre Abstammung könnte dieselbe sein, wie die der Zellen des Blastoderms, und ich bin geneigt, die Abstammung der Kerne des Blastoderms von der Vermehrung der Kerne des Eies abzuleiten, wobei ei- nige von ihnen im Dotter geblieben sind. Die Dotterballen vieler Insecten, besonders der Lepidopteren, besitzen einen ganz durchsichtigen und hellen centralen Körper, wel- cher vielleicht auch ein Kern ist; solche Dotterballen mit ziemlich deutlichen hellen Kernen zeigte mir mein Freund N. Wagner, und ich bin sehr geneigt, dieselben als Kerne anzuerkennen, besonders nachdem ich sie im Dotter der Bieneneier so unzweideutig und klar gesehen habe. Der Querschnitt (Fig. 29) der zum Ausschlüpfen schon fertigen Larve, zeigt uns diese in der Nähe des Epithels zusammengetretenen Kerne an verschiede- nen Stellen angesammelt. Wenden wir uns jetzt wieder zu den Veränderungen, welche der schon gebildete Keim- streif erleidet, so finden wir zuerst auf der Bauchseite eine schwache Vertiefung längs der Mittellinie des Körpers und eine unpaare Erhöhung am vorderen Ende auf der Rückenseite (Fig. 13, vk.), welche sich auf diesem Ende fortsetzt bis es in eine Vertiefung oder Ein- senkung des Blastoderms (Fig. 13 0’) übergeht. Eine ähnliche Vertiefung entsteht auch am hintersten Ende des Keimstreifens, welcher auf die Rückenseite umgebogen ist (Fig. 13 a). Die von uns mit o bezeichnete Einstülpung geht auf seinem unteren Ende in die all- gemeine Vertiefung, welche sich auf die Bauchseite des ganzen Eies fortsetzt. Zu gleicher Zeit sieht man am vorderen Ende die Bildung von drei höckerartigen Erhebungen. Aus dieser Einstülpung bildet sich die Mundöffnung (Fig. 16) und der Oesophagus; die drei Paare der höckerartigen Erhebungen sind die Anlagen der Mundtheile. Auf dem unmittel- bar folgenden Stadium (Fig. 14) bilden sich weiter nach unten jederseits der Nervenplat- ten, in der Mitte derselben und dem Rande des Körpers neue Einstülpungen, welche die Stigmaöffnungen darstellen. Ihre eingestülpten Theile verschmelzen mit einander, indem sie die seitlichen grossen Tracheenstämme liefern. Zugleich, oder noch früher, erscheint auch die Ringelung des Embryo, wobei derjenige Theil, auf dem sich die Anlagen der er- sten drei Paare der Mundtheile befinden, sich mit den nach vorn liegenden Theilen durch circuläre Vertiefung vom übrigen Körper abscheidet und die Anlage des Kopfes bildet. Zu den drei Paaren von Segmentalanhäufungen gesellt sich bald noch ein viertes, welches unmittelbar auf dem Kopf- oder Gehirnlappen, in der Nähe der sich bildenden Mundöff- nung liegt und die Fühler (t) bildet, die also als Anhänge der Kopflappen anzusehen sind. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 7 50 A. KoWALEVSKY, Die Stigmaöffnungen sind in diesem Stadium sehr gross und liegen von einem bedeu- tenden Wall umgeben, in der Mitte der Mittel- und Seitenlinie des Embryo. Das folgende Stadium charakterisirt sich durch das Auftreten der drei Paar neuer Höcker, auf den drei der Kopfanlage folgenden Segmenten, resp. durch die Bildung der Fussstümmeln; dabei wird auch die Ringelung des Körpers viel deutlicher, die Stigmenöff- nungen werden viel kleiner, so wie auch ihre wallartige Umgrenzung; der Oesophagus und der Hinterdarm werden vollständig gebildet (Fig. 16), und ausserdem findet man am Grunde des dritten Paares der Mundextremitäten an der inneren Seite eine Oeffnung (Fig. 15 d) die in ein ziemlich langes Rohr führt, welches sich bis in die Mitte des vierten Bauchsegments fort- setzt. Diese beiden Röhren oder Schläuche sind durch Einstülpung der äusseren Haut ge- bildet. Hinsichtlich der Stadien Fig. 14 u. 15 habe ich noch zu bemerken, dass in der Mit- tellinie derselben, besonders der Fig. 14, der Dotter sehr scharf durchschimmert, was von der Abwesenheit des mittleren Blattes an dieser Stelle herrührt (Fig. 26). Darauf folgen jederseits zwei weisse bandartige Streifen, die nichts anderes als der Ausdruck der hier stattfindenden allgemeinen Vertiefung ist, auf welchen sich die Stigmaeinstülpungen bilden (Fig. 27). Auf dem Stadium Fig. 15 ist von den beiden weissen Streifen nichts mehr zu sehen, dagegen liegt die durchscheinende Dotterfläche noch in der Mitte, obgleich dieselbe auch etwas enger geworden ist. Die weiteren Veränderungen, welche der Embryo erleidet, und welche man an demselben von der Banchseite beobachten kann, bestehen hauptsächlich in der Verkürzung der Kopfsegmente und der endlichen Ausbildung des Kopfes, auch be- deckt sich dann der durchscheinende Dotter. Beobachtet man diese Stadien von der Seite, so sieht man, dass ein grosser Theil des Rückens (Fig. 13) bis zur Bildung des Oesophagus und Hinterdarmes nur von einer Schicht flacher Zellen gebildet war, die als ein äusseres Epithelium anzusehen ist; je weiter aber der Kopf sich abschnürt und der Hinterdarm sich bildet, zieht sich vom Kopf und Hinterende eine Schicht von Zellen, welche sich zwischen dem Dotter und dem sie bedeckenden Hautschichtepithelium einkeilen (Fig. 16 db). Diese Schicht ist, wie es scheint, die unmittelbare Fortsetzung des auf die Rüchenseite des Dotters sich fortsetzenden zweiten Blattes des Keimstreifens; die von hinten und vorn auf den Rük- ken wachsende Zellenschichten rücken gegen einander und da sie mit den Seitentheilen des Mittelblattes zusammenhängen, so wird bald der ganze Dotter auf der Rückenseite von zwei Zellenschichten bedeckt (Fig. 16 und 27), von der oberen — der Haut, und von der unte- ren — dem Darmdrüsenblatt, oder dem Epithel des sich bildenden Darmkanals. Auf der Fig. 16 sehen wir die von vorn und hinten wachsende Zellen des Darmdrüsenblattes, wel- che nur noch den mittleren Rückentheil des Dotters nicht bedecken. Wenden wir uns jetzt zu den Querschnitten, so haben wir von der Schliessung der Rinne und der Bildung des zweiten Blattes zu beginnen. Der Querschnitt Fig.25, der dem Embryo Fig. 14 angehört, zeigt uns, dass das obere Blatt an der Bauchseite zwei verdickte Streifen bildet, welche wir Nervenplatten nennen werden; die seitlichen Theile des Blattes sind etwas ver- dickt, dagegen der Rücken noch immer dünn, er besteht überall aus einer Reihe platter ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER APIS MELLIFICA. 51 Zellen. Das zweite Blatt nimmt die ganze untere Hälfte des Eies ein und besteht aus zwei oder drei Schichten von rundlichen Zellen, bei denen der Kern den grössten Raum dersel- ben einnimmt; er hat in seinen oberen Theilen einen länglichen Spalt (s), der nach oben nur von einer Reihe von fast cylindrischen Zellen umgeben ist. Die Zellen, welche über dem Spalt liegen, breiten sich (Fig. 24 u. 25 db) nach unten und oben unmittelbar auf dem Dotter aus und liefern das Darmdrüsenblatt (Fig. 25 db). Der Querschnitt eines nächst- folgenden Stadiums (Fig. 26) unterscheidet sich von dem beschriebenen nur durch einen Riss des zweiten Blattes, in Folge dessen auch auf der Fig. 15 der Dotter durch das in der Mittellinie dünnere obere Blatt durchschimmert. Der Dotter ist auf allen diesen Stadien wie von einer festen Haut umgeben, unter welcher man Kerne mit dem sie umgebenden Protoplasma findet; um diese Zellenkerne sind kleinere oder grössere Haufen von Dotterplät- chen angesammelt. Die Haut, welche den Dotter umgiebt, kann vielleicht als eine Ab- scheidung oder Verschmelzung des Protoplasma der darunter liegenden Zellen angesehen werden. Auf den Querschnitten, welche wir durch den Embryo Fig. 15 führen, erhalten wir sehr verschiedene Bilder, je nachdem man den Schnitt durch die Mitte des Embryo oder durch sein vorderes, oder hinteres Ende führt. Untersuchen wir zuerst einen Querschnitt durch die Mitte des Embryo, so finden wir, (Fig. 27) dass an den Nervenplatten die Zel- len sich vermehrt haben und zwei seitliche Haufen bilden; das untere Blatt hebt sich ziem- lich hoch nach oben, und die Zellen, welche den Spalt (h) bedeckten, lagern sich unmittel- bar auf dem Dotter, wobei noch die Umgrenzungen der Höhle (h), die wir auf der Fig. 25 deutlich sehen, bemerkbar sind. Die Zellen breiten sich zum Rücken und zu der Bauchseite des Eies aus, obgleich der Rücken und'die Bauchtheile des Dotters von demselben noch nicht bedeckt sind. Ein Querschnitt, welcher durch den Embryo in der Nähe des hinteren oder oberen Endes der Fig. 16 geht, also in dem Theil, wo der Dotter auf dem Rücken in folge der eingewachsenen Zellenschichten von zwei Zellenreihen bedeckt ist, stellt uns auch die- selben vor (Fig. 26); wir finden hier wirklich auf dem Dotter die beiden Zellenschichten, von denen die untere an beiden Seiten eine Falte (Fig. 27 0) bildet, vermittelst welcher das Darmdrüsenblatt in das mittlere Blatt übergeht; diese Falte bedeckt nun von oben die Höhle oder den Spalt 2. Der Dotter macht hier eine nach innen gerichtete Vertiefung und steht weit von den Zellen des mittleren Blattes ab, so dass zwischen beiden eine Längs- höhle entsteht. | Es bleibt uns noch еше kurze Beschreibung der Larve nach ihrem Austritt aus dem Eie vorzustellen übrig. Der Darmkanal ist schon vollständig und überall geschlossen, die Kopf- segmente sind zur Bildung des Kopfes bedeutend zusammengerückt; die Ganglienkette ist vollständig gebildet, obgleich die Commissuren noch sehr klein sind, und die drei vorderen Ganglien sind zu einem unteren Schlundganglion verschmolzen. Das Gehirn (Fig. 18, 9) _ besteht jederseits aus einem zweilappigen Körper, welche miteinander durch eine sehr dünne Brücke communiciren. Auf dem Rücken liegt ein schon breiter und pulsirender Herz- 7% 52 А. KowALEVSKY, schlauch. Die Querschnitte dieses Embryo sind sehr belehrend und zeigen ausser den schon bekannten Zellen, die zwei Zellenstränge, welche sich bis nach oben fortsetzen; von diesen zieht sich der obere auch auf die entgegengesetzte Seite, der untere dagegen en- digt unmittelbar in der Muskulatur des sich schon gebildeten Herzens (Fig. 29). Unter dem Epithel des Darmkanals sieht man ein oder zwei Schichten schöner Kerne. Ein Querschnitt einer eben ausgetretenen Larve unterscheidet sich von dem von uns beschrie- benen nur darin, dass die innere Reihe der Zellen m sich fest an den Darm legt und ein netzartiges Muskelsystem bildet, dagegen der obere die anderen Muskeln des Körpers lie- fert, und die Zellen der letzten spielen auch eine Rolle bei der Bildung des Fettkörpers, welche jetzt auch auftritt; die Kerne unter dem Epithel des Darmkanals schwinden auch vollständig und es ist keine Spur mehr von ihnen zu entdecken. Es bleiben uns jetzt nur die letzten Veränderungen zu beschreiben, welche bei der ausschlüpfenden Larve zu sehen sind. Wir sagten schon, dass von aussen die Concentrirung der noch sehr aus einander ge- zogenen Theile, durch welche der Kopf sich bildet, seltsam in die Augen fällt, wobei die höckerartigen Anlagen der Füsse kleiner werden und nach aussen nicht mehr hervorsprin- gen. Bei der Entwickelung des Kopfes wird das erste und zweite Paar der Höcker zu Ober- und Unterkiefer; das dritte Paar nähert sich aber mehr und schmilzt mit den hin- teren Enden zusammen, wobei sich nach hinten eine geschlossene Tasche bildet (Fig. 19, 6), in welcher die Mündungen der beiden Drüsenschläuche eingeschlossen sind; diese Tasche wächst etwas nach hinten aus und wird dabei zu einem länglichen Organ, welches am vor- deren Ende in die Unterlippe mündet und nach hinten in die beiden Drüsenschläuche aus- läuft. Die Fühler entwickeln sich zu zweigliedrigen, sehr kurzen Organen, welche seitlich und etwas nach oben von der Mundöffnung liegen. Die Oberlippe (Fig. 19, 0) wird etwas zweilappig und geht nach oben ohne irgend welche Grenzen unmittelbar in den Vorder- kopf über. Von den drei Fusspaaranlagen bleibt eine gleiche Zahl von Hautverdickungen (Fig. 19 f), welche an den Seiten der Brustganglien liegen; ausserdem entwickeln sich et- was höher von denselben an den Seiten, zwischen den Fussscheiben und den Stigmen noch drei Paar Thoracalscheiben, —Hautverdickungen, welche den Rückentheilen der Brustseg- mente entsprechen. Die Lage der Nerven und des Tracheensystems werden die Zeichnun- gen viel besser erklären, als Beschreibung es geben kann. An den drei hinteren Segmen- . ten befinden sich auch drei Paar scheibenartige Verdickungen, welche wahrscheinlich bei der Bildung der Segmentalanhänge des Hinterendes eine wichtige Rolle spielen. Als dieser Aufsatz schon vollständig niedergeschrieben war, erhielt ich die höchst in- teressante Abhandlung von Ganin über die Ichneumoniden (Drittes Heft der Zeitschr. für Wissens. Zoolog. Bd. 19), wo auch von den Embryonalhäuten der Bienen gesprochen wird (p. 443); ich erlaube mir desshalb hier noch einmal zu betonen, dass bei denselben der ganze Bauchtheil des Blastoderms, so wie beim Hydrophilus und den Lepidopteren, unmit- telbar an der Bildung des Keimstreifens Theil nimmt und sich in keiner Weise vollständig ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER LEPIDOPTERNE. 53 als seröse Hülle abhebt (Amnion у. &.), und der Embryo unabhängig von der Blastoderm- schicht entsteht. Es ist mir auch höchst zweifelhaft, dass so etwas bei den Ameisen vor- gehe; das Zurückziehen des Dotters von dem Blastoderm an einem Ende des Eies, wie es Ganin für die Ameisen angiebt, geht auch bei den Bienen vor (Taf. XI Fig. 3 u. 4) doch fällt bei ihnen dies mit der beginnenden Bildung der Embryonalhautfalte zusammen. Zur Entwickelungsgeschichte der Lepidopteren. Taf. XII. Beim Studium der Entwickelung der Lepidopteren hatte ich viel mit ungünstigem Material zu kämpfen. In den meisten Fällen waren die Eier so undurchsichtig, dass man nur auf die Präparation zu rechnen hatte; in wenigen anderen Fällen, wenn die Eihaut durchsichtig war, waren die Eier wieder zu klein, um Schnitte aus denselben machen zu können, so dass ich meine Schlüsse aus den Untersuchungen der Entwickelung verschiede- ner Species hätte ziehen müssen, wobei ich aber auch bemerke, dass die Entwickelung der Lepidopteren sehr einförmig vor sich geht und dass bei sehr weit auseinander gehen- den Gattungen die Entwickelung vollkommen gleich ist. In meinen Studien der ersten Stadien der Blastodermbildung benutzte ich besonders die Eier von Pierophorus pentadac- tylus und noch eines Schmetterlings, der seine Eier an Wasserpflanzen anklebt; an beiden beobachtete ich auch die Einsenkung des Keimstreifens in den Dotter. Für die späteren Veränderungen des Keimstreifens, so wie für die Anfertigung von Schnitten, dienten mir die Eier von Sphinx populi und Gastropacha pini, welche alle ganz undurchsichtig sind und bei welchen ich nach ihrem Erhärten in Chromsäure den Keimstreifen auspräpariren konnte. Was die äussere Form der Eier anbelangt, so hatten alle von mir untersuchten Lepidopteren- Eier dieselbe äussere Form, namentlich die eines von den Seiten zusammengepressten Elip- soids, und unterschieden sich nur in ihrer Grösse und Färbung. Der Keimstreif lag immer parallel der Längsaxe auf der einen Kante des Eies, was dem Auspräpariren desselben sehr günstig ist. Die Bildung des Blastoderms habe ich nicht verfolgt; es besteht bei Pteropho- rus aus immer sehr grossen, hellen, ganz durchsichtigen Zellen, ohne Beimengung von Dotterkörnern. Die erste Veränderung des Blastoderms wurde von mir bei Pterophorus verfolgt. Die Zellen werden an einem Rande des Eies grösser, d. h. länger, dagegen werden die auf dem anderen Theile der Obertläche liegenden platt, und während die ersten ihr hel- les Aussehen behalten (Taf. XII Fig. 1), füllen sich die anderen an ihrem Grunde mit Dotterkörnern; das ist der erste Unterschied zwischen dem Theile des Blastoderms, welcher 54 | А. KoWALEVSKY, in den Keimstreif sich umwandelt und dem anderen, der zur Bildung der serösen Hülle ver- braucht wird. Die weiteren Veränderungen bestehen darin, dass sich das eine Ende des Keim- streifs von der Dotterhaut abhebt und in den Dotter einzudringen beginnt; später geht das- selbe auch am hinteren Ende vor, und nun dringt der Keimstreif in den Dotter immer mehr, wobei ihn an seinem vorderen und hinteren Ende anfangs nur eine Falte des Blastoderms be- deckt; später dringt der Dotter auch zwischen die Häute der Falte. Bei vorschreitendem Wachsthum des Keimstreifens in den Dotter krümmt er sich immer mehr zusammen, wobei aber auch die Falten der Embryonalhaut an dem oberen Ende zusammentreten und verschmel- zen. Die beiden in Folge der Verschmelzung der Falten entstandenen Membranen, von de- nen die eine unmittelbar unter der Dotterhaut liegt, den Dotter und den Keimstreif ein- schliesst und grösstentheils aus dem primitiven Blastoderm besteht, ist die seröse Hülle. Dagegen die andere, einerseits dem Keimstreif anliegend, andrerseits, d. h. nach aussen, vom Dotter bedeckt, ist das Amnion. Noch vor der Schliessung der Rinne zerfällt der ganze Dotter in Dotterballen, wobei das Zerfallen oder die Bildung der Ballen dort beginnt, wo der Dotter mit den Zellen der Embryonalhülle unmittelbar in Berührung kommt. So sehen wir auf der Fig. 2 unter der serösen Hülle einen Ring von Dotterballen um das ganze Ei, wobei aber der centrale Theil des Dotters noch immer einfach körnig ist; auf dem fol- genden Stadium bilden sich die Dotterballen auch unter dem Keimstreifen, und endlich zer- fällt der ganze Dotter in solche. Aus dieser Bildung der Dotterballen schliesse ich, dass ihre Entstehung unmittelbar von den Zellen abhängt, was für eine Rolle aber diese dabei spielen, kann ich mir nicht erklären. Ich habe schon früher bemerkt, dass beim Zerfallen des Blastoderms in dem Theil, welcher den Keimstreif und die seröse Hülle bildete, die Zellen der letzteren sich mit Dotter zu füllen beginnen, wobei sie immer flacher werden; während der Bildung der Dotterballen sind diese Zellen fast gar nicht zu sehen, man er- kennt паг mit Mühe ihre äussere Begrenzung, welche aber auch mit der des Dotterballens zusammenfällt. Anfangs scheint der sich bildende Dotterballen und die darauf liegenden Zellen ein Gebilde zu sein, und nur etwas später theilt sich derselbe von der nach aussen liegenden Zelle ab, wobei die gebliebene Zelle sehr flach wird. Den ganzen Vorgang könnte man sich so erklären, dass die Zellen der Leibeshöhle den Dotter einsaugen, und wenn die- selben fast vollständig gefüllt sind, theilt sich der ganze untere Theil derselben ab und wird zum Dotterballen; ob sich aber dabei auch der Kern theilt oder nicht, konnte ich nicht herausbringen, ich konnte den Kern im Dotterballen auch nicht mit Sicherheit auf- finden, obgleich in ihm immer eine hellere centrale Stelle zu sehen war. Bei der weiteren Entwickelung bildet sich an dem Theile des Keimstreifens, welcher unter dem Amnion liegt, die Extremitätenanlage und zwar an dem Ende; welches früher in den Dotter einzuwachsen begonnen hat. Diese durchsichtigen Eier waren zu Querschnitten nicht zu gebrauchen. Ausserdem war der Keimstreifen noch so stark zusammengerollt, dass ich die Finzeltheile der weiteren Veränderungen nicht darauf verfolgen konnte; man bemerke nur über die allgemeine Lage- ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER LEPIDOPTEREN. 55 rung, dass der Embryo bis zur Ansbildung und Schliessung des Rückens, auf demselben zusammengerollt ist, sich aber später auf die andere Seite zu krümmen beginnt, wobei das Hinterende vorangeht. Das Amnion reisst dabei und die sich jetzt schon im Eie bewegende Larve frisst den Rest des Dotters und endlich die Fetzen der Embryonalhüllen, bis sie endlich nur in der Dotterhaut liegt. Dieselbe reisst sie bald auf und kommt ins Freie, schon mit vollständig ausgewachsenen Haaren und mit derselben Farbe, welche auch eine ausge- wachsene Larve hat. Die jetzt folgende Beschreibung bezieht sich auf die Eier des Sphinx populi und der Gastropacha pini. Die Eier unterscheiden sich von denen des Pterophorus nur durch ihre Grösse und durch ihren grünlichen Dotter und sind von einer sehr festen Haut umgeben. Als das Blastoderm schon gebildet war, fand ich den Dotter, noch vor der Bildung des Keimstrei- fens, in Dotterballen zerfallen und die Breite der Blastoderm-Zellen bedeutend kleiner als die der Dotterballen. Es gelang mir einige Stadien der Bildung des Keimstreifens zu beob- achten. Bevor er noch in den Dotter eingedrungen ist, geht auch die Bildung der Rinne vor sich. Der Keimstreifen des ersten von mir beobachteten Stadiums besteht aus einer Schicht von sehr langen cylindrischen Zellen und hat in der Mitte eine schwache Längs- furche, welche weniger als ein Drittel der Breite des ganzen Keimstreifs einnimmt (Fig. 3 u. 4, Taf. XII). Diese Vertiefung wird bald bedeutender (Fig. 5) und die Zellen an ihrem unteren Ende runden sich ab, und später sieht man, dass jede derselben in mehrere Zellen zerfällt (Fig. 6), wobei aber die Ränder, welche die Rinne begrenzten, sich immer mehr aufheben. Im folgenden Stadium (Fig. 7) näheren sich die Ränder der Rinne einander, und die Zellen, welche den Boden der Rinne bildeten, ziehen sich in die Breite unter dem obe- ren Blatte und bilden das zweite Blatt, welches aus kleinen rundlichen Zellen besteht. Während sich die Rinne vollständig schliesst, schliesst sich auch die Falte der Embryonal- hüllen über den Keimstreifen, und nun liegt derselbe nach aussen von zwei Häuten bedeckt. ‘Wir haben hier noch zu erwähnen, dass an den Enden der seitlichen Ausbreitungen des zweiten Blattes hier eine Höhle existirt, welche wir beim Hydrophilus und bei der Biene schon gesehen haben, unter der sich die Zellen des sich später hier bildenden Darmdrüsen- blattes befinden. Der vom Amnion bedeckte Keimstreifen steht in keinem Zusammenhang mit der serösen Hülle und liegt ganz frei im Dotter, dessen Ballen ihn von allen Seiten umge- ben (Fig. 9). Kaum ist er in den Dotter eingesenkt, so wächst er schnell in die Länge und wird fast dreifach so gross als der von den Embryonalhüllen noch nicht bedeckte Keim- streifen. In Folge dieses so starken Längenwachsthums erreicht der Keimstreifen die Enden des Eies, beginnt sich zu krümmen und bildet im Dotter einen fäst vollständigen Kreis, wobeier sich aber immer auf dem Rücken krümmt, mit dem Keimstreifen und den auswach- senden Extremitäten nach der serösen Hülle gerichtet. Aus diesem Stadium haben wir ei- nen, Keimstreifen (Fig. 8) abgebildet mit den schon hervonwachsenden Segmentalanhängen. Einen anderen, schon bedeutend entwickelten, stellt uns die Fig. 10 dar. Die Fühler sind auch hier, wie bei Hydrophilus und bei den Bienen, als Auswüchse der Kopflappen anzusehen. 56 A. KOWALEVSKY, Die Mittellinie ist sehr tief eingesenkt, so dass sie fast eine geschlossene Rinne bildet, aus deren Boden ein Theil der Zellen abstammt, welche den mittleren Theil des Ganglions bil- den. Der Hinterdarm und der Oesophagus sind bei den Embryonen der Schmetterlinge sehr lang, so dass nur ein sehr kleiner Theil des Darmkanals zum Mitteldarm wird und kaum Y, oder '/, der ganzen Länge des Darmrohres einnimmt. In diesen Mitteldarm wird auch ein ganz kleiner Theil des Dotters bei der Schliessung des Rückens eingeschlossen, und wenn der Rücken schon gebildet ist, biegt sich das Schwanzende des Embryo auf die Bauch- seite und zwar so, wie wir schon beim Hydrophilus gesehen haben. Dem Hinterende fol- gend, dreht sich der ganze Embryo so, dass er jetzt der ihn noch bedeckenden serösen Hülle den Rücken zuwendet, und die Extremitäten erscheinen nach innen gerichtet. In diesem Zu- stande, mit fast vollständig ausgebildeten Organen, bleibt der Embryo vollständig in dem ihn umgebenden Dotter, den er nun vermittelst der unterdessen vollständig ausgebildeten Mundorgane zu verschlucken beginnt, bis zuletzt nur die fettartige seröse Hülle bleibt, die auch bald in Fetzen zerfällt, und auch aufgefressen wird; die jetzt schon characteristisch gefärbte und mit Haaren bewaffnete Larve liegt schraubenförmig auf der Bauchseite zu- sammengerollt bis sie das Chorion zerreisst und ins Freie gelangt. Rückblicke und Vergleiche der Entwiekelung der Insecten. Werfen wir jetzt einen Rückblick auf das, was wir über die Entwickelung der Insec- ten angegeben haben, so fällt uns sogleich die sonderbare Bildung des zweiten Blattes in die Augen, welche von mir bei den Repräsentanten von vier Ordnungen untersucht wurde. Ausser bei den hier von mir angeführten Insecten habe ich dieselbe Entstehung des zwei- ten Blattes noch in den Eiern der Musca domestica und Caesar, Lytta versicatoria, Dona- cia, eines von mir nicht bestimmten kleinen Wasserkäfers, der seine Eier in dreieckigen Cocons an Wasserpflanzen anheftet, des Ahynchites bettuleti und der Phryganiden gesehen. In allen diesen Fällen war eine tiefe sich schliessende Rinne zu beobachten, gewöhnlich noch vor der Bildung der Embryonalhäute; bei diesen Insecten bildet sich die Rinne am hinteren Ende des Eies und breitet sich nach vorn aus, nur allein die Bienen machen in dieser Be- ziehung eine Ausnahme, da bei ihnen die Rinne auf dem Kopfende beginnt, und die Schmet- terlinge, bei denen vor der Entstehung der Rinne eine ganze Fläche des Blastoderms den Keimstreifen zu bilden anfängt, und dass die Vertiefung des Blastoderms früher und tiefer am Kopfende vor sich geht. Da an vielen von mir untersuchten Insecten die Bildung des zweiten Blattes nicht durch Spaltung, sondern durch Einsenkung vor sich geht, und da diese RÜCKBLICKE UND VERGLEICHE DER ENTWICKELUNG DER INSECTEN. 57 Art der Entstehung des zweiten Blattes so unzweifelhaft und deutlich auf den Querschnit- ten mehrerer Insecten von mir bewiesen ist und ich nie auf eine andere Bildung stiess, so glaube ich die anderen Angaben über diesen Punkt, nämlich die Spaltung des Blastoderms in zwei Blätter, als zweifelhaft und unbewiesen ansehen zu können und diese Entstehung einer neuen Prüfung für würdig zu erklären. Es hat auch, so viel ich weiss, kein Forscher den Process der Spaltung des Blastoderms in mehrere Zellenschichten genauer beschrie- ben. Man schrieb z. B. die Verdickung des Blastoderms der Zellenvermehrung zu, ohne viel darauf zu achten; indessen erweist es sich, dass sie immer von der Verlängerung der cylindrischen Zellen derselben, aber nicht von ihrer Vermehrung zu mehreren Schichten, herrührt. Ich halte es nicht für überflüssig, noch Einiges über die Lage des Keimstreifens zum Embryo und Eie zu sagen, was man nämlich unter dem Namen innerer und äusserer Keimstreifen zu verstehen hat. Der Keimstreif der Schmetterlinge wird gewöhnlich als innerer bezeichnet, weil er im Dotter liegt, obgleich er fast auf dieselbe Weise wie beim _ Hydrophilus entsteht, nur dass bei dem letzteren der hintere Theil des Keimstreifens allein vom Dotter umgeben ist, bei den Schmetterlingen aber auf seiner ganzen Länge, in Folge der zwischen dem Amnion und der serösen Hülle sich einschiebenden Dotterballen. Weiter bei den Hemipteren und Lebelluliden wächst der Keimstreifen mit seinem hinteren Ende in den Dotter hinein und wird hier von diesem umgeben und deshalb auch als innerer Keimstreif bezeichnet, obgleich zwischen diesem und dem inneren Keimstreifen der Schmetterlinge ein grosser Unterschied in der Lagerung besteht. Zwischen allen diesen Arten von Keimstreifen bildet der des Hydrophilus alle Uebergänge und zwar in folgender Weise. Die Entwickelung des Keimstreifens beginnt am hinteren Ende. Der Keimstreif wächst nach vorn und hinten; nach vorn bleibt er auf der Oberfläche, nach hinten dringt er zur Rückenseite sich wendend, in den Dotter hinein (Fig. 5); wenn wir uns nun vorstellen dass das Wachsthum des Keimstreifens hinten die Oberhand gewönne, so wüchse er in den Dotter hinein, und wir erhielten die Form des Keimstreifens der Libelluliden und Hemi- pteren. Geht das Wachsthum nach vorne und auf die Oberfläche des Eies, so erhalten wir den äusseren Keimstreifen des Hydrophilus. Senkte sich der Keimstreifen des Hydrophilus etwas tiefer auf seinem vorderen Ende in den Dotter, so erhielten wir den Keimstreifen der Lepidopteren. Was die Unterschiede zwischen dem inneren Keimstreifen der Lepido- pteren und Hemipteren anbetrifft, so bestehen sie darin, dass bei den Lepidopteren die Neu- ralseite des Keimstreifens demjenigen Theil des Blastoderms zugekehrt ist, auf welchem die erste Ausbildung des Embryo begann, also auf der Bauchseite des Eies, dagegen bei den Hemipteren, in Folge des überwiegenden Wachsthums des Hinterendes des Keimstreifs in den Dotter hinein, der Keimstreif seine Lage ändert und seine Neuralseite dem Rücken des Eies zuwendet. Zwischen dem inneren Keimstreif der Lepidopteren und dem äusseren der Käfer ist kein wesentlicher Unterschied vorhanden, da das mehr oder weniger bedeu- Mémoires de 1’Асаа. Imp. des sciences, УП Serie. 8 58 А. KowAuEvsky, tende Eindringen des Dotters zwischen das den Keimstreifen bedeckende Amnion und der serösen Hülle den Keimstreifen zu einem äusseren oder inneren machen kann; deshalb kom- men auch Uebergangsstadien vor, wo man gar nicht weiss, ob man den Keimstreif als ei- nen inneren oder äusseren zu betrachten hat. Was jetzt den Keimstreifen selbst anbetrifft, so haben wir schon gesehen, dass er bei allen von uns untersuchten Insecten aus zwei deutlichen Blättern zusammengesetzt ist, was aber die Deutung dieser Blätter anbelangt, so ist über das obere Blatt kein Zweifel vor- handen, dass es dem sensoriellen- oder Sinnesblatte von Remack entspricht; etwas anders verhält es sich mit dem zweiten oder unteren Blatte, da seine Bildung nicht mit den typischen für die Wirbelthiere angenommenen Vorgängen übereinstimmt; wenn wir aber bedenken, dass das primitive zweite Blatt bei den Batrachiern, Fischen (Acipenser) und nach meinen Beobachtungen auch bei den Teleostiern doch aus der Einstülpung oder der Umbiegung des primitiven ersten Blattes entsteht und dass aus demselben sich auch die Muskeln des Darmes bilden, so ergiebt sich die Analogie schon ziemlich klar und wird noch grösser, wenn wir an die Sagitta denken, wo das Muskelblatt als Einstülpung des obe- ren Blastoderms entsteht. Dasselbe wiederholt sich auch bei den Echinodermen. Der Un- terschied ist nur der, dass die Insecten keine so bestimmte Umgrenzung der Leibeshöhle haben und dass desshalb auch ihr mittleres Blatt sich nicht so früh und scharf in die Darm- und Hautfaserplatten spaltet. Das Darmdrüsenblatt aber bildet sich bei den Insecten durch Spaltung eines kleinen Theiles des unteren Blattes, aber da diese Spaltung nur an einem Rande des Blattes vor sich geht und nicht auf der ganzen Fläche, welche die Oberfläche des Blastoderms bildete, so bleibt es noch zweifelhaft, ob wir dasselbe mit dem der Wir- belthiere vergleichen können, um so mehr, als die Bildung des Rückenrohres beim Hydro- philus und den Phryganeen an das typische Darmdrüsenblatt der Wirbelthiere zu erinnern scheint. Ist meine Ansicht in dieser Beziehnng richtig, so wäre das Darmdrüsenblatt der Insecten als eine ihnen specifische Bildung anzusehen, welche dem Darmdrüsenblatte der Wirbelthiere nicht entspräche. Ueber die Embryonalhüllen der Insecten haben sich bis jetzt zwei ganz entgegenge- setzte Meinungen geäussert; — die Einen vergleichen dieselben mit den Embryonalhüllen der Wirbelthiere '), die Anderen sprechen sich ganz entschieden gegen dieselbe aus, in- dem sie sich hauptsächlich darauf stützen, dass man die Gebilde bei verschiedenen Typen des Thierreichs nicht als homolog ansehen kann *). Dass der letzte Grund nicht stichhal- tig ist, werde ich weiterhin zu beweisen suchen, hier will ich nur die Uebereinstimmung der Bildung und Lagerung der Embryonalhüllen bei den Insecten und Wirbelthieren aus- einandersetzen. Wir finden bei den Insecten und bei den Wirbelthieren zwei ganz ver- schiedene Typen der Embryonalhüllen; als den ersten Typus bei den Insecten können wir 1) Metschnikoff. Embryologische Studien. Zeitschr. 2) Ganin ebend. Bd, 19. Taf. 30. f. Wiss. Zoolog. Bd. 16. p. 480. RÜCKBLICKE UND VERGLEICHE DER ENTWICKELUNG DER INSECTEN. 59 z. B. die Bildung derselben beim Hydrophilus ansehen und als zu demselben Typus von den Wirbelthieren gehörend z. B. das Hühnchen anführen; den zweiten Typus der Em- bryonalhüllen stellen uns von den Insecten die Pteromalinen, von den Wirbelthieren die Meerschweinchen und Mäuse dar. Die Vorgänge des ersten Typus der Embryonalhüllen- bildung können mit dem folgenden Satze ausgedrückt werden. Nach der Bildung des Bla- stoderms, welches aus einer (Insecten, Schildkröte)!), oder aus zwei Zellenschichten oder Blättern besteht (die meisten: Wirbelthiere), bilden sich am vorderen und hinteren Ende der Anlage des Embryo zwei Falten, welche entgegen wachsend sich begegnen und ver- schmelzen, wobei zwei Häute entstehen, vor denen die obere als seröse Hülle, die untere als Amnion genannt werden; diese beiden Häute bedecken sowohl bei den Insecten als auch bei den Wirbelthieren die Neuralseite des Embryo; es kommt also in der Bildung und La- gerung der Häute auch nicht der geringste Unterschied vor, wesshalb sollen wir also die beiden auf dieselbe Art entstandenen und dieselbe Lage einnehmenden Embryonalhüllen nicht als homolog auffassen? Was den anderen Typus anbelangt, so muss ich meine Ansicht über die Hüllen des Meerschweinchens aussprechen, da darüber die Ausdrücke noch nicht ganz bestimmt sind; ich fasse nämlich die von Reichert *) als Decidua (Taf. У, Fig. 33) und die von Bischoff?) als Epithelrohr genannten Gebilde als seröse Hülle auf, da dieselbe nach unten unmittel- bar das Amnion bedeckt und weiter in der von ihr umschriebenen Höhle der zur Bildung der Placenta auswachsenden Alantois liegt; ob die Hülle aus dem Eie oder dem Epithelium des Uterus entsteht, ist für uns so weit gleichbedeutend, als sie nur den ganzen Theil des Eies, aus welchem viel später der Embryo entsteht, umwächst und von demselben nicht durch Faltenbildung des Blastoderms entsteht; — dasselbe finden wir namentlich bei den Ichneu- moniden. Wenn wir nun das Amnion des Meerschweinchens und des Kaninchens und die seröse Hülle beider vergleichen und auch mit den entsprechenden Häuten vom Hühnchen, so können wir aus denselben Gründen die seröse Hülle der Ichneumoniden mit derjenigen anderer Insecten vergleichen und daraus den Schluss ziehen, dass die beiden Typen der Em- bryonalhüllen der Insecten sowohl mit einander als auch mit den Embryonalhüllen der Wir- belthiere zu vergleichen sind. Aus dem oben Gesagten glaube ich schliessen zu können, dass die Thatsachen zu Gunsten der Vergleichung der Embryonalhüllen der Insecten und der Wirbelthiere stimmen; es bleibt mir noch übrig die andere Ansicht, welche ich den herr- schenden wissenschaftlichen Ansichten als ganz widersprechend ansehe, zu besprechen. Namentlich sagt man, dass wenn auch die Keimblätter und Embryonalhüllen bei verschie- denen Typen gleich sind, so können sie doch nicht als homolog angesehen werden, weil sie zu verschiedenen Typen gehören. Dagegen möchte ich anführen, dass, wenn wir z. B. die 1) Nach meinen noch nicht publicirten Untersu- 3) Bischoff. Beobacht. z. Entwickelung des Meer- chungen. schweinchens. München. 1866. 2) Reichert. Beob. z. Entwick. d. Meerschweinchens. Berlin. 1862. 8* 60 A. KowALEvsky, RÜCKBLICKE UND VERGLEICHE DER ENTWIOKELUNG DER INSEOTEN. Wirbelthiere, als einen überhaupt hoch organisirten Typus, von einem Urvater ableiten, der zu den niedrig stehenden Typen der Thiere gehörte z. B. zu den Mollusken (vielleicht Tunicaten) oder Würmern (z. B. Sagitta oder ähnlichen) so wären doch die Keimblätter der zuerst entstandenen Wirbelthiere mit denjenigen der anderen Typen zu vergleichen, und wenn wir die Keimblätter des Amphioxus mit denjenigen der Würmer und Mollus- ken vergleichen, so müssen wir dies mit den Keimblättern auch der anderen Wirbelthiere machen. Weiter finden wir eine Reihe von Thieren, welche ungeachtet der vollständigen Kenntniss ihrer Entwickelung doch eine unbestimmte Stellung zwischen den verschiedenen Typen einnehmen, wie z. B. der Phoronis; es ist gar nicht zu entscheiden, ob er zu den Bryozoen oder Würmern gehört; oder die Sagitta, welche ihrem Nervensysteme nach in grösster Nähe zu den Mollusken (wie Leydig sagt)') steht, dennoch ist kaum mit Sicher- heit zu entscheiden, ob sie nicht zu den Würmern gehört. Was sollen wir denn mit den Keimblättern dieser Thiere machen? können wir die Keimblätter des Phoronis mit denjenigen der Würmer oder der Mollusken vergleichen? Können wir die Keimblätter der Sagitta mit denjenigen der Würmer, Mollusken, oder ihrer ähnlichen Bildung wegen, mit denen der Echinodermen vergleichen oder können wir es nicht? und bei jedem von den Typen, bei je- der zweifelhaften Form müssen wir dann die Organe als etwas sui generis ansehen; so ein Schluss würde uns alle wissenschaftliche Basis entziehen und es wäre unmöglich von irgend welcher vergleichenden Anatomie oder Embryologie zu sprechen, und um so weniger von der Verwandtschaft der Typen, wofür wir bei den Wirbellosen auf jedem Schritte Beweise fin- den. Aus allen diesen Gründen halte ich die Ansicht, dass die Organe der Thiere ver- schiedener Typen nicht homolog sein könnten, für nicht haltbar. 1) Leydig. Bau des thier. Körpers p. 131. ERKLÄRUNG DER TAFELN. Entwickelungsgeschichte der Sagitta. Tafel I. Vergrösser. 220. Fig. 1. Beginnende Einstülpung des Blastoderms (a). À Furchungshöhle. Fig. 2. Die Einstülpung der einen Hälfte des Blastoderms in die andere ist vollendet. sb Oberes-, Sinnes- oder Sensoriellesblatt, «ab unteres Blatt, d durch die Einstülpung entstandene Höhle. Fig. 3. An den Stellen e des unteren Blattes wer- den die Zellen länger. x Die von der Einstülpung gebliebene Oeffnung. у Fig. 4. Das untere Blatt bildet еше doppelte Falte (e), welche in die durch Einstülpung gebil- dete Höhle hineinragt. Fig. 5. Das Blatt hat sich vollständig gebildet und theilt die durch Einstülpung gebildete Höhle, in ihrer oberen Partie, in drei Theile oder Blind- säcke 1, КГ. Ueber der Falte f, an der Stelle о, verdünnt sich das Blatt. Fig. 6. Das obere Ende der Falte f ist mit dem oberen Blatte an der Stelle о verschmolzen und es bildet sich hier die Mundöffnung; die von der Ein- stülpung gebliebene Oeffnung n rückt etwas auf die Seite. Fig. 7. Ein etwas mehr ausgebildeter Embryo. о Mundöfinung. dd Darmdrüsenblatt. 2 Leibeshöhle. а} Darmfaserplatte. pl Hautplatte. n Oeffnung wel- che von der ersten Einstülpung geblieben ist, Fig. 8. Derselbe Embryo im seitlichen optischen Querschnitt. Fig. 9. Ein optischer Querschnitt desselben Em- bryo noch etwas mehr gekehrt, so dass wir ihn jetzt von oben betrachten. Die Buchstaben wie oben. Fig, 10. Die Einstülpungsöffnung n scheint in die Nähe des hinteren Endes der Darmröhre gerückt; der ganze Embryo hat sich schon in die Länge ge- zogen.o Mundöffnung, dd Darmdrüsenblatt, df Darm- ‚ faserplatte, kpl Hautplatte, sb oberes oder sensoriel- les Blatt. Fig. 11. Ein etwas mehr ausgewachsener Embryo, gekrümmt in der Dotterhaut liegend. Nach oben liest der Kopftheil, nach unten der Schwanz; im letzteren sieht man die noch nicht getheilte Ein- stülpungshühle. Fig. 12. Derselbe Embryo von der anderen Seite betrachtet, um die Verhältnisse der Zellenschichten zu zeigen; die Buchstaben bedeuten dasselbe wie in der Fig. 10. Fig. 13. Einekaum aus der Eihaut ausgeschlüpfte Larve mit den langen auf der Haut aufsitzenden Tasthaaren. Fig. 14. Mittlerer Theil derselben, stark vergrös- sert. e/ Epitheliale Auskleidung der Leibeshöhle der jungen Sagitta. 62 Entwickelung und Anatomie der Sagitta, Tafel II. Fig. 15. Eine zwei Tage alte Sagitta. Die Zellen- schicht unter dem Epithel ist auf die Bauchseite gerückt, К К’ seine Begrenzung am vorderen und hinteren Ende. Am Vorderkopfe beginnt die Bil- dung des Gehirns. 9 Anlage der Eierstöcke. 9’ An- lage der Hoden. Fig. 16. Eine schon frei im Meere schwimmende junge Sagitta mit dem noch stark hervorragenden Bauchganglion oder dem sogenannten Bauchsattel я. (Gezeichnet nach einem conservirten Präparate). Fig. 17. Ein Querschnitt derselben Sagitta durch das Bauchganglion, welches vollständig in dem Be- reiche des oberen Blattes liegt. m Mesenterium, 1 Leibeshöhle, d Darmepithel und die ihm umgebende Muscularis, a Nervenganglion. Fig. 18. Ansicht des Vorderkopfes derselben Sa- gitta von der Seite. д Gehirn oder Kopfganglion, a Auge. Fig. 19. Bauchganglion einer vollständig entwik- kelten Sagitta; s s zwei Nervenstämme, welche zur Verbindung mit dem Kopfganglion sich nach vorne richten, s’ s’ zwei nach hinten gehende Nerven- stämme. An den Seiten des Ganglions strahlen 12 Paar Nerven aus. f faseriger Theil, 2 zelliger Theil. Fig. 20. Ein Querschnitt durch die vollständig ausgebildete Sagitta. Fig 21. Deren Ganglion stärker vergrössert. h Centraler faseriger Theil der innern scharf und deutlich umschriebenen oberen Höhle. № — Risse, die wahrscheinlich in Folge der Erhärtung entstan- den sind. d Grosse Nervenzellen. e Epithelartige Zellen, welche villeicht die ganze Höhle umgeben. Fig. 22. Die grossen, zu beiden Seiten des Gang- lions liegende Nervenzellen; dazwischen die klei- neren. Fig. 23. Kopfganglion, an dessen Hinterende eine geschlossene Kapsel, sk, liegt, die wahrscheinlich als ein gewisses Sinnesorgan fungirt. А. KowALEVSKY, Entwickelungsgeschichte der Euaxes. Tafel II. Das Ei ist von derjenigen Seite betrachtet, welche spä- ter zum Rücken wird. Fig. 1. Ein eben gelegtes Ei mit dem hellen Bläs- chen auf der Oberfläche, welches nur aus reinem, körnchenfreiem Protoplasma besteht. Fig. 2. Theilung des Eies, wobei sich das Bläschen auf der Oberfläche (b) sich nach dem spitzen Ende des Eies zuspitzt. Fig. 3. Das helle Bläschen verschwindet, und die grössere obere Furchungskugel theilt sich in zwei (c und e). Fig. 4. Die grosse, obere, rechte Kugel e der Fig. 3 ist hier in der Theilung begriffen. Es bilden sich die 4 Furchungskugeln, die in einer für die ersten Entwickelungsstadien der Euaxes characteri- stischen Lage angeordnet sind. Fig. 5. Von den zwei seitlichen Furchungskugeln (си. e) theilen sich je zu einer kleinen Kugel ab, welche aber zu gleicher Zeit auch ihrerseits sich theilen, so dass am Ende des Vorganges vier kleine Kugeln die mittlere Oberfläche des Eies einnehmen. Diese vier kleinen Kugeln unterscheiden sich durch ihre ganz weisse Farbe von den grossen, welche röthlich-braun sind. Fig. 6. Auf den Kugeln d und f bilden sich in der Richtung‘ zum Centrum Hervorragungen, die aus einer weissen Substanz bestehen. Fig. 7. Die auf der Fig. 6 dargestellten Hervor- ragungen der oberen und unteren Furchungskugeln, theilen sich von derselben ab, wobei die von den Ku- geln d abstammende gleich in zwei kleinere zerfällt. Fig. 8. Die grosse Kugel g zerfällt in zwei — eine untere g’ und obere g'; die kleinen Kugeln vermeh- ren sich ebenfalls. Fig. 9. Kugel g’ theilt sich in die % und A, und die Kugel =” — in g"’ ав”. Fig. 10. Die Kugeln g’” und g’” zerfallen in eine Reihe von Kugeln, deren Abkömmlinge noch etwas grösser sind als die kleinen, am Rande liegende Zel- len. Die Kugeln % und % bleiben unverändert. Die vier grossen Kugeln zerfallen in mehrere kleinere. ERKLÄRUNG DER TAFELN. Fig. 11. Die kleinen Zellen, welche die Oberflä- che des Eies bedecken und die ihren Dimensionen nach gleich sind, beginnen die Kugeln % und # zu überwachsen. Fig. 12. Mit der sehr bedeutenden Vermehrung der Zellen bemerkt man an deren Rande einen weis- sen Saum, welcher von den grossen Zellen % und #/ beginnt. Fig. 13 stellt uns die Ausbreitung der aus den kleinen Zellen bestehenden Schicht über die ganze Rückenfläche des Eies, wobei der weisse Saum jetzt ganz am Rande liegt. Fig. 14. Ein Ei von der Bauchseite betrachtet; der weisse Saum ist auf die Bauchseite des Eies übergegangen. Fig. 15 stellt uns einen Embryo von hinten dar, wo man noch die grösseren Abkömmlinge der Ku- geln % und %’ (Fig. 10) bemerken kann. Fig. 16. Die weissen Säume oder die Keimstrei- fen haben sich so ausgebreitet, dass sie mehr als die Hälfte des Eies einnehmen; ihre Ausbreitung auf der Rückenseite des Eies ist ausser dem Ei ge- zeichnet. | Fig. 17 und 18 stellen denselben Embryo dar, Fig. 17 — seinen vorderen, Fig. 18 — seinen hin- teren Theil. An den vorderen Enden des Keimstrei- fens ist auch das obere Blatt bedeutend verdickt. Fig. 19, 20 und 21. Stellen einen Embryo von der Seite, von oben und von unten dar, um die Lage des Keimstreifens und dessen verhältnissmässige Ausbreitung zu zeigen. Fig. 22 und 23 stellen uns schon einen bedeu- tend entwickelteren Embryo, dessen Keimstreif auf der Fig. 23 dasselbe Stadium darstellt, welches Rathke (Entwickelungsgeschichte der Hirudineen) auf seiner Taf. V als ein Zerfallen des Keimstrei- fens in die Ganglienkette und Muskelsegmente deutet. “er Talel'IV. Fig. 24. Ein Querschnitt durch zwei Kugeln, um die erste Abtheilung der kleinen mittleren Zellen zu zeigen. Fig. 25. Ein Querschnitt durch das Stadium Fig. 5, auf welchem wir die beiden kleinen Kugeln schon - abgetheilt finden. 63 Fig. 26 stellt uns einen Querschnitt durch das Stadium Fig. 8, durch die Kugel g” dar; nn — kleine Zellen, welche sich auf der Fig. 5 abgetheilt haben und sich dann vermehrten; 5” grosse Zelle von der hinteren Furchungskugel abstammend; ? eine neue, sich von der unteren Furchungskugel tren- nende Zelle, welche viele Dotterkörner enthält; die Kerne der beiden Zellen sind noch nicht vollstän- dig von einander geschieden; » — eine vollständig abgetheilte Zelle. Fig. 27. Ein Querschnitt durch das Stadium Fig. 10; I oberes Blatt, dessen Zellen aus den Zellen п und g” der vorhergeheuden Figur abstammen; II mittleres Blatt, dessen Zellen von den Zellen 7 und h der Fig.26 abstammen; III unteres Blatt oder der Darmdrüsenkeim. Fig. 28. Ein Querschnitt durch das Stadium Fig. 12. Das obere und das mittlere Blatt breiten sich aus, und die Zellen des ersten bilden zwei Haufen nn, zu je vier Zellen. Fig. 29. Ein Querschnitt durch das Stadium Fig. 13 oder eines etwas älteren Embryo; die Zellen des oberen Blattes breiten sich schneller als dieselben des mittleren Blattes aus. Fig. 30, Die Keimstreifen ks liegen auf den Sei- ten des Eies und richten sich zur Bauchseite des- selben. Fig. 31. Querschnitt des Embryo Fig. 18, die beiden Keimstreifen ($) sind ‘schon auf der Bauch- seite zu sehen. Fig. 32. Ein Querschnitt des Embryo Fig. 17. Die Zellen des oberen Blattes, welche hier dem Keimstreifen aufliegen, sind an einigen Stellen schon zweischichtig geworden. Tafel V. Fig. 33. Ein Querschnitt durch denselben Embryo dem Kopfende etwas näher. Fig. 34. Ein Querschnitt durch die Mitte des Embryo Fig. 20. d Darmdrüsenkeim, df Darmfaser- platte, mp Muskelplatte, % Nervenplatten im oberen Blatte, a a zwei Zellen, welche die Mittellinie zwi- schen den zusammengetretenen Keimstreifen ein- nehmen und mit Flimmercilien bedeckt sind. c Zel- len des mittleren Blattes, aus welchen die hellen 64 Fäden, die unter dem innneren Nervenstamme lie- gen, abstammen. Fig. 85. Ein Längschnitt durch denselben Em- bryo, um die Bildung der Leibeshöhle in den Ur- segmenten und der Dissipimenten zu zeigen. Fig. 36. Ein Querschnitt durch den hinteren Theil des Embryo Fig. 23. Die Lagerung der Theile ist im wesentlichen so wie in der vorhergehenden Fi- gur, nur die Kerne der Darmdrüsenkeimzellen ha- ben ihre centrale Lagerung verlassen indem sie sich der Oberfläche der Zellen nähern. Fig. 37 zeigt uns einen Querschnitt desselben Em- bryo aus der Mitte. Fig. 38 stellt uns einen Querschnitt aus dem vorderen Ende desselben Embryo. Die Zellen des Ganglions haben sich schon bedeutend abgeschieden; s Längsschnitt eines Segmentalorgans, df Darmfa- serplatte; zwischen derselben und dem Darmdrüsen- keim sammelt sich ein Zellenhaufen bei g, der die Anlage des Bauchgefässes darstellt. Fig. 39. Ein Querschnitt durch den hinteren Theil eines etwas mehr entwickelten Embryo. Das Gang- lion hat sich vollständig vom oberen Blatte abge- schieden. Die Kerne auf der Oberfläche des Darm- drüsenkeims mit dem sie umgebenden Protoplasma bilden eine in mehreren Stellen zusammenhängende Schicht. Der ganze Zwischenraum ist noch von dicht an einander gedrängten Kugeln angefüllt. Fig. 40. Ein Querschnitt durch den mittleren Theil desselben Embryo. Die Kerne und das sie um- gebende Protoplasma der peripherischen Darmdrü- senkeimzellen haben sich vermehrt; dagegen liegen die Zellen dessagregirt und sind sichtbar im Zustande des Zerfallens begriffen. Fig. 41. Ein Querschnitt durch den vorderen Theil desselben Embryo. s Segmentalorgan, bb die Borsten bildenden Drüsen. Die Kerne und das sie umgebende Protoplasma kleiden jetzt den Innen- raum des Darmkanals, -und von den Dotterkernen sind nur kleinere oder grössere Anhäufungen ge- blieben. A. KowALEVSKY, Entwickelungsgeschichte des Lumbricus. Tafel VI. Vergrösser. 220. — Die acht ersten Figuren sind dem Lumbricus agricola Burm. entnommen, die übrigen von den Eiern des Lumbricus rubellus v. Grube (175 pag. Annelida). Fig. 1. Theilung des Kerns und des Eies; r Richtungsbläschen. Fig. 2. Zwei Furchungskugeln. Fig. 3. Wie die zwei kleineren, so auch die grosse untere Kugel theilen sich jede in zwei und so ent- stehen 6 Kugeln. Fig. 4. Ein durch neue Theilung der Furchungs- kugeln entstandener Zellenhaufen. Fig. 5. Derselbe im optischen Längsschnitte; man sieht in der Mitte einen unregelmässigen spaltför- migen Raum, als Andeutung der Furchungshöhle. Fig. 6. Ein weiteres Furchungsstadium. Fig. 7. Ein nach der beendigten Furchung sich etwas abgeflachter Zellenhaufen von unten gesehen, wo alle mittleren Zellen körnchenfrei sind und einen starklichtbrechenden Inhalt besitzen. Fig. 8. Dasselbe Stadium im optischen Quer- schnitte. b obere Zellenschicht; d untere Zellen- schicht. Fig. 9. Einstülpung der unteren Zellenschicht, welche an einem Ende schneller vor sich geht. а Zellen des oberen Blattes. Fig. 10. Ein optischer Längsschnitt desselben Embryo. Die Zelle m des unteren Blattes wird et- was nach oben in der Richtung der Furchungshöhle ausgedrängt, Fig. 11. Die Einstülpung der unteren Zellenschicht ist noch mehr fortgeschritten, und es entstand eine ziemlich geschlossene Höhle, welche durch die Oeff- nung о nach aussen mündet; b die hintere Begren- zung der Höhle. Fig. 12. Dasselbe Stadium im optischen Längs- schnitt dargestellt; die aus dem unteren Blatte aus- getretene Zelle m hat sich abgerundet und vergrös- sert; die Zellen а a der Fig. 9 und 10 sind in meh- rere kleinere Zellen zerfallen. Fig. 13. Die eingestülpte Höhle hat sich noch ERKLÄRUNG DER TAFELN. mehr geschlossen. о Oeffnung derselben nach aus- sen. Fig. 14. Ein optischer, etwas seitlicher Längs- schnitt; d die Zellen. welche die jetzt gebildete Darmhöhle auskleiden, also das Darmdrüsenblatt; m Zellen des mittleren Blattes; h Hornblatt. Fig. 15. Der Embryo zieht sich in die Länge; das mittlere Blatt m bildet sich zum Keimstreifen um; bei o findet man eine Zellenwandung, die den Oesophagus, der sich nun entwickelt, vorstellt. Fig. 16. Ein Querschnitt des in Chromsäure er- -härteten Embryo Fig. 15, bei derselben Vergrösse- rung gezeichnet. d Darmdrüsenblatt, m Zellen des mittleren Blattes, À Hornblatt. Tafel УП. Fig. 17. Ein schon frei im Eiweiss schwimmen- der Embryo von Lumbricus rubellus, k Keimstreifen mit seiner grossen hinteren Zelle. Fig. 18. Ein etwas mehr entwickelter Embryo von der Bauchseite; o Mundöffnung des in Urseg- mente zerfallenen Keimstreifens. Fig. 19. Querschnitt desselben Embryo; d Darm- drüsenblatt, dessen Zellen nach unten flacher wer- den;. m mittleres oder Muskelblatt, » Hornblatt. Fig. 20. Keimstreifen eines schon 2'/,”’ grossen Embryo von Lumbricus agricolla; n Nervenplatten; о Mundöffnung; a, a’, a” Segmentalorgane auf ver- schiedenen Stadien ihrer Ausbildung; d Dissipe- mente. Fig. 21. Bildung eines Segmentalorgans beim Lum- bricus agricolla. I sein erstes auftreten als Austül- pung der hinteren Wand des Dissipements. II schon ein Röhrenartiges Segmentalorgan; ПГ dasselbe schon einige Biegungen machend. Fig. 22. Ein Querschnitt durch den hinteren Drit- theil des Keimstreifens Fig. 20; das mittlere Blatt ist schon in die Darmfaserplatte d/ und die Hautmus- kelplatte hp mit der Nervenplatte n gespalten. Fig. 23. Ein schon bedeutend ausgebildeter Em- bryo von Lumbr. agricola. o Oesophagus, d der mit Eiweis erfüllte Raum; g Grenze des Keimstreifens und des Sinus terminalis. Fig. 24. Ein Stück aus der Mitte desselben Em- Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences. УПше Serie. 65 bryo stark vergrössert; gg’ Grenze des Keimstrei- fens und der in ihm eingeschlossene Strang des jetzt hier noch doppelten Rückengefässes; 0 Queräste, welche vom Bauchgefässe zum Rückengefäss sich richten; s feine Gefässstämme, welche über die das Eiweiss bedeckende Schicht des Darmdrüsenblattes sich zum Rücken begeben. Fig. 25. Querschnitt des Randes der Ausbreitung des mittleren Blattes; db Darmdrüsenblatt; g seitli- ches Rückengefäss. Vergrs. 505. Fig. 26. Ein Querschnitt durch das hintere Ende eines Embryo mit schon fast geschlossenem Rücken; n die Nervenplatte, welche noch im Bereiche des oberen Blattes liegt; 1) Hautmuskelplatte des mitt- leren Blattes; df Darmfaserplatte; d Darmdrüsen- blatt. Vergr. 220. Fig. 27. Ein Querschnitt durch denselben Em- bryo aus der Mitte. n Nervenganglion schon vom oberen Blatte abgetheilt; das übrige wie auf der Fig. 26. Vergr. 220. Fig. 28. Ein Querschnitt durch denselben Em- bryo aus dem vorderen Theile des Körpers. n Ner- venganglion, das schon überall von Zellen des mitt- leren Blattes umgeben ist; darunter die drei hyali- nen Fäden (h), welche aus dem mittleren Blatte ab- stammen. Vergr. 220. Entwickelung des Hydrophilus piceus. Tafel VII. Alle Figuren bei 30 m. Vergrösser. Fig. 1. Die erste schildartige Anlage des Embryo, aus zwei parallelen Längsverdickungen des Blasto- derms bestehend; diese Verdickungen gehen an bei- den Enden des Embryo in einander über. Fig. 2. Eine etwas mehr vorgeschrittene Embryo- nalanlage, deren mittlerer Theil schon eine Art von Ursegmenten andeutet; die Ränder der Anlage he- ben sich auf dem Eie etwas vor, so dass sie eine Rinne begrenzen. | Fig. 3. Die Embryonalanlage hat sich auch auf das Hinterende des Eies ausgebreitet, und die Rän- 9 66 der der Rinne treten schon in der Mitte derselben in der Nähe des Hinterendes zusammen. Fig. 4. Die Rinne hat sich fast überall geschlos- sen; die Schwanzfaite der Embryonalhüllen tritt schon auf der Bauchseite des Eies und bedeckt das Hinterende der geschlossenen Rinne. Die Stellen, wo sich auch auf der Bauchseite die Falten der Embryonalhäute bald bilden werden, sind durch Ver- diekungen des Blastoderms angedeutet. Fig. 5. Die Schwanzfalte der Embryonalhäute ist schon etwas weiter nach vorn gerückt. Fig. 6. Die Falte der Embryonalhäute umgiebt die Embryonalanlage von allen Seiten. % Kopflap- pen; { Thoracalsegmente. Fig. 7. Die Fmbryonalanlage, schon jetzt der Keimstreifen rückt in die Nähe des vorderen Eien- des; die Kopflappen bedecken die ganze untere Fläche des Eies. о Stelle des Keimstreifens, welche noch nicht von den Embryonalhäuten bedeckt ist. Fig. 8. Die Embryonalhäute sind schon vollstän- dig geschlossen, und das vordere Ende des Keim- streifens rückt schon auf das vordere Ende des Eies. Man unterscheidet schon 17 Ursegmente. Der Keim- streifen geht wie auf dem hinteren so auch vorde- ren Ende des Eies auf die Rückenseite über. Fig. 9. Der Keimstreif beginnt sich zusammenzu- ziehen, so dass er am vorderen und hinteren Ende auf die Bauchseite zu liegen kommt; die Mundöf- nung o ist schon gebildet, und an den Seiten der- selben wachsen von dem Kopflappen % die Fühler f. ° Auf dem ersten, zweiten und dritten Segment be- ginnt die Bildung der Kiefern, Unterkiefer und Un- terlippen. Auf den drei folgenden beginnt die An- lage der 3 Fusspaare. Auf dem 7, d. h. auf dem er- sten Bauchsegment, findet sich auch ein Höcker, welcher den anderen Extremitäten gleicht. Längs der Mitte des ganzen Keimstreifens sieht man eine schwache rinnenartige Vertiefung. Fig. 10. Der Keimstreifen ist am vorderen und hinteren Ende schon vollständig auf die Bauchseite des Eies getreten. Vor der Mundöffnung sieht man die zweilappige Oberlippe und an deren Seiten, zwi- schen derselben und dem Kopf- oder Augenlappen, die Fühler (f). Das erste Segment ist fast ver- schwunden. Auf den Bauchsegmenten, von dem zwei- ten an, bildeten sich in den Seitentheilen jedes Seg- А. KowALEvSKY, mentes runde Einstülpungen von breiten wulstarti- gen Erhöhungen umgeben. Der Anus ist schon ge- bildet und von ihm zieht sich eine Rinne bis zur Mundöffnung. Fig. 11. Der ganze Keimstreif vom Eie abge- nommen und beim durchfallenden Licht dargestellt. Das Nervensystem ist schon in Form von paarigen Ganglien angelegt; zu dessen Seiten liegen die Mundtheile, die Extremitäten und die Bauchstum- meln. Die Stigmenöffnungen sind noch von einem bedeutenden Wall umgeben. Fig. 12. Der Keimstreif bedeckt die ganze Bauch- seite des Eies. Die Stigmenöffnungen sind klein ge- - worden und finden sich, vom zweiten Brustsegment beginnend, auf alleg hinteren Segmenten. Die Bauch- ganglien sind schon in allen ihren Theilen angedeu- tet und an beiden Seiten des Stranges sieht man auf allen Bauchsegmenten bedeutende Vorsprünge der äusseren Haut. Fig. 13. Der Keimstreif am vorderen und hinte- ren Ende ist bedeutend auf die Rückenseite überge- treten; von der Bauchseite sieht man die Enden der Fühler, die Mundtheile und die Kiefer- und Lippen- taster. Von dem Fusspaar auf dem ersten Bauchseg- ment ist nur ein höckerartiger Vorsprung geblieben. Die punktirten Linien an den anderen Bauchseg- menten deuten ähnliche und kleinere Höcker an. Fig. 14. Derselbe Embryo von der Rückenseite beobachtet. Am vorderen Ende sieht man die Ober- lippe, zu deren Seiten die Fühler, und weiter nach hinten, die beiden durchschimmernden Ge- hirnlappen; h; ур Rückenplatte, rd dessen Ränder, die am hinteren Ende schon etwas aufgehoben sind; d der von der Rückenplatte nicht bedeckte Dotter; st die Anlage der Schwanztagter, gelegen an den Seiten des Hinterendes des Keimstreifens, welcher etwas von der Rückenplatte bedeckt ist. Fig. 15. Die Ränder der Rückenplatte heben sich auf und bilden nach hinten einen geschlossenen Sack. Fig. 16. Die Rückenplatte hat sich zu einem Rohre geschlossen, welches noch durch die Oeffnung o nach aussen mündet. Fig. 17 stellt uns die Bauchseite eines Embryo vor seinem Ausschlüpfen dar; der Schwanz liegt wieder auf der Bauchseite. ERKLÄRUNG DER TAFELN. Tafel IX. Fig. 18. Das hintere Ende des Eies von der er- sten Periode der Entwickelung (Fig. 3). Fig. 19. Eine eben ausgeschlüpfte Hydrophilus- Larve mit den Bauchstummeln, welche auch von den Seiten hervorragen. NB. Alle die bisher betrachteten Figuren zur Entw. des Hydrophilus sind 30 mal vergrössert. Fig. 20. Ein Querschnitt durch das Stadium Fig. 2; man sieht dass das Blastoderm überall einschich- tig ist und dass die Zellen nur am Boden und an den Seiten der Rinne bedeutend höher sind. Ver- grösserung 120. Fig. 21. Ein Querschnitt durch das Stadium Fig. 3 in der Nähe der zusammentretenden Ränder der Rinne. Vergr. 120% Fig. 22. Ein Querschnitt des Embryo Fig. 6 an der Stelle der Kopflappenanlage (к), ÿ Falte der Embryonalhäute. Die Bodenzellen der Rinne zerfal- len in unregelmässig ausgebreitete Zellen. Vergrös- serung 120. Fig. 23. Ein Querschnitt durch den Embryo Fig. 5 in der Nähe des Buchstaben а. а Amnion, $ se- röse Hülle, r die fast geschlossene Rinne. Fig. 24. Ein Querschnitt durch das hintere Ende desselben Embryo, um zu zeigen, dass der Keim- streif hier auch auf die Rückenseite übergeht und dass zwischen dem Amnion und der serösen Hülle die Dotterkerne eingeheftet sind, und der Keimstreif hier gewissermassen zum inneren wird. Vergrs. 70. Fig. 25. Ein Querschnitt durch den Embryo Fig. 6, aus der Thoracalgegend, wo der Buchstabe £ steht. Die #ellen, welche die jetzt schon geschlos- sene Rinne resp. Rohr bilden, verlieren ihren cy- lindrischen Habitus, werden rundlich und liegen jetzt nicht so dicht beisammen, werden, wie man sagt, „desagregirt“. Vergr. 120. Fig. 26. Ein Querschnitt durch den Embryo Fig. 8; die abgerundeten Zellen des geschlossenen Roh- res breiten sich unter der äusseren Zellenschicht und bilden das zweite Blatt. а oberes oder senso- rieles Blatt. Vergr. 98. 67 Tafel X. Fig. 27. Ein Querschnitt des Embryo Fig. 10 aus der Bauchgegend, zwischen zwei sich bildenden Stig- meneinstülpungen. Die Zellen des oberen Blattes sind kleiner geworden und nur in der Gegend der Nervenplatte sind sie etwas länger. Das untere Blatt ist in der Mitte wie zerrissen und an seinen beiden Enden sieht man eine Höhle die überall vom unteren Blatte begrenzt ist. Fig. 28. Ein Querschnitt desselben Embryo, aus dem Bauchtheile durch die Stigmaanlage. Fig. 29. Ein Querschnitt desselben Embryo, durch die sich bildenden Extremitäten. Das obere Blatt in den Nervenplatten besteht schon aus zwei Zellen- schichten. Das zweite Blatt hat keinen Riss in der Mitte. Fig. 30. Ein Querschnitt durch den Embryo Fig. 11, aus der Bauchgegend, durch eine Stigmaöffnung. Von den Nervenplatten haben sich zwei Haufen von Zellen abgetheilt welche den Ganglion bilden. Das untere Blatt zieht sich von der Gegend, wo es die Höhle h umgiebt, ziemlich weit auf den Dotter in der Richtung zur Mittellinie. df Darmfaserplatte. db Darmdrüsenblatt. Fig. 31. Ein Querschnitt durch den Bauchtheil des Embryo Fig. 12. Diese Figur stellt uns fast die- selben Verhältnisse, wie die vorhergehende, mit dem Unterschiede dass das Ganglion schon fast vollstän- dig vom oheren Blatte sich abgetheilt hat; nur sein mittlerer Theil hängt noch mit den Zellen der hier sehr tiefen Rinne unmittelbar zusammen. Fig. 32. Ein Querschnitt durch denselben Em- bryo in der Nähe des hinteren Körperendes. Das Nervenganglion ist schon ganz vom oberen Blatte abgetheilt; von der Höhle Л sieht man keine Spur mehr, und das Blatt, welches auf den anderen Fi- guren unter der Höhle lag, bedeckt den Dotter von unten; m Querschnitte der Malphighischen Gefässe. Fig. 33. Ein Querschnitt desselben Embryo noch näher dem hinteren Ende. Die Malphighischen Ge- fässe münden in den von unten geschlossenen Darm durch zwei Stämme. Die Darmwandung ist von un- ten ganz geschlossen. 9* 68 Fig. 34. Ein Querschnitt aus der Bauchgegend des Embryo Fig. 13. Die Embryonalhäute sind zer- rissen; die beiden Haupttracheenstämme € stehen jetzt weit von den Stigmenöffnungen. Die Nervengang- lien sind von oberen Zellen des unteren Blattes voll- ständig umgeben. Die Darmwandungen heben sich fast zur Hälfte des Dotters und sind am oberen Ende viel dicker. Die Rückenplatte besteht aus sehr grossen cylindrischen Zellen. Fig. 35. Ein Querschnitt durch die Rückenplatte desselben Embryo aus dem hinteren Ende; die Rän- der der Platte heben sich zur Bildung der Rinne. Fig. 36. Ein Querschnitt durch den Embryo Fig. 15 aus der Gegend wo die Rückenplatte von oben schon geschlossen ist. Fig. 37. Ein Querschnitt durch den Embryo Fig. 16. Die Darmwandungen sind bedeutend ausgebrei- tet und nähern sich dem Rückenrohre. | Fig. 38. Ein Querschnitt durch das Rückenrohr eines noch etwas mehr entwickelten Embryo. Die Darmwandungen wie die Zellen des mittleren Blat- tes nähern sich ihrer Schliessung, und das Rücken- rohr dringt ziemlich tief in den Dotter hinein. Fig. 39. Die Darmwandungen haben sich auf dem Rücken über dem Dotter vollständig das Vollumen des Rückenrohrs ist viel kleiner ge- worden und schwindet allmählig ganz. Ueber den Darmwandungen hat sich das Herz aus den Zellen des mittleren Blattes gebildet. Die Ganglien haben sich schon in das peripherische Zellensubstanz und in die centralen Fäden differencirt. geschlossen; Entwickelung der Apis mellifica. Tafel XI. Vergrösserung 70. Fig. 1. Das Auftreten des Blastoderms in Form vereinzelt hervorragender Zellen. о das obere oder Kopfende des Eies, и unteres oder hinteres Ende; mit dem letzten ist das Ei am Boden der Zelle an- geheftet. A. KOWALEVSKY, Fig. 2. Das erste Aüftreten der Blastodermzellen. stark vergrössert. Fig. 3. Die breite Rinne welche den oberen Theil des Eies einnimmt; der Dotter ist am vorderen und hinteren Ende von dem Blastoderm etwas zurückge- treten; a die beginnende Bildung der Kopflalte. Fig. 4. dasselbe Ei von der Seite gesehen; von a bis x zieht sich die Rinne; а hinteres Ende der von hinten sich erhebenden Faite. Fig. 5. Die Rinne ist am vorderen Ende geschlos- sen und am hinteren noch vollständig offen. k Kopf- falte. Fig. 6. Die Rinne ist nur am hinteren Ende of- fen; die Kopffalte (kf) bedeckt schon theilweise das vordere Ende des Eies. Fig. 7. Dasselbe Ei von der Seite; kf Kopffalte, bestehend aus dem Amnion am, und der serösen Hülle sh. 5 Fig. 8. Ein noch etwas mehr entwickeltes Ei; von. der Rinne sieht man nur einen unbedeutenden Spalt ganz am hinteren Ende des Eies. Die Falte der Em- bryonalhäute bedeckt schon den vordern Drittheil des Eies. Fig. 9. Die Falte der Embryonalhäute hat schon fast den ganze Vordertheil des Keimstreifens be- deckt; es bleibt noch nur ein Stück des Hinteren- des frei. Fig. 10. Dasselbe Ei von der Seite gesehen. Man sieht die Ausbreitung des Keimstreifens auf beiden Enden des Eies. a Boden der Kopffalte auf dem Rücken. | Fig. 11. Das hinterende eines noch weiter vor- geschrittenen Embryo; nur das hintere, etwas zuge- spitzte Ende bleibt noch unbedeckt. a Boden der Kopffalte auf dem Rücken; an der Stelie ob bleibt der Dotter eine Zeitlang nach der Bildung der se- rösen Hülle, nur von derselben bedeckt. Fig. 12. Das Zusammentreten der Embryonal- hautfalten am hinteren Ende des Eies; der ganze ` hintere Rückentheil des Dotters bleibt nach der Schliessung der Falte am hinteren Ende eine kurze Zeit von den Körperwandungen unbedeckt, bald aber = wird ег auch hier geschlossen. Fig. 13. Ein Embryo in der serösen Hülle lie- gend; am vorderen Ende beobachtet man die Bil- ERKLÄRUNG DER TAFELN. dung des Vorderkopfes (vk) und die Andeutungen der Mundtheile. Fig. 14. a, b, с Mundtheile. s Stigmata. d der hier in Folge der Längsspaltung des mittleren Blat- tes, welche hier vorsichgeht, durchscheinende Dotter. Fig. 15. Ausser der drei Paare der Mundtheile, sind noch die drei Paare der Fussstummeln f zu sehen. % Kopflappen in deren Mitte die höckerar- tigen Tentakelanlagen # zu sehen sind; d Mündung der zwei Drüsenschläuche, die durch Einstülpung gebildet sind. s Stigmen, welche sich bis auf das erste Brustsegment fortsetzen. Fig. 16. Ein Embryo dessen Dotter auf der Rük- kenseite an seinem vorderen und hinteren Ende vom Darmdrüsenblatt bedeckt ist. r der Rand der Ver- breitung des Darmdrüsenblattes auf die Seitentheile des Dotters. gl Gehirnlappen, # Tentakeln der Füh- ler, md Mandibeln, mx Maxillen, и Unterlippe, f Fussstummel, n Nervenplatte. Fig. 17. Ein zum Ausschlüpfen fertiger Embryo. п Ganglienkette, д Gehirn, s Stigmata, d Drüsen- schlauch, m Malphighisches Gefäss, oe Oesophagus, a Anus, f verdickte Stellen der Haut, die die Fuss- höcker darstellen. Fig. 18. Derselbe Embryo vom Rücken betrach- tet. р Herz, д das jederseits zwetlappige Gehirn. Die zu beiden Seiten der Mittellinie liegenden Ge- hirntheile werden durch eine sehr dünne am vorde ren Ende des Gehirns liegende Brücke vereinigt; oe rundliche Abschnürung des Oesophagus vor sei- ner Mündung in den Darm. * Tafel XII. Fig. 19. Eine eben ausgeschlüpfte Bienenlarve von der Bauchseite betrachtet. © verlängerter Vor- derkopf oder die Oberlippe; md Mandibeln, mx Maxillen; и die durch zusammenschmelzen der bei- den unteren Mundtheilhöcker entstandene Unter- lippe mit einer geschlossenen Tasche $, in welche die beiden Drüsenschläuche ds einmünden; #r die seitlichen Tracheenstämme mit ihren Communica- tionsaesten unter der Ganglienkette, aus denen dün- nere Aeste zu den Ganglien gehen. g Paarige Gang- lien durch kurze Commissuren miteinander verbun- 69 den, ts drei Paare nn fs drei Fuss- scheibenpaare. Fig. 20. Ein Querschnitt durch das Ei Fig. 3, aus der Stelle *;man sieht hier den sich vertiefenden Boden der Rinne. Vergr. 70. Fig. 21. Ein Stück von demselben Querschnitte stark vergrössert um die Verhältnisse der Zellen genauer zu zeigen. k Kerne im Dotter. Vergr. 303. Fig. 22. Zeigt uns einen Querschnitt desselben Embryo aus der Stelle *, Die Ränder des sich vertie- fenden Bodens der Rinne (р) sind an den Seiten schon vom oberen Blatte bedeckt. Vergr. 70. Fig. 23. Ein Querschnitt durch das Ei Fig. 5 aus der Stelle *; die sich vertiefende Zellenschicht ist schon bedeutend ausgedehnt und in ihrem grössten Theile von den Zellen des oberen Blattes bedeckt, rr Grenzen der Rinne. Vergr. 303. Fig. 24. A stêllit uns einen Querschnitt durch den Embryo Fig. 6 aus der Stelle* dar. Die eingestülpte Schicht hat sich schon an ihrem oberen Ende zur Bildung des Darmdrüsenblattes (db) gebogen. Ver- grösser. 303. Б. k Kern aus dem Dotter mit dem ihn umge- benden Protoplasma. Vergr. 505. Fig. 25. Querschnitt des Embryo Fig. 13, aus der Mitte. Das untere Blatt ist in der Mitte zerris- sen. Das Ganze ist nur von der serösen Hülle um- geben. Fig. 26. Ein Querschnitt durch den Embryo Fig. 15. aus der Mitte, zwischen den Stigmen. d Drüse, t Tracheenstamm, db Darmdrüsenblatt den Rücken des Dotters bedeckend und auf der linken Seite auch auf den unteren Theil sich ausbreitend. nn Ner- venplatten, aus welchen sich schon die Ganglien ab- scheiden. Fig. 27. Eine Seite des Querschnitts von der Fig. 15, durch die Stigmenöffnung geführt und stark vergrössert. s Stigmenöffnung, d Querschnitt des Drüsenschlauches, m Zellen des mittleren Blattes, welche bei о eine Art Falte bilden und sich, an dem Dotter ausbreitend, das Darmdrüsenblatt aus- machen. 1) Dotter mit seinen Kernen und von einer ziemlich dieken und festen Schicht umgrenzt. Ver- grössr. 303. Fig. 28. Ein Querschnitt durch den mittleren 70 Theil des EH Fig. 17. d Drüsen; tr Tracheen- stamm; an der entgegengesetzten Seite sieht man auch die Stigmata; g Ganglion; db Darmdrüsenblatt oder das obere Epithelium des Darmkanals; m zwei Reihen von Zellen oder, genauer, von Kernen, wel- che nach unten in zwei deutliche Muskeln überge- hend, nach oben bis an das Herz h verlaufen. Unter dem Epithel des Darmkanals liegt eine Schicht von Protoplasma mit vielen eingebetteten Kernen. Ver- grösser. 120. Fig. 29. Der obere Theil des auf der Fig. 29 ab- gebildeten Querschnitts viel stärker vergrössert. й das Herz mit einigen Blutkörperchen, а äussere Haut, db Darmdrüsenblatt, %k Kerne, von denen meh- rere bei % zusammengehäuft und in einer durchsich- tigen, protoplasmaähnlichen Substanz gelegen sind. m Reihen von Kernen mit Protoplasma. Aus der unteren Reihe dieser Zellen “entsgeht das Darmfa- serblatt, und aus der oberen die Muskeln und viel- leicht auch die Zellen des Fettkörpers; hm Zellen welche an die Haut angeheftet sind und von denen Fortsätze zu dem äusseren Strange der Kerne sich begeben und zusammenschmelzen. Vergr. 505. Fig. 30. Ein Querschnitt durch das Ei Fig. 1. ‘Die zwei Schichten von Zellen bei 1 betrachte ich als Kunstproducte; die Zellen I und II entsprechen den ebenso bezeichneten Zellen der Fig. 2. Entwickelung der Lepidopteren. Tafel XII A. Fig. 1. Ein Ei des Pterophorus pentadactylus; nach dem sich das Blastoderm gebildet hat, verdik- ken sich die Zellen derselben auf einem Rande, wo- durch der Keimstreifen gebildet wird; dabei wächst an dessen hinteren und vorderen’ Ende eine Falte, welche die Keimstreifen überdeckt. Fig. 2. Dasselbe Ei etwas mehr entwickelt. Der A. KoOWALEVSKY, ERKLÄRUNG DER TAFELN. Keimstreif wird innen mehr von den Falten der Em- bryonalhäute überdeckt. Der Dotter, an den Stellen wo er an die Zellen des Blastoderms grenzt, zerfällt in Schollen. Die folgenden Figuren sind von den Eiern des Sphinx populi entnommen Fig. 3. Ein noch auf der Oberfiäche des Blasto- derms liegender Keimstreifen. Fig. 4. Querschnitt des auf der Fig. 3 abgebilde- ten Keimstreifens. \ Fig. 5. Querschnitt eines etwas mehr entwickelten Embryo des Sphinx populi; die Embryonalhautfalten sind schon bedeutend entwickelt; der mittlere Theil des Keimstreifens bildet eine sehr schwache Rinne, — die beginnende Bildung des zweiten Blattes. Fig. 6. Querschnitt eines noch mehr entwickelten Embryo. Die Embryonalhautfalten bedecken schon die beiden Seiten und die Enden des Keimstreifens. Die Zellen der Rinne zerfallen in mehrere kleinere und schieben sich unter die Seiten des Keim- streifens. Fig. 7. Die seitlichen Theile des Keimstreifens haben sich genähert und die Zellen, welche die Rinne bildeten, liegen jetzt unter dem oberen Blatte. Fig. 8. Ein Keimstreif der schon ganz von den Embryonalhäuten bedeckt ist; er ist in den Dotter eingesenkt und bildet dort einen Halbkreis; bei uns ist er in einer Fläche gezeichnet. К Kopflappen; t Tentakelanlage; m Segmente auf denen sich die Mundtheile gebildet haben; f drei Segmente mit Fussstümmeln. Fig. 9. Ein № erschnitt durch diesen Keimstrei- fen in seiner natürlichen Lage im Е. $ seröse Hülle, welche nach der Schliessung der Embryonalfalten sich vom Amnion am, durch eine Schicht von ein- gedrungenen Dotterballen geschieden hat. А Oberes- oder Hornblatt, m zweites Blatt, an dessen Enden die Bildung des Darmdrüsenblattes zu sehen ist. Fig. 10. Ein bedeutend ausgebildeter Keimstrei- fen des Sphinx populi aus dem Dotter befreit. $ Tentakeln, ob Oberlippe, md Mandibeln, mx Maxil- len, ut Unterlippe, f” f” f' Füsse. Ами Frivickel der Saftta. TI ere n.de Lad. mp.d de LS = ZT И A BE Er AS 5 Ve 5 5 1 о ANGEOCE ersburd | Jvanson_sculj 208 OL Ee 0.9 Lin. N Was. 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Lepilogteren Jvanson sc, à MÉMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST. -PETERSBOURG, VIF SÉRIE, Томе XVI, № 13. BOREAS UND DIE BOREADEN VON Ludolf Stephani. Mit zwei Tafeln. Lu le 11 mai 1871. Sr.-PÉTERSBOURG, 1871. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourg: à Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Kymmel; M.A.E.Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakoff et A. Tscherkessoff; Prix: 65 cop. 22 Мег. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. ` Pour le Secrétaire perpetuel, M. B si in 4 SE 3 CAMES _ Imprimerie de l'Académie Impériale des sciences. — _ (Vass.-Ostr., 9° ligne, № 12) RS ER я Unter den mannigfachen, der Beobachtung des Menschen sich darbietenden Natur- Erscheinungen nehmen die Winde einen so einflussreichen Platz ein, dass wir uns nicht wundern können, wenn wir sie von den Griechen schon seit den frühesten Zeiten in den Kreis ihrer Mythen-Bildung und ihres Cultus aufgenommen sehen. Eine ganz besondere Aufmerksamkeit der Alten jedoch zog der rauhe Nordwind auf sich, welchen die Griechen Вогеаз '), die Römer Aquilo *) nannten. Pindar?) bezeichnet ihn als König der Winde. Nonnos‘) nennt die letzteren seine Begleiter und Diener. Quintus Smyrnaeus?) betrachtet die Aurae als seine Töchter und Silius Italicus‘) sagt, dass ihm kein anderer Wind zu widerstehen vermöge. Schon Homer’) lässt den Achilleus dem Boreas göttliche Ehren erweisen. Von den Athenern aber wissen wir, dass sie ihm am Ilissos ein Heiligthum geweiht hatten°) und ihm 1) Preller: Griech. Mythol. Th. I. p. 370. erklärt den Namen durch ’Opéus, Bergwind, mit dem Digamma. Mehr oder weniger eingehend sind die uns durch Schriftsteller und Kunstwerke bekannten Vorstellungen, welche die Al- ten an Boreas und seine Familie knüpften, von Welcker: Alte Denkm. Th. III. р. 144—191. Th. У. р. 318—333. Duc de Luynes: Ann. dell’ Inst. arch. To. XV. p. 1— 17. Gerhard: Auserl. Vasenb. Taf. 152. 153. Preller: Griech. Myth. Th. 1. р. 369. Th. II. р. 148—152. 329—332. Minervini: Bull. Napol. Nuova Ser. То. I. p. 1—4. To.V. р. 20. und Stark: Ann. dell’ Inst. arch. То. ХХХИ. р. 320—345. behandelt worden. 2) Gellius: Noct. Att. II,22,9. «бей qui ab aestiva «et solstitiali orientis meta venit, Latine Адийо, Boreas « Graece dicitur ». Plin.: Hist. nat. II, 119. « A septentrionibus septentrio in- «terque eum et exortum solstitialem aquilo, aparctias et «boreas dicti». XVIII, 333. «Па caeli exacta parte, quod «fuerit liniae caput septentrioni proxumum a parte exor- «Ноа solstitialem habebit exortum hoc est longissimi diei «ventumque aquilonem borean Graecis dietum». Mémoires de l’Acad. imp. des sciences, УПше Serie. Mythogr. Vat. I, 183. «Nos Aquüilonem, Ч Boream vo- «сатр». 3) Pyth. IV, 181. var ydo Éxwv Sum yeruvel Saocov Evruvev Вибе с дуру Zarav Kadav te narnp Bopéus. 4) Dion. XXXIX, 19. OTL TTEPOEVTES Что mavres, 660: myelouaty, omaovéc elot Bopnoc. 5) Posthom. I, 683. TG yap da хат’ обраубу eupuv ÉOVTL Adpaı musnoavro Зоб Bopéao Süyarpes XOUPNS дубу oAsSpov. 6) Pun. I, 590. Atque ubi se terris glaciali fundit ab Arcto, Haud ulli contra fiducia surgere vento. 7) In. XXII, 194. бтас Anaveue порте, бою APAT Avepotaty, Bopén хх Zepupw, хой Опёбуето (ера, мая. 8) Herod. УП, 189. oi 5” ву ASnvatoi opt héyouot Bon- Snoavra тоу Bopnv протероу хай тоте exelva xarepyaoaodar 1 2 LUDOLF STEPHANI, zu Ehren mit Schmäusen und heiligen Gesängen verbundene Feste feierten!), und Aehnliches wird uns von Thurii*) und Megalopolis *) berichtet. Boreas war einer der Winde, welche man, da sie sich besonders am frühen Morgen zu erheben pflegen), für Söhne der Eos und des Astraeos hielt?). Stets betonen die Alten seine furchtbare, wilde Kraft. Homer bezeichnet ihn als aheyeves 6), xparrvos”), axpans®), und Philostratos”) sagt, dass er der männlichste aller Winde sei. Römische Schriftsteller nennen ihn saevus !°), crudelis 1), horrifer ?), asper 13), oder legen ihm eine vis saeva “), rabies"), einen dirus [итог ) oder ferus horror”) bei und wahrscheinlich sollte auch Zeus aus keinem anderen Grunde die Leto gerade durch diesen Wind zu Poseidon haben tragen lassen ). Besonders pflegen die Dichter sein gewaltiges Toben auf dem Meere") und in den ход ipov ameitovres Bopéw idpuoavro пара roramov TALsoov. Platon: Phaedr. 229, В. oùx, ara xarwSev Coov OÙ N тра стадии, n ode ro Tre Aypas Ötaßaivonev" хой moù rie fort Bwuoc adToI Ворёоу. 1) Hesych.: Bopeaonot- ASnvnotv oi ayovres tw Bopéa Eopras ход Solvav, уд бу Tor пуб (40V MEIN ?). ExaAouvro dé Bopeaon.ct. Hesych.: Ворёяс* oxoALov ть обтьс dOomevoy Ато. ход 0 &vEpoc. Vergleiche Nonn.: Dion. XXXIX, 209. хой, MET VÉXNV Kexponin xontoerev annuova Хаб EpeySevc, xar Bopény mékboo ход "Dpeldvrav Adnvar. 2) Aelian: Var. Hist. XII, 61. Oovptors étérket Atovi- боб хо TpLaxoolus Dyev En адтодс vads OTAMTOY TETÀNEW— uévac® Boppas dE dvrimveuouc Ta cxapn боуётрифе zul Tnv доуаиу одтод ту VAUTLENV Npavıosv. &x On TOUTWY ol Poupuor TO Ворой ÉSvouv al Eihmploavro elvar TOY AVEMOY поту, хой olxlay aûto mai yinpov Arerinpwonv хо xx Exaorov Eros éretéhouv nur. ouxouy ASnvator movor XNOEGTNY MuToV Evontkov, MIA Hat Oovpror eVepyermy aurov téypabav. Ilau- бас BE pnorv Orı хх Meyæhorokitar. 3) Paus. VIII, 27, 14. &uerXz d бра ouy "EXinotv 6 Bo- péac беби movoy toi паб ОФЕЛос, Too Mnôwy vaurıxod raie Inrıaoı toospaËuc тас поле, aa zur Meyadonoit- тис 6 Avsm.os одтос Eppucaro un AAGVAL* HATÉAUGÉ TE yap TO ynyaynna tod Ayıdos zur Orepopnoev Èc Amwäerav TAVTeAN Вии TD rveuparı ошоо xal cuveyet. Paus. VIII, 36,6. reroinror Où &v deéta The 0000 Bopéa tw avémw temevog xai où Meyæhomoditar Suolas Süousıy Eva av Eroc хо Зефу odOevoe Bopéay Uorepov Ayouaıy &6 телу are бытйра yevon.evov opLory ano Auxedaımoviwv Te ход. Ayıdoc. 4) Aristot.: Meteor. II,5.5 © №6 ход rader xat ouv— eEoppd Ta TVEUMATE. Theophr.: De vent. 15. 9 NArog doxei хо жмем Avareliwv Kar KATATAUELY тд. TTVEUMOTO. j Plin.: Hist. nat. IT, 129. « Sol et auget et conprimit flatus; «auget exoriens, occidens; conprimit meridianus aestivis «temporibus. Падие medio diei aut noctis plerumque so- «piuntur ». 5) Hes.: Theog. 378. Aorpatw 9 ’Hoc ‘Av&poug téxe xaprepoIupouc, apyéornv Zepupov Bopény T aibnpoxékeuSov xai Мотоу, у puhornre Jeu Jew ebvnIeton. Siehe auch Philoch. bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. I. р. 389. No. 30. Nonnos: Dionys. VI, 28—49. Ioannes bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. IV. p. 539,6. Hygin: Praef. fab. р. 8. ed. Munk. Myth. Vat. I, 183. Миг Hesa- goras oder Hereas bei Müller: Fragm. hist. Gr. To.IV. р. 427, No. 4. macht den Boreas zu einem Sohn des Stry- mon, offenbar mit Rücksicht darauf, dass Thrakien als seine Heimath galt. 6) Ir. XIV, 395. 7) Od. V, 385. 8) Od. XIV, 253. 299. 9) Vita Apoll. IV, 21,3. &deı 8° aa toutoug у’ aldelodar, Eumpuyous бутас хой TTVEUGAVTOS UTEp LV иёуа, иде Tov Bopéav хибестту ÿ бути ход Tapa паутас Tolc MVEMOUg dpceva поно dat ЗУ. 10) Catull: Carm. ХХУТ 3. Propert.:Eleg. IV, 7, 75. 11) Propert.: Eleg. III, 26, 51. 12) Ovid: Met. I, 65. 13) Manil.: Astron. IV, 591. 14) Ovid: Trist. III, 10, 51. Noch ausführlicher spricht Ovid: Metam. VI, 688. dasselbe mit den Worten aus: Saevitiam et vires iramque animosque minaces. 15) Lucan: Phars. V, 603. 16) Sil. Ital.: Pun. I, 595. 17) Val. Flaccus: Argon. VII, 563. 18) Hygin: Fab. 140. « At Latonam Jovis jussuw ventus « Agudo sublatam ad Neptunum pertulit ». 19) Hom.: Od. IX, 67. Ir. XIV, 394. XXIII, 214. Hes.: Ор. 507. Hor:: Epod. XIII, 2. Propert.: Eleg. III, 26,52. Lucan: Phars. V, 600. Sil. Ital.: Pun. I, 592. IV, 244. VII, 569. XIV, 121. Valer. Flacc.: Argon. I, 577, BOREAS UND DIE BOREADEN. 3 Wäldern!) auszumalen. Mit der ersteren Anschauung hängt die besondere Verehrung zu- sammen, welche man dem Boreas in Athen und Thurii erwies; mit der letzteren nicht nur die Sage von seiner Liebe zu Pitys?), sondern wohl auch der Umstand, dass spätere Schrift- steller die von der Hyakinthos-Sage ursprünglich dem Zephyr zugeschriebene Rolle dem Boreas beilegten 3). Der furchtbaren Kraft des Gottes entsprach nach der Vorstellung der Alten die Schnelligkeit seiner Bewegung. Schon Hesiod“) zeichnet ihn desshalb durch das Beiwort aiÿnooxéheuSos aus. Andere Dichter benutzen ihn als Beispiel hastigster Bewegung’) und eben auf dieser Eigenschaft beruht vorzugsweise auch die Vorstellung, dass er schnellfüssige Pferde erzeugt habe. Nach Homer‘) begattete er sich mit den Stuten des Erichthonios. Nach Quintus Smyrnaeus’) erzeugte er mit einer Erinnys die Pferde Aethon, Phlogios, Konabos und Phobos und nach Nonnos*) mit der Sithonischen Harpyie die Pferde des Erechtheus, Xanthos und Podarge °). Er bringt Finsternis‘) und schwarze Wolken"), die mit Blitz’) und Re- gen") verbunden sind; doch verjagt er auch die Wolken'*) und macht den Aether 1) Hes.: Ор. 508. Virg.: Georg. II, 404. Propert.: 9) Damit hängt auch zusammen, was Quint. Smyrn.: Eleg. III, 26, 52. Lucan: Pharsal. I, 389. Val. Flaccus: | Posthom. I, 166. sagt: Argon. I, 577. 2) Libanios: Narr. und Nikolaos: Prog. bei We- stermann: Mythogr. Gr. p. 381. No. 60. 3) Servius zu Virg.: Buc. III, 63. Mythogr. Vat. I, 117. IL, 181. 4) Theog. 379. 5) Tyrtaeos bei Bergk: Poet. lyr. р. 328, No. 12, 3. 009 ei Kuxiwrwv pv Eyor méyedoc te Binv те, ухо d& Jéwv Opniixtov Bopenv. Sil. Ital.: Pun. X, 10. Ето © inrw (ЦеуЗеб вия) хо, BXUTATW, TOY ol Gkoyos Bopéao wracev "Dpeldvrn поро Opnxnvde хобот Eeivuov, обте Sonor nerenpenev Apruinor. 10) Hom.: Od. IX, 67. vnvot 8° topo Gveuov Bopénv vepelnyepéta Zedc Authart Seoreoin, 60 ÔE vepéeoot xahubev yalov Emo) хо, поутоу* dpwpet 6’ oupuvosev vUË. Hom.: Od. XIV, 475. Anthol. Pal. VI, 245, 2. Val. Flac- cus: Argon. II, 515. 11) Hom.: Ir. XXII, 213. Hes.: Op. 553. Maximos: Llept xarapy. 420. Sil. Ital.: Рив. I, 594. 12) Ibykos bei Bergk: Poet. lyr. р. 761. No. 1,6. pot Ö Epos velocius inde 5 Haemonio Borea pennaque citatior ibat. 6) I. XX, 223. tawy хо Bopéne npassaro Rooxon.evawv, спо © eloamevog пареЁЁито xuavoyairy обе XATaxoLTos фрау, AI UNO стеропас pAÉYUY ai S Vmoxlooanevar Erexov Suoxaldexa Twkouc. Opniixtos Bopéus. Vergleiche Schol. zu Hom.: Od. X, 106. und Porphyr.: | Ovid: Metam. VI, 696. 708. De antr. Nymph. 26. 7) Posthom. VIII, 241. @opeoy BE pv &6 moIov (кто AlSwy ход Picyıos, КоуаВос 8° rt roioı Pofoc те, тосе Bopén xeAadovrı texe Biooupwnıs ’Epıvvüs пор OAo0y Trveloyrac. 8) Dion. ХХХУИ, 155. dxvr00nv DE Bavdov духу rowrioros uno Luya Önoev Epey eve 13) Theokr.: Idyll. ХХУ, 89. Zpycnevar paivoyS бе, vépn обатоеуто, aooa T & обра eloıy EAnuvoneva поотёошде ne Мотою Bin ТЕ Opmxos Bopéao. Hor.: Epod. XIII, 1. Virg.: Georg. П, 334. 14) Hom.: Ir. V, 524. LA Là a у La ` и opp evOnot Mévos Bopéao xat «Ау LCaypmav буёшиуь обтеЕ vépea dxtcevro HVOLNGLY ALYUpNOL DLAOXLÔVAOLY GÉVTEG. apoeva xoù Indcrav Ereopnxwoe Hlodapynv, Ovid: Metam. У, 285. УТ, 690. Columella: De re rust. oÙs Bopeng Eomerpev Euntepuywv Ent AéxTpwv X, 288. | ZtSovénv Aotutay dehkomov ele yanoy Ах. 4 LUDOLF STEPHANI, klar und rein’), werden. Stets verursacht er Kälte‘), die häufig mit Schnee, Schlossen und Eis verbunden ist”). Darum sollte er dem Helios unterlegen sein, als sich beide Götter darum stritten, welcher von ihnen einen Wanderer eher zwingen würde, seinen Mantel abzulegen‘). Auch behaup- tete man, dass in der Nähe einer von ihm bewohnten Höhle eine Pflanze Phrixa wachse, welche kälter sei als Schnee”), und bald schrieb man ihm eine Tochter®), bald eine Geliebte Namens Chione zu, mit welcher er drei Söhne’) oder einen Namens Нуграх '°) gezeugt haben sollte. Als seine Heimath dachte man schon seit den ältesten Zeiten in der Regel Thrakien und die Schriftsteller bezeichnen ihn daher nicht nur gewöhnlich als Thraker"'), sondern sprechen auch nicht selten davon, dass er in Thrakien wohne, von dort komme oder dort- hin zurückkehre 12). so dass ihm die Beiworte a«tSonyéns”) und atSpnyeverns?) verliehen 1) Aristot.: Meteorol. II, 3, 27. © Ôë Boptas are ap’ dypôy TOrwv dune, д Форс To 6’ Amwdeiv Эрос Évrauda, Ev dE Toig Evavrlorg обалшбис. Theophr.: De vent. 6. 6 шёу ухо Мотос del Tolc Eaurod romots а Эрнос, 6 dE Bopéac Отау À yeınav ирис &v mv voie minalov suweons, Ею 8° Эрос. Orph.: Hymn. LXXX, 3. ADÉ te mavvépehoy бтабу Mépos Vypoxeicudon, xuact BtriEwv уотеройс omBpnyevss Udwp, Эрих паута тиЗас, Suhepoupatov ой Зои TEUYEY axtiouy Aummousav т 9066 ПЕ. 2) Hom.: Ir. ХУ, 171. XIX, 358. 3) Hom.: Od. У, 296. 4) Нез.: Op. 514. 547. Theophr.: De vent. 54. Virg.: Georg. 1,93. II, 404. Von Ovid: Trist. I,2,29. Metam. VI, 711. Manilius: Astron. V, 70. Lucan: Phars. V,601. wird er daher «gelidus» genannt. 5) Hom.: Ir. ХУ, 170. XIX, 357. Od. XIV, 475. Eurip.: Kykl. 329. Xen.: Anab. ТУ, 5,3. Kyneg. VII, 1. Orph.: Hymn. ХХХ, 2. Theophr.: De sign. temp. 36. Plut.: De primo frig. 11. Nonn.: Dion. XXXIX, 186. Hor.: Epod. XIII, 2. Od. III, 10,7. Ovid: Metam. VI, 692. Plin.: Hist. Nat. II, 126. Valer. Flaccus: Argon. VII, 563. 6) Babrios: Fab. 13. Soph. in der Anth. Pal. To. II. p. 788. No. 90. Plut.: Conjug. praec. 12. Schol. ad Ari- stoph.: Ran. 1459. Vielleicht spielt auch Aristoph.: Vesp. 1122. auf diese Sage an. 7) Pseudo-Plut.: De fluv. 14, 5. pakota 6 фоетои (Boravn фри xahoumévn) паре To Bopéou mposayopsuon.evov avyrpov. GUXXEyOMÉVN д’ ÉdTi Yuyporépa yıovac. 8) Apollod. II, 15, 2. n д (Орел) yeyva. Suyatépus ыёу Kieonoarpav хо Xıovnv. Paus. I,38,2. тйу 88 Xiovny Bopéou Suyatépæ тоб dvéprou хо "QperSviac past elvar. Hygin: Fab. 157. « Eumolpus ex Chiona Aquilonis filia». Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. I, 212. QoerSuius OE xat Bopéou Xrovn, XSovia, Kisonarpa, Znrns xai Kahaïc. Die hier genannte Chthonia beruht wohl nur auf einer Ver- wechselung mit einer Tochter des Erechtheus gleichen Namens. 9) Aelian: De nat. anim. ХТ, 1. tepeig eloı twde то dat- move Bopéou xai Xrovns мес, tpeïe Toy dpuuov. 10) Pseudo-Plut.: De fluv. 5,3. Bopéac Öl Zpwrıxmv erıtuniav Хиоущу apraoac, nv Apxroupou Suyatépa, хат veyxev ele tıva Acpov Nipavrny xaloumevov хой. ZyEvimoev &x Ts npostpnmeung viov "Yoraxe, тбу Öradekanevov "Hveoyov nv Basıdetav. 11) Нез.: Op. 558. Tyrtaeos bei Bergk: Poet. Iyr. р. 323. No. 12,4. Ibykos bei Bergk: Poet. lyr. р. 761. No. 1,8. Eurip.: Kykl. 329. Theokr.: Idyll. ХХУ, 91. Philoch. bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. I. p. 389, 30. Apollon. Rhod.: Argon. I, 214. 1300. II, 427. IV, 1484. Anthol. Pal. VII, 303, 3. Stephani: Der ausruh. Herakles р. 281. Nonn.: Dion. II, 688. XLVIIT, 238. Toannes bei Müller: Fragm. hist.Gr. To.IV. p.539. No.1,6.Tzetzes: Chil. I, 209. Hor.: Epod. XIII, 3. Lucan: Pharsal. I, 389. ВИ. Ital.: Pun. I, 587. 12) Hom.: Ir. IX, 5. XIII, 230. Нез.: Op. 507. Akusi- laos bei Müller: Fragm. hist. To. I. р. 102. No. 28. Babrios: Fab. 18,4. Apoll. Rhod.: Argon. 1,213. Diod. V,50. Orpheus: Hymn. LXXX, 2. Himer.: Orat. I, 18. Nonn.: Dion. XXXIX, 182. 382. Maximos: [lept xatapy. 421. Eustath. ad Dion. Perieg. 423. Tzetzes: Chil. XII, 440. Virg.: Aen. X,350. Ovid: Heroid. XVI, 343. Бегу. а4 Virg.: Aen. ХП, 83. Philarg. ad Virg.: Georg. 1V, 464. Interpr. ad Virg.: Georg. IV, 463. Lactant.: Narr. fab. VI, 8. BOREAS UND DIE BOREADEN. , 5 Dort sollte er еше Höhle bewohnen'), welche von Kallimachos?) genauer als auf dem Haemos-Gebirge gelegen bezeichnet wird, wesshalb er auch als Vater des Haemos galt?) und durch den Beinamen « Haemonius» ausgezeichnet wurde “). Andere betonten vielmehr die Zaprndovn rerem’), die Gebirge Rhodope‘) oder Pan- chaeon ‘), so wie die Flüsse Hebros®) oder Strymon, indem sie dem Boreas bald den Bei- namen Irpup.övios gaben°), bald von ihm behaupteten, dass er ein Sohn des Strymon зе"). Ovid!!) bezeichnet ihn ein Mal als Herrscher der Ciconen, und Silius Italicus nennt ihn bald « Geticus» ?) bald «Odrysius» ®). In das nahe Makedonien aber verweist ihn Ovid "), indem er ihm den Beinamen «Sithonius» verleiht. Daneben jedoch bestand schon seit alter Zeit auch die Vorstellung, dass Boreas seinen Wohnsitz vielmehr in Skythien auf dem Rhipaeischen Gebirge bei den Hyperboreern, den treuen Dienern des Apollon, habe. Schon ein Fragment von der Oreithyia des Sophokles”) lässt diese Vorstellung deutlich genug erkennen. Unzweideutiger noch geht sie aus dem hervor, was Hekataeos von Abdera von den Hyperboreern und den Boreaden erzählte '°). Auch Ephoros brachte den Boreas mit den Skythen in Verbindung "). Agathon von Samos") erzählte von einem am Tanais gelegenen «vrpov Bopéou und Plinius ") giebt an, 1) Soph.: Antig. 983. TnAemoporg 8’ Ey ayrpote трафи Yucidararv Ey Tatpwatc Bopsas apımnos d990m000c Unee као Scov пас. Sil. Ital.: Pun. VIII, 512. Non parvus conditor urbi, Ut fama est, Calais, Boreae quem rapta per auras Orithyia vago Geticis nutrivit in antris. Vergleiche Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. I, 826. Ato- vugopavne SE ВоЭроу pnoiv elvar Ev rn Opaxn, ЕЁ où puon- More. Av&mwy ylveodaı Hal memudeusnvar ouTw Ooaxnv avé цыу OX NTNELOV. 2) Hymn. in Del. 62. 0 мёу пёбоу Neiporo, quevos dbnAns xopupns ть Opnixos Afuou, Sodpoc "Арте Épuausoe бду утесе To ÔÉ où по Etrapuyoy Bopédo apa oréoc muAtkovro. Vergleiche Hymn. in Dian. 114. Aluw Ent Opnixe тоЭеу Bopéao xaraié Epyerar aykatvorsı бубиёа HPUMOY LYOUON. 3) Steph. Byzant.: Ethn. p. 50,9. ed. Mein. &yevero dE 6 А'рос viög Bopéou xat "Qpertutac, &Ф’ où ход To Gpoc. Schol. ad Theocr.: Id. УП, 76. Alyos, дрос Opaxns ano Afou тоб Bopéou ход Орел (ас. 4) Sil. Ital.: Pun. Х, 11. 5) Simonides nnd Pherekydes bei dem Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. 1,212. rny 6 Орех Zınwvi- One ame BotAncooù nov Apmayetoov ini тйу Zapıındoviav mmdovias nerpas, orı.npog tw Aluw Oper Earl, Depexuöng pnot, перу ns Aprayns loropwv тйс "Qperdutac. Apoll. Rhod.: Argon. I, 216. хай puy aywv ÉxaSev, Zapıındovinv 09 летриу xhetouoL. 6) Sil. Ital.: Pun. XIV, 121. Non aliter Boreas, Rhodopes a vertice praeceps Quum. sese inmisit, decimoque volumine pontum Expulit in terras. 7) Valer. Flaccus: Argon. I, 575. 598. 8) Valer. Flaccus: Argon. II, 515. 9) Kallimach.: Hymn. in Del. 26. 10) Hesagoras oder Hereas bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. IV. p. 427. No. 4. 11) Metam. VI, 710. 12) Pun. IV,244. Dasselbe findet sich bei Statius: Theb. XII, 631. 13) Pun. VII, 570. 14) Heroid. XI,13. Vergl. Nonnos: Dion. XXX VII, 159. 15) Strabo VII, 295. oùdè yap & та SopoxAns tpa- yadel пере ıns "Operduias Aeywy ws avaprayeisa uno Bo- p£ov xomtoŸein Umep TE поутоу TavT” En вуаля 30506 VUXTOG TE кубе OUPAVOU T AYATTUYAE Poifou takatov хоч. 16) Diod. 11, 47. Aelian: De nat. an. XI, 1. 17) Müller: Fragm. hist. gr. To. I. p. 243. No. 38. 18) Pseudo-Plut.: De fluv. 14,5. 19) Hist. nat УП, 10. « Sed et juxta eos qui sunt ad sep- nerenv тйс Ообхис EveyIrvar. — пере DE rre Opaxtac Zap- | «tentrionem versi, haud procul ab ipso Aquilonis ewortu О С 6 LuDOLF STEPHANI, dass diese Höhle in der Nähe des yñs xAcïSpov bei den Arimaspen und Greifen gelegen sei. Auch Ovid!) versetzt den Boreas zu den Skythen, Lucan?) nennt ihn «Scythicus» und Servius?) versichert, dass er von den Hyperboreern komme. Vereinzelt steht die Anschauung des Kleanthes, welcher den Kaukasos als Heimath des Вогеаз dachte und behauptete, dass dieses Gebirge ursprünglich Bogéou хот genannt worden sei‘). In Betreff der Körperformen und der übrigen äusseren Erscheinung des Boreas sind die Aeusserungen der alten Schriftsteller überaus dürftig. Doch legen sie ihm ausdrücklich, wie den übrigen Windgöttern, Flügel bei”), eine Vorstellung, aus welcher augenscheinlich auch die Sage, dass er den Musaeos fliegen gelehrt habe °), hervorgegangen ist. Ausserdem schreibt ihm Ovid’) ein Mal ein langes schleppendes Gewand zu und auch an Hindeutun- gen darauf, dass man ihn bärtig dachte, fehlt es nicht ganz°). Dass die Athener Boreas durch ein Heiligthum und regelmässig wiederkehrende Feste ehrten, wurde schon erwähnt’). Sie gaben jedoch ihrem Glauben an einen besonders engen Zusammenhang mit diesem Windgott und an eine besondere Gunst, welche er ihnen ge- währe, auch noch in anderer Weise Ausdruck. Ihrem Stammheros Erechtheus schrieben sie eine Tochter Oreithyia zu '°), welche, wie ihr Name zeigt, der doch wohl Bergdurchstürmerin bedeutet"), ihrem Wesen nach dem Boreas nahe verwandt war, und zugleich erzählten sie, dass der wüthende Nordwind sie gewaltsam mit sich in sein Heimathland Thrakien entführt und dort mit ihr Kinder ge- zeugt habe’). «зресидие ejus dicto, диет locum утс xAcldpov appellant, «produntur Arimaspi quos dieimus >. 1) Metam. I, 64. Scythiam septemque trionem Horrifer invasit Boreas. 2) Phars. V, 603. 3) Ad Virg.: Aen. X, 350. « Aut certe in Hyperboreis «montibus natos, unde est origo venti Вотеае». Ad Virg.: Aen. XII, 366. «unde flat Boreas, cum certum «sit, eum de Hyperboreis montibus Дате ». 4) Pseudo-Plut.: De fluv. 5, 3. 5) Ovid: Metam. VI, 703. 707. 708. 713. Trist. Ш, 10,45. Val. Flaccus: Argon. 1, 577. Sil. Italicus: Pun. I, 589. XIV, 124. Nonnos: Dion. 1,135. XXX VII,158. 642. Lac- tant.: Narr. fab. VI, 8. 6) Paus. I, 22, 7. &yo 6 Erm pèv педали Ev ос éort mereodar Movoatov Umo Bopéou Öupov, боже BE pot, пе- noinxev MUT Ovomaxperoc. 7) Metam. VI, 705. Pulvereamque trahens per summa cacumina pallam Verrit humum. 8) Philostr.: Vita Apoll. IV, 21, 3. unôë toy Ворёау хибестту Y бути хо пора паутас TOUS GUVÉMOUS GPOEVX по Зои Эту. Vergleiche auch Ovid: Metam. VI, 715. 9) Siehe oben p. 1. 10) Simonides bei Bergk: Poet. lyr. р. 866. No. 3: Herod. УП, 189. Phanodemos bei Müller: Fragm. hist. Graec. To. I. p. 366. No.3. Philochoros bei Mül- ler: Fragm. hist. Gr. To. I. р. 389. No. 30. Apollod. Ш, 15,1. Apoll. Rhod.: Argon. 1,212. Diod. IV, 43. Orpheus: Argon. 220. Nonnos: Dionys. XXXVII, 160. 640. XXXIX, 113. 174. Apostol.: Proverb. XIV, 7. Sui- das: youßpoc. Eustath. ad Dion. Perieg. 424. Ovid: Metam. VI, 677 — 721. УП, 695. Heroid. XVI, 343. Fast. V, 204. Hygin: Fab. 14. Philarg. ad Virg.: Georg. ТУ, 464. Interpr. ad Virg.: Georg. IV, 463. Lactant.: Narr. fab. VI, 8. Mythogr. Vat. I, 26. 204. II, 142. Nur Steph. Byzant.: Ethn. p.287,15. ed. Mein. und der Schol. zuApoll. Rhod.: Argon.1,212. nennen Kekrops als Vater der Oreithyia. Eine Umschreibung des Erechtheus aber liegt zu Grunde, wenn ihn Servius ad Virg.: Aen. XII, 83. Terrigena nennt. 11) Etym. М. р. 823,43. Орла пара Tv брег doreunv xoù то З0ш, TO OPUU, yiveraı wpeldure, жал’ ÉXTAOLY TO о EIS в. 12) Ob bei dieser Sagen-Bildung, wie Welcker:Denkm. Th. II. р. 156. und Preller: Griech. Myth. Th. II. p. 149. annehmen, eine Rücksicht gerade auf die von Hesiod: „ BOREAS UND DIE BOREADEN. 7 Gewöhnlich wird uns das Ufer des Ilissos als der Ort bezeichnet, an welchem Boreas seine Geliebte erfasste '), während sie dort spielte?) oder tanzte*). Andere verlegten den Raub auf den Areopag‘); Simonides’) auf den Brilessos. Nach Akusilaos®) näherte sich die Königstochter eben als xavnpopos dem Heiligthum der Athena auf der Akropolis, als sie von dem furchtbaren Windgott ergriffen wurde, und Choerilos’) dachte sie sich am Ufer des Kephissos Blumen einsammelnd °). Noch häufiger gedenken die alten Schriftsteller dieses Raubes in kürzeren oder aus- führlicheren Ausdrücken ohne nähere Bestimmungen der genannten Art hinzuzufügen °). Op. 547—553. geschilderte Natur-Erscheinung zu Grunde liege, will ich unentschieden lassen. 1) Dion. Perieg. 424. _ 100 dia Seoneoiou péperar 6605 "IAroooto, Evdev xot Bopéne пог avnprasev Орех. Orpheus: Argon. 219. Stooùv 8’ au Bopéou xaAov стадом Elsevonoe, ос тёх EpeyImoc xoupn xkuroc "Dpetdurn, 115605 napa yelpa SeoÙ pLAOTNTL щита. Nonnos: Dion. XXXIX, 190. "Iooov 0 Yépaupe yauostoAoy, ommos хору "Ат да, say TApAHOUTLY dynprasan Apmayes орал ÉCOMÉVNV ATIVUXTOY AXUVNTE бЕЗЕУ DUO. Statius: Theb. XII, 630. | et raptae qui conscius Orythiae Celavit Geticos ripis Ilissos amores. Descr. orb. 585. Ilissi Boreas stagno tulit Orithyam. Myth. Ум. II, 142. «filios Boreae et Orithyiae, Ercchthei «filiae, quam Boreas e flumine Ilisso тариф». 2) Platon: Phaedr. 229, В. ®. ЕЕ por, @ Zwxpares, oÙx EvIÉVIE mévrot roSëv ano roù IAocoù тети 6 Bopéac Ty Qpetsuta брт бои; D. Aéyerat yap. D. A6 оду ÉvIÉVOES Харта yoUv xai xaTapd ход, Stapavı To обама gaiveraı хай Erirndera xoputs tuile rap aut. à. Ох, Aa ха- тоЗе 000% OÙ 1 тои oradım, M проб то Trac Aypas диаВой- УОмЕУ* xal mov rue Lore Bwmos aurosı Bopéou. D. ОЗ mavu VEVO NX" a eine, mpoc Auoc, в Swxpatec, 60 тодто TO mu Sokoynua meider &AnSèc eivarz 2. AAN ei émiotoinv, Worep où copoi, oùx dv Kronog у" Ета copréomevos painy аду mveüma Bopéou xara Toy mAncioy rerpwv oùv Pappaxeiu nailououy woat, ui оотю On TeAevrmonsav ÀEXINVAL ums ToÙ Bopéou avapraotov yeyovävarı n ЕЁ Apelou mayou* ÀAéyetar уе ad хо) obros 6 Aoyoc, ws Éxeîdev, aA oùx ÉvIévOe, neraon. Vergleiche Theon: Progymn. 6. Apollod. Ш, 15,2. "Qpei$urav Е nepwoav (1. ent ’IAto60ù noranou apnaoas Bopéuc ouvniden. Paus. I, 19, 5. 6 88 Eikooce Eorıy oùroc Evda natlousav ’Dpeidvray uno avépou Bopéou фас арпасЗуо ход Guvot- хе "QperSuia Bopéay хай opLoL дих TO хидос AMUVAVTE ту Tpınpwv TOY Bapßapıxav amoAioaı Tas ToAAdg. Avienus: пооубоу) Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. 1, 212. 6 Е Bopéuc 00v 3 2 "в 3 сэ, a Si ИР. э- Dpetdurav matfovoav Ev ты Ikocw npaodn autne. 8) Apoll. Rhod.: Argon. I, 213. #97 бра Tnv Ye Opnixtos Bopéne dvepeibaro Kexporindev, "Dıssou пропароьЗе дорф Eve Stvebousav. Maximos: Тебе xarapy. 417. 055 Uroxuoaneun badıyn Texev Орель, GTTCTE puy yopov ayvov Em Гиббс Sonouv iotapévnv Bopéns буЕрЕ фото. Tanzend denkt sie auch Philostratos: Vita Apoll. IV, 21, 3. oùde yap тис "Dperdvtas Epaoıns av ro 6 Bopéac oe el xdxeivnv Spxoumévny Eide. 4) Platon: Phaedr. 229, D. 5) Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. I, 212. rny 0 Qpei- Sutay EtuwviOns бло Botknoooù pnoiv aprayeiouv rt Tnv Zapıındoviav merpav Tic Opaxns évexInvar. Siehe Bergk: Poet. lyr. p. 866. No. 3. 6) Schol. ad Hom.: Od. XIV, 533. "EpeySedc о toy ASn- ушу Baorkedc loyer Suyatépa тобуома "Opetdurav xuAdeı DLATPETEGTATNV. XOOHMNOUS TAUTNY TOTE TÉMTEL XAVNPOPOV Svoovouv eis сту AxpomoAıy th Iloradı ASnva. tauıng dE 0 Bopéac Хуерос Epuoserc, даЗфу тодс BAenovrac xat Puiascov- тас TNY XOPNY npraoev Hal dtaxomious els Opaxny поно yuvaixa. Siehe Müller: Fragm. hist. gr. To: Г. р. 102. No. 23. 7) Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. I, 212. Xotptäos de Apraodnvar pot адтту avIn auékyouonv (1. Zuepyoucav) Uno Tas too Knptoooù rnyac. 8) Durch Cicero: De leg. Г, 1,5. erfahren wir, dass sich das Haus des Atticus in der Nähe eines dieser Orte befand. 9) Pherekydes bei Müller: Fragm. hist. gr. To. I. p. 97. No. 104. Philochoros bei Müller: Fragm. hist. gr. То. Г. р. 389. №. 30. Lukian: Philops. 3. Porphyr.: De antro Nymph. 26. Iamblichos: De Pythag. vita 34. Himer.: Orat. 1,18. Heraclit.: De incred. 28. Non- nos: Dionys. I, 134. XI, 454. XXX VII, 160. XXXIX, 113. Hesagoras oder Hereas bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. IV. p. 427. No.4. Ioannes bei Müller: Fragm. hist. Gr. То. ТУ. р. 539. Tzetzes: Chil. I, 209. Eustath. 8 LupDoLr STEPHANT, Die Athener aber pflegten sich in Folge dieser Sage ihrer Verwandtschaft mit Boreas besonders zu rühmen') und namentlich behaupteten sie, dass sich ein Spruch des Delphi- schen Orakels, welcher ihnen vorschrieb, zur Abwehr der Persischen Flotte «den Schwie- «gersohn» herbei zu rufen ?), bewährt habe, indem der furchtbare Windgott diese gewaltige Flotte in der That vernichtete?). ? Ihre beiden grössten Tragiker, Aeschylos‘) und Sophokles°), behandelten die Sage von Boreas und Oreithyia in eigenen Dramen und noch in später Zeit scheint der Liebes- kampf des Windgottes mit seiner Geliebten zu den von der Orchestik besonders gern ge- wählten Vorwürfen gehört zu haben‘). Auch die bildende und zeichnende Kunst liess sich einen so dankbaren Vorwurf schon seit alter Zeit nicht entgehen. An der Lade des Kypselos sah man eine Darstellung jenes Raubes’) und Nonnos?) deutet darauf hin, dass die attischen Frauen Bilder derselben Art ihren Gewändern einzuweben pflegten Bis auf unsere Zeit aber hat sich eine namhafte Zahl von Vasengemälden mit rothen Figuren und ein Bronze-Relief erhalten, welche die- selbe Scene vorführen. Ich gebe hier ein möglichst vollständiges Verzeichniss: I. Vasengemälde. 1. Kön. Museum in München. Rev. étr. p. 10,33. De Witte: Catal. étr. No. 105. Nouv. Ann. de l’Inst. arch. Atl. Pl. 22. 23. Jahn: Vasens. König Ludwigs No. 376. 2. Kön. Museum in München. Jahn: Vasens. König Ludwigs No. 748. 3. Kön. Museum in Berlin. Nouv. Ann. de l’Inst. arch. To. II. Pl.H. Gerhard: Neuerworb. Denkm. No. 1602. Etr. und Kamp. Vasenb. Taf. 26—29. 4. Britisches Museum. De Witte: Catal. Durand No. 213. Hawkins: Vas. gr. of the brit. Mus. No. 870. ad Hom. p. 1131,9. ad Dion. Perieg. 424. Propert.: Eleg. Ш, 26, 51. IV, 7,13. Ovid: Metam. VI. 677 — 721. VII, 695. Amor. I, 6, 53. Fast. V, 203. Sil. Ital.: Pun. VIII, 513. Serv. ad Virg.: Aen. XII, 83. Georg. IV, 463. Philarg. ad Virg.: Georg. IV, 464. Interpr. ad Virg.: Georg. IV,463. Lactant.: Narr. fab. VI,8 Myth. Vat. I, 204. 1) Philostr.: Vita Apoll. IV, 21,8. Aelian: Var. hist. XII, 61. Himer.: Orat. 1,18. Nonn.: Dion. XXX VII, 161. 640. XXXIX, 113. 174. Suidas: Ефётаь. L'apfpoc. 2) Herod. УП, 189. Xéyetur 62 Aoyoc, we Almvolor Toy Ворту &x Seorponiou Erexarkouvro, &\З0утос офе AXXOU уот- crnpiou тбу yanßpov Eixoupov халёсибЗ а. Bopñe ÖE хата т6у "ErAnvwv Aoyov уе yuvaixa Atrixnv, "Qperduiny mV ’EpexSñoc. хата In To xndos тобто oi Adnvalor, We parte рыла, oumßarkeomevot opı tov Bopñv yauBoov eivor хо vavloyéovtes ng Eüßolng & Karxidı, Ws Euatov alEonevov TEy децифуа, 7) ход Too ToUrou, ÉSUOVTO Te xat ёпехооуто rev te Ворту ход mv "Dperduinv, ruuwpnout opt xai бое pSeipur тфу Bupßapwv tus vEac, вс хай протероу пер ASwv. ei pév vuy бий Tadra то ВарВарокое Gpméouor © Bopns inineoe, o0x бы Еее où 6’ у ASnvatoi офи Aéyouor Bon- Inoayra Tov Bopny постероу хо Tore ÉxEÎVX xotepyaoaosar. 3) Paus. I, 19,5. VIII, 27,14. Philostr.: Vita Apoll. IV, 21,3. Suidas: ’Eg£rar. Bopäc. Schol. ad Arist.: Vesp. 1122. Wahrscheinlich hatte auch Simonides (Bergk: Poet. lyr. р. 866. No. 3.) hiervon gesprochen. 4) Fragm. No. 275. ed. Nauck. 5) Fragm. No. 658. ed. Nauck. 6) Lukian: De salt. 40. é£mpétwc Dè — хо оба пер Bopéou ход 000 пер QpetJuiac. 7) Paus. У, 19,1. tétapra Où Ent тй Aapvanı EE dptote- oc mepuovrr Bopéas éotiv пропаже "Qpelduuav oùûpai 6 Gpewv dvri побыу elolv ато. 8) Dionys. XXXIX, 188. mvweo Kexporing sumapdEvou, DT ybvolxes хехе пох ооо тЕФУ Ощёуоиоу EpwrWv. BOREAS UND DIE BOREADEN. 9 5. Im Besitz der Miss Gordon in London. Gerhard: Auserl. Vasenb. Th. III. p. 13. №. К. Wahrscheinlich identisch mit den in den Ann. dell’ Inst. arch. To. Ш. р. 152. Note 388. und im Bull. dell’ Inst. arch. 1839. p. 71. erwähnten Vasen. 6. National-Museum in Paris. Catal. del Mus. Campana IV, 78. 7. Ehemals im Besitz des Marschals Soult. Millin: Peint. de vas. To. II. Pl. 5. Inghirami: Vasi fitt.. Tav. 121. 8. Ehemals in der Sammlung Durand, De Witte: Catal. Durand No. 211. Raoul- Rochette: Mon. Inéd. Pl. 44 B. 9. Ehemals in der Sammlung Durand. De Witte: Catal. Durand No. 212. Catal. Beugnot No. 40. Raoul-Rochette: Mon. Inéd. PI. 44 A. 10. Ehemals in der zweiten Hamilton’schen Sammlung. Tischbein: Engrav. To. Ш. Pl. 31. Hirt: Bilderb. Taf. 18,2. Millin: Gal. myth. Pl. 80. No. 314. Guigniaut: Ве. de l’ant. Pl. 138. No. 529. | 11. Ehemals in der Sammlung Pizatti. Roulez: Mel. d’arch. Cah. ПТ. №. 11. Ger- hard: Auserl. Vasenb. Taf. 152, 3.4. 12. Ann. dell’ Inst. arch. То. XV. Tav. d’agg. О. Wieseler: Denkm. Th. II. №. 878. 13. Sammlung Ciai in Chiusi. Bull. dell’ Inst. arch. 1859. р. 104. Ann. dell’ Inst. arch. To. XXXII. Tav. d’agg. L. 14. Vatican. Arch. Intelligenzbl. 1837. p. 71. Gerhard: Auserl. Vasenb. lat 192, 1.2. 15. Ehemals im Besitz des Kunsthändlers Basseggio zu Rom. Welcker: Denkm. Th. Ш. р. 185. No. 7. Vielleicht identisch mit einer Vase, welche sich früher in der Sammlung Canino befand, Bull. dell’ Inst. arch. 1840. p. 54. 16. Im Besitz des Kunsthändlers Castellani. Bull. dell’ Inst. arch. 1865. p. 216. 17. In Capua. Arch. Zeit. 1848. p. 205. 18. Sammlung Simmaco in Capua. Bull. dell’ Inst. arch. 1868. p. 137. 19. Kön. Museum in Neapel. Gerhard: Neapels ant. Bildw. p. 252. No. 1684. Mus. Borbon. To. V. Tav. 35. 20. Kön. Museum in Neapel. Gerhard: Neap. ant. Bildw. p. 377. No. 2008. 21. Im Besitz des Kunsthändlers Barone in Neapel. Bull. dell’ Inst. arch. 1862.p. 129. 2. Sammlung Primicerio in Nocera. Bull. Napol. Nuova Ser. То. V.-Tav. 2. 23. Sammlung Calefatti in Nola. Archaeol. Zeit. 1845. Taf 31,1. 24. Sammlung Amati in Potenza. Bull. dell’ Inst. arch. 1853. p. 162. 25. Im Besitz der archaeol. Gesellschaft in Athen. Heydemann: Vasenbilder Taf. IL. I, Relief. 26. Henkel eines Bronze-Gefässes. Newton: Travels in the Levant To. I. Pl. 15. Von diesen Kunstwerken geben uns die beiden mit No. 1 und 3 bezeichneten Vasen- gemälde über ihre Beziehung auf Boreas und Oreithyia durch die beigefügten Inschriften Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, УПше Serie. 2 10 LUDOLF STEPHANI, : vollkommene Gewissheit und auch in Betreff der meisten übrigen wird diese Bedeutung nicht leicht von Jemandem in Zweifel gezogen werden. Doch glaubten Raoul-Rochette und Welcker!) in den Vasengemälden No. 9 und 12 nicht Boreas und Oreithyia, sondern Thanatos dargestellt zu sehen, welcher ein Mädchen gewaltsam der Unterwelt zuführt, und folgerichtig müsste auch das Vasengemälde No. 24, welches dem mit No. 12 bezeichneten vollständig entspricht, in derselben Weise aufgefasst werden. Allein eben diese beiden Gemälde (No. 12 und 24) machen eine solche Auffassung schon dadurch ganz unwahr- scheinlich, dass das geraubte Mädchen augenscheinlich gar nicht als eine Todte, sondern als eine Lebendige gedacht ist, welche sich in der heftigsten Weise gegen die ihr angethane Gewalt sträubt. Denn dies ist wohl in den Darstellungen des Raubes der Kore zulässig, da diese nicht wirklich stirbt, nicht aber bei einer andern Frau, welche in der That als eine Sterbende dargestellt werden soll. Nicht so deutlich mag dieselbe Absicht beim ersten Anblick in dem Gemälde No. 9 ausgesprochen zu sein scheinen, da hier das gewaltsam fortgetragene Mädchen den Ober- körper nach vorn niederbeugt, so dass man, wenn man nur dies in das Auge fasst, wohl auch an ein Zusammenbrechen im Tode denken könnte. Beachtet man jedoch, dass das Mädchen zugleich mit den Beinen kräftig auszuschreiten und mit den vorgehaltenen Armen und Händen sich zu vertheidigen sucht, so erkennt man leicht, dass auch der Verfertiger dieses Gemäldes keineswegs eine dem Tode Verfallene darstellen wollte. Anders verhält es sich mit der Darstellung auf einem Carneol der kön. Sammlung in Berlin, welche Tölken ebenfalls auf Boreas und Oreithyia bezogen hat”). Vor einem bär- tigen, in steifer Haltung ruhig stehenden Flügelmann sieht man eine mit einem Chiton be- kleidete Frau in einer Stellung niedergesunken, welche sie unzweideutig als eine Schlafende oder Todte bezeichnet. Schon dadurch also wird die Voraussetzung, dass der Künstler Boreas und Oreithyia im Sinne gehabt habe, völlig unmöglich gemacht. Dazu kommt aber noch, dass dem in gemässigt alterthümlichem Stil, wahrscheinlich von einem etruskischen Künstler ausgeführten Bilde augenscheinlich dasselbe Original zu.Grunde liegt, auf welches auch ein anderes, nur durch eine wohl moderne Glaspaste 3) bekanntes Gemmen-Bild zurück- zuführen ist. Auch da sieht man, in sehr ähnlichem Stil ausgeführt, einen bärtigen, mit einem langen Untergewand bekleideten Flügel-Mann in ganz gleicher, steifer Haltung vor einer schlafend oder todt auf den Erdboden hingestreckten Frauengestalt stehen. Doch ist er hier von vier auf die Todte niederfallenden Blitzen umgeben und schon Winckelmann hat daher offenbar mit Recht die Meinung ausgesprochen, dass Semele und Zeus gemeint seien, den der etruskische Verfertiger nach der bekannten Vorliebe der Etrusker mit Flügeln ausgestattet habe. Dass aber hiernach natürlich auch das Bild des Carneols. in 1) Alte Denkm. Th. III. p. 165. 3) Winckelmann: Pierr. gr. du feu Stosch ‘р. 53. 2) Ficoroni: Gemm. litt. To. II. Tab. 8. Winckel- | No. 135. Raspe: Catal. No. 1147. Pl. 22. Tölken: Ver- mann: Pierr. gr. du feu Stosch p. 55. No. 136. Raspe: | zeichn. p. 64. No. 90. Catal. No.,1148. Pl.22. Tölken: Verzeichn. р. 69. No, 125. hen waren, BOREAS UND DIE BOREADEN. 11 gleicher Weise aufzufassen ist, hat Winckelmann ebenfalls schon ganz richtig be- merkt!). | Nicht weniger würde es sich von selbst verstehen, ne ein von Welcker auf Boreas und Oreithyia bezogenes Vasengemälde, welches einen Jüngling in phrygischer Kleidung darstellt, der auf einem Zweigespann ein Mädchen entführt?), eine andere Bedeutung haben müsse, selbst wenn wir gegenwärtig nicht noch überdies wüssten, dass das ganze Gemälde bis auf die Pferde auf moderner Restauration beruht’). Sehr beachtenswerth ist es, dass dem Boreas an der schon erwähnten Kypseliden- Lade *) nicht, wie in späteren Zeiten ohne Ausnahme, menschliche Beine und Füsse verlie- sondern statt derselben Schlangen-Schwänze. Ohne Zweifel war diese Vor- stellung von dem ihm so nahe verwandten Typhon entlehnt, den man in derselben Weise zu denken pflegte’). Während sie jedoch bei diesem auch später festgehalten wurde, gab man sie, wie alle übrigen uns bekannten Kunstwerke beweisen, in Bezug auf Boreas später gänzlich auf und begnügte sich, sein wildes, gewaltthätiges Wesen in anderer, gemässigte- rer Weise zur Anschauung zu bringen. Ausdrücklich wird uns dies von Zeuxis berichtet‘) und damit stimmen auch alle uns erhaltenen Kunstwerke, sowohl die in das obige Verzeichniss aufgenommenen, als auch die an dem Thurm des Kyrrhestes in Athen angebrachte und durch die beigefügte Inschrift vollkommen gesicherte Darstellung des Boreas, überein’). Stets finden wir ihn nicht nur bärtig gebildet, sondern auch mit reichem Haupthaar ausgestattet, dem meistens, ganz besonders in den Vasengemälden No. 1 und 3, eine mehr oder weniger wilde, struppige Form gegeben ist. Nur ein Künstler, von welchem das Vasengemälde No. 13 herrührt, hat ihm sogar einen Kopf mit zwei Gesichtern verliehen, von denen das eine vor-, das andere rückwärts gewendet ist, offenbar mit Rücksicht auf - die Behauptung der Alten, dass der von Norden wehende Wind sich unter gewissen Um- = s А 3 27 € x и % LE 2 ` < 1) Vergleichen kann man auch einen durch Вазре: | 5& éfeïyov Ехатоу xepalai брахбутьу. та ÖL ато имрыу, Catal. No. 759. Pl. 14. bekannten etruskischen Sard, der sich früher in Towniey’s Besitz befand und einen bärti- gen Flügel-Mann, wohl Hypnos, mit Herakles oder The- seus in sehr ähnlicher Weise gruppirt zeigt. - 2) Mon. pubbl. dall’ Inst. arch. То. УТ. Tav. 10. Ann. dell’ Inst. arch. To. XXIX. p. 206. 358. Noel de Ver- gers: Étrurie Pl. 5. Welcker: Alte Denkm. Th. У. _ р. 818. Taf. 21. 3) Archaeol. Zeit. 1867. p. 104. 4) Siehe oben p. 8. 5) Apollod. I, 6, 3. oùtos pe (Tupov) xat peyéde хи дуба паутьу dunveynev, Soous £yevınoe IT. DE абто TA pEv GPL вов аплетоу meyedos avdpsnop- фоу, WOTE Опера MEV паутюу Toy боб. 1 BE xepan moAAaxıs Toy Korpwv Eibaus. yelpas DE ele, TOY HV Ent mV Eorepuv ÉxTetvomévny, Tnv GE El тас Avaroidg‘ AY 1 Ex TOUTWY сперме elyev brepmeyäders ÉyLÔvOv, у GAxoù прое aurmv ÉXTELVOpLEVOL хоруфту GUpLYHLÔY moy ебу. пау DE aÜToÙ TO GA XATETTÉQUTO" aÜyMnput 6 Ex LEaXTe Хой, yEvetov roiyes Envemodvro" Up dt Édépxero roïc oupaoı. Gerhard: Auserl. Vasenb. Taf. 237. 6) Lukian: Tim. 54. Eotıv; oÙpevouv ŒAdoc* où Opasuxkne 6 91060606 obrös EHTTETRONG уу Toy TOyo@va zul Tas pod Avareivas хай. BpevSuouevos TL пробе AUTOV Epyeran, TL- Taywdss PAerov, dvasecofinuévos mv int то LETOT быту, Adroßopeas tie n Tpitwv, oloug 6 ZedËte Eypaıev. 7) Stuart: Ant. of Athens To. 1,3: Pl. 12. Hirt: Bilderbuch Taf. 17. Millin: Gal. myth. Pl. 76. No. 816. Dalton: Ant. of Grece Pl. 54—57. Horner: Bilder des Alterth. Taf. 72. Guigniaut: Ве]. de Pant. Pl. 136. No. 531. 12 LUDOLF STEPHANI, ständen auch umwende und in der gerade entgegengesetzten Richtung nach Norden zurück wehe, was sie IlækyBogéas nannten '). Auch finden wir Boreas, wie die übrigen Winde, ohne Ausnahme mit grossen Schulter- flügeln ausgestattet. Der Künstler, von welchem das Vasengemälde No. 3 herrührt, hat noch überdies kleinere Flügel an den Knöcheln angebracht und andere Vasengemälde?) zeigen dieselben an den hohen Stiefeln befestigt, welche dem Boreas eigenthümlich sind. Doch trägt er als barbarischer Thraker diese Stiefeln, auch ohne dass sie mit Flügeln ver- sehen sind ?). In derselben Eigenschaft trägt er auch fast stets einen kurzen, zuweilen mit langen Aermeln versehenen Chiton°). Nur in dem Vasengemälde No. 9 hat er statt desselben ein Fell um den Hals geknüpft und der Verfertiger des Vasengemäldes No. 11 hat ihm nicht nur in der auch von Ovid angedeuteten Weise’) einen langen, auf dem Erdboden schlep- penden Mantel, sondern auch eine eigenthümliche, sich der Form einer phrygischen Mütze nähernde Kopfbedeckung verliehen. Ganz nackt hat ihn, so viel wir schen können, nur ein Vasenmaler (No. 12) gebildet. - Ebenfalls nur ein Mal, in dem Vasengemälde No. 3, finden wir ihn mit einem Schwert ausgerüstet. Auch verdient die gewundene Muschel besondere Beachtung, mit deren Hülfe der Gott am Thurm des Kyrrhestes den gewaltigen Nordwind hervorbringt. Denn während die spätere Kunst dieses Attribut jedem beliebigen Windgott verlieh, scheint man es frü- her als eine Eigenthümlichkeit des Boreas betrachtet zu haben, da es in den Reliefs jenes Thurms keinem der übrigen Windgötter in die Hand gegeben ist und auch Aeusserungen ^ der Schriftsteller wenigstens auf eine sehr ähnliche Darstellungsweise des Boreas hin- weisen‘). Endlich kommt hier auch die Hydria in Betracht, welche in dem Vasengemälde No. 10 zwischen den Beinen des die Oreithyia verfolgenden Boreas zu sehen ist. Man hat sie bis- her mit der Jungfrau in Verbindung gebracht und angenommen, der Künstler habe andeu- # 1) Theophr.: De vent. 27. yiveruı 68 хо dvaxhaoie tie TOV буду WOT AYrınveiv ото, oTuv Dbnhotépors топи mpoonveusaytes Unepdpat un Juvwvrar. бо ау ra фи role RvEUUUOLY Drevayria Peperur xaSarep пе. Alyeıda Te Maxedovias Bopéou пуЕоутос прое Toy Ворёау. обо Ö’ сте Toy брёу oyrwy pra roy те ep! тбу OAuuroy ход. ту "Оббау TA пугоцато, TPOOTITTOVTA хо. 00). UMEPALHOYTA TOUTWY бу xAGTAL побс TOUVEVTIOV, WOTE ход. TA VÉPN халтера, бути PÉ— pouoy ёуаутиюс. сомВайуее dE ха. оп’ aütode тоде тосе бутон VÉvoyTat To Bopea OLA TNY TEOUXAUOLY DOTE хо. Eyavrıodponeiv Ta пло№, хаЗалео хо Rep TOY Topoy Toy &x Xaïxidoc els Opwröv, oùe In хабе rukuBopéue. Wenn Stark: Ann. dell’ Inst. arch. To. ХХХИ. р. 332. glaubte, der Maler habe vielmehr andeuten wollen, dass Boreas die Wolken bald vertreibe, bald herbeibringe, so ist einzu- wenden, dass gar nicht abzusehen ist, wie eine solche doppelie Wirkung des Nordwindes durch zwei nach ent- gegengesetzten Seiten gewendete Gesichter angedeutet werden könnte. 2) No. 4. 10. 14. 16. 18. und wohl auch No. 8. 3) In den Vasengemälden No. 9. 19. 25., in dem Bronze- Relief No. 26. und am Thurm des Kyrrhestes. р 4) In den Kunstwerken No. 1—4.8. 10.18.14.16.18—98. 25. 26. und am Thurm des Kyrrhestes. 5) Siehe oben p. 6. 6) Aristot.: De anim. motione 2. & rûyor nvéwvy Toy тропоу тобтоу Oymep ol ypupels rorougıy» ЕЁ adTo yap TVEUU афиёута ypapovaıy. Toannes Sicel.bei Walz: Rhet. Gr. То. УТ. р. 225. galverar Où n Aronta Too mœountoù MaAOV Es Rn а р 7 я N , Ey To тс Qouuiac Jpauatt, omou tuic duo бииуобь фу- nd € ‚ mn \ ог б®у 6 Bopéuc хоха пу Залаббам. - TER BOREAS UND DIE BOREADEN. 13 ten wollen, dass diese von dem Wind со überrascht worden sei, während sie eben aus dem Tlissos oder Kephissos Wasser schöpfen wollte. Allein der Maler kann die Hydria wenig- stens eben so gut auch als Attribut des Boreas gedacht haben, das dieser aus der Hand hat fallen lassen, um die Jungfrau zu ergreifen. Denn am Thurm des Kyrrhestes sind auch Notos und Skiron mit Gefässen in den Händen dargestellt, um auf den Regen und Schnee hinzuweisen, den sie mit sich bringen. In der Regel sehen wir in den Darstellungen des Raubes der Oreithyia einen Moment gewählt, in welchem der furchtbare Windgott die Jungfrau noch nicht überwältigt hat, sondern noch in gewaltiger Hast auf sie zueilt, um sie zu erfassen'). Zuweilen jedoch hat er sie bereits ergriffen und sucht sie gewaltsam fortzutragen ?). In zwei Vasengemälden (No. 7 und 14) hält Oreithyia Blumenranken in den’ Händen, offenbar, weil die Verfertiger eben so, wie Choerilos®) von der Voraussetzung ausgingen, dass die Jungfrau in dem Moment, in welchem sie von Boreas ergriffen wurde, eben mit Einsammeln von Blumen beschäftigt gewesen sei. Zugleich flieht sie in einem dieser Ge- mälde (No. 14) nach einem Altar hin, der doch wohl für eben jenen zu halten ist, welchen die Athener dem Boreas am Ilissos errichtet hatten‘). Denn an einen Altar der Athena, dem sich Oreithyia nach der Erzählung des Akusilaos eben näherte, als sie geraubt wurde”), werden wir nicht denken dürfen, da sie dann als xavnocoos, nicht Blumen sam- melnd, dargestellt sein müsste. Ein anderer Vasenmaler (No. 23) ist von der von den Schriftstellern wiederholt aus- gesprochenen Vorstellung, dass Oreithyia in dem verhängnissvollen Augenblick eben am Ufer des Ilissos mit einem der gewöhnlichen Mädchen-Spiele beschäftigt war °), ausgegan- gen, indem er sie sich am Ballspiel ergötzend dargestellt hat, und ein zweiter Vasenmaler (No. 22) weicht hiervon nur in so weit ab, als er die Bälle zwei oder drei ihrer Gefährtin- nen in die Hände gegeben hat. Natürlich mussten die Schriftsteller, welche davon sprechen, dass die Jungfrau beim Spiel oder Tanz von Boreas ergriffen worden sei’), sie in Gesellschaft von Gespielinnen denken und Platon nennt sogar ausdrücklich die Pharmakeia, wobei er vielleicht, wie Welcker°) vermuthet, an die Gewalt gedacht haben mag, welche man den ooppaxa auch in Bezug auf die Winde zuschrieb’). Akusilaos jedoch scheint sie nach seinen oben") angeführten Worten von Beschützern und Aufsehern anderer Art umgeben gedacht zu haben. 1) No. 2. 4. 6—8. 10. 11. 18—16. 18—23. 25. 7) Siehe oben p. 7. 2) №. 1. 3. 9. 12. 24. 26. Nonnos: Dionys. XXXIX, 8) Alte Denkm. Th. III. p. 153. | 190. denkt sich die Oreithyia auf den Schultern des Bo- 9) Empedokles bei Diog. Laert. VIII, 2, 59. reas sitzend. фаоцахо À 000 yeyaoı HAXOY хо ynpaoc KAxap 3) Siehe oben p. 4) Siehe oben p. 5) Siehe oben p. 6) Siehe oben p. mevon, Emel Mouvw 00 66 xpavew TAdE паута. подобен À GAUMATUY д иоу mMévoc, ol T Ent yatav SpvUMEVOL styoruicı хотифЗиуо Зои Kpoupav. 10) Siehe oben p. 7. I I -1 14 LUDOLF STEPHANI, Von den Künstlern hat sich ein namhafter Theil auf die Darstellung der beiden un- umgänglich nothwendigen Personen, Boreas und Oreithyia, beschränkt'). Andere haben. nur eine einzelne?) oder zwei entsetzt davon eilende Gefährtinnen hinzugefügt ?). Ganz besonders zeichnet sich das Prachtgefäss No. 1 auch in dieser Beziehung vor allen übrigen aus, da wir da nicht nur zwei bärtige Männer und vier bei diesen Hülfe suchende Frauen in die Composition aufgenommen, sondern auch deren Namen beige- schrieben finden. Wir ersehen daraus, dass wir den Vater der Oreithyia, Erechtheus, und mehrere nahe Verwandte: Kekrops, Pandrosos, Herse und Aglauros vor uns haben. Der Name der vierten Frauengestalt ist leider nicht mehr zu lesen; doch wird man dem Wah- ren wohl am Nächsten kommen, wenn man in ihr die Gemahlin des Erechtheus oder des Kekrops vermuthet. Der Verfertiger der Vase No. 3 hat nur den beiden Hauptpersonen, Boreas und Oreithyia, ihre Namen beigeschrieben. Da jedoch sein ganzes Gemälde eine fast genaue Wiederholung des eben besprochenen ist, so hat man gewiss vollkommenes Recht, auch hier dieselben Personen vorauszusetzen, wie dort. Unsicherer bleibt das Urtheil in Betreff der Vase No. 2, da dessen Gemälde selbst- ständig componirt sind. Auch da sind vier fliehende Frauen gegenwärtig, jedoch nicht zwei, sondern drei bärtige Männer. In dem Vasengemälde No. 22 ist Oreithyia sogar von neun Gefährtinnen umgeben, denen natürlich gar keine individuellen Namen gegeben wer- den können. Doch kann man wohl den dabei gegenwärtigen bärtigen Mann für Erechtheus halten und dasselbe gilt von dem Vasengemälde No. 4, wo nur eine Gefährtin der Oreithyia zu sehen ist. In den Gemälden No. 13 und 25 jedoch ist der bärtige Mann durch einen Jüngling ersetzt, der sich eben so jeder bestimmten Benennung entzieht, wie die fünf Ge- fährtinnen des ersteren und die zwei des letzteren Gemäldes. Der Verfertiger des Vasengemäldes No. 5 hat statt sterblicher Menschen den Götter- boten Hermes hinzugefügt, der nach antiker Anschauung bei jedem Ereigniss der Götter- “und Heroen-Welt mehr oder weniger betheiligt ist, und in dem Gemälde No. 18 endlich wohnt Athena der Handlung bei, wohl überhaupt als oberste -Schutzgöttin des Orts, wo dieselbe vor sich geht, und nicht in Bezug auf die besondere, durch Akusilaos bekannte Sagenform ?). Die Heimath einer anderen sich an Boreas anknüpfenden Sagen-Reihe war die Insel Tenos°). Dort befanden sich zwei zusammengehörende Grabdenkmäler, von denen sich das 1) №. 8:9. 12216. 20521..28. 24126. 5) Antipater in der Anth. Ра. IX, 550. 2) No. 6. 7. 10. 14. 15. 19. Ob die auf der Rückseite Kieivnv 00x anopmm Ge yap mponaporsev Эха der Vase No. 15 angebrachten Personen im Zusammen- »Ankeodar rrnvoi, Tave, Bopniadar. hang mit dem Haupt-Gemälde gedacht sind, bleibt un- ara zur Opruyimv eiye xhéoc, oùvoua д’ udTne gewiss. Hoyero "Pıratwv aypıs Yreepßopewv: 8) No. 11. vov dE où pv Éwetc, NÖ oUxerı tic eV ÉWATEL 4) Siehe oben p. 7. офебЗои Trvou Anıov éonmotéonv; er а re ei EEE - BOREAS UND DIE BOREADEN. 15 eine beim Wehen des Nordwindes zu bewegen schien, und dies veranlasste den Glauben, dass zwei Söhne des Boreas, Kalais und Zetes, in jenen Gräbern bestattet seien'). Diese beiden Brüder werden von den Alten einstimmig als Kinder des Boreas und der Oreithyia bezeichnet?) und zuweilen scheint man sie selbst als Zwillinge gedacht zu haben °). À В Da Boreas nach der gewöhnlichen Annahme Oreithyia nach Thrakien entführt haben sollte, so galt dieses Land in der Regel auch als die Heimath von Zetes und Kalais“) und ihre Namen erklärte man so, dass der eine die heftigeren, der andere die ruhigeren Strô- mungen des Nordwinds repraesentire”). Wie ihrem Vater, so schrieb man auch ihnen eine ausserordentliche Schnelligkeit zu°) und dachte sie eben so, wie jenen, mit Flügeln versehen’). Einige Schriftsteller spre- chen sich noch genauer hierüber aus, indem sie ausdrücklich angeben, dass die beiden 1) Apoll. Rhod.: Argon. I, 1300. 3) Orpheus: Argon. 219. et un Opmisitoro bw vise Bopéuo Drago ©” 3 Bopéou xuAov orayuv elcevonoe. Alaxtönv yaksmoloıy Epnrlcoxov ÉTecov, Ovid: Metam. VI, 712. Ото" À TÉ opıy oruyeon ое Irier Orioow Et genitrix facta est, partus enixa gemellos. xEpsiv dp Hpaxinog, о puy Slleodar Epuxov. Lactant.: Narr. fab. VI, 8. «ex qua geminos Zeten et aShwv yap [lekimo Sedounoros ab Avıovrus | « Calain procreavit ». То & брют пёфуеу, хо дилбало {ода 4) Simonides bei Bergk: Poet. lyr. р. 866. No. 8, du aÿroie, ornius те до nudumepdev ÉteuÉev, Akusilaos bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. I. p. 102. Фу Étépn, Saufos nepımorov aydpuoı ÀEUGGELv, No. 25. Apoll. Rhod.: Argon. 1,212. Maximos: [eot xiyurar ynevros Und vor Bopfao. xatapy. 421. Ovid: Metam. VI, 711. Hygin: Fab. 14. Silius Ftal.: Рип. VIII, 514. Philarg. ad Virg.: Georg. ТУ, 464. Interpr. ad Virg.: Georg. ТУ, 463. Lactant.: Narr. fab. VI,8. Das Land der Hyperboreer wird von Duris bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. П. р. 476. No. 28. Hygin: Fab. 14. «Hi autem Zetes et Calais ab Hercule und Phanodikos bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. IV. «telis occisi sunt, quorum in tumulis superpositi lapides p. 473. No. 1., Daulis von Herodoros bei Müller: «flatibus paternis moventur ». Fragm. hist. Gr. To. II. p. 38. №. 42. als Heimath der 2) Simonides bei Bergk: Poet. lyr. р. 866. No. 8. | Boreaden bezeichnet. Akusilaos bei Müller: Fragm. hist. gr. To. I. р. 102. | 5) Schol. ad Pind.: Ру. IV, 324! {ос Où ra dvonaru No. 23. Pind.: Pyth. IV, 182. Apoll. Rhod.: Argon. I, | rerornuiva amd too narpos, olov Zamtnv тбу Ayay @оута 211 (Etym. М. р. 410, 4.). IT, 234. 241. 273. 288. 308. IV, | xot пуёоута, zur Kahaïv olov xawc бота. 1464. Apollod. I,9, 16. 21. ПТ 15,2. Palaephat.: De 6) Theognis 715. Dazu bemerkt der Scholiast: roy 600 ragaı eloiv & Tnvo m ` m % \ ‚ | у с Th NOW xat OTÉAUL ву ту Erepav тети бора ло dvépou xuyeioJar то Bopéou ToÙ marpos nurwv. incred. 23. Asklepiades bei Müller: Fragm. hist. gr. wxvtTepos «103, побас Tayewv AprruLov To. III. p. 302. No. 3. Orpheus: Argon. 219. Oppian: хо natdıwy Bopew, Toy upap &10% побес. De venat. II, 623. Maximos: Пер xatuoy. 416. Por- | Straton in der Аш. Pal. XII, 202, 3. phyrios: De antro nymph. 26. Stephani: Der ausruh. ёбришеу av pou Herakles р. 281, 89. Suidas: yanßpoc. Tzetzes: Chil. Обтероу ei Zurng Erpexev n Калос. I, 210. XII, 445. Eustath. ad Hom. р. 934, 18. 1712,23. | Alexis bei Athen. VI, 244. Е. Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. II, 238. ad Pind.: mot napaaıreiv apeittov dv to Imyaow Olymp. IV,26. 29. 32. Propert.: Eleg. J,20,25. 31. Ovid: n то Bopeadaus n ЕЁ ть Заттоу Erı Tpéyer. Metam. VI, 716. УП, 3. Val. Flaccus: Argon. I, 468. 7) Apollod. I, 9, 21. III, 15,2. Apoll. Rhod.: Argon. Silius Ital.: Pun. УШ, 518. Hygin: Fab. 14. 273. Ser- | IV,1465. Antipater in der Anth. Pal. IX, 550, 2. Dio vius ad Virg.: Aen. III, 209. X,350. Fulgentius: Myth. | Chrys.: Or. IV,78. Eustath. ad Hom. р. 934, 17. Бегу. ТП, 11. Lactantius: Narr. fab. VI,7. Philargyr. ad | ad Virg.: Aen. III, 209. Fulgent.: Myth. Ш, 11. Myth. Virg.: Georg. IV, 464. Interpr. ad Virg.: Georg. IV, 463. | Vat. I, 26. 27. П, 142. Vergleiche auch Propert.: Eleg. Myth. Vat. I, 26. 27. 204. II, 142. Т, 20, 30. 16 LUDOLF STEPHANI, Brüder grosse purpurne Flügel an den Schulterblättern '), oder dass sie kleinere Flügel an .den Köpfen und Füssen), nur an den Füssen?) oder nur an den Köpfen *) hatten, oder dass sie bei der Geburt ohne Flügel gewesen und diese erst später gewachsen seien N. Apollo- nios Rhodios‘) und Hygin‘) heben ihr dunkles Haar hervor, woraus Tzetzes°) gemacht hat, dass sie mit Hülfe dieser Haare geflogen seien. Endlich werden die Schwerter, mit denen sie bewaffnet gewesen seien, mehrfach ausdrücklich betont). In weiteren Kreisen gelangten diese beiden Söhne des Boreas dadurch zu besonderer Berühmtheit, dass sie eben so, wie ihr Vater, in die Argonauten-Sage verflochten wurden, wozu die nächste Veranlassung darin gelegen haben mag, dass diese Unternehmung nach Gegenden gerichtet war, welche im hohen Norden von Griechenland gelegen waren. Einen besonderen Grund aber hierzu bot noch überdies die Verknüpfung der Phineus-Sage 0) mit der vom Zug der Argonauten. Denn allgemein galt der Thrakische König Phineus für den Gemahl der Kleopatra, einer Tochter des Thrakers Boreas'), und der letztere selbst sollte in Gemeinschaft mit 1) Pind.: Pyth. IV, 182. Zutav Karatv te narnp Bopéue, aydpas tepotorv à р у 2 VWTA TTEPPLKOVTAS HILPUW TOPHUPÉOL. Maximos: Ilept xutopy. 415. ‚ 000” El dot mrepbyeoony Eripen VOTE YÉVOLTO, ola y Evi merdeoor Восток, viec &ycoxov. Lactant.: Narr. fab. VI, 8. «ex qua geminos Zeten et « Calain procreavit, quorum humeris alae volucrum incre- «verunt, per quas parentis imaginem veferrent». 2) Hygin: Fab. 14. «Zetes et Calais Aquilonis venti et « Orithyiae Erechthei filiae Ша. Hi capita pedesque pen- «natos habuisse feruntur crinesque caeruleos, qui pervio «аёте usi sunt. — Toecharchi autem fuerunt Zetes et « Calais Aquilonis И, qui penmas et in capite et in nedi- «bus habuerunt». 8) Apollon. Rhod.: Argon. I, 219. TO MEY Em Oxporarorsı побыу Exatepdev kpeuvac cetoy aetpopéve nrépuyus, u£ya SauBoc Wökosar, xovseiars poxidecot diavyÉus. Eustath. ad Ном. р. 1712, 23. ot Ô€ Bopéador Znrne xoù Колос, oÙe 0 40306 RTEpHTOÙC rhadtren, Xu Trou хол Ilepoéa Toy nomrızws dpfulortepoy, HyouY TTEPOTOUY хита Toy MÜSov* Taie yap dpfudaic at rép eiouv Eidos Unodnna- Tog où modes D'nAOUVTOL. 1 Vergleiche auch Apollod. Rhod.: Argon. II, 426. mt Où oyedov viée Horw Opnuriou Booéao хат uiSépos diEuvre 000% rt xpaurvols ÉBahoy nödac. 4) Orph.: Argon. 222. oÙ d'A xat Tapooiouv VTOVATIOLG TEXOTNVTO, Ялте xai Калос, Opus его dJavaTououv. 5) Ovid: Metam. VI, 718. Cetera qui matris, pennas genitoris haberent. Non tamen has una memorant cum corpore natas; Barbaque dum rutilis aberat subnixa capillis, Inplumes Calaisque puer Zetesque fuerunt. 6) Argon. 1, 221. auet 62 што xpaatos E UnaToro ход одуёуос Эа, хх 29а xuavenı боуёоуто Meta nVornorv ESerpat. V7) Fab. 14. 8) Chil. I, 210. Идти yevva xl Karaiv, eloayay dfBpoxopuac, or Toy ABeGa AOL HÜTOV El TPLYWOLY VIXWYTAG, oVorep xul méreodat Зо Epasav Ludo ypapot, ws érnpmévoue Taie Joly aÜTOy ход. yavpouméyvouc. Chil. XII, 441. of Znrnc te xai Kahuïc Écynxuot ту хо, reyoyrar méreodat Зо. de тфу aßpoßootpuymv. 9) Apollod.1,9,21. Apollon. Rhod.: Argon. II, 265. 274.288. Ser v. ad Vifg.: Aen. III, 209. Myth. Vat. I, 27. 11, 142. 10) Auch diese Sage war sowohl von А cschylos(Fragm. No. 253. ed. Nauck), als auch von Sophokles (Fragm. - No. 636—645. ed. Nauck) dramatisch behandelt worden. 11) Sophokles: Antig. 985. und Fragm. No. 582 und p. 226. ed. Nauck. Asklepiades bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. Ш. р. 302. No. 3. Apollod. Ш, 15, 2. Dio- nysios bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. II. p. 7. No. 3. Apoll. Rhod.: Argon. II, 239. nebst Schol. zu dieser Stelle und zu I, 212. Diod. IV, 48. 44. Nonn.: Dion. 11,688. Valer. Flacc.: Argon. IV,484. Kleobula wird sie von Servius ad Virg.: Aen. III, 209. genannt. BOREAS UND DIE BOREADEN. 17 . den Argonauten dem Phineus zur Strafe dafür, dass dieser seine Söhne des Augenlichts beraubt hatte, dasselbe angethan haben '). Ja, Pindar?) stellt Boreas überhaupt als Begünstiger des Argonautenzugs dar und der Daemon Sosthenes, der zum Dank für die den Argonauten geleistete Hülfe durch ein am Bosporos errichtetes Heiligthum geehrt worden war und an der Ficoronischen Cista in einer dem Boreas im Wesentlichen entsprechenden Form dargestellt ist?), scheint ursprüng- lich gar nichts Anderes, als eben dieser Windgott gewesen zu sein Seine beiden Söhne Zetes und Kalais galten daher schon seit alter Zeit als Theil- nehmer des Argonautenzugs*) und durch Hygin’) erfahren wir, dass man ihnen das Amt der Tolyapyor zuzutheilen pflegte. } Als die wichtigste That, welche sie bei dieser Gelegenheit ausgeführt haben sollten, erzählte man sich, dass sie ihren Schwager Phineus von den Qualen befreit hätten, welche ihm die Harpyien bereiteten, indem sie die letzteren verjagten und weit verfolgten ®), oder dass sie die Söhne des Phineus aus den Fesseln erlöst hätten, mit welchen diese ihr Vater belastet hatte”). 1) Apollod. I, 9,21. xat nnpwsrvar pacıv adtov (Divea) oi У Imo Зефу, Erı mpobheye то avspwrors Ta mLéAXOVTA, oi dE Um Bopéou ход, twv Apyovaurav, dti, пес ито, rod lOtouc ètüpluce raid ac. Apollod. III, 15, 3. rapankéovrec dE ol Apyovaitar oùv Bopéa холибоутой auroy (Drvéal. Diod. IV, 44. одх ayvoo Oë бт Tuvëc TOY mu Ioypapwy TuphW INA puor тодс Pivaidas Uno TOD катоде хай Toy Drvéa The omotag Tuyelv ouupopae 5по Bopéou. Orpheus: Argon. 678. Prvei OÉ oi Tuoauv a TNv dpyakéoto xoTou, фотос À апеубофивау UV. aurap ot Cuuevne Bopéns orpopadeosıy aekkaıs apnaËucs Exuiıyde O1 DoUUA TUXVA хай бас Biotovine, {va xnp лоту ход moruov Eniory. Servius ad Virg.: Aen. III, 209. «vel, ut quidam vo- «lunt, Aquilo ventus propter nepotum injuriam eum» (Phinea) «coecavit et ad pelagias insulas detulit ad- «posuitque Harpyias ». 2) Pyth. 1У, 181. хо yap Exwv Suuo yehavet Заобоу Evruvev Вибе Aveumv Zotav Kaïaty te narno Bopeac. 3) Bröndsted: Den Ficoroniske Cista Taf. 2 A. Braun: Die Focoronische Cista Taf. 4 Jahn: Die Fi- coronische Cista p. 13. Vergleiche auch Anthol. Pal. I, 35. 4) Pindar: Pyth. i1V,181. Akusilaos bei Müller: Fragm. hist. Gr. То. I. р. 102. No. 23. Antimachos beim Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. 1, 211. Herodoros bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. II. p. 38. No. 42. Duris bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. Il. p. 476. No. 28. Apoll.Rhod.: Argon. I, 211. 1300. IV, 1464. 1483. Pha- Mémoires de ГАса4. Imp. des sciences, Vilme Serie. nodikos bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. IV. p. 478. No. 1. Orpheus: Argon. 219. Dio Chrys.: Or. IV, 78. Ovid: Metam. VI, 720. Val. Flaccus: Argon. I, 468. III, 691. VI, 557. 572. 5) Fab. 14. « Toicharchi autem fuerunt Zetes et Calais «Aqudonis filii ». 6) Hesiod und Antimachos bei dem Schol. ad Apollon. Rhod.: Argon. II, 296. 297. Pherekydes bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. I. р. 88. No. 68. 69. Asklepiades bei Müller: Fragm. hist. Gr. To. Ш. р. 302. No. 3. Apollod. 1,9, 21. III, 15,2. Palaephat.: De incred. 23. Apollon. Rhod.: Argon. II, 234—447. Oppian: De venat. II, 621. Tzetzes: Chil. I, 214. Eustath. ad Hom. p. 1712, 23. Ovid: Metam. VII, 3. Hygin: Fab. 14. Val. Flaccus: Argon. IV, 465—528. Serviusad Virg.: Aen. III, 209. Fulgentius: Myth. Ш, 11. Myth. Vat. I, 26. 27. II, 142. 7) Diod. IV, 44. &vrauda, ouprhéoyrac Tois mepi Tov Houxkéa robcs émixahoumévous miv Bopeadac, dÔOehpols дЕ ovrac Khcomdtoucs, Akyerar Out TV GUVYÉVELRV TpwTous брыйобах подс Tv Bonderav ход, TOÙS Ev TEPLXELMÉVOUS Toic veuvioxots DEOUOdS TEPLPPHËRE, TOÙS GE ÉVAYTLOUMÉVOUS TOV Bapßapwv anoxreivar. Orpheus: Argon. 674. 23а ner aivoyauos Pivedc Umepmvopt Зоо dorodc ÉÉahawoe yovous rpoßAnot re кётроис Impotv юр TpoUINXE yuvalwv вхо PlAtpwv roÙc JE хо aoxnIeic хой опопотас AU ÉTEVÉRY raide xAurod Bopéw: Drvet dE où фпабау Army apyæhéoto xoTou, фытос 9’ ATEVOGPIONV обуас. 3 18 LuDOLF STEPHANI, Ausserdem jedoch gedenken die alten Schriftsteller namentlich auch ihrer Theilnalıme an den Kampfspielen, welche bei den von den Argonauten veranstalteten Leichenfeiern des Pelias!) und des Thoas?) Statt fanden, so wie ihrer Gegenwart bei dem Abenteuer des Hylas?). Ihren Tod sollten sie aus Gründen, welche von den Schriftstellern in verschiedener Weise angegeben werden, in der Nähe von Tenos, wo man ihre Gräber zeigte, durch Herakles gefunden haben“) und nur Ttetzes”) sagt, dass sie bei der Verfolgung der Har- pyien mit diesen zusammen umgekommen seien. Auch diesen Sagenkreis hat die alte Kunst nicht selten in den Bereich ihrer Darstel- lung gezogen. Sowohl am Amyklaeischen Thron‘), als auch an der -Kypseliden - Lade ’) waren die beiden Boreaden dargestellt, wie sie den Phineus von der Plage der Harpyien befreiten, und Philostratos°) giebt sich den Anschein, ein Gemälde gesehen zu haben, welches die in dem Schiff Argo fahrenden griechischen Helden und unter diesen auch Zetes und Kalais darstellte. 1) Apollon. Rhod.: Argon. I, 1304. aShwv yap Ileitao Sedouroroc Ay ayıayras Trvo & augptpürm пёфуеу. Dazu bemerkt der Scholiast: мет yap rov Savarov ITehiou avıovras Os Ent tv marplda tode Bopeadas Ex To ётита- piou ото dywvos ouvruxov Hpaxıns ха. ümouynasels auto) toutou, ть auroy Avalnındnvar ExwAuouv, Avelicv adroug &y Tuv@ тй vno@. Hygin: Fab. 273. « Duodecimo autem Argis, quos fecit « Acastus Peliae filius. His ludis vicerunt Zethus Aquilo- «nis filius dolichodromo, Caluis ejusdem filius diaulo ». 2) Schol. ad Pind.: Olym. IV, 26. хаос оду ("Epyivos) тбу Ayava DreveyxOV Hal Tode бух ос virnoas Bopeadas ZoSov xai Karaiv etc UmepßoAnv éSauuacIn. Schol. ad Pind.: 01. IV, 29. évéxnos (Eoyivoc) dé toùe Bopeadac. Schol. ad Pind.: Ol. IV,32. wc 9 did ту &oywv dziy Sn Örepßardomevos ("Epyivos) role dywvoruc nouv 0 où то Bopéou raides Znrns хо. Kaka. 3) Propert.: Eleg. I, 20, 25. 5 Eune duo sectati fratres, Aquilonia proles, Hunc super et Zetes, hunc super et Calais, Oscula suspensis instabant carpere palmis, Oscula et alterna ferre supina fuga. Ille sub extrema pendens secluditur ala Et volucres ramo submovet insidias. Jam Pandioniae cessit genus Orithyiae; А, dolor ibat Hylas, ibat Hamadryasin. 4) Akusilaos bei Apollod. IIl, 15, 2. wc д Axou- olAaos Akyeı, терь Тлуоу do ‘Howxhéoue anwioyro. (siehe Müller: Fragm. hist. Gr. To. I. p. 103. No. 24.) Ni- kander, Stesimbrotos und Semos bei dem Schol. ad Apollon. Rhod.: Argon. I, 1304. Улов dé anoı, ба то Anpsnvar бром тоу Hpaxhéa ray Bopeuddv. SrnotuBporoc # a \ 12 ` \ € # A Cord | SE Emo, otı Ötapopav Eoyov проб тоу Houxkéa mept тыу дебоцёуюу бюошу Uno Igoovos rois apısteücı. Nixavöpos dE с Kokopwvroc &v tn towrn ray Oltatixay pot Bopéav altıov yeyov&var тоб Javaron TOY TOOEPAULÉVEY, ÎLE TO Yerıaoaı tov Hpuxhéa &v Ко Örootp£povra. (Siehe Müller: Fragm. hist. Gr. To. П. р. 58. No. 17. To. ТУ. р. 495. No. 18.) Aenesidemosbei dem Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. I, 1300. touroue Hpaxırs dvetkey обтероу, eupWVy перу Тйуоу mv vñoov, à napaxeıtar Ani, Ererön Hpauxhne Epvnouxaxet тф Bopéa....... Aivnoiômuoc Е & Тимахойс, metÔn тду “Hpaxkéa Eeviouvres évrnôpeuoay adrov, Yoveloaı fBouho- mevor. (siehe Müller: Fragm. hist. Gr. То. IV. р. 286.) Apollon. Rhod.: Argon. I, 1302. N TE вфиу oruyeon tioıg ÉTAIT Omioow yepalv dp Hpaxınoc, о puv difeodar Épuxov. Amy yap Llekiuo дебоукотос a dvrovrue Trvo Ey dupLpürn пёфугу ход AUNOUTO yalıy Aup атс, оттлас te бою хаЗоперЭеу ÉTEVÉEV. Stephani: Der ausruhende Herakles р. 281. хо. Zarav al Kara vid Bopéx too Opaxoc..... erıßoulsvonvrac ато паре хе, où офаиЕаутес adrodc ele Suhacowv Éppeubav. | Hygin: Fab. 14. «Hi autem Zetes et Calais ab Hercule «telis occisi sunt». Seneca: Med. III, 634. Stravit Alcides Aquilone natos. 5) Chil. I, 217. xaL GÙy адтодс ÖL ypapoucı хо. ToUToUG GToXÉG IL. 6) Paus. Ш, 18, 15. Калос de ха, Znrns Tac Apmutac Фив Anelauvouatv. 7) Paus. У, 17, 11. Duveuc te 6 Op Eott ход où maides ot Bopéou tac Apruiac an’ adrod ÖLwxoust. 8) Imag. IL, 15, 1. ra uev On dywymua The vends Atooxou— por хай. Hpuxkñc, Alaxidat te xai Bopsadar хай Gooy The Ты Эс» Popas nySer. BOREAS UND DIE BOREADEN. 19 Bis auf unsere Zeit haben sich neun Vasengemälde erhalten, in denen die beiden Brüder oder einer von ihnen als Theilnehmer am Zug der Argonauten auftreten. Es sind folgende: 1. Millingen: Uned. Mon. То. Г. Pl. 15. Stackelberg: Gräber der Hellenen Taf. 38. 2. Mon. pubbl. dall’ Inst. arch. To. III. Tav. 49. 3. In der Sammlung Feoli. Bull. dell’ Inst. arch. 1865. p. 50. 4. Ehemals im Besitz des Duc de Luynes. Gerhard: Auserl. Vasenb. Taf. 153. 5. Im kön. Museum zu Berlin. Gerhard: Apul. Vasenb. Taf. 10. Jahn: Rhein. Mus. ТВ: УТ. р: 293. 6. In der kais. Ermitage. Mon. раб. dall’ Inst. arch. То. У. Тау. 12. Stephani: Vasensamml. der kais. Ermitage No. 422. 7. Im kön. Museum zu München. Dubois-Maisonneuve: Introd. à l’étude des vas. Pl. 44. Annal. dell’ Inst. arch. То. ХХ. Тау. d’agg. G. Guigniaut: Rel. de l’ant. Pl. 173°“. No. 647. Jahn: Vasens. König Ludwigs No. 805. Arch. Zeit. 1860. Taf. 139. 8. Ehemals in der Sammlung Durand. Millingen: Peint. de div. coll. Pl. 6. 9. Im kön. Museum zu Neapel. Bull. Маро]. To. II. Тау. 6. Archaeol. Zeit. 1846. Taf. 44. 45. Mercklin: Mém. de ГАсаа. de St. Pötersb. Mém. des sav. étr. To. УП. Pl.1. Die drei zuerst genannten Gemälde zeigen uns die Boreaden, wie sie Phineus von den Qualen der Harpyien befreien. Zwar ist dies in Betreff des ersteren Gemäldes von Stackelberg geleugnet worden; allein mit augenscheinlichem Unrecht. Denn er stützte sich hierbei auf nichts Anderes, als eine willkührliche Restauration eines Theils des Ge- mäldes und auf die eben so willkührliche Voraussetzung, dass der Lanzenstoss des einen Boreaden dem gelagerten Mann gelte, während er offenbar vielmehr gegen die hinter dem- selben bereits entfliehende Flügelfrau gerichtet ist. Kein Unbefangener wird bezweifeln, dass Millingen vollkommen Recht hatte, indem er Zetes und Kalais erkannte, wie sie von dem gelagerten Phineus drei Harpyien verjagen, welche dem blinden König die ihm vorgesetzten Speisen zu rauben im Begriff sind. Das unter No. 3 angeführte Gemälde hebt jeden Zweifel an einer solchen Absicht des Verfertigers durch die den Hauptpersonen beigefügten Inschriften auf. Auch da sieht man den alten Phineus vor einem Tisch gelagert, von welchem die beiden Boreaden zwei Har- pyien verjagen, während drei andere, nicht mit Sicherheit zu benennende Frauen in ruhi- ger Haltung gegenwärtig sind. Besonders merkwürdig ist dieses Gemälde, weil es, wäh- rend alle übrigen Gemälde des mitgetheilten Verzeichnisses rothe Figuren haben, aus schwarzen besteht, jedoch, wie verschiedene Einzelheiten des Stils und die Formen der Buchstaben beweisen, nur in Folge affectirter Alterthümlichkeit. Am reichsten an Figuren ist das Gemälde No. 2. Phineus, welcher auch da vor einem mit Speisen besetzten Tisch sitzt, ist durch barbarisches Costüm und durch ein Skeptron als thrakischer König charakterisirt. Ausser den beiden Boreaden, welche zwei Harpyien * 20 LUDoLF STEPHANI, й verjagen, sind noch zehn Argonauten, ein Barbar und еше Frau, vielleicht Kleopatra, zugegen. Das Gemälde No. 4 führt uns das von den Argonauten bei dem Bebryker-König Amykos bestandene Abenteuer vor. Dieser Barbar ist bereits von den beiden in seiner Nähe befindlichen Dioskuren neben der Quelle, welche den Streit veranlasst hat, an einem Felsen festgebunden. Von der einen Seite her sehen in ruhiger Haltung die beiden Boreaden und ein bärtiger Argonaut zu, hinter welchem ein Theil des Schiffs sichtbar ist; von der anderen Seite her in bewegterer Haltung zwei Satyrn und zwei Maenaden. Auch hat der Künstler in ähnlicher Weise, wie der Verfertiger der Vase No. 3, an einem andern Theile desselben Gefässes eine reichere Scene rein bakchischen Inhalts hinzugefügt. Dies führt auf die Vermuthung, dass auch die Satyrn und Maenaden der Argonauten-Scene von dem Künstler nicht nur desshalb in seine Composition aufgenommen sind, damit durch das Erstaunen, welches sie an den.Tag legen, das Ausserordentliche der Handlung stärker hervortrete!), sondern dass zugleich eine Vermischung der Tenischen und der Naxischen Boreaden-Sage, welche mit dem bakchischen Kreise eng verknüpft war, zu Grunde liege, wie ja auch Sophokles attische und delische Vorstellungen mit einander verschmolz, indem er Boreas die Oreithyia zu den Hyperboreern entführen liess ?). Dass das Gemälde No. 5 eine Unterredung des Iason mit Medeia in Gegenwart der beiden Boreaden darstellt, hat Jahn offenbar richtig erkannt. Die Gemälde №. 6—8 zeigen den Angriff, welchen die Argonauten auf die furcht- bare Schlange machen, die das goldene Vliess bewacht. In das Gemälde No. 6 hat der Künstler nur einen der Boreaden, den inschriftlich gesicherten Kalais, aufgenommen, der in Gemeinschaft mit anderen Argonauten die sich an einem Baum erhebende Schlange eben mit einer Lanze angreift. In dem Gemälde No. 7 sind beide Boreaden gegenwärtig. Doch nehmen sie in dem dargestellten Momente keinen Theil an dem Kampfe, sondern sehen mit Medeia und anderen Argonauten ruhig zu, wie Iason die Schlange, welche auf einem Fel- sen gelagert das goldene Vliess bewacht, mit dem Schwerte angreift. Dasselbe thut der Boreade, welcher demselben Kampfe in dem Gemälde No. 9 beiwohnt. Denn gewiss wird Niemand den mit einem Schwert und hohen Stiefeln ausgestatteten Flügel-Jüngling noch gegenwärtig mit Millingen für Alastor halten. Auf der Vase No. 9 endlich sehen wir die beiden durch die Beischrift ihrer Namen vollkommen sicher gestellten Boreaden, im Hintertheil der Argo gelagert und offenbar als rofyapyot gedacht?), dem Kampfe zuschauen, welchen die Argonauten an der Küste von Kreta mit dem Riesen Talos zu bestehen haben. 1) Siehe meine Bemerkungen im Bull. hist.-phil. de | Cista (Bröndsted: Den Ficoroniske Cista Taf. 2 B. РАса4. des sc. To. XII. p. 276. No. 46. р. 284. 286. = | Braun: Die Ficoronische Cista Taf. 6.) zwei der im Hin- Mél. gréco-rom. To. I. p. 549. No. 46. p. 560. tertheil der Argo gelagerten Jünglinge, welche eben so 2) Siehe oben p. 5. der Flügel entbehren, wie die Boreaden der in Rede ste- 3) Siehe oben p. 17. Die Analogie dieses Bildes berech- | henden Vase, für Zetes und Kalais zu halten sind. Doch ist tigt zu der Vermuthung, dass auch auf der Ficoronischen | da, weil die Inschriften fehlen, keine Gewissheit möglich. Вовклз UND DIE BOREADEN. Dal Nur der Verfertiger des Gemäldes No. 3 hat die beiden Söhne des Boreas bärtig ge- bildet, ohne Zweifel in Folge seines Bestrebens, seinem Werke den Charakter einer beson- deren Alterthümlichkeit zu geben. Denn bekanntlich bildete die älteste Kunst zahlreiche Heroen bärtig, welche man später stets jugendlich dachte. Die von den Schriftstellern!) so stark betonte Beflügelung der beiden Jünglinge hat nur der Verfertiger der Vase No. 9 ganz vernachlässigt. Den meisten Nachdruck hat der Maler, von welchem das Gefäss No. 3 herrührt, darauf gelegt, indem er nicht nur jedem Boreaden vier grössere, an dem Rücken befindliche Flügel, sondern auch, wie es ebenfalls bei Boreas gewöhnlich war, kleinere an den Knöcheln verliehen hat. Die übrigen Künstler haben den Söhnen des Boreas regelmässig zwei grosse Flügel am Rücken angesetzt. Eine Berücksichtigung des von den Schriftstellern”) zuweilen hervorgehobenen reichen Haarwuchses der beiden Jünglinge könnte man nur etwa in dem Gemälde No. 9 zu finden glauben. Derselbe Künstler hat sie mit Kränzen geschmückt; ein anderer (No. 6) hat dem Kalais einen Stirnschmuck mit weissen Spitzen verliehen; ein dritter (No. 2) hat das Haupt des einen von beiden Brüdern mit einem Pilos bedeckt. Einige Vasenmaler haben sich in so fern an die gewöhnliche Darstellungsweise des Boreas angeschlossen, als sie einen seiner beiden Söhne oder beide mit einem kurzen Chiton (No. 1. 3. 4.) oder mit hohen Stiefeln (No. 1. 8.) bekleidet haben. Doch finden wir ihnen anderwärts auch nur schmale Gewandstreifen (No. 2. 5. 6. 7. 8.) oder Obergewänder (No. 9) verliehen. Als Waffen halten sie bald die auch von den Schriftstellern?) mehrfach erwähnten Schwerter (No. 2. 3. 8.), bald Lanzen (No. 1. 4. 5. 6. 7.), bald Beides zugleich (No. 2. 4.) in den Händen. Andere Kunstwerke jedoch, in denen man ebenfalls Zetes oder Kalais dargestellt zu sehen geglaubt hat, berechtigen offenbar nicht zu einer solchen Voraussetzung. Dies gilt zunächst von einem Vasengemälde der kön. Sammlung in Neapel*), welches Jahn’) noch überdies irrthümlich mit dem in dem obigen Verzeichniss mit No. 8 bezeichneten identi- ficirt hat. Denn offenbar ist der darin auftretende Flügel-Jüngling, da er in jeder Hand einen Apfel hält, von Gerhard mit Recht für Eros erklärt worden. Der Beziehung aber eines zweiten Vasengemäldes®) auf die Boreaden steht, um von Anderem zu schweigen, schon die vollständige Waffen-Rüstung der beiden Flügel-Jünglinge im Wege. Auch der Versuch, in einer Spiegelzeichnung’) Phineus und die Boreaden zu erken- nen, entbehrt jeder ausreichenden Grundlage, da das Bild nicht nur die Blindheit des 1) Siehe oben p. 15 6) Archaeologia To. XXIX. Pl. 16. Gerhard: Auserl. 2) Siehe oben p. 16. Vasenb. Taf. 221. 3) Siehe oben p. 16. 7) De Witte: Catal. Durand No. 1953. Gerhard: 4) Gerhard: Neapels ant. Bildw. p. 326. No. 143. Etrusk. Spiegel Taf. 172. 5) Rhein. Mus. Th. VI. p. 298. Le) 2 LUDOLF STEPHANI, Greises, seine Speisen so wie die Harpyien ganz unangedeutet lässt, sondern auch die bei- den Jünglinge ohne Flügel sind. Noch willkührlicher war es, dass Tölken!) den auf dem Fragment einer Paste er- haltenen Obertheil eines bärtigen Flügelmanns, welcher eben einen Pfeil von einem Bogen schiesst, und Panofka?) den geflügelten Jüngling eines Scarabaeus?) für Boreaden zu er- klären versuchten. In Delos verschmolz die Sage von Boreas und seinen Kindern mit dem Apollon- und Artemis-Cultus, durch welchen diese Insel berühmt war, indem man behauptete, dass drei Söhne des Boreas und der Chione das Heiligthum des Apollon bei den Hyperboreern ver- walteten*), und dass drei Töchter dieses Windgottes: Upis, Loxo und Hekaerge von eben- da nach Delos gekommen seien, so dass sie dort mit Artemis zusammen göttliche Verehrung genossen’). Я Auf einer Vermengung aber dieser Delischen Vorstellungen mit Attischen beruht es, dass Sophokles°), selbst indem er die Entführung der Attischen Oreithyia durch Boreas besprach, die Jungfrau durch den Windgott nicht nach Thrakien, sondern zu den Hyper- wie eine Vermengung Delischer und Tenischer Vorstellungen zu Grunde liegt, wenn Duris und Phanodikos erzählten, dass Zetes und Kalais von den Hyperboreern aus sich zu den Argonauten gesellt hätten’). | Kunstwerke jedoch, in denen diese specifisch Delischen Vorstellungen ausgesprochen vorlägen, vermag ich nicht nachzuweisen. Endlich wurde auf Naxos, wo der Dionysos-Cultus von so hoher Bedeutung war, die Sage von Boreas und seinen Söhnen mit diesem Cultus verknüpft. Dort erzählte man, wie uns Diodor°) berichtet, dass Boreas in Thrakien mit zwei verschiedenen Frauen zwei boreern bringen liess, 1) Verzeichn p. 69. No. 126. 2) Archaeol. Zeit. 1848. p. 257. 3) Impr. gemm. dell’ Inst. arch. I, 28. 4) Aelian: De nat. anim. XI, 1. AySpurwv "Yrrepßopewv yevos хай Tuude Anokwvoc Tas Exeldı @боубь Mey mormtal, с Ra er, ` \ er I « QiIEwv. OUÖ OLyE TAÄLMTETES oùxAÔ Lxovro” „ De оно , у Е EUmotpot Ô ÉYÉVOYTO XUL ЯхЛЕЕС OUTOT EXElvOL. ” \ (2 Jr © La NTot AnAUÔES MEY, OT EUNYNS UMÉVULOG т Эа, XOUPHWY MOPMÜGGETAL, MAX ZOLTNY napSevuxute, raides DE 96006 To mpwrov ЮУ и x EU 2) r O.PGEVES NLIÉOLGLY HTHOYOMEVOL Pop£ouotv. Vergleiche auch Herod. ТУ, 35. Paus. I, 48, 4. V,7,4 € = N \ > 3 \ > \ Cr > > ’ Uuvodor бЕ хх ouyypapeic, Ey бе тож xat Ехатойос, оу) © Е c у e C2 > 127 +4 у Мотоюс, GX © ABOnpitTne. — [60555 #16, THÔE TW бору Bopéou Kol Xtovne vLelg, TPE Toy бро, ad ehpot Ty pUoLy, Бит то ыйхос. отау оду OÙTOL TV VEVOHLGMÉVNV {epoupyiay хита Toy GUVNIN хоироу TD Tposıpnuevw ÊTUTE— AGO, &x TOY Piruiwy oùtw xakoupévey пар адтос добу XOTOTÉTETEL хохушу Amayı TD TANŸEL Уфу) хай. пере) 90 TEG TÔV VEWV ход olovel XAÏNPAVTES мото TN птбе, ета uévrot xatiuotv ès Toy тоб veu mepißoAov. Diod.II, 47. Ba- сидах ÔE The NOolews TUUTNS хо TOÙ TEMÉVOUG ÉTOPYELV robe dvomatomévous Bopeuduc, amoyovous ovrac Bopéou, хо хата VÉVOS der DLUDÉYEGIQL Tas додас. 5) Kallimachos: Hymn. in Del. 291. пофтай tor ad” Évetxav ano EaySwv `Арщабтоу Обл te, ЛоЁ te ход euatwy "Exadpyn, Juyarepes Bopéao, жай apoevec, ol тот’ Apıotot | raides Bourne хай AUxobpyos oÙy uopntpto Preller: Griech. Mythol. Th. I. p 229. 6) Fragm. No. 658. ed. Nauck. Siehe oben p. 5.-20. 7) Schol. ad Apoll. Rhod.: Argon. I, 211. Znrac xai Kaka Te: tourous &x diapopuy torwv ouumieüoa toic ’ ‚ r r \ \ 2 ! © 2 r APYOVAUTULS Puoly. OL MEY уче Ex Opauns, ws AToÂÀAWYLOC, Hocöwpos dE &x Дод №до5* Aodpue бЕ ЕЕ Yrepßopewv. XuTa- Adyeı O8 тоотоус xar Avrimayos. Davodızog DE Ev a Andıurwv &Е “YnepBopéwy pnoiy aûrods EAYelv Em Toy плоду. Siehe Müller: Fragm. hist. graec. To. Il. р. 476. No. 28. To. IV. p. 473. No. 1. 8) Bibl. У, 50. Abtn yap n voos 'Маёос) то uèv nowrov пробор ЕТО Zrpoyrökn, Фа» 9 адтйу npwror Opdxes Ôua TLVAG TOLAUTUS aitius. MUSohOYOUVTAL Bopéou yevsosar toy de Воу- BOREAS UND DIE BOREADEN. : 23 Söhne, Lykurgos und Butes, gezeugt habe. Da der Letztere den Ersteren zu tüdten ge- sucht hatte, so wurde er von seinem Vater mit seinen thrakischen Gefährten des Lan- des verwiesen, wendete sich nach Naxos, machte, da dort keine Frauen waren, mit seinen Begleitern einen Einfall in Phthiotis und raubte da auf dem Drios- Gebirge die eben zu bakchischer Festfeier versammelten Dienerinnen des Dionysos. Butes selbst be- mächtigte sich der Koronis, wurde aber dafür von dem Gott gestraft, indem dieser ihn in bakchische Raserei versetzte, so dass er sich selbst in einen Brunnen stürzte. Die alte Kunst hat uns mehr als ein, bisher freilich noch nicht verstandenes Kunst- - werk hinterlassen, welches aus diesem Sagen-Kreis hervorgegangen ist. Zunächst ist ein schönes, kleines Terracotta-Gefäss der besten Zeit zu nennen, wel- ches in Olbia gefunden ist und sich gegenwärtig im Besitz des Wirkl. Staatsraths Becker in Dresden befindet). Dasselbe hat die Form eines geflügelten Jünglings, welcher mit einem kurzen Chiton, einer Chlamys, einer phrygischen Mütze und hohen Stiefeln bekleidet ist und in hastiger Eile ein nacktes, sich heftig sträubendes und mit der abgebrochenen linken Hand ursprüng- - Нев ein Obergewand, emporziehendes Mädchen auf seinen Armen gewaltsam fortzutragen sucht. Der Kopf des Letzteren ist leider mit dem linken Arm verloren gegangen; doch ist ein Haarbüschel desselben an der Brust des Jünglings zurückgeblieben. Beide Figuren waren ursprünglich mit bunten Farben ausgeschmückt, von denen jedoch grösstentheils nur die weisse Untermalung erhalten zu sein scheint. Der Stil weist die Arbeit mit Sicherheit dem vierten Jahrhundert v. Chr. zu. Es leuchtet ein, dass nicht etwa ein Todes-Daemon gemeint sein kann, welcher ein Mädchen der Unterwelt zuführt. Einem solchen würde die barbarische Tracht nicht zukom- men und das Mädchen würde dann nicht noch lebend gebildet sein?). Eben so wenig kann an Boreas und Oreithyia gedacht werden, da man Boreas nie als unbärtigen Jüngling bildete, и L x Е] À - 7, N - x: En - TNY OvTa vewWtepoy Entßovievoat табЕХфы xal халафамт Ц ÿ Y \ > c № - r YEVOMEVOY ÉTEpOV MEY MMÔEY maseiy опо тод Auxoupyou, \ ыы er ` . r npootayua DE Außelv опюс META TOY GUVETLBoUAEUOAYTOY \ = - 1} е ЗМ. , , \ ХаВыу пло Enten ywpav Étépuv els xatoixnotv. ÔLoTEp Toy r \ ^ a = a Вобтиу meta Toy Guveyxakoupévoy Opaxwy ÉXTAEUGAYTE à > р , , RR хай 69 Toy Kuriadwv vnowv xopt£omevoy хатабуем Tv = < , = т ZrpoyydAnv vncov xal Ey TauTn xatorxouvra Anbeodar To Лоде TOY Tapunkecvrwv. бпалоутас DE уоубихюу TTEPLTÄE- € ` Ind ! > m \ 1 ovras apmabeıy AO TS YWpas YUVAIXAG. тыу MEV OÙV - \ c - v (4 m . > Kuxiadwy vncwy ai MEY OAOOYEpWG Épnmor тт оу, at д ac , ! En \ oAiyors olxoupevat. DLOTER TOPPWTERW TAEUOAVTOY AUTWY хо SANTE Cr ANT бы A я: , ano щёу The Eußotas aroxpouosevrwv, тп JE ОЕтто А. проб- В \ \ r > , x \ r eveydeyrwv, ot mept тоу Bourny amoßavres Ent Tnv {wpav у > r = \ N sehr r reptätuyov тие Arovuoov Tpopois Trept то xuroupevov Aptog > CARE) ‚ , ^ , > ‚И Г ‚ Ta Эеф üpyrakovoaıs Ev тп Ditwridı Ayota. opunsavrwv \ = \ а \ у , Se © DE тофу mept Toy Bournv, ai mev «лок Бабаи та iepeiu els |. Iararrav Épuyov, ai d ete pos To xaloumevov Аргос" Kopw- vida 8° apmaysicav ouvavuyxacSnvar To Bourn ouvorxroat Ent Où TN aprauyn xai Ußper далекое pépououy Erıxurioa- Ga Toy Atovugoy BonSñout одтй. тбу 68 maviay EpfBahev ro Bourn xai Sta тобто rapaxobavra fiat отб ele TL poéup Hal reheuTrod. où 6’ алло, Opaxes Étépac TWac уу- valxas npmasav, Ènipavectutue ÔÈ TNv TE AÂWÉWE yuvalıcı ’Ipınedcıay vai тру Suyarépa adrne Паухратиу" AaBovres д abtae amémheuduy ele Tnv Ztpoyyuknv. ol DE Opaxes аи tod Bourou xaréornonv Basrhéx Te vnoou ‘Ayacoumevoy хо rnv Alwéwe Suyarépa Iluyxoatiy xukket tapépouoav ouvw— хибау то. 1) Es ist in den Verhandlungen der 25. Versammlung Deutsch. Philol. 1867. p. 163. publicirt. Ich theile hier auf Tafel I eine in natürlicher Grösse nach einer Pho- tographie hergestellte Abbildung mit. 2) Siehe oben p. 10. = 24 : LUDOLF STEPHANI, sondern an ihm gerade den wilden, struppigen Bart besonders betonte '). Aber auch mit einer dritten Vermuthung, dass Zephyr und Chloris gemeint sei, kommt man nicht aus, da dem Zephyr die Tracht der Barbaren, so weit wir sehen können, fremd war. Gar kein Bedenken hingegen steht der Voraussetzung von Butes und Koronis im Wege. Denn das barbarische Costüm kommt natürlich dem Thraker Butes eben so zu, wie seinem Vater Boreas; die Beflügelung aber und die bartlose Jugendlichkeit eben so, wie den anderen Söhnen desselben Vaters, Zetes und Kalais. Auch passt die starke Entblössung sehr wohl für die Maenade Koronis?). Diese Auffassung der Gruppe, welche ich meinem Freund Becker schon vor einigen Jahren mittheilte, erhält jetzt eine neue Bestätigung durch ein zweites kleines Gefäss der- selben Art, desselben Stils und offenbar auch derselben Zeit, welches in vorigem Jahre in einem Grabe der Halbinsel Taman zusammen mit anderen Thon-Gefässen des höchsten Kunstwerths gefunden wurde und sich gegenwärtig in der kaiserlichen Ermitage be- findet 3). ь Auch da wird die Vorderseite der Vase durch die in statuarischer Form ausgeführte und mit bunter Bemalung ausgestattete Figur eines mit der gewöhnlichen Bekleidung nor- discher Barbaren versehenen Jünglings gebildet. An den Schultern hat er grosse, weiss und blau gestreifte und an den Rändern vergoldete Flügel. Als Kleidung trägt er einen kurzen, mit langen blauen Aermeln versehenen Chiton, an welchem nur die weisse Unter- malung erhalten ist, eine phrygische, ursprünglich, wie es scheint, vergoldete Mütze und eng anschliessende Beinkleider, an denen ebenfalls nur die weisse Untermalung erhalten ist. Seine Handgelenke sind mit goldenen Armbändern geschmückt. Er ist eben,-die Hände über dem Kopf zusammen schlagend, in einem wilden Tanz begriffen, dessen übrige uns erhaltene Kunstdarstellungen von mir schon anderwärts er- örtert worden sind, indem ich, wie ich glaube, gezeigt habe, dass der persische, nament- lich auch bei bakchischen Festen gebräuchliche und exAzop.a genannte Tanz zu verstehen ist‘). Auch hier ist der bakchische Charakter des Tanzes verständlich genug durch die gelb-rothe Amphora angedeutet, welche neben dem Jüngling am Boden steht’). 1) Lukian: Timon 54. où Opasuxinc 6 puiosopos vurc« 20; oÙmevouv ИЛЛ" ExTeraonc уобу TOY TWYWya HAL TAG oppès dvatelvas хай BpevIvouevos Te лобс aûrov одеть, Tıravmdes Blétwv, dvacecoBnuévos mv Ent TO PETWTW xounv, AütoBopéuc tie n Toitwv, olous 6 Zeükıs Zypaıbev. Philostr.: Vita Apoll. IV, 21, 3. unds toy Bopéav xn- бебтту |’ бута хх под поутас TOÙS AVÉMOUS обе пог = Sravv. Siehe oben р. 6. 11. 2) Die Rosetten am Boden stehen nicht, wie Conze: Verhandl. der 25. Versamml. deutscher Philol. 1867. р. 163. vermuthet, mit dem dargestellten Gegenstand in irgend einer Beziehung, sondern bilden, wie zahlreiche Beispiele beweisen, überhaupt eine ganz gewöhnliche, eben der in Rede stehenden Vasengattung eigenthüm- liche Zuthat. Ich verweise nur auf die hier beigegebene Tafel II, auf Stephani: Ant. du Bosph. Cimm. Pl. 70. No. 7. und Compte-rendu de la comm. arch. pour l’ann. 1859. Pl. 3. 1866. Pl. 2,33., auf Stackelberg: Gräber 4. Hell. Taf. 50,2. 52, 1., so wie auf ein neuerdings ge- fundenes, noch unedirtes Gefäss der kais. Ermitage. 3) Eine Abbildung in natürlicher Grösse gebe ich hier auf Tafel II. : 4) Compte-rendu de la comm. arch. pour l’ann. 1859. p. 120. 1865. p. 56. 1868. p. 81. 169. 5) Ueber die drei neben ihm angebrachten goldenen Rosetten, denen ursprünglich ohne Zweifel noch eine vierle beigegeben war, siehe die eben in Note 2. gemachte Bemerkung. BOREAS UND DIE BOREADEN. 25 Welche andere Person also könnte der Künstler im Sinn gehabt haben, als Butes, der, nachdem er der Koronis Gewalt angethan hat, von Dionysos zur Strafe in bakchische Raserei versetzt ist und in diesem Zustand, bevor er sich in den Brunnen stürzt, das bei den Festen dieses Gottes gebräuchliche wilde oxdaopa tanzt? Die bartlose Jugendlichkeit, die Beflügelung, die barbarische Tracht, der wilde, bakchische Tanz — Alles findet unter dieser Voraussetzung eine ungezwungene Erklärung und schwerlich dürfte es gelingen, eine zweite mythische Person nachzuweisen, von welcher dasselbe gesagt werden könnte. Wenden wir uns also jetzt einem schon wiederholt besprochenen, jedoch noch immer nicht in einer Abbildung veröffentlichten Vasengemälde mit rothen Figuren zu, welches der kön. Sammlung in Neapel angehört!). Die Mitte der Composition nimmt ein mit hohen -Stiefeln, einem kurzen Chiton, einer Chlamys und einem weissen Kopfband versehener Flügel-Jüngling ein, welcher eine mit einem Chiton bekleidete Jungfrau gewaltsam davon trägt, während eine Gefährtin der Letzteren angstvoll zu einem neben einem Baum befind- lichen, mit einem Kalathos und einem langen Gewand ausgestatteten, alterthümlichen Göt- terbild geflüchtet ist, vor welchem ein Thymiaterion steht. Diese Hauptgruppe ist zunächst von drei sich hastig vorwärts bewegenden Jünglingen umgeben, von denen jeder mit einer Chlamys bekleidet ist und ein Paar Speere in der Hand hält. Ausserdem aber sieht man in ruhig sitzender Stellung an der einen Seite einen Eros, an der anderen einen Jüngling, der eine Binde in der Hand hält. Es kann keinem Zweifel unterliegen, dass man bisher mit Unrecht Boreas und Orei- thyia vorausgesetzt hat. Schon die bartlose Jugendlichkeit des Räubers macht diese An- nahme, wie eben bemerkt wurde, völlig unmöglich. Dazu kommt jedoch noch, dass auch die mit Speeren bewaffneten Jünglinge, welche die Hauptgruppe in heftiger Bewegung um- geben, kaum eine angemessene Erklärung finden könnten. Gar kein Bedenken hingegen bleibt übrig, sobald wir als Ort der Handlung das Drios-Gebirge in Phthiotis und Butes nebst Koronis als die beiden Hauptpersonen der Composition voraussetzen. Zwar muss es unentschieden bleiben, welche der von Diodor genannten Gefährtinnen der Koronis man in der das Götterbild umfassenden Jungfrau erkennen soll, und ob der Künstler überhaupt eine bestimmte Person im Sinne hatte. Gewiss aber stellt das Götter- bild entweder Dionysos oder, wenn das weibliche Geschlecht desselben, wie Minervini behauptet, wirklich unzweideutig zu erkennen sein sollte, was ich jedoch bezweifeln möchte, die nicht nur im Naxischen Cultus, sondern auch auf dem Drios-Gebirge*?) eine so hervor- ragende Rolle spielende Ariadne dar. Die bewaffneten Jünglinge sind die thrakischen Ge- fährten des Butes, welche mit ihm auf den Mädchen-Raub ausgezogen sind, und auch die Anwesenheit des Eros bei einer solchen Scene wird Jeder ganz angemessen finden °). 1) Schulz: Bull. dell’ Inst. arch. 1842. p. 70. Welcker: ! eis to 6006 то xahoumevov Apioc zul Ev ph м» npavioin Denkm. Th. II. р. 188. No. 15. Minervini: Bull. Napol. | 0 Seoc, мета, Oë radra хай Apındvn афаутос ÉYEVNIN. Nuova Ser. То. I. р. 1. 3) Dass auch das Thymiaterion zu dieser Auffassung 2) Diod. V, 51. Arovuoog DE vuxros annyays Tv Apıaövmy | sehr wohl passt, ist bekannt. Siehe meine Bemerkungen Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 4 26 LUDoLF STEPHANI, Eine weitere Bestätigung wird diese Auffassung wahrscheinlich später ein Mal durch . ein, bisher leider nur ganz ungenügend beschriebenes, Vasengemälde der Sammlung Casa- nova in Neapel finden, welches dem in Rede stehenden ganz ähnlich sein, jedoch auch Fi- guren von ausgeprägt bakchischem Charakter enthalten soll’). Jetzt aber wird man wohl auch keinen Anstand nehmen können, ein drittes Vasen- gemälde mit rothen Figuren, welches der Sammlung Calefatti in Nola angehört), in gleicher Weise aufzufassen. Denn dass der Flügel- Jüngling dieses Gemäldes, welcher ein fliehendes Mädchen verfolgt, nicht Eros sein kann, wird durch den kurzen Chiton, mit welchem er bekleidet ist, ausser Zweifel gesetzt. Allein auch an Zephyr, an welchen man gedacht hat, müsste dieses Gewand auffallen, da es noch nicht als ihm eigenthümlich nachgewiesen ist, während wir gesehen haben, dass es dem Boreas und seinen Söhnen ganz eigentlich an-. gehört. { : - Anders freilich muss das Urtheil über die Vasengemälde ausfallen, welche vüllig nackte Flügel-Jünglinge ein oder zwei Mädchen verfolgend darstellen*). Denn bei diesen bleibt es immer überwiegend wahrscheinlich, dass die Verfertiger einen im Jünglingsalter gedachten Eros im Sinn hatten. im Compte-rendu de la comm. arch. pour l’ann. 1860. | «vasi indietro, mentre le compagne dell’ Orizia, come зи? p. 29. 1861. р. 126. 132. 1862. р. 81. 153. 168. 1868. р. 62. | «idria in questione, fuggivano con alcune figure dello 215. 1864. p. 107. 1865. p. 66. 68. 1866. p. 56. 1868. p. 149 | «stwolo bacchico». — 151. 158. 162. 164. 166. 1869. р. 202. 204. 232. 2) Archaeol. Zeit. 1845. Taf. 31, 2. 1) Schulz: Bull. dell’ Inst. arch. 1842. р. 70 «Simil- 3) 7. В. Tischbein: Engrav. To. ПТ. Pl. 27. = Hirt: «mente vidi figurato, anni sono, lo stesso soggetto sopra | Bilderbuch Taf. 18, 1.; Stephani: Vasensamml. der kais. «di una bell” anfora ruvese а volute, allora posseduta dal | Ermitage No. 1627. «sig. Casanova in Napoli, dove la dea inorridita volge- BOREAS UND DIE BOREADEN. 2 REGISTER. : Seite Seite ASIA UN OS RE M ar nase PE ne, ee. 14. 1. WBoreasserzeußt), Haemos nn 5. AA SON en re ee De, 20. Hekaetge..... 0er 29, ADP и de ce men о 20: HYCDAXE ое UN ENT 4. О оО, EE 22% Kalaıs san ee 15. PAUL LOS ee em NN RE ee tr Mme en 1. Kleobula, LE RE 16. ENFOONAUTEN. Е.И. 17—21. Kleopatran ee ee 16. 20. NTIAGNEN Ser. sta ha an Mer eme о RES doi ee 25. Doro wir ee Or НЫ 29, ЗАСТ pe: ЕН, О ан nt nt 22. Lykurgos PT RE Le LR ne 93. ее ое а Зри Poe CIN ton à 2. А 3. ADR OT Ar Le ee dei ee eue tn MAS Ale Ben he 14. Я AE SE 22: АЯ ln eue ее а Пако Qi Gus 1 ALES: use RMS REMOTE CAC 15. Boreas Sohn des Astraeos und der Еоз........ 2. begünstigt die Argonauten .......... 17. des Strymonee. 10 0 ce ame 2.5, streitetimits Helios on ne 4. Kônigider Улов. т. entkührtWeto none 2. Wilde Kräften: 2. lehrt Musaeos fliegen. ............. 6. Бе Кель Зо 2 el ee MO ee 3: PUTESTAUDIEROTONIS ee EU 23—26. Пас Че ое er... wa. 8: Wirdurasend „ass: ee lee se ARE 23. bringt Regen. «+. ut ME. 8. ОА О OT ME E 24. Kalte tue an ar Dec Meme 4.3 CHONE SR HT in ge Е 4. 22. оо сене оо Зо ре 5 В а В О о к о ре 24. kurzer Chiton +... une RU, р не Ва see ee are tete Но © ee 4. Ella er ea ee Nr: 12% DIONYSOS A sie een en ae ie eee 22. 25. Flügel "re. 22 rn Mie ee 612. DJoskurene ee ee ee ee 20. име ее нет. о ee rn en: Е Е ta Lie к 2 langes Gewand. net RIT 6212 Еее me ak ee ce 6. 14. AAA SU ne ae ee te. 12. TITI Seen ee een sende ee eee eee 3. Muschel... ze Е SAR ron LO WIRROS En ee ee ee 21. 25. 26. Mützer Gas Rs Е SE LT Lust 12, 3|EFlaemOS Re unes sr AS ot mis ee 5e Schlangenfüsser 20 weder ein Ее Ее ес ee ee ce etes 22. SCHWELEN. + ee eue Be eh au he ces Ее TO SL о ee ee ee eue ie Ge cer nie 4. STILE: Man Se о IR ER RASOIR 12 Тару е 223.2 4 0 оао 8. 17—19. SONORE. eue son a Eee 17-21 }Heraklese.. ae es nenn arte ge ee ll Ale vérehrtin Athen: re ad a. ln. т О Оо О ee ce ee ee ee ol 14. Mesalopolis® еее 2 MEIETSC He a ee Be es. ee 14. Thurn See: 2... Hyvakinthos ua. ee ea here se ce 3. wohnt in dem Kaukasos ............ GANT AS Keen en orte ke 18. Makedonien... .....u.. DEN DOS We ee 1, A 11. оо ое бо D РЕ о te a ee ee fee one 4. Thrakien.. 0... el. gt В ие 20. lebtiChione cer mar ER ee 4. 22. | Kalais Sohn des Вогеаз und der Oreithyia . . . . .. 15. PTIDNVEN oe ee. 3. IN ADENHURIA 59 5 ran ee M lue 15. Натруле ее 8. bei den Hyperboreern ............ 15. 22. 7 Hyakinthos. ee A ее. 8. О ee: 15. 18. Oreithyla RL. ea 0:22; 93; NT RTARIEN ES MEN wenn m ange 15. PAYS de re eue co ce N. 3. DATI RE Eee noue enr one 21. erzeugt АТА. ее. 1° One Bart MER. Fe ne os 21. tes en er о etc hoc ОЗ. Kurzer ОР nee ee 21. Соле mt ae eur ehe 4. ие NS a a ne 15. 21: оо о ово ооо сев 4. ohne Ее и nen aaa messe 21. 28 Lupour STEPHANI, BOREAS UND DIE BOREADEN. Seite Seite (Kalais)) Haar ER PE CR CR LEE ое ао на оао ER ER EE RC CCC CRE 13. Tanze: ооо ee ee Опер 17. Obergewand.. 2 2... 2 ve: И Re 2 ВОО ee ee ee . 5. POSE A Re a ee ee О: LT ATOS" PRE ee ee cle р CE 20. schnelle Wr ee EE 15. | ‚Terrigenu ws. EN LR RE о 6. Я а С se De PAIE 16201 Тара се D PE :10. 23. hoheiptiere lets 22 te NUE ee 21: | Theses NE PEER PAL EL ET PA MEN 11. АО ДА Mer sc N ee 16-21; | ThOASIE mn a. ee RARES 18. О anne = res MN Me Ge e 17.220: |. Thymiaterton RUE. CT NN RER 25. bel AMYEOS MANOIR EE Weser 90. ТУРКОВ, NES TANT ET COMPARER 11. verjagt die Harpyien . . . .. PAT TON EUPIS PAR TRS ne CR NE 22. bei Hylas RE EE LS INZephyr RNA ee RTE 3. 24, 26. in KOÏGRIS я 20. | Zetes Sohn des Boreas und der Oreithyia 15. Кто а оо и ee. Le 20. In а ее о DAS 15. Bel Peas EE NE MR NET 18 béiden*Hyperboreerné a... 0 . 22. beuPhineusa m Ar, 17 ео el. er CE 15. 18. beit DRhOoAS RE, 2. in UMA Le 18. in: Thrakien 5 Вне ran een Е 15. von Herakles getodtet „in: us oe 18. Е а ор POP AR Een 21. ICE KTODS Re a ke are ED 6. 14. ohne/Bart . ...... PERS Зы 21. KTEOHUlA Se à одно ee ВИ 16. Когаег САО. 2.002. а eat 21. Кора a ee ee à te НИ 16. 20. О 2.22%. 0 12 аи 15. 21. KOLONISEM. ce) à ane БА о 23—26 ohne \Flügelt „u... Seen: 2 Beton... OMS LUCE LOS OR ES 2. Haan 6-0 2 a ce rent 16. 21. OS ON + Mn nl ete neue GES DD. ОЕ en. ee. а 21. ОЕ О8 +. «няня А: 23. Obergewandee еле вами 21. MAaenaden о и oi о 20. 24. 26. POSER RE SC RE 21. Medeis..... + + de - ana о: 20. schnellen Fee о 15. Musae08......2 u gehe ie 2 2 A ER SER 6. SCHWELLE Sa а Нее 16. 21. 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Gemalte Vase: Butes tanzt das охлабца HOT E в à . у we LEE Le a) à й ut й АГ р \ En р \ в р ‘ I» й и D . 2 = ; 1 : um N . \ x . x - um й MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, УП” SÉRIE, Tome XVI, № 414 ET DERNIER. ÜBER WEISSBLEIERZ-KRYSTALLE, VORZÜGLICH AUS RUSSISCHEN FUNDORTEN. VON №. v. Kokscharow. (Mit 5 Kupfertafeln.) Lu le 4 mai 1871. Sr.-PÉTERSBOURG, 1871. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétersbourg: & Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Кушше]; М. А. Е. Kechribardshi; M. Léopold Voss. У. Issakof et A. Tcherkessoff, BE Prix: 1 Rbl. 10 Kop. = 1 Thlr. 7 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Août 1871. Pour le Secrétaire perpétuel, M. Brosset. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Wass.-Ostr., 9 Ligne, No 12.) Für eine rhombische Pyramide, welche man gewöhnlich als Grundform der Krystall- reihe des Weissbleierzes annimmt, habe ich vermittelst meiner eigenen, ziemlich zahlreichen und genauen Messungen folgendes Axenverhältniss abgeleitet: 5:0: 6 = 118551: 263925: Ъ wo durch а die Hauptaxe, durch b die Makrodiagonale und durch с die Brachydiagonale bezeichnet ist. ‘) Aus diesem Axenverhältnisse berechnen sich für die Grundform р =P folgende Neigungen der Flächen: in den makrodiagonalen Polkanten = 92° 18’ 20) in den brachy- diagonalen Polkanten = 130° 0’ 32” und in den Mittelkanten = 108° 28’ 24° Die wichtigsten allgemeinen Eigenschaften des Weissbleierzes sind, wie bekannt, folgende: Chemische Zusammensetzung РЬС. Spaltbarkeit prismatisch nach »P und brachydomatisch nach IP, beide ziemlich vollkommen, nach »Px» und 1Po Spuren. | Bruch muschelig. Härte =3...3,5. Specifisches Gewicht = 6,4... 6,6. Im reinsten Zu- stande ist das Mineral ganz farblos, sonst erscheint es grau, gelb, braun, schwarz und seltener grün oder roth gefärbt. Diamantglanz, auch bisweilen Fettglanz, ersterer bei dunklen Farben metallähnlich. Pellucid in hohen und mittleren Graden. Die optischen Axen liegen im brachydiagonalen Hauptschnitte, die spitze Bisectrix in der Hauptaxe. Nach Miller?) ist der scheinbare Winkel (in der Luft) dieser optischen Axen = 17° 8’ und der wirkliche Winkel = 8° 16’; nach Grailich ist der scheinbare Winkel = 16° 56); 1) Dieses Axenverhältniss ist fast dasselbe, welches | (Leichtfassliche Anfangsgründe der Naturgeschichte des Mohs und von Haidinger ihrerseits aus ihren | Mineralreichs, von F. Mohs, bearbeitet von Zippe, Messungen abgeleitet haben. Diese Gelehrten geben | 1839. Wien. Zweiter Theil. S. 137.) nämlich: a:b:c= V1,4047 : 2,6865 :1 2) Brooke and Miller: An Elementary Introduction = 1,18520: 1,63905 : 1 to Mineralogy. London 1852, p. 566. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, УПше Serie. 1 2 N. у. KOKSCHAROW, - nach Grailich und v. Lang') ist der scheinbare Winkel — 19° 31’ (für Roth) und 17° 0 (für Blau); nach Schrauf?) ist der scheinbare Winkel = 17° 16° 30” (für Roth) und 14° 36’ 30” (für Blau), der wirkliche Winkel = 8° 21’ 35” (für Roth) und 6° 45’ 55” (für Blau); nach Descloizeaux*) ist der scheinbare Winkel = 16° 30’ (directe Beobachtung), 16° 44 (Rechnung) und der wirkliche Winkel = 8° 3’. Bemerkenswerth ist, dass der wirkliche Winkel sich auf sichtbarer Weise durch Wärme vergrössert; Descloizeaux hat denselben nämlich gefunden: 18° 22’ bei 12° C., 20° 20’ bei 71,5 С. und 22° 2’ bei 9555 С. Der Brechungsexponent des Weissbleierzes ist nach Miller В = 2,067); nach Descloizeaux а — 2,0745, В = 2,0728, y = 1,7980; endlich giebt Schrauf für die Linien В, D, Е und H vom Spectrum folgende Werthe: { B. D, E. H. == 920613 0 2. Оо, D ODA AE 2,1561 ee Ии ПИ D OT GS ие, Е А 2,1549 у ТОВ, EE Вбр © ро К 1,8633 In Russland kommt das Weissbleierz am Ural, Altai und in Transbaikalien vor. An den Krystallen des russischen Weissbleierzes habe ich folgende Formen beobachtet: Nach Weiss. Nach Naumann. Rhombische Pyramiden. [NEN RE ntfs (aus Abd chasses ige 4P Ui. Here МЫ (a Зе. 9 4P ER li. (EB RR 4P DIN. CMD ICE. ee P EL a: о 2P2 carte о и 2P2 1) JGrailich und у. Lang: Untersuchungen über die physikalischen Verhältnisse krytsallisirter Körper. Wien 1858, S. 40. (Aus dem Novemberhefte des Jahr- ganges 1857 der Sitzungsberichte der mathemat. naturw. Classe der K. Akademie der Wissenschaften, Bd XXVII, S. 8, besonders abgedruckt.) 2) Albrecht Schrauf: Bestimmung der optischen Constanten krystallisirter Körper, zweite Reihe, В. 124. > (Sonderabdruck aus dem XLII Bd. des Sitzungsb. 4. К. Akad. d. Wiss. zu Wien.) x 3) Descloizeaux: Thèses présentés à la faculté des sciences de Paris. 1857, p. 71. Nouvelles recherches sur les propréité optiques des cristaux naturels ou artificiels. Paris 1867, p. 48. 4) Hier wird durch « der grösste (maximum), durch y der kleinste (minimum) und durch В der mittlere Exponent bezeichnet. ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTRALLE. 3 Rhombische Prismen. Mu des (A ee «P Е (ab: 30) 0e. ме »P3 Makrodoma. DR DCR (SD De) Re 1Px» Brachidomen. DM en ee) 1 ое. 1Po Ka Made: (a b : SO zu 50, Px DR ee. ee IP D о. er 3Px a (RDC 4P> N A D о 5Px» D Are en о 6Pæ RARE EN (AND ec) TUE, 7P Pinakoide. De (88.6), ur. »Px» br (sais bete Or. Че. : »Px RARE D а: ОР Die Formen k = 1Р, п = 5Px, { = 6P» und и = 7P» sind neu. Obgleich die Krystallreihe des russischen Weissbleierzes ziemlich gross ist, so fehlen ihr indessen noch folgende Formen: f = »P$, 4 = 1P+ (Brooke und Miller) ип « = P2, В = РЗ, er — Ро», = 2P+, = 1P (Dana), welche bis jetzt nur in den Krystallen des aus- ländischen Weissbleierzes angetroffen wurden. In dieser Reihe fehlt auch noch das Brachy- doma q = 2Px, welches ich ganz neuerdings in den Krystallen des Weissbleierzes vom Monte Poni (Insel Sardinien) gefunden habe. Die wichtigsten Combinationen dieser Formen sind in schiefen und horizontalen Pro- jectionen auf Taf. I, IL, III, IV und У abgebildet, nämlich : 1* Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. .1 und 1 bis {P. р 2 und 2 bis {Р. р р. 3 und 3 bis | р und 4 bis | P р 5 und 5 bis | P р 6 und 6 bis {Р. р В. und 7 bis { р und 8 bis { »P т . 9 und 9 bis {Р. р 10 u. 10 bis{ P. 11 u. 11 bis Le | 12 u. 12 bis { 2P. 0 13 u. 13 bis | 1Р 0 т 14 u. 14 bis Po, 6Px . 7Р=> . Вю. N М. у. Кокзсндвом, Р. 2P2 р т .P.2P2.92P2. р. 0 .&P3. t 4 . ©P . РЗ. 2P sP . 2P>. Po m р a m KE a [9 a b с ‚ >Р. 1P> . Po, ОР. т y a 6 œP . Во . OP. т а в »P.»P3.xPx» .OP. m т а (Я .Px.»Px . k a : 1Px . Po. Po, OP. x k a с 262. >Р. 5P3 . 1Ре>. Po. ОР. 10 т т y a e 1Px . Po. Po, OP. r y k a € 1Pœ . Po . Po , OP. x k a , m 1Px . Бе. ЭР» . 3Px . АР». æ k ] ı ® £ »Px .OP. a b € Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Tout 16 u. Я м. 18 u. 191. 20 u. 21 u. 22 u. 29 U. 24 u. ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE. 5 15 bis (Р.Р. Po. op. р a С 16 bis { P.2P2. =Р. =РЗ Po. ОР. (a p 8 т iR а ВИ bis В Рае, ВЫ, о т ® a 18 bis [Р. Р.Р». 2Ba. Po. р т k à a Zwillingskrystall, Zwillingsebene »m = + Р. 19 bis | > ® | Combination der Individuen: Р.Р. 1P& . Po.

, OP. : p m & k . a C Zwillingskrystall, Zwillingsebene r — »P3 . 20 bis | ® , ® & Combination der Individuen: P.»P.ı4Px . Px . 2P» . »Px . р m ©. k $ a Drillingskrystall, Zwillingsebene m — »P . 21 bis | _ Combination der Individuen: P.»P.»Px»= .OP. p т a 6 Zwillingskrystall, Zwillingsebene m = »P . 22 bis | S Combination der Individuen: P.»P.xP» , ОР. р т а € Drillingskrystall, Zwillingsebene m = »P . 23 bis | > Combination der Individuen: P . »P »Px . » m a Drillingskrystall aus der Sammlung von Herrn P. v. Kotschubey, 24 bis ‹ Zwillingsebene m -= »P . Combination der Individuen: Р. »P . P p т КЕ 2Р->. 3P» . Бо». Po. Po. ОР. y $ ® a b с М. у. KoKScHAROVW, Zwillingskrystall, Zwillingsebene m = »P . Fig. 25 u. 25 bis | = u Combination der Individuen: P.»P . 2Px. »Px» . OP. RR p m $ а € Zwillingskrystall, Zwillingsebene m = »P . Fig. 26 u. 26 bis | BO Combination der Individuen: P . »P ..2P» . »Po » m D) a Drillingskrystall, Zwillingsebene m = »P . Fig. 27 u. 27 bis | © Combination der Individuen: »P . xPx . OP. a [4 т Zwillingskrystall, Zwillingsebene m = Combination der Individuen: P.»P. т k a Fig. 28 u. 28 bis | р Drillingskrystall, Zwillingsebene m = Fig. 29 u. 29 bis | & Combination der Individuen: P. Px . DAT Drillingskrystall, Zwillingsebene m = »P . Fig. 30 u. 30 bis | & © Combination der Individuen: P.»P.xP3.»P» , 0P. т У a C p Drillingskrystall, Zwillingsebene m = »P . Fig. 31 u. 31 bis | $ Combination der Individuen: P . Р.Р». ОР. р т a (A Drillingskrystall, Zwillingsebene m = »P . m Fig. 32 u. 32 bis | о & Combination der Individuen: »P . 2P» . »Px $ а ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE. г Weissbleierz аш Ural. 1) Die besten krystallisirten Varietäten des Weissbleierzes trifft man auf den Gold- gängen der Hütte Beresowsk (15 Werst von Katherinenburg), zusammen mit Quarz, Roth- bleierz, Vauquelinit, Bleiglanz und ‘anderen dort vorkommenden Mineralien. Auch findet sich hier das Weissbleierz als Pseudomorphose nach Bleiglanz. Die Krystalle des hiesigen Weissbleierzes sind, wie schon Gustav Rose!) sie beschrieben hat, theils prismatisch, theils von der bekannten Hexagondodekaöder-ähnlichen Form (Fig. 1 und 1 bis, 2 und 2 bis), und finden sich ebenso häufig zwillingsartig verwachsen als einfach. Sie sind gewöhnlich meistens klein, die prismatischen Krystalle sind, wie auch schon G. Rose erwähnt hat, von einem ausserordentlichen Glanze und einer grossen Glätte der Flächen, dabei durchsichtig und von Demantglanz, die Dodekaëder-ähnlichen sind weniger glattflächig, nur durch- scheinend und von Fettglanz, nicht selten graulich-schwarz und von der Beschaffen- heit des sogenannten Schwarzbleierzes. Man findet auch in den Gruben von Beresowsk Krystalle des Weissbleierzes, die sich durch einen ganz besonderen Habitus auszeichnen. Diese letzteren sind bisher noch nicht beschrieben worden, weshalb ich hier in einige nähere Details über dieselben eingehen werde. Sie zeichnen sich vorzüglich durch eine ganz eigenthühmliche Farbe aus, dieselbe ist nämlich ganz rein schwefelgelb, und ebenso intensiv und schön wie die der natürlichen Schwefelkrystalle aus Spanien, mit welchen sie bei flüchtigem Blicke leicht verwechselt werden können. Was ihre Krystallisation anbetrifft, so zeichnen sie sich dadurch aus, dass sie in der Richtung der Brachydiagonale sehr aus- gedehnt sind (vergl. Fig. 9 und 9 bis, Fig. 15 und 15 bis). In diesen Krystallen sind, wie es aus den Figuren ersichtlich ist, vorzüglich die Flächen des Pinakoids с = OP sehr entwickelt, dann folgen die Flächen der Grundpyramide р = P und endlich die Flächen der Brachydomen x = 1Px und k = Pæ+, und die des Brachypinakoids a = »Px. An einigen von diesen Krystallen habe ich auch die Flächen des Brachydomas $ = 9P beob- achtet. Diese schönen gelben Krystalle kommen fast immer auf den Krystallen des Roth- bleierzes aufgewachsen vor. _ Die Pseudomorphosen von Weissbleierz nach Bleiglanz, welche auch bisweilen auf den Goldgängen von Beresowsk vorkommen, wurden, meines Wissens zuerst kurz von D. у. Sokolow°) und nachher sehr ausführlich von Victor Ritter у. Zepharowich’) beschrieben. Dieser letzte Gelehrte schreibt unter Anderem: domorphose von Weissbleierz nach Bleiglanz. (Aus den 1837, Bd. I, S. 211. Berichten über die Mittheilungen von Freunden der 2) A. Соколовъ: Руководство къ Muxeparoriu, | Naturwissenschaften in Wien. Gesammelt und heraus- С. II. Б. 1832, часть II, стр. 698. gegeben von Wilh. Haidinger, VI. Band. November 3) Victor Ritter Zepharowich. Ueber eine Pseu- ! 1849, Seite 121). : 1) а. Rose. Reise nach dem Ural und Altai. Berlin 8 N. у. KokscHAROW, « Auf der kleinen Handstufe, die mir zur Untersuchung diente, sieht man Weissbleierz «und Bleiglanz noch vollkommen frisch. Der Bleiglanz ist von Spaltungsrichtungen nach «den Hexaöder-Flächen, die sich auch zu Spalten und Klüften erweitern, durchzogen. Es «ist eine derbe Varietät ohne freistehende Krystalle. Daher erscheint auch das Weissblei- «erz pseudomorph nach jenem, in würfeligen Formen, d. h. in solchen, die durch Flächen «der Spaltbarkeit begränzt sind. Es sind durch Spalten getrennte Würfel, die das Ansehen «von Krystallen gewonnen haben. » «Das Weissbleierz als solches ist charakterisirt durch seine Härte, Farbe, Demant- «glanz, Durchsichtigkeit, Bruch u. s. w. Dem Aeusseren nach sind die Würfel entweder «von gelblich- weisser oder schwarzer Farbe, oder sie sind theilweise oder ganz mit einer «röthlich-braunen Rinde überzogen. Die Oberfläche ist dann im ersten Fall rauh, schim- «mernd oder demantartig glänzend. Aber in den anderen Farben-Abänderungen ist «sie matt.» «Der grösste von den lichten, demantartig glänzenden Würfeln, dessen Kanten 4 «Linien lang sind, zeigt bei näherer Betrachtung eine Zusammensetzung aus parallel unter «sich mit den Hexaëder-Flächen liegenden Krystallen des Weissbleierzes. Ein einzelnes In- «dividuum, vier Linien lang und anderthalb Linien breit, tritt an der Oberfläche besonders «deutlich hervor und lässt ein Prisma mit horizontaler Streifung erkennen. Aber die Krys- «talle stossen ni cht vollkommen in einer Ebene zusammen, sie zeigen die der Zwillings- «bildung entsprechenden einspringenden Winkel, auch sind sie nicht glattflächig — so ent- «steht die rauhe schimmernde Oberfläche der Würfel.» «Die schwarzen und röthlichen Würfel zeigen folgende Beschaffenheit. An den best- «erhaltenen Formen kann man den äusseren röthlich-braunen Ueberzug, dann eine blei- «graue Schicht beobachten. Im Inneren zeigt sich dann entweder zellig zerfressener Blei- «glanz, drusig mit sehr kleinen Weissbleierz-Krystallen besetzt, oder schon ein einziges «halb durchsichtiges, demantglänzendes Individuum von Weissbleierz füllt den Raum aus. «Aber oft sieht man diese Rinden leer, gleich viereckigen Fächern, ohne ausfüllende Masse. «An einigen Pnnkten, wo durch Risse und Spalten Raum geboten war, sind zarte nadel- «förmige Krystalle von Grünbleierz, in Büscheln gruppirt, abgesetzt. Auch Rothbleierz ist «an solchen Stellen zu finden. Der noch frische, unzersetzte Bleiglanz tritt keilförmig «zwischen die Massen von umgewandelten. Der Uebergang zwischen beiden ist stetig ge- «bildet. Als Mittelglieder treten die.schwarzen Weissbleierz-Würfel auf. Zu beiden Seiten «des frischen Bleiglanzes — ziemlich an dessen Begrenzungslinien —- haben sich breitere «Spalten gebildet, die nun mit Weiss- und Grünbleierz erfüllt sind, beide zum Theil «individualisirt. Vom Weissbleierz erscheint ein grosser: glattflächiger Krystall von der «Länge eines halben Zolles, der sich zweimal, unter rechten Winkeln um Hexaöderkanten «biegend, den Kluftwänden anschliesst.» Ganz dieselben Beschaffenheiten zeigt ein ziemlich grosses (ungefähr 5 Centimeter im Durchmesser) zum Theil in Weissbleierz verwandeltes Stück des Bleiglanzes von ÜBER WEISSBLEIERZ-KRYSTALLE. 9 Beresowsk, welches sich in der Sammlung Seiner Kaiserlichen Hoheit des Herzogs Nikolai Maximilianowitsch von Leuchtenberg befindet. 2) In geringer Menge, aber recht nett krystallisirt, kommt, nach den Angaben von Gustav Rose'), das Weissbleierz auch auf den Quarzgängen der Bertewaja Gora bei Nischne-Tagilsk vor. 3) In der Grube Jermakowsk, unweit der Hütte Alapajewsk (Perm’sches Gouverne- ment), kommt, nach den Exemplaren des Museums des Berg-Instituts?) zu urtheilen, das -Weissbleierz zusammen mit Bleiocher vor. 4 Weissbleierz am Altai. 1) In dem Schlangenberge (Smeinogorsk, Smejewskaja Gora), an der Korbolicha, einem Nebenflusse des Flusses Alei, kommen, nach den Angaben von Renovantz°), verschiedene Varietäten des Weissbleierzes vor. Das hiesige krystallisirte Weissbleierz erscheint in Form von ziemlich grossen prismatischen Krystallen und in verschiedenen Farben, nämlich: weiss, grau, gelblich-weiss, schwärzlich-grau und fast schwarz. Einige von diesen Krys- stallen sind durchsichtig, andere durchscheinend, oder nur an den Kanten durchscheinend. 2) In der Grube Solotuschinsk, 68 Werst südwestlich vom Schlangenberge an der Solotuschka, einem Nebenflusse des Alei, kommen sehr schöne, obgleich von geringer Grösse, vollkommen weisse und vollkommen durchsichtige, zu Drusen vereinigte und, zu- sammen mit Drusen von Kupferlasur- und darin entstandenen Malachit-Krystallen, aufge- wachsene Krystalle des Weissbleierzes vor. Die Combinationen der Krystalle von Solotuschinsk sind gewöhnlich nicht complieirt und bestehen meistens aus den Formen р = P, m =»P,r = xP3, x = 1Po, k = P«, $ — 2Px, a = xP» und b = »Px. Die Berührungszwillinge sind sehr häufig und dabei grösstentheils nach einem neuen, bis jetzt im Weissbleierz noch nicht beobachteten Gesetze: Zwillingsebene eine Fläche von r = »P3 (Fig. 20 und 20 bis). Berührungs- und Durch- kreuzungszwillinge nach dem alten Gesetze: Zwillingsebene eine Fläche m = - | ob: ob: »D »b — 3€) — с) : —2c) : —30) D —7 М. v. KoKSCHAROW, bird = 33595 DEC 190 90) +4. =— 0682062247 В О Оль ben 440° 9 19 En 72002 2 Hs CR 6 2048 №6 th = 143 31 29 :d, = 134 25 50 € = 112 52 17 - - = SIE SN SES AN SEN . .. [7 91 18 44 \ Day — о 1 See — ES: fu => 4544 34 Ch UN 2 160: 49.25 4 = 151 4244 Re = ОО 2: 5—9 1085 35:98 би: II INN ee, 080508022 RAT OR 04521 Ya MA) 20848 у“: 4. =: 127 47.15 у: = 118 41 36 Un ach DO OM : 4, — 136 52 54 3) Winkel in der Zone, deren Axe die Brachydiagonale c ist. Bedingungsgleichung: n 10. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): a, — (ar, Бе) ии = ( a:4b: oc) und и, = (a: — 4b : c) (a AD: оч (a: 1b. о п, —= ( a: №: we) und n, = (a: — №: »c) 2 =( a: {b : æc) und 2, = (a : — №: æc) и =( a:4b: oc) und 9, = (а: — 1% : «c) ÜBER WEISSBLEIERZ-KRYSTALLE. | НО. m = (a: 35 д — (а. 25: у == (а: ЭМ: .1 . а: 40: So) und 4, = а: сс) und k, = (а: : <26) und 4, = (а: sc) und 2, = (a oc) und у, = (а: Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: аи "168-4905. a ao a:n = 164 32 14 009, = 160-55. 52 а :% = 155 14 54 ата = 145-20 2 МЕ 9— 125 52, 01% а: 9, = 115 44 3 4, : 4, == 109: 52:30 в +: '—=2103 05.0 Ge Ci 90 0..0 Ч MT 6 22 eV а:1 = 70 7 30 а :% = 64 15 57 a, Silo 104`..7..59 Mi a 13413958 9:0, = 94 45 6 в а 1041002720 О 1205892 аи 10.37 и: = 178 11 45 и: т. - = 175 42 51 И О vi 1606.25.31 %, 2 u = 1156.30: 39 HR UNIL ST 02 138 и : 9, = 126 54 40 В ВЕЕТ неа: 7 и : Y\ = 114 43 37 42206101. 10.87 29 30 = = вез mi = — — = —e he SR R = = = = = A - - SEE ni — - = - -_ .. = < < < - = — = — [> . . У. KoKSCHAROW, ВУЗ. 37 81 75 65 45 35 30 26 24 22 177 173 168 158 138 128 122 116 102 89 83 77 ‚67 47 37 32 28 25 176 170 160 141 131 125 119 105 91 85 79 18 26 18 47 ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE. EN > < > — х моло "ra = = В || вии ини 69° 35° 45 50 170 150 140 134 128 114 101 94 89 78 59 49 160 150 144 138 124 111 104 98 7 12: 32 55 19 24 56 44 52 14 32 22 30 29 31 58 28 28 28 58 25 27 1 31 32 "N. у. KokscHAROw, De NB ОБТ ре — E69 IE 36 И 2 RER == 64-0529 RAY NE 724009 RS CR 7009 Kay 180234859 под 29 kg 803456 kirk,==2108:=1 58.38 — ЧЕТ А 8727 Ч: = 1167 48.557 DONS EEE LE ET C5 57 Qi Ye 140242557 gr 0 0134223427 91.295. 1128-3154 LE T9 4030 ИСИ == ee RN — 46-54830 р д ME — MI A0 SA 0 VC 166-270 Y:Y = 152 54 0 4) Winkel in der Zone, welche durch р, = (a : b : c) und b, = (wa :»b:: ©) gegeben 156. В > > ] . > — В In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): b, — (24:0: 0) и =(а: b: 16) und w, = (a :'b: — Loc) Рив с) пар, = (а: — ec) a = (а: th ета = в: — 0 = Са: №: 30 und 8 = (ar.b: — 36) а оо Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: bon 652308 6% 6,22, =188-50.50 ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE. 33 basent 5 2594 b,: В, = 107 45 15 DR, 9000 b:&ı = 72 14 45 b,:0, = 64 20 46 Dr о Da 27, 99.54 w, : р, = 161 20 44 w:a = 143 9 8 дв == 155 №5 9 Wk 2954 и : В = 99 44 39 и’: в. == 91150 40 р ee и :1. = 54 59 48 р: ® = 161 48 24 $: ::8, = 158 54 25 10 RL Die 108 23555 2: и == 110. 29 56 . pr: pa = 92. 18 20 АА | a, : k, = 154 20 46 &, : В: — 156 35 31 : и, — 128 41 32 В: Ё = 162 14 45 В: В, = 144 29 30 5) Winkel in der Zone, welche durch 0, = (а: 2b : 26) und 6, == (wa!»b; 6) gegeben ist. 1 2 Bedingungsgleichung: — = 1, In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): b = (ma: ob: ©, 0; = (ea: 28320 und 0 — {< 326: — 20 & — (Fa : 26 16) Mémoires de l’Acad, Пир. des sciences, VIlme Serie. © 34 N, у. KokscHAROW, Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: О — 119,28 07 DT — 900 0 b,:0 —, 60 9220 0,:% — 150052 0 0, : 0, = 121 44 0 6) Winkel in der Zone, welche durch 9, = (a: 3b : 36) und 6, = (wa: »b: ©) gegeben ist. р Bedingungsgleichung : = =" In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): b, — (wa: ob: с) д. '==(. 4: 30; 96) 114 9. = (а: 365: — 36) Y = (а: 3 : = 6) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: DS — 111 NORA beat =. 90. 00 0 0:04 = 1.688509. 16 0 == 199109116 20 A0 137 58 32 7) Winkel in der Zone, welche durch Ah, = (а: 4b : 4c) und b, = (wa: < : ©) gegeben ist. Bedingungsgleichung: — = += In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): b, — (а: @b.: 6) hh=( a: 4b : 4c) und h, = (a: 4b: — 4c) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: — 10615957 а b,:h, = 018 44.35 » hs — 147°29:10 ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE, 35 _ 8) Winkel in der Zone, welche durch р, = (a:b:c) und a, = (wa: b : »c) gegeben ist. 1 Bedingungsgleichung: > = — In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): а —= (wa: b:xc) $ —=( a: 4: с) ии $3 = @: — 4b: с) р =(а: b: фиш 2 = @: — b:o) a —=(a:b: ©) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 8 — 0130 09001 Gi, a,:p, = 114 59 44 me = 90 0.0 GA; : Pa = 65 0°16 ея 0 SD = 161 59 53 а — 1397109 8 D 11200020 Зе: 8 = 941 OùTLS 1:4 = 155 0-16 Pı:P = 130 032 9) Winkel in der Zone, welche durch 0, = (a: 2b : 26) und a, == (+a : b : +c) gegeben ist. Bedingungsgleichung: = — 2. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): @ = (wa: |: ec) а = (а: b: 26) und a = (a : — В: 26) 0 = (а: 2b: 26) und о. = (a: — №: 26) Я = (CA: D: 96) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende : 121215950" Ч: = | 4:0 = 107 16 30 Gym 90:0: 0 36 "N. v. KoKkSCHAROW, 727-4330. 10 ее АИ 2.0, 1165523140 Ge 1482, 0210 a 04 — 9049040 бл 5; — 116 114. 20 0, 5. =.162 43 30 04: 010145 27 0 10) Winkel in der Zone, welche durch 9, = (a: 3b: 3c) und a, = (wa : b : ec) gegeben ist. | 3 Bedingungsgleichung: = =" In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Я, = (coû : Yhrese) B = (2: ab Shui (a: 6:30 h—=( 4: 3b v8c)und 9 ia: 3b 736) d = Ca о Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: а: 68, = 123° 55° 3" 4:9 = 102: 3814 ado 2900.0 4 : 4 = И Gi: В =06 4,57 Br 2.0, — 158 42558 B,.5.d;,== 146: 4 57 D — 185 26756 Be — 119 9,194 а = 16721159 9: de =.154543.58 11) Winkel in der Zone, welche durch h, = (а: 4b : 4c) und а, = (+a : b : wc) gegeben ist. Bedingungsgleichung: = = 2. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): ÜBER WEISSBLEIERZ - KRYSTALLE. 37 @ — (wa: b:«c) = ( a:4b: 46) und № = (a: — 4b : 46) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: а:й = 99° 49° 54” ‘№ — 80:10 6 № =1160 20. 12 12) Winkel in der Zone, welche durch s, = (а: 1% : c) und b, = (+a : «b : с) gegeben ist. Bedingungsgleichung : Е — >. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): D = (Sa er. 0) Sl a: 20: ©) 06 5, = (a: 4b. —e) 4 =( a: 3b: ec) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: be: Si =: 123° 59° 16° br =, 0.0 9:5 =::56,:0 44 5:8 = 146 0 44 HG — И о 13) Winkel in der Zone, welche durch w, = (а: : 16) und a, = (a : b : 6) gegeben ist. : 2 7 Bedingungsgleichung : In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): а, = (ма: №: wc) и, = (а: №: 1е) und u, = (a : —-b : 56) и = (а: =: 16) 38 N. у. KoksoHARow, Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: а :\ = 105° 41’ 44" ‘ ee 00 RON D deu TANTE Le 6119 О wi: Ur —148-36 32 14) Winkel in der Zone, welche durch m, = (+a:b:c) und с, = (a: = : &c) gegeben ist. 1 Bedingungsgleichung: + = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): m = (a: 0: © в = (8:6: бор = №: о. 0) 0, =( а: 20: 26) undo, —"(a: — 20: — 20) 9 = (а: 3Ъ: 36) und 9, = (a: — 3b: — 36) й = (а: 4Ъ: 4c) und h, = (a: — 4b: — 46) €, == (а: «D : ©) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: M : M = 144°. 14.12" m, : 0, 124 46 7 9:0 = “112-500 Mi: Me 1091831 || бо 90 0 0 MA Ma TO ER 29 т : 0: = 65 9 54 91:05 5011355 MP = 35 45748 Pi: 0 = 160? 31 55 Pi: h = 150735554 р: M = 144 54 19 р: с = 125 45 48 DE “= 106,37 17 Pi : da = 100%55 42 Bi 0590. 59%41 Dr: 9%, 1.314596 ÜBER WEISSBLEIERZ-KRYSTALLE. 39 0, 9 = 170333759" 0,5 M — 41064) 22 24 | 0, : & =:'145 (13 53 0: : My = 126 5.22 01: 93 = 120 23 47 0:0 = 110 27 46 I: A174 18: 25 01: © = 155 9.54 ей —=136.- 1523 01: 9:==1180 19 48 hi: 6 = 160%51 29 A: = 141 42 58 15) Winkel in der Zone, welche durch $, = (а: Ib: с) und c, = (a : = : «c) - gegeben ist. 2 Bedingungsgleichung : > = + In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): (a: №: ди & —(a:—1b: — ce) (a: b:2c)undæ —(a: — Ъ: — 26) CG = (a : <> : се) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: So 10112410 90110, 18522 SU = 9 & 3 $1‘: 88 == 06.16 44 %, : ‘с, = 136 55 41 u: — 93 51.22 16) Winkel in der Zone, welche durch r, = (+a : b : 3c) undß, = (a: b : 3c) gegeben ist. 3 Bedingungsgleichung: = = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): 40 М. у. KoKSCHAROW, r, = (Sa: DEN) 8, =(а: Ъ: 36) und В, = (a : — b : — 3c) I 2% < 650) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: Ув 29 90 81 FEC А ON 0 г" В 20009002 в :с = 140 30 52 ВоВе 01 =. 144 17) Winkel in der Zone, welche durch w, = (a:b: 16) ии с: = (a: »b: ec) gegeben ist. ; | Bedingungsgleichung: = Ze In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): (a : ия = (a : D : с: — В ziehe 16) und 403 — В: — {ic Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 111° 58’ 24” 43 56 48 Wi CC: Wr : Ws 18) Winkel in der Zone, welche durch m = (wa: —b:c) und = (a:—b:4e) gegeben ist. 1 1 ER + Bedingungsgleichung: rn — In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): M = (за: — b: с) а. — b: 16) аа D PAC) (а: 2: 00) a bc) $8 =(а: 4b:— 6) ÜBER WEIssBLEIBERZ-KRYSTALLE 41 Die wichtigsten Winkel: in dieser Zone sind folgende: Mass 0 — 1532.54 50° те = 130 43 53 Ma : Oo = 105 7 43 Mk" 72:14 8 33 39 26 U: = 1056149: 3 М: 01: ="131'12 51 % 2%, =.N:988,19 18 u: м =: 59044 36 ев: 0; = 154 23 50 2: № = 1203016 6118: — 82 055 53 о: & = 147 6 25 0, : 3 —,108 3143 k, : Sy = 141 25 18 $ | 19) Winkel in der Zone, welche durch 9, = (a: 3b: 3c) und y, = (a: »b :2c) gegeben ist. 7 54 1 Bedingungsgleichung: < = ++ 2. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Pa =(a:—b: ©) у, = (а: <Ъ : 26) И: = (2.200.360) k, = (a: В: ec) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: == 4482557" р. : 9 = 153 20 35 р. :Ё = 103 351 y,:9 = 164 28 38 у: = 134 11 54 9,:k = 149 43 16 20) Winkel in der Zone, welche durch k, = (a: 4b: 4c) und d, = (a: »b:: 36) gegeben ist. Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Série. 6 42 N. у. KoksScHAROW, Bedingungsgleichung: rn = + + 2 In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Y, = (®a : — b : 36) 82 = (a: — 1%: с) 0, = (a: — 2b: 26) u —=1(à :tob-: 36) h, = (а: 4b : 46) k, = (а: b : se) Le) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: FRS = 00 26 107 y,:0,= 119 36 25 ях. ==. 100-857 1,00 == 189% 6'.23 77 = 59% 3-35 0014993. 6 $, : @, = 130 5 38 rh ==" SE SA 898,016 ‚ 0,:d, = 160 32 32 0, : й, = 149 29 58 0, ae 19 210 а, : ur 46857. 26 d,:k, = 138 54 38 h, : 6 = 149 57.12 21) Winkel in der Zone, welche durcha, = (а: —b:2c)undg, = (a : — 3b: 3c) gegeben ist. 1 Bedingungsgleichung: = = + £ In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): из = (a : — b : 20) = (а: — 3b: 36) k, = (ab oc) ÜBER WEISSBLEIERZ-KRYSTALLE. 43 Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: Gel 291, Ar a : № = 106 24 42 ФЕКЕ 107.93. 38 22) Winkel in der Zone, welche durch д, = (a: 3b : 36) und x, = (a : 2b :»c) gegeben ist. Bedingungsgleichung: — — à N 7. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): 2: == (a 1550 ©) 9 == (а: 35:30 5, == (ax: 12b 10) р. = @&:6: — ©) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 6, 20) a 1440! CN = 127 19155 PC D ее him = 158 5 53 —111559 18 pm, = 133 53 25 Sn = EN | 23) Winkel in der Zone, welche durcha,—=(a:b : —2c)undx, = (a: 2b: +c) gegeben ist. Bedingungsgleichung: + = т + ©. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): m, = (за: — b : c) Y, = (а: æb : 26) h, = (a: 4b : 4c) 2. (dt 26:0 u=(a:b:— 2c) 6* 44 №. у. Кокзсндвом, Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: Ms y 1.592480 6. ME h, = 98-97 52 m,:&% = 79 48 10 т, : a = 49 51 43 y,:h, = 162 49 46 HU = 144 0 4 Ye M 114 4:3. 37 м, — 161 10 19 ha 191 Ш ia = 150 3 33 24) Winkel in der Zone, welche durch р, = (а : —b : c)und 4, = (а : = 2 + =. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): * р. = a: — 1:6) Y = (а: 3b : +c) и —= (a : b : — -26) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: DV 017158 497 р: 0. = 84 28 57 146 30 8 = | 31) Winkel in der Zone, welche durch о, = (a: — 2b: 2c)undy, =(a:3b:»c) gegeben ist. i Bedingungsgleichung: = — + = 2 In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): 0, = (а: — 2b : 2c) V1 = (a: ЗВ: ec) $8 —=(a:ib:— ©) 48 N. у. KoksScHARO w, Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende : 0, y — 136,18) 16. 03 : 8 = 84 59 40 Yızısıl= 1281124 32) Winkel in der Zone, welche durch д, = (a :— 3b: 3c) und y, = (а: 3b:+c) gegeben ist. Bedingungsgleichung : г = ++ =. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit Шгеп parallelen): da = (a: — 3b : 36) Y == (а: 36 >60) 8, = (a : b: — 36) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: И 4146 #19 12" u ; бе = 11T 3816 Yı : в = 151 04614 33) Winkel in der Zone, welche durch у, =(a:»b:2c)und д, = (a: 3b:—3c) gegeben ist. Bedingungsgleichung : _ — т + 2. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): 7 550: 26) 0: = а: 30. — 36) w = (a: b:— 16) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: | 1: Ge 126 4311 Yi ©: Wa 82 30 36 da Wa = 135 47 25 34) Winkel in der Zone, welche durch d, = (a :»b: 36) und w, = (а: —b:{c) gegeben ist. ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE, 49 Bedingungsgleichung: rn _ = ре = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: Ё: №, = 157° 48' 53" f.: d = 110 11 12 ш, : @, = 132 22 19 35) Winkel in der Zone, welche durch m = (wa: —b:c) und, = (а: »b: 16) gegeben ist. | 2 1 1 Bedingungsgleichung: + = + + — In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): M, — (са: —b:e) р =(a:»b:d4e) p,=(a:b:o _ i, = (a: 4b: ec) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: ml HAN 52 27 Mes: р, = 111.490 т, : 8 = 64 38 26 1: р, = 149 55 53 1:8 = 102 46 19 132 50 26 R3 = < = ъ 36) Winkel in der Zone, welche durch а, = (a: b : 2е) und à, = (a: № : c) gegeben ist. Bedingungsgleichung : 2 = ++ =. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 7 50 М. у. KoKkSCHAROW, e = (are) = {ат 126) = (a : 1 : we) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 6; Ses 14819 07 ea О "I 51 = 148 121 37) Winkel in der Zone, welche durch В, = (a: b : 36) und я = (a : b : gegeben ist. 2 в. 8 Bedingungsgleichung: — = 5 + 7 In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): i, = (а: 4b: sc) В. — в): 830) 0, = @: 2h.:. 26) D == (ab; 060) 1, —= (са: — b : 36) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: r,:P, = 134° 40° 3" ,:0 = 88 26 44 5:8 = 69 54 51 7: = 43 48 5 р, : 0, = 133 46 41 р. : В, = 115 14 48 р: и 89 8 2 о: В, = 161 28 7 9: = 135 21 21 8: й = 153 53 14 €) 38) Winkel in der Zone, welche durch $, = (a :—4b:e) und y, = (a: +b : 20) gegeben ist. Bedingungsgleichung: 2 = + re _ ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): S, = (а: — 30:0 y, —= (a : sb : 26) ü —= (a : db: sc) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 5: = 1597441016" 8, : або, Ag Y%: =119 17 44 Pa 39) Winkel in der Zone, welche durch 9, = (a : 3b : 3c) und а = (a : | 1 gegeben ist. dan Bedingungsgleichung : - = + 2 In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): 0% = (a: — 2b: 26) Е 30.256) а Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: бт: 0:8 —= 102 53 7 Чен = 134 6 48 40) Winkel in der Zone, welche durch d, = (a : : с) und 4, = (a : $b : &c) gegeben ist. Bedingungsgleichung : = — - + = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): CE (a eh" 0) 4, = (a: $b : ec) a, = (a : b : — 26) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: CA 125° 30’ 44” 20 98.53.23 gd: в, = 152. 32 39 | 45) Winkel in der Zone, welche durch В, = (a : b:—3c) und 4, = (а: $b : c) gegeben ist. : : 2 3 3 Bedingungsgleichung: = = + + = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): m, == (ma: — 0:6) gi = (&: 30 :: 36) 9: = (a: $b : ec) B, = (a:b.: — 30) 54 М. у. KoKkscHAROW, Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: Ma di 1012 24 57. M: 4, = 7655 56 это: В — 1560. ANT дз бе 152:50%59 = 5 29.0 qi: В, — 59:38 21 46) Winkel in der Zone, welche durch у, = (a : »b : 26) und 3, = (&: 15: — с) gegeben ist. | Bedingungsgleichung : 3 — - 4 =. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): == (a 50:26) 9 = (& 15 ec) Sa =l(a:4b:— eo) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: Y: m 40°, 48’ 0” Ya Sa 96 55 59 4, : $4 = 136 7 59 | 47) Winkel in der Zone, welche durch k, = (a: 4b : 4c) und 4, = (a : 3Ъ : »c) gegeben ist. | 3 : р 9 4 Bedingungsgleichung: Е In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: Ps (hf 1138227 17" Pa Qc =!1108 3. 36 № :4 = 157 41 29 и ÜBER WEIssBLEIERZ- KRYSTALLE. 55 48) Winkelin der Zone, welche durch 7, = (wa: — №: 3c) und 9, = (а: — 30:36) gegeben ist. Bedingungsgleichung: = — - + 2. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Pa = (за: — 0:36) » Je = (а: — 3b : 3c) 9: = (a: 3b : ec) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 7: д, = 111° 20’ 18" 1:4, = 67 36 12 9:9 = 156 15 54 49) Winkel in der Zone, welche durch !, = (a: »b : 16) und z,=(a:2h:«c) gegeben ist. 4 Bedingungsgleichung: 2 = ++ = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: р ры 0, —: AT, АТ 21 m'w = 116 21 0 50) Winkelin.der Zone, welche durch А == (a: С) 55) Winkel in der Zone, welche durch r, = (wa :—b:3e)unde = (а: »b: c) gegeben ist. р Bedingungsgleichung: >. _ + + =. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Mémoires de 1 `Асаа. Пар. des sciences, VIIme Serie, 8 58 N. у. KoKkscHAROW, r, = ( In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): 3 (a 1:0 0 = (a: 2b: 26) v, = (a: 4b: wc) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 117°11° 50". à 65 2 54 . ONU) 127 51 4 Ill ÜBER WEISSBLEIERZ-KRYSTALLE. 59 58) Winkel in der Zone, welche durch В, = (а: b : 3c) und», = (a: 1 : ec) gegeben ist. Bedingungsgleichung : _ — = + = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): U, — (8b 226) 8, = Na DE 0) v = (a:4b:«ec) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: De 18% д: в = 1 6 41 В: = 146 5 8 59) Winkel in der Zone, welche durch g, = (a : 3b : 3c) und v, = (a: №: +c) gegeben ist. Bedingungsgleichung : 2 — + + — In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): % = (а: — b : 2c) = (ar 0:0 v%, = (a: 1$ : oc) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: ме И 38,270 0.2.0, == 79.109 32 4:0. = 15° 21 5 60) Winkel in der Zone, welche durch w, = (a:—b:1c)undg, = (а: 3b: 36) gegeben ist. | Bedingungsgleichung: > = Г + =. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): w = (a: — b: ic) 9, = (a: 3b : 5c) = Mars: —.2c) 60 М. у. KokscHARow, Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende : UE д: — 12640854 wa = 75 18 40 Tite 12877335576 61) Winkel in der Zone, welche durch s — &: 6: ©) undz, — (а: Ib ec) gegeben ist. Bedingungsgleichung: _ — т + = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: а И ПИ И ES EDS 62) Winkel in der Zone, welche durch р, = (a : b : c) und 2, = (a: {b : ес) gegeben ist. Bedingungsgleichung: >. — - + = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Y, = (sa : — b : 3c) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: | FD ST ATI een) D — 106 109 63) Winkel in der Zone, welche durch в, — (a : b: 26) und 2, =(a:4b: ec) gegeben ist. | ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE. 61 à 4 Bedingungsgleichung: = = 5 + In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): $ - a2 3b.:e) ео: 21 = (a: 4b: &c) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: en Re DT 5:2, = -60 38 0 137 33 3 8 ES I 64) Winkel in der Zone, welche durch В, = (a : b : 3c) ипа 2, = (a: Ib: c) gegeben ist. | 4 1 9 Bedingungsgleichung: = = + + = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): 0, = (a: — 2b : 26) В. — (à М 2, = (a : 1 : &c) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: о, : 8, = 128° 4’ 43" д: — 83.18.53 Bi: 2, = 141 13.20 65) Winkel in der Zone, welche durch h, = (a : 4b : 4c) und 2, = (a : 1b:+c) gegeben ist. Bedingungsgleichung: - In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Br (а = 6:30 h, = (а: 4b : 46) 2, = (a : 1 : ec) 62 N. у. KoKSCHAROW, Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 8,:h, = 135° 59° 16” Е 7 N, 22, 1802,29 66) Winkel in der Zone, welche durch А = (a: »b: 16) und а, = (a : b : 2c) gegeben ist. | > au (a : 1 PR an Bedingungsgleichung: = = + + In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): I, — (a 22h: te) 9, — (а: 90 — (a : 4: — ©) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: lLi:a = 133° 350" 70.37 27 :& = 117 33 37 — -_ .. Ve] » 67) Winkel in der Zone, welche durch f, = (a: — 3b:c) und о, = (а: 26: 26) gegeben ist. 5 Bedingungsgleichung: _ = ++ = In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Ё = (а: — 3b: с) 0 == (4120: :126) В, = (a: 6: — 36) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: f,:0, = 110° 48’ 4" р: В = 61 26 11 0:3, = 130 38 7 68) Winkel in der Zone, welche durch 3, = (a: 4b: с) und n, = (а: № : æc) gegeben ist. ÜBER WEISSBLEIERZ-KRYSTALLE 63 : 5 1 3 Bedingungsgleichung: = = + + — In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): N, = (a: № : wc) 8 =(a:4b:c) w, = (a: — b: 16) Ya = (са: — b : 36) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: F0 1931/5087 7, : 81 = 70 42 32 7: п = 32 14 49 м: в: = 119 1154 Ш. : M = 80 44 11 $17 = 14132 17 69) Winkel in der Zone, welche durch В, = (a :b:3c)undn, =(a: № : +c) gegeben ist. 5 1 12 Bedingungsgleichung: = = + In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): о, = (a: — b : 26) Br (D 3c) п, = (a: 4b : c) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: а. 26, = 113° 3848” %:N = T1 40 59 Bi — 1387 9°11 70) Winkel in der Zone, welche durch , = (a : »b : 16) und = а: №: ©) gegeben ist. Bedingungsgleichung: - — + ze >. In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): 64 М. у. KoKSCHAROW, 7. = (са: — b : 36) о # = (a: 4b: oc) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: DEC ae ee 115240 1 71) Winkel in der Zone, welche durch f, = («a : — 3: иапай = (a:&b:1e) gegeben ist. Bedingungsgleichung : = am, b с In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): # f = (Са: — 3:0 1 = (a : ©b : 16) р. — (8 №. 30) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: fa: — 149° 54 49" 95 25 39 1:8, = 125 30 57 = | 72) Winkel in der Zone, welche durch w, = (a : Ъ : te) und u, = (а: 4b: сое) gegeben ist. 3 с и 7 1 Bedingungsgleichung: — = + + In dieser Zone liegen folgende Flächen (mit ihren parallelen): Ty — (а: — 0330 w, = (&:0:10 u = (a : 4b: sc) Die wichtigsten Winkel in dieser Zone sind folgende: 7:2 0, 1007504 1, 2 И 090 33 6 RU 10904592 ÜBER WEISSBLEIERZ- KRYSTALLE. 65 Ferner wurden noch für die Flächen, die in den weniger entwickelten Zonen liegen, folgende Neigungen berechnet: (mu, = 190° 43,17 ms) = 120 2935 (то): т. = 120 731 (ma): = = 119. 9855 9 И — 027 5 ИИ ИИ Sy 25 AS И 751.80 Di: 122138725 D, И 12 ег И бег а 132211519 = Мет Ода С 05-7 и D, г 90: 16 ROME 3119 16.44 hr u, = 192.28. DA hi rd 120532702 9: @ = 146 54 29 Die nachstehende graphische Darstellung der Weissbleierz-Formen, nach der Neumann- Quenstedt’schen Methode'), giebt einen vollständigen Begriff über alle Zonen und im Allgemeinen über die innigsten und wichtigsten krystallographischen Verhältnisse des Minerals. Um die verlangten Neigungen so wie die verschiedenen Zonenpunkte auf dem graphi- schen Bilde bequemer zu finden, werden wir hier alle oben angeführten Zonengleichungen zusammenstellen und auch jeder Zone den ihr zukommenden Ausdruck?) beifügen. Auf diese Weise werden wir erhalten: 1) Es ist hier, wegen Mangels an Raum, nur der vierte Theil von der ganzen Figur gegeben. 2) Nach Weiss, wenn man in dem rhombischen Systeme durch (a : ab : Вс) und (а: a’b : P’c) zwei Flächen bezeichnet (wo a die Verticalaxe, b die Makrodiagonaie und c die Brachydiagonale der Grundform ist), so kann man die Kante, welche diese beiden Flächen durch ihre gegenseitige Durchschneidung bilden, folgendermaasen ausdrücken: (a ; a’b + ß’”ec). Es ist klar, dass dieses letzte Zeichen, in welchem «’b und В”с die Abstände der Zonenpunkte von den Axen in der Sectionsebene bedeuten (Vergl. die graphische Darstellung, 5. 66), man mit Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences, VIlme Serie. 9 66 М. у. Кок ScHAROW, о $ Zonenzeichen. Zonengleichung. 1. Zone: (&; 0Ъ + Oc) ....:.:.. > 0 ране + 0. ая о But ac 0b Are N allem Recht als allgemeinen Ausdruck der Axe der Zone, in welcher die oben erwähnten Flächen fallen, annehmen kann. Für die Coëfficienten a” und В” berechnet Weiss folgende Werthe: „_ ax’ (B — В’) = а’В CE aß’ в” ры ВВ” (œ ER a) aß’ — «В (Vergl. Abhandlung von S. Weiss: «Ueber mehrere neu beobachtete Krystallflächen des Feldspathes, und die Theorie seines Krystallsystems im Allgemeinen.» Vorgelesen in der Akademie der Wissenschaften zu Berlin, 30. November 1820). ÜBER W EISSBLEIERZ -KRYSTALLE. 67 Zonenzeichen. Zonengleichung. [7 1 1 4.,Zone: (5; b + (ее. TT 5. Me "(as 2b Ole aa +=? 6... ». ah. =, 7 Le (a; 4b + Oc) Ты = 1 1 8.700608 DD EC On «== 9 > 78.5 Ober О = À 10 » (a;0b + 3c) о А ав = 11 » (3;0b + 4c) nr = 2 1 127% 20ne (а; 5h06)... == Е Иа ОИ = + VA SZOBEE NS Ua ae = = - а ое = — = RE ET ROTE => ПЛО о Золе о ве г — + 1 1 18.; Zone: (a D=.06) 17, 44 = DOG D О лена : ь + 2 1) Die Zonenaxen der Zonen 14, 15, 16 und 17 der Sectionsebene des graphischen Bildes gehen parallel. In diesem Bilde (Seite 66) gehen die Flächenlinien jeder der erwähnten Zonen nicht durch einen Punkt, sondern sie schneiden sich, wie man gewöhnlich sagt, im Unendlichen, d. h. sie erscheinen auf dem Bilde als mit einander parallel laufende Linien. L 9 М. у. Кокзсндвом, Zonenzeichen. Zonengleichung. 204 Zone: (a: be 3c) ee в 01 = + — 21: 5 — (a ; D LOUE on = 92. . Zone: (a; 2b ©, и. 2.9 _ Ê 4 = 23,05 (4: 2 DOME r=r+s 24. Maui da; 25-30" er 25. 5 би: zn 26. » @; 2b + 66)........ ето 27. Zone: ао... > + 28: 5, ве bone Е 29, ». (а: 3b + 86)........ ı=7+7 80% 1 MG She doi en. р 31, 69 а: 3-0... 2er 507 rasen... == + 33. Zone: (а; 5b + 2c) ....... = Г + = 34. №, (Аб ЗО. <—=2+- 35. Zone; (a; 3b + IC) LL... Sell бо но 2 = + = 37. ое = о и. 2=1+- 39.2 (a, IDE о = ÜBER W EISSBLEIERZ- KRYSTALLE. Zonenzeichen. Омен al Е Зи: alu». (а; о ss. 42 Е Eten, 43., Zone: (a ; 30 + Ic) ........ 44. ps. (а: 3b SE CR de Ad une las ов, 40, оса ее... AT. Аа и ие. 48. м а. 49. Zone: (a ; 2b + Le) ........ 80. Zone (а о. 51:9». (a: SD + 30)... 92, 20085 (as br. TC)..." 53. Zone: (a;4b + ic) ........ 54. » (а; + 26) . DD. er es Prin 56. » (a : zb +- ЗС) ее р. от DA CN nn. 56, pat ар оо, 59 AD A TDF EC) ann ae Zonengleichung. 2 1 6 oma, 2 1 n a en 2 1 9 Te ETS 2.8 1 она 2 8 2 De 8 3 ar 2 __ 8 4 оо 2 3 5 al sine 2 3 9 и 2 4 a ее 2 5 1 во 2 _ 5 3 a an 227 1 a D € 3 1 1 Е С 3 1 2 FC UT 3 1 3 ne et a b € 1 5 ro UE EL Les 6, OD е 3 1 8 ar € 69 70 ХМ. v KOKSCHARO W. Zonenzeichen. Zonengleichung. 60. Zone: (а; 5b + ic) EEE : &;5 Sc) а. on Е 59 4 1 2 Q . Sa! р 1 Be a Ei 61., Zone: (4: 4b ЕО. Е НЕ о с a. a, 3 62. » (: ;4b Su 30) DH moe) MOUSE Us FC == Te SE . à 4 1 6 63. » (a a Ib Sr 3c) ee ee er = Sr Te 4 1 9 > ir 1 29) — 64. у (а . 1b + + C) Dot le le tee à ND == с 4 1 15 1 15 a > 65 » (a;d4b- (6 ERA Sean 66. Zone: (a; 2b + 16) ge 30. . da; 4 DONS RAC S a — b à 67. Zone: (а; 5b + 36) и и, . Pe 1 DR ERDE a b 68. Zone: (a; 1b + ic) ge »5 5 via sole в ‚be © a b с 5 1 12 1 12 69 » (as tbe Leo) ses и. = ro ” а. 1 CORNE Re 70: Zone: (ао... ner 6 5 3 ; 5 1 ne = 71 :Zone: (a 5 3b ge) an... 5 rt . 7 1 3 7 ‹ г В | Ip) oo — Re 7.2... Zone: (a lb eigen fe т Е Besondere Bemerkungen. 1) Es ist eine wohlbekannte Sache, dass die Zwillingskrystalle irgend eines Minerales nach einem, zwei, drei oder mehreren Gesetzen gebildet sein können. Es kommen aber auch Fälle vor, wo diese Thatsache sich nicht leicht constatiren lässt, indem die dazu = ÜBER WEISSBLEIERZ - KRYSTALLE. zu erforderlichen Messungen nicht immer ausführbar sind. Vorzüglich bei den Mineralien des rhombischen Systems bleibt oft ein Zweifel, ob die Zwillingskrystalle desselben nur nach einem oder zwei verschiedenen Gesetzen gebildet sind; so z. B. bei dem Chrysoberyll nehmen Hessenberg und noch mehrere Mineralogen, so wie auch ich, zwei Gesetze an‘), während dagegen einige andere in den zweierleiartigen Chrysoberylls-Zwillings - Verwach- sungen nur ein einziges Gesetz finden wollen, indem sie die zweite Art dieser Zwillinge als eine Vereinigung des I. Individuums mit dem Ш., und nicht mit dem II. erklären; d.h. sie betrachten einen jeden solchen Zwilling als einen Theil, oder als ein Bruchstück eines Durchkreuzungsdrillinges. Was nun aber den Chrysoberyll anbelangt, wenn auch, was mich anbetrifft, ich keinen Zweifel hege, dass in demselben zwei verschiedene Zwillingsgesetze vorhanden sind, so kann indessen doch für einige andere die Frage zweifelhaft erscheinen, woher G. vom Rath ?) ganz Recht hat zu sagen, dass: «Bei dem Chrysoberyll der strenge Beweis «durch Messung nicht geführt werden kann, weil dessen Zwillinge und Drillinge nur ein- «gewachsen, desshalb nicht von vollkommener Flächenbeschaffenheit sind u. $. w.» Da die Weissbleierz-Zwillinge und Drillinge ganz von derselben Art sind wie die des Chrysoberylls, und da bis jetzt für dieselben nur ein einziges Gesetz angenommen wurde, nämlich: Zwillingsebene eine Fläche des Hauptprismas m = и 5 ? а 5 в : | | Е т В “ - fe : + A р } ; В + 5 u 5 ` “ _ e | De m. sie | я | “ . a à 0 Paie и 5 „ir | “ vr . à A | v us % Я $ _ a „a } ; % ; Meme Acad. Imp.d ое dene ТАУ Kokseharow,\eisshleinz LI. AUD ul, In 7: ИН и ИИ УХ Jvanson sculp fi й % iR RR Men del cat Ip. de VI Serie EX ı Kokseharow.leisshleierz LV с 6 DIR SERIE BL SIL DS BIS TITRE SEP FI FT MÉMOIRES L'ACADÉMIE IMPERIALE DES SCIENCES DE ST.-PÉTERSBOURG, УП" SERIE, Tone XVI, N° 1. ÜBER DEN MUSCULUS ANCONEUS V. DES MENSCHEN, MIT VERGLEICHEND-ANATOMISCHEN BEMERKUNGEN. > VON Dr. Wenzel Gruber, Professor der praktischen Anatomie an der medico-chirurgischen Akademie. (Mit 1 Tafel) Lu le 24 mars 1870. of Sr.-PÉTERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Petersbourg: a Riga: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M N. Kymmel; M. Leopold Voss. J. Issakoff et A. Tscherkessoff; Ty Prix: 25 Кор. = 8 Ngr. / CN Km OA D €) ll 5 | в ой MÉMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST. -PETERSBOURG, УГ SÉRIE, Томе XVI, № 2. ÜBER ACHRADOCYNTETEN uno CNSTOBLASTLS, INIEI NEUR CRINDIDERN-GATTUNGEN, EINGELEITET DURCH KRITISCHE BETRACHTUNGEN ÜBER DIE . ORGANE DER CYSTIDEEN. VON Dr. A. у. Volhortin. о. ] \ и TES = Ce. à Scorer УЕ SF STD a8 TON TS <= IN (Mit einer lithographirten Tafel.) in CE У Présenté le 19 mai 1870. ; | N ST.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétersbourz, à Riga, à Leipzig, MM. Eggerset Cie, H. Sch tzdnrff, М. М. Kymmel; M. Léopold Voss Jacques Issakof D que ff. Prix: 30 Kop. — 10 Ngr. | = : | | MEMOIRES | L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SERIE Tome XVI, № 3. UNSERE KENNTNISSE DEN FRÜHEREN LAUF DES AMU-DARIA, Dr. №. Lenz. Mit 2 Karten. Présenté le 13 Janvier 1870. St.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St,-Petershourg, à Riga, ; à Leipzig, MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, ` М. М. Kymmel; М. Léopold Voss. J. Issakof et A. Tscherkessoff; Prix: 75 Kop. = 25 Ngr. SR FU hi (@) || ЕЯ \ СЕ M \ (=> CE Sp rfi == GE > MEMOIRES Г ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SERIE, Томе XVI, № 4. REVISION DER SALAMANDRIDEN-GATTUNGEN NEBST BESCHREIBUNG EINIGER NEUEN ODER WENIGER BEKANNTEN ARTEN DIESER FAMILIE, VON Dr. Alexander Strauch. Mitgliede der Akademie. Mit 2 Kupfertafeln. Lu le 24 mars 1870. и Sr.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétcrshourg: à Riga: MM. Eggers et Cie, H. Schmitz dr ff, М N. Kymmel; M. Léopold Voss. J. Issakoff et A. sehe kessoff; Prix: 1 ВЫ. 5 Кор: = 1 Thir. 5 Мог. SIEHE Фа де ее sa Chr CdirsBnsgrgeegan С aA =” a ire р | = + MEM 0 I RE ES L’ACADEMIE IMPERIALE DES SCIENCES DE ST. -PETERSBOURG, VIE SÉRIE, Tone XVE, № 5. BEITRAGE ZUR NATURGESCHICHTE DES ELENS IN BEZUG AUF SEINE MORPHOLOGISCHEN UND PALÄONTOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE, SO WIE SEINE GEOGRAPHISCHE VIRE PETER NEBST | BENERKUNGEN UBER DIE MIOCANE FLORA UND ENSECTENFAUNA DES HOCHNORDENS. VON ° Johann Friedrich Brandt, Mitgliede der Akademie. (Mit 3 Tafeln.) (Lu le 24 mars 1870.) f | 7 Sr.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourg, à Riga, En: eipzig, MM. Eggers et Cie, H. Schmitz do rff, M.N. Kane M. en 35. Jacques Late f et Tcher kessoff; Prix ANR 5 Ko ор. = 1 Thir. 5 Мег. ры =) м u, УЕ > Rips A De a Dr ae e23Sset Br eee | MEMOIRES во. L'ACADÈMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII” SERIE Томе ХУ, N° 6 у ER UEBER о BIN BEITRAG ZUR MORPHOLOGIE DER VIELMUNDIGEN MEDUSEN. VON Dr. Alexander Brandt. (Mit 1 Tafel.) Présenté le 18 Novembre 1869. | ut St.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: J. Issakof et A. Tscherkessoff; . Prix: 45 Кор. = 15 Ner. RHIZOSTOMA CUVIERT LMK. а St.-Petershourg, a Riga, | à Leipzig, ММ. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. Кушше!; M. Léopold Voss. IDEELLER ©} — QU = MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPERIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII" SÉRIE PITMOLOGISCH-TOPOGRAPIISCHE UNTERSUCHUNGEN RÜCKENMARK DES FROSCHES Dr. Spiro. (Mit einer Tafel.) Présenté le 5 Mai 1870. Sr.-PETERSBOURG, 1870. - Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourg, à Riga, à Odessa, à Leipzig, MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M.N. Kymmel; A.E.Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakof et A. Tscherkessoff; — | Prix: 35 Кор. = 12 Мог. RS LE > N | == 4 | 44 4. À LS u $ À в. 4 9 4 $ > т MM. Eggers её Cie, H. MEMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.- -PETERSBOURG, VIE SÉRIE, | Томе AVE, N° 6. ANATOMSCN- -ISIOLOGNOHE UNTERSUCHUNGEN ÜBER DEN > SIPUNCULUS NUDUS L VON (Mit 2 Tafeln.) Presente le 10 fevrier 1870. Sr.-PETERSBOURG, 1870. _ Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershour rg, à Leipzig, M. Leopold Voss. à Riga, à Odessa, Schmitzdorff, М. М. те, ae es Issako Ре Tcherkessoff; A. E. Kechribardshi; | x A $ | $ |: $ À $ |: $ а. } Dr. Alexander Brandt. | | | er + A $ À | 4 |: т ‚ Prix: 60 Kop. — 20 Мог. LA LA , ’ MEMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII” SERIE, Tone XVE, N° 9. RHODODENDREAE ASIAE ORIENTALIS. } 3 SCRIPSIT О TABULISQUE 4 LAPIDI INCISIS ILLUSTRAVIT | С. Г. Maximowicz, socius Academiae. Lu ie 30 Juin 1870. Sr.-PETERSBOURG, 1870. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourg: à Odessa: à Leipsi MM. Eggers et Cie, H. on tzdorff, M x. En sl A. E. Kechr Dar dent M. Léopo dv oss. J. Issakoff et A. Ts cherkessoff; Prix: 80 Кор. = 27 Мег. IE Eu sr 10) RE RS > == Ve [ee Ss de G Da #255 > MEMOIRES L’ACADEMIE IMPERIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII“ SÉRIE, Томе ХУ, № 10. STUDIEN AUF DEM GEBIETE DER STORUNGSTUEORIE. I. ENTWICKLUNG BINIGER VERBINDUNGEN BLLIPTISCHER FUNCTIONEN. VON Dr. H. Gyldén. Présenté le 19 Mar 1870. Sr.-PETERSBOURG, 1871. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Petershbourg: à Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M.N.Kymmel; М.А. Е. Kechribardshi; М. Léopold Voss. J. Issakof et A. Tscherkessoff; Prix: 1 Rbl. 5 Kop. = 1 Thlr. 5 Ngr. EP с) СЕ N \\\ у = N (MÉMOIRES J'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.- -PETERSBOURG, УГ SÉRIE, Tome XVI № 11. ÜBER FOSSILE MEDUSEN. VON $ Dr. Alexander Brandt. Mit 2 Tafeln. Lu le 13. octobre 1870, Sr.-PETERSBOURG, 1871. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Petershourg: à Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M. М. Kymmel; М. А. Е. Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakoff et A. Tscherkessoff; » Prix: 45 Kop. = 15 Ngr. as (69 KT LE y & D Ц MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST. -PETERSBOURG, УГ SÉRIE, | Томе XVI, № 12. EMBRYOLOGISCHE STUDIEN WÜRMERN vn» ARTHROPODEN A. Kowalevski, Professor in Kiew. Mit 12 Tafeln. _ Présenté à la Classe Physico-Mathématique de l'Académie des sciences le 18 novembre 1869. St.-PETERSBOURG, 1871. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétecrshourg: à Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, М. М. ne el; М. А. Е. Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakof ee Tseherkessoff; Prix: 1 Rbl. 70 Кор. = 1 Thir. 27 Мот. + COM: ER De LS CS MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST. -PETERSBOURG, VIF SÉRIE, Томе XVI, № 13. BOREAS UND DIE BOREADEN VON Ludolf Stephani. Mit zwei Tafeln. Lu le 11 mai 1871. Sr.-PÉTERSBOURG, 1871. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourgs аа: à Odessa: Leipzig: MM. Pa s et Cie, H. Schmitzdorff, M. WE er: M. А. Е. os he ibardshi; M. Léo opold Voss J. Issakoff et A. cher kessoff; Prix: 65 сор. = 22 Мег. ) \\ NU LR FRE \ Е= MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII SÉRIE, Tome XVI, № 14 ET DERNIER. ÜBER WEISSBLEIERZ-KRYSTALLE, VORZÜGLICH AUS RUSSISCHEN FUNDORTEN. VON №. ух. Kokscharow. (Mit 5 Kupfertafeln.) Lu le 4 mai 1871. Sr.-PETERSBOURG, 1871. Commissionnaires de l’Académie ms = seiences: à St.-Petersbourgs à Riga: à Leipzig MM. Eggers et Cie EH. en tzdorff, M.N. ame; M.A.E. Be abardehii M. N ld Vo 88. J. Issakof EA Tcherkessoff; Prix: 1 Rbl. res = 1 Thlr. 7 Ngr 29 NS 9 D it he À Г р a INN | Il Il 3 9088 01769 5511 SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES. ge en D ме a вм re a eh Fee dr DS ED ESS x art è 2 « » « N = < ARS течи" 49 Vas in Sep 0 Fehde - ® я чья rires ete pue A en rar нае RT, - ER ER D ae a nr nr VD ES 0 SE RARE ne re ve a Re nn e a pre NA het он s né ALP ee - s ее eg en are ee de TERRES OT окне RM EN re ei en EEE LITE RCE Et SRE SN ES x WR TR Se LV M ste Re EEE TEE REITER SR ER D TT us naar ne ane — . 2 в тлуе SER AT REP A PME DE eurer er