rn On A À RES SN Et NI OA) we ea © #4 REKEN eve рокера > - = LFP > + "окр оду ее ам ND Но = > | ка лата a N А, м к. ae a MD À поро oh CCR SEE NET EURE MR: ré Da AN MAR Sd 2 AUS A men DE DR Ё В ре ее ам un ae PSE ES ol : nr € д 44) ева оо D PORC UT я > du 2e dd DS Een ne СК à Fran % x br 7 DR EU С CRETE EST > ос : - À De > р Bey Чьи + “ х EN нд M Oh ; 5 * rd k ; 2 à С ve ие » Eu = re 2 . я À x = : ; EN Ce : 5 ar > N: . we NN F , И X ERDE re че, er, = SE wenn ая s “pe a + een ROC AR du nm ED D À D pense ee D = арене даже и, Ps a ‘ x RD v - + 5 ini ù _ > 2 = м A fe, 1 MEMOIRES DE LACADEMIE IMPERIALE DES SCIENCES DE SAINT-PETERSBOURG. r у УП" SERIE. / 5, IE | TONE IX. ZEN (Avec 43 planches.) er SAINT-PETERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétersbourg à Riga à Odessa à Leipzig MM. Eggers & Comp., H. Schmitzdorff, 3 Se a ge 5 (K. Röttgen), чар А. Tscherkessof; М. М. Кушше!; A.E.Kechribardshi; M. Léopold Voss. Prix: 10 Roubl. 55 Кор. arg. = 11 Thir. 22 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. : Octobre 1878. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l'Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) TABLE DES MATIÈRES DU TOME XIX. № 1. Vergleichende Untersuchungen betreffend die Histiologie (Histiographie und Histiogenie) der vegetativen und sporenbildenden Organe und die Entwickelung der Sporen der Leitbündel-Kryptogamen, mit Berücksichtigung der Histiologie der Phanerogamen, ausgehend von der Betrachtung der Marsiliaceen, von Dr. Edmund Russow, Docenten der Botanik an der Universität Dorpat. Mit XI Tafeln Abbildungen. X et 207 pages. № 2. Bestimmung der Nutation der Erdachse. Von Dr. Magnus Nyrén. 64 pages. № 3 Über die Petrefakten der Kreideformation von der Insel Sachalin von Mag. Fr. Schmidt, Mitgliede der Akademie. Mit acht Tafeln Abbildungen. 37 pages. № 4 e Die Sammlung Cesnola, beschrieben von Johannes Doell. Mit siebzehn Steindrucktafeln. 76 pages № 5. Des historiens arméniens des XVII® et ХУШ? siècles. Arakel de Tauriz, registre chronologique, annoté par M. Brosset, membre de l’Académie. 60 pages. № 6. Awarische Texte, herausgegeben von №. Schiefner. Mitgliede der Akademie. L et 113 pages. № 2e Studien über den Amphioxus lanceolatus von Dr. Ludwig Stieda. Mit vier Tafeln Abbildungen. 71 pages. № 8 Entwickelt sich die Larve der einfachen Ascidien in der ersten Zeit nach dem Typus der Wirbelthiere? Von Dr. К. E. ух. Baer. (Mit einer Tafel). 36 pages. № 9. Über den Stirnfontanellknochen (os fonticuli frontalis) bei dem Menschen und bei den Säugethieren von Dr. Wenzel Gruber, Professor und Director des Institutes für die praktische Ana- tomie an der medico-chirurgischen Akademie. Mit 2 Tafeln (57 Figuren). 28 pages. № 10 ET DERNIER, Die Polhöhe von Pulkowa. Von Dr. Magnus Nyrén. 40 pages. UE 1 UNTERSUCHUNGEN BETREFFEND BILDENDEN ORGANE UND DIE ENTWICKELUNG DER SPOREN ss “ ODER Wr BUNDEL-KRYPTO . MIT BERÜCKSICHTIGUNG DER HISTIOLOGIE DER PHANEROGAMEN. AUSGEHEND VON DER BETRACHTUNG DER MARSILIACEEM Dr. and Eussow, Docenten der Botanik an der Universität Dorpat. Mit XI Tafeln Abbildungen. . (Présenté le 6 avr 1871). - ST. -PETERSBOURG, 1872. Commissionnaires de l'Académie Impériale des sciences : à Riga: а Odessa: 0008 Lelpzig: _М. М. Kymmel; M. À. E. Sana _ М. Leopold Voss. и li о 2 Rub. 75 Ков: — 4 Thh. 2 Ne. MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, УП" SERIE. Tome МХ, N° 1. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN BETREFFEND DIE HISTIOLOGIE (HISTIOGRAPHIE UND HISTIOGENIE) DER VEGETATIVEN UND SPOREN- BILDENDEN ORGANE UND DIE ENTWICKELUNG DER SPOREN LEITBUNDEL- KRYPTOGAMEN., MIT BERÜCKSICHTIGUNG DER HISTIOLOGIE DER PHANEROGAMEN, AUSGEHEND VON DER BETRACHTUNG DER MARSILIACEEM VON Dr. Edmund Russow, Docenten der Botanik an der Universität Dorpat. Mit XI Tafeln Abbildungen. ar À Ten (Présenté le 6 avrd 1871). Sr.-PÉTERSBOURG, 1872. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershourg: à Riga: à Odessa: a Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M.N.Kymmel; M.A.E.Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakof et А. Tcherkessof; — Prix: 2 Rub. 75 Кор. = 3 Thir. 2 Мот. Imprimé par ordre de l’Academie Impériale des sciences. Septembre 1872. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. Vass.-Ostr., 9° ligne, № 12. Vorwort. In der Hoffnung, dass die auf vorliegenden Blättern niedergelegten Resultate mehr- jähriger Forschung auf dem Gebiete der Histiologie und Entwickelungsgeschichte der Leit- bündelpflanzen, insbesondere der Leitbündelkryptogamen, die Rechtfertigung ihrer Ver- öffentlichung in sich selbst tragen, will ich an dieser Stelle nur einige Bemerkungen über Veranlassung, weiteren Verlauf und Umfang meiner Untersuchungen, mit einem Wort, die Entwickelungsgeschichte vorliegender Arbeit in Kürze vorausschicken. Als ich im Jahre 1865 mehrere Monate in Berlin weilte, hatte Herr Professor Dr. Alexander Braun die Güte, mir auf die Bitte um ein Thema zu einer Arbeit auf dem Gebiete der Phytotomie, die Untersuchung einiger, bis dahin nicht aufgehellter histiolo- gischer Verhältnisse des Receptaculums der Marsilia und Pilularia vorzuschlagen und mich zu dem Zweck mit reichem Untersuchungsmaterial und einschlagender Literatur zu ver- sorgen. Die, noch in Berlin, an den genannten Objecten ausgeführte, bald auch auf die vege- tativen Organe der Marsiliaceen ausgedehnte histiologische Untersuchung ergab so viel des Neuen, dass ich mich zu einer eingehenderen Bearbeitung der Histiologie sämmtlicher Or- gane der Marsiliaceen entschloss; bald jedoch gelangte ich zu der Einsicht, dass ein be- friedigender Abschluss, namentlich in Betreff der histiologischen Untersuchung der Marsilia- Sporenfrucht, ohne Studium der Entwickelungsgeschichte nicht zu erlangen sei, dass es ferner, um sich vor einer einseitigen Auffassung der histiologischen Einzelheiten in Betreff I IV VORWORT. der vegetativen Organe, zu schützen, vergleichender Untersuchungen des Gewebes der nächstverwandten Gewächse bedürfe, und dass es endlich mir, dem Neulinge auf dem be- tretenen Gebiete, an Uebung und an geschärftem Blick mangelte. Um mir die Fortsetzung der in Berlin aufgenommenen Arbeiten in der Heimath zu ermöglichen, hatte Herr Professor A. Braun die Güte, lebende Pflanzen mehrerer- Mar- silia-Arten an den hiesigen botanischen Garten zu senden, in welchem dieselben seit 1866 cultivirt werden. Im Frühling 1867 wurde mit der Untersuchung der Gewebe-Entwickelung der Frucht und vegetativen Organe begonnen, doch da der grösste Theil meiner Zeit und Kraft durch meine akademische Lehrthätigkeit, welche ich seit dem August 1866 begonnen, absorbirt wurde, musste ich mich auf die Untersuchung der Entwickelung des die Fruchtschale zu- sammensetzenden Gewebes und eines Theiles der Gewebe vegetativer Organe beschränken. Inzwischen hatte ich seit meiner Rückkehr aus dem Auslande im Sommer 1865 vorherr- schend das Gewebe der Phanerogamen untersucht, angeregt durch die trefflichen Arbeiten Sanio’s, über die Zusammensetzung des secundären Holzes und die Entwickelung der Ge- webe in den Stämmen der Phanerogamen, namentlich wurden die Untersuchungen in letzt- genannter Richtung nach der Sanio’schen Präparationsmethode wiederholt. Somit konnte im Jahre 1868 mit geschärfterem Blick und geübterer Hand die längst beabsichtigte vergleichende Untersuchung der Leitbündelkryptogamen, in Bezug auf Bau und Entwickelung der Gewebe, aufgenommen und mit Erfolg weiter geführt werden, zumal mir ein reichhaltiges Herbarienmaterial hinsichtlich der vielgestaltigen Gruppe der Farne durch die Liberalität Sr. Erlaucht, des Herrn Alexander Grafen Keyserling zur Dis- position gestellt wurde. Einen neuen Aufschwung aber nahm meine Arbeit durch die rege Theilnahme, welche Graf Keyserling dem Fortgang meiner Untersuchungen angedeihen liess, und wurden meine Studien wesentlich gefördert durch die Anregung und Belehrung, welche ich aus dem trefflichen Lehrbuch der Botanik von J. Sachs schöpfte. Die Untersuchung der Entwickelung der Gesammtfrucht von Marsilia (Anlage und Ausbildung der Frucht, der Sori, Sporangien und Sporen), welche im Frühling 1869 be- gonnen und bis zum Herbst desselben Jahres fortgesetzt wurde, so wie die im Laufe des Sommers ausgeführten Beobachtungen über Sporangien- und Sporen-Anlage und Entwieke- lung bei Filices, Ophioglosseen, Equisetaceen und Lycopodiaceen, ergaben so viel des Neuen und Unerwarteten und eröffneten eine so weite Aussicht auf neue Entdeckungen, dass ich, Уовмовт. у um der Gefahr vor einer Zersplitterung meiner Kräfte zu entgehen und durch den Mangel an Untersuchungsobjecten zu einer weiteren Ausdehnung der Studien in besagter Richtung gezwungen, beschloss, zu einer Veröffentlichung der bisherigen Ergebnisse meiner Unter- suchungen zu schreiten, so wenig auch dieselben zu den längst angestrebten, befriedigen- den Abschluss geführt. Zum Beginn des vorigen Jahres hatte ich die Mittheilung der Ве- sultate meiner Forschungen druckbereit gemacht, doch schlug die Aussicht fehl, mein Manuscript im Laufe des Jahres veröffentlicht zu sehen, oder dass auch nur mit dem Druck begonnen würde. Es wurde somit das letztverflossene Jahr benutzt, um mehrere der vielen Lücken, besonders in Betreff der Beobachtungen über Sporenentwickelung bei Filices, Ophioglos- seen und Lycopodiaceen, und der bis dahin noch gar nicht untersuchten Salviniaceen auszu- füllen. Ferner wurden die Urtersuchungen des Gewebes vegetativer Organe in Bezug auf Bau und Entwickelung vermehrt durch Beobachtungen sowol an Phanerogamen als Krypto- gamen, und bot sich namentlich für die Untersuchung letzterer ein sehr schätzenswerthes Material in dem kürzlich der Dorpater Universität. durch Vermächtniss zugefallenen Kühlewein’schen Herbarium; mehrere Repräsentanten kleiner, seltener Formengruppen, welche ich bis dahin zu sehen nicht Gelegenheit gehabt, als einige Schizaeen, Psilotum, Tmesipteris, Azolla u. a. konnten nun histiologisch untersucht werden. Endlich wurde noch in Veranlassung der neuesten Arbeiten Hanstein’s, deren Resultate ich übrigens nur aus der zweiten Auflage des Lehrbuches der Botanik von J. Sachs kennen gelernt, die Unter- suchung der Gewebeentwickelung (Differenzirung der Gewebe) in den Axenorganen der Leitbündelpflanzen wiederholt. Da durch Mangel an Untersuchungsobjecten oder unzureichendes Untersuchungs- material veranlasste Lücken grossentheils noch unausgefüllt oder nur zum Theil erfüllt stehen geblieben, so möchte ich mit der Veröffentlichung meiner Untersuchungen noch zurückhalten, doch die ungewisse Aussicht auf baldige Erlangung des erforderlichen Unter- suchungsmaterials, bestimmt mich die Resultate meiner Forschungen jetzt vor die Oeffent- lichkeit zu bringen, zumal ich hoffen darf, meine Arbeit werde auch in ihrem gegen- wärtigen Umfange zum Aufbau der Wissenschaft beitragen, wenigstens dadurch, dass sie zu einer Wiederholung meiner Beobachtungen und Beantwortung mehrerer durch letztere aufgedeckten Fragen anregt, oder die auf demselben Gebiete bereits thätigen Forscher in ihren Arbeiten fördert. VI Уовмовт. Zu grosser Befriedigung gereicht es mir hier die Gelegenheit zu finden, den Herren Professor Dr. Alexander Braun und Sr. Erlaucht, Alexander Grafen Keyserling, für die mir erwiesene rege Theilnahme, meinen verbindlichsten Dank auszusprechen. Dorpat, den °%,,. Februar 1871. Edmund Russow. Inhaltsübersicht. Erster Abschnitt. Rhizocarpeae. MARSILIACEAE. 1. Axenorgane, А. Stamm. Histiographie. Pag. . Marsilia (Drummondii, elata, salvatrix).... . 1—12 Leitbündelgewebe.................... 1—10 Xylem und dessen Elemente .......... 2—3 РАО а ren en eee 4— 5 Parenchymatische Elemente(Geleitzellen) 6— 9 Grundgeweber sea ee ee. 10—11 Hautgewebe. 2. Meuse see ce er Marsilia quadrifol., aegypt., erenata, pubesc., distorta, сушпосагра ............... 12—13 b. Pilularia (globulifera u. minuta) ......... 13 Histiogenie. DA MATELAS nee em dominer ae aile 13—19 Ueker Präparationsmethode, Note auf рас... 18—14 B. Wurzel. Histiographie. DE Marsilian ee а ee Nacre 19—20 БРА eee de se es 31—28 Histiogenie. О о ее 23—26 il, Blattorgane. a. Steriles Blatt. А о ме лы 26—28 ИЕН оброс сов оо 28 6. Fertiles Blatt. Histiographie. Pag. a. Marsilia (Bau des Receptaculums). ........ 28—40 Пе Карра ные, ee . 29—87 Epidermis mit Spaltöffnungen und Haaren. 29—31 Prismenschichtens se. 31—37 Entwickelung der Prismenschichten . . ... 34—35 Die Prismenschicht in der Testa der Papi- lionaceen, Mimoseen u. Cannaceen, Note AUF PAS en ae chelou de 35 Die 4te und 5te Schicht.............. 3 Das Notobasalstuckee ee EEE 37—40 b. Pilularia (globulifera u. minuta). ......... 40—41 Histiogenie. Entwickelungsgcschichte der Sporenfrucht von Marsa or. 0.2.0... EEE RER REN, 42—73 AnlacesderzFruchuaer ее 42 » ре 43 » » Makrosporangien. ............. 44 Weitere Entwickelung des Receptaculums. .. .. 45 » » der Sori u. Makrosporangien 45—46 Anlage der Makrosporenmutterzellen . . ...... 47 Anlage und erste Entwickelung der Mikrospo- Е En ee 47—48 Sporangien-Entwickelung von Marsil. verglichen Mit Чек Чей НВ еее 48—49 Weitere Entwickelung des Receptaculums. . . . . 49—50 Anlage der Lacunen und Prismenschichten . . .. 49 Theilungsvorgänge in den Sporenmutterzellen. . 51—52 Anlage der Makro- und Mikrosporen ..,..... 52 Entwickelung der Makrospore ........ .... 52—58 Auftreten der Protoplasmablase. . ....... 54 Bildung und Eigenschaften der Hüllhaut . . 55—56 Entwickelung der Mikrospore ............. Bildung abuormer Mikrosporen ec. = VIII Pag. Vergleich zwischen Makro- und Mikrosporen- entwickelungnee Re COTE 60—61 Die Entwickelung der Marsilia-Sporen nach H of- meister, verglichen mit den gewonnenen Resultaten... un se. nee 61—63 Die Entwickelung der Sporen von Salvinia nach Met Genuss ren во ооо LORIE 9 64—67 Die Entwickelung der Sporen von Azolla nach Е ee 68—69 Entwickelung der Sporen von Equisetum nach | HOPNNETS LEE ee ET EE 69 DIS DOI 70 Die letzten Entwickelungsstadien des Recepta- CU UNSER. о он 70—72 Kurze Uebersicht der Entwickelungsstadien der Gesammtlrucht 2.00 sen 712—173 Morphologische Deutung der Frucht von Marsilia 78—75 Morphologische Deutung der Frucht von Pilu- laria, Salvinia und Azolla............. 75—78 Zweiter Abschnitt. 1, Filices, И, Oplioglosseae, Ш, Lycopodiaceae, IV. Equisetaceae, I. Fılices. Allgemeines in Betreff der Form und des inneren Baues der Leitbündel ................ 79—80 Bau des Grundgewebes .................. 80—82 Bau der Wurzel... О о ое ма 82—83 Das Hautgewebe (Epidermis, Haare).. 84—96 Sporangien (Bau und Eutwickelung) . ........ 86—88 Sporen (Bau und Entwickelung) . ........... 88—94 Sporenmutterzelle bis zur Theïlung . ...... 89—91 Specialmutterzellen .................. 91—92 Anlage und Ausbildung der Sporen . »..... 92—94 Beschreibung der histiologischeu Verhältnisse der vegetativen Organe der Hvmenopbyllacesen re. enter, 94— 96 Gleicheniaceae...,. nal. Aare ее ие '96— 97 Schizaeaceäe.. neu neue RTE le en: 97— 99 Osmundaceae HN RIEF EITHER 99 Polypodiaceger se ee ge 2 99—104 Üyathaaceae. „m 2.2 2970 О ие 104—105 Marattiaceae. A... пан 105—117 Bau der Leitbündel und des Grundgewebes 105—106 Bau. der, Würzel и) ee Catane our 106—107 Entwickelung der Wurzel, Scheitelwachs- thum derselben . . ‚. 107—109 INHALTSÜBERSICHT. Pag. Sporangien (Bau und Entwickelung) . . ... 109—110 Beschreibung eines eigenthümlichen, Sphä- rokrystalle bildenden Stoffes im Gewebe der Marattiaccen ER ne 110—117 II. Ophioglosseae. Leitbündel (elementare Zusammensetzung). . . 117—118 » Les 8170113: се 118—120 » у’ ‚Blattes... о 120 Grundgewebe ELEC: ро 120—121 Ме нь, еее 121—124 Bausden Wurzel... za seen ть 121—122 Entwickelung der Wurzel ............ 123—124 Sporangium (Bau und Entwickelung) ...... . 124—126 BeiBotrychium, ar... „ray... TNT 124—125 » Ophioglossum ya. PAPER TOR 125—126 Sporen (deren Entwickelung bei Ophiogloss) . 126—128 III. Lycopodiaceae. _ 128—133 а. ycopodiums. „ВА ВЕ ее Leitbündelrewebe... 2e 128—129 Grund- und Hautgewebe. ........... 129—130 Wurzel... N. ОИ GUITARE 130—131 Bau.des Blattes. 0.0. . Us. 4 ne nce: 131 Psilotum triguetrum Su. ..2..0 0a 131—132 Tmesipteris Tannensis ............. 132 Sporangien von Lycopodium(Eutwickelung) 132—133 Sporen » » » 133 р. расе Ar. a we 134—139 Leitbündel- und Grundgewebe . ot 134 Wurzel und Wurzelträger . .......... 185—136 Blatt und dessen Epidermis. ........, 136—138 Sporangien-Entwickelung . .......... 138—139 с. Isoëtes(Histiographie d. vegetativen Ürgane) 189—140 IV. KEquisetaceae. Leitbündel.n.. m zn ER mOn 141—142 Grundgewebe : : au. 2:0 rat полета лана 142—143 Differenzirung des Gewebes im Stamm von Equisetum arvense. . 143—146 » » limosum . 146 Wurzel ee ee 146—147 Abnorme Wurzel bei Е. limosum ......., : 147 Sporangien-Entwickelung. .............. 147—148 Dporen-Entwickelung. м 2... una 148—149 Dritter Abschnitt. Das Gewebe der Leithündeikryptogamen verglichen mit dem der Phanerogamen. Betrachtung des ausgebildeten Gewebes. Leitbündeigewebe... ‚ 150—166 INHALTSÜBERSIOHT. Unterscheidung der Haupttypen u. Untertypen der Kryptogamen-Leitbündel . . Unterscheidung der Haupttypen u. Untertypen der Phanerogamen-Leitbündel Unterscheidung von combinirten und einfachen, primären und secundären Leitbündeln... Tabellarische Uebersicht der Haupt- u. Unter- typen der Leitbündel im Allgemeinen und deren Verbreitung im Pflanzenreiche. ... Elementare Zusammensetzung der Leitbündel der Kryptogamen............. Parenchymatische Elemente .....,.. Faserförmige Drugs RER Tracheale De Pr en. Elementare Zusammensetzung Le Leitbündel der Phanerogamen Primäre Leitbündelelemente ........ Secundäre » ee nie Sue ааа © ое ох вое оон Grundgewebe Parenchym Prosenchym (Sclerenchym u.Collenchym) Kritenchym (Scheidegewebe) Unterscheidung von Einzelscheiden und ge- meinsamen ;Scheiden, von Schutz-, Stei- fungs- und Stützscheiden . .......... Verbreitung der verschiedenen Einzel- und ge- meinsamen Scheiden in den Hauptgruppen der Leitbündelpflanzen Begründung der Ansicht, dass die am Umfange der Leitbündel befindlichen Sclerenchym- massen (5. g. Bastbündel) zum Grundgewebe gehören Ses Sons se + » + Hautgewebe (das der Kryptogamen ver- glichen mit dem der Phanerogamen) . . .. Pag, 150—152 152—156 156—158 159—161 . 161—164 161—162 162 162—168 164—166 165 165—166 166—175 166 167 168 + 168—169 169—170 170—175 175_ Betrachtung der Gewebe-Entwickelung ‚ (Differenziruug der Gewebe). Scheitelwachsthum der Axenorgane bei den Kryptogamen Differenzirung der Gewebe in Axenorganen mit combinirten Leitbündeln Be + ele al osier e ve 175—176 177 Differenzirung der Gewebe 1 in Axenorganen mit einfachen Leitbündeln. ...........:. Scheitelwachsthum der Axenorgane bei den Bhaneropamene se ee Differenzirung der Gewebe in Axenorganen der Радон een In Axenorganen mit einfachen Leit- DUndelne ke term ee Unterscheidung von Ur- und Folgeme- ristem, Cambium- und Verdickungs- mantel Differenzirung der Gewebe in Axenorganen mit combinirten Leitbündeln Vergleich der gewonnenen Resultate mit der Lehre Hanstein’s über Gewebedifferen- zirung Ueber Urmeristem und Folgemeristem. . . ... ооо о ооо Sue Lete а ею а se)" fo meme ste joe les ste se à a Glenn Entwickelungsfolge der einzelnen Elemente des Leitbündel- und Grundgewebes . . . .. Die verschiedenen Typen der Entwickelung der Gewebe in den Axenorganen der Leit- bündelpflanzen tabellarisch zusammen- Пе а Боно бля Schlussbomerkungen, enthaltend eine kurze Zusammenfassung der Hauptresultate vorliegender Arbeit und Ver- werthung derselben in Bezug auf die Auf- fassung der verwandtschaftlichen Beziehun- gen zwischen den Hauptgruppen der Leit- bündelkryptogamen Tabellarische Zusammenstellung der Hauptresultate in Bezug auf Histiographie und Histiogenie der vegetativen und spo- renbildenden Organe der Leitbündelkrypto- А лань des ба Nachschrift. Das Verhalten des Grundgewebes bei Bildung des Kritenchyms betreffend . .......... Erklärung der Abbildungen... ....... ET ONE IX Pag. 177 175—179 179—188 — 161 181 182 188—184 184—185 185—186 186—189 189—194 195—195 199—207 Seite Verzeichniss der Druckfehler. 7 Zeile 5 von oben lies Längsschnitten 14 39 » il 8 16 15 11 » » unten oben unten oben unten oben unten » oben » licht Notobasalstück Parallellepipeden Zelle Specialmutterzellwände Phloëm Phloëmscheide Casparyschen ihnen Protoxylemzellen geben Mesistem (Periblem Hansteins) statt Längschnitten leicht Basidorsalstück Parallelepiden Zellen Sporenmutterzellwände Ploëm Ploëmscheide Casparygschen ibren Protophloëmzellen gaben Meristem (Peristem Hansteins). Erster Abschnitt. RHIZOCARPE A EL MARSILIACEAE. |, Axenorgane, А. Stamm. Histiographie. a. Marsilia. Die Schilderung des inneren Baues und der feineren Structurverhältnisse bezieht sich zunächst auf die grossen Neuholländischen Arten: М. Drummondii, elata und salvatrix, welche wegen der Grösse ihrer Elementarorgane sich zur histiologischen Unter- suchung besonders eignen; die von diesem Typus abweichenden histiologischen Verhält- nisse der übrigen untersuchten Arten!) werden später besondere Erwähnung finden. Die Axe des Stammes durchzieht ein hohleylindrisches Leitbündel”), das bis auf rundliche, von Grundgewebe eingenommene Ausschnitte, die sich jedesmal über der Ab- zweigungsstelle eines Blattleitbündels finden, ein zur Stammspitze hin allmälich verjüngtes, bis unter den Vegetationskegel reichendes, vollkommen geschlossenes Rohr darstellt, wel- ches das Grundgewebe des Stammes in zwei scharf gesonderte Partien scheidet: das Rohr umschliessende Rinde und vom Rohr eingeschlossenes Mark, welche beiden Theile nur über der Abgangsstelle der Blattleitbündel sich unmittelbar berühren. Das Mark hat die Form 1) Untersucht wurde die Histiologie des Stammes an frischen (Garten-) Exemplaren von Marsilia Drummon- dii A. Br., elata A. Br., salvatrix Haustein, aegyptiaca Willd., crenata Presl und quadrifoliata L.. und an Her- barienexemplaren von M. pubescens Ten, distorta A. Br., `егоза Willd. und gymnocarpa Leprieur. 2)Da zwischen «Gefäss» und «Tracheide» physiolo- gisch kein Unterschied, morphologisch aber wol einer besteht, so ist der gegenwärtig in der Botanik fast allge- Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. mein gebrauchte Ausdruck «Fibrovasalstrang» nur aus physiologischem Gesichtspunkt auf die Leitbündel sämmtlicher Gefässpflanzen anwendbar; der gleichfalls aus physiologischem Gesichtspunkt gewählten Bezeich- nung «Leitbündel» gebe ich der Kürze wegen den . Vorzug. Bezeichnender als «Leitbündel» wäre «Leit- strang. «Gefässbündel» sollte man nur zur Bezeich- nung eines Bündels von Gefässen anwenden. 2 Ермомо Russow, eines dreiseitigen Prismas mit abgerundeten Kanten und schwach gewölbten Flächen, wäh- rend die Aussenfläche des Leitbündelrohrs der eines Cylindermantels sehr nahe kommt. Der Querschnitt des Leitbündels, etwa in der Mitte des Internodiums geführt, hat somit die Form eines geschlossenen Ringes, dessen innerer Umfang von dem äusseren nicht über- all gleich weit absteht, sondern der sich dem letzteren an drei Stellen beträchtlich nähert (Taf. 1, 2, 3, Taf.X, 1,3); dicht über der Abzweigungstelle eines Blattes zeigt der Leitbündel- querschnitt die Gestalt etwa eines Hufeisens (Taf. X, 2.) oder eines an einer Stelle unter- brochenen Ringes. Von G. W. Bischoff!) und H. von Mohl?) wird das vom Leitbündelrohr eingeschlos- sene Gewebe ebenfalls als Mark oder dem Mark entsprechendes Gewebe gedeutet, wogegen Schleiden), Schacht‘) und Sachs?) letzteres als zum Leitbündel gehörig ansehen, denn beide erstgenannten Forscher schreiben den Marsiliaceen ein «centrales Gefässbündel» und letzterer einen «axilen Fibrovasalstrang» zu; wie weit diese Anschauung den Thatsachen entspricht, werden wir weiter unten sehen. Eine Auffassung, die von der aller genannten Forscher und der unsrigen beträchtlich abweicht, ist die ©. Nägeli’s°), nach dessen Darstellung bei М. quadrifoliata ein hohleylin- drischer, ein Mark umschliessender Fibrovasalcylinder vorhanden ist, der sich gegen die Spitze des Stammes in fünf getrennte Stränge auflöst, oder vielmehr, der durch Ver- schmelzung von fünf gesonderten Strängen, zwei stammeigenen Radicalsträngen und drei gemeinsamen Strängen (Blattspuren) zu Stande kommt. Die Betrachtung der Entwicke- lungsgeschichte des Stammes wird diesen Widerspruch, wenn auch nicht lösen, so doch wenigstens erklären. Die Zusammensetzung des Leitbündelrohrs ist folgende. Der Xylemtheil, Holzkörper des Leitbündels, wie dieses von hohleylindrischer Ge- stalt, ist sowol an seinem äusseren als inneren Umfange vom Phloëmtheil, Bastkörper, umschlossen (Taf. I. 2, Taf.X.1,3.); letzterer ist gegen das Grundgewebe, sowol Mark als Rinde, durch eine sehr ausgeprägte Schutzscheide scharf abgegrenzt (Taf.1I,1,2, Taf.X,1,2,3.) Der Xylemtheil besteht zum grössten Theil aus Treppentracheiden (Treppengefässe der älteren Autoren), die in 2 — 4 Reihen (in radialer Richtung) neben einander gestellt sind, zum bei weitem kleineren Theile aus abrollbaren Schraubenzellen (früher Spiralge- fässe) und einigen wenigen Ring- und Netzzellen (früher Ring- und Netzgefässe), die meist in 5 auf dem Querschnitt sehr schwer wahrnehmbaren, nicht immer scharf geschiedenen Gruppen, an den äusseren Umfang des Xylemkörpers gerückt sind (Taf. X, 1, 2, 3.). An seinem ganzen äusseren und inneren Umfange ist der Holzkörper von einer Schicht 1) G. W. Bischoff, die Rhizocarpen und Lycopodeen, 4) Schacht, Lehrbuch der Anat. und Physiol. Th. I, $. 72. 1828. $. 317. 2) H. у. Mohl, Vermischte Schriften, 8. 117. 5) Sachs, Lehrbuch der Botanik. $. 364. 3) Schleiden, Grundzüge der wissenschaft]. Botanik. 6) 5. Nägeli, Beiträge zur wisseuschaftl. Botanik. 4. Aufl. 8. 333. 1858. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 3 unverholzter, parenchymatischer Zellen umgeben, gleichsam umscheidet, die ich aus später zu erörternden Gründen als zum Xylemtheil gehörig auffassen möchte; der Kürze halber mag diese Schicht Xylemscheide heissen. Die Treppentracheiden, im ganzen Verlaufe durch das Internodium sich unmittelbar berührend, nicht wie in zahlreichen Farnleitbündeln durch unverholzte Elemente von ein- ander geschieden, weichen nur an der Stelle, wo sich eine Nebenwurzel abzweigt, aus ein- ander, um die Lücke von Bastelementen ausfüllen zu lassen ; auf dem Querschnitt mitten durch das Internodium bildet somit der Xylemkörper einen geschlossenen, im Knoten, an Abzweigungsstellen von Nebenwurzeln, einen unterbrochenen Ring(Taf.I,2 w, Taf.X,1,2,4.). Innerhalb des Internodiums erreichen die sehr allmälich zugespitzten Treppentrachei- den meist die Länge desselben; im Knoten sind sie bedeutend kürzer, gedrungener und mannigfach verbogen. Ihre Wände sind meist sehr beträchtlich verdickt, stark verholzt und in hohem Grade anisotrop, farblos oder leuchtend hell- bis dunkelgelb gefärbt; meist eine deutliche, sehr feine Schichtung (Taf. I, 1.) und nach Anwendung von Aufquellungsmitteln auch eine deutliche Streifung zeigend. Durch Kochen in verdünntem Kali wird der Mole- cularzusammenhang in einer bestimmten Richtung dermaassen gelockert, dass beim Zerren die Membran in ihrer Totalität in ein bald breiteres, bald schmäleres Schraubenband zer- reisst') (Taf. I, 5,12, 14.). Diese Eigenschaft der Treppentracheiden ist nicht auf das genus Marsilia beschränkt, sondern findet sich ebenso bei Pilularia und mehreren Farnen (Pteris, Alsophila, etc.). Der verhältnissmässig sehr breite Tüpfelhof in Richtung des Querschnitts der Tracheiden (Taf. I, 1 a) hängt wahrscheinlich mit der starken Verdickung der Wände zusammen; bei den Hymenophyllaceen (besonders bei Trichomanes), deren Treppentrachei- den sich ebenfalls durch sehr stark verdickte Wände auszeichnen, ist der Bau der Hoftüp- fel derselbe. Die an nicht gleichnamige Elemente grenzenden Wände der Tracheiden sind mit einfachen, spaltenförmigen Tüpfeln dicht besetzt, deren Canäle, ebenso wie die der ge- höften Tüpfel, in das Lumen der Tracheide sehr eng münden (Taf. I, 1, b, с.). Die sehr englichtigen Schrauben-, Ring- und Netzzellen zeigen nichts Auffallendes ; die beiden letzteren Elemente sind sehr spärlich vertreten und scheinen in vielen Fällen zu fehlen. Diese drei durch ihre zeitliche Ausbildung und Stellung innerhalb des Leitbündels vor allen übrigen Holzzellen sehr ausgezeichneten Elementarorgane und die ihnen entspre- chenden, bei der grossen Mehrzahl der Phanerogamen durch Fusion der Querwände in Ge- fisse umgewandelten Elemente halte ich für zweckmässig mit einem Collectivnamen zu bezeichnen ; mit Bezug auf ihre Ausbildung, geraume Zeit vor allen übrigen Holzzellen, mögen sie Protoxylemzellen oder schlechtweg Protoxylem, Erstlingsholz, heissen. Die Elemente des Phloëmkürpers, morphologisch denen des Xylems entsprechend, sind sehr regelmässig in 4, grösstentheils aus je einer Zellenlage zusammengesetzte Schich- 1) Ein Beweis auf mechanischem Wege für die Richtigkeit der Nägeli’schen Theorie über die Molecularcon- stitution der Zellhäute. 1* 4 Ермомо Russow, ten angeordnet, die concentrisch sowol nach aussen als nach innen vom Xylemkörper ver- laufen. (Taf. I, 1,2). Zwei von diesen Schichten sind aus langgestreckten, den gefässartigen Elementen des Xylems entsprechenden Zellen zusammengesetzt, die beiden anderen, mit den zwei genannten wechsellagernd, aus parenchymatischen Zellen gebildet, die in jeder Bezie- hung mit den die Xylemscheide zusammensetzenden Elementen übereinstimmen. Betrachten wir den Leitbündelquerschnitt und gehen wir vom Xylemkörper aus, so finden wir von demselben nach aussen wie nach innen, unmittelbar an die Xylemscheide grenzend, einen aus Siebröhren (Gitterzellen) zusammengesetzten Ring, der an der Aussen- fläche des Xylems gewöhnlich an den drei schmalen Stellen des Leitbündelquerschnitts un- terbrochen ist, und an der Innenfläche des Xylems nur an einer oder zwei Stellen eine Un- terbrechung zeigt (Taf. I, 2.); in jedem der gesonderten Ringstücke sind die Zellen der mitt- leren Partie (mitunter in doppelter Lage vorhanden) am grössesten und nehmen zu den Enden hin successive an Durchmesser ab (Taf. I, 2.). Durch ihr weites und inhaltfreies Lu- men fallen die Siebröhren vor allen übrigen Elementen des Phloëms leicht in die Augen. Die zweite und vierte von dem Xylem aus gerechnete Schicht, von denen erstere einen mitunter unterbrochenen, letztere einen stets geschlossenen Ring darstellt, sind wie die Xylemscheide aus parenchymatischen, an Reservstoff reichen Zellen zusammengesetzt; die vierte, den Phloömkörper nach aussen abschliessende, unmittelbar an die Schutzscheide grenzende Schicht könnte im Gegensatz zur Xylemscheide Phloëmscheide genannt werden, mit welchen beiden Ausdrücken ich indess weder eine morphologische, noch physiologische Eigenthümlichkeit bezeichnen will, sondern ich brauche sie lediglich aus Bequemlichkeits- rücksichten, um im weiteren Laufe der Darstellung statt einer längeren Phrase mich eines kurzen Ausdrucks bedienen zu können. Die dritte, zwischen den beiden Parenchymlagen gelegene Schicht, nicht immer voll- kommen geschlossen, in der Art, dass sie gewöhnlich dort vorhanden, wo die Siebröhren- und die über dieser gelegene Parenchymschicht unterbrochen ist, besteht aus sehr engen, langgestreckten, dickwandigen, den Siebröhren sehr ähnlichen Elementen, welche morpho- genetisch den Protoxylemzellen entsprechen, da sie die im Phloëmtheil sich zuerst ausbil- denden Zellen sind ; mögen sie daher im Gegensatz zu den ersteren Protophloömzellen oder Erstlingsbastzellen heissen (Taf. I, 1, 2, 3 Prphl.). Vorläufig sei hier bemerkt, dass diese Zellen und jene der Farne vollkommen identisch sind, in welchen man nach dem Vorgange Dippel’s') gegenwärtig allgemein die den s. g. echten Bastzellen der Dicotylen ent- sprechenden Elemente der Kryptogamen-Leitbündel erblickt. In der folgenden Darstellung, namentlich in dem Abschnitt über die Entwickelung des Leitbündels, werde ich bemüht sein, den Nachweis zu liefern, dass die Protophloëmzellen den Siebröhren nächst verwandte und von den echten Bastzellen in jeder Beziehung verschiedene Gebilde sind. Gehen wir nun auf die nähere Betrachtung der einzelnen Bastelemente ein. 1) Dippel im amtlichen Bericht der 39 Vers. der Naturforscher und Aerzte 1865. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $5. М. 5 Die Siebröhren sind meist sehr lang gestreckt, allmälich zugespitzt, gewöhnlich von der Länge des Internodiums; die Wände, besonders gegen die Spitze mannigfach ausge- baucht (Taf. II, 6, 7, 8, 9, 11.), sind in den meisten Fällen auffallend stark verdickt (stärker als ich es sonst irgendwo bei Siebröhren gefunden), eine deutliche Abgrenzung in zwei Schichten zeigend, von denen die innere, dickere, häufig in eine äussere wasserärmere und innere wasserreichere Schicht differenzirt ist (Taf. I, 1, р, m, i.); letztere ist sehr zart und schwillt in Aetzkali beträchtlich auf, durch Chlorzinkjod wird sie tiefer gebläut als die 3. ©. primäre Membran; zu den Siebtüpfeln senkt sich die verdickte Membran in einem sanften convexen Bogen, wodurch die Wand der Siebröhre, sowohl auf Quer- als Längs- schnitten wie eingeschnürt erscheint (Taf.L,1, Taf. II, 6,7,9.); wir hätten hier somit Siebtüpfel mit in das Lumen der Zelle sehr stark erweiterten Сапер. Die Siebplatten sind von läng- licher, gewöhnlich nach einer Seite zugespitzter Form, quer gestellt und gegen die Enden der Zelle dicht gedrängt, zahlreich und sehr fein punktirt und färben. sich durch Chlor- zinkjod stets wie die übrige Membran, nur heller, violett. Die durch Maceration, nach Kochen in verdünntem Kali isolirten Siebröhren, deren Verdickungsschichten beträchtlich aufgequollen und äusserst: durchsichtig geworden, machen den Eindruck, als besässen sie einen an den Stellen der Siebtüpfel an die primäre Membran gehefteten Innenschlauch (Taf. II, 7, 9); durch Zusatz von Chlorzinkjod überzeugt man sich leicht, dass eine ge- quollene Schicht und kein Innenschlauch vorhanden ist. In den Fällen, wo die Membran der Tracheiden gefärbt ist, zeigen die Wände der Siebröhren, besonders die Mittellamellen derselben, eine deutliche, oft sehr starke bräunlich gelbe bis ziemlich dunkelbraune Tinc- tion. Im ausgebildeten Zustande sind die Siebröhren wie die Tracheiden fast stets inhalt- frei; in den seltensten Fällen führen sie wie jene eine braune harzartige, gerbstoffhaltige Substanz. Mettenius') erwähnt bereits der Siebröhren als sehr langer, ununterbrochener, inhaltfreier Röhren, die «Gefässe zu sein scheinen, denen aber die secundären Verdickungs- schichten fehlen»; letztere Angabe erklärt sich aus dem Umstande, dass bei M. quadrifo- liata, die Mettenius untersucht, die Siebröhren meist sehr dünnwandig sind. Den Siebröhren nächst verwandte Gebilde und von diesen nur in Bezug auf die zeit- liche Ausbildung verschieden sind die Protophloömzellen. Mit den Siebröhren von gleicher Länge, kommt ihr Querdurchmesser in selteneren Fällen nur dem der engsten Siebröhren gleich ; ihre Wände sind stets stark (bei den engsten bis zum Verschwinden des Lumens) verdickt, unverholzt, und lassen häufig dieselbe Schichtung , welche die Membran der Siebröhren zeigt, erkennen ; Siebtüpfel mit Sicherheit nachzuweisen ist mir nicht gelungen, doch habe ich dieselben auch bei den sehr engen Siebröhren nicht gefunden; durch Kochen in verdünntem Kali isolirt, zeigen die Membranen an den Stellen der Tüpfel ähnliche Vor- sprünge wie die Siebröhren (Taf. II, 10.). Es wird nämlich die zweien aneinander grenzenden Zellen angehörende Mittellamelle (die so genannte Intercellularsubstanz) zum grössten Theil 1) Mettenius, Beiträge zur Kenntniss der Rhizocarpeen, Frankfurt a. М. 1846, Ъ. 46. 6 Ермомр Russow, aufgelöst; diese ist sehr stark, doch ungleichmässig entwickelt, in der Art, dass sie an den Stellen, wo die Tüpfel der benachbarten Zellenwände auf einander treffen, in einer sehr dünnen Schicht vorhanden ist. Obgleich durch die Stellung zu den übrigen Elementen mei- stentheils von den Siebröhren leicht zu unterscheiden, tritt die nahe Beziehung zu den letz- teren in den Fällen deutlich hervor, wo die Leitbündel (bei schmächtigen Exemplaren immer der Fall) arm an Elementarorganen sind; in dem das Xylem von aussen umgeben- den Phloömtheil erscheint dann das Stück der Protophloömzellenschicht, welches an einer der drei schmalen Stellen des Leitbündelringes gelegen ist, und unmittelbar von Xylem- und Phloömscheide begrenzt wird, als Verbindungsglied der unterbrochenen Siebröhren- schicht (Fig. 2, a, b'), so dass diese den Eindruck eines vollkommen geschlossenen Ringes macht, während die Protophloëmschicht als ein an drei Stellen unterbrochener Ring er- scheint; die Entwickelungsgeschichte aber weist das Gegentheil nach. Nach alledem besteht der einzige durchgreifende Unterschied zwischen Siebröhren und Protophloëmzellen nur in der zeitlich weit aus einander liegenden Ausbildung dieser beiden Elemente. | Die parenchymatischen, Xylem- und Phloëmscheide zusammensetzenden und zwischen Siebröhren- und Protophloömschicht gelegenen Zellen sind mehr oder weniger gestreckt, ‚(etwa 4 — 6 mal so lang als breit, auch kürzer oder länger) dünnwandig, unverholzt, sehr spärlich getüpfelt und führen im ausgebildeten Zustande, namentlich zur Zeit der Vegeta- tionsruhe, sehr reichlich Stärke und meist gleichzeitig Gerbstoff, im jugendlichen Zustande und in der ersten Hälfte der Vegetationsperiode, wenn der Stamm oberirdisch, oder nicht tief in der Erde gelegen, sehr reichlich Chlorophyll; unter den Zellen der Xylemscheide, zumal in der Nachbarschaft des Protoxylems, zeigen mehrere mannigfache Aussackungen (vergl. Taf. II Fig. 13 und die Tafelerklärung). Zur Beurtheilung dieser Elemente wollen wir die Leitbündel der übrigen Kryptogamen sowol als der Phanerogamen zum Vergleich herbeiziehen. Bei den Farnen, deren Leitbündel mit einer geringen Modification bei Hymenophyl- laceen und Gleicheniaceen, genau nach dem Typus des Marsilia-Leitbündels gebaut sind, finden wir die besagten parenchymatischen Zellen nicht nur im Phloömkörper ganz ent- sprechend gelagert, sondern bei der Mehrzahl der Farne auch in dem Xylemkörper, bald in grösserer, bald geringerer Menge zwischen den Tracheiden gruppenweise versprengt oder die einzelnen Tracheiden von einander trennend ; um einige recht auffallende Beispiele dieser Art anzuführen, seien die Leitbündel im petiolus von Aspidium filix mas, Athyrium filix femina, Dicksonia tenera, Lygodium scandens, und im rhizom von Trichomanes radi- cans, Gleichenia polypodioides, Pteris aquilina”) genannt. Ein Leitbündelquerschnitt der genannten Farne, zumal bei Zusatz von Jodlösung, macht den Eindruck, als wären die 1) Die citirte Abbildung, einen Leitbündelquerschnitt | aber ihrer Grösse wegen keine Abbildung des ganzen von М. aegyptiaca darstellend, zeigt die scheinbare Con- | Bündelringes gestatteten. tinuität der Siebröhrenschicht weniger deutlich als Prä- 2) Vergl. Sachs, Lehrbuch der Botanik, 5. 95 Fig. 86 parate, die mir von М. Drummondii vorliegen, welche | und В. 324 Fig. 251 mit den Figurenerklärungen. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN О. 8. W. 7 prosenchymatischen und gefässartigen Elemente des Xylems wie Phloëms (die des letzteren Theils sind im ausgebildeten Zustande durch ihr inhaltfreies Lumen leicht kenntlich) in eine, aus mit Stärke und Chlorophyll erfüllten Parenchymzellen zusammengesetzte Grund- masse, eingelassen; ebenso tritt die Identität der Stärke und Chlorophyll führenden Zellen des Xylems und Phloöms auf Längschnitten hervor. Bei dem kleineren Theil der Farne (z. В. Polypodium vulgare, Scolopendrium officinarum, Asplenium u. $. w.) und bei allen übrigen Gefässkryptogamen, mit Ausnahme der Ophioglosseen und Equisetaceen, finden wir die in Rede stehenden Zellen im Xylemkörper zwischen den Tracheiden zwar nicht, aber im Phioëmtheil ganz in derselben Weise wie bei Marsilia. Bei sämmtlichen Phanerogamen treten uns ausnahmslos diese mit Stärke erfüllten und in oberirdischen Theilen in der ersten Hälfte der Vegetationsperiode (oft auch länger) stets reichlich Chlorophyll führenden Parenchymzellen entgegen: in dem Xylem- und Phloëm- theil der geschlossenen Leitbündel und in dem primären Xylem und Phloöm der unge- schlossenen Stränge, zwischen den gefässartigen Elementen und diese nach ausssen umge- bend. In den sogenannten axilen Strängen (bei den meisten Wasserpflanzen) nehmen diese Zellen die überwiegende Masse ein in welche, wie bei den genannten Farnleitbündeln, die gefässartigen Elemente des Xylems und Phloëms wie versprengt oder eingesenkt erscheinen. Bei dicotylen Holzgewächsen') verholzen nicht selten die Wände dieser Zellen, wobei sie dünn bleiben oder mitunter sich ziemlich beträchtlich verdicken; dieser Umstand kann uns nicht abhalten, sie mit den sonst nicht verholzenden und sich verdickenden Zellen bei der gros- sen Melırzahl der Leitbündelpflanzen zu identificiren, da sie morphologisch (insofern sie aus dem Procambium der Leitbündel unmittelbar hervorgehen und in der nächsten Umgebung des Protoxylems sich finden) und physiologisch (insofern sie Stärke, Oel, Gerbstoff und in der Jugend Chlorophyll führen) vollkommen den besagten Zellen der übrigen Pflanzen entspre- chen. Um diese Auffassung zu stützen, sei noch angeführt, dass bei den Gleicheniaceen die das Leitbündel nach aussen abschliessenden, eine mehrschichtige Phloömscheide bildenden Parenchymzellen ziemlich beträchtlich verdickte Membranen besitzen, deren Mittellamelle verholzt ist, und dass bei Alisma Plantago der merkwürdige Fall vorkommt, dass sämnt- liche Elemente des Phloöms, die Siebröhren nicht ausgenommen, zur Zeit der Fruchtreife ganz und gar verholzen. Während die faserigen und gefässartigen Elemente des Xylems denen des Phloöms zwar entsprechen, aber in physiologischer Beziehung von ihnen beträchtlich verschieden sind und demzufolge in ihrer Ausbildung erhebliche Differenzen zeigen, sind die besagten parenchymatischen Zellen die einzigen Elemente des Leitbündels, welche, mit Ausnahme einiger dicotyler Holzpflanzen, im Phloëm in jeder Beziehung dieselbe Beschaffenheit wie im Xylembesitzen; während ferner von den faserigen und gefässartigen Elementen des Leitbün- dels alle, mit Ausnahme vielleicht der Gitterzellen, fehlen können, sind die parenchymatischen 1) Die bekannten prismatischen, im Winter reichlich Stärke und Gerbstoff führenden Zellen in den Leitbündel- theilen der s. g. Markkrone. 8 Ермомо Russow, Zellen stets vorhanden. Mit Berücksichtigung dieses Umstandes und im Hinblik auf die Farnleitbündel, axilen Stränge (der Wasserpflanzen) und jugendlichen Leitbündel der Pha- nerogamen, in denen die nachgebildeten Holz- und Bastmassen noch nicht vorhanden, er- scheinen die genannten Parenchymzellen als das Grundgewebe des Leitbündels, in welches die faserigen und gefässartigen Elemente eingesenkt sind oder welches die Lücken zwischen letztgenannten ausfüllt; insofern wäre der Ausdruck Füllparenchym vielleicht nicht unpas- send; doch da in den ausgebildeten Leitbündeln der meisten Pflanzen diese Eigenschaft weniger hervortritt, dagegen die Stellung in unmittelbarer Nähe der Gefässe oder gefäss- artigen Elemente, welche sie bis zu den äussersten Endigungen der Leitbündel begleiten, in die Augen fällt, und den Gefässen der erste Rang unter den Leitbündelelementen zu- erkannt wird, so erscheint mir der Name «Geleitzellen» am bezeichnendsten. In Erwägung dessen, dass in den Leitbündeln sämmtlicher Phanerogamen, der meisten Farne, Ophioglosseen und Equisetaceen die Geleitzellen einen integrirenden Bestandtheil des Xylemkörpers ausmachen, erscheint es richtiger, bei den Marsiliaceen und übrigen Ge- fässkryptogamen, deren Xylemkörper von keinen Geleitzellen durchsetzt ist, die das Xylem umgebende Parenchymschicht (die wir oben Xylemscheide benannt) als zum Xylem gehörig aufzufassen, als anzunehmen, dass hier ein Xylem ohne Geleitzellen vorhanden sei. Bei der weiten Verbreitung im Pfianzenreiche sind diese Zellen bisher natürlich nicht übersehen, wol aber, wie mir scheint, wegen des wechselnden Inhalts je nach der Jahres- zeit und aus dem Grunde, dass man die Leitbündel der Kryptogamen nicht mit der Sorg- falt wie die der Phanerogamen untersuchte, oft verkannt worden. Wenn im Phloëmtheil gelegen, sind sie unter Cambiform, уаза propria, eigene Zellen, einfache Leitzellen, Dauer- cambium mit begriffen, oder als Sieb-') oder Bastparenchym, oder schlechtweg als stärke- führende Parenchymzellen bezeichnet worden; im Xylemkörper sind sie im Ganzen wenig beachtet nur von einigen Forschern besonders hervorgehoben und dann entweder mit dem Holzparenchym (Ersatzzellen ?) identificirt, oder ohne besondere Bezeichnung als «prisma- tische, unverdickte und unverholzte Zellen *)», oder «sehr lange, feine, walzige Zellen mit horizontalen Wänden ‘)» beschrieben, oder endlich als Cambiform oder vasa propria aufge- fasst worden in den Fällen, wo sie bei Holzgewächsen oder Stauden mit verholzenden Stengeln, in der Umgebung der Ring-Schrauben- und Netzgefässe nicht verholzen°) z. В. Coceulus laurifolius, Rumex crispus, obtusifolius und anderen Arten, Umbelliferen u. s. w.). Da sämmtliche Forscher übereinstimmend angeben, dass die vasa propria (Cambiform) nie Reservstoffe und Chlorophylikörner führen, so können die letzt erwähnten Parenchymzellen 1) Vergl. Hanstein, Milchsaftgefässe и. $. м. 5. 24. 5) Von den Leitbündeln der genannten Pflanzen wohl 2) Sachs, Lehrbuch der Botanik, 5. 98. zu unterscheiden sind die der Apocyneen, Solaneen,’Cu- curbitaceen, Thymeleen u. s. w., bei denen auch gefäss- 3) Sanio’s Aufsatz in der Botan. Zeitung 1865, 8. 177 | artige Bastelemente auf der dem Marke zugekehrten und an anderen Stellen der Arbeit. Seite des Xylems auftreten, deren Bündel zu beiden Sei- 4) Hanstein, a. О. 5. 48. ten des Xylems Phloömkörper besitzen. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. W. ) \ wie die im Phloöm gelegenen, an den genannten Stoffen reichen Zellen, dem Cambiform nicht zugezählt werden. Die parenchymatischen Elemente im Xylemtheil der geschlossenen Leit- bündel der Monocotylen und Cryptogamen dem Typus der Holzelemente, welche von Sanio «Ersatzzellen» genannt werden, beizuzählen wie Sachs') es thut, ist in physiolo- gischer Rücksicht vollkommen gerechtfertigt, doch aus morphologischem Gesichtspunkt nicht, da wie Sachs selbst hervorhebt, erstere unmittelbar aus dem Procambium hervor- gehen, letztere dagegen ihre Entstehung dem Cambium verdanken ; dasselbe gilt von dem, dem Holzparenchym (Ersatzzellen) entsprechenden Bastparenchym einerseits, und den im primären Phloömtheil der Leitbündel gelegenen Parenchymzellen (Geleitzellen des Bastes) andererseits. Da bekanntlich morphologischer und physiologischer Begriff eines Organs in der Pflanzenwelt sich so selten deckt, so müssen wir auf jede scharfe Unterscheidung der Organe verzichten, so lange wir uns nicht, wenigstens vorherrschend, von morphologischen (morphogenetischen) Gesichtspunkten leiten lassen. Demnach glaube ich die parenchymati- schen Zellen des primären und secundären Xylems einerseits, und die entsprechenden des Phloöms andererseits, für ebenso verschieden als die Gefässe oder gefässartigen Elemente des primären und secundären Xylems halten und mit verschiedenen Namen bezeichnen zu müssen. Es sei noch hervorgehoben, dass mit dem genetischen Unterschied der Leitbündelpa- renchymzellen meistentheils eine Verschiedenheit der Form dieser Zellen zusammenfällt, insofern die Geleitzellen stets horizontale oder wenig geneigte Querscheidewände besitzen, während das Holz- und Bastparenchym stets aus lang zugespitzten, prosenchymatischen (quergefächerten) Zellen besteht; dagegen zeigen die Ersatzzellen oft eine rein parenchy- matische Gestalt, zumal die wenig oder gar nicht verholzten parenchymatischen Elemente vieler Wurzeln (z. B. der Möhre, des Rettigs, der Runkelrübe) oder sämmtlicher unterirdi- scher, dicotyler Stauchlinge °). Im Gegensatz zu dem Grundgewebe-Parenchym könnte man sämmtliches Parenchym des (Strang-) Leitbündelgewebes als Leitbündel- oder Strangparenchym bezeichnen, und dieses, je nachdem es aus dem Procambium oder Cambium entstanden, in primäres und se- cundäres Strangparenchym eintheilen, oder nach der Lage im Leitbündel als primäres und secundäres Xylem- und Phloömparenchym unterscheiden ; doch möchte ich der Kürze we- gen dem Ausdruck «Geleitzellen» vor «primäre Strangparenchymzellen» und «Geleitzellen 1) А. А. 0. 5. 98. 2) Bei der Angabe in Betreff der Stauchlinge stütze ich mich auf Untersuchungen, die ich an zahlreichen Arten aus grösstentheils einheimischen Familien ausge- führt habe, z. В. Compositen, Primulaccen, Polygoneen, Plumbagineen, Saxifrageen, Sileneen, Ranunculaceen, Umbelliferen u. a. Hiermit möchte ich auf die Histiolo- gie der Stauchlinge überhaupt aufmerksam machen, die meines Wissens bisher sehr wenig bekannt ist. Zweifel- los sind die stets unverholzten, parenchymatischen, an Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. Reservstoffen und oft an Gerbstoff reichen Zellen des secundären Xylems der unterirdischen Stauchlinge, den Ersatzzellen oder Holzparenchymzellen sowol morpho- logisch als physiologisch gleichwerthige Elemente; sie bilden die Hauptmasse des Xylems, in welche die getüp- felten Gefässe, die einzigen Elemente mit verholzten Wänden, einzeln oder zu kleinen Gruppen vereinigt, ein- gesenkt sind. In oberirdischen Axen mit verkürzten In- ternodien sind die Ersatzzellen zuweilen verholzt. D 10 Ермомр Russow, des Xylems und Phloëms» vor «primäre Xylem- und Phloömparenchymzellen» den Vor- zug geben. Kehren wir nach diesen vergleichenden Betrachtungen des Leitbündelparenchyms zur Histiologie des Marsilia-Stammes zurück. Das Grundgewebe grenzt sich gegen das Leitbündelrohr sehr scharf durch eine ausgeprägte Schutzscheide') ab; mag die an der Aussenfläche des Leitbündelrohrs gele- gene, von der innersten Rindenzelllage gebildete Schicht, äussere Schutzscheide, die an der Innenfläche des Rohrs befindliche, aus der äussersten Markzellenlage hervorgegangene Schicht, innere Schutzscheide heissen. (Taf. I, Fig. 1, 2, Schtz). Die Rinde differenzirt sich sehr scharf in Innen- und Aussenrinde ; letztere ist von zahlreichen Lacunen durchzogen, die 2 — 6 Zellenlagen unter der Epiderims gelegen, von einander durch radiale, aus einer einfachen Zellenschicht gebildete Längsscheidewände ge- trennt, und in bald längeren, bald kürzeren Abständen durch Querscheidewände septirt sind, welche wie die Längsscheidewände aus einer einfachen Schicht Lückenparenchym bestehen. Die Innenrinde lässt zwei, nicht immer scharf abgegrenzte Lagen erkennen, von de- nen die äussere aus sehr stark (meist bis zum Schwund des Lumens) verdickten, hellgelb bis dunkelbraun gefärbten Selerenchymzellen, die innere aus weniger verdickten, parenchy- matischen, dunkelbraunwandigen Zellen zusammengesetzt ist, deren Lumen im Winter mit Stärkekörnern vollkommen erfüllt ist (Fig. 1. a R. iR.); je weiter nach innen, um so dün- ner werden die Wände und die innerste, der Schutzscheide angrenzende Schicht besteht stets aus dünnwandigen Zellen, deren radiale Wände sich nicht in ihrer ganzen Ausdeh- nung berühren, sondern durch kurze Röhrchen mit einander verbunden sind, nach Art des Copulations- oder Conjugationsparenchyms”); die gerundeten, an die Schutzscheidezellen srenzenden Wände berühren letztere mit einem geringen Theil ihrer Fläche, die zahlreiche, rundlich umschriebene, fein punktirte Stellen erkennen lässt, welche den Siebplatten der Gitterzellen äusserst ähnlich sind. Die der inneren Schutzscheide angrenzende Zellenschicht des Markes hat genau die Beschaffenheit der eben beschriebenen Rindenzellenlage. Das übrige Markgewebe besteht aus dunkelbraunwandigen, bis zum Schwund des Lumens ver- dickten Sclerenchymzellen, deren Wände wie die der entsprechenden Zellen der Rinde eine sehr zahlreiche, feine Schichtung und äusserst enge Tüpfelkanäle erkennen lassen (Fig. 1.M). Im Mark und im inneren Theile der Innenrinde kommen, zwischen den stärkeführenden Zellen versprengt, dünnwandige, mit einer braunen, harzigen, gerbstoffhaltigen Masse er- 1) Den von Caspary eingeführten Ausdruck « Schutz- | Schicht ein Gebilde des Grundgewebes und nicht des scheide» behalte ich bei, weil der von Sachs zur Be- | Stranggewebes (Gefässbündelgewebes) ist; die Bezeich- zeichnung der bei den Farnen vorkommenden, eutspre- | nung «Grundgewebescheide» erscheint mir zu schwer- chenden Gewebeschicht angewandte Ausdruck «Gefäss- | fällig. bündelscheide» unpassend , oder mindestens zweideu- 2) Vergl. Sanio’s Aufsatz in der botan. Zeitung tig ist, insofern die das Leitbündel zunächst umgebende | 1868. S. 95. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 11 füllte Zellenzüge oder Streifen vor, die besonders bei den europäischen Arten durch ihr reichliches Auftreten in die Augen fallen. Die Schutzscheide (äussere wie innere) besteht aus dünnwandigen, parenchymatischen, im Querschnitt tangential gestreckten Zellen, deren radiale Wände wellig hin und her ge- bogen und wie die äussere vom Leitbündel abgekehrte Wand dunkelbraun gefärbt und gegen engl. Schwefelsäure äusserst resistent sind; die der Phloömscheide anliegenden Wände sind farblos oder hellbräunlich tingirt und gegen Schwefelsäure weniger resistent. Nicht weniger als durch die chemische Beschaffenheit ihrer Membranen sind die Schutz- scheidezellen vor allen übrigen parenchymatischen Zellen des Grund- wie Stranggewebes durch ihren Inhalt ausgezeichnet, insofern sie zu keiner Zeit Stärke, dagegen Gerbstoff in reichlicher Menge führen, der früh auftretend mit der Zeit sich sehr anhäuft und zur Zeit der Vegetationsruhe meist an eine hellgelbliche, ölartige Flüssigkeit gebunden das Lumen der Zellen ausfüllt. Die radialen Wände der ausgebildeten Zellen lassen wegen der dunklen Färbung auf Querschnitten den s. g. dunklen Gaspary’schen Fleck nicht erkennen, dage- gen tritt dieser an jungen, noch nicht tingirten Membranen, zumal auf Zusatz von Kali, sehr deutlich hervor. Das Hautgewebe besteht aus einer mit Spaltöfinungen versehenen Epidermis, die sehr zahlreiche Spreuhaare trägt ; letztere bestehen aus einer meist getheilten, dunkelgelb bis braunwandigen, zwischen die Epidermiszellen eingekeilten Stielzelle und einem pfriem- förmigen, aus mehreren cylindrischen, dünnwandigen, hell- bis dunkelbraun tingirten Zel- len zusammengesetzten Haar, das mit seiner nach dem freien Ende spindelförmig zuge- spitzten Basalzelle dem trichterartig erweiterten, gerade abgeschnittenen Rande der Stielzelle rechtwinklig aufsitzt. Die Querscheidewände der grösseren cylindrischen Glie- derzellen in der unteren Hälfte des Haares zeigen eine auffallende Bildung, die in gleicher Weise nur bei den Haaren einiger Cyatheaceen vorkommt ; der Rand der Scheidewände ist nämlich analog den Kammerwänden der Ceratiten wellenförmig ausgebuchtet, während der mittlere Theil der Scheidewand eben ist (Taf. III, Fig. 28.). Die englichtigen Zellen der pfriemlichen Haarspitze sind gewöhnlich auf ihrer Aussenfläche mit Warzen oder kleinen kegelartigen Vorsprüngen besetzt. Bei den europäischen und kleinen ausser-europäischen Arten sind die im Ganzen unwesentlichen Abweichungen von dem bisher geschilderten Вам meist durch die viel geringere Grösse bedingt. Bei M. quadrifoliata, aegyptiaca und crenata ist in dem schmäch- tigen Stamme namentlich das Leitbündel von viel kleineren Dimensionen als bei den gros- sen neuholländischen Arten und dem entsprechend nicht nur die Grösse, sondern auch die Zahl der einzelnen Elemente viel geringer, die sich, zumal bei der Wasserform von М. aegyptiaca, durch sehr dünne und farblose Wände auszeichnen. (Taf. I, Fig. 2.). Der Xylemtheil besteht gewöhnlich nur aus einer einfachen Schicht dünnwandiger Tracheïden, das Protoxylem scheint dagegen verhältnissmässig stärker entwickelt zu sein ; 2* se 12 Ермомо Russow, die zwischen Siebröhren- und Protophloëmzellen befindliche Geleitzellenschicht ist bei sehr schmächtigen Bündeln kaum vorhanden. Die Aussenrinde ist meist von sehr grossen Lacunen durchzogen, zumal bei der Was- serform der M. aegyptiaca. Die Innenrinde lässt nicht zwei Schichten erkennen, sondern die Zellen werden von aussen nach innen successive dünnwandiger ; die äussersten Zellen sind nur selten bis zum Verschwinden des Lumens verdickt; bei der Wasserform von М. aegyptiaca kommt es gar nicht zur Bildung von Sclerenchym. Die Schutzscheide, na- mentlich die äussere, ist stets sehr ausgeprägt und verhältnissmässig grosszellig ; die vom Bündel abgekehrten Wände sind stets dunkelbraun gefärbt, auch wenn alle übrigen Ele- mente farblose Wände besitzen. Das Mark ist meist von sehr geringem Durchmesser, oft nur aus 3 — 5 braunwan- digen Sclerenchymzellen gebildet; ist in der Rinde kein Sclerenchym vorhanden, so sind die Markzellen ebenfalls unverdickt und sehen dann den Geleitzellen, da sie wie diese reich- lich Stärke führen, zum Verwechseln ähnlich ; in diesem Falle würde man ohne Kenntniss des Baues der übrigen Arten das Leitbündel gewiss als soliden, axilen Strang und nicht als Hohlcylinder auffassen. Bei denjenigen Exemplaren, welche wenig oder gar kein Scle- renchym besitzen, springen die oben erwähnten an Gerbstoff reichen Zellen sehr in die Augen, sowol in der Innenrinde als im Mark; auf dem Querschnitt machen sie mehr den Eindruck von grossen Intercellularräumen als Zellen, die von einer homogenen, wachs- oder harzartigen, hell- bis dunkelbraunen Masse erfüllt sind; durch Längsschnitte über- zeugt man sich indessen leicht, dass dieser Stoff von Zellen und nicht von Zwischenzellen- gängen eingeschlossen wird, da die Querscheidewände der in einer Reihe unter einander liegenden Zellen deutlich hervortreten. Es machen diese Zellenstreifen, da sie in ihrem sanzen Verlauf von gleicher Weite sind, den Eindruck sehr langer septirter Schläuche oder Kanäle; nach der Hanstein’schen Terminologie sind sie wol den Schlauchgefässen beizuzählen und könnten somit als Gerbstoffschläuche bezeichnet werden; bei den Farnen haben sie eine weite Verbreitung. In einigen Fällen scheint die Membran der Schläuche resorbirt zu werden, was ich aus dem Umstande schliesse, dass auf Querschnitten zwischen der braunen Masse und den sie umgebenden Zellen nicht, wie es sonst gewöhnlich der Fall, kleine dreieckige Intercellulargänge erkennbar sind, sondern der von 4 — 5 Kreis- bogen (den Flächen der umgebenden Zellenwände) umschlossene Raum von der braunen Masse vollkommen ausgefüllt wird, und dass bei Isolirung der Schläuche, nach Kochen in verdünntem Kali, die dunkelroth gewordene Masse einige Mal von keiner Membran um- schlossen und daher leicht zerstörbar gefunden wurde. | Von den übrigen untersuchten Arten, die mir nur in kleinen Bruchstücken von Her- barien-Exemplaren zur Disposition standen, nähert sich am meisten den 3 letztbetrachteten die M. pubescens ; bis auf den Mangel? der Gerbstoffschläuche ist kaum ein Unterschied wahrzunehmen. Marsilia distorta und gymnocarpa stellen in Bezug auf Ausbildung des Markes und der Innenrinde einen Gegensatz dar, insofern bei ersterer das Mark aus ei- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN о. $. W. 13 nem sehr dickwandigen, braunen Selerenchym besteht, in der Rinde dagegen sämmtliche Zellen dünnwandig und nicht stark tingirt sind, bei letzterer die ganze Innenrinde bis auf die der Schutzscheide angrenzende Schicht aus einem exquisiten dunkelbraunen Selerenchym besteht, während das winzige Mark ungefärbte und sehr dünnwandige Zellen aufweist. Die Anwesenheit des wenigzelligen Maries und der inneren Schutzscheide gelang durch An- wendung von verdünnter Schwefelsäure zu constatiren'). Bei М. erosa ist sowol in der Rinde als im Mark Selerenchym reichlich vertreten; die Anordnung der einzelnen Leit- bündelelemente bei den letzterwähnten Arten zeigt nichts vom allgemeinen Typus Abwei- chendes. b. Pilularia. Dem inneren Baue nach ist der Stamm der Pilularia globulifera kaum von dem eines schmächtigen Exemplares der Marsilia quadrifoliata oder einer der kleinen Marsilia-Arten zu unterscheiden. Eine bemerkenswerthe Abweichung aber fand sich an Exemplaren, die aus dem Berliner botanischen Garten stammen. Die Axe ist von dünnwan- digen, wenig Stärke führenden Zellen eingenommen, die in jeder Hinsicht den Geleitzellen gleichen und jedenfalls als Strangelemente zu betrachten sind, da keine innere Schutzscheide vorhanden ist, die bei in der Wildniss gewachsenen Exemplaren der P. globulifera wie bei den kleinen, schmächtigen Marsilia-Arten, mag das axile Grundgewebe auch nur aus 2 — 3 Sclerenchym- oder unverdickten Zellen bestehen,’ stets angetroffen wird. Die Lacunen der Rinde sind verhältnissmässig sehr viel grösser als bei МагзШа. An Herbarien-Exemplaren der РИ. minuta (die im Freiburger botan. Garten cultivirt worden, und die ich der Güte A. Brauns verdanke) ist kein axiles Mark vorhanden. das wahrscheinlich nie auftritt, da der Querschnitt des Leitbündels ein äusserst geringer ist; die wenigen Schraubenzellen und sehr spärlichen Tracheiden sind wie bei Pilularia globulifera zu einem Hohleylinder angeordnet. Histiogenie?) a. Marsilia. Die erste Differenzirung des Urparenchyms der Stammspitze findet ihren Ausdruck in der Sonderung des Leitbündel-Procambiums vom Grundgewebe. Ersteres auf 1) Die Anwendung verdünnter Schwefelsäure bei Untersuchung stark eingetrockneter Herbarienexemplare, wo es sich um Ermittelung von Lagerungsverhältnissen einzelner Gewebepartien zu einander , besonders der An- oder Abwesenheit einer Schutzscheide handelt, möchte ich hiermit empfehlen, da in vielen КАЦеп das Aufkochen in Wasser, oder Wasser und Alcohol, oder verdünntem Kali das Gewebe nicht in genügendem Grade aufschwellen macht. 2)Ich glaube diesem Abschnitt einige Worte über die von mir eingeschlagene Methode der Präparation bei- fügen zu müssen, da von derselben die gewonnenen Re- sultate, wie mir scheint, direkt abhängig sind. Die Präparate behufs des Studiums der Entwicke- lungsgeschichte des Stammes, resp. des Leitbündel- und Grundgewebes, wurden grösstentheils nach der von Sanio angegebenen Methode ausgeführt (vergl. Botan. Zeitung 1565,5. 170 und 171.), die in den meisten Fällen an- wendbar, bei mässiger Geschicklichkeit Vortreffliches leistet ; sie ist aber sehr mühevoll und zeitraubend. Ein bei weitem einfacheres und zu kaum weniger sicheren ! Resultaten führendes Verfahren, das, so viel mir bekannt, 14 Ермомр Russow, dem Stammquerschnitt einen hellen, farblosen oder leicht röthlich-grauen, durchscheinen- den, sehr engmaschigen Ring darstellend, scheidet das aus grösseren Zellen bestehende, grünlich-graue und undurchsichtige Grundgewebe in eine breit-ringförmige peripherische (Rinde) und kleine rundliche, centrale Partie (Mark); hat der Querschnitt die Stammspitze dicht über der Abzweigungsstelle eines Blattes getroffen, so erscheint der Procambiumriug unterbrochen durch einen Streifen Grundgewebe, der Mark und Rinde verbindet; über und unter dieser Stelle ist der Procambiumring geschlossen. In dem Procambiumrohr macht sich die erste Differenzirung dadurch bemerkbar, dass die Zellen der mittleren Region (im Querschnitt in der Ausdehnung des ganzen Ringes) sich zu theilen aufhören, während das peripherische Gewebe sich zu theilen fortfährt ; es sprin- gen daher die mittleren Zellen durch ihren bedeutenderen Querdurchmesser in die Augen. Das ungleiche Aussehen der mittleren und peripherischen Zellen wird dadurch noch er- höht, dass letztere eine ziemlich regelmässige radiale Anordnung erkennen lassen, während erstere, durch Vergrösserung ihres Lumens verschoben, eine unregelmässige Lagerung zeigen ; diese ersten Dauerzellen entwickeln sich zu Tracheiden, aber äusserst langsam. bisher nicht angewandt worden, besteht in der Behand- lung der auf nassem Wege von saftigen Pflanzensten- geln gewonnenen Schnitte, mit einem Gemenge von Aetz- kali und Alcohol. Der Vorzug dieses Gemenges vor dem Kali allein ist aus physikalischen Gründen leicht er- sichtlich, denn der Unterschied zwischen dem Brechungs- cocfficienten der jungen Zellmembran und dem des durch das Kali gelösten und gequollenen Zelleninhalts ist ein äusserst geringer, woher die Zellenmembranen, zumal die jüngsten, auf Zusatz von Kali unkenntlich wer- den, während die Differenz zwischen den Brechungs- cocfficienten des Kali-Alcohols und der jungen Zellen- membranen eine recht beträchtliche ist, somit die Мет- branen, selbst die jüngsten, mit grösster Sehärfe wahr- nehmbar gemacht werden. Es leistet daher dieses Mittel in allen den Fällen, wo es gilt, die Theilungsfolge der Zellen, namentlich das Auftreten der jüngsten Zellen- wände zu constatiren, vortreffliche Dienste, so- bei der Untersuchung der Vegetationskegel, der Embryonen, der Jungen Sporangien u. s. w.; dass man bisher das fast ausnahmslose Auftreten gewisser Bastelemente vor den ersten Ring- und Schraubengefässen übersehen, kann ich mir nur durch die Annahme erklären, dass man ent- weder nicht die Sanio’sche Präparationsmethode ange- wandt, oder nur Kali (oder auch Glycerin) als aufhellen- des Mittel benutzt hät; die Membranen jener Bastzel- len, nicht verholzend wie die der Schrauben- und Ring- gefässe, quellen durch das Kali beträchtlich auf und machen dann den Eindruck von dünnwandigen Zellen, deren Inhalt stark aufgeschwollen ist. Bei richtiger Concentration des Reagenzes mässigt der Alkohol die aufquellende Wirkung des Kali, ohne dessen lösende und aufhellende Eigenschaft zu beein- trächtigen. Die Lösung von Kali in Alkohol stellte ich mir in der Weise her, dass ich einem etwa 85 — 90 pro- zentigen Alcohol eine concentrirte Aetzkalilösung bis zur Ausscheidung eines Niederschlages zusetzte; nach mehrmaligem Schütteln liess ich 24 Stunden absetzen und goss dann die klare, schwach gelbliche Flüssigkeit ab, aus der ich mir durch Zusatz von Wasser zwei ver- dünnte Lösungen darstellte, eine aus 3 Theilen gesättig- ter Lösung und einem Theil Wasser, die andere aus 2 Theilen gesättigter Lösung und einem Theil Wasser ; von diesen habe ich erstere in den meisten Fällen am wirksamsten gefunden ; bei grossen und dickeren Schnit- ten von sehr saftreichem Gewebe thut man am Besten, die gesättigte (Normal-) Lösung anzuwenden. Die mit diesem Reagenz behandelten Objecte können natürlich nur unter Deckglas untersucht werden; die verduns- tende Flüssigkeit wird durch eine diluirtere ersetzt. In den Fällen, wo Stärke in dem Gewebe sehr früh auftritt, ist es gerathener, erst Kali und darauf Alcohol zuzu- setzen. Im Vergleich mit der Sanio’schen Präparations-ı methode hat diese freilich den Nachtheil, dass die Prä- parate nicht unverändert aufbewahrt werden können; es ist mir wenigstens nicht gelungen, einen luftdichten Ver- schluss ausfindig zu machen, der ebenso wenig von Kali als Alkohol angegriften wird; Wachs, Kautschuk oder Gutta percha in Chloroform gelöst aufgetragen hält nur wenige Tage; in den meisten Fällen gelang es mir, die Präparate ziemlich wenig verändert, durch reichlichen Zusatz von sehr verdünntem Glycerin, und dann ohne Verschluss, zu erhalten. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. №. © 15 Im äusseren Theil der Rinde entstehen um diese Zeit durch Auseinanderweichen mehrerer Zellen an bestimmten Punkten die Lacunen, welche sich rasch vergrössern ; hier und da tritt im’Grundgewebe Stärke auf. ‚ Am ganzen äusseren und inneren Umfange des Procambiumringes treten darauf sehr englichtige Zellen auf, die durch ausserordentlich rasch erfolgende, sehr beträchtliche Verdickung ihrer Wände vor allen übrigen Zellen in die Augen fallen; es sind die oben als Erstlingsbast- oder Protophloömzellen bezeichneten Elemente ; dieselben sind anfänglich an ihren Enden dachartig zugespitzt oder schräg gestutzt, und ihre verdickten Wände lassen auf Längsschnitten sehr zahlreiche, dicht gestellte, oft in die Breite gezogene Tüpfel erken- nen (vergl. Taf. II, Fig. 15), wodurch, zumal bei Anwendung von Kali, die Wand quergestreift, oder wie mit querlaufenden Fasern besetzt erscheint, so dass die Erstlingsbastzellen in die- sem Stadium jungen und zarten Schraubenzellen recht ähnlich sehen und daher mit die- sen vielleicht mitunter verwechselt worden sein mögen. Mit der Streckung der Protophloëm- zellen, die meist eine sehr beträchtliche ist, spitzen sich ihre Enden scharf zu und werden die Tüpfel weit aus einander gerückt. Die von diesen Zellen nach aussen gelegene Schicht, die Phloömscheide, scheint noch hie und da aus noch in Theilung begriffenen Zellen zu be- stehen. Die Schutzscheide ist bereits angelegt und lässt ihre Entstehuug aus dem Grund- gewebe deutlich erkennen, da bei der sehr regelmässigen Anordnung der Rindezellen in radiale Reihen die Schutzscheide als innerste Rindenzellenlage erscheint. Nachdem die meisten Protophloömzellen gebildet, treten die Ring- und Schraubenzel- len, zuerst gewöhnlich in zwei einander genäherten Gruppen, in der unteren Wurzelhälfte des Leitbündelrohrs auf (die beiden Radicalstränge Nägeli’s); darauf werden die drei übrigen, wiederum einander genäherten, Protoxylemgruppen (die Foliarstränge Nägeli’s) in der oberen Hälfte des Leitbündelrohrs nach einander sichtbar. (Taf. I, Fig. 3). Offenbar hat Nägeli diese Protoxylemstränge für ganze Leitbündel oder für die Primordialstränge ein- zelner Leitbündel genommen und ist daher zu seiner oben angeführten Ansicht über das Zustandekommen des «Fibrovasalcylinders» gelangt. | Die radialen Wände der Schutzscheidezellen zeigen zur Zeit des Auftretens der Pro- toxylemstränge, zumal bei Anwendung von Kali, den s. g. Caspary’schen dunklen Fleck sehr deutlich ; die Verkorkung der Membranen hat begonnen ; die Zellen des Grundgewe- bes führen neben Chlorophyll reichliche Stärke. Nachdem die Protoxylemgruppen aufgetreten, erscheint in den Geleitzellen Chloro- phyll und bald darauf Stärke; sie theilen sich noch längere Zeit durch Querwände, denn zur Zeit, wo die Schraubenzellen eben sichtbar werden, kommt ihre Länge der der übrigen Elemente gleich, im ausgebildeten Zustande aber werden sie von den Tracheiden, Siebröh- ren und Protophloömzellen mindestens um das 20 — 30-fache an Länge übertroffen ; wenn wir auch die Hälfte dieser Länge auf Rechnung des Spitzenwachsthums der genannten Zel- len setzen und erwägen, dass die Länge der ausgewachsenen Geleitzellen die der jugend- 4 16 Ермомо Russow, lichen etwa um das 3-fache übertrifft, so muss sich in jeder Geleitzelle nach Anlage der Schraubenzellen der Theilungsvorgang noch etwa 4 — 5 Mal wiederholen. Im Grundgewebe beginnen, nach dem Auftreten der Protoxylemzellen, die Scleren- chymzellen ihre Wände zu verdicken bei gleichzeitiger Braunfärbung ; in der Rinde schrei- tet die Ausbildung des Sclerenchyms von aussen nach innen, im Mark von innen nach aussen fort; sämmtliche Zellen des Grundgewebes, mit Ausnahme der Schutzscheidezellen, sind um diese Zeit mit Stärkekörnern erfüllt. In dem Leitbündel beginnt, mit der Selerenchymbildung des Grundgewebes glei- chen Schritt haltend, die Ausbildung der Tracheiden und Siebröhren; auf den Wänden ersterer wird die Anlage der Hoftüpfel kenntlich; mit der Verdickung fin- det gleichzeitig Verholzung der Membranen statt. Während bei Marsilia quadrifo- liata, aegyptiaca und crenata auf dem ganzen Querschnitt gleichmässig die Entwickelung der Tracheiden vorschreitet, eilen bei M. salvatrix und elata mehrere von einander ge- schiedene Tracheiden-Gruppen den zwischen diesen gelegenen Tracheiden, die längere Zeit ein uuverändertes Ansehen gewähren, beträchtlich in der Ausbildung voraus; bei M. elata fand ich sogar in einigen Fällen über den ganzen Querschnitt zerstreut einzelne Trachei- den fast vollständig ausgebildet, während die übrigen, ihnen nächst benachbarten, noch ganz dünnwandig waren und nur an den Wänden, welche an eine ausgebildete Tracheide grenzten, die Anlage der Tüpfel zeigten (Taf.1,Fig.4.). Mit der Anlage der Tüpfel schwindet der Protoplasmagehalt der Tracheiden, der bis dahin ein sehr reichlicher war, fast gänz- lich ; auch in den Siebröhren nimmt der Protoplasmainhalt beträchtlich ab ; dagegen füllen sich die Geleitzellen immer mehr und mehr mit Stärke. Ueberblicken wir die ganze Entwickelung und fassen wir die Hauptmomente kurz zu- sammen : 1) Die Differenzirung des Urparenchyms in Grundgewebe (Rinde und Mark) und Pro- cambium des Leitbündelgewebes ; 2) Die Entstehung der Lacunen in der Rinde, die sich in Innen- und Aussenrinde scheidet; im Procambiumrohr erfolgt die Anlage der Tracheiden und wahrscheinlich auch der Siebröhren. 3) Das Auftreten der ersten dickwandigen Dauerzellen (Protophloömzellen) an der äusse- ren und inneren Peripherie des Leitbündelrohrs; im Grundgewebe die Anlage der Schutz- scheide. 4) Das successive Auftreten der 5 Protoxylemstränge ; im Grundgewebe die Ausbil- dung der Schutzscheide und erster Anfang der Sclerenchymbildung. 5) Ausbildung der Geleitzellen, Tracheiden und Siebröhren und des Sclerenchyms im Grundgewebe. In Betreff der frühen Anlage der Tracheiden bemerke ich, dass sie bei Marsilia weni- ger augenfällig ist als bei vielen Filices, die sich durch relativ sehr weitlichtige Tracheiden auszeichnen, z. В. Pteris aquilina, Scolopendrium offieinarum ; dasselbe gilt von den Leit- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. в. W. 17 bündeln zahlreicher Monocotyledonen, z. В. der Gräser, überhaupt von allen den Leitbün- deln, die sehr weit getüpfelte Gefässe (Holzröhren) im primären Xylemtheil führen; bei allen diesen fallen schon vor Anlage des Erstlingsbastes mehrere Zellen durch ihren be- trächtlichen Querdurchmesser auf, die sich weiter nicht zu theilen scheinen und zu Tra- cheiden oder getüpfelten Gefässsen ausbilden. Mit der grössten Schärfe ist es an zahlreichen Wurzeln erweisbar, zumal denen der Farne und der Marsilia (vergl. den Abschnitt über die Entwickelung der Marsilia-Wurzel), dass die Tracheiden oder getüpfelten Gefässe, wenigstens ein grosser Theil derselben, früher als alle übrigen Elemente des Leitstranges angelegt werden, ihre volle Ausbildnng aber zu allerletzt erreichen. Mit grösserer Sicherheit als die frühe Anlage der Tracheiden und getüpfelten Ge- fässe lässt sich das Auftreten der sogleich stark verdickten Protophloëmzellen, vor den bei ihrem Sichtbarwerden gleichfalls dickwandigen Protoxylemzellen, fast ausnahmslos feststellen. Bei einer grossen Zahl Phanerogamen ist bereits durch die sorgfältigen und eingehen- den Untersuchungen Sanio’s das Auftreten gewisser dickwandiger Bastelemente vor dem Erscheinen der ersten Ring- und Schraubengefässe constatirt. In seiner Arbeit!) « Verglei- chende Untersuchungen über die Zusammensetzung des Holzkörpers» bezeichnet Sanio die zuerst auftretenden, dickwandigen Elemente im Basttheil des Leitbündels als echte Bastzellen ; in einer späteren Arbeit?) dagegen widerruft er die Ansicht, dass diese früher von ihm «Bastzellen» genannten Elemente wirkliche Bastzellen seien und erklärt sie bei Peperomia blanda für Siebröhren, bei Menispermum canadense und Ruscus Hypoglossum für Cambiform, und spricht seine Ansicht in Betreff der besagten Zellen schliesslich dahin aus: «Ziehen wir nun aus diesen Erörterungen das Resultat, so ergiebt sich, dass die ersten Cambiformelemente, oder bei Ephedra die ersten Bastzellen, früher entstehen, als die ersten Gefässelemente. Dahin sind meine früheren Angaben, dass die ersten Bastzellen vor den ersten Gefässen entstehen, zu berichtigen. Indess ist diese Regel keineswegs so ohne Ausnahme, wie ich früher glaubte. Eine bemerkenswerthe Abweichung bietet Carpinus Betulus, bei der die ersten Spiralgefässe zu einer Zeit entstehen, wo im äusseren Theile des Bündels die Zellen noch in reichlichster Theilung begriffen sind und von einer verdick- ten Dauerzelle noch keine Spur zu bemerken ist.» : Carpinus Betulus habe ich zu untersuchen nicht Gelegenheit gehabt, bei Ephedra dagegen finde ich ebenso wie bei allen übrigen von mir untersuchten Phanerogamen (die Pflanzen mit s. g. axilen Strängen habe ich in dieser Hinsicht nicht untersucht), dass die ersten dickwandigen Elemente des Bastes, welche ausnahmslos früher als die Protoxylem- zellen auftreten, keine Bastzellen (s. g. echte Bastzellen), sondern Siebröhren oder diesen nächst verwandte Elemente, Gitterzellen oder Cambiformzellen sind. Wo echte Bastzellen 1) Botan. Zeitung 1863. № 47, 48 u. 49. über Gefässbündelbildung geäusserten Ansichten, botan. 2) Sanio, Einige Bemerkungen in Betreff meiner | Zeitung 1865, № 22. Memoires de l'Acad. Пир. des sciences, VIIme Serie. 3 18 Ермомр Russow, vorkommen, sind dieselben zur Zeit des Auftretens der in Rede stehenden Bastelemente erst zum kleineren Theil angelegt; die Verdickung ihrer Membranen, die stets allmälich vor sich geht, beginnt gewöhnlich um die Zeit, wo die getüpfelten Gefässe ihre Wände zu ver- dicken anfangen. Wie bei Marsilia treten auch bei den übrigen Gefässkryptogamen, mit Ausnahme der Lycopodieen, dickwandige Dauerzellen des Phloemtheils (besonders stark verdickt bei Equisetaceen und Ophioglosseen) stets vor dem Erscheinen der ersten Protoxylemzellen auf; dass diese mit den bei den Phanerogamen sich zuerst entwickelnden dickwandigen Dauerzellen des Bastes identisch sind, unterliegt keinem Zweifel. Es sei bemerkt, dass im Allgemeinen die besagten Zellen bei den Phanerogamen, zumal bei den Dicotylen, dünn- wandiger sind, namentlich bei ihrem ersten Auftreten, als bei den meisten Kryptogamen, dass sie aber bei vielen Monocotylen ebenso dickwandig als bei den Marsiliaceen, Equise- taceen oder Ophioglosseen sind. Was die Stellung zu den übrigen Bastelementen betrifft, so stimmen wiederum die Kryptogamen mit vielen Monocotylen darin überein, dass die Erst- lingsbastzellen vor den sich später entwickelnden Siebröhren durch ihre Lage an der äus- seren Peripherie des Phloëmtheils, nach aussen nur von einer Schicht Geleitzellen umge- ben, gekennzeichnet sind ; auch ‚geht, wie mir scheint, wenigstens in den meisten Fällen, den besagten Zellen der Monocotylen die Siebtüpfelung ab. Bei den meisten Dicotylen da- gegen sind die zuerst auftretenden dickwandigen Bastelemente weder durch Stellung noch durch Beschaffenheit ihrer Wände von den übrigen, später sich ausbildenden röhrigen Ele- menten zu unterscheiden; aus alledem geht unzweifelhaft hervor, dass die ersten dick wandi- gen Dauerzellen des Bastes bei sämmtlichen Leitbündelpflanzen morphologisch gleichwer- thige, von den echten Bastzellen durchaus verschiedene Elemente sind, die sich von den Siebröhren (Gitterzellen, Cambiform) meist nur durch ihre zeitliche Ausbildung unter- scheiden; somit ist der oben vorgeschlagene Ausdruck «Protophloömzellen oder Erstlings- bastzellen» auf sämmtliche zuerst auftretende, dickwandige Dauerzellen des Bastes sämmt- licher Leitbündelpflanzen zu übertragen. | Ob in den Fällen, wo die dickwandigen Dauerzellen des Bastes nicht vor dem Auf- treten der Protoxylemzellen sichtbar werden, wie bei Carpinus Betulus (?) oder Lycopodium (vielleicht bei sämmtlichen s. g. axilen Strängen) erstere auch der Anlage nach den Pro- toxylemzellen folgen, möchte wegen der Kleinheit und Gleichförmigkeit des jugendlichen Gewebes kaum mit Sicherheit zu ermitteln sein. Da es aber mehr als wahrscheinlich ist, dass bei der grossen Uebereinstimmung der elementaren Zusammensetzung sämmtlicher Leitbündel des Pflanzenreichs, die Entwickelung der Leitstränge, d. h. das successive Auf- treten gewisser Elemente in denselben, im ganzen Pflanzenreiche von einem und demselben Gesetze beherrscht werde, so möchte die Annahme, dass die Protophloëmzellen (wenigstens der Anlage nach) stets vor den Protoxylemzellen auftreten, gerechtfertigt erscheinen, we- nigstens so lange, als das Gegentheil nicht bewiesen ist. Aus demselben Gesichtspunkt möchten wir in Betreff der Tracheiden und getüpfelten Gefässe behaupten, dass diesel- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. в. W. 19 ben (in den geschlossenen Leitbündeln, dem primären Theil der ungeschlossenen Stränge und in den Wurzeln) wenigstens zum grossen Theil, früher als die übrigen Elemente an- gelegt, (d. h. in Daverzellen übergehen) und später als alle übrigen Elemente ausgebildet werden. B. Wurzel. Histiographie. a. Marsilia. Der axile Strang einer alten, vollkommen ausgebildeten Wurzel der M. Drummondii, elata oder salvatrix, lässt auf dem nahezu kreisrunden Querschnitt 40 bis 50 Zellen deutlich erkennen, ausser welchen zuweilen ап 3—10 Stellen winzige Residua von Zellen (der Protophloömzellen) sichtbar sind (Taf. II. Fig. 17. Prphl.). Es liegen wol nie mehr als 42 Elemente im Strange neben einander; ihre Zahl ercheint auf 45 —50 erhöht, wenn der Querschnitt mehrere der lang zugespitzten, mit ihren Endstücken auf ziemlich beträchtliche Strecken neben einander vorbeigewachsenen Tracheiden oder Siebröhren nicht weit von ihrem Ende getroffen. Das diarche Xylem besteht aus 8 sehr regelmässig gestellten Tracheiden von kreis rundem Lumen und 4, seltener 2 Schraubenzellen, die an zwei einander gegenüber liegenden Punkten des Durchmessers des axilen Stranges gelegen sind. Zwei grosse, unter einander nahezu gleiche, sich berührende (Fig. 17, th. 1.) und zwei kleinere Tracheiden, unter einander ebenfalls gleich und durch die grösseren von einander getrennt (Fig. 17, th. 2.) bilden ein rechtwinkliges Kreuz; an jede der letzteren legen sich zwei noch kleinere Tra- cheiden in der Weise an, dass dieLinien, welche ihre Mittelpunkte mit dem der grösseren Tracheiden verbinden, sich unter einem rechten Winkel schneiden (Fig. 17, th. 3.). Sehr auffallend ist das constante Grössenverhältniss der Tracheidenpaare zu einander; es ist nämlich der Querdurchmesser einer der kleineren Tracheiden (th. 2.) die mittlere Pro- portionale zwischen den Querdurchmessern einer der grossen und einer der kleinsten Tra- cheiden; die Wanddicke der Tracheiden steht in demselben Verhältnisse, so dass eine der kleinsten Tracheiden gerade Raum in der grösseren findet, und letztere das Lumen einer grossen ausfüllt. Die verhältnissmässig sehr dicken, äusserst stark verholzten Wände der Tracheiden zeigen eine sehr scharfe, feine Schichtung und auch ohne Anwendung von Reagentien eine deutliche Streifung; nach Zusatz von verdünnter Chromsäure, oder nach erfolgter Quetschung, erscheint die Membran wie aus Rhomboiden zusammengesetzt. Die 4 oder 2 Schraubenzellen füllen, zu je 2 oder je einer, den Raum zwischen den beiden kleinsten Tracheiden aus (Fig. 17, Spr.). Das Phloöm besteht aus 4 dickwandigen Siebröhren, deren jede an eine der grossen, mittleren oder kleinsten Tracheiden grenzt (Fig. 17, Sbr.), und 24—28, meist stark collabirten, sehr dünnwandigen Geleitzellen, von denen 16 an die Schutzscheide grenzend den Strang nach aussen abschliessen (das s. g. Pericambium Nägeli’s darstellend), und je 3* 20 Ермомр Воззом, 4—6 zu beiden Seiten der grossen Tracheiden gelegen sind, in einem Bogen von der einen Siebröhre zur anderen, oder über diese hinaus bis zu den kleinsten Tracheiden reichend (Fig. 17 01.); zwischen diesen Geleitzellen und den äussersten sind zuweilen winzige Resi- dua von den 10 (auf jeder Seite 5) Protophloëmzellen sichtbar (Fig. 17 Prphl.). Die Rinde ist in eine meist aus einer Zellenschicht bestehende Aussenrinde und eine aus 10—12 concentrischen Zellenlagen gebildete Innenrinde differenzirt. Die innerste Lage der Innenrinde besteht aus 10, im Querschnitt tangential gestreckten Zellen, die in jeder Beziehung mit den Schutzscheidezellen des Stammes übereinstimmen (Fig. 16, 17 Schtz.); an der Abzweigungsstelle einer Wurzel lässt sich die directe Fortsetzung der Stammschutzscheide in die Wurzelschutzscheide verfolgen. Von den übrigen 9—10 Zellenlagen der Innenrinde sind die 3 —5 innersten (der Bildung der Innenrinde vieler Polypodiaceen-Wurzeln entsprechend) aus ziemlich dickwan- digen, in einigen Fällen bis zum Schwund des Lumens verdickten, mehr oder weniger zu- gespitzten, meist eng an einander schliessenden Zellen zusammengesetzt, die 6—8 äusseren aus sehr dünnwandigen, an den Enden horizontal gestutzten Zellen von kreisrundem oder ovalem Querschnitt gebildet; die Wände sämmtlicher Zellen sind dunkelroth—bis schwarz- braun tingirt. Von den 3 innersten Schichten der Innenrinde besteht die an die Schutz- scheide grenzende Lage aus im Querschnitt tangential gestreckten, jede der beiden anderen aus radial gestreckten Zellen; sind, wie in vielen Fällen bei M. Drummondii, die 5 inner- sten Lagen aus dickwandigen Elementen zusammengesetzt, so ist der Querschnitt der Zellen der innersten Lage tangential gestreckt, der zweiten Lage rundlich, der dritten radial gestreckt, der vierten und fünften kreisrund (Fig. 17.). Die 3 innersten Lagen des äusse- ren Theiles der Innenrinde sind aus Zellen von kreisrundem Lumen, die äusseren Lagen aus Zellen von meist ovalem Querschnitt zusammengesetzt, die auseinandergerückt, durch cylindrische Querröhrchen mit einander verbunden sind (Fig. 16, cp.). Die Zellen der meist einschichtigen, durch tangentiale Theilung theilweise zweischich- tigen Aussenrinde sind sehr viel weiter und kürzer als die Zellen der Innenrinde, stark radial gestreckt und schliessen sich lückenlos an die Epidermis. In den schmächtigen Nebenwurzeln zweiter Ordnung sinkt die Zahl der Schichten der Innenrinde mit Einschluss der Schutzscheide auf 4 herab; gewöhnlich ist dann nur die der Schutzscheide zunächst liegende Schicht aus dickwandigen Zellen gebildet. Der axile Strang, von sehr geringem Querdurchmesser, stimmt in Bezug auf Zahl und Stellung der einzelnen Elemente durchaus überein mit dem Strange der primären Wurzel. Bei Marsilia quadrifoliata, aegyptiaca und erenata stimmt der axile Strang, abgesehen von der viel geringeren Grösse, in allen seinen Theilen mit dem der M. Drummondii voll- kommen überein, dagegen zeigt die Rinde manches Abweichende. In den meisten Fällen lässt die Innenrinde keine Differenzirung in einen inneren aus stärker verdickten Zellen und äusseren aus dünnwandigen Zellen zusammengesetzten Theil wahrnehmen; dagegen treten meist an der Grenze zwischen Innen- und Aussenrinde grössere VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN т. $. W. 21 Intercellularräume auf, die sich namentlich bei der Wasserform der M. aegyptiaca zu sehr grossen, durch einschichtige Scheidewände von einander getrennten Lacunen erweitern; die tangentialen Wände der Scheidewandzellen verlaufen nicht eben, sondern sind sehr stark und regelmässig aus- und eingebuchtet und mit den Nachbarzellen in der Weise verbunden, dass die Ausbuchtungen auf einander treffen, wodurch grosse Lücken in der Scheidewand entstehen; die in den Lacunen ausgespannten Querscheidewände zeigen genau die Zusammen- setzung der Längsscheidewände. Ве! М. quadrifoliata besteht die Innenrinde ausser der Schutzscheide aus 6—8 con- centrischen Schichten, die aus parenchymatischen, im Querschnitt gerundet quadratischen Zellen zusammengesetzt sind, deren Wände, in den meisten Fällen ziemlich stark ver- dickt, eine deutliche Differenzirung in $. g. primäre und seeundäre Membran erkennen lassen; zuweilen sind die Zellen der 4—5 innersten Schichten bis zum Schwund des Lumens verdickt; in verschiedenen Regionen einer und derselben Wurzel werden nicht selten beide Arten der Ausbildung angetroffen. Die äusserste Schicht der Innenrinde be- steht gewöhnlich aus eben so vielen Zellen als die ihr von innen nächst benachbarte, die Zellen ersterer haben aber einen mehr als um die Hälfte geringern Querdurchmesser als die der letzteren, woher grosse Intercellularlücken entstehen, die dadurch noch vergrössert werden, dass jene englichtigen Zellen mit ihren Längswänden nicht unmittelbar die Zellen der Aussen- und Innenrinde berühren, sondern mit denselben durch lange, quergestellte Copulationsröhrchen verbunden sind. Zur Zeit der Vegetationsruhe strotzen sämmtliche Zellen der Innenrinde bei M. qua- drifoliata und crenata von Stärke, während bei den Neuholländischen Arten nur sehr wenig Stärke vorhanden ist; diese Erscheiuung hängt offenbar mit der Lebensweise zusammen; da die oberirdischen Theile der erstgenannten Arten im Winter vollständig absterben, wird der Nahrungsstoff für den nächsten Frühling in den Wurzeln aufgespeichert; bei den Neu- holländischen Arten findet kein gänzliches Absterben der oberirdischen Theile statt. b. Pilularia. Abgesehen von der geringeren Grösse, stimmt der Bau der Wurzel von Pil. globulifera in allen wesentlichen Punkten mit dem der Marsilia-Wurzel, zumal von der Wasserform der M. aegyptiaca, nahe überein. Der axile Strang ist ärmer an Elementar- organen, doch zeigt die Anordnung derselben keine Abweichung von Marsilia. Das Xylem besteht nur aus 4 Tracheiden, 2 grossen und 2 kleineren, und 4 Schraubenzellen, die sich zu je zweien an die kleineren Tracheiden anlegen; an der ausgebildeten Wurzel sind keine Protophloömzellen mit Sicherheit wahrzunehmen (Fig. 20). Die Innenrinde besteht ausser der Schutzscheide aus zwei, je aus 12 cylindrischen, wenig verdickten, dunkelbraunwandigen Zellen zusammengesetzten Schichten und 12 bis an die einschichtige Aussenrinde reichenden, verhältnissmässig sehr grossen Lacunen, die durch einschichtige, aus sehr regelmässigem Lückenparechym (Taf. III. Fig. 22.) zusammengesetzte Längsscheidewände getrennt sind; die Zellen der äusseren Lage von den beiden inneren Schichten sind in tangentialer Richtung mit einander durch kurze Querfortsätze verbunden. 22 Ермонмо Воззом, Die Längsscheidewände setzen sich nach aussen 12, an dem inneren Umfange der Aussen- rinde gelegenen, von einander um '/ der Peripherie abstehenden, eylindrischen, wenig ver- dickten, braunwandigen Zellen, nach innen, den 12 Zellen der dritten Rindenschicht an; mögen diese 12 Zellen die inneren, die anderen 12 die äusseren Insertionszellen der Scheidewände heissen; diesen wie jenen sind die äussersten Zellen der Scheidewände durch Querfortsätze befestigt. Die innersten Zellen je zweier Scheidewände sind einander in tan- gentialer Richtung genähert und durch Querfortsätze mit einander verbunden; dadurch entstehen 6 kleinere, im Querschnitt dreiseitige (Fig. 20, 1, 1) und eben so viele grössere, mit jenen alternirende vierseitige Lacunen !) (Fig. 20, L, Г). Querscheidewände sind nicht vorhanden; statt ihrer treten in den kleineren, dreiseiti- gen Lacunen, horizontal gestellte, schnecken- oder uhrfederartig aufgerollte Schläuche auf, welche Ausstülpungen gewisser äusserer Scheidewand-Insertionszellen sind (Fig. 20.). Das im Querschnitt runde Lumen dieser Schläuche setzt sich ohne Unterbrechung fort in das der Insertionszelle. Die Spiralschläuche sind 1'/, mal, und wie es scheint, alle nach dersel- ben Richtung, gewunden, sehr dünnwandig, auf ihrer Oberfläche mit zahlreichen, feinen Wärzchen besetzt; meist berühren sich die Windungen ohne verwachsen zu sein. Auf dem Querschnitt der Wurzel zeigen nicht sämmtliche 6 dreiseitigen Lacunen diese Gebilde, sondern nur ein Paar, höchstens 3; die Verticalabstände dieser «federnden Querwände» innerhalb einer Lacune sind ungleich, nie kleiner als der grösste Querdurchmesser der Lacune. Diese ihrer Form nach im Pflanzenreiche einzigen Zellen, oder vielmehr Ausstülpungen einer Zelle, sind wol als Haargebilde aufzufassen und am ehesten, den in den Lacunen der Nymphaeaceen vorkommenden Sternhaaren zu vergleichen. Im Jahre 1840 bereits von Valentine gesehen, aber iu Bezug auf ihren Ursprung nicht erkannt, scheinen diese Spiralschläuche der Pilularia-Wurzel bisher der botanischen Welt gänzlich unbekannt geblieben zu sein. Als ich im Februar 1865 in Berlin diese Ge- bilde fand, war mir wie den Berliner Botanikern die Arbeit Valentine’s ?) unbekannt; gegen Schluss desselben Jahres wurde ich durch eine briefliche Mittheilung A. Braun’s auf die Entdeckung dieser Gebilde durch Valentine aufmerksam gemacht. 1) Eine abweichende Darstellung in Bezug auf die | abgehenden Scheidewänden entstehen, eine dreieckige, Insertion der Scheidewände nach innen und die den Strang umgebenden Zellenschichten giebt Mettenius (Beiträge zur Kenntniss der Rhizocarp. S. 46): «Die 12 Luftkanäle.... haben eine regelmässige Anordnung, indem immer ein dreieckiger mit einem viereckigen abwechselt. Dieses entsteht dadurch, dass die Scheidewände paarweise von einer Zelle der Parenchymlage abgehen. Letztere besteht aus einer Lage von 12 Zellen, die das Gefässbün- del unmittelbar umgeben, und aus 6 anderen Zellen, die in bestimmter Entfernung von einander stehen, und an welchen jene Scheidewände befestigt sind, so dass die Luftkanäle, die zwischen diesen beiden von einer Zelle und die mit diesen alternirenden eine viereckige Gestalt haben.» Wahrscheinlich hat Mettenius bei ungenügen- der Vergrösserung untersuchend, die von den Querfort- sätzen der innersten Zellen je zweier Scheidewände und je 2 inneren Insertionszellen umschlossenen Räume (6 im Ganzen) für die 6 Zellen gehalten, von denen die Scheidewände paarweise abgehen, denn es ist nicht an- zunehmen, dass so beträchtliche Verschiedenheiten des Baues bei einem Organ derselben Species vorkommen. 2) Transactions of Linnean society, Vol. XVIII, part ‘the third (1840) р. 483. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. W. 23 Den Bau der Wurzel von Pilularia minuta habe ich, da mir nur Herbarienexemplare zu Gebote stehen, nicht mit Sicherheit ermitteln können. Spiralschläuche scheinen nicht vorzukommen. In dem sehr winzigen axilen Strange ist das Xylem wahrscheinlich nur durch ein paar Schraubenzellen vertreten. Histiogenie. a. Marsilia. Die eingehenden Untersuchungen von Nägeli und Leitgeb !) über Ent- stehung und Wachsthum der Wurzeln kann ich in Bezug auf die Theiluugen der Scheitel- zelle und die darauf folgenden Theilungen in den Segmentzellen, durch welche einerseits die Wurzelhaube, anderseits die Epidermis, Rinde und der axile Strang angelegt werden, für Marsilia und die Filices genau bestätigen; ferner habe ich die Ausbildung der Wurzelhaube und Rinde ebenso gefunden, nur in Betreff der weiteren Ausbildung des axilen Stranges möchte ich auf einige Punkte aufmerksam machen, die den genannten Forschern entgangen zu sein scheinen. Nachdem die 6,— 3 grössere А, В, С und 3 kleinere a, b, с (vergl. Fig. 19.), — die Anlage des axilen Stranges bildenden Sextanten, sich durch tangentiale Wände in 6 äussere tangential gestreckte und 6 innere, 5 vierseitige den Sextanten A, B, C und 3 drei- seitige den Sextanten a, b, с angehörende Zellen getheilt, werden gewöhnlich die 3 äusse- ren den grösseren Sextanten angehörenden Zellen durch radiale Wände halbirt; hiermit fast gleichzeitig, theilen sich die 3 innern ebenfalls den grösseren Sextanten A, В, С ange- hörenden Zellen und eine innere, im kleineren Sextanten a gelegene Zelle durch tangentiale Wände; von den 8 durch diese Theilungen gebildeten Zellen, theilen sich die 4 äusseren tangential gestreckten später noch zu wiederholten Malen, während die 4 inneren in Dauer- zellen übergehend sich zu Tracheiden ausbilden, und zwar die dem Sextanten В und С an- gehörenden, zu den beiden grossen, die in den Sextanten A und a liegenden zu den beiden kleineren Tracheiden; letztere beiden sind demnach morphogenetisch ungleich, in sofern eine aus einem grossen, die andere aus einem kleinen Sextanten hervorgeht. Kurze Zeit nach Anlage der 4 Tracheiden, oder fast gleichzeitig mit derselben, halbiren sich die in den kleineren Sextanten a, b, с gelegenen äussersten tangential gestreckten Zellen durch radiale Wände; demnach besteht der axile Strang jetzt aus 12 peripherischen und 10 inneren Zellen (dieses Stadium ist in der Fig. 19 dargestellt); von den ersteren theilen sich später noch 2, oder häufiger 4 durch radiale Wände, so dass man im ausgebildeten Zustande 14 oder 16 an die Schutzscheide grenzende Zellen zählt, die Nägeli Pericam- biumzellen nennt; dieselben, sich noch längere Zeit durch Querwände theilend, wölben ihre Innenwände stark gegen das innere Gewebe vor (vergl. Fig. 18.). Innerhalb des Pericambiums sind die Theilungsvorgänge folgende. Nach Anlage der 2)Nägeli und Leitgeb, Entstehung und Wachsthum der Wurzeln, in «Beiträge zur wissenschaftl. Bo- tanik» von Carl Nägeli, Heft 4. 68. 94 Epmunp Russow, 4 Tracheiden theilen sich die in den klemeren Sextanten b und с gelegenen dreiseitigen Zellen, entweder durch eine tangentiale Wand in eine innere dreieckige Zelle, die sich zu einer Siebröhre ausbildet, und eine äussere tangential gestreckte Zelle, die sich zunächst durch eine radiale Wand theilt; oder durch eine radiale (gewöhnlich radial-schiefe) Wand in 2 nahezu gleich grosse Zellen, von denen die dem Sextanten A angrenzende zur Sieb- röhre wird, die andere sich durch eine tangentiale Wand theilt. Gleichzeitig mit diesen Theilungen, oder etwas früher oder später, erfolgen solche in den, zwischen Pericambium und den beiden grossen Tracheiden gelegenen Zellen der Sextanten B und C, durch radiale, oder meist radial-schiefe Wände; entweder theilt sich darauf die an den Sextanten a gren- zende Zelle (im Sextanten С und В) durch eine tangentiale Wand in eine äussere und innere Zelle, von denen letztere zur Siebröhre sich ausbildet, oder sie theilt sich nicht und wird zur Siebröhre; die anderen an die Sextanten b und с grenzenden Zellen zerfallen durch eine tangentiale Wand in eine innere zur Geleitzelle werdende und eine äussere Zelle, die sich tangential-schief theilend nach aussen eine Protophloömzelle abschnürt; zu derselben Zeit theilen sich in den Sextanten b und с die an das Pericambium grenzenden Zellen gleich- falls durch schiefe Wände in äussere kleinere und innere grössere Zellen, von denen letztere nach mehrfachen Quertheilungen zu Geleitzellen sich ausbilden, erstere ungetheilt sich zu Erstlingsbastzellen umwandeln, die sehr rasch ihre Wände verdicken. Die 2 ersten ver- dickten Protophloëmzellen scheinen den Sextanten В und С anzugehören; sie liegen sich diametral gegenüber, gleichweit entfernt von den Sextanten A und a; von ihnen aus, nach beiden Seiten fortschreitend, bilden sich die übrigen Protophloëmzellen, je 2 und 2 nach jeder Seite, in rascher Folge aus; es sind ihrer im Ganzen demnach 10, je 5 rechts und links von den 4 centralen Tracheiden, an das Pericambium grenzend, in einem Bogen ge- legen (Fig. 18.). Nach dem Auftreten der ersten Protophloömzellen theilt sich in den Sextanten A und a eine von den beiden zwischen dem Pericambium und der kleinen Tracheide gelegenen Zellen durch eine radiale Wand in eine grössere, an die Sextantenwand grenzende und eine klei- nere, mittlere Zelle; nunmehr liegen 3 Zellen zwischen Pericambium und kleiner Tracheide; von diesen bilden sich die 2 seitlichen an die Sextantenwände grenzenden zu den beiden kleinsten Tracheiden aus; die mittlere, kleinere, sich meistentheils durch eine radiale Wand theilend, giebt den Schraubenzellen ihre Entstehung, aber erst nach Anlage sämmtlicher Elemente des Stranges, geraume Zeit nach dem Auftreten sämmtlicher stark verdickter Protophloëmzellen, beginnt die rasch erfolgende Verdickung der Schraubenzellen. Das Auftreten der dickwandigen Schraubenzellen, sehr geraume Zeit nach dem Sicht- barwerden sämmtlicher Erstlingsbastzellen, habe ich bei sämmtlichen untersuchten Arten ganz constant gefunden, abweichend von den Angaben Nägeli’s und Leitgeb’s, denen zufolge mit den ersten Schraubenzellen gleichzeitig '), oder «kurze Zeit, ehe die ersten 1) Nägeli, Ueber die Entstehung und das Wachsthum der Wurzeln bei den Gefässcryptogamen, Sitzungs- berichte der Münchener Academie vom 15. December 1866. В. 542. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8, W. Pis) Gefässe sich von den umgebenden Zellen unterscheiden» !), die ersten dickwandigen Ele- mente des Bastkörpers sichtbar werden sollen. Bei den grossen Wurzeln der M. Drummondii oder salvatrix reichen die Enden der Protophloömzellen wenigstens 2—3 mm weiter scheitelwärts, als die der Schraubenzellen. Ferner möchte ich noch eine Abweichung zwischen der Darstellung genannter Forscher und den Ergebnissen meiner Untersuchung constatiren. In Fig. 12, Taf. XVI der genannten Abhandlung sind 20 Pericambiumzellen gezeichnet; ich habe deren nie mehr als 16 ge- funden; auch habe ich nicht eine Stelluug der Erstlingsbastzellen unmittelbar neben den grossen Tracheiden, wie bei b, b in der citirten Figur ersichtlich, beobachtet. Dieses Stel- lungsverhältniss könnte vielleicht in den kleineren Nebenwurzeln vorkommen; jene Fig. 12. aber kann, nach der Zahl der Elemente des axilen Stranges zu schliessen, nur nach dem Querschnitt einer grösseren Hauptwurzel entworfen sein. Nachdem die ersten Schraubenzellen aufgetreten, beginnen die zu beiden Seiten der- ‚selben befindlichen kleinsten Tracheiden ihre Membran zu verdicken; es folgen darauf die beiden mittelgrossen Tracheiden und die 4 Siebröhren in der Ausbildung ihrer Wände. Zu dieser Zeit fangen die Protophloömzellen an zu schwinden; ihre Wände nehmen an Dicke ab und collabiren. Die beiden grossen Tracheiden haben um diese Zeit sehr be- trächtlich ihr Lumen vergrössert, sind aber noch ganz dünnwandig und lassen längere Zeit keine Dickezunahme ihrer Wände wahrnehmen. Erst nachdem sämmtliche Zellen des axilen Stranges nicht nur, sondern auch die der Rinde vollkommen ausgebildet, beginnt die Ver- dickung ihrer Wände, die sehr langsam vorschreitet; an grösseren, ziemlich rasch gewach- senen Wurzeln der M. salvatrix fand ich 3—4 Zoll! vom Ende die beiden grossen Trachei- den noch unverdickt. Zur Zeit der völligen Ausbildung der Tracheiden ist von den Proto- phloömzellen nur noch eine Spur in der scheinbaren Intercellularsubstanz zwischen je 2 Geleitzellen und einer Pericambiumzelle erkennbar. Die Geleitzellen sind meist durch die bedeutende Grössezunahme des Querdurchmessers der beiden grossen Tracheiden stark comprimirt. Fassen wir kurz die Hauptmomente der Entwickelung des axilen Stranges zusammen, so ergeben sich folgende Abschnitte: 1. Theilung der 6 Sextanten durch tangentiale Wände in 6 äussere, schmale, das Pericambium bildende Zellen, und 6 innere, alle übrigen Elemente des axilen Stranges bil- dende kleinere Sextanten (Innensextanten). 2. Anlage der 4 ersten Tracheiden, zweier grosser und zweier kleinerer, durch tan- gentiale Tkeilung von 3 grossen (A, В, С) und einem kleineren Innensextanten (a). 3. Anlage der 4 Siebröhren, zweier durch tangentiale oder radiale Theilung der klei- neren Innensextanten b und c, der beiden anderen durch radiale, oder radiale und tangen- tiale Theilung des äusseren Theiles der Innensextanten B und C. 1) Beiträge zur wissenschaftl. Botanik von C. Nägeli, 4. Heft. S. 86. FA Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Serie. > 26 | Ермомо Russow, 4. Anlage zweier der kleinsten Tracheïden durch Theilung des äusseren Theiles der Innensextanten A und a durch eine radiale Wand. Anlage der Protophloëmzellen und theil- weise Ausbildung derselben in den Innensextanten с, В und b, С. Anlage eines Theiles der Geleitzellen. 5. Anlage der beiden anderen kleinsten Tracheiden und der Schraubenzellen durch Theilung der Schwesterzellen der zuerst angelegten kleinsten Tracheiden. 6. Ausbildung der einzelnen Elemente und Schwinden der Erstlingsbastzellen. a) Verdickung der Schraubenzellen und der 4 kleinsten Tracheiden. b) Ausbildung der 2 mittelgrossen Tracheiden und 4 Siebröhren. c) Ausbildung der Geleitzellen und Beginn des Schwindens der Protophloömzellen. d) Ausbildung der 2 grossen Tracheiden. Die Bildung der Nebenwurzeln in den Wurzeln habe ich genau ebenso gefunden, wie Nägeli und Leitgeb sie darstellen. In Betreff der Entstehung von Wurzeln im Stamme kann ich die Angabe machen, dass an einem glücklich geführten Längsschnitt durch das Stammende von M. crenata sich die Anlage der jüngsten Wurzel in einer von den umge- benden Zellen durch ihre Grösse und Form sich auszeichnenden Zelle kund gab, welche im 10ten Segmentumlauf (von der Scheitelzelle gerechnet) in der vierten Zellenschicht von aussen gelegen war; in dieser Region zeigt das Gewebe noch keine deutliche Differenzirung in Grundgewebe und Procambiumrohr; von der Entstehung der Wurzel aus einer Schutz- scheidezelle, wie in der Wurzel, kann daher hier nicht die Rede sein. Die Orientirung der Sextantenwände in den stammbürtigen Wurzeln ist mir zu constatiren nicht gelungen. Die aus der Stammrinde hervorbrechende Wurzel wird von der nachwachsenden Epidermis dicht umhüllt, bis sie etwa die Länge von 2—3 mm. erreicht und die hinfällige Hülle durchbricht, welche nur kurze Zeit als Scheide (Coleorrhize) die Basis der Wurzel umgiebt. b. Pilularia. Die Entwickelungsgeschichte der Pilularia- Wurzel habe ich selbst zu untersuchen nicht Gelegenheit gehabt und verweise daher auf die Darstellung von Nägeli und Leitgeb. IE, Blattorgane. a. Steriles Blatt. a. Marsilia. In der Axe des schlanken Blattstiels verläuft ein prismatisches Leitbün- del, das am Ende sich zwei Mal gabelnd in die viertheilige Lamina eintritt und hier in zahlreiche wiederholt dichotomisch getheilte Zweige ausstrahlt, die unter einander durch zahlreiche Anastomosen verbunden am Rande der Lamina zusammenfliessen. Der Querschnitt des Leitbündels (Taf. III. Fig. 26.) gleicht einem gleichschenkligen Dreieck mit stark gerundeten Ecken, dessen gleiche Seiten ein wenig convex, dessen un- gleiche, längste Seite ein wenig concav ist; letztere ist der Stammoberfläche zugekehrt und verläuft derselben nahezu parallel. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 27 Der Xylemtheil, im Querschnitt betrachtet, besteht aus zwei sichelförmigen, mit ihren Concavitäten den beiden gleichen Seiten des Leitbündelquerschnitts zugekehrten Tracheiden- gruppen, die nach der der Basis des Dreiecks gegenüberliegenden Spitze hin mit einander durch eine Gruppe weniger Schraubenzellen verbunden sind (Fig. 26 spr.); an der Spitze jeder Sichel, oder in der Nähe derselben, legen sich den Tracheiden ebenfalls Schrauben- _ und Netzzellen an. Die Mitte jeder Sichel ist gewöhnlich von einer sehr grossen, weit- lichtigen Tracheide eingenommen, an die sich nach der Vereinigungsstelle der beiden Sicheln hin meist 3 in einer Reihe stehende, an Lumen successive abnehmende Tracheiden, nach der Spitze der Sicheln hin 2 Reihen an Grösse allmälich abnehmender Tracheiden an- schliessen (Fig. 26.). Die Tracheiden wie die röhrigen Elemente des Basttheils erreichen die ausserordentliche Länge von 30—40 mm. Das Xylem ist von einer Schicht Geleitzellen rings umgeben. Der einschichtigen, nur an der concaven Seite des Leitbündels zweischichtigen Phloöm- scheide schliesst sich eine fast ununterbrochene Protophloömzellenschicht an; zwischen dieser und der Xylemscheide ist der Raum zu beiden Seiten jeder Sichel von Siebröhren, untermischt mit Geleitzellen, eingenommen. Die Siebröhren sind hier weniger verdickt als im Stamm (Fig. 26 sbr.). In der ersten Hälfte der Vegetationsperiode sind die Geleitzellen sehr reich an Chlorophyll, später führen sie reichlich Stärke und Gerbstoff, letzteren allein oder neben Stärke. Das Grundgewebe ist wie im Stamme durch eine scharf ausgeprägte, an Gerbstoff reiche, dunkelbraunwandige Schutzscheide gegen das Stranggewebe abgesetzt und in einen inneren aus gestrecktem, dünnwandigem Parenchym und dickwandigem, gelb-braunem Scle- renchym gebildeten, und einen äusseren von sehr zahlreichen und grossen septirten Lacunen durchsetzten Theil geschieden. Der innere Theil ist gegen den äusseren durch eine 2—5- fache Sclerenchymschicht scharf abgegrenzt; in dem dünnwandigen, an Chlorophyll und Stärke reichen Parenchym liegen in der Mitte zwischen Sclerenchym und Schutzscheide zahlreiche Gerbstoffschläuche. Die Längs- und Querscheidewände der Lacunen sind aus an Chlorophyll und Stärke reichem Lückenparenchym zusammengesetzt. Die aus langgestreck- ten, ebenwandigen Zellen gebildete Epidermis führt reichliche Spaltöffnungen und ist mit hinfälligen spärlichen Spreuhaaren besetzt. In der Lamina ist der Querschnitt eines Leitbündelzweiges von elliptischer Umgren- zung; die Tracheiden bilden einen in der Mitte sanft geknickten Streifen, der mit der gros- sen Axe zusammenfällt, und zu dessen beiden Seiten in Richtung der kleinen Axe Schrau- ben- und Netzzellen gelagert sind; in den äussersten, am oberen Rande des Blattes sich vereinigenden Zweigen, besteht der Xylemtheil nur aus kurzen spindelförmigen Netzzellen. Das Grundgewebe, in ein oberes Pallisaden- und unteres Schwammparenchym diffe- renzirt, grenzt sich auch hier, selbst gegen die kleinsten Leitbündelzweige und Anastomo- sen, durch eine braunwandige, gerbstoffreiche Schutzscheide ab. Die Chlorophyll und Stärke führende Epidermis der Blatt-Ober- und Unterseite ist mit zahlreichen Spaltöffnungen ver- [ 4* 28 Ермомр Russow, sehen und aus Zellen zusammengesetzt, deren seitliche Wände geschlängelt verlaufen, und deren Aussenwände auf der Blattoberseite mit kleinen rundiich-kegeligen Vorsprüngen besetzt sind. Bei М. quadrifoliata, crenata und aegyptiaca ist die Blattoberfläche (petiolus und la- mina) mit zweierlei Spreuhaaren besetzt, sehr spärlichen hinfälligen, grossen, von dem früher geschilderten Bau und sehr zahlreichen kleinen, aus 3 Zellen zusammengesetzten; der kur- zen, cylindrischen Stielzelle sitzt rechtwinklig eine platte schmale Zelle auf, die nach dem einen Ende wenig verschmälert und abgerundet ist, an dem anderen grade abgeschnittenen Ende eine längere, schmälere, ebenfalls platte, nach dem Ende verschmälerte und abgerun- dete Zelle trägt (Fig. 23.). Das schmale, braune, lederartige Stück an der Basis jedes Blättchens bei M. salvatrix, Drummondii und elata ist aus verhältnissmässig dickwandigen Zellen zusammengesetzt, die kleine rundliche, braune Kügelchen in ihrem klaren Zellsaft führen. b. Pilularia. Die Axe des pfriemförmigen Blattes der Pilularia durchzieht ein cylin- drischer Strang, dessen Xylemtheil aus wenigen Tracheiden und einigen Schrauben-Netzzellen zusammengesetzt, im Querschnitt einen stumpfwinklig geknickten Streifen darstellt, der fast die Länge des Bündelquerdurchmessers erreicht. Den Leitstrang begrenzt eine deutliche Schutzscheide, die von 2 aus dünnwandigen, parenchymatischen Zellen zusammengesetzten Schichten umgeben ist; 12 quergefächerte, verhältnissmässig sehr grosse Lacunen, die nach aussen von einer einzigen, der Epidermis unmittelbar anliegenden Parenchymschicht abge- schlossen werden, nehmen den bei weitem grössten Theil der Blattsubstanz ein. Längs- und Querscheidewände bestehen aus einschichtigem Lückenparenchym; die Epidermis führt Spaltöffnungen. Die Entwickelung des Strang- und Grundgewebes in dem Blatte der Marsilia geht ganz in derselben Weise wie im Stamme vor sich. ß. Fertiles Blatt. Histiographie. a. Marsilia. Das sporenbildende Blatt unterscheidet sich vom sterilen bekanntlich da- durch, dass es in der Nähe seiner Basis, eine oder 2—6, bei M. polycarpa 8—20, bald kürzer, bald länger gestielte Kapseln, s. g. Sporenfrüchte, trägt, von kugliger, bohnenför- miger oder comprimirt schief-eiförmiger Gestalt, deren morphologische Deutung wir nach Kenntnissnahme der Entwickelungsgeschichte versuchen wollen. Während der sterile Theil in jeder Beziehung den übrigen sterilen Blättern vollkom- men gleicht, zeigt der sporenbildende Theil einen abweichenden, äusserst complicirten und eigenthümlichen Bau, der bereits von Bischoff, Mettenius und Hanstein eingehend, aber nicht erschöpfend untersucht worden ist. Die folgende Darstellung wird es versuchen, VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 29 den Bau der Frucht in seinen Hauptzügen als bekannt voraussetzend, die feineren Structur- verhältnisse des die Fruchtschale zusammensetzenden Gewebes eingehend zu schildern und eine neue Erklärung für eine bereits bekannte, aber verschieden gedeutete Erscheinung zu geben. Die feste, hornartige Schale der Sporenfrucht ist aus 5 Schichten von sehr ver- schiedener Mächtigkeit und Beschaffenheit zusammengesetzt, von denen die Epidermis und die unter derselben liegende, aus engen prismatischen Zellen gebildete Schicht stets aus einer Zellenlage besteht, jede der übrigen 3 Schichten oft aus 2 und mehr Zellenlagen zusammengesetzt ist. Nach mehrtägigem Liegen der vollkommen reifen Sporenfrucht in Wasser, wird die Fruchtschale bekanntlich durch das starke Aufschwellen des am ganzen inneren Umfange der Rücken-, Stirn- und Bauchnaht gelegenen Gewebes zu einem ring- oder wurmförmigen Gallertkörper, in 3 Stücke zersprengt: in einen mit dem Fruchtstiel in continuirlichem Zusammenhang stehenden, schmalen, knieförmig (bald stärker, bald schwächer, je nach der Form der Frucht) gebogenen, in der Mitte verbreiterten und meist mit 2 Höckern (Zähnen) besetzten Körper, der von dem hintern Ende der Bauchnaht bis gegen die Mitte des Rückens reicht, und 2 symmetrische Klappen, die an Bauch-, Stirn- und Rückennaht klaffend, sich von jenem schmalen Körper, den wir Rücken-Grundstück oder Notobasalstück nennen wollen, abtrennen. Während in den Klappen jede der 5 gegen einander scharf abgegrenzten Gewebe- schichten in der ganzen Ausdehnung keine erheblichen Modificationen zeigt, treten in dem Notobasalstück bemerkenswerthe Abänderungen in dem Bau der einzelnen Schichten auf, die wir später näher betrachten wollen, uns jetzt einer detaillirten Schilderung der 5, die beiden Klappen zusammensetzenden Schichten zuwendend. Untersucht wurde die Histiologie der Fruchtschale folgender Arten: aegyptiaca Willd. (nicht ganz reif); coromandeliana W., deflexa A. Br., diffusa Lepr., distorta А. Br., Drum- mondü A. Br., elata A. Br., erosa W., gymnocarpa Lepr., nubica A. Br. (unreif), orien- talis, polycarpa Hook und Grev., pubescens Tenore, salvatrix Hanstein, subterranea Lepr., uncinata A. Br. und uncinata, var. Texana A. Br. Die äusserste Schicht besteht aus einer mit zwei verschiedenartigen Spaltöffnungen versehenen Epidermis, die in ihrer Ausbildung bei den verschiedenen Arten nicht unbe- trächtliche Differenzen aufweist. Die Form der Epidermiszellen scheint von der Behaarung abzuhängen; sind grosse und sehr zahlreiche Haare neben zahlreichen Spaltöffnungen vor- handen, wie bei M. Drummondii, salvatrix, elata und auch pubescens, so wird die Ober- fläche der Epidermis sehr uneben dadurch, dass zu jeder am Grunde der Epidermiszellen liegenden Spaltôffnung und zu der Basis jeder Haarstielzelle, die der äusseren Prismenschicht aufsitzt, die Epidermiszellen ihre Aussenwände in einem Bogen senken (Taf. III, Fig. 21 ep.); die Epidermis erscheint daher wie aus abgerundeten Hügeln zusammengesetzt. Von oben betrachtet sind die Epidermiszellen nahezu isodiametrisch-polygonal, dagegen rechtwinklig 30 Ермомр Russow, zur Oberfläche durchschnitten, in der Mitte zwischen 2 Stomata oder Haarstielzellen, rechteckig, noch einmal so hoch als breit; die die Haarstielzellen oder Stomata umgeben- , den Epidermiszellen sind durch 2—3, je weiter nach unten, um so mehr geneigte Scheide- wände septirt (Fig. 21.). Die Aussenwände der Epidermiszellen sind nicht viel stärker verdickt als die Seiten- wände, nicht cuticularisirt, von einer deutlichen Cuticula überzogen; während der längsten Zeit ihres Daseins führen die Epidermiszellen Chlorophyll und reichliche Stärke, die später einer braunen, wachsartigen, gerbstoffhaltigen Masse weicht; an der vollkommen reifeif* Frucht ist die Epidermis stark eingeschrumpft und zum grossen Theil zerstört. Bei den übrigen untersuchten Arten besitzt die Epidermis eine fast ebene, bei M. nu- Ыса und gymnocarpa vollkommen glatte und stark glänzende Oberfläche. Ве M. uncinata und aegyptiaca nähern sich die Epidermiszellen in Betreff der Form denen von M. pubes- cens; bei M. subterranea, orientalis, deflexa, diffusa und polycarpa sind die den inneren Wänden parallelen Aussenwände meist beträchtlich stärker verdickt als die seitlichen; die Verdickungsschicht der Aussenwand ist nicht cuticularisirt, eine Cuticula überall vor- handen. | Die Epidermiszellen der М. nubica und gymnocarpa weichen von denen aller übri- gen Arten dadurch ab, dass die Aussen- und Seitenwände der senkrecht zur Oberfläche gestreckten Zellen ausserordentlich stark verdickt (ganz entsprechend der Verdickung bei den Gasteria-Arten) und intensiv schwärzlich-rothbraun gefärbt sind; der geringe, unver- dickte untere Theil der seitlichen Wände reisst bei völliger Reife der Frucht leicht vom verdickten Theil der Membran ab, woher die ganze Epidermis in Form einer schwarz-glän- zenden, knisternden Schale sich von der Frucht ablöst. Bei sämmtlichen Arten entwickelt die Epidermis zweierlei Spaltöffnungen, die, in Be- treff der Form und Grösse von einander mehr oder weniger abweichend, sich dadurch be- sonders auffallend unterscheiden, dass die meist beträchtlich grösseren, an Zahl geringeren Stomata über einem erweiterten Intercellulargang, einer Athemhöhle, gelegen sind (Fig. 21 L), während die kleineren, zahlreicheren, sonst normal ausgebildeten Spaltöffnungen der unter der Epidermis liegenden, lückenlosen Prismenschicht unmittelbar aufliegen (Fig. 21 st.); erstere könnte man wahre oder echte (stomata vera), letztere, da sie offenbar dem Zweck einer Spaltöffnung nicht oder nur sehr unvollkommen entsprechen, falsche oder unechte (stomata spuria) Spaltöffnungen nennen. Im ausgebildeten Zustande sind die Membranen der Schliesszellen so weit verdickt, dass vom Lumen nur an beiden Enden ein länglich drei- eckiger, mit grumösem Stoff erfüllter Raum übrig bleibt; der Spalt ist meist sehr eng (Fig. 29.). Die echten Spaltöffnungen, meist grösser und gestreckter, fallen vor den unech- ten, kleineren, mehr in die Breite gezogenen und sehr schwach tingirten, durch die dunkel- braune Färbung ihrer Schliesszellen und der sie strahlenartig umgebenden und überwöl- benden Epidermiszellen, sehr leicht in die Augen (Fig. 25.). Was die Vertheilung der Stomata betrifit, so sind die unechten ziemlich gleichmässig VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN о. 3. №. 31 über die ganze Schalenoberfläche vertheilt, die echten in der nächsten Umgebung des Notobasalstücks zahlreicher als auf der übrigen Oberfläche vorhanden. Die Athemhöhlen, durch Auseinanderweichen der Zellen beider Prismenschichten ent- standen, und je nach der Mächtigkeit dieser länger oder kürzer, münden in die grossen In- tercellularräume der vierten Schicht; ihre nähere Besprechung werden sie bei der Schilde- rung der Prismenschichten finden. Die Haare gleichen in ihrem Bau den die Stammepidermis bekleidenden Spreuhaaren; die Stielzelle, in eine untere kleinere, lebhaft gelb oder braun gefärbte und obere farblose oder schwach bräunlich tingirte Zelle getheilt, sitzt mit ihrer verbreiterten Basis der äusse- ren Prismenschicht unmittelbar auf. Bei M. Drummondii und elata sind die Wände der mittleren und oberen Gliederzellen beträchtlich, bei M. salvatrix fast bis zum Schwund des Lumens verdickt, eine sehr deutliche Schichtung zeigend, gegen das Ende des Haares nach aussen mit grossen Warzen und Vorsprüngen bedeckt. Vor der Verdickung ihrer Wände sind die unteren grösseren Gliederzellen der Haare mit Stärkekörnern dicht erfüllt; die später schwindende Stärkemenge ist so gross, dass nur ein Theil derselben zur Verdickung der Membranen der Haarzellen verbraucht werden kann; wie mir scheint, wird der Ueber- schuss der in der Epidermis gebildeten Stärke hier zeitweilig aufgespeichert, um später zur Verdickung der Zellen der Prismenschichten verbraucht zu werden. Die zweite und dritte Schicht, letztere die erstere um das 1/,—3-fache an Mächtig- keit übertreffend, sind aus sehr stark verdickten, unverholzten, prismatischen Zellen zu- sammengesetzt, deren Längsdurchmesser den Querdurchmesser um das 5—8-fache über- trifft; erstere Schicht besteht durchgängig aus einer einfachen Zellenlage, letztere häufig aus zum Theil getheilten, seltener durchgängig getheilten Zellen. Vor allen übrigen die Fruchtschale zusammensetzenden Schichten erregt die obere, kleinere Prismenschicht das besondere Interesse des Histiologen durch eine sehr in die Augen fallende Erscheinung, die bisher im Pflanzenreiche anderweitig nicht beobachtet worden: eine helle Lichtlinie in Form eines ziemlich scharf contourirten, farblosen conti- nuirlichen Streifens, der sämmtliche Zellen in der Mitte oder etwas oberhalb derselben quer durchschneidend, sich durch die ganze Schicht gleichmässig hinzieht (vergl. Taf. ТУ. Fig. 30—34.). «Vielleicht rührt diese Linie, sagt Mettenius '), von Tüpfelkanälen her, die in sämmtlichen Zellen dieser Schicht correspondiren; doch wage ich nicht diese Erklärung als genügend zu betrachten, zumal da ich auf Querschnitten nie Tüpfelkanäle erkennen konnte». Hanstein?) behauptet, die besagte Prismenschicht bestehe aus 2 Lagen über ein- ander liegender Zellen, deren «Querwände stark und bis zur Ununterscheidbarkeit ver- schmolzen zu sein scheinen», dass somit die helle Linie nur der optische Ausdruck der in einer Linie liegenden Querscheidewände sämmtlicher Zellen sei. 1) a. a. 0. S. 26. 2) Monatsberichte der Berliner Academie 1862, Gesammtsitzung vom 6. Febr. 5. 109, Anmrke. 2. 32 Ермомр Russow, In einer späteren Arbeit ') kommt Hanstein zu dem Resultat, dass in jenen pris- matischen Zellen an der Stelle, wo die Linie sichtbar ist, ein von den primären Membranen umschlossener, in der Mitte perforirter Discus von starkem Lichtbrechungsvermögen die Verdickungsschichten quer durchsetze; von diesem Discus bleibe es zweifelhaft: «Itaque dubium restat, utrum corpus hoc quod septi speciem prae se ferens cellulas hasce in dimi- dias partes dividat ab origine duarum cellularum paries transversa, an structurae discrimen quoddam vel corpusculum postea intra cellulae parietes ortum existimandum sit». Es bleibt demnach unentschieden, ob jene Prismenschicht aus einer oder aus 2 Zellenlagen besteht. Bei Pilularia gelang es Hanstein, die Zellen der entsprechenden Schicht durch das Schultze- sche Macerationsverfahren an der Stelle der hellen Linie zerfallen zu machen, woraus er den Schluss zieht, dass die Zellen durch eine früh auftretende Scheidewand getheilt seien; er schliesst die Arbeit mit dem Satze: «Мес tamen credimus, difficillimam hanc rem nisi cellularum generationibus ac mutationibus a primo receptaculi ortu denuo accuratissime observatis clare perspici роззе». Bevor wir indessen die Entwickelungsgeschichte jener Prismenschicht uns vorführen, wollen wir die vollkommen ausgebildete Schicht bei ver- schiedenen Marsilia-Arten näher betrachten. In den meisten Fällen verdicken sich die Wände der Prismenzellen so stark, dass vom Lumen nur an beiden Enden (bei M. deflexa nur am unteren Ende) ein kleiner, rundlich- dreieckiger, mit grumösem Inhalt erfüllter Raum übrig bleibt; meist ist das am unteren Ende nachgebliebene Lumen grösser und länger gestreckt als das am oberen Ende befind- liche (Fig. 32, 33, 34.). Bei einigen Arten, z. B. M. uncinata und bei fast allen Arten im Notobasalstück, finden sich regelmässig noch kleinere Residua des Lumens in Form kuge- liger oder ellipsoidischer, ebenfalls mit einer grumösen Substanz erfüllter Räume, die perl- schnurartig neben einander gestellt, über die ganze Länge der Zelle gleichmässig vertheilt, oder gewöhnlich in der unteren Hälfte zahlreicher auftretend (Fig. 34.), mit einander nicht selten durch einen feinen Kanal, der mitten durch die Längsaxe der Zellen verläuft, verbunden sind; es ist, mit anderen Worten, im letzteren Fall das Lumen in der ganzen Länge der Zelle erhalten, aber nicht überall gleich weit, sondern mehrfach eingeschnürt und erweitert (Fig. 41.). Bei den meisten Arten finden sich zwischen den bis auf die En- den vollkommen verdickten Zellen solche versprengt, die dicht über und unter der hellen Linie ein kugliges Residuum des Lumens erkennen lassen (Fig. 21, 32.). Bei M. Drum- mondi, salvatrix und elata ist die stark verdickte Membran der Prismenzellen in sehr zahlreiche scharf markirte Schichten differenzirt, die an der Stelle der hellen Linie eine geringe Einbiegung erleiden, sich aber continuirlich durch die ganze Länge der Zelle ver- folgen lassen. Ausser der mittleren Lichtlinie, die sich ausnahmslos bei sämmtlichen Arten bald mehr, bald weniger scharf contourirt vorfindet, treten bei М. uncinata noch 3 mattere, 1) Pilulariae globuliferae generatio cum Marsilia comparata, 1866. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 33 weniger scharf gezeichnete Linien auf; eine über, zwei unter der mittleren Hauptlinie, von dieser und von einander um etwas mehr als die Breite der Hauptlinie entfernt (Fig. 34.); in jeder Prismenzelle ist zwischen je zweien dieser Linien ein kugliges Residuum des Lu- mens erhalten, woher 3 mit den Lichtstreifen alternirende Punktreihen oder Perlenschnüre entstehen (Fig. 34.). Ein breiter aber matter Lichtstreifen tritt bei M. deflexa am äussersten Rande der Prismenschicht unmittelbar unter der Epidermis auf; vom Lumen der Zellen ist am oberen Ende nichts erhalten (Fig. 33.). Bei M. distorta verläuft über und unter dem Hauptstreifen je eine schwächere Lichtlinie. Bei M. gymnocarpa ist das rundliche Lumen am oberen Ende der Prismenzellen nach unten von einer schmalen Lichtlinie umsäumt, woher in der Nähe des oberen Randes der Prismenschicht ein sehr zarter, schwach gewellter Lichtstreifen auftritt. Ihrem Auftreten nach, zumal bei den beiden letztgenannten Arten, können die schwäche- ren Lichtlinien nicht auf modificirte, früh oder spät auftretende Querscheidewände zurück- geführt werden; ferner macht die oben angeführte Thatsache, dass die Schichten verschie- denen Wassergehalts in den Membranen der Prismenzellen von der Lichtlinie nicht unter- brochen werden, die Annahme einer modificirten Querscheidewand in der Mitte der Pris- menzellen ebenfalls unmöglich; dass der mittleren Hauptlinie und den matteren Nebenlinien eine und dieselbe Ursache zu Grunde liege, ist mehr als wahrscheinlich, es bleibt daher nur die Annahme übrig, dass eine Verschiedenheit in der Molecularzusammensetzung der Zellmembran, eine Differenzirung derselben in ungleich grosse Querzonen von verschiede- ner Dichtigkeit (verschiedenem Wassergehalt) Ursache des Auftretens der Lichtlinien sei. Wahrscheinlich ist die Substanz der Membran an der Stelle der Lichtlinie dichter, wasser- ärmer; dafür spricht der Umstand, dass bei M. Drummondii in einigen Fällen, beim Er- wärmen dünner Schnitte in Salpetersäure, die sich von einander trennenden Prismenzellen an der Stelle, wo der helle Lichtstreifen die Membran durchsetzt, stärker aufquellen, sich gleichsam mit einem Ringwulst umgeben. Eine ihrer Natur nach den Lichtlinien vielleicht verwandte Erscheinung bietet das obere Ende der Prismenzellen von M. aegyptiaca und pubescens dar. Die rundlich-drei- eckigen Residua des Lumens sind nämlich oben und seitlich von einem schmalen, sehr scharf doppeltcontourirten, gewöhnlich blass gelb oder bräunlich tingirten Streifen umge- ben, dessen Enden an dem unteren Rande des Lumens sich nach innen krümmen (Fig. 32.); diese hufeisenförmigen Streifen sind verholzt. Durch Chlorzinkjod oder Jod und Schwefelsäure oder Jodzinkjod wird in vielen Fällen der mittlere Streifen, zumal an seinen Rändern, viel intensiver gefärbt als die übrige Membran; letztere färbt sich stets und bei sämmtlichen Arten (ebenso bei Pilularia) bei Anwendung genannter Reagentien sehr ausgesprochen grau-blau, mag die Membran farblos oder gelb bis gelb-braun tingirt sein, während die Membran der Zellen der inneren Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 5 34 . Ермомр Russow, Prismenschicht sich wie gewöhnlich violet oder rein blau färben, bis auf die s. =. primären Membranen, die in den Fällen, wo sehr viel Farbstoff in ihnen abgelagert ist, braun bleiben. Hanstein bezeichnet die Prismenzellen beider Schichten als verholzt '). Auffallender, als das Verhalten der beiden Prismenschichten gegen Jod, ist das gegen polarisirtes Licht. Die Membranen der kleinen Prismenzellen sind nicht nur in viel höherem Grade anisotrop als die der grösseren, (erstere zeigen ohne Einschaltung einer Gyps- oder Glimmerplatte sehr lebhafte Farben, etwa blau und gelb zweiter Ordnung, letztere erschei- nen nur in grau-weissem Licht), sondern sie wirken positiv (den cuticularisirten Membranen entsprechend), letztere negativ polarisirend. Ueber das nähere Verhalten zum polarisirten Licht vermag ich keine Angaben zu machen, da ich nicht im Besitze eines vollkommen eingerichteten Polarisations-Mikroskops bin; die bemerkenswerthe Thatsache mag noch erwähnt sein, dass der helle Lichtstreifen in den meisten Fällen deutlich die complementäre Farbe der übrigen Membran zeigt; dieser Umstand spricht zu Gunsten der Voraussetzung einer Querscheidewand, doch stützt er nicht minder die Annahme einer Verschiedenheit der Molecularstructur. Um bei Schilderung der Entwickelungsgeschichte der Gesammtfrucht nicht den Gang der Darstellung aufzuhalten, möge die Betrachtung der allmäligen Ausbildung der äusseren Prismenschicht hier Platz finden. Die Anlage beider Prismenschichten geschieht dadurch, dass die Zellen der unter der Epidermis gelegenen Schicht sich durch zur Fruchtoberfläche parallele Wände halbiren; nach Streckung der Zellen, senkrecht zur Oberfläche, theilen sich die Zellen der inneren Schicht durch Querwände, die der äusseren nur durch Längswände. Ueberwiegt bei den Zellen der äusseren Schicht der Längsdurchmesser den Querdurchmesser etwa um das Dreifache, so hat der Zellinhalt sich in einen sehr dünnen Protoplasmawandbeleg, Vacuole- fiüssigkeit und eine verhältnissmässig sehr grosse Protoplasmamasse differenzirt, die in den meisten Fällen fast genau in der Mitte, seltener entweder mehr dem einen oder anderen Ende der Zelle genähert, gelegen ist, den ganzen Querschnitt des Lumens gewöhnlich ein- nehmend (Fig. 36.); diese Protoplasmaklumpen sind wol als Zellkerne aufzufassen; mit ihnen gleichzeitig, aber häufiger bei Abwesenheit derselben, durchsetzen Protoplasmaplat- ten oder Stränge, horizontal oder geneigt, in der Mitte oder dem einen oder anderen Ende der Zelle genähert, das Lumen, Querscheidewänden nicht unähnlich (Fig. 37.). Nachdem die Zellen ihre definitive Länge erreicht, beginnt die Verdickung der Wände, an der Stelle der später auftretenden Lichtlinie rascher vorschreitend (Fig. 39.), woher das Lumen der Zelle in der Mitte ein wenig eingeengt wird; zu dieser Zeit sind noch deut- liche Reste der Zellkerne von der Form planconvexer Linsen an der engen Stelle des Lu- mens oder dicht unterhalb derselben sichtbar. Bei der ferneren Dickezunahme der Wände tritt der mittlere in das Lumen ringartig vorspringende Wulst dadurch mehr hervor, dass 1) Monatsb. d. Berl. Acad. 1862, 5 109. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN О. $. М. 35 unmittelbar über und unter ihm die Membran sich längere Zeit weniger als an den weiter gegen die Enden gelegenen Stellen verdickt, besonders augenfällig aber wird er dadurch, dass er bereits jetzt das Licht sehr viel stärker als die übrige, weniger verdickte Membran bricht; auf dünnen Längsschnitten erscheinen zu beiden Seiten der Mittellamelle in dem vorspringenden Theil der Membran helle Lichtpunkte, die mit zunehmender Wanddicke an Ausdehnung und lichtsammelndem Vermögen zunehmen (Fig. 35.); die Prismenschicht er- scheint um diese Zeit in der Mitte etwa wie von einer aus Milchglas-Perlen undicht zu- sammengesetzten Schnur durchzogen (Fig. 35.). Mit zunehmender Verdickung nähern und vergrössern sich die Lichtpunkte immer mehr und mehr (Fig. 40.), bis sie schliesslich, das Lumen der Zelle verdrängend, zusammenfliessen, oder in selteneren Fällen einen engen Kanal zwischen sich lassen. Die durch vergleichende Betrachtung des fertigen Zustandes der Prismenschicht ge- wonnene Ansicht über die Natur der hellen Linie wird somit durch die Untersuchung der Entwickelungsgeschichte vollkommen bestätigt !). 1) Eine der hellen in der äusseren Prismenschicht der Marsilia-Fruchtschale vorkommenden Lichtlinie durchaus entsprechende Erscheinung bietet die äussere, aus prismatischen Zellen zusammengesetzte Schicht der Samenschale (testa) bei den Papilionaceen dar. Als ich im October 1870 bei der Untersuchung von Embryonen mehrererPapilionaceen meinen Blick zufällig auf einen feinen Schnitt der testa von Vicia dumetorum lenkte, wurde ich nicht wenig überrascht durch den sich mir darbietenden Anblick; ich glaubte im ersten Augenblick, irgend ein Zufall habe mir den Schnitt durch eine Mar- silia-Fruchtschale in die Hände gespielt, denn nicht nur sind (scheinbar) zwei über einander liegende Prismen- schichten von ungleicher Mächtigkeit vorhanden, von de- nen die kleinere äussere, hellbraun tingirte, von einer scharfen Lichtlinie durchzogen ist, genau entsprechend der Hauptlinie in der Marsilia-Fruchtschale, sondern unter den Prismenschichten lagern auch zwei Parenchym- schichten, von denen die der Prismenschicht zunächst angrenzende ausZellen zusammengesetzt ist, welche ihrer Form nach fast genau den Zellen der vierten Schicht der Marsilia-Fruchtschale entsprechen; überdies sind bei der genannten Wicke diese Zellen mit Chlorophyll theil- weise erfüllt. Die andere Parenchymlage gleicht eben- falls der innersten Schicht in der Schale der Marsilia- Frucht. Die scheinbaren zwei Prismenschichten bestehen aus einer einzigen Lage prismatischer Zellen, deren Wände in der oberen (äusseren) Hälfte bis zum Schwund des Lumens, in der unteren Hälfte nur sehr wenig ver- diekt sind; die starke Verdickung des oberen Theiles der Wände nimmt nach unten sehr rasch ab, woher man auf den ersten Blick den Eindruck zweier über einander liegender Zellenschichten empfängt; in geringer Entfer- nung oberhalb der Grenze zwischen dem stark und we- nig verdickten Theil der Wände verläuft die helle, scharfe Lichtlinie. Die Wände der Prismenzellen, wie die der eigenthümlich geformten, unter der Prismenschicht gele- genen Zellen, sind von verhältnissmässig breiten, hellen, unter einander parallelen Streifen durchzogen, welche in den erstgenannten Zellen, dem Längsdurchmesser derselben parallel, in den letztgenannten zur Längsaxe geneigt verlaufen. Auf dem Querschnitt der Prismenzellen erscheinen jene hellen Streifen als breite, vom Centrum radienartig ausstrahlende Linien, woher das Gewebe den Eindruck macht, als sei es aus lauter hellen Sternchen zusammengesetzt, die von einer schwach lichtbrechenden, homogenen Masse zusammengehalten werden. Die Untersuchung der testa anderer Vicia-Arten er- gab eine nahe Uebereinstimmung mit der von Vicia du- metorum. Ferner wurde die testa untersucht bei Pisum, Phaseolus, Dolichos, Ervum, Astragalus, Lupinus, Hedy- sarum,Ceratonia, und wurde überall dieZusammensetzung aus einer Prismenschicht, einer darunter lagernden Lückenparenchymschicht und einer zweiten Parenchym- schicht wie bei Vicia gefunden, mit grösseren oder ge- ringeren Abweichungen in der Ausbildung der einzelnen Schichten, namentlich der Zellen der Prismenschicht. Die Art der Wandverdickung ist mannigfachen Abände- rungen unterworfen, und verläuft die helle Linie bald mehr bald weniger dem äusseren Ende der Prismenzellen genähert, meist sehr nahe, z. B. bei Pisum, Phaseolus und Dolichos unmittelbar an dem Ende der Zellen, wo- her sie nur wenig hervortritt und, wenn man die besagte Erscheinung nicht bei Vicia oder Ceratonia и. а. gesehen, leicht gänzlich übersehen werden kann. Ferner sei noch erwähnt, dass bei sämmtlichen untersuchten Samen- schalen der genannten Papilionaceen, in der ganzen Ausdehnung der raphe über der Prismenschicht mit hel- 5* 36 Ермомр Возвом, Die Zellen der inneren Prismenschicht sind meist weniger stark verdickt als die der äusseren; ihr Lumen ist gleichfalls an den Enden am grössesten, in dem übrigen Theil häufig von geschlängeltem Verlauf (Fig. 21.), mit sehr kleinen Stärkekörnchen und einem grumösen Stoff erfüllt; in selteneren Fällen sind die Wände der Zellen farblos, meist lebhaft braun, braunroth oder hell- bis dunkel-gelb gefärbt. Die unter den grösseren Spaltöffnungen gelegenen Lacunen, durch Auseinanderweichen der Zellen kurz vor Anlage der beiden Prismenschichten entstanden, sind von 10—20 Zellen umgeben, deren an die Lacune grenzende Wände stärker verdickt und dunkler gefärbt zu sein pflegen als die der Lacune gegenüber liegenden Wände (Fig. 27.). In der äusseren Prismen- schicht nehmen die Zellen in der Umgebung der Lacune an Länge sehr bedeutend ab, so- wol an ihrem oberen als unteren Ende, wodurch einerseits die Oberfläche der äusseren Prismenschicht gegen die Mündung der Lacune trichterförmig einsinkt, andererseits die innere Prismenschicht sich kegelförmig erhebt (Fig. 21.). Die helle Linie wird in der Nähe der Lacune in ihrem Verlauf ebenfalls alterirt; sie biegt sich nach oben gegen die Mündung der Lacune, nahe unter der Spaltöffnung sich verlierend (Fig. 21.); zwischen nahe benachbarten Lacunen, in der Umgebung des Notobasalstücks, beschreibt die helle Linie daher einen stark gekrümmten Bogen. Die Gestalt der Lacunen hängt von der Mächtigkeit der Prismenschichten ab; ist diese bedeutend, so sind die Lacunen lang und schmal wie bei M. Drummondii, salvatrix, elata; hat die untere Prismenschicht geringe Höhe, so münden die Lacunen sehr stark trichter- artig erweitert gegen das von zahlreichen und grossen Intercellulargängen durchzogene Gewebe der vierten Schicht, z. B. bei M. aegyptiaca, deflexa, subterranea, distorta; bei M. Drummondii, elata und salvatrix sind die Lacunen häufig mit einer braunen, gerbstoff- haltigen, harzartigen Substanz theilweise erfüllt. Die Lacunen sind bereits von Bischoff !), wie es scheint nur auf Querschnitten, von Mettenius *) auch auf Längsschnitten gesehen, aber nicht als solche erkannt worden. ler Linie, noch eine zweite, mitunter dritte Prismen- schicht auftritt, die keine Lichtlinie aufweist. Eine ein- gehendere, vergleichende Untersuchung der testa in- nerhalb der Familie der Papilionaceen behalte ich mir vor, In noch weit höherem Maasse als bei den Papiliona- ceen, gleicht bei den Mimoseen und vollends bei den Cannaceen die Prismenschicht der testa, hinsichtlich der Form und Ausbildung der einzelnen Zellen, der äusseren Prismenschicht von Marsilia. Die Zellen sind hier bis auf kleine rundlich-dreieckige Räume am oberen uud unteren Ende bis zum Schwund des Lumens verdickt, und die helle Lichtlinie verläuft durch die Mitte oder etwas oberhalb der Mitte der Zellen. Bei Canna ist ausserdem die mit Spaltöffnungen versehene testa wie die Fruchtschale der Marsiliaceen von zahlreichen Luftkanälen (erweiterten Intercellulargängen) durchsetzt; auch hier beobachtet man wie bei der Marsilia in der Umgebung der Luftkanäle ein Hinausbiegen der hellen Lichtlinie. 1) Bischoff, kryptogamische Gewächse. Jedenfalls stellt Fig. 51, a eine Lacune im Querschnitt dar; ‚von Bischoff als Haarinsertionsstelle gedeutet; er sagt: «Auf der Oberhaut befindet sich, den Grund der Haare um- gebend, ein Kranz von dunkler gefärbten Zellchen (Fig. 51, b), in welchem sie gleichsam eingelenkt waren; nach dem Ablösen der Oberhaut bleibt daselbst zuweilen eine kleine Oeffnung zurück, wodurch jene das Ansehen er- hält, als wäre sie mit Spaltöffnungen versehen». 2) Mettenius, a. а. О. S. 26. «Unter den durch- löcherten Stellen der Epidermis scheinen die Zellen der äusseren Schichte abzusterben und von der inneren Schichte auseinander gedrängt zu werden, die hier als- dann beinahe in unmittelbare Berührung mit der Epi- dermis kommt». VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 37 Die Mächtigkeit der beiden Prismenschichten ist nicht in der ganzen Ausdehnung der Fruchtklappen dieselbe. Von dem mittleren Theile der Klappen gegen Basis, Bauch- und Stirnnaht nimmt die Länge der Zellen der äusseren Schicht sehr allmälig und nur wenig ab, dagegen sinkt sie sehr rasch und um mehr als die Hälfte gegen die Rückennaht, wächst aber gegen den mittleren Theil des Notobasalstücks, um in der Umgebung der Höcker die beträchtlichsten Dimensionen zu erreichen und dann plötzlich auf die geringe Höhe der entsprechenden Schicht des Notobasalstücks zu sinken. Die innere Prismenschicht, in der mittleren Ausdehnung der Klappen von gleicher Mächtigkeit, zeigt gegen Bauch- und Stirnnaht eine geringe Depression, sinkt dagegen rasch und sehr bedeutend gegen das ganze Notobasalstück und gegen die Rückennaht bis auf das 5- und 6-fache herab (vergl. Fig. 48 und 42.). Die vierte Schicht ist zum grössten Theil aus einer Lage von mehr oder weniger ra- dial gestreckten Zellen gebildet, deren radiale Wände in ihrem ganzen mittleren Umfange stark nach innen gewölbt und daher von den Nachbarzellen getrennt sind; mit den verbrei- terten Enden stehen die Zellen unter sich und mit denen der dritten und fünften Schicht in fester Verbindung (Fig. 21 sp.). Bis auf den eingebauchten, ziemlich stark verdickten Theil ihrer Wände, sind die Zellen dünnwandig, in der ersten Zeit der Vegetationsperiode sehr reich an Chlorophyll, später mit Stärke erfüllt, die zuletzt schwindet, um einer brau- nen, harzartigen, gerbstoffhaltigen Substanz Platz zu machen. Der Längsdurchmesser dieser Zellen kommt bei den meisten Arten dem der kleineren Prismenzellen gleich, bei М. unci- nata aber erreicht er fast die Länge der grösseren Prismenzellen. Von der Bauchnaht bis in die Nähe der Rückennaht grösstentheils aus einer einzigen und gleich hohen Lage ge- bildet, findet in der Nähe der Rückennaht eine bedeutende Zunahme der Mächtigkeit dieser Schicht durch Vermehrung der Zellenzahl statt; die Zellen, ihre regelmässige Form ver- lierend, bilden in ihrer Vereinigung ein unregelmässiges Schwammparenchym. Die fünfte Schicht, in der das Leitbündelsystem der Frucht verläuft, besteht aus 2—4 und mehr Lagen dünnwandiger, tangential gestreckter, reichlich Chlorophyll und Stärke führender Zellen, deren Wände in den äusseren Lagen sich im Alter wenig verdicken, in den innersten Lagen die Fähigkeit in Wasser aufzuquellen erhalten. Im Notobasalstück erkennt man die 5, die Klappen zusammensetzenden Schichten zum Theil unverändert, zum Theil mehr oder weniger modificirt wieder; sie gehen alle un- mittelbar in die entsprechenden Schichten der Klappen über, sich denselben ohne scharfe Grenze anschliessend. Zu diesen 5 Schichten treten aber noch Gewebe von ganz abweichen- dem Bau, die sich zwischen 2 Schichten oder in eine hineinschieben, wodurch der Bau ein sehr complicirter und von dem der Klappen wesentlich abweichender wird. _ Ganz unverändert finden wir nur die äussere Prismenschicht wieder, die nach aussen im dorsalen Theil von der Epidermis bedeckt, im basalen Theil mit dem Gewebe des stark verbreiterten Fruchtstielendes, das meist zum Rücken hin in einen deutlichen Höcker aus- geht, innig verwachsen ist. Die einzelnen Zellen sind kürzer und schmäler als die ent- 38 Ермомр Воззом, sprechenden der Klappen und vor letzteren dadurch ausgezeichnet, dass ihr Lumen meisten- theils durch die ganze Länge der Zellen in Form rosenkranzförmig angeordneter Hohl- kügelchen erhalten ist (Fig. 41.). An zwei Stellen ist diese Schicht perforirt: 1) mitten unter dem unteren Höcker, um das aus dem Fruchtstiel kommende, in dem unteren Höcker hinaufsteigende und dann spitzwinklig umbiegende Leitbündel ins Innere der Frucht treten zu lassen (Taf. V, Fig. 49.), und 2) wenig oberhalb dieser Stelle (Fig. 49, а), um einem Luftgang, der durch Zusam- menfliessen der Lacunen des Fruchtstiels entsteht, den Eintritt in einen bald näher zu be- schreibenden Raum zu gestatten. Der Fruchtstiel stimmt in seinem Bau mit dem petiolus des sterilen Blattes in Bezug auf das Leitbündel vollkommen überein; das Grundgewebe weicht insofern ab, als in der oberen Hälfte das Selerenchym reichlicher auftritt und die Lacunen nur auf der dem Rücken entsprechenden Seite vorhanden sind; je weiter nach oben, um so kleiner und spärlicher werdend, durchziehen die Lacunen den Höcker, dem Leitbündel gleich eine starke knieför- mige Biegung beschreibend, um zum Theil blind zu endigen, zum Theil mit einander ver- schmelzend, in die besagte Oeffnung der äusseren Prismenschicht zu münden. Die Epidermis, unmittelbar in die Oberhaut des Fruchtstiels und die der Klappen sich fortsetzend, bildet in der Nähe der Fruchtstielanschwellung (des unteren Höckers) durch Wucherung einen Stachel, den s. g. oberen Höcker oder Zahn. Dass letzterer nur ein Epidermoidalgebilde, ist leicht durch die Entwickelungsgeschichte zu constatiren, geht aber auch aus der Betrachtung des fertigen Zustandes hervor, da die mehrzelligen Stiele der Spreuhaare (bei M. Drummondii, salvatrix und elata) das Gewebe des Höckers durch- setzend, bis auf die Oberfläche der Prismenschicht reichen (Fig. 49, 46.). Unter dem oberen und zum kleineren Theil unter dem unteren Höcker, unmittelbar unter der äusseren Prismenschicht, befindet sich ein von parenchymatischem Gewebe ein- genommener Raum von linsenförmiger Gestalt, der gegen das Innere der Frucht durch eine uhrglasartig gewölbte Doppelschicht prismatischer Zellen abgeschlossen ist, deren Rand an der Stelle, welche der Einmündungsstelle der Fruchtstiellacunen in den linsenförmigen Raum gerade gegenüber liegt, einen halbkreisförmigen Ausschnitt besitzt, um einen den dor- salen Theil der Länge nach durchziehenden Gewebestrang durchtreten zu lassen. Die obere Lage jener Doppelschicht, aus Prismenzellen gebildet, die in jeder Beziehung denen der äusseren Prismenschicht gleichen, legt sich mit ihrem ganzen Randumfange, soweit er nicht ausgeschnitten ist, unmittelbar der äusseren Prismenschicht an, diese dicht unterhalb der Einmündungsstelle der Fruchtstiellacune schneidend; die untere, gleichfalls aus Pris- menzellen zusammengesetzte Lage, ist die directe Fortsetzung der inneren Prismenschicht (vergl. Fig. 49 und Fig. 43 —47.). Mettenius !) hat-die ganze Doppelschicht als eine einfache und directe Fortsetzung der inneren Prismenschicht der Fruchtschale aufgefasst. 1) A. a. 0. $. 26. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. М. 59 Das den linsenförmigen Raum erfüllende Parenchym besteht zum grössten Theil aus sehr dünnwandigen, verholzten, schmutziggelb tingirten, inhaltfreien, nahezu isodiametri- schen Zellen, welche den mittleren und unteren Theil des Raumes einnehmen; die unter dem unteren Höcker gelegene Partie besteht in der oberen kleineren Hälfte aus sehr dick- wandigen, farblosen und unverholzten Zellen (Fig. 49, b), in der unteren grösseren Hälfte aus ziemlich stark verdickten, verholzten, braunwandigen Zellen (Fig. 49, c). Das un- verholzte Gewebe schliesst den die Prismenschicht durchbohrenden Luftgang ab, Die obere, mittlere Partie, unter dem oberen Höcker gelegen (Fig. 49, d), ist aus länglichen, dünnwandigen, verholzten Zellen zusammengesetzt, deren Längsaxe gegen die Oberfläche unter einem Winkel von 45° geneigt ist. Der übrige, unter dem oberen Höcker gelegene Theil ist von einem sehr zarten, kleinzelligen Lückenparenchym eingenommen, das ausein- anderweichend eine ziemlich grosse Lacune einschliesst (Fig. 49, e) in die von 3 Seiten her, namentlich von oben und unten, die Enden der langen, schmalen Zellen des Lücken- parenchyms papillenartig hineinragen (Fig. 50.); von der vierten Seite mündet in diese Lacune ein quer gegliederter, von Intercellulargängen durchsetzter Gewebestrang, der den dorsalen Theil des Notobasalstücks der Länge nach durchzieht (Fig. 49, f). Der Strang, im Querschnitt von quadratischer oder rechteckiger Gestalt, ist aus zwei über einander liegenden Lagen prismatischer, inhaltfreier, meist dunkelbraunwandiger Zel- len gebildet, deren Längsdurchmesser den Querdurchmesser um das 2—3-fache übertrifft. Die ziemlich gleichmässig verdickten, dunkel-rothbraun tingirten Zellen der unteren Lage (Fig. 52, 53, a) sind in der Richtung der Rückenoberfläche gestreckt. Die Zellen der obe- ren Lage, an ihren Enden dachartig zugespitzt und gestutzt, sind schräg aufgerichtet, mit ihren oberen Enden basalwärts stark geneigt; ihre Längswände sind äusserst dünn, die zugespitzt-gestutzten Querwände dagegen beträchtlich verdickt und dunkel rothbraun ge- färbt (Fig. 52, 53, b). Im Querschnitt des Stranges stehen in jeder Lage je 5—10 Zellen neben einander. An beiden Enden der Zeilen der oberen Lage befinden sich zu beiden Seiten der dachartigen Zuspitzung Intercellulargänge (Fig. 53, с). Die stark verdickten, gelb- braun gefärbten, kurzen prismatischen Zellen (Fig. 53, p2.), welche den Strang oben in zweifacher, von den Seiten und unten in mehrfacher Schicht umgeben, ihre Längsaxen rechtwinklig zur Strangoberfläche stellend, schliessen sich seitlich der inneren Prismen- schicht der Fruchtklappen eng an. In dem basalen Theil des Basidorsalstücks besteht die der inneren Prismenschicht entsprechende Gewebelage aus verdickten Zellen, die mehr spitzen Spindeln als Prismen gleichen, und die ohne scharfe Grenze sich dem aus ziemlich stark verdickten Zellen ge- bildeten Schwammparenchym anlegen; letzteres geht allmälig in die der fünften Schicht entsprechende Gewebelage über, die wiederum nicht scharf gegen das gallertbildende Ge- webe abgegrenzt ist. In dem dorsalen und namentlich im mittleren Theile des Notobasal- stücks, erreicht das Schwammparenchym eine bedeutende Mächtigkeit und ist gleichfalls gegen die fünfte Schicht, wie diese gegen das Gallertgewebe, nicht deutlich abgesetzt. 40 Ермомо Russow, In dem Bau des Notobasalstücks stimmt die kuglige, hôckerlose Frucht der М. poly- carpa (abgesehen von dem Mangel der Höcker) mit den Früchten der übrigen untersuchten Arten in allen wesentlichen Punkten überein. Das den Gallertring bildende Gewebe ist von Hanstein ') hinlänglich untersucht worden; ich stimme mit der Auffassung des genannten Forschers überein, dass die gallert- bildende Substanz Zelleninhalt und nicht Membran ist, wie Hofmeister ?) behauptet, denn in früheren Stadien der Entwickelung findet man zahlreiche Stärkekörner in der bereits gallertig aufschwellenden Substanz bis an die primäre Membran der Zelle zerstreut. Das in die Frucht tretende Leitbündel, an der Durchtrittsstelle durch die beiden Prismenschichten auf И, seines früheren Querdurchmessers eingeschnürt, nimmt im Innern der Frucht sehr rasch an Umfang zu, macht gleich nach dem Eintritt eine knieförmige Biegung zur Basis des oheren Höckers hin und verläuft dann der Oberfläche des Rückens parallel in der fünften Wandschicht bis gegen die Spitze der Frucht (Fig. 49, Lb), nach beiden Seiten alternirende Zweige abgebend, die dem Laufe der Sori entsprechend, recht- winklig zur Bauchnaht herabsteigen und etwa in der halben Höhe zwischen Rücken und Bauchnaht sich gabeln; im Winkel der Gabeläste oder etwas über demselben, meist aber von einem der Gabeläste selbst, entspringt ein schwächerer Leitbündelzweig, der sich in die Placenta des Sorus begiebt, hier in 2 ungleich lange Zweige sich spaltend, von denen der längere nach unten, der kürzere nach oben, dicht unter der sporangientragenden Ober- fläche der Placenta verläuft, an den Enden letzterer erlöschend. Die Aeste je zweier Ga- beln, einander genähert, verlaufen der Abgangsstelle der Placenta gegenüber, nicht selten mit einander durch Queranastomosen verbunden; zuweilen theilen sich einige Gabeläste noch kurz vor ihrem Ende dichotomisch; an der Bauch- und Stirnnaht verschmelzen sämmt- liche Zweigenden durch eine Randanastomose. In Betreff ihrer Zusammensetzung gleichen die Leitbündel in der Frucht in jeder Be- ziehung denen der sterilen Blätter; je dünner die Zweige werden, um so mehr schwinden die Tracheiden; in den dünnsten Zweigen und Randanastomosen ist der Xylemtheil nur durch Netzzellen vertreten. Die Leitbündel sind bis auf die letzten Zweige und Anastomo- sen, auch die kleinsten, von einer deutlichen, braunwandigen, gerbstofireichen Schutz- scheide umgeben. b. Pilularia. Die 4 Klappen der Frucht von P. globulifera entsprechen in ihrem in- neren Bau fast genau denen der Marsilia-Frucht. Die stark behaarte Epidermis hat die grösste Aehnlichkeit mit der von M. pubescens oder Drummondii. Die unechten Spaltöffnungen sind mehr als um die Hälfte kleiner als die echten (Taf. Ш, Fig. 24 u. 25.). Die Zellen der Prismenschichten, namentlich der inneren, sind verhältnissmässig breiter und kürzer als die entsprechenden der Marsilia. In der äusseren 1) Monatsber. 4. Berl. Academ. 6. Febr. 62, S. 110 und 111. 2) Hofmeister, Lehre von der Pflanzenzelle, 5. 215. | VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $8. W. 41 Prismenschicht ist die schmälere helle Lichtlinie. schärfer contourirt (Fig. 31.); ausser den verhältnissmässig sehr grossen, dreieckigen Räumen an den Enden der Zellen, ist vom Lumen nie etwas erhalten. Die vierte Schicht ist aus dünnwandigeren, weniger regelmässi- sen Zellen zusammengesetzt, die im Alter theilweise collabiren und unkenntlich werden. Die Athemhöhlen sind verhältnissmässig sehr breit; der Querdurchmesser ihrer inneren Mündung kommt fast der Länge der inneren Prismenzellen gleich. Bei Pilularia minuta fehlt die der vierten Schicht entsprechende Zellenlage. Die Epi- dermis, mit Spaltöffnungen versehen, unter denen sich Athemhöhlen befinden, ist aus sehr ungleich grossen Zellen zusammengesetzt, kleinen tafelförmigen und grossen würfelförmigen: letztere, noch einmal so hoch als erstere, sind derartig vertheilt, dass die Oberfläche ziem- lich regelmässig genetzt-grubig erscheint. Die Zellen der Prismenschichten sind etwa nur zwei mal so lang als breit, die helle Linie ist äusserst scharf gezeichnet (Fig. 30.). Bei P. globulifera ist derjenige Theil der Fruchtschale, welchem der Fruchtstiel mit seinem stark verdickten Ende angewachsen ist, nabelartig vertieft; an einer Stelle des Na- belrandes (wegen mangelhaften Materials weiss ich die Lage jener Stelle nicht näher zu bezeichnen) springt die äussere Prismenschicht stark kuppelartig gewölbt nach aussen vor: an dieser Stelle besitzt sie die geringste Mächtigkeit (etwa halb so hoch als in der Mitte der Fruchtklappen); in der nabelförmigen Vertiefung nimmt die Mächtigkeit der äusseren Prismenschicht wenig, die der inneren Schicht dagegen ausserordentlich stark zu (letztere ist hier etwa doppelt so hoch als in der Mitte der Fruchtklappen). In der Nähe der kup- pelartigen Erhebung, die vielleicht dem zwischen den beiden Höckern oder unter dem oberen Höcker gelegenen Theile der Marsilia-Frucht entspricht, erreicht die äussere Pris- menschicht ihre bedeutendste Mächtigkeit, und finden sich hier die zahlreichsten Athem- höhlen (wie bei Marsilia). An der Fruchtstielnaht zeigt die Epidermis deutliche Wuche- rungen. Das Leitbündel tritt gerade verlaufend, senkrecht die Prismenschichten durch- brechend ins Innere der Frucht. Eine Duplicatur der äusseren Prismenschicht oberhalb der Eintrittsstelle des Leitbündels ist nicht vorhanden. Bei Pilularia minuta, deren Frucht eine symmetrische Gestalt besitzt und bekanntlich: in zwei Klappen aufspringt, erfährt das Leitbündel, vor dem Eintritt in die Frucht, eine sanfte knieförmige Knickung und biegt sich nach dem Durchtritt durch die Prismenschich- ten, fast rechtwinklig gegen den Rücken der Frucht hin, entsprechend dem Leitbündel der Marsilia-Frucht. An der Durchtrittsstelle des Leitbündels wölben sich die Prismenschichten uhrglasartig nach innen, doch findet keine Duplicatur der Schichten, wie bei Marsilia statt; die schwach nabelartige Vertiefung, die dadurch an der Oberfläche der Prismenschichten entsteht, ist von einem parenchymatischen Gewebe ausgefüllt, das über der Eintrittsstelle des Leitbündels sich zu einem sanften Hügel erhebt, der offenbar dem unteren Höcker der Marsilia-Frucht entspricht. Mémoires de l'Acad. Пар. dos sciences, УПше Serie. 6 42 Ермомр Russow, ENTWICKELUNGSGESCHICHTE DER SPORENFRUCHT von Marsilia. Zu welcher Zeit die Anlage der Sporenfrucht stattfindet, ob vor oder nach dem Auf- treten der viertheiligen Lamina des sterilen Theiles, ist mir mit Sicherheit zu ermitteln nicht gelungen. Die ausserordentlich starke Behaarung bei M. elata, Drummondii und sal- vatrix macht das Unterscheiden der fertilen von den sterilen Blättern in den ersten Stadien der Entwickelung, auch bei Anwendung starker Lupenvergrösserung, unmöglich, oder man müsste zahlreiche Stammspitzen opfern, um sie mikroskopisch zu durchmustern, von wel- cher Arbeit ich wegen Mangels an Material abzustehen gezwungen war; ferner wird die Entscheidung der angeregten Frage dadurch noch wesentlich erschwert, wenn nicht un- möglich gemacht, dass bei M. elata und Drummondii (von M. salvatrix, die sehr spärlich fructifieirte, habe ich überhaupt nur wenige Früchte untersuchen können) sehr häufig zwei bis drei sterile Theile neben eben so vielen oder mehr fertilen an einem Stiel hervorspros- sen. Aus den Grösseverhältnissen des fertilen zum sterilen Theile scheint. hervorzugehen, dass die Anlage des ersteren nach dem Auftreten der Lamina stattfindet. In dem frühesten von mir gesehenen Stadium hatte der fertile Theil, der Form nach einem Gremshorn vergleichbar, die Länge von fast 1 Millimtr. (über die Krümmung gemes- sen): ganz verdeckt von den Haaren des petiolus, sitzt ег der Aussenseite des letzteren, etwa 1 Mm. unterhalb der Lamina an, unter einem Winkel von etwa 45° abstehend. Mit Zunahme der Länge wächst die Krümmung des Hörnchens und das Endstück desselben, etwa 0,5 mm. von der Spitze, breiter werdend (in Richtung der Ebene, die den graden und gekrümmten Theil der Länge nach schneidet) setzt sich an der concaven Fläche, der Bauch- seite, gegen den übrigen Theil sanft, doch deutlich ab; es findet hiermit die Differenzirung in Fruchtstiel und Fruchtanlage statt. Im unteren Theil des Fruchtstiels sind im centralen Leitvündel die ersten Schraubenzellen bereits sichtbar, im oberen Theil, bis in die Basis der Fruchtanlage, ist nur das Procambium des Leitbündels vorhanden; im peripherischen Theile des Grundgewebes markiren sich mit Luft erfüllte Intercellulargänge (die sich später zu Lacunen ausdehnen), welche, bei durchfallendem Lichte als schwarze, dicke Linien erschei- nend, nicht ganz so weit als das Procambium des Leitbündels hinauf reichen. Der Stiel, an seiner oberen Seite im Wachsthum gefördert, krümmt sich noch stärker, bis die Längsaxe der jungen Frucht den geraden Theil des Fruchtstiels unter einem rechten Winkel schneidet (Taf. V, Fig. 56.); die Frucht hat an der Basis an Breite zugenommen, ist in Folge dessen-schärfer gegen den Stiel abgesetzt und hat sich am Ende schwach aufwärts gekrümmt, wodurch der Rücken concav, der Bauch stärker convex geworden ist; ersterer, nach den Seiten hin stark gerundet, ist an seiner Basis mit deutlichen Haaren besetzt, die gegen die Mitte und nach den Seiten rasch an Länge abnehmen, um gegen die Spitze auf kleine Papillen herabzusinken. Der von der Basis zur Spitze stark convexe Bauch, mit VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. М. 43 den Seitenflächen fast unter einem rechten Winkel zusammenstossend, zeigt in seiner ganzen Länge in zwei Reihen gestellte, von der Basis zur Spitze kleiner werdende, alternirende Grübchen oder trichterartige Einsenkungen, die, der Zahl der später auftretenden Sori ent- sprechend, wie diese in acropetaler Folge auftreten; im optischen Längsschnitt erscheint der Bauchrand gekerbt; von der Basis Jeder Kerbe gehen zwei kurze zum Rücken diver- girende Linien aus (Fig. 56.). Der Querschnitt hat die Form einer Fläche, die, von einer breit- hufeisenförmigen Linie umgrenzt, an ihrem grade abgeschnittenen Rande zwei Einkerbungen zeigt. Das dem Rücken genäherte Leitbündel, bis gegen die Spitze der Frucht reichend, lässt bis gegen die Mitte der Frucht bereits Schraubenzellen erkennen; in gleichem Maasse sind die Intercellulargänge, an Ausdehnung zunehmend, weiter vorgedrungen, besonders im Rücken. Um diese Zeit hört die (zweischneidige?) Scheitelzelle auf, sich durch abwechselnd ge- neigte Wände zu theilen; die Anordnung der Zellen in der ganzen Frucht ist eine sehr regelmässige und einfache; sie erscheint. abgesehen von dem Leitbündel und dem ihm von der Bauchseite angrenzenden centralen Gewebe, aus Querscheiben zusammengesetzt, die durch radiale und zur Oberfläche parallele Wände in Würfel oder rechteckige Parallelepiden getheilt sind; in dem Endstück der Frucht sind die Querscheiben (Segmente) gegen die Längsaxe geneigt und durch weniger zahlreiche radiale und tangentiale Wände getheilt. Es beginnt nun die concave Seite des Fruchtstiels sich zu strecken, wodurch die Spitze der Frucht von dem geraden Theil des Fruchtstiels, den sie bisher fast berührte, entfernt wird; die concave Firste des Rückens wird gerade, die Haarbildung schreitet vom Rücken und der Basis zur Bauchkante und Spitze vor. Vom Leitbündel zweigen sich, unter einem spitzen Winkel abgehend, in acropetaler Folge, nach beiden Seiten Procambiumstränge ab, die пп Rücken schräg von hinten nach vorne verlaufen und dann an den Seiten senkrecht zur Bauchkante in der Richtung der Einkerbungen letzterer herabsteigen, in der mittleren Entfernung zwischen Rücken- und Bauchrand sich gabelnd. Fast gleichzeitig mit dem Auf- treten dieser Procambiumstränge findet innerhalb derselben und genau hinter ihnen die Anlage der Бог! statt, dadurch dass je 6 —S (in selteneren Fällen 9 —10) in einer Längs- reihe gelegene Zellen, — die sich vor den benachbarten durch ihre Grösse und besonders dadurch auszeichnen, dass sie sich nicht durch radiale und tangentiale, sondern radial schiefe Wände (ganz in der Art einer dreiseitigen Scheitelzelle) theilen — ihre nach innen gelege- nen Wände abrundend, sich von den angrenzenden Zellen trennen; die oberste der 6 —8 Zellen wölbt ihre Wand auch nach oben, die unterste auch nach unten, und von ihr aus bis zu der trichterartigen Einsenkung der Bauchfläche bildet sich durch Auseinanderweichen der Zellen ein sehr enger Intercellulargang, ein Canal, der in das Grübchen mündend eine offene Communication zwischen der Aussenwelt und dem Hohlraum herstellt, welcher zwischen den 6—8 Zellen und dem von denselben nach innen gelegenen Gewebe entstan- den ist; möge der Canal Soruscanal heissen (Fig. 57, 51 srk.); die ihn umgebenden Zellen, ‚ im Querschnitt rosettenartig angeordnet, sind durch еше rosenrothe Färbung ausgezeichnet. 6* 44 Epmunn Russow, Mit der Anlage der Sori ist gleichzeitig der erste Schritt zur Makrosporangienbildung gethan, da sich in jedem Sorus so viel Makrosporangien ausbilden als Vegetationspunkte, d. В. durch abwechselnd geneigte Wände (nach Art der dreiseitigen Scheitelzellen) sich theilende Zellen auftreten; diese bilden aber zuvor noch denjenigen Theil der Placenta, welchem die Makro- und Mikrosporangien aufsitzen. Betrachten wir zur genaueren Orientirung die nach den drei Richtungen des Rau- mes geführten Schnitte durch die Frucht im eben geschilderten Entwickelungsstadium, und bezeichnen wir, um auch in der Folge uns kurzer Ausdrücke bedienen zu können, den Schnitt, welcher die Frucht der Länge nach halbirend mit der Rücken- und Bauchmittel- linie zusammenfällt, als Medianschnitt, den Schnitt, welcher rechtwinklig zu jenem steht und ebenfalls der Länge nach die Frucht theilt, als Längenschnitt und endlich den Schnitt, der rechtwinklig zu beiden vorhergehenden die Frucht quer durchschneidet, als Querschnitt. Auf dem Medianschnitt gleichen die von einander durch 4 Zellenreihen getrennten, von der Basis zur Spitze der Frucht an Grösse abnehmenden Sori länglichen, an ihrem dor- salen Ende gerundeten, am ventralen Ende zugespitzten, in einen engen Canal auslaufenden Schläuchen, die in 6—8 etwas gerundet quadratische Fächer getheilt zu sein scheinen (Fig. 57.). Der Querschnitt zeigt in der unteren Hälfte, innerhalb der vom Rücken herabsteigen- den Leitbündeläste, parallel den Seiten der Frucht, dunkle, scharf markirte Linien, Inter- cellulargänge, die etwa auf der halben Höhe zwischen Rücken- und Bauchfläche an der in- neren Seite der Leitbündeläste entspringend, sich in einem scharfen kurzen Bogen gegen einander krümmen, dann einander parallel, durch 4 neben einander verlaufende Zellenreihen von einander getrennt, gerade herabsteigen, darauf ein wenig divergiren und dann scharf umbiegen um convergirend in die Vertiefungen der Bauchfläche zu münden (Fig. 51.); zwischen diesen Intercellulargängen (in ihrem ganzen oberen Verlauf bis zur letzten scharfen Biegung) und den Leitbündelästen liegen die 6—8 durch abwechselnd geneigte Wände ge- theilten Zellen (Taf. VI, Fig. 71 und Taf. V, Fig. 51 sr.). Der Längenschnitt (näher der Bauch- als Rückenfläche geführt) zeigt eine Differen- zirung des Gewebes in eine mittlere aus 4 neben einander liegenden farblosen oder bleich- röthlichen Zellenschichten zusammengesetzte, gegen Spitze und Basis der Frucht sich ver- lierende Partie und zwei seitliche, aus je 6 Zellenlagen gebildete Schichten, die durch geringen Chlorophyligehalt grünlich erscheinen; während die Zellen der 4 mittleren Lagen unregelmässig quadratisch oder polygonal sind, zeigen die der seitlichen Partieen eine sehr regelmässige Anordnung in Reihen, die der Oberfläche parallel und zu ihr senkrecht ver- laufen. Die Zellen der 4 äussersten Lagen sind fast regelmässig quadratisch und nahezu gleich gross; aus der äussersten dieser Lagen bildet sich die Epidermis, aus der nächst- folgenden gehen die beiden Prismenschichten hervor, aus der dritten bildet sich die aus dem eigenthümlichen Lückenparenchym bestehende vierte Schicht der Fruchtschale, aus der vierten die innerste Parenchymschicht, in welcher die Leitbündel verlaufen. Gewisse VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 45 Zellen der fünften und sechsten Schicht werden zu Mutterzellen des Procambiums der Leit- bündel, und durch ihre Grösse vor den übrigen auffallende Zellen der sechsten Schicht, (die 6 —8 Vegetationspunkte) zwischen je 2 Procambiumbündeln gelegen, trennen sich, ihre nach innen gelegenen Wände abrundend, von den angrenzenden Zellen des mittleren Gewebes, sich durch von innen nach aussen convergirende Wände theilend (Fig. 72.). Der weitere Fortschritt in der Entwickelung macht sich äusserlich, abgesehen von der Grössezunahme, dadurch kenntlich, dass die Spitze der Frucht durch Streckung der inneren concaven Seite des Fruchtstiels immer mehr und mehr von dem geraden Theil des letzteren entfernt wird. Der bisher gerade Rücken der Frucht wölbt sich sehr stark von der Basis zur Spitze, die Bauchfläche dagegen wird gerade und biegt sich nur an der äusser- sten Spitze und Basis aufwärts, gegen den Rücken hin (Fig. 57.). Die Gesammtoberfläche bedeckt sich mit Haaren, von denen die an der Spitze und auf der Bauchfläche gelegenen als kleine Papillen hervorragen. Die Veränderungen im Inneren der Frucht sind folgende. Das bis zur Spitze der FruchtSchraubenzellen führende Leitbündel hat kurz vor der Basis der Frucht eine sanfte Knickung erfahren, die mit der fortschreitenden Aufrichtung der Frucht zunimmt; die mit Luft erfüllten Intercellulargänge oberhalb des Leitbündels, im Rücken der Frucht, haben an Ausdehnung kaum gewonnen, dagegen haben sich die Sori bedeutend ver- grössert. Die je6 -8 Vegetationspunkte in denselben haben, ein wenig auseinander gerückt und nicht selten ihre Wachsthumsaxe nach rechts oder links neigend (in der Ebene des Längen- schnitts), ihre nach innen blickenden Wände nach allen Seiten stark gewölbt und das vier- schichtige mittlere Gewebe vor sich hergetrieben, gleichsam ausgehöhlt; letzteres hat sich nämlich in 2 aus je 2 dicht an einander liegenden Zellenlagen zusammengesetzte Schichten differenzirt, die in dem Maasse, als die von aussen her an sie grenzenden Reihen der je 6—8 Vegetationspunkte nach innen vorspringen, sich einfalten und dadurch theilweise von einander trennen; jede Falte, nach innen rund gewölbt, umspannt, ähnlich einem aus zwei Lagen von Quadern zusammengesetzten Tonnengewölbe, die Reihe der 6—8 Vegetations- punkte (Fig. 72,73 und 74.). In letzteren haben sich die Segmentzellen durch den Segment- wänden parallele, radiale und tangentiale Wände getheilt, welche letzteren die Segmentzellen in eine innere kleinere und äussere grössere Hälfte zerlegen (Fig.76, 0, 0, m, m). In der verkehrt dreiseitig-pyramidalen Scheitelzelle, die bisher durch abwechselnd geneigte Wände fortwährend neue Segmentzellen gebildet, tritt jetzt eine zur gewölbten Scheiteltläche parallele Scheide- wand auf; hiermit ist die Anlage des sporenbildenden Theiles des Makrosporangiums be- zeichnet. Um dieselbe Zeit erfolgt die Anlage der Mikrosporangien dadurch, dass die Zellen der äussersten Lage desjenigen Gewebes, welches durch tangentiale und radiale Theilungen der ersten Segmentzellen der(6—8) Vegetationspunkte hervorgegangen, papillenartig auswachsen; die in den ersten Segmentzellen der 6—8 über einander liegenden Vegetationspunkte durch die erste tangentiale Wand abgeschnittenen inneren kleineren Zellen (Fig. 76, 0,0,0,0) bilden durch rasch auf einander folgende Theilungen ein kleinzelliges Gewebe, dessen Zellen sich iu 46 Ермомро Russow, der Richtung der Sorus-Längsaxe streckend ein Procambiumbündel herstellen, das durch eine schief aufsteigende Queranastomose mit dem nächstliegenden Gabelzweig des zur Bauch- kante herabsteigenden Leitbündelastes oder mit diesem selbst kurz über der Gabelungsstelle in Verbindung tritt; dieses geschieht zu einer Zeit, wo in den Gabelzweigen bereits die ersten Schraubenzellen vorhanden sind. Verfolgen wir, einstweilen von den Veränderungen des äusseren, die Fruchtschale zusammensetzenden Gewebes absehend, die weitere Entwickelung der Зо. Nachdem in den Makrosporangien die der gewölbten Scheitelfläche parallele Wand aufgetreten, theilen sich die drei letztgebildeten Segmentzellen (die, im optischen Längs- schnitt des Sporangiums gesehen, nach aussen sehr viel breiter als nach innen sind) durch eine der unteren Segmentwand parallele Wand (Fig. 75, а, dunde)in eine untere (im optischen Längsschnitt gesehen) nahezu rechteckige und obere dreieckige Zelle; beide theilen sich durch zu den Segmentwänden senkrechte Wände in radialer und tangentialer Richtung; während die Tochterzellen der oberen Zelle an der Bildung der Sporangienwand participiren, nehmen die der unteren Theil an der Bildung des kurzen Sporangienstieles, der zum grösse- ren Theil aus den Zellen des vorletzten Segmentumlaufes hervorgeht. Die tetraödrische (centrale) Zelle theilt sich nach der Art einer dreiseitigen Scheitel- zelle durch drei successive auftretende Wände in 3 dreiseitig-tafelförmige und eine tetraë- drische Zelle, welche letztere sich schliesslich noch durch eine der Scheitelfläche parallele Wand theilt in eine obere tafelförmige und eine untere tetraëdrische Zelle, dies. g. Central- zelle (Fig 75 a,C) aus der durch successive Zweitheilung die Sporenmutterzellen hervorgehen. Mittlerweile haben in der äusseren planconvexen, den Scheitel des Sporangiums ein- nehmenden Zelle mehrfache Theilungen statt gehabt; fast gleichzeitig mit dem Auftreten der ersten Scheidewand in der tetraödrischen Zelle, oder etwas später, tritt eine zur Ober- fläche senkrechte Wand auf (Fig. 75, a) die Zelle in zwei nahezu gleich grosse Tochter- zellen theilend, die durch eine zur vorigen senkrechte Wand halbirt werden; darauf er- scheinen (im optischen Längsschnitt gesehen) bald auf einander folgend rechts und links von der ersten Theilungswand zwei Scheidewände (Fig. 75, b, c) jede der 4 Tochter- zellen nahezu halbirend und dann zu beiden Seiten der zweiten Theilungswand gleichfalls je eine-Scheidewand, so dass nunmehr die planconvexe Zelle in 16 Tochterzellen getheilt ist; mit diesen letzten Theilungen fast gleichzeitig treten in den 4 tafelförmigen, die Central- zelle unmittelbar umgebenden Zellen, diese halbirend, Scheidewände auf, senkrecht zu den Flächen der tetraëdrischen Centralzelle (Fig. 75, a und 68.). Die Theilungen innerhalb der Centralzelle finden in folgender Weise statt. Die zuerst auftretende Scheidewand, mit der Längsaxe des Sporangiums nahezu zu- sammenfallend, halbirt die Centralzelle, diese in ihrer Spitze und Mittellinie der Grund- fläche schneidend (Fig. 68.); die nächstfolgende mit der ersten sich rechtwinklig kreuzend und der Längsaxe des Sporangiums parallel, halbirt jede der beiden Tochterzellen (in Fig. 68 und 69 ist diese Wand natürlich nicht sichtbar, da sie mit der Ebene des Papiers zu- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 47 sammenfällt); die 4 Tochterzellen theilen sich nun, aber nicht immer gleichzeitig, sondern gewöhnlich je 2 zu gleicher Zeit durch Wände, welche die beiden vorhergehenden, mithin auch die Längsaxe des Sporangiums, rechtwinklig schneiden (Fig. 69.). Die Aussenwände der nunmehr 8 Tochterzellen wölben sich ein wenig nach aussen. Um diese Zeit theilen sich die Zellen der die Centralzelle umgebenden Schicht durch tangentiale (den Flächen des Tetraöders parallele) Wände, wodurch die gesammte Sporan- gienwand dreischichtig wird; in mehreren Fällen findet in der dem Sporangienstiel zugekehr- ten Hälfte der innersten Schicht nochmals eine tangentiale Theilung statt, so dass die Spo- rangienwand hier vierschichtig wird (Fig 70.). Von den 8 durch successive Zweitheilung entstandenen Tochterzellen der Centralzelle theilen sich zuerst die 4 unteren (dem Sporangienstiel zugekehrten), jede durch eine gegen die erste Halbirungswand nach oben ein wenig geneigte Wand (Fig. 70.), bald darauf hal- biren sich die oberen 4 Zellen in entsprechender Weise, und alle 16 Tochterzellen wölben sodann ihre Aussenwände beträchtlich vor. In einigen Fällen scheinen die 4 oberen Zellen ungetheilt zu bleiben; es rücken dann die 4 äusseren von den 8 unteren Zellen, je 2 auf jeder Seite, nach oben, so dass im optischen Längsschnitt des Sporangiums 6 Zellen zu einem regelmässigen gestreckten Sechseck angeordnet erscheinen, dessen längste Diagonale rechtwinklig zur Längsaxe des Sporangiums steht (Fig. 77.). Ob die 4 oberen Zellen sich noch nachträglich theilen oder nicht, ist mir mit Sicherheit zu ermitteln nicht gelungen: wahrscheinlich theilen sie sich, da in den meisten Fällen 16 Makro-Sporenmutterzellen, in den Mikrosporangien stets 16 Sporenmutterzellen gefunden wurden, und in einem so wich- tigen Punkte gewiss Einheit vorausgesetzt werden darf. Die zweitinnere Schicht der Sporangienwand trennt sich nun von der äussersten zum grössten Theil ab, ihre Zellen collabiren und werden wie die der innersten Schicht resor- birt; die 16 Sporenmutterzellen, unter einander noch längere Zeit fest verbunden, einem maulbeerförmigen Klumpen ähnlich, liegen nun frei im Sporangium von einer sehr proto- plasmareichen Flüssigkeit (dem Epiplasma) umgeben. Die Entwickelung der Mikrosporangien gleicht fast genau der der Makrosporängien; ihre Anlage geschieht, wie erwähnt, dadurch, dass die Zellen der Placenta-Oberfläche (d. В. der äussersten Lage desjenigen Gewebes, welches aus den ersten Segmentzellen der 6—8 Vegetationspunkte hervorgegangen, die sich direct zu den Makrosporangien umwandeln) papillenartig auswachsen. Die erste in der Papille auftretende Theilungswand ist wie die nächstfolgenden zur Längsaxe des Sporangiums mehr oder weniger geneigt (Fig. 62.); ob die zweite und dritte Scheidewand, wie bei den Macrosporangien, mit der ersten einen Segmentumlauf bilden, oder ob sie wechselseitig geneigt sind, wie die Wände einer zwei- schneidigen Scheitelzelle, ist mir durch eine Ansicht von oben auf den Scheitel der Papille zu constatiren nicht gelungen; aus dem Umstande, dass sowol auf Median- als Längs- und Querschnitten der Frucht, bei sämmtlichen Mikrosporangien die Scheidewände stets und nahezu gleich stark geneigt gesehen wurden, ist wol zu schliessen, dass die 3 ersten Scheide- 48 Epmunp Russow, wände, wie die je 3 folgenden einen Segmentumlauf bilden (wie in dreiseitigen Scheitel- zellen). Die Segmentzellen theilen sich durch eine den Segmentwänden parallele Wand und dann durch eine radiale, aber wie es scheint nicht jede Segmentzelle durch eine radiale Wand, denn der Stielquerschnitt ist nicht mehr als von 4— 5 Zellen eingenommen. Die Anlage der Centralzellg, die Theilungen in den die Centralzelle umgebenden Schich- ten, endlich die Anlage der 16 Sporenmutterzellen durch successive Zweitheilung der Cen- tralzelle erfolgt hier genau ebenso wie in den Makrosporangien (vergl. Fig. 62—70). Zu der Zeit, wo in den Makrosporangien die 16 Sporenmutterzellen angelegt sind und die Re- sorption der beiden inneren Schichten der Sporangienwand beginnt, tritt in der Centralzelle der Mikrosporangien die erste Scheidewand auf. In dem Maasse als die Makro- und Mikrosporangien sich vergrössern, nimmt das Lu- men der sie umgebenden Schläuche oder Säcke, der s. g. Indusien, zu; der Querschnitt der- selben, kurz nach der Anlage von halbkreisförmigem oder hufeisenförmigem Umriss, geht nun ins rundlich Vier- oder Fünfeckige über. In dem Gewebe der Placenta beginnt ein leb- haftes intercalares Wachsthum in senkrechter Richtung zur Fruchtoberfläche, das bis zur Anlage der 16 Sporenmutterzellen in den Makrosporangien andauert; hierdurch wird der sporangientragende Theil der Placenta von der Aussenwand des Indusiums mehr und mehr entfernt (Fig 58, 59 ple) und die Mikrosporangien erlangen Raum sich auszubreiten. Die nachträgliche sehr bedeutende Grössezunahme der Placenta, besonders in der Richtung senkrecht zur Fruchtwand, geschieht durch Streckung der Zellen. Hinsichtlich des Inhalts der die Sporangien zusammensetzenden Zellen sei bemerkt, dass mit Ausnahme der Centralzelle und der Sporenmutterzellen, die während der ganzen Dauer ihres Bestehens von feinkörnigem Protoplasma gänzlich und gleichmässig erfüllt sind, in den übrigen Zellen sehr bald Vacuoleflüssigkeit auftritt und das Protoplasma theilweise eine grünliche Färbung annimmt; die verhältnissmässig sehr kleinen Kerne sind nicht immer unmittelbar sichtbar, sondern treten erst nach Anwendung von Carmin hervor. Mit Anlage der Centralzelle tritt in den Stielzellen der Sporangien Stärke auf, die bald nach Anlage der Mikrosporangien in den Zellen der Indusien sich einfindet und nach Anlage der Sporen- mutterzellen sich in den Wandzellen der Sporangien zeigt, hier mit der weiteren Ent- wickelung zunehmend. Vergleichen wir in Bezug aufSporangienentwickelung die Marsiliaceen mit den Farnen, so finden wir die grösste Uebereinstimmung in Anlage und Entwickelung bis zum Auftreten der Sporenmutterzellen, zwischen Schizaeaceen, Gleicheniaceen und unseren Gewächsen, wie wir weiterhin genauer sehen werden; die Polypodiaceen-Sporangien, deren Entwickelung uns die Untersuchungen von Max Reess!) kennen gelehrt (die ich bestätigen kann), weichen in mancher Beziehung ab; bei den übrigen Farngruppen, mit Ausnahme der Marattiaceen, ist mir die Sporangienentwickelung unbekannt geblieben; die Sporangien der letztgenannten 1) Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik V. 1866. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 9. W. 49 Gruppe zeigen in Bau und Entwickelung, wie die sämmtlichen übrigen Gefässkryptogamen einen von den Marsilia-Sporangien durchaus verschiedenen Typus. ‚ Die Hauptdifferenz in dem Entwickelungsgange der Marsilia- und Polypodiaceen-Spo- rangien macht sich mit dem Auftreten der ersten Scheidewand in der papillenartigen Spo- rangienanlage geltend; bei den Polypodiaceen verläuft die erste Scheidewand horizontal, 4. В. rechtwinklig zur Längsaxe des Sporangiums; von den beiden Zellen, die sich hinfort nach verschiedenem Typus theilen, wird die untere zur Anlage des Stiels, die obere zu der des eigentlichen Sporangiums, und eben so scharf wie bei der Anlage ist im ausgebildeten Zustande die Grenze zwischen Stiel und Sporangium ausgesprochen; bei Marsilia dagegen, wo die erste wie die folgenden Scheidewände zur Längsaxe des Sporangiums geneigt ver- laufen, ist eben so wenig in der Anlage als in der Ausbildung die Grenze zwischen Sporan- gium und Stiel markirt. Abgesehen von der verschiedenen Ausbildung der Zellen der Sporangienwand, besteht eine beträchtliche Differenz in Zahl und Grösse derselben; bei Marsilia finden viel zahl- reichere Theilungen in den Zellen der Sporangiumwand statt in der Richtung senkrecht zur Oberfläche; der Zelleninhalt ist weniger durchsichtig, woher der Einblick in das geschlossene Sporangium sehr getrübt wird; während ferner bei den Polypodiaceen die Sporangien eines Sorus fast sämmtliche Stadien der Entwickelung von der ersten Anlage bis zum Beginn der Bräunung aufweisen, sind bei Marsilia die gleichnamigen Sporangien nicht nur eines Sorus, sondern der ganzen Frucht von einander nur wenig verschieden entwickelt, weil sie alle fast gleichzeitig angelegt werden; hierdurch wird der Gang der Untersuchung aufgehalten und dadurch noch erschwert, dass die Grösse der Frucht gar kein sicheres Kennzeichen für das Stadium der Entwickelung abgiebt. Indessen die Sporangien die geschilderten Entwickelungsstadien durchlaufen, hat die Frucht, sich mehr und mehr aufrichtend, bis zu zwei Drittheilen ihrer definitiven Grösse zugenommen, und sind in dem Gewebe der Schale mannigfache Veränderungen vor sich gegangen. Um die Zeit der Anlage der Centralzelle in den Makrosporangien bildet die Längsaxe der Frucht mit dem Fruchtstiel einen rechten Winkel; der Rücken der Frucht ist zur Spitze hin stark gekrümmt, eine Stirnkante noch nicht vorhanden, sondern der grade abge- schnittene Bauchrand stösst mit der Firste des Rückens in der Spitze zusammen. Der un- tere Höcker ist deutlich ausgeprägt, doch äusserlich wegen der starken Behaarung kaum sichtbar; der obere Höcker ist angelegt, d. В. die Epidermis ist an der Stelle bereits zwei- bis dreischichtig; Spaltöffnungen sind in der Umgebung des Notobasalstücks vorhanden, viel- leicht auch schon im übrigen Theil der Epidermis angelegt; wegen der äusserst dichten und starken Behaarung ist die erste Anlage der Stomata kaum möglich zu constatiren. Das. Leitbündel zeigt vor dem Eintritt in die Frucht eine sehr deutliche, knieförmige Knickung, das Gewebe des Fruchtstieis ist aber noch nicht scharf abgesetzt gegen das der Frucht, sondern die Zellen, welche in der Ebene liegen, welche vom unteren Höcker bis zu Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 7 50 Ермомо Russow, der Stelle reicht, wo die unter der Epidermis gelegene Schicht gegen den Stiel hin aufhôrt, sind durch grüssere Kerne und trüberen Inhalt vor den angrenzenden Zellen ausgezeichnet. Das Gewebe der Fruchtklappen (bis zu den Leitbündeln gerechnet) besteht mit Ein- schluss der Epidermis aus 5 Zellenlagen; diese entsprechen aber nicht den 5 Schichten der ausgebildeten Frucht, sondern die unter der Epidermis gelegene Schicht, vor den übrigen durch grössere Zellkerne, reicheren Protoplasmagehalt und Mangel an Chlorophyll ausge- zeichnet, ist die Mutterzellenlage beider Prismenschichten; in den Zellen der übrigen Lagen nimmt der Chlorophyligehalt stetig zu. Die Ausbildung der Schichten schreitet, wie in der Gesammtfrucht, von der Basis und dem hinteren Rückentheil gegen die Bauchkante und Spitze vor, und zwar eilt die Entwickelung der Schichten des Notobasalstücks und der ihm zunächst angrenzenden Theile der Klappen den in der Nähe der Bauchkante und Spitze gelegenen Partieen beträchtlich voraus. In der unter der Epidermis gelegenen Zellenlage werden durch Auseinanderweichen der Zellen unter den Spaltöffnungen die Athemhöhlen angelegt; bald darauf beginnt die Theilung der Zellen dieser Schicht durch zur Oberfläche parallele Wände, von der Basis und dem Rücken zur Bauchkante und Spitze vorschreitend: die Anlage der beiden Prismen- schichten; etwa um die Zeit der Resorption der inneren Wandschichten der Makrosporan- gien ist die Theilung der besagten Schicht bis zur Mitte der Klappen vorgeschritten. Etwas später als diese Theilung, und mit ihr vorschreitend, erfolgt das theilweise Auseinander- weichen der radialen Wände der Zellen der nächst unteren, nunmehr vierten Schicht; in dieser wie in der nächst inneren, aus 2—3 Zellenlagen bestehenden Schicht, nimmt der Chlorophyligehalt von nun ab rasch zu, sich bis in das Gewebe der Placenten hinein er- streckend, während die Indusien nach wie vor farblos oder blass-röthlich tingirt bleiben. Die Spaltung der die Prismenschichten bildenden Zellenlage schreitet langsam vor; um die Zeit, wo sie die Bauchkante und Spitze erreicht, hat in dem Rücken und oberen Theil der Klappen die äussere Prismenschicht 25 ihrer definitiven Mächtigkeit erlangt, während die Zellen dieser Schicht bei ihrer Anlage etwa fünf mal kürzer als im ausgewachsenen Zu- stande sind. Nachdem die Anlage der beiden Prismenschichten in der ganzen Ausdehnung der Klappen erfolgt, grenzt sich das Gewebe der Frucht gegen das des Fruchtstiels durch pris- matische Zellen scharf ab, die sich eng an die Zellen der äusseren Prismenschicht an- schliessen und in derselben Weise wie diese sich ausbilden; die 2—3 von dieser Schicht nach innen gelegenen Zellenlagen, an die innere Prismenschicht sich anschliessend, bilden sich zu einer dieser ähnlichen Schicht aus, die aber in ihrer Entwickelung hinter der be- sagten Schicht der Klappen sehr zurück bleibt, während die äussere Lage die entsprechende der Klappen bald eingeholt hat. Bald nach der Anlage dieser die Frucht von ihrem Stiel abgrenzenden Schichten, differenzirt sich die gegen das Innere der Frucht convexe, uhrglas- förmige Schicht von dem angrenzenden Gewebe, in welchem sich grosse und sehr zahlreiche Intercellulargänge ausbilden, während die Zellen der genannten Schicht in lückenloser Ver- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. bl bindung bleiben, um sich den beiden Prismenschichten entsprechend auszubilden; gleich- zeitig mit diesem Vorgange erfolgt die Anlage des eigenthümlichen, den dorsalen Theil des Notobasalstücks durchziehenden Gewebestranges. Mit Anlage der beiden Prismenschichten werden die Soruskanäle undeutlich und schwinden bald gänzlich; bis dahin sind sie, zumal auf Querdurchschnitten, leicht kennt- lich durch die rosettenartige Anordnung der sie umgebenden Zellen und den rosenrothen Zellsaft; ferner hören um diese Zeit in der Epidermis und in der vierten Schicht, wahr- scheinlich auch in der innersten, die Theilungen auf, während die Zellen der eben angeleg- ten Prismenschichten, besonders die der äusseren, sich noch durch zahlreiche radiale (zur Fruchtoberfläche senkrechte), die der inneren auch noch durch tangentiale Wände theilen. Kehren wir zur Betrachtung der Sporangien-Entwickelung zurück. Die Theilung der Sporenmutterzellen wird vorbereitet, so lange diese noch mit einan- der zusammenhängen. Die Kerne, in deren nächster Umgebung das Protoplasma eine grün- liche Färbung angenommen, schwinden; in dem bisher sehr feinkörnigen Protoplasma treten zahlreiche grössere Körnchen auf, die sich zu einer das Lumen der Zelle in zwei gleiche Hälften theilenden Platte anordnen (Taf. VI, Fig. 90.). Als eine sehr auffallende Erscheinung muss ich hervorheben, dass es mir weder vor, noch nach dem Auftreten dieser Platte, mit Ausnahme eines Falles, wo vor der Vierthei- lung 4 kleine Kerne sichtbar waren, gelungen, ist zu irgend einer Zeit bis zur vollkomme- nen Ausbildung der Spore, einen Kern mit Sicherheit wahrzunehmen, während bei der Sporenbildung der übrigen Gefässkryptogamen, zumal der Polypodiaceen, zu jeder Zeit bis kurz vor der völligen Sporenreife die Kerne nicht nur leicht zu beobachten sind, sondern häufig durch ihre Grösse ganz besonders in die Augen springen. Die Körnerplatte schwindet bald, um 6 anderen Platz zu machen, die sich in der Art anordnen, dass das Lumen der Zellen in 4 gleiche tetraëdrische Räume gefächert wird (Fig. 91.). Um diese Zeit, oder etwas früher, trennen sich die Sporenmutterzellen von einander. Jede der 6 Protoplasmaplatten spaltet sich sodann, der Fläche parallel, in zwei Platten, die entweder aus einander rücken, zwischen sich wässrige Flüssigkeit ausscheidend (was selten der Fall zu sein scheint), oder sie bleiben dicht neben einander liegen und eine scharfe, dunkle Linie deutet die Sonderung in 2 Platten an; darauf werden an Stelle dieser Linien oder mit wässriger Flüssigkeit erfüllter Spalten, schmal doppelt contourirte Scheide- wände sichtbar (Fig. 78, 93.), mit deren Auftreten das Protoplasma der Platten sich gleichmässig in den 4 tetraödrischen Zellen, den Specialmutterzellen, vertheilt. Die Wände der Specialmutterzellen verdicken sich sehr rasch und beträchtlich, zumal nach aussen, in der Weise, dass ihr Lumen nahezu kugelig wird (Fig. 79, 92.); in diesem Entwicke- lungsstadium machen die gefächerten Sporenmutterzellen (Urmutterzellen) den Eindruck von hyalinen Kugeln, in denen 4 gleich grosse rundlich tetraödrische Protoplasmaklumpen regelmässig vertheilt sind. ‘Während die Specialmutterzellenmembran bei den Phanerogamen bekanntlich ein sehr 7* 52 Ермомр Russow, geringes Quellungsvermögen, zumal in der Richtung der Fläche, besitzt, ist dieselbe hier durch das Vermögen im Wasser aufzuschwellen, und noch mehr durch die Veränderungen, welche sie in der Folge erleidet, ausgezeichnet; sie nimmt zunächst die Beschaffenheit einer gela- tinösen oder visciden Substanz an, um sich späterhin bis auf еше peripherische, äusserst zarte Hautschicht zu verflüssigen. Durch wasserentziehende Mittel, wie Alcohol, Glycerin, Chlorzinkjod, schrumpft die Membran der Specialmutterzellen beträchtlich zusammen; letz- teres Reagenz zeigt keine Cellulosereaction an. Die Anlage der Sporen geschieht wie die der Pollenkörner dadurch, dass der Gesammt- inhalt der Specialmutterzellen sich mit einer Membran umgiebt, die von der Specialmutter- zellenmembran chemisch different, sich letzterer in ihrem ganzen Umfange dicht (doch lose) anlegt. Die Zeit der Anlage lässt sich wegen der erwähnten Eigenschaften der Special- mutterzellenmembran nicht genau bestimmen; mit Sicherheit wird die junge Sporenmem- bran wahrnehmbar bei den Mikrosporen kurz vor der Trennung der Specialmutterzellen von einander, bei den Makrosporen in einem Stadium, wo die Makrosporen- den Mikrospo- rentetraden kurz vor dem Zerfallen letzterer gleichen. Bis hierher, d. h. bis zur Anlage der Sporen, ist die Entwickelung der Makro- und Mikrosporentetraden vollkommen gleich; der Unterschied in der weiteren Entwickelung beruht hauptsächlich darauf, dass die 4 Zellen letzterer, sich bald von einander trennend, sämmtlich zur vollkommenen Ausbildung gelangen, während die der ersteren, mit einander im Zusammenhange bleibend, meist bis auf eine verkümmern; von den 16 sich weiter ent- wickelnden Zellen, deren jede ihre 3 Schwesterzellen überlebt, kommt aber schliesslich nur eine einzige zur vollen Ausbildung; die Entwickelung dieser und die der einzelnen Mikro- sporen zeigt wiederum viel Uebereinstimmung. Betrachten wir zunächst die Entwickelung der Makrosporen. Bald nach Anlage der Sporenhaut treten auf der den drei Schwesterzellen zugekehrten Oberfläche derselben drei unter Winkeln von 120° sich schneidende Leisten auf, die, fast bis zum Aequator der nahezu kugeligen Spore reichend, an ihrem Kreuzungspunkte in ein fei- nes Stachelspitzchen ausgehen, das bis zum Mittelpunkt der kugeligen Tetrade reicht, um sich hier mit den Stachelspitzen der drei Schwesterzellen bald innig zu vereinigen. Der nächste Fortschritt in der Entwickelung macht sich dadurch bemerkbar, dass (bei M. Drummondi und elata) in der Regel 3 der Sporen stark schrumpfen, seltener (was bei M. salvatrix normal zu sein scheint) 2 verkümmern; bei letztgenannter Art findet man nicht selten 3, mitunter auch alle 4 in der Entwickelung vorgeschritten. Die abortirenden Sporen färben sich gewöhnlich hell- bis dunkelgelb und bleiben, von der Membran ihrer Special- mutterzellen umschlossen, mit einander und der sich weiter entwickelnden Schwesterzelle durch die Stachelspitzen verbunden; die ihre verkümmernden Schwestern überlebende Spore, an Grösse zunehmend, grenzt sich durch eine sehr schmal doppelt contourirte Mem- bran gegen ihre Specialmutterzellhaut scharf ab; das Protoplasma wird wieder feinkörnig und umschliesst eine centrale, grosse, mit wässriger Flüssigkeit erfüllte Vacuole (Fig. 80, 2). VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN О. 8. М. 53 Die Spore entfernt sich, indem sie an Grösse zunimmt, von den abortirten Schwester- zellen durch Verlängerung ihrer Stachelspitze zu einem zarten Stielchen, dessen Länge '/, bis ®/, ihres Durchmessers erreicht. Die Tetrade verändert ihre kuglige Umgrenzung in eine lappige, da die die Spore in Form einer hyalinen Hülle umgebende Specialmutterzellhaut, entsprechend der sich vergrössernden Spore, an Masse zunimmt und einige Zeit die abor- tirten Sporen in der Beschaffenheit einer hyalinen structurlosen Substanz umschliesst. Diese hyaline, aus den Specialmutterzellhäuten hervorgehende Substanz, wahrscheinlich durch reichliche Wasseraufnahme eine sehr weiche, plastische Beschaffenheit annehmend, verlässt allmälig die abortirten Sporen um die hyaline Hülle der entwickelungsfähigen Spore zu vergrössern; letztere wird zuerst von einer allseitig ziemlich gleichmässigen, später sehr ungleich mächtigen Schicht umschlossen, die an der dem Stielchen gegenüber liegenden Oberfläche dem Durchmesser der Spore gleichkommt und von hier nach den Seiten hin an Dicke abnehmend in der Umgebung des Stielchens zu einer Schicht von kaum messbarer Dicke herabsinkt (Fig. 84.); mit anderen Worten: in einer hyalinen, stark lichtbrechen- den Kugel befindet sich eine sehr viel kleinere, kugelige Zelle (die Spore), welche dicht an die Peripherie ersterer gerückt ist. Die Membran der Spore ist deutlich doppelt contourirt, die innere Contour viel schär- fer als die äussere; das sehr feinkörnige Portoplasma ist als dünner Wandbeleg vorhanden, der unter der Kreuzungsstelle der 3 Leisten einen ziemlich starken tumor zeigt. Die aus den Specialmutterzellhäuten hervorgegangene Hülle besteht nunmehr aus einer farblosen, sehr stark lichtbrechenden, dünnen Flüssigkeit, die von einer äusserst dün- nen, einfach contourirten Haut nach aussen begrenzt ist, denn zu wiederholten Malen wurde beim Eintrocknen des Präparates ein plötzliches Bersten und Zusammensinken einer sich faltenden Membran nach dem rapiden Austritt einer stark lichtbrechenden Flüssigkeit be- obachtet; ferner sinkt auf Zusatz von wasserentziehenden Mittein, besonders Chlorzinkjod, die hyaline Hülle fast momentan zusammen, kaum eine Spur hinterlassend. Dass die hyaline Hülle nichts anderes als die umgewandelte Substanz der Specialmutterzellhäute ist, geht unzweifelhaft aus der Beobachtung der verschiedenen Entwickelungsstadien hervor (vergl. Fig. 80, 81, 82, 83 und 84.). Die veränderten Specialmutterzellhäute schieben sich gleichsam fort von den abortirten Sporen zu der sich entwickelnden hin; in dem Maasse als die hyaline Substanz sich von ersteren entfernt, nimmt sie in der Umgebung letzterer zu, wobei es nicht selten vorkommt, dass sie in zwei gesonderte Partien zerreisst, von de- nen die eine den Raum zwischen den abortirten und der entwickelungsfähigen Spore ein- nimmt, die andere der den Leisten entgegengesetzten Sporenoberfläche in Form einer halb- kugligen Masse aufsitzt (Fig. 82.). Zu der Zeit, wo die Tetrade die beschriebene Entwickelungsstufe erreicht, hat das vorher kugelige Sporangium Ellipsoidform angenommen. Die Zellen des Stiels und der Wand führen reichlich Stärkekörner, doch ist die Wand dermaassen durchsichtig, dass man, bei Einstellung des Mikroskops auf die optische Mittelebene des Sporangiums, die in einer 54 Ермомр Russow, protoplasmareichen Flüssigkeit, dem Epiplasma, schwimmenden Tetraden deutlich in ihren Hauptcontouren erkennt. Der nächste Fortschritt in der Entwickelung der Makrosporangien, ein, in Bezug auf die Entwickelung einer der Sporen von den 16 Tetraden, entscheidender Schritt, wird kenntlich durch das Auftreten einer, seltener zweier, blass-bräunlicher, nach innen scharf und dunkel, nach aussen verwaschen contourirter, kugeliger Blasen, die schon bei 20-facher Lupenvergrösserung in dem intacten Sporangium deutlich sichtbar sind, umgeben von den zerstreuten Tetraden (Fig. 89.); in einigen wenigen Fällen waren 3 Blasen sichtbar, doch entwickelt sich in allen Fällen nur eine derselben weiter, rasch an Grösse zunehmend, während die übrigen bald gänzlich schwinden. Durch geringe Quetschung des Sporangiums wird die Blase zerstört, und gelingt es nicht, auch bei der grössten Behutsamkeit, durch Anschneiden des Sporangiums, sie intact zu erhalten; durch Oeffnen des Sporangiums überzeugt man sich indess leicht von der Be- schaffenheit der Blase und ihrem Inhalt. Letzterer besteht in nichts Anderem als in einer von einer mächtigen hyalinen Hülle umgebenen Spore, der die 3 verkümmerten Schwester- zellen nach wie vor ansitzen; die Spore und in noch viel höherem Maasse die sie umgebende hyaline Hülle haben sich bedeutend vergrössert, doch in Bezug auf Form und Beschaffen- heit nicht verändert. Die die hyaline Hülle dicht umschliessende Blase besteht aus einem sehr feinkörnigen, bräunlich tingirten Protoplasma, das, sobald es mit Wasser in Berührung kommt, sehr zahlreiche Vacuolen bildend, sich entfärbt. Die Wand der Protoplasmablase (Protoplasmahohlkugel) hat eine verhältnissmässig sehr beträchtliche Dicke, die aber nicht genauer bestimmbar ist, weil sie sich nach aussen nicht scharf gegen das Epiplasma ab- grenzt. In Bezug auf die Bildung der Protoplasmablase kann ich statt der Beobachtung nur die Vermuthung aussprechen, dass wahrscheinlich die lebenskräftigste Spore von den 16 Tetraden an der Oberfläche ihrer hyalinen Hülle die protoplasmareichste Substanz des Epiplasma sammelt. : Die Protoplasmablase behäit, an Grösse zunehmend, noch einige Zeit ihre kugelige Gestalt bei, doch die von der hyalinen Flüssigkeit umschlossene Spore wird länglich oval (Fig. 87.) und erreicht, rasch an Grösse zunehmend, mit dem den abortirten Schwester- zellen gegenüber liegenden Ende die innere Peripherie der Protoplasmablase (Fig. 85.). Die längliche Spore zeigt jetzt in der Mitte eine geringe Depression, die nach kurzem Ver- weilen in Wasser ruckweise zunimmt, so dass der Umriss im optischen Längsschnitt deut- lich bisquitförmig erscheint. Die zarte, die hyaline Flüssigkeit umschliessende hautartige Schicht, der wir oben erwähnt, scheint nunmehr geschwunden zu sein, denn in keinem Falle gelang es mir, auch nur eine Spur derselben wahrzunehmen; sobald man die Sporangien- wand anschneidet und durch gelinden Druck die Protoplasmablase herauszutreiben sucht, schlüpft die bisquitförmige Spore, in den meisten Fällen noch die 3 abortirten Schwestern tragend, aus dem geöffneten Sporangium hervor, mit einem Theil des Protoplasmas der Blase; VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $8. W. 55 sorgfälltige Durchsuchung des Gesammt-Sporangieninhalts liess keine Spur einer zerrisse- nen Membran erkennen. Die hyaline, die Spore umhüllende Flüssigkeit tritt mit jener hervor, sich ruckweise und fast momentan im Wasser vertheilend. Die bisquitförmige Spore ist von einer verhältnissmässig ziemlich dieken Schicht körnchenarmen Protoplasmas ausgekleidet, die an den beiden abgerundeten Enden der Zelle etwa 2—3 mal so mächtig als an den langen Wänden ist; dann und wann reicht ein Protoplasmastrang schräg durch das Lumen von der einen Seite der Wand zur anderen. Der übrige Inhalt besteht aus farbloser Flüssigkeit; ein Kern wurde in keinem Fall wahr- - genommen; die vollkommen homogene Membran wird durch Chlorzinkjod nicht gebläut, sondern gelb bis braun gefärbt. Die Sporangienwand und die Protoplasmablase sind um diese Zeit noch so durchsich- tig, dass in dem intacten Sporangium, bei richtiger Einstellung des Mikroskops, die bisquit- förmige Spore deutlich sichtbar ist (Fig. 85.), zumal, wenn durch den Druck des Deckglases das Sporangium ein wenig comprimirt wird. Die Längsaxe der Spore fällt mit der des Spo- rangiums genau oder nahezu zusammen; das die abortirten Schwesterzellen tragende Ende der Spore ist stets der Basis des Sporangiums zugekehrt, möge dasselbe daher das basi- skope, das entgegengesetzte, das akroskope Sporenende genannt werden. Die Protoplasmablase nimmt Ellipsoidform an. An ihrer ganzen inneren Peripherie, mit Ausnahme einer kleinen kreisförmigen Stelle an dem basiskopen Ende der Spore, tritt plötzlich eine in zwei Schichten differenzirte, verhältnissmässig äusserst dicke, hellbraun tingirte Membran auf, welche nach innen sehr scharf abgegrenzt ist, nach aussen sich ohne scharfe Grenze in das umgebende Protoplasma verliert; gegen den Rand der kreisförmigen Lücke nimmt die Dicke der Membran ziemlich plötzlich bis zu kaum messbarer Ausdehnung ab (Fig. 86.). Von den beiden Schichten der Membran ist die innere structurlos und von sehr geringer Mächtigkeit, die äussere aus sechsseitigen, radial gestellten, dünnwandigen und mit granulirter Flüssigkeit erfüllten Prismen zusammengesetzte von einer Dicke, welche dem dritten Theil der definitiven Mächtigkeit dieser Schicht gleichkommt. Die bisquitförmige Spore hat ihre Form beibehaltend an Grösse, in dem Maasse als die Protoplasmablase, zugenommen, so dass sie mit ihren abgerundeten Enden die an der inne- ren Peripherie der Protoplasmablase gebildete Membran unmittelbar berührt; der übrige Raum innerhalb letzterer ist von jener hyalinen Flüssigkeit erfüllt. Mag die von der Proto- plasmablase gebildete Membran zum Unterschiede von der Sporenmembran «Hüllmembran» oder «Hüllhaut» heissen. Sobald durch Anschneiden des Sporangiums und sanften Druck auf dasselbe die Proto- plasmablase in das umgebende (destillirte) Wasser gelangt, wird das bräunliche Protoplasma unter Bildung zahlreicher Vacuolen in wenigen Minuten farblos, desgleichen die braune Hüllmembran entfärbt, die nun in allen Einzelheiten aufs Schärfste sich zu erkennen giebt und den Einblick in die bisquitförmige Spore nicht im Mindesten stört; die sehr schmale innere Schicht und die Prismen der äusseren Schicht, der die vacuolige Protoplasmamasse 56 Epmunp Russow, stark adhärirt, treten aufs Schärfste hervor. Nach Verlauf von noch einigen Minuten wer- den sämmtliche Contouren undeutlich, und bald ist die ganze Hüllmembran in eine farb- lose, dem vacuoligen Protoplasma gleichförmige Masse aufgelöst. Die vollständige Auflösung der in zwei Schichten differenzirten Hüllmembran, nach ' 5—10 Minuten langem Liegen in destillirtem Wasser, habe ich zu wiederholten Malen beobachtet. Diese Eigenschaft der Hüllmembran und der Umstand, dass dieselbe in ihrer be- trächtlichen Dicke und hohen Differenzirung fast simultan gebildet wird (was daraus ge- schlossen werden muss, dass von den Sporangien desselben Sorus, die der zeitlichen Anlage und Ausbildung nach gleich sind oder kaum merklich differiren, einige noch keine Anlage der Hüllmembran, andere dagegen dieselbe in der geschilderten Bildung erkennen lassen), ferner die mit dem umgebenden Protoplasma gleiche Färbung und das Erblassen beim Liegen im Wasser machen es mehr als wahrscheinlich, dass die Hüllmembran nicht nur ihre Ent- stehung der Protoplasmablase verdankt, sondern vielmehr die innerste differenzirte Schicht derselben ist, oder um mich vielleicht deutlicher auszudrücken, dass die Hüllmembran nicht an der inneren Peripherie der Protoplasmablase ausgeschieden wird, analog der ge- wöhnlichen Membranbildung an der äusseren Oberfläche einer Protoplasmamasse, sondern dass sie durch Differenzirung innerhalb der Substanz des Protoplasmas selbst gebildet wird. Zur Zeit, wo die Hüllhaut die halbe definitive Mächtigkeit erlangt, wird sie von Wasser nicht mehr aufgelöst; die Spore verändert während längerer Zeit ihre bisquitför- mige Gestalt nur wenig, an dem basiskopen Ende breiter als an dem akroskopen werdend, mitunter aber auch umgekehrt. Die Spore steckt ganz lose in der ellipsoidischen Hüll- membran, denn durch geringen Druck auf das akroskope Ende wird sie mit einem Ruck herausgeschleudert, begleitet von der hyalinen Flüssigkeit, die in kurzen Intervallen sich im Wasser vertheilt. Die Eigenschaft letzterer, begierig Wasser aufzunehmen, scheint die Ursache des plötzlichen Austritts der Spore zu sein; durch den Druck auf die ellipsoidische Hüllhaut wird diese wahrscheinlich nur an der basiskopen Oeffnung aufgerissen, so dass das Wasser eintreten und von der hyalinen Flüssigkeit rasch aufgenommen werden kann. In einigen Fällen tritt die Spore nur zur Hälfte heraus (wahrscheinlich wenn durch einen sehr kleinen Riss nur wenig Wasser, und dieses langsam eindringen kann), von dem ver- breiterten akroskopen Ende an einem weiteren Hervortreten verhindert; ganz allmälig, in dem Maasse, als die hyaline Flüssigkeit Wasser anfzunehmen vermag, schiebt sich die Spore, kaum sichtbar, weiter, bis sie endlich mit einem Ruck entschlüpft. Es tritt jetzt von der Prismenschicht nach aussen und ihr dicht anliegend eine hya- line, dünne Schicht auf, die sich ohne scharfe Grenze in das umgebende vacuolige Proto- plasma verliert; während des Liegens im Wasser schwillt sie wenig, doch sichtbar auf (Fig. 88, c); aus ihr geht die bekannte Gallerthülle der Makrospore hervor. In der Prismen- schicht macht sich eine durch die Mitte derselben verlaufende Linie bemerkbar, die vielleicht ein Analogon der in der äusseren Prismenschicht der Fruchtschale befindlichen Lichtlinie ist. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 57 Mit zunehmender Grösse wächst die Hüllbaut, vom Protoplasma vollkommen ein- gehüllt, in die Dicke und nimmt wie die eingeschlossene bisquitförmige Spore, eine ge- streckt birnförmige Gestalt an, wird aber, da die hyaline Flüssigkeit zwar bedeutend ge- ringer geworden, aber nicht gänzlich geschwunden ist, noch nicht an ihrem ganzen inneren Umfange von der Sporenmembran berührt. Der Inhalt der Spore ist unverändert; ihre Mem bran wird nach wie vor durch Chlorzinkjod gelb gefärbt. Die Hüllhaut, durch Chlorzinkjod sich braun färbend und äusserst resistent gegen Säuren und Alcalien, hat eine feste, zähe Consistenz erlangt; sie lässt sich wie ein Stück Kautschuk recken und zerreisst erst nach sehr starkem Zerren. Das Sporangium, dessen Stiel- und Wandzellen von Stärkekörnern strotzen, wird noch nicht gänzlich von der jungen Makrospore ausgefüllt, sondern an beiden Enden, zumal am akroskopen, schwimmen in dem Epiplasma einige der Tetraden, die in dem Stadium, das sie kurz vor dem Auftreten der Protoplasmablase zeigten, stehen geblieben sind. Endlich schwindet innerhalb der Hüllhaut die hyaline Flüssigkeit, die birnförmige Gestalt geht wieder in die gestreckt ellipsoidische über, die Sporenmembran hat sich in ihrer ganzen Ausdehnung dicht der nunmehr opaken Hüllmembran angelegt und ist mit ihr fest verwachsen; in der Spore treten kleine Stärkekörner auf. Die äussere Schicht der Hüllhaut schwillt im Wasser zu einer tangential geschichteten Gallerte auf, besonders stark in der Umgebung des basiskopen Endes. Das die Hüllhaut umgebende Protoplasma (der Rest der Protoplasmablase) adbärirt in grösserer Menge den beiden Enden, besonders dem akroskopen Ende der Spore, hier bis kurz vor der völligen Ausbildung der Spore verhar- rend; die Stärkekörner in der Spore nehmen an Zahl und Grösse zu; die mit der Hüllhaut verwachsene Membran der Spore, das s. g. Endosporium, wird jetzt auf Zusatz von Chlor- zinkjod blau bis violett gefärbt, ebenso färbt sich die Gallerthülle, besonders intensiv in den innersten Schichten in der Umgebung des basiskopen Endes, die innere und Prismen- Schicht der Hüllhaut werden nach wie vor gelb bis braun tingirt. Der von der Hüllhaut nicht bedeckte Theil der Spore, die s. g. Scheitelpapille, sich kuppelartig vorwölbend, über- zieht sich mit einer dünnen Cuticularschicht; die 3 unter Winkeln von 120° zusammen- stossenden Leisten sind noch sichtbar und bleiben es meist bis zur völligen Reife; desglei- chen findet man die 3 abortirten Sporen mit einem kurzen Stielchen dem Kreuzungspunkte der Leisten ansitzend, nicht selten bis zur vollen Ausbildung der Spore. Die geschilderten Entwickelungsstadien der Makrospore, von ihrer Anlage bis zur Erreichung der definitiven Grösse, werden etwa in 4—5 Wochen durchlaufen, während von nun ab bis zur völligen Reife fast eben so viele Monate verstreichen. Während des Reifens erfahren die mit granulirter Flüssigkeit erfüllten Prismen der mittleren Schicht der Hüll- haut eine bemerkenswerthe Veränderung; dünnwandig und farblos bleibend, oder sich hell- gelb färbend, verlieren sie ihren Inhalt, der durch Luft ersetzt wird; hierin liegt wol der Grund des atlasartigen, weissen Aussehens der reifen Makrospore und der Vermin- Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, УПше Série. 8 58 Ермомр Russow, derung des specifischen Gewichtes derselben, denn die reife Spore schwimmt ап der Ober- fläche des Wassers, während die unreife untersinkt. In der reifen Spore ist die Scheitelpapille gewöhnlich von einem basé eh en oder farblosen Oel erfüllt, der übrige Raum von Stärkekörnern eingenommen, die mit zu den grössesten im Pflanzenreiche vorkommenden gehörend, durch ihre Structur besonderes In- teresse erregen, da sie (bei fast gleicher Grösse und Form) sowol einfach als halb- und ganz- zusammengesetzt (aus vielen Hunderten von Theilkörnchen) sind. Die einfachen und halb- zusammengesetzten zeigen eine scharf ausgeprägte und zahlreiche Schichtung; unter letzte- ren findet man nicht selten solche, bei denen grössere, concentrische Schichtencomplexe sich in sehr zahlreiche Theilkörner differenziren; diese hat Hanstein abgebildet in den Monats- berichten der Berl. Acad. 1862, Febr.-Sitzung, Fig. 27, а, b. Wenden wir uns zur Betrachtung der Mikrosporenentwickelung. Zur Zeit, wo im Makrosporangium die Protoplasmablase sichtbar wird, sind im Mi- krosporangium die 16 Sporenmutterzellen eben angelegt; die Theilung dieser in je 4 Special- mutterzellen und Bildung der Sporen innerhalb letzterer haben wir bereits kennen gelernt. Um die Zeit der Anlage der Hüllhaut der Makrospore trennen sich die je 4 Specialmutter- zellen von einander, ihre Tochterzellen, die jungen Sporen umhüllend, und nehmen Kugelform an (Taf. VI, Fig. 94, a). Die Sporen, von ihrer Specialmutterzellenmembran wie von einer hyalinen, gleichmässigen Schicht umgeben, sind nicht vollkommen kugelig, sondern zeigen an der Stelle, wo die 3 unter Winkeln von 120° zusammenstossenden Leisten wie bei den Makrosporen in ein Stachelspitzchen ausgehen, eine deutliche Depression (Fig. 94, a,b, с). Bald nach Isolirung der Specialmutterzellen erscheint die Sporenmembran schmal doppelt contourirt und in vielen Fällen licht-bräunlich tingirt; mit steigendem Wachsthum der Spore gewinnt die hyaline Hülle zuerst gleichmässig an Mächtigkeit (Fig. 96, 98, m), weiterhin umgiebt sie erstere in der Art wie die hyaline Hülle die Makrospore (Fig. 95, m): die Spore liegt excentrisch, nahe der Peripherie der Hülle gerückt und dieser mit ihrem Stachel- spitzchen befestigt. Die hyaline, aus der Specialmutterzellhaut entstandene Hülle stimmt hier in ihrer Beschaffenheit mit der der Makrospore vollkommen überein; denkt man sich die 3 abortirten Schwesterzellen der Makrospore weg, so ist kein sichtbarer Unterschied zwischen ihr und der Mikrospore in diesem Entwickelungsstadium vorhanden, ausser dass in den meisten Fällen die Membran letzterer schärfer contourirt erscheint, weil sie hell- braun tingirt ist. Der Sporeninhalt besteht auch hier aus spärlichem, wandständigem Pro- toplasma und farbloser Vacuoleflüssigkeit, die in einigen Fällen ven Protoplasma-Platten und Strängen durchsetzt ist (Fig. 97.). Die 64 Sporen (umgeben von ihren Hüllen) liegen dicht neben einander, von dem Epi- plasma umgeben, den grössesten Theil des um diese Zeit eiförmigen Sporangiums ausfüllend, dessen Wand- und Stielzellen reichlich Stärke führen. Durch letzterwähnten Umstand wird der Einblick in das intacte Sporangium gestört und es lässt sich nicht mit Sicherheit ent- scheiden, ob die Hüllen der Sporen von farblosem Protoplasma umgeben sind. Beim Heraus- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 59 treten der Sporen nach Anschneiden des Sporangiums und Druck auf dasselbe, haftet den Hüllen farbloses Protoplasma stets mehr oder weniger an. Die Spore nimmt viel langsamer an Grösse zu als ihre Hülle; nachdem letztere fast den Umfang der reifen Spore erreicht, wird an ihrer ganzen Oberfläche eine farblose, doppelt contourirte Membran sichtbar, die bald im optischen Durchschnitt zur Oberfläche recht- winklig gestreift, von oben betrachtet aus einem sehr feinen Maschenwerk zusammengesetzt erscheint, mithin eine Differenzirung in sehr kurze Prismen wahrnehmen lässt; sobald diese Differenzirung in Prismen sichtbar wird, hat die Membran die halbe definitive Mächtigkeit dieser Schicht(des s. g. exosporium) erreicht (Fig. 100.); sie entpricht der Prismenschicht der Hüllmembran der Makrospore. Die Anlage der Gallertschicht, die der Prismenschicht aufgelagert wird, findet auch hier wie bei der Makrospore einige Zeit später statt. Die Hüllhaut, denn als solche können wir wol hier die aus Prismen zusammengesetzte Schicht (oder vielmehr kugelige Schale) bezeichnen, nimmt nach ihrer Anlage unbedeutend an Grösse zu, sich bald dunkel-gelb bis braun färbend. Die Spore vergrössert sich sehr langsam, schliesslich die innere Peripherie der Hüllhaut erreichend und mit dieser ver- wachsend. Entsprechend der Hüllhaut der Makrospore ist auch die der Mikrospore an der mit Leisten besetzten Oberfläche der Sporenhaut sehr viel dünner als in ihrer übrigen Aus- dehnung (Fig. 102.), doch ist eine Lücke nicht vorhanden. Die braune oder gelbe Sporen- membran wird nicht, wie die der Makrospore, durch Chlorzinkjod gebläut. In der Gallerthülle, so lange diese in Bildung begriffen, sind meist kleine, stäbchen- förmige, ziemlich stark lichtbrechende Körper vorhanden, die senkrecht zur Oberfläche der Prismenschicht gestellt, dieser wie aufgesetzt erscheinen. Nachdem die Sporenmembran mit der Hüllhaut verwachsen, treten im Sporenraum Stärkekörner auf, die der Wand dicht anliegen und in ziemlich regelmässigen Abständen von einander vertheilt sind (Fig. 103.). In den Mikrosporangien, welche im Spätsommer angelegt erst im Winter zur Reife gelangen, findet sich neben den gewöhnlichen Mikrosporen eine Menge kleiner Bläschen, die 1—3-kugelige oder ellipsoidische, verhältnissmässig sehr grosse, grünlich-gelbe Körner führen; die stets an die Peripherie des Bläschens gerückt sind; durch Jod werden die Kör- ner fast gar nicht, durch Chlorzinkjod gelb-braun gefärbt. Viele dieser Bläschen oder kleinen kugeligen Zellen sind, ähnlich der jungen Mikrospore, von einer hyalinen Hülle um- geben; da in den diese Gebilde enthaltenden Mikrosporangien weniger Mikrosporen ange- troffen werden als in den normal entwickelten, so ist es wahrscheinlich, dass jene kleinen Zellen durch wiederholte Theilung einiger Sporenzellen entstanden sind. Wahrscheinlich entwickeln sich diese Gebilde zu den kleinen von einer mächtigen Gallertschicht umgebenen braun-gelben Kugeln, die den Eindruck sehr kleiner Mikrosporen machend, in den reifen Mikrosporangien neben normal ausgebildeten Sporen angetroffen werden. | Von viel grösserem Interesse als jene Gebilde sind ebenfalls nur in Spätlingsfrüchten anzutreffende, abnorm entwickelte Mikrosporen, die sich in einigen Mikrosporangien weni- 8* 60 Ермомр Russow, ger Früchte, um die Mitte des Novembers, neben normal entwickelten Sporen fanden. In den meisten Fällen waren je 2, seltener 3, in wenigen Fällen 4 Sporenzellen genau von der Grösse und dem Aussehen der normalen Mikrosporen, lose neben einander liegend, von einer normal ausgebildeten gemeinschaftlichen Hüllhaut umschlossen, die noch farblos und von keiner Gallertschicht umgeben war; von abortirten Schwesterzellen war innerhalb der Hüllmembran nichts wahrzunehmen. Aus alledem geht hervor, dass die je 2, 3 oder 4 Sporenzellen nicht durch nachträgliche Theilung einer gewöhnlichen, von einer Hüllmembran bereits umgebenen Sporenzelle entstanden sein können, sondern dass sie, je 2, 3 oder 4 zu- sammengehalten durch die hyaline Substanz ihrer umgewandelten Specialmutterzellhäute von einer (gemeinschaftlichen) Hüllhaut umschlossen worden. Ueberblicken wir die Entwickelung der Makro- und Mikrosporen, sie unter einander vergleichend, so glauben wir alle im Ganzen geringe Differenzen aus dem Umstande her- leiten zu müssen, dass sich von den angelegten 64 Mikrosporen sämmtliche entwickeln, von eben so vielen Makrosporen nur eine zur Ausbildung gelangt. Zunächst ist gewiss die sehr verschiedene Grösse beider hierdurch bedingt, und von dieser sind die übrigen Abwei- chungen abhängig, die vielleicht mehr scheinbar als wirklich vorhanden, insofern wegen der Kleinheit der Mikrospore die Einzelheiten des Entwickelungsvorganges nicht mit der Schärfe erkannt werden können als bei der Makrospore. Die Bildung der Sporenmutter-, Specialmutter- und Sporenzellen ist hüben wie drüben vollkommen gleich; während nun die Zellen der Makrosporentetraden mit einander durch die Stachelspitzen in feste Verbindung treten und von ihren Speeialmutterzellhäuten um- schlossen bleiben, trennen sich die Zellen der Mikrosporentetraden von einander, gleichfalls umhüllt von den Specialmutterzellenmembranen; während letztere sich alle fortbilden, ver- kümmern erstere bis auf eine, die sich die Substanz der Specialmutterzellhäute ihrer unter- gegangenen Schwestern aneignet. Die Beschaffenheit der hyalinen Hülle (wenigstens bis zum Auftreten der Hüllmembran) ist bei beiderlei Sporen gleich; bei den Mikrosporen erscheint die von der Hüllmembran umschlossene Flüssigkeit wasserreicher und weniger lichtbrechend als bei der Makrospore. Beiderlei Sporen umgeben sich sodann an der Oberfläche ihrer Hüllen mit einer Protoplasmaschicht, die bei der Makrospore aus dem Gesammt-Protoplasma des Sporangiums, bei der Mikrospore aus dem 64sten Theil desselben gebildet wird. Bis hierzu ist die Entwickelung der Makrospore und der einzelnen Mikrospore, abge- sehen von Grösse und Form, fast genau dieselbe; der ausgebildete Zustand zeigt wiederum die grösseste Uebereinstimmung, denn abgesehen von Form und Grösse, beruht der Unter- schied nur darauf, dass die Hüllmembran der kleinen Spore ganz geschlossen und aus 2 Schichten, Gallert- und Prismenschicht, besteht, während die der grossen Spore an der Stelle der s. g. Scheitelpapille, dem stark vorgewölbten Theil der eigentlichen Sporenmembran, eine Lücke besitzt und ausser Gallert- und Prismenschicht noch eine letzterer unmittelbar anliegende structurlose Schicht erkennen lässt. Diese Unterschiede sind aber so unbedeu- tend, dass wir nicht fehl zu greifen glauben, wenn wir annehmen, dass die Bildung der VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 61 Hüllhaut bei Mikro- und Makrosporen in entsprechender Weise stattfinde. Wird die Hüll- membran der Mikrospore wahrscheinlich nicht in der Art wie die der Makrospore plötzlich von dem umgebenden Protoplasma durch Differenzirung innerhalb seiner Substanz gebildet, so verdankt sie doch jedenfalls ihre Entstehung dem umhüllenden Protoplasma; denn in der Spore ist äusserst wenig Protoplasma vorhanden, die hyaline Flüssigkeit der Hülle bleibt klar und durchsichtig wie zuvor. Erwägen wir ferner, dass, soweit die Beobachtungen rei- chen, eine Membran stets an einer Protoplasmafläche auftritt und nur so lange an Flächen- und Dickewachsthum zunimmt, als sie mit Protoplasma in Berührung bleibt, die besagte Hüllmembran aber nur an ihrer äusseren Fläche von Protoplasma, an ihrer inneren von einer klaren Flüssigkeit umgeben ist, so bleibt nur die Annahme übrig, dass die Hüllhaut vom umgebenden Protoplasma oder wenigstens durch dessen Vermittelung gebildet wor- den sei. Eine bedeutende Stütze für die Richtigkeit dieser Auffassung scheint mir in dem Vor- kommen jener oben erwähnten abnormen Entwickelung der Mikrosporen zu liegen; so viel geht wenigstens mit Sicherheit aus dieser Missbildung hervor, dass die Hüllmembran ihre Entstehung nicht den eingeschlossenen Sporen verdanken kann. Dass sie die umgewandelte Sporenmutterzellmembran (Urmutterzellmembran) sei, ist sehr unwahrscheinlich, da keine Reste abortirter Tochterzellen sichtbar waren und aus der normalen Form der Sporenzellen geschlossen werden muss, dass letztere durch normale Theilung ihrer Mutterzelle hervor- gegangen; es bleibt somit auch hier nur der Schluss übrig, dass die Hüllmembran je zweien, dreien oder vier Sporenzellen von dem umgebenden Protoplasma aus, umgelagert worden und zwar zunächst der die Sporen umgebenden hyalinen, aus den Specialmutterzellen her- vorgegangenen Substanz. Nach alledem glauben wir die Hüllmembran der Mikrospore als ein der Makrosporen- hüllhaut, wenn nicht homologes, so doch wenigstens analoges Gebilde bezeichnen zu müssen. Vergleichen wir unsere Darstellung der Marsiliasporen-Entwickelung mit den bisher gemachten Beobachtungen über denselben Gegenstand, so finden wir hinsichtlich der Thei- lungsvorgänge in den Sporenmutterzellen, der Anlage der Specialmutter- und Sporenzellen und deren Entwickelung bis zur Trennung der Mikrosporen von einander einerseits und dem Abortiren der je 3 Makrosporenschwesterzellen andererseits, unsere Beobachtungen in den wesentlichen Punkten übereinstimmend mit denen Hofmeister’s, der über den be- sagten Gegenstand bisher die einzigen (mir bekannt gewordenen) eingehenderen Unter- suchungen angestellt. Die weitere Entwickelung, zumal die Anlage und Ausbildung des 3. ©. exosporium (unserer Hüllhaut) betreffend, weicht die Darstellung des genannten Forschers von der unsrigen weit ab. Nach Hofmeister !) ist das s. с. exosporium (die Hüllhaut) nichts Anderes, als die mit der von ihr eingeschlossenen Fortpflanzungszelle (Sporenzelle) sich ausserordentlich ver- 1) Lehre von der Pflanzenzelle, 1867, $. 204. 62 Ермомр Russow, grössernde und beträchtlich in die Dicke aufquellende Membran der Specialmutterzelle. Diese Auffassung scheint bei den übrigen Forschern wenig Anklang gefunden zu haben; sogar Sachs, in seinem Lehrbuch der Botanik, erwähnt ihrer nicht einmal )). Wollte man es versuchen die von uns beobachteten Thatsachen zu Gunsten der Hof- meisterschen Änsicht zu deuten, so wäre nur die Annahme möglich, dass ein Theil der Specialmutterzellhaut, nämlich die äusserste, unmessbar dünne Schicht sich zu jener aus 2 Schichten zusammengesetzten Membran umgewandelt, denn der flüssige, innere Theil bleibt nach Anlage der besagten Membran noch sehr lange erhalten, die bisquitförmige Makrosporen- oder kugelige Mikrosporenzelle nach wie vor umgebend. Bald nach dem Auftreten der Protoplasmablase aber ist diese äusserste membranartige Schicht nicht mehr vorhanden. Wollte man dagegen geltend machen, dass sie wegen ihrer grossen Zart- heit leicht zu übersehen und dennoch vorhanden sei, so wird man zugeben müssen, dass die Umwandlung dieser unmessbar dünnen Schicht, die als solche verhältnissmässig sehr lange verharrt, fast plötzlich in eine 0,01 mm dicke und dabei in 2 Schichten differenzirte Membran, von denen wiederum eine äusserst complicirt aus dünnwandigen mit Flüssigkeit erfüllten Prismen besteht, eine reine Unmöglichkeit ist. Noch weniger zulässig als Hofmeister’s Deutung des exosporium wäre der Versuch, die von uns mitgetheilten Beobachtungen dem bekannten Modus der Exosporiumbildung anzupassen, wie er bei den Filices, Ophioglosseen und Lycopodiaceen statt hat; man müsste aus diesem Gesichtspunkt die hyaline Hülle als stark verdickte Sporenzeilenmembran betrach- ten, die in eine innere dünne und äussere unmessbar feine feste, wasserarme und eine mitt- lere überaus mächtige, äusserst wasserreiche, d. h. flüssige Schicht differenzirt wäre; eine derartige Membran ist aber nirgends im Pflanzenreiche beobachtet; ferner spricht das Zu- standekommen der hyalinen Hülle, wenigstens der der Makrosporen, mit Entschiedenheit gegen die Auffassung einer gewöhnlichen Zellmembran oder Membranschicht. Zugegeben aber, die hyaline Hülle sei nur die äussere, stark aufgequollene oder zum grössten Theil verflüssigte Schicht der Sporenmembran, so könnte das s. g. exosporium, da das plötzliche sehr beträchtliche Dickewachsthum der äussersten zarten wasserarmen Schicht mehr als unwahrscheinlich ist, vielleicht durch eine plötzliche Erhärtung eines Theiles der hyalinen flüssigen Schicht zu Stande kommen? Die Erhärtung (durch Wasserausscheidung) einer wenn 1) Beiläufig bemerkt, nimmt letztgenannter Forscher, wie mir scheint, bei der Entwickelung der Sporen sämmt- licher höheren Kryptogamen, gar keine Bildung von Specialmutterzellen an, denn in seinem Lehrbuch ist in den Abschnitten über Sporenentwickelung von Special- mutterzellenbildung nicht die Rede. Bevor ich die Spo- renentwickelung bei den Gefässkryptogamen eingehender untersucht, glaubte ich Sachs gegen die. Auffassung Hofmeister’s hinsichtlich der Bildung von Special- mutterzellen beistimmen, und zumal bei Marsila keine Bildung von Specialmutterzellen annehmen zu müssen, weil mir die Thatsache, dass die 4 Makrosporenzellen durch verhältnissmässig lange Stielchen verbunden sind, mit der Bildung von Specialmutterzellen nicht vereinbar schien. Doch in Berücksichtigung der weichen, plastischen Beschaffenheit der Specialmutterzellhäute erscheint ihr Vorhandensein dem Zustandekommen einer Vereinigung der Sporenzellen nicht hinderlich, insofern die von den 3 Leisten ausgehenden Stachelspitzen die stark aufge- lockerte Substanz der Specialmutterzellbäute unbehin- dert durchwachsen können, um sich mit einander zu ver- einigen. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. №. 63 auch beispiellos wasserreichen Schicht, wäre immerhin möglich, doch kaum begreiflich, wie eben nur ein Theil und nicht die ganze Schicht erhärte, denn die von der Hüllmembran eingeschlossene hyaline Substanz ist nach dem Auftreten ersterer nicht wasserreicher als zuvor, sondern besitzt die stark wasseranziehende Eigenschaft wie früher und ist auch nicht an Volumen geringer, sondern eher grösser geworden. Ferner steht der Annahme einer Erhärtung der hyalinen Schicht noch die Art ihrer Vertheilung entgegen, denn die Protoplasmablase liegt den beiden abgerundeten Enden der bisquitförmigen Makrosporen- zelle unmittelbar auf; es ist daher nicht einzusehen wie, namentlich am akroskopen Ende der Sporenzelle, die Hüllmembran von derselben Mächtigkeit wie nach den Seiten hin sich bilden könne. Nach diesen Erwägungen bleibt nichts Anderes übrig, als die von uns geltend ge- machte Anschauung nicht nur für die wahrscheinlichste, sondern allein richtige zu halten: dass die Hüllmembran (das s. g. exosporium) an der inneren Oberfläche einer Protoplasma- hohlkugel gebildet werde. Ist bisher kein analoger Vorgang im Pflanzenreiche beobachtet worden, so wird man doch zugestehen, dass die Bildung einer Membran, statt wie gewöhn- lich an der äusseren, einmal an der inneren Oberfläche einer Protoplasmahohlkugel, nichts Wunderbares an sich hat. Gewiss werden fortgesetzte Untersuchungen an nächstverwandten Gewächsen ergeben, dass dieser bei der Marsilia-Sporenbildung leicht und sicher zu con- statirende Vorgang nicht vereinzelt dastehen, sondern ein den Rhizocarpeen gemeinsamer Zug sein wird, auch scheint es mir bei entfernter stehenden Gewächsen an Analogieen nicht zu fehlen. Mit Sicherheit kann man darauf rechnen, bei der mit dem genus Marsilia nächstver- wandten Pilularia ') die Entwickelung der Sporangien und Sporen ebenso wie bei Marsilia zu finden, zumal bei der viel entfernter stehenden Salvinia, nach den Beobachtungen von Mettenius ?) zu schliessen, die Entwickelung der Sporen in höchst überraschender Weise der Bildungsgeschichte der Marsilia-Sporen gleicht. Uebertragen wir die unter dem Einflusse der damals herrschenden morphologischen Ansichten abgefasste Darstellung von Mettenius in eine, dem 1) Die Untersuchungen von Pilularia-Früchten in verschiedenen Entwickelungsstadien (im Sommer 1871 an Pilularia globulifera, americana und minuta in Ber- lin ausgeführt) ist zwar lückenhaft ausgefallen, doch kann ich den gemachten Beobaachtungen zufolge, in Betreff der Sporangien- und Sporenbildung, eine voll- kommene Uebereinstimmung in fast allen wesentlichen Punkten zwischen Marsilia und Pilularia constatiren ; auch zeigt das Receptaculum von Pilularia in seiner Ent- wickelung grosse Uebereinstimmung mit dem von Mar- silia. Eine eingehendere Untersuchung der Entwickelungs- geschichte mir vorbehaltend, will ich hier nur hervor- heben, dass die merkwürdige, in Betreff der verwandt- schaftichen Beziehungen zwischen Marsiliaceen und Fi- gegenwärtigen Stande der lices manches Licht verbreitende Bildung der Soruskanäle bei Pilularia sich in gleicher Weise wie bei Marsilia findet. ` Die Protoplasmahohlkugel ist bei Pilularia lichter und durchsichtiger als die bei Marsilia Drummondii und elata, doch sei hier bemerkt, dass das genannte Gebilde bei Marsilia diffusa (die gleichzeitig mit Pilularia unter- sucht wurde) fast farblos und sehr durchsichtig ist, woher sich diese Art zur Untersuchung, resp. Demonstration der Sporenentwickelung besonders eignet. Der Zellkern ist bei Pilularia in den verschiedenen Entwiekelungssta- dien der Sporen bis zum Auftreten der Hüllhaut sichtbar. 2) Mettenius, Beiträge zur Kenntniss der Rhizo- carpeen. Frankfurt a. М. 1846. 64 Ермомр Russow, Morphologie entsprechende, so finden wir, abgesehen von der Beobachtung über die Ent- stehung der Sporenmutterzellen, worin der genannte Forscher offenbar getäuscht worden, die Entwickelungsgeschichte der Salvinia-Sporen sehr nahe übereinstimmend mit der von uns gegebenen Darstellung der Entwickelung der Marsilia-Sporen. Fassen wir kurz die Hauptergebnisse der Untersuchungen Mettenius’ zusammen. Nachdem die, angeblich durch freie Zellbildung entstandenen, Sporenmutterzellen sich in 4 Tochterzellen getheilt (wie, ist nicht näher angegeben) verkümmern in den Makrospo- rangien je 3 Zellen der Tetraden, weder unter einander noch mit den sich entwickelnden Schwesterzellen im Zusammenhange bleibend; letztere wie die je 4 bald sich von einander trennenden, mit 3 Leisten versehenen Mikrosporen, lassen, nachdem ihre Membran an Dicke beträchtlich zugenommen, eine zweite, äussere, weiterhin an Mächtigkeit zunehmende Schicht erkennen, die offenbar unserer aus der Specialmutterzellhaut hervorgegangenen hyali- nen Hülle entspricht (vergl. à. a. O. Taf.I, Fig. 21, a, b, с; 23; 53, b, с, d; 54, а, b; 57). Die Angabe, dass die hyaline Hülle einige Zeit nach der Trennung der Sporen von einander auftritt, nachdem deren Membran sich beträchtlich verdickt, beruht wol auf einer mangel- haften Beobachtung. Bei Untersuchung der Marsilia-Mikrosporenentwickelung begegnete es mir anfänglich gleichfalls, dass ich die hyaline Hülle erst längere Zeit nach Trennung der Sporen von einander, nachdem sie ihre Membran beträchtlich verdickt und bräunlich gefärbt, auftreten sah. Die Specialmutterzellhaut ist gleich nach der Trennung der Sporen so zart, dass beim Austreten letzterer aus dem Sporangium, wenn man dieses durch Druck auf das Deckglas (ein Verfahren, durch welches Mettenius, wie er angiebt, die Sporen austreten machte) bewirkt, die hyalinen Hüllen zerstört werden. Es gelang mir später in zahlreichen Fällen, in ungewöhnlich durchsichtigen, intacten Sporangien die Sporen kurz nach ihrer Trennung (einige Tetraden waren noch unverändert) von ihren Specialmutter- zellhäuten umgeben zu finden. Mettenius giebt übrigens auch an (a. а. О. S. 12 u. 13), in einigen Fällen (die ihm aber als ungewöhnliche vorgekommen zu sein scheinen) die Sporen und auch selbst deren Mutterzellen (?) von einer «durchsichtigen, sehr zarten Membran umgeben» gesehen zu ha- ben, zu einer Zeit, wo die Sporenmembran noch sehr zart war. «Eine von den Tochterzellen, die ungefähr in der Mitte des Säckchens liegt, dehnt sich nun aus und wird zum Embryosack» (Makros:ore), beginnt Mettenius den Abschnitt, welcher die weitere Entwickelung des «Eichens» (des Makrospo- rangiums) schildert und fährt fort: «Gleichzeitig mit dieser Ausdehnung erhält sie eine gelbliche Farbe, während die anderen Tochterzellen unverändert mit dem Rest des Bil- dungsstoffs (des Protoplasmas) sie umgeben; oder der Bildungsstoff concentrirt sich zu einem gelblichen Ring um dieselbe, schickt breitere oder feinere Strahlen nach der Wand des Säckchens, so dass sie dadurch in dessen Mitte gehalten zu werden scheint». Offenbar entspricht diese im optischen Längsschnitt als gelblicher Ring sich darstel- lende hohlkugelige Schicht von « Bildungsstoff» (Protoplasma) unserer hellbräunlichen Proto- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 65 plasmablase. Stränge oder Strahlen von dieser Schicht zur Sporangienwand hin habe ich bei Marsilia nicht beobachtet. Dass nach Anlage der gelblichen Protoplasmahohlkugel die Spore noch von ihrer hya- linen Hülle zunächst umgeben, geht aus folgender Angabe hervor: «Einigemal sah ich sie (die Spore) bei einer Grösse, wie in Taf. I, Fig. 4, а (0,02”' im Durchmesser) noch von der äusseren, zarten Haut umgeben». Dass unter der «äusseren, zarten Haut» hier nur die von uns als hyaline Hülle bezeichnete Schicht verstanden sein kann, unterliegt keinem Zweifel. Wahrscheinlich ist das Volumen der hyalinen Hülle im Verhältniss zu dem der Spore bei Salvinia sehr viel geringer als bei Marsilia, woher Mettenius sie nur in wenigen Fällen gesehen, und wahrscheinlich schwindet sie früher bei Salvinia als Marsilia, weil ihrer fer- nerhin nicht mehr erwähnt wird. Ferner wäre noch der Unterschied in der Form der jungen Salvinia- und Marsilia-Makrosporen hervorzuheben, insofern erstere von Mettenius in jedem Entwickelungsstadium als kugelig dargestellt werden. Der Beginn einer neuen Entwickelungsperiode «giebt sich dem unbewaffneten Auge da- durch kund, dass das ganze Ovulum (Sporangium), das bisher eine glänzend gelbliche Farbe hatte, eine weissliche, weniger glänzende annimmt und an Durchsichtigkeit verliert. Mit Hülfe des Mikroskops erkennt man, dass eine amorphe Masse auf dem Embryosack (Spore) sich abgelagert hat, und dass der Bildungsstoff, der ihn am Ende der vorigen Periode, wenn auch nur in geringer Menge, umgab, vollkommen verschwunden ist. Diese amorphe Masse tritt zuerst an der Spitze des Ovulums auf, d. h. an der Stelle des Embryosacks, die dem Stiel des Säckchens abgewendet ist, erscheint dann an verschiedenen Stellen der Peripherie, aber immer in geringerer Menge als an der Spitze, und hüllt endlich den Embryosack voll- kommen ein '). An der Spitze bildet diese Masse alsdann drei stumpfe, frei hervorragende Lappen. Die abgelagerte amorphe Masse, die sich abstreifen lässt, wird weiterhin als eine schmutzig weisse oder gelbliche beschrieben, «in der hie und da hellere Parthieen, Höhlun- gen, liegen», welche, nachdem die Substanz an Festigkeit gewonnen, «schärfer umgrenzt hervortreten und vollkommen geschlossene Zellen nachahmen». Diese Angaben sprechen gewiss für eine, wenn auch nicht vollkommene, so doch nahe Uebereinstimmung in der Hüllhaut-Bildung, resp. Anlage der Salvinia- und Marsilia- Makrosporen. Zunächst scheint mir die Eigenschaft der Membran, kurz nach ihrer Anlage von der Sporenoberfläche abgestreift werden zu können, für die Gegenwart einer um diese Zeit noch vorhandenen, wenn auch geringen hyalinen Hülle zu sprechen; soviel geht wenig- stens mit Sicherheit hervor, dass diese «amorphe Schicht» der Sporenoberfläche aufgelagert und nicht durch centrifugales Dickewachsthum der Sporenmembran auf dem Wege der In- tussusception zu Stande gekommen ist; dasselbe wird auch durch das stückweise Auftreten der Hüllhaut (wenn diese Beobachtung richtig) bewiesen. 1) А. а. 0. 8. 17. Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Série. 9 66 Ермомо Russow, Wie es scheint, tritt die Membran, wenigstens in dem oberen, dreilappigen Theil, plötzlich als verhältnissmässig dicke Schicht auf, die, wie aus den ferneren Angaben hervor- geht, das Ansehen einer hellgelblichen, vacuoligen Protoplasmamasse besitzt; nehmen wir hiezu die Beobachtung, dass nach Anlage der besagten Schicht kein umhüllendes Proto- plasma mehr vorhanden, so liegt der Schluss nahe, dass die sich bildende Salvinia-Makro- sporen-Hüllhaut nichts Anderes als die die Spore umgebende unter Bildung von zahlreichen Vacuolen erstarrende oder festwerdende hohlkugelige Protoplasmaschicht sei. Natürlich hat man sich den Vorgang des Festwerdens nicht als ein Erstarren durch blosse Wasseraus- scheidung zu denken, es mögen dabei complicirte Vorgänge innerhalb der Substanz des Protoplasmas statt haben; die zahlreichen mit Luft erfüllten Höhlungen der ausgebildeten Hüllhaut aber sind gewiss nichts Anderes als die ursprünglich gebildeten Vacuolen, deren Wasser sich verloren und durch Luft ersetzt worden. Da offenbar die Hüllhäute der Salvinia- und Marsilia-Makrosporen morphogenetisch gleich sind, so darf man wol annehmen, dass die bei der Bildung der Hüllhaut statthabenden Vorgänge bei Marsilia denen bei Salvinia wenigstens analog sind und daher die Hohlprismen als Vacuolen von einer aussergewöhnlichen Form auffassen, die vielleicht dem Wesen nach nicht verschieden von den gewöhnlichen Vacuolen des Protoplasma sind. Jedenfalls glauben wir in der Hüllhaut-Bildung der Salvinia-Makrosporen eine wesentliche Stütze für die Richtigkeit der oben geltend gemachten Annahme erblicken zu dürfen, dass nämlich die Hüllmembran der Marsilia-Makrosporen die innerste, differenzirte Schicht der Protoplasma- hohlkugel sei. Mettenius erklärt (a. а. О. S. 18.) in Betreff der Frage nach der Entstehung der in Rede stehenden Membran: «es bleibt aber noch unentschieden, ob diese Schichte durch Ablagerung des Bildungsstoffes entstehe, oder von dem Embryosack secernirt werde. Erstere dieser beiden Möglichkeiten wird dadurch unwahrscheinlich, dass die geringe Menge des noch vorhandenen Bildungsstoffs zur Bildung der ganzen äusseren Haut nicht hinreichen kann; letztere hingegen wird dadurch erwiesen, dass die drei Lappen der Spitze des Ovu- lums zuerst entstehen und zuerst die weiteren Veränderungen durchlaufen, während, wenn sie durch Ablagerung entstanden, gerade umgekehrt die concentrische Schicht unter ihnen zuerst entstanden sein müsste». Die Annahme einer Membranbildung durch Secretion wird gegenwärtig wol Niemand mehr behaupten wollen; wenn Mettenius angiebt, die Menge des umgebenden Protoplas- mas sei zu gering, als dass sich aus derselben die Membran bilden könnte, so scheint mir dieser Grund durch den Umstand entkräftet zu werden, dass eine Protoplasmaschicht nach Bildung von Vacuolen ein sehr viel grösseres Volumen besitzt als vorher. Die Entwickelung der Mikrosporen, die der der Makrosporen bis zur Anlage der Hüllhaut in den wesentlichen Punkten gleicht, unterscheidet sich weiterhin dadurch, dass nicht um jede einzelne Spore eine Hüllhaut gebildet wird, sondern dass zwischen den Spo- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. W. 67 ren, die bis dahin lose neben einander in dem Protoplasma eingebettet lagen, eine «amorphe Masse» auftritt, die nach der Ansicht Mettenius’ von den «Pollenkürnern» (Mikrosporen) secernirt wird. «Diese secernirte Masse, (а. а. О. S. 20), tritt zunächst in lockeren Schich- ten um die einzelnen Pollenkörner auf, wird schnell bedeutend vermehrt und vereinigt nun die benachbarten Pollenkörner, so dass endlich sämmtliche in dieser gemeinschaftlich secer- nirten Masse eingebettet und durch diese verbunden in einer zusammenhängenden Kugel aus dem Säckchen entfernt werden können». Ferner heisst es von dieser secernirten Masse: «allmälig wird sie undurchsichtig, gewinnt an Festigkeit, wird an ihrer Peripherie, die der Wand des Säckchens dicht anliegt, scharf umgrenzt und erleidet an einzelnen Stellen Ver- änderungen, wie wir sie in der secernirten äusseren Haut des Embryosackes kennen ge- lernt haben». Dass diese, die Mikrosporen verklebende Masse, welche im ausgebildeten Zustande (an Herbarienexemplaren von mir untersucht) bis auf die sehr viel kleineren Höhlungen in ihrer Substanz, genau das Ansehen der Makrosporenhüllhaut besitzt, letzterer auch in mor- phogenetischer Beziehung aequivalent ist, geht aus den Beobachtungen von Mettenius unzweifelhaft hervor. Der genannte Forscher hebt wol hervor, dass um die Zeit der Bildung dieser Masse der «Bildungsstofh», das Protoplasma, geschwunden sei, doch glaube ich an- nehmen zu müssen, dass er in diesem Punkte getäuscht worden. Wahrscheinlich ist das die Sporen umgebende Protoplasma hier wie in den Marsilia-Mikrosporangien farblos und daher übersehen worden. Ferner vermisse ich eine Angabe über das Vorhandensein der hyalinen Sporenhüllen zur Zeit der Bildung der «amorphen Masse»; sie mögen hier ihrer Kleinheit wegen über- sehen worden sein, denn bei der grossen Uebereinstimmung in allen übrigen Punkten mit der Entwickelung der Makrosporen und der beiderlei Sporen von Marsilia darf man auch in dieser Hinsicht auf eine Uebereinstimmung rechnen. Die Annahme, dass die Hüllmasse (als solche könnte man das in Rede stehende Gebilde bezeichnen) von den Sporen secernirt werde, ist hier natürlich ebenso wenig zulässig als bei der Bildung der Hüllhaut der Makrospore; dass ihre Entstehung auf gewöhnliche Mem- branbildung nicht zurückgeführt werden hann, ist einleuchtend, es bleibt daher auch hier nur die Annahme übrig, dass sie das umgewandelte, vacuolige, die Sporen umgebende Protoplasma sei. Hat unsere Ansicht über die Abstammung der Makrosporen-Hüllhaut von Marsilia in der Genesis des gleichnamigen Gebildes von Salvinia eine Stütze gefunden, so wird die An- nahme, dass die Hüllhaut der Marsilia-Mikrosporen nicht die umgewandelte Specialmutter- zellhaut, sondern ein Gebilde des die hyaline Hülle umgebenden Protoplasmas sei, durch die Bildungsgeschichte der die Salvinia-Mikrosporen verklebenden Hüllmasse nicht minder gekräftigt; während das die Mikrosporen umgebende Protoplasma bei Marsilia sich zu ge- sonderten Hüllen um jede einzelne Spore umwandelt, bildet es bei Salvinia sich zu einer 9% 68 Ермомр Russow, gemeinsamen, sämmtliche Sporen zu einer compacten kugeligen Masse verklebenden Hüll- masse aus !). Aus Griffith’s?) Untersuchungen der Entwickelungsgeschichte der Sporen von Azolla pinnata R. Br. geht unzweideutig hervor, dass hier die junge, nahezu kuglige Makrospore von einer diekwandigen Protoplasmahohlkugel umgeben ist, welche nach der Spitze des Sporangiums, über dem Theil der Spore, welche die 3 Leisten trägt, in eine gerundet co- nische Masse ausgeht. Mit anderen Worten: in einer Protoplasmamasse von Ovoidform liegt die junge, kuglige Makrospore in der unteren grösseren Hälfte; die obere kleinere Hälfte umschliesst die abortirten Sporenzellen (vergl. 1. с. Taf. VI, Fig. 7.). Weicht die Makro- spore von Azolla in ihrem Bau °) auch in mehrfacher Beziehung sehr auffallend von der Salvinia-Makrospore ab, so ist im Wesentlichen die Uebereinstimmung doch so gross, dass an einer Bildung der braunen, lederartigen, mit mannigfachen Prominenzen versehenen Hülle des unteren, kesselförmigen Theiles der Spore mit dem Cingulum und Deckel wie des merkwürdigen, aus zahllosen feinen Fäden zusammengesetzten Trichters und der 3—9 durch Fäden mit dem Deckel der Spore wie mit dem Trichter fest verbundenen, die abortir- ten Sporen einschliessenden Massen, aus dem ovoidförmigen Protoplasmakörper nicht zu zweifeln ist. ое Die 3—9 kugelsectorähnlichen, die abortirten Sporen einschliessenden Massen stim- men (wie ich mich durch Untersuchung an Sporen von Azolla filiculoides Lam. und pinnata В. Br. überzeugt) in ihrer Zusammensetzung vollkommen überein mit der derben, leder- artigen Hülle der Salvinia-Makrospore oder der Hüllmasse, welche die Salvinia-Mikrosporen zu einem kugligen Klumpen verbindet. Genau denselben Bau besitzen die 2—10 kugel- sectorförmigen, mit eigenthümlichen Fortsätzen versehenen, die Mikrosporen einschliessen- 1) Nachträglich sei hier erwähnt, dass ich im letzt- verflossenen Spätsommer (1870) einige lebende Pflanzen der Salvinia natans zu untersuchen Gelegenheit gehabt; doch waren die wenigen (im hiesigen botanischen Garten aus Sporen erzogenen) Exemplare dürftig entwickelt, und fiel daher die Untersuchung der Sporenentwickelung sehr lückenhaft aus. Indess habe ich mich doch von der Rich- tigkeit der Beobachtungen Mettenius’ (abgesehen von der Bildung der Sporenmutterzellen), im Wesentlichen überzeugen können. Hervorheben möchte ich folgende Punkte. Die hyalinen, aus den Specialmutterzellhäuten hervorgehenden Hüllen, deren Mettenius erwähnt, habe ich an den Makrosporen nicht mit Sicherheit wahrge- nommen; wahrscheinlich sind sie bei Salvinia hinfälliger als bei Marsilia, und überhaupt von geringerer Mächtig- keit. Die Protoplasmahohlkugel (im optischen Durch- schnitt den «gelblichen Ring von Bildungsstoff» Mette- nius’ darstellend), der Sporenzelle unmittelbar auflie- gend, ist sehr viel heller und durchsichtiger als das ent- sprechende Gebilde bei Marsilia. In der kugeligen, jun- gen Sporenzelle ist ein grosser Kern mit Kernkörperchen sehr deutlich sichtbar; das junge Episporium hat ganz das Ansehen einer vacuoligen Protoplasmaschicht; zur Bildung des Episporiums scheint die Gesammtmasse der Protoplasmahohlkugel verbraucht zu werden. Die Mikrosporen fand ich in mehreren Fällen von kleinen hyalinen Hüllen umgeben. Das die Mikrosporen umhüllende Protoplasma ist von Mettenius, wie ich vermuthet, wegen seiner sehr durchsichtigen, feinkörni- gen Beschaffenheit übersehen worden. 2) W. Griffith, Ueber Azolla und Salvinia. Aus dem Calcutta-Journal of natural history, Juli 1844 über- setzt und mit Bemerkungen begleitet von Dr. Schenk in Regensburger Flora, 1846, N 31, 32 und 33, m. Taf, 3) Vergl. in Betreff des Baues der Sporen von Azolla: G. Mettenius, Azolla nilotica Decaisne, seorsum im- pressa ex Dr. Th. Kotschy «Plantis Tinneanis», Vindob. 1865, m. Taf. Derselbe, Ueber Azolla in Linnaea, Band ХХ, 5. 259—282, m. Taf. und Е. J. Е. Meyen, Beiträge Zur Kenntniss der Azollen in Verhandl. der Kaiser], Leopold. Carol. Acad. der Naturforscher. Band XVIII, ТЫ. I, 5. 507—524, m. Taf. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN О. 5. М. 69 den Massen’) von Azolla. Offenbar sind diese 2—10 Massen, wie die eine, die Mikrosporen von Salvinia einschliessende Masse, das morphologische Aequivalent der braunen, lederarti- gen Hüllen der Mikrosporen von Marsilia. Unter den Leitbündelkryptogamen stehen die Salviniaceen einzig da durch ihre in eine oder mehrere bestimmt geformte Massen vereinigten Mikrosporen. Vielleicht dürfte man in den Pollenmassen der Asclepiadeen und Orchideen eine entfernte Analogie finden. Wir haben vorhin bemerkt, dass es uns bei einigen, den Rhizocarpeen entfernter stehenden Gewächsen in Betreff der Sporenentwickelung, resp. Hüllhautbildung, an Ana- logien nicht zu fehlen scheine; wir hatten dabei die Equisetaceen im Auge. Indem ich auf die Untersuchungen Hofmeister’s *) und die von uns weiterhin gemachten Bemerkungen über die Equisetensporen-Entwickelung verweise, möchte ich hier nur noch hervorheben, dass nach Hofmeister die sich von ihren Schwesterzellen trennende Sporenzelle, bei Equisetum ebenso wie bei Marsilia, von ihrer Specialmutterzellhaut umschlossen bleibt; aus letzterer soll sich die bekannte, in Schraubenbänder zerreissende Membran bilden Dass die hyaline Hülle, welche bald nach der Isolirung der Spore um diese sichtbar wird und genau das Ansehen der Marsilia-Mikrosporenhülle bietet, aus der Specialmutterzellhaut hervorgeht, ist gewiss; ob aber diese Hülle sich direct zu der in Schraubenbänder zerreissen- den Membran ausbildet oder ob hier ein Vorgang, ähnlich dem bei der Bildung der Mi- krosporen-Hüllhaut von Marsilia, statt hat, wage ich nicht zu entscheiden. Vielleicht kommt auch bei der Pollenbildung einiger Phanerogamen etwas der Hüll- hautbildung der Marsilia-Mikrosporen Aehnliches vor: Hofmeister erwähnt nämlich (a. a. 0. S. 290), dass Maranta zebrina das seltene Beispiel des langen Bestehens der Specialmutter- zellhäute darbietet. 1) Die Angabe Metienius’, dass die Zahl der die Mikrosporen einschliessenden Massen zwischen 2 und 6 bei den verschiedenen Arten schwanke, muss ich nach Untersuchungen an A. pinnata dahin berichtigen, dass hier 8—10 solcher Massen vorkommen. Ferner finde ich sowol die von Meyen als von Met- tenius gegebenen Abbildungen der pfeilförmigen Fort- sätze an der Oberfläche der die Sporen einschliessenden Masse bei A. filiculoides (A. magellanica Willd.) nicht ganz richtig; essind nämlich die Enden der Widerhaken länger, dünner und stark hakenförmig nach innen ein- gekrümmt, wodurch der Zweck dieser Gebilde, die Mi- krosporenmasse der Oberfläche der Makrospore fest an- zuheften, in viel höherem Maasse erreicht wird als durch einfache Pfeilspitzen, zumal die feinen Fäden, welche von den stumpf-conischen Prominenzen der Hüllhaut abgehen, sich mehrfach krümmen und Schlingen bilden, welche letzteren an der Abbildung Mettenius’, vergl. Fig. 17, Taf. III, in Linnaea, B. XX, vermisst werden; auch sind die Fäden zu kurz dargestellt. Die zarten Linien, welche Meyen von den Enden ! der Widerhaken bis zur Basis der Stiele gezeichnet, treten bei 300—500-maliger Vergrösserung mit einem guten Objectiv und schwachen Ocnlar nicht auf, werden aber deutlich sichtbar, sobald man ein schwaches Objec- tiv mit stark vergrösserndem Ocular anwendet. Diese pfeilförmigen, oder wie ich sie eher nennen möchte, harpunenförmigen Fortsätze sehen zwar subtilen Haargebilden täuschend Ähnlich, doch da sie solide sind und von einem Körper ausgehen, der nicht aus Zellen zusammengesetzt ist, sondern der aus einer vacuoligen Cuticularmasse besteht, so sind diese Fortsätze den auf der Exine von Pollenkörnern vorkommenden Stacheln oder Stäbchen zu vergleichen. Bei A. pinnata zeigen oft die den harpunenförmigen Organen von A. magellanica entsprechenden dornenförmigen Fortsätze, die processus radieiformes Mettenius’, in ihrem unteren, dickeren Theil dieselben Vacuolen wie die ganze, die Sporen ein- hüllende Masse; sie sind somit hier unzweifelhaft keine Haargebilde. 2) Jahrbüch. f. wissenschaft]. Botan. III. 5. 288—291. 70 Ермомр Russow, Indem ich zum Zweck eines genaueren Vergleiches der Marsilia-Sporen mit denen der übrigen Gefässkryptogamen in Betreff des Baues und der Entwickelung auf unsere Darstellung in den betreffenden Abschnitten verweise, möchte ich zum Schluss dieses Ab- schnitts die Bemerkung machen, dass die bisher gebräuchlichen Ausdrücke Endo- und Exos- porium, — wenn wir mit denselben hinfort die Innen- und Aussenschicht der Membranen solcher Sporen bezeichnen wollen, bei denen ‚keine Hüllhautbildung vorkommt, — zur Be- zeichnung der Innen- und Aussenhaut der Rhizocarpeen-Sporen nicht zulässig sind, denn die Haut der eigentlichen Fortpflanzungszelle, die bisher Endosporium genannte Schicht der Marsilia-Sporen, entspricht morphogenetisch der ganzen bei Filices, Ophioglosseen und Lycopodiaceen in Endo- und Exosporium differenzirten Sporenhaut (sporodermis), sie ist wie diese die ausgebildete Membran der in den Specialmutterzellen entstandenen Tochter- zelle und trägt wie die durch kugeltetraëdrische Theilung gebildeten Sporen vieler Farne, der Ophioglosseen und Lycopodiaceen, auf ihrer Oberfläche drei unter Winkeln von 120° zu- sammenstossende Leisten; sie muss daher als Sporodermis bezeichnet werden. Aus der Darstellung der Keimungsgeschichte der Marsilia-Sporen von Hanstein !) glaube ich schliessen zu müssen, zumal der bildlichen Darstellung Taf. X, Fig. 7, 8,10,11 (a. a. O.), dass zur Zeit der Spermatozoidenbildung eine Differenzirung der bis dahin homo- genen Sporodermis der Mikrospore in zwei Schichten stattfindet; es würde dieser Vorgang der von Hofmeister beobachteten völligen Ausbildung der innersten, vierten Schicht der Equisetensporen erst zur Zeit der Keimung-dieser entsprechen ?). Die bisher als exosporium bezeichnete, von uns Hüllmembran genannte Schicht der Marsilia-Sporen, könnte mit Bezug auf ihre Entstehung, in sofern sie der eigentlichen Spore um- oder aufgelagert wird, Peri- oder Episporium genannt werden. Mit Episporium be- zeichnet Hofmeister 3) die äusserste Schicht der Makrosporen von Isoëtes; die Entwicke- lung letzterer habe ich bisher nicht untersuchen können und weiss daher nicht anzugeben, ob ein Grund vorhanden, die besagte Schicht nicht Exosporium zu nennen. Werfen wir noch einen Blick auf die Veränderungen, welche während der Sporen- entwickelung die Frucht, resp. Fruchtschale erfährt. Zur Zeit des Beginnes der Theilungen in den Makrosporenmutterzellen hat die Frucht etwa °/, ihrer definitiven Grösse erreicht. Das die Schale zusammensetzende Gewebe ist in der Entwickelung bereits beträchtlich vorgeschritten, und zwar am meisten eine von den beiden der Anlage nach jüngsten Gewebeschichten, nämlich die äussere Prismenschicht; die Zellen dieser Schicht haben in der Ausdehnung des ganzen Rückens der Frucht, von dem unteren Höcker bis zur Spitze, ihre Wände in der oben beschriebenen Weise zu verdicken angefangen, während sie in der mittleren Region der Klappen sich noch durch Längswände 1) Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik IV. 2) A. а. 0. 8. 289. 3) Beiträge zur Kenntniss der Gefässkryptogamen in Abhandl.d. К. В. Ges, d. Wissensch. IV, 8. 139, VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 71 theilen; in der inneren Prismenschicht erfolgen noch hie und da Quertheilungen; dagegen hat in sämmtlichen übrigen Geweben die Theilung der Zellen aufgehört und die Streckung derselben begonnen. Die Zellen der äusseren Lage der s. g. Indusien fangen an zu colla- biren in Folge des Druckes, den die an Grösse bedeutend zunehmenden Zellen der inneren Lage auf sie ausüben; die Wände letzterer, an Dicke wenig zunehmend, erlangen die Eigen- schaft im Wasser zu quellen. Die sehr zahlreichen Chlorophyllkôrner in den Zellen der vierten und fünften Schicht und der Epidermis führen grosse Stärkekörner; die Zellen der inneren Prismenschicht sind arm an Chlorophyll. Die Haare haben fast ihre definitive Grösse erreicht; ihre Gliederzellen, deren Wände sich beträchtlich verdicken, führen, zumal die grossen basalen bei M. salvatrix, sehr reichlich Stärke. Die Wände der Schliesszellen sind beträchtlich verdickt. In dem linsenförmigen Raum unter dem oberen Höcker findet die Anlage der Lacune statt. Vor Anlage des Episporiums der Makrosporen hat die Frucht, wenn sie, wie mir scheint, sich normal und kräftig entwickelt, ihre definitive Grösse fast erreicht, doch ist sie vor weiter in der Entwickelung vorgeschrittenen Stadien durch grössere Zartheit, heller grüne Färbung, grösseren Saftgehalt, der ein schwaches Durchscheinen bewirkt, leicht gekennzeichnet. Diejenigen Früchte (zumal bei M. elata), welche sehr lang und breit, aber nicht dick werden, d. h. deren Querdurchmesser den halben Abstand zwischen Rücken- und Bauchkante (die halbe Breite) nicht erreicht, schreitet die Grössezunahme der Frucht und mit ihr die Ausbildung der Gewebeschichten der Fruchtklappen, im Vergleich zur Ent- wickelung der Sporangien rascher vor; hier ist die definitive Grösse bald nach dem Auf- treten der Protoplasmablase erreicht. Die Epidermis ist der völligen Ausbildung nahe. Die Zellen der äusseren Prismen- schicht haben in der ganzen Ausdehnung des Rückens ihre Entwickelung fast beschlossen; die der mittleren Region der Klappen sind von denen an der Bauch- und Stirnkante gele- genen überholt worden; während jene eben erst sich zu verdicken anfangen, haben die Wände letzterer ihre halbe Dicke erreicht. Die entsprechenden Zellen der Fruchtbasis, so- weit diese mit dem Fruchtstiel verwachsen ist, sind mit denen der Bauch- und Stirnkante, die der uhrglasförmigen Schicht mit denen der mittleren Region der Klappen in der Ent- wickelung gleich weit vorgeschritten. Die innere Prismenschicht ist in den verschiedenen Theilen der Fruchtschale der äusseren entsprechend, doch überall weniger als diese ent- wickelt. Die Verdickung der Zellen der vierten und fünften Schicht, in dem Rücken der Frucht der Vollendung nahe, nimmt von da zur Mitte der Fruchtklappen hin ab, gegen Bauch- und Stirnkante wieder zu. Die Zellen des s. g. Gallertringes schwellen um diese Zeit in Wasser schon ziemlich stark auf. Die Höcker sind ausgebildet. Im linsenförmigen Raum ist unter dem oberen Höcker noch ein Rest der früher zahlreichen Intercellulargänge, im Medianschnitt in der Gestalt einer schwarzen, schmalen Zickzacklinie sichtbar, die sich von der Lacune bis zu 72 Ермомро Russow, der Stelle hinzieht, wo der den unteren Höcker durchziehende Luftgang in den linsenförmi- gen Raum mündet. Bevor die Makrosporenzelle das Episporium mit ihrem ganzen Umfange erreicht und das Episporium der Mikrospore sich gelblich gefärbt, ist die äussere Prismenschicht in ihrer ganzen Ausdehnung ausgebildet, desgleichen die Epidermis und die vierte und fünfte Schicht der Fruchtschale; die Zellen der inneren Prismenschicht dagegen haben ihre Wände erst bis zur Hälfte verdickt. Die nunmehr vollkommen opake Frucht erscheint ein wenig gebräunt. Ueberblicken wir die Entwickelung der Gesammtfrucht, so treten uns folgende Haupt- momente entgegen: 1) Der fertile Theil des Blattes, wahrscheinlich nach dem Auftreten der Lamina des sterilen Theiles angelegt, wächst durch Theilungen einer wahrscheinlich zweischneidigen Scheitelzelle und intercalare Theilungen zu einem schlanken kegelförmigen Körper aus, der bald durch einseitig gesteigertes Wachsthum die Gestalt etwa eines Gemshorns erlangt. 2) Differenzirung des fertilen Theiles in Fruchtanlage und Stiel, durch ziemlich plötz- liche einseitige Verbreiterung des eingekrümmten Endstücks sich kenntlich machend. Auf der der Concavität des Fruchtstiels zugekehrten Bauchfläche entstehen 2 Längsfurchen, in denen in akropetaler Folge je 8—10 Grübchen auftreten. Das Leitbündel des Stiels reicht in die Frucht hinein bis etwa zur halben Länge derselben. 3) Die Spitze der Frucht biegt sich aufwärts, die Rückenkante wird dadurch concav. Das der Rückenkante genäherte Leitbündel sendet in akropetaler Folge Fiederzweige ab, die sich dichotomisch theilen; hinter diesen Leitbündelästen (nach innen) werden die Sori in akropetaler Folge angelegt durch Trennung von 6—9 in einer Reihe gelegener Zellen der innersten Zellenlage des sehr regelmässig angeordneten sechsschichtigen Aussengewe- bes von dem weniger regelmässig gebauten vierschichtigen Innengewebe. Die je 6—9 nach Art der dreiseitigen Scheitelzellen sich theilenden Zellen bilden sich zu Makrosporangien aus, nachdem aus ihren Segmentzellen der die Mikrosporangien erzeugende Theil der Pla- centa hervorgegangen. Das vierschichtige Innengewebe bildet die Anlage der Indusien, aus den vier äusseren Schichten geht die Fruchtschale hervor. 4) a. Die Frucht nimmt an Ausdehnung, zumal in der Breite zu; die Rückenfirste krümmt sich stark gegen die Spitze hin abwärts, während die Bauchkante gerade wird; die Spitze der Frucht entfernt sich von dem geraden Theil des Fruchtstieles, so dass mit letzterem die Bauchkante der Frucht einen nach unten geöffneten spitzen Winkel bildet. Das Leitbündel erleidet an der Grenze zwischen Stiel und Frucht eine Knickung. Die Mi- krosporangien werden angelegt; in den Makrosporangien theilt sich die a Scheitel- zelle durch eine zur Längsaxe des Sporangiums senkrechte Wand. b. Hat die Frucht etwa die halbe definitive Grösse erreicht, so bildet ihre Längsaxe mit dem Fruchtstiel einen rechten Winkel. Die Fruchtschale (von der Epidermis bis zu den Leitbündeln gerechnet) ist fünfschichtig geworden, doch entsprechen diese 5 Schichten VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 15 nicht denen der ausgebildeten Frucht. Die Anlage des oberen Höckers und der Spalt- öffnungen beginnt; in den Makrosporangien ist die Centralzelle angelegt. 5) Die Frucht hat *, der definitiven Grösse erreicht; ihre Längsaxe bildet mit dem Stiel einen stumpfen Winkel. Die Anlage der beiden Prismenschichten erfolgt dadurch, dass die Zellen der unter der Epidermis gelegenen Schicht sich durch eine tangentiale Wand (Querwand) vom Rücken zur Bauchkante fortschreitend theilen. Die Soruskanäle schwinden. In der vierten Schicht weichen die radialen Wände der Zellen in ihrer Mitte auseinander. In den Makrosporangien sind die Sporenmutterzellen angelegt und es beginnt die Auflösung der inneren Wandschichten. In den Mikrosporangien ist die Centralzelle angelegt oder schon halbirt. 6) Die Frucht erreicht °/, ihrer definitiven Grösse. Die äussere Prismenschicht ist in der Ausdehnung des Rückens in der Entwickelung beträchtlich vorgeschritten; an Bauch- . und Stirnrand beginnt die Verdickung der Zellen, in der Mitte der Fruchtklappen finden noch radiale Theilungen statt. Die äussere Schicht der Indusien collabirt. Die Haare haben ihre definitive Grösse fast erreicht. Die Makrospore umgiebt sich mit einer Protoplasma- hülle. In den Mikrosporangien sind die Sporenmutterzellen angelegt. Die Frucht grenzt sich gegen den Fruchtstiel durch eine Prismenschicht ab; bald darauf tritt die uhrglasför- mige Schicht unter den beiden Höckern auf. Die Streckung in der Placenta hört auf. 7) Die Frucht hat fast ihre definitive Grösse erreicht, ist aber noch zart, saftig grün, etwas durchscheinend. In der Ausdehnung des Rückens ist die äussere Prismenschicht fast gänzlich ausgebildet, an Bauch- und Stirnrand und im Basalstück halb ausgebildet; in der Mitte der Fruchtklappen beginnt die Verdickung der Prismenzellen. Anlage des Epispori- ums der Makrospore. 8) Die Frucht beginnt sich zu bräunen; bis auf die innere Prismenschicht sind die übrigen Schichten der Fruchtschale ausgebildet. Die Sporodermis der Makrospore hat das Episporium noch nicht mit ihrem ganzen Umfange erreicht. Die Episporien der Mikrospo- ren sind angelegt. 9) Ausbildung der inneren Prismenschicht. Auftreten von Stärke in den Sporen, nach- dem diese mit ihren Episporien verwachsen; Ausbildung ihrer Gallerthüllen. Versuchen wir nun, nachdem wir den Bau und die Entwickelung der Marsilia-Frucht kennen gelernt, ihre morphologische Deutung. Die Frucht, zweifellos ein Theil des Blattes, ist wie das sterile Blatt in zwei Haupt- theile differenzirt, die dem Stiel und der Lamina des Blattes entsprechen. Wie früher er- Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, УПше Serie. 10 74 Ермомо Russow, wähnt, und bereits bekannt, wird die vollkommen reife Frucht beim Liegen in Wasser in drei Stücke gesprengt, in zwei symmetrische Klappen und einen länglichen, knieförmig ge- bogenen Körper, der mit dem Fruchtstiel fest verbunden bleibt; letzteren, von uns Notobasal- stück genannten Theil, glauben wir, der Entwickelungsgeschichte zufolge, als zum Frucht- stiel gehörig, 4. В. als directe, die Fruchtklappen tragende Fortsetzung des Fruchtstiels und die Klappen als an diesem Theile (dem Ende des Stiels) hervorgesprosste Lamina be- trachten zu müsssen. . Ihren sichtbaren Ausdruck gewinnt die Anlage der Frucht, wie erwähnt, in der ein- seitigen Dilatation des hakenförmig umgebogenen Endes des aus dem Blattstiel hervor- gesprossten Fortsatzes; offenbar entspricht dieses einseitige Dickewachsthum des Frucht- stiels rechtwinklig zu der bis dahin statt gehabten Wachsthumsrichtung, der Anlage der Lamina des sterilen Blattes, mit dem Unterschiede, dass hier 4 (je 2 nach einander) ge- trennte Theile nahezu rechtwinklig zur früheren Wachsthumsrichtung, am Ende des Stiels hervorsprossen, bei dem fertilen Blatt (Theil) wahrscheinlich nur 2 Blättchen entsprechende Theile ungetrennt, als ein Ganzes sich erheben. Die Anordnung der Zellen in der jungen Frucht entspricht fast genau der in den jungen Laminartheilen des sterilen Blattes; hier wie dort kann man nach der Nägelischen Auffassung das Blatt als aus dicht neben einander liegenden Zellenreihen zusammengesetzt ansehen, die an der Spitze wachsend und im Querdurchmesser zunehmend, fächerartig nach aussen divergiren; bei den Fruchtblättern findet dieses Divergiren der Zellenstreifen nach aussen in viel geringerem Maasse als bei den sterilen Blättern statt, weil ihre Basis eine viel breitere als bei letzteren. Das notobasale Gewebe der Frucht giebt sich auch noch in weiter vorgerückten Ent- wickelungsstadien als directe Fortsetzung des Fruchtstiels, als dessen Ende zu erkennen; bis zu der Anlage der Sori nimmt es der Ausdehnung nach mehr als die Hälfte der ganzen . Frucht ein; bis letztere mehr als ihre halbe Grösse erreicht, setzt sich das Gewebe des Fruchtstiels ohne Unterbrechung in den besagten Theil fort. Erst nach Anlage der Ma- krosporenmutterzellen schliesst sich die Frucht durch eine Prismenschicht gegen den Stiel ab, doch wird die Continuität mit dem Fruchtstiel noch nicht gänzlich aufgehoben; die Lacunen des letzteren setzen sich nach wie vor unmittelbar in die zahlreichen Intercellular- gänge fort, welche den dorsalen Theil des Notobasalstücks durchziehen. Diese zahlreichen Intercellulargänge scheinen mir besonders entscheidend für die Auffassung des Notobasal- stücks als Fortsetzung des Fruchtstiels zu sein; denn mit dem Sichtbarwerden der Frucht- anlage, ragen sie als directe Fortsetzung der Lacunen des Fruchtstiels in die junge Frucht hinein, der Rückenoberfläche genähert; mit der Zeit nehmen sie an Länge und Weite zu, um die Zeit des Auftretens der Protoplasmablasen sich innerhalb des linsenförmigen Raumes unter dem oberen Höcker zu einer verhältnissmässig grossen Lacune erweiternd, in die all- seitig lockeres Lückenparenchym hineinragt. Somit wird der eigenthümliche, von der Zu- sammensetzung der Fruchtklappen abweichende Bau des Notchasalstücks durch die Ent- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. W. 13 wickelungsgeschichte, die es als Fortsetzung des Fruchtstiels kennen lehrt, wenigstens einigermaassen erklärlich. Was die Fruchtklappen betrifft, so geht sowol aus den ersten wie späteren Stadien der Entwickelung und nicht weniger aus dem fertigen Zustande mit Evidenz hervor, dass sie den Laminartheilen des sterilen Blattes entsprechende Gebilde sind. Wahrscheinlich entspricht jede Klappe mit der in ihr sich ausbildenden Sorusreihe einem Laminartheil (Blättchen) des sterilen Blattes. Dass jede Klappe aus 2, ihrer Fläche nach mit einander verwachsenen Spreitentheilen bestehe, die ganze Frucht demnach aus 4, wie bei dem jungen sterilen Blatte, neben einander liegenden Blättchen, die sich hier nicht von einander ge- trennt, zusammengesetzt sei, dagegen spricht die Vertheilung der Leitbündel wie der ganze innere Bau. Für die Annahme, dass in jeder Klappe 2 Blättchen mit ihren Rändern ver- wachsen seien, ist in der Entwickelungsgeschichte nicht der geringste Anhaltspunkt gege- ben; jedenfalls ist die oben ausgesprochene Annahme die ungezwungenste. Die Analogie des Gewebes der ausgebildeten Klappen mit dem der Laminartheile des sterilen Blattes springt in die Augen. Die Leitbündel der Frucht gleichen in ihrer inne- ren Zusammensetzung, ihrer dichotomen Verzweigung und Vereinigung durch eine Rand- anastomose vollkommen den Leitbündeln des sterilen Blattes. Das Grundgewebe, wie in dem sterilen Blatte, gegen das Stranggewebe durch eine Schutzscheide abgeschlossen, lässt zwar ein dem chlorophyllführenden Pallisadenparenchym entsprechendes Gewebe vermissen, zeigt dagegen in dem eigenthümlichen Gewebe der vierten Schicht ein ausgesprochenes Ana- logon des Schwammparenchyms. Die fünfte, aus tangential gestreckten Zellen gebildete, chlorophyllreiche Parenchymschicht, in welcher die Leitbündel verlaufen und das mit den Placenten in continuirlichem Zusammenhange steht, ist physiologisch dem Schwamm- oder Pallisadenparenchym gleich zu erachten; dagegen ist das den Gallertring bildende Gewebe, zum Zweck der Sporenausstreuung, der Frucht eigenthümlich wie die Sori. Das Hautgewebe der Frucht weicht von dem des Blattes besonders durch das stark entwickelte, aus stark verdicktem Selerenchym gebildete Hypoderm ab, denn als solches glauben wir die beiden Prismenschichten auffassen zu müssen. Die Epidermis zeigt keine wesentlichen Verschiedenheiten. Auf die vorstehend mitgetheilten Ergebnisse zurückblickend, kann ich nicht umhin diesen Abschnitt mit einigen Bemerkungen über die morphologische Deutung der Sporen- früchte von Pilularia und der der Salviniaceen zu schliessen, zumal ich nachträglich Gele- genheit gehabt, junge Früchte von Pilularia (globulifera, americana und minuta) in ver- schiedenen Entwickelungsstadien zu untersuchen. In Betreff des inneren Baues haben wir eine sehr nahe Uebereinstimmung zwischen den Sporenfrüchten von Marsilia und Pilularia kennen gelernt; ich hebe hier nur hervor: die Gleichheit in Betreff der inneren Zusammensetzung der Klappen des Receptaculum und 10* 76 Ермомр Russow, der Stellung der Sori zu den Leitbündeln. Eine wenn auch lückenhafte Untersuchung der Entwickelungsgeschichte der Pilularia-Früchte hat mir in der Anlage der Sori und Indusien und einem der merkwürdigsten Punkte, nämlich in der Bildung der Soruskanäle eine voll- kommene Uebereinstimmung zwischen Pilularia und Marsilia gezeigt; mithin dürfen wir wol annehmen, dass die Klappen des Pilularia- Receptaculum morphologisch denen von Marsilia entsprechen, also metamorphosirte Theile eines Blattes sind. Die Form der steri- len Blätter von Pilularia erscheint dieser Auffassung zwar nicht günstig, doch berücksich- tigen wir den Umstand, dass bei der nahe verwandten Salvinia die fertilen s. g. Wasser- blätter von den sterilen Luftblättern in ihrer Form sehr beträchtlich abweichen, und dass bei den in vielfacher Beziehung den Rhizocarpeen nahe stehenden (unseres Dafürhaltens nächst verwandten) Filices ein Dimorphismus der Blätter vorkommt, z. B. bei Platycerium und mehreren Polypodium-Arten, so gewinnt die oben ausgesprochene Annahme einigen Boden. Ernstlichere Bedenken gegen die Blattnatur der Pilularia-Früchte üherhaupt erhe- ben sich aus der Stellung der Früchte zu den übrigen Organen, doch so lange das erste (locale) Auftreten derselben unbekannt ist, dürfen wir wol, im Hinblick auf die grosse Ueber- einstimmung in den genannten Punkten mit Marsilia, eine morphologische Gleichwerthigkeit der Früchte von Pilularia und Marsilia annehmen. Was auch die Untersuchung in Betreff der ersten Anlage der Pilularia-Früchte ergeben mag, so viel muss ich nach den von mir bisher ausgeführten Beobachtungen schliessen, dass das.Receptaeulum (die Fruchtschale) von Pilularia dem von Marsilia morphologisch durchaus gleichwerthig ist. Dagegen weicht das s. g. Receptaculum der Salviniaceen in Hinsicht des Baues sowol als der Entwickelung, soweit letztere durch die Untersuchungen Mettenius’ ') und Grif- fith’s °) bekannt ist, so sehr von dem gleichnamigen Organ der Marsiliaceen ab, dass ich in demselben ein von dem Marsiliaceen-Receptaculum durchaus verschiedenes Gebilde er- blicken muss. Offenbar entspricht die die Sporangien (bei Azolla nur ein Makrosporangium) tra- gende Säule (der s. g. Kern) der Salviniaceen der s. g. Placenta der Marsiliaceen, mithin die zwei- oder einschichtige, die Sporangien einschliessende Hülle ersterer dem die Placenta einschliessenden Indusium letzterer. Ist die Entwickelung der besagten Gebilde hüben und drüben zwar beträchtlich verschieden, so glaube ich doch, dieselben für analog halten zu müssen, zumal bei den Filices die s. g. Indusien sowol in Hinsicht des Baues als der Ent- wickelung beträchtlich differiren. Die geringen Differenzen hinsichtlich des Baues der ge- nannten Gebilde bei Marsiliaceen und Salviniaceen sind wie die beträchtlicheren Verschie- denheiten in Bezug auf Entwickelung bedingt durch die Verschiedenheit der die Sori er- zeugenden Blattgebilde. Dagegen entspricht genau die Befestigung des Indusium an der Placenta bei den Marsiliaceen der Insertion des Indusium (des s. g. Receptaculum) an der Placenta (dem s. g. Kern) bei den Salviniaceen. 1) Beiträge zur Kenntniss d. Rhizocarp. Frankfurt 2) Griffith, Ueber Azolla und Salvinia in Regens- а. М. 1846, 5. 7 п. 56, und Linnaea В. ХХ, S. 265. burger Flora, 1846. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN UT. 8. W. 77 Wie bereits Magnus !) treffend bemerkt, ist das s. =. Receptaculum der Salviniaceen als ein Analogon des Sorus der Filices zu betrachten; «diese Analogie springt noch mebr in die Augen, wo der Sorus von einem becherförmigen Indusium umgeben ist, z. В. Wood- siaarten, Deparia, Hymenocystis и. Л.» Die Analogie der Sori von Marsilia und Pilularia einerseits und der der Filices andererseits ist lung erfahren, einleuchtend und hat dieselbe durch die gleiche Bezeichnung ausgedrückt. 1) P. Magnus, Beiträge zur Kenntniss der Gattung Najas L. Berlin, bei Georg Reimer, 1870, $. 40, Note4. Stimme ich Magnus vollkommen bei, wenn er in dem s. g. Receptaculum der Salviniaceen ein Analogon des Sorus der Filices erblickt, so kann ich mich mit der Ansicht, dass das Receptaculum der Salviniaceen dem ovulum der Phanerogamen entspreche, nicht einverstan- den erklären. Es liegt zwar nahe, bei einem Vergleich der Beobachtungen Magnus’ über die Blüthenbildung von Najas mit der Darstellung Griffith’s von der Ent- wickelung des Receptaculum, resp. nucleus und der Ma- krospore von Azolla zu dem Schluss zu gelangen, es ent- spreche das weibliche (die Makrospore enthaltende) Re- ceptaculum von Azolla dem ovulum von Najas, resp. der s. ©. nucleus von Azolla dem gleichnamigen Gebilde von Najas und mithin die angeblich im Inneren des nucleus entstehende Makrospore dem Embryosack von Najas; doch gerathen wir in Verlegenheit, sobald wir das weibliche Receptaculum von Salvinia zum Vergleich heranziehen; da will die Analogie zwischen nucleus und dem gleich- namigen Gebilde bei Najas keineswegs zutreffen. Die Richtigkeit der Griffithschen Beobachtungen über die Entwickelung des nucleus und‘der Makrospore im Inne- ren derselben voraussetzend, kommen wir freilich zu dem Schluss, dass die nuclei im weiblichen Receptaculum von Azolla und in dem von Salvinia morphologisch ganz verschiedene Gebilde sind; doch die Uebereinstimmung zwischen den nuclei in den Mikrosporangien-Behältern bei beiden Genera mahnt uns zur Vorsicht bei der Beur- theilung der Griffithschen Beobachtung. Halte ich mich an die von Griffith gegebene Ab- bildung, 1. c. Tab. VI, Fig. 1, b, und nehme ich meine Beobachtungen über die Makrosporangien-Entwickelung bei Marsilia zu Hülfe, so löst sich das Räthsel. Aus der eitirten Abbildung geht hervor, dass an der Spitze des nucleus eine gerundet conische, grosse Zelle sich befin- det; diese entspricht jedenfalls der Zelle, welche bei Marsilia später direct zum Makrosporangium auswächst. Ob sie bei Azolla einen Theil des nucleus (der säulenför- migen placenta) bildet wie die entsprechende Zelle bei Marsilia einen Theil der Placenta (so weit in letzterer das Leitbündel verläuft) muss natürlich dahingestellt bleiben. Vielleicht nimmt der ganze nucleus bei Azolla seinen Anfang mit einer, später direct zum Makrospo- nach dem, was wir über Bau und Entwicke- bereits seit längerer Zeit die Wissenschaft rangium auswachsenden Zelle; mir ist das wahrschein- lich, da der nucleus sehr kurz ist. Bei der grossen Ueber- einstimmung zwischen Azolla und Salvinia in Betreff der Mikrosporangienbildung muss man annehmen, dass auch das Makrosporangium von Azolla in seiner Entwickelung den Typus der übrigen Rhizocarpeen einhält, dass die zum Makrosporangium auswachsende Zelle sich nach dem bekannten Modus theilt. Können wir somit dreist den nucleus im weiblichen Receptaculum von Azolla dem gleichnamigen Gebilde von Salvinia oder der Placenta der Marsiliaceen gleich- werthig erachten, so dürfen wir ihn nicht als Analogon des nucleus von Najas oder der Phanerogamen über- haupt betrachten. Um einen sicheren Boden für den Vergleich der sexuellen Propagationsorgane der Phanerogamen und der heterosporen Gefässkryptogamen zu gewinnen, müssen wir zum Ausgangspunkt diejenigen Zellen wählen, einer- seits, welche befruchtet die Grundlage eines neuen Indi- viduums bilden, andererseits, welche den befruchtenden Stoff (die befruchtenden Elemente) liefern. Zweifelsohne entspricht dann die Mikrospore dem Pollenkorn, die Ei- zelle (Befruchtungskugel) der Kryptogamen dem gleich- namigen Gebilde der Phanerogamen. Weiter entspricht das die Mikrosporen bildende Sporangium dem die Pol- lenkörner erzeugenden Pollensack oder der Anthere. Die Eizelle der heterosporen Kryptogamen entsteht im Archegonium, dieses auf dem Prothallium, letzteres geht aus der Makrospüre hervor. Bei den Gymnospermen ent- steht die Eizelle im corpusculnm, dieses im s, ©. Endosperm (Prothallium) dieses im Embryosack, somit entspricht die Makrospore dem Embryosack und das die Makrospore bildende Makrosporangium dem nucleus oder wol richti- ger dem ganzen ovulum, da im einfachsten Fall das ovu- lum (bei Santalaceen und Balanophoreen) aus einem in- tegumentlosen nucleus besteht. Sind bis hierher die Analogien scharf und klar aus- gesprochen, so werden sie, wenn wir weiter gehen, unbe- stimmt und dunkel. Vielleicht dürfte man, von Azolla ausgehend, den Sorus als morphologisches Aequivalent der Blüthe auffassen, dann entspräche das Indusium der Blüthenhülle; doch wäre die Auflassung des Sporangi- ums als Acquivalent der Blüthe vielleicht eben so sehr gerechtfertiet 78 Ермомр Russow, Behalten wir den Ausdruck Receptaculum zur Bezeichnung, des Fruchtbehälters der Marsiliaceen bei, so müssen wir denselben für die Bezeichnung der die Sporangien ein- schliessenden Hülle der Salviniaceen aufgeben; letztgenanntes Gebilde glaube ich mit Indu- sium bezeichnen zu dürfen. Wir hätten demnach bei Marsiliaceen wie Salviniaceen Sori indusiati, welche bei ersteren von dem sie tragenden, metamorphosirten Blatt oder Blatt- theil fest umschlossen werden, bei letzteren auf dem sie tragenden Blatt frei liegen (bei Salvinia) oder (bei Azolla) paarweise von einer zarten, kapuzenförmigen Emergenz (oder vielleicht richtiger einem Trichomgebilde), dem $. ©. Involucram, umschlossen werden. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 79 Zweiter Abschnitt. I. Filices. II. Ophioglosseae. Ш, Lycopodiaceae. IV. Equisetaceae. I. FILICE®s. Die Farne, mit Ausschluss der Marattiaceen (in den Ophioglosseen erblicken wir eine eigene, den Filices entfernter stehende Familie) stimmen in Bezug auf Gewebebildung ihrer sämmtlichen Organe mit den Marsiliaceen (Rhizocarpeen) näher überein als mit irgend einer anderen Pflanzengruppe. Gehen wir die einzelnen Gewebe durch, mit der Betrachtung des Stranggewebes beginnend. Die Leitbündel sämmtlicher Farne sind nach dem Typus der Marsilia -Leitbündel gebaut, d. h. die elementare Zusammensetzung und Lagerung der beiden Hauptsysteme, des Xylems und Phloöms ist dieselbe: ersteres wird von letzterem rings umschlossen. Erste- res besteht vorherrschend aus Treppentracheiden, zum kleineren Theil aus Geleitzellen (die entweder die Tracheiden von einander trennen oder wie bei Marsilia die compacte Trachei- . denmasse von aussen als Xylemscheide umgeben) und Protoxylemzellen, die in 2 bis mehre- ren getrennten Gruppen eine bestimmte Stellung-im Tracheidenkörper, gewöhnlich dessen Peripherie genähert, einnehmen. In seltensten Fällen tritt zu diesen 3 Elementarorganen noch ein viertes, nämlich sehr lang gestreckte, fein zugespitzte, dickwandige, verholzte Zellen, die den echten Bastzellen oder Libriformzellen genau gleichend, an die Peripherie des Xylemkörpers gerückt, von den Tracheiden durch Geleitzellen getrennt sind oder erstere unmittelbar berühren. Das Phloëm ist aus Siebröhren, Protophloömzellen und Geleitzellen zusammengesetzt, deren Stellung zu einander dieselbe wie im Marsilia-Leitbündel ist; zu äusserst Geleitzellen in zweifacher und theilweise mehrfacher Schicht die Phloömscheide !) bildend, an deren ganzem inneren Umfange eine fast ununterbrochene Schicht Protophloëmzellen sich anlegt, die wiederum durch Geleitzellen von den an die Xylemscheide grenzenden Siebröhren, aber meist nicht scharf, getrennt sind; überhaupt ist eine so deutlich geschichtete Lagerung der Phloömelemente wie bei Marsilia im Ganzen selten vorhanden. Fast durchgängig sind die die Phloëmscheide zusammensetzenden Geleitzellen kürzer und sehr viel weiter und 1) Vergl. die Nachschrift. 80 Epmunp Russow, meist viel dickwandiger als die übrigen zwischen Protophloömzellen und Siebröhren gele- genen; in selteneren Fällen sind die Siebrühren durch grösseres Lumen vor den Proto- phloömzellen ausgezeichnet, woher eine so scharfe Grenze wie bei Marsilia nur äusserst sel- ten angetroffen wird (Pteris aquilina). Hinsichtlich der Form der Leitbündel '), zumal ihres Querschnitts, waltet bei der Mehrzahl der Farne wie bei den Marsiliaceen zwischen Stamm- und Blattleitbündeln eine beträchtliche Verschiedenheit ob. Während in den Stämmen, weitaus bei der Mehrzahl der Farne, die Leitbündel cylindrischen oder comprimirt eylindrischen, seltener bandartigen, rinnenförmigen oder hohleylindrischen Strängen gleichen, werden in den Blattstielen Leit- bündel von kreisförmigem oder ovalem Querschnitt seltener angetroffen als solche, deren Querschnitt einem Hufeisen, einem V, einem Zickzackstreifen (einem in die Breite gezoge- nen W ähnlich), einem Trapez mit abgerundeten Ecken, einem Schmetterling mit ausge- spannten Flügeln oder andern schwer zu beschreibenden Formen gleicht. Die Verschieden- heit der Stamm- und Blattleitbündel tritt uns in noch viel höherem Grade entgegen, sobald wir die Umrisse des Xylemquerschnitts der Leitbündel ins Auge fassen. Während bei den Stammleitbündelquerschnitten die Umrisse des Xylems nahezu parallel dem Gesammtumriss des Leitbündels verlaufen, findet bei dem Leitbündeldurchschnitt des petiolus nie eine Gleichheit, meist eine beträchtliche oft eine gänzliche Verschiedenheit zwischen Xylem- und Phloömumrissen statt. Um einige recht auffallende Beispiele anzuführen seien die Hy- menophyllaceen, Gleicheniaceen und Schizaeaceen genannt; hier ist in dem rhizom der Quer- schnitt des Leitbündels wie des Xylems kreisrund, im petiolus gleicht bei nahezu kreisrun- dem Leitbündelquerschnitt der Xylemquerschnitt bei beiden erst genannten Gruppen einem V, bei Lygodium etwa einem Trapez (vergl. Taf. X, Fig. 5, 6, 10, 13, 14, 15, 19.). In der Form dem Marsilia-Leitbündel gleich und zwar dem des Stammes, finden wir das Leitbündel im Stamm von Loxsoma (der nach Mettenius von einem hohleylindrischen Strang durchzogen ist) in dem rhizom (einer einjährigen Pflanze) von Hypolepis tenuifolia, und in den schmächtigen Seitensprossen mehrerer Polypodiaceen, z. B. Adiantum pedatum, Pteris сгейса und nach Mettenius bei Davallia dissecta, Asplenium obtusifolium L. und Aspidium coriaceum Sw. (vergl. Mettenius über den Bau von Agiopteris, Taf. VII, Fig. 5, 2 und Taf. VIII, Fig. 9, 5 und Fig. 5, 4.); hinsichtlich der Form der Blattstielleitbündel, sowol' des Leitbündel- als Xylemquerschnitts, zeigen mehrere Polypodiaceen (Adiantum, Onychium), die Hymenophyllaceen und Gleicheniaceen eine grosse Uebereinstimmung mit Marsilia. Das Grundgewebe sämmtlicher Farne, mit Ausnahme der Marattiaceen, grenzt sich gegen das Stranggewebe in Stamm, Blatt und Wurzel durch eine Schutzscheide ab, deren Zellen hinsichtlich der Beschaffenheit ihrer Wände und ihres Inhalts mit den Schutzscheide- 1) Vergl. Mettenius, über den Bau von Angiopte- | Betreff der Form und Vertheilung der Leitbündel aus den ris, in Abhandl. der K. Sächs. Gesellsch. d. Wissensch. | meisten Farngruppen enthalten ist. 1864. VI, in welcherAbhandlung ein reiches Material in VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. М. 81 zellen von МатзШа meistentheils vollkommen übereinstimmen. Im rhizom kommt mitunter die Abweichung vor, dass nur die radialen Wände verkorkt und dunkler gefärbt sind, während die tangentialen Innen- und Aussenwände aus Cellulose bestehen, in welchem Falle die Zellen reichlich Stärke führen, die sonst, zumal in den Blattschutzscheiden zu jeder Zeit, wie bei Marsilia, vermisst wird. Die Wellung der radialen, meist gelb oder gelb-braun tin- girten Wände ist in der Jugend der Zellen deutlich, im Alter seltener sichtbar. Im Allge- meinen besteht die Schutzscheide bei den Filices aus kleineren, oft sehr viel kleineren und im Alter leichter zerstörbaren Zellen als bei Marsilia, woher sie bisher mehrfach übersehen worden, zumal in den Fällen, wo eine aus einseitig stark verdickten, dunkel-braunwandigen Zellen gebildete Scheide, z. B. bei dem genus Platycerium und Polypodium (Fig. 60.) sich dicht um die Schutzscheide legt. Zum Unterschiede von der Schutzscheide mag diese Ge- webeschicht Stützscheide heissen, da sie offenbar zum Zweck der Steifung oder Stütze des Leitbündels auftritt (Taf. У, Fig. 60, Stz.). Diese äussere dickwandige Scheide ist von Sachs ') für die Schutzscheide selbst, welche er offenbar übersehen, erklärt worden. «Der ganze Strang ist meist von einer deutlichen Scheide von engeren Zellen (Gefässbündel- scheide) umschlossen; die letzteren zeigen oft, nicht immer, ihre dem Strang zugewandten Wände stark verdickt und dunkel-rothbraun gefärbt». Es sind nicht immer die der Schutz- scheide anliegenden Wände der Stützscheidezellen, sondern die dem Leitbündel abgekehrten Wände stärker als die übrigen verdickt und dunkler gefärbt (Blechnum brasiliense), oder es ist die Stützscheide aus zwei Schichten gebildet (im rhizom von Stenochlaena sorbifolia), von denen die innere aus Zellen mit stärker verdickten Aussenwänden, die äussere aus Zellen mit stärker verdickten Innenwänden gebildet ist. Das bei den Farnen weit verbreitete Selerenchym tritt bei den Hymenophyllaceen und Gleicheniaceen ganz in derselben Weise wie bei den Marsiliaceen auf, in Form eines vielschichtigen, das centrale Leitbündel umgebenden Hohleylinders; in dieser Weise findet es sich bei den übrigen Farnen selten, dagegen häufig in der Form isolirter Stränge, Platten, Bänder oder Bündel, entweder in der Nähe der Leitbündel (Cyatheaceen, Pteris aquilina), oft der Schutzscheide sich unmittelbar anlegend (Scolopendrium, Asplenium), oder zerstreut in dem dünnwandigen Parenchym, in keiner sichtbaren Beziehung zu dem Stranggewebe (im rhizom von Polypodium Phyllitidis, Platycerium aleicorne). In allen genannten Fällen sind die stark verdickten Wände der Sclerenchymzellen dunkel-rothbraun tingirt und meist von zahlreichen, engen Tüpfelkanälen durchsetzt; diese isolirten Sclerenchymmassen könnte man Stützbündel nennen. Im petiolus und den Rippen der Lamina ist das subepidermiale Scle- renchym meist aus farblosen oder gelblich bis gelb-braun gefärbten Zellen zusammengesetzt. Die im Grundgewebe der Marsilia vorkommenden, als Gerbstofischläuche bezeichne- ten Zellenzüge, finden sich in gleicher Ausbildung bei mehreren Farnen, zumal den Cya- theaceen, hier in ihrer Stellung eine Beziehung zu den Leitbündeln bekundend. Durch Auseinanderweichen von Zellen entstandene, grössere, mit Luft erfüllte Lacu- 1) Lehrbuch der Botanik, S. 325. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série il 82 Ермомр Russow, nen, entsprechend denen der Marsiliaceen scheinen nur bei der im Wasser lebenden Сега- topteris thalictroides vorzukommen. Die dünnwandigen,Chlorophyll oder Stärke führenden Parenchymzellen des Grund- gewebes zeigen häufig eine eigenthümliche Beschaffenheit der Wände, die bisher nicht be- achtet worden zu sein scheint. Die vollkommen glatten, meist nur spärlich getüpfelten Wände färben sich auf Zusatz von Chlorzinkjod nicht gleichmässig violett, sondern es ent- steht auf fast farblosem oder licht violett gefärbtem Grunde eine dunkel violette, äusserst zierliche, feine Netzaderung oder dendritische Zeichnung, in vielen Fällen einem reich ver- zweigten Wassergeäder oder Flusssystem gleichend (so bei Scolopendrium, Athyrium Filix femina, Pteris aquilina, Alsophila u. a.) (vergl. Taf. V, Fig 61.); sind Tüpfel vorhanden, so liegen diese nie in den Maschen des Geäders, sondern stets auf dem Wege der Aederchen, diese unterbrechend. Durch die fein gewässerten Contouren und den Verlauf des Geäders empfängt der Beobachter den Eindruck, als wäre dasselbe durch Sickern einer Flüssigkeit in der Substanz der Zellmembran entstanden. Nach längerer Einwirkung des Chlorzinkjods schwindet die Zeichnung, und die Membran erscheint bis auf die hellen Tüpfel gleichmässig violett gefärbt. Da ohne Anwendung des färbenden Mittels, auch mit den schärfsten Objec- tiven und bei schiefer Beleuchtung, keine Spur von der erwähnten Zeichnung wahrzunehmen ist, so kann diese nicht ihren Grund in einer ungleichmässigen Verdickung der Membran haben; berücksichtigen wir ferner den Umstand, dass die netzadrigen Linien in ihrem ganzen Verlauf nicht von gleicher Dicke sind, sondern, in der Richtung fortschreitend, in welcher das Reagenz eindrang, an Dicke abnehmen, so müssen wir die Ursache dieser Zeichnung wol in der Molecularstructur der Membran suchen, die dem Reagenz in gewisser Richtung das Eindringen rascher ermöglicht. Die netzadrige Zeichnung geht häufig in eine fein ge- streifte, gestrichelte oder sehr fein nadelstichartig punktirte über; Zeichnungen letztge- nannter Art, nach Zusatz von Chlorzinkjod sehr deutlich hervortretend (besonders bei Equisetum und Ophioglosseen), scheinen meist auf einer ungleichmässigen Verdickung der Membran zu beruhen; auch bei phanerorgamen Staudengewächsen mit sehr saftreichem grosszelligem Gewebe, wie z. B. Cucurbitaceen, Solanaceen u. s. w., ist die letzterwähnte Erscheinung häufig zu beobachten wie auch die netzadrige Zeichnung. Die Wurzeln der Marsiliaceen und Polypodiaceen stimmen, wie bereits durch die Ar- beit Nägeli’s und Leitgeb’s bekannt, in Betreff ihres inneren Baues sehr nahe, in Hinsicht der Entwickelung vollkommen überein. Mit Ausnahme der Marattiaceen, deren Wurzeln im Bau und namentlich in der Entwickelung von denen der Farne beträchtlich abweichen, gleichen die übrigen Farngruppen den Polypodiaceen in Bau und Entwickelung der Wurzeln fast genau; die Hymenophyllaceen und Gleicheniaceen weichen in sofern ab, als die axilen Stränge der Wurzeln meist nicht diarch, sondern tri- bis pentarch sind. Bei Pilularia globu- lifera sollen nach Nägeli und Leitgeb !) nicht selten triarche Wurzelstränge vorkommen. Auf das häufige Vorkommen von Chlorophyll neben Stärke in den Kappenzellen der Farn- 1) А. а. 0. $. 86. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 83 wurzeln sei noch aufmerksam gemacht im Gegensatz zu Marsilia, deren Kappenzellen nie Chlorophyll, dagegen häufig einen rosenrothen Farbstoff im Zellsaft gelöst und sehr zahl- reiche Stärkekörner führen; ferner sind die Wände der Kappenzellen bei den Farnen meist braun bis schwarzbraun gefärbt, bei Marsilia stets farblos. Ein durchgreifender Unterschied zwischen den Wurzeln der Marsiliaceen und Filices besteht in dem Vorhandensein der Luftgänge und Intercellularräume in der Innenrinde ersterer, welche constant in den Wurzeln der Farne (vielleicht mit Ausnahme von Cerato- pteris) fehlen; ferner ist in den seltensten Fällen bei letzteren eine deutliche Differenzirung in Innen- und Aussenrinde vorhanden. Im Hinblick auf die Wurzeln der Marsiliaceen, deren Aussenrinde meist ein-, höchstens zweischichtig ist, möchte ich nur bei den Hymenophylla- ceen und Schizaeaceen, wo sich eine 2—3-schichtige, aus dünnwandigen Zellen gebildete peri- pherische Lage gegen das Innere aus stark verdickten Zellen gebildete Gewebe scharf ab- grenzt, erstere als Aussenrinde auffassen, dagegen in den Fällen, wo 5—8 innere, aus stark verdickten Zellen und eben so viele oder gewöhnlich mehr äussere, aus dünnwandigen Zel- len zusammengesetzte Schichten vorkommen, wie bei Polypodium, Platycerium, Pteris, Scolopendrium u. s. w., die Grenze zwischen Innen- und Aussenrinde nicht mit den aus dikwandigen und dünnwandigen Zellen gebildeten Schichten zusammen fallen lassen, sondern vielmehr annehmen, dass hier wie bei der Mehrzahl der übrigen Farne keine Differenzirung in Innen- und Aussenrinde statt hat. Hinsichtlich der Entwickelung der Farnwurzeln habe ich den Untersuchungen von Nägeli und Leitgeb nur hinzu zu fügen, dass auch hier wie bei den Marsiliaceen die Protophloëmzellen stets vor den Protoxylemzellen sichtbar werden. Die Entwickelung des Strang- und Grundgewebes in Stamm und Blatt verläuft hier ebenso wie bei Marsilia, 4. В. die Leitbündel (oder vielmehr das Procambium der Leitbündel) werden in dem aus undurch- sichtigem Urparenchym bestehenden Vegetationskegel als helle, durchscheinende kleinzellige Stränge sichtbar, ohne vorhergehende Differenzirung des Urparenchyms (wie bei Equise- taceen und Phanerogamen) in ein peripherisches und centrales Gewebe. Die Ausbildung der einzelnen Stränge und des Grundgewebes, das successive Auftreten der verschiedenen Elemente und deren Ausbildung erfolgt hier ebenso wie bei Marsilia. Von den Tracheiden verdicken die an die Protoxylemzellen grenzenden zuerst ihre Wände, und schreitet meist von diesen Punkten nach entgegengesetzten Richtungen um sich greifend die Ausbildung der Tracheiden vor, doch treten dabei sehr häufig an einer oder mehreren zwischen je zwei Protoxylemgruppen gelegenen Stellen kleinere oder grössere Gruppen von Tracheiden auf, deren Wände rasch an Dicke zunehmen, während dicht nebenbei die gleichnamigen Ele- mente längere Zeit dünnwandig bleiben. In den seltensten Fällen bilden sich die Tracheiden sämmtlich gleichzeitig und dann ihre Wände verhältnissmässig langsam verdickend aus (Pteris aquilina), oder endlich verdicken einzelne über den ganzen Querschnitt zerstreute Tracheiden ihre Wände sehr rasch, während die übrigen längere Zeit dünnwandig bleiben (Rhizom-Leithündel von Lygodium). 11% 84 Ермомр Возвом, Nicht minder als das Strang- und Grundgewebe zeigt das Hautgewebe der Farne, zumal in seinen appendiculären Organen, den Haaren und Sporangien, nahe Uebereinstim- mung mit den entsprechenden Gebilden der Marsiliaceen. Hinsichtlich des Baues der Epidermis (abgesehen von den Trichomgebilden), wenn wir zu derselben nicht die einfache Zellenschicht, aus der die Lamina der Hymenophyllaceen besteht, rechnen wollen, herrscht im Ganzen eine grosse Einförmigkeit. An den unterirdi- schen Organen meist aus zartwandigen, bräunlich bis dunkelbraun tingirten, kurzen Zellen bestehend, ist die Epidermis der Blattstiele und Rippen aus meist sehr lang gestreckten, wenig oder gar nicht gefärbten, ziemlich derbwandigen Zellen gebildet, während sie inner- halb der Lamina der Wedel durch reichlichen Chlorophyligehalt ausgezeichnet, aus Zellen mit stark ein- und ausgebuchteten Wänden zusammengesetzt ist, deren Aussenwände bald mehr bald weniger verdickt und cuticularisirt, nach aussen nicht selten mit Warzen und abgerundet conischen Vorsprüngen (z. B. Polypodium Phyllitidis) besetzt sind. Eine aus dickwandigen Sclerenchymzellen gebildete Laminarepidermis ist mir nur bei Pteris radiata aufgestossen; die Wände dieser Epidermiszellen sind ausgezeichnet durch eine deutlich ausgesprochene Streifung (auf Differenzirung in Schichten verschiedenen Wassergehalts be- ruhend), welche von Milde ') fälschlich für schraubige Verdickung erklärt worden ist. _ Die stets mehrzelligen Haare der oberirdischen Organe sind nach drei Haupttypen gebaut: entweder sind die Zellen flächenförmig oder linienfürmig angeordnet, oder sie gehen strahlig von einem Punkte nach allen Seiten aus. Die flächenförmig ausgebreiteten Haare sind entweder ungestielt, mit breiter Basis der Epidermis ansitzend: die s. g. Spreublätt- chen (paleae) bei der grossen Mehrzahl der Polypodiaceen, Cyatheaceen und Marattiaceen, oder sie sind gestielt, s. g. Schuppen: das flächenförmig ausgebreitete Haar sitzt recht- winklig einem kurzen, ein- oder mehrzelligen Stiel auf (Drymoglossum). Die Haare des zweiten Typus sind einfache, unverzweigte Gliederhaare; sie kommen bei den Osmundaceen und Schizaeaceen ausschliesslich, bei Hymenophyllaceen und Cyatheaceen häufig, bei den Polypodiaceen sehr selten vor. Die nach dem dritten Typus gebauten Haare, sternförmige oder richtiger morgensternförmige Haare finden sich bei Hymenophyllaceen, Polypodiaceen (Platycerium) und Gleicheniaceen. Die 5. ©. Spreublättchen, paleae, bald durchgängig aus einer Zellenlage, bald im ba- salen Theil aus 2—5 über einander liegenden Zellenschichten zusammengesetzt, im Allge- meinen von breiter oder schmaler, mehr oder weniger zugespitzt zungenförmiger Gestalt, am Umfange ganz, gesägt oder zerschlitzt, könnte man zunächst in zwei Hauptgruppen bringen: solche, bei denen die Randzellen die dünnwandigsten und dabei meist am wenigsten tingirten der ganzen Schuppe sind, und solche, deren Randzellen stärker verdickt und tin- girt als die Zellen der übrigen Fläche; erstere könnte man paleae emarginatae, ungesäumte, letztere p. marginatae, gesäumte, nennen. Mit Ausnahme von Diplazium scheinen die übri- 1) Milde, in d. Botan. Zeitung. 1866. 5. 181. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. №. 85 gen Polypodiaceen nur pal. emarginatae, die Oyatheaceae, wenn sie nicht mit einfachen Gliederhaaren versehen sind, paleae marginatae zu besitzen. Die pal. marginatae kann man wieder in 3 Gruppen bringen: a) paleae, die aus Zellen zusammengesetzt sind, deren Wände allseitig gleich stark (meist wenig) verdickt und tingirt sind; b) раеае zum grössesten Theil aus Zellen bestehend, deren rechtwinklig zur Schuppen- oberfläche stehende Wände (mit denen die Zellen unter einander zusammenhängen) beträcht- lich stärker verdickt und tingirt sind als die mit der Schuppenoberfläche zusammenfallen- den Wände; letztere sind gewöhnlich sehr dünn und glashell; c) paleae zum grossen Theil aus dünnwandigen, gleichmässig verdickten und dickwandigen, gleich- oder ungleichmässig verdickten Zellen zusammengesetzt. Die unter a und b angeführten Spreublättchen ent- sprechen den paleae cystopteroideae und clathratae Milde’s; die unter с genannten könnten als paleae mixtae bezeichnet werden. Die von Milde als charakteristisch hervorgehobenen Merkmale, unter denen besonders die Form der Zellen betont wird, scheinen mir den Unter- schied der beiden Arten nicht so scharf zu kennzeichnen als die hervorgehobenen Eigen- thümlichkeiten der Zellmembranen. Soweit meine histiologischen Untersuchungen der Farne reichen, finde ich den ver- schiedenen Bau der paleae in bestimmter Weise gewissen Structureigenthümlichkeiten des Grundgewebes in Stamm, Blatt und zumal in der Wurzel entsprechend. Im Allgemeinen sind die paleae in den Fällen, wo stark entwickelte, dunkel-braunroth gefärbte Stützschei- den und Stützbündel im petiolus, rhizom und zumal in der Wurzel vorhanden sind, aus mehr oder weniger dickwandigen, dunkel tingirten Zellen, wenigstens zum grossen Theil, zusammengesetzt, ‚während bleiche und zarte р. cys{opteroideae dort angetroffen werden, wo das Grundgewebe ausser dem subepidermialen Sclerenchym im petiolus, aus dünnwan- digen und bleichen Elementen zusammengesetzt ist. Wo in der Wurzel der axile Strang von einer ein- bis mehrschichtigen Lage dunkel-braunen Sclerenchyms besteht, dessen Zellen ungleich, d. h. einseitig sehr stark verdickt sind, wie bei Asplenium und Scolopen- drium, dort bestehen die paleae ebenfalls aus Zellen mit ungleich verdickten Wänden, wir finden da typische pal. clathratae. Eine erwähnenswerthe Eigenthümlichkeit zeigen die pal. mixtae von Struthiopteris germanica, in sofern sowol in den dünnwandigen als auch verdickten, braunwandigen Zellen junger Spreublättchen (an Wedeln von 2—3” Länge) in grosser Anzahl wohl ausgebildete, tafelförmige (meist sechsseitige) Krystalle von oxals. Kalk angetroffen werden, was um so auffallender ist, als das Vorkommen von Krystallen in dem Gewebe der Farne zu den sel- tensten Erscheinungen gehört. Die pal. marginatae der Cyatheaceae (bei Alsophila aspera und australis) gleichen, ab- gesehen von den Zellen des Randes, den pal. cystopteroideae; von den bleichen Zellen der Fläche stechen die dunkel-gelb bis braun tingirten und verdickten Randzellen scharf ab; letztere springen mit ihrem akroskopen Ende, das in eine scharfe Spitze ausgeht, nach aussen über den Rand der palea hervor, woher dieser fein und scharf gesägt erscheint. 86 Ермомр Russow, Bei Diplazium sendet jede der stark verdickten und dunkel schwarzbraun gefärbten Rand- zellen an ihren beiden Enden je einen rechtwinklig abgehenden Fortsatz nach aussen, dessen zugespitztes Ende sich schwach einkrümmt; die Fortsätze je zweier an einander grenzender Zellen sind bis auf die von einander abgekehrten Enden verwachsen, wodurch der Rand der palea wie mit starken an ihrer Spitze gespaltenen oder ausgeschnittenen Zähnen besetzt erscheint. Unter den einfachen Gliederhaaren erregen vor allen die der Cyatheaceen Aufmerk- samkeit durch die merkwürdige Bildung ihrer Querscheidewände, welche ganz ähnlich denen der Marsilia-Haare gebildet sind. Am schärfsten ausgeprägt ist die den Kammer- wänden der Ceratiten ähnliche Bildung der Querscheidewände bei den dunkel-braun tingir- ten Haaren von Balantium antarcticum; bei Cibotium Schidei und Dicksonia tenera ist die Ansatzlinie der Scheidewand eine unregelmässig geschwungene oder sanft gebrochene. Unter den Sternhaaren sind die der Gleicheniaceen (auf dem rhizom von Gl. polypo- dioides) durch die ungewöhnliche Länge der Strahlen ausgezeichnet; jeder Strahl besteht _aus einer sehr stark verdickten, dunkel schwarzbraun tingirten, scharf zugespitzten Zelle. Die Sporangien der Farne (mit Ausschluss der Marattiaceen) sind in Betreff ihres Baues so vielfach untersucht worden, dass ich dem bereits Bekannten nichts wesentlich Neues hinzuzufügen habe. Zur Kenntniss der Entwickelungsgeschichte, die bisher nur hin- sichtlich der Polypodiaceensporangien durch die Untersuchungen von Max Reess') wesent- lich gefördert worden, vermag ich nur einen geringen Beitrag zu bringen, weil es mir bis- her an den erforderlichen Untersuchungsobjecten gefehlt. Die Beobachtungen von Reess kann ich bestätigen bis auf die Angabe, dass in allen Fällen (wie der genannte Forscher vermuthet) 12 Sporenmutterzellen gebildet werden. Mit Ausnahme von Aspidium Filix mas habe ich bei denübrigen untersuchten Polypodiaceen und ebenso bei den Cyatheaceen regelmässig 16 Sporenmutterzellen gefunden (Polypodium vul- gare, Phyllitidis, Aspidium spinulosum, eristatum, Sieboldii, Pteris tremula, Alsophila aspera etc). Den 16 Sporenmutterzellen entsprechen 64 Sporen, die man in den meisten Fällen in reifen (noch nicht aufgesprungenen) Sporangien der Polypodiaceen findet; bei Pteris сте- tica zählte ich dagegen nie über 32 Sporen; sind hier keine abortirt, so muss man wegen der normalen Form der Sporen auf 8 Mutterzellen schliessen. Bei Alsophila habe ich die Entwickelung der Sporangien ebenso wie bei den Polypo- diaceen gefunden, nur ist mir nicht gelungen zu constatiren, ob die erste in der papillen- förmigen Sporangiumanlage auftretende Theilungswand zur Längsaxe der Zelle geneigt oder rechtwinklig verläuft. Die Sporangien der Schizaeaceen *) (Aneimia Phyllitidis) zeigen wie in ihrem Bau, so 1) Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik У, 5, 1866. | wickelungsstadien der Sporangien von Mohria thurifraga 2) Im Sommer 1871 wurde ich während meiner An- | zu untersuchen. Die Entwickelung der Sporangien findet wesenheit in Halle a. S. durch die Güte des Herrn Pro- | hier genau ebenso wie bei Aneimia statt. fessor A. de Bary in den Stand gesetzt die ersten Ent- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN о. 8. М. 87 auch in der Entwickelung manche Abweichung von denen der Polypodiaceen. Gleich bei der Anlage macht sich ein Unterschied geltend: während die Papillen bei den Polypodiaceen nach Anlage der Epidermis des fertilen Blattes (gewöhnlich sehr viel später) hervorwachsen, theilen sich bei Aneimia die Zellen der äussersten Lage des fertilen Blatttheils nach der Anlage der Sporangien noch längere Zeit durch zur Oberfläche parallele Wände. Betrachten wir uns ein Fiederästchen des fertilen Wedeltheils, das bereits mehrere Sporangienanlagen erkennen lässt, so finden wir am Ende des Aestchens eine durch ihre Gestalt und Grösse vor den übrigen ausgezeichnete, zweischneidige Scheitelzelle, die sich durch abwechselnd geneigte Wände theilt. Die Theilungen der Segmentzellen habe ich nicht näher verfolgt; wahrscheinlich tritt zunächst eine radiale Scheidewand auf, welche die Aussenwand der Segmentzelle von oben nach unten (in der Richtung der Längsaxe des Aestchens) halbirt, darauf dem inneren Ende der halbirten Segmentzelle genähert eine zur ersten senkrecht verlaufende Scheidewand; die durch leiztere Wand abgeschnittene innere kleinere Zelle bildet, sich weiter theilend, mit den in entsprechender Weise entstandenen und sich theilenden Zellen der übrigen Segmentzellen, ein axiles, kleinzelliges Gewebe, das von tafelförmigen Zellen, deren Längsaxe rechtwinklig zur Oberfläche steht, eine beträcht- liche Strecke basalwärts wie von einer Kappe nmgeben wird (vergl. Taf. УПТ, Fig. 162.). In der aus tafelförmigen Zellen gebildeten äusseren Schicht erkennen wir (im optischen Längs- schnitt gesehen) die-Anlage der jüngsten Sporangien, zu beiden Seiten des Aestchenendes, 5—6 Zellen unterhalb der Scheitelzelle darin, dass die tafelformige Zelle durch ungleiches Wachsthum eine im optischen Längsschnitt keilförmige, in Wirklichkeit dreiseitig pyramidale Gestalt angenommen, und ihre Aussenwand stark vorgewölbt hat. Diese pyramidale Zelle theilt sich durch 3 ihren 3 ebenen Seiten parallele Wände und darauf durch eine der ge- wölbten Aussenfläche nahezu parallele (ebene) Wand (Fig. 162, spg). Die weiteren Theilun- gen erfolgen wie in den Marsilia-Sporangien bis zur Anlage der Centralzelle. Durch wieder- holte Zweitheilung letzterer werden 32 Sporenmutterzellen gebildet, die nach Auflösung der beiden inneren Schichten der Sporangiumwand, vom Epiplasma zu einem Klumpen vereinigt, etwa den halben Raum des Sporangiums einnehmen. Die Sporangien der Osmundaceen gleichen höchst wahrscheinlich in Anlage und wei- terer Entwickelung denen der Schizaeaceen, vielleicht mit dem Unterschiede, dass hier ein Segmentumlauf mehr gebildet wird, aus dem der kurze, dicke Stiel hervorgeht. Desgleichen wird der bedeutenden Differenz in der Anzahl der Sporen ein Unterschied in der Zahl der Sporenmutterzellen entsprechen; während ich bei Aneimia nicht über 128 Sporen in einem reifen Sporangium angetroffen, zählte ich bei Osmunda regalis in den meisten Fällen über 500, demnach die 4-fache Menge; es mögen daher hier 128 Sporenmutterzellen gebildet werden. Ob die Sporangien der Hymenophyllaceen und Gleicheniaceen in ihrer Anlage und Entwickelung mehr denen der Polypodiaceen als denen der Schizaeaceen gleichen oder um- gekehrt, werden künftige Untersuchungen lehren; .da sie ungestielt sind (bis auf die Sporan- 88 Ермомр Russow, gien von Loxsoma), so wird wasrscheinlich die erste Theilungswand geneigt und nicht hori- zontal verlaufen '). Die Sporangien der Marattiaceen, welche wir weiterhin einer Betrachtung unterzie- hen werden, gehören sowol hinsichtlich ihres Baues als ihrer Entwickelung einem Typus an, der von dem der bisher betrachteten Sporangien weit abweicht. Gehen wir zur Betrachtung der Sporen über. In ihrer Grundform sind die Sporen entweder kugeltetraëdrisch oder kugelquadrantisch, in welchen Bezeichnungen gleichzeitig der Theilungs-Modus der Mutterzellen der beiderlei Sporen ausgedrückt ist. Die kugeltetraödrischen Sporen weichen im ausgebildeten Zustande meist weniger ab von der idealen Grundform als die kugelquadrantischen. Verändern beider- lei Sporen ihre Gestalt dadurch, dass die je 3 oder 2 ursprünglich ebenen Flächen sich wölben und die Kanten und Ecken mehr oder weniger abrunden, so findet bei den kugel- quadrantischen Sporen weiterhin oft eine Aenderung des Querdurchmessers im Verhältniss zum Längsdurchmesser der Art statt, dass nunmehr 6—8 Sporen der Länge nach neben einander gelegt eine Kugel bilden würden; ferner wird häufig die gerade Innenkante concav, seltener convex. Die kugeltetraëdrischen Sporen zeigen im Zustande völliger Reife mitunter fast Kugelform (bei Osmunda, weniger bei Aneimia), oder sie erhalten (bei Cyatheaceen) durch Einsinken ihrer Flächen und starkes Vorwölben und Abrunden ihrer Ecken eine lap- pige oder geknöpfte Gestalt. Die in der beschreibenden Farnkunde als drei- und einleistig, oder als «mit drei und einer Linie versehen» bezeichneten Sporen (sporae striis tribus und stria solitaria signatae) entsprechen den von uns kugeltetraëdrisch und kugelquadrantisch genannten, da erstere stets auf ihrem Exosporium 3 unter Winkeln von 120° zusammenstossende Leisten tragen, welche den 3 Innenkanten (in Bezug auf die Lage der Sporen in ihrer Mutterzelle) aufge- setzt sind, letztere mit einer Leiste versehen sind, welche ebenfalls der Innenkante aufsitzt; es könnten diese Leisten, da die keimenden Sporen, soweit die Beobachtungen reichen, stets längs diesen Kanten klaffend aufreissen, Dehiscenzleisten genannt werden. Da die Ausdrücke drei- und einleistig an sich über die Form der Sporen nichts aus- sagen und kugeltetraëdrisch und kugelquadrantisch in vielen Fällen die wirkliche Gestalt der reifen Sporen nicht treffend bezeichnen, so könnte man der allgemein üblichen Methode der Formbezeichnung eines Körpers folgend (je nachdem ein Körper durch eine oder meh- rere Durchschnittsebenen in 2 gleiche oder symmetrische Hälften zerlegt werden kann oder nicht) die Sporen der beiden Formgruppen als nach radiärem und bilateralem Typus ge- baute bezeichnen oder schlechtweg als radiäre und bilaterale Sporen. ` 1) Die ersten Entwickelungsstadien der Sporangien | des Borsigschen Gartens verdanke. Die erste Theilungs- einer Gleichenia (Gl. polypodioides?) habe ich im Sommer | wand in der zum Sporangium sich ausbildenden Papille 1871 in Berlin untersuchen können an jungen, fructifi- | verläuft geneigt zur Längsaxe. cirenden Wedeln, die ich der Liberalität der Verwaltung VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 6. W. 89 Was die Verbreitung der beiderlei Sporen innerhalb der grösseren Farngruppen betrifft, so finden wir die radiären (kugeltetraödrischen) Sporen in sämmtlichen Gruppen und zwar nur radiäre bei Hymenophyllaceen, Osmundaceen und Cyatheaceen; in den übrigen Grup- pen; Polypodiaceen, Schizaeaceen, Gleicheniaceen und Marattiaceen, wo gleichzeitig bila- terale Sporen vorkommen, herrschen diese in Bezug auf Häufigkeit gewöhnlich bedeutend vor, zumal bei den Polypodiaceen. Nach Mettenius ') sind die Sporen sämmtlicher Gleicheniaceen bilateral, doch giebt H. von Mohl *) an, bei Mertensia gigantea und Gleiche- nia microphylla «pyramidale» Sporen beobachtet zu haben. Von den Schizaeaceen haben Aneimia und Lygodium radiäre, Schizaea bilaterale Sporen. Wenden wir uns zur Betrachtung der Sporen-Entwickelung und beginnen wir mit der Darstellung unserer Untersuchungen an Polypodiaceen-Arten mit bilateralen Sporen; Poly- podium vulgare, Phyllitidis und Aspidium Filix mas erwiesen sich als sehr geeignet zum Studium der Sporenbildung, und wurde an denselben der ganze Entwickelungsgang be- obachtet. Nachdem die beiden inneren Wandschichten des Sporangiums resorbirt worden, tren- nen sich die Sporenmutterzellen von einander, um von einer farblosen, fast hyalinen, zäh- schleimigen Substanz, dem s. g. Epiplasma, umschlossen und zu einem unregelmässig ge- formten Klumpen zusammengehalten zu werden, der etwa ”/, bis °/, des Sporangium-Inneren einnimmt; der übrige Raum ist von wässriger Flüssigkeit, in der zahlreiche kleine Chloro- phyll- und Stärkekörner und andere körnige Stoffe schwimmen, erfüllt. Durch gelinden Druck aufs Deckglas treibt man leicht aus dem berstenden Sporangium die Sporenmutter- zellen intact hervor, während.. das Epiplasma zergeht. Die kugelige Sporenmutterzelle (im Wasser frei schwimmend beobachtet) lässt einen meist excentrisch gelegenen, sehr grossen, fein granulirten kugeligen Kern erkennen, der von dem übrigen Protoplasma durch einen körnchenfreien, lichten, ringförmigen oder häufiger meniskenartigen Hof getrennt ist (Taf. VI, Fig. 104 und 105.). Nach Zusatz wasserentziehender Mittel wird eine äusserst zarte Membran sichtbar, die keine Cellulosereaction erkennen lässt, während vor der Isolirung der Mutterzellen die Membran auf Zusatz von Chlorzinkjod eine licht violette Färbung annimmt. Neben Mutterzellen von dem geschilderten Aussehen, findet man (bei Polypod. vulgare und Aspid. Filix mas) andere, die statt des Kerns eine kreisförmige Platte von Y/, bis °/, Durch- messer der Mutterzelle führen, deren Fläche grob granulirt, deren Rand, wenn man auf den- selben nach Drehung der Platte um 90° herab sieht, wie aus länglichen Körnchen oder kurzen Stäbchen, die hell und stark lichtbrechend sind, zusammengesetzt erscheint. Grösser und schärfer ausgeprägt sind diese Körnchen- oder Stäbchenplatten in den Sporenmutter- zellen der Ophioglosseen und Equisetaceen (Fig. 121,122, 123, 126.); am отбззезвен und in ihrem Bau am deutlichsten erkennbar fand ich die Platten in den Pollenmutterzellen von 1) Filices horti botan. Lipsiensis. 2) Vermischte Schriften $S. 70. Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, УПше Serie. 12 90 Ермомь Russow, Lilium bulbiferum (Taf. VII, Fig. 132.); hier bestehen sie aus kurzen, verhältnissmässig dicken, wurmförmigen Körperchen oder schwach gekrümmten Stäbchen, die farblos, hell und matt glänzend sind, und durch Jod kaum merklich gefärbt, durch Alcalien (selbst bei grosser Verdünnung), carminsaures Ammoniak und Chlorzinkjod fast momentan aufgelöst werden, ohne sich zu färben. Dasselbe chemische Verhalten zeigen die Platten bei den Ophioglosseen, Equisetaceen und Farnen. Diese Stäbchenplatten (als solche wollen wir hinfort die Platten bezeichnen) sind durchaus verschieden von den s. g. Körnerplatten oder Protoplasmaplatten, die, nachdem der primäre Kern geschwunden und 2 neue (secundäre) Kerne erschienen, zwischen letzteren auftretend die Sporenmutterzelle halbiren, oder, die nach dem Erscheinen der 4 tertiären Kerne auftreten, um die Sporenmutterzellwände zu bilden. Aus dem Umstande, dass zur Zeit, wo Stäbchenplatten vorhanden, nie Kerne sichtbar sind, und dass, wie bei Ophioglos- sum und Lilium bulbiferum leicht zu beobachten, nach dem Auftreten der die Mutterzelle halbirenden Körnerplatte zu beiden Seiten letzterer, wo sonst die Kerne vorhanden, je eine Stäbchenplatte (von dem halben Durchmesser der primären Stäbchenplatte) sichtbar ist, darf man wol auf eine nahe Beziehung zwischen Kern und Stäbchenplatte schliessen, wenn nicht auf die Bildung letzterer aus ersterem. Bei Polypod. vulgare und Aspid. Filix mas habe ich nur in wenigen Fällen nach dem Auftreten der Körnerplatte zu beiden Seiten der- selben Stäbchenplatten wahrgenommen, doch glaube ich, dass ihr Auftreten hier wie in den Sporenmutterzellen der Farne und Gefässkryptogamen überhaupt und wahrscheinlich auch in den Pollenmutterzellen der Phanerogamen eine regelmässige Erscheinung ist, die nur in den meisten Fällen wegen ihrer Kleinheit und anderer ungünstigen Umstände halber sich der Beobachtung entzieht. Bei Polypod. vulgare und Aspid. Filix mas wurde ich auf die besagten Platten erst aufmerksam, nachdem ich die viel grösseren und schärfer ausgepräg- ‚ten bei Ophioglossum gesehen hatte; von der Fläche betrachtet unterscheiden sich die klei- neren, secundären Stäbchenplatten nicht von einem kugeligen, grob granulirten Kern. In seinem Werk: die Lehre von der Pflanzenzelle 5. 82 giebt Hofmeister eine bild- liche Darstellung der successiven Entwickelungsstadien der Sporen von Psilotum trique- trum; in Fig. d und e, zwei Sporenmutterzellen, ist das von uns als Stäbchenplatte bezeich- nete Gebilde, von dem Rand-und von der Fläche gesehen, deutlich zu erkennen. ‚Dasselbe wird von Hofmeister, wie aus der Figurenerklärung hervorgeht, für den durch längeres Liegen in Wasser veränderten Kern erklärt, für geronnenes Eiweiss, somit für ein künst- lich hervorgerufenes Gebilde. Dass die von mir beobachteten Stäbchenplatten kein Arteiact, muss aus der regelmässigen Form und Zusammensetzung der planparallelen Platten und deren Lagerung in stark anisodiametrischen Sporenmutterzellen gefolgert werden; in letz- teren steht die Platte stets dem kleinsten Durchmesser parallel. Bildete sich die Platte durch Gerinnung des Eiweisses in Folge des eindringenden Wassers, so müsste die geron- nene Eiweissmasse bei Kugelform der Mutterzelle sich zu einem Klumpen von nahezu ku- geliger Umgrenzung ballen, oder angenommen, das, gerinnende Eiweiss gruppirte sich in ‘ VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN 0, 5. М. 91 Folge unbekannter Ursachen zu einer Platte, so müsste diese bei stark anisodiametrischer Form der Mutterzelle sich parallel dem grössten Durchmesser der Zelle stellen, weil das eindringende Wasser in Richtung des kleinsten Durchmessers der Zelle mit dem Eiweiss des kugligen Kerns am frühesten in Berührung kommt. Es ist aber überhaupt nicht zu be- greifen, wie durch eine künstlich hervorgerufene Gerinnung discrete, nahezu gleich grosse und gleich geformte, cylindrische oder wurmförmige Körper entstehen können, die regel- mässig ihre Längsaxe rechtwinklig zur Fläche der Platte stellen. Endlich sei noch erwähnt, dass die Stäbchenplatten von mir in den Mutterzellen innerhalb intacter, sehr durchsichti- ger Sporangien von Polypodium vulgare und Aspidium Filix mas gesehen worden sind. Die Theilung der Sporenmutterzelle wird eingeleitet durch das Auftreten einer die Zelle halbirenden Körnerplatte, die nach dem Erscheinen der beiden secundären Kerne zwischen diesen sichtbar wird (Fig. 109.). Die Kerne, zuerst von hellem, sehr fein gra- nulirtem, späterhin grobkörnigem Ansehen, schwinden und die Mutterzelle macht nun den Eindruck einer grobkörnigen Protoplasmakugel, in der 2 grosse, helle, kürnchenfreie Stellen von Ellipsoidform, Vacuolen nicht unähnlich, sich befinden (Fig. 109, К); auf Zusatz von Carminlösung färben sich diese scheinbaren Vacuolen intensiv rosenroth, während die übrige grobkörnige Substanz kaum merklich tingirt wird; es mögen daher diese ellipsoidischen, hellen, eiweissreichsten Partieen die umgewandelten (aufgelösten?) Zellkerne sein. Darauf werden, nachdem sich das Protoplasma gleichförmig vertheilt und feinkörniger geworden, 4 neue, helle Kerne (die tertiären) sichtbar, die kleiner als die secundären sind. Es treten nun wieder im Protoplasma grössere Körnchen auf, die sich zu Platten gruppiren, welche sich zwischen je 2 Kernen lagern. Die Kerne liegen entweder alle 4 in einer Ebene, oder sie sind zu einander wie die 4 Ecken eines Tetraöders gelagert; im ersten Fall schneiden sich 2 zu einander senkrecht stehende, kreisförmige Körnerplatten in einer Linie, die rechtwink- lig auf der durch die 4 Kerne gelegten Ebene steht; im anderen Fall sind 3 Körnerplat- ten vorhanden, eine kreisförmige, welche je 2 Kerne von einander trennt, und zwei halb- kreisförmige, welche einander rechtwinklig kreuzend der kreisförmigen Platte senkrecht aufgesetzt sind und je einen Kern von dem anderen scheiden; letztere Art der Lagerung der Kerne und Platten ist die häufigere. Es treten nun in den Körnerplatten, diese ihren Flächen parallel halbirend, Scheide- wände auf, die Speeialmutterzelwände, die im optischen Durchschnitt als helle Linien oder Streifen erscheinend, sich der Mutterzellwand ansetzen: die Körnchen der halbirten Platten vertheilen sich ziemlich gleichmässig in jeder der kugelquadrantischen Specialmutterzellen (Fig. 107.). Die Scheidewände nehmen schnell an Dicke zu und zwar nach innen stärker als nach aussen (Fig. 106 und 108.); gleichzeitig verändern sich auch die Umrisse der bis dahin kugeligen Tetrade, die sich an ihrer Oberfläche, wo diese von den zweien Special- mutterzellen gemeinsainen Wänden geschnitten wird, sanft furcht (Fig. 110.). Durch das ungleiche Diekewachsthum der Specialmutterzellhäute und die Veränderung ihrer äusseren Umrisse wird das anfänglich rein kugelquadrantische Lumen der Special- 12* 92 Ермомр Russow, mutterzellen in seiner Form alterirt. Die Innenkante, bisher gerade, wird concav, die Aus- senfläche wird etwas mehr convex, der Querdurchmesser wird im Verhältniss zum Längs- durchmesser geringer. Die verdickten Membranen der Zellen (im intacten Sporangium be- trachtet) erscheinen homogen, hyalin, ziemlich stark lichtbrechend, der hyalinen Substanz der Marsiliasporenhüllen dem Ansehen nach gleich; fast dasselbe Ansehen und Licht- brechungsvermögen besitzt auch das die Tetraden nach wie vor umgebende Epiplasma, woher letzteres gegen die Tetraden sich kaum wahrnehmbar abgrenzt. Die Membran der Specialmutterzellen hat ziemlich starkes Quellungsvermögen erlangt; kommen die Tetraden mit Wasser in Berührung, so schwellen sie auf, Kugelform annehmend, wobei an ihrem gan- zen Umfange eine zarte, scharf contourirte Haut (die Mutterzellhaut) sichtbar wird. In diesem aufgequollenen Zustande bietet die Tetrade den Anblick einer wasserhellen Kugel, in der 4 Protoplasmaportionen von den Umrissen des vorhin beschriebenen Lumens der Specialmutterzellen liegen. Die Anlage der Sporenzellen erfolgt dadurch, dass der mittlerweile feinkörnig gewor- dene Inhalt der Specialmutterzellen sich mit einer sehr zarten Membran umgiebt, die sich dicht, aber lose der Specialmutterzellhaut anlegt; die noch beträchtlich an Dicke zunehmen- den Specialmutterzellhäute schwellen nach Anlage der Sporen bedeutend stärker als früher im Wasser auf. Wenn man durch Druck auf das Deckglas das Sporangium sprengt, so ist im Augenblick des Hervorbrechens der Tetraden das rasche Aufschwellen der besagten Zellhäute leicht zu beobachten; sie vergrössern ihr Volumen um das 3—4-fache; durch Zu- satz von Chlorzinkjod oder Alkohol schrumpfen die stark aufgequollenen Membranen, doch gelingt es nicht, sie auf ihr früheres Volumen zurück zu bringen. In dem intacten Sporangium betrachtet, bieten die nach wie vor vom Epiplasma um- gebenen Tetraden dieselben optischen Erscheinungen dar wie vor Anlage der Sporenzellen. Die Specialmutterzellhäute lassen keinerlei Differenzirung in Schichten erkennen, sondern erscheinen als farblose, fast vollkommen durchsichtige, ziemlich stark lichtbrechende homo- gene Masse, welche 4 länglich ovale und gekrümmte, von zwei Seiten etwas abgeplattete, einen Kern einschliessende Protoplasmakörper umschliesst; die diese Protoplasmakörper umgebende Membran (die Sporenhaut) wird erst sichtbar, nachdem die Tetraden ins Wasser gelangt und die Specialmutterzellhäute aufgeschwollen sind; dann liegen die 4 jungen Sporen von einander ziemlich weit getrennt, von einer weit abstehenden zarten Haut (der Mutterzellhaut) umgeben, neben einander, je nachdem die Theilung stattge- funden, alle 4 mit ihren Längsaxen parallel, oder je 2 und 2 sich nahezn rechtwinklig kreuzend (Fig. 110.). Durch Rollen der Tetraden oder gelinden Druck wird die gegensei- tige Lage der Sporen nicht alterirt; die Contouren der Mutterzellhaut verlieren sich nach aussen in eine der Tetrade ziemlich fest anhaftende feinkörnige Substanz, die wenigstens protoplasmahaltig, wenn nicht Protoplasma ist. Zwischen dem Lichtbrechungsvermögen der aufgequollenen Substanz der Specialmutterzellhäute und dem des umgebenden Wassers ist kein Unterschied wahrzunehmen. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 93 Auf der glatten Sporenmembran wird bald nach ihrer Anlage die Dehiscensleiste sicht- bar (Fig. 110, d); dass diese, wie Mettenius vermuthet, durch den Druck veranlasst sei, welchen die von den Mutterzellen umschlossenen Sporen gegen einander ausüben, ist, wie aus der bisherigen Darstellung erhellt, nicht möglich. Bei der nun erfolgenden beträchtlichen Grössezunahme der zu Tetraden vereinigt bleibenden Sporen, ist einige Zeit keine andere Veränderung wahrzunehmen, als dass die Sporenmembran an Dicke zunimmt und das sehr feinkörnig werdende Protoplasma sich der Wand als ungleichmässiger Beläg anschmiegt; der Kern bleibt central, oder er legt sich dem wandständigen Protoplasma gewöhnlich in der Mitte der concaven Innenwand, seltener der Aussenwand der Spore an, noch seltener rückt er gegen eines der Enden. Haben die Sporen etwa °/, ihrer definitiven Grösse erreicht, so wird ihre Oberfläche uneben, es begin- nen die warzenartigen Erhabenheiten des Exosporiums sich zu bilden. Um diese Zeit sind _ Бег Polypod. vulgare die die einzelnen Sporen umgebenden, im Wasser stark aufgequollenen Specialmutterzellhäute von einander durch rauh contourirte, nicht ganz eben verlaufende Membranen geschieden (Fig. 112.), die wol als durch Differenzirung in den Specialmutter - zellwänden entstandene Mittellamellen aufzufassen sind. Diese Erscheinung habe ich weder bei den übrigen Farnen, noch Ophioglosseen oder Lycopodiaceen beobachtet. Mit Beendigung des Grössewachsthums der Sporen, tritt in denselben Oel in Form kleiner Kügelchen auf; die Warzen auf dem Exosporium nehmen noch an Grösse zu, die Specialmutterzellhäute schwinden. Oeffnet man nun das von den Sporen fast vollständig ausgefüllte Sporangium, so treten die Sporen nicht mehr zu vieren, sondern einzeln hervor. Indess findet man bei einigen Farnen, z. B. Adiantum, Dieksonia, die vollkommen ausge- bildeten und gebräunten Sporen noch zu vieren vereinigt, von einander ziemlich weit ent- fernt, in der gegenseitigen Lagerung ebenso wie zu der Zeit, wo sie von den Specialmutter- zellhäuten umschlossen waren, doch ist keine umhüllende Membran oder Substanz sichtbar; durch Rollen dieser Tetraden wird die gegenseitige Lagerung der Sporen nicht alterirt, sie müssen daher von einer gallertartigen Substanz zusammengehalten werden, dem Rest der umgewandelten Specialmutterzellhäute. Die kugeltetraödrischen oder nach radiärem Typus gebauten Sporen verhalten sich den kugelquadrantischen in der Entwickelung vollkommen gleich bis auf die Art der Fäche- rung der Sporenmutterzellen. Bis zum Auftreten der 4 tertiären Kerne gleichen sich die Vorgänge der transitorischen Zweitheilung hüben wie drüben vollkommen. Die 4 Kerne liegen hier nie in einer Ebene, sondern sind zu einander wie die Ecken eines Tetraëders gelegen. Während bei dieser Lagerung der Kerne bei der Bildung kugelquadrantischer Sporen die Mutterzelle durch 3 Körnerplatten, eine kreisförmige und zwei halbkreisför- mige, in 4 Kugelquadranten zerlegt wird, treten hier 6 Körnerplatten, jede von der Form eines Kreissectors auf, die Mutterzelle in 4 Kugeltetraëder theilend, Ferner besteht noch eine Abweichung darin, dass die Specialmutterzellhäute sich hier nach aussen am stärksten 94 Ермомо Russow, verdicken, wodurch die Aussenwand der Sporenzellen stärker gewölbt wird als die ent- sprechende der Specialmutterzelle. Gehen wir nun, nachdem wir die Gewebebildung der Farne in ihren Grundzügen kennen gelernt, auf eine speciellere Betrachtung des Grund- und Stranggewebes innerhalb der Hauptgruppen ein. Hymenophyllaceae. Da die Histiologie der Hymenophyllaceen von Mettenius ') in eingehendster Weise untersucht worden, so habe ich nur wenig in Betreff des Leitbündelgewebes zuzufügen. In dem in der Axe des Stammes gelegenen cylindrischen Leitbündel überwiegt das Xylem an Masse das Phloëm, welches im Querschnitt als schmaler Ring das kreisrunde Xylem um- giebt oder das Xylem ist im Querschnitt von länglich-ovaler, halbkreisförmiger oder eiför- miger Umgrenzung (bei Trichomanes bilabiatum N. E,, Hymenophyllum eaudieulatum Мате, dilatatum Sw.. hirtellum Sw., ciliatum Sw.) und dann ist das Ploöm relativ grösser, na- inentlich die Ploömscheide stark entwickelt. Das Xylem besteht aus verhältnissmässig sehr dickwandigen Tracheiden, welche zum grössesten Theil von einander durch Geleitzellen getrennt sind, die an zwei bis drei oder noch mehr Stellen zu grösseren Gruppen zusam- mentreten; über den ganzen Querschnitt des Xylems sind zahlreiche Gruppen von Proto- xylemzellen versprengt (Taf. X, Fig. 6.). Im Phloöm liegen, zwischen der aus zwei Lagen weitlichtiger Geleitzellen zusammengesetzten Phloëmscheide und der Xylemscheide, eng- lichtige, lang gestreckte Zellen, von denen die nach aussen gelegenen, etwas stärker ver- dickten, wahrscheinlich Protophloömzellen sind; da mir nur Herbarienmaterial zu Gebote stand, ist es mir nicht gelungen, mit Sicherheit Siebröhren nachzuweisen. Mettenius lässt das ganze Phloöm aus «eigenen Zellen» bestehen. Eine deutliche, aus dünnwandigen, braun tingirten Zellen gebildete Schutzscheide um- giebt'das Leitbündel; Mettenius erwähnt ihrer als Zellenschicht, die an der Grenze des centralen Stranges und der Rinde gelegen, aus Zellen zusammengesetzt sei, deren radiale Seitenwandungen mit «eigenthümlichen, schwierig zu entziffernden Verdickungen versehen sind». Diese Wände sind resistent gegen Schwefeisäure, doch gelang es mir nicht, eigen- thümliche Verdickungen oder eine Wellung wie bei den entsprechenden Wänden der Schutz- scheidezellen der Polypodiaceen wahrzunehmen. In dem axilen, уоп 3 Seiten schwach comprimirt cylindrischen Leitbündel des petiolus gleicht das Xylem im Querschnitt einem breit gezogenen, an der Spitze abgerundeten V, dessen Schenkelenden ein wenig nach innen umgebogen sind. Die Tracheiden bilden eine compacte Masse (Trichomanes floribundum, Hymenophyll. sericeum), oder sie werden häufi- ger durch Geleitzellen von einander getrennt (Trichomanes radicans). Der Phloëmkôrper 1) Mettenius, Ueber die Hymenophyllaceae, Abhandl. der Königl. Sächs. Gesellschaft, УП Band, Xe Il. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. №. 95 gleicht in seiner Zusammensetzung dem des Stammleitbündels, mit dem Unterschiede, dass die weitlichtigen, etwas verdickten Geleitzellen au der Peripherie nicht eine gleichmässige Schicht bilden, sondern nach aussen, zu beiden Seiten der Schenkel des Xylems und beson-* ders an der den Schenkelenden zugekehrten Seite, in grösserer Menge auftreten, gewöhnlich zwischen die Schenkel hineintretend. Bei einigen Trichomanes-Arten, so bei T. floribundum und nach Mettenius ') bei Г. pinnatum und elegans, ist der grösseste Theil des von den Schenkeln eingeschlossenen Raumes bis zu den eingekrümmten Schenkelenden von prosen- chymatischen, sehr dickwandigen, blassgelb tingirten Zellen eingenommen, die sich unmittel- bar den Tracheiden anlegen (Taf. X, 5.). Ein derartiges Auftreten von so zahlreichem Pros- enchym im Leitbündel kommt bei den übrigen Farnen mit Ausnahme von Schizaea nirgends vor; morphologisch diesen Elementen gleich zu erachten sind wahrscheinlich die prosen- chymatischen oder bastfaserähnlichen, aber mehr vereinzelt stehenden Zellen bei den Gleiche- niaceen und Schizaeaceen. Eine deutliche Schutzscheide umgiebt das Leitbündel bis zu sei- nen äussersten Verzweigungen in der Lamina. Im Stanım wie in dem petiolus ist die Rinde zum grössesten Theil von sehr derbwan- digem, dunkelbraunem Sclerenchym eingenommen, das entweder bis an die Schutzscheide reicht und zwischen sich und Epidermis einige Schichten dünnwandigen Parenchyms lässt, oder es legt sich der Epidermis an, und dann ist zwischen ihm und der Schutzscheide ein mehrschichtiges, dünnwandiges Parenchym vorhanden. Den Bau der merkwürdigen, von Mettenius entdeckten «Deckzellen» habe ich bei den untersuchten Trichomanes- Arten ebenso gefunden, wie ihn der genannte Forscher beschreibt. Der axile Strang der Wurzeln *) ist nach Mettenius meist diarch, bei Trichomanes pin- natum tetrarch; bei T. radicans (die einzige Art, von der ich eine Wurzel untersuchen konnte) ist der Strang pentarch (Taf, IX, Fig. 54); das Xylem, einen fünfstrahligen Stern bil- dend, nimmt den grössesten Theil des Stranges ein. Die Schutzscheide besteht aus sehr grossen Zellen, die auffallender Weise zahlreiche Stärkekörner führen. Die Zellen der 6—8- |] За. 0; 5. 21. 2) Е ше nachträgliche Untersuchung der Wnrzeln Arten, welche monarche Wurzelstränge besitzen, ist bei den untersuchten Arten die Rinde in eine aus ziemlich mehrerer Trichomanes und einiger Hymenophyllum-Ar- ten (an Exemplaren aus dem, Kühleweinschen Herbar) ergab eine durchgreifende Verschiedenheit in dem Bau des axilen Stranges wie des Gewebes der Rinde bei bei- den genera. Während der Strang bei Hymenophyllum (EL. hirtellum Sw., dilatatum Sw. und elasticum W.) stets diarch gefunden wurde, wiesen die Wurzeln der Tri- chomanes-Arten, monarche, triarche bis octarche, nur keine diarche Stränge auf. Monarch ist der Strang von Tr. membranaceum L. und pyxidiferum L.; triarch von Tr. alatum Sw. und ambiguum; tetrarch von Tr. erispum L., decurrens und maximum; pentarch von Tr. Moriesii Vieill.; hexarch von Tr. pumilum У, D. В.; pentarch bis octarch von Tr. dentatum У. D. В. Mit Ausnahme der stark verdickten Zellen zusammengesetzte Innenrinde (wie bei Tr. radicans) und eine 1—2-schichtige aus dünn- wandigen Zellen gebildete Aussenrinde differenzirt. Wo die Stränge monarch sind, besteht die Rinde bis auf die äusserste, aus dunkel-braunwandigen Zellen zusammen - gesetzte Schicht, aus unter einander nahezu gleich grossen, gleichgebildeten, dünnwandigen, farblosen, unverholz- ten Zellen. Bei den untersuchten Hymenophylium-Arten sind (wie bei mehreren Polypodiaceen) die 1—3 innersten, au die Schutzscheide greuzenden Lagen der Rinde aus sehr diekwandigen, dunkel roth-braun tingirten Sclerenchym- zellen zusammengesetzt, während die übrigen Zellen der Rinde dünnwandig sind, 96 Epmunp Russow, schichtigen Inneurinde sind bis auf die der äussersten Lage wenig verdickt und mit Stärke- körnern erfüllt. Die Wände der fast bis zum Schwund des Lumens verdickten, dunkel- braun tingirten Zellen der äussersten Lage zeigen (an sehr dünnen Schnitten) die Differen- zirung in Schichten verschiedenen Wassergehalts mit einer Schärfe, wie sie im übrigen Pflanzenreiche nur sehr selten angetroffen wird. Die Zellen der 2 — 3-schichtigen Aussen- rinde besitzen dünne, dunkel schwarz-braun tingirte Wände, Gleicheniaceae. Nur 3 Repräsentanten der in histiologischer Hinsicht den Hymenophyllaccen nächst- verwandtèn Gleicheniaceen habe ich in Herbarienexemplaren von Gleichenia polypodioides (Mertensia) dichotoma und (Calymella) vulcanica untersuchen können; von beiden letztge- nannten nur Stücke des petiolus. Das axile Leitbündel des Stammes von Gleichenia poly- podioides stimmt, abgesehen von der geringen Grösse, genau mit dem entsprechenden Leit- bündel von Trichomanes radicans überein. Das Petiolus-Leitbündel der Gleichenia weicht von dem der letztgenannten Hymenophyllaceen dadurch ab, dass in den Winkeln der nach innen umgebogenen Schenkelenden des V-förmigen Xylemquerschnitts und an der Aussen- seite der abgerundeten Spitze des Xylems, in welcher die Schenkel zusammenstossen, von den Tracheiden und von einander durch Geleitzellen getrennt, jene oben erwähnten, prosen- chymatischen oder bastfaserähnlichen, dickwandigen, gelb tingirten Zellen vorkommen; die verhältnissmässig sebr weitlichtigen Tracheiden sind grossentheils von zahlreichen Geleit- zellen umstellt. | Das Petiolus-Leitbündel von Gl. vulcanica zeigt die bemerkenswerthe Eigenthümlich- keit, dass die ziemlich weitlichtigen Zellen ausserhalb der Protophloömzellen (welche sich ziemlich genau parallel dem Umfange des Xylems hinziehen, innerhalb der Schenkel sich verlierend) ziemlich stark und netzförmig verdickte Wände besitzen, deren Mittellamelle auf Zusatz von Chlorzinkjod sich schmutzig-gelb färbt (Taf. X, Fig. 10.); zwischen den Schenkeln des Xylems ziehen sich diese Zellen bis in den innersten Winkel, den Tracheiden sich unmittelbar anlegend. Bei Gl. polypodioides sind die den eben beschriebenen, durch ihre Stellung entsprechenden Zellen weniger verdickt, und die Mittellamelie ihrer Wände ist in geringerem Grade verholzt. Bei Gl. dichotoma besitzt das Leitbündel des petiolus im Querschnitt die Gestalt eines nach den Enden hin verschmälerten, ап den Enden verbreiterten Streifens, den man zu einem ovalen Ringe derartig zusammengebogen, dass die verbreiterten, rechtwinklig ein- gekrümmten Endstücke sich an einander legend in den vom Streifen eingeschlossenen Raum hineinragen. Das an die Schutzscheide grenzende, 2 — 3-schichtige, hell-gelb- wandige Sclerenchym besteht aus ziemlich stark verdickten Zellen, deren Wände von zahl- reichen Tüpfelkanälen durchsetzt sind, die an ihrem der Mittellamelle angrenzenden Grunde verhältnissmässig sehr weit, an der Mündung in das Lumen der Zelle sehr eng sind. Der VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. W. ; 97 Xylemkörper ist wie bei Gl. vuleanica von Geleitzellen durchsetzt, und finden sich, wie bei Gl. polypodioides, entsprechend gestellt, die bastfaserähnlichen, verholzten Elemente. Die Rinde ist wie bei den Hymenophyllaceen zum grössesten Theil aus sehr derbwandigem, bei Gl. polypodioides und vulcanica dunkel braun-rothem Sclerenchym gebildet. In der Wurzel von Gl. polypodioides ist der axile Strang triarch, bei Gl. glauca pentarch. Schizaeaceae. Repräsentanten zweier Genera aus der Gruppe der Schizaeaceen bot der hiesige bo- tanische Garten zur histiologischen Untersuchung in lebenden Exemplaren der Aneimia fraxinifolia und Phyllitidis und des Lygodium scandens, einige Arten des Genus Schizaea das Herbarium des botanischen Gartens '). In Bezug auf die Form des Leitbündelsystems des Stammes bietet Aneimia einerseits und Lygodium und Schizaea andererseits eine auffallende Verschiedenheit; während das Rhizom von Lygodium und Schizaea einen axilen Strang von dem Bau der axilen Stränge der Hymenophyllaceen und Gleicheniaceen aufweist, ist in dem Rhizom von Aneimia das Grund- gewebe von mehreren, ein hohleylindrisches Maschenwerk bildenden Leitbündeln in einen centralen, dem Mark entsprechenden und einen äusseren Rinden-Theil geschieden; in der Axe des Markes befindet sich gewöhnlich ein dunkel braun-rothes Sclerenchymbündel. In dem axilen, cylindrischen Strange von Lygodium ist der sehr ausgedehnte, cylin- drische, aus dickwandigen Tracheiden, zahlreichen Geleitzellen und mehreren gesonderten Protoxylemgruppen zusammengesetzte Xylemkörper von einer verhältnissmässig sehr dün- nen Phloömschicht umgeben, in der die an die zweischichtige Phloömscheide grenzenden Protophloömzellen durch ungewöhnlich grossen Querdurchmesser und stark verdickte Wände auffallen; ausser diesen Zellen scheinen keine anderen faserigen Phloömelemente vorzukom- men. Die Tracheiden zeigen in ihrer Entwickelung dieselbe auffallende Erscheinung, welcher wir bei Marsilia elata begegneten, dass nämlich einzelne über den ganzen Xylemquerschnitt zerstreute Tracheiden fast zur vollständigen Ausbildung gelangen, während die übrigen noch keine Spur einer Verdickung ihrer Wände erkennen lassen. Das axile Stammleitbündel von Schizaea (laevigata) weicht von dem Lygodium-Leitbündel dadurch ab, dass im Xylemkörper die Tracheiden und Geleitzellen gesondert auftreten; letztere bilden im Centrum des Bündels eine compacte Masse, die von einem breiten Ring dickwandiger Tracheiden umgeben ist. Das von den Tracheiden eingeschlossene Parenchym muss als Leitbündelgewebe (Geleitzellen) aufgefasst werden, weil es durch keine Schutz- 1) Nachträglich wurde Mohria thurifraga Sw. und | Sclerenchym bildet. In dem Xylem des Wurzelstranges Trochopteris elegans Gardn. untersucht; erstere schliesst | sind doppelt so viel Elemente als in dem entsprechenden sich hinsichtlich des inneren Baues Aneimia sehr nahe | Theil bei Aneimia vorhanden. an. Im Petiolus ist das Grundgewebe dadurch ausgezeich- Bei Trochopteris verlaufen im Rhizom 2 Leitbündel net, dass es in der Furche des dachförmigen Leitbündels | von ovalem Querschnitt, im Petiolus ist ein schmächtiges ein Stützbündel aus dunkel braun-rothem, dickwandigem | Leitbündel von schmal ovalem Querschnitt vorhanden. Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Serie. 13 98 Ермомо Russow, scheide von den Leitbündelelementen getrennt ist. Es entspricht diese Anhäufung von Par- enchym im Xylemkörper der Ansammlung von Parenchym an der Peripherie des Phloëm- körpers in den Blattleitbündeln der Gleicheniaceen. Die Rhizom-Leitbündel von Aneimia, von gestreckt ovalem Querschnitt, zeigen nichts Auffallendes oder von dem allgemeinen Typus der Polypodiaceen-Leitbündel Abweichendes. Der Petiolus ist bei Lygodium, Schizaea und Aneimia von einem axilen Leitbündel durchzogen. Bei Lygodium ist das Xylem des von 3 Seiten schwach comprimirt-cylindri- schen Leitstranges im Querschnitt von der Form eines Trapezes, dessen Ecken in spitz zu- laufende Zipfel ausgezogen sind (Taf. X, Fig. 14), von zahlreichen, reichlich Chlorophyll füh- renden Geleitzellen durchsetzt; die Protoxylemzellen befinden sich in den 4 vorspringenden Zipfeln. Bei Aneimia hat der Leitbündel-Querschnitt die Form eines breit gezogenen V, dessen Schenkel gegen die Enden keulenförmig verdickt und abgerundet sind (Taf. X, Fig. 9). Die Tracheiden des Xylems, dessen Querschnitt einem V mit nach innen gekrümmten Schenkel- enden gleicht, berühren sich gegenseitig; an der convexen Seite des Xylems, um dessen Spitze herum und an den Schenkelenden, an der inneren Seite derselben weiter als an der äusseren vordringend, ziehen sich, von den Tracheiden und Protoxylemzellen durch Geleit- zellen getrennt, jene mehrfach erwähnten bastfaserähnlichen, stark verdickten und verholzten Zellen hin. In dem Phloëm fällt eine kleine Gruppe verhältnissmässig sehr weitlichtiger, dünn- wandiger Zellen auf, die in dem innersten Winkel auf der concaven Xylemseite gelegen ist, an eine kleine Gruppe Protoxylemzellen grenzend, welche in dem Scheitel des von den beiden Xy- lemschenkeln umschlossenen Winkels sich befindet. Bei zahlreichen Polypodiaceen finden sich ganz entsprechend gebaute und gestellte Zellen-Gruppen, und wird bei der Besprechung derselben von der Beschaffenheit der Zellen die Rede sein. Bei Schizaea pectinata W. ist das Xylem wie bei Aneimia aus 3 verschiedenen Elementen zusammengesetzt. Der Quer- schnitt des Xylems ist wie der des ganzen Leitbündels oval; die Tracheiden bilden eine compacte Masse von der Form einer Mondsichel, an deren concaver Seite in der Mitte ein breites rechteckiges Stück sich ansetzt. Durch Geleitzellen theilweise von den Tracheiden getrennt, legt sich an der concaven Seite des Tracheidenkörpers und zu beiden Seiten des rechteckigen Stückes je eine rundlich-dreieckige Gruppe bastfaserähnlicher Zellen an, die nicht durch Geleitzellen von einander getrennt sind (Taf. X, Fig. 7). Das Grundgewebe, durch eine deutliche Schutzscheide gegen das Stranggewebe ab- gegrenzt, besteht im Rhizom von Lygodium aus unverdickten, dünnwandigen, dunkel schwarz- braun tingirten, Stärke führenden Parenchymzellen, bei Aneimia aus farblosem oder schwach tingirtem, dünnwandigem Parenchym. Die Wurzel, sowol bei Aneimia als Lygodium und Schizaea, stimmt in Bau und Ent- wickelung mit den Wurzeln der Polypodiaceen überein. In dem diarchen axilen Strange zeigt der Xylemkörper fast genau die Zusammensetzung des Xylems der Marsilia-Wur- zel; die Tracheiden sind dünnwandiger und in dem gegenseitigen Grösseverhältniss nicht so constant als bei Marsilia. Die Rinde ist in eine aus 6—8 Lagen ziemlich stark verdickter, VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 99 schwarz-braun tingirter Zellen zusammgesetzte Innenrinde und eine aus 2—5 Lagen dünn- wandiger, fast kohlschwarzer Zellen gebildete Aussenrinde differenzirt. Bei Lygodium ist nicht selten, bei Schizaea stets in der ausgebildeten Wurzel der axile Strang nur von 6 Schutzscheidezellen umgeben, deren tangentialer Durchmesser den radialen um das 4—6- fache übertrifft, bei Schizaea tritt ausserdem noch eine aus 6 sehr grossen, braunwandigen Zellen zusammengesetzte Stützscheide auf. Osmundaceae. Von den Osmundaceen hat sich mir nur Osmunda regalis (mit Ausnahme des Rhizoms) zur Untersuchung dargeboten. In dem Xylem des axilen Petiolus-Leitbündels von C-förmi- сет Querschnitt, bilden die Tracheiden eine compacte Masse; auf der concaven Seite des Leitbündels sind mehrere Zellen der Phloëmscheide, an 10 —12 Punkten gruppenweise auftretend, durch ihr weites Lumen, welches das der benachbarten Zellen um das 4—5- fache übertrifft, ausgezeichnet; sie führen Stärke wie die übrigen Geleitzellen. Das Grund- gewebe, durch eine im ausgebildeten Zustande etwas schwer kenntliche Schutzscheide abge- grenzt, entwickelt im basalen Theil des Petiolus einen recht starken Streifen dunkelbraunen Sclerenchyms, der sich an der concaven Fläche des Leitbündels der Schutzscheide dicht an- legt (Taf. X, Fig. 12), und einen aus dunkel braunwandigen Selerenchymzellen zusammen- gesetzten Hohlcylinder von oval ringförmigem Querschnitt, der vom Leitbündel etwas weiter als von der Epidermis entfernt ist. Das Parenchym, welches den Raum zwischen Leitbündel und dem Sclerenchym-Hohleylinder einnimmt, ist dünnwandig, schwach gelb tingirt und führt Stärke; das Gewebe ausserhalb des Hohleylinders, nach aussen unmittelbar von der Epidermis begrenzt, besteht aus einem exquisiten Schwammparenchym, dessen grosse Inter- cellularlücken mit Luft erfüllt sind. Der flügelartig verbreiterte Theil der Petiolus-Basis ist aus demselben Schwammparenchym gebildet, das in der Mitte jedes Flügels von einem dunkel-braunen Selerenchymband durchzogen ist; die äusserste an das Schwammparenchym grenzende Lage dieser Sclerenchymbänder besteht aus kurzen, spindelförmigen, braun- wandigen, wenig verdickten Zellen, deren Wände mit zahlreichen, ring-, spiral- oder netz- förmigen Leisten besetzt sind. | Die Wurzel stimmt in Bau und Entwickelung mit den Polypodiaceenwurzeln überein ; die Rinde besteht aus dünnwandigen, gelb-braun tingirten, weitlichtigen Parenchymzellen, die keine regelmässige Anordnung zeigen. Polypodiaceae. Zu der grossen Mamnigfaltigkeit in der äusseren Erscheinung der Polypodiaceen steht die Gleichförmigkeit in der elementaren Zusammensetzung derselben in auffallendem Gegensatze. Dem Reichthum der äusseren Form entspricht nur einigermaassen die Ver- schiedenheit der Gestalt der Petiolus-Leitbündel, zumal wenn wir die Umrisse des Xylem- 13* 100 Ермомо Russow, “querschnitts berücksichtigen; in Betreff dieser lässt sich im Allgemeinen Folgendes bemer- ken. In den Leitbündeln der Stämme sind die Umrisse des Xylemquerschnitts, wie bereits erwähnt, nahezu denen des Leitbündelquerschnitts parallel oder weichen von letzteren nur wenig ab '); in den Petiolus-Leitbündeln dagegen, wenn der Querschnitt derselben nicht einer Zickzacklinie oder einem Hufeisen gleicht, weicht der Umriss des Xylems von dem des ganzen Leitbündels meist beträchtlich, oft sehr auffallend ab. Bei ovalem oder nahezu kreis- rundem Leitbündelquerschnitt, z. B. bei Aspidium (Taf. X, Fig. 13.) hat der Xylemquer- schnitt eine füllhornartige Gestalt. Bei gestreckt elliptischem Leitbündelquerschnitt, z. B. bei Pteris cretica oder Gymnogramme, die Gestalt eines Seepferdchens oder eines Frage- zeichens, von. dessen oberem Haken das eingekrümmte Ende abgebrochen ist. Bei dem Genus Athyrium oder Struthiopteris (vergl. Taf. X, Fig. 19.), deren Leitbündelquerschnitte in der unteren Hälfte des Petiolus die Gestalt eines schwach geschwungenen, an den Enden etwas verbreiterten und abgerundeten Streifens besitzen, schlägt sich das Ende des Xylem- streifens, das stärker geschwungen ist als das Leitbündel, in dem stärker verbreiterten Theil des Leitbündels spitzwinklig ein; dieses Einschlagen des Xylemrandes kommt in Pe- tiolus-Leitbündeln von band- oder plattenartiger Gestalt fast allgemein vor; so bei den meisten Leitbündeln von hufeisenförmigem, zickzackförmigem oder V-förmigem Querschnitt. Sehr charakteristisch für Scolopendrium oder Asplenium ist die X-förmige Gestalt des Xylemquerschnitts, bei rundlich 4- oder 3-eckigen Umrissen des Leitbündelquerschnitts (Taf. X, Fig. 16.); bei Asplenium krümmen sich häufig die nnteren Enden hakenförmig um, die Spitzen gegen einander kehrend (Taf. X, Fig. 15.), so dass der Xylemquerschnitt etwa ein zangenförmiges Ansehen gewinnt. Endlich wäre noch der V-förmigen Gestalt des Xylemquerschnitts zu erwähnen, mit nach aussen gebogenen Schenkelenden (wie bei Mar- silia) z. B. bei Adiantum oder Onychium japonicum, wo die nach aussen gebogenen Schenkel- enden sich wiederum nach innen einschlagen; in den letztgenannten Fällen ist der Leitbün- delquerschnitt rundlich dreieckig, dem des Marsilia-Leitbündels ähnlich. - 1) Einzig stehen unter den Polypodiaceen, wie ich durch eine nachträgliche Untersuchung (in Berlin, im Sommer1871)erfahren, die blattlosen Sprosse von Nephro- lepis in Bezug auf den Ban ihres axilen Leitbündels da, denn dieses ist nach dem Typus eines echten Wurzel- stranges gebaut. Bei N. tuberosa ist der Strang pentarch, Чаз.Ху]ет von zahlreichen Geleitzellen durchsetzt; der Querschnitt des Leitbündels gleicht auffallend dem des Wurzelstranges von Trichomanes dentatum oder dem der 3. 8. Wurzelanfänge der Staarsteine, zumal Psaronins Cot- tai. (Sehr schöne Quer- und Längsschliffe letztgenannter Art verdanke ich der Güte des Herrn Prof. Grewingk hieselbst). Die besagten Sprosse von Nephrolepis exal- tata (Aspidium exaltatum) sind von A. Brongniart für Wurzeln gehalten worden; in seiner Abhandlung: Obser- vations sur lastructure intérieure duSigillaria elegans etc. (Extrait des Archives du Museum d’histoire naturelle) Paris 1839 sind auf Taf. XXXII (8) in Fig. 10 u. 11 Quer- schnitte des axilen Stranyes der Sprosse von Nephrol. exaltata dargestellt. Ausser N. tuberosa habe ich noch (aber nur in Her- barienexemplaren) N. acuminata Pers., pectinata Schott. und rüfescens Schrad. untersucht. Während in den Spros- sen von N. acuminata der pentarche, axile Strang durch- aus den Typus eines Wurzelstranges zeigt, ist das axile Leitbündel in den entsprechenden Sprossen von N. pec- tinata und rufescens nicht nach dem Wurzelstrangtypus gebaut; bei ersterer ist das Xylem im Querschnitt von gekrümmt-eiförmiger, bei letzterer von rundlicher Um- grenzung. DasGrundgewebe bildet bei sämmtlichen unter- suchten Arten ausser einer Schutzscheide noch eine 1—3- schichtige Stützscheide. In den Wurzeln der Nephrolepis- Arten ist, wie bei sämmtlichen Polypodiaceen, der axile Strang diarch. VERGLEICHi. {DE UNTERSUCHUNGEN U. $. №. 101 Hinsichtlich der elementaren Zusammensetzung der Polypodiaceen-Leitbündel wären folgende allgemeine Züge hervorzuheben. Das Xylem ist zum überwiegenden Theil aus meist dünnwandigen, stark verholzten Treppentracheiden zusammengesetzt, die meist durch zahlreiche Geleitzellen zum grössesten Theil von einander getrennt sind; bei den meisten Arten des Genus Polypodium und Pteris und bei Scolopendrium, Asplenium, Onychium bilden die Tracheiden eine compacte Masse. Die Protoxylemzellen (Schrauben-, Ring- und Netzzellen) treten nie in weniger als 2 Gruppen auf, wenn die Leitbündel nicht sehr schmächtig und dabei im Querschnitt rundlich sind, in welchem Falle nur eine Gruppe ‘ vorhanden, gewöhnlich den Rändern des Xylems genähert, in den Stamm-Leitbündeln nicht selten innerhalb der Tracheiden versprengt. In den Petiolus-Leitbündeln stehen die Pro- toxylemzellen stets den Enden des Xylemquerschnitts mehr oder weniger genähert; ausser- dem finden sie sich bei hufeisen- oder V-förmigem Querschnitt in der Mitte der Krümmung oder des Winkels an der concaven Innenseite des Xylems, oder bei zickzackförmigem Quer- schnitt in den Winkeln an der, der nächstliegenden Petiolus-Oberfläche abgekehrten, Seite des Xylems. Im Phloömkörper sind in seltensten Fällen deutliche Siebröhren wahrnehmbar, die sich . stets durch weiteres Lumen, wenigstens zum grossen Theil von den Protophloömzellen un- terscheiden, wie bei Pteris aquilina; in allen schmächtigen Leitbündeln scheinen statt der Siebröhren Cambiformzellen (die röhrigen, eiweissführenden Elemente ohne Sieb- oder Gittertüpfelung) vorzukommen, von denen die Erstlingsbastzellen meist nur durch ihr zeit- liches Auftreten und die Stellung unmittelbar an der Phloömscheide sich unterscheiden. Da die Protophloëmzellen nahezu parallel den Umrissen des Xylems verlaufen, so besitzt die Phloëmscheide in den Petiolus-Leitbündeln eine sehr ungleiche Mächtigkeit; dadurch dass die Weite der Geleitzellen an den Stellen, wo die Protophloëmzellenschicht von dem äusse- ren Umfange des Leitbündels stärker nach innen weicht, sehr beträchtlich zunimmt, wird die Zahl der Zellenlagen der Phloömscheide an diesen Stellen selten auf mehr als 2—3 vermehrt; meist ist das Lumen dieser weitlichtigen Geleitzellen im Querschnitt isodiame- trisch, in selteneren Fällen, wo es excessiv zunimmt, stark radial (senkrecht zur Leitbündel- oberfläche) gestreckt. In den Leitbündeln, deren Queischnitt hufeisen-, V-, oder zickzackförmig ist, oder wo der Rand des Xylems sich nach innen einschlägt, wie bei Athyrium u. 5. w. (Taf.X, Fig. 19), zeichnen sich die an die Protoxylemstränge grenzenden Zellen des Phloëms auf Querschnit- ten durch ein sehr weites Lumen vor allen übrigen Phloömelementen aus; auf Längsschnit- ten fallen sie dadurch auf, dass ihre Wände, unregelmässig aus- und eingebuchtet, mit denen der Nachbarzellen derartig verbunden sind, dass grosse Lücken oder Intercellularräume entstehen. Die an diese Zellen grenzenden Protoxylemzellen besitzen in der Regel sehr unregelmässig ausgebildete Schraubenbänder. In alten Leitbündeln findet man gewöhnlich die Wände dieser Lückenparenchymzellen gebräunt. An Tracheiden grenzende Geleitzellen mit Aussackungen, denen bei Marsilia vorkom- 102 : Ермомр Russow, menden ähnlich, finden sich bei Pteris aquilina; ferner sei noch erwähnt, dass bei letztge- nanntem Farn die Siebplatten der Siebröhren sich in mehreren Fällen auf Zusatz von Chlorzinkjod dunkel-gelb färben, welche Erscheinung ihren Grund in einer Durchtränkung der Siebplatten mit Eiweisssubstanzen haben mag. Bei Onychium japonicum, einigen Pteris- und Adiantum-Arten kommen englichtige, - sehr dickwandige Cambiformzellen oder Siebröhren vor, die an die Xylemscheide grenzen, in seltensten Fällen sich unmittelbar den Tracheiden anlegen; sie sind dadurch ausge- zeichnet, dass die innere Verdickungsschicht ihrer Wände auf Zusatz von Chlorzinkjod sich sehr viel tiefer färbt als die Mittellamelle. Das Grundgewebe grenzt sich in Stamm, Wurzel und Blatt gegen das Stranggewebe durch eine meist scharf ausgeprägte Schutzscheide ab, die nur in den Fällen, wo eine Stützscheide vorhanden, schwer kenntlich ist. Die radialen Wände der Schutzscheide- zellen sind stets gelblich oder bräunlich, wenigstens dunkler als die tangentialen Wände tingirt; letztere sind im Stamm fast stets farblos und werden von concentr. Schwefelsäure zerstört. Die radialen Wände zeigen in der Jugend den s. g. Casparygschen Fleck sehr’ deutlich. Eine Stützscheide ist bei der Minderzahl der Polypodiaceen vorhanden und zwar nur im Petiolus und in der Wurzel. Aus Zellen, deren an die Schutzscheide grenzende Wände auffallend stark verdickt, dunkel roth-braun gefärbt und von zahlreichen, langen, bogig verlaufenden und verästelten Tüpfelkanälen durchsetzt sind, ist die Stützscheide bei mehre- ren Polypodium-Arten, zumal Phyllitidis, meniscifolium, aureum und Platycerium aleicorne gebildet; bei weitem weniger verdickt und von sparsamen Tüpfelkanälen durchsetzt finden wir die Stützscheidezellen bei Polypod. vulgare, Aspidium Filix mas, Sieboldü, cristatum, spinulosum, Phegopteris polypodioides, Dryopteris u. a. Bei Blechnum brasiliense sind die von der Schutzscheide abgekehrten Wände der Stützscheidezellen verdickt; bei Stenoehlaena sorbifolia ist, wie bereits erwähnt, die Stützscheide zweischichtig; bei Athyrium umbrosum sind die radialen Wände und zum Theil die äusseren tangentialen stark verdickt und dunkel roth-braun gefärbt. Sclerenchymstränge oder Platten (Stützbündel), die sich den Leitbündeln anlegen, kommen im Petiolus seltener vor, so bei Scolopendrium officinarum, Asplenium auritum, marinum, ebeneum, auch bei ruta muraria (an der tiefsten Basis des Petiolus) (vergl. Taf. X, Fig. 15 u. 16.). Die Zellen dieser, gewöhnlich in den Längsfurchen der Leitbündel gelegenen Stütz- bündel, sind meist bis zum Schwund des Lumens verdickt; ihre dunkel rothbraunen Wände lassen eine sehr deutliche Schichtung erkennen; die äusseren Zellen dieser Stützbündel sind nicht selten ungleichmässig verdickt, nach Art der Stützscheidezellen. Im Rhizom kommen. die Stützbündel, meist aus weniger stark verdicktem Sclerenchym gebildet, in Form von Platten oder Strängen bei Pteris aquilina, oder mehrschichtigen, die einzelnen Bündel um- gebenden Scheiden, wie bei Stenochlaena sorbifolia, oder in sehr zahlreichen, schmächtigen, wenigzelligen Strängen vor, wie z.B. bei Polypodium Phyllitidis und Platycerium alcicorne. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN о, $. №. 103 Gehören die erwähnten Sclerenchymmassen im Ganzen zu den selteneren Erschei- nungen, so tritt fast ausnahmslos das Sclerenchym in sehr ausgedehntem Maasse in den Wedelstielen und der Rhachis dicht unter der Epidermis, oder von derselben durch einige Parenchymlagen getrennt, auf, eine geschlossene oder an den Längsfurchen der Wedelstiele unterbrochene, feste, harte Scheide um das übrige Grundgewebe und das Leitbündelsystem bildend. Gewöhnlich sind die mehr oder weniger verdickten Wände dieser Sclerenchym- zellen farblos oder gelb bis lichtbraun, in seltensten Fällen dunkelroth- oder schwarzbraun gefärbt. Wenn kein ausgesprochenes Sclerenchym vorhanden, so ist sämmtliches Parenchym des Grundgewebes aus dunkel gefärbten, je weiter nach aussen, um so mehr verdickten Zellen zusammengesetzt (Adiantum, Gymnogramme). In seltensten Fällen besteht das Grund- gewebe, wie bei Hymenophyllaceen und Gleicheniaceen, bis auf wenige Parenchymschichten unter der Epidermis, aus dickwandigem, rothbraunem Sclerenchym (Polypod. Grammitidis). Im Rhizom befindet sich in seltensten Fällen eine dunkle unter der Epidermis gelegene Sclerenchymschicht, wie bei Pteris aquilina; entweder sind sämmtliche Zellen hell- oder dunkelbraun-wandig und je weiter nach aussen um so mehr verdickt (Onychium, Adiantum, Pteris cretica, Blechnum Spicant), oder sämmtliches Grundgewebe besteht aus farblosem, wenig verdicktem oder dünnwandigem Parenchym (Polypod. vulgare, aureum, Aspidium, Scolopendrium u. a.). In den dünnen seitlichen Sprossen von Adiantum pedatum ist das vom hohlcylindrischen Leitbündel umschlossene Mark aus diekwandigem, dunkel rothbrau- nem Sclerenchym zusammengesetzt, gleich dem Mark der Marsilia. Die Wurzeln der Polypodiaceen zeigen in ihrer elementaren Zusammensetzung eine noch bei weitem grössere Gleichförmigkeit als Stamm und Blatt. In dem cylindrischen oder von zwei Seiten schwach comprimirt cylindrischen axilen Strang, hat das diarche Xylem im Querschnitt stets die Gestalt eines Rhombus mit schwach gekrümmten Seiten. In den spitzen Ecken liegen die meist in geringer Zahl vorhandenen Protoxylemzellen; die Haupt- masse ist von Tracheiden gebildet, die von den Protoxylemzellen zur Mitte hin rasch an Grösse zunehmen. In seltensten Fällen, wo der axile Strang einen bedeutenden Querdurch- messer erlangt, wie bei Diplazium und Blechnum brasiliense, ist der Xylemkörper von Ge- leitzellen durchsetzt, sonst schliessen die Tracheiden stets eng an einander. Bei Pteris cre- tica gleicht der Xylemkörper in vielen Fällen, wenn wir von den dünneren Wänden der Tracheiden absehen, genau dem der Marsilia-Wurzel in Bezug auf die Zahl und das Grösse- verhältniss der Tracheiden unter einander; doch ist letzteres hier nicht so constant als bei Marsilia. Erwähnenswerth ist das Vorkommen von wirklichen Gefässen in der Wurzel von Athy- rium Filix femina; die Enden der Gefässzellen sind leiterartig durchbrochen, ganz ent- sprechend der Perforation bei Pteris aquilina. | Der Phloömkörper ist reicher an Elementarorganen als der der Marsilia-Wurzeln. Das Pericambium ist fast immer aus einer doppelten Schicht Geleitzellen gebildet, die ent- sprechend denen der Phloömscheide in Stamm- und Petiolus-Leitbündeln, die übrigen Ge- 104 Ермомр Russow. leitzellen an Durchmesser weit übertreffen. Die wenig verdickten Protophloömzellen ziehen sich an beiden Seiten des Xylems, an das Pericambium grenzend, in je einem Bogen hin. Durch weiteres Lumen vor den übrigen Phloëmelementen ausgezeichnete, dünnwandige Siebröhren fanden sich nur bei Diplazium und Blechnum brasiliense. Die Rinde bildet ihre innerste Schicht stets zu einer Schutzscheide aus. In allen den Fällen, wo im Petiolus eine Stützscheide oder Stützbündel, oder im Stamm Sclerenchym vorhanden ist, verdicken sich die Zellen der innersten 3—5, seltener 6—8 Lagen der Rinde. Bei Polypodium und Platycerium bleiben in den 5—6 inneren Lagen diejenigen Zellen welche in den 2—3 radialen von den nebenwurzelbildenden Schutzscheidezellen aus- strahlenden Reihen liegen, unverdickt, es ist somit der axile Strang von 2 halbmondförmi- gen Sclerenchymmassen umgeben (Taf. XI, Fig. 35.). Bei der Mehrzahl der Wurzeln mit Sclerenchymbildung in der Rinde sind die Zellen der 4— 6 innersten Lagen gleichmässig verdickt, so bei Pteris aquilina, cretica, arguta, Aspidium Sieboldii, Athyrium umbrosum, Blechnum Spicant; bei letzterem nehmen die Zellen von innen nach aussen an Dickwan- digkeit ab. Bei Scolopendrium und Asplenium ebeneum und marinum bestehen die 5—7 inneren Lagen aus Zellen, deren dem axilen Strange zugekehrte Wände sehr stark, deren radiale Wände weniger und deren Aussenwände fast gar nicht verdickt sind, woher das geringe Lumen der Zellen stark excentrisch gelegen ist; die dunkel roth-braunen Wände zeigen eine sehr deutliche Schichtung. Bei Asplenium ruta muraria und Trichomanes be- steht nur eine Lage, die der Schutzscheide angrenzende, aus solchen einseitig stark ver- diekten Zellen. Bei Diplazium ist die an die Schutzscheide grenzende Schicht aus nach aussen stark verdickten braunwandigen Zellen gebildet (Taf. XI, Fig. 36.). Wo im Petio- lus und Stamm kein eigentliches Sclerenchym vorkommt, ist die Gesammtrinde aus unver- dickten, gleichartigen Zellen zusammengesetzt. Cyatheaceae. In histiologischer Beziehung stimmen die Cyatheaceen mit den Polypodiaceen vollkom- men überein. Die Leitbündel, meist in grosser Zahl vorhanden, haben bis auf die kleinen, schmächtigen, eylindrischen, markständigen Stränge des Stammes, die Form von der Länge nach gefalteten Bändern oder Platten, deren eigenthümliche Anordnung in Stamm und Blatt durch die Arbeiten H. von Mohl’s !J, Mettenius’ ?) und Reichardt’s°) bekannt ist. Der Xylemkörper ist meist von zahlreichen Geleitzellen durchsetzt. In den Blattstielleit- bündeln sind stets die in den Längsfurchen des Xylems an die Protoxylemzellen grenzenden Lückenparenchym-Streifen aus sehr weitlichtigen Zellen zusammengesetzt; auf dünnen Quer- schnitten machen dieselben den Eindruck von geräumigen Lacunen. 1) Vermischte Schriften. theilung im Stamm und stipes der Farne, in Denkschrift 2) Ueber den Bau von Angiopteris, in Abhandl. d. K. | der K. К. Wien Academ. 4. Wissensch., math. naturw. Sächs. Gesellsch. d. Wissensch. 1864, УТ. Classe 17. 3) H, W. Reichardt, Ueber die Gefässbündel-Ver- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. №. 105 DasLeitbündel in dem Wedel von Dicksonia tenera zeigt eine bemerkenswerthe Eigen- thümlichkeit. In der unteren Hälfte des Petiolus besitzt es im Querschnitt die Gestalt etwa eines an zwei Stellen der Krümmung geknickten Hufeisens mit stark divergirenden Schen- keln; je weiter nach oben, um so mehr nähern sich die Schenkel, bis sie in der Rhachis verschmelzen, eine rundlich dreieckige Partie Grundgewebes umschliessend. Die Umrisse des Querschnitts gleichen dann denen eines Tagfalters mit ausgespannten Flügeln. Das Grundgewebe grenzt sich stets durch eine in die Augen fallende Schutzscheide gegen das Stranggewebe ab. Das Sclerenchym bildet bekanntlich im Stamm sehr ausge- dehnte Massen von Plattenform, die nach innen und aussen die in einen Kreis gestellten Leitbündel begrenzen; zwischen dem Leitbündel und diesen Sclerenchymplatten befindet sich (bei Alsophila) eine schmale Partie farblosen Parenchyms, in welchem sehr weitlichtige Gummizellen liegen. Von den Sclerenchymplatten nach innen liegen zahlreiche Gerbstoff- schläuche und Gummigänge zerstreut. Im Petiolus legen sich die Selerenchymstränge hart an die Schutzscheide an, auf der von der nächstliegenden Petiolus-Oberfläche abgewandten Seite der Leitbündel; zahlreiche Gerbstoffschläuche und Gummigänge durchziehen das Parenchym des Petiolus, erstere gewöhnlich in ziemlicher Nähe der Leitbündel, meist re- gelmässig den Längsfurchen der Leitbündel gegenüber liegend. Die Wurzeln stimmen in Bau und Entwickelung vollkommen mit denen der Polypo- diaceen überein. Bei Alsophila sind sämmtliche Rindezellen dünnwandig, schwach bräunlich oder gelblich tingirt; bei Cibotium, Dicksonia und Balantium sind die 5—6 inneren Rinde- zellenlagen aus dickwandigem, roth-braunem Sclerenchym gebildet. Marattiaceae. Von sämmtlichen übrigen Farnen weichen die Marattiaceen in der Grundgewebebil- dung und besonders in Bau und Entwickelung der Wurzeln und Sporangien in höchst auf- fallender Weise ab und stimmen in letztgenannten Punkten mit den Ophioglosseen nahe überein. Die Leitbündel, meist in der Form gekrümmter Platten, seltener cylindrischer Stränge, stimmen in ihrem Bau mit denen der Farne überein. Dünnwandige, schwach verholzte Treppentracheiden bilden die Hauptmasse des Xylems, das von keinen oder nur sehr spär- lichen Geleitzellen durchsetzt ist. Die Protophloömzellen pflegen dickwandiger als bei der Mehrzahl der Farne zu sein; an die Protoxylemstränge grenzende Lückenparenchym-Streifen kommen bei Angiopteris in gleicher Weise wie bei Polypodiaceen und Cyatheaceen vor. Das Grundgewebe weicht von dem der übrigen Filices darin besonders ab, dass es, wenigstens im Wedel, keine Schutzscheide bildet und daher gegen das Stranggewebe nicht scharf abgesetzt ist. Den knollenartigen Stamm einer Marattiacee habe ich zu untersuchen nicht Gelegenheit gehabt, bis auf ein kleines Stück an der Basis des Wedelstiels von Ma- rattia cicutaefolia; in diesem Stück waren die Leitbündel ebenso wenig als im Wedel von Mémoires do l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 14 106 Ермомо Russow, einer Schutzscheide umgeben. Nach der Abbildung von einem Stamm-Leitbündel-Längs- schnitt von Angiopteris in Harting’s und De Vriese’s Arbeit über Angiopteris ') (vergl. Taf. VII, Fig. 3, d und 4, d) zu schliessen, scheint hier eine Schutzscheide, von den Ver- fassern Parenchymscheide (gaine parenchymateuse) genannt, vorzukommen; hierin würden die Marattiaceen mit den Ophioglosseen übereinstimmen, bei denen die Blattleitbündel eben- falls von keiner Schutzscheide, die Leitbündel des Rhizoms dagegen, wenigstens theilweise, von einer Schutzscheide umgeben sind. Sclerenchym, das nie die dunkel-braune Färbung des gleichnamigen Gewebes der übrigen Farne zeigt, sondern entweder farblos, oder licht gelblich tingirt ist, kommt nur in der Form einer geschlossenen, mehrschichtigen Scheide, 3—4 Zellenlagen unter der Epidermis im Blattstiel und der Rhachis vor. In dem verdickten, angeschwollenen Theil des Wedelstiel-Grundes und an den aufgetriebenen Basen der Fiedern erster Ordnung tritt an Stelle des Sclerenchyms ein exquisites Collenchym auf, dessen Uebergang in das Seleren- chym der angrenzenden Partien sich direct verfolgen lässt; in der genannten Arbeit Har- ting's und De Vriese’s ist eine kleine Partie des Collenchyms in Fig. 5, b, с auf Taf. УП dargestellt und von den Verfassern als Parenchym bezeichnet. Gummigänge und Gerbstoffschläuche sind in grosser Menge vorhanden; erstere, ziem- lich gleichmässig über den ganzen Querschnitt des Blattstiels vertheilt, sind, wie bereits durch die Arbeit Frank’s?) bekannt, entweder sehr weitlichtig, durch Auseinanderweichen von Zellen entstanden, oder von geringem Durchmesser, durch Resorption von Zellen her- vorgegangen. Die Gerbstoffschläuche finden sich vorherrschend in der nächsten Umgebung der Leitbündel, an deren ganzem Umfange und dicht unter der Sclerenchymscheide, theil- weise auch in letzterer versprengt; diese sind bei Angiopteris evecta gewöhnlich von 2—3 . Schichten wenig verdickter Sclerenchymzellen umgeben. Die einzelnen Zellen der Gerbstoff- schläuche erreichen meist eine beträchtliche Länge; ihr Längsdurchmesser überirifft den der benachbarten Parenchymzellen um das 10—20-fache. Die Wurzeln der Marattiaceen sind zweierlei Art: zwischen den Stipeln hervor- brechende, unverzweigte Luftwurzeln, die sich herabkrümmen, ihre Spitze gegen den Boden kehren und in diesen eindringen, bei Angiopteris evecta von 5—8 mm., bei Marattia cicutae- folia 2, 5—3, 5 mm. im Querdurchmesser, und unterirdische, mehrfach verzweigte Wurzeln von 1—2, 5 mm. im Durchmesser. Der innere Bau der beiderlei Wurzeln zeigt keine we- sentliche Abweichung. In dem axilen Strange bildet der (quer durchschnittene) Xylemkörper bei Angiopteris einen 12—20, bei Marattia einen 8—12-strahligen Stern, in den unter- irdischen Wurzeln einen, wie es scheint, constant 5-strahligen Stern; in letzteren sind sämmtliche Xylemelemente bis zum Centrum ausgebildet und verholzt; in den Strängen der 1) Monographie des Marattiacées. Recherches sur l’anatomie, Porganogenie et l'histiogenie du genre Angi- opteris par W. H. De Vriese et P. Harting. Leide et Dusseldorf. 1853. 2) Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik. Vter Band. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. М. 107 Luftwurzeln von 3--4” Länge sind in jedem Xylemstrahl nur die äussersten Protoxylem- zellen und Tracheiden verholzt und lassen sich die weitlichtigen dünnwandigen Tracheiden der Strahlen nicht ganz bis zum Centrum verfolgen. Mit den Xylemstrahlen alterniren ebenso viele Phloömstrahlen, an deren äusseren Enden, zwischen den ur N we - Gruppen ziemlich dickwandiger Protophloëmzellen liegen. Die Rinde, von wenigen Gummigängen und Gerbstoffschläuchen durchzogen, ist in Innen- und Aussenrinde differenzirt. Die innerste Schicht ersterer ist zu einer deutlichen Schutzscheide umgebildet; die sehr weitlichtigen, gewöhnlich etwas radial gestreckten, farblosen Zellen derselben zeigen im Querschnitt fast in der ganzen Ausdehnung ihrer ra- dialen Wände zu beiden Seiten derselben einen dunklen, scharfen Schatten. Die übrigen Zellen der Innenrinde, ein von zahlreichen Intercellulargängen durchzogenes .unregelmässi- | ges Gewebe bildend, verdicken Шге farblosen, fein geschichteten Wände an den Stellen, welche die Intercellulargänge begrenzen, stärker als im übrigen Theil; eine Erscheinung, die sich häufig und gewöhnlich noch schärfer ausgeprägt bei den Zellen der Innenrinde monocotyler Wurzeln findet. Die dünnwandigen, englichtigeren Zellen der Aussenrinde sind lückenlos mit einander verbunden. In den unterirdischen Wurzeln fallen die 2—3 inneren Lagen der Aussenrinde vor den übrigen in die Augen durch den Inhalt ihrer Zellen, der aus zusammengeballten, schwach gelblich tingirten, zum Theil durchscheinenden, zum Theil grumôsen Massen besteht, die sich auf Zusatz von Jod dunkel schmutzig-gelb färben; in den Wurzeln der Ophioglosseen kommen in den entsprechenden Zellen ähnliche Conglome- rate vor, die durch eingedrungene Pilzfäden verursacht zu sein scheinen; bei den Marattia- ceen waren keine Pilzfäden wahrzunehmen. Die bräunlichen Aussenwände der Epidermis- zellen sind stärker verdickt als die Innenwände; Wurzelhaare sind sehr spärlich vorhanden; sie sind sehr kurz und dickwandig. Bei den Luftwurzeln sind die Zellen der inneren Schich- ten der Wurzelhaube durch grossen Reichthum an Chlorophyll und Stärkekörnern aus- gezeichnet. | Das Scheitelwachsthum der Marattiaceen-Wurzeln wird nicht wie bei den übrigen Gefässkryptogamen durch eine Scheitelzelle, sondern durch mehrere, bei den grossen Luftwurzeln von Angiopteris durch sehr zahlreiche Scheitelzelle# fortgeführt. An einem medianen Längsschnitt der Luftwurzeln von Marattia und Angiopteris findet man zwischen Wurzelhaube und dem gewölbten Gipfel des axilen Stranges, in einem sanften Bogen, bei ersterer 7—10, bei letzterer 12—18 verhältnissmässig sehr grosse (etwa 0,08—0,12 mm. lange) prismatische oder gestutzt pyramidale Zellen neben einander gestellt, deren Längs- durchmesser den Querdurchmesser um das 3—4-fache übertrifft (Taf. VII, Fig. 158, у, v, v). Die klaren, an durchsichtigem Protoplasma reichen, mit einem grossen Kern versehenen Scheitelzellen theilen sich sowol durch Quer- als Längswände; durch erstere, die recht- winklig zur Längsaxe auftreten, häufiger als durch letztere. Die je 3—4 seitlichen dieser Vertex-Zellen im Medianschnitt (Fig. 158,v,, Ут, v,, zu beiden Seiten der Zellen у, у, у), 14* 108 Ермомр Russow, demnach im Querschnitt die Scheitelzellen einer ringförmigen, 3—4-schichtigen Zone, bilden die Rinde und Epidermis weiter durch Quertheilungen, die successive von aussen nach innen (d. h. von der Wurzelhaube zum axilen Strange hin) erfolgen; die übrigen, mitt- leren Vertex-Zellen (v, v, v), im Querschnitt eine rundlich-eckig umschriebene, von der 3—4-schichtigen Zone rindebildender Zellen umgebene Partie (Fig. 161.), führen das Wachsthum des axilen Stranges einerseits und das der Wurzelhaube andererseits fort, durch Quertheilungen, die vom unteren und oberen Ende der Zellen erfolgen nach statt- gehabter Längstheilung. Nach jeder Quertheilung, die sowol am oberen als unteren Ende etwa den 4ten Theil der Zelle abschneidet, findet eine Streckung der Zelle um die Grösse des abgeschnittenen Theiles statt, woher der Längsdurchmesser sämmtlicher mittleren Ver- tex-Zellen ein nahezu gleicher bleibt und jede derselben ihre lang gestreckte Gestalt behält. Nach einer Längstheilung scheinen die Quertheilungen am oberen und unteren Ende der Zellen sich mehrmals zu wiederholen; die Längstheilungen scheinen nur zum Zweck der Vermehrung der seitlichen, rindebildenden Vertex-Zellen zu erfolgen, doch theilen sich durch Längswände nicht nur die den rindebildenden Scheitelzellen nächst benachbarten, sondern auch die im Centrum gelegenen Zellen. In den rindebildenden Zellen erfolgen die Theilungen nur durch Querwände, die in centripetaler Folge auftreten; in jeder nächstfol- genden, vom Scheitelpunkt weiter entfernten Rinden-Scheitelzelle reichen die Querwände tiefer herab, d. В. näher zum axilen Strange hin, als in der nächst höheren; dadurch nimmt die Rinde von innen her gegen die Wurzelhaube hin, stufenartig an Breite ab (Fig. 158, auf der linken Seite). Die Grenze zwischen Aussen- und Innenrinde ist in der Anlage nicht kenntlich, ebenso wenig zwischen Epidermis und Aussenrinde; die Ausbildung der Innenrinde geschieht in centripetaler Folge. Die vom unteren Ende (die Wurzelspitze aufrecht gedacht) der mittleren Scheitelzellen abgeschnittenen Tochterzellen bleiben entweder ungetheilt und bilden sich dann zu Trachei- den aus, oder sie theilen sich mehrfach, wie es scheint nur durch Längswände, wenn Pro- toxylem- und Protophloömzellen, durch Quer- und Längswände, wenn Geleitzellen gebildet werden sollen. Die Tracheiden sind somit hier, wie in den Wurzeln der übrigen Farne und der Marsiliaceen, der Anlage nach die ältesten Elemente des axilen Stranges; auf Quer- schnitten treten sie in 12—20 radialen, nicht ganz bis zur Mitte reichenden Reihen ange- ordnet, sehr deutlich hervor, lange vor dem Erscheinen der ersten Protophloëm- und Pro- toxylemzellen; erstere werden kurze Zeit vor letzteren sichtbar. In den schmächtigeren, unterirdischen Wurzeln findet das Scheitelwachsthum ganz in derselben Weise statt; nur ist die Zahl der Scheitelzellen viel geringer (nicht über 6 neben einander im medianen Längsschnitt). ' Die Anlage von Nebenwurzeln in den Wurzeln ist mir zu beobachten nicht geglückt, da die Verzweigungen der Wurzeln eine im Vergleich zu den Marsilia- und Farnwurzeln sehr spärliche ist. Die jüngsten Wurzelzweige finden sich stets ein beträchtliches Stück ( VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN UT. 8. W. 109 vom Ende der Wurzel entfernt, was auf monopodiale Verzweigung schliessen lässt; der Umstand jedoch, dass die unter einem rechten Winkel abgehenden Nebenwurzeln kaum schmächtiger, in einigen Fällen sogar stärker sind als die sie tragenden Hauptwurzeln, spricht für dichotomische Verästelung, und es wäre denkbar, dass einer der Gabeläste in der Entwickelung längere Zeit sehr zurückbleibt, um später dem anderen gleich zu werden oder ihn gar zu überholen. | Nicht minder als die Wurzeln weichen die Sporangien der Marattiaceen von denen der übrigen Farne in Bau und Entwickelung ab. Die derbe lederartige Sporangienwand ist bei Marattia und Angiopteris aus 3—5, bei Danaea aus 2 Zellenlagen zusammengesetzt; die Zellen der inneren Lagen sind dünnwandig und stark collabirt, in der äussersten, zumal nach aussen ziemlich stark verdickt und dunkel tingirt. Am stärksten verdickt und verholzt und gewöhnlich gelb gefärbt sind die Wände der Zellen in der Umgebung der Dehiscenz- stellen, während die Wände der Zellen, welche bei der Dehiscenz sich von einander trennen unverdickt sind. Meine Beobachtungen über die Entwickelung der Sporangien von Marattia cicutaefolia sind zwar sehr lückenhaft, da die Sporangien bei Anlage der Sporenmutterzellen vertrock- neten, und ich auf die Bildung der Sporangien aufmerksam wurde zu einer Zeit, wo keine mehr in der ersten Anlage anzutreffen waren; doch geht so viel mit Sicherheit aus den jüngsten von mir beobachteten, wie auch den späteren Stadien der Entwickelung hervor, dass die Sporangien ihren Anfang nicht mit einer, sondern mehreren Zellen nehmen, unter denen keine durch in bestimmter Richtung erfolgende Theilungen sich vor den übrigen auszeichnet, etwa als Scheitelzelle fungirend (vergl. Fig. 164, in der eines der jüngsten von mir gesehenen Sporangien im Querschnitt dargestellt ist). Im Hinblick auf den übereinstimmenden Bau der reifen Ophioglosseen-Sporangien und die Entwickelung der Sporangien von Lycopodium (vergl. Fig. 166—168), die in den ersten Entwickelungs- stadien in der Anordnung der Zellen und Verbindung mit dem Blatte eine auffallende Aehn- tichkeit mit den beobachteten Stadien des Marattia-Sporangiums aufweisen, wird es mehr als wahrscheinlich, dass letzteres nicht nur seinen Anfang mit mehreren Zellen nimmt (viel- leicht wie bei Lycopodium mit Zellen des Mesophylis, die sich hügelartig über die Blatt- fläche wölben, von der Epidermis bedeckt), sondern dass auch die weiteren Stadien der Entwickelung denen des Lycopodium- oder Botrychium-Sporangiums entsprechen, nämlich: dass die Sporenmutterzellen nicht durch successive Zweitheilung einer Centralzelle hervor- gehen, sondern in Folge unregelmässiger Theilungen der durch Wucherung des Blattmeso- phylis gebildeten Zellen entstehen. Da in Rücksicht des zeitlichen Auftretens der Sporan- gien Marattia von Lycopodium und Botrychium abweicht, mit den Polypodiaceen aber übereinstimmt, in sofern lange nach Anlage der Epidermis das Hervorsprossen der Sporan- gien sichtbar wird, so liegt die Annahme nahe, dass auch hinsichtlich der örtlichen Anlage der Sporangien zwischen Marattiaceen und Polypodiaceen eine Uebereinstimmung obwalte, somit die Sporangien der Marattiaceen Epidermoidalgebilde seien; es bliebe dann hinsichtlich 110 Ермомр Russow, der Anlage nur der Unterschied bestehen, dass bei den Marattiaceen das Sporangium seinen Anfang mit mehreren Epidermiszellen nimmt, während es bei den Polypodiaceen mit einer Zelle beginnt '). Bei der histiologischen Untersuchung von Marattia cicutaefolia fanden sich im Paren- chym des basalen Theiles des Wedelstieles, etwa in der Ausdehnung von 0,75”, ausgezeich- net schön ausgebildete, aus feinen Nadeln zusammengesetzte Sphärokrystalle, meist zu je einem in einer Zelle, von der Gestalt vollkommen ausgebildeter, hellbräunlich tingirter Ku- geln, von 0,03—0,04 mm. im Durchmesser, welche nach ihrem Verhalten gegen verschie- dene Reagentien zu schliessen, aus einer eigenartigen, bisher im Pflanzenreiche nicht be- obachteten Verbindung von Stoffen zu bestehen scheinen, und dürfte daher die Mittheilung der Ergebnisse einer wenn auch lückenhaften Untersuchung einiges Interesse bieten. Abgesehen von den auf verschiedene Altersstufen zurückzuführenden Differenzen im Aussehen, stimmen sämmtliche Sphärokrystalle darin überein, dass in der Nähe ihres Centrums oder im Mittelpunkt selbst ein anorganischer, krystallinischer oder amorpher Körper sich befindet, und dass sie das Licht doppelt brechen (im polarisirten.Lichte zeigen sie das bekannte dunkle Kreuz). Der eingeschlossene Krystall (selten sind es 2) hat ent- weder die Form einer sechsseitigen, gestreckten Tafel (Taf. VII, Fig. 138 u. 139), oder er gleicht einem in der Mitte eingeschnürten, an den Enden gerade abgeschnittenen Bündel (Fig. 137 und 143). : \ Die stets hellbraun tingirten jungen Sphärokrystalle, von vollkommen kugeliger Gestalt, lassen meistens eine Zusammensetzung aus äusserst feinen Nadeln deutlich erkennen, die im optischen Querschnitt als feine nadelstichartige dunkle Pünktchen erscheinen; in einigen Fällen, ich halte diese für die jüngsten Entwickelungsstadien, treten im optischen Quer- schnitt, der durch den Mittelpunkt der Kugel geht, keine radienartig verlaufenden, zarten Linien auf, sondern die ganze Fläche erscheint fein nadelstichartig punktirt (Fig. 139). Kugeln, welche eine deutliche Zusammensetzung aus Nadeln erkennen lassen, zeigen nicht selten im optischen Querschnitt eine schmälere oder breitere, äussere ringförmige, scharf abgegrenzte Partie (Fig. 138.). Die Oberfläche der jüngsten Kugeln ist vollkommen glatt; bei älteren ragen die Spitzen der feinen Nadeln kaum merklich an der Oberfläche hervor. Die ältesten Sphärokrystalle, aus stärkeren, meist doppelt contourirten Nadeln zusammen- gesetzt, deren Spitzen deutlich an der Oberfläche hervorragen, weichen gewöhnlich etwas mehr oder weniger von der Kugelform ab (Fig. 140.) und erscheinen meist farblos oder schmutzig grau-bräunlich. Im chemischen Verhalten weichen die jüngeren Sphärokrystalle von den älteren nur durch leichtere Löslichkeit ab. 1) Eine nachträgliche Untersuchung (im Sommer | reichen Epidermiszellen hervor ohne Betheiligung der 1871 in Berlin) hat die letzt ausgesprochene Vermuthung | Zellen des Mesophylis. bestätigt. Das Sporangium bei Marattia geht aus zahl- \ VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 111 In Wasser von gewöhnlicher Zimmertemperatur verharren die Sphärokrystalle mehrere Tage unverändert; in siedendem Wasser werden sie binnen 10—15 Minuten gelöst. In Alkohol, Aether und Chloroform sind sie durchaus unlöslich; die einzige wahrnehmbare Veränderung besteht in einem deutlicheren Sichtbarwerden der Nadeln. Von Schwefelsäure, Chromsäure, Salpetersäure, Chlorwasserstoffsäure und Essigsäure werden sie fast momentan gelöst, ohne zu schwellen, desgleichen von Kali und Ammoniak bis auf eine äusserste, zarte Schicht, die in Form einer membranartigen Hülle oder Blase erhalten bleibt, den zurück- bleibenden anorganischen Körper umschliessend; bei Anwendung von concentrirten Säuren und Alcalien collabirt mehr oder weniger die membranartige Hülle, bei Zusatz verdünnter Mittel behält sie genau die Grösse und Form des Sphärokrystalls, während die nadelförmi- gen Krystalle allmälig von aussen her abschmelzen wie ein Stück Eis in heissem Wasser. Bei alten Sphärokrystallen, deren Nadeln sehr scharf und dunkel contourirt sind, werden in den meisten Fällen die Nadeln bei Anwendung verdünnter Reagentien nicht vollständig gelöst, sondern bleiben stark corrodirt erhalten, sich wirr durch einander legend. Auf Zu- satz von Schwefelsäure schiessen feine Nadeln innerhalb der membranartigen Hülle (wahr- scheinlich Gypsnadeln) an. Leicht gelöst werden ferner die Sphärokrystalle von Chlorzinkjod, Jodzinkjod, Eisen- chlorid, Cuoxam und schwefelsaurem Kupferoxyd, ohne charakteristische Färbung; bei Anwendung letztgenannten Salzes lässt sich das Abschmelzen der Nadeln besonders schön verfolgen. Bedeutend langsamer als von den bisher genannten Reagentien werden die Na- deln von Jodjodkalium und Glycerin gelöst. Von besonderem Interesse ist das Verhalten gegen Carmin; essigsaure oder amonia- kalische Carminlösung löst die Nadeln und innerhalb der membranartigen Hülle färbt sich eine wolkige Masse intensiv roth; zuweilen bleiben die Nadeln in der dunkelrothen Masse theilweise einige Zeit erhalten. Durch Ausspülen mit Wasser gelingt es hier ebenso wenig wie aus Protoplasma, das Carmin aufgespeichert, den rothen Farbstoff zu entfernen '), Die alten Sphärokrystalle, deren Nadeln durch Mineralsäuren und Alkalien nicht vollständig aufgelöst werden, lagern nur wenig Carmin ein. Die Untersuchung über die Verbreitung der Sphärokrystalle in dem Gewebe der ver- schiedenen Organe bei Marattia cicutaefolia und Angiopteris evecta ergab Folgendes. Bei ersterer fanden sie sich, ausser in dem basalen Stücke eines alten Wedelstiels, im Parenchym des knollenartigen Wurzelstocks, aber in äusserst geringer Menge, und im chlorophyllfüh- renden Parenchym der Fiederblätter, hier als kleinere, hell gelbliche Kugeln, die seltener deutliche Nadeln erkennen liessen, vielmehr im optischen Querschnitt fein nadelstichartig punktirt erschienen; in den basalen Stücken zweier anderer Wedelstiele waren keine Sphäro- krystalle zu entdecken. Bei Angiopteris wurden sie nur im Parenchym der Blattfiedern an- 1) Ein mit Carmin behandeltes und ausgewaschenes Präparat, in Glycerin liegend unter luftdichtem Ver- schluss, bewahre ich über ein Jahr fast unverändert auf. 112 Ермомо Russow, getroffen, wie bei Marattia von hell gelblicher Färbung, aber meist grösser und еше deut- liche Zusammensetzung aus Nadeln zeigend. Ein Stück von dem basalen Theil des Wedelstiels der Angiopteris evecta, in welchem keine Spur von Sphärokrystallen wahrnehmbar war, wurde im November 1869 in verdünn- tem Weingeist von etwa 60—70 % aufgehoben. Bei der Untersuchung dieses Stückes im Januar des darauf folgenden Jahres fand sich der grösseste Theil des Parenchyms und ein geringer Theil der Tracheiden von einer ausserordentlichen Menge schön ausgebildeter Sphärokrystalle erfüllt, die in dem Verhalten zu den oben genannten Reagentien mit den im Gewebe der Marattia cicutaefolia vorkommenden, natürlichen Sphärokrystallen genau übereinstimmen, von denselben aber hinsichtlich der optisch wahrnehmbaren Beschaffenheit einige Abweichungen zeigen. Von den Marattia-Sphärokrystallen unterscheiden sich die durch Alkohol-Einwirkung entstandenen dadurch, dass sie meist keine Einschlüsse von anorganischen Krystallen oder amorphen Körpern enthalten, und dass die dickeren, an den Enden abgestumpften Nadeln meist nicht bis zum Centrum der Kugel reichen (Fig. 156.). Die Grösse des Durchmessers dieser Kugeln schwankt zwischen 0,01 bis 0,07 mm.; am verbreitetsten sind Kugeln von 0,03 mm. im Durchmesser. Die grosse Mehrzahl der Sphärokrystalle hat die Form voll- kommener Kugeln, die neben einander in grosser Menge in jeder Zelle vorkommen; seltener haben sie sich, der Zellwand anliegend, zu halbkugeligen oder kugelsektorförmigen Körpern ausgebildet, noch seltener finden Verwachsungen von 2 oder mehr Kugeln statt. Die Sphärokrystalle sind meist farblos, zumal wenn die Nadeln scharf ausgeprägt sind und nahe bis zum Centrum reichen. Die Nadeln, an ihren Enden gewöhnlich abgestumpft, erreichen meist die Länge von °% oder °/, des Radius, in einigen Fällen nur den vierten Theil des Radius der Kugel. Der von den Nadeln eingeschlossene Theil der Kugeln besteht gewöhnlich aus einer fein granulirten oder wolkigen, farblosen oder grün-gelblichen Sub- stanz, die zuweilen im Centrum einen rundlich umschriebenen, kleinen Kern führt; seltener erscheint das Innere der Kugeln wasserhell. Die kleinsten, stets farblosen Kugeln erschei- nen nicht wie aus Nadeln, sondern wie aus schlanken Pyramiden oder Kugelsectoren zu- sammengesetzt. Nicht selten finden sich Kugeln, gewöhnlich in einigen Gewebepartien vorherrschend, von dunkel schmutzig-gelbbrauner Färbung, von denen die grösseren, etwa 0,03—0,04 mm. im Durchmesser, eine äussere Schicht aus Nadeln von der Länge des vierten Theiles des Radius, die kleineren an ihrem Umfange meist nur zarte Andeutungen einer radialen Streifung erkennen lassen. Diese Kugeln sind äusserst zart; nach Verweilen von einigen Minuten in Wasser von Zimmertemperatur, werden die Umrisse der kleineren wolkig aufgelöst, während bei den grösseren eine zarte, membranartige Hülle erhalten bleibt bei Auflösung der Nadeln. Sämmtliche durch Alkohol-Einwirkung entstandenen Sphärokrystalle speichern Carmin in sehr beträchtlicher Menge auf, wobei die Nadeln bald schwinden, die membranartige Hülle in den meisten Fällen persistirt; Rosanilin verhält sich dem Carmin gleich. In kochen- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U, 5. М, 113 dem Wasser werden die Nadeln sämmtlicher Kugeln nach 5—10 Minuten aufgelöst; ferner werden sie ausser von den oben genannten Reagentien noch gelöst, wenn auch langsam, von essigsaurem Kali, chlorsaurem Kali, doppelt chromsaurem Kali und Chlornatrium, gegen welche Mittel das Verhalten der Marattia-Sphärokrystalle nicht geprüft wurde. Um die Entwickelungsgeschichte der Sphärokrystalle zu beobachten, wurden Stücke von der unteren Hälfte des Wedelstiels der Angiopteris evecta zu Anfang Februar des Jahres 1870 in Alkohol gelegt und zwar Alkohol von 96 %,, weil ich durch stärkeren Al- kohol Sphärokrystalle von vollkommenerer Ausbildung zu erlangen hoffte als die vorhin beschriebenen. Nach 24 Stunden fanden sich innerhalb des den Schnittflächen nächst benachbarten Gewebes die meisten Zellen erfüllt mit hyalinen, ziemlich stark lichtbrechenden, äusserst zart contourirten Kugeln von etwa 0,02—0,05 mm. im Durchmesser, täuschend ähnlich den in Dahlia-Knollen durch Alkohol-Einwirkung auftretenden Inulinkugeln (Sphärokrystal- len). Mit jedem der 3—4 ersten Tage wurden die Contouren der Kugeln schärfer und dunkler, während im Centrum der Kugeln eine gelinde Trübung auftrat; nach 7—9 Tagen grenzte sich eine schmale peripherische, lichtere Zone, aber nicht scharf von dem Inneren ab; die centrale, trübere Partie gewann bestimmtere Contouren, sich bald mit einer scharfen (im optischen Durchschnitt) kreisförmigen Linie umgebend. In den inneren Gewebetheilen zeigten die grösstentheils den Zellwänden anliegenden und dann halbkugeligen oder kugel- seetorförmigen, mit einander verwachsenen Gebilde meist gelbliche oder hell-bräunliche Färbung und nicht selten Einschlüsse von Krystallen aus oxalsaurem Kalk; in grösseren Kugeln oder Halbkugeln fanden sich meist um den centralen, einen oder mehrere kleinere Krystalle einschliessenden, wolkigen Kern Anhäufungen von sphärischen, scharf umgrenz- ten Massen, oder mit anderen Worten, es umschloss eine grössere Kugel zahlreichere klei- nere um den centralen Kern gruppirte halbkugelige oder kugelsectorförmige Sphärokrystalle (Fig. 134). In ihrem chemischen Verhalten zeigten diese sämmtlichen Gebilde vollkommene Ucber- einstimmung mit den natürlichen Sphärokrystallen, nur wurden die Kugeln im Laufe der ersten Tage ohne Hinterlassung einer blasenartigen Hülle von den vorhin genannten Rea- gentien aufgelöst. Carmin wurde von den jungen Kugeln ebenso wie von den älteren, zumal von deren wolkigem Kern, aufgespeichert. Zu einer Bildung von nadelförmigen Krystallen ist es in den Kugeln bisher (bis zum Juni 1870) nicht gekommen, auch nicht nach mehrwöchentlichem Liegen einiger Stücke in Aether. Nach mehrwöchentlichem Verweilen der besagten Wedelstücke in Alkohol von 96 %,, traten an den Quer-Schnittflächen kleine weissliche Häufchen auf, und auf dem Boden und an den Wänden des Glasgefässes, in welchem die Stücke lagen, sammelte sich ein weisslicher Gries an; dieser wie die weisslichen Häufchen bestehen (letztere zum grösseren Theil) aus sehr grossen Sphärokrystallen und (der Gries zum grössesten Theil) aus wohl ausgebildeten Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, УПше Série. 15 114 Ермомь Russow, Einzelkrystallen von wechselnder Grôsse. Letztere haben die Gestalt rhombischer, an den Enden (meist nur an einem Ende) dachartig zugespitzter Säulen, deren Längsdurchmesser den Querdurchmesser um das 3—6-fache übertrifft; die Länge schwankt zwischen 0,03— 0,20 mm.; der Winkel, unter welchem die Endflächen zusammenstossen, ist nicht constant; bei den meisten Krystallen ist nur das eine Ende zugespitzt, das andere stumpf oder wie abgebrochen, ferner sind die Flächen meist schwach gewölbt, selten glatt, meist gestreift, gestrichelt oder wie gesplittert (Fig. 146—149). Die Endflächen haben bei den grossen Krystallen häufig das Ansehen, als wären sie aus zahlreichen, kleinen, rundlichen Hügeln zusammengesetzt (Fig. 149); viele Krystalle von mittlerer Grösse scheinen in ihrem Innern, der Oberfläche genähert, zahlreiche kugelige Vacuolen zu führen. Kleinere Krystalle, meist an beiden Enden dachartig zugespitzt, fanden sich in grosser Menge innerhalb des den Schnittflächen nächst benachbarten Gewebes, zahlreiche Zellen erfüllend. Die Sphärokrystalle, von 0,07—0,15 mm. im Durchmesser, sind entweder aus lauter sehr feinen, vom Centrum bis zur Peripherie reichenden Nadeln zusammengesetzt (in wel- chem Fall sie den grossen Sphärokrystallen des Inulins zum Verwechseln ähnlich sehen), oder sie bestehen aus lauter prismatischen Krystallen mit dachartig zugespitzten Endflächen von 0,05—0,07 mm. Länge und 0,02—0,04 mm. Querdurchmesser, oder sie sind zum klei- neren oder grösseren Theil aus nadelförmigen, zum anderen Theil aus prismatischen Kry- stallen von gleichem oder verschiedenem Querdurchmesser zusammengesetzt. Die Einzelkrystalle wie Sphärokrystalle werden von allen den Reagentien, welche die in den Zellen eingeschlossenen natürlichen oder durch Alkohol-Einwirkung entstandenen Sphärokrystalle lösen, ebenfalls gelöst und speichern wie diese Carmin auf, wobei einige interessante Erscheinungen auftreten. Bei Anwendung der lösenden Mittel bleibt stets eine äusserste, sehr dünne, hautartige Schicht genau von der Form des Krystalls erhalten, wenn das Reagenz nicht zu heftig ein- wirkt; die Substanz innerhalb dieser membranartigen Hülle schmilzt ab wie ein Stück Eis in siedendem Wasser. Bei Anwendung von Schwefelsäure schiessen innerhalb der zurück- bleibenden äussersten Schicht fast momentan sehr zahlreiche feine Nadeln an (wahrschein- lich Gypsnadeln), die sich zu kugeligen Massen gruppiren. Bei Zusatz von verdünntem Kali wurde in mehreren Fällen die Substanz der Krystalle nur theilweise, und zwar sehr regelmässig gelöst; in dickeren oder dünneren Schichten ge- nau parallel den Flächen des Krystalls, bis auf eine grössere mittlere Partie von einer den Umrissen des Krystalls parallelen Umgrenzung, die ungelöst blieb. Die ungelösten Schichten waren stets dünner als die gelösten; von gelösten sowol als den mit ihren wechsellagernden ungelösten Schichten waren die den Endflächen parallelen stets dicker als die den Seiten- flächen gleich laufenden (Fig. 150.). Es fanden sich nach längerem Liegen in Alkohol mehrere Krystalle, im Ganzen aber selten, welche ohne Anwendung eines Reagenzes eine Differenzirung in Schichten, genau der oben beschriebenen durch Kali hervorgerufenen entsprechend, zeigten. р" VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 115 Eine Schichtung, genau entsprechend der in einigen Fällen durch verdünntes Kali veranlassten, wird stets durch Anwendung von carminsaurem Ammoniak erzielt, wobei sich der rothe Farbstoff den schmalen Schichten und der mittleren ungelösten Partie in grosser Menge einlagert; wäscht man die mit Carmin behandelten Krystalle in Wasser aus, so tritt die Schichtung besonders deutlich hervor, da der Farbstoff in den ungelösten, schmalen Schichten erhalten bleibt, aus den dickeren, aufgelösten dagegen entfernt wird (Fig. 150 und 151). Durch Chlorzinkjod werden die bis auf die äusserste membranartige Schicht sich lö- senden Krystalle hell bis ziemlich dunkel weinroth gefärbt; nach einigen Minuten geht die Färbung verloren und die schmutzig-gelblichen oder hell-bräunlichen Membranen, welche die Umrisse des Krystalls deutlich erkennen lassen, bleiben auf wiederholten Zusatz von Chlorzinkjod unverändert; es muss demnach die durch das genannte Reagenz sich lösende Substanz des Krystalls die weinrothe Färbung annehmen. In zahlreichen Fällen trat bei Anwendung von Chlorzinkjod eine der durch Carminlösung oder Kali hervorgerufenen Schichtung gleiche Erscheinung auf, und zwar färbten sich dann die gelösten, dicken Schich- ten weinroth, während die dünnen, ungelösten ungefärbt blieben; somit boten diese mit Chlorzinkjod gefärbten Krystalle das Gegenbild zu den mit Carmin behandelten. Die grossen Sphärokrystalle, sowol die aus feinen Nadeln, als die aus grösseren pris- matischen Krystallen zusammengesetzten, verhalten sich gegen die genannten Reagentien genau ebenso wie Einzelkrystalle. Bei Anwendung von Carminlösung und Chlorzinkjod tritt in vielen Fällen, bei den grösseren Krystallen, eine Differenzirung in gefärbte und unge- färbte Schichten auf, woher die ganze aus Prismen zusammengesetzte Kugel eine scharfe, concentrische Streifung erkennen lässt. Die Schichtung, welche mehrere Krystalle, sowol grosse als kleine zeigen oder die nach Anwendung von verdünntem Kali, Carminiôsung oder Chlorzinkjod hervortritt, kommt gewiss durch innere Differenzirung der Substanz und nicht durch Apposition zu Stande. Würden die Schichten nach einander aufgelagert, so müssten Krystalle vorkommen, welche nach aussen von einer in den genannten Reagentien löslichen Schicht begrenzt wären, solche wurden aber nie beobachtet; immer blieb eine äusserste unlösliche Schicht, genau von dem Umfange des Krystalls erhalten. Wir dürfen somit wol in dieser Schichtung eine der Schich- tung eines Stärkekorns oder einer Zellmembran, wenn auch nicht gleiche, so doch analoge Erscheinung erblicken, deren Entstehung auf einem Vorgange beruht, welcher dem schich- tenbildenden Process in einem Stärkekorn oder in einer Zellmembran entspricht. Besonde- res Interesse aber gewinnt diese Schichtenbildung durch den Umstand, dass dieselbe ausser- halb des Organismus zu Stande kommt. Der aus Sphärokrystallen nnd Einzelkrystallen bestehende Gries entwickelt beim Ver- brennen keine ammoniakalische, sondern geruchlose Dämpfe und hinterlässt, sich stark auf- blähend, eine verhältnissmässig sehr grosse Quantität schneeweisser Asche, die mit Säuren aufbraust. 15* 116 Ермомр Russow, Zu makrochemischen Untersuchungen hat es mir bisher an Material gefchlt. Kaum braucht wol bemerkt zu werden, dass das chemische Verhalten der Krystalle nach dem, was wir darüber kennen gelernt, zu der Erwartung berechtigt, es werde die Isolirung (Reindarstellung) der die Sphärokrystalle bildenden Substanz leicht gelingen und bei hin- reichendem Material in genügender Menge zn erlangen sein, um der Elementaranalyse un- terworfen zu werden. Fassen wir die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung zusammen, so dürfen wir wol zunächst constatiren, dass die natürlichen, in der Wedelstielbasis von Marattia cicutaefolia vorkommenden Sphärokrystalle, wie die durch Alkohol-Einwirkung sich bildenden Sphäro- und Einzelkrystalle innerhalb und ausserhalb des Gewebes, allesammt aus einer und der- selben Substanz bestehen, die wahrscheinlich aus einer, bisher nicht beobachteten, Combi- nation von einer anorganischen (wahrscheinlich Kalk) und organischen (wahrscheinlich einem Kohlehydrat) Verbindung zusammengesetzt ist. Die sehr beträchtliche Aufspeicherung von Garmin scheint für die Gegenwart von Eiweissstoffen oder stickstoffhaltigen Substanzen zu sprechen, doch wird diese Annahme widerlegt durch die Thatsache, dass die Krystalle ge- ruchlos verbrennen, und durch das locale Auftreten der besagten Körper, in sofern das Vorkommen eiweissreicher Substanzen in so grosser Menge innerhalb eines vollkommen ausgebildeten oder bereits absterbenden Gewebes der vegetativen Region, mehr als un- wahrscheinlich ist. Da in den Gewebetheilen, welche die Sphärokrystalle oder die Substanz führen, aus welcher nach Alkoholzusatz sich Sphärokrystalle bilden, keine Stärkekörner angetroffen werden, so ist es wahrscheinlich, dass die fragliche Substanz in physiologischer Rücksicht die Stärke vertritt, somit wahrscheinlich zum Theil aus einem Kohlehydrat (vielleicht einer Zuckerart oder dem Zucker verwandten Stoff) besteht. In Spiritusexemplaren der Selaginella Martensii, die etwa 4 Jahre in Weingeist ge- legen hatten, fanden sich im Parenchym der Rinde und besonders in dem, das Leitbündel umgebenden lückenreichen Parenchym, Sphärokrystalle, welche in Grösse und Ausbildung denen von Angiopteris (durch Alkohol-Einwirkung gebildeten) sehr ähnlich sind und in ihrem chemischen Verhalten mit jenen genau übereinstimmen, in sofern sie von Säuren, Alcalien und Kupfervitriol aufgelöst werden; das Material war zu gering, um einer Prüfung mit den übrigen Reagentien unterworfen zu werden. Die Sphärokrystalle weichen von denen der Angiopteris darin ab, dass sie meist einen sehr grossen, amorphen Körper einschliessen, der in einer Höhlung zu liegen scheint (vergl. Fig. 142 und 145). Die Nadeln sind sehr scharf ausgeprägt wie bei den alten Marattia-Kugeln und nehmen wie diese Carmin nur in sehr geringer Menge auf. Durch Alkohol-Einwirkung sich bildende Sphärokrystalle von der Beschaffenheit der bei den Marattiaceen auftretenden scheinen im Pflanzenreiche noch weiter verbreitet zu sein, Bei einigen tropischen Orchideen, zumal bei Sobralia sp. (in einem Stammstück) und VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. №. 117 bei Aralia japonica (in einem Stück des Blattstiels) fanden sich nach mehrmonatlichem Liegen in Alkohol, sehr schön ausgebildete Sphärokrystalle, welche in Bezug auf Aussehen und Verhalten gegen Carmin, Säuren, Alkalien und Kupfervitriol mit den Sphärokrystallen der Angiopteris genau übereinstimmen. IL OPHIOGLOSSEAE. In noch höherem Maasse als die Marattiaceen von den übrigen Filices, unterscheiden sich von diesen die Ophioglosseen in Bezug auf Gewebebildung, und weichen dieselben nicht minder als die Marattiaceen in Bau und Entwickelung der Wurzeln und Sporangien von den Filices ab. Das Grundgewebe ermangelt vollständig der Sclerenchymbildung und entwickelt im Blatt und bei Ophioglossum vulgatum auch im Rhizom keine Schutzscheide, woher es ge- gen das Stranggewebe nicht scharf abgesetzt ist. Das Hautgewebe ist durch Korkbildung ausgezeichnet, die bei den übrigen Gefäss- kryptogamen mit Ausnahme von Isoötes und der Marattiaceen (bei letztgenannten in sehr geringer Entwickelung auftretend), nicht vorkommt; subepidermiales Sclerenchym ist nicht vorhanden. Е Die Leitbündel der Ophioglosseen sind im Vergleich mit denen der Filices und Rhizo- carpeen nicht nur aus meist abweichend gebauten Elementarorganen zusammengesetzt, зоп- dern auch nach einem ganz andern Typus gebaut: Xylem und Phloëm sind wie in den Leitbündeln der grossen Mehrzahl der Phanerogamen neben einander gelagert; das Xylem wird vom Phloëm nicht allseitig umschlossen. Besonders charakteristisch ist die Vertheilung der Protoxylem- und Protophloömstränge, die an dem äusseren Umfange der Leitbündel sich diametral gegenüber liegen (vergl. Taf. VII, Fig. 152, 153. Taf. X, Fig. 17 u. 18). Dieses Verhältniss tritt besonders deutlich an den rundlich bis gestreckt ovalen Leitbündelquerschnitten des Blattes von Ophioglossum vulgatum hervor. Bei Botrychium ist die Lagerung des Protoxylems und Protophloöms ganz entsprechend, tritt aber dadurch weniger in die Augen, dass die Blattstiel-Leitbündel im Querschnitt C-förmig gekrümmt sind und im ausgebildeten Zustande zwischen Leitbündel- und Grundgewebe keine wahr- nehmbar scharfe Grenze besteht, woher ein Theil des an der concaven Fläche des Leit- bündels gelegenen Grundgewebes leicht (wie es auch bisher geschehen) als Phloöm aufge- fasst werden kann '). Die Entwickelungsgeschichte aber lehrt deutlich, dass die Proto- phloëmzellen nur an der convexen Fläche des Leitbündels auftreten, während an der con- caven die Protoxylemstränge in mehrere Gruppen gestellt sind (Taf. X, Fig. 17), die nach innen (gegen das Grundgewebe) von 1—2 Lagen Geleitzellen begrenzt werden. 1) Vergl. Sachs’, Lehrbuch der Botanik 3. 350. 118 Ермомро Russow, Das Xylem besteht zum überwiegenden Theil aus Tracheïden, zum kleineren Theil aus englichtigen Schrauben- und Netzzellen; Geleitzellen treten nur im Rhizom zwischen den Tracheiden auf. Bei Ophioglossum vulgatum sind die dünnwandigen Tracheiden denen der Farne gleich gebildet; bei Botrychium dagegen weichen sie in ihrer Ausbildung be- trächtlich ab. Die verhältnissmässig sparsamen und kleinen Tüpfel (Hoftüpfel) sind nie spaltenförmig wie bei den Farnen, sondern rundlich oval, wie die der getüpfelten Gefässe bei der Mehrzahl der Phanerogamen. Die meist stark verdickten Wände der Tracheiden sind mit zahlreichen, querlaufenden und unter einander netzförmig anastomosirenden, leistenartigen Verdickungen besetzt, in deren Maschen die Tüpfel zerstreut gestellt sind (Fig. 155, a); an tüpfelfreien Stellen sehen die Wände denen von Netzgefässen sehr ähnlich. In Bezug auf ihre chemische Beschaffenheit zeigen die Wände der Tracheiden die auffallende Erscheinung, dass die s. g. primäre Membran, die zweien Wänden gemeinschaftliche Mit- tellamelle, nicht verholzt ist; sie färbt sich auf Zusatz von Chlorzinkjod violett, während die übrige Membran gelb wird '). Im Phioöm sind, mit Ausnahme der Rhizom-Leitbündel von Ophiogloss. vulgatum, vor ‚ allen übrigen Elementen die Protophloëmzellen durch ihre sehr dicken Wände und bei Bo- trychium, zumal in den Rhizom-Leitbündeln, durch ungewöhnlich weites Lumen ausgezeich- net. Zwischen den Tracheiden und Protophloëmzellen, von beiden durch Geleitzellen ge- trennt, finden sich verhältnissmässig kurze, röhrige Elemente mit horizontal über einander gestellten Querwänden, denen deutliche, durch Chlorzinkjod sich gelb färbende Verdickungs- platten (Callus-Platten) aufgelagert sind, zu deren beiden Seiten, entsprechend den Sieb- gefässen der Phanerogamen, der Zellinhalt auf Zusatz von Chlorzinkjod sich violett-röthlich oder ziegelroth färbt; es sind daher diese Elemente als Siebgefässe aufzufassen, obgleich ihren Längswänden die Siebtüpfelung abgeht. Hierbei sei bemerkt, dass ich zum Unterschiede von den bisher als «Siebröhren» bezeichneten röhrigen Elementen mit zugespitzten Enden und Siebtüpfelung auf den Längs- wänden, diejenigen in Längsreihen über einander stehenden, meist kurzen Elemente, deren horizontale oder wenig geneigte Querwände mit Callus-Platten belegt und wahrscheinlich stets perforirt sind, mit dem Ausdruck «Siebgefässe» bezeichnen möchte; mir scheinen diese von den Siebröhren morphologisch ebenso verschieden als die getüpfelten Gefässe von den Tracheïden. Es sind somit die Siebgefässe die den getüpfelten Gefässen (Holzröhren), die Siebröhren die den Tracheiden entsprechenden Phloëmelemente. Wie die getüpfelten Gefässe, sind die Siebgefässe fast ausschliessliches Eigenthum der grossen Mehrzahl der Angiospermen und kommen nur ausnahmsweise, erstere unter den Farnen bei Pteris aqui- lina und in der Wurzel von Athyrium Filix femina, letztere ausser bei Ophioglosseen noch bei Equisetaceen vor. Gehen wir nach dieser allgemeinen Betrachtung der elementaren Zusammensetzung der Leitbündel auf eine speciellere Darstellung der Leitbündel in den einzelnen Organen über. 1) Die netzartig verdickten Zellen in dem primären Xylemtheil von Abies excelsa zeigen dieselbe Erscheinung. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. м, 119 Im Stamm verschmelzen die Leitbündel (Foliarstränge) in den meisten Fällen sehr bald zu einem geschlossenen Hohlcylinder, seltener bilden sie ein hohleylindrisches Maschen - werk. Ob die Bildung des Hohlcylinders durch nachträgliche Ausfüllung der Maschen zu Stande kommt, wie Hofmeister angiebt, wage ich nicht zu entscheiden, da mir darüber keine Beobachtungen vorliegen; in frühen Stadien der Entwickelung, wo eben nach dem Auftreten der Protophloömzellen die ersten Protoxylemzellen sichtbar werden, hat das Leit- bündelsystem im Querschnitt (bei Botrychium rutaefolium) die Gestalt eines geschlossenen Ringes; in selteneren Fällen sind isolirte Leitbündel, meist 2—3 im Stammquerschnitt vorhanden, die auch in den ältesten Theilen des Rhizoms keinen geschlossenen Hohlcylin- der, sondern ein hohleylindrisches Maschenwerk darstellen. Bei Ophioglossum vulgatum wurde in keinem Fall ein geschlossener Hohlcylinder beobachtet, An dem querdurchschnittenen, geschlossenen Hohleylinder von Botrychium, zumal B. rutaefolium, tritt der von den Farn- und Rhizocarpeen-Leitbündeln abweichende Typus sehr auffallend dem Beobachter entgegen; er empfängt den Eindruck eines von Weichbast umgebenen Holzringes eines dicotylen Stammes (vergl. Taf. X, Fig. 18); die stark radial gestreckten, in tangentialer Richtung sehr schmalen Geleitzellen durchsetzen den Xylem- ring in meist einreihigen, radialen Schichten, welche das Ansehen von Markstrahlen (Xylem- strahlen) eines dicotylen Xylemringes täuschend annehmen (vergl. Taf. VII, Fig. 157 und Taf. X, Fig. 18). Dazu kommt, dass der aus nahezu gleich grossen, sehr regelmässig an- geordneten Tracheiden bestehende Xylemring nach innen, gegen das Mark, meist mit ein- zelnen vorspringenden Partien hineinragt (wie die einzelnen Leitbündel bei Dicotylen mit ihren Protoxylemsträngen), nach aussen eine fast kreisförmige Curve beschreibt, über die hinaus hier und da eine Tracheide in den Phloëmkôrper hineinragt, Die an den Xylemring von aussen grenzenden, dünnwandigen, unverholzten Zellen sind, wie die Cambiumzellen der Dicotylen, oft durch tangentiale Wände getheilt und daher tangential gestreckt. Die Bildung der Tracheiden aus diesen tangential gestreckten Zellen lässt sich unmittelbar verfolgen. Die Ausbildung der Tracheiden erfolgt in centrifugaler Richtung; am oberen Ende des in der Entwickelung begriffenen Leitbündelrohrs besteht der Xylemring aus einer bis 2 Reihen Tracheiden, je weiter nach unten, um so breiter wird der Ring; auf successiven Querschnitten zählt man 3, 4, 5 u. s. w. bis 9 Tracheiden in einer radialen Reihe (vergl. Fig. 157). Der grössere Theil der Tracheiden ist im Procambium angelegt, doch geht aus vergleichenden Zählungen der concentrischen Zellenreihen, die zwischen den Protophloöm- zellen und dem innersten Tracheidenring gelegen (zwei sichere Ausgangspunkte) an Quer- schnitten die dem oberen und unteren Ende des Leitbündelrohrs entnommen sind, hervor, dass nicht sämmtliche Tracheiden ihre Mutterzellen im Procambium haben können, sondern dass ein Theil derselben (die zuletzt gebildeten) aus Tochterzellen der zwischen Xylem und Phloöm befindlichen Zellen hervorgegangen sein muss; successive Querschnitte zeigen, dass die Bildung dieser Tochterzellen durch tangentiale Theilung der an der Grenze zwischen Xylem und Phloëm gelegenen Zellen zu einer Zeit erfolgt, wo bereits der grössere Theil 120 Ермомр Russow, (5—6 Reihen) der Tracheiden ausgebildet ist. Demnach möchte ich kaum anstehen, hier das Vorhandensein eines Cambiumringes (im Sinne Sanio’s), anzunehmen oder wenigstens eines Analogons desselben. Ob die Thätigkeit des Cambiumringes mit dem Ende der ersten Vegetationsperiode auf immer aufhört, oder im zweiten Jahr wieder anhebt und fortdauert, wage ich nicht mit Bestimmtheit zu entscheiden; wie mir scheint, findet im zweiten Jahr eine geringe Vermehrung hie und da statt. Im Phloömkörper fallen die Erstlingsbastzellen durch ihr enormes, inhnltfreies Lumen und stark verdickte, reich getüpfelte Wände auf; sie bilden einen ununterbrochenen Ring, der nach aussen von einer Schicht dünnwandiger, an Stärke reicher Geleitzellen umgeben ist (vergl. Fig. 157). Die Rhizom-Leitbündel von Ophioglossum vulgatum unterscheiden sich von denen der Botrychien in mehrfacher Hinsicht. Die dünnwandigen Treppentracheiden (ohne faserige Verdickungen) zeigen keine regelmässige radiale Anordnung und nehmen keine Geleitzellen zwischen sich. Im Phloöm treten im ausgebildeten Zustande die Protophloömzellen nicht hervor. Die Blattstiel-Leitbündel von Botrychium, im Querschnitt von C-förmiger Gestalt, zeigen einige kleine Abweichungen von denen des Rhizoms. Im Xylemkörper sind die nicht in radialen Reihen angeordneten Tracheiden durch keine Geleitzellen von einander getrennt; die Ausbildung derselben erfolgt aber ebenso wie im Stamm centrifugal, d. h. von der con- caven zur convexen Fläche hin. Die dickwandigen, weitlichtigen Erstlingsbastzellen sind im ausgebildeten Leitbündel von den angrenzenden Geleitzellen nicht scharf zu unterschei- den, weil letztere hier ungewöhnlich dickwandig sind; das Lumen ersterer wie letzterer ist rund oder rundlich, nie eckig, wodurch die Wände in den Ecken, wo 3—4 Zellen zusam- menstossen, beträchtlich stärker als im übrigen Theil verdickt sind; die verdickten Mem- branen erscheinen fast homogen, seltener ist eine Mittellamelle schwach angedeutet, daher macht das peripherische Gewebe des Phloëms auf der convexen Leitbündelseite, zumal nach Einwirkung quellender Mittel wie Kali, Chlorzinkjod, den Eindruck einer von zahl- reichen rundlichen Hohlräumen durchsetzten hyalinen Substanz (vergl. Fig. 155). In den zahlreichen und schmächtigen Leitbündeln des Blattstiels von Ophioglossum vulgatum, deren Querschnitt rundlich oder gestreckt oval, ist die innere Hälfte vom Xylem-, die äussere vom Phloömkörper eingenommen; die stark verdickten, englichtigen Proto- phloömzellen ziehen sich in einem Bogen an der Peripherie des Phloëms hin, nach aussen von einer Schicht Geleitzellen umgeben (Fig. 152 und 153). Das Grundgewebe des Rhizoms grenzt sich bei Botrychium gegen das Leitbündelrohr, aber nur an dessen äusserem Umfange, durch eine deutliche Schutzscheide ab (Fig. 157 Schtz.), während das Mark unmittelbar den inneren Umfang des Xylems berührt. Somit finden wir auch das Grundgewebe des Ophioglosseen-Rhizoms mit dem zahlreicher Dico- tylen-Stämme übereinstimmen, wo stets, wenn bei geschlossenem hohlcylindrischem Leit- bündelrohr das Grundgewebe eine Schutzscheide bildet, diese nur aus der innersten Rinden- zellenlage hervorgeht, nie vom Mark gebildet wird. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN О. 5. №. = 121 Die radialen Wände der Schutzscheidezellen sind gelblich tingirt und zeigen, zumal nach Zusatz von Kali, im Querschnitt den dunklen Schatten sehr deutlich. Das farblose, aus weitlichtigen und dünnwandigen Zellen zusammengesetzte Parenchym des Grundgewebes führt sehr reichlich Stärke und Oel. Die Querwände der Parenchymzellen zeigen meist eine äusserst feine, siebartige oder netzförmige Tüpfelung. Die zu einem hohleylindrischen Maschenwerk vereinigten Leitbündel, in denen die _ Anordnung der Elemente dieselbe wie in dem geschlossenen Hohlcylinder ist, sind an ihrer der Stammoberfläche zugekehrten Seite von einer Schutzscheide begrenzt, die sich um die Ränder nach innen umschlägt und dann bald schwindet, so dass der mittlere Theil der concaven Fläche des Leitbündels gegen das Mark von keiner Schutzscheide umgeben ist. Bei Ophioglossum vulgatum bildet das Grundgewebe gar keine Schutzscheide. Im Blatt sind die das Leitbündel zunächst umgebenden Zellen des Grundgewebes den Geleitzellen des Leitbündels sehr ähnlich gebildet; in den Ecken gleichfalls stärker ver- dickt, aber meist dünnwandiger nnd weitlichtiger als die Geleitzellen, woher im Ganzen die Umrisse des Leitbündels sich ziemlich deutlich zeichnen, doch im Einzelnen oft nicht mit Sicherheit sich bestimmen lassen. Nach aussen ist das Parenchym von sehr zahlreichen und grossen Intercellulargängen durchsetzt. Die Innen- und Aussenwände der Epidermiszellen sind stark verdickt, die zur Ober- fläche senkrechten Wände der unverdickten Haare sind nur äusserst spärlich auf der ganz jungen Epidermis vorhanden; sie bestehen aus einer konisch zugespitzten, verhältnissmässig dickwandigen Zelle. Die äussersten Zellenlagen der Rinde des Rhizoms produciren eine mächtige Kork- schicht, die durch centrifugale Theilungen der Korkmutterzellen wächst; die Korkzellen sind braun und dünnwandig. Die Wurzeln der Ophioglosseen weichen ihrem äusseren Ansehen nach eben so sehr als in Hinsicht ihres inneren Baues und der Entwickelung von denen der Filices und Mar- siliaceen ab und zeigen mit den unterirdischen Wurzeln der Marattiaceen einige Ueberein- stimmung. In Betreff der Farbe und Consistenz stimmen die Wurzeln von Botrychium Lu- naria mit denen der Marattia und Angiopteris fast genau überein; die stärkeren Wurzeln von Botrychium rutaefolium, durch ihre helle, weissliche Oberfläche ausgezeichnet, sind in der Verzweigung denen der vorgenannten Art ähnlich. Die unverzweigten Wurzeln von Ophioglossum vulgatum sind äusserlich wie innerlich von denen der Botrychien verschieden. Die Oberfläche der älteren Wurzeltheile ist schmutzig grau-braun wie bei Botrychium Lu- naria, die jüngsten Theile, zumal die Spitzen sind durch eine reine, citronengelbe Färbung ausgezeichnet. Während die axilen Stränge der Botrychium-Wurzeln di- und triarch sind, ist der Strang der Ophioglossum-Wurzel monarch (Taf. XI, Fig. 31). Die Rinde ist bei beiden Gattungen gleich gebildet, ebenso die Epidermis, welche dadurch besonders ausge- zeichnet ist, dass sie gar keine Wurzelhaare entwickelt, woher die Wurzeloberfläche das glatte, lederartige Ansehen gewinnt. Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 16 122 Ермомо Russow, Das ХУеш der cylindrischen, axilen Stränge von Botrychium besteht zum grössesten Theil aus englichtigen Tracheiden, die denen in den Leitbündeln der oberirdischen Organe gleichgebildet sind; die Protoxylemstränge sind aus englichtigen Schrauben- und Netzellen zusammengesetzt. In triarchen Strängen berühren sich die 3 Tracheidengruppen in der Mitte gewöhnlich nicht unmittelbar (höchstens nur 2 derselben), sondern sind durch Geleit- zellen von einander getrennt; die Tracheiden nehmen nicht, wie es bei Filices und Mar- siliaceen stets der Fall ist, von aussen nach innen an Grösse des Querdurchmessers zu. Der Phloömkörper besteht in diarchen Strängen aus 2, im Querschnitt halbmondförmigen Partien, in triarchen ist er dreistrahlig; dem entsprechend bilden die Protophloömzellen im ersten Fall 2 Bogen, im anderen 3 rundliche, mit den Xylemsträngen alternirende- Gruppen, die nach aussen von einer Schicht Geleitzellen umgeben sind (Taf. XI, Fig. 33). Das in Innen- und Aussenrinde differenzirte Grundgewebe ist durch eine deutliche Schutzscheide gegen den axilen Strang abgegrenzt; die Zellen der Scheide sind in Betreff der Grösse und Form von den zunächst liegenden Rindezellen nicht verschieden, machen sich aber vor denselben durch die starke Wellung und Verkorkung ihrer radialen Wände leicht kenntlich. Die beiden Theile der Rinde sind nicht scharf gegen einander abgesetzt; die meist englichtigeren Zellen der Aussenrinde stossen lückenlos an einander, während die weitlichtigeren der Innenrinde kleine Intercellulargänge zwischen sich lassen; die Quer- wände lassen in den meisten Fällen sehr deutlich feine, netzförmige Verdickungen erken- nen, während die Längswände häufig schräg gestreift erscheinen. Der Inhalt der Zellen der Innenrinde besteht aus zahlreichen Stärkekörnern und Oeltröpfehen. Die braunen Aussen- wände der Epidermiszellen sind in der Regel etwas stärker als die Innenwände verdickt. Bei Ophioglossum vulgatum ist in dem axilen Strange die zenithwärts gekehrte Hälfte von Xylem, die andere von Phloëm eingenommen. Das Xylem scheint grösstentheils aus netz- oder treppenförmig verdickten Zellen zu bestehen; Tracheiden, 4. h. Zellen mit gehöften Tüp- feln, habe ich nicht mit Sicherheit wahrgenommen. Zwischen der Schutzscheide und dem Xylem liegt eine Schicht Geleitzellen, dagegen grenzen die Protophloëmzellen, die weitlichtigsten Elemente des Phloëms, sich in einem Halbkreis hinziehend, unmittelbar an die Schutzscheide. Die Protophloömzellen treten alle fast gleichzeitig auf, geraume Zeit vor dem Erscheinen der Protoxylemzellen; von letzteren wird zuerst eine oder ein Paar in der Nähe des einen Randes der Protophloömzellenschicht sichtbar; von hier schreitet die Bildung der übrigen Protoxylemzellen nach einer Richtung fort, der Art, dass ein aus einer Schicht gebildeter Bogen (den Bogen der Protophloömzellen zu einem Kreise ergänzend) zu Stande kommt, von der Schutzscheide durch eine Lage Geleitzellen getrennt, darauf findet die Ausbildung der übrigen Xylemelemente in radialer (centripetaler) Richtung statt (Taf. XI, Fig. 31). Der Bau der Rinde stimmt mit dem der Botrychien-Wurzel überein. Sehr auffallend treten die innersten Zellen der Aussenrinde vor allen übrigen durch ihren Inhalt hervor; der aus gelblichen bis bräunlichen, zusammengeballten, grumösen (Protoplasma-?) Massen besteht, die meist von zahlreichen, farblosen oder braun tingirten Pilzfäden umsponnen sind. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U, 8. W. 123 Letztere durchbohren die Wände der Zellen und verlaufen auf längeren Strecken in den In- tercellulargängen an der Grenze zwischen Innen- und Aussenrinde '); Pilzsporen wurden nicht wahrgenommen. In die Theilungsvorgänge innerhalb des Vegetationskegels der Wurzel eine klare Ein- sicht zu gewinnen, ist mir trotz des (im Vergleich zu den Untersuchungen der Farn- und Marsilia-Wurzeln) unverhältnissmässigen Aufwandes von Zeit und Mühe nicht gelungen. Es mögen im Ganzen ein 4 bis 5 Dutzend Wurzelspitzen untersucht worden sein, die Mehr- zahl durch Abtragen successiver Querschnitte. Abgesehen von der verschiedenen Lagerung der Zellen, macht das Gewebe der Wurzel- spitze eines Ophioglossum oder Botrychium, einen ganz anderen Eindruck als das ent- sprechende einer Farn-, Marsilia- oder Equisetum-Wurzel. Die durchschnittenen Zellen zeigen nicht die scharfen, gradlinigen Umrisse wie bei den Farnen; der Inhalt ist getrübt durch Stärkekörner und andere gegen Kali ziemlich resistente Körnchen, wodurch die Un- tersuchung wesentlich erschwert wird. Eine durch Grösse und Form vor den übrigen Zellen der Vegetationsspitze ausge- zeichnete Scheitelzelle tritt nicht hervor; an glücklich geführten Querschnitten durch die Scheitelregion des axilen Stranges war in den meisten Fällen in der Mitte eine quadratische Zelle gelegen, von 7—8 gleich grossen, nahezu quadratischen Zellen umstellt (vergl. Taf. VIII, Fig. 159 u. 160 und die Tafelerklärung). Dieser Anordnung und Form der Zellen ent- spricht fast genau diejenige, welche die querdurchschnittene Scheitelregion der Wurzel von Lycopodium nach der Darstellung von Naegeli und Leitgeb zeigt (vergl. unsere Fig. 159 und die Abbildung auf Taf. XVII, Fig. 6 der genannten Forscher), dagegen ist die Ansicht, welche der mediane Längsschnitt einer Botrychium- und Lycopodium-Wurzel darbietet, sehr verschieden (vergl. Fig. 165 mit der Fig. 6 auf Taf. XVII a. a. O.). Lässt der in Fig. 165 abgebildete Medianschnitt in Combination mit dem Querschnitt allenfalls die An- nahme einer Scheitelzelle zu (von der Form einer vierseitigen Pyramide mit quadratischer Grundfläche), so wurde an einigen anderen Medianschnitten eine Anordnung der Zellen in der Scheitelregion angetroffen, welche für einen dem Scheitelwachsthum der unterirdischen Marattiawurzeln gleichen oder sehr ähnlichen Vorgang spricht, dass nämlich mehrere Scheitelzellen, von der Gestalt gestutzter Pyramiden oder Prismen, vorhanden, die einer- seits durch abwechselnd an ihrem oberen und unteren Ende erfolgende Quertheilungen die Wurzelhaube und den axilen Strang fortbilden, andererseits durch Längstheilungen diejeni- gen Zellen ergänzen, welche durch Quertheilungen in centripetaler Folge die Bildung von Rinde und Epidermis veranlassen. Im Hinblick auf die erwähnte Uebereinstimmung der unterirdischen Marattiawurzeln mit denen der Botrychien, in Bezug auf den inneren Bau, Verzweigung und äusseres Ansehen, wird es wahrscheinlich, dass auch die Entwickelung % !) Ganz ähnliche, geballte Massen von Pilzfäden be- | von Corallorrhiza innata und in den Wurzeln von Neottia gleitet (wahrscheinlich von denselben veranlasst), habe | nidus avis gefunden. ich fast constant in dem Rindenparenchym des Rhizoms 16* 124 Ермомр Russow, eine gleiche sei. Indess muss ich es einer geschickteren Hand überlassen, über die Vorgänge der Theilung in der Vegetationsspitze endgiltig zu entscheiden. Die Sporangien der Ophioglosseen sind von denen der Rhizocarpeen und Filices, mit Ausnahme der Marattiaceen, in Bau und Entwickelung grundverschieden. Die derbe, lederartige Wand der freien kugeligen Sporangien von Botrychium besteht aus 4—5 Zellen- lagen, von denen die äusserste, unmittelbar in die Epidermis des die Sporangien tragenden Zweiges sich fortsetzende, aus derbwandigen, nach aussen am stärksten verdickten Zellen besteht, während die übrigen Schichten aus dünnwandigen, zur Zeit der Fruchtreife, stark collabirten, mit einem grumösen Stoff erfüllten Zellen zusammengesetzt sind; in der Nähe. der Basis ist die Epidermis des Sporangiums mit Spaltöffnungen versehen. Das Leitbündel des sporangientragenden Zweiges sendet in jedes Sporangium einen Ast ab, der in die Basis des Sporangiums kurz pinselartig ausstrahlt. Die Zellen zweier an einander grenzen- der, im Aequator des kugeligen Sporangiums gelegener Reihen der Epidermis sind vor den übrigen durch sehr dünne Wände und in Richtung des Aequators stark gestreckte Ge- stalt ausgezeichnet; zur Zeit der Reife findet die Dehiscenz längs dieser Zellenreihen statt. Die Sporangien von Ophioglossum, welche als unter einander verwachsen oder der Spindel der s. g. Aehre eingesenkt betrachtet werden, sind durch Umwandlung gewisser Parenchym-Partien in Sporen, entstandene Höhlungen von comprimirt kugeliger Gestalt, die sich nach aussen durch einen Querriss öffnen; in das Parenchym zwischen je 2 Höhlun- gen tritt ein Leitbündelast. Die den Querriss begrenzenden Epidermiszellen sind von der Beschaffenheit der entsprechenden bei Botrychium. Die nach radiärem Typus gebauten Sporen sind in sehr grosser, nicht bestimmbarer Menge vorhanden. Ihrer Entwickelung nach sind die Sporangien von Botrychium umgewandelte Blatt- lacinien. In den ersten Stadien der Entwickelung sind sie von den eben sichtbar werden- den Segmenten des sterilen Blatttheils nicht zu unterscheiden, beide wölben sich hügelartig vor; während aber letztere sich weiterhin flächenartig ausdehnen, nehmen jene die Form einer Halbkugel, darauf die einer breit und kurz gestielten Kugel an. Die Anordnung der Zellen ist eine sehr regelmässige; man kann sich das junge Sporangium zusammengesetzt denken aus Zellenlinien die radienartig von einer kleinen halbkugeligen oder kurzen kegel- förmigen Stelle der Basis nach der Peripherie ausstrahlen; die Zellen in jeder dieser Linien theilen sich vorherrschend in centrifugaler Folge durch tangentiale und radiale Wände. Um die Zeit, wo das Sporangium die Gestalt einer kurz und breit gestielten Halbkugel be- sitzt, treten im Innern einige Zellen durch sehr reichen Gehalt an feinkörnigem, farblosem oder blass-gelblichem Protoplasma vor den umgebenden, weniger durchsichtigen Zellen, die einen körnigen, grünlichen Inhalt führen, recht deutlich hervor. Um diese Zeit ist die An- ordnung der peripherischen Zellen in radial verlaufenden Reihen noch sehr deutlich aus- gesprochen; die radialen Wände der innern Zellen fallen noch theilweise mit den Radien zusammen vergl. Taf. УП, Fig. 170), welche die Grenze zwischen zwei Zellenlinien be- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN 0. $. W. 125 zeichnen. Eine durch Grösse und Form ausgezeichnete Centralzelle, wie in den Sporangien der Rhizocarpeen und Filices, wurde zu keiner Zeit wahrgenommen. Während in den peripherischen Zellen noch längere Zeit die Theilungen durch fast genau tangential und radial auftretende Wände erfolgen, theilen sich die inneren Zellen durch Wände, die nach den verschiedensten Richtungen orientirt sind und in einer Folge, die gar keine Gesetzmässigkeit erkennen lässt. In den Zellen der 2—3, den centralen Zellencomplex umgebenden Schichten nimmt der Chlorophyligehalt beträchtlich zu; die Theilungen werden seltener, die Form eine tangential gestreckte; in der peripherischen Schicht erfolgen noch zahlreiche Theilungen in tangentialer und radialer Richtung (Fig. 169). Mit der Anlage der Mehrzahl der Sporenmutterzellen, d. h. zur Zeit, wo die inneren Zellen in unregelmässiger Weise sich zu theilen aufhören, ist in dem Gewebe der Sporangienwand die zellenbildende Thätigkeit zur Ruhe gegangen, und es beginnt die Streckung. Diese Vorgänge der. Entwickelung wurden an den im nächsten Jahr über die Erde tretenden Wedeln, bei Botrychium Lunaria im Laufe des Juni, bei Botrychium rutaefolium im Laufe des Juli-Monats (alten Styls) beobachtet. Es bedarf daher das Sporangium der Ophioglosseen (von seiner Anlage bis zur Reife) eines vollen Jahres zur Entwickelung. Bei Ophioglossum vulgatum wird die Anlage der Sporangien in der zweiten Hälfte des Juli-Monats kenntlich an den im nächsten Jahr über die Erde tretenden Wedeln. Es grenzen sich hell-gelbliche, durchscheinende, aus englichtigen, protoplasmareichen Zellen bestehende Gewebegruppen recht scharf ab von dem umgebenden undurchsichtigen Paren- chym, das aus weitlichtigen, mit Stärkekörnern und Oeltropfen erfüllten Zellen zusammen- gesetzt ist. Auf dem breitnierenförmigen Querschnitt der Spica treten diese helleren, durch- scheinenden Partien (die Sporangienanlagen) als rundlich dreieckig umgrenzte Stellen her- vor, die an die Peripherie des Querschnitts gerückt, einander diametral, in der Richtung des grössesten Durchmessers des Querschnitts, gegenüber liegen (vergl. Fig. 163), ihre stumpfen Spitzen einander zukehrend. Zwischen den Sporangien erkennt man 5 Leitbündel, die in einem sanften Bogen von der Spitze des einen zu der des anderen Sporangiums hinziehen. In der, im Querschnitt dreieckig umschriebenen, Sporangiumanlage macht sich früh- zeitig eine der Spindeloberfläche genäherte Gewebepartie, von der Form eines gekrümmten, ап den Enden abgerundeten Streifens kenntlich, durch grössere Durchsichtigkeit und reich- licheren Protoplasmagehalt der etwas weitlichtigeren Zellen (vergl. Fig. 163, a); durch Vermehrung dieser Zellen gehen die Sporenmutterzellen hervor. Betrachten wir den Längsschnitt, der parallel der gewölbten Aussenfläche der Spica geführt, die Sporangienreihen beiderseits trifft. Zu beiden Seiten des Leitbündel-Maschen- werks, das die Axe der Spindel durchzieht, bestehen die Randpartien der Spica aus einem kleinzelligen, durchscheinenden, protoplasmareichen Gewebe, das sich vom mittleren, weit- maschigen, an Stärke und Oel reichen, undurchsichtigen Parenchym ziemlich scharf abgrenzt. Die Ränder der Spica sind schwach gewellt oder gekerbt; jeder Einkerbung entspricht eine 126 Ермомр Russow, oval-gestreckte, hellere, gelbliche, durchsichtige, aus isodiametrischen, protoplasmareichen Zellen zusammengesetzte Gewebepartie, jeder Ausbuchtung des Randes, ein aus querge- streckten, weniger durchscheinenden Zellen gebildeter Gewebestreifen, der sich nach aussen und innen verbreitert (Fig. 173), so dass jene hellere, ovale Gewebegruppe von je zweien solcher Streifen umgeben ist; letztere Streifen sind die je zweien Sporangien gemeinsamen Querwände. Aus den protoplasmareichen, durchsichtigen Zellen der oval umschriebenen Partien (Fig. 173, a) gehen nach mehrfachen Theilungen die Sporenmutterzellen hervor; von einer Centralzelle kann hier noch weniger als bei Botrychium die Rede sein. Fassen wir die an Quer- und Längsschnitten gewonnenen Ansichten zusammen, so er- giebt sich, dass der fertile Blatttheil von Ophioglossum entsprechend dem sterilen aus einer gestielten, schmal lanzettlichen, ungetheilten Lamina besteht, deren Gewebe an den Rändern sich in zahlreiche, über einander gereihte, sporenbildende, durch mehrschichtige Parenchymplatten von einander getrennte Zellengruppen differenzirt; es ist somit unrichtig, von mit einander verwachsenen oder der Spindel eingesenkten Sporangien zu sprechen. Das einzelne Sporangium, oder sporenbildende Fach, mit den angrenzenden in vollständiger Continuität, hat bei seinem Sichtbarwerden im Querschnitt rundlich dreieckige, im Längs- schnitt rechteckige Gestalt; der sporenbildende Raum, oder die Zellengruppe, aus der nach mehrfachen Theilungen die Sporenmutterzellen hervorgehen, im Querschnitt eine gestreckt nierenförmige, im Längsschnitt ovale Umgrenzung. Betrachten wir noch in Kürze die Entwickelung der Sporen von Ophioglossum vulgatum. Zur Zeit, wo die Sporangien etwa ihre halbe definitive Grösse erreicht (etwa um die Mitte des Juni-Monats), isoliren sich die Sporenmutterzellen, ihre poly&drische Form ab- rundend, doch erlangen sie selten Kugelgestalt, meist bleiben sie bis zur Theilung abge- rundet pyramidal, oder unbestimmt gerundet-eckig (Taf. VI, Fig. 113, 114), während sie bei den Filices stets vollkommen kugelig werden. Der Inhalt besteht aus ziemlich grobkör- nigem, deutlich grün gefärbtem Protoplasma und einem sehr grossen, etwa ‘/, des Lumens der Zelle einnehmenden, hellen, äusserst fein granulirten, kugeligen Kern, der meist 2, - seltener 3—4 helle Kernkörperchen einschliesst; er liegt etwas excentrisch, während er, so lange die Mutterzellen zusammenhängen, der Wand dicht anliegt (Fig. 115). Die äusserst zarte Wand der Mutterzelle wird erst nach Anwendung wasserentziehender Mittel sichtbar. In etwas weiter vorgeschrittenen Stadien nimmt der körnige Inhalt relativ ab, die Zellenkerne bieten ein verschiedenes Ansehen, mannigfache Uebergangsstadien von den fein granulirten Kugeln bis zu den oben, bei Betrachtung der Farnsporenentwickelung, er- wähnten Stäbchenplatten; letztere, von verschiedener Grösse, erreichen in einigen Fällen, bei heterodiametrischer Form der Mutterzelle, fast den kleinsten Durchmesser derselben, letzterem sich parallel stellend (Fig. 121). Die Stäbchenplatten sind selten ganz eben, meist ein wenig gewölbt oder am Rande verbogen; am besten erkennt man ihren Bau, wenn ihre Fläche zu der Sehaxe des Auges ein wenig geneigt steht; werden sie durch einen VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. №. 127 ziemlich starken Druck aufs Deckglas alterirt, so tritt ihre Zusammensetzung aus verboge- nen Stäbchen oder wurmförmigen Körperchen besonders deutlich hervor. Die Stäbchenplatte schwindet, es treten zwei Kerne auf, fast um die Hälfte kleiner als der primäre, und zwischen ihnen sammelt sich eine körnige, grünliche Substanz (Proto- plasma) die Form einer biconcaven Linse annehmend, von der Grösse des Durchmessers der Zelle. Zu beiden Seiten dieser biconcaven, grünlichen Körnerplatte, die in der Mitte aus den grössesten und zahlreichsten Körnern besteht, treten sodann Stäbchenplatten auf (fast um die Hälfte kleiner als die primäre), ihre Fläche parallel der Körnerplatte richtend oder zu ihr senkrecht stellend; in letzterem Fall liegen die Flächen der beiden Stäbchen- platten fast in einer Ebene, oder sie kreuzen sich unter einem nahezu rechten Winkel (Fig. 122, 123). Die secundären Stäbchenplatten schwinden, und in der ziemlich gleichförmig in der ganzen Zelle sich vertheilenden Körnermasse treten 4 Kerne (tertiäre) auf, sich nach den Ecken eines Tetraöders lagernd (Fig. 115); darauf entfernt sich die körnerreiche Substanz von den Kernen, zu 6 Platten sich ansammelnd, welche die Zelle in 4 gleich grosse, kugel- tetraödrische Räume fächern; von diesen Platten werden in bekannter Weise die Special- mutterzellhäute gebildet, die sich bald an ihren Aussenrändern stark verdicken, wodurch die 3 scharfen Aussenecken des Lumens der Specialmutterzellen stark abgerundet werden und die Sporenzellen, deren Anlage nun erfolgt, eine kuglig-tetraëdrische Form erhalten. Das Dickewachsthum der Specialmutterzellhäute, die sich hier weniger als bei den Farnen verdicken, hört bald auf; sie gleichen ihrem Ansehen nach denen der Farne, unter- scheiden sich aber von letzteren durch die Eigenschaft, in Wasser schnell aufgelöst zu wer- den, oder wenigstens bis zur Unkenntlichkeit sich zu verändern. An eben ins Wasser ge- langten Tetraden erblickt man eine äussere, scharfe, dunkel contourirte Linie, welche die hyaline, matt glänzende Substanz der Specialmutterzellhäute gegen das Wasser abgrenzt (Fig. 124); zwischen den abgerundeten Aussenflächen je zweier Sporen tritt die hyaline Substanz besonders deutlich hervor; im Verlauf von wenigen Minuten sieht man den äussern Contour an Schärfe verlieren und ganz schwinden, desgleichen die hyaline Substanz ihr eigenthümliches Liehtbrechungsvermögen einbüssen. Die 4 Sporen rücken ein wenig ausein- ander, doch verändern sie ihre gegenseitige Lage nicht und sind nicht durch Rollen vermit- telst Schiebens des Deckglases von einander zu trennen (Fig. 116). Einige Exemplare von Ophioglossum, die zur Zeit der Isolirung der Sporenmutter- zellen abgepflückt und ins Wasser gestellt worden waren, zeigten, als sie nach mehrtägigem Verweilen in Wasser untersucht wurden, eine abnorme Entwickelung der Sporen. Die Mutterzellen hatten sich in zwei halbkugelige Specialmutterzellen getheilt, deren Wände sich sehr stark verdickt hatten, und zwar die gemeinsame Wand nach aussen stärker als nach innen, wodurch die Sporen eine einseitig abgeplattet kugelige Gestalt erhalten hatten. Die Specialmutterzellhäute widerstanden der Einwirkung des Wassers sehr viel länger als die der normalen Sporen. Auf der Oberfläche dieser abnormen Sporen waren keine De- 128 Ермомо Russow, hiscenzleisten wahrnehmbar, die bei den normalen Sporen sehr bald nach Anlage der Spo- renmembran sichtbar werden. Bei Botrychium Lunaria und rutaelolium, wo mir die ersten Stadien der Sporenent- wickelung entgangen, gleichen die späteren Stadien vollkommen den entsprechenden von Ophioglossum. III. LYCOPODIACEAE. Lycopodium, Selaginella und Isoötes (Vertreter der übrigen Gattungen habe ich in Herbarienexemplaren von Psilotum triquetrum und Tmesipteris Tannensis Bernh. untersucht) stellen hinsichtlich der Gewebebildung, zumal des Stranggewebes, drei sehr differente Typen dar. Die Leitbündel sind bei Selaginella nach dem Typus der Farnleitbündel, bei Isoötes (wenigstens in den Blättern) nach dem der Ophioglosseen-Leitbündel, bei Lycopodium, Psi- lotum und Tmesipteris nach dem Typus der Wurzelstränge gebaut. Einige Arten der Gat- tung Lycopodium sind dadurch besonders ausgezeichnet, dass Stamm und Wurzel in der Gewebebildung genau übereinstimmen, was, soweit ich den Bau der Leitbündelpflanzen übersehe, im übrigen Pflanzenreiche nicht vorkommt. Das Grundgewebe zeigt ebenfalls be- deutende Differenzen in den 3 genannten Gruppen; in den Blättern ist es durch keine Schutzscheide gegen das Stranggewebe abgesetzt; im Stamm ist die Schutzscheide bei Ly- copodium sehr abweichend von der Schutzscheide der übrigen Gefässkryptogamen gebildet; bei Selaginella und Isoëtes ist keine Schutzscheide vorhanden. Die Sporangien nehmen nicht, wie bei Filices und Rhizocarpeen, ihren Anfang mit einer Zelle, sondern mit mehreren; bei Lycopodium und Isoötes sind sie blattbürtig, bei Selaginella stammbürtig. Die Entwickelung der Isoötes-Sporangien habe ich zwar zu unter- suchen nicht Gelegenheit gehabt, doch darf man mit Sicherheit annehmen, dass die Anlage nach dem Typus der übrigen Lycopodiaceen stattfindet. Gehen wir auf die nähere Betrachtung des Gewebes der 3 genannten genera ein, mit Lycopodium beginnend. | a, Lycopodium, In dem axilen Strange des Lycopodium-Stammes besteht der Xylemkörper aus mehre- ren, von einander zum grossen Theil durch Phloömstränge getrennten Platten, die gewöhn- lich im Centrum des axilen Stranges sich vereinigen und auch im peripherischen Theil des- selben verschiedentlich mit einander verschmelzen. Im Querschnitt besitzt der Xylemkör- per die Form eines 5—12 strahligen, ziemlich regelmässigen Sterns; es sind nämlich die Enden der Strahlen an 5—12 fast gleich weit von einander gelegenen Punkten der Peri- pherie des fast kreisrunden Leitbündelquerschnitts gelegen; von diesen Punkten verlaufen die Strahlen meist nicht genau radial gegen das Centrum, sondern biegen sich radial-schief VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 129 zur Spitze, um mit dem vom zweit-, dritt- oder viertnächsten Punkt ausgehenden Strahl sich zu vereinigen. Bei Lycopodium complanatum verlaufen 6 Stränge, meist von einander vollkommen getrennt; die zwei grössesten, fast von der Breite des Durchmessers des axilen Stranges, einander nahezu parallel durch die Mitte, und je 2 hufeisenförmig gekrümmte zu beiden Seiten der vorigen. Bei den übrigen Arten vereinigen sich die meisten der von 5—12 gleich weit von einander entfernten Punkten der Peripherie ausgehenden Strahlen in der Mitte . (Taf. XI, Fig. 28). Bei Lycopodium clavatum, annotinum und complanatum sind die Xylem- strahlen nach der Peripherie hin zugespitzt oder kaum merklich verbreitert und zugerun- det, bei L. Selago und inundatum gegen die Peripherie sehr stark verbreitert und nach aussen wie abgeschnitten (Taf. XI, Fig. 25). Die Enden der Xylemstrahlen sind von Pro- toxylemzellen (sehr engen, abrollbaren Schraubenzellen und Netzzellen), der übrige Theil von eng an einander schliessenden (nicht durch Geleitzellen von einander getrennten) Trep- pentracheiden, bei L. Selago von Tracheiden mit zahlreichen, kleinen rundlichen Hof- tüpfeln (s. g. porösen Gefässen) eingenommen. Lycopodium inundatum ist vor den übrigen Arten dadurch ausgezeichnet, dass die Treppentracheiden sehr viel weitlichtiger und dünn- wandiger sind. Bei beiden’ letztgenannten Arten bilden die Protoxylemstränge im Quer- schnitt einen schmalen Streifen an dem stark verbreiterten, fast gerade abgeschnittenen Ende der Xylemstrahlen, bei den übrigen eine kleine, dreiseitige Gruppe. Erwähnenswerth ist noch der Umstand, dass die Protoxylemstränge (mithin auch die Xylembänder) bei L. Selago in der Zahl 5, bei inundatum in der Zahl 7, bei den übrigen Arten fast ausnahmslos in gerader Zahl, 8, 10, 12, in schmächtigen Zweigen 4, 6, auftreten. Der Phloömkörper umgiebt den ganzen Xylemtheil und schneidet strahlenartig ein, die Lücken zwischen den Xylembändern ausfüllend. Die Protophloömzellen liegen in rund- lichen Gruppen, mit den Protoxylemsträngen alternirend, etwas näher als jene dem Сеп- {гит des Stranges. Von den Protophloëmsträngen ziehen sich in einer Reihe weitlichtige, röhrige Elemente, Siebröhren, von den Tracheiden durch 1—2 Schichten Geleitzellen ge- trennt, durch den ganzen Phloömstrahl; in seltensten Fällen wurden kleine, zarte Siebtüpfel auf den Längswänden dieser Zellen wahrgenommen, die im ausgebildeten Zustande stets inhaltfrei sind; die Geleitzellen führen ein gelbliches Oel; Stärkekörner wurden in ihnen nie wahrgenommen. j Die Ausbildung der Elemente schreitet in centripetaler Richtung fort; zuerst treten die Protoxylemzellen hervor, bald nach ihnen heben sich die Protophloëmzellen durch dickere Wände von dem umgebenden Gewebe ab. Die Ausbildung der Tracheiden und Sieb- röhren schreitet langsam nach innen vor; ihre Anlage ist aber lange vor dem Auftreten der ersten Protoxylemzellen deutlich sichtbar; durch ihr weites Lumen machen sie sich vor allen übrigen Elementen leicht kenntlich. Das Grundgewebe grenzt sich gegen das Stranggewebe recht scharf ab durch eine 1—3-schichtige, aus sehr dünnwandigen, verholzten (oder verkorkten?), tangential ge- streckten Zellen zusammengesetzte Scheide, die als Schutzscheide oder wenigstens als Ana- Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, Yllıne Serie. 17 130 Ермомь Russow, à . logon derselben aufzufassen ist. Mit Ausnahme von Г. inundatum ist bei den übrigen Arten eine an die Schutzscheide grenzende oder bei L. Selago der Epidermis sehr genäherte, mehrschichtige Sclerenchymscheide, in Form eines geschlossenen Hohleylinders vorhanden. Die Wände der Sclerenchymzellen sind meist sehr beträchtlich verdickt, zahlreich getüpfelt, farblos oder blass-gelblich tingirt, eine deutliche Differenzirung in 3 Schichten zeigend, von denen die Mittellamelle und gewöhnlich die ihr angrenzende breiteste mittlere Schicht verholzt, die innerste stets unverholzt ist. Bei L. Selago färbt sich die Mittellamelle, die - besonders stark in den Ecken, wo 3 oder mehr Zellen zusammenstossen, entwickelt ist, auf Zusatz von Chlorzinkjod weinroth bis violett, doch verliert sich nach 24 Stunden diese Färbung, während die innerste, sich violett färbende Schicht stark nachdunkelt. Das Parenchym ist zum grössesten Theil aus dünnwandigen Zellen zusammengesetzt, deren Querwände netzartig getüpfelt sind; bei L. clavatum ist der ausserhalb des Scleren- chyms gelegene Theil der Rinde aus sehr dünnwandigen, kurzen und breit-spindeförmigen Zellen zusammengesetzt, deren Längsaxe schräg nach aussen und oben gestellt ist. Bei L. annotinum besteht die ganze Rinde aus stark verdicktem Sclerenchym bis auf die Leisten, welche als die am Stamm herablaufenden Basen der Blätter erscheinen. Die nach aussen ziemlich stark verdickten Wände der Epidermiszellen sind nicht oder nur schwach cuticularisirt, von einer dunklen Cuticula überzogen. Die Wurzeln von Lycopodium annotinum und complanatum stimmen in histiologischer Hinsicht vollkommen, die von L. clavatum fast genau mit dem Stamm überein; bei L. Selago und inundatum zeigen sich auffallende Differenzen in dem Bau des axilen Stranges der Wurzel und des Stammes. Der Xylemkörper in dem axilen Wurzelstrange der erstgenannten Arten ist octarch bis decarch (in den schmächtigen Gabelzweigen sinkt die Zahl der Stränge bis auf 1 herab). Im Querschnitt gesehen, gleicht er meist einem nahezu rechtwinkligen Kreuz, dessen kurze Arme sich gabelförmig theilen. Das Rindengewebe grenzt sich durch eine meist zweischich- tige Scheide (von derselben Beschaffenheit wie die Scheide des Stammes) gegen den axilen Strang ab; eine Sclerenchymschicht ist wie im .Stamme vorhanden, Die Epidermis der Hauptwurzel (bei L. clavatum)» ist sehr ausgezeichnet durch die äusserst stark verdickten, vollständig cuticularisirten Aussenwände der Zellen. Bei L. Selago und inundatum (auch bei dem exotischen L. suberectum) gleicht das diarche Xylem im Querschnitt einer Mondsichel mit stark genäherten Hörnern; letztere sind von den Protoxylemsträngen eingenommen, und an diese schliessen sich Treppen- tracheiden, die je weiter von den Protoxylemsträngen entfernt, um so mehr an Lumen zu- nehmen. Der Phloömkörper dringt in die Concavität des Xylemkörpers ein und umgiebt diesen von seiner Aussenfläche in zweifacher Zellenschicht (Taf. XI, Fig, 29). Die Schutz- scheide scheint wie im Stamm aus einer einfachen Zellenschicht zu bestehen. Bei Lycopod. inundatum scheint der innere Theil der Rinde von Lacunen durchzogen zu sein (an dem ` VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN 0. $. W. УЗ spärlichen Herbarienmaterial, das mir zu Gebote stand, liess sich das nicht mit Sicherheit ausmachen). Einfach wie die äussere Form ist der innere Bau der Blätter. Das schmächtige Leit- bündel, welches die Mitte des Blattes der Länge nach durchzieht, zweigt sich in einem spitzen Winkel von dem axilen Strange des Stammes ab, die Rinde des letzteren auf eine weite Strecke schräg durchlaufend; es besteht aus wenigen Schrauben- und Netzzellen, die von Geleitzellen und einigen Protophloëmzellen umgeben sind; letztere sind bei L. Selago nicht kenntlich, bei L. clavatum und complanatum aber, zumal in dem Theil des Leitbün- dels, welcher die Stammrinde schräg durchzieht, werden sie nach Anwendung von Chlor- zinkjod deutlich sichtbar. Bei L. Selago sind die Schrauben- und Netzzellen wenig oder саг nicht verholzt; in der Nähe des Leitbündels finden sich in einem sanften Bogen gestellt, nach der Blattunterseite hin, ziemlich dickwandige, unverholzte, verhältnissmässig sehr weitlichtige, bastzellenähnliche Elemente; sie gleichen sehr den weitlichtigen Protophloëm- zellen der Ophioglosseen, scheinen aber dem Grundgewebe anzugehören. Soweit die Blattleitbündel durch die Rinde des Stammes verlaufen, sind sie von einer _ Schicht dünnwandiger, verholzter Zellen umgeben, die in jeder Beziehung den Zellen der den axilen Strang umgebenden Schutzscheide gleichen. Im Blatt ist das Grundgewebe nicht scharf gegen das Stranggewebe abgegrenzt. Mit Ausnahme von L. elavatum ist das Blatt bei den übrigen Arten von einer Höhlung durchzogen, die durch Auseinanderweichen des Blattparenchyms entsteht; diese Höhlung zieht sich, zumal bei L. annotinum in die (Blatt- polster-) Leisten der Stammrinde tief hinein. Ein ausgesprochenes Schwammparenchym kommt nur im Blatt von L. complanatum vor; bei L. clavatum lassen die ziemlich derb- wandigen, chlorophyliführenden Mesophylizellen sehr kleine Intercellulargänge zwischen sich; bei den übrigen Arten besteht das Blattparenchym aus locker verbundenen, rundli- chen oder cylindrischen Zellen. | Bei Psilotum triquetrum ist der triarche, pentarche bis octarche Xylemkörper des axilen Stranges, zum grössesten Theil aus dünnwandigen Treppentracheiden zusammenge- setzt, deren Wände mit verhältnissmässig sehr breiten, spaltenförmigen Tüpfeln besetzt sind; in dem oberirdischen Stamm, bis auf die dünnen Zweige, ist das Centrum des Xylems von stark verdickten und verholzten, langgestreckten, schief gestutzten Zellen eingenommen (Taf. XI, Fig. 30). Das Grundgewebe grenzt sich durch eine sehr ausgeprägte Schutzscheide ab, welche aus weitlichtigen Zellen zusammengesetzt ist, die in Form und Grösse von den angrenzenden Parenchymzellen nicht abweichen, deren radiale Wände aber fast in ihrer ganzen Ausdehnung verkorkt und stark gewellt sind. In dem basalen Theil des oberirdi- schen Stammes (in den unterirdischen Sprossen wahrscheinlich durchgehend) tritt eine mehrschichtige Stützscheide auf, die von dem gleichnamigen Gebilde der Farnkräuter da- durch auffallend abweicht, dass nicht sämmtliche Zellen jeder concentrischen Reihe verdickt und meist nicht die tangentialen, sondern radialen Wände stark verdickt sind; bei vielen Zellen sind beide radialen Wände in ihrer ganzen Ausdehnung gleichmässig verdickt, dann д 132 Ермомр Russow, setzt sich die Verdickung auch theilweise auf die tangentialen Wände fort, oder es ist eine oder die andere radiale, oder auch eine tangentiale Wand nur theilweise und sehr stark verdickt. Der stark verdickte Theil der Membran ist ebenso wie bei den Farnen dunkel roth-braun tingirt. Unter der Epidermis befindet sich eine breite Schicht dickwandigen, gelb-braun tingirten Sclerenchyms; die Aussenwände der Epidermiszellen sind sehr stark verdickt und bis auf die innerste Schicht cuticularisirt; der verdickte Theil ist deutlich ge- schichtet und gestreift. Bei Tmesipteris scheint mir der axile Strang sehr ähnlich dem von Psilotum gebaut zu sein. Das sternförmige Ansehen des Xylemkörpers im Querschnitt tritt hier nicht so deutlich wie bei Psilotum hervor, weil die Membranen der Phloömelemente bis auf die in- nerste Schicht oder gänzlich verholzen (das Verholzen des grössesten Theils der Phloëm- elemente in Wurzelsträngen kommt häufig bei Monocotylen vor). Das Centrum des Xylems ist wie bei Psilotum von diekwandigen, lang gestreckten, schräg gestutzten Zellen einge- nommen, deren mit zahlreichen, sehr grossen Tüpfeln versehene Wände in ihren innersten Schichten durch Chlorzinkjod violett gefärbt werden. Die Tracheiden sind grösstentheils treppenförmig getüpfelt, zum kleineren Theil mit kreisrunden Hoftüpfeln besetzt, zwischen ‚denen die Wand leistenartig vorspringt. ` Eine Schutzscheide scheint vorhanden zu sein, doch tritt sie nicht deutlich hervor, dagegen ist eine dunkelbraune Stützscheide, meist einschichtig und regelmässiger als bei Psilotum ausgebildet, vorhanden. Das übrige Grundgewebe besteht aus dünnwandigem, unverholztem Parenchym. Die Wurzeln von Tmesipteris gleichen in ihrem Bau in einiger Beziehung den Wurzeln der Farne; auch ‚äusserlich spricht sich die Aehnlichkeit in der dunkelbraunen Färbung und starken Behaarung aus. Im axilen Strang lässt das wahrscheinlich diarche Xylem im Querschnitt meist 4 englichtige, fast in einer geraden Linie liegende und 2 weitlichtige Tracheiden erkennen, die den englichtigen zu beiden Seiten in der Mitte sich anschliessen. Schrauben- oder Netzzellen habe.ich nicht mit Sicherheit erkannt, sie mögen in der aus- gebildeten Wurzel resorbirt sein, ebenso die Protophloëmzellen. Der Phloömkörper besteht aus sehr dünnwandigen, weitlichtigen Elementen. Eine deutliche Schutzscheide habe ich nicht wahrgenommen, dagegen fällt eine dunkelbraune Stützscheide auf, deren Zellen ihre tangentialen, dem Leitbündel abgekehrten Wände sehr beträchtlich verdicken. Die Sporangien von Lycopodium gleichen bei: ihrem Sichtbarwerden flachen, hügel- artigen Protuberanzen, welche die Mitte des Blattgrundes einnehmen und bis nahe an die Blattaxel reichen, somit in ihrer ganzen Ausdehnung unzweifelhaft dem Blatt ihren Ursprung verdanken (vergl. Taf. УШ, Fig. 166 u. 171). Die flachen Hügel bestehen bei ihrem ersten Auftreten aus mehreren kleinen unregelmässig angeordneten Zellen, die durch Vermehrung des Blattparenchyms entstanden, nach aussen von der äussersten Zellenschicht des Blattes überzogen werden (Fig. 166 und 167). Bald nach Anlage des Sporangiums wird der Pro- cambiumstrang des Leitbündels sichtbar, der ziemlich dicht unter dem Sporangium hinzieht. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. №. 133 Die ersten Schraubenzellen treten in demselben auf, nachdem das Sporangium als deut- licher, gerundeter Hügel hervortritt. Die Zellen des jungen Sporangiums theilen sich, bis auf die nur in radialer Richtung sich fächernden Epidermiszellen, durch Wände, welche nach den verschiedensten Richtungen orientirt sind. Mit der Grössezunahme verändert sich die Gestalt des Sporangiums, das bald halbkugelig, darauf (im medianen Längsschnitt des Blattes gesehen) birnförmig wird und schliesslich die Gestalt einer sehr kurz gestielten Kugel erreicht, in der Richtung des Blattquerschnitts gesehen, die Gestalt eines an der Concavität kurz gestielten nierenförmigen Körpers annimmt. | Nachdem das Sporangium etwa '/, der definitiven Grösse erreicht, theilen sich die Epidermiszellen durch eine tangentiale Wand, wodurch die beiden Schichten der Sporangien- wandung hervorgehen. Die inneren Zellen, bis auf die kleineren der beiden äussersten Schichten, welche resorbirt zu werden scheinen, unter einander nahezu gleich gross, werden zu Sporenmutterzellen. Diese sind, so lange sie mit einander zusammenhängen, von polyé- drischer Form und dünnwandig. Nach der Isolirung weichen sie von den freien Sporen- mutterzellen der übrigen Gefässkryptogamen dadurch ab, dass sich ihre Membran vor dem Beginn der Theilung beträchtlich und ungleichmässig verdickt, ferner durch die Form, welche nie vollkommen kugelig ist. Im optischen Durchschnitt nimmt man am ovalen oder nahezu kreisförmigen Umfange 2—4, gewöhnlich 3, nahezu gleich weit von einander ent- fernte, кеше concav zugespitzte Hervorragungen wahr (Taf. УП, Fig. 128 u. 129); es ist somit die Form der Mutterzellen die einer mit scharfkantigen Leisten besetzten Kugel, eines Ellipsoids oder Ovoids; in beiden angeführten Eigenthümlichkeiten gleichen die Sporen- mutterzellen den Pollenmutterzellen vieler Phanerogamen. Die Membranen sehr vieler Sporenmutterzellen zeigen eine scharfe Differenzirung in eine äusserst schmale, wasserärmere und innere sehr mächtige, wasserreiche Schicht von hyalinem, aufgequollenem Ansehen, die gegen den Inhalt nicht scharf abgesetzt ist (Fig. 129). In Chlorzinkjod schwillt diese innere Schicht beträchtlich auf, sich kaum merklich färbend (Fig. 131), in einigen Fällen wurde sie licht violett tingirt: auch Kali bewirkt ein starkes Aufquellen. Der grumöse Inhalt der Zellen, von schwärzlichem Ansehen, ist fast ganz un- durchsichtig, woher von einem Kern mit Sicherheit nichts wahrzunehmen ist und die Vor- gänge der Theilung bis zum Sichtbarwerden der Specialmutterzellhäute unklar bleiben.. Es scheint auch hier eine transitorische Zweitheilung, durch Gruppirung der Körn- chen zu einer Platte, der kugeltetraëdrischen Fächerung vorauszugehen. Die Wände der Specialmutterzellen verdicken sich nicht so beträchtlich wie bei den Farnen, theilen aber mit der Mutterzellhaut die Eigenschaft, durch Chlorzinkjod stark aufzuschwellen. Die Tetraden nehmen in letztgenanntem Reagenz an Durchmesser fast um das Doppelte zu, wobei die stark schrumpfenden Sporen, unter Braunfärbung, ein gelb gefärbtes Oel austreten las- sen (Fig. 131). Die stark aufgequollene Mutterzellhaut zeigt eine deutliche Schichtung (Fig. 133). Die Sporen bleiben von ihren Specialmutterzellhäuten umschlossen bis zur Aus- bildung der netzförmigen Leisten auf ihrer Oberfläche. 134 Ермомо Воззом, bh. Selaginella. Die Leitbündel der Selaginellen (sowol der homoeophyllae als heterophyllae) sind nach dem Typus der Farnleitbündel gebaut, mögen sie einzeln als axiler Strang, oder in Mehr- zahl den Stamm durchziehen; im Querschnitt meist von gestreckt ovaler, seltener kreis- rundlicher, noch seltener von dachartig gefalteter Gestalt (bei einigen Arten aus der Gruppe der Articulatae, die ich zu untersuchen nicht Gelegenheit gehabt). Der Xylemtheil ist wie bei den Farnen meist diarch oder polyarch, bei Bündeln von rundlichem Querschnitt monarch. Regelmässig liegen die Protoxylemstränge, nicht wie bei den Farnen in der Nähe, sondern unmittelbar an den Rändern des Xylems, bei den Bündeln, deren länglicher Xylem- querschnitt seitlich in 2 oder mehr stumpfe Spitzen vorspringt, an den Enden dieser Aus- buchtungen, z. В. bei В. Martensii und Pervillei, in diesem Fall ist das Xylem polyarch (Taf, XI, Fig. 39). Die Treppentracheiden berühren sich sämmtlich unmittelbar. Hinsichtlich der Entwickelung des Xylems weichen die Selaginella-Leitbündel von denen der Farne ab und stimmen mit denen der Lycopodien vollkommen überein, insofern die Ausbildung der Tracheiden in rein centripetaler Richtung fortschreitet, der Art, dass die Tracheiden einer Querreihe des Xylems sich vollständig ausbilden, bevor die nächstangrenzenden, dem Cen- trum näher liegenden, ihre Wände zu verdicken anfangen. Der grössere Theil des Phloöms, das den Xylemtheil in gleichmässiger Schicht um- giebt, ist von der 2—3-schichtigen Phloömscheide eingenommen, an die, von innen an- grenzend, sich eine Schicht Protophloëmzellen hinzieht, welche im ausgebildeten Zustande schwer und nur an einzelnen Stellen kenntlich ist; zwischen ihr und dem Xylem liegen 1—2 Lagen Geleitzellen. Die Aussenwände der äussersten Zellen der Phlo&mscheide fär- ben sich auf Zusatz von Chlorzinkjod meist gelblich bis bräunlich und werden nach länge- rem Verweilen schmutzig violett. Das Grundgewebe ist zwar scharf gegen die Leitbündel abgegrenzt, doch ist eine eigentliche Schutzscheide nicht vorhanden; entweder wird das Leitbündel in der Höhlung des Grundgewebes durch horizontal ausgespannte (strebepfeilerartige), dünnwandige, ver- korkte, längere oder kürzere cylindrische Zellen gehalten, oder der Raum zwischen Leit- bündel und Grundgewebe ist von einem sehr lockeren, lückenreichen Parenchym theilweise ausgefüllt, dessen dünne Zellenwände durch Chlorzinkjod gebräunt oder schmutzig violett gefärbt werden. Die an die Höhlung grenzenden Grundgewebezellen zeigen nicht so ent- schieden als die erwähnten der Phloömscheide eine Verholzung. Das den Hohlraum zwischen Grund- und Leitbündelgewebe ausfüllende Gewebe, mag es aus kugeligen oder cylindrischen, quer ausgespannten Zellen bestehen, darf vielleicht als ein Analogon der Schutzscheide aufgefasst werden. Das Sclerenchym, aus meist sehr dickwandigen, farblosen, zum grossen Theil verholz- ten, lang gestreckten Zellen bestehend, ist stets peripherisch gelagert, unmittelbar unter der Epidermis ы VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN о. 3. W. 135 Die s. g. Wurzelträger und Wurzeln stimmen in ihrem inneren Bau fast vollkommen mit einander überein; der axile Strang ist hier wie da gleich gebildet. In dem stets mo- narchen Xylem von rundlich, gleichschenklich-dreieckigem Querschnitt, nehmen die Trachei- den von den Protoxylemzellen aus gegen die Basis des Dreiecks an Lumen rasch und be- trächtlich zu. Die Protophloömzellen umgeben das Xylem in einem halben Kreisbogen, dessen eines Ende bis nahe an die Protoxylemzellen heranreicht (Taf. XI, Fig. 32). Die Theilungen des axilen Stranges des Wurzelträgers in 2 Stränge, von denen jeder in eine Wurzel eintritt, findet in der unteren Hälfte des Trägers, ein beträchtliches Stück vor dem Ende desselben, statt; der Beginn der Theilung macht sich bereits in der Mitte oder seibst oberhalb der Mitte des Wurzelträgers bemerkbar durch die Breitezunahme des axilen Stranges, dessen Querschnitt vor dem Beginn der sichtbaren Theilung, eine gestreckt ovale Gestalt annimmt und dann einem Stammleitbündel von gleichem Querschnitt sehr ähnlich sieht, doch mit dem erheblichen Unterschiede, dass nur ein, in der Mitte der breiten Seite des Xylems gelegener Protoxylemstrang vorhanden, der verhältnissmässig sehr breit ist. Die Theilung beginnt an der dem Protoxylemstrange gegenüberliegenden Seite; die Furche schneidet immer tiefer ein, und die hierdurch entstehenden Xylemschenkel divergiren je weiter nach unten um so stärker, um, kurz bevor sie einen gestreckten Winkel bilden, sich von einander zu trennen; somit sind die Protoxylemstränge der beiden Aeste einander zu- gekehrt, während die Tracheidenmassen nach entgegengesetzter Richtung verlaufen; es be- schreibt demnach jeder Ast des axilen Stranges, vom Beginn seiner Abzweigung bis zur Vollendung derselben, eine Drehung von 90° um seine Längsaxe. In den Wurzeln findet die Theilung des axilen Stranges in gleicher Weise statt. Das Grundgewebe des Wurzelträgers wie der Wurzeln grenzt sich, abweichend von dem des Stammes, durch eine einschichtige Lage dünnwandiger, verholzter (oder verkork- ter?) Zellen wie in den Wurzeln von Lycopodium, gegen den axilen Strang ab. Unter der haarlosen Epidermis des Wurzelträgers finden sich einige Selerenchymlagen, die den Wur- zeln abgehen; dagegen sind die Epidermiszellen letzterer mit zahlreichen Wurzelhär- chen versehen. Im Hinblick auf den übereinstimmenden inneren Bau der Wurzelträger nnd Wurzeln, möchte ich, übereinstimmend mit Sachs gegen die Auffassung Nägeli’s, erstere nicht als besondere Stammorgane, sondern als Wurzeln auffassen, die nur so lange, als ihre Spitze mit der Erde nicht in Berührung kommt, keine Wurzelhaube bilden. Hinsichtlich des Scheitelwachsthums der Selaginella-Wurzeln sei Folgendes bemerkt. Die Untersuchungen von Nägeli und Leitgeb lassen bekanntlich über die Art des Scheitel- wachsthums der Selaginella- wie überhaupt der Lycopodiaceen-Wurzeln manchen Zwei- fel bestehen. Bei Selaginella, vermuthen die genannten Forscher, werde das Scheitel- wachsthum wie bei Lycopodium durch eine vierseitige Scheitelzelle fortgeführt. Es ist mir nicht geglückt, weder hier noch bei Lycopodium am Scheitel eine Zelle wahrzunehmen, die durch abwechselnd geneigte Wände sich theilte; ein klarer Einblick in das Gewebe der, 136 EpMmunn Russow,. Wurzelspitze ist, wie auch von den genannten Forschern hervorgehoben wird, wegen der Undurchsichtigkeit des sehr kleinzelligen Gewebes, schwer zu erlangen. Die günstigsten Präparate erlangte ich durch Behandlung intacter Wurzelspitzen (es wurden die jüngsten und dünnsten Wurzeln von S. hortensis zu dem Zweck untersucht) mit verdünnter Kalilauge und Alcohol (nicht als fertiges Gemenge wie früher erwähnt, sondern nach einander ange- wandt). In den durch dieses Verfahren hinreichend durchsichtig gewordenen Wurzeln sind die einzelnen Zellen recht deutlich zu erkennen, und gewinnt man durch Heben und Senken des Tubus successive optische Längsschnitte. Der Scheitel ist, im optischen Längsschnitt gesehen, von 2—3 neben. einander liegenden prismatischen oder gestutzt pyramidalen Zellen eingenommen, die sich durch Längs- und Querwände abwechselnd zu theilen scheinen, ent- sprechend den Scheitelzellen der Marattia-Wurzel. Sollte es vielleicht gelingen, die sämmt- lichen Zellen des Scheitels als Tochter- und Enkelzellen einer einzigen bestimmten Scheitei- zelle zu erkennen, so bliebe doch ein bedeutender Unterschied in dem Modus der Theilung dieser Scheitelzelle und der der Farne, Rhizocarpeen und Equisetaceen bestehen, insofern erstere nicht durch abwechselnd geneigte Wände, sondern durch Längs- und Querwände sich theilt. Bei Lycopodium ist an der Spitze der grossen Wurzeln, so lange dieselben unverzweigt sind, weder eine, noch eine Mehrzahl von Scheitelzellen zu erkennen, sondern scheint mir der Vegetationskegel in ein Epidermis und Wurzelhaube bildendes Dermatogen und in ein Meristem differenzirt zu sein, welches letztere Rinde und axilen Strang bildet; eine Grenze zwischen rindebildender Schicht (Periblem Hanstein’s) und axilen Strang bildendem Ge- webekern (Plerom Hanstein’s) ist nicht ausgesprochen. In das Blatt tritt ein Leitbündel, ein Zweig des Stammleitbündels, welches sich vor der Spitze des Blattes verliert. Das von spärlichem Phloöm umschlossene Xylem besteht aus Schrauben- und Netzzellen. Eine Schutzscheide ist nicht vorhanden. Das Grundgewebe besteht aus einem meist sehr weitlückigen, chlorophyllreichen Schwammparenchym, das bei den robusten Arten mit grossen, verhältnissmässig dicken Blättern sehr entwickelt, bei den schmächtigen Arten mit dünnen Blättern, nur in der Umgebung des Leitbündels ver- treten ist, so dass an den breiten Randpartien die Epidermen der beiden Blattflächen sich unmittelbar berühren. | ] Um in der weiteren Betrachtung Missverständnissen vorzubeugen, will ich die im morphologischen Sinne obere Blattfläche, welche stets an ihrem Grunde die Ligula trägt, Ligularfläshe, die Unterseite Aligularfläche nennen. Besonderes Interesse bietet die Epidermis dar; sie ist entweder auf beiden Blattflächen aus gleichen Zellen gebildet, z. В. bei 5. Galeottii und Kraussiana (vielleicht bei allen aus der Abtheilung der Articulatae, von denen ich nur die beiden genannten habe untersuchen können), oder aus nahezu gleich geformten Zellen zusammengesetzt, von denen (bei 8. Lyalii cuspidata, pilifera) die der Ligularfläche bei den grossen Blättern, von der Fläche betrach- tet kürzer sind als die der Aligularfläche: oder bei der Mehrzahl der untersuchten Arten VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 137 aus sehr ungleich geformten Zellen gebildet, von denen die der Ligularfläche bei den grossen Blättern, von der Fläche betrachtet, nahezu isodiametrisch (polygonal oder rundlich-quadra- tisch), im Querschnitt des Blattes gesehen, nach innen kegelartig zugespitzt sind, die der Aligularfläche von der Fläche gesehen lang gestreckt, im Querschnitt rundlich-quadratisch oder rechteckig erscheinen. Die kleinen Blätter stehen in Bezug auf die Form der Epider- miszellen auf beiden Blattflächen zu den grossen Blättern im Gegensatz. Die Epidermis der Ligularfläche der kleinen Blätter correspondirt der der Aligularfläche der grossen, und die der Aligularfläche der kleinen Blätter der der Ligularfläche der grossen Blätter. Die gestreckten, im Querschnitt rundlich-quadratischen oder rechteckigen Epidermis- zellen führen stets kleine und zahlreiche, gewöhnlich hellgrüne Chlorophylikörner, die kur- zen, im Querschnitt nach innen kegelartig zugespitzten Epidermiszellen ausserordentlich grosse, gewöhnlich 2, höchstens 3 Chlorophylikörper von dunkel-grüner oder grün-brauner Färbung, woher bei den grossen Blättern die Ligularfläche, bei den kleinen die Aligular- fläche die dunklere ist. Bei S. Galeottii und Kraussiana, wo die Epidermen beider Blattflächen aus gleichen Zellen zusammengesetzt sind, befindet sich bei den grossen Blättern unter der Epidermis der Ligularfläche, bei den kleinen unter der Epidermis der Aligularfläche, eine aus nach innen kegelartig zugespitzten Zellen gebildete Schicht mit wenigen grossen Chlorophyll- körnern, woher auch hier die eine Blattfläche dunkler als die andere erscheint. Bei den übrigen Arten, deren Epidermen beider Blattflächen aus nahezu gleichgeformten Zellen zu- sammengesetzt sind, breitet sich unter der Epidermis der Ligularfläche der grossen und Aligularfläche der kleinen Blätter ebenfalls eine an grösseren, dunkleren Chlorophylikör- “nern reiche Schicht aus, doch ist diese nicht immer (nur bei В. Lyalii deutlich) aus zur Oberfläche senkrecht gestreckten, nach innen kegelartig zugespitzten Zellen zusammenge- setzt wie bei den beiden genannten Arten aus der Gruppe der Articulatae. Im Hinblick auf die eben erwähnte, unter der Epidermis befindliche Schicht bei S. Galeottii und Kraussiana, welche offenbar dem chlorophyllreichen Pallisadenparenchym der Blätter anderer Pflanzen entspricht und die dieser Schicht gleich gebildete Epidermis der übrigen Selaginellen, bei denen ein bedeutender Unterschied zwischen den Epidermen der beiden Blattflächen besteht, liegt der Gedanke nahe, dass letzteren auf der einen Blatt- fläche (der dunkel-grünen) die Epidermis fehle, doch spricht gegen diese Annahme der Umstand, dass bei einigen Arten auf beiden Blattflächen Spaltöffnungen vorkommen und dass die Epidermis bei $. cuspidata auf der einen Hälfte der Ligularfläche der grossen Blätter aus kegelförmigen, zur Oberfläche senkrecht gestreckten, auf der anderen Hälfte aus in der Fläche gestreckten, im Querschnitt rundlich-quadratischen Zellen zusammen- gesetzt ist; endlich führt bei den kleinen Blättern fast ausnahmslos nur die.aus kegelförmi- gen Zellen zusammengesetzte Epidermis der Aligularfläche Spaltöffnungen. Bei S. pubescens finden sich auf beiden Flächen der kleinen Blätter Stomata; bei allen übrigen untersuchten Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, УПше Serie. 18 _ 138 Ермомр Russow, Arten war nur die Epidermis der Aligularfläche, sowol bei grossen als kleinen Blättern, mit Spaltöffnungen versehen. Selaginella uncinata ist vor allen übrigen Arten dadurch ausgezeichnet, dass die Epi- dermis der Ligularfläche der grossen und Aligularfläche der kleinen Blätter aus Zellen zusammengesetzt ist, die Doppelkegeln gleichen; die Höhe der nach aussen vorspringenden Wölbung beträgt etwa !/ bis 7, des Längsdurchmessers der Epidermiszelle. Eine Eigenthümlichkeit der Epidermis mehrerer Selaginella-Arten besteht darin, dass einzelne verstreute Zellen ihre Wände sehr beträchtlich, oft bis zum Schwund des Lumens verdicken, so besonders bei S. stenophylla und auch bei S. Martensii; ausser diesen Scle- renchymzellen bilden sich bei mehreren Arten die Zellen des Randes, entweder des einen, oder beider Ränder zu Sclerenchymzellen aus. Durch die Sporangienbildung weichen die Selaginellen von allen übrigen Gefäss- kryptogamen insofern beträchtlich ab, als nicht das Blatt, sondern der Stamm dem Sporan- gium den Ursprung giebt. Soweit stimmen die Ergebnisse meiner Untersuchungen mit denen Hofmeister’s überein und widersprechen der von Sachs in seinem Lehrbuch aus- gesprochenen Annahme, dass die Sporangien der Selaginellen wie bei Lycopodium blatt- bürtig seien, doch ist es mir nicht gelungen, wie Hofmeister, die Anlage des Sporangiums in einer Epidermiszelle des Stammes aufzufinden, eben so wenig eine durch ihre Grösse vor den übrigen Zellen ausgezeichnete Centralzelle wahrzunehmen, aus der durch successive Zweitheilung die Sporenmutterzellen hervorgehen, Diese Angaben des ausgezeichneten Morphologen veranlassten mich längere Zeit, Misstrauen in meine gegentheiligen Beobach- tungen zu setzen und wiederholt den Gegenstand zu untersuchen, doch gelang es mir nicht, mich von der Richtigkeit der Hofmeister’schen Beobachtungen zu überzeugen. Dasselbe gilt von der Anlage und weiteren Entwickelung der Equisetensporangien, und wahrschein- lich verhält sich Isoötes in dieser Beziehung den übrigen Lycopodiaceen gleich. Die erste Anlage des Sporangiums macht sich dicht über dem jüngsten Blatt als eine sanfte hügelige Wölbung der Stammoberfläche kenntlich (Taf. VII, Fig. 172 u. Taf. IX, Fig. 186), die bald eine halbkugelige Form annimmt. Das innere, aus kleinen, unregel- mässig angeordneten Zellen bestehende Gewebe der Halbkugel, das unmittelbar in das des Stammes übergeht, wird von einer aus radial gestreckten Zellen gebildeten Schicht über- zogen, die sich direkt in die Epidermis des Stammes wie des Stützblattes fortsetzt; es ist somit das Sporangium nichts anderes als eine Auszweigung des Stammes, die wegen ihrer Stellung dicht über der Basis, in der Axel eines Blattes, als ein Axenorgan (ein blattloser Zweig mit begrenztem Wachsthum) aufzufassen ist. Die Ligula entsteht geraume Zeit nach Anlage des Sporangiums. Aus der Epidermis des Sporangiums bildet sich durch tangentiale Theilung die Sporangienwand, die zuerst dreischichtig, späterhin durch Resorption der innersten Zellenlage, zweischichtig wird. Aus den inneren Zellen gehen nach mehrfachen, scheinbar unregelmässigen Theilungen die VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. W. 139 Sporenmutterzellen hervor. Die Beobachtungen über Sporenentwickelung sind wegen dürfti- gen und, wie mir scheint, krankhaften Materials zu lückenhaft geblieben, um veröffentlicht werden zu können. ©. Iso@tes, Soweit ich an Herbarienexemplaren von Isoëtes lacustris, echinospora und Hystrix, die Histiologie der Isoöteen kennen gelernt, scheint mir in Bezug auf das Leitbündelsystem die Auffassung Sachs’ ') die richtige zu sein, dass nämlich im Gegensatz zu Psilotum, welches nur einen axilen stammeigenen Strang und gar keine Blattstränge besitzt, bei Isoë- tes nur Foliarstränge vorhanden sind, deren untere Enden den aus kurzen, spindelförmigen Schrauben- und Netzzellen zusammengesetzten, im Querschnitt sternförmigen Xylemkörper bilden, während der basale, kuchenförmige Xylemkörper nur aus den dicht gedrängten An- fängen der Wurzelstränge besteht. Der centrale Xylemkörper ist bekanntlich von einer hellen, durchsichtigen, aus tafel- förmigen oder kurzen prismatischen Zellen bestehenden Gewebeschicht rings umgeben; den inneren, den Xylemkörper seitlich und unten begrenzenden Theil derselben glaube ich, so weit er aus Dauerzellen besteht, als Weichbast (Phloömkörper) auffassen zu müssen. Wie die Xylemelemente der Blattleitbündel in den centralen Xylemkörper, so setzen sich die Phloömelemente der Blattleitbündel in jene Schicht direct fort. Die tafelförmigen oder kurz-prismatischen Zellen haben deutlich verdickte und fein getüpfelte Wände und machen im Querschnitt ganz den Eindruck von Siebröhren oder Gitterzellen bei Coniferen; in ihrer Function stimmen sie gewiss mit den genannten Bastelementen überein; ihre von den Sieb- röhren abweichende Form wird erklärlich durch die Wachsthumsverhältnisse des Organs, in welchem sie sich befinden. Die Anordnung der besagten Zellen ist bekanntlich eine re- gelmässig radial geschichtete; die radienartig vom centralen Xylemkörper ausstrahlenden Reihen lassen sich ziemlich weit bis in das Parenchym der Rinde verfolgen. Den äusseren aus Theilungsgewebe bestehenden Theil der besagten hellen Gewebe- schicht möchte ich als Verdickungsring (im Sinne Sanio’s) auffassen, 4. h. als eine aus dem innersten Theil der Rinde hervorgegangene Meristemschicht, deren zellenbildende Thätig- keit grösstentheils zur Vermehrung der Rinde beiträgt, zum kleineren Theil einen Anwachs des centralen Leitbündelkörpers bewirkt und in einigen Fällen, wie mir scheint, neue, stammeigene Leitbündel bildet. Es fanden sich nämlich an einem robusten, mehrjährigen Exemplar von Isoötes lacustris ?), am seitlichen Umfange des centralen Xylemkörpers, von die- sem durch etwa 5—6 Lagen jener den Weichbast repräsentirender Zellen getrennt, Xylem- gruppen (wie der centrale Xylemkörper aus kurzen parenchymatischen oder spindelförmi- gen, unregelmässig-schraubig verdickten Zellen bestehend), die von einander durch die vom centralen Xylemkörper radienartig ausgehenden Leitbündel älterer (abgestorbener) Blätter ge- 1) Lehrbuch der Botanik. 5. 383. 2) Das untersuchte Exemplar, aus dem Kühleweinschen Herbarium stammend, ist von A. Braun gesammelt 18* 140 Ермомр Russow, schieden und nach aussen von denselben tafelförmigen Zellen wie nach innen begrenzt waren. Das Abtragen des Knollens durch successive Querschnitte ergab, dass die den centralen Xylem- körper in Form eines Hohleylinders umgebenden Xylemmassen keine Zweige weder in die Blätter noch in die Wurzeln schickten, ferner zeigte sich, dass die genannten Xylemstränge in ihrer Mitte den bedeutendsten radialen Durchmesser besassen, an ihrem oberen und unteren Ende sich in einigen grossen zerstreuten Zellen innerhalb des Verdickungsringes verloren. Die Blattleitbündel sind nach dem Typus der Ophioglosseen- oder Equisetum-Leit- bündel gebaut: Xylem- und Phloömkörper liegen neben einander. Die Protoxylemzellen scheinen in der Mitte des Leitbündels zu stehen; die dickwandigen Protophloëmzellen befinden sich an der Peripherie des Phloöms. Das Xylem besteht ausser Geleitzellen nur aus Ring-, Schrauben- und Netzzellen. Im Leitbündel von Isoëtes lacustris findet sich eine Lacune'), die nicht wie die Lacune in den Equisetum-Leitbündeln durch Resorption der Protoxylem- zellen zu entstehen scheint. Ueber die Entwickelung der Leitbündel vergl. den Abschnitt Ш. Das Grundgewebe, durch keine Schutzscheide gegen das Stranggewebe abgesetzt, im Blatt von verhältnissmässig grossen Lacunen durchzogen, entwickelt farbloses Selerenchym, das in Strängen unter der Epidermis gelegen ist, oder bei I. Hystrix dunkelbraunwandiges Sclerenchym, welches den basalen, scheidenförmigen Theil des Blattes der Hauptmasse nach zusammensetzt; dieses Sclerenchym weicht hinsichtlich der Färbung von dem gleich- namigen Gewebe der Farne und Rhizocarpeen ab und stimmt mit dem braunwandigen Scle- renchym mehrerer Monocotylen, wie z. B. der Eriophorum-, Luzula- und Juncus-Arten, vollkommen überein. Bei Isoötes lacustris ist ein grosser Theil der Parenchymzellen dadurch ausgezeichnet, dass die horizontalen Querwände beträchtlich verdickt sind; bei Isoötes Hystrix sind einige in Längsreihen verlaufende, in der Umgebung des Leitbündels gelegene Parenchymzellen, einseitig ausserordentlich stark verdickt, oft bis zum vollständigen Schwund des Lumens; sie machen den Eindruck scharfkantiger, structurloser, glasiger Körper; nach Anwendung von Chlorzinkjod oder Schwefelsäure wird eine deutliche Schichtung der glasartigen Mem- bran sichtbar. IV. EQUISETACEAE. Die in ihrem inneren Bau kaum weniger als in ihrer äusseren Erscheinung und Ent- wickelung von den übrigen Gefässkryptogamen abweichenden Equisetaccen sind in histio- logischer Beziehung dadurch besonders ausgezeichnet, dass sie innerhalb des Haut- und Grundgewebes so beträchtliche und dabei constante Verschiedenheiten aufweisen, dass auf 1) Bei Isoëtes Engelmanni sind im Blattleitbündel | Schutzscheidezellen, gewellt und gegen Schwefelsäure meist 3 Lacunen vorhanden, welche, wie die eine La- | resistent sind. Hiervon habe ich mich durch eine nach- cune bei I. lacustris zwischen den Protoxylemzellen und | trägliche Untersuchung (im Sommer 1871 in Berlin) an dem Phloömtheil gelegen, von Zellen umgrenzt werden, | frischen Gartenexemplaren der genannten Arten über- deren radiale Wände, wie die entsprechenden Wände der | zeugt. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. W. 141 diese hin, nicht nur in weit höherem Grade als in irgend einer anderen kleineren Gruppe der Gefässkryptogamen, eine Scheidung in Untergruppen und selbst einzelne Arten mög- lich wird, sondern, wie uns die eingehende Monographie dieser interessanten Gewächse von Milde lehrt, die scharfe Trennung in subgenera und sichere Umgrenzung der einzelnen Arten einzig und allein vorgenommen werden kann; es ist daher das Haut- und Grundge- webe der Equiseten bisher eingehend untersucht worden, und ist unsere Kenntniss desselben noch in letzter Zeit besonders durch die Arbeiten Strassburger’s ') und Pfitzer’s ?) we- sentlich bereichert worden. Dagegen hat das bei sämmtlichen Arten fast gleich gebildete Stranggewebe bisher wenig zu eingehenden Untersuchungen aufgefordert. Wie Sachs °) zuerst richtig bemerkt, ähneln die Equiseten-Leitbündel in ihrer inneren Ausbildung den Leitbündeln der Monoco- tyledonen, zumal der Gräser; noch grösser ist die Uebereinstimmung mit den Leitbündeln von Alisma Plantago, letztere sind von den ersten Stadien der Entwickelung bis zum Be- ginn der Verholzung kaum von einem Equiseten-Leitbündel zu unterscheiden. Unter den Gefässkryptogamen scheinen mir die Blattleitbündel von Isoëtes lacustris die grösseste Achn- lichkeit mit den Equiseten-Leitbündeln zu besitzen; nach demselben Typus gebaut, stimmen sie auch in Bezug auf die Lacune und die Abwesenheit der Tracheiden überein. Das Leitbündel zeigt beträchtliche Verschiedenheiten in seiner Zusammensetzung, je nachdem es im Internodium, im Stengelknoten oder im Blatt (in der Scheide) gelegen ist. In dem Leitbündel des Internodium, sowol des Rhizoms als des oberirdischen Stammes, von ovalem oder rundlich dreieckigem Querschnitt, nimmt das Phloöm den überwiegenden Theil ein, während das Xylem auf nur wenige Schrauben- und Ringzellen reducirt ist, von denen ein Theil hie und da am Umfange der von einer Schicht Geleitzellen umgebenen grossen Lacune übrig geblieben ist von den zum grössesten Theil resorbirten Protoxylemzellen, der andere Theil, etwa aus 4—8, höchstens 10 Schraubenzellen bestehend, in zwei nahezu gleich grosse Gruppen vertheilt, zu beiden Seiten des Phloëms, nach aussen von einer oder 2 Schichten Geleitzellen begrenzt, von der Lacune nach aussen (rindewärts) divergirend (Taf. VII, Fig. 154 und Taf. XI, Fig. 22, 23,) oder (bei Equisetum hyemale) in zwei pa- rallelen Streifen auftritt; diese Schraubenzellen entsprechen durch ihr zeitliches Auftreten den Treppentracheiden der übrigen Gefässkryptogamen, in sofern sie lange nach dem Er- scheinen der Portoxylemzellen, nach dem der grösseste Theil letzterer resorbirt worden ist, sichtbar werden. Die Schraubenzellen sind meist durch sehr breite Schraubenbänder ausgezeichnet, zu- mal in dem ährentragenden Schaft von Equisetum arvense; hier übertrifft die Breite der Schraubenbänder nicht selten den Querdurchmesser der Schraubenzellen. Im Phloëm treten die dickwandigen, sehr englichtigen Protophloömzellen auch in aus- gebildetem Zustande, deutlich hervor in einem, auf dem Querschnitt, gekrümmten Streifen, 1) Jahrbücher für wissenschaftl. Botanık. У. 3) Lehrbuch der Botanik, S. 345 2) Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik. УП, 297, | 142 : Ермомо Russow, der nach aussen von einer der Schutzscheide unmittelbar angrenzenden Schicht Geleitzellen gedeckt ist. Der grösseste Theil des Phloöms zwischen der Lacune und den Protophloëm- zellen ist von Siebgefässen eingenommen, die durch Geleitzellen theilweise von einander getrennt sind (Fig. 154 Sbgf.). Die Querwände der Siebgefässe, zumal in dem Rhizom von Е. limosum, sind mit dicken, durch Chlorzinkjod sich gelb färbenden Callusplatten belegt; ihre Längswände sind ungetüpfelt. Die Querwände der Geleitzellen lassen meist eine zahl- reiche, feine, nadelstichartige Tüpfelung erkennen. Der Querschnitt durch den Stengelknoten zeigt an Stelle der eben beschriebenen Leitbündel, einander bis zur Berührung genäherte Leitbündelmassen von rundlich dreiecki- gen Umrissen, zum überwiegenden Theil aus Xylem bestehend, das von keiner Lacune durchzogen, vorwiegend aus kurzen, spindelförmigen Tracheiden zusammengesetzt ist, deren Wände mit sehr zahlreichen kleinen, dicht gestellten, rundlich-ovalen, gehöften Tüpfeln besetzt sind; im innersten Theil des Xylems finden sich einige Protophloëmzellen, deren Wände nie ring- oder schraubenförmig, sondern netz- oder treppenartig verdickt sind. Diese Leitbündelmassen stellen eine Verbindung zwischen den mit einander alternirenden Leitbündeln zweier über einander liegender Internodien her; sie schliessen sich am oberen Ende jedes Leitbündels diesen beiderseits dicht an und steigen tangential schief aufwärts, um sich dem unteren Ende des Leitbündels im nächst höheren Internodium anzulegen, die einander zugekehrten, convergirenden Verbindungsstränge, welche von den Enden zweier - benachbarter Internodium-Leitbündel abgehen, verschmelzen bevor sie sich dem unteren Ende des Leitbündels im nächst höheren Internodium anlegen. Die Blattleitbündel von ovalem oder rundlichem Querschnitt, stets ohne Lacune, bestehen zum kleineren, dem Stamm zugekehrten Theil aus Xylem, welches aus einigen Schrauben-, Ring- und Geleitzellen zusammengesetzt ist, zum grösseren, der Blattunterseite (Scheiden- aussenfläche) zugekehrten Theil aus Phloöm, in welchem ausser den diekwandigen, leicht kenntlichen Protophloëmzellen nur Geleitzellen wahrzunehmen sind (Fig. 156 u. Taf. XI, Fig. 24); soweit das Leitbündel schräg durch den Stamm verläuft, besteht es aus kurzen Elementen, im Xylemtheil vorherrschend aus spindelförmigen Netzzellen. | Das lacunöse Grundgewebe ist besonders ausgezeichnet durch die reiche Mannigfal- tigkeit der Schutzscheidebildung, deren genaue Kenntniss wir. der Arbeit Pfitzer’s ver- danken. Im Vergleich mit den übrigen Gefässkryptogamen, bei denen, mit Ausnahme der Ophioglosseen, nur Einzelschutzscheiden vorkommen, fällt bei den Equisetaceen das Vor- herrschen der gemeinsamen Schutzscheiden auf. In dieser Hinsicht, wie durch die Stellung der Leitbündel im Stamme, stimmen die Equisetaceen mit den Angiospermen (sowol Mono- als Dicotylen) überein; hervorzuheben wäre die stete Anwesenheit der Einzelschutzscheiden in den Blättern, den s. g. Scheiden. Das Sclerenchym, bei den einzelnen Arten bald in grösserer, bald in geringerer Menge vorhanden, besteht meist aus farblosen, stark verdickten, wenig oder gar nicht verholzten Zellen, die unter der Epidermis, zumal in den Riefen, in Form von Bündeln auftreten, VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 143 welche bis nahe an die Schutzscheide oder unmittelbar bis an dieselbe heranreichen, mit den Leitbündeln auf demselben Stammradius, genau entsprechend den Sclerenchymsträngen bei monocotylen Pflanzen, welche mit den Leitbündeln des äussersten Kreises auf demsel- ben Radius gelegen, von den Leitbündeln bis zur Epidermis reichen. Oder das Sclerenchym, zumal im Rhizom, besteht aus stark verdickten, rothbraun tingirten Zellen (sehr ähnlich dem Selerenchym der Filices), die im Knoten und eine geringe Strecke oberhalb und unter- halb desselben in den Internodien, innerhalb und ausserhalb der gemeinsamen Schutzscheide auftreten, um die Leitbündel eine geschlossene Scheide bildend (Taf. XI, Fig. 22). In dem ährentragenden Stengel von Equisetum arvense (wahrscheinlich bei E. Telmateja gleichfalls) ist das Sclerenchym durch Collenchym vertreten. Die bisher ausgeführten genaueren Untersuchungen über Entwickelung der Laub- sprosse beziehen sich auf die Theilungsvorgänge in der Vegetationsspitze, die Anlage und das Wachsthum der Scheiden; betrachten wir die noch nicht näher beobachteten Vorgänge der Grund- und Stranggewebe-Entwickelung im Stamme, indem wir sie zunächst an suc- _ cessiven Querschnitten verfolgen. Nachdem das Urparenchym der Stammspitze sich in ein centrales, aus weitlichti- geren, an Protoplasma ärmeren Zellen bestehendes, Mark bildendes Innengewebe und ein peripherisches, aus englichtigeren, sehr protoplasmareichen Zellen zusammengesetztes Aussengewebe (Aussenschicht) differenzirt, aus welchem die Blätter, Rinde und Leitbündel hervorgehen, findet in letzterem, zumal in dem innersten Theile, eine lebhafte Zellenver- mehrung statt, während in dem Innengewebe die Zellen sich spärlich theilend durch Streckung sich beträchtlich vergrössern und an den Ecken auseinanderweichend zahlreiche Intercellulargänge zwischen sich entstehen lassen. In dem inneren, engzelligen Theile der Aussenschicht, welche der von Sanio «Verdickungsring» genannten Gewebeschicht ent- spricht, differenziren sich sodann rundlich umschriebene, weisslich-graue, durchscheinende, engzellige Gruppen, die Procambiumstränge, im ganzen Querschnitt gleichzeitig an den Punkten, welche von den: zu den Riefen laufenden Radien geschnitten werden. Das die Procambiumstränge in tangentialer Richtung von einander trennende Gewebe (das Zwischen- gewebe Sanio’s) bleibt nach wie vor aus nahezu isodiametrischen oder etwas radial-ge- streckten Zellen zusammengesetzt, die bald wie die angrenzenden Zellen der Rinde (des äusseren Theiles der Aussenschicht) ein grünlich trübes Ansehen gewinnen. Innerhalb des Knotens, in der Höhe der Zweigknospen, ist der äussere, sehr breite Theil der Aussenschicht, in welchem die Zweigknospen ihren Ursprung nehmen, zur Zeit des Auftretens der Procambiumstränge, die hier einen sehr viel grösseren Querschnitt als im Internodium besitzen, durch eine an Intercellulargängen reiche, 2—3-fache Schicht von dem inneren Theile der Aussenschicht scharf geschieden. Gleich nach dem Sichtbarwerden der Procambiumstränge treten in den schmalen, aus 2, höchstens 5 Zellenlagen bestehen- den Gewebestreifen zwischen den Bündeln Intercellulargänge auf, während letztere in dem entsprechenden Gewebe des Internodiums sehr vie] später sichtbar werden. 144 Ермомр Russow, Die Ausbildung der Procambiumzellen zu Leitbündelelementen beginnt mit dem Auf- treten der verhältnissmässig sehr dickwandigen Protophloömzellen. Bald darauf werden die Protoxylemzellen, zuerst nur Ringzellen, später Schraubenzellen sichtbar, die ziemlich rasch an Zahl zunehmen; sind etwa 10—12 aufgetreten, so beginnt die Resorption der zuerst gebildeten, wodurch eine Lücke (die s, g. Carinalhöhle) entsteht, die mit Ausdehnung des Leitbündelquerschnitts an Grösse zunimmt. Um diese Zeit lassen in den Verbindungssträn- gen des Knotens die spindelfürmigen Tracheiden die Anlage der gehöften Tüpfel erkennen. Die kleinen Schraubenzellengruppen in den Leitbündeln des Internodiums, zu beiden Seiten des Phloëms (Fig. 154, x) bilden sich von sämmtlichen Leitbündelelementen zuletzt aus. Bald nach dem Auftreten der ersten Protoxylemzellen wird die Anlage der gemein- samen Schutzscheide sichtbar, die sich als innerste Zellenlage der Rinde (des äusseren Theiles der Aussenschicht) deutlich zu erkennen giebt; bei der regelmässigen Anordnung der inneren Rindezellen in radiale Reihen, der geringeren Grösse und unregelmässigen An- ordnung der Zellen des zwischen den Leitbündeln gelegenen Gewebes wird die Entstehung der Schutzscheide durch tangentiale Theilung der innersten Rindezellen zweifellos erkannt. Zur Zeit der Resorption der ersten Ringzellen werden die Sclerenchymstränge unter der Epidermis in den Riefen kenntlich dadurch, dass die Zellen hieselbst sich rascher thei- len und die grünliche Färbung ihres Inhalts verlieren, während in den übrigen Rindezellen bis auf diejenigen Gruppen, welche an den Stellen der später auftretenden Vallecularhöhlen liegen, der Chlorophyligehalt zunimmt. An den mit den Rillen auf gleichem Radius gele- genen Stellen bleiben einige Zellen fortan ungetheilt und verlieren ihren grünlichen Inhalt; nachdem die Leitbündellacune sich beträchtlich erweitert, beginnt die Resorption einer oder zweier dieser farblosen, weitlichtigen Zellen; die hierdurch entstehende Lücke ver- srössert sich mit der Dickezunahme des ganzen Internodiums und wird zu einer Valle- eularhöhle. Ein medianer Längsschnitt durch die Knospe von E. arvense, kurz nach Beginn der Streckung, lässt im zweitjüngsten Internodium die Differenzirung in centrales Gewebe und Aussenschicht erkennen; ersteres ist im dritten Internodium (bier wie in der weiteren Dar- stellung von oben gerechnet) bereits von zahlreichen Intercellulargängen durchzogen; zu- weilen reichen letztere bis ins zweite Internodium. Im vierten Internodium wird die Anlage der Procambiumbündel sichtbar, die in die Blätter (Scheidenzähne) ausbiegen, oder, viel- leicht richtiger ausgedrückt, sich dem Ende des Blattprocambiumstranges anlegen, da die- ser früher deutlich hervortritt als der des entsprechenden Internodiums, somit wahrschein- lich früher angelegt ist; gewöhnlich bemerkt man bereits in dem dritten Blätterquirl durch die Mitte des Blattes einen Zug englichtiger, gestreckter Zellen, während in dem dritten Internodium der innere Theil der Aussenschicht aus lauter gleichartigen Zellen zusammen- gesetzt ist. Im vierten Internodium wird meist die Anlage der jüngsten Zweigknospen sichtbar. Die Protophloëmzellen der Internodium-Leitbündel treten zuerst im sechsten (zuweilen VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. М. 145 auch erst im siebenten) Internodium auf und zwar in basipetaler Richtung sehr rasch auf einander folgend; im Procambiumbündel des zugehörigen Blattes geht die Entwickelung in sehr rascher Folge aufwärts. In den Verbindungssträngen des Knotens treten die Protophloëmzellen stets etwas früher auf als in den Procambiumsträngen des unter dem Knoten befindlichen Internodiums. Es liegt mir ein Schnitt vor, au dem im sechsten Internodium und dem zugehörigen Blatt- zahn die Protophloömzellen als continuirlicher Streifen vom Grunde des Internodiums bis gegen die Spitze des Blattes wahrzunehmen sind und im fünften Knoten, dicht über der Vereinigungsstelle des Internodium- und Blattprocambiumstranges (in denen noch keine verdickte Dauerzelle aufgetreten) eine Protophloömzelle des Verbindungsstrauges sicht- bar ist. Die Protophloömzellen sind bei ihrem ersten Erscheinen etwa nur 2—3 mal so lang als breit, an den Enden dachartig zugespitzt, oder schräg gestutzt, mit zahlreichen, in die Quere gezogenen Tüpfeln besetzt, woher sie ein quergestreiftes Ansehen gewinnen und, zu- mal auf Zusatz von-Kali, sehr zarten, eng gewundenen Schrauben- oder Ringzellen ähnlich sehen !) (vergl. Taf. II, Fig. 15). Im siebenten (oder zuweilen im achten) Internodium werden die ersten Protoxylem- zellen (stets Ringzellen) sichtbar; dieselben scheinen in der ganzenLänge des Internodiums gleichzeitig angelegt zu werden; sie sind stets im Internodium viel früher als im zugehöri- gen Blatt zu erkennen, in welches sie nicht in einem Bogen, sondern in einem stumpfen Winkel ausbiegen, 4. 1, es setzen sich die Schrauben- und Ringzellen des Blattes (wie auch die übrigen Elemente) mit ihrem unteren Ende.dem oberen Ende der entsprechenden Zelle des Internodiums unter einem stumpfen Winkel an, so dass der aus dem Stamm ins Blatt aus- biegende Strang wie aus zwei Stücken zusammengesetzt erscheint, welche Eigenthümlich- keit bereits Sachs °) hervorgehoben. Erscheinen Stamm- und Blattleitbündel als zwei ver- schiedene, an einander gefügte Stücke, so ist das in noch weit höherem Grade der Fall mit den Leitbündeln des Internodiums und denen des Knotens (den Verbindungssträngen); letz- tere legen sich ersteren in der That nur an, ohne späterhin mit denselben in der Weise zu verwachsen, dass die Elemente des einen Bündels zwischen die des anderen hineinragen, wie es bei Stamm- und Blattleitbündeln stattfindet. Treten die ersten Ringzellen im siebenten Internodium auf, so sind die ersten Ringzellen der Blattleitbündel erst im zehnten Blatt- quirl sichtbar. Im neunten oder zehnten Internodium beginnt die Resorption der ersten Protoxylem- zellen; im 10ten oder 11ten Internodium ist die Leitbündellacune (Carinalhöhle) bereits deutlich sichtbar; die Anlage der Vallecularhöhle findet ein Internodium tiefer, im 11ten oder 12ten, statt. Fast gleichzeitig mit dem Beginn der Resorption der ersten Protoxylem- 1) Vergl. Sachs, Lehrbuch der Botanik В. 142, Fig. 117, wo die zweitoberste Protophloëmzelle des Inter- nodiumbündels als Ringzelle gezeichnet ist. 2) Lehrbuch der Botanik В. 142. Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, УПше Serie. 19 146 Ермомро Russow, zellen wird in den Verbindungssträngen die Anlage der gehöften Tüpfel auf den Wänden der spindelförmigen Tracheiden kenntlich, nachdem kurz vorher die ersten Netz- und Treppen- zellen (Protoxylemzellen) aufgetreten. Die Centralhöhle entsteht sehr viel später. Die Entwickelung von Equiset. limosum stimmt sehr nahe überein mit der von Е. ar- vense bis auf das zeitliche Auftreten der Lacunen. In dem Mark treten gewöhnlich bereits in dem ersten unterscheidbaren Internodium zahlreiche Intercellulargänge auf; die Centralhöhle beginnt im 9ten oder 10ten Internodium aufzutreten, während die Resorption der Ringzellen im 12ten oder 13ten Internodium an- fängt und die Vallecularhöhlen erst im 20sten oder 21sten Internodium erscheinen. Die Anlage der Einzelschutzscheiden, nach dem Auftreten der Leitbündellacune kenntlich wer- dend, geschieht nicht im ganzen Umfange des Leitbündelquerschnitts gleichzeitig, sondern es tritt zuerst ein Stück an der der Rinde zugekehrten, ein anderes an der dem Mark zuge- wandten Peripherie des Leitbündels auf, durch tangentiale Theilung der umgebenden Grund- gewebezellen entstehend; darauf theilen sich die an das Leitbündel grenzenden Zellen des Zwischengewebes durch zum Leitbündelumfange nahezu parallele Wände; aus den inneren, dem Leitbündel angrenzenden Tochterzellen werden Schutzscheidezellen. Die Wellung der radialen Wände der Schutzscheidezellen wird im 17ten oder 18ten Internodium sichtbar. Hinsichtlich des inneren Baues und der Entwickelung der Wurzel finde ich den Unter- suchungen von Nägeli und Leitgeb kaum etwas Neues hinzuzufügen. Hervorgehoben sei die Eigenthümlichkeit, dass nicht die innerste, sondern zweitinnerste Zellenlage der Innen- rinde sich zur Schutzscheide ausbildet '); hierin steht, soweit meine Beobachtungen reichen, Equisetum einzig im Pflanzenreiche da. Dass die der Schutzscheide von innen angrenzende Zellenlage die innerste Rindenschicht ist und nicht dem axilen Strange angehört, geht aus der Entwickelungsgeschichte unzweideutig hervor; aber auch im vollkommen ausgebildeten Zustande giebt sich die besagte Schicht als innerste Rindenlage deutlich zu erkennen durch den Umstand, dass die Zellen dieser Schicht mit den gleichzähligen der Schutzscheide auf demselben Radius liegen, also Schwesterzellen der Schutzscheidezellen sind, und dass zwischen ihnen und den Schutzscheidezellen einerseits und den Elementen des axilen Stranges andererseits sich Intercellulargänge finden, deren Anwesenheit die Deutung der besagten Schicht als «Pericambium» nicht zulässt. In schmächtigen Wurzeln und Wurzeln zweiter Ordnung grenzt mitunter die Schutzscheide unmittelbar an die Elemente des axilen Stranges, resp. Protoxylem- und Protophloömzellen, in welchem Fall wahrscheinlich in der innersten Rindenzellenlage die Theilung in tangentialer Richtung vor Ausbildung zur Schutzscheide unterblieben ist. Die elementare Zusammensetzung des axilen Stranges betreffend, sei hervorgehoben, dass keine gehöft getüpfelten Elemente vorkommen; ferner sei hinsichtlich des zeitlichen 1) Vergl. die Arbeit Pfitzer’s in Jahrbücher f. wissenschaftl. Botanik, Band VI, Heft 3, Taf. XX, Fig. 18. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. W. 147 Auftretens der einzelnen Elemente betont, dass hier wie bei Marsilia die Protophloömzellen geraume Zeit vor den Protoxylemzellen sichtbar werden, und dass der Anlage nach das älteste, der Ausbildung nach das jüngste Element des Stranges die centrale Schrauben- zelle ist. Einer interessanten Abnormität sei noch erwähnt. An zwei Exemplaren des Equiset. limosum, die aus einem lehmigen, im Sommer nicht von Wasser bedeckten Boden eines Grabens ausgehoben wurden, fanden sich neben normal gebildeten, aber spärlichen Wurzeln von gewöhnlichem Aussehen und Querdurchmesser einige von 3—5 Zoll Länge und 2—2,5 mm. Querdurchmesser, unverzweigt, mit glatter, bleicher Oberfläche '). Der innere Bau zeigte, bis auf die Zahl der Elemente und Grösse der einzelnen Theile, keine wesentliche Ab- weichung von dem der normalen Wurzeln; der fünfstrahlige Xylemkörper des axilen Stranges bestand aus Schrauben- und Ringzellen, die den grössesten Theil des Wurzelquerschnitts einnehmende Innenrinde war von sehr zahlreichen, grossen, radial gestellten Lacunen durch- zogen. Von diesen Wurzeln hatten alle, bis auf eine, beim Ausgraben ihre Spitze verloren; leider gelang es nicht, an der einen intacten Wurzelspitze, die durch successive Querschnitte abgetragen wurde, mit Sicherheit die Art des Wachsthums kennen zu lernen; eine Scheitel- zelle war nicht zu entdecken; die Zahl, Grösse nnd Lagerung der Zellen in den successiven Querschnitten liess auf einen der Entwickelung der Marattia-Wurzeln analogen Vorgang schliessen. Wenden wir uns schliesslich zur Betrachtung der Sporangienentwickelung. Die sporangienbildenden Blätter-Gürtel werden, wie die s. g. Blattscheiden, in Form von Ringwülsten angelegt, aus denen die einzelnen fertilen Blätter, wie die Scheidenzähne, . als gerundete Hügel hervorsprossen, die bald Halbkugelform annehmen (Taf. IX, Fig. 174). Die Anordnung der diese Halbkugeln zusammensetzenden Zellen ist eine regelmässig radiale; man kann sich die Halbkugeln aus radienartig divergirenden Zellenlinien zusammengesetzt denken (Fig. 176 und 178). Es wachsen nun die etwa unter 30—50° gegen die Stamm- oberfläche geneigten Zellenlinien am schnellsten, woher die Halbkugeln am Scheitel sich abflachend und an Breite zunehmend die Gestalt etwa einer Rübe annehmen; bei weiterer Breitezunahme (Vergrösserung des Querdurchmessers), platten sich durch gegenseitigen Druck die rübenförmigen Körper zu 5—7-, meist 6-seitigen, kurzen, sehr kurz und breit gestielten Prismen (den s. g. Schilden) ab (Fig. 177, 179). Der untere, vorspringende Rand dieser prismatischen Körper wächst an 5—7 Stellen in zitzenförmige, schräg nach unten (4. h. der Stammoberfläche zu) und aussen gerichtete Erhebungen, die Anlagen der Sporangien, aus (Fig. 175, 180, 181). Dass die Sporangien, wie Hofmeister *) behauptet, 1) In Mildes Monographie der Equisetaceen ist auf | Grösse (entsprechend den bei E. limosum vorkommenden) Taf. XII, Fig. 9 ein Rhizomstück von E. palustre abge- | deuten möchte; in der Erklärung der Abbildung ist eben bildet, das in dem Knoten neben mehreren Wurzeln von | so wenig als im Text etwas über diese Gebilde bemerkt gewöhnlichem Ansehen, 4 derbe, glatte, unverzweigte, 2) Vergleichende Untersuchungen, 8. 97 fädige Gebilde zeigt, die ich als Wurzeln von abnormer 19% 148 Ермомр Russow, ihren Anfang mit einer Zelle nehmen, die durch abwechselnd gencigte Wände sich theilt, ist mir eben so wenig als eine Centralzelle, aus der durch successive Zweitheilung die Sporenmutterzellen hervorgehen, zu beobachten gelungen. In den jüngsten, wie auch in den älteren von mir beobachteten Entwickelungsstadien erscheint das Sporangium als Hügel, der im Innern aus unregelmässig angeordneten Zellen zusammengesetzt, nach aussen von einer Zellenschicht überzogen ist, die sich als unmittelbare Fortsetzung der äusseren Zellen- schicht des prismatischen oberen und des eylindrischen unteren, stielförmigen Theiles des fertilen Blattes zu erkennen giebt (Fig. 180). Gewöhnlich ist die den Scheitel des jungen Sporangiums einnehmende Zelle der äussersten Schicht durch etwas bedeutendere Grösse und abgestutzt pyramidale Gestalt vor den übrigen Zellen derselben Schicht ausgezeichnet, doch theilt sich diese Zelle nicht durch abwechselnd geneigte Scheidewände (nach Art der dreiseitigen oder zweischneidigen Scheitelzellen), sondern wie die übrigen Zellen bald durch zur Oberfläche senkrechte, bald durch zur Oberfläche parallele Wände. Die inneren Zellen des Sporangiums, ohne Grenze dem Gewebe des Schildes sich anschliessend, lassen durch- aus keine Regelmässigkeit in Richtung und Folge der auftretenden Theilungswände erken- nen; sie zeichnen sich bald vor den Zellen der 3—4 peripherischen Lagen durch bedeu- tendere Grösse, reicheren Protoplasmagehalt und grössere Durchsichtigkeit aus (Fig. 181); ihre Vermehrung, welche zur Bildung von Sporenmutterzellen führt, hält mit der Ver- grösserung des ganzen Sporangiums gleichen Schritt. Eine ausführliche Darstellung der Theilungsvorgänge in den Sporenmutterzellen und der Entwickelung der Sporen halte ich nach den eingehenden Arbeiten Hofmeister’s '), dessen Beobachtungen ich in allen wesentlichen Punkten bestätigt gefunden, für überflüssig, und will mich daher nur auf einige Bemerkungen beschränken. Zunächst sei hervorgehoben, dass die Sporenmutterzellen nach der Isolirung gleich denen der Ophioglosseen fast nie Kugelform wie bei den Filices, sondern die Gestalt rundlich- eckiger anisodiametrischer Körper besitzen (Taf. VI, Fig. 117, 126). Die von uns früher als Stäbchenplatten bezeichneten Gebilde treten hier sehr deutlich ausgeprägt auf, häufig in der Form verbogener Platten (Fig. 126), meist von hell rosenrother ?) oder ziegelrother Färbung; zahlreiche Uebergangsstadien zwischen diesen Platten und den kugeligen Zell- kernen sind zu beobachten in Bezug auf Grösse der ganzen Gebilde wie der dieselben zu- sammensetzenden Körperchen. Die Platten verlaufen stets genau oder nahezu parallel dem kleinsten Durchmesser der Mutterzelle. Die in den Körnerplatten auftretenden Scheidewände (Specialmutterzellwände) sind sehr zart, von innen nach aussen dünner werdend und häufig, wenigstens scheinbar, nicht bis zur Wand der Mutterzelle reichend (Fig. 127). Die Specialmutterzellen trennen 1) Jahrbücher für wissenschaftl. Botanik, Band ПТ, | in den ährentragenden Stengeln zahlreicher Exemplare 8.283 u. ff. und Lehre von der Pflanzenzelle 5. 149 u. 150. | von Е. arvense habe ich fast durchgehend in dem Paren- 2) Hell-röthliche bis carminrothe Färbung des Pro- | chym der Rinde das den Zellenkern umgebende Proto- toplasmas kommt bei den Equisetaceen nicht selten vor; | plasma röthlich bis carminroth tingirt gefunden. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. У. | 149 sich von einander sehr bald nach ihrer Anlage, vor der Diekezunahme ihrer Wände und vor Anlage der Sporenmembran. Die Membran der Specialmutterzellen wird gieich nach Isolirung letzterer in Wasser gelöst oder wenigstens unkenntlich, denn lässt man den Inhalt eines geöffneten Sporangiums, in welchem stets, wie auch Hofmeister bemerkt, verschie- dene Entwickelungsstadien angetroffen werden, in Wasser austreten, so stösst man neben noch zu Tetraden vereinigten Specialmutterzellen und isolirten, von einer hyalinen Hülle um- gebenen Sporen, auf zahlreiche kugelige Primordialzellen, die offenbar nichts anderes als die jungen membranlosen Sporen sind; d. h. es ist jede derselben der durch Zerstörung der Membran frei gewordene, zum grössesten Theil aus Protoplasma bestehende Inhalt der Specialmutterzelle (Fig. 119). In der Primordialzelle befindet sich ein verhältnissmässig sehr grosser Kern, der an seiner Peripherie von einer einfachen Schicht kleiner, heller, farbloser, von einander um die Grösse ihres Duchmessers entfernter Kügelchen umgeben ist; diese Kügelchen, sich bald licht grünlich färbend, persistiren längere Zeit, gewöhnlich | bis zum Auftreten der Elateren. | Bald nachdem die Sporenmembran aufgetreten, wird die Specialmutterzellhaut nicht mehr von Wasser zerstört, sondern sie schwillt in demselben fast um das Doppelte an, die Sporenzelle in Form einer hyalinen, nach aussen sehr scharf und dunkel contourirten Schicht umgebend, dem Ansehen nach genau der hyalinen Hülle der Marsilia-Mikrosporen entsprechend (Fig. 120). Die Substanz dieser Hülle scheint aber hier dichter als bei Mar- silia zu sein, von mehr gallertartiger Beschaffenheit; ihrer Oberfläche adhärirt meist, ent- weder am ganzen Umfange oder stellenweise, farbloses Protoplasma. Nach einiger Zeit erlangt die äusserste, sehr dünne, feste Schicht der Gallerthülle (der umgewandelten Specialmutterzellhaut) die Eigenschaft, in Wasser sehr beträchtlich in der Fläche sich auszudehnen, sie hebt sich in Form einer Blase von der Sporenmembran weit ab. Ob aus dieser äussersten Membran (durch Dickewachsthum auf dem Wege der Intussucception) oder aus der ganzen Specialmutterzellhaut (durch Wasserausstossung) die in Schraubenbänder sich spaltende Sporenhaut hervorgeht, oder, ob letztere eine der Bildung des Marsilia-Episporiums annaloge Entstehung hat, ist mir durch die Beobachtung zu ent- scheiden nicht gelungen. Soviel steht jedenfalls fest, dass die in Elateren zerreissende Mem- bran ihrer Entstehung nach durchaus verschieden von dem Exosporium der Farn-, Ophio- glosseen- oder Lycopodium-Sporen ist. Im Hinblick auf die gleiche Genesis und Beschaf- fenheit der Gallerthülle der Equisetum- und Marsilia-Mikrosporen scheint mir die Annahme gerechtfertigt, dass die Elaterenmembran ersterer, wenn nicht wie das Episporium der Mar- silia-Sporen der hyalinen Hülle der Spore um- oder aufgelagert, so doch aus der Gallert- hülle (der umgewandelten Specialmutterzellhaut) unter Einfluss des umgebenden Proto- plasmas gebildet werde, denn ein Wachsthum der besagten Membran durch Vermittelung des in der Spore befindlichen Protoplasmas ist hier, ebenso wie bei Marsilia, ausgeschlossen 150 | Ермомр Russow Dritter Abschnitt, Das Gewebe der Leitbündelkryptogamen verglichen mit dem der Phanerogamen. Fassen wir die Ergebnisse der histiologischen Untersuchungen der Leitbündelkrypto- gamen zusammen, in der Weise, "dass wir die Eigenthümlichkeiten der einzelnen Gewebe- systeme durch sämmtliche Hauptgruppen verfolgen, und schliessen wir an die Betrachtung jedes Gewebesystems einen Vergleich mit dem entsprechenden der phanerogamischen Gewächse. Beginnen wir mit der Betrachtung des Leitbündelgewebes. Mit Rücksicht auf die Lagerung des Xylems und Phloëms in den Leitbündeln, die Stel- lung der ersten Dauerzellen: der Protoxylem- und Protophloëmzellen und die Richtung und Art der Ausbildung der Xylemelemente, lassen sich bei den Kryptogamen drei Haupttypen der Leitbündel unterscheiden. 1. Das Xylem wird vom Phloëm rings umschlossen; die Protoxylemzellen treten (sehr selten in einer) meist in 2 oder mehreren von einander getrennten, verhältnissmässig weit aus einander liegenden Gruppen auf; die Protophloömzellen bilden am änsseren Umfange des Phloöms eine geschlossene, oder nur an Stellen von geringer Ausdehnung unterbrochene Schicht. Von den Tracheiden verdicken die an die Protoxylemzellen grenzenden zuerst ihre Wände, und schreitet meist von diesen Punkten nach entgegengesetzten Richtungen die Ausbildung der Tracheiden fort, doch treten dabei sehr häufig an einer oder mehreren, zwischen je zwei Protoxylemzellgruppen gelegenen Stellen kleinere oder grössere Gruppen von Tracheiden auf, deren Wände rasch an Dicke zunehmen, während dicht an dieselben angrenzende längere Zeit dünnwandig bleiben, oder die Tracheiden bilden sich sämmtlich gleichzeitig, und dann verhältnissmässig langsam ihre Wände verdickend, aus (Pteris aqui- lina), oder endlich verdicken einzelne über den ganzen Querschnitt zerstreute Tracheiden ihre Wände sehr rasch, während die übrigen längere Zeit dünnwandig bleiben (in einigen Fällen bei Marsilia und bei Lygodium im Rhizom). Hinsichtlich der Stellung der Protoxylemzellen im Xylemkörper und der Richtung der Ausbildung des Xylems können wir zwei Untertypen unterscheiden: a) Die Protoxylemstränge sind über den ganzen Querschnitt des Xylems zerstreut, meist dem Umfange desselben genähert. Die Ausbildung der Tracheiden, an den den Proto- xylemzellen nächst benachbarten Punkten anhebend, schreitet nach entgegengesetzten Rich- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W 151 e tungen fort, wobei häufig an einem Punkt oder mehreren Punkten zwischen je zwei Proto- xylemsträngen, mehrere Tracheiden rasch ihre Wände verdicken, oder einzelne über den ganzen Querschnitt verstreute Tracheiden bilden sich rasch aus, während die übrigen keine Veränderung wahrnehmen lassen, oder die Entwickelang sämmtlicher Tracheiden erfolgt fast gleichzeitig. Hierher gchören die Stamm- und Blattleitbündel der Rhizocarpeen und Filices (mit Einschluss der Marattiaceen) (Taf. X, 1 bis 16, 19 u, 20). b) Die Protoxylemstränge befinden sich stets an den äussersten, mehr oder weniger vorspringenden Rändern des Xylems; die Ausbildung der Tracheiden erfolgt in rein centri- petaler Richtung, 4. В. von den äussersten Enden des Xylemquerschnitts beginnend, der Mitte desselben zustrebend; erst nachdem eine Querreihe Tracheiden sich vollständig ent: wickelt, beginnt die nächstfolgende ihre Ausbildung. Diesen Typus zeigen die Leitbündel der Selaginellen (Taf. XI, Fig. 26, 39). 2. Xylem und Phloöm liegen neben einander. Wenn zwei oder mehr Leitbündel vorhanden, so liegt das Phloöm der Oberfläche, das Xylem dem Centrum des Stammes zugekehrt; in Blättern ersteres der Unter-, letzteres der Oberseite zugekehrt. Die Proto- xylem- und Protophloëmzellen, im Querschnitt Gruppen von rundlicher Umgrenzung oder von der Form gekrümmter Streifen bildend, liegen sich diametral gegenüber in den äusser- sten Theilen des Xylems und Phloöms, so dass eine ebene Fläche, welche die Mitte der beiden Zellengruppen scheidet, das Leitbündel in zwei gleiche, je aus Phloëm und Xylem bestehende Hälften theilt. Die Ausbildung der Xylemelemente schreitet von den Protoxylem- zellen zum Phlo&m hin fort, mit Bezug auf die Lagerung des Bündels im Organ, in cen- trifugaler Richtung (Taf. X, Fig. 17, 18, Taf. XI, Fig. 21 bis 24). Nach diesem Typus sind die Stamm- und Blattleitbündel der Ophioglosseen und Equise- taceen gebaut. Die Blattleitbündel von Isoötes scheinen in Bezug auf Stellung der Proto- xylemzellen und Entwickelungsrichtung des Xylems dem Typus der Oycadeen-Leitbündel anzugehören, vergl. unten. Die Stammleitbündel der Ophioglosseen weichen von denen der übrigen genannten Gruppen dadurch ab, dass zur Zeit, wo die ersten Dauerzellen aufgetreten, erst die halbe Anzahl der Tracheiden des vollkommen ausgebildeten Bündels angelegt ist, oder mit anderen Worten, dass nicht sämmtliche Tracheiden im Procambium angelegt sind; es scheint somit hier ein dem Cambium (im engeren Sinne) der Phanerogamen-Leitbündel analoges Gewebe aufzutreten, das bei der Verschmelzung sämmtlicher Leitbündel zu einem Hohleylinder (ebenfalls eine Eigenthümlichkeit, durch welche die Stammleitbündel der Ophioglosseen, bezüglich der Stellung im Organ, von den Leitbündeln der übrigen Gruppen abweichen) einen geschlossenen Cambiummantel darstellt. Nach alledem dürfen wir in den Stammleit- bündeln der Ophioglosseen einen besonderen Untertypus erblicken, den wir als «unge- schlossen mit erlöschendem Cambium», gegenüber einem zweiten Untertypus als «geschlossen ohne Cambium» bezeichnen möchten. 152 Ермомо Russow, 3. Das Xylem wird vom Phloëm umschlossen, ersteres erscheint in letzteres wie ein- gesenkt, doch ist die Lagerung der ersten Dauerzellen in beiden Theilen eine durchaus andere als in den Leitbündeln des unter 1 aufgeführten Typus. Die Protoxylem- und Protophlo&m- zellengruppen liegen neben einander, und zwar alternirend, wenn mehrere Gruppen vor- handen, an der Peripherie des Leitbündels, dessen Querschnitt stets rundlich, meist kreisrund ist. Die Protoxylem- und Protophloömzellengruppen sind entweder gleich weit von der Axe des Leitbündels entfernt (gewöhnlich bei monarchem oder diarchem Xylem der Fall), oder letztere stehen der Axe des Leitbündels näher (meist bei polyarchem Xylem der Fall). Ferner sei noch bemerkt, dass in Bündeln mit monarchem und diarchem Xylem die Protophloömzellengruppen im Querschnitt die Gestalt bogenförmig gekrümmter Streifen besitzen, in Leitbündeln mit polyarchem Xylem rundlich oder rundlich-dreieckig umschrie- bene Flächen einnehmen. Die Ausbildung der Elemente des Xylems wie des Phloëms erfolgt in centripetaler Richtung. Nach diesem Typus sind die Wurzelstränge sämmtlicher Leitbündelkryptogamen und die axilen Stränge in den Stämmen von Lycopodium, Tmesipteris und Psilotum gebaut (Taf. XI, Fig. 28 bis 36). Je nachdem das Xylem eine compacte oder von Phloömelementen unterbrochene Masse bildet, unterscheiden wir zwei Untertypen; letzterer nur bei Lycopodium in Stamm und Wurzel und in den Wurzeln von Botrychium und Angiopteris. Um bei der folgenden Darstellung kurze Ausdrücke für die drei unterschiedenen Haupttypen zu haben, wollen wir den ersten Typus bezeichnen als solchen mit concen- trischer Anordnung des Phloëms, den zweiten als solchen mit collateralem Xylem und Phloëm, den dritten als Wurzelstrangtypus. Betrachten wir die Leitbündel der Phanerogamen aus denselben Gesichtspunkten, welche uns bei der Eintheilung der Kryptogamen-Leitbündel geleitet, so finden wir, dass Leitbündel mit concentrischer Anordnung des Phloöms bei Phanerogamen nicht vorkom- men, somit den Kryptogamen eigen sind, dass dagegen Leitbündel, welche nach den beiden anderen Typen gebaut sind, den Kryptogamen und der überwiegenden Mehrzahl der Pha- nerogamen gemeinsam sind, und zwar, dass Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloëm in den Blättern und Stämmen der grossen Mehrzahl der Phanerogamen; Leitbündel des dritten Typus in den Wurzeln sämmtlicher Phanerogamen vorkommen. Den Phanerogamen eigene Typen werden repräsentirt durch die in den Stämmen der meisten phanerogamischen Wassergewächse auftretenden Leitbündel, welche in ihrem Bau sich den Wurzelsträngen nähern, ferner durch die Leitbündel der Cycadeen, in denen das Xylem und Phloöm zwar auch collateral, doch die Stellung der Protoxylemzellen und Entwickelungsrichtung des Xylems eine eigenthümliche ist (Taf. XI, Fig. 42), und endlich durch die Leitbündel inner- halb mehrer dicotyler Pflanzenfamilien, die durch das Auftreten zweier durch das Xylem getrennter Phloömkörper ausgezeichnet sind (Taf. XI, Fig. 45). Hinsichtlich der Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloëm müssen wir bemerken, / VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. W. 153 dass die vorhin gegebene Characteristik nur dann auf Blatt und Stammbündel bei der grossen Mehrzahl ’der Phanerogamen passt, wenn wir von den s. g. Bastbündeln und Bast- scheiden am Umfange der geschlossenen Leitbündel, zumal der monocotylen Gewächse ab- sehen. Dass die s. g. Bastzellen, welche in grösseren oder kleineren Gruppen an der Aussen- seite des Weichbastes oder des Xylems, oder am ganzen Umfange des Leitbündels in Form einer geschlossenen Scheide auftreten, nicht zum Leitbündel-, sondern Grund-Gewebe ge- hören, hoffen wir weiterhin, bei Betrachtung des Grundgewebes, darzulegen. Wollen wir ferner dem letztgenannten Typus sämmtliche Leitbündel unterstellen, deren Protoxylem- und Protophloëmzellen die angegebene Stellung einnehmen und deren Xylem in centrifu- galer Richtung sich entwickelt, so müssen wir bezüglich der Angabe über die Lagerung des Xylems und Phloëms den Zusatz machen, dass in einigen, verhältnissmässig seltenen Fällen das Phloëm vom Xylem umschlossen wird (Taf. XI, Fig. 38). Es erscheint uns richtiger, die Leitbündel, deren Phloöm vom Xylem umschlossen wird, dem besagten Typus unterzu- ordnen, als in denselben Repräsentanten eines eigenen Haupttypus zu sehen, etwa einen Gegensatz zu den Leitbündeln mit concentrischem Phloëm, weil die Stellung der ersten Dauerzellen des Xylems und Phloëms nicht nur dieselbe wie bei den Leitbündeln mit colla- teralem Xylem und Phloëm ist, sondern auch in Bezug auf die Stellung des Xylems und Phloëms zu einander, ganz allmälige Uebergänge von der Nebeneinanderlagerung des Xy- lems und Phloöms bis zum vollständigen Umschlossensein des letzteren vom ersteren statt- finden. Nägeli !) machte zuerst darauf aufmerksam, dass in den Leitbündeln von Calodracon Xylemelemente (Gefässe) den Phloëmtheil rings umgeben; ein zweites Beispiel für dieses Stellungsverhältniss finde ich in der Literatur nicht verzeichnet. Die Leitbündel von Calo- dracon habe ich zu untersuchen nicht Gelegenheit gehabt, vermuthe aber, dass die hervor- gehobene Eigenthümlichkeit der Calodracon-Leitbündel mit dem Stellungsverhältniss der Xylemelemente übereinstimmt, welches die Leitbündel zahlreicher Monocotylen und eini- ger Dicotylen zeigen; nämlich ein Theil der Rhizomleitbündel fast sämmtlicher Cyperaceen und Juncaceen, die Rhizom- und Stammleitbündel von Asparagus und die markständigen Leitbündel. der Staticeen zeigen die Eigenthümlichkeit, dass das Phloëm von einer einfachen Schicht verhältnissmässig sehr weitlichtiger Gefässe (mit gehöft-getüpfelten oder einfach getüpfelten Wänden) umgeben ist, welche meist an dem äusseren Umfange des Phloöms (d. h. über den Protophloömzellen) nicht unmittelbar an einander stossen, sondern durch unverholzte Elemente, Geleitzellen, von einander getrennt sind (Taf. XI, Fig. 38). Sind ausser diesen Gefässen und den Primordialgefässen (Protoxylemzellen) noch andere Xylem- elemente vorhanden (was meistentheils der Fall zu sein pflegt), so nehmen diese den Raum zwischen Phloëm und Primordialgefässen ein. Letztere sind bei ausgebildeten Leitbündeln dieser Art häufig nicht sichtbar, doch bei jungen Bündeln vor der Verdickung der Xylem- 1) Beiträge zur wissenschaftl. Botanik, 5. 9. Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. . 20 154 Ермомр Воввом, elemente stets vorhanden; sie müssen demnach später resorbirt werden, ein Vorgang, der bekanntlich nicht selten statt hat. Während bei den Pflanzen aus den genannten Gruppen meist die in der mittleren Region des Stammes gelegenen Leitbündel den geschilderten Bau aufweisen, zeigen die peripherischen Leitbündel collaterale Stellung des Xylems und Phloëms. Die an das Phloëm grenzende Fläche des Xylems ist wie bei der Mehrzahl der Leitbündel dieses Typus mehr oder weniger concav; je mehr die Leitbündel der Axe des Stammes sich nähern, um so bedeutender wird die Concavität der an das Phloëm grenzenden Fläche des Xylems, die Ränder reichen immer weiter nach aussen, bis sie sich schliesslich bis zur Be- rührung nähern. Sehen wir in den Leitbündeln, deren Phloëm vom Xylem umschlossen ist, aus den angeführten Gründen nur Repräsentanten eines Untertypus, so möchten wir dagegen in den Leitbündeln mit zwei durch das Xylem von einander getrennten Phloömkörpern und in den Leitbündeln der Cycadeen Vertreter zweier Haupttypen erblicken. Die Leitbündel mit zwei Phloömkörpern (bei Cucurbitaceen, Asclepiadeen, Apocyneen, Solanaceen) unterscheiden sich von denen mit einem Phloëmtheil nur dadurch, dass an der dem Centrum des Organs zugekehrten Fläche des Xylems ein Phloömtheil auftritt, dessen Elemente von dem Xylem in centripetaler Richtung in derselben Ordnung auf einander folgen, wie die entsprechenden Elemente des äusseren Phloöms in centrifugaler Richtung. Die Leitbündel der Cycadeen sind vor den übrigen Leitbündeln mit collateralem Xylem und Phloöm dadurch ausgezeichnet, das die Protoxylemzellen in der Mitte des Leit- bündels sich befinden und die Entwickelungsrichtung des Xylems eine centripetale ist (nicht dem Phloömpörper zu, sondern von demselben fortschreitend); ausserdem tritt bei Сусаз, Zamia und Ceratozamia ein zweiter, centrifugal sich entwickelnder, kleinerer Xylemkörper auf zwischen dem Phloëm und den Protoxylemzellen, durch Geleitzellen von dem centri- petalen Xylemkörper getrennt (Taf. XI, Fig. 42). Leider steht mir die Arbeit von Mettenius «Beiträge zur Anatomie der Cycadeen» nicht zu Gebote, ich schliesse aber aus der Angabe in Kraus’ Arbeit über den Bau der Cycadeenfiedern '), nach welcher Mettenius in den Leitbündeln zwei Holzkörper, einen centripetalen und centrifugalen unterscheidet, dass Mettenius bereits diese merkwürdige Eigenthümlichkeit der Cycadeen-Leitbündel beobach- tet. Den Bau der Stammleitbündel habe ich nicht untersuchen können. Mit den Leitbündeln der Cycadeen scheinen mir die von Isoötes in Bezug auf Stellung der Protoxylemzellen und die Entwickelungsrichtung des Xylems wenn nicht vollkommen, so doch am nächsten übereinzustimmen. Da der kleine Xylemkörper hier ausser wenigen Geleitzellen nur aus Ring- und Schraubenzellen zusammengesetzt ist, so ist die Stellung der ersten Ring- oder Schraubenzellen und die Richtung, in welcher die übrigen Xylem- elemente auftreten, sehr schwer mit Sicherheit zu bestimmen, zumal wenn man auf die Un- tersuchung getrockneter Exemplare angewiesen ist. So viel habe ich mit Gewissheit be- 1) Jahrbücher für wissenschaft]. Botanik, Band IV, 8. 331, VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. №. 155 ! gbachtet, sowol an Quer- wie Längsschnitten der Leitbündel, dass die ersten Schrauben- zellen, welche beträchtlich später als die ersten Protophloëmzellen erscheinen, nicht an der Peripherie des Xylems, sondern dem Phloëm genähert auftreten, und dass der grössere Theil der später sich ausbildenden Schraubenzellen zur Peripherie des Xylems hin sichtbar wird, dass aber auch einige Schraubenzellen zwischen den zuerst erscheinenden und dem Phlo&m nachträglich auftreten (Taf. XI, Fig. 27). Demnach nähern sich die Isoëtes-Leit- bündel in genannter Hinsicht denen der Cycadeen mehr als denen der übrigen Gewächse. In dem axilen Leitbündel der Stämme phanerogamischer Wassergewächse erscheint das meist sehr spärlich entwickelte Xylem, wie in den Wurzelsträngen, dem Phloëm wie eingesenkt; wir wollen diese Leitbündel als wurzelstrangartige bezeichnen. In Ermangelung eigener, eingehenderer Untersuchungen, verweise ich auf die Darstellung des Baues und der Entwickelung dieser Leitbündel von Sanio '). Hinsichtlich der Stellung der Proto- phloëm- und Protoxylemzellen in Bündeln von grösserem Querdurchmesser mit verhältniss- mässig stark entwickeltem Xylem (z. B. bei Hippuris und Hottonia) sei bemerkt, dass erstere in mehreren Gruppen der Peripherie des Leitbündels (dessen Querschnitt ein nahezu kreisrunder) sehr genähert stehen, letztere in einem bald durch Resorption schwindenden, in der Axe gelegenen Strange, und in mehreren den Protophloömzellengruppen an Zahl entsprechenden Strängen auftreten, die mit ersteren auf gleichem Radius liegen. Hinsichtlich des Gebrauches der Bezeichnung «axiler Strang» möchte ich hier einen Vorschlag machen. Entweder bezeichnen wir mit «axilem Strang», wie von mehreren For- schern bisher geschehen, nur einen nach dem Typus der in Rede stehenden Leitbündel ge- bauten Strang, dann wäre jedes in der Axe eines Organes gelegene, nicht nach diesem Typus gebaute Leitbündel (wie die Stamm- und Blattstiel-Leitbündel der Gleicheniaceen, Hymenophyllaceen, Schizaenaceen, Rhizocarpeen u. s. w.) kein «axiler Strang», sondern ein «in der Axe verlaufender Strang». Letztere Bezeichnung aber wird unbequem; mögen da- her die besagten Leitbündel, wie bereits von uns vorgeschlagen, «wurzelstrangartige Leitbündel» genannt werden. Das Zutreffende dieser Bezeichnung brauche ich nach den Arbeiten Sanio’s über Bau und Entwickelung der Stämme besagter Wassergewächse nicht weiter zu erörtern. Die Wurzelstränge der phanerogamischen Gewächse können wir ebenso wie die der kryptogamischen zunächst in 2 Hauptgruppen scheiden, je nachdem die Gefässe oder Tracheiden des Xylems bis zum Centrum des Bündels reichen oder nicht: in letzterem Falle ist das Centrum von einem prosenchymatischen oder parenchymatischen, zur Zeit der Vege- tationsruhe stärkeführenden Gewebe eingenommen, das dem Mark dicotyler Stämme täu- schend ähnlich sieht, doch wegen seiner Entstehung nicht mit dem wirklichen Mark identi- fieirt werden darf (Taf. XI, Fig. 40). Zu einer Täuschung giebt ferner noch der Umstand Anlass, dass in den Wurzelsträngen monocotyler Gewächse nicht selten die Elemente des 1) Botanische Zeitung 1865. z 20* 156 Ермомро Russow, Phloëms, bis auf kleine, an die Protophloëmzellen grenzende Gruppen von Siebröhren, vera holzen; in diesem Fall macht der Querschnitt des Stranges den Eindruck, als wäre das aus kleinen, gesonderten Gruppen bestehende Phloëm dem Xylemkörper eingesenkt. Die drei Haupttypen der Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloöm und die Wurzelstränge zeigen je zwei Untertypen; sie sind mit einem zwischen Xylem und Phloëm befindlichen Cambiumstreifen versehen (Cambium im Sinne Sanio’s), der nach der einen Seite neues Xylem (secundäres), nach der entgegengesetzten Seite neues Phloëm (secundäres) bildet, oder es tritt kein Cambium auf, das Leitbündel besteht dann nur aus primärem Xylem und Phloëm und ist keiner Dickezunahme fähig, es bleibt geschlossen. Diesen Leit- bündeln gegenüber werden alle mit einem Cambiumstreifen versehene als offene bezeichnet, doch möchten wir die Leitbündel nur dann «offen» nennen, wenn ihr Cambiumstreifen mit dem Cambium des Zwischengewebes (dem Interfascicularcambium) verschmilzt, «geschlos- sen mit Cambiumstreifen», wenn das Cambium nicht über den Umfang des Leitbündels seitlich hinausragt; in diesem Fall erlischt die zellenbildende Thätigkeit des Cambium- streifens bald, und das Leitbündel bietet jederzeit ein geschlossenes Ansehen. Ueberblicken wir die hervorgehobenen Eigenthümlichkeiten, einerseits der Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloëm, andererseits der Leitbündel, deren Xylem vom Phloëm umschlossen ist, so fällt, abgesehen von der verschiedenen Stellung der beiden genannten Theile zu einander, vor allen übrigen Merkmalen die Verschiedenheit in der Zahl der Pro- toxylemgruppen (Primordialstränge) auf; bei ersteren stets eine Gruppe, bei letzteren, mit wenigen Ausnahmen; mehrere oder zahlreiche Gruppen. Dieser Umstand, verbunden mit der Art des Auftretens der Wurzelstränge und wurzelstrangartigen Leitbündel im Organ, drängt zu der Annahme, dass die Leitbündel, deren Xylem vom Phlo&m umschlossen ist, nicht einfache, sondern zusammengesetzte oder combinirte seien. Bekanntlich sind die Wurzelstränge und wurzelstrangartigen Leitbündel bereits seit längerer Zeit und von meh- reren Forschern als zusammengesetzte Leitbündel oder Leitbündelsysteme bezeichnet wor- den. Erkennen wir diese Auffassung als richtig an, so werden wir noch viel eher die Leit- bündel mit concentrischer Anordnung der Phloëmelemente, zumal die der Rhizocarpeen und Filices, als combinirte oder zusammengesetzte betrachten müssen. Sehr lehrreich sind die Leitbündel im Petiolus von Scolopendrium, Asplenium und Athyrium; hier finden wir am Grunde des Petiolus zwei gesonderte Leitbündel, weiter auf- wärts nur eines, dessen Form genau der Combination der beiden gesonderten Leitbündel entspricht. Es findet hier wirklich ein Verschmelzen zweier Leitbündel zu einem statt, freilich nicht in dem Sinne, als ob im oberen Theil zwei der Anlage nach getrennte Leitbündel zu einem verwachsen wären, doch da die Entwickelung der Farnleitbündel (wie aller Leitbündel, deren Xylem vom Phloöm umschlossen ist) eine rein acropetale, so findet hier in der That ein Zusammenfliessen zweier getrennter Leitbündel statt, die weiter- hin in inniger Verschmelzung neben einander fortwachsen. Von dem oberen, combinirten Theil unterscheiden sich nun weder in den Eigenthümlichkeiten des Baues, noch der Ent- VERGLEICHENLE UNTERSUCHUNGEN U. 3. W. 157 wickelung diejenigen Farnleitbündel, welche nachweislich von Anfang an als ein Ganzes auftreten. | Wie unter den Wurzelsträngen, so giebt-es auch unter den Stammleitbündeln der Farne, Rhizocarpeen und Selaginellen solche, welche nur eine Protoxylemzellengruppe be- sitzen; doch da in jeder anderen Beziehung eine Uebereinstimmung dieser Leitbündel mit monarchem Xylem und denen mit polyarchem Xylem statt hat, so möchten wir nicht an- stehen, sämmtliche Leitbündel, deren Xylem vom Phloëm umschlossen ist, als combinirte oder zusammengesetzte zu bezeichnen im Gegensatz zu den einfachen Leitbündeln mit collateralem Xylem und Phloëm. Es sei noch auf den Unterschied in der absoluten Grösse des Querschnitts der ein- fachen und combinirten Leitbündel hingewiesen, wobei wir bemerken, dass die Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloëm nur, so weit sie aus primärem Xylem und Phloöm be- stehen, mit den combinirten Leitbündeln verglichen werden können. Wechselt in der einen wie anderen Leitbündelgruppe die Grösse des Querdurchmessers sehr beträchtlich, so übertrifft doch durchschnittlich bei den combinirten Leitbündeln (zumal denen der Farne) der Querdurchmesser den der einfachen Leitbündel um das Mehrfache. (Durch einen Blick auf die Tafeln X und XI, mit Berücksichtigung der jeder Figur beigefügten Vergrösserungs- ziffer, wird man sich leicht von dem auffallenden Grösseunterschied überzeugen). Gewiss spricht diese Grössedifferenz zu Gunsten unserer Anschauung. Ausser den bisher betrachteten Leitbündeln kommen bei Phanerogamen (und Krypto- gamen?) Gewebemassen vor, die wegen der Gegenwart von Gefässen und Tracheiden als zum Leitbündelgewebe gehörig aufgefasst werden müssen. Sie unterscheiden sich von den bisher besprochenen Leitbündeln hinsichtlich ihrer localen und zeitlichen Anlage und durch die Abwesenheit der Protoxylemzellen (Primordialstränge). Es gehören hierher die bei einigen dicotylen Gewächsen (wie Chavica Roxburghii) und Gymnospermen (wie Ephedra) von dem Interfascicularcambium gebildeten Leitbündelmassen, ferner die bei Aletris fragrans und Dracaena Draco in Stamm und Wurzel nach Aufhören der Streckung gebildeten, peri- pherischen Leitbündel, und wahrscheinlich die peripherischen Leitbündel sämmtlicher Mo- nocotylen, deren Stämme ein beträchtliches, lang andauerndes Dickewachsthum besitzen. Man könnte alle diese Leitbündel als secundäre bezeichnen, zum Unterschiede von den aus Procambiumsträngen zur Zeit des lebhaften Längewachsthums der Stämme sich bildenden «primären» Leitbündeln. | Die vom Interfascicularcambium gebildeten, mit Gefässen oder Tracheiden versehenen Gewebemassen sind entweder durch parenchymatisches Gewebe von den primären Leit- bündeln geschieden, oder sie verschnielzen, was häufiger zu geschehen pflegt, bis zur Un- kenntlichkeit mit dem secundären Xylem und Phloëm der primären Leitbündel. Wahr- scheinlich besteht im Rhizom der Ophioglosseen das geschlossene Leitbündelrohr theilweise aus solchen secundären Leitbündelmassen; nach Hofmeister sollen bei Ophioglossum vul- gatum die Maschen des hohleylindrischen Leitbündelrohrs nachträglich durch Tracheiden 158 Epmuxp Russow, ausgefüllt werden. Bei Isoötes lacustris sind die am Umfange des centralen Leitbündel- complexes auftretenden, von einander getrennten Xylemkörper mit den an sie grenzenden Phloömmassen wol als secundäre Leitbündel aufzufassen analog den genannten Leitbündeln der Dracaenen u. $. м. Die secundären Leitbündel von Aletris und Dracaena zeigen in Bezug auf die Stellung des Xylems und Phloëms eine Abweichung von den primären Leitbündeln. Das Phloëm wird vom Xylem rings umschlossen; letzteres besteht aus mehreren Schichten sehr dick- wandiger Tracheiden, deren Wände mit einer Reihe über einander liegender, "verhältniss- mässig sehr grosser gehöfter Tüpfel besetzt sind. Genau denselben Bau zeigen die secun- dären Leitbündel in den Luftwurzeln von Dracaena Draco; sie treten an der einen Seite des axilen Wurzelstranges auf, im Querschnitt mondsichelförmig den axilen Strang um- sebend. Von den secundären Leitbündeln wohl zu unterscheiden sind die bei sehr zahlreichen Dicotylen (sowol Holz- als Staudengewächsen) vorkommenden Leitbündel ohne Protoxylem- gefässe (Primordialgefässe), welche mit den primären Leitbündeln aus demselben Theilungs- sewebe hervorgehen, aber später als diese und zwischen ihnen auftreten. Der Phloëmkürper dieser Leitbündel ist stets stark entwickelt (kaum geringer als bei den primären Leitbün- deln), und finden sich in demselben regelmässig Protophloömzellen; doch der Xylemkörper weicht sehr zurück und scheint mitunter gar nicht entwickelt zu sein, wenigstens der (ge- tüpfelten) Gefässe zu entbehren. Diese Leitbündel treten Без Dicotylen sowol mit unge- schlossenen als geschlossenen Leitbündeln auf; bei ersteren stets, wenn die primären Leit- bündel (mit Primordialgefässen) weit von einander (in tangentialer Richtung) entfernt stehen, wie z. В. bei den-Rosaceen, Compositen, Labiaten, Cruciferen u. у. a.; bei letzteren, wenn mehr als ein Kreis von Leitbündeln auftritt, wie bei einigen Ranunculaceen (z. В. Thalic- trum), dann entbehren gewöhnlich die äusseren, kleineren Leitbündel der Protoxylemgefässe. An diese Leitbündel ohne Protoxylemgefässe schliessen sich die schmächtigen, nur aus Weichbast (5. ©. eigenen Zellen) zusammengesetzten Stränge (Phlo&mbündel), welche (wie bereits durch die Untersuchungen Sanio’s bekannt) bei den Primulaceen und Planta- gineen in dem s. ©. verholzten Verdickungsring auftreten. Vielleicht sind hierher auch die an der Markseite der Leitbündel der Solanaceen, Apocyneen, Asclepiadeen und Thymeleen auftretenden Phloëmkürper’ zu ziehen, und ist die Auffassung dieser als selbstständig® Phloëmbündel vielleicht richtiger als die Ansicht, dass dieselben wie die äusseren (rinde- wärts gelegenen) Phloömtheile mit den angrenzenden Xylemtheilen der Leitbündel ein Ganzes bilden. Bei den Cucurbitaceen dagegen gehört entschieden der innere Phloömkörper ebenso wie der äussere zum Leitbündel, und haben wir hier unzweifelhaft RARE mit einem Xylem- und zwei Phloömkörpern. Zur leichteren Orientirung hinsichtlich der Eigenthünlichkeiten der einzelnen Leit- bündeltypen und deren Vertheilung im Pflanzenreiche, entwerfen wir folgende Uebersicht der primären Leitbündel mit Protoxylemzellen (resp. Gefässen). VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. №. 159 I. Xylem vom Phloëm rings umgeben, ersteres letzterem wie eingesenkt. Combi- nirte Leitbündel. 1. Protophloömzellen an der Peripherie des Phloëms eine fast ununterbrochene, meist einfache Schicht bildend; Protoxylemzellen in einer bis mehreren Grup- pen im Innern oder an der Peripherie des Xylemkörpers. Leitbündelquerschnitt von verschiedenster Form. a) Entwickelungsrichtung des Xylems nach entgegengesetzten Seiten. Û Filices (mit Einschluss der Marattiaceen) und Rhizocarpeen. b) Entwickelungsrichtung des Xylems centripetal. Selaginella. 2, Protophloëm- und Protoxylemzellen (oder Gefässe) in je einer oder in zwei bis sehr zahlreichen Gruppen neben einander gelagert (alternirend) in der Nähe der Peripherie des Leitbündels, dessen Querschnitt stets nahezu oder genau kreis- rund; Entwickelungsrichtung des Xylems und Phloöms centripetal. Die (axilen) Wurzelstränge sämmtlicher Leitbündelpflanzen und die Stammleitbündel von Lycopedium, Psilotum und Tmesipteris. a) Die Tracheiden oder Gefässe reichen von den Protoxylemgruppen bis zum Centrum. Die Leitbündelkryptogamen mit Ausnahme der Marattiaceen und Ophioglosseen; viele Gym- nospermen und die Mehrzahl der Dicotylen; bei beiden letztgenannten Gruppen mit oder ohne Cambiummantel. b) Tracheiden oder Gefässe nicht bis zum Centrum reichend; letzteres ist von einem prosenchymatischen oder parenchymatischen (markähnlichen), ver- holzten oder unverholzten Gewebe eingenommen. Im Xylem zuweilen Phloöm- gruppen zerstreut und das Phloöm an seiner Peripherie verholzend (beides nur bei Monocotylen). Marattiaceen, Ophiglosseen, sämmtliche (?) Monocotylen, zahlreiche Gymnospermen und Dico- tylen; bei beiden letztgenannten Gruppen mit oder ohne Cambiummantel. 3. Protophloëmzellen in mehreren (ob immer ?) Gruppen an der Peripherie des Leit- bündels; meist bald schwindende Primordialgefässe in der Axe gelegen und per- sistirende Primordialgefässe zwischen Centrum und Protophloömzellen. Leitbündel- querschnitt rund. In der Stammaxe monocotyler und dicotyler Wassergewächse. II. Xylem und Phloöm neben einander gelagert, (collateral): die an das Phloëm grenzende Fläche des Xylems ist eben, seltener convex, häufiger concav; die Concavität der Xylemfläche steigert sich in einigen Fällen sehr beträchtlich, mitunter bis zur völli- gen Umschliessung des Phloöms von dem Xylem. Leitbündelquerschnitt eiförmig, ge- streckt oder rundlich oder quer-oval. Einfache Leitbündel. 160 Epmunp Russow. Г А. Entwickelungsrichtung des Xylems bezüglich der Stellung im Organ centrifugal, bezüglich des Leitbündels centripetal. 4. Ein Phloëm- und ein Xylemkörper neben einander. Protoxylemzellen oder Ge- fässe in dem vom Phloëm entfernten Theile des Xylems, Protophloëmzellen an der vom Xylemtheil abgekehrten Seite des Phloëms gelegen. Die Stamm-und Blattleitbündel der grossen Mehrzahl der Phanerogamen, der Ophioglosseen und Equisetaceen. a) Ohne Cambiumstreifen (geschlossen). In Stamm und Blatt der Equisetaceen, im Blatt der Ophioglosseen, in Stamm und Blatt der Monocotylen, selten bei Dicotylen und Gymnospermen. b) Mit Cambiumstreifen. &. Cambiumstreifen sich nicht über den Umfang des Leitbündels seitlich hin- aus erstreckend (geschlossene Leitbündel). In Stämmen und zumal Blättern zahlreicher Dicotylen. 8. Cambiumstreifen setzt sich über den Umfang des Leitbündels hinaus, um mit dem Interfaseieularcambium zu verschmelzen (offene Leitbündel). Im Stamm, seltener Blatt der Dicotylen und Gymnospermen. Hierher sind wahrscheinlich auch die Stammleitbündel der Opbioglosseen zu ziehen. 5. Zwei Phloëmtheile, die zu beiden Seiten (innen und aussen) des Xylem- körpers liegen. Stellung der Protophloëm- und Protoxylemzellen im Xylem und äusseren Phloömkörper wie unter 4; im innern Phloëmtheil stehen die Proto- phloëmzellen in dem von den Protoxylemzellen entfernten Theil. Nur in Stamm und Blatt einiger Dicotylen. a) Mit Cambiumstreifen an der Grenze zwischen äusserem Phloöm und Xylem. a. Geschlossen. Cucurbitaceen. В. Offen. Asclepiadeen, Apocyneen, Solaneen. b) Mit Cambiumstreifen zu beiden Seiten des Xylems. Tecoma radicans (nach Sanio). ы В. Entwickelungsrichtung des Xylems bezüglich der Stellung im Organ centripetal, bezüglich des Leitbündels centrifugal. | 6. Die Protoxylemzellen stehen in der Mitte des Leitbündels; die Protophloëm- zellen an der Aussenseite des Phloëms. Die Leitbündel der Cycadeen und die von Isoëtes. & VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 161 a) Mit einem Xylemkörper. Dioon und Isoëtes. b) Mit zwei Xylemtheilen, von denen der kleinere, später sich entwickelnde cen- trifugale zwischen Phloëm- und Protoxylemzellen liegt. Cycas, Zamia, Ceratozamia. Wegen Mangels an Untersuchungsobjecten vermag über das Auftreten des Cambiumstreifens in den Stammleitbündeln keine Angabe gemacht zu werden. Wenden wir uns zur Betrachtung der einzelnen die Leitbündel zusammensetzenden Elementarorgane und fassen wir zunächst die Leitbündel der Kryptogamen ins Auge. Im Xylem und Phloëm unterscheiden wir parenchymatische, prosenchymatische und gefässartige Elemente, von denen die beiden letztgenannten, der verschiedenen physiologi- schen Function der beiden Haupttheile des Leitbündels entsprechend, in dem Xylem anders als in dem Phloöm ausgebildet sind, doch in morphologischer Rücksicht manche Ueberein- stimmung aufweisen. Die parenchymatischen Elemente sind im Xylem und Phloöm vollkommen gleich ge- bildet, woher sie, zumal wenn sie in grösserer Menge auftreten, gleichsam die Grundmasse des Leitbündelgewebes zu bilden scheinen, in welche die faserigen und gefässartigen Ele- mente eingesenkt sind; da sie aber ihrer Anlage nach die letzten Elemente sind und den gefässartigen unter den Leitbündelelementen der erste Rang gebührt, so hielt ich es für passend, sie als Geleitzellen zu bezeichnen, weil sie stets in der Umgebung der gefässartigen Zellen auftreten. Zuweilen sammeln sich die parenchymatischen Zellen in grösserer Menge sowol im Phloöm als Xylem schichten- oder gruppenweise an, in ersterem an der ganzen Peripherie, wie bei Gleicheniaceen, oder an gewissen Stellen des Phloömumfanges, wie bei mehreren Polypodiaceen und Cyatheaceen, im Xylem gewöhnlich im Centrum desselben, in mehreren kleinen Gruppen bei Hymenophyllaceen und Gleicheniaceen, oder in einer sehr grossen centralen Gruppe bei Schizaea im Rhizom-Leitbündel. Wir haben bisher auch diese parenchymatischen Elemente als Geleitzellen bezeichnet, doch da sie ausser ihrem, gewissermassen selbstständigen Auftreten auch durch grössere Dicke und theilweise Ver- holzung ihrer Wände von den eigentlichen Geleitzellen sich unterscheiden, so scheint es richtiger, sie von den letzteren als Leitbündelparenchym (Xylem- und Phloëmparenchym) zu unterscheiden '). Morphologisch gleichwerthig sind gewiss diesen parenchymatischen Elementen der Farnleitbündel, die im Centrum der Leitbündel von Psifotum und Tmesip- teris auftretenden verdickten, grossentheils verholzten, gestreckten, an ihren Enden schräg gestutzten Zellen zu erachten; ferner glaube ich auch unter den Begriff Leitbündelparen- chym das im Centrum der Wurzelstränge monocotyler und dicotyler Gewächse auftretende Parenchym, das so genannte Mark der Wurzeln, rechnen zu müssen, dessen Zellen bei Monocotylen nicht selten wie bei Psilotum und Tmesipteris sehr in die Länge wachsen und 1) Vergl. die Nachschrift. Mémoires de l'Acad. Гир. des sciences, УПше Serie. 21 162 Ермомр Russow, . м ihre Wände stark verdicken; endlich glaube ich nicht zu irren, wenn ich das im Ceutrum der wurzelstrangartigen Leitbündel gelegene parenchymatische Gewebe, z. B. bei Hippuris, auch hierher ziehe. Dass die Wände dieser Zellen sehr diinnwandig und unverholzt sind, hängt offenbar mit der Lebensweise dieser Gewächse zusammen, woher wir uns nicht ab- halten lassen dürfen, sie mit den meist dickwandigen und verholzten Parenchymzellen in eine Gruppe zu vereinigen; morphologisch scheinen sie mir dem s. g. Mark der Wurzeln wie den übrigen vorhin erwähnten Parenchymmassen gieichwerthig. In Leitbündeln mit colla- teralem Xylem und Phloöm, so weit sie ihre Entstehung dem Procambium verdanken, sind mir solche Anhäufungen von Parenchym, wie in den genannten combinirten Strängen, nicht aufgestossen. Die Geleitzellen besitzen meist sehr dünne, mehr oder weniger getüpfelte, unverholzte Wände; ihr Inhalt besteht zum grössesten Theil aus Stärke und Gerbstoff, zumal zur Zeit der Vegetationsruhe, in oberirdischen oder überhaupt. dem Lichte ausgesetzten Theilen aus zahlreichen Chlorophylikörnern mit Stärkeeinschlüssen. | Zwischen den faserförmigen (prosenchymatischen) und gefässartigen Elementen des Xylems und Phloëms ist keine scharfe Grenze vorhanden; zu ersteren rechnen wir im Phloömkörper die Protophloöm- oder Erstlingsbastzellen, im Xylem die bei einigen Farnen vorkommenden bastfaserähnlichen oder den Libriformzellen Sanio’s gleichenden Elemente, zu letzteren die Siebröhren und Siebgefässe des Phloëms und die Tracheiden und Protoxylemzellen (Ring-, Schrauben-, Netz- und Leiterzellen) des Xylems. Wirkliche Gefässe kommen nur bei Pteris aquilina und in der Wurzel von Athyrium Filix femina vor. Mit Ausnahme der die letztgenannten Gefässe und die Siebgefässe zusammensetzenden Zellen, stimmen die übrigen als gefässartig und faserartig bezeichneten Elemente unter einander der Form nach fast genau überein und sind, bis auf die Tracheiden, geschlossene Zellen. Mit letzteren, die den Gefässen in physiologischer Rücksicht durchaus gleichwerthig sind, müssen wir die Protoxylemzellen, da sie wegen ihres zeitlichen und örtlichen Auf- tretens den Primordialgefässen der Mono- und Dicotylen vollkommen entsprechen, zu einer Gruppe, die wir als gefässartige bezeichnen, vereinigen; doch möchten wir den Ausdruck «Tracheiden», wie es Sanio gethan, auf die Protoxylemzellen nicht anwenden; das örtliche und zeitliche Auftreten und die Beschaffenheit der Wände ist bei den genannten Elementen zu verschieden, um dieselbe Bezeichnung für beide zuzulassen. Die im Phloëm befindlichen, prismatischen, geradlinig über einander gestellten Zellen, deren horizontale oder wenig geneigte Querwände mit Callusplatten bedeckt sind, haben wir als Siebgefässe von den allmälig zugespitzten, an ihren Längswänden wie an den zu- geschärften Endflächen mit Siebtüpfeln besetzten Siebröhren unterschieden; sie verhalten sich zu einander physiologisch und morphologisch wie die ‘Gefässe und Tracheiden des Xylems, und sehen wir in den Siebgefässen die den Gefässen des Xylems, in den Siebröhren die den Tracheïden des Xylems morphologisch entsprechenden Elemente des Phloëms. In demselben Verhältniss endlich, wie die Protoxylemzellen zu den Tracheiden, stehen VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. М. 163 die Protophloëmzellen zu den Siebröhren, ja die Beziehungen beider letztgenannten KEle- mente zu einander sind noch viel inniger, da in vielen Fällen ausser der Verschiedenheit in dem zeitlichen Auftreten kein Unterschied besteht. Aus diesem Gesichtspunkt wäre es gerechtfertigt, die besagten Zellen zu den gefässähnlichen zu ziehen, bezüglich ihrer aus- gesprochenen lang gestreckten Faserform aber sind sie den faserförmigen Elementen beizu- zählen; es besteht eben keine scharfe Grenze zwischen beiden Gruppen. Offenbar sind die Protophloëmzellen und Protoxylemzellen, als die ersten in beiden Theilen des Leitbündels sich ausbildenden Dauerzellen, einander correspondirende Elemente des Phloëms und Xylems; ferner besteht noch eine Uebereinstimmung zwischen ihnen darin, dass sie mit- unter vor der völligen Ausbildung des Leitbündels resorbirt werden; es sei an die schwin- denden Ringzellen bei Equisetum, wodurch die Leitbündellacune (Carinalhöhle), entsteht und an die in dem Wurzelstrange der Marsilia schwindenden Protophloömzellen erinnert, eine Erscheinung, der wir bei Phanerogamen häufiger als bei Kryptogamen begegnen. Gehen wir auf eine nähere Betrachtung der Beschaffenheit der gefässartigen und faserförmigen Elemente ein. Die Tracheiden, im ausgebildeten Zustande Luft (Gase) führend, sehr selten theilweise mit einer amorphen, gelblich braunen, gerbstoffhaltigen Masse erfüllt, besitzen meist dünne Wände, welche weitaus bei der Mehrzahl der Kryptogamen mit spaltenförmigen, gehöften Tüpfeln dicht besetzt sind, soweit sie an die Wände gleichnamiger Elemente grenzen und geschlossene spaltenförmige Tüpfel führen, soweit sie von Geleitzellen begrenzt sind; die Spalten verlaufen stets rechtwinklig zur Längsaxe der Tracheide. Sehr selten sind die Höfe der Tüpfel rundlich oder oval; die Tüpfel sind dann entweder dicht neben einander über die ganze Fläche einer Wand gleichmässig vertheilt (bei den Tracheiden der Verbindungs- stränge der Equisetaceen und in den Stamm- und Wurzelsträngen von Lycopodium Selago), oder zerstreut und verhältnissmässig spärlich vorhanden (bei Botrychium); in letzterem Fall sind die Wände der Tracheiden mit zahlreichen, zarten Netz- oder Ringleisten besetzt. Die ersterwähnten Tracheiden können passend «Treppentracheiden», die mit runden Tüpfeln «Fenster- oder Gittertracheiden», die letztgenannten «Netztracheiden» ge- nannt werden. Mit Ausnahme der Leitbündel von Salvinia, Azolla und Isoötes, der Wurzel- und ge- meinsamen Stränge von Equisetum, besitzen die Leitbündel sämmtlicher übrigen Krypto- gamen Tracheiden. | Die Protoxylemzellen sind entweder ring-, schrauben-, netz- oder leiterartig verdickt; während die Verdickungsleisten stets verholzt sind, zeigt die zarte primäre Membran meist keine Spur von Verholzung. In den schmächtigen Leitbündeln der Blattspreiten herr- schen unter den Protoxylemzellen die leiterartig verdickten vor; die letzten Endigungen des Xylems der Leitbündel in dem Parenchym der Blätter bestehen meist ausschliesslich aus leiterförmig verdickten Zellen. In den Leitbündeln, welche keine Tracheiden führen, werden diese durch Schrauben- und Netzzellen vertreten. 21+ 164 Ермомр Russow, Die faserförmigen Elemente des Xylems, sehr lange und schmale, stark verdickte und verholzte, sparsam getüpfelte Zellen kommen nur bei den Farnen vor, entweder in verhältnissmässig reichlicher Menge eine compacte Masse bildend, die sich unmittelbar den Tracheiden anlegt (bei Hymenophyllaceen und Schizaea) (Taf. X, Fig. 5, 7), oder in geringer Zahl, vereinzelt oder in einfacher Schicht von den Tracheiden durch Geleitzellen getrennt (bei Gleicheniaceen und Aneimia) (Taf. X, Fig. 9, 10); ich stehe nicht an, diese Elemente mit dem Ausdruck Libriform zu bezeichnen. Deutlich ausgeprägte Siebgefässe, in Reihen über einander gestellte prismatische, dünn- wandige Zellen, deren horizontale oder nur wenig geneigte Querwände mit deutlichen Callus- platten belegt sind, an die sich der s. g. Innenschlauch ansetzt, mit eiweissreichem Inhalt und durch Chlorzinkjod sich ziegel- oder weinroth färbenden Körnchen zu beiden Seiten der Callusplatten, finden sich nur bei Equisetum und Ophioglosseen. Zu den Siebröhren oder Gitterzellen, welche sich durch die oben erwähnte Form und Tüpfelung ihrer Wände, Abwesenheit der Callusplatten wie der durch Chlorzinkjod sich ziegelroth färbenden Inhaltskörperchen von den Siebgefässen unterscheiden, möchten wir ‚ auch diejenigen lang gestreckten, faserförmigen Elemente zählen, die keine Sieb- oder Gitter- tüpfelüng erkennen lassen, weil sie in Betreff ihrer Stellung im Phloömkörper und der Eigenschaft, im ausgebildeten Zustande auf Querschnitten stets inhaltfrei zu erscheinen, mit den Siebröhren übereinstimmen. Die Wände der Siebröhren sind meist dünn, selten wie bei Marsilia, Pteris, Onychium stark verdickt mit ausgeprägter Mittellamelle und in- nerster, durch Chlorzinkjod sich dunkler färbenden Verdickungsschicht. Der Inhalt der Siebgefässe und Siebröhren ist nie stärke-, chlorophyll- oder gerbstoffhaltig. Die Protophloömzellen, mit Ausnahme der der Ophioglosseen, haben die Gestalt langer, ganz allmälig zugespitzter Fasern von verhältnissmässig sehr geringem Querdurchmesser; die Wände sind meist stark, oft bis zum Schwund des Lumens verdickt und sehr sparsam getüpfelt. Bei den Ophioglosseen sind sie von verhältnissmässig kurzer, gedrungener Ge- stalt, ziemlich plötzlich zugespitzt, stark verdickt, reichlich getüpfelt; im ausgebildeten Zustande sind sämmtliche Protophloëmzellen inhaltfrei. Die Leitbündel der Mono- und Dicotylen, soweit sie aus primärem Xyiem und Phloëm bestehen, weichen in der elementaren Zusammensetzung von den Leitbündeln der Krypto- gamen nur insofern ab, als meistentheils die Tracheiden durch getüpfelte Gefässe (Fenster- gefässe, selten Treppengefässe), die Protoxylemzellen durch Ring-, Schrauben- und Netz- gefässe und die Siebröhren durch Siebgefässe vertreten sind; die Leitbündel der Gymno- spermen stimmen in ihren primären Theilen fast vollkommen mit denen der Kryptogamen überein. Rechnen wir die s. g. Bastzellen, welche die geschlossenen Leitbündel häufig an ihrem ganzen Umfange umgeben oder nur an der Aussenseite des Phloëms (des s.g. Weich- bastes), oder auch gleichzeitig in der Umgebung der Primordialstränge auftreten, nicht zu den Elementen des Leitbündels, wozu wir uns aus später zu erörternden Gründen veran- lasst sehen, so finden wir hinsichtlich des Auftretens der einzelnen Elemente im Xylem und VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 165 Phlo&m die grösste Uebereinstimmung zwischen den Leitbündeln der Kryptogamen und Phanerogamen: das Xylem meist vorwiegend aus getüpfelten Gefässen (den Tracheiden der Kryptogamen entsprechend) und Protoxylemgefässen, zum kleineren Theil aus Geleitzellen zusammengesetzt, zu welchen 3 Elementen sehr selten faserige, einfach getüpfelte s. g. Li- briformzellen treten, oder es herrschen wie in den Leitbündeln der Equisetaceen die Geleit- zellen vor und fehlen die getüpfelten Gefässe und Tracheiden (bei Sumpf- und Wasserpflan- zen); das Phloëm aus Siebgefässen, Geleitzellen und Protophloömzellen zusammengesetzt, ohne den Libriformzellen entsprechende Elemente. In Bezug auf die einzelnen Elemente sei Folgendes bemerkt. Die parenchymatischen Elemente, die Geleitzellen, stimmen entweder in jeder Be- ziehung mit denen der Kryptogamen überein, oder es findet die Abweichung statt, dass nicht selten die Geleitzellen des Xylems verholzen; dieses geschieht meist bei mehrjährigen Holzpflanzen unter den Dicotylen und Gymnospermen und bei mehreren Monocotylen, doch hier nur bei einem Theil der Geleitzellen des Leitbündels; gewöhnlich bleiben die Geleit- zellen in der Umgebung der Protoxylemgefässe unverholzt. Im Phloöm der Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloöm verholzen die Geleitzellen nur in den seltensten Fällen, wo die Wände sämmtlicher Phloëmelemente (wie bei Alisma Plantago und Plectogyne varie- gata) oder der Mehrzahl derselben verholzen (bei Dracaena longifolia in den Blattleitbün- deln); in Wurzelsträngen monocotyler Gewächse findet häufiger ein Verholzen des Paren- chyms am Umfange des axilen Stranges (der s. g. Pericambiumzellen) statt. Hinsichtlich der Beschaffenheit und Stellung der Gefässe, gefässartigen und faserigen Elemente des Xylems und Phloëms habe ich zu dem bisher Bekannten nichts Wesentliches hinzuzufügen. Nur in Betreff der Protophloëmzellen sei bemerkt, dass dieselben im ausge- bildeten Leitbündel, im Querschnitt gesehen, ausser bei vielen Monocotylen, zumal der Gräser, selten vor den übrigen Elementen des Phloöms hervortreten, weil ihre Wände meist nicht stärker verdickt sind als die der Siebgefässe. Wie mir scheint, werden in vielen Fäl- len die Wände der besagten Zellen mit zunehmendem Alter dünner und collabiren dann; mitunter scheinen sie gänzlich zu schwinden. Das secundäre Xylem und Phloëm ist wie das primäre aus parenchymatischen, faser- förmigen und gefässartigen Elementen zusammengesetzt; während die parenchymatischen Zellen nie fehlen, finden wir von den übrigen Elementen bald das eine, bald das andere, oder mehrere zugleich nicht vorhanden. Im Vergleich mit den Elementen der primären Leitbündeltheile weichen die parenchymatischen Zellen am meisten bezüglich der Form und theilweise ihrer Stellung zu den übrigen Elementen ab. Die Holzparenchym- und Bast- parenchymzellen von der Form lang gestreckter, quergefächerter, spindelförmiger Fasern und die Ersatzzellen von prismatischer Form mit dachartig zugespitzten Endflächen stel- len ihre Längsaxen denen der faserförmigen und gefässartigen Elemente parallel, wogegen die Zellen des Strahlenparenchyms, der Xylem- und Phloëmstrahlen in der Form den Ge- leitzellen gleich, ihre Längsaxen senkrecht zu denen der übrigen Elemente richten. Während 166 Ермомр Russow, die parenchymatischen Zellen des Phloëms stets Cellulosewände besitzen, sind die im Xylem gelegenen meist verholzt, seltener nicht verholzt. Stets verholzt sind die Holzparenchym- zellen und Ersatzzellen, meist verholzt die Zellen der Xylemstrahlen in oberirdischen Or- ganen der Holzpflanzen; in unterirdischen Stauchlingen sind die Ersatzzellen und Xylem- strahlenzellen stets unverholzt. Besonderer Erwähnung verdienen die bekannten, eigenthüm- lich verdickten und mit zahlreichen gehöften Tüpfeln versehenen Zellen der Xylemstrahlen bei Pinus-Arten, zumal Pinus silvestris; wegen der gehöften Tüpfel sind diese Zellen wol als Tracheiden aufzufassen; jedenfalls dürfen sie nicht als Parenchymzellen bezeichnet wer- den, da im ganzen übrigen Pflanzenreiche kein Parenchym mit gehöften Tüpfeln vorkommt. In Betreff der gefässartigen Elemente des secundären Xylems verdient hervorgehoben zu werden, dass diese bei sämmtlichen Gewächsen, mit Ausnahme von Mammillaria und Sedum, gehöft getüpfelte Wände besitzen, die zuweilen mit s. ©. tertiärer Verdickung in Form von Ring- oder Schraubenleisten versehen sind. Bei Mammillaria und Sedum sind die schraubenförmigen Bänder, s. g. secundäre Verdickungsleisten, wie bei den Protoxylem- gefässen; wie bei letzteren sind auch die primären Wände jener secundären Schraubenzellen sehr dünnwandig und nicht verholzt. Wenden wir uns zur Betrachtung des Grundgewebes. Das Hier tritt in drei Hauptgewebeformen auf: Parenchym, Prosenchym und Scheidegewebe, welches letztere wir, um einen kürzeren und den Bezeichnungen der beiden erstgenannten Gewebearten conformen Ausdruck zu haben, Kritenchym ') nennen wollen. Ausser diesen drei Gewebe- arten treten, in dem Parenchym des Grundgewebes zerstreut, gefässartige oder schlauch- fürmige Gebilde (Saftschläuche oder Schlauchgefässe), Gänge oder Behälter luftförmiger, flüssiger und fester Körper (Luftgänge, Lacunen, Harz- und Gummigänge) und die dem Grund- und Leitbündelgewebe gemeinsamen Milchsaftgefässe auf. Die drei in morphologischer Rücksicht differenten Gewebearten des Grundgewebes sind auch aus physiologischem Gesichtspunkt verschieden. Das Parenchym ist entweder Assimilationsgewebe (wenn chlorophyllhaltig) oder Reservestoffbehälter; das Prosenchym dient zur Steifung oder überhaupt Festigung der Organe, das Kritenchym setzt zwischen Grund- und Leitbündelgewebe die diosmotischen Vorgänge mehr oder weniger herab oder hebt sie mitunter gar auf und schützt oft gleichzeitig das Leitbündelgewebe, zumal dessen zarte Phloömelemente gegen Druck von aussen. Während das parenchymatische Gewebe in keinem Organ ganz fehlt und in den Blät- tern, zumal deren Laminartheilen, stets die Hauptmasse bildet, sehen wir das prosenchy- matische und Scheide-Gewebe mitunter gar nicht auftreten; in Axenorganen und Blattstie- len überwiegt nicht selten das Prosenchym das Parenchym. Die schlauchförmigen Gebilde, Gänge und Behälter haben, wenn wir zu den Gängen und Behältern nicht die gewöhnlichen Intercellular-Gänge und Räume zählen, die geringste Verbreitung. Dem 1) Krytenchym von xptvo = scheiden, trennen, absondern, davon adj. = xpırag abgesondert VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN 0. 8. W. я 167 Auf еше Aufzählung und Charakterisirung der einzelnen Formen des Parenchyms glauben wir verzichten zu müssen, um nicht zu viel Allbekanntes zu wiederholen, wir be- gnügen uns zu bemerken, dass das Parenchym der Leitbündelkryptogamen alle die bei Phanerogamen vorkommenden Hauptverschiedenheiten, in Bezug auf Form und Beschaffen- heit der Zellen, aufweist und dass von den im Parenchym auftretenden gefässartigen Ge- bilden, Saftschläuchen, Gängen u. $. w. bei den Kryptogamen nur die Milchsaftgefässe und Harzgänge vermisst werden, | Auf die Betrachtung des Prosenchyms und Kritenchyms müssen wir näher eingehen. Das prosenchymatische Grundgewebe ist entweder Sclerenchym oder Collenchym. Sachs schlägt vor, mit dem Ausdruck Sclerenchym jede stark verdickte Zelle zu bezeich- nen, welche zur Steifung oder Festigung eines Gewebes dient; ich möchte die von Mette- nius eingeführte Bezeichnung beschränken auf die lang gestreckten (mehrfach länger als breiten), stark verdickten, an ihren Enden mehr oder weniger zugespitzten Zellen des Grundgewebes und Hautgewebes. In Bezug auf die Zuspitzung lässt sich keine scharfe Grenze ziehen zwischen Sclerenchym und Parenchym, in der grossen Mehrzahl der Fälle jedoch ist die Form des Sclerenchyms eine rein prosenchymatische; die oft bis zum Schwund des Lumens verdickten Membranen zeigen meist eine scharfe Differenzirung in zahlreiche Schichten und Schichtencomplexe, bald mehr bald weniger, meist nicht sehr zahlreiche Tüpfelkanäle und sind ganz oder theilweise, meist sehr stark, selten gar nicht verholzt, hell oder dunkel gefärbt oder farblos. Die stark verdickten und stets durchgängig stark ver- holzten isodiametrischen Zellen, oder deren Längsdurchmesser den Querdurchmesser nicht mehr als um das Dreifache übertrifft, sind dem parenchymatischen Gewebe beizuzählen und mögen, wie üblich, als Steinparenchymzellen bezeichnet werden, Das Lumen der Sclerenchymzellen ist meist continuirlich, selten durch dünne Quer- scheidewände gefächert, die nach beendigter Verdickung der Membranen in Folge nach- träglicher Theilung der Zelle auftreten. Als besondere Form des gefächerten Sclerenchyms sind vielleicht die merkwürdigen von Mettenius, aufgefundenen «Deckzellen» zu betrach- ten, die bei den Hymenophyllaceen sehr häufig, aber auch bei mehreren Polypodiaceen und bei Phanerogamen (zumal den Palmen und tropischen Orchideen) vorkommen. Das Sclerenchym tritt auf in Form von Hohleylindern, Schichten, Platten oder Bün- deln und Strängen von kreisrundem, ovalem oder sichelförmigem Querschnitt, sowol in grösserer oder geringerer Entfernung vom Leitbündelgewebe, als auch letzterem unmittel- bar anliegend, wenn kein Kritenchym vorhanden, bei Gegenwart des letzteren, diesem un- ‚ mittelbar angrenzend. Das Collenchym besteht aus gestreckten, bald stumpfer bald schärfer endigenden, prismatischen Zellen, deren stets unverholzte Wände längs den Innenkannten sehr stark -verdickt, im übrigen Theil unverdickt sind. Die Collenchymzellen sind stets (?) septirt durch zarte Querscheidewände, die nach stattgehabter Verdickung auftreten. Das Collenchym tritt in einer geschlossenen Schicht oder in Bündeln oder bandartigen Streifen dicht unter der 168 . Ермомр Russow, Epidermis, häufiger nahe unter derselben, in oberirdischen Stämmen, seltener in Blattstie- len auf, wo es in Sclerenchym übergeht (bei den Marattiaceen sehr schön zu beobachten); andererseits beobachtet man in den Stämmen einen Uebergang des Collenchyms in Paren- chym. Ein collenchymatisches Ansehen bieten die Zellen in der unmittelbaren Umgebung der Leitbündel vieler Alsineen (2. В. Cerastium chloraefolium), von Sempervivum und Botrychium; zählen wir diese Zellen zum Collenchym, so ist die Uebereinstimmung des letzteren mit dem Sclerenchym hinsichtlich des localen Auftretens vollkommen. Das Kritenchym grenzt entweder das Grundgewebe gegen einzelne Leitbündel ab, oder es trennt das ganze Leitbündelsystem mit dem letzteres umschliessenden Grundgewebe von dem peripherischen Theil des Grundgewebes (der primären Rinde), bei Equisetum in einigen Fällen auch von dem centralen Theil des Grundgewebes (dem Mark); wir unter- scheiden demnach Einzelscheiden und gemeinsame Scheiden. Ausnahmsweise tritt das Kri- tenchym im Grundgewebe auf, Parenchym umschliessend (nur bei Kryptogamen bisher beobachtet). Das Kritenchym besteht aus prismatischen, an den Enden abgestumpften Zellen, deren Wände entweder dünn oder stark verdickt, gefärbt oder ungefärbt sind. Sind die Zellen dünnwandig, so ist entweder die ganze Wand resistent gegen Schwefelsäure (bei Rhizocarpeen und Filices) oder häufiger nur ein wellenförmig geformter Streifen der zur Leitbündeloberfläche senkrecht gestellten Wände (Equisetaceen, Ophioglosseen und Phanero- gamen). Für Scheiden, die aus Zellen von der erwähnten Beschaffenheit zusammengesetzt sind, behalten wir die alte von Caspary aufgebrachte Bezeichnung Schutzscheide bei und wenden sie zur Bezeichnung sämmtlicher aus dünnwandigen Zellen zusammengesetzten Scheiden an. Die Schutzscheide ist, mit Ausnahme der 2—3-schichtigen von Lycopodium, stets aus einer einfachen Schicht gebildet, deren Zellen, im Querschnitt gesehen, meist in tangentialer, selten in radialer Richtung gestreckt oder quadratisch sind. Besteht das Kritenchym aus verdickten Zellen, so sind diese entweder gleichmässig oder ungleichmässig verdickt. Bei den gleichmässig verdickten Zellen ist die Mittellamelle (s. g. primäre Membran), zumal die der radialen Wände, stets stark verholzt oder verkorkt, wenigstens resistent gegen Schwefelsäure, und lässt nach Auflösung der Verdickungsschicht eine deutliche Wellung erkennen (2. В. bei Juncaceen undCyperaceen); die Verdickungsschicht ist häufiger verholzt, seltener aus Cellulose bestehend (z. B. in den Wurzeln von Hepatica, Viola ') und Tritonia). Mithin sind die aus gleichmässig verdickten Zellen gebildeten Schei- den nichts anderes als Schutzscheiden, deren Zellen, wahrscheinlich zum Zweck der Steifung, sich mehr oder weniger verdicken; mögen daher diese Scheiden, zum Unterschiede : von den aus dünnwandigen Zellen zusammengesetzten, als Steifungsscheiden bezeichnet werden. Bei den ungleichmässig verdickten Scheidezellen sind gewöhnlich die Wände nach 3 1) Die Schutzscheidezellen bei Viola sind ausserdem durch mehrere Längswände in radialer Richtung septirt. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 6. №. 169 Seiten stark verdickt, nach der vierten gar nicht oder nur wenig verdickt; selten sind nur eine Wand oder zwei Wände verdickt; meist ist die dem Leitbündel zugekehrte Wand am stärksten verdickt, selten die gegenüber liegenden; die zur Leitbündeloberfläche senkrech- ten (radialen) Wände verjüngen sich nach aussen (entsprechend den dreiseitig stark ver- dickten Epidermiszellen). Gewöhnlich lässt der verdickte Theil der Membran eine scharfe Differenzirung in Schichten verschiedener Dichtigkeit erkennen, die meist von schmalen, einfachen oder verästelten, bogig verlaufenden Tüpfelkanälen durchbrochen sind. Die Zellen zeigen in ihrer Jugend keine Wellung der radialen Wände, ihr Querschnitt ist meist sehr viel grösser als der der Schutz- und Steifungsscheidezellen. Mögen die aus ungleichmässig verdickten Zellen zusammengesetzten Scheiden, zum Unterschied von den beiden andern, Stützscheiden heissen. Während die Schutz- und Steifungsscheiden (mit Ausnahme der Scheide bei Lycopodium) stets aus einer einfachen Schicht bestehen, ist die Stützscheide nicht selten mehrschichtig. Sehen wir uns die Verbreitung der Einzelscheiden und gemeinsamen Scheiden bei den Leitbündelpflanzen an. Mit Ausnahme der Blattleitbündel der Marattiaceen, Selaginellen und Lycopodien und der Stammleitbündel von Selaginella sind sämmtliche Leitbündel, deren Xylem vom Phloöm umschlossen ist, von Einzelscheiden umgeben, während gegen Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloëm das Grundgewebe sehr selten sich durch Einzelscheiden abgrenzt: bei Equisetum limosum, bei einigen Monocotylen wie Cyperaceen, Juncaceen und einigen Grä- sern und Dicotylen, soweit meine Untersuchungen reichen, nur bei Caltha palustris (im Stamm). Gemeinsame Scheiden treten nur in den Stämmen derjenigen Pflanzen auf, welche Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloëm besitzen: unter den Kryptogamen bei Equi- setaceen und Ophioglosseen, unter den Phanerogamen bei Monocotylen, wie mir scheint, nur in unterirdischen Stämmen, bei Dicotylen häufiger in oberirdischen als unterirdischen Stämmen. Bei den Gymnospermen treten gemeinsame Scheiden in den Blättern auf: so- wol ein als zwei Leitbündel werden mit einem Theil des Grundgewebes von einer Scheide umschlossen. | Hinsichtlich des Vorkommens der verschiedenen Arten von Einzelscheiden und ge- meinsamen Scheiden können wir Folgendes bemerken. Einzel-Schutzscheiden finden wir in den Wurzeln sämmtlicher Kryptogamen und regelmässig in den Wurzeln mit später auftretendem secundärem Leitbündelgewebe der Phanerogamen, seltener in den Wurzeln der Phanerogamen, die keinen Cambiummantel ent- wickeln; ferner in den Stämmen mit wurzelstrangartigen Leitbündeln und bei den Kryptoga- men; in den Stämmen und Blättern sämmtlicher Rhizocarpeen und Filices (mit Ausnahme der Marattiaceen), in den Blättern der Equisetaceen und in den Stämmen von Equiset. limosum, der Ophioglosseen und Lycopodieen. Einzel-Steifungsscheiden kommen bei den Kryptogamen nicht vor; bei den Phane- rogamen finden wir sie in den Wurzeln bei der grossen Mehrzahl der Monocotylen und eini- Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, VIlme Série. 22 170 Ермомр Воззом, ger Dycotylen; ferner gehört die’ Mehrzahl der Einzelscheiden, welche die Leitbündel der Cyperaceen und Juncaceen umgiebt, hierher '). Bei Caltha palustris findet man neben Scheiden, die durchgängig aus gleichmässig verdickten Zellen gebildet sind solche, die zum Theil noch aus unverdickten oder auch ganz aus unverdickten Zellen zusammengesetzt sind, deren radiale Wände den bekannten, dunklen Caspary’schen Fleck oder Schatten zeigen. Einzel-Stützscheiden treten auf bei Kryptogamen in Blatt und Wurzel mehrerer Polypodiaceen (die einzigen Beispiele gleichzeitigen Vorkommens von Schutz- und Stütz- scheide) und unter Phanerogamen, soweit meine Beobachtungen reichen, nur bei Monoco- tylen in Wurzel (Smilax, Phoenix, Yucca, Juncus u. $. w.) und Blatt (Eriophorum, Isolepis, Agrostis), Gemeinsame Schutzscheiden treten unter den Kryptogamen bei Equisetaceen und Ophioglosseen, unter den Phanerogamen bei zahlreichen Dicotylen und Gymnospermen auf; bei Monocotylen sind mir keine bekannt geworden. Gemeinsame Steifungsscheiden scheinen nur selten und nur bei Monocotylen vorzukommen; gemeinsame Stützscheiden sind nur bei Monocotylen und zwar häufig in Rhizomen vertreten. Fassen wir das, was wir über die Art des Auftretens und die Verbreitung des Kri- tenchyms und Sclerenchyms kennen gelernt, zusammen, so ergiebt sich zunächst von selbst, dass das prosenchymatische Gewebe, das Sclerenchym, welches in nächster Nachbarschaft der von Einzelscheiden umgebenen Leitbündel auftritt, nicht, wie bisher angenommen, Leitbündelgewebe, sondern Grundgewebe ist, dass somit die s. g. Bastbündel oder Scheiden aus Bastzellen, welche die Leitbündel in oberirdischen Organen der Cyperaceen, Juncaceen (Taf. XI, Fig. 37, 38), einiger Gräser (Agrostis und am Grunde der Blattscheiden von Zea Mais) und im Stamm von Caltha palustris umgeben, ebensowenig Leitbündelelemente sind als die der Schutzscheide angrenzenden braunen, dickwandigen Sclerenchymzellen bei Fi- lices und Rhizocarpeen, denn hier wie dort liegen die prosenchymatischen Zellen ausserhalb des Scheidegewebes. Sind wir gezwungen, das prosenchymatische Gewebe am Umfange der von Scheiden umgebenen Leitbündel bei den genannten Gewächsen als zum Grundgewebe gehörig aufzufassen, so drängt sich uns kaum minder die Ueberzeugung auf, dass das bei denselben Pflanzen am Umfange der von keinen Scheiden umgebenen Leitbündel auftretende Prosenchym ebenfalls Grundgewebe sei. Am Grunde der Blattscheiden von Zea Mais sind die Leitbündel von Einzelscheiden umgeben, an die sich sehr beträchtliche Sclerenchymmassen in Form eines Hohleylinders anlegen; weiter hinauf wie im übrigen Blatt ist das Sclerenchym vom Leitbündel durch keine Scheide getrennt, die Sclerenchymmassen des Blattgrundes setzen sich aber direct 1) Die Steifungsscheide bei Juncaceen und Cypera- | die Verdicknngsschichten der Scheidezeller. zerstört, ceen, überhaupt da wo sich an dieselbe stark verdicktes | denn an intacten Querschnitten gleicher die stark ver- Sclerenchym anlegt, wird erst nach Anwendung von | dickten Scheidezellen meist vollkommen den Selerenchym- Schwefelsäure kenntlich, welche das Sclerenchym und | zellen. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 171 fort in die des übrigen Blattes; hieraus folgt wol mit zwingender Nothwendigkeit, dass das Sclerenchym auch dort, wo es durch keine Scheide vom Leitbündel abgegrenzt ist, dem Grundgewebe angehört. Haben wir so die Ueberzeugung gewonnen, dass in gewissen Pflanzengruppen das am Umfange der Leitbündel in Form von Hohleylindern oder Strängen auftretende prosenchymatische Gewebe, sei es durch eine Scheide von dem Leitbündel- gewebe geschieden oder nicht, Grundgewebe ist, so dürfen wir im Hinblick auf die Gleich- förmigkeit in Ausbildung und Auftreten des prosenchymatischen Gewebes am Umfange der Leitbündel bei der grossen Mehrzahl der Leitbündelpflanzen, nicht anstehen, sämmtliches am Umfange der Leitbündel in Form von Hohleylindern, Strängen oder rinnenförmigen Platten auftretende prosenchymatische Gewebe als Bestandtheil des Grundgewebes aufzu- fassen. Durch diese Auffassung tritt uns in überraschender Weise die Einheit im Bau des Grund- und Leitbündelgewebes bei sämmtlichen Leitbündelpflanzen entgegen. Was sagt die Entwickelungsgeschichte zu dieser Auffassung, wird der Morphologe fragen. Die Entwickelungsgeschichte spricht ebenso wenig für als gegen dieselbe mit Entschieden- heit, da die Anlage der Sclerenchymstränge, mögen dieselben an Leitbündel grenzen oder ent- fernt von ihnen auftreten, mit der Anlage der Procambiumstränge der Leitbündel gleichzeitig oder fast gleichzeitig erfolgt; bei der Gleichförmigkeit des jugendlichen Leitbündelgewebes und prosenchymatischen Grundgewebes machen die Procambiumbündel und die an sie grenzen- den zu Sclerenchym sich ausbildenden Gewebepartien den Eindruck eines zusammenge- hörenden Ganzen; berücksichtigen wir aber den Umstand, dass Leitbündel- und Grundge- webe (wenigstens das die Leitbündel zunächst umgebende Grundgewebe) ihren Ursprung einem und demselben Muttergewebe verdanken, so hat die Annahme nichts Widersinniges, dass zwei bei ihrer Entstehung nicht scharf geschiedene Theile morphologisch und physio- logisch verschiedenen Gewebesystemen angehören können, Im ausgebildeten Zustande gaben sich nicht selten die Sclerenchymmassen oder Grup- pen so genannter Bastzellen am Umfange der Leitbündel, auch da wo keine Einzelscheiden vorhanden, als ein Bestandtheil des Grundgewebes deutlich zu erkennen, zumal bei mono- cotylen Gewächsen. In den Fälien, wo der s. g. verholzte Verdickungsring, die Aussenscheide Sanio’s, in den Stämmen, oder eine peripherische hohlcylindrische Schicht in Blattstielen aus Scle- renchym besteht, sind die an dieses Sclerenchym von innen grenzenden Leitbündel nicht selten von einer Sclerenchymscheide umgeben, die sich ohne Grenze in die besagte Scleren- chymschicht verliert; wo ist hier die Grenze zwischen Leitbündel- und Grundgewebe, wenn man das die Leitbündel an ihrem aus dem Verdickungsring herausragenden Theil umge- bende Sclerenchym als Leitbündelgewebe ansieht? Entweder ist hier sämmtliches Scleren- chym, auch das des ganzen Verdickungsringes Leitbündelgewebe oder es ist sämmtliches Sclerenchym Grundgewebe und die Leitbündel besitzen keine s. g. «Bastscheiden»; uns scheint die letztere Auffassung die richtigere. Unter den Dicotylen zeigen die Staticeen ein ähnliches Verhalten, Die geschlossenen und in mehreren concentrischen Streifen stehenden ö 22* 172 Ермомро Russow, Leitbündel sind in der Nähe der Peripherie des Stammes oder des Blattstiels von ausser- ordentlich grossen Sclerenchymmassen, zumal an ihrer Phloëmseite umgeben; die Scleren- chymmassen mehrerer Leitbündel sind seitlich (tangential), zuweilen auch in radialer Richtung durch lange Brücken von Sclerenchym mit einander verbunden; die einfachste und natür- lichste Auffassung ist hier wol auch die: sämmtliches Selerenchym (die s. g. Bastbündel) für Grundgewebe zu erklären. In zahlreichen Fällen spricht das Grösseverhältniss zwischen Leitbündel und dem an dasselbe grenzenden Sclerenchym zu Gunsten unserer Auffassung. Bei den meisten Palmen, zumal Sagus Rhumphii und Phoenix dactylifera, in den Blattspindeln von Phoenix silvestris, Phytelephas macrocarpa, in den Stengelknoten der Gräser u. s. w. übertrifft das vorherr- schend an der Phloömseite auftretende Sclerenchym an Masse (Volumen) das Leitbündel um das 5- bis 20-fache; die Summe der Elemeñte einer Art von Elementarorganen des Weichbastes oder Xylems wird bis gegen das Hundertfache von der Summe der Scleren- chymzellen übertroffen; solch ein Verhältniss besteht auch nicht annäherungsweise zwischen den verschiedenen Elementen des Xylems oder Weichbastes. Ferner gleichen die bei Pal- men, Cyperaceen, Gräsern u. s. w. im Grundgewebe isolirt auftretenden Sclerenchymbündel oder Stränge in jeder Beziehung denen, welche sich an der Phloëmseite oder am ganzen Umfange der Leitbündel befinden, sind erstere dunkel pigmentirt, so sind es auch letztere, während die Wände der Elemente des Leitbündels stets farblos oder höchstens gelblich gefärbt sind. Besonderes Interesse bieten die bei Agrostis-Arten an der Phloömseite der Leitbündel auftretenden Bündel dickwandiger Zellen dar; sie sind durchgängig aus Zellen zusammen- gesetzt, deren innere, d.h. dem Leitbündel zugekehrte Wände am stärksten verdickt, deren Aussenwände kaum merklich verdickt sind; der Strang, ganz von der Form und der Art des Auftretens der s. g. Bastbündel, besteht somit aus lauter Stützscheidezellen; derartig verdickte Zellen kommen unter den Leitbündelelementen nie vor. Da das am Umfange, vorherrschend an der Phloömseite der geschlossenen Leitbündel dicotyler Gewächse vorhandene Sclerenchym meist in relativ viel geringerer Menge auftritt als bei Monocotylen und keine abweichende Färbung zeigt, so machen hier die Leitbündel mit dem ihnen anliegenden Sclerenchym mehr den Eindruck eines zusammengehörenden Ganzen; dagegen erscheint die Deutung der an der äusseren Phloömseite vieler ungeschlos- sener Leitbündel auftretenden «primären Bastzellen» als Elemente des Grundgewebes ganz ungezwungen, zumal dort, wo vom Cambiummantel Gruppen von echten Bastzellen, integri- rende Bestandtheile des secundären Phloöms der Leitbündel, nachgebildet werden (Taf. XI, Fig. 43). Zwischen letztgenannten Zellen und den «primären Bastzellen» an der Grenze zwischen Leitbündel und primärer Rinde besteht fast stets ein beträchtlicher Unterschied hinsichtlich der Grösse des Querdurchmessers (dieser ist bei letzteren 2—3 mal so gross als bei ersteren) und der Structur und Dicke der Membran. Sehr auffallend weichen die «primären Bastzellen» von den secundären ab bei Vitis vinifera und amurensis, Tragopyrum VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. W. 173 pungens, Carragana arborescens und anderen Arten dieser Gattung, Halimodendron argen- teum. Bei allen diesen Pflanzen sind die dem Weichbast von aussen anliegenden, im Quer- schnitt halbmondförmigen Gruppen «primärer Bastzellen» aus verhältnissmässig dünnwan- digen, bräunlich gelb tingirten Zellen zusammengesetzt, während die secundären Bastzellen sehr stark, meist bis zum Schwund des Lumens verdickt und farblos sind und in jeder Be- ziehung mit den im Xylem vorhandenen Libriformzellen übereinstimmen; bei Vitis sind sie wie die Libriformzellen des Xylems gefächert. Bei sämmtlichen genannten Arten tritt zwischen dem Weichbast und den «primären Bastgruppen» sehr früh (besonders früh bei Tragopyrum) eine Korkschicht auf, durch welche die ganze primäre Rinde mit dem (wie wir überzeugt sind) zu ihr gehörenden «Bastzellen» von der secundären Rinde abgetrennt wird (Taf. XI, Fig. 43). Während bei den vorhin genannten Pflanzen, wie bei der Mehrzahl der Dicotylen mit einem Cambiummantel im Stamm, die «primären Bastgruppen» als scharf begrenzte Massen an der Aussenseite der primären Leitbündel auftreten, erscheinen die «primären Bastzellen» innerhalb einiger Pflanzenfamilien in ihrem örtlichen Auftreten nicht, wenigstens nicht durchgängig und striet an die Leitbündel gebunden; so bilden sie einen fast ununterbroche- nen Ring bei Cannabis, Humulus, Urtica, oder einen unterbrochenen Ring, dessen einzelne Stücke keinesweges mit den Leitbündeln genau correspondiren, wie bei Apocyneen, Lineen, Resedaceen. Bei Hoya sind die Gruppen, s. g. Bastzellen, durch chlorophyliführendes Rin- denparenchym vom Weichbast getrennt. Bei Berberis, Lonicera, Dianthus und den Caryo- phylleen überhaupt glauben wir die zu einem geschlossenen, mehrschichtigen Ringe zu- sammentretenden, mehr oder weniger dickwandigen Zellen mit den in Rede stehenden identificiren zu müssen; bei Berberis und Lonicera wird bekanntlich diese Ringschicht bald durch eine unter ihr auftretende Korklage abgeworfen, entsprechend dem Vorgange bei Vitis, Carragana, Tragopyrum u. a. Cannabis sativa gewährt dadurch besonderes Interesse, dass das Cambium secundäre Bastzellen bildet; der Querdurchmesser dieser ist nur '/, — '/ so gross als der der «primä- ren Bastzellen»; während die Wände letzterer sehr deutlich und zahlreich geschichtet und gestreift sind, zeigen die Wände der secundären Bastzellen nur eine Differenzirung in eine Mittellamelle, die verholzt ist, während die Mittellamelle der primären Zellen nicht verholzt. Noch ein redendes Beispiel zu Gunsten unserer Auffassung bieten die s. g. Bastzellen in der Umgebung der Leitbündel in den Blättern der Coniferen und Cycadeen. Die bei der Gattung Pinus innerhalb der gemeinsamen Schutzscheide vorhandenen, fast bis zum Schwund des Lumens verdickten s. g. Bastzellen treten bekanntlich in einem continuirlichen Streifen auf, der von dem einen zu dem anderen (verhältnissmässig weit abstehenden) Leitbündel hinzieht und sich den Elementen des Weichbastes beider Leitbündel unmittelbar anlegt; bei Pinus silvestris finden sich mehrere solcher Zellen zerstreut auf der Xylemseite der Bündel, von diesen durch Parenchym getrennt. Giebt man zu, dass letztere «Bastzellen», wie diejenigen des Streifens, welche zwischen den Bündeln liegen, unzweifelhaft dem Grund- 174 Ермомро Russow, gewebe angehören, so muss man auch die dem Weichbast angrenzenden «Bastzellen» als Elemente des Grundgewebes auffassen, wenn man sich nicht der unnatürlichsten Trennung schuldig machen will. Die Consequenzen hieraus für die Auffassung der s g. Bastzellen am Umfange der Leitbündel bei den übrigen Coniferen überlasse ich jedem, der dieselben. untersucht, selbst zu ziehen. Bei den Cycadeen sind die bisher allgemein als Bastzellen bezeichneten Elemente fast stets von den Leitbündelelementen durch Parenchym getrennt, das unzweifelhaft dem Grundgewebe angehört; offenbar entsprechen aber die stark ver- dickten, meist gefächerten Fasern in der Umgebung der Leitbündel bei Dioon und Cerato- zamia den im übrigen Pflanzenreiche den Leitbündeln sich unmittelbar anlegenden s. g. Bastzellen. Fassen wir sämmtliche Beobachtungen über das Auftreten des stark verdickten Pros- enchyms, der s. g. Bastzellen am Umfange der Leitbündel innerhalb des ganzen Pflanzen- reiches zusammen, so liegt, kurz ausgedrückt, das Verhältniss so: bei der Mehrzahl der Leitbündelpflanzen tritt am Umfange der Leitbündel entweder am ganzen Umfange oder an der Phloëmseite, seltener an der Xylemseite, aus stark verdickten Zellen, Sclerenchym, ' zusammengesetztes Gewebe auf; es tritt nicht auf innerhalb mehrerer Gruppen sowol bei Kryptogamen als Mono-, Dicotylen und Gymnospermen. Bei sämmtlichen Kryptogamen, bei zahlreichen Monocotylen und unter Dicotylen bei Caltha palustris ist das besagte Sclerenchym durch eine unzweifelhaft dem Grundgewebe angehörende Gewebeschicht, Schutz-, Stütz- oder Steifungsscheide von dem Leitbündelgewebe getrennt, gehört demnach hier dem Grundgewebe an. Bei der Mehrzahl der Phanerogamen legt sich das besagte prosenchymatische Gewebe unmittelbar der Leitbündeloberfläche, zumeist dem Weichbast an, seltener ist es durch unzweifelhaftes Grundgewebe (das kein Scheidegewebe ist) von den Leitbündeln getrennt, bei fast sämmtlichen Dicotylen mit Leitbündeln, deren Cambium- streifen Bastzellen bildet, ist ein greifbarer Unterschied, nicht selten eine totale Verschie- denheit, zwischen besagtem Prosenchym und den vom Cambium gebildeten Bastzellen vor- handen. Nehmen wir nun noch den Umstand hinzu, dass das von den Leitbündeln verhält- nissmässig weit entfernt auftretende Sclerenchym des Grundgewebes inForm von Bündeln, Platten, Hohlcylindern u. s. w. in jeder Beziehung dem in Rede stehenden Prosenchym (den s. g. Bastzellen) gleicht, so erscheint es natürlicher (wenn man einen scharfen Unter- schied zwischen Leitbündel und Grundgewebe macht), sämmtliches prosenchymatische Ge- webe in der nächsten Umgebung der Leitbündel als Bestandtheil des Grundgewebes zu be- trachten, denn eine Trennung zwischen dem Prosenchym, welches durch unzweifelhaftes Grundgewebe vom Leitbündelgewebe getrennt ist und dem, welches sich unmittelbar den Leitbündeln anlegt, vorzunehmen und ersteres dem Grundgewebe, letzteres dem Leitbündel- gewebe beizuzählen. M. Fasst man wie wir sämmtliche prosenchymatischen, stark verdickten Zellen am Um- fange der Leitbündel als Elemente des Grundgewebes auf, so darf die alte Bezeichnung «Bastzellen» nicht beibehalten werden, wenn man an dem Grundsatz festhält, dass in der VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 175 Benennung der Elementarorgane eine der hervorragendsten Eigenthümlichkeiten derselben ausgedrückt werden soll. Will man den von uns für die Bezeichnung sämmtlicher stark verdickter und lang gestreckter Zellen des Grundgewebes vorgeschlagenen Ausdruck Sclerenchym nicht auf die besagten prosenchymatischen Zellen ausdehnen, um sich nicht mit dem Sprachgebrauch in zu weite Differenz zu setzen, so könnte man die viel genannten Elemente zum Unterschiede von den echten Bastzellen, d. h. integrirenden Bestandtheilen des Basttheiles, Phloöms der Leitbündel (nach unserer Auffassung wären das nur die vom Cambium gebildeten Bastzellen mit dicken, meist verholzten Wänden, bei dicotylen Ge- wächsen) «falsche Bastzellen» nennen. Das Hautgewebe der Leitbündelkryptogamen stimmt mit dem der Phanerogamen so nahe überein, dass wir einen eingehenderen Vergleich für überflüssig erachten. Im All- gemeinen finden wir, dass bei den Kryptogamen das Hautgewebe ebenso wie das Leit- bündel- und Grundgewebe bezüglich der Form und Ausbildung seiner Elementarorgane eine geringere Mannigfaltigkeit als bei den Phanerogamen entwickelt. Besonders auffallend ist das seltene und spärliche Anftreten von Korkgewebe bei Kryptogamen, nur bei den Ophio- glosseen und Isoöteen deutlich ausgesprochen und angedeutet bei den Marattiaceen. Hin- sichtlich der Epidermis ist das häufige Auftreten von Chlorophyll in derselben, gegenüber dem seltenen Erscheinen dieser Substanz in der Epidermis der Phanerogamen, hervorzu- heben. Unter den Anhangsgebilden der Epidermis sind die Sporangien der Farne als eine Eigenthümlichkeit der Kryptogamen zu bezeichnen; die s. g. Spreuschuppen der Filices finden sich in sehr ähnlicher Ausbildung bei Palmen (Phytelephas), aber auch nur hier unter den Phanerogamen, soweit meine Untersuchungen reichen. Nachdem wir das ausgebildete Gewebe der Leitbündelkryptogamer mit dem der Phanerogamen verglichen, wollen wir ein Gleiches in Bezug auf die Entwickelung (Diffe- renzirung) der Gewebe thun. Das Scheitelwachsthum der Axenorgane wird fortgeführt bei den Leitbündelkrypto- gamen entweder durch eine einzige, durch Form und Grösse vor den übrigen Zellen sich auszeichnende Scheitelzelle, oder durch mehrere hinsichtlich der Form und Grösse meist nur wenig oder gar nicht abweichende Scheitelzellen, bei den Phanerogamen durch ein vielzelliges, nur selten keine bestimmte Lagerung seiner Zellen zeigendes Gewebe, das s. g. Urparenchym oder Protomeristem, das an Stammscheiteln (ob sämmtlichen?) und zahlreichen Wurzelspitzen (den meisten embryonalen) an seiner Oberfläche von einer ein- fachen Lage Zellen, die sich nur durch zur Oberfläche senkrechte Wände theilen, dem Dermatogen, überzogen ist. Eine durch Grösse und Form von den übrigen Zellen des Vegetationskegels sehr ver- schiedene Scheitelzelle, welche sich durch zur Längsaxe geneigte Scheidewände theilt, finden wir bei den Axenorganen der Rhizocarpeen, Filices (mit Ausnahme der Marattiaceen), der Equisetaceen, der Isoëteen und der meisten Selaginellen (2. В. S. serpens, Martensii, viticulosa, hortensis). | 176 Ермокр Russow, Mehrere Scheitelzellen, durch ihre Grösse vor den übrigen Zellen des Vegetations- kegels ausgezeichnet, nehmen den Scheitel ein bei den Wurzeln der Marattiaceen und Ophioglosseen, der Stammscheitel bei beiden genannten Gruppen ist wahrscheinlich eben- falls von mehreren Scheitelzellen eingenommen. Mehrere Scheitelzellen, durch Grösse nur wenig oder kaum verschieden von den übrigen Zellen der äussersten Schicht, finden wir bei Lycopodium Chamaecyparissus und annotinum (wahrscheinlich auch bei den übrigen Arten), ferner bei Selaginella arborescens, Pervillei, Wailichii, Lyalii und wahrscheinlich bei den Wurzeln mehrerer Lycopodiaceen (mit Ausnahme der grossen Wurzeln von Lycopodium, so lange sie unverzweigt sind); mir ist es wenigstens nicht gelungen, mit Sicherheit eine Scheitelzelle bei denselben wahrzunehmen, und durch die Untersuchungen von Naegeli und Leitgeb ist das Vorhandensein einer Scheitelzelle keinesweges constatirt. Bei den letztgenannten Lycopodium- und Selaginella-Arten ist am Stammscheitel ent- schieden nicht eine Scheitelzelle vorhanden. Die äusserste, den Vegetationskegel über- ziehende Schicht verhält sich aber abweichend von der entsprechenden bei Phanerogamen; während bei letzteren die Zellen der äussersten Schicht nur durch zur Oberfläche senk- rechte Wände sich theilen, woher die besagte Schicht gegen das innere Gewebe scharf ab- gegrenzt ist, theilen sich bei den genannten Lycopodium- und Selaginella-Arten die äusser- sten Zellen des Scheitels durch Scheidewände, welche sowol senkrecht zur Oberfläche als parallel zu derselben verlaufen; es erzeugen somit die Zellen des Scheitels nicht nur die äusserste den Vegetationskegel umkleidende Schicht (wie bei den Phanerogamen), sondern auch innere Zellen des Vegetationskegels; es differenzirt sich daher hier, wie bei sämmt- lichen Axenorganen mit einer Scheitelzelle, das Hautgewebe oder richtiger das Dermatogen später als das Procambium der Leitbündel und das Grundgewebe. Bei Selaginella arborescens, РегуШе, Wallichii und Lyalii ist die Anordnung der Zellen des Vegetationskegels derartig, dass wir uns denselben zusammengesetzt denken können aus fächerförmig, oder richtiger, pinselartig nach aussen divergirenden Zellenlinien, deren jede an ihrem äusseren Ende fortwächst. Bei Lycopodium ist die Anordnung der Zellen nicht eine allseitig radienartig nach aussen divergirende, sondern eine nicht ganz regelmässig concentrisch, oder richtiger der Oberfläche parallel geschichtete. Bei S. serpens, Martensii, hortensis, viticulosa dagegen lässt der stets verhältniss- mässig scharf zugespitzte Kegel an seiner Spitze eine deutliche, durch Grösse und Form ausgezeichnete Scheitelzelle wahrnehmen, während bei Lycopodium und Selaginella arbo- rescens, Pervillei, Wallichii, Lyalii der stets stark gerundete, stumpfe Vegetationskegel an seinem Scheitel nicht eine durch Grösse vor den übrigen ausgezeichnete Zelle er- kennen lässt. Gehen wir über zur Betrachtung der Anlage und Entwickelung der einzelnen Gewebe- systeme bei den Leitbündelkryptogamen. Hinsichtlich der Differenzirung des Protomeristems in Grund- und Leitbündelgewebe können wir zwei Haupttypen unterscheiden. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. М. НИЙ 1. Die Anlage von Grund- und Leitbündelgewebe erfolgt gleichzeitig; beide Gewebe- systeme gehen direct aus dem Urmeristem hervor; das Dermatogen differenzirt sich früher oder später an der Oberfläche des Grundgewebes. — Grund- und Leitbündelgewebe sind ihrer Anlage nach isochron. 2. Das Protomeristem differenzirt sich in ein inneres und äusseres Theilgewebe, Endo- und Exomeristem; ersteres geht direct und in seiner ganzen Ausdehnung in Grundgewebe (Ur-Mark) über, letzteres differenzirt sich in eine äussere Schicht, Perimeristem, und innere Schicht, die als Mesomeristem bezeichnet werden mag, da sie zwischen Peri- und Endomeristem liegt. Das Perimeristem geht direct in Grundgewebe‘(Ur-Rinde) über, an seiner Oberfläche das Dermatogen erzeugend; das Mesomeristem differenzirt sich in Leitbündelgewebe (die Procambiumstränge des Leitbündels) und Grundgewebe, welches das centrale mit dem peripherischen verbindet (Markverbindungen). Das Grundgewebe be- steht demnach aus verschiedenen, zu ungleicher Zeit angelegten Theilen, von denen sich der peripherische, aus dem Perimeristem hervorgehende Theil gegen das aus dem Meso- meristem sich bildende Grund- und Leitbündelgewebe durch eine Schutzscheide abschliesst. — Grund- und Leitbündelgewebe sind ihrer Anlage nach anisochron. Nach dem ersten Typus findet die Anlage der Gewebe statt, in den Stämmen der Rhizocarpeen, Filices, Selaginellen, Lycopodien und in den Wurzeln sämmtlicher Krypto- gamen, somit in allen Axenorganen, die combinirte Leitbündel besitzen. Das Dermatogen differenzirt sich am frühesten bei den Wurzeln, deren Scheitel von einer dreiseitig pyrami- dalen Zelle eingenommen, später bei den Wurzeln mit mehreren Scheitelzellen und in sämmtlichen Stämmen. Dass wir die Wurzeln der Rhizocarpeen, Filices und Equisetaceen ihrer Entwickelung nach hierher ziehen, bedarf wol einer Rechtfertigung, wenigstens einer Erklärung. Halten wir uns an die nackte Beobachtung der Theilungsfolge, so scheinen dieWurzeln der genannten Grup- pen in ihrer Entwickelung nicht dem aufgestellten Typus zu folgen. Jeder der 6 Sextanten theilt sich bekanntlich in eine Innen- und Aussenzelle, darauf jede Aussenzelie durch eine tangentiale Wand in eine äussere und innere Zelle; aus den 6 Innenzellen (primären) geht das Leitbündel hervor, aus den 6 Aussenzellen Rinde (Grundgewebe) und Epidermis, und zwar aus den inneren Tochterzellen der Aussenzellen die Rinde, und aus den äusseren Tochterzellen die Epidermis, somit scheint die einfachste Auffassung diese zu sein: das Leitbündelgewebe wird zuerst ange- legt, darauf gleichzeitig Grund- und Hautgewebe. Doch berücksichtigen wir den Umstand, dass in sämmtlichen Axenorganen mit combinirten Leitbündeln das Grund- und Leitbündelgewebe gleichzeitig angelegt werden, und dass das Hautgewebe der Axenorgane sämmtlicher Krypto- gamen und bei der Mehrzahl der Wurzeln der Phanerogamen sich an der Oberfläche des Grund- gewebes differenzirt, 4. В. später als das Grundgewebe auftritt, so erscheint es richtiger, auch bei den Wurzeln der Filices, Rhizocarpeen und Equisetaceen in den Aussenzellen (primären) der Sextanten die Ur-Mutterzellen des Grundgewebes zu erblicken, das an seiner Ober- fläche (hier ungewöhnlich früh) durch die nächstfolgende Theilung das Dermatogen erzeugt. Mémoires de l'Acad. Imp. dos sciences, УПше Série. 23 178 Ермомо Возвом, Nach dem unter 2 aufgeführten Typus findet die Differenzirung der Gewebesysteme in den Stämmen der Equisetaceen statt. Da in allen Stämmen der Phanerogamen mit Leit- bündeln, deren Xylem und Phloëm collateral, die Anlage des Grund- und Leitbündelgewebes in gleicher Weise statt hat, so ist es mehr als wahrscheinlich, dass sich die Ophioglosseen und Isoötes in genannter Beziehung den übrigen Pflanzen mit einfachen Leitbüudeln gleich verhalten, zumal die Ophioglosseen, da in deren Stämmen ein deutliches Mark vorhanden. Wie mir scheint, werden die bei Equisetaceen wie überhaupt bei allen Pflanzen mit ge- streckten Internodien und verhältnissmässig rascher Entwickelung leicht zu beobachtenden Vorgänge der Gewebedifferenzirung, bei Ophioglosseen und Isoötes durch die ungewöhn- liche Verkürzung der Internodien und durch die Langsamkeit in der Entwickelung gleich- sam verdeckt. Die vorhin gebrauchten Ausdrücke Endo-, Exo-, Peri- und Mesomeristem wollen wir, da wir uns in der Folge ihrer mehrfach zu bedienen haben werden, abkürzen in Endistem, Existem, Peristem und Mesistem; ferner wollen wir statt Procambium uns des Aus- druckes Desmogen bedienen, weil «Procambium» den Thatbestand nicht richtig bezeich- net, denn es ist nicht, was das Wort bedeutet, eine Vorstufe des Cambiums, sondern des ganzen Leitbündels, ein das Leitbündel oder schlechtweg Bündel (8:05) erzeugendes Thei- lungsgewebe, woher uns der Ausdruck Desmogen (analog dem Worte Dermatogen gebildet) bezeichnender erscheint. Bei den Phanerogamen finden wir nirgends am Scheitel des Vegetationskegels eine oder mehrere durch Form und Grösse oder durch den Theilungsmodus ausgezeichnete Scheitelzellen, sondern ein mehr oder weniger geordnetes, vielzelliges, engmaschiges Ge- webe, das Protomeristem, das an seiner Oberfläche bei Stämmen stets von einer einfachen Zellenschicht bedeckt ist (dem Dermatogen), deren Zellen sich nur durch zur Oberfläche senkrechte Wände theilen '); mithin können die den Scheitel einnehmenden Zellen dieser Schicht nicht als Scheitelzellen in dem Sinne der Scheitelzellen bei Selaginella, Lycopo- dium u. s. w. aufgefasst werden, weil letztere sich auch durch tangentiale Wände theilen und daher das unter ihnen liegende Gewebe erzeugen. Bei den Wurzeln finden wir das Dermatogen bald als geschlossene Schicht das Protomeristem überziehen (bei den meisten Embryonen 2. В. von Rheum, Triticum, Cephalaria, Compositen), bald in das Protomeristem sich verlieren (bei vielen nicht embryonalen Wurzeln und auch bei einigen embryonalen, wie bei Phaseolus multiflorus und Vicia Faba). Das von dem Dermatogen bedeckte Protomeristem der Stammspitzen lässt entweder keine Regelmässigkeit in der Anordnung seiner Zellen erkennen, wie bei den Gymnosper- 1) An einem gelungenen Medianschnitt durch die | durch eine tangentiale (der Oberfläche parallele) Wand Spitze eines Sprosses von Ephedra (das Präparat, welches | getheilt. An dem frischen Präparat war diese (Quer-) mit Kali und Alcohol behandelt und dann in verdünutem | Scheidewand nicht bemerkbar, ist aber, nachdem der In- Glycerin eingeschlossen wurde, habe ich aufbewahrt), | halt dnrch das Glycerin sich contrahirt, deutlich sichtbar finde ich nachträglich an dem Scheitel des Vegetations- | geworden. kegels eine Zelle der äussersten Lage (des Dermatogens) VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. М. 179 men (Ephedra, Taxus, Taxodium, Araucaria), oder es ist das Protomeristem differenzirt in einen. centralen, aus unregelmässig angeordneten Zellen bestehenden Kern (Plerom Han- stein’s) und eine bis drei (bei Hippuris bis 5) regelmässig kegelmantelartig um den Kern gelagerte Schalen oder Schichten, deren Zellen sich fast durchgängig nur durch radiale (zur Oberfläche des Kernes senkrechte) Wände theilen (Periblem Hanstein’s), so, wie es scheint, bei allen Mono- und Dicotylen. In embryonalen Wurzeln ist, wenn ein geschlossenes Dermatogen vorhanden, das Protomeristem in 2—3 schalenartige Schichten differenzirt, welche als directe Fortsetzung der Rindenschichten erscheinen (Triticum Spelta, Cepha- laria procera, Rheum compactum); in einigen nicht embryonalen Wurzeln (wie bei Phaseo- lus multiflorus und Vicia Faba) ist zwischen Periblem und Dermatogen keine Grenze, des- gleichen nicht zwischen Dermatogen und Wurzelhaube; auch ist Periblem und Plerom nicht scharf markirt. Indem wir zur Betrachtung der Anlage und Entwickelung der einzelnen Gewebe über-. gehen, bemerke ich vorläufig, dass hinsichtlich der Anlage von Mark, Rinde und Leitbün- deln in den Stämmen der Phanerogamen ich die sorgfältigen Untersuchungen von Sanio !) bald nach Publication derselben nach der von Sanio eingeschlagenen Methode wiederholt, und die Beobachtungen des genannten Forschers in allen wesentlichen Punkten genau bestätigt gefunden habe. Kürzlich, in Veranlassung der von Hanstein vorgetragenen Lehre über die Differenzirung der Gewebe, prüfte ich meine früheren Untersuchungen nach eigener Methode (Behandlung der Schnitte mit Kali und Alkohol) und habe dasselbe gefunden, was mich die Sanio’schen und meine alten Beobachtungen gelehrt. Wie die folgende Darstellung ergiebt, weiche ich in der Auffassung der von Sanio «Verdickungs- ring» genannten Gewebeschicht von dem genannten Forscher ab; während Sanio in der genannten Meristemschicht ein von den übrigen Theilungsgeweben ganz verschiedenes Ge- webe erblickt, sehe ich in derselben nur den inneren Theil der Rinde, Blätter und Leit- bündelsystem erzeugenden Aussenschicht (Existems), woher ich das aus den zwischen den Leitbündeln liegenden Partien hervorgehende Gewebe als Grundgewebe betrachte, welches das centrale mit dem peripherischen verbindet, daher möchte ich die alte Chatin’sche Be- zeichnung «Markverbindungen» für diese Gewebepartien beibehalten, gegenüber dem Sanio- schen «Scheidegewebe» im Sinne eines das Mark von der Rinde trennenden Gewebes. In allen Stämmen der Phanerogamen mit Leitbündeln, deren Xylem und Phloëm colla- teral, erfolgt die Differenzirung des Protomeristems in Grund- und Leitbündelgewebe in der- selben Weise wie bei Equisetum. Zunächst giebt sich ein Unterschied kund zwischen einem aus weitlichtigeren, langsamer sich theilenden Zellen bestehenden Innengewebe, Endistem, und einem, wenigstens in seinem inneren Theil, aus englichtigeren, sehr lebhaft sich thei- lenden Zellen zusammengesetzten Aussengewebe, Existem. Bei den Gymnospermen verlieren sich diese beiden Gewebe in das wenigstens scheinbar gleichförmige (indifferente), von dem 1) Botan. Zeitung. 1863, № 47, 48 und 49, und 1865, № 21—25. 232 180 Ермомо Russow, Dermatogen überzogene Protomeristem, bei den Mono- und Dicotyien setzt sich das En- distem in das centrale, das Existem in das peripherische, geschichtete Gewebe des Proto- meristems fort. Während in dem Endistem die Zellen, zumal die mittleren, durch Streckuag an Grösse zunehmen und sich langsam theilen, beginnt in dem inneren Theil des Existems, zuerst an den Punkten, welche den Abgangsstellen der jüngsten Blätter entsprechen, eine sehr lebhafte Zellenvermehrung, ohne dass die Zellen vor jedesmaliger Theilung sich merk- lich vergrössern, woher bald von dem äusseren, aus weitlichtigeren und ziemlich regel- mässig angeordneten Zellen bestehenden Theil des Existems sich ein innerer, aus englichti- gen Zellen bestehender Theil sondert; es differenzirt sich somit das Existem, wie bei Equi- setum, in eine innere und äussere Schicht, in Mesistem und Peristem. Das Endistem und Peristem gehen entweder gleichzeitig, oder das eine bald früher, bald später als das andere, in Alt-Meristem (im Sinne Nägeli’s) über, 4. h. es treten mit Luft erfüllte Intercellular- . gänge auf, und in den Zellen erscheinen körnige Stoffe, namentlich Stärke; gewöhnlich tritt auch Gerbstoff und in oberirdischen Organen Chlorophyli auf. Mit dem Auftreten des Mesistems, oder etwas später, beginnt die Bildung des Desmo- gens, 4. В. es differenzirt sich das Mesistem in straugförmige, aus sehr englichtigen, in Richtung der Längsaxe des Stammes gestreckten Zellen bestehende Gruppen und letztere von einander trennende, aus weitlichtigeren, nahezu isodiametrischen, später radial gestreck- ten Zellen bestehende Partien, die inGrundgewebe übergehen, welches das innere aus dem Endistem hervorgehende Grundgewebe (Mark) mit dem aus dem Peristem sich bildenden Grundgewebe (primäre Rinde) verbindet. : Bei den Gymnospermen (ob auch bei den Cycadeen und Gnetaceen?) und der grossen Mehrzahl der Dicotylen hört ebenso wie bei Equisetaceen mit der Anlage sämmtlicher, in einem einfachen Kreise nebeneinander liegender Desmogengruppen, im Mesistem, die Bil- dung neuer Zellen in radialer Richtung auf; bei den Monocotylen und einigen Dicotylen, wie Papaveraceen, Diphylleiaceen, Thalietrum, Cimicifuga, Salsolaceen u. a., behält das Mesistem noch einige Zeit in seinem peripherischen Theil die Fähigkeit, sich in radialer Richtung zu vermehren, bei und erzeugt noch einen zweiten, dritten oder bei Monocotylen noch mehr Kreise von Desmogengruppen und Grundgewebe. Das Peristem geht stets, das Endistem mit wenigen Ausnahmen in seiner ganzen Aus- dehnung in Grundgewebe über, ersteres in primäre Rinde, letzteres in Mark. Bei einigen dicotylen Pflanzengruppen, wie Piperaceen, Begoniaceen und nach Sanio bei Araliaceen, Umbelliferen und Melastomaceen, bildet das Endistem auch Leitbündelgewebe; die Desmo- gengruppen, in einem oder mehreren Kreisen, welche nach einander von aussen nach innen entstehen, differenziren sich später als die Desmogengruppen des Mesistems. Soweit das Grund- und Leitbündelgewebe durch die geschilderten Vorgäge angelegt wird, nämlich durch Differenzirung verschiedener Folgemeristeme, können wir es primäres nennen. Nachdem es in Dauergewebe übergegangen, entsteht sowol im Grund- als Leit- bündelgewebe (bei der Mehrzahl der Phanerogamen) aufs Neue ein Meristem, das wir zum VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 181 Unterschiede von den aus dem Protomeristem direct hervorgehenden Folgemeristemen (Jung- und Altmeristem) Neumeristem nennen wollen. Das von einem Neumeristem gebil- dete Grund- oder Leitbündelgewebe nennen wir im Gegensatz zum primären secundäres. Bei den Gymnospermen und der grossen Mehrzahl der Dicotylen tritt in den Leitbündeln zwischen Phloöm und Xylem ein Streifen Neumeristem auf, welcher nach der einen Seite se- cundäres Xylem, nach der entgegengesetzten secundäres Phloëm bildet; bei den Gymnosper- men, allen mehrjährigen und vielen einjährigen Dicotylen bildet sich auch in dem zwischen den Leitbündeln gelegenen Grundgewebe (den Markverbindungen) ein Neumeristemstreifen, der sich mit dem der Leitbündel vereinigt, oder mit anderen Worten: es setzt sich aus den Leitbündeln die Neumeristembildung seitlich auf das Grundgewebe fort, es entsteht dadurch ein geschlossener Ring oder vielmehr eine kegelmantelförmige Schicht Neumeristem, die ich mit dem bisher üblichen Ausdruck Cambium bezeichne; letztere Bezeichnung möchte ich, wie Sanio und Sachs es thun, nur auf diese Meristemschicht beschränkt wissen. Das übrige, im Grundgewebe auftretende Neumeristem erscheint in der Form eines geschlossenen Ringes, bei einigen Dicotylen, wie den Menispermaceen (Coceulus laurifolius), in der primären Rinde, bei den Monocotylen mit sehr beträchtlichem Dickewachsthum der Stämme, wie bei Dracaena, Aletris und mehreren Palmen. Nach Sanio geschieht hier die Verdickung durch eine Folgemeristemschicht, seinen Verdickungsring, doch glaube ich die Richtigkeit dieser Angabe bezweifeln zu müssen, da Sanio unter dem von ihm benutz- ten Untersuchungsmaterial keine monocotylen Pflanzen mit lange anhaltendem, beträcht- lichem Dickewachsthum nennt und die Untersuchungen von Millardet !) auf eine Meri- stemschicht schliessen lassen, welche nach unserer Definition als Neumeristem aufzufassen ist. Ferner habe ich mich durch Untersuchung der Wurzeln von Dracaena Draco überzeugt, dass die früher erwähnten Leitbündel an dem halben Umfange des axilen Stranges und das letztere von einander trennende Grundgewebe aus einer Neumeristemschicht hervorgehen; endlich spricht der von den Leitbündeln des inneren, weicheren Theiles der Stämme von Aletris und Dracaena abweichende Bau der Leitbündel des peripherischen, härteren Thei- les zu Gunsten unserer Annahme, zumal die peripherischen Leitbündel im Stamm von Dra- caena und Aletris in ihrem Bau vollkommen mit den secundären Leitbündeln in der Wurzel von Dracaena übereinstimmen. Die letzterwähnte Neumeristemschicht möchte ich zum Unterschiede von dem Cambiummantel als Verdickungsmantel bezeichnen; dem Sanio’- schen Verdickungsring, soweit dieser aus Folgemeristem besteht, entspricht unser Meristem. Diejenigen Streifen des Cambiummantels, welche in den Leitbündeln entstehen, bilden stets secundäres Leitbündelgewebe; die in dem zwischen den Leitbündeln gelegenen Grund- gewebe, den Markverbindungen, auftretenden Streifen bilden entweder secundäres Leit- bündelgewebe, Fascilulargewebe, oder secundäres Grundgewebe, Interfasciculargewebe (s. g. primäre Markstrahlen), ersteres verschmilzt entweder innig mit dem secundären 1) Sur l’anatomie et le développement du corps lig- | Soc. Пар. Se. nat. 4. Cherbourg, t. XI. 1865, nach dem neux dans le genre Yucca et Dracaena. (Extr. d. Mem. | Referat in der Botan. Zeitung, 1867, pag. 14, 15, 16). 182 ÉDMUND Russow, Gewebe der Leitbündel oder es wird von letzterem durch Interfasciculargewebe getrennt. Das Interfasciculargewebe bildet sich parenchymatisch oder prosenchymatisch aus; in letz- terem Fall unterscheidet es sich vom secundären Leitbündelgewebe nur durch die Abwesen- heit der Gefässe oder gefässartigen Elemente. Es erübrigt noch darauf hinzuweisen, dass das vom Cambiummantel gebildete secun- däre Gewebe in der elementaren Ausbildung verschieden ist, je nachdem es auf der Mark- oder Rindenseite des Cambiummantels gebildet wird; anders beim Verdickungsmantel, der nur nach einer Seite, der Markseite, secundäres Gewebe bildet; hier bestehen die geschlos- senen Leitbündel nicht aus einem markwärts gelegenen Xylem und rindewärts gelegenen Phloëmtheil, sondern das Xylem umschliesst das Phloëm (bei Dracaena, Aletris). In den Wurzeln der Phanerogamen und Stämmen mit axilem, combinirtem Leitbündel, findet die Anlage des gesammten Grund- und Leitbündelgewebes wie in den Axenorganen der Kryptogamen mit combinirten Leitbündeln gleichzeitig statt. Entweder ist im Proto- meristem bereits die Anlage der drei Gewebesysteme, wie bei Hippuris (vielleicht bei allen Stämmen der Phanerogamen mit axilem, wurzelstrangähnlichem Leitbündel) oder in mehre- ren Embryonalwurzeln die Anlage von Haut- und Grundgewebe oder des Hauigewebes allein vorhanden, oder das Protomeristem lässt, wie bei vielen nicht,embryonalen Wurzeln (zumal Monocotylen) keine regelmässige Anordnung seiner Zellen erkennen, es nimmt dann zwischen den differenzirten Geweben einen abgestumpft kegelförmigen Raum ein; die Zellen an der abgestumpften, gewöhnlich etwas concaven Fläche erzeugen das Leitbündelgewebe; die an die Mantelfläche grenzenden Zellen bilden das Grund- und Hautgewebe (Rinde und Epidermis), die der Grundfläche das Gewebe der Wurzelhaube. Das in der Axe mehrerer Wurzeln, zumal monocotyler Gewächse (Taf. XI, Fig. 40), und in Hauptwurzeln mehrerer Dicotylen auftretende parenchymatische Gewebe, welches im ausgebildeten Zustande dem Mark der Stämme täuschend ähnlich sieht und von vielen Forschern als Mark bezeichnet wird, differenzirt sich sehr viel später als das Grundgewebe (Rinde) und nach Anlage einzelner Elemente (der Gefässe) des Xylems, ist somit seiner Anlage nach verschieden von dem Mark der Stämme, das entweder gleichzeitig mit der Rinde oder gewöhnlich früher als diese und stets sehr viel früher als die Leitbündel ange- legt wird. Bei vielen Monocotylen (wie Gräsern und Juncaceen) ist die Axe der Wurzel (das Centrum des Leitbündels) von einem compacten prosenchymatischen Gewebe einge- nommen, das morphologisch dem parenchymatischen, markähnlichen, jedenfalls entspricht; morphologisch demselben gleichartig erachten wir ferner: das im Centrum des axilen Stranges von Hippuris befindliche, zartwandige, parenchymatische Gewebe oder das derbwandige, prosenchymähnliche in der Axe des Leitbündels von Psilotum und Tmesipteris. Der Hauptunterschied in der Gewebebildung zwischen Axenorganen mit einfachen und combinirten Leitbündeln besteht somit darin, dass bei ersteren der Gewebekern sich zu Grundgewebe, und zwar in seiner ganzen Ausdehnung und sehr früh, ausbildet (mit den wenigen Ausnahmen der s.g. endogenen Leitbündelbildung) bei letzteren direct in Desmogen VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. М. 215 übergeht (in dessen Centrum sich zuweilen ein parenchymatisches, markähnliches Gewebe bildet), während das Desmogen in den Stämmen mit einfachen Leitbündeln in einer Meristem- schicht entsteht, die aus dem äusseren den Kern umgebenden Gewebe hervorgeht; diese von uns Mesistem genaunte Gewebeschicht, wie das Endistem der Stämme mit einfachen Leitbündeln, fehlt ganz den Wurzeln und Stämmen mit combinirten Leitbündeln. Die zur Rinde (peripherischen Grundgewebe) sich ausbildende Meristemschicht letztgenannter Axen- organe, unmittelbar dem Protomeristem entstammend oder in demselben bereits angelegt, ist wol dem Peristem, dem äusseren Theile des Existems zu identificiren, da dieses nur Grundgewebe bildet und sich bis ins Protomeristem direct verfolgen lässt. Nach Hanstein findet in sämmtlichen Axenorganen der Phanerogamen, sowol Stäm- men als Wurzeln, die Differenzirung der Gewebe in gleicher Weise statt, und zwar geht aus dem Plerom, demjenigen Gewebe, welches dem von uns Gewebekern genannten ent- spricht, das centrale Grundgewebe und das Leitbündelsystem, in Wurzeln und Stämmen, welche kein Mark besitzen, nur Leitbündelgewebe hervor; aus dem Periblem, welches das peripherische (unter dem Dermatogen liegende), aus einer bis mehreren Schichten bestehende (Gewebe des Protomeristems umfasst, bildet sich die (primäre) Rinde. Ein Hauptunterschied zwischen der Auffassung Hanstein’s und der meinigen besteht demnach nur in Betreff der Differenzirung des Leitbündelgewebes und eines Theiles des Grundgewebes in Axenorganen mit einfachen Leitbündeln und centralem Mark; nach Hanstein geht hier das Leitbündel- system und das, letzteres zunächst amgebende, Grundgewebe aus dem peripherischen Theil des weiter entwickelten Pleroms (unseres Endistems) hervor, während ich (übereinstim- mend mit Sanio) den Ursprung der bezeichneten Gewebe in den inneren Theil des Aussen- gewebes (Existems) verlege, des weiter entwickelten Periblems Hansteins. Empfiehlt sich die Lehre Hanstein’s durch ihre Einfachheit, insofern sie die Einheit der Gewebeentwickelung bei sämmtlichen Leitbündelpflanzen statuirt, so erheben sich doch, abgesehen von den Beobachtungen, welche ihr zuwider laufen, einige Bedenken gegen die Richtigkeit derselben, insofern die s. g. Blattspuren, Foliarstränge oder gemeinsamen Stränge, der Hansteinschen Lehre zufolge, nicht als einfache betrachtet werden dürfen, sondern als aus zwei Theilen zusammengesetzte aufgefasst werden müssen, von denen der eine seine Entstehung dem Plerom, der andere dem Periblem verdankt. Der Umstand, dass der im Stamme senkrecht absteigende Theil der Foliarstränge sich von oben nach unten, wenigstens anfänglich, der schräg nach auswärts biegende Theil sich von unten nach oben entwickelt, spricht scheinbar für die Zusammensetzung der Leitbündel aus zwei heterogenen Theilen; bei Equisetum vollends ist im jungen Leitbündel an der Biegungsstelle eine scharfe Grenze zwischen dem ab- und aufsteigenden Schenkel des Leitbündels wahrnehmbar, doch gerade bei Equisetum lehrt die Untersuchung der Entwickelungsgeschichte unzweideutig, dass beide Theile des Leitbündels wie das die Leitbündel zunächst umgebende Grundgewebe ebenso wie die Rinde und Blätter aus einer Gewebeschicht hervorgehen, die wir als Existem bezeichnen. Die durch radiale Theilung der 3 Segmentzellen hervorgehenden 184 Ермомр Russow, 6 Sextanten theilen sich je durch eine tangentiale Wand; die inneren 6 Tochterzellen bilden die Anlage des Pleroms (Endistems), das in Grundgewebe, Mark, übergeht, aus den 6 äusse- ren Tochterzellen geht das Existem (Peristem Hanstein’s) hervor, das sich in Peristem und Mesistem differenzirt; letzteres bildet Leitbündel und Grundgewebe, ersteres Grund- gewebe (Rinde) und Epidermis; diese Vorgänge sind mit einer Schärfe zu beobachten, die keinen Zweifel übrig lässt. Untersuchungen der Embryoentwickelung bei Phanerogamen, auf die Hanstein seine Lehre von der Differenzirung der Gewebe begründet, habe ich bisher nicht angestellt, bin aber überzeugt, dass in der epicotylen Axe die Anlage der 3 Gewebesysteme nach dem- selben Typus erfolgt wie in den nicht embryonalen Axen mit centralem Mark und einfachen Leitbündeln; in Bezug auf die hypocotyle Axe stimmen die Beobachtungen Hanstein’s mit den meinigen an Axen mit combinirten Leitbündeln, im Wesentlichen überein. In aus- keimenden Samen von Vicia Faba und Phaseolus multiflorus fand ich die Gewebedifle- renzirung des Stammes in Uebereinstimmung mit dem allgemeinen von mir angegebenen Typus. Ich glaube die vorstehenden Betrachtungen über die Differenzirung der Gewebe nicht abschliessen zu dürfen, ohne die Frage zu erörtern oder wenigstens in Anregung zu bringen, wie weit der Begriff Protomeristem auf das Gewebe der Vegetationsspitze auszu- dehnen sei, oder mit anderen Worten, wo die Grenze zwischen Protomeristem und Folge- meristem zu suchen sei, ob das Endistem, Meristem und Peristem, soweit es nicht aus Altmeristem besteht, Protomeristem oder nicht Protomeristem sei; denn seitdem das Gewebe des Vegetationskegels der meisten Phanerogamen, wie es scheint aller Mono- und Dicoty- len, als ein deutlich in einen Kern und peripherische, den Kern umhüllende Schichten differenzirtes erkannt worden, erscheint die Grenze zwischen Urmeristem und Folgemeristem verwischt. Das Folgemeristem ist nach Nägeli entweder Jung- oder Altmeristem; letzteres ist durch die mit Luft erfüllten Intercellulargänge und den grobkörnigen Inhalt seiner Zellen scharf charakterisirt, dagegen haben die zwischen Altmeristem und Protomeristem gelege- nen Zellen des Jungmeristems dasselbe Ansehen wie die des Protomeristems. Wie mir scheint, ist ein Unterschied in der Dauer zwischen je zwei auf einander folgenden Theilungen in den Zellen des einen und anderen Meristems zu suchen; die Zellen des Jungmeristems theilen sich theilweise rascher, ohne vor jeder Theilung sich erheblich zu vergrössern, wo- her es engmaschiger als das Protomeristem wird, theilweise langsamer, nachdem die Zellen sich vor jeder Theilung beträchtlich vergrössert, woher das Gewebe weitmaschiger als das Protomeristem wird; letzteres findet statt im Endistem und Peristem, ersteres im Mesistem. Ferner spricht sich häufig ein Unterschied in der Lagerung der Zellen aus; in dem Kern des Protomeristems dicht unterhalb der äusseren Schichten lassen die Zellen durchaus keine Regelmässigkeit in der Anordnung erkennen, während weiter nach unten, zum Altmeristem hin, die Lagerung eine reihenförmige wird durch mehrfach auf einander folgende Theilung VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. W. 185 in gleicher Richtung (rechtwinklig zur Längsaxe des Stammes). Nach alle dem glaube ich die Grenze (die freilich keinesweges scharf ist) zwischen Protomeristem und Jungmeristem dort zu finden, wo die Differenzirung der Gewebe in Endistem, Mesistem und Peristem sichtbar wird; im Mesistem differenziren sich die Desmogengruppen, somit nehmen die Leitbündel mit collateralem Xylem und Phlo&m ihren Anfang im Jungmeristem und nicht im Protomeristem, während die combinirten Leitbündel direct aus dem Protomeristem hervorgehen. | Wir haben vorhin erwähnt, dass das Mesistem nicht als geschlossene Ringschicht auf- tritt, sondern an den Stellen, wo die jüngsten Blätter abgehen, sich zu bilden beginnt, und von diesen Punkten seitlich (tangential) in der Bildung fortschreitet: hieraus könnte man folgern, dass wenigstens ein Theil der Leitbündel im Protomeristem entsteht, doch im Hin- blick auf den Umstand, dass die grosse Mehrzahl der Leitbündel, zumal bei monocotylen Gewächsen und bei Dicotylen, wo mehr als ein Kreis von Leitbündeln gebildet wird, ganz entschieden ihren Anfang in einer Jungmeristemschicht nehmen und dass die einzelnen nach einander auftretenden Stücke des Mesistems bei ihrem Auftreten nicht den Charakter von Desmogen besitzen, insofern die Zellen dieser Gewebegruppen nicht, wie beim Desmogen, in einer bestimmten Richtung gestreckt, sondern isodiametrisch sind, und anfänglich sich nach den drei Richtungen des Raumes theilen, somit indifferentes Jungmeristem sind, so müssen wir an der Behauptung festhalten, dass die Leitbündel mit collateralem Xylem und Phlo&m ihren Anfang nicht im Protomeristem, sondern im Jungmeristem nehmen. Fassen wir in Betreff der Anlage und Ausbildung der einzelnen Elemente des primären Leitbündel- und Grundgewebes unsere bisherigen Beobachtungen zusammen, so ergeben sich folgende Sätze. In dem Leitbündelgewebe werden zuerst angelegt und erreichen zuletzt ihre Ausbil- dung die gehöft getüpfelten Gefässe oder Tracheiden (wenigstens ein Theil derselben) im Xylem und die Siebgefässe oder Siebröhren im Phloöm. | Die ersten, sich sehr rasch ausbildenden Dauerelemente sind die Protophloöm- und Protoxylemzellen (oder Gefässe), und zwar treten erstere fast ausnahmslos früher, oft be- trächtlich früher als letztere auf. Die der Anlage und Ausbildung nach letzten Elemente sind die parenchymatischen. In Betreff des ersten Satzes bemerke ich, dass es mir durch directe Beobachtung nur in den Wurzelsträngen und in den Leitbündeln der Farne, Marsilia und Selaginellen bisher ge- lungen, die Anlage der Tracheiden und Siebröhren vor allen übrigen Elementen zu consta- tiren, somit nur bei combinirten Leitbündeln, doch da diese in Bezug auf das Auftreten der ersten dickwandigen Dauerzellen sich genau ebenso wie die Leitbündel mit collateralem Xylem und Phloëm verhalten, so scheint mir der Schluss gerechtfertigt, dass auch in letzt- genannten Leitbündeln die Gefässe oder gefässartigen Elemente des Xylems und Phloëms vor allen übrigen Elementen angelegt werden. Im Grundgewebe tritt zuerst das Prosenchym auf und zwar das Collenchym früher Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Serie. 24 186 Ермомо Russow, als das Sclerenchym; ersteres beginnt gleich nach seiner Anlage sich auszubilden, die Zellen verdicken ihre Wände verhältnissmässig rasch und fast gleichzeitig mit den Protoxylem- zellen, während das Sclerenchym sich allmälig ausbildet, etwa mit den Tracheiden oder gehöft getüpfelten Gefässen gleichen Schritt haltend. Die Anlage des Kritenchym’s erfolgt bald früher, bald später, meist um die Zeit, wo die Protoxylemzellen sichtbar werden. Am frühesten findet die Anlage und Ausbildung der Schutzscheide statt, zumal in Wurzeln mit schmächtigem Leitbündel, wo sie bereits vor dem Auftreten der Protophloëmzellen angelegt ist; zur Zeit, wo die ersten Tracheiden ihre Wände zu verdicken anfangen, ist der dunkle Punkt an den radialen Wänden sichtbar. Die Zellen der Steifungs- und Stützscheiden bilden sich mit dem Sclerenchym gleichzeitig aus. Das Parenchym geht zuletzt in Dauergewebe über und erlangt seine Ausbildung vor oder mit dem Prosenchym. Schliesslich entwerfen wir, um die Verschiedenheiten in dem Modus der Gewebe- entwickelung in Stamm- und Wurzelorganen der Leitbündelpflanzen leichter zu überblicken, folgende kurze Tabellen. A. Axenorgane mit einfachen Leitbündeln. I. Das Scheitelwachsthum wird durch Protomeristem fortgeführt, welches in allen Fällen an seiner Oberfläche von einer das Hautgewebe bildenden Schicht, dem Dermatogen, überzogen ist, bei Mono- und Dicotylen überdies in einen Gewebekern und 1 — mehrere peripherische Schichten differenzirt ist. Protomeristem bedeckt von dem Dermatogen. D 4 4 Ne SEE ВЕБЕ СЕТЬ, НОСИТ EE а нема 2e CRUE erw En 5 PRET ВЕТЕРИНАР ONE, Zindistem Eixistenm CC | À . ный Innen-Grundgewebe ева т peu [M ar К] Ста are Nomen тает ветре" Na sommer ame oder me arr 9 en Grundgewebe Desm ogen Zwischen-Gewebe Aussen-Grundgewebe Hautgewebe und = a (ee mg [primäre Rinde] [Epidermis] Dosmosen Leitbündel Zwischen- (Leitbündel) (in einem oder Grundgewebe mehreren Kreisen) [Markverbindungen | Cambium Cambium Verdickungs- Phellogen Phellogen | Cambiummantel mantel CSST 0 © 1 à secundäres Bi secundäres secundäres Korkgewebe Korkgewebe Leitbündelgewebe Grundgewebe Leitbündel- und Xylem u. Phloem (selten auch secund. Leitbdl.) Grundgewebe D | =” secundäre Rinde | Korkgewebe VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 187 II. Das Scheitelwachsthum wird durch eine (verkehrt-dreiseitig-pyramidale) Scheitel- zelle fortgeführt: nur bei Equisetum. | | Scheitelzelle | Segmentzellen | Sextantenzellen | RQ | innere Tochterzellen äussere ТосЩегие ет: Ed ur + Eindistem Existem Sr at Ban sung à О ARR CS a RE ить. Innen-Grundgewebe Mesistem Peristem [Mark] nn nan er ТЯ Desmogen Zwischengewebe U] U ARE и Leitbündel Zwischen-Grundgewebe RN (ein Kreis) [Markverbinduugen] Rinde Epidermis. B. Axenorgane mit combinirten Leitbündeln. I. Wurzelorgane. a) Nicht embryonale Wurzeln zahlreicher Phanerogamen, zumal der Monocotylen Wurzelhaube 4 Protomeristem =. я Au: = RE, Desmogen Peristem SSSR, 2 DE D | НХ Leitbündel Grundgewebe Hautgewebe (axil) (Rinde) (Epidermis) | [2 Cambiummantel Verdickungsmantel (nur bei Dicotylen und (bei Dracaena) Gymnospermen) secundäres secundäres Leitbündelgewebe, Leitbündel- u. Grund- Korkgewebe. Xylem u. Phloöm gewebe Korkgewebe b) Embryonale Wurzeln und nicht embryonale Wurzeln der Phanerogamen, zumal der Wassergewächse. Protomeristem differenzirt in: Wurzelhaube Gewebekern, peripherische Schichten und Dermatogen (Plerom) (Periblem) | Desmogen Grundgewebe Hautgewebe mn, mm” г . . | (Rinde) (Epidermis) Leitbündel 24* 188 Ермомр Russow, с. Wurzeln der Kryptogamen. a. Mit einer Scheitelzelle (Wurzelhaube) Kappenzellen Scheitelzelle у Segmentzellen | Sextantenzellen EEE ER EEE о" CPE EEE RE ER | innere Tochterzellen äussere Tochterzellen Баня ES “es Я Desmogen Peristem rom, Ja se NI ze | L H | HA AD u Gun N CPAS ANSE, LEE Grundgewebe Hautgewebe (Rinde) (Epidermis). В. Mit mehreren Scheitelzellen Wurzelhaube А Scheitelzellen У. Protomeristem а CRE Des N gen Peristem NRC SERRE TER, ARTE ET NS RDS, AS CLR GE | . и Et TN Leitbündel Grundgewebe Hautgewebe (Rinde) (Epidermis). Il. Stammorgane. a) Stämme der Phanerogamen mit wurzelstrangartigem, axilem Leitbündel. Protomeristem differenzirt in: Gewebekern, peripherische Schichten und Dermatogen (Plerom) (Periblem) Er ай ный Desmogen Grundgewebe Hautgewebe Е (Rinde) (Epidermis). Leitbündel b) Stämme der Kryptogamen. a. Mit Leitbündeln, deren Phloöm das Xylem concentrisch umgiebt (Filices, Rhizocarpeen, Selaginellen). VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN 0. $, W. 189 Scheitelzelle (eine oder mehrere) Protomeristem DS PONS, AE REC CE | PT. =. EN EEE EE GS, Desmogen (Vor-) Grundgewebe ра En ARE LEE as. as” FT METRE Grundgewebe Hautgewebe (Epidermis). Leitblindel (ein axiles, oder mehrere zerstreute, oder kreisförmig gestellte) В. Mit Wurzelsträngen (Lycopodium, Psilotum, Tmesipteris), ebenso wie bei Wurzeln mit mehreren Scheitelzellen, vergl. В, I, с, 6. Schlussbemerkungen. Geleitet von dem Gedanken, dass das Endziel der morphologischen Erforschung der Organismen in der Auffindung des natürlichen Systems, oder wie man heute sich auszu- drücken beliebt, in der Construction des «natürlichen Stammbaumes» besteht, und in der Ueberzeugung, dass jede, in Untersuchungen (zumal vergleichenden) auf dem Gebiete der Morphologie sich bewegende Arbeit, Materialien zum Aufbau der Lehre von der Verwandt- schaft der Organismen enthält, wollen wir die Resultate unserer Forschungen überblicken und zu verwerthen suchen. Seit den hervorragenden «Vergleichenden Untersuchungen» Hofmeister’s sind in Betreff der morphologischen Verhältnisse sexueller Propagation die nahen Beziehungen zwischen Lyeopodiaceen (resp. Isoëteen und Selaginellen) und Gymnospermen dargethan. In Bezug auf Gewebebildung ist namentlich in letzter Zeit von Sachs auf einige nähere Analogien zwischen Leitbündelkryptogamen und Phanerogamen hingewiesen worden; wir glauben durch unsere histiologischen Untersuchungen nachgewiesen zu haben, dass in letzt- genannter Hinsicht die Annäherung der Kryptogamen an die Phanerogamen eine bei wei- tem ausgedehntere und innigere ist. Die Einheit in der Gewebebildung, zumal in der ele- mentaren Zusammensetzung und Entwickelung des Leitbündelgewebes bei Phanerogamen und Leitbündelkryptogamen glauben wir detaillirter, als bisher bekannt, nachgewiesen zu haben; wir heben ferner hervor, dass unseren Beobachtungen zufolge die Leitbündel der Ophioglossaceen, Equisetaceen und Isoëtaceen mit denen der grossen Mehrzahl der Phane- rogamen nicht nur in Bezug auf die Lagerung des Xylems und Phloöms übereinstimmen, sondern dass auch hinsichtlich der Entwickelung die Stammleitbündel der Ophioglossaceen gleichsam als Prototyp der ungeschlossenen Leitbündel der Dicotylen und Gymnospermen 190 Ермомр Russow, betrachtet werden können, während die der Equisetaceen denen vieler Monocotylen, die der Isoëtaceen denen der Cycadeen auffallend ähneln. Hinsichtlich des Modus des Scheitelwachsthums erscheint unseren Betrachtungen zu- folge der Unterschied zwischen Leitbündelkryptogamen und Phanerogamen grösser als nach der Auffassung von Sachs '), doch nähert sich das durch mehrere Scheitelzellen vermittelte Wachsthum der Axenorgane von Lycopodium, mehrerer Selaginellen und der Wurzeln von Marattiaceen und Ophioglossaceen dem der, von keinem geschlossenen Dermatogen bedeckten, Axenorgane (Wurzeln) einiger Phanerogamen bis zum Schwinden einer scharfen Grenze. Nähern sich die letztgenannten Gruppen der Kryptogamen durch die Gewebebildung ihrer vegetativen Organe sehr auffallend den Phanerogamen, so spricht sich die nahe Ver- wandtschaft ersterer zu letzteren, zumal zu den Gymnospermen, nicht minder aus in der Anlage und Entwickelung der sporenbildenden Organe einerseits und der Pollen erzeugen- den Organe andererseits, da nach unseren Untersuchungen die Sporangien der Lycopodia- ceen, Equisetaceen und Ophioglossaceen nicht wie die der Filices und Rhizocarpeen, Trichom- gebilde, sondern entweder metamorphosirte Blattlacinien oder Emergenzen von Blättern sind; oder bestimmter ausgedrückt, dass die Sporangien erstgenannter nicht wie die der Filices und Rhizocarpeen ihren Anfang mit einer Zelle nehmen, sondern mit mehreren, und zwar Zellen, die nicht nur der äussersten Zellenschicht (dem Dermatogen oder der Epidermis), sondern auch dem unter derselben liegenden Gewebe angehören und dass keine Centralzelle gebildet wird, aus der durch wiederholte Zweitheilung eine bestimmte Zahl von Sporenmutterzellen hervorgeht, sondern dass die Sporenmutterzellen in unbestimmter, meist sehr grosser Zahl durch, wenigstens scheinbar, unregelmässig erfolgende Vermehrung der Zellen des inneren Gewebes angelegt werden. Erscheinen somit die Verwandtschaftsbande, welche die Kryptogamen mit den Phane- rogamen verknüpfen, unseren Beobachtungen zufolge ausgedehnter und inniger als früher, so sind die durch unsere Untersuchungen eruirten Thatsachen andererseits geeignet, manche der bisher herrschenden Anschauungen in Betreff der verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den einzelnen grösseren Gruppen der Leitbündelkryptogamen zu modificiren. Wir wenden uns zunächst gegen die Anschauung, welche den Grund der Verwandt- schaft in erster Linie nach der Bildung von einerlei oder zweierlei Sporen bemisst; diesem Princip zufolge hat man die Rhizocarpeen den heterosporen Lycopodiaceen unmittelbar genähert (von denen sie in jeder anderen Beziehung grundverschieden sind), während man sich doch andererseits gescheut, die isosporen Lycopodiaceen von den heterosporen zu trennen. Nicht die Verschiedenheit der Sporen, sondern die der Sporangien möchten wir be- nutzen, um uns die Leitbündelkryptogamen in zwei Hauptgruppen abzugrenzen, wir ver- einigen dann einerseits die Rhizocarpeen mit den Filices, von denen wir die Ophioglossaceen 1) Lehrbuch der Botanik, 2te Auflage, p. 400. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5, W. 191 und Marattiaceen abtrennen, und stellen andererseits diese letztgenannten mit den Equi- setaceen und Lycopodiaceen zusammen, wobei wir bemerken, dass uns nicht die genannte Differenz allein veranlasst, diese Gruppirung vorzunehmen ; — wir verfielen dadurch in den- selben Fehler, welchen wir eben gerügt, nämlich auf ein einziges Merkmal die Aufstellung grösserer Gruppen zu begründen — wie wir nachgewiesen zu haben glauben, fallen mit den Unterschieden in der Sporangienbildung zahlreiche andere morphologische Differenzen zusammen. Dass die Rhizocarpeen den Filices, resp. Polypodiacéen hinsichtlich der embryonalen Entwickelung sich sehr ähnlich verhalten, ist durch die Arbeiten Pringsheims und Han- steins nachgewiesen; hinsichtlich der Gewebebildung, Anlage und Ausbildung der Sporan- gien und der ersten Stadien der Sporenentwickelung glauben wir durch unsere Ощег- suchungen die fast völlige Uebereinstimmung zwischen den genannten Gruppen nachgewie- sen zu haben. Ferner stimmen die Rhizocarpeen in den übrigen morphologischen Verhält- nissen bis auf die weitere Entwickelung und Ausbildung der Sporen und deren Keimung mit den Filices entweder genau überein, oder finden unter letzteren die nächsten Analogien. Wir glauben nach alle dem nicht zu irren, wenn wir die Rhizocarpeen und Filices einander nächst verwandt ansehen, vergleichsweise erstere letzteren mindestens ebenso nahe, wenn nicht näher verwandt betrachten, als die Selaginelleen den Lycopodieen. Die letztgenannten Gruppen, wie die beiden erstgenannten können wir, um uns bildlich auszudrücken, zweien Hauptästen je eines Stammes vergleichen, von denen der eine (der Selaginellen-Ast einer- seits und der Rhizecarpeen-Ast andererseits) in Bezug auf sexuelle Propagation eine höhere Stufe der Ausbildung erlangt. Erscheinen die Rhizocarpeen und Filices, welche beiden Gruppen wir unter den Aus- druck Filicinae zusammenzufassen für zweckmässig erachten, als reich verzweigte Glieder eines grösseren Formenkreises, so sehen wir in den Gruppen der zweiten Hauptabtheilung der Leitbündelkryptogamen, in den Ophioglosseen mit den Marattiaceen, den Equisetaceen und Lycopodiaceen ebenso viele differente, kleinere, neben einander nahezu parallel ver- laufende, sparsam gegliederte Formenkreise, die abgesehen von einigen allen gemeinsamen Eigenthümlichkeiten in der Sporangienbildung, unter einander nur in einzelnen Punkten der Gewebebildung übereinstimmen. Stimmen alle genannten Gruppen darin überein, dass die Sporangien ihren Anfang mit mehreren Zellen nehmen (einem Zellencomplex, der sich nicht bis auf eine nach bestimmtem Modus sich theilende Zelle zurückführen lässt wie bei den Filicinae) und dass die Sporen- mutterzellen nicht durch successive Zweitheilung einer Centralzelle gebildet und daher in unbestimmter meist sehr grosser Zahl angelegt werden, so unterscheiden sich doch einzelne Gruppen von anderen bezüglich des Ursprunges der Sporangien; diese sind entweder blatt- bürtig, oder stammbürtig (letzteres nur bei Selaginella). Die blattbürtigen Sporangien sind entweder metamorphosirte Blattlacinien (bei Botrychium), oder in der Blattsubstanz ent- standene, mit Sporen erfüllte Höhlungen (Ophioglossum), oder Emergenzen des Blattes (bei 192 Ермомо Russow, Lycopodieen, Isoëteen, Equisetaceen und Marattiaceen), bei letzteren vielleicht nur aus mehreren Epidermiszellen hervorgehende Gewebecomplexe '), (somit einen Uebergang zwischen den Sporangien der Filicinae und denen der übrigen Gruppen vermittelnde Gebilde). In Bezug auf Gewebebildung sind die Unterschiede nicht nur zwischen den einzelnen Gruppen sehr beträchtlich, sondern auch Genera einer Gruppe, ja selbst Arten eines Genus zeigen hinsichtlich einzelner Gewebesysteme Differenzen, welche grösser sind als diezwischen den einzelnen Gruppen der Filices oder zwischen diesen und den Rhizocarpeen obwaltenden histiologischen Verschiedenheiten, denn während z. B. das Grundgewebe bei sämmtlichen Filices und Rhizocarpeen sich ausnahmslos gegen das Leitbündelgewebe sämmtlicher Or- gane durch eine Schutzscheide abschliesst, finden wir bei Equisetum die Stammleitbündel nur bei E. limosum von Einzelscheiden umgeben, während bei allen übrigen Arten Einzel- scheiden nicht auftreten; oder bei einigen Arten von Selaginella geschieht das Scheitel- wachsthum durch eine, bei anderen durch mehrere Scheitelzellen, während bei den Fili- стае (soweit die Beobachtungen reichen) stets eine Scheitelzelle vorhanden ist; hinsichtlich des Baues der Tracheiden sei hervorgehoben, dass diese bei sämmtlichen Filicinae nur spaltenförmige Tüpfel aufweisen, während sie bei Lycopodium sowol spaltenförmige als runde Tüpfel (bei L. Selago) führen. Vergleichen wir die Gruppen hinsichtlich der einzelnen Gewebesysteme, so finden wir in Betreff des Leitbündelgewebes eine Uebereinstimmung zwischen Ophioglossaceen, Equi- setaceen und Isoëtaceen, insofern die Leitbündel bei den genannten Gruppen einfache sind, mit collateralem Xylem und Phloëm, doch wiederum den Unterschied, dass die Entwicke- lungsrichtung des Xylems bei beiden erstgenannten Gruppen eine centripetale, bei Isoëtes eine centrifugale (bezüglich des Leitbündels) ist; ferner sind die Leitbündel bei Equisetum und Isoötes geschlossen, ohne Cambiumstreifen, während bei den Ophioglosseen (im Stamm) wenigstens eine Andeutung eines Cambiummantels vorhanden ist; endlich sei an die be- deutenden Differenzen in der elementaren Zusammensetzung der Leitbündel genannter drei Gruppen erinnert, Die Leitbündel der Marattiaceen stimmen mit denen der Selaginellaceen nahe überein, die der ersteren vollkommen mit denen der Filices (Cyatheaceen). Die Lycopodiaceen stehen ganz vereinzelt durch die Wurzelstränge in ihren Stämmen da. Es scheint, als habe die Natur den Einfall gehabt, hier die in der übrigen Pflanzenwelt be- folgten Normen umzukehren; nämlich beblätterte Wurzeln und blattlose Stämme zu bilden; denn die s. g. Rhizoiden von Psilotum sind Stämme ohne jegliche Andeutung von Blättern, und die beblätterten Stämme der Lycopodieen sind anatomisch Wurzeln, denen nur die Haube mangelt, welche übrigens physiologisch durch die den Vegetationskegel umhüllenden Blätter vertreten wird. Das Grundgewebe weist bei den einzelnen Gruppen nicht geringere Verschiedenheiten 1) Vergl. die Note auf pag. 110. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. W. 193 auf als das Leitbündelgewebe; indem wir in Betreff der Einzelheiten auf den vorhergehen- den Abschnitt verweisen, heben wir hier nur hervor, dass im Vergleich mit den Rhizo- carpeen und Filices der Umstand sehr auffällt, dass, mit Ausnahme der Equisetaceen, in keiner Gruppe das Grundgewebe der Blätter sich durch Scheidegewebe gegen das Leit- bündelgewebe abgrenzt, und dass das Grundgewebe der Stämme, mit alleiniger Ausnahme der Lycopodiaceen und des Stammes von Equisetum limosum, keine Einzelscheiden bildet; dagegen treten die den Filicinae mangelnden gemeinsamen Scheiden bei Ophioglossaceen und Equisetaceen auf, bei letzteren in ganz besonders charakteristischer Weise, wie kaum anderweitig im Pflanzenreiche. Was das Hautgewebe betrifft, so heben wir hervor, dass es bei Ophioglossaceen und Marattiaceen zu einer Bildung von Korkgewebe, oder wenigstens einem dem Kork ähnlichen Gewebe, kommt. Während die Epidermis bei den Filicinae meist sehr reich an Trichom- gebilden ist, die oft complieirt gebaut sind, weist die Epidermis bei den Gruppen der zwei- ten Abtheilung nur eine sparsame und sehr einfache, oder bei Ophioglossaceen und Equi- setaceen (fast) gar keine Behaarung auf, die ersteren sogar nicht einmal an den Wurzeln; die Marattiaceen haben mit den Filices die eigenthümlichen paleae gemein. Hinsichtlich der Unterschiede in der elementaren Zusammensetzung des Leitbündel- und Grundgewebes bei den Filicinae einerseits und den übrigen Gruppen andererseits sei bemerkt, dass Siebgefässe mit Callusplatten (bei Equisetaceen und Ophioglossaceen) und Tracheiden mit runden Hoftüpfeln (bei Equisetum und Lycopodium) und solche mit Netz- und Ringfasern (bei Ophioglossaceen) bei den Filicinae nicht vorkommen und dass im Grund- gewebe der Equisetaceen, Marattiaceen und vielleicht auch Ophioglossaceen Collenchym auftritt, welches gleichfalls den Filicinae abgeht, Endlich sei noch auf den Umstand auf- merksam gemacht, dass das Sclerenchym, welches bei den Filicinae meist gelb- bis roth- braun oder schwarzbraun tingirt ist, bei den Gruppen der zweiten Abtheilung äusserst selten diese Färbung zeigt, nur zum kleinen Theil bei Equisetaceen, bei Psilotum und Tmesipteris. Schliesslich sei in Betreff der Wurzelbildung (Bau und Entwickelung der Wurzeln) be- merkt, dass diese bei den Filicinae nur einen einzigen Typus aufweist, wir können ihn den Filix-Typus nennen; in der zweiten Abtheilung herrscht der Lycopodiaceen-Typus vor, wenn wir mit diesem Ausdruck den Typus bezeichnen, welcher sich in der Bildung der Lycopodium-, Selaginella- und Isoötes-Wurzeln ausspricht. Die Wurzeln von Tmesipteris weichen im Bau von denen der übrigen Lycopodiaceen ab und nähern sich einigermaassen denen der Filices, ob auch hinsichtlich der Entwickelung? Stimmen die Wurzeln der Equi- setaceen sehr nahe mit denen der Filicinae in Bau und Entwickelung überein, so nähern sich andererseits die Wurzeln der Marattiaceen und Ophioglossaceen in jeder Beziehung sehr den Wurzeln der Lycopodiaceen. Versuchen wir es nach alledem die verwandtschaftlichen Beziehungen der Gruppen innerhalb der zweiten Abtheilung, um es kurz zu machen, uns unter dem vorhin gebrauchten Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, УПше Série. 25 194 Ермомр Russow, Bilde eines Stammbaumes zu vergegenwärtigen, so stellen wir uns drei Aeste vor, von de- nen zwei sich verzweigende, der Ophioglossaceen- und Lycopodiaceen-Ast, zu einem Haupt- ast zusammen treten, aus welchem, unterhalb der Vereinigungsstelle beider Aeste, der dritte, unverzweigte Equisetaceen-Ast entspringt. Der Lycopodiaceen-Ast theilt sich zu- nächst in zwei Aeste, von denen der eine, der Isoëtaceen-Ast, sich unverzweigt erhebt, während der andere nach einigem Verlauf sich in den Lycopodieen- und Selaginelleen-Ast spaltet, von denen letzterer sich bis zur Höhe des Isoëtaceen-Astes erhebt, während der Lycopodien-Ast zurückbleibt. Der Ophioglossaceen-Ast spaltet sich in den Marattiaceen- und Ophioglosseen-Ast, welche beide bis zur Höhe des Lycopodieen-Astes aufsteigen. Viel- leicht werden ausgedehntere Untersuchungen an den Marattiaceen, als ich sie anzustellen bisher im Stande gewesen, eine nähere Verwandtschaft zu den Filices darthun, da die den Ausschlag gebende Vorkeim- und Embryobildung noch völlig unbekannt ist; zur Zeit scheinen uns die Marattiaceen den Ophioglosseen jedenfalls näher als den Filices zu stehen. Die Rhizocarpeen und Filices haben wir bereits als zwei sich verzweigende Hauptäste eines Stammes bezeichnet; um ihre Verwandtschaft zu den übrigen Leitbündelkryptogamen auszudrücken, denken wir uns einen Stamm, der sich in zwei Hauptäste von ungleicher Mächtigkeit spaltet, der stärkere ist jener in Ophioglossaceen- und Lycopodiaceen-Ast sich theilende und den Equisetaceen-Ast auszweigende Hauptast, während der schwächere sich in den Filix- und Rhizocarpeen-Ast spaltet, von denen letzterer sich abermals theilend in den Marsiliaceen- und Salviniaceen-Ast bis zur Höhe des Isoötaceen- und Selaginelleen- Astes emporreicht, der Filix-Ast, sich mehrfach verzweigend, in sechs Spitzen: Polypodia- ceen, Cyatheaceen, — Osmundaceen, Schizaeaceen, — Gleicheniaceen und Hymenophylla- ceen, bis zur Höhe der Ophioglossaceen-, Equisetaceen- und Lycopodieen-Aeste ausstrahlt. Da wir in vorstehender Skizze die ausgestorbenen (bisher bekannten) Formengruppen ganz unberücksichtigt gelassen, so werden wir wol nicht in den Verdacht kommen, als hätten wir in dem angedeuteten Stammbaum unsere Ansicht über den muthmasslichen genetischen Zusammenhang der Formengruppen, im Sinne der Descendenztheorie abspiegeln wollen; wie oben bemerkt, haben wir nur der Kürze wegen uns jener bildlichen Darstellung bedient, und wünschen, dass man dieselbe nur als solche gelten lasse, denn zur Zeit kann, unserem Ermessen nach, jeder Entwurf in Form einer Stammtafel nur den Sinn haben, mit wenigen Strichen die Quantität der zwischen gewissen Formengruppen bestehenden Unterschiede und Ueberemstimmungen zu zeichnen. _ In nachfolgender tabellarischen Uebersicht fassen wir schliesslich die Hauptergebnisse unserer Untersuchungen zusammen. nn г еж ь N ri a gé sc de Heterospore Leitbündel- kryptogamen. s Isospore Leitbündelkrypto-|H gamen. G SG 03 u =. As к. : vo D — — LA ве » Heterospore Leitbündel- kryptogamen. 1. Die Sporangien nehmen ihren Anfang mit einer Zelle, die sich nach Art der dreiseitigen Scheitelzellen theilt. Die Sporenmutterzellen, in be- stimmter Zahl, entstehen durch succes- siveZweitheilung einer Centralzelle. Gewebebildung bei sämmtlichen Gruppen der ganzen Abtheilung gleich. | Leitbündel combinirt, Phloëm das) Xylem concentrisch umgebend; Entwickelungs- richtung des Xylems vorherrschend centripetal, ausserdem nach entgegengesetzten Richtungen | | Grundgewebe, in sämmtlichen Organen] gegen das Leitbündelgewebe durch eine Schutz-) scheide abgegrenzt. | | | | Wurzelbildung (Bau und Entwickelung| der Wurzeln) nach dem Filix-Typus. | I Rhizocarpeae (Sporen isomorph mit Episporium) Salviniaceae (Sori frei). | Marsiliaceae Zu pag. 194. И. Die Sporangien nehmen ihren Anfang mit mehreren Zellen, die keine Regelmässigkeit in Lagerung und Theilungsfolge erkennen lassen; eine Centralzelle ist nicht vorhanden, woher die Sporenmutterzellen in unbestimmter, meist sehr grosser Zahl gebildet werden. Gewebebildung bei den einzelnen Gruppen verschieden, im Ganzen bei sämmtlichen Gruppen dieser Abtheilung von der Gewebebildung der Gruppen innerhalb der ersten Abtheilung verschieden, in Bezug auf einzelne Gewebesysteme theilweise mit letzteren übereinstimmend. Sporangien Sporangien blattbürtig. stammbürtig. =——_ зы _ — |Die Sporangien neh- Die Sporangien sind men mit mehreren metamorphosirte Re EVE lEpidermiszell. ihren Llattlacinien oder Die Sporangien sind Emergenzen des Blattes. | PB wen Höhlungen in der Anfang. Blattsubstanz. mn Dumm mm nn ma. дм A Leitbündel desStam- | Leitbündel combi- mes und der Wurzel Leitbündel | nirt. Leitbündel einfach, mit collateralem Xylem und Phloëm. nach gleichem Typus combinirt. ns nn en, er mn: ник. ee ee men, Bau und Entwicke- lungsrichtung des Entwickelungsrich- Xylems wie bei den Entwickelungsrichtung des Xylems cen- tung des Xylems Entwickelungsrichtung des Filices. tripetal (bezüglich des Leitbündels). centrifugal. Xylems rein centripetal. ss, EN nn en an ee, Grundgewebe des Grundge webe des Blattes ohne Schutz- Blattes mit Schutz- scheide. scheide. Grundgewebe des Blattes ohne Schutzscheide. 0 2e a ji nn nn Im Stamm Einzel- Grundgewebe des Stammes bildet ge- Grundgewebe des Stammes bildet nur Im Stamm keine Schutz- scheiden? meinsame Scheiden. um Wurzelstränge Scheiden. scheide. ri es Oo mn Wurzelbildung nahe übereinstimmend Wurzelbildung wie mit der der Lycopodiaceen. bei den Filices mn m nn nn m nn m mn. | Isoötaceae (Sporen heteromorph). Wurzelbildung nach dem Lycopodiaceen-Typus. Selaginellaceae т | | (Sporen isomorph). | (Sori in einem Receptaculum). Isospore Leitbündelkrypto- gamen, Filices (Sporen heteromorph) | Polypodiaceae | Cyatheaceae. | Hymenophyllaceae Gleicheniaceae Schizaeaceae Osmundaceae | —_—Ы—ы——ы— Lycopodiaceae (Sporen heteromorph) Ophioglossaceae (Sporen isomorph). Equisetaceae (Sporen isomorph mit Episporium), Marattiaceae (Sporen heteromorph). ne “on, ee nn ————Ж—Ж— Од Marattiinae. Equisetinae. Lycopodiinae. Filicinae. м и ORAL DR. и An р vi и VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. $. М. 195 Nachsehrift. Einige Wochen nach Absendung meines Manuscripts wurde ich bei der Betrachtung sehr gelungener Präparate, die ich zum Zweck der Demonstration verschiedener Entwicke- lungsstadien von Farnleitbündeln angefertigt hatte, auf eine wichtige Erscheinung aufmerk- sam, die mir bis dahin entgangen war. Konnte ich die bildliche Darstellung des neu Be- obachteten’ den Tafeln, welche unter meiner Leitung in Berlin lithographirt wurden, in den Fig. 183—185 auf Taf. IX noch hinzufügen, so wurde es mir bei der Entfernung vom Druckorte doch unmöglich, im Texte die erforderlichen Veränderungen vorzunehmen, woher ich den Leser bitte, an den bezüglichen Stellen, das jetzt Mitzutheilende berücksichtigen zu wollen. In Betreff der Abbildungen Fig. 183, 184 und 185 muss ich noch den Leser um Entschuldigung bitten, insofern die Bezeichnung der einzelnen Gewebegruppen vergessen worden ist; ich wurde leider auf dieses Versehen erst aufmerksam, als der Druck der Tafeln beendigt war. Dem Leser wird es indess nicht schwer werden, bei einem Vergleich der Fig. 183—185 mit den Fig. 3, 4, 60 und 153, erstere mit den correspondirenden Buchstaben zu bezeichnen. Die Resultate einiger anderer nachträglicher Untersuchungen sind, um es dem Leser bequemer zu machen, in Form von Noten unter den Text gesetzt worden. Die Bildung der Schutzscheide aus Zellen des Grundgewebes hatte ich zwar richtig erkannt, doch dabei übersehen, dass die der Schutzscheide von innen zunächst angrenzen- den Zellen, die äussersten Zellen der als Phloömscheide bezeichneten Gewebeschicht, Schwesterzellen der Schutzscheidezellen sind, und dass ferner sämmtliche Zellen, welche ausserhalb der Protophloömzellenschicht liegen, somit die gesammte Phloëmscheide aus dem Grundgewebe hervorgeht. Dass die Schutzscheidezellen und die der äussersten Lage der Phloömscheide Schwester- zellen sind, davon überzeugt man sich leicht durch einen Blick auf Fig. 184; dass die ge- sammte Phloömscheide mit der Schutzscheide aus dem Grundgewebe hervorgeht, beweist Fig. 183 und 185. Die drei genannten Figuren sind mit dem Zeichenprisma genau auf- 25* 196 Ермомр Russow, genommen nach Präparaten, die nach Sanio’scher Methode hergestellt waren. Die Ощег- suchung wurde ausgeführt an Petiolus-Querschnitten von Scolopendrium officinarum, Poly- podium Phyllitidis und aureum, Platycerium alcicorne, Pteris arguta, tremula und cretica, Aspidium Filix mas, spinulosum und Sieboldii, Lygodium scandens, Aneimia Phyllitidis, Balantium antarcticum und Marsilia Drummondii, an Stammquerschnitten von Pteris aqui- lina und Onychium japonicum, und wurde überall die Entwickelung übereinstimmend ge- funden. Heben wir die entscheidenden Momente der Entwickelung hervor. Nachdem in den Desmogengruppen (Procambiumsträngen) an mehreren Stellen ihres Umfanges die Protophloömzellen aufgetreten und die ersten Protoxylemzellen eben kennt- lich geworden, die Tracheiden allesammt angelegt sind und sämmtliche Elemente durch Längswände (Wände in der Richtung der Längsaxe des Bündels) sich zu theilen aufgehört haben, findet man die durch grösseres Lumen vor den sehr englichtigen peripherischen Zellen des Leitbündels sich scharf kennzeichnenden Zellen des Grundgewebes, zumal in nächster Umgebung des Leitbündels in lebhaftester Vermehrung begriffen, vorherrschend durch zur Leitbündeloberfläche parallele Wände sich theilend. Die Anordnung der Zellen des Grundgewebes in der Umgebung des Leitbündels bis zu einiger Entfernung von dem- selben ist eine sehr regelmässige; die Zellen verlaufen in radienförmig ausstrahlenden Linien, rechtwinklig zur Leitbündeloberfläche, dicht bis an die Protophloëmzellen (vergl. Fig. 183 und 185). Die Zellen der 2—3 der Leitbündeloberfläche zunächst liegenden La- gen findet man fast alle durch radiale und tangentiale Wände getheilt, während in grösserer Entfernung vom Leitbündel nur hie und da radial- oder tangential-schief auftretende Thei- lungswände wahrgenommen werden. Somit geht hier ganz unzweifelhaft sowol die Schutz- scheide und resp. Stützscheide (letztere z. B. bei Polypodium Phyllitidis, Fig. 184 und Fig. 60), als auch die Phloömscheide aus dem Grundgewebe hervor. Die erwähnten That- sachen sind mit solcher Klarheit und Schärfe zu beobachten, dass jede andere Auffassung als die ausgesprochene, durchaus unzulässig, mindestens äusserst gezwungen erscheint. Giebt sich die Phloömscheide als ein mit der Schutzscheide und resp. Stützscheide zusammengehörendes Ganze und zwar als ein Gebilde des Grundgewebes zu erkennen, so ist dieselbe doch so sehr von dem übrigen Grundgewebe verschieden und durch die Schutz- scheide gegen dasselbe so scharf abgegrenzt, dass sie nicht als Grundgewebe schlechtweg bezeichnet werden darf. Für die Schutz-, Stütz- und Steifungsscheide habe ich den Aus- druck Scheidegewebe oder Kritenchym vorgeschlagen; ich glaube diesen Begriff jetzt dahin erweitern zu müssen, dass ich unter demselben auch die Phloömscheide und überhaupt das Gewebe subsumire, welches aus dem Grundgewebe hervorgehend das Leitbündel zunächst umgiebt und nach aussen eine Schutz-, Stütz- oder Steifungsscheide bildet. Wo die Phloëmscheide nur aus einer bis zwei Zellenschichten zusammengesetzt ist, da erscheint sie im ausgebildeten Zustande als der peripherische Theil des Leitbündel- VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 197 gewebes wie beiMarsilia und vielen Filices, wo sie aus 3 und mehr Zellenlagen zusammen- gesetzt ist, macht sie auch im entwickelten Gewebe den Eindruck eines vom Leitbündel- gewebe differenten Theiles, wie namentlich bei den Gleicheniaceen auch Hymenophyllaceen und einigen Schizaeaceen; besonders bei den erstgenannten, wo die Zellen der 4—7-schich- tigen Scheide ziemlich stark verdickte, reich getüpfelte und theilweise verholzte Wände besitzen (das Gewebe, welches in Fig. 10, Taf. X mit grüner Farbe angedeutet und auf pag. 161 als Leitbündelparenchym bezeichnet wurde). Auch bei einigen Polypodiaceen, besonders bei Aspidium und Athyrium, überhaupt dort, wo die Umrisse des Xylemquerschnitts und die der Phloömscheide in ihrer Form be- trächtlich von einander abweichen (Taf. X, Fig. 13 und 19); wo demnach die Phloömscheide an verschiedenen Stellen ihres Umfanges von sehr verschiedener Mächtigkeit ist, erscheint sie, wenigstens an den Stellen grösster Ausdehnung, als ein nicht zum Leitbündel gehören- des Gewebe. Während wir bei den übrigen Leitbündelkryptogamen kein der Phloëmscheide der Rhizocarpeen und Filices entsprechendes Gewebe antreffen (denn bei Selaginella scheint mir die meist zweischichtige Zellenlage ausserhalb der Protophloömzellenschicht dem Peri- cambium der Wurzelstränge analog zu sein), begegnen wir einem Kritenchym, das nicht nur aus einer Schutzscheide, sondern auch noch aus einem mehrschichtigen Gewebe besteht, welches zwischen Leitbündel und Schutzscheide gelegen ist, bei den Coniferen; wenigstens glaube ich das in den Blättern der Abietineen zwischen Schutzscheide und dem einen centralen (bei Abies) oder den beiden Leitbündeln (bei Pinus) gelegene Gewebe als ein Analogon der Phloëmscheide auffassen zu müssen, denn zum Leitbündel gehört es nicht und vom übrigen Grundgewebe ist es beträchtlich verschieden, namentlich bei Pinus, wo die Wände der Zellen mit den bekannten, eigenthümlichen hoftüpfelähnlichen Gebilden ver- sehen sind. Ferner findet sich bei den Plantagineen zwischen Schutzscheide und den un- zweifelhaften Leitbündelelementen eine mächtige Schicht mehr oder weniger verdickter, sclerenchymatischer Zellen; auch diese Schicht scheint mir ein Analogon des in Rede stehenden Gewebes zu sein. Finden wir in den beiden letztgenannten Fällen ein ausgedehntes Kritenchym in der Umgebung von Leitbündeln mit collateralem Xylem und Phloöm, so ist es um so auffallen- der, dass wir in der Umgebung der Wurzelstränge, welche den Farnleitbündeln so nahe stehen, das Grundgewebe sich nicht in der Weise an der Bildung des Scheidegewebes be- theiligen sehen, wie in Stamm und Blatt der Filices und Rhizocarpeen. Entspricht zwar das s. g. Pericambium seiner Lage und Beschaffenheit der Zellen, somit wahrscheinlich seiner physiologischen Function nach, vollkommen der Phloömscheide, so gehört es doch seinem Ursprunge nach nicht zum Grund-, sondern Leitbündelgewebe. Die Schutzscheide entstammt zwar auch hier unzweifelhaft dem Grundgewebe (sie ist die innerste umgewan- delte Rindenzellenlage), doch die ihr von innen angrenzenden, zartwandigen Zellen des 198 Ермомр Воззом, Pericambiums sind ebenso unzweifelhaft nicht Schwestern der Schutzscheidezellen. Bei Equisetum dagegen, wo ein Pericambium fehlt (vergl. pag. 146), ist innerhalb der Schutz- scheide еше Zellenlage vorhanden, die morphogenetisch der Phloömscheide entspricht, da sie aus Schwesterzellen der Schutzscheidezellen besteht, und die Mutterzellenlage dieser bei- den Schichten unzweifelhaft die innerste Rinden- (Grundgewebe-) Schicht ist. Ob bei den übrigen Gruppen der höheren Kryptogamen und bei den Phanerogamen das Verhalten der Schutzscheide zum Pericambium, resp. zu der ihr zunächst von innen angrenzenden Schicht durchgehend dem bei den Filices und Rhizocarpeen gleicht, oder ob auch Fälle vorkommen, die dem bei den Equisetaceen entsprechen, darüber vermag ich zur Zeit keine bestimmte Angabe zu machen. Dorpat, im Juni 1872. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. В. W. 199 Erklärung der Abbildungen. Sämmtliche Abbildungen sind mit Hilfe eines Zeichenprismas entworfen; die Ver- grösserung ist neben jeder Figur durch einen Bruch ausgedrückt. Die in einer grösseren Zahl von Abbildungen gleichen, einander entsprechenden Theile sind mit denselben Buchstaben bezeichnet. C. bedeutet Centralzelle (des Sporangiums). ct. » Cuticula. ep. » Epidermis. eps. » Episporium. Frst. » Fruchtstiel. Gl. ,» Geleitzelle. h. „ Haar. ids. „ Indusium. k. » Zellkern. krp. » Kürnerplatte. Lb. „ Leitbündel. m. „ hyaline Hülle, welche aus den Special- mutterzellwänden hervorgegangen. Makpg. „ Makrosporangium. Mikpg. „ Mikrosporangium. plup2, äussere und innere Prismenschicht der Fruchtschale von Marsilia und Pilu- laria. Phlsch. „ Phloëmscheide. Prphl. „ Protophloëmzelle, Erstlingsbastzelle. Preamb. „ Pericambium. pic. „ Placenta. Pb. , „ Protoplasmablase (Protoplasmahohl- kugel. Schtz. „, Schutzscheide. Stz. „ Stützscheide. Sbr. » Siebrühre. Sbgf. ,, Siebgefäss. Selr. bedeutet Sclerenchym. Spr. „ Protoxylemzelle (Schraubenzelle). Spmw. „ Specialmutterzellwand. Sr. „ SOTUS. Spg. » Sporangium. srk. „ Soruskanal. st. „ Stoma (Spaltöffnung). Stp. „ Ptäbchenplatte, th. „ Tracheïde. Tr. ый Sporentetrade. у. „ Scheitelzelle. Taf. М. Fig. 1. Stück eines Stammquerschnitts von Marsilia Drummondii; «a Tüpfelhof; 6 in das Lumen der Tracheide stark verengter Canal des ge- höften Tüpfels; с Canal eines geschlossenen Tüpfels; p primäre Membran (Mittellamelle); m mittlere, ö innere Verdickungsschicht der Siebröhre; cg Conjugationsparenchym. Die Lumina der Sclerenchym- und Geleitzellen sind mit Stärkekörnern erfüllt. Die Wände der stark verdickten Sclerenchymzellen des äusseren Theiles der Rinde, ar, sind gelb bis gelbbraun gefärbt, die des inneren Theiles ir und die des Markes M dunkel braun. 200 Ермомо Fig. 2. Leitbündel- und Grundgewebe- (Mark-) Quer- Fig. Fig. Fig. schnitt durch den Stamm von Marsilia aegyp- tiaca (Wasserform). Die Wände sämmtlicher Zellen, bis auf die der äusseren und radialen Wände der Schutzscheidezellen und einiger Markzellen, sind vollkommen farblos. Der Schnitt hat den Stamm in der Nähe der Ab- gangsstellen einer Wurzel getroffen; ww die wurzelbildende Seite des Stammes. . Leitbündelquerschnitt aus der jungen Stamm- spitze von M. aegyptiaca; W. Wurzelseite des Stammes. Die Zeichnung ist nach einem Schnitt angefertigt, welcher nach der von angewandten Methode Sanio hergestellt worden. . Stück eines Leitbündelquerschnitts aus dem Stammende der Marsilia elata; a, а unver- dickte Tracheiden neben fast ausgebildeten, die Anlage der gehöften Tüpfel zeigend. Taf. LI. und 12. Stücke von Tracheiden der Pilularia globulifera, deren Wände, nach Kochen in Kali. durch Zerren in ein Schraubenband auseinandergerissen worden, Fig. 6, 7, 8 und 9. Stücke von Siebröhren aus dem Fig. Fig. Fig. Fig. 10. m 12. 13. Stamm und Blattstiel der Marsil.Drummondii, isolirt durch Kochen in verdünntem Kali; die Verdickungsschichten sind stark auf- geschwollen. Endstück einer durch Kochen in verdünn- tem Kali isolirten Protophloëmzelle (Erst- lingsbastzelle) aus dem Stamm von Marsilia Drummondii. Stück einer Siebröhre aus dem Stamm von М. Drummondiü, durch einen Längsschnitt blosgelegt. Vergl. Fig. 5. . Geleitzellen aus dem Stamm von М. Drum- mondii durch Kochen in Kali von den an- grenzenden Zellen bis auf die Tracheiden, mit welchen sie in Verbindung geblieben, getrennt; der Stärkeinhalt ist durch die Be- handlung mit Kali stark aufgequollen. Russow, Fig. 14. Fig. 15. Fig. 16. Fig. 17. Fig. 18. Fig. 19. Fig. 20. Stück einer Tracheidenmembran aus dem Blattstiel von Marsilia aegyptiaca nach Kochen in Kali in ein Schraubenband aus- einandergezerrt. Junge Protophloëmzellen aus der Stamm- knospe von Equisetum arvense, auf einem Längsschnitt nach Behandlung mit Kali und Alcohol. ® Stücke eines Querschnitts durch die Rinde der Wurzel von Marsilia Drummondii. @, a Zellen der einschichtigen Aussenrinde; sämmtliche Zellenwände dunkel schwarz- braun tingirt. Die Zellen der beiden äusser- sten Lagen der Innenrinde durch Copula- tionsröhrchen cp mit einander verbunden in tangentialer und radialer Richtung. Querschnitt eines Wurzelstranges von Mar- silia Drummondü, mit einem Theil des um- gebenden Rindengewebes; letzteres aus sehr dickwandigen, dunkel rothbraun tingirten Sclerenchymzellen Die Schutzscheidezellen sind mit einer ölarti- gen, stark lichtbrechenden, gerbstoffhaltigen Flüssigkeit erfüllt. Die Reste der Proto- phloëmzellen an 3 Stellen sichtbar. zusammengesetzt. u. 19. Querschnitt des axilen Stranges aus der jungen Wurzelspitze von Marsil. salva- trix; 18 älteres, 19 jüngeres Stadium der Entwickelung. 1, 2, 3 die 3 Segmentzellen, durch die Wände II, II,, Пи in 6Sextanten, 3 grössere А, В, C und 3 kleinere a, 6, с getheilt. Querschnitt des axilen Stranges und eines Theiles der Rinde der Wurzel von Pilularia globulifera. ar Aussenrinde; Г, 1 grössere vierseitige, [, [ kleinere dreiseitige Lacunen; in letztere die Spiralschläuche, uhrfederartig aufgerollte Ausstülpungen der Insertions- zellen $ hineinragend; 1$ Längsscheidewand. Bei Pilularia americana finden sich die Spiralschläuche in derselben Ausbildung wie bei P. globulifera. Fig. 21. Fig. 22. Fig. 28. Fig. 24 Fig. 26. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 3. W. Taf. III. Stück eines Querschnitts der Fruchtschale von Marsilia Drummondii (kurz vor der Reife der Frucht). ep. Epidermis mit Spalt- öffnungen st und einem durchschnittenen Haar h; hs dessen Stielzelle, deren Wände dunkel gelbbraun tingirt sind. Die Wände der Schliesszellen am Ende der Athemhöhle Z | sind dunkel rothbraun gefärbt, die der un- ächten Stomata farblos oder blass gelblich oder grünlich. pr äussere Prismenschicht, etwas oberhalb der Mitte von einer hellen Lichtlinie Z2 durchzogen, welche zu der Athemhöhle hin sich gegen das obere Ende der Prismenzellen heraufbiegt. 9 2 innere Prismenschicht, aus 2 über einander liegen- den Zellenlagen zusammengesetzt. Das Lu- men der Prismenzellen ist von sehr kleinen Stärkekörnern und einem durch Jod sich gelb färbenden, grumösen Stoff erfüllt. Die Wände der an die Athemhöhle grenzenden Zellen beider Prismenschichten sind dunkel gelbbraun gefärbt. sp die vierte, dem Schwammparenchym der sterilen Blätter ent- sprechende Schicht; die Zellen dieser, wie der innersten, fünften Schicht р sind mit Chlorophyll und Stärkekörnern erfüllt. Stück einer Längsscheidewand, von der Fläche gesehen, aus der Wurzel von Pilu- laria globulifera. Kleines Spreuhaar von Marsilia aegyptiaca (Wasserform) $ Insertionszelle der Stielzelle. kleines, Fig. 25 grosses Stoma der Frucht- epidermis von Pilularia globulifera. Querschnitt des Blattstiel- Leitbündels von Marsilia Drummondii. Fig. 27. Querschnitt durch einen Theil der inneren Fig. 28. Prismenschicht von Marsilia Drummondii; L Athemhöhle; die Zellwände sind deutlich geschichtet. Stücke von Spreuhaaren der Marsilia Drum- mondi, die geschwungenen Ansatzlinien der Querscheidewände zeigend. Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences, УПше Série. Fig. 29. Fig. 30. 31 32. Fig. Fig. Fig. 33. Fig. 34. Fig. Fig. 41. Fig. 42. Fig. Fig. 48. 201 Stück der Epidermis der Fruchtschale von MarsiliaDrummondii; d quer durchschnittene Stielzelle des Spreuhaares. Taf. IV. Stück eines Durchschnitts der Fruchtschale von Pilularia minuta und der Fruchtschale von Pilularia globulifera. Durchschnitt der Fruchtschale von Marsilia pubescens. cé cuticula; bei а hat sich die Membran der Prismenzellen in eine dünne, hell gelblich tingirte Schicht differenzirt, die durch Chlorzinkjod nicht gebläut wird. Durchschnitt der Fruchtschale von Marsilia deflexa; a, matte, breite Lichtlinie. Durchschnitt der Fruchtschale von Marsilia uncinata; а, b, с mattere Lichtlinien unter und oberhalb der mittleren, hellen Lichtlinie. 35—40. Successive Entwickelungsstadien der äusseren Prismenschicht. 36—38 von M. Drummondii, 35, 39, 40 von М. salvatrix. 36 jüngstes Stadium, darauf folgen 37, 38, 39, 35 u.40; p, p in Fig. 37 Protoplasma- Platten und Stränge. Stück der äusseren Prismenschicht unter dem oberen Höcker von Marsilia Drum- mondii; a Gewebe des Höckers, b Gewebe des linsenförmigen Raumes. Rücken und seitliche Partien der Frucht- schale von M. Drummondii im Querschnitt. 43 bis 47. Querschnitte des Notobasalstücks und der angrenzenden Partien der Klappen der Frucht von Marsilia Drummondii. Die suc- cessiven Schnitte, von der Spitze bis zur Basis der Frucht, folgen wie Fig. 45, 43, 44,47,46.a der quer durchschnittene Strang aus dünnwandigen, dunkelbraunen Zellen (in Fig. 35 folg. Taf. stärker vergrössert). h, h Höcker, Z linsenförmiger Raum. Querschnitt der Fruchtschale von Marsilia Drummondii; sp vierte, dem Schwammpar- enchym entsprechende Schicht, р fünfte Parenchymschicht, in welcher die Leitbün- del verlaufen; r Rücken-, b Bauchfläche. 26 Fig. 49. Fig. 50. Fig. 51. Fig. 52. Fig. 58. EDMUND Taf. V. Mittelstück des Medianschnittes durch das Notobasalstück. и unterer, о oberer Höcker; h, № Spreuhaare; bei а Perforation der äusseren Prismenschicht, wo die Lacunen des Fruchtstiels, die in früheren Entwicke- lungsstadien durch Intercellulargänge mit der Lacune e unter dem oberen Höcker in Communication stehen, münden. b dickwan- diges, unverholztes Parenchym; с aus ziem- lich stark verdickten und verholzten Zellen zusammengesetztes Parenchym; d Gewebe- partie aus lang gestreckten Parenchymzellen gebildet, deren Längsaxe spitzwinklich ge- gen die Oberfläche geneigt ist; e Lacune (in Fig. 50 stärker vergrössert); f quer- gegliederter Strang (in Fig. 52 u. 53 stär- ker vergrössert). Lacune unter dem oberen Höcker, in die von oben und unten, auch von den Seiten, die freien Enden der ein Lückenparenchym ‚bildenden Zellen papillenartig hineinragen. Querschnitt durch die junge Frucht von Marsilia elata. Stück eines Medianschnitts durch den dor- salen Theil des Notobasalstücks; der Pfeil deutet die Richtung vom Höcker zur Spitze der Frucht an. Die Buchstaben haben die- selbe Bedeutung wie in Fig. 53. Querschnitt durch den dorsalen Theil des Notobasalstücks von Marsilia Drummondii. p 2 aus mehreren Lagen kurzer, prismati- scher Zellen gebildetes Gewebe, das sich nach beiden Seiten hin unmittelbar in die innere Prismenschicht fortsetzt. Innerhalb dieses Gewebes der quer durchschnittene Strang aus 2 über einander liegenden Reihen prismatischer Zellen gebildet, von denen die der oberen Reihe 5 äusserst dünne Längswände besitzen, welche an ihrem obe- ren und unteren Ende, soweit sie den In- tercellularraum c begrenzen, verdickt und dunkel rothbraun gefärbt sind; а stärker verdickte Zellen der unteren Reihe. Russow, Fi 02 Fig. Fig. Fi — 8 Fig. Fig. . 54. а bis № Entwickelungsstadien der Frucht ‘von Marsilia elata in natürlicher Grösse; 55. 56 a das ganze fertile Blatt mit fertilem und sterilem Theil. Längenschnitt durch die Frucht von Mar- silia elata. und 57. Medianschnitte durch die junge Frucht und den Fruchtstiel von Marsilia elata; $, à Intercellularräume; 56 jüngeres, 57 älteres Stadium. . 58 und 59. Längsschnitte durch die Frucht von 60. 61. Marsilia elata. Querschnitt eines Leitbündels, umgeben von Schutz- und Stützscheide, aus dem Blatt- stiel von Polypodium Phyllitidis. Eine Parenchymzelle aus dem Wedelstiel von Athyrium filix fem. nach Behandlung mit Chlorzinkjod. Taf. VI. Die Figuren 62 bis 76 sind nach Präparaten ge- zeichnet worden, die mit Kali und Alkohol behandelt wurden; der Zellinhalt ist “überall nicht hineinge- zeichnet worden. Fig. 62 bis 70. Entwickelungsstadien des Mikrospo- rangiums; Fig. 65, 69 u. 70 Mikrosporan- gien von Marsilia Drummondii, die übrigen von M. elata. Fig. 71 bis 77. Entwickelungsstadien der Makrospo- rangien; Fig. 73 u. 75 von Marsilia Drum- mondii, die übrigen von M. elata. Fig. 71. Mittlerer Theil eines der Länge nach durch- schnittenen Sorus, 6 Makrosporangien-An- lagen zeigend. Fig. 72. Stück eines Längenschnitts der Frucht, die Sorus-Anlage zeigend; v, die Zelle, welche durch abwechselnd geneigte Scheidewände (wie eine 3-seitige Scheitelzelle) sich thei- lend das Makrosporangium bildet. Fig. 73, 74 und 76. Quer durchschnittene Sori. Die Zellen »», m in Fig. 76 theilen sich durch eine tangentiale Wand; die äussere Tochter- zelle wächst papillenartig aus, die Anlage des Mikrosporangiums bildend. Die Zellen VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN О. $. №. < 0,0, 0,0 zerfallen durch rasch aufeinander- folgende Theilungen in gestreckte, englich- tige Zellen, die sich zu Elementen des die Placenta durchziehenden Leitbündels aus- bilden. Fig. 75 und 75 a junge Makrosporangien; 75 kurz Fig. 77. vor Bildung der Centralzelle; in 75 а die Centralzelle С’ angelegt. Makrosporangium im optischen Längsschnitt, 6 Makrosporenmutterzellen zeigend; die Re- sorption der beiden inneren Wandschichten des Sporangiums beginnt. Fig. 78 bis S4 Makrosporentetraden von Marsilia Fig. 85. Drummondiiin verschiedenen Entwickelungs- stadien; in 78—80 ist die 4te, nach unten liegende Schwesterzelle nicht sichtbar; in 79 u. 80 die Specialmutterzellwände stark aufgeschwollen (in destillirtem Wasser). In Fig. 80—84 x, x, x die abortirten Sporen- zellen, Schwesterzellen der sich weiter ent- wickelnden Spore 2, mit letzterer durch zarte Stielchen verbunden. In 80 sind die 4 Schwesterzellen noch umschlossen von der hyalinen, stark aufgequollenen Substanz der Specialmutterzellwände; 81, die abortirten Sporen 2, æ, æ tauchen aus der hyalinen Substanz der Specialmutterzellwände m eben hervor; 82 die hyaline Substanz m, m hat sich in 2 Partien gesondert; 83 zwei Sporen- zellen haben sich weiter entwickelt 2 u. y, zwei 2, х sind verkümmert, nur die Zelle 2 ist von der hyalinen, aus den Special- mutterzellhäuten hervorgegangenen Substanz m umhüllt. 84. Die abortirten 3 Sporenzellen %, &%, 2 sind aus der hyalinen Substanz m gänzlich herausgetreten, die in Form einer Kugel die junge Makrospore 2 excentrisch umgiebt. Die hyaline Substanz, Hülle, besteht in diesem Entwickelungsstadium aus einer dünnen, stark lichtbrechenden Flüssigkeit, welche nach aussen von einer unmessbar dünnen Membran umgrenzt ist. Makrosporangium von М. Drummondii, im optischen Längsschnitt gesehen; die junge Sporenzelle 2 hat bisquitförmige Gestalt. 203 Die Abbildungen 86—102 von Marsilia Drummondii. Fig. 86. Fig. 87. Fig. 88. Fig. 89. Die bisquitförmige Makrosporenzelle 2, zum Theil noch von der hyalinen Flüssigkeit m umspült, ist von dem Episporium eps um- geben; das umhüllende Protoplasma ist nicht gezeichnet. Der Protoplasmawandbeleg der Sporenzelle ist am oberen u. unteren Ende be- trächtlich stärker als an der seitlichen Wand. Die junge Makrosporenzelle 2, von gestreckt ovaler Gestalt, umgeben von der hyalinen Flüssigkeit m und der Protoplasmahohlku- gel Pb. Ein Stück des jungen Episporiums mit an- hängendem vacuoligem Protoplasma im opti- schen Durchschnitt; а innerste, homogene Schicht; 6 mittlere, aus sechsseitigen Pris- men zusammengesetzte Schicht; c aufge- quollene Gallertschicht, die nicht scharf ab- gegrenzt ist gegen das umgebende vacuolige Protoplasma Pb. a, b Makro-, с Mikrosporangium; in dem Sporangium a befinden sich 2 von einer Protoplasmahülle Pb umgebene, junge Ma- krosporen; in b eine grössere Makrospore; in dem übrigen Raum schwimmen zerstreut mehrere Tetraden Tr. Fig. 90—93. Successive Entwickelungsstadien der Fig. 94. Mikrosporenmutterzellen. 90, jüngstes Sta- dium, die Zelle ist durch eine Protoplas- maplatte, Körnerplatte krp, in zwei glei- che Hälften getheilt, in 91 durch 6 Platten in 4 tetraëdrische Räume geschieden, von denen nur 3 sichtbar. 93, die Bildung der 4 Specialmutterzellen ist beendet; 92 die Specialmutterzellwände sind im Wasser auf- gequollen. а, b, с drei junge Mikrosporen, nachdem sie sich von einander getrennt; «a Mikrospore von der Specialmutterzellhaut umgeben. Fig. 95—98. Successive Entwickelungsstadien der Mikrosporen, die Grössezunahme der hya- linen Hülle zeigend. 97 Mikrospore ohne hyaline Hülle, im Innern von zahlreichen mit wässriger Flüssigkeit erfüllten Vacuolen eingenommen. 26* = 204 Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. ig. 108. EpmunD Russow, 99—101 Weitere Entwickelungsstadien der Mikrospore. 102. Ausgebildete Mikrospore von einer Gallert- hülle д umgeben, im optischen Durchschnitt. Reife Mikrospore ohne Gallerthülle (von Marsilia salvatrix); durch das Episporium schimmern die Stärkekörner des Sporen- inhalts hindurch. 104—133. 425 mal vergrössert. 104. Sporenmutterzelle von Aspidium Filix mas. 103. 105—112. Entwickelungsstadien der Sporen von Polypodium vulgare. = 105. Sporenmutterzelle, deren Kern am grössten Theil seiner Oberfläche von dem umge- benden Protoplasma durch eine Wasser- schicht getrennt ist. 106. Sporentetrade im optischen Durchschnitt, nur 2 Sporen sichtbar; die Specialmutter- zellwände stark aufgequollen (im Wasser). 107. In 4 Tochterzellen (Specialmutterzellen) getheilte Sporenmutterzelle, bald nach dem Auftreten der Scheidewände, in dem in- tacten Sporangium beobachtet; je zwei kugelquadrantische Tochterzellen kreuzen sich rechtwinklig. Etwas ältere Tetrade (alsin 107)in Wasser schwimmend, mit adhärirenderProtoplasma- schicht; die Specialmutterzellhäute spmav sind stark aufgequollen. 109. Sporenmutterzelle, deren körnerreiches Protoplasma sich zu einer, den Aequator schneidenden, Körnerplatte gruppirt, zu deren beiden Seiten sich je- ein grosser ellipsoidischer, hyaliner Körper % befindet, der aufgelöste? secundäre Zellkern. 110. Junge Sporentetrade bald nach Anlage der Sporenmembran; 9 anhängendes Proto- plasma. 111. In Wasser liegende Tetrade, deren Sporen fast die definitive Grösse erreicht, aber noch glatte Membranen besitzen. 112. 4 Sporen von definitiver Grösse, kurz vor dem Beginn der Bräunung, von den Spe- cialmutterzellhäuten noch umschlossen, die, Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. ig. 117. ig. 118. ” sehr stark aufgeschwollen, eine Mittella- melle ml erkennen lassen. 118—115 u. 121—124. Entwickelungsstadien der Sporen von Ophioglossum vulgatum. Zwei Sporenmutterzellen kurz vor dem Be- ginn der Isolirung. Sporenmutterzelle kurz nach der Isolirung frei im Wasser schwimmend. Sporenmutterzelle nach dem Auftreten der 6 Körnerplatten. 113. 114. 115. 116. Sporentetrade von Botrychium Lunaria nach dem Unsichtbarwerden der Specialmutter- zellwände; die Substanz letzterer ist bis zur Unkenntlichkeit verändert, doch noch nicht gänzlich geschwunden, da die Sporen in ihrer gegenseitigen Lage beim Rollen der Tetrade durch Verschiebung des Deck- glases nicht alterirt werden. . 117—120 u. 125—127. Entwickelungsstadien der Sporen von Equisetum limosum. Sporenmutterzelle kurz vor, Fig. 125 beim Beginn der Isolirung. Sporenmutterzelle, deren körnerreiches Protoplasma sich zu einer die Zelle halbi- renden Platte (primäre, schwindende Kör- nerplatte) gruppirt, zu deren beiden Seiten je ein sehr grosser ellipsoidischer, heller, farbloser, nicht scharf contourirter Körper, der veränderte Zellkern, sich befindet. 119. In Wasser schwimmende, membranlose Spore (Primordialzelle), d. h. der nackte Inhalt einer isolirten Specialmutterzelle. 120. Junge Spore (von einer doppelt contourir- ten Membran umgeben), welche von einer hyalinen Hülle spmw, der veränderten Spe- cialmutterzellhaut, umschlossen ist; © Va- cuole, К Kern. 121—124. Ophioglossum vuigatum. 121. Sporenmutterzelle mit einer Stäbchen- . platte Stp. 122 und 123. Sporenmutterzellen mit primärer, schwindender Körnerplatte, zu deren beiden Seiten je eine secundäre Stäbchenplatte sich befindet. VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 8. W. 205 Fig. 124. Junge Sporentetrade vor Auflösung der | Fig. 137—141 und 143. Sphärokrystalle aus der Specialmutterzellwände. Fig. 125—127. Equisetum limosum. Fig. 125. Fig. 126. Fig. 127. vergl. 117. Sporenmutterzelle, eine gebogene Stäbchen- platte und sehr spärliches, körnerführendes Protoplasma zeigend. In 4 Tochterzellen, die Specialmutterzel- len, getheilte Sporenmutterzelle; die Spe- cialmutterzellwände reichen (wenigstens scheinbar) nicht bis an die Mutterzell- membran. Taf. VII. Fig. 128—131 u. 133 Sporenmutterzellen und Te- traden von Lycopodium annotinum. Fig. 128-u. 129. Sporenmutterzellen vor der Theilung Fig. 130. Fig. 131 Fig. 132. Fig. 134, in Wasser schwimmend; 129 mit stark ver dickter, in zwei Schichten differenzirter Membran. Tetrade in Wasser liegend. und 133. Tetraden, deren Specialmutter- zellhäute nach Zusatz von Chlorzinkjod sehr beträchtlich aufgequollen und in 133 eine Schichtung erkennen lassen; 0 aus den Sporen ausgetretene Oeltropfen. Die Tetrade 131 zeigte vor Anwendung der Chlorzinkjodlösung das Ansehen und die Grösse von der in Fig. 130 dargestellten. Die Sporen der in 133 dargestellten Te- trade zeigten bereits die Anlage von Netz- leisten auf der Oberfläche ihres Exospo- riums. Pollenmutterzelle von Lilium bulbiferum, eine aus verhältnissmässig sehr grossen: Körpern zusammengesetzte Stäbchenplatte zeigend. 135, 136 und 144. Durch Alcohol-Ein- wirkung entstandene Sphärokrystalle dem Blattstielparenchym von Angiopteris evecta. 134,135 u. 144 nach mehrmonat- lichem Liegen in Alcohol von 96 %/,, 136 nach mehrmonatlichem Liegen in Alcohol von 70 9%. in Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 142 Wedelstielbasis von Marattia cicutaefolia; 139 п. 143 jüngste Stadien, 137, 138 und 140 ausgebildete Stadien; 141 im Ab- schmelzen begriffen, nach Zusatz Kupfervitriol. | und 145. Sphärokrystalle aus dem Stamm von Weingeist-Exemplaren der Selaginella Martensii. von 146—151. Durch Alcohol-Einwirkung ausser- 152 154. 155. 155 156. 157. 158. halb des Gewebes entstandene Einzelkry- stalle von Angiopteris evecta. 150 u. 151 Einzelkrystalle nach Behandlung mit car- minsaurem Ammoniak; die Carmin aufspei- chernden Schichten sind schattirt. und 153. Querschnitte zweier Blattstiel- Leitbündel von Ophioglossum vulgatum, 152 eines ausgebildeten, 153 eines jungen Leitbündels nach Anlage der Protoxylem- zellen. : Querschnitt eines Leitbündels aus dem oberirdischen Stamm von Equisetum li- mosum. Theil eines Leitbündelquerschnitts aus dem Petiolus von Botrychium Lunaria. a. Theile zweier Tracheiden aus dem We- delstiel von Botrychium rutaefolium; # ge- höfte Tüpfel, Z Ring- oder Netzleisten (s. ©. tertiäre Verdickung). Querschnitt eines Leitbündels aus dem Blatt von Equisetum silvaticum. Ein Theil des Querschnittes durch den Leitbündelring aus dem Rhizom von Bo- trychium rutaefolium. Taf. VILI Medianer Längsschnitt durch die Wurzel- spitze von Marattia cicutaefolia. 9, 9, v, v Scheitelzellen; №, %, К, k von den Scheitel- zellen gebildete Kappenzellen der Wurzel- haube; ax axiler Strang; R, R Rinde. 159 u.160. Querschnitt durch die Wurzelspitze von Botrychium Lunaria; 160 dicht unter- halb der Wurzelhaube, 159 etwas ‘tiefer nach unten. 206 Fig. 161. "Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. 162. 163. . 164. ;. 165. . 166 .169 171. 172. 173. 174. 175. 176, 177 181. Ермомр Rvssow, Die Scheiteizellen der Wurzelspitze von Angiopteris evecta, dicht unterhalb der Wurzelhaube quer durchschnitten. Ende einer sehr jungenLacinie der Frucht- ähre von Aneimia Phyllitidis, 4 Sporan- gien Anlagen zeigend, links oben die jüngste. Querschnitt durch die junge Spica von Ophioglossum vulgatum; а, а die Sporen bildenden Gewebepartien. Junges Sporangium von Marattia cicutae- folia. Medianer Längsschnitt durch die Wurzel- spitze von Botrychium Lunaria; v, v Schei- telzellen, k, k Kappenzellen. — 168. Junge Sporangien von Lycopodium Chamaecyparissus (Anfang Juni). und 170. Junge Sporangien von Botrychium rutaefolium; 170 jünger, 169 älter (Ende Juli). Längsschnitt durch das Ende der Frucht- ähre von Lycopodium Chamaecyparissus; B, B Sporangien tragende Blätter. Längsschnitt durch das Ende der Frucht- ähre von Selaginella viticulosa; В Blatt. Theil einesLängsschnittes durch dieFrucht- ähre von Ophioglossum vulgatum, ein junges Sporangium zeigend; a sporenbildendes Gewebe. Taf. EX. Medianschnitt durch das Ende der jungen Aehre von Equisetum arvense. Theil eines Querschnitts durch die junge Achre von Equisetum arvense, die Sporan- gienanlage zeigend. 178 und 179. Sporangienträger (Schilder) vor Anlage der Sporangien von Equisetum arvense. ‚ 180 und 181. Anlage und Fortschritt in der Entwickelung der Sporangien von Equi- setum arvense zeigend. Sporangium von Equiset. arvense, vor An- lage sämmtlicher Sporenmutterzellen, im Längsschnitt. Fig. 182. Dasselbe Sporangium im Querschnitt. Fig. 183 — 185. Theile von Querschnitten durch Fig. 183. Fig. 184. Fig. 185. Fig. 186. junge Farnleitbündel und das letzteren angrenzende Grundgewebe, die Anlage des aus dem Grundgewebe hervorgehenden Scheidegewebes, Kritenchym’s zeigend; die Bezeichnung der einzelnen Elemente ist vergessen worden; die schattirten, dick- wandigen Elemente am Umfange der Leit- bündel sind Protophloömzellen; in Fig. 184 sind auch 2 Gruppen Protoxylemzellen sichtbar; die weitlichtigen Elemente im Leitbündel sind Tracheiden. In 184 ist die Anlage der Stütz-, Schutz- und Phloöm- scheide beendigt. Die zunächst an die Pro- tophloëmzellen von aussen grenzenden Ele- mente sind Zellen der Phloömscheide; diese sind Schwesterzellen der Schutz- scheidezellen; die weitlichtigen, an die Schutzscheide von aussen grenzenden Zel- len sind die Stützscheidezellen. Theil des Leitbündels mit angrenzendem Grundgewebe von Pteris arguta. Leitbündel umgeben von Schutz- und Stützscheide aus dem Blattstiel von Poly- podium Phyllitidis. Theil des Leitbündels mit benachbartem Grundgewebe aus dem Blattstiel von Ly- godium scandens. Medianer Längsschnitt durch die junge Fruchtähre von Selaginella viticulosa. В Blatt, 19. Ligula, Spg. Sporangium. Taf. X und ЖИ. Sämmtliche Figuren sind mit Hilfe des Zeichen- prismas entworfen; sie stellen Querschnitte dar durch Leitbündel und das letztere umgebende Scheide- gewebe und an dieses oder an die Leitbündel direct grenzende Sclerenchym; die verschiedenen histiolo- gischen Systeme sind durch verschiedene Farben dargestellt. In Betreff der Wahl der Farben sei be- merkt, dass zur Bezeichnung des Xylems mit Gelb und des Phloöms mit Blau mich die Farbenreaction des Chlorzinkjods oder des Jods mit Schwefelsäure VERGLEICHENDE UNTERSUCHUNGEN U. 5. W. 207 bestimmt hat; dass ferner die braune (gelb oder roth-braune) Farbe des Sclerenchyms (bei den Far- nen) und die meist dunkel-braune Färbung des Scheidegewebes bei den Filices mich veranlasst hat, Hell- und Dunkel-Braun zur Bezeichnung des Scleren- chyms und Scheidegewebes im Allgemeinen zu wäh- len. Die übrigen Farben sind willkürlich gewählt, um die mit denselben bezeichneten Theile auf den ersten Blick scharf hervortreten zu lassen. Die ge- naueren Angaben in Betreff der Bedeutung der Far- ben findet sich auf Taf. XI, daher mögen hier nur die Namen der Pflanzen genannt sein, welchen die Leitbündelquerschnitte entnommen sind, und noch bemerkt sein, dass in der Ausdehnung der starken, schwarzen Linien (in Fig. 8, 9, 12 und 19) die letzteren parallel verlaufenden Protophloëmzellen sehr viel später als die am übrigen Umfange des Leitbündels befindlichen ausgebildet werden. Fig. 1 und 2. Marsilia Drummondii A. Br. Rhizom. Fig. 3. Marsilia aegyptiaca W. Rhizom. Fig 4. Marsilia Drummondii A. Br. Petiolus. Fig. 5. Trichomanes floribundum N. В. К. Petiolus. Fig. 6. Trichomanes radicans Sw. Rhizom. Fig. 7. Schizaea pectinata Willd. Petiolus. Fig. 8. Balantium Culcita Kaulf. Petiolus. Fig. 9. Aneimia Phyllitidis Sw. Petiolus. Fig. 10. Gleichenia (Calymella) vulcanica Blum. Petiolus. Fig. 11. Pteris aquilina Г. Rhizom. Fig.12.Osmunda regalis Г. Petiolus. Fig. 13. Aspidium Filix mas Sw. Petiolus. Fig. 14. Lygodium scandens Sw. Petiolus. nn: . 16. Kalte ig. 18. в. 19. ig. 20. al. ig. 22. . Equisetum limosum L. Rhizom. . Equisetum silvaticum L. Vagina. . Lycopodium Selago I. Caulis. . Selaginella inaequalifolia Spring. Caulis. . Isoötes lacustris L. Foliarstrang, so weit er Asplenium auritum Wallr. Petiolus. Scolopendrium officinarum Sw. Petiolus. Botrychium Lunaria Sw. Petiolus. Botrychium rutaefolium A. Br. Rhizom. Athyrium Filix femina Bernh. Petiolus. Marattia cicutaefolia Kaulf. Petiolus. Ophioglossum vulgatum L. Petiolus. Equisetum arvense L. Rhizom. im Stamm verläuft. . Lycopodium annotinum L. Caulis. . Lycopodium Selago L. Radix. . Psilotum triquetrum Sw. Caulis. . Ophioglossum vulgatum L. Radix. . Selaginella hortensis Mett. Radix. . Botrychium rutaefolium A. Br. Radix. . Trichomanes radicans Sw. Radix. . Polypodium vulgare L. Radix. . Diplazium arborescens. Radix. . Juncus balticus L. Scapus. . Carex arenaria L. Rhizom. . Selaginella arborescens Hort. Caulis. . Cordyline vivipara. Radix. . Hepatica triloba Chaix. Radix. - . Cycas circinalis L. Rhachis. . Vitis vinifera Г. Truncus. . Piper Cubeba L. Truncus. . Cucurbita Pepo L. Caulis. \ ' ы LE и А 4 г | р у аа al asien , Hicraleté И ao erde $ #15 Е Неа ‚рае | ` | N à р а sun у у à ` 2 . ’ : в 3 О Nm к nt er 4 Ë ia: ” : x ag ’ - Fr. \ 1 = dé x | or ‚Defent Wish и : м = $ } 4 й : = = са hr ’ | г 3 #" В ’ , — = | 3 L2 у ap: - - = ar u С - р 5 y } i ” И - р N ` | г д : 4 жа a Я , 2 - . JUL и - ” * Ш = : г) = . ; J us “ Е, ьм * > р Ве мены Fr ) ег “Ч x Nemoires de LAcad. Лор, d se. VISerie. Е. Е. Rufsow, Versleichende Untersuchnngen u.sar. Taf. Т. ot Prpht к Jelr у Sehtz С | N : те И, ее SE \ N (> Е A. “ Î :; Phlsch 5 | Я, и Prohl DA < \ IN } | | № _À 2 N NY? CD ER N. | Y № > Е I КУ CT» Bi RN > >88: EVA < Sy I NX) 007 S Le AD { 90% #5 D es LRQ = о et IR [I 103 > Ч TEE С и \à NS >: YF. Втр del, N { uf 2) N N | 75 / NOS 48 = 2) ol, [ 67 f NW | ld LN D SK (ране bith Memoires de L'Acad. Лир. «se. VIE Serie. Е Кио, Veröleichende Untersuehnmd ги 1 = usa Ta£l. ии, z = ри и Е N } À 2 S Ve * 7 р SI у й \ > EN | | © | Г f = ‚= N) : | 6 = VAN - 1/9. == ar Ц РАК т ) я 490 |= 7 В А 7 Ce 7 = | / KERN ET тя eh = NEN Ei AL 7774 y 7 2 Seht 7 Prphl =? SE» И и EN NEL À Rujson del. Chane lié, . КОК de Untersuchuns en usa Taf IL hen a tulsow, Versleic d E 0 Я 5 Er en, [359/79 lt NEIN 2/20 USE me: LTÉE x A etz le, AN ) С TROPI VIP Tv Phlych [N Memoires de l’Acad. Бир. d se УП Serie A \ | | ия R u/som del. 5 1 ‚ г «к | Qu A | | р f AT I у - a шп Memoires de l'Acad. Лир. d. se. VIE Serie &. Ruisow, Veréleichende Üntersuchumsen use Tal N ah en D un — ЧИ о N = МЕ SR ТЕ P° 2 бр | II = N р 7— - ES | op f SAL nl р ИИ LE. B > (= = Br | / У PPPPESOMENS |‘ Е NE MER / La вы 7 ö ie m à en I 3 ? ; 33 Ор > 320 7 F | и: &a 00. 06020000] 004 00 7. Bananen, m | | ad = i р FA, 330 в 7 = P р ИЕ, 0.64600 20008} een = ie. ЕСС. НР ИТТ Ir PP op ОА s . LA $ x ALGEN, [N SU _ Bun, INN Le mine ии m DE EZ N RE MEN AI nn) " 3 X я CHR ir RE ee т №. Ваза del. D WA р Fa. 1 » #5) & \ - О . . ` » . . ’ x из». % > = й р + € \ ‘ ` Я | BG TO CELLES CDI ssodsson ооо ООО в о 29 909,9 en * + ple #Bafsom del, | 4 т РУД & : ь | | IV | Е R A . À | *. \ 2 % » у 1 + 1 у | | | ” 1} | À | | | И } г | : * ы | Fe | к Е a у | | р АД ` Memoires de l’Acad. Jap. d se, У Serie. K.Rulsow, Vergleichende Untersuchungen м sw Taf. VE. тя 63. 60. 67. À =, — # т. 5 er о 5 FA ER. 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Geleitzellen von anander getrennt sind. © Aylem (primäres) das von Gelat, © zellen durchsetzt ist. FH Nylem (secundäres) das von einem (ambiamstrafen ‚gebildet worden! Phloëm Æ,Bajsor del, 00000 ue |». 560900 Protoseylem zellen. li brifo тие еп... Mehr oder weniger verdicktes und rerholxtes Leitbundelparenchym.. (ambinmstreifen. Bastzellen (echte) Schutxscheide (anschichtige) Schutzscheide (2-3schuehtig ) Е. Rufsow, Vergleichende Untersuchungen u.s:w. Taf. ХЕ. 9 24. р. / N €) Stafungsscheide. LE remords Stätzsscheide. gr Seleren ch ут. < Entwickelungsrichtung des «Куты. EE horkgewebe. EE Iglenstrahl. = Phloemstrahl. à CLaue Gb. k 4 ‘ ь | Li = кое ЧЕ. Ay —— 7 2 > ее се DEAL ое Del Dart Die 2452 Dial pere ZI [> | MÉMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST. -PETERSBOURG, VIF SERIE. Tome МХ, №2. BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE, VON Dr. Magnus Nyrén. Lu le 16 Novembre 1871. Sr.-PETERSBOURG, 1872. Commissionnaires de l’Académie mot des sciences: à 8t.-Petershourg: à Rig à Leipzig: MM. Eggers et Ci°, H.Schmitzdorff, М. М. Kymmel; M. A. Е. 2, ibardshi; M. Léopold Voss. J. Issakof et A. meherkessor: Prix: 55 Kop. = 18 Ngr. CZ $ | $ $ о = AO Q $ - у а, MIN IELKANN _ Ц Pr a MIRE Te es ee + + eur # 4j MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPERIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII“ SÉRIE. Томе XIX, N°2. BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. Br. Magnus Nyrén. Lu le 16 Novembre 1871 Lu a АТА Al N G; $r.-PETRRSBOURG,, 4872. Commissionnaires de l'Académie Impériale des sciences. à St.-Pelershourg: à иша: à Gdessu: à Leipzig: MM. Eggers et 6%, Н. Schmitzdorff, М. М. Кушше!; М.А. К. Kecehribardshi, М. Léopold Voss J Issakofet A. Tcherkessof: -— Prix: 55 Кор. — 18 Nerv. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences, Décembre 1872, C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Wass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) Kurz nach der Gründung der Sternwarte in Pulkowa hat У. Struve die Aufmerk- samkeit der Astronomen darauf gerichtet, welche überraschende Genauigkeit er in seinen Beobachtungen an dem im ersten Verticale aufgestellten Passageninstrumente erreichen konnte. Auch sah er vom ersten Augenblicke ein, von welcher Bedeutung für mehrere noch schwebende Fragen der Wissenschaft solche Bestimmungen werden könnten. Zuerst richtete er dann seine Untersuchungen auf die Aberration der Fixsterne. Man schwankte, in Betreff ihrer Constante, bis dahin zwischen Werthen, die erheblich weit von einander abwichen. Durch eine etwas mehr als zweijährige Reihe von Beobachtungen mit dem ge- nannten Instrumente bestimmte aber W. Struve diese Quantität mit einer solchen Ge- nauigkeit, dass der von ihm erhaltene Werth allgemein angenommen wurde. Da aber so genaue Beobachtungen sich auch für eine neue Bestimmung der Nutationsconstante besonders eignen müssen, so beschloss W. Struve einige Sterne durch die ganze Periode des Mondknotens zu verfolgen. Diesen seinen Plan hat er freilich, aus verschiedenen Ur- sachen, nicht ganz bis zum Ende ausführen können; doch war, als er sich verhindert sah weiter fortzufahren, der nachgebliebene Theil nicht grösser als dass zu hoffen stand, dass durch diesen Mangel die Genauigkeit der Resultate nicht erheblich beeinträchtigt werden würde. Nach der Publication der Beobachtungen (Observations de Poulkova, Vol. Ш) habe ich desshalb den von Herrn Geheimrath О. Struve mir gemachten Vorschlag, den aus den Beobachtungen seines Vaters folgenden Werth der Nutationsconstante abzuleiten, mit Dankbarkeit angenommen. Unter den Sternen, die W. Struve in den Jahren 1840 — 42 zur Bestimmung der Aberrationsconstante beobachtet hatte, wählte er sich drei aus, nämlich v Ursae majoris, ı Draconis und 0° Draconis, die er während eines ganzen Umlaufes des Mondknotens ver- folgen wollte. Indessen gehen die Beobachtungen von 0®Draconis nicht weiter als bis 1850, und die letzten durch ihn selbst angestellten Beobachtungen der beiden anderen Sterne sind vom Jahre 1855. Nachdem W. Struve krank geworden war, hat Herr О. Struve, Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 1 2 Dr. Мламов Мувим, um die Reihe zu ergänzen, in den Jahren 1858 — 59 einige Beobachtungen von v Ursae majoris und ı Draconis angestellt. Ausserdem hat Herr Oom, jetzt Astronom in Lissabon, während seines Aufenthaltes in Pulkowa diese drei Sterne mit demselben Instrumente im Jahre 1862 mehrere Male beobachtet, eine Epoche, die von den früheren Beobachtungen nicht zu weit entfernt ist, um nicht seine Bestimmungen mit den andern eombiniren zu dürfen. Die Beobachtungsreihen, die wir hier zu untersuchen haben, sind auf die verschie- denen Jahre in folgender Weise vertheilt: , v Ursae majoris. ı Draconis. 0? Draconis. У. Struve 1840 23 Beob. 23 Beob. 8 Bcob. » 1841 34 » 21 » I7 2» » 1842 20 » 18 » 17 » » 1843 3» 8 » 0 » » 1844 0 » 6 » 4 » Ye 1845 ee 6 » Arad | » 1846 7.» 8 » в » 1847 4 »› 4 » оо » 1848 5 » 6 » 5» » 1849 9 » Ts m A » 1850 6 » 5 »› А » 1851. 3,9 8 » 0.5 » 1852 6 » 8 » О » » 1853 7 »› D: 45 0 » » 1854 A.» 8 » 0 » » 1855 3» DD 0 » О. Struve 1858 2-» 0 » о » » 1859 4 » Ad 0 » Oom 1862 9 » 4 » D D Zusammen... 155 » 15 69 » Die angewandte Beobachtungsmethode, so wie die Art der Reduction der Beobachtun- gen, ist bei mehreren Gelegenheiten, zuletzt auch in der Einleitung zum dritten Bande der Pulkowaer Beobachtungen auseinandergesetzt worden; es ist desshalb nicht nöthig diesen Gegenstand hier von neuem zu erörtern. Was dagegen die Beobachtungen selbst betrifft, so mögen zwei Umstände hier erwähnt werden, die möglicherweise systematische Unterschiede in den zu verschiedenen Epochen beobachteten Declinationen hervorbringen könnten. Bis zum Herbst 1842 war das Dach des Beobachtungssaales durch keine Einrichtung gegen die Sonnenstrahlen geschützt. Da aber zu befürchten stand, dass die Erwärmung der Klappen so wie der benachbarten Theile des Daches eine laterale Refraction erzeugen und damit BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 3 die beobachteten Zenithdistanzen unsicher machen könnte, so wurde um diese Zeit ein grosser Schirm auf dem Dache errichtet, wodurch die Klappen und ein grosser Theil des Daches gegen die Mittagssonne geschützt sind. Die zweite Veränderung betrifft die Beob- achtungsuhr. Bis 1844 wurde nämlich nach einer Uhr von Muston beobachtet; dann aber wurde diese durch eine andere von Dent ersetzt. Diese Veränderung würde natürlich von fast keiner Bedeutung sein, wenn nur der Gang der Uhr während der Beobachtungen mit mehr Sorgfalt bestimmt worden wäre. Es zeigt sich aber, dass die Vergleichungen der Beobachtungsuhr mit der Normaluhr, aus welchen man den bei der Reduction der Beob- achtungen angewandten Uhrgang abgeleitet hat, bisweilen ziemlich weit auseinander liegen, so dass man nicht immer sicher sein kann, dass dieser Gang gerade für die Beobachtungs- zeit der richtige ist. Glücklicherweise ist für Sterne von so kleinen Zenithdistanzen, wie es hier der Fall ist, eine kleine Unsicherheit in dieser Hinsicht von sehr geringer Bedeu- tung, da die Durchgänge durch die beiden Verticale, in Ost und in West, nur durch ganz kurze Zwischenzeiten getrennt sind. Wäre die Vertheilung der Beobachtungen auf die ganze Periode vollkommen gleich- förmig gewesen, so würde es natürlich auf das Resultat unserer Rechnungen keinen Ein- fluss ausüben, wenn die angenommenen mittleren Positionen der Sterne um eine der Zeit proportionale Quantität fehlerhaft wären. Da aber diess nicht der Fall ist, so müssen wir hier die Summe: Präcession + Eigenbewegung so scharf wie nur möglich bestimmen. Eigentlich hätte man für v Ursae majoris und о? Draconis kein Recht die Eigenbewegung als vollkommen constant zu betrachten, weil beides Doppelsterne sind; doch ist es für die Zwischenzeit von 1755 bis 1870 — die äussersten Epochen, für welche genauere Positio- nen gegeben sind — uns nicht gelungen aus den Positionen der verschiedenen Cataloge eine Abweichung von der geraden Linie in der Bewegung zu constatiren. Falls aber doch, wie man annehmen muss, eine solche Abweichung stattfindet, so wird jedenfalls der Ein- fluss derselben auf unser Resultat ganz verschwindend sein. Wir geben hier eine Zusammen- stellung der einzelnen Positionen, die für die Ableitung der Eigenbewegung benutzt wor- den sind. о Огзае majoris. ee а 5 а A cher, Präc. 81850 Gew. ” Bradley 1755.0 14319 58.6 6010 280 (17519) —050 —25 45.79 5944 417 1 Piazzi II 1800.0 14 9411 59 58113 — +063 —13 37.67 543 à Groombridge 1810.0 144 20 36.2 59 55 29.7 to 4) —0.67 —10 54.86 342 ! Pond 1830.0 144 42 25.4 59 49 58.3 (18313) —0.20 — 5 98.15 299 1 Argelander 1830.0 144 42 24.6 59 49 58.2 (1829. 0) 0.00 — 5 28.15 300 1 Struve Pos. med. — 1930.0 144 42 249 59 49 58.4 а 0) +055 — 5 98.15 30.8 1 Airy 12 Year Cat. 1840.0 = 59 47 12.68 (1837.0) —0.24 — 2 44.95 282 1 Airy 12 Year Cat. — 18450 144 58 48.2 59 45 50.52 (1845.0) —0.13 — 1 22.17 282 1 Johnson Radel. Cat. 1845.0 144 58 45.8 59 45 50.6 (1845.2) -#-0.05 — 1 22.17 28.5 1 Pulkowa Vert.-Kreis 1845.0 = 59 45 50.28 (18446) 0.0 — 1 22.17 281 5 4 Dr. Macnus NYRÉN. d а a ù пи Corr. Präc. ^ 61850 Gew. Airy 6 Year. Cat. 1850.0 145 4109 5944 27.02 (1849.6) —0.37 0 000 5944 266 1 Airy 7 Year Cat. 1860.0 — 59 41 40.63 (1857.2) —0.09 +2 44.60 26 LL Pulkowa Erst. Vert. — 1870.0 = 50 38 54.30 (1870.4) 0.00 + 5 29.59 239 5 ı Draconis. Bradley 1755.0 229 53 59 49 55.9 (1751.9) -+0.06 —20 21.49 59 29 345 4 Piazzi II 1800.0 230 7 25.0 59 40 14.0 = +-0.62 —10 41.15 335 1 Groombridge 1810.0 230 10 45.3 59 38 7.25 (1807.3) -0.61 — 8 32.61 35.3 4 Pond 1830.0 230 17 21.9 59 33 51.7 (18813) —0.08 — 4 16.00 35.7 1 Airy 12 Year Cat. 1840.0 = 59 32 42.73 (1839.0) —0.28 — 2 7.92 345 1 Airy 12 Year Cat. 1845.0 230 22 20.1 59 30 39.02 (1844.0) —0.16 — 1 3.94 349 1 Johnson Radel. Cat. 1845.0 230 22 20.8 59 30 39.1 (1848.4) -+0.44 — 1 3.94 35.6 1 Pulkowa Vert.-Kreis 1845.0 — 59 30 38.92 (1845.5) 0.00 — 1 3.94 35.0 5 Airy G Year Cat. 1850.0 230 24 0.9 59 29 34.92 (18507) —0.38 0 0.00 349 1 Airy 7 Year Cat. 1860.0 — 59 27 28.24 (1856.4) —0.09 + 2 7.77 85.9 1 Pulkowa Erst. Vert. — 1870.0 == 59 25 19.84 (1870.4) 0.00 --4 15.38 352 5 °° Draconis. Bradley 1755.0 281 53 39.7 59 5424 (17513) +002 + 6 38.50 59 12 209 1 Piazzi II 1800.0 282 3 345 59 8 50.6 = +0.60 + 3 31.14 228 4 Groombridge 1810.0 282 5 48.0 59 9 31.5 (1306.3) -+0.90 + 2 49.16 21.6 4 Pond 1830.0 282 10 201 59 10 57.2 (1831.3) 0.00 +1 24.83 220 1 Struve Pos. Med. 1830.0 282 10 18.6 59 10 56.4 (1830.3) -+0.35 - 1 24.83 21.6 1 Airy 12 Year Cat. 1840.0 — 59 11 39.61 (1839.0) —0.27 --0 42.48 218 1 Airy 12 Year Cat. 1845.0 282 13 36.4 5912 0.99 (1843.0) —0.15 + 0 21.26 PA TIRER: Johnson Radel. Cat. 1845.0 282 13 394 59 12 0.4 (1847.2) 0.58 + 0 21.26 222 1 Airy 7 Year Cat. 1860.0 282 16 59.7 5913 5.2 (18579) —0.09 — 0 42.61 225 1 Pulkowa Erst. Vert. 1870.0 = 59 13 47.66 (1870.4) 0.00 — 1 25.33 23 1 Die hier gegebenen Bradley’schen Declinationen hat mir Herr Professor Auwers gefälligst mitgetheilt. Er bemerkt dabei, dass die Declination von ı Draconis weniger gut bestimmt ist als die anderen. Da die Positionen der verschiedenen Cataloge nicht in derselben Weise aus den re- - spectiven Beobachtungen abgeleitet sind, so mussten, um sie mit einander vergleichbar zu machen, Correctionen angebracht werden. Diese in der Columne «Corr.» angegebenen Quantitäten sind folgendermaassen zusammengesetzt: 1) Empirische Correctionen, gegeben von Herrn Auwers in Astr. Nachr. № 1532—1536; 2) Correction für Eigenbewegung von der Beobachtungsepoche bis auf die Epoche des Catalogs; 3) Reduction auf die Peters- sche Nutation und 4) Reduction auf die Epoche © = 280°. Die Correctionen von Auwers beziehen sich auf alle ausser den in Pulkowa be- stimmten Positionen '); die übrigen sind folgendermaassen angebracht worden : 1) Die später von demselben Gelehrten in der Viertel- | worden, weil die bei jener Gelegenheit angewandten Pul- jahrsschr. der Astron. Gesellsch. IV Jahrg. 4. Heft gege- | kowaer Positionen nur als vorläufig reducirt anzusehen benen Relationen zwischen dem Pulkowaer Cataloge für | waren. Neue Vergleichungen habe ich auch nicht ausge- 1845 und anderen Catalogen sind hier auch nicht benutzt | führt, in der Ueberzeugung, dass die in Pulkowa bestimm- OT BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. Bradley, Reduction für Eigenbewegung auf die Epoche 1755. Piazzi II, Reduction auf © = 280°. Groombridge, Reduction für Eigenbewegung auf die Epoche des Catalogs, Reduc- tion auf О = 280°. Pond, Reduction für Eigenbewegung auf die Epoche des Catalogs, Reduction auf die Peters’sche Nutation und auf © = 280°. Struve, Posit. Mediae, «Correctiones ultimae». Airy, 12 Year Cat. 1840, Reduction auf die Peters’sche Nutation und auf © == 280°, Airy, 12 Year Cat. 1845, dieselben Correctionen. Johnson, Radel. Cat., Reduction auf die Peters’sche Nutation. Pulkowa, Vertical-Kreis, keine Correctionen. Airy, 6 Year Cat., Reduction auf die Peters’sche Nutation und auf © = 280°. Airy, 7 Year Cat., Reduction auf © = 280°. Pulkowa, Erster Vertical, keine Correctionen. Bei der Vergleichung der einzelnen Positionen sind alle auf die Epoche 1850 reducirt worden. Für diese Reduction haben wir folgende Werthe der Präcession angewandt: Logarithmen der jährlichen Präcession in Declination. v Ursae majoris. ı Draconis. 0" Draconis. 1800 1.211883» 1.109296» 0.622388 1810 1.212159» 1.108774» 0.623682 1820 1.213128» 1.108252» 0.624971 1830 1.214089» 1.107729» 0.626255 1840 1.215043» 1.107204» 0.627552 1850 1.215989» 1.106677» 0.628805 1860 1.216926» 1.106149» 0.630074 1870 1.217854» 1.105620» 0.631337 Die den einzelnen Bestimmungen zugeschriebenen Gewichte sind einigermaassen will- kürlich gewählt; doch steht wohl zu erwarten, dass der relative Werth einer jeden Position sich nur wenig von dem hier angenommenen entfernen dürfte. Nehmen wir jetzt für die Epoche 1850 vorläufig folgende Declinationen an : ten Declinationen, wo constante Fehlerquellen so sorg- | loge abweichen können. Für 1870 würde ausserdem jede fältig eliminirt sind, nur um sehr wenige Hundertstel der | Vergleichung illusorisch werden, da Cataloge für nahe- Secunde von dem von Auwers gebildeten Normalcata- | liegende Epochen noch nicht existiren. 6 Dr. Macxus NYRÉN, 5 1850 у Ursae majoris 59°44’ 27,0 ı Draconis 59 29 34,5 0° Draconis 59 12 22,0 Unter Anwendung der Methode der kleinsten Quadrate kommen wir dann, mit Be- rücksichtigung der beigeschriebenen Gewichte, zu folgenden Finalgleichungen, wo A die Correction der angenommenen Declination, p die Eigenbewegung bedeutet: v Ursae majoris. + 20,048 — 1400. — 23/8 — 0 — 140,0 A5 + 14575,0 + 2282,0 — 0 woraus le 51850 — 59° 44 27,10 u = — 0,1556 + 0,0020 ‹ Draconis. + 19,545 — 47,5% — 10,0 =0 — 47,5 A8 + 9337,0. — 68,3 = 0 woraus $ 51850 — 59° 29' 35/03 у ь pu = + 0,0100 = 0,0023 5” Draconis. + 9,045 — 1700. + 0,2 — 0 — 170,045 + 12525,0u — 144,5 = 0 woraus 51850 = 59° 12’ 22719 № —= + 0,0116 = 0,0017 Leitet man allein aus den in Pulkowa mit dem Repsold’schen Passageninstrumente im Ersten Verticale angestellten Beobachtungen die Eigenbewegung ab, so bekommt man aus den für 1840, 1862 und 1870 gefundenen Positionen: Für v Ursae majoris | = — 01569 » « Draconis = + 0,0153 » 0? Draconis u — + 0,0077 also sehr nahe dieselben Werthe wie vorher. Wir ziehen es jedoch vor die erstgefundenen zu benutzen, da sie aus mehreren Positionen und grösseren Zwischenzeiten abgeleitet sind. BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDAOHSE. ti Zur Vergleichung der beobachteten Positionen mit den berechneten sind die schein- baren Declinationen mit Benutzung von folgenden Constanten berechnet worden : Präcession. Nutation. Aberration. 1840 20,0572 9,2235 1850 20,0564 9,2235 20,4451 1860 20,0555 9,2236 LA Vergleicht man die in den nachfolgenden Reductionsformeln enthaltenen Nutations- Glieder mit den von Peters gegebenen, so wird man einige kleine Unterschiede bemer- ken. Diese rühren zum grössten Theile von Einführung neuerer Mondstafeln an Stelle der Damoiseau’schen her, die von Peters benutzt worden sind. Die neuen Werthe der Coefficienten werden freilich erst in der zweiten Abtheilung dieser Abhandlung deducirt, doch sollen sie, der Strenge der Rechnung wegen, schon hier als bekannt vorausgesetzt werden. Ausser dieser Veränderung sind bei der Reduction einige Glieder kurzer Periode mitgenommen, die man bis jetzt immer vernachlässigt hat. Es sind diess die Nutations- glieder mit den Argumenten 2 © —2, 3C—T und 20 — 2. Man könnte wohl hier sagen, dass diese Glieder ohne Bedeutung sind; um aber Nichts ausser Acht zu lassen, was zur Sicherheit des Resultates beitragen kann, schien es mir doch, bei Beobachtungen von so hoher Genauigkeit, richtiger sie mitzunehmen. Um aber nicht so viele Reductions- Glieder berechnen zu müssen, habe ich je zwei Glieder von demselben Argumente unter einander vereinigt und dadurch ihre Zahl auf die Hälfte heruntergebracht. Im folgenden Schema sieht man, welche Glieder so verbunden sind. Г = пса IT = die beiden Glieder mit dem Argumente 52 Ш =» » » » » » 216 IV = » » » » » » 2 < У = das Glied mit dem Argumente © — 7” VI = die beiden Glieder mit dem Argumente 2 € — 2% УП = » » » » » » BCE | VII = » » » » » » 20O— 8 IX =» » » 02.» » 20 хо » » » » » ОГ und das Glied mit dem Argumente О — Г XI = die beiden Glieder mit dem Argumente © Die Coefficienten und die Hülfswinkel sind für die drei Epochen 1840, 1850 und 1860 berechnet, und für alle Glieder, wo es nöthig erschien, besonders ausgeschrieben worden. Die Ausdrücke für die scheinbaren Declinationen werden demnach folgende sein: 3 — 59° 44’ 27'09') + Dr. Мламов Мувим, v Огзае majoris. 1,219138» 1,220084» (T — 1850) 1,221021» } 0,88797 sin (N + 43°21,9) 0,88756 sin (N -+ 43 10,3) 0,88715 sin (5 42 58,7) } 8,926 8,926 8,923 sin (25 + 217 25) sin (25 + 217 14) sin (29 -н 217 3) sin (2C -- 37 29) 8,923 8,923 sin (2€ + 3718) sn(2€C+ 37 7) 8,344 | 8,345 у sin (C— Г) 8,346 | В Е + 8,185 sin(2C— 8 + 4322) + 8,031 sn(3C— Г-н 37,4) + 7,751 sm (20—90 + 223,1) 9,7138 sin (20 + 37°26') =? 9,7136 sin (20 + 37 15) 9,7135 sin(20 + 37 4)} 8,678 sin (© -+ 269 >) +2 8,678 sin(© -+ 269 0) 8,679 sin (© + 268 50) | 1,186634 sin (© + 19 52,7) + 2 1,186820 sin (© + 19 40,1) 1,186989 sin (© + 19 27,1) 4 keinen Einfluss haben, da wir in die Bedingungsglei- chungen die Correction der angenommenen Declination als eine neue Unbekannte einführen. 1) Aus Versehen sind bei diesen Rechnungen nicht dieselben Werthe der mittleren Declinationen für 1850 angewandt worden, die wir vorher ermittelt haben. Die- ser Umstand kann jedoch auf die gesuchten Resultate BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. ‚ Draconis. 1,106865» | 8$ = 59° 29' 35,08 -{ 1,106337» $ (T — 1850) | 1,105809 | 0,92139 sin (52 -+ 301°40/7) + $ 0,92151 sin (Q + 301 37,6) 1 0,92162 sin (R*+ 301 34.6) | [ 8,937 sin (29 + 127 18) + 1 8,937 sin (2R + 127 15) 8,937 sin (2% + 127 12) 8,933 sin (2€ + 307 14) — ? 8,933 sin (2C + 307 10) | 8,933 зт (2 © + 307 7 8,236 + 8,235» sin (© = 17) 8,235 | + 8,219 sin (2C— 2 + 301%) + 8,041 sin (3 C— I’ + 307,1) + 7,784 sin (20— R + 121,7) | 9.7234 m (20 + ии +? 9,7234 sin (20 + 307 14,0) [ 9,7235 sin (20 + 307 10,6) } 8,610 sin (© + 253 35) | +} 8,610 sin (© + 253 27) 8,610 sin (© + 253 19) | 1,301635 sin (© + 304 9,5) + ? 1,301600 sin (© + 304 6,1) 1,301560 sin (© + 304 2,7) Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 10 Dr. Мламов NYRÉN, o® Draconis. 0,628716 5 = 59° 12’22/16 + ? 0,629989 г (T — 1850) 0,631258 0,96052 sin (2 + 260°51/0) + 7 0,96050 sin (Я -+ 260 49,3) | 0,96047 sin (2 + 260 47,6) 8,949 sin(29 + 78 45)] . + { 8,949 sin (29 + 78 43) 8,949 зш (29 + 78 42) | {8,947 sin (2C + 258 47) + 4 8,947 sin (2C + 258 45) 8,947 sin (2€ + 258 43) | 7,756 47,756 © sin (© — Г) 7,756 + 8,258 sin (2 © —Я +" 260°8) 8,055 sin (3 © — 7” + 258,8) + + 7822 sin (20 —8R+ 80,8) | 9,7362 sin (20 + 258°45/7) +2 9,7361 sin (20 + 258 43,4) 9,7361 sin (20 + 258 41,3) 8,120 sin (© + 123 46) } 4 | 8,120 sin (© 123 36) | 8,119 sin (© + 123 от) | 1,306562 sin (© + 259 26,2 ) + 7 1,306570 sin (© + 259 al 1,306577 sin (© + 259 22,2) | In diesen Formeln sind die Coefficienten durch ihre Logarithmen ausgedrückt. Die angewandten Bezeichnungen haben folgende Bedeutung: T = Durchgangszeit des Sterns, in tropischen Jahren ausgedrückt, durch den Meri- dian von Pulkowa. BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 11 © = wahre Sonnenlänge. Г = mittlere Länge des Sonnenperigäums. C— ъь » des Mondes. Г des Mondperigäums. 5 des aufsteigenden Mondknotens. | я x = Die Quantitäten 7, 7’ und Я sind aus den Hansen’schen Tafeln genommen. Redu- cirt auf den Meridian von Pulkowa, lassen sie sich durch folgende Ausdrücke darstellen : Г = 280°38 + 0202 (T — 1850) Г = 99,92 + 40,69 (T — 1850) Я = 146,22 — 19,34 (T — 1850) | Die Schiefe der Ekliptik ebenso wie die Quantitäten © und © sind dem Berliner Jahrbuch entnommen. Um das Resultat gegen Rechenfehler zu sichern, habe ich dieselben Reductionen unter Anwendung der bekannten Quantitäten A, В, С, D, a, 0, с, d', als Controle ausgeführt. In den folgenden Tafeln sieht man eine Zusammenstellung der berechneten Declina- tionen mit den beobachteten. Die Differenzen Beobachtung — Rechnung sind in der Co- lumne »# enthalten. о Ursae majoris. Beob. Decl. Ber. Decl. п а b с а е 1840 April 28* 59°47'23769 59°47'23737 +032 -+0.15 -+0.64 —0.39 +0.03 —1.00 29* 23.26 23.47 —0.21 +0.15 -+0.65 —0.38 0.01 —1.00 Mai 3 23.59 23.63 —0.04 +0.15 0.67 —0.34 —0.07 —1.00 4 23.60 23.63 —0.03 -+0.14 -+0.68 —0.32 —0.09 —1.00 5 23.69 23.64 0.05 +0.14 +0.68 —0.31 —0.11 —0.99 6 23.84 23.66 -+0.18 +0.14 0.68 —0.31 —0.14 —0.99 Е 14 24.16 : 24.04 -+0.12 +0.18 -+0.72 —0.21 —0.29 —0.96 15* 24.30 24.08 0.27 +0.18 0.72 —0.20 —0.31 —0.95 16 23.93 24.01 —0.08 0.18 -+0.73 —0.19 —0.33 —0.95 22 23.85 23.83 -+0.02 +0.19 -+0.74 —0.11 —0.44 —0.90 24 23.89 23.84 -+0.05 0.20 +0.74 —0.09 —0.48 —0.88 Juni 1 23.31 23.30 -+0.01 -+0.22 +0.75 +0.02 —0.61 —0.79 4 23.19 23.08 +0.16 +0.22 —+0.75 -+0.05 —0.66 —0.75 Aug. 20* 7.17 6.65 -+0.52 +0.20 +0.15 -+0.73 —0.74 +0.67 Oct. 2 46 54.54 46 54.30 +0.24 0.00 —0.38 -+0.65 -+0.05 -+1.00 3 54.12 54.02 +0.10 0.00 —0.39 -+0.64 -0.07 -+1.00 4 54.04 53.75 +0.29 —0.01 —0.40 -+0.64 +0.09 -+1.00 5 53.68 53.50 0.18 —0.01 —0.41 +0.63 +0.13 0.99 28 47.99 48.00 —0.01 —0.02 —0.62 0.42 -+0.55 0.83 29 47.76 47.17 —0.01 —0.02 —0.68 -+0.41 -+0.57 -+0.82 30* 47.18 47.55 —0.37 —0.03 —0.64 +0.40 0.58 -+0.81 Nov. 1 46.98 47.16 —0.18 —0.08 —0.65 -+0.38 0.62 -+0.79 2 47.18 46.99 -+0.19 —0.08 —0.65 0.37 0.68 0.77 1841 März 25 59 46 59.78 59 46 59.34 -+0.44 —0.08 +0.31 —0.68 —0.44 —0.99 30 47 0.00 47 0.12 —0.12 —0.11 -+0.37 —0.65 —0.58 —0.85 31 0.31 0.31 0.00 —0.11 +0.38 —0.64 —0.55 —0.84 April 2 0.98 0.72 +0.26 —0.12 +0.40 —0.68 —0.58 —0.81 14 2.82 2.58 -+0.24 —0.14 +0.52 —0.53 —0.76 —0:65 20 3.38 3.52 —0.14 —0.12 +0.56 —0.48 —0.84 —0.55 24 3.61 3.82 —0.21 —0.14 +0.61 —0.43 —0.88 —0.48 12 Beob. Decl. 1841 April 26 27 29 Mai 2 Juni 1 Sept. 27* 46 8 Oct. 3 4 Nov. 1 Dec. 18 1842 Jan. 13 59 46 16 März 11 April 26 Mai 1 Oct. 10 1843 April 21 59 46 1845 Mai 1846 Mai 12 59 45 13 15 rrrReREe tk BR 59°47’ 4709 Dr. MaAGnus NYRÉN, Ber. Decl. 59°47’ 3799 46 59 46 59 46 59 45 59 45 4.03 4.19 4.49 4.62 4.66 4.66 4.67 4.71 4.60 4.57 4.52 4.50 4.47 4.41 4.34 36.67 36.43 35.07 34.76 28.83 28.60 28.37 28.15 23.46 23.66 25.75 25.26 25.45 25.63 25.81 37.11 44.90 45.18 45.37 45.71 45.76 45.71 45.70 45.71 45.80 45.61 45.37 45.30 14.16 12.80 11.07 25.45 26.00 26.44 51.13 51.15 51.18 51.35 51.30 51.24 51.09 34.67 34.65 35.65 —0. —0. —0. —0. — 0. 1846 1847 1848 1849 1850 1851 1852 1858 1854 1855 1862 Mai Juni BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. Beob. Пес]. 59°45/ 35/13 59 59 59 59 59 59 59 59 59 45 45 44 : 41 Ber. Decl. 59°45' 34769 59 59 59 59 59 59 59 45 9 44 44 43 42 41 N +07 44 -+0.26 0.24 —0.08 0.25 +-0.11 -+0.18 0.20 —=0. 05 —0.08 +0.13 —0.04 —0.16 —0.22 —0. 15 0.25 —0.02 --0.02 —0.02 --0.06 —+-0.02 0.11 —0.23 0.07 —0.14 —0.05 —0.18 0.28 —0.26 —0.31 +-0.23 —0.02 —0.48 +-0.28 +-0.36 +-0.10 +0.13 0.28 —0.20 13 14 1862 Мм 20 59°41’ 21 1840 1841 1842 Juni Juni Juli Aug. Aug. Nov. Dec. Jan. März Mai Dr. Maanus NYRÉN, Beob. Decl. Ber. Decl. N a b 10764 59°41/10/58 -+-0/06 —0.70 -+0.74 10.71 10.62 +0.09 —0.68 -+0.74 24* 10.51 ‘10.63 —0.08 —0.66 -+0.74 2* 10.19 10.05 -+0.14 —0.65 0.75 13 9.38 8.97; :+0.41 - —0.61 : 0.78 ‹ Draconis. 6 59 31 36.00 59 31 36.46 —0.46 —1.02 +0.35 22 40.11 40.54 —0.43 —1.00 +0.56 24 40.79 41.05 —0.26 —0.99 -+0.59 1 42.93 42.41. »-20.18,: — 0.97 1250168 14 44.47 44.55 —0.08 —0.91 -0.81 22 45.21 45.52 —0.31 0.88 +0.88 25 45.82 45.83 —0.01 —0.86 -+0.90 28 45.56 45.90 —0.34 —0.86 +0.92 29 45.74 45.92 —0.18 —0.86 -+0.92 30 45.82 45.95 —0.13 —0.86 +0.93 31 45.63 46.00 —0.32 —0.86 -+0.93 2 45.85 46.12:7—0.27. —0.85 +094 3 46.17 46.20 —0.03 —0.84 -+0.95 20 46.07 46.17 --0.10. —0.78 50.98 21 46.93 46.124 25.0:.11°.--0.78 5.0598 23 45.83 45.93 —0.10 —0.78 -+0.98 24 45.55 45.81 —0.96 —0.78 -+0.98 95 45.59 45.69 —0.10. —0.79 -+0.97 27 45.07 45.49 —0.42 —0.79 +0.97 3* 44.80 44.93 —0.18 —0.77 +0.94 2 29.56 29.60 —0.04 —0.97 -+0.27 3 29.06 29.22 : —0.16:.—0.97 +-0:95 17 23.68 23.65 0.08 —1.01 —0.01 31 69 31 1.00 59 31 1.17:.—0.17 —0.81. 0.9 1 0.74 1.02% 0.28: 0.81 20:96 16 30 59.42 30 59.82 --0.40 —0.76 —0.98 20* 58.36 59.66:-—1.30 —0.78 —0.97 1 59.94 31 10.074 0.13, 0.75 0:95 15 81. 1216 1.53, - —0.37 —0.76° —0.85 16 1.34 1:65: 0:81 —0.76. —0:94 24 19.78 20.19 —0.41 —0.97 +0.13 25 19.81 20.45 —0.64 —0.98 -+0.15 27 20.74 21.00 —0.26 —0.99 -0.18 29 21.32 21.61 —0.29 —0.99 -+0.21 30 22.06 21.93 -+0.18 —0.99 +0.23 10 34.29 34.13 +0.16 :—0.76 +0.97 11 33.93 34.1541-20/00û —0.75 30:97 19 33.35 33.74. 0.89: 0.75 10.98 20 38.48 33.73 —0.30 —0.75 +0.98 22 33.45 33.71 ;5—0.26: —0.73" +0:98 1 18.04 18.05 —0.01 —0.87 +0.29 2 17.58 17.69 —0.11 —0.87 -+0.28 13 12.90 182674 0.77. 0.91. +0.09 17 0.54 0.62. —0.08 —0.92 —0.50 25 59 30 49.67 30 50.12 —0.45 —0.75 —0.94 16 49.85 49.36 —0.01 —0.65 —0.84 18 50.12 50.17 —0.05 —0.65 —0.83 19 50.36 50.31 +0.05 —0.64 —0.82 13 31 5.08 311 15.11: 0.03 —0.88 —0.06 15 5.54 5.66 —0.12 —0.85 —0.02 +-0.15 —0.99 —0.99 —1.00 —1.00 —0.95 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849 1850 Mai Aug. Aug. Aug. Sept. Juli Aug. Juli Aug. Aug. Sept. Aug. Sept. Juli Aug. Aug. BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. Beob. Decl. 59 59 59 59 : 59 59 Ber. Decl. 50°31’ 5/59 59°31 5794 6.08 6.53 7.49 7.54 22.34 22.41 22.25 22.45 22.03 29.44 22.11 22.48 22.59 22.56 22.94 22.60 29.34 29.61 22.09 22.22 21.98 22.18 11.32 59 31 11.76 11.95 11.79 11.42 11.80 11.35 1146 11.46 11.76 11.31 11.75 11.45 11.73 11.52 11.74 1.27 59 31 1.67 1.03 1.53 0.71 1.11 0.20 0.43 59.84 0.12 59.58 30 59.80 50.06 59 30 50.43 50.94 51.21 51.00 51.34 51.20 51.38 51.13 51.44 51.15 51.66 40.54 59 30 40.96 40.83 41.17 41.10 41.36 41.05 41.43 41.12 41.50 41.29 41.52 41.44 41.51 41.16 41.51 30.87 59 30 30.98 30.52 30.55 28.66 28.74 27.57 27.83 19.52 59 30 19.69 19.95 20.04 19.55 19.75 18.50 18.84 18.64 18.76 17/67 18.08 6.76 59 30 7.36 7407 707 7.57 8.01 7.50 7.62 7.24 7.58 7.34 7.52 6.94 7.18 54.86 59 29 54.89 54.68 54.88 54.74 54.91 31 31 30 30 30 50 40. +0. 4-0. 0. 0, +0. +0. 0.95 +0. +0. 4-0, +0. 0. +1, +-1. +-1. +1. +1. +0. 0. 0. 15 16 1850 1851 1858 1854 1855 1859 1862 1840 1841 Juli Aug. Aug. Juli Aug. Aug. Sept. Ausg. Juli Aug. Sept. Oct. Febr. März April Mai Juli Oct. Beob. Decl. 59° 39’ 54775 59 59 59 59 59 59 59 54. 29 39. 29 24.: 29 10. 28 38. 11 55. 11 28. .39 Dr. Млемов NYRÉN, Ber. Decl. 59°29' 54789 59 59 59 25. .25 N —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0: —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0. —0. 0: —0.1 0. +0. 0. 0. 0. 0: +0. —0. —0. +0. —0. —0. —0. —0. — 0. —0. —0. —0. 06 o® Draconis. 11 55. 55. 55. 56. 56. 56. 55. 55. 11 23. 18: 19). 20. 47 57 4-0. +0. —0. +-0. 0. 0. —0. —0. +0. +-0. —0.59 —0.59 —0.58 —0.57 —0.57 —0.58 —0.58 —0.62 —0.58 —0.46 —0.48 —0.50 —0.54 —0.60 BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 17 Beob. Decl. Ber. Decl. n a b с а e 1841 Oct. 17 5912 2/08 59°12’ 2/45 —0737 —0.38 -0.95 +0.23 -+1.00 --0.04 Nov. 1 1.03 1.12) 220.09 —0.37 0.86 “+0,49 700 —0:96 2 0:77 1.00 —0.23 —0.37 -+0.85 -+0.49. 0.96 —0.28 8 11 59.80 11 59.91 —0.11 —0.40 0.80 0.57 0.99 —0.40 Dec. 18 49.66 49.79 —0.18 —0.51 +0.24 +0.96 +-0.34 —0.94 1842 Jan. 10 591 41:66 59 11 41.80 —0.14 —0.48 —0.18 0.97. —0.10, —1:00 12 41.23 41.05. 20:18, 20:48 0721. 20/07 20:14 0.959 14 40.21 40.29 —0.08 —0.47 —0.95 +0.96 —0.18 —0.98 15 39.38 39.92 —0.04 —0:47 —0.26 0.96 0.20 —0.98 März 18 26.07 25.91. 20.6. 0 1940.97 00 — 1:00 011 April 10 26.11 26.19. 0.01 —0.10.—0.97. —0.18 —0.93 0,36 11 26.51 26.25 +0.26 —0.19 —0.97 —0.19 —0.93 -0.38 12 26.40 26.39 0.01 —0.19 -—0.97 —0.21. —0.92 —+-0.40 3 26.43 26.53 .—0.10 —0.19 —0.96 —0.23 —0.91 +0.42 16 26.46 26.92 —0.46 —0.19 —0.95 —0.28 —0.88 +0.46 18 27.18 01180 20000 ооо 20.86.4051 25 28.42 28,990 0.20 —0.21 —0:90 —0,42 0.78 +0.62 28 28.92 58.87 --#0.05, —0.21: 0.87 —0.46 --0.74 0.67 Oct. 12 12 9.89 12 9.84 +0.05 0.00 -+0.98 -+0.14 -0.51 —0.86 13 9,50 9.77 —0.27: 0.00: #097 0:16 -0.49. —0,87 16 9.31 9.56 —0.25 —0.02 +0.96 -+0.21 +0.45 —0.89 17 9.65 9.51 +0.14 —0.02 +0.95 -+-0.23 +-0.43 —0.90 1844 Oct. 14 59 12 23.95 59 12 24.19 —0.24 -+0.63 +0.96 -+0.18 —0.95 --0.31 21 23.75 23.73 +0.02 +-0.62 +0.93 -+0.30 —0.89 +0.45 29 23.13 23.07 +0.06 -0.60 -0.88 +0.43 —0.81 -+0.59 Nov. 5 25.08 21.97 -+0.05 -+0.56 -r-0.32 <+0.53 —0.72 -+0.70 1845 Nov. 8 59 12 28.15 59 12 98.18 --0.02 <+0.81 -0.80 --0.57 <+0.43 -+0.90 9 27.83 27.94 —0.11 -+0.80 +0.79 +0.59 +-0.45 -+0.90 10 27.72 27.75 —0.03 +0.79 +0.78 +0.60 -+0.46 -+0.89 11 27.72 97,58 0:14 50.79 -+0:77 +0.61 550.47 0.88 1846 Nov. 5 59 12 34.21 59 12 34.48 —0.27 +0.99 +0.83 +0.52 -+1.00 0.00 8 35.88 34.04 —0.16 -+0.98 +-0.80 --0.57 -1.00 —0.06 12 33.23 38.18 -+0.05 -+0.95 0.76 -0.62 +0.99 --0.14 1847 Nov. 10 59 12 38.44 59 12 38.42 --0.02 -+1.02 -+0.79 -+0.59 -+0.28 —0.96 1848 Oct. 14 59 12 45.16 59 12 45.07 -+0.09 +1.05 -+0.96 10.19 —0.15 —0.99 21 44.54 44.63 —0.09 -+1.08 +0.93 -+0.31 —0.28 —0.96 22 44.49 44.51 —0.02 +1.02 +0.93 +0.32 —0.31 —0.95 Nov. 20 39.41 39.69 —0.28 +0.89 -+0.66 0.73 —0.90 —0.44 Dec. 9 34.75 34.55.» +0.90 «+-0.82 0.39 0.91 —1.00 —0.06 1849 Oct, 12 59 12 47.91 59 12 47.88 +0.03 -+0.89 -+0.97 -+0.15 —1.00 —0.09 18 47.61 47.59 -+0.02 +0.87 -+0.95 -+0.95 —1.00 -+0.04 25 47.19 47.06 +0.13 +0.84 0.91 0.37 —0.98 +-0.19 27 46.97 46.67 '—+0.30' 0:83 0.90: +0.40 :—0.97 +-0.922 1850 Nov. 15 59 12 45.53 59 12 45.38 +0.15 +0.47 -+0.73 +0.66 --0.29 -+0.96 29 41.96 41.98 --0.03 -0.40 1-0.55 -+0.82 -+0.58 --0.85 Dec. 2 11.43 41.14 +0.29 0.40 --0.50 0.85 -+0.58 --0.82 5 40.24 40.34 —0.10 +-0.40 0.46 0.88 +0.64 0.77 1362 Aug. 23 59 13 33.82 59 13 34.12 —0.30 +0.34 10.75, —0.64 +0.22 0.98 Sept 29 21.07 37.85 —0.18 +0.42 0.92. —0.34 +0.76 --0.66 Anmerkung. Die durch ein Sternchen bezeichneten Beobachtungen sind bei den Rechnnngen ausgeschlossen, weil sie in den Tagebüchern als etwas unsicher annotirt sind. Ausserdem die Beobachtungen von v Ursae majoris ат 8. und 9. Juni 1858. Ohne Zweifel sehen wir hier die genaueste Beobachtungsreihe von solchem Umfange, die bis jetzt existirt. Durch Vergleichung der Beobachtungen von 1840 — 1842 hat W. Struve als wahrscheinlichen Fehler einer einzelnen Beobachtung == 0,117 gefunden. Wenn wir auch nicht erwarten können, dass die Uebereinstimmung eine ebenso befrie- digende sein wird, wenn man durch mehrere Jahre fortgesetzte Reihen vergleicht, so wer- Memoiros de l’Acad. Imp. des sciences, VIlme Serie. 3 18 Dr. Macnus NYRÉN, den wir doch sehen, dass unter Benutzung von neuen Reductions-Elementen der wahr- scheinliche Fehler fast identisch derselbe herauskommt, und dass also durch die langen Zwischenzeiten Nichts an Genauigkeit der Beobachtungen eingebüsst worden ist. Da man aber berechtigt ist von einem Fortschritte in der Beobachtungskunst nicht nur genauere Werthe für Quantitäten, deren Existenz schon vorher bekannt ist, zu erwarten, sondern auch Aufschlüsse über solche Quantitäten, die unter gewissen Bedingungen existiren müs- sen, so scheint mir hier der Versuch am Orte eine Frage zu beantworten, die bis jetzt, mit einer einzigen Ausnahme, nur auf theoretischem Wege berührt worden ist. Die Zahl der Beobachtungen, die sich auf 375 beläuft, muss bei der erlangten Genauigkeit einige Hoffnung auf Erfolg einflössen. Wie wir wissen, kann die Polhöhe nur unter der Bedingung unveränderlich sein, dass die Rotationsachse der Erde mit einer ihrer Hauptachsen zusammenfällt. Ist diess nicht der Fall, so müssen in der Polhöhe Veränderungen stattfinden, die eine Periode von etwas we- niger als einem Jahre haben. Da wir aber nie den Erdkörper so genau kennen lernen wer- den, dass wir dadurch das Zusammenfallen oder nicht der erwähnten Achsen constatiren könnten, so bleibt uns Nichts anderes übrig als die Lösung der Frage auf rein astronomi- schem Wege zu versuchen. Nehmen wir an, dass die beiden Achsen einen Winkel 9 mit einander bilden, und nennen wir С das Trägheitsmoment der Erde in Bezug auf die in Rede stehende Haupt- achse, A das Trägheitsmoment in Bezug auf eine beliebige, gegen die vorige senkrechte Achse. Wie Euler gezeigt hat, muss dann der Pol der Rotationsachse um den andern Pol herum auf der Erdoberfläche einen Kreis beschreiben, der in der Richtung der täglichen Bewegung sich vollzieht mit der Geschwindigkeit 04 а) п — COS р wo п die Geschwindigkeit der täglichen Bewegung bedeutet. Im Raume aber muss ein jeder von diesen Polen einen Kreis beschreiben mit dem Radius: Für die Rotationsachse = Dee Qi <| p Für die Hauptachse == und mit einer gemeinschaftlichen Winkelgeschwindigkeit 0 А Wie schon Peters bemerkt hat, ist der von der Rotationsachse beschriebene Kreis zu klein, als dass man hoffen könnte jemals seine Existenz durch Beobachtungen zu consta- tiren. Wenn wir also in den beobachteten Zenithdistanzen eines Sterns periodische Ver- änderungen wahrnehmen, so sind diese nicht den Declinationen zuzuschreiben, sondern müssen, wenn man an ihrer Realität nicht zweifeln kann, durch Veränderungen in der Pol- BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 19 höhe erklärt werden. Für den Winkel © hat Peters den Werth 0,079 mit dem wahrschein- lichen Fehler == 0,017 gefunden; weil aber die Beobachtungsreihe, aus welcher er dieses Resultat abgeleitet hat, nur wenig mehr als ein Jahr umfasst, so zweifelt er selbst an der Realität dieser Grösse. Was die uns hier zur Disposition stehenden Beobachtungsreihen betrifft, so muss man, dieser Frage wegen, es bedauern, dass später die Beobachtungen eines jeden Sternes nicht durch das ganze Jahr gehen, so wie es im Anfange geschah. In- dem die Beobachtungen in den meisten Jahren jetzt nur gruppenweise vorkommen, ist die Aufgabe, eine Periode in den Abweichungen zu entdecken, dadurch viel schwieriger ge- worden. Da aber die Beobachtungsperiode hier lang genug ist, um das Maximum der aus dieser Ursache herrührenden Veränderungen mehrere Male in der Zwischenzeit mit den Beobachtungszeiten zusammenfallen zu lassen, so sind wir doch zu der Annahme berechtigt, dass diese Veränderung, wenn sie auch nur einen kleinen Bruchtheil einer Secunde beträgt, sich in unsern Rechnungen zeigen muss. Die Zeit, welche die Pole der Rotationsachse nöthig haben, um einen Umlauf auf der trdoberfläche zu vollenden, können wir durch die Constanten der Präcession und Nutation finden. Durch Anwendung der Struve’schen Präcessionsconstante und der von ihm selbst abgeleiteten Nutationsconstante hat Peters diese Umlaufszeit = 303,867 mittlere Son- nentage gefunden. Hier werden wir für die Präcession denjenigen Werth nehmen, den ich durch die Vergleichung der Sterncataloge von Weisse und Schjellerup gefunden habe (Détermination du coefficient constant de la Précession, Bulletin de l’Acad., Tome XIV), und für die Nutation denjenigen Werth, der nach der definitiven Auflösung der hier auf- gestellten Bedingungsgleichungen uns als der wahrscheinlichste erscheint. Für den Augen- blick nehmen wir an, dass wir die letztgenannte Quantität auch schon kennen. Wenn wir dann mit m die mittlere Winkelgeschwindigkeit der Erde in ihrer Bahn bezeichnen, so haben wir, wie man es in der zweiten Abtheilung dieser Abhandlung sehen wird: 3m? (C-A) __ в) —,0 = 17,1949 Wir müssen aber hier m und » in Secunden ausdrücken. Nehmen wir dann das tropische Jahr als Zeiteinheit, wobei m und x also die dieser Einheit entsprechenden Bedeutungen bekommen müssen, so wird trop. Jahr т = = : 1296000 sider. Jahr und, da das tropische Jahr 366,2422 Sterntage hat n = 366,2422 . 1296000 Setzen wir diese Werthe von m und x in die Gleichung b), so bekommen wir C—A 4 = 0,00323971 und °Z2 — 0,00325035 20 Dr. Magnus Мувим, Diese letzten Quantitäten müssen wir jetzt in den Ausdruck a) hineinsetzen, um den Bogen zu bekommen, der von dem Pole der Rotationsachse auf der Erdoberfläche in einem tropischen Jahre beschrieben wird. Dieser wird dann, in Graden ausgedrückt: — 498,55 == 0,97 oder es wird ein ganzer Kreis in 306,81 mittleren Sonnentagen beschrieben. Der gege- bene wahrscheinliche Fehler ist abgeleitet aus den wahrscheinlichen Fehlern der Con- stanten der Präcession und Nutation, die hier benutzt worden sind. Diese Umlaufszeit sehen wir als die genaueste an. Da sie aber erst, nachdem die definitive Nutationscon- stante bekannt war, bestimmt werden konnte, so mussten vorher ein wenig verschiedene Werthe angewandt werden. Vorläufig wurde daher die jährliche Ortsveränderung des Poles — 43250 angenommen, und wir erhielten dann durch eine erste Auflösung der Bedingungs- gleichungen einen genäherten Werth der neuen Nutationsconstante. Mit dieser Nutation wurde dann der Betrag der jährlichen Ortsveränderung des Rotationspoles berechnet, und wir erhielten als Resultat 42872. Dieser letzte Werth ist bei der definitiven Auflösung der Bedingungsgleichungen angewandt worden. Um die gesuchten Resultate von fremdem Einflusse frei zu erhalten, wollen wir in unsere Bedingungsgleichungen, ausser den Gliedern, welche unmittelbar die hier zu behan- delnden Fragen über die Nutationsconstante und die Veränderlichkeit der Polhöhe be- treffen, noch drei andere Unbekannte einführen, nämlich: die den Beobachtungen ent- sprechende Correction der angewandten Aberrationsconstante, die jährlichen Parallaxe der einzelnen Sterne und die Correction der angenommenen mittleren Declinationen der letz- tern. Da überdiess die vorausgesetzte Veränderung der Polhöhe die Bestimmung zweier Constanten verlangt, werden wir somit sechs Unbekannte haben und die Bedingungs- gleichungen folgendermaassen aussehen : ax + by + cr du + ew + fen = 0 Die in dieser Gleichung enthaltenen constanten Quantitäten haben folgende Bedeutungen : a aa [HT + Шы У +- У-- VI + УП + VII — 2,206 (IX -н X)] y — _X I — 20.4451 с = — 60$ О-на,) À ‚ wo k das Maximum des Coefficienten der Parallaxe in Declination, «,, den im Reductionsgliede ХТ angewandten Hülfswinkel bezeichnet. sin 428,2 (Т — 1850) cos 428,2 (T — 1850) Г = 1 n = Beobachtung — Rechnung. d | Вкзиммоме DER NUTATION DER ERDACHSE. 27 Diese Quantitäten sind in den vorhergehenden Tafeln unter den entsprechenden Buch- staben gegeben. Bei der ersten Auflösung der Bedingungsgleichungen war die Bedeutung von d und e ein wenig verschieden, nämlich: | 4 — sin 43220 (T — 1850) cos 432,0 (T — 1850) c | Die sechs Unbekannten in unsern Bedingungsgleichungen haben folgende Bedeutung: x = — Correction der Nutationsconstante 9,2235. у = — Correction der Aberrationsconstante 20,4451. 2 = + Parallaxe in Declination. и = —psinE,. W — + © COS Ë. Un die Bedeutung von & aufzufassen, denke man sich eine Linie gezogen zwischen den Polen der Hauptachse und der Rotationsachse für 1850,0; dann ist & derjenige Winkel, der am Pole der Hauptachse durch diese Linie und den Pulkowaer Meridian gebildet wird. $ = — Correction der angenommenen mittleren Declination. Will man durch Beobachtungen eine Quantität bestimmen, die immer durch einen periodischen Coefficienten multiplieirt vorkommt, so wäre es natürlich am Besten, wenn die Beobachtungen auf die ganze Periode gleichmässig vertheilt wären. Hier ist diess aber für die Nutation nicht der Fall, denn die Periode ist ungefähr 19 Jahre, und von den Be- obachtungen kommt mehr als ein Drittel auf die ersten drei Jahre. Damit nun diese Jahre bei der Bestimmung der Nutationsconstante nicht einen zu grossen Einfluss ausüben, er- scheint es nothwendig, jeder Beobachtung aus dieser Zeit ein geringeres Gewicht beizu- legen. Desshalb wollen wir eine Beobachtung aus der späteren Zeit das Gewicht 1 bei der in Rede stehenden Frage, jeder Beobachtung aus den Jahren 1840 — 42 das Gewicht 1 geben. Bei der Untersuchung über die Veränderlichkeit der Polhöhe würde natürlich ein solcher Unterschied in den Gewichten keine Berechtigung haben, da die Periode dieser Veränderung nicht ein ganzes Jähr umfasst. Bei den Beobachtungen von с? Draconis ist noch ein Umstand zu berücksichtigen. Wie schon früher erwähnt, ist dieser Stern nur bis 1850 beobachtet worden; die Nutation wirkt aber auf dessen Position in derselben Rich- tung von 1840 bis 1848, also beinahe durch die ganze Beobachtungszeit. Hieraus folgt, dass, falls die berechneten Positionen des Sterns durch eine falsch angenommene Eigenbe- wegung entstellt sind, der dadurch entstehende Fehler nur zum kleinsten Theile aus der zu ermittelnden Correction der Nutation eliminirt werden kann. Obgleich nun im gegenwärtigen Falle der Fehler in der angenommenen Eigenbewegung äusserst klein sein muss, so sehen wir uns doch durch diesen Umstand veranlasst den Beobachtungen von 0? Draconis ein, im 22 Dr. MacGnus МувЕм, Vergleich mit den andern Sternen, geringeres Gewicht zu geben. Wir setzen desshalb zwei Beobachtungen von 0? Draconis gleich einer Beobachtung eines jeden der andern Sterne. Bei unserer Untersuchung über die Quantitäten von kurzer Periode haben wir natürlich keine Ursache in dieser Beziehung einen Unterschied in den Gewichten anzunehmen. Wie schon oben gesagt, haben wir durch eine vorläufige Auflösung der Bedingungs- gleichungen diejenige Periode in der Veränderlichkeit der Polhöhe bestimmt, die diese Be- obachtungen selbst verlangen. Wenden wir die Methode der kleinsten Quadrate auf unsere Bedingungsgleichungen an, so werden die zu diesem Zwecke gebildeten Finalgleichungen folgende: 1) Angenommene Veränderung des Winkels Е = 432°0 in einem tropischen Jahre, a) Halbes Gewicht für alle Beobachtungen bis 1843,0. v Ursae majoris. 32.0598 — 9.8999 + 5.0992 10.397 u + 3.4850 —19.035€ — 0.744 = 0 — 9.898 -51.756у —11.9972 — 7.154и — 5.488w -+60.280 + 7.569 = 0 + 5.0995 —11.927у + 8.4872 + 3.81и + 5.485w —13.00%t — 1.201 = 0 +10.327æ — 7.154у + 5.8112 -48.649и — 5.290% — 2.1455 — 1.000 = 0 + 2.4850 — 5.488y + 5.4852 — 5.290u -+58.77w — 6.2506 + 0.301 = 0 —19.035æ -60.280у —19.0902 — 2.145и — 6.50% -107.500& -+-12.530 = 0 ı Draconis. 53.872 18.2049 + 2.7522 + 3.2584 + 3.9550 + 4.1256 — 0.607 = 0 —18.204х +98.146y —11.4922 — 6.865и — 4.318№ -+95.500E —21.738 =0, + 2.752 —11.492у 16.1812 + 8.913и + 0.562 —16.535$ + 4.534 =0 + 3.288 — 6.865y - 8.9132 +57.652u + 0.528 — 8.0402 + 1.163 = 0 + 3.955 — 4.318у -+ 0.5622 + 0.528и -61.235% — 9.315 + 2.555 = 0 + 4.15% +95.500y7 —16.5352 — 3.040и — 9.3150 +119.000€ —26.895 = 0 o? Draconis. -+-20.649х +14.913y -+ 9.6922 — 0.120и + 0.004% +-11.815€ + 0.400 = 0 +-14.913x -31.686у -+ 9.8892 + 2.763u + 8.952% +23.560€ — 0.830 = 0 + 9.692 + 9.889y 14.9082 + 5.163u + 0.027% +11.4506 + 0.765 = 0 — 0.102 + 2.765354 + 5.1682 +27.412u — 0.742ю — 6.045t — 1.269 = 0 + 0.0042 + 8.952у + 0.0272 — 0.742и -20.609% + 5.3008 + 0.198 = 0 +11.815@ -+28.560у -+11.5402 — 6.0454 -+ 5.30% -+48.000 — 1.470 = 0 Die Auflösung dieser Gleichungen giebt uns folgende Werthe der Unbekannten, wobei die beigeschriebenen Gewichte sich immer auf eine Beobachtung mit dem wahrscheinlichen Fehler == 0,117 als Einheit beziehen. v Ursae majoris. x = — 0,0533 Gewicht 25,27 y = — 0,0344 » 14,25 и, +34.055 x —10.414 x + 5.198 x +-11.564 x -- 1.799 x —24.060 x +-74.176 x + 9.304 x + 7.999 x + 9.760 x + 3.918 x —20.290 x +-24.811 x —+13.407 x +-10.175 x + 2.052 x — 1.289 x + 3.420 x BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACOHSE. и = + 0,0249 Gewicht 41,85 ш = — 0,0108 » 53,84 # == —0114 | ı Draconis. © = — 0,0083 Gewicht 42,95 у = +- 0,0202 » 1712 2 = — 0,0731 » 12.20 и = -+ 0,0234 » 52.48 w = — 0,0070 » 59,65 t — + 0,201 o* Draconis. 1 = — 0,0100 Gewicht 10,31 у = + 0,0275 » 12,00 д = — 0,1463 » 8,06 и = + 0,0854 » 21,66 w= — 0,0362 » 15,51 $ = + 0,070 b) Gleiches Gewicht für alle Beobachtungen. —10.414 у 65.858 y —16.891 y —17.163 у —11.838 y 68.670 y + 9.304 y +-116.335 y —13.357 y —12.566 у + 2.269 y +-106.710 y +-13.407 y +-45.714y +-11.173 y + 8.103 у +15.199 y +-25.700 y v Ursae majoris. + 5.1982 —16.891 2 —-14.298 2 -+ 6.888 2 —-12.886 = —16.120 +- 7.999 z —13.3572 -+26.787 2 +17.153 2 + 3.844 2 —22.700 2 +-10.175 2 —+11.173 2 21.387 # 11.264 2 — 3.5982 +-11.110z +11.564u +1 —17.1638u —11 + 6.888u 1-12. +-63.552u — 6. — 6.544и +79. — 7.920% —14. ı Draconis. ` + 9.760u +3 —12.566u +23 +17.15u + 3 +-75.515 u +3 + 3.212и +73 —14.800и — 8. o? Draconis. + 2.052 u + 8.103 u 11.264 % 39.157 u — 4.287 u — 10.080 x .799 w .838 w 886 w 544 w 372 № 540 w .918 w .269 16 .844 № .212 w . 843 w 840 w .289 w .199 w .598 w .287 w .880 w .880 w —24.060$ -68.670 & —16.120$ — 7.9208 —14.540$ +-143.000 t —20.290$ +-106.710 4 — 22.700 — 14.800 & — 8.8408 —149.000$ + 5.4206 +-25.700 & —+11.1102 — 10.080 t + 5.880 69.000 t | хоюно- © © © © © © | | ©S © © 24 Dr. Млемовз Мувем, Durch diese Gleichungen findet man: > Ursae majoris. 4 = — 0,0545 Gewicht 29,39 у = — 0,0254 » 9414 2 = — 0,0338 » 8,28 и = + 0,0238 » 52:98 w —= — 0,0125 » 63,03 о ‚ Draconis. д —= — 0,0049 Gewicht 55,83 у = + 0,0160 » 30,60 2 = 10.0670 » 20,00 и —= + 0,0318 » 63,32 w —= — 0,0147 » 70,63 { = + 0,203 5° Draconis. 4 = — 0,0081 Gewicht 15,83 ES ID 02 IA Ne 00:60 2 = — 0,1479 » 11,76 4 = + 0,0955 » 25,65 ЕЕ == 0,0299 » 20,58 t — + 0,073 Wie man hier sieht, weicht die durch v Ursae majoris gefundene Correction der Nu- tationsconstante um mehrere Hundertstel von der durch die anderen Sterne gegebenen ab, eine Abweichung, die unerwartet gross ist, wenn man die Genauigkeit der Beobachtungen in Betracht zieht. Freilich muss hier zugegeben werden, dass die Beobachtungen dieses Sterns nicht mit derselben Gleichmässigkeit während der ganzen Periode wie die der an- dern Sterne ausgeführt worden sind, da diese an festen Fäden, jener an einem beweglichen beobachtet wurde. Die Declination von v Ursae majoris war nämlich in den ersten Jahren ein wenig grösser als die Polhöhe von Pulkowa, und da der Stern desshalb nicht durch den ersten Vertical passiren konnte, musste {Пе Zenithdistanz nördlich vom Mittelfaden mit einem beweglichen Micrometerfaden gemessen werden. Später, als der Stern durch die Präcession so weit nach Süden gerückt war, dass er den ersten Vertical überschritt, ist man ihm mit dem Micrometerfaden über den Mittelfaden hinaus gefolgt, und in den letzten Jahren sind alle Messungen nur auf der Südseite von diesem Faden angestellt worden. Diesem Verfahren scheint die Absicht zu Grunde gelegen zu haben, den Stern, wenn mög- BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 25 lich, immer unter demselben Stundenwinkel zu beobachten. Da nun die angestellten Mes- sungen immer auf den Mittelfaden redueirt wurden, so lässt sich leicht einsehen, dass ein Fehler in dem angenommenen Werthe eines Schraubenumganges auf die beobachtete Posi- tion einen analogen Einfluss haben muss, wie eine falsche Eigenbewegung auf die berech- nete Position. Da aber die Beobachtungen dieses Sterns sich fast über die ganze Nutations- periode erstrecken und dadurch der Einfluss eines Fehlers dieser Art beinahe vollständig aus dem Resultate eliminirt wird, so lässt sich der gefundene Unterschied auch nicht durch die erwähnte Annahme erklären. Wie klein jedoch diese Quelle der Unsicherheit sein mag, so ziehen wir es immerhin vor sie ganz wegzuschaffen, indem wir in die Bedingungsgleichun- gen für diesen Stern eine neue Unbekannte als Function der im Mittel bei jeder Beobach- tung mit dem Micrometer gemessenen Grössen einführen. Nennen wir dann 7 eine Correc- tion, die an den angenommen Werth einer Schraubenumdrehung, 28,669, angebracht wer- den muss, g den in Schraubenumdrehungen ausgedrückten mittleren Abstand der Messungen vom Mittelfaden, nördlich positiv gerechnet, südlich negativ, so werden die Gleichungen für v Ursae maj. von dieser Form sein: ac + by + ce + du + ew + fir rg + n — 0 Die Finalgleichungen werden dann folgende : a) Halbes Gewicht für alle Beobachtungen bis 1843,0 -+32.059х — 9.899y + 5.0992 -+-10.527 u + 2.485w —19.0385t --32.569r — 0.744 = 0 — 9.8992 +51.756y —11.9272 — 7.154u — 5.488w 60.280 —96.914r + 7.569 = 0 + 5.0992 —11.927у + 8.4872 + 3.81и + 5.4850 —13.090€ — 6.212 r — 5. ; .201 = 0 +10.327x — 7.154y + 3.8113 +48.649и — 5.290w — 2.145 —928.620r — о + 9.485% — 5.488у + 5.4852 — 65.290и -+58.797 w — 6.250: —34.979r + 0.301 = 0 —19.0351 60.2809 —13.0902 — 2.145и — 6.250% +107.500€ -+11.200r +-12.530 = 0 —32.569% —26.214y — 6.2122 —28.620и —34.979% 11.200 +440.7907 — 3.439 = 0 Diese Gleichungen geben uns: 1 = — 0,0496 Gewicht 24,40 y = — 0,0177 » 11,00 2 = — 0,0437 , » 4,67 и = + 0,0299 » 38,50 w = — 0,0067 » 50,28 r = + 0,0070 » 294,65 { = — 0,121 b) Gleiches Gewicht für alle Beobachtungen : +34.0552 —10.414у + 5.1982 +11.564и + 1.790 —24.060 —41.782r — 1.180 = 1 —10.414х -65.858у —16.8912 —17.163и —11.838% -+68.670% + 7.329" +8 + 5.198 —16.891у -+14.2982 + 6.8884 -+12.886w —16.120t —18.78r — 1.472 = +11.5642 —17.163y - 6.8882 -63.552и — 6.5440 — 7.9208 —36.01r — 2 + 1.79% —11.838y -12.8862 — 6.544и +79.372% —14.540t —65.387r — 0.248 = —24.060% -+68.670у —16.1202 — 7.920и —14.540% +143.000# +103.2007 15.920 = —41.782x + 7.329у —18.7982 —36.201u —65.387ш -+103.2002 -+711.30r + 5.198 = Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 4 © Qt 5 | ooooooo 26 Dr. MAGNUS Мувим, Aus diesen Gleichungen bekommt man : д = — 0,0514 Gewicht 27,13 у = — 0,0100 » 20,16 2 = — 0,0274 » 8,17 | и = + 0,0305 » 48,07 w = — 0,0065 » 59,46: r = + 0,0079 » 466,91 о Man sieht also, dass dieser Stern fast vollkommen dieselbe Correction der Nutations- constante giebt, auch wenn man den aus den sämmtlichen Beobachtungen selbst folgenden Werth des Schraubenumganges anwendet. Als vorläufige Correctionen der angewandten Nutationsconstante haben wir also für die verschiedenen Sterne folgende Quantitäten anzunehmen : v Ursae majoris + 0,0496 Gewicht 24,40 ‚ Draconis + 0,0083 » 42,95 с? Draconis + 0,0100 » (10,31). Mittel ... + 0,0224 + 0/0118 Der wahrscheinliche Fehler des Mittels ist aus dem wahrscheinlichen Fehler == 0,117 1) einer Beobachtung abgeleitet. Da wir von dem Werthe 972235 ausgegangen sind, so würden wir also jetzt für die Epoche 1850 die Nutationsconstante — 9/2459 -= 070118 haben. Bei einer Quantität - aber, die schon durch mehrere vorhergehende Untersuchungen bestimmt worden ist, würde es mir unberechtigt erscheinen, wenn ich bei der Fixirung des richtigsten Werthes nicht auch die als die genauesten anerkannten früheren Resultate berücksichtigte. Der hier an- gewandte, von Peters gegebene Werth ist das Mittel aus drei Bestimmungen, von Busch, von Lundahl und von Peters. Nachdem aber durch Professor Auwers eine grosse An- zahl von Unrichtigkeiten in der Untersuchung von Busch über die Aberration nachge- wiesen sind, kann man auch nicht der damit zusammenhängenden Bestimmung der Nuta- tion ein dem angegebenen wahrscheinlichen Fehler entsprechendes Gewicht beilegen. Am sichersten scheint es mir desshalb nur das Mittel aus Lundahl’s und Peters’ Bestimmun- gen zu behalten. Dieses wird dann für unsere Epoche = 972207 = 0,0177, und also das mit Berücksichtigung der resp. w. F. aus diesem und dem hier abgeleiteten Werthe ge- bildete vorläufige Mittel = 9,238. Mit diesem Werthe der Nutation haben wir die jähr- 1) Weil dieser w. F. unter Annahme eines gleichen | so angenommen, wie sie aus der Auflösung der unter der- Gewichts für alle Beobachtungen gefunden ist, haben | selben Annahme gebildeten Finalgleichungen folgen. wir bei der Ableitung des м. Е. des Mittels die Gewichte BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 27 liche Veränderung des oben erwähnten Winkels & = 42872 gefunden, welche Zahl für die _ in den Columnen с und d der vorstehend (S. 11 —17) gegebenen Tafeln angeführten Coef- ficienten benutzt worden ist. Obgleich die beiden gegebenen Auflösungen nur als provisorisch auch für die Quanti- täten u und w anzusehen sind, so kann es doch von Interesse sein zu sehen, wie die ver- | schiedenen Werthe unter einander stimmen. Wir wollen sie zu dem Zweck hier zusammen- stellen: p sing © cos Ë у Отзае ша]. — 030305 Gewicht 48,07 — 0,0063 Gewicht 59,46 e Draconis — 0,0318 » 63,32 — 0,0147 » 70,63 0? Draconis — 0,0955 » 23,65 — 0,0299 » 20,58 Mittel... — 0,0432 — 0,0135 | Hieraus folgt И Е 10: о = 00452 == 070100 Wollte man hier den wahrscheinlichen Fehler des Winkels & aus der Uebereinstim- mung der einzelnen Werthe ableiten, so würde er sich natürlich als viel kleiner heraus- stellen, wie wir aus folgender Zusammenstellung sehen können : ё p у Ursae та). 25853 050311 ‹ Draconis 245,2 0,0350 с”, Draconis 252,6 0,1000 Man muss gestehen, dass diese Uebereinstimmung überraschend gross ist, ja so gross, dass man versucht sein könnte zuversichtlich zu behaupten, man habe hier entschieden reelle Quantitäten vor sich. Wir werden aber später sehen, dass man diese Zahlen mit mehr Vorsicht acceptiren muss, als es durch die ermittelten, verhältnissmässig kleinen, wahrscheinlichen Fehler angedeutet erscheint. Wir gehen jetzt zu der definitiven Auflösung der Bedingungsgleichungen über = 2) Angenommene Veränderung des Winkels Е = 428.2 in einem tropischen Jahre, a) Halbes Gewicht für alle Beobachtungen bis 1843,0. v Ursae majoris. +32.059% — 9.8994 + 5.0992 —12.582и 1 6.839% —19.035& —32.5699r — 0.74 = 0 — 9.8992 -+51.756у —11.9272 —12.758 и -= 1.681w -i-60.280€ —26.214r + 7.569 = 0 + 5.099& —11.927у + 38.4872 -+ 7.2184 -+ 4.043w —13.090t ,— 6.212 r — 1.201 = 0 12.5320 —12.758у + 7.2182 -+-55.082u + 6.364» —10.010€ —52.818 г — 1.848 = 0 + 6.88391 + 1.681y -+ 4.0482 + 6.364и -+56.540w — 0.5202 —27.1607 -+- 1.360 = 0 —19.085 © -+60.280у —13.0902 —10.010% — 0.520 w +107.500€ +-11.2007 -+12.580 = 0 — 0 `—32.569% —96.214у — 6,2122 —52.818# —27.160w -—11,200$ +440.7907 — 3.439 28 —+=53.872 x +-18.204 x — 2.7522 + 1.349 x + 0.991 x + 4.125 x 20.649 x +-14.913 x + 9.692 x — 0.928 x — 0.430 x +-11.815 x +-18.204 y —98.146 y —11.492 у — 4.692 у + 0.251 % —95.500 y —+14.913 y +-31.686 y + 9.889 y + 5.874y + 6.997 у +-23.560 y Dr. MAGnus NYRÉN, + 2.7522 —11.492 2 +-16.182 2 10.003 2 — 5.190 2 —16.535 2 + 9.6922 + 9.889 z +-14.908 z + 3.496 2 — 3.2012 11.540 z ‹ Draconis. + 1.349 u — 4.692 u —10.003 и —+56.021 u —11.195 u — 9.280 u + 0.991 w + 0.251 w — 5.190 w —11.195 w 62.770 w — 4.145 w o® Draconis. — 0.928 u + 5.874 u + 3.496 u -+22.589 u + 0.239 u — 4.640 u — 0.430 w + 6.997 w — 3.201 w —+ 0.239 w +-25.477 w + 8.995 w + 4.195 # +-95.500 $ —16.535$ — 9.2808 — 4.1458 119.000 $ +11.815 4 +-23.560 t +-11.540 4 — 4.64068 + 8.995 4 -48.000 { — 0.607 —21.738 + 4.534 + 2.976 + 1.466 —26.895 — 0.400 — 0.830 + 0.765 — 1.095 + 0.156 — 1.470 Die aus diesen Gleichungen folgenden Werthe der Unbekannten sind: æ 2 à & & + EE SER у Ursae majoris. : — — 0,0467 Gewicht - 24,75 = — 0,0035 » 10,67 — — 0,0389 » 4,86 — + 0,0384 » 38,44 = — 0,0196 » 43,51 = —+ 0,0103 » 272,05 = — 0,126 ı Draconis. — — 0,0077 Gewicht 43,02 — + 0,0217 » 16,19 — — 0,0585 » 11,72 — — 0,0111 » 48,44 — — ‘0,0169 » 57,98 — + 0,199 o? Draconis. — + 0,0034 Gewicht 10,16 — + 0,0062 » 11,97 = — 0,1561. » 7,64 — + 0,0882 » 15,42 — — 0,0580 » 20,16 + 0,083 вии 000000 вии = D © ©. 0 © | BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE $) Gleiches Gewicht für alle Beobachtungen. v Ursae majoris. 34.0552 —10.414y + 5.1982 -++13.220u + 5.6820 —24.060t —41.782r — 1.180 —10.414х -+65.858у —16.3912 —25.325u + 1.5960 --68.670€t -+ 7.3297 + 8.490 + 5,198& —16.891у -+14.2982 -+14.007 u + 8.760% —16.120$ —18.798r7 — 1.472 —+13.220х —25.8325у -+14.0072 +71.105u + 8.520w —19.760$ —84.889r — 3.062 + 5.652х + 1.596у + 8.7602 + 8.520и -+76.064% — 4.400€ —43.0047 -+- 1.454 —24.060% +-68.670y —16.1202 —19.760u — 4.400 +-143.000$ -103.2007 -+-15.920 —41.782х + 7.329y —18.7982 —84.889и —43.004w +-103.200€ +-711.8007 -+ 5.193 ‹ Draconis. —+74.176х + 9.304у + 7.9992 + 6.396и — 3.938910 —20.290$ + 4.592 = + 9.304% +116.335у —13.3572 — 5.915н + 9.078 +106.710Е —93.906 = + 7.999 —13.357у 26.7872 -19.01и — 7.0100 —22.700€ -+ 6.160 = + 6.8962 — 5.915у 19.0112 74.574 и —12.6976 —14.590 + 3.986 = — 2.9811 + 9.678y — 7.0102 —12.697и -74.028№ -+ 0.930 +- 1.161 = —20.290% -+106.710у —22.7002 —14.590% + 0.930% +149.000& —33.180 = o* Draconis. —24.811% 13.407у -10.1752 + 0.0858u — 2.652w -+ 3.420 -+ 0.936 = —+13.407х -45.714у 11.1732 -+14.176u + 9.7470 25.700 — 1.404 = —10.175х —11.173у 21.3872 + 6.8674 — 9.489» 11.1108 -+ 1.017 = + 0.088 -14.176у + 6.8672 +50.785u — 2.2296 — 7.420 — 1.506 = — 2.6522 + 9.747y — 9.4892 — 3.226и 38.2890 11.540 + 0.173 = + 3.40% 25.1009 11.1102 — 7.4204 -+11.540w 69.000 — 2.760 = Durch diese Gleichungen finden wir: у Огзае majoris. д = — 0,0483 Gewicht 27,79 y == + 0,0015 » 19,01 2 = — 0,0346 » 3,05 и —= + 0,0392 » 45,55 и = — 0,0171 » 66,19 r — + 0,0110 » 459,93 # = — 0,127 ı Draconis. 1 = — 0,0035 Gewicht 54,08 y = + 0,0159 » 29,73 2 = — 0,0543 » 18,79 и = — 0,0029 » 59,92 w — — 0,0261 ) 67,48 t = + 0,202 S D OCO © 30 Dr. Maanus Мувим, o* Draconis. x = + 00062 Gewicht 15,23 y = + 0,0017 » 19,25 2 = — 0,1552 » 11,06 и = + 0,0987 » 17,95 w = — 0,0629 » 27,13 $ = + 0,085 Aus den Gleichungen a) bekommen wir also als definitive Correctionen der ange- wandten Nutationsconstante : Durch v Ursae maj. + 0,0467 Gewicht 24,75 » в Draconis —= 0,0077 » 43,02 » 0’ Draconis — 0,0034 » €£10,16).3 Mittel . .. + 0,0202 + 0,0118 Wie oben gesagt, wollen wir aber bei der Fixirung des wahrscheinlichsten Werthes das Mittel aus den von Lundahl und von Peters gefundenen Resultaten mit dem hier er- mittelten verbinden. Werden dann die relativen Gewichte nach den wahrscheinlichen Feh- lern bestimmt, so haben wir also für die Epoche 1850 die Constante der Nutation: Nach Peters und Lundahl = 972207 = 030177 » Nyren — 9,2437 = 0,0118 Mittel ... = 9,2365 = 0,0098 Wenn wir jetzt diejenigen Werthe betrachten, welche die periodische Veränderung der Polhöhe ausdrücken, so sehen wir, dass diese bei der definitiven Auflösung der Glei- chungen nicht so gut übereinstimmen, wie es vorher der Fall war. Aus den Gleichungen 6) ergab sich nämlich jetzt: p Sin Е © cos Ë | у Ursae maj. — 0,0392 Gewicht 45,55 — 0,0171 Gewicht 66,19 t Draconis + 0,0029 » 59,92 — 0,0261 » 67,48 - с? Draconis — 0,0987 » 17,95 — 0,0629 » 9713 Mittel . . : — 0,0274 — 0,0286 Für die Quantitäten & und о haben wir also: ЕЕ — 0,0396 == 0,0099 4. h. der Ausdruck für die Polhöhe von Pulkowa, der den hier behandelten Beobachtungen am besten entspricht, wird folgender : ф = 9, + 0,040 cos [22358 + 428555 (Т — 1850)] BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 31 Die einzelnen Resultate haben folgendes Aussehen : ё p у Ursae ша). 24654 0,0428 ı Draconis 173,7 0,0263 с? Draconis 237,5 0,1170 also viel weniger übereinstimmend wie bei der preliminären Auflösung. Bei der Untersuchung über diese Frage können wir aber auch noch ein anderes Ma- terial zu Rathe ziehen. W. Struve hat nämlich für die Bestimmung der Aberrationscon- stante noch vier andere Sterne beobachtet: В Cassiopeiae, $ Cassiopeiae, b Draconis und Cephei 2 Hev. Wegen mehrerer zusammenwirkender ungünstiger Umstände können wir aber Nichts anderes erwarten, als dass die Antwort auf unsere Frage, die wir durch diese Sterne bekommen, sehr unsicher sein muss. Für die Entscheidung einer Frage, wo es sich um so kleine Quantitäten handelt, sind die Beobachtungen zu wenig zahlreich und er- strecken sich über einen zu kleinen Zeitraum — nur etwas mehr als zwei Jahre. Der bedenklichste Umstand dabei ist jedoch der, dass fast alle diese Beobachtungen vor der Aufrichtung des oben erwähnten Sonnenschirmes angestellt sind. Aus dieser Ursache kön- nen wir gar nicht sicher sein, dass sich nicht in der kurzen Periode, die wir hier zu unter- suchen haben, ein von den Jahreszeiten abhängiger Fehler in den beobachteten Zenith- distanzen mit der in Rede stehenden Veränderung der Polhöhe vermischt. Der Vollständig- keit wegen wollen wir aber auch diese Beobachtungen untersuchen. Zu dem Zweck nehmen wir aus der erwähnten Abhandlung von Struve für diese 4 Sterne die Differenzen zwischen Rechnung und Beobachtung und fügen nur die Quantitäten sin 42852 (T — 1850) und cos 42852 (Т — 1850) hinzu. Die Bedingungsgleichungen werden dann mit folgenden Coefficienten gebildet: 8 Cassiopeiae. n d с n d e 1841 Mai 27 +007 —0.99 -+0.17 1842 April 1 41-0709 ,—0.98 -+0.19 29 +0.05 —0.98 <+0.21 3 0.08 —0.98 -+0.22 31 --0.26 —0.97 -r-0.25 13 --0.31 --0.91 -1-0.42 Juni 15 —0.32 —0.35 -+0.58 17 -+0.06 —0.37 --0.48 18 -+0.21 —0.81 -+0.58 18 -0.35 —0.86 +-0.51 22 —0.14 —0.76 -+0.65 Mai 30 —0.11 —0.15 --0.99 Oct 4 —0.15 +-0.95 0.29 Juni. 4 —0.57 —0.05 1.00 Nov. 1 —0.17 -+0.96 —0.27 р 5 --0.06 —0.03 -+1.00 2 —0.14 --0.96 —0.29 7 —0.14 0.00 +-1.00 29 —0.13 --0.67 —0.74 22 +--0.22 --0.31 -+-0.95 Déc. 18 0.07 -+-0.38 —0.94 23 —0.03 -+0.38 --0.94 1842 Jan, 7 -+0.14 —0.05 —1.00 Oct. 12 —0.17 --0.49 —0.87 3 —0.13 —0.16 —0.99 13 —0.45 -0.47 —0.88 14 --0.08 —0.18 —0.98 16 --0.03 +-0.41 —0.91 15 --0.24 —0.20 —0.98 21 —0.14 -+0.32 —0.94 16 —0.08 —0.22 —0.97 23 —0.26 -+0.28 —0.96 Febr. 7 +-0.33 —0.62 —0.78 Dec. 6 +-0.20 —0.58 —0.81 17 +0.14 —0.77 —0.64 17 +-0.01 —0.75 —0.66 März 18 +0,28 —1.00 —0.11 32 Dr. MaAGnus NYRÉN, 5 Cassiopeiae. n d e n d e 1841 Febr. 1 —0704 -+-0.56 —0.83 1842 März 21 -+-0722 —1.00 —0.04 April 28 -+0.25 —0.90 —0.41 April 2 +-0.41 —0.98 -+0.20 Mai 27 -0.35 —0.99 +0.17 13 +-0.46 —0.91 -+0.42 31 -+0.10 —0.97 +0.25 18 +0.24 —0.86 --0.51 Juni 15 —0.19 —0.85 +0.53 Juni 5 —0.09 —0.03 -+1.00 22 —0.12 —0.76 +-0.65 22 --0.24 +0.31 +-0.95 28 —0.34 —0.75 -+-0.67 28 —0.03 -+0.33 +0.94 29 —10.25 —0.67 -+0.75 Juli 1 —0.28 +-0.48 --0.88 Juli 8 0.00 —0.61 -+0.80 5 —0.48 +0.54 -+0.84 Nov. 2 —0.25 -+0.96 —0.29 Oct. 12: —0.09 -0.49 —0.87 29 —0.33 +0.67 —0.74 18 —0.52 -0.47 —0.88 Dec. 18 -0.10 -+0.38 —0.94 16 —0.13 -0.41 —0.91 1842 Jan. 7 <+0.25 —0.05 —1.00 21 —0.06 —+0.32 —0.94 18 +-0.23 —0.16 —0.99 23 —0.40 +0.28 —0.96 1 +0.06 —0.18 —0.98 97 —0.13 +0.22 —0.98 15 +-0.18 —0.20 —0.98 Dec. 1 —0.20 —0.49 —0.87 16 —0.05 —0.22 —0.97 6 +-0.30 —0.58 —0.81 Febr. 7 #+0.19 —0.62 —0.78 17 -+0.11 —0.75 —0.66 17 -0.12 —0.77 —0.64 h Draconis. 1840° Aug. 20 0.00 —0.75 -+0.66 1840 Oct. 3 —0.03 -0.07. +1.00 23 —0.22 —0.71 -0.71 4 +0.20 -+0.09 —+1.00 25 +0.07 —0.68 -0.74 5 -0.29 +0.12 +-0.99 26 +0.14 —0.67 -+0.75 1841 März 16 —0.10 —0.16 —0.99 27 —0.11 —0.65 +0.76 April 14 —0.09 —0.78 —0.63 28 -+0.17 —0.64 -+0.77 Mai 9 —0.25 —0.98 —0.18 30 +-0.07 —0.61 -+0.79 Sept. 24 —0.04 +-0.89 --0.48 Sept. 7 -0.14 —0.43 +0.90 27 -—0.01 --0.90 -1-0.43 24 -+0.15 —0.13 -+0.99 28 —0.52 -+0.91 -+0.41 25 —0.09 —0.11 --0.99 Oct 6 +0.07 -+0.96 -0.25 26 0.11 —0.09 -+1.00 1842 April 3 —0.11 —0.98 +-0.22 28 0.00 —0.05 <+1.00 8 +0.08 —0.95 --0.32 Cephei 2 Hev. 1840 Oct. 29 <+0.01 -0.67 -+0.82 1842 April 12- +-0.17 —0.92 -+0.40 Nov. 3 -0.15 -+0.64 -+0.76 13 -+0.12 —0.91 +0.42 1841 März 30 -0.08 —0.53 —0.85 18 —0.03 —0.86 +-0.51 Mai 9 —0.11 —0.98 —0.19 : 25 -+0.09 —0.78 -+0.62 Nov. 1 —0.09 --0.96 —0.27 Oct. 12 —0.01 -+0.51 —0.86 2 —0.29 +-0.96 —0.29 18 —0.93 +-0.49 —0.87 8 +-0.05 +0.92 —0.40 17 +-0.09 -+0.48 —0.90 Hieraus bekommen wir durch die Methode der kleinsten Quadrate folgende Final- oleichungen : 8 Cassiopeiae. + 16,454 u — 3,301w — 25503 = 0 — 3,3014 + 20,494 w — 0,077 | © 5 Cassiopeiae. + 14,587 u — 2,393 — 27926 — 2,393 u + 22,399 w —, 0,279 | => © BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 33 b Draconis. + 10,242 u — 2,208 — 0,164 = 0 — 2,2084 + 13,801w + 0,670 = 0 Cephei 2 Hev. + 8,373 в — 2,240 w — 0548 — 0 — 2,240 u + 5,613 w + 0,450 = 0 Bei der Ableitung des wahrscheinlichen Fehlers einer Beobachtung hat aber W. Struve für В und à Cassiopeiae einen viel grösseren Werth gefunden als für die andern Sterne, nämlich 0,145 für 8 und 0,178 für 5, eine Vergrösserung, die wohl hauptsächlich den un- günstigen Jahreszeiten, in welchen diese Sterne beobachtet worden sind, zuzuschreiben ist. Aus diesem Grunde kann man wohl, wenn man die verschiedenen Werthe zu einem Mittel combiniren will, die aus der Auflösung der Endgleichungen für diese beiden Sterne hervor- gehenden Gewichte als um das Doppelte zu gross betrachten. Diese Auflösung ergiebt : p sin Ë p cos Ë В Cassiopeiae — 0,1579 Gewicht (15,93)! + 0,0292 Gewicht (19,83)1 5 Cassiopeiae — 0,2062 » (14,33): + 0,0345 » (22,01) b Draconis — 0,0058 » 9,89 a В Cephei 2 Неу. — 0,0493 » 7,48 — 0,0604 » 5,01 Ме... — 0,0976 — 0,0069 also & — 2660.0 + 1059 o = 0,0978 = 0,0205 Die einzelnen Werthe dieser Quantitäten sind: 5 p ß Cassiopeiae 28055 0,1606 5 Cassiopeiae 279,5 0,2090 b Draconis 186,9 0,0480 Cèphei 2 Hev. 219,2 0,0780 у Wie aber schon oben gesagt wurde, künnen diese Werthe schwerlich viel Zutrauen ver- dienen. Schon der Umstand, dass der Werth von © sich hier so viel grösser ergeben hat, als aus den andern drei Sternen, macht, dass wir an dessen Richtigkeit stark zweifeln müssen. Diese Resultate zeigen aber nicht nur, dass systematische Fehler in den Beobachtungen vorkommen, sondern wir finden auch bei genauerem Betrachten eine Andeutung auf die Gesetze, welchen diese Fehler folgen. Die beiden Sterne В und à Cassiopeiae, für welche der Winkel о weit grösser als für die andern herauskommt und die für & fast identische ; Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, VIlme Serie. 5 34 Dr. Млемов NyYRÉN, Werthe zeigen, haben nämlich sehr nahe dieselbe Rectascension und sind fast immer an denselben Tagen beobachtet worden. Da die Beobachtungen dieser Sterne also fast ganz gleichzeitig angestellt wurden, mussten sie auch nahezu den gleichen Fehlern unterworfen sein, sei es nun, dass diese von täglicher oder noch kürzerer Periode waren oder von gar keiner Periodieität, sondern nur von zufälligen Veränderungen in der Temperatur abhingen. Leider haben wir aber nicht Material genug, um gründliche Untersuchungen über dieses Thema vorzunehmen, weil die an denselben Tagen angestellten Beobachtungen nicht zahl- reich genug sind, um bestimmte Gesetze in den Differenzen zwischen Rechnung und Beob- achtung entdecken zu können. Зо viel kann man jedoch schon aus dem vorhandenen Mate- riale bei Vergleichung der nahe bei einander liegenden Beobachtungen ersehen, dass die einzelnen Abweichungen nicht als ganz zufällig zu betrachten sind; ein bestimmter Zusam- menhang muss bei ihnen existiren, wenn wir auch noch nicht im Stande sind zu sagen, als Functionen welcher Quantitäten die Abweichungen dargestellt werden konnten. Wir geben hier eine Zusammenstellung jener Abweichungen für alle Tage in der Pe- riode 1840 — 1842, an welchen mehr als ein Stern beobachtet worden ist. Einige Male beziehen sich die verglichenen Differenzen nicht auf denselben Tag nach bürgerlicher, son- dern nach astronomischer Rechnung. Der Gleichförmigkeit wegen sind für alle Sterne die Differenzen aus der Struve’schen Abhandlung genommen. Beobachtung — Rechnung. ß Cass. $ Cass. vÜUrs.maj. t Drac. 6 Drac. o?Drac. Cephei 2H. 0” 1” 1% 15” 9 40” 15? 91” 18” 29" 18/ 49” 197 53" 1840 Aug. 20 _ _ _ +-0715 0700 — — 23 — — — +0,25 —0.22 — — 25 — — — +-0.14 0.07 — — 27 — — — —0.15 —0.11 — — Sept. 24 — — — — 0.15 -+0748 _ 26 — — — — -+0.11 —0.15 — 28 — — — — 0.00 —0.16 — Oct. 3 = —0701 = —0.03% -#0.10 au 4 — — +-0.18 — —+0.20 0.14 — 5 — — —+0.07 — +-0.29 —0.05 — 29 = = —0 12 — — — +0701 Nov. 1 — — —0.32 0.18 — — = 2 — 0.09 0.06 — — —=0.15 1841 Febr. 16 — — — —0.23 — +0.07 = März 16 -— — —0.08 —0.10 — — 31 — — —0.13 — — 0.16 —0.08 April 14 2 = +-0.19 — —0.09 +0.05 — Mai 9 — — 0.00 — —0.25 —0.33 —0.11 24 — — —0.11 —0.21 — — — 95 — — 0.09 —0.45 — — — 27 +-0/07 +0738 +0.15 ‘ —0.06 = — = 29 +0.05 — 0.35 —0.12 — — — 30 — — +-0.05 +0.31 — — — 81 +-0.26 —=0.10 +0. 04 — = — = Juni 15 —0.32 —0.19 — — — — — 22 —0.14 —0.12 — — — — — Sept. 28 a = =. 0.01 = —0.52 _ _ Oct. 3 —0.03 — —0.08 — — —0.19 — Nov. 1 —0.17 — —0.09 +-0.19 _ 0.00 —0.09 2 —0.14 —0.25 — 0.07 — —0.15 —0.29 BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 35 В Cass. $ Cass. uv Urs. maj. ıDrac. bDrac. 0?Drac. Cephei 2H. 0” 17 1° 15" 97 40” 15? 21” 18/ 99" 18" 49" 19 53" 1841 Nov. 8 _ —0"05 -+0705 29 012 —0733 — — = = = Dec. 18 — -+0.07 <+-0.10 == +017 = —0.08 = 1842 Jan. 13 —0.13 +0.28 -+0709 — _ = = 14 0.08 -+0.06 —0.25 = —0.01 = 15 +0.24 +0.18, —0.09 — — —=0.03 — 16 0.08: 20:05 0.09 = = — = Febr. 7 +0.33 +0.19 : — — — — 17 +0.14- +0.12 — = _ == März 18 +-0.28 — — == = +-0.25 — April 3 —-+0.08 — — — —0711 — — 13 +091 +-0.46 — = — —0.01 +-0.12 18 <+0.35 +0.24 = +-0.12 — +-0.11 —0.03 25 _ = en = SEE 0.26 0.09 Mai 13 = — +0.05 0.15 = = = 15 — — —0.04 —+0.05 —_ en 2 21 — = +-0.03 +-0.13 — = = 0:11 = —0.02 = == == — Juni 5 -+0.06 —0.09 — — — — — 22 0.22 0.22 — — — — — 23 —0.03 —0.03 _ = = — = Oct. 12 27 —0.09 — pes = +-0.12 ul 13 —0.45 —0.52 = — = —0.20' —0.23 TO ED 03 —0.13 +-0.08 — — —0.19 = 1% — — — — — —=0.21 +0.09 21 —0.14 —0.06 = = — 23 —0.26 —0.40 —0.03 Dec. 6 +-0.20 +-0.30 — — 17 —+0.01 +-0.11 — — — — Man kann aus dieser Zusammenstellung ersehen, dass es nicht genügend gerechtfer- tigt wäre, wenn man aus den in diesen Jahren beobachteten Abweichungen in den Decli- nationen auf eine periodische Veränderung der Polhöhe schliessen wollte. Wenn auch eine solche auf die gegebenen Differenzen ihren Einfluss ausgeübt hat, so ist doch ‘der grösste Theil der letzteren entschieden andern Ursachen zuzuschreiben. Für die späteren Jahre, als mit diesem Instrumente weniger fleissig beobachtet wurde, haben wir leider nicht genug nahe bei einander liegender Beobachtungen, um constatiren zu können, ob fremde Einflüsse bei den Differenzen sich auch dann merkbar machen. Es ist aber wahrscheinlich, dass die Fehlerquellen bedeutend kleiner, wenn auch nicht ganz aufgehoben sind, nachdem der oben erwähnte Sonnenschirm auf dem Dache des Beobachtungssales aufgerichtet wurde, das heisst mit anderen Worten, dass diejenigen Werthe der in Rede stehenden Quantitäten, die wir durch die vollständigen Beobachtungsreihen der Sterne v Ursae majoris, ‹ Draconis und с? Draconis gefunden haben, viel vollkommener von dergleichen Störungen befreit sind. Diese Wahrscheinlichkeit wird noch mehr durch den Umstand erhöht, dass die Beobach- tungsreihen sich über eine so lange Periode erstrecken, dass das Maximum des Einflusses “ dieser Ursache in der Zwischenzeit mehrere Male mit derselben Jahreszeit zusammenfällt. Vergleichen wir den hier durch die drei Nutationssterne gefundenen Werth des Winkels & mit dem von Peters gegebenen, so finden wir freilich keine gute Ueberein- stimmung, indem das Peters’sche Resultat, auf 1850,0 reducirt, & = 170,0 == 1450 giebt, wenn wir die jährliche Veränderung 428555 annehmen, während das hier ermit- # 36 Dr. MaAGnus NYRÉN, telte & = 22398 -= 1152"). Der Unterschied zwischen diesen Werthen ist jedoch nicht grösser als dass er zum grössten Theile durch die wahrscheinlichen Fehler und durch die noch existirende Unsicherheit der jährlichen Veränderung des Winkels & erklärt wer- den kann. Man ist daher wohl zu der Behauptung berechtigt, dass diese Werthe beide etwas Reelles enthalten können. Wenn wir aber auch nicht in dem Maasse Ursache haben an der Realität des von uns gefundenen Werthes zu zweifeln, wie es für Peters der Fall war, so können doch auch in dem hier behandelten Materiale noch Fehlerquellen genug verborgen sein, um in Betreff der Schlussfolgerungen grosse Vorsicht zu empfehlen. Viel- leicht wird es einst möglich sein die hier als eine periodische Veränderung der Polhöhe dargestellten Abweichungen durch eine genauere Einsicht in alle Veränderungen, denen das angewandte Instrument ausgesetzt ist, genügend zu erklären. So viel scheint jedenfalls mit grosser Wahrscheinlichkeit behauptet werden zu können, dass der von Peters gefun- dene Werth des Winkels о zu gross ist. Im Uebrigen muss die definitive Entscheidung über diese Frage künftigen Untersuchungen vorbehalten bleiben. Wäre es nicht mit so grossen Schwierigkeiten verbunden die absolute Unveränderlich- keit einer gegebenen Richtung auf der Erdoberfläche zu controliren, so würde man gewiss durch Untersuchung schon vorhandener Reihen von beobachteten Polarsterndurchgängen mit entsprechenden Mirenablesungen einen Beitrag zu der Lösung dieser Frage erhalten können. Da aber diejenige Phase des Phänomens, die durch solche Beobachtungen aufzu- fassen wäre: eine periodische Veränderung des Meridians, sich mit den Azimuthalverän- derungen des angewandten Instrumentes und der Miren vermischt, so kommt hier eine neue Unbekannte hinzu, deren Trennung von der andern wohl nicht unmöglich ist, aber doch ein sehr sorgfältiges Studium dieser Veränderungen erfordert. Um dabei mit einiger Sicherheit zum Ziele zu gelangen, kann man wohl doppelte Mirenablesungen, die eine in Nord, die andere in Süd vom Instrumente, als unumgänglich nothwendige Bedingung be- trachten ; solche sind aber, meines Wissens, erst in neueren Zeiten angestellt worden. Als die bis jetzt am meisten versprechenden Beobachtungen dieser Art muss man wohl die in den letzten zwanzig Jahren von Herrn Wagner in Pulkowa mit den dazu gehörigen Miren- ablesungen angestellten Polarsternbeobachtungen ansehen. Im Allgemeinen muss man jedoch Beobachtungen von Zenithdistanzen als die zur Ent- scheidung dieser Frage am directesten führenden ansehen. Da aber keine Sternwarte mit dazu geeigneten Instrumenten so reichlich versehen ist wie Pulkowa, so kann man wohl sagen, dass, wenn irgendwo die Entscheidung dieser Frage in gegenwärtiger Zeit möglich ist, Pulkowa sich am meisten dazu eignet. Will man das im ersten Verticale aufgestellte Passageninstrument dazu benutzen, so muss man aber Fundamentalsterne öfter damit be- N 1) Der Unterschied zwischen den von Peters und von | derung 432°0 annehmen wollten. Der hier gefundene mir gefundenen Werthen wird nahezu derselbe, wenn wir | Winkel war nämlich 252°7, der von Peters abgeleitete, den aus der provisorischen Auflösung gefundenen Werth | auf dieselbe Epoche redueirt, würde dann 197?6 werden. des Winkels & mit der dazu gehörigen jährlichen Verän- BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE, 37 obachten als es W. Struve gethan hat, damit man die feste Aufstellung des Instrumentes genauer controliren kann. Sowohl vor als nach jeder Beobachtung eines Zenithalsterns sollten für diesen Zweck auch vom Zenith entferntere Fundamentalsterne beobachtet wer- ‚den, und zwar vermittelst der Registrirmethode, um die Durchgänge schärfer auffassen zu können. Es ist zu hoffen, dass die von mir im vorigen Jahre angefangene und jetzt von Herrn Wagner fortgesetzte Reihe von Beobachtungen mit diesem Instrumente, wobei einige hellere Zenithalsterne den Gegenstand der Beobachtungen ausmachen, uns einige Aufschlüsse über die hier behandelte Frage geben wird. Wie schon früher gesagt, sind die verschiedenen hier angeführten Werthe der jähr- lichen Veränderung des Winkels & unter Anwendung der früher von mir abgeleiteten Prä- cessionsconstante in Verbindung mit der hier ermittelten Nutationsconstante gefunden wor- den. Will man aber für die Präcession den von О. Struve gefundenen Werth annehmen, so bekommt man, wenn man dieselbe Nutationsconstante benutzt, die jährliche Veränderung von & = 43050. Mit Anwendung dieses Werthes habe ich für die drei Nutationssterne die Coefficienten d und e auf’s neue berechnet und, mit gleichem Gewichte für alle Beobach- tungen, die Gleichungen nach der Methode der kleinsten Quadrate behandelt. Die Auf- lösung der Finalgleichungen gab dann für die in Rede stehenden Quantitäten : op sin p cos& у Ursae majoris — 0,0416 Gewicht 41,29 — 0,0088 Gewicht 62,84 ‹ Draconis — 0,0048 » 64,81 — 0,0198 » 66,25 с? Draconis — 0,1001 » 21,22 — 0,0515 » 24,55 Mittel... — 0,0326 — 0,0204 also Е — 2380 + 14% oe = 0,0384 - 0,0104 Die einzelnen Sterne geben : Е R у Ursae majoris 25850 0,0426 ı Draconis 193,5 0,0204 0? Draconis 242,8 0,1124 Wenn man bedenkt, dass nur wenige Beobachtungsreihen existiren, die mit den hier untersuchten an Genauigkeit wetteifern können, so könnte man wohl auch erwarten, dass die jährliche Parallaxe der beobachteten Sterne — dieser Probirstein der Beobachtungs- kunst — mit ziemlich grosser Sicherheit sich aus denselben bestimmen liesse. Wie wir aber aus der Auflösung der Bedingungsgleichungen gesehen haben, geben alle drei Sterne negative Werthe für die Parallaxe. Freilich fällt nur eine sehr beschränkte Anzahl von Beobachtungen in die Perioden, wo dieses Phänomen sich einigermaassen deutlich zeigen sollte, ein Umstand, den man schon aus den verhältnissmässig sehr kleinen Gewichten der 38 Dr. MaGnus NYRÉN, abgeleiteten Quantitäten entnehmen kann. Aber selbst diese Gewichte sind viel zu gross, denn sie setzen voraus, dass die Beobachtungen auf die beiden Amplituden des Phänomens gleichmässig vertheilt wären, eine Voraussetzung, die sich im gegenwärtigen Falle bei weitem nicht bewährt, indem von den 375 Beobachtungen nur ungefähr 100 auf die eine, alle übrigen auf die andere Seite kommen. Wir können wohl desshalb die Vermuthung als sehr wahrscheinlich betrachten, dass die gefundenen Werthe der Parallaxe und der Cor- rection der mittleren Declination als nicht ganz unabhängig von einander zu betrachten sind. Dadurch ist man doch, wie mir scheint, nicht zu dem Schlusse berechtigt, dass die negativen Vorzeichen für die Parallaxen ganz zufällig sein sollten, besonders wenn man in Betracht zieht, dass sie sich bei allen Sternen wiederholen. Es kommt mir dann plausibler vor anzunehmen, dass in den beobachteten Zenithdistanzen eine gesetzliche periodische Veränderung vorkommt, deren Ursache zu erklären wir noch nicht im Stande sind. Ob diese Veränderungen durch Umwälzen der Massen im Innern der Erde hervorgebracht werden, oder ob sie nur eine Folge sind von Veränderungen im Instrumente selbst oder in dem Pfeiler, worauf es ruht, oder endlich in den atmosphärischen Verhältnissen — dieses müssen wir vorläufig unentschieden lassen. So lange aber periodische Dislocationen, wie die erste Hypothese sie voraussetzt, wenn auch nicht unwahrscheinlich, doch noch nicht nachgewiesen sind, ziehen wir natürlich vor, eine von den andern Erklärungen als die wahrscheinlichste zu betrachten. Oben haben wir den wahrscheinlichen Fehler einer Beobachtung so angenommen, wie W. Struve ihn abgeleitet hat. Da aber in seiner Rechnung nur die Beobachtungen der Jahre 1840 — 42 einbegriffen waren und er ausserdem andere Reductionselemente benutzt hat, so muss unser Verfahren hier als nicht streng richtig betrachtet werden, und es bleibt uns desshalb noch übrig den neuen Werth dieser Quantität abzuleiten. Wenn wir zu dem Zwecke in die Bedingungsgleichungen die neuen Werthe der Unbekannten, ausser denje- nigen für Parallaxe, einführen, so bekommen wir als Mittel der wahrscheinlichen Fehler für die drei Sterne == 0,122, also beinahe identisch mit dem von Struve gefundenen Werthe = 07117. Dass wir hier statt jenes Werthes diesen angewandt haben, ist folglich ganz ohne Bedeutung. Nehmen wir aber an, dass die gefundenen Correctionen der ange- nommenen mittleren Declinationen nicht vom Einflusse der Parallaxe frei sind, so muss der hier abgeleitete wahrscheinliche Fehler als noch zu gross betrachtet werden. Der richtige Werth würde unter dieser Voraussetzung etwas kleiner als der von Struve gefundene sein. In seiner eleganten Abhandlung «Sur le mouvement de la terre autour de son centre de gravité» (Мет. de l’Inst. de France, T. VII) hat Poisson, durch die Methode der Varia- tion der Constanten, die Formeln entwickelt, welche die Veränderungen ausdrücken, denen die Rotationsachse der Erde unterworfen ist. Später hat Dr. Peters in seinem berühmten BESTIMMUNG рев NUTATION DER ERDACHSE. 39 Werke « Numerus constans Nutationis ete.» numerische Werthe in die von Poisson gege- benen Formeln eingesetzt, wobei er auch an einigen Stellen strengere Ausdrücke ge- geben hat. Ausserdem hat er auch einige Glieder mitgenommen, die man bis dahin immer vernachlässigt hatte, die aber bedeutend genug sind, um bei modernen Beobachtungen merklich zu werden. Nach diesen Arbeiten würde vielleicht Mancher jede weitere Unter- suchung über denselben Gegenstand für unnütz halten. Wenn wir aber bedenken, von wel- cher grossen Wichtigkeit es ist, bei Fragen, wo es sich darum handelt Quantitäten von einigen Hundertstel der Secunde zu bestimmen, so wie wir es in der ersten Abtheilung dieser Abhandlung versucht haben, die möglichst genauen Reductionselemente zu besitzen, so scheint es mir nicht nur gerechtfertigt, sondern sogar nothwendig, diesen Elementen jede mögliche Verbesserung zu ertheilen, die durch die neueren Resultate der Wissen- schaft an die Hand gegeben ist. Aus dieser Ursache habe ich hier, im Zusammenhang mit der Bestimmung der Nutationsconstante, auch die Ausdrücke für die Bewegung der Rota- tionsachse der Erde von neuem untersucht. Es sind dabei in der Perturbationsfunction, für den Einfluss des Mondes auf diese Bewegung, die Mondstafeln von Davis angewandt, statt der von Damoiseau, welche den von Peters gegebenen Ausdrücken zu Grunde liegen. Die genannten Tafeln von Davis wurden deshalb gewählt, weil sie, durch Anbrin- gung empirischer Correctionen an die auf theoretischem Wege gefundenen Glieder, den Beobachtungen am besten entsprechen. Wie es aber vorauszusehen war, stellten die da- durch gefundenen Ausdrücke sich grösstentheils als nur sehr wenig von den Peters’schen verschieden heraus. Da aber. diese Veränderungen, wenn sie auch klein sind, dennoch als Verbesserungen betrachtet werden müssen, so habe ich doch für nützlich erachtet die ganze Entwickelung hier mitzutheilen. Nennen wir nach Poisson: — © das Integral sämmtlicher störenden Kräfte, eine jede multiplieirt mit dem entspre- chenden Richtungselement ; A, B, C die Trägheitsmomente der Erde in Bezug auf die drei Hauptachsen, die sich im Schwerpunkt schneiden, A das kleinste, С das grösste ; L die Masse der Sonne, m, о und 5 ihre Winkelgeschwindigkeit, mittleren und wahren Ab- stand vom Schwerpunkt der Erde, « und В die Coordinaten des Schwerpunktes der Sonne in Bezug auf die respect. Trägheitsachsen der Momente A und ВБ; Г, т, 0", 5, «', В’ die analogen Quantitäten für den Mond; lg . à L L | N Re wo das Verhältniss zwischen den Ausdrücken 73 und RE durch welche die störende Einwir- kung des Mondes und der Sonne auf die Bewegung der Erde gemessen wird, d Г _ ог Е Enr Für die Störungen durch den Mond und die Sonne — die einzigen Körper, die man 40 Dr. Мламоз NYRÉN, hier nöthig hat in Betracht zu ziehen — ist Poisson zu folgender Relation zwischen die- sen Quantitäten gelangt: Q = [(C— A) (SE +) + (0-3 + FE) + 2, 2 55 575 575 wo D Null wird für den Fall, dass die Erde ein Ellipsoid ist. Nennen wir ferner 9 die Neigung der durch die Achsen der Momente A und В gelegten Ebene gegen eine feste Ebene für die Epoche 2; ф den Winkel zwischen der Durchschnittslinie der beiden Ebenen zu derselben Epoche und einer festen Linie in der-unveränderlichen Ebene, positiv gerechnet in der der täglichen Bewegung entgegengesetzten Richtung ; ф den Winkel zwischen derselben Durchschnittslinie und der Achse des kleinsten Momen- tes A, positiv gerechnet in der Richtung der täglichen Bewegung ; n die Rotationsgeschwindigkeit der Erde. Für die Veränderungen der Winkel 0 und ф hat Poisson diese Differentialgleichun- gen gefunden: do — 1 dt 40 cos6.dt a6 ‘ Onsinô | de Cnsn0 dŸ = D: Tao In dem Folgenden nehmen wir nun an, dass » constant sei und dass die Rotationsachse der Erde mit der zum Trägheitsmomente C gehörigen Hauptachse zusammenfällt. Sollte auch diese Annahme nicht vollkommen richtig sein, so haben wir doch in dem Vorher- gehenden gesehen, dass der Winkel zwischen diesen Achsen jedenfalls so klein ist, dass er keinen Einfluss auf diese Untersuchung haben kann. Nennen wir dann +’, y, z die drei rechtwinkligen Coordinaten des Mondes in Bezug auf ein fixes, durch den Mittelpunkt der Erde gelegtes, Achsensystem ; nehmen wir für «-Achse diejenige Linie, von welcher aus man den Winkel ф rechnet, für 2’-Achse eine auf die Ebene dieses Winkels senkrechte Linie. Dann haben wir die bekannten Formeln: a — % (cos 9 sin à sin @ + cos ф cos Ф) + y’ (608 9 cos b sin p — sin Ÿ cos p) — 2’ sin 9 sinp 8 — # (cos О sin d cos — cos ф sin 9) + y'(cos 9 cos cos ® + sin ф sin p) — 2’ sind cos Bezeichnen wir darauf durch v/ und 6’ die Länge und Breite des Mondes in Bezug auf die «’-Achse und die Ebene «’y', so dass Я —=$ cosb, cosv/ y=® cosb, sinv, 8—0 mb, BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 41 so bekommen wir, nach einigen Transformationen, für den Einfluss des Mondes: 3m? & p/3 19 D a: Г о 19 <: 2 Go = 7 (20—4А— ВБ) Tr cosb [1 — sin 0° sin (©, + ÿ} + tang d ? sin 0° — 2 cos 0 sin d sin (0/ + U) tangb/] + Dee, wo die Glieder, welche sin 2® und cos 2ф enthalten, vernachlässigt worden sind, weil sie bei der Integration den grossen Divisor 2% bekommen und also verschwindend klein wer- den würden. In den Mondtafeln finden wir aber nicht die Quantitäten о’ und b/, sondern die wahre Länge und Breite, die wir durch v’ und D’ bezeichnen wollen und deren Rela- tionen zu den andern durch diese Gleichungen ausgedrückt sind: v’ = 0’ — Et — м cos (© — M) tang V.t = Ь пзиа (© — М). wo & die allgemeine Präcession, п die jährliche Veränderung des Winkels zwischen der wahren und der festen Ekliptik, M die wahre Länge des aufsteigenden Knotens der wahren Ekliptik auf der festen zur Epoche # bedeutet. Setzen wir dann: mt = — mittlere Länge des Mondes, !t+-L= » » des aufsteigenden Mondknotens, pt-P'= » » des Mondperigäums, mie = » » der Sonne, pi +-P= » » des Sonnenperigäums, so bekommen wir nach den « Tables of the Moon» von Davis folgende Ausdrücke für v und 0’: | = те + 0,10984 sin [(m’ — р)ё-н = — P'] + 0,00373 sin [2 (м — p') t + 2= — 2Р] + 0,02224 sin [(m’ + pP — 2m) t + € + P' — 2] — 0,00059 sin [(m’ — m) t + € — | + 0,01149 sin [2 (м — m) t + 2 — 2e] — 0,00325 sin [m — p)i + e — P] — 0,00202 sin [2 (m! — 1") t + 2e -— 21] — 0,00103 sin [2 (m — p') t + 2: — 2Р] + 0,00100 sin [m — 3m + p + p)i+ es — 8e + P'+ P] + 0,00093 sin [3m — 2m — p') t + 3e — 2 —P] Mémoires do l’Acad. Imp. des sciences, УПше Serie. 6 42 Dr. Macnus NYRÉN, + 0,00080 sin [(2m° — 3m + p) bt + 22’ — 3e + P] + 0,00072 sin [m — m—p +pi+e—e— Р’-+Р — 0,00053 sin [m m — pP — p}i+e +e— Р-Р — 0,00028 sin [2 (m — )t-+ 9 — 91] tang 0’ — + 0,08992 sin (и — ИЕ — Г) + 0,00257 sin [и + Г — 2m) t + Г — 2e] + 0,00014 sin [0 — (2p — РЕ — 2P + L] — 0,00005 sin [à — (m — U" + p}i —e + L'—P] + 0,00012 sin [eo + m —"— p)t-e— U—Pl = + 0,00003 sin [v’ + (2m — 2 — Р-н 2: — ЭР — Г] — 0,00012 sin” — m + !— p}t—e— L'+ P] + 0,00008 sin [(2m — U!’ — p')t + 2e — L' — P] + 0,00007 sin [(p° — 1”) & + P' — Г Setzen wir in den Ausdruck für tang L’ den oben gegebenen Werth von v’ ein, so be- kommen wir: tang 6’ = 0,08956 sin [(m’ — 1’) Е-н= — L] + 0,00492 sin [(2% — И — p) t + 2 — U — P] — 0,00494 sin (p — 1')£+ Р— I +. 0,00303 sin [(m’ + I’ — 9m) à + & + L' — 9e] + 0,00030 sin [(3m' — 2p — 1')t + 3e — 2P' — Г + 0,00017 sin [(m’ — 2p' + lt + e — 2P' + I) — 0,00010 sin [(m’ — 2p' + 2m — Ре — 2P'’ + 2e — Г) + 0,00057 sin [(3m! — 2m — Г) t + 3e — 2e — I; — 0,00081 sin [(2m — Г — p) & + 2e — Г — P'] + 0,00097 sin [(2m’ — 2m р — 1") & + De — 9e + Р— Г] + 0,00015 sin [(Qm’ — 2m — p - Mt -- 2e! — 9e — P'+ 1] — 0,00003 sin [m + m — — pt+e+e— IL — P] + 0,00003 sin [m — m—l'+ pi+e —e—L + P] Mit Hülfe der Relation = 3 BESTIMMUNG DER NUTATION DER FRDACHSE, 43 tang b/ = tang [6 + x sin (© — Ю.Н x sin (v’ — M) De ! == (ang ame = 1 ! und wen wir m —É—m,, m—€—m, p —6=р, -5=2,1—i:=! setzen, finden wir darauf: 2x sin (0 — М) cos b’? + 0,00404 — 0,00401 cos [2 (m/ — 1") t-+ 2e — 2L] + 0,00044 cos [(m/ + р’ — 21) t + € + P’—- 21] — 0,00044 cos [(3m/ — р’ — A) ti + 3° — P' — 21/| — 0,00022 cos [2 (m/ — m) t + 2е — 2] + 0,00027 cos [2 (m, — 1") t + 2 — 27] tane.b = — tang U’ .t 13 2 : 4 sin n’ . . Um ST zu finden, wollen wir uns der Gleichung 5: = av bedienen, wo #’ die dem Abstande о’ entsprechende Aequatoreal-Horizontal-Parallaxe des Mondes ist, x’ dieselbe \ Quantität entsprechend dem Abstande У. Wir haben dann nach denselben Mondtafeln : р — 0,99984 + 0,05449 cos [[m/ — p!) { + € — P'] + 0,00297 cos [2 (m/ — р’) it + 2e — 2P'] + 0,00825 cos [2 (m/ — m) t + 22 — 9e] + 0,01002 cos [(m/ — 2m, + p/) ir € — 2e + P/| + 0,00090 cos [(3m’ — 2m, — р’) t + 3= — 2e — F1] + 0,00057 cos [(2m/ — 3m, + pt + 22 — 3e + P] + 0,00042 cos [(m/ — 3m, + р-н p) t-+ = — 3: + P'+ Р] + 0,00034 cos [(m/’ — ж — p'+pli+e—e— Р-Р] — 0,00021 cos [(m} — 21/ + p/) t + € — 2L + Р] — 0,00029 cos [(m/ — m)t-- ed —e] — 0,00029 cos [(m/ + m — р, —pjt+es +e— P —Р] — 0,00012 cos [m — р) += — P] — 0,00003 cos [2 (m, — 1”) 6 + 2e — 21/] wodurch ра — 1,00419 + 0,16418 cos [(m/ — p;) t + € — P'] 44 Dr. MaGnus NYRÉN, + 0,01337 cos [2 (m/ — р’) t + 2e — 2P'] + 0,02653 cos [2 (m/ — m) t-+ 2e — 3] + 0,03142 cos [(m/ — 2m, + p/)t + € — 9e + P'| + 0,00015 cos [2 (m/ — 2m, р’) t + 2= — 4e + 2Р] + 0,00413 cos [(3m/ — 2m, — p/) t + 3= — % — Р] + 0,00176 cos [(2m/ — 3m, + p)t + 2e — 3e + P] + 0,00132 cos [(m/ — 3m, + p/ + pli + = — 8e + P' + P] —= 0,00102 cos [(m/ — m, — pl + p)t+e—e— Р-Р — 0,00087 cos [(m/ + т — pl —pjt+es +e— P'—P] — 0,00087 cos [(m/ — ж)ё-не — {| — 0,00064 cos [(т’ — 2 + p'}t + € — 2Ё + Р] — 0,00010 cos [2 (m, — 1) # + 2e — 211 + 0,00173 cos [2 (m, — p/) t + 2e — 2Р] — 0,00032 cos [(#, — p,) t += — PI und schliesslich le cos b? = 1,00015 — 1,00419 sin 20’ п sin (v — М). + 0,16352 cos [(m/ — p/) t + = — P] + 0,01332 cos [2 (т’ — p/) t + 2e" — 2Р] — 0,00087 cos [(m/ — m) tr € — {] + 0,02664 cos [2 (m/ — m) i + 9% — 2e] + 0,03131 cos [(m/ — 2m, + p')t + € — 2e + Р] + 0,00412 cos [(3m} — 2m, — p}) t + 3е — 2e — P'] = 0,00175 cos [(2m/ — 3m, + р)ё-н 2e — 3 + P] + 0,00131 cos [(m’ — 3m, + p/ -p)t--d — 3 + Р-Р + 0,00102 cos [(m/ — m, — p/ +pji+e—e—P +P] — 0,00087 cos [m/ + т — р’ —p}t+s +e—P —P] +- 0,00172 cos [2 (т — p/) t + 2e —- 2P'] — 0,00032 cos [m — p)i+e— P] + 0,00399 cos [2 (m/ — 1}) t + 2e" — 27] — 0,00074 cos [(m’ — 21/ + pyt + e — 21 + Р] — 0,00037 cos [2 (m, — №) Ё-н 2e — 211] hate tie ie. BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 45 Für die übrigen Glieder, sin (v/ -= 4) und sin (0’-н фр, die sich in dem Ausdrucke von <, vorfinden, bekommt man: sin (0/ + +) sin (©, + $} — sin [V + ф — & — тп cos (vo — М) tang U .t] — 0,99685 sin (m/t + € + $) + 0,05471 sin [(2m/ — р) t + 2e — P'+ 4] — 0,05506 sin (p/t + Р’-н $) + 0,00336 sin [(3m/ — 2p/) it + 3 — 2P° + 4] +- 0,00036 sin Г’ — 20) 6-е — 2P — у — 0,00114 sin [(m/ + 2m, — 2’) Ён € + 2e — 27 + 4] — 0,00010 sin [(%'’ — 2m, + 2p})t + € — 9e + 2P’ + $] + 0,00632 sin [(3m/ — 2m) t + 3e — 2: + Ÿ] + 0,00515 sin [(m/ — 2m) t + = — 2: — à] — 0,01139 sin [(Qm, — p)t + 2e — Рф + 0,01081 sin [(2m/ — 2m, + р) à + 2e — 2e + Р’ + 4] + 0,00081 sin [(4dm/ — 2m, — pl) t + 4e — 9e — Р-Я + 0,00014 sin [(2m/ — 2m, — p'}t + 9e — 92e — P°— À] -= 0,00045 sin [(2m/ — т — pl +plit+ 2’ —:—P+P+4\] + 0,00040 sin [(3m/ — 3m, + p) t + 8e — 3: + P-- U — 0,00028 sin [{m, + р’ — р) Ё-ке-- Р— Р-н 4] — 0,00030 sin [(2т/ — m)t + 2! — € + VW] + 0,00030 sin [mt + e + y] — 0,00163 sin [(m/ + m —р)ё не += — Рф + 0,00163 sin [(m' — m, + р-не —е-- Рф] + 0,00050 sin [(2m/ — 8m, + р’ + pP) t-+ 2! — 3: +-P’+-P-r-V] — 0,00050 sin [(3m, — р’ — p)i + 3e — P —P+4%] + 0,00040 sin [(m/ — 3m, + p)t +e — 3e + P— Ч] — 0,00014 sin [(m/ + 2m, — 21") t + € + 2: — 21 +4] + 0,00014 sin [(m/ — 2m, + 21) t + € — 2: + 2L + Ÿ] — 0,00101 sin [(8m/ — 21/) { + 3e — 2L + $] — 0,00101 sin [(m/ — 27) Ен —2U — 4] +... — Ir cos (M — ЕЁ + 4) tang В’. 1 — 0,50000 — 0,49372 cos (2m/t + 22 + 24) — 0,05436 cos [(3m/ — p/) t + 3= — P' + 34] 46 Dr. Macnus NYRÉN\, + 0,05488 cos [(m/ + pl) it + € + P' + 24] — 0,00485 cos [2 (2m/ — р’) t + 4: — 2P’ + 24] — 0,00116 cos (2p/t + 2P' + 9) | + 0,00176 cos [2 (m/ + m, — р) Е 2e + 2e — 2P + 24] — 0,00690 cos [2 (2m! — m) t + 4e — 2e + 24] +- 0,00451 cos (2m Е + 2e -+ 24) + 0,01164 cos [(m/ + 2m, — p/) t-+ € 2e — P' + 24] — 0,01043 cos [(3m/ — 2m, + р’) t + 3e — 2e + P' + 24] + 0,00162 cos [(2m/ + m, — p)t + 9e + e — P + 24] — 0,00162 cos [(2m/ — m, + p)t + 2e — € + Р-н 24] + 0,00040 cos [(3m, — p) t + 3 — P + 24] — 0,00101 cos (2! + 212 + 24) — 0,00116 cos [(5m/ — 2m, — р’) t + 5" — 2e — P' + 2] - > In allen diesen Formeln ist der Winkel x nur bei den seculären Gliedern berücksichtigt worden. R Bei der Substitution dieser Ausdrücke in Q,., werden wir jetzt alle solche Glieder ausschliessen, die bei der Differentiation in Bezug auf 0 und ф verschwinden würden. Setzen wir dann M — Ët = M, so bekommen wir: = Е — 0,99210 x cos (М, + ф) sin 9 cos 4.4 — 0,49603 sin 0° — 0,08950 cos (l/t + LU + $) sin cos + 0,00199 cos (27/4 + 21° + 24) sin 0? + 0,49377 cos (2m/t + 2e’ + 24) sin 0? + 0,09460 cos [(3m/ — p/) t + 3e — P’ + 24] sin 0° — 0,01405 cos [(m/ + p/)t + € + P' -+ 24] sin 9 + 0,01259 cos [2 (2m/ — p/) t + 4e — 2P° + 24] sin 6? — 0,08109 cos [(m/ — p/) t + = — P'] sin 6? + 0,08864 cos [(2m/ — I) t + 2= — I} +- 4] sind cos 4 — 0,00138 cos [2 (m/ + m, — р) t + 22 + 2 — 2P' + 24] sin 6? + 0,01517 cos [2 (2m) — m) it + 42° — 9e + 24] sin 0? + 0,00036 cos (2m,t + 2e + 24) sin 0? — 0,01497 cos |(m/ — 2m, + p')t + € — 9e + P/] sin 0? Чо BESTIMMUNG DER NUTATION DER FRDACHSE. 47 — 0,00356 cos [(m/ + 2m, — p/) t + € + 2: — P’ + 2] sin 02 + 0,01799 cos [(3m/ — 2m, + p/) t + 3= — 2e + P' + 24] sind + 0,00361 cos [(5m/ — 2m, — р’) t + 5e — 2e — P' + 24] sin 0? — 0,00170 cos [(2m/ + m, — p)t + 22 + & — P + 24] sin 0? + 0,00154 cos [(2m/ — m, + p)t + 2e — © + P + 2] sin # — 0,00600 cos [2 (m/ — 1/) & + 2° — 21] sin 6? — 0,00661 cos [2 (m/ — р’) t + 2= — 2P’] sin 0? — 0,01343 cos [2 (m/ — m) it + 2e" — 2e] sin 0? — 0,00206 cos [(3m/) — 2m, — p') t + 3= — 2e — Р] sin 9° — 0,00086 cos [2 (m, — р’) é + 2e — 2P'] sin 0? + 0,00027 cos [2 (m, — 1) t + 2: — 2L/| sin 0? — 0,00004 cos (2p/t + 2Р’-н 24) sin 92 + 0,01705 cos [(3m/ — p/ — 1) t + 3= — P'— LU + Y] sin cos — 0,00259 cos [(m/ + р — 1”) t + «+ P — L' + U] sinY cos 9 — 0,00010 cos [(2p/ — 1) t + 2P' — L -+ 4] sin 9 cos 9 + 0,00257 cos [(3m/ — 2m, + p/ —1") t-+ 3= — 2e + P'— TZ + 4] sind c0s 9 — 0,00255 cos [(2m, — 1”) t + 2e — Г/ -- U] sin 6 cos 0 — 0,00152 cos [(m/ — 2m, р’ 1/) t-+ € — 2: + Р'-- L'+ 4%] sin 9 cos — 0,00731 cos [(m/ — 1/ — p/) t + € — — Р’ — 4] sing cos — 0,00722 cos [(m/ + И — p/)t + e + Г — P' + Y] 910 cos 0 Eee + До Für den Einfluss der Sonne wird der Ausdruck vollkommen analog, ausgenommen dass der Factor © darin nicht enthalten ist. Nennen wir dann v, und 6, die Länge und Breite der Sonne in Bezug auf die feste Ebene und dieselbe Linie, von welcher aus der Winkel $ gerechnet wird, о ihre wahre Länge und e die Excentricität der Erdbahn. Mit Anwendung der Gleichungen | v, v — Et b = rt sin (v — M) 4 | und wenn man in den Ausdrücken für v und р nur die elliptischen Glieder mitnimmt, findet man dann: 20 0—A— — Oo = ÉD (+3) sin 6? 4 — (1 +30) п cos (M + $) 510 cos 0.t + (4 — 562) cos (2m,t + 2e + 24] sin 60° 48 Dr. Млемоз NYRÉN, — 3e cos [(m, — p) é + e — P] sin À — 3e? cos [(2m, — 2p) { + 2e — 2Р] sin 0? — 1е cos [(m, + p)i+e + P + 24] sin 6? + Ze cos [(3т, — р) Е + 3e — Р-н 24] sin À + Че cos [(4т, — 2p) t + 4e — 2P + 24] sin 0? see .) + Ро Hier können wir e als constant betrachten in allen periodischen Gliedern ebenso wie in demjenigen seculären, welches п als Factor enthält. In dem andern seculären Gliede werden wir die Veränderung von e berücksichtigen. Schreiben wir dann e = E + Et und vernachlässigen überall die zweite Potenz von Z,, so bekommen wir: 2(20— A—B Е Lo) = az | — (1 + 37) sin 0? — (1 + ЗЕ?) п cos (M, + 4) sin@ c0s0.t — 3 ЕЁ, sin 0 + ( — 3E?) cos (2m,t + 2e + 24) sin 6° — ЗЕ cos [(m, — pjt+e— Plsin 6 — 152 cos [(2m, — 2p) t + 2e — 2Р] sin 0° — LE cos [(m, + p)t + e + Р-н 24) sin # + ТЕ cos [(3m, — ео: > P + 24] sin 0 + Е” cos [4m, — 2р) t + 4е — 2P + 24) sin 0? Di + Do, Substituiren wir jetzt in & die gefundenen Werthe von ® <, und Фо), und vernach- lässigen wir dabei vorläufig die Quantitäten D,., und Бо), so werden die Ausdrücke für dd und dı) folgendes Aussehen bekommen: ОЕ 5 [а 3 Е? + 0,992100) п sin (M, + $) cos 0.4 0 | 0,08950 sin (/t + № + $) cos 0 — 0,00398 sin (22/1 + 21/ + 24) sin 0 — 0,98754 sin (Qm/t + 2e + 24) sind ` — 0,18920 sin [(3m/ — р’) t + 8e — P' + 24] sin 9 — 0,08864 sin [(2m/ — I/\t + 2e — L + {| cos 0 + 0,02810 sin [(m/ + p/) р-не + Р’-н 24] sin 0 — 0,02518 sin [2 (2%, — p/) + 4е — 2Р’-н 24] sin 9 + 0,00276 sin [2 (m/ + m, — p/) t + 2e + 2e — 2Р’- 24] sind BESTIMMUNG DER NUTATION DER ÉRDACHSE. 49 — 0,03034 sin [2 (2m/ — т) -ı- 42° — 2e + 2%] sin 9 Е — 0,00072 sin (2m,f + 2e + 24) зшд + 0,00712 sin [(n/.+ 2m, — p'\t + € + 9 — Р’-н 24] sin — 0,03598 sin [(3m/ — Im, + р-н 3e! — 2e + P’ + 24] sin — 0,00722 sin [(5m/ — 2m, — p/)t + 5e — 9e — P'+ 24| sin 9 + 0,00340 sin [(2m/ + т, — p) t + 2e + e — Р-н 24] sin 9 — 0,00308 sin [(2m/ — m, + p)t -+ 2e — e + Р-н 24] sin 0 + 0,00008 sin (2p/t + 2P’ + 24) sin 0 ‚ — 0,01705 sin [(3m/ — р’ — 1) Е-н 8e — Р’— LU + {| cos@ + 0,00259 sin [(m/ + р — Шен P'— I + Ч cos0 + 0,00010 sin [(2»/ — 1”) £ + 2P° — L + U] возд — 0,00257 sin [(3m/— 2m, + p/—1/) + 3: — 2: + P— L + 4]cos9 + 0,00255 sin [(2m, — I/) é + 2e — Г + Ÿ] cos -+ 0,00152 sin [(m/— 2m + р-н Г) 1-е — 28 + Р-н U +4] cos 0 — 0,00731 sin [(m/ — р’ — 1))t + = — P— LU — 4] c0s9 + 0,00722 sin [(m/ — p/ + ИЕ e -— P' + L' + U] cos0 — (1 — 3E°) sin (2m, t + 2e + 2) sin 9 +3 Esin [(m + pji+e+ Р-- 24] sind — 3 Е sin [(3m, — p) Ё-н 3= — Р-н 24) sin 9 — JE? sin [2 (2m, — р) t + 4e — 2P + 24) sin 9 we Е [а + 3 Е? + 0,992060) cos д ce ne + Е? + 0,992100) п cos (M, + $) ET + ЗЕЕ, cos 0 { + о {0,08950 cos (1 + L' + 9) EZ — 0,00398 cos (21/1 -+ 21° + 24) cos 0 — 0,98754 cos (Am/t + 28 + 24) cos 4 — 0,18920 cos [(3m/ — р’) t + 8e — P' + 24] cos 9 — 0,08864 cos [(2m/ — 1) t + 2e — U + 9] EZ + 0,02810 cos [(m/ + p/) tr € + Р’- 24] cos 0 — 0,02518 cos [2 (2m/ — p,) t + 4E — 2P° + 24] cos 0 + 0,16218 cos [(m/ — p/) i + е — Р] c0s0 Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, УПше Série. ff Dr. Macnus NYRÉN, + 0,01322 cos [2 (т’— p/) t + 2e — ЭР] cos 0 + 0,00276 cos [2 (m/ + т — p/)'t + 2e + % — 2P' + 24] cos 0 — 0,03034 cos [2 (2m/ — т) t + 4e! — 9e + 24] cos 9 | — 0,00072 cos (2m,t + 2e + 24) cos 0 + 0,02994 cos [(m/ — 2m, + p/) Ее — 2e + P’] cos 0 + 0,00712 cos [(m/ -н 2m, — p}) t + € + 9e — P’ + 94] cos 0 — 0,03598 cos [(3m/ — 2m, р’) t + 3e — 2e + P' + 24] cos O — 0,00722 cos [(5m/ — 2m, — р’) t + de’ — 2e — P' + 24] cos 0 + 0,00340 cos [(2m/ + т — p) t + 2= не — P + 20] cos 0 — 0,00308 cos [(2m/ — m, + p) t + 2e — = + P + 20] cos 0 + 0,01200 cos [2 (m/ — 1”) t + 9e — 21/1] cos + 0,02686 cos [2 (т’— m,) t + 2e — 2e] cos 9 + 0,00412 cos [(3m)/ — 2m, — р’) t + 3e — 2: — P'] cos 0 + 0,00172 cos [2 (m, — p/) t + 2e — 2Р] cos 0 — 0,00054 cos [2 (m, — 1”) t + 2e — 2L’] cos 0 + 0,00008 cos (2p/t + 2P' + 24) cos 0 — 0.01705 cos [Om юр sin 9 -- 0,00259 cos [m/ + р Иер Е Se р ’ / / cos 20 -=. 0,00010 сов [Un = МЕР А — 000957 cos [am — Om mp Ii al ЖЕ РБ sin 9 + 0,00255 cos [(2m, — р-н 9e — L' + Ÿ] == + 0,00152 cos [(m/! — 2m, ке 2e + P'+ L'+ÿ] > -+ 0,00731 cos |m/ — р’ — Иен РЕ 2 sin ‹ a / р п. de 0 / cos 20 —+:0,00722:008 [m — pP jme РВ = о — (1 — 3.E?)eos (2m, t -= 2e -+ 24) cos 9 + ЗЕ cos [(m, — p) { + = — P] cos 0 -+ 3.2? cos [2 (m, — p) t + 2e — 2P) cos 0 + LE cos [(m + р) Е + e + Р-н 24] cos @ — LE cos [(3m, — p) ё + 3e — P + 20] cos 0 — LE? cos [2 (2m — p)i + 4e — 2P + 24] возд BESTIMMUNG рев NUTATION DER ERDACHER. 51 Bei der Integration dieser Gleichungen werden wir die seculären Glieder von denje- nigen kurzer Periode trennen. Die erstgenannten werden dann: De SE zen) (1 + 3 Е? + 0,992106) x sin M, cos й. у РЕ О LA sex 2106 ers 0,992060) 605 h.t -+- +1 {а + ЗЕ? + 0,992100) п cos М <” + ЗЕЕ cos Iı г] эт № wo h die mittlere Schiefe der Ekliptik für die Epoche 1800, W die Luni-Solarpräcession für 1800 + t bedeuten. Nennen wir ferner die periodische Veränderung der Schiefe 8, die Nutation in Länge $. Wenn wir dann das tropische Jahr als Zeiteinheit nehmen, so haben wir für die verschiedenen Coefficienten der Quantität { folgende Werthe anzuwenden: т’ — 83,99544 d р’ = 0,70969 l = — 0.33756 m, = 6,28270 р = 0,00005 Е = 0,00024 Diese Werthe sind durch die Davis’schen Mondtafeln gefunden. Mit Benutzung dieser Zahlen haben wir dann nach der Integration: В Lo 10,265327 cos R cos h — 0,005899 cos 2Q sin h + 0,005879 cos 2C sin h + 0,000753 cos (3 © — Г’) sin h + 0,000526 cos (2 C — 2) cos h — 0,000332 cos (© + Г) sin À -+ 0,000075 cos (4 © — 27”) sin À + 0,000057 cos 25 sin 1 -- 0,000075 cos (C + 25 — Г’) sin À + 0,000150 cos (3 © — 28 + I”) sin h + 0,000018 cos (5C — 28 — Г) sin 4 — 0,000020 cos (2 € + 5 — Г) sin h + 0,000019 cos (2€ — 8+ Г) sin I — 0,000056 cos 21° sin h + 0,000068 cos (3 €C— Г — 9) cos h Dr. Magnus NYRÉN, — 0,000030 cos (C + Г — Я) cos — 0,000057 cos (21° — NR) cos h + 0,000011 cos (3 © — 28 + Г — Я) cos h — 0,000193 cos (25 — N) cos h — 0,000021 cos (© — 28 + Г +8) cos h + 0,000087 cos (€ — Г — Я) cos h — 0,000087 cos (C— L' +R) cos h + 0,079581 (1 — 5?) cos 28 sin h — 0,079580 E cos (S -- Г) sin h + 0,185688 E cos (38 — Г) sin À +- 0,338219 Е? cos (4S — 2Г) sin À em OO ONU 0 D | cos 2h — 0,265327 sin 5 En + 0,005899 sin 25 cos h — 0,005879 sin 2C cos h — 0,000753 sin (3 € — Г”) cos h — 0,000526 sin (ac — 2) + 0,000332 sin (© + Г) cos h — 0,000075 sin (4 € — 21") cos h + 0,001947 sin (© — Г) cos h + 0,000080 sin (2 € — 27°) cos h + 0,000015 sin (2 € + 25 — 21") cos 4 — 0,000094 sin (4 € — 25) cos h — 0,000057 sin 29 cos h + 0,000411 sin (© — 28 + Г) cos h + 0,000075 sin (€ + 28 — Г) cos h — 0,000150 sin (3 © — 28 + Г”) cos h — 0,000018 sin (5 © — 25 — Г’) cos h + 0,000020 sin (2€ + 5 — Г) cos À — 0,000019 sin (2 © — S -+ Г» cos À + 0,000071 sin (2©— 25) cos h + 0,000173 sin (2 © — 28) cos h BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 53 + 0,000017 sin (3 © — 25 — I”) cos h + 0,000154 sin (25 — 21") cos À — 0,000041 sin (28 — 28) cos À + 0,000056 sin 2T’ cos h Inc 9) sin À + 0,000080 sin (C + Ра) 2% sin + 0,000057 sin (27° — 2), sin À — 0,000011 sin (3 ©— 28 + Г — 9) Ее + 0,000193 sin (25 — 22) cos 2h sin h + 0,000021 sin (© — 28 Г + D) sin 4 + 0,000087 sin(C—!{"— 2) Le | р р 8 2% + 0,000087 sin (C — L + 2) т . — 0,079581 (1 — 5?) sin 28 cos À + 0,477507 Ё sin (5 — Г) cos À + 0,358129 Е? sin (28 — 2Г) cos h + 0,079580 Е sin (S + Г) cos h — 0,185688 E sin (38 — Г) cos h — 0,338219 Е? sin (46 — 2Г) cos h In diesen Gleichungen haben wir bezeichnet mit $ und Г die mittlere Länge der Sonne und des Sonnenperigäums, mit © und I” die analogen Quantitäten für den Mond, mit N den aufsteigenden Knoten der Mondbahn. Bei der Ausführung der Integrationen haben wir bis jetzt 0 = const. und d = & angenommen. Da aber diese Annahme nicht streng richtig ist, so müssen dafür Correctionen zu den Ausdrücken für die Quantitäten $, 9, $ hinzugefügt werden. Nennen wir dann с die Nutationsconstante und &, die Lunisolar- Präcession für 1800, so bekommen wir: AY = — СГ cotg 2h (4 cotg 4h — cotgh) t AE — — 2 tangh sinn -+ ic? cotg 2} em + cotg À) sin 2% AO — — С cotg À cos 25. Diese Correctionen sind zuerst von Peters berücksichtigt worden. 54 Dr. Мламов NYRÉN, 3m? (2C— À — В) 40n be- stimmen. Dafür werden wir die vorher abgeleitete Nutationsconstante anwenden und die Präcessionsconstante, wie ich sie durch Vergleichung der Sterncataloge von Weisse und Schjellerup gefunden habe. Nehmen wir also für die Schiefe der Ekliptik den Werth, der der Epoche der Nutationsconstante, 1850, entspricht, so haben wir: Jetzt müssen wir die numerischen Werthe der Quantitäten o und 92365 = О, aaa wodurch 3m? (2C — A— В) RE = С . о = 37.9483 Die erwähnte Bestimmung der Lunisolar-Präcession giebt für 1850 den Werth 50,3161. I Le 1° LA .. ® а 4 .. . Ч . Setzen wir diese Quantität gleich dem Werthe von = für dieselbe Epoche, so finden wir, nach Anbringung der Correction Ad”: 50/3161 = FFRTZ AD (0,917494 + 0,9098260) — 0/0003 Aus der Verbindung dieser Gleichungen erhält man dann: 3m?2(20— A — БВ) __ * TE = 172100) о = 2,20500 : Was die Quantitäten D,., und До, betrifft, so sind die Ausdrücke dafür sowohl durch Bessel als durch Peters abgeleitet. Wir werden deshalb hier ihre Deduction nicht wieder- holen, sondern nur die Endformeln für die an die Quantitäten 6 und $ anzubringenden Correctionen geben. Setzen wir p == Sinus der geocentrischen Breite eines beliebigen Ortes, { — Länge des Secunden-Pendels für denselben Ort. Wenn wir dann die Länge dieses Pendels unter dem Aequator als Einheit nehmen, so haben wir: i=1-+ Po + Pe — 3) wo P und P’ Quantitäten sind, die durch Pendelbeobachtungen bestimmt werden müssen. Tr PE, = à №, wo x das Verhältniss der Centrifugalkraft zur Schwer- kraft unter dem Aequator bedeutet, und nennen wir 6 die Excentricität der Mondbahn und % ihre Neigung, so haben wir nach Peters als von der Quantität Г.) herrührende Correctionen : | Schreiben wir И sm? (20 — À — В) , 1 (35910 0° —1 и: rm 15 € X?sin0? : р д @ — = Zen о > р! e sinl + Mer rare 2 28+Tr) TI __ 3m? (2C — À — В) 1 (15 sine? —1 ! r . 15€)? это cos / Aw == — TE où + (ET cotg de cos Г HT Hope cos (252 = Г} änderung des Winkels & muss aus dem Grunde um un- gefähr 0°3 vergrössert werden. *) Aus Versehen ist der auf der Seite 19 gegebene Werth dieses Ausdruckes ein wenig von dem hier gefun- denen verschieden. Die dort abgeleitete jährliche Ver- С с BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. Substituiren wir in diesen Formeln folgende Werthe der constanten Quantitäten : de = 0,05484 \ — 0,08983 Х = 5% à — 0,01657 so bekommen wir: А, 0 = {+ 0,0389 sin TI’ — 0,0006 sin (22 + [)} #(1--д AB — {+ 0,0454 cosT’ — 0,0014 sin(22 + Г) k(1 + i) Für Do, hat man ebenso: 8m? (20 — А— В Тб 0—1 . RQ ть 2 4 Сп p D 8m (2C— А— В 1 15 sin 0? —1 ; = Aap CR Ce D Co 2 4Cn p р Die veränderlichen Theile dieser letzten Gorrectionen werden aber, zufolge der lang- samen Veränderung von Г, verschwindend klein, Um die Quantitäten P, Р’ zu bestimmen, hat Bessel 31 Pendelbeobachtungen unter- sucht und daraus erhalten : Р = -+ 0,0054448 P' = + 0,0006689 | woraus к = — 0,13603 Für denselben Zweck hat Peters 54 neuere Pendelbeobachtungen behandelt und ist zu folgenden Werthen gekommen : P = + 0,005233 Р’ = — 0,000334 k — + 0,0585 Da aber die Unsicherheit dieser Zahlen noch sehr gross ist, so habe ich hier versucht sie schärfer zu bestimmen durch Hinzufügung von 20 noch nicht benutzten Beobachtungen. Die Mehrzahl derselben verdanke ich der Gefälligkeit des Herrn Professor Sawitsch, der sie mir im Manuscript mitgetheilt hat. Um diese 20 Beobachtungen mit dem von Peters erhaltenen Resultate combiniren zu können, nehmen wir auch hier als Einheit die Länge desjenigen Pendels, welcher in einem mittleren Tage 86268,1 Schwingungen macht. Wir werden dann in unsere Bedingungsgleichungen folgende ‚Unbekannte einführen: х = Cor- rection der Pendel-Länge, wenn man die Länge unter dem Aequator = 1 setzt, у = Cor- 56 Dr. Maanus NYRÉN, rection des Coefficienten -+- 0,005, der, in dem oben gegebenen Ausdrucke für die Pendel- Länge, zu der Quantität р’ gehört, 2 = Coefficient des Gliedes p® — 3. in derselben Formel. Setzen wir also 1 ++ 0,005 р? — beobachtete Länge = и so werden die Bedingungsgleichungen folgendes Aussehen haben: д ми (3 —ih)z + n = 0 Die Beobachtungen mit den entsprechenden Bedingungsgleichungen sieht man in fol- gender Zusammenstellung: , Beobachter. Geocentr. Breite. Mellville Sabine + 74°41’ 23" x + 0,930у -+ 0,3192 — 0,000134 = 0 Hare Island Sabine + 70 19 1 x+-0,886y + 0,2712 — 0,000133 = 0 Tornea Savitsch + 65 42 8 © -+ 0,832у + 0,2102 — 0,000150 = 0 Nicolaistad Savitsch + 62 56 16 x + 0,793y + 0,1712 — 0,000065 = 0 Ils of Brassa Sabine + 59 59 46 „x -- 0,750y + 0,1302 — 0,000067 = 0 Reval Savitseh -+ 59 16 33 x + 0,740y + 0,1202 — 0,000063 — 0 Stockholm J.Svanberg -+ 59 10 26 x + 0,737y + 0,1172 — 0,000051 = Dorpat Savitsch + 58 12 30 x + 0,723y + 0,1052 — 0,000066 = 0 Jakobstadt Savitsch + 56 19 28 x + 0,692y + 0,0782 — 0,000025 = Wilna Savitsch + 54 30 10 x + 0,662y + 0,0502 — 0,000051 = 0 Belin Savitsch + 51 51 13 x + 0,618y - 0,0142 0,000024 = 0 Dünkirchen Biot 50 50 55 x + 0,601y + 0,0012 — 0,000003 = 0 Kremenez Savitsch + 49 54 49 © + 0,585y — 0,0102 — 0,000022 = 0 Kamenez- Podolsk Savitsch + 47 53 13 x + 0,551y — 0,0372 0,000035 0 Kischinew Savitsch + 46 50 8 © + 0,532y — 0,0492 — 0,000001 = 0 Clermont Biot + 45 35 19 x + 0,509y — 0,0632 + 0,000040 = 0 Ismail Savitsch + 45 9 4 & + 0,502y — 0,0702 + 0,000031 = 0 . Bordeaux Biot + 44 39 56 x + 0,494y — 0,0752 + 0,000095 = 0 Fiegeac Biot + 44 25 23 x + 0,490y — 0,0772 + 0,000070 = 0 Formentera Biot + 28 28 43 x + 0,387y — 0,1522 + 0,000042 = 0 Aus diesen Gleichungen bekommen wir durch die Methode der kleinsten Quadrate fol- gende Endgleichungen : + 20,0004 + 13,014y + 1,0732 — 0,000612 = 0 + 13,014& + 8,850, + 1,0482 — 0,000572 = + 1.0735 + 1,0489 0,3532. —0,0001776 || ee BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 57 Die analogen Gleichungen bei Peters sind: || © + 54,000% + 20,108y - 1,8512 -+ 0,000142 + 20,108% + 12,989y + 2,1202 — 0,000749 + 18515 + 91909 + 0,8902 — 0,000052 = 0 | > Durch Verbindung dieser beiden Systeme werden unsere Endgleichungen für alle 74 Beobachtungen: + 74,000% + 33,122у + 2,9242 — 0,000470 = 0 + 33,1222 + 21,839y + 3,1682 — 0,001321 = 0 + 2,9242 + 3,1689 <+ 1,2432 — 0,000228 = 0 Die Auflösung dieser Gleichungen giebt uns: д = — 0,000075 у = + 0,000194 2 = — 0,000134 woraus folgt : Р = MBEY — + 0,005194 1-х P' = —— = — 0,000134 Dre, - 10 [Р(1 — 3x) — 2x] Substituiren wir jetzt diesen Werth von ш die von der Quantität D herrührenden Correctionen, so finden wir: А, © = + 0,0009 sin Г’. (1 + i) AB — + 0,0010 cos L”. (1 + à) Nach der Bestimmung aller dieser Correctionen sind wir jetzt im Stande die defini- tiven Ausdrücke der Quantitäten ©9 und % zu geben. Zu dem Zwecke setzen wir die auf der Seite 54 gegebenen numerischen Werthe der Quantitäten 2” EI an und о ein; nach Anbringung der gefundenen Correctionen AG, 4$, A6, A $ bekommen wir dann fol- gende Formeln für die Epoche 1800: 9 = (1+0){ 9,2360 сов (9,2370 cos 58 für 1900) — 0,0893 cos 2% —= 0,0888 cos 2€ + 0,0114 cos (3€ — Г) Mémoires ds l’Acad. Гор. des sciences, УПше Série. 8 58 Dr. Мламов NYRÉN, + 0,0183 cos (2€ — 8) — 0,0047 cos (© + Г’) + 0,0011 cos (4€ — 27") — 0,0014 cos (4€ — 20) — 0,0011 cos (© + 20 — Г’) + 0,0023 cos (3€ — 20 + Г) — 0,0003 cos (5€ — 20 — Г) — 0,0003 cos (2€ + © — Г) + 0,0003 cos (2€ — © + Г) + 0,0009 sin Г — 0,0009 cos 2T’ —+ 0,0024 cos (3€ — I — Я) — 0,0010 cos (© T — 8) — 0,0020 cos (21 — &) + 0,0004 cos (3€ — 20 + Г— Яя) — 0,0067 cos (20 — 8) | — 0,0007 cos (© — 20 = Г-ня) —+ 0,0030 cos (© — Г — Я) — 0,0030 cos (© — Г-н я) + (1 — 2,1875 + 3,187 €) {+ 0,5463 cos 20 (-+ 0,5460 cos 20 für 1900) + 0,0092 cos (O + Г + 0,0031 cos (30 — Г) — 0,0006 cos (40 — 2Г) = (1+ i) |—1752649 sin 2 (—17,2824 sin & für 1900) + 0,2065 sin 28 (+ 0,2066 sin 2% für 1900) — 0,2046 sin 2€ (— 0,2047 sin 2€ für 1900) — 0,0262 sin (3€ — Г’) — 0,0343 sin (2© — Я) —+ 0,0115 sin (© + Г) BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. — 0'0026 sin (4€ — 2) + 0,0678 sin (© — Г) + 0,0028 sin (2€ — 21") + 0,0005 sin (2€ + 20 — 2) — 0,0033 sin (4€ — 20) + 0,0143 sin (© — 20 + Г) + 0,0026 sin (© + 20 — Г) — 0,0052 sin (3€ — 20 + Г) — 0,0006 sin (5€ — 20 — Г) + 0,0007 sin (2€ + © — Г) — 0,0007 sin (2€ — © + Г) + 0,0025 sin (2€ — 2%) + 0,0060 sin (2€ — 20) + 0,0006 sin (3€ — 20 — Г) + 0,0054 sin (20 — 21") — 0,0014 sin (20 — 28) . + 0,0010 cos Г + 0,0019 sin 2T’ — 0,0044 sin (3€ — Г’ — 2) + 0,0020 з1 (©- Г’ — Я) + 0,0037 sin (2Г’— 2) — 0,0007 sin (3€ — 2O +г’— я) + 0,0125 sin (20 — Я) + 0,0014 зи (© — 20 - Г-н я) + 0,0057 sin (© — Г'’— 2) + 0,0057 эт (© — T'+- 8) + (1— 2,1875 + 3,1878) {— 1,2588 sin 20 (— 1,2590 sin 20 für 1900) + 0,1266 sin (© — Г) (+- 0,1263 sin (© —T) für 1900) — 0,0005 sin (20 — 2T) — 0,0211 sin (© + Г) — 0,0070 sin (3© — Г) + 0,0004 sin (4@ — 2Г) 59 60 Dr. Macnus NYRÉN, ” Die verschiedenen Werthe der Coefficienten für die beiden Epochen sind durch die entsprechenden Werthe der Quantitäten A und Ё erhalten. Die beistehenden Factoren (1 + à) und (1 — 2,187: + 3,187 €) bezeichnen die Zahlen, womit die betreffenden Aus- drücke multiplieirt werden müssen, wenn man für die Epoche 1850 eine Nutationscon- stante = 9,2365 (1 +- i) und die Lunisolar-Präcession = 50,3161 (1-+ 5) anwenden will. Die mittlere Sonnenlänge 6, die wir bis jetzt beibehalten, ist in diesen Formeln durch die wahre Länge © ersetzt worden. Um die Veränderungen, die durch diese Formeln angegeben sind, in Rectascension und Declination auszudrücken, werden wir uns folgender Differentialgleichungen bedienen: о’ — а = пре! (Te) + (1) PO 4 (25) 9° + Er ee a ET + (TS) Ze (раз) #0 +) + ER / Wir geben hier für die Epoche 1800 die ganzen Formeln, für 1900 nur diejenigen Glieder, die sich in der Zwischenzeit etwas verändert haben. Man bekommt also: 1300. ж — a = (1+9 {— 15,8371 зт $2 — [6,8747 sina sin? + 9,2360 cos & cos 52 | tang à + 0,1894 sn28 + [0,0822 sina snm29 —= 0,0893 cos « cos 2 52 ] tang à — 0,1877 sn2€ — [0,0815 sin « sin2 © . + 0,0888 cos a cos 2 © | tang à — 0,0240 sin (3 © — Г') — [0,0104 sina зщ (3 © — Г’) + 0,0114 cosa cos (3 © — Г')] tang3 — 0,0314 sm(2€C—8) — [0,0136 sin« sin (2 © — 52) —= 0,0183 cos a cos (2 © — 2 )| tang à + 0,0106 sin (© -= Г’) + [0,0046 sina sin (©-—= Г’) + 0,0047 cos a cos (© + Г] tang d — 0,0024 sin (4€ — 27") — [0,0010 sin « sin (4€ — 21") + 0,0011 cos« cos (4 © — 21")] tang 5 -+ 0,0622 sin (© — Г’) + 0,0270 sin a sin (© — Г’) tang à BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. 61 + 0,0026 sin (2 € — 2Г') + 0,0011 sin« sin (2 © — 21") tang 5 -= 0,0005 sin (2 C -+ 2& — 2T’) + 0,0002 sine sin (2 © + 20 — 2Г') tang à — 0,0030 sin (4©— 20) — [0,0013 зта sin (AC — 20) + 0,0014 соза cos (4 © — 2O)] tang d + 0,0131 sin (C—20-+-T) + 0,0057 зта sin (© —20-н Г’) tang $ -+ 0,0024 sin (© 20— Г) + [0,0010 sina sin (C-+2©—T") + 0,0011 соза cos (€ + 20 — T”)] tang à — 0,0048 sin (3C—2O+T") — [0,0021 зта sin (8 © —20-н Г’ + 0,0023 cos x cos (3 © — 20 + Г) | tang à — 0,0005 sin (5€C—2©O—T") — [0,0002 sin a sin (5 © —20— Г’) + 0,0003 cos« cos (5 © — 20 — Г] tang à + 0,0006 sin (2€ +—O©O—T") + [0,0003 sina sin 2 C-+©—T) + 0,0003 соза cos (2 € + ©O—T")] tang 8 — 0,0006 sin? C —O--T) — [0,0003 sin & sin 2 C—O-+-T) + 0,0003 coso, cos (2 € — © + Г] tang 8 + 0,0023 sin (2C—2R) —= 0,0010 sin « sin (2 © —252) tangd + 0,0055 sin 2C — 20) —= 0,0024 sin « sin (2 © —20) tangd + 0,0005 sin (3C—2©—T) + 0,0002 sin « sin (3 © — 20 — Г’) tang + 0,0049 sin (20 — 27") | + 0,0021 sin« sin (20 — 2T”) tang à — 0,0013 sin (20—25) — 0,0006 sin« sin (20—20) tang * -+ 0,0009 cos Г’ -+ [0,0004 sin « cos Г" — 0,0009 cos а sin Г] tang à -62 Dr. Macnus NYRÉN, + 030017 sin 2T’ —- [0/0008 sin « sin 21" —= 0,0009 cos « cos 21°] tang à — 0,0040 sin8c— T’— 2) — [0,0018 sinasin3c —Г— Я) + 0,0024 cos a cos (3 © —T'—9)] tang d + 0,0018 sin (© Г— Я) | + [0,0008 sino sin (©-Г’— 5) + 0,0010 cos x cos (C + Г— 52 )] tang 5 + 0,0034 sin (21 — 52) -+ [0,0015 sin « sin (27'— Я) + 0,0020 cos « cos (2Г’ — 52 )] tang à — 0,0007 sin (3 © —20-Г— Я) — [0,0003 эта sin (3 © —20O+-T— 8) + 0,0004 cos a cos (3C —-20--Г'— N) tang d + 0,0115 sm(20O0—8) + [0,0050 sin а sin (20—98) —= 0,0067 cos x cos (20 — 9 )] tang d + 0,0019 sn(C—20+['+8) + [0,0008 sina sin (C—20+['+80) + 0,0007 соза cos (C— 20 + 8 + Г] tang à + 0,0052 sin (© —Г— Я) + [0,0023 зта sin (© —Г— 8) — 0,0030 cos x cos (© —T — Q )] tang d —+ 0,0052 sin (© —Г-на) + [0,0023 sin а зв (© —Г-нЯ) + 0,0030 соза cos (© — [+ S )] tang à — 0,000160 sin 2x tang à cos 2 2 + 0,000156 cos 20 tang à sn2Q _ + (1— 2,187i-+- 3,187 &) |— 1,1548 sin 20 — [055012 sin « sin 20 + 0,5463 cos« cos 20] tang d + 0,1161 sin (© —T) - 0,0504 sin« sin ©— Г) tangd — 0,0194 sin ©-+-T) — [0,0084 зша sin (О-нГ) + 0,0092 соза cos (© + T)] tang à BESTIMMUNG DER NUTATION DBR ERDACHSE. 63 — 0,0064 sin (30 —T) — [0,0028 sin « sin (30 —T) | + 0,0031 cos x cos (3О — Г)| tang à й — 0,0005 sin (20 — 2Г) — 0,0002 sin « sin (20 — Г) tang 8 lea wat } ’—5 = (1-+i) |— 6,8747 cos a sinn + 972360 эта, cos & + 0,0822 cos « sin 2 9 — 0,0893 sin« cos 2 5 — 0,0815 cos « sin 2 © + 0,0888 sin «a cos 2 © — 0,0104 cos « sin (3 © — Г’) +- 0,0114 sina cos (3 © — Г’ — 0,0136 cos «x sin (2©— 5) + 0,0183 sin« cos 2©— Я) —+- 0,0046 cos « sin (C-+-T) — 0,0047 sina cos (© + Г) — 0,0010 cos« sin (4 © —2Г) -+ 0,0011 за cos (4 € — 21") + 0,0270 соза sin (© — Г) + 0,0011 соза sin (2 © —2[") + 0,0002 cos « sin (2 C -+ 20 — 21") — 0,0013 cosa sin (AC— 20) + 0,0014 зша cos (4€ — 20) + 0,0057 cos « sin (C—20--T) ь + 0,0010 cos « sin (C+20-T)) — 0,0011 sina cos (C+2©O—T") — 0,0021 cos « sin (3€C—2©+1") + 0,0023 sina cos (3©-20-+Г) — 0,0002 cos « sin (5€ —2O—1") + 0,0003 sin « cos (5C—2©—T") + 0,0003 cos a sin 2C+-@-T) — 0,0003 sin« cos (2C+O—T") — 0,0003 cosa sin (2C—-©O+T') -+ 0,0003 sina cos 2C-O-+T) + 0,0010 cos x sin 2C — 22%) + 0,0024 cos « sin (2€ — 20) + 0,0002 cos « sin (3€ — 20 —T) + 0,0021 cos « sin (20 — 21") — 0,0006 cos a sin (20—29) + 0,0004 cos « cos Г" +- 0,0009 sin & sin Г" -+ 0,0008 cos « sin 21" — 0,0009 sin « cos 21" — 0,0018 cos а sin IC— Г— 52) + 0,0024 sin« cos(3€C—T—9) + 0,0008 cos a зт(©-- T’—R) — 0,0010 зша cos (©-=Г— 2) + 0,0015 соза зт(2Г’— 9) — 0,0020 зша с0з (2Г’— 9) — 0,0003 cos a sin (3© —20-=Г— 5) -+ 0,0004 sina cos (3 C—20--T— 9) + 0,0050 cosa sin (20—52) — 0,0067 зша cos (20 — 8) 64 Dr. Мланов NyRrÉN, BESTIMMUNG DER NUTATION DER ERDACHSE. + 030008 cos a sin (C—20-+-T--2) — 0,0007 sina cos (C—20+ +8) + 0,0023 cos a sin о) + 0,0030 зша cos (© —Г— Я) + 0,0023 cos a sin (© —Г-н2) — 0,0030 sina cos (© — Г-н Я) — 0,000077 sin 2% tangd зт 2 52 —[0,000022 +- 0,000080 cos 2x] tang 5 cos 2 9 + (1—2,187i+ 3,187 & | — 0,5012 cos « sin 20 + 0,5463 sina cos 20 + 0,0504 cos a sin(O—T) — 0,0084 cos « зт(О-н- Г) + 0,0092 зша cos(O + Г) — 0,0028 cosa sn(8©O—T) + 0,0031 sin« On — 0,0002 cos a sin (20 — 2T) 1900. и — a = (1-8 {—15,8548 sinn — [6,8781 зто sinn + 9,2370 cos a cos 52] tang d + 0,1895 зт2 Я + 0,1878 sin 2C + (1—2,187i+ 3,187 €) {— 1,1550 sin2© — [0,5011 зша sin 2© + 0,5460 соза cos 20] tang д + 0,1158 sin(O—F) + 0,0503 sina sin(O—T) tangd + (1- 2,187i+ 3,1876) {— 0,5011 cos a sin2O + 0,5460 эта cos 20 + 0,0503 cos а зт (@ — Г) Um aus diesen Formeln dieselben Coefficienten abzuleiten, die wir in dem ersten Theile unserer Arbeit bei den Reductionen auf den scheinbaren Ort benutzt haben, hat man nur den Ausdruck für 5’ — 5 auf die Nutationsconstante von Peters zu reduciren. Druckfehler. In dem Ausdrucke für ©, $. 51, ist folgendes Glied aus den Klammern {} ausgelassen: +- 0,00094 cos (4€ — 25) sin h NET, > X ES Е MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII" SERIE. Tome XIX, N°3. ÜBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN = Mit acht Tafeln Abbildungen. (Zu le 23 Mai 1872.) Sr.-PETERSBOURG, 1873. . Commissionnaires de l’Académie Aer des sciences: à Ssit.-Petershour à Leipri _ MM. Eggerset Ci°, H. а RER N. Komm mel; M.A. Е. as В: М. Léopold № J. Issakof et A. ae rkessof: } k } | } | } | } | } VON ; h } + } | } | } | } | } } Pri : 1 Roubl. 10 Кор. = 1 Thlr. 7 Мет. ))) У AD =. 2 + ; РО HA ne $ ch \ узи: y: N { Cac) ? Fu LA Par he: Se M one ie a У Ща $ a 4. > Fr A Е Fe "AR: RE 1. ев EN 2 3 RAA KT Le LE niet? à > 7 а: = м1 . dep CET EN А! р И ty уз < LS: ' 3 x ы + 4 ий Lt . j г . 2. Fe > £, ét i y a" er RR RR) 1 CP FPETTCE MÉMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PÉTERSBOURG, VI SÉRIE. Томе XIX, №3. ÜBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN VON Mag. Fr. Schmidt, Mitgliede der Akademie. Mit acht Tafeln Abbildungen. Ри SLR (Lu le 23 Mai 1872.) re mn ST.-PETERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Pétershonrg: à Riga: a Odessa : à Leipzig: MM. EggersetCi®, H.Schmitzdorff, М. М. Кушше!; M.A.E.Kechribardshi; M. Léopold Voss. J. Issakof et A. Tcherkessof; = Prix: 1 Roubl. 10 Кор, = 1 Thlr, 7 Ngr. = ' \ _ x ‘ ‘ $4 4 . Février 1873. “т Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. N [Aare БАВА AIMAANAE . | _ С. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. ) 4 \ , Imprimerie de l'Académie Impériale des sciences. (Vass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) j Pe Ne N | Tat | M à f: à ANNEE À : INHALT. Seite IEINJEILUNG Re - eus mere а 1 Discohelix sachalinensis п. sp........:......... Geognostische Angaben ............,....... cs: 0 Helcıom oieanteusen. SD --- soc scece г Vergleichung der Sachalinschen Petrefakten mit IBatellauspe ee ee ee ec rois 5 denen anderer Gegenden und Versuch der Fest- Acephalen....... а arena dee Ccee stellung ihres geognostischen Horizonts ...... 7 Pholadomya sachalinensis п. SP. ............... CEDRAlODOdED SE u re ea 9 » GlEhnunSsp ee Nautilus pseudo-elegans d'Orb. ............ Ber 9 PrOLOCATAIUMISD RER re cree ое о Ammonites Velledae Mich. .................... 10 С ое ооо ee » peramplusı Mante vera 11 Cucullaea striatella Mich.................. ee » planulatus Sow. .......... Bene a) » Sachalinensis п. Spree ae ee » Timotheanus May. ........,........ 14 Macrodon japeticum Forb. aff. ...... НЕ. » Раса ОБ. meld Inoceramus digitatus Sow. ...,................ Ptychoceras gaultinum Pict. af. ........... о-в, 16 Anomıa variata БОГ allem Ее Gästeropoden ..-.--.....- =. 0... = И. BTACHIOPOUEN - 2-5. 7... -- +. Trachytriton sachalinensis п. sp. ............... 17 Rhynchonella plicatilis Sow..........,,........ » duiensis п. Sp: .,........ ...-.... 18 | Erklärung der Abhildungen............ TO TL Solariella radiatula Forb.................... .. 18 Wh: Jai ER 2 AT f VO! ‚м - у | | . 1. vases TON ME DE >; sa Fi EUR: QE: taie are Einleitung. Die erste Kenntniss von den interessanten und eigenthümlichen Petrefakten der Kreideformation auf Sachalin erhielt ich schon vor meiner Abreise an den Amur im Jahre 1859 bei Durchsicht der Sammlungen, die Herr Dr. H. Weyrich dort bereits im Jahre 1854 gemacht und dem akademischen Museum durch Herrn L. v. Schrenk hatte zukom- men lassen. Es fand sich unter den Weyrich’schen Sachen eine der grossen Patellen vom Сар Ош, durch die ich zuerst auf diese interessante Localität aufmerksam gemacht wurde. Später fand ich in der Amur-Sammlung des Herrn С. у. Ditmar, die dieser in den Jahren 1855 und 1856 angelegt hatte, ein schönes Exemplar des Ammonites peramplus Sow. mit wohl erhaltener Lobenzeichnung, das Herr v. Ditmar zusammen mit einigen marinen sachalinschen Tertiärmuscheln durch einen Giläken erhalten hatte. Ich selbst war im Jahre 1860 auf Sachalin und mein Reisegefährte P. v. Glehn in den Jahren 1860 und 1861. In dieser Zeit haben wir beide während längerer Stationen im russischen Posten Dui die Schichten von Cap Dui möglichst vollständig ausgebeutet, die eine sehr eigenthümliche, aber nicht artenreiche Fauna darboten, Ich glaubte nach der Rückkehr von Sachalin, ausser den aschgrauen Mergelkalken von Сар Ош, auch die weit verbreiteten weissen Kalkmergel von Süd-Sachalin der Kreideformation zurechnen zu dür- fen und habe demnach in meiner vorläufigen geognostischen Uebersichtskarte des Amur- landes und der Insel Sachalin in den Beiträgen zur Kenntniss des russischen Reichs, her- ausgegeben von Bär und Helmersen, 25. Band, 1868, den ganzen Süden und Südwesten der Insel als zur Kreideformation gehörig angegeben. Bei genauerer Durchsicht meiner Sammlungen aber habe ich mich überzeugt, dass diese Mergel, nach ihren Fischresten und wenigen Conchylien zu urtheilen, nur einen Theil der weit verbreiteten marinen Tertiärfor- mation der Insel Sachalin ausmachen, deren Darstellung den Gegenstand meiner nächsten Arbeit bilden wird. Die einzige Localität, die ich ausser der gut ausgebeuteten Fundgrube von Cap Dui nach eigenen Beobachtungen gegenwärtig noch namhaft machen kann, sind die Felsen süd- lich von Manue bei Cap Siraroro, in denen ich die charakteristischen Durchsehnitte von Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIlme Serie. 1 2 Ев. SCHMIDT, Inoceramenschalen, die durch ihre vertikal gestellten Fasern an Corallen erinnern, be- merkt habe. Nichts desto weniger scheint es, als ob die Kreideformation, namentlich im Innern und im Osten der Insel, eine grosse Verbreitung habe. Mein Freund, der Bergingenieur J. Lopatin, der in den Jahren 1867 und 1868 im Auftrag der Regierung Sachalin bereiste, um nutzbare Mineralien aufzusuchen, nnd der bei dieser Gelegenheit die Insel an mehreren Stellen zu Fuss durchkreuzt, und längs ihrer ganzen damals noch fast ganz unbekannten Ostküste von Manue bis zur Tymymündung durchwandert hat,' sandte mir Kreideversteinerungen von Sachalin, ganz ähnlich denen von Dui und zum Theil in noch besserer Er- haltung ein, die an nicht weniger als an fünf neuen Госа еп gesammelt waren. 1) Am Uebergang vom Fl. Trukusnai (oder Rukusnai) nach der Ansiedlung Tria-tomari ganz im Süden der südwestlichen Halb- insel der Bai Aniwa. 2) Am oberen Lauf des Onnenai, da wo dieser aufhört schiffbar zu sein. Hier entdeckte Lopatin eine ganze Felsschlucht voll der schönsten Petrefakten, die ег mit dem zurückkehrenden Boot nach Naipuzi und von hier nach Manue sandte; leider 6. Bellings- ist der grösste Theil der Sammlung auf diesem Wege verloren gegangen und nur ein Exemplar einer Patella inLopatin’s und nachher in meine Hände gekommen, das wenigstens bezeugt, dass in dieser Gegend des inneren Sachalin noch reiche Beute an Fossilien der РКиззитьтай» | y Kreideformation zu machen ist. 3) Am Fluss Manue, einige Werst oberhalb seiner Mündung. 4) Am Cap der Geduld und am Cap Bellingshausen einige Inoce- ramenbruchstücke. 5) An der Ostküste in der Gegend des Cap Rimnik. Obgleich wir gegenwärtig sechs bis sieben ver- schiedene Localitäten auf Sachalin haben, in denen Kreideversteinerungen gesammelt worden sind, so sind АГ es doch eben nur einzelne Punkte, und wir haben noch a ея keinen Begriff von dem Raum, den die Kreideforma- tion auf der Oberfläche der Insel einnimmt und von ПЕТРЕ, FE Huhusrai A = 1) 5. meine Mittheilung über Lopatin’s Reise auf Sachalin in Petermann’s Mittheilungen, 1870, р, 386. UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 8 den Grenzlinien, die sie von den weitverbreiteten tertiären Land- und Meeresbildungen scheiden, die längs der ganzen Küstenlinie und auch an vielen Stellen des Innern aufge- schlossen sind. An eine einigermassen genügende Darstellung unserer Kreideformation auf der Karte dürfen wir daher für jetzt nicht denken. Ich begnüge mich, auf der baigegebenen Karten- skizze die oben angegebenen Localitäten zu markiren, an denen bisher Kreideversteinerun- gen auf Sachalin gefunden worden sind. Sind die steilen Felsküsten der Insel auch nicht schwer zugänglich und bieten sie häufig lehrreiche Profile dar, so ist doch das Innere der Insel durchweg von dichtem, fast undurchdringlichem Walde bedeckt, durch den nur wenige Fusspfade für den geringen Verkehr der Eingeborenen führen. An eine genaue geognostische Aufnahme kann hier daher nicht sobald gedacht werden. Wir begnügen uns, nach Schilderung der Lagerungs- verhältnisse der am genauesten bekannten Kreidelocalität von Cap Dui, mit einer Beschrei- bung der eingesammelten Petrefakten und den Folgerungen die aus denselben zu ziehen sind. Immerhin dürfen wir auf das Interesse der Fachgenossen Anspruch machen, da die Kreideformation auf Sachalin meines Wissens das erste Beispiel dieser Formation in Ost- Asien ist. Was im Uebrigen unsere bisherige Kenntniss von der Geologie der Insel Sachalin be- trifft, so verweise ich auf den historischen Bericht über meine Reise, zu dem auch die oben eitirte Karte gehört, in Bär und Helmersen’s Beiträgen, Bd. 25, namentlich auf p. 56, 57, die Schilderung der Umgebung von Dui, p. 177, die geologische Uebersicht von Sachalin, und auf P. v. Glehn’s Reisebericht von der Insel Sachalin, ebend. p. 242 und p. 277 ft. Geognostische Angaben. Aufzählung der Petrefakten nach den Fundorten. Die im Eingange erwähnte petrefaktenreiche Localität von Cap Dui bietet in ihren Lagerungsverhältnissen Schwierigkeiten dar, die noch nicht vollkommen enträthselt sind. Das Cap Dui, etwas südlich von der Mündung des gleichnamigen Flusses und des an dieser Mündung gelegenen gleichnamigen Giläkendorfes, bildet die Scheide der grossen nach Nor- den sich erstreckenden Bai de la Jonquiere und der kaum concaven, fast geradlinigen Bucht von Choindschu, an deren Südende, nahe dem Cap Choindschu, der russische Kohlenposten Dui liegt. An den steilen Ufern der Bucht von Choindschu treten wellenförmig gebogene Sand- und Thonschichten mit Zwischenlagern von tertiärer Kohle auf, die von dem ge- nannten Posten aus ausgebeutet wird. Die ziemlich reichhaltigen Sammlungen von Pflanzen- abdrücken, die wir in den die Kohle begleitenden Schieferthonen gemacht haben, zeigen, dass wir es hier mit einer Fortsetzung der miocänen Braunkohlenbildungen von Кат- 1e 4 Ев. SCHMIDT, tschatka und Aljaska zu thun haben, die von Göppert und Heer bearbeitet sind. In einer späteren Arbeit werde ich mich mit der Verarbeitung der sachalinschen und der ihr ver- wandten manndschurischen Miocenflora beschäftigen. An Einer Stelle der Bucht Choind- schu, nördlich vom Posten, hat Glehn die Auflagerung von Sandsteinen mit tertiären Meeresmollusken auf den Schichten mit miocänen Pflanzenresten beobachtet. In der Вал de . la Jonquière, von der Mündung des Duiflusses an, treten diese marinen Tertiärsandsteine mit geringer Neigung nach Westen ins Meeresniveau und setzen sich auf einer bedeu- tenden Strecke nach Norden fort, zuweilen unterbrochen von miocänen Braunkohlenlagern, mit den sie begleitenden Pflanzenresten. An dem scharf vorspringenden Cap Dui, das aus einem dichten, schwarzen, trapp- artigen Gestein besteht, treten nun an seiner Nordseite, an der von SW. nach NO. verlau- fenden Küstenstrecke zwischen dem Cap und dem Fluss Dui die zu besprechenden Schich- ten der Kreideformation in steil aufgerichteter, nach W. fallender Lage auf, wie der bei- stehende Holzschnitt andeutet. ANA LAN à u NEN à sn | Vu IN м AN, N) { И VAUT a \Y4 1) Trapp. 2) Conglomerat und petrefaktenleerer Sandstein. 3) Aschgrauer Kalkmergel der Kreideformation. 4) Petrefaktenleerer Sandstein. 5) Thoniger Sandstein und Schieferthon mit КоШе. Die der Kreideformation angehörige Schichtenlage aus aschgrauem mergeligem Kalk- ‚ stein gebildet und etwa 30 Е. mächtig, scheint einer übergekippten Schirtenfalte anzuge- hören, da sie nach Osten auf tertiären Sandsteinen mit Kohlen und Dicutyledonenblättern (Alnus Kefersteinii Göpp.) aufliegt. Das Profil ist nur auf eine kurze Strecke hart am Cap, deutlich, weiter nach Osten bis zur Flussmündung ist der ganze Abhang mit Schutt und Vegetation bedeckt, so dass man die richtigen Lagerungsverhäftnisse nur aus paläontolo- gischen Betrachtungen erschliessen kann. Von der Flussmündung an treten wieder, wie schon erwähnt, wenig geneigte marine Tertiärsandsteine auf. | Ein direkter Contact der Kreideschichten mit dem tertiären Kohlensandstein ist übrigens nicht beobachtet (s. d. Holzschnitt), da beide Lager noch durch einen petrefakten- leeren Sandstein getrennt sind und auch dieser nicht in unmittelbare Berührung mit den kohlenführenden Tertiärschichten tritt. Das Trappgestein ist von dem Kreidemergel eben- falls durch eine Schicht von petrefaktenleerem Sandstein und Conglomerat getrennt. Es ÜEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 5 besteht aus zwei etwa 10 F. mächtigen Lagern, die in concordanter Lagerung auf dem eben genannten Sandstein aufruhen. Diese Lager sind wiederum durch Verticalspalten in basaltartige Glieder getheilt, die sich so scharf von einander getrennt halten, dass unten am Fuss der zweiten Trapplage eine überhängende Spiegelfläche sich zeigt, die durch Ab- brechen eines Theils dieser Lage, entsprechend den verticalen Spaltungsflächen, entstan- den ist. | Hart vor dem Сар Ош, im Meere, liegen noch drei kleine Felsinseln, aus dem näm- lichen Trappgestein gebildet, und von der Hauptmasse abgelöst, deren bizarre Formen mit der Spaltungs- und Lagerungsrichtung des Trappes zusammenhängen, Der aschgraue Kalkmergel mit Kreidefossilien wechselt sehr in seiner Consistenz, stell- weise ist er fast erdig, stellweise wird er wieder zu einem festen, fast krystallinischen grauen Kalkstein. Stellenweise nimmt er die sehr ausgeprägte Struktur eines Tutenmergels an. Die Petrefakten sind sehr ungleich in ihm vertheilt: manche Parthieen erscheinen fast petrefaktenleer, andere wiederum bestehen fast aus einem Conglomerat von Inoceramen- schaalen, die weitaus vor anderen Fossilien vorherrschen. Ihre Schaalenbruchstücke durch- ziehen das ganze Gestein und fallen im Durchschnitt durch die oft fingerdicke vertikal ge- streifte Faserschicht sofort in die Augen. Diese mächtigen Durchschnitte der Faserschicht von grossen Inoceramen sind geradezu leitend für die Sachalinsche Kreideformation, ob- gleich sie den Beobachter verleiten, sie für Corallen zu halten, wie es mir und auch Lopa- tin zu Anfang gegangen ist. Die Inoceramen erreichen eine bedeutende Grösse, bis über einen Fuss, kommen fast immer in einzelnen getrennten Schaalen vor und zeigen nur die Faserschicht erhalten, die sich bisweilen vom Gestein sehr schön hat trennen lassen. Von der Perlmutterschicht haben sich nur selten einige eigenthümlich schwarz glänzende Par- thieen erhalten. Die Abdrücke oder Steinkerne der Inoceramen erscheinen gewöhnlich schwarz gefärbt, was mit der Zerstörung der inneren Schaalenschicht zusammenhängen mag; die mit der Faserschicht bedeckten Exemplare grau oder graubraun, glänzend. Die Inoceramenschaalen, leider nur selten vollständig erhalten, nehmen über die Hälfte meiner Sammlung von Dui ein und füllen in über 100 Exemplaren vier grosse Schiebladen. Sie gehören alle den radial und zugleich concentrisch gerippten Formen an, von denen bis jetzt nur der Inoceramus undulato-plicatus ЕР. Röm. aus Texas, der Г. digitatus Sow. aus der englischen und deutschen Kreide und 7. diversus aus der indischen Kreide bekannt ge- worden sind, die ich sämmtlich mit meiner Form vereinige. “Ausser den Inoceramen erscheint als besonders charakteristisch für die Sachalinsche Kreideformation eine riesenhafte (bis einen Quadratfuss grosse), dick gerippte Patella, die in mannigfaltigen Variationen auftritt, welche ich nach genauer Vergleichung meiner. 40—50 Exemplare alle zu Einer Art zu bringen genöthigt bin, die ich zur Gattung Helcion Montf. bringe und Helcion giganteus nenne. Die übrigen Gasteropoden und Acephalen sind in geringerer Zahl von Arten und Indivi- duen vorhanden und scheinen (bis auf die zahlreichen Cucullaeen) nicht besonders charakte- 6 Fr. SCHMIDT, ristisch für die Sachalinsche Kreideformation zu sein. Ich nenne namentlich Anomia variata Stol., zwei neue Pholadomyen, Pecten sp., Goniomya sp., Cucullaea striatella Mich., sacha- linensis п. sp., Protocardia sp., Trigonia sp., Trachytriton, sachalinensis п. sp., Solariella radiatula Forb. | Von niederen Thieren kann ich nur eine Serpula und das Bruchstück eines Encriniten- stiels anführen. Von Brachiopoden sind ziemlich zahlreiche Rhynchonellen vorhanden, die sämmtlich zu der vielgestaltigen А. plicatilis nach Bronn gehören. Die Schaalen lösen sich schwer vollständig aus dem Gestein und zerblättern leicht, daher ist die Schlossgegend selten gut erhalten und die genauere Bestimmung erschwert. Von Cephalopoden habe ich einen Nautilus, der in den Formenkreis des unsicheren N. pseudo-elegans d’Orb. gehört, der sowohl aus dem Neocom Frankreichs, als aus der höheren Kreide Indiens angeführt wird, ausserdem mehrere bekannte Ammoniten: A. peramplus Sow., die häufigste Art, in mannigfachen Abänderungen; A. Velledae d’Orb., A. Timotheanus Pict. und A. Sacya Forb. A. peramplus und Sacya erreichen über einen Fuss im Durchmesser, zeigen aber dann nur undeutliche Zeichnung. Noch muss ich hervorheben, dass in den grauen Mergelkalken von Dui häufig sowohl Ammoniten als Schnecken und Muscheln vorkommen, die bei zerstörter Schaale auf den Steinkernen die volle Oberflächenzeichnung erkennen lassen; ein ähnliches Verhalten soll nach Zittel zuweilen auch bei den Gosaupetrefakten vorkommen. Die übrigen Localitäten auf Sachalin, von denen ich Proben habe, scheinen, soweit ich von ihnen mehrere Petrefakten als blosse Bruchstücke von Inoceramen erhalten habe, viel- leicht noch reicher zu sein als die von Dui. Nach dem Gestein und der Vergesellschaftung der Petrefakten gehören sie durchaus zu demselben Niveau wie die Schichten von Dui. Wir lernen also wahrscheinlich jetzt nur einen geringen Theil einer ausgedehnten Meeresab- lagerung kennen, deren Fortsetzung zunächst auf Jesso zu suchen ist. In ein paar kleinen Proben vom Trukusnai, die Lopatin mitgebracht hat, fand ich in einem braun-grauen, muschelreichen, mergeligen Kalk Inoceramus digitatus, Anomia variata, Solariella radiatula, ein schönes Exemplar von Ammonites Timotheanus und Piychoceras gaultinum aff. Vom Fluss Manue hat Lopatin die Bruchstücke eines riesigen Ammonites peramplus von 2 Fuss im Durchmesser mitgebracht, der von der Felswand herabgestürzt war. Das Gestein war ein gelblicher Kalk. Da die 'Theile der äusseren Windungen, die in meine Hände kamen, schlecht erhalten waren, so zerschlug ich sie und kam dadurch In den Besitz von einigen wohl erhaltenen Inoceramen, Cucullaea sachalinensis, Anomia variata, Helcion giganteus und Rhynchonellen. Die Sammlung aus der Petrefaktenschlucht am Onnenai ist, wie oben erwähnt, leider verloren gegangen und nur Ein wohl erhaltenes Exemplar des Helcion giganteus in meine Hände gelangt, das die Richtigkeit von Lopatin’s Schichtenbestimmung bezeugt. Nach UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 7 seiner mündlichen Mittheilung waren die Fossilien viel besser erhalten als in Dui. Die Kiste mit der Sammlung, die er mit den Soldaten nach Manue schickte, die ihn zu Boot den Onnenai hinaufgebracht hatten, ging beim Uebersetzen über eine Flussmündung verloren. Am meisten abweichend von den übrigen ist die Localität von Cap Rymnik, wo nach den Proben, die Lopatin mitgebracht hat, ein fester, grauer, splittriger Kalk ansteht, in dem ich ausser Inoceramen-Bruchstücken einen Ammonites planulatus Sow., eine Patella, einen Turbo und Anomia variata gefunden habe. Leider ist jetzt nicht sobald Aussicht da, dass auch die anderen, von Lopatin ent- deckten Localitäten von Sachalin vollständiger ausgebeutet werden, denn bis jetzt kann eigentlich nur der Fundort von Dui als einigermaasen erschöpft gelten, da sowohl Glehn als ich hier wochenlang gearbeitet haben und auch Lopatin später noch eine Nachlese ge- halten hat. Immerhin müssen wir aber Lopatin unsere volle Anerkennung darbringen für die Sorgfalt, mit der er auf beschwerlichen Fussreisen durchs Innere und längs der Ostküste von Sachalin so viel neue Fundstellen aufgesucht hat, die ohne ihn wohl gänzlich verborgen geblieben wären, da sie entfernt von den leicht zugänglichen Punkten der Insel liegen, zu denen in erster Linie Cap Dui gehört. Vergleichung der Sachalinschen Kreidepetrefakten mit denen anderer Gegenden und Versuch der Feststellung ihres geognostischen Horizonts. Dass wir es auf Sachalin überhaupt mit einem Gliede der Kreideformation zu thun haben, das kann bei einem Blick auf die Petrefakten nicht zweifelhaft erscheinen; die grossen gerippten Inoceramen, der Ammonites peramplus, sowie die übrigen Cephalopoden sprechen zu deutlich. Bei der grossen Entfernung der Sachalinschen Kreideablagerungen aber von anderen bekannten Vorkommnissen der Kreideformatiou war es von vorn herein zu erwar- ten, dass wir in der genaueren Parallelisirung Schwierigkeiten begegnen würden. Nichts- destoweniger sind von den.etwa 25 Arten, die ich unterschieden haben, schon 10—11 aus anderen Kreidegebieten der alten Weit bekannt. Gerade diese sicher bestimmten Arten erhöhen aber die Schwierigkeit der Ver- gleichung. Während zwei der häufigsten Arten, Inoceramus digitatus Sow. und Ammonites peramplus, zu denen noch Solariella radiatula Forb. und Rhynchonella plicatilis Sow. kom- men, unbedingt auf höhere Glieder der Kreideformation, mindestens auf das Turon, hin- weisen, führen uns Ammonites Velledae, Thimotheanus, planulatus, Ptychoceras gaultinus, Oucullaea striatella Mich. (Arca carinala Sow.) zum Gault, wobei wir allerdings zu unserer Beruhigung schon jetzt hervorheben können, dass alle diese genannten Arten auch schon aus höheren Schichten aufgeführt worden sind. Nautilus pseudo-elegans d’Orb. ist endlich gar ursprünglich im Neocom aufgestellt, kommt aber ebenfalls (namentlich in Indien) auch in höheren Schichten vor. 8 Ев. SCHMipr, Einen ganz eigenthümlichen Charakter erhält die Sachalinsche Kreideablagerung durch die zahlreichen, vielfach variirenden riesenhaften Patellen- oder Helcionformen, denen wir nichts Aehnliches in anderen Kreideterritorien an die Seite stellen können. Bei der speciellen Vergleichung mit anderen Kreidegebieten finden wir die grösste Verwandtschaft mit der süd-indischen Kreidefauna, da nicht weniger als 9 Arten, nämlich sämmtliche Cephalopoden, unter denen der bisher specifisch indische Ammonites Sacya Forb., Solariella radiatula Forb. und unsere Haupt-Leitmuschel, der Inoceramus digitatus (T. diver- sus Stol.), sich dort wiederfinden. In dem grossen und schönen Werk über die süd-indischen Kreidefossilien von Dr. F. Stoliczka (Palaeontologia indica. Cretaceons fauna of sontheru India) finden wir nun auch ähnliche Verhältnisse in der Vertheilung der organischen Ueber- reste dargelegt, die uns in der Ansicht von der Zusammengehörigkeit der beiderseitigen Bildungen bestärken. Auch dort weist ein Theil der Petrefakien (eine beträchtliche Zahl der mit Europäischen Formen identischen Cephalopoden) auf Gault hin, während andere (die Acephalen und Gasteropoden) für eine Parallelisirung mit höheren Kreideschichten sprechen. Dr. Stoliezka kommt bei Discutirung dieser Schwierigkeit schliesslich zu dem Resultate, dass die süd-indischen Ablagerungen den mittleren und oberen Abtheilungen der Kreideformation, vom Cenoman an hinauf, zu vergleichen seien, weil die erwähnten Gault- Ammoniten meistens solchen Arten angehören, die auch in Europa in höhere Schichten hinaufsteigen, wie wir das von unseren Gaultformen auch schon oben erwähnt haben. Da- bei können wir aber nicht verschweigen, dass die Beziehungen zum Gault bei unseren For- men stärker sind als bei den Indischen, da ausser dem Hinzutreten der allerdings auch in Europa höher hinaufgehenden Gaultmuschel Cucullaea striatella Mich., bei zweien unserer Ammoniten, dem A. Timotheanus und A. planulatus die Lobenzeichnung viel genauer mit den Europäischen Gaultoriginalen übereinstimmt als mit den gleichnamigen indischen Formen. Es bleibt uns daher zum Schluss nur übrig, bei Anerkennung einer grossen Verwandt- schaft mit der süd-indischen Kreideformation, namentlich mit deren unteren Gliedern, der Ootatoor- und Trichinopoly-Gruppe, die Sachalinschen Ablagerungen dieser Formation vor- läufig etwa mit den mittleren Gliedern der Kreideformation (dem Cenoman) in Europa zu vergleichen und das Endresultat von einer vollständigeren Ausbeutung auch der übrigen Sachalinschen Kreidelocalitäten (ausser Dui) zu erwarten, wozu freilich einstweilen wenig Aussicht ist. Noch muss ich hervorheben, dass auch unsere Sachalinsche Sammlung wie die indische Kreidefauna für die Zusammengehörigkeit der asiatischen und europäischen Kreidefauna spricht, also für eine der jetzigen annähernd gleichartige Vertheilung der Oceane. Mit der gegenüber liegenden, ebenfalls sehr artenreichen californischen Kreideforma- tion (s. deren Bearbeitung durch Gabb in der Palaeontologia californica I, ID) haben wir durchaus keine einzige Art gemein, und erst in dem entfernteren Texas glaube ich zwei unserer Leitfossilien, den Ammonites peramplus бош. und Inoceramus digitatus бош. im UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 9 Ammonites flaccidicosta F. Römer und Inoceramus undulato-plicatus №. Römer wieder zu er- kennen. Neuerdings hat Hr. у. Eichwald' auch von einer Turon-Kreide in Aljaska ge- sprochen; es thut mir leid, mich hier durchaus negativ aussprechen zu müssen. Die be- treffenden Petrefakten, zum Theil schon früher von Grewingk (in den Verhandlungen der St. Petersb. mineralogisch. Gesellsch. 1850) besprochen und als tertiäre erkannt, gehören einer ausgedehnten pliocänen Tertiärbildung an, die etwa dem englischen rothen Crag ent- spricht und von Sachalin über Kamtschatka, die Aleuten und Aljaska bis Oregon und Cali- fornien nachgewiesen ist. Meine nächste grössere Arbeit wird die Fauna dieser Tertiärbil- dung ausführlich erörtern. Ich erwähne dieser Sache hier nur, um dem Vorwurfe zu ent- sehen, dass ich eine räumlich verhältnissmässig naheliegende Kreidebildung ausser Acht gelassen habe. | Eher wäre an еше Verbindung der Sachalinschen Kreideschichten mit den grünsand- artigen Bildungen an der Mündung des Jenissei zu denken, da ich in dem dort vorherr- schenden Inoceramus den I. Geinitzianus Stol. wieder zu erkennen glaube” und auch die dort als Geschiebe gefundene Micrabacia coronula Goldf. für ein cenomanes Alter der dorti- gen Ablagerungen spricht. Die letztgenannten Bildungen sind eine reine Küstenform, was durch reichliches Vor- kommen von versteinertem Holz und den Mangel von Brachiopoden constatirt wird, aber auch die Sachalinschen Schichten sind nach den reichlichen Patellen und einigen allerdings seltenen Bruchstücken von verkiestem Holz (bei Dui) zu urtheilen, in keinem tiefen Meeres- becken abgelagert, wofür immerhin die Rhynchonellen sprechen würden. Cephalopoden. Nautilus pseudo-elegans d’Orb. T. I, Г. 1, 2. Nautilus pseudo-elegans d’Orb. terr. crét. I, р. 70, pl. 8, 9. » » Pictet, palaeont. suisse, terr. crét. de St. Croix, II. ser. р. 123, %. 14, 14 bis. » » Blanford, Palaeontol. indica, crét. cephalop. of south. India De ont 7 Е. 19.6 19,20, » » Stoliczka, ebend р. 210, t. 93, f. 3. » » Eichwald, Leth. ross. per. moy. p. 1029. Maasse. Durchmesser. Breite d. letzten Windung. Höhe derselben. 130 mm. 115 mm. 58 mm. 199 » —» 80 » 1 Geognostisch-palaeontologische Bemerkungen über | trefakten aus den mesozoischen Schichten am unteren die Halbinsel Mangischlak und die aleutischen Inseln | Jenissei in den Verhandlungen der St. Petersb. mineral. von Dr. Eduard von Eichwald, 5. 116 ff. Gesellsch. 1872, 2 Ueber die Gattung Lopatinia und einige andere Pe- Mémoires de l'Acad, Imp. des sciences, VII Serie. > 10 FR, SCHMIDT, Es liegen uns zwei Exemplare vor, das eine ziemlich vollständig, mit erhaltener Schaale; das andere, grössere, verdrückt und zerbrochen. Wie Pictet a. а. O., citire ich hier auch nicht den Nautilus pseudo-elegans von Sharpe in Palaeontogr. soc. Mollusca of the chalk p. 13, t. 4, f. 2, da dieser einer stark zusamengedrückten Form mit deutlichem Nabel angehört. RI: Unsere Form entspricht der d’Orbigny’schen Darstellung und der entsprechenden Varietät 1 bei Pictet sehr gut, nur ist sie durch ihre Dicke ausgezeichnet, die noch etwas über das von Pietet beobachtete Extrem hinausgeht. Bei dem Exemplar mit erhaltener Schaale ist kein Nabel vorhanden, wohl aber beim Steinkern. Die Siphonalöffnung liegt ziemlich genau in '/, der Höhe der Scheidewände (von der nächstinneren Windung gerechnet); bei der stark concaven Form dieser letzteren (von der Mündung gesehen), ist die Entfernung der Öeflnung von der inneren Seite der Höhe 21 mm., von der äusseren 42, bei einer Gesammthöhe von 58 mm. Die Scheidewände entsprechen den Darstellungen von d’Orbigny und Pictet. Die Oberflächenzeichnung stimmt am besten zu d’Orbigny’s t. 9. Auf dem Rücken der letzten Windung sieht man deutlich 3—4 mm. breite, fachgewölbte Querrippen. Sie bilden einen stärkeren, nach der Innenseite gewandten Bogen und zwei seitliche schwächere, deren Krümmung nach der Mündung sieht. Nach der Mündung zu wird die Krümmung des Mittelbogens schwächer. Er ist durchaus gerundet und kein Winkel an seinem Scheitel zu erkennen, wie bei den indischen Exemplaren angegeben wird. Fundort. Bei Cap Dui. Ammonites Velledae Mich. T. I, f. 3, 4. Ammonites Velledae Mich. d’Orbigny terr. cret. p. 280, t. 82. » » Pictet et Roux Moll. des grès verts р. 30, t. 2, f. 1. » » Pictet palaeontol. suisse terr. crét. St. Croix, II. ser., р. 268, . 36, 638: . » » Stoliczkal. c., р. 116, 6. 59, f. 1—4. Es liegt mir ein unvollständiger zusammengedrückter Steinkern von 91 mm. Durch- messer vor, der, wie viele der Sachalinschen Steinkerne, die Oberflächensculptur erhalten zeigt, die in Uebereinstimmung mit der allgemeinen Form des Gehäuses und den freilich nur schwer erkennbaren Scheidewänden die obige Bestimmung als ziemlich sicher erscheinen lästt. Namentlich stimmen die nach dem Rücken stärkeren, nach dem Nabel viel zarteren, geschwungenen Querrippen vollkommen zu den bekannten Darstellungen, besouders zur d’Orbigny’schen Abbildung. Ammonites Velledae gehört bekanntlich zu der Gruppe der Heterophylli oder zur Untergattung Phylloceras Süss, die ich in der Aufschrift nicht angedeutet habe, weil die folgenden sämmtlich zur unbestimmt begrenzten Gruppe der Ligati d’Orb. gehörigen Arten noch nicht in die neu vorgeschlagenen Subgenera zu vertheilen sind. Ammonites Velledae ist eine in Europa weit verbreitete Art, die von ihrem Hauptlager Оввев DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 11 im Саи einerseits zum Neocom hinab, andererseits zum Cenoman hinaufsteigt; ihr Vor- kommen auf Sachalin ist also nichts sehr auffälliges. Ebenso ist die Art aus der der unseren nahestehenden süd-indischen Kreideformation bekannt, Fundort. Dui. Ammonites peramplus Мат. Т. I. f. 8-15. Ammonites peramplus Mant. Sow. Min. Conch. Vol. ту, р, в 907. » » оф ОгЬ. terr cret, |, D. 993, 6 ОЕ В 2. » » » Quenstedt, Ceph. Deutschl. р. 216. » » » Geinitz, Quadersandsteingeb. Deutschl. р. 116, t. 5 | 22 » » » Sharpe, Cephal. of Chalk, p. 26, t. 10. » » » Pictet Mater. Palaeont. Suiss. Foss.d. St.Croix I, p.354. » » » Stoliczka 1. с. р. 130, t. 65, f. 1, 2 » » » Е. Römer, Geologie у. Oberschlesien, р. 319,t.35,f.5 Ammonites Prosperianus d’Orb. terr. crét. р. 335, t. 100, f. 3, 4. » flaceidicosta Е. Römer, Kreideversteiner. Texas р. 33, t. f. 1. » Мам Stoliezka. 1. 6.0. 132, 6 65, 1. 3, » ‹ Denissonianus 560]. |. с. p. 133, t. 65, f. 4, t. 66, t. 66 a. Maasse: HER EU der Nabelweite. ie en Gresammthöhe. ee : zu Sipho. =: 1) 220 mm. 75 mm. 75 mm. 105 mm. 110 mm. 9) 220 » 65 » 65 » 95 » 105 » 3) 200 » — D 65 » 85 » 95 » 4) 62 » 18 » 19 » 28 » 96 » 5) QT 5 5 : 25 » — D Ге» D.) Die Sachalinschen Exemplare, von denen mir etwa ein Dutzend mehr oder weniger vollständige Stücke vorliegen, gleichen am meisten den indischen und schwanken in ihren Formen zwischen dem A. peramplus und A. Vaju Stol. zu Denissonianus Stol. Auch der texanische A. flaccidicosta Römer stimmt mit manchen Exemplaren gut überein. Von euro- päischen Exemplaren unterscheiden sie sich durch ihre grössere Anzahl von Hauptrippen mit knotiger Endigung am Nabel, deren ich bei meinen verschiedenen Stücken von 8—12 finde, ebenso dadurch, dass die Querrippen auch bei grösseren Exemplaren auf dem Rücken meist noch deutlich erkennbar sind. Diese Rippen sind immer deutlich nach vorn gebogen, wenn auch nicht immer so stark wie auf der eitirten Abbildung bei Stoliczka. Auf einzel- nen zusammengedrückten Steinkernen (f. 11), die wie manche andere Sachalinschen Petre- fakten, die Oberflächenskulptur vollständig wiedergeben, sind die Querrippen besonders deutlich und zeigen kaum eine Abnahme in ihrer Stärke nach dem Rücken zu. Es gilt 9% a 12 Ев. SCHMIDT, dieses sowohl von den Haupt- als den Nebenrippen, welche letzteren zu 2—4 zwischen den knotentragenden Hauptrippen in der Nabelgegend schwach beginnend nach den Seiten und dem Rücken zu sich verstärken. Es liegt mir aber auch ein fast ganz glattes Exem- plar vor, dessen Maasse unter 3) angegebon sind, das nur auf den Seiten schwache An- deutungen von Querrippen zeigt: die Nabelgegend mit den inneren Windungen fehlen bei diesem Stück. Das Stück 4), dessen Schaale zum Theil entfernt ist, zeigt auf dem Rücken am Steinkern einen ähnlichen rippenlosen Zwischenraum wie der Römersche A. flaccidicosta. Der grosse in '/, natürl. Grösse abgebildete Abdruck f. 13, der von einem 240 mm. im Durch- messer haltenden Exemplar von Manue herstammt, dessen äussere Windungen mir ebenfalls vorliegen, zeigt auf diesen letzteren gegen 15 Hauptrippen mit wenig markirtem knotigen Grunde, die auch auf dem Rücken noch deutlich sind. Zwischen den Hauptrippen erschei- nen auf diesem Stück einzelne Nebenrippen, die auf der Mitte der Seiten beginnen. Dieses Stück erinnert sehr an Denissonianus St. sowie auch das Stück 4), (f. 19) bei dem die inneren Windungen schwächere Knoten zu haben scheinen. Bei A. Denissonianus werde ich irre, weil Stoliczka ihn mit planulatus und nicht mit peramplus vergleicht, in dessen nächste Nähe er mir nach den Tafeln zu gehören scheint. A. planulatus zeigt auf dem Steinkern nur Furchen und keine Rippen, oder ganz schwache, während bei meinen Exemplaren von A. peramplus die Furchen überhaupt so wenig in die Augen fallen, dass man hier nicht an planulatus denken mag. Bei meinen sind die Rippen oft so schwach knotig, dass man zweifelt, ob Knoten da sind und bei Denissonianus sieht man auch Anlagen von Knoten. Die Loben zeigen auch keine hinreichende Unterschiede. Einer der vorerwähnten Steinkerne mit deutlicher Oberflächenskulptur (f. 12) zeigt auch die Mundöffnung erhalten, die entsprechend dem Verlanf der Querrippen, einen stumpf vorspringenden Schnabel an ihrer freien Seite zeigt. Die von mehreren Autoren angegebenen Querfurchen, die die Hauptrippen begleiten, wie bei den indischen Exemplaren, sind bei den meinigen meist schwach ausgeprägt, oder fehlen ganz; ich besitze aber auch Exemplare, an denen einzelne Furchen deutlich sind. Der Rücken ist schmäler als bei den indischen Exemplaren und die inneren Windun- gen von den äusseren stärker, bis über °/, bedeckt. Im Durchschnitt erscheinen die Win- dungen also ausgesprochener herzförmig. Im Ganzen sind die Windungen stärker seitlich zusammengedrückt, namentlich bei jüngeren Exemplaren, bei denen die Gesammthöhe des Windungsdurchschnitts die Breite desselben übertrifft. Der Nabel ist steil, aber nicht senkrecht, in seiner Weite mit der Höhe der letzten Windung nahe übereinstimmend. Die Scheidewände habe ich nur bei dem unter 4) gemessenen Exemplar in f. 15 genau darstellen können; bei den grösseren Exemplaren laufen sie unentwirrbar in einander. Nach der erwähnten Zeichnung sieht man die nahe Uebereinstimmung mit der Lobenzeichnung der indischen Formen. Der erste Laterallobus ist nur wenig länger als der Dorsal- oder UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 13 Siphonallobus. Der Nabel beginnt bei meinem Exemplar mit dem dritten Lobus, zuweilen auch zwischen dem dritten und vierten. Ich habe bis drei Hülfsloben erkennen können, die nach dem Nabel zu eine deutlich rückwärts gehende bogenförmige Linie verfolgen. Sie sind bedeutend kleiner als die Hauptloben. | Die englischen Exemplare, з. Sharpe I. с., zeigen bei gleicher Grösse weniger ent- wickelte Loben und breitere Sättel, auch scheint bei ihnen die Zahl 6 für die knotigen Rippen bis zu bedeutenderer Grösse der Exemplare vorzuherrschen, während bei unserem kleinsten wohl erhaltenen Exemplar 4) auch die inneren Windungen schon 10 Knoten er- ‚kennen lassen. Ich will nicht gerade die drei Arten in Indien vereinigen, theile aber mit, was ich sehe. Es sind ähnliche Variationen da wie in Indien und im Zusammenhang deutlicher; so breite Windungen wie bei peramplus Stol. kenne ich nicht, solche sind aber auch in Europa nicht bekannt. | Noch liegt mir ein kleines Exemplar vor, das T. I, f. 14 in natürlicher Grösse abge- bildet ist und gut mit dem A. Prosperianus d’Orb. übereinstimmt, der allgemein für den jungen A. peramplus gilt. Bei diesem Exemplar lassen sich nur 6 knotige Hauptrippen er- kennen, die von deutlichen Querfurchen begleitet sind, zwischen ihnen sieht man 3—4 schwächere Rippen, die wie die erstgenannten auf dem Rücken eine deutliche Biegung nach vorn zeigen. Das erwähnte Exemplar stimmt übrigens in seiner Skulptur bis auf die stärker ausgeprägten Furchon ganz mit den oben besprochenen Kernen (f. 11) mit erhalte- ner Oberflächenskulptur überein, Ans Allem geht hervor, dass A. peramplus eine ziemlich vielgestaltige Art ist, die in den mittleren Schichten der Kreideformation eine grosse Rolle spielt. Ich habe im obigen versucht, die Eigenthümlichkeiten der Sachalinschen Formen hervorzuheben, halte es aber nicht für rathsam, dieselben von den übrigen, namentlich den indischen, zu trennen, deren Lager ja auch im übrigen zunächst mit dem meinigen auf Sachalin übereinzustimmen scheint. Fundort. Dui, ziemlich häufig. Grössere, über einen Fuss im Durchmesser haltende Exemplare wurden ebenfalls beobachtet, aber nicht mitgenommen. Ausserdem liegt mir ein grosses Exemplar nebst Abdruck vom Manuefluss vor, das Lopatin mitgebracht hat. Ammonites planulatus бош. Т. I, f. 5—7. | Ammonites planulatus Sow. Min. Conch. Vol. 6, р. 136, t. 570, f. 5. » » » Quenstedt, Ceph. Deutschl. р. 221, t. 17, f. 13. » » » Sharpe, Cephal. of Chalk, р. 28, t. 11, f. 3. » » >» Stoliezkal. ©. р. 134, t. 67, 68. » Mayorianus Pict. et Roux foss. d. Gres Verts, р. 37, t. 2, f. 5. » » d’Orb. pal. franc. terr. crét. I, 267, +. 79. » » Pict. Pal. Suisse Foss. d. St. Croix I, p. 283. Von dieser Art liegt uns nur ein Bruchstück vor, das wir in natürlicher Grösse haben 14 Ев. SCHMIDT, abbilden lassen. Es ist zum grössten Theil Steinkern, auf dem die charakteristischen tiefen Furchen, die mit den entsprechenden der inneren Windungen in Einer Linie liegen, deutlich wahrnehmbar sind. Auch die auf dem Rücken nach vorn gebogenen, ziemlich starken Sei- tenrippen sind deutlich zu erkennen, sowie die scheibenförmig zusammengedrückte Form des Gehäuses. Im Durchschnitt erscheinen die Windungen oval, am Grunde herzförmig ein- geschnitten, wenig breiter (11 mm.) als hoch (10 mm. vom Sipho oder der Rückenmitte der inneren Windung zu der äusseren gemessen); die ganze Höhe beträgt 12,5 Mm. Von der Sutur lassen sich nur die beiden Lateralloben beobachten, die vortrefflich zu der Darstellung bei d’Orbigny passen. Der erste Lateral ist viel grösser und immer dreitheilig, ohne Hinneigung zur Zweitheilung wie die indischen Exemplare, nach denen Stoliczka schon 1. с. р. 136 eine ungenaue Darstellung in d’Orbigny’s Figur anzunehmen geneigt ist. A. planulatus Sow. ist, wie die meisten unserer Ammoniten, eine in den mittleren Kreideschichten weit verbreitete Art, und ist ausser in Europa auch schon im Kaukasus und den Anden nachgewiesen. Fundort. Ein unvollständiges Exemplar bei С. Rymnik an der Ostküste, von Lopatin anstehend gefunden. р Ammonites Timotheanus Mayor Т. IT, |. 7—11. Ammonites Timotheanus Mayor Pict. et Roux. Moll. 4. Grès Verts, р. 39, t. 2, | Bao » » Pict. foss. d. St. Croix I, р. 289. « » Stoliczka 1. с. р. 146, t. 73, Е. 3—6. Unsere Form zeigt alle charakteristischen Merkmale, nach denen sie namentlich mit der ursprünglichen, Pictet’schen Darstellung vertrefflich übereinstimmt. Der Rücken ist _ fast eben, der Durchschnitt der Windungen subquadratisch. Der Nabel tief, mit fast senk- recht einfallenden Wänden. Die inneren Windungen zur Hälfte von den äusseren verdeckt. Die Oberfläche glatt, oder wie bei dem Steinkern f. 9 fein quergestreift. Die Furchen verlaufen entweder nach der Mündung gewandt, in tangentialer Richtung zum Umbilicalkreise wie bei Pictet et Roux 1.с., t. 2, f. 6, oder nach rückwärts gewandt, was eine Eigenthümlichkeit unserer Sachalinschen Exemplare zu sein scheint. Bei dem best erhaltenen Exemplar f. 7 sehen wir die Seiten der Mündung in dieser Weise an der Basis nach vorn vorspringen und sich auf dem Rücken in einem flachen, nach hinten ge- wandten Bogen vereinigen (bei diesem Stück erscheint der Mündungsrand doppelt, dadurch, dass wahrscheinlich das vorderste, an dem Exemplar eingeknickte und halb getrennte Schaalenstück sich verschoben hat, während der darunter sichtbare, schon früher festge- wordene Steinkern die ursprüngliche Form der Mündung beibehalten hat). Eben so schen wir an dem f. 9 abgebildeten Exemplar hinter der vordersten, der Mündung entsprechenden Furche eine zweite zurückgebogene, die sich deutlich über den sanzen Steinkern verfolgen lässt. An dem nämlichen Exemplar sehen wir an der oberen Seite vor der Mündung, nahe dem Rücken eine eigenthümlich gerundete Hervorragung mit UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN, 15 vorspringender Spitze, die, wenn auch undeutlich, an der anderen Seite sich wiederholt. Von einer ähnlichen Hervorragung, freilich in anderer Form, weiss ich nur durch T. 68 bei Stoliczka 1. с. bei einem grossen Exemplar von A. planulatus Sow. Von Loben habe ich die Seitenloben der äusseren Windung meines guten Exemplars darstellen lassen, bei dem der Rückenlobus nicht zu erkennen ist, und die ganze Lobenreihe von einer inneren Windung des nämlichen Exemplars, das ich aus zwei getrennten Stücken zusammengeklebt habe. In der Lobenzeichnung findet wiederum wie bei A. planulatus eine grössere Uebereinstimmung mit europäischen Gaultexemplaren als mit den indischen statt. Der Rückenlobus ist etwas länger als der obere Seitenlobus, dieser letztere ist deutlich zweitheilig, während der untere Seitenlobus schon unbestimmt dreitheilig wird, wie auch die Auxiliarloben verbleiben, von denen ich drei erkennen kann, Der erste Auxiliar scheint mit dem Beginn des Nabels zusammenzufallen. In der Jugend ist übrigens auch bei meinem Exemplar der zweite Lateral deutlich zweitheilig (f. 11). Die Sättel sind regelmässig drei- lappig und weniger getheilt bei meinem 35 mm. im Scheibendurchmesser haltenden Stück, als bei den etwa gleich grossen Pictet’schen Exemplaren (1. с. 1, 3, f. 1е). A. Timotheanus war bisher nur aus dem Gault der Schweiz und Süd-Frankreichs, sowie aus den indischen Kreideschichten bekannt. Fundort. Einige undeutliche Steinkerne von Dui, und ein gut erhaltenes, zum Theil von der Schaale bedecktes Exemplar beim Uebergang von Rukusnai nach Triatomari an der Südwestspitze von Sachalin von Lopatin anstehend gefunden. Ammonites Sacya Forb. var. sachalinensis T. II, f. 1—6, Ammonites Sacya Forb. Transact. geolog. soc. Lond. Vol. 7, р. 113, t. 14, f. 10. » » >. Stoliczkal. С.Т: 194, 6 75,15, 7.6 96. » Buddha Forb. I. с. р. 112, 6. 14, £. 9. Maasse: en di Nabelweite. ee ee Höhe in der Mitte. Breite. — mm. 95 mm. 130 mm. 90 mm. — mm. 58 » 19 » 99 » А — > 46 » 18 » 19 » = 5 38 » 15 > 14 » 1105 14 » Die uns vorliegende Sachalinsche Varietät unterscheidet sich von der ihr zunächst stehenden var. multiplexa Stol. 1. с. р. 155 durch noch zahlreichere Windungen, indem schon bei dem kleinsten und dabei vollständigen Exemplar von 38 mm. Durchmesser 7 Win- dungen vorhanden sind. Zugleich ist der Dorsal- oder Siphonallobus immer etwas länger als der erste Lateral und der Dorsalsattel schmäler, an den Seiten ganz fein gezähnelt. Die Windungen sind zur Hälfte involut; im Durchschnitt etwa breit oval, am Grunde herzförmig. Der Nabel weit, flach mit steil treppenförmig abfallenden Wänden. Die Ober- fläche ist mit 5--8 (auf der letzten Windung) gebogenen, flachgewölbten Rippen geziert, 16 Ев. SCHMIDT, denen am Steinkern Furchen entsprechen. Die Rippen laufen nach dem Nabel zu stark nach hinten, springen auf der unteren Hälfte der Seitenflächen in einem schwachen Bogen vor, worauf eine flache Einbucht, und auf dem Rücken selbst wieder ein schwacher bogen- förmiger Vorsprung folgt. Die ganze Oberfläche, mit Einschluss der flachen Rippen, die auf den in f. 3, 4 dargestellten Exemplaren etwa 2—3 mm. Breite haben, sind von feinen, scharf markirten, erhabenen Querlinien bedeckt, die mit den Rippen gleichlaufend sind, und von denen etwa 3—4 auf 1 mm. kommen. Bei älteren Exemplaren vermehren sich die Rippen und es entstehen Formen wie A. Buddha Forb. 1. с. und Stol. 1. с. t. 75, f.7. Bei meinem grössten Stück, das über einen Fuss im Durchmesser hielt, und von dem ich nur ein Bruchstück mitgebracht habe, ist der Steinkern der äussersten Windung ganz glatt, nur über und über mit ineinander gewirrter Lobenzeichnung bedeckt; die erwähnten dichteren Rippen sieht man an der nächst inneren Windung des nämlichen Stücks. Die Sutur zeigt 2 Hauptloben, die immer zweitheilig sind mit zweitheiligen Hauptästen, und wenigstens 2 Auxiliarloben, die Lateralsättel sind sämmtlich tief zweitheilig am Grunde zwischen den Lobenästen verschmälert. Der Dorsalsattel erinnert durch seinen schmalen, kaum gezähnten Umriss an manche Fimbriaten. Der Dorsallobus ist der längste von allen, oben jederseits mit einem zweitheiligen Ast, weiter abwärts jederseits mit drei Aesten, die von oben nach unten an Länge abnehmen. Der obere Laterallobus ungleich zweitheilig, indem der Siphonalast stärker und länger ist, der zweite Lateral schmäler und gleichmässig ausgebildet, die schief aufwärts (von der Mündung ab) gebogenen Auxiliarloben unbestimmt 2—-3-spitzig. Fundort. Dui, nicht selten, erreicht eine bedeutende Grösse. Ptychoceras gaultinum Piet. aff. Т. II, f. 12—16. Ptychoceras gaultinum Pict. Moll. Grès Verts р. 139, t. 15, f. 5, 6. » » Stol 120 04155; 00610; Schaale im Durchschnitt breit oval bis kreisförmig, mit einfachen, stumpfen, etwas schräg stehenden Rippen bedeckt, deren Zwischenräume etwa noch einmal so breit als die Falten selbst sind. Auf dem Rücken jederseits eine Tuberkelreihe (zu Einem Tuberkel auf jeder Rippe), die auf der rechten Seite meist stärker ausgebildet erscheint. Die Suturen zeigen 6 Loben und 6 Sättel, alle zweitheilig. Der erste Laterailobus nur wenig länger als der zweite. Der Ventrallobus dreispitzig, nur wenig kürzer als der zweite Lateral, so dass die Loben eine stetig abnehmende Reihe bilden. Ich wüsste nicht, mit welcher zunächst stehenden bekannten Art ich unsere vergleichen sollte. In der Zeichnung und im äusseren Ansehen ähnelt ihr am meisten Piychoceras gaulti num Pict. (Moll. Grès Verts t. 15, f. 5, 6; Stoliczka 1. с. t. 90, f. 10). Unsere Art zeigt geschlossene Haken, aber die Aeste liegen nicht eingedrückt, auch sind Knöpfe, wenn auch undeutlich, vorhanden, die dem ächteu Pf. gaultinum fehlen. Un- sere Form kommt zunächst am meisten mit der indischen Form von Pt. gaultinum überein. UEBER DIR PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 17 Fundort. Aus einem anstehend gefundenen Handstück, das Lopatin von der Südwest- spitze zwischen Rukusnai und Triatomari mitgebracht hat, drei Exemplare herausgearbeitet, von denen zwei abgebildet sind, j Gasteropoden. Gen. Trachytriton Meck 1864. In der Check list of the invertebrate fossils of North America, cretaceous and Jurassic. Smithsonian miscellaneous collections, 177, stellt Meek die Gattung Trachytriton auf, ge- stützt auf Ризиз vinculum, Hall et Meek, Мет. Am. Acad. Art, and Sei. new Бег.У, р. 39, $. Ш, f. a, b. Gabb, in der palaeontology of California II, р. 154, zieht diese Gattung als subgenus zu Tritonium Lam. und führt drei Arten aus der Kreideformation von Californien auf: T. tejonensis, fusiformis und diegoensis, die in dem genannten Werk beschrieben und abgebildet sind. Trachytriton unterscheidet sich von echten Tritoniumarten durch nur obsolete äussere Varices, die blos als etwas stärker ausgesprochene Anwachsstreifen er- scheinen (Pal. calif. I, t. 18, f. 44 und 45), während innere Varices als auf Steinkernen deutlich sichtbare Reihen von Eindrücken (Pal. calif. II, t. 26, Ё, 34) vorhanden sind. Von Europäischen Kreideschnecken dürfte Ризиз dupinianus d’Orb. hierher gehören, an dessen Steinkernen nach Pictet, Mater. Pal. suisse ser ТУ, р. 639, +. 95, f. 3 ebenfalls einge- drückte Tuberkelreihen vorkommen. In meiner Sachalinschen Sammlung finden sich zwei Formeu, die ich in diese Gattung bringe, wie sie von Meek aufgestellt und von Gabb durch Aufstellung dreier neuer Arten erläutert ist. Die einzige Abweichung vom Gattungscharakter ist bei unseren Stücken die kräftige Schaale, die Meek I. с. als «rather thin» bezeichnet. Auffallenderweise finden sich in der sonst so nahe verwandten indischen Kreideforma- tion keine entsprechenden Formen; am nächsten stehen ihrem Habitus nach noch die Arten der Gattung Tritonidea Swains., T. gibbosa Stol. und T. trichinopolitensis Forb., sie haben aber einen zurückgebogenen Kanal und keine inneren Varices. Trachytriton sachalinensis п. sp. Tab. IV, f. 1a, 6. Tab. VIII, f. 1. Scheitelwinkel. Höhe. Höhe 4. letzt. Windung. Breite derselben. 307 40 mm. 31 mm. 20 mm. — 46 » 27°» 20 » Gehäuse spindelförmig, von etwa 6 Windungen (bei unseren Stücken nur 4 erhalten). Kanal kurz, fast gerade. Die Windungen gewölbt mit einem stumpfen Kiel etwas über der Mitte. Jede Windung trägt etwa 12 gerundete Querwäülste, die auf dem Kiel zu Tuberkeln erhöht sind. Die Oberfläche mit ziemlich gleichförmigen, groben, flachen Spirallinien be- deckt, zwischen denen auf der letzten Windung zuweilen einzelne tiefere Furchen er- scheinen, durch die die Querwülste in 2—3 Tuberkeln getheilt erscheinen (Tab. IV, £ 1 a). Feine Anwachsstreifen durchkreuzen die Spirallinien; einzelne derselben sind stärker mar- kirt und stellen obsolete Varices dar (T. VIII, f. 1). An unbestimmten Stellen, wenigstens Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VII Serie. 3 18 | Ев, Scumipr, einmal auf jeder Windung, sind innere Varices vorhanden, die als eingedrückte Tuberkel- reihen (Tab. ТУ, f. 1 a) auf dem Steinkern erscheinen. Von unseren 3 Exemplaren sind die beiden vollständigsten Steinkerne, die aber zu- gleich die ganze Oberflächenzeichnung erkennen lassen. Bei dem dritten Exemplar ist die Schaale zum Theil vorhanden, die Querwülste aber schwach ausgebildet. Fundort. Cap Dui. Trachytriton duiensis п. sp. Tab. IV, f. 2, a, b, с. Scheitelwinkel. Höhe. Höhe d. letzt. Windung. Breite derselben. 50° 25 mm. 16 mm. 14 mm. — 11 » 8 » 8 » Gehäuse breit spindelförmig, mit etwa 6 Windungen, von denen die letzte sehr gross. Ueber die Mitte der Windungen verläuft eine vorspringende Kante. Die etwa 12 Quer- wülste erscheinen auf der Kante als vorspringende Tuberkeln und verlieren sich nach oben und unten. Die Oberfläche mit abwechselnd gröberen und feineren erhabenen Spirallinien bedeckt. Anwachsstreifen sehr undeutlich ohne Andeutungen von äusseren Varices. Innere Varices an Steinkernen deutlich (f. 2 b, ©). Der Unterschied von der vorigen Art liegt in der geringeren Grösse, der breiteren und kürzeren Form des Gewindes und den ungleichen Spirallinien, deren Beschaffenheit im Uebrigen — sie sind grob, auf dem Rücken gerundet, etwas wellenförmig im Verlauf — mit denen der vorigen Art übereinstimmt. Fundort. Cap Dui (zwei ganze und einige unvollständige Exemplare). Solariella radiatula Forb. sp. Tab. IV, f. 3, 4, 5 Trochus radiatulus Forb. Trans. geol. soc. Lond. УП, р. 120, 4. 13, Ё. 11. Turbo glaber Müller, Petref. Aachen. Kreideform, II, р. 43, t. 5, Ё 6. Solariella radiatula, Stoliczka, Palaeontol. Indica У, р. 375, t. 24, f. 17—19. Es liegen uns einige kleine Schnecken vor, die der oben aufgeführten Art zu ent- sprechen scheinen, namentlich wenn man die Darstellungen von Müller und Stoliczka zusammen berücksichtigt. Von der Identität der Aachener und der Indischen Conchylie hat sich Stoliczka durch Autopsie überzeugt. Unser bestes Stück f. 3, von Rukusnai, lässt 5 Windungen erkennen, der Scheitel- winkel beträgt 60°, die Höhe der ganzen Schnecke 11 mm., die Höhe der letzten Win- dung 6,5 mm. und die Breite derselben 9,5 mm. Die Nabelkante ist schwach gekerbt (bei Е. 4 stärker) und innerhalb des Nabels zieht sich noch eine schwache Kante von der Innenlippe hinein. Windungen gewölbt, längs der Naht mit einer flachen Partie, die bis- weilen durch eine schwache Kante (f. 5) von der übrigen Windung abgesetzt ist. Oberfläche mit feinen Anwachsstreifen, die nach der Naht zu stärker werden (f. 4, 5), und noch feineren erhabenen Spirallinien, die auf jüngeren Exemplaren deutlich, bei älteren (f. a nur auf der Unterseite der letzten Windung noch zu erkennen sind. Fundort. Es liegen mehrere Exemplare vor, von denen das beste von Rukusnai stammt; UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 19 die übrigen (f. 4, 5) von Ош. Ein grosses, schlecht erhaltenes Stück von Cap Rimnik ziehe ich nur mit Zweifel hierher. | Discohelix sachalinensis n. sp. T. IV, f. 6. Eine winzige flache Schnecke von 3 mm. Breite und 1 mm. Höhe, die ich zur Gattung Discohelix Dunker, nach der Auffassung von Stoliezka 1. e. р. 250 (Bifrontia bei Chenu, Omalaxis bei Adams) bringe, Die Windungen sind ilach gewölbt, die obere Seite des Ge- häuses flach, die untere concav, der Rücken schmal, flach, oben mit einem schwachen Kiel, über den die Wölbung des Gewindes hervorragt, unten mit scharfer, etwas gekerbter Kante. Der Querschnitt ziemlich quadratisch. Zahl der zusammenhängenden Windungen drei; die letzte Windung hat das Bestreben, sich zu lösen, wie ich an einem verloren gegangenen Exemplar bemerkte. Die Anwachsstreifen schwach von der Mündung zurückgebogen. Fundort. Сар Dui, selten. Helcion giganteus п. sp. Tab. LI, Е. 17, 18, Tab. ПТ, f. 1—10, Tab. VIIT, f. 2—5. Zu dieser Gattung bringe ich nach der Auffassung von Stoliczka (1. с. р. 321), der ich auch sonst folge, unsere Sachalinschen Riesen-Patellen, die ich wegen zahlreicher Ueber- gänge alle zu Einer Art zu bringen genöthigt bin, die wiederum in 3—4 Subspecies oder Varietäten sich zerfällen lässt. , Die Gattung Helcion Montf. schliesst nach Stoliczka l. c. Formen ein mit ovaler Ocffnung, excentrischer übergebogener Spitze und radialen Rippen auf der Oberfläche. Unsere Sachalinsche Art wird sich etwa folgendermaassen charakterisiren lassen: i Schaale bis Ein Quadratfuss gross, mit breit ovaler Oeffnuug, flachge- drückt bis flach konisch. Spitze randlich bis fast central. Oberfläche mit star- ken Anwachsstreifen, die sich in mehrere grössere Absätze vertheilen und mit 30—60 ungleichen, dicken, gerundeten, wurmförmigen Radialrippen bedeckt, die in einiger Entfernung von der Spitze beginnend unregelmässig einsetzen, sich verlieren, sich theilen und zuweilen wieder unter einander zusammmen- laufen. In der Reihe der Varietäten findet im Allgemeinen eine gewisse Gesetzmässigkeit in der parallelen Veränderung einiger Charaktere statt: je flacher die Schaale, desto näher rückt die Spitze dem Rande, der dann häufig unter der Spitze einen gerundeten Vorsprung bildet, und desto dicker werden die Rippen. Doch auch von diesem Parallelismus der Er- scheinungen finden Abweichungen statt, wie wir bei Betrachtung der einzelnen Varietäten sehen werden. | Hätten wir die mancherlei Uebergänge nicht, so wäre es wohl am richtigsten, mehrere Arten aufzustellen und diese in einer gemeinsamen Untergattung zusammenzufassen, $0 aber müssen wir annehmen, dass wir uns in der Sachalinschen Kreideformation im Centrum der Ausbildung eines eigenthümlichen Patellen-Typus befinden, dessen Formen noch nicht völlig consolidirt sind. | 3% Ев. SCHMIDT, Der Unterschied von allen übrigen bekannten patellenartigen Formen liegt, wie schon aus der Diagnose hervorgeht, in der eigenthümlich unregelmässigen Anordnung der Radial- rippeu, deren Verhalten wir sogleich etwas näher betrachten wollen. Die einzige bekannte Art, die nach ihrer ganzen Form und ihrer ebenfalls grossen Variabilität sich mit der unseren vergleichen lässt, ist die Patella rugosa Sow. ($. Morris and Lycett, moll. great Oolite, р. 89, t. 12, f. 1). In der ersten Jugend sind noch gar keine Radialrippen vorhanden, man sieht nur con- centrisch um die Spitze verlaufende Anwachsstreifen. Später treten einzelne unregelmässige, längliche, radiale, knotige Hervorragungen auf, die nach den Absätzen der Schaale mit ein- ander alterniren. Erst wenn der Durchmesser der Schaale 1—2 Zoll erreicht, bilden sich vollständige radiale Rippen aus. Aber während einige Rippen von nahe der Spitze bis zum: Rande ungetheilt verlaufen, spalten sich andere 2—3 Mal, ehe sie den Rand erreichen (das geschieht anfangs häufig dadurch, dass Ein Längsknoten sich mit 2 alternirenden, später auftretenden verbindet), andere verlieren sich vollständig in der Mitte der Schaale; wieder andere, besonders schwächere, laufen mit stärkeren zusammen; endlich sieht man auch ent- fernter von der Spitze, in weiteren Zwischenräumen zwischen schon vorhandenen Rippen nene dergleichen einsetzen, die das obige Spiel wiederholen, d. h. sich theilen oder nicht, oder mit älteren Rippen zusammenlaufen. Die Theilungen und Vereinigungen der Rippen finden meist an den Absätzen der Schaale statt, die sich im Uebrigen an den Rippen auch durch Einschnürungen und knotige Auftreibungen kenntlich machen. Die längeren, mitt- leren Rippen sind meist stärker als die kürzeren, seitlichen, die namentlich bei den flachen Formen häufig nach der Spitze zu bogenförmig gekrümmt sind. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind durchweg eng, da, wie gesagt, jede grössere Lücke sofort von neuen Rip- pen eingenommen wird. Die Innenseite der Schaale ist bei dickschaaligen Exemplaren vollkommen glatt, bei dünnschaaligen erkennt man die Rippen, die sich denn auch in den Rand als Hervorragun- gen fortsetzen; meistens ist der Rand jedoch ganz, wulstig gerundet. Von dem hufeisen- förmigen Muskeleindruck habe ich nur undeutliche Spuren gesehen. Die Dicke der ausge- wachsenen Schaalen variirt von 2—15 mm., wie es scheint, unabhängig von ihren sonstigen Variationen in Form und Skulptur. Im Verticaldurchschnitt lässt die Schaale zuweilen mehrere blättrige Lagen erkennen (T. III, f. 6), ähnlich wie bei lebenden Patellen, von denen ich die dickschaalige Patella Lamanoni Schrenck aus dem Japanischen Meere zum Vergleich vor mir habe. Var. а depressa Tab. II, |. 17. Tab. III, f. 1, 6, 8. Tab. VIII, f. 2. Die Spitze hart am Rande, niedergedrückt; die grösste Höhe der Schaale vor der Mitte. Der Rand vor der Spitze, wenig oder gar nicht radial gerippt, meist in einen ge- rundeten, oft vertieften, löffelförmigen Fortsatz vorgezogen oder ganzrandig, mit einer Ver- tiefung vor der Spitze (T. ПТ, 1.6). Radialrippen am Rande etwa 30. Die vorderen Rippen deutlich nach der Spitze gekrümmt. Das grösste Exemplar (T. III, f. 1) ist 300 mm. lang Оквев DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 94 und 260 mm. breit; seine grösste Höhe etwa 40 mm. Das kleinste hat 35 mm. Länge bei mm. Breite. An jungen Exemplaren erscheint die Spitze noch nicht geneigt (Taf. IT, Г. 8), der Raum vor ihr aber schon ausgehöhlt. Fundort. Cap Dui, nicht selten. Var. В nasuta Tab. IT, f. 18. Tab. III, f. 2, 3, 10. Die Spitze vorn vorspringend, vertikal über dem Vorderrande gelegen, nicht oder kaum hinabgedrückt, daher die grösste Höhe der Schaale bei oder gleich hinter der Spitze; . der Zwischenraum zwischen ihr und dem Rande mit dicht stehenden feineren Radialrippen erfüllt (T. IIL, f. 10). Auch bei dieser Form kommen löffelartige Vorsprünge unter der Spitze und überhaupt zahlreiche Uebergänge zu der vorigen Varietät vor. Die Zahl der Rippen variirt je nach der Höhe der Spitze von 30—60. Die Seitenansicht fig. 2 auf T. ПГ gewährt ein ganz anderes Bild als fig. 1 auf der- selben Tafel, doch stimmen beide Stücke, von oben gesehen, sehr nahe überein (vergl. f. 17 und 18 auf T. Ш). Das grösste Exemplar (T. UI, f. 2) hat eine Länge von 350 mm. bei einer Breite von 300 und einer Höhe von 100 mm. Das fast ebenso grosse Stück, das in fig. 3 auf derselben Tafel dargestellt ist, bildet schon einen Uehergang zur nächsten Varietät. Es ist feiner ge- rippt, 300 lang und 120 mm. hoch, die grösste Höhe liegt wiederum in der Mitte. Es ist einzig in seiner Art und könnte auch als besondere Varietät gelten. Fundort. Cap Dui, mit der vorigen. Var. y retracta Tab. III. f, 4, 7. Die Spitze vom Rande zurückgezogen, bildet den höchsten Punkt der Schaale, der Raum vor ihr concav mit Radialrippen bedeckt. Bei niedrigeren Exemplaren (f. 7) auch der löffelförmige Vorsprung mit aufgeworfenem Rande, wie bei Var. depressa, oft noch zu er- kennen. Meist mittelgrosse Exemplare wie das fig. 4 abgebildete (Länge 110 mm., Breite 90 mm., Höhe 30 mm.). Kein Stück ist ganz vollständig gefunden. Rippen etwa 40, selten getheilt. | Fundort. Bei Cap Ош, mit den vorigen. Auf T. VII, f. 3 habe ich ein abweichendes Exemplar abbilden lassen, das bei zurück- tretender Spitze doch sehr flach ist und dabei auffallend weite Zwischenräume zwischen den Rippen zeigt, an denen man die verschiedenartigsten Theilungen und Verbindungen sieht. Das Stück steht etwa iu der Mitte zwischen der ersten und dritten Varietät. Fundort. Cap Dui, mit den vorigen. Var. à centralis T. ПТ, |. 5; 9. T. VIII, Е 4, 5. Die Spitze etwas vor oder hinter der Mitte, den höchsten Punkt der Schaale bildend, die von ihr nach allen Seiten ziemlich gleichmässig abfällt — doch erkennt man bei guten Exemplaren, dass sie, wie bei den übrigen Formen, nach vorn übergebogen ist. Der Raum vor ihr ist meist etwas convex (f. 9). Die Rippen, bis 60 an der Zahl, sind feiner und 22 Ев. SCHMIDT, flacher als in den übrigen Formen; die Zwischenräume meist breiter. Schon junge Exem- plare unterscheiden sich von den vorigen Varietäten durch ihre höhere, regulär konische Form (Länge 22 mm., Breite 20 шш., Höhe 10 mm.), so dass man versucht wird, wenig- stens diese Varietät specifisch abzutrennen, zumal sie auch im Vorkommen von den übrigen verschieden ist.- Der durchaus gleichartige Typus der Oberflächenskulptur veranlasst mich vorläufig, auch sie den übrigen Varietäten anzuschliessen. Die grösseren Exemplare sind sämmtlich unvollständig erbalten; das grösste (T. ПТ, f. 5) zeigt eine Höhe von 120 mm., bei einer Länge von 280 mm. Fundort. Cap Dui, selten; mehrere kleine Exemplare von Manue; Ein unvollständiges Stück aus der Petrefaktenschlucht am Onnenai von Lopatin mitgebracht. ‚ Patella sp. T. ПП, f. 11. Ein kleines unvollständiges Stück von 5 mm. Länge, 4 mm. Breite und 2 mm. Höhe, mit aufrechter, ziemlich centraler Spitze, deutlichen, feinen Anwachsstreifen und scharfen, schmalen, einfachen Rippen, etwa 30 an der Zahl, die breitere Zwischenräume zwischen sich lassen. Eine gewisse Achnlichkeit findet mit Acmaea tenuicosta d’Orb., terr. crét. Gasterop. p. 398, t. 235, f. 7—10 statt, doch scheinen dort die Rippen viel ungleicher und feiner und die Spitze mehr nach vorn gerückt. Fundort. Cap Dui, ein unvollkommenes Exemplar. Acephalen. Pholadomya sachalinensis n. sp. T. IV, f. 7. Höhe. Länge. Dicke. 40 mm. 40 mm. 38 mm. Stark verkürzt, fast dreiseitig. Vorderseite herzförmig, breit, fast gerade abgeschnitten, von einem scharfen Kiel umgeben. Wirbel eingerollt, vorspringend, mit Andeutung einer Lu- nula vor demselben. Keine Area. Hinterseite stark vorgewölbt. Ober- und Unterseite etwas ausgeschweift. Schaalen gleich, hinten und oben klaffend, von der Vorderkante allmählig nach hinten abfallend. Seitenflächen gröber und feiner concentrisch gerunzelt und gestreift und mit 12—14 groben, knotigen Radialrippen versehen, von denen einige den Unterrand er- reichen. Nach hinten zu sind die Rippen nur in der Nähe des Wirbels sichtbar. Die Vor- derseite zeigt nur die winklig aufwärts gebrochenen Anwachsstreifen und in der Nähe des Wirbels jederseits eine schwache Rippe, die der Vorderkante parallel läuft und sich nach unten verliert. Unsere Art gehört zu den езрёсез bucardiennes nach Agassiz und steht zunächst der jurassischen Р. clathrata und der P. decussala Mant. sp. aus der Kreide, von welcher letzteren sie sich vorzüglich durch ihre breitere Hinterseite unterscheidet. Es wäre nicht unmöglich, dass bei einer grösseren Zahl von Exemplaren eine Vereinigung mit der letzteren Art thunlich erschiene. Fundort. Cap Dui, ein Exemplar. Оквев DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN, 23 Pholadomya Glehni n. sp. Tab. IV, f. 8. Höhe. Länge. Dicke. 35 mm 38 mm. 28 mm. Stark gewölbt, trapezförmig. Schaalen hinten klaffend. Wirbel eingerollt, wenig vor- springend, mit gerader Schlosskante. Vorderseite schief abgeschnitten, durch eine scharfe Kante von den Seitenlächen getrennt, in der Mitte etwas vorspringend. Seitenflächen von der Vorderkante nach hinten regelmässig abfallend, trapezförmig; die hintere Seite der vor- deren parallel, ziemlich geradlinig. Oberfläche mit stärkeren und schwächeren Anwachs- streifen und 15 etwas knotigen, abwechselnd feineren und gröberen Radialrippen, von denen die letzteren den Unterrand erreichen. Der bintere Theil der Schaale wie bei der ‘vorigen Art ohne Radialrippen, ebenso die Vorderseite. Eine Lunula fehlt, dagegen ist eine Area vorhanden, die durch zwei undeutliche Kanten begränzt wird. Der vorigen sehr ähnlich, aber durch die schiefe Form, die übrigens auch bei anderen verwandten Arten vorkommt, die weniger vorspringenden Wirbel, die trapezförmigen Sei- tenflächen, die ungleichen Rippen und das Vorhandensein einer Area unterschieden. Fundort. Cap Dui, ebenfalls nur ein Exemplar. Protocardium sp. Tab. Т, f. 1. Scheitelwinkel. Höhe. Länge Dicke. 125° 9 mm. 10 mm. — mm. 5,5 » 6 » 4 » Breit oval, fast kreisförmig. Vorderseite vorspringend, breit gerundet mit glatter Oberfläche und feinen eingeritzten Anwachslinien. Hinterseite steil abfallend mit 13—14 Radialrippen. Die Rippen flach oder mit schwacher Längsfurche, mit einer Reihe feiner Tuberkel besetzt. | Ich wäre versucht unsere Art zum Cardium hillanum бою. zu bringen, aber der Mangel der concentrischen Rippen und die Tuberkelreihen auf den Radialrippen hindern mich daran. Es sind Alles nur winzige, unvollständige Exemplare, daher ich es vorziehe, keine neue Art aufzustellen. Fundort. Cap Dui. Alle Exemplare (etwa 7) aus Einem Block herausgeschlagen. Trigonia sp. Tab. У, Г. 2, 3. | Scheitelwinkel. Höhe. Länge. 105% 4,5 mm. . 6 mm. 5» 7 » Form rhombisch oval. Umriss gerundet. Vorderseite allmählig ansteigend zu einer schwachen Diagonalkante, von der die Hinterseite steiler abfällt. Von dieser Kante laufen eine Anzahl (6—8) paralleler gerader Rippen nach vorn, während die gleichartigen Rippen der Hinterseite (etwa 4) ihre Richtung nach dem Wirbel nehmen. In der Nähe des Wirbels verlieren sich die Rippen, und man sieht hier nur concentrische Streifung, die auch auf die Rippen übergeht und ihnen ein knotiges Ansehen giebt. Von dem Schlossrande vor und 24 Ев. SOHMIDT, hinter dem Wirbel entspringen ebenfalls kurze Rippen, die im Bogen nach dem Wirbel con- vergiren. Uns liegen nur unvollständige einzelne Schaalen vor, die wir vorläufig zu Trigonia bringen, ohne sie mit einer bekannten Art dieser Gattung näher vergleichen zu können. Ausserdem habe ich einen undeutlichen Steinkern (f. 4) von 9 mm. Länge, 6 mm. Höhe und 5 mm. Dicke, der am Schloss eine deutliche, auf den Seiten aber eine ganz verwachsene Berippung zeigt. Ich stelle ihn vorläufig ebenfalls hierher. Fundort. Cap Dui. Cucullaca striatella Mich. Tab. V, f. 7. Cucullaea striatella Mich. mem. soc. geol. t. 3, р. 102, t. 12, f. 11. Arca carinata Sow. Min. conch. t. 44, f. 2, 3. » » d’Orb. terr. crét. t. 3, р. 214, t. 313, f. 1—3. » » Pictet et Roux, grès verts р. 462, $. 37, f. 1. » » Pictet, matér. pal. suisse IV, р. 462. Ein paar Steinkerne mit erhaltener Zeichnung, die ich zu dieser Art ziehe. Den Na- men ©. striatella habe ich gewählt, weil es unzweifelhaft eine СисиПаеа zu sein scheint und es ausser der Arca carinata бош. auch schon eine Cacullaea carinata бош. giebt. Unsere Form stimmt mit der typischen ziemlich gut überein, nur sind die Radial- streifen der ausgehöhlten Hinterseite nicht stärker als die der Mitte, während die Vorder- seite allerdings stärkere Rippen hat. Die Maasse von drei Exemplaren sind folgende: Höhe. Länge. Dicke. 16 mm. 26 mm. 16 mm. 13,5 » 24 » 13,5 » 13 » 21 » 13 » Fundort. Cap Dui, wenige Exemplare. Cucullaca sachalinensis п. sp. Tab. V, |. 6. Tab. VIII, f. 6, 7. Muschel länglich, dick angeschwollen, vorn spitz vorspringend, kürzer, ohne Schei- dung von Vorder- und Unterseite; nach hinten erweitert mit einem abgestumpften Winkel, von dem’der Hinterrand steil, fast rechtwinklig emporsteigt. Von der Spitze zur hinteren und unteren Ecke geht ein anfangs scharfer Kiel, der nachher zu einer breiten Wulst wird. Der Steinkern zeigt nur eine stumpfe Kante. Beide Schaalen ziemlich gleich. Die Oberfläche mit feineren und gröberen Radialrippen, die sich nach vorn verstärken, und mit feinen An- wachsstreifen versehen. Die Innenseite zeigt einen fein gekerbten Aussenrand, einen deut- lichen, zuweilen ebenfalls etwas gekerbten Mantelrand, zwei deutliche Muskelansätze, die vertieft scheinen, und jederseits vom Wirbel zwei dem Schlossrande parallele Zähne, die nicht bis zum Rande reichen, sondern einen etwa 2 mm. breiten Raum frei lassen, der als Fortsetzung des Bandes erscheint, das sich zwischen dem Mantelrand und dem Aussen- rand der Muschel hinzieht. Lauter einzelne Schaalen, daher ich die Dicke nicht angeben kann. UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN 25 Höhe, Länge. 20 mm. 51 mm. 19 » 35 » 19 » 32 D 17 » 28 » Unsere Art ähnelt sehr unserer С. striatella, von der sie sich vorzugsweise durch ihre weniger ausgehöhlte Hinterseite und den weniger scharfen Kiel unterscheidet. Auch sind, wie bei der vorigen Art, die Rippen der Hinterseite nicht stärker als die der Mitte. Von der nahe verwandten ©. Campichiana Pict. unterscheidet sie sich durch ihre grössere Höhe und ihre fast vertikal aufsteigende Hinterseite. Sehr ähnlich ist auch Macrodon japeti- cum Forb. Stol. (s. die folgende Art); dieser zeigt aber eine deutliche Verschiedenheit der beiden Schaalen, die in der Stärke der Berippung bei unseren Exemplaren nur selten einen Unterschied erkennen lassen. Ferner sind die stärkeren vorderen Radialrippen und die voll- kommen geraden vorderen Schlosszähne deutliche Unterschiede. Fundort. Bei Cap Dui und am Manuefluss nicht selten. Macrodon japeticum Forb.? Т. У, |, 5, T. VIII, f. 8. Arca japetica Forb. Trans. geol. soc. Lond. р. 148, t. 16, f. 2. Macrodon japeticum Stoliezka 1. c. VI, р. 350, t. 18, f. 6—11. Höhe. Länge. Dicke. «20 mm. 3l mm. 17,5 mm. 16 » 36 » 15 » 15 » 26 » — D Eine Form, die der vorhergehenden Art in der Zeichnung sehr nahe steht, sich aber durch die abgerundete Vorderseite und den stumpfen Kiel unterscheidet. Auch sind die Muskel- eindrücke und das randliche Band der vorigen Art auf dem Steinkern nicht sichtbar. Das Schloss ist nicht zugänglich. In der Form ähnelt auch die Arca Cottaldiana d’Orb., die sich aber durch feinere Zeichnung und schmäleres Ligamentfeld unterscheidet. Von dem echten Macrodon japeticum unterscheidet sich unsere Form durch die, wie bei der vorigen Art, nach vorn stärker werdenden Radialrippen. Fundort. Cap Dui, einige Steinkerne zum Theil mit erhaltener Oberflächenzeichnung. Inoceramus digitatus бош. T. V, f. 8, 9, Tab. VI, Tab. VII, Tab. VIII, f. 9—15. Inoceramus digitatus Sow. Min. conch. VI, p. 215, t. 604, f. 2. » » A. Römer, in Palaeontographica, Bd. 13, р. 196, t. 32, f. 6. » undulato-plicatus Е. Römer, Kreide у. Texas, р. 59, t. 7, f. 1. D diversus Stoliczka |. с. р. 407, t. 27, £. 6. Die oben angeführten Citate beziehen sich auf weit auseinander gelegene Lokalitäten; auf England, Norddeutschland, Indien und Texas. An allen diesen Lokalitäten sind die entsprechen- den Inoceramen als grosse Seltenheiten gefunden und demgemäss als immerhin verschieden- artige Formen unter drei verschiedenen Namen publicirt worden. Es ist nun ein sehr inter- Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VII Serie. 4 26 Ев. SOHMIDT, essantes Ergebniss meiner Sachalinschen Sammlungen, dass wir hier, in der Kreideforma- tion von Sachalin, in einem wahren Centrum von radial- und zugleich concentrisch geripp- ten Inoceramen uns befinden, die in grossem Stil variiren und dennoch, nach den vielen Uebergängen zu urtheilen, sämmtlich zu Einer Art gehören, zu der auch die früher aufge- stellten Species Z. digitatus бою. und A. Röm., undulato-plicatus F. Вот. und diversus Stol. gehören, da sie vollkommen in den Variationskreis der Sachalinschen Formen hineinpassen. Es ist eine ähnlich vielgestaltige Art wie der Helcion giganteus, aber insofern noch inter- essanter als sie die in den entlegensten Gegenden in der oberen Kreideformation aufgestell- ten verwandten Formen verbindet. Von den früheren Beschreibungen passt am genausten die von Г. undulato-plicatus F. Röm. aus Texas, nur müssen wir die Diagnose bei erweitertem Formenkreis etwas verall- gemeinern. Ebenso passt auch die Beschreibung von Stoliczka bis auf die freilich mit einem Fragezeichen versehene Angabe, dass die Schaalen von ungleicher Wölbung sind. Am näch- sten steht der vierseitigen indischen Form etwa unser Exemplar Т. VII, f.2, auf dem auch die ungleichen scharfen concentrischen Falten des Steinkerns schön hervortreten. Die Angaben bei A. Römer 1. c., den Г. digitatus Sow. vom Sudmerberge bei Goslar betreffend, stimmten ebenfalls. Die Zeichnung schien mir aber etwas schematisch zu sein und nicht den gehörigen Grad von Genauigkeit zu besitzen, der mir für die Entscheidung der Identitätsfrage nothwendig war. Ich wandte mich daher an Herrn Prof. v. Seebach in Göttingen mit der Bitte, mir nähere Angaben über die fragliche Muschel zu verschaffen. Prof. v. Seebach hatte die grosse Freundlichkeit, mir die genaue Zeichnung von drei Exemplaren derselben zu übersenden, die unter seiner Leitung angefertigt waren, und deren Originale im Museum zu Clausthal sich befinden. Zwei dieser Zeichnungen habe ich auf Tab. V, f. 10, 11 wiedergegeben. Ein Vergleich mit den mannigfaltigen Formen auf den beiden folgenden Tafeln VI und VII zeigt, dass wir es durchaus mit der nämlichen Art zu thun haben. Etwas unsicher bleibt immerhin die Zurückführung auf den ursprünglichen Т. digitatus Sow., dessen Abbildung das charakteristische Ausstrahlen der Rippen von der Diagonallinie nicht erkennen lässt, obgleich im Uebrigen die Beschaffenheit der Rippen gut passt. In der Hoffnung auf spätere vollständigere Bestätigung behalte auch ich den ältesten Namen bei. Durch die eigenthümliche Anordnung der Rippen stellt unsere Art einen eigenthüm- lichen Typus innerhalb der Gattung Inoceramus dar. Am nächsten steht noch die Gruppe Actinoceramus Meek (mit den Arten Г. sulcatus Park. und T. costellatus Conr.), die sich durch von der Spitze aus radial verlaufende Rippen unterscheidet. Bei der grossen Mannig- faltigkeit der uns vorliegenden Formen lag die Versuchung nahe, eine ähnliche Gruppe oder Untergattung mit mehreren Arten aufzustellen. Die vielfachen Uebergänge haben uns aber hier ebenso wie beim Aelcion giganteus davon zurückgehalten. Für jetzt liesse sich etwa folgende Diagnose aufstellen: Scheitelwinkel im Mittel ÜEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. Durs 75 Gr.; die Wirbel vorn gelegen mit stumpfer Spitze; die Schaalen schief eiför- mig oder rhombisch bis fast rechteckig, mehr oder weniger gewölbt, beide gleich. Die Vorderseite gerade verlaufend, gerundet oder steil abfallend, die Unter- und Hinterseite in weit ausgezogenen Bogen meist unmerklich in ein- ander verlaufend. Die Oberfläche mit auf der Aussenseite der Schaale regel- mässigen gerundeten, auf dem Steinkern ungleichen, schärferen concentrischen Rippen bedeckt, deren Scheitel stark nach hinten gezogen erscheint, — und mit breiten wellenförmigen Radialfalten, die in geringerer oder grösserer Entfer- nung von der Spitze beginnend, von der Diagonallinie der Schaale aus fieder- förmig nach beiden Seiten ausstrahlen. | Die Schaalen sind fast alle einzeln gefunden und selten ganz vollständlg. Bei der grossen Anzahl von Exemplaren jedoch (über 100), die mir zu Gebot stehen, glaube ich über alle Einzelnheiten genügende Auskunft geben zu können. Die Muscheln erreichen eine bedeutende Grösse; mir liegen welche von über einen Fuss im Durchmesser vor, daneben aber auch eine Fülle von jungen Exemplaren, deren manche kaum einen halben Quadratzoll gross sind. Die Wölbung der Schaalen ist eine sehr verschieden starke, dabei aber, so viel ich sehen kann, in beiden Schaalen eine gleiche (T. VIT, f.7). Im Ganzen lässt sich ein Zusam- menhang zwischen der Stärke der Radialrippen und der Wölbung der Schaalen wahrnehmen. Je stärker die Rippen und je näher zur Spitze sie beginnen, desto stärker auch die Wöl- bung, deren Höhe zuweilen der Breite der Schaalen gleichkommt, z. B. bei dem auf T. VII, f, 1 abgebildeten Exemplar. Der allgemeinen Wölbung der Schaale entsprechend ist die Vorderseite flacher oder ‚steiler gewölbt oder fast vertikal abgeschnitten, ebenso der Sehlossrand nach hinten in einen flachen dreieckigen Flägel (Taf. VIT, Г, 6, 8) vorgezogen oder in die allgemeine Wöl- bung eingeschlossen. Die Form der Schaale ist ziemlich unbestimmt: bald schief eiförmig oder rhombisch bis fast rectangulär mit grösster Ausdehnung parallel dem Schlossrande, bald auch höher als lang, mit breit gerundeter Unter- und Hinterseite (T. УП, Е. 6). Die Vorderseite ist zunächst der Spitze immer gerade, geht aber früher oder später in die gebogene Unterseite über. Bei vollständig erhaltener flacher Schaale lässt sich bisweilen ein vorderes Ohr er- kennen (T.VII, +. 5, 14), das aber meist abwärts gebogen ist und daher nicht aus der gera- den Linie der Vorderseite hervortritt (T. УП, f. 12). Die Schaale selbst zeigt die bekannten Strukturverhältnisse, zuunterst eine Perlmutterschicht, zu oberst eine aus Verticalfasern bestehende Lage, die sich mit dem Wachsthum der Schaale nach Aussen verstärkt, und an grossen Stücken, an denen man auch mehrere Lagen der Faserschicht über einander unterscheiden kann, bis 15 mm. Mäch- tigkeit zeigt, so dass die Schaalen im Durchschnitt wie manche Korallenstöcke (Chaetetes) erscheinen. 4* 28 Ев. SCHMIDT, Sehr verschieden ist der Erhaltungszustand der Schaalenschichten. Während an un- serem Hauptfundorte, bei Cap Dui, die Perlmutterschicht nur als ein undeutlicher, oft in Felder getheilter schwacher Anflug auf dem Steinkerne erscheint, ist sie an den Stücken von Manue und Rukusnai wohl erhalten und erreicht selbst an kleinen Stücken (T. УП, f. 14) 1 mm. Mächtigkeit. | An diesen letzteren Fundorten bleibt beim Herausschlagen die Faserschieht regel- mässig im Gestein zurück. Bekanntlich nimmt aber die Faserschicht nicht blos nach dein Umfange, sondern auch nach dem Schlossrande an Dicke zu, worüber wir einiges Nähere beibringen können. Sowohl auf der Schlossseite (T. VI, f. 1, 3, 5, T. УП, f. 5, 7. 8, 9, 14), als auch meistens auf der Vorderseita (Т. VI, f. 3, T. УП, f. 14) sieht man auf dem Steinkern eine geradlinige radiale Falte von der Spitze nach dem Umfange zu verlaufen, von der an- fangend eine Verdickung der Faserschicht nach dem Schloss und dem Vorderrande beginnt. Auf wohl erhaltener Oberfläche sind diese Falten kaum zu sehen; oft aber zeigt sich die verdickte Schaale beiderseits erhalten (T. УП, Е. 5, 8, 14), während die zwischenliegende Partie ihrer dünnen Faserschicht beraubt wurde und als Steinkern erscheint. Auf T. VII, f. 10 sieht man an Stellé der Falte auf der Oberfläche eine furchenartig verlaufende Spalte, an der man die plötzliche Zunahme in der Mächtigkeit der Faserschicht deutlich erkennen kann. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich die Furche auf dem Steinkern des 7. impressus d’Orb. (terr. er6t. $. 409) mit meiner Falte in Verbindung bringe. Sie entspricht nach Е. Römer (Kreide у. Texas р. 57) einer inneren schwieligen Verdickung der Schaale, die bei einzelnen Exemplaren des I. Oripsö vorkommt, mit dem Е. Römer den I. impressus d’Orb. in Verbindung bringt. Die von den Falten beginnende Verdickung der Faserschaale bedeckt also die Vorder- seite und die Schlossseite der Schaale. An der letzteren ist bisweilen noch eine zweite Falte (T. УП, Г. 7, 9) zu erkennen, die einem absatzweise Dickerwerden der Faserschaale entspricht. Die verdickte Faserschicht geht nun schliesslich in das Schloss selbst über, das aus einer schwieligen Verdickung mit einem vorderen und hinteren Schenkel besteht. Der hin- tere Flügel trägt an seiner Aussenseite eine flache Furche mit den Ligamentgruben (T. VII, f. 11, 12, 13), die an Grösse sich gleich bleiben und sich, wie es scheint, auch über die Spitze hinaus nach vorn fortsetzen (T. VII, f. 13). Gerade unter der Spitze ist dann ein tieferes Grübchen (ebend. nämliche Figur) bemerkbar. Die ganze Schlosswulst besteht aus dünnen, über einander gelagerten Plättchen (T. УП, f. 15—17), die, wie es seheint, un- mittelbar mit der verdickten Faserschicht zusammenhängen.!) In f. 13 auf T.VIIT sieht man, ТТ. 441 f. 2 in Бом. Min. conch. ist die Faserschicht | gen können, Unter dem Wirbel freilich ist der Gegen- von der Schlosswulst auch am Rande vollkommen ge- | satz der Schlosswulst und der papierdünnen Faserschicht trennt dargestellt. Ich habe mich nicht davon überzeu- | ein vollkommener ÜEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 29 wie an einem jungen Exemplar die Faserschicht sich nach unten umschlägt und die Schloss- verdickung bildet, die hier noch schmal und von länglich viereckigem Durchschnitt ist. Die Perlmutterschicht kleidet die Innenseite der Höhlung aus, die zwischen der Schlosswulst und der übrigen Schaale entsteht. Letzteres ist auch in Т. VIIT, f. 14 zu sehen, wo man den Durchschnitt der aus Plättehen bestehenden Schlosswulst am Schlossrande die erhaltene Perlmutterschicht begrenzen sieht. Bei älteren Exemplaren scheint die Schlosswulst nach innen zu wachsen; sie wird breiter, die Höhlung verschwindet, ‘und man erkennt auf der Innenseite ihres Oberrandes eine Lage der Faserschicht aufgelagert (Т.УП, f. 15, T.VIIT, f. 10, 11), die von der eigent- lichen aus Plättehen bestehenden Schlosswulst durch ет Perlmutterblättehen geschieden ist, das aber nie bis an den eigentlichen Schlossrand reicht. An der Vorderseite der Schloss- wulst kommen ähnliche Auflagerungen vor (T. VII, f. 6), doch ist hier die Grenze der Plättcehenschicht sepwerer zu Constatiren. Die beiden Schenkel der Schlosswulst vereinigen sich zu einem dreiseitigen Mittel- körper, der auf der Aussenseite unter der Ligamentgrube eine dreiseitige Vertiefung trägt (Т. УП, Е. 13, T. VII, Е. 9), an deren Rande unter der Spitze man auf der rechten Schaale zuweilen einen zahnartigen Vorsprung sieht (T. VIII, Е. 9). Von der Vertiefung laufen nach beiden Seiten mehr oder weniger deutlich ausgesprochene Furchen. Die Innen- seite des Mittelstücks zeigt nach oben eine Anzahl stumpfer, nach der Spitze convergiren- der Furchen und Rippen (T. УШ, f. 12), und nach unten dem gleichmässig gerundeten bogenförmigen Innenrand der Schlossverdickung. Die Spitze des fleischigen Theils der Mu- schel liegt in einer Vertiefung zwischen der Oberschaale und dem nach innen vorspringen- den Theil der Schlosswulst (T. УП, f. 14), deren Fortsetzung längs dem ganzen Schloss- rande (T. VIII, f. 13), wie wir oben gesehen, durch das Einwärtswachsen der Wulst all- mählich schwächer wird und endlich verschwindet. Die Plättchen der Schlosswulst lassen sich in Vertikaldurchschnitten derselben deutlich erkennen. In der Jugend sind sie ganz ohne Neigung iu Fasern zu zerfallen. Bei älteren Exemplaren (T. УП, f. 15, 16) sieht man das deutliche Bestreben dazu: näher zur Mitte von einer Mittellinie aus (f. 16), weiter nach hinten vom oberen Rande ausgehend. Durch- schnitte des Mittelstücks zeigten auch Zerfaserungen nach mehreren Richtungen, die ich mir nicht ordentlich erklären kann, auch habe ich an einzelnen Durchschnitten Platten ge- sehen, die nach concentrischen Kreisen zerfielen, von denen jeder einzelne die Neigung hatte, sich radial in Fasern aufzulösen. Unter der Spitze (f. 17) erkennt man deutlich, wie die Plättchen sich biegen, entsprechend der Biegung der Schlosswulst. Man hat die vertikale Stellung der Ligamentfurche zur Trennungsebene der beiden Schaalen als Unterscheidungsmerkmal von Inoceramus gegenüber Perna aufgeführt (5. d’Orb. terr. crét. aceph. р. 501). An meinen Stücken scheint sowohl eine geneigte als eine ver- tikale Stellung der Ligamentfurche vorzukommen, und glaube ich, dass der Charakter von Inoceramus vorzüglich in dem eigenthümlichen Bau der Schlosswulst liegt, an dem die s 30 FR. SCHMiDr, Perlmutterschaale keinen Antheil hat, wie ich ihn ähnlich auch bei anderen Arten beob- achtet habe. An Steinkernen erscheint unter der Spitze wie bei anderen Inoceramen, der Form der Schlosswulst entsprechend, eine dreiseitige concave Grube mit Ausläufern nach vorn und hinten. Bei unseren Stücken ist diese Grube selten und nur bei jungen Exemplaren sicht- bar, da meist auch bei Stücken, die sonst Steinkerne sind, ein Theil der Schlosswulst unter der Spitze erhalten bleibt. Sehr häufig dagegen sieht man, wenn die Faserschicht auf der Oberfläche der Schaale fehlt (T, VI, Г. 5,-T. УП, Е. 7), eine von unterhalb der Spitze aus- gehende und sich nach hinten erweiternde mehr oder weniger tiefe Hohlkchle, auch an solchen Exemplaren bei denen sich die Perlmutterschicht erhalten hat (T. VIII, f. 14). Diese Hohlkehle entspricht der Randverdickung der Faserschicht von der hinteren Falte bis zum Beginn der eigentlichen aus Plättchen bestehenden Schlosswulst, die, wie erwähnt (T. VIII, Е. 14), noch über den Umschlag der Perlmutterschicht im Durchschnitt hervorragt. Die Oberflächenzeichnung der Schaale ist verschieden auf der Aussen- und auf der Innenseite oder, was dasselbe sagen will, auf der Faserschicht und auf dem Steinkern, wie das schon A. Römer 1. с. р. 197 hervorgehoben hat. Die concentrischen Rippen er- scheinen auf der Faserschicht regelmässig, einfach, flach gerundet, anfangs dicht gedrängt, später weiter auseinander tretend und oft undeutlicher werdend. Auf dem steilen Abfall der Vorderseite verlieren sie sich ganz, nach dem Schloss zu verlaufen sie aber in weitem, schliesslich wieder nach vorn gekehrtem Bogen (T. УП, f.8, 10) dicht gedrängt und feiner werdend (T. VII, f. 6) bis zum Rande. Der Scheitel der concentrischen Rippen liegt näher zum Hinter- als zum Vorderrande, entsprechend der höchsten Wölbung der Schaale und ihrer allgemeinen Form. Bei mehr viereckigen Formen (T. УП, Е. 2) erscheinen auch die concentrischen Rippen etwas winklig. An den Kreuzungsstellen mit den Radialrippen be- merkt man auf der wohl erhaltenen Oberfläche nur ganz flache Knoten oder gar keine (wie auch an der ältesten Darstellung Sow. Miner. conch. $. 604 zu sehen ist, die auf ein Stück mit erhaltener Faserschicht sich bezieht). Die vordere und hintere Radialfalte, die den Be- ginn der stärkeren Entwicklung der Faserschicht bezeichnen, sind bei vollkommen erhalte- ner Schaale meist gar nicht auf der Oberfläche markirt. Auf dem Steinkern ist die hintere Falte immer, die vordere häufig markirt. Die concentrischen Rippen sind ungleich stark, viel schärfer, nach vorn (auf der vorderen Ab- stufung) und hinten (an der Falte) zu Bündeln aus 2—4 Rippen verbunden (T. VI, f. 3, Т.УП, f.8, 9). Auf der oben erwähnten Hohlkehle am Schlossrande sind sie gar nicht mehr vorhanden. Sind zwei hintere Radialfalten da (T. VII, f. 9), so sind die concentrischen Rip- pen zu Bündeln vereinigt in dem Zwischenraum zwischen beiden Falten noch erkennbar. An den Kreuzungsstellen mit den Radialrippen sind dieKnoten, namentlich an grösseren Exemplaren nach dem Umfang zu, immer scharf hervorgehoben, anch wenn die Perlmutter- schicht den Steinkern noch bedeckt. Die Radialrippen zeigen nach ihrem Verlauf und ihrer Beschaffenheit mehrfache ÜEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 31 Variationen. Die Linie, von der die Rippen fiederförmig in nach hinten offenen Winkeln aus- gehen, liegt näher zum Schlossrand als zur Vorderseite, entsprechend dem Krümmungs- scheitel der Anwachsstreifen. Sie beginnt an der Spitze und endet an der Vereinigung der Unter- und Hinterseite der Schaale. Ihr Ende pflegt durch eine kurze unpaare Rippe be- zeichnet zu sein. Bei einer abweichenden, ziemlich seltenen Form (Т. УП, f. 4) verlaufen die vorderen Rippen bis nahe an den Schlossrand und kreuzen die hinteren Rippen, die ebenfalls weiter nach vorn rücken. In anderen Fällen (T. VII, f, 3) erkennt man die Rip- pen nur am Umkreis der Schaale und die Mitte bleibt frei. Es kommt auch vor (T. VII, f. 2), dass nur die vorderen Radialrippen deutlich ausgebildet sind. Die Rippen sind immer gerundet, wellenförmig, erheben sich aber ungleich stark über die Oberfläche. Als Regel darf gelten, dass die Radialrippen nicht bis in die äusserste Spitze hinauf- rücken. Aber während bei manchen Formen nur ein paar Millimeter von der Spitze keine Rippen zu erkennen sind (T. УП, f. 1), erstreckt sich der rippenlose Raum bei anderen auf mehrere Quadratzoll (T. VI, f. 1, 2), und junge Exemplare dieser Form könnten schwer mit gleich grossen radial Berippten vereinigt werden, wenn wir nicht alle Uebergänge be- sässen. Die vorderen Rippen sind im Allgemeinen stärker und zuweilen, namentlich bei jüngeren Stücken, allein vorhanden (Т. VII, f. 2, 5); sie verlaufen immer bogenförmig mit der Oeffnung des Bogens nach vorn, während die schwächeren hinteren Rippen bisweilen geradlinig sind. Die Vorderrippen endigen entweder allmählich bei gewölbter, oder plötzlich bei steil abfallender Vorderseite (T. VI, f. 2). Die hinteren Rippen reichen entweder nur bis an den Schlosstlügel (Т. УП, Г. 6) oder die hintere Falte (T. VI, f. 5, T. VII, f. 7), oder sie reichen bis an den Schlossrand (Т. VI, f. 3) und sind dann hier besonders stark ausgebildet und steil aufwärts gebogen. Die Rippen schwellen in ihrem Verlauf entweder gleichmässig an (bei gleichmässig gewölbter Schaale) oder sie sind anfangs sehr stark, hören dann bei einem Absatz in der Schaale ganz auf, um dann allmählich wieder anzuschwellen (T. VI, f. 7, in schwächerem Grade auch in T. VII, Е. 5). In diesem letzteren Fall ist die Schaale anfangs stark gewölbt, später verflacht, und zeigt einen deutlichen Absatz in ihrem Wachsthum. Es hält schwer, bestimmte Varietäten aufzustellen, da die Kennzeichen sich so viel- fältig unter einander combiniren. Folgende Formen dürften als abweichend noch besonders hervorzuheben sein: Var. decussata T. VII, f. 4. Die vorderen und hinteren Rippen kreuzen sich. Selten und unvollständig bei Cap Dui gefunden. Var. irregulari-costata T. VIII, f. 15. Die Radialrippen sind unregelmässig gewunden, ohne deutliche fiederförmige Anordnung. Selten bei Сар Ош. 32 Fr. ScHMIDT, Var. abrupte costata Т. ТТ, f.3. Der Vorderrand steil, mit deutlicher Falte auf dem Stein- kern. An der Falte brechen die sehr hohen Rippen plôtzlich steil ab. Der Schloss- Наое] zeigt bis zum Rande eine Reihe flachgewölbter, sehr stark aufwärts gebogener Radialrippen, die sich von den geraden, schwachen, gewöhnlichen hinteren Rippen: scharf abheben. Beim Zusammentreffen der obigen Kennzeichen variirt diese Form immer noch in weiter oder näher vom Wirbel beginnenden Radialrippen und in gleichmässiger oder abge- setzter Wölbung der Schaale. Einige Exemplare bei Dui gefunden. Die übrigen Formen lassen keine besondere Charakteristik zu: namentlich sind die früher oder später beginnenden, schwächeren oder stärkeren Radialrippen, die flachere oder gewölbtere Form der Schaale, die gleichmässige oder abgesetzte Wölbung, der mehr eirunde, viereckige oder schinkenförmige Umriss in allen Uebergängen vertreten. Fundort. An allen Localitäten der Kreideformation auf Sachalin häufig, besonders bei Dui, wo die faserigen Inoceramenschaalen einen beträchtlichen Theil der Felsmasse zusam- mensetzen; dann bei Rukusnai, Manue, Cap Bellingshausen und Donto-tusse, am seltensten am Cap Rimnik, von wo ich nur Durchschnitte der Faserschicht gesehen habe. Anomia variata Stol. Tab. V, f. 8, 9. Anomia variata Stol. 1. с. р. 479, t. 48, f. 9—12. Es liegen uns einige obere Schaalen (5—30 mm. im Längsdurchmesser) vor, die wir zu dieser Art glauben bringen zu können. Die Spitze ist stumpf, submarginal, vorn oder an der Mitte des Schlossrandes gelegen, der grosse dreieckige Muskeleindruck ist sehr deut- lich. Die Oberfläche ist concentrisch gestreift, etwas wellig. Radiale Rippen sind keine vorhanden; die Fig. 9 und 10 bei Stoliczka entsprechen unseren Formen am meisten. Abweichend ist die ziemlich starke blättrige Schaale, auch kann ich nicht deutlich sehen, ob der Schlossrand eingebogen ist. Fundort. Mehrere Exemplare aus einem Handstück vom Rukusnai, ausserdem Proben von Manue und Cap Rimnik; Alles von Lopatin. | Ausser den oben ausführlicher besprochenen Muscheln befinden sich in meiner Samm- lung noch еше Gonyomya, еше Astarte, eine Cardila, ein kleiner radial gerippter Pecten und еше Ostrea von Ош, die ich alle ihres unvollkommenen Erhaltungszustandes wegen nicht genauer beschreiben und bestimmen kann. Brachiopoden. Rhynchonella plicatilis Sow. Tab. VIII, f. 16, 18, 19, 20. Rhynchonella plicatilis Sow. Davidson, britt. crét. Brachiop. р. 75, t. 8 (wo auch die übrigen Synonyme nachzusehen). Wie schon in der Einleitung bemerkt, habe ich meine Rhynchonellen wegen ihrer mangelhaften Erhaltung nicht genauer bestimmen können. Die vier oben citirten Figuren meiner Tab. VIII dürften aber doch mit ziemlicher Sicherheit zu der В. plicatilis und octo- UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 33 plicata nach Davidson’s Auffassung gehören. Fig. 18 stellt eine deutliche octoplicata Sow. dar. Auch verschobene Formen, wie sie Davidson und d’Orbigny (terr. crét. Brachiop. $. 496, f. 14—16) anführen, kommen nicht selten vor. Fundort. Cap Dui und Manue, nicht selten. In Fig. 17 auf Tab. VIII habe ich eine ungerippte Form abgebildet, die an В. limbata Schl. erinnert, und in f. 21 und 22 eine flache, nach dem Bauchrande verbreiterte, fast dreieckige Form, die am nächsten mit А. latissima Sow. zu stimmen scheint. Die letzteren Exemplare sind sämmtlich von Cap Dui. Mémoires de l'Acad. Гр. des sciences, УИ Série 34 Fig. D + Ев. SCHMIDT, Erklärung der Tafeln. Tab. 1. . Nautilus pseudo-elegans d’Orb. in halber Grösse, von Dui. Ein Theil der Oberfläche der letzten Windung in natürlicher Grösse, um den Verlauf der Quer- rippen zu zeigen, von dem nämlichen Stück. Ammonites Velledae Mich. in halber Grösse. Cap Dui. Ein Theil der Oberfläche davon, natürliche Grösse. Ammonites planulatus бош. von Cap Rimnik. Durchschnitt der letzten Windung, von dem nämlichen Stück. Ein Theil der Lobenzeichnung von dem nämlichen Stück. Der Rückenlobus war nicht zu er- kennen. Ammonites peramplus Мет. Ein grosses Exemplar von der Seite, in И, Grösse. Cap Ош. Das nämliche Stück vom Rücken. . Ein stärker zusammengedrücktes Exemplar derselben Art, natürliche Grösse. Von Giläken er- halten. . Ein Steinkern mit starken Rippen von der Seite. Natürliche Grösse. Cap Dui. . Mündungstheil eines ähnlichen Stücks. Cap Dui. . Abdruck der Windungen eines grösseren Exemplars von Manue. !/, Grösse. . Ammonites Prosperianus d’Orb., das Junge des A. peramplus. Natürliche Grösse. Cap Ош. . Lobenzeichnung von dem Exemplar Fig. 10. Tab. Il. Ammonites Sacya Forb. Steinkern, von der Seite. Von Giläken in Dui erhalten. Natürliche Grösse. Dasselbe Stück vom Rücken gesehen. Ein Exemplar derselben Art mit erhaltener Oberflächenzeichnung. Natürliche Grösse. Cap Ош. . Oberfläche des Rückens von einem anderen Exemplar. Cap Dui. . Lobenzeichnung des Stücks Fig. 1. Abdruck der Windungen eines anderen Stücks. Cap Dui. Ammonites Timotheanus May. Natürliche Grösse. Rukusnai. Das nämliche Stück vom Rücken. UEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 35 Fig. 9. Ein anderes Exemplar mit divergirenden Furchen und einer eigenthümlichen Anschwellung an * der Mündung. Cap. Ош. Fig. 10. Lobenzeichnung (ohne den Rückenlobus) von einer äusseren Windung des Stücks Fig. 7. Fig. 11. Vollständige Lobenzeichnung von einer inneren Windung des nämlichen Stücks. Fig. 12. Ptychoceras gaultinum Pict. aff. Zweimal vergrössert. Rukusnai. Fig. 13. Durchschnitt des nämlichen Exemplars. Fig. 14. Bruchstück eines anderen Exemplars, ebendaher. Fig. 15. Das nämliche Exemplar vom Rücken. Fig. 16. Lobenzeichnung des nämlichen Exemplars. Fig.17. Helcion giganteus n. sp. var. depressa. Natürliche Grösse. Cap Ош. Fig.18. Helcion giganteus var. nasuta. Natürliche Grösse. Ebendaher. Die Spitze ist weniger nieder- gedrückt. Tab. IH. Fig. 1. Helcion giganteus var. depressa. Seitenansicht eines grossen Exemplars. Y, Grösse. Cap Ош. Fig. 2. Helcion giganteus var. nasuta. Seitenansicht in !/, Grösse. Ebendaher. Fig. 3. Seitenansicht in 1, Grösse einer abweichenden Form der nämlichen Varietät. Cap Ош. Fig. 4. Helcion giganteus var. retracta. Natürliche Grösse. Cap Ош. Fig. 5. Helcion giganteus var. centralis. И, Grösse. Ebendaher. Fig. 6. Ansicht von der Spitze eines Exemplars der var. depressa mit dicker Schaale, deren blättrige Structur zu erkennen ist. Cap Dui. р Fig. 7. Ansicht von der Spitzenseite eines Exemplars der var. retracta. Сар Dui. Nicht gelungen. Fig. 8. Ein junges Exemplar der var. depressa von oben. Natürliche Grösse. Сар Ош. Fig. 9. Ein junges Exemplar der var. centralis von der Seite. Natürliche Grösse. Manue. Fig. 10. Ansicht von der Spitze eines Exemplars der var. nasuta. Cap Dui. Fig.11. Patella sp. Dreifache Grösse. Cap Dui. Tab. IV. Fig. 1. Trachytriton sachalinensis n. sp. a. Von der Seite. Auf der letzten Windung eine vertikale Reihe von Eindrücken zu erkennen, entsprechend einem inneren Varix. Natärliche Grösse. Сар Dui. b. Ein Exemplar derselben Art, von der Seite. Ebeudaher. Fig. 2. Trachytriton dwiensis n. sp. a. Von der Seite, natürliche Grösse. Cap Dui. b, c. Seiten- und Mündungsansicht eines kleineren Exemplars, ebendaher, mit inneren Varices. Fig. 3. Solariella radiatula Forb. Seiten- und Mündungsansicht eines Exemplars von Rukusnai. Fig.4,5. Andere Stücke der nämlichen Art, in der Zeichnung etwas abweichend, von Cap Dui. Fig, 6. Discohelix sachalinensis n. sp. von beiden Seiten. Stark vergrössert. Cap Dui. Fig. 7. Pholadomya sachalinensis n. sp. a. Von der Seite, b. von vorn, c. vom Schloss gesehen. Natür- liche Grösse. Cap Dui. Fig. 8. Pholadomya Glehni n. sp. a. Von der Seite, b. von vorn, с. vom Schloss gesehen. Natürliche Grösse. Cap Dui. Tab. У. Fig. 1. Protocardium sp. a. Seitenansicht, b. die Rippen der Hinterseite stärker vergrössert. Cap Dui Fig.2,3. Trigonia sp. Einzeine Schaalen. Cap Dui. Fig. 4. Ganzes Exemplar einer ähnlichen Form. Ebendaher. | Fig. 5. Cucullaea sachalinensis п. sp. a. Mit der Schaale, b. Steinkern. Von Manue. (Auf T. VIII ver- besserte Darstellung.) = ee 03 Fie. 7. Fig. 8 Fig. 9. 6. FR. SCHMIDT, Cucullaea (Macrodon) japetica Forb. а}. a. b. Steinkern, с. Steinkern mit Oberflächenzeich- nung. Alle Stücke von Сар Ош. Cucullaea striatella Mich. aff. a. Von der Seite, b. vom Schloss gesehen. Сар Dui. Anomia variata Stol. aff. Natürliche Grösse. Rukusnai. Die Schaale zum Theil erhalten. Ein kleineres Exemplar, ebendaher. a. Von der Seite, b. von der Spitze gesehen. Fig.10,11. Inoceramus digitatus Sow. A. Römer. Nach Exemplaren vom Sudmerberge bei Goslar, deren DE ® в Fig. Fig. 10 Fig. 11 Fig. 12 <> Fig. 18. Fig. 14 7 © Fig. 1,2 Zeichnungen durch Prof. у. Seebach aus Göttingen eingeschickt wurden. Tab. VL Inoceramus digitatus бош. А. Юбтег von Сар Dui. . Grosse Exemplare, stark verkleinert, mit spät beginnenden Rippen. In Fig. 1 die Schlossfalte deutlich zu sehen. Ein verkleinertes Exemplar der var. abrupte costata, mit sehr starken Rippen. Ein Exemplar mit beiden Schaalen und erhaltener Faserschicht. Natürliche Grösse. я Ein Steinkern mit deutlicher Schlossfalte und Radialrippen, die nahe der Spitze beginnen. Ein grosses Exemplar der nämlichen Form in И, natürlicher Grösse. Ein Exemplar, das nahe der Spitze stark gewölbt und mit starken Rippen versehen ist, später aber sich abflacht. ау Inoceramus digitatus Sow. Ebenfalis alle Exemplare von Сар Dui. Ein sehr stark gewölbtes Exemplar mit wenigen Radialrippen. Ein Steinkern mit vierseitigem Umriss, ohne hintere Radialrippen. An I. diversus Stol. erinnernd. Ein Stück, dessen Rippen nur am Rande erkennbar sind. Ein unvollkommenes Exemplar der var. decussato-costata. Ein Steinkern mit erhaltener Schlosswulst, Das Stück älmelt sehr dem I. undulato-costätus Е. Römer. Ein Stück mit erhaltener Faserschicht und deutlichem Schlossflügel. Beide Schaalen einer Muschel zusammenstossend, um die Gleichartigkeit derselben zu zeigen. Stück eines Steinkerns mit zum Theil erhaltener Schlossverdickung und deutlichem Abdruck des Schlosstlügels. Ein ähnlicher Steinkern mit zwei Schlosstalten. Ein Stück mit erhaltener Oberschaale und einer Spalte -an Stelle der Schlossfalte. Schlossansicht des Exemplars Fig, 5. Schlossansicht eines anderen Stücks mit deutlicher vorderer Verdickung der Fasersehicht. Ansicht einer Schlosswulst von unten mit einer Grube unter der Spitze. Dasselbe Stück von oben. Die Spitze der Schaale über der Schlosswulst erhalten, die vordere Falte mit der vorderen Verdickung deutlich. Durchschnitt der-Schlosswulst vergrössert, von dem Stück Fig. 12. Man erkennt die strahlig sich zerfasernden Plättchen und die aufgelagerte Faserschicht der Schaale selbst,- die fälschlich nach unten gewandt ist. Durchschnitt der Schlosswulst von einem anderen Stück. Die Zerfaserung der Plättehen geht von einer Mittellinie aus. Vergrösserte Ansicht eines Theils der zerbrochenen Schlosswulst unter der Spitze, von dem Stück Fie. 8. Man sieht die Krümmune der einzelnen Pjättchen. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. MR EE CT .10. ST 13. 14. 15. 16. Is 18. ÜEBER DIE PETREFAKTEN DER KREIDEFORMATION VON DER INSEL SACHALIN. 37 Tab. VII. Ergänzungstafel. Trachytriton sachalinensis von der Mündungsseite mit deutlichen falschen Varices auf der Ober- fläche (das nämliche Stück wie T. IV, Е. 1a). Ein verkleinertes Exemplar von Heleion giganteus var. depressa von Cap Dui, um die Varia- tionen in der Vertheilung der Rippen zu zeigen. Ein Stück derselben Art in natürlicher Grösse, das in der Mitte zwischen den var. depressa und retracta steht, mit eigenthümlicher Theilung der Rippen. Cap Dui. Helcion giganteus var. centralis mit sehr complieirter Oberflächenzeichnung. a. Von oben b. im Durchschnitt von der Seite. Cap Dui. Ein junges Stück derselben var. centralis von der Seite gesehen. Manue. Cucullaea sachalinensis п. sp. Steinkern mit erhaltener Oberflächenzeichnung. Сар Dui. Steinkern derselben Art, von Manue. Verbesserte Zeichnung von T. V, t. 5b. Macrodon japeticum Forb. aff. Cap Ош. Inoceramus digitatus бош. Ansicht des Schlosses von T. VII, Fig. 11 von unten, um den zahn- artigen Vorsprung unter der Spitze zu zeigen. Ansicht der Schlosswulst am Flügel von f. 8 auf T. VII, von unten, um den Anschluss an die Faserschicht zu zeigen. Das nämliche Stück im Durchschnitt nach der in f. 10 angedeuteten Linie, um den Umschlag der Faserschicht zu zeigen. . Ansicht der Schlosswulst unter der Spitze, von oben, um die Radialfurchen auf derselben zu zeigen und die Auflagerung der vorderen Verdickung der Faserschicht. Ergänzung zu T. УП, f. 14. Bruchstück eines kleinen KExemplars der, nämlichen Art, an dem im Durchschnitt der beginnende Umschlag der Faserschicht zu erkennen ist. Ein Stück der nämlichen Art von Rukusnai mit erhaltener Perlmutterschaale, über der am Schlossrande der Durchschnitt der Faserschicht zu erkennen ist, Inoceramus digitatus var. wregulart-costata. Verkleinerte Ansicht eines Exemplars von Сар Dui Rhynchonella plicatilis Sow. Steinkern von Сар Ош. Eine Rhynchonella, die wegen ihrer deutlichen Anwachsstreifen und der schwachen Rippen an А. limbata Schl. erinnert. Eine andere Form, die durch die wegen der zu zwei und zwei verbundenen Falten am Rande des Sinus zu ДП. octoplicata бош. zu stellen ist. Fig.19,20. Eine andere Form mit einfachen Falten im Sinus. Fig. 21,22. Eine flache dreiseitige Rhynchonella, zunächst mit В. latissima Sow. zu vergleichen. a 2.525 2 — 5% \ ZA ” + a > | р À + Tu у 3 в LR 2 E ‘ 5 Ke t ты L _ Re с > , t ы - . ï D Da : О р “ + À | р 1" я à r voller are „A # О . ы ‚ 5 Far . i № р ö т т. нс 5 | : 5 ' ИЗ un ee 4 va я A nu : в У у , = . . D О р = ы ka \ , | и. . v in hi | у — D t - N №: р D з и > Е : - à |. : | | и | FR & я = = .. и ne 5 x Е . LS ! | ! а и . ' À x 1, о 5 + : fi © 5 О = ыы 4 LES Dis, . В * H | . р j Ir En Cl n ей Г | В ® Е - 4 “rt Й 4 “ з Li 4 т - $ ы 0 5 1 -., L = - * . ha A 4 ` . у , . Fi LA ь 0 - be 1 a й >в H _ р г % n \ B + с р > 2 = À - I nt г Lie ` ” U . - О ыы: B À 1 = у R e, \ Pre Г a: р $ 2 | Fe 5 1 - 2 + ^ 0 La . * и. 54 | : te: | Po + . р Е } - 2 \ x Fr - 4 si _ £ | | 2 “А A ' Es LE 0 2 у ’ | 4 À 4 В Fe + + ` Е _ { ` L LE ; ЗА. © в. | PA р Ги = * - . О й D + ’ R ir R u u + . ‚ } № я N AR 7 ue й . | . in 4 M x x r vos vie oi di Le ; AL Ba RE KRONE URN Site # У лей BETT п. | | clen von wachal rela dene! Я К ne nn | =: сию Be cs Ss = | = a = = я } Е = | 2 = = = Е SES | = 5 a> т Е F a >} Men d Acad Jp doc VI * ц + I ` L' r у . - ' x | 4 И = ` . 0257 SITES AA PAL. RN 4 A s . + ‘ rh 2 im. Acad зар > Sin. Pr. Schmid ‚Areidepelrefachen von Sachalin. LI Fil Lith. Anst. JvansonW. Otsr, 9 Lim. №28 bi, У Que FLAC SEE Ro AA в : ет DIN < SER URAN HR TER 36 ver LA n = О 1 LA в т | т С ARS en | ет 1 Acad. dm doc VII dene. ВС reldepeirelar on von vachalin. |! | Lilh Aust, Jvanson W.Ostr.9 Lin. №28. : 2 Мет. de ГАсай. Imp. des Sc. VIl Ser. F. Schmidt Kreidepetrefacten von Sachalin. Т IV. W Pape n à Natur auf Stein gex . Lith. A Münster BO 2L.7. Мет. de ГАсай. Imp.des ос. ИТ Ser. F Schmidt Kreidepetrefacten von Sachalin.T V | W. Pape n d Natur auf Stein дек. Lith. A Münster B.0.2L.7. chmidt: Kreideperefacten von Sachalın. ТИ. во - Мет. 0. Acad Jmp à Sc VII Serie. 3 ий. Лиз я Jvanson W.Ostr 9 Lin N°28 14 à End can Jp Sc éme Bi сай: Kreidepetrefecten von Sachalin TIL Litk Anst-v.Jvanson W.O.9LinN°2&, SrPetersburg md Асад. подс Serip. Lith Anst. Jvanson W Он: 9 Lin №28 Fr Schmidt Kreidepe relaclen von Da C h À gl m ji @ AMMLUNG CESNOLA BESCHRIEBEN "Mit siebzehn Steindiucktafeln. (Lu le 12 Decembre 1872.) Sr -PETERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: >. uen à St.—Pétershourg: а Ва: à Odessaı 3 à Leipzig: u MM. Eggerset Ci°, H. Schmitzdorff, М N.Kymmel; М. А. Е. Kechribardshi; М. Léopold Voss. TI. Issakof et А. Tcherkessof; === MERE Рико Roubl. 20 Кор. — ТЫх. OS №0. $ $ # I | # # f 7 : Зи | | N H | À $ f $ $ } $ $ $ f ra PA) 1 MAR ON ; р ” x pr ЗЯТЯ 4 CO seo очная al Fi ие a LA AUTO RR} No blau link iM Rd > MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, УП" SERIE. Томе МХ, №4. DIE SAMMLUNG CESNOLA BESCHRIEBEN VON Johannes Doell. Mit siebzehn Steindrucktafeln. (Lu le 12 Decembre 1972.) Sr.-PÉTERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St-Pétersbourg : à Riga: à Odessa; à Leipzig: MM. Eggers et C!®, H. Schmitzdorff, М. М. Kymmel; M.A.E.Kechribardshi; M.Léopold Voss. J. Issakof et А. Teherkessof; == Prix: 2 Roubl. 20 Кор. = 2 Thlr. 13 Ngr. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Février 1973. С. Vessélofski, Secrétaire perpétuel, Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Wass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) Die mythenreiche und von den Dichtern vielfach besungene Insel Kypros, im Alter- thum ein fruchtbares und blühendes Eiland, um dessen Besitz nach einander Phoeniker, Assyrer, Aegypter, Perser, Griechen und Römer in blutigen Kämpfen gestritten, bietet heut zu Tage ausser verkommenen türkischen Städten und Dörfern nur noch verödete Trümmer- stätten und umfangreiche Nekropolen dar, welchen lediglich die Forscher des Alterthums ein Interesse abzugewinnen vermögen. An all’ die frühere Herrlichkeit der berühmten Tempel von Paphos, Amathus und Golgoi erinnerten bis vor Kurzem nur spärliche Ueber- reste der plastischen Kunst und der Architektur, welche während der letzten Jahrzehnte gelegentlich an’s Tageslicht gefördert worden waren. Mit unermüdlicher Ausdauer hatte insbesondere der in Larnaka, der eigentlichen Ha- fenstadt der Insel, ansässige General Luigi Palma di Cesnola, Consul der Vereinigten Staaten von Nord-Amerika, seit dem Jahre 1866 den classischen Boden nach den verschie- - densten Richtungen durchforscht und es war ihm während eines Zeitraums von vier Jahren gelungen, zahlreiche Alterthümer mancherlei Art in den bei Larnaka (dem Chitim der Bi- bel, griechisch Kition), Dali (Idalion), Karavostasi (Soloi) und Kuklia (Alt-Paphos) gelegenen Gräberstätten aufzufinden. Die Ausbeute der Nachgrabungen setzte sich zusammen aus ei- nigen Tausend mit einfachen Ornamenten verzierter Thonvasen, ferner Gefässen und ande- ren Gegenständen von Glas, Terracottafiguren in nicht unbeträchtlicher Zahl, verschieden- artigen Bronzegeräthen und goldenen Schmucksachen; doch konnten diese Alterthümer, so sehr ihre ungewöhnliche Anzahl überraschen musste, eine künstlerische oder kunstgeschicht- liche Bedeutung in verhältnissmässig nur beschränktem Grade in Anspruch nehmen. Im März 1870 dagegen wurden die Bemühungen des Generals Cesnola durch einen über alles Erwarten glänzenden Erfolg gekrönt, der als ein Ereigniss in den Annalen archaeologischer Funde bezeichnet werden darf. Es glückte nämlich dem beharrlichen Forscher, unweit des jetzigen Dorfes Atienu in einer Gegend, wo man die Lage der im Alterthum durch einen Aphroditetempel berühmten Stadt Golgoi (Golgos) anzunehmen pflegt, neben geringfügigen architektonischen Ueberresten eine überraschend reichhaltige Serie von Statuen, Statuetten, Reliefs und anderen Gegenständen, insgesammt in Kalkstein ausgeführt, zu entdecken'). Wa- ren schon die näheren Umstände, unter welchen die in so erheblicher Anzahl auf verhältniss- 1) Einen Bericht über diesen Fund hat Hr. Cesnola in den Atti della В, Accademia delle Scienze di Turino Vol. VI. р. 554 ff. veröffentlicht. Mémoires do l'Acad. Imp. des sciences, VIImo Serie. 1 3 : JOHANNES DoELL, mässig äusserst beschränktem Raum zusammengehäuften Bildwerke zu Tage traten, ein lebhaf- tes Interesse zu erwecken geeignet, so muss diesem aussergewöhnlichen Fundergebniss noch besonders wegen des durch vielfache Eigenthümlichkeiten sich auszeichnenden Stils der Sculp- turwerke eine hohe Bedeutung für die Geschichte der alten Kunst beigemessen werden. Dem Besitzer musste sich bald die Ueberzeugung aufdrängen, dass die Verwerthung einer derartigen Sammlung für die Wissenschaft so lange nicht zu ermöglichen war, als sie in dem für einen regen Verkehr durchaus ungünstig gelegenen und überdies wenig anzie- henden Larnaka ein einsames und unbekanntes Dasein zu fristen verurtheilt war. Nur wenn sie durch Einverleibung in ein öffentliches Museum ebenso der gelehrten Forschung, wie dem Interesse grösserer kunstgebildeter Kreise zugänglich gemacht war, konnte die Collection der «Sculpturwerke aus dem Tempel von Golgoi» die ihr gebührende Stellung einnehmen und in gewinnbringender Weise für wissenschaftliche Zwecke nutzbar gemacht werden. Auf ähnlichen Erwägungen beruhte der fernere Wunsch, die gleichsam in sich abgeschlossene Sammlung, an welehe sich der Name des jetzigen Besitzers zugleich als der des Finders für immer knüpft, wo möglich in ungetrenntem Bestande erhalten zu wissen. Eine Sammlung, deren hervorragender Werth zu einem guten Theil an das Vorhandensein grösserer Ent- wickelungsreihen von Typen gebunden ist, schien nicht in einzelne Theile zersplittert und in alle Welt zerstreut werden zu dürfen. In diesem Sinne waren von Seiten des Generals Cesnola Mittheilungen über die reich- haltigen Ergebnisse des Fundes auch der Kaiserlichen Ermitage zugegangen. Die Direction der letztern sah sich in Folge davon veranlasst, den Verfasser dieser Zeilen im Juni 1870 nach der Insel Cypern abzusenden, mit dem Auftrage, die betreffenden Alterthümer mit Rück- sicht auf ihren kunsthistorischen und künstlerischen Werth einer nähern Würdigung zu un- terziehen und zu diesem Zweck ein möglichst vollständiges Verzeichniss der Denkmäler aufzu- nehmen. Zugleich sollten, falls die Sammlung oder ein Theil derselben geeignet schiene, zur Ver- vollständigung und Bereicherung der Antikenabtheilung der Kaiserlichen Ermitage beizutra- gen, behufs einer Erwerbung für dieselbe Verhandlungen mit dem Besitzer angeknüpft werden. Die an Ort und Stelle eingeleiteten Unterhandlungen führten jedoch zu keinem gün- stigen Resultat und der projeetirte Ankauf konnte nicht zu Stande gebracht werden., Allein ein Aufenthalt von acht Wochen in Larnaka, wo in dem Hause des Hrn. Cesnola die zu- letzt gefundenen Seulpturwerke inzwischen aufgestellt worden waren und, vereinigt mit den schon vor dem grossen Funde vorhandenen Alterthümern, ein umfangreiches, freilich in durchaus elementarer Weise geordnetes Museum bildeten, bot ausreichende Gelegenheit, ein beschreibendes Verzeichniss seines Inhalts zusammenzustellen. Tiefer in’s Detail einge- hend, wo es sich um die «Sculpturwerke von Golgoi» handelte, dagegen mehr allgemein ge- halten in Bezug auf die älteren Bestandtheile des Museums, umfasste das Verzeichniss die sämmtlichen im Besitz des Hrn. Cesnola befindlichen Alterthümer aller Gattungen. Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften hat es angemessen gefunden, diesem ursprünglich in keiner Weise für die Oeffentlichkeit bestimmten Katalog einen Platz in ihren Dre SAMMLUNG CESNOLA. 8 Schriften zu vergönnen. Denn so vielfach auch neuerdings diese für die Geschichte der Kunst so überaus wichtige Sammlung in verschiedenen Zeitschriften erwähnt worden ist, so giebt es doch noch keine Beschreibung derselben, welche ihre wissenschaftliche Benutzung ermöglichte. Seit ihrem Bestehen ist es — soviel bekannt geworden — keinem Andern ver- gönnt gewesen, eine ausreichende Zeit ihrer Untersuchung zu widmen. Als der verstorbene Dr. C. Friedrichs auf seiner Orientreise sich im Spätsommer 1869 einige Wochen hin- durch auch in Larnaka aufhielt, um die Alterthümer des Hrn. Cesnola genauer kennen zu lernen, lag das Bedürfniss nach einer Katalogisirung derselben noch kaum vor, da damals die Kalksteinsculpturen von Atienu noch nicht existirten. Nach Auffindung dieses weitaus wichtigsten und interessantesten Bestandtheils des Museums, die — wie erwähnt — erst in den Frühling des darauf folgenden Jahres fällt, fand sich Hr. Colonna-Ceccaldi, zu jener Zeit französischer Consul auf Cypern, veranlasst, sich mit den Bildwerken mehrfach zu be- schäftigen. Von ihm sind bisher in der Rev. archéol. 1870—1871. To. IT. р. 361 ff. und 1872. To. I. p. 221 ff. zwei Aufsätze erschienen, welche die Fundgeschichte des sogenann- ten Tempels von Golgoi enthalten, so wie die Beschreibung und Besprechung einer Statue (№1 unseres Katalogs), dreier Köpfe (№№ 237. 352. 545.) und eines Reliefs (№ 763.). Beigefügt sind die Abbildungen der betreffenden Bildwerke. Was mit Ausschluss dieser Artikel und des oben angeführten Berichtes des Hrn. Cesnola sonst noch über die Зешр- turwerke der Sammlung veröffentlicht ist, beschränkt sich bis jetzt auf zwei Abhandlungen. Die eine ist im Bull. dell’ Instit. di Cörresp. arch. per l’anno 1871. р. 22 ff. von Hrn. Е. Finzi mitgetheilt. Sie verdankt ihre Entstehung nur einigen Photographieen, welche in den Besitz des Verfassers gelangt waren, nicht aber der unmittelbaren Anschauung, und konnte in Folge dessen das Museum Cesnola nur in sehr kurzer und allgemein gehaltener Weise besprechen. Der andere Aufsatz ist in der belletristischen Monatsschrift: Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. erschienen. Der ungenannte Verfasser giebt ausser weit umfassenden historischen Rückblicken eine Uebersicht der vom Generalen Gesnola gemach- ten Funde und weist auf die kunstgeschichtliche und künstlerische Bedeutung der Alterthü- mer hin. In den Text sind einige Illustrationen in Holzschnitt aufgenommen, welche von dem Charakter der dargestellten Bildwerke nur eine sehr ungenügende Vorstellung geben. Ausserdem ist es unter den gegebenen "Verhältnissen nur zu wahrscheinlich, dass die Sammlung der Sculpturwerke von Atienu nach verschiedenen Orten hin zersplittert werde. Sie ist von dem Besitzer vor Kurzem nach London geschafft worden und soll dort in näch- ster Zeit zum Verkauf kommen. Der in Zukunft der wissenschaftlichen Forschung leicht zugänglich bleibende Theil der Sammlung dürfte daher kaum ausreichen, um ein deutliches Bild der für die Entwickelungsgeschichte der alten Kunst so wichtigen kyprischen Kunst- übung zu geben. Aus diesen Gründen glaubte die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften der archaeo- logischen Forschung durch Veröffentlichung meines Katalogs einen Dienst zu erweisen, ob- gleich er seiner Entstehung zu Folge weder das dargebotene Material ganz vollständig er- 1* 4 JOHANNES DoELL, schöpfen, noch überhaupt auf eine Verwerthung desselben zur Lösung der sich daran knüp- fenden wissenschaftlichen Fragen eingehen konnte. Ueber die Anordnung und die Art, in welcher die einzelnen Abtheilungen des Museums Cesnola behandelt sind, habe ich Folgendes zu bemerken. Einer ausführlichen Beschrei- bung bedurften vor Allem die figürlichen Bildwerke, namentlich also die ganze Sammlung der Kalksteinsculpturen von Atienu, die den eigentlichen Kern des Museums bilden, und ausserdem nur noch die wenigen Marmorwerke so wie die Terracottafiguren, welche anderen Fundorten der Insel entstammen. Nicht so eingehend konnten die isolirt erhaltenen Sta- tuenköpfe aus Kalkstein besprochen werden und es war dies um so eher zulässig, als die unabsehbare Reihe derselben doch nur wenig von einander abweichende Wiederholungen von verhältnissmässig nicht zahlreichen Typen, enthält. Es sind deshalb die Köpfe nach Verwandtschaft und Uebereinstimmung ihrer charakteristischen Merkmale zu mehr oder weniger grossen Gruppen vereinigt und diese als solche beschrieben. Ganz ausgeschlossen wurden nur die zu arg verstümmelten Figuren und die unbedeutenden Bruchstücke dersel- ben. Ebenso musste von einer eingehenderen Beschreibung der gegen drei Tausend Exem- plare umfassenden Sammlung der Thongefässe abgesehen werden, deren überwiegende Anzahl ohnehin von geringem Kunstwerth ist. Nur bei denjenigen Vasen, die sich durch eine bildliche . Darstellung irgend welcher Art auszeichnen, schien eine detaillirtere Beschreibung geboten; die mit einfachen Ornamenten versehenen oder ganz unverzierten Thongefässe dagegen habe ich nach Gruppen geordnet und in allgemein übersichtlicher Weise beschrieben. Was schliess- lich die gleichfalls umfangreichen Sammlungen der Thonlampen und der Glasgegenstände an- belangt, so wird man auch hier die betreffenden Stücke nicht einzeln vorgeführt finden, da auch eine Arbeit dieser Art weder in der gegebenen Zeit ausführbar war, noch mit dem zu erwartenden archaeologischen Gewinn, in angemessenem Verhältniss gestanden haben würde. Mit grösserem Recht könnte man sich darüber wundern, dass ein anderer, wichtigerer Theil des Museums Cesnola in dem Katalog keine Aufnahme gefunden hat. Ich meine die inschriftlichen Denkmäler. . Allein diese durften auf ausdrücklichen Wunsch des Eigenthü- mers aus meinem handschriftlichen Verzeichniss in das vorliegende gedruckte nicht mit hinübergenommen werden. Nur wenn sich einem Bildwerk, namentlich einem der Reliefs, zufällig auch eine kürzere oder längere Inschrift beigefügt fand und in solchem Falle nicht als die Hauptsache, sondern nur als eine weniger wesentliche Beigabe aufgefasst werden konnte, war ausnahmsweise eine Publication auch der Inschrift gestattet. Ich muss mich daher begnügen zu bemerken, dass im Sommer 1870 das Museum Cesnola, abgerechnet die griechischen Inschriften auf Amphorenhenkeln und die griechischen oder römischen Lampenstempel, an epigraphischen Denkmälern zwanzig in phoenikischer, zwei und dreissig in kyprischer und drei und dreissig in griechischer Sprache enthielt. Veröffentlicht sind bisher nur die phoenikischen Inschriften; das eine Mal von Hrn. Rödiger im Monatsbericht 4. К. Akad. der Wiss. zu Berlin 1870. S. 264 ff. und zum zweiten Mal von Hrn. Schrö- der in derselben Zeitschrift 1872. 5. 330 ff. Dre SAMMLUNG Сезмогл. 5 Als Grundlage meines Katalogs sind die beigegebenen lithographischen Abbildungen anzusehen, welche sämmtlich die nach den Originalen aufgenommenen Photographieen mit möglichst grosser Genauigkeit wiedergeben. Der begleitende Text bildet gewissermaassen _ паг ein Supplement dieser Abbildungen und beschränkt sich daher grösstentheils auf das, was der Beschauer gar nicht oder nicht mit hinreichender Sicherheit diesen würde entneh- men können. In Bezug auf die im Katalog enthaltenen Angaben der einzelnen Fundorte ist zu be- merken, dass diesen ohne Ausnahme die mündlichen Mittheilungen des Hrn. Cesnola zu Grunde liegen, unter dessen meist an Ort und Stelle persönlich geführter Leitung der grösste Theil seiner Sammlung aufgefunden worden ist. Ausdrücklich hinzuzufügen habe ich nur, dass bei denjenigen Kalksteinsculpturen, deren Herkunft in der Beschreibung nicht angegeben ist, aber auch nur bei diesen, immer der sogenannte Tempel von Golgoi als die Fundstätte zu suppliren ist. Schliesslich erlaube ich mir noch zu betonen, dass bei Abfassung der vorliegenden Arbeit nur der eine Gesichtspunkt maassgebend war: eine möglichst knappe und doch genaue und zuverlässige Beschreibung der einzelnen Kunstwerke, keineswegs aber eine Erklärung derselben zu geben. Künftige Forschungen werden festzustellen haben, welcher Zeit die beschriebenen Bildwerke ihre Entstehung verdanken, welches ihre Bedeutung für die Ge- schichte der alten Kunst ist, welche Einflüsse die erobernden Nachbarvölker auf den Ent- wickelungsgang der kyprischen Kunstweise ausgeübt haben, mit welchen Namen die einzel- nen dargestellten Personen am richtigsten zu bezeichnen sind. Nur einer Specialuntersu- chung über die kyprische Kunst muss es vorbehalten bleiben, diese Fragen zu beantworten. Ein einfach beschreibender Katalog konnte nicht die Aufgabe haben, Fragen dieser Art auch nur entfernt zu berühren. Indem er einen Theil frischen Materials für die feste Grundlage zusammentragen hilft, auf welcher allein die angedeuteten kunstgeschichtlichen Aufgaben einer Lösung entgegengeführt werden können, beansprucht mein Katalog der Sammlung Cesnola lediglich das eine Verdienst, für eine hoffentlich nicht ganz entbehr- liche Vorarbeit gelten zu dürfen. In der Voraussetzung, dass der von griechischen und römischen Schriftstellern er- wähnte Aphroditetempel von Golgoi (Golgos) unweit des wenige. Wegstunden von Larnaka entfernten Dorfes Atienu zu suchen sei, hatten bereits im Anfang der sechziger Jahre einige französische Gelehrte, namentlich die Н.Н. Vogüé und Mas-Latrie, in dieser Gegend, die von der Bevölkerung ganz im Allgemeinen Jorgos genannt wird, ziemlich resultatlose Nach- grabungen unternommen. Auch der General Cesnola hatte sich, die von den genannten Gelehrten aufgegebenen Spuren weiter verfolgend, mehrfach bemüht, den Tempel zu finden '). 1) In Betreff der näheren Umstände, welche die Auf- ] ten, muss alle Verantwortlichkeit dem oben angeführten, findung des sogenannten Tempels von Golgoi begleite- | von Hrn. Cesnola in den Atti della В. Accademia delle 6 JOHANNES DOELL, Da aber auch seine Nachforschungen Anfangs zu keinem bessern Erfolg führten, entschloss er sich, im Gegensatz zu seinen Vorgäugern, die sich stets von der Vermuthung leiten liessen, dass die Ruinen des Tempels nur im Innern eines nahebei gelegenen Hügels enthal- ten sein könnten, seine Aufmerksamkeit auf das daranstossende Thal zu richten. Die Muth- maassung des geübten und erfahrenen Forschers bewähite sich vollständig. Denn in der That gelang es, hart am Fusse des einen, von den französischen Gelehrten bereits unter- suchten Hügels neben einigen architektonischen Ueberresten eine erstaunliche Menge auf engem Raum regellos über einander geschichteter Statuen und anderer Sculpturwerke aus Kalkstein aufzudecken. Im weiteın Verlauf der Ausgrabungsarbeiten und bei gleichzeitigem Wegschaffen der aufgefundenen Bildwerke trat eine etwa zwei Meter unter der Erdober- fläche gelegene niedıige Mauer («fondamento in pietra») zu Tage, welche in Foım eines läuglich rechtwinkligen Vierecks die sämmtlichen Kalksteinsceulpturen umgeben hatte. Die Langseiten waren von Norden nach Süden gerichtet und hatten urspünglich die Länge von 60 Fuss engl.: die von Westen nach Osten gehenden Schmalseiten maassen 30 Fuss engl. Diese Mauern, welche augenscheinlich den Unterbau eines grössern Gebäudes gebildet hatten, sind nach der Ueberzeugung des Hın. Cesnola für die baulichen Uebeireste des Aphroditetempels von Golgoi zu halten. Ап zwei Stellen war das Mauerwerk durch breite Einschnitte unterbrochen, die den Thüren des Gebäudes entsprachen. Die eine dieser Oeffnungen, etwa 9 Fuss breit, befand sich an der nördlichen Schmalseite, doch nicht in der Mitte derselben, sondern näher zur westli- chen Mauer hin; die andere Lücke, von ungefähr 8 Fuss о Breite, war in der nach Osten gerichteten Langseite und auch hier nicht in deren Mitte angebracht, sondern nahe bei dem südöstlichen Maueı winkel. Ob auch die beiden 2 anderen Wände, die westliche und die südliche, mit Thü- ren veisehen gewesen waren, konnte nicht festgestellt werden, da die südwc'tliche Ecke des Mauervierecks nicht mehr vorhanden war. Wenige Jahre vorher war Hr. Vogüé bei seinen am benachbatten Hügel unternomme- nen Untersuchungen, obne zu ahnen, wie nahe er dem vielgssuchten Tempel sei, quer über den südwestlichen Winkel des Fundaments hinübergegangen und hatt: ihn zerstöit. РРР 77 à à S Scienze di Torino Vol. VI. р. 554 ff. veröffentlichten | stätte die Möglichkeit genommen, sich durch den Augen- Bericht überlassen bleiben, dem sie entnommen sind. | schein von der Genauigkeit der in jenem Bericht mitge- Zu vergleichen ist übrigens Rev. archéol. 1872. To. I. | theilten Thatsachen zu überzeugen, da einige Zeit vor- р. 335 ff. Dem Verfasser des vorliegenden Katalogs war | her das von Hrn. Cesnola blossgelegte Terrain wieder bei seinem im August 1870 erfolgten Besuch der Fund- | verschüttet worden war. Die SAMMLUNG CESNOLA. 7 An den Seiten der beiden Thüröffnungen und die Mauern gegen die letzteren hin ab- schliessend fanden sich am Boden einzelne Säulenfüsse von Kalkstein (vgl. № 829 unseres Verzeichnisses). Aus der Lage, welche sie bei ihrer Auffindung einnahmen, konnte geschlossen werden, dass die nördliche Thüröffnung an je- der Seite von je zwei Säulen, die östliche dagegen nur von je einer Säule eingefasst gewesen war. Von den Säu- lenschaften haben sich keine Ueberreste erhalten. Hr. Ces- | — ÿ nola vermuthet, dass sie aus Holz angefertigt und durch Feuer zerstört worden seien und gründet diese Ansicht auf das Vorhandensein einer zwischen den Kalksteintrümmern und im Schutt ausgebreiteten Schicht von Holzkohlen und Asche. An den Innenseiten der beiden längeren Mauern fanden sich nahezu siebenhundert vierseitige Blöcke aus Kalkstein ohne Rücksicht auf die Verschiedenartigkeit ihrer Breite und Höhe an einander gereiht, während die Quermauern frei gelassen waren. Die Blöcke, welche in den seltensten Fällen über 0,50 М. hoch gewesen zu sein scheinen, haben die . Form von Würfeln oder von länglich flachen Platten und sind manchmal mit vertieften In- schriften in kyprischer Sprache und beinahe ohne Ausnahmen entweder an einer, nicht selten freilich auch an mehreren ihrer Flächen mit quadratischen Aushöhlungen versehen, die sie zur Aufnahme von Statuen geeignet erscheinen lassen. Ausserdem waren zwölf Postamente in drei, der Längenrichtung des Mauervierecks entsprechenden Reihen aufgestellt, vier in jeder Reihe, und durch freie Zwischenräume von einander getrennt. Von den längs der Wände angebrachten unterschieden sich diese isolirt stehenden Basen dadurch, dass die obere horizontale Fläche nicht eine, sondern zwei vier- seitige Vertiefungen enthält, wahrscheinlich, weil sie bestimmt waren, gleichzeitig je zwei Statuen als Untersatz zu dienen ''). Die innerhalb dieses Raumes aufgefundenen Sculpturwerke, deren Zahl in die Hun- derte geht, lagen in wüster Unordnung über einander: Statuen von den verschiedensten Grössen, Platten mit Reliefdarstellungen und kyprischen Inschriften, Votivgegenstände, Gefässe, Lampen, Bruchstücke von architektonischen Verzierungen, — sämmtlich in Kalk- stein ausgeführt und zum grössten Theil mehr oder weniger beschädigt. Hingegen fanden sich weder Bildwerke von Marmor, noch Figuren oder Vasen von gebranntem Thon, weder Geräthe von Glas, noch metallene Gegenstände. Was von Alterthümern dieser letzteren Gattungen, zum Theil in Tausenden von Exemplaren, in dem Museum Cesnola Aufnahme gefunden hat, ist an verschiedenen anderen Orten der Insel zu Tage gefördert worden. Die reichhaltige Sammlung der Kalksteinwerke dagegen, die den werthvollsten und bedeutend- sten Bestandtheil des Museums bildet, ist beinahe ausschliesslich das Ergebniss dieses einen Fundes. Nur vereinzelte Sculpturen in Kalkstein, namentlich die unter № 124 verzeichnete — 4 7 \ N GH 27 A 7 GEL. N 1) In der Rev. archéol. 1871. To. II. p. 368. ist ein derariiges Postament in einer Abbildung gegeben. 8 JOHANNES DoELL, Statue, mehrere mit griechischen Inschriften versehene Grabdenkmäler, von denen nur drei unter №№ 785. 786. 787. in den Katalog aufgenommen werden konnten, so wie einige un- verzierte Platten mit griechischen Inschriften, entstammen nicht dieser Fundstätte, sondern theils einigen nahebei gelegenen Gräbern, theils anderen Orten. Eine natürliche Folge des zur Verwendung gekommenen Materials, einer in den ky- prischen Bergen gebrochenen feinkörnigen und porösen Kalksteinart, ist es, dass sich die ursprüngliche äussere Beschaffenheit der Bildwerke im Laufe der Zeiten mehr oder weniger auffällig verändert hat. Zunächst ist durchgängig an der Oberfläche der Statuen die weisse Färbung des Kalktuffs in einen graugelblichen Ton übergegangen. Ferner hat in Folge des geringen Härtegrades, welcher äusseren Einflüssen, selbst dem Druck des Fingernagels, einen nur schwachen Widerstand entgegenzusetzen im Stande ist, die Schärfe der Conturen, am meisten natürlich an den besonders vortretenden Theilen, nicht selten leiden müssen. Andererseits ist der dieser Steinart eigenthümliche Mangel an festem Gefüge, welcher eine Politur der Flächen nicht zulässt, die Ursache, dass die kyprischen Statuen die durch den Meissel hervorgebrachte anfängliche Glätte der Oberfläche zum Theil eingebüsst und heut . zu Tage ein etwas rauhes und gleichsam verwittertes Aussehen haben. Abgesehen von der künstlerischen Auffassung und der Formenbehandlung tritt als charakteristisches Merkmal, das nahezu sämmtlichen statuarischen Werken gemeinsam ist, der Umstand hervor, dass die Rückseiten der Figuren nicht nur unausgeführt geblieben sind, sondern sogar die Form einer senkrecht herabgehenden ebenen Fläche haben. Von dieser Regel weicht nur eine Statue (№ 195 des Verzeichnisses), die auch an der Rückseite des Körpers sorgfäktig ausgearbeitet ist, vollständig ab. Dagegen bilden die in verschwin- dend kleiner Zahl vertretenen Statuen, welche ebenfalls eine gewisse Rundung der Körper- formen zeigen (NN 47. 113. 193. 195. und №№ 174—177.) doch nur eine scheinbare Ausnahme von der Regel, insofern bei ihnen die Ausarbeitung der Rückseite, verglichen mit der in den meisten Fällen äusserst sorgfältigen Durchführung der Vorderseite, als eine durchaus oberflächliche und flüchtige erscheint und die betreffenden Körpertheile durch eine ganz allgemein gehaltene Angabe der Formen eben nur angedeutet sind. Offenbar also waren die Statuen nicht für jeden beliebigen Standpunkt des Beschauers berechnet, son- dern die vernachlässigten hinteren Seiten sollten den Blicken desselben entzogen werden. Nur dadurch wird es erklärlich, weshalb bei einzelnen Statuetten (z. В. bei №№ 124. 128. 136. 153. 154.) die nicht geschlossenen unteren Extremitäten nicht einmal ringsum frei stehend gebildet, sondern an ihrer Rückseite durch eine von oben nach unten herabgehende Zwischenwand mit einander verbunden sind, von welcher die Beine sich genau wie von der Grundfläche eines Reliefs abheben. Auch ist noch eine andere Reihe von Figuren, beson- ders der kleineren (№№ 23. 27. 32—37. 104. 108. 109. 213—218.), deren sämmtliche Körperformen ebenfalls reliefartig behandelt und häufig von sehr flacher Erhebung sind, trotz der ihnen mangelnden Grundfläche, in nicht geringem Grade geeignet, die Meinung, dass die Statuen insgesammt nur für eine Vorderansicht berechnet waren, zu unterstützen. Dre SAMMLUNG ÜESNOLA. 9 Im besten Einklang aber steht hiermit der schon erwähnte Umstand, dass in dem sogenann- ten Tempel von Golgoi eine überaus grosse Anzahl von Statuenbasen dicht an einander gereiht und unmittelbar an den Mauern angelehnt aufgefunden wurde. Endlich kann zur Unterstützung dieser Ansicht noch auf die Statue № 190 hingewiesen werden, welche in ihrer Bildung dadurch von allen übrigen abweicht, dass sie nur die eine Körperhälfte, die linke, darbietet. Denn wenn die rechts von der Mittellinie des Körpers, nahe der rechten Brustwarze, senkrecht herabgehende Schnittfläche nicht zufällig entstanden ist, sondern dazu bestimmt war, die hintere Fläche der Figur zu bilden, so wird es kaum zu bezweifeln sein, dass der nach links gewendete Körper von vornherein für diese Profilansicht berechnet war und in diesem Falle, wie die übrigen Statuen, nur die Bestimmung haben konnte, an eine architektonische Fläche angefügt zu werden. Eine etwas verschiedene Ansicht vertritt der Verfasser des in den Memoiren der Tu- riner Akademie mitgetheilten Fundberichts (S. 562). Er glaubt für die genannte Eigenthüm- lichkeit jener Statuen eine Erklärung zu finden, indem er sie in Beziehung bringt zu den im Innenraum des Tempels isolirt aufgestellten Blöcken, die an ihrer horizontalen obern Fläche mit zwei viereckigen Vertiefungen versehen sind. Von der augenscheinlich begründeten Voraussetzung ausgehend, dass jedes dieser Postamente für die Aufnahme von zwei Statuen bestimmt war, nimmt er an, die letzteren seien, ohne dass eine Zwischenwand irgend wel- cher Art sie schied, mit ihren Rückseiten an einander gefügt gewesen und hätten eng ver- bundene Paare gebildet. Allein schon das bei dieser Annahme ausser Acht gelassene nume- rische Missverhältniss, welches zwischen den vorgefundenen Doppelpostamenten und den Statuen besteht, dürfte die der Gesammtheit der letzteren zugeschriebene Verwendung nur bei einer ausnehmend kleinen Zahl von Figuren möglich erscheinen lassen. Dazu kommt der Umstand, dass es schwer halten dürfte, unter den Hunderten von Statuen auch nur zwei zu finden, deren Grössenverhältnisse einander hinreichend entsprächen und selbst wenn sich eine absolute Uebereinstimmung von zwei Figuren nachweisen lassen sollte, so würde man sich doch bei dem Gedanken an eine so enge Verbindung derselben der Vorstellung schwerlich erwehren können, dass zwei mit dem Rücken an einander gewachsene Zwillinge dargestellt seien. Endlich würde nicht abzusehen sein, aus welchen Ursachen eine derartige Doppelstatue nicht aus einem einzigen Stück, sondern aus zwei für sich ausgearbeiteten und erst nachträglich mit einander verbundenen Hälften bestehen sollte. Die angedeuteten Gründe weisen vielmehr alle darauf hin, dass man sich die Aufstellung der beiden Figuren nur so zu denken habe, dass ihre Füsse nicht nach entgegengesetzten Seiten, sondern nach einer einzigen gekehrt waren. Das Statuenpaar stand auf dem Doppelpostament eben ein- fach neben einander, ganz wie die grosse Mehrzahl aller übrigen Statuen auf den nahe an einander gerückten Einzelpostamenten, und wendete wie jene die allein ausgeführte Vorder- seite des Körpers einer und derselben Richtung und dem Beschauer zu. Neben dieser für die kyprischen Statuen charakteristischen Eigenthümlichkeit besitzen dieselben noch manche andere Besonderheit. Hauptsächlich fällt die der Mehrzahl gemein- Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VlIme Serie. 2 10 JOHANNES DoELL, same Kôrperhaltung auf, deren stete Wiederholung Шг einen entschieden conventionellen Charakter verleiht. Fast ohne Ausnahme tritt dem Beschauer der Mangel an jeder lebhaf- teren Stellung oder Bewegung entgegen, welcher in der Natur des zur Verwendung gekom- menen Kalksteins keine ausreichende Erklärung findet. Die Haltung ist durchweg eine ruhige, selbst steife und seltsam gravitätische und nur ausnahmsweise eine bis zu einem ge- wissen Grade bewegte. Die Füsse sind entweder ganz geschlossen oder nur durch einen kleinen Zwischenraum von einander getrennt. Eine vorschreitende Stellung oder eine solche, bei der das Gewicht des Körpers nur auf dem einen Bein ruht, ist den Statuen nur in ver- einzelten Fällen gegeben. Nicht weniger selten finden sich die Arme vom Körper frei ab- gelöst. Am gewöhnlichsten lassen die Figuren beide Arme gerade am Körper herabhängen oder wenigstens den einen derselben. Im letztern Fall ist die Hand des andern Armes nicht selten vor die Brust gelegt. Wenn die Arme nicht in dieser einfachsten Weise am Körper anliegen, sind es doch nur die Vorderarme, welche, mehr oder weniger nach vor- wärts gestreckt, sich vom Körper trennen. Am seltensten trifft man eine Statue mit ganz frei erhobenem Arm oder einen lebhaften Gestus an. Die Hände erscheinen, wenn sie nicht mit Attributen versehen sind, geschlossen. Sehr zahlreich sind die Statuen, deren Geschlecht sich nicht mit Sicherheit bestimmen lässt, wenn nicht der so häufig vorkommende Hüftschurz dazu nähere Anhaltspunkte bieten sollte, was zu entscheiden wir zunächst den Aegyptologen überlassen. Die Attribute zeigen nur geringe Abwechselung. Die gewöhnlichsten sind: eine Taube, eine kleine, mit einem Deckel versehene runde Büchse, ein Blätterzweig. Ihre Wahl wird natürlich nicht ohne Beziehung auf eine Gottheit und deren Cultus getroffen sein und dasselbe gilt ohne Zweifel von der so häufig vorkommenden Bekränzung und anderem Kopfschmuck. Eine grössere Mannigfaltigkeit bietet die Bekleidung der Statuen dar. Beginnend mit der primitivsten und anspruchlosesten Form, einem bis auf die Füsse herabreichenden fal- tenlosen Gewande (welches schon Caylus im Rec. d’Antiquites To. VI. Pl. 18, 3. 4. als kyprisches bekannt war), enthält die lange Reihe der Figuren manche ungewöhnliche und seltsame Uebergangstufen des Costüms und schliesst mit der faltenreichen griechischen Doppelgewandung. Daneben findet sich auch nichtgriechische, in besonders reichlicher Weise aber aegyptische Tracht vertreten, deren wesentlichste Theile, die Kopfbedeckung und der Hüftschurz, ebenfalls mancherlei neue Modificationen bieten. Vollständig unbekleidete Statuen sind nur als einzelne Ausnahmen anzutreffen. Schliesslich ist noch der Bemalung zu gedenken, welche, um die Lebhaftigkeit der Wirkung zu erhöhen, bei den Statuen der Sammlung Cesnola, ebenso wie bei den Reliefs, in Anwendung gekommen ist. Namentlich haben sich Ueberreste von rother Farbe am Haupthaar, ап. den Gewändern, so wie an einigen unbedeckten Körpertheilen erhalten. Nicht selten sind auch die Augensterne, die man bei keiner Statue vertieft findet, durch einen mit rother Farbe ausgefüllten. Kreis angedeutet. Die SAMMLUNG CESNOLA. 11 I. Bildwerke von Kalkstein. A. Statuen . 1. Statue eines Mannes (Taf. Г, 12.; der Kopf allein in grüsserem Maasstabe Taf. VIII, 5.) Die Unterarme sind vorgestreckt. Die rechte Hand hält einen mit einem Fuss versehenen kleinen Becher; auf der linken Hand sass ursprünglich ein Vogel, von welchem sich vier zwischen dem Zeige- und Mittelfinger sichtbare Krallen erhalten haben. Kinn und Wangen der Figur sind von einem gekräuselten Bart umgeben, der als künstlich befestigt anzunehmen ist. Die kappenförmige Kopfbedeckung, welche eine Reihe kleiner Stirnlocken frei lässt, ist mit breiten Streifen verziert und geht oberhalb in einen, wie es scheint, gehörnten Thierkopf aus; jederseits fallen drei schmale gekräuselte Bänder oder Locken über jede Schulter nach vorn herab. Bekleidet ist die Statue mit einem faltenlosen, unterhalb mit einem breiten Saum verzierten Untergewande, dessen Aermel bis an die Ellen- bogen reichen, so wie mit einem Obergewande, das über die rechte Schulter gezogen ist und, quer über einen Theil der Brust und der Vorderarme gehend, mit den Zipfeln zu den Sei- ten des Körpers herabfällt. An einzelnen Theilen der Kopfbedeckung und an den Lippen der Figur finden sich Spuren von rother Bemalung; ausserdem ist vorn am Hals, längs dem obern Saum des Gewandes, eine Reihe von nicht genau bestimmbaren Zeichen von rother Farbe, vielleicht kyprischen Buchstaben, undeutlich zu erkennen. Die Oberfläche der Statue ist mehrfach mit schwärzlichen, augenscheinlich durch Feuer hervorgebrachten Flecken be- deckt. Am rechten Ohrläppchen, hie und da am Gewande, so wie am Becher finden sich leichte Beschädigungen; sonst ist die Oberfläche vortrefflich erhalten. Der Kopf war ab- gebrochen. Die Vorderarme sind eingesetzt. Es fehlen die Füsse der Figur und der Vogel, welchen die linke Hand hielt. Höhe 1,98 M. 1) Diejenigen Statuen, deren Geschlecht nicht sicher | Beinstellung nicht besonders berücksichtigt ist, stehen bestimmt werden konnte, sind ausschliesslich mit dem | aufrecht und haben geschlossene oder nur durch einen allgemeinen Ausdruck: jugendliche Statue oder jugend- | kleinen Zwischenraum getrennte Füsse liche Figur bezeichnet. Alle Statuen, deren Haltung und 2* 12 JOHANNES DoELL, Abgebildet in der Rev. archéol. 1871. To. II. Pl. 23; der Kopf allein Pl. 24. Hinzu- gefügt sind in der Abbildung der wenigstens im Sommer 1870 nicht vorhandene Vogel und die bestimmt nicht zur Statue gehörigen Füsse mit der Basis. 2. Männliche Statue (Taf. I, 11.). Die rechte Hand liegt geschlossen auf der Brust, während der linke Arm dicht am Körper herabhängt. Die Figur hat einen Bart, der in Streifen geordnet, nur am Rande gelockt ist und, wie es scheint, als künstlich angesetzt gedacht werden soll. Der Kopf ist mit einer am obern Theil ursprünglich zuge- spitzten Kappe bedeckt, die hinterwärts die Form eines über den Nacken herabhängenden Sackes hat. Den Körper bedeckt ein mit kurzen Aermeln versehenes Untergewand, welches faltenlos bis auf die Füsse herabfällt; darüber ist ein gleichfalls faltenloses Gewandstück gezogen, das die rechte Schulter und den rechten Arm umhüllt und über die linke Schulter nach vorn an der rechten Körperseite herabgeht. Die Statue hat durch Bestossung gelitten, besonders am untern Theil. Der Vordertheil der Basis mit den Füssen ist angesetzt. Es fehlen: der Zipfel der Kopfbedeckung, ein Stück der Nasenspitze und drei Finger der linken Hand. Höhe 1,63 M. 3. 4. Zwei Figuren von ähnlicher Haltung und Bekleidung wie die vorhergehende. Von sehr übler Erhaltung der Oberfläche. Die Köpfe der Statuen fehlen. Höhe 1,80 und 1,70 M. 5. Obertheil einer männlichen Statue von derselben Art wie №№ 2—4. Die Oberfläche ist vielfach zerstört. Es fehlen: der Zipfel der Kappe, die Nasenspitze, der vordere Rand des Bartes und der Unterkörper von den Hüften abwärts. Höhe 0,99 M. 6. Männliche Statuette (Taf. I, 4.); von gleichem Typus und ähnlich bekleidet wie №№ 2—5. Der Kopf ist aufgesetzt, der Körper in der Kniegegend quer gebrochen; im Uebrigen von guter Erhaltung der Oberfläche. Höhe 0,37 M. 7. Aehnliche Statuette. Die Oberfläche sehr beschädigt. In der Mitte des Kör- pers quer gebrochen. Höhe 0,10 M. 8. Jugendliche Figur (Taf. I, 7.), mit dem linken Bein ein wenig vorschreitend. Sie hat die rechte Hand vor die Brust gelegt und lässt den linken Arm herabhängen. Der Kopf ist mit einer Kappe bedeckt, welche oberhalb einen Zipfel bildet und im Nacken sack- fürmig herabfällt. Bekleidet ist der Körper mit einem eng anschliessenden Gewande, wel- ches, mit ganz kurzen Aermeln versehen und bis zur Mitte der Oberschenkel reichend, über den Hüften mit einem breiten Band gegürtet ist. Die Oberfläche der Statue ist hie und da bestossen. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 13 Es fehlen die Веше von den Knieen abwärts. Höhe 0,86 M. 9. Jugendliche Figur (Taf. I, 5.), deren rechte Hand auf der Brust liegt, während der linke Arm dicht am Körper herabgeht. Den Kopf bedeckt eine oberhalb zugespitzte und im Nacken sackförmig herabhängende Kappe. Die Bekleidung des Körpers besteht aus einem Untergewande, von welchem nur ein geringer Theil auf der Brust sichtbar ist, und einem bis auf die Füsse herabreichenden Obergewande ohne Falten, das über die rechte Schulter und den rechten Arm gezogen ist, den linken Arm aber beinahe ganz unbedeckt lässt. Die Statuette ist fast ohne jede Beschädigung. Höhe 0,71 М. 10. Aehnliche jugendliche Figur (Taf. I, 6.). Die Oberfläche ist verwischt und bestossen. Der Kopf und die Basis nebst den Füssen sind angesetzt. Höhe 0,72 M. 11. Aehnliche jugendliche Figur. Es fehlen die Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts. Höhe 0,49 M. 12. Aehnliche jugendliche Figur. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlt der Unterkörper von der Mitte der Oberschenkel abwärts. Höhe 0,47 M. 13. Aehnliche jugendliche Statuette. Sie war am Hals, oberhalb der Hüften und in der Mitte der Oberschenkel quer gebrochen. у Höhe 0,60 М, 14. Aehnliche jugendliche Figur: am untern Theil des Gewandes erheblich be- schädigt. Der Kopf war abgebrochen. Höhe 0,52 M. 15. Aehnliche jugendliche Figur. Die Füsse fehlen. Höhe 0,53 M. 16. Aehnliche jugendliche Figur. Höhe 0,49 M. 17. Aehnliche jugendliche Figur. Der Kopf fehlt. Höhe 0,33 M. 18. Aehnliche jugendliche Figur. Es fehlen die Füsse. Höhe 0,30 M. | 19. Aehnliche jugendliche Figur. | Es fehlen die unteren Extremitäten von den Knieen abwärts. Höhe 0,19 M. 14 JOHANNES DoELL, 20. Aehnliche jugendliche Statuette; mit beinahe vollständig zerstörter Ober- fläche. Höhe 0,22 M. 21. Weibliche Statuette (Taf. I, 8.). Die rechte Hand ist vor die Brust gelegt und hält, wie es scheint, eine Blume; der linke Arm geht dicht an der Seite des Körpers herab. Den Kopf bedeckt eine eng anschliessende Kappe, deren hinterer Theil schleierartig über den Nacken herabhängt. Die Ohren sind mit Ohrgehängen, der Hals ist mit einer doppelten Perlenschnur geschmückt, an welcher ein nicht genau bestimmbares Amulet hängt. Bekleidet ist die Figur mit einem bis an die Füsse herabreichenden faltenlosen Ge- wande, welches mit langen Aermeln versehen ist. Die Oberfläche der Statuette ist vielfach beschädigt, besonders am untern Theil des Gewandes. Es fehlen die Füsse. Höhe 0,77 M. 22. Weibliche Statuette (Taf. I, 3.). In der rechten, vor der Brust liegenden Hand eine Blume; die Linke geht dicht an der Seite des Körpers herab. Das Haupthaar ist nicht bedeckt, sondern bildet über der Stirn eine Reihe kleiner Löckchen und fällt, in Streifen geordnet, über den Nacken zurück. Die Bekleidung besteht aus einem mit langen Aermeln versehenen Gewande, das faltenlos bis auf die Füsse herabreicht. Am Gewande sind Ueberreste von rother Bemalung zu erkennen. Die Oberfläche hat durch Verwitterung nicht unbeträchtlich gelitten. In der Gegend der Kniee war die Figur quer gebrochen. Der Kopf ist aufgesetzt. Höhe 0,16 M. 23. Weibliche Statuette, von analoger Haltung und Bekleidung wie die vorherge- hende. Das Haupthaar wird durch ein schmales Band zusammengehalten. Die Körper- formen sind in der Weise eines flachen Reliefs behandelt und von roher Ausführung. Die Oberfläche ist von mittelguter Erhaltung. | Höhe 0,33 M. 24. Weibliche Figur von derselben Art ме № 22 und № 23; ebenfalls wenig sorg- fältig ausgeführt. Es fehlt der linke Unterarm mit der Hand. Höhe 0,18 M. 25. Aehnliche weibliche Statuette. Am Gewande Spuren von rother Bemalung. Höhe 0,17 М.” à 26. Weibliche Statuette von ähnlicher Bildung wie №№ 22—25; an einzelnen Theilen ursprünglich mit rother Farbe bemalt. Höhe 0,15 M, 27. Weibliche Statuette (Taf. I, 1.). Sie hält in der vor die Brust erhobenen rechten Hand eine Blume; die Linke ist herabgesenkt. Den Hals schmückt ein Perlenhals- band, das mit einer Reihe kleiner Anhängsel versehen ist. Bekleidet ist die Statuette mit сх Dre SAMMLUNG CESNOLA. 1 einem bis an die Füsse herabreichenden faltigen Untergewande, welches lange Aermel hat, und einem Obergewande, dessen Zipfel zu den Seiten des Körpers herabhängen. Die Füsse scheinen mit Schuhen bekleidet zu sein. Die Körperformen sind nur skizzenhaft angelegt. Höhe 0,17 M. 28. Weibliche Figur (Taf. Г, 2.) in ungewöhnlich reicher Bekleidung, mit dem lin- ken Fuss ein wenig vorschreitend. Die rechte Hand ist vor die Brust erhoben und hielt wol eine Blume: die gesenkte Linke hat einen Theil des Gewandes gefasst. Vom Haupt- haar, das mit einer kleinen flachen Mütze bedeckt ist, fallen jederseits drei lange Locken über die Schultern nach vorn herab. Die Ohren sind mit Ohrgehängen, der Hals ist mit ei- nem Perlenband geschmückt, an welchem ein Amulet hängt. An jedem Vorderarm ein Arm- ring. Die Bekleidung des Körpers besteht aus einem mit kurzen Aermeln versehenen langen Untergewande und aus einem faltenreichen Obergewande, das an der Vorderseite offen und an den Rändern zierlich gefältelt ist. Ausserdem ist von der linken Schulter quer zur rechten Hüfte ein breites, der Länge nach gefälteltes Band gezogen. Die Füsse sind mit Sandalen bekleidet. Die im Allgemeinen ein wenig nachlässig ausgeführte Figur steht auf einer consolenartigen Basis, an deren untern Fläche die (in unserer Abbildung nicht sichtbaren) Bruchstücke von zwei kleinen Köpfen erhalten sind. Oberhalb der Fussknöchel war die Statuette gebrochen, doch ist sie sonst von guter Erhaltung. Höhe 0,26 M. 29. Statue eines Mannes (Taf. T, 13.: der Kopf in grösserem Maasstabe Taf. VIII, 4. 7.). Beide Arme sind herabgesenkt. Ein gekräuselter Bart, der als künstlich angesetzt gedacht zu sein scheint, umgiebt Wangen und Kinn. Das Haupthaar, welches über der Stirn in eine Reihe kleiner Löckehen geordnet ist und in gelockten Streifen über den Nacken herabfällt, ist mit einer oberhalb in einen Zipfel ausgehenden Kappe bedeckt. Bekleidet ist die Figur mit einem bis auf die Füsse herabreichenden faltenlosen Gewande, dessen Aer- mel nur einen Theil der Vorderarme frei lassen. Die letzteren sind mit je einem Armring geschmückt. Ueber das Untergewand ist ein schmales gefälteltes Gewandstück mit ausge- zacktem Rande gezogen, welches von der linken Schulter zur rechten Seite des Körpers herabgeht. An den Lippen der Figur sind Ueberreste von rother Bemalung wahrzuneh- men. Die Oberfläche ist im Ganzen von vortreftlicher Erhaltung; nur am Hals, an der linken Schulter und am emporstehenden Rande des Gewandstückes finden sich einzelne un- bedeutende Beschädigungen. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlen einige Fingertheile der linken Hand. Höhe 1,98 M. Abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. р. 199. 30. Jugendliche Figur (Taf. I, 9.). Beide Arme hängen dicht am Körper herab. Den Kopf bedeckt eine nach oben zugespitzte Kappe. Der Körper ist mit einem eng an- schliessenden Untergewande, dessen Aermel bis an die Ellenbogen reichen, und mit einem » & 16 JOHANNES DoEzr, leicht gefältelten Obergewande bekleidet, das die rechte Schulter frei lässt. Die Statue hat gar nicht gelitten. Hôhe 0,54 M. 81. Gleichartige jugendliche Figur. Von ziemlich guter Erhaltung der Ober- fläche. | Es fehlen die unteren Extremitäten von der Mitte der Oberschenkel abwärts. Höhe 0,43 M. 32. Jugendliche Statuette (Taf. I, 10.) mit dicht am Körper herabgehenden Ar- men. Den Kopf bedeckt eine kleine Mütze, von welcher jederseits ein breites Band nach vorn herabfällt. Die Bekleidung besteht aus einem mit kurzen. Aermeln versehenen faltenlo- sen Untergewande, das bis an die Füsse reicht. Darüber ist ein ebenfalls glatt anliegendes Gewandstück gezogen, welches von der linken Schulter zur rechten Körperseite herabgeht. Die Oberfläche der nach Art eines flachen Reliefs behandelten Figur hat an einzelnen Stellen durch Bestossung ein wenig gelitten. Die Fingerspitzen und die Füsse fehlen. Höhe 0,56 M. 33. Oberkörper einer ähnlichen Figur. Von jeder Seite der Kopfbedeckung fallen zwei schmale Bänder über die Schultern nach vorn herab. Die Körperformen sind relief- artig behandelt. An der Oberfläche stellenweise beschädigt. Es fehlen: die Nasenspitze und die Unterarme sammt den Händen; ausserdem der Unterkörper von den Hüften abwärts. Höhe 0,38 М. 34. Statuette von ähnlichem Typus; von flüchtiger Ausführung und erheblich be- stossen. Die Füsse haben sich nicht erhalten. Höhe 0,39 M. 35. Jugendliche Figur, mit №№ 32—34 übereinstimmend. Sie war oberhalb der Kniegegend quer gebrochen und hat durch Verwitterung gelitten. Höhe 0,31 М. 36. Achnliche jugendliche Figur. Аш Gewande Spuren von rother Bemalung. Es fehlen die Füsse. Höhe 0,20 M. 37. Aehnliche jugendliche Figur: mit Ueberresten von rother Farbe am Gewande. . Es fehlt ein Stück des rechten Vorderarmes. Höhe 0,14 M. 38. Jugendliche Statue (Taf. II, 8.). Die nur in einem kleinen Bruchstück erhaltene rechte Hand lag auf der Brust; der linke Arm hängt gerade herab. Kinn und Wangen der Figur sind von einem glatt anliegenden Zeugbart umschlossen, der als künstlich befestigt anzunehmen ist. Den Kopf bedeckt eine Kappe, die oberhalb in eine breite Spitze ausgeht DIE SAMMLUNG ÜESNOLA. 17 und das im Nacken herabfallende Haar sackförmig umhüllt. An ihrem vordern Theil ist die Kappe mit einer Rosette verziert, welche von einem bogenförmigen Streifen umgeben ist. Die Ohren sind mit Öhrgehängen geschmückt. Den obern Theil der Brust und die Schul- tern bedeckt ein breiter, aus drei Reihen von verschiedenartigen. Verzierungen bestehender Halsschmuck. Am linken Oberarm ein Doppelring, der von einer Rosette zusammengehalten wird. Die Bekleidung des Körpers besteht aus einem glatt anliegenden Gewande ohne Aermel und aus einem Hüftschurz. Die Oberfläche ist überall beschädigt, der Kopf aufgesetzt. Es fehlen: die Nase zum grössten Theil, der rechte Arm nebst der Hand, einige Fin- ger der linken Hand und die Unterschenkel mit den Füssen. Höhe 1,21 М. 39. Jugendliche Figur (Taf. II, 7.) Der linke Unterarm war vorgestreckt; der rechte Arm ist herabgesenkt. Auf dem Kopf eine Kappe, welche oberhalb einen breiten Zipfel bildet und im Nacken sackförmig herabhängt. Die Ohren sind mit Ohrgehängen ge- schmückt. Ein breiter, aus drei Reihen von verschiedenartigen Zierrathen zusammenge- setzter Halsschmuck bedeckt den obern Theil der Brust und die Schultern. Darüber ist ausserdem ein von der linken Schulter gerade zur Achsel herabgehendes Doppelband ge- zogen. Jeder Oberarm ist mit einem spiralförmigen Ring geschmückt. Die Figur scheint unbekleidet zu sein bis auf einen Hüftschurz, an dessen Mittelstück in flachem Relief aus- geführt sind: in der Mitte ein Gorgoneion mit ausgestreckter Zunge, unter dessen Kinn die Endstücke von zwei Schlangen hervorragen; oberhalb des Gorgoneion ein Auge und unten zwei ungewöhnlich gebildete Flügelthiere. Die Oberfläche ist vielfach bestossen, der Kopf aufgesetzt. Es fehlen: ein Stück von der rechten Schulter, der linke Vorderarm mit der Hand und die Beine von den Knieen abwärts. Höhe 0,62 M. 40. Jugendlich männliche Statue (Taf. II, 10.). Beide Arme sind herabgesenkt. Die Wangen und das Kinn sind von einem in unserer Abbildung zu schwach angedeuteten glatten Zeugbart umschlossen, der als künstlich angelegt zu denken ist. Auf dem Kopf trägt die Figur eine einfache Zipfelmütze. Die Oberarme sind mit je einem Spiralring ge- schmückt. Den Körper bedeckt ein anschliessendes Gewand, das ganz kurze Aermel hat und sich unterhalb der Brust in drei herabfallende Streifen theilt, von denen der mittlere mit einem in Relief ausgeführten Löwenkopf verziert ist. Ausserdem ist der Körper mit einem Hüftschurz bekleidet. Die Beine waren nackt. An der Oberfläche haben kleine Ab- splitterungen stattgefunden. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlen: der untere Theil des rechten Vorderarmes nebst der Hand und die Unter- schenkel mit den Füssen. Höhe 1,26 M. 41. Männliche Statue, von ähnlicher Bildung wie № 40. Wenig sorgfältige Aus- führung und stärker beschädigt. Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. © 18 JOHANNES DOELL, Die unteren Extremitäten von den Knieen abwärts sind nicht erhalten. Höhe 0,49 M. 42. Statuette von ähnlicher Bildung wie die beiden zuletzt beschriebenen. Die Oberfläche ist gleichfalls von schlechter Erhaltung. Es fehlen die Unterschenkel nebst den Füssen. Höhe 0,46 M. 43. Statue eines Mannes (Taf. II, 9.). Seine rechte Hand liegt vor der Brust, während die linke, von welcher nur ein kleines Ansatzstück am linken Oberschenkel erhal- ten ist, herabgesenkt war. Ein glatt anliegender, aber schneckenförmig gelockter Zeugbart, der als künstlich angesetzt zu denken ist, umschliesst das Kinn und die Wangen. Den Kopf bedeckt eine aegyptische Tiara (Pschent), welche über der Stirn zwei Reihen schnek- kenförmiger Löckchen frei lässt. Ein breiter Halsschmuck, aus drei Reihen von Zier- rathen bestehend, umgiebt den Hals. Bekleidet ist die Figur nur mit einem fein gefältelten Hüftschurz, dessen Mittelstück mit zwei Uraeus-Schlangen in flachem Relief verziert ist. Ueberaus sorgfältig ausgeführte Statue, die aber durch Bestossung mehrfach gelitten hat, hauptsächlich an den Ohren, am rechten Arm und an der Hand. Es fehlen: einzelne Theile der Kopfbedeckung, der linke Arm von der Mitte des Oberarmes und die Beine von den Knieen abwärts. dd Höhe 1,31 M. . Abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. pag. 201. 44. Jugendliche Statue (Taf. II, 4.), die in der Haltung mit der soeben beschrie- benen übereinstimmt, aber in anderer Weise bekleidet ist. Das Kinn und die Wangen sind von einem glatten Zeugbart umhüllt, der als künstlich angelegt aufzufassen ist. Den Kopf bedeckt eine Kappe, welche das im Nacken herabfallende Haupthaar sackförmig umschliesst. Bekleidet ist die Figur mit einem dicht anschliessenden, kurzärmeligen Gewande und einem Hüftschurz. Die Beine scheinen nicht bekleidet gewesen zu sein. Die Oberfläche ist von schlechter Erhaltung, namentlich der Hüftschurz beinahe vollständig zerstört. Die Unterschenkel und die Füsse sind nicht erhalten. | Höhe 1,43 M. 45. Statue, sowol in der Haltung wie in der Bekleidung der vorhergehenden ent- sprechend. Jeder Oberarm ist ausserdem mit einem Armring geschmückt. Die Oberfläche hat durch Verwitterung und Bestossung sehr gelitten. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlen: ein Stück der Nasenspitze und des Kinns, der vordere Theil des Halses, eine Ecke des Haarsackes und die unteren Extremitäten von den Knieen abwärts. Höhe 1,17 M. 46. Aehnliche Statuette. Jeden Oberarm schmückt ein Armring. Die Oberfläche ist sehr beschädigt. Es fehlen: die Nasenspitze, die linke Hand und die Beine von den Knieen abwärts. Höhe 0,43 M. DIE SAMMLUNG ÜESNOLA. 19 47. Oberkörper einer ähnlichen Statuette, die aber auch an der Rückseite aus- geführt ist. Der Hals ist mit einem Perlenband geschmückt. Am Gewande finden sich Ueberreste von rother Farbe. Die Arme und die Beine fehlen.- Höhe 0,12 M. 48. Aehnliche Figur (Taf. II, 1.), mit dem linken Bein ein wenig vorschreitend. Der Hals so wie die Arme sind ohne Verzierung, das Mittelstück des Hüftschurzes ist kürzer. Es fehlen: der linke Arm und die Beine von den Knieen abwärts. Höhe 0,16 M. 49. Statue (Taf. II, 6.; der Kopf in grösserem Maasstabe Taf. IX, 7.); von dem Ty- pus der unter №№ 44—48 beschriebenen Figuren und in derselben Weise bekleidet. Doch ist die Haltung der Arme eine umgekehrte: die linke Hand ruht vor der Brust und die rechte ist herabgesenkt. Jede Hand umschliesst einen kugelförmigen Gegenstand. Im Gan- zen ist die Oberfläche der Statue von treffiicher Erhaltung; gelitten haben nur die rechte Wange, der linke Oberarm und die linke Hand. Der Kopf war abgebrochen. Die Unterschenkel nebst den Füssen fehlen. Höhe 1,40 M. 50. Statue, welche sich von der vorigen nur dadurch unterscheidet, dass der Hals mit einem breiten, aus drei Reihen von Zierrathen bestehenden Halsband und der rechte Oberarm mit einem Doppelring geschmückt sind. Ein wenig beschädigt ist die Oberfläche der Figur am Gesicht und am rechten Oberarm. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlen: die Nase, die Lippen, die rechte Hand, der linke Arm mit der Hand, von welcher nur ein kleiner Theil auf der Brust erhalten ist, so wie die unteren Extremitäten von den Knieen abwärts. Höhe 1,37 M. 51. Aehnliche Statue. Der Hals ist mit einem Halsband geschmückt, das aus vier Reihen von Verzierungen zusammengesetzt ist. Die Oberfläche der Figur hat an mehreren Theilen durch Bestossung sehr gelitten. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlen: die Nasenspitze, der rechte Arm mit der Hand, der linke Oberarm und die Beine von den Knieen abwärts. Höhe 1,27 M. 52. Oberkörper einer jugendlichen Figur, welche die Doppelflöte bläst (Taf. II, 5.). Die Kopfbedeckung besteht aus einer Kappe, welche hinterwärts die Form eines her- abhängenden Sackes hat. Ein eng anliegendes Gewand, das die Arme frei lässt, bedeckt den Körper. Die vor die Brust erhobenen Hände halten die durch ein Zwischenstück ver- bundenen Flöten, deren obere Endstücke in der Mundbinde (oogßst«) stecken. Die Kopfbe- deckung der Figur und der Nasenrücken haben durch Bestossung gelitten. Es fehlen: die unteren Endstücke der Doppelfiöte; ausserdem der Unterkörper der Sta- tue von den Hüften abwärts. Höhe 0,44 M. 20 JOHANNES DoELL, 53. Jugendliche Figur, die Doppelflöte blasend. Die Arme sind im rechten Winkel gebogen und liegen dicht am Körper an. Die Mundstücke der nicht getrennten Flöten stek- ken in der Mundbinde. Den Kopf der Statue bedeckt eine anschliessende Kappe, deren hinterer Theil über den Nacken herabhängt. Die Bekleidung des Körpers besteht in einem faltenlosen Gewande mit ganz kurzen Aermeln, das bis auf die Füsse herabfällt. An einigen Stellen ist die Oberfläche der Statuette beschädigt. Die letztere war in der Mitte quer gebrochen. Die Füsse nebst dem untersten Theil des Gewandes fehlen. Höhe 0,43 M. 54. Flötenspielende Figur (Taf. II, 3.); Wiederholung des Motivs von № 53. Von weniger sorgfältiger Ausführung, aber besser erhalten. Höhe 0,28 M. 55. Aehnliche flötenspielende Figur. Von roher Arbeit. Höhe 0,26 M. 56. Aehnliche Statuette, die Doppelflöte spielend; mit sehr beschädigter Ober- fläche. Es fehlen: die Arme mit dem grössten Theil der Doppelflöte (nur die Mundstücke derselben sind erhalten), so wie die unteren Extremitäten der Statuette. Höhe 0,14 M. 57. Oberkörper einer jugendlichen Figur, welche mit der Linken eine nur zum kleinsten Theil erhaltene Leier hält, auf welcher sie mit einem in der rechten Hand gehal- tenen Plektron spielt. Bekleidet ist die Statue genau wie die unter №№ 53 —56 beschrie- benen Figuren. Es fehlen: der grösste Theil der Leier, der linke Vorderarm (die Hand, welche die Leier hält, ist mit der letztern zusammen erhalten); ausserdem der ganze Unterkörper von den Hüften abwärts. Höhe 0,48 M. 58. Weibliche Statuette (Taf. II, 2.), mit der Rechten ein Tympanon spielend, welches sie mit der linken Hand gegen die Brust gestemmt hat. Das glatt anliegende Haupt- haar ist in Streifen geordnet und fällt hinterwärts über den Nacken herab. Der Hals ist mit einer Perlenschnur geschmückt, an der ein nicht näher bestimmbares Amulet hängt. Bekleidet ist die Figur mit einem faltenlosen Gewande, welches bis auf die Füsse herabfällt. Von ziemlich roher Ausführung. Die Füsse nebst einem Stück des Gewandes sind an- gesetzt. Höhe 0,46 M. 59. Weibliche Figur, auf dem Tympanon spielend. Die Haltung und Bekleidung wie bei der vorhergehenden Statuette; nur ist das Haupthaar mit einem Blätterkranz ver- ziert. Roh gearbeitet und an mehreren Theilen bestossen. Höhe 0,44 M. Die SAMMLUNG CESNOLA. 21 60. Weibliche Statuette. Die rechte Hand ist vor die Вти gelegt, während der linke Arm gerade herabhängt. Den Kopf umhüllt eine Kappe, welche sich im Nacken sack- förmig erweitert. Der Körper ist mit einem faltenlosen Gewande bekleidet, das bis an die Füsse herabreicht. Die Ausführung ist eine überaus rohe. In der Mitte war die Statuette quer gebrochen. Es fehlen: die Nasenspitze und die Lippen. Höhe 0,30 M. 61. Jugendliche Figur (Taf. III, 8.) mit dicht am Körper herabgehenden Armen; die rechte Hand hält einen emporgerichteten, am Unterarm anliegenden doppelten Blätter- zweig. Das in Wellenlinien geordnete Haupthaar ist bis auf eine Reihe kleiner Stirnlöck- chen von einem Schleier umhüllt, der über den Nacken herabfällt. Die Bekleidung der Figur besteht aus einem mit kurzen Aefmeln versehenen, eng anschliessenden Gewande, welches die Oberschenkel nicht zu bedecken scheint; darüber ist ein zum Theil gefälteltes Gewand- stück gezogen, das von der linken Schulter zur rechten Körperseite herabgeht. Von guter Erhaltung der Oberfläche. Es fehlen: die Nasenspitze und die Beine von der Mitte der Oberschenkel ab- wärts. Höhe 1,26 M. 62. Jugendliche Statue (Taf. Ш, 10.) Die Arme sind herabgesenkt, die Ober- arme mit je einem Spiralring geschmückt. Das wellenförmig geordnete und in gefurchten Massen über den Nacken herabfallende Haupthaar scheint von einem Schleier umhüllt zu sein. Ein glatt anliegendes Gewand mit kurzen Aermeln bedeckt den Oberkörper; daran schliesst sich ein gefältelter Hüftschurz, dessen mittlerer Theil unterwärts mit zwei von einander abgekehrten Uraeus-Schlangen verziert ist. Die Beine waren unbekleidet. An den Lippen und an einzelnen Theilen des Hüftschurzes sind Spuren von rother Bemalung erkennbar. Die Oberfläche der Statue ist von vortrefflicher Erhaltung. Die Beine von den Knieen abwärts fehlen. Höhe 1,10 M. Abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 201. 63. Jugendliche Statue, von derselben Haltung wie die vorhergehende. Ein glatter Zeugbart, der als künstlich angelegt zu denken ist, umschliesst Kinn und Wangen. Der Kopf ist mit einer Kappe bedeckt, welche rückwärts in Form eines Sackes herabhängt; die Kappe ist ausserdem von einem Blätterkranz umgeben, der den vordern Rand derselben verdeckt. Die Bekleidung der Figur besteht aus einem mit kurzen Aermeln versehenen, glatt anschliessenden Gewande und einem Hüftschurz, auf dessen Gürtel eine geflügelte Sonnenscheibe und darunter eine Medusenmaske (?) in flachem Relief dargestellt sind. Die Beine sind nicht bekleidet. Beschädigt ist die Oberfläche der Figur hauptsächlich am Gesicht und am rechten Arm. Der Kopf war abgebrochen; ebenso der rechte Arm von der Schulter bis zur Handwurzel. 22 JOHANNES DOELL, Es fehlen: die Näsenspitze, ein Stück des Kinns und die Unterschenkel mit den Füssen. Höhe 1,36 М. 64. Oberkörper einer gleichartigen Statuette. Von der kappenförmigen Kopf- bedeckung, welche ohne Blätterkranz ist, fallen jederseits drei schmale Bänder oder Locken über die Schultern nach vorn herab. Auch fehlt. der Zeugbart. Die Oberfläche der Sta- tuette ist im Ganzen gut erhalten. | Es fehlen: die Nasenspitze so wie der Unterkörper sammt den an demselben ursprüng- lich anliegenden Unterarmen. (Ein kleiner Theil vom Gürtel des Hüftschurzes ist erhalten.) Höhe 0,22 M. 65. Aehnliche Statuette. Von der kappenförmigen Kopfbedeckung fällt jederseits ein breites Band nach vorn herab. Die Oberfläche ist beinahe gar nicht beschädigt. Die Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts sind nicht erhalten. Höhe 0,19 M. 66. Aehnliche Statuette. An einem von der linken Schulter zur Achsel herabge- henden Doppelband hängt, längs der Rückseite des linken Oberarmes anliegend, ein mit einem Deckel verschlossener Köcher von länglich vierseitiger Form und ein kurzer Bogen. Kleine Beschädigungen der Oberfläche finden sich hie und da. Die Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts fehlen. Höhe 0,13 M. 67. Weibliche Figur (Taf. II, 9.), mit dem linken Bein ein wenig vortretend; beide Arme sind herabgesenkt. Der Kopf ist mit einer anschliessenden Kappe bedeckt, welche über der Stirn eine Reihe kleiner Löckchen frei lässt und das im Nacken herabfallende Haar in Form eines ‚Sackes umhüllt. Die Kappe ist von einem emporstehenden Band umgeben, das mit mehreren in flachem Relief ausgeführten Rosetten verziert ist. Bekleidet ist der Körper mit einem glatt anliegenden, kurzärmeligen Gewande und einem ebenfalls eng anschliessenden Lendenschurz, dessen Enden vorn zusammengeknüpft sind. Die Beine sind ohne Bekleidung. Die Statue ist von sorgfältiger Ausführung, die Oberfläche aber mehrfach beschädigt, be- sonders am Haise, an der Brust und am linken Oberschenkel. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlen: die Nasenspitze, ein Stück des Kinns, der rechte Arm von der Schulter bis zur Handwurzel und die Unterschenkel mit den Füssen. Höhe 0,96 M. 68. Weibliche Figur (Taf. III, 6.), im Wesentlichen mit № 67 übereinstimmend; nur sind die Beine dicht geschlossen. Das Kopfband ist mit Rosetten besetzt. Die Ohren sind mit Ohrgehängen und die Oberarme mit je einem Spiralring geschmückt. Den Unter- leib bedeckt ein Schamgürtel, der mit drei in flachem Relief ausgeführten Rosetten verziert ist. Die Oberfläche der Figur hat an einigen Stellen gelitten. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlen: die rechte Hand mit einem Stück des Unterarmes, die vordere Seite des linken Armes und die Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts. Höhe 0,78 M. Die SAMMLUNG ÜESNOLA. 23 69. Weibliche Statuette, Wiederholung des Motivs von № 68. Die Ohren sind mit Ohrgehängen geschmückt; der Schamgürtel ist ohne Verzierung. Die Oberfläche der Figur ist mehrfach bestossen. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlen: ein Stück des Kinns, einzelne Fingerspitzen der linken Hand und die Un- terschenkel mit den Füssen. | Höhe 0,76 M. 70. Aehnliche weibliche Statuette. Das Kopfband ist unverziert; die Ohren sind mit Ohrgehängen geschmückt. Der Schamgürtel ist mit drei kreisrunden Scheiben in Re- lief versehen. Die Figur ist an der Oberfläche sehr beschädigt. Es fehlen: die Nasenspitze, die Lippen, ein Stück des Kinns und die Unterschenkel mit den Füssen. Höhe 0,73 M. 71. Aehnliche weibliche Figur (Taf. III, 5.). Die Beine sind nicht vollständig ge- schlossen. Auf dem Stirnband drei in flachem Relief ausgeführte Rosetten. Die Ohren sind ohne Ohrgehänge; der Schamgürtel ist unverziert. Die rechte Wange ist erheblich beschä- digt. Der Kopf sammt einem Theil der linken Schulter war abgebrochen. Es fehlen die Beine von den Knieen abwärts. Höhe 0,48 M. 72. Aehnliche weibliche Figur. Auf dem Stirnband drei Rosetten in Relief; die Ohren sind mit Ohrgehängen geschmückt. Die Oberfläche ist von schlechter Erhaltung. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlen: die Lippen, das Kinn, die rechte Hand, das rechte Bein vom Knie abwärts und das linke vom untern Theil des Oberschenkels abwärts. Höhe 0,47 М. 73. Achnliche weibliche Figur (Taf. III, 2.) mit dicht geschlossenen Beinen. Die Ohren sind mit Ohrgehängen geschmückt, das Stirnband und der Schamgürtel ohne alle Verzierung. Die Statuette ist vollständig erhalten, doch von sehr roher Ausführung. Höhe 0,40 M. 74. Aehnliche weibliche Figur. Das Kopfband und der Schamgürtel sind unver- ziert; doch finden sich an ihnen Ueberreste von rother Bemalung. Die Oberfläche der Figur ist fast ohne Beschädigung. Die unteren Extremitäten fehlen. Höhe 0,14 M. 75. Aehnliche weibliche Statuette. Das Stirnband ist ohne Verzierung. Der Körper scheint ganz unbekleidet zu sein. Von überaus roher Arbeit. Es fehlen die Füsse. Höhe 0,21 M. 76. Weibliche Statuette (Taf. Ш, 1.) von ähnlicher Bekleidung wie die unter №№ 68—75 beschriebenen; der rechte Vorderarm ist aber ein wenig erhoben und das linke 24 JOHANNES DoELL, Bein schreitet vor. Das Stirnband ist mit drei Rosetten in Relief versehen; der Scham- gürtel ohne Verzierung. Am Gewande und am Schamgürtel finden sich Spuren von rother Farbe. Die Oberfläche der Figur ist gut erhalten. Es fehlen: der linke Arm nebst der Hand, die rechte Hand und der untere Theil der Unterschenkel sammt den Füssen. Höhe 0,20 M. 77. Weibliche Figur (Taf. ПТ 4.) mit herabgesenkten Armen und nicht vollständig geschlossenen Beinen; in der Bekleidung mit №№ 68—76 übereinstimmend. Ein glatter Zeugbart, der als künstlich angelegt aufzufassen ist, umschliesst Wangen und Kinn. Das unbedeckte Haupthaar ist kurzgelockt und, wie es scheint, mit einem doppelten Blumen- kranz geschmückt. Der Schamgürtel ist mit vier Rosetten in flachem Relief verziert. Jeder Oberarm trägt einen Spiralring. Die Oberfläche der Statue ist beinahe ganz unbeschädigt. Der Kopf war abgebrochen. Die Beine von den Knieen abwärts sind nicht erhalten. Höhe 0,70 M. 78. Jugendliche Figur (Taf. ПТ, 7.) mit herabhängenden Armen. Die rechte Hand hält einen emporstehenden, am Vorderarm anliegenden Blätterzweig. Das über der Stirn in eine Reihe schneckenförmiger Löckchen geordnete Haar ist mit einem Doppelkranz von Blättern verziert und lässt jederseits drei leicht gekräuselte lange Locken nach vorn her- abfallen. Bekleidet ist der Körper mit einem dicht anschliessenden Gewande, welches kurze Aermel hat: darüber ist ein zum Theil gefälteltes Gewandstück gezogen, das von der linken Schulter zur rechten Körperseite herabgeht. Jeder Oberarm ist mit einem Armring ge- schmückt. Die Statuette ist von sorgfältiger Ausführung und ungewöhnlich gut erhalten. Es fehlen: die Fingerspitzen der linken Hand, ein Stück des in der rechten Hand ge- haltenen Blätterzweiges, sowie die unteren Extremitäten der Figur. Höhe 0,56 M. 79. Weibliche Figur (Taf.I II, 3.), mit dem linken Bein ein wenig vortretend. Die Arme lagen nicht am Körper an. Das in der Mitte gescheitelte Haupthaar, welches an jeder Seite drei leicht gekräuselte Streifen nach vorn herabfallen lässt, ist zum grössten Theil mit einer hohen kegelförmigen Mütze bedeckt, die unterhalb mit einem zusammenge- knüpften schmalen Band versehen ist. Der Körper ist mit einem eng anschliessenden hemd- artigen Gewande bekleidet, das die Arme und, wie es scheint, auch die Beine unbedeckt lässt; über die Schultern ist ein Gewandstück gezogen, dessen symmetrisch gefältelte End- stücke längs den Seiten der Brust herabfallen. Von guter Erhaltung der Oberfläche. Es fehlen: die Nasenspitze, der rechte Arm von der Mitte des Oberarmes abwärts, der linke Arm vollständig und die Beine von den Knieen abwärts. Höhe 0,47 M. 80. Statue eines Mannes mit gelocktem Vollbart (Taf. ТУ, 9.) Seine Arme sind herabgesenkt; mit der Linken trägt er eine Taube an den Flügeln, in der Rechten hält er Die SAMMLUNG CESNOLA. 25 eine mit einem Deckel versehene kleine runde Büchse. Das über der Stirn in drei Reihen kleiner Löckchen geordnete Haupthaar ist mit zwei Kränzen geschmückt; der untere be- steht aus Blumen, der obere aus Blättern. Die Figur ist mit einem bis auf die Füsse her- abreichenden Untergewande, das den rechten Vorderarm unbedeckt lässt, und mit einem faltenreichen Obergewande bekleidet, welches über die linke Schulter gezogen ist und den ganzen linken Arm umhüllt. Die Oberfläche ist von vortrefflicher Erhaltung. Der rechte Unterarm war abgebrochen. Es fehlen die Füsse. Höhe 1,48 M. 81. Statue eines Mannes mit feingelocktem vollständigen Bart (Taf. V, 11.; der Kopf in grösserem Maasstabe Taf. IX, 10.). Seine Unterarme sind ein wenig vorgestreckt; mit der linken Hand hält er eine kleine, mit einem Deckel versehene runde Büchse und ei- nen nur zum kleinsten Theil erhaltenen Blätterzweig, mit der rechten eine flache Schale, die auf einer Stütze ruht. Das über der Stirn gekräuselte Haar ist mit einem Blumenkranz und darüber mit einem Kranz von Blättern geschmückt, zwischen welchen kleine Früchte sichtbar sind. Den Körper bedeckt ein bis auf die Füsse herabfallendes Untergewand mit kurzen Aermeln und ein faltiges Obergewand, welches über die linke Schulter und den linken Oberarm gezogen ist. Die Füsse sind mit dicksohligen Schuhen bekleidet. Die Oberfläche ist im Ganzen gut erhalten. Der Kopf war abgebrochen. . Es fehlen: der rechte Unterarm vom Ellenbogen bis zur Hand, der grösste Theil des Blätterzweiges in der linken Hand und die Spitze des linken Fusses. Höhe 1,78 M. 82. Bärtiger Mann, in der Haltung und Bekleidung mit № 81 übereinstimmend. Er hält in der rechten Hand einen emporstehenden, am Vorderarm anliegenden Blätter- zweig und in der linken eine mit emem Deckel verschlossene kleine runde Büchse. Das Haupthaar ist mit einem Kranz von Blumen und Blättern verziert. An der Oberfläche der Statue finden sich mehrfache Beschädigungen. Der rechte Vorderarm ist angesetzt. Es fehlen: die Nasenspitze und die Füsse. Höhe 1,71 M. 83. Aehnliche Statue eines bärtigen Mannes. Im Haar ein Kranz von Blättern und kleinen Früchten. Sehr beschädigt ist hauptsächlich das Gesicht. Es fehlen: einige Blätter des Kranzes, die Nasenspitze, ein Theil der Lippen, der vor- dere Rand des Bartes, der rechte Unterarm sammt der Hand, die linke Hand und die Füsse. Höhe 1,50 M. 84—88. Fünf männliche Statuen von ähnlicher: Art wie №№ 80—83. Die Ober- fläche der meisten Statuen ist von schlechter Erhaltung. Die Köpfe der Figuren fehlen; ebenso die Hände und fast allen die Füsse. Höhe 0,90—1,45 M. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 4 $ 26 JOHANNES DoELL, 89. Statue eines Jünglings (Taf. У, 10.), dessen linker Arm herabgesenkt ist, wäh- rend der rechte vorgestreckt gewesen zu sein scheint. Das über der.Stirn in eine Reihe von Löckchen geordnete Haar trägt einen Blätterkranz. Bekleidet ist die Figur mit einem Unter- gewande, welches kurze Aermel hat, und einem über die linke Schulter und den linken Arm gezogenen Obergewande. An der Oberfläche finden sich beinahe gar keine Beschädigungen. Es fehlen: die Nasenspitze, der rechte Unterarm mit der Hand, die linke Hand und die Füsse sammt den Fussknöcheln. Höhe 1,32 M. 90. Jünglingsfigur von derselben Art. Ueber den Stirnlocken ein Blätterkranz und eine doppelte Reihe von kleinen Früchten. Die Erhaltung der Oberfläche ist eine mit- telgute. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlen: die Nasenspitze und beide Vorderarme mit den Händen. Höhe 1,15 M. 91. Statuette eines Jünglings (Taf. IV, 7.). Er schreitet mit dem linken Bein ein wenig vor und lässt die Arme herabhängen; die rechte Hand trägt eine Taube an den Flügeln. Ueber den Stirnlocken ein Blätterkranz. Die Bekleidung besteht aus einem langen Chiton mit kurzen Aermeln, sowie einem über die linke Schulter gezogenen Obergewande. Das Gesicht des Jünglings ist ein wenig beschädigt, ebenso die Taube; sehr bestossen da- gegen ist der untere Theil des Gewandes. Die Füsse fehlen. Höhe 0,62 M. 92. Jüngling von demselben Typus wie der zuletzt beschriebene und ähnlich be- kleidet. Im Haar ein Blätterkranz. Die Oberfläche der Statuette ist ziemlich gut erhalten; der Kopf war abgebrochen. Es fehlen: der ganze rechte Arm und der linke Vorderarm mit der Hand. Höhe 0,72 M. 93. Aehnlicher Jüngling, Die Oberfläche ist von nicht so guter Erhaltung. Es fehlen: die Nasenspitze, die Vorderarme sammt den Händen und die Füsse. Höhe 0,62 M. 94. Jugendliche Statuette (Taf. IV, 2.) mit dicht am Körper herabhängenden Armen. Das kurzgelockte Haupthaar ist nicht verziert. Die Bekleidung besteht aus einem mit kurzen Aermeln versehenen Gewande, welches auch die Beine ganz eng umschliesst, so wie aus einem von der linken Schulter zur rechten Körperseite herabgehenden Oberge- wande mit flachen Falten. Die Statuette ist nur füchtig ausgearbeitet und hat an der Ober- fläche erheblich gelitten. Die Füsse haben sich nicht erhalten. Höhe 0,39 M. 95. Figur eines Jünglings, in der Haltung und Bekleidung der vorhergehenden entsprechend. Mit der Rechten trug er einen Vogel an den Flügeln (nur von den letzteren Die SAMMLUNG CESNOLA. 27 ist ein geringer Theil erhalten); die linke Hand hält eine kleine, mit einem Deckel versehene runde Büchse. Die Oberfläche der Statuette ist wenig beschädigt. Es fehlen: die Nasenspitze und die Füsse der Statuette; ebenso beinahe der ganze Höhe 0,87 М. 96. Achnlicher Jüngling. Das Obergewand reicht nur bis gegen die Kniee. An der Oberfläche unbedeutende Beschädigungen. Der Kopf ist angesetzt, ebenso der rechte Unterschenkel. Es fehlen: die Nasenspitze, die Unterarme mit den Händen, der linke Unterschenkel nebst dem Fuss und der rechte Fuss. Höhe 0,48 M. 97. Jugendliche Statue (Taf. IV, 3.), deren nur zum kleinsten Theil erhaltene Vorderarme vorgestreckt waren. Das Haupthaar ist vorn in zwei Reihen kleiner Löckchen geordnet und mit einem Kranz von Blättern und Blumen geschmückt. Ueber das fein ge- fältelte Untergewand mit kurzen Aermeln ist ein Obergewand gezogen, das die linke Schul- ter und den linken Oberarm bedeckt und mit seinen Enden an der linken Körperseite her- abfällt. Die Oberfläche der Statue ist beinahe unversehrt erhalten. Es fehlen: der grösste Theil der Vorderarme sammt den Händen und die Beine von der Mitte der Unterschenkel abwärts. Höhe 1,12 M. 98. Statuette eines Jünglings (Taf. ТУ, 3.) mit etwas vorgestreckten Armen. In der linken Hand trägt er eine Taube an den Flügeln, in der rechten, die auf einer Stütze ruht, hält er eine kleine runde Büchse, die mit einem Deckel geschlossen ist. Das über der Stirn fein gelockte Haupthaar ist mit einer Reihe kleiner Früchte und darüber mit einem Kranz von Blättern geschmückt. Bekleidet ist der Körper mit einem langen Chiton und einem gefältelten Ueberwurf, der beide Schultern bedeckt. Die Oberfläche ist vielfach be- stossen. Der rechte Unterarm war abgebrochen. Es fehlen: einzelne Blätter des Kranzes, die Nasenspitze, die Füsse, ebenso der Kopf und die Füsse des Vogels, sowie die Spitzen der Flügel. Höhe 0,98 M. | 99. Jugendliche Figur (Taf. IV, 5.). Mit dem linken Arm drückt sie eine mit kurzen Hörnchen versehene kleine Ziege an ihre Seite, indem sie die Vorderfüsse derselben mit der Hand festhält; die Hinterbeine des Thiers hängen längs der linken Seite der Sta- tuette herab. Der rechte Vorderarm ist gesenkt. Ein Blätterkranz umgiebt das in zwei Reihen von Stirnlöckchen geordnete Haupthaar. Bekleidet ist die Statuette nur mit einem kurzärmeligen Chiton, der bis an die Füsse reicht. Die letzteren sind beschuht. Von guter Erhaltung der Oberfläche. Die Figur ist in der Mitte quer gebrochen. Die rechte Hand ist nicht erhalten. Höhe 0,51 М, 4* 28 JOHANNES DoELL, 100. Aehnliche Figur (Taf. IV, 4.). Die Vorderarme sind ein wenig vorgestreckt; die rechte Hand trägt eine Taube an den Flügeln. Das Haupthaar ist über der Stirn fein gelockt und trägt einen Kranz von Blättern und kleinen Früchten. Die Bekleidung besteht aus einem mit kurzen Aermeln versehenen Chiton, welcher bis an die Füsse reicht. Die letzteren sind beschuht. Die Oberfläche im Ganzen von guter Erhaltung. Oberhalb der Kniee ist die Figur quer gebrochen. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlt der untere Theil des linken Vorderarmes mit der Hand. Höhe 1,02 M. 101. Aehnliche Statuette. Die Arme sind herabgesenkt. Die linke Hand trägt eine Taube an den Flügeln; die rechte hielt einen Blätterzweig, von dem nur ein kleiner, am Vorderarm anliegender Theil erhalten ist. Die Statuette ist an der Oberfläche fast un- beschädigt. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlen: die Nasenspitze, die rechte Hand mit dem Blätterzweig, die Füsse; ebenso die Füsse des Vogels. Höhe 0,62 M. 102. Achnliche Statuette, doch ohne Attribute in den herabgesenkten Händen. Das Haar ist über der Stirn gelockt und mit einem schmalen Band verziert. Der mit kur- zen Aermeln versehene Chiton ist ohne Falten. Von guter Erhaltung der Oberfläche. Der Unterkörper von den Knieen abwärts hat sich nicht erhalten. Höhe 0,58 M. | 103. Aehnliche Statuette (Taf. ТУ, 6.). Die Hände sind etwas erhoben; die ligke trägt eine Taube an den Flügeln, die rechte hielt wol eine kleine runde Büchse. Das über der Stirn feingelockte Haar ist mit einem Blätterkranz geschmückt. Die Statuette ist von nachlässiger Ausführung, doch gut erhalten. | Es fehlt der grösste Theil des Attributs in der rechten Hand. Höhe 0,44 M. 104. Aehnliche Figur; die herabgesenkten Hände halten keine Attribute. In der Art eines flachen Reliefs behandelt und von roher Ausführung. Die Figur war in fünf Stücke gebrochen. Die Füsse fehlen. Höhe 0,45 M. 105. Aehnliche Figur (Taf. У, 4.) Die linke Hand hält eine mit einem Deckel verschlossene kleine runde Büchse. Sehr verwischt. Es fehlt der rechte Unterarm nebst der Hand. Höhe 0,30 M. | 106. Aehnliche Statuette. Sie ist an der Oberfläche verwittert und war in vier Theile gebrochen. Es fehlen die Unterarme nebst den Händen. Höhe 0,34 M. Dre SAMMLUNG ÜESNOLA. 29 107. Achnliche Statuette. Das über der Stirn gelockte Haar ist von einem breiten Wulst umgeben. Sehr bestossen. Es fehlen: die Nasenspitze und die Vorderarme nebst den Händen. Höhe 0,25 M. | 108. Achnliche Statuette. Die linke Hand hält einen Büschel von Blättern oder eine traubenförmige Frucht. Im Haupthaar ein Blätterkranz. Die Körperformen sind re- liefartig behandelt und von roher Ausführung. Die Erhaltung der Oberfläche ist eine gute. Höhe 0,51 M. | . 109. Aehnliche Statuette. In der linken Hand ein Blätterbüschel oder eine Frucht. Die Ohren sind mit Ohrgehängen geschmückt. Von reliefartiger Behandlung und wenig sorgfältig gearbeitet. Der Kopf war abgebrochen. Höhe 0,49 M. 110. Obertheil einer Statuette von derselben Art wie №№ 99—109. Von übler Erhaltung der Oberfläche. Die unteren Extremitäten fehlen. Höhe 0,26 M. 111. Jugendliche Figur (Taf. IV, 1.) mit gerade herabhängenden Armen, die oberhalb mit je einem Armring geschmückt sind. Die Hände sind ohne Attribute. Das flach anliegende Haupthaar ist in Streifen geordnet und ohne Bekränzung. Den Körper bedeckt ein mit kurzen Aermeln versehenes, faltenlos anschliessendes Gewand, das bis an die Kniee reicht; darüber ist ein schmales Gewandstück gezogen, welches von der linken Schulter quer über die Brust zur rechten Seite herabgeht. Die Beine sind unbekleidet. Die Oberfläche ist nur unbedeutend bestossen. Es fehlen: die Nasenspitze, der rechte Unterschenkel sammt dem Fuss und der linke Fuss. Höhe 0,33 M. 112. Jugendliche Figur von ähnlichem Typus wie die vorhergehende. Die Beklei- dung besteht aus einem mit kurzen Aermeln versehenen anschliessenden Chiton, der bis an die Kniee reicht und über den Hüften gegürtet ist. Von mittelguter Erhaltung der Ober- fläche. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlen: die Nasenspitze, die Hände und die Unterschenkel mit den Füssen. Höhe 0,44 M. 113. Statue eines Jünglings in ganz ungewöhnlicher Tracht (Taf. IV, 10.). Die Arme sind gesenkt; mit der linken nicht mehr vorhandenen Hand hielt er eine nur zum Theil erhaltene (auf unserer Abbildung nicht sichtbare) Stlengis und an einem Bändchen ein kleines bauchiges Fläschchen. Das in Streifen geordnete und glatt anliegende Haar ist von einem mit Blumen besetzten Band umschlossen. Den Körper bedeckt zunächst ein bis an die Kniee reichendes Untergewand, das mit einer Schnur gegürtet ist; darüber ist eine mit kurzen Aermeln versehene anschliessende Jacke gezogen, die unterhalb an der vor- 30 JOHANNES DoELL, dern wie an der Rückseite einen breiten Ausschnitt hat. Ueber die linke Schulter ist ein breites Band gelegt, dessen Enden über die Brust und den Rücken herabfallen und hinter den Gürtel gesteckt sind. Die Beine waren nicht bekleidet. Auch die Rückseite der Statue ist ausgeführt, doch in nachlässiger Weise. An einigen Theilen der Oberfläche finden sich unerhebliche Beschädigungen. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlen: die rechte Hand, die linke mit dem grössten Theil der Stlengis und die Unterschenkel mit den Füssen. Höhe 1,11 M. 114. Jugendliche Figur (Taf. У, 12.). Sie hält in der herabgesenkten Linken ein Alabastron und hat den auf einer Stütze ruhenden rechten Vorderarm vorgestreckt. Im Haupthaar, das über der Stirn in zwei Reihen schneckenförmiger Löckchen geordnet ist, ein Kranz von emporgerichteten Blättern. Den Körper umhüllt ein langes, leicht gefälteltes Untergewand und ein ebenso gefälteltes hemdartiges Obergewand mit kurzen Aermeln, welches bis an die Kniee reicht. Die Oberfläche ist von ausgezeichnet guter Erhaltung. Es fehlen: der grösste Theil der Finger der rechten Hand und die Füsse. Höhe 0,86 M. . 115—122. Acht Statuetten mit überaus zerstörter Oberfläche. Die Haltung und Bekleidung ähnlich wie bei №№ 98—112. Einzelne Figuren halten einen Vogel, andere eiñen emporgerichteten Blätterzweig oder ein nicht mehr kenntliches Attribut in der Hand. - Sämmtlichen Figuren fehlen die Köpfe; einigen die Vorderarme mit den Händen, so wie die Füsse. Höhe 0,21—0,37 М. 123. Statue eines Mannes mit leicht angedeutetem Bart (Taf. УТ, 4.), mit dem rechten Bein etwas vortretend. Die rechte Hand ist herabgesenkt und hält einen Büschel von Blättern, die etwas erhobene linke eine kleine runde Büchse, welche mit einem Deckel versehen ist. Der vierte Finger der linken Hand ist mit einem glatten Siegelring ge- schmückt. Im Haupthaar, das in eine Reihe schneckenförmiger Stirnlöckchen geordnet ist, ein Blätterkranz mit zwei traubenförmigen Früchten. Bekleidet ist der Körper mit einem Chiton, der kurze Aermel hat, und einem über die linke Schulter und den linken Arm ge- zogenen Himation, dessen Zipfel mit kleinen Troddeln versehen sind. Die Augensterne der Figur sind durch einen mit rother Farbe ausgefüllten Kreis angegeben; Ueberreste dersel- ben Farbe haben sich an den Augenlidern und an den Lippen erhalten. Die Statue ist von sorgfältigster Ausführung und beinahe unverseh erhalten. Der Kopf war abgebrochen. Die Füsse sammt den Knöcheln fehlen. Höhe 1,62 M. Abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 205. 124. Statue eines Mannes (Taf. VI, 5.). Er steht mit etwas aus einander ge- spreizten Beinen und hat den linken Vorderarm auf eine schlanke Stele gestützt; mit der linken Hand trägt er einen Stierkopf. Die nicht mehr erhaltene rechte Hand war herabge- Dix SAMMLUN& CESNOLA. 31 senkt und hielt einen am Oberschenkel anliegenden Blätterbüschel. Den Körper bedeckt ein mit kurzen Aermeln versehener Chiton und ein Obergewand, welches die linke Schulter ‚und den linken Arm umhüllt. Die Zipfel des Obergewandes sind mit Troddeln versehen. = Die Füsse tragen Riemensandalen, die in unserer Abbildung zu schwach angedeutet sind. Die Füsse der Statue und der Stierkopf sind sehr bestossen; kleinere Absplitterungen haben an den Gewändern stattgefunden. Angesetzt sind die Füsse mit einem Theil der Basis. (Die auf unserer Abbildung wiedergegebene Basis ist aus Holz restaurirt.) Es fehlt der Kopf und der rechte Unterarm mit der Hand. Höhe 1,59 M. 125. Männliche Statue, bekleidet wie die vorige und von ähnlicher Haltung, doch ungleich schlechter erhalten. Es fehlen: der Kopf, der ganze rechte Arm mit der Hand, der linke Vorderarm mit der Hand, so wie die Spitze des rechten Fusses sammt dem vordern Rand der Basis. Höhe 1,53 M. 126. Aehnliche Statue, mit durchgängig zerstörter Oberfläche. Es fehlen: der Kopf, die Unterarme mit den Händen und die Füsse. Höhe 1,60 M. 127. Männliche Figur von ähnlicher Bekleidung wie №№ 124—126. Die Arme sind herabgesenkt. Die linke Hand hält eine mit einem Deckel versehene runde Büchse, die rechte einen sehr beschädigten Gegenstand, vielleicht einen Vogel. Von erträglich guter Erhaltung der Oberfläche. Der rechte Vorderarm ist angesetzt. Es fehlen: der Kopf, der rechte Fuss, ein Theil der grossen Zehe des linken Fusses und eine Ecke der vierseitigen Basis. Höhe 0,73 M. 128. Statuette eines Mannes (Taf. УТ 8.). Er hatte den linken Unterarm vor- gestreckt und hält mit der vor die Brust gelegten rechten Hand einen Theil des Oberge- wandes. Den Körper bedeckt ein langes Untergewand und ein Obergewand, welches beide Schultern, den ganzen rechten Arm und den linken Oberarm umhüllt. Die Füsse’ sind mit Sandalen bekleidet, die in unserer Abbildung nicht angegeben sind. Im Ganzen von guter Erhaltung der Oberfläche; nur ein Stück der rechten Hand ist ausgebrochen. Es fehlt der Kopf und der linke Vorderarm nebst der Hand. Höhe 0,91 M. 129—134. Sechs Statuetten, welche das Motiv von № 128 mit nur geringen Ab- weichungen wiederholen und durchgängig sehr zerstört sind. In den Händen, welche nur bei wenigen Statuetten erhalten sind, keinerlei Attribute. Die Köpfe sind. nicht vorhanden; ebenso fehlen den meisten Figuren die Arme und die Hände, so wie einigen die Füsse. | Höhe 0,30—1,10 M. 32 | JOHANNES DoELL, 135. Statuette eines Knaben (Taf. VI, 6.). In der herabhängenden Rechten hält er einen Büschel von Blättern, in der vor die Brust erhobenen linken Hand eine kleine runde Büchse, die mit einem Deckel geschlossen ist. Das ungelockte Haupthaar ist mit ei- nem Blätterkranz verziert. Die Bekleidung besteht aus einem mit kurzen Aermeln verse- henen Untergewande und einem Obergewande, welches über die linke Schulter und den linken Oberarm gezogen ist. Die Augensterne sind durch einen mit rother Farbe ausge- füllten Kreis angedeutet; auch die Lippen waren roth' bemalt. Bis auf den untern Theil des Untergewandes ist die Figur von guter Erhaltung. Die Füsse sammt den Knöcheln fehlen. Höhe 0,53 M. 136. Statuette eines Knaben (Taf. VI, 2.). Er steht auf dem rechten Bein und hat das im Knie gebogene linke leicht aufgesetzt. Den linken Ellenbogen stützt er auf eine schlanke Stele und hält in der vorgestreckten linken Hand eine runde Büchse, auf deren Deckel ein Vogel sitzt. Die rechte Hand ruht auf der Hüfte. Im ungelockten Haupthaar ein Blätterkranz. Bekleidet ist der Knabe mit einem Untergewande ohne Aermel und einem um die linke Schulter und den linken Arm gezogenen Obergewande. Die Füsse sind mit‘ Riemensandalen bekleidet. Die Oberfläche hat nur unbedeutend gelitten. Angesetzt sind der Kopf und die flache Basis mit den Füssen. Höhe 0,79 M. 137. Aehnlich bekleideter Knabe. Mit der vor der Brust liegenden linken Hand hat er den über die linke Schulter nach vorn herabfallenden Theil des Obergewandes ge- fasst. An den Füssen Riemensandalen. Die Augensterne sind durch einen mit rother Farbe ausgefüllten Kreis angegeben; auch an den Bändern der Sandalen finden sich Ueber- reste von rother Bemalung. Von flüchtiger Ausführung und gut erhaltener Oberfläche. Es fehlt der rechte Arm mit der Hand und ein Theil der linken Hand. Höhe 0,77 M. | 138 —144. Sieben Statuetten von ähnlicher Haltung und Bekleidung wie № 136 und № 137; doch ist die Oberfläche weniger gut erhalten. Keinerlei Attribute. Es fehlen sämmtliche Köpfe und an einigen Figuren die Hände und die Füsse. Höhe 0,45—1,20 M. 145. Bekränzter Knabe (Taf. V, 7.). In der herabgesenkten Linken hält er eine mit einem Deckel versehene kleine runde Büchse, während die vor die Brust gelegte rechte Hand einen Zipfel des Obergewandes gefasst hat. Das letztere ist über beide Schultern gezogen und lässt nur den linken Vorderarm und auf der Brust einen Theil des Unterge- wandes unbedeckt. Die Beine sind unterhalb nicht bekleidet. Die Augensterne sind durch einen mit rother Farbe ausgefüllten Kreis angegeben; auch die Augenbrauen waren roth bemalt. Von guter Erhaltung der Oberfläche. Es fehlen die Füsse. Höhe 0,63 M. en —- DıE SAMMLUNG ÜESNOLA. 33 146. Statuette von dem Typus der vorigen. Die herabgesenkte Linke trägt an ei- nem Bändchen eine unterhalb zugespitzte kleine Vase. Von nachlässiger Technik und an der Oberfläche mehrfach bestossen. Es fehlen: der Kopf, der rechte Arm nebst der Hand und der grösste Theil des rech- ten Fusses. Höhe 0,42 M. 147. Aehnliche Statuette. Sie hält in der vor die Brust erhobenen Linken eine kleine runde Büchse und ist eben im Begriff, den Deckel derselben mit der reehten Hand abzuheben. An der Oberfläche unbedeutende Beschädigungen. Der Kopf ist aufgesetzt. Es fehlen die Füsse. Höhe 0,64 M. 148. Knabenstatuette von ähnlicher Bekleidung wie №№ 145—147. Die herab- gesenkte rechte Hand umschliesst einen kleinen kugelförmigen Gegenstand; der linke Vor- derarm ist vorgestreckt. Die Oberfläche der Figur hat wenig gelitten. Der Kopf und das von der linken Hand gehaltene Attribut fehlen. Höhe 0,37 M. 149. Knabe (Taf. 'V, 3.), mit dem linken Bein ein wenig vorschreitend. Die Rechte hat er in die Seite gestemmt; der linke Vorderarm war vorgestreckt. Das mit einem Kranz von emporgerichteten Blättern geschmückte Haupthaar ist über der Stirn gelockt. Den Körper bedeckt ein Untergewand ohne Aermel und ein über die linke Schulter und den linken Arm gezogenes Obergewand. Die Füsse sind beschuht. Am Haupthaar finden sich Reste von rother Farbe; die Augensterne sind durch einen mit derselben Farbe ausgefüllten Kreis angegeben. Flüchtig ausgeführte Statuette mit gut erhaltener Oberfläche. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlt der linke Unterarm sammt der Hand. Höhe 0,19 M. 150. Knabe (Taf. У, 5.); von ähnlicher Art wie № 149. Er trägt mit der herabge- senkten linken Hand einen Vogel an den Flügeln; die vor den Leib erhobene Rechte hält das bis an die Hüften herabgesunkene und den linken Vorderarm einhüllende Obergewand fest. Der Oberkörper scheint nicht bekleidet zu sein. Das Gewand ist roth bemalt. Von nach- lässigster Ausführung, doch an der Oberfläche gut erhalten. Der Kopf war abgebrochen. Höhe 0,18 M. 151. Figur eines Knaben, welcher mit der vor die Brust erhobenen linken Hand einen kleinen Vogel trägt und den linken Arm herabhängen lässt. Die Kopfbedeckung des Knaben hat die Form einer flach aufliegenden runden Scheibe ohne vortretenden Rand. Die Bekleidung besteht aus einem mit kurzen Aermeln versehenen Chiton und einem über die linke Schulter und den linken Oberarm gezogenen Obergewande. Die Füsse sind be- schuht. An der Oberfläche finden sich vielfache Beschädigungen. Höhe 0,37 M. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, УПше Serie. 5 34 JOHANNES DoELL, 152. Knabe (Taf. V, 8.). Er tritt mit dem rechten Bein ein wenig vor und hat den linken Vorderarm vorgestreckt. Im ungelockten Haupthaar ein Blätterkranz. Der Körper ist nur mit einem bis an die Füsse reichenden Chiton bekleidet, welcher kurze Aermel hat. Darüber ist von der linken Schulter zur rechten Seite der Brust ein schmales Band gezo- gen, an welchem verschiedene Amulete hängen; erkennbar sind ein Doppelbeil (oder ein Kamm?), ein Anhängsel von der Form eines Halbmondes, eine Schote (?). Die Füsse der Figur sind mit Schuhen bekleidet. Am Haupthaar finden sich Ueberreste von rother Farbe; mit derselben Farbe sind die Augensterne angegeben. Die Oberfläche ist.nur wenig ver- wittert. Der Kopf war abgebrochen. Es fehlt der ganze rechte Arm und die linke Hand mit der Handwurzel. Höhe 0,70 М. 153. Knabe (Taf. У, 9.), mit beiden Händen еше flache Schale (?) vor sich haltend. Er steht auf dem rechten Bein und hat das im Knie gebogene linke etwas zur Seite ge- setzt. Den Kopf bedeckt eine flach aufliegende Mütze. Der Körper ist nur mit einem bis an die Kniee reichenden Chiton bekleidet, der kurze Aermel hat und über den Hüften ge- gürtet ist. Erheblich beschädigt ist die Schale; auch die Beine des Knaben sind bestossen. Der Kopf war abgebrochen. Höhe 0,45 M. 154. Statuette eines Knaben (Taf. V, 6.), der mit der etwas erhobenen linken Hand einen Vogel an sich drückt, während die herabgesenkte rechte einen kleinen kugel- förmigen Gegenstand umschlossen hält. Das Haupthaar ist über der Stirn gelockt und trägt einen Blätterkranz. Die Bekleidung besteht aus einem bis an die Kniee reichenden und mit kurzen Aermeln versehenen Chiton, der mit einem Band gegürtet ist. Ein Obergewand (?), welches über die linke Schulter und den linken Arm gezogen zu sein scheint, hängt an der Rückseite der Figur herab. Die Körperformen sind, besonders am untern Theil der Statuette, in der Art eines Reliefs behandelt. Die Oberfläche hat wenig gelitten. Die Sta- tuette war oberhalb der Fussknöchel und in der Mitte des Körpers quer gebrochen. Höhe 0,43 M. 155. Knabe, auf dem Erdboden gelagert (Taf. У, 1.) Er hat das mit gebogenem Knie auf dem Erdboden liegende linke Bein an sich gezogen, während er das gleichfalls gebogene rechte aufstützt. Mit der linken Hand hält er einen neben sich stehenden Vogel fest und nähert seine rechte Hand dem Schnabel desselben. Die Bekleidung der Figur be- steht nur aus einem bis an die Füsse herabreichenden Chiton mit kurzen Aermeln. Die Füsse scheinen beschuht zu sein. Vorn an der Brust hat sich der Rest eines ursprünglich an einem Halsband hängenden Amulets erhalten. Die Oberfläche hat durch Verwitterung gelitten; der grösste Theil des rechten Unterarmes ist weggebrochen. Der Kopf fehlt. Höhe 0,29 M. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 35 156. Knabe (Taf. У, 2.), von ähnlicher Haltung und Bekleidung wie der vorherge- hende; nur stützt er sich mit der Linken auf den Erdboden und hat die rechte Hand auf das rechte Knie gelegt. Ein Vogel ist nicht vorhanden. Der Hals ist mit einem Halsband geschmückt, an welchem ein Amulet hängt. Der obere Theil der Statuette ist bestossen. Es fehlt der Kopf. Höhe 0,26 M. 157—164. Acht Statuetten von Knaben, welche, auf dem Erdboden sitzend, mit einem Vogel spielen; Wiederholungen des Motivs von № 155. Um den Hals tragen einige der Figuren ein Halsband. Von nachlässiger, selbst roher Ausführung und sehr be- schädigt. Sämmtliche Köpfe fehlen; den meisten Figuren ausserdem die Hände oder die Füsse. Höhe 0,16—0,25 M. ь 165—168. Vier Statuetten von Knaben, welche auf dem Erdboden sitzen; Wie- derholungen des Motivs von № 156. Der Hals ist bei einigen mit einem Halsband ge- schmückt. Flüchtig ausgeführt und von übler Erhaltung der Oberfläche. Es fehlen sämmtliche Köpfe und den meisten Figuren die Hände oder die Füsse. Höhe 0,18—0,22.M. 169. Leierspielerin (Taf. VI, 3.). Sie steht auf dem rechten Bein und hat den linken Fuss etwas zurückgesetzt. In der Linken hält sie eine quer vor die Brust ge- legte Leier, die an einem über der rechten Hüfte sichtbaren Band hängt. Die Hände ruhen auf dem Mittelstück der Leier, deren Saiten nicht angegeben sind. Der Hals der Figur scheint mit einem Halsring geschmückt gewesen zu sein. Jeder Unterarm ist mit einem Armring verziert, der vierte Finger der linken Hand mit einem glatten Siegelring. Die Bekleidung besteht aus einem mit breitem Band gegürteten und bis auf die Füsse her- abfallenden Chiton, dessen kurze Aermel durch Knöpfe zusammengehalten werden. Von der rechten Schulter zur Achsel hinab ist ein schmales Band gezogen. Den grössten Theil des Unterkörpers umhüllt ausser dem Chiton ein Obergewand. Die Füsse sind mit Schu- hen bekleidet. Die Oberfläche ist von vortrefficher Erhaltung. Es fehlen: der Kopf und die linke Schulter mit dem grössten Theil des linken Ober- armes. Höhe 0,82 M. 170. Weibliche Statuette, auf einem Sessel ohne Lehne sitzend. Die emporge- hobene Linke hielt ursprünglich einen Theil des Obergewandes gefasst; die herabgesenkte rechte Hand hat die Figur auf den Rand des Sitzkissens gelegt. Die Bekleidung besteht aus einem langen Chiton, welcher über den Hüften mit einem breiten Band gegürtet ist, sowie aus einem ursprünglich auch über das Hinterhaupt gezogenen Obergewande, das den Unterkörper vollständig umhüllt. Die Füsse sind beschuht. Die Statuette ist von flüchtiger Durchführung, die Oberfläche sehr bestossen, namentlich am untern Theil des Gewandes. B* 36 JOHANNES DoELL, Es fehlen: der Kopf, ein Stück der rechten Hand, der linke Vorderarm sammt der Hand und der linke Fuss. Höhe 0,95 M. 171. Unterkörper einer weiblichen Figur in doppeltem Gewande, auf einem Sessel ohne Lehne sitzend. Ganz flüchtige Arbeit und sehr beschädigt. Nicht erhalten ist der Oberkörper von den Hüften aufwärts, sowie der rechte Fuss. Höhe 0,70 M. 172. Weibliche Figur (Taf. VI, 7.). Sie steht auf dem linken Bein und hat das rechte Knie ein wenig gebogen. Die Arme waren vorgestreckt. Das Haar ist mit einem Blätterkranz geschmückt. Die aus Elfenbein (?) gebildeten und in der Mitte rund ausge- höhlten Augäpfel sind eingesetzt. Die Bekleidung besteht aus einem Doppelchiton, der mit einem verzierten Band gegürtet ist und bis auf die Füsse herabfällt. Auf jeder Schulter wird der Chiton durch einen Knopf zusammengehalten. Ein Band geht von der rechten Schulter quer über die Brust zur linken Hüfte herab. Die Füsse sind mit Schuhen beklei- det. Unbedeutende Beschädigungen finden sich am Haupthaar und am Gewande. Der Kopf ist aufgesetzt, gehört aber wahrscheinlich nicht zur Statue. Es fehlen von der Mitte des Oberarmes abwärts die Arme nebst den Händen. Höhe 0,55 M. 173. Oberkörper einer weiblichen Figur, deren Obergewand über das Hinter- haupt gezogen ist. Der linke Arm ist vor die Brust erhoben. Die Oberfläche ist beinahe vollständig zerstört. Es fehlen: die Nasenspitze, die Hände und der Unterkörper von den Hüften ab- wärts. Höhe 0,19 M. 174. Gruppe (Taf. VI, 1.), aus drei bekleideten weiblichen Figuren und einem Kinde bestehend.. Auf einem mit einem Kissen bedeckten Sessel ohne Lehne hat sich eine Frau niedergelassen, indem sie ihre Ellenbogen auf demselben aufstützt und die Kniee aus einan- der gespreizt hält. Ihren Kopf hat sie an die Brust einer hinter ihr stehenden Gefährtin gelehnt, von welcher sie an den Schultern umfasst gehalten wird. Vor der gelagerten Frau sitzt auf einer kleinen Bank eine dritte weibliche Figur, die auf ihren Armen ein nacktes, augenscheinlich neugeborenes Kind hält. Die Gruppe ist ringsum ausgeführt. Die Ober- fläche der Figuren hat sehr gelitten; namentlich sind das Kind und das Gesicht der liegen- den weiblichen Figur beinahe ganz zerstört. Es fehlen die Köpfe und zum Theil die Schultern der beiden weiblichen Nebenfiguren, sowie der linke Fuss der gelagerten Frau. Höhe 0,18 M.; Länge 0,27 M. 175. Gruppe von zwei weiblichen Figuren. Die eine sitzt auf einem Sessel ohne Lehne und lässt die Hände auf ihren Knieen ruhen. An ihrer rechten Seite steht eine an- dere Frauenfigur und hat ihr den linken Arm um den Nacken gelegt. Beide Figuren sind Die SAMMLUNG CESNOLA. 37 mit Ober- und Untergewand, die Füsse mit Schuhen bekleidet. Die Gruppe ist an allen Theilen ausgeführt, aber an der Oberfläche sehr bestossen. Es fehlen die Köpfe der beiden Figuren und der rechte Arm der aufrecht stehenden. Höhe 0,22 M. | 176. Gruppe von zwei Figuren. Die eine, wie es scheint, weibliche, liegt ausge- streckt auf dem Erdboden und stützt sich mit emporgerichtetem Oberkörper auf den linken Ellenbogen, während der rechte Arm längs der rechten Körperseite anliegt. Bekleidet ist die Figur mit Ober- und Untergewand. Vor ihr steht eine zweite, mit einem langen Ge- wande bekleidete Figur. Beide sind vollständig ausgearbeitet, aber von roher Technik. Die Oberfläche hat sehr gelitten. Es fehlt der Oberkörper der aufrecht stehenden Figur von den Hüften aufwärts. Höhe 0,14 M; Länge 0,24 M. 177. Gruppe. Eine auf einem Sessel ohne Lehne sitzende, mit Ober- und Unterge- wand bekleidete weibliche Figur hält mit den Armen ein auf ihren Knieen liegendes Kind umfasst, welches bekleidet zu sein scheint. An der rechten Seite der sitzenden Frau steht ein kleines Mädchen in langem Gewande. Die Figuren sind auch an der Rückseite ausge- führt. Die Arbeit ist sehr roh, die Oberfläche beschädigt. Es fehlt der Kopf der sitzenden Figur. Höhe 0,50 M. 178. Colossalstatue des Herakles (Taf. VII, 9.). Er hat den linken Vorderarm vorgestreckt und hält in der linken Hand eine emporgerichtete Keule. Mit demselben Arm drückt er zugleich ein an der linken Körperseite herabgehendes stabförmiges Geräth (ein Skeptron oder einen Bogen?) an sich. Die rechte Hand war herabgesenkt und hielt, wie es scheint, einen Köcher mit Pfeilen, von welchen vier am rechten Oberschenkel erhalten sind. Vom Haupthaar der Figur ist nur eine Reihe schneekenförmiger Stirnlöckchen sichtbar. Kinn und Wangen sind von einem ungelockten Bart umgeben, der als künstlich angesetzt aufzufassen ist. An jeder Seite des Halses fällt ein breites Band nach vorn herab. Ueber den Kopf und die Schultern ist ein Löwenfell gezogen. Der Oberkiefer des stilisirt behan- delten Löwenkopfes umgiebt die Stirn des Herakles, während die Seiten des vorn nicht ge- schlossenen Unterkiefers an seinen Wangen anliegen. Die vorderen Enden des Löwenfells sind auf der Brust zusammengeknüpft. Die Bekleidung des Körpers besteht aus einem mit lan- gen Aermeln versehenen, eng anschliessenden Gewande und einem Lendenschurz. An den Lippen finden sich Spuren von rother Bemalung. Die Oberfläche hat durch Verwitterung gelitten; am meisten beschädigt ist der Hüftschurz. (Auf unserer Abbildung ist der unter- ste, ganz zerstörte Theil des letztern nicht wiedergegeben.) Der linke Vorderarm ist an- gesetzt. Es fehlen: die Nasenspitze, ein Theil der Lippen, der vordere Rand des Bartes, der rechte Arm nebst der Hand, das dünne Ende der Keule, die beiden Endstücke des langen Stabes und die Beine vom untern Theil der Oberschenkel abwärts. 38 JOHANNES DoELL, Höhe 1,50 M. Abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. pag. 202. 179. Statuette eines unbärtigen Herakles von demselben Typus wie № 178 und ähnlich bekleidet; nur ist der Kopf des Löwenfells einfacher gebildet und der Hüftschurz besser erhalten. Der Heros hatte das linke Bein etwas vorgesetzt und schwang ursprüng- lich mit dem gebogenen und in die Höhe gehobenen rechten Arm eine quer am Hinter- haupt anliegende Keule. In der herabgesenkten Linken trägt er ein kleines vierfüssiges Thier, vielleicht einen Löwen. Von vernachlässigter Ausführung, doch an der Oberfläche gut erhalten. Es fehlen: der rechte Arm (die Keule ist erhalten), der linke Unterschenkel nebst dem Fuss und der rechte Fuss. Höhe 0,56 M. 180. Aehnlicher unbärtiger Herakles. Er hält mit dem gebogenen linken Arm einen schmalen Köcher an die Seite der Brust. Die Rechte war, wie es scheint, erhoben. Die vorderen Enden des Löwenfells liegen unterhalb des breiten Gürtels an den Hüften an. Von wenig sorgfältiger Technik. Die Oberfläche ist nicht erheblich beschädigt. Es fehlen: die Nasenspitze, der grösste Theil des rechten Armes mit der Hand, die linke Hand mit dem obern Theil des Köchers und die Unterschenkel nebst den Füssen. Höhe 0,41 M. 181. Achnlicher unbärtiger Herakles. Mit dem erhobenen linken Unterarm drückt er einen länglich schmalen Köcher an die linke Seite der Brust. An derselben Seite hängt ein Bogen herab. Die rechte Hand ist gesenkt und hielt einige zum Theil am rech- ten Oberschenkel anliegende Pfeile. Die Oberfläche der Statuette ist verwischt. Es fehlen: die Nasenspitze, die linke Hand nebst einem Stück des Köchers und die Un- terschenkel mit den Füssen. Höhe 0,40 M. 182. Oberkörper eines unbärtigen Herakles, von ähnlicher Art wie №№ 179 — 181. Keinerlei Attribute haben sich erhalten. Die Oberfläche ist fast vollständig zerstört. Es fehlen: die Nasenspitze, das Kinn und sämmtliche Extremitäten. Höhe 0,21 M. 183. Unbärtiger Herakles (Taf. VII, 2.), mit dem linken Bein ein wenig vortre- tend. Er hält mit den gesenkten Händen die herabhängenden Hintertatzen des Löwenfells gefasst. Längs der Rückseite des linken Armes geht ein schmaler vierseitiger Köcher herab. Die Bekleidung stimmt mit №№ 179—182 im Wesentlichen überein. Die vorderen End- stücke des Löwenfells sind auf der Brust zusammengeknüpft. Von guter Erhaltung der Oberfläche. Es fehlen: die Nasenspitze, der rechte Arm (die Hand ist erhalten) und die Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts. Höhe 0,23 M. Отв SAMMLUNG CESNOLA. 39 184. Bartlose männliche Figur (Herakles?), mit gebogenem und in die Höhe ge- hobenem rechten Arm eine horizontal am Hinterhaupt anliegende Keule schwingend. Der linke Arm hängt herab: die linke Hand hielt ein Attribut, von welchem ein kleiner Ueber- rest am linken Oberschenkel erhalten ist. Der Kopf der Figur ist unbedeckt. Der Körper ist nicht mit einem Löwenfell, sondern mit einem eng anschliessenden Gewande bekleidet, das über den Hüften gegürtet ist und bis gegen die Kniee reicht. Die Statuette ist nach- lässig gearbeitet, hat aber nur in geringem Grade gelitten. Es fehlen: die linke Hand, der linke Unterschenkel nebst dem Fuss, sowie der rechte Fuss. Höhe 0,27 M. 185. Oberkörper einer männlichen Figur; Wiederholung des Motivs von № 184. An der Oberfläche durchweg beschädigt. | Es fehlen: der rechte Arm sammt der Keule (der Ansatz derselben ist am Hinter- haupt vorhanden), die linke Hand und die Beine. Höhe 0,27 M. - 186. Unbärtige männliche Figur (Нега е$?) mit ursprünglich erhobener Rech- ten. Der Kopf ist unbedeckt. Die Bekleidung besteht aus einem bis an die Kniee herab- reichenden und mit kurzen Aermeln versehenen Untergewande, über welches eine kürzere ärmellose Jacke gezogen ist. Von mittelmässig guter Erhaltung der Oberfläche. Es fehlen: der rechte Vorderarm mit der Hand, der ganze linke Arm und die Unter- schenkel sammt den Füssen. Höhe 0,30 M. 187. Dreigestaltiger Geryon (Taf. УП, 8.) Von den drei Paar Beinen stehen in der vordern Reihe, vorwärts schreitend gebildet, zwei rechte und ein linkes; die erste- ren zur Linken des Beschauers, das letztere zur Rechten. Die rechten Vorderarme sind in die Höhe erhoben, die linken Arme von drei neben einander vor den Oberkörper gehal- tenen runden Schilden verdeckt. Auf den letzteren sind sehr beschädigte Darstellungen in flachem Relief angebracht. Auf dem ersten Schild sieht man zur Linken einen nach rechts gewendeten Mann in ruhiger Haltung stehen. Er trägt ein langes Gewand; sein Oberkörper ist von einem runden Schild verdeckt. Vor diesem Manne schreitet nach rechts eine zweite, mit einem kurzen Gewande bekleidete männliche Figur, welche ein Schwert (?) in der einen Hand hält. Von rechts her nähert sich eiligst ein dritter Mann mit emporgeho- benen Armen. Ueber seiner linken Schulter scheint ein Bogen hervorzuragen. Die Gruppe des mittlern Schildes wird ebenfalls von drei Figuren in aufrechter Haltung gebildet. Die beiden äussersten sind gegen einander gewendet; die mittlere ist nicht deutlich zu bestim- men. Die Figur rechts trägt ein kurzes Gewand; den Oberkörper verdeckt ein runder Schild. Von der Darstellung auf dem dritten Schild ist nur noch eine nach rechts ge- wendet sitzende Figur zu erkennen. Den gemeinschaftlichen Oberkörper des Geryon um- hüllt ein faltenloses Gewand, welches bis zur Mitte der Oberschenkel herabreicht und über 40 JOHANNES DoELL, den Hüften mit einem breiten Band gegürtet ist. Am untern Theil des Gewandes sind zwei Kampfscenen in flachem Relief dargestellt. Eine jede besteht aus einem emporgerich- teten Löwen und einem Mann in kurzem Gewande, der demselben mit erhobenem Schwert entgegentritt. Die Figur ist nachlässig durchgeführt, namentlich sind die zurücktretenden Beine von roher Behandlung. Bestossen und zum Theil ganz zerstört sind die Reliefdar- stellungen. Die Köpfe des Geryon sammt einem Theil der Schultern haben sich nicht erhalten; ebenso fehlen sämmtliche rechte Hände; ein Theil der Schildränder ist abgestossen. Höhe 0,56 M. 188. Geryon, in der Bildung des Körpers und in der Haltung der Glieder der vori- sen Figur entsprechend. Jeder Kopf (zwei haben sich erhalten) ist mit einem hohen Helm bedeckt. Kinn und Wangen sind mit Bärten versehen, die als künstlich angesetzt zu den- ken sind. Die drei Schilde sind ohne Verzierung. Am vordern Theil des kurzen Gewandes finden sich einige nicht näher bestimmbare Thiere roh eingeritzt. Die Statuette ist von ungeschickter Ausführung und hat sehr gelitten. Die beiden Köpfe waren abgebrochen. Es fehlen: der äussere Kopf rechts vom Beschauer, der äussere emporgehobene Ober- arm rechts, die Hände des mittlern und des linken emporgehobenen Armes und sämmt- liche Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts. Höhe 0,13 M. 189. Geryon; ähnliches Motiv wie № 187 und № 188. Auf jedem der drei Schilde ist ein nicht zu bestimmendes Thier in flachem Relief dargestellt. Ganz rohe Arbeit und sehr schlecht erhalten. Es fehlen: der äussere Kopf rechts, ein Theil der erhobenen Vorderarme mit den Händen, das linke und das mittlere Paar Beine von den Knieen abwärts und die Füsse des äussern Beinpaares rechts. Höhe 0,08 M. 190. Knieender Bogenschütz (Taf. VII, 10.). Es ist nur die linke Körperhälfte vorhanden, welche den Schützen im Profil zeigt; die senkrechte Schnittfläche geht ein we- nig rechts von der Mittellinie des Körpers herab. Er kniete augenscheinlich auf dem rech- ten Bein; das gebogene linke Bein ist aufgestützt. Die Linke war vorgestreckt und hielt wol den Bogen. Der Körper ist mit einem bis an die Mitte des Oberschenkels reichenden Gewande bekleidet, das die linke Schulter unbedeckt lässt und über den Hüften gegürtet ist. Quer über der linken Hüfte hängt ein breiter flacher Köcher, welcher mit Pfeilen gefüllt ist. Der obere Rand desselben ist von einem in flachem Relief ausgeführten gewun- denen Band umsäumt. Die Vorderfläche des Köchers scheint mit einem Thierfell in er- hobener Arbeit bedeckt gewesen zu sein. Unterhalb des Köchers ragt eine an der Hüfte herabhängende kurze Schwertscheide hervor. An der Brust und am Oberschenkel finden sich bedeutende, wie durch Axthiebe hervorgebrachte Beschädigungen; der grösste Theil des Köcherüberzuges ist weggebrochen. ; Dre SAMMLUNG CESNOLA. 41 Es fehlen: der Kopf, der Arm, der linke Fuss sammt den Knôcheln, sowie die oberen Theile des Köchers und der Pfeile. Höhe 0,76 M. 191. Unbärtiger Krieger. Seine linke Hand ist herabgesenkt und hielt ein nur in einem kleinen Bruchstück erhaltenes Geräth, vermuthlich einen Bogen. Die vor die Brust erhobene Rechte war augenscheinlich im Begriff, aus einem schmalen Köcher, der an der linken Seite der Brust herabhängt, einen Pfeil herauszunehmen. Den Kopf der Figur bedeckt ein Helm. Der Körper ist mit einem dicht anschliessenden Gewande, das mit kur- zen Aermeln versehen ist, und mit einem Hüftschurz bekleidet, auf dessen Mittelstück zwei Uraeus-Schlangen in flachem Relief dargestellt sind. Die Statuette ist nicht ohne Geschick gearbeitet; die Oberfläche von guter Erhaltung. Es fehlen: die rechte Hand, der von der linken gehaltene Bogen, sowie die Beine von den Knieen abwärts. Höhe 0,28 M. 192. Unbärtiger Krieger, dessen Kopf mit einem Helm bedeckt ist. Den linken Oberarm verdeckt ein grosser runder Schild; der rechte liegt am Körper an. Bekleidet ist die Figur mit einem glatt anliegenden Gewande, welches kurze Aermel hat, und mit einem Hüftschurz. Von flüchtiger Ausführung. Die Oberfläche ist ein wenig verwischt. Es fehlen: die Vorderarme nebst den Händen und die Beine von den Knieen abwärts. Höhe 0,18 M. 193. Oberkörper eines bärtigen Kriegers. Die Arme sind herabgesenkt. Auf dem Kopfe ein Helm. Der Rücken der Figur ist von einem grossen runden Schild bedeckt. Bekleidet ist der Oberkörper mit einem glatt anliegenden Gewande. Auch die Rückseite der Figur ist ausgeführt. Die Oberfläche hat durch Verwitterung gelitten. Es fehlt der Unterkörper von den Hüften abwärts. Höhe 0,17 M. | | 194. Oberkörper eines bärtigen Mannes (Ammon), dessen Kopf mit Widder- hörnern versehen ist. Die Arme waren herabgesenkt. Der Oberkörper ist mit einem falti- gen Gewande bekleidet. Die Figur ist in der Art eines flachen Reliefs behandelt und hat sehr gelitten. Es fehlt der Unterkörper von den Hüften abwärts. Höhe 0,11 M. 195. Ausruhender Jüngling (Taf. VII, 6.). Er stand auf dem rechten Bein und hatte das linke übergeschlagen. Den linken Vorderarm hat er an einen Baumstumpf ge- lehnt; ausserdem stützt er sich mit der linken Achsel auf einen Stab. An der rechten Hüfte ist ein Theil der mit der Innenfläche nach aussen gekehrten rechten Hand erhalten, woraus sich erkennen lässt, dass der rechte Arm in die Seite gestemmt war. (Auf unserer Abbildung ist die Hand nicht wiedergegeben.) Die Figur ist unbekleidet bis auf ein Ge- wandstück, das die linke Schulter und den linken Arm umhüllt. Auch die Rückseite der Sta- Mémoires de ГАсаа. Пир. des sciences, VIIme Série. 6 42 JOHANNES DOELL, tue ist von sorgfältiger Ausführung. Beschädigt ist die Oberfläche hauptsächlich an der Vorderseite des Körpers. | Es fehlen: der Kopf, der rechte Arm, die linke Hand und der grösste Theil der Un- terschenkel mit den Füssen; von dem Stab an der linken Achsel und von dem Baumstumpf sind nur die obersten Theile erhalten. Höhe 0,93 M. у 196. Jüngling mit einer Syrinx (Taf. УП, 7.). Er steht auf dem rechten Bein; der linke Fuss war zurückgesetzt. Mit der linken Hand hält er eine Syrinx vor der Brust. Die Rechte ist herabgesenkt. Bekleidet ist der Jüngling nur mit einer auf der Brust zu- sammengeknüpften Chlamys, welche die Schultern bedeckt und an der Rückseite des Körpers herabhängt. Die Statuette ist von vernachlässigter Ausführung. Die Oberfläche hat nicht gelitten. : Es fehlen: der Kopf, die rechte Hand und die Füsse mit einem Theil der Unter- schenkel. Höhe 0,27 M. 197. Weibliche Figur (Maenade?). Mit der Rechten hielt sie ein zum grössten Theil zerstörtes, aber an einer erhaltenen Tatze erkennbares Thierfell vor der Brust. Der linke Vorderarm ist ein wenig erhoben. Das in langen Locken herabfallende Haupthaar wird durch ein schmales Band zusammengehalten. Bekleidet ist der Körper mit einem ge- gürteten Untergewande, welches bis an die Hüften herabgesunken ist. Die Oberfläche ist sehr bestossen. Der rechte Oberarm und die Füsse waren abgebrochen. Es fehlen: die Nase, die rechte Hand mit dem grössten Theil des Thierfells, die linke Hand und einige Fusszehen. Höhe 0,63 M. 198. Oberkörper eines jugendlichen Satyrn. Er hat spitze Ohren und ist von ithyphallischer Bildung. Der Körper ist ohne Bekleidung. Von flüchtiger Arbeit und sehr beschädigt. Die Extremitäten fehlen. Höhe 0,50 M. 199. Unbekleideter bärtiger Satyr (Taf. УП, 1.) mit ausgestreckter Zunge. Er schreitet mit dem linken Bein vor. Der rechte Unterarm und vielleicht auch der linke Arm waren ein wenig erhoben. Der Kopf ist mit kleinen Hörnchen und mit Thierohren verse- hen. Die Oberfläche ist vielfach bestossen, namentlich am Kopf. Es fehlen: der rechte Vorderarm mit der Hand, der ganze linke Arm und die Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts. Höhe 0,17 M. 200. Bärtiger Satyr mit ausgestreckter Zunge, ähnlich gebildet wie & 199. Der rechte Arm war ein wenig erhoben. Von übler Erhaltung der Oberfläche. Die SAMMLUNG ÜESNOLA. 43 Es fehlen: der rechte Vorderarm mit der Hand, der linke Arm und die Beine von der Mitte der Oberschenkel abwärts. Höhe 0,15 M. 201. Oberkörper eines bärtigen Mannes. Der mit Thierohren (?) versehene Kopf ist zur linken Schulter gewendet. Der Körper ist unbekleidet., Die Oberfläche hat - sehr gelitten. Die Extremitäten fehlen. Höhe 0,11 M. 202. Bartloser älterer Mann (Taf. УП, 3.). Er trägt, indem er den Kopf ein wenig vorgeneigt hat, einen über den Nacken gelegten Weinschlauch, dessen Enden er mit den vor die Brust erhobenen Händen gefasst hält. Den Kopf bedeckt eine anschliessende Kappe. Der Körper ist mit einem faltenlosen Gewande bekleidet, welches kurze Aermel hat und bis an die Füsse herabreicht. Von flüchtiger Arbeit. An der Oberfläche gut erhalten. Es fehlen: die Nasenspitze und ein Theil des Schlauches. Höhe 0,25 М, | 203. Gelagerte Figur. Sie liegt, dem Beschauer zugewendet, auf einer Matratze (?) und stützt sich, indem sie den Oberkörper ein wenig erhoben hat, mit dem linken Ellen- bogen auf ein untergelegtes Kissen. Der rechte Arm lag am Körper an. Die Bekleidung besteht aus einem bis an die Füsse herabreichenden faltenlosen Gewande mit kurzen Aer- meln. Das Gewand war roth bemalt. Von unbeholfener Ausführung. Die Oberfläche ziemlich gut erhalten. | Der Kopf und der rechte Vorderarm nebst der Hand sind nicht erhalten. Höhe 0,19 M. | 204. Viergespann (Taf. УП, 11.) In dem zweirädrigen Wagen, der von den vier galoppirenden Pferden gezogen wird, stehen zwei nicht deutliche Figuren neben einander. Von ganz roher Arbeit und sehr beschädigt. Es fehlen die Köpfe der beiden äusseren Pferde. Höhe 0,16 M. 205. Viergespann von derselben Art wie das vorhergehende. Mehrfach beschädigt. Es fehlen die Köpfe der menschlichen Figuren, so wie die der Pferde. Höhe 0,17 M. ‚ 206. Mann zu Pferde. Der linke Arm des Reiters scheint herabgesenkt gewesen zu sein. Seine Bekleidung besteht aus einem glatt anschliessenden kurzen Gewande. Von grosser Rohheit der Ausführung. | Es fehlen: der rechte Arm und die linke Hand des Reiters, so wie die Beine des Pferdes. Höhe 0,18 М. 207. Gruppe (Taf. УП, 16.). Auf einem Sessel mit hoher Rückenlehne sitzt еше weibliche Figur und hält ein auf ihren Knieen liegendes Kind mit den Händen umfasst. р ` 6* 44 JOHANNES DOoELL, Bekleidet ist sie mit einem faltenlosen Gewande, welches lange Aermel hat und bis an die Füsse herabreicht. Die Kopfbedeckung hat die Form einer glatt anliegenden Kappe, von der jederseits ein breites Band nach vorn herabfällt. Auch das Kind ist von einem Ge- wande umhüllt; den Kopf bedeckt eine anschliessende Kappe. Von flüchtiger Ausführung und an der Oberfläche zum Theil bestossen. Höhe 0,29 M. 208—218. Eilf Gruppen von derselben Art wie № 207; die geringen Abweichun- gen betreffen einzelne Theile des Gewandes und der Kopfbedeckung. An den Gewändern finden sich Ueberreste von rother Bemalung. Die meisten Gruppen sind reliefartig gebildet und von roher Ausführung. Höhe 0,12—0,25 M. 219. Figur mit gerade herabgesenkten Armen. Der Kopf ist mit einer hohen Mütze von cylindrischer Form bedeckt. Den Körper umhüllt ein mit langen Aermeln versehenes faltenloses Gewand. Die Figur ist ganz walzenförmig gebildet und geht unterwärts in eine kreisrunde Basis über. Von grösster Rohheit der Ausführung. ; Höhe 0,27 M. 220. Menschliche Figur mit einem Hirschkopf (Taf. УП, 5.). Die Hände halten den vordern Theil desselben umfasst. Die Bekleidung besteht aus einem faltenlosen Unter- gewande, welches bis an die Füsse herabreicht; darüber ist eine mit kurzen Aermeln ver- sehene Jacke gezogen. Von nachlässiger Ausführung und an der Oberfläche vielfach be- stossen. Es fehlt der grösste Theil des Hirschgeweihs. Höhe 0,28 M. 221. Menschliche Figur mit einem Thierkopf unbestimmter Art (Taf. VII, 4.). Die Hände liegen vor der Brust. Bekleidet ist die Figur mit einem faltenlosen Unterge- wande, das bis auf die Füsse herabfällt, und mit einem kürzern Obergewande, welches um die Schultern und die Arme gezogen ist. Von flüchtiger Technik und ein wenig verwischt. Höhe 0,23 M. 222. Menschliche Figur mit einem Widderkopf (Taf. VII, 12.), auf einem Sessel mit hoher Rückenlehne sitzend. Die Unterarme ruhen auf den Seitenlehnen des Sessels. Der Körper ist mit einem faltenlosen Gewande bekleidet, welches bis auf die Füsse herab- reicht und mit kurzen Aermeln versehen zu sein scheint. Die Figur ist unbeholfen ausge- führt und die Oberfläche schlecht erhalten, Höhe 0,11 М. | 223. Menschliche Figur mit einem Widderkopf; Wiederholung des Motivs von № 222. Am Gewande sind Ueberreste von rother Bemalung zu erkennen. Höhe 0,09 M. 224. Kuh (?), welche ein Kalb säugt (Taf. УП, 17.). Die Gruppe ist reliefartig be- handelt und von flüchtigster Ausführung. Die SAMMLUNG ÜESNOLA. 45 Es fehlen die Hörner der Kuh. Höhe 0,10 M. 225—230. Sechs Figuren von verschiedenen vierfüssigen Thieren, zum Theil von unbestimmtem Charakter. Sie sind sämmtlich von roher Technik und an der Oberfläche beschädigt. Höhe 0,06—0,10 М. B. Köpfe. 231—234. Vier männliche Köpfe (zwei derselben Taf. VIEL, 1. 3.); theils über- lebensgross, theils von natürlicher Grösse. Sie- sind mit einem gekräuselten Bart versehen, der als künstlich befestigt anzunehmen ist. Das Haupthaar ist über der Stirn schnecken- förmig gelockt. Die Kopfbedeckung besteht aus einer anliegenden Kappe, welche oberhalb einen Zipfel bildet und das im Nacken herabfallende Haar in Form eines Sackes umhüllt. 235. 236. Zwei männliche Köpfe (der eine von ihnen Taf. VII, 11.). Sie unter- scheiden sich von den Köpfen der vorhergehenden Gruppe nur dadurch, dass der Bart nicht als künstlich angesetzt zu denken und das im Nacken herabhängende Haupthaar nicht von einem Sack umschlossen ist. 237. Männlicher Colossalkopf (Taf. VIII, 6.); von 0,87 М. Höhe. Ein streifiger und nur am untern Rande gelockter Zeugbart, der als künstlich angelegt aufzufassen ist, umgiebt Kinn und Wangen. Der Kopf ist mit einer anschliessenden Kappe bedeckt, welche oberhalb einen Zipfel bildet und im Nacken sackförmig herabhängt. Ueber der Stirn eine Reihe kleiner Löckchen. Mit dem Kopf ist ein Fuss und ein Finger von entsprechender Grösse gefunden worden. Abgebildet in der Rev. archéol. 1871. To. II. Pl. 24. und in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. р. 188. | 238—244. Sieben männliche Köpfe (vier derselben Taf. VII, 2. 8. 9. 10.); zum Theil von natürlicher Grösse, zum Theil mehr als lebensgross. Sie sind von ähnlicher Bil- dung wie №237; nur ist an einigen der Bart nicht in Streifen geordnet und die Stirnlöck- chen sind nicht bei allen vorhanden. Die Kopfbedeckung von № 243 ist mit zwei zusam- mengeknüpften Bändern versehen. In Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. р. 194 ist von № 244 eine Abbil- dung gegeben. 245—307. Drei und sechzig jugendlich männliche Köpfe (drei derselben Taf. IX, 1. 2. 3.); theils von natürlicher Grösse, theils weniger als lebensgross. Sie sind mit einer Kappe bedeckt, welche am obern Theil in einen Zipfel ausgeht und hinterwärts 46 JOHANNES DoELL, in den meisten Fällen sackförmig herabhängt. Einige Köpfe sind mit einem glatt anliegen- , den Zeugbart versehen, der als künstlich befestigt anzunehmen ist. 308. Weiblicher Kopf (Taf. IX, 5.); Lebensgrösse. Das kunstreich geordnete und im Nacken lockig herabfallende Haar ist von einem Band umschlossen. Die Ohren sind mit Ohrgehängen, der Hals mit einem aus mehreren Reihen bestehenden Perlenhalsband geschmückt. 309. Weiblicher Kopf von ähnlicher Art wie № 308. 310—329. Zwanzig Köpfe (zwei davon Taf. IX, 6. 7.); von verschiedener Grösse. ‚Ein glatter Zeugbart, der als künstlich angesetzt zu denken ist, umschliesst Kinn und Wangen. Die Kopfbedeckung hat die Form einer eng anliegenden Kappe ohne Zipfel, die im Nacken sackförmig herabhängt. Eine Abbildung von № 316 findet sich in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. р. 194. 330—343. Vierzehn weibliche Köpfe (der eine von ihnen Taf. IX, 4.); von ver- schiedener Grösse. Die glatt anschliessende und im Nacken sackförmig sich erweiternde Kappe ist von einem emporstehenden Band umgeben, das mit Rosetten in flachem Relief besetzt ist. Eine Anzahl von Köpfen ist mit einem glatt anliegenden Zeugbart versehen, wel- cher als künstlich befestigt anzunehmen ist. An einigen Köpfen sind die Ohren mit Ohrge- hängen geschmückt. In Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. р. 200 ist der Kopf № 330 ab- gebildet. 344—350. Sieben männliche Köpfe (drei derselben Taf. IX, 8. 9. 13.); von Le- bensgrösse. Das meistentheils kurz gelockte Haupthaar ist mit einem aus Blättern, Blumen und Früchten zusammengesetzten Kranz verziert. Der Bart ist schneckenförmig gelockt; bei einigen Köpfen ist derselbe, wie es scheint, als künstlich befestigt anzunehmen. Von № 346 ist in ce s New Monthly Magazine. July 1872. p. 207 eine Abbil- dung gegeben. 351—357. Sieben männliche Köpfe (drei derselben Taf. IX, 11: 12. 14.); von Lebensgrösse. Das über der Stirn gelockte Haupthaar ist mit einem Blätterkranz oder mit einem Band verziert. Der Bart ist in feine Streifen geordnet und wird als künstlich be- festigt anzunehmen sein. № 351 ist abgebildet in Harper’s New Monthly и July 1872. р. 203, № 352 in der Rev. archéol.‘1872. Pl. 21. 358—408. Ein und fünfzig männlich unbärtige Kôpfe (fünf davon Taf. X, 1. 2. 3. 4. 7.). Das Haupthaar bildet eine oder mehrere Reihen von Stirnlöckchen und ist mit einem Kranz von Blättern und Früchten oder mit einem Band geschmückt. Eine Abbildung von № 359 und, wie es scheint, von einigen anderen Köpfen dieser Gruppe ist in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 204 gegeben. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 47 409—475. Sieben und sechzig jugendlich männliche Köpfe (sechs von ihnen Taf. X, 11—13. 15. 17. 18.); von verschiedener Grösse. Im Haar ein Blätterkranz. - In Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 191 sind zwei nicht genau zu bestimmende Köpfe dieser Gruppe abgebildet; р. 203 sind Abbildungen von № 409 und N 416, р. 204 ist eine Abbildung von № 412 gegeben. 476—543. Acht und sechzig Köpfe von Kindern verschiedenen Alters (vier Köpfe Taf. X, 8—10. 14.); von Lebensgrösse. Das Haupthaar ist nur bei wenigen Köpfen mit einem Blätterkranz geschmückt. Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 204 enthält Abbildungen von № 476 und № 479. 544. Weiblicher Kopf (Taf. X, 5.); von natürlicher Grösse. Das Haar ist schlicht geordnet. Ein Theil des Obergewandes ist über das Hinterhaupt gezogen. Die Ohren sind mit Ohrgehängen geschmückt. | | 545. Weiblicher Kopf (Taf. X, 6.); von Lebensgrôsse. Das lockig über den Nak- ken herabfallende Haupthaar ist mit einem Blätterkranz verziert. Abgebildet in der Rev. archéol. 1872. To. IL. Pl. 21. 546. Porträtkopf eines ältern bärtigen Mannes (Taf. X, 16.); lebensgross. Das spärliche Haupthaar ist bekränzt. Abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 200. 547. Kopf eines bärtigen Kriegers; unter Lebensgrösse. Ein mit Nasenschiene und Wangenklappen versehener Helm lässt nur die Augen, die Ohren und den Mund un- bedeckt. 548 —762: Zweihundert und fünfzehn Köpfe von verschiedenen Typen, ur- sprünglich meist kleineren Statuen angehörig. Von nachlässiger, zum Theil roher Ausfüh- rung und erheblich beschädigt. <. Reliefs. 763. Ganz flaches Relief (Taf. XI, 6.). Die Darstellung vertheilt sich auf zwei über einander angebrachte Abtheilungen. Zur Linken steht, die ganze Höhe der Fläche einnehmend, auf einer vierseitigen Basis ein Mann (Herakles), der mit einem, wie es scheint, auch über den Kopf gezogenenen Löwenfell bekleidet ist. Er tritt mit dem lin- ken Fuss vor und hält in der vorgestreckten Linken einen Bogen. Mit der Rechten ist er wahrscheinlich im Begriff, aus einem am Rücken hängenden, aber nicht deutlich wahr- nehmbaren Köcher einen Pfeil herauszunehmen. In der obern Hälfte der Platte zur Rechten sieht man einen dreiköpfigen Hund (Orthros) nach links laufen; in dem einen Halse dessel- 48 JoRANNES Doezx, ben steckt ein von Herakles bereits abgeschossener Pfeil. Die untere Hälfte der Platte wird zum grössten Theil von einer nach rechts gehenden Rinderheerde (des Geryon) aus- gefüllt. Hinter dieser schreitet ein Mann (Eurytion) einher, der einen grossen Bart und lang herabfallendes Haupthaar hat und nur mit einem am Rücken herabhängenden Mäntel- chen bekleidet ist. Er hat seinen Kopf zurückgewendet und scheint mit der in die Höhe gehobenen Rechten einen Stein nach Herakles hin werfen zu wollen. Mit der vor die Brust erhobenen Linken trägt er einen Palmbaum. Das Relief hat sehr gelitten, besonders die Figur des Herakles, die am obern Theil nur in einzelnen sehr flachen Umrissen erkennbar ist. Die Ränder der Platte sind bestossen, die unteren Ecken weggebrochen. Höhe 0,54 M.; Breite 0,90 M. Abgebildet in der Rev. archéol. 1872. To. II. Pl. 21. 764. Relief (Taf. XI, 3.). In der Mitte sitzt auf einem Sessel mit hoher Rücken- lehne, nach rechts gewendet, ein mit Ober- und Untergewand bekleideter bärtiger Mann (Zeus?). Mit der Linken hält er ein langes Skeptron (?) und in der herabgesenkten Rechten einen nicht völlig deutlichen Gegenstand, wahrscheinlich einen Donnerkeil. An jeder Seite des sitzenden Mannes steht, dem Beschauer zugekehrt, eine bekleidete kleinere Figur mit nicht zu bestimmenden Attributen. Das Relief ist beschädigt, der obere stark vorsprin- gende Rand der Platte, so wie der rechte Rand sind zum grössten Theil weggebrochen. Unterhalb der Gruppe befindet sich die vertiefte Inschrift : pat A4 ях DÉS À SR ARTE SE NN KR EM ONE FX ON EXT Ty NS KL AXTFRKX EL SREXHX FEV TRAD Y АХЛ LE SG SL REVF EST ROPXEY Höhe 0,31 М,; Breite 0,14 M. 765. Flaches Relief (Taf. XI, 1.). Links sitzt auf einem Sessel, nach rechts ge- wendet, ein in Unter- und Obergewand gehüllter Mann, der mit der Linken ein langes Skeptron und in der ein wenig erhobenen rechten Hand einen undeutlichen Gegenstand hält. Vor dem sitzenden Manne steht ein vierseitiger Altar und hinter diesem ein grosser Baum. Denselben nähern sich von rechts her vier hinter einander schreitende bekleidete Figuren. Sie haben sämmtlich, den Gott adorirend, den rechten Arm erhoben und halten in der linken Hand ein undeutliches Attribut. Das Relief ist sehr verwischt; die Platte war in drei Stücke gebrochen. Unterhalb der Darstellung die mehrfach verwischte vertiefte Inschrift : Höhe 0,18 M.; Breite 0,28 M. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 49 766. Flaches Relief (Taf. ХТ, 5.). Darstellung von drei sich an einander anschlies- senden Scenen; ein Symposion, ein heiliger Tanz und Adoration eines Gottes. Untere Dar- stellung: Zur Rechten ein Symposion von fünf mit den Unterkörpern nach links gelagerten männlichen Figuren und einer sitzenden weiblichen Figur. Die ersteren sind mit Ober- und Untergewändern bekleidet und halten in der Hand je eine Schale; eine der Figuren nähert ihre Schale dem Munde. Im Vordergrunde rechts sitzt, nach links gewendet, die т ein Obergewand gehüllte weibliche Figur und bläst die Doppelflöte. Vor ihr auf dem Erd- boden steht ein grosser Krater. Ueber demselben ist mit rother Farbe eine auf unserer Ab- bildung nicht wiedergegebene Amphora gemalt. Links von der gelagerten Gruppe führen zwei weibliche und drei männliche Figuren, indem sie einander an der Hand gefasst halten, einen Reigen (yépavos) auf. Die weiblichen Figuren sind mit Ober- und Untergewändern, die männlichen mit gegürteten kurzen Untergewändern bekleidet. Obere Darstellung: Zur Rechten sitzt auf einer vierseitigen Erhöhung, nach links gewendet, ein Jüngling (Apollon. vielleicht der delische), welcher mit Ober- und Untergewand bekleidet ist und bekränzt zu sein scheint. Mit der herabgesenkten linken Hand hat er eine auf den Erdboden gesetzte Leier gefasst: in der vorgestreckten rechten Hand hält er eine kleine Schale. Vor dem Jüngling steht ein hoher Altar, welchem sich von links her sechs mit Ober- und Unterge- wändern bekleidete Figuren adorirend nähern: zuerst ein Mann; hinter diesem eine Frau, die im linken Arm ein kleines Kind zu tragen scheint; zwei Knaben, von denen der erste mit der herabgesenkten rechten Hand eine kleine Vase trägt; zuletzt zwei Mädchen. Am Haupthaar sämmtlicher Figuren des Reliefs haben sich Ueberreste von rother Farbe er- halten. Die Platte ist in mehrere Theile gebrochen; ein Zwischenstück fehlt. Oberhalb des Kraters finden sich die vertieften Buchstaben: FY Höhe 0,31 M.; Breite 0,48 M. Ê 767. Relief (Taf. ХТ, 2.), aus zwei über einander angebrachten Darstellungen beste- hend. Oberhalb zur Rechten sitzt auf einem Sessel mit hoher Rückenlehne, nach links ge- kehrt, eine nicht vollständig erhaltene, wahrscheinlich männliche Figur, die mit einem lan- gen Gewande bekleidet ist und die rechte Hand erhoben hat. Links steht ein ungewöhnlich geformter Altar (?). Die untere Darstellung besteht aus zwei mit langen Gewändern be- kleideten männlichen Figuren in aufrechter Haltung, welche, gegen einander gewendet, sich beide Hände reichen. Zwischen den Männern liegt am Boden ein Hammer mit eMPOT- gerichtetem Stiel. Rechts von der Gruppe steht ein grosser vierseitiger Altar. Das Relief ist bestossen. Der obere Rand und die obere linke Ecke der Platte sind nicht erhalten. Rechts von der untern Darstellung die vertiefte Inschrift: УУЖЕЛИУ Хо AV 9/9) + ЖЕ АНУ Höhe 0,20 M.; Breite 0,31 М, Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie, 7 50 JOHANNES Dorzz, 768. Bruchstück eines Reliefs (Taf. ХТ, 4.). Eine weibliche Figur, deren Kopf und linker Arm nicht erhalten sind, steht dem Beschauer gerade zugewendet und hält ih- ren rechten Arm quer vor der Brust. Die Bekleidung besteht aus einem langen Chiton mit gegürtetem Ueberschlag und aus einem Obergewande, das am Rücken herabhängt. An der rechten Seite der Frau steht auf einer vierseitigen Basis, ebenfalls dem Beschauer zu- gekehrt, ein unbekleideter Knabe, der seinen linken Arm erhoben hat. Am Gewande der weiblichen Figur finden sich Ueberreste von rother Bemalung. Das Bruchstück ist beschä- digt. Oberhalb der rechten Schulter der weiblichen Figur die vertieften Buchstaben: = мл, Höhe 0,21 M; Breite 0,10 M. 769. Bruchstück eines Reliefs. Erhalten hat sich der nach links gewendete Oberkörper eines unbärtigen Mannes. Die Arme sind herabgesenkt. Die Bekleidung be- steht aus einem faltenreichen Gewande, welches über die linke Schulter gezogen ist und den linken Arm umhüllt. Das Gewand war roth bemalt. Links vor der Figur der An- fang einer vertieften Inschrift: Höhe 0,07 М.; Breite 0,14 М. 770. Relief an der Seitenfläche eines vierseitigen Blocks. Sechs männliche Figu- ren von verschiedener Grösse schreiten hinter einander nach rechts. Sie sind mit kurzen Gewändern bekleidet und halten undeutliche Geräthe in den Händen. Die Oberfläche der Figuren ist beinahe ganz verwischt. Höhe 0,45 М.; Breite der Haupt- und Rückseite 0,27 М.; Breite jeder Nebenseite 0,21 М. 771. Bruchstück eines Reliefs. Zwei bekleidete Figuren gehen hinter einander nach rechts. Von schlechter Erhaltung. Unterhalb der Figuren einige beschädigte kypri- sche Buchstaben. Höhe 0,18 М.; Breite 0,10 М. 772. Flaches Relief (Taf. ХТ, 8.). In der Mitte zwei mit einander kämpfende vier- füssige Thiere. An jeder Seite der Gruppe und derselben zugewendet steht eine mensch- liche Figur. Die zur Linken ist mit einem kurzen Gewande bekleidet und hält einen nicht zu bestimmenden Gegenstand in den Händen; die Figur rechts trägt ein langes Gewand und scheint sich auf einen Stab zu stützen. Das Relief hat sehr gelitten. Höhe 0,45 M.; Breite 0,64 M. 773. Flaches Relief (Taf. XI, 9.) Eine nackte menschliche Figur steht, nach rechts gekehrt, zwischen zwei Löwen, welche sich mit zurückgewendeten Köpfen an ihr emporgerichtet haben, und ringt mit denselben. Am obern Theil ist das Relief verwischt. Höhe 0,43 M.; Breite 0,45 M, Dre SAMMLUNG CESNOLA. | 51 774. Reliefbruchstück. Erhalten ist nur der Vorderkörper eines emporgerichteten vierfüssigen Thieres. Höhe 0,44 М.; Breite 0,69 М. 775. Relief (Taf. XI, 7.). Dargestellt ist eine sich emporringelnde Uraeus-Schlange, welche ihren Kopf nach rechts wendet; unter ihr ein nach rechts gekehrter Delphin. Vor dem Kopf der Schlange befindet sich die zum Theil verwischte Inschrift: УРА^ У Ч Ир x N Ех И ЖИТ АР Fire Höhe 0,37 M; Breite 0.31 M. 776. Grabrelief (Taf. ХП, 4.), oberhalb mit einem einfachen Giebel versehen. Zur Linken sitzt auf einem Sessel, ein wenig nach rechts gewendet, eine weibliche Figur, die mit einem langen Chiton und einem über das Hinterhaupt gezogenen Himation, so wie mit Schuhen bekleidet ist. In den Ohren trägt sie Ohrgehänge. Ihre linke Hand, welche einen undeutlichen Gegenstand umfasst hält, hat sie bis zur Wange erhoben; ihre Rechte reicht sie einem vor ihr auf einem Sessel sitzenden, dem Beschauer zugewendeten bärtigen Manne, dessen Haupthaar mit einem Kranz geschmückt ist. Bekleidet ist er mit einem Ober- und Untergewande, so wie mit Schuhen. Seinen linken Ellenbogen hat er auf die Seitenlehne des Sessels gestützt und seine linke Hand, die einen nicht zu bestimmenden Gegenstand hält, bis zur Wange erhoben. Das Relief ist sehr bestossen. Höhe 1,19 M; Breite 0,58 M. 777. Bruchstück eines Grabreliefs. Erhalten sind die dem Beschauer zugewen- deten Oberkörper von zwei nach links gelagerten bekleideten Figuren, deren Köpfe bekränzt zu sein scheinen. Den linken Ellenbogen haben Beide auf untergelegte Kissen gestützt und die linke Hand an die entsprechende Wange gelegt. Mit der rechten Hand halten sie einen nicht bestimmbaren Gegenstand vor der Brust. Die Oberfläche ganz zerfressen. Höhe 0,46 М.; Breite 0,45 М. 778. Bruchstück eines Grabreliefs (Taf. XI, 3.). Auf dem obern Rande der Platte ein nach rechts liegender Löwe in runder Ausführung, von dem nur der Vorder- körper erhalten ist. Vom Relief ist der dem Beschauer zugewendete Oberkörper eines auf einer Kline nach links gelagerten bärtigen Mannes erhalten. Er scheint bekleidet zu sein und trägt im Haar einen Blätterkranz. Mit dem linken Vorderarm stützt er sich auf ein Kissen und in der linken Hand hält er einen nicht ganz deutlichen Gegenstand, vielleicht einen Beutel. Vor der Kline steht ein niedriges Tischchen, auf welchem einige kleine Ge- ‚ genstände liegen. Zur Linken stand eine zweite Figur, von welcher nur ein Fuss erhalten ist. Das Relief hat sehr gelitten. Höhe 0,67 M.; Breite 0,48 M. 7* DDRM JOHANNES DoELL, 779. Fragment eines Grabreliefs (Taf. XII, 1.). Auf dem obern Rande der Platte ist em nach rechts liegender Löwe von rund ausgeführten Formen angebracht, von welchem sich nur der Hinterkörper erhalten hat. Dargestellt ist eine nach links gelagerte, mit Unter- und Obergewand bekleidete Figur, deren Kopf nicht mehr vorhanden ist. Zu ihren Füssen steht, nach rechts gewendet, eine mit einem langen Gewande bekleidete kleinere Figur, welche mit der vorgestreckten Linken eine kleine Vase (?) trägt. Das Relief ist ein wenig verwischt. Höhe 0,56 M.; Breite 0,39 M. 780. Bruchstück eines Reliefs, welches an der Seitenfläche eines vierseitigen Blocks angebracht war. Das Relief bot zwei über einander dargestellte Scenen dar. Ober- halb: Ein bärtiger Mann mit kappenförmiger Kopfbedeckung ist auf einer Kline nach links gelagert, indem er sich mit dem linken Ellenbogen auf ein Kissen stützt. Der Kopf ist nach links gewendet. Vor dem letztern sieht man die Hände einer nicht mehr erhaltenen Figur. Unterhalb: Ein grosser Hund sitzt, nach links gekehrt, vor einer Säule, an welche er mit seiner Halskette befestigt ist. Vor dem Hunde steht, demselben zugewendet, eine fast vollständig zerstörte Figur. Die Oberfläche des Reliefs ist verwittert. Am obern Theil des Blocks der Anfang einer vertieften Inschrift: Höhe 0,24 M.; Breite der Hauptseite 0,08 M.; der Seitenflächen 0,10 M. 781. Grabrelief (Taf. XII, 8.). Ein dem Beschauer zugewendeter Knabe in auf- rechter Haltung trägt in der herabgesenkten Linken einen Vogel und nähert dem Schnabel desselben seine rechte Hand. Die Bekleidung der Figur besteht aus einem bis zu den Knieen herabreichenden Gewande mit kurzen Aermeln. Das Relief ist von schlechter Er- haltung. Höhe 0,78 М.; Breite 0,43 M. 782. Bruchstück eines Grabreliefs (Taf. ХИ, 7.). Erhalten ist ausser einem kleinen Stück der Grundfläche nur der Kopf und ein Theil des Oberkörpers einer dem Be- schauer zugewendeten weiblichen Figur. Das schlicht geordnete Haupthaar ist von einem breiten Band umschlossen. Den Körper bedeckt ein Chiton mit kurzen Aermeln. Der rechte Oberarm ist gesenkt; die bis zur Wange erhobene linke Hand hält einen kugelförmi- gen Gegenstand umschlossen. Vielfach beschädigt. Höhe 0,43 M.; Breite 0,53 M. 783. Bruchstück eines Grabreliefs (Taf. XU, 5.). Es ist das Brustbild einer dem Beschauer zugewendeten weiblichen Figur nebst einem Theil der Grundfläche erhalten. Die Figur ist mit einem Untergewande und einem über das Hinterhaupt gezogenen Oberge- wande bekleidet, welches auch die bis zur Wange erhobene linke Hand umhüllt. Der rechte Oberarm ist herabgesenkt. Der Hals ist mit einem Halsring geschmückt. Von schlechter Erhaltung. Höhe 0,52 M.; Breite 0,31 M. Die SAMMLUNG CESNOLA. 53 784. Bruchstück eines Grabreliefs (Taf. XII, 2.). Auf dem stark vorspringenden obern Rande der Platte ein rund ausgeführter, nach rechts gewendeter Löwe, von welchem sich nur der Hinterkörper erhalten hat. Vom Relief ist das Brustbild eines dem Beschauer zugekehrten Jünglings erhalten. Seine Oberarme sind herabgesenkt. Den Oberkörper be- deckt ein mit kurzen Aermeln versehener Chiton. Das Haupthaar ist mit einem Band ver- ziert. Das Relief ist bestossen. Höhe 0,75 М.; Breite 0,47 М. 1». Verschiedene Gegenstände. 785. Grabdenkmal (Taf. XL 9.) von der Form einer kleinen Säule, welche mit ei- ner Basis versehen und am obern vorspringenden Rande gegliedert ist. Die horizontale obere Fläche enthält eine vierseitige Vertiefung, die möglicher Weise zur Aufnahme eines Pinienzapfens von Kalkstein bestimmt war. (Vgl. № 787 und Taf. XII, 11.) Am Schaft ist innerhalb einer nischenartigen Aushöhlung ein in Relief ausgeführtes weibliches Brust- bild dargestellt, dessen Hals mit einem Halsring geschmückt ist. Die Brust ist mit einem Chiton bekleidet. Unterhalb der Büste steht die (auf unserer Abbildung nicht wiederge- gebene) vertiefte Inschrift: КРАТНАХРНС THXAIPE Höhe 0,75 M.; Durchmesser des Schafts 0,18 M. Gefunden bei Alambra. 786. Grabsäule von ähnlicher Form wie № 785. Am Schaft die in Relief ausge- führte Büste eines Kindes. Unterhalb derselben die vertiefte Inschrift : APTEMIAOPEXPHLTEXAIPE Höhe 0,77 M.; Durchmesser des Schafts 0,23 M. Gefunden bei Alambra. 787. Grabsäule (Taf. ХП, 11.) von ähnlicher Form wie № 785 und № 786; doch ist der Schaft ohne figürliche Darstellung. Oberhalb ist in neuerer Zeit ein isolirt gearbei- teter Pinienzapfen von Kalkstein eingefügt, welcher am untern Ende in einen vierseitigen Vorsprung ausgeht, dessen Grösse der an der obern Fläche der Grabsäule angebrachten Vertiefung entspricht. (Sechs solcher Pinienzapfen sind zusammen mit mehreren Grab- säulen aufgefunden worden.) Am Schaft die vertiefte Inschrift : ATOAw NITAH XPHCTE XAIFE 54 JOHANNES DoELL, Höhe 0,44 M.; Durchmesser des Schafts 0,21 M. Gefunden bei Dali. à 788. Runde Votivscheibe (Taf. XIII, 2.) mit einer unbärtigen Maske in erho- bener Arbeit. Die Augensterne sind vertieft. Am Haupthaar, an den Augäpfeln und den Lippen sind Ueberreste von rother Farbe erhalten. Die Oberfläche ist verwittert. Höhe 0,11 M. 789. Viereckige Votivscheibe (Taf. XII, 7.). Dargestellt ist in flachem Relief ein Paar Augen von natürlicher Grösse. An den Augenlidern Spuren von rother Bemalung. 790. 791. Zwei Votivscheiben. Auf jeder derselben ist ein in flachem Relief aus- geführtes Paar Augen von natürlicher Grösse dargestellt. 792. Votivscheibe (Taf. ХТШ, 1.), oberhalb abgerundet. Ein Auge von natürlicher Grösse; flaches Relief. 793. 794. Zwei Votivscheiben mit derselben Darstellung wie № 792. 795. Viereckige Votivscheibe (Taf. XIII, 6.). Zwei gegen einander gewendete menschliche Ohren von natürlicher Grösse. 796. Fünfeckige Votivscheibe (Taf. XII, 3.). Ein mit einem Ohrgehänge ge- schmücktes rechtes Ohr von natürlicher Grösse. 797. Längliche Votivscheibe (Taf. XIII, 8.). Ein Mund von natürlicher Grösse. Oberhalb desselben ist ein Paar Augen in flachstem Relief angedeutet. 798. Emporgerichteter Daumen (Taf. XIII, 9.); von mehr als natürlicher Grösse. Er ist rund gearbeitet und mit einer Art Basis versehen. 799. Emporgerichteter Finger; von ähnlicher Bildung wie № 798. 800. Viereckige Votivplatte (Taf. XIII, 5.) mit einem in Relief ausgeführten Phallos von natürlicher Grösse. | 801—803. Drei Votivscheiben mit ähnlicher Darstellung wie № 800. 804. Runde Votivscheibe (Taf. ХШ, 4.). Phallos eines Knaben; ven natürlicher Grösse. | 805. Lampe (Taf. XIII, 19.) für einen Docht. Sie ist am Boden eines tempelartig geformten Behältnisses angebracht und bildet mit dem letztern ein Ganzes. An jeder Seite der Oeffnung des Behältnisses eine mit Cannelüren versehene ionische Halbsäule. Oberhalb beschädigt. Höhe 0,23 M.; Breite der Vorderseite, so wie der anderen Seitenflächen 0,30 M. 806. Lampe von ähnlicher Form wie № 805, doch ein wenig kleiner. Die Halb- _ säulen sind nicht cannelirt. 807. Massive Vase (Taf. XIII, 11.), ohne Henkel und Fuss. Oberhalb ist sie mit einem in Relief ausgeführten Kranz von Epheublättern und mit zwei grossen Palmetten verziert. Höhe gegen 0,75 M. Отв SAMMLUNG CESNOLA. 55 808. Kleine Schale (Taf. XITT, 13.), ohne Henkel und Fuss. Die Mündung ist mit einer Ausgussrinne versehen. 809—814. Sechs kleine Schalen von ähnlicher Form wie № 808. 815. Kleines vierseitiges Gefäss (Taf. XIII, 14.); von ungewöhnlicher Form. Die Ränder der Mündung sind ausgezackt. Das Gefäss ist mit vier Füssen versehen. 816. 817. Zwei kleine Gefässe (Taf. XIII, 17. 18.) in Form von eylindrischen Bechern, deren Wandung gegliedert und in der Mitte eingezogen ist. `° 818. Handhabe (Taf. ХИТ, 10.) von einem schaufelförmigen Geräth, am freien Ende in einen Widderkopf ausgehend. Länge gegen 0,30 M. | 819—822. Vier Handhaben von derselben Form wie № 818. 823. Doppelhandhabe (Taf. XII, 12.) von einem schaufelartigen Geräth. Die in einander laufenden freien Enden sind mit einem Widderkopf versehen. 824. Architektonisches Bruchstück (Taf. XIII, 22.). Auf einer flachen Basis sind zwei von einander abgewendete geflügelte Sphinxe gelagert, deren Oberkörper weiblich gebildet sind. Von den Köpfen ist nur der eine erhalten; er ist dem Beschauer zugekehrt und mit einem Band geschmückt. Die Hinterkörper sind an einander gelehnt; die eine Vordertatze ist über die andere gelegt. An die fast rund gebildete Gruppe schliesst sich eine hintere senkrechte Fläche an. Die Oberfläche ist beschädigt. Höhe 0,44 М.; Breite 0,55 М. 825. Architektonisches Bruchstück (Taf. XIII, 20.); mit ähnlicher Darstellung wie № 824, doch von grösserer Rohheit der Ausführung. Die Gruppe ist an der Rückseite ohne Grundfläche. An die flache Basis schliesst sich unterhalb eine senkrechte Platte an, auf deren Vorderseite ein in flachem Relief ausgeführtes Auge (?) dargestellt ist. Die Köpfe der Sphinxe sind nicht erhalten. ‚ Höhe 0,34 М.; Breite 0,36 М. 826. Architektonisches Bruchstück (Taf. XIII, 16.). Zwei Löwen liegen von einander abgewendet und die Köpfe dem Beschauer zukehrend auf einer Basis, indem sie ihre Hinterkörper an einander lehnen und die eine Vordertatze über die andre gelegt haben. An der Vorderseite der nach unten sich verjüngenden Basis ist eine geflügelte Sonnenscheibe in flachem Relief dargestellt. Die Gruppe ist wenig durchgeführt und hat an mehreren Theilen durch Bestossung gelitten. Höhe 0,36 M.; Breite 0,60 M. 827. Säulenkapitäl. An einen würfelförmigen Abacus, dessen Seitenflächen mit drei horizontalen Reihen von Zickzack-Ornamenten in flachem Relief versehen sind, schliesst sich unterhalb ein Kelch, der ringsum mit emporgerichteten Blätterzweigen in flachem Re- lief verziert ist. Von nachlässiger Technik. Höhe 0,33 М.; Breite der Platte 0,32 М. 56 JOHANNES DoELL, Abgebildet in der Rev. archéol. 1871. To. II. р. 367. Fig. 4. 828. Pfeilerkapitäl (Taf. ХИТ, 21.). Es besteht aus einer dünnen Platte, auf welcher volutenartig gewundene Zweige und zwischen diesen blattförmige Ornamente in flachem Relief angebracht sind. Am obern Theil des Kapitäls ist eine unbärtige Maske dar- gestellt. Von flüchtiger Ausführung und in mehrere Stücke gebrochen. Höhe 0,59 М.; Breite 0,48 М. 829. Säulenbasis (siehe die Abbildung auf Seite 7). Auf einer vierseitigen Plinthe ruht ein oberhalb abgestumpfter Kegel, dessen Oberfläche mit abwärts gerichteten gewun- denen Streifen in Relief bedeckt ist. } Höhe 0,40 М.; Breite der Plinthe 0,59 M. Abgebildet als Kapitäl einer Säule in der Rev. archéol. 1871. To. П. р. 366. Fig. 3. 830. Fragmentirte kleine Platte (Taf. XII, 15.) mit Darstellung in flachem Relief. Unter einer grossen Pflanze (Platane?) sitzt an jeder Seite ein nach aussen gewen- deter Vogel, wahrscheinlich ein Adler. Отв SAMMLUNG CESNOLA. 57 il, Bildwerke von Marmor. 831. Statue der Kybele (Taf. VII, 15.). Sie sitzt auf einem Felsstück und hat die Füsse auf den Rücken eines unter denselben gelagerten Löwen gesetzt, weicher nach rechts gerichtet ist, den Kopf aber dem Beschauer zuwendet. Bekleidet ist die Göttin mit einem gegürteten langen Chiton und einem Obergewande, welches auf die Kniee herabgefallen ist. An den Füssen, von denen nur der linke erhalten ist, trägt sie Sandalen. Der rechte Fuss war besonders angesetzt. Die Rückseite der Statue ist nicht ausgeführt. An der Oberfläche finden sich nur geringe Beschädigungen. Es fehlen: der Kopf, beide Arme und der rechte Fuss. Höhe 0,55 M. Gefunden bei Karavostasi. 832. Torso eines unbekleideten Jünglings (Taf. УП, 13.). Er stand auf dem ‚ linken Bein und trug mit der Linken, die er auf einen Baumstumpf gestützt hat, einen nicht mehr genau bestimmbaren Gegenstand, vielleicht ein vierfüssiges Thier. Auch die Rückseite der Figur ist ausgeführt. Die Oberfläche hat durchgängig durch Bestossung ge- litten; ganz verstümmelt ist der von der linken Hand gehaltene Gegenstand. Es fehlen: der Kopf, der rechte Arm sammt der Hand, das ganze rechte Bein, das linke von der Mitte des Oberschenkels abwärts und der untere Theil des Baumstumpfs. Höhe 0,54 M. Gefunden bei Larnaka. 833. Bruchstück einer Basis (Taf. VII, 14.). Erhalten ist eine ‘in Relief ausge- führte Darstellung. Zur Rechten schreitet taumelnd ein unbekleideter Silen, dessen Ober- körper dem Beschauer zugewendet ist, nach links vor. Er unterstützt eine trunkene Mae- nade, indem er dieselbe mit der Rechten um die Hüften fasst und ihren Iinken Arm, den er um seinen Nacken gelegt hat, mit der linken Hand festhält. Die unbekleidete Maenade, an deren Rücken ein wallendes Obergewand herabhängt, ist dem Beschauer zugewendet und schreitet mit dem linken Fuss vor. In der herabgesenkten Rechten hält sie eine nach unten gerichtete Fackel. Die Oberfläche des Reliefs ist mehrfach zerstört. Höhe 0,55 M. Gefunden bei Larnaka. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 8 58 JOHANNES DoELL, 834. Sarkophag (Taf. XII, 6.), dessen Form im Allgemeinen der menschlichen Ge- stalt entspricht. Er besteht aus zwei Theilen, von denen der obere den Deckel bildet. Der am obern Ende des Deckels in Relief ausgeführte unbärtige Kopf hat kurzgelocktes Haar, von welchem jederseits drei lange Locken auf die Brust herabfallen. Von vortrefflicher Erhaltung. я Länge 2,02 M.; Höhe 0,77 M. Breite 0,93 M. - Gefunden bei Larnaka. 835. Vierseitiger Sarkophag (Taf. XII, 10.) An der Vorderseite in der Mitte zwei neben einander hängende Blätterkränze in flachem Relief; an jeder Seite derselben steht, nach ihnen hin gewendet, ein Stier. Ausserdem ist in jedem obern Winkel der Vor- derseite und der Nebenseiten des Sarkophags ein in Relief ausgeführter ringförmiger Griff angebracht. Die Rückseite ist leer. Der Sarkophag ist mit einem in mehrere Stücke ge- brochenen (auf unserer Abbildung nicht wiedergegebenen) Deckel von der Form einer vier- eckigen fiachen Platte versehen. Im Ganzen von guter Erhaltung. Länge 1,81 M.; Höhe 0,52 М.; Breite 0,52 М. (Gefunden bei Larnaka. 836. Kapitäl einer Säule. Den vierseitigen Kelch umgeben vier Akanthosblätter; zwischen ihnen winden sich an jeder Seite des Kelchs zwei Stengel bis zu den Ecken des Abacus empor. Der letztere ist in der Mitte der eingezogenen Ränder mit einer Blume verziert. Nur drei Seiten des Kapitäls sind ausgeführt. Von nachlässiger Arbeit. Höhe 0,28 M. Gefunden bei Larnaka. Dre SAMMLUNG ÜCESNOLA, 59 III. Gegenstände von Terracotta. A. Statuetten'). 837. Stehende weibliche Figur (Taf. ХТУ, 2.). Die Arme liegen quer unter der Brust. Die mit Löchern versehenen Ohren trugen ursprünglich Ringe (vgl. № 840.). Der Unterkörper ist pfeilerartig gebildet. Von grösster Rohheit der Formen. 838. Weibliche Figur (Taf. XIV, 3.), in der Haltung mit № 837 übereinstimmend. Am Unterkörper scheint eine Gewandung durch vertiefte Linien angedeutet zu sein. 839. Stehende weibliche Figur (Taf. XIV, 8.). Die Arme sind vom Körper frei abgelöst; die Hände liegen vor der Brust. Auch die Füsse sind angegeben. In den Ohren sind Löcher angebracht, welche zur Aufnahme von Ringen bestimmt waren. Den Körper umhüllt ein faltenloses Gewand. Von unbeholfenster Ausführung. 840. Weibliche Figur (Taf. XIV, 7.). Sie steht mit geschlossenen Beinen und hat die Arme quer vor die Brust gelegt. In den mit Löchern versehenen Ohren hängen je zwei bewegliche Ringe. Am Hals ist durch vertiefte Streifen ein Halsband angedeutet; in ähn- licher Weise ist ein Schamgürtel angegeben. Die Körperformen von ungeschickter Anlage. 841. Weibliche Figur (Taf. XIV, 9.); von ähnlicher Haltung wie die vorige. Die Hände liegen vor der Brust. Die Ohren tragen keine Ringe. Am Hals ist durch zwei mit dunkler Farbe aufgetragene Streifen ein Halsband angedeutet. Ein Schamgürtel ist durch vertiefte Umrisse angegeben. Wenig durchgebildet. 842. 843. Zwei weibliche Statuetten, im Wesentlichen mit № 841 überein- stimmend. 844. Weibliche Figur (Taf. XIV, 11.), mit dicht geschlossenen Beinen stehend. Sie hält in den vor die Brust erhobenen Händen je einen undeutlichen Gegenstand. Ein Theil des Haupthaars fällt in breiten Flechten über die Schultern nach vorn herab. Die Figur ist ganz nackt. Flüchtige Ausführung. 1) Die Umstände erlaubten nicht, die gesammten Ter- | gegenseitigen Grössenverhältnisse der betreffenden Ab- racottafiguren einzeln zu messen. Man hat sich daher | bildungen von dem zufälligen Maasstab der denselben zu die letzteren von der gewöhnlichen Grösse der sonstigen | Grunde liegenden Photographieen abhängig waren und Figuren aus gebranntem Thon zu denken, also von etwa | daher nicht auf die Originale zu übertragen sind, 0,08—0,25 M. Höhe. Ich bemerke ausdrücklich, dass die 8$ 60 JOHANNES DoELr, 845—849. Fünf weibliche Figuren; von ähnlicher Bildung wie die vorherge- hende. 850. Weibliche Figur (Taf. XIV, 10.). Die Füsse sind geschlossen. Die Hände liegen an den Hüften an. Um den Hals ein mit schwarzer Farbe gemalter Querstreifen. Durch eingeritzte Linien ist ein Schamgürtel angegeben. Von wenig durchgeführten Kör- performen. 851—857. Sieben weibliche Figuren von derselben Art ме № 850. 858. Weibliche Statuette (Taf. XIV, 4.). Die Füsse sind geschlossen. Den linken Arm lässt die Figur herabhängen: in der vor die Brust gelegten rechten Hand scheint sie eine Blume zu halten. Der Kopf ist mit einer Kappe bedeckt, welche eine Reihe von Stirn- löckchen frei lässt; an jeder Seite fällt ein breites Band auf die Schulter herab. Die Ohren sind mit Ohrgehängen:, der Hals ist mit einem reichen Halsband geschmückt. Am Vorder- körper ist die Figur unbekleidet; an der Rückseite des Körpers hängt ein langes Gewand herab. Die Ausführung der einzelnen Theile ist weniger flüchtig. 859—864. Sechs weibliche Statuetten; Wiederholungen des Motivs von N 858. 865. Weibliche Statuette (Taf. XIV, 6.). Die Beine sind geschlossen. Der rechte Arm ist herabgesenkt; die linke Hand, welche einen nicht bestimmbaren Gegenstand hält, liegt vor der Brust. Den Kopf bedeckt eine Kappe, die von einer Reihe kleiner kreisrunder Scheiben umgeben ist. Die Ohren sind mit Ohrgehängen geschmückt, der Hals mit einem reichen Halsband, an welchem ein Amulet hängt. Der Когрег ist nackt bis auf ein langes am Rücken herabhängendes Gewand. Von ähnlicher Behandlung wie №№ 858—864. 866. Stehende weibliche Figur (Taf. XIV, 5.). Sie hat die rechte Hand vor die Brust gelegt; die Linke ist herabgesenkt. Den Kopf bedeckt eine Kappe, die bis an die Schultern herabreicht. Der Körper ist mit einem langen Gewande bekleidet. Von vernach- lässigter Ausführung. 867—871. Fünf weibliche Statuetten, ähnlich gebildet wie die vorhergehende. 872. Bärtiger Mann (Taf. XIV, 1.). Er steht in steifer Haltung mit geschlossenen Füssen und am Körper anliegenden Armen. Das Haupthaar fällt über den Nacken herab. Der Körper ist nur an der Rückseite mit einem langen Gewande bekleidet. Flüchtige Aus- arbeitung der Formen. 873. Oberkörper eines bärtigen Mannes; von demselben Typus wie № 872. 874. Bärtige Figur (Taf. XV, 5.). Sie hält mit der Linken einen runden Schild vor die Brust und hat ihre. rechte Hand auf denselben gelegt. Den Kopf bedeckt eine hohe kegelförmige Mütze. Der Unterkörper ist walzenförmig gebildet und geht unterwärts in eine runde Basis aus. Von primitivster Anlage. 875. Bärtige Figur (Taf. XV, 4.), mit beiden Händen einen gewölbten runden Schild (?) vor sich her tragend. Die Kopfbedeckung ist hinterwärts mit beweglichen An- Die SAMMLUNG CESNOLA. 61 hängseln versehen. Der Unterkörper hat die Form eines Cylinders mit breiter Basis. Die Figur ist von barbarischer Bildung. 876. Bartlose Figur (Taf. XV, 6.), in den bis zur linken Schulter erhobenen Händen eine grosse Maske tragend. Den Kopf bedeckt eine oberhalb zugespitzte Mütze. 5 > D ь Der walzenförmige Unterkörper geht in eine breite Basis aus. 877. Unbekleidete bartlose Figur (Taf. XV, 1.). Sie hat die Arme über einan- der gelegt und die Beine untergeschlagen. Auf dem Kopf trägt sie eine Mütze. Die Figur ist mit der Rückseite an einen hohen walzenförmigen Fuss mit kreisrunder Basis befestigt. Ueberaus гой, 878. Stehende menschliche Figur mit gehörntem Thierkopf (Taf. XV, 3.). In den Armen trägt sie einen nicht genau zu bestimmenden Gegenstand, vielleicht eine Vase. Den Körper umhüllt ein langes faltenloses Gewand. Ein wenig verwischt. | 5 8 879. Stehende jugendliche Figur (Taf. XV, 2.), mit der Linken ein gegen die Brust gestemmtes Tympanon haltend, welches sie mit der rechten Hand berührt. Der Kopf ist mit einer glatt anliegenden Kappe bedeckt, die im Nacken in Form eines Sackes herab- hängt. Den Körper umhüllt ein bis an die Füsse reichendes Gewand. Von unbeholfener Ausführung. 880—883. Vier jugendliche Figuren; dasselbe Motiv wie № 879. 884. Jugendliche Figur (Taf. ХУ, 7.), in den vor die Brust erhobenen Armen ein vierfüssiges Thier tragend. Den Kopf der Figur bedeckt eine anschliessende Kappe, die hinterwärts sackförmig herabhängt. Der Körper ist mit einem faltenlosen Gewande beklei- det, welches bis an die Füsse reicht. Ungeschickte Arbeit. 885. Jugendliche Figur. Wiederholung von N 884. 886-915. Dreissig menschliche Figuren, von ausnehmend grosser Rohheit der Ausführung. Die Haltung der Arme ist bei den meisten schwer zu bestimmen. 916. Männlich unbärtige Figur zu Pferde (Taf. XIV, 22.). Die Hände des Reiters liegen an den Seiten des Pfe:dekopfes an. Am Hals des Pferdes Ornamente von schwarzer Farbe. Roh angelegte Gruppe. 917. Unbärtiger Mann zu Pferde (Taf. XIV, 19.). Die Hände liegen am Kopf des Pferdes an, der mit einem Zaum versehen ist. Der Reiter trägt eine helmartige Kopf- bedeckung. Von plumpen Körperformen. 918. Unbärtiger Mann zu Pferde (Taf. XIV, 18.). Der Reiter hat seine Hände an den Hals des Pferdes gelegt. Er scheint eine oberhalb zugespitzte Mütze zu tragen. An den Beinen des Pferdes Ornamente von schwarzer Farbe. Höchst ungeschickte Arbeit. 919 —932. Vierzehu Gruppen; Wiederholungen von №№ 916—918. 62 JOHANNES DoELL, 933. Bartlose männliche Figur, auf zwei neben einander stehenden Pferden rei- tend (Taf. XIV, 20.), mit denen sie in unbeholfenster Weise verbunden ist. Der mit einer Stirnkrone versehene Kopf des Reiters ist von sorgfältiger Е, die übrigen Theile: der Gruppe sind ganz roh gearbeitet. 934. Bartloser Mann, auf einem zweiköpfigen Pferde reitend (Taf. XIV, 21.). Die Hände liegen an je einem Hals des Pferdes an. Der Kopf der Figur ist mit einer helmar- tigen Kopfbedeckung versehen. Von stumpfer Arbeit. 935. Gruppe (Taf. XIV, 24.), gebildet von vier neben einander stehenden Pferden und zwei auf je einem Paar derselben reitenden unbärtigen Männern, deren Köpfe mit Stirnkronen versehen sind. Bis auf die Köpfe der Reiter ist die Gruppe nachlässig ge- arbeitet. 936. Gruppe von ähnlicher Bildung ме _№ 935. 937. Stehendes Maulthier (Taf. ХТУ, 12.), zwei grosse Körbe tragend, die an den Seiten des Körpers befestigt sind. Die unter №№ 937 —942 beschriebenen Figuren sind an einem und demselben Ort aufgefunden worden und bilden ein zusammengehöriges Ganzes. Sie sind von flüchtigster Ausführung. 938. Unbärtiger Mann, auf einem zweirädrigen Karren sitzend (Taf. XIV, 13.). Die Arme der Figur sind herabgesenkt, die Beine gerade ausgestreckt. Den Kopf bedeckt eine hohe Mütze. 939. Unbärtiger Mann, auf einem zweirädrigen Karren gelagert (Taf. XIV, 14.). Der linke Ellenbogen der Lo ist aufgestützt; die Rechte ist herabgesenkt. De Kopf bedeckt eine oberhalb zugespitzte Mütze. 940. Gruppe auf einem zweirädri igen Karren (Taf. XTV, 15.). Zwischen zwei bart- losen Männern, die von einander abgewendet gelagert sind, sitzt eine weibliche Figur und bläst die Doppelflöte. 941. Bartloser Mann, auf einem zweirädrigen Karren liegend (Taf. XIV, 16.). Der linke Ellenbogen ist aufgestützt. Den Kopf bedeckt eine Kappe, die im Nacken sackförmig herabhängt. 942. Menschliche Figur zu Pferde (Taf. XIV, 17.), mit jedem Arm eine grosse, unterhalb zugespitzte Vase umfasst haltend. 943. Pferd, mit zwei grossen, nach unten zugespitzten Vasen beladen (Taf. XIV, 23.), die an den Seiten des Körpers herabhängen. Von roher Arbeit. “944. Pferd, welches eine auf dem Rücken befestigte grosse Vase trägt. Von flüch- tiger Arbeit. 945. Karren mit zwei an den Achsen beweglichen Rädern. 946. Hund; von wenig sorgfältiger Ausführung. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 63 947—949. Drei Ziegen, von flüchtiger Arbeit. 950. Vierfüssiges Thier (Taf. XIV, 25.); am Rücken ist ein Henkel angebracht. Ganz rohe Technik. 951. 952. Zwei vierfüssige Thiere; von derselben Art wie № 950. 953 —958. Sechs Stierköpfe von gleicher Grösse; vernachlässigte Ausführung. 959—962. Vier Vögel; von roher Ausführung. Die unter №№ 837—962 verzeichneten Figuren sind bei Dali und bei Alambra auf- gefunden. 963. Knabe, auf dem Erdboden gelagert (Taf. XV, 22.). Das linke im Knie gebo- gene Bein liegt an dem Erdboden; das rechte ebenfalls gebogene ist aufgestützt. Die Arme sind herabgesenkt. Bekleidet ist der Knabe mit einem Chiton, welcher kurze Aermel hat. Sorgfältig ausgearbeitet. 964. Stehender Jüngling (Taf. XV, 28.). Die Arme sind herabgesenkt; die rechte ‘Hand trägt einen nicht deutlich erkennbaren Gegenstand. Den Kopf bedeckt eine ein wenig emporstehende Mütze. Die Bekleidung der Figur besteht aus einem mit kurzen Aermeln versehenen Chiton, welcher bis zu den Knieen herabreicht und über den Hüften gegürtet ist, so wie aus einer Chlamys, die den linken Arm umhüllt und auf der rechten Schulter zusammengeknüpft ist. Von nicht ganz scharfen Formen. 965. Kleine Heraklesfigur, mit dem rechten Bein lebhaft Rt eitend und mit der rechten Hand eine nicht mehr erhaltene Keule schwingend. Bekleidet ist die Figur mit einem kurzen Chiton und einem über das Hinterhaupt gezogenen Löwenfell. Unterhalb fragmentirt. Von nicht vollendeter Durchführung. 966. Oberkörper eines Eros (Taf. XV, 21.). Er hält in der ein wenig vorge- streckten Rechten einen Thyrsosstab; der linke Arm ist halb gesenkt und von einem Ge- wandstück umhüllt. Von grosser Vollendung der Ausführung. 967. Schauspieler der Komoedie, dessen Gesicht mit einer Maske bedeckt ist; Bruchstück. 968. Oberkörper eines Komikers. Die Arme fehlen. 969. Weibliche Statuette in aufrechter Haltung, umhüllt von einer faltenreichen doppelten Gewandung. Handwerksmässige Technik. 970. Stehende weibliche Figur (Taf. XV, 26.). Sie hat die Linke in die Seite gestemmt und lässt den rechten Arm gerade herabhängen. Das Haupthaar, welches zum Theil in langen Locken auf die Schultern herabfällt, ist mit einem flach aufliegenden runden Hut bedeckt. Die Bekleidung besteht aus einem Chiton und einem Obergewande, das den rechten Arm nicht zu bedecken scheint. Gewöhnliche Arbeit. 971. Stehende weibliche Figur (Taf. XV, 24.). Die Arme sind herabgesenkt. Den Kopf bedeckt eine nach oben zugespitzte Mütze, von welcher hinterwärts ein langer 64 JOHANNES Оовьь, Schleier (?) herabfällt. Der Hals ist mit einem Halsband, die Oberarme sind mit Armringen geschmückt. Die Bekleidung besteht aus einem bis an die Füsse reichenden Chiton mit gegürtetem Ueberschlag. Die Arbeit ist nicht weit geführt. 972—975. Vier weibliche Gewandfiguren in aufrechter Haltung; von gewöhn- licher Art. 976. Stehende weibliche Figur (Taf. XV, 20.), auf dem Kopf eine grosse Vase tragend, welche sie mit der rechten Hand festhält. Die linke Hand ruht auf der Hüfte. Bekleidet ist die Figur mit einem langen gegürteten Chiton und einem Obergewande, wel- ches über das Hinterhaupt gezogen ist. Die Füsse fehlen. Mittelmässige Arbeit. 977. Stehende weibliche Figur in doppeltem Gewande, in der Rechten ein Körb- chen oder ein Kästchen haltend. Der untere Theil des Körpers fehlt. 978. Stehende weibliche Figur (Taf. XV, 19.). Sie trägt im linken Arm eine Leier und spielt auf derseiben mit der rechten Hand. Den Kopf bedeckt eine hohe kegel- föürmige Mütze. Die Bekleidung besteht aus einem bis an die Füsse herabreichenden Chi- ton, der über den Hüften gegürtet ist. Flüchtig behandelt. 979. Stehende weibliche Gewandfigur, mit der herabgesenkten Rechten einen mit einem Griff versehenen runden Spiegel haltend. Unterhalb fragmentirt. Die Oberfläche ist verwischt. 980. Unterkörper einer weiblichen Figur in langem Gewande; an ihrer linken Seite steht ein kleines Reh (?). | 981. Sitzende weibliche Figur (Taf. XV, 23.), in den vor die Brust erhobenen Händen je eine Blume (?) haltend. Den Kopf bedeckt ein Kalathos. Die Figur ist mit Ober- und Untergewand bekleidet. Sorgfältig ausgearbeitet. 982—988. Sieben sitzende weibliche Figuren; von ähnlichem Motiv wie № 981. 989. Gruppe von drei weiblichen Figuren (Taf. XV, 27.). Die mittlere sitzt auf einem mit hoher Rückenlehne versehenen Sessel und hat ihre linke Hand vor die Brust er- hoben, während sie die rechte auf dem rechten Oberschenkel ruhen lässt. Den Kopf be- deckt ein reich verzierter Kalathos. Der Körper ist von einem faltenreichen Obergewande umhüllt; die Füsse sind mit Schuhen bekleidet. An jeder Seite der sitzenden Frau steht eine kleinere weibliche Figur. Eine jede von ihnen hält in der ein wenig vorge- streckten linken Hand einen nicht ganz deutlichen Gegenstand, vielleicht ein Kästchen; die rechten Arme sind herabgesenkt. Die Bekleidung der Nebenfiguren besteht aus einem mit langen Aermeln versehenen Chiton, der bis auf die Füsse herabreicht. Den Kopf bedeckt eine anschliessende kleine Mütze, von der jederseits ein Band über die Schultern herabfällt. Die Köpfe der Figuren sind kunstvoll durchgeführt, die übrigen Theile ein wenig ver- nachlässigt. Abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. р. 189. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 65 990. Weibliche Figur (Taf. XV, 25.), auf einem mit hoher Rückenlehne versehe- nen Sessel sitzend. Beide Hände sind ein wenig erhoben; die linke hält einen Theil des Gewandes gefasst. Den Kopf der Figur bedeckt ein Kalathos. Der Hals ist mit einem Halsband geschmückt. Die Bekleidung besteht aus einem Ober- und einem Untergewande. Im Einzelnen wenig durchgeführt. 991. Weibliche Figur (Taf. XV, 29.). Sie sitzt auf einem mit hoher Rückenlehne versehenen Sessel und hat die linke Hand vor die Brust erhoben. In der herabgesenkten "Rechten hält sie einen runden Spiegel oder eine Schale. Die Bekleidung wie bei № 990; ebenso die Ausführung. Die unter №№ 963—991 beschriebenen Figuren sind bei Larnaka gefunden. B. Köpfe. 992. Jugendlicher Kopf (Taf. XV, 8.); etwa halbe Lebensgrösse. Er ist mit einer oberhalb spitz zugehenden Kappe bedeckt, die im Nacken sackförmig herabhängt. 993. Männlicher Kopf (Taf. XV, 9.); etwa halbe natürliche Grösse. Ein gelockter Bart, der als künstlich befestigt anzunehmen ist, umgiebt Wangen und Kinn. Die zum Theil beschädigte Kappe ist mit Bändern (?) versehen und lässt eine Reihe von Stirnlöck- chen frei. 994. Männlicher Kopf (Taf. XV, 12.); von halber Lebensgrösse. Er hat einen gekräuselten Bart und schlicht geordnetes Haupthaar, welches von einem Band umschlos- sen ist. 995. Bärtiger Kopf (Taf. ХУ, 10.); weniger als lebensgross. Er ist mit einer un- ° gewöhnlich hohen, oberhalb zugespitzten Mütze versehen, welche auch die Ohren und den Nacken bedeckt. Ein wenig verwischt. 996. Unbärtiger männlicher Kopf (Taf. XV, 11.); beinahe lebensgross. Im kurz gehaltenen Haupthaar ein Blätterkranz. 997—1022. Sechs und zwanzig männliche Köpfe von verschiedenartiger Bil- dung; theils von natürlicher Grösse, theils weniger als lebensgross. Die Mehrzahl derselben ist von roher Ausführung und hat durch Bestossung gelitten. 1023—1042. Neunzehn Köpfe von Kindern; meist von Lebensgrösse. 1043. 1044. Zwei Köpfe von negerartigem Typus; Bruchstücke von kleinen Sta- tuetten. | 1045. Kleine tragische Maske. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 9 66 JOHANNES DoELL, 1046—1049. Vier kleine bärtige Masken. : 1050. Kleine jugendliche Maske. 1051. Weiblicher Kopf (Taf. XV, 14.); von natürlicher Grösse. Im Haar, dessen Löckehen durch eingepresste Spirallinien angegeben sind, eine Stephane, von welcher ein Schleier (?) über den Nacken herabfällt. Die Ohren sind mit grossen Ohrgehängen, der Hals ist mit einem doppelten Halsband geschmückt. 1052. Weiblicher Kopf (Taf. XV, 17); von ähnlicher Bildung wie № 1051;. Lebensgrösse. Das nicht vollständig erhaltene Halsband besteht aus drei Reihen von Ver- zierungen. 1053—1056. Vier weibliche Köpfe von Lebensgrösse; ähnlich gebildet wie № 1051 und № 1052. Flüchtiger ausgeführt und von weniger guter Erhaltung. 1057. Weiblicher Kopf (Taf. XV, 15.) von etwa halber Naturgrösse; im Wesent- lichen mit №№ 1051—1056 übereinstimmend. 1058. Weiblicher Kopf (Taf. XV, 16.); von etwa halber Lebensgrösse. Er ist weniger reich geschmückt als №№ 1051—1057 und weit flüchtiger ausgeführt. Die Ste- phane ist beschädigt. 1059—1068. Zehn weibliche Köpfe; theils von halber Lebensgrösse, theils klei- ner. Sie entsprechen in ihrer Bildung mehr oder weniger dem Kopf № 1058, sind aber schlechter erhalten. 1069. Weiblicher Kopf (Taf. XV, 13.); unter Lebensgrösse. Im schlicht geord- neten Haupthaar ein schmales Band. 1070. Jugendlicher Kopf (Taf. XV, 18.); von etwa halber Lebensgrösse. Er ist mit einer glatt anschliessenden Kappe bedeckt, welche von zwei gekräuselten Bändern um- geben ist; an den letzteren ist ein über die Stirn herabhängendes Anhängsel befestigt. Die Kappe umschliesst das im Nacken herabfallende Haar in Form eines Sacks. 1071—1109. Neun und dreissig weibliche Köpfe von verschiedenartiger Bil- dung, ursprünglich meist kleineren Statuetten angehörig; von theils nachlässiger, theils sanz roher Ausführung. | 1110—1161. Zwei und fünfzig weibliche Köpfchen, mit verschiedenartigen Haartrachten und Kopfbedeckungen; die meisten von vollendeter Ausführung. Bruchstücke von kleineren Statuetten. Sämmtliche unter №№ 992 — 1161 verzeichneten Köpfe sind bei Larnaka gefunden. Dre SAMMLUNG ÜRSNOLA. 67 €}. Vasen. 1162—2341. Tausend einhundert und achtzig Vasen (vier derselben Taf. XVI, 1—4.); von verschiedener Grösse und Form; der grossen Mehrzahl nach Amphoren. Hell- grauer Thon. Ohne alle Verzierung. Mehrere Gefässe dieser Gruppe sind abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1812:p. 197.198. 2342—2370. Neun und zwanzig Vasen von verschiedener Grösse und Form. Mattschwarzer Firniss; ohne alle Verzierung. 2371—2405. Fünf und dreissig Vasen (eine davon Taf. XVI, 11.) von verschie- dener Grösse; der Mehrzahl nach von der Form einer gehenkelten Flasche. Mattschwar- zer Firniss. Eingeritzte Ornamente von geometrischen Mustern. 2406—2652. Zweihundert sieben und vierzig Vasen von verschiedener Form und Grösse. Mattröthlicher Firniss. Keinerlei Verzierungen. 2653 — 2842. Hundert und neunzig Vasen (drei derselben Taf. XVI, 10.14. 15.); von verschiedener Form und Grösse. Mattröthlicher Firniss. Eingeritzte Verzierungen von geometrischer Form. 2843—3182. Dreihundert und vierzig Vasen (zwei von ihnen Taf. XVI, 6. 8.); von verschiedener Form und Grösse. Röthlicher Thon. Mit schwarzer Farbe gemalte Verzierungen von geometrischen, grösstentheils kreisförmigen Mustern. | 3183—3992. Achthundert und zehn Vasen (acht von dieser Art Taf. ХУГ 5. 7. 9. 12. 13. Taf. XVII, 1—3.); von verschiedener Grösse und Form, hauptsächlich Am- phoren. Hellgrauer Thon. Bräunliche oder schwarze Verzierungen von geometrischer oder Pflanzen-Form. In Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 192. 198 sind einzelne Vasen dieser Gruppe abgebildet. 3993. Vase mit zwei Henkeln (Taf. XVII, 4.). Hellgrauer Thon. Am Bauch jeder- seits ein nach rechts gewendeter Fisch von schwarzer Farbe. 3994. 3995. Zwei Vasen. Hellgrauer Thon. Achnliche Darstellung wie № 3993. 9% 68 JOHANNES DoELL, 3996. Vase (Taf, XVII, 12. 13.), oberhalb mit zwei Doppelhenkeln, unterhalb mit drei Füssen versehen. Hellgrauer Thon mit schwarzen Figuren. An jeder Seite ein nach rechts fliegender Vogel. Unterhalb eines jeden Henkels eine menschliche Maske zwischen Pflanzenornamenten. 3997. Vase mit zwei Henkeln (Taf. XVII, 7.). Hellgrauer Thon mit schwarzen Fi- guren. An jeder Seite ein nach rechts gewendeter Vogel, umgeben von geometrischen Or- namenten. 3998—4017. Zwanzig Vasen (drei derselben Taf. XVII, 5. 6. 10.); von verschie- dener Grösse und grösstentheils Prochusartiger Form. Hellgrauer Thon; schwarze Figu- ren auf ungefirnisstem Grunde. Am Bauch ein nach rechts fliegender oder stehender Vogel. 4018—4021. Vier Vasen (zwei derselben Taf. XVII, 11. 14.) von Prochusartiger Form und verschiedener Grösse. Hellgrauer Thon ohne Firniss. Schwarze Figuren. Am Bauch ein laufendes oder ruhig stehendes Pferd, nach rechts gewendet. 4022. Amphora (Taf. XVII, 8. 9.), von etwa 0,60 М. Höhe. Hellgrauer Thon mit schwarzen Figuren. An jeder Seite des Bauchs: zur Linken ein ruhig stehendes Zweige- spann, nach rechts gewendet. Auf dem zweirädrigen Wagen stehen hinter einander zwei bekleidete Figuren, von denen die vordere die Zügel hält. Vor dem Zweigespann zwei unbekleidete männliche Figuren in aufrechter Haltung, gegen einander gewendet; sie haben ihre Hände ein wenig erhoben. Unter jedem Henkel der Vase ein nach rechts gewendeter Vogel. 4023. Kleine Lekythos. Der röthliche Grund ist mit gegitterten Linien von schwar- zer Farbe bedeckt. 4024—4031. Acht kleine Schalen mit zwei Henkeln. Glänzend schwarzer Firniss. - 4032. Kleine Schale mit zwei Henkeln und einem Fuss. Schwarze Figuren auf röthlichem Grunde; mit eingeritzten Conturen. An jeder Seite eine nach rechts gewendet sitzende bekleidete Figur, von Rebzweigen umgeben. 4033. Kleine Schale mit einem Fuss und zwei Henkeln. Schwarze Figuren auf röthlichem Grunde; mit eingeritzten Umrissen. An jeder Seite vier bekleidete Figuren in ruhiger Haltung neben einander stehend; sie sind von Rebzweigen umgeben. 4034. Gefäss (Taf. XVI, 18.) von der Form eines Fisches. Am Rücken ein Henkel. Hellgrauer Thon. 4035—4040. Sechs Vasen (zwei derselben Taf. XVI, 19. 22.) von der Form eines Vogels. Am Rücken ein Henkel. Hellgrauer Thon. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 69 In Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. р. 198 sind № 4038 und № 4039 abgebildet. 4041—4045. Fünf Vasen (eine davon Taf. XVI, 25.); mit einem Henkel. Am Bauch ein kleiner plastisch ausgeführter Stierkopf. Hellgrauer Thon. Von № 4041 und № 4042 sind in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 198 Abbildungen gegeben. 4046—4059. Vierzehn Vasen (drei derselben Taf. XVI, 16. 17. 20.) von der Form eines nicht zu bestimmenden vierfüssigen Thiers. Am Rücken ein Henkel. Hellgrauer Thon. In Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 198 sind drei Vasen dieser Gruppe abgebildet. 4060. Amphora (Taf. XVI, 24.). Hellgrauer Thon. Am Hals eine theils in Relief ausgeführte, theils mit schwarzer Farbe gemalte Maske. 4061. Vase mit einem Henkel (Taf. XVI, 23.). Der Hals hat die Form eines weib- lichen Kopfs mit lockig herabfallendem Haupthaar. Am Bauch der Vase zwei kleine Aus- gussröhren; darunter Querstreifen von schwarzer Farbe. Hellgrauer Thon. 4062. Vase mit einem Henkel (Taf. XVI, 21.); von der Form einer rohen weib- lichen Figur, die ihre Arme quer vor den Leib. gelegt hat. Oberhalb eine Ausgussröhre. Hellgrauer Thon. 4063. Vase mit einem Henkel (Taf. ХУТ 26.); von der Form einer weiblichen Büste. Mattröthlicher Firniss. Fundorte sämmtlicher Vasen: Dali, Alambra und Karavostasi. 1». Lampen. 4064—4778. Siebenhundert und fünfzehn Lampen für einen Docht, zum Theil ohne Henkel. An den oberen Flächen in Relief ausgeführte Ornamente von geome- trischer oder Pflanzen-Form. Eine beträchtliche Anzahl von Lampen, die sich durch be- sonders einfache Form und die Art der Verzierungen auszeichnen, wird für phoenikisch gehalten. 70 JOHANNES DoELL, 4119—5331. Fünfhundert drei und fünfzig Lampen. Die oberen Flächen sind mit figürlichen Darstellungen in Relief verziert. 5832—5368. Sieben und dreissig Lampen, an deren unteren Seiten griechische und römische Fabrikstempel angebracht sind. Auf den oberen Flächen in Relief ausge- führte Ornamente oder figürliche Darstellungen. Fundorte sämmtlicher Lampen: Dali, Alambra, Karavostasi und Larnaka. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 71 ГУ; Gegenstände von Glas. 5369—5460. Zwei und neunzig Schalen, meistentheils ohne Henkel und Fuss. Die Aussenfläche ist bei mehreren Schalen geriefelt. Farbloses oder buntgefärbtes Glas. 5461. Trinkbecher von cylindrischer Form, ohne Fuss. Unterhalb der Mündung ein ringsum laufender Blätterkranz in erhobener Arbeit; darunter die ebenfalls in Relief ausgeführte Inschrift : KATAIXAIPE KAIEYBPAINOY 5462—5828. Dreihundert sieben und sechzig Trinkbecher, zum grössten Theil ohne Fuss. Sie sind entweder cylinderfôrmig oder vierseitig gebildet; mehrere haben die Form von Kelchen. Die Wandungen sind nicht selten mit einfachen Ornamenten in Relief verziert oder mit Vertiefungen zum bequemern Erfassen versehen. Ungefärbtes oder farbiges Glas. 5829—6699. Achthundert ein und siebzig Fläschchen. Der Bauch ist theils vierseitig, theils kugel- oder birnförmig; bei einigen Exemplaren ist derselbe unterhalb zu- gespitzt. Eine Anzahl von Fläschchen hat die Form eines dünnen Röhrchens mit kreis- rundem flachen Fuss. Meistentheils farbloses Glas. 6700—6772. Drei und siebzig Kannen oder Fläschchen mit einem Henkel: von verschiedenartiger Form. Der Bauch ist bei einigen mit eingepressten Cannelüren versehen. Ungefärbtes Glas. | 6773—6793. Ein und zwanzig kleine Amphoren. Mehrere von ihnen sind mit einem flachen Fuss versehen; andere gehen unterhalb in eine Spitze aus. Theils farbloses, theils mit eingeschmelzten bunten Streifen oder Zickzack-Ornamenten verziertes Glas. 6794—7161. Dreihundert acht und sechzig Gefässe von verschiedenen Formen. Darunter finden sich buntgefärbte Alabastra, so wie Gefässe in Form von roh ausgeführten Thieren, an deren Rücken ein Henkel angebracht ist. Einige der unter №№ 5369—7161 verzeichneten Gefässe sind abgebildet in Harper’s New Monthly Magazine. July 1872. p. 190. 72 JOHANNES DoELL, 7162—7164. Drei griffelartige Werkzeuge. 7165—7170. Sechs glatte Armringe (?). 7171—7176. Sechs glatte Fingerringe. 7177—7181. Fünf gewundene Stäbchen. Am obern Ende gehen dieselben in einen ringförmigen Griff aus, am untern in einen Fuss von der Form eines kreisrunden Plättchens. 7182. Perlen von Halsbändern, aus farblosem Glas oder bunten Glaspasten. 7183. Kreisrunde Plättchen. Sie sind dem Durchmesser nach durchbohrt und waren augenscheinlich bestimmt, an einen Faden angereiht zu werden. 7184. Verschiedene Anhängsel, der Mehrzahl nach kleine Glaskugeln, die mit einem Oehr versehen sind. Fundort sämmtlicher Glasgegenstände: Dali. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 73 V. Gegenstände von Gold. 7185. Blätter von goldenen Todtenkränzen. 7186—7260. Fünf und siebzig Paar Ohrringe von glattem Golddraht. 7261—1282. Zwei und zwanzig Ohrringe von glattem Golddraht, unterhalb in einen Halbmond von dünnem Goldblech ausgehend. Von nachlässiger Arbeit. 7283—7313. Ein und dreissig Paar Ohrringe von gewundenem Golddraht. . 7314—7363. Fünfzig Paar Ohrringe, theils mit halbkugelförmigen Verzierungen, theils mit einfachen Anhängseln versehen. | 7364—7370. Sieben Paar Ohrringe mit Anhängseln in Form von Blumen oder Blättern. 7371—7377. Sieben Paar Ohrringe mit Anhängseln von der Form ornamental behandelter Trauben. 7318—7389. Zwölf Paar Ohrringe von gewundenem Golddraht. Das eine Ende derselben ist mit dem Kopf einer Katze oder eines Luchses verziert; im Maul ein als Oehse dienender kleiner Ring. Von sorgfältiger Ausführung. 7390. 7391. Zwei Paar Ohrringe, verziert mit einem phantastischen Thierkopf, welcher mit Hörnern versehen ist. 7392—7396. Fünf Paar Ohrringe von gewundenem Golddraht, mit einem Löwen- kopf an einem Ende. | 7397. Ein Paar Ohrringe von gewundenem Golddraht. „Ап einem Ende derselben ist ein weibliches Köpfchen von vortrefflicher Ausführung angebracht. 7398. Ein Paar Ohrringe, verziert mit der Figur eines zurückgebeugten Eros, welcher die Hände auf die Hüften gestützt hat. 7399. Unbedeutende Bruchstücke von Ohrgehängen verschiedener Art. 7400. Zweihundert und zwanzig Goldperlen von Halsbändern; die Mehrzahl ganz glatt. 7401. Halsband, zusammengesetzt aus goldenen Kettengliedern und farblosen Glas- perlen. 7402. Halsband, gebildet aus facettirten Carneolperlen, die durch goldene Ketten- glieder verbunden sind. Das Schloss ist mit einem grossen ovalen Carneol in goldener Filigranfassung versehen. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 10 74 JOHANNES DoELL, 7403. Zwei Anhängsel von der Form runder Goldplättchen. 7404. Anhängsel von der Form einer kleinen Vase. 7405. Anhängsel von der Form eines weiblichen Köpfchens; von sauberer Aus- führung. 7406. Anhängsel von der Form einer kleinen unbekleideten Knabenfigur. Sorgfäl- tige Arbeit. 7407—7410. Vier Armringe von glattem Golddraht, an einem Ende in eine Oehse, an dem andern in einen Haken ausgehend. 7411. Massiver Armring, spiralförmig gewunden; nicht В 1412—7425. Vierzehn Fingerringe aus dünnem Goldblech. 7426. Fingerring von der Form einer spiralförmig gewundenen Schlange. 1421—1431. Fünf Fingerringe mit vertieft geschnittenen einfachen Verzierungen. 7432 —7437. Sechs Fingerringe. Auf den oberen, breiten Flächen die vertiefte Inschrift : ETTATAOW 7438. Fingerring. Auf der obern, breiten Fläche eine vertieft geschnittene Dar- stellung, welche im Wesentlichen den bekannten Münztypen von Paphos entspricht, die man auf den dortigen Aphroditetempel zu beziehen pflegt. -7439. Doppelring. Am obern Theil sind neben einander zwei Plättchen angebracht. Auf dem einen sieht man eine ähnliche vertieft geschnittene Darstellung wie auf dem vor- hergehenden Ring; auf dem andern eine Tyche, welche ein Steuerruder in der Hand hält. Von flüchtiger Ausführung. 7440—7452. Dreizehn Fingerringe. Ein jeder von вое ist mit einem glatten Edelstein oder mit einer farbigen Glaspaste verziert. 1453—7465. Dreizehn Fingerringe, mit vertieft geschnittenen Steinen. Darge- stellt sind zu wiederholten Malen: eine Athena, eine Tyche, ein Pantheion. Die Ausführung ist meistens eine sehr vernachlässigte und lässt den Stil der spätern römischen Kunstpe- riode erkennen. 7466. Rundes Goldplättchen, welches bestimmt war, auf ein Gewand aufgenäht zu werden. Dargestellt sind in erhobener Arbeit mehrere Thiere verschiedener Art. We- nig sorgfältige Technik. 7467. Aehnliches Plättchen mit Reliefdarstellung der Tyche; die Figur ist nach- lässig ausgeführt. 7468. Sechs runde Plättchen, die zur Verzierung eines Gewandes gedient hatten. Auf jedem der Plättchen sind in erhobener Arbeit die drei Chariten in der gewöhnlichen Weise gruppirt. Fundorte der Gegenstände von Gold: Dali und Larnaka. Dre SAMMLUNG CESNOLA. 75 УГ. Gegenstände von Bronze. 7469. Stehender Hirsch; kleine Figur auf scheibenförmiger Basis. Von roher Arbeit. 7470. Maske eines mit Widderhörnern versehenen bärtigen Mannes (Ammon). Sie war bestimmt, an irgend einer Fläche befestigt zu werden. 7471. Figur eines Eros, der mit beiden Armen einen Schwan umfasst hält und an sich drückt; der letztere hat mit seinem Schnabel eine Haarlocke des Eros erfasst. Die Gruppe ist an der Rückseite nicht ausgeführt und hat als Verzierung eines Geräths gedient. Von kunstvoller Technik. 7472 — 7502. Ein und dreissig Armringe von starkem Bronzedraht. Die Enden greifen über einander und sind spiralförmig befestigt. Einer der Armringe ist mit einem Anhängsel von der Form eines jugendlichen Köpfchens versehen. Die Mehrzahl von schlechter Erhaltung. 7503—7527. Fünf und zwanzig Fingerringe, grösstentheils ohne alle Verzierung und sehr oxydirt. 7528—1536. Neun Fibulae von Bronzedraht, von der gewöhnlichen Form. 7531—7625. Neun und achtzig runde Spiegel von verschiedener Grösse. Ein- zelne waren ursprünglich mit einem Griff versehen; sie sind sämmtlich ohne alle Verzierung. 1626—7629. Vier otAcsyyides; erheblich beschädigt. _ 7630—7641. Zwölf spindelfürmige Werkzeuge, zum Theil nur in Bruchstücken erhalten. 7642—1649. Acht Styli von der gewöhnlichen Form. 7650—7663. Vierzehn Nähnadeln. 7664—7684. Ein und zwanzig Zangen aus starkem Bronzeblech; von pincetten- artiger Form. Die beiden Arme werden durch eigene Federkraft aus einander gehalten. 7685—7697. Dreizehn kleine Doppelbeile, mit einer Oefinung für den Stiel. 7698—7872. Hundert fünf und siebzig Lanzenspitzen von verschiedener Grösse und Form. 5 76 JOHANNES DoELL, Die SAMMLUNG ÜESNOLA. 7873— 7879. Sieben Pfeilspitzen von dreiseitiger Form; mit einer Oeffnung für den Schaft. 7880. Bruchstücke von Pferdegeschirren. 7881. Eilf Glöckchen, zum Pferdegeschirr gehörig; allen fehlen die Klöppel. 7882—7907. Sechs und zwanzig flache Schalen ohne Henkel und Fuss; die srösste von 0,47 M. im Durchmesser. 7908—7912. Fünf Becher von cylindrischer Form, ohne Fuss. 7913. Trinkbecher von cylindrischer Form, mit flachem Fuss. 7914. Kleine Vase ohne Henkel, befestigt auf einer hohen vierseitigen Basis, die in Absätze gegliedert und unterhalb mit vier Füssen versehen ist. 7915. 7916. Zwei Gefässe von der Form bauchiger Flaschen, mit weitem Hals. 7917. Kanne mit einem Henkel; die Mündung ist kreisförmig. 7918. Hydria; von 0,36 M. Höhe. Der mittlere Henkel hat an seinem obern Ende die Form zweier von einander abgewendeter Löwenköpfe in Relief und geht unterhalb in zwei gleichfalls nach entgegengesetzten Richtungen gekehrte liegende Widder von erhobe- ner Arbeit aus. Zwischen den letzteren ist ein in Relief ausgeführtes Gorgoneion ange- bracht. Von den beiden Seitenhenkeln der Vase hat sich nur der eine erhalten. 7919. Lampe für zwei Dochte. Der nach vorn herübergebogene Henkel geht an seinem freien Ende in einen Greifenkopf aus. Fundort der meisten Bronzen: Alambra. Л. Samml Cesnola. Г. Lith.. Jvanson W.Ostr. 9 Lin №28 $! Petersburg 7 N р г h / ‘ , “ s я р ’ à у ; , ur | м | х и 3 в г ‘ ‘ \ 4 \ В | ï Samml.Gesnola. Tl Ле Mn dl Acad Jmp ое! ere. VE cad mp doll вле Br ES TER 7 в НИ Lith Jvanson W, Ötstr. 9 Lin №96 S'Petersburé 7 и \ ' pie 5 ` . . | e - a 4 A \ 7 - к > ы 4 L . = x Gm dl Acad Jmp.d oe. бете Joel: Samml.Gesnola. FIV Lith. Jvanson W.Dstr $ Lin N?28 5! Pefersburg, 16. Асад Jmp Вов Se / em | | | Lith. Jvansen W.Ostr 9 Lin №28 5° Pefersburg . Ménd Acad дорос. Пе я 5. (124) tPelersbure S © cc 45 Lith.Jvanson. W.Ostr $Lin N° U T | Ilm dl Acad Jr doc | ee me Lith. Jvanson W.Ostr 9 Lin №28 StPetersburé JDoell: Samml. Cesnola. ТУ. | Série. | 006 | Min.dlcad ор Lith.Jvanson W.0 9 Lin.N?28 Petersburg La 1 Ménal al mp Sc Serie, en Lith. Jvanson W.0.9 Lin. №28 St Petersburg | ind cad Jp d eV Série. J Joel: Samml besnola. [А Lith. Jvanson WC. 9 Lin №28: S!Petersburg { т неее Lith. Jvanson W Ostr 9 Ци.№ 8 S!Petersburg, |] | ” Mir Асад: лире ТЕ. SDR pee cd arms, М 1.2 НЕЕ AIRES Lith. Jvanson W.Dstr 9 Lin. N°28 S' Petersburg Er u. | ИИ, Jvangon W.Oste. 9 Lin. №28 S'Petersburg, J Doell: Sami Cesnola ТА. 22.1824) Мет Acad mp à de Пеле, Lith. Jvanson W.0str 9 L'in №26 StPetersburg, Л: Sami Lesnola. À A Méml cad Jmp doc len 13.1069) 14. (105. 15.(105%) Lith. Jvanson W. Ostr 9 Ци №28 5* Petersburg | Mémal Acad Jp dc VI déni Tell: Samui Cesnola. TAU L.(1848 45.(280*) 12. (3549) 1.13569.) 16. (4049) 25.1404.) 26. (4063) 21 (4062) Liih, Jvanson W.Ustr 9 tin №29 St Petersburg J.Doell: Samml.besnola. [ХИ Lih, Jvanson W.Ostr9 Lin N°28 SPeiersburg = а DE TAURIZ. REGISTRE CHRONOLOGIQUE, ses “> © ANNOTÉ 5 PAR rn NE. Bross set, = ; Ft membre de l’Académie. Е # и. > Lu le 31 octobre 1872. > Sr.-PÉTERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l'Académie Impériale des sciences: а St.-Pétor«bourg: о à Riga: à Odessa: à Lelpzig: set Mo H. Schmitzdorff, M. N.Kymmel; М.А. Е. Kechribardshi: M. Léopold Voss. Pris: 50 Kop. — 17 Ner. же WER Я ых ot MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VI SERIE. Томе XIX, №5. DES HISTORIENS ARNENIENS DES NUE ET AVE SIECLES, ARAKEL DE TAURIZ, REGISTRE CHRONOLOGIQUE, ANNOTE №. Его LI nembre de l’Acad ir > ee = Lu le 3 St.-PETERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Académie Impériale des à St.-Pétershourg ава à Odessa: MM. Egg Cie Si 2 M.N. Kymme о FR re Prix: 50 le ор. = 17 № ! N ol RUE 4 Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Février 1878. | | С. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. ! r 5 Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. Kon (Wass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) \ и ae К | a ii DES HISTORIENS ARMÉNIENS DES XVII’ ET XVII’ SIÈCLES. ARAKEL DE TAURIZ. 1” Partie. 8 1. Principes et formules nouvelles de la chronologie arménienne. Avant d'entrer dans mon sujet, je demande la permission d'exposer, aussi brièvement que possible, les principes et les formules de ma méthode de réduction des années агшб- niennes et certains faits relatifs aux diverses notations chronologiques usitées chez les Arméniens. æ 1) L’année vague dont les Arméniens font encore usage se compose uniformément de 365 jours, sans bissextiles: 12 mois, de 30 jours, plus 5 jours complémentaires; 1461 années arméniennes équivalent exactement à 1460 а. juliennes; quatre années arméniennes de suite commencent au même quantième julien, non toutefois par le même hebdomadaire; l’année 533 arm. seule s’ouvre par le 29 février. -2) Le comput arménien a commencé à fonctionner le jeudi 11 juillet 552 de J.-C. 3) Pour trouver l’année arménienne répondant à une année chrétienne, soustrayez de celle-ci 551, jusqu’en 1320 deJ.-C. inclusivement; depuis 1321 inclus., soustrayez 550. 640 J.-C. = 89 arn.; 1872 J.-C. = 1322 arm. 1320 J.-C. répond à 769 et 770 arm. Pour trouver l’année chrétienne répondant à une année arménienne, ajontez à celle-ci ‚ а] 551, jusqu’en 769 arm. inclusivement; depuis 770 arm. inclus., ajoutez 550. 728 arm. = 1279 J.-C., 770 = 1320. 769 et 770 arm. répondent à 1320 J.-C. Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, УПше Série. 2 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII ET XVII SIECLES. 4) Pour trouver l’hebdomadaire initial d’une année arménienne, divisez-la par 7 et nommez les restes: 1 2 3 4 5 6 7 jeudi. vendr. sam. dim. lundi. mardi. mercredi. J 1322 arm.:7 = 6 mardi 1 navasard, 1. е. nouvel an. 5) Pour trouver le quantième annuel et mensuel juliens de l’hebdomadaire initial obtenu, divisez par 4 l'année arm., et soustrayez le quotient de 193 en chaque 4°.d. (4, 8, 12, 16...), exactement divisible par 4, jusqu’en 532 arm. inclusivement; de 192, jusqu’au même terme, quand lä division par 4 donne un reste quelconque. Depuis 533 arm. inclus., soustrayez aussi le quotient de 193, en chaque année arm. donnant 1 de reste, celle suivant immédiatement l’année exactement divisible par 4. Jusqu'à 532 incl. arm. 92:4 = 23 193 — 23 170 j. = 19 juin, quantième julien initial, arm. 93 : 4 — 23 192 — 23 _ 169 j. = 18 juin. Kiracos, trad. fr. р. ГУП, veuillez rectifier l'opération de la 1” a. arm.: 12410: 195 ее О 193 j. = 11 juillet 552, Deptuis 533 ша. arm. 888:4—222 19 + C9 a Qt © © D м w < Co © $5| > = | j. = 2 déc. initial julien }). 1) Depuis l’année 776 (776 : 4 = 194), qui divisée par 4 donne pour quotient 194, pour soustraire ce qur- tient de 192 ou de 193, il faut y ajouter 365, d’où résulte le nombre 557 ou 558: il est done plus simple de soustraire tout de suite le quotient de l’un de ces deux nombres, suivant l'occurrence. arm. 889 : 4 = 222 558 — 222 336 j. — 2 déc. Le quantième annuel est le même (qu'en 888), mais l'hebdomadaire est different. — 222 р 335 j. = 1 déc. 6) Pour trouver le quantième annuel et mensuel juliens d’une date mensuelle armé- nienne quelconque, ajoutez à la somme des jours juliens du 1 navasard celle des jours, ARAKEL DE TAURIZ. ©> moins un, de la date arménienne donnée. Si la somme des deux nombres est supérieure à 365, soustrayez 365, le reste indique le quantième julien, pour l’année chrétienne sui- vante. Soit 10 areg 1322: 1322 arm. : 7 = 6 mardi 1 navasard. 1322 — :4 — 530 192 > 6 mardi = 1 nav. _550 + 365 + 219 j. = 10 areg — 1 072 Je 0; > 557 295 : 7 = 1 jeudi, 22 mars 1873 468 - — 830 Frs 1 REIF 1373 2341:7=31 mars. 227 j. = 15 août 1872, 468 4 + 219 ]. = 10 areg — 1. 1 5 446 2342: DE je. 4 65 22 m. 1873. 16 mardi, 15 août 1872, 81 j. = 22 mars 1873. 7) Pour trouver l’hebdomadaire d’une date mensuelle arménienne, ajoutez au reste, indiquant le 1 navasard, après la division par 7, le nombre, moins un, des jours de la date donnée, divisez par 7 : le reste est l’hebdomadaire voulu, comme on le voit ci-dessus. Ces opérations sont assez compliquées, ou du moins paraissent telles, mais l'habitude les rendra familieres et faciles à exécuter. $ 2. Outre leur année civile vague, servant ordinairement chez les auteurs anciens à la nota- tion chronologique des faits, les Arméniens en ont encore une autre, qu’on peut appeler reli- gieuse on plutôt liturgique, employée uniquement dans les livres d'église, à la fixation des fêtes des saints. Le nouveau calendrier servant à cet usage et établi par Iohannes Sarcavag, d’Haghpat, commence le 11 août = 1 navasard. On sait bien positivement que le but de cette innovation a été d'obtenir que les fêtes des saints tombassent chaque année à un quantiè- me mensuel déterminé, concordant avec les calendriers des autres nations chrétiennes, mais en quelle année précise la chose а été réglée, c’est ce que je n’ai encore trouvé positive- ment relaté chez aucun auteur, ni chez Kiracos, qui mentionne avec soin l'innovation en question, en parlant des mérites de Sarcavag, ni chez Samouel d’Ani, presque contem- porain, ni chez Tchamitch, ni enfin dans le Quadro du père Somal ou dans l'Histoire de la littérature arménienne du P.Garégin, jusques et у compris le XIII s. Les traités spéciaux, tels que le Calendrier perpétuel, Venise, 1782, le Traité du calendrier, par le P. Sourmel, la dissertation formant appendice au t. ПТ de l'Histoire d'Arménie par le P. Tchamitch et même le grand ouvrage de M. Dulaurier sur la chronologie arménienne, se taisent à ce sujet. Quant à l’auteur du calendrier fixe, dont nous parlons, tous s’accordent à nommer Sarcavag, qui paraît être mort en 1127 ou 1129 '); Samouel d’Ani, en 1085 et 1096, parle de l’introduction dans la chronologie arménienne du cycle de 500, i. e. de la période dionysienne de 532 а., qui s’ouvrit réellement en 1084, comme le prouvent quelques dates réunies par М. Dulauier, Chronol. arm. р. 114, et qui est connue sous le nom de «Petite. 1* 4 HISTORIENS ARMENIENS DES ХУП° ET XVIII SIÈOLES. ère de Sarcavag». C'est donc bien certainement vers la fin du ХГ ou dans les premières années du XII’ s., que Sarcavag introduisit sa nouvelle ère dans la chronologie arménienne, et l’on pent croire que le calendrier fixe remonte à la même époque. Ce dernier se compose des douze mois juliens, conservant leurs noms romains, dont les quantièmes se rapportent invariablement à certains quantiemes des anciens mois arméniens, et admet le bissexte. M. Dulaurier en а donné le Tableau complet, р. 408 de ses Recherches sur la chronologie arménienne, Tableau indispendable, et qui évite aux lecteurs de fastidieux calculs. Toute- fois il faut dire que les dates de ce calendrier fixe se rencontrent excessivement rarement dans les livres non ecclésiastiques, En voici un exemple unique, tiré de l'Histoire d’Arakel, p. 216, 353. En 1066 arm. 18 novembre, 1ore, Chah-Abas 1” fait souffrir le martyre au prètre Ter Andreas, d’Agoulis. Le calendrier vague donnerait les résultats suivants: arm. 1066 : 7 = 2 vendredi, 1 navasard. = 18 octobre 1616. 1066 : 4 = 266 192 ! 291 550 + 365 09—10 tr 5.-0. 1616 557 390 — 266 865 © 291}. = 18 oct. 25 }. = 25 janvier 1617. 1) Kiracos, tr. fr. р. GO. Au contraire le calendrier fixe, commençant au 11 août, donne: Août 21 jours sept. 30 » oct. 31 » nov. 17 » 99 j. =: 10 tré — 1 = 18 nov. Pour faire l'équation et éviter le calcul des jours, il faut consulter le Tableau Е Рш. $3. Les auteurs arméniens, je Га! dit, пе citent que très rarement les années de l’ère chrétienne vulgaire, qui est une invention occidentale, et nous devons leur en savoir gré; car depuis l'institution de leur comput national, la seule année 769 arm. a été contenue tout entière dans une même année chrétienne, 1320: toutes les autres enjambent plus ou moins sur deux années, dont le transfert ne peut se faire exactement que par le caleul des _ jours, comme on l’a vu dans les exemples ci-dessus. Je vais en citer encore deux, tirés de l'édition d’Arakel. Cet ouvrage, d’après l'indication de la page de titre, a été imprimé à Amsterdam: Le 1° janvier 1669 J.-C. en 1118 arm. le 29 sahmi. ARAKEL DE TAURIZ. 5 arm. 1118:7 = 5 mardi, 1 navasard. 1118:4 = 279 192 5 = 1 navasard 550 365 88 = 29 sahmi — 1 J.-C. 1668 57 а. 9 ]. = 5 oct. 1668 j. = 29 sahmi — 1 1 = 1 janvier 1669. L’impression а été achevée: G mai 1669 278]. = b oct. 1668 5 — 1 nav 4 areg 1118 213 j. = 4 areg — 1 213 = 4 агее — 1 491 }. 218:7 = 1 jeudi. — 565 6 mai 126 ]. = 6 mai 1669. Je dois ici faire remarquer, dès à-présent, que suivant la manière de supputer de tous les Arméniens, sans exception, l’année arm. 1118 est comptée comme répondant, des le premier jour, à l’année chrétienne 1169, comme on le voit dans la Table du Calendrier perpétuel cité plus haut, dans celle du Р. Tehamitch, ainsi que dans le Traité du Calendrier par le Р. Sourmel: ce qui est une grave erreur, laquelle n'étant pas rectifiée, forcerait par . ex. à reporter la fin de l'impression d’Arakel à l'année 1670; or, ce qui démontre jusqu'à l'évidence la nécessité d’une correction, c'est la date suivante, copiée par moi sur les gardes d’un М" de la Chronique de Samouel d’Ani, appartenant à M. Patcanian. «Еп l’année arménienne 972, le 29 mars, dimanche des Rameaux, il tomba une forte neige». Si l’année 972 répondait, suivant l'usage arménien vulgaire, à l’année chrétienne 1523, comme, 972: 550 — 243 J.-C. 1522 815 ]. = ll'nov. 1522, il est évident que le dimanche des Rameaux dont il est question est celui de l’année 1523; or précisément en cette année chrétienne Pâques tombait au 5 avril, et le dimanche des Rameaux au 29 mars. C’est donc bien en 522 qu'a commeñcé l’année arménienne 972. Cette erreur des calendriers arméniens qui se répête dans toutes les dates pascales ou relatives à la Püque, depuis 770 arm. inelusivement, а été rectifiée avec juste raison par M. Dulaurier, dans sa Table de correspondance des années arméniennes et chrétiennes. 6 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII‘ ET XVIII” SIECLES. $4. Pour l'ordinaire donc les anciens auteurs arméniens se contentent de donner la date annuelle et le quantième mensuel de leur calendrier national; mais les modernes, tels entre autres qu’Arakel, le diacre Zakaria et le catholicos Abraham, de Crète, font usage d’un genre mixte de notation: à l'indication de l’année arménienne 13 joignent celle, non du mois arménien, mais des mois et quantièmes romains, ce qui est fort commode pour le lec- teur et abrége la moitié de la besogne, puisqu'il ne reste plus à fixer que le rapport exact de l’année arménienne à l’année chrétienne. П en résulte, il est vrai, une difficulté particulière. L'année arménienne coïncide pour un certain nombre de jours avec une année chrétienne et au bout de quelque temps, les événements mentionnés tombent dans l’année chrétienne, suivante, de sorte qu’en certains cas on peut être porté à douter s’il ne faut pas rétrograder où corriger la date annuelle. Sur plusieurs centaines de dates fournies par Arakel, j'en avais recueilli 7 qui paraissaient pécher par anticipation; mais après un examen plus attentif, je me suis convaincu qu'elles sont regulières et passent, comme cela doit être, d’une année chrétienne à la suivante; deux seulement exigent une correction. Arakel, р. 601: «En 1033 arm. le 17 juin, à la 3° heure du lundi de la fête du $. Illuminateur, tremblement de terre à Ezenga». 1) arm. 1038 : 7 =4 dim. 1 navasard. 1033 : 4 = 258 558 550 — 258 J.-C. 1583 300 j. = 27 oct. 1588. La fête de l’Invention des reliques de 3. Grégoire а lieu le samedi de la 4° semaine après la Pentecôte, Or en 1583 Pâques tombait le 31 mars: la Pentecôte, 19 mai; le samedi de la 4° semaine, 15 juin; lundi, 17 juin 1583. Comme en 1583 le 17 juin était réellement un lundi, si l’année arménienne est exacte, Pécrivain donne le 17 juin non de l’année arm. 1033, mais de 1583 J.-C., en rétrogradant, et il faut de deux choses l’une, ou corriger l’année et lire 1082, ou rectifier l'hebdomadaire et toutes les autres indications, ce qui serait impossible. Ainsi le tremblement en question dut arriver еп 1032 arm., le lundi 17 juin 1588. 2) №10 9.226, 353, «En 1075, le samedi avant les Rameaux, jour de la Résurrection de Lazare, le catho- licos Melkiseth mourut à Kaménets ou Kaménits, en Galicie». D’après l'usage vulgaire 1075 arm. devrait répondre à 1626 et les Rameaux зе rap- porter à 1627; mais comme le mois n’est pas indiqué, il ne peut être question que de Yan 1625. ÄRAKEL DE TAURIZ. 7 arm. 1075 : 7 = 4 dim. = 1 navasard. 1076 : 4 —268 557 — 268 289 j. = 16 oct, 1625. En 1626 Pâques tombait 9 avril; les Rameaux, 2 avril, la Résurrection de Lazare, samedi 1 avril; toutefois le P. Chahkhathounof, Descr, d’Edehmiadzin, I, 215, dit: «Le jour de la Résurrection de Lazare, en 1628», par suite de l'erreur déjà signalée. Cette date annuelle ne pourrait être admise que si l’année arménienne était 1077, comme on la trouve chez Tchamitch, ПТ, 599; or chez Arakel, aux deux endroits cités par moi, la date 1075 se lit deux fois «en toutes lettres», et le P. Tchamitch ne s'appuie que sur le chap. XVIII, lis. XX VIII d’Arakel. Jusqu'à nouvel ordre, je maintiens la date rectifiée du 1” avril 1626, comme étant celle de la mort du catholicos Melkiseth. 3) Arakel, p, 297, 611. «En 1076, le vartabied Moses fut chargé par Chah-Abas 1” de la restauration d'Edchmia- dzin, et il commença ses travaux le 24 juin, lundi du jeûne de la Transfiguration. «En 1078, le 13 janvier, jour de l'Economie du Seigneur, il fut sacré catholicos du saint Edchmiadzin». arm. 1076 : 7 = 5 lundi = 1 navasard. 1076 : 4 — 269 558 1078 : 7 = omercr. = 1 navasard. 550 — 269 | 1078 : 4 = 269 557 1626 289 j.— 16 oct, 1626. 950 u 1628 288], = 15 06%. 1628. La Transfiguration se célèbre le 7° dimanche après la Pentecôte, et varie de 35 jours comme la Päque, du 28 juin au 1” août inclusivement; elle est précédée d’un jeûne de 5 jours, du lundi au vendredi précédant la féte; or en 1076 arm. Päques tombait le 25 mars 1627, la Pentecôte le 3 шы-н 49 j. (18 + 30°+ 1) = 1 juillet, dimanche de la Transfiguration; lundi 25 juin, premier jour du jeune. En 1627, le 24 juin était dimanche: il faut donc rectifier l'indication du quantième mensuel. Quant à l’année, il ne reste aucun doute que ce ne soit 1627. Quant à la date du sacre de Mosès, ce fut le 13 janvier 1629, jour de la Circoncision, une semaine après la naissance du Sauveur, que l’église arménienne célèbre, comme on sait, le 6 janvier. Je crois que c’est par euphémisme que cette fête est nommée шоб ть В fr «économie, 1. e. l’incarnatiow; се qui revient à dire une des grandes fetes dominicales. 4) Arakel, p. 613. «En 1084, le mercredi 14 mai, le monarque fit émigrer Arméniens, Grecs et mu- sulmans». 8 HISTORIENS ARMENIENS DES ХУП° ET XVIII° SIECLES. 1084 : 7 = 6 mardi = 1 navasard 1084 : 4 = 271 558 550 — 271 1634 287 j. = 14 oct. 1634. L'année rectifiée ayant commencé le mardi 14 octobre 1634, il s’ensuit que l’émi- gration dont parle notre auteur eut lieu réellement en 1635; or en cette année le 14 mai fut un jeudi, tandis qu'en 1634, il tombait réellement un mercredi; mais la lecture du jeudi doit être maintenue, quoique l’auteur ait écrit grpk.pompufah. En effet Sultan-Mourad ГУ. avait pris Érivan en 9 jours, en 1639, comme dit Arakel p. 310, 544, 613, ou, suivant M. Hammer, Hist. de l’emp. ottom. trad. fr., t. IX, р. 265, du 26 juillet au 8 août, en 13 jours, mais Chah-Séfi II marcha contre cette ville en décembre 1085, l’assiéga durant 93 jours, et la reprit aux Osmanlis. Suivant l’Hist. de l’emp. ottom. $. IX, р. 286, 7, le siége par les Persans dura du 25 octobre 1635 au 30 mars 1636, soit 98 jours. Quant à l’émigration, dont notre auteur fixe l’époque précise, elle s’opéra sans doute pour priver les Osmanlis de l’appui des populations, dans leur invasion en Arménie, et en tout cas en 1635, avant la prise d’Erivan par Mourad IV. Toutes est dates si précises seraient bouleversées, si les années arméniennes 1084 et 1085 étaient admises, suivant l'erreur vulgaire, comme répondant à 1635 et 1636, au lieu de 1634 et 1635. 5) Arakel, p. 545, 614. Je ne citerai plus qu’un seul exemple, en preuve de dates mixtes, arméno-juliennes, avec correction de l'erreur relative à l’année chrétienne correspondante. «En 1087, le samedi 29 avril, Sultan-Mourad marcha en guerre contre Bagdad et y arriva le 6 novembre; ayant ruiné la citadelle par de puissants efforts, en 38 jours, il prit la ville le vendredi 14 décembre, puis il s’en retourna à Amid»; Arak. p. 614. Variantes, ibid. p. 545: Le 28 avril 1087 — 1637, 1638. marche de Mourad contre Bagdad. Le 4 décembre, il prend la ville, massacre tout et qu’il y avait de Persans, en repré- saille du massacre des Osmanlis à Érivan; rentre à Stamboul en 1088, le 2 juin (1639), jour de la Pentecôte. 1087 : 7 = 2 vendr. = 1 navasard. 1087 : 4 = 271 557 550 oi 1637 286 j. = 13 oct. 1637. 1638 : 4 1638 : 4 4 1 mars 1638 409 409 4 “a es Е 2048:7 =4 2048 : 7 =4 jeudi 1 mars 5 2 2 2 6 samedi 28 avril 1638. 1 26 :7 =:5 vendr. 14 déc. “7 dim. 29 avril 1638. АВАКЕГ DE TAURIZ. 9 1) C’est donc le samedi 28 avril que Mourad entra en campagne. 2) Du 6 novembre au 14 décembre inclus., il y a réellement 38 jours, ainsi la variante du «4 décembre» est fausse; d’ailleurs, en 1638 Le 14 décembre tombait réellement un vendredi. 3) Mourad rentre à Constantinople le 2 juin 1639, jour de la Pentecôte. En effet Pâques tombait le 14 avril! l’Ascension le 23 mai et la Pentecôte le 2 juin. 1088 : 7 = 3 вала. = 1 navasard. 1038 :4 = 272 558 = 550 272 1638 286 j.= 13 oct. 1638. L'Histoire de l'empire Ottoman, $. IX, р. 329, 337, modifie quelque peu les dates relatives à la prise de Bagdad. Suivant M. Hammer, Mourad arriva sous les murs de la place le 8 redjeb 1048 Hég. — 15 novembre 1638, et la prit le 18 chaaban — 25 dé- cembre, ce qui donne 41 jours. Les dates qui viennent d’être analysées prouvent la nécessité de la correction à faire dans les années chrétiennes données par les meilleures autorités arméniennes comme répon- dant aux années du comput arménien; depuis 770 inclusivement, il ne faut ajouter que 550, au lieu de 551, à l’année arménienne, pour trouver l’année chrétienne, et en ontre, il faut passer d’une année chrétienne à la suivante, quand le quotient de la division par 4 arrive à 194, ou ce qui revient au même, quand le nombre de jours formé par 192 ou 193 et le quotient de la division par 4, et par 365, dépasse 557 ou 558, c’est-à-dire depuis l’année arménienne 776, ainsi qu’il а été remarqué plus haut. Le diacre Zakaria, de Iohana-Vank, à Carbi, IL Pi° de ses Mémoires, ch. LI, rend compte d’un tremblement de terre qui eut lieu à Érivan «en 1128 arm., le mardi 4 juin, après l’Ascension, à la 7° heure du jour». Or 1128 : 1 = 7 jeudi = 1 navasard. 1128 : 4 = 282 558 550 — 282 1678 276 j. = 80 octobre 1678 !). 1) Ibid. ch. LII l’avénement du catholicos Eghiazar. Le tremblement eut donc lieu en l’année chrétienne suivante. Or en 1679 Pâques tombait en effet le 20 avril, l’Ascension le 29 mai, et 6 jours après, le 4 juin était un mercredi. 1679 419 1 2099 : 7 = 6 — 1 mars 4 10:7=3 mecredi, 4 juin. Il faut donc lire «le merer. 4 juin», ou «le mardi 3 juin»; les dates ecclésiastiques ne permettent pas une autre solution. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. о 10 HISTORIENS ARMENIENS DES ХУП° ET XVIII® SIEOLES. 8 5. En dehors des trois méthodes de notation chronologique ei-dessus analysées, que l’on peut appeler exclusivement mathématiques, puisqu'elles reposent sur le calcul des jours, les auteurs arméniens fournissent encore plusieurs moyens de contrôler les dates: ce sont les Pâques vraies et fausses, avec les fêtes mobiles qui s’y rattachent immédiatement; les fêtes nationales, arrivant à certains jours, dans des conditions voulues: enfin les dates d’avé- nement et de mort des catholicos, dont l’histoire forme maintenant la charpente, si l’on peut s’exprimer ainsi, de l’histoire civile de la nation, depuis qu’elle n’a plus d'histoire politique. Me proposant de passer en revue ces divers sujets, je demande P’indulgence des lec- teurs, qui trouveront sans doute la matiere bien aride; du moins les personnes qui savent qu’en fait de science chaque détail a son intérêt, me sauront gré, je l’espère, d’avoir visé à une rigoureuse précision. La Fausse-Pâque est celle qui se célèbre chez les Arméniens 7 jours plus tard que dans l’église grecque, et notamment le 13 avril, au lieu du 6, par suite d’un calcul qui fait tomber la pleine lune, le samedi 5 avril, chez les Grecs, tandis que chez les Arméniens elle tombe le dimanche et fait transporter la fête au dimanche suivant. Cette différence de calcul tombe toujours dans une année 17 du comput alexandrin, ou nicéen, non cependant dans toutes les années de ce numéro, mais quatre fois de suite après 95 ans ou 5 cycles révolus de 19 ans d’une période dionysienne, puis après 247 ans, soit 13 cycles lunaires révolus, dans la 95° année de la période suivante. Comme les rites religieux font partie de la constitution civile des Arméniens, et que les différences existant à cet égard étaient un des plus graves sujet de dissentiment entre eux et les Grecs, les auteurs arméniens ont noté avec soin la plus grande partie des faits de ce genre, accomplis dans le cours des siècles. Samouel d’Ani, le plus ancien compilateur de chronologie, mentionne des Fausses- Pâques dans les années suivantes: arm. 1061) J.C. 659 lis. 665 arm. 114 a 22 2) — 200 3). 1'753. © 760 1209 — 267 = 620: 4) — 362 — 015. 5) — 456 — 1009. = 1007 6) — 550 — 1108. 1 1102 2 5517) 1) L’Imprimé ou la traduction latine, Milan 1818, donne cette même année. 2) Manque au Mit de l’Académie. 3) L’Imprimé et le Mit de l’Académie donnent ici la date 201 arm. = 754 J.-C. 4) Manque au Mit de l’Académie. 5) Imaginé par un calculateur. 6) Manque au Mit de l’Académie. 7) Id. id. И АвАКЕГ DE TAURYZ. 11 Le plus ancien Ми, celui qui а servi pour l'impression de Sam. d’Ani, ne mentionne que la Fausse-Pâque de Гап 106 arm. — 659 J.-C., et une autre еп 201—754, donnée aussi sous cette date par le М" de l’Académie. Les autres пе se voient que dans le М" de М. Patcanian. Toutefois, dans ce dernier, qui me paraît être du XV’ siècle, avec beaucoup d’additions postérieures, les indications des années 724, 820, 915, 1009, 1103 de J.-C. sont à l’encre rouge. De lä il résulte évidemment qu’à l'exception des années 106 arm. 659, её 200 ==753 ou 201 — 754, Samouel п’ауа pas trouvé de matériaux pour les temps an- ciens, au sujet de la Fausse-Päque. Quant aux deux années qui se voient dansles M' et dans l’imprimé, avec une variante pour la seconde, elles sont indiquées à faux et doivent être cor- rigées comme je l’ai fait, pour rentrer dans les conditions du probleme; cf. Kiracos, trad. fr. р. XLI. Je ne pense pas qu'il soit nécessaire d'entrer dans de plus longues explications sur les raisons qui ont pu induire un moderne à insérer des notes sans valeur dans un M. Suivant Arakel, p. 589. En 10 arm. = 561 J.-C. le cycle de 500 а été institué, et par-là la Päque а été ré- gularisée. Les Fausses-Päques ont eu lieu suivant lui: 1 navasard 25 février; en 549 arm. = 1100, р. 592 faux. » 24 » » 551 » 1102 » — juste. » 1» » 545 » 1196 » 593 lis. 1197 = arm. 646 (31 mai = 1 nav.) » 31 janvier » 649 » 1200 » — faux. » 14 » Da 1268 » 594 faux. » Sg) » 740» 1291 » — lis. 1292 — arm. 741 (8 janvier = 1 nav.). » 7 novemb. » 988 » 1558 » 600 » 1539. » 14 octobre »1083 » 1633 » 544 » 1634. La Fausse-Pâque n’avait pas de raison d’être aux trois dates que j’ai marquées du mot faux; pour les autres, en les rectifiant, les indications deviennent vraies; une seule est exacte. Comme il s’agit ici, non de calcul pascal, mais de simple chronologie, je vais faire ressortir l’une des graves conséquences de l'erreur radicale des Arméniens depuis 770—1320 (les Arméniens disent 1321). arm. 972 J.-C. 1523 lis. 1522 1075 1626 1625 1097 1648 1647 1104 1655 1654 1109 1660 1659 Pour déterminer l’année chrétienne répondant à celle de leur calendrier, les Armé- niens continuent d'ajouter à leur année nationale, depuis 770 incl, 551, au lieu de 550, que demande l’exactitude chronologique: У. le Calendrier perpétuel, le Traité du calendrier du Р. Sourmel, les Tables de Tchamitch etc. Soit donc l’année arm, 972 = 1523 suivant les Arméniens: ож - 12 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII® ET XVII SIÈCLES. «En 972, le 29 mars, dimanche des Rameaux, il у eut une forte neige»; est-il dit dans une note sur le M de Sam. d’Ani, appartenant & М. Patcanian. Si, ce dont les Arméniens ne se rendent pas compte, l’année arm. 972 avait commencé le 11 novembre 1523, comme l’indique la Table de concordance du P. Sourmel, р. 24, et celle de P. Tchamitch, au lieu de 1523, comme on le voit dans la Table A Dul., il serait question ici du dimanche des Rameaux de l’année 1524, tandis qu'il s’agit réellement de l’année 1523, où Pâques tombait le 5 avril, et les Rameaux le 29 mars (36 — 7 — 29). «En 1097, le 2 avril, jour du grand vendredi, durant la nuit du grand samedi, il y eut un affreux tremblement de terre dans la ville de Van». Si avec les Arméniens, on fait commencer l’année 1097 le 10 oct. 1648, au lieu du 11 oct. 1647, la Pâque à laquelle se rapporte la note d’Arakel serait celle non de 1648, mais de 1649, et l'indication serait fausse; car bien que le vendredi-saint soit mal indiqué— Pâque tombant en 1648 le 2 avril, le vendredi-saint tombait le 31 mars — toujours est-il, qu'en 1649, Päque le 25 mars, il n’y aurait aucune coïncidence possible. Il en sera de même pour «l’année 1104 le 25 mars, 5° dimanche du carême, Ter Philippos catholicos étant mort au 3. Edchmiadzin, on alla l’enterrer dans l’église de S"-Rhipsime». > Si, avec les Arméniens, on fait commencer l’année 1104 le 9 oct. 1655, au lieu de 1654, il s’agirait ici du car&me de l’année 1656, et l’indication serait absolument fausse, ‚puisqu’en cette année Pâques tombait le 6 avril, et conséquemment le 5° dim. de car&me le 16 mars, tandis qu’en 1655, Pâque le 15 avril, le 5° dim. tombe le 25 mars. Enfin, «en 1109, le 1” avril 5° dimanche de car&me, l'hiver étant excessivement froid, la mer de Gégham (lac Goghtchai) se gela». Si Гоп fait commencer, comme les Arméniens, l’année 1109 le 7 oct. 1660, il s’agirait ici, ce qui ne peut être exact, du caröme de l’année 1661, dont le 5° dimanche tombait le 26 mars, au lieu qu’en l’année 1109, commençant 8 oct. 1659, et Pâques tombant le 22 avril 1660, le 5° dimanche coïncide en effet avec le 1” avril. : De tous ces exemples, tirés du régistre des dates d’Arakel, il ressort que les nombreuses fêtes mobiles du calendrier ecclésiastique arménien, dépendant de la Pâque, doivent subir les conséquences de l'erreur signalée par nous; mais heureusement les calendriers ont été rédigés et le sont encore sans avoir été ni être dérangés par ce vice radical, qui n’a pas été aperçu. Pâques et les autres fêtes se règlent maintenant, comme précédemment, sauf l'erreur tombant sur certaines années 17 du cycle lunaire de Nicée, par les calculs alexandrins. Je ne dirai que quelques mots des fêtes nationales de l’Arménie, car elles sont nom- . breuses, et les citer toutes serait fastidieux sans utilité. Arak. р. 601. «En 1033, le 17 juin, à la 3° heure du lundi de la fête du $. Illumi- nateur, temblement à Ezenga. La secousse fut instantanée, toute la ville s’écroula, 15000 hommes et femmes périrent, 5000 furent engloutis et retirés à-demi morts». ARAKEL DE TAURIZ. 13 1033 ,7 = 4, dim. = 1 navasard. 1033 : 4 — 258 538 se 550 — 258 : 1588 300 j. 27 oct. 1583. ——_ 1981:7—0. 4 В — 10:7 = 3 mercredi, 17 juin. L'année arm. 1033 = 1583, 4, est fautive, pour deux raison: 1° en 1584, Pâques 19 avril, il est impossible d'arriver à l’époque précise de la fête indiquée, et 2° le 17 juin est un mercredi, au lieu qu’en: 1082 : 7 = 3 samedi = Inavasard. 1032 : 4 — 258 558 1583 — 258 395 300 j. = 27 oct. 1582. 1 1975 15:7 = 1 lundi, 17 juin, Le 17 juin tombe un lundi; Pâques, le 31 mars, donne la Pentecôte le 19 mai; le 4° dimanche après la Pentecôte, 16 juin, et le lundi suivant, le 17. Or l'Invention des reli- ques de $. Grégoire tombe toujours au samedi de la 4° semaine après la Pentecôte. Ainsi le tremblement dnot il est question ici а eu lieu en 1032 arm. == 1582, le 17 juin 1588. «En 1089 Sultan-Mourad, meurt le jeudi de la semaine de $. Serge; son frère, Sultan- Ibrahim, règne en sa place». 1089 : 7 — 4 dimanche, = 1 navasard 1089: 4 = 972 558 550 — 272 1639 286 j. 13 oct. 1639. La fête de Ъ. Sargis se célèbre le 31 janvier, elle a sa semaine; У. Cal. perpét. р. 31: Sultan-Mourad IV + donc le jeudi après le 31 janvier 1640, soit le 6 février. 2048 : 7 — 4 mercredi, 1 janv. 1640. + 30 34:7 = 6 vendr. 31 janv. + 6 12:7 = 5 jeudi 6 février 1640 1). 1) L’Hist. de l’emp. ott. t. IX, р. 383, dit que le sultan + le 16 chéwal 1049 Héq. = 9 févr. 1640. 14 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII? ET XVIII® SIÈOLES. Ces exemples et ces développements suffisent pour faire connaître les formules et l'application des principes de la chronologie arménienne, pour montrer que celle-ci repose sur des bases solides, et que si les copistes y introduisent parfois des erreurs, il est pos- sible de les découvrir et de les rectifier. Seconde Partie. La pensée de réunir en un seul corps les historiens arméniens, dans le genre du Corpus historiae byzantinae, a plusieurs fois surgi dans la tête des arménistes. Pour пе pas remonter trop haut dans le passé, M. S.-Martin avait probablement formé un projet analogue à celui-là: car dans sa succession littéraire, j’ai trouvé en 1832 une masse considérable de traductions, d’origine, il est vrai, problématique !) dont une seule a été imprimée après sa mort, par son parent M. Lajard, malheureusemeut étranger à la connaissance de la langue arménienne et moins versé dans les études proprement historiques que dans celle des antiquités de l'Orient. En tout cas, si le projet u’exista pas réellement, quelqu'un semble l’avoir eu en vue à une époque antérieure. 1) J’ai oni-dire, sans pouvoir l’affirmer, que ces traductions, au nombre de dix, mentionnées par moi dans la biographie de S.-Martin, t. XIII de la nouvelle édition de l’Histoire du Bas-Empire, provenaient de la riche bibliothèque de l’abbé de Tressan; се qui est sûr, c’est qu’elles n’etaient pas de la main de S.-Martin, dont l'écriture, extrêmement menue, n’avait aucune resemblance avec celle des manuscrits dont je parle, tracés en un caractère gros et épais. Moi-möme, il y a plus de 30 ans, j'avais eu le bonheur de voir un projet analogue ap- prouvé par l’Académie '); mais à cette époque je n’avais en vue que la publication des textes, et je ne m'étais pas rendu compte des difficultés de l’entreprise, qui n’eut-pas même un commencement d'exécution. Ce n’est qu'après avoir employé une douzaine d’auteurs arméniens, la plupart inédits alors, à l’éclaircissement de l’histoire de la Géorgie, que j’ai consacré un travail sérieux à la lecture et à la publication de plusieurs historiens arméniens. On sait que depuis 20 ans les presses arméniennes de С. P., de Paris, d’Edchmiadzin, ont considérablement augmenté le nombre des éditions principes de ces auteurs. 1) Bull, scientif. $. VIII, р. 177; IX, 253. En 1856, M. Dulaurier publiait le programme d’une Bibliothèque arménienne, entre- prise par lui, avec la coopération du P. Gabriel Aïvazofski et de M. Victor Langlois, et obtint, grâce à l’intercession de l’Académie, la faveur de la placer sous les auspices de 5. M. l'Empereur. Il publia en effet, sous cet auguste patronage, en 1858, chez Firmin Didot, la traduction de Matthieu d’Edesse, auteur fort intéressant pour l’époque des croisades, contenant beaucoup de renseignements sur le règne de Zimiscès, sur les Seldjoukides et Ortokides, ARAKEL DE TAURIZ. 15 sur les rapporte de l’Armönie avec les grandes principautés turques alors en voie de for- mation dans l’Asie occidentale. A cela se borna l’entreprise du savant français. Depuis lors, il paraît avoir abandonné son programme d'ensemble, mais il a consacré plusieurs années à la publication, avec traduction, des extraits des historiens arméniens re- latifs aux croisades. Un grand et beau volume in-folio, Paris, 1869, t. 1”, renferme le fruit de ce vaste labeur, et, joint à la 1° P° des Recherches du même auteur sur la chrono- logie arménienne technique et historique, Paris, 1859, 4°, lui assure une place très distin- guée parmi les arménistes. Cependant son brave collaborateur M. Victor Langlois, profitant de quelques heureuses circonstances, obtenait de Noubar-Pacha, Arménien riche et influent, au service du vice-roi d'Égypte, Гарри! matériel nécessaire pour la publication d’un corps d’historiens arméniens, traduits en français et annotés convenablement. Il s’assurait la coopération de plusieurs Arméniens suffisamment versés dans la langue francaise pour écrire des traductions, qu’il reverrait lui-même, et du concours de M. Firmin Didot, et se chargea lui-même généreu- lement de la grosse partie du travail, telles que notices littéraires, notes, recherches de toute sorte et même d’une partie «les traductions. D’après le programme de M. Langlois, la collection des historiens arméniens, plus d’une trentaine, devait former cinq volumes compactes, paraissant annuellement, où les auteurs prendraient successivement place dans leur ordre chronologique. Une notice, placée en tête de chaque ouvrage, devait contenir les renseignements biographiques et l'appréciation de chaque source, quelques notes’ au bas des pages donner les seules explications rigoureusement in- dispensables, car il ne s'agissait pas d'éditions variorum, mais de la mise en lumière et à la portée des lecteurs des matériaux fournis par lhistoriologie arménienne. M. Langlois était depuis longtemps préparé à cet immense travail. Ancien élève de l'École des chartes, placé dans des conditions d’aisance exceptionnelles, il s'était occupé de l'Orient en amateur zélé, avait passé plusieurs années de sa vie à recueillir les documents de diverses archives, en Italie et en France, concernant l'Arménie; il avait exécuté, en 1852—53, un voyage dans la Cilicie, où les Arméniens expulsés d’Ani au ХГ s., par les Seldjoukides, ont fondé un royaume qui а duré à peu près 300 ans, où ils ont eu un catholicat, des eveches et forment encore dans les montagnes du Taurus une masse de population belli- queuse, qui sait très bien faire respecter ses droits. Les résultats des excursions de М. Langlois ont été: un beau volume, renfermant l’histo- rique et les matériaux archéologiques de son voyage, matériaux dont le Journal asiatique et la Revue archéologique ont communiqué au publie savant la partie spécialement arménienne. Amateur et bon connaisseur de numismatique, M. У. Langlois a coopéré comme tel à une nouvelle édition des Lettres du baron Marchant; il a donné, en outre, de lui-même, la numismatique des nomes d'Égypte, celle des Arabes avant l’islamisme, la Numismatique an- cienne de l’Arménie, celle du royaume arménien de Cilicie et celle de l’ordre de S. Jean de Jé- rusalem et des chevaliers de Malte, qui ont eu de fréquents rapports avec l'Arménie cilicienne. 16 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII° ET XVII SIÈCLES. Comme il était fort versé dans la connaissance du moyen-âge de l’Asie chrétienne, de ses recherches dans les archives est sorti en 1861, Venise, un bon et utile travail, le Tresor des chartes... de la chancellerie des rois roupéniens, qui avait été précédé d’un Mémoire concernant l’état politique de l'Arménie au temps des croisades. Ce résumé, imprimé d’abord dans nos Mémoires, puis, avec remaniement à la tête du Trésor des chartes, a ouvert la voie à des recherches ultérieures, mais aussi à une triste polémique avec un savant, distingué d’ailleurs, mais trop passionné. Tous ces travaux étaient achevés, en 1867, lorsque !) parut le premier volume de la Collection des historiens arméniens. Ce volume contient, outre un Discours préliminaire, les extraits des sources grecques et syriaques concernant l’antique Arménie, tels que Mar- ibas-Catina, Bardesane et le faux Bardesane, et les ouvrages d’Agathange et de Faust de Byzance, traduits du grec en arménien. Quelque peine qu’aient coûtée à l’éditeur la re- cherche et la publication des fragments sus-mentionnés, il faut convenir qu’ils font double emploi, puisque plus tard Maribas et Bardesane reparaitront dans l'ouvrage de Moïse de Khoren, d’où ils sont tirés; mais l’idée d’avoir imprimé les originaux grecs, à côté des co- pies arméniennes, est heureuse. 1) Cette même année M. Langlois publiait l’ouvrage d’un Russe, mort à la peine, M. Sévastianof: La Géographie de Ptolémée, photolithographièe d’après un Mit du couvent de Vatopèdi, au mont Athos, Mit du commence- ment du ХПГ s. Cette édition est enrichie de Notes et notices fort étendues, relatives à la Ste-Montagne. Quant à Agathange, traduit en français, M. Langlois а jugé à propos dé supprimer toute la partie non historique de l’ouvrage du secrétaire du roi Trdat. A-t-il eu tort ou raison, la critique décidera. En thèse générale, les textes ne doivent pas être tronqués, mais en fait le philologue qui se propose un certain but, par exemple la vulgarisation de matériaux historiques, n’est pas obligé de publier des amplifications théologiques, ni des Шашез. M. Neumann, qui a traduit en anglais et imprimé aux frais du Comité oriental de Londres l'ouvrage d'Élisée, la Guerre des Vardanians; М. Evariste Prudhomme, traducteur de celui d’Ari- stakès de Lastiverd, n’ont раз craint d’elaguer certaines tirades, dépourvues de toute es- pèce d'intérêt pour les lecteurs européens. Les réflexions pieuses et les oraisons dont est remplie la narration légendaire d’Agathange, les larmoyantes élégies d’Aristakès seraient parfaitement intolérables en français. L’elögie sur la prise d’Eidesse, la prose rimée de l’Isous-ordi, de Nersès-le-Gracieux, peuvent charmer un lecteur pieux, un Arménien, grâce à la langue et au sujet patriotique, mais n’ont pas de chance pour captiver un Européen, qui cherche avant tout l'utilité, or ceux qui ont lu certains ouvrages orientaux, rédigés du commencement à la fin sur le ton d’une rhétorique ampoulée, chargée de méthaphores et d’hyperboles, savent qu’au bout d’une ou deux pages, on peut résumer en quelques mots ce qu'a voulu dire l’écrivain. Je crois donc qu’ä-peine voudra-t-on faire un reproche à M. Langlois d’avoir suivi l’exemple de ses devanciers, et je suis prêt à suivre le sien, le cas échéant. ÂRAKEL DE TAURIZ. 17 Dans le même premier volume on trouve encore les 4 livres restants de la Bibliothèque historique de Faust de Byzance traduits pour la première fois en français, par un Arménien fort capable, un très bon arméniste, M. J.-B. Emin, aujourd’hui directeur du 5° Gymnase de Moscou. Puis la narration’de Léroubna, concernant l’histoire des rapports du roi Abgar d’Edesse avec J.-C., d’après un М" inédit de la grande Bibliothèque de Paris. Depuis lors une nouvelle édition de ce curieux traité, par le savant Père Léon Alichan, d’après les sources syriaques publiées par M. Cureton, а changé le point de vue et modifié plusieurs choses de la traduction arménienne. Le nom de l’auteur n’est point Léroubna, géprephuws mais Laboubna, en syriaque, car le р r 5 et le рб > ne peuvent se confondre, dans ce dernier alphabet. Zenob Glac, auteur syrien, dont l'ouvrage n'existe qu’en arménien; Jean Mamiconian, quoique entièrement arménien, est placé immédiatement après le précédent, parce que son récit fait suite, jusqu’au milieu du VIT s.; enfin quelques fragments peu considérables, terminent ce volume consacré, comme on le voit, aux anciens interprètes, autérieurs à Moïse de Khoren. Le 2° volume, paru en 1869, renferme la biographie, par Corioun, de l’illustre in- venteur de l’alphabet arménien, S. Mesrob, celle du catholicos $. Nersès, au IV” s., par un anonyme, l’ouvrage entier de Moïse de Khoren et les Histoires d’Elise, et de Lazar de Pharbe, avec des listes chronologiques, sans nouvelles critiques, des souverains, gouverneurs et catholicos arméniens, enfin de courts extraits de l’ouvrage si obscur d’Eznic de Coghb, sur le Mazdéisme; c’est la seule partie de ce dernier auteur, qui intéresse directement l’Ar- ménie. Ce sont tous historiens des IV” et V° siècles, pourvus de notices biographiques et littéraires, de la main de l'éditeur. Pendant l'impression de ce second volume, l’infatigable M. Langlois éditait encore sa traduction, enrichie de notes nombreuses et fort utiles, de l'Histoire universelle du patriar- che Michel le Syrien, qui n’existe plus que dans la traduction arménienne. Je me félicite d’avoir en quelque façon coopéré à cette oeuvre en refusant d'aider M. Langlois à mutiler un auteur aussi important que celui-là, dont il voulait imprimer seulement les extraits, il est vrai considérables, relatifs à l’époque des croisades. Par-là je Гал amené à traduire et à publier le tout. Il faut avoir lu quelques pages de Michel, dont le texte est encore inédit, pour se faire une idée des efforts qu'a exigés la traduction. Cet ouvrage est, outre le récit courant, dont la lecture n’est pas encore fixée, herisse de noms propres d’hommes et de pays ayant passé, non sans s’altérer notablement, par les transcriptions syriaque et arménienne. Pour les dates, il faut contrôler les chiffres au moyen des ères mondaines diverses, syrienne, grecque, les réduire exactement aux deux ères, arménienne, chrétienne, le cas échéant. M. Langlois Га fait ponr l'ordinaire heureusement, toutefois sans entrer dans de longues dis- cussions critiques, se contentant de signaler les écarts, qui sont, pour l’Arménie, de huit à Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, VIlme Série. 3 18 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII’ ET XVII SIÈCLES. vingt-un ans. Encore a-t-ıl succombé à la peine. Né le 20 mai 1809, il est mort le 14 mai 1869, son second volume achevé, l’edition de Michel terminée à Venise, sans qu'il ait pu en voir les exemplaires. Un asthme très prononcé, gagné dans les fatiques de son voyage en Cilicie, et l’excès du travail, ont mis fin à 40 ans moins quelques jours à cette vie si courte et si bien remplie. Des circonstances matérielles m’ont empeche, en 1869, de savoir quels matériaux étaient préparés ou en préparation, quels collaborateurs M. Langlois s’était assurés pour la continuation de sa grande entreprise; toutefois, aussitôt qu'il eut fermé les yeux, j'avais prié par écrit M. Didot de ne pas l’abandonner, et pris la liberté d'attirer son attention sur une personne que je croyais tout-à-fait en état de la poursuivre. Je veux parler de M. Ev. Prudhomme, avantageusement connu par ses traductions de Zenob Glac et d’Aristakès et de plus ayant traduit du russe en français pour le Journal asiatique ') un bon travail de résumé sur la série des rois sassanides, dû à la plume de M. Patcanian. Homme actif, la- borieux et consciencieux, parfaitement apte à vulgariser par de solides travaux les historiens arméniens, bien que ses occupations ne lui permissent pas de se vouer exclusivement au culte de la science, М. Prudhomme se chargeait avec plaisir de l’entreprise: Nubar-Pacha avait accepté, m'a-t-il dit, sa personne et ses conditions, que sa position de fortune rendait quelque peu plus difficiles que celles de M. Langlois. L'affaire traîna pourtant, et en 1870, année fatale à la France, М. Prudhomme mourait, autant que j'ai pu le savoir, vers le mois de mars. 1) Journ. asiat. févr. — mars 1866, р. 101. Où trouver maintenant un homme capable de porter le fardeau? Les arménistes sont rares, les temps où nous vivons ne sont pas favorables aux grandes entreprises littéraires, surtout à celles qui exigent une mise de fonds assez notable. Les choses étant dans cet étant désespéré, je me suis résolu à consacrer mes derniers jours à la poursuite de la belle idée de M. Langlois. Déjà en 1868 j'avais obtenu l’autori- sation de l’Académie, pour la réimpression dans le corps des historiens arméniens de mes traductions d’Et. de Siounie et de Malakia Abégha, cette dernière revue d’après les travaux de M. Patcanian; puis j'ai édité mes traductions de Kiracos et d’Oukhtanes, qui pour- ront aussi trouver là leur place. Je l’avouerai, j’ai un faible pour les travaux historiques des vartabieds arméniens; leur mérite réel, comme témoins contemporains, pour la plupart, puis l'étendue de leurs rapports avec les dominateurs de l’Asie, Sassanides, Seldjoukides et dérivés, Mongols, croisés, Byzan- tins, et dans les temps plus modernes, avec la Turquie et la Perse; leur exactitude chrono- logique, sauf les erreurs inévitables et les lapsus calami des copistes: tout cela leur a mérité l'intérêt et l'attention des savants. Dans cette intention, peut-être un peu au hazard des circonstances et sans me pré- occuper de hiérarchie chronologique, j'ai préparé les traductions de Thoma Ardzrouni, des ARAKEL DE TAURIZ. 19 Tableaux chronologiques de Samouel d’Ani, achevées et présentées à la classe еп 1871; d’Arakel, avec Jean de Dzar, du diacre Zakaria, Mémoires historiques et Cartulaire du couvent de Iohannon-Vank, XVII s., entièrement achevées et présentées en 1872; d’Esai Hasan-Dchalaliants, de David et d'Abraham de Crête, XVIIT s., non présentées encore et achevées seulement au brouillon; enfin d'Abraham d’Anthab, restant à faire: les six pre- miers ouvrages sont plus que suffisants pour un bon volume compacte. Pour aujourd’hui, je me contente de soumettre à la classe la notice sur Arakel, et la traduction annotée de ses Dates. Le vartabied Arakel de Tauriz, c’est tout ce qu’on sait de sa personne, est l’auteur d’un Livre d’histoires, dont je me propose de donner ici une courte notice. Né probablement vers la fin du ХУГ s., puisqu'il se trouvait lui-même très vieux et voisin de la tombe en 1659 '), et que son livre s’imprimait, après sa mort, dix ans plus tard, il exerça en 1644 les fonctions de collecteur (p. 400). Élève du catholicos Philip- pos, il fut engagé °) par lui à écrire l’histoire de son temps, il était déjà fort âgé; ayant commencé en 1650, il continua son travail durant plus de quatre ans *), jusqu’à la mort de son maître, arrivée le 25 mars 1655, époque où il s'arrêta une première fois ‘). Étant allé à Ispahan, en 1657, à l’instigation du eatholicos Iacob, de Djoulfa, il reprit son tra- vail, et ne cessa de s’en occuper jusqu’en 1661—62, et, en cette année ой il posa le ca- lam, il nous apprend qu’il était accablé de vieillesse, qu’il travaillait depuis 11 ans à son Histoire '). 1) р. 537, 623, du texte. — 2) ch. ХХХ, р. 410. — 3) р. 627. — 4) p. 425, 623, 4, 7. — 5) p. 195; р. 624, 627, 417, 425; р. 586. Arakel a écrit son livre à Edehmiadzin, sa résidence habituelle, mais il a fait, pour en recueillir les matériaux, de fréquents voyages '), dont il ne donne pourtant pas les details; seulement il mentionne?) au ch. ТЛИ, une excursion à Jérusalem, sans en indiquer l’année. Du reste, il paraît avoir pris son oeuvre au sérieux, n’avoir point ménagé son temps, son argent et ses peines pour arriver à la connaissance exacte des faits: certains récits ont été, dit-il, recommencés jusqu’à dix fois *); notamment les ch. ХХХИ, LI et LIT, s’ils sont son ouvrage, ont été retouchés à diverses reprises et offrent des variantes de rédaction, qu'il ne faut pas perdre de vue. 1) p. 628. — 2) p. 195. — 3) p. 627. Quant à l’époque qu’embrasse le Livre d'histoires d’Arakel, on peut dire, comme lui, qu’elle est de 60 ans, en nombre rond. Le fait est que la première date citée par lui est l'an 1602, association du vartabied Srapion au catholicat, je dis la première date, mais non le premier événement, puisqu'il parle, dès la première page, du catholicos Arakel, dont l’avénement eut lieu en 1584. En outre, la dernière des dates de son Régistre chronologique est l’année 1664; à vrai dire, il ne traite en historien que les événements de 1602 à 1661, donc un espace de 59 ans. 20. HISTORIENS ARMÉNIENS DES XVII’ ET XVIII’ SIÈCLES. Le vrai nom de notre auteur est Arhakial, et signifie en arménien «envoyé, apôtre», mais comme la diphthongue kw ба, ia, s’agglutine en Е é ou & é, notamment dans les noms de famille, tels que Soloméants pour Soloments, Solomiants,.... l'usage des meilleurs auteurs et la routine moderne, par ex. chez le diacre Zakaria, son contemporain, et chez le P. Tcha- mitch, autorisent l'orthographe Arakel, que j’ai toujours suivie. Il me reste maintenant à faire connaître sommairement le contenu du livre d’Arakel, à en apprécier la valeur à l’egard du style, de l'exactitude et du point de vue où se place l’auteur, enfin de l'édition princeps qui en а été faite. I livre d’Arakel зе compose еп toot de LVIII chapitres, dont LIT entièrement hide riques. Le premier fait d'histoire contemporaine qui y soit mentionné est la mort du ca- tholicos Arakel, arrivée en 1586, peu après l’association du catholicos David V. Le chap. LI est и consacré à une courte notice sur la succession des sul- tans osmanlis, р. 540—551, jusqu’en 1620, et plus loin, р. 551—554, à une simple série de dates de la même histoire, avec quelques variantes comparativement aux pages précé- dentes, mais souvent avec des détails nouveaux, et finissant en 1692: je doute fort que ces deux recueils de dates soient l'oeuvre d’Arakel; il en est de même du ch. LII, et des quelques lignes consacrées là aux Бойз de Perse. А tout ceci succède un hors-d’euvre, le ch. ТЛИ, traitant des pierres précieuses, d’a- près les reuseignements fournis à notre auteur par un prêtre joaillier, de Jérusalem, et par deux anonymes, p. 555—574. Ces quelques pages, rédigées en un arménien très gros- sier et renfermant 250 mots arabes, turks et persans, sont absolument inabordables pour la très grande majorité des arménistes: en conséquence M. le professeur Patcanian s’est chargé d’en faire l’objet d’un travail particulier. Au ch. LIV, le vartabied Jean de Dzar, canton de la Siounie, donne p. 574—589, de curieux renseignements sur l’Aghovanié, son pays, ou plutôt sur la Siounie et l’Ibérie, entre les années 1571—1599, jusqu’à la prise du roi Simon 1”, de Karthli: ce sont les campagnes de Moustafa-Lala-Pacha et de Dchqal-Oghli (Cicala) Djighalizadeh, sous Sultan- Mourad III, dans le Caucase, dans l'Arménie persane et jusqu'à Tauriz. Au point de vue de l’histoire politique, les livres de Jean de Dzar et de notre Arakel embrassent donc les grandes guerres en Perse de huit sultans, depuis Mourad ПТ, jusqu’à Ibrehim, sous les souverains persans Khouda-Bendeh, Chah-Abas le Grand et le premier, comme s'expriment nos auteurs, Chah-Séfi IT, Chah-Abas II, jusqu’à la prise définitive de Baghdad par les Osmanlis, en 1638, et outre cela des détails très intéressants sur les Dchalalis ou aventuriers qui, durant plus de 30 ans, entretinrent la guerre civile en Turquie. Pour l’Armémie, qui fut le théâtre constant des guerres désastreuses entre les deux grandes puissances asiatiques, c’est le récit navrant des migrations par lesquelles Chah-Abas ne craignit pas de faire le vide devant ses ennemis, dans les belles provinces de Nakhtchévan et d’Erivan; de la famine horrible qui y sévit durant cinq années, 1605—1609, de la décadence complète de toute civilisation, qui:en fut la suite, et des exactions aux- ARAKEL DE TAURIZ. 21 quelles furent soumises les populations chrétienne et musulmane, de la part des deux na- tions belligerantes. La dégradation, même religieuse, et l’abaissement du niveau intellectuel, chez les malheureux catholicos armeniens, dans toutes les classes du clergé, dans la masse du peuple, sont retracés par notre historien sous les plus vives couleurs, avec une virilité de vues et d’expressions, qui lui font le plus grand honneur. Aussi, après avoir exposé au ch. XXXI les misères du catholicat arménien, fractionné durant près de cent ans entre deux, trois et Jusqu'à à cinq titulaires, par suite de circonstances malheureuses et d’intrigues in- avouables, avec quelle satisfaction il raconte les efforts persévérants et intelligents des ca- tholicos Mosès IV, Philippos, Iacob У, pour faire refleurir de nouveau la religion et ses pompes, la science telle qu’on pouvait l'entendre au XVII s., dans un pays isolé, comme l'Arménie, de tout contact avec des peuples plus favorisés! Au point de vue du style, Arakel est évidemment inspiré par un louable patriotisme, mais il écrit dans un langage peu soigné; encore son éditeur affirme-t-il qu'il а beaucoup modifié et, suivant lui, amélioré la rédaction de l’ouvrage, déjà altéré par les copistes peu d'années après la mort de l’auteur. Il est temps de dire que le livre d’Arakel a été édité une seule et unique fois, à Amster- dam, еп 1669, par le vartabied Oscan, disciple du vartabied Khatchatour au temps des catholicos Moses et Philippos; Oscan, après avoir pris en Dalmatie quelque teinture légère des mathématiques et de la grammaire, dut se rendre en Hollande, pour soutenir une typogra- phie fondée à Amsterdam, par son frère, et imprima la 1° édition de la Bible arménienne, munie d’une concordance de sa composition, ainsi que plusiurs autres ouvrages utiles: c’est ce que nous apprend un chap. LVII, rédigé par Oscan. Un dernier chap. р. 629—638, renferme une dissertation du même Oscan sur la différence existant entre les mots Unité, Union. Si les diverses éditions sorties de la typographie du vartabied Oscan, et dont pas une seule ne m’est connue, sont aussi imparfaites que celles d’Arakel, on ne peut que les recommander à l’indulgence des lecteurs, comme premiers essais d’un art aujourd’hui fort perfectionné chez les Mékhitharistes de Venise et de Vienne. L'Académie, dans sa séance du 11 décembre 1871, avait ordonné la réimpression, plus correcte, du texte d’Arakel, que les circonstances ont suspendue pour le moment, mais le projet u’est pas abandonné. Malgré tout l'intérêt que peut et doit inspirer le livre d’Arakel aux personnes qui connaissent l'Arménie et sa littérature, ainsi que la place occupée par le peuple arménien parmi les nations chrétiennes de l’Asie, le chapitre le plus digne à mes yeux de piquer et de satisfaire la curiosité savante de l’Europe, c’est le LV”, intitulé: Chronologie abrégée, contenant les dates de 448 faits, plus ou moins détaillés, d'événements de l’histoire d’Ar- ménie, en contact pour la plupart avec la Turquie et la Perse, entre les années 561 et 1664 de l'ère chrétienne. Ce régistre est la base de toute la chronologie d’Arakel; comme les dates y sont exprimées en années arméniennes, et pour l'ordinaire avec détails caractéristi- ques, indications de mois et d’hebdomadaire, de relation aux fêtes du calendrier tombant à des jours et époques précises, ces caractérismes, joints aux synchronismes des histoires 22 HISTORIENS ARMENIENS DES ХУП° ET XVIIL° SIECLES. turque et persane, forment un ensemble de notions positives, faciles & critiquer, le plus sou- vent très exactes, qui donnent une haute valeur à l’ouvrage d’Arakel. Wakhoucht, dans son beau travail historique, а également réuni, sous le nom de Koroniconi, plus d’un millier de faits, sous 500 dates, les seuls matériaux originaux connus pour la classification des évé- nements de l’histoire de Géorgie jusqu’en 1745, mais il est inférieur en cela à l’auteur ar- ménien, qu'il ne donne que les dates annuelles, sans quantièmes mensuels, sans hebdoma- daires, si ce n’est pour quelques faits récents: ainsi sa chronologie n’a pas, seule, le degré de précision que le lecteur est en droit d'exiger. En outre il existe envers Arakel un excellent moyen de contrôle, les indications de mois et de jours de l’année musulmane, recueillies et notées avec soin par Hammer, dans son grand ouvrage sur l’empire ottoman: ce sont les dates d’Arakel traduites et critiquées en détail que j’ai l'honneur de présenter aujourd’hui à la classe. RÉGISTRE CHRONOLOGIQUE D'ARAKEL, 589 Bref récit d'événements datés, depuis le commencement jusqu’à notre temps. Quoique l’on possède pour les temps passés des spécimens de récits abrégés, avec dates, comme celles-ci ne sont pas rangées par ordre, nous avons suppléé à ce défaut. Ensuite, les dates dont il s’agit n'étant pas réunies, mais dispersées de côté et d’autres, une partie ici, une partie là, nous avons rassemblé ce que nous avons trouvé. De plus, nous avons classé et raconté, chacun en son lieu, les faits notables accomplis de notre temps, et il nous en a coûté bien des veilles pour faire ce classement et le coucher par écrit; ce que sachant, vous voudrez bien ne pas nous blämer, mais vous souvenir favorablement de nous auprès de Dieu. Portez-vous bien dans le Seigneur. Ch. LV. En l’année 10 arm. (commencée samedi 9 juillet) = 561 de J.-C. !), le cycle de 500 ans а été institué, et par-lä la Pâque rectifiée °). 1) Il est démontré que la 1”° année du comput arménien s’ouvrit le jeudi 11 jnillet 552 de J.-C., et conséquem- ment enjamba par moitié sur cette année chrétienne et sur 553. 2) Notre anteur n'indique jamais l’année de l’êre vulgaire correspondant à l’année arménienne, c’est moi qui l’ajoute, pour la commodité du lecteur. Ensuite, quoique Arakel ne le dise pas expressément, il est bien sûr, qu’à l'exemple de tous ses prédécesseurs, il fixe l’ouverture du comput arménien à une époque correspon- dant à l’an 553 de J.-C., de sorte que, pour lui, l’année 10 de се comput est uotre année 562. Pour parler plus exactement il faudrait dire: еп 11 arm. = 562 de J.-C.; car c’est bien après 10 ans révolus du nouveau ARAKEL DE TAURIZ. 93 comput que le cycle do 532 a. — les Arméniens disent en nombre rond 500 ans — fut préconisé par Æas et adapté définitivement par les Arméniens, en 562 de notre ère, à leur comput national. La plns ancienne date connue de l’ère arménienne est celle du Mémento des Livres des rois et des Paralipomenes, mentionné dans le condac du couvent de Iohannou-Vank, à Carbi; Zakaria, Mém, Hist. fin du vol. p. 6. En 52 arm. (comm. samedi 29 juin) = 603 J.-C., Khaghrdachourth !) était chef des Ismaélites. 1) Ce nom baroque, qui se lit pour la première fois chez Sam. d’Ani, année 95 arm. = 648 de J.-C. suivant son système chronologique, est doublement fantaisiste dans sa forme: la première partie en est l’altération du nom de Khaled, l’un des premiers chefs de tribu arabe, qui prit parti pour Mahomet; dans sa composition, au lieu de Khaghavardachonrth рипа] и раю 2п-р il signifierait «celui qui a des ulcères aux lèvres», ce serait une épithète injurieuse pour les Ismaélites et pour leur chef. En tout cas, aucun auteur arménien ne place l’époquo de Khaled à une année si fort antérieure à Mahomet. En 60 (dim. 27 juin) = 611, apparition de Mahomet '). = 1) Ci. Kiracos, tr. fr. р. 29, п. 5. C’est une des époques attribuées par Тез Arméniens à la 1'° apparition de Mahomet, sans cause appréciable. En 62 (mardi 26 juin) = 613, les Ibériens se séparèrent de la communion des Arméniens '). 1) Date inexacte. C’est en 596 que fut consommée définitivement la séparation des Ibériens ou Géorgiens d'avec les Arméniens. Le catholicos Abraham, élu deux ans auparavant, avait prononcé l’excommunication contre l’évêque Kyron et ses adhérents; Oukhtanès, trad. fr. р. 350, excommunication qui fut ratifiée en année indiquée, par un concile tenu à Dovin; Teham. IT, 306, 498, 9. En 72 (vendr. 24 juin) = 623, le Turk prit Ardjech '). 1) Sam. d’Ani. En 76 (mar. 23 juin) = 627, Ter Comitas construit le monastère de S’-Rhipsime et compose l’hymne «Elles se sont sacrifiées» '). 1) Catholicos en 617—625. En 80 (sam. 22 juin) = 631, Aboubekr, Osman et Omar ') eurent le pouvoir durant 33.4.) 1) Lis. Omar et Osman. 2) Les trois premiers successeurs de Mahomet régnèrent du 7 juin 632 au 17 juin 656, soit en tout 24 a. et 10 jours: ainsi cette indication, tirée de Sam. d’Ani, manque d’exactitude, en partant de la mort de Mahomet. En 88 (dim. 20 juin) = 639, les musulmans marchent contre l’Arménie. En 102 (dim. 16 juin) = 653, le pontife Ter Nersès construit S.-Sargis à Dovin, et le Saint-Virap '). 1) L'église sur le cachot de S.-Grégoire l’Iluminateur, dite Khor-Virap «le trou profond;» cette localité est située à 12 lieues au S.-E. d’Edehmiadzin. En 113 (jeudi 13 juin) = 664, la sainte croix de Varag se montra '). 590 1) C'était une croix apportée, dit-on, en Arménie par S® Rhipsime, qui apparut à un moine nommé Thodic, et fut déposée par Пи dans un couvent construit sur le mont Varag, à ГЕ. de Van. Ce couvent et sa croix sont l’objet d’une vénération particulière. Arakel, ch. XXXVII, raconte en détail le sac de ce couvent en 1650. Th. Ardzrouui, fournit beaucoup de détails sur Pasyle de Varag.... 24 HIsToRIENS ARMÉNIENS DES ХУП° ET XVIII’ SIÈOLES. En 171 (sam. 30 mai) = 722, Iohan Otznétsi ') florissait en Arménie. 1) Jean IV, d’Otzoun, dit le Philosophe, fut catholicos 718—728. En 223 (mar. 17 mai) = 774, Ter Esai, le mendiant, court le pays '). 1) Ter Esaï, fils d’une mendiante, fut catholicos 775—788. En 237 (mar. 13 mai) = 788, Ter Solomon construit le couvent de Makénik '). 1) Sur ce couvent, situé dans la Siounie, canton de Sothk, у. Hist. de Siounie, ch. XXXI, XXXIII et XXX VII; Chahkhath. Оезсг. d’Edchmiadzin, II, 251. Ter Salomon devint catholicos en 791 et { en 792. En 247 (vend. 11 mai) = 798, Sahac et Joseph meurent à Carno-Kaghak, qui est Azroum—-Erzroum '). 1) C’etaient, d’après Sam. d’Ani, en 245=798, suivant son système chronologique, deux frères ismaélites, de mère arménienne, convertis au christianisme, qui furent mis à mort par l’ordre de l’émir d’Erzroum, le jeudi 15 du mois d’arats. Cette date, telle que la donne Arakel, п’ойге aucune difficulté, l’année 247 ayant commencé le vendredi 11 mai 798; mais chez Sam. d’Ani l’année arm. et l’année chrétienne conservant leur corrélation habituelle, nous trouvons de plus l’indication du «jeudi 15 du mois d’arats;» ог si aux 131 j. du 11 mai l’on ajoute 164 j. = 15 d’arats — 1, on obtient 295 j. ou le 22 octobre, qui, en 798 était un lundi et non un jeudi. En outre chez Mkhithar d’Airivank, p.82 on lit: «En 6000 du monde, 802 de J.-C., 249 arm», trois caractères qui sont bien d’accord, mais qui reculent de 4 ans la date annuelle du fait et n’embrassent pas la date mensuelle. Je crois donc, comme je Га! déjà dit dans la trad. franç. de Kiracos, р. 39, que pour obtenir le 15 d’arats un jeudi, il faut prendre l’année 250 — 801, commencée le lundi 10 mai; 15 arats = 21 oc- tobre, jeudi, ou plus simplement, lire «le vendredi 15 arats = 20 octobre», 251 (та. 10 mai) = 802; 6000 du monde». 251:7 = 6 mardi, 1 navasard. 251:4 = 62 192 551 — 62 802 == 6000 du monde 130 j. 10 mai. 200 -+ 164 = 15 arats — 1. 1 294 j. — 20 oct. 802 1003 : 7 — 2,51 т. 4 5 6 1 18 : 7 — 4, vendredi 20 = oct. = 15 arats. Tchamitch II, 428, place le fait en 808, et cite à ce propos le Martyrologe, 24 janvier; le Calendrier perpétuel indique la fête de ces deux saints au 22 janvier, d’après les ménologes; mais elle se célèbre le lundi après le 2° dimanche suivant la Transfiguration, par conséquent jamais plus tard que le 16 août. En 341 (lu. 17 avril) = 892, Ter Machtots florissait, avec dix autres ascètes '). 1) Machtots П fut catholicos en 897, et mourut au bout de 7 mois. En 399 (me. 3 avril) = 950, Sembat-Tiézéracal fonde la cathédrale d’Ani '). 1) Il y à ici une double erreur; car le roi bagratide Sembat-Tiézéracal régna 977 — 990, et jeta les fonde- ments de la cathédrale d’Ani en 438 = 989; у. Ruines d’Ani, р. 108. ARAKEL DE TAURIZ. 25 En 414 (jeu. 30 mars) = 965, construction d’Hakhpat et de Sanahim. En 428 (jeu. 27 mars) = 979, le roi Sembat-Tiézéracal construit les remparts d’Anı. En 442 (jeu. 23 mars) = 993, Catramité achève la cathédrale d’Ani '). 1) Catramité, épouse du roi Gagic, fils et successeur de Sembat-Tiézéracal, acheva la construction de ladite cathédrale en 1012 euséb. — 1010 de J.-C., comme en fait foi une belle inscription encore subsistante sur le mur sud de l’église; Ruines d’Ani, р. 24. Cette inscription est très intéressante au point de vue de la chro- nologie, parce qu’elle contient tous les caractérismes alors connus des Arméniens. > En 465 (sam. 17 mars) = 1016, la colère divine ayant éclaté, les nations turques — les Seldjoukides—marchèrent contre les chrétiens et les masacrèrent sans pitié, dans le Vaspouracan, au temps de Sénakérim '), qui, pressé par les étrangers, Пуга son pays à Basile, monarque des Grecs, et passa lui-même à Sébaste, avec ses cinq fils, David, Atom, Costan- din, Vest, Abousahl °). 1) Roi, de la famille Ardzrouni, résidant à Van. 2) On peut voir les détails chez Matthieu d’Edesse, trad, fr. par М. Dulaurier, Paris, 1858, 8°. En 470 (jeu. 16 mars) — 1021. Au même temps mourut le catholicos Ter Sargis, dont la tombe est à Horhomosi-Vank; il avait siégé 30 a. ') et, sa vie durant, choisi pour son successeur Ter Pétros-Gétardartz, qui siégea 36 a., et lui, Ter Sargis, mourut deux ans après lui. C’est lui qui avait demandé à Stéphannos de Taron de composer, comme il le fit, une histoire fort étendue en trois parties, commençant à Adam, notre premier père, au moment où il sortit du jardin de délices, et atteignant Рап 452 (dim. 20 mars) = 1003 °), où mourut Grigor de Narec, l’homme admirable. Après Jui Aristakès de Lastivard commence à raconter, sur un ton plaintif et tristement élégiaque, les cruelles douleurs éprouvées par l’Armönie de la part des nations environnantes, ainsi que l’histoire des hérétiques Thon- drakians, et atteint environ l’année 530 (lun. 1 mars) = 1081 °). 1) 24 a., 992—1019 de J.-C., après quoi il conféra ses pouvoirs à Ter Pétros, et mourut quelques années après. 2) L'Histoire universelle de Stéphannos de Taron, dit Asoghnic ou Asolic, le musicien, l’un des meilleurs ouvrages historiques de la littérature arménienne, si riche dans cette partie, а été traduit en russe par l’habile arméniste et Arménien M.J.-B. Emin, aujourd’hui directeur du 5° gymnase de Moscou, et publié en 1864. in 8°. Il se termine en effet à l’année indiquée ici par Arakel. On ignore en quelle année mourut Asolic, mais certains chapitres de la III® partie, où il parle d'évènements accomplis après l’an 1065, paraissent avoir été intercalés postérieurement dans son travail; У. Hist. de Siounie, tr. fr., Introd. р. 32. 3) L'ouvrage d’Aristakes fait suite immédiatement à celui d’Asolic, et atteint pour les derniers faits l’année 1071. L'histoire y occupe certainement la place essentielle, mais les lamentations, sur le ton biblique, у sont telle- ment développées, que le traducteur français, le ds regretté М. Ev. Prudhomme, + en 1870, à cru, avec raison, suivant nous, pouvoir les omettre, comme de peu d'intérêt pour les lecteurs européens. Cette traduction а été imprimée, Paris, 1864; У. notice sur les Thondrakians ou Pauliciens, fils du soleil, Mkhithar d’Airivank, tr. fr. р. 88. En 478 (ven. 14 mars)= 1029, l’an 1000 accompli, depuis que Satan s’est échappé, il y a nombre de signes effrayants, les cieux se fendent de РЕ. à l’O., la lumière se déverse du haut en bas; Пу eut une telle obscurité, que les astres parurent, et Гоп entendit des bruits terribles ". 1) Mkhithar d’Airivank, tr. fr. р. 90, en 477 (jeu. 14 mars) = 1028, parle de phénomènes célestes qui eurent lieu le soir du 3 octobre, «le ciel se déchira d’une extrémité à l’autre, les abimes mugirent, et Satan Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 4 26 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII° ET XVII SIÈCLES. s’echappa»; en 480 (dim. 14 mars) = 1031, le vendredi 13 du mois de kaghots, à midi, éclipse de soleil, et Satan sort de ses fers»; mais Matth. d’fidesse, tr. fr. р. 58, indique l’éclipse en 485 (ve. 12 mars) = 1036, sans en donner la date mensuelle. Dans la table des éclipses, Art de vérifier les dates, j’ai trouvé sous le 10 juillet 1032 une éclipse se rapprochant beaucoup de celle indiquée au 13 de kaghots, 24 juillet, année 1031. En 1036, il y en a eu deux, les 20 avril et 22 octobre. Arakel, quoique ne donnant qu’une seule date, paraît avoir en vue deux phénomènes, une éclipse et un tremblement de terre, arrivés en l’an 1000 depuis la mort du Sauveur; toutefois l’année 1029, répon- dant à 478 arm., est en arrière sur celle de la Passion, qui a eu lieu, suivant Eusèbe еп 34 = 32 de l’ère chrétienne. D’autre part, des deux dates de Mkhithar d’Airivank, indiquant un tremblement, puis une éclipse, la première ne ressemble à rien de се que l’on connaît d’ailleurs; la seconde, 1031 == 1033 euséb., se rap- proche plus de l’année 34, assignée par Eusèbe à la Passion, mais la caractéristique «vendredi 13 kaghots,» répondant au 24 juillet, donne pour hebdomadaire samedi au lieu de vendredi. Enfin la date de Matth. d’Edesse, 485—1036, donne un jeudi au lieu du vendredi 13 kaghots=22juillet 485 : 7 = vendr. 1 navasard. 485 : 4 — 121 192 551 — 121 1036 : 4 71 j. 12 mars 1056. 259 + 132 }. 13 kaghots — 1. 1 ‚ 203 j. = 22 juillet 1036. 1296 : 7 — 1 4 Ainsi aucune des années indiquées ne donne le 5 «vendredi 13 kaghots», marqué par Mkhithar. 1 11:7 = 4 jeudi. En 489 (ma. 11 mars) = 1040, Sembat-Magistros construit Bznair, à Dovin '): 1) Lis. «le couvent de Bagnair», vulg. Bgner, aujourd’hui Ghozlidjé, un peu à ГО. d’Ani, et non à Dovin; Kiracos, tr. fr., р. 47; Sam. d’Ani en fixe plus exactement la fondation en 459 (dim. 19 mars) = 1010. V. le recueil des inscriptions de ce couvent, chez Sargis Dchalaliants, Voyage dans la Gr.-Armönie, en arm., Tiflis, 1858, t. Пр. 38, suiv. En 494 (dim. 10 mars) = 1045, tremblement de terre à Ezencan; les luminaires pren- nent une couleur rouge, la face de la terre est couverte d’un brouillard, la secousse ren- verse les églises et les plus grands édifices, la ville entière s’écroule, la terre se fend et en- gloutit quantité d’hommes et de femmes, l’abîme fait entendre des voix pendant plusieurs jours '). 1) On trouvera sous l’année 1033 — 1585, 4, le relevé de tous les tremblements de terre, à Ezencan, mention- nés dans la présente chronique d’Arakel. Cette ville, l’Arzendjan moderne, est à l'occident de l’Euphrate, sur une colline au N. de la rivière Gaïl, le Lycus des anciens, dans le pachalik d’Erzroum; $.-Martin, Mém. Т, 71. т En 501 (dim. 18 mars) — 1052; Ter Pétros catholicos, ayant porté à Trébizonde, qui est Pontos, le bois vivifiant, au temps de l’empereur Basile, y avait béni les eaux d’un fleuve, qui s'arrêta pendant une heure '). Revenu de là à С. P., Ter Pétros y vécut 4 a., puis se rendit à Sébaste, auprès des fils de Sénakérim: il y mourut ?). 1) Le miracle attribué à la croix que portait le catholicos Pétros arriva Ie jour de l’Epiphanie 1022, non à Trébizonde même, mais plus loin au М.-Е., à ce qu’il paraît, dans la rivière Fortouna, non loin d’Eski-Trapi- zon, le Vieux-Trebizonde; У. Ruines d’Ani, Histoire, р. 109; Kiracos, Trad. fr., р. 49, 50; 1& aussi sont les détails exacts sur la vie et la mort dudit catholicos. 2) Chakhath. en 1058. ARAKEL DE TAURIZ. 97. En 506 (ven. 7 mars) = 1057, inauguration de Ter Khatchie, fils de la soeur de Ter Pétros '). Jusqu'à lui il y avait eu 55 catholicos; il fut le 56°, fut écarté sans raison et remplacé par l’homme de Dieu Déoscoros, abbé du merveilleux couvent de Sanahin, destitué à son tour, par le catholicos d’Aghovanie; le jour du Baptème de J.-C., on déchira son voile patriarcal, et Ter Khatchic fut réinstallé. 1) Ter Pétros avait conféré les pouvoirs du vicariat, en 1047, à son neveu Khatchie, qui lui succéda; ce n’est pas celui-ci, mais Ter Pétros lui-même, qui fut remplacé, en 1035, par Dioscore, seulement pendant un an. Suivant Matth. d’Edesse, tr. fr., р. 61 sqq., ces mutations de catholicos eurent lieu en 1038 et suiv. Quant au nombre des catholicos arméniens, je ne sais d’où Arakel a tiré ses reuseignements; il y à des variantes, suivant que l’on admet ou exclut certains personnages; У. la liste et les NN. fournis par PHist. de Siounie, tr. fr. р. 274, où Khatchie II est comté le 59°. De son temps Ani fut pris, détruit par les Turks. Le monarque de Stambol, nommé Ducas, зе fit amener Ter Khatchic, qu’il tint 3 a. en prison, exigeant de lui les trésors du catholicos Ter Pétros '). 1) Ani fut pris en effet par Mélik-Chah, neveu d’Alp-Arslan, très probablement le lundi 16 août 1064; Ki- rakos, tr. fr. р. 49. La phrase d'Arakel «un fh qgyubfı 4 Prep.pbt. Iminnpgwe.»> quoique mal tournée, doit forcément se traduire, comme nous l’avons fait. En 545 (ma. 26 fév.) = 1096, les Francs prennent Jérusalem '). 1) Presque tous les historiens arméniens indiquent faussement l’année de la prise de Jérusalem par les croisés; Sam. d’Ani, seul, qui, donne 546 = 1099, semble être dans le vrai. Je dis semble, parce que dans son système chronologique. 546 arm. répond en effet, mais à tort, à 1099; У. Mkhith. d’Airivank, tr. fr. р. 98. En 549 (sa. 25 févr.) = 1100, les Grecs font Fausse-Päque '). 1) Lis. en 551 == 1102, car l’année chrétienne ici indiquée est réellement la 17° du cycle lunaire nicéen, Pâque 6 avril; pour les Arméniens, 13 avril. Се sont donc ces derniers qui ont fait erreur; У. plus bas. En 550 (dim. 24 févr.) = 1101, la lumière ne s’alluma pas à Jérusalem, le samedi, mais le dimanche à la 9° heure. En 551 (lu. 24 févr.) == 1102, dix ‘nations firent Fausse-Pâque le jour des Rameaux; les Arméniens et les Syriens furent dans le vrai. En 571 (dim. 19 févr.) = 1122, le roi David prend Tiflis '). 1) L’année 1122 est certifiée par tout ce que je connais d'auteurs géorgiens, arméniens et musulmans, mais le mois ni le jour ne sont indiqués; И. de Gé. 367; Addit. et éel. Addit. XTIT. En 573 (ma. 19 févr.) = 1124, le même enleva Ani aux musulmans '); il mourut, et son fils Démétr lui succéda °). | 1) Suivant les Georgiens, le 23 du mois d'août 1124; Hist. de Gé. р. 370. 2) Le roi David-le-Réparateur + le 24 J°% 1125; ib. 380. En 607 (lu. 10 févr.) = 1158, le roi Démétr passa vers le Christ et eut pour succes- seur son fils David '). 1) Suivant les Géorgiens, il avait abdiqué, et mourut en 1156; ib. 382; Add. p. 346 sqq. 4* 592 28 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII° ET ХУПЕ SIÈCLES. En 610 (jeu. 9 févr.) = 1161, le grand roi Gorgl infligea une sanglante défaite au Chahi-Armen '). 1) У. Addit et écl. р. 253. En 612 (sa. 9 févr.) = 1163, l’atabek Eltgouz étant venu à Ani, le grand Gorgi le battit '). 1) Ешт; bien que dans plusieurs passages notre auteur se serve du mot prendre comme synonyme de vaincre, comme on dit en russe наша брала «notre parti а pris», 1. e. à eu le dessus, je crois qu’ici il fuut lire ESuwp battit. En 615 (ma. 8 févr.) — 1166, tremblement de terre à Ezencan. En 617 (jeu. 8 févr.) = 1168, affreux tremblement à Ezencan, où il périt 12000 hommes. En 625 (ven. 6 févr.) — 1176, le roi de Jérusalem battit le sultan Saladin, venu à la porte de Jérusalem, avec 140,000 hommes, pour prendre la ville. En 636 (ma. 3 févr.) = 1187, le vénérable prêtre Mkhithar, du catholicat, traduit les causes des éclipses du soleil et de la lune, d’un livre persan, dit Odjikh '), soi-disant traduit du grec en persan. 1) Lis. 244}, &2; c’est un livre d’astronomie; У. Vardan, Hist. univ. année 636 = 1187. 593 Encore la même année, éclipse de soleil '). 1) L’Art de verif. les dates indique une éclipse de soleil le 8 février 1187. Encore la même année, le sultan Saladin, l'Égypte, enlève Jérusalem aux Francs. En 645 (jeu. 1 févr.) = 1196, Léon devient roi d'Arménie '). e 1) Léon Roubénéde fut sacré-premier roi arménien de Cilicie le 6 janvier 1198; Dulaurier, Chronol. arm. р. 120; Langlois, Chron. de Sempad, dans Mém. de PAc. des se. 4. IV, М. 6, р. 22. Encore la même année, les Grecs font Fausse-Päque '). 1) Le fait eut lieu en 1197, 17° année du cycle lunaire nicéen, la Päqua grecque tombant le 6 А, l’arménienne le 13. En 649 (lu. 31 janv.) = 1200, altération de la Päque; les Ibériens et les Grecs errè- rent, non les Arméniens '). 1) On ne sait d’où est tirée cette indication, qui n’a pas de raison d’être. En 652 (jeu. 30 janv.) = 1203, les Francs conquirent le royaume des Grecs '). 1) С.Р. fut prise d’assaut par les croisés le 12 avril 1204, et Baudonin élu roi le 2° dim. après Pâques, 9 mai, Pâques étant tombè le 25 avril; Art de ver. les dates; Мага, Essai de chronogr. Byz. En 659 (jeu. 28 janv.) = 1210, l’atabek Ivané fut pris à Khlath '). 1) Addit. et écl. р. 272. ARAKEL DE TAURIZ. 29 En 662 (dim. 27 janv.) = 1213, mort du vartabied Mkhithar, surnommé Goch— Barbiche '). 1) Kiracos, tr. fr. p. 110. En 671 (ma. 29 janv.) = 1222, mort du roi Léon de Cilicie '). 1) Variantes, у. Kiracos, tr. fr. р. 98. En 677 (lu. 24 janv.) = 1228, le Khorazmien — Djelal-ed-Din — marcha contre l'Arménie, tellement que le père de Jean crut en J.-C. '). f 1) Ne n’ai pas encore réussi à identifier ce fait heteroclite. En 680 (jeu. 23 janv.) — 1231, les Thathars défont le Khorazmien et prennent Gantzac. En 685 (ma. 22 janv.) — 1236, les Thathars prennent Ani et toutes les contreés environnantes. | Encore la même année, tremblemeut de terre à Ezengan, une église s'écroule. En 687 (jeu. 21 janv.) = 1238, le roi prend Lori et Ani '). 1) Au lieu de [д епрь je lis Эл [Эшрь le Thathar; Kirac., tr. fr. р. 128. Ici Arakel portait «Em 677 arm.» En 688 (ven. 21 janv.) = 1239, Éclipse de soleil '). 1) Le 3 juin 1239 et le 23 mai 1240, А. de vér. les dates Encore la même année, mort d’Avag. '). 1) Avag, prince géorgien, fils d’Ivane Mkhardzilidzi, + en 1249; Kirac. tr. fr. р. 159; ef. Hist. de Ge. En 691 (lu. 20 janv.) = 1242, Batcho-Noin prit la ville de Carin — Erzroum — et les Horhoms Ezengan. En 700 (me. 18 janv.) = 1251, mort du vartabied Vanacan. Encore en la même année, avénement de Mangon-Khan '). 1) Kiracos, tr. fr. р. 167; Vanacan, auteur d’une histoire, malheureusement perdue, de l'invasion des Mongols en Arménie,’ depuis l’année 1236, mourut le 10 du mois d’areg, nouveau style, — samedi 18 mars, 2 (lis. 5) jours avant l’équinoxe vernal. Ici le «nouveau style» indique le calendrier fixe, de Jean Sarcavag, s’ouvrant toujours le 11 août 223 j. 11 août, 1251 219 j. 10 areg — 1 312 442 1 — 565 1564:7 =3 77 18 mars 1959. 17 20:7=6 samedi. = 193 Le nouveau style ou calendrier fixe est peu employé; on doit croire, Не d’après les dates qu’en cite M. Dulanrier, Chrono. р. 114, qu’il compta за Ее! ne premiere année à partir du 11 août, еп 533 (jeu. 29 {буг.)==1084, done 163 60 = 29 févr. jours après l’année arm. 533; ainsi le 10 d’areg qui, dans l’année arménienne a — 1. 10 агеё — 1 vague, tomberait le 25 août 1252, tombe, d’après le calendrier fixe, le 18 279 J: = 6 nov +: во т mars, également 1252, date de la mort de Vanacan. = 168}. 442 — 365 77 = 18 ma 30 HiSTORIENS ARMÉNIENS DES XVII° ЕТ ХУ SIÈCLES. En 703 (sa. 17 janv.) = 1254, tremblement de terre à Ezengan. Encore la même année, installation d’Arghoun-Khan !), qui fit le dénombrement du monde et frappa un impôt sur toutes les têtes. 1) C'était un fonctionnaire mongol, attaché à l’armée d’Houlagou, lorsqu'il fut envoyé par Qonbilai dans l'occident. En 707 (me. 16 janv.) = 1258, avénement d’Houlavou-Khan !). 1) Lis. en 1256; c’est l’année où ce prince arriva dans ses domaines de Perse; У. infrà en 1262, autre fausse indication. En 708 (jeu. 16 janv.) = 1259, David, roi d’Ibérie, va dans l’Aphkhazie. En 709 (ven. 16 janv.) = 1260, le sultan d'Égypte bat les troupes thathares, com- mandées par Khith-Bougha '). A 1) Dans limprimé, Ithbougha. En la même année, Houlavou-Khan prit Halep. En 710 (sa. 15 janv.) = 1261, Zakaria est mis à mort '). 1) Kiracos, tr. fr., р. 191; c’etait un prince Mkhargrdzékdzé, fils de Chahanchah 1€7. En la mème année, зас de Bagdad '). 1) Lis. le 15 février 1258, prise de Bagdad, suivie du pillage; Kiraces, tr. fr. р, 186. 594 En 711 (dim. 15 janv.) = 1262, avenement d’Houlavou-Khan '). 1 1) Оп пе sait d’où est tirée cette notice, entièrement inexacte, inutile et contradictoire avec ce qui précède. En 713 (ma. 15 janv.) = 1264, Chah-Bandin mena le vartabied Vardan auprès d’Houla- | vou-Khan, qui lui adressa nombre de questions scientifiques et lui témoigna de grands | 1) L’historien Vardan, sous l’année 713 = 1264, nomme Chnorhavor le personnage qui lintroduisit auprès d’Houlagou. Ce Chnorhavor était un Arménien fort considéré des Tatars, sans doute à cause de sa position et des services qu’il avait rendus; l’entrevue de Vardan avec l’Hkhan est imprimée tout au long dans le ah-Bauda, dont parle Arakel, ce devait être un Persan ou un й ) | égards )). | | } | Journ. asiat. 1860, р. 278—392. Quant à Ch Mongol fait mnsulman. s En 714 (шеге. 14 janv.) = 1265, avénement d’Aba-Khan — Abagha '). 1) Houlagou étant mort le 8 févr. 1265, son fils Abagha fut proclamé le 19 juin de la même année. En 715 (jeu. 14 janv.) = 1266, le catholicos Costandin emprunta aux Francs le rituel de l’onction aux malades et l’huile d’onction et de bénédiction. | En 716 (ven. 14 janv.) = 1267, avénement d’Arghoun-Khan '). | 1) C£. sup. en 703 = 1254 fausse indication. En 717 (за. 14 janv.) = 1268, tremblement de terre a Ezencan, un dimanche, 15,000 personnes périrent. | ARAKEL DE TAURIZ. 31 En la même année, dix nations chrétiennes s’affolerent au sujet de la Paque '); les Arméniens et les Syriens furent exacts. | 1) Cette indication n’a pas de raison d’être. En la même année, l’Égyptien prit Antioche. En 720 (ma. 13 janv.) = 1271, avönement du roi Léon). 1) Léon III, roi arménien de Cilicie. En 730 (ven. 10 janv.) = 1281, tremblement de terre à Ezencan; grâce à Dieu, rien ne s’écroula. ® En 736 (jeu. 9 janv.) = 1287, au mois de mai, affreux tremblement à Ezencan; il périt tant de monde que Dieu seul en sait le compte. En 738 (sa. 8 janv.) — 1289, mort de Léon; Costandin catholicos est exilé, le ca- tholicos Tohannès meurt, Ter Stéphannos est installé catholicos, les Turks prennent Tripoli. En 739 (dim. 8 janv.) = 1290, affreux tremblement de terre à Ezencan, grace à Dieu, rien ne s'écroule. En 740 (lu. 8 janv.) = 1291, les Grecs waffolent et font Fausse-Päque. Dans ce temps-là la Cilicie obéissait à des rois armeniens, et notre nation se partagea en deux: une moitié tint pour les Grecs, l’autre moitié fut dans le vrai '). 1) La Fausse-Päque eut lieu, non en 740 = 1291, mais,en 741 = 1292, qui est réellement l’année 17 du cycle lunaire nicéen, la seule où arrive la perturbation dont il s’agit. П est inutile de répéter ici la discussion complète du fait eu question, qui se trouve dans l’Introduction à notre publication: Deux historiens armeniens.... 9.-Pét. 1870, 4°. р. XLIV. En 741 (ma. 8 janv.) — 1292, l'Égyptien pris Hrhomela, Ter Stöphannos ') fut em- mené captif. 1) Catholicos arménien. La même année, il y eut Fausse-Päque '). 1) On aura pu remarquer que notre auteur revient deux fois, sur le même fait, non seulement ici, mais déjà précédemment, aux années 1100, 1102; 1196, 1200; ce qui prouve qu'il a puisé à différentes sources, sans se rendre compte des faits, ou qu’il y a eu dans son texte des interpolations. La même chose se remarque dnas divers manuscrits des Tables chronologiques de Samouel d’Ani. En 743 (jeu. 7 janv.) = 1294, inauguration de Ter Grigor d’Anavarza: le roi Héthoum va auprès de Qazan-Khan '); le khan donne l’ordre de ruiner les églises: mort d’Hethoum, en 760 (dim 3 janv.) = 1311 °). 1) Ici l’auteur écrit, non Khan, mais ainsi qu’il convient, Ghan, ге. Qan, Khacan oJ (5. 2) V. la Chron. de Sempad, trad. par M. Langlois. En 755 (ma. 4 janv.) = 1306, dans la province de Taron, au S. asyle de l’Apparition des anges, au monastère de Ghazarou-Vank, sous la protection des SS.-Apötres, sous le pontificat de Ter Grigor: sous le règne, au pays de Cilicie, de Léon, fils de Thoros; sous 595 596 32 HISTORIENS ARMENIENS DES ХУП° ET XVIII SIÈCLES. l’épiscopat de Ter Abraham, au S. asyle de Ghazarou-Vank, Qarbanda-Khan, monarque autocrate de la nation des archers, homme méchant, haïssant les chrétiens, trompé par les sorciers et par les cheïkhs hérétiques, inspirés par les mauvaises pensées de leur coopéra- teur Satan, commença la lutte contre l’invincible rocher du Christ. Un décret fut publié’ dans tout l'univers, à l'égard des chrétiens soumis à leur domination, qu’ils se convertissent à la religion insensée de Mahomet, ou qu'ils payassent le kharadj, chacun 8 dahécans '); qu'ils recevraient crachats et soufflets sur leur visage, qu’on leur arracherait la barbe, qu’ils porteraient sur l'épaule droite un chiffon noir: le tout en haine du Christ. Quand les méchants envoyés, les bêtes sanguinaires se répandirent dans les villes et dans les cantons, dans les couvents et partout, ils se mirent à fureter, semant la terreur; car le fatal décret portait défense de célébrer la messe ?), d’entrer dans les églises, de baptiser les enfants; on voulait d’un seul coup anéantir entièrement la religion chrétienne. Cependant les ouailles spirituelles du Christ demeurerent inébrantables dans la foi, s’encourageant par la parole du Seigneur: «Heureux vous, quand on vous injuriera, qu’on vous bannira». Acquittant tous les impôts exigés, ils supportaient avec joie les injures, les tourments, en vue de l’es- pérance céleste, et le joug du Christ sur l'épaule droite leur était léger. 1) Soit 12 r. а. 48 fr. 2) Ou «de dire les offices ». Or l’impie et farouche Qarbanda-Khan, voyant que ces moyens étaient impuissants pour triompher du troupeau spirituel, redoubla ses coups contre les chrétiens et ordonna de les faire tous ennuques ou de leur arracher un oeil, à moins qu’ils ne se convertissent à Pinfäme religion de Mahomet. Nous apprenons que beaucoup périrent dans cette persé- eution, pour le nom du Christ; mais le fatal commandement de Qarbanda-Khan n’étant раз encore venu jusqu'à nous, Dieu seul connaît l'avenir. Daigne le Dieu miséricordieux nous visiter et épargner aux chrétiens ces sanglantes ') persécutions, afin qu’il devienne pos- sible d'accomplir hardiment les rites chrétiens devant le Christ, et admettre dans la sainte assemblée les bienheureux fils de la mère libre, les légions revêtues des robes pures du baptême lumineux et des saintes oeuvres °). 1) wbuppnugs mot inconnu. 2) Ce document paraît être tiré de quelque mémorial manuscrit non venu à notre connaissance. Les trois der- nières lignes en sont rédigées dans un style amphigourique et grammaticalement à-peu-près inintelligible. En 805 (mer. 23 déc.) = 1355, tremblement de terre à Ezencan '), 7 et 8 secousses par jour; grâce à Dieu, rien ne s’écroula. 1) Depuis l’année 770 incl. (merer. 31 déc.) = 1320, il ne faut plus ajouter que 550 à l’année arménienne, pour obtenir l’année chrétienne correspondante, parce que l’année chrétienne dont il s’agit а répondu aux deux arméniennes 769 (mar. 1 janv.) 1320, 770 (merer, 31 déc.) 1320. En 806 (jeu. 22 déc.) = 1356, Achraph est tué par Djani-Bek, Akhin est installé‘). 1) Djani-Bek, de la Horde-d’or, régnait en effet à cette époque. Achraph et Akhin me sont inconnus. ARAKEL DE TAURIZ. 33 En 823 (dim. 18 dee.) = 1373, le vendredi 8 décembre (1374), tremblement à Ezen- can; à un certain moment on crut qu'il n’y aurait pas d’autre secousse, pourtant à une seconde secousse le mur s’écroula '). 1) En effet, en 1374 le 8 déc, était un vendredi. En 830 (dim. 16 déc.) — 1380, Toktamich, khan de Crimée, envoie ses troupes à Tauriz et emmène 20 myriades de captifs '). 1) C’est le célèbre khan de la Horde-d’Or. En 833 (merc. 16 déc.) = 1383, avénement de Kéghaïo-Khan '). 1) Ce khan, qui parait avoir régné sur la Horde-d’Or, пе se retrouve dans aucune liste. La même année, Bourhan-Qadi tue le maître de Sébaste, fait souffrir le martyre à Stéphannos, évêque du lieu, et détruit le monastère des Quarante-Saints. En 834 (jeu. 16 déc.) = 1384, le Turk prend Orotn '); mort des vartabieds Cakhie et Erémia. 1) Localité de la Siounie оц Qarabagh. En 835 (ven. 15 déc.) = 1385, Thamraz-Khan ') s’avance jusqu'à Damas, et atteint (lacune); il regna 17 ans, alla à Samarquand et y mourut. 1) Tamerlan. Timonr désigna Samarqand pour sa résidence, en 771 Hég. — 1396; il y revint 9 fois jusqu’à за mort; Hammer, Ешр. ott. II, 441, tr. fr. La même année, Lang-Thamour vint à Tauriz, à Nakhdchovan, et massacra à Van plus de 3000 hommes. En 836 (зат. 15 dee.) = 1386, Lang-Thamour vient de Samarqand, avec de nom- breuses troupes; il va saccager Sébaste, arrive à Ancyre et met en cage Baiazid-Ildrim, frère du khondkar — le grand-seigneur '). 1) La bataille d’Aneyre, où Sultan-Baïazid fut fait prisonnier, eut lieu le 20 juillet 1402. Les Georgiens ne nomment jamais le sultan des Osmanlis autrement que khonthkar, abrégé du titre persan khodavendkiar, seigneur, arm. Khondkar. En 841 (jeu. 14 déc.) = 1391, il revint à Bagdad, fit beaucoup de ravages dans la Mésopotamie, puis il rentra dans ses états. Пу avait dans la citadelle d’Alindja-Sultan-Tahir, fils de Sultan-Ahmed; le roi d’Iberie marcha contre la citadelle, et prit Sultan-Tahir, qu'il è emmena à Tiflis. Thamour, l’ayant appris, marcha contre les Iberiens, en 849 (ven. 12 dee.) 1399, fit beaucoup de prisonniers et, étant rentré dans ses états, périt en 853 (ma. 11 décembre) 1403 ?). 1) A Otrar, en 1404; Е. Nève, Exposé des guerres de Tamerlan et de Schah-Bokh,... Bruxelles, 1860, 8°. р. 99; 16 19 févr. 1405, jeudi 27 chaaban 807, Hég., H. de Gé. р. 676; у. là les sources, et dans le même ouvrage, р. 390 et Add. et écl. р. 393, l’histoire de l’Tkhauide ou Djelairide Tahir. Pour rectifier toutes les dates et les faits allégués par Arakel, il faudrait donner ici l’analyse de la Biographie de Timour, chez Dherbelot, Bibl. orientale. Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, Vilme Serie. 5 597 34 HISTORIENS ARMENIENS DES ХУП* ЕТ ХУПГ SIÈCLES. En 842 (ven. 13 déc.) = 1392, Ter Thoros et Ter Zakaria sont tués. En 855 (jeu. 10 dee.) = 1405, Qara-Ilousouf '), qui avait échappé à Timour, descend en Syrie, est emmené prisonnier en Egypte, vient de la au pays de Carbi, va à Tauriz et s'empare de la contrée jusqu’à Soultaniah. 1) Prince de la dynastie du Mouton-Noir. En 857 (sa. 10 déc.) == 1407, comme il était revenu à Ardjech et à Ardzké, Chmez- din — Chems-ed-Din — s’unit à lui, et ils commirent de grands ravages à Van et à Ostan. L'année suivante (858 = 1408), les cavaliers de Chmezdin étant allés brüler Latovan, Amirezdin irrité brüla 60 villages de Baghech — Bitlis '). 1) Е. Nève, Exposé des guerres de Tamerlan, р. 92, 98, 113, Chamchadin, fils de Charaph, émir de Baghech, était gendre d’Iskender, fils de Qara-Iousouf; Amirezdin était prince de la province de Rhechtounik, au S. du lac de Van. Première expédition de Chah-Rokh, en 870 (ven. 6 déc.) = 1420, tanouter le bélier; il vainquit le Turkoman et partit '). 2) К. Nève, р. 110, 111. Chaque année arménienne а pour caractérisme une des constellations du zodiaque. Pour savoir celle qui domine, qui est le tanouter ou la maîtresse dans une année donnée, il faut d’abord re- trancher 5, puis diviser par 12, le reste indique le tanouter de l’année. 870 — 5 = 865: 12 = 1 le bélier. 598 Seconde expédition, en 878 (sam. 4 déc.) — 1428, tanouter le sagittaire; il défit le Turk à Salmas et, ayant installé Bousaid-Khan, rentra dans ses états ?). 1) 878 — 5 = 873: 12 =9, le sagittaire. = Troisième expédition, en 885 (sa. 3 déc.) = 1435, tanouter le cancer. !. 1) 885 — 5 = 880: 12 = 4, le cancer. Le Р. Sourmel, dans son Traité du calendrier, Venise, 1818, 5 230, dit qu’il faut d’abord retrancher 5, parce que dans l’année initiale du comput arménien, le tanouter était le scorpion, qui est le 8° signe, le 5° avant le bélier (sic). Au reste, ce genre de notation est peu employé. Sur la 3° oxpédition de Chah-Rokh, у. Nève, en 1435, 6, р. 138. En 870 (ven. 6 déc.) = 1420, le Djagatéen vient en Arménie '). 1) Е. Nève, ibid, р. 110; Miran-Chah, fils de Timour et frère de Chah-Rokh, est le Djagatéen d’Arakel. En 871 (sa. 6 déc.) = 1421, Chah-Roukh vient dans le Qarabagh. En 872 (dim. 6 déc.) = 1422, venue d'Alexandre '). 1) Iskender, du Moutou-Noir. En 878 (sa. 4 déc.) — 1498, Djahanchah ‘) prend la citadelle de Chamchoulté — Samchwildé. 1) Frère d’Iskender, fut ainsi nommé «maître du monde», par Chah-Rokh, à cause de ses services. En 879 (dim. 4 46с.)=1429, Chah-Roukh revient, Démétré lui fait tête, dans leQarabagh. En la même année la peste se déclare. En 887 (lun. 2 déc.) — 1437, Qoul vient à Ezencan, Skandar est tué par son fils, et Djahanchah règne '). 1) F. Nève, ibid. p. 134. ÂRAKEL DE TAURIZ. 35 En 889 (me. 2 déc.) = 1439, Chamchoulté est prise'), 3000 hommes sont massacrés, 9000 faits captifs. 1) Е. Nève, ibid, р. 146, 7. La ville fut assiégée le jour de Pâques (27 mars 1440) et prise le jour de la Pente- côte, 15 mai. Thomas de Médzop, qui donne ces détails, fournit aussi des variantes sur le nombre des tués et сари; ef. Arakel, р. 403, en 890 (jeu. 1 déc.) = 1440, d’après un mémorial, moins précis. En 890 (jeu. 1 dee.) = 1440, le bras droit de. ’Illuminateur, dérobé à Sis, est porté à Edchmiadzin, et Ter Kiracos, abbé de Khorvirap, y est installé catholicos; le catholicat y est également établi '). 1) Tout le chapitre ХХХ de l’ouvrage d’Arakel est consacré au détail de ces faits. Kiracos fut élu et sacré en 1441; Chahkhath; Tcham. IT, 488, 884. En 892 (sa. 1 déc.) = 1442, le catholicos Ter Kiracos est destitué par haine contre lui, et Grigor, évêque de Macou, est installé catholicos, par intrigue et avec l’aide du Turk: moi et le vartabied Sargis, on nous met à l’amende. Que Dieu pardonne les mauvais traite- ments exercés envers le catholicos, envers Sargis et moi, ainsi que leurs péchés '). 3) Tchamitch, II, 489, raconte en détail les infâmes intrigues qui amenèrent la destitution de Kiracos, le tout après un écrit de Thomas de Médzop, faisant suite à son histoire de Timour, écrit que je n’ai pas eu entre les mains. у Quant au $ d’Arakel, objet de cette note, j'ignore d’où il est tiré, et dè qui il parle. En 893 (dim. 1 déc.) = 1443, Djahanchah dépeupla Akhal-Tzikhé. En 895 (ma. 30 nov.) = 1445, le Djagatéen marcha contre... (lacune), Chah-Roukh mourut de sa belle mort '). 1) En 850 Hég. — 1445, Hammer. En 901 (lun. 29 nov.) == 1451, Djahanchah vient et prend Ezencan '). 1) Notre auteur écrit aussi Djihanchah, Djihanché En 902 (ma. 28 nov.) = 1452, Sultan-Mahmad enlève Stambol à l’empereur grec Manuel '). 1) Lis. Constantin Dragozes, ou mieux Drakoses. La ville, suivant un poète arménien contemporain, le vartabied Abraham, fut prise en 902 arm., le mardi au matin, 29 du mois de méhec, jour consacré à la fête des saintes Rhipsimiennes, Cette fête tombe les lundi et mardi après le dimanche de l’octave de la Pentecôte. 902 : 7 = 6 ma. 1 navasard. JUPE 1095 557 En 1453, Pâques 1 avr. G 1 navas. 550 — 225 la Pentecôte 20 mai -+-182 3 méhec —1 1452 332 j. = 28 nov. 1452. Poctave 27 mai, 188:7— 6 mardi. 1453 +182 }. = 3 mèhec — 1. c'était le 20 djoumadi 1° 857 I. sl 514 Les faibles variantes qui se rencontrent chez les 1452 — 365 divers auteurs qui ont traité ce sujet ne méritent pas 363 149 j. 29 mai 1458. d’étre ici rapportées. 1815:7=2 1 janv à 2 5 29 33:7 — 3 mardi 29 mai, . 5* 36 HISTORIENS ARMÉNIENS DES XVII° ET XVIII® SIÈCLES. En 907 (dim. 27 nov.) = 1457, tremblement à Ezencan; 32,000 personnes périrent. En 910 (me. 26 nov.) = 1460, Tchitakh prend Trébizonde. En 916 (ma. 25 nov.) == 1466, Hasan-Beg va en Ibérie et y fait des prisonniers '). 1) C'était ци prince de Chirwan; Hist. mod. de la Gé. I, 151, 448. 599 La même année, le baron Loïs est martyrisé à Cafa. En 918 (jeu. 24 nov.) = 1468, peste par tout l'univers, le vartabied Naghach com- pose une élégie. En 923 (ma. 23 nov.) = 1473, David, fils du prêtre Grigor, est martyrisé à Kharberd. En 931 (me. 21 nov.) = 1481, Sultan-Mamad — Mahomet П — meurt. Son fils Sultan- Baïazid lui succède '). 1) Notre auteur place le fait еп 930 = 1480, 1481, suivant le système vulgaire arm., р. 552; Hammer, tr. fr., I, 290, dit: Mahomet II + en 886 H. = 1481, le 4 rébi-oul-éwel = jeudi 3 mai 1481, âgé de 52 а., ayant régné 30 а. La même année, tremblement à Ezencan, 30,000 personnes sont englouties dans la terre. En 932 (jeu. 21 поу.) == 1482, Iagoub-Beg prend le quartier de... ria... ры wu Gun. En 933 (ven. 21 nov.) = 1483, laqoub-Beg triomphe de Cheikh-Haidar '). 1) La marque de l’accusatif Ч manquant ici, la phrase pourrait être traduite en sens inverse; en outre le wot бинт. prit me paraît devoir être remplacé, comme plus haut, en 1163, par Ebt: n'ayant pas été remplies, le grand-vizir partit le 22 mai 1615 et, après avoir hiverné à Alep, s’avanga en Perse, en avril 1616. Kars, ravagé par les Persans, fut reconstruit et repeuplé, Érivan assiégé en vain, et les Tnrks battirent en retraite aux approches de l’hiver. 3) Ce dernier membre de phrase, incomplet ou altéré, est inintelligible pour moi. En 1062 (lu. 19oct.)— 1612, Chah-Abas alla dans l’Ibérie, qu'il dépeupla (+6pkgnyg). En 1063 (ma. 19 oct.) = 1613, Chah-Abas enleva les pierres d’Edchmiadzin et tira de là le bras droit de S. Grégoire-l'Illuminateur, qu’il emporta à Ispahan '). 1) Tout le chapitre XVII de l'ouvrage d’Arakel est consacré aux deux opérations ici mentionées; р. 212, cet auteur nous apprend que 15 pierres de l’église d’Edchmiadzin furent apportées à Ispahan en 1064 (me. 19 oct.) = 1614; le bras droit de 5. Grégoire avait été expédié précédemment et arriva un peu plus tôt. Il fut : réintégré à Edchmiadzin seulement en 1088 (за. 13 oct.) = 1638, le 20 septembre (1639); ibid. р. 315. ÄRAKEL DE TAURIZ. 47 En la même année, nous construisimes dans le bourg de Toulach l’église de Sourb- Phrkiteh — Saint-Sauveur. | En 1065 (jeu. 19 oct.) == 1615, Okouz Ahmed-Pacha marcha contre Érivan, qu’il ne put prendre en deux mois et demi, fut battu et s’en retourna '). 1) Arak. р. 348. — Hammer, VIII, 213; le grand-vizir Mohammed partit le 22 mai 1615, hiverna à Alep, re- purtit en avril 1616, assiégea Erivan et Nakhtchevan; cette dernière ville fut prise, mais non Erivan; lhiver fit périr beaucoup de Turks, durant la retraite. La même anné, les Russes — les Cosaques — pillerent Trébisonde '). 1) Bronefski, Истор!я донскаго войска, Moscou, 1834, р. 107, 108, nous apprend que les Cosaques prirent la ville de Sinope, qu’en 1628 ils vinrent faire du ravage jusqu’à 200 verstes au N. de C. P., et que la Crimée était infestée de leurs pillages. En 1066 (ven. 18 oct.) = 1616, Sultan-Moustapha regna 2 mois’), fut dépossédé la même année, et Sultan-Osman fut placé sur le trône. 1) 3 mois, р. 554, le mercredi 19 novembre. Се $ n’est pas à sa place; У, plus bas. — Ar. р. 858. La même année, le 10 du mois de tré, 18 novembre, Chah-Abas fit souffrir le mar- tyre, à cause de la foi chrétienne, au prêtre Ter Andreas, au village d’Agoulis; il fut en- terre là même, dans l’église de Khtsatzor '). 1) Arak. ch. ХХУП tout entier. Avec le calendrier fixe, commençant au 11 août, les 99 jours —10 tré —1 = 18 novembre: c’est l’unique exemple dans tout le livre d’Arakel de cet usage des mois arméniens, concurrem- ment avec les mois latins. En 1067 (sa. 18 oct.) — 1617, Khalil-Pacha vint à Tauriz, fut battu et s’en retourna. La même année, la peste se déclare: 140 aghas meurent en un jour, à Goumich-Khané. La même année, Sultan-Ahmed meurt, son frère Moustapha règne 100 jours; У. sup. en 1616 '). 1) Ahmed + à 28 a., la 14° а. de son règne, le 29 nov. 1617 = 28 zoulkadeh 1026 H. Les deux dates ne con- cordent pas, puisque zoulkadeh commençait le 81 octobre, lisez 22 novembre; Moustapha fut destitué le 26 février 1618, après 97 jours, un peu plus de 3 mois. Le mercredi 19 novembre est juste pour les 100 jours et pour l'hebdomadaire, mais en désaccord avec l'indication de Hammer, VIII, 233. En 1067 et demi, Sultan-Moustapha est déposé; Sultan-Osman, fils de Sultan-Ahmed, est installé ?). 1) L’an 1067 (sa. 18 nov.) = 1617 ; la demie donne six mois: ainsi cette indication est inexacte. Arakel, р. 554: Osman, âgé de 13 a., est installé le lundi 16 février (1618). On voit entre cette date et celle du 26 février, donnée par Hammer, la même différence de 10 jours qui a déjà paru plus haut, et qui tient probablement à la différence des styles, l’ancien et le nouveau, au ХУП® s. Aussi Hammer, VII, 240, dit-il qu’Osman fut in- auguré le 26 février 1618. En 1068 (di. 18 oct.) = 1618, au mois de navasard, une lumière semblable à une épée se montra, dans la direction de ГЕ. à O.; après cette lumière un astre parut à l'E. marchant constamment au N. En 1069 (lu. 18 oct.) = 1619, Sultan-Osman va faire la guerre en Pologne, sans pouvoir la soumettre. 608 609 48 HıSTORIENS ARMENIENS DES XVII? ET XVIII® SIECLES. La même année, pendant que le sultan était en Pologne, le ciel s’embrasa à minuit, du côté du N., une sorte de soleil roulait à travers les nues et s’alluma, comme au point du jour. Quand le monarque revint de la guerre et arriva à Stambol, les esclaves irrités crièrent: Nous n’avons que faire d’un tel monarque; ils le renversèrent et le tuèrent. En 1070 (ma. 17 oct.) = 1620, la mer de Stambol gela, le 14 janvier (1621), et l’on marcha dessus !). 1) Hammer, VIII, 271; l’histoire ottomane ne cite que deux exemples d’un cas pareil, durant 9 siècles; l’autre fait est de l’année 121 Н. — 738, 739. Dans la Chronographie byzantine, par М. Muralt, р. 9, 651, 267, 361, j'ai relevé les faits suivants: en janvier 402, la mer Noire gele durant 20 jours. En septembre 608, la mer ое à C.P.; еп octobre 763, la mer Noire gèle, depuis la Zichie, jusqu’& la Mésie, en outre on trouve l’indi- _ cation de sept hivers très rigoureux, dont un en janvier 1010, ce qui explique qu’en l’année 6576 = 1068 le détroit d’Ieni-Qale ait pu réellement être gelé, de façon que le prince Gleb put mesurer sur la glace l’es- расе entre Tmoutarakan et Kertch, comme le porte l’inscription de la pierre de ’Ermitage Impérial, à St-Pétersbourg. En 1071 (me. 17 oct.) = 1621, le même Sultan-Moustapha regna de nouveau !); il occupa le pouvoir 150 jours, et fut derechef destitué, parce qu’il manquait d'intelligence. 1) Arak. р. 554; le 12 mai (1622); Hammer, VIII, 305, 311, 361; IX, 2; Osman fut tué le 20 mai 1622—9 rédjeb 1031 H., à 18 a., la 4° a. de son règne. Moustapha régna jusqu’au 10 septembre 1623 et + le 19 juin 1639, Aussi Arak., р. 542, dit-il que Moustapha régna 1 а., ce qui est plus près de la vérité, puisque réellement son règne se prolongea 16 mois, moins 10 jours, tandis que le calcul des 150 jours ne s’accorde pas avec les indications historiques plus précises. Rien, dans l’histoire, ne ressemble mieux à la cruelle tragédie du meurtre d’Osman par les janissaires, que V’affreux supplice de lempercur Andronic-le-Vieux, à С. P., le 12 septembre 1185. La même année, Chah-Abas alla à Qandahar, qu’il prit de vive force. La même année, Imam-Qouli-Khan alla à Hourmouz, qu’il prit de vive force. En 1072 (jeu. 17 oct.) = 1622, Sultan-Mourad règne, au mois de septembre (1623). 1) Mourad IV, âgé de 11 a., fut inauguré le 10 sept. 1628 = 15 zoulgadeh 1032 H.; Атак., р. 554, dit: le dim. 31 août (У. St.). La même année, Abaza-Pacha, résidant à Erzroum, sort de la ville, va jusqu’à Angora et fait périr beaucoup de janissaires, dans toute sorte de cruels tourments, pour venger le sang de Sultan-Osman; puis il revient à Erzroum. La même année, il y eut une levée de jeunes gens: cf. en 1516. En 1073 (ven. 17 oct.) = 1623, Bakir-Pacha, résidant à Bagdad, envoya un mes- sager à Chah-Abas: «Viens, je te livrerai Bagdad»: Chah-Abas étant venu, il manqua à sa parole et ne Пуга pas la ville, mais le chah la prit à la pointe de l’épée ?). 1) Hammer, IX, 7, 16; histoire de Békir-Pacha; 19, Bagdad fut prise par les Persans le 28 nov. 1623 = 5 safer 1033 Н., après plus de 8 mois de siöge. En 1074 (sa. 16 oct.) = 1624, au mois d'août (1625), dans le village de Карте, dé- pendant d’Amid, il y eut un signe extraordinaire: une femme donna le jour à un enfant mort, ayant deux têtes, dont une d'homme et une de veau: un corps de veau complet, des pieds en forme de sabot, une queue en tout semblable à celle d’un veau: mais une tête humaine. АВАКЕГ DE TAURIZ. 49 La même année, les Russes — Cosaques — vinrent et prirent la citadelle inférieure de Trebizonde, le dimanche 23 avril!): étant restés là trois jours, ils partirent. Il y avait 240 barques, 1500 Russes furent massacrés . 1) Cet hebdomadaire tomba le 23 avril seulement en 1626; en 1625, c'était un samedi. Dans ce temps-là, en effet, les Cosaques infestaient les bords de la mer Noire soumis aux Turks, comme on le voit par un passage du rapport de l’ambassadenr russe Eltchiu, en Mingrélic; Bullet. Hist.-Philol. N. 7, 24° ambassade, en 1637. La même année, le тоогоу — mouraw—géorgien Пуга bataille aux Qizilbach, auxquels il tua beaucoup de cavaliers: Qartchkha-Khan, Ousouf-Khan et Qazakh-Khan. Au bout de 610 deux mois les Qizilbach marchèrent de nouveau contre les Géorgiens, commandés par le même morov, qui tailla encore en pieces les Qizilbach, dans cette rencontre, et tua Amir- Gouna-Khan, Chah-Banda-Khan et Sélim-Sultan '). 1) Dates de Wakhoucht: en 311—1623, le moouraw tue Qartchi-Khan; en 312—1624, les Géorgiens sont battus, à Marabda. La mort de Qartchi-Khan, еп 1623, est confirmée dans l'Histoire du Karthli, р. 54; en 1624, au mois de juin, les Persans furent de nouveau battus; mais un peu plus tard, à Marabda, ce fut le tour des Géorgiens, toutefois Amir-Gouna fnt grièvement blessé; dans une troisième affaire Chah-Banda-Khan fut tué ; Hist. mod. I, 54—56. Cf. р. 62, 490—495; Hammer, IX, 58; Zakaria, Mém. hist. 1"° Pie, ch XVI. La date 1623, donnée par les Géorgiens (Wakhoucht) est trop basse, toutefois l’année 311 du koroniconi peut s'étendre jusqu’en 1624, si elle commença, comme l’année grecque, au mois de septembre: il en sera de même des années suivantes. Or la chron. Gé. р. 70 du texte, place la mort de Qarthkhai-Khan et d’Ousouf-Khan dans la nuit de l’Annonciation, 25 mars 1626, trop фата, à ce qu’il semble, puisque Hammer raconte les faits au commencemeut de mai 1625, 1034 Н. = 1624—25, la même année de l’Hégyre que citent les au- teurs géorgiens. Ainsi, mort de Qartchi ou Qartchkhai-Khan 25 mars 1625; deux, mois après, défaite des Persans en juin, puis immédiatement défaite des Géorgiens à Marabda, la même année: voilà ce qui me paraît exact. La même année, Abaza-Pacha, résidant à Erzroum, se mit à arrêter par ses manoeuvres et artifices toutes les caravanes qui venaient d’orient et d’occident, jusqu’à ce qu’il y en eut un bon nombre; puis, un beau jour, il les dévalisa de leurs effets et propriétés, tant en argent comptant qu’en marchandises, après quoi il se révolta contre le monarque et se fit djalali; voulant, en outre, se concilier les Persans, il envoya au roi Chah-Abas le fils de sa soeur, avec une grosse troupe !). 1) Sur Abaza-Pacha, у. Hammer, VIII, 337, et IX, 34, sqq. En 1075 (dim. 16 oct.) = 1625, Найз Ahmed-Pacha marcha contre Bagdad, avec 300,000 hommes, sans pouvoir la prendre; ses cavaliers furent massacrés, et il battit en retraite '). 1) Hammer, IX, 67, 79; le grand-vizir Hafız arriva sous Bagdad le 10 safer 1035 H.— 11 nov. 1625, le siége dura 6 mois, et les Osmanlis se retirèrent en mai 1626. | La même année, les Osmanlis imposerent aux Arméniens un kharadj de trois pièces d'or 4 г. 50 К. а, En 1076 (lu. 16 oct.) — 1626, Khalil-Pacha, devenu vizir, vint à Erzroum, contre Abaza, qui leva la tête et tailla de nouveau en pièces les janissaires. Ayant pris six pachas, il en fit décapiter deux hors de la ville, et tint les quatre autres dans la citadelle, dont il Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, УПше Série. 7 50 HisSTORIENS ARMENIENS DES XVII® ET XVII SIECLES. ferma les portes. Pour Khalil, il resta deux mois devant la place, fit jouer sept mines et, n’ayant pu prendre la citadelle, se retira. A la moitié de la route, il abandonna ses canons: Abaza, s'étant mis à sa poursuite, recueillit 80 chameaux et 60 mulets, avec leur charge, et quantit& de prisonniers, dont un bon nombre furent massacres. Le vizir se rendit à Thokhath '). 1) Cf. Arak. р. 542. 611 La même année, Chah-Abas 1” ayant conféré à Moses la charge d’illuminer — de restaurer — le 5. Edchmiadzin, dès qu’il se fut rendu là, il se mit à réparer l’église et la muraille du $. siége, ainsi que tous les autres bâtiments '). 1) Arak. р. 297; peu de temps après la prise de Bagdad, en novembre 1623, Chah-Abas, de qui Moses s'était attiré la faveur en perfectionnant les procédés du blanchiment de la cire, Рауай chargé d’illuminer greuwrnpnefd} Edchmiadzin, qui avait étê pour ainsi dire dégradé en 1613; le nommer catholieos était impossible, puisque déjà, à cette époque, trois personnages étaient revêtus de cette dignité, Arak. p. 428. Le titre dont il s’agit fut donc conféré à Mosès immédiatement après la fête de l’Épiphanie, 6 janvier 1625, Arak. 281, 297. Il mit la main à l'oeuvre en 1076 (lu. 16 oct.) = 1626, le lundi 24 juiu (1627), du jeûne de la Transfiguration; ib. р. 298. L’annee 1625 ressort de cette circonstance (Arak. р. 296), qu’il fallut à Moses huit mois de travail pour blanchir la cire que Chah-Abas lui avait confiée et pour former desélèves. Joignez à cela les voyages d’aller et de retour à Ispahan et à Phahrabad, où se trouvait le chah, enfin les préparatifs des travaux. Le P. Chahkhathounof, de son côté, établit que Mosès célébra la bénédiction de l’eau, en pré- sence de Chah-Abas, seulement сп 1627, et fut nommé par lui catholicos en cette même année, puis Moses procéda aux réparations d’Edchmiadzin. Ce système пе me paraît par exact; il est notamment certain que Moses fut d’abord simplement chargé d’illuminer Edchmiadzin, et ne devint catholicos en titre que sous Chah-Sefi; Arak. р. 305, 424. Les Arméniens célèbrent la Transfiguration le 7° dim. après la Pentecôte: cette fête varie donc de 35 jours, comme la Pâque même, du 28 juin au 1 août inclus, et elle est précédée d’un jeûne de 5 jours, du lundi au vendredi avant la fête; or en 1076 — 1626—27, Pâques tombait le 25 mars (1627), la Pentecôte le 3 mai, + 49 jours (18 -+- 30 + 1) = 1 juillet, la Transfiguration; le lundi de jeûne était non le 24, mois le 25 juin. En 1077 (ma. 16 oct.) = 1627, Khosro-Pacha, devenu vizir, vint à Erzroum, contre Abaza, le morov géorgien était avec lui. Apres 1503 coups de canon, la muraille s’écroula en trois endroits. Abaza fut pris et conduit à Stambol '). 1) Hammer, IX, 102, Erzroum se rendit le 18 sept. 1628 — 19 moharrem 1038 H. Quaut au mouraw Giorgi Saacadzé, alors musulman, il se trouvait en effet sous Erzroum avec le grand-vizir; Hist. mod. de Gé. I, 60. [7 En 1078 (me. 15 oct.) = 1628, Chah-Abas 1° étant mort dans la ville d’Achraf, canton de Phahrabad '), son petit-fils Chah-Sefi accéda au trône, à Ispahan. 1) Arak. р. 307, le 7 janvier (1629); Chah-Séfi ou Sam-Mirza fut proclamé le 29 janvier. Ces dates sont cer- taines et reconnues. . La même année, le 13 janvier (1629), jour de l'Économie du Seigneur — la Circon- cision — le vartabied Moses fut sacré catholicos du S. Edchmiadzin '). 1) On sait que les Arméniens, fidèles à l’ancienne pratique de la primitive église, fêtent la Naissance et le Bapt&me-du Sauveur le 6 janvier, la Circoncision le 13. Ici et dans le Calendrier perpétuel cette dernière fête est désignée sous le nom générique et plus convenable de nbopbun.[Ah > qui est la traduction exacte ARAKEL DE TAURIZ. | 51 du mot grec oixovouia. signifiant techniquement l’incarnation, comme on peut le voir dans le Lexicon med. et inf. latinitatis de Ducange, et chez les auteurs byzantins. Jusqu’alors Mosès n’avait eu qu’un titre honorifique, en 1625; puis Melkiseth, l’un des catholicos, était mort la même année; les deux autres catholicos n’etaient faveur à la cour, ni auprès de Га nation même; l’un des deux, Sahac, était passe en Turquie: Moses done avait été élu par le voeu unanime de sa nation. ' En 1079 (jeu. 15 oct.)—=1629, les chrétiens arméniens de la ville d’Iof—Lemberg— mécontents de leur évêque Nicolas, se souleverent contre lui et lui refuserent obéissance. L’eveque s’attacha aux religieux francs de l’ordre des Jésuites et leur donna un écrit con- statant sa soumission à la religion du pape. Devenu Franc, il dépouilla, grâce à leur as- sistance, les églises arméniennes de beaucoup de vases et de donations, dépensa ou ané- antit le produit de ces vases et donations, de façon que les églises restèrent entièrement nues. Les choses restèrent ainsi jusqu’en l’année 1101 (ven. 10 oct.) = 1651 !). 1) Tout le chap. XX VIII d’Arakel est consacré à l’histoire des intrigues et malversations de ce Nicol ou Nicolas, évêque arménien de Lemberg, en Galicie; cf. Tehamitch, III, 630 $49. La même année, le vizir Khosro-Pacha fut envoyé par Sultan-Mourad à Bagdad, arriva en vue d’Hamadan et atteignit la ville de Dargazin, d’où il s’en retourna et vint hiverner à Thokhath. Cependant Sultan-Mourad expédia à Thokhath Mourthouza-Bacha, qui coupa la tête à Khosro ?). 1) Ou Dergüzin, sur la route d’Hamadan à Qazwin. 2) Hammer, IX, 153, 174; Khosrew-Pacha se retire de Bagdad, après un assaut repoussé, le 19 novembre 1630 = 13 rébioul-akhir, 1040 Н. П fut exécuté le 11 mars 1632. En 1081 (sa. 15 oct.) —1031, il plut de la cendre sur Salonique, durant trois jours et trois nuits. | La même année, en Pologne, il у eut dans certaine bergerie un homme mangeant les montons morts. Comme il avait poussé l’impiété ') jusqu’à dire à Dieu: «Tue-moi, si tu veux, et viens me manger», Dieu, pour punition, l'avait changé en chien, qui dévorait 16% bêtes mortes ?). 1) puusbp£; ar. Bi 2) Ce $ est rédigé en arménien vulgaire. La même année, le 14 mai (1632), mourut à Érivan le saint pontife Mosès, doué d’une grande foi; il fut enterré sur la colline de Coziern, tout près de la tombe du varta- bied de ce nom '). 1) Ce vartabied est connu pour avoir imaginé au XI° siècle une ère fixant la naissance de J.-C. en 5424 du monde, qui est реп usitée, et dont les bases n’ont раз été publiées. У. le NB. à la fin de ce Mémoire. En 1082 (di. 14 oct.) = 1632, un musulman de Belgrade fut changé en porc !). 179 ЕЛЕр; lis. ЕЦЕр «mangea du роге»? La mème année, le 13 janvier (1633), jour de l'Économie, on sacra catholicos du >. Edchmiadzin le vartabied Philippos, disciple de Ter Moses. Zr 612 52 HISTORIENS ARMÉNIENS DES XVII® ET XVIII SIÈCLES. La même année, au mois d’aoüt, le monarque Sultan-Mourad rendit un arrêt excessi- vement sévère contre l’abominable tabac à fumer, et interdit dans son empire toutes les maisons de café '). 1) L'usage du vin fut également interdit; Hammer, IX, 209, 235; Mourad Ш avait eu aussi la fantaisie de pro- hiber l’usage du vin; ni lui, ni son homonyme Mourad IV, dont il est ici question, n’en furent pas, comme l’on dit, les bons marchands. 613 En 1083 (lu. 14 oct.) = 1633, les Grecs affolés firent Fausse-Pâque, mais les Ar- méniens, les Abyssins, les Syriens et les Qoptes furent exacts et vrais '). 1) Cf. Arak. p. 544; l’année 1634 est en effet la 17° du cycle nicéen, où la Pâque grecque tombe le 6 avril, et l’arménienne le 13; cf. sup. en 1538. La même année, au mois d'août (1634), Sultan-Mourad s’en-alla en guerre contre la Pologne, et revint après l’avoir soumise '). 1) C'est-à-dire la paix fut conclue, au mois d'août 1634, sans qu’il y eût eu d'opérations militaires; Hammer IX, 286. La même année, également au mois d’août, Sultan-Mourad fit mourir Abaza-Pacha ci-dessus mentionné !). | 1) Арага le révolté, dont la soumission et la capture eurent lieu en 1627, fut exécuté le 24 août 1634 = 29 safer 1044 H.,& C. P. Ne pas le confondre avec un autre Abaza-Hasan, exécuté aussi à Дер, le 17 février 1659; cf. Arakel, р. 543; Hammer, IX, 252; ХР 60. En 1084 (ma. 14 oct.) = 16341), le monarque Sultan-Mourad, avec 700,000 hommes, vint s'établir sous la citadelle d’Erivan, qu’il bouleversa, par la puissance du canon, et prit au bout de 9 jours; il envoya à Stambol, avec ses barons, le commandant Thamaz-Qouli- Khan”), laissa dans la place 12,000 braves soldats), se rendit à Tauriz, et de là, par Van, revint à Stambol. 1) Arak. p. 544, au mois de mars (1635). 2) Fils d’Amir-Gouna-Khan. 3) Arak. р. 310, 15,000 hommes; р. 544, la place avait été prise au mois d'août. Hammer, IX, 265, 269; Mourad arriva sous Érivan le 26 juillet 1635, la place capitula le 8 août = 23 safer 1045 Н., donc au bout de treize jours; Mourad rentra à С.Р. le 25 décembre 1635, emmenant avec lui Emir-Gouné, père de Thahmaz Qonli- Khan, qui avait livré la ville, et qui, sous le nom de Iousouf-Pacha, nommé gouverneur d'Alep, résida еп Turquie jusqu’à sa mort; cf. Zakaria, Mem. hist. I, xxvım, II, ш. Quant à la mort d’Emir-Goune, Hawmer, X, 10, dit qu’il fut exécuté le 14 juillet 1641; mais snivant Zakaria, I, ch. xxxv, il fut tué en Perse, par son propre fils. Toutefois le même auteur, Mém. hist. II, ch. пп, raconte tout autrement la prise d’Erivan, qu'il attribue égalemeut à la trahison; ch. ту, il dit que c’est Thamaz-Qouli, qui fut mené en Turquie et reçut le nom d’Ousouf-Pacha; ch. xxvı, il raconte la mort violente de ce personnage. Naturellement j’at- tache plus d'importance et d’autorité au récit de Hammer, qu'aux commérages de Zakaria; cependant celui-ci ne doit pas être entièrement dédaigné. Or Arakel, p. 810 et 544, ne parle que de Thamas-Qouli-Khan em- mené à С. Р.; fut-il nommé Ousouf-Pacha et commandant d'Alep, lui ou son père; est-ce lui ou Émir-Gouné qui fut exécuté, en 1641; je mauque de matérianx pour résondre par moi-même ces questions. La même année, le monarque fit amener à Stambol Manoghli '), et le priva de la vie. 1) L’émir des Druses Fakhr-ed-Din Maanoghli, depuis 30 ans en révolte contre le sultan, tomba avec ses fils entre les mains de Mourthéza-Pacha, lieutenant du grand-vizir, et fut exécuté le 14 avril 1635; Hammer, IX, 260. ARAKEL DE TAURIYZ. 53 La même année, il fit mourir encore Qélez-Pacha, ainsi que le moufti Houséin-Efendi. La même année, le mercredi ') 14 mai (1635), le monarque fit émigrer Arméniens, Grecs et musulmans: cf. 1604, 1608. 1) Lis. jeudi. V. St. La même année, le litra d’indigo se vendait, au pays des Osmanlis, 80 rial '). 1) SE piastre forte, d'Espagne = 1 т. 25 К. а., 5 fr. _ En 1085 (me. 14 oct.) = 1635 '), Chah-Séfi, roi de Perse, marcha contre Erivan, avec 100,000 hommes, l’assiégea trois mois et, avec beaucoup de peine, après bien des attaques, enleva la citadelle aux Osmanlis. П tua le commandant, Mourthouza-Pacha et un bon nombre de ses soldats, se saisit de Chkhidjan-Pacha, d’Ibrahim-Pacha et de Mamin- Pacha”), qu’il emmena en Perse, et chargea Kalbi-Ali-Khan du commandement de la place *). 1) Arak. р. 310, 544; au mois de décembre, le siége dura 98 jours. 2) Hammer: Soulfikar, Sevindik-Pacha et Mémi-Pacha. 3) Hammer IX, 286—87; les Persans arrivèrent sous Érivan le 24 décembre 1635, et prirent la citadelle le 24 chéwal 1045 H. — 1 avril 1636, le 99° jour. La même année, le village d’Oskhord ayant été culbuté, le phagakh du couvent fut construit !). 1) Je n’ai retrouvé jusqu’à présent nulle trace du village d’Oskhord, ni de la catastrophe qui en causa la ruine; conséquemment je ne saurais dire ce que c’est que le phagakh dont parle Arakel, mais je me rappelle qu’au- près d’Edchmiadzin la rivière Kasagh est aussi nommée Chah-Akh. En 1086 (jeu. 13 oct.) — 1636, grâce aux soins du pélerin Siméon de Baghech, la source d’Oskhord fut amenée au village. En 1087 (ven. 13 oct.) = 1637, le samedi (lis. dimanche) 29 avril (1638), Sultan- Mourad marcha en guerre contre Bagdad et y arriva le 6 novembre; ayant ruiné la cita- delle par de puissants efforts, en 38 jours, il prit la ville le vendredi 14 décembre”), puis il s’en retourna à Amid 3). 1) En 1087 = 1637, le 28 avril, р. 545; cette varivante est bonne. Mourad rentra à С. P. le 2 juin 1639. 2) Le 4 décembre, ibid. faux. 3) Hammer, IX, 329, 337; Mourad arriva sous Bagdad le 15 novembre 1638 = 6 rédjeb, et la prit le 25 dé- cembre = 18 chaaban 1048 Н. = 1638, en 40 jours; Tcham. III, 618, en 1638. Cf. Bullet. Histor.-Philol. $. III, N. 7, р. 105—106. La même année, 1ез Thathars viennent au pays d’Ararad. La même année, le catholicos Philippos demanda au monarque Chah-Séfi le bras droit du $. Illuminateur, l’obtint et le porta d’Ispahan au S. Edchmiazin '). 1) Arak. р. 315; Philippos rapporta le bras droit de S. Grégoire à Edchmiadzin, en 1088 (за. 13 oct) = 1638, le 20 septembre (1639). Le chap. XXX d’Arakel est tout entier consacré à l’histoire de cette relique, qui était l'emblème et le palladium du pontificat arménien, et qui avait été portée à Ispahan en 1614. 54 HISTORIENS ARMENIENS DES ХУП* ET XVII SIÈCLES. En 1088 (sa. 13 oct.) = 1638, le 2 лип (1639), dimanche de la Venue du S.-Esprit '), Sultan-Mourad fut de retour et entra en grande pompe à Stambol. 1) Pâques, en 1639, 14 avril, la Pentecôte le 2 juin; cette date précise suffit pour rectifier les précédentes. Toutefois, Hammer, IX, 341, dit que Mourad rentra à С. P. le 10 juin 1639 = 8 safer 1049 H. Пуа là une légère inexactitude, puisque la Table de Wüstenfeld marque le 1 safer au 3 juin: il ne s’en faut donc que d’un jour, pour que l’ancien et le nouveau style soient ici daccord. En 1089 (dim. 13 oct.) = 1639, Sultan-Mourad meurt, le jeudi de la semaine de $. Sargis !); son frère, Sultan-Ibrahim, règne en sa place. 1) Cf. Arak. р. 547. 8. Sargis-le-général fut martyrisé par Chapouh, roi de Perse, en 362 de J.-C. le 30 janvier; sa fête, le 31 janvier, est suivie, d’une semaine, à laquelle elle donne son nom; Cal. perpét. р. 31; Tcham. I, 458, 440, 691, la fête de S. Sargis, deux semaines avant le grand car&me. Sultan-Mourad + donc le jeudi après le 31 janvier 1640 — le 6 février. Hammer, IX, 383, place le fait au 9 février (lis. 8) = 16 chéwal 1049 Н. = 1648, cela est juste; mais il ajoute en note que le 9 février était un: jeudi, ce qui doit s’entendre du nouveau style. | En 1090 (lu. 12 oct.) = 1640, le vendredi 5 février (1641), affreux tremblement de terre à Tauriz et dans les contrées environnantes: beaucoup de maisons et d’edifices s’é- croulent, nombre d'hommes sont engloutis, la ville de Chamqazan et celle d’Ousta-Chagrk sont renversees; il y avait cinq ou six secousses par jour, durant deux mois; puis en quinze et vingt ou 30 jours, on éprouvait une secousse, durant cinq mois; puis, grâce à Dieu, le fléau cessa '). 1) У. Arak. ch. ХХХУ. La même année, les Russes — Cosaques — vinrent et prirent la citadelle d’Azakh et massacrèrent bon nombre d’Osmanlis. 615 En 1091 (ma. 12 oct.) = 1641, le 3 mai (1642), mort de Chah-Sefi, roi de Perse. La même année, le 6 mai, son fils Chah-Abas IT fut mis sur le trône, en sa place. En 1092 (me. 12 oct.) — 1642, les Osmanlis enlevèrent de vive force aux Russes la citadelle d’Azakh — Azof. 1) Les Turks arrivèrent devant Azof eu juin 1641 et, après plusieurs assauts sans résultat, grâce à la vigoureuse résistance des Cosaques, se retirèrent en plein hiver, de la même année. Revenus au printemps de l’année suivante, ils trouvèrent la place complètement évacuée par les défenseurs et par les habitants, par suite d’un oukaz du Tsar Mikhael Féodorovitch, du 30 avril 1642. Un autre oukaz, du 26 juillet 6150 = 1642 (N. 115, р. 402 des Госуд. грам. и догов.), et un autre, du 28 juillet, informent les Cosaques du Don des gratifications qui leur sont envoyées, pour avoir abandonné la ville d’Azof, qui va être assiégée par les troupes de Sultan-Ibrahim: ainsi Azof fut abandonné par les Russes entre le 1 mai et le 26 juillet. Je dois ces communications à M. l’académicien Kunik. Tels sont les récits des auteurs russes. V. Artzybychef. Hist. de Russie t. IV, p. 77. Mais Ewliya- Efendi, un Turk, qui prit part aux deux expéditions, fait venir la flotte ottomane le 12 chaaban 1053 H. — 17 nov. 1642; il indique le départ des Osmanlis le jour de Cassim = $. Dimitri, 26 oct. et leur retour l’année suivante. М Brunn, qui а traité cé point d'histoire dans le $. VIII des Mém. de la soc. d’Hist. et d’antiq. russes d’Odessa, pour 1871, rectifie du moins l’année donnée par Ewliya; sur ce personnage, у. Hammer, X, 21: il avait voyagé durant 40 a. et mérite, dit-il, confiance, sauf quelques exagérations; le même savant, ibid. X, 18, 20, dit que l’expédition contre Azof eut lieu en la 2° année de Sultan-Ibrahim, soit 1642, après quoi les Cosaques abandonnerent la ville aux Turks: ils l’avaient tenue 7 a., soit depuis Гап 1637. Cf. Bronefski, Ист. цонскаго войска, р. 128. ARAKEL DE TAURIZ. 55 La même année, la sauterelle parut au pays d’Ararad. En 1095 (sa. 11 oct.) = 1645, sous le règne de Sultan-Ibrahim, les Osmanlis préparè- rent une expédition ') maritime et répandirent le bruit «qu'ils allaient à l’île de Malte», ayant fait fausse route, ils se dirigèrent vers l’île de Crète, appartenant aux Vénitiens, et la prirent aisément, parce que les habitants accueillirent de bon gré les Osmanlis ?). 1) wwpuupr; ar. pau. | 2) Hammer, X, 84, 102, la fiotte sortit le 30 avril 1645, la conquête fut terminée au mois d’août. En 1097 (di. 11 oct.) = 1647, le 2 avril '), jour du grand vendredi (1648), durant la nuit du grand samedi, il y eut un affreux tremblement de terre dans la ville de Van et dans les environs; la moitié de la ville s’écroula: plusieurs églises, mosquées et édifices tombèrent, nombre d'hommes furent pris dans les décombres. Les églises du couvent de Varag furent ruinées, ainsi que nombre de couvents de la contrée, cela dura huit jours. Lors du tremblement la terre était comme un vaisseau sur les flots. Après quoi il y eut accalmie, si bien que les secousses se faisaient sentir une fois en quatre, cinq et dix jours, jusqu’à la fin de juin, puis grâce à Dieu la terre recouvra son assiette solide °). 1) Lis. le 31 mars; Pâques tombait, en effet, le 2 avril. 2) Arak. ch. ХХХУП. La même année, le peuple des Osmanlis destitua Ibrahim de la royauté, puis on le tua, et l’on mit en sa place son fils Sultan-Mahmad, le 27 juillet (1648) '). 4) Hammer, X, 179, 181, Mahomet IV fut reconnu, bien qu'àgé seulement de 7 ans, le 8 août 1648 = 18 rédjeb 1058 H., Ibrahim fut exécuté dix jours plus tard. La même année, Chah-Abas II marcha contre la ville de Qandahar, qu’il prit, et fit 616 un massacre dans le Qalabistan — Qaboulistan '). 1) La Chron. gé., р. 82, dit faussemont. «En 338 » = 1650. La même année, les troupes persanes qui étaient à Tiflis marcherent contre le maître ') du Cakheth, Thamraz, roi de Géorgie. Dans le combat fut tué David, fils de Thamraz, héritier de la royauté, dont les Persans prirent la tête, qu’ils fichèrent sur un clou, et son étendard, orné de la croix, qu'ils renversèrent, la hampe sens dessus dessous, et apporte- rent ainsi à leur maître Chah-Abas II, de Tiflis à Ispahan. Dans chaque ville de Perse il y eut une explosion de joie et d’orgueil, et les chrétiens, témoins de la chute d’une royauté chrétienne, furent plongés dans le chargrin et la douleur ?). 1) Les souverains du Cakheth sont ainsi qualifiés dans les annales du pays, FOR $5 (бо. 2) David, fils de Théimouraz 1°”, roi de Karthli et maître du Cakheth, ainsi que le qualifie exactement notre auteur, David mourut en effet en 1648, au temps même que Chah-Abas IT assiégeait Qandahar. Quant à la bataille où périt ce prince, elle est nommée chez les divers historiens, bataille de Magharo ou d’Oughlis, deux localités pas très éloignées l’une de l’autre, où il paraît que les Persans et les Géorgiens se rencontrèrent le même jour; le nom d’Oughlis prévaut cependant; Hist. mod. de Gé., I, 72, 171, 395, 529. En 1100 (jeu. 10 oct.) = 1650, le catholicos Philippos, allant d’Edchmiadzin à Jéru- salem, erra une année entière dans les villes de Grèce, et n’entra à Jérusalem qu’au com- . 56 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII‘ ET XVIII® SIÈCLES. mencement de l’année 1101 (ven. 10 oct.) = 1651. Là il dalla en pierres de différentes couleurs et de dessins variés !) l’intérieur du couvent — de l’église — de S.-Jacques, et releva le maître autel, qui était fort enfoncé °). 1) Итати Вр; ar. Jasie imaginations, fantaisies ? 2) Arak. p. 325. En 1101 (ven. 10 oct.) = 1651, Philippos alla de Jérusalem à Stambol, où il resta un an et acquitta les dettes de la ville, se montant à 30,000 piastres: Шу établit aussi de bons règlements '). 1) Arak. р. 325, sqq. La même année, Nicol, évêque d’Ilof, étant venu auprès du catholicos Philippos, con- fessa ses fautes et fut absous de tout Мате, Tl reçut aussi de lui le ие. épiscopal, et retourna chez lui, à По *). 1) Tout le ch. XXVIII d’Arakel est consacré à la triste histoire de се Nicol et des Arméniens de la ville de Lemberg. 617 La même année, Chahidjan — Chah-Djihan — monarque de l’Inde, envoya sept laks d’hommes—700,000—contre Qandahar, sous la conduite d’Avrzankel-Padchazadé !), et de Saïdoulé — Saïd-Oullah — sardar. Durant deux mois et demi qu’ils restèrent là, 20,000 spahis périrent, sans compter le... ?). 1) D’Aureng-Zeb, padichah-zadè, 1. e. prince impérial. 2)’рш Ор huph npqne pwgwpf Swjwj fuoph; hadchi phathiari ordou-bazari halal khorn: six mots, dont cinq étrangers à la langue arménienne... En 1102 (sa. 9 oct.) — 1652, le catholicos Philippos partit de C. P. et arriva en grande pompe à son siége d’Edchmiadzin '). 1) Arak. p. 332. La même année, Darichoukor marcha contre Qandahar, avec 7 laks d’hommes, en fit le siége durant 3 mois et donna l'assaut. Ayant perdu 30,000 hommes, sans pouvoir la prendre, il se retira '). 1) La Chron. Gé., p. 84, mentionne brièvement ces faits. En 1103 (dim. 9 oct.) = 1653, on jeta les ng nee du clocher d’Edchmiadzin et l’on en commença la construction '). 1) Arak. p. 332. La même année, le mercredi 2 du mois d’aoüt (1654), le 30 de la lune, le soleil étant dans le signe du lion, à midi passé, le tiers du soleil fut éclipsé, les étoiles parurent dans le ciel, comme durant la nuit '). 1) Le quantième mensuel et l'hebdomadaire sont exacts. Le jour de la lune coïncide presque exactement avec le calendrier, qui indique la nouvelle lune au 3 août. ARAKEL DE TAURIZ. 57 1652:19 Toutefois je dois dire que Zakaria, Mém. hist. II® Pie, ch. ххуп, parlant 152 de cette éclipse, dit que la chose eut lieu «le 13 de la lune, au commencement de 132 la nouvelle lune »; il y a là une simple erreur typographique. pere L'Art de vérif. les dates indique réellement une éclipse solaire le 12 août — 1 1654, à 10 heures 4. m., heure de Paris, répondant précisément à «midi passe» 17 ‘pour la Perse occidentale. — 22 + 5 — 297 30—27 = 8 août NL. En 1104 (lu. 9 oct.)—=1654, le 25 mars (1655), 5° dimanche du carême, Ter Philip- pos catholicos étant mort au $. Edchmiazin, on alla l’enterrer dans l’église de S°-Hriphsime?), 1) En 1655, Pâques 15 avril, la Quinqnagésime, 1° dim. de car&me, 25 févr., le 5° dim. 25 mars. La même année, le 8 avril, jour de Pâques-Fleuries, le vartabied Iacob de Djoulpha fut sacré catholicos du 5. Edchmiadzin ?). 1) Arak. 339, 495. La même année, Avdal-Khan, de Baghech, ayant eu la mauvaise idée de se faire djalali, Malak-Mahmad-Pacha marcha contre la ville de Baghech, avec une bonne armée, le mit en fuite et installa khan, en sa place, son fils Diadin. Un an après, Avdal-Khan re- parut, tua traîtreusement son fils et redevint khan. La même année, par ordre de Chah-Abas II, les Arméniens de Dacht ') furent tirés du milieu de la ville d’Ispahan et installés à la lisière de la ville. 1) Arak. р. 433; c’étaient les émigrés d’un village ainsi nommé, canton de Goghthen, au S. de Nakhdchevan. En 1105 (ma. 9 oct.)— 1655, par ordre de Chah-Abas II, les Arméniens d’Erivan et autres furent tirés du milieu d’Ispahan et installés à la lisière de la ville '). 1) Arak, р. 436—487; il s'agissait de séparer les chrétiens et, comme on va le voir, également les Juifs, de la population musulmane, à qui ils donnaient l’exemple et fournissaient les moyens de boire du vin, dont le chah avait imaginé d'interdire sévèrement l’usage aux Persans. La même année, les Kourdes martyrisèrent au fort de Pizan, du pays des Mars, un chrétien nommé Avétis, Arménien de race. Le Seigneur Christ le glorifia, en faisant des- cendre sur lui une lumière céleste. En 1106 (me. 8 oct.) = 1656, les Persans amenèrent à l'islam, à force de violence et de mauvais traitements, les Juifs domiciliés à Ispahan; ils employerent le même moyen pour convertir à l’islam les Juifs, demeurant dans les autres villes de Perse). 1) Arak ch. XXXIV. | Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, YlIme Série. 618 58 HISTORIENS ARMENIENS DES ХУП° ET ХУПГ SIEOLES. La même année, le roi-dadian étant mort, sa monarchie s’éteignit, parce qu’il n’avait pas laissé d’heritier de ses états !). 1) Toutes les autorités géorgiennes s’accordent pour placer en 1657 la mort du dadian Léwan II. Hist. mod. de la Gé. I, 273, 278, et pour dire qu’il n’avait pas laissé d’heritier direct. Sa succession passa d’abord à nn neveu, puis à un cousin, puis à un autre neveu et au fils naturel de celui-ci, qui mourut en 1694. Après quoi commence une autre dynastie, celle des Tchikowans; Tables généal., ibid. 647. La même année, le 27 février (1657), le vartabied Simon de Dchougha mourut à Thokhath et y fut enterré; il était très versé dans l’art de la grammaire et dans la con- naissance des écritures extérieures '), et polémiste vigoureux avec tous les étrangers. 1) Ге. dans les sciences autres que la théologie. En 1107 (jeu. 8 oct.) = 1657, le grand éristhaw, maître de Karagalgan, nommé Йа], vient à Ispahan, à la porte du chah; grâce à la protection de celui-ci et de l’ehtimal-dolvath !) sa personne fut respectée, et il retourna vivant dans ses domaines ©). | 1) Ehtimal-Douleh, premier ministre de Perse. 2) V. plus bas, en 1659—1660. En 1109 (sa. 8 oct.) — 1659, le roi Alexandré de Bachatchoukh étant mort, le 1 mars (1660), son fils Bagrat lui succéda !). 1) Ces dates sont conformes à celles de l'Histoire d’Iméreth ou de Bachatchonkh, comme disent les Turks, et aux dates de Wakhoucht. La même année, ce Bagrat (IV), devenu roi après son père Alexandré, fut privé de ses deux yeux par sa marätre, par suite de quelque querelle entre eux. Les princes, leurs partisans respectifs, en vinrent à des actes insensés, le pays fut désolé, et la royanté suspendue !). 1) Hist. mod. de Gé. I, р. 276. Chardin а beaucoup écrit sur les guerres intestines de l’Iméreth, à cette époque. La même année, le 1 avril (1660), le 5° dimanche du carême, voici ce qui arriva. L'hiver étant excessivement froid, la mer de Gégham se gela; les habitants de l’île de Sévan, qui est dans cette mer, voyant la glace très forte, allaient et venaient, en passant dessus. Cependant, la glace ayant faibli et ne portant plus, on résolut de la couper et de se frayer une route, pour gagner la terre. En conséquence le vartabied Barsegh, supérieur du cou- vent, en compagnie d’un moine, d’un diacre et de trois laïcs, se mit dans un coffre et com- mença à couper la glace. Cette opération les avait amenés à mi-route, quand il s’éleva un vent violent: ils voulurent retourner à l’île, mais le vent ne le permit pas, et les vagues, poussant les fragments de glace sur le coffre, le firent chavirer par la pression. Le varta- bied, le moine et deux laïcs tombèrent à la mer; pour le diacre et l’autre laïc, grâce à Dieu, ils furent préservés de se noyer '). 1) En 1660, Pâques le 22 avril, la Quinquagésime ou 1°" dimanche du carême, le 4 mars; le 5° dim. 1 avril. La méme année, le lundi 31 avril !), la foudre frappa et tua un cheval; je l’ai vu de mes yeux. 1) Lis. mardi 30 avril. ARAKEL DE TAURIZ. 59 La même année, le samedi 21 juillet (1660), un incendie se déclara à Stambol, dont les ravages se prolongèrent durant 66 heures, en plusieurs lieux '). 6230 1) Arak. ch. L; tout ce chapitre est consacré à la description de l’incendie, d’après un témoin oculaire. La même année, il y eut un ordre de Chah-Abas IT, roi de Perse, pour que 1500 fa- milles musulmanes turques fussent my dans le Cakheth. Ces gens s’y &tablirent et remplirent le pays. En 1110 (dim. 7 oct.) = 1660, les Thouches et les Phchavs, Georgiens de race, vi- vant dans le mont Caucase, arrivèrent nuitamment et passèrent au fil de l’épée ces 1500 fa- milles, du vieillard à l’enfant à la mamelle '). 1) Les Phchaws sont Géorgiens de race, de religion et de langage: les Thouches sont Kistes de race et ont leur dialecte à part, mais comme ils sont en relation habituelle de voisinage avec le Cakheth, ils ont pris la religion géorgienne, et beaucoup de mots géorgiens ont pénétré dans leur idiome, qui a été l’objet d’une étude particulière de la part de M. l’académicien Schiefner. La même année, l’ehtimal-dolvath fut privé de sa dignitè, par le chah, pour avoir laissé partir l’éristhaw; car on disait, devant les khans et même devant le chah, que c’était par la perfidie de l’éristhaw que les Georgiens avaient massacré ces 1500 familles turques. La même année, les fils du frère de cet éristhaw lui coupèrent la tête et l’apportè- rent au chah. Cela fut fait par la perfidie de Chah-Navaz, khan de Tiflis, Géorgien lui- même, désireux de faire parade de loyauté envers le monarque '). 1) Toutes les autorités géorgiennes s'accordent à dire qu’en 1657 le chah de Perse ayant installé dans le Cakheth 1500 familles thathares, sous le commandement de Salim-Khan, un prêtre géorgien fut un jour gravement insulté par ces gens. Sur ce, Zaal, éristhan de l’Aragwi, qui avait de grandes propriétés dans le Cakheth, se décida à punir les coupables. Il s’associa Elizbar et Chalwa, de la famille des éristhaws du Ksan, et Bidzina, officier de la cour du prince de Cakheth, pour massacrer les musulmans; mais il fut trahi et tué par-ses neveux, le dimanche 13 mai 1660; pour les princes, ses complices, ils furent pris et mis à mort, en Perse, et sont honores comme martyrs pour la foi, le 18 septembre; Hist. mod. de Gé., р. 173 sq., 395, 504, 544; 6° Rapport sur mon voyage, p. 69. La même année, le roi Thamraz, maitre du Cakheth, partit de Géorgie et vint à Ispahan, faire sa soumission à Chah-Abas П. La perfide nation persane l’accueillit d’abord, suivant sa coutume, avec affection et avec de grands égards, puis le chah le trompa au sujet de la foi et de la religion chrétienne, le chassa de sa présence et l’envoya dans la ville d’Astarabad, au pays de Phahrabad, où il mourut, empoisonné par le chah, suivant un bruit fort répandu. Venu à Ispahan, en 1110 (dim. 7 oct.) —1660, on le fit mourir en 1112 621 (ma. 7 oct.) = 1662. Des hommes venus avec lui, les meilleurs furent mis à mort; poux son corps, il fut transporté dans le Cakheth, son pays, par ordre du chah, et remis à son petit-fils ?). 1) Ainsi le canton de Phahrabad, si souvent mentionné chez Arakel, dans l’histoire de Chah-Abas 1°”, est bien dans le Mazandéran, ainsi que la ville d’Achraph. 2) Les Georgiens placent la mort du roi Théimouraz 1°" dans l’hiver de l’an 1663; Hist. mod. I, 175, 547. En 1114 (jeu. 6 oct.) — 1664, au mois de décembre, après minuit, durant le crépus- cule du matin, il parut dans le ciel, dans la direction du S.-E. un astre chevelu, dont la 60 HISTORIENS ARMENIENS DES XVII‘ ET XVIII SIÈCLES. chevelure s’étendait à ГО. Quand il se leva, le jour allait paraître. Il brilla ainsi jusqu’au soir: à minuit passé, la chevelure de l’astre se tourna à РЕ., il continua sa course jusqu’au crépuscule du soir, puis il disparut. La même année, au mois d’avril (1665), lors de la veille du matin, il parut encore, ди côté du N.-E., un astre chevelu, dont la queue s’étendait à l’O.; lors de son apparition, le jour commençait à se faire; il continua sa course jusqu’au jour, puis il disparut. Addition pour les p. 14 et 51. Pendant l’impression de ce Mémoire j’ai eu connaissance d’nne singulière notation chronologique, qui n’est par sans doute la seule de ce genre. Les Oeuvres des Pères, mention- nées par Arakel, ch. хмх, р. 394, comme éditées par Khatchatour de Cesarée, ont en effet été imprimées à Ispahan, vers 1650, ainsi que me l’a assuré M. Miansarof, zélé bibliophile arménien. Mais un livre sous le mème titre а paru à Jérusalem, in-fo. à deux colonnes, sous les dates suivantes. 1) Sur la page de titre il est dit que l'impression en fut commencée de 1” juin 1722, arm 1169». 2) Dans la Post-face on lit que d’ouvrage a été achevé en 1723 de J.-C., 7146 du monde, 1418 de l’Illuminateur, arm. 1170, lettre à, tanouter le bélier. «Sous Khatchatour, catholicos d’Edchmiadzin; «— Ter Grigor, patriarche de Jérusalem, et sous son frère le vartabied Tohannès, su- périeur de Constantinople; tous deux conservateurs des SS.-lieux, du siége apostolique de S.-Jacques et du tombeau de S. J.- Baptiste; sous la protection de l’église de la S’ mère de Dieu.» Or 1° dans aucune hypothèse les années 1169, 1170 arm. ne peuvent être admises comme répondant à 1722, 1723; lisez 1172, 1173, ou tout au plus, avec l’erreur vulgaire, 1170, 1171. 2° L'année 7146 donnée comme répondant à 1723 de J.-C., fournit, à une année près, l’année 5424, comme égale à la 1° de l’ère chrétienne: c’est l’ère de Jean Co- zierhn, dont je n’ai aucune autre preuve que les Arméniens aient fait usage dans les temps postérieurs; 1418 de l’Illuminateur, fournit Рап 305 comme époque de la conversion de l'Arménie au christianisme. 3° C’est bien réellement en 1170 arm. (jeu. 22 sept.)=1720, que, Pâques tombant 9 avril (1721), se rencontraient la lettre 19 & et le bélier, tanouter annuel. 7146 1725 1723 lis. 1170 —1723 — 1418 —1170 - 550 5428 d. m. 305 Ere chrét, 553 de J.-C initial du comput arm. 1720, 21. Les deux années comptées en surplus et ajoutées à l’ère chrétienne, d’après ces dates, sont donc: une année provenant de l’initiale 553 du comput arm., au lieu de 552, et l’erreur vulgaire, qui ne tient pas compte de l’année chrétienne 1320, répondant aux deux années arm. 769, 770: ainsi les Oeuvres des Pères ont été imprimées en 1719, 20; 1720, 21. . МЕ м 0 | ВЕ S Томе XIX, № 6. HERAUSGEGEBEN VON A. Schiefner, Mitgliede der Akademie. (Lu le 15 février 1872) St.-PETERSBURG, 1873. eue Commissionäre der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: in St. Petersburg: in Riga: — in Odessa: Eggers& Co, H. Schmitzdorff, _ М. Kymmel; А. Е. Kechribardshi; : d Issakof & А. Tcherkessof; Preis: 1 ВЫ. 30 Кор, = 1 Thlr. 13 Ner. В совм IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VII" SERIE, in Leipzig: Leopold Voss. MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SERIE, Томе XIX, № 6. AWARISCHE TEXTE HERAUSGEGEBEN VON А. Schiefner, Mitgliede der Akademie (Lu le 15 février 1872.) > 7 3 Sr.-PETERSBURG, 1873. Commissionäre der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften: in St. Petersburg: in Riga: in @dessa: in Beipzig: Eggers & Co, H. Schmitzdorff, N. Kymmel; А. Е. Kechribardshi; Leopold Уозз J. Issakof & A. Tcherkessof; | Preis: 1 ВЫ. 30 Кор. = 1 Thlr. 13 Мэг. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Mars 1873. ‚ С. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. [Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences, (Wass.- Ostr., 9° ligne, № 12.) VORWORT. Von den hier abgedruckten awarischen Texten sind die drei ersten und der sechzehnte (S. 102) im Jahre 1867 awarisch unter dem Titel ku'duigi marhabigi, dandeharural é'ikaca ai- dimerica. Kucarab Surab 1283 son. Аварсюмя сказки m пфени, собранныя Айдемиромъ Чир- кеевскимъ in Temir-Chan-Schura (96 5. in 4°) in der von Baron Uslar für das Awa- rische angewandten Schrift gedruckt worden. Ferner sind mir durch die Güte des Ba- rons Uslar noch zwei Druckbogen einer Fortsetzung zugekommen, welche den vierten Text und auch den fünften fast vollständig umfassen. Alles Übrige stamınt aus einer Hand- schrift, welche Baron Uslar in Temir-Chan-Schura von dem Untergang gerettet hat, nach- dem Aidemir Tschirkejewskij, welchem die Ueberwachung des Druckes oblag, sein Vaterland verlassen hatte. Leider ist auf diese Weise nicht allein das Ende des fünften Stückes, son- dern auch der grösste Theil des zwölften verloren gegangen. In demselben Jahre 1867 erschien auch zu Temir-Chan-Schura: H&emm и сказки, co- бранныя Айдемиромъ Чиркеевскимъ, переводъ съ Аварскаго 37 Seiten in 4°, was eine Übersetzung der ersten Sammlung ist; eine unter demselben Titel 1868 erschienene Fort- setzung giebt eine Übersetzung der Stücke: der schwarze Nart (4), der Wolf und der Specht (13), der Mensch und der Vogel (15), der Fuchs und die Schlange (16), der Lieder 17 und 18, die schöne Jesensulchar (12), das Lied 19, Bukutschi-Chan (6), der schwarze Fuchs (7), Ochai (5), Balai und Boti (8). Eine vollständigere Sammlung jedoch mit Ausschluss von den Stücken 16, 17, 18 ent- hält der Оборнакъ св5дБый о кавказскихл, горцахъ, издаваемый съ соизволешя его Импера- торскаго Высочества, Главнокомандующаго Кавказскою Армею при Кавказекомъ Горскомъ Управлении. Выпускъ Ц. Тифлисъ 1869. 8°, auf 68 Seiten. Hier sind auch zum ersten Mal Stück 9. 10. 11 in russischer Übersetzung abgedruckt. Bereits im Jahre 1863 ward mir durch die Güte des Herrn Hofraths (nunmehrigen wirklichen Staatsraths) Adolf Bergé, dessen Namen ich sonst Berger geschrieben, das Mémoires de 1’Acad. Пар. des sciences, VIImo Serie. I и VORWORT. unter № 19 abgedruckte Lied zu Theil, allein es blieb mir dem grössten Theil nach un- verständlich, bis mir Baron Uslar dasselbe in genauer Transcription nebst russischer Über- setzung zu Anfang des Jahres 1866 aus Temir-Chan-Schura zusandte. Wie ich zu Ende des Vorworts zu meinem Bericht über Baron Uslar’s Awarische Studien angedeutet habe, wurden diese Texte von mir hauptsächlich deshalb dem Drucke übergeben, um eine fortgesetzte Erforschung der Eigenthümlichkeiten der awarischen Sprache zu ermöglichen. Wie sehr die Forschungen Baron Uslar’s die Kenntniss des Awarischen gefördert haben, erkennt jeder, welcher meinen im Jahre 1862 erschienenen Versuch mit dem von ihm Geleisteten vergleicht; allein dass hie und da noch eine ergiebige Nachlese gehalten werden kann, liegt in der Natur der Sache, besonders wenn man von Gesichtspuncten aus- geht, auf welche erst neuere Sprachforscher die Aufmerksamkeit gelenkt haben. Dahin gehört unter Anderem das Capitel von der Doppelsetzung. Schon in der Vor- rede zum Bericht $. VII habe ich einige Fälle hervorgehoben, in denen zwei sich ergän- zende Begriffe neben einander gesetzt werden; solcher Art finden sich noch eine ganze An- zahl von Beispielen, in denen die beiden Glieder nicht immer gleich berechtigt sind, wobei es auch vorkommen kann, dass beide Glieder Fremdwörter sind; namentlich x azina-gaji Schatz und Habe (40, 6), partal-qaji Gepäck und Habe (56, 12), qaji-matah Hab und Gut (94, 2); "agqoba-zahmat Qual und Mühsal (51, 7), eara-amal Mittel und Wege (7, 12; 30, 7); maxsara- sulimat Scherz und Jubel (12, 13), 'ajib-bahana Schuld und Ursache (73, 6), qisa-x'abar Erzählung und Nachricht (71, 9), dunijal-alan Welt und Leute (35, 5; 56, 13), da ha-gec Streit und Zwist (47, 2), hunar-pisa Kunst und Handwerk (50, 12), zawhar-jaqui Edelstein und Rubin (38, 2), al- mas-jaqut Diamant und Rubin (56, 3), beten-toi Hochzeit und Gelage (56, 11), 'ars-koar Riemen und Seil (14, 8), koin-tex Speise und Mais (29, 1; 48, 8); éed-xink Brot und Klösse (57, 10), hiné-edo Vogel und Krähe (43, 6), zaz-xarax Dörnicht und Strauch (82, 5), ulka-raf Bezirk und Land (82, 5), bo-raf Heer und Land (86, 14); so auch xoil-raxin Tod und Leben (67, 7) und auch Verba wega-waxun liegend und aufstehend (58, 9). Wiederholung desselben Wortes und derselben Silbe finden wir sowohl bei Zeitwörtern (s. Bericht $ 103) als auch sonst, na- mentlich bei distributivem Sinn, so tunktunkun rüttelnd (69, 10); raxraxun aufstehend (einer nach dem Andern) (70, 4); Toatfoatun geborsten (82, 14); goarkgoarkan klopfend (99, 15); regreganila sie legten sich (nach einander) (40, 11); bixbixun einstürzend (31, 7); xoxorab veraltet, abgetragen (9, 11); qulqularau gekrümmt (9, 9); rekrekaral gebrochen (44, 13); öur&uraral zerschlagen (44, 13); сачасачаь vorzüglich (79, 9; 83, 4), batabatajab verschie- den (83, 5); zarzar an der Faust und Faust gleich (8, 11), san-san Glied für Glied (44, 15), ococ’an jedes wie ein Ochse (71, 15); raxraxalde nach verschiedenen Seiten (31, 7), zindir uzuzalda jedes nach seiner Zeit (91, 2). In das Gebiet der Wortbildung gehören die Nomina: rurui Gewinsel (3, 14), xoarxoar Geräusch (13, 7), sursurı Geräusch (18, 5), ‘er eri Gebrüll (60, 6), gulguli Gemurmel (59, 8); interessant wegen der den germanischen Sprachen entgegengesetzten Vocalverhältnisse nn VORWORT. ш ist tah-tih (26, 6), wie uns ganz dieselbe Vocalfolge im Tibetischen vorliegt; z. В. ac as (221-211) vergl. Bull. hist, phil. T. УП р. 296 = Mélanges asiatiques Т. I. р. 361. In manchen Fällen der Doppelsetzung tritt noch das verstärkende go (s. Bericht $ 184) hinzu, welches selten an das zweite, meist an das erste Glied gefügt wird, z. B. caxa caxago die Decke und Decke (28, 7), Fin Fingo Мат als Wasser und Wasser schlief (38, 7); aber xartgo хам die Kart und Kart (30, 6); gagqgo caq gar sehr (91, 9), hanzigo hanzi (Bericht S. 104), tungo tun reissend (87, 4); lapsgo-lapsan ruhig (24, 2) dunkgo dunkan kämpfend (20, 15). Auch dieses verstärkend go kann in solcher Wiederholung erscheinen, z. В. zogo he&'ogo ohne eine Ursache (76, 3), éugo heé'ogo ohne Pferd (80, 6), awarago habié'ogo ohne Unruhe zu bereiten (92, 1), rakgo bukinéogo unwillig (73, 6). Von dem Gebrauch des Gerundiums nach dem Pronomen паи, Sinai, $inab ein jegli- cher, giebt der Bericht $. 132 das Beispiel abun $inaxe jedesmal wenn ich sprach; hieran schliesst sich dun askou wegan sinaxe jedesmal wenn ich dabei lag (73, 8); bercin bihan sinab io jede schönscheinende Sache (46, 8), tuhan $inab zo jegliche geschehene Sache (13, 6; 45, 2; 64, 10), qoara an $inab zo jegliche nöthige Sache (10, 4; 36, 2), x'oan sinab 20 jegliche verschlungene Sache (32, 10), zanib batan Sinab zo jegliche innen befindliche Sache (55, 11); iincago habun Sinab zo jegliche von ihm gemachte Sache (87, 9), wacas tan $inab nuxgi tun nach- dem er jeglichen von dem Bruder zurückgelegten Weg zurückgelest hatte (67, 8). Das Angeführte möge vor der Hand genügen, um nachzuweisen, dass bei fortgesetzter Betrachtung des schon bekannten sprachlichen Materials verschiedene interessante Eigen- thümlichkeiten des Awarischen ans Tageslicht treten dürften. Allein nicht bloss die sprach- liche Seite dieser Texte ist von Interesse, das Stoffliche verdient gewiss.nicht minder un- sere Beachtung, schon wegen- der vielfachen Beziehungen, welche sowohl die verschiedenen Märchen im Ganzen genommen, als auch in ihren einzelnen Zügen zu den Märchen anderer Völker darbieten. Ich glaubte deshalb allen denjenigen, welche die Forschungen über das Stoffliche der Märchen interessiren, zu dienen, wenn ich den aufdiesem Gebiete ausgezeichnet orientirten Forscher, Herrn Dr. Reinhold Köhler zu Weimar, aufforderte, zu den einzelnen Märchen die entsprechenden Parallelen übersichtlich zusammenzustellen. Diese seine Be- merkungen lasse ich nun unmittelbar folgen. Obwohl es anfänglich meine Absicht war, auch aus den Herrn Dr. Köhler weniger zugänglichen russischen und ungarischen Märchen- sammlungen Ergänzungen beizubringen, muss ich jedoch aus Mangel an Zeit von diesem Vor- haben abstehen, lasse aber wegen der überaus merkwürdigen Uebereinstimmung mit ver- schiedenen Zügen der awarischen Texte ein offenbar aus späterer indischer Zeit in den tibetischen Kandjur übergegangenes Märchen von grösserer Ausdehnung nachfolgen. Ir IV Vorwonrr. Dr. Reinhold Köhlers Bemerkungen zu den awarischen Texten. I Das Meerross'). Der Inhalt dieses Märchens lässt sich in Kurzem so zusammenfassen: Drei Königs- söhne ziehen aus, um das von ihrem Vater im Traum ge$Sehene Meerross zu suchen; sie kommen an drei Wege und einen Stein mit einer auf diese Wege bezüglichen Inschrift, der jüngste schlägt den gefährlichsten Weg ein; er kömmt in den Besitz des Meerrosses und einer Tochter des Meereskönigs, auf der Heimfahrt trifft er seine Brüder in Not und Elend als Brot- und Fleischverkäufer und nimmt sie mit sich; unterwegs veranstalten sie aus Neid, dass er in einen Brunnen fällt, und kehren allein zu ihrem Vater zurück, durch das ihnen entflohene Meerross wird aber jener aus dem Brunnen herausgezogen. Hierzu vergleiche man: 1) den kirgisischen Büchergesang von Hämra und seinen zwei Brüdern bei Radloff, Proben III, 518—597. Die drei Brüder ziehen aus, um die Nachtigal zu suchen, die ihr Vater, der König Kusrau in Misir, im Traum gesehen hat (S. 535). Sie kommen zu drei Wegen und einem Stein mit einer Schrift (S. 540): Wer den mittlern Weg geht, kehrt heim, Wer den untern Weg geht, der kehrt nicht heim, Was auf dem oberen Wege geschieht, weiss Gott. Die älteren Brüder schlagen den mittleren Weg ein, Hämra den unteren. Mit Hilfe einer Peri Korluk erlangt Hämra die Nachtigal (S. 565). Auf der Heimfahrt trifft er in einem Wirtshause seine Brüder als Diener des Kochs (8. 582), bezahlt ihre Schulden (S. 584) und zieht mit ihnen weiter. Unterwegs stechen sie ihm die Augen aus und werfen ihn in einen Brunnen (5. 586). Die Nachtigal, die sie ihrem Vater bringen, verkündet die- sem nach einiger Zeit Hämras Geschick (3. 591). Mit den Klagen der Ältern um Hämra schliesst das Gedicht, ist aber offenbar unvollständig. Wozu hätte Hämras Geliebte Korluk ihm (3. 580) ein Büschel Haare gegeben, das er im Fall der Noth ergreifen und dadurch sie herbeirufen sollte? In dem vollständigen Gedichte hat Hämra ohne Zweifel die Peri her- 1) Diejenigen Märchensammlungen, die im 3. Bande | chen verzeichnet sind, eitire ich meist ganz kurz nur der Grimmschen Märchen und hinter meinen Anmer- | mit dem Namen des Sammlers, neuere Sammlungen ci- kungen zu Laura Gonzenbachs Sicilianischen Mär- | tire ich mit ausführlicherem Titel. VORWORT. У beigeruten, ist von Шг aus dem Brunnen gebracht und wieder sehend gemacht worden, und hat nach Hause zurückgekehrt die verräterischen Brüder entlarvt. 2) das griechische М. № 72 bei Hahn. Hier suchen die Königssöhne für ihre neuer- baute Kirche die Nachtigal, die an der Kanzel hängen uud schlagen soll, wenn der Priester das Evangelium list. Sie kommen zu drei Wegen und einer Säule mit der Inschrift: Wer diesen Weg zieht, der kann davon kommen, wer jenen Weg zieht, der muss umkommen, wer den dritten Weg zieht, der wird ganz gewiss nicht wieder kommen '). Der jüngste schlägt den dritten Weg ein und erlangt durch den Rat einer dank- baren Viper die Nachtigal. Auf der Rückfahrt befreit er seine in Elend geratenen Brüder. Diese stürzen ihn in einen Brunnen und kehren mit der Nachtigal zu ihrem Vater zurück. Kaufleute ziehen den jüngsten Königssohn, durch sein treues, den Brunnen nicht verlassen- des Pferd aufmerksam gemacht, wieder heraus. 3) Grimm № 57, Wolf Hausm. 3. 230, Zingerle Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol S. 446 = Kinder- und Hausmärchen aus Tirol, 2. vermehrte Auflage Gera, 1870, № 49, Asbjörnsen № 83, Waldau 5. 131 = Chodzko В. 255, Glinski I, 15, Vogl Volksmärchen der Russen № 2, Wolfs Zeitschrift II, 389 (aus der Bukowina), Schott № 26, Haltrich №7, Radloff IV, 146. Alle diese М. sind verschiedene Ver- sionen eines und desselben M., welches man «das M. von den drei Königssöhnen, die nach dem goldenen Vogel ausziehen, und von dem hilfreichen Fuchs oder Wolf» nennen kann. In fast allen diesen М. — nur nicht in dem tatarischen bei Radloff — üben die ältern Brü- der an dem glücklichen jüngsten auf der Heimfahrt Verrat. Bei Grimm und bei Haltrich werfen sie ihn in einen Brunnen, aus dem ihn der Fuchs mit seinem Schwanze wieder her- auszieht. In Wolfs Hausm. werfen sie ihn gebunden in eine Löwengrube, aus der ihn der Bär — der hier die Stelle des Fuchses oder Wolfs der übrigen M. versieht — rettet. In dem norwegischen M. werfen sie ihn in einem Fass ins Meer, und der Fuchs schleppt das Fass ans Land. In den übrigen M. tödten sie ihn, der Fuchs oder Wolf aber belebt ihn wieder. Bei Grimm und Zingerle hat der jüngste vorher erst seine verschuldeten Brüder vom Galgen losgekauft, bei Haltrich hat er sie als Kellner und Stallknechte angetroffen und losgekauft. Die drei Wege und die Inschrift kommen nur in dem polnischen, dem rus- sischen und dem sibirischen М. vor. In dem polnischen М. kommen die drei Brüder zu drei Wegen und einer Tafel, auf welcher steht: Kto pojedzie prosto, Spotka sie z chlosta 1) In einem andern griechischen M. (Hahn № 70), | Wer diesen Weg geht, der kommt davon. welches übrigens zu einem andern Kreis gehört, kommen | Wer diesen Weg geht, der kommt vielleicht davon, viel- drei Königssöhne zu drei Wegen und drei Steinen mit leicht auch nicht. folgenden Inschriften: Wer diesen Weg geht, der kommt nicht davon. VI VORWORT. Za grzech, ktöry uczyni; Kto sie uda w prawo, Ten zaplacze Izawo, Bo przeciw bratu zawini; А kto w lewo pojedzie, Bedzie nie w jednéj biedzie, Ги rak swoich braci zginie. In dem russischen М. kommen nicht alle drei Brüder, sondern nur der jüngste zu drei Wegen und zu einem Pflock mit der Inschrift: Wer den Weg gerade aus zieht, wird hungrig und kalt werden; wer zur Rechten zieht, wird lebendig und gesund, aber sein Pferd des Todes sein; wer zur Linken zieht, wird ermordet werden, aber sein Pferd wird lebendig bleiben. Der Prinz schlägt den Weg zur Rechten ein. In dem tatarischen M. kommen die Königssöhne zu drei Wegen und einem Pfahl, auf welchem geschrieben ist: Der Mensch, der rechts geht, wird sehr reich werden; der Mensch, der auf dem mittleren Wege geht, wird ziemlich reich werden; der Mensch, der links geht, wird nicht heimkehren. Der jüngste geht links. In dem M. der 1001 Nacht (Breslauer Übersetzung, Bd. 10) von dem Prinzen Has- san und dem grünen Vogel, das auch hierher gehört, fehlen die beiden Brüder, aber drei Wege und die Inschrift kommen auch hier vor. Hassan kömmt zu drei Wegen und einer Pyramide, auf deren drei Seiten steht: «Weg der Glückseligkeit», «Weg der Reue», und «Wer diesen Weg einschlägt, kehrt vermutlich nie wieder.» Letzteren schlägt der Prinz ein. 4) Das von Dietrich № 1 und von Vogl Б. 119 übersetzte russische М. vom Zaren- sohn Ljubim und dem beflügelten Wolf. In diesem M. ziehen die beiden ältern Söhne eines Zaren aus, um sich Frauen zu holen. Da sie nicht zurückkehren und nichts von sich hören lassen, sucht der jüngste Sohn Ljubim sie auf. Er kömmt zu drei Wegen und einer Säule mit der Inschrift: Wer auf die rechte Seite geht, der wird satt sein, aber sein Ross wird hungern (ge- sättigt werden, aber sein Pferd wird verhungern — nach Vogl); wer gerade aus geht, der wird selbst Hunger leiden, aber sein Ross wird satt sein (Vogl: selbst verhungern, aber sein Pferd wird gesättigt werden); wer auf die linke Seite geht, der wird von dem geflügelten Wolf getödtet werden. Ljubim zieht links und überwältigt den geflügelten Wolf und gelangt mit dessen Hilfe in den Besitz des lebendigen und todten Wassers und einer schönen Prinzessin. Er findet seine Brüder erschlagen und belebt sie wieder. Aus Neid hauen sie ihn in Stücke, aber der Wolf belebt ihn wieder. VORWORT. Уп 5) Hahn № 51: Drei Königssöhne suchen den von einem Drakos ihrem Vater ge- raubten Zauberspiegel. Der jüngste erlangt den Spiegel und eine schöne Jungfrau. Auf der Rückfahrt trifft er seine Brüder unterwegs so heruntergekommen, dass der eine Ochsen, der andere Schweine hütet. Er bezahlt ihre Schulden und nimmt sie mit sich, wird aber von ihnen in einen Fluss gestürzt, aus dem er sich jedoch wieder ans Land rettet. 6) Endlich vergleiche man die М. von drei Königssöhnen, die ich unten zu № 6 beige- bracht habe. Auch in diesen M. üben die ältern Brüder an dem jüngsten Verrat, und zwar in den meisten, nachdem er sie eben erst durch Bezahlung ihrer Schulden frei gemacht — in manchen vom Galgen losgekauft — hat. Indem schwäbischen M. werfen sie ihn in eine Grube, in dem ungarischen in einen Brunnen, in den übrigen verfahren sie auf andere uns hier nicht weiter angehende Weise. Das sind die mir erinnerlichen M., die mit dem awarischen M., in soweit wir dessen Inhalt oben zusammengefasst haben, sich vergleichen lassen. Das awarische M. enthält aber noch eine Episode von dem gefundenen Goldflaum und von der Gewinnung der Toch- ter des Meerkönigs, von der dieser Goldflaum herrührt. Hierzu vergleiche man das wala- chische М. № 17 bei Schott. Hier findet Prinz Petru eine goldene Krone und sein Pferd sagt zu ihm: «Wenn du sie nimmst, wird es dich reuen, und wenn du sie nicht nimmst, wird es dich ebenfalls reuen.» Ein alter König verlangt dann von Petru, dass er ihm die Besitzerin der gefundenen Krone, die Prinzessin Juliana Kosseschana, schaffe. Petru führt dies aus, die Prinzessin will aber den alten König nicht eher heiraten, als bis er sich in der Milch von wilden Stuten gebadet habe. Der Prinz muss diese Milch schaffen, und der König kömmt in der heissen Milch um. Dass das Bad den König angeblich verjüngen soll, ist im walachischen M. vergessen. | Die Episode des awarischen M. und das walachische M. gehören zu dem Märchen- kreis von der goldhaarigen Jungfrau, die ein Jüngling einem alten König holen muss, schliesslich aber selbst zur Gemahlin erhält. $. darüber meine Nachweise zu Gonzen- bach № 83, II. Wenn im awarischen und im walachischen M. das Ross dem Helden auf seine Frage, ob er den Goldflaum oder die Krone nehmen solle, antwortet, es werde ihm Leid thun oder ihn reuen, wenn er sie nehme und wenn er sie nicht nehme, so vergleiche man das sonst nicht parallele neugriechische М. №4 in dem ersten Hefte des ersten Bandes der NeoeMAmvıxa Avakexta (Athen 1870)'), мо (S. 21) ein Jude ein Kästchen feil bietet mit den Worten: «Wer es nimmt, wird es bereuen, und wer es nicht nimmt, wird es auch bereuen.» Wenn am Schluss des awarischen M. das Mädchen ihre Flechten abschneidet und daraus ein 60 Ellen langes Seil windet, mit welchem das Ross seinen Herren aus dem Brunnen zieht, so vergleiche man eine Stelle in dem Heldengesang von Südäi Märgän bei Radloff I, 627. Hier will Südäi Märgäns Gemahlin ihren Gemahl aus der Grube, in die 1) Man findet eine Besprechung dieses Heftes von mir in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1871, Stück 36. VIIL Уовмовт. ihn seine Schwäger gestürzt haben, herausziehen. Zuerst lässt sie seines Rosses Schweif in die Grube hinab, aber er ist 3 Klafter zu kurz; dann lässt sie ihr eignes Haar hinab, aber es ist 1 Klafter zu kurz; endlich holt das Ross ein Mädchen herbei, dessen Haar 100 Klafter lang ist. Das Haar erreicht den Südäi Märgän, aber das Mädchen vermag ihn nicht heraufzuziehen. Erst als das Haar an den Schweif des Rosses gebunden ist und alle drei ziehen, wird der Held aus der Grube gezogen. II. Bärenohr. Eine Version des M. von dem Jüngling, durch den drei Königstöchter aus unterirdi- scher Haft befreit werden, der selbst aber von seinen treulosen Brüdern oder Gefährten unter der Erde gelassen wird, bald jedoch wieder empor gelangt, die Verräter entlarvt u. 5. w. 5. meine Anmerkung zu Gonzenbach № 58. Insbesondere vergleiche man die von mir im Jahrbuch für roman. und englische Literatur VII, 25, Zeile 13 ff. zusammen- gestellten M., zu denen noch hinzuzufügen sind: Colshorn № 5, Schneller № 39, Zin- gerle Kinder- und Hausmärchen aus Tirol, 2. verm, Aufl., № 10. In allen diesen M. ist der Held von gewaltiger Stärke, aber nur bei Colshorn und in dem wendischen M. ist er der Sohn eines Bären, weshalb er in ersterem Peter Bär heisst. In dem schwäbischen M. (Birlinger) heisst er Hans Bär, es ist aber nicht gesagt, dass ein Bär sein Vater ist. In dem Tiroler М. heisst er Bärenhansel, weil ihn eine Bärin gesäugt hat'!). In den meisten M. sind die Gefährten des Helden ebenfalls von besonderer Stärke: der Tannendreher und der Felsenklipper (Grimm), der Baumdreher und der Steinzerreiber (Haltrich), einer, der Bäume umbricht, und einer, der Bäume mit den Wipfeln zusammenbindet und dann auf einmal umreisst (Haupt), der Steinspieler, der Eisenknüpfer und der Baumdreher (Colshorn), ein baumausreissender Kohlenbrenner und ein sieben Mühlen mit seinem Atem treibender Müller (Zingerle), ein baumausreissender Riese und ein viele Mühlen mit ei- ner Handkurbel bewegender Riese (Schneller). In dem auch zum Theil hierhergehörigen М. bei Schott № 10 sind der Holzkrummmacher und der Steinreiber die Gefährten. Wie im awarischen M. der Baumschlepper und der eine Mühle auf seinen Knieen drehende Mensch, als Bärenohr ihnen begegnet und sie fragt, was sie für Kraftmenschen 1) In einem russischen -M., von dem ich nur den An- | ren, sondern nach Stunden, wie der Held des awarischen fang kenne (mitgetheilt von W. Schott in Ermans Ar- | M.;nach Verlauf eines Tages ister, als sei er einen Mo- chiv XXII, 590 und in den Monatsberichten der Berli- | nat alt, und nach Verlauf eines Monats, als sei er ein ner Akademie 1866, 5. 252), das aber vielleicht über- | Jahr alt. Man nannte ihn Iwaschko Bärenohr. Vgl. auch haupt hierher gehört, lebt die Frau eines Popen mit ei- | den Hans Pär (Sohn einer Frau und eines Bären) bei nem Landstreicher im Wald und bringt — nach Hause | Strackerjan II, 326, den Bärensohn (Sohn einer Frau zurückgekehrt — einen Knaben zur Welt, der wie der | und eines Bären) bei Wuk № 1, und das Bärenkind, (Sohn Held des awarischen М. Bärenohren hat. Er wächst — | eines Priesters und einer Bärin) bei Hahn № 75. was in russischen М. öfter vorkömmt — nicht nach Jah- VORWORT. IX seien, ihm antworten, sie hätten keine Kraft, aber Bärenohr solle kräftig sein, — so sagen auch bei Colshorn der Steinspieler, der Bisenknüpfer und der Baumdreher zu Peter Bär, den sie nicht kennen, sie seien stark, aber Peter Bär sei noch viel stärker. Wie im awarischen M. der langbärtige Zwerg auf einem Hasen reitet, so auch in dem erwähnten М. bei Schott und in dem slavonischen vom kleinen Kerza bei VoglS. 211, welches M. zum Theil hierhergehört. Im awarischen M. ist es ein lahmer Hase, im wala- chischen ein halber, im slavonischen einfach ein Hase. Im awarischen und im slavonischen М. (Vog! Ъ. 215) reisst der Hasenreiter den Baum, in dessen Spalt sein Bart eingeklemmt ist, aus und entkömmt so, den Baum mit sich schleppend. Im litauischen М. (Schleicher S. 154) entkömmt der Zwerg, indem er sich den in den Baumspalt eingeklemmten Bart mit der Wurzel ausreisst, Von da an, wo die von Bärensohn befreite Jungfrau von den Gefährten emporge- zogen wird, stimmt das awarische М. mit dem griechischen bei Hahn № 70 sehr überein. Wie im awarischen Bärenohr in die Unterwelt fällt, weil er trotz der Warnung der Jung- frau statt auf den weissen auf den schwarzen Hammel gesprungen ist, so sinkt im griechi- schen der Held noch einmal so tief in die Unterwelt hinab, weil er das schwarze Lamm statt des weissen gefangen hat. In beiden M. tödtet der Held dann eine Schlange oder einen Drachen, die eine Quelle hüten, und verlangt dafür als Belohnung von dem unterweltlichen König, in die Oberwelt gebracht zu werden, worauf ihn der König zu einem Adlernest weist. In beiden М. tödtet hierauf der Held eine Schlange, welche die jungen Adler fres- sen will, und wird dafür von den alten Adlern auf die Oberwelt getragen. Wie er im awa- rischen M. unterwegs dem ihn emportragenden Adler, der Fleisch verlangt, aus seiner eignen Lende Fleisch ausschneidet, so schneidet er sich im griechischen ein Bein ab. In beiden M. bemerken die Adler auf der Oberwelt, dass ihr Schützling hinkt, und speien, als sie die Ursache des Hinkens von ihm erfahren, das Lendenstück oder das Bein wie- der aus. | In Betreff dieses letzteren Zugs, dass der Held sich selbst Fleisch abschneidet, um den ihn emportragenden Adler unterwegs zu füttern, und dass der Adler dies Fleisch dann wieder ausspeit, verweise ich auf meine Anmerkung zu Gonzenbach № 61. S. auch unten zu № 8. Wie im awarischen М. 5. 14 Bärenohr zum König sagt: «Wenn ich das nicht bringe, so ist der Säbel dein, der Hals mein», so sagt in einem serbischen М. (Wuk № 9) eine Frau zum Kaiser: «Hier ist dein Schwert, und hier auch mein Kopf» und in einem grie- chischen (NeoeAAyvıxa Avadexta I, 18) ein Mädchen zum König: «Na то otast 00% va xi 6 aus pou xat хофе ие.» Ähnlich ist es auch, wenn in einem М. bei Steere, Swahili Tales, as told by natives of Zauzibar, London 1870°), В. 205, 217, 231, Söhne zu dem Sultan, ihrem Vater, sagen: «Du bist das Messer, ich bin das Thier.» Ка 1) Man findet еше Besprechung dieser Märchen von mir in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1870, Stück 42. Il Mémoires de l’Acad.Imp. des sciences, VIIme Série. х Уовмовт. : Ш. ле Kart und Tschilbik. Vergl. Gonzenbach № 83, Imbriani La novellaja milanese, Bologna 1872, № 1 (= П Propugnatore, Vol. III, P. 1, pag. 398), Hahn X 3, Luzel Contes bretons, Quim- perl& 1870, pag. 1, Widter-Wolf № 9. In dem sicilianischen М. übernachtet Caruseddu mit seinen zwei ältern Brüdern bei einem Dragu (Menschenfresser). Der Dragu verschlingt seine eignen schlafenden Töchter, deren Kopftücher Caruseddu sich und seinen Brüdern umgebunden und denen er die Mützen von sich und seinen Brüdern aufgesetzt hat. Caruseddu triti darauf mit seinen Brüdern bei einem König in Dienst und muss auf Anstiften seiner neidischen Brüder dem König das sprechende Pferd des Dragu, dessen Bettdecke mit den goldenen Glöckchen und endlich den Dragu selbst herbeischaffen '). In dem mailändischen M. übernachtet Tredesin mit seinen 13 Söhnen bei einem Mago (Menschenfresser). Der Mago tödtet seine eignen Söhne, da Tredesin ihre weissen Mützen mit den rothen seiner Söhne vertauscht hat. Ein König, zu dem Tredesin hierauf kömmt, fordert ihn auf, ihm den Papagei des Mago, dann dessen Bettdecke mit Glöckchen und end- lich den Mago selbst zu bringen. In dem einen griechischen M. (Variante 1) legt Skandalos drei goldene Äpfel von den Köpfen der drei Kinder des Drakos über sich und seine drei ältern Brüder, und so schlachtet die Drakäna ihre eignen Kinder. Skandalos tritt dann mit seinen Brüdern bei einem König in Dienst, schwängert die Königstochter und muss deshalb dem König das Flügelpferd des Drakos, dessen Bettdecke mit den Schellchen und endlich den Drakos selbst bringen. Eine andere Version (Textmärchen) erzählt, dass der Schöne mehrere betrügerische Streiche ausgeführt hat, und dass ihm deshalb der König befiehlt, das Flügelpferd des Drakos, bei dem der Schöne vorher noch nicht gewesen war, die Bettdecke desselben und endlich ihn selbst zu bringen. In einem dritten griechischen M. (Variante 2) übernachtet Zenjos mit seinen 11 Brüdern bei der Lamia. Zenjos vertauscht die Decken der 12 Töchter der Lamia mit seiner Decke und denen seiner Brüder, und so tödtet die Lamia ihre Töchter. Hierauf treten die Brüder bei einem König in Dienst, dem Zenjos auf Anstiften seiner neidischen Brüder die leuchtende Bettdecke der Lamia, ihren Hengst und endlich sie selbst bringen muss. In einem vierten M. (Var. 3) übernachten 9 Brüder bei der Lamia, die eine blaue Decke über ihre Töchter und eine grüne über die 9 Brüder deckt. Zozos, der jüngste der 9 Brüder, vertauscht die Decken, und die Lamia tödtet ihre Töchter. Auf Anstiften seiner Brüder muss dann Zozos dem König das Pferd der Lamia, dann das in ihrem Besitz be- findliche Ding, welches aus Nacht Tag und aus Tag Nacht macht, endlich die Lamia selbst 1) In Gonzenbach № 30 kömmt auch vor, dass der | gewesen war, und dann den Menschenfresser selbst Held des M. auf Anstiften seiner Brüder dem König den | bringen muss. ’ Заре] des Menschenfressers, bei dem er aber noch nicht VORWORT. XI bringen. In einem fünften M. endlich (Variante 4) übernachtet Kostanti mit seinen beiden ältern Brüdern beim Drakos und stiehlt den Ring der Drakäna. Nachher muss er auf An- stiften der Brüder die Diamantdecke des Drakos, dessen Pferd und Glocke und schliesslich ihn selbst dem König bringen. | In dem bretonischen М. übernachten Allanie und ein Gefährte bei dem Riesen Gou- laffre. Goulaffre tödtet seine beiden Töchter, deren Mützen Allanic mit seiner und seines Gefährten Mütze vertauscht hat. Auf Anstiften seines Gefährten muss Allanie den Halb- mond und den goldenen Käfig, welche Goulaffre dem König geraubt hatte, dem König wie- der holen und dann den Riesen selbst bringen. In dem venezianischen M. muss Tredesin, der jüngste von 13 Brüdern, auf Anstiften einer boshaften Magd für seinen Herrn die Decke, das Pferd und den redenden Vogel des grossen Bären und endlich diesen selbst stehlen. In allen diesen M. muss also der Held erst zwei oder mehrere Gegenstände, die im Besitz eines dämonischen Wesens sind'), dann das dämonische Wesen selbst?) herbeischaf- fen, und zwar hat in fast allen M. der Held früher einmal im Hause jenes dämonischen Wesens übernachtet und durch Vertauschung der Lagerstatt oder der Decken oder der Kopfbedeckungen oder goldener Äpfel veranlasst, dass jener Unhold seine eigenen Kinder umbringt. Es gibt nun aber auch M., in denen der Held oder die Heldin einem dämonischen - Wesen, bei dem sie früher einmal übernachtet hatten, und das durch sie, wie in obigen M., getäuscht seine eignen Kinder umgebracht hatte, mehrere kostbare Gegenstände entwenden, nicht aber das dämonische Wesen selbst herbeischaffen müssen. In einem polnischen Märchen (Glinski IL, 5, ins Französische übersetztvon Chodzko S. 249) übernachtet Niezginek (4. В. der Unvernichtbare) mit 11 Brüdern bei der Baba Jaga, deren 12 Töchter sie freien wollen. Niezginek verstellt die Betten, in denen er und seine Brüder liegen, und die, in denen die Töchter der Baba Jaga liegen, und so werden den 12 Mädchen von dem Zauberschwert der Hexe die Köpfe abgeschnitten. Späterhin muss Niezginek auf Anstiften seiner Brüder einem König die Gusla und das Zauberschwert der Baba Jaga holen. | Ein tschechisches М. (Waldau Ъ. 368) stimmt bei aller Verschiedenheit in der Aus- führung im Grunde mit diesem polnischen überein. Prinz Zalmir und seine Brüder über- nachten bei einer Hexe. Zalmir verstellt die Betten, und die Hexe tödtet deshalb ihre 1) Einer dieser Gegenstände ist in allen М. mit Aus- | Fenster hängt, weil .Kostanti durch das ‘Dach drei nahme des bretonischen eine Bettdecke. — Wenn Tschil- | Schilfrohre voll Ungeziefer auf das Bett des Drakos ge- bik, um die Bettdecke der Kart zu stehlen, vom Dach | schüttet hat. aus mit einer langen Lanze die Kart mehrmals sticht, 2) In den italienischen und dem einen griechischen worauf die Kart die Decke hinauswirft, im Wahne, sie | M. legt das dämonische Wesen sich in einen Sarg. in stecke voll Flöhe, so ist nur das eine griechische М. | dem angeblich sein Feind begraben werden soll, um zu (Var. 4) ähnlich, wo der Drakos die Bettdecke vor das | probiren, ob er gross genug sei, und wird so gefangen. НЫ хп VORWORT. 7 Töchter. Später muss Zalmir auf Anstiften seiner Brüder von der Hexe einen gewissen Vogel, einen Hund und ein Fass für einen König holen. In einem gaelischen M. (Campbell № 17) übernachtet Мао] a Chliobain mit ihren beiden älteren Schwestern im Hause eines Riesen. Nachts befiehlt der Riese seinem Bur- schen, die Gäste zu tödten, aber Maol hat ihre und der Riesentöchter Halsbänder ver- tauscht, und so werden die Riesentöchter getödtet. Später fordert ein Pachter (in einer Variante: ein König) Maol auf, ihm des Riesen Kämme, sein Lichtschwert und seinen Bock (in Varianten: seine sprechende Bettdecke und seinen sprechenden goldenen Hahn und seine sprechende silberne Henne, oder: sein Gold und Silber, sein Lichtschwert, seinen Bock, seinen Schild und seinen Bogen und Köcher) zu bringen. Mit dem gaelischen M. stimmt ein irisches M. (P. Kennedy The fireside stories of Ireland, Dublin 1870, Ъ. 3). Hier ist Hairy Rouchy, die jüngste von 3 Schwestern, die Heldin. Die Gegenstände, die sie. dem Riesen entwenden muss, sind eine sprechende gol- dene Bettdecke, ein Lichtschwert und ein Bock mit goldnen Glocken um den Hals. | In einem schwedischen М. (aus Dybecks Runa mitgetheilt in der Anmerkung zu Hyltén-Cavallius und Stephens X 3, A) setzt Roll, der jüngste von 8 Brüdern, sich und seinen Brüdern die Hauben der Riesentöchter und diesen die Knabenmützen auf, und so tödtet der Riese seine Töchter. Ein König fordert nachher Roll auf, ihm die goldene Decke, die Weihnachtsgans und das über 7 Königreiche leuchtende Holz des Riesen zu holen. Auf Basiles Pentamerone Ш, 7, Asbjörnsen № 1, Hylten-Cavallius № 3, Grundtvig I, 205, Kreutzwald-Löwe № 8 und auf das englische М. von Jack und dem Bohnenstengel (Kletke Märchensaal II, 158) gehe ich hier nicht näher ein. In allen diesen M. entwendet der Held oder die Heldin einem dämonischen Wesen mehrere kost- bare Besitztümer, es kömmt aber darin weder vor, dass das dämonische Wesen, durch den Helden oder die Heldin getäuscht, seine eignen. Kinder tödtet, noch dass das dämonische Wesen selbst lebend in die Gewalt des Helden oder der Heldin geräth. Vielen der in dieser ganzen Anmerkung genannten M. stimmen unter sich noch in be- sonderen Einzelheiten überein, die ich aber an dieser Stelle hervorzuheben unterlasse, da srade im awarischen M. diese Züge fehlen. IV. Der schwarze Nart. In diesem M. sind zwei sonst einzeln vorkommende M. verbunden, nemlich das von dem Sohne, der drei Nächte auf dem Grabe seines Vaters wacht und in Folge davon der Gemahl einer Königstochter wird, und das von den Thierschwägern. Von dem ersten M. habe ich die mir bekannten Versionen zu Kreutzwald-Löwe № 13 zusammengestellt, die man vergleiche. Von dem M. von den Thierschwägern finden sich Versionen bei J. A. Buchon La Grèce continentale et la Morée, Paris 1843, 3. 267, Hahn № 25, Gonzenbach № 29, VORWORT. XIII Knust №2, Basile Pentamerone IV, 3 und in den Volksmärchen von Musäus (das M. «Die drei Schwestern», s. Grimm ПТ, 325). Von diesen М. stimmt das von Buchon mit- getheilte griechische am meisten mit dem awarischen überein, In diesem griechischen M. befiehlt ein sterbender König seinen drei Söhnen, nach einander je eine Nacht auf seinem Grabe zu beten und seine beiden Töchter den ersten, die um sie werben, zu geben. Nach- dem der älteste Sohn auf dem Grab gebetet, kömmt ein arm und elend aussehender Mensch und verlangt die Hand der einen Schwester. Die beiden ältern Brüder wollen sie ihm nicht geben, aber der jüngste besteht auf der Erfüllung des väterlichen Gebots. Nachdem der zweite Bruder auf dem Grab des Vaters gebetet, kömmt ein noch elenderer Mensch und verlangt die zweite Schwester, die er auch erhält, obwol die beiden älteren Brüder sie ihm nicht geben wollen. In der dritten Nacht betet der jüngste Bruder auf dem Grab des Va- ters. In der Ferne sieht er einen hellen Glanz, geht ihm nach und findet 40 Drachen, die einer in einem hohen Thurm eingeschlossenen Königstochter nachstellen. Er tödtet die Dra- chen und wird Gemahl der Königstochter. Nach einiger Zeit entführt ein schwarzer Zau- berer — dem schwarzen Nart des awarischen М. entsprechend — die Neuvermählte, worauf der Prinz auszieht sie zu suchen. Unterwegs trifft er in einem Schloss seine äl- teste Schwester als Gemahlin des Königs der Vögel. Der König der Vögel lässt alle Vögel zusammenkommen. Ein alter lahmer Adler, der dem hinkenden Mausvogel des awarischen М. entspricht, kennt den Wohnort des schwarzen Zauberers und bringt den Königssohn dahin. Sie treffen die Gemahlin des Prinzen im Garten des Schwarzen und ent- fliehen mit ihr, aber der Schwarze holt sie auf seinem geflügelten Ross ein und haut den Prinzen in zwei Stücke. Der Adler trägt die beiden Stücke zum König der Vögel, der sie zusammenlegt und mit Unsterblichkeitswasser begiesst, so dass der Prinz wieder lebendig wird. Der Prinz zieht weiter und trifft in einem zweiten Schloss seine zweite Schwester als Gemahlin des Königs der Thiere. Er erfährt von diesem Schwager, wie er ein dem Flü- gelross des Schwarzen gleiches Ross erlangen kann. Ein Berg bringt nemlich alle Jahre ein solches Ross zur Welt, aber es ist sehr schwer dem Berg zu nahen und das Ross zu bändigen. Der Prinz verschafft sich das Ross und entführt damit seine Gemahlin glück- lich dem Schwarzen. In dem von Hahn mitgetheilten griechischen М. empfiehlt ein sterbender König sei- nen drei Söhnen, darauf bedacht zu sein, ihre Schwestern bald zu verheiraten und dann selbst zu heiraten, dem jüngsten Sohn sagt er noch besonders heimlich, er habe für ihu eine Elfin versteckt, die er sich holen solle, wenn seine Schwester und Brüder verheiratet seien. Nach dem Tode des Königs kommen Löwe, Tiger und Adler und wollen die drei Schwestern. Die ältern Brüder weisen die Freier ab, aber der jüngste gibt ihnen die Schwestern. Als später der jüngste Bruder die verlorne Elfin sucht, kömmt er unterwegs zu seinen Schwestern. Diese fragen erst ihre Männer, was sie anfangen würden, wenn ihre Schwäger kämen, worauf sie antworten: «Die ältern würde ich in lauter kleine Kochstücke zerreissen, den jüngern auf die Augen küssen», — welche Erklärung der im awarischen М. XIV VORWORT. («Die älteren würde ich an einen Bratspiess stecken, dem jüngsten so viel ich mag Dienste leisten») entspricht. Der Schwager Adler ruft alle Vögel zusammen, und ein lahmer Ha- bicht weiss, wo die Elfin weilt, und bringt den Königssohn zu ihr. In dem sicilianischen M. befiehlt ein sterbender König seinem einzigen Sohn, er solle seine drei Schwestern denen zu Frauen geben, die zuerst vorüber gehen würden, wenn drei Nelkenknospen aufgeblüht wären. Die Könige der Raben, der wilden Thiere und der Vögel sehen als junge vornehme Männer vorüber und erhalten die drei Königstöchter. Als später der Bruder die schöne Cardia sucht, kömmt er unterwegs zu seinen drei Schwestern und gelangt schliesslich mit Hilfe seiner Schwäger in den Besitz der schönen Cardia. In dem von Knust aufgezeichneten italienischen M. soll ein junger König nach dem letzten Willen seines Vaters seine drei Schwestern den ersten besten geben, die um sie an- halten würden. Ein Kaminfeger, ein Kesselflicker und ein Regenschirmtrödler verlangen die Königstöchter und erhalten sie. Der weitere Verlauf stimmt so ziemlich mit dem sici- lianischen M. überein. Schlechte Überlieferung ist es, wenn nur der eine Schwager als Kö- nig der Thiere, die andern nur als seine Brüder bezeichnet werden. In Basiles und Musäus M., die unter sich sehr übereinstimmen, ist der Bruder der drei Schwestern erst nach ihrer Verheiratung mit den drei in Thiere') verwünschten Prinzen geboren und zieht, als er herangewachsen ist, aus, um die Schwestern aufzu- suchen. ‚ Wenn in dem awarischen М. die drei Brüder Pfeile abschiessen, um da zu übernachten, wo diese eindringen, so erinnert dies an M., in denen Königssöhne Pfeile abschiessen, um da, wo sie hinfliegen, eine Gattin zu suchen, Siehe Benfey Pantschat. I, 261, Hahn № 67, Woyeicki S. 101, Beauvois 5. 180 (finnisches M.). In einem russischen М. (Chavan- nes S. 107) schiessen drei Zarensöhne auf Befehl ihres Vaters Pfeile ab, und die Mädchen, die die Pfeile wiederbringen, sollen ihre Gattinnen werden. Ein sehr eigentümlicher Zug des awarischen M. ist es, dass der Alte, zu dem die. drei Brüder kommen, ihnen einen Schlauch reicht, den sie, um gastliche Aufnahme zu tin- den, mit Lügen anfüllen sollen, und den die beiden ältern Brüder trotz Lügen und Blasen nicht zu füllen vermögen, in den aber der jüngste die 18 Schlangenohren wirft. Die Stelle ist in ihrem Zusammenhang nicht recht klar, jedenfalls erinnert sie an das M. vom Ha- senhüter, der einen Sack oder mehrere Säcke (bei Asbjörnsen: eine grosse Braukufe) voll Wahrheiten oder — bei Bechstein und Asbjörnsen — voll Lügen sagen soll. Siehe Ammenmärchen I, 138, Wolf Hausm. S. 142, Bechstein № 37, Kuhn Westfäl. M. №7, Etlar 5. 130, Asbjörnsen № 98, Wenzig 5. 65. Zu der Stelle des awarischen M., wo die Jungfrau den.zerstückten Körper des Jüng- lings in den Quersack und auf sein Ross legt, welches ihn zu dem Nart trägt, der ihn wie- der belebt, vergleiche man Sakellarios Та Копияха Ш, 173 (deutsch im Jahrb. für 1) Bei Basile: Falke, Hirsch, Delphin, bei Musäus: Bär, Adler, Delphin. VORWORT. | ху roman. u. engl. Literatur XI, 384), Hahn № 32, Variante und № 65, Variante 1 und 2, Wenzig 5. 153, Ausland 1856, В. 2122 (rumänisches M.), Gonzenbach № 26 und 67. Wenn der wiederbelebte Jüngling sich mit den Worten erhebt «Ich war stark einge- schlafen!» und der Nart erwidert «Du warst in einen unerweckbaren Schlaf versunken», so vergleiche man Dietrich В. 10: Ach wie wir lange geschlafen haben! — Ihr würdet noch lange schlafen, wenn ich nicht wäre. 5. 13: Ach wie lange ich geschlafen habe! — Du hät- test ewig geschlafen, wenn ich nicht wäre. Wenzig 5. 153: Ach wie lange habe ich ge- schlafen! — Du hättest in Ewigkeit geschlafen, wenn ich dich nicht aufgeweckt hätte. Glinski I, 33: Wie süss habe ich geschlafen! — Du hättestin Ewigkeit geschlafen und Gottes Sonne nie mehr gesehen, wenn ich dich nicht erweckt hätte. 5. 146: Ach wie süss habe ich ge- schlafen! — Du schliefst schon den ewigen unerweckbaren Schlaf. ПТ, 31: Wie süss habe ich geschlafen! — Du hättest in Ewigkeit geschlafen. Salmelainen I, 148 (von Schiefner im Bulletin XII, 385 angeführt): Oho wie lange habe ich geschlafen! —- Noch länger hättest du ohne mich geschlafen. Ahlquist Mordwinische Grammatik S. 102: Ach ich habe lange geschlafen! — Wenn. wir dich nicht gefunden hätten, würdest du für immer geschlafen haben. Wolfs Z. für d. Mythol. II, 398-(M. aus der Bukowina): Ach ich habe lange lange geschlafen! — Du hast nicht geschlafen, sondern deine Brüder hatten dich getödtet. Diese Beispiele mögen genügen. In manchen M. kömmt nur der Ausruf des vom Tod Er- weckten vor, z. В. Wolf D. M. u. В. В. 140: So fest haben wir noch nie geschlafen! Hahn № 32, Var.: Ei wie lange habe ich geschlafen! № 69: Ach wie fest haben wir geschlafen und wie leicht sind wir aufgewacht! Gonzenbach N 40: Ach wie lange habe ich ge- schlafen! Radloff ПТ, 330: Ach ich habe fest geschlafen! ТУ, 97: Wir haben lange ge- schlafen! Chodzko bemerkt zu der oben angeführten zweiten Stelle aus Glinski: «Oh! que j'ai bien dormi! C’est mot pour mot ce que disent souvent les héros indiens au moment où ils ressuscitent. Voyez la légende de Savitri.» Man vergleiche auch Marie de France Lai d’Elidue У. 1056: Deu, tant ai dormi. У. Ohai. Eine Version des weit verbreiteten M. von dem Zauberer und seinem Lehrling oder Diener. Vgl. die von mir in der Revue celtique I, 132 (unter III) zusammengestellten M., zu denen noch De-Gubernatis Le novelline di Santo Stefano, Torino 1869, N2:26') und Radloff IV, 157 hinzuzufügen sind. | Dem Eingang des awarischen M., wonach der nachherige Zauberlehrling durch seinen Vater die Tochter des Königs zur Frau verlangt und der König erklärt, er solle sie er- halten, wenn bei ihm eine grössere Kunstfertigkeit als bei einem andern Menschen gefun- 1) Ich habe diese Sammlung in den Göttinger gelehrten Anzeigen 1870, St. 32 besprochen. XVI VORWORT. den werde, ist nur der Eingang des М. aus $. Stefano ähnlich, wo ebenfalls der Jüngling die Hand der Königstochter verlangt und die Königstochter selbst ihm erwidert: Se tu fai un miracolo più bello di questo, io ti sposo. Wenn im awarischen M. der Vater des Jünglings sich ermüdet auf einen Hügel setzt und «Ohai» ruft, worauf ein Mann erscheint und frägt, warum er ihn gerufen habe, so kömmt in den parallelen M. dieser Zug zwar nicht vor, wol aber in übrigens nicht ver- wandten М. Bei Gonzenbach № 23 erscheint einem Greis, der vor Müdigkeit «Ohimè» seufzt, der Ohimè, und № 15 erscheint bei demselben Ausruf der König Stieglitz. Bei Hahn № 73 und 110 erscheint auf den Ruf «Ach» ein Mohr. Wie in dem awarischen M. der Zauberlehrling nach dem Rate der Tochter des Zau- berers nach jeder Lehre dem Zauberer sagt, er verstehe sie nicht, und deshalb endlich vom Zauberer fortgeschickt wird, so antwortet in dem parallelen serbischen M. der Lehr- junge des Teufels auf den Rat eines alten Weibes dem Teufel immer, er habe noch nichts gelernt, und wird deshalb auch endlich vom Teufel fortgeschickt. In dem parallelen griechi- schen М, lernt der Jüngling auf den Rat einer Jungfrau das ganze Zauberbuch auswendig, stellt sich aber vor dem Dämon, als lerne er nichts. VI. Bukutschi Chan. Eine Variante des berühmten M. vom gestiefelten Kater. Zu den von mir zu Gon- zenbach № 65 nachgewiesenen Fassungen ') diesesM. sind ausser diesem awarischen noch hinzuzufügen: NeoeAAmvıra ’Avaderıa, Topos А’, Burradıov А’, № 3, Imbriani La novellaja fiorentina, Napoli 1871, № 8, Radloff Proben IV, 358, Steere Swahili Tales, S. 13. Dass ein Fuchs die Hauptrolle spielt, hat das awarische M. mit den russischen, dem bulgarischen, den sibirischen, dem finnischen, dem griechischen und dem sicilianischen überein, in der einen norwegischen Variante (aus Solöer) und in zwei schwedischen (aus Upland und Westgothiand) ist es ein Hund, in dem Suaheli M. eine Gazelle, sonst überall eine Katze. Das Leihen des Masses zum Geldmessen und das Steckenlassen eines Geldstückes kömmt ausser im awarischen M. auch in den russischen, in dem einen sibirischen (Rad- loff IV, 359), im finnischen, im griechischen und im florentinischen vor, in dem andern sibirischen M. (Radloff I, 272) ist eine Wage an die Stelle des Masses getreten. Das Sichtodtstellen des Fuchses oder des entsprechenden Thiers kömmt ausser im awarischen M. auch im bulgarischen, im griechischen, im sicilianischen, im neapolitanischen, im florenti- nischen, im welschtiroler und im Suaheli-M. vor. 1) Schalte daselbst В. 242, Z. 16 у. u. ein «Chudja- | lies Z. 13 v. u. «den russischen» (statt: dem r.) und kow’s russische М. Lief. 3 № 98: Степанъ Богатый und | Z. 2 у. u. «der russischen» (statt: des г.) VORWORT. XVII УП. Der schwarze Fuchs. Vel. Haltrich № 38 (von W. Grimm in die 7. Aufl. der КНМ als № 191 aufge- nommen), Hahn № 61, Schott № 13. In dem siebenbürgischen М. sind ein Rabe, ein Fisch und ein Fuchs die dankbaren Thiere, und zwar sind sie dankbar, weil der Jüngling nicht auf sie geschossen, und dem Fuchs auch noch einen Dorn aus dem Fuss gezogen hat. Der Rabe steckt den Jüngling in eins seiner Eier, der Fisch verschluckt ihn, der Fuchs verwandelt sich in einen Krämer und den Jüngling in ein Meerhäschen, welches die Königstochter dem Krämer abkauft und welches ihr unter den Zopf kriecht. In dem griechischen M. sind die dankbaren Thiere ein Fisch, ein Adler und ein Fuchs. Den Fisch hat der Jüngling auf dem Sande gefunden und ins Meer gewälzt, den Fuchs hat er nicht erschossen, den Adler hat er sich ganz auf dieselbe Weise wie der Held des awari- schen M. verpflichtet. Er erhält von den Thieren eine Schuppe, ein Haar und eine Feder, um sie im Fall der Not zu verbrennen. Der Fisch nimmt dann den Jüngling in seinen Ra- chen, die Adler tragen ihn bis zum Himmel hinauf, der Fuchs gräbt eine Höhle bis unter den Sitz der Prinzessin, in die der Jüngling schlüpft. Im walachischen M. sind die drei Helfer ein Adler, dem der Schweinehirt den lahmen Flügel verbunden hat, ein Fisch, den er vom Sand ins Wasser geworfen, und der Wald- geist, dem er seine Not klagt. Der Adler trägt ihn über die Wolken empor, der Fisch steckt ihn unter seine Schuppen und taucht bis auf den Meeresgrund, der Waldgeist ver- wandelt ihn in eine Rose und steckt sie der Kaisertochter ins Haar. Wenn im awarischen M. der Jüngling zum Fuchs sagt: «Wolan denn! zerreisse heute den Sack deiner Kunstgriffe», so liegt hier eine Anspielung auf die — bisher allerdings, soviel ich weiss, noch nicht im Orient nachgewiesene — Fabel vom Fuchse mit dem Sack voll Listen zum Grunde. S. Grimm Reinhart Fuchs S. CLXXXVIIL 363, 422, КНМ. № 75 nebst Anmerkung, Robert Fables inédites II, 227, Oesterley Romulus В. 94. VIII. Balai und Boti. Von da an, wo der Königssohn auszieht, um zu erfahren, was zwischen Balai und Вой vorgegangen ist, vergleiche man die von Garcin de Tassy in der Revue orientale et américaine ТУ, 1—130 übersetzte und darnach von Liebrecht im Orient und Ocei- dent II, 91 ff. auszugsweise mitgeteilte, aus dem Persischen stammende hindustanische Er- zählung und das vom Freiherrn von Haxthausen, Transkaukasia I, 326—327, nach mündlicher Überlieferung erzählte persische M. (wiederholt in Benfeys Pantschat. I, 445 ff.) In der hindustanischen Erzählung gibt die Königstochter ihren Freiern die Frage auf: Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIlme Serie, ш хип Vorworr. «Was hat Gül (Rose) dem Sanaubar (Сургеззе) gethan?» und wir erfahren dann, dass Sa- naubar ein König und Gül seine Gemahlin ist. In dem persischen М. fragt die Königstoch- ter: «Was hat die Senoba dem Gül und was hat Gül der Senoba gethan?» Hier ist Gül ein Knecht Salomons und Senoba Güls Weib. Wie im awarischen M. der Königssohn von einem Adler zu Balais Burg getragen wird, so wird in der hindustanischen Frzählung Almäs von dem Vogel Simorg in das Land Sanaubars getragen, und zwar tragen in beiden Erzählungen die Vögel den Königssohn aus Dankbarkeit dafür, dass er eine Schlange getödtet hat, die die Jungen der Vögel fressen wollte'). In dem persischen М. gelangt der Held zu Fuss in Salomons Garten. Ganz eigentümlich dem awarischen M. ist die Wunschpeitsche des Balai, und dass Balai seiner Erzählung wiederholt refrainartig die Worte «Wenn er zurückkehrt, werde ich dem Freunde einen Pfeil nachsenden» einschaltet und dann wirklich dem Königssohn einen Pfeil nachsendet. . Das Mittel, welches Balai anwendet, um sich wach zu halten, nemlich dass er sich in den Daumen schneidet und Salz darein streut, wendet zwar Sanaubar in der hindusta- nischen Erzählung nicht an; allein in einem andern hindustanischen Roman, nemlich in dem unten S. XIX erwähnten Roman von Taj-ulmuluk und Bakawali, schneidet Taj-ulmuluk un- ter fast ganz gleichen Umständen sich in einen Finger und streut Salz darein (S. 93 der Übersetzung Garcin de Tassys.) Zu dem im Eingang des awarischen M. vorkommenden Ringkampf, in welchem die Königstochter ihre Freier dadurch besiegt, dass sie ihren Busen entblösst, vergleiche man ein Märchen in 1001 Nacht (Breslauer Übers. XV, 216, J. Scott Tales ete. I, 159), wo eine Prinzessin, die nur den, der sie im Zweikampf zu Pferde besiegt, heiraten will, einen Prinzen, der nahe daran ist, sie zu besiegen, endlich doch dadurch besiegt, dass sie sich plötzlich entschleiert. IX. Bruder und Schwester. Vgl. Hahn M 65, wo aber der Bruder ist, tödtet. 1) Ebendeshalb tragen bei Radloff IV, 82 die alten Züzülö-Vögel und daselbst 5. 117 die Adler- Mutter den Helden über ein grosses Meer, Bei Frere № 1 tra- gen die jungen vor der Schlange geretteten Adler selbst den Helden in eine ferne Gegend. In № 2 unserer awa- rischen M., in dem in der Anmerkung dazu angeführten griechischen М., bei Haltrich M 17, bei Vogl Slavon. Volksm. 3. 110, bei Radloff III, 317 tödtet der Held in der unterirdischen Welt eine Schlange oder einen Drachen, welche die Jungen von Adlern oder andern schliesslich die Schwester, die eine Strigla grossen Vögeln fressen wollen, bei@aalM. der Magyaren S. 101 beschützt er die Eier eines Greifen vor dem Ha- gel, bei Vernaleken № 54 füttert er blos junge Adler, und deshalb wird in allen diesen M. der Held von den alten Vögeln zur Oberwelt emporgetragen. In №7 un- serer awarischen M. und in dem in der Anmerkung ver- glichenen griechischen M. tödtet ein Jüngling ebenfalls eine Schlange, die junge Adler fressen will, und wird deshalb später von den alten Adlern in die Lüfte empor- getragen, damit ihn die Königstochter nicht finden soll. VORWORT. хх X. Das Mädchen, das König war. Vgl. Grimm № 97, Wolf HM. S. 54, Meier № 5, Simrock № 49, Vernale- ken № 52 und 53, Zingerle II, 225, Pröhle KM № 29, (sehr entstellt), Schleicher 3. 31, Töppen 8. 154, Etlar 5. 1, Hyltén-Cavallius № 9, Campbell № 9, Gonzen- bach № 64 und das ungarische М. aus Merényis Sammlung bei Е. Teza I tre capelli -del nonno Satutto, Bologna 1866, 3. 21. Alle diese M. sind Varianten eines und desselben M., welches man bezeichnen kann als «das M. von den drei Königssöhnen, die nach einem ‚Heilmittel für ihren Vater ausziehen, und von der schönen Jungfrau (Königstochter, Fee), mit welcher der jüngste der Königssöhne, während sie im Schlaf liegt, der Liebe pflegt.» Das M. findet sich auch als dänisches und schwedisches Volksbuch von dem König von England und seinen drei Söhnen Artus, Karl und Wilhelm — auch handschriftlich islän- disch —, s. Nyerup Almindelig Morskabsläsning S. 227, Bäckström Svenska Folck- böker II, Öfversigt S. 7, Hyltén-Cavallius och Stephens Svenska Folk-Sagor och Äf- ventyr$. 151 und 166. Dem hindustanischen von Garein de Tassy übersetzten Roman «Taj-ulmuluk und Bakawali» von Nihal Chand') liegt das M. ebenfalls zu Grunde. Auch die Erzählung der 1001 Nacht (Breslauer Übersetzung, Bd. XI, 175) von Aladin, dem Sohn des Sultans von Jemen, und seinen zwei Brüdern gehört hierher. Das awarische M. hat vieles Eigentümliche. Wie im awarischen M. der König zu dem ältesten Sohn sagt: «Zu der Stelle, zu wel- cher du gelangt bist, bin auch ich in der Jugend gelangt, bevor die ans Feuer gestellten Mehlklösse gar wurden», und zu dem zweiten: «Zu der Stelle, zu welcher du gelangt bist, bin auch ich in der Jugend gelangt, bevor man eine Pfeife ausrauchen konnte», so sagt ähnlich bei Schott № 17 ein König zu seinen beiden ältesten Söhnen: «Wenn ihr, um in jene Stadt zu gelangen, ein ganzes Jahr gebraucht habt, so könnt ihr noch nicht heiraten, denn ich ritt in einem halben Tag dahin.» XI Held Nasnai. Vergl. die Erzählung in des Martin Montanus Wegkürzer, Strassburg 1557, В. 18 —25 (wiederholt in der ersten Ausgabe der Grimmschen КНМ. № 20, I — «Sieben auf einen Streich geschlagen!»), Grimm KHM., 2. und folgende Aufl., № 20 (Sieben auf einen Streich !»), Zingerle I, 12 («Schneider Freudenreich schlägt sieben auf einen Streichb) und 108 («Sieben auf einen Streich!»), Schönwerth II, 280 («Sieben auf einen Schlag, wer 1) La doctrine de V’amour ou Taj-ulmuluk et Baka- | Tassy. Paris 1858. (Sonderabdruck aus der Revue wali, roman de philosophie religieuse, par Nihal Chand | d'Orient von 1858.) de Delhi, tradnit de YHindoustani par М. Garcin de IF хх VORWORT. macht es mir nach?»), Sutermeister Kinder- und Hausmärchen aus der Schweiz, 2. ver- mehrte Aufl., Aarau 1873, № 30 («Sibe tödt in eim Streich ohni Zorn!»), das von Grimm КНМ. Ш, 31 zum Teil abgedruckte holländische Volksbuch von Klein Kobisje («Ick heet Ko- bisjen den onversaagden, ick sla der seven met eenen Slagh»), das M. aus der Bukowina in Wolfs Zeitschr. II, 203 («Sieben Seelen auf einmal!»), Pröhle КМ № 47 («Ich habe neun im Unzorn erschlagen!»), Vonbun Sagen Vorarlbergs № 70 («Zehn unter einem Streich erschlagen!»), das dänische Volksbuch, über welches Nyerup Almindelig Mor- skabsläsning S. 241 kurze Nachricht gibt (der Schustergesell tödtet hier 15 Fliegen auf einen Schlag), Kuhn märkische М. №11 («Rechts zwölfe, links elfe!v steht auf den beiden Seiten des Hirschfängers des Schneiders), Birlinger I, 356 («Vier und zwanzig auf einen Schlag!»), Grimm КНМ. erste Ausg. № 20, II, («Neun und zwanzig auf einen Streich»), Meier № 37 («Ich habe ohne Zorn dreissig todtgeschlagen auf einen Streich!»), Hahn № 23 («Mit einem Schlage habe ich vierzig getödtet!»), Gaal-Stier № 11 («Ich bin der, der hundert auf einen Streich todtgeschlagen hat!»), Schneller № 53 und 54 («Hans der Starke, welcher hundert und darüber erschlagen hat!» — «Der starke Hans, welcher mit einem Streich sieben verwundet und hundert erschlagen hat!»), Gonzenbach № 41 («500 Todte und 300 Verwundete»), Imbriani La novellaja milanese, Bologna 1872, S. 25, 26, 27 und 42 = Il Propugnatore, Vol. Ш, P. 2, Ро. 200, 201, 202 und 499 («Io sono il capo guerriero delle mosche, quattrocento n’ho ammazate е cinquecento n’ho ferite!» — «Con una mano ne masso cinquecento.»— «Cent 1 ho mazzaa e cent i ho de mazzà.» — «Gio- vanni Vedino n’ha mazzàa cincent in d’on сор sol; cont pusèe ghen fuss stàa, cont pusèe ne averia mazzaa.») In allen diesen M., mit Ausnahme des M. aus der Oberpfalz, erschlägt der Held des M. — meist ein Schneider oder ein Schuster — eine Anzahl Fliegen und bringt dann eine darauf bezügliche Inschrift an seinem Hute oder sonst wo an oder rühmt sich auch nur mündlich der That. Die betrefienden Worte sind jedem der M. in Parenthese mit Gänse- füsschen beigefügt, nur nicht dem dänischen, da Nyerup sie nicht angibt. In dem M. aus der Oberpfalz tödtet der Schneider selbst keine Fliegen, er findet nur ein ro- tes Band mit der Inschrift «Sieben auf einen Schlag, wer macht es mir nach?» und bindet es sich um. Fast alle M. sind auch im weiteren Verlauf dem awarischen ähnlich, insofern der Flie- gentödter scheinbar Proben von grosser Stärke und Tapferkeit ablegt, und zwar gegen wilde Thiere, Riesen und feindliche Heere, wie Held Nasnai gegen den Drachen, die. drei Narten und das ungläubige Heer siegreich ist. Wie im awarischen M. die drei Narten unter dem Baum, auf welchen Nasnai geflohen ist, in Streit geraten und sich selbst erschlagen, se auch die drei Riesen im Wegkürzer und im holländischen Volksbuch, aber während die drei Narten darüber streiten, ob Nasnai zu fürchten sei, geraten die drei Riesen dadurch in Streit, dass der im Baum über ihnen VORWORT. XXI sitzende Schneider Steine auf sie wirft und sie dadurch aus dem Schlaf erweckt, und sie sich nun gegenseitig beschuldigen geworfen zu haben. XII. Die schöne Jesensulchar. Vgl. das М. von den beiden neidischen Schwestern in 1001 Nacht, Hahn № 69, NeosAAnvıxa Avakexta I, 1, №4, Straparola IV, 3, Imbriani La novellaja fiorentina, Napoli 1871, № 6 und 6, Gonzenbach № 5, De-Gubernatis №16, Schneller № 26, Fr. Maspons у Labrös Lo Rondallayre, quentos populars catalaus, Barcelona 1871, № 14 (5. 60) und № 25 (5. 107), Gaal S. 390, Pröhle KM. №3, Wolf HM. 5. 168, Vernaleken № 34 — Peter II, 199, Zingerle U, 112 und 157, Meier № 72, From: mann Die deutschen Mundarten IV, 263, Grimm № 96. Wenn im Eingang des awarischen М. der König drei Schwestern belauscht, von denen die eine sagt: «Wenn der König mich zur Frau nähme, würde ich aus einer Wollflocke so viel Tuch weben, dass man damit das ganze Heer bekleiden könnte», die zweite: «Ich würde mit einem Maass Mehl das ganze Heer sättigen», die dritte: «Ich würde dem König einen Sohn mit Perlenzähnen und eine Tochter mit goldenen Locken gebären» —, so stimmt von den obengenannten M. am meisten das sicilianische, wo der König hört, «wie drei Schwe- stern beim Spinnen sich unterhalten und die eine sagt: «Wenn ich den Königssohn zum Mann bekäme, so wollte ich mit vier Gran Brot ein ganzes Regiment sättigen (Variante: mit einem Stück Tuch die ganze Armee bekleiden), und es sollte noch übrig bleiben», die zweite: «Ich wollte mit einem Glas Wein einem ganzen Regiment zu trinken geben, und es sollte noch übrig bleiben», die dritte: «Ich wollte ihm zwei Kinder gebären, einen Knaben mit einem goldenen Apfel in der Hand und ein Mädchen mit einem goldenen Stern auf der Stirn.» Bei Pröhle sagt das eine Hirtenmädchen beim Vorübergehen vor dem Königs- schloss: «Wenn mich der König zur Frau nähme, ich wollte allen Soldaten neue Hemden geben», die zweite Schwester: «Ich wollte ihnen Jacken und Hosen geben», die dritte: «Ich brächte ihm drei Kinder zur Welt mit goldenen Kreuzen auf der Stirn.» Bei Zin- gerle Il, 158 sagt die eine von den drei Töchtern eines Bauern, bei dem ein Ritter über- nachtet: «Wenn ich einen so schönen Mann bekäme, müssten meine Kinder werden wie Milch und Blut», die zweite: «Meine Kinder müssten lieblicher aussehen als Schnee und Wein», die jüngste: «Ich müsste Kinder kriegen so schön wie weiss’ und rote Rosen, und ihre Haare müssten sein wie von purem Golde!» Bei Straparola hört ein Höfling, wie die eine von drei Bäckerstöchtern sagt: «Se io havessi il maestro di casa del rè per mio ma- rito, mi 40 questo vanto, che io con un bicchiero di vino satiarei tutta la sua corte», die zweite: «E io mi dö questa lode che se io havessi il secretissimo cameriere del rè per ma- rito, farei tanta tela con un fuso del mio, che di bellissime e sottilissime camiscie fornirei tutta la sua corte», die dritte: «Ed io mi lodo di questo, che se io havessi il re per mio ххН VORWORT. marito, gli farei tre figliuoli in un medesimo parto, due maschi e una femina, е ciascuno de loro haverebbe 1 capelli giü per le spalle annodati e mischi con finissimo ого e una col- lana al collo e una stella in fronte.» Bei Imbriani № 6 hört der Koch des Königs drei Schwestern sich unterhalten, die eine sagt: «Se Sua Maestà mi desse рег moglie al: suo scudiero, quanto sarebbon meglio le cose!» — die andere: «Oh me, se mi desse al suo maestro di casa, quanto gli andrebbon meglio le cose!» — die jüngste: «Oh, se Sua Maestä mi sposassi, io gli farei tre figli: due maschi ed una femmina; i maschi di latte e sangue ei capelli d’oro, e la femmina di latte e sangue e 1 capelli d’oro e una stella in fronte.» In dem M. der 1001 Nacht sagt die eine der drei vom Sultan belauschten Schwestern: «Ich wünsche mir den Bäcker des Sultans zum Mann, ich wollte mich recht satt essen in dem Sultans-Brot», die zweite: «Ich wünschte die Frau des Oberkochs des Sultans zu sein, da würde ich leckere Gerichte essen», die jüngste: «Ich wünschte die Gemahlin des Sultans zu sein, ich würde ihm einen Sohn schenken mit goldenen Haaren auf der ei- nen und silbernen auf der andern Seite, dessen Thränen, wenn er weinte, .als Perlen aus seinen Augen fielen und dessen Lippen, wenn er lachte, einer Rosenknospe glichen.» Bei Hahn № 69 (aus Буга) belauscht der Künigssohn drei Schwestern, die eine sagt: «Ich wollte, ich hätte den Koch des Königs zum Mann, um von allen guten Sachen seiner Tafel zu essen», die zweite: «Ich wollte lieber seinen Schatzmeister, damit ich Geld vollauf hätte», die jüngste: «Wenn ich den Sohn des Königs zum Mann hätte, so würde ich ihm drei Kin- der gebären, Sonne, Mond und Morgenstern» In der Variante aus Epirus sagt die eine Schwester: «Ich wollte, ich sässe an der königlichen Tafel, wie sollte es mir da schmecken » — die zweite: «Ich wollte, ich wäre in dem königlichen Schatze, wie viel Geld wollte ich da holen!» — die dritte: «Ich wollte, ich hätte den Königssohn zum Mann, denn ich würde ihm dann ein Knäbchen und ein Mädchen gebären, so schön wie der Morgenstern und der Abendstern» (Variante aus Euböa: «Ich wollte ihm drei goldne Kinder gebären»). In dem M. in den Мс=ХАуиха ‘Avahexta sagt die eine Schwester: «Ich wollte, ich hätte den oıperön des Königs, damit ich sein Backwerk recht heiss essen könnte», die zweite: «Ich wollte, ich hätte den Koch des Königs, damit ich von allen Speisen des Königs essen könnte», die jüngste: «Ich wollte, ich hätte den König, damit ich alles Schöne hätte, ich würde ihm auch drei Kinder gebären, Sonne, Mond und Stern.» BeiGaal S. 390 wünscht die eine der vom König belauschten Bäckerstöchter den Leibkutscher des Königs, die zweite den Jäger des Königs, die dritte sagt, sie wünsche den König selbst und werde ihm drei Kinder ge- bären, jedes mit einem Stern auf der Stirn und mit goldenen Haaren. Bei De-Gubernatis № 16 sagt die älteste von drei Försterstöchtern: «Io sposerei volentieri il euoco del re», die zweite: «Е io il palafreniere», die dritte: «Ed io il re, e, s’ ei mi pigliasse, gli farci ad un parto due figli ed una figlia, con una stella sul fronte e con capelli d’oro.» Einer der Gendarmen, die auf Befehl des Königs die Gespräche der Leute in ihren Häusern behor- chen müssen, meldet dies dem König. In dem einen katalonischen М. (5. 107) sagt еше von drei Schwestern, als grade der Königssohn vorbei geht: «Wenn ich mich verheiratete, VORWORT, хх würden meine Kinder einen Stern auf'der Stirn bekommen.» In dem М. aus der Grafschaft Mark in Frommaımns Deutschen Mundarten hört ein König, wie ein Mädchen zu andern sagt: «Wenn mich der König nähme, so würden wir Zwillinge bekommen, einen Jungen mit einem goldenen Stern auf der Brust und ein Mädchen mit einer goldnen Kette um den Hals.» Bei Schneller № 26 und Grimm № 96 sprechen die Mädchen nur Wünsche, aber keins eine Verheissung aus. Bei Schneller wünscht die eine der vom König belauschten Schwestern den Mundbäcker des Königs zum Mann, die zweite den Koch, die dritte den Königssohn. Bei Grimm hüten drei Schwestern ihre Kühe, und als der König mit Gefolge vorüber zur Jägd zieht, weist die älteste auf den König und ruft den Schwestern zu: «Wenn ich den nicht kriege, so will ich keinen!» Die beiden andern weisen auf die beiden Mini- ster, die auf beiden Seiten des Königs gehen, und rufen die nemlichen Worte. Ausserdem vergleiche man zu dem Eingang des awarischen M. auch noch: : 1) Bechstein Deutsches Märchenbuch, Leipzig 1845, 5. 250 (Der Knabe mit den goldnen Sternlein). Hier belauscht ein Graf drei Mädchen, von denen die eine sagt, wenn der Graf sie zum Weib nähme, so wollte sie ihm die leckersten Speisen kochen, die zweite, sie wollte ihn und seine Kinder recht gut warten und pflegen, die dritte, sie wollte ihm zwei Knaben mit goldnen Sternlein auf der Brust gebären. 2) folgende unter einander parallele M.: Glinski IX, 46, Ermans Archiv XII, 580 (finnisches M.) und das russische M. in Alexander Puschkins Poetischen Werken, über- setzt von К. Bodenstedt I, 47. In dem polnischen М. sagen drei Schwestern:. «Wenn mich der König zur Frau nähme, würde ich mit einem Kloss das ganze Heer speisen» — «Ich würde mit einem Faden das ganze Heer kleiden» — «Ich würde im ersten Jahr zwei Söhne gebären, jeden mit einem Mond auf der Stirn und mit Sternen auf dem Kopf.» In dem finnischen M. sagen die Schwestern: «Ich würde aus drei Flachsfasern für alle Be- wohner der Königsburg Hemden machen» — «Ich würde aus drei Weizenkörnern für alle Bewohner der Burg Brot backen» — «Ich würde in drei Niederkünften jedesmal drei Söhne gebären.» Bei Puschkin will die eine Schwester, wenn sie Zarin würde, der ganzen Welt ein Fest geben, die andre der ganzen Welt Leinwand weben, die dritte dem Zaren einen Heldensohn gebären. 3) folgende unter sich parallele M.: Gaal-Stier №7, Ausland 1858, 5. 118 (rumä- nisches M.), Schott № 8, Haltrich №1. In dem ungarischen М. sagen drei Schwestern: «Ich wollte, wenn mich der König zur Frau nähme, ihm von einem Wocken Hanf ein Zelt weben, so gross, dass alle seine Soldaten darunter Platz hätten» — «Ich wollte ihm aus einem Weizenkorn einen Kuchen backen, dass alle seine Soldaten satt davon würden» — «Ich wollte ihm Zwillinge mit goldenen Haaren gebären, und der eine sollte einen Stern auf der Stirn haben, der andre eine Sonne, und beide einen goldnen Ring an dem Arm.» In dem rumänischen M. im «Ausland» sagen drei Schnitterinnen: «Ich würde dem Kaiser- sohn seinen Hof mit einem Laib Brot ernähren» — «Ich würde ihm seinen Hof mit einer Spule Garn kleiden» — «Ich würde ihm zwei Knaben mit goldnen Haaren gebären.» Bei XXIV VORWORT. Schott kömmt nur eine Verheissung vor, ein Mädchen sagt: «Wenn mich dieser Jüngling zum Weib nähme, würde ich ihm goldne Kinder gebären.» Noch mehr entstellt ist Halt- rich №1, wo zwar die andern Verheissungen vorkommen, aber die des goldnen Kindes — die wichtigste — fehlt. Eine Magd, welche Hanf zupft, sagt, als der König vorüberreitet: «Wenn mich der König zum Weib nähme, würde ich ihn und seinen ganzen Hof mit mei- nem Hanf kleiden», eine andere, welche Korn schneidet, sagt: «Und ich würde, wenn er mich zu seiner Köchin machte, ihn und sein ganzes Haus mit meinem Korn ernähren.» Der König heiratet die erste und sie gebiert ihm dann zwei Kinder mit goldnen Haaren. 4) Curtze № 15. Hier sagt eine Wirtstochter, wenn der Prinz sie heirate, wolle sie ihm viel tausend Soldaten stellen, die zweite, sie wolle ihm viel tausend Tonnen Gold stellen, die dritte, sie wolle ihm einen Sohn gebären, der solle einen Stern von 7 Zacken vor der Stirn haben und solle sich am Tag 7 mal etwas wünschen können. 5) Hahn № 112. Die älteste von drei Schwestern sagt: «Wenn ich den Königssohn zum Mann hätte, würde ich sein ganzes Heer mit einem einzigen Laib Brot ernähren, und es sollte davon noch übrig bleiben», die mittlere sagt: «Ich würde sein ganzes Heer mit einer einzigen Spule Garn kleiden, und es sollte davon noch übrig bleiben», die jüngste: «Wenn ich ihn hätte, so brauchte er mich nur einmal anzusehen, und ich würde davon schwanger werden, und ein Kind gebären und dennoch Jungfrau bleiben.» Wenn in dem awarischen M. die unschuldige Königin in eine Eselshaut gehüllt an das Thor gestellt wird und jeder Ein- und Ausgehende sie anspeien muss, so sind hierin am ähnlichsten das M. von den zwei neidischen Schwestern in 1001 Nacht, wo die Sultanin an der Thür der Hauptmoschee in einen Verschlag mit einem offenen Fenster gesperrt wird and jeder, der in die Moschee geht, ihr ins Antlitz speien muss, Gonzenbach № 5 wo die Königin in einen Verschlag am Fuss der Treppe des Schlosses gesteckt wird und jeder, der die Treppe hinauf oder hinunter geht, ihr ins Gesicht speien muss, und Hahn № 69, Variante 1, wo die Königin am Eingang des Schlosses bis an den Kopf eingemauert wird und jeder Vorübergehende sie anspeien und ins Gesicht schlagen muss. Der Hirschkuh, die im awarischen M. die ausgesetzten Kinder ernährt, entspricht bei Hahn № 69 eine Ziege. Wie im awarischen M., als das goldlockige Mädchen sich im Bach badet, eins er goldnen Haare ВОИ in den Krug einer Wittwe gerät und von dieser den Frauen des König gebracht wird, so schwimmen in einem M. im Siddhi-Kür (Jülg Mongolische M. S. 57), als sich eine schöne Frau im Fluss badet, einige ihrer wunderbaren Haare fort und bleiben endlich an dem Schaumlöffel einer Magd hängen, die sie dem König überbringt. Auch in dem altägyptischen M. von Satu und Anepu schwimmt eine Haarflechte von der Frau des Satu auf dem Flusse daher und wird von einem königlichen Beamten bemerkt und aufgefangen und dem König gebracht S. Wolfs Zeitschrift für deutsche Mythologie IV, 237 und Liebrechts Bemerkungen in der Germania XII, 82 und in den Heidelberger Jahrbüchern 1868, $. 819. VORWORT. XXV In den meisten der parallelen M. ziehen die Brüder oder der Bruder aus, um ein wunderbares Wasser, einen wunderbaren Baum und einen sprechenden Vogel zu holen, und werden dabei in Steine oder steinerne Bildsäulen (Salzsäulen bei Wolf) verwandelt, die Schwester zieht ihnen nach, gelangt in den Besitz jener Wunderdinge und entsteinert die Brüder. Dem sprechenden und tanzenden Apfelbaum des awarischen M. entspricht bei Stra- parola der singende Apfel und in dem neugriechischen М. in den NeoeAAnyıxd Avahexta . der goldne Apfel. Die bald an einander schlagenden, bald auseinander gehenden Felsen des awarischen M., hinter denen der wunderbare Apfelbaum sich befindet, begegnen uns auch in dem neu- griechischen M., welches К. Ewlampios in seinem Buch ‘О Apapavros, St. Petersburg 1843, S. 76—134, mitgeteilt hat. Hier befindet sich das Unsterblichkeitswasser hinter zwei derartigen hohen Bergen'). Natürlich denkt man auch an die altgriechischen Sym- plegaden. Wenn in dem awarischen M. der Bruder nach der schönen Jesensulchar auszieht, am Ufer des Flusses, jenseits dessen ihr Palast steht, sie dreimal ruft und, da sie nicht her- vorkömmt, nach dem ersten Ruf bis zu den Knieen, nach dem zweiten bis zum Herzen, nach dem dritten ganz zu Stein wird, so bieten nur die 2. Variante zu Hahn № 69 und das M. in den NeoeAAnvixa ’Avadexta, Ähnliches. In letzterem zieht der eine Bruder aus, die Tzitzinäna, welche die Sprachen aller Vögel versteht, zu holen. Er kömmt vor ihr Haus, und ruft dreimal «Tzitzinäna», sie ruft dagegen allemal «Mappapo», und nach ihrem ersten Ruf wird er bis zu den Knieen, nach dem zweiten bis zu den Schenkeln, nach dem dritten bis zur Mitte zu Stein. Da verbrennt er einige Barthaare, die ihm der Mönch, der ihn und seine Geschwister aufgezogen hat, für den Notfall gegeben hat, und alsbald erscheint der Mönch und ruft die Tzitzinäna, die dem Ruf gehorcht, den Jüngling und alle die andern am Ufer befindlichen entsteinert und dem Jüngling folgt. In dem andern griechischen M. zieht der Bruder nach der Schönen des Landes aus, die jenseit des trockenen Flusses wohnt. Wer sie holen will, dessen Pferd muss erst diesseits des Flusses wiehern, und wenn sie das Gewieher nicht hört, wird er mit dem Pferd zu Stein. Das Pferd des Bruders wiehert, aber die Schöne hört es nicht, es wiehert noch einmal, da hört es die Schöne und fragt: «Wer ist gekommen, mich zu holen?» Darauf reitet der Jüngling durch den Fluss und holt sie, und alle die Versteinerten werden wieder lebendig. Dass die Schwester im awarischen M., als sie auszieht, ihren Bruder zu suchen, ihre Schuhe mit Stahlsohlen beschlägt und einen eisernen Stab in die Hand nimmt, ist ein Zug, 1) In andern neugriechischen М. befindet sich das | findet sich das Wasser des Lebens in einem Berg, der Wasser des Lebens in einem Berg, der sich zu gewisser | sich Mittags rasch öffnet und wieder schliesst, und das Zeit rasch öffnet und rasch wieder schliesst. 8. Hahn | des Todes in einem links von jenem befindlichen Berg, N: 5, Variante, 37, 65, Variante 1 und 2, 69, Sakella- | der sich um Mitternacht rasch öffnet und wieder schliesst. r os №8. In einem slowakischen M. bei Wenzig В. 148. Mémoires del’Acad.Imp. des sciences, VIIme Série. IV XXVI ° VORWORT, der in keinem der parallelen M. vorkömmt, wol aber treffen wir in andern M. eiserne Schuhe und Wanderstäbe bei Wanderungen in weite Fernen. Vgl. Wuk № 10 («Von nun an siehst du mich nicht eher, als bis du, mich suchend, eiserne Schuhe zerrissen und einen eisernen Wanderstab zerbrochen hast»), PröhleKM. № 31 («Du wirst erst mit mir vereint werden, wenn du einen eisernen Stock und einen eisernen Schuh abgelaufen hast»), Hahn № 102 («Lass mir 3 Paar eiserne Schuhe und drei Stäbe machen, ich will durch die ganze Welt ziehen, bis ich ihn gefunden»), № 25 («Wenn du mich finden willst, so lass dir eine eiserne Krücke und eiserne Schuhe machen»). In andern M. fehlt der eiserne Stab und nur die eisernen Schuhe sind geblieben, so Pentamerone У, 4 und Gonzenbach № 42: 7 Paar eiserne Schuhe, Imbriani La novellaja milanese № 6 und Hahn № 73: 3 Paar ei- serne Schuhe, Wolf HM. Ъ. 198: ein Paar eiserne Stiefel, Widter-Wolf № 12: ein Paar Schuhsohlen von Eisen. In einem kirgisischen Heldengesang bei Radloff Ш, 276 lesen wir: Kosykäm zog eiserne Schuhe an, nahm einen eisernen Stab in seine Hand. In einem M. des Siddhi-Kür (Jülg Mongolische M. S. 54) lässt ein König einem Mann steinerne Stiefel anziehen und verbannt ihn, bis er diese Stiefel abgetragen habe. XV. Der Mensch und der Vogel. Die vielverbreitete, zuerst im Barlaam und Josaphat vorkommende Fabel von den drei Lehren des Vogels. Man sche die reichen Nachweise Hermann Österleys in seiner Ausgabe der Gesta Romanorum, Berlin 1872, В. 739 (zu Cap. 167), zu denen ich nur die hebräische Darstellung in Ibn Chisdais Prinz und Derwisch, 21. Pforte, nachzutragen habe. S. №. A. Meisels Übersetzung von Ibn Chisdais Prinz und Derwisch (Stettin 1847 und 2. umgearb. Aufl. Pest 1860). Auch M. Steinschneider, Manna, Berlin 1847, S. 41 ff., und A. Tendlau, Fellmeiers Abende, Frankf. а. М. 1856, № 21, haben die Fabel aus «Prinz und Derwisch» übersetzt. Soweit die Bemerkungen meines geehrten Freundes Köhler, an welche ich nun aus dem zweiten Bande des Kandjur Blatt 202—219 die Geschichte von dem Sohne des Pantschäla-Königs und der Tochter des Kinnara-Königs in deutscher Übersetzung anreihe. In früherer Zeit gab es in Pantschäla zwei Könige, im nördlichen und im südlichen Pantschäla; der König des nördlichen Pantschäla, Namens Dhanaka') übte in der Stadt 1) Im Tibetischen >99, welcher Name vielleicht | des Namens des Sohnes ASS, welcher Name übri- auch durch Vasu wiedergegeben werden könnte; die ge- | gens anderswo dem Sanskrit Manibhadra entspricht. wählte Zurückübersetzung ist getroffen worden wegen VORWORT. XXVII Hastinäpura, welche mit Reichthum, Ausdehnung und Wohlbefinden, Fruchtbarkeit und Menschenmenge ausgestattet, von Unfriede, Verwirrung, Aufruhr und Räuberei befreit war, in welcher die Krankheiten gänzlich aufgehört und welche Reis, © 2) Zuckerrohr, Rinder und Büffel in Fülle hatte, als Gesetz beachtender König seine Herrschaft dem Gesetze ge- mäss aus. In dieser Stadt war auch ein grosser See, voll von blauen, rothen und weissen Lotussen und durch Gänse und Enten verschiedener Art schön und anmuthig. Da der in diesem See wohnende Näga-Sohn Tschitradshanma') von Zeit zu Zeit einen Regenguss herabsandte, wurde das Land sehr fruchtbar. Während das Reich an Speise und Trank Über- fluss hatte, spendeten die Gaben-, Opfer- und Verehrungsbeflissenen Einwohner den Grama- na’s, den Brahmanen, den Nothleidenden und Armen Nahrung. Der König des südlichen Pantschäla, welcher das Gesetz nicht achtete, hochmüthig, zornig, leidenschaftlich und un- freundlich war, übte die Herrschaft nicht nach dem Gesetz aus, durch Strafen, Schlagen, Stechen, Tödten, Ergreifen, Binden, Unduldsamkeit, Verschlossenheit und Bosheit jeglicher Art setzte er die Bewohner des Landes fortwährend in Schrecken. Weil er nicht nach dem Gesetz herrschte und übermüthig war, liess die Gottheit auch nicht von Zeit zu Zeit Regen herabfallen. Deshalb verliessen die Menschenschaaren, voll Furcht und Verzweiflung ihr Leben nicht achtend, das Land und begaben sich in das Reich des Königs vom nördlichen Pantschäla. Als darauf nach einiger Zeit der König vom südlichen Pantschäla zum Jagen aufgebrochen und ausgezogen war, um seine Länder anzusehen, bemerkte er, dass alle Ortschaften und Städte verödet, die Lusthaine und die Tempel der Götter zerstört und in Verfall gerathen waren. Als er dies bemerkt hatte, fragte er seine Minister: «Geehrte, wes- halb sind diese Ortschaften und Städte verödet, die Lusthaine und die “ *#° Tempel der Göt- ter zerstört und in Verfall gerathen? wohin sind die Menschenschaaren gezogen?» Die Minister sagten: «Sie sind in das Reich des Königs vom nördlichen Pantschäla, Dhanaka, gezogen.» «Weshalb?» — «Majestät, gewähre Straflosigkeit der Rede!» — «Redet, da ich euch Straflosigkeit gewähre» — Darauf sagten sie: «Majestät, da der König des nördli- chen Pantschäla dem Gesetze gemäss seine Herrschaft ausübt, ist sein Land reich, ausge- dehnt, in Wohlbefinden, fruchtbar, stark bevölkert, ohne Unfriede, Zwist, Verwirrung, Auf- ruhr und Räuberei, die Krankheiten gänzlich verschwunden, es hat Überfluss an Reis, Zuckerrohr, Rindern und Büffeln, auch das Volk, der Gaben, Opfer und der Verehrung beflissen, gewährt den Gramana’s, Brahmanen, den Nothleidenden und Armen Nahrung; da du, Maje- stät, zornig, leidenschaftlich und unfreundlich bist und durch Strafen, Schlagen, Stechen, Tödten, Ergreifen und Binden, durch Unduldsamkeit, Verschlossenheit und Bosheit ver- N Dat 2) Tibetisch: Ул УЧАТ, was hier von dem Näga | war, sandte acht Brahmanen nach der Hauptstadt der Çi- me) bi’s Dshajaturà, um von Viçvantara den weissen Elephan- gesagt wird, überträgt, worauf mich Prof. Minayeff | ten zu verlangen, welcher die Kraft hatte, Regen zu er- aufmerksam macht, eine Päli-Recension des Vievantara- zeugen, з. Spence Hardy A Manual of Budhism 5. 116, Dshätaka aufeinen Elephanten (= паса); derKalinga-Kö- Köppen, die Religion des Buddha $. 324. nig, in dessen Land aus Mangel an Regen Hungersnoth |‘ IV* ххуш VORWORT. schiedener Art die Bewohner des Landes fortwährend in Schrecken gesetzt hast, deshalb sind die Menschenschaaren voll Furcht und Verzweiflung in das Land des Königs vom nörd- lichen Pantschäla gezogen.» Der König des südlichen Pantschäla sagte: «Geehrte, was giebt es wohl für ein gutes Mittel, damit jene Menschenschaaren wieder zurückkehren und diese Ortschaften und Städte bewohnen?» Die Minister sagten: «Majestät, wenn du nach dem Beispiel des Königs vom nördlichen Pantschäla herrschend mit mildem und heilsamem, sowie auch barmherzigem Sinne das Land schirmen wirst, werden alsbald die Menschen- schaaren zurückkehren und in diesen Ortschaften und Städten wohnen,» Der König des süd- lichen Pantschäla sagte: «Geehrte, wenn es sich so verhält, werde auch ich nach dem Bei- spiel des Königs vom nördlichen Pantschäla © ”® dem Gesetz gemäss herrschend, mit mil- dem und heilsamem, sowie auch barmherzigem Sinne das Land schirmen, ihr aber handelt also, dass jene Menschenschaaren wieder zurückkehren und diese Ortschaften und Städte bewohnen.» — «Majestät, es ist aber noch eine andere Ursache der Art da; in jener Stadt wohnt in einem mit blauen, rothen und weissen Lotussen aller Art angefüllten, durch Gänse und Enten verschiedener Art geschmückten, grossen See ein Näga-Sohn Namens Tschitra- dshanma. Da dieser von Zeit zu Zeit einen Regenguss herabsendet, wird die Ernte vor- . züglich und deshalb ist der Erdboden überaus fruchtbar und im Lande Speise und Trank in Fülle.» — Der König sprach: «Geehrte, giebt es denn kein Mittel, jenen Näga-Sohn hierher zu rufen?» — ««Majestät, da er durch Zauber- und Spruchkundige hergebannt wer- den kann, lass diese es thun.»» Darauf band der König ein goldenes Kästchen an die Spitze einer Standarte und liess im ganzen Reiche ausrufen, dass er demjenigen, der aus dem nörd- lichen Pantschäla den Näga-Sohn Tschitradshanma herbeibaunen würde, dieses goldene Kästchen geben und ihn mit grossen Ehren überhäufen würde. Nach einer Weile erschien ein Schlangenbeschwörer bei den Ministern und sagte, dass, wenn man ihm dieses goldene Kästchen gäbe, er den Näga-Sohn Tschitradshanma fangen und herbeischaffen werde.» Die Minister befahlen das Kästchen zu holen und der Schlangenbeschwörer sprach: «Ich werde dieses Kästchen in die Hand eines zuverlässigen Mannes legen und wenn ich den Näga-Sohn Tschitradshanma herbeigeführt haben werde, dann gebe er dasselbe mir.» Als man ihm dies zugestanden hatte, legte der Schlangenbeschwörer das goldene Kästchen in die Hand eines zuverlässigen Mannes und begab sich nach der Stadt Hastinäpura. Als er darauf den * *? Umkreis dieses Sees betrachtete, erkannte er, der in den Merkmalen be- wandert war, dass der Näga-Sohn Tschitradshanma an einer gewissen Stelle weilen müsse. Er ging darauf nach Streuopfern und Geräthschaften und sagte zu den Ministern: «Gebet mir Streuopfer und Geräthschaften und innerhalb sieben Tage werde ich den Näga-Sohn fangen und herbringen.» Den Schlangenbeschwörer hatte aber auch der Näga-Sohn gese- hen und dachte: «Dieser ist gekommen, um mich zurauben und wenn ich nach sieben Tagen geraubt sein werde, werde ich durch die Trennung von meinen Eltern grosse Trübsal er- leiden; was soll ich thun? wen um Schutz bitten?» Auch wohnten nicht sehr weit von die- VORWORT. XXIX sem See zwei Jäger Masüraka und Phalaka '); da diese beiden in der Nähe des Sees wohn- ten, ernährten sie sich, indem sie sowohl die am Lande lebenden Thiere, als da sind Hasen, Hirsche, Eber u. s. w., welche zu jenem See trinken gingen, als auch die im Wasser be- findlichen Fische, Schildkröten u. s. w. tödteten. Von diesen starb darauf Masüraka, Pha- laka aber blieb am Leben. Da der Näga-Sohn Tschitradshanma bedachte, dass er zu kei- nem andern ausser dem Jäger Phalaka seine Zuflucht nehmen könne, trat er, nachdem er Menschengestalt angenommen, zum Jäger Phalaka und sagte ihm: «He, Freund, weisst du wohl, dass wenn des Königs Dhanaka Reich reich, ausgedehnt, in Wohlsein und fruchtbar, stark bevölkert ist und Überfluss hat an Reis, Zuckerrohr, Rindern und Büffeln (wie es oben gesagt ist), durch wessen Kraft dies geschieht?» Der Jäger antwortete: «Wohl weiss ich, dass es deshalb so ist, weil dieser König dem Gesetz gemäss seine Herrschaft ausübt und sein Land mit mildem, heilsamem und barmherzigem Sinn schirmt.» Der Näga-Sohn: «Ist es nur durch diese Ursache allein, oder auch durch eine andere?» — Der Jäger: «Es ist auch noch eine andere Ursache da. In diesem See lebt der Näga-Sohn Tschitradshanma, welcher von Zeit zu Zeit einen Regenguss © °® herabsendet, wodurch der Erdboden über- aus fruchtbar wird und deshalb das Land ausserordentlich ergiebig ist und Speise und Trank in Fülle hat.» — Tschitradshanma sagte: «Wenn nun jemand diesen Näga-Sohn aus diesem Lande entführen würde, würde dieser nicht mehr wirksam sein können und durch die Trennung von seinen Eltern in grosse Trübsal gerathen; was würden aber der König und die Einwohner des Landes, wenn er entführt würde, was würdest du anfangen?» — «Wir würden umkommen.» — «Weisst du, wer dieser Näga-Sohn ist?» — «Nein!» — «Ich selbst bin es und ein Schlangenbeschwörer aus dem südlichen Pantschäla will mich entführen; er ist um Streuopfer und Geräthschaften zu holen zurückgekehrt und wird in sieben Tagen wieder kommen, dann aber am Ufer des Sees in die vier Ecken Khadira-Pflücke ?) stecken, verschiedene bunte Fäden ziehen und Geheimsprüche hersagen. Zu der Zeit bleibe du ir- sendwo in der Nähe versteckt; wenn er aber an eine solche Сегетоше geht und das Was- ser im See zu sieden und auszutreten anfängt und auch ich hervorkomme, dann schiesse du mit dem Bogen auf diesen Schlangenbeschwörer und tritt sofort an ihn heran mit den Worten: «Mache den Geheimspruch rückgängig, thust du es nicht, so werde ich dir den Kopf vom Rumpfe hauen und ihn zu Boden werfen.» Wenn er, ohne die Geheimsprüche rückgängig gemacht zu haben, umkömmt, werde ich nach seinem Tode lebenslänglich durch die Banden des Geheimspruchs gebannt bleiben.» Der Jäger sagte: «Wenn ich schon um dir allein einen Dienst zu erweisen, es von selbst gethan hätte, um wieviel mehr werde ich, da es dem ganzen Reiche von Nutzen ist, dich schirmen; geh nur!» Darauf hielt sich der Näga-Sohn an einer einsamen Stelle auf. Nach sieben Tagen versteckte sich dann der N = С . «1 à м ь 559455 Indien S. 70, мо Nägärdshuna die Göttin Tschandik* 1)Im Tibetischen NA OA und 959$ ? 5 “+ ) в” = 4 5 = N durch Einschlagen eines Khadira-Keils in den Man- 2),Vergl. Täranätha Geschichte des Buddhismus in | dshuçri-Tempel bannt. ххх VORWORT. Jäger an der einsamen Stelle und der Schlangenbeschwörer kam und fing an die Streuopfer- und Geräthschaftsvorkehrungen zu treffen, steckte an die vier Ecken Khadira-Pflöcke, zog verschiedene bunte Fäden © °®>und sagte Geheimsprüche her. Als dann das Wasser ins Sieden gerathen war und der Jäger mit dem Bogen geschossen hatte, zog er sein Schwert aus der Scheide und sagte: «Wirst du den in unserem Lande wohnenden Näga-Sohn durch Geheimsprüche entführen? mache du die Geheimsprüche rückgängig, thust du es nicht, so werde ich dir den Kopf vom Rumpfe schlagen und ihn zu Boden werfen.» Der Schlangen- beschwörer, der Schmerz und Qual empfand, machte aus Schreck und Angst vor dem Tode die Geheimsprüche rückgängig, worauf ihn der Jäger sofort tödtete. Als der Näga-Sohn so aus den Banden der Geheimsprüche erlöst war, kam er aus dem See hervor, umarmte den Jäger und sprach also zu ihm: «Du bist meine Mutter, du bist mein Vater, auf diese Weise bin ich, indem ich mich dir anvertraut habe, vor dem Schmerze der Trennung von meinen Eltern verschont worden. Komm, wollen wir zu ihnen gehen.» Er führte ihn nach ihrem Aufenthalt, bewirthete ihn mit mannigfachen Speisen und Getränken, gab ihm Kostbar- keiten und sagte zu seinen Eltern: «Dieser ist mein Herzensfreund, mein Hort und mein Angehöriger geworden, durch sein Vermögen bin ich vor der Trennung von euch verschont worden.» Auch die Eltern gewährten ihm Wunschfreiheit und schenkten ihm allerlei Kost- barkeiten, welche er mit sich nahm und aus diesem See hervorkam. Unweit von diesem See war eine Einsiedelei, reich an Blumen und Früchten, sowie an Vögeln, welche verschie- dene Töne von sich gaben. Daselbst wohnte ein Rishi voll von Milde und Barmherzigkeit und Freundlichkeit gegen die belebten Wesen. Zu diesem Rishi pflegte der Jäger Morgens, Mittags und Abends zu gehen und diesem erzählte er das ihm mit dem Näga-Sohne Tschi- tradshanma Zugestossene ausführlich. Da sagte der Rishi zu ihm: «Was brauchst du Kost- barkeiten und Gold? In jener Behausung ist die Fessel «Nichteitel»') (d. h. die sicher haltende), um diese musst du bitten.» Da nun in dem Jäger ein Verlangen nach dieser Nichteitelfessel erwachte, begab er sich, dem Worte des Rishi folgend, wiederum in die (“ 206) Näga-Behausung. Dort erblickte er an dem Eingang der Näga-Behausung diese Nichteitel- fessel und da er merkte, dass dies die von ihm gewünschte Fessel war, trat er in die Näga- Behausung. Es freuten sich der Näga-Sohn Tschitradshanma und die andern Näga’s sehr und gaben ihm Kostbarkeiten, er aber sprach: «Nicht brauche ich Kostbarkeiten, gebet mir lieber diese Nichteitelfessel.» Tschitradshanma entgegnete: «Wozu hast du dieselbe nöthig? uns ist sie sehr nöthig; wenn der Garuda uns Schaden zufügt, dann werden wir durch diese Fessel gerettet.» Der Jäger sagte: «Da euch nur selten vom Garuda Gefahr droht, so habet ihr sie nicht so nöthig; ich aber brauche dieselbe fortwährend und .deshalb gebet sie mir, wenn ihr der erwiesenen Wohlthat und des geleisteten Dienstes eingedenk seid?» Der Näga- Sohn Tschitradshanma: «Da dieser mir einen grossen. Dienst erwiesen hat, will ich, nach- 5) Im Sanskrit Amoghapäca s. Böhtlingk-Roth, Sanskritwörterbuch u. .d W. VORWORT. XXXI dem ich Vater und Mutter gefragt, ihm die Fessel geben.» Nachdem er die Eltern gefragt, gab er ihm die Fessel. Darauf kehrte dieser Jäger, als wenn er sich selbst zurückerhalten, voll Freude und Seligkeit mit der Nichteitelfessel aus der Näga-Behausung zu sich nach Hause zurück. Als zu einer andern Zeit der König Dhanaka sich mit seiner Gattin spielend belu- stigte und vergnügte, war er dennoch trotz des Spielens und der Vergnügung ohne Sohn und ohne Tochter, worüber er, die Wange auf die Hand stützend, in Nachdenken gerieth, weil die in seinem Hause angehäuften Schätze, da er ohne Sohn und ohne Tochter war, nach seinem Tode mit dem Erlöschen des Geschlechts in andere Hände kommen und über alle Habe ein anderer König herrschen würde. Als er so in Nachdenken versunken da sass, frag- ten ihn die Gramana’s, die Brahmanen, die Freunde, Gefährten und Angehörigen, weshalb er so 2%) niedergeschlagen wäre. Als er ihnen alles ausführlich erzählt hatte, sprachen sie: «Geruhe zu den Göttern zu beten, so wird dir ein Sohn geboren werden.» Da er nun keinen Sohn hatte und einen solchen wünschte, betete er zu-Qiva und Varuna, zu Kuvera und Vasudeva п. $. w., auch zu verschiedenen andern Göttern, zu den Göttern der Lust- haine, den Göttern des Waldes, den Göttern der Kreuzwege, den Göttern der Dreiwege, zu den Göttern, die Streuopfer annehmen, zu den gleichzeitig geborenen und gleichgesinnten Göttern, zu den stets begleitenden Göttern. In der Welt heisst es, dass in Folge solcher Gebete Söhne und Töchter geboren werden, sonst aber nicht; wenn solche Gebete stattge- funden haben, können z. B. einem weltbeherrschenden Könige tausend Söhne geboren wer- den. Allein nur wenn drei Bedingungen stattfinden, können Söhne und Töchter geboren wer- ‘den, welche drei Bedingungen namentlich? Wenn Vater und Mutter in Liebe sich einigen, wenn die Mutter zu rechter Zeit menstruirt und der Gandharsva seinen Einzug halten will; wenn diese drei Bedingungen da sind, werden Söhne und Töchter geboren. Als nun Dhanaka auf diese Weise betend Erhörung erlangte, zog ein Bodhisattva des Bhadrakalpa in den Leib der trefflichen Gattin. Einige Frauen, welche mit Einsicht begabt sind, besitzen fünf ausschliessliche Eigenthümlichkeiten, welche fünf? Sie wissen, ob der Mann mit Leiden- schaft ist oder nicht, sie kennen die Zeit und die Menstruation, sie wissen den Eintritt in den Mutterleib und woher der Eintritt stattgefunden hat, sie wissen ob es ein Knabe oder ein Mädchen ist; ist es ein Knabe, so haftet er an der rechten Seite, ist es ein Mädchen, so haftet es an der linken Seite. Voll Freude sprach die Königin zu ihrem Gemahl: «О Herr (eig. Herrensohn), da das eingezogene belebte “ *? Wesen an meiner rechten Seite haftet und es sicher ein Knabe wird, so freue dich.» Der König voll Freude hob seine Brust empor, streckte den rechten Arm aus und sprach: «Den von mir seit langer Zeit ersehnten Sohn werde ich sehen; da er mir gleich geboren werden wird, wird er meine Thaten aus- führen, das Erhaltene noch weiter erhalten, und als Erbe mein Geschlecht weiter fortpflanzen; wenn wir aber gestorben sein werden, so möge, ob wir nun viel oder wenig Gaben dargebracht und Verdienst erworben haben, dorthin, wo wir beide geboren werden sollen, uns dies nach- folgen und unser Lohn durch den Namen reifen.» Also rief er freudig aus. Da er nun wusste, XXXII VORWORT. dass die Empfängniss stattgefunden hatte, sorgte er, um den im Mutterleibe Vorhandenen gänzlich,reiien zu lassen, in seinem Palaste bei der Kälte für Vorkehrungen gegen die Kälte, bei der Hitze für Vorkehrungen gegen die Hitze, nach Anweisung des Arztes für Speisen, die nicht zu bitter, nicht zu sauer, nicht zu salzig, nicht zu süss, nicht zu heiss, nicht zu herb waren, für Speisen, welche ohne Bitterkeit, Säure, Salzigkeit, Süsse, Hitze und Herb- heit waren; mit Perlenschnüren verschiedener Art und anderem Schmuck bekleidete er den Körper (der Gattin) gleich den im Nandana-Haine wandelnden Apsarasen, schaffte Sitze und Sitze, Schemel und Schemel, verhütete, dass sie zu Boden fiele und liess Acht geben, dass nicht der geringste unangenehme Laut von ihr gehört würde. Als acht oder neun Monate abge- laufen waren, wurde ein Knabe von herrlicher Gestalt und lieblichem Aussehen, schön und glänzend, dem Golde an Farbe gleich, geboren, der Kopf gleich einem Baldachin, die Arme lang, die Stirn von grosser Weite, die Augenbrauen in einanderfliessend, der Nasenrücken hoch, alle Glieder und Gelenke vollzählig. Als bei der Geburt die Freudenpauke geschlagen wurde und der König sie hörte, #7 fragte er, was das wäre. Seine Gemahlinnen sprachen: «Majestät, freue dich, es ist dir ein Sohn geboren worden.» Darauf liess der König aus der Stadt alle Steine, allen Kies und alles Geröll fortschaffen, liess kehren und Sandelwasser sprengen, Standarten und Fahnen aufpflanzen, überaus wohlriechendes Räucherwerk be- reiten, Blumen, als wenn er durch verschiedene Träume erfreut wäre, streuen, den Gramana’s, den Brahmanen, den Nothleidenden und den Armen Gaben verabreichen und allen Gefangenen die Freiheitgeben. Nach dreimal sieben Tagen, am 21 Tage, veranstaltete er ein grosses Ge- burtsfest und als man nun fragte, welcher Name dem Knaben gegeben werden sollte, sprachen die Minister: «Da dieser Knabe der Sohn des Königs Dhanaka ist, muss er Sudhana heissen» und so gab man ihm den Namen Sudhana. Der Knabe Sudhana wurde acht Ammen übergeben, zweien Trage-Ammen, zweien Still-Ammen, zweien Wisch-Ammen und zweien Spiel-Ammen. Da diese acht Ammen ihn mit Milch, sowohl süsser als geronnener, mit Butter, sowohl fri- scher als geklärter, und-Butterschaum, mit den vorzüglichsten andern Dingen ernährten und aufzogen, wuchs er gleich einem im Teich befindlichen Lotus rasch empor. Als er gross geworden war, wurde er in der Schrift unterrichtet, wurde erfahren in den acht Prüfungen und den Unterscheidungen, im Lesen und erlangte Bestimmtheit im Wandel (wie solches oben vorgekommen ist), wie ein König, der aus dem Kschattrija-Geschlecht gekrönt, über die Menschen Macht, Kraft und Eifer ausübt, und wenn er über diesen Erdkreis herrscht, in den verschiedenen Fächern der Kunst und der That geübt sein muss, wurde auch er in den fünf Künsten bewandert, ganz wie solches oben vorgekommen ist. Als der Vater ihm drei Gattinnen, eine erste, eine mittlere und eine letzte gegeben und dreierlei Paläste für den Winter, © °® den Frühling und den Sommer erbaut hatte, so errichtete er auch dreierlei Lusthaine für den Winter, den Frühling und den Sommer. Da belustigte und ver- gnügte sich der Jüngling Sudhana, wenn er ohne Männer in den Oberstock des Palastes stieg, an dem Spiel der musikalischen Instrumente. Als darauf zu einer andern Zeit der Jäger Phalaka Wild suchend hier- und dorthin Уовмовт. у KXXIIT schweifte, gelangte er zu einem andern Berge, an dem Fusse dieses Berges erblickte er die an Blumen und Früchten reiche Einsiedelei eines Rishi, wo verschiedene Vögel umherflat- terten und ein mit blauen, rothen und weissen Lotussen, mit Gänsen und verschiedenen Entenarten ausgestatteter See war. Als er im Begriff war, in dieser Einsiedelei umherzu- streifen, erblickte er einen Rishi mit langem Haupt- und Leibhaar und langen Nägeln und langem Bart, mit einem durch Wind und Hitze beeinträchtigten Körper, mit Baumrinde bekleidet, unter einem Baum in einer Grashütte sitzend. Als er ihn erblickt hatte, berührte er dessen Füsse mit seinem Haupte, legte die Handflächen zusammen und fragte: «Ehr- würdiger, seit wie lange befindest du dich an dieser Stelle?» -—— «Vierzig Jahr.» — «Hast du während der Zeit, dass du dich hier aufhältst, irgend etwas Wunderbares und Seltsames gesehen oder gehört? Der Rishi mit seinem ruhigen Wesen sprach bedächtig also: «Freund, siehst du diesen See nicht?» — «Ehrwürdiger, ich sehe ihn.» Dies ist der Brahma-Sam - mel-Teich, angefüllt mit blauen, rothen und weissen Lotussen, besucht von Schaaren ver- schiedener Vögel, überaus reich an Schnee-, Silber- und Reiftarbigem Wasser; zu diesem von überaus wohlriechenden Blumen umgebenen Teiche kommt am 15. Tage des Monats des Kinnara-Königs Druma Tochter Manoharä, von 500 Kinnari’s umgeben, um, nachdem sie ihr Haupt gewaschen und gesalbt, in demselben zu baden. Während des Bades tanzen, singen und lassen sie anmuthige Musik ertönen, welche sogar die Thiere des Waldes ent- zückt; auch ich selbst empfinde, wenn ich diese Töne gehört habe, Freude und Lust sieben Tage lang. О Freund, dieses Mädchen habe ich gesehen.» Da dachte der Jäger Phalaka: «Da ich von dem Näga die Nichteitelfessel erhalten habe, werde ich sie auf die Kinnari Manoharä werfen.» In Folge dessen kam er zu einer andern Zeit am 15. des Monats mit der Nichteitelfessel und nachdem er sich unweit des Ufers des Sees in einem Gebüsch mit Blumen, Früchten und Laub versteckt hatte, war er auf der Hut. Als darauf Manoharä von 500 Kinnari’s umringt mit solcher Ausstattung um zu baden in den Brahma-Sammel-Teich stieg, warf der Jäger Phalaka sofort die Nichteitelfessel aus und fing die Kinnari Mano- Вага. Von der Fessel ergriffen, fing sie an im See zu springen und zu waten und Schreckens- laute auszustossen, die Kinnari-Schaaren aber, als sie dies hörten, liefen auseinander und als sie auf Manoharä zu blicken begannen, sahen sie, dass sie gefangen war und liefen er- schrocken davon. Der Jäger erblickte sie, die von Gestalt vorzüglich wohlgebaut und lieb- lichen Angesichts war; als er sie erblickt hatte, wollte er, um sie zu ergreifen, näher ge- hen, sie aber sprach: «Niedriger du, rühre du mich nicht an; nicht werde ich dich heira- then; da ich eines schönleibigen Königs würdig bin, darfst du mich nicht ergreifen.» Der Jäger sprach: «Wenn ich dich nicht ergreife, wirst du davonlaufen.» Sie entgegnete: «Nicht werde ich davonlaufen; wenn du es nicht glaubst, so nimm dieses Scheiteljuwel, durch dessen Macht ich mich zum Himmel erhebe.» Der Jäger sagte: «Wer weiss das?» Nach- dem sie ihm das Scheiteljuwel gegeben hatte, sagte sie: «In wessen Hand dieses Scheitel- juwel sich befindet, in dessen Gewalt werde ich sein.» Darauf nahm der Jäger das Juwel und führte sie, gleich als wenn sie mit einer Fessel gebunden wäre, mit sich fort. Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIlme Série, V - + XXXIV VoRWORT. “09 Als zu der Zeit der Jüngling Sudhana auf die Jagd ausgezogen war, erblickte der Jäger den Jüngling Sudhana von schöner Gestalt und angenehmem Aussehen und als er ihn erblickt, dachte er: «Da dies der Königssohn Sudhana ist und er eine vorzüglich schöne Gestalt und ein angenehmes Aussehen hat, und da er, wenn er diese erblickt hat, sie zur Frau nehmen wird, will ich selbst sie ihm als Geschenk darbringen.» Als er sie dar- auf gleich wie durch eine Fessel gebunden zu dem Königssohn Sudhana geführt hatte, sprach er, nachdem er seine beiden Füsse berührt hatte: «Da ich dir diesen Edelstein von Weib zum Geschenk darbringe, geruhe ihn anzunehmen.» Der Königssohn Sudhana erblickte die Kinnari Manoharà mit schöner Gestalt und angenehmem Aussehen, mit vorzüglich glän- zender Gesichtsfarbe und mit allen guten Eigenschaften, geschmückt mit den 18 Merkma- 1еп ') des Weibes, schöner als die Menschen des Landes, die Brüste weit und gewölbt wie - die Schildkröte Hiranjakumbha, drall, fest, überaus rund und zitternd, die Augen hoch- blau mit rothen Äderchen und länglich, jungen Lotussen gleich, der Nasenrücken lang und hoch, die Lippen wie Korallen, Edelstein, Perlen, an Gestalt der Bimba-Frucht ähnlich, die Kinnbacken nicht schlaff und sehr ausgedehnt, die Wangen mit überaus reizenden Geburtsflecken, die Augenbrauen schön zusammenfliessend, gleich Bienenschwärmen schwarz, die Arme gleich dem fleckenlosen Vollmonde üppig und lang, der Bauch mit drei tiefen Falten ein wenig überhängend, durch das Herabhängen der Brüste der Oberkörper ein wenig gebeugt, der Unterleib Diskusähnlich schön gestaltet, die Hände dem Marke des Bananenbaumes ähnlich, die Schenkel durch die Zierlichkeit und Abrundung der Waden - schön, die Adern kaum sichthar-und ohne alle Krümmung, so dass alle Glieder schön waren, unter dem Tönen des reich mit Edelsteinen besetzten Kopf-, Hals- und Fussschmucks und der verschiedenen Perlenschnüre stolz einherschreitend, das Haar schwarz und glatt, der Sa- tschi gleich * > die Füsse mit Fussspangen geschmückt und mit goldnem Gürtel, am Bauche viele Perlenschnüren herabhängend, an Farbe das Gold überstrahlend schön. So wie er sie erblickt hatte, wurde der Jüngling rasch gefesselt durch die Bande der Leidenschaft, die wie der Mond im Wasser fleckenlos und rein seiner beweglichen Natur wegen schwer - zu fassen, die wie das Meerungeheuer im wellenreichen Strome schwer zubetrachten, die dem Garuda und der Gewalt des Windes gleich einherschreitet, die der Leichtigkeit der Baum- ‚ мое gleich rasch umherfliegt, die wie der Affe nicht an einer Stelle bleibend beweglich ist. Wenn der Pfeil der Leidenschaft, welcher stets mit Mühsalen verknüpft ist, mit dem Verlan- sen, die Seligkeit der Liebe zu geniessen, ohne sich vom Abgrund des Missgeschicks, das diese Mühsalen alle verursachen, abbringen zu lassen, durch den an der Schönen hangenden Sinn gänzlich bethört, mit unerträglichen Lauten, die aus Verlangen der Begegnung her- vorgelockt werden, wenn dieser Pfeil von dem der Regel widerstrebenden Bogen abge- schossen das Herz trifft, stürzt man hin wie der Schmetterling in’s Feuer. Gleich wie im 1) So kommt die Zahl 18 auch bei Unförmlichkeiten | auch Avadänacataka 97; vergl. Benfey, Pantschatan- vor, 3: Karmagataka 48. 52 ein Sohn mit 18 Nasen; s. | tra В. I. $. 513. VORWORT. XXXV Sommer der Blitz aus der Regenwolke zuckt, so wurde Sudhana, als er die, deren Antlitz dem Monde gleich war, erblickt hatte, durch den Liebespfeil getroffen. Darauf nahm der Königssohn Sudhana Manoharä und brachte sie nach der Stadt Hastinäpura und gab jenem Jäger eine vorzügliche Stadt. Als darauf der Jüngling Sudhana mit Manoharä in den Ober- stock des Palastes gegangen war, spielte und belustigte er sich mit ihr, und durch die hun- dertfältige Kraft der Schönheit, Jugend und Verehrung der Manoharä wurde der Jüngling Sudhana augenblicklich unwiderstehlich hingerissen. 210) Zu einer andern Zeit kamen zwei Brahmanen angewandert, von denen der eine sich zum König hielt, der andere zu Sudhana; denjenigen, der sich zum König hielt, setzte dieser zum Purohita ein und verlieh ihm viele Güter, demjenigen aber, der sich zum Jüng- ‚ling Sudhana hielt, wurden nur einige Genussgüter verliehen; dieser sprach: «О Jüngling, was wirst zur Zeit, da du nach dem Tode des Vaters zum König eingesetzt wirst, du mir thun?» Der Jüngling Sudhana sprach: «So wie dein Gefährte als Purohita meines Va- ters eingesetzt worden ist, werde auch ich dich als Purohita einsetzen.» Als dies ihr Ge- spräch von einem zum andern fortgepflanzt war, hörte es der Brahmane, der Purohita war, und dachte: «Wenn ich es so einrichten kann, dass der Jüngling die Herrschaft nicht er- langt, wird auch nicht von Einsetzung des Purohita die Rede sein können.» Als zu einer andern Zeit im Reiche dieses Königs Gebirgsbewohner sich empört hat- ten, schickte der König, um dieselben zu bändigen, einen Heerführer, der aber gänzlich besiegt und geschlagen wieder zurückkehrte. Ebenso ging es mit sieben Heerführern, welche der König dorthin geschickt hatte. Die Minister sprachen zum König: «Weshalb, Majestät, lässt du dein Heer dahinschwinden und die Macht der Gegner wachsen? wieviel in deinem Land waffenfähig sind, diese geruhe du einzuberufen.» Der Brahmane, der Pu- rohita war, dachte, dass dies der Zeitpunkt wäre, um Sudhana den Tod zu bereiten und sprach zum König: «Auf solche Weise unterliegt es keinem Zweifel, dass man geschlagen werden wird.» Der König sprach: «Was soll ich also thun, soll ich etwa selbst ausrücken ?» Der Purohita sagte: «Majestät, weshalb willst du selbst gehen? da der Jüngling Sudhana ins Mannesalter getreten und auf seine Kraft und Tapferkeit stolz ist, mögest du ihn mit diesen Heeren aussenden.» Der König sagte: «Also werde ich thun»; darauf rief der Kö- nig den Jüngling und sagte % 7° ihm: «Jüngling, zieh mit dem Heere aus und bändige die Gebirgsbewohner.» — «Majestät, ich werde nach deinem Wort handeln», sprechend gehorchte Sudhana seinem Vater und begab sich zu den Gattinnen, wo er, als er Manoharâ erblickt hatte, sie alle vergass; auch das vom König Befohlene vergass er, als er sie erblickt hatte. Darauf sprach der Purohita zum Könige: «Majestät, da es ausser Zweifel ist, dass der Jüng- ling Sudhana Manoharä überaus liebt, so lass das Heer aufstellen und befiehl dem Jüngling, wenn er von den Gattinnen hervorkommt, auszurücken, ohne dass er zu Manoharä gehe. Der König sprach zu den Ministern: «Geehrte, bereitet die Heeresschaaren !» Die Minister gehorch- ten dem Befehl des Königs, bereiteten die Heeresschaaren, Elephanten, Rosse, Wagen und Fussvolk vorzüglich mit vielfachem Zubehör und Waffen. Drauf riefen sie den Jüngling V* XXXVI VORWORT. heraus und sprachen: «Jüngling, da die Heeresschaaren bereit sind, so ziehe von dannen.» Er sprach: «Majestät, nachdem ich Manoharä gesehen habe, werde ich ziehen.» Der König sprach: «Jüngling, da dadurch Aufenthalt entsteht, geh nicht sie sehen.» «Ist es so, so will ich ziehen, nachdem ich die Mutter gesehen.» — «Jüngling, die Mutter magst du sehen!» Er nahm das Scheiteljuwel der Manoharä, kam zur Mutter, berührte ihre beiden Füsse und sprach: «Mutter, da ich ausziehe, um die Gebirgsbewohner zu bändigen, so verwahre du dieses Scheiteljuwel in der grössten Verborgenheit und gieb dasselbe nicht der Manoharä, ausser wenn es sich um Leben und Tod handelt.» Nachdem er diese Worte der Mutter ge- sagt und von ihr Abschied genommen hatte, zog er mit den Heeresschaaren und un- ter dem Schall der Musik aus und nach und nach vorrückend liess er sich unweit der Ge- birgsbewohner unter einem Baume nieder. Zu der Zeit zog der Mahärädsha Vaicravana mit vielen Jakscha’s, mit vielen Hunderten von Jakscha’s, mit vielen Tausenden von Jakscha’s, mit vielen Hunderttausenden von Jakscha’s zu einer Jakschaversammlung. Als er auf die- sem Weg einherzog “ ”"" und auf dem Himmelswege aufgehalten wurde, dachte er: «Ob- schon ich oft auf diesem Wege einhergezogen bin, so ist mein Wagen kein einziges Mal aufge- halten worden, was sollte wohl die Ursache sein, dass er jetzt aufgehalten wird?» Als er den Jüngling Sudhana erblickt hatte, dachte er: «Dies ist ein Bodhisattwa des Bhadrakalpa, der zum Kriege ausgezogen in Bedrängniss sein wird; ich werde ihm beistehen und die Gebirgs- bewohner bändigen, ohne dass die lebenden Wesen gefährdet werden.» Er rief den Ober- heerführer der Jakscha Pantschäla herbei und sagte ihm: «Pantschäla, komm her, bewirke es, dass der Jüngling Sudhana ohne ein Treffen zu liefern und ohne Schädigung lebender Wesen die Gebirgsbewohner bändige.» Der Oberheerführer der Jakscha Pantschäla gehorchte mit den Worten: «Ich werde deinem Befehl gemäss handeln» dem Vaicravana und zauberte die vier Bestandtheile des göttlichen Heeres, Männer von der Grösse der Palmen, Elephanten von der Grösse der Berge, Rosse von der Grösse der Elephanten, Wagen von der Grösse des Götterpalasts Vimäna hervor. Darauf durch die verschiedensten Arten von Waffen, nämlich Schwerter, Hämmer, Wurfspiesse, Lanzen, Wurfscheiben, Keulen, Pfeile, Streitäxte u. s. w. und durch das verschiedenartigste Geklirr grossen Schreck verbreitend, gelangte Pan- tschäla sammt den grossmächtigen Schaaren zu den Gebirgsbewohnern, durch den Lärm der Elephanten, Rosse, der Wagen, das verschiedenartigste Geklirr und die Gewalt der Jak- scha’s stürzten die Wälle ein. Als nun die Gebirgsbewohner diese Heeresschaaren erblickten und ihre Wälle eingestürzt sahen, wunderten sie sich gar sehr und fragten, woher diese Heeresschaaren gekommen wären. Jene sprachen: «Öffnet schleunigst die Thore! Der Jüngling Sudhana kommt hinten im Zuge, und dies ist sein Heer. Wenn ihr die Thore nicht schleunigst öffnet, so wird alles übereinander geworfen werden.» Sie sprachen: «Wir sind nicht * 2"? gegen den König aufgebracht, auch der Jüngling ist einsichtsvoll, wir sind aber durch die Beamten des Königs in Furcht und Angst gesetzt.» Sie öffneten die Thore, mit erhobenen Fahnen und Standarten, mit vollen Krügen und mit den Tönen der verschieden- sten Instrumente zogen sie dem Jüngling Sudhana entgegen. Er auch, nachdem er ausge- VORWORT., XXXVIT ruht hatte, lud sie ein, wählte Anführer, setzte Steuern ein und nahm Geissel. Nachdem er die Gebirgsbewohner unterworfen hatte, kehrte der Jüngling Sudhana zurück. Der Kö- nig Dhanaka hatte in derselben Nacht folgenden Traum: Es kam ein Geier herangeflogen, riss den Bauch des Königs auf und ergriff die Eingeweide des Königs, worauf der ganze Umkreis der Stadt wie ein aus den sieben Edelsteinen aufgebautes Gebäude aussah. Durch diesen Traum in Schreck gerathen, missvergnügt und mit Riesein der Haut erhob er sich schleunigst vom Lager und sass in seinem Schlafgemach mit der Hand den Kopf gestützt, _ in Gedanken versunken darüber, ob er seine Herrschaft verlieren oder ob er ums Leben kommen würde. Am Morgen erzählte er seinen Traum dem Purohita. Dieser dachte, dass, da der König solches geträumt habe, ohne Zweifel der Jüngling die Gebirgsbewohner ge- bändigt habe und er deshalb etwas Verderbliches anstiften müsse und sprach zum König: «Was du, Majestät, im Traum gesehen hast, ist nicht gut, ohne Zweifel wirst du deshalb entweder deine Herrschaft verlieren oder in Lebensgefahr gerathen. Es giebt aber ein Mittel, dies abzuwenden, und ich habe es aus den Geheimsprüchen der Brahmanen ersehen.» «Was giebt es denn für ein Mittel der Abwendung?» — «Majestät, lass im Lusthain einen schönen, abgemessenen Teich graben, denselben mit Mörtel ausschmieren, und nachdem er gereinigt ist, denselben mit dem Blute junger Rehe füllen. Wenn du dann zum Bade kommst, wirst du auf einer Treppe in diesen Teich steigen, nachdem du die erste Treppe hinabgestie- gen bist, wirst du auf die zweite steigen, nachdem du die zweite hinabgestiegen bist, wirst du die dritte.steigen, " ° bist du die dritte hinabgestiegen, so wirst du die vierte steigen. Darauf müssen vier in den Veda und Vedänga zur Vollkommenheit gelangte Brahmanen deine Füsse mit der Zunge lecken und mit Salbe aus Fett eines Nicht-Menschen (= Dämon) salben. Auf diese Weise wird alles Sündhafte deines Wesens geläutert werden und du deine Herrschaft lange erhalten.» Der König sprach: «Obschon alles dies ins Werk gesetzt werden kann, ist dennoch das Dämonenfett sehr selten.» Der Purohita sagte: «Majestät, ist das, was sich finden lässt, eine Seltenheit?» Der König sprach: «Was will das heissen?» Der Purohita sagte: «Majestät, ist Manoharà ein menschliches oder nichtmenschliches Wesen ?» Der König sagte: «О Purohita, da des Jünglings Leben an ihr hängt, so rede nicht also.» Jener sagte: «Majestät, des Hauses wegen soll man einen hingeben, der Stadt wegen soll man das Haus hingeben, des Landes wegen soll man die Stadt hingeben, seiner selbst willen soll man das Land hingeben '), hast du das nicht gehört? wenn du, König, von festem Cha- racter bist, mögest du dem einsichtsvollen Jünglinge eine andere geben, Manoharä aber tödten lassen.» Da der König aus Liebe seiner selbst nichts ungethan lassen wollte, willigte er ein und liess darauf nach der Anweisung des Purohita die Veranstaltungen treffen, den Teich graben, ihn mit Mörtel ausschmieren, reinigen, mit dem Blut junger Rehe an- füllen u. s. w. Als die Gemahlinnen Sudhana’s diese Zurüstungen ersehen hatten, entstand bei ihnen Freude und Heiterkeit. «Da auch wir, wenn wir uns dessen befleissigen, eine vor- 1) 5. ВОВ тек, Indische Sprüche 2. Ausgabe № 2697. XXXVITI VORWORT. zügliche Schönheit erlangen werden, werden wir uns jetzt mit dem Jüngling Sudhana gros- ser Freude hingeben» als sie also sprechend sehr vergnügt waren, sah sie Manoharä und und fragte, weshalb sie so vergnügt wären. Als nun darauf eine andere der Manoharä den ganzen Verhalt erzählt hatte, entstand in ihr Schmerz und Missbehagen, sie begab’ sich zur Mutter Sudhana’s, berührte ihre beiden Füsse ©? und erzählte ihr mit Worten, die Mitleid hervorriefen, diese Sache in ihrem Verlauf. Die Königin sagte: «Wenn es sich also ‚ verhält, so bedenke dies gut, auch ich werde es bedenken.» Als Manoharä nachgedacht und gesprochen hatte und auch die Königin nachgedacht hatte und es als richtig be- funden, gab sie der Manoharä das Scheiteljuwel und ein Gewand und sagte: «Kind, ich sollte dir das Juwel nur geben, wenn dein Leben in Gefahr wäre; auf diese Weise wird mir kein Vorwurf werden.» Als darauf auf Befehl des Königs der Reihe nach alles zum Bade bereitet wurde, nachdem er in den mit Blut angefüllten Teich gestiegen und hervor- gekommen war, leckten seine beiden Füsse die Brahmanenzungen. Darauf wurde die Dä- monin herbeigeführt .und ihr befohlen, näher zu treten. Unmittelbar darauf erhob sich Ma- noharà zum Himmel und sprach den Vers: «Nachdem ich berührt und getroffen, nachdem ich gelacht und gespielt, werde ich jetzt wie eine angebundene Kuh, die losgekommen, selbst davongehen.» Als der König sie durch die Lüfte schweben sah, erschrak er und sprach zum Purohita: «Weshalb ist die Kinnari Manoharä, bevor unsere Vorkehrungen ausgeführt sind, davongeflogen?» Der Purohita sprach: «Majestät, jetzt ist der Zweck erreicht und dein Wesen der Sünde entledigt.» Darauf dachte Manoharä, den Pfad durch die Lüfte neh- mend, also: «Dass ich in diese Lage gerathen bin, ist auf Anweisung jenes Rishi geschehen, hätte er nicht die Anweisung gegeben, so wäre ich nicht gefangen worden; deshalb will ich auf ein Weilchen zu ihm gehen.» Als sie in seine Rinsiedelei gelangt war, berührte sie seine beiden Füsse und sprach zum Rishi: «Grosser Rishi, da ich durch deine Anweisung gefangen worden bin, menschliche Berührung erlangt habe und fast um das Leben gekom- men wäre, so wolle du, wenn zufälliger Weise der Jüngling Sudhana mich suchen sollte, ihm meinen Fingerring übergeben und auch diese Worte sagen: «О Jüngling, wenn der Weg schwer zu gehen und voll Mühsal ist, sokehreum; ( 2% hast du nicht die Macht umzu- kehren, so ist es billig, dir den Weg anzuweisen. O Jüngling, Manoharä giebt ihn also an: Im Norden giebt es drei schwarze Berge, sind diese überschritten, so sind noch drei dort, sind auch diese überschritten, so sind noch drei dort. Hat man auch diese überschritten, so ist der Fürst der Berge der Himavant. An seiner Nordseite sind die Berge Kailäsa, Ar- buda, der Khadiraka, Tünava, Vadshrin, Vinataka, Kilaka, Airävata, Pramutschu'). Diese ^ & 95| NS as SAN | SN тет | ya À au тя aa 5 59559] so lautet der tibeti- ENS À Is San | RER т 55 sche Text, aus welchem ich die Namen’ versuchsweise , ins Sanskrit zurückübersetzt habe. Arbuda ist nur N NN 5 = сна AS ДУ го | $ ar aa Зах AN ur = môglich, falls eine Corruption von AI (= AN) zu nn nn VORWORT. 9.6.48 Berge überschreite du. Daraufüberschreite den Khadiraka, Tünava, Kilaka durch die Höhlung, aufden Vadschrin bringt dich der König der Vögel, aufsolche Weise wirst du diese Berge über- schreiten, zauberhafte Wesen mit Ziegengesichtern und Schaafsfellen, Menschen, welche die Gestalt bräunlicher Würmer haben, wirst du besiegen; in der Höhle ist eine grosse Schlange, die mit der Macht eines grossen Stromes dahinstürzt, diese musst du mit Gewalt bändigen; wo du die Schlange als etwas Schwarzes in der Höhle die Hälfte steckend erblickt hast, musst du den Bogen spannend und den Pfeil abschiessend, sie tödten. Wo du zwei Widder ° einander stossen ‚siehst, brich jedem ein Horn ab und du wirst den Weg finden. Wenn du zwei Eisenmänner erblickst, die Schrecken erregende Waffen ergriffen haben und du den einen derselben schlägst, wirst du den Weg finden. Wenn du eine Rakshasi mit Eisenlippen den Mund schliessen und öffnen siehst, musst du in diesen, wenn er sich öffnet, Keile ein- schlagen. Ebenso musst du den Brunnen mit wildem Strudel, der sechzig Klafter misst, überspringen, du musst die dem Löwen Väläksha (?) gleich gelben, unwiderstehlichen und schwer zu bändigenden Jaksha’s und Rakshasa’s den Bogen spannend tödten, © 7% viele Flüsse, die mit zehntausend Alligatoren angefüllt sind, musst du überschreiten. Krokodile, Schmetterling, ein Betrübter, ein Bunter, ein Weinender, ein Lachender, schlangenreicher und rohrreicher Fluss '); im Krokodil ist Rakschasi-Zorn, im Schmetterling ein Dämon, in dem Betrübten viele Meerungeheuer, in dem Bunten die Gestalt des Liebelenkers, im Weinenden ein Kinnara-Diener, im Lachenden ein Kinnara, im schlangenreichen Flusse viel Schlangen, im rohrreichen Fluss Gälmali. Bei den Krokodilen musst du Stand halten, dem Schmetterling Muth zeigen, bei dem Betrübten ist dem Meerungeheuer der Rachen zu binden, bei dem Bunten wirst du durch verschiedene Flüsse, bei dem Jammernden durch Muth, beim La- chenden durch Schweigen durchkommen, im schlangenreichen Fluss durch den Schlangen- zauberspruch und im schilfreichen Fluss, indem du den Zauberspruch der scharfen Waffen anwendest. Hast du alle Flüsse überschritten, kommst du in eine wilde Gegend, wo fünf- hupdert Jakscha’s weilen, diesen widerstehend besiege sie, darauf wird die Residenz des Kinnara-Königs sein. Also sprich zu ihm.» Nachdem Manoharä diese Worte zum Rishi ge- sprochen hatte, berührte sie seine beiden Füsse mit ihrem Haupte und ging davon. Als darauf der König hörte, dass der Jüngling Sudhana nach Bändigung der Gebirgs С . . . . . . : т . че „ НЕ angenommen wird, so wie mir eine solche in einer | sich durch Vadshrin dem Sinne nach wiedergeben; auch N . TP . 7 die folgenden Namen beruhen auf ähnlichen Versuchen Vjutpatti-Handschrift (Bl. 126) vorliegt, der zweite Theil der Rückübersetzung. des Wortes wäre dann uda (= a je IN entspricht + übrigens in der Amarakoshaübersetzung dem Sanskrit D LOI CRNZ CU ROSÉ MRC Z NZ Ir Нах; Tünava gebe ich nach Vorgang von Vjutpatti an т DNA ans an | Sur SS a AT 2 f, 120, wo das Wort freilich unter deu musikalischen | . PR RE ee ; Instrumenten vorkommt, buchstäblich liesse sich 3, ee | an $5 AS ST de en AN] könnte eine Te Re Corruption aus Ah Krokodil sein, allein Sicheres lässt EN INNEN, ll durch Ekatantra wiedergeben; AAO lässt sich schwerlich sagen. 1) Der tibetische Text lautet: XL | VorwoRrT. bewohner mit dem Heer nach Hastinäpura zurückgekommen sei, entstand grosse Freude. Als der Jüngling ausgeruht hatte, begab er sich zum Vater, verneigte sich vor ihm und stellte sich vor ihn hin. Der König, ein überaus freudiges Gespräch beginnend, sagte: «О Jüngling, bist du glücklich angelangt?» «O Majestät, durch deine Gunst sind die Gebirgs- bewohner gebändigt und Geissel genommen, Befehlshaber erwählt, Abgaben und Steuern erhoben, geruhe dies alles in den Schatz thun zu lassen.» Der König sprach: «Sohn, da du gut gethan hast, werde ich dieselben empfangen.» Darauf bewies der Sohn dem Vater Verehrung und wollte aufbrechen. Der König sprach: «Jüngling, bleib, um mit dem Vater zusammen zu geniessen.» — «Majestät, da es schon lange her ist, dass ich Manoharä nicht gesehen habe, will ich zu ihr gehen» — «О Jüngling, schiebe das Gehen heute auf und gehe morgen.» © ”" Er sprach hin und her sich windend also: «Vater, sicherlich werde ich heute noch gehen.» Der König antwortete nichts. Als der Jüngling darauf in sein Haus gekommen war und die Thür des Frauengemachs nicht von der Schönen besetzt sah, gerieth er in Niedergeschlagenheit; als er Manoharä nicht erblickt hatte, wurde sein Sinn verwirrt, er lief hin und her und rief Manoharä, Manoharä aus. Als darauf die Schaar der Frauen diese Worte dem Winde übergeben und er in seinem Herzensschmerz wiederholt nachfragte, erzählten sie den Hergang der Sache. Vor Schmerz wurde sein Sinn umnebelt. Die Frauen sprachen: «Weshalb bist du so niedergeschlagen, da es in der Frauenschaar weit schönere Frauen als jene giebt?» Als er vernommen hatte, wie unbarmherzig sein Va- ter gehandelt hatte, ging er zur Mutter, berührte ihre Füsse und sprach: «О Mutter, da Manoharä, die nach Wunsch mit Tugenden ausgestattete, mit vorzüglicher Schönheit be- gabte, nicht da ist, so ist sie, Manoharä, wohin gegangen? Mit dem Geiste noch so schleunig denkend, bin am Geistich ganz verwirrt, durch die Trennung von ihr ist mein Herz durchaus betrübt, da in meinem Geiste Manoharä weilt, dem Geiste wohlgefallend und des Geistes Freude, da durch die Trennung von Manoharà mein Leib betrübt ist, woher sollte mein Schmerz wohl weichen?» Die Mutter sprach: «Sohn, da der Manoharä unerträgliche Angst ept- standen, habe ich sie fortgelassen.» — «Mutter, wie ist es geschehen?» Die Mutter erzählte den ganzen Hergang der Sache. Er sagte: «Dies ist eine unbarmherzige Unthat des Vaters» und ferner sagte er: «Mutter, wohin ist sie gegangen? von wo ist der Weg?» Die Mutter antwortete: «Der Weg, den Manoharä gegangen, sind die Berge, wo Rishi’s und Löwen beständig weilen und der Wohnsitz des Dharmarädsha.» Der Sohn stiess in seinem uner- träglichen Schmerze über die Trennung von © *#) Manoharä klägliche Jammerlaute aus: «Da Manoharä, die nach Wunsch mit Tugenden ausgestattete, nicht da ist u. s. w. bis zu den Worten «woher sollte mein Schmerz wohl weichen» wie oben. Darauf sprach die Mutter: «O Sohn, da es in dieser Schaar der Gattinnen Frauen giebt, die weit schöner als jene sind, weshalb bist du betrübt?» Der Jüngling sprach: «Mutter, wie soll ich froh sein, wenn ich jene nicht finde.» Obwohl die Mutter ihn zu trösten suchte, blieb er doch betrübt und da er Auskunft suchend dem Aufenthalt der Manoharä bald hierhin, bald dorthin nach- spürte, entstand ihm Einsicht. Woher ich sie erhalten, ebendaselbst will ich sie wieder VORWORT. XI nachfragen. Also denkend begab er sich zum Jäger Phalaka und fragte ihn, woher er Ma- noharä erhalten habe. Dieser antwortete: «Am Abhang eines solchen Berges wohnt ein Rishi, in dessen Einsiedelei ist ein Teich, Namens Brahma-Sammlung. Als ich dorthin ging, um mich zu baden, habe ich sie durch Anweisung des Rishi erhalten.» Sudhana dachte: «Ich werde zum Rishi gehen und von dort Auskunft schaffen.» Der ‘König hörte die Nachricht, dass der Jüngling durch die Trennung von Manoharà überaus niederge- schlagen sei und sprach: «Jüngling, weshalb bist du so niedergeschlagen? Ich werde dir jetzt eine weit schönere Gemahlin geben.» — Er antwortete: «Vater, da jene nicht hier ist, so werde ich mich unzweifelhaft nach ihrem Aufenthaltsort begeben.» Der König konnte ihn, obwohl er es vielmals versuchte, davon nicht abbringen. Darauf liess der König an die Thore und Wallausgänge Wächter stellen, um es zu verhindern, dass der Jüngling hinaus- ziehe. Darauf konnte der Jüngling die ganze Nacht nicht schlafen. Fünf aber sind es, welche in der Nacht auf dem Nachtlager durchaus nicht schlafen, nämlich: der Mann, dessen Sinn gefesselt ist durch die Liebe zum Weibe, das Weib, welches den Mann liebt, ein Wesen, welches schnarcht, die Räuber- und Diebsbanden, der Bhikshu, der eifrig ist. “ 215) Darauf dachte der Jüngling dies: Gehe ich zum Thor hinaus, so sind die Thorwärter des Königs hart; da dieselben mich entweder strafen oder sogar ums Leben bringen werden, so will ich lieber auf einem Wege, welcher keine Hüter hat, davongehen.» Er ging in der Nacht, nachdem er blaue Lotusguirlanden, welche man um das Haupt bindet, an eine Standarte geheftet hatte, an einer Stelle, wo kein Wächter war, hinaus, als gerade der Mond aufging. Als er den Mond erblickt hatte, stiess er diese Klage über die Trennung von Manoharä aus: «Vollmond, du der Sterne König und Erheller der Nacht, du dem Auge der Rohini lieber, trefflicher Führer, hast du meiner Geliebten, der lotusäugigen Manoharä Aufent- haltsort gesehen? An die früher genossenen Freuden sich erinnernd, schritt er fort und erblickte eine Hirschkuh. Auch zu dieser sprach er: «O Hirschkuh, welche du Gras, Was- ser und Laub geniessest, wandele in Ruhe und Frieden, ich bin kein Jäger, häst du nicht die rehäugige, schlankhüftig schöngestaltete, meine Manoharä gesehen?» Weiter fortgehend und an eine andere Stelle gelangt, als er im Innern eines mit Blumen und Früchten geschmückten Haines Bienen saugen sah, sprach er zu einer Biene: «Biene, du den Bergen gleich vor- züglich blaue, die du in Rohrhöhlungen und auf Lotussen wohnst, hast du die mit dem Haar- reichthum an Farbe den Bienen gleich schwarze, meine Manoharä gesehen?» Von die- ser Seite weiter gehend, erblickte er eine Schlange und als er sie gesehen, sagte er: «О Schlange, welche du die Zunge bewegst wie des Waldes Baum die Blätter, die du aus Auge und Mund Rauchmassen entsendest, hast du die deinem Giftesfeuer und dem Feuer der Leidenschaft unähnliche, hast du meine Manoharä gesehen?» Von dort ging er wie- derum weiter und erblickte im Walde einen rufenden © *”? Kokila und als er ihn erblickt, sprach er also zum Kokila: «О Kokila, der du auf des Waldes vorzüglichen Bäumen wohnst, hast du nicht die reizende Gattin des Königs der Vögelschaaren, nicht die mit den blauen Lotussenähnlichen, fleckenlos schönen Augen ausgestattete, meine Manoharä gesehen?» Von Mémoires del’Acad.Imp. des sciences, VIIme Série. VI XLII Уовмовт. der Stelle weiter gehend, erblickte er einen seine Blätter weithin entfaltenden Açoka-Baum und als er ihn erblickt hatte, sagte er: «Der du deinen Namen nach dem Glück hast und der Grosskönig der Bäume bist, aus Schmerz über Manoharä betrübt falte ich die Hände, scheuche du den Schmerz.» Auf solche Weise gelangte er betrübten Sinnes nach und nach zu der Einsiedelei jenes Rishi und nachdem er diesem Rishi mit Sanftmuth seine Verehrung bezeugt hatte, sagte er: «Durch Geduld Erhabener, der du Baumrinde und Thierfelle zum Gewande hast, der du Wurzeln, Schösslinge, Vilva und Kapittha geniessest, Rishi, den Kopf verneigend, erweise ich dir Verehrung, hast du meine Manoharä gesehen? sage es mir schleunigst.» Da sprach der Rishi zum Jüngling Sudhana: «Sei willkommen!» und nachdem er den Teppich ausgebreitet und ihm sonst einen freundlichen Empfang be- reitet hatte, sagteer: «Die mit glatten, in einander fliessenden Augenbrauen ausgestattete, an- muthige Gestalt besitzende, mit einem vollmondgleichen Gesichte, mit blauen Lotussen ähn- lichen Augen habe ich gesehen. Herr, lass dich auf dem Teppich nieder und geniesse ver- schiedene Wurzeln und Früchte; dass fortan Glück kommen werde, darüber ist in meinem Geiste kein Zweifel. Die Schönbrauige hat also gesprochen: Dass der Jüngling, vor Sehnsucht unglücklich, obwohl im Walde wohnend, mit grossem Schmerz behaftet, zu dir kommt, habe ich selbst erkannt. Sie gab mir diesen Fingerring und sprach: Da der Weg, der zu mir führt, schwer zu gehen und voller Mühsal ist, so möge er umkehren. Wenn er es nicht * °° über sich zu bringen vermag, umzukehren, musst du ihm den Weg anweisen. Jene sprach solche Worte: Im Norden sind drei schwarze Berge, hat man diese überschritten, so sind jenseits noch drei, hat man auch diese überschritten, so sind jenseits noch drei, hat man auch diese überschritten, so ist der König der Berge, der Himavant, da. Von dieser Seite sind diese Heil- mittel zu erlangen: das Heilmittel starker Milchfiuss; hat man es in Öl gekocht, so soll man es trinken, dann wird man weder Hunger noch Durst haben, Gedächtniss und Kraft werden zunehmen, es ist auch ein Affe mitzuführen, auch müssen Geheimsprüche gelernt werden, Bogen und Pfeil mitgenommen, werden, ein leuchtender Edelstein, Gift tödtende Mittel und Gegengift, drei eiserne Keile, auch eine Leier ist mitzunehmen. Auf der Nord- seite des Königs der Berge, des Himavant, ist der Berg Kailäsa, darauf Arbuda, Kha- diraka, Tünava, Vadshrin, Vinataka, Kilaka, Airävata, Atschala und Pramutschu, diese Berge musst du überschreiten, und zwar gehst du über den Khadiraka durch eine Höhle, auch durch den Tünava und Kilaka gehst du durch eine Höhle, auf den Va- dshrin bringt dich der König der Vögel, auf diese Weise wirst du die Berge überschreiten. Die Menschen mit künstlichen Ziegengesichtern und die Widderähnlichen, welche die Gestalt weisslicher Räkshasa’s haben, musst du besiegen. In der Höhle ist eine Schlange, welche mit der Gewalt eines grossen Stromes von Eiswasser läuft, diese musst du durch Gewalt bändigen. Wo eine schwarze Schlange ist und du sie halb in der Höhle siehst, musst du hinter dir den Bogen spannen und den Pfeil abschiessend, sie tödten. Wo du die beiden Widder gegen einander stossen siehst, da brich jedem von ihnen ein Horn ab und du wirst den Weg finden. Wenn du zwei Eisenmänner erblickst, die Schrecken erregende Waffen er- VORWORT. хин griffen haben, so schlage du einen vôn beiden und du wirst © 1° den Weg finden. Wenn du eine Rakschasi mit Eisenlippen den Mund schliessen und öffnen siehst, so musst du, wenn sie ihn öffnet, die Keile hineinschlagen. So musst du auch den Brunnen mit wildem Strudel, ° welcher 60 Klafter misst, überspringen, du musst die dem Löwen Väläksha gleich gelben, unerträglichen und unnahbaren Jakscha’s und Räkshasa’s den Bogen spannend tödten; viele Flüsse, welche mit zehntausend Alligatoren gefüllt sind, musst du überschreiten. Krokodile, Schmetterling, ein Betrübter, ein Bunter, ein Weinender und Lachender, ein schlangenrei- cher und rohrreicher Fluss; im Krokodil ist Räkshasi-Zorn, im Schmetterling ist ein Un- hold, in dem Betrübten viele Meerungeheuer, in dem Bunten die Gestalt des Liebelenkers, im Weinenden ist ein Kinnara-Diener, im Lachenden ein Kinnara, im schlangenreichen Flusse sind viele Schlangen, im rohrreichen Flusse Cälmali; bei den Krokodilen musst du Stand halten, dem Schmetterling Muth zeigen, ‘bei dem Betrübten ist dem Meerungeheuer der Rachen zu binden, in dem Bunten wirst du durch verschiedene Flüsse, bei dem Jam- mernden durch Muth, beim Lachenden durch Schweigen durchkommen, den schlan- genreichen Fluss durch den Zauberspruch gegen Schlangen und den rohrreichen Fluss durch Anwendung des scharfen Waffenzaubers überschreiten. Hast du die Flüsse überschritten, so musst du in wilder Gegend fünfhundert dort befindlichen Jakscha’s Stand haltend sie be- siegen. Darauf ist der Palast des Kinnara-Königs. Also sprich zu ihm.» Darauf berührte der Jüngling Sudhana die Füsse des Rishi mit seinem Haupte und ging davon, um die ange- wiesenen Heilmittel, Geheimsprüche und Gegengifte zu suchen. Als er darauf Alles, mit Ausnahme des Affen, geschafft hatte, kam er damit wiederum zu diesem Rishi. Dieser gab ihm einen Affen und sprach: «Jüngling, was mühst du dich so sehr ab? © #7 weshalb ist dir diese Manoharä so nöthig? Obwohl du ein Königssohn bist, wirst du ohne Gefährten sicherlich dein Leben. einbüssen.» Der Jüngling sprach: «Grosser Rishi, ich werde ohne Zweifel ge- hen, und dies weshalb? Woher hat der am Himmel wandelnde Mond einen. Gefährten, der König der Thiere, der mit Kraft der Zähne ausgestattete, und das Feuer, wenn es den Wald versengt, woher hat es einen Gefährten? Wer kann einen mir gleichen kräftigen Gefährten gewähren? He, soll man sich nicht auf des Oceans grosse Fluth begeben? soll man die von der Schlange gebissene Hand nicht heilen? Wenn Wesen, auf denMachthaber gestützt, sich anstren- _ gen, trifft sie bei ihrer Mühe kein Vorwurf, wenn sie kein Gelingen haben.» Daraufzog der Jüng- ling Sudhana, mit den von Manoharä angewiesenen verschiedenen Dingen ausgerüstet, fort und nach der Reihe die Flüsse, Höhlen, Abgründe mit Hülfe der Heilmittel, Zaubersprüche undGe- gengifte überschreitend, gelangte er in die Nähe der Stadt des Kinnara-Königs Druma. Der Jüngling sah die Stadt durch einen von Blumen und Früchten verschiedener Art reichen Lust- hain geziert, bewohnt von den verschiedensten Vögeln, mit Teichen, länglichen und viereckigen Seen, von Kinnari’s umgeben; als er Kinnari’s, um Wasser zu schöpfen, kommen sah, sprach der Jüngling Sudhana zu ihnen: « Was macht ihr mit diesem vielen Wasser?» Sie antworteten: «Der König der Kinnara’s Druma hat eine Tochter Manoharä; da diese in Menschenhand gerathen ist, muss der Menschengeruch abgewaschen werden.» Der Jüngling Sudhana vr XLIV VORWORT. fragte: «Werden diese Krüge alle zu gleicher Zeit auf sie ausgegossen oder vielmehr nach einander?» Sie sprachen: «Nach einander.» Er dachte: «Dies ist ein gutes Mittel, ich werde diesen Fingerring in einen Krug werfen. Er suchte sich den * 7 Krug einer Kinnari aus und nachdem er.den Ring hineingeworfen hatte, sagte er: «Bereite du mit deinem Kruge zuerst der Manoharä das Bad.» Sie dachte: «Ohne Zweifel wird er etwas nöthig haben.» Als sie dann diesen Krug zuerst über den Kopf der Manoharä gegossen hatte, fiel sogleich der Fingerring in den Busen der Manoharä. Darauf fragte sie die Kinnari: «Ist nicht ein Mensch hierher gekommen?» Sie sagte: «Ja.» «Geh und schaffe ihn an eine einsame Stelle.» Sie führte ihn herbei und brachte ihn an eine einsame Stelle. Darauf berührte Manoharä die beiden Füsse ihres Vaters und sprach: «Vater, wenn der Jüngling Sudhana, der mein Mann geworden ist, käme, was würdest du mit ihm machen?» Er sagte: «Da er ein Mensch ist und mir durchaus nicht gefällt, würde ich ihn in hundert Stücke hauen und und nach den vier Seiten hin ausstreuen lassen.» Manoharä sagte: «Vater, da er ein Mensch ist, wie sollte er hier sein, ich selbst nur habe dies Wort gesprochen.» Als darauf des Kin- nara-Königs Druma Zorn sich gelegt hatte, sprach er: «Wenn der Jüngling kommt, werde ich dich mit jeglichem Schmuck ausgerüstet, mit vieler Habe und Schätzen, von tausend Kinnari’s umgeben, ihm zur Gattin geben,« Darauf kleidete Manoharä voll grosser Freude den Jüngling Sudhana in Götterschmuck und zeigte ihn dem Kinnara-König Druma. Als darauf der Kinnara-König Druma den Jüngling Sudhana mit trefflicher Gestalt und ange- nehmem Aussehen, mit schönem Gesicht und strahlender Farbe gesehen hatte, staunte er sehr. Da er ihn sich zum Eidam wünschte, stellte er sieben goldene Stämme, sieben Palmen, sieben Pauken, sieben Eber auf. Der Jüngling “ ?® Sudhana war ет Bodhisattwa, die Bodhisattwa’s aber sind in-allen Künsten und Fertigkeiten erfahren, auch sind die Götter be- müht, solchen alle Hindernisse aus dem Wege zu schaffen. Darauf schritt der Bodhisattwa, während Tanz, Gesang, Harfen, Pauken, Cimbeln, Lauten, Trommeln und die andern von Göt- tern angefertigten Instrumente verschiedener Art ertönten und von vielen Tausenden von Kinnara’s umringt, mit einem Schwerte, das dem Blatte eines blauen Lotus ähnlich sah, vor den Augen des Kinnara-Königs Druma heran in die Nähe der goldenen Stämme und begann die Stämme, gleich alsschnitter einen Kadalibaum, in Stücke zu hauen, worauf er sie Sesamkörnern gleich zerrieb, den Pfeil schoss er durch die sieben Palmenbäume, die sieben Pauken und sieben Eber unbeschadet und blieb dem Sumeru gleich unbeweglich stehn. Darauf erhoben die im Himmel wohnenden Götter und viele Hunderttausende der Kinnara’s ein Triumphgeschrei mit Lärmen und Jauchzen. Als der Kinnara-König Druma diessah und hörte, gerieth er sehr in Staunen. Nachdem er darauf Manoharä in die Mitte von tausend lauter Manoharä ähnlichen Kinnari’s gestellt hatte, sprach er zum Jüngling Sudhana: «Heran, Jüngling, erkenne Manoharä.» Darauf sprach der Jüngling Sudhana, um sie zu er- kennen, mit einem Verse also: «Wie du des Druma Tochter bist, bist du meine geliebte Manoharä, in Folge dieser Wahrheit muss es sofort geschehen, dass du, Manoharä, eiligst schreitend hervorkommst.» Als sie darauf sofort hervortrat, sprachen die Kinnara’s: «Ma- VORWORT. | XLV jestät, da der Jüngling Sudhana hier von vorzüglicher Kraft, Mannhaftigkeit und Tapferkeit ist und es verdient, der Gatte von Manoharä zu sein, so wolle du nicht mehr zögern und ihm Manoharä geben.» Darauf rief der Kinnnarakönig ©? die Kinnara-Schaaren und die Kinnara- Versammlung erwies dem Jüngling Sudhana grosse Verehrung. Mit der linken Hand die mit Götterschmuck ausgerüstete Manoharä, mit der rechten einen Krug mit Goldstaub ergreifend und zum Jüngling Sudhana gehend, sprach er: «Jüngling, da ich Ma- noharä, von tausend Kinnari’s umgeben, dir zur Frau gebe, die Menschen aber von wandel- barer Natur sind, so wolle du sie auf keine Weise verlassen.» Mit den Worten: «Ich werde nach des Vaters Wort handeln», leistete der Jüngling Sudhana dem Kinnara-König Druma Ge- horsam und in einem Palaste des Kinnara-Sitzes belustigte und vergnügte er sich sammt Mano- Вага, ohne Beisein von Männern an den musikalischen Instrumenten. Als er darauf zu einer andern Zeit an seine Heimath sich erinnert hatte und durch den Schmerz über die Trennung von seinen Eltern niedergeschlagen war, sagte er der Manoharä, dass er durch denSchmerz über die . Trennung von seinen Eltern niedergedrückt sei. Darauf erzählte Manoharä dem Vater ausführ- lich, dass es so geschehen sei. Er sprach: «Zieh mit dem Jüngling, doch da die Menschen trüge- risch sind, handle du mit Bedacht.» Darauf entliess der Kinnara-König Druma sie, nachdem er sie mit vielen Edelsteinen, Perlen, Gold u. s. w. ausgestattet hatte. Er gelangte so mitManoharä, auf dem Wege durch die Luft durch die Kinnari-Kraft vorwärtsziehend endlich nach der Stadt Hastinäpura. Als man darauf in der Stadt Hastinäpura Steine, Kies und Geröll fortgeschafft, San- delwasser ausgesprengt, seidene Blumen-Gehänge, Standarten und Fahnen aufgepflanzt hatte und überaus wohlriechendes Räucherwerk bereitet und Blumen aller Art ausgestreut hatte, gab man sich der Freude hin. Darauf zog der Jüngling von vielen Tausenden von Anführern der Menschen umringt, sammt Manoharä in die Stadt Hastinäpura ein. “ 79) Nachdem ег sich von der Ermüdung der Reise erholt hatte, zog er mit verschiedenen Arten von Edel- steinen zu seinem Vater, blieb an der Seite des Königs stehen und erzählte ausführlich seine Reise nach und von der Kinnara-Stadt. Als der König Dhanaka erkannt hatte, dass er vorzügliche Kraft, Mannhaftigkeit und Tapferkeit besass, verlieh er ihm königliche Macht. Der Jüngling Sudhana dachte: «Dass ich mit Manoharä zusammengekommen und die Macht königlicher Herrschaft erlangt habe, ist vorzüglich als die Frucht einer frühern That erfolgt, deshalb will ich auch jetzt Gaben spenden und Tugendwerke üben. Im Laufe von zwölf Jahren vollzog er in der Stadt Hastinäpura ungehemmt Opfer. О grosser König, den Jüngling Sudhana jener Zeit wolle du für keinen andern halten, ich selbst war es, der damals als Bodhisattwa auftretend, König Sudhana hiess. XLVI VORWORT. . Derselbe Band des Kandjur enthält auf Blatt 188—192 еше Fassung des Kuca- Dshätaka, welche еше weit ältere Gestalt hat als die im J. 1871 durch Thomas Steele in englischer Uebersetzung veröffentlichte singalesische (An eastern love-story. Kusa Jä- takaya, a buddhistic legend: rendered, for the first time, into english verse, from the singha- lese poem of Alagiyavanna Mohottala by Thomas Steele. London 1871. Wegen der viel- fachen Besprechungen') des letzteren Werkes glauben wir bei dieser Gelegenheit diese äl- tere Fassung mittheilen zu müssen: In früherer Zeit gab es einen mächtigen König Cakuni; obwohl er dem Gôtterkünige Indra ein lieber Genosse war, gerieth er, da er weder einen Sohn noch eine Tochter hatte, den Kopf auf die Hand stützend in Nachdenken darüber, dass ungeachtet seines Reichthums und seiner Macht er, ohne Sohn und Tochter zu hinterlassen, sterben und sein Geschlecht erlöschen würde. Als er so nachdenkend da sass, erblickte ihn der Götterkönig Indra und sprach zu Шт: «О Freund,,weshalb hast du das Haupt auf die Hand gestützt und weshalb sitzest du so nachdenkend da?» Er sprach: «Kaucika, da ich bei soichem Reichthume und solcher Macht ohne Sohn und * 1 ohne Tochter zu hinterlassen sterben werde, wird mein Geschlecht erlöschen.» Indra sagte: «О Freund, ich werde dir eine Arznei senden, diese lass die Gattinnen trinken und durch dieselbe wirst du Söhne und Töchter erhalten.» Der Götterkönig Indra begab sich auf den Berg Gandhamädana, nahm von dort die Arznei und sandte sie dem Könige. Als der König diese Arznei an seine Gattinnen mit der Weisung dieselbe zu trinken gesandt hatte, schlief gerade die Hauptgattin des Königs, die andern tranken ohne sie zu wecken die Arznei und wurden alle schwanger. Als darauf die Königin erwacht war und sie schwanger sah, sagte sie: «Was habt ihr gethan, dass ihr schwanger geworden seid?» Sie sprachen: «Der König hat uns eine Arznei zu trinken gegeben.» — «Weshalb habt ihr sie getrunken, ohne mich zu wecken? Da es nun so ist, so saget, in welchem Arzneibehälter sie gebracht worden ist.» — Sie war in eine Kuca-Kapsel ge- than. — «Wo ist dieses Kraut?» — «Dieses ist es.» Sie wusch das Kucagras und trank das Wasser, worauf auch sie schwanger wurde. Nach Verlauf von acht oder neun Monaten gebaren alle Gattinnen Söhne; der von der Hauptgattin geborene Sohn hatte 18 Merkmale der Hässlichkeit?), ein Gesicht gleich einem Löwen und eine überaus mächtige Körpergestalt. Als sein Geburtsfest gross gefeiert wurde, gab man ihm den Namen Kuca. Wenn der König die andern Söhne sah, freute er sich, da Kuca aber unförmlich war, erregte er seinen Zorn. Die Vasallenkönige sagten: «Geehrte, da der König Mahäcakuni uns alle gewaltig bedrückt, в 1) Man findet dieselben aufgeführt von Dr. Reinhold -Köhler in seiner Besprechung des Werkes in den Göt- . tinger Gelehrten Anzeigen 1872 Stück 31 8. 1205—1295. | Holzklotz, erklärt sich wohl daher, dass Kuga in chines. Köhler hat mit Recht auf die von den andern Referen- | Transcription kiu-che (oder keou-che?) zu Verwechse- ten übersehene Redaction im 13. Capitel des Dsanglun | lungen Anlass gegeben hat; übrigens wird bei Böht- (S. 91 der Übersetzung) hingewiesen. In dem tibet. Ori- | lingk-Roth Sanskritwörterbuch AT in der Bedeutung ginal ist der Name des Königs Mahägakuni zu Mahä- ! «Holz» aufgeführt. — 2) S. oben S. XXXII Anmerkung. schakuli corrumpirt, der Name des Sohnes aber INAN VORWORT. XLVII so lasset uns gehen, um ihn aus der Herrschaft zu treiben.» Sie kamen mit einem vierglie- drigen Heere angezogen und belagerten seine Residenz: Da der König Mahäcakuni mit ih- nen den Kampf nicht aufnehmen konnte, liess er alle Thore schliessen und die Wallausgänge sperren. Kuca ging zu seiner Mutter und sagte: «Mutter, weshalb. sind die Thore ge- schlossen?» — «Da dein Vater den Kampf mit den Vasallenkönigen © "*° nicht aufzuneh- men vermag, hat er die Thore geschlossen und sitzt da.» — «Mutter, da ich mit ihnen den Kampf aufnehmen will, möge mir der König einen Wagen geben.» — «Sohn, da du ihm missfällig bist und seinen Zorn erregst, wie sollte er dir einen Wagen geben?» — «Mutter, geh nur und wenn du gegangen bist, sage, dass der Jüngling Каса mit den Feinden den Kampf aufnehmen will, wenn man ihm einen Wagen giebt.» Sie ging und sprach zum Kö- nige: «Majestät, der Jüngling Kuca bittet, da er mit jenen den Kampf aufnehmen will, um einen Wagen.» Der König gab ihm einen Wagen, Kuca nahm zwei Köcher, bestieg den Wagen und schickte sich an aufzubrechen. Der Götterkönig Indra dachte: «Da diese Va- sallenkönige stark sind, kann der Jüngling Киса, dieser Bodhisattwa des Bhadrakalpa in Drangsal gerathen, ich werde ihm deshalb Beistand leisten » Nachdem er ihm eine Muschel, eine Wurfscheibe und eine Keule gegeben hatte, sagte er zu ihm: «Bodhisattwa, diese Dinge werden dich erhalten.» Er öffnete ein Thor, zog aus und so wie er die Muschel blies, erschraken die Heere durch den Schall der Muschel, einige wurden durch den Schall der Muschel taub, andere liefen mit zerplatzten Ohren davon; wenn er.die Wurfscheibe oder die Keule schleuderte, stürzten die Feinde zu Boden. Er drang in die Mitte des Heeres und als er die Muschel blies, platzten ihnen allen die Ohren und sie liefen mit den Worten: «Dieser Mensch ist ein Rakschasa» davon. Als der Jüngling alle niedergeworfen hatte, kam er zum Vater und meldete ihm, dass er alle Könige besiegt habe und das Land in Ruhe sei. Als der König Mahäcakuni dies hörte, freute er sich und dachte: «Der Jüngling Kuca ist stark und besitzt vorzügliche Tapferkeit, weshalb habe ich an ihm Missgefallen?» Er fing an sich seiner zu freuen. Nachdem er seine andern Söhne verheirathet hatte, schickte er sich an auch für den Jüngling Kuca eine Frau zu suchen. Alle sprachen: «Wir werden unsere Tochter geben, nur nicht dem Киса» Als ein anderer König * ' eines andern Königs Tochter begehrte, sie aber nicht zur Ehe erhalten hatte, erlangte der König Ma- häcakuni sie durch eine List, als wäre es für einen andern Sohn, gab sie dem Kuca und verheirathete ihn im Æinklang mit der Constellation, der Zeit und dem Moment. Der Kö- nig sprach: «О Geehrte, niemand zeige dem Jüngling Киса einen Spiegel, auch soll er nicht baden, wo man des Badens halber ins Wasser steigen muss, bei Tage soll man ihn nicht zu seiner Frau lassen. Als diese Gattin den Jüngling Kuca mit seinen Brüdern spielen gesehen hatte, fragte sie: «Wer ist jener Picätscha, der in der Mitte der Jünglinge spielt ?» «Dies ist dein Mann.» «Wie, ist etwa mein Mann diesem ähnlich?» Als sie später ihn mit den Jünglingen im Wasser spielen gesehen und gefragt hatte, ob ihr Mann einem solchen ähnlich sehen sollte, beschloss sie, die Sache offenbar zu machen. Sie zündete eine Lampe an und bedeckte sie mit einem Becken. Als Kuga zu seiner Frau gekommen war und diese XLVIII VORWORT. ihn mit den achtzehn Merkmalen der Hässlichkeit und mit einem Gesicht, das einem Löwenra- - chen ähnlich war, gesehen hatte, sagte sie: «Picätscha, Pjeätscha» und lief davon. Als sich segen den König Mahäcakuni andere Gebirgsbewohner empört hatten, befahl der König dem Jüngling Kuca die Gebirgsbewohner zu bändigen und entsandte ihn. Als er dorthin gezogen war, meldete Kuca’s Gattin ihrem Vater und ihrer Mutter: «Giebt es denn auf der Welt keinen Menschen, dass ihr mich einem Picâtscha gegeben habet? Sterbe ich, so ist es gut, sterbe ich aber nicht, so werde ich selbst davongehen.» Die Eltern holten sie ab. Auch der Jüngling Kuca kehrte, nachdem er die Gebirgsbewohner besiegt hatte, zu- rück und fragte die Mutter, wohin seine Gattin gerathen sei. Diese sprach: «Die Eltern ha- ben sie fortgeführt» — «Weshalb?» — «Weil sie dich für einen Picätscha hielt.» — «Mutter, ich werde gehen und sie zurückholen.» — «Handle also!» — Er nahm die Mu- schel, die Wurfscheibe, die Keule und begab sich auf den Weg. Da hatte an einem andern Gebirgsorte eine grosse Menschenmenge aus Furcht vor einem Löwen die Thore geschlos- sen und sass auf die Seite blickend da. Der Jüngling © '” Киса sprach: «Weshalb sitzet ihr so da?» «Es ist wegen der Furcht vor dem Löwen.» — «Weshalb tödtet ihr ihn nicht?» — «Wir vermögen es nicht.» — «Was gebet ihr mir, wenn ich ihn tödte?» — «Die Hälfte. des viergliedrigen Heeres.» — Der Jüngling Киса ging in die Nähe des Löwen, blies die Muschel, die Ohren des Löwen platzten und er selbst kam um. Darauf nahm Kuca ihn, begab sich in den Gebirgsort und sprach: «Geehrte, dieses ist der Löwe.» — «So nimm nun die Hälfte des viergliedrigen Heeres» — Er sprach: «Ich lege dieselbe in eure Hand, gebet sie mir, wenn ich wiederkomme.» Er begab sich in den Gebirgsort, wo sich seine Gattin befand und kam dort zu einem Kranzwinder. Dieser sprach: «Was bist du für eiuer?» Er antwortete: «Ich bin der Sohn eines Kranzwinders.» — «Welcher ist dein Name?» — «Vridshi.» Da die Bodhisattwa’s in den Künsten und Verrichtungen ge- schickt sind, wand auch er einen vortrefflichen Kranz und der Kranzwinder gab diesen Kranz jener Königstochter. Diese sprach: «Was ist wohl die Ursache, dass du mir kein einziges Mal früher solche Kränze gewunden hast?» — «Mein Lehrling hat ihn gewunden.» «Ich will deinen Lehrling sehen.» Als er ihn herbeigeführt und sie ihn erblickt hatte, dachte sie, woher wohl dieser Picätscha gekommen sein möchte und als sie «Picätscha, Pi- cätscha» aufschrie entfloh er und gelangte zu einem Koch. Dieser sprach: «Wer bist du?» — «Ich bin der Sohn eines Kochs.» — «Welcher ist dein Name?» — «Sughandabhädshana.» Da er vortrefflich kochte und briet, reichte der Koch jener Königstochter das von ihm Ge- kochte und Gebratene. Sie sprach: «He Freund, wer hat die Speise bereitet, da vorzüglich gekocht und gebraten ist?» — «Mein Lehrling hat sie sie bereitet.» «Ich möchte deinen Lehrling sehen?» Auch hier erschrak sie wie früher. Er aber ging zu einem Arzt. Dieser fragte: «Wer bist du?» — «Der Sohn eines Arztes.» — «Welcher ist dein Name?» «Atreja. » Als jene Königstochter von einem Gehirnleiden betroffen wurde und der Arzt, da er das- selbe © D nicht zu heilen vermochte, in Gedanken versunken da sass, sprach Kuca: «Mei- ster, weshalb bist du so nachdenkend?» Die Königstochter ist von einem Gehirnleiden be- VORWORT. XLIX troffen und ich vermag es nicht zu heilen.» «Ich werde gehen und sie heilen.» Er begab sich zu ihr hin. Als sie ihn erblickte, meinte sie, woher wohl dieser Picätscha gekommen sein könne, dachte aber, dass, wenn sie es einmal ausspräche, er sie nicht heilen würde, und beschloss es erst zu sagen, wenn er sie geheilt haben würde, Als sie genesen war, rief sie: «Picätscha, Picätscha » aus,.er aber entfloh und kam zu den Ministern. «Wer bist du?» — «Ich bin Sahasrabala (Tausendkraft).» Sie nahmen ihn in Dienst. Der Sohn des vormaligen Königs, welcher gehört hatte, dass die Königstochter, welche er früher erlangt hatte, von Kuca aufgegeben nach Hause zurückgekehrt sei, liess dem Könige meiden, dass, wenn er ihm die Tochter gäbe, es gut wäre, wo nicht, so würde er ihn der Herrschaft berauben.» Der König antwortete: «Ich habe meine Tochter dem Sohn des Königs Mahäcakuni ge- geben, ich kann sie nicht einem andern geben.» — Jener Königssohn kam mit einem vier- gliedrigen Heere und belagerte die Residenz des Königs. Da der König sich nicht getraute den Kampf mit ihm aufzunehmen, liess er die Thore schliessen und sass dort. Der Jüngling Kuca sprach zu den Ministern: «Geehrte, weshalb sind die Thore geschlossen?» Sie er- zählten ihm die Sache ausführlich. Der Jüngling Kuca sagte den Ministern: «Wenn mir die Königstochter gegeben wird, werde ich den Kampf mit dem Feinde aufnehmen.» Die Minister meldeten die Sache dem König und dieser sagte: «Ich habe meine Tochter dem Sohne des Königs Mahäcakuni gegeben, wie kann ich sie diesem geben? die jetzige Ver- wirrung ist auch nur dieses Mädchens wegen entstanden.» Die Minister sprachen: «Da keine Aussicht auf Sieg da ist, lass du vor der Hand diesen mit jenem kämpfen, wir werden dann den Sieger kennen lernen.» Der König sprach: «Also möget ihr thun.» Die Minister sprachen: «Tausendkraft, thu so wie du gesprochen hast.» Darauf nahm der Jüngling die beiden Köcher, welche fünfhundert Pfeile “ '”' fassten, die Muschel, die Wurfscheibe und die Keule und zog aus. Als er die Muschel geblasen, platzten die Ohren der Feinde und sie liefen davon. Die Königstochter dachte: «Da dieser Jüngling Kuca an Muth und Ta- pferkeit trefflich ausgestattet ist, wie sollte ich an ihm Missfallen haben.» Sie gewann ihn lieb und sprach zum Könige: «Was du versprochen hast, das erfülle'» — «Tochter, ich werde dich dem Киса geben.» Sie sprach: «Vater, dies ist ja dér Jüngling Киса, selber.» — «Tochter, wenn es sich so verhält, so geh.» — Der König gab dem Kuca ein viergliedriges Heer; erwies ihm grosse Ehre und entliess sie. Er kam in jenen Gebirgsort und sprach zu den Bewohnern: «Geehrte, gebt mir nun die Hälfte des viergliedrigen Heeres.» Sie spra- chen: «О Jüngling, es ist eine solche Wasserfluth entstanden, dass sie die vier Glieder des Heeres weggeschwemmt hat.» Da nicht weit davon Schaafe weideten, sagte der Jüngling Киса diesen Spruch: «Bedeuket und wisset, dass wohin das Rind, das sechzig Jahr alt geworden, wohin der Elephant gebracht worden ist, dahin auch die Kühe und Schaafe ge- bracht werden. Wenn ihr mir das Heer gebt, ist es gut, gebt ihr es nicht, so kommt es zum Angriff.» — Als man ihm das Heer gegeben hatte, liess er sich an einem Flusse nie- der und da er ermüdet des Badens wegen ins Wasser gestiegen war, erblickte er das Abbild seines Gesichts im Wasser und dachte: «Da ich achtzehn Merkmale der Hässlichkeit, ein Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. VII T Уовжовт. Gesicht gleich einem Löwen habe und deshalb auch diese Königstochter an mir keinen Ge- fallen hatte, ist es unnütz, wenn ein solcher wie ich am Leben bleibt, ich will hingehen und mich umbringen» — Als er sich nun in einem Dickicht begeben hatte und sich an- schickte, sich zu erhängen, dachte der Gütterkôuig Indra: «Da dies ein Bodhisattwa des Bhadrakalpa ist und deshalb, weil er kein schönes Aussehen hat, sich umbringen will, will ich sein Gemüth mit Hoffnung erfüllen.» © Indra sprach zu ihm: «Jüngling, ver- zweifle nicht, damit du dich nicht tödtest, nimm dieses Juwel auf dein Haupt und du wirst wieder Muth bekommen» und entschwand. Als der Jüngling Kuca in sein Haus eintreten wollte, hielt ihn der Thorwart zurück: «Da dieses das Haus des Jünglings Киса ist, so tritt nicht ein.» Er sprach: «Kuca bin ich selbst.» Als der Thorwart es nicht glauben wollte, nahm Kuca das Scheiteljuwel vom Kopfe und erhielt sein früheres Aussehen, so dass der Thorwart es nun glaubte. Der Jüngling Kuca dachte an derselben Stelle zu bleiben und es seinem Vater zu melden. Er meldete ihm: «Ich werde hier bleiben.» Der Götterkönig [шага wies ihm den Fundort von vier Schätzen nach, Kuca liess diese Stadt aus den vier Kost- barkeiten erbauen und weil der Jüngling Kuca dort gewohnt hat, wurde sie Kucinagara be- nannt. Er wurde der mit Macht herrschende Tschakravartin Kuca. So sehr wir versucht wären noch andere interessante Stücke des Kandjur mitzutheilen, müssen wir, um den Umfang dieses Vorworts nicht allzusehr auszudehnen, jetzt davon ab- stehen. Nur darf ich bei dieser Gelegenheit nicht unterlassen, auf einen in ein südrussisches Märchen gerathenen Zug aus der Rhampsinit-Sage aufmerksam zu machen. In der Samm- lung von Rudtschenko (Народныя южноруссеюя сказки. Издаль И. Рудченко. Клевъ 1869—70) findet sich В. 2, 5. 139 unter № 33 der Arme und der Reiche und das brünette Mädchen (Убогий та багатий, и д1вка-чорнявка) eine ziemlich genaue Parallele zu Ali Baba und den vierzig Räubern; als der reiche Bruder von den Räubern getödtet und sein Leich- nam mit den Händen und Füssen an zweien Pfosten aufgehängt ist, kann sein Weib es nicht über ihr Herz bringen, ihn unbeweint zu lassen. Auf den Rath ihres Schwagers kleidet sie sich als herrschaftliche Magd, nimmt einen Korb voll Wein-, Meth- und Branntweinflaschen und in der Nähe jener Pfosten stürzt sie absichtlich hin, zerschlägt jene Flaschen und weint sich nach Herzenslust aus. Als die Räuber sie fragen, weshalb sie weine, sagt sie: «Wie soll ich nicht weinen, da alles dies der Herrschaft gehört, was wird mit mir geschehen, da ich alles zerschlagen habe?» 1) S. meinen Aufsatz über einige morgenländische Fassungen der Rhampsinit-Sage im Bulletin T. XIV p. 299— 316 = Mélanges asiatiques T. VI p. 161—186. Den 11. März 1873. А, Schiefner. Il. Ratdal би. Wukanila wukanila co paé ah, раб ahasul tabgo wasgi wukanila. Sijab allahasul qojat radaralisa insude tade unaanila tabaugo was, dos Sibda abula, sibda mafulajali bihize. Ianila al со qojaf insude fade, wugila emen пах’и Ъаба {ad bigarau'adin, Nisab heé'ogo çaq pasman wugila. «Duje tuharab $157 raarab koisab xabaris, tade untarab kudijab balahis, goaridtijis», hiqanila az insuda. ««Raarab koisab X'abargi gurin, fade ‘untarab kudijab balahgi hecin»», abunila insuca; ««dun urgalite rex arab zo hab arab sardit dida biharab maf bugin: bitun ratdafan goatibe Вад baquleb "uzat baqulda xadub ratadra’alde co ’azo xahab du kancanin; ber gansize an mex’at tabgol dunijalgi soirun terhun naxojegi ratdate anin eb; elda xadub ratdal tinalde bortun arab "adin dir rakgi Fuhanin; hab dir ulkajaldasa dunijalaldasago rak апт dir heb ша biharaldasa»». Hebgi bicun 'enequn éanila раб ah. I. Das Meerross. Es war einmal ein König und der König hatte drei Söhne. An jedem Gottes Tage kamen die drei Söhne am Morgen zum Vater, um zu sehen, was er sage, was er anweise. Sie kamen eines Tages zum Vater, es war der Vater, als wenn der Schild einer Gewitter- wolke über ihm hinge, maasslos sehr betrübt war er. «Was ist dir zugestossen? hast du eine schlechte Nachricht gehört? hat dich ein grosses Unglück betroffen, eine Bedräng- niss»? fragten sie den Vater. «Eine schlechte Nachricht habe ich nicht gehört, und es hat mich auch kein grosses Unglück betroffen»», sagte der Vater, ««die Sache, welche mich in Gedanken geworfen hat, ist ein in dieser vergangenen Nacht von mir gesehener Traum: gerade zu der Zeit als die Sonne aus dem Meere hervorstieg, sprang hinter der Sonne an das Meeresufer ein schneeweisses Ross; in einem Augenblick dreimal die Welt umkreisend und entschwindend kehrte es wiederum ins Meer zurück; hinter demselben ist es auch ge- schehen, dass mein Herz gleichsam zu dem Meeresboden herabgesunken ist; sowohl von diesem meinen Reiche als auch von der Welt ist mein Herz gegangen seit ich diesen Traum gesehen»». Als er dies gesagt hatte, blieb der König hörend. Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, УПшо Série. 1 сл 10 1 сл бл 2 А. SCHIEFNER, «Niz ют, emen, heb вода xadur» abunila tabaugo wasas, «ja eb Ваши jaxun kijafulgo cojab tuhin- &ogo ий naxrusinarin»; rekanila Tabaugo was éoda, coco би xadub e angi baéanila, koanaze huinab, bo- size tulab Sinab #091 tad qan Tabunila hanii az. Г tabalileb qojaful qatul "uzalda soanila al nux Tabifuleb bakalde; пах bifuda б’оап zanigi bugila, zonoda xoaral hal ra abigi rugila: «Koanarab nuxafgi koïab nuxafgi arase $ibgo hingi heé'o, hortoseb nuxaŸ arau ja xoila ja talih Fun wusina». Kudijau wac koanarab nuxaf walahanila, horfoxeu koï al wa- lahanila, hitinas bituxe bacanıla. « Kiwejin mun xoil-raxin talareb nuxaf ineu, niz cojasda xaduu itajin», ahtanila asde wacal. « Koarie'in ! bisas xoarab bukineb batilin» abunila as, «talihgi horol qojaf веки raé "adab zojin, sibin taleb didexun hoalebnigi; ajin nuzgo bisasul cobgun, dun wusiné'onani tuhabaxarab insudegi bicejin». 'Emerab da’ba 4ес wacacagi habié'ila, Fabun bu izabun augi itanila. Itanila au, itanila, "emerau itanila, dahau itanila, qasse itanila, qad itanila, neter meer co lanila, eijar meer kigo (апПа, éargadil tanila, éaukadil tanila, goanzulal гора! gotanila, goaridal x’alal tiranila, soanila au co zamanaldasan goanztijaf zob bihulareb, dunijal bizaraldasa 'ostol Вага? raié'eb rohowe. Soirdanila au heb rohou, soirdanila, anfica soirdanila, moe ica soirdanila, kigo, Tabgo, ungo mocica soir- danila; dunijalalda ja "adamasul tark gurila ja ’adamasul rukel gurila ja rohosa ‘qoatibe nux gurila. «Wir werden, Vater, diesem Ross nachgehen? sagten die drei Söhne, entweder dasselbe finden oder sterben, ohne eins von diesen Beiden erwirkt zu haben kehren wir nicht zurück». Es setzten sich die drei Brüder zu Ross, jeder nahm ein nachfolgendes Pferd mit, zum Essen Süsses und zum Nehmen leichte Dinge aufpackend, schlugen sie jetzt (ihre Pferde). Am dritten Tage zur Mittagszeit kamen sie zu einer Stelle, wo der Weg sich in drei Theile theilte; an dem Kreuzwege war ein Merkstein eingepflanzt, auf dem Merkstein ge- schrieben waren diese Worte: «Demjenigen, der auf dem rechten Wege und auf dem linken Wege einherzieht, ist durchaus nichts zu fürchten, der auf dem mittleren Wege Gehende wird entweder sterben oder Glück findend zurückkehren». Der älteste Bruder schlug den rechten Weg ein, der mittlere schlug den linken ein, der jüngste jagte auf dem mittlern hin. «Wohin ziehst du auf den Weg, wo man die Todes-Seite nicht kennt; folge einem von uns»! riefen ihm die Brüder zu. «Es hat keine Noth! das von Gott Geschriebene wird sich finden» sagte er, «das Glück ist ein Ding wie am windigen Tage der Schweif des Hahns, was weiss man, ob es sich nicht mir zuneigt; reitet ihr mit Gottes Gnade! wenn ich nicht zurückkehre, erzählet dem Vater das Geschehene». Die Brüder stritten nicht viel, kräftig gehend zog auch er einher. Er ging, er ging, er ging viel, er ging wenig, er ging bei Nacht, er ging bei Tage, er liess unsern Berg zuerst hinter sich, er liess den fremden Berg zweitens hinter sich, er liess den Elsterberg hinter sich, er liess den Dohlenberg hinter sich, dichte Wälder durch- schnitt er, tiefe Schluchten durchwanderte er; er gelangte nach einer Zeit in einen Wala, in dem durch die Dichtigkeit der Himmel nicht sichtbar war und in dem seit Erschaffung der Welt die Stimme der Axt nicht gehört worden war. Er schweifte in diesem Walde umher, er schweifte umher, eine Woche schweifte er umher, einen Monat schweifte er AWARISCHE TEXTE. 3 Waganila au, qeéanila, {ad retarab retel xoanila, бог! rekarab cu xoanila, jarëida fawu é'oanila, ruhal- dasa hul gotanila. Heb halalda wukago batanila asda co gojal "adamasul tark, nat 'ebtuda bugeb, tabgo xalattuda, natieanigi.rafutegi arab. «Xoani xoilin, waxani waxinilangi» abun, itanila au kisa kiwegi tarkda xaduu, "emerau itanila, dahau itanila, rohta’alide $oanila, balahanila, ean bitarab aulax bugila; aulax bafut zobalade arab anfgo xala bugila; xulbi soirun, max ul hobat bubarab, éarmil хайх bugila; 5 xazix rixun qazabun "adamasul betergi bugila. Soanila au rahte, zaniwe tuhanila, jigila база "odojikun co zalimai, mogrof tunkilei ’adai бий ’adan. Wortun doful keke kaldib é'oanila as. «Mun dir wastanin hanëi, dun dur ebeltanin; gurebani ‘diea шип hadin hawilaanin» abunila kudijai боба; hebgi abun kihitezegi tun raxdatgi éuéun, x'un bedantanila af база bukarab Кею. Higanila hanzi ай wasasda: «Mun sib muxaful éijin? kisan waé'arau? qoara el Ш»? abun. zindirgo qoara el buka, nuxab Fuhaba- xarab buka, $ijab zo bac ad habun bicanila as. «Anfgo was wugewin dir» abunila af, anfaugogi nart; sijab allahasul qojaf éanare hoadulelin el, aqagi rugelin un, naxrusine mexgi Sun bugebin ее. Hab coöroniu wax éun wukajin шоп; guroni wihun xaduu ez тип telarin; dur murad Fun bugeb zo higilin dica ezda, cojasdanigi taé'ogo Xutilarebin eb». C'ogroniu wasgi wax'éanila, rahta rurui ugruzulgi baxa- nila, waé'anila anfaugo nart, Sijasda 5е24а tun éinaridal бой bugila, Sijab gotoda coco «anal ocgi bugila. umher, zwei, drei, vier Monate schweifte er umher; von der Welt war weder eines Men- schen Spur, noch eines Menschen Haus, noch ein Ausweg aus dem Walde. Er hatte Hun- ger, er hatte Durst, die Kleidung, die er anhatte, ward alt, das Pferd unter ihm verkam, in die Waffen setzte sich Rost, die Hoffnung auf sein Leben verlor er. Als er in solcher Lage war, fand er eines Tages eine Menschenspur, die eine Elle in die Breite, drei in die Länge und eine Elle in die Erde ging. «Soll ich sterben, so werde ich sterben, soll ich le- ben, so werde ich leben» sagend ging er, von wo und wohin es auch sein mochte, der Spur nach; er ging viel, er ging wenig, gelangte zu dem Waldende, geht vorwärts, es ist eine Salzsteppe da, inmitten der Steppe sind sieben zum Himmel reichende Thürme; um die Thürme waren Stahlpfosten, die durch Stahl-Stäbe verbunden waren, auf jedem Pfosten war ein Menschenkopf. Er gelangte auf den Hof, trat ein, es befindet sich vor dem Kamin sitzend eine Riesin, ein Weib, das gleichsam mit dem Kopfe an die Decke stösst. Zu ihr stürzend steckte er ihre Brust in seinen Mund. «Jetzt bist du mein Sohn, ich bin deine Mutter geworden; wäre dies nicht, so würde ich dich also behandelt haben» sagte das grosse Weib; als sie dies sagte, zerriss sie entzwei eine vor dem Kamin befindliche Katze, steckte sie in die Asche und verschluckte dieselbe. Jetzt fragte sie den Jüngling: «Welcher Gegend Mensch bist du? woher gekommen? was hast du nöthig»? also. Was sein Anliegen war und was auf dem Wege vorgefallen, alles rein (wahr) darthuend erzählte er. «Ich habe sieben Söhne, sprach sie, alle sieben sind Narten; jeden Gottes Tag gehen sie auf die Jagd auch heute sind sie so, und es ist schon Zeit für sie zurückzukehren. Verstecke dich und bleibe in diesem Schrank, wo nicht, so werden sie, nachdem sie dich erblicket haben, dich tödten; die Dinge, die du zu wissen wünschest, werde ich sie fragen, einem von ihnen wird es nicht unbekannt sein». Der Jüngling versteckte sich in dem Schrank, auf dem Hofe entstand 1* © — ед сл I > 4 А. SCHIEFNER, Ваше soigun, ‘odor Yabun tahti ’adin öutbigi harunila az, Вас tejan ebelaldegi ahtanila. Habi "adin sen- telago, Fuhanila anfaugo zaniwe, anfasgo abunila: «’adamasul mahı bugo, "adamasul mah bugo». ««Мий turunis, hagtunis»»? sebanila azde ebel, «kisajin bukuneb hanib "adamasul таб? nozodago baxun Байт eb kirkirnigi soirdilago». Betgun hangi tunila ebetaf azda cebe, askobgo co гид 'anab é'a dal га gi Geza- bunila. Koanan hegon raxarab mexaf higanila azda ebelaf: «Ratdatan goatibe bac'uneb ber gansize’an mex al tabcol dunijal soiruleb hedinab би bugisan»? abun. Antaugo kudijau nart katac'ogo éanila; wisun hitinas abunila: «Bugebin, ebel, hedinab ви, heful beterhancigi ratdal tinalda wugeu ratdal раб’айт. Sijab allahasul qojal raldatan baq baquleb ’uia* ragdade Kançulebin heb &u; ber qansizean saatal tabecol dunijalgi soirulebin ef; ratadraalda bugeb rahdal horinibgi éordon saltagi gebeganxdun terhun na- xojegi xahilab ratdafe unebin eb. Ratadra аа zobalade ‘arfalabi reé arab со éinari bugebin; helda tohib, heb «oda toleb mesedil filigi, elda baleb 'arcol Golorxagi bugebin. «Elin hanzi, Fizajin, soakoangi ratilin nué» abunila ebelaf wasade. Weganila, Fizanila anfaugo пам, собгошза qoatibe af wasgi wedanila. teline retelgi Funila af asije, rekine &ugi Funila, baze jaraë funila, Чоагаав Sinab 2021 fun, ratdaxe nuxgi bibizabun, anila walahizawun. ein Gewinsel der Jagdhunde, es kamen alle sieben Narten; ein jeder hatte auf dem Arm einen Platanenbaum und an jedem Baum befand sich ein Hirsch. Auf den Hof gelangt, zer- trümmerten sie gleichsam auf die Erde schlagend die Bäume und riefen der Mutter zu, den Kessel aufzustellen. Wie die Hunde schnuppernd traten alle sieben ein und die sieben sag- ten: «Es ist Menschengeruch, es ist Menschengeruch». ««Seid ihr toll, seid ihr dumm ge- worden»? schalt sie die Mutter aus, «woher soll hier Menschengeruch sein? ihr habet ihn mitgebracht, da ihr überall umherschweifet»». Nachdem sie das Fleisch gekocht hatte, setzte die Mutter es ihnen vor und daneben stellte sie ein hausgrosses Gefäss mit Bier. Zur Zeit als sie gegessen und getrunken hatten, fragte sie die Mutter: «Giebt es wohl ein solches Ross, welches aus dem Meere hervorgeht und in Zeit eines Augenblicks dreimal die Welt umkreist»? also. Die sechs älteren Narten blieben ohne zu sprechen; der jüngste sprach: «Ja es giebt, о Mutter, ein solches Ross und sein Besitzer, welcher auf dem Boden des Meeres befindlich ist, ist der Meereskönig. Alle Gottes Tage zur Zeit, da die Sonne aus dem Meere steigt, springt dieses Ross auf das Trockene; in Zeit eines Augenblickes um- kreist es die Welt dreimal, in dem neben dem Meere befindlichen Milchsee sich badend und auf dem Sande sich wälzend verschwindet es und geht wiederum in das blaue Meer. Am Ufer des Meeres befindet sich eine die Zweige zum Himmel sendende Platane; auf ihr be- findet sich der goldene Sattel, mit welchem dieses Ross gesattelt wird, und das silberne Gebiss, womit es gezäumt wird». — ««Es wird jetzt genug sein, schlafet ein, ihr habet Er- müdung gefunden»» sprach die Mutter zu den Söhnen. Es legten sich die sieben Narten nieder und schliefen ein, sie aber liess den Jüngling aus dem Schrank heraus. Sie gab ihm eine Kleidung zum Anziehen, sie gab ihm ein Ross zum Besteigen, gab ihm Waffen zum Tra- gen und, nachdem sie ihm alles Nöthige gegeben und den Weg zum Meere hin gewiesen hatte, fertigte sie ihn ab. AWARISCHE TEXTE. 5 Itanila au, itanila, 'emerau itanila, дайай itanila, Soanila au axiraf 61 din Tizarab mexat ratadra- ’alde. Ваза donkgi buxanila as; heb donkniwegi fuhun ber qansic'ogo sordogi boré'anila. Rohalil xahtigi banila, ratdatan qoatibe baggi baganila; baqalda xadub balahun augi wukago ratadraalde éugi kancanila. Ber qansize an mex at tabcol dunijalgi soirun rahdal horinibgi éordon ratadra alda gebeganx- dize rekanila ab. Tirsun ex edegi waxun, boroh ’adin zemanila was aful gorboda, tabeol xahilab zobalda . ’ . д 9 en N . . ° Le ade tunkiledux exede kancanila би, Фасо! odob reéun &eerab ral sorozabunila, — kingi beé аб Па wasas qurab gabur. «Berhanin mun didasa, durtanin hanzi dun, tejin dida Fili, bajin éolorxa, tad mungogi re- Кади» abunila &oea. Gotodasa bosun Нот tunila аа as, éolorxagi banila {ad Ziugogi rekanila. «Duca sib mafileb hanzi? diea sib habileb»? abunila боса. « Wacejin dun dir insul ulkajalde» abunila wasas. 250 borzuneb zojaful "adab ritin bed anila al. Itanila al, itanila, "emeral itanila, dahal itanila; terhun baqoi anila, rav'anila, beetanila, lahé'e rab sordotanila. Heb sa atal naxojegi, goangun anila zobrat, «Abgo sib "alamatti»? abun, eewe balahanila was — can bitarab, balahani ber soakoaleb aulax bugila; aulax bafut kuné'go kuné'an co zo bugila, zibgo baquea 'adin kanti beéala bugila ef. labunila as, bacanila, éoanila tade, bugila mesedil Вай. «Bosilis diea hab, bosilaris»? higanila as «oda. «Bosanigi rakalda Байт duda, bosie'onigi buhilin », abu- Er ritt, er ritt, er ritt viel, er ritt wenig, er gelangte endlich zur Zeit, da Mensch und Wasser schliefen, zum Meeresufer. Auf dem Ufer grub er eine Grube; nachdem er in diese Grube gestiegen war, blieb er die Nacht wach ohne das Auge zu schliessen. Die Helle des Tagesanbruchs ergoss sich, aus dem Meere kam die Sonne hervor; nach der Sonne sprang auch, als er wartete, das Ross ans Meeresufer; in Zeit eines Augenblickes umkreiste es die Welt donnernd, badete sich im Milchmeer und begann sich am Meeresufer zu wälzen. Plötzlich auf dasselbe sich erhebend wand der Jüngling sich einer Schlange gleich um seinen Hals, dreimal sprang das Ross nach oben, dass er sich an den blauen Himmel stiess, drei- mal stürzte es zur Erde, dass die schwarze Erde erzitterte — dennoch liess der Jüngling den gehaltenen Hals nicht los. «Du hast mich bezwungen, ich bin jetzt dein geworden, lege mir den Sattel auf, lege das Gebiss an, und besteige mich» sprach das Ross. Von dem Baume den Sattel nehmend, legte er ihn demselben auf, legte das Gebiss an und bestieg selbst das Ross. «Was befiehlst du jetzt?, was soll ich thun»? sprach das Ross. «Bringe du mich in das Reich meines Vaters» sprach der Jüngling. Einem geflügeltem Dinge gleich nahm es selbst seinen Flug. Sie gingen, gingen, gingen viel, gingen wenig; die Sonne ging unter, es dämmerte, es wurde dunkel, die kohlschwarze Nacht kam. Im selben Augenblick wiederum wurden Him- mel und Erde lichthell. «Was ist das für ein Wunder»? sprechend wandte sich vorwärts der Jüngling — es ist eine Salzsteppe, die zu überschauen das Auge ermüdet, inmitten der Ebene ist ein sehr glänzender Gegenstand, er gab einen Glanz von sich gleich der Sonne. Er schlug sein Ross, Jagte es, gelangte hin, es war Goldflaum. «Soll ich dies nehmen oder nicht nehmen»? fragte er das Ross. «Nimmst du es, wird es dir leid thun (eig. im Herzen heiss sein), nimmst du es nicht, wird es dir leid thun» sprach das Ross. «Wenn ich es nicht Cr 10 a 10’ 15 6 А. .SOHIEFNER, ` nila сова. « Bosié'onigi rakalda buhuleb eb, bosungo buhün Fikin » abun, toëroda huligi qazabun, itanila au. Itanila, bacanila, Soanila co Saharalde; soirun galan bugila, qan kawagi rugila, dunijalalda zaniwe tuhine bak gurila. Saharaful raalda со ic batun heniu restanila au. Abunila éoca asde: «Bed’ajin hanzi Чиса dun x'arda 'orcize; qoara arab mexaf haraf habejin duca, — anfgo meer begun dobex un bugonigi ber gansize an шех’ай! duda cebe éelebin dun». Becanila as ви, dorf tenkgi tamunila, qadanib ligi tunila, tade burtinagi e anila, toörodasa baxun kesenib mesedil huligi tunila, Tiéanila hanzi au, Tabgogo sordogo boré'arau éi 'adin, Qad ’adin sordo goangun bihidal саф inganila, rixanila dob saharaful "adamal, раб абазихе kan- çanila, bibarab "alamat bicine. Azdasagi сад Ziugo раб ah hinqanila, Sahar soirun xarawul tanila, rohine- an Наб’Иа. Roharab mexaf nusgo éi witanila раб аваз rekaworéun $ahar tun qoatiwe. 291 wordi- é'ogo watanila azda au was; tunka-hunsun waxinawunila, paé'ahasuxe waéanila. «Mun $1 dur? roso-raf? kisan $oarau haniwe»? higanila pacahas. «Didagocin Talarin dun kisajali, hadingo c’al’ade dunijal soi- ruleu 61 wugin dun», abunila as. «Hab arab sordo goansijaful "alamat talari$ duda, mun goatiugi wu- kanin»? higanila раб alias kiabizegi. «Heful "alamat hab bugin» abun, funila as pa6ahasuxe kesenisa baxun mesedil Вий. Павфаь, ‘adamas bicun kolareb, dunijal bizaraldasa "adamasal jec’eb ’adab, "asijab nehme, wird es leid thun, besser also es wird leid thun, wenn ich es genommen» sprechend und den Flaum an den Hut steckend, ritt er fort. Er ritt, er jagte, er gelangte zu einer Stadt; ringsum war eine Mauer, die Thore waren geschlossen, es ist keine Stelle von der Welt hinein zu kommen. Neben der Stadt eine Quelle findend, stieg er dort vom Pferde. Es sprach zu ihm das Ross: «Lass du mich jetzt mich am Grase sättigen; zur Zeit da es nöthig ist, rufe du mich; sollte ich auch jenseits von sieben Bergen liegen, werde ich in Zeit eines Augenblicks vor dir erscheinen». Er liess das Ross los, unter sich breitete er die Schweiss- decke aus, legte den Sattel unter das Haupt, bedeckte sich mit dem Filzmantel, von dem Hute nehmend, steckte er den Flaum in die Tasche, jetzt schlief er ein, wie ein Mensch, der sechzig ganze Tage wach gewesen. Als man sah, dass dem Tage gleich die Nacht hell wurde, erschraken sehr und ge- riethen in Unruhe die Menschen der Stadt, liefen zum König um ihm das gesehene Wun- der zu erzählen. Heftiger als sie erschrak der König selbst, stellte eine Wache um die Stadt und konnte bis Tagesanbruch nicht schlafen. Zu Zeit als es tagte, sandte der König hundert Mann beritten und bewaffnet zur Stadt hinaus. Sie fanden jenen Jüngling schla- fend; stechend und stossend brachten sie ihn zum Aufstehen, führten ihn zum König: «Wer bist du? dein Dorf und Land? woher bist du hieher gelangt»? fragte der König. Ich selbst weiss nicht, woher ich bin, schlechthin ein aus Langeweile die Welt durchstreifender Mensch bin ich» sagte er. «In dieser vergangenen Nacht das Lichtwunder, kennst du es, da du draussen gewesen bist»? fragte der König zum zweiten Mal. «Dieses Wunder ist dies» sprechend reichte er dem König aus der Tasche ihn hervorholend, den Goldflaum. Eine dämonische, durch Menschen unaussprechliche, seit Erschaffung der Welt nicht von dem Menschen erfahrene grausame Liebe loderte im Könige auf nach dem Wesen, von /m AWARISCHE TEXTE 7 rofi ganila раб ahasul dob Вай tasa bortarab ruhc'agotijatux. Abunila paë alias asde: «Kisa balahungi hab huli tasa bortarab ruhé'agoti Soizabejin duca dixe, guroni diea dur beter qunçun revilin». zindije heresitilaredux ebelaful гай haran habun, bedizegi hawunila au раб ahas. “ Hanila was 'odobe betergi qulizabun; $ahar tun qoatiwe $oarab mexat habunila as haraf, kisan baé'arabali Faé'ogo cebe éanila xahab би. «Dur pasmanti &ib qoaridti»? hiqanila af wasasda. Bicanila 5 as раб ahasulgun tuha-baxarab. «Rasgi qoaridtuge шип» abunila, «heb’an bihategijin neteje kinabgo dunijal; ob dun zanib éordarab rahdal hor heé'i$»? abunila. «Bugin», abunila wasas. «Ratdal pad a- | hasul tabgo jas jigejin» abunila éoca, «sijab allahasul qojaf qatude baq baxarab "uzaf magaltun raxun ra&un, raalda magazul fonalgi tasa rex'un, heb horinir éordolelin el; jisun hitinaldasa bortarab Kulijin &ob neteda batarab Вий. Ног soirun rugel xarxat wax cun wukajin mun; zanire dol tuharab mex'at kutun 10 bosun torob tejin duca jisun hitinaful ton; Yedon ra aldegi jaé'un, harilebin ef duda ton naxe Yejan abun; worejin, $ib ef bicajate “olo balahugejin тии efux: dara-'amal hee’ebin cingi efije duca mafarab habi- 6'000, duda xadui itind’ogo». Rekanila was, cin kancun horixe éugi $oanila; xarxat wasgi wax éanila; qatude baggi baxanila; sursurijalda raé'un, horil ra alda tabgo midigi éanila. Tasa magazul tonalgi rex un, nur "adal musudul Фито! raxun, ruqun horinire anila tabaigo. Kançun waxun torob qazabunila wasas ji- 15 welchem dieser Flaum gefallen war. Es sprach der König zu ihm: «Woher du auch sehen magst, du musst zu mir das Wesen schaffen, von welchem dieser Flaum gefallen ist, wo nicht, werde ich deinen Kopf abhauen lassen». Um ihn von der Lüge abzuhalten, liess der König ihn bei der Muttermilch schwören. Es ging der Sohn, sein Haupt zur Erde beugend, zur Zeit als er zur Stadt hinaus gelangt war, rief er; ohne zu wissen, woher es gekommen, stand das weisse Ross vor ihm: «Was ist dein Kummer, deine Sorge»? fragte es den Jüngling. Er erzählte das mit dem König Vorgefallene. «Mache dir nicht um ein Härchen Sorge, sprach es, möchte nur alles in der Welt so leicht wie dieses werden, ist denn nicht da der Milchsee, in welchem ich mich gebadet habe»? sprach es. Er ist da, sprach der Jüngling. «Der König des Meeres hat drei Töchter, sprach das Ross; an jedem Gottes Tage zur Zeit, wenn die Sonne den Mittag erreicht, in Taubengestalt herbeikommend, am Ufer die Taubenhaut ablegend, ba- den sie sich in diesem See; der von der jüngsten gefallene Flaum ist derjenige, der von uns gefunden worden». In den um den See befindlichen Gesträuchen dich versteckend bleibe, zur Zeit, wenn sie in den See eintreten, nimm plötzlich und stecke in deinen Busen die Haut der jüngsten; schwimmend zum Ufer kommend, wird sie dich bitten die Haut zurück- zugeben; schau zu, was sie auch sagen mag, gieb sie ihr nicht heraus: es wird keine Art und Weise sein, auf welche sie das von dir Befohlene nicht thun und dir nicht nachfolgen wird». Es bestieg der Jüngling das Ross und in einem Satze erreichte das Ross den See; in den Gesträuchen versteckte sich der Jüngling; die Sonne stieg bis zum Mittag; mit Ge- räusch anlangend, liessen sich drei Tauben am Ufer des Sees nieder. Die Taubenhäute ab- legend, in Regenbogen gleiche Schönheiten sich verwandelnd, tauchten sie alle drei in den See. Hervorspringend legte der Jüngling die Haut der Jüngsten in seinen Busen; schwim- 5 10 15 8 А. SCHIEFNER, sun hitinaful ton; Fedon ra aldegi jaé' un, haranila af ton naxe Fejan abun. КГап dot haranigi enedié'ila au, balahie’ila. Zodor-iodor tonalgi хип, rorzun anila kijaigo Kudijai jae. Ahtanila hitinai azda xadui: «Jacal! nozodasa jatatula jigin dun hanzi, hanii xutula jigin; dir дай turab amas "agi éoizabejin notoca hanibe». Tabçol ви kançize an naxrusungi габ’ип, horil ra alda zar anaseb marzanaful gamasgi un, ror- un, xahilab zodire terhun anila kijaigo jac. «Dowexun wusajin dica retel retinean», abunila jasaf; wusanila au. Haban abize talareb, ’етег goangijaf balahani ber untuleb zojaful retelgi retun, éanila ai asda ceje, Rekanila was, паха jasgi rekinajunila, Fabunila, bacanila. «Kijejin jaéunei duca dun»? abu- nila jasaf wasasde. «Hab neteda cebe bugeb заваг bihulis duda»? abunila; «bihulin» abunila; «hab Saharaful paéa hase Техе jaéuna пеш dica пит», abunila. «Esije Te&’ogo, ducago kinin jaéunarei dun»? abunila. Bicanila as zindirgogi раб ahlasulgi Fuha-baxarab. Heful bicunago $aharaful raalde al. Henib био! beëan, jaéun jasgun раб аКазихе Мапа au. Jasalda ber é'oaigun zarzar an ber 'unila pa&ahasul, megeä turtudanila, cocat cabi Yabanila, ocol ’adin cebe шас rex anila, Sibgo га? naxe {amic'ogo jas ja- eine qas habunila as. «Mun 'adau xerase ja®unarejin dun, qogo son barau ‘oloxanéitun waxajin, heb тех а jaéinin duje dun» abunila jasaf. «Arab 'urmi dica kinin businabileb»? katanila au. «Saharatul ra alda kigojalda ançgo nat Soaridtuda bugeb goind buxizabejin duca» abunila af, «heb goind гас ада! ba- mend kam sie zum Ufer, bat ihn, dass er die Haut zurückgeben möchte. So sehr sie auch bat, so gehorchte er doch nicht, und gab die Haut nicht heraus. Ihre Häute anziehend flogen die beiden älteren Schwestern davon. Es rief die jüngste ihnen nach: «Schwester! ich muss mich nun von euch trennen, ich muss hier bleiben; schaffet mir jetzt hieher den Koffer, in welchem meine Mitgift befindlich ist». Etwa in der Zeit von drei Ross-Sätzen ‚kamen sie zurückgeflogen, stellten an das Ufer des Sees einen faustgrossen Korallenkoffer, flogen davon und verschwanden im blauen Himmel die beiden Schwestern. «Kehre dich ab, so lange ich die Kleidung anlege» sprach das Mädchen; er kehrte sich ab. Nachdem sie ein Kleid angezogen aus einem Stoffe, der zu benennen unmöglich war und durch dessen vielen Glanz beim Anschauen die Augen schmerzten, trat sie vor ihn hin. Der Jüngling stieg zu Ross, hinten setzte er das Mädchen, schlug das Ross, jagte davon. «Wohin führst du mich»? sprach das Mädchen zum Jüngling. «Siehst du diese vor uns befindliche Stadt»? sagte er, «ich sehe sie» sprach sie; «ich führe dich um dich dem Könige dieser Stadt zu übergeben» sagte er. «Weshalb nimmst du nicht selbst mich ohne mich ihm zu geben» sagte sie. Er erzählte ihr das zwischen ihm und dem Könige Vorgefallene. Nachdem er dieses erzählt hatte, gelangten sie in die Nähe der Stadt. Dort liess er sein Ross los, und das Mädchen führend ging er zum Könige. Als das Auge das Mädchen traf, erstarrten die Augen des Königs der Faust gleich, der Bart erzitterte, die Zähne schlugen an einander, die Zunge kam hervor wie bei einem Ochsen, ohne auch nur eine Sache aufzuschieben, hatte er die Absicht das Mädchen zu nehmen. «Ich heirathe nicht einen solchen Alten, werde ein Jüngling von zwanzig Jahren, dann heirathe ich dich» sprach das Mädchen. «Wie soll ich das vergangene Leben zurückrufen»? sprach er. «Neben der Stadt grabe du einen fünfzig Ellen an Tiefe habenden Brunnen» sprach sie, «wenn du diesen Brunnen mit der AWARISCHE TEXTE. 9 "aral "acijazul rahdalgi gezabun, helda zaniu @ordanani 4050 son barau “oloxaneitun waxinin шип», — «Dir ulkajaldago ratilarin heb goind rahdal cezabize an ba aral "aci» abunila paé'ahas. «Ма hab», abunila jasaf, kesenisa baxun co hitinab koirbac раб ahasuxegi Fun; « habgi bosun co éi wilejin duca hab ne- teda eebe bugeb ша’аг4е; tohiwe waxarab mexaf hab hoaejin abejin duca esde; — hab muxgo celebin baaral 'aöijazul». Tolgo Sahar goind buxize famunila раб akas; со 6i koirbae gi fun ma'ardegi witanila. Tohiwe waxarab mexat hoa’anila as koirbae, rohadasa, mu rudasa, azargo batabatajab bakaldasa ’er’er- lago kancanila ba’aral 'a6i Saharaful raalde. Recanila jasaf al, eunila goind, kingi hinqanila paé ah, koi- &ila zaniwe tuhine. «Raéejin hanire co risun xeral ros-Tadi» abunila jasat, Wagun waé'anila nusgo son barau ‘adau, qulqularau, berada kantigi bihulareu co éi, ehedinai Guzugi, Rugizarunila jasat al goindnir, 050 son barau ‘oloxanéitun xerau waxanila, ancilla Sugo son barai jas ’adantun xeraigi jaxanila. Tokau dowe-éowego balahic’ogo kancun beé antanila pa“ alias goindniwe, tohi 'adin {inaldegi un hanzi xargi wugila eniu. МК rukajan dob saharaful ahlojaldegi abun, waxun éodegun, паха jasgi é'oan, {urizabunila wasas xahab би, Soanila co Saharalde. Bazaralde itanila au, qoara arab tarab 20 bosize, watanila zindirgo kudijau wac, xoxorab, lagalaga- tarab retelgi retun, badisa Fergi un beterbaxinafe éed bicula watanila asda au. Rox'anila, qunéanila, Milch reiner rother Kühe anfüllend, dich in ihm gebadet haben wirst, wirst du als ein zwanzig Jahr alter Jüngling hervorgehen». — «In meinem Reiche finden sich nicht soviel * rothe Kühe um diesen Brunnen mit Milch zu füllen» sprach der König. «Da dies!» sprach das Mädchen, aus der Tasche ein kleines Tuch hervorholend und es dem Könige gebend; «dies nehmend schicke einen Menschen zu dem vor uns befindlichen Berge, zur Zeit wenn er den Gipfel erreicht, befiehl ihm dieses Tuch flattern zu lassen und diese Gegend werden rothe Kühe anfüllen». Der König liess die ganze Stadt den Brunnen graben; einen Men- schen schickte er zum Berge, ihm das Tuch gebend. Zur Zeit als er zum Gipfel gelangt war, schwenkte er das Tuch, aus den Wäldern, aus den Bergen, von tausend verschiedenen Stellen liefen brüllend rothe Kühe in die Nähe der Stadt. Es melkte sie das Mädchen, der Brunnen wurde voll, dennoch fürchtete sich der König, zögerte in den Brunnen zu steigen. «Bringet hieher ein recht altes Ehepaar» sprach das Mädchen. Man brachte einen hun- dert Jahr alt zu sein scheinenden, gekrümmten, an den Augen das Licht nicht sehenden Menschen und ein eben solches Weib. Das Mädchen tauchte sie in den Brunnen, der Greis kam hervor als zwanzigjähriger Jüngling, die Alte kam hervor als fünfzehnjähriges Mädchen. Öhne noch hieher oder dorthin zu schauen, sprang der König in den Brunnen, und wie Blei zu Boden fallend, soll er sich jetzt noch dort befinden. Ein Lebewohl den Be- wohnern dieser Stadt sagend, auf das Ross springend und hinter sich das Mädchen setzend, trieb der Jüngling das weisse Ross an und gelangte zu einer Stadt. Er ging auf den Markt еше nöthig gewordene Sache zu kaufen, er traf seinen älte- sten Bruder, angethan mit abgetragenem, zerfetzten Gewande, von Angesicht bleich, um sein Leben zu erhalten Brot verkaufend fand er ihn. Sie freuten sich, umarmten sich, Mémoires del’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 2 QT 10 or сл сх 10 15 10 А. SCHIEFNER, bicanila cocade zodor-zodor tuhabaxarab, Retine retelgi bosanila as wacase, rekine éugi bosanila, baze jaraögi funila, waéanila садах. Soanila al co zamanaldasan 6001 rosote; Мапа bazaralde, watanila horfoxeu wac, dunijalalda darmangi {a un xasabéijasda cewe xazaxtun Gun, han biéula watanila azda au. Bosanila asijegi qoara an $inab 70. МапИа hanzi tabaugo wac, cadax jasgi jaéun, é'orbitun insul ulka- jalde balahun. Caqab zahda Ganila hanzi kudijal wacazul hitinasdex un. «МИ dunijalaldago kinin rukinel» ? abunila az cocade, «insuda kinin rihilel? rué abada kinin rihilel? ja nitgo xoize rugin rogore soize an, ja au xoi- zawize wugin neteca». Abunila horfoxeu wacas: «Neteda cebe Tabgogo nat goaridtuda bugeb, дашь Yingi bagoarab co goind bugebin; helde tade Solago abizin neteca wacasde: «Waé'ajin éujal tamize! {amun inago, horfowegi jezawun, witun goindde tade wadinin пефеса dou, — éugi ziugogi inewin Za- niwe rexun». Reganila helda kijaugo wae. Goindde {ade $olago abunila waeaca asde: «Waé'ajin éujal tamize»? Wetanxilago abunila as: «Ber qanSize an техаф tabcol dunijal soiruleb dir éugun nozor éujal kinin rekerulel»? «Koarié'in» abunila az, «dur ol bekeri ‘agi bihileb batilin nezeda». Tamunila tabasgo horfowegi qezawun, witun goindde tade waéanila az au; (ade Soarab mex af б’оага ma "adin xahab éugi éanila, weerisa zaniwe rexun wasgi anila. Asul éu доме rortanila kudijal wacal, koir behigun berzufa erzählten einander ihre Erlebnisse. Er kaufte seinem Bruder Kleider zum Anziehen, kaufte ihm ein Ross zum Besteigen, gab ihm Waffen zum Tragen, nahm ihn mit sich. Sie gelangten nach einer Weile zu einem andern Orte; sie gingen auf den Markt, trafen den mittleren Bruder in der mittellosesten Lage der Welt bei einem Fleischer als Knecht, sie fanden ihn als Fleischverkäufer. Er kaufte auch für ihn alle nothwendigen Dinge. Nun zogen alle drei Brüder, das Mädchen mitnehmend, pfeilgerade dem Reiche des Vaters zu. | Heftige Missgunst überkam nun die älteren Brüder gegen den jüngsten, «Wie sol- len wir nun in der Welt leben»? sprachen sie zu einander,» wie sollen wir uns dem Vater zeigen, wie sollen wir uns den Frauen zeigen? entweder müssen wir sterben bevor wir nach Hause kommen, oder er muss von uns getödtet werden». -Es sprach der mittlere Bruder: «Vor uns ist ein Brunnen sechszig Ellen tief, und das Wasser in ihm ist ausgetrocknet; zu ihm heranreitend, lasset uns zum Bruder sagen: «dassen wir die Pferde rennen»»! beim Ren- nen ihn in die Mitte nehmend, wollen wir ihn auf den Brunnen lenken — sowohl das Ross als er selbst werden hineinfallen». Es kamen die beiden Brüder überein. Zu dem Brunnen gelangt, sprachen die Brüder zu ihm: «Lassen wir die Rosse rennen». Lächelnd sprach er: Wie können mit einem Pferde, das in der Zeit eines Augenblicks dreimal die Welt um- kreist, eure Pferde laufen? «Es hat keine Noth, sagten sie, wir wollen, wenn auch nur auf den Lauf deines Pferdes sehen». Alle drei sprengten einher; ihn in die Mitte nehmend, lenkten sie ihn gerade auf den Brunnen; zur Zeit als sie zum Brunnen gelangten, blieb das weisse Ross wie ein eingeschlagener Nagel stehen und der Jüngling fiel kopfüber hinein. Die älteren Brüder stürzten um sein Ross zu fangen, aber bei dem Ausstrecken der Hand verschwand es aus den Augen. Das Mädchen nehmend gingen sie jetzt; sie gelangten zur AWARISCHE TEXTE. 11 terbanila ab. Лабип jasgun ifanila hanzi al; Soanila insul Stharalde. Siwunii jasgi tamun, {ad xarawulgi tun itanila al insude tade. C'o hersida {ad ancgo regezabunila, ançgojalda tad nusgo regezabunila, «duda mafit biharab éugi» abunila, «dunijalaldago hec'eb zo bukun bugin; zobalda бог, rafalda tad niz Soic’eb, пейеса xirsié'eb Бак Xuticin; ja heb ви biharau ’agi, Taleu agi, ıaarau ’agi &i nezeda watié’in».—«Cugo koarié'in dije, kiwejin arau nozor hitinau wae»? abunila раб ahas, «Ungejan ahıtela nizgi tun, co koisab, hingarab nuxaf апт eu» abunila az, «tokau wibié'in nezeda; xoarau talarin, waxarau Talarin». Сад pas- man tanila emen, $aharaldago гиф rix'un ma o tunila, ulkajafgo é'e ег banila. Hoadizajunila hanzi kijaugo wacas doi jasalde tade co gorolai, dije jaé'ajan cojas, dijejan cogijas. «Cadilgi hanalgi bazar habulel са aze dun jaé'unarejin», abunila af; «dun jaéuneu 61 didago talin, çodor rukajin zalgo». Balahun jikanila ai co qojat siwul gordonisan, kijabgo ber aldex un bitizegi habun bugila хабар eu aulaxalda zendila; boaanila al koir, bac'anila gordoxe. «Км wugeu dur beterhandi»? abunila af. «Goind- niwe rexun wugeuti talaris duda»? abunila éoca. «Eu tade waxize sababgo bukinaris»? higanila af. «C'ojab beteralda kié'gi gun tabgogo nat xalattuda bugeb koar rexejin duea dir gorbode» abunila éoca, «kié'ica dir gabur qunani waxilin dica dou tade». Askob koargi batic'ila jasalda; rafan é'oan Zindirgo Stadt des Vaters. Das Mädchen in einen Thurm sperrend, Wache hinzustellend, gingen sie zum Vater. An eine Lüge fügten sie zehn, an zehn reihten sie hundert. «Das von dir im Traume gesehene Ross, sagten sie, ist ein in der ganzen Welt nicht zu findendes Ding; weder unter dem Himmel noch auf der Erde ist eine von uns nicht besuchte, von uns nicht durchforschte Stelle geblieben; wir haben keinen Menschen gefunden, der dies Ross gese- hen, der von ihm gewusst oder gehört hätte». — «Das Ross habe ich nicht nöthig, wohin ist euer jüngster Bruder gerathen»? sprach der König. — «Wir riefen ihm zu: Geh nicht! Auf einem schlechten, gefährlichen Wege ist er gegangen», sagten sie, «weiter haben wir ihn nicht gesehen, wissen nicht, ob er gestorben, wissen nicht, ob er lebendig». Es betrübte sich der Vater sehr, in der Stadt erhob sich in jedem Hause Wehklage und das Reich legte Trauer an. Nun sandten die beiden Brüder zu jenem Mädchen eine Wittwe, der eine mit der Bitte ihn zu heirathen, der andere ebenfalls. «Mit Brot und: mit Fleisch handelnde Men- schen mag ich nicht heirathen» sagte sie, «ich kenne selbst den Menschen, der mich heira- then wird; sie aber mögen sich in Acht nehmen». Sie schaute an einem Tage aus dem Fenster des Thurmes, es kreiste auf der Ebene das weisse Ross, welches seine beiden Augen auf sie richtete; sie schwenkte die Hand, es kam zum Fenster. «Wo ist dein Herr»? sprach sie. «Weisst du nicht, dass er in den Brun- nen gestürzt»? sagte das Ross. «Giebt es kein Mittel ihn herauszuholen»? fragte sie. Wirf mir an meinen Hals ein an einem Ende mit einer Schlinge versehenes, sechzig Ellen langes Seil» sprach das Ross, fasst die Schlinge meinen Hals, so werde ich ihn hervorziehen». In der Nähe fand das Mädchen kein Seil, bis auf den Grund ihre Flechten abschneidend, wand sie ein sechzig Ellen langes Seil, an einem Ende eine Schlinge machend, warf sie es, pak- ar ел 10 д 10 15 12 А. SCHIEFNER, öalalgi gotun, Turanila а tabgogo nat x'alattuda bugeb Коаг; cojab beteralda kié'gi ban anila rex un, xapun qunila kié'ica 60] gabur. Turanila henisa xahab éu, $oanila goindde fade, behanila zanibe koar, qu- nila wasas; turkanila af, waxun wad'anila tade, rekanila, itanila Saharalde. Wihanila au wacada wa- c‘ina, cojau bagbaqude turanila, cojau bagterhude turanila; ina rugila hanzi x argi. Ma, woxanila рабай, xintanila, ulkajafego гох eltanila. "Emer rai xalat habun sibileb: wasas jasgi jacanila, rezil чай Fabunila, gohol zurma punila, zititabi alitezarunila, wagarau 'orcanila, pasmanau wox anila. Reteda-gad éec'ogo, Fizize wegié'ogo, kaldib bo ol tec'ogo haniwe dungi $oana tuhabaxarab bicine. ll. С Wukanila co zamanalda co pacah; раб ahasul ’orxi hec'ogo bercinai jasgi jikanila, Dainab allaha- sul gojaf zindirgo garawa$algun zinda askor rugel jasalgun insul axife hoadulaanila ai jas. Henib bofabo- Yarab pixgi koanan éal ine an rasandun, max sara habun gasejalde rogore rusunaanila al. C'o gojaf heb max sara-suhmatalda al rukago kisa ba6arabali tad’ogo jasade ÿortegi kançun, gorbode раб ahasul jasgi rexun, furun anila co ci; éiéilago raxraxalde mogogil tané'i "adin jasalgi Futanila. kend erreichte die Schlinge den Hals des Rosses. Es sprang von dort das weisse Ross empor, gelangte zum Brunnen, liess das Seil hinein, der Jüngling packte es; das Ross stiess, er kam herauf, bestieg das Ross, ritt zur Stadt. Die Brüder sahen ihn kommen, der eine lief nach Sonnenaufgang, der andere nach Sonnenuntergang und sie sollen noch jetzt gehen. Schauet, es freute sich der König, wurde froh, und das Reich überkam Freude. Wozu viel Worte lange machen! der Jüngling heirathete das Mädchen, man schlug die Messing- trommel, bliess das Lederhorn, liess die Rohrflöte ertönen, der Hungrige wurde satt, der Betrübte wurde froh. Bei Nacht und bei Tage nicht ruhend, ohne mich schlafen zu legen, in den Mund keinen Bissen legend, bin ich hiehergelangt das Geschehene zu erzählen. II. Bärenohr. Es lebte einstmal ein König; der König hatte eine gränzenlos schöne Tochter. Jeden Gottes Tag lustwandelte diese Tochter sammt ihren Dienerinnen und den bei ihr be- findlichen Jungfrauen im Garten des Vaters. Nachdem sie dort nach Belieben Früchte gegessen, bis zum Überdruss gespielt und gescherzt, kehrten sie am Abend nach Hause zurück. Eines Tages als sie bei dem Scherzesjubel waren, sprang, ohne dass man wusste, wo- her er gekommen, in die Mitte der Mädchen ein Bär, warf sich auf den Hals die Königs- tochter und lief davon; und die Mädchen liefen wie die Küchlein der Waldhühner pipend nach allen Seiten. , ÄWARISCHE TEXTE. 13 Xamun раб ahasul jasgun co kapurgo xoarab Furul noxode zanibe fuhun Сапа ci. Heb cifa ginai juhun, ’adamasul surat bugeu, cil indul rugeu was hawun wugo af. (Co go barab mex'af moc barau "adau fuhun, moe baral пех al Taharau 'adau обои, heb halalda kudijau ‘un, co zalimau, Kisab heé'ogo caq qubat bugeu éi Fuhanila au. C'o gojaf goatibe cigi un bukago abunila as ebelalde: «Hab Фиги! noxode nil kinin дага!? ziigo ! mun kisajin hanije jaé'arai? Dun kinin hawurau»? Bicanila ebelaf fuhan sinab 20. Heb kataigi habun al rukago xoarxoarijalda noxode baxun baë'ina bukanila ci. Tun baxun reéanila cil'inica alda Furul ий, ого? dobgi Sun, zanibe x'alaxegi gebegun, kiki сейот bixun, xoanila ei. Abunila hanëi cil’iniea ebelalde: «Durgo insude askoje ajin тип hanzi; dun ifinarin; eifa Товагаи dun Sibize gurin esije qoara arau? kib bugonigi kamilareb batilin dijegi éeze bak». Insul rogoje jalahun jasgi anila, Fabun buizabun, co raxalde balahun с’ тот itanila. Itanila au, ifanila, "emerau itanila, dahau itanila, qase ifanila, qad ifanila, soanila co kudijab Sa- haralde. «Dun cewe teleu! dun cewe teleu»! hedin ahtelago soirdanila cil'in Saharalda zaniu. Ra anila dob Saharaful раб aliasda, hadingo hadin, saharalde eil’indul rugeu &i waé'un wugilan. «Waéejin eu ha- niwe, cilindul rugeu éigo kinin wukuneu»? abunila pacahas. Wacun waé'anila cil'in. «Siu &i mun? Nachdem er sie entführt hatte trat der Bär mit der Königstochter in eine unzugäng- liche Felsenhöhle und blieb dort. Von diesem Bären schwanger geworden, gebar sie einen Sohn, der ein menschliches Aussehen, aber Bärenohren hatte. Zur Zeit da ein Tag vergan- gen war, war es als sei er einen Monat alt, als ein Monat vergangen war, schien es, als sei er ein Jahr alt, auf diese Weise gross wachsend, wurde er ein riesiger, mit gränzenlos grosser Kraft versehener Mensch. Eines Tages als der Bär ausgegangen war, sprach er zur Mutter: «Wie sind wir in diese Felsenhöhle gerathen? woher bist du selbst hieher gekommen? Wie bin ich geboren worden»? Es erzählte ihm die Mutter alles Geschehene. Als sie.dies Gespräch gehabt hatten, kam der Bär mit Geräusch sich erhebend zur Höhle. Bärenohr riss eine Felsenecke los und warf sie auf ihn, sie traf ihn am Kopf, es rollte der Bär in eine Schlucht und indem der Bauch entzwei riss, kam er um. Nun sprach Bärenohr zur Mutter: «Geh du jetzt zu deinem Vater; ich gehe nicht; ich, der ich vom Bären entstanden, wozu könnte ich ihm nöthig sein? Irgendwo werde auch ich unfehlbar eine Stelle finden». Die Tochter ging dem Vaterhause zugewandt, sich durchschlagend und nach einer Seite zugewandt ging auch Bärenohr. Er ging, ging, er ging viel, er ging wenig, er ging bei Nacht, er ging bei Tage, ge- langte zu einer grossen Stadt. «Man nehme mich in Dienst! man nehme mich in Dienst»! also rufend schweifte Bärenohr in der Stadt umher. Es hörte der König dieser Stadt, dass auf solche und solche Weise ein mit Bärenohren versehener Mensch in die Stadt gekom- men sei. «Bringet ihn her, ob nicht auch der mit Bärenohren versehene Mensch irgendwie taugt»? sprach der König. Bärenohr ward herbeigebracht. «Was bist du für ein Mensch? welches ist dein Gewerbe? welches deine Beschäftigung»? fragte ihn der König. «Ich bin ot 10 ’ 14 А. SCHIEFNER, dur pisa &Ъ, halti $»? higanila asda раб ahas. «Cil’in wugin dun» abunila as, «dir pisagi, haltigi, halgi, kucgi, dun cewe tarau éijasda tac’ogo x utilarebin». — «Dida cewe éajin, dica hihilin mun» abunila рав а- has. «Ezzaan Fikin, éelin dun duda cewe» abunila cilinica; «heldasa Fijab Бак dijegi Soilarin, didasa аи xazax dujegi Soilarin, bihileb batilin dudago ». Canila hanzi cil’in раб ahase xazaxtun. C'o zamanaldasan qaé'anila pa@ahas nusgo éi culade witize. «Dun ’adau xazaxgi cewe wukago sejin duca ’adamal culade ritulel»? abunila cil’inica раб ahasde. «Dahab-magab сш qoard'un heé‘in dije, 'ezzaan qoara un bugin, coho duca baé'arab eulal paida $ib»? abunila pac’ahas. «Nusaugo éijase haburab koingi dida koanazabejin duca» abunila cil'inica, «nusaugo cijasul 'ar$ koargi dixe Тейт: helda паха duje ’urab си! bosun dun waé'inc'oni Xoaléen durin, gabur dirin». Nusgo éijase haburab koingi koanila cil- inica, nusaugo éijasul ’ars-koargi bosanila, itanila, $oanila rohowe. Sijab gotoda coco "arsgi bazäbun, сапа as, Tolbofa baxun bac’anila nusgo öoit. Xadur elgi rexerxun Напа, éoanila $aharalde; cojasul ged tezabunila, cogijasul ruggo kalasorfe recizabunila, «Pad’ah! бари ’atid habein, waé‘ina wugewin dun rohosa» ahtanila cilin. Waganila paé ah goaliwe, balahanila, eebe éarab гора dunijalgo bihularila. Hinganila paë ah, turkanila «cilingo gureu wukun wugin au, cil balah wukun wugin, rakalde дапИа. Au xoizawize, wusunareb bakalde au witize ursanila hanzi pa@ah. Abunila as cil’inide: «Hab neteda Bärenohr» sagte er, mein Gewerbe, meine Arbeit, meine Kraft, meine Weise wird dem Men- schen, der mich in Dienst nimmt, nicht unbekannt bleiben». — «Tritt zu mir in den Dienst, ich werde dich nähren» sagte der König. «Das ist zur Genüge gut, ich trete bei dir ein» sagte Bärenohr, ich finde keine bessere Stelle als diese, und auch du findest und erlangst keinen bessern Knecht als mich». Es trat jetzt Bärenohr beim König als Knecht ein. Nach einer Weile bereitete sich der König hundert Mann nach Holz zu senden. «Wes- halb sendest du Menschen nach Holz, während du einen solchen Knecht wie mich im Dienst hast»? sagte Bärenohr zum König. «Ich bedarf nicht einwenig Holz, ich bedarf dessen voll- auf, was nützt das Holz, das du allein herbeibringst» sagte der König». Gieb mir die für hundert Menschen bereitete Nahrung zu essen», sagte Bärenohr, «gieb mir die Stricke und Seile der hundert Menschen; wenn ich dir darauf das dir hinlängliche Holz nicht bringe, so ist der Säbel dein, der Hals mein». Die für hundert Mann bereitete Speise ass-Bären- ohr auf und nahm auch die Stricke und Seile der hundert Menschen, ging und gelangte in den Wald. An jeden Baum einen besonderen Strick hängend zog er ihn, mit der Wurzel ausreissend brachte er hundert Bäume herbei. Sie nach sich schleppend ging er, gelangte in die Stadt; er riss die Wand des einen ein und das Haus eines andern stürzte er um, «König, mache das Thor weiter, ich bin aus dem Walde gekommen» rief Bärenohr. Der König kam heraus, als er schaute, war durch den davorstehenden Wald die Welt nicht zu sehen. Es erschrak der König, er erzitterte «es ist dies kein Bärenohr, es ist dies ein Bärenunheil» kam es seinem Sinne vor. Es dachte jetzt der König ihn zu ver- derben, ihn an eine rückkehrlose Stelle zu schicken. Er sagte zu Bärenohr: «Jenseits des vor uns liegenden Berges ist der Aufenthalt der Kart; diese Kart soll mir seit langer AWARISCHE TEXTE. 15 cebe bugeb meer begun dobex un xartil rukel bugebin; hei xartida nokogojaldasago co чай halil bugin dije feze; kingi fun baxuna heë'in ef eb: hefuxa heb baxun waé'ajin mun». НапПа, soanila cilin, Носи laldela jatanila asda xart. «Nezer раб ahase bugeb nati $ejin Folareb duea, nagas?» sebanila au xartide; «xatamasan bihejin dixe Teze bugeb zo; guroni jexerxun mungo jaéinin dica раб ahasuxe». «Наши байт dahab mex af» abunila xartiea, «rogosa cijab, bac adab holo te- lin dica duje». Hebgi abun, zanije rogoje tuhun xartgi anila, hocora’alda augi 'odowukanila. « Waé'ajin hanzi holo bosize» ahtanila хам. Itanila cil'in. «Heb &ansinib bugebin holo, ducago bosejin henisa» abu- nila xartica, co гафапазе $amasgi bihizabun. Tatelgi borxun, gansinibe ком behanila cil'inica, zogo hec'ila zanib. Naxasan kijabgo box gi jun, zaniwe rexula wukanila au xartiea; Furun naxgi wusun, xa- рип doful gaburgi jun, ju'ajusun #100 Zanii qazajunila as. «Jecajin dun goatije, duje bofarab zo habilin, bofarab zo Тейт dica duje» hardanila asde xart. «Jedalarin, пабаз, dirgun daba $e bukarab duje»? abunila as. Mugzade öamasgi rex un, itanila hanzi сш; éoanila раб ahasuxe. «Baxarabis nati»? hiqa- nila рабаваз asda. «Nati Feze dofgi qabul habié'in» abunila eil’inica, раб abasda cebe &amasgi tun, enatuje 'olo 20 jaéanin dica ei hanije; halejin rakafe bofarab habejin hanziv. Ma, Kinganila раб ah, wixanila, haniu reéanila, dowa reéanila, kancize bakgo taanila. Hardanila au eil’inide: «Mun wizarau 1 Zeit ein Maass Erbsen geben, allein sie giebt es mir nicht heraus; bringe es mir von ihr es abfordernd». Es ging Bärenohr und gelangte hin. Auf der Tenne dreschend traf er die Kart. «Wes- halb zahlst du nicht, Verwünschte, die unserem König zukommende Schuld»? schalt er die Kart. «Sofort gieb mir die zu gebende Sache; wo nicht, so schleppe ich dich selbst zum Könige». «Warte hier eine kleine Weile» sprach die Kart, «aus dem Hause werde ich dir frische, reine Erbsen geben». Dieses sprechend, ging die Kart selbst in ihr Haus, er aber setzte sich an den Rand der Tenne. «Komm jetzt die Erbsen zu nehmen» rief die Kart. Es kam Bärenohr. «In diesem Koffer sind Erbsen, nimm sie selbst von dort» sagte die Kart, auf einen hausgleichen Koffer zeigend. Den Deckel aufhebend, steckte Bärenohr die Hand in den Koffer, drinnen befindet sich nichts. Von hinten seine beiden Füsse ergreifend war die Kart im Begriff ihn hineinzuwerfen; sich umkehrend und ihren Hals packend, steckte er sie selbst hinein. «Lass mich hinaus! was dir beliebt werde ich thun, was du wünschest, werde ich geben» bat ihn die Kart. «Ich lasse dich nicht, Verwünschte, weshalb hast du mit mir einen Streit angefangen»? sagte er. Den Koffer auf den Rücken werfend, ging jetzt Bärenohr, gelangte zum König. «Hast du die Schuld beigetrieben»? fragte ihn der König. «Sie war nicht einverstanden die Schuld zu zahlen» sagte Bärenohr, den Koffer vor den König hinstellend, «aber wegen Schuld der habe ich sie selbst hieher geschleppt; nun handle du jetzt selbst wie es im Herzen beliebt». Sieh, es fürchtete sich der König, wurde verwirrt, warf sich hieher und dorthin, es schwand selbst die Stelle, wohin er hätte sprin- gen können. Er bat Bärenohr: «Im Namen Gottes, der dich geschaffen hat, ich wünsche die Erbsen nicht, ich wünsche die Kart nicht —, schleppe sie dorthin wo sie gewesen ist». = 5 16 А. SCHIEFNER, bisase 'olo, hologi bafan gurin dije, heigi jafan gurin; jikaratuje $oizajejin duea ei», Zindirgo rukalidegi soizajun, mugzat malgi ban, «tokai dida jihize jikungejangi» abun, tanila eil'inica хам. Caqab игбе! Ganila hanzi раб ahasda; «habileb 2000 Sibin hanzi? Kida qadnigi é'eerab qo éezabilin hau éijas dir beteralda» hedin, ziugo Zindego gargadanila paé'ah. C'o dahab тех horfob baigun, abunila or naxojegi раб абаз eiliinide: «Hab neteda bihuleb гово! dob cojab beteralda azdaho bugebin, dije Teze co oc bugin elda, hefuxa heb nati baxun wadajin тип». МапИа cilin, $oanila azdahodal rukalide. «Fejin, nagas, пейег pa@ahase bugeb nati» abunila eil’inieca; «kidatize'anin `адаша| max sarade doilel duca»? badisa ca pirgizabulago bortanila asde tade azdaho. Katil’adin rafandasa kijabgo ‘ingi jun, baéanila pa- Cahasuxe, Tadegi 'emer hinganila pa ah, badib Fer Xutié'ila, богхоР гб x utie'ila, alıtanila eil’inide: 1 > «Allahase ’olojin, ocgi koarié'in dije, ое gurebgi koaric'in, naxe baéejin heb, zindirgo rukalide soizabejin ». zuzah batagijin afijegi dujegi, kidatize'anin wukineu dun xartalgi azdahabigi ruka-rukalide soizarula» abu- nila cil'inica, azdahogi bedantun. 'Turanila henisa azdaho äindirgo rukalide, zibgo horoca xamurab famax `а@т; nuxasa 'ebede, раб ahasul "uluzul rehedgi quiéanila af, nefeca xink kuneb "adin, Миёоо bekanila pad ahasul, habileseb darmango {a anila. 15 fikalan тех horfob baxun xadub МК uröizegi uröun abunila tababizegi раб ahas eil’inide, é ohoca xoarab co 'alagi bihizabun. «Нар "alagi baéun maarde ajin шип; сад halaq bugin ab, zibgo "ankodal Sie an ihren Aufenthaltsort bringend, mit den Füssen sie hinten stossend, «komm mir in Zukunft nicht zu Gesicht» sprechend, verliess Bärenohr die Kart. Heftige Sorge befiel nun den König: «Was ist nun zu machen? irgendeinmal wird wegen dieses Menschen der schwarze Tag auf mein Haupt kommen» also sprach der König mit sich selbst. Nachdem eine kleine Weile dazwischen gewesen, sagte der König wiede- rum zu Bärenohr: «Am andern Ende des uns sichtbaren Waldes ist ein Drache, er soll mir einen Ochsen geben, geh du diese Schuld von ihm eintreiben». Es ging Bärenohr, und gelangte zum Aufenthaltsorte des Drachen. «Gieb, Verwünschter, die unserem Könige zu- kommende Schuld, sagte Bärenohr, «bis wie lange wirst du die Menschen zum Besten haben»? Aus dem Gesicht Feuer sprühend warf sich der Drache auf ihn. Wie eine Katze schleppte er ihn an der Wurzel die beiden Ohren packend zum Könige. Noch mehr erschrak der König, im Gesicht entschwand die Farbe, im Leibe entschwand die Seele, er rief dem Bä- renohr zu: «Um Gottes Willen, ich habe keinen Ochsen nöthig, auch nichts anderes brauche ich, schleppe ihn zurück, schaffe ihn an seinen Aufenthaltsort».—«Môge er und mögest du die Hölle haben, wie lange soll ich mich da, wo Karte und Drachen hausen, herumtreiben» sprach Bärenohr und liess den Drachen los. Es kroch von dort der Drache zu seinem Auf- enthaltsort, wie ein vom Winde einhergetriebenes Blatt; längs des Weges verschluckte er eine Stutenheerde des Königs wie wir einen Mehlkloss verzehren. Der Rücken des Königs brach (d. h. er gerieth in Verzweiflung) und die anwendbaren Mittel gingen zu Ende. Nachdem eine gute Zeit dazwischen vergangen war, sprach der König, als er gut nachgedacht hatte, zum dritten Male zu Bärenohr, auf eine vor Magerkeit umkommende Stute weisend : «Diese Stute nehmend treibe sie auf den Berg, sie ist mager; kehre nicht AWARISCHE TEXTE. | 17 хопо ‘adin ab фапагаь mex’af guroni naxegi wusungejin. «Itanila cilin ‘alagi baéun ma’arde. Asda xaduu zindir ulkajalda bugeb rekarabtelab bosun pacahgi wagaranila. Soirun doizegi qun tunila pa- ®ahasul boca eil’inida {ad rag, 2550 nax'tun bihulaanila baleb é'or. «Pacahasul ala bibun wugeu mis- kin 61 wugin dun, tejin dun ео, pefnajalde rai dad’ogo» ahfanila cilin; Zibgo é‘utuea 'adin halag ha- wula wugila ziugogi éarica. Cunejin hanzi durgo "indul, wihilin kiweda woré'ulajali» ? ahtanila dande paé ah, boda horfosangi waqun. «A! hedinis wugeu mun»? abunila cilinica. 'Odob Yabun, ung ’alagi bi- xizabun, zurizabun reéanila as co box, azargo 61 qezawunila; cogi reéanila, kiazargo kamizawunila; heb halalda пахе 61 teé'ogo guranila as padahasul bo, dunialaxe раб ahgi turizawunila. Heb hunargi habun, itanila hanzi cilin ber balaharafuwe; "emerau itanila, dahau itanila, balahanila cewe, wa&ina wugila со 61 dande, Folbofa baxun kigo éinaridal Soitgi Sezda Tun. «Siu, hudul, са wu- geu &i»? abunila cil'inica. «Kisajin dije caqti? caqauni raulin cilin, jaéun раб ahasuxe xart $oizajurau » abunila dos. «Dun guri eu» abunila as. «Mun watani dungi dur halmas wugin» abunila gutbiraé Теа. Itanila hanzi kijaugo hudul; `етега! ifanila, dahal ifanila, balahanila cere, wugila co éi, пах bafutgi “odowukun nakalda hobo x'enezabula. « Siu, Види], саф wugeu éi»? abunila az. «Caqaugo he@in dun; са- qauni raulin СИ’, keto 'adin раб ahasuxe azdaho baéarau» abunila dos. «Dun guri eu» abunila eil’inica. zurück ausser zu der Zeit, wenn sie (rund) wie ein Hühnerei geworden ist». Es ging Bä- renohr die Stute nehmend zum Berge. Hinter ihm aus seinem Reiche Reiter - und Fuss- volk mitnehmend zog auch der König. Ringsum einschliessend begann das Heer des Königs einen Kampf gegen Bärenohr, die geworfenen Pfeile erschienen wie eine Gewitterwolke. «Ich Armer bin Hüter der Stute des Königs, lasset mich bevor die Sache zur Feindschaft kommt» rief Bärenohr; ihn selbst quälen die Pfeile wie Flöhe. «Hüte jetzt deine Ohren, es wird sich zeigen, wohin du entkommst»! rief ihm der König entgegen, aus der Mitte des Heeres hervortretend. «He, bist du ein solcher»? sprach Bärenohr. Auf die Erde schla- gend, zerriss er die Stute in vier Theile, er liess einen Fuss einherfliegen, tausend Mann streckte er hin; er warf einen andern, er bewirkte, dass zweitausend fehlten; auf diese Weise keinen nachlassend, vernichtete er das Heer des Königs und veranlasste den König in die Welt zu laufen. Nach Vollführung dieser Heldenthat ging Bärenohr jetzt dahin, wohin die Augen schau- ten; viel ging er, wenig ging er, blickte vor sich, es begegnete ihm ein Mensch, auf den Armen zwei mit der Wurzel ausgerissene Platanenbäume tragend. «Wer bist du, Freund, ein Mensch voll Kraft»? sprach Bärenohr. «Woher soll ich Kraft haben? stark ist, wie man hört, Bärenohr, welcher die Kart zum König geschleppt hat» sagte er. «Ich bin dieser» sagte er. «Wenn ich dich gefunden habe, bin ich dein Freund» sagte der Baumschlepper. Es gingen jetzt beide Freunde; sie gingen viel, sie gingen wenig, schauten vor sich, es war ein Mensch, mitten auf dem Wege sitzend, auf den Knieen eine Mühle drehend. «Was bist du, Freund, für ein Kraftmensch»? sagte er. «Ich bin kein Kraftbegabter, kräftig ist, wie man hört, Bärenohr, welcher wie eine Katze den Drachen zum König geschleppt hat» sagte 3 Mémoires de l'Acad. Пар. des sciences, VIIme Série. ра 0 Qt m сх 18 А. SCHIEFNER, aMun watani dungi dur halma& wugin» abunila habihanas. МапЙа hanzi tabaugo hudul, dore hoadanila, боге hoadanila; {aramagata Geze Fijab 'adab bakgi balahun, éanila abaugo, бапаге hoadun beterbaxingi habunila az. Co gojaf qawuda gutbiraé gi tun ifanila cil ingi habihangi бапаге. Напа! haggi cezabun, Кот ha- bula wukanila öutbirad ; "eneganila, — bugila co Sursuri, balahanila, reqab 'ankidagi rekun, req-Sink, req-sinkan wac'anila tade co 61, Zindago го bugila, magzida tabgo bugila. «Dahab han Ye» abunila as, funila. «Dahabgi le» abunila. « Ceh bixagijin dur tokab kuiné'onani, ajin durgo nuxaŸ» abunila gutbiraé iea. Tirsun "odowegi restun, magzidasa rasgi (un, hef wuhun öutbira6 gi rexun, naxe 70 teé'ogo hangi koanan, waé'arau 'adin, reg-Sink, req-Sinkan cewesa terhun anila ’ankil rekarau. Canasa halmaszabi rusarab me- xaf hez wicanila gutbiraëé ; bicanila as azije tuhabaxarab. Naxijab qojat itanila cil’in éanawe, садах gutbiraé gi wadun, qawuda habihangi tun. Dobgo halalda waé'un, dobgo zo asijegi habunila 'ankil rekaras. tababileb gojaf éanare halmaszabigi ritanila cil’inieca, qawuda ziugogi éanila. Haginisa han baxula wukanila au, req-Sink, rveq-Sinkan waé’anila tade 'ankil rekarau. «Dahab han fe» abunila. « telarin, in- sul beter koagijun duca» abunila cil'inica. Tirsun "ankidasagi restun, magzidasa rasgi tun, wortanila me- gezkodo asde tade, kutun kodowegi wosun, bixize co éinarigi habun, helda horfob megeigi qazabun tanila jener. «Das war ich» sagte Bärenohr. «Da ich dich finde, bin ich dein Freund» sprach der Müller. Es gingen jetzt die drei Freunde, gingen dorthin, gingen hierhin. Als sie endlich einen zum Haltmachen geeigneten Platz fanden, blieben alle drei dort, auf die Jagd gehend verschafften sie sich ihren Lebensunterhalt. An einem Tage den Baumschlepper bei der Wirthschaft lassend, gingen Bärenohr und der Müller auf die Jagd. Als er den Kessel mit Fleisch gefüllt hatte, machte sich der Baum- schlepper daran das Essen zu bereiten; er horcht, es war ein Geräusch, er schaut, auf ei- nem lahmen Hasen reitend, kommt herbeigehumpelt ein Mensch, er war eine Spanne hoch, sein Bart drei Spannen lang. «Gieb mir ein wenig Fleisch» sagte er. Er giebt ihm. «Gieb noch ein wenig» sagte er. «Es platze dein Bauch, da du fortan nichts mehr essen wirst, packe dich deines Weges» sagte der Baumschlepper. Plötzlich sprang er auf die Erde, riss aus dem Bart ein Haar aus, band mit demselben den Baumschlepper, ohne einen Rest zu lassen, ass er das Fleisch auf und wie er gekommen so verschwand auch davonhumpelnd der Hasenreiter. Zur Zeit als die Kameraden von der Jagd zurückkehrten, banden sie den Baumschlepper los; er erzählte ihnen das Vorgefallene. Am nachfolgenden Tage ging Bä- renohr auf die Jagd, zugleich den Baumschlepper mitnehmend und den Müller zurücklas- send. Auf dieselbe Weise kommend that diesem dasselbe der Hasenreiter. Am dritten Tage schickte Bärenohr seine Genossen auf die Jagd und blieb selbst bei der Wirthschaft. Aus dem Kessel war er im Begriff das Fleisch herauszunehmen, da kam der Hasenreiter angehumpelt. «Gieb ein wenig Fleisch» sagte er. «Ich gebe nicht, iss du den Kopf deines Vaters» sprach Bärenohr. Plötzlich vom Hasen abspringend und aus dem Bart ein Haar reissend, warf der Grossbart sich auf ihn, allein plötzlich ihn packend, еше AWARISCHE TEXTE. 19 | cil'inica au. Canasa halmaszabi rusarab mex af algi raéun itanila cilin dosde wadize, Folbola baxun xa- dub öoitgi bexerxun, qunclahtun un wugila 'ankil rekarau. | Gotoca baxarab ших jun, Мапа al go baqine angi itun, qasegi (оп kiabileb доза? gatilelde $oanila al co rohore; roh-bafut zanisa zanibe arab karat bugila, raalda rex un éinarigi bugila. Вафа x alatab koaricagi wuhun, wehanila gutbiraé icagi habihanasgi сш £aniwe; ein согоп хоме waxanila au, ein! wuhun xoize waxanila, bec an koargi ta anila, é'arbida asul hetegi éanila. Balahanila, bac adab "arad-me- sedaful rugzal rugila, 'odojikun, Zindirgo nurafuxe jugarila, шос "adab homeraful jas ‘adan jigila, heful nakalda megeigi tun, ии 'ankil rekaraugi wugila. «Wai! шип siwin? kisajin wa@’arau haniwe? tokau balahié'ogo naxwusajin; guroni woré'un паха dir rosas mun é'oaé'ogo telarin» abunila jasat. «Bisasux bugin xoil-raxin» abunila cil’inica, xapun rafandasa dosul megeigi un; Кай "adab harafgi habun, x ur- xanila asda megezkodo: surizawunila cil’inica, tun kodob megeigi x utanila, qadat recun pang 'adin ziu- gogi tuhanila. Hanzi higanila cil'inica jasalda. «Kisajin mun, mesedo? dur emen siwin, ebel $ijin»? abunila jasaf. «Bicen xalat habun sibileb? pa&ahasul jas jigin dun; insul rogosagi xamun, Zindijego би- zutun qun jikanin dun has». Abunila eil’inica: «Hanzi augi xoanin, tadegi jaxilin mun dica, insul rogojegi Soizajilin; amma dur purman bugonani dije jaé'ajangi abilaanin dica dude, çaggo jofun даши dije nun». Platane spaltend, steckte Bärenohr in deren Mitte seinen Bart und liess ihn los. Zur Zeit als die Gefährten von der Jagd zurückkehrten, nahm Bärenohr sie und ging um ihn zu zei- gen, von der Wurzel den Baum ausreissend und ihn schleppend, war der Hasenreiter ver- schwunden. Die Seite, wohin der Baum geschleppt war, einhaltend, gingen sie, den ganzen Tag ge- hend, in der Nacht gehend, kamen sie am zweiten Tage zu Mittag zu einem Walde; inmit- ten des Waldes war eine von innen nach innen gehende Öffnung, an den Rand geworfen war die Platane. Um den Leib ihm ein langes Seil umbindend, liessen der Baumschlepper und der Müller Bärenohr hinein; darauf wäre er bald fast vor Kälte gestorben, bald vor Hitze umgekommen, das herabgelassene Seil nahm ein Ende, und sein Fuss stand auf dem Bo- den. Er sieht, Häuser aus reinem Silber und Gold sind da, sitzend näht bei ihrem eigenen Lichte eine Jungfrau mit mondgleichem Antlitz, auf ihre Kniee den Bart legend, schläft der Hasenreiter. «Weh! wer bist du? woher bist du hergekommen? sofort ohne dich umzu- sehen kehre zurück; wo nicht, wird mein Mann erwachend, dich nicht unter den Lebenden lassen» sprach die Jungfrau. «Bei Gott ist Sterben und Leben» sprach Bärenohr, packte von der Wurzel an seinen Bart; wie eine Katze schreiend, wand sich der Grossbart um ihn: Bärenohr schwenkte ihn, ausgerissen blieb der Bart in seiner Hand, an die Wand sich hef- tend wurde er selbst platt wie ein Pfannkuchen. Jetzt sagte Bärenohr zu der Jungfrau: «Wo- her bist du, Schöne? wer ist dein Vater, wer deine Mutter»? Es sprach das Mädchen: «Wozu soll ich lange erzählen? ich bin eine Königstochter; aus dem Vaterhause hat mich dieser geraubt und mich als seine Frau gehalten». Es sprach Bärenohr: «Jetzt ist er gestorben, ich werde dich hinaufbringen und in das Haus des Vaters schaffen; allein, wenn deine Er- laubniss da ist, sage ich dir, dass du mich heirathest, denn du bist mir sehr lieb geworden». 3* сл ri О Qt Il > 20 А. SCHIEFNER, Se jaé'unarei duje dun, duca jaéuntun паха? mun gureu 61 dijegi wafan gurin, hasul Коза а agi jaxarai guri$ duea dun» abunila jasaf. Hanzi zanib batan $inab zo, 'arac ‘agi, mesed agi, cogidab x'azina ‘agi, bugeban aburab zo buha- nila koarida cil'inica, сапа halmagzabaca fade, buhanila as, Сапа doz. Sijab zo Can tadegi baxun, xutanila hanzi zanir eil’ingi doi jasgi. «Jaxajin hanzi mungi tade» abunila cil inica jasalde. «Gurin, ce- wequn шип waxajin, dun ceje jaxani dur halmaÿgzabaca mun haniugo telilan Kinqun jigin dun» abunila jasal. «Telarewin ez dun, edinal бат gurelin el, jaxajin mungo» abunila as. Qabul habularogo bukanila лава; kingi ted'ila eil’inica. Koarica fade jaxun inago, abunila }асай asde: «Sib gurin Yaleb, nagahtun halmaÿzabaca mun Ваша tanani co 20 mafun tezin dica duda; $iban abunani qase sordogi rohun, rohalil xahti barab ‘uial kigo kui kaneilebin hab rogobe, co é'eerab, со xahab; xahalde tade kançize "amal habejin duea, he mun tasa dunijalalde rex'ilewin; é'eeralde tade kancani öorfa dunijalalde rexun ine- win mun». Hebgi abun tade jaxun anila jas. «Tokab caze 20 bugis»? alitanila gutbiraë gi habihangi. «Hec’in Xutarab zo, dun waxejin hanzi» altanila eil’in. Tokal katac'ila dol, zanibe bortun koargi bac’a- nila. tanila cil’inida halmagzabazul Jamarthi, x utanila hanzi ziugo coho, muqulugalde eingi baxun. Ма, qase sordogi rohanila, rohalil xahtigi banila, ba&un asda себе, dunkgo-dunkan kigo kuigi ba- ganila, co é'eerab, со xahab. Xahalde tade kangula wukun, Zindirgo хех а! «’e’eralde tade Yanila ci - «Weshalb sollte ich dich nicht heirathen, da du mich heirathen willst, ausser dir gefällt mir keiner, hast du mich nicht aus seiner Gewalt befreit»? sprach die Jungfrau. Jetzt band Bärenohr alles drinnen Befindliche, sowohl Silber als Gold und andere Schätze, was nur vorhanden war, an das Seil, es zogen die Gefährten hinauf, er band an, sie zogen. Als alle Sache hinaufgezogen waren, blieben drinnen jetzt Bärenohr und das Mädchen. «Steige du jetzt empor» sagte Bärenohr zum Mädchen. «Nein, steige zuvor du empor, wenn ich zuerst aufsteige, fürchte ich, werden deine Kameraden dich hier lassen » sprach das Mädchen». «Sie werden mich nicht lassen, sie sind nicht solche Menschen, steige du nur empor» sprach ег. Das Mädchen wollte nicht einwilligen, allein Bärenohr | liess sie nicht. Am Seil sich erhebend, sagte das Mädchen zu ihm: «Wie. kann man wis- sen? wenn wider Erwarten die Gefährten dich hier lassen, so will ich eine Sache dir an- weisen; was namentlich? wenn die Nacht vorüber sein wird, zur Zeit, wo des Tages An- bruch erscheint, werden zwei Hammel in dies Haus springen, ein schwarzer, ein weisser; auf den weissen zu springen sinne du, dieser wird dich in die Oberwelt bringen, wenn du auf den schwarzen springst, wirst du in die Unterwelt geworfen werden». Dieses spre- chend kam das Mädchen nach oben. «Ist ferner etwas zurückgeblieben»? riefen der Baum- schlepper und der Müller. «Nichts ist nachgeblieben, nun ziehet mich empor» rief Bären- ohr. Ferner sprachen sie nichts, das Seil langte hineingeworfen an. Es erkannte Bä- renohr den Verrath seiner Gefährten, blieb nun ganz allein, während die Galle an dem Schlunde haftete. Sieh, die Nacht fing an zu dämmern, es erschien die Weisse des Tages, es kamen vor ihn miteinander kämpfend zwei Hammel gerannt, ein schwarzer, ein weisser. Im Begriff auf AWARISCHE TEXTE. | 21 ’in; rexun anila henisa дога dunijalalde, doankan waxanila co rugaful toxta; balahanila, bugila kudijab $ahar. Xatamasan öorfegi restun, tuhanila zaniwe rogowe, jigila co xerai duzu, 'odojikun kun Furula. «Dahab Fin Ye, ebel, geöoca xola wugin dun» abunila cil'iniea. «Tasa dunijalaldasa agi guris mun wa- C’arau 'adamal max sarade joize? hezego licé'eb Fin kisajin baxileb са duje»? abunila xeraf. «Ниоо bu- kunarebis nozor»? higanila as. «Finni Sejin bukunareb, bukunin» abunila af, «Бикауа е olo sibin, icul 5 beteralda ié'heterilab azdaho Gun bugeful. taalidasa taalide co jas Yolin rostaca ее; heb gojaf bec alin ef fin; guroni naxojegi ta'alil kal cocade 'untize'an nezeje Fin qotulin el. «Bihejin dixe kigo 'eret, kin ef Yin be&alarebali co dungi balahizin» abunila eil’'inica. «Wore, wore, dir was, ungejin mun» éiéidanila xerai, «eniwe un mun naxwusinarin, &oalin azdahojal; dudasa qadaral baharzal rukiné'in ef é'oaral ба’. «Coani oaleu watilin, é'oaé'oni gurhun teleu watilin, rihejin hanire "ertal» abunila eil’iniea, "odilago Fu- 10 nila xeraf. Itanila eil’in, Soanila ieuxe; cezabunila kijabgo "eret, furun naxwusanila, katac'ila asde azdaho, Rogor 'ertalgi é’ehon, itanila cil’in nakojegi, cezarunila 'ertal, wusanila naxe; hab nuxafgi katacila az- daho. Saharaldago tibitanila eil’inil hunar, pad ahasde baxanila. Askowegi ahun, abunila asde gorfa duni- jalaful раб’абаз: «Мейее Fin qotuleb azdaho duda oaze koanani аще bofarab zo Felin diea, Sib murad dur bugonigi tobazabilin diea; koizegi koilin Чада eb &oaze, kolarebani heda ango hingi hec'ogo elde Е — den weissen zu springen gerieth Bärenohr durch seine Hitze auf den schwarzen; er fiel von da in die Unterwelt, mit einem Geräusch kam er auf das Dach eines Hauses; er schaut, es ist eine grosse Stadt. Rasch hinabsteigend, kommt er ins Haus, es war dort ein altes Weib, sitzend drehte sie Zwirn. «Gieb mir, Mütterchen, ein wenig Wasser vor Durst will ich schier umkommen» sagte Bärenohr. «Bist nicht aus der Oberwelt gekommen um die Menschen zu verspotten? da diese kein Wasser haben, woher soll ich es für dich nehmen»? sprach die Alte. «Habet Ihr denn gar kein Wasser»? fragte er. «Weshalb sollte kein Was- ser sein? es ist da» sprach sie, «aber wozu nützt das Vorhandensein? an dem Kopf der Quelle sitzt ein zehnköpfiger Drache». Jahraus Jahrein giebt der Ort ihm eine Jungfrau; an dem Tage gestattet er Wasser; sonst wiederum bis des Jahres Ende jedesmal erreicht ist, schneidet er uns das Wasser ab». — «Zeige mir zwei Krüge, ich möchte selbst sehen, ob er nicht Wasser gestatten wird», sprach Bärenohr. «Hüte dich, hüte dich! mein Sohn, geh du nicht» seufzte die Alte, «dorthin gehend, kehrst du nicht zurück, es tödtet dich der Drache. Stärkere Menschen als du sind durch ihn umgekommen». — «Es wird sich finden, ob ich wirklich umkomme oder nicht umkommend begnadigt werde, zeige mir die Krüge her» sprach Bärenohr. Weinend gab die Alte sie ihm. Es ging Bärenohr und gelangte zur Quelle, füllte beide Krüge an, und nach vollendeter Arbeit kehrte er zurück. Der Drache sagte ihm nichts. Die Krüge zu Hause ausleerend, ging Bärenohr zurück, füllte die Krüge, kehrte zurück; auch dieses Mal sprach der Drache nichts. In der Stadt verbreitete sich Bärenohr’s Heldenthat und kam zum König. Ihn zu sich rufend, sprach zu ihm der König der Unterwelt: «Wenn du im Stande bist den Drachen, der uns das Wasser abschneidet, zu tödten, werde ich dir geben was du willst, was du auch für einen Wunsch hast, ich werde ihn erfüllen; du wirst es vermögen ihn zu tödten, wenn du es nicht ver- 5 1 5 15 22 А. SCHIEFNER, tade inaroanin тип». — «Ja dijetilin hanzi, ja etijetilin, durgo rai dudagi koéongejin», abunila cil- 'iniea paé'ahasde. Kigo burtinadal ‘ingi habunila as, éindirgo "induda helgi хип, itanila au rosun 'ertal- gun icuxe. «Le was»! abunila azdahojal, «cin waé'un hobolin tanin diea mun, kiabize waé'indal hudulin tanin; tababizegi wac'ine nedeze "agijis шип пебе]агеи, durgo ruhalda ‘agijis baraxsilareu»? «Dur talih qajab, паз» abunila cilinica, «mungo $ejin neéolarab bisas bizarab fin 'adamaze qotize; Sejin neéolareb ebel- insul rogosa raxun é‘agogo jasal x'uine; содог bukajin hanzi, boléalalde Soarabin mun»! ex edegi borxun, banila azdahojal eil’inida Коаб’, baxun anila kijabgo burtinadal ‘in; hoa anila cil’iniea 'ankil rekarasul ro- gqosa Soarab almas-x oaléen, tahankan bortanila azdahojaful ié'abgo beter. lé'abgo beteraful ancilla mifabgo пот gotun, majin abun, Funila eil’inica раб ahasuxe. Kudijab rox el tunila dob saharalda, ijan x utanila öorfa dunijalgo hagtize; cojal retanila, cojal 'odanila, ’етегаи 61 cocatein Yabanila "emer rox'ijat. ’Ада- mal "agi, ати! ‘agi, bacal ‘agi, гов bugeban aburab zo bortanila Tete. Tamanau 61 хип wugo heb gojaf, cocaca merhunnigi, Yefe qunnigi, Fin ’emer hegon бер foatunnigi. Abunila hanzi раб alias cil inide: «Di- jegi dir ulkajafegi duca haburab Fikti kidago: bicun baxinarin, heda angi kudijab bugin eb; isana dir ja- möchtest, wärest du nicht so unerschrocken zu ihm gegangen». — «Jetzt wird es entweder mir oder ihm glücken, vergiss auch du dein Wort nicht», sagte Bärenohr zum Könige. Er machte jetzt zwei Filzohren, that diese auf seine eigenen Ohren, ging, die Krüge mitneh- mend, zur Quelle. «He Jüngling» sagte der Drache, als du das erste Mal kamst, liess ich dich als Gast, als du das zweite Mal kamst, liess ich dich als Freund, hast du denn gar keine Schande das dritte Mal zu kommen, oder bist du nicht geizig mit deinem Leben»? «Dein Glück ver- komme, Verwünschter, sprach Bärenohr, wie hast du selbst keine Schande das von Gott geschaffene Wasser den Menschen abzuschneiden; wie hast du keine Schande die aus dem Elternhause entrissenen Mädchen lebendig zu verschlingen? hüte dich selbst, du bist an den Termin gelangt». Sich erhebend warf der Drache auf Bärenohr die Krallen, riss ihm die beiden Filzohren ab; es schwang Bärenohr den aus dem Hause des Hasenreiters erlangten Demant-Säbel, es flogen ab alle neun Köpfe des Drachen. Von den neun Köpfen die acht- zehn Ohren abschneidend und sieh da! sagend, gab Bärenohr dieselben dem Könige. Grosse Freude überkam diese Stadt, beinahe wäre die Unterwelt verrückt geworden; einige lach- ten, einige weinten, viele Menschen schlugen einander vor grosser Freude. Sowohl Men- schen als auch Esel und Kälber, soviel es belebte Wesen gab, liefen zum Wasser. Viele Menschen kamen an dem Tage um, von einander erdrückt, oder ins Wasser gestürzt oder weil sie viel Wasser getrunken und ihr Bauch geplatzt war. Es sprach jetzt der König zu Bärenohr: «Die mir und meinem Reiche von dir erwiesene Wohlthat kann nie ausgedrückt werden, so gross ist dieselbe; in diesem Jahre war an meiner Tochter die Reihe dem Dra- chen zum Verschlingen gegeben zu werden; wenn du willst, heirathe sie und setze dich auf AWARISCHE TEXTE. 23 tokab habize Kal kolebani ebgi habilaanin diea duje». Abunila cil'iniea: «Tasa dunijalaful éi wugin dun Ха, duda dun heniwe waxize koanani heb bugin dije bisun bofarab, hanzi dir muradtun bugeb zo. Dur Бак bofularogogi gurin, dur jas jofularogogi gurin, &ago x'utagijin mun; kingi dungo wizarab rafalde hasratti bugin dir». Abunila раб ahas: «Tasa dunijalalde mun waxize dir hal koilarin; éinaridal rohob bu- geb xokoda guroni tokab ruhturab zojalda тип heniwe waxize koilarin; helde &i witun wihizin diea; Sib gurin taleb hef шип tade waxileunigiv. Anila 61 witun, qabul habie’ila xokoca. НапИа hanzi ziugo cil- "in xokoje beter &oaze, Soanila éinaridal rohowe, batanila xokol bosen; zibgo xoik batie'ila. X’arun baxun ша bugoanila xokol tané'ade tade lahé'e erab, tabbeterilab boroh, busarab baf "adin dobgi habun, 5001 ’odowukanila cilin xoik baé'ine an. Baé'ina bugila co zamanaldasan xoik, пах Баба 'adin, zibgo roh-me er susazabulago Баб’та bu- oila; Ваб’ит "odobukanila bosada. Cür-é'ir, ir-Ciran katanila alde tané'i. «Le! "adamil timer» abunila xokoca. Cil’iinide «dirgi dir rizulgi tugman &oanin duca, mafejin dida co xulux, ki’an kudijab bugonigi borxilin dica eb». «Dica duda mafileseb xulux dun tasa dunijalalde waxi bugin» abunila eiliniea. « Ki- qojalda ançgo gamus хип hangi qaé'ajin duca» abunila xokoca, kigojalda ancafulgo ton çurab Fingi qaé'a- рп; duje bofarafuwe waxilin dica тип». Pac ahasul rexadasa baéun, kigojalda ançgo gamusgi xunila meinen Thron; wenn ich mehr als dies zu thun vermag, will ich auch dies dir erweisen». Es sprach Bärenohr: «Ich bin ein Mann der Oberwelt, wenn du mich dorthin emporzuheben vermagst, so ist mir das das Liebste, ist dies jetzt das mir Erwünschte. Es ist nicht, dass mir dein Land missfiele, deine Tochter nicht gefiele, bleibe du wohlbehalten; jedoch es ist meine Sehnsucht nach der Gegend, in der ich geboren bin»? Es sprach der König: «Ich habe nicht die Möglichkeit dich zur Oberwelt zu schaffen, mit Ausnahme des im Platanen- walde befindlichen Adlers vermag dich kein belebtes Wesen dorthin zu schaffen. Zu ihm sende ich einen Menschen, wie kann man wissen, ob er dich hinaufschaffen wird»? Es ging der Mann gesendet, der Adler war nicht einverstanden. Es ging nun Bärenohr selbst sein Haupt niederzuwerfen vor dem Adler, gelangte in den Platanenwald, fand das Nest des Adlers, den Adler selbst fand er aber nicht. Herangekrochen zu den Adlerjungen kam eine kohlschwarze dreiköpfige Schlange, sie wie eine zerstückelte Wurst behandelnd, setzte sich Bärenohr an den Baum, bis der Adler käme. Es kam nach einer Weile der Adler wie das Nahen einer Wetterwolke, alle Wälder und Berge in Schwanken bringend kam er; und gekommen setzte er sich auf sein Nest. Zwitschernd erzählten ihm die Jungen. «He! Menschenkind, sprach der Adler zu Bären- ohr, du hast den Feind von mir und meinen Kindern getödtet, befiehl mir einen Dienst, wie gross er auch sein mag, ich werde ihn leisten». —— «Der Dienst, den ich dir auferlege, ist dieser, bringe mich in die Oberwelt» sprach Bärenohr. «Fünfzig Büffel schlachtend, bereite du das Fleisch» sprach der Adler, «in den Häuten der fünfzig Büffel bereite Wasser, wohin es dir beliebt, werde ich dich emportragen». Aus des Königs Heerde nehmend, schlachtete Bärenohr fünfzig Büffel und füllte fünfzig Häute mit Wasser, auf einem Flügel des Adlers сл Е — 0 ox 24 À. SCHIEFNER, cilinica, kigojalda апса ео ton elgi cezabunila; xokol cojab korfoda han tanila, cogijalda Fin tunila, bafut ziugogi odowukanila. «Bagarejin hanzi, emenxoad» abunila cilinica, lapsgo-lapsan hoa ezarunila xokoca kurfbi. «Han» aburab тех а han Folaanila cil'inica afije, «Fin» aburab mex af Fin Tolaanila. Tade raxize co rofoan manzil Xularab mex af taanila han. «Нап» abunila xokoca: zindirgo maéaldasa gotun, &obori Funila eil’iniea afije. Raxanila tasa dunijalalde ; xokodasagi restun, reqdilago itanila cil- ‘in. «Le was! se шип reqduleu»? abunila xokoca. «Hadingo, box untun bugin» abunila; «gurin, bicejin » abunila. «Han ta'arab mex al madaldasa qotun €obori Fun bukanin diea duje, hef wugin dun reqdila» abunila eil’iniea. Laanila xokoea é'obori; tutun hacogun, tunila rugnada tad, — bukuxe fuhanila mac. Itanila hanzi cilin, $oanila zindirgo rukalide ; “enedanila, "adan öuötileb xui bugila zanib, balaha- nila, helkal ‘ат retarila rugila gutbiraé gi habihangi, jas dijejan cojau, dijejan cojau, eil’inije guroni inarilan, éiçila doigi jigila. Soarase Soarab abun, Fabunila cil inica cojasda, kalagorfe re&izawunila; tun beé antanila cogijasda, éehatade rex anila. Henisa jasgi jaéun ifanila eil’in aful insul ulkajalde. Kudijab suhmat habun heigi jaéun, pa6ahasda holboxgi odowukun, hanzigi wugila cil'in kepalda. Heb bakalda dir marhagi {a ana. legte er das Fleisch, auf den andern das Wasser, selbst setzte er sich auf die Mitte, «Be- wege dich jetzt, Mutter stirb»! sprach Bärenohr, schwingend setzte der Adler seine Flügel in Bewegung. Wenn er «Fleisch» sagte, gab Bärenohr ihm Fleisch, wenn er «Wasser» sagte, gab er ihm Wasser. Zur Zeit als nur eine Spanne nachblieb, ging das Fleisch zu Ende. Der Adler sagte «Fleisch». Aus seiner Lende ausschneidend gab Bärenohr ihm Lendenfleisch. Sie kamen zur Oberwelt, von dem Adler absteigend, ging Bärenohr hinkend. «He, Jüngling! Weshalb hinkest du» sprach der Adler. «Nur so, es schmerzt der Fuss», sagte er; «es ist nicht (so), sprich» sagte er. «Zur Zeit als das Fleisch zu Ende ging, schnitt ich Lendenfleisch aus dem Oberschenkel und gab es dir, dadurch bin ich lahm» sagte Bä- renohr. Der Adler gab das Lendentleisch von sich, spie darauf, und legte es auf die Wunde. Der Oberschenkel wurde wie er gewesen war. Es ging jetzt Bärenohr, kam zu seiner Wohnung; er horchte, ein die Menschen be- täubendes Geräusch war drinnen, er sieht, wie Hähne streiten der Baumschlepper und der Müller, «das Mädchen mir, das Mädchen mir» rief jeder; «ausser Bärenohr heirathe ich niemand» jammerte sie. «Jedem was ihm zukommt» sprechend, schlug Bärenohr den einen, so dass er aufs Gesicht flel, den andern warf er hin, dass er auf den Bauch sank. Von dort ging Bärenohr das Mädchen nehmend in das Reich ihres Vaters. Grosser Jubel entstand, er heirathete sie und an der Seite des Königs folgend, lebt noch jetzt Bärenohr in Frieden. An dieser Stelle endet mein Märchen. AWARISCHE TEXTE. 25 Ш. Xartgi Cilbikgi. Jikanila jikanila co xerai, xeraful tabgo wasgi wukanila. Kijaugo kudijau wae tai ’aqlo bugel, `а4а- mal fuhinal "adal zal rukanila; hitinau, C'ilbik, botroda tehgi barau, tingida пас’ gi bar au, 3 wataras Wuxu- leu, wataras Yabuleu zo wukanila. Itanila co gojaf tabaugo wac rohore hob qotize. zodorgo habuleb halti habun, naxrusun rogore ra@inago gosanila azda пах. Soirdanila al rohor, soirdanila; terbun baggi anila, markaë'ol rox'engi re- éanila, kingi nux baxize koic'ila azda. Abunila wacaca C'ilbikide: «Gotode waxun balahejin, x'ui baquleb bakgo bihularisali»? Bisun borxatab gotodegi waxun, ungabgo raxalde ber tamunila C'ilbikica,—burburun, lahé'e ertun, bitun rohbafuta baqun раб’ша bihanila asda x'ui. X'uidul hisab habun, itanila tabaugo wac, ’emeral itanila, dahal itanila, $oanila co rugalde tade. tuhanila zanire, bakun kudijab ca bugila, ceta ceje °’odojikun xart jigila, dore-ÿore box dolgi геб ап, xartil tabgo jasgi jigila. XosmoSgi habun, raqun ratili- langi abun, Кош Funila xartica azda cebe. Hingun, kaldibe bosizecin koic'ila kudijal wacada; C'ilbikica homer neceze habié'ila, wacaze ‘ologi koananila au. Koanan-hegon, higarun-bicarun raxarab mexaŸ bo- sengi tamun Zindirgo jasalgi regizarunila xartica, cogi bosada Tabaugo wasgi wegizawunila, база Ziigogi Ш. Die Kart und Tschilbik. Es lebte, lebte eine Alte, die Alte hatte drei Söhne, die zwei älteren Brüder waren klug und verständig, und sie waren solche, die Menschen zu werden schienen, der jüngste, Tschilbik, war einer, der auf dem Kopfe Grind hatte und im Pelze Läuse hatte und den derjenige, der ihn traf, klopfte und schlug. Es gingen an einem Tage die drei Brüder in den Wald um Stöcke zu schneiden, Als sie ihre Arbeit abgethan hatten und nach Hause zurückkehrten, ging ihnen der Weg ver- loren. Sie schweiften und schweiften im Walde umher; die Sonne ging unter, die Dämme- rung brach ein; auf keine Weise konnten sie den Weg finden. Es sagten die Brüder zu Tschil- bik: «Steige auf einen Baum und sieh zu, ob nicht eine Stelle erscheint, wo Rauch empor- steigt». Auf den höchsten Baum gestiegen, warf Tschilbik sein Auge nach den vier Seiten, in Wirbeln kohlenschwarz aus der Waldesmitte steigt, wie er sah, Rauch auf. Den Rauch in Betracht nehmend, gingen die drei Brüder, sie gingen viel, sie gingen wenig, gelangten zu einem Hause. Sie traten ein; es brannte da ein grosses Feuer, vor dem Feuer sass die Kart, ihre Beine hier- und dorthin gestreckt, und auch die drei Töchter der Kart. Nachdem sie sie begrüsst, nach Hunger und Durst gefragt, setzte die Kart ihnen Speise vor. Aus Furcht konnten die älteren Brüder nichts in den Mund nehmen; Tschilbik aber beschämte sein Antlitz nicht; auch für seine Brüder ass er. Nachdem man zur Genüge gegessen, getrunken, gefragt und erzählt hatte, bereitete die Kart das Bett und legte ihre eu nieder, Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. © ni 0 ot 1 © 15 26 А. SCHIEFNER, jeganila. ik sordo arab mex af tabaugo was xoize almasgi tuhun, ahanila xartica «Fizarau &iu, word a- rau siu»? «Fizaraugi dunin, woré'araugi dunin» abunila C'ilbikica. «Se mun Fizulareu, C'ilbik, duje goara- ’arab $ib»? Higanila xartica. «Hab rihaf» abunila Cilbikiea, «curaxinkal harulaanin dije ebelaf, hel ra- kalde sun kolarogo bugin dida Fizize». Cidasan cagi bakun, ceta haggi Tun, curaxinkalgi harun, koanaza- wunila xartica au. fikalan mex bor&'izegi tun, tah-tih, tah-tihan almasgi Tuhun, abunila xartica kiabizegi: «Tizarau $iu, woré'arau $iu»? — «Tizaraugi dunin, woré araugi dunin» abunila Cilbikiea. «Se Fizulareu, C'ilbik, hanzigi duje qoara arab $ib»? higanila xartica. «Hab 'uzat paxux koanazabulaanin dida ebelaf, helde hul Fun Solarogo bugin dida ша» abunila as. Jaxun paxuxgi habun, koanazawunila xartica au; reganila hanzigi. Fik horfob mex gi bedan, hanzini au fizanilan arab mexaf ahanila xartica tababizegi: «Fizarau $iu, woré'arau $iu»? «Fizaraugi dunin, wor&araugi dunin» abunila Cilbikiea. «Ja, garin C'ilbik, qadni Yizic'onigi behilin, reteda "agijis mun *izilareu? meter xurije ше dungi ’ede un jigin, Yizun wukajin Wu- cukun», sebanila asde xart. «Кит dun Yisileu? hab rihaf "uruxa c’alkica bosun Fin hegeze habulaanin dida ebelaf, heb heqec'ogo ber goansize koilarin dida» abunila Cilbikica. Itanila xart c alkugi bosun ’игихе. Goi qoatije tuhingun, éoful tabaigo jas Ziugogi wacalgi regun rukarab bosada regizarunila Cil- und in einem andern Bett legte sie die drei Brüder nieder und legte sich selbst an dem Kamin nieder. Zur Zeit als ein guter Theil der Nacht vorüber war, und sie ihren Demant gewetzt hatte um die drei Brüder zu tödten, rief die Kart: «Wer schläft, wer schläft nicht»? — «Ich schlafe, ich schlafe nicht» sprach Tschilbik. «Weshalb schläfst du nicht, Tschilbik, was ist dir nöthig»? fragte die Kart. «Zu dieser Zeit, sagte Tschilbik, backte meine Mutter mir Mehlklösse; da dies mir ins Gedächtniss kam, kennte ich nicht schlafen». Aufs Neue Feuer machend, den Kessel aufs Feuer stellend und Mehlklösse backend, speiste ihn die Kart. Eine gute Weile verstreichen lassend, und nachdem sie risch rasch ihren Demant ge- wetzt hatte, sprach die Kart zum zweiten Mal: «Wer schläft, wer schläft nicht»? — «Ich schlafe, ich schlafe nicht», sagte Tschilbik. «Weshalb schläfst du nicht, Tschilbik, was hast du jetzt noch nöthig»? fragte ihn die Kart. «Um diese Stunde speiste mich die Mutter mit Süssigkeiten, darauf hoffend habe ich keinen Schlaf fassen können» sprach er. Aufstehend und Süssigkeiten bereitend, fütterte ihn die Kart; sie legten sich auch nun nieder. Nach einer guten Zwischenzeit, als es schien, als wäre er nun eingeschlafen, rief die Kart zum dritten Male: «Wer schläft, wer schläft nicht»? — «Ich schlafe, ich schlafe nicht» sagte Tschilbik. «О unglücklicher Tschilbik, bei Tage ist es möglich nicht zu schlafen, schläfst du aber nicht in der Nacht? Ich beeile mich morgen auf das Feld zu gehen, nimm dich zusammen um ein- zuschlafen», schalt ihn die Kart. «Wie soll ich einschlafen? um diese Stunde mit einem Siebe Wasser aus dem Flusse schöpfend, gab mir die Mutter zu trinken, bevor ich solches getrunken, kann ich mein Auge nicht schliessen», sagte Tschilbik. Es ging die Kart den Sieb nehmend zum Flusse. Als sie hinausgegangen war, legte Tschilbik ihre drei Töchter in das Bett, in welchem seine Brüder lagen, in ihr Bett aber legte er sich selbst und legte er AWARISCHE TEXTE. 97 bikica, dozul bosada ziugogi weganila, wacalgi regizarunila. Heb habula C'ilbik wukago $oanila xart ’uruxe; вип bayanila af C'alku, éoax un anila Fin, é’un baxanila, &oaxun anila. ’urut с alkugi гебип, qoa- ridtun naxjusanila xart. Hajuhinan rogojegi fuhun, abunila af: «Fizarau Siu, woré'arau $iu»? minqan waxiné'ogo tepun бапйа C'ilbik. Wasal xolajin jikun, xun rex anila xartica Zindirgo jasal, zibgo x'urx uri baxanila tabafulgo. ы Xahti barab mexaf xurije ше gac’anila xart. «Kekeba ar (heb bukun bugo xartil kudijai jasalde саг) Kekeba ar» abunila af, «xurije ina jigin dun, dir jas, hal Himalazul het-betergi betun, qadejalde dida xadui jac’ajin mun, nuigogi raqun rukungejin». «Jacina, ebel» abunila Cilbikica, Kekeba arilalda harafgi refenabun. Anila хам xurije. Qadejalde rogoraxa wacalgi ritun, jasazul het-betergi betun, Ke- keba aril retelgi retun, itanila C'ilbik xartida xaduu xuriwe. Ач wibigun, Zindirgo jasilan qun, ahtanila xart: «Вад sun juhlejin, huri €'oan é'uc'ulejin, xego-xego rogoje jusa, dir jas». Xurul ra alda jasazul het- beter turab hehei Tun, naxwusun ifun, rix'adasan balahun Ganila C'lbik yartil Sibtuladajali bihize: Titun, cer аш xurgi habun, jaé'un, halhun 'odojikanila hanzi хам timalazul hanada 'orcize. «Curaxinkazegi pa- xuxijegi duca haburab hanzi diea dujegi habilin, C'lbik» heb abulago behanila xartica hahinibe Кош, ba- хип bac'anila Kekeba aril beter. Rurudanila xart, "er’edanila, xasadanila, jetaranila, ex еде kancanila, ’odoi auch seine Brüder nieder. Während Tschilbik dies that, kam die Kart zum Flusse, schöp- fend hob sie den Sieb, es floss das Wasser durch, schöpfend hob sie auf, das Wasser floss, den Sieb ins Wasser werfend, kehrte sie ärgerlich zurück. Leise ins Haus tretend, sagte sie: «Wer schläft, wer schläft nicht»? Ohne zu mucksen, blieb Tschilbik ganz still. Die Knaben tödten wollend, schlachtete die Kart ihre Töchter, und diese drei gaben nur ein Röcheln von sich. Zur Zeit als es tagte, schickte die Kart sich an aufs Feld zu gehen. «Rothbrust (dies war der Name der ältesten Tochter der Kart), Rothbrust» sagte sie, «ich gehe jetzt aufs Feld, meine Tochter, Füsse und Kopf dieser Kinder kochend, bringe du sie mir zu Mittag nach, und bleibet ihr selbst nicht hungrig». «Ich werde kommen, Mutter»! sagte Tschilbik, Rothbrusts Stimme nachahmend. Es ging die Kart aufs Feld. Um Mittag seine Brüder nach Hause gesandt habend, nachdem er Füsse und Kopf der Mädchen gekocht hatte, Rothbrusts Kleid angezogen hatte, ging Tschilbik der Kart aufs Feld nach. Nachdem die Kart ihn er- blickt und ihn für ihre Tochter gehalten hatte, rief sie: «Durch die Sonne wirst du verbrannt, durch den Wind getroffen, wirst du (deine Haut) zerspringen, kehre schnell nach Hause zu- rück, meine Tochter». An den Rand des Feldes den Korb mit den Füssen und dem Kopf der Töchter stellend, kehrte Tschilbik selbst zurück und fing von weitem-an zu sehen, um zu erfahren, was die Kart beginnen würde. Nachdem die Kart die Ernte beendigt hatte, und das Feld dem Eise gleich gemacht hatte, kam sie und setzte sich jetzt befriedigt hin, um sich an dem Fleische der Kinder zu sättigen. «Was du Tschilbik mit den Mehlklössen und Süssigkeiten gethan hast, werde ich jetzt mit dir thun», also sprach die Kart, und steckte die Hand in den Korb, sie holte den Kopf von Rothbrust hervor. Es heulte die Kart, sie brüllte, sie kratzte, sie raufte sich, sprang in die Höhe, warf sich nieder, liess die Zähne knirschen, in die 4* — 0 28 А. SCHIEFNER, reéanila, qirqize cabigi harulago, tark merhun C'ilbikida xadui jortanila. Jortanila ai, tutanila dou, jorta- nila ai, tutanila dou, raxdal to asgi baxanila, jetarilago rogoje xartgi jusanila. Itanila, soanila C'ilbik rogowe. Xalgaldago tanila, раб ahasda raanila as xartije haburab. Askowegi ahun, abunila paé ahas asde: «Nusgo éijase tad baze 'oleb со caxa raulin xartil, hefül heb biqun wa- 5 é'ajin, helda refarab Fikti dica dujegi habilin». «Heban bihategijin dije kuine xinkal» abunila C'ilbikica. Itanila hanzi au, Xalatab x eégi bosun, xartil gaxa bigize, rox'ine an rohou waxéungi wukun, qase xart fizise jegarab mex af rugaful toxgi bortun, caxdada tasan x e6 hunsanila as alda. «Саха çaxago koiseze &un bugin dije jasal xoaraldasa, alda rugel é‘utuzul ’emertigo $ib»? abunila xartica. H'unsanila as naxo- jegi, goaridtanila xart; «bisasha, beterhandi xoad, ahanzi qoatib recilin» ahtanila ai. Tatalago hunshun- 10 sanila C'ilbikica, azargo 2001 hamun, zurizabun rex anila xartica çaxa goatibe. Cin éuéarab mex aŸ goatije jaé'anila xart, саха naxe bosize, — hec'ila caxa; balahanila ceje muszada dobgi é'oan, hurhurijalda ina wugila Cilbik. Jortanila ai, tutanila dou, jortanila ai, tutanila dou, raxdal fo asgi baxanila, rurudilago naxe xartgi jusanila. Itanila, Soanila, rex'anila C'ilbikica pad’allasde cebe caxa. Abunila padahlas asde: «Hab bigize koa- | 15 rau duda Sibgo habize koilin; heigo xartil nusgo éijase Кош habize 'oleb co Вас raulin, сама askob сад regelin eb; heb biqun waé'ajin шип Вапй». ’urul haréazul tarhagi cezabun itanila C'ilbik yartil hag bi- Spuren tretend, stürzte sie dem Tschilbik nach. Sie jagte ihm nach, er lief, sie jagte ihm nach, er lief, lief über die Aschenbrücke, die Kart aber sich raufend, kehrte nach Hause zurück. Es ging und gelangte Tschilbik nach Hause. Das Volk sowohl wusste, als auch der König hörte, was er der Kart gethan hatte, Ihn zu sich rufend, sprach der König zu ihm: «Man hört, dass die Kart ein Betttuch hat, welches 100 Mann bedecken kann, geh und stiehl ihr dies, als Vergeltung dafür werde ich dir Gnade erweisen». — «Dies möge mir eben so leicht sein, als Mehlklösse zu essen», sagte Tschilbik. «Er ging nun, nachdem er eine lange Lanze genommen hatte, um die Bettdecke der Kart zu stehlen, bis zur Dämmerung im Walde versteckt seiend, am Abend zur Zeit, als die Kart sich schlafen gelegt hatte, stieg er auf das Dach des Hauses, und stach sie durch die Decke von oben herab. «Die Bettdecke ist mir seit dem Tode meiner Kinder zum Ekel geworden, was für eine Menge von Flöhen be- finden sich in ihr», sprach die Kart. Er stach sie wiederum, es ärgerte sich die Kart. Bei Gott, es komme dein Herr um! sofort werfe ich dich hinaus» rief sie. Nochmals hintereinan- der stach sie Tschilbik, tausend Scheltworte ausstossend, liess die Kart die Bettdecke im Nu hinausfliegen. Als der Zorn schwächer geworden war, ging die Kart hinaus, um die Bett- decke zurückzuholen, die Decke war nicht da; sie schaute vor sich; es hatte Tschilbik die- selbe auf seinen Rücken geworfen und eilt spornstreichs davon. Sie jagt ihm nach, er läuft, läuft über die Aschenbrücke und die Kart heult und kehrt zurück. Tschilbik geht, kommt an und wirft die Bettdecke vor den König hin. Es sprach der König zu ihm: «Du, der du dies stehlen konntest, wirst alles zu thun vermögen; man hört, dass dieselbe Kart einen Kessel hat, welcher das Essen für 100 Menschen zu bereiten AWARISCHE TEXTE. 29 qize. Qasetize'an waxéungi wukun, qase koin-texalde xart jusarab mexaf toxtegi waxun, balahanila taladoxa üorte, сеа tun haldela haggi bugila, ceje ’odojikun xartgi jigila, dore-&ore box dolgi геб an; ’odila jigila ai, xoarai jasal rakalde Sun. Reéanila Cilbikiea tasaÿorte horéo, rulirulanila tirabaca xartil mahabi, cidaltanila xart; rex'anila as naxojegi,— éeh éebgo buhanila aful; «bisasha, xadubkoad» abunila af, «allanzi goatib reéilin; hag haggo Taltun bugin dije jasal xoaraldasa». Tarhago &ehon be& antanila Cilbikica, xufaraigi halagtanila xart, sursurijalda qoatibe rex un baé'anila Вас. Dahai ’odoje jusarab me- xaf goatije jaqanila xart Вас naxe bosize, heé'ila bag; balahanila éeje, — беще dobgi rexun, Xala bu- gila Clbikica. Jortanila xart, futanila au, jortanila ai, tutanila au, raxdal fo baxun augi woré'anila, xa$adilago naxe xartgi jusanila. Itanila C'ilbik, $Soanila, majan abun rex anila pad ahasda cebe hag, abunila раб’ ahas asde: «Heigo xartil taral mesedilab со се ташш, sah rahdal radalisa, зав baganita Foleb; heb ce biqun wadajin; helda паха dica mun çaq kodo hawilin». Cal’ ungi bukanila Cilbikida, kin bugonigi hab nuxafgi itanila au, раб ahasul xatir habun. | Папа, зоапЙа C'ilbik. Qase bofaful toxtegi waxun, Kunsanila аз сейа, eeanila се. «Sundasa box'arab, qulpu, dir jasal xoaraldasa eedi "emertun bugin dur» sebanila xart cede. H'unsanila as пахо- vermag; neben der Bettdecke passt er hin; geh jetzt um diesen zu stehlen». Einen Sack mit Flusssteinen füllend, ging Tschilbik um den Kessel der Kart zu stehlen. Nachdem er sich bis zum Abend versteckt hatte, stieg er am Abend, als die Kart zum Speise-Mais zu- rückgekehrt war, aufs Dach und blickte durch den Rauchfang hinab; auf dem Feuer steht der Kessel und kocht, vor ihm sitzt die Kart, hier- und dorthin die Beine streckend; sie weint, da die gestorbenen Töchter ihr in Erinnerung kamen. — Es warf Tschilbik einen Stein von oben hinab, der Sprudel versengt die Beine der Kart; die Kart wurde böse; er warf noch einmal — ihr Leib wurde verbrannt; «Bei Gott, komme sofort um»! sprach sie, sofort werfe ich dich hinaus». Der Kessel ist mir zum Ekel seit dem Tode der Töchter. Seinen Sack ausleerend warf Tschilbik (Steine) hinab, gänzlich erboste die Kart, mit Gesause kam der Kessel hinausgeflogen. Als sie ein wenig zur Ruhe zurückgekehrt war, ging die Kart hinaus um den Kessel wiederzunehmen, der Kessel war nicht da; sie blickt vor sich, auf den Arm hatte ihn Tschilbik geworfen und trug ihn davon. Die Kart jagte ihm nach, er lief, sie jagte ihm nach, er lief, er läuft über die Aschenbrücke und rettete sich, die Kart aber kehrte sich kratzend zurück. Es ging Tschilbik, er kam. «Da ist er» sagend warf er den Kessel vor den König hin. Es sprach der König zu ihm: «Man hört, dass bei derselben Kart eine Ziege mit goldenen Hörnern ist, welche am Morgen ein Maass Milch, am Abend ein Maass giebt; diese Ziege bringe, nachdem du sie gestohlen; darauf werde ich dich sehr hoch halten». Es war dem Tschilbik schon zum Überdruss; wie es auch sein mochte, ging er auch dieses Mal, auf den König Rücksicht nehmend. Es ging Tschilbik und langte an. Am Abend auf das Dach des Stalles steigend, stach er die Ziege, die Ziege meckerte. «Worüber freust du dich, zum Opfer reifes Thier? a — 0 a 10 15 30 A. SCHIEFNER, jegi, eedanila, kancanila ce. «Bisasha, xormaca C'oad, Тага| qun goatib recilin, fizizego telarejis duea dun» abtanila zart. H'unshunsanila Cilbikiea tatalago, — eedilago, doankan reéanila ce goatib. Cin éu- éarab mex af goatije jaganila xart се zanibe безе, — hec'ila се; (ilbikica agi guroda ana»? abun, ba- lahanila ceje, — gorbode dobgi тех ип, zibgo hur baxinabula bugila C'ilbikica. Jortanila xart, Tutanila au, jortanila doi, tutanila au, raxdal Fo азот baxanila, keren buxulago naxe xartgi jusanila. Itanila Cilbik, soanila; Taral jun гебапИа раб ahasda cebe се. Abunila padahas asde: «Xartgo xartilan raulin dida; eigo kinai zo jikunejali taze bofun bugin dije; бага amal hec'in duje dida askoje ei $oizajie'ogo; heb hunargi habun mun wusun паха, dirgo jasgi Tun, kinabgo ulkajaful ixtijargi Fun, didago holbox Gezawilin dica шип». Inarilan zojan Furfudize rekanila Cälbik; rortanila asde tade pad ahasul as- kosel, cojas tunkanila, cojas Fabunila, na ana Funila, 'ajib habunila, ‹раб’абазеот раба’ Ваз jasafe 'ologi nuscol xolarewis bahar&i»? abunila. Jalimali batun, xasulago ateligun, itanila C'ilbik rogowe. Koasul megeigi buhanila as, ehedinalgo mixalgi, Sib$ibnigi baxun Zindirgo Zinsgi xisizabunila, basrijab, bahbaharab turtitgi zemun, xerau, qulqularau harduxantun waxun, itanila hanzi au, Soanila xartil nucixe. Odila jigila ai, xoaral jasazul mao habula jigila. «Dahab Ged fe, kiri batila» abunila Cilbikiea nue ixgi вип. Мей kalte jaé'anila xart; x al habun asuxgi balahun, dahai Saktarai ’adin fuhun, abunila af: « C'ilbik agi gu- | seit dem Tode meiner Töchter hat dein Meckern zugenommen» schalt die Kart die Ziege. Er stach sie wiederum, es meckerte, es sprang die Ziege. «Bei Gott, der Wolf fresse dich, an den Hörnern dich fassend, werde ich dich hinauswerfen; wirst du mich nicht schlafen lassen»? rief die Kart. Es stach Tschilbik sie wiederholt, meckernd flog plötzlich die Ziege hinaus. Als der Zorn schwächer geworden war, kam die Kart heraus, um die Ziege zurück- zutreiben, die Ziege war nicht da: «Ist nicht Tschilbik wieder da»? sagend, blickte sie vor sich, es hatte Tschilbik die Ziege auf den Hals geworfen und erregte selbst Staub. Es ver- folgte ihn die Kart, er lief, sie verfoigte ihn, er lief, lief über die Aschenbrücke, die Brust sich schlagend, kehrt auch die Kart zurück. Es ging Tschilbik, kommt an; an den Hörnern sie packend schleppte er die Ziege vor den König. Es sprach der König zu ihm: «Ich höre von der Kart und Kart; ich habe den Wunsch zu erfahren, wie sie beschaffen ist; es ist kein Grund da für dich dieselbe nicht zu mir herzuschaffen; wenn du diese Heldenthat verübst und zurückkehrst, werde ich so- wohl meine Tochter geben, als auch die Gewalt über mein ganzes Reich, und werde dich an meine Seite setzen». Es schickte Tschilbik sich an zurückzutreten; es drang auf ihn ein des Königs Umgebung, einer stiess ihn, ein anderer schlug ihn, suchte ihn zu beschämen, sein Mitleid zu erregen, «stirbt ein tapferer Jüngling nicht hundertmal für den König und die Königstochter»? sprachen sie. Sich ermuthigend und den Grind kratzend, ging Tschilbik nach Hause. Er hing sich einen wollenen Bart an, einen eben solchen Schnurrbart, sich gänzlich anstreichend, veränderte er sein Aussehen, in einen alten durchlöcherten Teppich sich einhül- lend, als alter buckliger Bettler erscheinend, ging er nun und gelangte zu der Thür der Kart. Weinend sass sie da, vergoss Thränen über ihre gestorbenen Töchter. «Gieb ein wenig Brot, AWARISCHE TEXTE. 31 rewis шип? rakaf bicuna bugin dide шип fiktijale wac'arau 6i gurilan»® «Odanila C'ilbik, é'eerab qo бат C'ilbikidagi, hesul rizul rigijaldagi» abunila, «hesdatun guris dida hab qo bihula bugeb» abunila, «dir emengi &oanin hes, ebelgi é’oanin, kinabgo bocudasa watagi hawun, dungogi hardux wecanin, hab halalde gezawunin». Zindijego (ilbikica haburab rakalde sun, xartgi ’odanila, zigardanila, asdex un urgel bifanila, asije sadagagi fun, abunila xartica: Nanzu baze &amas qoara un bugin dije, heb habize max’selgo regelaris dur»? abunila. «Se regolareb, сад regelin, didasa Чаи ustar 5 wugeu»? abunila as. C'o sa- ‘аа buxun-Fabun habunila as &amas. zanijegi fuhun xe anila xart, bixbixun raxraxalde anila gamas «Fijab, Sulijab батаз habejin duca dije, hadinab gansil paida Sibin» abunila xartica. Habunila as cidasan &amas, ruçié'el miqil é'alabazul &amas. zanijegi fuhun, xe’anila xart, xe anila, — Бабагмест bagaric'ila &amas. «Regon bukunadajali bihize, tatel qalis»? abunila Cilbikiea; «qai» abunila xartica; «kulalgi ra- lis»? abunila as; «га!» abunila xartiea. Sula &amasgi habun abunila hanzi Cilbikiea: «Xart! Cilbik guri dun»! ma, ‘eredanila xart, xedanila, соот cogijab habunila, — kib bukarab rai: bixularila $amas. « Emer jelarugejin, mesedo» abunila Cilbikica, « durgo bercinti xoize gurin, paé'ah regongutize gurin дада; douni dux rofi un xola wugin». Heb halalda ai maxsarade Golago Папа C'ilbik, ba un &amasgun. du wirst Vergeltung finden» sprach Tschilbik, an der Thür stehend. Zu der Öffnung der Thür kam die Kart. Nachdenkend und ihn anschauend, schien sie ein wenig zu argwöhnen und sprach: «Bist du nicht etwa Tschilbik? mein Herz sagt es mir, dass du nicht zu mei- nen Besten gekommen bist». Es weinte Tschilbik, «es möge der schwarze Tag auf Tschilbik und auf seine ganze Nachkommenschaft kommen», sagte er, «nur durch ihn habe ich einen solchen Tag gesehen, sagte er, er hat meinen Vater getödtet, meine Mutter getödtet, mir alles Vermögen geraubt, mich zum Betteln gebracht und in solche Lage versetzt». An das, was Tschilbik ihr zugefügt hatte, denkend, fing die Kart an zu weinen, zu schluchzen, und mit ihm theilte sie ihren Kummer; ihm ein Almosen gebend, sprach die Kart: «Ich bedarf nun eines Koffers um Mehl hineinzuschütten. Ist deine Kunst geeignet mir einen solchen zu machen»? sagte sie. «Wie soll sie nicht geeignet sein? sie wird sehr geeignet sein, wer ist ein besserer Meister als ich»? sagte er. In einer Stunde machte er klopfend und schlagend den Koffer. Hinein steigend hustete die Kart, zusammenstürzend flog der Koffer nach allen Seiten. «Einen bessern, festen Koffer mache du mir, was nützt ein solcher Koffer»? sagte die Kart. Er machte auf Neue einen Koffer, einen Koffer aus ungehobelten Eichen- planken. Es stieg die Kart hinein und hustete, sie hustete, es rührte sich nicht der Koffer. «Soll ich den Deckel zuwerfen, um zu sehen, ob er passt»? sagte Tschilbik; «wirf ihn zu», sagte die Kart; «soll ich zuschliessen»? sagte er, «schliess zu» sagte die Kart. Nachdem er den Kasten zugeschlossen hatte, sagte jetzt Tschilbik: «Kart!-ich bin es ja, der Tschilbik». Sieh, es heulte die Kart, sie hustete, that dies und jenes; wie die Sache auch war, sie konnte den Koffer nicht sprengen. «Wirf dich nicht viel, Schönste» sagte Tschilbik, deine Schönheit wird leiden und der König mit dir nicht zufrieden sein; er stirbt ja von, Liebe zu dir erfasst», In dieser Lage sie verspottend, ging Tschilbik, den Kasten mitnehmend. Als er zur a 32 А. SOHIEFNER, Raxdal ote soarab mex’af abunila Cilbikiea: «Xart! raxdal fo guri baxuna bugeb»! ruhgo anila xartil, Пап x ufanila xoize. Itanila, Soanila C'ilbik : раб ahasda cebe &amasgi tun, kigo tarha rafulgi cezabun, borxatab gotodegi waxun Ganila hanzi au: pa@ahas bujurun, bié’un gamasgun jeé antanila xarawulzabaca xart goalije, — 5 cewe watarau paé al x'oanila af, askor rukaral x’oanila, xarawulzabi x’oanila, ulkajaldago kataleb ’agi, suruleb ‘agi, hapuleb ‘agi, naxe ruhé'agojab zo teé'ogo, x'oanila af. Kingi halhee'ila aful, Cilbik kodowe goié'etul. Doje-goje balahun x al habulago, wihanila alda Cilbik. Х’агип öotodegi jaxun, behanila af au боге c'aze Кош; reganila Cilbikiea berkalat kijabgo tarha, — é'alo "adin öorfgi reéun, kihi éehgi bixun, xoanila xart, zibgo éojen ’arada Yoaharab ’adab haraf baxanila éeh bixulago. Ma, "e’edilago helkal kanca- 10 nila xartil &ohonisa, hapdelago habi kancanila, gargalago "adamal tuhanila, kinabgo xartica x'oan $inab zo bac'anila qoatibe, раб ahasul jas x utize an. | Sun rexanila C'ilbikiea xartil rox -kilis, — kancun goatije jaé'anila jas. Heb Бака а maharigi tun, C'ilbikica heigi jaéanila, rezil qali Fabunila, qohol zurma punila, zititabi ahtezarunila, zibgo Kur baxinabula elgi tun, haniwe dungi $оапа. Aschenbrücke gelangt war, sagte Tschilbik: «Kart, du gehst über eine Aschenbrücke». Die Seele (die Besinnung) der Kart schwand, fast wäre sie gestorben. Es ging und kam an Tschilbik; vor den König die Kiste hinstellend, füllte er zwei Säcke mit Erde, stieg auf einen sehr hohen Baum und blieb dort. Nachdem der König be- fohlen hatte und die Wächter den Koffer geöffnet und die Kart hinausgelassen hatten, ver- schlang sie den vor ihr gefundenen König, verschlang die bei ihm Befindlichen, verschlang die Wächter, was im Reiche sprach, was sich bewegte, was bellte, ohne irgend ein belebtes Wesen nachzulassen, verschlang sie. Dennoch war sie nicht zufrieden, da Tschilbik nicht in ihre Hand gerathen war. Hier und dorthin blickend und schauend, erblickte sie Tschilbik, Auf einen Baum kletternd, emporgestiegen, streckte sie die Hand aus, um ihn herabzu- ziehen; es warf Tschilbik die beiden Säcke ins Gesicht, wie ein Balken herabfallend, indem der Baum entzwei platzte, starb die Kart; gleich als wenn aus einer eisernen Kanone ge- schossen, erhob sich ein Ton, als der Bauch platzte. Sieh, krähend flogen Hähne aus dem Bauche der Kart, bellend sprangen Hunde hervor, die Menschen kamen sprechend; alle von der Kart verschlungenen Dinge kamen hervor, so dass nur die Königstochter zurückblieb. Es schnitt Tschilbik den kleinen Finger der Kart auf, es kam die Tochter hervor- gesprungen. Auf der Stelle heirathete Tschilbik sie, man schlug die Kupfertrommel, man bliess das Lederhorn, liess die Pfeifen ertönen, sie, welche den Staub emporwirbelten ver- lassend, bin ich hieher gekommen. AWARISCHE TEXTE. 33 IV. C'éerau nart. C'o insul tabgo wasgi wukanila, tabgo jasgi jikanila. Untun xoalil bosada wegan wukago habunila insuca wasigat, abunila Tabaugo wasasde: «Dun хип паха Sijas tab-tab sordojaf dir xobgi hihejin; helda xadub hal dir jasal harun sib baé'anigi, borzuneb zo buka, unghatilab ruhé'agoti buka, Sib ba&’anigi naxe- &oai habié'ogo Fun elgi ralahizarejin». Heb wasigatgi habun koatié'ogo emengi xoanila; asul xob hihize tocewe kudijau waegi itanila, xabate inegi Kinqun tababgo sordojaf cojasul horou wax éungi wukun wusa- nila au naxe. «Sibtana, biharab, ra arab » ? higanila asda wacaca. « Sibgo Нот, batago enib bihileb, ra’ileb sibin»? abunila as. Itanila hanzi horfoxeu wac; dobgo halalda waxéungi wukun wusanila naxe. Itanila ° hanzi hitinau wac, Soanila, 'odowukanila insul xabata. Bitun sordo barsadtarab ‘ua фаб’апПа со zodul- Ferab, goragorax arab barticu; hihijalda bac'inegi baé'un, хара! zani éikize Tuhanila ab. Xapun zalgi дип kangun tade waxanila was. «Le was» abunila боса, «anfabgo zobalde tadejis rexileu diea шип, anfabgo rafalda 50:15 recileu»? «Duje bofarab» abunila as. tabeol ex ede kancanila би, +abçol ’odob recanila — dec'ila was боге, б’оагаь ma 'angi wagaric'ila fasa. «Berhanin шип didasa» abunila éoca; «zaladasa IV. Der schwarze Nart. Ein Vater hatte drei Söhne, hatte drei Töchter. Als er erkrankt auf dem Sterbebette lag, machte der Vater sein Testament und sprach zu den drei Söhnen: «Nachdem ich ge- storben sein werde, hüte jeder je drei Nächte mein Grab; darauf wenn um diese meine Töchter werbend was immer kommt, sei es ein fliegendes Wesen, sei es ein vierfüssiges Thier, was immer kommt, dem gebet sie ohne Zurückweisung und lasset sie ziehen». Nach- dem er dieses Testament gemacht hatte, starb der Vater ohne Verzug, sein Grab zu hüten ging zuerst der älteste Sohn. Da er sich fürchtete auf das Grab zu gehen, versteckte er sich drei Nächte in der Scheune irgend eines und kehrte dann zurück. «Was ist geschehen, gesehen, gehört»? fragten ihn die Brüder. «Nichts ist geschehen, was Besonderes wäre dort zu sehen oder zu hören gewesen»? sagte er. Es ging jetzt der mittlere Bruder; auch die- ser kehrte, nachdem er sich auf diese Weise versteckt hatte, zurück. Nun ging der jüngste Bruder, gelangte hin und setzte sich auf dem Grabe des Vaters. Gerade um Mitternacht kam ein himmelfarbener Apfelschimmelhengst; er kam wiehernd heran und begann das Grabdenkmal zu lecken. Der Jüngling packte und hielt die Mähne und sprang auf densel- ben. «He, Jüngling, sprach das Ross, soll ich dich über die sieben Himmel hinauf werfen oder dich unter die sieben Erden hinab schleudern»? «Was dir gefällt» sagte er. Dreimal sprang das Ross in die Höhe, dreimal setzte es sich nieder, nicht fiel der Jüngling herab, einem eingeschlagenen Nagel gleich rührte er sich nicht von ihm herab. «Ich bin durch dich bezwungen» sprach das Ross, «reiss mir ein Haar aus der Mähne und lass mich jetzt Memoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIImo Serie. ÿ 5 ot Qu 10 15 34 A. SCHIEFNER, rasgi ип beé antejin hanzi dun; dir xulux gqoara’arab тех af éurhejin duea heb ras — heb éurhun ba- xine an duda cebe éelebin dun». zaladasa rasgi tun beé antanila wasas ab. Kiabileb sordojaf dobgo ha- lalda baé‘anila ba arab би; ве ест hebgo habun, zaladasa rasgi tun, beé antanila wasas. +ababileb sordo- ай baé'anila 6’еегар би; ebgi bec antanila, zaladasa rasgi tun. Itanila hanzi au rogowe. «Sib kin? bi- harab, ra’arab»? abunila wacaca asde. « Sibgo gurin, nozoda biharab didagi bihanin, nozoda ra arab didagi raanin» abunila as. Helda xadub baé'anila co xomor azul kudijai jac harun; Folarogo jikanila ai kudijal wacaca; «gurin, insul wasigat bix ize behilarin, jaéejin, xomor, dujego» abunila hitinas. Jaéun anila jas xormiea. Xormida xadub xaré iÿa bac'anila, horfoxei jac harun; Fun jalahizajunila as, xaré igajalda xadub laéen baé'anila, hitinai jac harun; Tun anila eigi. Ma, raanila co zamanaldasan co x abar, susantanila kibgo, sida tasan би kancarau 6ijase bagterhul _ раб ahas zindirgo kudijai jas Ка пот abun. Qac’adanila kijaugo kudijau wae; éujal hihanila, jarag, retel, Sijab zo hadur habunila. «Dungi itinin, садах dungi waeejin» abunila hitinas. «Mun "adau 61 waéuneb bak gurebin eb, qan raëgun roqou wukajin» abunila wacaca. Reka-roréun dol arab mex aŸ 6urhanila as xahilab 60] газ, kisan ba arabali Faé'ogo bac’un Ganila cebe; tad qun xakilab retel bugila, xahilab jaraë laufen, zur Zeit, wenn mein Dienst nöthig ist, verbrenne du dieses Haar; bevor es zu Ende gebrannt sein wird, werde ich vor dir stehen». Der Jüngling riss ein Haar aus der Mähne und liess das Ross laufen. In der zweiten Nacht kam auf dieselbe Weise ein rothes Ross; mit diesem machte der Jüngling es ebenso, riss ihm ein Haar aus der Mähne und liess es laufen. In der dritten Nacht kam ein schwarzes Ross, auch dieses liess er los, nachdem er ein Haar aus der Mähne gerissen hatte. Dann ging er nach Hause. «Was denn hast du gesehen, gehört»? sprachen zu ihm die Brüder. «Nichts war es; was ihr gesehen habet, habe auch ich gesehen, was ihr gehört habet, habe auch ich gehört» sagte er. Darauf kam ein Wolf, um ihre älteste Schwester freiend, die älteren Brüder gaben sie ihm nicht. «Es geht nicht, das Testament des Vaters darf man nicht umstossen, nimm, о Wolf, sie zu dir» sprach der jüngste. Der Wolf nahm die Jungfrau mit sich fort. Nach dem Wolfe kam ein Habicht, um die mittlere Schwester freiend; er gab sie ihm und liess sie mit ihm ziehen; nach dem Habicht kam ein Falke, um die jüngste Schwester bittend, auch diese gab er hin. Sieh, da hörte man nach einiger Zeit eine Nachricht, sie verlautete überall, dass dem Manne, dessen Ross über einen Thurm springen würde, der Beherrscher des Abendlandes seine älteste Tochter geben werde. Es bereiteten sich die beiden ältesten Brüder, fütterten ihre Pferde, machten ihre Waffen, Kleider, alles fertig. «Auch ich will gehen, nehmet auch mich mit» sagte der jüngste. «Das ist keine Stelle, wohin deinesgleichen genommen werden kann, bleib du zu Hause, den Schwanz einziehend» sagten die Brüder. Zur Zeit sie als davon- geritten waren, zündete er das Haar des blauen Rosses an; ohne dass man wusste, woher es kam, stand das Ross vor ihm, auf demselben lag eine blaue Kleidung, blaue Waffen, war das für einen Helden erforderliche Zeug. «Was für einen Wunsch hast du, Jüngling»? AWARISCHE TEXTE. 35 bugila, co baharéijase 'urab zo bugila. «Murad &ib, was»? abunila af. « Sib bukineb? sida tasan eu kan- çarau éijase kudijai jas Fola ratulin bagterhul раб ahas, heidijego 501 bugin dir murad« abunila as. « Side tade Solago» abunila éoca, «xat an han bortiledux, öud an bi tinkiledux cal Fabejin duca dida, neterti- lejin cingi jas». Yabunila, baçanila, Sanila au wacada xaduu; azda au taé'ila, asda al Yanila. Soanila al bagterhul раб ahasul $aharalde; dunijal- alan maxlugatgo baxun bugila enibe, soiruxeb dunijalgo eun bugila rekarazul. C'ojal dunijalaxe xamun unila turaral &ujaca; cogijazul éujal sida mehed’ tunkun naxe тех un unila; hec'ila hunar habun beteralde waxuneu 61, xat an han bortiledux, &ud'an bi tinkiledux Yabunila wa- sas cal, rexarab «or "adin anila би tasan kançun. Маха jasgi é'oan buxizabunila as rogobe, Soanila; naxarogoi jasgi tamun, éugi beéan, Ganila hanzi, wacal ra@'inafux balahun. Raé'ina rugila co zama- naldasan wacal; hoarhoala éujalgi rugila, tad hoarhoala zalgogi rugila, çaq goarid rugila; zododago ko- dosa jas jaxun ага! adin rugila al. Sibtana? higanila azda hitinau wacas. « Sibtuleb? anin jas jaxun co xahilab 60| rekaras, dunijal fo agijin esije; heu wukiné'euani nezeca josila anin ei» abunila az. Co daxabgo тех hortob baxigun susantanila kiabizegi xabar, sida tasan ви kancarau éljase baq- terbul pac'alias horfoxei jas Fola jigin abun. Qaé'adanila hanzigi kijaugo kudijau wae. «Hab nuxal ’agi sprach es. «Was ich wünsche? Der Beherrscher des Abendlandes giebt dem Manne, dessen Ross über den Thurm gesprungen sein wird, seine älteste Tochter, mein Wunsch ist es, zu ihr zu gelangen» sagte er. «Wenn wir zum Thurm gelangt sind, sprach das Ross, so schlage du mich mit der Peitsche so, dass Fleisch wie die fünf Finger von mir falle, Blut wie ein Löffel tröpfele, darauf wird die Jungfrau unser sein». Er schlug, jagte, holte seine Brüder ein; sie erkannten ihn nicht, er aber erkannte sie. Sie gelangten zur Stadt des Beherrschers des Abendlandes; dahin hatte sich die Welt in Masse aufgemacht, ringsum war alles voll von Reitern; einige wurden in die Welt hinausgetragen durch wildgewordene Rosse, die Rosse anderer, nachdem sie die Brust an den Thurm gestossen haben, fallen zurück; es war niemand da, welcher die Heldenthat zu vollbringen vermocht hätte. Der Jüngling schlug die Peitsche so, dass Fleisch wie die fünf Finger davonflog, Blut einem Löffel gleich tröpfelte, einem abgeschossenen Pfeil gleich kam das Ross über den Thurm gesprungen. Die Jungfrau hinter sich setzend, sprengte er und gelangte er nach Hause; in einem Speicher die Jung- frau versteckend, das Ross loslassend, stand er jetzt wartend bis die Brüder kämen. Es kamen nach einiger Zeit die Brüder; es schwanken die Rosse hin und her, auch sie selbst auf den Rossen schwanken hin und her, sie sind sehr niedergeschlagen, sie waren so, als wäre die Jungfrau ihnen aus der Hand gerissen worden. «Was ist geschehen»? fragte sie der jüngste Bruder. «Was ist geschehen? es entführte die Jungfrau einer, der auf einem blauen Rosse ritt, möge ihm die Welt bitter werden! wäre er nicht gewesen, so hätten wir sie genommen» sagten sie. Als eine kleine Zeit zwischen verlaufen war, verbreitete sich zum zweiten Male die Nachricht, dass der Beherrscher des Abendlandes dem Manne, dessen Ross über den Thurm springen würde, seine mittlere Tochter geben werde. Auch jetzt rüsteten sich die beiden älteren Brüder. «Nehmet mich wenigstens dieses Mal mit» sagte der jüngste; die Brüder 5* — 0 36 А. SCHIEFNER, dungi wadejin» abunila hitinas; cewe wadizego weéac'ila wacaca. Dol ingun éurhanila as Ба’агар 6ol “ras, baé'un éanila cebe; tad qan ba arab retel bugila, ba arab jaraÿ bugila, доага’ап Sinab 20 bugila. < 10 — < «Murad $1, was»? abunila éoca. «Sib bukineb? bagterhul раб ahas sida tasan би kancarau éijase horfoxei jas Та raulin, hei dijego soi bugin dir murad» abunila wasas. Xahilab éoca mafarab afgi mafanila, rekanila, fabunila; wacada xaduu ganila au; azda au taé'ila, asda al tanila. Side tade solago хагап han bortiledux, &ud’an bi tinkiledux cal Fabunila as, rex arab é'imix ’adin anila éu tasan kançun. Jaéun jas- gun bacanila as rogobe, Soanila; jacalda askoi aigi шп éugi Беб’ап "odowukun Ganila wacal ra6inafux balahun. Ваб’па rugila co zamanaldasan wacal; jah éujazulgi хоп bugila, £odorgogi хип bugila, сад раз- man rugila al. «Sib kin»? higanila hitinas. «Anin jas jaxun co ba'arab éol rekaras, dunijal bigagijin esije» abunila as. Tibitanila tabebizegi xabar, sida tasan би kancarau éijase bagterhul раб аваз hitinai jas Fola jigin abun. Qac'adanila naxojegi kijaugo kudijau wae. «Hanzi ‘agi dungi wacejin« abula wukanila hitinau, kafan waxinego teé'ila wacaca. ReKa-roréun dol arab mex af éurkanila as &eerab col ras, Баб’ип Ganila cebe; tad gan é'e erab retel bugila, &’e’erab jaraÿ bugila, co rekarase 'urabgi tokabgi 20 bugila. «Murad sib, was»? abunila сова. «5 bukineb? sida tasan би kancarau éijase bagterhul раб ahas hitinai jas Ка liessen ihn nicht vorwärts kommen. So wie sie gegangen waren, zündete er das Haar des rothen Rosses an, es stand das rothe Ross vor ihm, auf demselben lag eine rothe Kleidung, rothe Waffen, waren alle nothwendigen Dinge. «Was ist dein Wunsch, Jüngling»? sprach das Ross. «Was mein Wunsch ist? man hört, dass der Beherrscher des Abendlandes dem Manne, dessen Ross über den Thurm gesprungen sein wird, seine mittlere Tochter giebt; dass diese mir zu Theil werde, das ist mein Wunsch» sagte der Jüngling. Was das blaue Ross gera- then hatte, rieth auch dieses, der Jüngling bestieg es, schlug es; er holte seine Brüder ein, sie erkannten ihn nicht, er aber erkannte sie. Als sie zum Thurm gelangt waren, schlug er mit der Peitsche, so dass Fleisch wie die fünf Finger abfiel, Blut wie ein Löffel tropfte; wie ein geworfener Stein sprang das Ross über den Thurm. Nachdem er die Jungfrau er- griffen hatte, jagte er nach Hause, gelangte hin, er that die Jungfrau zur Schwester, liess das Pferd los und sass da, auf die Ankunft der Brüder schauend. Nach einiger Zeit kommen die Brüder; die Stattlichkeit der Rosse ist gewichen, auch ihre eigene ist gewichen, sie sind sehr traurig. «Was und wie»? fragte der Jüngste. «Es hat einer, der auf rothen Rosse ritt, das Mädchen entführt, die Welt möge sich ihm verhängen»! sagten sie. Zum dritten Male verbreitete sich die Nachricht, dass der Beherrscher des Abend- landes demjenigen, dessen Ross über den Thurm springen würde, seine jüngste Tochter geben werde. Wiederum rüsteten sich die beiden älteren Brüder. «Nehmet auch mich jetzt wenigstens mit», begann der jüngste zu sprechen, die Brüder liessen ihn nicht ausreden. Zur Zeit, als sie davongeritten waren, zündete er das Haar des schwarzen Rosses an, es stand vor ihm, auf demselben lag eine schwarze Kleidung, lagen schwarze Waffen, alles, was einem Reiter nöthig ist und mehr, «Was ist dein Wunsch, Jüngling»? sprach das Ross. «Was mein Wunsch ist? man hört, dass der Beherrscher des Abendlandes seine jüngste ÄWARISOHE TEXTE. 37 | га Шт, hei dijego $01 bugin dir murad» abunila as. Xahilafgi baarafgi mafarab afgi mafanila, rekanila, Yabunila, &anila wacada xaduu; asda al Yanila, azda au tacila. Side tade Solago Fabunila as dobgo ha- lalda al, borzuneb 20 "adin anila би tasan kancun. Маха jasgi é'oan, bacanila as rogobe, Soanila; jacada -askoi jasgi tun éugi Ъебап ’odowukun éasila waéal rad'ine'an. Rac’ina rugila co zamanaldasan wacal; hurutgi hasutgi terhun rugila, halaf het baxula Gujalgi rugila; eidat rugila al, caq qoarid rugila. « Sib- tana, kintana»? higanila as. «Anin jas jaéun co &e’erab éol rekaras, roqowe Solago gabur bekagijin esul» abunila az. «Xahilab ol rekaraugi dunin wukarau, ba arab colgi dunin wukarau, c'e eralulgi dunin wukarau» abunila hanii hitinas. «Bozularel ratani balahejin nuzgo» hebgi abun naxarogowegi Tuhun ra- éun rihizarunila as wacada tabaigo jas. Kataze kal batic'ila wacazul, bicine rai batic'ila, habileseb zogi taun, cocax balahun x utanila al. Kudijai jac kudijau wacase Funila as, horfoxei horfoxese Funila, hitinai zindijego tanila. Неа паха сад rixanila au wacada, kisan bugonigi asije xoil balahize urganila hanzi al. Heb hisaba ifanila al co gojaf éanare, cadax augi wacun, koentarab bakalda au é'oaze qas habun. Baganil mex $oize an бап habulagi rukun baganita rex'anila as é'aral, kir Ве! qanigi hel qarab bakalda qase éezilan abun. Ifanila é'arada xadur, itanila; gané'it qan hitinasul batanila, helda koanarisagi koi’isagi ап kudijazul é'a- Tochter demjenigen giebt, dessen Ross über den Thurm gesprungen sein wird, dass diese mir zu Theil werde, ist mein Wunsch» sagte ег. Was das blaue und rothe Ross gerathen hatte, rieth auch dieses, er bestieg es, schlug es, erreichte seine Brüder; er erkannte sie, sie aber erkannten ihn nicht. Als sie zum Thurm gelangt waren, schlug er auf dieselbe Weise mit der Peitsche, wie ein Vogel flog das Ross über den Thurm. Die J ungfrau hinter sich setzend, jagte er nach Hause, langte an; er that die Jungfrau zu ihren Schwestern, liess das Ross frei und sass da, bis die Brüder kamen. Es kommen die Brüder nach einiger Zeit; mit Staub und Schmutz waren sie bedeckt, mit Mühe schleppen die Pferde ihre Füsse, zornig sind sie, sehr niedergeschlagen sind sie. «Was ist geschehen? wie ist es geschehen»? fragte er. Es ging mit der Jungfrau davon einer, der auf einem schwarzen Rosse ritt; wenn er nach Hause gelangt ist, möge ihm der Hals gebrochen werden»! sagten sie. «Derjenige, der auf dem blauen Rosse gesessen hat, war ich, der Reiter des rothen Rosses war ich und der Reiter des schwarzen Rosses war ich» sagte jetzt der jüngste. Wenn ihr ungläubig befun- den werdet, so schauet selbst zu! Als er dies gesagt hatte, ging er in das Hinterhaus holte die drei Jungfrauen hervor und zeigte sie seinen Brüdern. Der Mund der Brüder konnte nichts sagen, konnte kein Wort vorbringen; da sie nicht wussten, was sie thun sollten, blie- ben sie einer auf den andern blickend da. Die älteste Schwester gab er dem ältesten Bru- der, die mittlere dem mittleren, die jüngste liess er für sich selbst. Darauf wurde er den Brüdern sehr verhasst, sie dachten jetzt daran ihm irgendwo- durch den Tod zu bereiten. Aus diesem Grunde gingen sie eines Tages auf die Jagd, nah- men auch ihn mit in der Absicht ihn an einer Stelle, wo es möglich wäre, zu tödten. Bis zur Zeit des Sonnenuntergangs jagten sie, nach Untergang schossen sie Pfeile ab, um an der Stelle zu übernachten, wo diese eindringen würden. Sie gingen ihren Pfeilen nach, sie = — 0 5 © 10 38 А. SCHIEFNER, ral ratanila. C'anila hitinas zindirgo é'or, borxun, asdex un begun bac'anila gamaé'; balahanila, gané'ida gorf karat bugila, zanibe boto-qono bugila. fuhanila tabaugo zaniwe, zawhar-jaqutaful rugzal rugila, dunijalalda zanib kamurab zo hec'ila, turab tutila, çurab tarila. Koananila, heganila kudijal wacaca ; mex - tanila al, janila 'ebede. Hitinas co targi hegon, dahab éedgi hand'un abunila Zincago zinde: «Beterhanci heé'eb ruggi batilaro hab, koanaze &i {a arab tutgi batilaro, hegeze 61 {a'arab targi batilaro; waé'a, tox wukungutizin dun. Hebgi abun tadegi waxun kartil raalda 'odowukanila au; ja rauleb gurila, ja suruleb gurila, bugila Yinfingo Fizun; soakoangi wukun soadila 'adin wukanila au; hebgo saataf co haraf га anila asda; turun matogi anila asul, balahanila cewe, xujalda baé'ina bugila ié'heterilab azdaho, badisan ça re- xulila; baé'anila, soanila fade. «Zodusan unet tun huli rexulin dije» abunila af, "odosan surulef tabeol beter C’oalin, сада! cai rukine gelin nuz, dir Xaribakalde éujalgi redalel, dir tutgi koanalel, dir фагот hegolel». Hebgi abun bortanila ab asde tade, dande augi wortanila; reéanila cocat. Ex edegi wosun tun- kanila au azdahojat, naxaxe soize an anila rafute; kowosowosun ex edegi worxun tunkanila as azdaho, anila rafute racelqawuxe Soize an; halaf ex edegi borx un tunkanila au azdahojaf, box 40] terhine an anila rafute; worxun ex edegun, tunkanila as kiabizegi, beter gureb zo bagic'ila azdahodal, koïc'ila tokab ex еде gingen, in einen Stein war der Pfeil des jüngsten gedrungen, rechts und links von ihm waren die Pfeile der älteren Brüder eingedrungen. Es zog der jüngste seinen Pfeil, der Stein erhob sich und fiel in der Richtung zu ihm um; er sieht hin, unter dem Stein ist eine Off- nung, hinein führt eine Treppe. Es traten die drei ein, es sind Gebäude aus Edelsteinen und Rubinen da, nichts von den Dingen der Welt mangelte, der Tisch war gedeckt, voll die Trinkhörner. Die älteren Brüder assen und tranken, sie wurden trunken, stürzten der Länge nach hin. Der jüngste trank nur ein Horn, ass nur ein wenig Brot und sprach zu sich selbst: «Dieses Haus ist nicht ohne Wirth, der Tisch kann nicht ohne Esser, das Horn nicht ohne Trinker sein; komm, ich werde nicht sorglos sein»! Als er dies gesagt hatte, stieg er nach oben und setzte sich an den Rand der Öffnung; weder war etwas zu hören, noch rührte sich etwas, das Wasser selbst schlummerte; da er sehr ermüdet war,-war er schon im Begriff einzuschlummern; zu derselben Stunde hörte er ein Geräusch; der Schlaf entschwand ihm, er schaute vor sich, mit Geräusch kommt eine neunköpfige Schlange, von dem Gesicht wirft sie Feuer; sie kommt und gelangt hin. «Was längs des Himmels fliegt, reisst sich eine Feder aus und wirft sie mir zu» sagte sie, «was auf der Erde kriecht, neigt sein Haupt dreimal vor mir, ihr aber scheinet überaus tapfere Menschen zu sein, die ihr auf meine Wiesen die Rosse losgelassen, meinen Tisch verspeist und mein Horn ausgetrunken habet». Mit diesen Worten warf sich die Schlange auf ihn, aber auch er warf sich entge- gen, sie rangen mit einander. Ihn in die Höhe hebend, stiess die Schlange ihn zu Boden, bis an die Kniee stürzte er in die Erde; mit Mühe sich erhebend, warf er die Schlange, sie drang in die Erde bis zur Hälfte; mit Noth in die Höhe sich erhebend, warf ihn die Schlange, er sank in die Егае, bis dass die Beine bedeckt waren; er erhob sich und schlug wiederum die Schlange, bis auf den Kopf war alles von der Schlange versunken, sie A WARISCHE TEXTE. 39 baxine. «Xoilis hanzi»? abunila wasas, xoaléengi baxun. «Bahareijasul kalhiqi bukunarebin, xoi» abunila azdahojaf; quncun rexanila as ié'abgo beter. I6’abgo beteratul angilla mifabgo ‘ingi qotun kesenire helgi rex un, itun wacada askougi wegun, Tizanila hanzi au. Radal raxarab mexat bieinc'ila as wacade sardif tuharab, +uhanila hanzigi al 6an habize; rex anila baganita é'aral, Itanila é'arada xadur, xarxit gan hiti- nasul batanila, kijabgo raxalda kudijazul ratanila. Canila hitinas zindirgo &or, baxun xaraxgi bac'anila, xarxida gorfa "azo-xahab megezaful kudijau éigi waganila, kodob jun qoaé'agi bugila. Behanila xeras azuxe qoaé'a ; «nozoda hab hersil cezabize koanani dir halbal rugin nu» abunila; «koi@oni naxrusun ra@a- rafure ajin». Bosanila kudijau wacas qoaé'a; ricanila hersal, punila, ricanila, punila, funila xerasuxe. «Ceé'in» abunila xeras. Bosanila hanzi horfoxes; ricanila hersal, punila, ricanila, punila; #unila xera- suxe. « Ceé'in» abunila xeras. Bosanila Вапй hitinas; dahau dowe angi itun zanire azdahodal "indulgi ге- хип, funila naxe. « Cunin hanäi, restajin öorfe, dir halbal rugin hanzi пай, dir wasal rugin» abunila xe- газ. Zaniwe öorfe tuhun xeraugi anila, asda xadur algi itanila. Tokab bukinareb "adab rug-bak bugila, zanii ’odojikun rohalil € oa аа! jas "adan jigila, zibgo xoarasulgi hul telila elde. Jaxun dunijalalda Yija- ban, huinaban aburab Кош tunila af azda cebe, helda reqarab hegoleb zogi tunila. Koanan hegon raxarab mex а! abunila xeras azde: «Anfabgo son bugin isana, 6'eerau nartasulgi azdahodalgi чес qaraldasa hai vermochte es nicht mehr sich zu erheben. «Soll ich jetzt zuhauen» sagte der Jüngling, in- dem er das Schwert erhob. «Der Held kennt keine Neckereien, hau zu»? sagte die Schlange; er hieb der Schlange alle neun Köpfe ab. Von den neun Köpfen schnitt er die achtzehn Ohren ab, that diese in seine Tasche, ging und, nachdem er sich neben seine Brüder gelegt hatte, schlief er nun ein. Zur Zeit, als man am Morgen aufstand, erzählte er den Brüdern nicht das in der Nacht Vorgefallene, Auch jetzt machten sie sich daran zu jagen, bei Sonnenun- tergang schossen sie ihre Pfeile,ab. Sie gingen den Pfeilen nach, der Pfeil des jüngsten war in einen Strauch gedrungen, zu beiden Seiten fanden sich die Pfeile der älteren Brüder. Es zog der jüngste seinen Pfeil heraus, aber riss auch den Strauch aus, unter dem Strauche kam ein grosser Mann mit schneeweissem Bart zum Vorschein, in seiner Hand aber war ein lederner Schlauch. Es reichte ihnen der Alte den Schlauch: «Wenn ihr diesen mit Lügen anfüllen könnet, so seid ihr meine Gäste» sagte er, «wenn ihr es nicht könnet, so kehret dahin zurück, woher ihr gekommen seid». Es nahm der älteste Bruder den Schlauch, er erzählte Lügen, er blies, er log, blies, gab den Schlauch dem Alten. «Er ist nicht voll» sagte der Alte. Jetzt nahm der mittlere den Schlauch, er log und blies und gab ihn dem Alten. «Er ist nicht voll» sagte der Alte. Nun nahm ihn der jüngste; ein wenig abseits gehend, warf er die Schlangenohren hinein und gab den Schlauch zurück. «Nun ist er voll, kommet hin- ab, jetzt seid ihr meine Gäste, seid ihr meine Söhne» sagte der Alte. Es stieg der Alte hinab und auch sie gingen ihm nach. Es war ein prächtiges Gemach, drinnen sass eine Jungfrau dem Morgensterne ähnlich, bei jedem Gestorbenen erwachte Liebe zu ihr. Aufstehend setzte sie ihnen vor die beste, schmackhafteste Speise der Welt und dem entsprechenden Trank setzte sie vor. Zur Zeit, als sie Essen und Trinken beendigt hatten, sprach der Alte zu ihnen: «Jetzt sind es schon sieben Jahre, seit der Streit des schwarzen Nart und der < — 5 | сх > Qt 40 А. SCHIEFNER, dir jas sabatun; ai dije Tejan nart tuhanin, dijejan azdaho Tubanin; kijazufago hinqun cojasecin Yeze di- dagi koie'in; duca é'oan bugin azdaho» abunila as hitinau wacasde, «halaltegijin duje hai dir jas, jaéejin hanzi dujego; mun ‘adau Фиг паха wugoni nartasufagi Kingilarin dun. Ma, kalata dibir waxanila, nucixa budun kancanila, halal mahari tunila, rezil дай fabunila, qohol zurma punila, x'ujit terharab-beten suh- mat habunila. Meterilasa nusgo hakida turab x azina-gajigun nuxar tunila xeras al. «Wore» abunila as durcasde, «nozorgo rogore Soize'an kirgo ja restungejin nu ja éogejin; guroni dahalnigi пой toxtigun, kudijab re- kelgoaridti baé'inin аще é'eerau nartasdasa». Itanila hanzi tabaugo wac, jaéun jasgun hakalgun zalgun xazinagun qajigun. zaqa gojafgi itanila, qase sordojafgi ifanila; meterilasa qade dahabnigi soak éuéize éec'ogo behilarilan fuhanila kudijal wacal, éun behilarilan hitinau tuhanila. Kingi teé'ila wacaca au; res- tanila, éanila. Regreganila henir kudijal wacal, Tizanila. Jasaful nakalda betergi tun augi weganila. Kodobe "ebogı Fun abunila as alde: «Со sinab dungi Fizun дип rix'adasan baé'ineb пах’ baéa bihani duda, hab qazabejin duca dir ‘inzunib; rasgi hinqugejin mun; fizarafusa woré'i guroni $ibgo tuhinarebin dijev. Сад mafixungi wukun Fizanila au; asde tade balahun jasgi x'utanila. Soirux balagalahun jikago bihanila alda co zamanaldasan rix'adasan bac'ineb é'eerab пах Баба; hesanila ai ’еЪо qazabize, koi- Schlange entstand, wegen dieser meiner Tochter; es verlangte der Nart, dass ich sie ihm gebe, die Schlange aber auch; da ich beide fürchtete, konnte ich sie keinem von ihnen ge- ben; du hast die Schlange erschlagen, sagte er zu dem jüngsten Bruder, zur Ehe sei gege- ben dir diese meine Tochter, nimm sie dir jetzt; da ich fortan einen solchen Schwieger- sohn wie du habe, fürchte ich mich nicht vor dem Nart. Sieh, aus dem vordern Winkel erhob sich ein Mulla, in die Thür sprang sein Gehülfe, sie vollzogen die Hochzeitsceremonie, man schlug die Kupferpauke, man blies die Lederposaune, man feierte das Hochzeitsmahl mit Rauch bedeckt. | Am andern Morgen schickte der Alte hundert Wagen mit Heirathsgut voll auf den Weg. «Hütet euch, sagte er zum Schwiegersohn, bis ihr nach Hause gelangt seid, steiget ihr nirgends ab, noch haltet euch auf; sonst oder wenn ihr nur ein wenig sorglos seid, wird dir grosse Herzensangst durch den schwarzen Nart bereitet werden». Es zogen jetzt die drei Brüder, nachdem sie die Jungfrau genommen hatten, mit den Wagen, mit den Sa- chen, mit den Schätzen, mit der Aussteuer. Sie fuhren heute den Tag, sie fuhren auch die Nacht, an einem Tage um Mittag sagte der ältere Bruder, dass man ohne anzuhalten die Müdigkeit nicht heben könne, der jüngere sagte, das es nicht möglich sei anzuhalten. Auf einer Wiese liessen ihn die Brüder, sie stiegen ab und machten Halt. Es legten sich da die älteren Brüder hin und schliefen ein. Den Kopf auf die Kniee der Jungfrau legend, legte sich auch der jüngste hin. Ihr einen Pfriem in die Hand gebend, sagte er ihr: «Wenn du, wenn ich eingeschlafen bin, aus der Ferne ein Wolkenschild (Gewitterwolke) kommen siehst, steck mir diesen (Pfriem) in mein Ohr, fürchte dich durchaus nicht: mir wird nichts ande- res geschehen, als das Erwachen aus dem Schlaf». Da er eine starke Neigung zum Schlafe hatte, schlief er ein, die Jungfrau blieb da, auf ihn schauend. Als sie ringsum schaute, er- AWARISCHE TEXTE. 41 é'ila, hinganila; haman ‘agartula nax gi bugila. "odanila ai wasasde tadegı balahun,; tade nax'gi soanila, jasaful шао karfade tinkun wasgi woré'anila; balahanila au, askoi jasgi he&ila, zodoje arai tac'ila, ra- Fute terharai tac'ila, berzufa biqun ша пах’ bac’agi bugila, Raxinarunila as wacal, abunila azde: «Dun fizun wukago naxul baéatun waé'un un Jigin é'eerau nartas xamun dir Guzu; hanäi ja hei jatun ja xun guroni dun wukinarin; hab Xazinagun qajigun пий rogore ajin; dun inin dirgo Guzujalda xaduu». Сеге ba- lahun wacalgi anila, naxwusun wafadasul доме augi itanila. Nuxta tuharab as bicun baxarab mexat abunila xeras: «Wallah, dir was, wukin Tai guroni hab bakalda heu nart wugewin, hab bakalda watilewin abize dida koilarin; dida Taleb zo gurin eb. Hanzi durgo hunaraldatun jatani guroni duda hei jatilarin; jatanigi kodojegi зоНагт; dir maï rex ié'ebani duda hab gogi bihilareb bukarabin ». Itanila hanzi au was, itanila; 'emerau ifanila, dahau itanila, qase itanila, qad itanila, lebaleb tara tanila, tebelal rohal gotanila, Soanila au gorta саб, tasa с erdal xulbuxe; xulbi soirun max ul hobaf hu- harab éarmil xazix bugila, xazix rix'un qazabun "adamasul beter bugila. Rahta éugi buhun tuhanila au zaniwe, jatanila zindirgo kudijai jac; cocat reéanila, qunéanila, gargadanila, bicardanila, abunila jacat asde: «xormica gurei jikun jigin dun harulei, nart wukun wugin eu, xormil suratalda dun harize waé’un; éanasa wusine mex sun bugin esije; wax un lezin dica mun esul Kal bihize an; Sib gurin taleb? ja Fi- blickte sie nach einiger Zeit, dass aus der Ferne das Schild der schwarzen Wolke kam; sie wollte den Pfriem einstossen, sie vermochte es nicht, fürchtete sich; immer näher kam die Wolke heran. Sie weinte auf den Jüngling blickend, die Wolke erreichte sie schon, eine Thräne der Jungfrau tropfte auf die Wange und der Jüngling erwachte; er schaute hin, die Jungfrau ist nicht mehr bei ihm, nicht weiss man, ob sie gen Himmel gegangen oder sich in die Erde verborgen, der Wolkenschild aber entschwindet schon den Augen. Er hiess die Brüder aufstehen und sprach zu ihnen: «Während ich schlief, hat, in Gestalt des Wolken- schildes kommend, der schwarze Nart meine Frau entführt; jetzt kann ich nicht sein, wenn ich sie nicht finde oder sterbe, mit diesen Schätzen und dieser Habe gehet ihr nach Hause; ich werde meinem Weibe nachgehen». Vorwärts schauend zogen die Brüder nach Hause zurück, er aber ging dahin, wo der Schwiegervater war. Als er das auf dem Wege Gesche- hene auserzählt hatte, sprach der Alte: «Meiner Treu, mein Sohn, ich weiss nur, dass es diesen schwarzen Nart giebt, ohne dass ich sagen könnte: an dieser Stelle ist er, an dieser Stelle befindet er sich; dies ist eine Sache, die ich nicht weiss. Jetzt kann die Jungfrau nur durch deine Tapferkeit gefunden werden; wenn sie auch gefunden wird, kommt sie nicht in deine Hände; hättest du meinen Rath nicht ausser Acht gelassen, so hättest du dieses Un- glück nicht gesehen». Es ging nun der Jüngling, er ging, er ging viel, er ging wenig, er ging in der Nacht, er ging bei Tage, die weite Ebene liess er hinter sich, durchschnitt dichte Wälder, ge- langte zu Burgen, die unten von Kalk, oben von Glas waren; um die Burg herum waren mit eisernen Gerten durchflochtene Stahlpfosten, auf jedem Pfosten war ein Menschenhaupt. Auf dem Vorplatz das Ross anbindend, trat er ein und fand seine älteste Schwester; sie stürzten auf einander, umarmten sich, plauderten und erzählten; es sprach die Schwester Memoires del’Acad. Пар. des sciences, УПше Série. 6 Qt — — 0 5 SA 1 — = 42 А. SCHIEFNER, jabtilin, ja Коба т». АХ wacgi wax éanila, heb за atal tade ‘nartgi waé'anila. Abunila af asde: «Sib habileb bukarab duca nagah dir wacal hanire raé'anani» ? — Kudija! harije é'oalaanin, hitinase dida hal koarab xulux habilaanin» abunila as. «Hawila eu» abunila af, wacgi wihizawun. Qunéanila nart asda, nartasda augi qundanila; helda xadub higanila wasas asda 6’eerau wugeb рак. Abunila nartas: «Wukin tai guroni hab bakalda eu wugilan abize dida koilarin, talarin dida eb; hab Sobta паха didasa hitinau dir wae wugin; didasa codoraugi wugin eu, didasa emer dunijal biharaugi wugin; heniwe ajin; езда taze behilin eb». Мапа au, Soanila, dohodinalgo xulbi rugila. tuhanila zaniwe, jatanila zindirgo horfoxei ас; rox anila, qundanila, gargadanila; abunila jacaf asde: «Xardisajaf gurei jikun jigin dun harulei, nart wukun wugin eu xaré igadal suratalda dun harize wa@un; ahanzi éanasa wusinewin eu; wax éun wukajin mungo {са esul hal bihize an». Canasa ros wusarab mex at higanila af: « Sibtilaanin dur dir wacal hanzi hobol- Fun габ’апаш» ? — «Hitinase dida koarab xulux habilaanin, kudijal harije é'oalaanin» abunila as. «Hawila eu» abunila af cewe wacgi wadun. Qunéanila cocada nartgi augi, bicanila wasas Zindirgo tuha-baxarab. Asuxgi `епедип, abunila narlas: «Wukin tai guroni é'eerau паг wugeb bak dida talarin; hab me eralda паха didasa hitinau dir wae wugin; hesda askowe ajin шип; dunijalalda езда gosarab 20 heé'in; 6’e érau narlgi Taleu watilin езда». Мапа was, Soanila, gohodinalgo xulbigi ratanila. Tuhanila zaniwe, jigila zin- zu ihm: «Nicht ein Wolf hat um mich geworben, es ist ein Nart, er war in Gestalt ei- nes Wolfes gekommen, um mich zu freien; es ist die Zeit gekommen, da er von der Jagd zurückkehrt; verstecke du dich bis ich seine Stimmung ersehe; wie kann man sie kennen? sie kann gut, sie kann schlecht sein», Sie versteckte den Bruder, und zu derselben Stunde kam auch der Nart. Sie sprach zu ihm: «Was würdest du thun, wenn meine Brüder uner- wartet her kämen»? — «Die älteren würde ich an einen Bratspiess stecken, dem jüngsten würde ich soviel ich vermag Dienste leisten» sagte er. «Da ist er», sprach sie, indem sie den Bruder zeigte. Es umarmte ihn der Nart, auch er umarmte den Nart; darauf fragte der Jüngling ihn um den Ort, wo der Schwarze sich befinde. Es sprach der Nart: «Ich weiss nur, dass er ist, nicht vermag ich zu sagen, an welcher Stelle er sich befindet, das weiss ich nicht; hinter diesem Bergrücken lebt mein jüngerer Bruder, dieser ist scharfsichtiger als ich, und hat die Welt mehr als ich gesehen; geh zu ihm, es ist möglich, dass er es weiss». Er ging, gelangte hin, es waren ganz solche Burge. Er trat ein, fand seine mittlere Schwe- ster; sie freuten sich, umarmten sich, unterhielten sich, es sprach die Schwester zu ihm: «Nicht ein Habicht hat um mich geworben, es ist ein Nart, der in Gestalt eines Habichts um mich zu werben gekommen war; gerade jetzt kehrt er von der Jagd zurück; verstecke du dich, bis ich seine Stimmung erfahren habe». Als der Mann von der Jagd zurückge- kehrt war, fragte sie ihn: «Was würde von dir geschehen, wenn meine Brüder jetzt zu Gast kämen»? — «Dem jüngsten würde ich soviel ich vermag Dienst leisten, die älteren würde ich an einen Bratspiess stecken» sagte er. «Da ist er» sprach sie, den Bruder hervor- holend. Es umarmten einander der Nart und er; der Jüngling erzählte das ihm Zuge- stossene. Nachdem er ihn angehört hatte, sagte der Nart: «Ausser dem, dass ich weiss, dass er ist, ist mir der Ort, wo sich der schwarze Nart aufhält, unbekannt; hinter diesem ÂWARISCHE TEXTE. 43 dirgo hitinai jae. Rox anila, qunéanila, abunila jacaf asde: «Гобпоса gurei jikun jigin dun harulei, паг wukun wugin eu, loénol suratalda dun harize waé'un; hab saataf éanasa wusinewin eu; wax un (ezin diea mun esul hal bihize an». Jacaf wacgi wax'éanila, tade tuhun nartgi waé'anila. Kudijal jacaca hiqarab afgi hiqanila, kudijal wacaca aburab asgi abunila. Waëun cewe éezawunila af wac. Qunéanila nartgi augi cocada; bicanila wasas Zindirgo murad. Qoatiwe tuhun habunila nartas haraf, nax'tun bakaranila asde tade kinabgo hiné-gedo, kinabgo koarfi hoauleb 20. Higanila as azda 6eerau nartasul bak ; tolgojai cocax balahanila, cojabcin kataé'ila. «Nozoda Sort kamurab hanibe bac'iné'ogo xutarab $»? abunila nartas. Cunx-hiné kamun bugin» abunila tolgojaz. Bitun anila nartas kigo хегби; baëun bac'anila 'unx- hing. «talaris duda é'éerau nart wugeb bak»? hiqanila as alda. Regdilago eebegi kancun abunila af: «Sejin talareb»? talin. Talih qagijin €’eerasul, hesul rakul gohta xirsadilago hes rexarab é'inx ica guris hab dir box бигип bugeb». — «taleb batani itajin hau wasasda cebe-cebe» abunila nartas. Reqdilago kancanila ab cebe-cebe, alda xaduu wasgi itanila. Itanila al, itanila, пах hec'el Furabi tun, Yojal he&el ‘oral tun, "atidab tara gotun, ’azulal murul gerun Soanila al axiraf maxuca soirun gadal é'e er éarmil xulbuxe. «Harila c’eerasul xulbi; dahab kuine Berge lebt mein jüngerer Bruder; zu diesem begieb dich, es giebt nichts auf der Welt, was ihm entgangen wäre; er wird denjenigen finden, der den schwarzen Nart kennt». Es zog der Jüngling, gelangte hin, findet ganz solche Burge. Er tritt ein, es ist daselbst seine Jüngste Schwester. Sie freuten sich, umarmten sich. Die Schwester sprach zu ihm: «Nicht war es eine Falke, der um mich geworben hat, er war nur in Falkengestalt gekommen, um сл mich zu freien; in dieser Stunde kehrt er von der Jagd zurück. Verstecke dich bis ich seine . Stimmung ersehen habe». Die Schwester versteckte den Bruder. Es kam und trat der Nart ein. Das von den älteren Schwestern Gefragte fragte auch sie, das von den älteren Brüdern Gesagte sagte auch er. Den Bruder hervorholend, zeigte sie ihn. Der Nart und er umarmten einander; es erzählte der Jüngling seinen Wunsch. Hinausgehend erhob der Nart die Stimme; einer Wolke gleich versammelten sich zu ihm alle Vögel-Krähen, alle Flügel schwenkende Wesen. Er fragte sie nach der Stelle des schwarzen Narts; alle sahen einander an, gar nichts sagten sie. «Wer fehlt unter euch? wer ist ohne herzukommen zurückgeblieben»? sprach der Nart. «Der Maus-Vogel fehlt» sagten alle. Der Nart schickte zwei Habichte aus, sie holten den Maus-Vogel herbei. «Ist dir der Ort, wo der schwarze Nart weilt, bekannt»? fragte er ihn. Hinkend sprang der Vogel nach vorn und sprach: «Warum sollte er mir unbekannt sein? Das Glück des Schwarzen verkomme! als ich auf dem Misthaufen seines Hofes wühlte, hat da nicht das von ihm geworfene Steinchen meinen Fuss zerschlagen»? — «Wenn du es weisst, so zieh vor diesem Jüngling einher» sagte der Nart. Hinkend sprang der Vogel voran, hm nach ging auch der Jüngling. Sie zogen, zogen, weglose Felsen hinter sich lassend, brückenlose Flüsse hinter sich lassend, eine weite Ebene durchschneidend, über т. Berge gleitend, gelangten sie endlich zu den von Eisenmauern umgebenen Burgen aus schwarzem Stahl. «Da sind die Burge des Schwarzen; jetzt gehe ich um ein wenig zum Essen zu suchen» sagte der Maus- б* < 44 А. SCHIEFNER, io balahize inin dun hanzi» abunila unx'-hinéaf. Qoatib éugi tun Tuhanila was zaniwe, jatanila Zindirgo сийи. Xoarafusa raxaraltun rihanila al cocada rox anila, qunéanila, сосах balahun 'oreic'ila. Gargadun, urgel bifun baxarab mex af abunila éuéujat asde: «Wegun паха durusab anfica Fizulin nart; 2ада kigo go bugin eu wegaraldasa; woré'ize Sugo go x'utun bugin hanzi; heb $ujabgo gojalda zanir tutun roré'anani roré'ilin nit; guroni dida cogi sabab talarin? — «furas bosilin talih» abunila wasas. Rekanila au éoda, паха jasgi rekinajun, bacanila ziugo wa@’arab nux at "ebede. Anfabileb gojaf balahanila au naxe, xadub öun ba@ina bihanila é'eerab nax'ul baéa, buran ‘adin tade $oanila &’e’erau nart, tabboxilab éodagi rekun; banila asul éoca wasasda "adat Коаб’, nusgo bakalde bix anila asul nusabgo san. Jaéun jasgun, nakwu- suna wukanila nart; haranila al asda, wasasul raxraxalde rix ага! rufbi dande harun xXulzaxe raze tejilan, nagah Coca ebel-insul rogore rosun габ’аш henir rugize. Tanila nartas. Gordonisan balahun jikanila au wasasul hitinai jac, wae arab nuxaful x'al habun. Baé'ina bihanila alda zibgo би, tad éigi Веб’оро. Ваще ab Soarab mex'af tasa х uléalgi raxun jaganila ai anije, ratanila rekrekaral, бигбигага! rufbi. "odanila ai, é'oadanila, huja baéanila, Вага! ahanila; aful harfixe goatiwe fuhun nartgi wad’anila. Abunila as alde: « Kigo ruli bugin dir; hada an duje xirijau hau dur wacase co- jab Felin diea; éezabejin durgo "odi». Sijab san-san Zindir zindir bakaldagi regezabun, gunila as wasasda Vogel. Das Ross draussen lassend, trat der Jüngling ein, fand dort seine Frau. Wie von den Todten erstanden erschienen sie einander, sie freuten sich, umarmten sich, wurden nicht satt einander anzusehen. Nachdem sie mit einander gesprochen, die Gedanken mit einander getheilt hatten, sagte ihm die Frau: «Nachdem er sich niedergelegt hat, schläft der Nart sicher eine Woche; nun sind es zwei Tage seit er sich niedergelegt hat; es sind jetzt fünf Tage nachgeblieben bis zu seinem Erwachen; wenn wir innerhalb dieser fünf Tage fliehend uns retten, werden wir uns retten, wo nicht, so kenne ich kein anderes Mittel». «Derjenige, dem das Glück gegeben wird, der nimmt es» sagte der Jüngling. Er setzte sich aufs Pferd, hinter sich setzte er die Jungfrau und jagte einher auf dem Wege, auf dem er gekommen war. Am siebenten Tage blickte er hinter sich, er sieht, dass hinter ihnen ja- gend der Schild der schwarzen Wolke kommt; wie ein Sturm erreichte sie der schwarze Nart, auf einem dreibeinigen Rosse sitzend; sein Ross schlug mit dem Huf den Kopf des Jünglings, nach 100 Seiten wurden hundert Theile seines Körpers geworfen. Die Jungfrau nehmend, war der Nart im Begriff zurückzukehren, sie bat ihn die nach allen Seiten gewor- fene Gebeine des Jünglings sammeln und in den Quersack legen zu dürfen, damit, wenn das Ross sie etwa nach dem Hause der Eltern brächte, sie dort begraben würden. Der Nart erlaubte es. Aus dem Fenster sah des Jünglings jüngste Schwester ihn, den Weg, den er gekom- men war, betrachtend; sie sieht sein Ross kommen, auf demselben ist niemand. Als es zum ‚ Hof gelangt war, nahm sie den Quersack ab, sie schaute hinein, sie fand die zerbrochenen und zerschlagenen Gebeine. Sie weinte, schlug auf sich los, jammerte und wehklagte. Auf ihr Geschrei kam der Nart heraus. Er sprach zu ihr: «Ich habe zwei Seelen; diesem dei- nen Bruder, der dir so lieb ist, werde ich eine geben, mache deinem Weinen ein Ende». AWARISCHE TEXTE. 45 ruh, koikulago beralgun, «сад Fizun qun wukun wugin dun» abulago waxanila au exede. «Fizun wuka- пт mun wor&i heé’eb fizijaf» abunila asda nartas, heb mexat rekeda watanila au, tuhan $inab zojaful surat cebe éanila asda. Kin bugonigi zindirgo éuiu naxe $ojaldasa hul gotic'ila asul; qaé'anila au naxojegi elda xaduu ine; jacaful ’odijafuxgi balahié'ila au, durcasul harijafuxgi balahié'ila, itanila. Dobgo dunijalgi tun, dobgo nuxgi tun $oanila éuéujalde tade. Hanzisalgi Tizun watanila asda паг. Abunila as éuzujalde: «Nart woré'arab mex af harejin duca езда, higejin, kisajin zindije $oarab tabboxilab éu; heb $oaratusa heldasagi berharab netejegi $oani guroni nit hanisa ror&ilarin». С’о bakalda wasgi wax éanila af; helda паха nart woré'arab mex al boroh ‘adin asde urhijegi tuhun, herenab, huinab mac aŸ haranila af: «Dir beterhanéigi é'oanin duca» abunila, «hanzi xaduu waë'ine dir &igi he∈ bicejin batgo habié'ogo, kisajin soarab duje tabbox ilab би»? Bicunarogo bukanila nartas. ’обапЙа ai, é'oadanila, dunijalaldago jikinarilan tuhanila. Heb mexaï gordoxegi jaéun «hab neteda cebe bugeb meer bihulis duda»? abunila nartas. «Bihulin» abunila jasaf. «Meer bafut kudijab, kahab gamac’ bihulis»? abunila; «Bihulin» abunila. «Hab gand'ida öorf» abunila nartas, «xudijab aulax bugebin; heb aulaxalda dir éol rehedgi bugebin; heb rohdot tabboxilab 601 ebelgi bugebin, xaduseb baegi bugebin. Hab dir éolorxa gané'it Fabunani gamaé'gi rex'u- Nachdem er die einzelnen Glieder an ihre Stelle gelegt hatte, hauchte er dem Jüngling die Seele ein, sich die Augen reibend und mit den Worten «ich war stark eingeschlafen» erhob er sich auf die Beine. «Du warst in einen unerweckbaren Schlaf versunken» sagte ihm der Nart, zu der Zeit kam er zur Besinnung, es stellte sich ihm das Bild alles dessen, was ge- schehen war, vor. Wie es nun sein mochte, er gab die Hoffnung seine Frau wieder zu er- langen nicht auf; er bereitete sich nochmals ihr nachzugehen. Auf das Weinen seiner Schwe- ster achtete er nicht, auf das Bitten seines Schwagers achtete er nicht, er zog davon. Die- selbe Gegend hinter sich lassend, denselben Weg hinter sich lassend, gelangte er zu seiner Frau. Auch jetzt fand er den Nart schlafend. Er sagte zu seiner Frau: «Wenn der Маг erwacht ist, frage du ihn und erforsche, woher ihm das dreibeinige Ross zu Theil gewor- den ist, wenn wir nicht von daher, woher er es erhalten hat, ein noch schnelleres erhalten, werden wir uns von hier nicht retten». Sie versteckte den Jüngling irgendwo; darauf, als der Nart erwacht war, trat sie wie eine Schlange an ihn heran und mit zärtlicher, süsser Stimme fragte sie ihn: «Meinen Mann hast du getödtet, sagte sie, jetzt ist Niemand da, der nach mir kommen könnte; erzähle, ohne ein Geheimniss daraus zu machen, woher ist dir das dreibeinige Ross zu Theil geworden»? Der Nart war nicht gewillt es zu sagen. Sie weinte, schlug sich, und machte so, als wolle sie nicht in der Welt sein. Zu der Zeit sie zum Fenster nehmend, sagte der Nart: «Siehst du diesen vor uns befindlichen Berg»? — «Ich sehe ihn» sagte die Jungfrau». — «Siehst du in der Mitte des Berges den grossen weis- sen Stein»? sagte er. «Ich sehe ihn» sagte sie. «Unter diesem Stein, sagte der Nart, ist eine grosse Ebene; auf dieser Ebene befindet sich meine Pferdeheerde; in dieser Heerde befindet sich die Mutter des dreibeinigen Rosses und hinter ihr auch sein Bruder. Wenn man diese meine Trense gegen den Stein schlägt, so fällt der Stein um und er springt her- au — о a 10 15 46 A. SCHIEFNER, lago goatibe kancilebin eb. Hab dica rekuneb éol cojab box kamigi Вайт tuhanin, abunila nartas: «Gan- é'it dica éolorxa Faburab mexat rexulago gamaé'gun qoatibe Капсип baé'ina bukanin ab; hebgo saatat koanarisa xormal rortanin, koiisa eunerabi rortanin; hez tun апт heful heb». Heb kataigi habun ziugo Fizuleb 'uzalda narigi Fizanila kodobe éolorxagi fun, xormaze гех ме hangi fun, c'uncrabaze haze rotgi fun, jasat wasgi wilanila. Ma arde soarab mex af Yabunila as ganéit éo- lorxa, rex ulago gamaé'gun zanisa tade kançun baé'anila tabbox'ilab éol bac. C'o raxaldasan xormal rorta- nila alde, сост raxaldasan ‘une rabi rortanila ; azije rot hanila as, ÿozije han rex anila. Rekanila, itanila, Soanila éuiujalde fade. Zindago bercin biban Sinab iogi bosanila as nartasul rogosa, вода hebgi qanila, iiugogi rekanila, паха jasgi rekinajunila, Fabunila hanzi, bacanila. Caqggo ’edeizabula bukanila as éu. «Tejin dun dirgo halalda» abunila al; 5 tuhanigi dicajin hanzi eb borxuleb, Sijab zojaful urgel dida ta- din hanzi bugeb». Balahanila was, co zamanaldasan naxe 'bihanila rix'adasan Бастер @eerab naxul раба, xaduu öola wugila C’e’erau паг. Au fade Soarab mex af furun naxgi busun banila wasasul éoca asda "adat koaë', nusgo batabatajab bix un anila nartasul nusabgo san. tabbox ilab éoda nartasul rogosa bosarab x'azinagi qan itanila hanzi al paraxatab halalda. Ergajat tabaugo durcasul bakalde Soanila; Sijasul bakalda coco anfgi ban, reqarab sajigat-salangun $oanila hanii aus. Das eine Bein dieses meines Rosses, auf dem ich reite, ist also verloren gegangen, sagte der Nart, als ich mit der Trense gegen den Stein geschlagen hatte, der Stein um- stürzte und dieses Ross hervorsprang, zu der Stunde kamen von der rechten Wölfe, von der linken Ameisen; diese haben ihm das Bein abgefressen». Nachdem er dies gesprochen hatte, schlief der Nart zur Zeit, wo er zu schlafen pflegte, ein, die Jungfrau aber gab dem Jüngling die Trense in die Hand, gab ihm Fleisch, um es den Wölfen vorzuwerfen, gab ihm Weizen, um es den Ameisen vorzuwerfen und entliess ihn. Als er zum Berge: gelangt war, schlug er die Trense gegen den Stein, so wie der Stein umstürzte, kam von innen der Bruder des dreibeinigen Rosses hervorgesprungen. Von der einen Seite stürzten Wölfe auf ihn, von der anderen Seite Ameisen, den letzteren streute er Weizen hin, den ersteren warf er Fleisch vor; er stieg aufs Ross, zog davon, gelangte zu seiner Frau. Alles, was ihm schön schien, nahm er aus dem Hause des Narts, lud es aufs Ross, bestieg es selbst, liess dann auch die Jungfrau aufsteigen, schlug das Ross und jagte davon. Er war im Begriff das Ross zu sehr zur Eile anzutreiben. «Überlass mich meiner eigenen Gewalt, sagte es, was auch geschehen mag, das werde ich jetzt tragen, die Sorge jeglicher Sache liegt mir jetzt ob». Es schaute der Jüngling nach einiger Zeit hinter sich, er sah aus der Ferne den Schild der schwarzen Wolke kommen, es holte der schwarze Nart sie ein. Als er zu ihnen gelangt war, kehrte sich das Ross des Jünglings um und schlug ihm den Huf an den Kopf, die hundert Glieder des Narts flogen nach hundert ver- schiedenen Seiten auseinander. Die aus dem Hause des Narts genommenen Schätze auf das dreibeinige Ross des Narts ladend, zogen sie jetzt davon in ruhiger Stimmung. Der Reihe nach gelangten sie zu dem Aufenthalt der drei Schwäger, an jeder Stelle blieben sie eine Woche und mit angemessenen AWARISCHE TEXTE. 47 ai jasaful insul gore. Reqarab mex henibgi ban itanila au was, jaéun jasgun, é'orwitun ebel-insul rogowe. Caqab da ba-qecalda ratanila asda wacal, jasalda xadub asije soarab x'azina-qaji barsad habun bifize Ко- larogo; augi xoarawin, naxwusungi wa6inarewilan bukun bugo azul rakalda. 'urab’an azijegi Funila as, xufarab Zindijegogi tanila; kijaigo éuiujalde horfowe arab mex af biharab zahmatgi Koéontanila asda. Helda паха tuha-baxarab didagi Talaro; hab bicarab gadica lokab Sibgo bicinéo , Nellal. Wukanila wukanila co miskinéi, miskinéijasul co wasgı wukanila; ziugogi rosial bacada wukanila au was. C'o gojaf baganila bacadasa wusarab mex af abunila as insude: «Emen! é‘alun bugin dida hab xarsinti; ja 'orcarab go gurin neteje ja rox arab 40 gurin. Meter radalisa waxun baéade dungi inin, dun ingun hau пефег раб ahasul jas dije harize mungi ajin». — «Mun turunis, hagtunis? bacawehase paé a- hasul jas kinin jaé' unei? heful bicinego behilarin» abun, emen tuhanila; «behilin» abun was tuhanila; ЧапПа azul kudijab дес. Abunila wasas laramaÿata: «Bofani ajin mun dije jas harize, bofani ungejin; amma tajin duda, iné'ogo паха {okab diea duje wasti habilarin, mungi rex untun inin dun kiwe wugo- Geschenken gelangten sie jetzt zum Vater der Jungfrau. Nachdem er eine entsprechende Zeit dort zugebracht hatte, zog dieser Jüngling die Jungfrau mit sich nehmend, pfeilstracks nach dem Hause der Eltern. Er fand die Brüder in heftigem Streit und Hader, sie vermoch- ten es nicht, die nach der Jungfrau ihnen zugekommenen Schätze und Habe zur Hälfte zu theilen; es war in ihren Herzen der Gedanke, als wenn er gestorben wäre und nicht mehr zurückkehren würde. Er gab ihnen hinreichend, das übrige liess er für sich; wenn er zwi- schen seinen beiden Frauen ruhte, vergass er die erfahrenen Mühseligkeiten. Was darauf ge- schehen ist, weiss ich nicht; die Krähe, welche mir dies erzählt hat, hat nichts mehr erzählt. У. Опа. Es war, es war ein armer Mann, der arme Mann hatte einen Sohn, und selbst war dieser Sohn (Hirt) bei den Dorfkälbern. Eines Tages zur Zeit, als er vor Sonnenunter- gang von den Kälbern zurückgekehrt war, sagte er zum Vater: «Vater! mir ist diese Armuth zum Überdruss geworden, weder haben wir einen satten Tag, noch haben wir einen frohen Tag. Morgen früh werde ich, wenn ich aufeestanden bin, zu den Kälbern gehen; wenn ich gegangen bin, dann geh auch du, um mir dieses unseres Königs Tochter zu erbit- ten»? — «Bist du toll geworden? Bist du dumm geworden? Wie wird eine Königstochter einen Kälberhirten heirathen? Selbst davon zu sprechen ist unmöglich» sagte der Vater. «Es ist möglich» sagte der Sohn; es erhob sich ein grosser Streit zwischen ihnen. Endlich sagte der Sohn: «Wenn es dir beliebt, geh du um die Jungfrau für mich zu bitten, wenn es dir beliebt, geh nicht; allein wisse, dass ich, wenn du nicht gehst, darauf nicht mehr dir a 10 = La: 48 А. SOHIEFNER, nigi». Radalisa waxun baéade anila was. Asul rai hadingojab' zotun bihun rogosa qoatiwego wagari- é'ila emen. Baganita rogowe wusarab mexaf hiqanila wasas asda: «Arawis mun jas harize, iné'ewis»? — CElin hagab mac bicarab; durgo ba6azul ursalida wukajin» abunila insuea. Вид fun inilan tuhanila was; halaf Fijab bicun koisab bicun éezawunila au insuca. Abunila wasas asde: «Metergi dun wusine an mun iné'ogo watani wukajin cingi mungo coho; {okab dir homer bihilarin duda». Radal waxun baëade wasgi anila, xasulago betergun paé'ahsuxe emengi itanila. Раб ahasde tade inegi hinqun Sapujalda cewesan dowe-naxe soirdanila au; wihanila раб абазда. Koin-tex harize waé'arau miskindi walilin abun, qali x anzdalgi fun co halbalgi Yun witanila au pad ahas пахе. Wac’anila was baganita; waé'ingun higanila: «arawis, in&ewis»? — «Un wukanin, dir was; anigi koié'in dida jas harize, hinganin dun; hale, hab Xanzu, hal halbalgi fun witanin dun naxe раб абаз; esul jasaldasa abgo Tikin neteje» abunila insuea. Dunijalaldago wukinarin, xoilin, боге kaneilinan Tuhanila was; hanzisalgi halaf éezawunila insuca. ! Meterilasa baéade inago abunila wasas asde: «Hanzisalgi dun wusinelde aburab habié'ogo batani dir ruhaldasa hul qotejin dur». Sohnschaft leisten werde, und ich dich verlassend wohin immer gehen werde». Am Morgen ging der Jüngling, nachdem er aufgestanden war, zu den Kälbern. Seine Worte für solcher- lei Zeug ansehend, rührte sich der Vater nicht von Hause nach draussen. Am Abend als er nach Hause zurückgekehrt war, fragte der Jüngling ihn: «Bist du gegangen um die Jungfrau zu freien oder bist du nicht gegangen»? — «Es ist dummes Zeug genug gesprochen, habe du Sorge um deine Kälber» sagte der Vater. Der Sohn war nun daran das Haus zu verlassen; mit Noth hielt ihn der Vater, Gutes sprechend, Böses sprechend, zurück. Der Sohn sagte ihm: «Wenn du morgen, bevor ich zurückkehre, nicht gegangen sein wirst, so bleibe du fortan allein; mein Gesicht wirst du nicht mehr sehen». Als er am Morgen aufgestanden war, ging der Jüngling zu den Kälbern, den Kopf kratzend ging auch der Vater zu dem König. Da er sich fürchtete vor den König zu tre- ten, ging er vor dem Thor hin und zurück; es erblickte ihn der König. Meinend, dass es ein Armer sei, der gekommen wäre, um eine Nahrung (Ess-Mehl) zu bitten, gab ihm der König ein Mass Mehl, gab ihm Schaafskeulen und liess ihn gehen. Es kam der Jüngling am Abend; kaum gekommen, fragte er: «Bist du gegangen, bist du nicht gegangen»? — «Ich bin gegangen, mein Sohn, habe jedoch nicht um die Tochter bitten können; ich fürchtete mich; sieh dies Mehl und diese Schaafskeulen gebend, hat mich der König wieder gehen lassen; dies ist uns besser als seine Tochter» sagte der Vater. Der Sohn war daran nicht mehr in der Welt sein zu wollen, zu sterben, hinab zu springen; nur mit Gewalt hielt ihn da der Vater zurück. Als er am Morgen zu den Kälbern ging, sagte der Sohn zu ihm: «Wenn du jetzt, be- vor ich zurückkehre, das Gesagte nicht gethan haben wirst, möge dir die Hoffnung auf mein Leben abgeschnitten sein». AWARISCHE TEXTE. 49 Radalisa au ingun itanila xerau раб ahasul баридахе; wihanila раб ahasda, co qoaridti hec'ogo kia- bizegi hau miskinéi haniwe waé'inaroanilan, abun ahanila paca ваз zaniwe. «Murad gib, xerau»? hiqa- nila раб ahas. «Sib bukineb, dir kudijau» abunila as, «co was wugin dir, ziugogi rostal baéada wugin eu; hagtarau talarin, turarau talarin, hab Kigo-tabgo qojaf dur jas zindije harejan, "aqoba Fola bugin es dije. É'oajin dun hab bakaldago, habileseb 20 ta anin dir». — « Se é'oaleu mun, xerau? é'oalarin; duda 5 bugeb “ajib $ib»? abunila раб alas. «Васамев wugonigi koari& in dije dur was; "adamadasa tokab hunar- pisa esux batani Telin esije jas». Heb zawabgi bosun wusanila xerau naxe, $oanila rogowe; tade wasgi waé'anila. Bicanila asde in- suca раб’аваз aburab. Abunila wasas: «Наша dida Taleb hunar-pisagi heé'in; amma dica tazabilin eb, dunijalraalde ungi. Meter dida садах Ише qaé'ajin шип». — «Baéada Sibileb? beterhabaca telaro guri 10 nit»? abunila insuca. «Bacada Xormalgi 'orcagijin, cocin x'utié'ogo beterhabigi ta'agijin; bofarab bukajin, hezul urgalida hee’in dun hanzi« abunila аз. Radalisa raxun itanila al, itanila, 'emeral itanila, dahal itanila, soanila co gohte. Caq soakoangi wukun, «ohai» abun 'odowukanila xerau gohta. Kiki gohgi bifizabun kançun waé'anila cojau fade. «Mu- rad sib? sunduje aharau dun, xerau»? abunila as. «Ahic'in diea mun; оба! abunin diea, soakoan wu- 15 Am Morgen, als er fortgegangen war, zog der Alte zu dem Thore des Königs; es sah ihn der König. In der Meinung, dass dieser Arme nicht ohne Noth zum zweiten Male her- gekommen sei, rief der König ihn herein. «Was ist dein Wunsch, Alter»? fragte der König. «Was wird es sein? mein Grosser (Herr\» sagte er, ich habe einen Sohn, dieser ist (Hirt) bei den Dorfkälbern; ich weiss nicht, ob er dumm geworden, ob er toll geworden, in diesen zwei, drei Tagen quält er mich, dass ich um deine Tochter für ihn werben soll. Tödte du mich auf dieser Stelle, mir ist nichts zu thun übrig geblieben (es ist alles aus)». «Weshalb soll ich dich, Alter, tödten? ich werde dich nicht tödten; welche Schuld hast denn du»? sagte der König; «es hat für mich keine Noth, dass dein Sohn ein Kälberhirt ist; wenn bei ihm eine grössere Kunstfertigkeit als bei den anderen Menschen befunden wird, werde ich ihm die Tochter geben». Diese Antwort nehmend, kehrte der Alte zurück, und gelangte nach Hause; es kam auch sein Sohn herbei. Es erzählte ihm der Vater das von dem König Gesagte. Es sagte der Sohn: «Jetzt kenne ich keine Kunst, keine List; allein ich werde sie kennen lernen, wenn ich auch ans Ende der Welt gezogen sein werde. Morgen bereite dich mit mir zu- sammen zu gehen». — «Was sollen wir mit den Kälbern machen? Die Wirthe werden uns nicht lassen» sagte der Vater. «Die Wölfe mögen sich an den Kälbern satt fressen, die Wirthe mögen, ohne dass einer übrig bleibt, umkommen; sie seien mir verhasst, nicht küm- mere ich mich um sie» sagte er. Als sie am Morgen aufgestanden waren, gingen sie, sie gingen viel, sie gingen wenig, gelangten zu einem Hügel. Da er sehr ermüdet war, setzte sich der Alte «Ohai» sagend auf den Hügel. Der Hügel theilte sich auseinander und es kam jemand hervorgesprungen. «Was wünschest du? Weshalb hast du mich gerufen, Alter»? sagte er. «Ich habe dich m 7 | F A = re Mémoires de l'Acad. Бар. des sciences, УИте Série. Qt 1 = © 50 А. SCHIEFNER, kun», zawab habunila xeras. «Dungo ahuleu ’adin qanin, didegi car Ohai а!» abunila dos. Katanila al heb bakalda, gargadanila, as bicanila, doz bicanila. Azul murad tarab mex af abunila Овайеа xerasde: «Hunargi pisagi taze dida askou tejin hau was; didasa çaqau pisaéi соот kiugo hec'ewin. Tasijab ta alil hab qojaf au naxe waéinegi wac'ajin шит». Reganila was helda. Waé'arab nuxat naxe xeraugi anila, wasgi waéun gohite Ohaigi terhanila. Balahanila au was, 'arcol hindul rugila, c erdal xulbi rugila, xulbuda zanii ’orxi хип bercinai, Ku- rulin adai jas 'adan jigila; Obajil jas jikun jigo ai. Abunila insuca alde: «Dahab soak éuéize wegizin dun; hau was waqun gedon watilin; Tijab hobolti habejin duca asije». Rihigun rofanila cocaze wasgi jasgi. Abunila jasaf asde: «Вида hunar-pisa mafize tuhinewin hanzi dir emen; mafan $inaxe higilenin es duda: «tarabis, taé'ebis? worejin, tanigi tac‘in abun guroni tanin abugejin duca; Таши abunani é'oalewin mun es; éangi шип adaugi é'oarawin; Ziu tun naxijau éijasda hunar-pisa Taze bofularin esije». tuhanila hanzi Ohai au wasasda hunar-pisa matize. Matan sinaxe hiqulaanila Ohajica: «tarabis, tad’ebis»? фаза aburab rekete beéan taé'ilan guroni tanilan abié'ila wasas; amma Ohajidasagi caq Fanila asda SiJab 20. nicht gerufen; ich habe «Ohai» gesagt, da ich ermüdet war» antwortete der Alte. «Mir schien es, als wenn du mich riefest, da ich den Namen Опал habe» sagte er. Sie unterhiel- ten sich an dieser Stelle, plauderten, der Greis erzählte, die anderen erzählten. 'Als er seinen Wunsch erfahren hatte, sagte Ohai zum Alten: «Lass diesen deinen Sohn bei mir Kunst und List lernen; es giebt keinen mächtigeren Kunststückmacher als ich. An demselben Tage des nächsten Jahres komm her um ihn zurückzunehmen». Der Sohn war damit einver- standen. Der Alte begab sich auf dem Wege, auf dem er gekommen war, zurück, den Sohn aber nehmend, verschwand Ohai in dem Hügel. Es schaute der Jüngling hin, es waren silberne Paläste, Glasthüren da, in den Thür- men sitzt eine gränzenlos schöne, Huri-gleiche Jungfrau; dies war die Tochter des Ohai. Es sprach der Vater zu ihr: «Ich will mich hinlegen, um die Müdigkeit einwenig zu schwä- chen; dieser Jüngling wird hungrig und durstig sein; erweise ihm gute Bewirthung». So wie sie sich sahen, verliebten sich der Jüngling und die Jungfrau in einander. Es sprach die Jungfrau zu ihm: «Nun wird mein Vater beginnen dich Kunststücke zu lehren, nach jeder Lehre wird er dich fragen: «Weisst du es oder weisst du es nicht? Schau zu, auch wenn du es verstehst, sage nur, dass du es nicht verstehst, aber ja nicht, dass du es verstehst; wenn du sagst, dass du es verstehst, wird er dich tödten; wieviel deines Glei- chen hat er schon getödtet; er will nicht, dass ausser ihm die übrigen Menschen die Kunst- stücke kennen». Es fing nun Ohai an den Jüngling die Kunststücke zu lehren. Bei jeder Lehre fragte Ohai: «Hast du verstanden, hast du nicht verstanden»? Das von der Jungfrau Gesagte be- herzigend, sagte der Jüngling nur, dass er es nicht verstehe, aber nicht, dass er es ver- stehe; allein er kannte jede Sache besser als Ohai. | AWARISCHE TEXTE. 51 Qoqnigi x alatnigi cocade ta’alil kalgi 'untanila, Obai abun gohta wasasul emengi 'odowukanila. Kiki gohgi bifizabun waéun wasgun (ade waxanila Ohai. Abunila as xerasde: «Au dur wasni» abunila «Sibgo pahmu, ’aglo heé'eu abdal wukun wugin; tael ‘adada xoanin dir asde tade wusun Waéejin пахе; bacada wukin an asda reqarab hunar talarin dida ». Itanila hanzi emengi wasgi rogore balahun. Inago badib &oanila insuca asda, waganila, sebanila. «Hab kuc-be gun heb 'aqlogunis шип hunaral tazarizexina wukarau, pacahasul jas jaéinexina wukarau? durgo baéazulgi 'oreize an xinkazulgi uréalida wukarauani Fikanin duje, xertarau didagi hab "agoba-zahmai bihizabiéo'go». Emen katan waxingun nax'ojab bartiéutun waxun asda cewe wasadanila, hihidanila was; zindirgo surataldegi wusun abunila: «Hunar bugis, he&is»? -— «Bugin, dir was, bugin» abunila insuca. Hehedingo kurtbi "arcol xarcidatun waxanila au, taral mesedilab rituö’tun waxanila, nusgo bata-balajab zotun waxanila. Taramagata 2indirgo surataldegi wusun abunila as insude: «Ziugo Ohajidasagi сад talebina dida hanzi $ijab hunar. tanigi éijada taze beé agejin duea eb. Hab bae'ineb bazar qojal bartitun wa- xinewin dun, bazaralde мабип wicejin duca; amma, worejin, {ad éangitgun Wiéugejin; rogowe $oilelde база odowukun watilewin duda dun». Bazar gojaf nax'ojab bartitun wasgi waxanila, bazaralde au Über kurz oder lang erreichten einander des Jahres Enden und «Ohai» sagend sass der Vater des Jünglings auf dem Hügel. Der Hügel theilte sich auseinander und mit dem Jüngling kam Ohai hervor. Er sprach zum Alten: «Dieser dein Sohn ist ein Dumm- kopf ohne jegliches Talent und ohne Verstand, ein Jahr ist mir umsonst an diesem ver- loren gegangen, nimm ihn zurück, ich kenne keine passendere Kunst für ihn als Kälber zu hüten». Es zogen jetzt der Vater und der Sohn heimwärts gekehrt. Unterwegs machte der Va- ter ihm Vorwürfe, schalt ihn und ward zornig. «Hattest du die Absicht mit dieser Gestalt, mit diesem Verstande die Künste zu erlernen, des Königs Tochter zu heirathen? Es wäre dir besser gewesen, Sorge zu haben für deine Kälber und für Mehlspeise bis zum Satt- werden, ohne mich, den Altgewordenen, solche Qual und Mühsal erfahren zu lassen». Kaum hatte der Vater die Rede zu Ende gebracht, so verwandelte der Jüngling sich in einen grauen Hengst, tänzelte vor ihm und wieherte; nachdem er in seine eigene Gestalt zu- rückgekehrt war, sagte er: «Ist das ein Kunststück oder nicht»? — «Es ist ein Kunst- stück, mein Sohn, es ist eins» sagte der Vater. Ganz ebenso verwandelte er sich in einen Habicht mit Silberflügeln, in einen Hirsch mit Goldgeweih, veränderte seine Gestalt hun- dertmal. «Als er endlich seine eigene Gestalt angenommen hatte, sagte er zum Vater: «Jetzt kenne ich jegliches Kunststück besser als Ohai selbst, wenn du dies weisst, wirst du es nicht die Menschen wissen lassen. An dem kommenden Markttage werde ich mich in einen Hengst verwandeln, verkaufe du mich, mich auf den Markt führend, allein, schaue dich vor, verkaufe mich nicht mit der Trense; wenn du nach Hause kommst, wirst du mich an dem Kamin sitzend finden. An dem Markttag verwandelte sich der Jüngling in einen grauen Hengst, der Vater ging auf den Markt, um ihn zu verkaufen. Nachdem er ihn für drei- 7* < — 0 дл 10 52 A. SCHIEFNER, wiéize emengi itanila. tabnusgo tomenalde augi wicun, arcol kesabigi cezarun wusanila xerau rogowe, éasta 'odowukun watanila was. Kiabileb bazar qojal ba arab bartitun wasgi waxanila, au widize emengi itanila. Dobgo bahajalda augi wicun ifanila naxwusun rogowe, walanila база odowukun. tababileb bazar qojal é'e erab bartitun wasgi waxanila, augi waéun bazaralde emengi ifanila. ’ede- ‘un wac'anila cojau fade. Zinsgi xisun bazaralde qoara arab bosize waé'arau Ohai wukun wugo au. «Baha $ib»? higanila. «tabnusgo (отеп» abunila хегаз. Baxun 'aracgi fun darangi habun, baéun ina bukanila dos би. «Cangit tejin, éangilgun biéularebin dica ab» abunila xeras. «Nusgo tomen tade Felin, éangitgi tejin» abunila dos; qabultic'ila xerau. «Kinusgo telin» abunila; qabul habié'ila xeras. Taramasata tab- nusgo tomen lade Furab mex'al "arcoca hag hawun 50 kinabgo tac'ogo éangitgun be6 antanila xeras du. Girun, girun anila aful badisa ma 0. Alda tadgi rekun Yabunila hanzi Obajisa, bacanila, soanila zindirgo gohte. Kiki gohgi bifizabun zaniwegi Tuhun col koirtgi дип habunila as jasalde haral, jaganila goatije. Col suratalda wugonigi tanila alda was. «Hab би xoize xXoaléen Fejin, dir jas» abunila Овайса jasalde. Rogojegi tuhun co- hundert Tuman verkauft und die Tasche mit Geld gefüllt hatte, kehrte der Alte nach Hause zurück und fand den Sohn am Kamin sitzend. Am zweiten Markttage verwandelte sich der Jüngling in einen rothen Hengst und der Vater ging um ihn zu verkaufen. Nachdem er ihn für denselben Preis verkauft hatte, ging er nach Hause zurück und fand ihn am Kamin sitzend. Am dritten Markttage verwandelte sich der Jüngling in einen schwarzen Hengst und der Vater ging ihn führend auf den Markt. Eilends kam jemand heran. Es war Ohai, der in veränderter Gestalt auf den Markt gekommen war um etwas Nothwendiges zu kaufen. «Welcher Preis»? fragte er. «Dreihundert Tuman» sagte der Alte. Nachdem er das Geld hervorgeholt und den Handel abgeschlossen hatte, war er im Begriff das Pferd nehmend fortzugehen. «Lass die Trense, ich habe es nicht mit der Trense verkauft» sagte der Alte. «Ich werde hundert Tuman dazu geben, lass mir die Trense» sagte er; der Alte willigte nicht ein. «Zweihundert werde ich geben» sagte er; es willigte der Alte nicht ein. Endlich als er dreihunder Tuman hinzugab, liess der Alte, durch das Geld bethört, ohne zu wissen, was er that, mit der Trense das Pferd gehen. Thränen rollten aus den Augen des Pferdes herab. Das Ross besteigend schlug nun Ohai drauf los, jagte davon und kam zu seinem Hü- gel. Als der Hügel sich auseinander gethan hatte, trat er ein, die Trense des Rosses hal- tend,. rief er der Tochter zu, sie kam heraus. Sie erkannte den Jüngling, obwohl er in Ross- sestalt war. «Gieb mir, meine Tochter, das Schwert, um dieses Pferd zu tödten» sagte Ohai zur Tochter. Ins Haus gehend, warf sie das Schwert hinter den Schrank und die Scheide hinauswerfend, rief sie: «Das Schwert ist nicht da, nur die Scheide» — «Gieb mir wenigstens den Speer» sagte er. Die Speerspitze ebendahin werfend, den Stiel aber hinaus- А VARISCHE TEXTE. 53 örode naxe xoaléengi rexun qoatibe telgi rexun ahanila al; «xoaléen heéo, emen, tel guroni»! — «X edagi Те» ink > a = VI Buxuweixan. Wukanila wukanila со habihan; eargi asde nacil Н’ай bukanila. C'otijal qanila asije Kudijab qoa- ridti: gohal harun tanigi kire arali tac’ogo {а те rekanila asul kutnal. «Hadin behilarin, cohor tadgo qoize wugin dica» abun, Ха qun wukanila au, co qojal nucida naxagi вап. Dahab mex aldasan durhan werfend, rief sie: «Die Spitze ist nicht da, Vater, sondern nur der Stiel». Da rief Ohai die die Tochter heraus, gab ihr die Zügel in die Hand und ging selbst ins Haus um eine Waffe zu suchen. Die Jungfrau nahm die Trense ab und liess das Pferd laufen, in Gestalt einer Taube flog der Jüngling davon. «Er hat sich losgerissen, Vater, er hat sich losgerissen » schrie das Mädchen. «In welcher Gestalt, in welcher Gestalt»? schrie Ohai, auf den Hof stürzend. «In Gestalt einer Taube ist er davongeflogen» sagte die Tochter. Sich in einen weissen Falken verwandelnd, schwang sich Ohai ihm nach. Voran eilte die Taube, hinterdrein der Falke, voran die Taube, hinterdrein der Falke. Ins Fenster des Palastes fliegend, setzte sich die Taube auf die Hand des Königs, ans Fenster flog die Flü- gel schwenkend der Falke. Der König reichte die Taube dem Falken hin, die Taube ver- wandelte sich in einen rothen Apfel, der Falke verwandelte sich in einen Greis mit schnee- weissem Barte. Der König reichte dem Greise den Apfel hin, der Apfel zerfiel in feine Hirse, der Greis aber verwandelte sich in eine Gluckhenne mit fünfzig Küchlein. Die Jun- gen und die Alten fingen an die Hirse aufzupicken, sie pickten, pickten, es blieb nur ein Korn nach; die Gluckhenne wollte es aufpicken, es verwandelte sich das Korn in einen dickhalsigen Kater, welcher der Henne und ihren Jungen die Hälse abriss. Darauf nahm der Jüngling seine eigene Gestalt an und sagte dem König: «Herr, ist dies ein Kunststück oder nicht»? — «Es ist ein Kunststück, Jüngling, und dazu noch was für eins»! — «Wenn das ein Kunststück ist, so gieb mir nun deine Tochter, wenn du die Bedingung festhältst»! sagte der Jüngling. Gut ist ein kurzes Wort, aber ein langer Strick. Es heirathete der Jüngling die Tochter des Königs, dann heirathete er auch die Tochter des Ohai. Ich habe ihn zurück- gelassen wie ein Lamm, das an zweien Müttern saugt und bin hicher gekommen. VI. Bukutschi-Chan. Es war, es war ein Müller; seine Name war der Lause-Hadshi. Einstmals betraf ihn ein grosser Ärger: es waren, nachdem er Lumpen im Hause gesammelt hatte, dieselben ohne zu wissen wohin verschwunden. «So wird es nicht sein können, ich muss den Dieb ertappen» sagte er und fing eines Tages hinter der Thür stehend an, Acht zu geben. Nach сл сх © 54 | А. SCHIEFNER, boré'anila zanibe éahifagi hularab muszatagi xiéarab co cer. «A, Вии! munis ха bukarab»? abun kodobe hosgi bosun wortanila alde tade nacil Май. « Cajin, байт, habihan, "ede arab Fin ratdaxe Solare- bin» abunila caraca «dur kutnal guris dica koaral? Fik bugin! hezije ’olo dica mun "arcoca cezawilin, xanasul jas jaéinin duje, kudijau 61 waxinawilin шип, amma xoize an dun moxmoxida hihizegi хип паха moxmox kisun zanibtun tezegi ducagi tade bosejin». Qabultanila habihan. | Bortun un rakul gohta xirsadanila cer, batanila alda co 'abasi. Bekeranila henisa ab or baxun do- wexun wugeu xanasul öapudaxe. Xanasda cebegi ifun abunila af: «Kian dudasa neéanigi, dir kudijau, Buxuéixanasul 'arac bocine дай harize baé'anin duxe dun: kibe anigi cogi bakalda Soic'in dixe eb»—«Bu- xucixango $iu? hedinau xango ra ié'in dida» abunila xanas. «Wugewin eu, dudagi taé'ogo xutilarewin, dungi esul wazir wugin» abunila caraca; Funila xanas дай. Baganita foatalida 'abasigi qazabun bosun naxe Funila caraca дай. «Unjab ‘agi bugoda hab nasil rai»? abun kutanila xanas qali, zoangan bortanila "abasi. «Wallah unjab bukun bugin, augo Siu Buxuei- xan, ada ango 'arac 'emerau»? abunila xanas Zincago zinde. Meterilasagi itanila cer xanasuxe, Buxuéixanasul mesed росте qali harun; Funila xanas. Xirsadanila kurzer Zeit schlüpfte hinein ein Fuchs, dem unter dem Bauch die Haare ausgegangen, der auf dem Rücken aber struppig war. «Ach, Gerupfter! du bist es also gewesen»? sagend, nahm der Lause-Hadshi einen Knüppel in die Hand und warf denselben auf ihn. «Halt, halt, Müller, eilendes Wasser gelangt nicht zum Meere» sagte der Fuchs, «wohl weil ich deine Lumpen gefressen habe? das ist gut! anstatt derselben werde ich dich mit Silber überhäu- fen, dir die Chanstochter bringen, werde dich zu einem grossen Menschen machen, allein bis zum Tode nimm du es auf dich, mich mit Fettschwänzen zu füttern und nach dem Tode mich in einen Fettschwanz eingehüllt zu bestatten». Der Müller war damit ein- verstanden. Davonlaufend wühlte der Fuchs in einem Misthaufen, er fand einen Abas. Von dort lief er jenseits des Flusses zum Wohnpalast des Chañs hin. Vor den Chan tretend, sagte er: «Wie sehr ich mich schäme, mein Fürst, so bin ich doch zu dir gekommen ein Maass zu bitten, um das Geld Bukutschi-Chans zu messen; wohin ich auch gegangen bin, nir- gends konnte ich eins erlangen». — «Wer ist Bukutschi-Chan? Von einem solchen Chan habe ich nicht gehört» sagte der Chan. — «Es giebt einen solchen und er wird dir nicht unbekannt bleiben, und ich bin sein Wesir» sagte der Fuchs. Der Chan gab ihm das Maass. Am Abend brachte der Fuchs, nachdem er einen Abas in eine Ritze gequetscht hatte, das Maass zurück. «Sollte die Rede dieses Verfluchten wirklich richtig sein»? sagte der Chan und klopfte das Maass, klingend fiel der Abas heraus. «In der That, es ist wahr, was ist dies für ein Bukutschi-Chan, der soviel Silber hat»? sagte der Chan zu sich selbst. Am andern Tage ging der Fuchs zum Chan und bat um ein Maass das Gold des Bu- kutschi-Chan zu messen; der Chan gab es. Es wühlte der Fuchs, fand ein Goldstück. Auch AWARISCHE TEXTE, | 55 cer, batanila co mesed; Toatalida abgi qazabun baqanita naxe Типа af qali, halaf bocun iwanin abun, Ab naxe ingun kutanila xanas чай, bortun baé'anila mesed, x'agan X utanila xan. Dahab шех’ horfob bazegi tun ifanila cer tababizegi xanasuxe asul jas Buxuéije harun. Wox цеа xoanila xan. «Meter Buxuéixangi waéun baé'inin dun» abun naxbusanila cer. Meteriseb qojaf ma ardasa bisun Ferferab tohol retel habunila af Buxucije, hadil tumank banila, 2 musil rubbi ranila, "Неа refarefarab habunila; zibgo nurtun bihulaanila Buxué rix aldasan. | Abunila caraca asde: « or baxun dob raxalde zindirgo rekaralgun xan \уаб’ии wugewin dude dande; dorex un raxunago ‘or bafute Soarab mex af «dun ша wugo, dun ша wugo»! harafgi habun wuqun ‘urute ajin шоп; zanire kançun xanasul rekaraca waxilewin mun ra alde; netexan buxinebin eingi тат». © C'araca mafuxe ‘ог bafute зоагаь mex at «dun ina wugo»! ahtanila Buxué; ahton wuqun anila ’urute. Bosun anila feca asda 124 bukan $та zo. Rortanila ’urute xanasul rekaral; cojas дей qunila, cojas box qunila, waéanila wexerxun raalde; ebelaf hawurau ‘adin hictolohoéon Xutanila Buxuc. Ki- nalgo fade rusun, cojas cuxa Типа asije, cojas guigat Tunila, cogijaca jarag banila, ungoungojau baharéi waxinawunila. Kidago nacil curab timuë guroni {ad retine Soiéeu Buxué cijab, Fijab retel Soidal afux balahize, ab cacaze, aful ха! habize tuhanila. «As habulebgo 51? kidago retel bihié'eu ‘adin wugin au» dieses in eine Ritze quetschend, gab er am Abend das Maass zurück, «mit Mühe hat man das Меззей beendigt» sagend. Als er kaum fortgegangen war, klopfte der Chan das Maass, es fiel das Goldstück heraus, es wunderte sich der Chan. Ein wenig Zeit dazwischen lassend, ging der Fuchs zum dritten Mal zum Chan, um seine Tochter für Bukutschi-Chan zu bitten. Der Chan starb vor Freude. «Morgen werde ich Bukutschi-Chan bringend kommen» sprechend kehrte der Fuchs zurück. Am folgenden Tage machte er aus den allervorzüglichsten Blumen der Berge dem Bukutschi eine Kleidung, gab ihm eine Lindenflinte, hing ihm Brustschnüre um, bereitete dem ähnliches; Bukutsch selber sah von weitem wie ein Regenbogen aus. Es sprach der Fuchs zu ihm: «Jenseits des Flusses ist der Chan mit seinen Reitern dir entgegen gekommen; dorthin übersetzend, wenn wir bis in der Mitte des Flusses ge- langt sind, dann schreie: «Ich bin im Sinken, ich bin im Sinken begriffen» und tauche in den Fluss, hineinspringend werden dich die Reiter des Chans ans Ufer ziehen, darauf wird die Sache bei uns sein wollen (d. h. dann haben wir gewonnenes Spiel)». Nach der Anweisung des Fuchses schrie Bukutsch, als er in die Mitte des Flusses ge- langte, «ich bin im Sinken, ich bin im Sinken» und schwamm und tauchte in den Fluss. Alle an ihm befindlichen Sachen trug das Wasser fort. Es stürzten die Reiter des Chans in den Fluss, einer packte den Arm, ein anderer packte den Fuss, sie zogen ihn ans Ufer heraus; wie ihn die Mutter geboren hatte, blieb Bukutsch splitternackt. Alles kam heran, einer gab ihm ein Oberrock, einen anderer einen Leibrock, ein anderer gab ihm Waffen, sie machten ihn zu einem wahrhaftigen Helden. Bukutsch, der nichts anzuziehen gehabt hatte, als einen Pelz voll Läuse, fing an, als ihm die neue gute Kleidung zu Theil geworden war, auf dieselben zu sehen, an ihr zu zupfen, sie zu betrachten. «Was ist das, was er thut? er ist Е en 0 5 - 9 10 56 А. SCHIEFNER, abunila carade xanasul rekaraca. «Edin gurebin eb, Zindirgo Fijab retel "uruca indal nozoca Yuralda regola- rogojin au wugeu» abunila caraca. «Dosul retelgo sundul bukarab? zibgo nurtun bihulaanin dob» abunila rekaraca. «Baha habizego kolareb, baeadab almas-jaqutat qaé'arab retel bukanin» abunila af; «ebgo koarié'oanin, edinab retel dahabis esul bugeb» bacanila caraca, «umumuzulgo batarab istambul xirim bu- Каши Sazalda; helda guroni retelbuhi habularin dica; hanziseb zamanalda batuleb jaras bukiné'in eb». — «Bihanin, bihanin nezedagi, eoxahtun bihulaanin, {ad tolgo ‘arac qurab kuc bugoanin» abunila az. Itanila hanzi au, itanila, Soanila xanasul баридахе. Ех ede-exewe, cewe-naxe balahize tuhanila Buxué, kidago себе adinab bak bihié'ogo. «Asijego Sib? kidago rugbak bihié'eu 'adin wugin au» abunila xanas carade. «Edin gurebin; dur hinduda rak regolarogojin au wugeu, zindirgojal Фа! rugeful» abu- nila af. Jaéanila hanzi Buxuéije xanasul jas. Andica agi betada tojalda rixun rukun qaé'anila hanzi ai ebel- insuca rosasul rogoje jitize, emerab partal-qajigi fun, alda садах rekaralila, talabila, oloxabijila, jasalila, zurmixabijila, goloxabijila, Коб’оха Иа, dunijal- alanila. «Rug-bak gac’aze dun cebe-cebe inin, dida xa- dur ra@ajin» abun bekerun anila cer. Bekeranila ab, bekeranila, ‘emerab bekeranila, dahab bekeranila, $oanila é'e er boc ul curab aula- р, wie einer, der nie ein Kleid gesehen hat» sagten die Reiter des Chans zum Fuchs. «So verhält es sich nicht; da der Fluss seine gute Kleidung davongetragen hat, gefällt ihm die von euch gegebene nicht» sagte der Fuchs. «Woraus war seine Kleidung? sie schien uns wie ein Regenbogen» sagten die Reiter. «Die Kleidung war eine unschätzbare, aus lauter Diamanten und Rubinen verfertigt» sagte der Fuchs; «dies ist nicht so wichtig, denn hat er wenig solcher Kleider»? erzählte der Fuchs, «auf der Schulter hatte er eine stambulsche Büchse, die ihm von den Vätern zugekommen war; ausser dieser ist mir nun nichts leid, zu jetziger Zeit ist eine solche Waffe nicht zu finden». — «Auch wir haben sie gesehen, sie gesehen, wie sie glänzte, sie schien ganz in Silber gefasst zu sein» sagten sie. Nun ging er, ging, gelangte zum Palast des Chans. Hinauf, hinab, nach vorn, nach hinten fing Bukutschi an zu sehen, da er zuvor keinen solchen Ort gesehen hatte. «Was ist ihm? er ist wie einer, der noch nie ein Haus gesehen hat» sagte der Chan zum Fuchs. «Es ist nicht so; er hat kein Gefallen an deinem Palaste, da sein eigener besser ist» sagte der Fuchs. Es heirathete nun Bukutschi die Tochter des Chans. Nachdem sie eine Woche in dem (relage und Jubel verbracht hatten, bereiteten sich nun die Eltern die Tochter ins Haus des Mannes zu entlassen, viel Kleider und Geräthschaften gebend, mit ihr zugleich Rei- ter, Fussgänger, Jünglinge, Jungfrauen, Hornbläser, Trommler, Sänger, Volk die Menge. «Um das Haus zu bereiten werde ich voran gehen, folgt mir nach» sagend, lief der Fuchs davon. ‘Er lief, lief, lief viel, lief wenig, gelangte zur Steppe, die mit schwarzem Vieh (Rind- vieh) angefüllt war. «Wessen Vieh ist es»? fragte der Fuchs die Hirten. «Das Vieh des AWARISCHE TEXTE. 57 xalde. «Вост il»? higanila af 'uhbuda. «Azdahodal bugin» abunila az. «Worejin, worejin! azdahodal to- kab саг baxugejin, halti хип bugebin eful» abunila caraca, topgun, topxanagun, "aradagun, gumparagun anfgo pa@ahasul bo baë'ina bugebin elde tade baxun; boci efulin abunani nuigogi é'oalin; beter tec'ogo bosun Бое 101 inin; pa@ahzabigi Ningizaruleu, Buxuéixan aburau co xan wugewin; Неа hiqanigi boci he- sulin abejin noioca, ’adancin katalarewin пот nozode». Hebgi abun bekeranila cer, batanila azdahodal 601 rehed. Rohdoda паха "Па! rexabi ratanila: rexabi tun dorexun titaruxabi ratanila ; ezdagi паха rec aruxabi ratanila. Sijab bakalda tocebe furab hingi fun tanila at. Bekeranila cer, bekeranila, "emerab bekerun, dahab bekerun $oanila azdahodal xulbuxe. « Azdaho»! ahanila af, «azdaho! dur koarab éed-xink kodene’ebin dida; anfgo раб ahasul bo bac'ina bugin dude tade, topgun, topxanagun, "aradagun, gumparagun; duda heb tazabize itanin dun hanibe, $ib "amal habileb duca hanziv? — «Wai! dica habilebgo sib? hebgunijab bode dande baÿize koilarin dida, balahejin, cer, he- 615 dun bax'éize ‘adab bakgo»? abunila azdahojaf. Bitun abzar bafut co шеегапаь Xaril ‘агах bugo- апПа. «Halde zanibe fuhajin, xegojin, xegojin, bojal tade sola rugin» ahtanila cer. Dobehanibe x'ergi bi- Fizabulago tuhanila azdaho zanibe; ungabgo raxaldasan бип bedantanila caraca са, Ва! kinigi bezanila azdaho. Raë‘ina rugila hanzi babaraugi baharaigi zurmagun, qaligun, cere rekaralgun, xadur talabgun, toa- ee RE Dee pee — enter Drachen» sagten. Nehmet euch in Acht, sprechet nicht mehr den Namen des Drachen aus, seine Sache ist verloren» sagte der Fuchs; «mit Kanonen, Artillerie, Geschossen, Mörsern zieht nun das Heer von sieben Fürsten gegen ihn; wenn ihr saget, dass es sein Vieh ist, so tödtet man euch und ohne ein Haupt zu lassen führt man das Vieh fort; es giebt einen von den Königen gefürchteten Bukutschi-Chan genannten Chan; wer auch fragt, dem sa- get, es sei sein Vieh; darauf wird kein Mensch euch etwas sagen». Nachdem der Fuchs dieses gesagt, lief er, stiess auf die Pferdeheerde des Drachen; hinter der Pferdeheerde fand er Schaafheerden; die Schaafheerden verlassend, fand er Schnitter, nach diesen fand er Mäher. Überall verursachte er den Schreck, den er zuerst ‚verursacht hatte. Es lief der Fuchs, er lief, viel lief er, wenig lief er, gelangte zum Schlosse des Dra- chen. «Drache»! rief er, «Drache! ich habe dein Brot und Mehl nicht vergessen, es zieht gegen dich das Heer von sieben Königen mit Kanonen, mit Artillerie, Geschossen, Mörsern; ich bin hergekommen dir dies zu melden; was gedenkst dü nun zu thun»? — «Weh! was soll ich jetzt thun? gegen ein solches Heer bin ich nicht im Stande zu kämpfen; schau zu, Fuchs, giebt es nicht einen Ort mich zu verbergen?» sagte der Drache. Gerade in der Mitte des Hofes war ein berghoher Heuschober. «In diesen hinein begieb dich eilends, eilends, die Heere rücken schon heran» schrie der Fuchs. Das Heu zertheilend, kroch der Drache hinein; von den vier Seiten legte der Fuchs Feuer an, einer Wurst gleich wurde der Drache gebraten. Es kamen nun die jungen Eheleute mit Hörnern, mit Trommeln, mit Reitern vorn, mit Mémoires de l'Acad, Пар. des sciences, УПше Série. 8 — 5 ct 10 15 58 | А. SCHIEFNER, hijalda, "anxijalda, $oanila al @’e’er boc‘ul gurab aulaxalde. «Вос! #1»? higanila ’uhbuda ceresel reka- raca. Bukuéixanasul» abunila doz. Ifanila henisagi, $oanila rohdode tade. «Rehed fil»? higanila. «Buxu- éixanasul» abunila. Itanila henisagi, ratanila ’ijal rexabi. «Rexabi il»? higanila. «Buxudixanasul» abunila. Hebgo hiqi titaruxabazegi recaruxabazegi habunila, dobgo zawab azgi funila. Rixun, xagan x u- tanila kinalgo, Buxuéixanasul рос ul hisab habun. ziugo Buxuéni bagtun, turun inalde danila. Капа, Soanila al azdahodal (hanzi Buxuéil) xulbuxe. Dande itun kinabgo halmaëtigi naxbusinabunila caraca; tasa rugzabaxe baharalgi raxinarunila, Sorfa rugzabax Zibgogi éanila. Cuzugun wega-waxun guroni cogi Zojaful urgel bukiné'ila Buxuéida, Sijab zo carade tamun tanila as. Asul hal bihize xoarab x oilgi habun, dirgize cabigi harun, abzar bafut tibitanila сш cer. «Bala- hejin, Buxuéixan, neter cer xoarab 'adin bihulin» abunila 6uzujaf. «Talih bugoni, antcol tatalago xoize bugoanin, é‘al'un bukanin dida Вер паз» abunila Buxuéica, Tirsun ex edegi baxun ahanila caraca: «Bicinis-x a, bicinis ? nacil H'aéil bicinis? Fussgängern hinten, mit Schiessen, mit Lärmen gelangten sie zur Steppe, die mit schwar- zem Vieh angefüllt war. «Wessen Vieh ist es»? fragten die vorderen Reiter die Hirten. «Des Bukutschi-Chan» sagten sie. Sie zogen weiter, gelangten zur Pferdeheerde. «Wessen Heerde ist dies»? fragten sie. «Des Bukutschi-Chan» sagten (die Hirten). Sie zogen von hier, fanden die Schaafheerden. «Wessen Heerden sind dies»? fragten sie. «Die Heerden des Bukutschi-Chan» sagten sie. Dieselbe Frage richteten sie an die Schnitter und Mäher und diese gaben auch die- selbe Antwort. Alle staunten und wunderten sich, das Vermögen des Bukutschi-Chan zäh- lend. Bukutschi selbst wurde dumm und war daran verrückt zu werden. . Sie zogen, gelangten zum Schlosse des Drachen (des Bukutschi). Entgegen ziehend schickte der Fuchs das ganze Gefolge zurück; in die oberen Gemä- cher führte er die jungen Leute, in den unteren Gemächern liess er sich selbst nieder. Ausser mit der Frau zu liegen, hatte Bukutschi keine Sorge um eine andere Sache, alles übrige überliess er dem Fuchs. Um seine Stimmung zu erfahren, nahm der Fuchs den Schein an als sei er gestorben, die Zähne fletschend streckte er sich unten im Hofe aus. «Schau, Bukutschi-Chan, unser Fuchs sieht aus, als sei er gestorben» sagte die Frau. «Es ist ein Glück, wenn er noch siebenmal nach einander stürbe, mir ist dieser Taugenichts schon zum Überdruss geworden» sagte Bukutschi. Plötzlich aufspringend rief der Fuchs: «Soll ich erzählen, soll ich erzählen? Vom Lause-Hadschi erzählen ? AWARISCHE TEXTE. 59 hadil tumank bicinis ? habihanil bicinis » ? Nakalde ganila Buxué, haranila, "oadanila, beter é'oanila. tuhanila cer tasa. | Dahab mex aldasan ungoungotun xoanila cer. Hanzigi aful x'oil batinebilan Hinqun kisun moxmox- gun, zanibtun tanila Buxuéica ab. Bugila hanzigi cer ehedin. УП. C'e’erab cer. Wukanila wukanila co miskinéi, miskinéijasul 6'uharau wasgi wukanila; azul beterbaxingi, ergajaf rostal ’aéijade hoadi bukanila. C'in zinde erga $oarab mex'af itanila was ‘aéigun, itanila, $oanila ratad- raalde. Batanila asda henib salte гех ип co zalimab éua; ete tuhinegi kolarogo, xoizegi xolarogo é'oa- dila bugila ab. Heb sa ataf rosote шеи 61 dandetun ruhel banila as insude, ançilia Sugo hokogi baéun xex go tade $oajilan, Ewa é'oaze ete Ziugogi tuhanila. АПавази e ar baxun haranila é‘uica, abunila wasasde: « C'oagejin duca dun, ÿoaridtude дезафейт; co qoara arab gojaf batilebin duje dun». — «(оа- ra arab goja® kin batileb dida шип»? higanila wasas. «Dir ma arzugalaxa qotun cil bosejin duca» abunila Von der Lindenflinte erzählen? Vom Müller erzählen? Auf die Kniee stürzte Bukutschi, bat, weinte, schlug sein Haupt. Es verzieh der Fuchs. Nach kurzer Zeit starb der Fuchs wirklich. Da Bukutschi-Chan fürchtete, dass es auch jetzt nur Verstellung sei, schnitt er einen Fettschwanz entzwei und steckte ihn hin- ein. Es soll der Fuchs noch jetzt also sein. УП. Der schwarze Fuchs. Es lebte ein Armer, der Arme hatte einen hochfahrenden Sohn; um ihr Leben zu fristen hatten sie der Reihe nach die Hut der Dorfeskühe. Einmal, als die Reihe an ihn gekommen war, ging der Sohn mit den Kühen, ging und gelangte zum Meeresufer. Dort fand er einen auf den Sand ausgeworfenen ungeheueren Fisch; dieser vermag es nicht ins Wasser zu gerathen und da er auch nicht stirbt, zappelt er. Zu der Stunde da ihm ein ins Dorf gehender Mensch begegnete, schickte er eine Nachricht dem Vater, dass er fünfzehn Wagen nehmend rasch herbeikäme, selbst aber trat er ins Wasser um den Fisch zu tödten. Den Namen Gottes anrufend bat der Fisch und sprach zum Jüngling: «Tödte mich nicht, stoss mich in die Tiefe, am Tage der Noth wirst du mich finden». — «Wie werde ich dich am Tage der Noth auffinden?» sagte der Jüngling. «Aus meinen Nüstern ein Haar schnei- dend, nimm es» sprach der Fisch, «am Tage der Noth geh ans Ufer und verbrenne es. Be- A 8* 10 ot 10 15 60 А. SCHIEFNER, éu'ica, «qoara'arab qojat ra aldegi waé'un éurhejin duca eb, éurhun baxine an а dun tade». Qotun eilgi bosanila wasas cu uru un Tete 6 w'agi gezabunila. Ancilla $150 hokogun waé'un «kib bugeb éuar? higanila insuca wasasda. «(оага arab gojaf ba- Шт аще dun, bec ajin haranin éuica dieagi bec antanin» abunila wasas. Waganila asde emen, rix'ara- nila, é'oazejilan wortanila. tutanila was henisa, tutanila, $oanila co rohowe. Rohou soirdilago ra anila asda co ’егег; itanila au harfixe, balahanila cewe, bugila co gamus ’anab éanaoc, kibixarab ÿotoda horfob box gi qan. Wortanila was ab xoizejinan; "adamasul mac aldatun haranila бапаоса* «xogejin dun; hanisa box gi bor6'izabun, tasa co rasgi tun, bedantejin duca dun, qoara arab gojaf éurhejin duca heb газ, mafarab xulux borxize duda cebe éelin dun». Tasa co rasgi tun beé antanila wasas ab. Папа was henisa, itanila, "emerau ifun, dahau itun batanila asda zobalade arab co Soit, 50104а tohib xoik-c’udul bogen bugila, bosada zanir'isinal tané'i rugila, tade X'arun ina 1а66'6 erab boroh bugila. Tadegi kançun é'oanila wasas ab. Ahtanila asde tané'i: «Nezer ebel éanabe un bugin; eb baé'ine an ha- niwe waxun пейефа askou wukajin mun». Waxanila was tade. C'o zamanaldasan raganila lahé'eeral nax'al, сада] hural raxanila, € ad baze tuhanila, ba&'ina bugila xoik; aful kurfbuzul hoa'ija bagarizaburab huri-nax’ bukun bugo ab. Ba6’un restanila хо öotoda, soiruxeb rohgo ‘odob cunila. Abunila euduca wasasde: «Borzuneb 20 _ vor es verbrannt ist, werde ich herbeikommen». Der Jüngling schnitt ein Haar aus, nahm dasselbe und liess den Fisch ins Wasser. Mit fünfzehn Wagen kommend fragte der Vater den Sohn: «Wo ist der Fisch»? «Am Tage der Noth wirst du mich finden, lass mich los» bat der Fisch und ich liess ihn los» sagte der Sohn. Es schalt ihn der Vater, schimpfte ihn, stürzte auf ihn los um ihn zu tödten. Der Sohn entlief von dort, lief, gelangte in einen Wald. Im Walde umherirrend hörte er ein Gebrüll; er ging der Stimme nach, blickte vor sich, es war ein Hirsch, einem Büffel an Grösse gleich, mit dem Fusse haftend mitten in einem gespaltenen Baume. Es stürzte der Jüngling los um ihn zu tödten, mit menschlicher Stimme bat der Hirsch: «Tödte mich nicht, befreie den Fuss von hier, ein Haar ausreissend lass du mich los, am Tage der Noth verbrenne du dieses Haar, ich werde vor dir stehen, um den mir angewiesenen Dienst zu leisten». Nachdem der Jüngling ihm ein Haar ausgerissen hatte, liess er ibn los. Es ging der Jüngling von dannen, er ging, nachdem er viel gegangen, nachdem er wenig gegangen, traf er einen bis an den Himmel gelangten Baum, auf dem Gipfel des Baumes ist das Nest eines Adlerweibchens, in dem Neste sind kleine Jungen, hinauf klet- terte eine kohlenschwarze Schlange. Auf sie losspringend tödtete sie der Jüngling. Es rie- fen ihm die Jungen zu: «Unsere Mutter ist auf die Jagd gegangen, bis sie zurückkehrt, bleibe bei uns, hieher emporkletternd». Es kletterte der Jüngling hinauf. Nach einer Weile erhoben sich kohlschwarze Wolken, entstanden heftige Winde, es fing an zu regnen, es kam der Adler geflogen, von dem Schwanken seiner Flügel erhoben sich der bewegende Wind und die Gewitterwolken. Heranfliegend liess sich der Adler auf den Baum nieder, der umgebende Wald neigte AWARISCHE TEXTE. 61 askosan gotulareb dir tané'i rugeb &otode, zodusanis шип restarau, odosanis waxarau»? Was kataze ango tané'i katanila alde: «№ koanaze bac’ina bukarab Богов é'oanin as» abunila az, «hefije ’olo nezecago harun tade waxinawunin au, duda wihizawizegi, dudasa asije НЕ harizegiv. — «Ma hab» abunila xo- Коса, fun wasasuxe co mitirgi fun, «co goaridab gojaf éurhejin duca hab, batilebin duje dun, duca ha- _ burab КАТ becilebin diea duje». Gotodasagi re$tun itanila hanzi was, Мапа; горо taun, co kudijab aulaxalde дап Иа hanzi au. Henisa ’ebede inago, tutun asde dande ba@'ina co &eerab cer bugila, raxas ban аа xadur "emeral ugrulgi rugila. Дай хип soakoan bukun wasasda naxe kancun éanila cer. Ab é'oaze qas habunila wasas. « C'oagejin duca dun» haranila asda caraca, «hal ugrudasagi boré'izabun, tasa со rasgi tun be@antejin dun; co zahmatti garab gojaf éurkejin duca Вер ras, heb gojaf batilebin duje dun». Ugrulgi turizarun, tasa со rasgi tun, bed antanila wasas cer. Itanila was henisa; "emerau Нап, dahau itun $oanila со Saharalde. «Hobol hawilaris»? abun tuha- nila au cebe batarab rogowe. «Se hawulareu? hawilin, dir was» abunila éanii jikarai xerai Guzujat. ’odowukinawunila af au, koanazawunila, hegezawunila. Koanan waxarab mexaf éahar bihize inin abun, goatiwe tuhanila au. sich zur Erde. Es sprach das Adlerweibchen zum Jüngling: «Kein geflügeltes Wesen fliegt vorüber an dem Baum, wo meine Jungen sind, bist du vom Himmel herabgekommen, bist du von der Erde aufgestiegen»? Bevor der Jüngling sprechen konnte, sagten ihr die Jun- gen: «Er hat die Schlange getödtet, welche herankroch um uns zu verzehren» sagten sie. © = «Deshalb ist er auch, von uns gebeten, emporgestiegen, damit wir ihn dir zeigen, damit wir von dir für ihn eine Gnade bitten». «Da (nimm) dies», sagte der Adler, «indem er sich eine Feder ausreissend sie dem Jünglinge gab, an einem Tag der Noth verbrenne sie, du wirst mich finden, ich werde dir das von dir gethane Gute vergelten». Vom Baume herabsteigend ging der Jüngling nun, er ging, als der Wald zu Ende war, gelangte er dann auf eine grosse Ebene. Als er von dort weiter geht, kommt ihm ent- gegen gelaufen ein schwarzer Fuchs, in einer Kette sind hinter ihm viele Jagdhunde. Bis zur Erschöpfung ermüdet sprang der Fuchs hinter den Jüngling. Der Jüngling hatte die Absicht ihn zu tödten: «Tödte mich nicht, bat ihn der Fuchs, rette mich von diesen Jagd- hunden, ein Haar mir ausreissend lass mich los; an einem Tage, wo Beschwer dich trifft, verbrenne dieses Haar, an dem Tage wirst du mich finden». Nachdem er die Hunde ver- scheucht und ein Haar ausgerissen hatte, liess der Jüngling den Fuchs los. Es ging der Jüngling von dannen, nachdem er viel gegangen, nachdem er wenig ge- gangen, gelangte er zu einer Stadt. «Werdet ihr Gastfreundschaft gewähren»? sprechend trat er in ein vor ihm befindliches Haus. «Warum sollen wir sie nicht gewähren? wir ge- währen sie, Mein Sohn» sagte eine drinnen befindliche alte Frau. Sie hiess ihn sich nie- dersetzen, liess ihn essen, liess ihn trinken. Als er sich satt gegessen hatte, ging er aus, sagend, dass er ginge um die Stadt zu sehen. 0 1 < © 62 Be SCHIEFNER, Soirdilago $ahar bafute soarab mex af ratanila asda co é'ahijal, rorxatal rugzal; rugzal soirun ma- хи hobaf huharab éarmil xazix bugila, xazix rix un qazarun ’adamazul butrulgi rugila. Naxwusun itun higanila as xeralda rugzabazulgi butruzulgi. «Nezer раб ahasul co jas jigin, dir was» abunila xeraf; zZii- gogi зар heé‘ogo bercinai, ’agilai, ’uharai jas jigin ei; eful c'arixe ra&'unin hanire, ei jaéinejilan, pa- € akzabazul, nucabazul timal, dunijalalda rugelan abural baharzal; zii hararau éijase tabcol wax’eize nux Tolin et; wihié'oni esije ше gotigi habun; wibun паха gotun xozxoda betergi qazabulin; bofarau wax’öize unin, Kingarau naxwusun wa6arafuwe unin». «Bofarab tuhajin, dungi inin ei harize» abunila wasas. «Hagtugejin, dir was, ungejin mun» abunila xeraf; «деб’еь habunani heé'eb baé‘unebin tade; zobalda Sorf, rafalda tad, kin wax'éanigi elda wihié'ogo шип xutilarin» — «helgunijal baharzada biharab guris didagi bihileb? xoanigi waxanigi inin dun» abunila wasas. Пип &apujalde zaniwegi tuhun ahanila wasas: «Pad ah! waxajin qoatiwe dure wihize»! — «Ajin, dir jas, Fejin hesije zawab» abunila pad ahas jasalde. Xaladul toxtegi jaxun abunila af wasasde: «tabcol wax'éun dida wibié'oni dur jigin dun; guroni wibun xaduu gotun xozxoda qazabulebin dur beter, tajin duda eb». Inin dun wax éize, watejinx a, kin watule- wali» abunila wasas. Langsam wandelnd fand er, als er bis zur Mitte der Stadt gelangt war, ein mächtiges, hohes Gebäude, um das Gebäude herum waren Stahlpfosten, durchflochten mit Eisengerten, auf jeden der Pfosten waren Menschenköpfe gesteckt. Nach Hause zurückgekehrt, fragte er die Alte nach dem Gebäude und nach den Köpfen. «Unser König hat eine Tochter, mein Sohn» sagte die Alte; «dieselbe ist eine unendlich schöne, kluge, stolze Jungfrau, ihres Na- mens wegen kommen hieher um sie heimzuführen Kinder von Königen und Fürsten und so- viel in der Welt Helden genannt werden; dem Menschen, der um sie wirbt, gestattet sie sich dreimal zu verstecken, nachdem sie die Bedingung gemacht ihn zu heirathen, wenn sie ihn nicht erblickt; wenn sie ihn aber erblickt, ihm den Kopf abhauen und denselben auf einen Pfosten stecken zu lassen; wem es gefällt, der geht um sich zu verstecken, wer sich fürch- tet, der kehrt dahin zurück, von wannen er gekommen ist». «Was gefällig geschehe, auch ich werde gehen, um mich um sie zu bewerben» sagte der Jüngling. «Werde nicht toll, mein Sohn, geh du nicht» sagte die Alte; «wenn man Unnöthiges thut, überkommt einen Unheil, unter dem Himmel, auf der Erde, wo immer du dich versteckst, wirst du ihr nicht un- sichtbar bleiben». ««Soll nicht auch ich das versuchen, was soviele Helden versucht haben? ' Mag ich sterben oder davonkommen, ich werde gehen» sagte der Jüngling. Gehend gelangte der Jüngling in den Palast und rief: «O König, komm heraus, um den Schwiegersohn zu sehen». — «Geh, meine Tochter, gieb ihm Antwort» sprach der König zur Tochter. Auf . das Dach des Thurmes steigend, sagte sie zum Jüngling: «Wenn du dich dreimal versteckt hast, ohne von mir gesehen zu sein, so bin ich dein; wo nicht und wenn du erblickt bist, so wird darauf dein Haupt abgeschlagen und auf einen Pfosten gesteckt, wisse du dies»! «Ich werde gehen um mich zu verstecken, finde mich dann, wie du mich finden wirst?» sagte der Jüngling. AWARISCHE TEXTE. 63 Henisa itun soanila was ratadra’alde; éurhanila vil cil. «Мига $, was»? abulago ra'alde ba- é'anila 6ua; bicanila as. «tuhajin dida urhiwejan» hax'anila éu'ica Ка]; tuhanila was. Tasa gorte ratadgi gotun tinalde $oarab mex af salta éehgi cun éanila é wa. Xaladul toxtagi jaxundun ex'eje balahanila jas, exede balahanila, ungabgo raxalde ber tamunila, wihularila was. Heb sa’ataf cebesan ina bukarab é wide kal hax'anila kudijab @uwiea, wihanila jasalda was. «tuhajin qoatiwe, éu'ida urhiu wax'éun шип tobalarin» abunila af. Wac‘un cewe éanila au. «Ajin, waxé ejin kiabizegi» abunila фаза. Ifun Gurkanila wasas éanaocaful газ. Zurun cebegi baé‘un «murad $, was»? higanila at; bi- canila as. Mugzadagi rekinawun, naxe beter rex un doize turdulgi fun turanila henisa éanaoc, anfgo me er tun naxegi gerun co furul походе tuhinawunila af was, cewe begun ra baze zibgogi tuhanila. Balahanila jas, balahanila, ex eje balahanila, ex ede balahanila, hec'ila, wihularila was. Hanzini wihilarin dunan was wukago zuzudilago soirun tuharab totode beter hoa’anila сапаоса*, wihanila au ja- salda. «Noxoda wugin шип, wihanin dida, tuhajin goatiwe» ahanila af. Waé'un cewe éanila was. «Ajin, wax éejin tababizegi, Fikgo Zigar baxejin, taramagateseb пах bugin» abunila jasaf. Itanila was, ifun éurhanila as xokol mitir. Lapsan bac'un «murad $№, was»? higanila af; bica- Von hier gehend gelangte der Jüngling zum Meeresstrande, er verbrannte das Haar des Fisches. «Was wünschst du» sprechend kam der Fisch ans Ufer; er erzählte. «Tritt in mein Inneres», es sperrte der Fisch den Mund auf, es trat der Jüngling ein. Als der Fisch, nachdem er von oben nach unten das Meer durchschnitten hatte, auf den Boden anlangte, blieb er liegen, den Bauch auf den Sand legend. Auf dem Dach des Thurmes stehend, blickte die Jungfrau hinab, blickte hinauf, sandte ihr Auge in die vier Weltgegenden, konnte den Jüngling nicht sehen. Zu der Stunde 68- nete der grosse Fisch seinen Mund auf einen vorüberschwimmenden Fisch, da erblickte die Jungfrau den Jüngling. «Komm heraus, im Innern des Fisches kannst du nicht verborgen bleiben» rief sie. Hervorgekommen stand er vor ihr. «Geh, verstecke dich zum zweiten Mal» sagte die Jungfrau. Es ging der Jüngling und verbrannte das Haar des Hirsches. Flugs vor ihn tretend, fragte der Hirsch: «Was wünschest du, Jüngling»? Er erzählte. Ihn auf seinen Rücken setzend, seinen Kopf zurückwerfend und sein Geweih zum Halten gebend, lief der Hirsch von dannen, sieben Berge hinter sich lassend, liess er den Jüngling in eine Felsenhöhle eintreten, setzte sich vor dieselbe und fing selbst an wiederzukäuen. Die Jungfrau spähte, spähte, sie schaute abwärts, sie schaute aufwärts, es war nichts da, der Jüngling nicht zu sehen. Als der Jüngling dachte, jetzt würde sie ihn nicht sehen, da bewegte der Hirsch seinen Kopf gegen eine Fliege, die ihn umsummte und es sah ihn die Jungfrau. «Du bist in der Höhle, ich habe dich gesehen, komm heraus» rief sie. Her- ausgekommen, stand der Jüngling vor ihr. «Geh, verstecke dich zum dritten Mal, gieb dir ordentlich Mühe, es ist das letzte Mal» sagte die Jungfrau. Es ging der Jüngling, nachdem er gegangen, verbrannte er die Feder des Adlers. ot 10 © 64 А. SCHIEFNER, nila wasas. Tad augi rekinawun, tadhawajaldegi borzun, co é'e erab nax'ul baéajalde gorfegi tuhun, xirixize kurfbigi harun éanila xoik. Balahanila jas, balahanila, КГап balahanigi wihularila, heé'ila was. Hab nuxafni wihié'ogo woré'ula wugin dunan wasasda arab mexaf tutun bosun anila horoca пах’, wihanila au jasalda. «Wihanin, хо- Кода tad wugin шип, restajin боге» ahtanila ai. Wac'anila was restun. «Wacejin hau, quneun rexejin hasul beter» abunila раб’аваз nukarzabade. Rortanila al. Jasalda cewegi kançun, haranila wasas alda: «Ungabizegi wax6ize tejin dun; зах 6ajafe ’olo wihié'ogo x utizexinajis wugeu dun»? abunila as. «Те- _ zin, emen, ungabizegi au wax'cize; wax éanigi netedasa wor&uleb bak heé'in asul» abunila jasaf; qa- 15 bultanila раб ah. jun éurhanila hanzi wasas caradasa turab газ, «murad $iban»? kancanila ab cebe. tuhan $inab zogi bicun abunila as alde: «hanxa, emenxoajab! bixejin zaqga durgo hillabazul qoaé'a, .wihulareb ku- caxe wax cejin duca dun». Kantohilab megezaful, lakajazul qoalal eurau zuhutautun zibgogi baxun é'et- tun waxinawun lakajada forte wasgi weéan, abunila caraca: «Jasaful xalajalda cewesan inewin dun, tade ahilewin e dun lakajal ribize; heb mex’at doful hatidegi kançun surun un doful kokoda sorf wax - éun éajin шип; megez Telin gotize, elda mun wihanani». Sofort herbeikommend fragte der Adler: «Was wünschest du, Jüngling»? Der Jüngling er- - zählte. Ihn auf den Rücken nehmend, in die Höhe fliegend, unter eine schwarze Gewit- terwolke tretend und die Flügel ausbreitend, machte der Adler Halt. Es schaute die Jungfrau, schaute, soviel sie auch schaute, sie sah ihn nicht, der Jüng- ling war nicht da. Als es dem Jüngling vorkam, dass er diesmal ungesehen hervor- ginge, zerstreute und verscheuchte der Wind die Wolke und die Jungfrau sah ihn. «Ich habe dich gesehen, du sitzest auf dem Adler, steige herab»! sief sie. Es kam der Jüngling vom Adler herab. «Nehmet ihn, schlaget ihm das Haupt ab» sagte der König zu seinen Dienstleuten. Sie stürzten auf ihn los. Vor die Jungfrau springend, bat der Jüngling sie: «Gestatte mir, dass ich mich zum vierten Mal verstecke; kann ich wohl die Absicht haben, ungesehen zu bleiben trotz des Versteckens?» sagte er. «Gestatte, Vater, dass er sich zum vierten Mal verstecke, wenn er sich auch versteckt, giebt es doch keine Stelle, wo er uns entkommt» sagte die Jungfrau; der König willigte ein. Nun ging der Jüngling und verbrannte das.dem Fuchs ausgerupfte Haar. «Was wün- schest du, Jüngling»? fragend, kam er herbeigesprungen. Nachdem er ihm alles Vorgefallene erzählt hatte, sagte er zum Fuchs: «Wohlan denn! Vermaledeiter! zerreisse heute den Sack deiner Kunstgriffe, verstecke du mich auf unsichtbare Weise». Nachdem der Fuchs sich selbst in einen Juden mit lichtgelbem Bart und Saffianen unter dem Arm verwandelt hatte, dem Jüngling aber, nachdem er ihn in einen Floh verwandelt unter die Saffıane gelassen hatte, sagte er: «Ich werde vor dem Schlosse der Jungfrau vorüber gehen, sie wird mich hinaufrufen um die Saffiane zu sehen, zu der Zeit auf ihre Füsse springend und kriechend verstecke dich unter ihrem Busen, ich werde meinen Bart zum Abschneiden geben, wenn sie dich sieht». AWARISCHE TEXTE. 65 Balahanila jas, balahanila, Кце balahanigi wihularila alda was, dunijalgo tun arau ‘аш qunclah- tun wugila; Foatula, bixula bugila aful kijabgo ber. Heb mex al «lakajal rosileu? lakajal rosileu»? ahte- lago alde cewe $oanila zZuhutau! ahanila af au tade. ’ede un waxanila au tade; waxun rex'anila jasalda cere qoalal eural lakajal. Aful hatidegi Kançun, Surun un, kokoda &ог{ tepun éanila et. «Sibtula bugo, dir jas, wihularis»? ahanila рабаваз jasalde. «Wihularin, emen, dida bihuleb muxalda hee’in eu» abunila jasaf. «НК al habejin, #ik balahejin, dir jas» abunila insuca. КГап xal habunigi, КГап balahanigi wi- hié'ila аа was. «Wihularin, emen, hul qotanin dir wihijaldasa» abunila af taramagata. AY abigun ’odowegi kancun zindirgo suratalde wusanila was. Ma, exede gumpara foahanila, exebe ’arada Foahanila, #abunila чай, punila zurma, zititabi ahteza- runila, jaéanila wasase раб ahasul jas. Koanala, hegola, pula, Тара, Furdila, kancela, elgi tun, cil furdi habun, kinazulgo barkallagi bosun, noioxe dungi waé'ana tuhabaxarab bicine. УШ. Balajilgi Botilgi. Wukanila co раба, раб ahasul tabgo wasgi wukanila. Hab neteca bicinexina bugeb tuharab me- x at emengi хип Zalgo xutun rukanila al. Es schaute die Jungfrau, schaute, wohin sie auch schaute, sie sah den Jüngling nicht; als wenn er die Welt verlassen hätte, war er wie verschwunden; ihre beiden Augen wollten bersten und platzen. Zu der Zeit gelangte zu ihr der Jude: «Wer kauft Saffiane? wer kauft Saffıane» rufend. Sie rief ihn herbei. Eilends stieg er empor, als er aber angelangt war, warf er die unter seinem Arm befindlichen Saffıane vor die Jungfrau hin. Auf ihre Füsse springend und kriechend, versteckte sich der Floh unter ihren Brüsten. «Wie ist’s, meine Tocher, siehst du ihn»? rief der König der Jungfrau zu. «Ich sehe ihn nicht, Vater, in dem mir sichtbaren Raume ist er nicht» sagte die Jungfrau. «Gieb gut Acht, schau gut hin, meine Tochter» sagte der Vater. So sehr sie sich auch anstrengte, so viel sie auch hin- schaute, sie sah den Jüngling nicht. «Ich sehe ihn nicht, Vater, ich habe die Hoffnung auf- gegeben ihn zu sehen» sagte sie endlich. Sowie sie gesprochen hatte, sprang der Jüngling auf die Erde und kehrte in seine Gestalt zurück. Sieh, hinauf schoss man aus den Mörsern, hinab mit den Kanonen, man schlug die Trommel, blies die Hörner, blies die Flöten, es heirathete die Königstochter den Jüngling. Man isst, trinkt, bläst, schlägt, tanzt, springt, sie verlassend und für den Bärentanz von allen Lob einerntend, bin ich zu euch gekommen um das Vorgefallene zu erzählen. VI. Von Balai und Boti. Es lebte ein König und der König hatte drei Söhne. Als das, was wir erzählen wollen, geschah, war der Vater gestorben und sie zurückgeblieben. Mémoires de 1’Acad. Imp. des sciences, VIIme Série. 9 10 15 1 Qt © 66 А. SCHIEFNER, C'o zamanaldasan ra anila azda qilbaraful raxalda co paé ah wugewin, раб’аВази! co jasgi jigejin, zindasa reGun berharau &ijase guroni inarilan éarai. Qaé’anila wisun-kudijau wac eigun reéize ше; Yikab retanila, Fikab boréanila, Fikab rekanila, Fikgo rukajan wacadegi abun waxun itanila. Ianila au, itanila, &ahijal baidabi tanila, goaridal x'alal tanila, "atidab Tara qoianila, "emerau ifun, dahau Пип, watanila nuxia co xerau 61. «edei sib, dir was? kiwe walaharau, bisas beé ani»? hiqanila xeras. Bicanila wasas. «Hei jasis jafina, kudijau éijasul "aglojis bafina, dir was»? hiqanila xeras. «Dieagogi Felin bofarase "aqlo, hei jas jafinin dije dur "aglojaldasa» abunila as. «Nux.bitagi, dir was» xerasgi abunila. Itanila was, itanila, ‘етегаи Шип, dahau ifun $oanila jasaful insul $aharalde; itun, раб ahasul kawudax restanila au. Rortun raé'anila nukarzabi; cojas 601 koirt qunila, cojas }агаё bosanila, cogijaca rogowe Tuhinawunila, Yerferab Кош baé'anila asije, huinab hegel baé'anila, waé‘un holbox раб ahasul wazir 'odowukanila, bercinab katai habunila. Koanalago, heqolago, bicunago, tolago abunila waziras: «Hobol! murad $ib dur, xulux &b? $ qoaraelaf waé'arau haniwe»? «Dir murad раб айаз jasgun rei bugin» abunila wasas. «Нее waé'arau watani radal bag baquleb 'uzat Kadurtun azbarafuwe Товари, jas dude tade Nach einiger Zeit hörten sie, dass im Süden ein König lebe und dass der König еше Tochter habe, welche beschlossen hatte nur den Mann zu heirathen, der im Ringkampf sie besiegt haben würde. Es bereitete sich der älteste Bruder vor um mit ihr kämpfen zu ge- hen; gut kleidete er sich, gut rüstete er sich, gut stieg er zu Ross und, nachdem er den Brüdern ein Lebewohl gesagt, zog er davon. Er ritt, er ritt, liess breite Thäler, tiefe ‚Schluchten hinter sich, durchschnitt eine geräumige Steppe, nachdem er viel gegangen, wenig gegangen, traf er unterwegs einen alten Mann. «Wohin willst du, mein Sohn? wohin willst du, wenn Gott es zulässt»? fragte der Alte. Es erzählte der Jüngling. «Ist dir die- ses Mädchen lieb oder ist dir der Rath eines älteren Mannes lieb, mein Sohn»? fragte der Alte. «Ich selbst werde dem, der es wünscht, einen Rath geben, ich habe dieses Mädchen mehr lieb als deinen Rath». ««Der Weg sei dir recht, mein Sohn» sagte der Alte. Es ritt der Jüngling, nachdem er viel geritten, nachdem er wenig geritten, gelangte er zur Stadt des Vaters der Jungfrau; nachdem er gekommen war, stieg er ab bei dem Thor des Königs. Es kamen die Dienstleute herbeigestürzt, einer hielt die Zügel des Pferdes, ein anderer nahm die Waffen, ein anderer führte ihn ins Haus. | Vorzügliche Speisen brachte man ihm, süssen Trank brachte man ihm, es kam und setzte sich zum Gast des Königs Wesir, führte ein hübsches Gespräch. Als sie assen, tran- ken, erzählten, die Zeit hinbrachten, sprach der Wesir: «Gast, was wünschst du, womit kann man dir dienen? auf welchen Anlass bist du hergekommen»? «Ich wünsche mit der Königstochter zu ringen» sagte der Jüngling. «Wenn du deshalb gekommen bist, so sei morgen bei Sonnenaufgang bereit und tritt auf den Hof, die Jungfrau wird zu dir kommen» sagte der Wesir, «hast du Glück, so überwältigst du die Jungfrau, unterliegst du aber, so wird dir dein Haupt abgeschlagen und auf den Pfosten gesteckt». Nachdem der Wesir ÀÂWARISCHE TEXTE. 67 jaé'inejin» abunila waziras; «talih bugoni jasalda tadgelin mun, $orfgani qotun durgo beter xozxoda qa- zabulebtigi, Tajin duda» hebgi abun, waxun itanila wazir. Сад rekeje ’ec'ila wasase as bicarab rai. _ Rohine an matogi 5016'000, radal xegogo waxun azbarafuwe Tuhun, éanila au; soirun balahun xalggi bugila. Ratdafan qoatibe baggi fuhanila, baqul nur suinabun {ad retelgi retun, azbarafuje jasgi jac'anila. Jaé'un wasasda cejegi Gun, gorde naxe habun, keren bihanila af, rekedasa un, naxex un rex un anila Was, tade kançun, qotun bosun asul beter xozxoda laÿzadericagi gazabunila. ’urab mex horfob ban xadub kudijau wacasul xoil-raxin çex ezegi, Чапаш jasgun regizegi, ifanila hanzi horfoxeu мас. Ifanila au, itanila, етегац ifanila, dahau itanila, wacas tan $inab nuxgi (un, $0а- nila dougo хегазихе. Bicen x alat-habun Sibileb? wacasul "adin qotun xozxoda asulgi qazabunila beter, ’emer mexat balahun wukanila hitinau wac kudijal wacazul raé'inatux. Kingi al rusinceful itanila au, azul tuhabaxarab cexezegi Ganani jasgun recizegi. Itanila au, itanila, 'emerau ifun, dahau ifun, qase itun, qad ifun, wacada watarab bakalda wa- tanila dougo xerau. « Siu ’ede un ineu, dir was? kibe qurab nux, bisas bedani»? higanila xeras. Bica- па as «bercinai jasié jafina, kudijau éijasul "aglojis bafina, dir was»? higanila xeras naxojegi. «Bercinai jasgi rixinarin dida, rixiné'onigi cebexun kudijau &ijasul "aglo bafinin» abunila wasas. «Bofuleb batani dies gesprochen hatte, stand er auf und ging fort. Sehr missfielen dem Jüngling die von ihm gesagten Worte. Ohne bis zum Tagesanbruch geschlafen zu haben, stand er am Morgen früh auf und auf den Hof tretend stand er; ringsum schaute das Volk zu. Aus dem Meere hervor stieg die Sonne, in einem Kleide, welches das Sonnenlicht schwinden machte, kam die Jungfrau auf den Hof. Kommend und vor den Jüngling tretend, ihr Hemd zurückschlagend, zeigte sie ihm die Brust, die Besinnung verlierend, stürzte der Jüngling um, auf ihn losspringend schlugen ihm die Sclaven das Haupt ab und steckten es auf einen Pfosten. Nachdem eine gehörige Zeit dazwischen verflossen war, zog nun der mittlere Bruder aus, um zu erfahren Tod oder Leben des älteren Bruders und um, wenn es ginge, mit der - Jungfrau zu ringen. Er ging, ging, ging viel, ging wenig, legte jeden vom Bruder zurück- gelegten Weg zurück und auch er gelangte zum Alten. Was soll man nun eine lange Er- zählung machen? Wie das Haupt seines Bruders wurde auch das seinige abgeschlagen und auf einen Pfosten gesteckt. Lange Zeit wartete der Bruder auf das Kommen der älteren Brüder. Jedoch, da sie nicht wiederkamen, 70° er aus, um ihre Erlebnisse zu erfahren und, wenn es ginge, mit der Jungfrau zu ringen. Er ging, ging, nachdem er viel gegangen, wenig gegangen, Nachts gegangen, bei Tage gegangen, traf auch er auf der Stelle, wo die Brüder es gethan hatten, den Alten. «Welche Eile hast du, mein Sohn? wohin geht dein Weg, so Gott will»? sagte der Alte. Er erzählte. «Ist dir die schöne Jungfrau lieb oder ist dir der Rath des älteren Mannes lieb, mein Sohn»? fragte der Alte darauf. «Die schöne Jungfrau ist mir nicht zuwider, wenn sie mir aber auch nicht zuwider ist, 156 лай doch zuvor des älteren Mannes Rath lieb» sagte der Jüng- 9* 10 15 1 1 a 0 © 68 А. SCHIEFNER, mafizin dudago, dir was» abunila xeras; «hal bugotijal qubbat cix'inal gurewin recun 61 tolareu hei jasaf; gorde пахе habun keren bihulebin ef recize tuharau éijasda; elul keren bihun паха, tamaxtun ’odou ged'ogo x'utularewin kan Sulijaugi 61; regize tuharab mex al ’odore beralgi геб’ап, tade kançize ата! habejin duca: bihago бог! Felejin duca ei». Ки аи &ijase barkallagi fun Tabunila hanzi wasas, bacanila, Soanila jas jigeb saharalde. Kudijal wacal 'adin, padahasul kawudax restanila au; rortun raé'un éu Qunila nukarzabaca, kodosa }агаё bosa- nila, roqowe tuhinawunila. Bac’anila asije koanazegi hegezegi, tade wazir wadanila, huinab, bercinab mac bicanila, neteda taleb Кафа! janila. Radal bag baquleb ’uiaf azbarafuu hadurtun wukajin abun, naxe anila wazir. Вад baize ango waxun, azbarafuwe fuhun éanila was, Бад baqulago tade jasgi jac'anila. © Gorde naxe c'an bihanila af keren, afuxgo balahic'ogo, cojidasan tade kancun, kutun jasgun "odoi Типа wasas ai. «Telis, guazi, xoilis»? abunila hanzi wasas, gamunib x'anéargi Tun. «Tejin, durtanin hanzi dun» abunila jasal, «itajin ahanzi dida садах, rogowe 'edeun wugin dun» abunila as, aigi jeéantun. «lfinin dun, co dica bujurarab xulux duca tobarab mexal, guroni ja jaö'inarin ja ifinarin» abunila hanzi jasaf. «Didasa berharajani gotun dir beter xozxoda qazabilaanin duca» abunila wasas; hanzi berharau ’eé'ogo ling. «Wenn es dir beliebt, gebe ich dir Anweisung, mein Sohn» sagte der Alte» nicht durch Vorhandensein von Kraft und Überfluss an Stärke besiegt diese Jungfrau die Men- schen im Ringen, das Hemd zurückschlagend, zeigt sie die Brust dem zum Ringen sich an- schickenden Menschen; nachdem er ihre Brust erblickt, stürzt der noch so kräftige Mensch besinnungslos auf die Erde hin; wenn du zu ringen beginnst, schlage die Augen zu Boden und bestrebe dich an sie heranzuspringen, leicht wirst du sie überwältigen». Dem älteren Manne dankend, schlug der Jüngling nun sein Pferd, jagte einher und gelangte zur Stadt, wo die Jungfrau war. Gleich den älteren Brüdern stieg er bei der Königspforte ab; herbeistürzend, ergriffen die Dienstleute sein Ross, nahmen ihm die Waffen aus der Hand, führten ihn ins Haus. Man brachte ihm zu essen und zu trinken, es kam der Wesir herbei, er führte süsse, schöne Rede, er führte das uns bekannte Gespräch. «Morgen bei Sonnenaufgang sei du bereit auf dem Hofe» sagend, ging der We- sir zurück. Noch vor Sonnenaufgang aufstehend, trat der Jüngling auf den Hof, als die Sonne aufging, kam die Jungfrau, ihr Hemd zurückschlagend, zeigte sie die Brust, ohne auf sie zu sehen, mit einem Male auf sie losspringend, warf der Jüngling sie plötzlich zu Boden. «Soll ich dich am Leben lassen, Hündin, soll ich dich niederhauen»? sagte nun der Jüngling, ihr den Dolch an den Hals setzend. «Lass mich am Leben, nun bin ich dein» sagte die Jung- frau. «So zieh sofort mit mir, ich eile nach Hause» sagte er und liess sie los. «Ich werde gehen, wenn du einen von mir dir befohlenen Auftrag ausgeführt haben wirst, sonst werde ich dich weder heirathen noch mit dir gehen» sagte nun die Jungfrau. «Wenn du mich be- siegt hättest, hättest du mir das Haupt abschlagen und auf einen Pfosten stecken lassen, : AWARISCHE TEXTE. 69 dur xuluxgi tobaze 40]а bugin dica; koarié'in, mun éuiu ‘adan jigin, mun Тавахе dun tuhine behilarin; bujurejin, $ib xulux eb bugebali»? gansinisa baxun co mesedil pasmaq rex anila af asda сефе. «Haful halmas bil'un bugin, heb batun waé'ajin mun» abunila jasal. X'uliaxe pasmaqgi rex un rekanila was éoda, Fabunila, bacanila, itanila. tanila au, itanila, "eme- rau ifanila, dahau itanila, rorxatal mu'rul tanila, &oaridal x'alal tanila, &ahijal "oral gotanila, айда! bai- dabi tanila; heb halalda ilunago, inago, Soanila au co bercinab, tohol сигар aulaxalde; aulax bafut alzan- ’adab ax bugila, axil "adamasul ber gelel "adal rugzal rugila. Restanila au hagal rugzabax; hatiho ban éugi Беб’ап, tuhanila zaniwe, balahanila, wukine 61 guroni tokab kamurab 20 hecila, bafut gulgulijalda Cororab Tel hawuzgi bugila. Heb hawuzafuugi éordon, soakoarau €i weganila, Tizanila au. C'o zamanal- dasan tunktunkun woré'izawunila au cojas. «Le hudul»! abunila tade waé'aras, «dur insul axis ab bugeb, hatihogi ban zanibe би bec aze! waxajin tade; balahizin, hunarafe mun kinau wugewali»? Tirsun ехе- degi waxun balahanila was, wugila badisa nur bagarau 'oloxanéi, Codosanis duje hunar, éodasanis» ? higanila wasas. « Odosan» abunila dos. Recanila hanii kijaugo cocat; as hoa anila, dos hoa anila, koi- karanila, kolarila cojau cojasda rex'ize, Heb halalda qatanila, bagani шех Soanila, rox'ine "agartanila, — koie'ila cojau cojasda rexize. «'elin hanzi, we&ajin dun» abunila tade wac'arau 'oloxandijas; «meter ra- sagte der Jüngling, jetzt ist es nicht genug, dass ich dich besiegt habe, ich soll dir nun noch einen Dienst leisten; es thut nicht Noth, du bist wie ein Weib, es geht nicht, dass ich es so, wie du es treibst, treibe; befiehl, was hast du denn für einen Auftrag»? Aus dem Koffer einen goldenen Schuh nehmend, warf sie denselben vor ihn hin. Sein Genosse ist verloren gegangen, finde ihn und komm dann» sagte die Jungfrau. Den Schuh in den Ranzen werfend, stieg der Jüngling zu Pferde, schlug drauf los, jagte einher, ritt von dannen. Er ritt, ritt, ritt viel, ritt wenig, liess hohe Berge hinter sich, tiefe, tiefe Schluchten hinter sich, durchschnitt mächtige Flüsse, liess weite Thäler hinter sich; auf diese Weise einherreitend, gelangte er zu einer schönen, mit Blumen an- gefüllten Eibene, in der Mitte der Ebene war ein paradiesischer Garten, im Garten war ein Palast, an dem die Augen der Menschen gleichsam hafteten. Bei diesem Palaste stieg er vom Pferde, seinem Pferde die Fussfesseln anlegend, lies er es los, trat ein, schaute hin, ausser einem Menschen, der drin wohnte, fehlte durchaus nichts, in der Mitte war ein murmeln- des Bassin kalten Wassers. Nachdem er sich in diesem Bassin gebadet hatte, legte er sich ermüdet nieder und schlief. Nach einiger Zeit weckte ihn jemand, indem er ihn rüttelte. «He Freund»! sagte der Herbeigekommene, «ist dies der Garten deines Vaters, dass du dein Pferd gefesselt hineingelassen hast? steh auf; lass uns sehen, was für einer du an Heldenthum bist»? Sofort aufspringend, schaute der Jüngling, es war ein junger Mann mit leuchtendem Antlitz. «Ist dir der Kampf zu ebener Erde oder zu Ross»? fragte der Jüngling. «Zu ebener Erde» sagte jener. Es rangen nun beide mit einander, dieser schwankte, jener schwankte, sie kneteten einander, keiner vermochte den andern niederzuwerfen. Auf diese Weise wurde es Mittag, es kam Sonnenuntergang heran, es nahte die Dämmerung, es ver- mochte keiner den andern niederzuwerfen. «Jetzt wird es genug sein, lass mich los» sagte [ort - 0 ot 10 70 А. SCHIEFNER, dalgo wac'inewin dun recize, hadur wukajin шип; hab gohta паха dir Па! чай bugebin, qase heniwe koanahegezegi ajin шип, Ваши duje hobolti habize Gigi hec'in» hebgi abun anila au cewesa terhun. Папа hanzi wasgi asul ‘ijal qajijalde, rortun raé'un «u baéanila "uhbuca, kodosa jaraë bosanila, hama ’anab kuigi xun, ceta hurbi é'oanila, kudijab hobolti habunila. Koanan hegon twarab шеха* rax- raxun anila ВЫ; xutanila ceta cere au wasgi co hitinau "oloxaneigi. «Hab ’ijal beterhanéi $iu, hudul»? higanila wasas asda. «Habgunijab i co éuiu "adamaful bugin, 20001 rosase iné'ei jas 'adan jigin ei» abunila wehas, «hanir ‘agardago eful xulbigi rugin, xulbi hihun kigo azdahogi bugin». Wehasda nuxgi bicinabun, co kuidul qulaigi bosun, itanila was jasaful xulbuxe, itanila, $oanila, ka- wugi rahun Fuhanila zaniwe, kijabgo raxatan kigo azdaho bortanila asde (ade; kitun azda cebe kuidul qulaigi revun tuhanila was £aniwe rogowe, balahanila, wugila wegun fizun qad augun гебагаи ’oloxanéi. «Jaxajin, guaii»! abunila wasas, aful karanda koirgi Tun, «jaxajin tade; qad reéijaldasa qase reci Yik bihulin dida hanzi» kancun ex еде jaxanila jas, redanila cocat, as hoa’anila, 401 hoa’anila, kingi kolarila cocada rexize. Axirgi behungutijalde qarab шех’а qan qunila wasas aful koanarab keke culago bekarab 'adab harafgi baxanila, éehatade jasgi reGanila. «Durtanin hanzi dun, bofarab habejin hanzi» abunila at. der herbeigekommene junge Mann; «morgen früh komme ich ringen, sei du bereit; hinter diesem Hügel ist meine Schäferei, heute Abend geh dorthin um zu essen und zu trin- ken, hier ist niemand, der dir Gastfreundschaft erweisen könnte» nachdem er dieses gesagt hatte, verschwand er vor ihm. Es ging nun der Jüngling nach dessen Schäferei; die Hirten stürzten herbei und nah- men sein Pferd, nahmen ihm die Waffen aus der Hand, schlachteten einen Hammel von der Grösse eines Esels, befestigten die Bratspiesse auf dem Feuer, veranstalteten eine grosse Bewirthung. Als man mit Essen und Trinken zu Ende gekommen war, standen die Hirten auf und gingen fort; es blieben an dem Feuer zurück der Jüngling und mit ihm ein junger Mann. «Wer ist der Herr dieser Schaafe, Freund»? fragte ihn der Jüngling. «Alle diese Schaafe gehören einem Frauenzimmer, dasselbe ist noch eine unverheirathete Jungfrau» sagte der Hirt, «hier in der Nähe befindet sich ihr Schloss, und das Schloss hüten drei Drachen». | Nachdem er von dem Hirten den Weg sich hatte weisen lassen und einen geschlach- tenen Hammel mitgenommen hatte, ging der Jüngling zum Schlosse der Jungfrau, er ging, gelangte hin, öffnete das Thor, trat ein, von zwei Seiten stürzten die beiden Drachen auf ihn los; den Hammel vor ihnen entzweireissend nnd ihnen vorwerfend, trat der Jüngling ins Haus, er schaut hin, es lag schlafend da der junge Mann, der am Tage mit ihm gerun- gen hatte. «Steh auf, Hündin»! sagte der Jüngling, die Hand auf ihre Brust legend, «steh auf, es scheint mir jetzt besser zu sein bei Nacht zu ringen, als bei Tage zu ringen». Es sprang die Jungfrau auf, sie rangen mit einander, er schwankte, sie schwankte, auf keine Weise konnten sie einander niederwerfen. Endlich als man bis zur Unmöglichkeit gelangt war, drückte der Jüngling ihre rechte Brust, es erschallte ein Ton, als wenn eine Nuss gespalten wird, und die Jungfrau fiel auf den Leib. «Jetzt bin ich dein, thu nun was dir AWARISCHE TEXTE, 71 Heb sa'atal kalatan dibir waxanila, пис ixan budun waxanila, Halal mahari tunila, jaéanila wasas jas, rostanila, Faditanila. Rosfaditun tabgo sordo ban ungabilet qaé'anila was ше. Ш чата éuzujal asda: «Mun kiwe ineu, "edei sib dur, kisa маб’агаи, kiwe uneu éi тип»? bicanila as pa akasul jasafulgun tuhabaxarab, x'ul- zaxa baxun аа cebe pasmaggi rex anila. «Dir Katidasa bortarab разтад bugin hab; guroni, kisajin Нее : ab bukarab» abunila af; balahun aful halmaggi Funila af asuxe. Pasmagalgi xulzaxe rexun, К jikajan @uzujaldegi abun, rekanila was éoda, Tabunila, bacanila, Soanila; majan abun, rexanila kijabgo jasalda себе. «Balajilan ros wugewin, Botijilan éuiu jigejin, Вехи fuharab qisa-x abar tan waé'ani guroni, jadinarin duje dun» abunila af. Hoa’hoaanila was beter, rekanila éoda, itanila co kidago éi iné'eb nuxat "ebede. Itanila au, itanila, emerau itanila, dahau itanila, qase itanila, qad itanila. Heb halalda ifunago, inage, maarzugalaxa kaldibean nuxgi fun, ganila au axiraf batajab hawajaful, tamasajab rafaful, baqul gqojaf hasulab, сада! qojaf hurulab dunjalalde, Heniu hati- hoda éugi Веб ап, co zobalalde "arfalabi rec arab бою} restanila au. Soiruxeb dunjalaful x'al habulago, balahanila au, co zamanaldasan golol tohiwe, — xoik-e udun bosen bugila, zanir {ané'i rugila, ococ’an bugila Sijab ; asda naxasan bac'un, xarun ina bukanila azde iade beliebt» sagte sie. Zu der Stunde kam von dem Fhrenplatz der Mulla, von der Thüre her der Gehülfe, sie vollzogen die Eheceremonien, es heirathete der Jüngling die Jung- frau, sie wurden Mann und Frau. Nachdem sie Mann und Frau geworden und drei Nächte verstrichen waren, schickte sich der Jüngling wieder an weiter fortzugehen. Es fragte ihn die Frau: «Wohin gehst du, welche Eile hast du? von wo bist du gekommen, wohin gehst du nun»? Er erzählte das mit der Königstochter Vorgefallene, holte aus dem Ranzen den Schuh hervor und warf ihn vor sie hin. «Dieser Schuh ist mir von meinen Füssen gefallen, woher hätte sie ihn sonst haben können»? sagte sie; nachsuchend, gab sie ihm auch den Genossen desselben (den andern Schuh). Die Schuhe in den Ranzen werfend, seinem Weibe Lebewohl sagend, bestieg der Jüngling das Pferd, schlug drauf los, jagte einher, kam an; «da hast du» sagend, warf er beide vor die Jungfrau hin. «Es giebt einen Mann Balai, eine Frau Boti, wenn du mir nicht Nachricht bringst, was mit diesen vorgefallen ist, heirathe ich dich nicht» sagte sie. Es schüttelte der Jüngling den Kopf, bestieg das Pferd, ritt auf einem Wege, auf welchem noch niemand geritten war, einher. Er ritt, ritt, ritt viel, ritt wenig, ritt in der Nacht, ritt bei Tage. Auf diese Weise einherreitend, und einen Weg von den Nüstern bis zum Munde zurücklegend, gelangte er endlich in eine Gegend von besonderer Luft, wunderba- rer Erde, die an sonnigen Tagen kothig, an Regentagen staubig war. Dort liess er sein Pferd, nachdem er es gefesselt hatte, los, stieg unter einem Baume, dessen Zweige bis zum Himmel reichten, ab. Indem er die umliegende Gegend betrachtete, sah er nach einiger Zeit, auf dem Gip- ‚fel des Baumes war das Nest eines Adlerweibchens, drin aber Junge, ein jedes von ihnen сх — 5 ot 10 72 А. SCHIEFNER, tahbeterilab azdaho. Co FYaburaf tababgo betergi bortizabun, é'oan rex'anila as ab. Dahab тех horlob baxigun nax’ul Баба ’adin me’er-roh susazabulago baé’anila xoik, bac’un, restänila bosada. C'iré'idanila alde tane’i: «Le was»! abunila euduca, «dun dur ebeltanin, mun dir wastanin, dir rizun fusman &oan bugin duca; mafejin dida durgo xulux, kan kudijab bugonigi tobalin diea eb». «Balajilgi Botilgi ruka- lide Soizawejin dun, heb bugin habuni duca dije habileb xulux» abunila as. «Henire un, nit cojalein rusinarin naxe, mafejin cogi xulux, wegun, fizun mungi tun tobalin dica eb» abunila euduea. «Heé'in dir cogi xulux, mungo itinareb batani nuxagi bibizabejin dida Balajixe-Botixe» abunila wasas. «Xoize mungi weéan diea dunijal habilarin, rekajin dir mugzada» abunila euduea; rekanila was. Hoa anila xokoca Кг, coco hoaaraf coco meer tanila, ‘oral tanila, rafal tanila, tolago, inago reStanila co bor- xatab gohta; cere zodor сага! xulbi rugila. "odowe wasgi re$tinawun, abunila xokoca: «Balajil xulbi rugin hasal; esde ladegi un, bicunebab bicun, hiqulebab hiqun, eu toxlarab mexaf xexti habun naxwusajin mun, dur talih bugoni dide tade $oize'an duda xadub é'or rexilarin es; rexanani mun gurelgi roré'ié'elin, ja паха roré‘ilarelin». Ifanila was, $oanila xulbuxe. «Hobol hawilaris»? abun, zaniwe tuhanila: «Hawilin, hudul, se hawulareu?» abunila Balajica waxun waé'un, asul koirgi bosun. "Odowukinawunila Balajica au, sross wie ein Ochse. Hinter ihm herankommend, kroch empor zu ihnen ein dreiköpfiger Drache, mit einem Schlage schlug er ihm die drei Köpfe ab und warf sie hin. Nachdem wenig Zeit dazwischen verflossen war, kam gleich einer Gewitterwolke Berg und Wald in Schwanken setzend der Adler heran, und herbeigekommen liess er sich ins Nest nieder. Es zwitscherten die Jungen ihm entgegen. «He, Jüngling»! sprach das Adlerweibchen. «Ich bin deine Mutter geworden, du bist mir Sohn geworden, den Feind meiner Kinder hast du ge- tödtet, weise du mir einen Dienst an, wie gross er auch ist, ich werde ihn vollführen». «Schaffe mich in das Haus von Balai und Boti, das ist, wenn du willst, der Dienst, den du mir erweisen kannst» sagte er. «Wenn wir dorthin gehen, kehren wir beide nicht zurück, weise mir einen andern Dienst an; du kannst ruhen und schlafen, ich werde ihn vollbrin- gen» sagte das Adlerweibchen. «Ich habe keinen andern Dienst, wein du auch nicht gehst, so zeige mir wenigstens den Weg zu Balai und Boti» sagte der Jüngling. «Wenn ich dich in den Tod schicke, werde ich die Welt nicht sehen, steige auf meinen Rücken» sagte das Adlerweibchen; der Jüngling bestieg den Adler. Der Adler schwenkte die Flügel, bei jeder Schwenkung liess er einen Berg zurück, liess er Flüsse zurück, liess er Länder zurück, in- dem er sie zurückliess, liess er sich auf einen hohen Hügel nieder; vor ihm waren Thürme, welche bis zum Himmel reichten. Den Jüngling zur Erde absteigen lassend, sprach der Adler: «Dies hier sind die Thürme Balai’s, zu ihm gehend, erzähle das zu Erzählende, frage das zu Fragende, und wenn er sorglos ist, kehre du eilends zurück: wenn du Glück hast, wird er, bevor du zu mir gelangt bist, dir keinen Pfeil nachsenden, wenn er ihn nach- sendet, so haben sich andere, als du nicht gerettet und werden sich später nicht retten». Es ging der Jüngling und gelangte zu den Thürmen. «Wird Gastfreundschaft erwiesen ?» sagend, trat er ein. «Sie wird erwiesen, Freund, weshalb sollte sie nicht erwiesen werden» sagte Balai, indem er aufstand und seine Hand ergriff. Balai hiess ihn sich setzen, es fragte AWARISCHE TEXTE. 73 higaranila, bicardanila, gargadanila kijaugo. Raux rai bicunago hiqanila Balajica wasasda: «Woreja, hudul, rix'adasa waë'arau &i wugin, murad & dur, qoara el $ib»? bicanila as. «Gin koanazin» abunila Balajica, «cingi bicinin diea duje dirgi éuéujatulgi Fuhabaxarab». Ba@'inabunila Balajiea Кош. Koanan raxarab mexaf xutarab Кош agrida cebe tunila Balajica, agridasagi x utarab jastai gamad’hun jaxarai, nucida паха бага: Guzu "adamalda cebe tunila, kunarogo bukanila al; bosun cal borxanila Balajica, tu- hanila ai koanaze. Rakgo bukinc'ogo abunila wasas: « Sib "ajib-bahana darab hai éuiu "adamalda, hoji- dasa xufarab alda kuinabize»? «Dun Balai wugin» abunila Balajica, «hai dir éuéu Вой jigin; rosfaditun huinab halalda rukanin niz ‘emerab mex’at. Co zamanaldasan dun askou wegan $inaxe "azul ‘ап "adin, с ого! gono ‘adin Zindirgo éerx eorezabize juhanin Вой. Bicuneb ra'uda horfohorfob «naxwusun ineb mex a* co é'orgi еб alebin hudulasda xadub» abunila Balajica, «Saktanin dun аа» abunila Balajica, aful Xal habize fuhanin dun. C'o sordojat Fizungutijate olo tohisa burtin kilisgi sun, fade € angi Soan, wega- nin dun alda askou; kilis sudun Fizize kolarogo Татар Хой habun wukanin dun (ineb mex a co Korgi bes alebin hudulasda xadub). C'o zamanaldasan balahanin dun, raglidasa jaxun retelgi retun, goatije Ти- hun anin ai, waxun jaraÿgi ban, xaduu dungi itanin. Kigo би bukanin dir bofob, cojab horol, cojab nax’ul; horol éugi goatibe baëun rekun anin ai; пах’ éodagi rekun xadub dicagi tabunin (ineb mex'at sich, es erzählten sich, unterhielten sich beide. Wort auf Wort beantwortend, fragte Balai den Jüngling: «Hab’ Acht, Freund, bist du weither gekommen? was wünschest du? was hast du nöthig»? Der Jüngling erzählte. «Läss uns erst essen, sagte Balai, dann werde ich dir erzählen, was mir und meiner Frau begegnet ist». Es liess Balai das Essen kommen. Als sie das Essen beendigt hatten, warf Balai die übriggebliebene Speise dem Jagdhunde vor, das von dem Hunde Uebriggebliebene setzte er einem halb.zu Stein gewordenen und hinter der Thür stehenden Weibe vor, das Weib wollte nicht essen; Balai nahm die Peitsche und erhob dieselbe, da fing das Weib an zu essen. Unwillig sprach der Jüngling: «Welche Schuld haftet an diesem Weibe, dass du es zwingst das vom Hunde Uebriggelassene zu essen»? «Ich bin Balai» sagte Balai, «dies ist meine Frau Boti; Mann und Frau geworden lebten wir lange Zeit in angenehmem Verhältniss. Nach einiger Zeit liess Вой jedesmal, wenn ich bei ihr lag, ihren Leib einem Schneehaufen gleich, einer Eisscholle gleich erkalten. (Zwischen den Worten, die er sprach, sagte Balai: «Wenn er zurückkehren wird, werde ich dem Freunde einen Pfeil nachsenden»). «Ich schöpfte Verdacht gegen sie» sagte Balai; «ich fing an auf sie Acht zu haben. In einer Nacht, nachdem ich, um nicht zu schlafen, mich in den Daumen geschnitten und Salz darauf gestreut hatte, legte ich mich neben ihr, da ich wegen des Zuckens des Fingers nicht schlafen konnte, nahm ich den Schein an, als schliefe ich (wenn er fortgeht, werde ich dem Gast einen Pfeil nachsenden). Nach einer Weile sehe ich, steht sie von dem Lager auf, zieht die Kleider an, geht hinaus, auch ich stand auf, nahm die Waffen und ging ihr nach. Ich hatte zwei Pferde im Stall, das eine ein Windpferd, das andere ein Wolkenpferd, sie führte das Windpferd hinaus, bestieg es und ritt davon, auf das Wolkenpferd steigend, ritt auch ich davon (wenn er geht, werde ich dem Freunde einen Pfeil nachsenden). Voran ritt sie, hinterdrein ich, voran sie, hin- Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences, VIIme Série. 10 a 74 А. SCHIEFNER, hudulasda xadub co @orgi тех ilebin). Ceje-ceje ai itanin, xaduu-xaduu dun, ceje-ceje ai, xaduu-xaduu dun; kingi nax’ul éujaldasa ого] &u x'ex'ab bukun berzufa terhiné'onigi {olgo alda xaduu geze koïé'in dida. Не halalda inago nartzabazul xulbuxe Soanin niz; kalta éugi buhun, zanijegi fuhun tasa rugzabaxe jaxun anin ai; af buharafub éugi buhun, xaduu dungi Нант (ineb mex'aŸ co é'orgi beé alebin hudulasda xadub) 5 nuc agi rahun zanije fuhun aigi anin, kalta éun, dozda wihilaredux, zaniwe dungi balahanin. Balahanin dun, anfgo nartau wac wugoanin, anfasgo timalaca Ferferal rugabazul toro ‘ат ai cocaxe rexun rasandi habunin. Heb kucaxe rasandun &al "arab mex aŸ koanaze hegeze tuhanin al. Koanan heqan raxarab mex aŸ waé'anin cojau wac goatiwe, Faburab xoaléaca girizabunin diea esul beter; heb halalda antgojau waé'anin qoaliwe, antasulgo beter bortizabunin diea (ineb mexaf co é'orgi rexilebin hudulasda xadub). 10 X’utanin hanzi zanir aigi wisun hitinau wacgi, C'o éijase cogi dungi wugin abun, kodob x oaléengi quuxe tuhanin dun £aniwe, baxun x oaléengun dande wortun nartgi waé'anin, doje an kangun пейех balahun aigi éanin. Diea hoa’anin, dos boa anin; dosulaldasa talii berhunnigi hunar berhunnigi dica Yaburat qunçun bosun anin dosul cojab box, ’odou dougi reéanin, kancun goatije Fuhun aigi anin (co &orgi bee alebin ineb mex af hudulasda xadub), nartgi rexuntun, xaduugo dungi kancanin, dun xaduu geze’an, 15 вого! éujaldagi rekun rogoje jalahun futanin ai, nax'ul éodagi rekun xadub dicagi baçanin; dida ceje terdrein ich; jedoch das Windross war rascher als das Wolkenross, obschon sie nicht aus meinen Augen entschwand, so konnte ich dennoch nicht sie einholen. Auf diese Weise rei- tend gelangten wir zuden Thüren der Narten; beim Eingang ihr Pferd anbindend und eintre- tend, stieg sie in das obere Gemach; wo sie ihr Pferd angebunden hatte, band ich mein Pferd an und ging ihr nach (wenn er geht, werde ich dem Freunde einen Pfeil nachsenden). Die Thür öffnend, trat sie in das Innere, an der Thür stehend, von ihnen ungesehen, sah ich hinein. Ich sah, es waren ihrer sieben Narten-Brüder, wie Kinder einander einen buntfarbigen Ball, so warfen die Sieben einander meine Frau spielend zu. Als sie auf diese Weise bis zum Ueberdruss gespielt hatten, fingen sie an zu essen und zu trinken. Als sie mit Essen und Trinken zu Ende gekommen waren, kam einer der Brüder heraus, mit dem Schwerte schlagend, liess ich seinen Kopf herabrollen, auf diese Weise kamen sechs her- aus, allen Sechsen schlug ich das Haupt ab. (Wenn er gehen wird, werde ich dem Freunde einen Pfeil nachsenden). Es blieben nun drinnen sie und der jüngste Bruder. «Mit einem Menschen kann ich es allein aufnehmen» sagend und mit dem Schwerte in der Hand trat ich ein; sein Schwert ergreifend stürzte mir der Nart entgegen, fortspringend blieb sie auf uns blickend stehen. Ich schwenkte, er schwenkte; ob ich ihm nun an Glück oder an Kunst überlegen war, von meinem Schlage flog ihm ein Bein davon, er fiel zu Boden, sie aber sprang hinaus und davon (einen Pfeil werde ich naehsenden dem Freunde, wenn er geht), den Nart liegen lassend, sprang ich ihr nach; bevor ich sie einholen konnte, bestieg sie das Windross und sprengte nach Hause zurück; das Wolkenpferd besteigend, jagte ich ihr nach; vor mir nach Hause gelangt, nahm sie meine Wunsch-Peitsche in die Hand; so wie ich eintrat, schlug sie mich mit der Peitsche, «werde du in eine trächtige Hündin ver- wandelt» sagend; ich wurde in eine Hündin, deren Bauch mit Welpen gefüllt war, ver- AWARISCHE TEXTE. 75 rogojegi $un, dir muradaful с algi kodob un jikun jigin ai; dun zaniwe tuhingun, «qinab guaiitun waxa- gijin шип» abun, Tabunin af dida cal, ka azu! eh сигар guazitun waxanin dun (co é'orgi bec alebin hu- dulasda xadub). Heb halalda anfgo sonat 'ijal дааа habzada Sort x'utanin dun, mifabileb sonaf qaji- jaldegi jaé'un «guazitun wukarau "elin, 'orcentun waxagijin hanziv abun fabunin af dida cal, ‘orçentun waxanin dun, heb halaldagi x utanin anfgo sonaf ’ubbuze fin badula. Неа паха xeröutun waxagijin » abun, fabunin tababizegi af dida cal, waxanin xergutun. Wituxan dirgo rugzabaxe worzanin dun; ik шех horfob bantun паха, jac’anin Вой, jaé' un ша Ча calgi ban, fuhanin qoatije. zaniwegi worzun «cewe wukuxejau Balaitun waxagijin dunangi» abun Fabizabunin dicago dida delun bukarab cal, gorfgo wukarai Balai tuhanin dun (co 6’orgi bed’alebin hudulasda xadub). Bosun с algun wortanin dun hanzi qoatiwe аа xaduu; ’edeun zanije jac’ina jatanin dida ai, dida ber é'oaigun co koisab harafgi habun rekedasa un "odoiganin ai. « Hinqugejin mun, hinqugejin, é'oalarejin, xoilarejin dica mun; amma dida biharabni bibi- zabié'ogo telarin» abun, «qinab guazitun jaxagijan» Fabunin dica alda cal, jaxanin ai guazitun. Dungo wukarauan mexaf ’ijal qajijalda habzada &ortgi tun, ’orcentun jaxinajunin diea ai, helda паха jastai ’adantun, jastai gamaétungi jaxinajun, hojifa Xutarab koingi Fun, hadin hihun jigin dica ai (co &orgi bitilebin hudulasda xadub). Dur wacal é'oarai раб ahasul jasgi Botil jacin, hebgi tajin duda; éou dica wandelt (einen Pfeil werde ich dem Freunde nachsenden). Auf diese Weise blieb ich sieben Jahre lang unter den Hunden in der Schäferei, im achten Jahre kam sie zur Schäferei, «ge- nugsam bist du Hündin gewesen, werde du jetzt ein Maulesel» sprechend, schlug sie mich mit der Peitsche; ich wurde ein Maulesel, auf diese Weise blieb ich sieben Jahre und schleppte den Hirten Wasser, Darauf schlug sie mich zum dritten Male mit der Peitsche, «werde ein Habicht» sagend, ich wurde ein Habicht. Gerade flog ich nach Hause, nachdem eine gute Weile dazwischen verflossen war, kam Boti, als sie gekommen war, hing sie die Peitsche an den Nagel und ging hinaus. Hineinfliegend, schlug ich mich an jene herab- hängende Peitsche mit den Worten «ich werde in den früher gewesenen Balai verwandelt» und ich wurde der Balai, der ich zuvor gewesen war (einen Pfeil werde ich dem Freunde nachsenden). Ich nahm die Peitsche und stürzte nun hinaus ihr nach, ich fand sie eilend hineingehend, auf mich blickend, gab sie einen furchtbaren Schrei von sich, fiel in Ohn- macht auf den Boden. «Fürchte dich nicht, fürchte dich nicht, ich werde dich nicht er- schlagen, dich nicht niederhauen, allein das, was ich erlitten habe, werde ich von dir nicht unerlitten lassen» sagend, «werde eine trächtige Hündin», schlug ich sie mit der Peitsche. Eine Zeit, so lange wie ich gewesen war, liess ich sie in der Schäferei unter den Hunden und verwandelte sie dann in einen Maulesel, darauf sie halb in einen Menschen, halb in einen Stein verwandelnd, ihr die vom Hunde zurückgelassene Speise gebend, halte ich sie jetzt (einen Pfeil werde ich dem Freunde nachsenden). Die Königstochter, welche deine Brüder getödtet hat, ist Boti’s Schwester, wisse dies. Den Nart, dem ich das Bein abgehauen habe, hält dieses Mädchen heimlich vor dem Vater und dem Volk als ihren Mann unter dem Gemach, in dem sie selbst wohnt, in einer Grube und es ist ein Sohn da, den sie ihm geboren hat. Da hast du das mir und Boti Zugestossene, wenn du es wissen willst, sagte 10* © 10 76 À. SCHIEFNER, box gotarau паг ziigo jikunab ruggi бога buxun zanib ruqgi habun, insudasagi xalgaldasagi batgo ha- bun, zindijego rostun hihun wugewin hei jasaf, hesije hawurau co wasgi wugewin cful. «Habila dirgi Botil tuhabaxarab Taze bolani» abunila taramasata Balajica; «2000 hec'ogo gurejin hojifa x utarab koingi fun, jastai gamaétungi jaxinajun, hihun jigei diea ai; bihize Garabin аа bihula bugeb. Amma nax- wusuneb mexaf со боги beé alebin hudulasda xadub.» Balajil bicen tuharab mexal «co dur azbar-soirijafux balahizin» abun, qoatiwegi fuhun, Futun beé antanila wasas xoik carab gohte. Tade Soigun muzade augi rex un, ruli bicun hoa’anila xokoca kurfbi, baé'arab nux af пахе. Rorxatal murul tanila, goaridal x'alal tanila, tebelal rohal tanila, é'ahijal ratadal (anila, ша bugila ab pujica xamurab 'adin. Qoatiwe arau hobolasux balahun wukanila Balai, "emerab mex aŸ balahanila, wa6’unarila Zaniwe, qatize an balahanila, wac'iné'ila, bagani mex soize an balahanila, hec'ila. «Asije tuharab $?» abun goatiwe tuhanila Balai — mahcin hec'ila hobolasul, au Tutaraugi Tan, bedanila Balajica xadub &or, qoahan baxanila, hebgunijab dunijalgi tun co $obta naxe Sinkun ineb e umil korfoda, qandato bixarab "adin susanila Hulabi. «Soanis duda?» abunila с идиса wasasde. « Soié'in, koi’ab ’inda tasa rasal qunçulago anin, dur Sibtana?» higanila wasas. «Rofoda х0а6'050 boré'anin, neter talih 15 bugoni tokab rexilarin» abunila af. Tokab Balajieagi rexié'ila, раб ahasul Saharaful ra alde wasgi $01- zawun, naxbusun c’ungi anila. endlich Balai, es ist nicht ohne Grund, dass ich sie halte, indem ich die von dem Hunde übrigbleibende Speise ihr gebe und sie in einen Stein verwandelt habe; was sie erleiden sollte, erleidet sie. Allein, wenn er zurückkehrt, werde ich dem Freunde einen Pfeil nach- senden.» Als Balai’s Erzählung zu Ende war, sagte der Jüngling: «Ich will deinen Hof nebst Umgebung sehen», ging hinaus und lief zum Hügel, wo der Adler stehen geblieben war. So wie er hingelangt war, warf der Adler ihn auf seinen Rücken, sein Leben dransetzend, schwenkte er die Flügel zurück auf dem Wege, auf dem er gekommen war. Hohe Berge liess er hinter sich, tiefe Schluchten liess er hinter sich, Wälder liess er hinter sich, weite Länder liess er hinter sich, wie vom Sturme getrieben fliegt er. Balai wartet auf den hin- ausgegangenen Gast, er wartete lange Zeit, jener kam nicht hinein, er wartete bis zum Mittag, jener kam nicht, er wartete bis die Zeit des Sonnenuntergangs gekommen war, er ist nicht da; «was ist ihm geschehen?» sprechend ging Balai hinaus — es ist keine Spur vom Gaste da. Da er wusste, dass jener geflohen war, sandte Balai ihm einen Pfeil nach, pfeifend traf er die Flügel des Adlers, der eine solche Strecke schon zurückgelegt hatte und hinter dem Bergrücken verschwand, wie aus einem zerrissenen Kissen flogen die Fe- dern. «Hat er dich erreicht?» sprach das Adlerweibchen zum Jüngling. «Er hat mich nicht getroffen, über dem linken Ohr die Haare durchschneidend flog er, was ist mit dir?» fragte der Jüngling. «Ohne dass der Knochen verletzt worden, bin ich davongekommen, wenn wir Glück haben, sendet er keinen Pfeil mehr nach» sprach er. Balai sandte keinen Pfeil mehr und der Adler ging, nachdem er den Jüngling zur Königstadt geschafft hatte, wie- der zurück. | AWARISCHE TEXTE. S 71 ziugo jasalul emen раб авот wacun, wazirgi waéun, kinabgo xalggi bakarun itanila hanzi was ja- salde tade; bicanila as Balajica indije bicarab. «Tolgo heresi bugin dur, bibuncin watilarin duda Balai; co ‘agi éi wor&’ulareb Balajin é'arita, kin woré'arau mun? $ hunaraful 61 mun batago?» abunila jasat. «Heresijabgi unjabgi taze, halul rugalde £orle wagejin шип» abunila wasas paé'aliasde, «heniu Bala- jica fugarau af rostun hihun wugeu reqau nartgi watié'oni alije hawurau esul wasgi майб’от dun he- resijau wugin, é'oajin duca dun; ratani hai guazuje ebgo habejin.» at Badisa fergi un, kal gotun sorola xutanila jas, qoqab rai fadtanila hanzi jasaful sijab koisti, Sijab xubti.. «Dudatun basratanin dir beter» abun é'oanila раб ahas Zindirgo jas, wasas nartgi C'oanila, nar- tasul wasgi é'oanila. Helgunijal hunaralgi harun, helgunijal balahadasagi wor‘ un, Zindirgo Guzugi jaéun, ifun insul ul- kajalda pac’ahtun Ganila au was. IX. Wacgi jacgi. Rukanila, rukanila co rosfadi, ezul anfgo wasgi wukanila; éalgogi сада! beéedal бат rukanila al. C'otijal hari habunila allahasde éuiujatgi rosasgi: «ja allah» abunila az, «anfgo wasgi Ниши duca Nachdem er den Vater der Jungfrau, den König, mit sich genommen, den Wesir mit sich genommen, das ganze Volk versammelt hatte, ging der Jüngling jetzt zur Jungfrau; er erzählte, was Balai ihm erzählt hatte. «Alles dies ist eine Lüge, du hast den Balai sogar nicht gesehen, kein Mensch entgeht dem Pfeil des Balai, wie bist du entkommen? Was für ein besonderer Heldenmensch bist du?» sprach das Mädchen. «Um Lüge und Wahrheit zu wissen, schau du unter ihrem Gemach nach» sagte der Jüngling zum König. «Wenn sich dort der von Balai verwundete, von ihr als Mann gepflegte lahme Nart nicht findet, sowie sein Sohn, den sie geboren, dann bin ich ein Lügner, dann tödte mich; wenn sie sich aber finden, so thu dasselbe mit dieser Hündin.» : Aus dem Gesicht schwand der Jungfrau die Farbe, sie schwieg und blieb zitternd, kurz es kam zu Tage jegliche Schlechtigkeit, jeglicher Schmutz der Jungfrau. «Durch dich ist mein Haupt geschändet worden» sprechend tödtete der König seine Tochter, der Jüng- ling aber tödtete den Nart und den Nartensohn. Nachdem der Jüngling so viele Heldenthaten vollbracht hatte und aus so vielen Un- glücksfällen hervorgegangen war, nahm er seine Frau, zog in das Reich des Vaters und wurde König. IX. Bruder und Schwester. Es lebten Mann und Frau, sie hatten sieben Söhne, und sie selbst waren sehr reiche Leute. Einmal beteten die Frau und der Mann zu Gott: «О Gott», sprachen sie, «du hast 78 . А. SOHIEFNER, nezeje; mifabize co jasgi Tejin, rogob bukuneb биёа adamaful xulux habize; nizgogi kodotun rugin hanzi.» Qabul habunila allahas azul hari: qinai fuhun zindir ‘uéalda jas hajunila doi 6uzujaf. Оо barab пех aË moc barai 'adai Fuhun, ое barab mexat Ha ага ’adai fuhun, co zalimai 20 eze rekanila ai jas. 'Uluzul rehed bukanila azul; anfaugo wasas ergajaf hibulaanila eb. C'o gojaf zindirgo ergagi tuhun 5 wadanila rogowe wisun kudijau wae. «Kudijab 'alamatti tuhanin zaga», abunila as; «bitun qatul "uzalda co lahé'e erab, sibali talareb zo kancanin rohdote; heb saataf kaldib co ’alagi gan berzufa terhanin eb; sorola punx ijalda rehedgi bukanin.» Hebgo Zindir erga Tuharab mex af xaduseu wacasgi bicanila ; qoqab rai: antaugo kudijau wacasul ergajalda tuhanila heb "alamat. Мапа hanzi rohdode indirgo ergajaf wisun hitinau was. Bitun qatul "uzalda zodusan baé'un reéanila rehed bafut lah&’eerab, nax'ul Баба ’adab #0; 10 kaldib "alagi gan, hawajalde baxanila ab. Cehatadegi wegun, han beë antanila wasas xadub or, "odobe bortun ’alagi bac’anila, cebesa dobgi terhanila. | zindir erga tuharab тех at rogowe itanila au was. Rogowe $oarab mex al ebel-emen, wacal, ki- nalgo tadrusun, jacaful koir buhinexina ratanila asda al. Balahanila augi, jacaful ogokoiralda zindirgo &aril rugun bibanila asda. «Afije Fuharab $ib?» higanila as. ctac'ogo Zinxago nus qan bugin «abunila 15 doz. «Gurin, dir é'aril rugun bugin heb; hai пефег jas 'adan gurin, xart ош ai; ‘ulul xamuleigi ajin. uns sieben Söhne gegeben, gieb uns achtens eine Tochter, um die weibliche Arbeit im Hause zu verrichten; wir selbst sind nun schon alt geworden.» Gott erhörte ihre Bitte: diese Frau wurde schwanger und gebar zu ihrer, Zeit eine Tochter. Wenn dieses Mädchen einen Tag gelebt hatte, schien sie einen Monat gewachsen zu sein, wenn sie einen Monat gelebt hatte, schien sie einem Jahre gleich gewachsen zu sein, so schoss sie zu einem ge- waltigen Wesen heran. _ . Sie hatten eine Stutenheerde, die sieben Brüder hüteten dieselbe der Reihe nach. An einem Tage kam der älteste Sohn nach Hause, als er seine Reihe bestanden hatte. «Ein grosses Wunder ist heute geschehen», sagte er, «gerade zur Mittagszeit sprang ein kohl- schwarzes Ding, ohne dass man wusste was es sei, in die Heerde, in derselben Zeit eine Stute in den Mund packend, entschwand es aus den Augen, die Heerde aber zitterte und schnaubte.» Dasselbe erzählte, nachdem seine Reihe vorüber war, der nachfolgende Bruder; kurz: als die sechs älteren Brüder an der Reihe waren, geschah dieses Wunder. Es ging nun, als seine Reihe gekommen war, der jüngste Bruder zur Heerde. Gerade um die Mit- tagszeit stürzte in die Mitte der Heerde ein kohlschwarzes, wolkenähnliches Wesen, in den Mund eine Stute nehmend, erhob es sich in die Lüfte. Den Bauch nach oben sich le- gend, sandte der Jüngling ihm einen Pfeil nach, zur Erde stürzte die Stute, das Wesen aber entschwand. Als seine Reihe vorüber war, ging dieser Jüngling nach Hause. Als er nach Hause gekommen war, fand er, dass Vater und Mutter, die Brüder alle hinzustürzend, die Hand der Schwester zu verbinden sich anschickten. Er blickte hin, in der Handfläche der Schwe- ster sah er die Wunde von seinem Pfeil. «Was ist ihr zugestossen?» fragte er. «Unbewusst hat das Messer sie verletzt», sprachen sie. «Nein, es ist dies die Wunde meines Pfeiles, ` AWARISCHE TEXTE. 79 C'oaze jigin ai abanzi; guroni hada an hitingo 'ulul x'unel af, паха dunijal- alango telarin» abunila as. Ror- tanila tolgojal asde tade. C’ohogo jigei jas éoaze'an, пай kinalgo xun Fikilan, ebel-emen aktanila; mungo &oalin nezeca abun, wacal xuidanila. «НК bugin; rukajin nuigo heigi 'un» abunila as. Hebgi abun, itanila au goaliwe fuhun. Itanila au, itanila, 'emerau itanila, dahau itanila, batajab ulkajalde waxanila, kudijab rosote $oa- nila. Heb rosot co timer-beter heé'el xeral éaazul dowe restanila au hoboltun, zalgogi "emerab рос’ beterhabi rukanila el. Hoboltungo wihié'ila azda au, zodvje allahas Yurau wastun wihanila, batajab ba- kalde wré oé'ogo zododago askou hihanila az au. Wukanila au heniu, wukanila; moc banila; kigo-tabgo banila, da anila, kigo caqagaqab hoigi bukanila as hihun; cojalde саг hatida 'eder bukanila, cogijalde "indacoder bukanila ; rukinegi raxsada ruhun rukunaanila al. Co zamanalda abunila as ziu hiharal ebel-insude: « Nezergo rafaldex un rak tamun bugin dir, eniwe co biharaize un waé'inin dun. Nagah hal dir habzaca rurudun raxsal turkani naxbalatié'ogo rec antejin no2oca el.» | ЦапЙа au, itanila, ifunago, inago insul rosote "agartanila: со roso bihuleb gohtegi waxun balahanila au, tolabgo roso tatalaqun, é‘untalije busun bugila, co guroni x'ui baquleb bakgi heé'ila; ifanila au eniwe, diese unsere Schwester ist kein Mensch, sie ist ein Kart, sie ist es, die unsere Stuten ent- führt; man muss sie sofort tödten, wo nicht, so verschlingt sie so klein (jung) die Stuten, später wird sie die ganze Welt nicht verschonen.» Es stürzten alle auf ihn. «Bevor wir un- sere einzige Tochter tödten, ist es besser, dass ihr alle umkommet», riefen Vater und Mutter; «dich selbst werden wir tödten» sagend lärmten die Brüder. «Es ist gut, möget ihr und sie euch genug sein» sagte er. Dieses sagend, ging er aus dem Hause fort. Er ging, ging, ging viel, ging wenig, kam in ein anderes Reich, gelangte zu einem grossen Dorfe. In diesem Dorfe stieg er als Gast ab bei alten Leuten, welche keinen Kopf Kinder hatten, es waren dieselben aber Besitzer eines grossen Vermögens. Sie sahen ihn nicht für einen Gast an, sie behandelten ihn als einen ihnen von Gott gegebenen Sohn, ohne ihn an einem anderen Ort zu lassen, ernährten sie ihn bei sich selbst. Er lebte und lebte dort, lebte einen Monat, lebte zwei, drei Monat, lebte ein Jahr, er hielt sich zwei ausgezeichnete Hunde; der eine hiess Schnellfuss, der andere Scharfohr; es waren dieselben an der Kette angebunden. Einstmals sprach er zu seinen Pflegeältern: «Mein Herz sehnt sich nach unserem Lande, ich werde hin, um mich zu erkundigen und werde dann zurückkommen. Wenn plötzlich diese meine Hunde winselnd die Ketten zerren, so lasset sie los ohne euch umzu- sehen (unverzüglich).» Er ging, ging, als er gegangen, gewandert, nahte er dem Dorfe des Vaters. Als er einen Hügel erstiegen, von dem das Dorf zu sehen war, schaute er hin, das ganze Dorf war der Reihe nach in Trümmer zerfallen, nur an einer Stelle steigt Rauch auf; er ging dorthin, kam hin, trat ein, er fand seine Schwester, sie war zu einer schrecklichen Kart — 5 © > © 80 А. SCHIEFNER, soanila, tubanila Zaniwe, jalanila Zindirgo jae, zalimai хаг ‘un jigila ai, jox arab Хой habun qunéanila ai asda, ‘odowukinawunila, wacan rukan abunila, Hedin gargalago, hiqarilago tuhanila ai qoatije; fun baxun X'un bedantanila af asul 601 cojab box. éanijegi Тип abunila a: «wac» abunila, «tabbox/ilab éoda rekunis waé'arau?» «Un, jac» abunila as. #0101 goatije fuhun x'oanila af cogijab box ; zanije jad'un abunila hanzigi: «wacn abunila, «kibox'ilab вода rekunis waé'arau?» «Un, ав» abunila as. Heb halalda éol ungabgo box gi x'oanila af, taramasata qarqallagi x'un abunila wacasde: «wac», abunila, «éugo he- &ogo, telgojis waé'arau?» «Un, jac» abunila as. Hanzi erga dide bugin, anila asul rakalde. «Jac» abu- nila as, «мафии wugin dun, dahab Кош habejin, eb tu'ize an dungi toxte waxun wukinin, dunijal bihize.» «МК bugin, wae, waxajin; hatal agi kantul taladoxa боге redan wukajin mungi, dida rihize» abu- nila af. Au toxte waxarab mex’af kancun baé'anila asda себе со ‘цих’, «X'ex alan beterafe ‘ата! habejin » «abunila af, «guroni &ib habize qas dur? ebel-emengi x'oaralin af, wacalei x’oaralin. Dun xutize’an ulkajaldago ruhé'agojab 20 te&’ebin af, dungi henibe kancun, dobe tutun halil madaraf dirgo ruk hihun bugin.» «Киш tutileu dun? tutajafe ’olo, kin worcileu?» abunila as. «Kantul taladoxa gorfe kijabgo &akmagi dalizabejin. duca, mungo aniu wugeutun deze» abunila ’onx'oca; «doi katani dande rai dica Yelin; tutajin hanzi naxbalahié'ogo.» Kijabgo éakma taladoxa gorfegi beéan, хех habun пах bosanila herangewachsen. Ein freudiges Aussehen annehmend, umarmte sie ihn und hiess ihn sich setzen, nannte ihn «Bruder», nannte ihn «ihr Leben.» Also sich unterhaltend, fragend ging sie hinaus, zog seinem Pferde ein Bein aus und verschluckte es. Ins Zimmer tretend, sagte sie: «Bruder», sagte sie, «bist du auf einem dreibeinigen Pferde gekommen?» «Freilich, Schwester», sagte er. Wiederum hinausgehend, verschluckte sie das andere Bein; hinein- gehend, sprach sie jetzt: «Bruder», sagte sie, «bist du auf einem zweibeinigen Pferde ge- kommen?» «Freilich, Schwester», sagte er. Auf diese Weise verschlang sie alle vier Beine des Pferdes, endlich den Rumpf verzehrend, sagte sie zum Bruder: «Bruder, sagte sie, bist du ohne Pferd, zu Fuss gekommen?» «Freilich, Schwester», sagte er. «Jetzt ist die Reihe an mich gekommen», schien es seinem Herzen. «Schwester, sagte er, ich bin hungrig, be- reite ein wenig Speise; bis sie bereitet ist, werde ich aufs Dach steigen, die Welt anzu- sehen.» «Es ist gut, Bruder, steige hinauf, die Füsse aber lass ins Fenster des Daches her- abhängen, damit ich sie sehe», sagte sie. Als er aufs Dach gestiegen war, kam auf ihn eine Maus losgesprungen. «Rasch sorge für deine Rettung», sagte sie, «wo nicht, was hast du vor zu thun? Sie hat Mutter und Va- ter verschlungen, sie hat die Brüder verschlungen. Bis auf mich hat sie in der Gegend kein belebtes Wesen übriggelassen, auch ich rette mein Leben hierher springend, dorthin laufend mit Mühe.» — «Wie dann werde ich fliehen? trotz der Flucht wie werde ich ent- kommen?» sagte ег. »Durch das Fenster der Decke hänge du deine Stiefel hinab, dass es ihr vorkomme, als seiest du dort» sagte die Maus, «wenn sie spricht, werde ich ihr Ant- wort geben; fliehe, zieh ohne dich umzusehen.» Nachdem der Jüngling beide Stiefel in die Fenster der Decke gehängt hatte, stürzte er eiligst auf den Weg. Die Kart sprach, die ÄWARISCHE TEXTE. 81 hanzi wasas. Хам katanila, 'unx' katanila, ai gargadanila, dob gargadanila. «Wac! waéajin koanaze» allanila xartica. «Cajin dahab mex af» abunila 'onx’oca. «Хех habejin, Кош с ога bugin» ahanila af. « Cajin dahab шехаЪ abunila naxojegi ’onx'oca Celin, restajin dorfe» ahanila a Tababizegi; dobgo za- wab Yunila 'onx’oea. Cin baxun turkAnila af kijabgo éakma, raxun ra@’anila dol, xadub baé'uneb zo he- é'ila. Qoatije kancun balahanila ai, &eerab tanktun eewesa wilun ina wugila wac. Jortanila ai xadui, jortanila, jortanila. Balahanila was naxe, jigila xadui 'untula: «Ja allah», haranila as, «fo heé'eb ‘ог begagijin niz kijadago horfob!» beganila ог. Co сай tamun baxanila xartica ab. «Ja allah» haranila as kiabizegi, «nux hec'eb Фиги éagijin ni kijadago horfob !» Canila, C'in kancun jaxanila xart tade: «Ja allah!» haranila as tababizegi, «nax'uf kar curab éoitgi bizagijin, helda tohiu dungi tegijin» fuhanila as haruxe. Tade soanila xart, 'ostoje "us baxanila af, "orfoje botrodasa {un газ gunila, exebe Tabunila, ex ede | Fabunila. Ra’alde bakarun öoit begize "agararab mex al «hatida eder, ‘indaçodor» ahanila as. Ruf turab ’adin baé'anila kijabgo Пот; baé'un kijabgo raxatan reéun, kihijixun rex anila az xart. Gorfe restun xaduı habigi harun ша wukanila au. «Wae! dun hanijis telei?» abunila co tanxide tade arab bidul tankaf «Telarin, jac» abunila as; bosun torob qazabunila as dob lamax, Maus sprach, jene redete, diese redete. «Bruder! komm essen», rief die Kart. «Warte ein wenig», sagte die Maus. «Beeile dich, das Essen wird kalt», rief sie. «Warte ein wenig», sprach wiederum die Maus. «Es ist genug, steig herab», rief sie zum dritten. Mal; die Maus gab dieselbe Antwort. In Zorn gerathen, zerrte sie die beiden Stiefel, diese fielen herab, hinterdrein kam nichts mehr. Hinausspringend schant sie, einem schwarzen Tropfen gleich entschwindet der Bruder aus ihrem Gesicht. Sie stürzte ihm nach, stürzte und stürzte. Der Jüngling blickt sich um, sie erreicht ihn. «Ach Gott!» betete er, «es lege sich zwischen uns beide ein Fluss ohne Brücke»; es legte sich ein Fluss hin. Einen Schritt machend, überstieg die Kart ihn. «Ach Gott!» betete er zum zweiten Male, «ein Fels ohne Weg stelle sich zwischen uns beide»; er stellte sich. Mit einem Sprunge überschritt ihn die Kart. «Ach Gott!» betete er zum dritten Male, «es entstehe ein Baum, der bis zum Gewölk reicht und auf desselben Wipfel sei ich»; es geschah, wie er gebeten. Heran kam die Kart, als Axt holte sie einen Backenzahn hervor, statt des Stiels riss sie ein Haar vom Kopfe, fügte es an, schlug hinauf, schlug hinab. Als der Baum zum Rand sich neigend nahe daran war zu sinken, rief er «Schnellfuss! Scharfohr!» Wie eingespannt kamen beide Hunde, herbeigekommen stürzten sie von beiden Seiten auf die Kart, rissen sie entzwei und warfen sie hin. Herabgestiegen und die Hunde hinter sich führend, fing er an fortzugehen. «Bruder; wirst du mich hier lassen?» sprach ein auf ein Blatt gefallener Blutstropfen. «Ich werde dich nicht hier lassen, Schwester», sagte er, er nahm dieses Blatt und steckte es in seinen Busen. Als er nach Hause gekommen war, fiel dieser Jüngling sprachlos hin und starb. Als man ihm die Kleidung auszog und hinschaute, so fand man, dass der im Busen gewe- 11 Mémoires de l'Acad. Пир. des sciences, VIIme Série. 5 10 82 А. SCHIEFNER, Rogowe soarab sa’ataf kataze kal batic'ogo xoanila au was. Tasa retel baxun balahidal, hibilgi ba- hizabun, asul reke} qan batanila torob tun bukarab jacaful bidul tank. X Jas-paecah. Bukanila, bukanila, buhun Sun рад bukanila, боах ип bala сай bukanila; wukanila co раб ah, ziu "aqilau, ’adlo çaqau, 1а7-хагах xadub bexerxarau, ulka-raf zindix balaharau. Heu раб akasul tabgo wasgi wukanila. Ma, co zamanalda badisa kantigi bosanila asul, éorxote "uzrugi дапЙа, x utanila dunijalalda dar- mango taun, C'ocadegi katan itanila tabaugo was insude lade. «Emen» abunila az, «dur beraze dar- mango hec'ebis? éorxoje sababgo batularebis? mafejin nezeda; гай Feze qanigi balahilin nezeca eb.» — «Jas-pacahaful axifa bac’arab pix, heb bugin dir beraze darmangi, éorxoje sababgi, dir Timal» abunila pad ahas. Qaé'anila kudijau wac; #ikab rekanila, #ikab boréanila, Fabunila, buxanila. Neter me er co tanila, &ijar meer kigo tanila, éargadil, éaukadil tanila, ад me’er tanila, сого! meer beganila. Heb me e- ralda паха watanila asda, 'odowukun пах buqula, (raqdaltija® Koatfoatun bukun bugo ab) co xerau, с оха- sene Blutstropfen der Schwester, nachdem er die Hüfte durchstossen hatte, ins Herz ge- drungen war. X. Das Mädchen, das König war. - Es war und war einmal; die Sonne brannte, der Regen goss herab; es lebte ein König, selbst klug, im Gesetz streng, Dörnicht und Sträuche nach sich ziehend, Land und Leute gehorchten ihm. Dieser König hatte drei Söhne. Sieh, einmal wurde ihm das Augenlicht genommen, seinen Körper erfasste Krankheit, er blieb so, dass die Heilmittel ausgingen. Nachdem sie zu einander gesprochen hatten, gingen alle drei Söhne zum Vater: «Vater», sprachen sie, «giebt es keine Arzenei für deine Augen? Lässt sich für den Körper kein Mittel finden? gieb uns Anweisung! Wenn wir auch unser Leben hergeben sollten, wollen wir es suchen.» — «Die aus dem Garten des Mäd- chens, das König ist, gebrachten Früchte sind für meine Augen eine Arzenei, für den Leib ein Heilmittel, meine Kinder», sagte der König. Es bereitete sich der älteste Bruder, bestieg ein gutes Ross, nahm gute Waffen, schlug drauf los, jagte fort. Erst unsern Berg liess er hinter sich, zweitens fremde Berge hinter sich, den Elsterberg, Dohlenberg liess er hinter sich, den Schneeberg liess er hinter sich, überstieg den Eisberg. Jenseits dieses Berges fand er einen alten Mann mit weissem Barte, welcher sass und den Weg zusammennähte (durch die Dürre war dieser geborsten). «Gegrüsset seist du, mein Vater, was du machst, gelinge dir nicht», sagte er, den Alten verspottend. «Sei wiedergegrüsst, mein Sohn, auch dir möge es nicht gelingen», sagte der AWARISCHE TEXTE. 83 hab megezatul 61. «Assalam ’alaikum, dir emen, habuleb bitugegi» abunila as, xerau masx arade jun. «Wa 'alaikum salam, dir was, шип witun gogegi» abunila xeras. Ifanila au henisagi, itanila, Yabunila, buxanila, $oanila axiraf rahdal ’or zanib bugeb, гай согеь mocat cibil barsuleb dunijalalde éoanila. Henir cagacagal axal ratanila asda, dunijalalda bugeban aburab pixil cural; axir ratani hal ratilin jas- раб ава axal, rakalde ganila wasasda. Batabatajab pixil xulzalgi cezarun buxanila as naxe, $oanila insude tade. «Assalam ’alaikum, dir emen» abunila as, cere xulzalgi гех ип. «Wa аа ит salam, dir was, $e koatarau? kian хейо waé'arau?» abunila insuca. ‹ Wallah, emen», abunila as, «баш rahdal 'orgi bugeb, гай eoroleb mocat c'ibil barguleb dunijalalde $oanin dun; henir садасада! axal ratanin dida. Axir ratani hal ratilin jas-paé ahaful axalilan дип, henisa duje pixgi betun itaninx a dun naxe» — «Hi, dir was» abunila раб ahas, «éangi dunijal bugebin jas-pac’ahaful axaxe $oize, heb mun боагаь bakalde cete raral xinkal retine an $olaanin dun ’oloxanab zamanalda.» Qaé'anila hanzi horfoxeu wac; #ikab rekanila, Fikab boréanila, Yabunila, bacanila. C'orol meer begun dowex un $oidal nux buqula dougo xerau 61 watanila asda. «Assalam ’alaikum, dir emen, habuleb bitugegi» abunila азот, kudijau wacas 'adin. «Wa ’alaikum salam, dir was, mungi witun gogegi» abu- nila dos. Tabunila, bacanila wasas henisagi rahdal "orgi baxun, гай coroleb тоса® cibil barsuleb dunijalgi Alte. Er ging von dort, ging, schlug sein Ross, jagte fort, gelangte endlich zu einer Ge- gend, in welcher ein Milchfluss war, wo in dem Monat, wo der Knobloch zu Eis wird, die Weintraube reift. Hier fand er vorzügliche Gärten, es wuchsen dort alle auf der Welt be- findlichen Früchte, «wenn es Gärten des Mädchens, das König ist, giebt, so werden es diese sein», dachte der Jüngling. Seine Säcke mit verschiedenen Früchten füllend, jagte er zu- rück, gelangte zu seinem Vater. «Sei gegrüsst, mein Vater», sprach er, die Säcke vor ihn hin werfend. «Sei wiedergegrüsst, mein Sohn, weshalb kommst du so spät? wie rasch bist du gekommen?» sagte der Vater. «Freilich, Vater», sagte er, «ich bin in eine Gegend gelangt, wo ein Milchfluss ist und im Monat, wo der Knobloch friert,. die Weintraube reift, da habe ich ganz vorzügliche Gärten gefunden. Da ich dachte, dass wenn es wirk- lich Gärten des Mädchens, das König ist, giebt, es diese sein müssten, pflückte ich von dort die Früchte und bin nun zurückgekehrt» — «Weh, mein Sohn, sprach der König, «viel Raum ist es, bis man zu den Gärten des Mädchens, das König ist, gelangt; zu der Stelle, zu welcher du gelangt bist, bin auch ich in der Jugend gelangt, bevor die ans Feuer gestellten Mehlklösse gar wurden.» Nun bereitete sich der mittlere Bruder, setzte sich zu Ross, waffnete sich gut, schlug drauf los, jagte fort. Als er die Stelle, wo der Eisberg lag, erreicht hatte, traf auch er den Alten, welcher den Weg zusammennähte. «Sei gegrüsst, mein Vater, nicht gelinge, was du beginnst», sagte auch er so wie sein älterer Bruder. «Sei auch du gegrüsst, mein Sohn, auch dir soll es nicht gelingen», sagte er. Es schlug, es jagte der Jüngling, weit von hier über den Milchfluss gekommen, ge- langte er nach der Gegend, wo im Monat, wo der Knobloch friert, die Trauben reifen, 11* 15 at 10 84 А. SCHIEFNER, fun $oanila au, naxul 'orgi £anib bugeb nakaxe has baxuneb, Kurda baqoarab dunijalatde, dol axal ko- éontaral axal ratanila, hezda zanib, alzanafub bukani guroni, tokab bukinareb "adah pixgi batanila. Ceze xulzalgi harun, hanibejafube taraban naxgi tun, $oanila au insuxe. «Assalam ’alaikum, dir emen», abunila as, сеге x’ulzalgi rexun. «Wa ’alaikum salam, dir was, se koatarau? kian хейо wac'arau?» abunila insuca. «Wallah, emen» abunila as, «rahdal ’orgi baxun, гай c'oroleb пос af с ФИ barsuleb duni- jalgi tun, баш naxul 'orgi bugeb, nakaxe has baxuneb, Kurda bagoarab dunijalalde $oanin dun; henir alzan ’adal axal ratanin dida; hel ratilin jas-paé ahaful axalilan Gun, henisa duje pixgi bosun wusaninx a dun naxe.» — «Hi, dir was» abunila раб аВаз, cheb шип $oarab dunijalalde co xalijan ean baxine an А $olaanin dun "oloxanab ‘uéalda; éangi nux bugebin jas-paé ahaful axaxe.» Qaé'anila, itanila hanzi hitinau wae. C'orol me’er begun dowex un $oarab шеха® пах buqula dougo xerau walanila asda. «Assalam ’alaikum, dir emen, habuleb bitagi » abunila as. «Wa "alaikum salam, dir was, mungi witun даст», abunila xeras. «Jas-paé ahalul axifa pix betize ina wugin dun; hitinau éi- jase co ’aglogo Yelaris, dir emen?» abunila wasas. «felin, dir was, $е folareb? co Yelarin, tabgo Telin» abunila хегаз. «Woreja» abunila, rahdal ото? baxinebin duca, naxul ’orgi baxinebin, hacul 'orgi baxi- nebin, rogosa henibe tarab an nuxgi tun, inewin шип; ratilelin дада, ’odor-zodor cural, cerdal, ’arcol, er nach der Gegend, wo der Oelfluss war, wo der Koth bis zum Knie reichte und Staub durch die Dürre war und fand dort Gärten, welche die früheren vergessen liessen, und deren Früchte sicherlich wie sie nirgends mebr als nur im Paradiese gefunden werden. Nachdem er seinen Ranzen angefüllt hatte, liess er denselben Weg, den er zur Herkunft zurückge- legt hatte, hinter sich und gelangte zum Vater. «Sei gegrüsst, mein Vater», sagte er, den Ranzen vor ihn hinwerfend. «Sei auch du gegrüsst, mein Sohn, weshalb kommst du so spät? Wie schnell bist du gekommen!» sagte der Vater. «Freilich, Vater», sagte er, «nach- dem ich den Milchfluss überschritten, liess ich die Gegend, wo im Monat, da der Knobloch friert, die Traube reift, hinter mir, und gelangte zur Gegend, in welcher der Oelfluss fliesst, der Koth bis an die Knie reicht und vor Dürre Staub ist; ich fand dort Gärten dem Paradiese gleich, meinend, dass dies die Gärten des Mädchens, welches König ist, seien, bin ich, nachdem ich von dort die Frucht freudig genommen hatte, zurückgekehrt.» — «О weh, mein Sohn», sagte der König, «in die Gegend, in welche du gelangt hist, bin auch ich in der Jünglingszeit gelangt bevor man eine Pfeife ausrauchen konnte; es ist noch ein weiter Weg bis zu den Gärten des Mädchens, das König ist.» Es bereitete sich und ritt nun der jüngste Bruder aus. Als er dahin gelangt war, wo der Eisberg lag, traf er ebenfalls den Alten, welcher den Weg. zusammennähte. «Sei ge- grüsst, mein Vater, was du beginnst, gelinge», sagte er. «Sei auch du gegrüsst, mein Sohn, auch du mögest Gelingen haben», sagte der Alte. «Ich gehe, um Früchte zu pflücken aus dem Garten des Mädchens, das König ist, wirst du, mein Vater, nicht dem jungen Men- schen einen Rath geben», sagte der Jüngling. «Den werde ich geben, mein Sohn, weshalb soll ich ihn nieht geben? Nicht einen Rath werde ich dir geben, ich werde dir drei geben», sagte der Alte. «Schaue zu, sagte er, du wirst den Milchfluss überschreiten, du wirst den ÂWARISCHE TEXTE. 85 mesedil xulbi; jas-paé'ahaful xulbijin el. Мах’! kawugi batilebin duda; koiraf eb rahizilan tuhungejin шип; tilada tohib max ul ma'gi qazabun, hefgun rahejin. Axife tuhuneb mexafgi hatada хег Zemun tuhajin, pixgi koiraf betugejin, tohisa co çulal 2001 xoalbun, hefgun betejin.» «Barkalla, dir emen», abunila wasas, Tabun éoda c algun. Yabunila as, buxanila, rahdal, naxul, hacul oralgi raxun, markac'odasa bor&arab "adab тех at Soanila au jas-paé ahaful xulbuxe. Col hoboda éugi buhun, tilada tohib maxul ma gi qazabun сапа as kawu. «Max ul hal bugo dida, max ul hal bugo» alıtanila kawu. «Maxda maxul guroni sundul bukuneb hal? bueun bukajin, tejin dun fizize» abunila Zanisango jas-pa6ahaf (kawudal cojab raxaf cojab rax merharabtun qun bugo alda) hatada Xergi zemun, tuhanila was axife. «Х’агИ hal bugo, хаг hal bugo» ahtanila ах! bukan sinab хег. «X’arda xaril halin bukuneb; tejin dun Fizize», abunila jas-paé abat hanzisalgi (x'ergi zincago zibgo merhun batilebilan дип bugo alda); tohisa сша! zogi xoalhun, tuhanila hanzi au pix betize. «Gulal hal bugo, çulal hal bugo» ahfanila kinalgo &utbi. «Gulada çulalin bukuneb hal, tokal katagejin» ahanila jas-paé ава! (hab nuxafgi "arfabi cocat Yabun ratililan qun bugo alda). Betun pixgun xulzaxe ebgi ban, rekun codagun ша wukanila was Тагип naxwusun. «Gurin, xoa- Oelfluss überschreiten, du wirst den Honigfluss überschreiten, und nachdem du einen sol- chen Weg, wie du ihn von Hause bis dahin zurückgelegt hast, noch hinter dir lässest, wirst du gehen, krystallene, silberne, goldene Thürme, welche Himmel und Erde berühren, finden, das sind die Thürme des Mädchens, das König ist. Du wirst ein eisernes Thor finden, versuche nicht dasselbe mit der Hand zu öffnen, stecke an die Spitze des Stockes einen eisernen Nagel und öffne es mit demselben. Wenn du in den Garten eingetreten bist, so wickle Gras auf die Füsse, und reisse die Frucht nicht mit der Hand ab, spalte an der Spitze ein Stückchen Holz und rupfe damit.» «Dank dir, mein Vater», sagte der Jüngling, indem er sein Pferd mit der Peitsche schlug. Er schlug drauf los, jagte einher, setzte über den Milch-, Oel- und Honigfluss und gelangte etwa zur Dämmerungszeit zu den Thürmen des Mädchens, das König war. Nach- dem er sein Pferd au den Pferdepfosten gebunden hatte, an die Spitze des Stockes einen Nagel gesteckt hatte, stiess er das Thor. «Eisen thut mir Gewalt an, Eisen thut mir Ge- walt an», rief dasThor. «Was anderes soll dem Eisen Gewalt anthun als das Eisen? schweig still, lass mich schlafen», sagte von innen her das Mädchen, das König war (es schien ihr, als wenn eine Hälfte des Thores die andere Hälfte drückte). Nachdem er Gras auf die Füsse gewickelt hatte, trat der Jüngling in den Garten ein. «Das Gras thut mir Gewalt an, das Gras thut mir Gewalt an», rief alles im Garten befindliche Gras. «Gras pflegt Gras zu be- wältigen, lasset mich schlafen», sprach das Mädchen, das König war, auch jetzt (es kam ihr vor, als wenn das Gras einander drücke), Von der Spitze etwas Holz spaltend, fing er nun an Früchte abzureissen. «Holz thut mir Gewalt an, Holz thut mir Gewalt ап», riefen alle Bäume. «Holz thut dem Holze Gewalt an, sprechet nicht mehr», rief das Mädchen, das König war (es schien ihr auch dieses Mal, als ob die Zweige aneinander schlügen). Nachdem er die Früchte abgerissen und sie in seinen Ranzen gethan hatte, sprang | 10 86 А. SCHIEFNER, nigi waxanigi wusinarin dun elda co ber é'oaé'ogo» abunila as zincago äinde. Waxanila au xaladuxe, tuhanila zaniwe, jigilaxa co ‘adan, mesedil taxbakida бит, jigilax'a: nadalda соа bugila, qoalaf qan moe bugila, qani codronii hinila, jeé ani dunijal сеШа. Tara-ax ada tun, 'arcol, mesedil éiraxbakal ru- gila, turab {ut bugila, çurab tar bugila, koanilnigi, haglilnigi, $00 kamurab zo heé'ila, widwidaful rah kamuni guroni. Alda tazejafe 'olo, dahab koingi koanila wasas, dahab hegoleb #001 heganila, helda паха tabgo ubaégi habunila as alda, cojab karfengi hanéanila: joré'ié'ila ai. Wusanila hanzi au, itanila, Yabunila, bacanila, $oanila insude tade. «Assalam ’alaikum, dir emen», abunila as, сеге xulzalgi rexun; «wa ’alaikum salam, dir was, 5е koatarau? КГап xejo waé'arau?» abunila insuca. « Wallah, dir emen», abunila as, «jas-pa@ahaful axaxegi $oanin dun, henisa duje pixgi bosun, wusaninx a dun naxe; darutagijin аще eb». Wasas ba‘arab pixida koirgi é'oan, Fik bugin, dir was, berade kantigi baé'inebin hanzi, 6orxota ‘uzrugi inebin» abunila paé'ahas. Radal jaxarab mex af таща ще balahanila jas-paé' ah: cabzazul ui bugila karfada. «Bicejin, not haniwe wacarau $iu?» abunila af matujalde (sijab batgoti taleb bukun bugo aful matujalda). Bicanila matujaf. Лоо ulkajaful beterhan jikanila ai, helgunijal ulkabazul bo-rafgi baxinabun, itanila ai dou der Jüngling aufs Pferd und war im Begriff aufzubrechen, um heimzukehren. «Nein, mag ich sterben oder davonkommen, ich werde nicht zurückkehren, ohne auf sie einen Blick geworfen zu haben», sprach er zu sich selbst. Er stieg zum Schloss empor, trat ein, es war halt ein weibliches Wesen da, auf einem goldenen Bette schlafend war es da, an der Stirn war ein Stern, unter der Armhöhle schien der Mond, gepresst passte sie zwi- schen zwei Finger, losgelassen füllte sie die Welt. Zum Kopf und zu den Füssen befanden sich silberne und goldene Leuchter, gefüllte Tische, gefüllte Trinkhörner, an Speise und Trank fehlte nichts, mit Ausnahme von Widwid-Milch. Um sie erfahren zu lassen, ass der Jüngling ein wenig Speise, nahm auch etwas Trinkbares zu sich, darauf gab er ihr drei Küsse, biss sie in eine Wange, sie erwachte nicht. Jetzt kehrte er zurück, ritt, schlug drauf los, jagte, gelangte zu seinem Vater: «Sei gegrüsst, mein Vater», sagte er, den Ranzen vor ihn hinwerfend, «sei wiedergegrüsst, mein Sohn, weshalb bist du so spät gekommen? Wie rasch bist du gekommen?» sagte der Vater. «Fürwahr, mein Vater», sagte er, ich bin zu den Gärten des Mädchens, das König ist, gelangt, von dort die Früchte pflückend, bin ich wieder zurückgekehrt; mögen sie dir ein Heilmittel sein.» Die vom Sohne gebrachten Früchte betastend, sagte der König: «Es ist gut, mein Sohn, nun wird den Augen das Augenlicht wiedergegeben werden und aus dem Körper die Krankheit weichen.» Als das Mädchen, das König war, am Morgen aufgestanden war, sah es in den Spiegel: es waren Zahnspuren auf der Wange. «Erzähle, wer ist gestern hergekommen?» sprach sie zum Spiegel (jegliches Geheimniss war ihrem Spiegel bekannt), es erzählte der Spiegel. Sie war die Beherrscherin von sieben Reichen, aus diesen Reichen Land und Leute erhe- AWARISCHE TEXTE. 87 paé ahasul ulkajalde. Asul saharalda cebe ordugi é'oan, abun bitanila af dosde, пахе tamié'ogo $oizawejin ordujalde dir axifa их betarau 61. Tocewe pix betarau dun wugin abun ifanila ordujalde раб ahasul ku- Чаи was. « Woreja, Fijau baharei, ducajis betarab dir axifa pix?» hiqanila asda jas-padahaf. «Diea be- tanin» abunila as. «Kin betarab duca eb?» abunila. «Kin betuleb? tungo tun koiraca betanin» abunila as. «Behié'in, was, wusajin durgo nuxaf» abunila af. Kudijau wae wusingun horfoxeu wac itanila: esulgi ebgo tuhanila. | Напа hanzi hitinau wac: «Woreja, аи baharei, ducajis betarab dir axifa pix?» hiqanila af, «Dica betanin; Yicajinx a betileb diea guroni» abunila as. «Kin betarab duca eb?» abunila. Bicanila wasas Zincago habun $inab zo. Ex edegi jaxun balahun, kinabgo xalggi bukago, tabgo ubaégi habunila af asda, karfengi hané'anila ; naxojegi cidasan Tabgo ubacgi habun, cojab kartengi hané'un abunila af: «Hab becalijejin; "adatin biqun arab zo kibecel habun baxuleb.» Itanila al henisa, cocada goalalei ran, pa@ahasde askore. Cin Zindirgo hormada koiral raxanila jas-paé ahat ; xadur раб ahasul hormadagi éerxaldagt raxanila. Heb sa ataf berade kantigi baé’anila ‚asul, éorxota 'uzrugi anila, towitanila, gamus "adin tuhanila. Helda паха wasas jas-paé ahgi jacanila, in- suda refaral wasal harunila, ebglaida refaral jasal harunila, rugila hanzigi kep 'orfalda. bend, zog sie in’s Reich jenes Königs. Vor seiner Stadt ihr Lager aufschlagend, schickte sie ihm zu sagen, dass er ohne Zögerung den Mann, welcher aus ihrem Garten Früchte ge- pflückt habe, zu dem Lager befördern solle. «Ich bin es, der zuerst Früchte gepflückt hat» sagend, ging der älteste Sohn des Königs zum Lager. «Schau zu, guter Jüngling, bist du es, der aus meinem Garten Früchte gepflückt hat?» fragte ihn das Mädchen, das König war. «Ich habe sie gepflückt», sagte er. «Wie hast du sie gepflückt?» fragte sie. «Wie ich sie gepflückt? mit den Händen sie reissend, habe ich sie gepflückt», sagte er. «Das ist nicht möglich, Jüngling, geh deinen Weg zurück», sagte sie. Als der älteste Bruder zurückge- kehrt war, ging der mittlere Bruder, mit diesem ging es ebenso. Nun ging der jüngste Bruder: «Schau zu, guter Jüngling, bist du es, der aus meinem Garten Früchte gepflückt hat?» fragte sie, «ich habe sie gepflückt, wer wird sie wohl aus- ser mir pflücken?» sagte ег. «Wie hast du sie gepflückt?» sagte sie. Es erzählte der Jüng- ling alles, was er gemacht hatte. Sich erhebend, in Gegenwart des ganzen Volkes gab sie ihm drei Küsse und biss ihn in die Wange; darauf gab sie ihm aufs Neue drei Küsse, biss ihn in die andere Wange und sagte: «Dies zur Bezahlung, nach dem Gewohnheitsrecht muss man eine gestohlene Sache doppelt ersetzen.» Sie gingen von dannen einander umarmend zum Könige. Einmal fuhr das Mädchen, das König war, sich mit den Händen übers Gesicht, darauf liess es dieselben über des Königs Gesicht und Körper gleiten. Zu derselben Stunde kam seinen Augen das Augenlicht wieder, aus dem Körper wich die Krankheit, er genas, wurde wie ein Büffel. Darauf führte der Jüngling das Mädchen, das König war, heim, er zeugte Söhne, die dem Vater, Töchter, die der Mutter glichen, noch jetzt leben sie in Zufriedenheit. = 0 15 © 10 — < 88 | А. SCHIEFNER, Х!. Naznai bahadur, Woreja, woreja: co bukanila, co bukiné'ila, cer ‘ank aulaxalda bukanila, ci boton rohada bukanila, wukanila, wukanila, Dagustanab rafalda co bahadur, ziugo tehau, tohroc he&eu cewejafuu naxe doleu, naxejafuu cewe doleu; eargi asde Naznai bahadur bukanila, Guzujaf suntur borxarab mex af пис ide naxe kançulaanila au: heda'angi çaqau wukanila! C'o sordojaf hakida &orfegi fubun, {a aratalda Gun wukanila au; tinkun ineb mocrol kantigi bu- Капа, kodob gulgungi gun, askoigo Gun, Guéugi jikanila (Guzu heé'ogo, reteda qoatiwe tuhine kolareb bukun bugo asda; dolda hinqunan as abuleb bukun bugo, zindago hinqunan dof abuleb bukun bugo). «Caqab goandarab cordo bihularis? éapxade ine 'adab sordo bugin hab» abunila Naznajica би- zulalde. « Woregi, Бас! altanila dof dande. Turkun, exede kancanila Naznai; hakida tunkun, Fikalan Бак quuçanila asul beteraful. Rogowegi fuhinawun, abunila бийща* asde: «Dur cotigi é'alanin dida, mungi é'al anin, ahanzi tejin hab dir год: (ruggi éuéujatul bukun bugo) guroni Ваша wukun duda hanzi #ijab qo *bibilarin. Dainab allahasul gojaf 3 radal-baganita suntraca wuxilin са шип.» Haranila Naznajiea , radaltize an ‘agi roqou tejilan; tanila Guzujaf, m XI. Der Held Nasnai. Schauet, schauet: es war, es war nicht, es lebten Fuchs und Haase auf dem Felde, es lebten Bär und Schwein im Walde, es lebte im Lande Daghestan ein Held, selbst grind- köpfig, ohne Scheitel; sollte er vorn sein, steckte er hinten, sollte er hinten sein, steckte er vorn, sein Name war Nasnai Bahadur, wenn seine Frau einen Feuerbrand erhob, sprang er hinter die Thür, so sehr war er ausgezeichnet! In einer Nacht war er unter einen Wagen gekrochen, er war im Begriff sich zu ent- leeren, das Licht des Mondes tropfte herab; einen Krug in der Hand haltend, stand sein Weib dabei (ohne sein Weib konnte er nicht in der Nacht ausgehen, er pflegte zu sa- gen, dass er für sie fürchte, sie pflegte zu sagen, dass er für sich selber fürchte). «Siehst du nicht die überaus helle Nacht? diese Nacht ist dazu angethan auf den Ue- berfall auszugehen», sagte Nasnai zu seinem Weibe. «Nimm dich in Acht, ein Wolf!» rief sie ihm entgegen. f Bebend sprang Nasnai auf, stiess sich am Wagen, an seinem Kopfe schund er sich eine erkleckliche Stelle. Nach Hause ihn führend, sprach das Weib zu ihm: «Deine Feigheit ist mir zum Ueberdruss geworden, auch dein bin ich überdrüssig, nun verlass du dies mein Haus (das Haus gehörte der Frau), sonst wirst du hier weilend, nun keinen guten Tag hier sehen. Jeden Gottes Tag werde ich dich Morgens und Abends mit dem Feuerbrand schla- gen.» Es bat Nasnai, sie möchte ihn wenigstens bis zum Tagesanbruch lassen, es liess ihn das Weib. AWARISCHE TEXTE. 89 Radalisa maida ban co xo’aléadul zogi bukanila asul, gamunibe ebgi rex un, ifanila au, ifunago, inago $oanila au co nuxlulaca pix koarab bakalde ; "emeral {utalgi ratanila tade rusun. Bosun reéanila as {ad co soakalab qono, balahanila borxun dobgun, rix'un Sunusgo {ut qezabun batanila. Henisagi Пип $oanila au co rosote. Cex on, heniu co qebedgi walahun, bikizabunila a$ Zindirgo xoaldada {ad hab xoaji: «co hoa’araf Sunusgo 61 é'oaleu Naznai bahadur.» Itanila au henisagi, 'emerau ifun, dahau fun, 4014 kancaraban nuxgi tun, $oanila au taramasata ии talareb, zinda talareb dunijalalde, kudijau pa&ah éarab Saharalde. Koatulagi bukun, qase hoboltun kiweda dun ша abun, heful hisabalda au wukago "agartuxgo zurmil qohol, koé'ol haraf raanila asda. Habila dije ’adab Бак, сев &’obogo X utijaldasagi, muquluq bagoan x utijaldasagi koisab 20 Talarin dida abun; itanila au harfixe, soanila, &abijal rugzal rugila, 'atidal abzar bugila; rugzalgi abzargi сип koanala, hegola, ahula, ра, ’adamalgi rugila, bihinalgi c'ojalgi. Azbarafuwe fuhanila Naznai, hobol walangurisan abun. Rortun raé'un, X'oaléen bosanila asuxa "oloxabaca, rogowe tuhinawunila, kalat "odowukinawunila, ma arzuqalaxan baé'ine an koanaze Funila, hegeze Funila. Раб ahazul wazirasul rugzal rukun rugo al; heb sordojaf wasase Guzu jaéuna wukun wugo wazir. Koanan-hegon Naznai waxarab mex af (mocije 'urab zo kutun bugo emenxoadica) higanila waziras Am Morgen hing am Nagel ein Stück von Schwert, dies an den Hals werfend, ging er fort. Gehend gelangte er an eine Stelle, wo Leute, welche den Weg gegangen waren, Früchte gegessen hatten, es hatten sich dort viele Fliegen versammelt. Er ergriff und warf auf sie einen platten Stein, denselben aufhebend, schaute er hin; als er nachzählte, fanden sich fünfhundert Fliegen hingestreckt. Von dort fortgehend, gelangte er nach einem Dorfe. Nachfragend ersah er sich da- selbst einen Schmied und hiess ihn auf seinem Schwert diese Schrift ausschneiden: «Der mit einem Hieb fünfhundert Menschen tödtende Nasnai Bahadur.» Er zog von dannen, nachdem er viel gegangen, wenig gegangen und einen Weg, wie- viel ein Frosch gesprungen, zurückgelegt hatte, gelangte er endlich in eine Gegend, wo er selbst unbekannt war und die ihm unbekannt war, zu einer Stadt, wo ein grosser König lebte. Es war spät und als er nachdachte, wohin er auf die Nacht als Gast sich begeben sollte, hörte er in der Nähe den Schall von Hörnern, Trommeln, Liedern. «Da ist ja eine Stelle für mich, ich kenne keine schlimmere Sache, als wenn der Magen leer bleibt und die Kehle trocken bleibt», sagte er und ging dem Schalle nach, gelangte hin, es waren stolze Gebäude dort, ein weiter Hof dort, Haus und Hof füllend assen, tranken, schrieen, bliesen Menschen, Männer und Frauen. Nasnai trat in den Hof, mit der Frage, ob ein Gast willkommen sei. Es stürzten herbei, nahmen ihm das Schwert ab Jünglinge, hiessen ihn in das Haus eintreten, setzten ihn auf den Ehrenplatz, veranlassten ihn zu essen, zu trinken, bis es ihm aus den Nasenlöchern hervorkam. Das war der Palast des königlichen Wesirs, in dieser Nacht führte der Wesir seinem Sohne eine Frau zu. Als Nasnai essend und trinkend zu Ende gekommen war (der Vermaledeite hatte sich mit einem Male auf einen Monat versorgt) fragte der Wesir: «Woher bist du gekom- - Memoires de l'Acad. Пир. des sciences, VIIme Série. 12 хх 10 bd ot ni Qt 90 А. SCHIEFNER, asda: «Kisa waé'arau, hobol? dur roso-raf, qoara el? daranis, bazaris?» «Dicago bicun sibileb, dir xoal- éade balahejin, hef bicinebin duje dun $ éijali» abunila Naznajica. Can qoatibegi baxun balahanila wazir asul Xoaléade tade, ‘anéix'un kijabgo bergun, Furun wusun Naznajix balahanila au; naxojegi x'oal- éade balahanila, kodob ebgi jun, turanila henisa wazir, wituxan раб ahasde tade. Asdasagi caq ziugo ра- бай tamasatanila, rosot rugelan abural rai talel taihec'al ahanila, Yaiheé'el “aqilzabi ahanila, kudijab diwan tunila. Abunila kinacago раб аКазе: «Sib habungi, 5 kodofi Fungi, dudago askou éezawize wu- ош duca Dagustanab rafaldasa waé'arau, co hoxaraf Sunusgo 61 &oaleu Naznai bahadur; eu wugo an Чо} шах ul bucuralda паха wugeu 'adin wukine wugin mun.» Witanila раб ahas wazir Naznai waeine; waé'anila waéun. «Dagustanab rafaldasa waé'arau Naznai bahadur» abunila pa&ahas, »cewe dun wugin, xaduu mun wugin, dun emen wugin, mun was.wugin; c'ohogo jigei dir jasgi jaéejin duca; heigi jaéun éajin dida askou, hab dir ulkajaful koisabfijaful talabgi habun.» « Celin, kian zahmattanigi dur xatir rexilarin diea» abunila Naznajica, furulago mixalgun. Hebgo sordojaf раб ahasul jasgi jaéanila as, elda goal ban, ’odowe wortani rafa kodobe $olareb bosadagi weganila. C'o anf barab mexaf ahanila paë alias au; taxida odowukun watanila pacah, soirun Gun "emeral "adamalgi rugila. «Dir xirijau duré Naznai bahadur», abunila pa&ahas, «co qoaridab gojaf watize hu- men, Gast? dein Dorf und Land? dein Anliegen? Kauf? Verkauf?» «Was soll ich erzählen? schau auf mein Schwert, dieses wird dir erzählen, was ich für ein Mensch bin», sagte Nasnai. Das Schwert herausziehend, blickte der Wesir es an, seine beiden Augen hervor- treten lassend, schaute er wiederholt auf Nasnai, dann schaute er wieder auf das Schwert, es in der Hand haltend, stürzte der Wesir von dannen, gerades Wegs vor den König. Noch mehr als er wunderte sich der König selbst, er rief die in der Stadt befindlichen wort- kundigen und unkundigen, er rief die unkundigen Klugen, hielt einen grossen Rath. Alle sagten dem Könige: «Was immer thuend, welche Grösse immer verleihend, musst du bei dir behalten den aus dem Lande Daghestan gekommenen, mit einem Hiebe fünfhundert Menschen tödtenden Nasnai Bahadur, an den Tagen, wo er lebt, wirst du wie hinter einer eisernen Verschanzung leben.» Es sandte der König den Wesir, um Nasnai herbeizubringen, er brachte ihn. «Aus dem Lande Daghestan gekommener Nasnai Bahadur», sagte der König, «voran bin ich, hinter mir bist du, ich bin der Vater, du bist der Sohn, nimm du meine alleinige Tochter zum Weibe und hast du sie geheirathet, so bleibe bei mir, Sorge tragend wegen dieses mei- nes Reiches Gefährdung.» «Ich werde bleiben; wie beschwerlich es auch sein mag, werde ich dein Verlangen nicht zurückweisen», sagte Nasnai, indem er den Schnurrbart drehte. In derselben Nacht heirathete er die Königstochter, und nachdem er sie umarmt hatte, legte er sich auf ein Bett nieder, da man, wenn man zur Erde fiel, die Knochen nicht aufsammeln konnte. Als eine Woche verflossen war, rief ihn der König, der König sass auf dem Thron, ringsum umstanden ihn viele Menschen. «Mein theurer Schwiegersohn, Nasnai Bahadur», sagte der König, «an einem Tage der Noth hoffte ich dich zu finden, dem ich meine Tochter AWARISCHE TEXTE. 91 lafin dica mun, jasgi Fun durégi wasgi hawun wugeu; hedinab go tade "untun bugin dide hamäi; dir rehed, dir rexabi, ‘ijabi tolareb co azdaho bugin; ta alida zanib kiçol, zindir ‘u£ uzalda bac’unin eb, meter eb tade Soleb go bugin, elde dande waxind'ogo behilarin mun; co hoa aral Sunusgo di é'oaleu шип waxani guroni $iwinx a elde dande waxineu?» Azdahodal саг baxigun, rixalil unti baé'anila Naznajide; pac’ah katan waxingun turanila au qoatiwe, C'ojaca abunila, Naznai hinganilan; cogijaca abunila, gurin, azdaho- jalda ст baxunin dou dodin xexalan arawan. | Rogowe Папа Naznai: sordo barsadtize’an rix alica goatiwe hoadizawunila au; heb mexat asul Guzugi Fizanila,- beterafe "amal habun augi tutanila. tutanila Naznai, tutanila, caggo сад Капа, Soanila co rohowe, soakoan, ай Тип wukanila au; "odou wegizegi hingun, waxun gotodegun kijabgo koiraf kigo 'arfelgi qun, Fizun beé antanila as. Woré'arab mex a balahanila au боге, 50101 roxtijalda zenzemun, Fizun bugila azdaho; rekedasago un wortun, tahankan dolda tad recanila Naznai; allahasul ein baxun, zindago piri reéarabtun дип, rak foatun azdahogi xoanila. Rekeda watarab mex'a* tutanila Naznai; balahanila naxe, bagarularila azdaho. Ab xoarabtitan, tadegi ifun, gotun aful betergi bosun, itanila hanzi au pa@ahasuxe: «Habgi azdahojis? gab und den ich zum Schwiegersohn und Sohn gemacht habe; ein solcher Tag ist jetzt an mich herangekommen, nicht lässt ein Drache meine Ross-, Rinder- und Schaafheerden in Ruhe; im Jahre zweimal zu seiner Zeit kommt er, morgen ist der Tag, da er kommt, du musst ihm durchaus entgegengehen; wer anders als du soll ihm entgegenziehen, da du mit einem Hiebe fünfhundert Menschen niederschlägst? Kaum wurde der Name des Drachen genannt, als ein Durchfall Nasnai befiel; so wie der König geendigt hatte, eilte er hinaus. Einige sagten, Nasnai hätte Furcht bekommen, andere sagten, nein, gegen den Drachen erzürnt, sei er so rasch davongegangen. Nasnai ging nach Hause, bis gegen Mitternacht wurde er vom Durchfall hinausge- trieben, zu der Zeit schlief sein’Weib ein, und er lief davon, für sein Haupt sorgend. Es lief Nasnai, er lief, heftig lief er, gelangte in einen Wald, ermüdet war er von Kräften gekommen, da er sich fürchtete auf der Erde zu liegen, stieg er auf einen Baum, packte zwei Zweige mit den beiden Händen und schlief ein. | Als ег erwachte, sah er hinab, um den Baumstamm gewickelt, schlief der Drache, die Besinnung verlierend, stürzte Nasnai und fiel gerade aufihn hinab; der Drache, in der Meinung, dass Gott in seinem Zorn ihn mit dem Blitz getroffen, kam um, indem sein Herz barst. Wieder zur Besinnung gekommen, lief Nasnai davon, er sieht sich um, der Drache bewegt sich nicht. Da er nun sah, dass er umgekommen war, ging er an ihn heran, schlug ihm den Kopf ab, nahm ihn und begab sich nun zum König: «Ist dies der Drache? in un- serem Daghestan pflegen so die Katzen zu sein», sagte er zum König, «weshalb hast du nicht, ohne mir Unruhe zu bereiten, kleine Kinder mit Stöcken gegen ihn ausgeschickt?» Der König fand keine Worte, die er hätte entgegnen können und blieb mit aufgesperrtem Munde zurück. 12* a — © 92 А. SCHIEFNER, nezer Dagustanalda kutul rukunin hadinal» abunila as раб ahasde; «dije awarago habié'ogo, tilalgun "isin timal sejin ritic’el duca alde dande?» dande bieine rai batié'ila раб ahasul, Вах‘ап kalgun x utanila. C'o dahab mexaldasan aljanila pad’ahas au kiabizegi: «X'irijau dure Naznai bahadur» abunila as, «tabgo паг wugin dain hab dir ulkajalde éapxade waé’uneu; ezul ai sun bugin hanzi dixe; meter ezde dande waxine wugin шип.» Dobgo rixalil unti baé'un, tutanila Naznai rogowe. Sordo barsadtize’an rix a- lica teé'ila au; eldasa паха turun bed antanila, beterafe ’amal habun. Dobgo rohowe £oanila dobgo gotode waxun ата au. Roharab mex al balahanila au боге, hatihoda éujalgi гебап, боюф restun wugila Tabaugo nart; ruhgo hatil kilsade bakarun, ijan x'utanila Маха! tamax tun боге wortize. «Paé ahasul durétun co hoa’arat Sunusgo di @oaleu Naznai bahadurgi паха tun, hatihoda &ujalgi геб an, ada ango tox rukine behilarin nit» abunila cojau nartas. «Dunijal-alamafufa Hingie'el, esufajis hanzi hingilel?» Katanila dande cogijau, heb bakalda qec jun cocaca é'oan xoanila Tabaugo nart, Restanila hanzi Naznai Sotadasa, Tabaugo nartasul betergi gotanila as, Tabasulgo jaraÿgi bosanila, Eukelgi baxanila; kigo бо4а qanila, Tabalilelda rekanila, buxizabunila раб ahasuxe, раб ahasda cere bu- trulgi rexun, abunila as: «Hadinalis rukunel nartzabi? nezer Dagustanalda bestalal rukunin hadinal, azde dandegi bihinali$ raxunel? ruc’abi "elaanin azije!» tamasatun xutanila paéaligi, askor rukaralgi. C'o zamanaldasan tababizegi ahanila au рабаваз: «X'irijau dure Naznai» abunila as, «kapurau Nach einiger Zeit rief ihn der König zum zweiten Mal: «Mein theurer Schwiegersohn Nasnai Bahadur», sagte er, «die Narten kommen beständigin dies mein Reich zum Ueberfall; ihr Allarm ist nun an mich gelangt, morgen musst du ihnen entgegenziehen.» Da derselbe Durchfall ihn befiel, lief Nasnai in den Wald. Bis zur Mitternacht verliess ihn der Durch- fall nicht, darauf lief er davon, um für sein Haupt Sorge zu tragen; er gelangte in den- selben Wald und auf denselben Baum steigend, schlief er ein. ‚Als es tagte, schaute er hinab, die drei Narten waren unter dem Baum abgestiegen und hatten ihre Pferde gefesselt losgelassen, seine Seele entwich in die Fusszehen, fast wäre er ohne Besinnung hinabgestürzt. «Da des Königs Schwiegersohn, der mit einem Hiebe fünfhundert Menschen tödtende Nasnai Bahadur ist, geht es nicht an, dass wir die Pferde gefesselt loslassend, auf solche Weise sorglos sind», sagte der eine Nart. «Sollen wir, die wir uns vor der ganzen Welt nicht gefürchtet haben, uns nun vor ihm fürchten ?» entgegnete der Andere. Auf der Stelle mit einander in Streit gerathend, kamen die drei Narten sich einander tödtend um. к Nun stieg Nasnai vom Baume, den drei Narten schlug er die Köpfe ab, nahm die Waffen der Drei, zog ihnen die Kleider ab, belud zwei Pferde, das dritte bestieg er und jagte zum König; die Köpfe vor den König hinwerfend, sagte er: «Solcher Art sind also die Narten? in unserm Daghestan pflegen die Waisen so zu sein, Männer sendet man also ihnen entgegen? gegen solche reichen doch Weiber aus!» Verwundert blieb der König und die bei ihm Befindlichen. Nach einiger Zeit rief ihn der König zum dritten Mal: «Theurer Schwiegersohn Nas- AWARISCHE TEXTE. 93 раб akas Fal raizabun bugin dida; meter dir bogi baéun, esul ulkajalde ine wugin шип; guroni hab anfida zanib ’odob хегап, zodob c'oa an, Kapurab bo restinin hab neter $ahar soirun.» Dobgo rix el baé'un rogowe futanila Naznai; nusgo xarawul tanila раб’аваз heb sordojaf asul rug soirun, hanzigi Ziugo coho au inewilan hingun. Cancol Naznai goatiwe kançize hesanigi weé acila xarawulzabaca; borzun bac’arab öadiea au wosun ineu ‘adin Guzugi jikanila asde tade jusun; Sijab Kazat rogobgo tobaze janila Naznajica heb sordojat. Meterilasa kinabgo bogi bakarun, boda horfowe Naznaigi tamun, abunila padahas: «Ragarejin bi- sasul c'obgun; tajin nozoda, hau dir durcas mafarab habiée'u, as habuhaburab habié'eu 61 dije haramau eijin eu.» Basaranila bo, co gali cebe tamun, kigo-tabgo naxe tamun, heb halalda itun, Soanila ab co zamanal- dasan kapurab bode tade. Kapurab bo bihigun, rixalil unti baé'un, xintun baxanila Naznajil Salbar. Tasa hital raxana as, jaraë baxanila, cer 'adin habun tasa retel baxanila, Tutize kani tut wukine hisabaf. Asux balahun kinabgo bocagi ebgo habunila, as habuhaburab habejan pac’ahas abun bukindal. Heb horfob tijalda zanib co Ъадагар, eajaxab hoi, bekerun baé'un, kaldib Naznajil cojab hitgi qan (пах baxun bukun bugo beterhanéi-xoadada) tutun anila kapurab bol raxaldexun balahun. Hm! ducagiji$ dun telareu abun, nai», sagte er, «der ungläubige König hat mir den Krieg erklärt, morgen musst du, mein Heer nehmend, in sein Reich rücken, wo nicht, so wird innerhalb der Woche das Gras auf der Erde gleiche, das den Sternen am Himmel gleiche feindliche Heer diese unsere Stadt um- ringen.» Da den Nasnai derselbe Durchfall befiel, lief er in den Wald, hundert Wächter stellte der König in dieser Nacht um sein Haus, fürchtend, dass er auch jetzt allein aufbrechen würde, Wie oft auch Nasnai sich bemühte hinaus zu springen, liessen ihn die Wächter nicht; gleich als wenn ihn eine herbeifliegende Krähe entführen würde, kam auch die Frau be- ständig zu ihm zurück; in dieser Nacht musste Nasnai jegliche Nothdurft im Hause selbst verrichten. | Am Morgen sprach der König, nachdem er das ganze Heer versammelt und Naznai in die Mitte gestellt hatte: «Rühret euch mit Gottes Gnade; wisset, dass derjenige, der nicht das von meinem Schwiegersohn Befohlene thut, und nicht das, was er thun heisst, vollführt, gegen mich ein Verräther ist.» Das Heer setzte sich in Bewegung, einen Schritt vorwärts, zwei, drei Schritt rück- wärts thuend, gelangte das Heer also gehend nach einiger Zeit zu dem ungläubigen Heere. So wie er das ungläubige Heer erblickte, befiel den Nasnai der Durchfall, in Nasnai’s Hosen wurde es warm. Er zog sich die Stiefel ab, legte die Waffen ab, legte die Kleidung ab, sich dem Eis gleich entblössend, in der Absicht, einem Schmetterling gleich davon zu flattern. Auf ihn schauend, that das ganze Heer dasselbe, da der König gesagt hatte, dass man thun solle, was er zu thun heissen würde. In der Zwischenzeit kam ein hungriger, umherstreichender Hund gelaufen, im Maul einen Stiefel Nasnai’s haltend (sie waren von dem vermaledeiten Besitzer mit Fett geschmiert) zu der Gegend hin, wo sich das ungläu- bige Heer befand. «Hm! wirst auch du mich nicht in Ruhe lassen» sagend, stürzte Nasnai < < 94 А. SCHIEFNER, wortanila Naznai xaduu hie'toloho6on; asda xadub kinabgo bogi bortanila. Hal &a'i "adamal gurin, $etabi rugilan jun, hinqun rexrohalde bix anila henisa kapurab bo, kinabgo qaji-matah x'azinagi 507 tun. Batan sinab zogi bosun, Naznaigi ifanila naxe, itanila hanzi, ba&un bogun zindirgo wafadasul ulkajalde; al tade soilelde eugi хип watanila, esul bakalda kinabgo bo co kalaf katan Naznaigi tanila. Bahareitijaful, hunaraful bicen qarab mex’at abulaanila Naznaijica: «Baharzal "emertagijin, talih dije Fegijin!» Talih bekagi dur, hoi. C'o goara elaf tade indal ebein tobaé'ogo witana dun naxe. ihm splitternackt nach, ihm nach stürzte auch das ganze Heer. «Das sind keine Menschen, es sind Teufel», meinend, zerstreute sich voll Furcht von dannen das ungläubige Heer, alle Habe und die Kasse in Stich lassend. Alles, was sich vorfand, nehmend, zog Nasnai nun wieder zurück, er zog, das Heer nehmend, nun in das Reich seines Schwiegervaters zu- rück; als sie zurückkehrten, war gerade der König gestorben, an seine Stelle wählte das ganze Heer einstimmig den Nasnai. Wenn man von Heldenthum, Tapferkeit sprach, pflegte Nasnai zu sagen: «Mag es viele Helden geben, mir mag nur Glück gegeben werden!» Dein Glück berste, o Hund! als ich in einer Angelegenheit zu ihm ging, hat er mich unverrichteter Dinge entlassen. XII. Die schöne Jesensulchar. In später Abendzeit kratzten drei Schwestern Wolle. Als sie über verschiedene Dinge redeten, sagte die älteste: «Wenn unser König mich zur Frau nähme, würde ich aus einer Wollflocke soviel Tuch weben, dass man damit das ganze königliche Heer bekleiden könnte.» Die mittlere sagte: «Wenn der König mich zur Frau nähme, würde ich mit einem Maass Mehl das ganze königliche Heer sättigen.» Da sprach die jüngste: «Wenn der König mich zur Frau nähme», sagte sie, «würde ich dem Könige einen Sohn mit Perlenzähnen und eine Tochter mit goldenen Locken gebären.» Unter dem Fenster stehend, hörte der König alles dies. In derselben Nacht heirathete er die älteste Schwester, am andern Tage Abends heirathete er die mittlere. Die Worte beider erwiesen sich als Lüge, sie konnten das, was sie verheissen hatten, nicht erfüllen. Am dritten Abende heirathete der König die jüngste Schwester; in derselben Necht ward sie schwanger, am Morgen aber erhob sich der König und zog mit dem Heere davon, um mit einem andern Könige Krieg zu führen. Gerade neun Monate, nachdem er davongezogen war, gebar sie einen Sohn mit Perlen- zähnen und eine Tochter mit goldenen Locken. Die beiden älteren Schwestern nahmen, von Neid getrieben, ihr die Kinder fort und thaten an deren Stelle ein Hündchen und ein Kätz- chen und sandten an den König einen Mann mit der Botschaft, dass seine Frau ihm ein Hündchen und ein Kätzchen geboren habe, sie sandten auch einen Sclaven, dem sie die Kinder gegeben hatten, auf dass er dieselben in die Nesselschlucht würfe. Der König schickte den Bescheid: «Werfet das Hündchen und Kätzchen in -den Fluss, die Mutter aber hüllet AWARISOHE Texte. 95 in eine Fiselshaut und stellet sie an das Thor; wer eingeht, soll sie zum Schimpf anspeien und wer ausgeht, soll eben so thun.» Als der Sclave, nachdem er den Knaben und das Mädchen in die Nesselschlucht ge- worfen hatte, zurückgegangen war, kam an sie eine goldhaarige Hirschkuh heran, sie kam heran und legte sich neben ihnen nieder. Die Kinder saugten sich an ihr satt. So ernährte die Hirschkuh sie, bis sie herangewachsen waren. Als sie aber herangewachsen waren, zog die Hirschkuh voran, die Kinder folgten ihr nach, voran ging die Hirschkuh, hinterdrein die Kinder; sie gingen, gingen, gingen viel, gingen wenig, gelangten bis zu einem Schlosse. Es traten der Jüngling und das Mädchen ein, es war keine Seele im Schlosse, allein eine Einrichtung wie für ein fürstliches Haus; alles, was für einen Mann und für eine Frau nothwendig war, fand sich dort vor. Sie fingen nun an dort zu leben. Der Bruder fing an fortwährend auf die Jagd zu gehen, die Schwester aber blieb zu Hause und führte die Wirthschaft. Als der Bruder einmal auf der Jagd war, badete sich das Mädchen in dem Bache, welcher bei dem Schloss vorüberfloss, Als sie sich badete, trug das Wasser eins ihrer Haare ‚ davon. Dieser Bach floss durch die Stadt, wo der König, ihr Vater, wohnte. Da gerieth das Haar in den Krug einer Wittwe; sie brachte es, um es den Frauen des Königs zu zeigen. Sobald sie es erblickt, erkannten sie, wessen Haar dies war, sie merkten, dass der Knabe und das Mädchen aus der Nesselschlucht mit dem Leben davongekommen waren. Sie ver- | sprachen der Wittwe viel zu geben, viel gaben sie ihr auch in die Hände und sagten: «Das Mädchen, ' von dessen Haupt dieses Haar gefallen ist, hat einen Bruder; beide sind uns ‚ feind; suche diesen Jüngling auf irgend eine Weise, irgend eine List und irgend einen Schlich ersinnend, zu verderben; kommt er um, so wird es leicht sein, mit dem Mädchen fertig zu werden; wir aber werden deines Dienstes ewig gedenken.» Es ging darauf die vermaledeite Wittwe den Bach entlang aufwärts, sie ging, ging viel, ging wenig, gelangte bis zum Schloss. Sie fand das Mädchen mutterseelen allein. Schlan- genhaftes flüsternd, Fuchsartiges sprechend, sagte die Wittwe dem Mädchen: «Wie kannst du leben, ohne jemand bei dir zu haben? Es fällt Schlimmes vor, es fällt Gutes vor; dein Bruder muss dir eine Zerstreuung suchen; im Osten, jenseits zweier Felsen, welche an- einander schlagen, wächst ein Apfelbaum; der spricht mit sich selbst, schlägt sich in Hände, wenn er spricht, tanzt, wenn er sich in die Hände schlägt; sage dem Bruder, dass er dir von diesem Apfelbaum einen Zweig bringe, er wird vor dir sprechen, tanzen und es dir durchaus nicht gestatten, Langeweile zu empfinden.» Als die Wittwe dies gesagt hatte, ging sie zurück. Als der Bruder von der Jagd zurückgekehrt war, fing das Mädchen an vor ihm zu weinen und Gram zu zeigen. «Mich zu Hause lassend», sagte sie, «gehst du alle Tage auf die Jagd; womit soll ich mich zerstreuen, womit abgeben, meinst du? Voller Gram, ohne zu wissen, was ich thun soll, werde ich, allein weilend, umkommen.» — «Was soll ich thun, was willst du von mir, Schwester?» sagte der Jüngling. — «In der östlichen Gegend, jenseits zweier Felsen, ist, wie man hört, ein mit sich sprechender, wenn er spricht, 96 А. SOHIEFNER, sich in die Hände schlagender, wenn er sich in die Hände schlägt, tanzender Apfelbaum» sagte sie, «wenn du mir von demselben einen Zweig bringst, so würde. mich wenigstens dieser Zweig zerstreuen.» Es setzte sich der Jüngling zu Ross, schlug drauf los, jagte nach der östlichen Ge- gend. Nachdem er viel geritten, wenig geritten, gelangte er zu den Felsen. Bald mit Krachen aneinander schlagend, bald auseinander klaffend, bald aneinander schlagend, bald ausein- ander gehend — so waren diese Felsen. Jenseits derselben stand der Apfelbaum, der mit sich selber sprach, der, wenn er sprach, sich in die Hände schlug, der, wenn er sich in die Hände schlug, tanzte, zu ihm führte kein anderer Weg, als nur durch diese beiden Felsen. Sein Ross gut fassend, es zurück und vorwärts galoppiren lassend, liess der Jüngling es springen; krachend schlugen die Felsen aneinander, dem Pferde ward der Schweif abge- schnitten, der Jüngling aber gelangte hindurch. Er brach einen Zweig vom Baum und so wie die Felsen aneinanderschlugen und auseinanderklafften, liess er sein Pferd zurück- springen und gelangte auf diese Seite zurück. Er legte sich den Zweig auf die Schulter und ritt nach Hause. Nach einiger Zeit erschien wiederum dieselbe Wittwe, um zu erfahren, was vorge- & fallen wäre. Der Jüngling war auf der Jagd, vor dem Mädchen aber stand der mit sich selbst redende, wenn er sprach, sich in die Hände schlagende, wenn er in die Hände schlug, tanzende Apfelbaumzweig. Da sprach die Wittwe zum Mädchen: «Wirst du dich lange hier- mit belustigen? es wird dir bald zum Ueberdruss werden; nicht taugt es, dass du, ein sol- ches Mädchen ohne Freundin lebst. Jenseits des Meeres, in silbernem Palaste wohnt eine Schöne, Namens Jesensulchar; in.der ganzen Welt giebt es kein einziges Frauenzimmer, das schöner, reicher und klüger wäre als sie. Schicke deinen Bruder, dass er sie heirathe; kommt sie her, so wirst du, wenn du dich neben ihr befindest, nie merken, was Langeweile ist.» Nachdem die Wittwe diesen Gedanken ins Herz des Mädchens gethan hatte, ging sie davon. ; Als der Bruder von der Jagd kam, fing das Mädchen an vor ihm zu weinen und sich zu beklagen. «Indem du mich ganz und gar allein lässt», sagte sie, «schweifest du ohne Unterlass umher; mir ist dieser Zweig schon zum Ueberdruss geworden; wenn ich kein lebendes Wesen neben mir habe, komme ich um, verliere ich meinen Verstand. Jenseits des Meeres, heisst es, lebt in einem silbernen Palaste eine Schöne, Namens Jesensulchar; reite hin, um sie zu heirathen, so wirst du eine Frau haben, ich aber eine Schwester.» Der Jüngling pflegte der Schwester nichts, was sie aussprach, abzuschlagen, so sehr liebte er sie! Nachdem er ein gutes Ross ausgewählt hatte, bestieg er dasselbe, legte eine glänzende Rüstung an, schlug drauf los, jagte einher, ritt davon. Er ritt, ritt, ritt lange, ritt langsam, ritt in der Nacht, ritt bei Tage, ritt und ritt. Nachdem er viel Land hinter sich gelassen hatte, war er weithin gerathen und traf einen am Rande des Weges sitzenden Greis mit einem grossen Barte. Der Jüngling begrüsste ihn und der Greis erwiederte den Gruss. «Glückliche Reise, mein Sohn, wohin reitest du, so-Gott will?» sagte der Greis. — AWARISCHE TEXTE. 97 Der Jüngling gab ihm Bescheid. — «Веце nicht bin, mein Sohn, wenn du auf meinen Rath hörst», sagte der Greis», bist du dahin geritten, so erreichst du, was du wünschest, nicht; gar viele solcher tapferer Recken, wie du bist, sind diesen Weg gezogen, um Jesensulchar heimzuführen, kein einziger aber ist zurückgekehrt. Sie lebt in einem von Wasser umge- benen silbernen Palaste, nur über das Wasser kann man dahin gelangen. An dem Ufer.des Flusses stehend, muss man ihr zurufen, wenn sie auf den Ruf nicht hervorkommt, erstarrt derjenige, der sie gerufen hat, bis zu den Knieen; wenn sie auf den zweiten Ruf nicht her- vorkommt, erstarrt er bis zum Herzen und wenn sie auf den dritten Ruf nicht hervorkommt, so erstarrt der ganze Körper und der Mensch wird zu Stein. Das ganze Flussufer ist mit solchen erstarrten Reitern besäet.» — «Möge dir Glück zu Theil werden, Väterchen», sagte der Jüngling, «jüngere Leute sollen dem Rath älterer Männer folgen, allein, wie es auch sein mag, was so viel tapfere Recken gewagt haben, kann auch ich wagen.» Nachdem der Jüngling dies gesagt hatte, ritt er seines Weges fort.» Er ritt, ritt; nachdem er viel geritten, wenig geritten, gelangte er endlich zum Palast der Jesensulchar. Wie es der Greis gesagt hatte, fand er das Flussufer mit erstarrten Rei- tern besäet. Nachdem er für ihre Seelenruhe gebetet, rief er: «He, Jesensulchar '» kam nicht hervor, er erstarrte bis zu den Knieen; er rief das zweite Mal, sie kam nicht hervor, er erstarrte bis zum Herzen; er rief zum dritten Mal, es kam Jesensulchar nicht hervor, er erstarrte ganz und ward zu Stein. Während dies mit dem Jüngling vorging, erwartete das Mädchen seine Ankunft und dachte an ihn. Es verging ein Monat — er kam nicht, zwei, drei, vier Monate vergingen, er kam nicht. Endlich, da sie an seiner Rückkehr verzweifelte, beschlug sie ihre Schuhe mit Stahlsohlen, umgürtete sich mit einem Strick, nalım einen eisernen Stab in die Hand und ging gerade des Weges, den ihr Bruder vorangeritten war. Sie ging, ging, ging viel, ging wenig; wenn sie müde wurde, ruhte sie nicht aus, wenn sie Hunger hatte, nahm sie keine Nahrung zu sich; sie ging, ging, fand denselben Greis. «Wohin geht dein Weg, meine Tochter, so Gott will?» sagte er. Sie gab ihm Bescheid. «Dein Bruder ist erstarrt und längst zu Stein geworden», sagte der Greis, «es giebt dort viele ebenso wie er erstarrte Menschen, welche ausgezggen sind, um Jesensulchar heimzu- führen; wenn sie sich nicht zeigt, werden sie nie zum Leben kommen. Wenn du dorthin gelangst, so rufe einmal, rufe zweimal; wenn sie beide Male nicht hervorkommt, so rufe zum dritten Mal: «Bist du wirklich schöner als ich, die Goldlockige, dass du so stolz bist?» Dann wird sie es nicht länger aushalten können und zum Vorschein kommen.» Es ging das Mädchen, ging und gelangte hin. Hingelangt betete sie zuerst für die Seelenruhe aller, darauf umarmte sie weinend ihren Bruder, darauf sich ans Flussufer stel- lend, rief sie: «Ei, Jesensulchar.» Nicht kam sie hervor, das Mädchen erstarrte bis zu den Knieen; zum zweiten Male rief sie, nicht kam Jesensulchar hervor, es erstarrte das Mäd- chen bis zum Herzen. «Bist du wirklich schöner als ich, die Goldlockige, dass du so stolz bist?» rief sie zum dritten Male. — Mit den Worten: «Wer ist diese Goldlockige?» kam | 13 sie Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, УИме Série, 98 А. SCHIEFNEE, Jesensulchar zum Vorschein. Mit Lärm wurden alle erstarrten Leute wieder lebendig. Alle Helden nannten den Jüngling Bruder, das Mädchen aber Schwester. Sich in ein goldenes Boot setzend, begab sich Jesensulchar jetzt an das diesseitige Ufer. Alle Helden sagten ihr: «Wir haben diesen Jüngling einen Bruder genannt, durch ihn sind wir zum Leben gekom- men; wir alle räumen ihm den Vorrang ein; nimm ihn zum Mann und sei uns eine Schwe- ster.» Jesensulchar war damit einverstanden. Es heirathete der Jüngling die Jesensulchar; hinauf schoss man aus Mörsern, hinab aus Kanonen, einen ganzen Monat lang schwiegen Trommeln und Hörner nicht. Darauf mit dem ganzen Vermögen Jesensulchar, mit Selaven und Sclavinnen, mit Schätzen, mit der Wirthschaft, auch alle Helden mit sich nehmend, ritt der Jüngling nach seinem Schloss. An derselben Stelle fanden sie den Greis. Ihn seinen Vater nennend, nahm der Jüngling ihn mit sich, um ihn bis zum Tode zu ernähren. Die Helden aber kehrten, nachdem sie sie bis zum Hause geleitet und ihnen Wohlbefinden gewünscht hatten, jeder nach seiner Ge- gend hin. Cewe ’adin gojilgo éanawe hoadize tuhanila au was. C'in koatun éanasa waé'inago dandetanila asde nux qosun soirdulel ’emeral rekaral, asul emen pad ahgi hesul &ugbigi rukun rugo el; Zindirgo xulbuxegi raéun qase kudijab hoboltigi habun meterilasa nuxar Tunila wasas al. ; C'o dahab mex aldasan 61 witun waé'anila paé'ahas au wasgi kinalgo asul rogoselgi ahun, as ha- burab ’adin asijegi hobolgi habize, ше qaé'anila al. Rogosa goatire tuhuneb mexaf abunila xeras wasasde: «Pad'ahasul барщаа ceje hamil tonalda zanigi zemun, co éuiu ’adan jatilejin neteda, na’anagi Yun helde Васо tujin abilebin dude раб alas, alda bugeb bahana $ abejin duca dosde. «Sejin qoaraarab аще bahana tai, bahana heé'ogo 20 bukinarin » abilebin раб ahas. «Gurin, bicejin,» tuhajin шип, bicinebin cingi dos.» Wie früher fing dieser Jüngling täglich an auf die Jagd zu gehen. Als er einst spät von der Jagd kam, begegneten ihm viele Reiter, welche den Weg verloren hatten und umherirrten, es waren dies sein Vater, der König und seine Begleiter; sie in sein Haus führend, bereitete er ihnen in dieser Nacht eine grosse Bewirthung, am Morgen aber führte der Jüngling sie auf den Weg. Einige Zeit darauf sandte der König einen Mann, um diesen Jüngling und alle seine Hausgenossen einzuladen, um ihm eine ebensolche Bewirthung, wie er angerichtet hatte, zu bereiten; sie machten sich auf, um zu gehen. Als sie von Hause zogen, sprach der Greis zum Jüngling: «Vor dem Thore des Kö- nigs werden wir ein in eine Eselshaut gehülltes Frauenzimmer finden, es wird dir der Kö- nig sagen: Speie sie zum Schimpf an, dann frage du ihn, worin ihre Schuld besteht? dann wird der König sagen: Wozu musst du die Schuld wissen, ohne eine Schuld wird diese Sache nicht sein. «Es ist nicht so, erzähle», beginne du, dann wird er es dir erzählen.» ÄWARISCHE TEXTE. 99 ПапИа al, soanila раб ahasul gapudaxe, hamil tonalda zaniigi Tun jatanila ceje co &uzu 'adan. Azde dandegi wadun «na’anagi Fun ac otujin alde tade» abunila раб alias wasasde. «Alda bugeb bahana sib?». higanila wasas. « Se goara'arab duje bahana tai, bahana Неб’осо zo bukinarin» abunila pa6ahas. «Gurin, bicejin» tuhanila was; bicanila pad alias. As bicun baxingun Ка] bié'un wasasul cabigi rihizarun, éox to baxun jasaful galalgi hursun abunila xeras paé'aljasde: »hal guris dur Timal?» hojidagi katidagi refaral rugis al?» hagtun, xagan Xutanila pad aligi kinabgo naxijab xalqgi. Rekeda watigun bujuranila pacahas baibihijafe, anfcol batabatajisa hamamafuigi éurun, Fijaban aburab retelgi retun al Timalazul ebel taxida "odojikinajize; helda паха x'alaxe rex'ize arau laögi jasalde tade hoadarai gorolaigi, amro habunila as. Anila ungalgo 'uluca xadur rexerxun. Lei ‚ kijaigo kudijai jacgi Timal miéil koigié'el goanz "uluzul racadagi ruhun reé aze 10 Habunila аб ahas hanzi co suhmat, habunila é'a dal "oral rec anila, hanal gohal ranila, bagbaqul- р ) q q фаза zurmixan ahanila, bagterhudasa goloxan ahanila, Furduxabi {amunila, А reé anila. Heniu dungi wukana, dida $ijab 2051 bihana, biharab dica noäojegi сапа. ХШ. Baçgi gotorkogi. : "Jjal rexadasa Le ergi xamun {urun ina bukanila bac. C'o &otofe $oarab mex'al goark qoarkan harat 15 Sie zogen davon, gelangten zum Königspalaste. Sie fanden ein Frauenzimmer, das in eine Eselshaut gehüllt war. Ihnen entgegenkommend, sprach der König zum Jüngling: «Zum Schimpf speie du diese an.» «Was hat sie für eine Schuld?» fragte der Jüngling. «Weshalb ist es dir nöthig die Schuld zu kennen, ohne Schuld wird die Sache nicht sein», sagte der König. «Nein, erzähle», begann der Jüngling; es erzählte der König. Als er zu Ende erzählt hatte, öffnete der Greis den Mund des Jünglings und zeigte seine Zähne, nahm er die Binde ab und liess die Flechten des Mädchens flattern und sprach zum König: «Sind dies nicht deine Kinder? sind sie einem Hunde und einer Katze ähnlich?» Von Sinnen kommend, staunte der König und alles übrige Volk. Zur Besinnung gekommen, befahl der König zu Anfang auf siebenfach verschiedene Weise die Mutter dieser Kinder im Bade abzuwaschen, kleidete sie in die besten Kleider und setzte sie auf den Thron; darauf befahl er die beiden älteren Schwestern, den Sclaven, welcher gegangen war, um die Kinder in die Nesselschlucht zu werfen und die Wittwe, welche zu der Tochter gegangen war, an den Schweif undressirter Stuten zu binden und diese loszulassen. Alle vier wurden sie von den Stuten geschleift. Es richtete der König nun ein Mahl an, er richtete es an, liess Ströme von Bier fliessen, häufte Berge von Fleisch an, von Sonnenaufgang rief er einen Hornbläser, von Sonnenunter- gang einen Trommelschläger, er liess Tänzer los, setzte Seiltänzer in Bewegung. Auch ich war dort, ich habe alles gesehen, das Gesehene habe ich euch erzählt. ъ XIII. Der Wolf und der Specht. Nachdem er ein Lamm aus der Schaafheerde gepackt hatte, war der Wolf in Begriff 13* 100 А. SCHIEFNER, га anila alda. Gotoda ’адап wugewilan qun fe его? rexuntun tadegi сад Yutanila bac. Dahab Чоъеап $oarab mex al balahanila ab naxe, gurila adan, bugila gotorko. «Oh! duda koisab ао éajab, kibgo koartil haratgi gotic’in dur, ustargi baxiné'in mun» abunila bacica. «Dudago éagijin» abunila Sotorkojaf. «C'oho- dila mungi бефт, éeconigi, ijal rexengi ‘un, heful beterhanéitun mungi baxiné’in.» XIV. Сего! borobgi. Cagab hudultijalda hoadila rukanila сего? borohgi. C'otijal Yanila azije ‘or baxine. Abunila borhica carade. «Munni bihago baxinin, dur box dul rugin, dun kinin baxineb?» «Rekajin dida» abunila caraca, rekanila boroh. Dob ra alde Soarab mex af сага! gorbodagi Zemun, ab &angize gas habunila borhica, Abu- nila caraca alde: «Dungo xojaful rasgi игбе! hec'in dije, mun "adab hudul bihic'ogo xojaful guroni. Da- hab cebe betergi bagizabun, abunila borhiea: «Habila, balahejin, eda ‘ango duje dun bihize bofun bugeb batani.» «Dahabgi bagizabejin, co ubaëgi ‘agi habizin» abunila caraca. Badizabunila borbica tolabgo be- ter; xapun jun {un rexanila caraca dob. Hanzi, can 'urul ra alda borohgi bitizabun, abunila caraca: «Bitun hoadarabani hada ango mungi bitilareb bukarabin.» davonzulaufen. Als er zu einem Baume gelangt war, hörte er wiederholtes Klopfen. Da der Wolf glaubte, dass auf dem Baume ein Mensch sei, liess er das Lamm laufen und lief ge- waltig davon. Als er eine Strecke weiter gekommen war, schaute er sich um, es war kein Mensch, es war ein Specht. «O, es breche dir ein schlimmer Tag an, nirgends hört der Schall deines Hammers auf, ein Meister (Schmied) bist du aber nicht geworden» sagte der Wolf. «Auch dir breche er an», sagte der Specht, «fortwährend stiehlst du, aber wenngleich du es fortwährend thust, hast du es zu keiner Schaafheerde gebracht und bist auch nicht Herr derselben geworden.» XIV. Der Fuchs und die Schlange. Der Fuchs und die Schlange hatten grosse Freundschaft mit einander. Einst traf es sich, dass sie über einen Fluss setzen mussten. Es sprach die Schlange zum Fuchse: «Du freilich setzest leicht über, du hast Füsse, wie werde ich übersetzen?» Steige auf mich», sagte der Fuchs; die Schlange bestieg ihn. Als sie auf jene Seite gelangt waren, hatte die Schlange die Absicht, den Fuchs, nachdem sie sich um seinen Hals gewickelt, zu erwürgen. Es sagte der Fuchs zu ihr: «Nicht ein Härchen bekümmert es mich, dass ich sterbe, aber dass ich sterbe, ohne einen solchen Freund, wie du bist, gesehen zu haben.» Den Kopf ein wenig nach vorn streckend, sagte die Schlange: «Sieh du, schau jetzt, wenn du ein so grosses Verlangen hast, mich zu sehen.» «Noch ein wenig stecke den Kopf vor, ich will dir wenigstens einen Kuss geben», sagte der Fuchs. Es streckte die Schlange den ganzen Kopf hin, es packte ihn und riss ihn der Fuchs ab. Jetzt die Schlange ziehend und am Ufer aus- streckend, sagte der Fuchs: «Wärest du gerade verfahren, wärest du nicht so gerade ge- worden.» AWARISCHE TEXTE. 101 XV. Cigi hinégi. C'o &ijas hin &un дат bugo hiné. Abunila dob hinéaf asde: « Sibize duje dun qoara arab? Dir ha koanan mun ’orgilarin, waé'ajin, bedantejin duca dun; hefije ‘olo tabgo ’aglo mahilin са duda, co dud kodob bukago, kigo duda cebe xarxida Gun.» Qabultanila dou 61. «Wore, wore» abunila al, «aglojat qabul habulareb zojalda тип bozugejin.» Bedantanila as ab. Hanzi asda eebe xarxidagi Gun abunila af: «Worejin, arab zojalda rekelbuhi habugejin duca. «Dida urhib» abuaila : af xadubgo, хопо anab mesed bugin, dungi хип heb bayarabani хоме’ап wegun koanaze Вост Soilaanin duje.» «Oh! buliajab go» abun, hand’anila as kilis. Borzun ina bukanila №16. » tabgo "aqlo malize guris goti bukarab? kigo guroni ma- Fie’o guri Часа», ahtanila au xaduu, «mafilaanin, kijabgo cebequn malarab duda bosize tarabani» abunila af; «xonoan dungo heé'in, dida urhib xono'anab mesed kinin bukuneb? hab hukajin duje taba- bileb "aqlo.» Hebgi abun, Sobtasa пахе terhun anila Kiné. XV. Der Mensch und der Vogel. Ein Mensch hatte Schlingen ausgestellt und einen Vogel gefangen. Es sprach dieser Vogel zu ihm: «Wozu bin ich dir nöthig? Issest du mein Fleisch, wirst du nicht satt, komm, lass mich los, ich werde dir dafür drei Rathschläge geben, einen, während ich noch in dei- nen Händen bin, zwei, wenn ich vor dir auf dem Strauche sitze.» Es willigte dieser Mann ein. «Schau dich vor», sagte der Vogel, «was mit der Klugheit nicht übereinstimmt, daran glaube nicht.» Er liess den Vogel los. Kaum vor ihm auf dem Strauch sitzend, sagte der Vogel: «Schau dich vor, bereue keine Sache, die schon vorüber ist. In meinem Innern, sagte der Vogel darauf, ist Gold von der Grösse eines Eies, wenn du mich geschlachtet und dieses Gold herausgenommen hättest, könntest du bis zum Tode liegend Nahrungs- mittel erlangen.» «O! vermaledeiter Tag!» sagend, biss er sich in den Finger. Der Vogel war im Begriff davonzufliegen. «War nicht die Bedingung, dass du mir drei Rathschläge geben wolltest? du hast mir aber erst zwei gegeben», rief er ihm nach. «Ich werde dir auch den dritten Rath geben, wenn du auch die beiden vorher von mir gegebenen nicht anzunehmen verstanden hast», sagte der Vogel; «ich selbst bin nicht so gross wie ein Hüh- nerei, wie kann in meinem Innern Gold so gross wie ein Hühnerei sein? das sei dir der dritte Rath.» Nachdem der Vogel dieses gesagt hatte, flog er hinter dem Hügel verschwin- dend davon. » 102 ХУ. Kee. «Таха, ebel, qoatije, co tamasa bihize, те’ег curab ’azutan "urdin Xer baqun bugin!» Jaxa, ebel, toxade, toxazulgi ra alde : x'alal сигар c'orotan ix дай teh ban bugin!» Meer сигар ’azucan "ur&in Xer kin baquleb! Mungo tinai Zojalda - Xerilan qun batila. X'alal curab c'orotan ix dalil teh kin baleb? durgo garab rofuca tehilan qun batila. XV. A, SCHIEFNER, XVI. Lied. ь Komm, Mutter, du heraus, ein Wunder anzuschauen, aus dem Schnee, welcher den Berg füllt, kommt grünes Gras hervor. Steige, Mutter, du auf’s Dach, an den Rand des Daches: aus dem Eis, welches die Schlucht füllt, kommt eine Frühlingsblume zum Vorschein. Aus dem Schnee, welcher den Berg füllt, wie kommt da grünes Gras hervor! Dir dem zarten Dinge schien es nur wie Gras. Aus dem Eis, welches die Schlucht füllt, wie kommt da eine Frühlingsblume hervor? dir, welche du von Liebe erfasst bist, kam es vor, als sei es eine Blume. у ХУП. Schau, schau (auf mich) mit den feurigen (rothen) Augen, ein rothes Ross werde ich deinem leiblichen Vater geben, lass, o Mädchen, deinen Zuckermund Gespräche führen, ein Stahlschwert werde ich deinem leiblichen Vater spenden! — Balate, balate ba aral beral, ba arab «u Fela &ohol insuje, katai Gere, jasai, éakarul kal-mae', éaran Xoaléen bala а wacasda! 5 Nein, nicht werde ich schauen auf dich mit den feuri- | gen Augen, wenn du auch eine Heerde rother Rosse hertreibst, nicht werde ich den Zuckermund sprechen lassen, wenn du auch ein Bündel vonStahlschwertern herbringst, . ba’arab éodasa éohol insuje, mehr als das rothe Ross bin ich dem leiblichen Vater, éidax balahié'ei jas dun jofulei; 10 ich, die Tochter, die auf keinen schaut, lieb, mehr als dasStahlschwert bin ich dem leiblichen Bruder, | ich die Schwester, die ihm Ehre erweist, theuer. | Wallah balailaro ba ага! beral, ba'arab 601 rebed cebe gunigi! Tallah kataro éakarul kal-mac', éaran X oaléabazul hural ranigi, éaran x oaléadasa tnlil wacase zindir xatir фига! jac dun xirijai, XVII. XVIII. z N «Dir wofuleu arau dowe Golode, Mein Geliebter ist nach Dshary gegangen, $usu сай baxun nax-nax balahun, beralbercin arau паха с oralde, Бас! "amal bugeb ’alaréa rekun. Baé'ana e’orosa c'ororab xabar, coraldasa luénul rusinarilan ! coraful {indasa buharab ruhel: там bekun бафас Hoalit tanilan! Dungi с ип anisan, € obilau allah, € ororabnigi koir kodob bosize ! фаги] midi ani tade anaseu, fer xisarabnigi homer bihize ! Hardarab dahalab c'oralul éaqal, jaraÿ éaramazul éorxol han kuneb; cogigi dahalab "arazul nuxa, éujal halagazul beral hegoleb! jarag éaramazul éorxol hangi kun, éaqal quganila becal rohade, éujal halagazul beralgi hegon, nuxa xoankdanila xahil zodixe ! XIX. «Hohmalab raginui Ти jikarai, mafit cewe бапа é'oajau Xazarau !° Sibda kindajilan gorsan jakidal gargadulel rugo qorol rué abi, sursudulel rugo Ferilal jasal: « Uma-xanaseni ’emerab 'arac, баги Вах ИКа]е xoantarab qadar!» «ОтбаШ keren cun toxte jaxana, Вага! wacazul mu& bekagilan! Maid beral éoax un боге restana, dije haburaze bisas habejan ! *) Bachtika war von ihrem Bruder, dem awarischen Umma-Chan zu Ende des vorigen Jahrhunderts an den sehr alten Chan von Karabagh, Ibrahim, verheirathet AWARISCHE TEXTE. 103 je fünf Schritte machend, schaut er zurück; der Schönäugige ist fortgegangen in die hintere Ebene reitend auf einem Renner mit Wolfsart 5 Es kam aus der Ebene die eisige Nachricht, dass aus der Ebene die Falken nicht zurückkehren werden! aus dem Grunde der Ebene die brennende Botschaft, dass der Löwe die Klauen zerbrechend am Abhang ge- blieben!» Wenn ich ein Adler wäre, barmherziger Gott, 10 um in die Hand zu nehmen die erfrorene Hand! wenn ich einer Felsentaube gleich wäre, um das Gesicht, das die Farbe gewechselt, zu schauen! Beneidenswerth bist du, Schakal der Ebene, der du das Fleisch der Stahlwaffen-Leiber verzehrst, 15 beneidenswerth auch du, Rabe der Flüsse, der du die Augen der Reiter von schnellen Rossen trinkst. Nachdem er das Fleisch der Stahlwaffen-Leiber verzehrt, lief der Schakal in die dunklen Wälder, nachdem er die Augen der Reiter auf schnellen Rossen ausgehackt, 20 krächzte der Rabe empor zum blauen Himmel. XIX *). Unter dem kühlen Wetterdach war ich eingeschlafen, im Traume stand vor mir der verwünschte Kadshar, während ich aus dem Fenster spähe, sprechen mit einander verwittwete Weiber, 5 flüstern die schüchternen Mädchen: «Umma-Chan hat viel Silber, der armen Bachtika ist geschwuuden das Ansehen.» Die Brust voll Sorgen stieg ich auf’s Dach, es breche der Rücken der Brüder, die mich ernährt! 10 Indem Thränen flossen, stieg ich hinab, denen, die mir das gethan, vergelte es Gott! . witsch getödtet wurde. Kadshar heissen die Gebirgsbe- wohner, welche Sunniten sind, alle Schiiten, gegen wel- che sie einen grossen Hass haben. worden, welcher letztere 1806 durch den Major Lisano- 104 rogosa qoalije dun unei шеха* jigeiani ebel xadui 'odize, X'underil taltasa restuneb mex at aman allah Bulaé со ber é'oaze шип! ja allah batagi пох hec'eb Таги, &ob tusman rafalde Folei jatani! cingigi batagi Togo hed’eb ‘or, baigan Susujalde éolei jatani | » «Nuxgo hed’eb Yurde mun futanigi, fola шип, Baxtika, tusman rafalde ! Togo heé'eb "orte mun kancanigi qadar xoarab аще gob Susujalde!» «Nuxta бага baleb e'ohorab Mukraf dijegi ratagi Sarajaf ше! wihun éi tolarel dol Golodesel dije dandetagi, dur шиё bekize! gama gebeguleb xahil Alazan dijgi gebegagi, dur rak с oroze! nuxla бага baleb c'ohorab Mukrat dijeni ratié'o racun {a ajal! wihun éi tolarel dol Golodesel dije dandetié'o qawuda soajal! саша gebeguleb xahil Alazan dije baidatana tupan éuéajab! Urgelal genolel goaridal x'alal, dir wasigat bice X'underil роде! багипа! raxunel rorxatal Sobal, dir Вад Halal abe Uma-xanasde! dungi jigin abe qoaridab kucax, gorinibe jarab tin’ mogogq adin! eingi Jigin abe zahmat halalda, hatada max barai Gurzijai ‘adin. ХХ. Enege, 'adamal, x'abar bicinin, А. SCHIEFNER, Zur Zeit da ich von Hause nach aussen gehe, wäre die Mutter im Begriff mir nach zu weinen; zur Zeit da ich vom Felsen Chunsak’s herabsteige, 15 gestatte Gott mir einen Blick auf Bulatsch zu werfen! Gott, es finde sich ein wegloser Fels, wenn man mich in jenes Feindesland giebt! ferner finde sich ein brückenloser Fluss, wenn ich nach dem bekannten Schuscha gerathe!» 20 «Wenn du auch den weglosen Felsen erklimmst, = wirst du, Bachtika, doch in Feindesland gegeben! Wenn du auch in den brückenlosen Fluss springst, musst du, deren Ansehen geschwunden, nach diesem Schuscha! Auf dem Wege rauben die räuberischen Mukratler, 25 sei es auch mir bescheert, zu ihm zu gerathen! Die Dscharer, wenn sie einen Menschen erblickt, lassen ihn nicht in Ruhe, mögen sie auf mich stossen, nur dein Rücken breche! Der blaue Alasan, der Böte umwirft, werfe auch mich um, dein Herz erstarre! 30 Die auf dem Wege raubenden räuberischen Mukratler sind mir nicht begegnet, kommet gänzlich um! Die Dscharer, welche den Menschen, den sie erblickt, nicht in Ruhe lassen, sind mir nicht begegnet, es packe euch die Pest! Der blaue Alasan, welcher Böte umwirft, 35 ist mir eine Steppe geworden, die Fluth ergiesse sich über dich! Tiefe Klüfte voll von Kummer, meldet mein Vermächtniss dem Нееге Chunsak’s: hohe Berge, auf denen die Unglücklichen beten, meldet dem Umma-Chan, dass ich die Sünde vergebe, 40 saget ihm, in welch beengter Lage ich bin, gleich einem jungen Feldhuhn, das in dieSchlinge gerathen, ferner meldet, dass ich in trauernder Lage, gleich einer Georgierin, welche Fesseln an den Füssen hat. ХХ. Hôret, Menschen, еше Mähr werde ich erzählen, сте taraze хааг "adınab. Ihalisa Sa it dibirtungi tun, | hau Genusa Samil xanilangi tun, dou Hoc’ata Hanzat begilangi tun, Dargojalde ’untun kagtalgi ritun, ki rugel sinalgi dandegi raéun, nu? kirijil abun boca hiqidal, hab bakalde abun c'argi tec'ogo сопохе restana X'underil masit, Yalal raxun éujal magitegi gun Xangisaful xurir éadiralgi é'oan, xoan Каба( bitana Umaxanasde, insulgo batarab "aracgun mesed, basra habun telis Hindal bojate ? umumuca raral rorxatal hindul riériéunmo ralis C’olofa бое? befun sinaxe xur Фе bad’uneb, un $inaxe daula Tijedai $oleb? паха mahi gurel {а@ goral gurel, é’e eral tunkaze talih Folebdai? éangi xirim bugo dir xalajafub, xahab tagur "anab mahabi rugel, korx ol ога! ’adin kalal Yuraral, nozor umumuzul kurmul rorfaral, nozor bidux guris al qeéon rugel? dahal tade an qai wa goalal tarsal; baharzal nuz сада! hidgun qaralal! Qu6’bi kodor rosun kocolun éana; wallahan hedana hal ’oloxabi, coco sida zaniu coco xangi tun, nusnus {urab gulla coanxinibgi Tun, coco rifi Xaril ma’idagi ban, xoaléada Кота! Tun kocolun éana. | Aliteze rekana H'anzatil mangus: AWARISCHE TEXTE. 105 den zu erzählen Verstehenden eine rechte Mähr. Als der ihalinsche Said Kadi geworden, als dieser himrinsehe Schamil Chan geworden, 5 als dieser Chansat von Hotzatl Вес geworden, wurden bis nach Dargo Briefe gesandt, wo nur welche waren, wurden alle zusammen gebracht, wenn das Heer fragte” wohin (zieht) ihr? sagend, «Auf diese Stelle» sagend, ohne den Namen anzugeben, 10 kamen sie verstohlen hinab auf das Feld von Chunsak, die Sättel abnehmend, die Rosse auf die Felder treibend, auf dem Changischanschen Acker die Zelte aufschlagend und einen Brief schreibend sandten sie an Uma-Chan, sollen wir das väterliche ererbte Gold und Silber 15 verachtungsvoll dem koisubulischen Heere geben? die von den Vätern erbauten hohen Schlösser, sollen wir sie zerstörend von Tzolotl hinabwerfen? Gelangt jedes Mal die Ernte an den, der gesäet? wird jedes Mal die Beute dem zu Theil, der gegangen ‘ist? 20 wird den hinten ohne Elfenbein, oben ohne Ringe seienden schwarzen Flinten etwa Glück gegeben? Wieviel krimmsche Büchsen sind in meinem Thurme, weissen Hüten gleich Elfenbein habende, Läufe, gewunden gleich den Ofenschaufelgriffen, 25 welche eurer Väter Brüste durchschossen haben, dürsten diese nicht nach eurem Blute? Rücket ein wenig heran, scheckige Hüte; tapfere Karacher, treffliche Helden ihr sammt den Hi- . datlern! Die Säcke in die Hand nehmend, fingen sie an sich zu bereiten, 30 bei Gott schworen diese Jünglinge, in jeden Thurm einen Chan einsetzend, hundert gegossene Kugeln in jeden Sack legend, ein Maass Pulver an jeden Nagel hängend, die Hände an die Schwerter legend, fingen sie an sich zu rüsten. 35 Es begann der Herold des Chansat zu rufen: Mémoires de 1’Acad, Гар. des sciences, VIIme Serie, à 14 106 -А. SoHIEFNER, rosorosojaful hal "alinzabi diese Gelehrten der einzelnen Dörfer H'anzatil éodroxe hedo Soajilan. mögen rasch zum Zelte Chansats gehen. H'alica raxize halgi koilarin, Wir können diese nicht mit Gewalt bändigen, co hilla habizin hal xanzabaze. eine List bereiten wir diesen Chanen. Xoan kagat bitana Umaxanasde: 40 Nachdem sie eine Schrift aufgesetzt, sandten sie sie zu ' Umachan: «Bulaé Fowid hawe, mun raqlij waé'a.» *«Mach Bulatsch zum Pfande, komm du zum Feinde.» Rakalda goil hee’el ’isin nucabi Ohne Arg im Herzen, die jungen Fürsten, Bulaé Towid hawun raglije ana, den Bulatsch zum Unterpfand gebend, kamen zum Feinde, `агсоса qaé'aral éuqbigi raéun, die mit Silber geschmückten Geleitsmänner nahend, H'anzatil éodroxe zal Soarab mex af 45 zur Zeit als sie zum Zelt Chansats gelangten, qurangi cebe tun x abar bicana, legten den Koran vor sie und lasen die Mähr, xarbixe ’одапа 'isin nucabi, bei der Mähr weinten die jungen Fürsten, quran naxe bosun Suréur habuna. .. als der Koran fortgenommen, flüsterte man... .. Vers 23. Die Bergbewohner halten sehr viel darauf, dass der Flintenkolben mit El- fenbein ausgelegt, der Flintenlauf aber mit glänzenden Ringen geschmückt sei, schwarze Flinten (Vers 21) werden verächtlich den Armen vorgeworfen, Коагх1 G. korxol ist eine eiserne Schaufel, mit der man Kohlen und Asche im Kamin zusammenscharrt, der Griff derselben ist spiralförmig; V. 29 diejenigen von den Bergbewohnern, welche kein Pferd haben, tragen ihren Vorrath selbst in Säcken bei sich, woher der Spottnamen qué‘bi radal Sackträger. У. 41 Yowid eine Instrumentalform in der Mundart von Hidatl, das Wort kommt von Yeze geben. Zum bessern Verständnisse des vorstehenden Textes bemerke ich auf Grundlage der mir durch Baron Uslar mitgetheilten Notizen, dass nach dem Tode des awarischen Chans Achmet drei Söhne von ihm am Leben waren: Nutsal-Chan, Uma-Chan (Omar-Chan) und Bulatsch-Chan. Die beiden ersten wurden im Lager Chamzat’s auf Einflüsterung Schamils getödtet, den Tag darauf auch ihre durch: ihren Verstand und Heldenmuth berühmte Mutter Pachu-Bike; einige Jahre später wurde Bulatsch auf Befehl Schamils vom Felsen herabgeworfen. nn nenn НИИ AWARISCHE TEXTE. 107 Wörterverzeichniss. Bemerkung. Es sind die in dem Wörterverzeichnisse hinter meinem ausführlichen Be- richt über Baron Uslar’s awarische Studien fehlenden Wörter hier aufgezeichnet, wobei die Zahlen die einzelnen Seiten und Zeilen andeuten. axir (ar.) Ende, axiraf endlich 71, 11; 83, 3 . askoseu, askosei, askoseb nebenbefindlich 30, 9 ada ango ebenso 92, 10 abzar = azbar Hof 57, 13; 89, 10 amro (ar.) Befehl 99, 10 almas (p.) 1) Diamant. Edelstein 56, 2, 2) Schwert 26, 1, 2, almas-xoaléen 22, 9 awara (t.) Unruhe 92, 1 ix'tijar (ar.) Gewalt 30, 8 isana heuer, in diesem Jahr; (s. son) 22, 14; 39, 15 ilahijau, -jai, -jab (ar.) göttlich, dämonisch 6,15 o&okoir Handfläche 78, 13 ordu (t.) Lager 87, i un wahrhaft 80, 5 "azulau, "azulai, 'azulab Pl. "azulal schneeig ’anxi Lärm 58, 1 "abasi (p.) Abas (eig. Abass) 59, 6 kleine Münze = 20 Kopeken Silber ’amal habize sich bemühen, Sorge tragen 20, -10; 68, 4; 80, 11 | ’ajib (ar.) Schuld, Verbrechen 49, 6; 73, 6 "alarca Renner 103, 3 (Vers 4) ‘alamat (ar.) Wunderzeichen 6, 9; 78, 8 'alamatti Wunder 5, 12; 78, 5 ’eder in hatida "eder Schnellfuss, Name eines Hundes 79, 10 'edei Eile 66, 5; 71, 4. ‘о Griff, in übertragener Bedeutung in kep-orfalda 87, 15 gas (ar.) gas habize die Absicht hegen 37, 15; . 61,8 qase (neben gasse) heute Nacht 37, 14 qisa (ar.) Erzählung, Nachricht, qisa-x abar 71,9 girgize knirschen 28, 1 qilba (ar.; vergl. Versuch $ 33) Süden, 28, 1; 66, 1 | goahize sausen (vom Pfeil) 76, 12 goarkize klopfen 99, 15 gono Block; e’orol qono Eisblock 73, 9 qubat u. qubbat (ar.) Kraft 13, 4; 68, 1 xarawul (t.) Wache 6, 9; 11, 1; 32, 5 xarsinti Armuth (nicht «Arbeit», wie in mei- nem Bericht В. 102 verdruckt ist) 47, 9 xalijan (k.) Tabackspfeife S4, 8 xirixize entfalten, ausbreiten 64, 2 xoarxoar Geräusch 13, 7; im Bericht S. 103 ist zu corrigiren xoarxoädize statt xoarkoà- dize haugunijau, haigunijai, habgunijab 70, 6 = hau- 14+ 108 À. ScHIEFNER, gonijau u. в. w. s. Bericht $ 83, so auch | kingi jedoch 9, 7; 15, 2; 20, 8; 23, Зи. з. w. heugunijau 76, 12; 77, 10; 86, 14 hagxa wohlan 64, 11 haniisalgi auch jetzt 48, 13 f., 85, 11 hardarab beneidenswerth 103, Vers 13 Валуа (аг.) G. hawajatul Luft; 71, 12; 78, 10 habileseb von hawize 49, 5 das zu thuende, vergl. Bericht $ 67 halmaÿ Genosse 69, 3 vom Schuh heresijau, heresijai, heresijab erlogen, falsch 77,2 hi Interjection 83, 10; 84, 8 hoc 6 (+. hace ul Honig 84, 14 homer G. homeraful 19, 7 Gesicht horfoxeu mittlerer 67, 8; 83, 12 hunar (p.) Kunst G. hunaraful 17, 9; 21, 13; 30,8: ЭР, 3 huja Бабе jammern 44, 15 hasrat (ar.), hasratti Sehnsucht 23, 4 hoarhoala (wohl Freq. von hoaize) hin und her- schwanken 39, 10 hasuleb kothig 71, 12 hazat (ar.) Nothdurft 93, 5 hamam (аг.) G. hamamaful Bad 99, 7 haram (ar.) haramau schändlicher Mensch 93, 8 hal Instr. halaf mit Мо, kaum 48, 5 hawuz (ar. Co) Bassin 69, 9 herenau, -ai, -ab zärtlich 45, 8 В ие oder hihidize wiehern $. binhinze; 51, 8 hihi Gewieher 33, 9 hurulab staubig 71, 12 kan — kani (kanil) tut Schmetterling 93, 12 kantohileb lichtgelb 64, 2 kapurau (ar.) ungläubig 92, 17 kar Haar, ob 81, 9 = Laub? kawu (t.) — kau Thor G. kawudal, 66, 9; 68, 6; 70, 8 {.; 85,1. kekeba’ar Rothbrust, N. pr. 27, 1. kep (ar.) Wohlbefinden 24, 14; 87, 15 kilis Finger, Вай kilis Zehe koarta G. koartil Hammer 100, 2 koär G. koäril Pl. koäral Seil 11, 14; 14, 8 koirt Zügel 52, 13; 66, 9 kutnal Lumpen 53, 5; 54, 3 Ка] Mund, Ein- und Ausgang; ta alil Ка! Jahres Ende, Anfang 21, 7; 51,1 kalhigi (Mund-Frage?) Neckerei 39, 1 ki zwei, kihi in zwei Theile 32, 8; 81, 12; kihi teze zerreissen 3, 9; (vergl. 70,9 kitun) kibecel Doppelzahlung 87, 11 kisize einwickeln 54, 5; 59, 4 kodo alt 78, 1 kowosowosun mit Mühe 38, 12 xatir (ar.) xatir habize Rücksicht nehmen 29, 13; 90,12; S..102,'XVIL, Vers 12 xoarabti Gestorbensein, Tod 91, 14; vergl. Bericht $ 10 ха encl. Partikel 23, 1; 58, 14; 62, 13; 64, 11; 83, 9; 84, 7; 86, 2, 10; 82/8; 91, 4; vergl. Vorwort zum Bericht S. УШ xagize sich wundern, nur in der Form xagan 55, 2; 58, 5; 99, 6 x azina (p.) Schatz 20, 3; 40, 6 x al in xal 4е2е Acht geben 53, 6 xurxuri Röcheln 27, 4 саб G. gaéil Kalk 41, 11 gabur Hals Loc. gamunib 68, 12; 89, 1; s. Vorwort zum Bericht S. V gereze Freq. von girize rollen 43, 14; 63, 10 goangi G. goangijaful Licht, Glanz 6, 13 goragorax arab cu Apfelschimmel 33, 9 (wohl in Zusammenhang mit goro Kügelchen) guri (ob aus ursprünglichem gorin 4. В. (goro = in 5 124?) halt, doch, ja 17, 12, 15; 31, 11; 32, 1; 49, 10; 103, 3 бари (t.) Thor 48, 8; 49, 1; 54, 7; 98, 7 | 5640 — éargedo G. éargadil Elster 2, 12 AWARISCHE TEXTE. öoaridti Tiefe 59, 12 öotorko (wohl von 50й Baum u. kutize klopfen) Specht 99, 14 gurgurab vernichtet 44, 13 Sulöuli Gemurmel 69, 8 éauka (tat.) G. éaukadil Dohle 2, 12; 82, 13 éakma (ad.) Stiefel 80, 15 cancol wie oft 93, 4 éiraxbak Leuchter 86, 3 буке! von éukine schinden, abziehen, lässt sich mit lat. spolium Pl. spolia vergleichen; 92, 14 &ukelgi baxanila und er zog ihm die Kleider aus. é‘iréideze zwitschern 72, 2 &oaze — ber &oaze einen Blick werfen 75, 10; 86, 1; koir é'oaze betasten, anrühren 86, 10; ordu é'oaze das Lager aufschlagen 87, 1 cer Eis, corol meer Eisberg 83, 12; cerdal хи Glasthürme 50, 6; 41, 11; согогаь eisig 69, 9 coa Stern, wohl damit hängt zusammen das Compositum coxahtize funkeln 56, 6 und coxahab glänzend weiss 82, 14 ceder G. codrol Spanne 86, 3. co ein; cojidasan mit einem Mal 68, 11; coho allein 14, 7; 20, 14; 48, 6; 79, 2; 73, 2; 73, 3; cohogo alleinig, einzig 90, 11 ceze vollsein, mit dem Genitiv, nacil curab voll mit Läusen 55, 19; bocul curab voll Vieh 56, 15; tohol eurab voll Blumen 69 6; her- sil cezabize mit Lügen füllen 39, 7; 52, 1 rahdal cezabize mit Milch füllen 9, 1 cidasan aufs Neue 31, 8; 87, 10 cil Bartfaden, Barte 59, 13 codor, eodorau scharfsichtig 42, 6; "inda codor Scharfohr, Name eines Hundes 79, 10 Salbar (t.) Hosen 95, 10 Sinkize verschwinden 76, 12; vergl. regsink 109 $ursuri Geräusch 18, 5 sadaqa (ar.) Almosen 31, 5 sajaxau, -xai, xab umherschweifend 93, 14 sajigat (t. ld) Geschenk 46, 15 salan (ar.) Geschenk bei der Begrüssung 46, 15 senteze schnuppern 4, 1 soiruxeu, -xei, -xeb in der Umgegend befind- lich 60, 16; 71, 14 surizabize schwenken 19, 11 sursuri Getöse 29, 5 saba wohl == sabab 40, 1 soakalab platt 89, 3 s. sokal дамаг (ar.) Edelstein 38, 2; в. zauhar emize sich um etwas wickeln, zenzemize Iter. 91,11 zuhutau Jude 64, 12 zoanÿize klingen 54, 12 zuzudize summen 63, 12 zurma (p.) Horn (eig. wohl Flöte) 12, 6; 32, 13; 65, 9; zurmixan Hornbläser 56, 13; 99, 12; vergl. Bericht $ 13 tahankize hinstürzen, tahankan 22, 9; 91, 12 tamanau (ar.) viel 22, 10 toxlarau (wohl toxtarau) sorglos geworden 72, 11 tomen (p.) eine Summe von 50 Abasi (etwa ein Ducaten) 52, 1 tusman (p.) Feind 23, 12; 146 dusman tael Ende 3, 4 tahti wohl = tahti Kleien 4, 1 fasijab oberer, tasijab tael das nächste Jahr 50, 3 tamize — rak tamun bugo das Herz sehnt sich 79, 12 tarada oben; tara-ax ada oben und unten 86, 3 {aramagateseu, -sei, -seb endlicher, letzter 63,14 teh, davon tohiu, tohii, tohib an der Spitze 60, 11; 81, 9; 85, 2; Spitze 75, 11 72, 3; Bericht S. (ohisa von der 110 А. SCHIEFNER, tinai zart 102, 11 tocewe, toceje, tocebe zuerst 33, 5; 57, 7; 87, 2 tobaze vollführen 68, 14; 69, 1; 93, 5; toba- zabize vollführen lassen 21, 15 iowitize genesen 87, 14 tebelab dicht 41, 11; 76, 8 НЕ Glück 31, 1 tah-tih risch-rasch, Laut beim Wetzen 26, 6 tuhine — fasa Tuhine vergeben 59, 3; vergl. Bericht S. 139 unter tad Yaltize feindlich werden 29, 5 Furfudize sich zurückziehen 30, 9 dirgize fletschen 58, 10 diwan (ar.) Gericht, Rath 90, 6. donk Grube 5, 2 dunkize stossen 20, 15; s. Bericht 8.138 tunkize durkize hineinschlüpfen (?) 53, 6 na ana (aus dem arabischen 45») Fluch) na'ana teze beschimpfen 30, 10; 98, 8 na3as (a.) unrein, verflucht 15, 4, 11 паз (Киш. aus dem obigen entstanden) un- rein, Gen. nasil 22, 6; 54, 11; 58, 13 nux Weg, nuxar Teze auf den Weg bringen 98, 4; nuxlu Pl. nuxlulal Wanderer 89, 2 nur (ar.) G. nuraful 1) Licht 19, 7; 67, 4; 69, 12; 2) Regenbogen 7, 15; 55, 6 pahmu (ar.) Einsicht, Verstand 51, 3 pasmaq (t.) Schuh 69, 2 paraxatau (ar.) heiter, froh 16, 14; 46, 14 partal (р.) Gepäck 56, 12 ? purman (ar.) Befehl 19, 15 an baidan (ar.) Marktplatz Pl. baidabi 66, 4; 69, 5 barkalla (ar.) Dank (eig. Segen) 65, 11; 68, 5; 85, 3 balagalahize schauen, blicken 40, 14 be Gestalt, Weise? 51, 6: kuc-be’ beten — betin 40, 4; 56, 11 beter (т. beteraful Kopf 80, 11; 88, 12; 91,8. | bicardize erzählen 73, 1 boolti Bissen 12, 7 buxize galoppiren 85, 6 Ъи Hitze, rekel fuhi Reue 101, 6; rakalda buhila es wird auf dem Herzen brennen, 4. В. leid thun 5, 15; buhi habize bereuen : 56,5. bujurize (t.) befehlen, 32, 4; 40, 4; 68, 14; 69, 2 buran (t.) Sturm 44, 7 и burburize wirbeln 25, 8 maqab wenig 14, 5 mahari (ar. 9e) 32, 12; 40, 4; 71, 1; Halal mahari teze heirathen. maxsara Scherz 12, 13; 16, 7; 21, 4. 31, 14; die S. 162 des Berichts vorkommende Form шазхага 83, 1 maxlugat (ar.) Geschöpfe, Menschen 35, 5 matah (ar. 5») Habe 94, 2 madar (ar. о?) halil madarat mit Mühe 80, 13 manzil (ar.) Strecke Weges 24, 4 megeikodo Grossbart 18, 14 moxmox Fettschwanz 54, 4; 59, 4 ï mux Gegend 3, 10; 9, 4; 65, 5 murad (ar.) G. muradaful Wunsch 3, 13; 49, 25 15;..63,.1,.897312: 175,41, jaqut (ar.) G. jaqutatul Rubin 38, 2; 56, 3. jai Kraftfülle, Wohlbefinden 36, 8; 61, 8; 91, 10 jahmah dasselbe 30, 11 rax Seite; Thürhälfte 85, 8; co raxaldasan von einer Seite 46, 7; raxraxalde nach ver- schiedenen Seiten 13, 14; 31, 7; 44, 9 raxu G. raxdal Asche 3, 9; 28, 2; 30, 5; 32,1 raéelqawu Körperhälfte (?) 38, 13 ИИ zZ = = синт z ÂWARISCHE TEXTE, 111 ras Haar, rasgi mit der Negation, nicht ein | rukel С. rukalil Wohnstätte, Haus, von rükine Haar, durchaus nicht 7, 6; 40, 13 Sein 2219519, 1: 16. № 29.5 regel G. raglil Lager 73, 13 lebaleb weit 41, 10 rixize sich verlieren, in Staunen gerathen | wasigat (ar.) Vermächtniss 33, 5 58, 5. wallah (ar.) bei Gott, meiner Treu 41, 7; 54, rixel G. rixalil in rixalil unti 91, 4 Durchfall. 12:83 7 м G. rizul Schöpfung, Brut, Nachkommen- | widwid (ob aus dem arab. LJ,Ls watwät schaft 23, 12:72, 3, Schwalbe?) (+. widwidalul 86, 4 ritué Hirsch 51, 10, sonst canal oc 3, 15 woxi Freude Instr. мох ива 55, 3 ritin Flug 3, 10 wugeuti das Sein 11, 13 гиф Haus; davon rogoseu, -sei, -seb Hausge- | wukine sein; davon wukuxejau der wie der ge- nosse 98, 5 wesene ist. rugize begraben 44, 10 112 А. SOHIEFNER, Berichtigungen. Man lese: Man lese: 8. 12. 7 mato statt mal 5. 26 Z. 13 rihaf st. rihat 7 bagalda st. baqulda 27 11 juhulejin 9 bortun st. bortun 13 cer ’а@ш st. cer ‘adin 2 6 Kudijau st. Kudijan 28 — 14 padahasda st. раб ahasde 11 qase st. qasse 26 f. durchstach er das Dach st. 4 4 betun st. betgun stieg er auf das Dach ebelat st. ebetat 29 3 xoaral st. xoarai 6 2 kawabi st. kawagi ‘5 bedantanila st. beé'antanila 7 sordogo st. sordogo 7 ceje st. éeje 11 Mun siu? dur 9 jusanila st. jusanila 7% 5 Sib, 11 baqanita st. baqanita 8 10 raalde éoanila al 30 7 eigo st. eigo у 12 jasgi st. jasgi 11 teligun st. atehgun 10 8 tabgogo st. Fabgogo 31 36 von Liebe 9 пот st. Мио 32 12 jas st. jas 11 6 Е. pasmantanila 3 4 Е. biharab st. biharab 14 13 habejin st. habein 15 gan st. qun 15 9 Е. xapun st. xapun 35 2 bei dijego 16 1 jikaratuje 2 Side st. Side 9 &ahasuxe st. c'ahasuxe 13 dahabgo st. daxabgo 17 4 é‘utuca st. é'utuca 36 11 bagterhul st. bagterhul 19 6 taanila st. fa anila 13 katan st. kafan 20 8 taleb st. Жа!еЪ 38 12 nakaxe st. naxaxe Di 12 cezarunila st. cezarunila 39 3 biciné'ila st. bicinc'ila 25 neunköpfiger st. zehnköpfiger 13 coa st. é'oa 22 14 kidago st. kidago 40 1 sabatun st. sabatun 23 192 xokoca Сие, 3 nueixa st, nucixa 14 kigojalda 4 terharab beten-suhmat 26 9 reganila st. reqanila 15 hesanila S. 40 7. 32 keine Weise st, einer Wiese 42 43 44 69 AWARISCHE TEXTE. Man lese: 15 éolodinalgo 8 "unx’-hing st. unx-iné (zweimal) 2 cocada, rox anila 2 ‘orcié ila 5 Yalarin. 2 asde st. asda 12 xahab st. kahab 13 batabatajab bakalde bix un 1 al st. ai 12 urgalida 10 higilelin st. hiqilenin 3 1а4е. Wusun waéejin 10 xard'iga st. xarciga 11 talebin st. Talebina 6 xisun st. xisun 12 Obhajica st. Ohajisa 6 ха| дип st. ха qun 32 im Haufen st. па Hause 3 cezawilin st. cezawilin 6 rix'adasan st. rix'aldasan 5 rekelbuhi st. retelbuhi 32 viel Gepäck st. viel Kleider 7 recaruxabi 14 Bicinis 15 паей st. nacil 7 xoizejilan st. xoizejinan 4 hisab 9 kiu st. kin 5 qunçun st. quncun 11 hayxa 11 hillabazul 10 rusing'eful 1 hal 4 Yelejin st. Felejin 14 mex af guroni 9 hawusafuugi Mémoires do l’Acad. Пар. des sciences, УИше Serie. 113 Man lese: 821/02, 94 101 2 hobolti 13 culafo 26 zwei st. drei 35 er schwenkte, sie schwenkte 14 au co 3 rizul tusman 4 bugin st. busin 4 tobalin st. tobalin 38 es fragten st. es fragte 32 Juckens st. Zuckens Pr 7 hegon st. heqan 12 Auarab st. tuharab 6 timer st. timer 8 weé ac ogo st. we oc'ogo 6 gargalagi st. qargallagi 5 wilun st. wilun 3 rahdal 3 nuxgi St. naxgi 10 hitinau st. hitinau 9 alda), 11 becalijejin 4 cargi st. cargi 9 sordo st. cordo 9 éuiujalde st. Guzulalde S zurmil, gohol 10 é'ahijal 11 cohogo st. c’ohogo 13 horlob- 14 sajaxab st. cajaxab 17 das dem Gras 2 raxraxalde st. rexrohalde 2 han st. ha 3 duda st. dud 102 XVII Vers 4 Bruder st. Vater Vorwort S. xxxıx Z. 10 von oben Räkshasi » 14 » › KRaäkshasa’s 15 à \ Bu N ` к . à ” 0 * iM ’ № В “ ` \ N DIT Ê / ы 4 , ' “ . > N \ N ) 3! "а - N we x в. À x } и - à Odessa: а Leipzig: M.A.E. Kechribardshj; _ М. Leopold Voss. Thlr. 2 Мет. : A { > * À ` x \ x . { Tu P 2 is т г \ 4 и Г pt С ; x À ® FE Due N 4 Я { ях à ? $ x ä | НЯ к EAN M i ÿ * 7 ` т A de PA PME Sas MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SERIE. Tome XIX, N°7. STUDIEN UBER DEN AMPHIOXUS LANGEOLATUS VON Dr. Ludwig Stieda. Mit vier Tafeln Abbildungen. (Lu le 5 septembre 1872.) / en 9 - AIN + r ST.-PETERSBOURG, 1873. Commussionnaires de l’Académie Impériale des sciences: a Biu-Petorsbonrd: à Riga: à Odessa: à Leipzig MM. Eggers et СЮ, H. Schmitzdortf, M.N.Kymmel; M. A.E.Kechribardshi, M. Leopold Voss, J. Issakof et А. Teherkessoi, == | Prix: 95 Кор. = 1 Thir. 2 Мог. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Mars 1878. | С. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. 1 / Imprimerie de l'Académie Impériale des scieuces. (Vass.-Ostr., 9 ligne, № 12.) SEINER EXCELLENZ DEM HERRN GEHEIMRATH Dr. KARL ERNST von BAER m DORPAT AN SEINEM ACHTZIGSTEN GEBURTSTAGE 17/29. März 1872 DARGEBRACHT VOM. VERFASSER. Die Exemplare des Lanzettfisches, welche das Material zu der hier veröffentlichten Untersuchung lieferten, stammen aus dem Golf von Neapel. Die Universität Dorpat bot mir mit gewohnter Liberalität die Mittel, welche es mir ermöglichten, die Sommermonate vorigen Jahres in Neapel zuzubringen, um den Bau wirbelloser Thiere, speciell der Cepha- lopoden zu studiren. Da meine Aufmerksamkeit ins Besondere den letztgenannten Thieren zugewandt war, so konnte ich den Lanzettfisch an Ort und Stelle nicht genügend unter- suchen. Dagegen brachte ich eine ziemliche Anzahl der theils in Alkohol, theils in wässe- riger Chromsäurelösung gehärteten Thiere hierher. Die mitgeführten Thiere unterwarf ich einer eingehenden Zergliederung und übergebe hiermit die Resultate — einen kleinen Bei- trag zur Anatomie des Amphioxus — der Oeffentlichkeit. Ich bin mir dabei wol bewusst, dass die Untersuchungsreihe in gewissem Sinne nur eine einseitige ist; insofern ich nur an erhärteten Exemplaren meine Studien machen und leider nicht lebende Thiere zum Ver- gleich herbeiziehen konnte. Ich wünsche und hoffe, dass günstige Umstände anderen For- schern oder mir baldigst gestatten, die Lücken durch ergänzende und controlirende Beob- achtungen an lebenden Thieren auszufüllen. Dorpat im April 1872. EINLEITUNG Geschichtliches. Das kleine Thierchen, welches wir heute den Lanzettfisch nennen, ist zum ersten Male von Pallas (29)! im Jahre 1778 in die Register der Zoologie, freilich an unrechter Stelle, eingereiht worden. Pallas, dem das an der Küste von Cornwales gefundene Thier 1 Die hier und später hinter den Autoren stehenden Zahlen verweisen auf das am Schluss beigefügte Ver- zeichniss der Litteratur. Mémoires de l’Acad, Imp. dos sciences, УПше Serie. 1 2 Dr. Lunwic STIEDA, zugeschickt wurde, hielt es für eine Schnecke und nannte es Limax lanceolaris oder die fischförmige nackte Seeschnecke. Es verging eine lange Zeit, ehe wiederum ein Naturforscher auf das kleine Thier stiess. Oronzio Gabriele Costa fand es 1833 im Sande des Posilip (Neapel) und lieferte bereits im folgenden Jahre über seinen Fund einen kurzen Bericht (1). Er wiess nach, dass das Thier keine Schnecke, sondern ein Fisch sei und benannte es Branchiostoma lubricum. Costa hat sich später noch vielfach mit dem eigenthümlichen Fisch beschäftigt, wie mehrfache Publicationen darthun (2—6). Allein der von Costa gegebene Name sollte dem Fisch nicht bleiben. Bereits 1831 hatte ein Eng- länder Couch an der Küste von Cornwales einige Exemplare des Lanzettfisches gefangen und lieferte sie an Yarrell, welcher 1836 in seiner History of British Fishes (36) eine Beschreibung veröffentlichte. Yarrell bielt es für nöthig, den von Costa dem Fisch bei- gelegten Namen zu verwerfen, weil letzterer auf die unrichtige Deutung eines Organs ge- gründet war. Er gab dem Fisch denjenigen Namen, unter welchem er jetzt am meisten bekannt ist: Amphioxus lanceolatus. Couch selbst übergab viel später (7) seine eigenen Beobachtungen über den Lanzettfisch der Ocffentlichkeit. Im Sommer 1834 wurde ferner der Amphioxus an der Küste der Scheeren von Bohuslän gefunden durch Sundewall und Lowen, welche jedoch nichts über den Fund bekannt machten. Erst nachdem Fries eben- daselbst den Amphioxus zu beobachten Gelegenheit hatte, machte er davon Mittheilung. So wurde mehrfach die Aufmerksamkeit der Naturforscher auf den Amphioxus gelenkt und eine Untersuchung seines Baues und seiner Lebensweise von verschiedenen Seiten fast gleichzeitig in Angriff genommen. Es erschienen 1841 die Arbeiten von Rathke (31) und von Goodsir (10). Die Abhandlung von Johannes Müller (25), welche 1841 im Decem- ber in der Akademie zu Berlin gelesen wurde, erschien erst 1844 in den Abhandlungen vom Jahre 1842. Vorher hatte Joh. Müller schon in Gemeinschaft mit Retzius einige kürzere Bemerkungen über den Amphioxus in den Monatsberichten der Berliner Akademie der Jahre 1839, 1841 und 1842 veröffentlicht (24). Diesen Vorgängern schloss 1845 Quatrefages (30) sich mit einer auch die Histologie berücksichtigenden Untersuchung an. Die genannten Abhandlungen von Goodsir, Rathke, Joh. Müller und Quatre- fages sind die einzigen, welche das ganze Thier, d. h. alle Organsysteme desselben be- schreiben; die späteren Forscher liefern nur kleinere oder grössere Beiträge zur Anatomie einzelner Systeme. So brachte Kölliker (16) 1843 einen Beitrag zur Anatomie der Sinnes- organe, indem er die Riechgrube entdeckte; so lieferte Mareusen (22) einige histologische Notizen, so schrieb Owsjannikow (28) eine vorireffliche Abhandlung über das Nerven- system und Wilhelm Müller (26) eine Abhandlung über die Chorda dorsalis. Zu erwähnen sind noch einige Arbeiten, welche, die Entwickelung des Amphioxus be- treffend, auch Licht über den Bau verbreiteten, nämlich die Arbeiten von Max Schultze (33), Leuckart und Pagenstecher (21) und von Kowalevsky (18). Ich werde im Verlauf der Mittheilung Gelegenheit haben, an geeigneter Stelle auf die STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 3 Untersuchungen einzelner Autoren näher einzugehen; ich muss dabei mein Bedauern aus- sprechen darüber, dass es mir nicht gelang, alle den Amphioxus betreffende Schriften zu beschaffen. Ein Verzeichniss der einschlägigen Litteratur habe ich dem Schlusse beigefügt. Geographische Verbreitung des Amphioxus. Der Amphioæus ist bis jetzt nicht allein in vielen europäischen, sondern auch in einigen aussereuropäischen Meeren gefunden worden, freilich nicht überall in gleicher Menge. Im Norden von Europa wurde der Larzettfisch in vereinzelten Exemplaren ge- fangen: im Firth of Clyde (Adam White), an der Küste von Cornwales bei Polperro und bei Falmouth (Pallas, Couch), an der Südküste von Irland bei Cork (Andrew und William Thomson), an der Küste von Schottland in Moray Firth, bei der Insel Man (Forbes, Goodsir), bei Gothenburg zwischen den Scheeren von Bohuslän (Sundewall, Lowen, Fries, Retzius, Joh. Müller), beim Städtchen Molde in Norwegen (Rathke), an der Küste von Helgoland (Leuckart und Pagenstecher, Max Schultze). Im Süden von Europa dagegen findet sich der Lanzettfisch in grösserer Anzahl: im mittelländischen Meer bei Nizza, | im P’ötang de Thau bei Cette (Gervais.et van Beneden), im Golf von Neapel (Costa, Kowalevski, Owsjannikow, Reichert), in der Meerenge von Messina (Quatrefages). Den Fundorten im Mittelmeere ist ferner nach Gervais und Beneden (9) und nach Yarrell-Richardson (37) noch hinzuzuzählen die Nordküste von Afrika, Algier (Wilde). In amerikanischen Gewässern ist der Amphioxus gefunden worden durch Kroyer an der Küste von Brasilien (Joh. Müller 25), ferner an der Küste von Peru (Harting 14”). Aus asiatischen Meeren sind nur zwei Fundorte hekannt: die Küste von Borneo (Gervais und van Beneden) und die chinesische See (Gray-Yarrel-Richardson). Die verschiedenen Arten des Amphioxus. Die Frage, ob die an so verschiedenen Localitäten gefundenen Exemplare des Am- phioxus einer und derselben Species angehören oder nicht, ist bis jetzt noch wenig erörtert. Nach Gervais und van Beneden (9) soll der in den nordischen Meeren lebende Lanzettfisch als Branchiostomum lanceolatum zu unterscheiden sein von dem in südlichen Meeren existirenden Branchiostomum lubricum; die Autoren (9) theilen jedoch nicht mit, worin der Unterschied besteht. Sie führen den an der Küste von Borneo entdeckten Lanzett- fisch als Branchiostoma Belcherit, jedoch ebenfalls ohne Angabe der unterscheidenden Merk- male auf. Der brasilianische Lanzettfisch wurde von seinem Entdecker Kroyer als eine beson- 1* 4 Dr. LuDWIG STIEDA, dere Species zu Ehren Johannes Müller Branchiostoma Müller: bezeichnet. Joh. Müller selbst (25) fand jedoch bei einem sorgfältigen Vergleich des brasilianischen und europäischen Amphioxus durchaus keine Unterschiede. Nach Richardson, dem Herausgeber der dritten Auflage der History of British Fishes von Yarrell (37), existiren drei verschiedene Arten. Zwei davon werden mit den Worten des Mr. Wilde (Extract from a Narrative of a Voyage to Madeira, Teneriffe and along the Shores of the Mediterranean) kurz charakterisirt. Die eine Art ist Amphioxus lanceolatus Yarrell (Limax von Pallas), ist klein und 1'/, Zoll lang und sehr durchsichtig; die zweite Art, welche nicht besonders benannt wird, ist dünner, aber länger, 2/,—3 Zoll, hat eine grosse Rückenflosse; der Mund ist eine von Wimpern umgebene kreisförmige Scheibe. Diesen beiden Arten fügt Richardson auf die Autorität von Gray noch eine dritte, ebenfalls unbenannte, in der chinesischen See gefundene Species hinzu, ohne etwas über die besonderen Merkmale anzuführen. Harting (14°) erwähnt zwei an der Küste von Peru gefundene Species als Amphioxus caribaeus Sundeval und A. elongatus Sundeval, ohne dieselben näher zu beschreiben. Lebensweise des Amphioxus. Der Amphioxus lebt im Sand am Ufer des Meeres. Unter den verschiedenen Autoren, welche über den Amphioxus geschrieben haben, giebt Johannes Müller allein einige Aus- kunft über die Lebenserscheinungen des Thieres. Das Wenige, was Müller mittheilt (25) kann ich durchweg bestätigen, indem ich eine Zeit lang Gelegenheit hatte, lebende Lanzett- fische in einem kleinen Aquarium zu beobachten. Die Thiere bewegen sich sehr wenig, sind äusserst träge, gewöhnlich stecken sie so weit im Sande, dass nur der vordere Abschnitt des Körpers hervorragt. Werden sie irgend wie beunruhigt, so verbergen sie sich äusserst schnell in der Tiefe des Sandes. Der Bau des Amphioxus lanceolatus. Aeussere Beschreibung, Allgemeine Uebersicht über die Organsysteme des Amphioxus. Der Körper des Amphioxus ist gestreckt, nach vorn und hinten zugespitzt, seitlich zusammengedrückt. Der vordere Abschnitt, der Kopftheil, spitzt sich schneller zu als der hintere, der Schwanztheil. Die grössten Exemplare, welche ich in Neapel erhielt, hatten eine Länge von 50 Mn; die kleinsten 27 Mm. Die Höhe oder der verticale Durchmesser schwankte zwischen 2—5 Mm.; die Dicke (an der Bauchfläche gemessen) oder der quere Durchmesser betrug 1/,—2 Mm. Die Farbe des Thieres ist weisslich; die Oberhaut leicht irisirend. Man muss eine Rücken- und eine Bauchfläche unterscheiden. Der Rücken ist zugeschärft und besitzt eine niedrige Flosse, welche in ziemlich gleichmässiger Ausdehnung von vorn nach hinten sich erstreckt und an dem Kopf- und Schwanztheil sich etwas erhebt. STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 5 Der Bauch ist sowohl am Kopftheil, wie am Schwanzende ebenfalls zugeschärft, vorn in geringer und hinten in bedeutender Ausdehnung. Der dazwischen liegende Abschnitt des Bauches ist mehr oder weniger abgeflacht, so dass der frontale Durchschnitt annähernd die Form eines gleichschenkligen Dreiecks zeigt (Fig. 3, 4, 8). Der Kopftheil besitzt auch an der Bauchfläche eine äusserst kurze Ausdehnung, eine niedrige Flosse (Mundflosse), welche an der Vorderspitze des Thieres mit der Rückenflosse sich vereinigt. In ähnlicher Weise geht an der Schwanzspitze die Rückenflosse in eine an der Bauchfläche befindliche After- flosse über. Die Afterflosse beginnt als eine niedrige Leiste, steigt allmählich, fällt nach einer gewissen Ausdehnung ab und geht in eine niedrige Flosse über, welche bis zur Ab- flachung des Bauches reicht. An der abgeflachten Gegend des Bauches liegt vorn die mit Fäden gezierte Mund- öffnung, an der hinteren Grenze eine kleine, von einem Wall umgebene Oeffnung: der Porus abdominalis. Dicht hinter der Mundöffnung beginnt jederseits eine Hautfalte als ein wulstiger, die Bauchfläche seitlich begrenzender Saum. Beide Säume laufen hinten am Porus abdominalis zusammen. Die seitlichen Bauchfalten fielen bereits Pallas auf, sie erinnerten ihn an den Fuss der Schnecken und waren somit die Veranlassung, den Am- phioxus für eine Schnecke zu halten. Zwischen den beiden seitlichen Bauchfalten ist die Haut nicht glatt, sondern besitzt gewöhnlich 6 schwache Längsfalten. Hinter dem Porus abdominalis, im Bereich der eigentlichen Afterflosse, befindet sich an der linken Seite die nur kleine Afteröffnung. Die Seitenflächen des Körpers sind leicht gewölbt und zeigen die charakteristischen Linien der Seitenmuskeln der Fische (Fig. 2). Der Körperbau des Lanzettfisches erscheint im Allgemeinen sehr einfach: Um einen durch die ganze Länge des Körpers sich erstreckenden Strang, die Chorda dorsalis, lagern sich die Organsysteme. Oberhalb der Chorda liegt das Centralnervensystem; es ist dasselbe einge- schlossen in einem bindegewebigen Kanal, welcher durch Leisten.der Chordascheide ge- bildet wird. Am Centralnervensystem lässt sich ein Gehirn und Rückenmark unterscheiden. Von Sinnesorganen lässt sich mit Sicherheit nur eine Riechgrube nachweisen. Unterhalb der Chorda, in einem theils durch bindegewebige Leisten der Chorda- scheide, theils durch Muskeln begrenzten Hohlraum liegen die anderen Eingeweide, nämlich ein langer, fast durch den ganzen Körper sich erstreckender Schlauch, welcher mit der Mundöffnung beginnt und mit dem After endet. — Der Schlauch dient in seinem vorderen Abschnitt der Athmung, im hinteren der Verdauung und führt deshalb die Bezeichnung Tractus respiratoriointestinalis. Dem hinteren Abschnitt schliesst sich ein nach vorn reichen- der Blindsack an. In nächster Beziehung zu diesem Schlauch stehen die Gefässe, welche die Ernährungs- flüssigkeit (Blut) führen. : 6 Dr. Бормта STIEDA, An der Innenfläche der den Schlauch einschliessenden Körperhöhle liegen jederseits in einer Längsreihe die Generationsorgane. Nieren fehlen. Nach aussen lagert sich auf die bindegewebige Leiste der Chordascheide die Masse der Seitenmuskeln, welche von der äusseren Haut umschlossen wird. Die Haut ist an drei Stellen mit dem Innenraume des Körpers in Verbindung: an der Mundhöhle, dem Porus abdominalis und der Afteröffnung. . Nach dieser allgemeinen Uebersicht wende ich mich zur speciellen Beschreibung der einzelnen Systeme des Körpers. Beschreibung der einzelnen Organsysteme. I. Das Skelettsystem. Die Grundlage des Skelettsystems ist die Chorda dorsalis. Die Chorda ist ein nahezu eylindrischer Strang, dessen beide Enden, das vordere und das hintere, zugespitzt sind und fast bis an die äussere Körperoberfläche reichen, indem sie nur von einer dünnen Hautschicht bedeckt sind. Nach Joh. Müller (25) war Sundewall der Erste, welcher darauf aufmerksam machte, dass die Chorda weit über die Mundöffnung bis an das vordere Körperende reiche; seitdem ist die Richtigkeit dieser Thatsache längst anerkannt. Zwischen dem vorderen und hinteren Ende der Chorda besteht ein kleiner Unterschied. Das hintere Ende läuft sehr allmählich, an Volumen abnehmend, spitz aus; das vordere Ende nimmt viel schneller an Volumen ab, erscheint daher bei flüchtiger Beobachtung stumpf; mitunter sitzt dem stumpfen Vorderende eine kleine Spitze auf. Ich bezeichnete die Chorda als einen nahezu cylindrischen a die Querschnitte sind nämlich nicht völlig kreisrund, sondern elliptisch (Fig. 1—4, 8 — 10); die grosse Axe der Ellipse steht vertikal, die kleine horizontal. Das Verhältniss beider Axen zu einander wechselt sehr und ist vielfach abhängig von der Flüssigkeit, welche zum Aufbewahren der Thiere diente. Messungen der Chorda auszuführen, hat desshalb meiner Ansicht nach keinen Nutzen; zumal, da mit der verschiedenen Grösse der Exemplare auch die Durch- messer der Chorda wechseln. | | Die Chorda besteht aus zwei Theilen: der Chorda im engeren Sinne und der die Chorda einhüllenden Scheide, der sogenannten Chordascheide. Gewöhnlich werden beide der- artig zu einander in Beziehung gebracht, dass die Chorda als der Inhalt der Scheide auf- gefasst wird; wobei man sich gewöhnlich die Chorda in einer gewissen Abhängigkeit von der Scheide denkt. Es liegt kein triftiger Grund vor, dieser Auffassung zu folgen. Betrachtet man die Chorda an unverletzten frischen, also durchsichtigen Thieren, oder eines der beiden Enden an erhärteten und dann durchsichtig gemachten Exemplaren unter dem Mikroskop, so fällt auch bei schwacher Vergrösserung eine sehr deutliche Strei- fung der Chorda auf. Die Streifen laufen vertikal zur Längsaxe; die Chorda erscheint quer- ee STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS ГАМСЕОГАТОВ. 7 gestreift und erinnert etwas an das Aussehen einer quergestreiften Muskelfaser. Auch auf horizontalen Längsschnitten zeigt sich eine gleiche Streifung. Es hat das eigenthümliche Aussehen der Chorda zu der zuerst von Goodsir (10—12) aufgestellten Behauptung geführt, es sei die Chorda des Amphioxus aus einer Unzahl hinter einander gelagerter Platten oder Scheiben zusammengesetzt. Später wurde dieselbe An- sicht wiederholt und bestätigt durch Joh. Müller, Quatrefages, Max Schultze, Ko- walevsky und Andere. Es stimmen jedoch die Autoren weder in der näheren Beschrei- bung, noch in der Deutung der Platten und Шгег Histiogenese überein; daher ist es noth- wendig, um zu einer richtigen, der Sachlage entsprechenden Deutung zu gelangen, kurz über die Ansichten der Autoren zu referiren. Zuerst die Bemerkung, dass Rathke (31) jener Platten als Bestandtheile der Chorda gar nicht erwähnt, sondern nur von einem gallertigen Kern und einer fibrösen Scheide der Chorda spricht. Nach Joh. Müller (25) ist die Chorda nicht aus Zellen zusammengesetzt, sondern aus dicht auf einander folgenden häutigen, queren Plättchen, welche wiederum aus queren, parallel laufenden Fasern bestehen. Eine ganz andere Erklärung giebt Quatrefages (30). Quatrefages macht darauf aufmerksam, dass die Querstreifung der Chorda bei Betrachtung von der Seite her nicht regelmässig sei. Nach seiner Anschauung ist die Chorda zusammengesetzt aus abge- platteten Zellen, deren Durchmesser bedeutend geringer ist, als die Höhe der Chorda; die kernlosen Zellen hätten dicke Membranen, seien von vorn nach hinten comprimirt und be- sässen die Form regelmässiger sechseckiger Scheiben. Max Schultze (33) konnte derartige Zellen, wie Quatrefages sie beschreibt, nicht auffinden. Er giebt nur an, die Chorda sei zusammengesetzt aus dünnen Querscheiben vom Durchmesser der Chorda; zwischen den Querscheiben befände sich eine weiche «Binde- substanz». Auch Marcusen (22) fand keine Zellen in der Chorda, deren Zusammensetzung aus dünnen Scheiben er gleich Max Schultze beschreibt; es solle jedoch weiter zwischen den einzelnen Scheiben eine zarte Vereinigungs-Membran existiren, welche bei Trennung der Scheiben zerreisse. Das dadurch erzeugte Bild sei die Veranlassung gewesen, eine Zusam- mensetzung aus Zellen anzunehmen. -Kowalevsky (18) kommt auf Grund seiner embryologischen Untersuchungen zur Ansicht, dass die Platten der Chorda keine Zellen seien, sondern dass die Platten sich allmählich bildeten durch Ausscheidung einer Masse von Seiten der Chordascheide. Wilhelm Müller (26) lässt die Platten nicht als einfache Zellen gelten. Er fasst die Resultate seiner Beobachtungen darin zusammen, «dass die Chorda des Amphioxus ursprünglich aus Zellen besteht, deren Abkömmlinge längs der dorsalen und ventralen Fläche des Organs das ganze Leben hindurch in deutlicher Sonderung sich erhalten. Diese Zellen sind blass, sie besitzen Fortsätze, welche theils an analoge Fortsätse anderer Zellen, 8 Dr. Гормтге: STIEDA, theils an die gegenüber liegende Wand der Chorda sich ansetzen, und scheiden eine flüssige Intercellularsubstanz aus. Gegen das Mittelstück zu drängen die Zellen sich dichter an einander und zeigen zugleich die Neigung, in der Querrichtung des Organs unter einander zu verschmelzen, während in der zur Längsaxe des Körpers senkrechten Richtung eine Abscheidung fester Intercellularsubstanz auf Kosten des Protoplasma erfolgt.» Verstehe ich Müller richtig, so nimmt auch er die Existenz von Scheiben in der Chorda an; lässt aber die einzelnen Scheiben zusammengesetzt sein aus quer gelagerten, mit einander verschmolzenen Zellen; zwischen den Scheiben sondere sich eine Intercellular- substanz ab, welche die Scheiben mit einander verbinde. Die Chordascheide hält W. Müller für eine Cuticularbildung, deren Entstehung auf die Zellen der Chorda selbst zurückzuführen sei. Ich gehe nun zu meinen eigenen Untersuchungen über. Um zu einer richtigen An- schauung über den Bau der Chorda zu gelangen, ist es durchaus nothwendig, von der Be- trachtung eines Querschnittes auszugehen. Die Beobachtung der unverletzten Chorda oder der Flächenschnitte derselben wird stets irrige Anschauung erzeugen, so lange nicht der Querschnitt als Ausgangspunkt gewählt ist. Der Querschnitt der Chorda hat kein gleichmässiges Aussehen; der obere dorsale und gewöhnlich auch untere ventrale Abschnitt ist andersartig beschaffen, als das Mittelstück. Hierauf ist vor Allem zu achten; allein der Unterschied zeigt sich deutlicher an Exem- plaren, welche in Alkohol gehärtet wurden, als an solchen, welche in wässriger Chromsäure- lösung gelegen hatten. An Alkohol-Exemplaren (Fig. 22) zeigt das Mittelstück quere, theils schwache, theils sehr scharfe Linien, welche in sehr unregelmässigen Abständen von einander gerade ‚oder leicht geschwungen von einer Seite zur anderen hinziehen. An Chrom-Exemplaren sind die Linien und Streifen reichlicher und schärfer contourirt. Ueber die Auffassung und Deutung der Linien und Streifen giebt die Beschaffenheit des dorsalen und ventralen Abschnittes genügend Auskunft. Oben sowohl als unten sind deutliche Zellen, besonders gut an Alkohol-Exemplaren sichtbar. Diese Zellen sind entdeckt und zum ersten Mal be- schrieben von Wilhelm Müller, und wenngleich er die Zellen anders beschreibt als ich, so kann es keinem Zweifel unterworfen sein, dass es die gleichen Zellen gewesen sind, welche wir beide beobachtet haben. Ich finde, dass die langgestreckten Zellen (Fig. 22) quer liegen und meist wit einer geringen Verbreiterung der Chordascheide aufsitzen, während der dünnere Abschnitt der Zelle sich von der Scheide entfernt. In der Verbreiterung befindet sich ein, oft aber un- deutlich wahrnehmbarer Kern; hie und da zeigen auch einzelne Zellen nicht am Ende, sondern in ihrer Mitte einen länglichen Kern. Die im obersten Abschnitt der Chorda quer verlaufenden Striche und Linien sind hiernach ohne Weiteres auf ähnliche oder gleiche Zellen zurückzuführen, indem die Querlinien die Grenzen der mit einander verschmolzenen Zellen sind. Weiter zur Mitte hin schwinden die Kerne der Zellen, es schwinden die Gren- STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 9 zen zwischen den Zellen und es bleiben nur ganz unregelmässig hin- und herziehende Querlinien übrig. Hiernach möchte es wohl kaum auf Widerstand stossen, wenn ich behaupte, die Chorda bestehe aus einer Summe ursprünglich kernhaltiger, langgestreckter oder faserähnlicher Zellen, welche vorherrschend in querer Richtung angeordnet sind und in der Hauptmasse der Chorda der Art mit einander verschmelzen, dass die Contouren der einzelnen Zellen nur schwer oder gar nicht sichtbar sind, während im oberen und unteren Abschnitte der Chorda die Zellen noch deutlich zu erkennen sind. Behandelte ich einen Querschnitt der Chorda mit Kalilauge unter Erwärmen, so konnte ich dadurch einen Theil der verbundenen Zellen zur Trennung bringen; unter Um- ständen löste sich das Ganze in ein Fasergewirr auf und bot somit das Bild des gewöhn- lichen fibrillären Bindegewebes. Die Ansichten von horizontalen Flächenschnitten widersprechen keineswegs der Zu- sammensetzung der Chorda aus quergelagerten Faserzellen. Bei einem dem oberen Theil der Chorda entstammenden Schnitte sehe ich die kernhaltigen Partien der Zellen, bei tiefer durch das Mittelstück der Chorda gelegten Schnitten sehe ich an Chrompräparaten ein System von vorherrschend in der Querrichtung über die Chorda hinlaufenden Linien, Fasern und Strichen (Fig. 20 В). Die Linien sind nach vorn convex, lassen sich niemals continuir- lich von einer Seite der Chorda zur anderen verfolgen, sondern bilden Anastomosen und Verflechtungen, so dass zwischen den einzelnen Faserzügen sich grössere und kleinere Lücken darstellen (Fig. 20). Dass die auf dem horizontalen Schnitt sichtbaren Faserzüge und Striche in gleicher Weise den Zellen ihre Entstehung danken, scheint mir zweifellos. Die Ansicht von der Zusammensetzung der Chorda aus querverlaufenden Faserzellen muss durch die Betrachtung der horizontalen Längsschnitte jedoch insofern geändert werden, dass die Faserzellen nicht allein in der Querrichtung, sondern auch in der Längsrich- tung der Chorda mit einander verschmelzen. | Untersuchte ich horizontale Längsschnitte, welche von Spiritus-Exemplaren herstamm- ten, so erhielt ich ein ähnliches (Fig. 20 A), jedoch nicht dasselbe Bild, welches Chrom- präparate darboten. Freilich trat auch an jenen sofort eine gewisse Querstreifung der Chorda auf; allein diese wird nicht durch einfache Fasern bedingt, sondern durch breitere oder schmälere Substanzstreifen. Die einzelnen Streifen laufen nicht einander parallel über die ganze Chorda, sondern gewöhnlich anastomosiren und verflechten sie sich unter einan- der und lassen gleichfalls grössere und kleinere Lücken zwischen sich. Bei stärkerer Ver- grösserung zeigen die einzelnen Substanzstreifen eine Längsstreifung, welche besonders deutlich dicht an der Ohordascheide wahrgenommen wird. Jeder breite Streifen setzt sich aus einer Anzahl äusserst schmaler Fasern zusammen, welche an der Chordascheide mit einer basalen Verbreiterung aufsitzen. Dass auch hier die schnialen Fasern jenen früher er- wähnten Faserzellen gleichzusetzen sind, bedarf kaum einer weiteren Auseinandersetzung. Der Unterschied zwischen den Bildern, welche Chromsäurepräparate und Alkohol- Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIImo Serie, о 10 Dr. LunwiG STIEDA, präparate darbieten, beruht meiner Ansicht nach darauf, dass die Wirkung beider in An- wendung gezogener Erhärtungsmittel nicht gleich ist. Der Alkohol wirkt ganz entschieden viel stärker contrahirend auf die Gewebe als die Chromsäure; der Alkohol nähert an einer Stelle die Gewebstheile einander und reisst sie an einer anderen auseinander, erzeugt da- durch Lücken. Die wässerige Lösung der Chromsäure, wenngleich sie auch schrumpfend und contrahirend wirkt, lässt die einzelnen Gewebselemente mehr in ihrer ursprünglichen Form und Lage. Ich werde später bei einer anderen Gelegenheit — bei der Haut — noch- mals auf die verschiedene Wirkung der beiden Reagentien zurückkommen. Wenn der Schluss, den ich oben bereits aus Beobachtung eines Querschnittes zog, richtig ist, wenn die Chorda sich aus quer liegenden Zellen zusammensetzt, so müssen sagittale Längsschnitte ein anderes Bild bieten als horizontale und damit eine Bestäti- gung jener Ansicht liefern. Und in der That: sagittale Längsschnitte geben mir die ge- suchte Bestätigung. Sagittale Längsschnitte, welche im Allgemeinen nicht so leicht gelingen als horizontale, geben zunächst dasselbe Bild wie die unverletzte hintere oder vordere Chordaspitze oder wie horizontale Schnitte. Ich sehe Bänder, welche fast senkrecht hin- ziehen, jedoch niemals einander parallel, sondern mit einander sich vielfach verflechtend. An sagittalen Schnitten, und das ist mir ausserordentlich wichtig, erscheinen die Bänder nie- mals so zierlich längsgestreift, wie an horizontalen Schnitten, sondern bieten ein ganz ent- gegengesetztes Ansehen, namentlich in denjenigen Partien, welche der Chordascheide nahe liegen. Die einzelnen Bänder zeigen nämlich eine bald mehr, bald weniger deutliche Quer- streifung (Fig. 21), oder mit anderen Worten: die Bänder setzen sich aus grösseren und kleineren unregelmässigen Substanztheilchen zusammen, zwischen welchen schmale Lücken offen bleiben. In diesen Substanztheilchen sehe ich den durch die sagittale Schnittrichtung erhaltenen Querschnitt eines Aggregats mit einander verschmolzener Faserzellen, während die horizontalen Flächenschnitte und die in querer Richtung durch die Chorda geführten Schnitte den Längsschnitt der Zellen oder der Zellenmassen darbieten. Ich komme hiernach zum Schluss: die Chorda dorsalis des Amphioxus setzt sich aus langgestreckten Faserzellen zusammen, welche quer durch die Chorda laufen, und zum Theil in der Querrichtung der Chorda, zum Theil in der Längsausdehnung der Chorda mit einander verschmelzen; im obersten und untersten Abschnitt sind die ein- zelnen Zellen als solche durchaus zu erkennen. Zwischen den einzelnen Zellen oder zwischen gewissen Zellengruppen oder Zellenaggregaten bleiben grössere oder kleinere Lücken oder Spalten, welche während des Lebens selbstverständlich mit Flüssigkeit angefüllt sind. Werfe ich nun den Blick zurück auf die oben kurz angeführten Ansichten früherer Autoren, um dieselben zu kritisiren, so kann ich denjenigen Autoren, welche die Chorda aus regelmässigen Scheiben oder Platten zusammengesetzt glauben, nicht beistimmen. Ich finde nämlich, dass auf Längsschnitten jene Linien und Streifen, welche von den Autoren als Platten gedeutet wurden, gewöhnlich unregelmässig, überaus selten regel- mässig sind. Warum bei einem Individuum das Chordagewebe sich so leicht in regelmässige STUDIEN ÜBER РЕМ AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 11 Substanzmassen von Plattenform anordnet, in anderen nicht, ist mir unbekannt. Die Au- toren, welche die Zusammensetzung der Chorda aus Platten betonen, haben gewiss solche Ausnahmsfälle vor sich gehabt. Die von Quatrefages (30) beschriebenen Zellen habe ich nicht auffinden können. Wilhelm Müller (26) hat durch die Entdeckung der Zellen innerhalb der Chorda ganz entschieden die Kenntniss vom Bau dieses Organs bedeutend gefördert; allein ich kann trotzdem nicht mit ihm übereinstimmen. Zunächst finde ich, dass seine Beschreibung der Zellen als Cylinder mit Fortsätzen, welche unter einander ein Netzwerk bilden, der eigentlichen Sachlage nicht entspricht. Ferner findet sich noch ein Differenzpunkt. W. Müller schreibt (26): «Im Bereich des dorsalen und ventralen Vorsprungs stehen «diese Zellen mit ihren Fortsätzen locker, gegen das Mittelstück zu drängen sie sich dichter «an einander und zeigen zugleich die Neigung, in der Querrichtung des Organs, d. h. der «Chorda, unter einander zu verschmelzen, während in der zur Längsaxe des Körpers senk- «rechten Richtung eine Abscheidung fester Intercellularsubstanz auf Kosten des Proto- «plasma erfolgt. Aus dieser Vorstellung erklärt sich die Scheibenbildung im Mittelstück des Organs.» An einer anderen Stelle seiner Abhandlung, wo von dem Aussehen eines horizontalen Längsschnittes die Rede ist, hebt Müller hervor, dass sich die Bänder (die Durchschnitte der Scheiben) in gleichförmiger Dicke parallel durch das Organ erstrecken. Mit Rücksicht auf die oben gelieferte Beschreibung muss ich dieses unbedingt in Abrede stellen: die Verschmelzung der Zellen erfolgt nicht in so regelmässiger Weise, dass parallele Scheiben dabei gebildet werden. Von einer festen Intercellularsubstanz finde ich keine Spur. Der richtigen Ansicht аш nächsten gekommen ist eigentlich nur Johannes Müller, dessen Erklärung des Baues der Chorda ich oben bereits anführte. In dem Bericht über die Fortschritte der vergleichenden Anatomie im Jahre 1841 (Archiv, Jahrg. 1842, р. ССХУП) sagt Müller: «neu ist, dass der Inhalt der Scheide der Chorda nicht aus «Zellen, sondern aus dicht auf einander folgenden häutigen queren Plättchen besteht, die «nach unseren Beobachtungen wieder aus quer parallelen Fasern bestehen oder richtiger, «der faserige Bau ist das Wesentliche und die Fasermassen lösen sich leicht in blätteriger Form ab.» Substituirt man für den von Müller benutzten Ausdruck «Faser» das Wort «Zelle oder Faserzelle», so hat man fast das Richtige. Es fehlt nur die Er- kennung der Zellen, um zu einer entsprechenden Anschauung zu gelangen. Ehe ich die Chorda verlasse muss ich noch Folgendes hervorheben: Ich habe innerhalb der Chorda weder Blutgefässe noch Nervenfasern gesehen. Innerhalb der Chorda fand ich bei sehr kleinen, also wohl sehr jungen Exemplaren eine besondere Art von Zellen, welche sich von den früher beschriebenen auffallend unter- scheiden. Die Zellen haben eine sehr unregelmässige Gestalt, welche ich vielleicht mit dem Ausdruck sternförmig am richtigsten (Fig. 24) bezeichne. Auf Querschnitten der Chorda erscheinen die Zellen drei- oder viereckig, selten sind sie von gestreckter Form; die Zellen 9* 12 Dr. LunwiG STIEDA, haben wenig Protoplasma, ein Paar kurze Fortsätze, einen verhältnissmässig grossen Kern und 1—2 Kernkörperchen. Der Durchmesser der Zelle ist 0,014—0,017 Mm., der Kern 0,010 Mm., das Kernkörperchen 0,0014 Mm. Die Zellen sind ganz unregelmässig über den Querschnitt zerstreut, vorherrschend jedoch im Mittelstück zu finden. Auf Längsschnitten der Chorda sehe ich die Zellen ebenfalls, allein schwieriger, weil ihr Durchmesser in horizon- taler Richtung ein unbedeutender ist. Kein Autor, nicht einmal Wilhelm Müller, welcher die Chorda genauer als irgend ein anderer untersuchte, erwähnt der Zellen. Welche Bedeu- tung haben sie? Ich bin der Ansicht, dass die Zellen die letzten Reste der ursprünglichen Bil- dungszellen der Chorda sind. Von den ursprünglich die Chorda zusammensetzenden embryonalen Zellen und ihren directen Abkömmlingen verwandeln sich gewiss nicht alle mit einem Male in die Faserzellen der ausgebildeten Chorda, sondern es geschieht all- mälich, so dass einzelne Zellen unverändert sich längere Zeit erhalten, um dann auch allendlich zu verschwinden. So erkläre ich mir insbesondere die Anwesenheit der Zellen bei kleinen, noch jugendlichen Individuen und die Abwesenheit bei grösseren und älteren. Die Chorda ist durchweg von einer überall gleich dicken Hülle eingefasst, der Chorda- scheide. W. Müller giebt an, dass die Chordascheide an der dorsalen und ventralen Fläche einen abgerundeten, über die ganze Fläche sich erstreckenden V.orsprung besitze. An Exemplaren, welche in Chromsäure gehärtet waren, habe ich nichts davon gesehen; nur hie und da an Alkohol-Exemplaren eine Andeutung des Vorsprungs beobachtet. Ich führe die Anwesenheit des Vorsprungs auf die ungleiche Einwirkung des Alkohols zurück. Wilh. Müller bestreitet bei der Erwähnung des Vorsprungs die von Leuckart und Pagen- stecher (21) gemachte Angabe, dass die Chordascheide an der dorsalen Fläche eine con- cave Einbuchtung habe. Dagegen muss ich hervorheben, dass ich mitunter auch eine der- artige concave Einbuchtung zu Gesicht bekommen habe, allein dieselbe, ebenso wie den Vorsprung, als ein Kunstproduct, ein durch Einwirkung des Alkohols bedingtes Phänomen der Schrumpfung ansehe. Das Aussehen der Chordascheide (Fig. 20, 22, 23 a) ist stets nahezu homogen; auf Querschnitten macht sich hie und da eine leicht concentrische Streifung bemerkbar. Auf horizontalen Längsschnitten erscheint die Scheide mitunter fein punktirt oder von äusserst feinen Linien durchzogen. Schnitte der Scheide mit 35%, haltiger Kalilösung unter Er- wärmen behandelt, quellen auf und zerfallen bei Druck in eine faserige Masse. Kerne habe ich niemals in der Chordascheide angetroffen. Ich bin zur Ansicht gelangt, dass die Chorda- scheide sich aus ringförmigen, um die Chorda herumlaufenden Faserzügen zusammensetze. Dass die Faserzüge aus Zellen hervorgehen, muss die Enwickelungsgeschichte darthun. In gleicher Weise spricht bereits Johannes Müller sich dahin aus, dass die Chorda- scheide sich aus fibrösen Ringsbündeln zusammensetze. Dagegen kommt Wilh. Müller zu dem Schluss, dass die Chordascheide des Am- phioxus eine Cuticularbildung sei, und dass die Matrix der Cuticula in der protoplasma- STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 13 reichen Rindenschicht der Chorda selbst zu suchen sei. Da Wilh. Müller zu dieser An- sicht weniger durch Untersuchung des Amphioxus, als einiger Wirbelthier-Embryonen ge- langt ist, so gehe ich, um nicht vom Amphioxus abzuschweifen, nicht weiter auf die Streit- frage ein, sondern begnüge mich mit der Erklärung, dass ich gar keine Veranlassung sehe, die Chordascheide als Cuticula aufzufassen. Ehe ich die Chordascheide verlasse, muss ich noch ein höchst merkwürdiges Verhält- niss besprechen, dessen zum Theil Wilhelm Müller (26) Erwähnung thut. Die dorsale Fläche der Chorda ist von 2 Längsreihen kleiner schlitzförmiger Oeffnungen durchsetzt. Die Oeffnungen sind in der Querrichtung durchschnittlich 0,071 Mm., in der Längsrich- tung 0,035 Mm. von einander entfernt. Müller hat Recht, dass die Oeffnungen auf hori- zontalen Längsschnitten leicht, auf Querschnitten dagegen schwierig wahrzunehmen sind. Müller giebt die Weite auf 0,006 Mm. an; ich finde die Oeffnungen elliptisch oder spindel- förmig, 0,017 Mm. lang und an der breitesten Stelle 0,007 Mm. messend, der grössere Durchmesser liegt in querer Richtung. | Müller spricht von Oeffnungen der Chordascheide, und ich habe diesen Ausdruck adoptirt; allein streng genommen sind es keine Oeffnungen der Scheide, sondern nur Stellen, an welchen das Gewebe anders beschaffen ist, als der übrige Theil der Scheide. An horizontalen, mit Carmin gefärbten Schnitten erscheint die ganze Scheide lebhaft roth, dagegen sind die Stellen, welche ich nach Müller’s Vorgang als «Oeffnungem» be- zeichnete, ganz farblos und nehmen sich wie Löcher aus. Bei Anwendung stärkerer Ver- grösserung erscheinen jedoch in den hellen Stellen feine Pünktchen, über deren Deutung Querschnitte der Chordascheide Auskunft geben. An solchen, welche jene «Oeffnungen» ge- troffen haben, sehe ich deutlich, dass die regelmässige Streifung der Scheide unterbrochen ist, indem kernhaltige Faserzellen die Scheide durchsetzen. Die Zellen haben dasselbe Aus- sehen, wie die Zellen des dorsalen Abschnittes der Chorda und besitzen einen deutlichen Kern, welcher in der Nähe der Innenfläche der Scheide liegt, während der übrige Theil der Zelle sich nach oben erstreckt. Die in den Oeffnungen befindlichen Zellen scheinen von Wilhelm Müller nicht be- merkt worden zu sein, wenigstens spricht er nirgends von ihnen. Welche Bedeutung kommt diesen Oeffnungen zu? Müller schreibt: «ch halte diese Oeffnungen für Vorrichtungen, «durch welche der Zutritt von Ernährungsflüssigkeit zu dem das Wachsthum der Chorda «in späterer Zeit hauptsächlich vermittelnden Abschnitt erleichtert wird.» Da meiner An- sicht nach die Scheide keine Outicula und jene Stellen keine Oeffnungen in der Scheide, sondern nur aus Faserzellen zusammengesetzte Theile der Scheide sind, so ‚bezweifle ich die Müller’sche Hypothese. Eine Erklärung des eigenthümlichen Baues aber zu geben, bin ich nicht im Stande. Auch hier ist nur durch die Entwicklungsgeschichte Verständniss zu erwarten. 14 | Dr. Lupwie STIEDA, Die Chordascheide sendet nach verschiedenen Richtungen Leisten oder Platten (Fig. 1—4, 8—10i, 1), welche in die Körpermasse eindringen und entweder Höhlen be- grenzen, oder den Muskeln des Körpers zum Ansatz dienen. Im Ganzen ist das Verhalten der Platten so einfach, dass der bereits von Goodsir (10) und Rathke (31) gelieferten Beschreibung nur wenig hinzuzufügen ist, allein über die- jenigen Körpertheile, welche sonst noch zum Skelett zu rechnen sind, und über den feineren Bau der Skeletttheile ist noch Mancherlei zu sagen. Vom dorsalen Abschnitt der Chordascheide geht jederseits in gleicher Entfernung von der Medianebene eine Platte nach oben. Beide dorsalen Platten sind medianwärts ge- neigt und verschmelzen zu einer unpaaren Leiste oder einem Kamme in der ganzen Längen- ausdehnung des Körpers. In dem durch die dorsalen Leisten gebildeten Hohlraum ist das Centralnervensystem (Fig. 1—4, 8—10 1) eingeschlossen. Vorn und hinten, soweit das Centralnervensystem nicht mehr reicht, ist der Hohlraum zwischen den beiden Platten überaus gering, indem sie sofort nach ihrem Abgang von der Chordascheide sich wieder vereinigen. Auf dem unpaaren Kamm, von welchem nach rechts und links zwei die Muscu- latur begrenzende Scheidewände abgehen, ruht die Rückenflosse, wie auf einer Rinne. (Von der Rückenflosse, wie von den übrigen Flossen, welche alle als Hautduplicaturen anzusehen sind, werde ich bei der Haut sprechen.) Wie nach oben, so geht auch nach unten jederseits eine Platte ab (Fig. 2 — 4, 8—9ХХ), jedoch ist der Abstand beider ventralen Platten von einander bedeutend grösser als der- jenige der dorsalen. Die ventralen Platten beginnen mit einer Verdickung an der Chordascheide und nehmen nach unten zu rasch an Volumen ab; sie verhalten sich in ver- schiedenen Gegenden des Körpers verschieden. Ganz vorn an der äussersten Körperspitze, so wie hinten am Schwanz convergiren die ventralen Platten und treten nach Formirung eines ganz unbedeutenden Kanals zu einem unpaaren Kamm zusammen, welcher in gleicher Weise die ventrale Flosse trägt, wie der dorsale Kamm die Rückenflosse. In dem übrigen Theil des Körpers, von der Mundhöhle bis zum Porus abdominalis divergiren die ven- tralen Platten, nehmen an Masse bedeutend ab, und vereinigen sich nicht direct mit ein- ander. Die ventralen Platten begrenzen somit nur seitlich einen Raum — die sogenannte Leibeshöhle, welche die Eingeweide enthält und durch Musculatur und Haut ge- schlossen wird. Ausser den dorsalen und ventralen Platten gehen seitlich von der Chordascheide noch eine Anzahl schräg gestellter Leisten ab, welche als Ligamenta intermuscularia bekannt, der Seitenmusculatur zur Anheftung dienen (Fig. 2—4, 8—10111). Die Ligamenta inter- muscularia oder Muskelscheidewände muss man sich als nach hinten geöffneten Flächen- winkel vorstellen, sie sind stets unsymmetrisch (Fig. 23). Ihre Anzahl ist etwa 60 jeder- seits. Jede einzelne Platte beginnt mit einer unbedeutenden Verbreiterung von den in der Körperaxe gelegenen Skeletttheilen und schliesst sich, im Verlauf dünner werdend, mit einer abermaligen Verdickung an die bindegewebige Grundlage der Haut. STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS ГАМСЕОГАТСВ, 15 Zum Skelett möchte ferner zu rechnen sein ein in der Umgebung der Mundöffnung gelegener fester Strang, während das bindegewebige Gerüst des Kiemensackes mit Unrecht von einigen Autoren zum Skelett gezogen wird. Beide Organtheile werde ich erst bei Ge- legenheit des Kiemen-Darmkanals beschreiben. Ueber den feineren Bau der Skeletttheile finden sich im Allgemeinen nur wenig Mit- theilungen; der einzige Autor, welcher etwas ausführlicher den Bau untersucht hat, ist Quatrefages. Rathke (31) schreibt: «Was das Gewebe der Fortsetzungen anbelangt, welche die Hülle der Rückensaite nach aussen und unten absendet, so scheint es in dem Schwanz rein fibröshäutig zu sein; im Rumpfe und Kopfe aber besteht es aus fibrösen Fasern, zwischen denen deutlich Knorpelkörperchen in Menge abgelagert sind.» Joh. Müller (25) nennt die Platten oder Septa einfach «häutig», ohne etwas Näheres über die Beschaffenheit anzugeben; von Knorpelkörperchen erwähnt er nichts. Quatrefages (30) rechnet ausser der Chorda und den von ihr abgehenden Platten und Muskelsepta noch den fibrösen Mundring und fälschlich das Kiemengerüst zum Skelett. Er unterscheidet dem feineren Bau nach zwei Kategorien der Skelettorgane: fibröse und zellige Skeletttheile. Zu letzteren zählt er die Chorda dorsalis und den Mundring; zu den fibrösen die übrigen. Ueber die Zusammensetzung der Chorda habe ich bereits berichtet; die fibrösen Theile lässt er einfach aus längsverlaufenden parallelen Faseın bestehen. Meinen eigenen Beobachtungen zufolge haben alle von der Chordascheide abgehenden Platten im Wesentlichen denselben Bau wie die Chordascheide, sie erscheinen faserig, wie die Autoren übereinstimmend angeben. Im Einzelnen ist jedoch dabei zu bemerken, dass die Faserzüge der Chordascheide dicht an einander liegen, in den Platten dagegen nicht, so dass zwischen den scharf contourirten Fasern noch eine homogene Grundsubstanz zu er- kennen ist. Uebrigens verlaufen die Fasern nicht überall parallel, sondern bilden hie und da Geflechte. Eine deutliche Kreuzung von Faserzügen fand ich stets an der Stelle, wo die beiden dorsalen Platten zum unpaaren Kamme sich vereinigen, ferner auch an den ver- dickten Abgangsstellen der Platten. In den Muskelscheidewänden zeigen die Fasern einen ziemlich geraden Verlauf. Zellige Elemente habe ich im Inneren der fibrösen Platten nirgends angetroffen; da- gegen bietet die äusserste der Musculatur zugekehrte Schicht aller Platten deutliche - Kerne. An Präparaten, welche nach der Färbung durch Carmin noch der Einwirkung von Eisessig ausgesetzt wurden, traten die Kerne mit grosser Präcision hervor. IL Das Muskelsystem. Man muss die Seitenmusculatur von der Bauchmuseulatur unterscheiden. I. Die Seitenmuskeln sind in sehr regelmässiger Weise zwischen den seitlichen Platten der Chordascheide (Muskelscheidewände oder Ligamenta intermuscularia) an- geordnet. Letztere bilden, wie bereits erwähnt, nach hinten offene Flächenwinkel: die 16 Dr. Гормта STIEDA, Zwischenräume zwischen je zwei Scheidewänden sind angefüllt mit horizontal von einer Scheidewand zur anderen hinziehenden Muskeln. Dadurch werden die an der Körperober- fläche sichtbaren Muskelfelder (Myocommata) gebildet, deren ich gegen 60 zähle. Die grössten und breitesten Muskelfelder liegen in der Mitte, je weiter nach vorn oder an) um so kleiner oder schmäler werden dieselben. Die bequemste Art, um sich über den Verlauf der Muskeln zu belehren, ist die Unter- suchung sagittaler oder horizontaler Längsschnitte; letztere insbesondere geben auch dar- über Aufschluss, dass die Scheidewände beider Seiten einander nicht entsprechen, sondern asymmetrisch liegen. An Längsschnitten lässt sich durch Zerzupfen mit Nadeln die zwischen zwei Scheide- wänden befindliche Musculatur in eine grosse Anzahl der feinsten Muskelprimitivflbrillen zerlegen. Jede einzelne Fibrille hat einen Querdurchmesser von 0,0014 Mm., und eine Länge, welche genau mit der Entfernung zwischen zwei begrenzenden Scheidewänden über- einstimmt. Jede Fibrille ist an ihren beiden Enden hin etwas verdünnt; dies verdünnte oder leicht zugespitzte Ende der Fibrille steckt in einer entsprechenden geringen Vertiefung der Scheidewand. Jede Fibrille zeigt abwechselnd dunkle und helle Zonen; die hellen Zonen sind schmäler und stets ungefärbt, die dunkeln Zonen sind breiter und nehmen eine schwache Carminfärbung an. (Auf die neuerdings durch Krause und Hensen angeregte Frage nach einem complicirteren Bau der Muskeln konnte ich wegen der nicht ausreichenden optischen Hülfsmittel leider nicht eingehen.) Besonders hervorheben muss ich, dass ein Sarcolemma, d. h. eine Scheide, welche eine Anzahl Fibrillen zu einem Primitivbündel vereinigt, nicht anzutreffen ist. Die Ab- wesenheit des Sarcolemmas an den Muskeln des Amphioxus scheint mir deshalb von Wichtigkeit, weil ich darin eine Unterstützung derjenigen Ansicht sehe, welche das Sar- colemma als eine den Muskelfibrillenbündeln von aussen aufgelagerte ее Bildung auffasst. Länge Zeit habe ich vergeblich nach Zellen oder Kernen in der Musculatur gesucht; endlich fand ich an einzelnen Schnitten hie und da einen Kern von elliptischer Gestalt und einem grössten Durchmesser von 0,0042 Mm. Im Inneren des Kerns lag ein kleines Kern- körperchen. Ich zweifle nicht, dass diese spärlichen Kerne die letzten Reste der ursprüng- lichen Bildungszellen sind, aus welchen die Muskelfibrillen sich entwickeln. Zur Entschei- dung der Frage, ob jede Zelle nur zu einer Fibrille wird, oder in eine gewisse Anzahl von Fibrillen sich umwandelt, bot sich mir kein Anhaltspunkt. Nach aussen zur Haut hin ist die Seitenmusculatur von einer bindegewebigen Hülle überzogen (Fascia muscularis externa). Die Fascia stellt sich als eine 0,007—0,008 Mm. dicke, homogene oder äusserst fein gestreifte Schicht dar, welche sich scharf von dem Unterhautgewebe abgrenzt. Sie verschmilzt ohne besonders scharfe Grenze mit den bindegewebigen Platten, welche als sogenannte Lig. intermusc. externa von der Chordascheide abgehen. Die der Musculatur STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 17 zugekehrte Fläche der Fascie ist, ebenso wie die Scheidewände, mit kleinen 0,0057 Mm. messenden Kernen bedeckt, welche in regelmässigen Abständen daliegen. Die Autoren, welche, wie Quatrefages (30), Marcusen (22), Reichert (32), die Seitenmuskeln des Amphioxus untersuchten, beschränken sich durchweg auf die Angabe, dass die Muskeln quergestreift seien. Genauere Mittheilungen existiren nicht. 3. An der Bauchfläche existirt nur eine einzige Muskelschicht; sie wird durch eine Anzahl quer von einer Seite zur anderen hinziehender Fasern gebildet. Die Quermuscu- latur (Fig. 3, 4, 8, К’) des Bauches- beginnt dicht hinter der Mundöffnung und erstreckt sich nach hinten bis an die Afteröffnung; sie wird durch den Porus abdominalis unter- brochen. Die einzelnen Fibrillen der Schicht setzen sich mit ihrem einen Ende seitlich an den untersten Rand der ventralen Platten der Chordascheide, mit dem anderen verlieren sie sich in der Masse der Musculatur. Die Fibrillen laufen nicht von einer Platte zur anderen, sondern es besteht eine in der Mittellinie des Bauches befindliche Raphe oder Naht (Fig. 3, 4, 8 z), welche ebenfalls einer Anzahl Fibrillen als Insertion dient. Abgesehen von der Raphe zeigt die Muskelschicht des Bauches auf Querschnitten des Amphioxus die Ge- stalt eines nach unten convexen Bogens, die Musculatur schliesst somit die Leibeshöhle oder Eingeweidehöhle, welche durch die ventralen Platten der Chordascheide seitlich be- grenzt wurde, nach unten vollständig ab. Bemerkenswerth ist, dass die Haut im ganzen Bereich der Bauchmusculatur sich nicht unmittelbar anschliesst, sondern namentlich seitlich weit von ihr absteht. Dadurch kommt jederseits eine grosse Lücke in der Bauchwand zu Stande — der sogenannte Sei- tenkanal der Autoren; ich komme bei der Beschreibung der Haut darauf zurück. Die Existenz der beschriebenen Quermusculatur des Bauches ist durch Müller (25), Goodsir (10) u. s. w. genügend festgestellt. Allein sowohl Rathke (31) als auch Müller (25) und Quatrefages (30) beschreiben ferner noch eine Schicht von Längsmuskeln, welche sich von aussen auf die Querschicht auflagern soll. Müller lässt die Längsmuskeln vorn am Mundring entspringen und hinten in der Aftergegend endigen. Rathke giebt an, dass die Längsmusculatur sich in 6 Bündel ordne. Eine derartige Schicht von Längsmuskeln existirt nach meinen Beobachtungen nicht; die Autoren sind getäuscht worden durch die bald mehr, bald weniger deutlich hervor- tretenden Längsfalten der Bauchhaut. Die Bauchhaut liegt nämlich der Musculatur der Bauchwand nicht glatt an, sondern bildet eine Anzahl Längsfalten. Die nur durch die Haut gebildeten Längsfalten sind für die Bündel einer Längsmusculatur gehalten worden. Müller (25), Rathke (31), Quatrefages (30) und Reichert (32) geben überein- stimmend an, dass die Musculatur des Bauches im Gegensatz zu der quergestreiften Seiten- musculatur aus glatten Fasern bestehe. Nur Marcusen (22) hat den genannten Autoren Mémoires de l’Acad, Imp. des sciences, VIIme Serie. 3 18 Dr. Lunwic STIEDA, widersprechend auch für die Bauchmusculatur die Zusammensetzung durch quergestreifte Fasern behauptet. В Ich muss mich hierin unbedingt an Marcusen anschliessen. Ich finde, dass die Musculatur des Bauches ebenfalls aus quergestreiften Fibrillen besteht, wie ich sie an den Seitenmuskeln beschrieben habe. Jedoch ist in der grössten Menge von Individuen die Querstreifung nicht zu erkennen, sondern nur bei wenigen; bei den meisten sehen die Fibrillen völlig homogen aus. Dabei haben sie aber nie das Ansehen von spindelförmigen Faserzellen mit länglichem Kern, sondern Kerne sind hier ebenso selten, wie in den Seiten- muskeln. Warum die Querstreifung nicht in jedem einzelnen Falle sichtbar ist, weiss ich nicht; ich füge hier nur hinzu, dass unter Umständen auch die Fibrillen der Seitenmuskeln keine Querstreifung zeigen, sondern völlig homogen erscheinen. Ueber die Beziehung der reichlich eindringenden Nervenfasern zu den Muskeln, 4. В. über die Endigung der Nervenfasern, vermag ich keine Mittheilung zu machen. Müller (25) und auch Quatrefages (30) zählen ferner noch als zum Muskelsystem gehörig auf: Muskeln des Mundringes, der Mundtentakeln, des «gefranzten Ringes» zwischen Mundhöhle und Kiemenschlauch, und schliesslich Muskeln des Kiemenschlauches. Ich habe an den betreffenden Organtheilen nichts gesehen, was ich für Muskeln halten dürfte. Ш, Die Haut. Ich schildere den Bau der Haut und der dazu gehörigen Organe zuerst auf Grund meiner eigenen Untersuchungen und knüpfe daran einige Bemerkungen über die die Haut betreffenden Angaben anderer Autoren. An der Haut unterscheide ich 1. die Epidermis oder Oberhaut, 2. die Cutis oder Lederhaut, 3. das Unterhautgewebe (Unterhautschicht), welches sich an die oberflächliche Muskel- fascie anschliesst. Während die Oberhaut und Lederhaut überall am Körper eine gleiche Ausdehnung besitzen, differirt die Mächtigkeit des Unterhautgewebes an verschiedenen Gegenden sehr bedeutend. Die Epidermis oder Oberhaut besteht aus einer einzigen Schicht sogenannter Cylinder- zellen (Taf. I, Fig. 5 A). Die Zellen haben eigentlich die Form fünf- oder sechsseitiger Prismen, sind 0,0143 Mm. hoch, 0,0042—-0,0057 Mm. breit und besitzen einen deut- lichen 0,0030—0,0040 Мм. messenden Kern. Das Protoplasma der Zellen ist feinkörnig und enthält bei einigen Individuen schwärzliches oder bräunliches körniges Pigment. Mit ihrer unteren Basis sitzen die Epidermiszellen unmittelbar der glatten Cutis auf, an der oberen oder freien Basis tragen sie eine dünne, nur 0,0014 Mm. messende Cuticular-Mem- bran. Auffallend ist die Einwirkung des Alkohols auf die Zellen der Oberhaut (Taf. I, Fig. 5 В); dieselben schrumpfen sehr bedeutend ein, jedoch nur im mittleren Theil, während STUDIEN ÜBER DEN ÄMPHIOXUS LANCEOLATUS. 19 der untere mit der Cutis und der obere mit der Cuticula in Verbindung stehende Theil jeder Zelle unverändert bleibt. Die einzelne Zelle zeigt nun die Form einer Sanduhr oder eines an seinen beiden Enden verdickten Stäbchens. Der Vergleich mit Präparaten, welche den in Chromsäurelösung erhärteten Lanzettfischen entnommen sind, giebt darüber Aus- kunft, dass die Sanduhrform der Zellen ein Kunstproduct, dagegen die prismatische die eigentliche Gestalt ist. Die Zellen der Oberhaut sind an der ganzen Oberfläche des Körpers von gleicher Form und gleichem Aussehen. In wie weit die Epidermiszellen mit den zur Haut hinziehen- den Nervenfasern in Verbindung treten oder nicht, habe ich nicht untersuchen können, da die mir zu Gebote stehenden, in Alkohol oder Chromsäure gehärteten Exemplare zur Ent- scheidung dieser Frage ungeeignet sind, Die Cutis (Taf. I, Fig. 5 A) ist an ihrer äusseren Oberfläche durchaus glatt und zeigt auch nicht die geringste Andeutung von Papillen. An der Bauchfläche erscheint auf Quer- schnitten die Haut uneben (Taf. I, Fig. 8), als seien grosse Papillen vorhanden; allein die Unebenheiten sind nur Durchschnitte der an der Bauchhaut befindlichen Längsfalten, welche, wie erwähnt, Anlass gaben zu der fälschlichen Annahme von Längsmuskeln. Die Cutis ist überall von gleicher Mächtigkeit, etwa 0,0042 Mm. dick; sie erscheint leicht, der Flächen- ausbreitung entsprechend, gestreift; Zellen oder Kerne sind nicht sichtbar; durch Kochen mit Kalilauge quillt sie auf und zerfällt in Fasern; hierin gleicht sie genau der oberfläch- lichen Muskelbinde. Zwischen der eben beschriebenen Faserschicht oder der eigentlichen Cutis und der früher genannten Muskelfascie liegt ein Gewebsstratum, welches ich als Unterhautschicht (Taf. I, Fig. 5 А. с) oder Unterhautgewebe bezeichnet habe. Die überaus wechselnde Dicke des Unterhautgewebes allein ist die Ursache der verschiedenen Dickenausdehnung der Haut; hie und da fehlt das Unterhautgewebe gänzlich, dann liegen die Faserschichten der Cutis und der Muskelfascie einander an, so #. В. an einzelnen Stellen der Seitenflächen des Körpers. Im Allgemeinen hat in der oberen Körperhälfte, so weit die Seitenmuskeln reichen, die Unterhautschicht eine Ausdehnung von 0,0042—0,0057 Mm. und verdickt sich nur da, wo die Seitenflächen der Chordascheide (Zigamenta intermuscularia der Au- toren) an die Haut herantreten. Eine sehr bedeutende Zunahme der Dicke dagegen zeigt die Unterhautschicht in der unteren Körperhälfte als Wand des sogenannten Seitenkanals (g. in 4. Fig. 2, 4, 8, 9), ferner in den Flossen als Hautduplicaturen. Das Aussehen und die Beschaffenheit des Unterhautgewebes ist eigenthümlich: in einer völlig homogenen, wie ein geronnenes Fluidum erscheinenden Grundsubstanz ziehen äusserst feine, aber scharf contourirte Fäserchen grade oder leicht wellig nahe bei einander von der Faserschicht der Cutis bis zur Muskelfascie. Zellen oder Kerne sind nirgends sichtbar. Ausgezeichnet ist das Unterhautgewebe durch ein System von Hohlräumen und Kanälen, welche mit Zellen ausgekleidet sind. Ich werde auf das Kanalsystem später bei Beschrei- bung der Flossen näher eingehen. 3% 20 Dr. Lupwıc STIEDA, Die Beschreibung, welche Rathke (31) von der Haut giebt, ist in gewisser Beziehung sehr auffallend. Nachdem er von der Epidermis und ihrer Zusammensetzung aus Zellen gesprochen, sagt er: «Dicht unter ihr (der Epidermis) befindet sich allenthalben am Körper, selbst an der Flosse, eine Schicht von einfachen und dicht gedrängten Körnern, die wegen ihrer dichten Lage neben einander seltener rundlich, sondern der Mehrzahl nach eckig oder beinahe facettirt sind. Für sich allein betrachtet haben sie nur eine geringe Grösse, im Verhältniss aber zum Umfange des gauzeg Thieres sind sie ziemlich gross. Im Inneren von ihnen lässt sich deutlich eine Höhle erkennen; sie sind also kleine einfache Bälge oder Zellen.» Da Rathke die beschriebenen Gebilde nicht für Zellen der Epidermis, auch nicht für Fettzellen halten kann, so betrachtet er sie als ein «Lager von Schleimdrüsen, wie sie namentlich bei Fröschen in der Hautbedeckung vorkommen». Rathke giebt ferner an, dass bei einem Individuum schwarzer Farbstoff in einem solchen Behälter lag; er ver- muthet, dass auch rother Farbstoff in dergleichen Behältern sich befinde. Rathke ist ganz sicher getäuscht worden: von Drüsen, von Pigmentbehältern ist in der Haut keine Rede; wahrscheinlich haben die später zu beschreibenden Kanäle der Unterhautschicht Anlass zur Täuschung gegeben. | Quatrefages(30) beschreibt richtig die Epidermis als erste, und eine häutige Schicht als zweite Abtheilung der Haut. Dann aber heisst es: «enfin ces couches tögumentaires n’ont paru adhérer aux tissus sous-jacents à l’aide d’une couche de matière demi-liquide, entière- ment homogène, défluant, quand Panimal était écrasé». Hier mit dieser nicht weiter be- schriebenen Hautschicht meint er offenbar das Unterhautgewebe. Allein an einer anderen Stelle beschränkt er die oben bezeichnete couche homogene auf die Flanken des Thieres und trennt davon das Gewebe, welches die Grundlage der Flossen bildet, unter dem Na- men tissu cellulaire. Dies letztere, das nur mit Unrecht von den übrigen als besonderes Gewebe abgetrennt wird, wird ausführlich erörtert; ich komme bei der Flosse darauf näher zu sprechen. Owsiannikow (28) unterscheidet an der Haut 2 gesonderte Schichten: eine Epithelial- schicht und eine zweite darunter liegende, regelmässig fein gestreifte, und von der dritten sagt er: «Die dritte zeigt viel Nervenstämme und ist reichlich mit Bindegewebskörperchen versehen: diese sind gross, länglich, zuweilen sternförmig». Es kann keinem Zweifel unter- liegen, dass die dritte Schicht dem Unterhautgewebe entspricht; das Vorkommen von Binde- gewebskörperchen muss ich aber durchaus in Abrede stellen. Ich vermuthe, dass auch hier die kleinen Kanäle den genannten Forscher irre geführt haben. Die ursprünglich von Ko- walevsky gemachte Angabe, dass die Nervenfasern direct in die Epidermiszellen der Haut übergehen sollen, wurde von Owsiannikow bestätigt. Reichert (32) meint, dass der Haut des Amphioxus eine Lederhaut fehle, und dass die zwischen Epidermis und Musculatur befindliche Bindesubstanzlage, welche er als Fascia superficialis externa des Wirbelsystems ansieht, die Stelle der Cutis vertrete. Der Faser- schicht der Cutis thut er keiner Erwähnung, dagegen spricht er vom Unterhautgewebe als STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 21 von einem pelluciden, bindegewebigen Stroma und von dessen eigenthümlichen Kanalsystem. Reichert sah in der Epidermis am Kopf- und Schwanzende eigenthümliche, von den übri- gen cylindrischen abweichende Zellen, welche an der freien Endfläche mit einem stachel- förmigen Fortsatz ausgerüstet seien, er vergleicht sie den sogenannten Stachelzellen. Dass die Nervenfasern an cylindrische Epidermiszellen sich ansetzen, konnte er nicht constatiren. Die seitliche Begrenzung des Mundraumes wird durch eine einfache Hautduplicatur gebildet (Taf. I, Fig. 2), die Beschaffenheit der Haut an der Innenfläche der Mundhöhle ist dieselbe wie aussen. Weil eine Muskelschicht und somit auch eine Muskelfascie hier fehlt, so liegt zwischen der Faserschicht der äusseren Haut und der der Mundhöhle nur das sehr stark entwickelte Unterhautgewebe. Entsprechend der Seitenmusculatur ist, wie bereits erwähnt, die Ausdehnung der Unterhautschicht nur gering; dagegen ist dieselbe schr mächtig in der unteren Körper- hälfte von der Mundhöhle bis zum Porus abdominalis; dahinter nimmt sie wieder ab. Die Dickenzunahme der Unterhautschicht beginnt (Taf. I, Fig. 3 und 4, Taf. II, Fig. 8 und 9) eben dort, wo die Seitenmuskeln aufhören und die Querfaserzüge der Bauchmusculatur sich an die verdünnten Ränder der ventralen Platten der Chordascheide inseriren, wächst schnell auf das 4—-6fache, nimmt dann wieder ab, um an der Basis der sogenannten Bauch- falten wieder auf das gewöhnliche Maass sich zu reduciren. An der eigentlichen Bauchhaut fehlt die Unterhautschicht völlig. u Während nun die Unterhautschicht, so weit die Seitenmusculatur reicht, sich der Muskelbinde und damit auch der Musculatur eng unmittelbar anschmiegt, so löst sie sich von der Bauchmusculatur ab und legt sich erst an den mittleren Theil der eigentlichen Bauchfläche wieder an. Durch die Abhebung der hier ganz besonders dicken Unterhaut- schicht von der Quermusculatur des Bauches entsteht jederseits ein grosser, der Längs- ausdehnung des Körpers entsprechender Raum, der sogenannte Seitenkanal (Fig. 5, 4, Sr). Jeder Seitenkanal hat nicht bei allen Individuen dieselbe Ausdehnung und auch bei einem und demselben Thiere ist der Kanal vorn enger, nimmt zur Mitte hin zu, um in der Gegend des Porus abdominalis aufzuhören. Der Seitenkanal ist hiernach nichts weiter als ein hinten und vorn, d. h. allseitig geschlossener Spaltraum zwischen Haut und Muskel- schicht. Die beigefügten Abbildungen, welche den Seitenkanal querdurchschnitten dar- stellen, geben über seine Gestalt und Verhalten besser Auskunft als eine Beschreibung: die laterale Wand und der Boden des Seitenkanals werden durch die äussere Haut, die mediale Wand durch die von einer dünnen Fascie bedeckte Bauchmusculatur gebildet. Die Innenfläche des Seitenkanals ist von einem Endothel ausgekleidet, dessen spindelförmige Kerne 0,0042—0,0057 Mm. im Durchmesser haben. Der Seitenkanal entspricht in seiner ganzen Länge genau den beiden seitlichen Bauchfalten, welche bei der äusseren Be- schreibung des Amphioxus erwähnt wurden. Medianwärts von der seitlichen Bauchfalte vereinigen ‚sich wiederum die durch die Seitenkanäle von einander getrennte Haut und Museulatur, jedoch nur in sehr geringer 22 Dr. Гормта STIEDA, . Ausdehnung, trennen sich dann abermals, um erst in der Medianebene sich bleibend zu vereinigen. Entsprechend der Haut zwischen den beiden seitlichen Hälften der Bauch- musculatur, hat auch die Bauchhaut in der Medianebene eine deutliche Verwachsungsstelle — еше Naht (Fig. 3, 4, 82). Derjenige Abschnitt der Bauchhaut, welcher seitlich von der Bauchfalte begrenzt wird, besitzt, wie erwähnt, eine Anzahl Längsfalten. Die längsge- faltete Bauchhaut steht auch von der Bauchmuskulatur ab, so dass jederseits von der medianen Naht 2 flache Längskanäle — Bauchkanäle (Fig. 3, 4, Sr) gebildet werden. Die Bedeutung der beiden Seitenkanäle, so wie der bisher noch nicht beschriebenen Bauchkanäle ist meiner Ansicht nach unzweifelhaft in den Beziehungen zu den Geschlechts- organen zu finden. Die in der Leibeshöhle liegenden männlichen oder weiblichen Keim- drüsen schwellen nämlich während der Geschlechtsreife in sehr bedeutender Weise an. Dabei wird die Bauchmusculatur stark ausgedehnt, es schwinden die Längsfalten der Bauch- haut und dann auch die Bauchkanäle und schliesslich gehen auch die Seitenkanäle durch allmähiiches Vorrücken der sich immer mehr ausdehnenden Bauchmuseulatur verloren. Die Seitenkanäle wurden bereits von Rathke (31) beschrieben: «In der Wandung «der Leibeshöhle, wo die Bauchwand in die Seitenkanäle des Körpers übergeht, befinden «sich zwei, auf beiden Seitenhälften des Körpers vertheilte, nach der Länge desselben ver- laufende und völlig symmetrische Kanäle, die vorn in die Mundhöhle, hinten zu bei- «den Seiten der Leibeshöhle nach aussen münden.» Rathke sagt ferner, die Kanäle " seien, genau genommen, als «Lücken in der Leibeshöhle» ihm erschienen. Joh. Müller hat die Angabe Rathke’s in Betreff der Kanäle in allen Punkten bestätigt; über die Bedeutung ist nichts berichtet. Trotzdem, dass somit Joh. Müller die Rathke’sche Behauptung einer vorderen und hinteren Mündung der Kanäle auch vertritt, muss ich dagegen die Ka- näle als geschlossene Räume hinstellen. Reichert (32), welcher die verdickte Wand des Kanals genau kennt, nennt die Lei- stungen des Kanals räthselhafte. Eine besondere Berücksichtigung verdienen die Flossen und im Anschluss daran das bereits oben erwähnte Höhlensystem des Unterhautgewebes. Die Rückenflosse ist wie jede andere Flosse — eine Falte oder Duplicatur der Haut, welche den zu einem Kamm vereinigten Platten der Chordascheide aufliegt. Wie bereits früher gesagt, gehen von dem oberen Rand des Kammes auf beiden Seiten 2 Leisten ab, welche seitlich an die Haut sich anlehnend die Seitenmusculatur nach oben von dem Gewebe der Flossen abgrenzen. Die Flosse als Hautduplicatur (Fig. 11, 12 und 13) besteht, abgesehen von der Epi- dermis und der darunter liegenden Faserschicht (Cutis), nur aus dem Unterhautgewebe. Was aber die Flosse auszeichnet, ist eine Reihe grosser, nicht mit einander commu- nicirender Hohlräume (Fig. 13); durch die Anwesenheit der letzteren wird die Menge des Unterhautgewebes bedeutend reducirt. Es sind diese Hohlräume der Flossen, wie ich, STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 23 die Resultate vorausnehmend, hervorhebe, gleichwerthig mit den ôfters genannten, aber noch nicht beschriebenen Kanälen des Unterhautgewebes. Die Hohlräume der Flosse sind in der Mitte des Körpers am grössten und nehmen nach hinten und vorn allmählich ab; sie erstrecken sich nach oben so weit, dass nur eine ganz geringe Lage des Unterhautgewebes sie von der Cutis trennt. Die dünne Gewebs- schicht, welche die einzelnen hinter einander liegenden Hohlräume von einander trennt, ist entsprechend der Asymmetrie des Thieres schräg gestellt (Fig. 11), so dass auf einem Flächenschnitt der Flosse der Durchnitt jedes Hohlraums fast rhombisch (Fig. 11 а) er- scheint. Diejenige Schicht des Unterhautgewebes, welche jeden Hohlraum unmittelbar be: grenzt, ist in eine völlig homogene Membran verwandelt, deren Innenfläche kleine spindel- förmige Kerne ansitzen. Die etwas prominirenden Kerne sind 0,0085 Mm. lang und 0,0042 —0,0057 Мм. breit. Dort, wo zwei Hohlräume an einander stossen, existirt eine feste homogene Scheidewand zwischen denselben, welche man als durch Verschmelzung der eigentlichen Membran des Hohlraumes ansehen kann. Betrachtet man die ganze unversehrte Flosse von der Seite, so erscheint die ganze Flosse durchsichtig und nur die Scheidewände als einzelne dunkle, senkrecht gestellte Striche. Weiter nach hinten und weiter nach vorn zu rücken die Hohlräume allmählich dem Centralnervensystem näher, so dass sie demselben schliesslich dicht aufliegen. Vor dem Gehirn liegen sie dann unmittelbar auf der Chordascheide; ähnlich in der kleinen Flosse zwischen Vorderspitze und der Mundöffnung dicht unterhalb der Chorda. Die Hohlräume (Fig. 13) der Flossen sind hier vorn allmählich kleiner und kleiner geworden und haben dabei eine ellipsoidische oder eiförmige Gestalt bekommen. An der äussersten Vorderspitze vor dem Gehirn haben die auf einander stossenden kleinen Hohlräume in der dichteren Reihenfolge genau das Aussehen eines varicösen Kanals; indem die einzelnen Scheidewände nicht deutlich sichtbar sind (Fig. 13). Der Bau der kleinen, auf der Chorda liegenden, so wie der der unterhalb der Chorda befindlichen Hohlräume ist genau derselbe, wie bei den grösseren; der alleinige Unterschied beruht in der Grösse. Von diesen vordersten Hohl- räumen, von den auf, wie unter der Chorda gelegenen, gehen nun nach oben, wie nach unten in die Flosse eine Anzahl kleiner varicös erweiterter Kanäle hinein; entsprechend der dünnen Flosse liegt ein Kanal hinter dem vorderen. Aehnliche. oder richtiger gesagt, gleichgeformte Kanäle finden sich hinten im Schwanztheil der Rückenflosse, so wie am Ende der Afterflosse. Es ist übrigens fraglich, ob vorn, wie hinten wirklich Kanäle vorliegen, ‚ oder ob nicht vielleicht der scheinbare Kanal nichts ist als eine Reihe an einander hängen- der kleinerer, kugeliger oder eiförmiger Räume. Im einzelnen Falle ist es nicht immer zu entscheiden, jedenfalls aber sind einzelne der Räume wirkliche Kanäle und stehen durch enge Verbindungstheile mit den grösseren Räumen der Flossen selbst in Verbindung. Die in das Gewebe der Flosse eindringenden kanalartigen Hohlräume geleiten durch Form und Aussehen hinüber zu den vielfach bereits genannten Kanälen des Unterhaut- gewebes überall dort, wo dieses Gewebe sich befindet, z. B. in der Wand der Mundhöhle, 24 Dr. Lunwic STIEDA, der Seitenkanäle. Es findet sich hier ein System kleiner cylindrischer Kanälchen, welche hie und da etwas erweitert in Form eines Netzwerkes das ganze Unterhautgewebe durch- ziehen. Die einzelnen Kanälchen (Fig. 5 e) sind genau so beschaffen, wie die grossen Hohl- räume der Flosse; sie sind gebildet durch eine structurlose Membran, welcher kleine in dem Binnenraume vorspringende Kerne ansitzen. Während in der Rückenflosse eine einzige Reihe hinter einander liegender Hohlräume da ist, besitzt die Bauchflosse vom Porus abdo- minalis bis zur Afteröffnung zwei Längsreihen von Hohlräumen. In dem Theil, der speciell als Afterflosse aufgeführt wird, vom After bis zur hinteren Körperspitze sind nur Kanäle, wie in dem Unterhautgewebe, vorhanden. Alle Hohlräume und Kanäle, insbesondere die der Flosse, sind gewöhnlich angefüllt mit einer durchsichtigen, völlig structurlosen Masse, welche genau den Eindruck eines Ge- rinsels macht; zellige Elemente sind nicht wahrnehmbar. Es stehen keineswegs alle im Unterhautgewebe hefindlichen Hohlräume in Verbindung mit einander, wenngleich ein Theil der Kanäle in der einen oder anderen Gegend des Körpers, z. B. in der Wand des Seitenkanals offenbar ein Netzwerk darstellt. Ein Zusammenhang des beschriebenen Kanalsystems mit dem Blutgefässsystem ist nicht wahrnehmbar. Die Function des Kanalsystems ist mir unbekannt geblieben. — Derjenige Abschnitt des Kanalsystems, welcher in der Flosse liegt, ist auch den älteren Autoren bekannt ge- wesen, der in der Haut im engeren Sinne befindliche Abschnitt ist hie und da gesehen, aber irrig gedeutet worden; erst Reichert hat in präciser Weise auf die Zusammenhörigkeit beider Abschnitte aufmerksam gemacht. Rathke sagt (31), die Flossen würden gestützt im grösseren Theil ihres Verlaufs durch kurze, in mässiger Entfernung von einander stehende, ungegliederte Strahlen, deren Gewebe eine Knorpelsubstanz sei. Die Strahlen seien einfache, stumpfgerändete Tafeln, welche quergestellt sind. In demjenigen Theil der Bauchflosse, welcher vor dem After liegt, bestehen die Strahlen aus zwei Seitenhälften. Ferner heisst es, die Strahlen seien einge- schlossen in ebenso viele Höhlen, die von ihm ganz ausgefüllt sind; die Höhlen lägen in ge- ringer Entfernung von einander, so dass nur eine mässig dicke Scheidewand zwischen ihm befindlich. Dass diese Schilderung nicht richtig ist, bedarf keiner besonderen Erwähnung; das Kanalsystem der Unterhautschicht hat Rathke nicht erkannt; es scheint, dass die hier von ihm gesehenen kleinen Hohlräume ihn zur Annahme einer Art Hautdrüsen verleitet haben. Wieder anders ist die Beschreibung, welche Joh. Müller (25) giebt. Nach ihm haben die Flossen zarte Strahlen; die Strahlen beständen nämlich aus zellenartigen, hinter einan- der stehenden röhrigen Kapseln, in deren Inneres eine durchsichtige Flüssigkeit und eine consistentere, aber weiche Masse sich befinde.» Es liegt auf der Hand, dass auch diese Be- schreibung unzureichend ist. Müller hat einen Theil des Kanalsystems vor Augen gehabt, ohne jedoch die Deutung des Befundes zu finden. Er schreibt: «Endlich waren am STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 25 Schwanzende in dem häutigen Saume dicht stehende, in denselben ausfahrende Fäden zu erkennen, welche den Rand des Saumes nicht erreichten.» Er hat unzweifelhaft die auf- steigenden Kanäle gesehen. Quatrefages (30) scheint einen Schritt weiter gelangt zu sein, als seine Vorgänger; allein die von ihm gelieferte sehr ausführliche Erörterung der Hohlräume ist nicht ganz genau. Quatrefages sagt, dass derjenige Abschnitt der Haut, welcher der Unterhaut- schicht entspricht, aus gewissen Elementen bestehe, welchen er den Namen «cellules» giebt. Er beschreibt und bildet langgestreckte, regelmässig gelagerte Körperchen ab, welche das Gewebe zusammensetzen sollen, und doch sind es offenbar keine «Zellen» im histologi- schen Sinne, denn er nennt die grossen Hohlräume der Flossen auch «cellules». Marcusen (22) hat ebenfalls das Kanalsystem des Unterhautgewebes beobachtet, aber es fälschlich mit den Blutgefässen zusammengeworfen; er beschreibt es als ein sehr entwickeltes Capillargefässsystem und mischt damit Blutgefässe und Kanalsystem bunt durcheinander. Er schreibt: «Ces capillaires sont très minces, transparents, sans noyaux dans leur parois, dans les nageoires ils ont une direction longitudinale, beaucoup de sinuo- sites et beaucoup d’anastomoses.» Dann spricht er wieder von Lacunen: «Ces lacunes sont des capillaires avec des parois; on en rencontre aussi dans les parties que Mueller regar- dait comme les rayons des nageoires. — Сез capillaires sont souvent remplis de petits corps ronds, réguliers, un peu granulés. Ce sont les corpuscules de sang du Branchiostoma.» Marcusen hat demnach nicht nur die Höhlungen, sondern auch sogar die der Innenwand aufsitzenden Kerne gesehen: dass er diese für Blutkörperchen hält, ist eben so falsch, wie dass jene Kanäle Blutgefässe sein sollen. Der einzige Autor, welcher das Kanalsystem des Unterhautgewebes richtig erkannt hat und richtig vom Blutgefässsysteme trennt, ist Reichert (32). Ich führe seine kurze Notiz wörtlich an: «Man beobachtet nur, dass in dem pelluciden, bindegewebigen Stroma des Körpers — in den Flossen — ein scheinbares Kanalsystem vorkommt, welches eine verästelte Form besitzt, in den Zweigen vielfache Anastomosen zeigt und in den feineren Endverzweigungen ein geschlossenes Netz darstellt. Ein Zusammenhang dieses verästelten Netzwerkes mit den grösseren Blutgefässen hat sich nicht nachweisen lassen; es ist auch unwahrscheinlich, da die zellenkörperartigen Gebilde (die Kerne der Innenwand) nicht die geringste Bewegung zeigen.» Reichert spricht sich über die Bedeutung des Kanalsystems folgendermassen aus: «Da das bindegewebige Stroma nur als pellucide Grundsubstanz angesehen werden kann, und die dazu gehörigen Bindesubstanzkörper fehlen, so wäre es möglich, dass das in Rede stehende netzförmige Gebilde den zellenhaltigen Theil des bindegewebigen Stromas darstellt, unter dessen Vermittelung die in grosser Menge verbreitete, ganz hyaline Grundsubstanz ge- bildet werde.» Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIIine Serie 4 26 Dr. Гормта STIiEDA, IV. Der Athmungs- und Verdauungskanal, (Traetus respiratorio-intestinalis.) Durch die ventralen oder unteren Platten der Chordascheide wird unterhalb der Chorda ein Raum begrenzt, welchen die Bauchmusculatnr von unten abschliesst: die Visceralhöhle oder die Bauchröhre (Reichert). In der Bauchröhre befindet sich ein Kanal, welcher vorn mit der Mundöffnung beginnt und hinten mit der Afteröffnung endet; der vordere Abschnitt des Kanals oder des Schlauches hat die Bedeutung eines Respirations- organes (Kiemensack oder Athmungskanal), der hintere, mit einem Blindsack versehene Abschnitt fungirt als Darmkanal. Hiernach sind zu besprechen: die Mundhöhle, derKie- mensack und der Darmkanal. Die Mundhöhle. Die Mundhöhle ist bereits durch Rathke (31) recht genau beschrieben worden, so- dass die späteren Forscher kaum etwas Wesentliches hinzugefügt haben. Die Mundhöhle stellt einen in der Längsrichtung des Körpers an der unteren oder Bauchfläche gelegenen und nach unten offenen Längsspalt dar. Vorn wird der Längsspalt durch die Flosse, hinten durch den Beginn der Bauchmusculatur begrenzt, nach oben reicht er bis dicht unter die Chordascheide, nach unten ist er, wie bereits erwähnt, offen. Seitlich werden die Wände der Mundhöhle (Fig. 2), oben durch die ventralen Platten der Chorda- scheide, weiter unten durch die Haut gebildet. Der nach unten zu sich etwas verdünnende Rand der beiden Seitenwände geht in einen verdickten Saum über; beide seitlichen Säume, von Rathke als Lippen bezeichnet, fliessen hinten zusammen, vorn gehen sie in die kleine ventrale Flosse über. An den Lippen hängen jederseits eine Anzahl Fäden oder Franzen, gewöhnlich Cirren genannt; die Cirren sind regelmässig in ciner Reihe hinter einander angeordnet; die mittelsten sind die längsten, nach hinten and vorn zu stehen klei- nere und kürzere. Costa deutete die Cirren fälschlich als Kiemen und benannte darnach den Lanzettfisch Branchiostoma. In dem verdickten Saume der die Mundhöhle umgebenden Hautfalte liegt ein fester Strang, welcher am hinteren Rand der Mundöffnung am dicksten ist und sich seitlich und nach vorn zu verdünnt (Fig. 2h). Seit Rathke wird der Strang gemeinhin als «Mund- knorpeb bezeichnet, obgleich er ebenso wenig knorpelig ist als die Chorda. Von ihm gehen Fortsätze in die Axe der Cirri hinein. Eine Abbildung des «Mundknorpels», welchen Joh. Müller (25) den gegliederten Knorpelring des Mundes nennt, findet sich bei Müller, Taf. II, Fig. 3. Nach Rathke (31) bietet der Mundknorpel bei starker Vergrösserung eine grosse Menge äusserst zarter und dicht auf einander folgender Querstreifen dar, welche darin ihren Grund haben sollen, dass die Knorpelkörperchen länglich und mit ihrer Axe quer ge- lagert sind. Nach Müller (25) besteht der Mundring aus einer corticalen Substanz vom Aussehen STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANOEOLATUS. 27 einer dicken Membran und einer inneren oder Marksubstanz, welche quergestreift ist und aus Zellen gebildet zu sein scheint. Quatrefages (31) dagegen machte mit Recht darauf aufmerksam, dass der Mund- knorpel und die davon ausgehenden Fortsätze dasselbe Aussehen und denselben Bau haben, wie die Chorda dorsalis. Es ist dies ganz richtig; der Mundring und die in dieCirren hineinragenden Fortsätze desselben, das ganze sogenannte Mundskelet hat genau denselben Bau, wie ich ihn be- reits oben für die Chorda dorsalis ausführlich beschrieben habe. Es erscheint der unver- sehrte Mundring und dessen Fortsätze in gleicher Weise quergestreift wie die Chorda dor- salis, wie Rathke und Müller beobachteten. | Die Fränzen oder Cirren des Mundes sind oben breit und spitzen sich nach unten zu, haben jedoch dabei von Strecke zu Strecke kleine knötchenartige Anschwellungen. Jeder Cirrus wird einfach durch die Haut gebildet, während in seiner Axe von oben nach unten ein sich allmählich nach unten konisch zuspitzender Fortsatz des Mundringes verläuft. Nach Rathke (31) können die einzelnen Cirren durch kurze Muskelfasern, welche von der Lippe entspringen und sich hier an dem Axenstrang befestigen, bewegt werden; es ist mir nicht gelungen, derartige Muskeln zu schen. Die Innenfläche der Mundhöhle ist mit einer einfachen Zellenlage (Fig. 2) ausgekleidet, die Epithelzellen sind denjenigen der äusseren Haut fast völlig gleich, sind nur etwas nie- driger und enthalten gewöhnlich feinkörniges, dunkelbraunes oder schwärzliches Pigment. Die sich verengende Mundhöhle geht nach hinten mittelst einer kleinen Oeffnung in den Kiemensack über; die Oeffnung wird durch eine kleine Hautfalte eingerahmt, welche eine Reihe zarter Cirren trägt. Es sind die letzteren nur einfache Hautfortsätze. Welche Bewandtniss es eigentlich mit dem sog. Räderorgan (Müller), Organ rotatoire (Quatrefages), der Mundhöhle hat, muss ich dahin gestellt sein lassen. Der Kiemensack. An die Mundhöhle schliesst sich der vordere Abschnitt des unterhalb der Chorda gelege- nen Schlauches, der Kiemensack, welcher etwa bis zur Mitte des Körpers reicht. Der Kie- mensack erweitert sich schnell, um sich hinten beim Uebergang in den eigentlichen Darm trichterförmig zu verengern. Der Querschnitt des Sackes ist vorn fast kreisrund, weiter nach hinten ist der Sack durch die Organe, welche sich zwischen ihn und die Leibeswand schie- ben, seitlich comprimirt. Der Kiemensack hat durch Rathke und insbesondere durch Joh. Müller eine sehr ausführliche Erörterung gefunden. Rathke (31) beschreibt den Kiemensack als einen seitlich geschlossenen Schlauch, welcher vorn in die Mundhöhle und hinten in den Darm einmündet; der Schlauch wird durch Knorpelfäden gestützt und bildet mit seiner Schleimhaut schräge nach innen vor- springende Falten. Der Sack liegt mit seiner oberen Fläche der Leibeswand fest an und 4” 28 Dr. LunwiG STIEDA, ist hier in einer gewissen Breite mit derselben verwachsen, seitlich dagegen und unten ist er frei. Der Sack wird durch 3 Häute gebildet: die äusserste Haut, welche den Sack überall mit Ausnahme der oben angewachsenen Partie bekleidet, bezeichnet Rathke als das Bauch- fell; die zweite mittlere Haut besteht aus verdichtetem, festem Zellstoff und die dritte innerste Haut ist eine noch viel dickere Schleimhaut. An der inneren Fläche der mittleren Haut und mit ihr verwachsen erscheint eine grosse Zahl. von faser-knorpeligen Fäden oder Streifen, welche in zwei auf beide Seitenhälften vertheilten Reihen liegen und schräg ein- ander parallel von vorn oben nach unten hinten verlaufen. Das obere Ende der einzelnen Fäden ist einfach und frei, das untere Ende ist entweder frei oder gabelig gespalten; es wechselt regelmässig ein einfaches und ein gespaltenes Ende mit einander ab. Die einzelnen Streifen sind unter einander durch quere Verbindungsstücke vereinigt, so dass dadurch ein regelmässiges Gitterwerk gebildet wird. An jedem Knorpelfaden hat die Schleimhaut eine Falte geschlagen, welche die Länge des Fadens erreicht; man findet also im Kiemen- sack zwei Reihen seitlich schräg gestellter Schleimhautfalten. Nach der mitgetheilten Be- schreibung, welche Rathke vom Kiemensack giebt, hat der letztere ausser der vorderen in die Mundhöhle, noch eine hintere in den Darm führende Oeffnung. Goodsir’s (10) Ansicht ist dieselbe, wie die Rathke’s. Die Schilderung, welche Joh. Müller (25) vom Kiemensack entwirft, ist in vielen Beziehungen vollständiger, weicht jedoch in einem Punkte wesentlich von Rathke ab. Müller behauptet nämlich eine Communication der Kiemen- höhle mit der Leibeshöhle. Ich gebe im Nachfolgenden einen ziemlich ausführlichen Aus- zug der durch Müller gegebenen Darstellung, weil ich seiner Beschreibung des Gerüstes des Kiemensackes kaum etwas hinzuzufügen habe. Das Gerüst der Wände des Kiemenschlauches besteht aus vielen schräg von oben vorn nach unten und hinten einander parallel laufenden dünnen knorpeligen Kiemenrippchen; die Rippen nehmen im hintersten verengten Abschnitte des Schlauches an Länge ab. Goodsir und Rathke gaben das obere Ende der Knorpeistäbe als einfach an; Joh. Mül- ler macht mit Recht darauf aufmerksam, dass die einzelnen Stäbe bogenförmig in einander übergehen. Die unteren Enden beschreibt und bildet Müller ebenso ab wie Rathke: «Die «unteren Enden hingegen enden wirklich alle frei. Diese, freien Enden verhalten sich ab- «wechselnd verschieden, indem eines der Stäbchen einfach ausläuft, das nächstfolgende aber «sich gabelig theilt, darauf folgt wieder ein einfaches Ende und dann wieder ein gabeliges. «Jeder Ast der Gabel sieht einem Ast der nächsten Gabel entgegen, um einen Spitzbogen «zu bilden, der von dem ungetheilt auslaufenden Zwischenstäbchen wie ein Fenster getheilt «wird. Die Spitzbogen der rechten und linken Seite stehen unten nicht einander gegenüber, «sondern alterniren. Drei auf diese Weise zusammengehörige Rippchen sind jedesmal auch «noch in der Quere durch stabförmige Sparren vereinigt, welche den Querbalken eines Fen- «sters gleichen. Die Quersparren setzen sich nicht in einer Linie fort, sondern liegen an «verschiedenen Spitzbogenfenstern in verschiedener Höhe.» Die Zahl der Spitzbogen wächst mit der Grösse des Individuums, sie schwankt von 25—50. Vorn und hinten sind die Spitz- STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. | 29 bogenfenster niedriger und kleiner. Oben berühren sich das rechte und linke Kiemen- gerüst nicht, sondern sind durch eine Lücke, welche die Schleimhaut ausfüllt, von einander getrennt. Der Sack ist oben von der Chorda und seitlich davon durch ein dem Ligamentum denticulatum des Rückenmarkes ähnliches Band befestigt. «Unten ist ein einziges breites Band zwischen den Knorpelleisten beider Seiten, ein ziemlich dicker Knorpel in Form einer Hohl- kehle. Die unteren Enden des Bogenfensters sind auf die äussere Fläche der Kehle aufge- setzt. Die Ränder der Hohlkehle sind bogenförmig ausgezackt, so dass die spitzen Zacken sich an jeden dritten Knorpelstab, d. h. an diejenigen Knorpelleisten befestigen, welche sich unten theilen. Die Befestigung der Zacke ist gerade an der Theilung dieser Stäbe.» Der Kiemenschlauch liegt, abgesehen von der oberen Insertion, ganz frei in der Bauch- höhle; seine zahlreichen Kiemenspalten, d. h. die Zwischenräume zwischen den Längsrippen und den Quersparren führen nach der Beobachtung Müller’s aus dem Kiemenschlauch direct in die Bauchhöhle. Die Schleimhaut bekleidet die Knorpelstäbchen von der inneren Seite des Sackes, ohne von einem Stäbchen quer auf das andere überzugehen, also ohne die dazwischen liegende Falte auszufüllen. Es sind also soviel Spalten in den Kiemenwänden, als Zwischenräume zwischen den Knorpelstäbchen. Müller und Retzius (24 und 25) beobachteten an lebenden Lanzettfischen, dass mit Indigo gefärbtes Wasser durch die Mund- höhle eingeführt nur zum Theil in die Speiseröhre und Darm gelangte, zum anderen Theil dagegen durch die Kiemenspalten in die Bauchhöhle und nun hier durch den Porus abdo- minalis abfloss. Müller leugnet daher, dass der Kiemensack seitlich geschlossen, d.h. ohne Kiemenspalten sei und lässt denselben direct mit der Bauchhöhle communiciren. Soviel über die Auffassung Joh. Müller’s in Betreff des Kiemenschlauches; was er über den feineren Bau der Knorpelfäden und der Schleimhaut sagt, führe ich erst später an. Während die Ansicht Rathke’s und Goodsir’s nur bei Owen (27) wiederzufinden ist, ist dieSchilderung Müller’s bestätigt worden durch Quatrefages (30) und hat ferner in Gegenbaur (8) und Milne-Edwards Vertreter gefunden. Wenngleich auch ich im Wesentlichen der Beschreibung Müller’s beipflichten muss, so kann ich in einer Hinsicht ihm nicht beipflichten, wenigstens nicht unbedingt, das ist in Betreff der Communication der Kiemenhöhle mit der Bauchhöhle. Ich knüpfe die Erörterung über den Bau des Kiemensackes an die Betrachtung eines Querschnittes durch den vorderen Theil des Schlauches (Fig. 34). Der Schlauch ist mit seiner oberen Wand dicht der Chordascheide angelagert und besitzt hier eine ziemlich tiefe Längsrinne. Von der Chordascheide geht jederseits ein Fortsatz (4. В. eigentlich eine Platte) auf die Wand des Sackes über, mit der Wand völlig verschmelzend. Da der eigent- liche Kiemensack sich aber sofort seitlich an die früher beschriebene ventrale oder untere Platte der Chordascheide (Fascia muscularis interna der Autoren) anlehnt, so bleibt nur oben zu beiden Seiten der Längsrinne ein kleiner Seitenraum (Fig. 3 p) zwischen den ven- tralen oder lateralen Piatten der Chordascheide und den auf den Kiemensack direct sich hinüberschlagenden medialen — oder mit anderen Worten: die medialen dem Kiemensack - 30 к - Dr. LunwiG STIEDA, | angehörigen Platten fliessen sehr bald mit den lateralen, der Musculatur anliegenden völlig zusammen. Das Epithel des Kiemenschlauches (Fig. 3 q), nachdem es die Längsrinne ausgekleidet, geht seitlich auf die Wand des Sackes über und mit dieser direet auf die Innenfläche der Leibeswandung, bildet jederseits 2 deutliche Falten, um dann abermals auf die Innenfläche der Leibeswand überzutreten und dieselbe zu überziehen. Erst unten, der unteren Fläche des Kiemenschlauches entsprechend, geht das Epithel wieder von der Leibeswand auf die Schleimhautfalten über. (Gewöhnlich erhebt sich in Folge der ungleichen Schrumpfung der Körperwandung und des Kiemensackes die untere Fläche des letzteren als starke ins Innere vorspringende Falte.) Zwischen den oberen und unteren Falten des Sackes liegen auf dem Querschnitt eine Anzahl Gebilde, welche in vielen Beziehungen den Falten gleichen, jedoch völlig frei sind, d. h. von allen Seiten vom Epithel umgeben sind. Bei vielen Querschnitten, besonders von Chromsäure-Präparaten fallen sie deshalb heraus, so dass die Continuität ge- stört ist, bei den in starkem Alkohol gehärteten, bleiben sie mitunter an einander hängen: in den beigefügten Zeichnungen (Fig. 3 und 4) habe ich mit Absicht dieselben etwas von einander entfernt gezeichnet, der grösseren Deutlichkeit wegen. An horizontalen Längsschnitten beobachtete ich, so lange ich den oberen Theil des Kiemenschlauches getroffen habe, die gleiche Faltenbildung wie oben am Querschnitt; im mittleren Theil fand ich die freien Abschnitte der Schleimhaut, während der untere Theil keine brauchbaren Schnitte lieferte, da die ungleiche Contraction die Bilder verwirrte. Ehe ich zur Darlegung meiner Ansicht komme, welche ich über den Bau des Kiemen- sackes gewonnen habe, vergleiche ich den Querschnitt des Amphioxus, wie ich ihn oben beschrieben, mit dem Querschnitt eines Hühner-Embryos etwa wie ein solcher in Fig. 26 in Kölliker’s Entwickelungsgeschichte abgebildet ist, weil die dabei ins Auge fallenden Gesichtspunkte sich für meine Auffassung des Kiemensackes verwerthen lassen. Die in Fig. 27 Kölliker’s bezeichnete Darmrinne des Embryo gleicht genau der Längsrinne des Kiemenschlauches; zu beiden Seiten der Darmrinne ist durch Auseinanderweichen der Haut- platte und der Darmfaserplatte die Anlage der Pleuro-Peritonealhöhle gegeben; in dem durch beide Platten gebildeten Winkel liegt der Querschnitt der primitiven Aorta. Beim Amphioxus ist ein ganz gleiches Verhältniss erkennbar. Zu beiden Seiten der oberen Längs- rinne befindet sich ein Spaltraum (Fig. 3 und 4 p), begrenzt durch die medialen und late- ralen Ventralplatten der Chordascheide; im Winkel liegt der Durchschnitt eines Blutge- fässes (der Aorta). Es liegt hiernach nahe, meiner Ansicht nach, den Raum zu beiden Sei- ten der Kiemenrinne für die Pleuro-Peritonealhöhle zu halten, indem die mediale Ventral- platte genau einer Darmfaserplatte gleicht. Der Unterschied zwischen Hühner-Embryo und Amphioxus würde hier nur in der geringen Entwickelung der Pleuro-Peritonealhöhle liegen, welche der Amphioxus zeigt, indem bei letzterem der Kiemenschlauch nicht frei in der Leibeshöhle liegt, sondern grösstentheils der Leibeswandung fest anhaftet. Ich fasse hiernach den Kiemensack des Amphioxus als einen Sack auf, welcher vorn STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 31 mit der Mundhöhle, hinten mit dem Darmkanal communicirt, dessen Wandungen oben, seit- lich und unten geschlossen sind nnd der Leibeswandung anliegen. Zu beiden Seiten der oberen Anheftung, sowie auch unten bleibt zwischen Leibeswandung und dem Kiemensack ein Zwischenraum übrig. Dem hinteren Abschnitt des Kiemensackes entsprechend, schiebt sich rechts zwischen den Sack und die Leibeswand der Blinddarm, links eine Abtheilung der Keimdrüse. Deshalb verwächst hier der Kiemensack einestheils mit der Keimdrüse, anderen- theils mit der Wand des Blinddarms. Allein der Kiemensack ist innen nicht glatt, sondern besitzt jederseits schräg in den Innenraum vorspringende Falten, welche insbesondere oben und unten deutlich sind; feiner ziehen durch den Innenraum, die oberen und unteren Fal- ten mit einander verbindend, dünne, genau die Richtung der Falten einhaltende Schleim- hautplättchen. Letztere könnte man auch so betrachten, als ob die in der ganzen Höhe des Sackes vorspringenden Falten sich in der Mitte von ihrem Mutterboden gelöst hätten und nur oben und unten in Continuität geblieben wären. Die Falten und die Plättchen werden nun gestützt durch jenes Gitterwerk oder «Kiemengerüst», dessen Beschreibung ich nicht besser geben kann, als mit den bereits oben citirten Worten Joh. Müller’s. Ist der Kiemenschlauch, meiner Ansicht nach, seitlich geschlossen, wie verhält-es sich dann mit der von Müller, Quatrefages und Gegenbaur vorgetragenen Communication mit der Aussenwelt durch den Porus abdominalis? Die genannten Autoren, welche den Kiemenschlauch als einen Sack mit seitlichen Spaltôffnungen ansehen, deuten den Raum zwischen der Falte des Sackes und der Leibeswand als die Pleuro-Peritonealhöhle; ihren Beobachtungen zufolge strömt nur ein Theil des in die Mundhöhle eintretenden Wassers durch den Kiemensack in den Darm, ein anderer Theil fliesst durch die Spalten in die Lei- beshöhle (Pleuro-Peritonealsack) und durch den Porus abdominalis nach aussen. Gegen- baur nennt den letzteren deshalb geradezu Porus bronchialis. Ich fasse den kleinen oberen und unteren Zwischenraum zwischen Keimsack und Leibeswand als Pleuro- Peritonealhöhle auf: es gelangt, meiner Ansicht nach, das einströmende Wasser zum Theil in den Darm, zum Theil aber gewiss durch die Mundhöhle nach aussen. Ich habe leider versäumt, am lebenden Thier die Beobachtungen und Angaben der früheren Autoren zu controliren: das ruhige Verhalten des Amphioxus, wenn er ungestört im Sande eingegraben ist und nur der vordere Körpertheil hervorragt, ‚scheint mir nicht dafür zu sprechen, dass continuirlich ein Strom Wassers durch den Kiemensack zum Poras abdominalis geht. Unter Voraussetzung einer Communication zwischen Kiemensack und Leibeshöhle untersuchte ich eine Anzahl horizontaler Flächenschnitte speciell mit der Idee, vielleicht im hinteren Abschnitt des Kiemensackes eine oder zwei Oeffnungen zu finden, welche in die Leibeshöble führen. Ich habe nichts gesehen und nichts gefunden. Ich habe schliesslich noch Einiges über die Gewebsbestandtheile des Kiemensackes anzuführen; desgleichen über das Gerüst und die Schleimhaut. Dass ich mich mit der Schilderung, welche Joh. Müller (25) vom Gitterwerk ent- wirft, völlig einverstanden erkläre, habe ich bereits oben mitgetheilt; von dem, was Müller 32 Dr. Lupwice STIEDAÀ, über den feineren Bau sagt, kann ich nicht alles bestätigen. Von den Stäben des Gerüstes sagt Joh. Müller, dass sie aus verklebten Längsfasern beständen und als eine Art Faser- knorpel anzusehen seien; in Bezug auf die innere Auskleidung des Kiemensackes wird nur von einer Schleimhaut und der Wimperung derselben gesprochen; nähere Angaben werden nicht gemacht. Nur an einer Stelle heisst es: «die Wand der Kiemenleisten enthält auch Pigmentkörner.» Quatrefages (30) spricht sich über das Gitterwerk ähnlich wie Müller aus; über die Schleimhaut finde ich, abgesehen von der gleichfalls erwähnten Wimperung, nichts Be- sonderes. Gegenbaur (8) meint, das Gitterwerk sei gebildet aus einer abgeschiedenen Substanz und nennt es chitinisirt. Ich muss zuerst hervorheben, dass die Stäbe des Gitterwerkes nicht drehrund sind, sondern dass ihr Querschnitt entweder dreieckig oder birnförmig ist (Fig. 6 a); sehr regel- mässig ist die Spitze nach innen zur Höhle gerichtet, der gewölbte Theil sieht nach aussen. Ferner ist jedes Stäbchen (ausgenommen die kleinen Querstäbchen und die Hohlleiste an der unteren Fläche) nicht in seiner ganzen Ausdehnung gleichmässig. Der Axentheil ist anders beschaffen als der peripherische Abschnitt, was namentlich deutlich auf Querschnit- ten hervortritt: es ist der äussere Abschnitt jedes Stäbchens mehr homogen, der innere fein punktirt. Bei Betrachtung des Stäbchens von der Fläche erscheint freilich dasselbe auch stark lichtbrechend, jedoch ist immer eine Längsstreifung sichtbar, welche gestattet, einen Schluss auf die Zusammensetzung aus Längsfasern zu thun. Kerne oder Zellen habe ich nicht in den Stäben beobachtet, weder in der Rinde noch in dem Marke, welche ebenfalls Fasern, aber äusserst feine und zarte zu enthalten scheint. Es sind die Stäbchen ebenso bindegewebig wie die Cutis; sie für Knorpel oder Faserknorpel oder Chitinsubstanz zu hal- ten, sehe ich keinen Grund. Eine besondere bindegewebige Grundlage der Schleimhaut lässt sich ausser den Stäbchen nur im Inneren der Falten und den diesen gleich stehenden Plättchen als eine äusserst feinfaserige Masse nachweisen. | Das Epithel des Kiemensackes ist in seiner Form sehr wechselnd, insofern die ver- schiedenen Gegenden des Sackes sehr von einander abweichende Zellen besitzen. In der oberen Rinne (Fig. 3 und 4) ist das Epithel, ähnlich dem später zu beschreibenden Darm- epithel, ein geschichtetes. Die Mächtigkeit der Epithelschicht beträgt etwa 0,0357 bis 0,0429 Mm. Die untersten Lagen sind äusserst kleine, rundliche Zellen, deren Kerne 0,0014—0,0028 Mm. messen, allein sichtbar sind, die dem Lumen des Schlauches zuge- kehrte Lage sind kleine, schmale, sehr blasse Cylinderzellen, 0,0085 Mm. hoch und 0,0028 Mm. breit. Die freie Basis der Cylinderzellen trägt wie das übrige Epithel feine Flimmerhaare. Weiter zur Seite (Fig. 3 und 4 q) hin geht das Epithelium durch verschiedene Zwi- schenstufen in ein gewöhnliches Cylinderepithel über, um an der Innenfläche der Leibes- STUDIEN ÜBER DEN ÄMPHIOXUS LANCEOLATUS. 33 wand zu einem einfachen Plattenepithel zu werden, dessen Kerne allein die Gegenwart der Zellen verrathen. Indem das Epithel sich nun allmählig wieder auf die Falte hinüber be- giebt, werden die Zellen allmählig viel höher und stellen an der Aussenfläche der Gitter- stäbchen (Fig. 6) ein gewöhnliches Cylinderepithel dar, welches aus kernhaltigen, sehr durch- sichtigen Zellen von 0,0057 Mm. Durchmesser und 0,011—0,014 Mm. Höhe besteht. Derjenige Abschnitt des Epithelialüberzuges, welcher sonach gleichsam den seitlich vom Gitterwerk gelegenen Theil des Sackes bedeckt, zeichnet sich von dem Ueberzug der oberen Rinne durch seine grosse Durchsichtigkeit aus, dann aber auch durch den völligen Mangel von Wimpern. Dadurch unterscheidet sich dieser Theil des Epithels von dem die Falten bedeckenden. Von den Gitterstäbchen ab zum Lumen des Kiemensackes hin — also genau der eigentlich ins Innere vorspringenden Falte entsprechend ist wiederum das Epithel an- ders beschaffen. Die Epithellage ist hier am dicksten, ist geschichtet und nimmt von aussen nach innen zu, sie wird durch eine grosse Anzahl äusserst kleiner, dicht neben einander liegender rundlicher Zellen gebildet, deren Kerne allein sichtbar sind. Gewöhnlich sind die Kerne regelmässig geordnet, so dass sie bei schwächerer Vergrösserung der Falte ein gefiedertes Aussehen geben (Fig. 3 und 4). Die am oberflächlichsten gelegene Zellenschicht gleicht einem zierlichen Cylinder-Epithel und trägt sehr lange, auch an Spirituspräparaten des Amphioxus mitunter sichtbare Wimperhaare (Fig. 6). Ich darf nicht verhehlen, dass es mir mitunter vorkam, als sei nur die oberflächliche Zellenlage das Epithel, während die unteren kleinen Kerne nur der bindegewebigen Grundlage angehörten. Die quer durchschnittenen Kiemenstäbchen bieten in dem nach innen zur Höhle ge- legenen Theil durchweg das eben beschriebene Bild des Epithelialbelegs, dagegen zeigt die zur Leibeswand gekehrte Fläche des Stäbchens stets ein einfaches, nicht wimperndes Cylinder-Epithel. Die Innenfläche der Leibeshöhle, insoweit sie als Kiemensack aufzufassen ist, zeigt einfaches Plattenepithel. Das nicht wimpernde Cylinder- und Platten-Epithel besitzt mit- unter schwärzliche Pigmentkörperchen. Ueber die Blutgefässe des Kiemensackes später. Die Beobachtungen von Max Schultze (33) und von Kowalevsky (18) an jungen Lanzettfischen und an Embryonen, soweit dieselben die Entwickelung des Kiemensackes und seiner Falten (Spalten) betreffen, völlig mit meinen anatomischen Resultaten in Ein- klang zu bringen, vermag ich nicht. Es wird erneuter controlirender Untersuchungen be- dürfen, um eine Vermittelung anzubahnen. Der Darmkanal. Auf den Kiemensack folgt ein kurzes Rohr, welches nach Rathke, Müller und Quatrefages der Speiseröhre verglichen werden kann; dann erst erweitert sich der Kanal zu einem grösseren Sack. Von diesem geht sofort ein ziemlich bedeutender Blindsack ab, welcher sich rechts zwischen Kiemensack und Leibeswand hineinschiebt und etwa bis zum Mémoires de l'Acad. Imp. des sciences, VIlme Série, 5 34 Dr. Lupwıc STIEDA, vorderen Viertel der Körperlänge reicht. Weiter nach hinten verengert sich der Darm- schlauch, um als Enddarm an der Afteröffnung links von der Afterflosse auszumünden. Der Blinddarm oder blindsackförmige Anhang des Darmkanals wurde von Rathke (31) als Magen gedeutet, von Gegenbaur (8) als Leber, von Quatrefages als coecum hépatique bezeichnet: insbesondere wegen der grünlichen Färbung der inneren Oberfläche des Darm- theils. Allein auch der übrige Theil des anstossenden Darms ist, wie Joh. Müller richtig bemerkt, tingirt-und könnte deshalb auch für eine Leber gehalten. werden. Nur der hintere Theil, der Enddarm, ist nicht gelbgrünlich, sondern hell und un- gefärbt. В Die eitirten Autoren machen über den Darm weiter keine Mittheilung, als dass sie die über die ganze Oberfläche verbreitete Wimperbewegung besonders hervorheben. Der Darmkanal ist ein nahezu cylindrisches Rohr, so dass sein Querschnitt meist kreisförmig ist (Fig. 8); dagegen ist der Querschnitt des zwischen Leibeswand und Kie- mensack eingeengten Blinddarms elliptisch oder seitlich comprimirt. Der Darmkanal zeigt ` in seinem vorderen Abschnitt eine ähnliche Rinne unterhalb der Chorda, wie der Kiemen- sack und ist auch in gleicher Weise der Chordascheide angeheftet, indem von dieser deut- liche Faserzüge auf den Darm übertreten. Im hinteren Theil, im Enddarm, fehlt die Rinne. Die Wand des Kanals ist nicht völlig glatt, vielmehr besitzt sie — abgesehen vom End- darm, unvollständige Quer- oder Kreisfalten, welche in unregelmässiger Weise sich über den einen oder den anderen Theil der Darmwand erstrecken. Da die Querfalten einander im mittleren Theil sehr nahe stehen, so erhält man auf horizontalen Längsschnitten deutliche Erhebungen, welche den durchschnittenen Falten entsprechen. Die Wand des Darmrohrs (Fig.7) besteht aus einer dünnen bindegewebigen Membran, welcher hie und da Kerne eingefügt sind, und einem geschichteten Epithel von bedeutender Mächtigkeit. Die Dicke der Schicht beträgt etwa 0,14 Mm. Die tiefe Schicht des Epithels besteht aus kleinen, runden, sehr dicht an einander gelagerten Zellen, deren Kerne, 0,0042 Mm. messend, allein sichtbar sind. Die oberflächliche Schicht dagegen wird durch schmale, wimpernde Cylinderzellen gebildet. Die Höhe der letzteren beträgt durchschnitt- lich 0,0143-—0,017 Mm., die Dicke höchstens 0,0014 Mm.; die Zellen haben äusserst kleine Kerne, welche gewöhnlich in dem unteren Abschnitt der Zelle liegen. Die dem Darm zugekehrten Enden der Zellen tragen eine sehr dünne Cuticula und auf dieser sehr deut- liche Wimperhaare. Die Epithelschicht des Enddarms ist nicht so hoch, als die des übrigen Darmes, auch fehlt ihr die diffuse gelbliche Färbung, welche die übrigen Theile des Darms gewöhnlich besitzen. Im Blinddarm fand ich ebenfalls ein geschichtetes Epithel, konnte aber die oberflächliche Cylinderlage nicht wahrnehmen. An der Afteröffnung gehen die wimpernden Epithelzellen des Darms durch verschie- dene Zwischenformen in die Zellen der äusseren Haut über. Muskeln habe ich an der Darmwand nicht erkannt. Die äussere Fläche des Darmkanals ist von einem einfachen Platten-Epithel bedeckt, STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 35 nur hie und da sind die einzelnen Zellen so dick, dass die Lage vielleicht als ein niedriges Cylinder-Epithel zu bezeichnen wäre. Von den Beziehungen dieser Zellen zu dem sogenannten Peritoneum wird später bei den Geschlechtsorganen die Rede sein. Der Darm enthält namentlich in seinen mittleren und hinteren Partien feinkörnigen Detritus, wie es scheint viel erdige Massen; gewöhnlich sind einzelne Diatomeenschaalen deutlich erkennbar. Dergleichen bildete auch bereits Joh. Müller ab. У, Das Nervensystem, Die Kenntniss vom Nervensystem des Amphioxus ist in letzter Zeit bedeutend mehr gefördert worden, als die irgend eines anderen Systemes durch eine Abhandlung Owsjanni- kow’s. Wenn es mir, wie ich hoffe, gelungen ist, ausser der Bestätigung des durch Owsjannikow Gefundenen noch einiges Neue angeführt zu haben, so ist dies mir nur mög- lich gewesen, weil ich an Owsjannikow (28) einen Vorarbeiter auf diesem Gebiete ge- habt habe. 1. Das centrale Nervensystem. Die Mittheilungen der älteren Autoren bis auf Owsjannikow beschränken sich nur auf die äussere Form und Gestalt und haben dabei nicht immer das Richtige getroffen. Rathke (31) bemerkt, dass das «Rückenmark» nicht die Form eines schmalen Bandes, wie bei Petromyzon nnd Ammocoetes habe, sondern einen Kanal darstelle, dessen Querdurch- schnitte als ungleichseitige sphärische Dreiecke erscheinen. «Seine schmälere Seite ist etwas concav und liegt der Chorda dorsalis auf, die längeren Seiten sind ein wenig convex, und der Winkel oder die Kante, zu der sich diese letzteren nach oben vereinigen, ist stumpf. Die Wandung des Kanals hat im Verhältniss zu der sehr kleinen Höhle eine bedeutende Dicke, und die Höhle ist von den Seiten stark zusammengedrückt, also höher als breit. In der Mitte des Rumpfes hat das Rückenmark eine ziemlich grosse Dicke; von da ab verjüngt es sich ganz allmählich, nicht bloss gegen das hintere Ende des Körpers, sondern merk- würdiger Weise auch gegen das vordere, ohne irgendwo die mindeste Anschwellung oder Erweiterung zu bilden, verliert sich gegen beide Enden in eine dünne Spitze und reicht nach vorn und hinten beinahe völlig so weit wie die Rückensaite.» Rathke spricht darnach die Meinung aus, dass dem Amphioxus ein besonderes Gehirn mangle, und dass das ganze Centralnervensystem nur allein dem Rückenmark der übrigen Wirbelthiere gleichzustellen sei. Ferner fand Rathke, dass unterhalb des Rückenmarkskanals zwei zarte Streifen einer schwarzen Substanz sich durch das ganze Centralnervensystem erstrecken. Joh. Müller (25) leugnet das vordere zngespitzte Ende des Rückenmarks, wie es Rathke (und Goodsir) beschrieben, und sagt: «Wir haben das centrale Nervensystem nach «vorn immer stumpf und abgerundet gesehen. Das Rückenmark ist allerdings in der Mitte «des Thieres etwas dieker und wird nach vorn und hinten allmählich dünner; aber nach «vorn zu beträgt diese Verdünnung nur äusserst wenig» Müller hält den vordersten Ab 5* 36 Dr. LuDwiG STIEDA, schnitt des Centralnervensystems für das Gehirn, trotzdem dass keine Anschwellungen da sind, «da am vorderen, stumpfen Ende das Auge aufsitzt und der Sehnerv abgeht». Den Kanal im Rückenmark hat Müller, wenngleich nicht immer deutlich gesehen, und sagt: «dieser Kanal entspricht offenbar nicht blos den Hirnventrikeln, sondern vielmehr dem pri- mitiven Kanal des Rückenmarks beim Embryo der übrigen Thiere zu der Zeit, wo die Rückenmarksplatten zu einem Kanal geschlossen.» Die schwarzen Streifen, welche Rathke sah, erklärt er als Reihen von Pigmentzellen unter dem Kanal, nicht wie Goodsir behauptet, an der oberen Fläche des Rückenmarks. Die Pigmentzellen hören eine kleine Strecke vor dem stumpfen Ende des Centralnerven- systems etwa über der Mitte des Mundes auf. Quatrefages (30), welcher das Nervensystem des Amphioxus mit besonderer Auf- merksamkeit behandelt, weicht in einem Punkte von seinen Vorgängern ab, indem er an dem centralen Nervensystem Anschwellungen beschreibt. Die betreffende Stelle lautet: «La forme générale de cet axe cérébrospinal me paraît avoir échappée jusqu’à pré- «sent aux naturalistes qui se sont occupés de l’Amphioxzus. Il présente bien cer- «tainement des renflements correspondant à l’origine des nerfs, renflements qui sé- «parent autant d’etranglements, de telle sorte, que l'appareil tout entier paraît formé «par une suite des ganglions allonges.» Die erste ganglienförmige Anschwellung nennt Quatrefages das Gehirn. Im hinteren Theile des Rückenmarks sind die Anschwellungen weniger deutlich: hinter der letzten Anschwellung geht das Rückenmark in einen feinen Faden über, welcher mit einer kleinen, aber deutlichen Ampulle endigt. Die Beschreibung, welche Quatrefages von den peripherischen Nerven macht, findet später ihre Berück- sichtigung. Hier nur noch die Bemerkung, dass die Histologie des centralen Nervensystems auch durch Quatrefages keine Förderung erfahren hat. Während — nach Quatrefages Aussage — Goodsir im Rückenmark kernhaltige Zellen sah, konnte Quatrefages dies nicht bestätigen: «се ne sont pas de cellules proprement dites, mais bien des granulations «assez irregulières et ne présentant aucune apparence de nucleus réel» Der Durchmesser der «Granulations» ist 0,0045—0,005 Mm. Die Structur der Nerven scheint ihm die gleiche zu sein, wie die des Rückenmarks; die von Goodsir beschriebenen: Primitivfasern konnte er nicht finden. Leuckart und Pagenstecher (21) fügen der von Müller und Rathke gegebenen Beschreibung des Centralnervensystems die wichtige Entdeckung hinzu, dass «in dem sanft gerundeten vorderen Ende des Rückenmarks eine kleine Höhle, eine Art von Ventrikel sich befinde, in welche der Rückenmarkskanal einmündet». Sie halten den vorderen Theil des Nervensystems «für eine Andeutung des Gehirns, obwohl specifische vom Mark verschiedene Gestaltung oder besondere constituirende Elemente sich nicht nachweisen liessen.» Marcusen (22) bestätigt die Angabe von Quatrefages in Betreff der Anschwellungen des Rückenmarks und betont die Existenz von Zellen im Nervensystem. «Le système ner- veux central est composé de cellules et de fibres nerveux. Les cellules sont très minces, STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. ЭГ transparentes, rondes, remplis de granulations et ont un diamètre de 0,02—0,05 Mm., leur petit noyau n’a que 0,006 Mm.» Am lebenden Thiere hat Marcusen die Nervenzellen nicht sehen können, sondern nur an Exemplaren, welche in verdünnter Chromsäurelösung gelegen hatten. Es ist mir sehr auffallend, dass Marcusen 1864, nachdem bereits eine so grosse Anzahl Untersuchungen über den Bau des Rückenmarks der Wirbelthiere mit Hülfe der Chromsäure angestellt und veröffentlicht worden waren, trotzdem nur zu einem so überaus dürftigen Resultat gelangte, wie das oben mitgetheilte ist. Gegenüber allen bisher eitirten Untersuchungen über das Centralnervensystem des Amphioxus, welche doch nur wenig Richtiges bieten, ist es nur die Abhandlung von Owsjannikow (28), welche dem Rückenmark dieselbe Sorgfalt zuwendet, wie andere Au- toren sie anderen Wirbelthieren zugewandt haben. Es ist somit das unleugbare Verdienst von Owsjannikow, nachgewiesen zu haben, dass das Centralnervensystem des Amphioxus im Wesentlichen sich so verhält, wie das der übrigen Wirbelthiere. Dieses Resultat ist um so höher zu verwerthen, weil von anderer Seite her vielfach die Neigung vorhanden, beim Amphioxus allerlei Anklänge an Wirbellose, speciell an Würmer zu sehen. Ich komme im Einzelnen auf Owsjannikow’s Arbeit bei der speciellen Beschreibung zurück. Das Centralnervensystem erstreckt sich als ein dünner, annähernd eylindrischer Strang fast über die ganze Länge des Thieres, indem es nur von vorn eine kleine Strecke hinter der Spitze der Chorda aufhört. Der Strang hat nicht überall gleiche Dimensionen, keineswegs aber sind Anschwellungen im Sinne von Quatrefages oder Marcusen vor- handen, worauf auch Owsjannikow aufmerksam macht. Da eine Isolation des Central- nervensystems selbst auf die von Owsjannikow beschriebene Weise durch Maceration ganzer Thiere in Säuren nicht immer gehörig gelingt, so sind Querschnitte am bequemsten, um über die verschiedenen Dimensionen des Markes sich zu belehren. Das Centralnerven- system ist im zweiten Viertheil am dicksten, nach vorn zu wird es dünner und nimmt nach hinten allmälich ab, um als ein dünner Faden zu endigen, eine Ampulle (Quatrefages) am hinteren Ende habe ich nicht bemerkt. Owsjannikow berichtet auch Nichts darüber. Nach vorn hin nimmt die Masse gleichmässig ab, und es endigt somit das Centralnerven- system stumpf abgerundet. Der Querschnitt des vorderen Theils des Centralnervensystems ist nahezu dreieckig; die Basis des gleichschenkligen Dreiecks ist leicht concav und liegt der convexen Dorsalfläche der Chorda oder vielmehr der Chordascheide unmittelbar auf. Die Höhe des Querschnittes ist bedeutender als die Breite. Weiter nach hinten nimmt der Querdurchmesser des Nervensystems stetig zu, während zugleich die Höhe abnimmt, da- durch gewinnt der Abschnitt ein besonders breites Aussehen. Noch weiter nach hinten nimmt der Durchmesser der Basis wieder ab, und zwar schneller als die Höhe, so dass abermals der Querschnitt die Form eines Dreiecks und zwar eines gleichseitigen gewinnt. Im hintersten Theil wird der Querschnitt fast kreisrund. Furchen oder Spalten (Fissurae), wie sie am Rückenmark der höheren Wirbelthiere constant vorkommen, finden sich nicht; es gleicht das Rückenmark des Amphioxus hierin 38 Dr. Гормта STIEDA, dem der Petromyzonten. Diejenige Bildung, welche Owsjannikow als Fissura posteriou (richtiger superior) bezeichnet, entspricht nicht der gleichnamigen Spalte am Rückenmark der anderen Wirbelthiere, sondern ist, meiner Ansicht nach, anders zu deuten; ich komme später darauf zurück. Durch die ganze Länge des Centralnervensystems verläuft ein Kanal, der Central- kanal des Rückenmarks (Fig. 15 und 16a); im vorderen Abschnitt erweitert sich derselbe; ich halte nach dem Vorgange von Müller den vorderen Theil für das Gehirn und bezeichne darnach die hier befindliche Höhle als den Hirnventrikel. Der Centralkanal des Rückenmarks war, wie oben erwähnt, bereits Rathke bekannt und wurde durch Müller und Quatrefages bestätigt; die Autoren bezeichnen den Kanal als spaltförmig oder seitlich comprimirt. Es ist dies nicht richtig; der Kanal ist, wie Owsjannikow gegenüber den älteren Angaben hervorhebt, auf gut gelungenen Querschnit- ten fast rund, was ich durchaus bestätigen muss. Der Kanal (Fig. 14—16 a) liegt nicht genau in der Mitte des Höhendurchmessers, sondern der unteren Fläche des Rückenmarks bedeutend näher, als der oberen. Die Epithelialzellen (Fig. 14—16), welche das kleine runde Lumen des Kanals um- geben, sind zart; sie sind konisch, die Basis ist zum Lumen gerichtet, das zugespitzte Ende- zur Peripherie. Sie messen etwa 0,0014 Mm. an der Basis, 0,004—0,008 Mm. in der Länge, der Kern ist der Kleinheit der Zellen wegen oft vom Protoplasma nicht zu unter- scheiden. Owsjannikow sah an der Basis der Zellen Flimmerhaare; mir ist es nicht gelungen, dieselben zu sehen. Besonders bemerkenswerth ist nun, dass in dem Zwischenraum zwischen dem Central- kanal und der oberen Fläche des Rückenmarks sich 2 Reihen von Zellen finden (Fig. 14—16 a’), welche genau den Epithelialzellen des Centralkanals gleichen. Sie liegen so, dass in jeder Reihe die einzelnen Zellen ihre Basis zur Medianebene, das zugespitzte Ende zur Seiten- fläche gewandt haben. Mitunter hängt die Reihe der Zellen so mit den Epithelzellen des Centralkanals zusammen, dass alle Zellen wie etwas Zusammengehöriges erscheinen; ja dass es denEindruck macht, als sei der zwischen den beiden Zellenreihen befindliche Raum nur eine Fortsetzung des unter ihm liegenden Centralkanals. Owsjannikow hai dasselbe gesehen, wenn er im Anschluss an die Beschreibung des Rückenmarkskanals sagt: «Freilich «sah es auf einigen anderen Schnitten so aus, als ob derselbe (d. i. der Centralkanal) nach «oben sich öffne und die Form einer langen, mehr oder weniger breiten Spalte habe. In «natürlichem Zustande ist der Kanal nicht offen, die Ränder der beiden oberen Rückenmarks- «hälften liegen ganz dicht an einander. Dieses giebt uns Veranlassung, die Spalte mit der «Fissura posterior (d.h. der superior) des Rückenmarks anderer Thiere zu vergleichen. Der «wesentliche Unterschied, der dabei existirt, ist nämlich der, dass die Wände der Fissur «beim Amphioxus mit Epithelzellen ausgelegt sind» Die der Abhandlung Owsjannikow’s beigefügte Abbildung eines Rückenmarksquerschnittes erläutert die vorstehende Beschrei- STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANOBOLATUS. 39 bung. Allein ich kann hiermit nicht übereinstimmen und muss mich entschieden gegen die Deutung jener Epithelzellenreihe als hintere (obere) Fissur erklären. Ich finde nämlich auf Querschnitten an der oberen Peripherie stets eine ganz deutliche Vereinigung beider Rückenmarkshälften, so dass jene Epithellage immer innerhalb der Substanz des Rücken- marks liegt. Die Existenz einer Fissur muss ich demnach in Abrede stellen. Ich deute mir den Befund in anderer Weise: Sobald beim Embryo des Amphioxus die beiden Hälften des Rückenmarks sich geschlossen haben, hat der embryonale Centralkanal die Form eines mit Epithelzellen ausgekleideten Längsspaltes. Im weiteren Verlaufe der Entwickelung oblitterirt nun der obere Abschnitt des spaltförmigen Kanals sowohl durch Hin- einwucherung der bindegewebigen Grundsubstanz, als auch durch Hinüberwachsen der Fortsätze der Nervenzellen von einer Seite zur anderen; während die ursprünglichen Epithelzellen als solche sich erhalten. Der unterste Abschnitt, der Grund des spalt- förmigen Kanals, bleibt allein offen, und das ist der spätere Centralkanal des ausgebildeten Rückenmarks. Gegen die Auffassung des zwischen den beiden Zellen- reihen eingeschlossenen Raumes als Fissura superior mache ich geltend: die Anwesenheit der Epithelzellen selbst, ferner die Anwesenheit von Nervenfasern oder von Nervenzellen- fortsätzen, wie Owsjannikow in der Abbildung richtig-zeichnet, aber nicht besonders im Text hervorhebt; schliesslich füge ich noch hinzu die Anwesenheit von Nervenzellen, welche, oberhalb des offenen Centralkanals liegend, mehr als den Raum zwischen jenen Epithel- zellen einnehmen. Alles dieses lässt sich mit der Fissura superior nicht in Einklang brin- gen, wohl aber bequem mit der Verwachsung beider Rückenmarkshälften, wobei die hier zuerst befindlichen Zellen als Epithelzellen noch erhalten bleiben. Nach vorn zu geht der Centralkanal in eine kleine Erweiterung (Fig. 18 a) über. Es ist die Erweiterung zuerst erwähnt durch Leuckart und Pagenstecher (21), jetzt ist ihre Existenz bestätigt durch Owsjannikow. Owsjannikow nennt den Ventrikel eine ovale Grube; ich möchte eher die Gestalt birnförmig oder kolbenförmig nennen, indem sich all- mählich der Kanal von hinten nach vorn ausdehnt. Uebrigens scheint, wie leicht verständ- lich, die Methode der Erhärtung die Gestalt der Höhle zu modificiren; ich fand den Quer- schnitt selten kreisrund oder oval, gewöhnlich dreieckig. Owsjannikow macht auf die Aehulichkeit aufmerksam, welche die Höhle mit dem vierten Ventrikel anderer Wirbel- thiere hat und meint, dass sie mit demselben wohl identisch sei. Es scheint mir, dass man so weit mit dem Vergleich nicht gehen darf. Der vierte Ventrikel ist doch nur ein Theil der eigentlich einfachen, aber durch die Entwickelung sich gliedernden Central- höhle des Gehirns. Da beim Amphioxus das rudimentäre Gehirn gar keine Gliederung be- sitzt, so darf die einfache Höhle des ungegliederten Gehirns nicht einem Theil der entwickel- ten Hirnhöhle verglichen werden, sondern kann nur als der ganzen Centralhöhle analog auf- gefasst werden. Ich betrachte daher die Erweiterung des Kanals im Gehirn, in dem vor- deren Abschnitt des Centralnervensystems, als die einfache Hirnhöhle, sowie den Cen- tralkanal iu Rückenmark als die einfache Rückenmarkshöhle. Die Hirnhöhle oder der < 40 Dr. Lupwıc STIEDA, einfache Hirnventrikel ist mit Epithelialzellen ausgekleidet, welche denen des Central- kanals des Rückenmarks völlig gleich sehen. In der nächsten Umgebung der Höhle, dicht an dem Epithel, liegen eine grosse Menge rundlicher Gebilde mehr oder weniger dicht an- einandergedrängt (Fig. 18): es sind kleine kernhaltige Zellen, welche wohl in nächster genetischer Beziehung zum Epithel stehen, d. h. beide verdanken denselben Bildungszellen ihre Entstehung. Ihre physiologische Bedeutung entzieht sich der Untersuchung. Eine Abgrenzung von grauer und weisser Substanz ist im Rückenmark des Amphioæus nicht vorhanden; ich finde den Grund dafür in der Abwesenheit von markhaltigen Nerven- fasern. Die Betheiligung einer bindegewebigen Grundsubstanz beim Aufbau des Rücken- marks ist dagegen hier wie bei anderen Wirbelthieren zu constatiren. Zum Theil ist das Bindegewebe faserig, indem von der bindegewebigen Hülle des Rückenmarks Fortsätze in das Innere des Markes hineintreten; die einzelnen Fortsätze erscheinen als kleine Bündel feiner Fibrillen. Constant sind zwei Fortsätze, welche von unten her nach oben und zur Medianebene convergirend in das Innere eindringen; in den übrigen Gegenden sind die bindegewebigen Massen weniger beständig. Im Inneren des Rückenmarks ist hier ebenso wie sonst eine mehr feinkörnige amorphe Masse zu sehen, welche die Nervenzellen umgiebt; zu dieser amorphen Grundsubstanz mögen die spärlichen, sogenannten freien Kerne ge- hören, welche hie und da geselien werden. Es ist meiner Ansicht nach das Rückenmark des Lanzettfisches in Retreff des Bindegewebes mit dem der übrigen Wirbelthiere überein- stimmend beschaffen. Unterhalb des Centralkanals liegen in einer nicht ganz continuirlichen, sondern vielfach unterbrochenen Reihe sternförmige Pigmentzellen; sie erstrecken sich, wie die früheren Au- toren beschrieben haben und Owsjannikow bestätigt, durch das ganze Centralnervensystem. Nur der vorderste Abschnitt des Hirns ist bis auf die vorderste Wand frei von Pigment. Von diesem in der vorderen Wand des Gehirns befindlichen Pigment muss ich später be- sonders reden; hier daher nur von den gewöhnlichen Pigmentzellen des Rückenmarks. Auf jedem Querschnitt des Rückenmarks trifft man gewöhnlich 2 Zellen, symmetrisch zu beiden Seiten der Medianebene gelagert. Ich nannte die Zellen oben sternförmig, weil sie es beim lebenden Amphioxus ohne Zweifel sind. An Chromsäure-Präparaten habe ich sie nie sternförmig, sondern immer rundlich, sel- ten eckig gesehen; an Spiritusexemplaren besitzen die Pigmentzellen häufig lange Ausläufer. Das Pigment ist schwarz und meist körnig, selten braun oder bräunlich. Ich bin der An- sicht, dass die Pigmentzellen bindegewebig sind, wie etwa im Rückenmark des Frosches. Dasselbe scheint Owsjannikow zu glauben; nach ihm liegen die Zellen den Blutgefässen an; ich muss gestehen, dass ich dies deshalb nicht bestätigen kann, weil ich mich von der Existenz der Blutgefässe im Rückenmark überhaupt nicht habe überzeugen können. Die Blutgefässe und ihr Nachweis in den verschiedenen Organen beim Amphioxus haben mich vielfach beschäftigt, meist aber völlig resultatlos. Die Nervenzell&n des Centralnervensystems anlangend, muss ich streng das Hirn STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 41 und das Rückenmark von einander scheiden, was Owsjannikow eigentlich zu wenig ge- than hat. Ich spreche zuerst von den Nervenzellen des Rückenmarks. Es ist hier wie bei anderen Wirbelthieren nur möglich, die Nervenzellen allein nach ihrer Grösse zu klassificiren, wie es Owsjannikow gethan hat. Owsjannikow unter- scheidet zwei Kategorien von Nervenzellen und bezeichnet sie als «ganz grosse» und «mittel- grosse», oder an einer anderen Stelle nennt er sie «grössere» und «kleinere». Die grösseren messen nach ihm 0,012—0,015 Mm., die kleineren 0,004—0,006 Mm. Lege ich diese Maasse meiner Eintheilung zu Grunde, so muss ich, die beiden genannten Kategorien durch- aus bestätigend, noch eine dritte Kategorie der grössten Zellen hinzufügen. Es scheint, dass diese grössten Zellen, welche im Verhältniss zum Amphioæus kolossal sind, von Owsjan- nikow nicht gesehen worden sind, wahrscheinlich weil sie seltener sind, als die anderen und man sehr grosse Schnittserien durchmustern kann, ohne sie anzutreffen. Die Nervenzellen (Fig. 15 und 16) liegen gewöhnlich dicht zu beiden Seiten des in der Medianebene befindlichen Epithellagers, d. h. zu beiden Seiten des ursprünglichen Centralkanals und nehmen somit die ganze Ausdehnung des Rückenmarks vom unteren offenen Lumen bis zur oberen Peripherie ein. Es liegen im hinteren Theil 2-—4, im vor- deren Theil des Rückenmarks 6—8 Nervenzellen durchschnittlich auf jeder Seite. Selte- ner liegt eine oder auch zwei Zellen quer oberhalb des offenen Lumens des Kanals, die Epi- thelialzellen des oberen oblitterirten Abschnittes des Kanals unterbrechend. Die Form der Zellen auf Quer- und Längsschnitten des Rückenmarks ist meist spindelförmig oder birn- förmig, seltener erscheinen eckige Gestalten. Die birnförmigen Zellen kehren gewöhnlich die Basis medianwärts, die verlängerte Spitze lateralwärts zur Peripherie; die meist hori- zontal liegenden spindelförmigen Zellen senden die beiden Ausläufer nach rechts und links; es müssen die Zellenfortsätze natürlich dabei quer durch den oblitterirten Theil des Central- kanals hindurchziehen. Es sei hier erwähnt, dass dies Verhalten der Zellenfortsätze, sowie die Lagerung einzelner Zellen in der Medianebene innerhalb jenes Epitheliallagers gewiss die Auffassung der Epithelzellen als Reste der Auskleidung des oblitterirten Kanals unter- stützt; während andererseits die Annahme einer Fissura superior sich schlechterdings nicht mit jenem Verhalten vereinigen lässt. Der Grösse nach sind die Nervenzellen erstens kleinere, 0,004—0,005 Mm. im Durchmesser haltende, oder grössere von 0,0114—0,0143 Mm. Länge und 0,0085 —0,0114 Mm. Breite; beide Kategorien, welche den vonO wsjannikow aufgeführten genau entsprechen, liegen unregelmässig durch einander. Ausser diesen existirt noch die dritte Kategorie der grössten Zellen (Fig. 15 e); sie sind spindelförmig, drei oder viereckig. Sie messen etwa 0,0286 Mm. in der Länge und 0,0143 Mm. in der Breite; einzelne Spindelzellen sind so- gar 0,0572 Mm. lang, Im Verhältniss zum unbedeutenden Volumen des Rückenmarks sind die Zellen entschieden kollossal, da sie fast ein Drittel, ja vielleicht die Hälfte des Quer- durchmessers des Marks erreichen können. Die grössten Zellen liegen quer im mittleren Abschnitt des Marks; sie sind im hin- Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. 6 49 De. Lupwie STIEDA, teren (Schwanz-) Theil spärlich, im vorderen zum Gehirn hin reichlicher vorhanden. Auf Querschnitten sind sie schwieriger zur Anschauung zu bringen, als auf horizontalen Längs- schnitten. Auf Querschnitten sind die Fortsätze, insbesondere der letztgenannten grössten Zellen nur kurz; auf Längsschnitten sehr lang und es ist oft überaus deutlich der continuir- liche Uebergang der Zellenfortsätze in eine der starken Längsfäsern zu verfolgen (Fig. 17e, g). Die Zahl der Fortsätze, welche zu einer Zelle gehören, ist hier ebenso wie an anderen Wir- belthieren schwierig oder gar nicht bestimmbar: aufSchnitten zählte ich 2—3, an einzelnen der grössten Zellen bis 6 Fortsätze. Anders als im Rückenmark verhalten sich die Nervenzellen im vorderen Abschnitte des Centralnervensystems, im Hirne, insofern als hier 2 besondere, wohl charakterisirte Nervenzellengruppen (Nervenkerne) auftreten. Unter Berücksichtigung dieses Umstan- des, sowie der Anwesenheit der erweiterten Centralhöhle, des Hirnventrikels, kann über die Auffassung des vordersten Theils des Oentralnervensystems als Hirn gar kein Zweifel sein. Dagegen ist hier, wie bei anderen Wirbelthieren, eine genaue Abgrenzung des Hirns vom Rückenmark nicht möglich, indem der Uebergang ganz allmählich erfolgt. Dass im vor- deren Theil des eigentlichen Rückenmarks die kolossalen Zellen häufiger sind, als weiter hinten, bemerkte ich bereits; allein sie reichen nicht bis an den Hirnventrikel. Die bei- den anderen Kategorien der Zellen des Markes erstrecken sich bis ziemlich an das hintere Ende des Hirnventrikels. In diesem hinter dem Hirnventrikel befindlichen Abschnitt des Centralnervensystems, welchen ich jedenfalls zum Hirn rechnen muss, liegen die oben ge- nannten 2 Zellengruppen, welche ich als obere Gruppe (oberer Kern) und untere Gruppe (unterer Kern) von einander unterscheide. Die Zellen der oberen Gruppe (Fig. 14e) sind durchschnittlich etwas grösser, als die zweite Kategorie der Rückenmarkszellen und mit deutlichem Kern und Kernkörperchen, aber viel blasserem, sich weniger intensiv färbenden Protoplasma; die Gestalt der Zellen ist nicht gestreckt, sondern mehr rundlich oder eckig; Fortsätze sind selten, gewöhnlich gar nicht wahrnehmbar. Die Zellen sind sehr dicht an einander gedrängt gelagert. Die Zellen liegen im oberen Theil des Markes ganz nahe der oberen Peripherie, 10—12 an der Zahl an jeder Seite des hier mitunter auch oben oder in der ganzen Höhenausdehnung offenen Centralkanals. Die Gruppe beginnt eine beträchtliche Strecke hinter dem Ventrikel und reicht durch die seitlichen Wandungen desselben nach vorn fast bis an das äusserste Vor- derende. у. Die untere Gruppe oder der untere Kern (Fig. 14b), besteht aus kleinen Zellen; diese sind noch etwas kleiner, als die kleinsten Nervenzellen des Rückenmarks und sin somit diejenigen kleinsten zelligen Gebilde im Centralnervensystem des Amphiozus, welche mit Sicherheit als nervöse Bestandtheile gedeutet werden können. Die Zellen sind ebenfalls rundlich und liegen gleichfalls wie die der oberen Gruppe ziemlich dicht bei einander; Fortsätze sind keine an ihnen sichtbar. Die untere Gruppe hat keine so bedeutende Län- genausdehnung als die obere; denn sie beginnt in der Gegend des hinteren Endes der STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 43 oberen Gruppe und reicht, wie auf Längsschnitten ersichtlich, nur wenig darüber hinaus nach hinten. Es kann gewiss keinem Zweifel unterworfen sein, dass die beiden beschriebenen Zellen- gruppen irgend eine bestimmte Function haben, oder dass sie vielleicht irgend eine Be- ziehung zu den vom Hirn abgehenden Nerven haben — allein ich vermag nichts dahin Zielendes auszusagen. Ehe ich die Nervenzellen des Hirns verlasse, muss ich noch Folgendes bemerken. Owsjannikow sagt im Punkt 10 seiner Resultate: «In dem Kopftheil des Rückenmarks ist eine Stelle, die als verlängertes Mark angesehen werden kann. Dort finden sich die gröss- ten Nervenzellen, in die sich die breiten Fasern endigen.» Owsjannikow versteht hierun- ter ohne Zweifel den hinter dem Hirnventrikel befindlichen Abschnitt des Centralnerven- systems, und es ist daher wohl anzunehmen, dass er auch einige der «grössten» Nerven- zellen zuGesicht bekommen, aber sie nicht gemessen hat und deshalb nicht 3, sondern nur 2 Kategorien von Nervenzellen aufführt. Wie ich bereits sagte, ist ein Gegensatz zwischen grauer und weisser Substanz im Rückenmark des Amphioxus nicht wahrnehmbar; dennoch liegen hier wie bei anderen Wirbelthieren die Nervenzellen in dem centralen Abschnitt des Markes, die Nervenfasern im peripherischen. Entsprechend dem Hinaufrücken der Nervenzellen bis an die obere Peripherie des Rückenmarks, werden beim Ammwhioxus hier oben Nervenfasern nur wenig oder gar keinen Platz finden. Abgesehen von den in das Rückenmark hineindringenden bindegewebigen Strängen und der nur schwach entwickelten bindegewebigen Stützsubstanz besteht die ganze Masse des Rückenmarks, soweit dieselbe das Gebiet der Nervenzellen um- giebt, nur aus Nervenfasern. Die Nervenfasern verlaufen zum grössten Theil der Länge nach; die Längsfasern über- wiegen hier wie bei anderen Wirbelthieren die anderen. Auf Querschnitten erhält man da- her hauptsächlich querdurchschnittene Fasern, wobei sich das Kaliber der Fasern leicht bestimmen lässt. Die grössten und stärksten Fasern haben etwa 0,011—-0,019 Mm. im Durchmesser, die allerfeinsten erscheinen im Querschnitt wie feine Pünktchen und geben dadurch einzelnen Gegenden ein fein punktirtes Ansehen. Die einzelnen Nervenfasern liegen in einer Höhle der Grundsubstanz, d. h. sie sind nicht eng von der bindegewebigen Masse eingeschlossen, sondern es zieht sich die letztere in Folge der erhärtenden und schrumpfen- den Wirkung der Reagentien (Alkohol und Chromsäure) von den Nervenfasern zurück. Es entsteht dadurch um die Faser ein sogenannter «Hoß, wie derselbe auch vielfach um die Nervenzellen herum sich bildet. Die Fasern sind sowohl im Querschnitt, als im Längs- schnitt, als auch isolirt durchaus homogen — von Streifung keine Spur, ebenso wenig von einem Nervenmark. Hierin muss ich die Beobachtung Owsjannikow’s durchaus bestätigen, welcher ebenfalls den Mangel jeglichen Nervenmarks hervorhebt. Ueber die Anordnung der verschiedenen starken und schwachen Nervenfasern schreibt Owsjannikow: «die dicksten Fasern, 5 —8 an der Zahl, liegen jederseits nach aussen und б* 44 Dr. LUDwWIG STIEDA, unten von dem Centralkanal. Ausserdem finden wir noch jederseits zwei kleine Gruppen von diesen Fasern, eine an der äusseren oberen, die andere an der äusseren, unteren Fläche.» Es ist mir nicht gelungen, diese regelmässige Anordnung an jedem Querschnitt wieder zu finden: im Allgemeinen finde ich Nervenfasern sehr verschiedenen Kalibers regellos durch einander gemengt; jedoch fallen auf jedem Querschnitt eine oder zwei Nervenfasern durch ihre bedeutende Stärke auf. Es liegen diese Fasern, welche Owsjannikow mit Recht den Müller’schen Fasern im Rückenmark des Petromyzon vergleicht, entweder unterhalb des Centralkanals oder an der einen oder anderen Seite. Eine so regelmässige Stellung, wie die Mauthner’schen Fasern im Rückenmark der Knochenfische haben, zeigt sich niemals. Auf Längsschnitten habe ich häufig die kolossalen (Müller’schen) Fasern in directem Zusmmenhang mit den grössten Nervenzellen gesehen, so dass über den Ursprung der Fasern nach einer Richtung hin kein Zweifel sein kann. Wie aber verhält sich das andere Ende einer solchen Müller’schen Faser? Es sind meiner Ansicht nach 3 Fälle möglich: erstens kann die Faser nach kürzerem oder längerem Verlauf aus dem Rückenmark in der Bahn eines Spinainerven eintreten; für diese Annahme spricht nichts. Zweitens kann die Müller’sche Faser durch Zusammenfluss feinerer Fasern im Rückenmark entstehen, wo- bei es unentschieden bleibt, ob diese letzten feinen Fasern in die Bahn des Spinalnerven übergehen, oder vielleicht Zellenfortsätze sind. Owsjannikow ist als Vertreter der zweiten Annahme zu nennen, er spricht es direct aus, dass die Fasern im Rückenmark selbst wahrscheinlich durch Zusammenfluss von feinen Fasern sich bilden. Da ich nirgends eine derartige Theilung oder einen Zusammenfluss von: Fasern beobachtet habe, so kann ich auch diese zweite Annahme nicht gelten lassen. Der dritte Fall wäre der, dass eine Müller’sche Faser, von einer grossen Nervenzelle ent- springend, nach einem kürzeren oder längeren Verlauf im Rückenmark abermals in eine andere grosse Nervenzelle direct überginge. Ich meine die zuletzt ausgesprochene Annahme dadurch stützen zn können, dass ich folgende Beobachtung anführe. Ich sah mehr als ein Mal eine kolossale Müller’sche Faser als Fortsatz einer Nervenzelle, aber in der Rich- tung zum Hirn, d. h. nach vorn abgehen. Ich betrachte hiernach die Müller’schen Fasern als sogenannte simmanente» Fasern, als lang ausgedehnte Commissuren zwischen zwei der grössten Nervenzellen. Letztere haben gewiss die Bedeutung von «Sammelzellen», wie ich das an einem anderen Orte auseinandergesetzt habe (Studien über das centrale Ner- vensystem der Wirbelthiere, Leipzig, Engelmann 1870, р. 161). Ich habe bei früherer Ge- legenheit, bei Beschreibung des Rückenmarks und Gehirns der Knochenfische, auch der grossen, sogen. Mauthner’schen Fasern, welche ohne Zweifel den Müller’schen zu ver- gleichen sind, erwähnt und dabei die Kreuzung derselben in der Medulla oblongata hervor- gehoben. Ich habe damals die Ansicht ausgesprochen, dass jene Fasern in die Bahn eines Hirnnerven eintreten und mit ihm das Hirn verlassen, Jetzt habe ich erkannt, dass dies nicht richtig ist, jene Müller-Mauthner’schen STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS ГАМСЕОГАТОЗ, 45 Fasern erreichen auch bei Knochenfischen in gewissen sehr grossen Zellen der Medulla oblongata ihr Ende. Ausser den Längsfasern giebt es im Centralnervensystem des Amphioxus noch quer und schräg verlaufende Fasern. Als quer verlaufende Fasern treten die Zellenfortsätze entgegen, welche in grosser Menge von einer Seite des Rückenmarks zur anderen ziehen und dabei stets durch den oberen oblitterirten Theil des Centralkanals hindurehgehen, Die Menge der hier befindlichen Fasern ist sehr bedeutend; dagegen ist die Anzahl der unterhalb des Centralkanals von einer Hälfte des Rückenmarks zur anderen ziehenden Fasern sehr gering. Es existirt demnach im Rückenmark des Amphioxus wie bei anderen Wirbelthieren eine Commissur, welche weder als untere, noch als obere aufgefasst werden darf, sondern beiden zusammen entspricht. Der weitere Verlauf der Commissur- fasern konnte nicht ermittelt werden; wahrscheinlich geht ein Theil direct in die Wurzel- fasern, ein anderer in Längsfasern über. Schräg oder geneigt verlaufende Nervenfasern sind die Wurzelfasern der Spinal- nerven, so erscheinen sie sowohl auf Querschnitten, als auf Längsschnitten. Ehe ich jedoch über den Ursprung der Spinalnerven von den Nervenzellen des Rückenmarks berichte, muss ich Einiges über das allgemeine Verhalten der Spinalnerven des Amphioxus vorausschicken. Es sind dabei die vom Rückenmarkstheil entspringenden Nerven wohl zu unterscheiden von denjenigen, welche dem Hirntheil ihre Entstehung verdanken, Rathke (31) kennt gar keinen Unterschied zwischen den einzelnen Nerven; er sagt: «Aber nicht einmal ein N. vagus und ein N. facialis oder trigeminus sind beim Amphioxus aufzufinden, vielmehr scheinen alle Nerven, die vom Centralorgane des sensiblen Systems ausgehen, sich nur so wie die Rückenmarksnerven anderer Wirbelthiere zu verhalten.» Nach Goodsir (16) gehen jederseits 50—60 Nerven vom Rückenmark ab; die Nerven sind einfache Stränge und zeigen keine doppelten Wurzeln. J. Müller (25) schliesst sich der Ansicht Rathke’s an, er berichtet auch nichts weiter. Quatrefages (30) meldet auch nichts über den Ursprung. Der erste Autor, welcher etwas auf den Ursprung der Spinalnerven eingeht, ist Mar- ‘cusen (22). Nach Marcusen hat jeder Spinalnerv nur eine einfache Wurzel, welche das Rückenmark oben seitlich verlässt, zu welcher Wurzel aber die Primitivfasern von verschie- dener Seite heranzögen. Nach dem Abgang vom Rückenmark hat nach Marcusen jeder Nerv eine kleine Anschwellung; einmal wurde darin eine Ganglienzelle gesehen, weshalb er die Anschwellung den Spinalganglien der übrigen Wirbelthiere vergleicht. Dann theilt sich der Nervenstamm, um sich peripherisch auszubreiten. Marcusen’s Beschreibung ist aber nicht von Owsjannikow bestätigt worden. Owsjannikow (28) benutzte zur Isolirung des Centralnervensystems ein Macerations- verfahren. Er brachte die in Alkohol erhärteten Exemplare in eine Mischung von Wasser, Spiritus und starker Essigsäure, liess sie darin 1—2 Wochen, übertrug sie dann in ein 46 Dr. LunwiG STIEDA, Probirgläschen mit Wasser und schüttelte so lange, bis das Ganze in seine Theile zerfiel. Dann konnte das nachträglich mit Nadeln isolirte Centralnervensystem genau untersucht werden. Vorzüglich mit Hülfe dieser Methode hat nun Owsjannikow ermittelt, 1) dass die Nerven nicht, wie bei anderen Wirbelthieren, auf beiden Seiten symme- trisch, sondern abwechselnd, d. h. asymmetrisch vom Rückenmark abgehen; 2) dass die Nerven nicht, wie Marcusen angab, nur von der oberen Hälfte des Rückenmarks entspringen, sondern in verschiedener Höhe, d. h. bald von der oberen, bald von der unteren Hälfte; 5) dass die platten Stämme des Nerven keine Anschwellung haben. Owsjannikow sagt es nicht ausdrücklich, aber wie es scheint, ist er der Ansicht, dass jeder Spinalnerv des Amphioxus einem ganzen Spinalnerven der Wirbelthiere, d. h. einem aus zwei Wur- zeln sich zusammensetzenden entspräche. Ich schliesse dies daraus, dass er hervorhebt, es sei kein Unterschied zwischen den Spinalnerven, welche in verschiedener Höhe des Rücken- marks entspringen, sie hätten dasselbe Aussehen und denselben Verlauf. Der Uebergang der Spinalnervenfasern in die Nervenzellen des Rückenmarks ist nach Owsjannikow auf Längsschnitten besser als auf Querschnitten zu verfolgen. Durch die Asymmetrie des Nervenursprungs würde sich der Amphioxus sehr von den anderen Wirbelthieren unterscheiden. Allen Owsjannikow hat sich in Bezug auf den Ur- sprung der Spinalnerven zu kurz ausgedrückt, wenn er schreibt: «die Nerven entspringen abwechselnd und in verschiedener Höhe»; auch die seiner Abhandlung beigefügte Ab- bildung giebt keine ganz befriedigende Auskunft. In welcher Weise sich der asymmetrische Ursprung der Nerven mit dem Abgang in verschiedener Höhe combinirt, darüber findet sich beiOwsjannikow keine Angabe. Ich hoffe, dass hier meine Beobachtungen diejenigen Owsjannikow’s ergänzen. Durch Combination der Beobachtungen an Schnittpräparaten mit den an isolirten Stücken des Rückenmarks bin ich zu folgenden Resultaten gelangt: Es entspringt an einer und derselben Seite regelmässigabwechselnd die einzelne Wurzel bald von der oberen, bald von der unteren Hälfte des Rückenmarks; d. h. auf eine oben abgehende Wurzel folgt auf derselben Seite eine unten abgehende, dann wieder eine oben abgehende und so fort. Es gehen continuirlich obere und untere Wurzeln hin-- ter einander auf einer und derselben Seite ab; niemals treten obere und untere Wurzel einer Seite zugleich, d. h. in derselben Querebene, wie bei allen anderen Wirbelthieren ab. Während schon hierin sich eine Abweichung ausspricht, so ist nicht diese allein vor- handen. Bei allen Wirbelthieren gehen bekanntlich die oberen und dem entsprechend auch die unteren Wurzeln beider Seiten symmetrisch ab, 4. В. je 2 obere und je 2 untere Wurzeln beider Seiten liegen in einer und derselben Ebene. Bei Amphiowus verhält es sich anders. Einer linken oberen Wurzel entspricht eine rechte untere Wurzel und der dann folgenden rechten oberen Wurzel eine linke untere und so fort. Allein auch hiermit ist es noch nicht abgethan, insofern als die auf diese Weise einander gegenüber stehenden STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 47 oberen und unteren Wurzeln der linken und rechten Seite nur im vorderen Theil des Rücken- marks in eine Querebene fallen, dagegen im übrigen Rückenmark in dicht auf einander folgenden Ebenen liegen; es erscheinen die Nervenwurzeln gleichsam verschoben, Deshalb erscheinen z. B. im vorderen Theil des Rückenmarks auf einem Querschnitt zwei Wur- zeln: an der einen Seite eine obere, an der anderen Seite eine untere Wurzel; weiter hin- ten dagegen nur eine: entweder eine obere oder eine untere. Auf horizontalen Flächenschnitten (Fig. 19), welche selbstverständlich entweder nur die oberen oder nur die unteren Wurzeln treffen werden, sieht man die Asymmetrie über- aus deutlich. Isolirte Rückenmarke lassen über die Richtigkeit dieser Anschauung keinen Zweifel. Ich bin ferner zu der Auffassung gelangt, dass beim Amphioxus die an der oberen Peripherie des Rückenmarks abgehenden Nerven den oberen Wurzeln, die an der unteren Peripherie abgehenden den unteren Wurzeln der Spinalnerven der anderen Wirbelthiere entsprechen; die Figenthümlichkeit der Spinalnerven des Amphioxus besteht darin, dass die eigentlich zusammengehörigen Wurzeln einer und derselben Seite nicht in einer und der- selben Querschnittsebene vom Rückenmark entspringen, wie bei anderen Wirbelthieren, sondern in hinter einander liegenden Ebenen, und, wie es scheint, darin, dass die Wurzeln sich erst später mit einander vereinigeu. Dass die an der oberen Peripherie des Rückenmarks abgehenden Nerven beim Am- phioxus nicht einem ganzen Spinalnerven, sondern nur einer oberen Wurzel zu vergleichen seien, stütze ich insbesondere durch die Existenz eines Gebildes an jener oberen Wurzel, welche ich als Analogon des Spinalganglions ansehe. Unterhalb jeder oberen Wurzel fand ich nämlich eine bindegewebige Kapsel von ungefähr eiförmiger Gestalt; der Längsdurch- messer der Kapsel stand senkrecht; nach oben ging die Kapsel über in die bindegewebige Scheide des abgehenden Nerven. Die Kapsel enthielt einen feinkörnigen Inhalt und darin einige kleine kugelige oder spindelförmige Körperchen, welche mitunter das Ansehen kleiner Kerne oder kleiner Zellen hatten, 4. №. im Inneren noch einige feine Kôrnchen einschlossen. Fortsätze beobachtete ich nicht. Beim Schneiden fiel der ganze Inhalt aus der Kapsel meist heraus, dann war nur am Rande der Rest der fein granulirten Inhaltsmasse sichtbar. Ich bin sehr geneigt, dieses beschriebene Gebilde als Spinalganglion, die in granulirter Substanz eingeschlossenen Körperchen als Ganglienzellen zu erklären und empfehle dem Forscher, welcher in Zukunft frische und lebende Lanzettfische zu untersuchen Gelegenheit findet, dies Gebilde ganz besonders. Nach dieser Abschweifung wende ich mich wieder zum Rückenmark selbst und der Art, wie die Wurzeln der Nerven hier im Inneren entspringen. Das Verhalten ist eigentlich überaus einfach (Fig. 16): trifft man auf einem Querschnitt eine obere (oder untere) Wurzel, so sind alle Zellenfortsätze derjenigen Seite, an welcher die Wurzel sich befindet, mehr oder weniger genau dorthin gerichtet, wo die Wurzel das Mark verlässt. Es sieht mitunter so aus, als ob die Fasern der Wurzeln vom Eintrittspunkt an divergirend direct zu den Nervenzellen der- 48 Dr. LunwiG STIEDA, selben Seite hinziehen. Ich finde keinen Unterschied zwischen den oberen und unteren Wurzeln; ein Verfolgen der Wurzelfasern von einer Seite des Rückenmarks durch die Com- missur auf die andere war nicht möglich; wie überhaupt der geringe Durchmesser der Zellen und die überaus grosse Feinheit der Fasern die Untersuchung der Nervenursprünge sehr erschweren. Auf horizontalen Längsschnitten (Fig. 19) liess sich erkennen, dass die eintretenden Wurzeln ihre Fasern zum Theil gerade zur Medianebene richteten, d. h. direet in die hier liegenden Zellen übergingen; zum anderen Theil die Fasern umbiegend nach vorn und hin- ten schickten, d. h. in Längsfasern übergingen. Die Wurzeln der Spinalnerven des Amphioxus verhalten sich hiernach wie die der anderen Wirbelthiere: die eintretenden Wurzelfasern ziehen zum Theil an die nahe liegenden Nervenzellen, zum Theil an weit entfernt liegende Zellen derselben Seite; die zu letzteren hinziehenden Fasern repräsentiren den sogenannten Uebergang in Längs- fasern, Vermittelst der Commissuren beziehen die Wurzeln auch Fasern von Zellen der anderen Seite. Ich unterschied oben die Rückenmarksnerven von den Hirnnerven; als Hirnnerven kann ich jedoch nur 2 Paar namhaft machen. Das erste Paar geht von dem vorderen Theil des Gehirns in geringer Entfernung von der Mittellinie ab (Fig. 18 1, 1) und zieht gerade nach vorn, sich vielfach verästelnd. Zu bemerken ist, dass das Pigment der vorderen Wandung des Hirnventrikels sich oft in den Stamm der Hirnnerven hineinerstreckt. Das zweite Paar entspringt eine kleine Strecke hinter dem ersten, ebenfalls von der oberen Peripherie des Hirns, ist schräg zur Seite gerichtet und zerfällt gleichfalls in mehrere Aeste. Die von Owsjannikow gelieferte Abbildung Fig. I giebt eine sehr richtige Anschauung der bei- den Hirnnerven. Joh. Müller hat jedenfalls diese Hirnnerven gesehen und Quatrefages dieselben eingehender beschrieben. In wie weit man berechtigt ist, 5 Paar Hirnnerven, wie Quatrefages es will, anzunehmen, mag dahin gestellt bleiben. Die Existenz von specifischen Sinnesnerven muss ich durchaus in Abrede stellen. Einige Autoren beschreiben gewisse bindegewebige Hüllen des Rückenmarks als dura und als pia mater. Dass das Centralnervensystem in einem durch die Platten der Chorda- scheide gebildeten Kanal liegt, habe ich mehrfach erwähnt; will man die innersten Lamellen der bindegewebigen Platten als die Rückenmarkshaut bezeichnen, so ist gewiss dagegen nichts einzuwenden. Eine Trennung der Haut in zwei als dura und pia scheint nicht ge- boten. | Auf die abgehenden Nerven geht von der das Rückenmark einhüllenden bindegewebi- gen Scheide ebenfalls eine Hülle über, somit auch für die Nerven eine Scheide bildend. STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 49 2. Das peripherische Nervensystem. Alle Autoren geben übereinstimmend an, dass die vom Rückenmark abgehenden Ner- ven in die Muskelscheidewände eintreten, um von hier aus sich in der Musculatur und der Haut zu verästeln. Müller (25) beschreibt und zeichnet es so, dass jeder Nerv nach seinem Abgange sofort in einen oberen und unteren Ast sich theilt. Seitdem durch Owsjannikow nachgewiesen ist, dass die Nerven sowohl von der oberen, als der unteren Peripherie des Marks abgehen, liegt es nahe zu fragen, ob nicht vielleicht jeder der genannten beiden Aeste einem Spinalnerven, resp. einer Wurzel entspräche, oder ob erst eine Vereinigung beider Wurzeln erfolge und dann eine Theilung in obere und untere Aeste. Da ich an Quer- schnitten mehr als ein Mal, insbesondere von der unteren Wurzel einen nach oben gerichte- ten Ast abgehen sah, so neige ich mich zu der Ansicht, dass wohl ein Faseraustausch, jedoch keine eigentliche Vereinigung zwischen beiden Wurzeln erfolgt. Ueber die Endigung der Nerven in den Muskeln weiss ich Nichts zu berichten. Die Endigung der Nervenfasern in der Haut oder in der Peripherie in eigenthüm- lichen Endorganen ist auch mehrfach von einigen Autoren für den Amphioxus beschrieben worden. Quatrefages (30) beschreibt und bildet 2 verschiedene Nervenendigungen ab; ein Theil der Primitivfasern geht nach ihm über in kleine konische Anschwellungen, welche ihre Basis gegen die innerste Lamelle der Haut richten. Von dem anderen Theil der Fa- sern heisst es: «Un grand nombre de ces derniers filets nerveux aboutissent à de petits «organes vésiculaires ovoides à parois proportionellement épaisses, et dont le contenu légè- «rement granuleux réfracte la lumière avec moins d'énergie que les parois elles-mêmes. «Ces organes, sur l’usage desquels on ne peut guère que former de conjectures, sont pro- «bablement des cryptes mucipares.» Die ovoiden Endorgane will Quatrefages an einer anderen Stelle den Pacinischen Körperchen im Mesenterium der Katze vergleichen. Marcusen (22) bestreitet die Angabe von Quatrefages: die beschriebenen bläschen- förmigen Gebilde seien nicht die Enden der Nerven, sondern Kerne, welche an der Thei- lungsstelle eines Nerven sich befänden; andererseits würde auch durch eine gewisse Auf- knäuelung der Nervenfasern der Eindruck von eigenthümlichen Körperchen hervorgerufen. Marcusen betont, dass das Vorkommen dieser Endkörperchen auf den vorderen Körper- theil beschränkt sei. | Die Beobachtungen, welche Leuckart und Pagenstecher(21) machten, stehen gleich- sam zwischen denen von Quatrefages und Marcusen in der Mitte. Bei Beschreibung des vom Hirntheil abgehenden Nervenstammes sagen sie: «Bei den oberen Aesten ist an jeder Theilungsstelle eine Ganglienzelle eingeschaltet; hier und da erschien eine solche Zelle auch als Endpunkt eines der Zweiglein, welche als Endtheilungen jener Aeste bis in die Haut verfolgt werden können.» Mémoires de l’Acad. Imp. des seiences, VII Série. 7 50 Dr. LunwiG STIiEDA, Nach Kowalevsky (18) gehen die zur Haut tretenden Nervenfasern nicht in beson- dere Endorgane über, sondern unmittelbar in die Zellen des Epitheliums der Haut, indem «die Nervenscheide unmittelbar in die Membran der Zellen überging». Owsjannikow (28) bestätigt die unmittelbare Endigung der Nerven in den Epithelial- zellen der Haut; allein er bestätigt auch die Endigung von Nervenfasern in Zellen, ähnlich wie Quatrefages und Leuckart. Auch Reichert (32) erwähnt der «kolben- und spindelförmigen Anschwellungen,» wo-' durch die Nervenfaserenden am Kopf und am Schwanz ausgezeichnet seien; es könne von ihnen mit Sicherheit ausgesagt werden, dass ihnen die Kriterien der Nervenkörper fehlen, dass sie eher den Krause’schen Endkolben zu vergleichen seien. Eine continuirliche Ver- bindung zwischen Nervenfasern und Epithelzellen sah Reichert nicht. Allen angeführten Angaben gegenüber kann ich mit meinen Resultaten kurz sein. Eine directe Endigung von Nervenfasern in Epithelzellen habe ich an meinen Präpa- raten nicht gesehen; will jedoch keineswegs die Existenz solcher directen Endigung (Ko- walevsky, Owsjannikow) hier beim Amphioxus wie anderswo leugnen. Die von mir an- gewandten Methoden liessen die Verbindung nicht erkennen. Die sogenannten «Endkolben» der Autoren habe ich auch gesehen; dieselben sind am Kopftheil durchsichtig gemachter Exemplare, welchen das Epithel abgepinselt ist, leicht zu finden; jedoch fand ich sie nur scheinbar endständig. Es sind — wie Leuckart und Pagenstecher (21) richtig gesagt haben — Ganglienzellen, welche in den Theilungs- winkel einer Primitivfaser oder eines kleinen Bündels von Fasern eingelagert sind. Ich finde nicht zu selten 2, auch 3 Zellen neben einander. Es sind kleine, 0,0057 Mm. messende . Nervenzellen mit deutlichem Kern. Dass sie mit den anliegenden Nervenfasern irgend eine Verbindung haben, kann nicht bezweifelt werden; welcher Art die Verbindung ist, »leibt fraglich. Vielleicht unterbrechen sie einzelne Fasern, vielleicht geben sie neuen Fasern einen Ursprung. Weitere Untersuchungen müssen Aufschluss bringen: Im Anschluss an das peripherische Nervensystem bespreche ich die Frage nach den höheren oder specifischen Sinnesorganen des Amphioxus. Rathke (31) und Goodsir (10) fanden beim Amphioxus keine Sinnesorgane. Spätere Untersucher haben Sinnesorgane oder wenigstens Spuren derselben be- schrieben. In Betreff eines Auges oder eines Sehorgans, lenkten zuerst Retzius (24), später Joh. Müller (25) die Aufmerksamkeit der Forscher auf einen am stumpfen Vorderende des Gehirns befindlichen schwarzen Fleck und erklärten denselben für das Auge. Müller sagt: «Am vorderen stumpfen Ende des centralen Nervensystems sitzt äusserlich jederseits ein schwarzer Pigmentfleck, welcher offenbar das Auge ist: im rudimentären Zustande, wie es bei Würmern vorkommt, ohne alle optische Apparate.» Hiernach werden dem Am- phioxus somit 2 rudimentäre Augen zugeschrieben, was Kölliker (16) mit folgenden Wor- ten bestätigt: «Dagegen halte auch ich mit Retzius und Müller die zwei Pigmentflecke STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 51 «seitlich am vorderen Ende des centralen Nervensystems für Augen und für verschieden «von den übrigen Pigmentflecken desselben, wenn schon alle lichtbrechende Organe zu man- «geln scheinen; für diese Annahme spricht sowohl ihre Lage, als der Umstand, dass ein «kurzer Nerv zu ihnen tritt.» Eine sehr genaue Schilderung des Sehorgans mit einer Abbildung liefert Quatre- fages (30). Nach Quatrefages existirt ein Sehnerv, welcher sich verbreitert und an sei- nem Ende eine ringförmige Pigmentmasse trägt; auf dieser ruht ein kleiner kugeliger, das Licht stark brechender Körper, eine Linse; eine Art Kapsel mit äusserst feinen und dünnen Wandungen schliesst Linse und Pigment ein. Besonders hervorzuheben ist, dass nach Quatrefages’s Beschreibung und Abbildung der ganze Sehapparat innerhalb der das Nervensystem einhüllenden Scheide liegt. Keiner der späteren Untersucher des Amphioxus hat dies bestätigen können. Gegenüber den Behauptungen, dass zwei Augenflecken vorhanden seien, hebt Max Schultze (33) kurz hervor, dass er nur einen Pigmentfleck gesehen hätte. Auch Leuckart und Pagenstecher (20) fanden nur «ein unpaares Auge, einen schwarzen unregelmässigen Pigmentfleck, dicht unter der Hautdecke der linken Seite, Zwischen den verschiedenen Angaben, dass der Amphiozus zwei oder ein Auge hätte, sucht Marcusen (22) dadurch zu vermitteln, dass er auf Grund vieler Prüfungen die Zahl der Augen für schwankend erklärt. «On voit qu’il y en a qui ont deux yeux, mais aussi d’autres qui n’ont qu’un seul.» Gegenüber den mitgetheilten, vielfach unter einander abweichenden Ansichten be- schreibt Owsjannikow (28) den Befund, wie er sich auch mir stets dargeboten hat. Ows- jannikow fand keinen Sehnerv, keine Krystallinse, sondern nur einen braunen Pigment- fleck, welcher quer auf der vorderen Fläche des Gehirns auflag. Ich schliesse mich den Resultaten von Owsjannikow durchaus an, weder ein Sehnerv noch eine Linse ist sicht- bar; nichts weiter ist zu finden, als eine feinkörnige schwarze oder dunkelbraune Pigment- masse, welche — wie ich bereits früher bei Beschreibung des Gehirns hervorhob — genau das vordere Ende des Gehirns einnimmt (Fig. 18 Е). Seitlich, wo von hier das erste Hirnnerven-Paar abgeht, ist häufig auch die Abgangsstelle des einen oder des anderen Hirn- nerven mit Pigment angefüllt. Das Pigment liegt hier, wie zwischen beiden Nerven, dicht unter der dem Gehirn eng anliegenden bindegewebigen Hülle; hinter dem Pigment befinden sich die Epithelialzellen des Hirnventrikels; die vordere Wand der einfachen Hirnhöhle ist überaus dünn. Meinen Beobachtungen zufolge unterscheidet sich das Pigment des Gehirns kaum vom Pigment des Rückenmarks. Auf die bisher stets bejahend beantwortete Frage, ob der Amphioxus ein Sehorgan hätte, antworte ich deshalb mit Nein; da ich nimmermehr den oben beschriebenen Pig- mentfleck des Gehirns als Auge, auch nicht als rudimentäres Auge ansehen kann. Abge- sehen von der Unmöglichkeit, dass der Pigmentfleck irgend wie ein wirkliches, gegenständ- liches Sehen oder nur Lichtempfindung — zu vermitteln im Stande wäre, verlange ich vom qm 52 Dr. Lupwıa STIEDA, Standpunkt des Anatomen doch etwas mehr, um die Existenz eines «Auges» gesichert zu finden, als einen «Pigmentfleck», wenngleich derselbe auch vorn dem Gehirn anliegt. Im Rückenmark ist Pigment in grosser Menge vorhanden, im Gehirn nur wenig; die Bedeu- tung des Pigments ist unbekannt. Einstimmig haben alle Autoren den Mangel eines Gehörorgans vermerkt, und ich muss ein Gleiches melden: der Amphiozus besitzt kein Gehörorgan. Seit Kölliker’s (16) Entdeckung wird allgemein dem Amphioæus ein Geruchsorgan zugeschrieben. Kölliker schildert das Riechorgan als eine einfache Vertiefung von becher- oder glockenförmiger Gestalt, welche mit dem zugespitzten Theil unmittelbar dem Nerven- system, d. h. dem Gehirn, vorn aufsitzt; jedoch nicht in der Mittellinie, sondern links von der Mittelebene oberhalb des Pigmentflecks. Kölliker sah keinen Geruchsnerven, er unter- schied am Becher selbst eine äussere, dicke, jedoch durchsichtige Hülle und eine der Hülle ansitzende Schleimhaut, richtiger ein Epithelium mit Wimpern. Durch Quatrefages (30) wurde das Grübchen bestätigt und ebenfalls als Riech- organ anerkannt. Quatrefages bemerkt, dass er in der Wand der Grube Pigmentflecke gesehen hätte, und dass er nicht sicher entscheiden könne, ob die Grube direct dem Ge- hirn aufsitze oder mittelst eines jedenfalls äusserst kurzen Nerven. Solch einen, wenngleich kurzen Riech- wie auch Sehnerven, zeichnet Owen (27) in der Fig. 31 seiner Anatomy of Vertebrates. Ferner haben die Riechgrube beschrieben Leuckart und Pagenstecher (21), sowie, Owsjannikow (28). Е Ich kann durchaus der ersten, aber vollständigen Beschreibung, welche Kölliker lieferte, beistimmen und hebe nur noch Folgendes hervor: Die Grube liegt unmittelbar dem Gehirn auf, ein Geruchsnerv ist nicht vorhanden. Ein scharfer Contour trennt auf Schnitten die Bestandtheile des Gehirns von dem Epithel der Grube, die die Grube aus- kleidenden Epithelzellen sind in einfacher Schicht vorhanden und haben dieselbe Form wie die Zellen der Haut, d. h. die Form von Cylindern. An Chromsäure- und Alkohol-Exem- plaren konnte ich keine Flimmerhaare wahrnehmen, doch dürfte gegenüber den vielfachen Beobachtungen an lebenden Thieren an der Gegenwart von Wimpern in keiner Weise zu zweifeln sein. VL Die Organe der Fortpflanzung. Die männlichen und weiblichen Lanzettfische sind äusserlich von einander nicht zu un- terscheiden und ebenso wenig die männlichen und die weiblichen Keimorgane; nur mit Hülfe des Mikroskops kann an dem Inhalt der Keimorgane die Diagnose gemacht werden. Jeden- falls darf an der Existenz von Hoden bei den männlichen und von Eierstöcken bei den weib- lichen Amphioxus nicht gezweifelt werden — darüber sind alle Autoren einig, ausgenom- men Owen (27), welcher die Ansicht vertritt, dass der Amphioxus eine Larve sei. So ver- mag ich wenigstens nur folgende Stelle zu deuten: «The Leptocephali are probably larvae of some larger known fish: they have never been observed with roe or milt: the same STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 53 may prove to be the case with Branchiostoma». Worauf Owen diesen Ausspruch gründet, ist mir unbekannt. | Es sind beim Weibchen die Eierstöcke, beim Männchen die Hoden in grösserer Anzahl vorhanden, als sonst bei Wirbelthieren. Es liegen die einen oder die anderen Or- gane als eiförmige oder ellipsoidische Körper, je 20—30 an der Zahl jederseits der Innen- fläche der sog. Bauchhöhle an (Fig. 4 und 8 s); die vordersten Hoden oder Eierstöcke lie- gen der hinteren Hälfte des Kiemensacks an, die hintersten befinden sich am Porus abdo- minalis. Die einzelnen Hoden oder Ovarien sind weder bei einem und demselben Indivi- duum, noch bei verschiedenen gleich gross, im Gegentheil sehr wechselnd an Grösse. Im Allgemeinen kann man sagen, dass die vordersten und hintersten kleiner sind als die mittleren, und dass mit zunehmender Geschlechtsreife auch die Dimensionen der ein- zelnen Keimorgane um ein sehr Bedeutendes wachsen. Bereits Costa (6) kannte die Geschlechtsorgane und ihre Verschiedenheit bei Männ- chen und Weibchen und glaubte Mittel zu besitzen, sie von einander zu unterscheiden. Er schreibt: «Il maschio si distingue dalla femmina in cio, che non porge a vista le ovaja, ed è quindi piu compresso e meno grosso; 1 lati dell’ abdomine han taluni punti bruni minu- tissimi. Aperto poi trovasi il lattime in luogo delle ovaja». Ich kann dem nicht beistimmen, dass die Männchen kleiner sein sollen, als die Weibchen; in dieser Voraussetzung habe ich mehrfach sehr dicke und grosse Exemplare untersucht und hinterher mit Hülfe des Mikros- kops die Keimdrüsen dennoch als Hoden erkannt: auch die von Costa angegebene Pigmen- tirung sah ich sowohl bei weiblichen, wie männlichen Individuen. Costa giebt aber richtig an, dass die Eierstöcke überzogen seien von einer gemeinschaftlichen, auch die Abdominal- höhle auskleidenden Membran, welche die Rolle eines Peritoneums spielt. Ich werde später auf die Membran zurückkommen. Die einzelnen Eier beschreibt Costa als sphärische, gelb- liche Körperchen, welche nur mit starken Vergrösserungen erkannt werden. Ueber die Be- schaffenheit der Hoden meldet er nichts. Sehr genau hat sich Rathke (31) mit den in Rede stehenden Organen beschäftigt; er beschreibt sie sehr ausführlich und ermittelt über den inneren Bau Folgendes: «die Grund- «age eines jeden Körpers ist ein lockerer Zellstoff, der ringsum von einer dünnen, jedoch «mässig festen Haut, wie von einer allenthalben geschlossenen Hülle umgeben wird. Zum «Theil ist diese Hülle mit den Bauchwänden verwachsen, zum grösseren Theil aber von dem «Bauchfelle bekleidet, das, so weit es ihnen angehört, eine schwach bräunliche oder bei- «nahe russschwarze Farbe hat. In dem lockeren Zeilstoff sind eingebettet sehr viele kleine «und nahe bei einander liegende kugelrunde Körperchen, von denen jedes aus einer ge- «schlossenen Haut und einer körnigen, dicklichen Flüssigkeit besteht.» Bei einigen Indivi- duen hatten die kleinen Körperchen eine gelbbraune oder ockergelbe Farbe und befanden sich frei in der Bauchöhle; bei anderen erschienen die Körperchen blendend weiss. Nach- dem Rathke die Vermuthung, dass jene Körperchen Schleimdrüsen sind, zurückgewiesen, spricht er sich dafür aus, dass die weissen «Hodenkügelchen», die mit Saamen gefüllt, 54 Dr. LunwiG STIEDA, die gelblichen dagegen Eierstöcke seien. Er ist zum Schluss der Ansicht, dass beim Am- phioxus entweder 2 Eierstöcke oder 2 Hoden existirten, und dass jeder aus einer Reihe in Form und Bau ähnlicher Abtheilungen oder Lappen bestehe. Da er weder Samenleiter noch Eileiter fand, so meint er, dass die in den freien Raum der Leibeshöhle entleerten Ge- schlechtsproducte durch die hinten befindliche Oeffnung (Porus abdominalis) nach aussen abgehen. Goodsir (10) erkannte die Körperchen als Generationsorgane und im Inneren der- selben mittelst des Mikroskopes Reihen von Zellen; über die Beschaffenheit der Zellen fehlen die Angaben. Joh. Müller (25) ist einen Schritt weiter gelangt in der Bestimmung der Geschlechts- organe. Es gelang ihm mittelst einer starken Loupe bei gleichgrossen Individuen die Weib- chen dadurch zu erkennen, dass er bei letzteren «die Dotter der Eierstöcke» wahrnahm. «Jeder Dotter enthält» — lese ich — «ausser sehr kleinen Dotterkörnchen sein Keimbläs- chen mit einem einzigen immer sehr deutlichen Keimfleck, der selbst bläschenartig aussah. In den gleich grossen Männchen enthielten die ganz gleichen Geschlechtsorgane nur kleine bläschenartige Körnchen ohne Bewegung.» Sind somit zuerst die Eier von Joh. Müller richtig erkannt, so ist es Kölliker ge- wesen, welcher zuerst die Samenfäden gesehen und beschrieben hat. Kölliker (16) fand in den grösseren Abtheilungen Samenfäden mit rundlich elliptischem Körper von 0,0003 bis 0,0005” Länge und feinem 0,018—0,020” langem Schwanze. In den kleineren und kleinsten Hodenabtheilungen fand er alle möglichen Grössen und Formen von Zellen; die grösseren Zellen fasst er als die Mutterzellen auf, in welchen die kleineren Zellen sich bil- den; aus letzteren entwickelten sich dann die Samenfäden. Kölliker fügte seiner Mitthei- lung eine Abbildung (Taf. II. 5 B) bei. Aus der Abhandlung von Quatrefages (30), welche dem bisher durch Müller und Rathke Gefundenen nichts Neues hinzufügt, theile ich nur das von Quatrefages wohl constatirte Factum mit, dass er in der Bauchhöhle freie Eier fand und mehrfach Gelegen- heit hatte zu beobachten, wie die Eier durch den Porus abdominalis nach aussen entleert wurden. Unter den Autoren, welche den Keimdrüsen und den Producten derselben besondere Aufmerksamkeit schenkten, ist nur noch Kowalevsky (18) zu nennen; insbesondere, weil die von ihm mitgetheilte Beobachtung der eben angeführten von Quatrefages wider- spricht. Ich gebe die Worte Kowalevsky’s unverändert wieder: «Als ich nun die Thiere «genau beobachtete, bemerkte ich, dass die Eier durch die Mundöffnung in grosser «Zahl ausgeworfen wurden. Die ausgeworfenen Eier lagen anfangs in kleinen Klumpen, «10—20 Stück, zusammen. Bei weiteren und wiederholten Beobachtungen des Eierlegens «erwies es sich immer, dass dem Auswerfen der Eier von Seiten des Männchens ein Aus- «werfen des Samens vorausging.» Abgesehen von dem directen Widerspruch, in welchem die Beobachtung Kowalevsky’s mit derjenigen von Quatrefages steht, so kann ich ein STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 55 gewisses Bedenken gegen den Schluss, den man aus der citirten Beobachtung ziehen muss, nicht unterdrücken. Es ist mir nicht gelungen, eine Communication zwischen Kiemensack und Abdominalhöhle nachzuweisen, so dass hiernach die Auffassung des Porus abdominalis als Porus bronchialis mir nicht richtig erschien, — nach Kowalevsky würde der Porus abdominalis dann nicht einmal als Geschlechtsporus dienen. Auch hier sind weitere Control- beobachtungen durchaus nothwendig, um die Frage in endgültiger Weise zu beantworten. Die Ovarien zeigen nun nach meinen Untersuchungen folgenden Bau: Jeder Eierstock (Fig. 4 und 8s) besteht aus einem Inhalt und einer bindegewebigen Hülle. Die Hülle zeigt nichts Besonderes, sie wird aus feinfibrillärem Bindegewebe mit spärlich eingestreuten Kernen zusammengesetzt. Der Inhalt des einzelnen Eierstocks ist nicht bei jedem Individuum von gleicher Beschaffenheit. Ich habe bei einigen Exemplaren gefunden, dass jedes Övarium innerhalb der Hülle eine einzige Zellenschicht besass, welche in Form eines Epitheliums eine kleine Höhlung auskleidete. Die einzelnen Zellen des Epi- theliums waren von unregelmässiger Form mit deutlich bläschenförmigem Kern und äusserst kleinen Kernkörperchen. Hiernach stellte jeder Eierstock einen kleinen mit einem Epithe- lium ausgekleideten, wie es scheint, allseitig abgeschlossenen Schlauch dar. Ob sich derartige Eierstöcke nur bei jungen Individuen vorfinden, oder bei Individuen, welche noch nicht die volle Reife der Geschlechtsorgane erlangt haben, oder vielleicht gar solche Eierstöcke darstellen, welche sich ihres Inhalts an Eiern vollständig entledigt haben, kann ich mit Sicherheit nicht entscheiden. Ich vermuthe, dass es Eierstöcke sind, welche noch keine Eier entwickelt haben; der Amphioxus laicht bekanntlich im Sommer, und ich sammelte einen Theil der zu dieser Untersuchung bestimmten Exemplare bereits im Früh- jahr: im April. Bei anderen Individuen ist der eben erwähnte kleine Hohlraum des Eierstocks ge- schwunden, so dass der Eierstock durchaus solid ist; auf diesem Stadium der Entwickelung besteht der Eierstock aus einer Unsumme von deutlichen kugeligen Körpern, den Keimen oder Keimzellen oder Eikeimen (Primordialeier). Die Zellen haben eine sekr verschiedene (Grösse. Je grösser der ganze Eierstock sich dem unbewaffneten Auge darbietet, um so be- deutender ist auch das Volumen der einzelnen darin enthaltenen Eier. Jedoch haben nie- mals alle Eier gleiche Dimensionen, sondern neben den allergrössten fand ich auch die allerkleinsten. Eine regelmässige Ordnung liess sich nicht erkennen, im Allgemeinen lagen im Centrum des Eierstocks die kleinsten Kikeime, mehr an der Peripherie die grössten; allein der zwischen den grösseren befindliche Raum war jedesmal durch kleine eingenom- men. Zwischen den grössten und kleinsten Eiern bestehen auch, abgesehen von der Grösse, mancherlei Unterschiede. Die kleinsten Eikeime oder die Keime (Fig. 25 B) haben 0,00286 Mm. Durchmesser, lassen nichts weiter erkennen als ein zartes, durchaus homo- genes Protoplasma und einen punktförmigen Kern; eine Membran ist niemals nachweis- bar; bei den grösseren Zellen ist auch der Durchmesser des Kerns gewachsen; bei einigen 56 Dr. Бормта STIEDA, ist innerhalb des bläschenförmigen Kerns ет deutliches Kernkörperchen sichtbar. Die Eikeime (Keimzellen) sind auf diesem Stadium vollständig ausgebildete Zellen — kugelige mem- branlose Protoplasmaklümpchen mit einem Kern. Von den eigentlichen Keimen unterscheiden sich aber die, wie ich annehme, völlig ausgebildeten Eier. Die grössten Eier, welche ich beobachtete, hatten einen Durchmesser von 0,15 Mm. Sie sind folgender- massen beschaffen (Fig. 25): Sie sind kugelig und behalten diese Form auch nach der Er- härtung durch Chromsäure bei; an Alkoholexemplaren werden sie in Folge der Schrumpfung an einander gepresst und erscheinen deshalb, wie die beigefügte Abbildung (Fig. 25 A) zeigt, eckig. Die Eier besitzen eine zarte homogene Hülle und einen Inhalt, welcher deut- liche runde Körner einschliesst. Von diesen Körnern umschlossen liegt an der einen oder an- deren Stelle, meist sehr nahe der Oberfläche, der bläschenförmige Kern. Der Kern hat einen Durchmesser von 0,057 Mm., ist sehr blass, nicht immer scharf contourirt und ganz gleich- mässig homogen. Im Inneren des Kerns befindet sich das bläschenförmige doppeltcontourirte Kernkörperchen von 0,0214 Mm. Durchmesser. Zu erwähnen ist noch einer Eigenthüm- lichkeit der äussersten Schicht der Eier, welche dieselbe jedoch nur an Alkoholexemplaren (Fig. 26 A) zeigt. Es ist nämlich hier eine zierliche radiäre Streifung sichtbar, welche fast den Eindruck eines der Zellmembran anliegenden Cylinderepitheliums macht. An Chrompräparaten fand ich nichts Derartiges. Besonders hervorheben muss ich noch, dass zwischen den kleinen membranlosen Eikeimen und den allergrössten Eiern ganz allmähliche Uebergänge sich finden. Hiernach muss ich ‚unbedingt auch den grössten Producten der Eierstöcke, welche ich als Kier bezeichnet habe, die Bedeutung von einfachen Zellen geben. Ich habe eine Zeit lang geschwankt, ob ich die grössten Eier der Eierstöcke als einfache Zellen auffassen sollte oder nicht, allein schliesslich mich doch dafür entschieden, dass das Ei des Amphioxus eine einfache Zelle sei. Wenn man dem eingeschlossenen Kerne die Be- ‚deutung einer Zelle gäbe, könnte man die den Kern umgebenden kleinen körnigen Massen nebst der Hülle dem Epithel und der Membran des Graaf’schen Follikels vergleichen. Jeder Hoden (Fig. 24) besteht ebenso wie der einzelne Eierstock aus einer bindege- webigen Hülle und einem epithelialen Inhalt. Jeder Hoden ist ein ellipsoidischer Körper, welcher sich aber dadurch vom Eierstock unterscheidet, dass er an seiner hinteren und medialen Fläche einen tiefen Einschnitt oder Spalt besitzt. Der epitheliale Inhalt des Ho- den ist in Form von kleinen eylindrischen Röhrchen angeordnet, welche regelmässig neben einander liegen, so dass ihr blindes Ende der geschlossenen Fläche des Hoden, ihr offenes Ende zu dem Spalt hin gerichtet ist. Auf gelungenen Schnitten macht es den Eindruck, als bestehe der ganze Hoden aus dicht an einander gedrängten, einfach tubulösen Drüsen, etwa wie die Magenschleimhaut. Den einzelnen Hodenröhrchen fehlt jedoch jede bindege- webige Hülle, und jedes Röhrchen wird zusammengesetzt aus einer grossen Menge »dicht neben einander liegender kugeliger Zellen. Die einzelnen Zellen haben einen Durchmesser von 0,0143 Mm., eine deutliche Membran und einen fein granulirten Inhalt; nicht an allen Zellen ist ein Kern sichtbar. STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 57 An den Hoden anderer Individuen, welche offenbar der Geschlechtsreife sehr nahe oder wirklich als geschlechtsreif anzusehen waren, finde ich jene oben geschilderten Schläuche oder Röhren geschwunden und den ganzen Hoden gleichmässig mit Zellen, den Samenzellen, gefüllt. Isolirte ich solche Samenzellen und brachte dabei jedes Mal einige zum Bersten, so entleerte sich der Inhalt und erwies sich als eine Menge Samenfäden; die Samenfäden liessen ein sehr kleines punktförmiges Köpfchen und ein kurzes unbedeutendes Schwänzchen erkennen. Höchst wahrscheinlich hatten die mir vorliegenden Samenfäden noch nicht ihre definitive Grösse erreicht, wie denn Kölliker (16) die reifen Samenfäden mit einem sehr langen Schwänzchen abbildet. Sowohl die Hoden, als auch die Eierstöcke sind an ihrer freien, 4. В. der Abdominal- höhle zugekehrten Fläche mit einer einfachen Epithelschicht überzogen, welche sich in gleicher Weise auch auf den Darm und die Innenfläche der Bauchwand erstreckt. Vorn, woselbst die Keimdrüsen an der linken Seite sich unmittelbar an den Kiemensack legen, sind sie direct vom Epithel des Kiemensacks bedeckt. Da sich der die Keimdrüsen hier über- ziehende Theil des Keimsacks in Bezug auf sein Epithel wie früher verhält, so habe ich hier nur das Epithel der Bauchhöhle zu beschreiben. Die Schicht, welche die Keimdrüsen, die Aussenfläche des Darms und die Bauchwand überzieht, besteht aus kleinen, niedrigen, cylin- drischen Zellen, deren Breite gleich der Höhe 0,0042 Mm. ist; jede Zelle besitzt einen deutlichen Kern; die Zellen, welche die Keimdrüsen bekleiden, sind grösstentheils pigmen- tirt, indem sie schwärzliches feinkörniges Pigment enthalten. In der nächsten Nähe des Porus abdominalis fand ich bei einigen Individuen, dass an bestimmten die Längsrichtung einhaltenden Streifen die Zellenschicht an der Bauchwand ein anderes Ansehen hat, als an den übrigen Gegenden. Die Zellen hatten hier eine wenigstens doppelt so grosse Höhe, als daneben; diese so ausgezeichneten Zellen schlossen sich durch allmähliche Uebergangsformen an das übrige Epithel an. Welche Bedeutung haben diese eigenthümlichen Zellen? Ich halte sie für die ersten Anfänge der sich bildenden Keimdrüsen, weil sie in ihrem Ansehen durch- aus dem Keimepithel, wie es Bornhaupt und Waldeyer als erste Anlage der Keimdrüsen des Hühnchens abbilden, gleichkommen. Es scheint, als hätte bereits Joh. Müller (25) diese erste Anlage der Keimdrüsen beobachtet, so wenigstens ist nur folgende Stelle zu verstehen: «Bei jungen Individuen sieht man am Rande der Seitenmuskeln einen fadenför- «migen Streifen herablaufen, in dessen Verlauf kleine Anschwellungen wie in einem Nerven- «strange vorkommen. Diese Knötchen sind die ersten Spuren der Genitalblasen.» Die Zwischenstufen, welche die ersten Anlagen mit den späteren Keimdrüsen verbin- den, habe ich nicht zu beobachten Gelegenheit gehabt; allein die Hoden zeigen die Schläuche später deutlich genug, welche sich vermuthlich aus dem Keimepithel entwickeln. An den Eierstöcken sind keine Schläuche nachweisbar; ich habe nur ein einziges Mal eine geringe Einsenkung des den Eierstock überziehenden Epithels gesehen, gleichsam als Andeutung einer Schlauchbildung. Jedenfalls würden sich die Keimdrüsen des Amphioxus hiernach Mémoires de 1 `Асаа. Гар. des sciences, VIIme Serie. 8 58 Dr. LunwiG STIEDA, dem von Waldeyer und Pflüger für die übrigen Wirbelthiere nachgewiesenen Typus an- schliessen. | Ich habe oben die ganze, auch den Darmkanal bekleidende Zellenschicht als Epithel bezeichnet, wiewohl beim Vergleich der Abdominalhöhle des Amphioxus mit der der übrigen Wirbelthiere eigentlich von einem Endothel als der Auskleidung einer serösen Höhle ge- redet werden müsste. Allein bei der Beschaffenheit der beschriebenen Zellenschicht wollte mir die Bezeichnung Epithel besser passen als Endothel; ich habe deshalb auch den Aus- druck «Peritoneum» vermieden. Genauere Untersuchungen der Entwickelungsgeschichte des Amphioxus als’ wir sie jetzt besitzen, werden hoffentlich hier mehr Licht schaffen, als es die einfache anatomische Beobachtung vermag. Harnorgane, vor allem Nieren, sind beim Amphioxus nicht zu finden, darauf macht bereits Rathke (31) und neuerdings auch Reichert (32) aufmerksam. Joh. Müller (25) vermuthete in kleinen «drüsigen Körperchen», welche er mit Hülfe des Mikroskops im hin- tersten Theile der Bauchhöhle in der Gegend des Porus abdominalis sah, die Nieren; bei der Zergliederung konnte er sie nicht wiederfinden. Es ist schwer zu erklären, wodurch Müller hier getäuscht worden ist; ich habe nichts gesehen, was als Niere gedeutet werden dürfte. Während Quatrefages (30) sich der Müller’schen Ansicht anschliesst, bezeichnet Owen (27) ein anderes Organ als Niere. Er bildet nämlich dicht hinter dem Kiemensack einen länglichen Körper ab, welchen er als «a slightly opaque, slender, elongated glandular body» schildert, das sei die Niere. Auch hier habe ich nichts einer Niere Aehnliches ge- sehen. УП. Das Gefässsystem. Ueber das Gefässsystem sind meine Beobachtungen, weil sie nur an erhärteten Exem- plaren angestellt wurden, überaus dürftig, und aus ihnen allein wäre es nicht möglich, sich ein Gesammtbild über das Verhalten der Gefässe beim Amphioxus zu entwerfen. Wenn ich trotz der grossen Dürftigkeit meiner eigenen Beobachtungen, welche mir kaum eine Kritik der Resultate früherer Forscher gestatten, dennoch auch hier eine Uebersicht der bisher be- kannt gewordenen einschlägigen Untersuchungen mittheile, so thue ich es, um eine mög- lichst ausgedehnte Vollständigkeit in der Wiedergabe der Litteratur zu erstreben. Ich hoffe, dadurch anderen Forschern, welche nach mir den Amphioxus untersuchen werden, nützlich zu sein, da sie das Zerstreute dann hier beisammen finden. Zwischen den Mittheilungen der verschiedenen Forscher existirt nur eine sehr ge- ringe Uebereinstimmung. Rathke (31) macht folgende Angabe: ein Herz fehlt, es giebt nur Gefässe. Vom Darm- kanal und dessen Wandungen nehmen zwei Gefässe ihren Ursprung und ziehen in der un- teren Wand des Kiemensacks neben einander von hinten nach vorn; sie werden von hinten nach vorn zu etwas weiter und geben viele Aeste ab, welche in die Falten des Kiemen- sacks aufsteigen. Vorn an der Uebergangsstelle der Mundhöhle in den Kiemensack steigen beide Gefässe aufrecht und vereinigen sich mit einander zu einem Gefäss, der Aorta, STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS, 59 welche dicht unter der Rückensaite gerade nach hinten in den Schwanz hinein verläuft. Zu beiden Seiten der Aorta fand Rathke zwei andere, etwas weitere Gefässe, welche er den Cardinalvenen der Fische (Hohlvenen) vergleicht; sie nehmen von vorn nach hinten an Ausdehnung ab und scheinen unterhalb der Rückensaite in den Schwanz hineinzudrin- gen. Von ihnen gehen deutliche Aeste in den Kiemenschlauch über. Ferner sah Rathke Gefässe am «Lippenknorpel», an den Geschlechtswerkzeugen und sehr «zarte Zweige» im vordersten Theil der Flosse. Der Blutlauf geht nach der Ansicht Rathke’s so vor sich, dass das in dem Kiemensack oxydirte Blut in die beiden unteren Gefässe übergeht, welche letztere durch die aufsteigenden Gefässe zur Aorta führen. Nachdem die Aorta das Blut den verschiedenen Organen des Körpers zugeführt hat, kehrt dasselbe durch die zur Seite der Aorta gelegenen beiden Hohlvenen (Cardinalvenen) zurück und wird durch die letzteren abermals dem Kiemensack zugeleitet. Goodsir (10) sah an der unteren Wand des Kiemensacks zwischen den Enden der Kiemenrippchen nur ein Gefäss, welches, nach vorn und nach hinten dünner werdend, sich nach hinten in der Richtung des Darms verliert. Die von diesen Gefässen an den Kiemen- sack herantretenden Kiemenzweige laufen an dem einen Rand der Leisten und geben unter rechtem Winkel Zweige ab, welche für die anliegenden Rippen bestimmt sind. Am ent- gegengesetzten Rande der Kiemenrippen liegen andere Gefässe; sie anastomosiren oben bogenförmig und setzen sich in die Aorta fort, d. h. in ein Gefäss, welches unterhalb der Chorda verläuft. | Sehr ausführlich sind die Resultate, welche Joh. Müller (25) durch Untersuchung junger noch lebender Lanzettfische gewann; ein eigentliches Herz giebt es nicht, wohl aber sind die Gefässe selbst contractil. Das Arterienherz (Kiemenarterie), wie Müller das eine grosse Gefäss nennt, liegt als eine gleichförmige dicke Röhre unter dem ganzen Kie- mensack genau in der Mittellinie und setzt sich nach hinten bis an das Ende der Speise- röhre fort. Hier hängt es durch Umbiegung mit dem ebenfalls röhrenförmigen Hohlvenen- herz zusammen. Von dem unteren Gefäss (Kiemenarterie) gehen Aeste in die Zwischen- räume zwischen je 2 Spitzbogen der Kiemen und gelangen von hier (durch die Kiemen- venen) in die unter der Chorda dorsalis befindliche Aorta. Allein das Blut gelangt auch direct jederseits durch einen sog. Ductus Botalli oder einen Aortenbogen (herzartiger Aortenbogen), welcher am Ende des Mundes liegt, in die Aorta. Müller vermuthet, dass die Aorta ebenso herzartig ist, wie die Kiemenarterie und die Aortenbogen. Ausserdem giebt es zwei venöse Herzen oder Gefässstämme. Das eine, das Pfortaderherz, liegt als eine lange Röhre an der unteren Fläche des ganzen Darms, beginnt dünn hinten am End- theil des Darms, geht dann auf den Blindsack über und wird gegen das Ende desselben abermals ganz dünn, d. h. wird hier capillär. Das andere, dasHohlvenenherz oder besser Lebervenenherz, liegt an der Rückenfläche des Blindsacks oder Darmkanals, beginnt dünn am Ende des Blinddarms und geht grösstentheils hervor aus dem Ende des Pfortader- gr 60 Dr. Пормтса STIEDA, gefässes; an der Stelle, wo der Blindsack vom eigentlichen Darm abgeht, geht das Gefäss durch eine knieförmige Umbiegung in das Arterienherz ров) über. Das Blut ist nach Joh. Müller farblos. Die von Quatrefages (30) und Gegenbaur (8) gegebenen Darstellungen schliessen sich eng an J. Müller an. Wenngleich die von Owen (27) entworfene Schilderung der Blutgefässe in einiger Be- ziehung der von Joh. Müller gegebenen gleicht, so erscheint dieselbe durch den Gebrauch anderer Namen doch vielfach anders. Owen findet statt eines Herzens eine grosse Vene, welche er Vena cardialis nennt, und die sich von vorn bis hinten zum Schwanz stets unter- halb der Chorda erstreckt; während die Vena cardialis dem Kiemensack vorbei streicht, giebt sie eine grosse Anzahl Aeste ab, welche längs den Kiemenstäbchen an der unteren Fläche des Kiemensacks sich in ein grösseres Gefäss hinein ergiessen. Dies letztere Gefäss ist hin- ten am Ende des Kiemensacks zu einem kleinen pulsirenden Schlauch, welcher dem rudi- mentären Kiemenherz der Myxinoiden zu vergleichen ist, erweitert und führt längs der unteren Fläche des Kiemensacks zur Mundhöhle, um hier als «Lippengefässe» die Anhänge der Lippen zu versorgen. Die Cardinalvene theilt sich nach vorn zu, versorgt die franzen- artigen Anhänge an der Uebergangsstelle des Mundes in die Kiemenhöhle und sättigt sich hier mit Sauerstoff. Das hier gesättigte Blut wird dann dem vorderen Theil des Körpers, insbesondere dem Centralnervensystem zugeführt; die von hier zurückkehrenden Gefässe vereinigen sich unter einander und mit den Gefässen der Lippen und treten zu dem unter dem Kiemensack gelegenen Stamm. Keiner der genannten Autoren gedenkt besonderer Haargefässe; dies that erst Mar- cusen (22), indem er in Betreff der grössten Gefässe auf Joh. Müller verweist. Nach Marcusen giebt es ein sehr entwickeltes Capillargefässsystem; er fand derartige Gefässe im Centralnervensystem, in den Muskeln, ferner in dem vorderen und hinteren Körperende. Die Capillaren sind sehr dünn, durchsichtig; Kerne in den Wandungen fehlen. In der Flosse laufen sie gerade und haben viel Sinuositäten und Anastomosen. Vom Kopf bis zum Schwanz bilden sie eine Reihe von Schleifen um das Nervensystem und die Chorda dorsalis herum. Man findet sie in den Interstitien der Seitenmuskeln; in den sog. Stralen der Flossen. Die Capillaren sind oft angefüllt mit kleinen runden, fein granulirten Körperchen von ‘},, Mm. und ohne Kern. Das seien Blutkörperchen, welche Marcusen nicht an lebenden Thieren, sondern nur an Exemplaren beobachtete, welche in Chromsäure gehärtet waren. Wie ich bereits bei Beschreibung der Haut anführte, ist Marcusen in den Irrthum verfallen, das Kanalsystem des Unterhautgewebes mit dem Blutgefässsystem zu verwechseln; das, was Marcusen Blutkörperchen nennt, sind die Kerne der Wandungeu des Kanal- systems. | Reichert’s (32) Mittheilungen, so kurz sie auch sind, erscheinen in Bezug auf das Gefässsystem sehr wichtig, denn sie zeigen einen Fortschritt in der Kenntniss desselben. Vor allem findet Reichert auch keine Capillargefässe. «Ausser den grossen Gefässka- STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 61 nälen, die als Herzschlauch, Bulbilli, Kiemenarterien u. s. w. gedeutet werden, und die sich durch langsame rhythmische Contractionen als Gefässe zu erkennen geben, sind ander- weitige Gefässkanäle, namentlich auch Capillargefässe selbst in sehr jungen, durch- sichtigen Thieren nicht zu entdecken. Das Blut wurde von Reichert farblos gefunden; Blutkörperchen konnten nicht nachgewiesen werden. Das, was ich in Betreff des Blutgefässsystems an Schnittpräparaten beobachten konnte, liess sich am ehesten zur Unterstützung der Darstellung benützen, welche Joh. Müller von den Blutgefässen gegeben hat. An der unteren Wand des Kiemensacks finde ich, wie Goodsir und Joh. Müller, nur ein Gefäss (Kiemenarterie), nicht zwei, wie Rathke angiebt. Das Gefäss ist an der Ucber- gangsstelle des Kiemensacks in den Darm am stärksten und nimmt nach vorn allmählich ab, indem es seitlich in die Kiemenplättchen Aeste hinaufsendet. Da es nicht gelingt, genau in der Richtung einer Kiemenplatte einen Schnitt anzufertigen, so ist es nicht möglich, die Aeste direct nach oben zu verfolgen. Oberhalb des Kiemensacks, nicht in seiner Wand, son- dern dicht unterhalb der Chorda liegt, an der Abgangsstelle der ventralen Platte von der Chordascheide, je ein Gefäss (Fig. 30). Das Gefäss nimmt jederseits die Stelle ein, wo sich von der ventralen Platte eine dünne Membran auf den Kiemensack hinüberschlägt. Ich finde hiernach im vorderen Abschnitt des Körpers, unterhalb der Chorda, 2 Blutgefässe, welche erst am Darm in ein Blutgefäss zusammenfliessen (Fig. За). Letzteres ist unzweifelhaft die genau in der Mittelebene unter der Chorda auf dem Darmkanal aufliegende Aorta; jene 2 Gefässe demnach die Aortenbögen; dass in diese die aus den Kiemenplatten aufsteigen- den kleinen Gefässe einmünden, kann man häufig sehen. Es scheinen dieselben Gefässe zu sein, welche Rathke unterhalb der Chorda neben der Aorta fand. Nach Joh. Müller sollen die kleinen Kiemengefässe direct in die Aorta hineinmünden; das habe ich nicht ge- sehen, vielmehr treten die kleinen Kiemengefässe in die unterhalb der Chorda gelegenen Aortenbogen und aus deren Vereinigung geht die eigentliche Aorta hervor, Die Aeste lau- fen nach hinten, allmählich abnehmend, indem sie seitlich Aeste abgeben, welche an der Aussenfläche des Darms, an den Geschlechtsdrüsen hinziehen. Hinten verschwinden die Ge- fässe. An der unteren Fläche des Darmkanals зай ich ein, mitunter jedoch auch 2 Gefäss- lumina (Fig. 7d, Fig. 8) neben einander; die Lumina sind hinten geringer als vorn; auch an der unteren Fläche des Blindsackes fand ich ein bis zwei deutliche Lumina (Fig. 5). Es scheint, dass alle die geschenen Lumina einem sich in der ganzen Länge des Darmkanals vom After bis zum Blinddarm erstreckenden Gefässe angehören, wie es Müller als Pfortader- herz beschrieben hat. Das Gefäss verläuft offenbar nicht ganz gerade, sondern in vielen Schlängelungen, anders vermag ich mir die hier und da doppelt werdenden Lumina nicht zu erklären. Eben so wenig als ich darüber ins Reine kommen konnte, in welcher Weise das Ende der Aorta sich etwa in die feinsten Gefässe auflöst, eben so wenig konnte ich über den 62 Dr. LunwiG STIEDA, eigentlichen Anfang und das Ende der unter dem Darm verlaufenden Blutgefässe etwas er- mitteln. Oberhalb des Blindsackes liegt der Wand desselben dicht an ein sehr bedeuten- des, überaus stark gewundenes Gefäss (Fig. 3) (Müller’s Hohlvenen- oder Lebervenenherz); es beginnt schwach am Fundus des Blindsacks, nimmt rasch zu und geht am hinteren Ende des Kiemensacks, d. В. an der Abgangsstelle des Blindsacks vom Darm durch еше schlin- genförmige Umbiegung in den Anfang der Kiemenarterie über. Ich stimme hierin voll- ständig mit Müller überein. | Die einzelnen Blutgefässe zeigten eine überaus dünne Wandung; dieselbe erschien auf Querschnitten (Fig. 7d) als einfacher Contour. An der Länge nach getroffenen Gefässen erschien die Wandung nicht völlig homogen, sondern eine leichte quere Streifung war sicht- bar. Da man an lebenden Thieren Contractionen der Gefässe wahrgenommen hat, so deuten die Querstreifen vielleicht auf contractile Faserzellen. Hie und da, jedoch nicht regel- mässig fanden sich kleine Kerne in der Wand der Gefässe eingebettet. x Capillargefässe habe ich nicht gesehen, weder in den Muskeln noch im Nervensystem, wo andere Autoren dieselben gefunden haben. Ob vielleicht doch Haargefässe vorhanden sind, sich aber nur bei der von mir angewandten Methode dem Blicke entzogen, muss ich dahingestellt sein lassen. Ein Zusammenhang des Blutgefässsystems mit den Lacunen und dem Kanalsystem der Unterhautschicht muss ich nochmals durchaus bestreiten. Die in den grössten Gefässen enthaltene Blutflüssigkeit erschien geronnen, durchaus durchsichtig und liess auch nicht die geringste Spur von morphologischen Bestandtheilen wahrnehmen. Von den Exemplaren des Amphioxus, welche zu den vorstehenden Untersuchungen das Material lieferten, wurde ein Theil lebend in starken Alkohol gebracht und blieb darin unter zeitweiligem Wechsel des Alkchols bis zur Verwendung. Ein anderer Theil kam in eine schwache wässerige Chromsäurelösung von gelblicher Farbe; nach 8-tägigem Verweilen wurden die abgewaschenen Exemplare in eine concentrirte Lösung von carminsaurem Ammoniak auf 12—24 Stunden gelegt, dann abermals abgewaschen und bis zur Ver- wendung in starkem Alkohol aufbewahrt. Wieder andere erhärtete ich durch Hineinlegen in eine wässerige Lösung von chromsaurem Kali und färbte sie dann mit Carmin. Noch an- dere that ich zuerst auf einige Stunden in Alkohol und dann erst in eine Lösung von chrom- saurem Kali. Die beiden letzten Erhärtungsmethoden, allein in Chromkalilösung, oder mit vor- heriger Anwendung des Alkohols möchte ich nicht empfehlen; sie haben mir keine sonder- lichen Präparate geliefert. Chromsäure und Alkohol bewährten ihren alten Ruf; ich ver- mag keinem von beiden Mitteln den Vorzug zu geben, sie sind beide sehr brauchbar. Auf- STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 63 fallend ist es mir gewesen, und deshalb notire ich es hier besonders, dass das Centralnerven- system des Amphioxus an Chromsäurepräparaten nur hier und da sich gehörig präsentirte; ' dagegen lieferten die in Alkohol gehärteten Exemplare Präparate des Nervensystems, wie sie auch die Verbindung des Alkohols mit dem Chromkali selten giebt. Gründe für diese Er- scheinung anzuführen, bin ich ausser Stande. Ich bemerke noch, dass ich die in Neapel bereits in Alkohol völlig gehärteten Exem- plare hier kurz vor ihrem Gebrauch in starker Carminlösung, nachdem ich jedes Exemplar in 2 Hälften geschnitten, färbte. Um die Kerne in den verschiedenen Geweben deutlich hervortreten zu lassen, erwies es sich als zweckmässig, die gefärbten Stücke — nicht die - einzelnen Schnitte — in Eisessig etwa 10—12 Stunden zu belassen und erst dann, nach- dem sie abermals einige Tage in Spiritus gelegen hatten, dieselben zu zerschneiden. Die einzelnen Schnittserien wurden in bekannter Weise durchsichtig gemacht und aufbewahrt. со > ЫТТЕВАТОВ. (Die mit * bezeichneten Abhandlungen kenne ich nur aus den Citaten anderer Autoren.) . Costa, Oronzio Gabriele. Cenni zoologici ossia descrizione sommaria di talune specie nuove di animali. Napoli 1834. Notice sur le Branchiostome. Comptes rendus Tom. XIII, 1841, р. 873. » » » : L'Institut, Г Sect. IX, 1841, № 407, р. 345. Frammenti di Anatomia comparata. Fascic. I. Storia e Notomia del Branchiosto- mum lubricum. Napoli 1843 fol. Ueber Branchiostoma; italienisch abgedruckt in der Isis, 1846, p. 708—713. Fauna del regno di Napoli. Pesei. Napoli 1850. Genere Branchiostomum Tav. XXX. . Couch, опа. Observations on the Lancelet (Amphioxus lanceol. Yarrell). Charles- worth’s Magazine of Natural History N. S. Vol. 2, 1838, р. 381—384. . Gegenbaur, Carl. Grundzüge der vergleichenden Anatomie. 2. Auflage, Leipzig, Engelmann 1870. Gervais, Paul et van Beneden, Р. J. Zoologie médicale, Tom. 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Querschnitt durch die vorderste Spitze des Körpers, Vergr. 80-fach. a. Chorda dorsalis, b. Rückenflosse. с. Mundflosse. Querschnitt durch die Mundhöhle. Vergr. 80-fach. 9. br. в 1. . Hohlraum der Rückenflosse. . Epidermis. Derma. . Unterhautgewebe. . Mundknorpel. , i, 1. Muskelscheidewände. k, k. Muskulatur. (Die Zeichnung giebt die Muskulatur nur schematisch durch Schraffirung wieder.) 1. Centralnervensystem. Querschnitt durch den vorderen Abschnitt des Kiemensacks. Vergr. 80-fach. a, b, d, e, f, g, i, К, 1 wie Fig. 1 und 2. К’. Bauchmuskulatur. m. Untere Wurzel, n. Obere Wurzel eines Spinalnerven. о. Aortenbogen. p. Pleuroperitonealhöhle. 4. Kiemensack mit der Kiemenhöhle. r. Seitenkanal. z. Naht der Bauchwand. Querschnitt durch den hinteren Abschnitt des Kiemensacks. Vergr. 80-fach. s. Ovarien. а rh © = —. 9* 68 Dr. Lupwiıc STIEDA, Fig. 4. +. Blindsack des Darmkanals. г’. Bauchkanal. Die übrigen Buchstaben wie bisher. Fig. 5. A. Querschnitt durch die Haut (Chrompräparat). Vergr. 500-fach. Zellen der Epidermis. © Cuticula. b. Derma. c. Unterhautgewebe. 4. Muskelfaseie, _ 4’. Muskelscheidewand. e. Quer durchschnittene Kanäle im Unterhautgewebe. B. Querschnitt durch die Haut (Alkoholpräparat). Vergr. 500-fach. a. Zellen der Epidermis. Fig. 6. Querschnitt durch ein Kiemenblättchen. Vergr. 500-fach. a. Gitterstäbchen. b. Tiefe Schichten des Epitheliums. c. Oberflächliche Schicht mit Flimmern. Fig. 7. Querschnitt durch die Wand des Darmkanals. Vergr. 500-fach. a. Bindegewebige Wand, . Tiefe Schicht, . Oberflächliche Schicht des Epithels. . Blutgefässe. . Epithel der Bauchhöhle. 2 © So = Taf. 1. Fig. 8. Querschnitt des Amphioxus (Darmkanal und die Geschlechtsdrüsen). Vergr. 80-fach. 8, b, e, £ g, ïi, kKk1l,m;,n,r.s,z wie Fig. 1, 2, 3,4. 4’. Scheidewand zwischen 2 Hohlräumen der Flosse. п’. Hülle des Ganglion spinale. u. Aorta. $. Der Darmkanal, Fig. 9. Querschnitt durch die Gegend der, Afteröffnung. Vergr. 80-fach. a, b, d, 1, k, t wie bisher. c. Afterflosse. у. Afteröffnung. Fig. 10. Querschnitt durch das hintere Körperende des Amphioxus. Vergr. 80-fach. Bezeichnung wie oben, Fig. 11. Horizontaler Schnitt durch die Rückenflosse. Vergr. 80-fach. а. Epidermis. f. Derma. g. Unterhautgewebe. 4. Hohlräume der Flosse. 4’. Scheidewände zwischen den Hohlräumen. Fig. 12. Aus einem Querschnitt der Rückenflosse. Vergr. 300-fach. Bezeichnung wie bei Fig. 11. 4”. Quer durchschnittene Kanäle des Unterhautgewebes. Fig.13. Aus einem Längsschnitt des vorderen Körperttheils; die Hohlräume der Rückenflosse darstel- lend. Vergr. 300-fach. | Fig. 15. Fig:16. Fig, 1. Fig. 18. Fig. 19, STUDIEN ÜBER DEN AMPHIOXUS LANCEOLATUS. 69 Taf IT . Querschnitt durch den hinteren Abschnitt des Gehirns. Vergr. 500-fach. (Die quer durchschnitte- nen Nervenfasern sind an diesen wie an allen anderen das Nervensystem betreffenden Abbildun- gen nicht gezeichnet worden.) a, а. Centralhöhle. b. Untere Nervenzellengruppe. 4. Nervenzellengruppe, welche die Fortsetzung der Zellen des Rückenmarks repräsentirt, c. Obere Nervenzellengruppe. Querschnitt durch den vorderen Abschnitt des Rückenmarks. Vergr. 500-fach,, a. Centralkanal. а. Oblitterirter Theil des Centralkanals. e. Die allergrössten Nervenzellen. Querschnitt durch den mittleren Theil des Rückenmarks. Vergr. 500-fach. a. Centralkanal. a, Oblitterirter Theil desselben. Е, Untere Wurzel eines Spinalnerven. Längsschnitt(horizontaler Flächenschnitt) desvorderen Abschnitts desRückenmarks. Vergr. 500-fach. e. Allergrösste Nervenzellen. g. Fortsätze in kolossale Nervenfasern übergehend. Horizontaler Flächenschnitt durch das Gehirn. Vergr. 300-fach. а’. Gehirnventrikel. 4. Nervenzellen des Centralkanals. с. Obere Nervenzellengruppe. l, 1. Erstes Paar der Hirnnerven. k. Pigmentfleck in der vorderen Wand der Gehirnhöhle. Horizontaler Flächenschnitt, welcher genau das Rückenmark und die unteren Wurzeln getroffen hat. Vergr. 80-fach. a. Das Rückenmark. b. Die abgehenden Nerven (untere Wurzeln). Tab. IV. ‚ Aus einem horizontalen Flächenschnitt der Chorda. Vergr. 500-fach. A. Alkoholpräparat. B. Chrompräparat. a. Chordascheide. b. Inhalt der Chordascheide. . Aus einem sagittalen (senkrechten Längs-) Schnitt der Chorda. Vergr. 500-fach. Zur Demon- stration der quer durchschnittenen Zellen und Zellenaggregate. ‚ Oberer (dorsaler) Abschnitt eines Querschnittes der Chorda. Vergr. 500-fach. a. Scheide. b. Inhalt aus Zellen bestehend. . Horizontaler Flächen- oder Längsschnitt in der Gegend der Chorda zur Demonstration der Mus- kelscheidewände. Уегог. 80-fach, a, b wie Fig. 20—22. e, Ё g. Die Haut. 1. Die Muskelscheidewände. 70 Dr. Lupwic STIEDA, Fig. 24. A. Aus einem Querschnitt durch den nr einen durchschnittenen Hoden darstellend, Vergr. 80-fach. r. Seitenkanal. k. Bauchmuskulatur. 6. Der Hoden. В. у. Die Zellen des Hoden bei 500-facher Vergrösserung. Fig. 25. Eier aus dem Ovarium — einem Querschnitt des Amphioxus entnommen. Vergr. 500- fach. A. Alkoholpräparat. B. Chrompräparat. INHALT, Seite Seite AVIOTWOTb en ee ne une leiste aim ен 1 IV. Der Athmungs- und Verdauungskanal .... 96 Einleitung eos ess decesses ces оных 1 Die Mundhöhle ....... а еее 26 Geschichtlichosweges es en ers | DerrKiemengacki ee... en: ee 27 Geographische Verbreitung des Amphioxus...... 3 Der Darmkanal ...... OT ORT: 83 Die verschiedenen Arten des Amphioxus........ 8 №. DaseNervensysteme nee 35 Lebensweise des Amphioxus...... DOSE не, ©. 1. Das centrale Nervensystem ....,...... 35 DerPbau des PAMPDIOXUS 6.4... UT 2. Das peripherische Nervensystem ...... ach) Aeussere Beschreïbung .............,.,..,,... 4 VI. Die Organe der Fortpflanzung ..,........ 52 Beschreibung der einzelnen Organsysteme ...... 6 У. Das’Gefässsystem see. 53 I. Das Skelettsystem......,.,.,...,.,.. sb nlntersuchungsmerhodons een ee een 62 IT. Das Muskelsystem..........,.,.,...,.... 18 { Litteratur ....... PASSE = 64 III DievHautese seen nous eine ...... 18 | Erklärung der Tafeln .....................,.... 67 у ay Эбеда del See = Metallosraphie vm: Jvanson, StPeteusburg Castelli зайр № Ася тр в À 0 ы Sida Sd ie Amphionus аще, TI | er Sheda del Netallosraphte von ‚vanson S! Fetersburfi Castelli sculp = ) ге \ » ls | - Le = ey no) ” 1 4 я а F | is Ay Г Fe 2 у О ut р # ; r | N ta ` x ï AE * ‘ р 4 к | 5 ; м Е H у р и Le] î | ' } a x | ,: р * » > 3 x Е \ . 4 ` à x Г. CR О L у 2 Chede Shuden über Amphinsus lanceolatus LL es en es set в и Pme Аа Bern an) su Metallograpliie von Jvanson SPetersburé. Dastelli serlp мт ee обще über Ândoxus lnceolatus TV 23. ° 6,62 NAT сео LS CREME LEON N as iR er. À 022.508 Zt 2 EN 8 ti NO 77 hr к ИИА ИНК С [IN Stieda del Metallographievon Jvansın S!Pelors! Castel сор IE IMPERIALE DES SCIE) р я + RER у ANT 2 №: | 7 < n CES DE ST-PÉTERSBOURG, УМ" SERIE, 000 Ton KIN, N 8. _ ER » À \ ENTWICKELT SCH > « 7 Be IN DER ERSTEN ZEIT = © NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE? HR - VON = Dr. RK. E. у. Baer. о à (Mit einer Tafel) - хе Kr (Lu le 28 août 1873.) № . > St-PÉTERSBOURG, 1873. — Е Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: а а St.-Pétershourg: RES à Riga a Odessa: я MM. Eggerset Cie, Н. Schmitzdorff, М. М. Кушше!; М. А. Е. Kechribardchi; — У. Issakofeet Teherkessof; й о ее) FIRE Е SALES 7 Prix: 40 сор. = 13 Мет. м r я Г £ > ) > > а. ARUE DER BINFACHEN. ASCIDIEN à Leipzig: M. Léopold Voss. . » N * À x \ \ : $ À y, у м Ух à 0 р à у у 5 5 У x й Fe = ” Le wi ÿ УЕ N \ 1 7 pa MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, УП" SERIE, Томе XIX, N° $. ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? VON Dr. №. Е. v. Baer. (Mit einer Tafel.) (Lu le 28 août 1873.) St.-PÉTERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St-Pétersbourg : à Riga: à Odessa: à Leipzig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M.N.Kymmel; M.A.E.Kechribardchi; M. Léopold Voss. J. Issakof et Tcherkessof; == Prix: 40 сор. = 13 Мег. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des Sciences. Août 1873. C. Vessélofsky, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des Sciences. (Vass.-Ostr., 9° ligne, № 12.) Entwickelt sich die Larve der einfachen Ascidien in der ersten Zeit nach dem Typus der Wirbelthiere? Es hat ein grosses Aufsehen unter den Naturforschern erregt, dass erprobte Beob- achter behauptet haben, die Ascidien, die in ihrem entwickelten Zustande so ungemein von dem Bau der Wirbelthiere abweichen, entwickelten sich im Anfange ihres Lebens nach der Norm der Wirbelthiere und sie seien daher als Embryonen und im Larvenzustande nach dem Typus der Wirbelthiere gebaut. Wäre diese Behauptung begründet, so wäre das Auf- sehen vollkommen gerechtfertigt, denn die kühne Hypothese Darwin’s, dass die höhern Formen der thierischen Organismen aus ganz abweichenden, die wir die niedern und nie- dersten zu nennen pflegen, im Laufe der Zeit sich entwickelt haben, hätte damit eine mäch- tige Stütze erhalten. Es verlohnt sich daher wohl, die Begründung jener Behauptung zu prüfen. Wir wer- den die Beobachtungen selbst und ihre Deutungen vielleicht zu unterscheiden haben. Ueber die ersten werde ich nur referirend berichten können, da ich die Larven der Ascidien vor vielen Jahren zwar gesehen und beobachtet habe — sie sind durch künstliche Befruchtung leicht zu erlangen — aber nicht so anhaltend, als jetzt geschehen ist. Auch habe ich die Umbildung nicht bis in die Ascidienform verfolgen können, da viel längere Zeit dazu erfordert wird, als ich verwenden konnte. Auf diese Umbildung kommt es aber für die Entscheidung über den aufgeworfenen Zweifel besonders an, wie sich am Schlusse dieser Bemerkungen ergeben wird. | Hr. Kowalevsky, ein sehr erfahrener Beobachter der Entwickelung niederer Thier- formen, hatte der Akademie der Wissenschaften zu St. Petersburg im November 1866 eine Abhandlung überreicht, die er «Entwickelung der einfachen Ascidien» benannte '). Sie verfolgt diese Entwickelung sehr genau von dem Augenblicke des Hervortretens des Eies an bis über die Gränze des Larvenzustandes bei Ascid. mammillata und intestinalis. Wir übergehen ganz, was er vom Bau dieser Eier und von ihren ersten Umwandlun- gen sagt, da es mit unserer Frage noch nicht in Beziehung steht. Ich gehe vielmehr so- 1) Abgedruckt in den Mémoires de l’Académie de St.-Pötersbourg, VII® Serie, Tome X. Mémoires de l’Acad. Гир. des sciences, УПше Serie. 1 2 Dr. К. Е. v. Baer, ENnTwickELT этсн DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN gleich zur Ausbildung des Nervensystems und des Achsenstranges über, auf die unser Ver- fasser besonders Rücksicht nimmt, wenn er in der Einleitung") sagt: «Die Resultate mei- «ner Studien haben meine eigenen Erwartungen übertroffen, indem mir der Drang der «Thatsachen zuletzt Ansichten aufzwang , die mir Anfangs ganz paradox hätten erscheinen «können» °). Es bildet sich nach Kowalevsky frühzeitig am Ei eine Einstülpung der obersten Zellenschicht in das Innere, woraus später ein Theil des Verdauungskanals wird; die Mün- dung dieser Einstülpung verengt sich rasch und wird bald an den Eiern von Ascid. intesti- пайз unkenntlich. Dieser Stelle gegenüber erheben sich zwei Wülste, die sich schnell zu einem Rohre schliessen. Den Fortgang der Schliessung hat Kowalevsky zuvörderst nicht ununterbrochen verfolgen können, ihn aber aus dem Erfolge erkannt. Man sieht nämlich bald dicht unter der Haut ein Rohr, das einige Zeit hindurch an einem Ende noch offen ist und bald sich vollständig schliesst. Da nun aus dieser röhrenförmigen Höhlung das Nervensystem des Embryo wird, so nennt unser Beobachter die so eben beschriebenen Wülste — Rückenwülste und fügt hinzu: «Damit war auch die vollständige Analogie in «der Bildung des Nervensystems der Wirbelthiere und der Ascidien nachgewiesen» (5. 7). Die nächste Entwickelung besteht in dem Auswachsen des Schwanzes, der mehr von der linken Seite (als von der andern?) hervortreten soll. Der Schwanz verlängert sich sehr rasch, während die Höhle des Nervenrohrs (vom Schwanze abgekehrt) sich erweitert und die Zellen in ihrer Wandung sich vermehren. Der hintere Theil dieses hohlen Nerven- gebildes formt sich zu einem Ganglion um, während vorn ein Pigmentfleck sich ausbildet und rasch zunimmt; ihm folgt die Bildung eines zweiten Pigmentflecks, mehr nach hinten und etwas zur Seite, und zwar nach rechts, wenn Fig. 27, wie es scheint, die Ansicht von oben darstelit (5. 8). Dem Absatze von Pigment geht eine Vorragung eines kleinen Zellen- häufchens voran, dass dann allmählich mit Pigment bedeckt wird und besonders bei dem hintern Pigmentflecken in einen Stiel sich auszieht. Der erste Pigmentfieck scheint Hrn. Kowalevsky unzweifelhaft für die Lichtempfindung bestimmt, in dem zweiten ist er ge- neigt, einen Otolithen zu vermuthen, jedoch mit vielem Zweifel (5. 9). Im Schwanze findet “sich ein mittlerer Achsenstrang, der ihn in der ganzen Länge durchzieht und fast bis an 1) а. а. 0. 5. 2. und presst zugleich das Sperma aus dem äussersten Ende 2) Nur einen kleinen Zusatz erlaube ich mir. Man hat öfter gefragt, wo und wann die Eier der Ascidien be- fruchtet werden, und wohl auch die Vermuthung ausge- sprochen, dass sie den Anfang der Entwickelung inner- halb der Kloake vollbringen. Ascidia intestinalis liess mich nicht in Zweifel, dass ihre Eier nnmittelbar beim Austritte aus dem Eileiter befruchtet werden. Es liegt nämlich das vas deferens an dem Eileiter nicht nur eng an, sondern es ist auch ein klein wenig länger als die- ser, so dass er sich an der verengerten Mündung des Oviducts hinüberbiegt. Tritt nun eine Portion Eier her- vor, so erweitert sie die verengte Mündung des ЕЛеНегз des Saamenleiters, der in der vollen Zeit des Eilegens bis zu diesem Ende mit Sperma angefüllt ist, hervor. Ich habe mehrmals, mit einer Sonde auf den Eileiter drückend, eine kleine Masse Eier herausgeschoben und immer wurden die ausgeschobenen Eier in demselben Momente von einer Portion Sperma übergossen. Die Natur hat hier also durch eine mechanische Vorrich- tung bewirkt, was sie bei den Fröschen durch den In- stinkt bewirkt. Ein solcher Ersatz der körperlichen Einrichtung durch den Instinkt oder umgekehrt ist in der Entwickelungsgeschichte sehr gewöhnlich. IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM Туроз DER WIRBELTHIERE? 3 die Nervenblase reicht. Er wird ursprünglich aus einer Reihe Zellen (nach spätern Anga- ben von Kowalevsky selbst sind es zwei Reihen) gebildet. Zwischen diesen Zellen wird eine stark lichtbrechende punktirte Substanz ausgeschieden, welche endlich zu einem Strange von fester Gallertsubstanz sich ausbildet, «der als Skelet des Schwanzes anzusehen istv. Aus dem Reste der Zellen wird für diesen innern Strang eine Scheide. Nach aussen von dieser Scheide werden die Zellen sehr lang und bilden sich zu Muskeln aus, so dass eine Art Muskelschlauch um den Achsenstrang erzeugt wird. Dass der Schwanz von der linken Seite hervortritt, wird nochmals bestimmt angegeben (5. 16). Was über die fernere Ausbildung des Darmkanals (5. 11) gesagt wird, übergehen wir, um uns sogleich an die Analogie zu wenden, die nach unserm Verfasser in der Ausbildung der Ascidien und der Wirbelthiere besteht. Als charakteristisch für die Wirbelthiere er- achtet man, dass zwei Rückenwülste sich erheben und durch ihren Schluss das centrale Nervensystem bilden. Ebenso sei es bei den Ascidien. Nach dem Schluss finde sich in den Wirbelthieren ein Nervenrohr über einem Darmrohr; so sei es auch bei den Larven der Ascidien. Bei Wirbelthieren liege zwischen beiden Rohren ein fester Strang, die Chorda dorsalis. Der Achsenstrang der Ascidien-Larven reiche allerdings nicht soweit nach vorn, als die Chorda der Wirbelthiere, entstehe aber doch auf dieselbe Weise, wie besonders der Amphioxus erkennen lasse (5. 13 und 14). Der Embryo hat, schon bevor er die Eihaut durchbricht, drei Fortsätze erhalten, welche aus der innern Hülle durch die Gallerthülle (die künftige Tunica) hindurch hervorwachsen. Nach dem Hervorbrechen aus dem Ei setzt er sich mit diesen Fortsätzen bald an. Sehr rasch geht er dann in weitere Metamorphosen ein. Der Schwanz verkümmert, indem der Achsenstrang in Stücke zerfällt, worauf seine Substanz in den hintern Theil des Leibes sich hineinzieht, wo sie sich auflöst. Zugleich verengert sich die Nervenblase, die beiden Pigmentflecken lösen sich auf und schwinden ganz. Aus der zurückbleibenden Nervensubstanz bildet sich das Ganglion der sitzenden Ascidie. Soweit unser Auszug. Die sehr entschiedene Gleichstellung der Entwickelung der Aseidien-Larven mit den frühesten Entwickelungsstufen der Wirbelthiere konnte nicht umhin, grosse Theilnahme, um nicht zu sagen grosses Aufsehen, zu erregen. Sie schien den Unterschied zwischen den Hauptgruppen des Thierreiches zu verwischen, und den seit Darwin von vielen Seiten an- genommenen Uebergang aus niedern Formen in ganz differente höhere anschaulich zu machen und durch Beobachtung zu erweisen. Das Londoner Quaterly Journal of microscopical science, das in der Regel nur Origi- nalarbeiten zu geben pflegt, und schwerlich Raum genug hat, um alle mikroskopischen Be- obachtungen aufzunehmen, welche in Grossbritannien gemacht werden, machte mit Ko- walevsky’s Arbeit, wegen ihrer Wichtigkeit, eine Ausnahme und gab eine fast vollstän- dige Uebersetzung von derselben. Schon früher und zwar bald nach Hrn. Kowalevsky hatte Hr. Elias Metschnikow, * 4 Dr. К. Е. v. BAER, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN ebenfalls ein erfahrener Embryolog, der Akademie zu St. Petersburg eine Anzahl kleinerer Aufsätze über die Entwickelung verschiedener Thiere niederer Organisationsstufen einge- reicht, wo sich auch kurze Notizen über die Entwickelung der einfachen Ascidien und des Botryllus vorfinden '). Wir werden auf diese widersprechenden Darstellungen weiter unten zurückkommen. Von besonderer Bedeutung für unsere Aufgabe ist es aber, dass Hr. Prof. Kupffer zu Kiel, wie es scheint, angezogen durch das unerwartete Ergebniss der bekannt geworde- nen Untersuchungen Kowalevsky’s, eine genaue Prüfung derselben an Ascidia canina un- ternommen hat, die in der Kieler Bucht lebt, der Ascidia intestinalis ähnlich gebaut ist, da auch hier beide Siphonen einander sebr nahe stehen und der Leib fast cylindrisch ist, die aber eine viel derbere äussere Hülle besitzt. Prof. Kupffer bekennt in einem publicirten Briefe an Hrn. Prof. Мах Schultze?) in Bonn, dass ег ungläubig an die Nachuntersuchung ge- gangen sei. Der Anfang seines Briefes hebt so nachdrücklich die Wichtigkeit der angeregten Frage hervor, dass wir ihn hier gern wiederholen. «Sie kennen die Arbeit von Kowalev- «sky über die Entwickelung der einfachen Ascidien, die Thatsachen ans Licht brachte, «welche, wie nicht andere vorher, geeignet sind, die Kluft zwischen Vertebraten und Ever- «tebraten zu überbrücken, und der Lehre vom phylogenetischen Zusammenhange anschei- «nend weit aus einander liegender Kreise (von Thieren) positive Grundlagen zu verleihen.» Nun folgt das Bekenntniss früherer Ungläubigkeit. «Um so mehr drängt es mich, es auszasprechen, dass ich durch fortlaufende Beob- «achtungen während dieses Sommers (1869) an der in der Kieler Bucht einheimischen «Ascidia (Phallusia) canina vollständig bekehrt worden bin. Die erste Phase der Entwicke- «lung, die Bildung der frei schwimmenden Larve aus dem Ei, zeigt die Grundzüge der «Wirbelthierentwickelung in elementarer Klarheit, so dass die Beobachtung etwas geradezu «Ueberwältigendes hat.» Hr. Prof. Max Schultze macht zu diesem Briefe die bestätigende Anmerkung: «Ich «freue mich, hier anführen zu können, dass ich während eines Ferienaufenthaltes am Kieler «Hafen Gelegenheit hatte, von Prof. Kupffer unterwiesen, zahlreiche, auf verschiedenen «Entwickelungsstufen befindliche Eier von Phallusia canına zu untersuchen und einen gros- «sen Theil der hier beschriebenen merkwürdigen Thatsachen aus eigener Anschauung ken- «nen zu lernen.» Im folgenden 6°” Bande des Archivs für mikroskopische Anatomie erschien nun die ausführliche Arbeit von Kupffer mit 3 Tafeln Abbildungen. Sie wurde auch selbstständig ausgegeben und schon der Titel: «Die Stammverwandtschaft zwischen Ascidien und Wir- belthieren», zeigt das wesentliche Resultat an. Kowalevsky’s Angaben und Deutungen, insoweit sie die Uebereinstimmung in der Entwickelung der Ascidien und der Wirbelthiere 1) Entwickelungsgeschichtliche Beiträge von Elias 2) Max Schultze: Archiv für mikroskopische Ana Metschnikow. Bulletin de l’Académie Impériale des | tomie, Ва. У, 5. 459 sciences de St.-Petersbourg, Tome ХИТ, р. 284—300. IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? A) betreffen, werden bestätigt und zum Theil noch genauer nachgewiesen. So die Bildung des Hohlraumes für die Nervenanlage, die zwar weniger durch die Verwachsung der beiden vorhergehenden Wülste, als durch eine vorangehende Einsenkung der Mittellinie und eine vom hintern Ende fortschreitende Ueberwachsung bedeckt wird, der aber, einmal geschlos- sen, eine vordere weite Höhlung und eine nach hinten verlaufende enge Verlängerung hat, die bis in den Schwanz reicht, so dass dieser nervöse Hohlraum eine auffallende Aehnlich- keit mit dem Hirn und Rückenmark der Wirbelthiere bei ihrem ersten Auftreten hat. In einigen nicht unbedeutenden Einzelheiten widerspricht aber Prof. Kupffer seinem Vorgänger. Der Achsenstrang, den auch Kupffer der Chorda für homolog hält, bildet sich nicht ursprünglich aus einer, sondern aus zwei Reihen von Zellen und eine den Rückenwülsten vorangehende tiefe Einstülpung, welche einen Theil der äussern Schicht des Keimes für die Darmbildung verwendet, hat ihre, einige Zeit persistirende Einstülpungs- öffnung nicht am hintern Theile der künftigen Larve, wie Kowalevsky glaubt, sondern am vordern, bildet also nicht den Afterdarm, sondern den Munddarm. Auch entstehen die so- genannten Rückenwülste nicht der Einstülpungsmündung dieses Darmsackes gegenüber, sondern beide stossen an einander, so dass eine Kerbe in der Einstülpungsmündung früh- zeitig die anstossende Rückenrinne anzeigt. Diese Differenz scheint, wie Kupffer sagt‘ dadurch veranlasst, dass in den von Kowalevsky untersuchten Ascidien diese Einstülpung sehr früh unkenntlich wird, in den von Kupffer untersuchten nicht. Dieser Widerspruch ist nicht unwesentlich, da er dazu dienen kann, frühzeitig die Regionen des werdenden Thiers zu bestimmen. Ueberhaupt ist Kupffer mehr um die Bestimmung der Regionen besorgt, als sein Vorgänger. Das ist schon daraus ersichtlich, dass er sich auf eine Zusam- menstellung des zu früh verstorbenen Keferstein beruft, um an der Ascidien-Larve und deren Umbildungen sich zu orientiren. Er meint die Tafel 18 im dritten Bande des grossen Bronn’schen Werkes «Klassen und Ordnungen des Thierreichs in Wort und Bild», wo die Hauptformen der Tunicaten so zusammengestellt sind, dass überall der Nervenknoten nach oben gestellt ist, und den dazu gehörigen Text auf S. 211 desselben Bandes. Es ist aber sehr fraglich, ob diese Zusammenstellung eine berechtigte ist. Ich gestehe, dass ich sie schon früher für unberechtigt gehalten habe, worauf ich bald zurückkommen werde. Dem- gemäss liegen denn auch bei Hrn. Kupffer die zu einem Nervenrohre sich schliessenden W.ülste oben; auch wohl, nach spätern Ausdrücken, auf der Dorsalseite. Der Schwanz- anhang tritt nach Kupffer in der Medianebene, aber nach unten hervor. Die vordere (Gehirn-) Blase ist auf der rechten Seite weiter, als auf der linken (3. 38). Das Afterende des Darmes liegt anfangs rechts, wird aber bei weiterer Umwandlung nach links gerückt. Nach Anheftung der Larve rückt die Mundöffnung und ihr werdender Sipho weit von der Anheftungsstelle ab und ihr entgegen. Es soll eine Umwandlung aller Regionen erfolgen, die mir nicht ganz verständlich ist. | Нг. Kowalevsky hat sich durch die Widersprüche von Metschnikow und einige von Kupffer veranlasst gefunden, die wiederholten Untersuchungen über die Entwickelung 6 Dr. К. Е. у. BAER, ENTWICKELT siCH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN der einfachen Ascidien, die er in den Jahren 1866 und 1868 an vier Arten angestellt hatte, im siebenten Jahrgange des Journals für mikroskopische Anatomie zu veröffentlichen. Er giebt jetzt zu, dass der Achsenstrang ursprünglich durch zwei Reihen von Zellen gebildet wird, erkennt die Mangelhaftigkeit seiner früheren Untersuchungen über die Kloakenbil- dung und die erste Anlage des Nervensystems an, hält aber die allgemeinen Resultate auf- recht. Den vordersten erweiterten Theil des ursprünglichen Nervenrohrs, worin sich die Pigmenflecken finden, nennt er jetzt Sinnenblase, den darauf folgenden erweiterten Ab- schnitt, in dem das (bleibende) Ganglion sich bildet und der von dem vordern durch eine Einschnürung abgegrenzt wird, nennt er den Rumpftheil. Dass von dort ein langer verdünn- ter hohler Strang bis in den Schwanz sich erstreckt, wird nicht nur anerkannt, sondern, wenn wir recht verstehen, hat Herr Kowalevsky ihn bis in die Mitte des Schwanzes verfol- gen können. Vom Achsenstrang, der nach der früheren Darstellung nur bis an die Blase, in welcher sich das künftige Ganglion bildet, zu reichen schien, wird jetzt angegeben, dass sein vorderes Ende unter dieser Blase liege, womit seine Ansprüche, für die Chorda dor- salis der Wirbelthier-Embryonen zu gelten, allerdings etwas wachsen. Der Beobachter hat verschiedene Species von Ascidien verglichen, wie er im Anfange seiner Abhandlung sagt, später werden sie aber nicht besonders genannt, was anzudeuten scheint, dass Herr Ко- walevsky in allen Arten die Entwickelung sehr übereinstimmend fand. Vorherrschend ist nach Ascidia mammillata berichtet. Auffallend bleibt, dass unser Beobachter seine frühere Angabe, der Darmsack stülpe am hintern Ende des werdenden Embryos ein, aufrecht hält, da doch Hrn. Kupffer’s Darstrellung, die Einstülpung erfolge vor dem Nervenrohre, voll- ständig mit allen einzelnen Vorsängen in Harmonie zu stehen scheint. Sehr unzufrieden ist Kowalevsky mit den erwähnten Untersuchungen von Metschnikow, der behauptet hatte, das Nervensystem entstehe aus einem Theile der Darmsack-Einstülpung, und von der Rückenfurche nichts wissen wollte. Erst nach Beendigung dieser Abhandlung hat Metsch- nikow brieflich erklärt, dass er nun die Ausbildung des Nervensystems durch eine sich schliessende Furche erkannt habe. Dass die Kowalevsky-Kupffer’schen Resultate ihrer Untersnchungen über die Ent- wickelung der Ascidien bei den eifrigen Anhängern der Descendenz-Theorie eine sehr be- reitwillige Aufnahme finden würden, liess sich erwarten, denn sie schien zum ersten Male eine, wenn auch ganz vorübergehende Ausbildung einer sehr niedern Thierform nach dem 'Entwickelungsgange der Wirbelthiere zu zeigen, und damit die weite Kluft zu über- brücken, welche kopflose Mollusken von den Wirbelthieren trennt. Ein längeres Verharren in dem eingeschlagenen Wege könnte, so möchte es scheinen, sie bleibend zu Wirbelthieren machen. Alle solche Verwerthungen von Seiten der Descendenz-Theorie aufzusuchen und anzuführen, würde ich für eine sehr vergebliche Arbeit halten, doch kann ich nicht umhin, auf des Altmeisters Darwin neueres Werk «Die Abstammung des Menschen» hinzuweisen, weil dadurch die Wichtigkeit der neuen Lehre von der Entwickelung der Ascidien am besten in die Augen springt. Nachdem Darwin auf die Uebereinstimmung im Bau aller Wirbel- IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM Туроз DER WIRBELTHIERE ? 7 thiere fussend, seine Ueberzeugung ausgesprochen hat, dass alle Wirbelthiere von einer Urform herstammen können, die fischähnlich war, sieht er sich nach einem wahrscheinli- chen Vorläufer unter den Wirbellosen um und kann keinen andern Leitstern finden, als die Kowalevsky-Kupffer’schen Untersuchungen über die Ascidien. «Die Entdeckung be- steht darin», sagt Darwin, «dass die Larven der Ascidien den Wirbelthieren verwandt «sind und zwar in der Weise ihrer Entwickelung, in der relativen Lage ihres Nerven- «systems und in dem Besitze eines Gebildes, welches der Corda dorsalis der Wirbelthiere «gleicht. Dürfen wir uns nun auf Embryologie verlassen, welche sich als der sicherste Füh- «rer bei der Classification erwiesen hat, so scheint hiernach, als hätten wir endlich den «Schlüssel zu einer Quelle gefunden, aus welcher die Wirbelthiere herstammen. Wir «würden darnach zu der Annahme berechtigt sein, dass in einer äusserst frühen Periode «eine Gruppe von Thieren existirte, in vielen Beziehungen den Larven unserer jetzt leben- «den Ascidien ähnlich, welche in zwei grosse Zweige auseinanderging; von diesen ging «der eine in der Entwickelung zurück und brachte die jetzige Klasse der Ascidien hervor, «während der andere sich zu der Krone und Spitze des ganzen Thierreichs erhob, dadurch «dass er die Wirbelthiere entstehen liess ')». Die Hypothese ist doch biegsam! Nach dem gewöhnlichen ÆRaisonnement ist das, was sich sehr früh in der Entwickelung zeigt, das Erbtheil von den frühesten Ahnen. Dar- nach müssten die Ascidien von den Wirbelthieren abstammen und nicht umgekehrt. Aber es war nöthig, die Abstammung der Wirbelthiere aus den niederen Formen zu zeigen. Einem solchen Bedürfnisse zu gefallen, urtheilt man auch wohl einmal umgekehrt. Diesen Untersuchungen ist es auch wohl zuzuschreiben, dass in der neuen Auflage von Gegen- bauer’s geistreicher vergleichenden Anatomie die Tunicaten, die in der ersten Auflage noch unter den Mollusken standen, zu den Würmern verwiesen sind. Warum das geschehen musste, ist mir nicht ganz klar, doch sehe ich sie hier lieber als unter den Wirbelthieren. Zu unserer Aufgabe zurückkehrend, müssen wir bemerken, dass auch schon ein ent- schiedener Widerspruch gegen die Kowalevsky -Kupffer’sche Lehre sich erhoben hat, und zwar von Hrn. Dönitz in Berlin. Er ist angeblich vom Juli 1870, ist aber, da er den Schluss des Jahrgangs 1870 vom Archiv für Anatomie, Physiologie u. s. w. von Reichert und Du-Bois-Reymond bildet, wenigstens hier ziemlich spät im Jahre 1871 sichtbar geworden’). Wir können ihn also auch der Reihenfolge nach zuletzt anführen. Die Beobachtungen der Hrn. Kowalevsky und Kupffer beweisen nach Hrn. Dönitz nicht, was daraus gefolgert wird. Der Achsenstrang ist nicht der Chorda der Wirbelthiere gleich zu setzen, weil er nicht den Stamm einer Wirbelsäule bildet, da in den Larven der Ascidien gar kein Wirbelsystem vorhanden ist. Während bei allen Wirbelthieren «die er- «sten primitiven Organe schichtenweise übereinander liegen, finden sich im Schwanze 1) Darwin: Die Abstammung des Menschen und ihre | 5. 179 u. 180. geschlechtliche Zuchtwahl, übersetzt von V. Carus, Bd. 2) Archiv für Phys., 1870, 8. 762. 8 Dr. К. Е. у. BAER, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN «der Ascidienlarven concentrische Schichten '). Von einer bilateralen Symmetrie, welche «bei Wirbelthier- Embryonen an den ersten Anlagen, sobald sie eine mehrzellige Schicht «bilden, sich in so auffälliger Weise zeigt, kann demnach hier keine Rede sein». . Hr. Dönitz hat Olavelina lepadiformis untersucht und nach dieser bezweifelt er über- haupt die Einstülpung eines Darmtheiles und die von Kowalevsky und Kupffer so ge- nau beschriebene Bildung der ursprünglichen Nervenröhre, ohne angeben zu können, wo- rin der Irrthum bestanden haben möge. Das ist etwas stark und so geübten Beobachtern gegenüber wohl kaum erlaubt. Ueberhaupt scheint es, dass Hr. Dönitz nicht nöthig hatte, so sehr im Gefühle der Ueberlegenheit zu sprechen, da er doch, wie es mir scheint, auf die Haupteinwürfe gegen die Aehnlichkeit mit Embryonen von Wirbelthieren gar nicht trifft. Denn da die Bildung der Chorda dem übrigen Skelet vorangeht, so könnte ja die Uebereinstimmung mit jener Thiergruppe aufhören, bevor noch die übrigen Theile des Skelets auftreten. Das wird ja wohl auch die Meinung der genannten Herren sein. Die Chorda hat doch früher eine gewisse Kenntlichkeit, vor Differenzirung der bilateralen Theile. Wer diese Ueberzeugung hat, glaubt darum noch nicht, dass «die Seitentheile aus der Chorda hervorsprossen», wie Hr. Dönitz anzunehmen scheint. Aber dass die angeb- liche Chorda nicht durch den ganzen Leib geht, dass die beiden Pigmentflecken weder symmetrisch noch hinter einander liegen, die Anlage des Nervenrohrs auch nicht symme- trisch ist, und der Schwanz wenigstens nach Kowalevsky von der Seite hevortritt, ist wohl der Anlage der Wirbelthiere ganz fremd. Was ist nun, bei unbefangener Prüfung, von der behaupteten Uebereinstimmung in der ersten Entwickelung der Ascidien mit der von den Wirbelthieren bekannten zu halten? Mir scheint, diejenigen Herren, welche jene Uebereinstimmung behaupten, aber auch diejenigen, die sie bereitwillig annehmen, wie seibst Keferstein (Bericht über die Fort- schritte der Anat. u. Phys. für 1867 S. 230), haben sich nicht ernstlich die Frage vor- gelegt, ob die Rinne, welche sich in der Larve der Ascidien bildet, und die, indem sie sich schliesst, ein hohles Nervengebilde unter der Haut erzeugt, mit der Rückenrinne der Wir- belthiere und dem daraus gebildeten centralen Nervensystem, dem Hirn und Rückenmark, analog ist, oder auch nur sein kann? Vor allen Dingen müsste in die Augen springen, oder wenigstens wahrscheinlich gemacht werden, dass die Gegend dieser Vorgänge der Rücken des Thieres ist. Obgleich das Wort Rücken von den Zoologen für die Bezeichnung bestimmter Re- gionen des Leibes in sehr verschiedenen Thierklassen gebräuchlich ist, wird man doch 1) Ein kühner Satz, über den sich eine ganze Abhand- | ten nicht concentrisch gefunden hat, ja selbst an solchen lung schreiben liesse! Wir wollen ihn nur am Schwanze | erwachsenen Thieren, bei denen die Querfortsätze wenig packen und erlauben uns, Herrn Dönitz zu fragen, ob | entwickelt sind? er im Schwanze der Wirbelthier-Embryonen die Schich- IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM ТУРОВ DER WIRBELTHIERE ? 9 schwerlich eine allgemein gültige Definition dieses Begriffes finden. Wir werden also selbst die grossen Gruppen der Thiere durchlaufen müssen, um die verschiedenen Formen von Rücken kennen zu lernen und zu versuchen, ob man aus ihnen einen allgemeinen Cha - rakter ableiten kann, der uns den Rücken erkennen lässt, auch wo er nicht ganz scharf ausgeprägt ist. Ueber den Rücken der Wirbelthiere ist man nie in Zweifel gewesen; allein da der Hals und Kopf häufig besonders geformt sind, so pflegt man im gemeinen Leben den Rücken gewöhnlich nur bis zum Nacken zu rechnen, wie auch Illiger in seiner Terminologie für die Säugethiere und Vögel den Rücken definirt. ') Allein bei den Fischen und Cetaceen geht der Rücken ununterbrochen fort vom Kopfe bis zur Schwanzflosse. Illiger hat darum noch einen technischen Ausdruck aufgestellt, den er Rückenseite (Notaeum) benennt *); aber auch diesen will er nur vom Genicke an gerechnet wissen, weil der Zoologe gewöhn- lich den Kopf besonders beschreibt. Wir brauchen eine noch allgemeinere Bestimmung für die Rückenseite, wozu uns die Entwickelungsgeschichte gewissermassen nöthigt. Der Schä- del ist nur eine Modification des Rückgrats, wie das Hirn eine Erweiterung des Rücken- marks. Alles was über der Chorda dorsalis liegt, gehört naturgemäss zur Rückenseite. Die gegenüberliegende Seite ist die Bauchseite, Gastraeum. Dahin gehört nicht nur die Un- terseite des Rumpfes, sondern des Schwanzes, des Halses, auch wenn derselbe abgeson- dert gebildet ist, und des Kopfes, damit auch ohne Zweifel die Kiefern und einige anstossen- den Theile. Die Extremitäten kann man nicht eigentlich zur Bauchseite rechnen, da ihr erster Theil gewöhnlich an die Rücken- und Bauchseite zugleich befestigt ist, theils durch Knochen und Bänder, theils durch Muskeln. Sie sind aber bei den auf festem Boden sich bewegenden Thieren so gegliedert, dass sie mitt der Sohlenfläche gegen den Boden, mit der Rückenfläche der Füsse von diesem abgekehrt sind. Sie sind also mit ihren wirksamen Ab- schnitten nach der Seite des Bauches gekehrt. In den Fischen und Cetaceen, deren Leib vom Wasser getragen wird, sind die Extremitäten viel weniger gegliedert; allein die Flos- sen ‚die hier ihre Stelle vertreten, sind doch gewöhnlich mehr an die Bauchseite gerückt, und die Abdominalflossen sind meistens an die Bauchseite angeheftet; man sieht hieraus, dass sie doch mehr der Bauchseite angehören. Dieser ganzen Anordnung gemäss halten die Wirbelthiere in ihren Bewegungen und Stellungen den Bauch dem Boden zugekehrt, den Rücken von ihm abgewendet oder nach oben. Wer einen Fisch mit dem Bauche nach oben im Wasser sieht, erkennt aus dieser Lage, dass er entweder todt, oder dem Absterben sehr nahe ist. Wo der Boden durch einen anderen festen Körper ersetzt wird, wie z. B. bei den Affen, die für das Leben auf den Bäumen organisirt sind, da bleibt das Verhält- niss doch dasselbe, der Bauch ist dem Baumaste zugekehrt und ebenso die Extremitäten. Eine Eigenthümlichkeit des Menschen ist die vollkommen aufrechte Stellung. Der Rücken 1) Illiger Prodromus Systematis mammalium et avium 2) Ibid. № 212. in der Terminologie, № 216. * Mémoires de l’Acad. Гар. des sciences, УПше Série. 2 10 Dr. К. Е. у. Baer, ENTWICKELT мон DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN ‚ist nicht oben, sondern hinten, die Sohlenflächen der Füsse aber sind nicht dem Bauche parallel, sondern nach unten dem Boden zugekehrt, die Arme werden ganz frei und die Handfläche bei ganz ruhiger Haltung nach innen, die Kückenfläche der Hand nach aussen gekehrt; der Unterarm ist aber so drehbar dass beide Flächen der Bauch- und Rückenseite gleichgestellt werden können, welche Drehbarkeit bei den Affen auch schon stark ausgebil- det ist, aber die Fussplatte ist bei ihnen nicht für die Haltung auf dem Boden organisirt. Fragen wir nun, welcher Unterschied besteht zwischen der Rücken- und Bauchseite, so ist dieser Unterschied bei den Wirbelthieren anatomisch sehr gross. Die Rückenseite über der Chorda dorsalis enthält nur das Centralnervensystem, Hirn und Rückenmark umge- ben von schützenden Knochen oder Knorpeln, die durch Muskeln beweglich sind, nebst den Blutgefässen und Nerven zur Ernährung und Innervation dieser Theile. Auf der Bauchseite dagegen finden wir die Organe für die Bluterzeugung und Blutbewegung, den Darm, die Lungen, die Nieren, Stämme der Blutgefässe nebst den Organen der Fortpflan- zung, überhaupt also die Stoff bereitenden und umändernden Theile. Das Rückgrat scheidet diese Höhle für die Centralorgane der Empfindung und Bewegung (das Centralnervensys- tem) vollständig von der für die plastischen Organe. Die letztere ist wie die erstere von einer oft nicht vollständigen Schicht Knochen (mit ihren fibrüsen Verbindungen) und einer Muskelschicht bedeckt. Ueberdies aber kann die Bauchseite viel mehr zusammengebeugt werden als die Rücken- seite, und eine solche, nach dem Bauche zusammengekrümmte Stellung, ist nicht nur dem schlafenden Thiere, sondern auch dem Embryonalzustande desselben natürlich. Man pflegt daher zu sagen, der Rücken ist mehr die Streckseite des Thieres; die Bauchseite die Beu- geseite. Und in der That sind es nur einige Vierfüsser, mit sehr langem Halse, manche Vögel und die Schildkröten, von denen die Rückenseite des Halses stark eingebogen ge- halten werden kann, der Rumpf aber nicht. Am Kopfe ist die Rückenseite um so viel stär- ker gewölbt, wie die entgegengesetzte, als das Thier eine höhere Entwickelungstufe ein- nimmt. Eine knöcherne Kapsel von aneinanderstossenden breiten Knochen macht am Kopfe die Beugung ganz unmöglich. In der grossen Gruppe der gegliederten Thiere, wohin wir die Insekten mit den Kreb- sen und Spinnen, sowie auch die Gliederwürmer rechnen, fehlt die innere Wirbelsäule gänzlich. Hornig erhärtete, zuweilen Kalk aufnehmende Schichten der äussern Haut geben die festen Punkte für alle Bewegungen ab. Innerhalb dieser Schichten ist daher für alle Organe des Thieres nur eine gemeinschaftliche Höhle. Dennoch ist man gewöhnlich nicht in Zweifel, welche Seite der Rücken zu nennen ist, aber die Lage der innern Organe ist ganz verändert und fast genau die umgekehrte. Vom Centralnervensystem liegt nur ein vorderes Knotenpaar über (oder oft mehr vor) dem Oesophagus und wird auch wegen sei- ner Lage nach dem Rücken zu gewöhnlich Hirn genannt, obgleich es nicht, wie das Hirn der Wirbelthiere, Hohlräume enthält, und nicht das erweiterte Ende eines ebenfalls mit einer Höhlung versehenen Rückenmarks ist. Alle übrigen Nervenknoten bilden eine mehr IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? 11 oder weniger lange Reihe und liegen ganz unten an der Bauchseite der Leibeshühle; man nennt sie zusammen den Bauchstrang, obgleich hier ein nicht sowohl gleichmässig fortlau- fender Strang, als eine Reihe unter einander verbundener Knoten sich findet. Seine Ner- venknoten bestehen aus zwei mehr oder weniger getrennten Hälften. Der ersie von diesen gepaarten Nervenknoten liegt hinter dem Schlunde, und ist mit dem Hirnganglienpaare im- mer auf jeder Seite des Schlundes durch einen Nervenfaden verbunden, wodurch ein Ring entsteht, den man den Schlundring zu nennen pflegt. Da nun dieses untere Schlund- ganglion oder Ganglienpaar sehr häufig Nerven zu Sinnesorganen, namentlich zum Ohr ab- giebt, so sehen viele Zoologen und Anatomen den gesammten Schlundring, also das obero und untere Schlund-Ganglienpaar zusammen, als dem Hirn der Wirbelthiere gleichwerthig an. Sie sagen daher: der Schlund durchbohrt das Hirn. Ich habe hier diese beiden abwei- chenden Ansichten nur erwähnen wollen, ohne auf eine Abwägung mich einzulassen, da diese Differenz ganz ohne Einfluss auf unsere Frage ist. Der Darm mit seinen Anhängen, Leber u. s. w. liegt über dem Bauchstrange und das Herz ganz oben unter dem Rücken. Es ist aber auch hier die Bauchseite dem Boden zugekehrt, der Rücken von ihnen abge- kehrt; doch können hier, wie bei den Wirbelthieren, Bäume und andere feste Körper die Stelle des Erdbodens vertreten, ja sogar Blätter und Blüthen. Der Rücken ist im Allgemei- nen die Streckseite, der Bauch die Beugeseite, wenn auch einige Insekten und die Skorpione den Hinterleib nach oben krümmen können. Dagegen sind viele Larven bleibend so stark gegen die Bauchseite gekrümmt, dass sie sich gar nicht grade zu strecken vermögen. Die Füsse sind an den gegliederten Thieren noch mehr dem Boden zugekehrt, als bei den Wir- belthieren; alle sind nur an der Bauchseite eingefügt, wie auch die Kiefer, welche hier deut- licher als bei den Wirbeithieren den Füssen analog sind, so dass auch bei nicht wenigen Formen von Krebsen ein Theil der wirklichen Füsse in Fresswerkzeuge umgewandelt ist. An der Rückenseite dagegen sind die Flügel bei denjenigen Insekten, die damit versehen sind, befestigt. Es giebt allerdings einige Würmer, bei denen man in Zweifel sein könnte, welche Seite man für den Rücken und welche für den Bauch halten soll. Da entscheidet aber die Lage des Bauchstranges; da bei den Würmern mit deutlichem Rücken auch die Reihe der Nervenknoten immer auf der Bauchseite liegt, so sind die Zoologen nicht in Zweifel, dass sie die Seite, wo sich dieser Nervenstrang findet, für die Bauchseite zu hal- ten haben. Von der Regel, dass die gegliederten Thiere den Bauch dem Boden zukehren, machen einige Insekten, die häufig auf dem Rücken schwimmen, wie die Wasserwanze (Notonecta glauca) keine ernste Ausnahme, denn sie behalten diese Stellung nicht continuirlich. Allein es giebt doch eine ganze Classe oder Ordnung, welche die Bauchseite und die Füsse, die hier in Ranken auslaufen, von den festen Körpern, auf denen sie festsitzen, abwenden. Man nennt sie Rankenfüsser (oder Cirripedia). Es sind das krebsartige Thiere, die im Embryonal-Zustande ganz die Gestalt von den Embryonen einiger Krebsformen haben und frei umherschwimmen, bald aber sich mit der Rückenseite ihrer äussern Hülle an allerlei + 12 De. К. Е. v. ВАвв, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN feste Körper ansetzen und fest an sie anwachsen. Ihre Füsse, die ganz in gegliederte Ran- ken auslaufen, dienen ihnen dann nur zum Einfangen der Nahrung. Ihr Mund und die ganze Bauchseite mit den rankenförmigen Fangarmen muss von der Anheftung abgekehrt sein, um ihnen Nahrung zuzuführen. Lassen wir zuvörderst die Gruppe der Mollusken aus, um uns zu fragen, ob auch bei den strahlig gebauten Thieren ein Rücken zu erkennen ist? Als solchen muss man bei den Medusen und Seesternen diejenige Seite ansprechen, welche stärker gewölbt ist und, ohne nähere Beziehung zur Aussenwelt, vorzüglich die Bestimmung hat, dem Leibe des Thieres Festigkeit zu geben. Ihr gegenüber ist die Bauchfläche, welche wegen der strahligen Kör- perform die Mundöffnung in der Mitte zu haben pflegt. Auf derselben Seite sind die Bewe- gungsorgane, Arme bei den Medusen, Füsschen bei den Seesternen genannt. In einigen Formen, wie in dem Medusenhaupte (Zuryale) läuft der eckig-scheibenförmige Leib in viel- fach in Ranken gespaltene Arme aus, aber auch diese vielfach gespaltenen und vielgeglie- derten Arme sind mit ihren Ranken nach dem Bauche gebogen. Auch diese Thiere bewe- gen sich, so lange sie kräftig sind so, dass sie die Rückenseite nach oben, oder auch etwas nach vorn gerichtet halten, wenn sie sich nach einer Richtung fortbewegen wollen. Wenn sie aber ermattet sind, z. B. wenn die Medusen nahe am Ufer durch den Wellenschlag gegen dasselbe und den Rückprall der Wellen ermattet oder todt sind, so kehren sie häufig die ausgehöhlte Bauchseite mit den Armen nach oben, ein Beweis, dass dem Schwerpunkt des Leibes diese umgekehrte Lage entspricht, wie bei den Fischen, und dass dagegen die gewöhnliche Haltung im kräftigen Zustande von der Stellung der Bewegungsorgane ab- hängt. Es giebt aber auch eine ganze Gruppe, die besonders in einer frühern Vorzeit zahl- reich war, aber noch nicht ganz abgestorben ist, die Crinoideen, welche an dem Boden vermittelst eines Stieles angewachsen sind. Die Ansatzstelle des Stieles ist in der Mitte der Rückenseite. Es kehren also diese Thiere die Bauchfläche bleibend nach vben, vom festen Boden ab, in das Wasser, da sie alle Meeresbewohner sind und waren. Eine jetzt lebende Crinoide Comatula, die im entwickelten Zustande frei umherschwimmt und dabei die Mund- oder Bauchseite, wie gewöhnlich, nach unten kehrt, ist im Jugendzustande ver- - mittelst eines Stieles angeheftet, und zwar, wie immer, mit der Rückenseite. Dieselbe Stel- lung haben die Medusen in ihrem Embryonalzustande. Sie entwickeln sich aus einem Stock, der an den Boden angeheftet ist, von dessen abgekehrter Seite sich ein Individuum nach dem andern ablöst und dann frei sich bewegt, bis dahin aber eine umgekehrte Stellung hatte. Bedenkt man nun, dass bei der festen Anheftung die, soviel ich weiss, nur bei Thie- ren, die im Wasser leben, vorkommt, die Anheftung durch die Rückenseite bewirkt sein muss, damit die Nahrungsaufnahme durch den Mund, der auf der Bauchseite sich befindet, nicht gehindert werde, so wird man kaum in Zweifel sein, dass in den Actinien und Süss- wasserpolypen, welche die Mundöffnung gegen das Wasser kehren und mit Scheiben am entgegengesetzten Ende sich festhalten, ohne angewachsen zu sein, diese Scheiben für ihre IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? 13 Rückenfläche zu halten sind. Bei den Korallen, die angewachsen sind, ist die Rückenfläche an die Kapsel, worin das Einzelthier steckt, angewachsen. Muss sich da nicht die Ver- muthung aufdrängen, dass auch die Ascidien mit ihrer Rückenseite angeheftet sind? Allein, wir müssen das Reich der Mollusken für sich betrachten, um darüber zur Klarheit zu kommen. In der höchsten Classe der Mollusken, den Cephalopoden, kann man bei den Sepien nicht in Zweifel sein, welche Seite man Rückenseite zu nennen hat, denn eine breite innere Schale bedeckt die eine Seite des Leibes wie ein Dach und giebt ihm Festigkeit, steht aber mit der Aussenwelt in keiner nahen Beziehung. Der Schlitz zur Aufnahme des Wassers für diese Thiere, und sogar der ganze Kopf mit seinen Sinnesorganen und Bewegungswerkzeu- gen ist nach der entgegengesetzten Seite gedrängt. Die eigentliche Bauchseite des Rumpfes aber liegt in einer Höhlung, die dadurch gebildet wird, dass von den Rändern des Rückens eine Verlängerung, vom Bauche abstehend, also sackartig sich ausbreitet, wie ein umhül- lender, in sich geschlossener Mantel. Die grosse Klasse der Gastropoden oder Bauchfüsser, die wir im gewöhnlichen Le- ben Schnecken nennen, lässt noch weniger einen Zweifel darüber, welche Seite man den Rücken und welche man den Bauch zu nennen hat. Es ist so, als ob der Mantel, der bei den Kopffüssern die Athemhöhle ganz umschliesst, in der Mitte aufgeschlitzt und dann auf beiden Seiten beschnitten wäre, so dass die Haut, welche den Rücken bedeckt, auf beiden Seiten nur mit schmalen Säumen über den übrigen Leib vorsteht, wie eine übergeworfene, nicht breite Decke. Diese Decke pflegt man auch einen Mantel zu nennen, obgleich sie nur einem stark beschnittenen Mantel gleicht. Dieser Mantel ist, wo er nicht von einer Schaale bedeckt wird, häufig mit warzenähnlichen Erhebungen versehen und überhaupt derber als die Hautbekleidung der Bauchseite, doch ist er, wo er mit einer Schaale über- deckt wird, sehr dünn. Es bildet sich nämlich bei vielen Schnecken innerhalb des Rücken- theils vom Mantel: eine Schaale, die bei manchen Gattungen dünn und innerhalb des Mantels zurückbleibt. Vergrössert sich aber die Schaale und nimmt sie Kalk auf, so schwindet die Oberhaut über ihr, und die Schaale wird häufig gross genug um das ganze Thier in ihre Höhlung aufzunehmen, ganz wie bei unsern gewöhnlichen Landschnecken. Bei den meisten mit voller Schaalenbildung ausgestatteten Seeschnecken, so wie auch bei einer unserer Süsswasserschnecken-Gattung, Paludina, kann die Mündung der Schaale, wenn das Thier sich hineingezogen hat, noch durch einen sogenannten Deckel, eine hornige oder kalkige Platte von der Form der Schaalenmündung, verschlossen werden. Dieser soge- nannte Deckel ist gleichfalls auf dem Rücken des Thieres befestigt, und zwar auf seinem hintern Ende. Die Rückenseite ist also durch feste kalkige Gebilde von der Aussenwelt gleichsam abgeschlossen, mehr noch als der Rücken des Krebses in der Reihe der geglie- derten Thiere, giebt aber durch ihre Härte die festen Stützpunkte für die Bewegungen willkührlich beweglicher Theile des Thieres ab. — Die Schaale bedeckt, wenn sie napflör- mig ausgebildet ist, nur einen Theil des Mantels bei den Napfschnecken (Patella); wenn 14 De. К Е. v. Baer, ENTWICKELT sıch Dır LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN з sie aber stark ausgebildet ist und spiralförmig sich erhebt, ist ein grosser Theil der Einge- weide, wie in einem Bruchsacke, in sie eingeschoben, und zwar ein Theil des Darmes mit der Leber und den Geschlechtsdrüsen bis in die innerste Höhlung, wo sie knaulartig ge- wunden sind; die Athmungshöhle ist entweder ein einfacher Luftsack, wie bei unsern Landschnecken, oder ein Sack mit Kiemenblättern und liegt dem Rande der Schaale näher unter derselben. Die Schaale bildet sich am Embryo zuerst als ein napfförmiges Blättchen auf der Rückenseite des Embryo, 'später erst wird sie durch vergrösserte innere kegelför- mige Schichten verdickt und vergrössert. Die Bedingung ihrer verlängerten Höhle ist ein verdrehter Vorsprung vom Mitteltheile des Darmes, umgeben von dunklen Zellen, aus denen sich später die Leber bildet. Dieser Vorsprung, der immer grösser wird, ist gleichsam der Kern, um den sich die Schaale formt. Wir werden bald noch mehr Berechtigung fin- den, ihn Kern zu nennen. An der Bauchseite befindet sich eine stark muskulöse, in die Länge gezogene Platte, die dem Thiere als Bewegungsorgan dient, indem es mit Hülfe derselben auf dem Boden oder andern festen Gegenständen fortkriecht. Daher der Name Bauchfüsser, da der Bauch mit einer Platte zum Kriechen versehen ist. Es giebt im Meere noch ziemlich viele Familien von Bauchfüssern und auch auf dem Lande einige, welche entweder nie eine Schaale haben, oder nur sehr vorübergehend in ih- rem Embryonalzustande, die man aber zu den Bauchfüssern zählt, weil sie mit einer Kriech- platte versehen sind. Wir haben sie nicht weiter zu berücksichtigen, da sie zur Lösung unserer Frage keinen Fingerzeig geben. Indessen wollen wir nicht unerwähnt lassen, dass bei diesen Thieren die Athmungsorgane häufig aus dem Rücken hervortreten, und zwar ge- wöhnlich aus dem hintern Theile desselben. Ueberhaupt sei gelegentlich bemerkt, dass die Athmungsorgane in Form und Lage ungemein wechseln, weshalb sie zur Charakteristik der grössern Abtheilungen des Thierreichs wenig gebraucht werden können. Dagegen ist für unsere Aufgabe eine kleine Gruppe von Mollusken sehr wichtig, welche, von den Zoologen Heteropoden genannt werden, aber im gewöhnlichen Leben we- nig bekannt sind. Sie haben im Allgemeinen den Bau der Bauchfüsser, aber unter dem Bauche statt eines in eine horizontale Platte auslaufenden Bewegungsorganes ein senk- recht stehendes sehr zusammengedrücktes, also flossen- oder ruderförmiges, abgerundetes Organ. Mit diesem Organe können sie nicht auf festen Gegentständen fortkriechen, da es überdiess auch kurz ist, sondern nur im Wasser steuern, indem dieses Ruder auch mus- kulös ist und hin und her gekrümmt werden kann. Solche Thiere leben auch nicht an den Küsten, sondern in der hohen See, wo sie nicht allein durch Krümmung dieser Flosse, son- dern des ganzen Leibes schwimmen, aber dabei den Bauch mit der Flosse nach oben und den Rücken nach unten kehren. Ueber den Rücken kann man gar nicht in Zweifel sein, da ihre ganze Organisation fast nur mit Ausnahme des dünnen und senkrechten Bewe- gungsorgans mit der der Bauchfüsser übereinstimmt. Sie haben wie diese einen deutlich abgegrenzten Kopf, der bei ihnen lang ausgezogen ist, ungewöhnlich ausgebildete und so- IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM Туроз DER WIRBELTHIERE ? 15 gar bewegliche Augen und zwei Tentakeln trägt, Gehôrbläschen enthält, und eine Zunge mit Reihen von Häckchen birgt, wie die Bauchfüsser sie haben. Was uns aber besonders interessirt ist, dass der ganze Leib gallertartig und daher ziemlich durchsichtig ist, und dass der Darm mit der Leber auf dem Rücken einen im Innern spiralig gedrehten Bruch- sack als Vorsprung hervortreten lässt. Wenn dieser Vorsprung nur ein kleines Knöpfchen bildet, wie in der Gattung Péerotrachea und in Firoloides (Fig. 4), so ist die Haut über ihm nur metallglänzend; es bildet sich über ihn zwar im Embryonenzustande eine kleine Schaale, die jedoch bald abfällt. Ist aber der Eingeweideknäuel grösser wie in Carinaria (Fig. 5), so ist über demselben bleibend eine dünne glashelle, mützenförmig zurückge- krümmte bleibende Schaale vorhanden. Ist dieser Eingeweideknäuel noch grösser wie in Atlanta (Fig. 6), so bildet sich über ihm eine Schaale in mehrfachen Spiralwindungen, welche das ganze Thierchen in ihre Windungen aufnehmen kann, wie in den meisten schaa- lentragenden Bauchfüssern. Ja, Atlanta hat sogar noch hinter dem Ruderfusse einen An- hang, auf welchem ein Deckel sitzt, der beim Zurückziehen des Thieres vor die Mündung des Gehäuses tritt, wie die am besten bewahrten Sce-Gastropoden. | Bevor wir von diesen Bemerkungen auf unsere Thiere eine Anwendung machen kön- nen, müssen wir doch noch auf verschiedene kopflose Mollusken einen Blick werfen, um die nächsten Verwandten der Ascidien nicht aus den Augen zu lassen. Zu diesen gehört die grosse Klasse der Muscheln, die, wie die Ascidien, keine Spur von Kopf haben. Auch hier ist kein Zweifel darüber, welche Seite man für die des Rückens zu halten hat, nämlich diejenige, wo die beiden Schaalen durch ein Schloss verbunden sind. Unter dem Schlosse liegt die weiche Haut des Thieres, die von dort nach vorn und hinten verlängert, zugleich aber an die beiden seitlichen Schaalen angeheftet ist, und in zwei seitliehe Lappen als Mantel ausläuft. Diese ganze Fläche hat zu der Aussenwelt keine Relation, mit Ausnahme der äussern Ränder vom Mantel, der mit Tentakeln besetzt, aber nicht mehr an die Schaale angeheftet ist. Dagegen ist die Bauchseite die vom Schlosse abgekehrte, die nach unten liegt, wenn man den Schlossrand oben hält. Hier ist nicht nur die Mundöffnung, wodurch das Vorderende des Thieres bezeichnet wird, sondern auch die Afteröffnung, die gewöhnlich in eine Kloake ausmündet. Auch hier liegt, wie bei den ge- gliederten Thieren, das Herz ganz oben im Rücken und vom Darme wenigstens Anfang und Ende, der mittlere Theil freilich nicht, weil er zu lang ist und deswegen Windungen machen muss. Zu beiden Seiten, nach innen von den Mantellappen, liegen die Kiemen, als Athmungsorgane. Zwischen diesen ragt der eigentliche Leib bauchwärts vor, welcher gewöhnlich (nur wenige Gattungen machen eine Ausnahme) in der Mitte der Bauchseite einen muskulösen, kielförmigen oder mehr eylindrischen Vorsprung hat, den man auch den Fuss nennt, weil mit dessen Hülfe die Muschel wirklich in weichem Boden fortkriechen kann, manche Art sogar etwas zu springen vermag. Es kann kein Zweifel sein, dass diese zwischen den Mantellappen befindliche Oberfläche die Bauchfläche ist. Nicht nur sind hier ausser den genannten Organen die Ausgänge der Geschlechtsorgane, sondern 4 oder 2 16 Dr.K.E. у. Baer, ENTWICKELT вон DIE LARVE DER EINFACHEN ÄSCIDIEN Lappen in der Nähe der Mundöffnung, welche mit Hülfe von Flimmerfäden die Nahrungs- stoffe in den Mund befördern, der selbst gar keine Greiforgane besitzt. Auch ist die ganze Fläche, besonders an den Kiemenblättern mehr oder weniger mit solchen Flimmerfäden be- kleidet, welche das Wasser in Bewegung setzen. Die Bauchseite ist, wenn die Schaalen sich vollständig schliessen, ganz eingeschlossen und eine innere geworden. Es giebt einige Muscheln, bei denen. der Mantel, statt in zwei Lappen auszulaufen, fast ganz oder auch ganz geschlossen ist. Er verlängert sich dann nach hinten in zwei Röhren, die man Sipho- nen nennt. Der obere Sipho nimmt den Mastdarm aufund hat die Bedeutung einer Kloake, denn durch ihn geht nicht nur der Koth, sondern auch das verbrauchte Wasser und die junge Brut ab. Die untere Röhre ist zur Aufnahme frischen Wassers für die Athmung und die Ernährung aus den im Wasser schwimmenden Nährstoffen bestimmt. Die eigent- liche und ursprüngliche Bauchseite bildet hier also die innere Seite eines sackförmig ge- wordenen Raumes. Aber es ist, durch Verwachsung der Mantellappen dem Rücken gegen- über stehend, eine zweite äussere Bauchseite geworden. Dass Muscheln mit solchem sackförmig geschlossenen Mantel und ausgebildeten Si- phonen eine grosse organische Uebereinstimmung mit den Ascidien haben, springt so sehr in die Augen, dass es kaum bemerkt zu werden braucht. Allein es darf hier nicht über- sangen werden, so kurz wir uns auch zu fassen wünschen, dass zwischen dieser Ausbildung zweier Siphonen aus einem geschlossenen Sacke und der Auster, bei welcher der Mantel ganz aufgespalten ist und die gar keinen Fuss hat, sich zahllose Abstufungen finden, theils mit kurzen Siphonen, die nicht viel mehr als blosse Oeffnungen sind, theils mit einer einzigen Kloakenöffnung, wogegen der andere Sipho von der grossen Mantelspalte nicht abgesondert ist, diese, (die Mantelspalte) aber mit ihrem hintersten Ende, das sich etwas abrundet und vorübergehend einen Sipho darstellt, das Wasser einzieht, theils mit längerer oder kürzerer Mantelspalte, bei der Anwesenheit zweier Siphonen. Daher darf der ganzen Klasse der Muscheln eine gewisse Verwandschaft mit den Ascidien, aber in sehr vielen Abstufungen, zugeschrieben werden. Alle grössern Nervenknoten der Muscheln sind stark nach der Bauchseite, und mehr als bei höher ausgebildeten Thieren nach hinten gerückt. Selbst das sogenannte Hirngan- glien-Paar liegt nur bei einigen Muscheln vor dem Schlunde, häufiger, wie auch bei un- sern Süsswasser-Muscheln, liegen beide Knoten weit von einander abstehend, eigentlich neben dem Schlunde und sind nur durch einen Nervenfaden über demselben mit einander verbunden. Das unter dem Oesophagus sonst liegende Paar ist weit davon abgerückt und befindet sich zwischen dem Fusse und den Geschlechtsdrüsen. Es versorgt besonders den Fuss mit Ner- ven, aber auch die im Innern verborgenen Ohrkapseln. Da es überdiess mit den Cerebral- knoten durch zwei Fäden zu einem lang gezogenen Ringe verbunden ist, kann man ihm nicht füglich die Bedeutung des untern Schlundganglienpaares versagen. Ein drittes Gan- lienpaar, gewöhnlich dass grösste von allen, liegt sehr weit nach hinten, unter dem hintern Schliessmuskel, und versorgt besonders die dort liegenden Aus- und Eingänge, verbindet IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUs DER WIRBELTHIERE ? 17 sich aber auch mit dem vordersten Paare unmittelbar durch zwei lange Fäden und mit- telbar in jedem Mantellappen, wo starke Fäden vom vordersten und hintersten Gan- glienpaare sich vereinigen. Dieses hinterste Ganglienpaar wird Kiemen- oder Aftergan- glienpaar genannt. Ausser diesen 3 Paaren giebt es noch viele kleine Knötchen, die wir übergehen, da sie nach den verschiedenen Gattungen variiren. Eine fortlaufende Reihe von Nervenknoten, ein sogenannter Bauchstrang kommt aber bei den Muscheln ebensowenig als bei andern Mollusken vor, weil ihre ganze Organisation nicht in Abtheilungen gegliedert ist. Wir haben bisher vorzüglich die gleichschaaligen Muscheln im Auge gehabt, weil diese offenbar die Grundform darstellen. Es giebt aber auch eine bedeutende Zahl von ungleich- schaaligen, und diese sind nicht selten, wie die Auster, mit einer Schaale angewachsen, wobei nur die andere Schaale beweglich bleibt, das Thier aber natürlich alle Ortsbewe- gungen ganz einbüsst. Es braucht kaum gesagt zu werden, dass auch diese Thiere mit der Rückenseite angeheftet sind, da ja die beiden Schaalen nach unserer Ansicht nichts an- ders sind, als die beiden Hälften eines festen Rückenschildes. Die Anheftung erfolgt aber auch gewöhnlich dem Schlossrande nahe, was nur dadurch verdeckt wird, dass viele Schaalen nach der Anheftung, den Unebenheiten der Fläche, der sie angeheftet sind, sich anschliessen, wobei die andere Schaale den Unebenheiten vom Rande der angehefteten fol- sen muss. Am deutlichsten sieht man die natürliche Ansatzstelle in der Familie der Anomien. Hier findet sich in der einen Schaale ein Loch dicht unter dem Schlosse. Durch dieses Loch wächst der einzige Quermuskel dieser Muschel hindurch und heftet die Muschel an fremde Körper an. j Nur ungern erwähne ich hier auch der Armfüsser (Brachiopoda), weil die für diese Thiere gebräuchlichen Benennungen der Regionen mir nicht passend scheinen. Ich muss mich aber auf sie einlassen, weil man mir eingeworfen hat, die Brachiopoden bewiesen, dass einige Mollusken auch mit der Bauchseite angeheftet sein können, da bei den meisten Brachiopoden die Anheftungssehne aus der sogenannten Bauchschaale hervortrete. Fs haben nämlich diese Thiere, wie die Muscheln, zwei Schaalen; aber die Zusammentügung derselben liegt nicht in der Längenachse des Thieres, sondern steht quer darauf. Die Schaalen oder Klappen sind also nicht seitliche, sondern be- stehen aus einer vordern, die vor der Mundöffnung liegt, und einer hintern. Diese Schaa- len sind in Zingula gleich gestaltet und aus jhrer Zusammenfügung tritt ein musculöser Stiel hervor, durch welchen die Muschel befestigt ist. Es kann keine Frage sein, dass diese Seite die Rückenseite ist, und dass also die Befestigung vom Rücken aus erfolgt, und zwar in dieser Muschel von der Mitte desselben. Dem Stiele entgegengesetzt öffnen sich die Schaalen und zeigen dann zwei Mantellappen, einen vordern und einen hintern. Die Mund- öffnung tritt aus der hintern Schaale hervor und ist gegen die vordere gerichtet. Auf je- der Seite der Mundöffnung ist ein spiralig gedrehtes Organ, das man früher für einen aus- streckbaren Arm gehalten hat, dass sich aber wenig oder garnicht aufrollen kann, und vielmehr durch seinen reichlichen Besatz von Fransen dazu geeignet ist, einen Strudel des Mémoires de l’Acad. Гор. des sciences, УПше Série. 3 18 Dr. К. Е. v. Baur, ENTWICKELT этон DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN Wassers gegen den Mund zu erzeugen, dabei aber auch die Athmung, zum Theil wenig- stens, zu bewirken. Kiemen von der gewöhnlichen Form fehlen. Man muss daher glauben, dass die Mantellappen, in welchen grosse Blutsinusse der Oberfläche nahe kommen, mit oder ohne die gewundenen Arme, die Athmung besorgen. Ebenso fehlt aber auch ein flei- schiger Fuss vollständig. Auch ragt kein Bauch vor, wie bei den Muscheln. Der grösste Theil der Organisation ist gegen die hintere Schaale oder Klappe gedrängt; ein Theil der innern Sinusse verlängert sich in die beiden Mantellappen; die Strudelarme, die bei vielen Gattungen von einem festen Gerüste getragen werden, sind damit an die vordere Klappe "befestigt. Als Bauchfläche ist also wohl die Fläche zu betrachten, welche bei geöffneter Schaale dem Wasser zugekehrt ist, bei geschlossenen Schaalen eine innere wird, wie auch : bei den gewöhnlichen Muscheln, wenn die Schaalen sich schliessen, mit dem Unterschiede, dass bei diesen der Schluss in der Längenrichtung erfolgt, bei den Brachiopoden aber transversal gegen die Längenachse des Thieres. So wird ja auch bei den Gastropoden mit ausgebildetem Gehäuse die Bauchfläche eine innere, sobald sie sich in das Gehäuse zurück- ziehen, nicht nur wenn die Oeffnung durch einen Deckel geschlossen wird, sondern auch ohne Deckel, wie bei unsern Landschnecken. In den meisten Gattungen der Brachiopoden sind aber die Schaalen nicht gleich. Die hintere Schaale ist gewöhnlich grösser, stärker gewölbt und ragt mit einer schnabelförmi- gen Spitze über die kleinere hervor. Durch diese Spitze tritt häufig die Sehne des Anhef- tungsmuskels hervor. Da man nun die stärker gewölbte Schaale gewöhnlich ihrer Form nach Bauchschaale, statt Bauchige Schaale, nennt, so kann leicht geglaubt werden, dass diese Thiere mit der Bauchseite angeheftet sind, weil ihre Anheftung durch die soge- nannte Bauchschaale geht. Indessen ist der Buckel dieser mehr gebauchten Schaale immer stark gegen die Seite des Schlosses gekrümmt, wenn der Anheftungsmuskel durch dessen Spitze geht. Er kommt also aus der Rückenseite hervor. Ueberdies tritt bei nicht wenigen Gattungen der Anheftungsmuskel gar nicht aus dieser Spitze oder dem Wirbel der Hinter- schaale hervor, sondern zwischen ihm und dem Schlosse, diesem ganz nahe, und einige (Crania) sind sogar mit der Vorderschaale angeheftet. Auch ist die Benennung Bauch- schaale gar nicht passend, wenn sie auch ausgebaucht oder gewölbt ist. Sie enthält aller- dings den grössten Theil der Organe, wie auch die Schaalen von Helix und Paludina, die aber offenbar Rückenschaalen sind. Darm, Leber und Geschlechtsdrüsen, welche die Hin- terschaalen der Brachiopoden meistens ausfüllen, gehören in den Mollusken mehr der Rückenseite als der Bauchseite an. Ich halte deshalb beide Schaalen für Rückenschaalen. Die Bauchseite ist, wie gesagt, die auf der innern Seite der Mantellappen. Sie erscheint freilich ziemlich leer, weil keine Spur von einem Fuss da ist. Allein sie enthält doch die Strudel- und Athmungsorgane, die Mundöffnung und den After, wo. ein solcher sich findet, der aber freilich vielen Gattungen fehlt, und auch die Ausmündungen der Geschlechts- organe. Man hat gemeint, die Nervenknoten zeigten an, dass der Bauch in der hintern Schaale zu sehen ist (Bronn): aber gerade die Lage der Nervenknoten scheint mir nach- IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? 19 zuweisen, dass die Fläche, welche bei Eröffnung der Schaale dem Wasser zugekehrt ist, die Bauchseite bildet, da alle Nervenknoten ihr nahe liegen, keiner aber dem vortretenden Wirbel genähert ist. Sie sind, wie bei den ächten Muscheln, gegen die Bauchfläche ge- rückt; da diese aber sehr beschränkt ist, so liegen sie nahe zusammen. Eine Bauchschaale hat, so viel ich weiss, kein Mollusk. Sollte sich denn kein Mollusk mit der Bauchfläche oder einem Theil derselben anhef- ten können? О ja, sie können es, aber nur willkührlich und vorübergehend. Einige Gastro- poden, wie die Patellen, können sich mit ihrem breiten Fusse sehr fest an den Felsen hal- ten; aber das wird durch Muskelanspannung bewirkt, und sie werden ihre Stellung ver- lassen, wenn ihnen in derselben nicht genügende Nahrung zukommt. Eine beträchtliche Anzahl von Muscheln, die Byssus- Spinner, legen sich vermittelst des Byssus, den sie aus dem Kamme des Fusses, also recht aus der Mitte der Bauchseite hervorziehen, gleichsam vor Anker; aber auch diese Anheftung ist willkührlich und nicht bleibend. Von Dreissenia polymorpha habe ich oft den Byssus durchschnitten, und nach kurzer Zeit fand ich die Muschel in dem Glase wieder angeheftet. Das willkührliche Lostrennen habe ich zwar nicht gesehen, aber es ist an der gemeinen Miessmuschel (Mytilus edulis) umständlich be- obachtet. Sie kann mit wiederholten Anheftungen und Ablösungen ihren Ort verändern. Der Grund, warum kein Thier mit der Bauchseite bleibend angeheftet ist, scheint auf den ersten Blick nahe genug zu liegen. Die Aufnahme der Nahrung würde dadurch sehr beschränkt werden, da auch der Mund mit etwaigen Strudelorganen, Fangarmen und an- dern Greiforganen immer auf der Bauchseite sich befindet. Doch möchte ich glauben, wenn man sich so ausdrücken darf, dass für die schaffende Natur der Grund tiefer liegt. Es liesse sich wohl ein biegsamer Stiel denken, der, von der Bauchseite abgehend, dem Munde erlaubte, wit seinen Fangarmen weit umherzusuchen; — allein es ist nirgend solche Bildung zu finden, sondern ein Stiel zeigt sich nur auf der dem Munde abgekehrten Seite. Müssen wir nicht hierin ein allgemeines Gesetz der bildenden Natur vermuthen? Kehren wir nun nach dieser langen Abschweifung zu den Ascidien zurück, und fragen wir zuvörderst, ob auch bei ihnen die Anheftung durch den Rücken erfolgt, so stehe ich nicht an, diese Frage zu bejahen. Ich würde mich nicht nur darauf berufen, dass die bei- den Siphonen, durch welche allein die Ascidie mit der Aussenwelt in Verkehr steht, nach Analogie der Muscheln zur Bauchseite gehören müssen, sondern auch darauf, dass der Darm mit seinen Windungen mit der Leber und den Geschlechtsdrüsen von dieser Seite abgekehrt, dagegen aber der Anheftungsstelle genähert liegt, wie man leicht aus den zahl- reichen Zergliederungen in Savigny’s Histoire naturelle des animaux sans vertèbres ent- nehmen kann. Ja, in den langgezogenen Formen, wie in Clavelina und ähnlichen, enthält der obere Theil des Leibes nichts weiter als den Athemsack und die langgezogene Kloake; der Darm mit den Drüsenorganen nimmt weiterhin einen eigenen Raum ein und diesem %* 20 Dr. К. Е. у. BAER, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN folgt dann noch ein verdünnter Stiel. Diese Sonderung hat Milne Edwards veranlasst, in solchen Thieren einen Thoracal- und Abdominaltheil zu unterscheiden. In Diazona steigt zwar der Mastdarm bis oben hinauf in den betreffenden Sipho, aber die hauptsächlichste Darmwindung steht noch weit ab. Gehören nun die beiden Siphonen der Bauchseite an, so kann der Nervenknoten zwischen ihnen keine Homologie mit dem Centraltheile des Ner- vensystem der Wirbelthiere haben, und eine Rinne, die sich hier in der frühesten Zeit der Entwickelung bildet, kann nicht der Rückenfurche der Wirbelthiere gleichgestellt werden. Ich gebe aber gern zu, dass der Unterschied zwischen Rücken- und Bauchseite im Aeussern der Ascidien nicht scharf ausgebildet ist, und dass man insbesondere die Grän- zen beider gegen einander gar nicht bestimmt angeben kann. Man wird daher einen voll- ständigern Beweis dafür verlangen, dass das Ganglion zwischen den Siphonen, das einzige in den Ascidien immer nachweisbare, das stets zwischen beiden Siphonen sich findet und in allen grössern Arten sehr deutlich erscheint, sobald man die äussere Hülle abgetrennt hat, mit dem Centralnervensystem der Wirbelthiere nicht homolog sein kann, obgleich es nach allen Seiten Nerven aussendet. Solche Beweise müssen uns die zunächst verwandten Thiergruppen, die Muscheln und die Salpen liefern. Es springt in die Augen, dass die Ascidien zunächst mit denjenigen Muscheln verwandt sind, welche ausgebildete und hervorstehende Siphonen und einen ge- schlossenen Mantel haben. Wie bei diesen Muscheln ist bei den Ascidien der eine Sipho der aufnehmende,-durch den das eingezogene Wasser mit seinen Nahrungsstoffen eintritt, der andere der ausleitende. Dieser nimmt nicht nur das Ende des Mastdarmes, sondern des Samen- und Eileiters auf, in einen etwas abgesetzten Raum, den man die Kloake nennt. Es tritt aber auch das gebrauchte Wasser hier hervor, ganz wie in den Ascidien. Das ein- gezogene Wasser kommt bei den Ascidien zuerst in einen Athemsack, in welchem eine Menge Flimmerfäden die beweglichen Theile gegen den Mund treiben. Besonders wirksam für diese Bewegung ist eine mit Flimmerfäden dicht besetzte Furche, welche auf den Mund zuläuft und die Bauchfurche genannt wird. Auch in den Muscheln führt der aufnehmende Sipho in den Athemraum, den hier die Bauchfläche des Thiers mit den beiden Mantellap- pen bildet. Nur sind in diesem Raume besondere blattformige Athemorgane, die Kiemen. Ja den Ascidien sind es gewöhnlich nur die gitterartig durchbrochenen Wände des Athemsackes, welche die Umwandlung des Blutes bewirken. Indessen hat eine Abthei- lung der Ascidien (Cynthia) auch in das Innere des Athemsackes vorspringende Reifen, die zwar viel schmäler, aber auch zahlreicher sind als die Kiemenblätter der Muscheln. Am grössten ist die Uebereinstimmung der Ascidien wit solchen Muscheln, welche bei vortre- tenden Siphonen einen völlig geschlossenen Mantel haben, wie der Schiffsbohrwurm (Teredo), besonders wenn auch die Schaale röhrenförmig oder keulenförmig geformt ist, so dass die rudimentären Anfänge der Schaalen in der Röhre sichtbar bleiben, spätere An- sätze derselben aber ohne Unterbrechung ganz röhrenförmig werden, wie in Aspergillus und Aumphreyia. Im Grunde weicht Teredo von diesen nicht wesentlich ab, denn die kal- IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTFIERE? ЭТ kige Auskleidung der Röhren, in denen das Thier lebt, ist doch vom Mantel ausgeschieden und verwächst nur nicht mit den vordern kleinen, aber derben Schaalen, vielleicht weil diese in starker Bewegung sind. Könnte man diese Kalkschicht aus den gewundenen Höh- len abtrennen, in Verbindung mit den vordern Schaalen, so hätte man eine gewundene Röhre mit den Schaalen an dem einen Ende. Eine feste Kalkschaale setzen die Ascidien nicht ab, allein die äussere feste, lederartige, knorpelige oder gallertartige Hülle derselben wird allgemein, und gewiss mit Recht, für einen Stellvertreter der Kalkschaale gehalten. Sie enthält in ihrem Топеги grosse Zellen, die auch wohl kleine Kalk- oder Kieselkörper- chen absetzen, ist aber sonst wenig organisut, hängt auch dem inneın Leibessacke nur lose an, mit Ausnahme der Siphonen, mit denen die Verwachsung inniger ist. Die innere Haut ist ebenfalls sackförmig, nur an den Siphonen geöffnet und fast überall von Muskel- fasern durchzogen. Sie bildet einen sackförmig geschlossenen Mantel. Die Siphonen gehö- ren bei den Muscheln immer dem hintern Ende der Bauchseite an. Sollte es bei den Asci- dien anders sein? Das Ganglion zwischen beiden Siphonen der Ascidien lässt sich in so fern vicht mit einem einzelnen der drei bei den Muscheln allgemein vorkommenden Gan- . glienpaaren unmittelbar vergleichen, als es das einzige ist. Zunächst muss mau an das Kie- men- oder Afterganglion der Muscheln denken; allein dieses liegt auch bei Teredo nicht zwischen beiden Siphonen. Das könnte in Verlegerheit setzen, wenn nicht Quatrefages in seiner vortrefflichen Anatomie von Teredo ausdrücklich sagte, dass bei diesem Thiere von dem hintersten Kiemen- oder Afterkaoten, welcher die beiden vordeın an Masse bei wei- tem übertrifft, ein starker Faden zu den Siphonen abgeht, der zwischen ihnen in 8 bis 9 kleine Ganglien anschwillt, von denen jeder wieder sehr feine Fäden an die Siphonen ab- giebt. Man kann bierpach wohl nicht in Zweifel sein, dass das grosse Ganglion, welches bei allen Ascidien zwischen beiden Siphonen sich findet, als die Vereinigung und höhere Entwickelung dieser kleinen, zwischen den Siphonen von Teredo befindlichen Ganglien zu betrachten ist. Indem alle Nervertäden sich hier sammeln, ist er biologisch auch das wahre Centrum des Nervensystems, d. h. in Bezug auf seine Functionen kann es daher wohl in gewisser Hinsicht als Centraltheil mit dem Hirn verglichen werden, morphologisch aber doch wobl nicht, da er der Bauchseite und zwar deren hinterem Ende angehört. Die Salpen müssen uns über die wahre Lage dieses Ganglions und manche andere Verhältnisse der Ascidien Auskunft geben, da sie deren nächste Verwandten sind. Seit Cuvier haben alle Naturforscher die Ascidien und Salpen als zu einer Classe gehörig be- trachtet, meist Тиса oder Mantelthiere genannt, weil in ihnen eine äussere dickere Hülle, die Stellvertreterin der Schaale, und ebenso eine innere dünnere mit Muskeln ver- sehene, die man dem Mantel der Muschelthiere gleichsetzen muss, mit Ausnahme zweier Oeffnungen, völlig geschlossen sind. Es ist so, als ob die Schaale und die Mantellappen von beiden Seiten in der Mitte völlig verwachsen wären, oder wenn man die Entwickelung von den niedern Formen zu den höhern betrachtet, als ob die ursprünglich ungetheilten Hüllen bei der Bildung der Muscheln sich getheilt hätten. 22 Dr. К. E. v. BAER, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN Die Familie der Salpen, zu welchen ausser den eigentlichen Salpen auch die Gattung Doliolum und einige andere, weniger bekannte gehören, unterscheidet sich von den Ascidien zuvörderst dadurch, dass beide Oeffnungen, die aufnehmende und die ausführende, einander entgegenstehen. Die Körperform ist daher bei Salpa im allgemeinen eine walzenförmige, bei Doliolum, wo der Leib in der Mitte erweitert ist, wird sie tonnenförmig, daher der Name. Eine andere Eiïgenthümlichkeit der Salpen ist, dass die äussere Hülle, obgleich nicht sehr dünn, doch völlig durchsichtig ist, wenn sie auch in der Festigkeit von einer geronnenen Gallerte bis zu einem weichen Knoıpel schwankt. Man sieht daher die Muskeln, welche im Spiritus sich bräunlich färben und wie getrennte Reifen im Mantel liegen, schon ohne Zergliede: ang durch die äussere Hülle hindurch, so auch den Darm mit den anhän- genden Secretionsorganen (Leber und andere), die sehr stark gefärbt sind. Cuvier gab schon im Jahre 1804 eine Anatomie der Salpen, wobei er mit seinem gewohnten Scharfblick ihr Verhältniss zu den Muscheln zeigte, und zwar, wie ich nach- weisen zu können glaube, sehr richtig. Man ist seitdem von 'hm abgewichen, und nennt jetzt »iemlich allgemein — besonders in Deutschland — diejenige Seite, welche Cuvier für die Rückenseite hielt, Bauchseite, und umgekehrt. Cuvier hatte nur Salpen aus dem Weingeist untersucht, und daher den eipzigen Nervenknoten, der im Weingeist unsichtbar wird, nicht erkannt. Man hat später diesen Nervenknoten gefanden, und da sich an demselben auch ein Augenpunkt und eine rudimentäre Gehörkapsel zeigte, so wird diese Entdeckung vielleicht vorzüglich den Grnnd abgegeben haben, diejenige Seite, an welcher sich dieser Nervenknoten mit den rudimen- tären Sinnesorganen findet, für die Rückenseite zu nehmen. Dazu kommt, dass die Salpen beim Schwimmen bald diese, bald die entgegengesetzie Seite oben halten, ja häufiger den Bauch. Allein nur bei Landthieren, welche auf dem festen Boden sich bewegen, ist die Hal- tung der Bauchseite gegen den Boden, nach unten, wie wir zu sagen pflegen, feste Regel oder vielmehr Nothwendigkeit, weil ihre Bewegungsorgane so eingerichtet sind. Bei den Thieren mit gegliederten Füssen, den Wirbeltbieren und Arthropoden, liegt diese Noth- wendigkeit in der Art der Gliederung der Extremitäten; den Landschnecken fehlen die ge- gliederten Extremitäten; allein ihre Bauchfläche ist in eine Kiiechsohle umgeformt, und sie | müssen also auch den Bauch gegen den Boden, den Rücken von ihm abgekehrt, halten, wenn sie sich fortbewegen wollen. Dass es nicht sowohl die räumliche Gegend als die Or- ganisation ist, welche sie zwingt, die Bauchseite gegen den festen Boden zu richten, ist daraus offenbar, dass die weniger gewichtigen unter ihnen an Bäumen hinankriechen und an den Aesten auch in umgekehrter Stellung sich fortbewegen können, wie unsere Fliegen an den Zimmerdecken. Anders ist es mit den Wasserthieren. Sie haben die Last ihres Leibes nicht zu tra- sen, da das Wasser diese Last vollständig oder fast vollständig trägt. Um sich fortzube- wegen haben sie daher nur gegen das Wasser zu stossen, entweder durch seitliche Ruder IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUs DER WIRBELTHIERE ? 23 (Flossen) oder durch Krümmungen des Leibes, wobei der Leib die Stösse ausübt. In die- ser Bewegungsart scheint keine Nothwendigkeit zu liegen den Rücken nach oben zu halten, mit Ausnahme der Céfazeen, bei welchen die Eingänge in die Athmungswege auf der Rückenseite des Kopfes liegen. Dennoch halten alle Wirbelthiere, selbst die Fische, die Rückenseite gewöhnlich nach oben, obgleich sie sich leichter und öfter umwerfen als die Landthiere. Bei den Wirbelthieren kann man also wohl eine allgemeine Neigung, den Rücken nach oben zu kehren, anerkennen. Dies wird aber bei den Mollusken unter den Wirbellosen anders. Die Cephalopoden kriechen an dem Boden mit Hülfe ihrer Saugnäpfe, mit den Armen sich haltend, in umgekehrter Stellung, den Kopf nach unten gerichtet, fort. Wir haben oben von den Heteropoden bemerkt, dass sie in umgekeh: ier Stellung schwim- men. In derselben Stellung schwimmen aber nicht selten auch andere Gastropoden, die auf Felsen, Steinen, an Tangen u. s. w. nur vermittelst der Bauchsohle sich fortbewegen kön- nen. Es kommt beim Schwimmen ja nur auf die Stösse durch Krümmungen des Leibes an, welche in beiderlei Stellungen ausgeführt werden können. Es macht sich nämlich die Regel geltend, dass, je unk-äftiger ein Thier ist, es um so mehr durch die mechanische Verthei- lung der Schwere in seinem Leibe zu seiner Haltung im Wasser bestimmt wird. Darin liegt auch der Grund für die verkehrte Haltung der Heteropoden; ihr Rückentheil ist schwerer als der Bauchtheil. Dasselbe gilt für die Salpen, ihre Rückenseite hat eine dickere Lage von Gallerte oder Knorpel als die Bauchseite, und sinkt deshalb nach unten. Ganz kleine Mollusken, wie Zergipes, aber auch neu ausgekrochene von grössern Arten, so wie sehr viele noch niedriger stehende Thiere, pflegen an ruhiger Oberfläche des Wassers in umgekehrter Stellung fortzugleiten, indem sie durch Wimpercilien oder ganz sanfte und partielle Muskelcontractionen der Bauchsohle an dieser Oberfläche sich fortbewegen. Pla- narien wird man nicht anders an der Oberfläche eines ganz stillen Wassers hingleiten sehen. Stört man sie, so senken sie sich und bewegen sich mit grossen Leibeskrümmungen, den Rücken nach oben haltend. Auch Aspidogaster behandelt mit seiner ausgedehnten gegit- terten Haftscheibe die Oberfläche wie einen Boden zum Fortkriechen. Wollten diese Thier- chen so fortgleiten, dass sie den Rücken oben hielten, so müssten sie die Last des Leibes über dem Wasser tragen; in umgekehrter Stellung aber wird diese Last vom Wasser ge- tragen. | Wir müssen zu den Salpen zurückkehren, um zu beweisen, dass die Seite, welche ge- wöhnlich nach unten gekehrt ist, als die Rückenseite zu betrachten ist. Die Salpen sind, wie gesagt, walzenförmig oder tonnenförmig gestaltet, und haben an beiden Enden eine Oeffnung, von denen die eine das Wasser gewöhnlich aufnimmt, die an- dere es ausstösst, wobei das Thier durch den Rückstoss nach der Seite der Aufnahme- öffnung fortgestossen wird. Es kann aber das Wasser auch durch die Eingangsöffnung wieder ausstossen, wodurch das Thier selbst zurückgestossen wird '). Dieses letztere 1) Auch die Ascidien können aus der Eingangs- | Ascidie, die den Athemsack voll Wasser gepumpt hat, öfinung Wasser ausstossen. Wenn man nämlich eine | anfasst oder sonst unsanft berührt, so wird bei der all- 24 в. К. Е. v. BAER, ENTWICKELT sıca DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN kommt besonders bei der Gattung Doliolum vor, welche wie ein Fass ohne Böden an bei- den Seiten weit geöffnet ist. In den eigentlichen Salpen ist die Aufnahmeöffnung zweilippig gestaltet, und nur die Ausgangsöffnung ist wirklich röhrenförmig, kann aber durch einen Schliessmuskel geschlossen werden. Die Höhle, welche das Wasser aufnimmt, geht also durch die ganze Länge des Thieres, da die beiden Oeffnungen, die des Einganges und des Ausganges, einander gegenüber stehen. Sie enthält eine schief aufsteigende Kieme. Ver- gleicht man diesen Bau mit den Muscheln, so kann man nicht zweifeln, dass man sich den- selben als eine Verwachsung der beiden Seitenlappen des Mantels und der Schaalen zu denken hat, jedoch so, dass die Vereinigung nur in der Mitte erfolgt und beide Enden offen geblieben sind. Aus der röhrenförmigen Vereinigung der beiden Seiten des Mantels wird die jonere Bekleidung der Höhle, welche die ringformigen Muskelbündel enthält. Die Stelle der Schaale wird durch die äussere, zwar durchsichtige, aber zuweilen ziemlich feste, fast kaorpelharte Schicht gebildet, welche gewöhnlich an einer Seite viel dicker ist, als an der andern '). | Welche Seite ist nun für die Rückenseite zu halten? Die beste Antwort giebt uns ein Gebilde, das man den Kern (nucleus) genannt hat. Er ist stärker gefärbt als der übrige Leib, und enthält einige verschlungene Darmwindungen, eng umgeben von der Leber oder deren Stellvertretern; auch die Geschlechtsdrüsen liegen zuweilen darin. Die Ausführungs- gänge, sowohl des Darmes als der Geschlechtswege, liegen aber ausserhalb. Dieser soge- nannte Nucleus fehlt allerdings einigen Salpen, wie in unserer Fig. 7. Bronn hat vorge- schlagen aus diesen eine eigene Gattung unter dem Namen Salpella zu bilden. Wo er sich findet, ragt er ап der Seite, wo die äussere Hülle dicker ist, als an der entgegengesetzten, aus der allgemeinen Ebene weniger (Fig. 8) oder mehr (Fig. 9) hervor, so dass auch die ‚äussere Hülle über ihm einen Buckel bildet. Es scheint mir unzweifelhaft, dass diese Seite für den Rücken zu halten ist; denn ganz eben solche Verhältnisse finden sich ja auch in den Heteropoden, wo man bei der Anwesenheit eines Kopfes, eines ruderförmigen Fusses, dem zuweilen auf der Bauchseite noch eine gewöhnliche Schneckensohle mit einem Deckel folgt, doch noch eine gewöhnliche Schneckenschaale auf dem Rücken sitzt (Fig. 6). Man kann deshalb bei den Heteropoden gar nicht zweifelhaft über die Bestimmung der Re- gionen sein. Ich habe schon oben die drei Hauptgruppen der Heteropoden angeführt: 1) solche, die einen geringen Eingeweidekern oder Nucleus auf dem Rücken zeigen und nur in der Jugend eine dünne Schaale über demselben tragen, die später abfällt, Péerotra- gemeinen Contraction ein Theil des Wassers zurück durch den Eingangs - Sipho getrieben, da es nicht so schnell die Wege bis zur Ausgangsmündung passiren kann. 1) Nachdem dieser Aufsatz bereits abgeschlossen war und in die Druckerei gehen sollte, erhielt ich Kenntaiss von den verdienstvollen Abhandlungen der Gebrüder Hertwig im 7. Bande der Jenaischen Zeitschrift für Medicin und Naturwissenschaften. Es ist ein Verdienst dieser Herren, die Homologie der äussern Hülle der Tunicaten mit den Schaalen der Muscheln viel bestimm- ter nachgewiesen zu haben, als früher geschehen war. Sie stammt nicht aus den Eihüllen, wie man behauptet hatte, sondern ist eine Wucherung einer Epithelial- schicht, die auf dem Mantel, und später zwischen Man- te! und der Schaalenschicht, der äussern Tunica, liegt. IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? 25 chea und Firoloides (Fig. 4); 2) solche, die einen grössern Nucleus mit bleibender, aber einfach gewundener Schaale auf dem Rücken tragen, wie Carinaria (Fig. 5); und 3), die eine so grosse, spiralig gewundene Schaale haben, dass das ganze Thier sich hineinziehen kann, wie Atlanta (Fig. 6). Wir geben hier die Abbildungen dieser Formen zwischen ge- wöhnlichen Gastropoden und Salpen, um die Uebereinstimmung anschaulich zu machen. Man hat in neuerer Zeit auch diesen Bruchsack der Heteropoden Kern oder Nucleus ge- nannt, weil er offenbar mit dem Nucleus der Salpen identisch ist. Er ist aber ebenso offen- bar auch identisch mit dem von Cuvier sogenannten Bruchsacke der gehäusten Schnecken, wo er bis in die äusserste Spitze der Schaaien vordringt. Seine Gestalt ist es, welche die Form der Windungen der Schaale bestimmt, ob diese Spirale in einer Ebene sich winden soll, wie diejenige Gattung unserer Süsswasserschnecken, die man Planorbis nennt, oder um eine konische Achse (Spindel) eine konische Spirale bildet, wie die meisten Schnecken- schaalen. Die Schaale formt sich von der Spitze aus schon in der ersten Jugend eng auf diesem Bruchsacke und wächst mit ihm, ist also das genaue Abbild von der Form des Bruchsackes. Dieser letztere enthält, wenn er ansehnlich ist, immer einen Theil von der Mitte des Darmes, ohne den Anfang und das Ende, überdies Leber und die Geschlechts- drüsen, ohne die Ausgänge derselben. Um die Uebereinstimmung anschaulich zu machen, habe ich drei luftathmende Schnecken abbilden lassen, von denen die eine (Fig. 1) eine Nacktschnecke (Limax) gar keinen Bruchsack und keine äussere Schaale hat, eine zweite, Vitrina (Fig. 2) eine kleine Schaale, und endlich eine dritte, Paludina (Fig. 3), einen grössern Bruchsack und vollständige Schaalen besitzt. Ist es möglich zu verkennen, dass in den Gastropoden eine Neigung sich offenbart, einen Theil des Darmes mit der Leber und den Geschlechtsdrüsen aus dem Rücken in einen Bruchsack spiralig hervorzutreiben, und dass die Salpen diese Neigung auch theilen, nur in schwächerm Grade? Darnach wird man wohl diejenige Seite der Salpen, auf welcher der Nucleus sich findet, für ihren Rücken halten müssen, der nur wegen seiner grössern Schwere gewöhnlich nach unten liegt. Dass die äussere Hülle der Schaale auf dem Rücken dicker ist als auf dem Bauche, ist ja auch ganz den Muscheln analog. Darnach ist die mit Flimmerfäden besetzte Rinne, welche von der allgemeinen Eingangsöffnung zu der eigent- lichen Mundöffnung führt, und die man Bauchrinne genannt hat, vielmehr an der Bauch- seite der Rückenhälfte verlaufend. Unter ihr, wie man gewöhnlich sagt, oder nach uns: über ihr, liegt der räthselhafte feste Zindostyl. Er kommt dadurch ziemlich genau in die Lage des sogenannten Krystallgriffels der Muscheln, der zwar gewöhnlich in einem Blind- sack des Magens liegen soll, in seiner Bedeutung aber doch wohl nicht sehr verschieden sein mag '). | 1) Fest behaupten will ich die gleiche Bedeutung des | jedenfalls mit einem etwas ferneren Abschnitt des Ver- Endostyls und des Krystallgriffels keineswegs, weil ich | dauungskanals in Verbindung steht, als jener. Dagegen den Krystallgriffel nur aus unsern Süsswassermuscheln, | bin ich nicht in Zweifel, dass man die sogenannte Bauch- nicht aber aus andern Muscheln kenne, und weil dieser | furche oder Bauchrinne der Tunicaten für eine Schlund- Mémoires de l’Acad. Гир. des sciences, УПше Serie. 4 96 в. К. Е. у. BAER, EntwickELt sıch DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN Das Haftorgan, das an der abgebildeten Зара pinnala (Fig. 7. w) ungemein gross ist, und ihr zur Befestigung an ihre Geschwister gedient hat, als sie mit diesen in Form einer Rosette der Amme entspross, ragt auch von der Rückenseite hervor. Aber auch die- jenigen Salpen, die zu langen Schnüren an einander befestigt’ sind, hängen mit ihren Rückenseiten ursprünglich am Keimstock (500), und später, nachdem der Stolo verküm- mert ist, unter einander zusammen. Also auch hier macht die allgemeine Regel sich gel- tend, dass Anheftungen, die nicht willkührlich erzeugt sind, sondern auf ursprünglichen oder spätern Verwachsungen «beruhen, die Anheftung durch die Rückenseite bewirken. Auch der Zapfen, mit welchem der durch Befruchtung entstandene Embryo der Salpen sich im mütterlichen Blutsinus erhält, sitzt am Rücken des Embryo. Man kann daher zweifel- haft werden, ob man ihm wirklich die Bedeutung einer Placenta geben darf, wie Huxley in seiner trefflichen Arbeit über Salpen und Pyrosoma vorgeschlagen hat. Das Ganglion der Tunicaten liegt aber nicht in der Rückenfläche, sondern ihr entge- gengesetzt, zwar nicht an der ursprünglichen oder gewöhnlichen Bauchfläche, denn diese ist durch Schliessung des Mantels eine innere geworden, sondern an der durch diese Schliessung neu entstandenen Bauchfläche. Da dieses Ganglion aber bei den Salpen das Rudiment eines Auges und eines Ohrs trägt, so scheint es allerdings zuvörderst abstossend oder wenigstens befremdend, dass diese Organe an der Bauchseite sich finden sollen. Al- lein, bedenkt man, dass im Leben diese Seite von den Salpen doch gewöhnlich nach oben gekehrt gehalten wird, und dass die Heteropoden ihre viel mehr ausgebildeten und regel- recht aus der Rückenseite des Kopfes hervortretenden Augen doch nach unten gerichtet halten, so scheint das Befremdliche sehr gemildert. Fügt man noch hinzu, dass in vielen Muscheln, wie in Pecten, Spondylus, Pectunculus, Tellina, Pinna und andern, Augen am Rande des Mantels sitzen, die besonders in Pecten - und Spondylus - Arten so ausgebildet sind, dass eine Iris und Pupille, eine kugelige Linse, eine Stäbchenschicht und ein Tapetum lucidum erkannt sind, so wird man zugeben, dass bei völlig geschlossenem Mantel das Auge nicht anders als an der durch den Schluss neu gewordenen Bauchfläche sich erwarten lässt. Es ist aber nur ein Auge da, das dem einzigen Nervenknoten aufsitzt. Jene Augen am Mantelrande der Muscheln werden aus den Nerven der Mantellappen mit Nerven versorgt. Das Ganglion der Tunicaten versorgt überdies vorherrschend die Muskeln der innern Man- telschicht, giebt aber, wie Leuckart an den Salpen nachgewiesen hat, auch den plasti- schen Organen Zweige, muss also, wenn auch noch irgend welche unscheinbare Nerven- rinne zu halten habe. Die aufnehmende Oeffnung dient ja nicht allein der Athmung, sondern auch der Ernäh- aufzunehmen und in die Speiseröhre zu leiten, wird am lebenden und nicht gestörten Thiere auch wohl ziemlich rung, ist also der äussere Mund. Von hier beginnen zwei gewundene Flimmerreihen, die dann gegen einander lau- fen und die Rinne bilden, welche gerade auf den zweiten engern Mund, der eigentlich nur Eingang in den Oeso- phagus ist, zugeht. Diese Rinne ist also ganz geeignet, mit 2 Armen die im Wasser vertheilten Nahrungsstoffe geschlossen sein. Auch im völlig geschlossenen Theile des Darmes sind ja überall Flimmerfäden. Der ungeheure Kiemensack ist ja nur als Ausweitung des Schlundes aufzufassen. Wäre dann nicht der Endostyl als feste Be- kleidung des aufgespaltenen Schlundes zu deuten? IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? 27 . knötchen an den plastischen Organen gefunden werden sollten, ohne Zweifel als das domi- nirende Centrum betrachtet werden, kann aber auf keine Weise in Bezug auf seine orga- nische Entwickelung als dem Hirne homolog gelten. Es befindet sich bei den Salpen immer zwischen beiden Oeffnungen (Fig. 7 u. 9). Diese Art, die Salpen mit ihren Verwandten zu vergleichen, ist keineswegs neu, sie ist vielmehr die von Cuvier vor mehr als einem halben Jahrhundert aufgestellte. Sie ist besonders von den deutschen Beobachtern ziemlich allgemein verlassen. Auch unter den Zoologen anderer Länder scheinen viele sie aufgegeben zu haben. So finde ich auch in Owen’s vergl. Anatomie der wirbellosen Thiere eine Заре mit dem Nucleus nach unten gezeichnet; doch zweifle ich, dass Huxley '), der im Jahre 1851 die Cuvier’sche Ansicht am vollständigsten durchgeführt hatte, seitdem anderer Meinung geworden ist. Dass Bronn bei der schematischen Zusammenstellung der verschiedenen Formen der Tunicaten mit Muscheln und Brachiopoden geradezu davon ausgeht, dass das Ganglion am Rücken liegt, haben wir schon bemerkt und für unberechtigt erklärt. Es entstehen dadurch Figuren, von denen einige den Beobachtungen sehr wenig entsprechen. Dass wir diejenige Seite der Salpen und der Ascidien, an welcher sich das Ganglion findet, nicht für die Rückenseite, sondern für die Bauchseite erklären, beruht nicht allein auf dem Nucleus, der offenbar mit dem Bruchsacke der Schnecken, der den Mantel hervorstülpt, identisch ist, auch nicht dar- auf, dass manche Muscheln Augen an den Rändern des Mantels haben, sondern darauf, dass dann die allgemeine Anordnung der Organisation dem Organisationstypus der Mol- lusken entspricht. Bei allen Mollusken sind die plastischen, den Ernährungsstoff bereiten- den Organe der Rückenseite zugewendet. Das Herz mit den Ausgangs- und Endpunkten der Blutbahnen liegt ganz oben im Rücken, ebenso vorderes und hinteres Ende des Darmes; der mittlere Theil desselben ragt sogar häufig als Bruchsack noch über diesem Anfangs- und Endtheile hervor. Das aufnehmende Ende des Speisekanals geht aber, wie bei allen Thieren, von der Bauchseite aus, So ist es auch bei den Tunicaten, mit dem Unterschiede nur, dass aus der ursprünglichen Bauchseite durch Verwachsung der Mantellappen eine innere ge- worden ist. An dieser haben wir also die Mund - oder Schlundôffnung zu suchen, aber in der Gegend, welche ursprünglich Bauchfläche war, und von der der Oesophagus und Ma- gen nach dem Rücken aufsteigt. Dagegen ist bei den Mollusken, wie bei den gegliederten Thieren, die Bauchseite vorherrschend von den Muskeln und den Nervenknoten eingenom- men. Allerdings ist bei den Gastropoden noch ein Hirnknotenpaar, das in den Cephalopo- den sogar einem wirklichen Hirne gleicht, allein in den kopflosen Mollusken rücken alle Nervenknoten, wie wir oben besprochen haben, noch mehr nach unten und hinten; der hin- terste Knoten wird der dominirende. Den Athmungsapparat finden wir allerdings nicht in derselben Gegend und unter denselben Verhältnissen im ganzen Reiche der Mollusken. Die Rückenkiemer unter den Gastropoden tragen ihn auf dem Rücken, die Muscheln am 1) Philos. Transactions, 1851, 28 Dr. К. Е. т. BAER, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN Bauche, einige Schnecken können nur in der Luft, andere nur im Wasser athmen. Aber da sich ähnlicher Wechsel der Athmungsorgane in allen grössern Gruppen der Thiere fin- det, so darf uns bei den Mollusken dieser Wechsel nicht befremden. Er ist hier noch nicht so gross als in der Reihe der gegliederten Thiere, wo nicht selten dasselbe Individuum in der Jugend durch Wasserkiemen am hintern Ende des Leibes und später durch Luftröh- ren, die im vordern Theile des Leibes ausmünden, athmet. Es scheint mir also gar nicht fraglich, welche Seite man bei den Tunicaten für den Rücken anzusehen hat '). Viel schwieriger scheint mir die Frage, welches Ende der Tunicaten für das vordere und welches für das hintere zu erklären ist? Gewiss kann man auf diese Frage in der That differente Antworten geben, je nach dem Begriffe, den man dem Worte «vorn» zu Grunde legt. | | Bei höhern Thieren, die einen gesonderten Kopf mit Sinnesorganen haben, kann kein Zweifel darüber sein, dass dieser Kopf die vorderste Region bildet. Mit dem Kopfe voran bewegt sich das Thier, darnach sind seine Bewegungsorgane gebaut, auch erkennt es ver- möge seiner Sinnesorgane zunächst die Gegend vor seinem Kopfe, und sucht hier seine Nahrung. Etwas anders werden die Verhältnisse schon in denjenigen Formen der gegliederten Thiere, bei denen der Kopf nicht abgegrenzt, sondern mit der Brust verschmolzen ist. Viele Krebse bewegen sich im Wasser mit Leichtigkeit rückwärts; Krabben und Spinnen können mit grosser Leichtigkeit nach der Seite laufen, ohne den Leib zu wenden. Wo aber der Kopf und die Sinnesorgane gänzlich schwinden, da kann man über das vorn und hinten sehr zweifelhaft werden. Gewöhnlich nimmt man das Ende, das dem Munde genähert ist, als das vordere an, weil bei den Thieren mit deutlichem Kopfe und Sinnesorganen der Mund am Kopfe sich findet. Dieser Leitfaden ist in der Regel auch genügend, doch kann er zuweilen in Zweifel lassen, wie wir an den Ascidien sehen werden, zu denen wir zurück- kehren müssen, da sie den Ausgangspunkt unserer Erörterungen hergaben, und das Ver- hältniss dieser Thiere zu den Muscheln und den Salpen möglichst präcise zu bestimmen ist. Vorher sei nur zur Ergänzung des zuletzt Gesagten bemerkt, dass die nach strahligem Typus gebauten Thiere gar kein vorn und hinten in ihrer Organisation haben. Bei der Schwäche ihrer Bewegungskräfte und der geringen Entwickelung ihres Willens sieht man sie auch gewöhnlich von der Strömung des Wassers bewegt. Wollen sie aber vor einem schädlichen Einflusse fliehen, oder etwas Begehrliches erreichen, so müssen sie, da ihre Bewegungsorgane durch Stösse gegen das Wasser wirken und an der Bauchseite sich fin- den, den Rücken voran kehren, wobei der Mund nothwendig nach hinten gekehrt bleibt. Es ist daher bei diesen Thieren der Mund nicht der Richtung zugekehrt, nach welcher das Thier sich bewegen kann, sondern davon abgekehrt. 1) Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich auch bei Doliolum diejenige Seite, in welcher sich das Ganglion findet, für die Bauchseite halte. IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? 29 Welches Maass von Willensstärke man den gallertartigen Strahlthieren zuzuschreiben hat, muss ich denjenigen Forschern zu entscheiden überlassen, welche vielfache Gelegenheit hatten, dieselben in der See zu beobachten. Was ich von Medusen verschiedener Art ge- sehen habe machte auf mich den Eindruck, als ob sie nur zusammenklappen und sich aus- dehnen, in Bezug auf Ortsveränderung sich aber ganz passiv verhalten. Dagegen kam ich einmal in einen Schwarm Beroen, die eifrig bemüht schienen, einen bestimmten Ort zu er- reichen, alle dieselbe Richtung, den Rücken voran, eingenommen hatten und stark arbei- teten, als hätten sie ein wichtiges Geschäft zu besorgen. Zu den Ascidien zurückkehrend erinnern wir nur an die schon «oben hinlänglich be- sprochene Uebereinstimmung mit den Muscheln mit grossentheils oder ganz geschlossenem Mantel, bei denen 2 Siphonen in derselben Stellung am hintern Ende hervorragen, von denen der obere der ausführende, der untere der einführende Sipho ist. Wir wollen hier nur mit Benutzung von 4 Figuren die Homologie nicht nur dieser Gruppen unter sich, son- dern mit andern Mollusken etwas weiter nachweisen, was nothwendig scheint, da man den Ascidien das Recht, Mollusken zu sein, abgesprochen hat, wofür sich auch die neuesten Beobachter, die Gebrüder Hertwig, ausgesprochen haben, freilich ohne ihre Gründe an- zuführen. In Fig. 10 sehen wir eine gewöhnliche Teichmuschel (Anodonta) im Durchschnitte. Die linke Schaale und der linke Mantellappen sind entfernt; man sieht die Speiseröhre, den Magen und das Herz, durch welches der Mastdarm durchgeht, durchschnitten, den Darm aber vom Magen an in seinem vollen Umfange. Dieser Darm geht nicht gerade auf den After zu, sondern bildet mehrere verschlungene Windungen, die eng von der Leber und den Geschlechtsdrüsen umgeben sind, im Wesentlichen also mit dem Bruchsacke der ge- häusten Schnecken und dem Nucleus der Salpen übereinstimmen, darin aber abweichen, dass dieser Darmknäuel bei den Muscheln nicht aus dem Rücken vorragt, sondern nach dem Bauche des Thieres gedrängt ist, den man den Fuss zu nennen pflegt, weil er mit ei- nem keilförmigen muskulösen Bewegungsorgane bekleidet ist. Der Grund, weshalb dieser Darmknäuel nicht aus dem Rücken hervorragt, scheint sehr leicht nachweisbar; die feste Schaale hindert sein Hervortreten und wenn man weiss, dass die Schaalen der Muscheln sich früh und zwar als Bekleidung des Mantels bilden, ehe noch ein vorragender Bauch oder Fuss zu erkennen ist, so kann man nicht umhin, diese Erkläruug genügend zu finden, dass der Darmknäuel, der nicht mehr gegen den Rücken vordringen kann, nach dem Bauche sich drängt. Ein ähnlicher Darmknäuel, von der Leber und den Geschlechtsdrüsen umhüllt und zasammengehalten, findet sich, wie gesagt, in den Ascidien, jedoch an verschiedenen Stel- len nach den einzelnen Gattungen. Ist der Athemsack nicht ungewöhnlich lang, so findet er sich, wie in unserer Fig. 12, am Grunde desselben. Ist der Athemsack sehr lang im Verhältniss zur äussern Hülle, so wird der Darmknäuel von dem Grunde desselben zur Seite geschoben. In beiden Fällen ragt der Knänel aber nicht äusserlich vor, wohl weil 30 Dr. К.Е. у. Baer, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN die äussere Hülle der Tunica zu derb dazu ist. Dass aber doch eine Tendenz zu sol- chem Vordrängen nicht fehlt, erkennt man daraus, dass, wenn der Stiel der Ascidien lang und damit dünn wird, ein Knäuel wirklich äusserlich hervordrängt, wie in Clavelina, be- sonders aber in den zusammengesetzten Ascidien mit lang gezogenen Individuen, in denen die Hülle des Stieles nur dünn ist, wie in den Savigny’schen Gattungen Diazona, Distoma, Synoicum, Polyclinum und in dem nur kurz gestielten Potryllus. In allen diesen zusam- mengesetzten Ascidien steht die äussere Hülle von der innern der einzelnen Individuen weit ab, weil aus der Verwachsung jener die gemeinschaftliche Masse des ganzen Stockes sich gebildet hat, und auf diese Weise isolirt stehend giebt die innere Hülle sehr bedeu- tend den Darmwindungen nach. In unsern gewöhnlichen Teich- und Flussmuscheln, Anodonta und Unio, deren Bau Fig. 10 versinnlicht, sieht man zwar keine ausgebildeten Siphonen, allein man kann an ihnen doch schon den Weg der Athmung und Verdauung verfolgen, und eben darin die Verwandtschaft mit den Ascidien erkennen. Der Mantel ist zwar der Länge nach in zwei grosse Lappen aufgespalten, die Thiere können aber diese Lappen nicht weit auseinander- legen, weil der Muskel, welcher beide Schaalen verbindet, auch zur Zeit der Erschlaffung nur wenig nachgiebt. Im Grunde ist also der Raum, den die beiden Mantellappen um- schliessen, so lange das Thier lebt, immer nur spaltförmig geöffnet, etwas mehr, wenn das Thier den Fuss hervorstreckt, um zu kriechen. Gewöhnlich aber wird der Spalt viel enger gehalten, so lange das Thier kräftig ist, ein Beweis, dass es ihm nicht darauf ankommt, durch die ganze Länge der Spalte recht viel Wasser zu erhalten. Wohl aber streckt es das hintere Ende des Mantels vor, der hier an die unter einander verwachsenen Kiemenblätter stösst und an diesem Ende mit längeren Tastfäden besetzt ist. Dieses Ende schiebt sich etwas hervor und bildet vorübergehend eine abgerundete Spalte, durch welche die Muschel das Wasser einzieht, welches nothwendig über die Kiemen wegstreichen muss, und dessen Inhalt an Nahrungsstoffen durch die Strömung, die ohne Zweifel durch die zahlreichen Flimmerfäden noch vermehrt wird, zum wahren Munde gelangt. Wahrscheinlich befördern noch die Mundlappen oder Lippen die schwimmenden Nahrungstheile in den Mund hinein, der vorn an der Bauchseite sich findet, d. h. in der Gegend, nach welcher sich das Thier auch bewegt, wenn es von seinem Fusse Gebrauch macht. Die Gegend, nach welcher der Mastdarm ausläuft, liegt am entgegengesetzten Ende bei 2 und zwar über der Vereinigung der Kiemen und durch sie von der Eintrittsstelle des Wassers getrennt. Es ist hier schon eine abgegrenzte Kloake, aber noch kein hervorste- hender Sipho. Dagegen sehen wir in Fig. 11 eine kleine Muschel aus der Familie der Cycladen, an welcher hinten zwei deutliche Siphonen vortreten, der untere für die Aufnahme des Wassers, der obere für den Austritt aus der Kloake, der Eier u. s. w. Der Mantel, der hinten geschlossen sein muss, um in solche Röhren auszulaufen, ist aber vorn noch weit genug offen, um einen langen Fuss hervortreten zu lassen. IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUs DER WIRBELTHIERE ? 31 Denken wir uns nun den Mantel ganz geschlossen, damit aber auch die Funktion der dadurch unterdrückten Kiemen übernehmend, und den Fuss auch unterdrückt, der ja nir- gends hervortreten kann, so haben wir-den Bau der Ascidien, wie Fig. 13 anschaulich macht. Die Buchstaben sind in Fig. 11, 12 und 13 übereinstimmend Bei solchen Formen der letzteren, wo die beiden Siphonen weiter von einander abste- hen (Fig 12), ist es ganz einfach, den Raum zwischen ihnen für die Bauchseite zu erklären, wobei denn das Ganglion, wie bei den Salpen, an der Bauchseite liegt; die Rückenseite ist viel stärker gewölbt, und wo ein Stiel oder eine kürzere Anheftung sich findet, gehen sie von der Rückenseite aus. Aber auch bei den Ascidien mit mehr genäherten Siphonen, ist im Wesentlichen dasselbe Verhältniss, mit dem Unterschiede nur, dass der Rücken eine sehr grosse Ausdehnung erhalten hat. Es ist so, als ob man bei den Salpen die Aufnahmeöff- nung nach der Analöffnung herumgebogen habe, wobei aber der eigentliche Mund, oder vielmehr Schlund, an seiner Stelle geblieben wäre. Dieses Ganglion ist wohl zunächst den kleinen Ganglien homolog, die Quatrefages zwischen den Siphonen von Teredo nachgewie- sen hat. Da es aber sowohl in die Muskelschicht, als in die plastischen Organe Fäden ab- schickt, so ist es offenbar ein Centraltheil, und hat auch wohl das Kiemenganglion der Muscheln in sich aufgenommen. Seine Lage scheint auf den ersten Anblick allerdings etwas verschieden, da es bei den festsitzenden Ascidien aufwärts gerichtet ist. Allein bei denjenigen Ascidien, bei welchen beide Siphonen ziemlich entfernt von einander stehen, wie in Boltenia mammillata, liegt das Ganglion entfernt von beiden, zwischen ihnen, jedoch dem Analsipho mehr genähert, ganz wie in den Salpen. Denken wir uns an einer Salpe die beiden Oeffnungen mehr genähert, wie sie im Jugendzustande in der That sich zeigen, und damit die Bauchseite verkürzt, die Rückenseite dagegen verlängert, so haben wir ein Ascidie; sie wird jedoch, wenn wir die Rückenseiten der Salpen oben lassen, umgekehrt stehen, mit der gewölbten Seite nach oben. Lassen wir aber die Salpe in der Lage, die sie thatsächlich im Wasser hat, d.h. den Rücken nach unten gekehrt, indem wir die beiden Siphonen gegen einander rücken, so wird die Anheftungsstelle sich an der unteren Wölbung finden, in beiden Fällen da, wo das embryonale Haftorgan der geschlechtlichen, von einer Amme erzeugten Salpen sich findet. Ein Unterschied besteht nur darin, dass in den Salpen das Haftorgan ein ganz ur- sprüngliches ist, in den Ascidien aber aus der Larve erst hervorwächst, nachdem diese sich kurze Zeit hindurch frei umhergetummelt hat. — Da die Ascidien-Larve beim Aus- kriechen auch Rudimente der beiden Sinnesorgane zeigt, die hier allerdings bald schwin- den, so springt die Uebereinstimmung beider Ganglien in die Augen. Ich weiss nicht, welche Stellung die sich selbst überlassene Ascidien-Larve annimmt; zweifle aber kaum, dass man bei Betrachtung einer solchen mit dem Mikroskop durch Verschiebung des Deckgläschens ihr jede Lage geben kann. Es ist aber auch sehr mög- lich, dass diese Larven, sich selbst überlassen, die Bauchseite nach oben kehren, wie die freigewordenen Salpen. Kowalevsky spricht ganz einfach von oben und unten, ohne wei- 32 Dr. К. Е. у. Baer, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN tere Berücksichtigung des allgemeinen Baues dieses Thierchens und seiner Verwandten. Kupffer hat sehr ernstlich sich die Frage vorgelegt, ob die Seite, an welcher die angeb- liche Rückenfurche sich findet, der Rücken ist, bejaht aber diese Frage, indem er sich auf Keferstein’s (?) Darstellung im Bronn’schen Werke beruft. (Bd. III ТЕ, 18). Ich weiss nicht, ob Keferstein irgendwo diese Tafel als seine Arbeit bezeugt hat. Bis ich eine solche Stelle kennen gelernt habe, muss ich beides, Bild und Text, Bronn zuschreiben, da Keferstein auf Seite 809 des genannten Bandes sehr bestimmt erklärt, dass hier mit den Kielfüssern (Heteropoden Lam.) seine Arbeit beginnt. Ich glaube aber vollständig nachgewiesen zu haben, dass in Taf. 18. Bd. III des Bronn’schen Werkes mit Unrecht die Rückenseite mit der Bauchseite, und diese mit jener verwechselt ist. Bronn beruft sich dabei auf Leuckart. Aber letzterer scheint mir selbst in Zweifel gewesen zu sein, denn er giebt auf S. 9 des 2. Heftes seiner trefflichen zoologischen Untersuchungen in linearen Umrissen die Homologie der Muscheln und Tunicaten an, in welchen das Ganglion und die. Siphonen der letzteren mit den Siphonen und dem hintersten Ganglion der Mu- scheln gleichgestellt werden. Darnach kann das Ganglion der Salpen unmöglich auf dem Rücken sich befinden. Ich kann der Argumentation von Bronn nicht beistimmen. Wenn das Ganglion der Tunicaten dem Kiemenganglion der Muscheln homolog ist — wie soll es zugehen, dass es plötzlich rückenständig wird ? Das Kiemenganglion ist doch so bauchständig, als möglich, so dass man es an Anodonta und Unio sogleich durch die Haut des Bauches hindurchsieht, so- bald man die Mantellappen aus einander schlägt. Wenn die Mantellappen sich schliessen, zeigt es sich an der äusseren Fläche der neuen Bauchwand, wie ja überhaupt die Ganglien, je tiefer die Organisation sinkt, um so mehr an die Bauchfläche rücken. Noch weniger kann ich der von der Mundöffnung hergenommenen Argumentation folgen. Die Mundöffnung ist ohne Zweifel auch bauchständig in den Muscheln, wie überhaupt mit mancherlei Modificatio- nen in dem ganzen Thierreiche. Allein wenn der Mantel geschlossen wird, und dadurch eine Kiemenhöhle entsteht, so ist die sogenannte Mundöffnung für diese Kiemenhöhle rückenstän- dig. Wir müssen also die Kiemenhöhle der Ascidien und Salpen als die Bauchseite betrach- ten, wenn wir sie mit den Muscheln vergleichen wollen. Darm und Herz kommen dann auf die Rückenseite, die sie in den Muscheln und überhaupt in den Mollusken einnehmen. Die Athmungsorgane liegen freilich in den Gastropoden anders, nämlich nach dem Rücken hin, allein, wie schon bemerkt, die Athmungsorgane sind überhaupt sehr wechselnd, findet man doch in den Arthropoden innere Tracheen, äussere Kiemen und Luftsäcke; in den Amphibien wechseln sogar Kiemen und Lungen. Wenden wir diese Bemerkungen auf die Vergleichung der Ascidien mit den Muscheln an, so springt in die Augen, dass die Siphonen der Ascidien mit den Röhren der mehr ge- schlossenen Muscheln, die man Tracheen nannte, jetzt aber geradezu Siphonen zu nennen pflegt,übereinstimmen, und dass diese Siphonen, da der ausführende Sipho bei den Muscheln immer dem Rücken näher liegt, der einführende aber mehr nach dem Bauche zu, auch in IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? 33 den Ascidien ebenso gestellt werden müssen. Beide laufen nach hinten aus, wenn man das Ende, welches dem Munde der Muschel benachbart ist, das vordere nennt. Der Mund, oder besser Schlund, der bei den Ascidien aus dem Athemsacke hervortritt, aber dieselbe Stellung hat, wie bei den Muscheln, öffnet sich an der Bauchseite. Ich darf wohl annehmen, dass mir der Leser bisher nur zweifelnd gefolgt ist, und dass er fragen wird, wie soll es denn zugehen, dass zwei genaue Beobachter, Hr. Kowalevsky und Hr. Kupffer, umständlich eine Rückenrinne am Embryo der Ascidien beschreiben, aus welcher dass Ganglion dieses Thieres sich bildet, und das dieses Ganglion doch der Bauchseite desselben angehören soll? Ich antworte auf diese stillen Einwürfe, die ich voraussetzen muss, dass ich an den Beobachtungen selbst gar nicht zweifle, wohl aber an der Richtigkeit ihrer Deutung, und dass ich freilich am liebsten an die Seeküste geeilt wäre, nicht sowohl um diese Beobachtung an Ascidien-Larven zu wiederholen, als um nachzusehen, ob nicht das Ganglion der Salpen auch in einer Furche sich bildet, wenn ich nicht voraus wüsste, dass der Versuch vergeblich sein würde, da Cataracte in beiden Augen, von denen der eine im linken Auge nicht viel mehr ais das Tageslicht unterschei- den lässt, der andere im rechten Auge nur noch das Lesen bei vollem Tageslicht erlaubt, mir Beobachtungen dieser Art seit Jahren unmöglich machen. Selbst das Niederschreiben dieser Bemerkungen habe ich nur mit Aufwand einer langen Zeit möglich machen können. Der Lehre von der Transmutation der Thierformen prineipiell nieht abgeneigt, sondern eher zugeneigt, verlange ich doch vollständigen Beweis, bevor ich an eine Umwandlung des Wirbelthier-Typus in den der Mollusken glauben kann. Ich musste daher die Aussprüche über die Wirbelthier-Aehnlichkeit der Ascidienlar- ven in ernste Erwägung ziehen. Ich glaubte, in Hrn. Kowalevsky’s eigenen Arbeiten einer etwas späteren Zeit eine andere Deutung seiner Beobachtungen über Ascidien zu finden, und hielt es für Pflicht, diese öffentlich vorzulegen, damit sie geprüft werden könne. Herr Kowalevsky hat in seiner neuesten Preisschrift bewiesen, dass auch der Bauch- strang oder das Bauchmark der Arthropoden und Würmer durch Einfaltung der äusseren Schicht des Embryo nach innen sich ausbildet. Man darf nun wohl vermuthen, dass überhaupt der Stoff für die Bildung der Centraltheile des Nervensystems aus der äussern Schicht der ersten Anlage des Embryos genommen wird und durch Einfaltung die ihm ge- bührende Stelle erhält, und dass diesem allgemeinen Gesetze gemäss auch das Nervencen- trum der Tunicaten durch Finfaltung aus der äussern Embryonal-Schicht entsteht. Das- selbe möchte ich von dem Gehirnganglion der Arthropoden und der Mollusken vermuthen. Ich halte überhaupt den Nachweis, dass der Bauchstrang der Arthropoden aus der äussern Embryonal-Schicht wird, für eine sehr einflussreiche und wichtige Entdeckung, weshalb ich bei der letzten St. Petersburger Preisbewerbung meine Stimme dahin abgegeben habe, Mémoires de l'Acad. Нор. des sciences, VIlme Série. 5 34 De. К. Е. v. BAER, ENTWICKELT SICH DIE LARVE DER EINFACHEN ASCIDIEN dass es mir unmöglich schien, diese Arbeit Kowalevsky’s vom ersten Preise auszuschlies- sen, da sie, obgleich noch nicht gedruckt, schon in die Bewerbung aufgenommen war. Der letzte Probierstein für die Allgemeinheit der Ursprungs-Art der Nervencentren dürfte nun das vorderste Ganglion der Arthropoden sein, dessen Beobachtung ich jüngern Augen empfehlen muss, da die meinigen leider untauglich sind. Oder ist dieser Ursprung vielleicht schon von Hrn. Dr. Dohrn erwiesen, dessen spätere Arbeiten ich nicht mehr habe geniessen können. Täuschen mich aber frühere Erinnerungen nicht, so sind am Kopfe der Insekten die Seitentheile früher kenntlich als die Mitte, und läge hierin nicht vielleicht ein Wink, dass die Mitte eingesenkt ist? Bevor ich diese Exposition von Bauch- und Rückenseite der Tunikaten verlasse, for- dert die Gerechtigkeit anzuerkennen, dass in dem oben angeführten kleinen Aufsatze des Hrn. Metschnikow die von Kowalevsky für den Rücken angesehene Seite für die Bauch- seite erklärt wird — aber ohne Anführung von Gründen. Auf die Widerlegung dieser An- sicht hat sich Hr. Kowalevsky gar nicht eingelassen, was ich sehr bedauere. Dieser letzte Beobachter mag in allen seinen Einwendungen Recht haben, was ich nicht beurtheilen kann, aber gern glauben will, da auch Kupffer sehr unzufrieden mit diesem Aufsatz sich äussert; den hier berührten Punkt lässt auch Kupffer ausser Acht, was ich eben so sehr bedauere, da ich die Gegengründe gern gehört hätte. Ich habe dasselbe Bedenken über das Lagerungsverhältniss zur Geltung zu den gesucht, und darauf beruht meine Ueberzeugung, dass zwischen dem Ganglion der Ascidien und dem Central-Nervensystem der Wirbelthiere keine Homologie bestehen kann. Wer die Entwickelung unserer Kenntniss von den Tunicaten einigermassen verfolgt hat, wird mir gern glauben, dass ich sie nicht etwa von Hrn. Metschnikow entnommen habe, sondern damit aufgewachsen bin. Es ist ja die alte Cuvier’sche Ansicht, von der freilich die Deut- schen Zoologen neuer Zeit allgemein abgewichen sind). So wenig ich im Stande bin, in dem am Bauche liegenden Ganglion der Tunicaten ein Homologon von Hirn und Rückenmark der Wirbelthiere zu erkennen, so wenig bin ich fähig, im Achsenstrange der Embryonen von Ascidien die Chorda dorsalis der Wirbelthiere zu finden. Dass in den Salpen keine Spur davon ist, liesse sich vielleicht so deuten, als hätten die Salpen allen Atavismus, d. h. alle körperlichen Zeugnisse von ihrem Vertebral- Zustande verloren, oder als hätten sie nie daran Theil genommen; es ist aber doch viel ein- facher anzuerkennen, dass der Achsenstrang nur zur Organisation des Schwanzes gehört. Er geht nicht durch die ganze Länge des Vorderleibes — das ist für die Chorda ein schlim- 1) Ich darf diese Bemerkung nicht weiter verfolgen, | die leichtere ist. Welcher Beobachter hätte nicht seine um nicht in unnöthige Wiederholungen zu verfallen. ! Geduld auf die Probe gestellt gesehen, wenn er die Em- Allein ich kann nicht umhin, zu erinnern, dass Embryo- | bryonen der Barsche vom Rücken beobachten wollte. Sie nen, die man aus dem Ei schält und die sich noch nicht | drehen, wegen einer Fettblase am Bauche, diesen immer kräftig bewegen können, nicht ganz selten im Wasser | nach oben. den Bauch nach oben kehren, wenn diese Seite nämlich IN DER ERSTEN ZEIT NACH DEM TYPUS DER WIRBELTHIERE ? 35 mes Zeugniss. Gute Beobachter haben den Achsenstrang für eine Höhlung erklärt. Nach Kowalevsky selbst besteht das Innere aus einer von einer Doppelreihe von Zellen ausge- schiedenen Flüssigkeit, die später zu einem festen Strang erhärtet. Aber ist das die Bil- dungsgeschichte der Chorda im Wirbelthiere? In der Larve von Botryllus, die sich vorn in meherere Individuen zerspalten soll, müsste sich auch die vermeintliche Chorda spal- ten, was mit der Bedeutung der Wirbelsaite kaum vereinbar scheint. Nachschrift. Dass ich für Zoologen und Anatomen geschrieben habe, wird man mir wohl gern zugeben, aber man wird vielleicht tadeln, dass ich oft umständlich bin, wo eine kurze Erinnerung genügt hätte. Ich hatte dabei die vielen Dilettanten im Auge, die an voll- ständige Transmutationen glauben, und die geneigt sein werden, es für blosse Eitelkeit zu halten, wenn man in den Ascidien nicht die Vorfahren der Menschen erkennen will. Dass bei der Berücksichtigung der Dilettanten einge Wiederholungen vorgekommen sind, bitte ich zu verzerhen. Den 2. August 1873. Baer. Erklärung der Tafel. Es sind auf dieser Tafel Gastropoden, Heteropoden und Acephalen so gezeichnet, dass die Seite, welche für den Rücken zu halten ist, nach oben gekehrt ist. In der ersten Reihe finden sich drei Gastropoden, und zwar: Fig. 1. Limax, ohne äussere Schaale. Fig. 2. Vitrina, mit kleiner Schaale. Fig. 3. Paludina, mit vollständiger Schaale und Deckel. In der zweiten Reihe sind drei Heteropoden nach Huxley und Keferstein abgebildet, und zwar: Fig. 4. Firoloides. Fig. 5. Carinaria. Fig. 6. Atlanta. In der dritten Reihe finden sich drei Salpen: Fig. 7. Salpa pinnata, nach Leuckart. Fig. 8. Salpa Tilesii, nach Cuvier. Fig. 9. Salpa maxima, nach Forskall. In der vierten Reihe Muscheln und Ascidien: Fig. 10. Anodonta, halbirt. Fig. 11. Cyclas cornea. Fig. 12. Ascidia microcosmus, nach Cuvier. Fig. 13. Ascidia intestinalis. Der Athemsack ist hier gitterförmig gezeichnet, um anschaulich zu machen, dass er identisch ist mit dem Raume, den in Anodonta und Unio die beiden Mantellappen einschliessen, und dass die ur- sprüngliche Mundöffnung jetzt aus dem Grunde des Athemsackes hervorgeht, ohne ihre Lage wesentlich verändert zu haben. In allen Figuren der beiden unteren Reihen ist der aufnehmende Sipho mit y, der ausstossende mit 2 bezeichnet und die Anheftungsstelle mit w. In Anodonta ist der Branchialknoten nicht ganz im Profil gezeichnet, um ihn deutlicher zu machen. In den Tunicaten Fig. 7. 9. 12. 13. ist der Centralnervenknoten mit gl bezeichnet. Mén de Acad Jmp de Sc. TAT. КуВавг Enfwick der einf Аз статей Lima, ie Viirina. Firoloides. т Pi anto Carinaria Atlanta. Salpa maxima Е ог] 1 Salpa pinata. dem x A ‚Ascidia microcosmos И Anodonfa. 2 (Lamk] 2 у Cyclas cornes Ascıdia intestinalis | Lamk) Lithogr vdvanson. StPetersburg. N te a ACADEMIE INPÉRIALE DES SCIENCES DE ST. -PETERSBOURG, VIE SÉRIE. о _ Томе XX, №9 Г = | а — | т N STIRNFONTANELLKNOCHE (OS FONTIGULL FRONTALIS) ‚BEI DEN MENSONEN UND BEI DEN SALOETMIEREN . а L Dr. We а and Director des Institutes für die pr Gruber, ; e Anatomie an der Mo chirurgischen Akademie. 1 ..Mit 2 ‚Tafeln (57 Fignren). С (Lu le 28 Décembre 1872) ti ST. -PETERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Academie Imperiale des sciences: à St.-Peterebourg: ^ мн а Riga: là Odessa: : à Leipzig: ie Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, _ М.М. Кушше!: M.A.E.Kechribardshi; M. Leopold Voss. 7. 1ssakof et А. Tcherkessof; ; Эр | ‚x Prix: 45 Кор. = 15 Мет. у 3 с Le Dh An Ra hé ae 9 à 7 2 MÉMOIRES L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SERIE. Tone XIX, N°9. ÜBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN (OS FONTICULI FRONTALIS) BEI DEN MENSCHEN UND BEI DEN SAUGETHIEREN VON Dr. Wenzel Gruber, Professor und Director des Institutes für die praktische Anatomie an der medico-chirurgischen Akademie. Mit 2 Tafeln (57 Figuren). (Lu le 28 Decembre 1872.) Sr.-PÉTERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Petersbourg: à Riga: à Odessa: à Lelprig: MM. Eggers et Cie, H. Schmitzdorff, M.N.Kymmel; M. A.E.Kechribardshi; M. Leopold Voss. J. Issakof et А. Teherkessof; — Prix: 45 Кор. = 15 Ner. Паргиие par ordre de Académie Imperiale des sciences. Septembre 1972. Vesselofsky, Secrétaire perpétuel Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences (Wass.-Ostr., 9 ligne, No 12.) Unter ungefähr 10,000 Menschenschädeln, welche im Verlaufe von 25 Jahren am Institute für die praktische Anatomie macerirt worden waren, theils verbraucht, theils (in der Zahl von mehreren Tausenden) noch vorräthig sind, waren 43 mit Stirn- fontanellknochen behaftet. Ich habe diese grosse Summe menschlicher Schädel mit Stirnfontanell. knochen im Museum des Institutes aufgestellt und zum Gegenstande von Unter- suchungen gewählt, deren Resultate in vorliegender Abhandlung enthalten sind. In der Abhandlung wird man aber nicht nur diese 43 Fälle aus eigener Beobach- tung ausführlich beschrieben und durch 57 Abbildungen auf 2 Tafeln erläutert, sondern auch die in der Literatur verzeichneten Fälle von Stirnfontanellknochen bei dem Menschen aus fremder Beobachtung möglichst berücksichtigt; man wird auch die bis jetzt aus fremder und eigener Beobachtung gekannten Fälle von Stirnfontanell- knochen bei den Säugethieren angeführt; überhaupt die bei dem Menschen und bei den Säugethieren bis jetzt zur Beobachtung gekommenen Fälle von Stirnfontanell- knochen möglichst erschöpfend zusammengestellt finden. Memoires de l'Acad. Imp. des sciences, VlIme Serie 1 2 ProrEssoR WENZEL GRUBER, I. Bei dem Menschen. 1. An wohl geformten Schädeln. A. Fremde Beobachtungen. a. Ueber Fälle mit einfachem Stirnfontanellknochen. Darüber hatten berichtet: Fr. Lachmund (1)'), J. Е. Hebenstreit (1)?), В. Stehelin (1)°), Tarin (1)‘), Bertin (einige)’), G. van Doeveren (2)°), Е. Sandi- 1) Miscell. nat. curios. ann. УТ. et УП. 1675—1676. p. 241. Fig. No. h. Observ. 181. «De cranii fontanella, in homine adulto quidem ossea, sed peculiari sutura cir- cumdata ». Beobachtet bei einem zur Bestrafung abgegebenen Diebe. Der Stirnfontanellknochen war symmetrisch und mit der hinteren Hälfte zwischen den Parietalia, mit der vorderen Hälfte in einem tiefen und weiten Ausschnitte des Frontale gelagert; war halboval, vorn abgerundet, hinten quer abgeschnitten. 2) De rarioribus quibusdam ossium momentis. Diss. Lipsiae 1740. 49 р. У. Besass einen Fall von einem Erwachsenen. 3) Theses phys.-anat.-botanicae 1721. — Haller. Disp. anat. select. Vol. VI. Göttingae 1751. р. 671. $ ХХ. Tab. VI. Fig. 3. Der Stirnfontanellknochen war symmetrisch zwischen den Parietalia und dem Frontale, mit der vor- deren grösseren Hälfte in einem tiefen Ausschnitte des letzteren gelagert, und hatte eine rhombische Gestalt. 4) Ostéographie. Paris 1751.40. Préface p.XVI,XX VIII. PI. IV. Beobachtet bei einem Erwachsenen. Der Stirnfontanellknochen war zwischen den Parietalia und dem Frontale, in letzteres nicht hinein- ragend, symmetrisch gelagert, war dreieckig, vorn schmal und abgestutzt, hinten breit; mass in sagittaler Richtung = 2,4 Cent. in transversaler Richtung vorn = 1 Cent. hinten = 2,4 Cent. 5) Traité d’osteologie. T. II. Paris 1754. 80. р. 473. Der bisweilen zur Beobachtung gekommene Stirnfon- tanellknochen war von viereckiger Gestalt und hatte mit den Parietalia und dem Frontale eine Verbindung eingegangen. 6) Specimen observ. acad. Groningae et Lugd. Batav. ÜEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. 3 fort (10)'), $S. Th. Sömmerring (einige)”), J. Chr. Loder (2)3), J. Chr. Rosenmüller (1)*), Г. G. Walter (1)°), J. Fr. Meckel (2)°), М. Г. Kelch (1)?), Tiedemann (2)°), 1765. 40 р. 190. Tab. VII. Fig. 1 d., Fig. 2 c., Tab. УП. Fig. 3 с. 1. Fall (Fig. 1, 2). Beobachtet am Schädelgewölbe eines Erwach- senen. Der Stirnfontanellknochen lag fast symwetrisch zwischen den Parietalia und dem Frontale in einem klei- nen Ausschnitt des letzteren mit der vorderen winkligen Spitze, jenseits der Sutura coronalis, hineinragend. Er war aussen (Fig. 1 d): unregelmässig-dreieckig, mit der Spitze vorwärts, mit der Basis rückwärts gekehrt und mit einem Rande umgeben, der, wie eine wahre Sutur aus- sah, innen (Fig. 2 с.): längllich vierseitig und mit einem fast gleichen Rande umgeben. Er erschien aussen grös- ser als innen, war dort 1” (2,7 Cent.) lang und hinten un- gefähr 10 (2,2 Cent.) breit; hier 9” (2 Cent.) lang und 6’ (1,3 Cent.) breit. 2. Fall (Fig. 3). Beobachtet an dem Schädel eines Greises. Der Stirnfontanellknochen lag zwischen den Pa- rietalia und dem Frontale asymmetrisch (mit der grösse- ren Hälfte links von der Medianlinie). Er war dreieckig (Basis vorn) und mit Rändern umgeben, die wie eine Su- tur aussehen. Er war in sagittaler Richtung =1,4 Cent, in transversaler Richtung vorn = 2,3 Cent. breit. 1) Observ. anat.-pathol. Lib. III. Lugd. Batav. 1779. 40, Сар. 9. р. 120. Tab. IX. Fig. 3, 4, 5, 6, 7., Lib. IV. 1781. Cap. 10. p. 136. Hatte 10 Fälle beobachtet, wovon er 5 abbildete, aber dieselben nicht näher beschrieb. Von den abge- bildeten Fällen war der Knochen rhombisch (1), oder Jänglich dreiseitig (1) oder länglich vierseitig. Er lag ziemlich symmetrisch (2) oder asymmetrisch und zwar mit der grösseren Seitenhälfte rechts oder links von der Medianlinie (2) oder von der Medianlinie ganz links (1). 2) V. Baue d. menschl. Körpers. Th. 1. Frankfurt a. М. 1800. 5. 136. Bisweilen vorkommend. 3) Anat. Handbuch. Bd. 1. Jena 1800. Ъ. 52. Note. Beobachtet bei einem 8—10-jährigen Kinde und ei- ner 23-jährigen Person mit Zwickelbeinen in allen Fontanellen. 4) De singularibus et nativis ossium corporis humani varietatibus. Diss. Lipsiae 1804. 40. p. 16. Hatte einen runden Stirnfontanellknochen von 2" (5,4 Cent.) Durchmesser beobachtet. 5) Museum anatomieum. Tom. IV. Berolini 1805. 4°, р. 501. Sub No. 2593 wird ein Cranium eines Mannes an- geführt, an dem zwischen dem Stirnbeine und den vor- deren oberen Winkeln der Parietalia ein 11/," (4 Cent.) langer und A (1,3 Cent.) breiter Stirnfontanellkno- chen zu sehen ist. 6) Handb. d. pathol. Anatomie. Bd. 1. Leipzig 1812. S. 328. 1. Fall. Beobachtet an einem weiblichen Schädel. Der Stirnfontanellknochen lag grösstentheils zwischen den Parietalia und reichte nur wenig in das Frontale. Er war unregelmässig viereckig, !/," (1,3 Cent.) lang, И,” vorn breit, mitten und hinten schmäler. 2. Fall. Der Stirnfontanellknochen lag zwischen den Parietalia. Er war in der Mitte eingeschnürt 1” (2,7 С.) lang, vorn und hinten 3” (7 Mill.) breit. (Dieser Fall ist wohl derselbe Fall, über den auch Voigtel — Handb. d. pathol. Anatomie. Bd. 1. Halle 1804. S. 255. No. 17. — berichtet hatte.) 7) Beiträge z. pathol. Anatomie. Berlin 1813. 8°. Beobachtet an dem Schädel eines Mannes von et- lichen vierzig Jahren. Der Stirnfontanellknochen reichte von der Su- фига coronalis bis zur Mitte der $. sagittalis, war 1," lang und 3—4”’ breit, innen so verwachsen, dass man ihn fast ganz vermisste. 8) «Einige Beobachtungen über Nathknochen.» — Zeitschr. f. Physiologie. Bd. 3. Darmstadt 1829. 40 5. 217. Taf. XIV, XV. 1. Fall (Taf. XIV). Beobachtet an einem weiblichen Schädel. Der Stirnfontanellknochen liegt symmetrisch zwischen den Parietalia und dem Frontale, in tieferen Ausschnitten des ersteren und in einem seichten Aus- schnitte des letzteren, ist rund und von 4 Cent. Durch- messer. 2. Fall (Taf. XV). Beobachtet an einem männlichen Schädel. Der Stirnfontanellknochen liegt symmetrisch, mit der hinteren grösseren Hälfte zwischen den an der Sutura sagittalis verwachsenen Parietalia, mit der vor- deren Hälfte in einem tiefen Ausschnitte des Frontale. Er ist eiförmig oder elliptisch, in sagittaler Richtung = 4,1 Cent. lang, in transversaler = 3,1 Cent. breit. 1* 4 PROFESSOR WENZEL GRUBER, G. Cuvier (1)'), A. W. Otto (13)°), Г. Cruveilhier ()°), Н. С. Z. Barkow (5) *), J. Hyrtl (6)°) und Andere®°). b. Ueber einen Fall mit doppeltem Stirnfontanellknochen. Diesen Fall hatte J. Fr. Meckel’) beobachtet. 1) Leg. d’anat. comp. Edit. 2. Tom. II. Paris 1837. p- 703. Will im Besitze eines Cranium’s gewesen sein, wo der Stirnfontanellknochen, welcher an der Verei- nigung beider Parietalia mit dem Frontale sass, viermal grösser gewesen sein soll als das von van Doeveren abgebildete Beispiel. 2) De rarioribus quibusdam sceleti humani cum sce- leto animalium analogiis. Vratislaviac 1809. 4°. p.13. Tab.IL Fig. 7. Führt an, dass bis dahin 13 Exemplare im Breslauer Museum vorhanden waren, wovon er das grösste, von ovaler oder rhombischer Gestalt, von 6,5 Cent. Länge und 4,6 Cent. Breite, welches mit der vorderen kleineren Hälfte in einen tiefen Ausschnitt des Frontale hinein- ragte, abgebildet hatte. 3) Traité d’anat. deser. 3 edit. Tom. I. Paris 1851. р. 162. Der Stirnfontanellknochen ist auch ihm in vier- eckiger Gestalt, wie Bertin, vorgekommen. 4) Comparative Morphologie. Th. III. Breslau 1865. Fol. S. 8, 12. Taf. IV. Fig. 3 nnd 4. Fig. 5, 6. Fig. 7 und 8. Taf. VI. Fig. 1 und 2. Fig. 5. Der Stirnfontanellknochen war im 1. Falle ab- gerundet dreieckig, im 2., 3. u. 5. Falle verschieden vier- seitig, im 4. Falle vor seiner Verwachsung mit dem Fron- tale rhombisch. Er war im 1., 2., 3.,5. Falle zwischen den Parietalia hinter dem Frontale, im 4. Falle in einem tiefen Ausschnitte des Frontale und zwar im 4. und 5. Falle symmetrisch gelagert. Er war verschieden gross. Die 2 Beispiele, welche Taf. VI. Fig. 3, 4. dar- stellen, gehören Otto, wovon der sub Fig. 3. anschei- nend der schon von Otto abgebildete, der sub Fig. 4., an einem Schädelgewölbe mit Sutura cruciata, zwischen beiden Parietalia und Frontalia symmetrisch gelagert, rhombisch, in sagittaler Richtung 4 Cent. und in trans- versaler Richtung 3,5 Cent. breit ist. 5) Vergangenheit und Gegenwart des Museum’s für menschliche Anatomie an der Wiener Universität. Wien 1869. 80 5. 23. No. 268—272 und 273 mit asymmetrisch rechts-gebogenem Knochen. 6) Van Doeveren — Op cit. р. 190. — hat ein Exemplar in der Sammlung von P. Camper und ein anderes in der eines anderen Arztes bemerkt. E. Sandifort — Op. cit. Lib. III. р. 120. — bemerkte, dass ein Fall auch inRavius Sammlung vorgekommen sei. Köhler — Beschreibung d. physiol. und pathol. Präpa- rate der Sammlung von Loder. Leipzig 1795. 5. 133. — erwähnt eines Falles sub No. 501 (bei Rosenmüller— Op. eit. p. 16—). A. Portal — Cours d’anat. medicale, Tom. Г. Paris 1804. р. 196 — lässt die Stirnfontanelle manchmal durch einen viereckigen Knochen ausge- füllt sein. A. W. Otto — Lehrb. der pathol. Anatomie. Berlin 1830. S. 161. Note 5. — erwähnt von ihm im Mu- seum der Joseph’s Akademie in Wien, Zürich, Strass- burg und Heidelberg gesehener Fälle. Ph. Fr. Blan- din — Nouveaux élémens d’anat. deser. Tom. I. Paris 1808. p. 100, 108 — liess den Stirnfontanellkno- chen, den er «Le frontactal» nannte, bisweilen vorkommen, symmetrisch zwischen den Parietalia und im Frontale gelagert und vierseitig gestaltet sein. Nach Otto — De rarioribus quibusdam sceleti humani cum sceleto animalium analogiis. Vratislaviae 1839. p. 13. — hatte Wutzer — Bericht über die anatomische Anstalt zu Münster 1830. 40 р. 71. — daselbst 4 Exemplare be- schrieben. В. Wagner — S. Th. Sömmerring’s Lehre у. d. Knechen und Bändern d. menschl. Körpers. Leipzig 1839. S. 99. Note 2. — erwähnt eines Kabylenschä- delsin der Erlanger Sammlung, der einen Stirn- fontanellenknochen aufweiset. G. М. Humphry — A Treatise of the human skeleton. Cambridge 1858. p. 191. Note — führt an, 7 Exemplare im Museum zu Bonn gesehen zu haben. Ich erinnere mich, dass im Prager Museum zu meiner Zeit einige Schädel vor- handen, welche je einen Stirnfontanellknochen besassen. Es dürften nur wenige Museen sein, die davon nicht Beispiele aufzuweisen hätten. 7) Handb. 4. pathol. Anat. Bd. I. Leipzig 1812. 5. 330. An dem Schädel eines Erwachsenen waren in der Mitte der Kreuznaht, zwischen den vorderen Enden der Scheitelbeine und dem Stirnbeine, zwei sehr grosse Knochen hinter einander gelagert. Sie hatten zu- sammen eine rundlich-viereckige Gestalt, in sagittaler Richtung einen Durchmesser von 6,7 Cent., in transver- saler Richtung von 5,4 Cent. Der vordere Knochen hatte den hinteren an Grösse bei weitem übertroffen. ÜEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. D B. Eigene Beobachtungen. a. Ueber Fälle mit einfachem Stirnfontanellkochen, 1. Fall (Tab. I. Fig. 1, 2). Schädelgewölbe von einem jungen Manne mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften. Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, mit einer grossen Partie in einem tiefen und weiten Ausschnitte des letzteren aussen und innen, und mit beiden Hälften symmetrisch. Gestalt. Aussen: einer fast circulären, vorn etwas ausgezogenen, convexen, in- nen: einer polygonalen Platte. Die innere Fläche besitzt ein Paar tiefer Pachionischer Gruben (Fig. 2.). Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung — 4,7 Cent., in transversaler = 4,5 Cent., innen in beiden Richtungen = 4,5 Cent. breit. Aussen ragt eine 2,2 Cent., innen eine 1,8 Cent. lange Partie vor der Sutura coronalis in das Frontale hinein. Verbindung. Durch offene Suturen. Aehnliche Fälle hatten Rosenmüller, Tiedemann und Barkow mitgetheilt und diese letzteren Anatomen auch abgebildet. 2. Fall (Tab. I. Fig. 3, 4). Schädel eines bejahrten Mannes mit innen grösstentheils verwachsenen, aussen grösstentheils noch offenen Suturen des Schädelgewölbes. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, aussen mit der vorderen Hälfte, innen, anscheinend mit einer kleineren Partie, in einer tiefen Ausbuchtung des letzteren, und mit beiden Hälften symmetrisch. к Gestalt. Aussen einer ovalen, mit ihrem langen Durchmesser in sagittaler Rich- tung liegenden Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 3,2 Cent., in transversaler Richtung — 2,3 Cent.; innen: in sagittaler Richtung — 2,5 Cent., in transversaler Richtung = 2,3 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen aussen, durch Synostose innen. Die Grenzen des Knochens sind hier noch durch undeutliche linienförmige Furchen mit Gefässlöcherchen angezeigt (Fig. 4.). Andere Zwickelbeine. In der Sutura lambdoida : ein Paar. Der Fall gleicht den Fällen, welche Tiedemann und Otto abgebildet hatten. 6 ProFESSOoR WENZEL GRUBER, 3. Fall (Tab. I. Fig. 5). Schädel eines’etwa 6—7 Jahre alten Knaben, welcher mit der linken Hälfte etwas zurücktritt. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, ganz symmetrisch (neben der Medianlinie links). Gestalt. Einer länglich-dreieckigen Platte. Grösse. Aussen: In sagittaler Richtung 1,7 Cent., in transversaler Richtung, am vorderen Rande 1,2 Сепф.; innen: in sagittaler Richtung = 1,5 Cent., in transversaler Richtung vorn = 1,3 Cent. Verbindung. Durch offene Suturen. Einen ähnlichen Fall hatte Barkow abgebildet. 4. Fall (Tab. I. Fig. 6, 7). Schädel eines älteren Mannes mit Synostose der Parietalia, theilweise verwachse- ner S. lamboidea und offener S. coronalis. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale symmetrisch. Gestalt: einer schmalen länglich-dreiseitigen Platte, welche an dem hinteren Ende aussen abgestutzt und innen zugespitzt, an dem vorderen Ende (Basis) abgerundet ist. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2 Cent., in transversaler Richtung vorn — 1,4 Cent., hinten = 0,7 Cent.; innen: in sagittaler Richtnng — 1,8 Cent., in trans- versaler Richtung vorn = 1,2 Cent. breit. Verbindung. Durch Suturen, welche aussen ganz, innen grösstentheils offen sind. Andere Zwickelbeine. Im rechten Schenkel der Sutura lambdoidea : 1. 5. Fali (Tab. I: Fig, 8). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen und Synostose des Sphenoideum mit dem Occipitale. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, in letzteres rechts mit einer Zacke eingeschoben, nicht ganz symmetrisch. | Gestalt. Aussen: einer unregelmässig-dreiseitigen Platte, welche ihre abge- rundete Spitze rückwärts kehrt und vor dieser etwas eingeschnürt ist; innen: einer unre- mässig-vierseitigen, vorn breiteren und hinteren schmäleren, am rechten Rande conve- xen und am linken Rande concaven Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,6 Cent., in transversaler Richtung vorn — 1,6 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 2,4 Cent., in transversaler Richtung vorn — 1,6 Cent., hinten = 1,2 Cent. breit. UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. 7 Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. Im Fonticulus sphenoidalis und mastoideus sinister je : 1. 6. Fall (Tab. I. Fig. 9). Etwas’schiefer Schädel eines Mannes in den Dreissigern mit offenen Suturen. Der Stirnfontaneliknochen mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, mit der vorderen Partie in einer 6—7 Mill. tiefen Ausbuchtung des letzteren, asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte rechts von der Medianlinie). | Gestalt. Aussen und innen eine unregelmässig-dreieckige Platte, deren vor- derer Rand convex, rechter Rand concav, linker Rand aussen S-förmig, innen gerade ist, deren seitliche Winkel zu den entsprechenden Hälften der S. coronalis und der hintere ab- gerundete Winkel zur S. sagittalis gekehrt ist. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,2 Cent., in transversaler Richtung vorn = 2,3 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 2,1 Cent., in transversaler Richtung vorn = 2,4 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In der Sutura lambdoidea: ein Paar. 7. Fall (Tab. I. Fig. 10, 11). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale symmetrisch. Gestalt. Aussen: einer dreieckigen Platte mit rechtem, linkem und hinterem Rande, vorderem abgestutzten und spitzen hinteren seitlichen Winkeln. Innen: einer länglich-runden, gleichmässig breiten, an beiden Enden abgerundeten Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung — 2,7 Cent., in transversalsr Richtung am vorderen, abgestutzten Winkel = 0,6 Cent., am hinteren Rande = 2 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 2,2 Cent., in transversaler Richtung = 1,3 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In jedem Fonticulus sphenoidalis : 1, in jedem Fonticulus mastoideus : einige, in der Sutura lambdoidea : 13, worunter mehrere sehr grosse. Einen ähnlichen Fall hatte van Doeveren abgebildet. 8. Fall (Tab. I. Fig. 12). Schädel eines Mannes mittlerer Jahre mit fast ganz verwachsener Sutura sagittalis und theilweise verwachsener S. coronalis und lambdoidea. | Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia hinter dem Frontale, nicht völlig symmetrisch. 8 PROFESSOR WENZEL GRUBER, Gestalt. Einer gleichschenkligen-dreieckigen Platte, die einen Winkel zum Frontale kehrt. Grösse. 1,4 Cent. lang an jedem Schenkel. Verbindung. Durch Suturen, welche verwachsen, aussen noch kenntlich, innen aber ohne Spur verstrichen sind. Andere Zwickelbeine. Wohl einige, aber verwachsene in der Sutura lambdoidea. 9. Fall (Tab. I. Fig. 13). Schädel eines Knaben mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, asymmetrisch (mit dem grösse- ren Theile links von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer viereckigen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung — 0,8 Cent., in transversaler Richtung — 1,1 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 1,2 Cent, in transversaler Richtung == 1,4 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In dem Fonticulus sphenoidalis sinister : 1, zwischen der Occipitalschuppenspitze rechts und den beiden Parietalia : 1, in der Sutura lambdoidea : einige. 10. Fall (Tab. I. Fig. 14, 15). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Ве Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, in einem зес {еп Ausschnitte des letzteren, asymmetrisch (mit dem allergrössten Theile links von der Medianlinie, auf Kosten des Angulus frontalis des linken Parietale). Gestalt. Aussen und innen einer unregelmässig-viereckigen, mit dem lan- gen Durchmesser quer gelagerten Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 1,4 Cent., in transversaler Richtung = 2 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 1,4 Cent., in transversaler Richtung 1,9 Cent. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In jedem Fonticulus sphenoidalis : 1, im Fonticulus mastoi- deus sinister : 1, in der Sutura lambdoidea : einige. Einen etwas ähnlichen Fall hatte Sandifort abgebildet. 11. Fall (Tab. I. Fig. 16, 17). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit nachstehenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, ziemlich symmetrisch. UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. 9 Gestalt. Aussen: einer unregelmässig-viereckigen Platte; innen: einer o va- len Platte, welche ihren breiteren Pol vorwärts gerichtet hat. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 1,6 Cent., in transversaler Richtung vorn — 1 Cent., hinten = 1,4 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 1,6 Cent., in transversaler Richtung vorn = 1,1 Cent. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In der Sutura lambdoidea : ein Paar. Einen etwas ähnlichen Fall hatte Barkow abgebildet. 12. Fall (Tab. Г. Fig. 18, 19). Etwas schiefer Schädel eines Mannes mittlerer Jahre mit offenen Suturen, abgese- hen von einer kurzen verwachsenen Strecke der 8. sagittalis. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale fast symmetrisch. Gestalt. Aussen: einer länglich-viereckigen; innen: einer länglich-viersei- tigen, vorn quer abgestutzten, hinten abgerundeten Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2 Cent., in transversaler Richtung = 1,5 Cent., innen: in sagittaler Richtung = 2,1 Cent., in transversaler Richtung == 1,4 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. Im Fonticulus mastoideus dexter : 1, in der Sut. lamb- doidea : einige. Einen ähnlichen Fall hatte Sandifort abgebildet. 13. Fall (Tab. I. Fig. 20). Etwas schiefer Schädel eines älteren Mannes mit Synostose der Parietalia innen und seitlich aussen verwachsener 8. coronalis und grösstentheils offener S. lambdoidea. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale mit dem vorderen Rande mit der rechten Hälfte der 5. coronalis zusammenfallend, asymmetrisch (mit der grosseren Hälfte links von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: Einer unregelmässig-länglich-viereckigen, hinten breite- ren; innen: einer birnförmigen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,3 Cent., in transversaler Richtung vorn = 1,1 Cent., an dem Ende der linken Hälfte der S. coronalis = 1,5 Cent., hinten = 1,9 Cent.; innen: in sagittaler Richtung == 2,3 Cent., in transversaler Richtung vorm = 1,5 Cent. breit. Verbindung. Durch Synostose, welche aussen die Suturenspuren, innen die Gren- zen des Knochens nur undeutlich erkennen lässt. Andere Zwickelbeine. In der Sutura lambdoidea : viele. Mémoires de l’Acad. Пар. des sciences, VIlme Série. 2 10 PROFESSOR WENZEL GRUBER, 14. Fall (Tab. I. Fig. 21). Schädel eines Knaben mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links). Gestalt. Einer unregelmässig-viereckigen, aussen hinter dem vorderen Rande eingeschnürten Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,2 Cent., in transversaler Richtung vorm = 1,2 Cent., in der Einschnürung = 0,9 Cent., hinten == 1,6 Cent.; innen: in sa- gittaler Richtung = 2,1 Cent., in transversaler Richtung vorn = 1,4 Cent., hinten = 1,6 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. Im Fontieulus sphenoidalis : 1, in der Sutura lambdoidea : ein Paar. Diesem Falle ähnliche Fälle hatten Tarin und Barkow abgebildet. 15. Fall (Tab. I. Fig. 22, 23). Schädel eines alten Mannes mit mehr oder weniger verwachsenen Suturen des Schädelgewölbes. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale in einen seichten Ausschnitt des letzteren mit einer kleinen Partie eingeschoben, asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer unregelmässig-länglich-viereckigen; innen: einer dreieckigen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,1 Cent., in transversaler Richtung vorn = 1,8 Cent., hinten = 1,2 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 1,6 Cent., in transversaler Richtung vorn = 1,5 Cent. breit. Verbindung. Durch Synostose, welche aussen grösstentheils noch offene Suturen, innen nur linienförmige, seichte Furchen mit Gefässlöcherchen als Grenzen des Knochens aufweiset. 16. Fall (Tab. 1. Fig. 24). Schädel eines bejahrten Mannes, an welchem innen die Suturen des Schädelge- wölbes bis auf Spuren, aussen die S. sagittalis an ihrem mittleren und hinteren Theile und die Enden der $. coronalis verwachsen sind. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale in einem seichten Ausschnitte des UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SAUGETHIEREN, 11 letzteren ganz asymmetrisch (auf Kosten des Angulus frontalis des rechten Parietale, also rechts von der Medianlinie). | Gestalt. Aussen: einer unregelmässig-viereckigen; innen: einer circulären, rechts in einen Fortsatz ausgezogenen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtug == 2,2 Cent., in transversaler Richtung vom = 2 Cent., hinten 1,5 Cent.; innen: in sagittaler Richtung — 1,8 Cent., in trans- versaler Richtung = 2 Cent. (die Länge des Fortsatzes mitgerechnet) breit, Verbindung. Durch Synostose, welche aussen offene Suturen, innen aber nur schwache Linien mit Gefässlöcherchen als Grenzen des Knochens aufweiset, 17. Fall (Tab. I. Fig. 25, 26). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, in einen aussen tieferen, innen seichteren dreieckigen Ausschnitt des letzteren mit der vorderen Partie eingeschoben, asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links). Gestalt. Einer rhomboidalen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 1,9 Cent., in transversaler Richtung = 1,7 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 1,5 Cent., in transversalar Richtung = 1,8 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine, In jedem Fontieulus sphenoidalis : 1. Einen dem Knochen dieses Falles ähnlichen, aber grösseren Knochen hatte Ste- helin abgebildet. 18. Fall (Tab. I. Fig. 27, 28). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, in einem tiefen, dreieckigen Aus- schnitte aussen und in einer seichten Ausbuchtung innen in letzteren ganz asymmetrisch (fast ganz rechts von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer unregelmässig-rhomboidalen Platte mit einem Ausschnitte am hinteren linken Rande; innen: einer halb bisquitförmigen Platte, die etwas schräg liegt und ihren gerade abgestutzten Rand links kehrt. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 1,8 Cent., in transversaler Richtung = 1,6 Cent.; innen; in sagittaler Richtung = 1,4 Cent., in transversaler Richtung — 1,7 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. | Andere Zwickelbeine. In jedem Fonticulus sphenoidalis : 1 im rechten Schenkel der Sutura lambdoidea : 1. ar 12 ProrEssoR WENZEL GRUBER, 19. Fall (Tab. I. Fig. 29). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen und Spuren der Trennung des Sphenoideum vom Occipitale. Der Stirnfontanellknochen mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, symmetrisch. Gestalt. Aussen: eines schmalen, parallelogrammen; innen: eines ovalen mit dem breiteren Pole vorwärts gekehrten Knöchelchens. Grösse, Aussen: in sagittaler Richtung — 1,5 Cent. lang, in transversaler Rich- tung = 4,5—5 Mill, breit; innen: in sagittaler Richtung = 1,6 Cent. lang, in transver- saler Richtung = 7 Mill. breit. Verbindung. Durch offene Suturen, 20. Fall (Tab. П. Fig. 1). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, asymmetrisch (rechts von der Medianlinie). | Gestalt. Eines schmalen, parallelogrammen Knochenstreifens, Grösse, In sagittaler Richtung — 2,3 Cent. lang, in transversaler Richtung = 5— 9 Mill. lang. Verbindung. Durch offene Suturen. ‚Andere Zwickelbeine. In jedem Fonticulus sphenoidalis et mastoideus : 1, in der Sutura lambdoidea : mehrere, 21. Fall (Tab. II, Fig. 2). Schädel eines Weibes mittlerer Jahre mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, fast asymmetrisch. Gestalt. Einer schmalen fast parallelogrammen Platte. Grösse. Aussen: im sagittaler Richtung — 2,2 Cent. lang, in See Rich- tung = 8,5 Mill. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. Im Fonticulus mastoideus dexter : 1 22. Fall (Tab. II. Fig. 3). Schädelgewölbe eines Mannes mit Suturen, die an den meisten Stellen verwach- sen sind. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, etwas asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links von der Medianlinie). UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN, 13 Gestalt. Einer schmalen fast parallelogrammen Platte. Grösse. In sagittaler Richtung = 2,5 Cent. lang, in transversaler Richtung vom = 1,1 Cent. breit. Verbindung. Durch Synostose, welche aussen theilweise verwachsene Suturen aufweiset, innen aber bis zum spurlosen Verschwinden der Grenzen des Knochens ge- diehen ist. 23. Fall (Tab. II. Fig. 4—5). Schädel eines Mannes mittleren Alters mit einer Sutura eruciata. Die S. fronta- lis ist gleich den anderen offen und liegt mit der Sutura sagittalis nicht in einer Linie, sondern weicht davon rechts ab. Der Stirnfontanellknochen mit folgenden Eigenschaften: Lage. Aussen: Zwischen den Parietalia und dem linken Frontale; innen: zwischen beiden Parietalia und beiden Frontalia Aussen: symmetrisch zur $. sagittalis, asym- metrisch (links davon) zur Sutura frontalis; innen: asymmetrisch (mit dem grösseren Theile links von der Medianlinie) zu beiden. | Gestalt. Aussen: einer parallelogrammen; innen: einer länglich-viersei- tigen Platte mit hinterem abgerundetem Winkel. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,1 Cent., in transversaler Richtung — 1 Cent., innen: in sagittaler Richtung — 2,3 Cent., in transversaler Richtung = 1,2 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In jedem Fonticulus mastoideus : 1, in der Sutura lamb- doidea : einige. 24. Fall (Tab. I. Fig. 6, 7). Schädel eines Knaben mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer unregelmässig-parallelogrammen; innen: einer ova- len Platte, welche ihren schmäleren Pol rückwärts kehrt. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung — 2,2 Cent. lang, in transversaler Rich- tung vorn = 1,4 Cent., hinten = 1,2 Cent. breit; innen: in sagittaler Richtung = 2,5 Cent., in transversaler Richtung vorn — 1,6 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In jedem Fonticulus sphenoidalis : 1, m der Sutura lamb- doidea : mehrere. 25. Fall (Tab. IT. Fig. 8). Etwas schiefer Schädel eines älteren Mannes mit mehr oder weniger verwachse- nen Suturen. 14 PROFESSOR WENZEL GRUBER, Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte rechts). Gestalt. Einer parallelogrammen Platte. Grösse. In sagittaler Richtung = 2,5 Cent. lang, in transversaler Richtung = 1,2 Cent. breit. Verbindung. Durch Synostose, die aussen noch Suturen aufweiset, innen aber bis zum spurlosen Verschwinden der Grenze des Knochens gediehen ist. Andere Zwickelbeine. Im Fonticulus sphenoidalis sinister : 1: in der Sutura lamb- doidea : einige verwachsene. | Dem Knochen dieses Falles ist nicht unähnlich ein von Barkow abgelbideter Fall. 26. Fall (Tab. П. Fig. 9, 10). Schädel von einem Manne in den Dreissigern mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, fast symmetrisch mit beiden Hälften. Gestalt. Aussen: einer fast parallelogrammen; innen: einer dreieckigen Platte mit hinterem abgerundeten Winkel. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,2 Cent, lang, in transversaler Rich- tung vorn = 1,2 Cent., mitten und hinten = 1 Cent.; innen: in sagittaler Richtung == 2,1 Cent. lang und 1,4 Cent. vorn breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In der Sutura lambdoidea : mehrere. “ 27. Fall (Tab. II. Fig. 11). Schädel eines Jünglings mit offenen Suturen und noch mit völlig eingetretener Verwachsung des Sphenoideum mit dem Occipitale. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, in eine Ausbuchtung des letzteren mit dem vorderen Ende eingeschoben, asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links von der Medianlinie). | Gestalt. Einer parallelogrammen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,6 Cent., in transversaler Richtung = 1,4 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 2,3 Cent., in transversaler Richtung vorn == 1,5 Cent., hinten = 1 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In der Sutura squammosa dextra : 1, sinistra : einige in der Sutura lambdoidea : ein Paar. UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. 15 28. Fall. Schädel eines alten Mannes mit grösstentheils verwachsenen Suturen des Gewölbes. Der Stirnfontanellknochen mit folgenden Eigenschaften: | Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale etwas asymmetrisch. Gestalt. Aussen: einer unregelmässig-länglich-vierseitigen, vorn schmalen, hinten breiteren; innen: eines spatelförmigen, am hinteren Ende schmäleren Knochens. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,6 Cent. lang, in transversaler Rich- tung vorn = 0,5 Cent., hinten = 1,3 Cent. breit; innen: in sagittaler Richtung = 2,4 Cent. lang, in transversaler Richtung = bis 0,7 Cent. breit. Verbindung. Durch verwachsene Suturen, die aussen noch kenntlich, innen durch sehr ausgeprägte feine Linien mit Gefässlöcherchen angedeutet sind. Andere Zwickelbeine. Im Fontieulus mastoideus dexter : 1, in der Sutura squam- 2 mosa sinistra : ein Paar, in der S. lambdoidea : einige verwachsene. 29. Fall (Tab. II. Fie. 12). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, mit einem Fortsatze in eine Aus- buchtung des letzteren reichend, symmetrisch. Gestalt. Aussen: einer parallelogrammen an dem vorderen rechten Ende in ei- nen Fortsatz ausgezogenen; innen: einer bisquitförmigen Platte. ° Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 3,2 Cent. lang, in transversaler Rich- tung vorn = 1,7 Cent., hinten = 1,2 Cent. breit; innen: in sagittaler Richtung = 3 Cent. lang, in transversaler Richtung vorn = 1,7 Cent., in der Mitte = 0,9 Cent. und hinten = 1,1 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In jedem Fonticulus sphenoidalis und in dem vorderen : Theile der Sutura squammosa : 1, in dem Fonticulus mastoideus : einige. Die Spitze und der rechte Theil der Occipitalschuppe über der Linia semicireularis superior : zwei be- sondere Stücke. 30. Fall (Tab. II. Fig. 13, 14). Schädelgewölbe eines Knaben mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale asymmetrisch (mit dem grösse- ren Theile links von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer unregelmässig-parallelogrammen; innen: einer drei- eckigen Platte, mit abgerundetem hinterem Winkel, asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links). | 16 ProrEssoR WENZEL GRUBER, Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = bis 3,3 Cent. lang, in transversaler Richtung vorn = 1,8 Cent., in der Mitte — 1,1 Cent. und hinten = 1,3 Cent. breit; innen: in sagittaler Richtung = 2,9 Cent. lang, in transversaler Richtung vorn = 1,8 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In der Sutura coronalis : 7, in der $. sagittalis : 1, in der S. Jambdoidea : sehr viele. 31. Fall (Tab. II. Fig. 15, 16). Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale in einen weiten, aussen 1,1 Cent., innen 5 Mill. tiefen Ausschnitt des letzteren, vor der Sutura coronalis, hineinragend, asym- metrisch (mit dem grösseren Theile rechts von der Medianlinie). ' Gestalt. Aussen: einer polygonalen, innen: einer halbovalen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung == 3,2 Cent., in transversaler Richtung an der Sutura coronalis und am hinteren Rande = 2,2 Cent.; innen: in sagittaler Richtung — 2,5 Cent., in transversaler Richtung vorn = 2,2 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. Im Fonticulus mastoideus : einige, in der linken Hälfte der Sutura coronalis : 1, in der S. Jambdoidea : mehrere. 32. Fall. Schädel eines jungen Mannes mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, in einen weiten und tiefen Aus- schnitt des letzteren mit der vorderen, aussen 13 Mill., innen 7 Mill. langen Partie hinein- geschoben, asymmetrisch (mit dem grössten Theile rechts von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer polygonalen, innen: einer unregelmässig-viereckigen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 3 Cent., in transversaler Richtung an der Sutura coronalis == 2,3 Cent, rückwärts = 1,4 Cent.; innen: in sagittaler Richtung — 9,3 Cent., in transversaler Richtung vorn = 2,5 Cent., hinten = 1,4 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In jedem Fonticulus mastoideus : 1. 33. Fall (Tab. II. Fig. 17). Schädel eines älteren Mannes mit mehr oder weniger verwachsenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale in einem Ausschnitte des letzteren UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIKREN. 17 mit seiner vorderen Partie, asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links vor der Ме- dianlinie). Gestalt. Einer polygonen Platte. , Grösse. In sagittaler Richtung = 2,2 Cent., in transversaler Richtung = 1,8 Cent. Verbindung. Durch Synostose, welche aussen sehr verwischte Spuren von Suturen aufweiset, innen bis zur Abwesenheit jeder Spur der Grenzen des Knochens fortgeschritten ist. 34. Fall (Tab. II. Fig. 18). Schädel eines Mannes mittlerer Jahre mit offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, etwas asymmetrisch (mit der grösseren Hälfte links von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer halbovalen Platte mit abgerundetem vorderen Rande; 1n- nen: einer dreieckigen Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 2,5 Cent., in transversaler Richtung vorn — 2,2 Cent., innen: in sagittaler Richtung = 2,3 Cent., in transversaler Richtung = 2 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. Im rechten Schenkel der Sutura lambdoidea : 1. Einen Knochen, von der Gestalt einer halbovalen Platte hatte auch Lachmund abgebildet. Während aber der Knochen unseres Falles hinter dem Frontale zwi- schen den Parietalia liegt, lag derselbe in Lachmund’s Falle in einem tiefen Aus- schnitte des Frontale und den Parietalia, während ferner der Knochen unseres Falles das quer abgestutzte Eude vorwärts kehrt, hatte der Knochen m Lachmund’s Falle dieses Ende rückwärts gerichtet. Зв (Чар: 11.187 19). Schädel eines älteren Mannes. Die Sutura sagittalis ganz, die S. lambdoidea und 5. oceipitalis grösstentheils ver- wachsen. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, mit einer Partie in eine 2,2 Gent. breite und 9 Mill. tiefe Ausbuchtung des letzteren hineingeschoben, fast symmetrisch. Gestalt. Einer herzförmigen oder halbovalen Platte, welche an ihrem schräg zum linken Parietale gekehrten Rande (Basis) ausgebuchtet ist. Grösse. In sagittaler Richtung = 2,6 Cent., in transversaler Richtung, entsprechend einer Linie, die mit der S. coronalis zusammenfällt = 2,5 Cent. breit. Verbindung. Durch Synostose, welche aussen grösstentheils offene, theilweise ver- wischte Suturen übrig gelassen hat, innen bis zum völligen Verschwinden der Suturen des 2 Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, Vilme Serie o 18 Pror&ssor WENZEL GRUBER, Knochens gediehen ist, dessen Abgrenzung nur noch durch schwach erhöhte Ränder von Seite der umgebenden Knochen angezeigt ist. 36. Fall. Schädel eines Weibes mittlerer Jahre mit theilweise verwachsener Sutura sagittalis und übrigens offenen Suturen. Der Stirnfontanellknochen mit folgenden Eigenschaften: - Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale in einer tiefen Ausbuchtung des letzteren mit dem vorderen abgerundeten Winkel, asymmetrisch (mit dem grösseren Theile rechts von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer herzförmigen oder halbovalen, an der Basis etwas aus- ‘ebuchteten und damit etwas schräg zum Parietale sinistrum gekehrten; innen: einer halbovalen, an der Basis in gerader Richtung abgestutzten Platte. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung 2 Cent., in transversaler Richtung — bis 1,4 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 1,4 Cent., in transversaler Richtung = 1,6 Cent. breit. Verbindung. Durch Suturen, welche aussen theilweise verwachsen, theilweise offen; innen offen sind. Andere Zwickelbeine. Im Fonticulus sphenoidalis sinister : 1, über und rechts von der Occipitalschuppe : ein grosser mit beiden Parietalia verwachsener. 37. Fall (Tab. II. Fig. 20, 21). Schädel eines Mannes mit grösstentheils verwachsener Sutura sagittalis und theil- weise verwachsener S. coronalis und lambdoidea. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, in einem seichten Ausschnitte des letzteren, symmetrisch. Gestalt. Aussen: flaschenförmig; innen: länglich-dreieckig, mit dem brei- teren Ende vorwärts. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 3,2 Cent. lang, in transversaler Rich- tung an der 8. coronalis = 2 Cent. breit; innen: in sagittaler Richtung — 2,7 Cent. lang, in transversaler Richtung vorn = 1,7 Cent. breit. Verbindung. Durch Synostose, welche aussen und innen Suturen-Spuren hinter- lassen hat. Andere Zwickelbeine. In der Sutura lambdoidea : mehrere. 38. Fall (Tab. II. Fig. 22, 23). Etwas schiefer Schädel eines Weibes mittlerer Jahre mit aussen grösstentheils offe- nen, innen meistentheils schon verwachsenen Suturen des Gewölbes. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. 19 Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, in einer tieferen Ausbuchtung des letzteren, nicht völlig symmetrisch. Gestalt. Aussen: einer flaschenförmigen; innen: einer dreieckigen Platte, die ihr breites Ende vorwärts kehrt. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung — 2,5 Cent. lang, in transversaler Richtung vorn — 1,3 Cent., hinten = 5 Mill. breit; innen: in sagittaler Richtung — 2,1 Cent. lang, in transversaler Richtung vorn == 1,6 Cent. breit. Verbindung. Durch Synostose mit Hinterlassen noch deutlicher Suturen aussen und ihnen. Andere Zwickelbeine. Im Fonticulus sphenoidalis dexter, mastoideus sinister und in der Sutura mastoidea sinistra : 1, zwischen den Parietalia und Occipitaleschuppen- spitze : 1 (grosses). 39. Fall (Tab. IT. Fig. 24). Schädel eines Jünglings mit offenen Suturen und noch nicht eingetretener Syno- stose des Sphenoideum mit dem Oceipitale, mit ein Paar Processus condyloidei 03313 occipitis supernumerarii und Deformität des Foramen oceipitale magnum durch Hervortreten des Processus condyloideus dexter in das Lumen des letzteren. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Zwischen den Parietalia und dem Frontale, asymmetrisch (mit der grösse- ren Hälfte links von der Medianlinie). Gestalt. Aussen: einer halb-bisquitförmigen, mit dem schmäleren, abgestutzten Ende vorwärts gerichteten; innen: einer länglich-vierseitigen Platte, deren vorderes Ende quer abgestutzt, deren hinteres schmales Ende abgerundet ist. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung = 1,9 Cent., in transversaler Richtung am vorderen Ende = 7—8 Mill., rückwärts = 1,2 Cent.; innen: in sagittaler Richtung = 1,7 Cent., in transversaler Richtung vorn — 1 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen. Andere Zwickelbeine. In jedem Fontieulus sphenoidalis : 1, in der Sutura lamb- doidea : ein Paar kleine. 40. Fall (Tab. II. Fig. 25, 26). Schädel eines Jünglings mit offenen Suturen, aber bereits eingetretener Synostose des Sphenoideum mit dem Occipitale. Der Stirnfontanellknochen (a) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Aussen: zwischen den Parietalia allein; innen: zwischen diesen und dem Frontale, symmetrisch. Aussen ist der Stirnfontanellknochen vom Frontale durch zwei kurze und bis 1 Mill. am Ende breite, nahtförmig sich verbindende Zacken geschieden, wovon jede vom Angulus frontalis des Parietale der entsprechenden Seite ausgeht. Gestalt. Aussen: eines Knochens von der Gestalt des Buchstabens T, innen: eines 3* 20 Proressor WENZEL GRUBER, spatelförurigen Knochens, der das schmälere abgerundete Ende zum Frontale, das breitere abgerundete Ende rückwärts gekehrt hat. Aussen liegt der sagittale Schenkel zwi- schen den Parietalia in der Sutura sagittalis mit der Spitze vorwärts gekehrt; die beiden Hälften des queren Schenkels in tiefen Ausschnitten der Parietalia. Grösse. Aussen: in sagittaler Richtung von der Spitze des sagittalen Schenkels bis zur Mitte des hinteren Randes des transversalen Schenkels = 2,3 Cent. lang, in transver- saler Richtung, am sagittalen Schenkel Mill., links = 6 Mill. breiten Schenkel Verbindung. Durch offene Suturen. bis 5,5 МШ., am transversalen rechts — 5,5 1,9 Cent. breit; innen: in sagittaler Richtung = 2,5 Cent. lang, in transversaler Richtung vorn 3,5 Mill., hinten 9 Mill. bfeit. Andere Zwickelbeine. In jedem Fontieulus sphenoidalis : 1, im rechten Schenkel der Sutura lambdoidea : 1"). b. Ueber einen Fall mit einem doppelten Stirnfontanellknochen. 41. Fall (Tab. П. Fig. 27). | Etwas schiefer Schädel eines älteren Mannes mit Sutura cruciata. Die 8. frontalis ist nebst anderen Suturen mehr oder weniger verwachsen. Der Stirnfontanellknochen (a, a’) mit folgenden Eigenschaften: Lage. Schräg neben einander oder zwischen den Parietalia und Frontalia, in einem Ausschnitte, namentlich des Frontale sinistrum. Gestalt. Länglicher, sehr zackiger Nahtknochen. Grösse. Beide in einem schräg und etwas asymmetrisch gestellten viereckigen Raume von 1,8 Cent. Durchmesser in sagittaler und transversaler Richtung (mit der grös- seren Hälfte nach links ausgedehnet). Verbindung. Durch Synostose, die aussen verwischte Suturenspuren, innen keine solehen hinterlassen hat. Andere Zwickelbeine. In der Sutura lambdoidea anscheinend : eine Reihe kleiner, aber verwachsener. ® 1) Ich habe in meiner Sammlung einen Schädel ei- nes alten Mannes aufbewahrt, welcher vollständige Synostose der Sutura sagittalis und unvollständige der S. coronalis und lambdoidea aufweiset. Die Sutura coro- nalis bildet bei ihrem Verlaufe an ihrer mittleren Por- tion aussen einen 4,2 Cent. weiten, 1,6 Cent. tiefen und nach hinten offenen Winkel; innen, wo sie ganz ver- schwunden, entsprechend dem Sitze seines Winkels eine nach vorn convexe, feine und schwache bogenförmige Linie. Innerhalb jenes Winkels und rückwärts von der S. coronalis zeigt das Schädelgewölbe eine, wenn auch schwache, doch deutliche und genügend abgegrenzte Er- höhung von rhombischer Gestalt. Sie misst in sa- gittaler Richtung = 4,7 Cent., in transversaler Richtung — 4,2 Cent. Man kaun annehmen, dass dieser erhöhte Theil des Schädelgewölbes einem rhombischen, zwischen den Parietalia und dem Frontale, in einem Aus- schnitte des letzteren, symmetrisch gelagerten, frü- her dnrch Suturen isolirten, jetzt nur noch vom Frontale durch Suturspuren vorn getrennten, hinten mit den Parietalia ohne Hinterlassen von Su- turspuren völlig verwachsenen Stirnfontanell- knochen entspreche. UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN. BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. 91| In dem diesem Falle ähnlichen Falle von Meckel lagen die Knochen hinter ein- ander, hatten zusammen eine davon verschiedene Gestalt, namentlich eine viel be- trächtlichere Grösse. Resultate. 1) Die 40 Schädel mit einem einfachen und der Schädel mit einem doppelten Stirnfontanellknochen sind aus ungefähr 10,000 Schädeln, welche während 25 Jahren unter meiner Direction macerirt worden waren herausgesucht und aufbewahrt worden. Dar- nach ergiebt sich: dass auf je 250 Schädel ein Schädel mit einem einfachen und auf 10,000 Schädel erst ein Schädel mit einem doppelten Stirnfontanellknochen kam. — Das Vorkommen eines einfachen Stirnfontanellknochens ist somit, relativ, ein seltenes, das eines doppelten Stirnfontanellknochens ein ganz ausnahmsweises, wenn auch, in der Literatur von noch etwa 80—90 Fällen mit einem einfachen und von einem Falle mit doppelten -Stirnfontanellknochen (Meckel) die Rede ist. — 2) Von diesen Schädeln, welche, abgesehen von einigen mit geringen Graden Verschobenseins ihrer Hälften und von einem mit deformen Foramem oceipitale magnum durch Vortreten des Processus condyloideus dexter о. occipitis in dessen Lumen (39. F.), wohl geformte waren, gehörten dem männlichen Geschlechte = 38 weiblichen Geschlechte = 3 und Individuen verschiedenen Lebensalters, vom 7. oder 8. Lebensjahre aufwärts, an. 3) Unter diesen weisen 2 eine Sutura cruciata auf, an der (an deren sagittalem ‚ dem Schenkel) in einem Falle die 5. frontalis und sagittalis nicht in eine Linie zusammenge- fallen waren. 4) Unter denselben war ein Schädel mit einem doppelten Processus condyloi- deus 0. oceipitis supernumerarius behaftet (39. Fall). 5) Der Stirnfontanellknochen hatte zwischen beiden Parietalia und dem Frontale seine Lage genommen und zwar bei seinem einfachen Vorkommen: an einem Schädel (40. Fall) nur aussen zwischen den Parietalia allein, innen aber doch zwi- schen diesen und dem Frontale, an 21 Schädeln zwischen den Parietalia hinter dem Frontale, und an 18 Schädeln zwischen den Parietalia und in einem Aus- schnitte des Frontale: bei seinem doppelten Vorkommen: zwischen den Parietalia und in einem Ausschnitte des Frontale; bei den einfach vorkommenden Stirnfon- tanellknochen an 17 eine völlig (9) oder fast (7) symmetrische; an 25 eine asymme- trische und derartige, dass der ganze Knochen rechts von der Medianlinie an 2 Schädeln und links von derselben an einem Schädel, der grössere Seitentheil des- selben links von der Medianlinie an 14 Schädeln und rechts von derselben an 6 Schädeln sich befand: bei dem doppelt vorkommenden Stirnfontanellknochen eine in einem asymmetrischen, mit der grösseren Hälfte links von der Medianlinie sich ausdeh- nendem Raume vor sich gegangene. -— Der Stirnfontaneliknochen пабе daher zwi- 22 PROFESSOR WENZEL GRUBER, schen den Parietalia hinter dem Frontale und in diesen Fällen als Interparietale anterius etwas weniger oft Platz genommen als zwischen ersteren und zugleich in einem Ausschnitte des letzteren. Seine Lage war öfterer eine asymmetrische als eine symmetrische. Bei symmetrischer Lage befand sich selten (4 d.F.) der ganze Kno- chen rechts oder links von der Medianlinie, gewöhnlich (, 4. К.) derselbe nur mit sei- nem mehr oder weniger grösseren Theile rechts oder links von derselben, bei dieser Lage überhaupt ganz oder grösstentheils häufiger an der linken (/, 4. Е.) als an der rechten Schädelhälfte (1, 4. F.). — | 6) Der Stirnfontanellknochen hatte eine verschiedene Gestalt und war, bei seiner Betrachtung in Verbindung mit den Schädelknochen und von aussen, unter 12— 13 Formen aufgetreten. Als runde, ovale, halbovale, bisquitförmige und T-förmige Platte war er nur selten (jean einem Schädel); als flaschen- oder herzförmige Platte noch einmal so oft (je an 2 Schädeln); als polygonale Platte öfterer (an 3 Schädeln), als dreieckige Platte noch häufiger (an 6 Schädeln) und zwar bald mit der Basis nach vorn (an 4 Schädeln), bald mit derselben nach hinten (an 2 Schädeln) gerichtet; als vierseitige Platte aber am häufigsten (an 22 Schädeln) zu sehen, und zwar als vier- eckige Platte (an 8 Schädeln), als rhombische Platte (an 2 Schädeln) und als länglich- vierseitige oder parallelogramme Platte (an 12 Schädeln). — Der Stirnfontanellknochen meiner Fälle kam daher bald in einer gleichen oder ähnlichen’ von Anderen beobachteten Gestalt, bald in einer davon verschiedenen vor. — 7) Der Gestalt des Knochens, bei dessen Ansicht von aussen, glich die Ge- stalt desselben, bei dessen Ansicht von innen, nur in der Minderzahl der Fälle (4). Der Knochen hatte nämlich an den 35 Schädeln, an welchen derselbe auch innen iso- tirt oder doch noch abgegrenzt zu sehen war, aussen und innen eine gleiche oder fast gleiche Gestalt an : 8, eine verschiedene Gestalt an : 27 Schädeln. 8) Die Grösse des Knochens war sehr verschieden. Der kleinste derselben war: in sagittaler Richtung = 0,8 Cent. und in transversaler Richtung = 1,1 Cent. breit; der nächst kleinste: in sagittaler Richtung — 1,5 Cent. lang und 0,5 Cent. breit: der grösste Knochen: in sagittaler Richtung = 4,7 Cent. und in transversaler Richtung = 4,5 Cent. breit. — Rosenmüller, Otto und Cuvier hatten noch grössere Stirnfontanellknochen beobachtet, von welchen der von Rosenmüller erwähnte in sagittaler und transversaler Richtung = 5,4 Cent., der von Otto abgebildete = 6,5 Cent. in sagittaler und 4,6 Cent. in transversaler breit war und der von Cuvier gesehene viermal (?) grösser gewesen sein soll, als von Doeveren abgebildete und wohl der Knochen, welcher in sagittaler Rich- tung — 2,7 Cent. lang, und am hinten Rande 2,2 Cent. breit war. — 9) Dieselbe war in der Minderzahl (, d. Е.) aussen und innen gleich; in der Mehrzahl (/, 4. Е.) ungleich und zwar in der Regel ("/,.d. F) innen, selten (°/,,d. Е.) aussen, die geringere. Unter den 35 Schädeln, an welchen der Knochen innen iso- UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SAUGETHIEREN. 23 lirt, oder daselbst doch noch deutlich begrenzt war, war derselbe aussen und innen gleich an : 9; aussen kleiner an : 4; innen kleiner an : 29. 10) Der sagittale Durchmesser des Knochens war in der Regel grösser, als der transversale. Unter den 40 Fällen mit Vorkommen des einfachen Stirnfonta- nellknochens war der sagittale Durchmesser an : 36; der transversale an : 3 (6. 9. 10. Е.) der grössere und beide Durchmesser gleich an : 1 (8. F.). Unter den 35 Schädeln davon, an welchen innen der Knochen isolirt, oder doch deutlich begrenzt war, war der sagittale Durchmesser an : 27 Schädeln; der transversale Durchmes- ser an : 7 Schädeln (6. 9. 10.16.18. 32.36. F.) der grössere; und waren beide Durch- messer gleich an : 1 (17. F.). Davon war der transversale Durchmesser aussen und innen der grössere an : 3 (6. 9. 10. F.) 11) Die Verbindung ging nach aussen durch eine verschieden gezackte und ge- zähnte Sutur; innen meistens durch Harmonie, oder durch diese und bisweilen zugleich stellenweise durch eine gezackte oder fein gezähnelte Sutur vor sich. Die Zacken (deren Länge bei der Grössenbestimmung des Knochens nicht mit gerechnet wurde) waren in jugendlichen Alter kurz und stumpf, bei älteren Individuen veschieden lang und spitz (Tab. II. Fig. 7). Völlige Synostose ohne Suturspur war aussen : nie, innen unter den 40 Schädeln mit einfachem Stirnfontanellknochen an : 12 Schädeln und zwar ohne Spur einer Sutur an : 7;-an dem Schädel mit 2 Stirnfontanellknochen ohne Spur einer Sutur vorgekommen. 12) Eine grössere Anzahl (bis etwa 20) anderer Zwickelbeine besassen : 3 Schädel; nicht viele bis auf ein einziges herab : die meisten; gar keine : 4 Schädel. — Durch vielleicht ungewöhnlich zahlreiches Auftreten von Zwickelbeinen waren daher die mit Stirnfontanellknochen behaftete Schädel nicht ausgezeichnet. — 13) Ein dem Falle mit doppeltem Stirnfontanellknochen bei wohl gebilde- ten Schädeln ähnlicher scheint bis jetzt nur ein Mal (Meckel) vorgekommen zu sein. 2. An hydrocephalischen Schädeln. A. Fremde Beobachtungen. Ueber 1—2 Stirnfontanellknochen an solchen Schädeln hatten berichtet: Corn. Triven!). 1) Observ, med.-chir. fasciculus. Раза. Batav. 1745. 40. | ser. Der kleine Stirnfontanellknochen lag links р. 23—24. «Hydrocephali observatio». Tab. II. с. с. vom grossen, schräg in der Sutura coronalis zwischen Beobachteie an dem Schädel eines 14-jährigen | dem Parietale und Frontale sinistrum in einem Aus- Mädchens zwei Stirnfontanellknochen. schnitte des letzteren, hatte die Gestalt einer ovalen, Der Umfang des Schädels war ungewöhnlich gross. | oder länglich-dreieckigen Platte, war iu transver- Die Sutura sagittalis uud frontalis waren verwachsen. | saler Richtung : 2,3 Cent. lang und in sagittaler Rich- Zwischen den Parietalia und dem Frontale lagen zwei | tung : 1,3 Cent. breit. Der grosse Stirnfontanell- Stirnfontanellknochen, ein kleiner und ein gros- | knochen lag zwischen dem Parietale dextrum rechts, 24 Proressor WENZEL GRUBER, Е. Sandifort'), J. Fr. Meckel?) und Andere”). В. Eigene Beobachtung. 42. Fall (Tab. II. Fig. 28). Der Schädel eines Knaben durch früheren Hydrocephalus ektatisch rückwärts von hinten nach vorn fast platt, mit überall durch offene Suturen vereinigten Knochen, mit Trennung des Sphenoideum vom Gecipitale und links mit einem den Sulcus jugularis für den Sinus tranversus überbrückenden vom Processus jugularis o. occipitis abge- gangenen schon 1849 beschriebenen anomalen Fortsatze*) hatte 3 Stirnfontanell- knochen. Der Stirnfontanellknochen (a, a, a”) mit folgenden Eigenschaften: Lage. In einem unregelmässig rhomboidalen und asymmetrisch (mit der grös- seren Hälfte rechts ausgedehnt) gestelllten Raume, zwischen den Parietalia und dem Fron- tale in einem 3,2 Cent. weiten und 1,8 Cent. tiefen Ausschnitt des letzteren und so, dass der vordere Knochen (a) vorn im Ausschnitte des Frontale'zwischen diesem, einer Ecke des Parietale sinistrum und den beiden anderen Fontanellknochen, der mittlere (a) zwi- schen einer Ecke des Frontale (vorn), dem hinteren Fontanellknochen (hinten), dem Parie- tale dextrum und dem vorderen Fontanellknochen (seitlich), und der hintere (a”) zwischen den beiden anderen Fontanellknochen (vorn) und den Parietalia (seitlich) Platz nimmt. Gestalt. Des vorderen Knochens: einer grossen unregelmässig-länglich-vier- seitigen: des mittleren: einer länglich-vierseitigen; des hinteren: einer kolben- oder birnförmigen Platte. (Grösse. Der Raum für die Knochen meist aussen: in sagittaler Richtung = 5,3 Cent., in transversaler Richtung an der Sutura coronalis == 3,4 Cent.; innen: in sagitta- zwischen dem Parietale sinistrum und dem kleinen Stirn- | fernung isolirt, gelagert. | fontanellknochen links und zwischen dem Frontale vorn, 2) Haudb. 4. pathol. Anatomie Bd. I. Leipzig. 1812. hatte die Gestalt einer langen unregelmässig- | 5. 328—880. vierseitigen, von vorn nach hinten an Breite zuneh- menden, am vorderen und hinteren Ende quer abgestutz- ten Platte, welche 1,2 Cent. lang schräg links, dann ge- rade nach hinten gerichtet war, desshalb hinter dem klei- nen Stirnfontanellknochen wie geknickt aussah, war von der vorderen linken Ecke zur hinteren linken : 5,4 Cent,, von der vorderen rechten Ecke zur hinteren rechten : 4,5 Cent. lang, am vorderen Ende : 0,8 Cent., am hinte- 1. Fall. Beobachtet an einem hydrocephalischen 8 mo- natlichen Kinde. Der Stirnfontanellknochen hatte eine rauten- ‚förmige Gestalt, war 4 Cent. lang und 2,7 Cent. breit, war also grösser als die Fontanelle in dieser Periode und hatte stark gezähnte Ränder. ven Ende : 2,1 Cent. breit 2. Fall. 1) Museum anatomicum. T. II. Lugd. Batav. 1793. р. Beobactetet an einem hydrocephalischen einjäh- 7. Tab. VAL Rio. 1. ı rigen Kinde. Ап dem hydrocephalischen Schädel eines Kin- Der rautenförmige Stirnfontanellknochen des war in der dieStirnfontanelle ausfüllendenMem- | war kleiner als in dem anderen Falle. ban ein abgerundet-vierseitiger Knochen von 4|: 3)В. Malacarne und Friend je einen Fall (bei Me- Cent. Durchmesser, von den Parietalia und den Fronta- ке] op. cit. 5. 634). па, namentlich von den rechten, in beträchtlicher Ent- | 4) W. Gruber. Neue Anomalien. Berlin 1849, В. 5. | UEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN BEI DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. 25 ler Richtung = 4,6 Cent., in transversaler Richtung = 5,3 Cent. Der vordere Kno- chen ist 3,7 Cent. lang und 1,8 Cent. breit; der mittlere ist 2,1 Cent. lang und an sei- nem hinteren Rande 1,3 Cent. breit, der hintere ist 2,8 Cent. lang und 1,8 Cent. breit. Verbindung. Durch offene Suturen, die aussen und innen theils gezähnelt, theils harmonieartig aussehen. Andere Zwickelbeine. In der Sutura lambdoidea ungefähr : 30. II. Bei den Säugethieren. A. B. Fremde und eigene Beobachtungen. Ueber Fälle mit einfachem und mehrfachem Stirnfontanellknochen hatten berichtet: С. В. W. Wiedemann'), Bojanus?), Chr. Pander u. d’Alton?), Е. d’Alton (sen. und jun.)®), С. G. Carus°), G. Cuvier®), A. W. Otto’), Fr. $. Leuckart®), О. КозИ 3) und W. Gruber). | Darnach sind Stirnfontanellknochen bei den Säugethieren zur Beobachtung ge- kommen : | I. Unter den Quadramana. Bei Hylobates leuciscus (Leuckart) in der Zweizahl: bei Cercopithecus sp.? (Otto), Inuus nemestricus (Leukart), Lagothrix Humboldtii (Gruber), bei 2 Exemplaren von Ateles paniscus (Otto, Gruber) in der Einzahl; bei 2 Exemplaren von Cebus apella, und zwar bei einem in der Einzahl (Leuckart), an dem anderen in der Dreizahl (Gruber); vielleicht auch bei Brachyurus israelita (Leuckart) in der Einzahl. 1) «Beschreibung des Schädels vom röthlichen Ga- leopitheken oder fliegenden Maki (Lemur volans Lin.)». — Arch. für Zoologie und Zootomie. Bd. Ш. 1. Stück. Braunschweig 1802. S. 11.— «Beschreibung der Schädel vom Tamandua (Myrmecophaga tetradactyla) nebst eini- gen Bemerkungen vom zweizehigen Ameisenfresser (M. didactyla)». — Daselbst Stück 2. S. 145. Note. — 2) Weiterer Beitrag zur Deutung der Schädelknochen, — Isis. Jena 1819. Bd. 2. S. 1368. 3) Das Riesenfaulthier — Bradypus giganteus. — Bonn 1821. Quer-Fol., Taf. VII. Schädel a. 3. 4) Skelete der Chiropteren und Insectivoren. Bonn 1831. Quer-Fol. S. 18. 5) Lehrb. der vergl. Zootomie. Th. I. Leipzig 1834. В. 227. 6) Lec. d’anat. comparée, publ. par Dumeril. Edit 2. Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VIIme Serie. Tom. II. Paris 1837. p. 321 et 705, 350, 351. 7) De rarioribus quibusdam sceleti humani cum ani- malium sceleto analogiis. Vratislaviae 1839. 4°. р. 10. 11. nota 20. Tab. I. Fig. 7. 8) Ueber Zwickelbeine oder Ossicula Wormiana an Säugethierschädeln. — Zool. Bruchstücke Il. Stuttgart 1841. 5. 52—54. — 9) Der Bau des knöcheruen Kopfes in den vier Klas- sen der Wirbelthiere. Stnttgart 1844. 80. S. 31. 10) Ueber Ossicula Wormiana an Säugethierschädeln. — Abhandlungeu a. d. menschl. und vergl. Anatomie. St. Petersburg 1852. 40. Abh. III. S. 41—58. Tab. I. Fig. 2. а, В, y, Fig. 5.а., Tab. II. Fig. 1. a., Fig. 2. а, В, y.— (Mit Resultaten aus Untersuchungen von 600—700 Schä- deln aus den verschiedenen Museen in St. Petersburg). 4 26 PROFESSOR WENZEL GRUBER, II. Unter den Chiroptera. Bei Exemplaren von Galeopithecus und zwar bei einem sehr jungen Thiere vorn zwischen den Parietalia = Os interparietale anterius — (Cuvier) und bei einem anderen zwischen den Parietalia und den Convexitäten der hinteren Stirnbeinränder (Wiedemann) in der Einzahl. III. Unter den Ferae. a) Unter den Ferae insectivorae. Bei mehreren Exemplaren von Erinaceus europaeus (Bojanus)— nach ihm häufig in der Zweizahl und Ossa interfrontalia genannt — , Otto — an 4 Schädeln (wohl in der Einzahl)—; bei 2 Exemplaren von E.auritus (Otto, Е. d’Alton sen. et jun.) in der Finzahl. b) Unter den Ferae carnivorae. Bei Canis anthus (Leuckart) und С. aureus (Gruber) in der Einzahl, vielleicht auch bei Herpestes palustris (Leuckart). с) Unter den Ferae omnivorae. Bei Ursus americanus (Gruber) in der Einzahl, bei einem 8 monatlichen Ursus arctos (Gruber) in der Zweizahl. IV. Unter den Marsupialia. Bei Phalangista canthopus (Gruber), Halmaturus sp.? (Leuckart), und Halma- turus giganteus (Gruber) in der Einzahl. V. Unter den Glires. | Bei Sciurus vulgaris (Leuckart), Pteromys volans (Gruber); Hypadaeus оесо- nomus (Leuckart) in der Einzahl; bei Pedetes caffer (Gruber) in der Dreizahl, bei Lepus variabilis (Gruber) in der Einzahl. VI. Unter den Edentata. Bei einem jungen und wahrscheinlich einem und demselben Unau — Bradypus di- dactylus — des Pariser Museums (Cuvier, Pander et d’Alton und Köstlin); bei einem АТА col- lier — Br. torquatus — des Pariser Museums (Cuvier, Köstlin); beim surinamischen (2) Br. tridactylus (Carus); wahrscheinlich bei einer und derselben Myrmecophaga di- dactyla des Pariser Museums (Wiedemann, Otto), und bei Manis javanica zwischen Frontale und Parietale dextrum (Leuckart) in der Einzahl. УП. Unter den Pachydermata. Meines Wissens noch nicht zur Beobachtung gekommen. VIII. Unter den Solidungula. Meines Wissens ebenfalls noch nicht zur Beobachtung gekommen. IX. Unter den Ruminantia. Bei einem Foetus von Ovis domestica und bei einem jungen. Bos urus (Gruber) in der Einzahl. ПЕВЕВ DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN ВЕ! DEM MENSCHEN UND DEN SÄUGETHIEREN. 27 X. Unter den Pinnipedia. | Bei einem Schädel von Trichechus rosmarus (Gruber) in der Einzahl. XI. Unter den Себасеа. Bei einem Schädel von Rhytina Stelleri, aber verwachsen (anscheinend). Resultate. 1) Bei den Säugethieren sind Stirnfontanellknochen meines Wissens bis jetzt an 30—32 Species von 25—27 Genera aus 9 Ordnungen zur Beobachtung ge- kommen. 2) Dieselben sind nur einfach bei 25—27 Species; bald einfach bald doppelt bei : 1 Species (Erinaceus europaeus); doppelt bei : 2 Species (Hylobates leuciscus, Ur- sus arctos); bald einfach bald dreifach bei : 1 Species (Cebus apella); endlich dreifach bei : 1 Species (Pedetes caffer) gesehen worden. — An wohl geformten Säugethier- schädeln kam nicht nur wie an wohl geformten Schädeln des Menschen ein einfa- cher und doppelter, sondern auch ein dreifacher Stirnfontanellknochen vor. Bei den Säugethieren trat der einfache Stirnfontanellknochen wie bei dem Menschen in der'Regel, der mehrfache selten auf. Es ist aber anzunehmen, dass selbst bei ei- ner und derselben Species der Säugethiere der mehrfache Stirnfontanellkno- chen häufiger vorkommen möge als beim Menschen. — Erklärung der Abbildungen. | Tab. I. Enthält die Abbildungen der Stirniontanellknochen von 19 Schädeln. Fig, 1, 2, 3 sind Darstellungen von Schädelgewölben mit Stirnfontanellknochen in halber natürlicher Grösse. Fig. 4—29 sind Umrisse der Stirnfontanellknochen in natürli- cher Grösse. Fig. 5, 8, 9, 12, 13, 20, 21, 24 und 29 geben die Ansicht von 9 verschiedenen Stirnfonta- nellknochen. Fig. 1—2, 3—4, 6-—7, 10—11, 14—15, 16—17, 18—19, 22—25, 25—26, 27—28 geben die äussere und innere Ansicht von anderen 10 verschiedenen Stirnfontanellknochen. Fig. 2, 4, 7, 11, 15, 17, 19, 23, 26, 23 repräsentiren deren innere Ansicht. Tab. U. Enthält die Abbildungen der Stirnfontanellknochen von anderen 19 Schädeln. Fig. 15 und 25 sind Darstellungen von Schädelgewölben mit dem Stirnfontanellknochen in halber natürlicher Grösse. Fig.28 ist die Darstellung eines Schädelgewölbes mit 3 Stirn- 28 ProrEssor WENZEL GRUBER, ÜEBER DEN STIRNFONTANELLKNOCHEN ETC. fontanellknochen in 3/, natürlicher Grösse, alle übrigen Figuren sind Umrisse der Stirn- fontanellknochen in natürlicher Grösse. Fig. 1, 2, 3, 8, 11, 12, 17, 18, 19, 24 und 27 geben die äussere Ansicht von 11 verschie- denen Stirnfontanellknochen. Fig. 6 giebt den Umriss eines Stirnfontanellknochens in Verbindung; Fig. 7 die Abbil- dung desselben, aber aus seiner Verbindung gebracht, bei der Ansicht von aussen. Fig. 4—5, 9—10, 13—14, 15—16, 20—21, 22—23, 25—26 geben die äussere und innere Ansicht der Umrisse von den übrigen 7 verschiedenen Stirnfontanellknochen. Fig. 5, 10, 14, 16, 21, 23 und 26 repräsentiren die innere Ansicht derselben. Bezeichnung für alle Figuren beider Tafeln: A. Stirnbein. B. Rechtes Scheitelbein. В’. Linkes Scheitelbein. a, a, a. Stirnfontanellknochen. x. Rechte Hälfte a’. Linke Hälfte В. Pfeilnaht. y. Stirnnaht. } der Kronenaht. у т de Acad. Imp-des зе \И] Serie W Gruber. 05 fonfieuli frontalıs. Tab]. у . he an lu if 1 IL ad nat, del.Bfrossimoff. Lith.Jvanson [= se Ro a 2 ел de [Асад Лир des se. МГ de). Ofrossimoff =! Dannenber ат, _ Томе я: { à 8t.-Peter sbonrgı MM, ‚Eggers et Die, A issakof et A. Tcherkessof; H. Schmitzdorff, MÉMOIRES MIX, № 10 ET DERNIER. DIE VON \ Lu le 15 Mai 1873. 2 à 2 Sr. _PÄTRRSROURG. 1873. à Riga: à Odessa: M°N.Kymme; Prix: 35 Кор. = 12 Мот. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences : М.А. Е. Kechribardshi; эм 1 IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST. „PETERSBOURG, УЕ SÉRIE. _ POLHÖHE VON PULKOWA à Lelpsig: M. Leopold Voss. & MÉMOIRES L’ACADEMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE ST.-PETERSBOURG, VIF SÉRIE. Томе XIX, N°40 ET DERNIER. DIE POLHÖHE VON PULKOWA. Dr. Magnus Nyrén. Lu le 15 Mai 1873. Sr.-PÉTERSBOURG, 1873. Commissionnaires de l’Académie Impériale des sciences: à St.-Petershourg: à Riga: à Odessa: MM. Eggerset Cie, H. Schmitzdorff, M.N.Kymmel; M.A.E.Kechribardshi; J. Issakof et А. Tcherkessof; — Prix: 35 Кор. = 12 Мог. à Leipzig: M. Leopold Voss. Imprimé par ordre de l’Académie Impériale des sciences. Octobre 1878. C. Vessélofski, Secrétaire perpétuel. Imprimerie de l’Académie Impériale des sciences. (Wass.-Ostr., 9° ligne, № 12.) Die Frage über die Unveränderlichkeit der Polhöhe eines Ortes ist erst in der ver- hältnissmässig neueren Astronomie aufgeworfen. Vorher sah man sich weder aus theoreti- schen noch aus empirischen Gründen veranlasst sie zu bezweifeln. Wenn wir aber beden- ken, was man unter dem Ausdrucke «Polhöhe » versteht, nämlich der Winkel zwischen der durch die Wasserwaage im Meridian angegebenen Horizontallinie und der Richtung der Umdrehungsachse der Erde, so kann man, auf dem jetzigen Standpunkte der Geschichte unseres Erdballes, nicht mehr in Zweifel sein, ob dieser Winkel Veränderungen unter- worfen ist; man kann nur fragen: haben diese Veränderungen aufgehört merkbar zu sein, oder kann man ihr Vorhandensein noch in der historischen Zeit nachweisen ? Aus der angeführten Definition von Polhöhe geht hervor, dass eine Veränderung dieser Grösse in zweierlei Weise zu Stande kommen kann: entweder dadurch, dass die Umdrehungsachse innerhalb der Erde selbst ihre Lage wechselt, oder dadurch, dass die Richtung der Lothlinie sich ändert. In seiner « Theoria corporum solidorum seu rigidorum » hat Euler, unter der Annahme, dass die Erde ein fester Körper ist, bewiesen, dass eine Veränderung von der ersten Art stattfinden muss, wenn ihre Umdrehungsachse nicht genau mit der dem grössten Trägheitsmomente entsprechenden Achse zusammenfällt, und zwar in der Weise, dass das Ende der Umdrehungsachse um das Ende der Trägheitsachse im Laufe von ungefähr 10 Monaten einen ganzen Kreis auf der Erdoberfläche beschreiben muss. Unter der genannten Voraussetzung sollte also die Polhöhe eines jeden Ortes in dieser Zeit ein Maximum und ein Minimum haben. Eine Veränderung von der andern Art müsste sich dann zeigen, wenn eine Hebung oder Senkung der Erdoberfläche an dem frag- lichen Orte stattfände oder wenn durch Massendislocationen im Innern der Erde die locale Attraction ihre Richtung verändert. Da die aus der ersten Ursache herrührenden Verän- derungen sich überall auf der Erde zeigen müssten, bald in der Grösse der Polhöhe, bald in der Richtung des Meridianes, so würden dagegen die andern nur in einzelnen Gegenden wahrzunehmen sein, wenn sie nicht bedeutend genug wären, um auch auf die Lage der Umdrehungsachse ihren Einfluss auszuüben. Abgesehen von einem durch Bessel gemachten Versuche mittelst Beobachtungen von einem Meridianzeichen die Lage der Rotationsachse der Erde zu untersuchen, ist Dr. Pe- Mémoires de l’Acad. Пир. des sciences, VIIme Serie, 1 2 Dr. Macnus Мувим, ters der erste, der die praktische Lösung dieser Frage vorgenommen hat. Aus einer etwas mehr als einjährigen Reihe von Beobachtungen der Zenithdistanzen des Polarsterns, die er kurz nach der Gründung der Pulkowaer Sternwarte mit dem grossen Ertel’schen Vertical- kreise dort ausgeführt, hat er für den Winkel zwischen der Umdrehungsachse und der Hauptträgheitsachse den Werth 0,079 = 0,017 gefunden, einen Werth, an dessen Realität er jedoch selbst zweifelt, da Veränderungen, die eine Periode von 10 Monaten haben, sich zu wenig von denjenigen, die möglicherweise den Jahreszeiten folgen, unterscheiden, um durch eine Beobachtungsreihe von so kurzer Dauer davon getrennt werden zu können. Nachher habe ich bei der Ableitung der Nutationsconstante aus den Beobachtungen, die W. Struve am Passageninstrument im ersten Vertical angestellt hat, über denselben Gegen- stand Untersuchungen vorgenommen und für den genannten Winkel als wahrscheinlichsten Werth 0,040 == 0?010 gefunden. Hier war jedoch eine neue Schwierigkeit in das Problem hineingekommen, von welcher Peters bei seinen Untersuchungen fast ganz unabhängig war. Die Geschwindigkeit, mit welcher das Ende der Umdrehungsachse um das Ende der Träg- heitsachse einen Umlauf auf der Erdoberfläche vollendet, hängt von dem Verhältniss zwi- schen dem grössten und dem kleinsten Trägheitsmomente der Erde ab. Da wir aber bis jetzt kein besseres Mittel, dieses Verhältniss kennen zu lernen, besitzen, als durch die Er- scheinungen der Präcession und Nutation, so liegt es auf der Hand, dass diese Umlaufszeit unsicher ausfallen muss, in demselben Grade, wie die Constanten der Präcession und Nu- tation noch mit Unsicherheiten behaftet sind. Aus folgender Tafel kann man sehen, wie grosse Fehler in dem vom Rotationspole während eines tropischen Jahres beschriebenen Bogen durch Fehler dieser Constanten bewirkt werden, wobei die Fehler als in demselben Sinne wirkend angenommen werden. Angenommene Fehler der Nutationsconstante. ASC CENDRES 0700 001 0/02: 0/03 | 0704 10/05 0/00 0,00 102 2,04 305 407 5,09 об 027. 109° a3 о 0,02 055 157 259. 360 : 162 5,64 0,03" 082 deal 986, Bez 489 >09] мии 0,05 ae ag Ni ao UE Were Angenommene Fehler d. Präcessionsconstante. Man sieht also, dass, ungeachtet der grossen Sicherheit die die uns jetzt zu Gebote stehenden Werthe dieser Quantitäten, wenigstens der Nutationsconstante, besitzen, der von dem genannten Pole in einem Jahre beschriebene Winkel doch noch um ganze Grade un- sicher ist. Da nun die Beobachtungsreihe, die ich zu dieser Untersuchung gebrauchen konnte, sich über eine Periode von (wenn ich einige von Herrn Oom mit demselben Instru- mente angestellten Beobachtungen mitnehme) 22 Jahren erstreckt, könnten durch Anhäu- Dre POLHÔHE von PULKOWA. 3 fung der jährlichen Fehler des durchlaufenen Bogens, die Differenzen zwischen den wahren Werthen des Winkels und denjenigen, mit welchen ich die Coefficienten berechnet habe, sich am Anfang und am Ende der Reihe um 30 oder 40 oder sogar noch mehrere Grade unterscheiden. Desshalb habe ich dabei unter Anwendung verschiedener Constanten sowohl für Präcession als für Nutation diese Sache untersucht und dabei für den fraglichen Winkel den oben angegebenen Werth 0,04 als den, meinen Ansichten nach, wahrscheinlichsten ge- funden. Obgleich aber dieses Resultat ziemlich wahrscheinlich erscheint, will ich doch nicht die Behauptung wagen, dass der gefundene Werth wirklich reell ist. Untersucht man dagegen, ob die Polhöhe Veränderungen unterworfen ist, die nicht periodischer Natur sind, so hat man freilich den Vortheil, dass dafür keine zusammenhän- genden Reihen von Beobachtungen nöthig sind. Da aber solche Veränderungen, ausser bei vulcanischen Eruptionen, aller Wahrscheinlichkeit nach äusserst langsam vor sich gehen, so müssen dagegen die verglichenen Beobachtungen zu weit entfernten Epochen angestellt - sein. Von den Pulkowaer Beobachtungen kann man wohl kaum behaupten, dass sie dieser Bedingung entsprechen, da die Thätigkeit dieser Sternwarte sich nur auf etwas mehr als 30 Jahre zurück erstreckt. Betrachtet man aber die Genauigkeit der Bestimmungen, die von Peters mit dem Verticalkreise hier ausgeführt worden sind, so muss man doch, wenn die in den letzten Jahren mit demselben Instrumente angestellten Beobachtungen nicht den früheren an Schärfe unterlegen sind, etwas Hoffnung auf Erfolg hegen, wenigstens insofern, als die etwaige Veränderung der Polhöhe äusserst klein sein muss, wenn sie sich nicht bei einer Vergleichung der zu den genannten Epochen gemachten Beobachtungen herausstellt. Die Reihe von Polarsternbeobachtungen, die Peters benutzt hat für seine Arbeit: « Recherches sur les parallaxes etc.», erstreckt sich von 1842 März 11 bis 1843 April 30 und enthält 279 als sicher bezeichnete Beobachtungen. Nach dieser Zeit hat er aber den Polarstern im Laufe von 1843 und 1844 noch 92 Male beobachtet, so dass wir in diesen 3 Jahren von ihm 371 Polarsternbeobachtungen haben. Als im Herbst 1863 Dr. Gyldén dasselbe Instrument übernahm, hat er wieder eine derartige Beobachtungsreihe angefangen, die er, mit mehr oder weniger zahlreichen Beobachtungen in jedem Jahre, bis 1870 fort- gesetzt hat. Zusammen sind von ihm 236 Beobachtungen gemacht worden. Im Sommer 1871 wurde der Verticalkreis mir anvertraut und habe ich mir zur Aufgabe gemacht, wenn nicht anderweitige Beobachtungen es verhindern, so oft wie möglich den Polarstern damit zu beobachten. Bis jetzt sind mir 155 Beobachtungen damit gelungen. Zusammen sind es also 762 mit demselben Instrumente angestellte Beobachtungen. Wenn auch der Zeitraum zwischen Anfang und Ende dieser Reihen grösser ist, als es aus oben angegebenen Gründen wünschenswerth wäre, um sie zu einer Untersuchung über die periodische Veränderung der Polhöhe bequem mit einander verbinden zu können, so ist hier vielleicht doch das für eine derartige Untersuchung am meisten geeignete Material, welches wir bis jetzt besitzen. Die Hauptsache wäre hier auch nicht die Grösse des Winkels zwischen den beiden in Rede stehenden Achsen oder den Punkt, welcher das Ende der Umdrehungsachse in seiner Bahn % 4 Dr. Magnus МувЕм, zu einer bestimmten Epoche inne hat, genau zu bestimmen. Interessanter scheint mir die Constatirung der Thatsache, ob eine Veränderung stattfindet oder nicht, und dafür kann man sich mit einer weniger genau bestimmten Umlaufszeit begnügen lassen. Für die andere Art von Veränderung, für die seculäre, wenn ich sie so nennen darf, ist, wie schon oben gesagt wurde, die Zwischenzeit ziemlich knapp ; mit einer so bedeutenden Zahl von Beob- achtungen zu jeder Epoche kann man aber überzeugt sein, dass nicht viele Hundertstel der Secunde der Aufmerksamkeit entgehen können. Ich werde desshalb auf beide dieser Fragen Antwort suchen. Der Verticalkreis ebenso wie die Art und Weise, wie man damit beobachtet, ist bei mehreren Gelegenheiten beschrieben ; so in «Description de Vobservatoire de Poulkova», «Recherches sur les parallaxes des étioles fixes» von Peters und in « Observations de Poul- kova vol. IV». Ich werde desshalb hier nur soviel anführen, als nöthig ist, um die Beob- ’ achtungen beurtheilen zu können. Das Hauptprincip des Instrumentes ist, jede vollständig beobachtete Zenithdistanz von dem Orte des Zenithpunktes am Kreise unabhängig zu machen. Dies geschieht in der Weise, dass die doppelte Zenithdistanz des Sterns durch Messungen auf beiden Seiten des Zenith- punktes bestimmt wird. Da diese Messungen in wenigen Minuten auf einander folgen, so hat man nicht, wie gewöhnlich sonst, die Annahme nöthig, dass der Zenithpunkt sich wäh- rend längerer Zeitintervalle constant hält. In weniger als 10 Minuten ist gewöhnlich die doppelte Beobachtung ausgeführt, und nur selten sind wohl die Umstände so ungünstig, dass man nicht ohne Gefahr den Zenithpunkt für diese Zeit als unveränderlich annehmen kann. Passirt aber der Stern sehr langsam durch den Meridian, so wie es mit dem Polar- stern der Fall ist, so hat man auch die Möglichkeit, etwaige schneller vor sich gehende Veränderungen in der Lage des Zenithpunktes aus dem Resultate zu eliminiren, voraus- gesetzt, dass diese Veränderungen der Zeit proportional sind. Es geschieht dies dadurch, dass man die doppelte Beobachtung wiederholt, aber in umgekehrter Ordnung, so dass die erste und die letzte Beobachtung in derselben Lage des Kreises gemacht wird. Für diesen Zweck wäre es auch genügend in der andern Lage nur eine Einstellung zu machen, da der in Rede stehende Fehler auch dann vollständig eliminirt wird. In der That sind auch die bei weitem meisten Polarsternbeobachtungen so angestellt, dass man für jede Culmination, in welcher der Stern beobachtet wurde, zwei unabhängige Zenithdistanzen erhält. Wenn man mit О und W die Lage Ost und West des Kreises bezeichnet, so sind also die mei- sten Beobachtungen in der Reihenfolge OWWO oder WOOW angestellt, eine geringere Anzahl OWO oder WOW; OW oder WO nur wenn Wolken oder andere Hindernisse die Beobachtungen störten. | Die Beobachtungen von Peters sind in der Weise gemacht, dass der Durchgang des Sterns quer über einen festen Horizontalfaden annotirt wurde. Vorausgesetzt, dass dieser Faden keine Durchbiegung erleidet, hat ein solches Verfahren freilich den Vortheil, dass man sicher ist, die Beobachtungen in beiden Lagen genau auf demselben Punkt zu redu- Die Рогноне von PULKOwA. 5 ciren. Von der andern Seite aber hat man dann nicht die Môglichkeit, beim Beobachten eines Circumpolarsterns, von der langsamen Bewegung den ganzen dadurch gebotenen Vor- theil zu ziehen, da die Zenithdistanz in jeder Bestimmung immer nur auf den Durchgang des Sterns durch einen einzigen Faden beruht. Um in dieser Hinsicht den Beobachtungen grössere Sicherheit zu geben, ist später das Instrument mit einem beweglichen Horizontal- faden versehen, an welchem die Durchgänge beobachtet werden. Bei Sternen von grosser Declination hat man dadurch immer die Möglichkeit, in der Zeit, während der Stern das In- tervall zwischen den beiden mittleren Verticalfäden passirt, mit dem Micrometerfaden meh- rere Einstellungen mit entsprechenden Micrometerablesungen zu machen. Bei Sternen von über 88 Grad Declination kann man sich in der Weise von der Güte der Bilder fast unab- hängig machen. Damit nun ein etwaiger Fehler in dem angenommenen Werthe eines Trommel- theiles auf die definitive Zenithdistanz keinen Einfluss haben soll, werden die Beobachtungen so angestellt, dass die Micrometerablesungen vor und nach der Umlegung des Kreises bei- nahe denselben numerischen Werth haben, dass also durch die Micrometerbeobachtungen die Zenithdistanz in der einen Lage um dieselbe Quantität vergrössert wie in der andern ver- kleinert wird. Durch dieses Verfahren werden auch etwaige Ungleichheiten der Schraube ebenso wie Theilungsfehler der Trommel vollständig eliminirt. Alle diese Fehler können dann nur auf den durch die Beobachtung gefundenen Zenithpunkt Einfluss haben. Die ein- zige Gefahr, die noch von der Anwendung des beweglichen Fadens herrühren kann, ist also, wenn die Schraube in den verschiedenen Lagen des Kreises nicht in ihrer Einfassung gleich einliegt. Eine Veränderung darin würde um ihren halben Betrag die beobachtete Zenithdistanz falsch machen. Durch vielfache, zu verschiedenen Zeiten ausgeführte Bestim- mungen des Coincidenzpunktes, in den beiden Lagen des Kreises, zwischen dem bewegli- chen und dem festen Horizontalfaden ist es aber mit Sicherheit constatirt, dass wenigstens keine messbare Verrückung der Schraube durch das Umlegen des Kreises bewirkt wird. Die zur Ablesung des Kreises dienenden Microscope sind von Peters untersucht worden. Da man aber erwarten muss, dass die Schrauben durch langen Gebrauch Ver- änderungen unterliegen, so wurden sie von Dr. Gyldén am Anfang seiner Beobachtungs- reihe wieder untersucht. Weil verschiedene Umgänge keinen merkbaren Unterschied zeig- ten, so ist die daraus folgende Correctionstafel nur für einen Umgang berechnet. Sie sieht folgendermaassen aus: Arg. Micr. 1 Micr. Il Micr. Ш Micr. IV 0" 0,00 0,00 0,00 0,00 100 MON 0151 90031: rl 20 Ni is 007 0 TS Зее 0 01 = 00 LOMME CS 010 15% 00] 50007 0,00 . — 010 +0,07 60 0,00 - 0,00 0,00 0,00 6 Dr. Maanus NYRÉN, Diese Correctionstafel ist für alle von Gyldén bis Februar 1867 angestellten Beob- achtungen angewandt worden. Dann wurden diese Microscope abgenommen und durch neue ersetzt, die auch noch im Gebrauch sind. Die neuen wurden dann gleich Anfangs von Gyldén untersucht und im Herbst vorigen Jahres von mir einer neuen Untersuchung un- terworfen. In folgender Correctionstafel ist das Mittel aus unseren Resultaten enthalten: Arg. Mier. I Мег. II Micr. Ш Micr. IV 0” 0/00 0/00 0,00 0,00 10 — 0,04 + 0.05 + 0,05 0.02 20 — 0.05 -+ 0,03 +- 0,08 — 0,04 30 10.08 220.03 7° = 005 — 0.03 40 О = 20.02 — 0,04 — 0,03 50 — 0.07 — 0,03 — 30,05 = 0.02 60 0,00 0,00 0,00 0,00 Diese Correctionen sind in der That so gering, dass man oft an ihrer Realität zwei- feln muss, und nur ausnahmsweise können sie eine vollständig beobachtete Zenithdistanz um ein paar Hundertstel der Secunde verändern. Dass ich sie angebracht habe, ist dess- halb eigentlich mehr der Gleichförmigkeit wegen. Die gegenseitige Lage derjenigen Theilstriche des Kreises, die Peters bei seinen Polarsternbeobachtungen angewandt hat, ist von ihm selbst untersucht worden. In jeder Gruppe von untersuchten Intervallen ist jeder Strich auf das Mittel aus allen Strichen be- zogen, und nachdem der Winkel zwischen zwei bestimmten Strichen aus je zwei Gruppen, die vor und nach der Umlegung des Kreises unter demselben Microscope sind, bestimmt. Jede Gruppe bestand aus 3 Intervallen oder 6 Minuten. Seit jener Zeit bis 1863, da die Beobachtungen von Gyldén anfangen, ist doch durch die Präcession der Polarstern dem Pole so viel näher gekommen, dass bei dessen Beobachten keins von den untersuchten In- tervallen mehr zur Anwendung kam. Ich habe desshalb für jedes Microscop 4 neue Grup- pen, 2 für obere und 2 für untere Culmination, aus je drei Intervallen untersucht. Dieses geschah in der Weise, dass ich den Werth einer Umdrehung der Micrometerschraube zu- erst durch Messungen von 6 symmetrisch auf dem Kreise belegenen Intervallen bestimmte, worauf 2 Gruppen gemessen wurden; dann wurden wieder 6 andere Intervalle gemessen, ebenso die beiden andern Gruppen und schliesslich noch einmal wieder 6 andere Intervalle. Da aber die einzelnen Intervalle innerhalb eines jeden Grades mit systematischen Fehlern behaftet sind, wie man in der Einleitung zum Vol. IV der «Observations de Poulkova» sehen kann, so mussten zu den für die Ermittelung der Werthe der Schraubenumgänge gemes- senen Intervallen die entsprechenden Correctionen angebracht werden. Um mich so viel wie möglich von der noch übrig gebliebenen Unsicherheit dieser Correctionen unabhängig zu machen, wählte ich die Intervalle so, dass sie, in Bezug auf die Reihenfolge innerhalb des Grades, sich an einander schlossen. Hatte ich z. В. in einem Grade das Intervall 0’- 2’ Dre PoLHöHE von PULKOWA. 7 gemessen, so nahm ich in dem andern Grade das Intervall 2’— 4’, in dem dritten 4’ — 6 u. 3. м. Die mittleren Werthe der so gefundenen Schraubenumgänge werden dadurch, in so weit es auf die genannten systematischen Theilungsfehler ankommt, nur durch die noch obwaltende Unsicherheit des ersten und letzten der angewandten Intervalle beeinflusst. Diese Messungen wurden 12 Male wiederholt. Die so erhaltenen Werthe sind in folgender Tafel zusammengestellt, wo die beiden ersten Gruppen bei Beobachtungen in der oberen, die beiden letzten bei Beobachtungen in der unteren Culmination zur Anwendung kommen: Microscop in der Lage I Index I u ш ТУ Index Lage I Microscop in der Газе П Lage IT IV I IT I 28° 48’ — 50 120,10 120,44 119,55 119509 208° 48’— 50' 50—52 118,89 119,17 119,08 117,93 50-59 52 — 54 121,39 121,08 121,37 120,20 DD 54 331 6— 8 120,49 119,23 119,44 118,84 I 6-8 8—10 119,75 119,83 120,02 120,24 8-10 10—12 120,05 119,34 120,32 119,52 10 — 12 31 34— 36 120,43 119,72 120,04 118,79 211 34 — 36 36 — 38 120,80 120,44 120,58 120,46 36 — 38 38 — 40 119,92 119,82 119,66 119,17 38 — 40 328 20—-22 120,57 120,17 120,27 120,22 148 20—90 99 194 119,84 119,18 119,87 119,74 Boa 94 24— 26 120,55 119,95 120,63 120,28 94—96 Der wahrscheinliche Fehler eines jeden dieser Werthe ist = 0,047. Bei einigen Beobachtungen sind auch, wie ich später gefunden habe, einzelne Microscope etwas ausser- halb dieser Intervalle abgelesen, doch so wenig davon entfernt, dass ich mich mit einer weniger oft wiederholten Untersuchung der angrenzenden Intervalle begnügen konnte, da nur ein kleiner Theil derselben zur Anwendung kam und also die übrig gebliebene Un- sicherheit des gefundenen Werthes nur einen verschwindenden Einfluss auf die Zenith- distanzen haben konnte Bei der Reduction der Beobachtungen von Gyldén und von mir wurden alle Micro- scopenablesungen auf einen bestimmten Strich in jeder Gruppe bezogen, nämlich: für die obere Culmination auf Lage I Lage II 28° 50 208° 50° 331 10 151 10 8 Dr. Мламоз NYRÉN, für die untere Culmination auf Lage I Lage II 31° 36’ 211° 36 328 24 148 24 Um alles auf diese Striche zu beziehen, sind also zu den an den einzelnen Strichen gemachten Ablesungen folgende Correctionen anzubringen: Microscop in der Lage I Index I u IH IV Index Lage I Microscop in der Lage П Lage II IV ш u I 28°48' — 0,10 — 0,44 + 0,45 + 0,91 208° 48’ 50 0,00 0,00 0,00 0,00 50 55° и, 063.09 007 52 54 058. 2095 +045 — 187 54 331 6 —— 0,24 +09 + 0,54 + 0,92 151 6 В О OT 0 #0 07 8 10 0,00 0,00 0,00 0,00 10 12 +005 — 0606 +0535 — 048 12 3184 2043 26098. — 004 Moi 211 34 36 0,00 — 0,00 0,00 0,00 36 38 +030 +0,44 +058 + 0,46 38 40 072.026 102 — 0 40 398 20 —04 +0,65 —014 +004 (148 90 29 0,16 +089 +013 2096 22 24 0,00 0,00 0,00 0,00 24 26 ‘+0,55 —0,05 .+ 0,63 +0,98 26 Zwischen diesen Zahlen hat man nur einfach zu interpoliren. Um die Zenithdistanz des Polarsterns von den Theilungsfehlern frei zu bekommen, war also nur noch übrig für alle Microscope die Winkel zwischen folgenden Theilstrichen zu bestimmen: 28° 50’ — 331° 10’ für die obere Culmination 31 36 — 328 24 » » untere » Ich habe diese Winkel hauptsächlich in derselben Weise untersucht, die zuerst von Bessel in Asir. Nachr. № 481— 482 angegeben ist und auch von Peters bei seinen Untersuchungen angewandt wurde. Wenn z die Meridianzenithdistanz des Sterns bedeutet, so wurde von Bessel das bewegliche Hülfsmicroscop, dessen er sich bei seinen Untersuchun- gen bediente, in der Entfernung 22 von einem der festen Microscope befestigt und so jedes Dre POLHÔHE von PULKOWA. 9 Paar von der mit einander zu verbindenden Strichen unter diese Microscope gebracht und ihre gegenseitige Entfernung auf den Trommeln abgelesen. Der wahre Werth des Winkels zwischen diesen beiden Microscopen wurde dann durch 10 Male wiederholte Messungen an verschiedenen Stellen des Kreises bestimmt. Um diesen Werth so viel wie möglich von den Theilungsfehlern der dabei angewandten Striche unabhängig zu machen, wurden die Messungen so angestellt, dass immer der Endstrich des einen Bogens den Anfangsstrich des folgenden bildete. In der Weise hatte man nur nöthig die Theilungsfehler des ersten und des letzten Striches zu berücksichtigen. Für die Reihenfolge der Messungen hatte er folgendes Schema aufgestellt: 1) Beobachtung der 8 Striche. 2) Vorwärts gehende Wiederholungsreihe. 3) Zweimalige Beobachtung der 8 Striche. 4) Rückwärts gehende Wiederholungsreihe. 5) Beobachtung der 8 Striche. Als festes Microscop wurden der Reihe nach alle 4 benutzt. Wollen wir hier etwas näher untersuchen, ob die Annahme, dass der so bestimmte Winkelwerth des Messapparates der richtige sei, wirklich berechtigt ist. Zufolge der Excentricität des Kreises muss, um alle abgelesenen Winkel auf einen be- stimmten Punkt zu reduciren, an jede Ablesung eines einzelnen Microscopes eine Correc- tion angebracht werden, die sich mit hinlänglicher Genauigkeit durch diese Formel aus- drücken lässt: Corr. = a sina + 6 cosa wo а und 6 Constanten und а der abgelesene, von einem bestimmten Punkt aus gezählte Winkel sind. Wenn dies die Correction desjenigen Winkels ist, von wo aus die Reihe an- fängt, so muss für die vorwärts gehende Messung zu dem an dem andern Microscope gleichzeitig abgelesenen die Corr. = a sin (&-н 22) + 6 cos (a -+ 22) angebracht werden. Der Einfluss der Excentricität auf den aus diesen beiden Microscopen- ablesungen abgeleiteten Werth des Messapparates ist also = + a Sin + b cos — a sin(æ + 22) — 6 cos (a +- 22) Der analoge Einfluss auf den zweiten Winkel ist — + a sin (a + 22) + 6 cos (a + 32) — @ sin (а + 42) — 6 cos (a +- 42) Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, VlIme Série. [= 10 Dr. MaGnus МувЕм, und auf den dritten — + a sin (a + 42) -н d cos (x + 42) — a sin (a + 62) — b cos (a +- 62) und so weiter bis für den zehnten Winkel: = + а (© + 182) + 6 cos (x + 182) — а sin (& -+- 202) — b cos (а -+- 202) Die Summe von diesen Differenzen wird — @ SIN + 5'608% — а sin (& -+ 202) — 6 cos (a -+ 202) Für die von dem Winkel & rückwärts gehende Wiederholungsreihe findet man in der- selben Weise diese Summe — —0sn® -— 0 cos + a sin (x — 202) + 6 cos (а —— 202) oder zusammen für beide Reihen — + a яп (а — 202) + b cos (a — 202) — а sin (a -+ 202) — 6 cos (a + 202) Sollte der gefundene Werth des Messapparates von der Excentricität unabhängig sein, so müsste also а {sin (а — 202) — sin (a -= 202)} + 6 {605 (и — 202) — cos (a -= 202)} = 0 oder (a) 2531202 соза (btga— а) = 0 Da aber а und 6 Constanten sind und а, ein nach Belieben gewählter Winkel, so kann diese Gleichung nur dann immer wahr sein, wenn sin 202 = 0 d.h. 202 = nr oder (D). BIRT wo n einen von den Werthen 0, 1, 2, 3... bis zu der Zahl der Wiederholungswinkel haben muss. Da es aber aus andern Gründen nicht räthlich ist, die Zahl der Winkel sehr zu vergrössern und so die Operation zu verlängern, so bleibt immer die Zahl der Theil- striche, derer Untersuchung in dieser Weise ausgeführt werden kann, eine sehr beschränkte. Untersucht man dagegen Winkel von andern Grössen als die eben angegebenen, so muss jede solche Messung für sich principiel falsch ausfallen. Die Grösse der Fehler wird, wie man aus der Gleichung (55) sieht, von der Grösse der Excentricität, von der Wahl des Win- Dre Рогноне von PurLkowa. 11 kels « und von der Abweichung des Bogens 202 von einer ganzen Anzahl x abhängen. Wie gross die Excentricität des Repsold’schen Meridiankreises der Königsberger Sternwarte ist, hat Bessel nicht angegeben, und ich habe auch keine Untersuchungen darüber ange- stellt. Bei der Wahl des Winkels & scheint er nur das Princip ins Auge gefasst zu haben, immer um 10° verschiedene Werthe dafür anzuwenden. Glücklichezweise waren aber die für Königsberg bei Polarsternbeobachtungen zu der Zeit zur Anwendung kommenden 2, 33°41’ für die obere und 36° 48’ für die untere Culmination, so wenig von 4x verschie- den, dass der Einfluss der Excentrieität auf die einzelnen Bestimmungen nur sehr unbe- deutend sein kann. Um für jede beliebige Zenithdistanz das Resultat einer Messung von dieser Fehler- quelle unabhängig zu machen, ist es also nothwendig, statt eines beweglichen Microscopes, derer zwei, 180° von einander befestigt, gleichzeitig zu benutzen, wobei der eine Winkel, insofern er von der Excentricität abhängt, um ebenso viel zu gross wie der andere zu klein abgelesen wird. Dies ist auch die Vorrichtung, die von Peters und von mir angewandt worden ist. Das eine Mal wurden dann die Microscope I und IV, das andere Mal II und Ш als feste benutzt. An die Ablesungen der äussersten Striche der Wiederholungsreihen wurden alle systematischen, sowohl die nach Graden als die nach Minuten fortlaufenden Theilungsfehler angebracht. Jede vollständige Messung ist das Mittel aus den an den beiden Microscopenpaaren für alle 4 Winkel erhaltenen Werthen. Für die Hälfte der Winkel, die bei den 4 Microscopen den Ablesungen 28° 50° — 331710’ des Index entsprechen, bekam ich an den einzelnen Tagen folgende Werthe: 1872 März 4 28° 49' 597868 + 456 Celsius 5 59,865 + 1,8 8 59,849 + 1,7 9 59,832 0 11 59,950 — 3,0 15 59,886 + 2,2 Aug. 27 59,908 +16,1 28 09,399 +-17,6 Sept. 29 59,877 | 30 59,890 + 9,4 Mittel ... 28°49/59/882 — 0'007 Die Correction der auf diese 8 Striche bezogenen Zenithdistanzen ist also == — 0,118. Für die Hälfte der Winkel 31° 36° — 328° 24’ bekam ich folgende Werthe : 1872 März 28 31° 36'0,032 — 3°0 Celsius 29 0,003, 08 Ale. 0,020 -r 3,4 12 Dr. MaGnus Мувем, 1872 April 2 31°36 0028 + 0°7 Celsius 2 u. 3 35 59,995 +62 3 59,980 +33 4 Ба Mittel... 31°36’ 0,004 == 0,006 Die Correction der auf diese 8 Striche bezogenen Zenithdistanzen ist also + 0,004. Der wahrscheinliche Fehler einer Bestimmung ist = # 0,018. Wie schon früher gesagt, sind die Beobachtungen so angeordnet, dass der Werth eines Umganges der Micrometerschraube am Ocular fast vollständig aus dem Resultate eliminirt wird. Für die Reduction der vollständigen Beobachtungen ist desshalb ein ap- proximativer Werth 33,75 für eine Umdrehung, oder, da die Trommel 30 Theile enthält, 1'/% Secunde für einen Trommeltheil angenommen worden. Um aber eine einseitige Beob- achtung mit Hülfe des aus den nahe liegenden vollständigen Beobachtungen folgenden Zenithpunktes scharf reduciren zu können, hat man einen genauen Werth der Schraube nöthig, und sind desshalb die meisten Polarsternbeobachtungen so angestellt, dass die bei- den einzelnen Zenithdistanzen mit Anwendung verschiedener Stellen der Schraube beob- achtet werden. Unter Voraussetzung, dass alle übrigen Reductionselemente richtig sind, bekommt man dann durch die beiden Zenithpunkte, die jede vollständige, aus 4 Einstel- lungen bestehende Polarsternbeobachtung giebt, eine Correetion zu dem angewandten Werthe der Micrometerschraube. Wenn wir mit 9 die Correction bezeichnen, die zu dem Werthe eines Trommeltheiles 1'/, Secunde angebracht werden muss, so habe ich aus 124 Beobachtungen zwischen 1863 November 15 und 1867 October 19 folgende Gleichung dafür abgeleitet : 3287,9q -+ 37767 = 0 also 4 = — 0701146 = 0,00091. Am letztgenannten Tage wurde das Ocularstück mit dem Fadennetze etwas verschoben, so dass der Werth eines Trommeltheiles sich danach etwas verändert haben könnte. Aus 173 zwischen diesem Zeitpunkt und 1873 April 28 angestellten Beobachtungen, die ich zu diesem Zwecke untersucht habe, bekam ich diese Gleichung: 4621,59 + 49/99 — 0 also а = — 000925 == 0/00077. Zwischen den beiden so gefundenen Werthen eines Trommeltheiles 1,11354 und 1,11575 ist aber der Unterschied nicht grösser, als dass er sich durch den w. F. erklären lässt, und kann man desshalb das mit Berücksichtigung dieser Fehler gebildete Mittel 1:11480 == 0700059 für die ganze Zeit als richtig betrachten. Eine Correction wegen des Die POLHÔHE VON PULKOWA. 13 Fehlers in dem angewandten Werthe ist hier nicht angebracht worden, da eine Zenith- distanz dadurch nur ausnahmsweise um ein bis zwei Hundertstel der Secunde geändert worden wäre. Um die Stellung des Microscopenträgers gegen den Horizont zu beurtheilen, ist ein mit der Kreisebene paralleles empfindliches Niveau daran befestigt, welches für jede Ein- stellung abgelesen wird. Dabei wird dasselbe Princip befolgt, wie bei der Micrometer- schraube, indem die Verticalachse des Instrumentes vermittelst der südlichen Fussschraube immer so berichtigt wird, dass die Correction wegen des Niveaus die Ablesungen des Kreises in beiden Lagen ungefähr gleich viel vergrössert oder verkleinert, wodurch der Werth eines Niveautheiles also aus der berechneten Zenithdistanz eliminirt wird. Um jedoch bei vorkommenden Abweichungen von diesem Princip sichere Correctionen für das Niveau anbringen zu können, habe ich es bei verschiedenen Temperaturen auf dem Niveauprüfer der Sternwarte untersucht. Folgende sind die Werthe, die ich dabei für einen halben Niveautheil bekommen habe: 1871 Juli 20 1456 1. Reihe 3 = 0,490 vorwärts gedreht vol PER — 0,480 rückwärts » Эн. 2) — 0,494 vorwärts » 4,» — 0,490 rückwärts » Nov. 2 + 2,1 5. -» — 0,477 rückwärts » 6. » — 0,487 vorwärts D j Ио. в — 0,484 rückwärts » 8. » — 0,485 vorwärts » Пес. 12 — 9,3 9. » — 0,467 rückwärts » 10. » — 0,490 vorwärts » 11. » . = 0,482 rückwärts .:» 12.» — 0,492 vorwärts » Mittel... 2= 07484 Die einzelnen Reihen sind jedes Mal durch verschiedene Theile der Schraube be- stimmt. Wie man aus diesen Zahlen sieht, ist kein Grund vorhanden, für verschiedene Tem- peraturen verschiedene Werthe eines Niveautheiles anzunehmen. Bei der Reduction der beobachteten Zenithdistanz auf die Zenithdistanz im Meridian hätte eigentlich jede einzelne Einstellung der Micrometerschraube mit dem dazu gehören- den Stundenwinkel berechnet werden sollen; da aber alle zu einer Kreisablesung gehören- den Einstellungen fast immer innerhalb 2 Zeitminuten gemacht sind, und man ohne Beein- trächtigung der Genauigkeit der Rechnung hier annehmen konnte, dass die Aenderungen der Zenithdistanzen innerhalb dieser Intervalle der Zeit proportional sind, so habe ich so- wohl die Ablesungen der Mierometerschraube als die entsprechenden Zeitmomente zu Mit- 14 Dr. Мламоз NYRÉN, teln vereinigt, die bei dieser Reduction angewandt wurden. Die Berechnung ist immer nach der Formel р __ 2608 ф cos à sin 42? — sin (2’+2).sin 1" | ausgeführt. Dazu sollte eigentlich noch angebracht werden die Correction Д (2 — 2) = if(a+ a)? + (n + m)?] cotz sin 1" + (ана) (n-+ m) cosecz sin 1” wo « den Collimationsfehler in der horizontalen Lage des Fernrohres bezeichnet, он и in der verticalen Lage, «' die Entfernung desjenigen Punktes auf dem beweglichen Faden, wo die Bissection des Sterns stattfand, von der optischen Achse des Fernrohres, # die Neigung der horizontalen Umdrehungsachse. © wird nie den Werth von 5” erreichen, die mittlere Entfernung mehrerer Einstellungen von der optischen Achse ist immer unter 15”, n+n wird für den Polarstern nie 10” übersteigen. Im Maximum würde dann diese Cor- rection nur 0,004 betragen und ist desshalb überall weggelassen. Die Refraction ist nach den «Tabulae refractionum in usum speculae Pulcovensis con- gestae» berechnet. Die dafür angewandten Angaben des Luftdruckes sind an demselben Barometer abgelesen, welches seit 1845 von Peters benutzt wurde. Für die Lufttempe- ratur ist dasselbe Thermometer angewandt, welches seit Anfang der Beobachtungen am Verticalkreise fast ausschliesslich benutzt worden ist. Aus einer Untersuchung, die Gyl- den darüber ausgeführt hat, geht ausserdem mit Sicherheit hervor, dass der Nullpunkt des Thermometers sich im Laufe der Zeit vollkommen unverändert erhalten hat. Für die aus den von Peters gemachten Beobachtungen abgeleiteten Polhöhen ist die Zusammenstellung der auf 1845 reducirten mittleren Declinationen des Polarsterns, die man in der Einleitung zu den « Observations de Poulkova , vol. V» findet, benutzt worden. Für die beiden neueren Reihen sind die scheinbaren Oerter des Polarsterns aus dem Ber- liner Jahrbuch genommen. Ausser den beiden, die Veränderlichkeit der Polhöhe betreffenden Fragen, habe ich noch in die Bedingungsgleichungen als Unbekannte eingeführt: jährliche Parallaxe des Po- larsterns, Correction der angenonimenen mittleren Declination, Correction der angewandten Aberrationsconstante, und für die Gyldén’schen Beobachtungen: Correction der im Berl. Jahrb. angewandten Präcession + Eigenbewegung. Für die Reihen von Peters-und von mir würde ein kleiner Fehler in dieser Grösse nur einen verschwindenden Einfluss haben, da die erste nicht volle 3, die zweite nicht volle 2 Jahre umfassen. Die angewandte Refraction nehme ich als richtig an. Für die Nutation könnte man freilich aus diesen Beobachtungen eine neue Bestimmung bekommen, da die drei Beobachtungsperioden zusammen etwas mehr als die Hälfte der Nutationsellipse repräsentiren. Ausser dem Umstande aber, dass die Declination des Polarsterns zu einer solchen Bestimmung nicht sehr geeignet ist, würde a! Dix POLHÔHE VON PULKOWA. 15 es mir auch bedenklich vorkommen, Beobachtungen von einem Doppelstern, die zu so weit entfernten Perioden angestellt sind, dazu anzuwenden, da man annehmen muss, dass die Bahnbewegung des Sterns in der Zwischenzeit etwas, wenn auch unbedeutend, von der ge- raden Linie abweicht. Wie ich aber durch meine früheren Untersuchungen gefunden habe, muss der Fehler der hier angewandten — der Peters’schen — Nutationsconstante so un- bedeutend sein, dass zu einer Verbesserung derselben nur sehr zweckmässiges Material gebraucht werden kann. Auf die hier gesuchten Resultate würde auch ein kleiner Fehler dieser Art fast vollkommen ohne Einfluss sein. Die Biegung des Fernrohres habe ich auch, nach den Untersuchungen von Peters, als bekannt angenommen, nämlich: Lage I Lage II für obere Culmination =0/18 + 0,18 » untere » — 0,20 + 0,20 zu den beobachteten Zenithdistanzen des Polarsterns anzubringen. Wenn die Polhöhe durch die Formel P—=o, + © cos [E-+ 42859 (Т’—Т) — 9, + © cos& cos 42899 (T’—T) — p sin& sin 428,9 (7’— 7) ausgedrückt wird, so werden also die Bedingungsgleichungen 6 — für Gyldén’s Beobach- tungen 7 — Unbekannte enthalten. Setzen wir dann: Obere Culmination. Untere Culmination. а = + 0,991 sin (©-н 166° 4) — 0,991 sin (©-н 166° 4’) für 1842 — + 0,989 sin (O4 163 52) — 0,989 sin (O-+ 163 52) » 1873 b = + 0,991 воз (© -н 166 4) — 0,991 соз (© -н 166 4) » 1842 = + 0,989 cos (© + 163 52) — 0,989 cos (O+ 163 52) » 1873 с = + sin-42879 (T— 1843) + sin 42859 (T— 1843) für Beob. von Peters — + sin 428,9 (T—1868) + sin 428,9 (T—1868) » » >» Ни. u. Nyrén 4 = -+ cos 428,9 (T — 1843) + cos 428,9 (T— 1843) » » » Peters — + cos 428,9 (T— 1868) + cos 428,9 (T— 1868) » » » G.u. М. е = +] — 1 f=—1 = g = -+ (T— 1866) — (T— 1866) für Beob. von Gyldén п = beobachtete Polhöhe — 59° 46’ 18767 so werden die Bedingungsgleichungen von dieser Form sein: az + by + ce + du + wm ft + gr + n = 0 16 | Dr. Млемов NYRÉN, wo gr für die Beobachtungen von Peters und von mir wegfällt. Die Unbekannten haben dann folgende Bedeutung : д = + Correction der Aberrationsconstante 2054451. y = + Parallaxe des Polarsterns in Declination. 2 = + озшё и —= — 0 COSÉ wo & denjenigen Winkel bedeutet, der am Pole der Hauptträgheitsachse der Erde durch eine von diesem Pole zum Rotationspole gezogene Linie und den Pulkowacr Meridian für 1843 (für Beobachtungen von Peters) oder für 1868 (für Beobachtungen von Gyldén und von mir) gebildet wird. w= + Correction der angenommenen mittleren Declination. ti = -н Correction der Polhöhe 59° 46’ 18,67. у = Correction der angewandten Präcession + Eigenbewegung in Declination. = <> In der Schrift von Peters, «Recherches etc.», hat er jeder Polarsternbeobachtung ein von dem Zustande der Bilder und von der Zahl der Einstellungen abhängiges Gewicht bei- gelegt. Wenn die Bilder in 4 Kategorien getheilt und je nach der Güte mit а, В, y, 5 bezeichnet werden, so hat er, die Zahl der Einstellungen durch den dabei geschriebenen Coefficienten bezeichnend, folgende Gewichte dafür ermittelt: ind Beschaffänheit der Bilder Gewicht. 40, und 4ß 3,6 ут» 40 23 За >» 36 2,3 Зу » 35 1,5 2а » 26 1,8 2% » 28 1,0 Hier werde ich auch sowohl für die in der erwähnten Schrift behandelten als auch für die von ihm später ausgeführten Polarsternbeobachtungen dieselbe Gewichtsscala an- nehmen. Für Gyldén’s und meine Beobachtungen würde sie aber nicht mehr anwendbar sein, indem man jetzt vermittelst des beweglichen Fadens im Stande ist, durch mehrfache Einstellungen auf den Stern, die Zenithdistanz von der Beschaffenheit der Bilder fast voll- ständig unabhängig zu machen. Von diesen Beobachtungen bekommt desshalb eine jede, aus 4 Kreisablesungen bestehende, das Gewicht 1, eine aus 3 Ablesungen, die erste und die letzte in derselben Lage, das Gewicht °/,, eine aus 2 Ablesungen das Gewicht '/,. In den folgenden Tafeln sind bei den Beobachtungen von Gyldén und von mir nur die Gewichte, die kleiner als 1 sind, ausgeschrieben. Für Peters’ Beobachtungen vor 1843 April 30 nehme ich sowohl die Gewichte als die Coefficienten a und 6, wie sie in seiner mehrerwähnten Schrift gegeben sind. Die Coefficienten e und f sind in den Tafeln nicht ausgeschrieben. 1842 Мага il u. 13 0. 14 о. 14 u. 16 u. 17 u. 18 u. 19 0. 19 u. 21 о. 21 u. 22 о. > — > = ES er = 90 => => ©) 92 D 1 = u. Mai = © Dre Рогнонв von PULKOWA. Beobachtungen von Peters. I 19 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18.6 18. 18. 18. 19. a b С 4 n Gew n' 59546' 18/16 — 0.39 +0.91 +0.28 -+0.97 —0751 1.3 055 .28 0.37 —0.92 +0.26 +-0.96 +0.61 3.6 -0.53 95 --0.35 —0.92 +0.28 +-0.96 +0.28 3.6 +0.20 71 —0.34 +0.92 0.29 +0.96 <+0.04 3.6 0.00 45 —0.31 +0.94 +0.38 --0.94 —0.2 3.6 —0.26 95 —0.29 -+0.94 +0.35 +0.94 —0.42 1.3 —0.45 70 —0.27 +0.95 +0.37 -0.98 --0.03 3.6 0.00 56 +0.26 —0.95 +0.38 -0.92 —0.11 3.6 — 0.20 69 —0.26 +0.95 -+0.39 <+0.92 +0.02 3.6 — 0.01 77 +0.23 —0.96 -+0.42 <+0.91 -+0.10 3.6 +0.01 80 —0.22 +0.96 +0.45 +0.90 <+0.13 1.0 -+0.10 85 +0.91 —0.96 <+0.44 +0.90 +0.18 3.6 -+0.09 37 +-0.03 —0.99 0.68 —0.78 —0.30 1.0 — 0.40 53 —0.08 -+0.9 --0.63 -+0.77 —0.14 3.6 — 0.16 54 +0.02 —0.99 +-0.64 <+0.77 —0.13 1.0 — 0.23 68 —0.01 -0.99 -0.65 -0.76 +0.01 1.3 — 0.01 95 0.00 —0.99 +0.66 -+0.75 —0.42 9.3 — 0.58 61 +0.01 +0.99 <+0.66 -+0.75 —0.06 3.6 — 0.08 77 0.08 +0.99 -0.72 +0.69 -+0.10 3.6 -0.08 72 —0.08 —0.99 +0.73 -0.68 +0.05 2.3 — 0.05 60 0.09 0.99 0.74 +0.68 —0.07 3.6 —0.09 62 +0.11 +0.99 +0.75 <+0.66 —0.05 3.6 —0.06 81 —0.12 —0.99 -0.76 <+0.65 --0.14 1.0 -0.03 29 +0.13 -+0.98 0.77 -0.64 — 0.3 5.6 --0.39 77 0.14 -0.98 +0.78 +0.63 -+0.10 3.6 -+0.09 79 —0.17 —0.98 --0.80 -0.60 --0.12 2.5 --0.01 69 +0.18 -+-0.97 -0.80 -0.60 -0.02 3.6 <+0.01 90 —0.20 —0.97 --0.82 -0.57 +0.3 1.0 -0.12 70 +0.21 0.97 --0.83 <+0.56 -+0.03 3.6 —<+0.02 69 —0.24 —0.96 -0.84 <+0.54 -0.02 2.3 — 0.09 70 --0.25 +-0.96 +0.85 +0.53 +0.03 1.3 <+0.02 00 —0.25 —0.96 -0.85 +0.52 <+0.33 2.3 <+0.22 81 -+0.28 -0.95 -0.87 -+0.49 -+0.14 3.6 -+0.13 56 -+0.29 +0.95 0.88 0.48 —0.11 3.6 — 0.12 95 40.356 +0.92 +0.92 +0.40 +0.28 3.6 -+0.28 63 —0.37 —0.92 0.98 --0.39 —0.04 2.3 — 0.16 69 +0.37 +0.92 +0.92 +0.38 +0.02 3.6 -0.02 73 —0.41 —0.90 +0. 0.33 <+0.06 2.3 — 0.06 86 -+0.44 +0.89 0.95 <+0.31 -0.19 3.6 -+0.18 72 —0.44 —0.89 -0.95 -0.30 +0.05 2.3 — 0.06 84 —0.46 —0.88 +0.96 -+0.28 0.17 2.3 <+0.06 47 -0.46 0.87 <+0.96 -0.27 —0.20 3.6 — 0.21 31 —0.47 —0.87 +0.97 +0.26 --0.64 2.5 +0.55 83 —0.49 —0.86 +0.97 -+0.24 +0.16 2.3 -+0.05 93 +0.49 +0.86 +0.97 --0.28 — 0.74 1.3 —0.75 92 —0.50 —0.85 +0.98 +0.21 +0.925 2.3 <+0.13 99 +0.53 <+0.83 +0.99 +—0.17 +0.32 1.3 <+0.32 39 —0.54 —0.83 +0.99 +0.16 +0.72 1.0 +0.60 52 —0.58 —0.80 --1.00 “0.10 —0.15 1.0 —0.27 67 +0.61 <+0.77 +1.00 -+0.05 0.00 1.5 0.00 18 —0.62 —0.77 +1,00. + 0.04 +0.46 1.0 <+0.3 55 +0.63 -0.76 +1.00 -+0.08 —0.12 13 — 0.12 88 —0.63 —0.76 <+1.00 --0.02 <+0.21 1.0 +0.09 46 -0.64 +0.75 1.00 +0.01 — 0.21 1.3 —0.21 56 —0.65 —0.75 1.00 —0.01 — 0.11 1.0 — 0.25 45 +0.65 --0.74 +1.0 —0.02 — 0.22 1.3 — 0.22 32 —0.66 —0.74 +1.0 —0.02 <+0.65 1.0 <+0.53 60 0.74 +0.66 +0.99 —0.16 —0.07 1.3 — 0.06 18. Mémoires de ГАсаа. Пир. des sciences, VIIme Serie, 3 17 18 1842 Ma Juni Juli 23 о. П 24 u. 24 0. 25 Ц, 26 u. 26 0. 27 u. 27:0. 28 u 28 0. 29 0. 30 u. 30 0. alu. ou: 30. 4 u. 40. 5 u. 50. 6 u. бо. 7 и. 40: 8 u. 80. 10 u. 10 0. 100: 12 0. 13 о. 14 u. 18 и. 18 о. 19’: 20 u. 20 0. 21 u 22 п. 22 0. 23 u. 23 0. 24 u. 24 0. 29.0, 28 п. 40. Hau: 59°46’ 187 Dr. Млемов Мувик, 84 .47 +- 0. — 0.4 + 0. - 0. == 0. —= 0. + 0. + 0. N. — 0. — 0. + 0, + 0. 0. +0. 0. + 0. +0. 0. 0. +0. + 0. “0, + 0: 0. + 0. 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Dr. Мламоз NYRÉN, 77 & © 4 C9 C0 O9 Q9 ND ri ND www Q9 &9 ©) ND C9 D ©) D C9 ND © Où 0 E © Où © C0 Et © D <> Où OC CO © Co <> Où <> D D <> <> CO © <> Co Où Co © & Ct O O À © © 09 0 mi NO ma C9 O9 O9 mi > ND `` O0 mi O0 CO = = 9 C9 C9 C0 D ww ©9 © ND C9 O9 <> CO < © C0 озоофофофо nowonoonoon 1843 März 19 u. I Sept. u. u Die PoLHÔHE von PULKOWA. 59946’ 18786 18. 4-0, + 0. — 0. 0. Gew. 1 C9 © ID Oo C9 C0 0 NO w mynwamwmounme Snanwananan mn D D © еее = D © © D © ND D < CO м O9 3 Où © D © À D © < D & D © D © D WWW © <> $ < © © > © © © T9 O9 O9 ©) ND) DW O9 O9 O9 O9 CO C9 CO bi NO NO $5 <> <> &> < OX < © D OO $> © <> < C0 Co 21 22 1843 Sept. 26 о. I 1844 27 u. 27 0. 28 о. 29 u. 30 u. Oct. Зи. JUL 3.0. 4 u. 60. WU: ll u. 14 0. 18 о. | 20 u. 24 0. 26 о. 30 u. 31 и: Nov. 20. 30. 17 u. 18 о. Dec. 160. 18 о. 19 u. 20 u. 210. 21 u: 29 0. März 21 o. 22 0. 22 u 25 0. April 30. Mai 10. Dr. Maanus NYRÉN, 59046’ 19704 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 19. 19. 19. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 19 19, 18. 18. 19, 19. 18. 18. 18. + 0.97 + 0.98 + 0.98 a © 4 БО © © 1 DD C9 © D D CD O2 Où C0 C0 Où Où © © On D ND © © © C9 м ND C0 mi RO ND © O0 V2 mi QI 9 © 0 Uo ON © © D D © D D wu ww Q9 ++ DD O9 +4 0 C9 IN ND > OR D © 1 D O9 NO w D © © © © © À OO ww D © © © OT © 9 Co > <> <> C0 © Co Où Où © ° © <> Où Où <> Où C0 Où © © 1844 Mai Oct. 40. 1863 Nov. 15 0. I 15 u. 18 u. 20 0. 28 u. Dec. 14 0. 14 u. 1864 15 o. 19 o. 20 0. 26 и. 28 о. Jan. 1o. 18 о. 30 о. Febr. 19 о. 20 0. 21 0. März 40. 5 o. 9 u. 12 o. 17 o. 21 o. 21 u. April 16 u. 19 u. 19 o. 22 u. 23 и, 23 0. 24 с. 26 u. Mai 7u. 8 o. 10 u. 12 0. 13 u. 13 0. Juni 70. Die PorHÔômE von PULKOWA. Т 59°46’ 18749 18.63 a — 0. — 0. — 0. 4-0. — 0. +- 0. — 0. — 0. — 0. +0. +0. — 0. + 0. — 0. 59546' 18.75 + 0.60 18.67 — 0.61 18.70 — 0.65 18.78 —+0.67 18.75 — 0.77 18.74 + 0.91 18.62 — 0.91 18.38 0.92 18.78 -+0.94 18.50 -—0.95 18.89 — 0.97 18.78 --0.98 18.71 + 0.99 18.96 +-0.97 18.32 --0.90 18.20 --0.70 18.58 —<+0.69 18.56 0.68 18.67 + 0.51 18.33 + 0.50 18.59 — 0.45 18.27 -+0.39 18.37 0.51 18.65 ++0.25 18.46 — 0.24 18.59 + 0.20 18.62 +-0.25 18.71 — 0.26 18.51 +- 0,30 18.38 0.31 18.60 — 0.32 18.42 — 0.34 18.54 0.36 18.37 —+ 0.52 18.30 — 0.55 18.68 -+-0.57 18.48 — 0.60 18.37 -+0.61 18.60 —0.61 18.69 — 0.88 b [Я а 51 —0.85 —0.58 — 0. 52 —0.84 —0.60 — 0. 54 —0.88 —0.62 — 0. 08 —0.99 +0.58 +-0. 07 —0.99 +0.68 +0. 08 0.99 0.68 +0. 09 —0.99 +0.69 -+0. 24 —0.96 +0.81 +0. 32 —0.94 --0.87 +0. 36 -+0.92 <+0.89 +0. 38 +0.91 -0.90 +0. 40 —0.90 -0.91 +0. 41 +0.90 0.92 +0. 45 —0.88 +0.94 -0. 0. — 0. а 50 -+0.87 51 +0.86 56 0.83 59 -0.81 72 0.70 90 -0.44 90 0.48 91 0.42 94 0.34 94 -+-0.33 98 +0.20 98 --0.18 00 + 0.09 97 — 0.25 88 —0.48 61 — 0.79 59 —0.81 58 —0.82 36 —0.98 34 —0.94 25 —0.97 20 —0.98 10 — 1.00 02 — 1.00 01. —1.00 50 — 0.87 55 —0.84 56 — 0.83 60 — 0.80 62 — 0.79 62 — 0.78 64 — 0.77 66 —0.75 81 —0.58 83 —0.56 85 — 0.58 87 —0.49 88 —0.48 88 —0.47 .00 + 0.02 9 29 Gew ИХ 2.3 0730 2.3 —0.16 2.8 —0.44 3.6 0.00 1.8 +0.20 2.3 —0.08 1.5 —0.28 3.6 -+0.07 3.6 0.04 2.3 —0.03 3.6 —0.32 2.3 — 0.10 3.6 — 0.41 3.6 — 0.37 п ИМ + 0708 +0712 0.00 — 0.02 + 0.08 +0.0) 0.11 +0.15 — 0.08 —= 0.06 + 0.07 +0. — 0:05 20.07 D 2900-0125 +0 LL ea 017 , 0,88 —0.28(}) — 0.30 0417 0% —0.04 + 0.07 09 от —0.35 — 0.33 — 0.47 — 0.48 — 0.14 — 0.16 = ON 230.13 0.00 —0.02 — 0.84(;) — 0.36 —0.08: 00.03 —0.40 — 0.44 —0.30 — 0.34 —0.02 — 0.07 о о. —0.08 —+0.01 — 0.05 0.04 40.04 — 0.03 — 0.16 — 0.06 — 0.34 — 0.24 — 0.07 —0.15 — 0.95 — 0.33 =D 60.05 ==0.80 —0.20 — 0.37 — 0.45 0.0 4-01 — 0.19 (1) — 0.27 0201 0.00 — 0.07 —— 0.15 0.02 — 0.06 24 1864 Juni 80.11 59546’ 18770 9u al: 20 0. 21 u. 24 0. 25 0. 26 о. 29 u. 30 u. Juli Sept. 40. Oct. Su. Nov. 10. Dec. 70 1865 März 4 u. 12 о. 15 u. 15 o. 19 о. 19 п. 20 0. 21 0. 25 0. 25 и. 27 u. 30 0. — 18.49 18.55 18.72 18.93 18.91 18.73 18.87 18.48 18.61 18.59 18.63 18.45 18.59 18.85 18.74 18.84 19.12 18.91 18.45 18.62 18.98 19.07 18.98 18.89 18.80 18.92 19.27 19.20 18.78 18.82 18.87 19.17 19.01 19.35 18.84 19.01 19.26 19.20 18.90 18.82 19.04 19.10 18.91 18.77 18.79 18.83 18.81 18.38 18.44 18.62 18.53 18.84 18.54 18.70 18.88 18.76 18.50 18.26 18.65 Dr. Млемов NYRÉN, + 0.94 —+ 0.99 n + 0/03 (4) | — 0.18 — 0.12 + 0.05 + 0.26 + 0.24 +- 0.06 + 0.20 — 0.19 — 0.06 — 0.08 (1 — 0.04 (1 — 0.22 — 0.08 — 0.18 + 0.07 + 0.17 + 0.45({) + 0.24 — 0.22 (4 — 0.05 + 0.26 + 0.40 — 0.351 + 0.22 + 0.13 + 0.25 — 0.60 + 0.53 + 0.11 + 0.15 + 0.20 (3 — 0.50 + 0.8 + 0.68 + 0.17 + 0.34 + 0.59 + 0.53 — 0.23 1865 April Зи. II 59546’ 187 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 4 о. 1 5 о. бо. би. su. 9/10 о. 10 u. 1120: 12 0. 19 0. 20 u. 20 0. 21 и. 21 0. 22 u. 22 0. 26 0. 27 u Мм 10. Sept. 20 u. Oct. 10. Nov. Au. 1866 Sept. би. Oct. Ти. Dec. 20. 1867 April26 u. IT Mémoires de ГАсаа. Пар. des sciences, VJIme Série. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18: 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18.4 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 18. 16.: 18. 18. 18. 18. 85 85 Die POLHÔHE von PULKOWA. d 0/18 12-04 +0.18 (3) +0. — 0.28 (3) — 0. — 0.09(!) — 0. — 0.22 — 0. — 0.46 — 0 — 0.25 — 0 — 0.04 + 0 — 0.19 — 0 — 0.46 — 0 — 0.18 — 0 — 0.24 — 0 — 0.13 — 0 + 0.04 +0 — 0.24 — 0 — 0.28 — 0 — 0.09 — 0 — 0.26 — 0 — 0.11 — 0 — 0.19 — 0 — 0.19 — 0 — 0.15 — 0 — 0.33 (3) —0 — 0.27 — 0 — 0.20 — 0 — 0.22 — 0 + 0.03 + 0 0.00 0 — 0.28 — 0 — 0.01 0 — 0.14 — 0 — 0.04 — 0 — 0.18 — 0 + 0.08 + 0 + 0.11 + 0 — 0.09 — 0 + 0.10 +0 + 0.22 + 0 +0.18 +0 OMS 0 0 2.0.03 0 20 О 20139 0 —057 0 — 0.08 0 —0.33() —0 — 0:00”, —0 —0 3 =0 0.30 0 220400 0 — 0,30 à —0 0109 0 0 =Ù0 26 12 34 26 1867 April26 о. П 59546’ 19.18 Mai би. Nov. Зи. 24 п. 1868 Febr.29 о. März 16 о. Ма 11 u. Juni 24 u. 26 u. 1869 Aprill3 о. 20 о. 21 u 23 и. 24 u. 18.89 19.15 18.43 18.46 18.28 18.37 18.72 18.52 18.33 18.28 18.45 18.48 18.03 18.13 18.61 18.82 18.21 18.33 18.23 18.67 18.22 18.77 18.56 18.55 18.70 18.25 18.55 18.09 18.69 18.43 18.57 18.84 18.44 18.42 18.64 18.61 18.95 19.26 18.83 19.24 18.65 19.53 19.37 19.07 19.52 18.80 18.51 18.27 18.38 18.52 18.52 18.03 18.36 18.60 18.63 18.47 18.55 18.67 18.46 Dr. Magnus NyYREN, .32 .35 .37 .75 .77 . 77 .78 .78 .78 .78 .78 .78 .19 .79 .80 .82 .82 .83 .83 .84 .87 .88 .90 .16 .21 .21 .21 .23 .25 .25 .25 .26 .26 .26 .27 .33 .36 .36 .48 .48 .48 .48 .49 .50 .50 .50 .57 .73 .76 .76 .76 .77 .77 .80 .82 .28 .30 .31 .31 .31 п + 0/51 + 0.22 — 0.48 — 0.24 (1) — 0.21 — 0.39 ( — 0.30 + 0.05 — 0.15 — 0.34 — 0.39 — 0.22 — 0.19 (1) — 0.64 — 0.54 — 0.06 1 2 ) +0.15 (1!) — 0.46 — 0.34 — 0.44 0.00 — 0.45 +- 0.10 — 0.11 (1) — 0.12 + 0.03 — 0.42 1869 АргИ 25 о. II 59946’ 18.99 — 0. 18. Mai 110. 12 u. 1970, Juli 9 u. 9 о. 10 u. Oct. 18 u. & 26 0. 29 u. 1870 März28 o. 28 u. 29 о. 29 u. 30 о. 30 u. 1871 Таш Juli Aug. 1872 Febr. März 18. 18. I 18. 18. 18. Il 18. Die PoLHÔHE von PULKOWA. a 48 — 0. 51 -0. 88 — 0. 46 -0. 98 — 0. 58 +0. 74 — 0. .80 -0. .b3 — 0. .78 -0. .25 — 0. .70 +0. .38 — 0. .64 -0. .94 —_0. b [Я 34 —0.93 — 0.43 58 —0.80 — 0.70 59 0.80 — 0.70 68 —0.72 — 0.80 99 —0.03 — 0.92 99 +0.04 — 0.92 99 —0.04 — 0.92 11 —0.97 -0.79 8380 -0.94 -0.87 36 —0.92 +0.90 15 —0.98 — 0.87 14 +0.98 — 0.87 13 —0.98 — 0.88 12 -0.98 —0.88 11 —0.98 — 0.88 10 -0.99 —0.89 а 9 — 0.90 +3. — 0.72 +3. —0.71 —3. — 0.60 +3. 0.38 —3. + 0.39 +3. + 0.40 —3. + 0.62 —3. + 0.49 +3. + 0.43 —3. — 0.50 +4. — 0.49 —4. — 0.48 +4. — 0.48 —4. — 0.47 +4. — 0.46 —4. Beobachtungen von Nyren. 19 u. II 59°46’ 18"10 22 u. 21 0. I 19 u. 22 о. 22 u. a b + 0.94 -0.31 + 0.95 0.26 + 0.96 + 0.24 + 0.99 +0.07 + 0.99 —+0.05 — 0.99 0.00 + 0.99 —0.03 + 0.99 — 0.07 + 0.99 — 0.08 + 0.99 —0.10 + 0.93 —0.34 + 0.92 — 0.37 + 0.91 — 0.39 + 0.09 +0.99 — 0.46 — 0.88 + 0.58 -0.80 — 0.67 <+0.73 — 0.67 — 0.73 + 0.68 -+0.72 + 0.80 —+0.58 + 0.82 <+0.55 + 0.87 <+0.48 + 0.88 <+0.45 0.92 +0.37 + 0.94 + 0.30 + 0.96 +0.25 + 0.76 — 0.64 + 0.75 —0.65 + 0.68 —0.71 — 0.28 -0.95 + 0.24 — 0.96 — 0.23 +0.96 + 0.22 — 0.97 — 0.21 +0.97 + 0.17 —0.98 — 0.13 —+0.98 — 0.06 0.99 0.00 — 0.99 с + 0. + 0. + 0. + 0. + 0. + 0. + 0. —+ 0. — 0. +0. d 72 0.69 76 -0.64 78 0.63 90 0.44 91 +0.42 98 +0.37 94 0.33 96 --0.29 96 -—0.27 . 97 -+0.25 00 —0.05 00 — 0.09 99 —0.12 07 —1.00 52 —0.85 64 — 0.76 73 —0.68 74 — 0.68 75 —0.66 88 —0.48 90 —0.45 93 —0.35 95 ©: — 0.31 98 — 0.22 99 — 0.18 00 — 0.08 52 -+0.85 51 0.86 42 +0.91 14 -0.99 19 0.98 20 -+0.98 21 +0.98 23 -0.97 27 --0.96 32 0.95 40 -+0.92 46 +0.89 47 -0.88 69 0.73 28 1872 April23 u. I Mai Juni Juli Aug. Sept. Oct. 24 0. Dr. Млемовз NYRÉN, 59946’ 18/38 18.45 п И) 0729 0713 — 0.22 — 0.30 — 0.75 — 0.33 — 0.50 — 0.08 — 0.21 — 0.29 — 0.46 — 0.04 0.00 — 0.08 — 0.237 — 0.35 — 0.02 — 0.10 * — 0.61 — 0.20 — 0.51 (4) — 0.59 — 0.69 — 0.27 — 0.71 — 0.29 — 0.38 (1) + 0.04 — 0.65 — 0.23 0.27 —- 0.19 — 0.44 — 0.02 — 0.60 — 0.18 0.604027 — 0.77 — 0.34 —'0.57 10/15 — 0.31 - 0.11 — 0.85 — 0.43 — 0:11 — 0.19 — 0.41 + 0.01 — 0.56 — 0.14 — 0.51 — 0.09 — 0.26 + 0.16 — 0.46 — 0.06 — 0.66 — 0.26 — 0.40 — 0.02 +- 0.06 + 0.02 + 0.04 + 0.02 — 0.38 —0.02 — 0.06 + 0.30 + 0.02(;) 0.00 — 0.93 — 0.25 — 0.57 — 0.21 — 0.12 — 0.14 — 0.09 — 0.10 + 0.05 + 0.06 — 0.27 + 0.06 — 0.39 — 0.06 — 0.39 — 0.07 — 0.09 — 0.07 — 0.14 + 0.18 — 0.10 — 0.08 — 0.20 — 0.18 — 0.52 — 0.20 + 0.18 —+ 0.20 — 0.05 — 0.02 — 0.51 — 0.20 — 0.12 — 0.09 — 0.44 — 0.13 — 0.45 — 0.14 — 0.05 —— 0.02 — 0.33 — 0.02 — 0.38 — 0.07 — 0.03 + 0.28 + 0.15 + 0.19 Die POLHÔHE VON PULKOWA. 29 1872 Nov. 13 и. П 59546’ 18755 17 u. Dec. 21 о. 1873 Jan. 40. Febr. 1 o. März Su. Mai lu. Der neben dem Datum stehende Buchstabe о. 18 18. 18. 18 18 18 .43 68 05 .25 .95 .30 b — 0.80 — 0.75 + 0.75 — 0.74 ++ 0.27 + 0.03 — 0.33 — 0.36 — 0.41 + 0.42 — 0.43 — 0.44 — 0.47 — 0.70 + 0.73 — 0.74 — 0.75 — 0.77 + 0.78 — 0.79 -+ 0.88 + 0.92 — 0.92 -- 0.93 — 0.93 + 0.93 — 0.96 +- 0.96 — 0.96 + 0.97 — 0.97 + 0.98 — 0.98 +- 0.98 — 0.98 — 0.98 -- 0.99 — 0.99 — 0.99 — 0.99 — 0.99 — 0.99 +- 0.99 — 0.98 -+ 0.98 — 0.96 — 0.94 + 0.94 — 0.94 — 0.93 — 0.93 + 0.93 + 0.91 — 0.91 + 0.89 — 0.91 <+0.42 — 0.18 — 0.14 — 0.91 +0.43 —0.36 — 0.06 — 0.45 +0.89 0.04 + 0.08 — 0.18 +0.98 —0.14 — 0.11 + 0.35 +0.94 — 0.297 0.06 0.356 -+0.98 — 0.27 —0.27 +0.33 0.92 --0.06 0.06 0.42 0.91 —0.05 — 0.05 + 0.69 -+0.73 0.24 0.23 0.72 «+0.69 —0.54(3) — 0.18 0.74 0.07 +0.04 +- 0.02 + 0.76 0.65 +-0.27 +- 0.25 0.77 +0.64 — 0.01 — 0.03 О. 992 0 IS OT — 0.22 +-0.99 -+0.17 —0.05 -0.34 40.99 +0.16 —0.23 —0.28 + 0.99 +0.13 —0.33 0.06 + 1.000 +0,10. 0:02 0,05 1.001 20.09, =0,58 —0.9 + 1.00 -+-0.06 —+0.08 + 0.03 1:00 -5-0:05 —-0.41. —0:.02 + 1.00 —+0.04 + 0.18 + 0.13 + 1.00 -+0.01 —0.4 —— 0.09 + 1.00 0.00 —0.40: —0.01 EL O0 ООТ el 017 21 00 — 0.03 20.560) 50.20 + 1.00 —0.04 —0.80(1) — 0.40 + 1.00, —0.05 -0.19 -+ 0.15 + 0:98 © 0,90 —0.26 0.14 0.98 —0.22 —0.09 -+0.31 40.96 —0.27 “+0.10 --0.08 + 0.95 —0.30 —0.05 +0.36 240,92 7040 : 0.38 — 0.45 + 0.88 —0.48 —0.08. —0.11 + 0.87 —0.49 ‚0.44 — 0.02 0.37. — 0.49 70.33 0.80 + 0:86 =0,50° —0.59° — 0.1 0.86 — 0.51 +- 0.01 — 0.07 0:85 0:52 720.600" —0.20 20.89% 0.55. —0.42 0.00 + 0.83 —0.56 -+0.28(1) + 0.20 +0,80 —0.60 — 0.37 + 0.04 oder u. bedeutet respective obere oder untere Culmination. Die römischen Zahlen bezeichnen die Lage des Objectivs und des 30 Dr. Maanus МувЕм, “ Oculars. Die Columne n’ giebt die übrigbleibenden Fehler so wie sie sich herausstellen, nachdem die gefundenen Correctionen der Aberration, der Parallaxe, der Declination und der Polhöhe in die Bedingunsgleichungen eingeführt sind. Dabei sind für die Aberration und die Parallaxe die Mittel aus den durch alle drei Reihen gefundenen Werthen genom- men, für die Declination und die Polhöhe dagegen die Correctionen, die durch jede Beob- achtungsreihe selbst gegeben sind. Nach der Methode der kleinsten Quadrate behandelt geben diese Coefficienten fol- gende Finalgleichungen : Beobachtungen von Peters. +347.402 + 4.14у — 7.922 — 3.4u —927.140 — 10.7: —2168 = 0 + 4.145 -+581.509 + 34.852 + 40.45и — 70.130 — 31.45 —40.36 = 0 — 7.92% + 34.859 528.282 — 6.57и — 49.600 —173.20 —35.31 = 0 — 3.24% + 40.459 — 6.572 +409.17u — 29.350 +135.92£ 14.81 = 0 —297.14x — 70.13y — 49.6002 — 22.35u 937.400 -+ 38.20€ 23.44 = 0 — 10.772 — 31.45у —173.202 -135.92и + 38.200 937.408 —27.4 = 0 woraus т = + 00619 Gewicht 291.2 y = + 0.0709 » 568.4 2 — + 0.0804 » 492.5 и = — 0.0606 » 384.4 w —= — 0.0042 » 775.5 t = + 0.0566 » 834.3 Beobachtungen von Gylden. +60.342 + 16.92у + 9.12 —3.Пи — 29.49% — 8.188 —30.94r — 155 = 16.92% +170.56y + 0.382 + 83.264 + 1.300 + 10.348 + 5.24r — 0.80 = + 9.112 + 0.389 -+1388.522 + 9.82% + 8.500 + 33.28 —15.17r +17.11 = — 3.712 + 8.269 + 9.822 +94.48u + 0.95% + 23.20 —1.29r “+ 5.80 = —99.49х + 1.30у + 8.502 + 0.954 +233.00w — 14.505 -+36.70r + 6.87 = — 8.1832 + 10.34у + 33.282 -23.20и — 14.500 +233.00€ 21.6027 + 8.54 — daraus bekommt man д — + 00257 -+ 0.452r Gewicht 53.2 y = + 0.0058 — 0.071r » 163.8 2 = — 0.1167 + 0.107» » 130.0 и = — 0.0438 + 0.052r » 89.4 ‚№ = — 0.0288 — 0.110r › 2145 t = — 0.0165 — 0.10] х » 215.7 Beobachtungen von Nyren. 59.38 + 5.804 + 17.782 -+9.05и — 6.30% — 38.60% 11764 = 0 — 7.34: V-1152= 0 + 5.80х 97.269 + 6.292 — 4.48и — 34.59 w © © © © © © Dre Роьноне von PULKOWA. 31 +17.78x + 6.29у +100.85z +24.10u — 19.27% — 42.656 —17/71 = 0 + 9.05% — 4.48у + 24.102 -50.40и - 0.42% — 12.6014 — 3.51 = 0 — 6.30% —34.59y — 19.272 + 0.42 +151.25% + 11.756 +33.56 = 0 —38.60%x —7.34y — 42.655 —12.61% + 11.75% 151.25} +32.45 = 0 woraus folgende Werthe der Unbekannten : x —= + 070531 Gewicht 41.4 y = + 0.0301 » 88.3 2 = + 0.0576 » 78.8 и = — 0.0053 » 43.7 # = — 0.1924 » 135.8 t = — 0.1688 » 115.5 Aus dem Unterschiede zwischen den Abweichungen von der im Berliner Jahrbuche angenommenen mittleren Declination des Polarsterns, die durch die Beobachtungen von Peters und von mir gefunden sind, bestimmen wir jetzt den Werth von r. Mit Berück- sichtigung der im Jahrbuch für 1861 angebrachten Correction der mittleren Declination bekommt man dann: у = — 0.0033 Da für die Positionen des Berliner Jahrbuchs die Bessel’sche Präcession mit der Eigenbewegung + 0,0034 angewandt ist, so folgt hieraus, dass diese Präcession ohne Eigenbewegung die richtige jährliche Veränderung zwischen den beiden Epochen giebt. Nach Anbringung dieses Werthes von r in den aus Gylden’s Beobachtungen folgenden Ausdrücken für die Unbekannten, werden diese: — + 070243 % y = + 0.0060 2 = — 0.1121 и = — 0.0440 w —= — 0.0224 t = — 0.0162 Für die Beobachtungen von Peters bezieht sich die Gewichtseinheit auf еше Beob- achtung von dem wahrscheinlichen Fehler = 07288, für die Gyldén’schen auf eine Beob- achtung von dem w. Е. = 0,184, für meine auf eine Beobachtung von dem w. F. + 07129. Die gefundenen Werthe der Unbekannten involviren aber auch noch Unsicherheiten, die systematischer Natur sind. In der Weise wirken nämlich etwaige Fehler des angewandten Thermometercoefficienten, der Nutation und der angenommenen Werthe der Intervalle zwi- schen den benutzten Theilstrichen des Kreises. Da man aber annehmen kann, dass die Mittel aus den Thermometerablesungen in den drei Reihen sehr nahe gleich sind, und da % 32 Dr. Magnus NYRÉN, die Frage, die uns hier hauptsächlich interessirt, die Veränderlichkeit oder Unveränder- lichkeit der Polhöhe, auch von einem kleinen Fehler in der angewandten Nutation durch Beobachtungen in oberer und unterer Culmination fast vollständig frei wird, so können die gefundenen Werthe der Polhöhe eigentlich nur durch übrig gebliebene Theilungsfehler ent- stellt sein. | т Wie schon früher gesagt wurde, ist bei der Bestimmung der Bogen zwischen den Stellen des Kreises, die bei einer vollständigen Beobachtung vor und nach der Umlegung unter denselben Mieroscopen zur Anwendung kommen, nur ein Theilstrich in jeder Gruppe benutzt worden. Da nun beim Beobachten alle Ablesungen auf diese Theilstriche bezogen. sind, so muss der Fehler einer gemessenen Zenithdistanz, in sofern er von den Theilungs- fehlern herrührt, eine Function der Entfernung von den Normalstrichen, in welcher die Nullpunkte der Microscope sich beim Ablesen befinden, werden. Der w. F. des Werthes eines der von Peters gemessenen Intervallen zwischen zwei auf einander folgenden Theilstrichen ist = 0,068. Die bei einer Einstellung unter den 4 Microscopen abgelesenen Abstände sind aber nicht von einander unabhängig, indem sie alle mit demselben Werth einer Umdrehung der Micrometerschraube berechnet wurden. Dieser w. F. ist desshalb aus zwei verschiedenen Fehlern zusammengesetzt, Fehler des Messapparates und Fehler der Messung. Nennen wir den ersten w, den zweiten O,, 80 haben wir also: 0,068? = w? + w? also der w, Е. des Mittels aus den unter allen 4 Microscopen abgelesenen Intervallen = } V4w? + w° und für die durch Umlegen gefundene Zenithdistanz der w. F. — 1 V16w + 202 wenn die Ablesung in beiden Lagen in der Entfernung eines Intervalles von den Normal- strichen gemacht ist und wenn man voraussetzt, dass der Fehler des Messapparates bei beiden Einstellungen in demselben Sinne wirkt. Bei den Intervallen, die ich untersucht habe, ist der м. Е. eines Werthes = 07047, und da ich alle 4 Microscope zu der Unter- suchung benutzte, für das Mittel aus den 4 Intervallen also == 0,024. Unter analoger Bezeichnung und Annahme wie vorher, wird der w. F. einer beobachteten Zenithdistanz — 1 V4w? + 2w 2 19 12 wo 0,024 = w° + w, Für das Mittel aus Beobachtungen in oberer und unterer Culmination werden also die aus dieser Ursache herrührenden w. F. respective Die POLHÔHE VON PULKOWA. 33 1 V160 + и? und 3 VAw? + w'° im Maximum betragen können. Für die Berechnung dieser Fehler kommen, bei der Declination des Polarsterns so wie bei der Polhöhe, diejenigen Theile der Intervalle in Betracht, die zwischen den Null- punkten der Microscope und den Normalstrichen liegen. Bei den andern Quantitäten hat man von diesen Entfernungen nur die Veränderungen, die durch Präcession, Aberration etc. bewirkt sind, zu berücksichtigen. Nehmen wir dann an, dass EN: w—W, 7 — м’? W? = м, welche Annahme der Wahrheit sehr nahe kommen wird, so werden dann die aus der in Rede stehenden Ursache hervorgehenden w. F. der einzelnen Quantitäten folgende: Beob. von Peters. Beob. von Gyldén. Beob. von Nyren. x + 0013 + 0007 + 0/005 y = 0,004 + 0,003 = 0,002 2 + 0,004 + 0,002 + 0,004 u + 0,004 + 0,002 + 0,004 w = 0,015 + 0,011 + 0,011 t + 0,005 + 0,005 + 0,006 Für die Polhöhe und die Declination müssen hier noch hinzugefügt werden die м. Е. der halben Bogen zwischen den Normalstrichen. Diese sind bei den Untersuchungen von Peters = 0,010, bei meinen Untersuchungen = 0/0065 für jede Culmination. Die zu- folge von Theilungsfehlern zurückbleibenden w. F. der genannten Quantitäten sind also: Polhöhe. Declination. Beob. von Peters + 07009 == 0,017 » » Gyldén —= 0,007 ЕЕ 0.012 » » Nyrén = 0,007 0 UT? Für die aus den drei Beobachtungsreihen folgenden Polhöhen haben wir also be- kommen: von Peters, Epoche 1843 ф = 59°56 185797 = 05013 » Gylden, » 1866 18,654 = 0,014 » Nyrén, » 18725 18,501 — 0,014 welche Werthe einen deutlich ausgesprochenen Gang zeigen. Wenn man auch zugeben muss, dass, obgleich die w. F. hier ihren grössten gesetzlichen Werth bekommen haben, die Mémoires de l’Acad. Imp. des sciences, УПше Serie. 5 34 Dr. Млекоз МувЕм, wahren Werthe der Polhöhe doch ausserhalb der dadurch gesteckten Grenzen liegen kön- nen, so ist doch kaum möglich anzunehmen, dass die Wahrheit bis auf das Zehnfache des w. F. von den gefundenen Werthen abweichen sollte. Natürlicherweise gilt dies jedoch nur so lange man annimmt, dass keine andern Fehlerquellen, als die bis jetzt erwähnten, vor- kommen können. Diese Annahme aber ist hier vielleicht nicht ganz berechtigt, aus dem Grunde, dass die drei Bestimmungen von drei verschiedenen Beobachtern ausgeführt sind, und man sich wohl denken kann, dass unter solchen Umständen auch die Resultate etwas verschieden ausfallen können. Wie wenig wahrscheinlich es aber ist, dass so grosse Ab- weichungen sich in solcher Weise wegräsonniren lassen, kann man daraus sehen, dass der Unterschied zwischen den von Peters und von mir gefundenen Werthen einem Unterschiede von 6 Zeitsecunden in den persönlichen Gleichungen für Beobachtungen von Polarstern- durchgängen mit einem Fernrohr von 215-maliger Vergrösserung entspricht. Desshalb, wenn ich es auch nicht als abgemacht betrachten will, dass die Polhöhe des Verticalkreises sich seit der Epoche der Beobachtungen von Peters wirklich verkleinert hat, so sehe ich doch, für den Augenblick wenigstens, keine bessere Erklärung der gefundenen Unterschiede. Diese Schlussfolgerung scheint mir um so mehr berechtigt, als die Beobachtungsreihe, die, der Zeit nach, zwischen den beiden andern liegt, auch einen zwischen den andern liegenden Werth für die Polhöhe gegeben hat. Dass die Unterschiede zwischen den drei Werthen nicht den dazwischen liegenden Zeitintervallen proportional sind, beweist Nichts gegen diesen Schluss; denn erstens sind weder die Zeitintervalle noch die Differenzen der ermit- telten Werthe gross genug, um eine gute Proportionalität zu erwarten, zweitens ist die aus Gylden’s Beobachtungen gefundene Polhöhe hauptsächlich dadurch so gross ausgefallen, dass alle im Herbst 1864 gemachten Beobachtungen, mit Ausnahme einer von dem Ge- wicht 1 und einer von dem Gewicht 1, einen bedeutend grösseren Werth für diese Quan- tität geben. Ob diese Abweichungen wirklich einer zeitweiligen Veränderung der Polhöhe zuzuschreiben sind, oder ob sie durch eine jenem Herbst eigene Anordnung der Luft- schichten bewirkt wurden, lässt sich erst nach einem eingehenden Studium der gleichzeitig südlich vom Zenith angestellten Beobachtungen entscheiden. Eine Periode von derselben Art zeigt der Sommer 1868, wo einzelne Beobachtungen eine gegen eine Secunde grössere Polhöhe als die gewöhnliche geben. Für diese Anomalie würde man eine Erklärung darin suchen können, dass die Witterung um jene Zeit ungewöhnlich heiss und trocken war, so dass die ganze Umgegend wie versengt aussah, unter welchen Verhältnissen die Refraction schwerlich die normale bleiben konnte. Wollte man nun aus Gyldén’s Beobachtungen die vom Herbst 1864, zusammen 31, ausschliessen, so würden die Bedingungsgleichungen fol- gende Werthe der Unbekannten geben: z = + 0,0147 Gewicht 48,5 —= 0,0061 » 136,1 — + 0,0540 » 101,4 | © Die POLHÔHE VON PULKOWA. 35 и = + 0,0155 Gewicht 74,8 w = — 0,0299 » 181,0 { = — 0,0729 » 156,7 also die Polhöhe = 59° 46’18/597, ein Werth, der die Proportionalität zwischen den Ab- nahmen und den Zeitintervallen viel besser machen würde. Obgleich aber die Gylden’- schen Beobachtungen kein derartiges Aufeinanderfolgen von Abweichungen im entgegen- gesetzten Sinne zeigen, sondern diese angehäuften Vergrösserungen hauptsächlich durch, über die ganze Reihe sonst verbreitete, Verkleinerungen aufgehoben werden, so will ich dessen ungeachtet hier nicht behaupten, dass ein solches Ausschliessen sich wissenschaftlich rechtfertigen lässt. Ich wollte damit nur zeigen, zu welchem Schluss man kommen würde, wenn die Beobachtungen vom Herbst 1864 nicht vorhanden wären. Das hier gefundene Resultat ist nicht die erste Andeutung der Verkleinerung einer Pol- höhe. Schon Bessel, als er die Bradley’schen Beobachtungen reducirte, fand, dass diese sich nicht mit der zu seiner Zeit angenommenen Polhöhe von Greenwich vereinigen liessen. Er bekam nämlich dafür 51°28’39756, mit welchem Werth die Neigung der Ekliptik für die Epoche 1755 wurde: für das Sommersolstitium 23° 28’ 15749 » » Wintersolstitium 15,37 wogegen die Anwendung der zu seiner Zeit gefundenen Polhöhe einen Unterschied von mehreren Secunden zwischen diesen Quantitäten gegeben haben würde. Wenn man auch von der neuen Reduction dieser Beobachtungen, die durch Professor Auwers ausgeführt wird, schwerlich eine erhebliche Modification der Bessel’schen Polhöhe erwarten kann, so muss man doch mit vielem Interesse seinem Ergebniss entgegensehen. Später, 1825 — 26, hat Pond als definitiven Werth gefunden: 51°28’38759 mit Anwendung der Bessel’schen Refraction 38,95 » » » Bradley’schen » In den « Memoirs of the astronomical society» Vol. XXXI giebt Airy eine Zusammen- stellung von den diesen Gegenstand betreffenden Ergebnissen der Beobachtungen in Green- wich 1836 — 60. Mit Anwendung der Bradley’schen Refraction geben die directen Beob- achtungen 1836 — 41 51° 28’ 38,43 1842 — 48 5817 1851 — 60 37,92 Aus verschiedenen Abweichungen der directen von den reflectirten Beobachtungen in diesen drei Perioden glaubt aber Airy den Schluss ziehen zu können, dass diese Verkleinerungen den ungleichen Klappenbreiten, die für die drei Perioden zur Anwendung kamen, zuzu- * 36 Dr. Млемов NYRÉN\, schreiben sind. Da aber gerade die letzten Bestimmungen, die an. 3 Fuss breiten Klappen gemacht sind, die sichersten sein müssten, so ist die Schwierigkeit die jetzigen Beobach- tungen mit der Bessel’schen Polhöhe zu vereinigen um so grösser, da diese nicht um so bedeutende Quantitäten falsch sein kann. | In der Einleitung zu «Stellarum fixarum positiones mediae» sucht У. Struve sich die Abweichungen dadurch zu erklären, dass bei Bradley’s Sonnenbeobachtungen mög- licherweise andere Instrumentalcorrectionen angewandt werden müssten als bei seinen Sternbeobachtungen. Um aber den ganzen Unterschied wegzuschaffen, würden die Sonnen- beobachtungen die Schiefe der Ekliptik um ungefähr 3 Secunden anders im Sommer als im Winter geben müssen, eine Abweichung, die sich schwerlich mit so sorgfältig ausge- führten Beobachtungen vereinigen lässt. Mehrere Beispiele von Abnahme der Polhöhen sind von Herrn Fergola in einer Ab- handlung « Determinazione novella della latitudine del В. Osservatorio di Capodimonte» zu- sammengestellt. Ausser Greenwich führt er noch folgende Orte an, wo man Andeutnngen dieses Phänomens wahrgenommen hat: Washington 1845 —46 Polhöhe = 38° 53' 39,25 1861 — 64 38,78 Paris vor 1825 48 50 13 1851 — 54 11,2 Mailand 1811 45 27 60,7 1871 59,19 Rom 1807 — 12 41 53 54,26 1866 54,09 Neapel 1820 40 51 46,63 1871 45,41 Nach einer Dissertation von Professor E. Luther, «Declinationes stellarum fund. novae ex ultimis ill” Bessel observationibus derivatae» kann hierzu noch hinzugefügt werden: Königsberg 1820 Polhöhe = 54° 42’ 50,71 1843 50,56 Von diesen Zahlen darf man wohl mehrere als nicht sehr zuverlässig betrachten, haupt- sächlich weil bei älteren Bestimmungen die angewandten Instrumente nur ausnahmsweise einer sorgfältigen Untersuchung unterworfen wurden. Sehr merkwürdig bleibt doch immer- hin diese allgemeine Andeutung einer Abnahme, wonach das Phänomen von etwas anderm als von einer localen Massenverstellung im Innern der Erde herzurühren scheint. Auf die- selbe Ursache wird man möglicherweise auch die Erscheinung zurückführen müssen, die man in Schweden und Norddeutschland längst wahrgenommen hat, dass nämlich eine rela- tive Höhenveränderung zwischen der Ostsee und den angrenzenden Küsten stattfindet, und Die PoLHÔRE von PULKOWA. 37 zwar in der Weise, dass die Küste am Bottnischen Meerbusen sich hebt und an dem süd- lichen Theile der See, sowohl in Schweden als in Deutschland, sinkt. Diese Wahrnehmung würde vollkommen übereinstimmen mit einer allgemeinen Abnahme der Polhöhe in diesen Gegenden. Für die periodische Veränderung der Polhöhe bekamen wir aus den Beobachtungen von Peters für die Epoche 1843,0 | esin& = + 0,080 = 0,014 ocos& = + 0,061 = 0,015 also Е = 5997 + 622 р = 0,101 = 0,014 Die Beobachtungen von Gyldén geben für die Epoche 1868 op sin Ë = — 0,117. == 0,016 p COSE — + 0,044 = 0,020 also E— 2006 2287 А DO DE Aus meinen Beobachtungen kommen für dieselbe Epoche folgende Werthe heraus: озш & = + 0,058 = 0,015 p ccs5 = + 0,005 = 0,020 woraus A| + 1953 oe = 0,058 == 0,015 Wie vorher gesagt wurde, ist bei der Berechnung der Coefficienten für die Bedingungs- gleichungen als jährliche Veränderung des Winkels & der Werth 42879 angenommen wor- den. Zufolge der kurzen Zeit, die jede Beobachtungsreihe umfasst, würde man aber für die Winkel & und о wenig verschiedene Resultate bekommen haben, auch wenn man den Werth 43073, welchen Struve’s Präcessionsconstante und die von mir abgeleitete Nuta- tionsconstante geben, angenommen hätte. Der aus Gyldén’s Beobachtungen folgende Werth von & wäre nur um ungefähr 3° grösser, der aus meinen ungefähr 6° kleiner herausgekom- men. Will man aber zur Vergleichung die verschiedenen Resultate auf eine Epoche redu- степ, so macht dieser Unterschied natürlich viel aus. Auf 1868 reducirt, geben dann die Beobachtungen von Peters & = 335,2 mit der jährlichen Veränderung 42879 — 10,2» » » » 430,3 38 Dr. MAGnus Мувнм, also in keinem Falle eine gute Uebereinstimmung weder mit dem aus Gyldén’s noch mit dem aus meinen Beobachtungen ermittelten Winkel. Will man die denselben Gegenstand betreffenden Resultate, die ich in meiner Arbeit über die Nutation gefunden habe, mit den hier abgeleiteten vergleichen, so hat man zwischen zwei verschiedenen Werthen des Win- kels & für 1850 zu wählen, wovon der eine 22398 unter Anwendung der von mir ermit- telten Präcessionsconstante, der andere 238,0 durch Struve’s Präcessionsconstante ge- funden wurde. Der erste mit der jährlichen Veränderung 42899 auf 1868 reducirt, würde 2450, der zweite mit der jährlichen Veränderung 43073, auf dieselbe Epoche reducirt, würde 6374 für den Winkel & geben. Zusammengestellt sehen also die verschiedenen Werthe ‚ des Winkels & für 1868 folgendermaassen aus: Jährl. Veränd. 428°9 Jährl. Veränd. 43093 Beobacht. von Peters 335.2 1052 » » Gylden 290,6 . 293,6 » » Nyren 85,1 731 » » М. Struve 24,0 63,4 Die Uebereinstimmung zwischen diesen Werthen, besonders den unter der jährlichen Veränderung 42859 angeführten, ist eine sehr wenig befriedigende. Lässt man den aus Gyl- den’s Beobachtungen folgenden Werth aus, so stimmen die mit der andern jährlichen Ver- änderung gefundenen Werthe, wenn auch nicht gut, doch nicht schlechter als es aus so ver- schiedenen Beobachtungsperioden erwartet werden konnte. Nächst der Beobachtungsreihe von W. Struve sollte aber die Gylden’sche die für diese Untersuchung geeignetste sein, da sie einen viel grösseren Zeitraum umfasst als sowohl die von Peters wie die von mir. Unbemerkt darf hierbei doch nicht gelassen werden, dass seine Beobachtungen in den mei- sten Jahren fast alle entweder auf das Frühjahr oder auf den Herbst fallen, wodurch die Trennung dieses Einflusses von aus anderweitigen Ursachen herrührenden Abweichungen bedeutend erschwert wird. Dass die Uebereinstimmung der einzelnen Werthe des Winkels & mit der Vergrösse- rung seiner jährlichen Veränderung besser wird, ist sehr auffallend, wenn man diese mit dem analogen Ergebnisse in meiner Abhandlung über die Nutation vergleicht. Ich fand nämlich dort für die Epoche 1850 durch folgende Sterne: Jährliche Veränderung 42852 43070 43250 у Ursae majoris с — 946,4 258,0 258,3 ‚ Draconis == 179% 193,5 245,2 o° Draconis — 2575) 242,8 252,6 Dürfte man diese, durch die Vergrösserung der jährlichen Veränderung des Winkels & her- beigeführte bessere Uebereinstimmung der einzelnen Werthe etwas anders als dem Zufall zuschreiben, so würde man darin eine Andeutung sehen, dass die angenommenen Werthe Dre PoLHÖHE von PULKOWA. 39 für Präcession und Nutation einer Modification bedürftig wären, und zwar so, dass die Präcession vergrössert oder die Nutation verkleinert werden sollte. Es bedarf aber hier nicht der Erwähnung, dass man in Schlussfolgerungen dieser Art äusserst vorsichtig sein muss. Wenn auf die Frage über die zehnmonatliche Periode in der Polhöhe hier auch keine befriedigende Antwort gefunden wurde, so ist man dadurch doch nicht zu dem Schlusse berechtigt, dass man aus Beobachtungen mit dem hiesigen Verticalkreise kein darüber ent- scheidendes Resultat erlangen kann. In Betracht der Kleinheit des w. F. einer Beobachtung scheint mir im Gegentheil eine durch viele Jahre und zu allen Jahreszeiten fortgesetzte Reihe eine definitive Antwort hierauf geben zu müssen. Für die Declination des Polarsterns bekamen wir: 1845 5 — 88° 28'53'486 == 07018 1866 35 42,018 = 0,017 1872 37 36,458 = 0,016 Die Parallaxe kommt aus allen drei Beobachtungsreihen positiv heraus, nämlich: Beobacht. von Peters к = + 0071 = 0,013 » » Gylden = + 0,006 = 0,013 » Nyren — + 0,031 = 0,014 "Mittel... = + 0,036 = 0,008 Die Unsicherheit dieses Resultats darf aber offenbar nicht nach seinem w. Е. beurtheilt werden. Für die Aberration fordern alle Beobachtungsreihen einen etwas grösseren Werth als der bei den Rechnungen angewandte, nämlich: Beob. von Peters, Aberrationsconstante — 20,507 = 0.021 » » Gylden, » — 20,469 = 0,026 » » Nyren, » — 20,498 = 0,021 Mittel... = 20,495 = 0,013 Die Uebereinstimmung zwischen diesen Werthen ist so gross, dass man wohl den w. F. des Mittels als dessen Sicherheit entsprechend ansehen kann. Bei meiner Berechnung der Nutationsconstante aus den von W. Struve im ersten Verticale angestellten Beobachtungen bekam ich auch durch jeden der dabei angewandten Sterne einen neuen Werth der Aber- rationsconstante, nämlich: | durch » Ursae majoris 20,4438 + 0/0280 » Lt Draconis 20,4292 == 0,0224 » с? Draconis 20,4434 + 0,0278 Mittel... 20,4871 == 0,0148 40 Dr. Мламоз NYRÉN, DIE POLHÔHE VON PULKOWA. Der Unterschied zwischen diesem Mittel und dem von W. Struve selbst, zum Theil aus diesen, zum Theil aus andern mit demselben Instrumente angestellten Beobachtungen, ge- fundenen Werthe, 20,4451, liegt also innerhalb der Grenzen des w. F. Noch eine aus Pul- kowaer Beobachtungen abgeleitete Bestimmung dieser Constante liegt vor, nämlich von Professor Lindhagen, aus den am grossen Passageninstrumente 1842 — 44 beobachteten Rectascensionen des Polarsterns. Der- von ihm gefundene Werth ist 20,498 = 0,012. Ver- einigen wir dann diese drei Werthe, den von Lindhagen, den hier gefundenen und den von mir aus W. Struve’s Beobachtungen im ersten Verticale ermittelten: Lindhagen, aus der Rectascension des Polarsterns 20,498 = 0,012 Nyren » » Declination » » 20,495 = 0,013 » » Beobacht. im ersten Verticale 20,437 = 0,015 Mittel ... 20,481 = 0,008 so haben wir in diesem Mittel, aller Wahrscheinlichkeit nach, den zuverlässigsten von den uns jetzt zu Gebote stehenden Werthen dieser Grösse. Druckfehler. Seite 31 Zeile 12 v. u. statt z = — 0.1121 lies 2 = — 0.1171. О ou у à #0} | 3 < 1 } À 5 ИИА || 3 9088 01769 5545 SMITHSONIAN INSTITUTION LIBRARIES Re SE dr ei we wi en ee ee течь 4 ле AE nee эту Rare” 2-е 9 u a ее TE nee en, eme a 9 ARABE RL ra CN NV > > - ели, ma ве me wen 4 =. «ar f Be NEE пе LEERE EEE PER re 6 #29 ae en nd PE € леев ge en er ee en ли euren we ARE SENT e 5 ne за + = ; => = - - APTE mes ; > = : . и а при вре ei трее a PAP 5 ar era км $ -1 ri » ee = > м = : > 5 - ee EBEN Tre N “ : 2 у еее Te RNA em TEE v : 5 : x - + es re pa x . а че LS > N 3 5 “ Е > r / я h 4 > = ы 5 И s < Less abs pr A MY a - < k ‚ £ x + 3 5 a e EUER ; + ре TEE Fi rn le rn mere nen na abe améee patent schein еее Прочие es ge un de феи ent bre лы gem очен RE 4 Sy mag wer ee GT - . = ae” er r ы x + eo ST ae Ro PETE ptet eee рези SE SE gi denn pe er ne = = у .. x : #4 > 2 ee Erz ea nern точную “ = a D En чт nt rat AS CERN AE Mein see ce > 2 АА Эд 1 лет u фату р Ag M IR RER D Ve ор À SN. PE Lens nn