KÖNIGLICH PREUSSISCHEN INHALT. WALDEYER: Ansprac PıscHeL: ende ; Diers: Erwiderung an Hrn. Peek : Scaortey: Antrittsrede . i OETBE: Antrittsrede Preisaufgabe aus dem von Mär Beten OR Stipendium der EpuArn GerRARD- Pr: PıscheL: Die Inschrift von Paderiyä Pıscaer und O. Franke: Kaschgar ER die Kharogthi. u i Branco: Die Gries-Breccien des Vorrieses als von Sg umabhängige, "früheste Stadien beiden: naler Vulcanbildun ; : sa eng Branco: Zur Spaltenfrage die Talosnk: Theil 1 ; C. Runge und J. Preout: Über die Wärmeabgabe der Radions i VAnren: Über die Rede des 2 in Plato’ s Phaedrus.. . Mommsen: Eine Inschrift aus Baa H. Frhr. vos Sopex: Bericht über die in de Kubbet i in Deuisskus gefiidanen Bandschrifinitreginnuts Harnack: Forschungen auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen Litteratur. Referat von Herser-ALteneck: Über die unmittelbare eg; von en durch äussere Kräfte . - u, ; A. DannENBERG: Der M onie ‚Force in ı Bandirien.. I. von Rıchtuorex: Geomorphologische Studien aus Ostasien. IV-. vox Rıcnruoren: Geomorphologische Studien aus Ostasien. V . O. Leser: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen a Taf. u I Kot v 0. Venske: Zur Theorie derjenigen Raumeurven, bei welchen die erste re eine gegeben Function der Bogenlänge ist - . Mürter-Beestau: Zur Theorie der Windrerbänds eiserner Brücken (klörse Taf. m. Toprer: Bruchstücke altfranzösischer Nun aus den in der Kubbet in Damaskus gefundenen. Hand. ‚Scuortkr: Über die eben Fi meinen von dl Vorksdechiehs. L. ' Frosesius: Über einen Fundamentalsatz der Gruppentheorie ; . M. Baver: Vorläufiger Bericht über weitere Untersuchungen im hiedechessischen Baseltgeiiet . i van’r Horr und F. Farur: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablage- De rungen. XXXII i er Warpurg: Über die Özonieiräiig: des: Sanerstoffs ünseh stille laktiinche Eolsdingin. e Scuortkv: Über die Assr’schen ” unctionen von drei Veränderlichen ©. Leser: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. (Nachtr Munk: Über die F olgen des ae der Extremität für dei Motilität . A.W.Grav: Über Ozonisirung durch stille elektrische Entladungen in dem Sırmens’schen Ormsapart | ll. 1 Inhalt. J. Hırscneees: Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde . . . Adresse an Hrn. Lasporr zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 30. November 1903 . F. Rıcnarz und R. Scuesex: Über Analogien zwischen Radioactivität und dem Verhalten Scumorzer: Classenkämpfe und Classenhersschaft . » » 2 2 2 nenn nn ne A. Geiser: Künstliche Darstellung des gits S Adresse an Hrn. Mösıus zum en Doetorjubium am 1 30. Desänber 1903 a Druckschriften-Verzeichniss . . ; a ee , EINmEBEEBRNEN: er ee nee nen ee SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XXXIV. 2. Juri 1903. BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. elnen er in Gross- Tage nach hen zu a einen Kalender- 1; ese ersche einen in einze n Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnun; zwar m Berichte über Sitzungen der physi- n Classe allemal gerade, die = ns der erg Siberian. Classe ungerad 52.. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit-- i über die zur Veröffentlichung geeigneten gese er Angelegenheiten 2. f folgen die den Sitzungsberiehten über- esenen rennen nageugere und zwar in der r das Stück gehört, e, ie in früheren etheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten, 85. nn Bericht über jede .. ud . u Secretar zusammen, ne er führt men er Bias ne Ayer und den Druck a in dem —. Stück erschei- ee wissenschaftlichen Arbeite 6. eos, irn Sr ine re in die gsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und r gn dee hen äe ı eure Ixson- re Bestimman r Umfang "de Mittheilung darf 32 Seiten in $ 1. Für die ine beschränkt. — E Grenzen ist r nach ausdrücklicher De esammt -Aka- ar oder der betreffenden Classe sta ge gesehen von einfachen in den Text — Yinden Holzschnitten sollen Abbildungen auf dure Nothwendiges beschränkt werden. Der huge einer Mr thei age 2 ee eier besonders beizugebenden Tafeln die rg rare ex Auflage eingeliefert ist. $7 1. Eine für die Bitsungsberichte ee wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes ae sei es auch nur aus sführung, in 2 schaftliche eilung öffentlichen ron als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, s r dazu der Ein- willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. 88. 5. Auswärts werden Correeturen nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verzichten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $1 . Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mitthei ilungen« abgedru fünfzig Sonderabdrücke m der Kopf der ee mit Jahreszah nummer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfass ei Mittheil ni ng na fällt r Regel d —r kacke wen ae Mitglied der ademie ist, ee es u auf Kosten Sonderabdrück auf seine Koste der Akademie nn re e Se zur Zahl von noch hundert, und noch weitere bis 50 nden ee angezeigt hat seine ungen noch mehr erhalten, erhalten 50 Freiexe ürfen nach nn Anzeige ” dem rien Secretar weitere 200 Exem- plare auf ihre Kosten abziehen lassen s 28. ede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung ee . Mitglieder, sowie alle Nichtmitgli eder, haben u die Vermittelung eines en Fache anerhörenden ae Mitgliedes zu ben eingehen, = hat sie der vorsitzende Seeretar selber oder durch anderes Mitg Vortrage zu bringen. Mitthe a deren Verfasser der Akademie nicht angehören, nen ter seen zunächst geeignet Aus Stat. $4l, 2, — Für die Allee bedarf es einer aus en, em der Akademie oder einer der as asse darauf gerichteter trag kann, sobald d Ber eript druckfertig vorliegt, gestellt ee ieh zur Abstimmung gebracht werden.] $ 29. . Der redigirende Secretar ist für den Inhalt er geschtliche Theils der Sitzungsberichte, jedoch n für die aufgenommenen nn ern un: = en de anche een ng ort für alle übrigen Theile der Sitzungsherichte Be‘ era ag Richtung nur die Verfasser verant- Die Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an wofern nicht im besonderen Falle anderes vereinbart wird die Stüc bis Fa gg ‚ mit.denen sie im Schriftverkehr steht, » Jährlich drei Mal, nämlich : Monats Mai, August, Hä onats - October bis December zu Anfang va nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. RN 705: SITZUNGSBERICHTE 17%. XXXIV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN. AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 2. Juli. Öffentliche age: zur Feier des BEE Jahrestage. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. Der Vorsitzende eröffnete die Sitzung mit folgender Ansprache: Am ı. Juni des Jahres 1752, fast genau ein und ein halbes Jahr- hundert vor dem heutigen Festtage, sah dieses Haus einen festlichen und denkwürdigen Tag. Es fand die feierliche Eröffnungssitzung statt, mit der diese Räume, in denen wir zur Stunde uns vereinigt haben, ihrer hohen Bestimmung übergeben werden sollten! Die Akademie mit ihren Freunden und Gönnern war unter ihrem Präsidenten Mav- PERTUIS versammelt, der Bruder des grossen Königs, der damalige Prinz von Preussen, Aususr WILHELM, und andere fürstliche Persönlichkeiten und hohe Würdenträger beehrten die Sitzung mit ihrer Gegenwart, der sprachgewandte Secretar der Akademie, Hr. Formey, hielt die Festrede. Es ist wohl begreiflich, dass eine freudige Stimmung die Ver- sammlung beseelte, wie man aus den Worten Forney’s und der kurzen Darstellung des Verlaufes der Feier wohl herauszuempfinden ver- mag; denn bis dahin hatte die Akademie weder ein sicheres noch ein ausreichendes Heim gehabt. Die ersten Sitzungen hatten zum Theil in den Behausungen der einzelnen Mitglieder stattgefunden, dann waren sie in das Astronomiegebäude, die thurmförmige Ecke an der Charlotten- und Dorotheenstrasse, wo auch die Anatomie untergebracht war, verlegt fest. Da musste es All in ein festes, für die Zwecke der Akademie eigens äusserst günstig gelegenes Heim ‚ übersiedeln zu können, oinit dann Sitzungsberichte 1903. en | _ a. | worden, und endlich hatte sie Frrieprıcn II. im Königlichen Schlosse = stattfinden lassen. So ehrenvoll dieser Sitz auch war, so fhlten doch die Räume für Bibliothek, für Verwaltung u.a., und das des nur ein Provisorium sein konnte und sollte, stand von vom heein en wie eine Befreiung und Erlösung erscheinen, er 706 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903. dem störenden Wechsel, der ewigen Unruhe und der Unzulänglich- keit ein Ende gemacht war. Ausdrücklich wird hervorgehoben, dass der König Alles reichlich ausgestattet und auf’s Beste hergerichtet habe, was auch noch nach dem, was wir heute vor uns sehen, mit Rück- sicht auf den damaligen Personal- und Besitzstand der Akademie ohne Weiteres anerkannt werden kann. Dazu kamen erfreuliche äussere Verhältnisse. Der zweite schle- sische Krieg war seit sieben Jahren glücklich beendet und der junge König FrıeprıcHn, dessen Ruhm schon in allen Landen verkündet wurde, hatte die Zeit weise benutzt, seine Erblande und die neugewonnenen Provinzen zu heben. Da konnte er denn auch zu seinen vielen und zum Theil bedeutenden Bauten schreiten, unter denen unser Akademie- gebäude — es handelt sich um die Lindenfront —: einen ehrenvollen Platz behauptet. — Jedermann fühlte sich sicher in dieser Friedens- zeit und Niemand dachte wohl daran, dass sich in der Ferne viel- leicht schon die Wolken zusammenzogen, die sich im siebenjährigen Kriege so schwer entladen sollten; dauerte die glückliche Friedenszeit ja noch vier Jahre. — | Heute haben wir mit gemischten Gefühlen unsere Plätze hier ein- genommen. Wir sollen demnächst diese Räume, die anderthalb Jahr- hunderte der Pflege der edelsten Güter der Menschheit gedient haben, und in denen die Meisten von uns seit vielen Jahren heimisch sind, verlassen, um für einige Zeit eine vorübergehende Unterkunft zu finden. Heute sind wir zum letzten Male in diesem Hause, zum letzten Male in diesem Saale zu einer Festsitzung versammelt, zu der, die alljährlich dem Gedächtnisse unseres Begründers Leisnız gilt, zu der, in welcher wir unsere neuaufgenommenen Mitglieder begrüssen, aber auch zu der, in welcher wir unserer Todten gedenken! — Am 29. Januar dieses Jahres hielt die Akademie hier zum letzten Male ihre Winterfestsitzung zum Gedächtnisse ihres zweiten Stifters, des grossen Frıeprıcn, ab, dem sie dieses Haus verdankt, und feierte zugleich den Kaiserlichen Geburtstag. Wir wussten damals noch nicht, ob wir auch unsere Leissız-Sitzung hier noch würden halten können. Es hat sich so gefügt, und nun treffen das Eröffnungsfest vor 150 Jahren und die Schlussfeier am heutigen 2. Juli in dieselbe schöne Zeit der Sommersonnenwende und nahezu auf denselben Tag! Sicher ist, dass dieser selbe Saal, in welchem wir vor drei Jahren eine Festsitzung zur Feier unseres 200Jjährigen Jubiläums begehen konnten, nicht die ganzen 150 Jahre für die Sitzungen gedient hat, sondern in der ersten Hälfte dieser Zeit nur mit einzelnen Unterbrechungen, die dureh bau- liche Umänderungen bedingt waren; seit etwa 80 Jahren aber tagten wir ununterbrochen in diesem Saale und in dem anstossenden kleineren; WwaLDEYeEr: Festrede. 107 auch waren unsere Bibliotheks- und Verwaltungsräume in derselben: Weise geordnet, wie jetzt. Es ist natürlich, dass wir heute einen Rückblick werfen auf die Geschichte der Akademie in dieser langen Zeit. Da dürfen wir freudig in diesen Räumen uns umschauen und mit verzeihlichem Stolze uns der Männer erinnern, die sie mit ihrem Geiste erfüllt und für die Wissenschaft gleichsam geheiligt haben. Man kann ohne Ruhmredig- keit sagen, dass die Geschichte der Wissenschaften in der ganzen Welt zu einem guten Theile in diesen Räumen ihre Entwickelung genommen hat. Lassen wir sie in dieser Stunde an uns vorüberziehen die Männer, wie Bope und Encke, die Astronomen; die Mathematiker DiricHhLetT, EuLEer, LAGRANGE, KRONECKER, KUMMER, STEINER, W EIERSTRASS; die Physiker und Chemiker F. Cu. Acnarp, Dove, P. Erman, von Hrın- HOLTZ, VON Hormann, Kırcunorr, Kunpt, Mas@nus, MARGGRAF, MAUPERTUIS, Eırn. MirscherLich , PO6GENDORFF, Rızrss, die Brüder Rose, SEEBECK und von Sırmens; die Geologen, Mineralogen und Erdkundigen Bevrıcn, LeoroLD von Buch, FERBER, ALEXANDER Von HumsoLpr, Karı JoHAanN BERNHARD Karsten und Karı Rırter; die Botaniker ALEXANDER Braun, GrepırscH, Link und PrısesHeim; die Anatomen, Zoologen und Physiologen EnıL pu Boıss-Reymonp, EHRENBERG, LICHTENSTEIN, LiEBERKÜHN, MEckEL, JoHAnnes MÜLLER, REICHERT, Ruporrnmı und Ruporr Vırcnow! Und nun die Vertreter der Geisteswissenschaften und der Rechtswissenschaft: Bexker, Borckn, Bopp, Burrmans, Curtis, DROYSEN, Duncker, E. GER- HARD, die Brüder Grimm, Haupt, WırueLm von HumsoLpr, KırperTt, Lacumann, Lersıus, MÜLLENHorF, NEANDER, NIEBUnR, Pertz, Leoronv von RANKE, RAUMER, SavıenY, SCHELLING, SCHERER, SCHLEIERMACHER, VON SYBEL, VON TREITSCHKE, TRENDELENBURG, WAITz, ALBRECHT WEBER. und Worr! Leicht hätte ich diese Namen noch um manchen von gleichem Klange vermehren können; es ist aber nicht nöthig, durch ihre Nennung in dieser Stunde ihrem Ruhme etwas hinzuzufügen. Wehmüthigen Erinnerns nehmen wir im Rückblick auf das, was in diesen Räumen Grosses erdacht, verhandelt, beschlossen, vorbereitet und ausgeführt worden ist, Abschied von ihnen. Der Genius Lrissızens wird heute zum letzten Male in ihnen gefeiert; kann er uns dabei begleiten, so wird er mit der Entwickelung dessen, was er ersonnen, was er in unendlichen Mühen begründet hat, zufrieden sein. Nur wenige geschäftliche Sitzungen haben wir hier noch ohne = Sang und Klang. abzuhalten; Ende dieses Monats verlassen wir dieses 2 . a Haus für immer, und kurze Zeit darauf wird es und mit ihm die ‚allbekannte Uhr, die so manche glückliche und trübe Stunde ange- : | Sn zeigt hat, immer aber das eh wies, vom Erdboden —. . den sein. en i 66* ® 708 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903. Und nun richten wir unsern Blick vorwärts! Es war nicht leicht, zumal auch die Akademie der Künste Unter- kunft finden musste, ein geeignetes Provisorium zu erlangen. Es ist dennoch, Dank dem Entgegenkommen der hohen Staatsregierung, ge- lungen, der Akademie der Wissenschaften in der ehemaligen Hoch- schule für Musik (Potsdamer Strasse 120) Räume zur Verfügung zu stellen, in denen sie ohne zu viel Einschränkung einige Jahre ihrer Thätigkeit wird nachkommen können. Wir werden diese Zwischen- zeit um so leichter ertragen, als sie uns nur auf den Einzug in unser neues Heim vorbereitet, welches sich, mit allem Rüstzeug an Raum und zur Arbeit versehen, an derselben Stätte wieder erheben soll, wo wir uns jetzt befinden. Wie Viele von uns, die wir das alte Haus in Bälde verlassen, noch in das neue wieder einziehen werden, das wissen wir nicht. Aber dieser Gedanke, der sich unwillkürlich aufdrängt, er soll unsere Arbeitskraft und unsere Arbeitsfreudigkeit nicht lähmen: ob im alten Hause, ob im Zwischenheim, ob im neuen, wir werden unsere Pflicht thun im Dienste der Sache und des Vater- landes, unentwegt! Unser letztes Empfinden aber beim Verlassen dieses ehrwürdigen Hauses, in dem der Geist des grossen Frirprich wohnte, sei ein inni- ger, ehrfurchtsvoller Segenswunsch für das Kaiserliche und Königliche Haus der Hohenzollern, insonderheit für unsern Kaiserlichen Herrn, dessen Huld schon in so reichem Maasse uns zu Theil geworden ist; möge sie uns erhalten bleiben für und für! Ein Segenswunsch fer- ner für unser theures Deutsches und Preussisches Vaterland und für diese gastliche Stadt, die uns schirmend und fördernd in ihren Mauern hält, ein Segenswunsch für unsere Freunde, Mitarbeiter und Wohl- thäter, ein Segenswunsch für diese der Wissenschaft geweihte Stätte! Sodann hielten die seit dem letzten Leisnız -Tage in die Akademie eingetretenen Mitglieder, HH. Pıscuer, Scnorrkv und Rorrne ihre Antrittsreden, welche durch die beständigen Seeretare HH. Dırıs, Auwers und VAnıen beantwortet wurden. “Do Antrittsreden und Erwiderungen. 70 Antritisreden und Erwiderungen. Antrittsrede des Hrn. Pısc#eı. In den bald 120 Jahren ihres Bestehens hat die indische Philologie, zu deren Vertretung ich in die Akademie gewählt worden bin, manchen Wandel erfahren. Die Übersetzung von Kälidäsas Sakuntalä, die Wiruıan Jones 1789 veröffentlichte, lenkte die allgemeine Aufmerksamkeit auf die schöne Literatur des alten Indien, deren Bekanntmachung als das zunächst zu erstrebende Ziel angesehen wurde. Die übertriebene Vor- stellung, die man anfangs von dem Alter dieser Literatur hatte, trug dazu bei, daß in Indien und Europa mit Vorliebe Werke herausgegeben wurden, die erst späten nachchristlichen Jahrhunderten angehören, und deren literarhistorische Stellung man damals gar nicht richtig be- urteilen konnte. Als dann Borr feststellte, was andere vor ihm nur geahnt hatten, daß das Sanskrit ein Glied des großen indogermani- schen Sprachstammes sei, wandte sich die europäische Forschung vor- wiegend dem Studium der Sprache zu, und Jahrzehnte lang herrschte die vergleichende Sprachforschung so unumschränkt, daß die indische Philologie nur ein Anhang zu ihr und eine Hülfswissenschaft für sie zu sein schien. Dieses Verhältnis wurde noch gesteigert, als endlich in Europa die wirklich alten Schriften der Inder, die Veden, bekannt wurden. ÜCOoLEBROOKE, einer der ersten Meister der indischen Philo- logie, hatte 1805 erklärt, daß der Inhalt der Veden kaum die Mühe des Lesers, geschweige die des Übersetzers lohnen würde. Weniger dieses Urteil, dessen Irrigkeit bald zutage trat, als der Umfang und die Schwierigkeit der Texte war die Ursache, daß erst 1863 die erste vollständige Ausgabe des Rgveda erschien, ermöglicht durch die Unter- stützung der Berliner Akademie der Wissenschaften und der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Erst 1874 kam Max MüLters große Ausgabe mit dem Kommentare des Sayana zum Abschluß. Wieder war es die Überschätzung des Alters und das Vorwiegen des lingui- stischen Interesses, die einer Weiterführung der von Rorn angebahnten Exegese des Veda hinderlich entgegenstanden. Der Veda wurde aus dem Zusammenhang des indischen Altertums gerissen, so daß er mehr ein indogermanisches, als ein indisches Denkmal zu sein schien. Der Umsehwung, der sich jetzt allmählich in der Auffassung des Veda vollzieht, hängt aufs engste zusammen mit der veränderten Richtung, die die indische Philologie seit etwa zwanzig Jahren unter dem Ein- flusse von Bünter und Kırınorn eingeschlagen hat. Wir sind konser- vativer geworden. Immer deutlicher stellt es sich heraus, daß die indische Tradition auf allen Gebieten, selbst dem der Geschichte, viel zuverlässiger ist, als wir lange glaubten. Inschriften, an deren Echt- 710 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903. heit kein Zweifel sein kann, haben zuweilen in überraschender Weise Angaben der Literatur bestätigt, die wir geneigt waren für Fabeln zu halten, weil sie uns in übertriebener, fast ganz märchenhafter Form geboten wurden. Das Dunkel, das so lange über der indischen Ge- sehichte, der politischen wie der literarischen, geruht hat, beginnt sich zu lichten. Die bisher bekannten und in mustergültiger Weise herausgegebenen und übersetzten Inschriften aus allen Teilen Indiens ge- hören zwar vorwiegend erst der Zeit nach Christus an. Aber wir haben begründete Hoffnung, daß wir viel älteres Material erhalten werden, wenn erst einmal die archäologische Erschließung Indiens ernstlich in Angriff genommen sein wird. Die Ausgrabungen im nepalesischen Tarai haben ohne große Mühe nicht nur zur Auffindung von Inschriften aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. geführt, durch die die Geburtsstätte Buddhas festgestellt wurde, sondern sie haben auch eine Inschrift ans Licht gebracht, die ins Todesjahr des Buddha um 480 v. Chr. selbst oder in dessen unmittelbare Nähe fällt und im Grabe des großen Reli- gionsstifters gefunden wurde. Die International India Exploration Society, die ihre Tätigkeit leider noch immer nieht begonnen hat, steht vor großen und schwierigen Aufgaben. Ist erst: der Spaten angesetzt, so werden die Ausgrabungen in Indien nicht weniger wichtige Resultate ergeben als in Agypten und Assyrien, und das Arbeitsfeld der Sanskritisten wird sich noch erheblich erweitern. Schon jetzt ist dasselbe un- geheuer groß und in seinem ganzen Umfange von dem einzelnen kaum noch zu bewältigen. Nur durch gemeinsame, sich gegenseitig er- gänzende und zielbewußte Arbeit können wir hoffen tiefer zu dringen. Diese Überzeugung hat den Grundriß der indo-arischen Philologie und Altertumskunde ins Leben gerufen, von dem bereits ı5 Bände vorliegen, und an dem die meisten Sanskritisten Europas und Amerikas mitwirken. Nächst dem Rgveda ist für die indische Altertumskunde kein Werk so wichtig wie das Mahäbhärata. Noch immer aber entbehren wir eine ‚kritische Ausgabe dieses riesigen Literaturdenkmals in 18 Büchern mit ungefähr 90 000 Doppelversen und einzelnen Abschnitten in Prosa. Mit Hülfe der Assoziation der Akademien hoffen wir auch dieses Ziel in absehbarer Zeit erreichen zu können. Die ersten Europäer, die in Indien Sanskrit lernen wollten, fanden bei den einheimischen Gelehrten kein Entgegenkommen. Das änderte sich aber sehr bald, und heut stehen wir mit den Pandits in leb- haftestem Wechselverkehr. Haben wir versucht, ihnen europäische Kritik und Methode zu lehren, so haben sie uns dafür in die Kenntnis der Sastra eingeführt, besonders der Grammatik, Rhetorik, Philosophie, Wissensgebiete, die nie ein Europäer bemeistert hätte ohne die Tradition zu kennen, die sich von Jahrhundert zu Jahrhundert in den Schulen Antrittsreden und Erwiderung. ‘11 der Pandits fortgepflanzt hat. Es ist freilich nicht unser Ziel, ein Sästra bis in die kleinsten Einzelheiten hinein zu beherrschen. Unser Blick muß auf das Ganze gerichtet bleiben. Aber wir erkennen dankbar die Hülfe der einheimischen Gelehrten an, die uns alljährlich eine fast unübersehbare Zahl von mehr oder weniger kritischen Textausgaben liefern, die sich über alle Gebiete des Wissens verbreiten. Nicht geringer ist die Tätigkeit auf dem Gebiete des Buddhismus. Die seit 1881 bestehende Pali Text Society hat bereits einen großen Teil der alten buddhistischen Literatur herausgegeben, der König von Siam gelegentlich seines Regierungsjubiläums 1893—1894 eine voll- ständige Ausgabe des Tipitaka, des heiligen Kanons der südlichen Buddhisten, veranstalten lassen. Die lange vemachlässigte Literatur der nördlichen Buddhisten ist in neuester Zeit energisch in Arbeit ge- nommen worden. Hatten wir bisher schon Vedisch und Sanskrit, die verschiedenen Dialekte der Asokainschriften, den Lenadialekt, Pali, mindestens sieben Prakritdialekte und den Apabhramsa zu beherrschen, so tritt jetzt mehr als früher der Mischdialekt der nordbuddhistischen Schriften in den Vordergrund, und als neu kommt hinzu die unent- behrliche Kenntnis des Tibetanischen. Religionsgeschichtlich eröffnen sich weite Ausblicke. Immer klarer wird die Stellung, die der Bud- dhismus zu dem älteren Religionssystem des Brahmanismus und der älteren Philosophie des Samkhya einnimmt, und wenn Babel jetzt un- gestüm an die Pforten des Alten Testamentes pocht, so klopfen Buddha und Zoroaster, vorläufig noch leise, an die Tür des Neuen Testaments. Mit ungeahnten Kräften nimmt der alte echte Buddhismus seine Missions- tätigkeit in neuester Zeit wieder auf. Für Europa kann er freilich nieht, wie einzelne Schwärmer glauben, eine Bedeutung gewinnen. Aber für Indien selbst und für die Nebenländer ist ihm von vornherein eine Zukunft nicht abzusprechen. Bedeutsam tritt auch die den Bud- dhisten gleichaltrige Sekte der Jainas mit ihrer ungeheuren Literatur in Sanskrit und Prakrit hervor. Es ist nur eine Frage der Zeit, daß sich eine Jaina Text Soeiety bildet, um die alten heiligen Schriften der Jainas kritisch herauszugeben. Auf dem Gebiete der modernen indischen Sprachen hat die von GRrıErsoN geleitete Linguistie Survey of India die überraschendsten Resultate ergeben. Es hat sich heraus- gestellt, daß die Zahl der Sprachen Indiens, indogermanischer und niehtindogermanischer Herkunft, viel größer ist als man geahnt hat. Die Forschung hat auch auf diesem Gebiete viele neue Probleme .. lösen und Arbeit für viele. Generationen. Ss | Schon frühzeitig hat der Süden von Indien, Er von den EEE i bewohnte Dekhan, seine Kultur von dem Norden erhalten und eifrig an der Pflege der Literatur teilgenommen, ohne seine nationalen Sprachen 712 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903. deswegen aufzugeben. Die Kolonisationstätigkeit der arischen Inder machte aber hier nicht Halt. Nach Ceylon zogen im 3. Jahrhundert v. Chr. buddhistische Missionare und gewannen die Insel für ihren Glauben und ihre Bildung. Brahmanen und Buddhisten gingen als Pioniere indischer Gesittung nach dem indischen Archipel, wo nament- lich Java und Sumätra Pflanzstätten indischer Gelehrsamkeit wurden, und nach Hinterindien. In Kambodscha haben die Franzosen Ruinen von alten Tempeln und Kunstwerken und Inschriften aus dem 3. bis 15. Jahrhundert in der einheimischen Sprache, dem Khmer, und in Sanskrit entdeekt und enträtselt, Spuren einer hochentwickelten brah- manischen Kultur. Den Brahmanismus löste dort später der Buddhismus ab, der auch Birma und Siam für sich gewann und seinen Siegeslauf nach China, Japan, Korea und Tibet fortsetzte. Vereinzelte F unde in Zentralasien deuteten darauf hin, daß auch dort indischer Einfluß mächtig gewesen war. Die großartigen Entdeckungen von Sven Hepın und Krementz im Osten von Turkestan ‚ von STEIN im Süden des Landes haben jetzt aus dem Wüstensande Zentralasiens eine neue Welt er- stehen lassen, die indisches Gepräge trägt und aufs neue Zeugnis dafür ablegt, daß Indien in weiten Gebieten des Orients eine kulturgeschicht- liche Mission erfüllt hat. So hat sich nicht nur der Umfang, sondern auch das Ziel der indischen Philologie im Laufe der letzten Jahrzehnte wesentlich ge- ändert. Die Tätigkeit des Sanskritisten an der Universität wird not- wendigerweise immer beschränkt bleiben. Unbeschränkt aber ist sein Wirken in der Akademie. Und ich glaube meinen Dank für die Wahl in die Akademie nicht besser bezeigen zu können als durch das Ver- sprechen, daß ich versuchen werde, nicht nur den F ortschritten meiner Wissenschaft zu folgen, sondern sie nach besten Kräften zu fördern. Erwiderung des Sekretars Hrn. Dırrs. Geehrter Hr. Kollege, die indische Philologie, die Sie in unserem Kreise zu vertreten berufen sind, hat eine zwar kurze, aber merk- würdige Geschichte, deren Peripetieen Sie uns eben fesselnd geschildert haben. Wie die Astronomie und die Chemie beginnt auch Ihre Wissen- schaft mit einem großen Irrtum. Man wähnte im Beginn des vorigen Jahrhunderts, wo man sich zuerst. diesem Studium bei uns eifriger hingab, die Ursprache, die Urweisheit und Urreligion, kurzum die ganze Urkultur und Urheimat unserer arischen Vorfahren in Indien wiederzufinden. Erst nach langen, schmerzlichen Irrgängen hat man sich von diesem romantischen Aberglauben befreit. Denn als im Jahre 1858 Ihr berühmter Vorgänger und Lehrer, ALserent Weper, an dieser en on ai Ba ne u ice an ih > ee en zu ae Ri at rn = SR Antrittsreden und Erwiderung. 713 Stelle sich der Akademie vorstellte, stand ihm dieses Ziel der Indologie noch an erster Stelle. Er begrüßte die damals vor kurzem von un- serem ADALBERT Kunn begründete indogermanische Mythenvergleichung als dämmernde Morgenröte eines Lichtes, dessen Mittagshöhe er in Max Mürters und seiner Zeitgenossen Forschungen bewunderte, dessen Unter- gang er am Abend seines Lebens nicht ohne Schmerz mit ansehen mußte. Das begonnene Jahrhundert hat diese Schemen weggescheucht. Es ist wol nicht zu besorgen, daß sie wiederkehren. Aber auch die be- gründetere Vorzugsstellung der Sanskritphilologen im Rate der Sprach- vergleicher konnte nicht auf die Dauer behauptet werden. Das Alt- indische, das Romantiker wie Frıeprıcn SchteseL u.a. als die Mutter- sprache der arischen Menschheit betrachteten, war schon durch Borr in die Stellung einer älteren Schwester zurückgedrängt worden. Auch dieses Erstgeburtsrecht ist allmählich mit Erfolg bestritten worden, und andere europäische Sprachen sind in neuerer Zeit in den Vorder- grund der linguistischen Forschung getreten, wie denn auch die Ur- heimat der Indogermanen, die man früher allgemein in Indien oder Persien, dann in den russischen Steppen suchte, in neuerer Zeit uns immer näher gerückt, zuletzt sogar in unserer unmittelbaren Nähe ver- mutet wird. Durch diese Wandelungen der wissenschaftlichen Forschung ist der Professor des Sanskrit, der noch in unserer Jugend als der be- rufenste Vertreter der Sprachvergleichung galt, fast überall aus dieser Stellung verdrängt, und die Personalunion zwischen diesen beiden immer fremder gewordenen Disziplinen aufgehoben worden. Das ist nicht zu ihrem Schaden geschehen. Denn was die in- dische Philologie an Umfang der Interessen und äußerem Glanze ein- gebüßt hat, das gewann sie doppelt an Kraft nach innen und An- sehen nach außen. Wie eine kaufmännische Firma durch Abstoßung unsicherer Forderungen ihren Kredit nicht mindert, sondern hebt ,.so ist die Sanskritphilologie nun erst ganz leistungsfähig und vertrauens- würdig geworden, wo sie gelernt hat, ganz auf sich selbst zu stehen. In der ersten Reihe der Vertreter dieser modernen, bodenständigen Richtung indischer Forschung erblicken wir Sie, Hr. Pıscuer. Ihr Ge- biet umspannt die gesamte Literatur und Sprache der Inder in ihrer fünftausendjährigen Entwiekelung und unendlichen mundartlichen Ver- ästelung. Ihre philologische Tätigkeit gilt ebensosehr dem Altertum jenes Volkes, wovon Ihre drei Bände » Vedischer Studien« Zeugnis ab- legen, als dem Mittelalter, dessen Kleinod, Kälidäsas Sakuntala, Ihnen. viel verdankt, sie gilt nieht minder dem klassischen Sanskrit als dem vulgären Präkrit, dessen Nationalgrammatiker von Ihnen herausgegeben, dessen System in Ihrer preisgekrönten Präkritgrammatik abschließend 714 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903, dargestellt worden ist. Als berufenster Kenner indischer Volksdialekte haben Sie dann auch den mehr interessanten als beliebten Resten in- dischen Volkstums in Europa, der Sprache und dem Volke der Zigeuner, Ihre gelehrte Forschung zugewandt. So haben Sie auf vielen wichtigen Gebieten der Sanskritphilo- logie eine eindringende und fruchtbare Tätigkeit entfaltet. Die Aka- demie, die Sie herzlich willkommen heißt, hofft, daß in ihrer Mitte diese Ihre echt akademischen Studien eine nicht minder fruchtbringende Fortsetzung finden werden. Antrittsrede des Hrn. Sconorrky. Der heutige Tag bietet mir die willkommene Gelegenheit, der Akademie meinen tiefgefühlten Dank dafür auszusprechen, dass sie mich in den Kreis ihrer ordentlichen Mitglieder aufgenommen hat, nachdem sie mir vor drei Jahren die Ehre erwies, mich zu ihrem eorrespondirenden Mitgliede zu ernennen. Die mathematische Analysis, zu der ich hingezogen wurde dureh den Einfluss bedeutender Männer, die der Berliner Universität und der Akademie angehört haben, bietet ein reiches Arbeitsfeld, dessen Grenzen noch nicht gezogen sind, und gern würde ich durch möglichst vielseitige Bethätigung meinen Dank abstatten. Indessen, meine bisherigen Arbeiten bewegen sich auf be- stimmten Theilgebieten und sie sind dort noch nicht abgeschlossen ; wenn trotzdem die Akademie ihnen ihre Anerkennung zu Theil werden lässt, so sehe ich hierin eine Verpflichtung, diese Arbeiten fortzusetzen, auch dann, wenn sich Schwierigkeiten zeigen. Die Fragen, mit denen ich mich beschäftigt habe, stehen alle direct oder indireet im Zusammenhange mit der Theorie der Asrr- schen Functionen. Zu dieser Theorie wurde ich zuerst geführt durch das physikalische Problem: die Potentialfunetionen zweier Veränder- lichen zu untersuchen, die in einem gegebenen Theile der Ebene vor- geschriebene Singularitäten haben und an den Grenzen constante Werthe annehmen. Durch dieses Problem ist, jeder ebenen Fläche entsprechend, auch wenn diese neben der äusseren noch innere Grenzen besitzt, eine Classe von Funetionen einer complexen Variabeln be- stimmt, und diese Funetionen sind theils dureh algebraische Gleichungen unter einander verbunden, theils lassen sie sich durch algebraische In- tegrale darstellen. Zu einer mehrfach berandeten ebenen Fläche ge- hört daher immer eine Classe algebraischer Gleichungen im Rırman- schen Sinne, deren Geschlecht gleich der Anzahl der inneren Rand- linien ist. Daraus folgte der Satz, dass zwei solche Flächen nur dann eonform in einander abgebildet werden können, wenn ihre charakte- . Tistischen Gleichungen dieselben Moduln haben. a 2 Antrittsreden. 715 Ich suchte das Problem weiter durchzuführen unter der Voraus- setzung, dass die Randlinien des Gebiets Kreise oder Kreispolygone sind. Die hier auftretenden Functionen haben aus mehreren Gründen Interesse. Erstens kann man Differentialgleichungen von einfacher Form aufstellen, denen sie genügen. Ferner lässt sich ihr Verlauf verfolgen über die Grenzen des Gebiets, wofür sie ursprünglich definirt sind. Dabei zeigen sie sich in speciellen Fällen als Functionen, die in ihrem ganzen Geltungsbereich eindeutig bestimmt sind, die aber die Eigen- schaft haben, bei linearen Transformationen der Variabeln in sich selbst überzugehen. Solche Funetionen nennt man heut automorphe. Ein charakteristisches Beispiel hatte schon Hr. Scuwarz gefunden in dem Kreisdreieck, dessen Winkel genaue Theile von zwei Rechten sind: ein anderes lieferte mir derjenige Bereich, der von lauter vollständigen Kreisen begrenzt ist. Dass übrigens Rırmann lange vorher diese Fune- tionen kannte, wird durch seine nachgelassenen Abhandlungen bezeugt. Die ganze Theorie der automorphen Functionen hat später Hr. Pommcart so vollständig entwiekelt, dass Andern und mir auf diesem Gebiete nur wenig zu thun übrig blieb. Zur direeten Untersuchung der Ager’schen Functionen selbst hat mir WEIERSTRASss die Anregung gegeben, der mir das Problem der Thetafunetionen von vier Variabeln vorlegte. Dafür, noch mehr aber für die Erziehung zur Einfachheit und Klarheit, die in seinen Vorträgen lag, bin ich Wrierstrass sehr verpflichtet. Zu jener Zeit lag die Theorie der algebraischen Functionen und ihrer Integrale als ein geschlossenes Lehrgebäude vor, in den Fassungen von Rırmann und von WEIERSTRASS: die Ausgangspunkte Beider liegen scheinbar von einander entfernt, die Ziele sind dieselben. Diese Theorien führen zur Definition der Aser’schen Functionen und der Theta, analytischer Gebilde, die zu- erst von Jacopı eingeführt waren, und über deren Grundeigenschaften von Anfang an kein Zweifel bestehen konnte. Indessen sind in Wirk- lichkeit gerade dureh die Definition der Thetareihen die Analytiker vor ein neues, wesentlich algebraisches Problem gestellt worden. Den elliptischen Funetionen, die von einer Veränderlichen abhängen, reihten sich an Functionen von beliebig vielen Veränderlichen. Aber diese sind unter einander verbunden durch vielfach verschlungene algebraische, Differential- und Functionalgleichungen, und es ist zunächst räthselhaft, wie ein und dasselbe System von Grössen so vielen Bedingungen gleich- zeitig genügen kann. Das Räthsel trat schon auf bei den elliptischen Funetionen; es wird dort gelöst durch einfache algebraische Betrach- tungen. Durchaus analog verhält es sich mit den Aser’schen Fune- tionen von zwei Variabeln, und allgemein mit denen, die man hyper- elliptische nennt. Es war nun mein Bestreben, durch genaue Unter- 716 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903. suchung der Relationen zwischen Thetafunetionen von drei und von vier Veränderlichen die Verhältnisse dort in ähnlicher Weise aufzu- klären. Dass man nur schrittweise vorgehen könne, erkannte ich bald. Für die Functionen von drei Veränderlichen gelang es mir, die Grundlage einer Theorie aufzustellen, und ich hatte die Freude, zu sehen, dass die Aufgabe einige Jahre später von Hrn. Frogextvs aufgenommen wurde. Ich hoffe, dass die neuen in den Arbeiten des Hrn. Frogentus enthaltenen Gedanken sich’ fruchtbar erweisen werden auch für die nächst höhere Classe. Für diese Classe — die der Asrr’schen Funetionen von vier Variabeln — sind die Arbeiten noch nicht zum Abschluss gekommen. Nur eine Frage, die sich zunächst aufdrängte, konnte ich vollständig beantworten. Die Aser’schen Funetionen von vier Variabeln sind, bei ihrer direeten Definition durch die Theta, allgemeiner als die, zu welchen die Rıemann’sche oder Wrıerstrass’sche Theorie führt; es war festzustellen, wodurch sich die allgemeinen von den specielleren Rırmans’schen Functionen unterscheiden. Den Unterschied fand ich in einem eigenthümlichen Gleichungssystem zwischen den Constanten der Theorie, das für die speeiellere Classe charakteristisch ist. An- dere Arbeiten von mir beziehen sich auf besondere Fälle. Die Durech- führung derselben weist darauf hin, dass das Streben, in der Theorie der Theta zu einfachen algebraischen Normen zu gelangen, berechtigt ist. Eine Gefahr, dass durch solche Specialstudien das Interesse für allgemeinere Fragen leiden könne, befürchte ich nicht. WeEimrstrass, der mit weitem Blick die Analysis übersah, ist von ähnlichen Pro- blemen ausgegangen und hat ihnen einen grossen Abschnitt seines Lebens gewidmet. Ich glaube deshalb, auch bei solchen rechnerischen Untersuchungen im Sinne meines Lehrers zu wirken, dessen ich heute dankbar gedenke. Antrittsrede des Hrn. Rorrnr. Die Preußische Akademie ist meiner Knabenzeit vertraut gewesen als die Stätte, an der Jacog Grimm Zuflucht fand, da er in die Ver- bannung getrieben war. Das Band ehrfürchtiger Liebe, das mich seit den ersten tastenden Versuchen wissenschaftlichen Lernens an den teu- ren Mann knüpft, habe ich mit tiefem menschlichem Gewinn verstär- ken dürfen, als ich, ein Erbe Sch£rers antretend, bei der neuen Aus- gabe der Deutschen Grammatik durch ausdauernde N acharbeit in die Heimlichkeit seines stillen Sammelns und Schaffens mich versenkte. In Göttingen, wo ich lange Jahre lebte, sprach die Erinnerung an Jacop Grimm auf Schritt und Tritt zu mir, aus Briefen und Akten, aus Bibliothekskatalogen und Kollegheften, aus Bildern und Häusern, Antrittsreden. Ti mir am ergreifendsten aus dem warmen Auge GoEDEKES und LAGARDES. Hat es mich dort mit demütigem Stolz erfüllt, wirken zu dürfen, wo der Unvergeßliche einst gewirkt hat, so gibt es mir in dieser Stunde ein wohltuend 'heimisches Gefühl, wenn ich gedenke, daß hier die Weisheit seines Alters erklang. Von dem späthumanistischen Nationalstolz des großen Gelehrten, den der heutige Tag feiert, bis auf die stille Liebe zu Sprache und Art der engern Heimat, die in Wemmmorps folgenreichsten Arbeiten webte, bis auf den unbefangenen Mut modernen Geistes, mit dem SCHERER aus der lauten Sprache der Gegenwart das stockende Flüstern der Vergangenheit zu verstehen suchte, ließen sich die bedeutungs- vollsten Strömungen und Wandlungen der deutschen Philologie an ihren Vertretern in der Preußischen Akademie darstellen. Das heroische Zeit- alter unserer jungen Wissenschaft ist jetzt vorüber. Den vieldeutigen Ergebnissen der kombinierend-vergleichenden Methoden, mit denen Jacog Grmm — und wie viele nach ihm! — in die Tiefen germani- schen Altertums einzudringen glaubte, bringen wir seine beglückende Zuversieht nicht mehr entgegen. Und auch die unschätzbare formal- kritische Methode, in deren gesunde Zucht Karı Lacnmanns sittliche Energie den jugendlichen Überschwang der deutschen Philologie nahm, ist uns nicht mehr die nie versagende Springwurzel, die sie für iires Meisters genialen Wahrheitssinn und für seine intuitive Erkenntnis des ‚Reinen und Individuellen wirklich gewesen ist. Daß MüLLEennorrs ge- waltiger Plan einer germanischen Urgeschichte, die er mit allen Mitteln kritischer Philologie und geschulter Phantasie in Angriff nahm, ein Torso geblieben, das lag nicht nur an äußeren Gründen. Dem roman- tischen Wagemut, der es fertig brachte, auf sich allein gestellt in wunderbarer Schöpfungskraft vergangene Welten neu zu beschwören, unserm nationalen Leben zu reichstem Ertrage, diesem Wagemut, dem das Unmögliche möglich ward, ist allmählich eine heiter sich beschei- dende Resignation gefolgt, die darum auf Erfolg nicht verzichtet, weil sie ihn ruhiger und geduldiger vorbereitet. Wir suchen jetzt — nie- mand hat das kräftiger angeregt als Wırneım ScHERER — aus dem hellen Heute und Gestern durch das dämmerige Ehegestern zurück- _ zuleuchten in das dunkle Einst, nicht in mechanischer Übertragung der Gegenwart auf ferne Zeiten, wie die Aufklärung sie liebte, sondern im Vertrauen auf die Notwendigkeit geschichtlichen Zusammenhangs. Daß die Erde und ihre Gräber zu uns Germanisten eine so be- redte Sprache reden werden, wie es andern glücklicheren Zweigen der Philologie in den letzten Jahren beschieden war, das hoffen kaum: _ Sanguiniker. Aber wie jetzt schon die in größerem Stile getriebene Lautgeographie des deutschen Sprachatlas überraschende Lichter wirft 718 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903. auf vergangene Tage und manches zähe linguistische Vorurteil über den Haufen stößt, so wird moderne Namen- und Wortgeographie, recht angefaßt, uns weit zurückleiten. Das überreiche buntbewegte Sprach- leben, das sich enthüllt, je tiefer und allseitiger wir die lange vernach- lässigte Geschichte der neuhochdeutschen Sprache erforschen, hilft uns, auch die Willkürlichkeiten und Starrheiten immer besser zu deuten, die an der spärlichen Überlieferung älterer Sprachperioden notwendig haften. Und wenn die moderne Literaturgeschiehte mit ihrer fast unbegrenzten Stofffülle uns die ungeheure Kompliziertheit geistigen Lebens, literari- schen Verkehrs, das verwirrende Durcheinander treibender und hemmen- der Ideen, die engverquiekte Bedingtheit und Freiheit des Einzelnen so unvergleichlich deutlicher erkennen läßt, als das vor der nicht zu- fälligen, aber doch schmerzlich beschränkenden Auswahl möglich war, die siehtende Jahrhunderte geübt haben, so nötigt uns jene klarere und reichere Einsicht neue und fruchtbare Fragestellungen auch für das geistige Leben des Mittelalters auf. Geistige Wertunterschiede wird die Wissenschaft immer festhalten, und das eindringende Er- kennen produktiver geistiger und sittlicher Größe wird ihr stets hohes Ziel und köstliehster Lohn sein. Aber die ewige Bewegung der Dinge gestattet uns nicht, nur verheißungsvolle Blüten zu grüßen und an reifen Früchten uns zu freuen; auch die welken Blätter, die auf die herbstliche Erde niedergeraschelt sind, geben Zeugnis von einstigem Leben und tragen in sich bodenbereitende Kraft für die Zukunft. Mehr. und mehr drängt es dahin, damit wir geschichtliches Werden wirk- lich verstehen, nicht nur bei der Aristokratie der leitenden Gestalten und Ideen zu verweilen, sondern auch die träger bewegten Massen wissenschaftlich zu begreifen, das dumpfere geistige Leben der mitt- leren und tieferen Regionen zu erfassen und in dem Zusammenspiel des Ganzen an der rechten Stelle zu sehen. Wie sehr es uns Not tut, die unermeßlichen Materialien zu bereiten, zu bewältigen und beleben, die uns heimische Federn und Pressen seit vielen Jahrhun- derten deutsch und lateinisch überliefert haben, das betone ich ge- rade hier um so lebhafter, weil ich allerdings glaube, daß die deutsche Philologie in ihrer Entwickelung an einer Stelle angelangt ist, wo die planmäßige Hülfe der Akademien ihr zur wichtigen Förderung ge- deihen kann. : Aber der Brauch dieser Stunde, dem ieh mich‘ nieht entziehen darf, verlangt von mir, daß ich nieht nur von Aufgaben meiner Wissenschaft spreche, wie ich sie sehe, sondern auch von mir selbst und von dem Platze, den ich in der vorwärtsringenden Heerschar aus- zufüllen bestrebt war. Ich stamme aus den Ostmarken und bringe einen guten und warmen Glauben an die dauernde Kulturmission des Antrittsreden. 719 deutschen Volkes dorther mit. Aber ich verschließe mich nicht der Gefahr, die der ideellen Kraft germanischer Art, an der ich nie irre geworden bin, immer wieder von ihrer formalen Schwäche droht. Idee und Form sind nahe verwandt. Wenn. mir die Bedeutung der geistigen Form in ihrer Tiefe aufgegangen .ist, so danke ich Aas dem entscheidenden Einfluß Wiırueım Scherers. In dem Widerstreben, das er in mir bezwang, bin ich gereift; er hat mich zu GorruE geführt, durch ihn habe ich den Weg zu Kar Lacnmann gefunden, der mir mein philologisches Gewissen geschärft, meinen Glauben an die Phi- lologie dauernd gestählt hat. Auf das geschichtliche Verständnis von individuellen Erscheinungen und geistigen Formen haben sich meine Arbeiten besonders gerichtet. Ich habe einen politisch -didaktischen Dichter des ı3. Jahrhunderts herausgegeben und im historischen und literarischen Zusammenhang möglichst vielseitig zu begreifen gesucht. Philologische Charakteristik und Analyse habe ich über das Mittelalter hinaus gern auch an Gestalten und Denkmälern unserer klassischen und romantischen Periode zu erproben gestrebt. Probleme der Stilgeschichte und Stilbeschreibung lagen mir am Herzen; in der eigentlichen Sprach- geschichte beschäftigte mich besonders die Neigung zur hochdeutschen Schrift- und Dichtersprache herüber, die schon in dem mittelalterlichen Niedersachsen auftritt. Mit programmatischer Konsequenz habe ich nie gearbeitet. Ich hoffe Kleines nicht kleinlich gefaßt, das Einzelne nicht vereinzelt, hinter dem Individuellen immer das Typische gesucht zu haben: aber so sehr es mich freute, wenn ich von dem sicheren Grunde der erfaßten Einzelerscheinung den Ausblick in die Weite gewann, so hat mich doch philologische Schwerblütigkeit nie dazu kommen lassen, geschichtliche Entwicklungsreihen in größerem Zusammen- hange zu gestalten, und meine Arbeiten stellen sich isolierter und zufälliger dar, als mir lieb ist. Sie, meine Herren, haben mich trotzdem in Ihre Mitte aufge- nommen, und ich weiß Ihnen dafür wahrhaften Dank. Ich habe schon in der Göttinger Gesellschaft der‘ Wissenschaften den Wert akade- mischen Zusammenwirkens lebendig und geschichtlich schätzen ge- lernt, und ich bin mir der Ehrenpflicht bewußt, die mir der Eintritt in Ihren Kreis auferlegt. Der wissenschaftlichen Begründung unserer nationalen Selbsterkenntnis zuzustreben, das ist nicht zum wenigsten eine Aufgabe der deutschen Philologie. Der Preußischen Akademie | hat ihr königlieher Stifter den Beruf zur teutschgesinnten Societät der Seientien schon in die Wiege gelegt. Wo die Akademie meine Mitarbeit glaubt brauchen zu können, An: darf sie meines ‚ redlichen und freudigen Willens El sein. 720 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903. Ferner wurden Gedächtnissreden auf zwei der in den letzten Jahren verstorbenen Mitglieder der Akademie gehalten, von Hrn. Pıscuer auf ALBRECHT WEBER und von Hrn. WArpever auf Ruvorr VIrcHow. = | Schliesslich verkündete der Vorsitzende das Ergebniss der Be- | werbung um den Preis des Mınoszzwsxkr’schen Legates und einen Beschluss der philosophisch historischen Classe bezüglich der EpuArn 3 GERHARD-Stiftung. 2 Preisaufgabe aus dem von Miroszewskrschen Legat. In der Leisniz-Sitzung des Jahres 1900 hat die Akademie fol- gende Preisaufgabe aus dem von Hrn. von MiLoszEwskr gestifteten Legat für philosophische Preisfragen gestellt: E »Die Entwickelungsgeschichte des Hzerr’schen Systems soll mit Benutzung der auf der Königlichen Bibliothek zu Berlin be- findlichen Manuseripte Heezr's dargestellt und historisch ver- ständlich gemacht werden. Hierbei soll insbesondere berück- sichtigt werden die Ausbildung seines Pantheismus, seiner dia- lektischen Methode, der Anordnung der Kategorien in der Logik und seines Verfahrens, die Gestalten des geschichtlichen Lebens in einen philosophischen Zusammenhang zu bringen. « Diese Preisaufgabe hat eine Bearbeitung gefunden. Sie trägt das Motto: nee ridere nec lugere sed intelligere. Zunächst handelt es sich darum, die auf der Berliner Bibliothek | befindlichen Manuscripte chronologisch zu bestimmen, um sie für die Entwiekelungsgeschichte benutzbar zu machen. Rosenkranz hat keine Rechenschaft über die Gründe gegeben, auf denen seine Vertheilung der Handschriften an die nach den Aufenthaltsorten von ihm abge- grenzten Lebensabschnitte beruht. Und schon der nächste Bearbeiter des Nachlasses, R. Havm, hat die chronologischen Bestimmungen von Rosenkranz an wichtigen Punkten widerlegt. So muss von denselben bei der erneuten historisch kritischen Arbeit zunächst abgesehen wer- den: nur dass, da Rosenkranz vieles in der Berliner Sammlung Fehlende benutzt hat, im Zusammentreffen mit ihm ein günstiges Indieium zu sehen ist. Der Verfasser hat nun die Handschriften, von denen be- sonders die aus der Berner und Frankfurter Zeit mit ihren Correeturen, Umarbeitungen und Verweisungen schwer benutzbar sind, mit an- erkennenswerthem Fleisse durchgearbeitet und eine vollständige Dar- stellung ihres Inhaltes gegeben. Er hat auch an einem sehr wich- tigen Punkte die bisherige chronologische Anordnung corrigirt. Die BERNER Preisaufgabe. 721 Richtigkeit der neuen Bestimmung erscheint unzweifelhaft, und die Entwickelungsgeschichte des Systems wird aus dieser Bestimmung er- heblichen Nutzen ziehen. Hierauf beschränkt sich in der Hauptsache die Förderung, welche die historisch -kritische Behandlung der Mamu- seripte durch diese Arbeit erfahren hat. Tiefer als in diese haben Neigung und Talent des Verfassers ihn in die Entwickelungsgeschichte Heerr’s und die philosophische Kritik des Systems geführt. Er ver- sucht das Leben des grossen Denkers als einen von innen bestimmten und von Stuttgart und Tübingen ab eontinuirlieh verlaufenden Ent- wickelungsvorgang zu erfassen. Liegt nun auch hierin gegenüber der übertriebenen Werthung des Einflusses anderer Denker auf Heer ein entschiedenes Verdienst, so wird der Verfasser doch der anderen Seite des Sachverhaltes nicht gerecht; der Zusammenhang des Systems mit der philosophischen Bewegung von Kant ab ist von ihm nicht ge- nügend untersucht worden. Dieselbe Einseitigkeit macht sich auch in der philosophischen Kritik des Verfassers geltend. Die Entwicke- lungsgeschichte selbst ist nicht gleichmässig durchgeführt; es kann nur gebilligt werden, dass die Darstellung kürzer wird, wo die Be- deutung der Handschriften abnimmt, aber der Zusammenhang selber wird allmählich loser, schon die Darstellung des ersten erhaltenen Systementwurfs reiht zu äusserlich Auszüge aneinander, und wenn ein Hauptverdienst Heerr’s in der Verwerthung des geschichtlichen Standpunktes für die systematischen Einzeldiseiplinen der Geistes- philosophie liegt, so hätte ihrer Ausbildung im Zusammenhang mit den früheren Stadien der Entwickelung Heerr’s gründlicher erforscht werden müssen. So kann bei aller Anerkennung des vom Verfasser Geleisteten dieser Arbeit der Preis doch nicht zugesprochen werden. Die Akademie wünscht jedoch, dass das von ihr gestellte Thema damit nicht verlassen werde, und schreibt daher dieselbe Preisaufgabe von Neuem aus. Der ausgesetzte Preis beträgt wiederum Zweitausend Mark. Die Bewerbungsschriften können in deutscher, lateinischer, fran- zösischer, englischer oder italiänischer Sprache abgefasst sein. Schriften, die in störender Weise unleserlich geschrieben sind, können durch Beschluss der zuständigen Classe von der Bewerbung ausgeschlossen werden. Jede Bewerbungsschrift ist mit einem Spruehwort zu bezeichnen, und dieses auf einem beizufügenden versiegelten, innerlich den Namen und die Adresse des Verfassers angebenden Zettel äusserlich zu wieder- = holen. Schriften, welche den Namen des Verfassers nennen oder deut- lich ergeben, werden von der Bewerbung ausgeschlossen. Zurück- ziehung einer eingelieferten Preisschrift ist nicht gestattet. Sitzungsberichte 1903. 8 722 Öffentliche Sitzung vom 2. Juli 1903. Die Bewerbungsschriften sind bis zum 31. December 1905 im Bu- reau der Akademie, Berlin W. 35, Potsdamerstr. 120, einzuliefern. Die Verkündigung des Urtheils erfolgt in der Leisnız-Sitzung des Jahres 1906. Sämmtliche bei der Akademie zum Behuf der Preisbewerbung ein- gegangene Arbeiten nebst den dazu gehörigen Zetteln werden ein Jahr | lang von dem Tage- der Urtheilsverkündigung ab von der Akademie für die Verfasser aufbewahrt. Nach Ablauf der bezeichneten Frist steht es der Akademie frei, die nicht abgeforderten Schriften und Zettel zu vernichten. Stipendium der Epvarn GERHARD- Stiftung. Das Epuarn GerHARD-Stipendium ist im Jahre 1904 mit 4800 Marl zu vergeben. Bewerbungen sind vor dem ı. Januar 1904 der Akademi einzureichen. = Ausgegeben am 9 Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei F ihre 12 >. ud nr a VERZEICHNISS DER »MITTHEILUNGEN« zu St. XXXIV. Seite Waınever:: Festrede ne en er PıscneL: Antrittsrede a ıeıs: Antwort an Pod, a a er Eee Schorrer: Aut a ee ee u Roerue: Antrittsrede . . ee ae en en Preisaufgabe aus dem von Miiosmewse? a Lega RR ae IR Stipendium der Eouarp GernArn-Stiftung . a N ne Tri ige der Akademie. I aus den Jahren 1899-1900 . . . a ee A ae ische Abhandlungen en en . Philosophische und historische ae ee ee ef aus dem Jahre 1901 . . er a Eu e : Physikalische Abhandlungen ee ee ec Mathematische Abhandlungen ee - Philosophische und historische Abhandlungen ee, ef Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1901 und 1902. Branco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei ER in seiner Bern für bin der allgemeinen Geol 8.— Erman: Zaubersprüche ei Mutter und. Kind. a Fa ei Mittlere Örter von 570 Sternen für 1815 nach Pond’s s Beobachtungen 1811-1819 ; » 3.— : Gedächtnissrede er Pau ee er. , cu Sch HNMIDT: Garkehsuienie & Karı Weiss ai : 1— Zimmer: Gedächtnissrede auf JOHANNES ScHNI ‚ 1 ScHuLzE: Caulophacus arcticus (ARMAUER = Hausen) und Calycosoma gracile F.E. Sc De r 2 Brasco: Das vulcanische Vorries und sein gen zum vulcanischen bei Ördlingen -» 5.50 Cosze: Die Kleinfunde aus Pergamon . » 3.50 W.Dörrrsıo: Das südliche Stadtthor von Pergam M. 2.50 R. Heymons: Erg Beobacht Ge an aniktiachen Solifugen nebst Beiträgen zur Systematik a Tse . * ” C. Runee und F. "Pisonzs: Über di e Strahlung des Quecksilbers im "magnetischen. Felde » 3 H. Scaärer: Ein Bruchstück altägyptischer Annalen ee W. Krause: Ossa Leibnitii . ee M. Sımter und R, Hrymons: Die Variationen bei Artemia 'salina Lxacn und ihre > Abhängigkeit von äusseren Einflüssen . ; » 2.50 H. Vırcnow: Über ee Raum und Tenon sche Kapsel - » 3. N. Gaipurov:_ Übe rauen farbigen Liehts auf die ürbung lebender Öseillarien . » 3.50 W.Srıepa: Über ar Dallen er Handelsstatistik im Mittelalte » 2.50 H. Grönroos: Die Museuli ee brachii und latissimo-condylo rw us bei der Affengattung Hylobates im Vergleich mit den entsprechenden Gebilden der Anthropoiden und des Menschen . . r 5.50 N der Akademie. Preis der —n Jahrgänge, 1882—-1%2 . . re ee ie D onders zusammengestellt: Mathematische nd Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882-1897. Preis des Jahrgangs. . M 8.— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von Aporr Harnwaor. Drei Bände. — Berlin 1900. — M. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900, Berlin 1900. V. u. 171 S. 6 Taf. AM. 6— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. II. Halbjahr 1902. F. vox Worrr: Vorstudien zu einer ser arg - petrographischen rege des ENTER der Umgegend von Bozen (Sü Wissoep: über den Einfluss der Ta auf die e Spitzenentiadung OBLER: vermischte Beiträge zur französischen Grammatik . Alex m wırTz - MOELLENDORFF: andrinische Tach; iften Far Hor EYERHOFFER; Untersuchungen über die > Bildungsverhältnisse der oceanischen late en. Vocer: de spectroskopische Doppelstern oPersei . . ns aus den nz I. er hen 1903. Hırscar£ıp: die Monumenta des rue und das Ius nase a M Sacnau: der erste Chalife Abu Bek ? Sen J. RomBieo: ologisch - Re Se Studien in den Gebieten von Predazzo und Monzoni WS er Os für Einigu g und Schiedssprüche in Arbeitstreiigkiten . FräÄskeu: Beiträ ri zur rohe Epigraphik aus Handschriften » Kızıs: die ee der Königlichen Friedrich -Wilhelms- Universität” zu Berlin am 9. Februar 1903 » G. Mürter und P. Kr MPr: ein neuer yeränderlicher Stern von aussergewöhnlich kurzer Periode - O. Fraxke und PıscaxL: Kaschgar und die Kha Harnack: einige Bemerkungen zum 5, Buch da Rirchengeihihi des Ensebius ı nach h der neuen usgabe von EnuAarn Schwartz . » Harnack: ius ecelesiasticum F. Körter: die Bestim Yan des Drucks an gekrümmten Gleitflächen, eine Aufgabe aus der Lehre vom Erddruck J. Hartsass: über einen neuen Zusammenhang zwischen Bogen- und Funkenspeotren vas’r Horr und G. Just: der hydraulische oder sogenannte trichgips J. LeıroLor: der Hirt des Hermas in saidischer Übersetzun E. Haces und H. Rusens: über Etegin a zwischen dere Reflexionsvermögen der Metalle und ihrem elektrischen Leitverm J. Reıske: die Entwickelühgspöächishte der Dünen an der Westküste von Schlesw . As n am ee Observatorium über Te mes Une ’ W. Saromox: über die I agerungsform und das Alter des sr ng rg i Frogesius: über die char ME re Einheite en der symmetrischen ruppe . van’t Horr und H. Barsonaut: SIRERSRORGER über die ie Bildungsverhältulse der Oreanischen Salz- ablagerungen. XXX F. eh ne Polymo orphismus von Meeresl en . ee Fıscuer: Synthese von Sit ärger der Pol : Hasen und H. Ruse as Em ragen der Metalle für lange Wellen ; K. Geioser: das achtzehne Kapitel des Vendidäd. vos Wiramowırz - MoELLENDORFF: dre Es lnesscaen griechischer Dramen. g: IL). Ensas: zur Erklärung des Papyrus > Praxek: zur ge Theorie ie re selectiven Absorption in isotropen Nichtleitern . van'T Horr und G. Jus Untersuchungen über die WEBER der errerngg Salzab- agerungen XXXI > Faosanıos: über die ‚Primfactoren der Gruppendeterminante 1 we 4 Elan: Theorie d en en age ee Coux Metalloptik amd sche Theo » W.J : über die in der Disk Niere und Pestaltung des "elektrischen Widerstandsmaßes’ er- ii da Su rasazı eit -» 050 H. Lonmans: Unt cs über die Tier- und” Pflanzenwelt sowie. über die Bodensedimente des Nordstnfischee ey zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite —_. Taf.D » vox Wiramowırz- MoELLENDoRFF: drei Bien griechischer Dramen. (II. ee. H. O. Laser: Prophezeiungen“ ee ptischen Weisen aus dem P yrus I, 34 44 in Leiden - 050 Fr. res u. G. Zicksrar: die Bi ung von ers; bei FI von m; mit Perman. su». 3» To 2 >» 2 °2 m ı® =} > >] & ‘a = Dos a We ee a ? „ie. Se u u Be 3 a ı Frosenuvs: Thwoiie, der hyperkomplexen Größen ie Hernerr: über die Reduetion der auf der Physischen Erdoberfläche beobachteten Schwerebeschleuni- gungen auf ein geme insames Niveau. II vos _ und A. Scampr: Vorschlag = zu einer magnetischen Vermessung eines ganzen "Parallel- ar zur Prüfung der PeaRapen der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus (hierzu VAN’T ne we W. -: unoeren:; Untersuchungen über die Bildungsverhätniee der. ozeanischen ge A. Torxquist: der zum Sardiiens und seine © Besichungen zu den Jungen, eireum - medi- terranen Faltenzüge Bes SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XXXV. 9. Jurı 1903. BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 2. se erscheinen in eiusihaa ge in Gross- Oetav a ren Donnerstags t Tage nach jeder ng Die sämmtlichen zu —.. Kalender- jahr gehörigen Stücke bilden vorläufig einen Band mi Die einzelnen Stücke erhalten ausserdem eine durch den Band ohne Unterschied der Kategorien der Sitzungen fortlaufende römische Ordnungs- nummer, und zwar ei Berichte über Sitzungen der physi- kalisch - REN Classe allemal gerade, die über un der Siiksophiich: „historischen ( Classe ungerade Nummern. 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur ER geeigneten gesch: = Angelegenheite folgen die au Si Au ra über- wiesenen ae, Arbeiten, in de zue esen Sitzungen gehö- rigen Stücken nicht erscheinen konnten. $5 Den asien über jede Sliscies Sitzung vage = Seeretar en, weleher den Vorsitz Derselbe en führt die er rgene über die PER tion und den Druck der in dem gleichen Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeiten. 1. Für di er einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Karen die folgenden beson- dere: ” age ungen m. bes ausdrücklicher ung ge Gesammt A Pu oder der | Classe ER Nothwen: erden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die eg der in den Text einzuschaltenden Holzsehnitte ind und von fertig besonders a argeng Tafeln die = erforderliche Auflage eingeliefert 57. 1. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wissen- schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Aus- gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch führung, in nur 7 in weiterer A die darin aufgenom deutscher Sprache .. sein oder werden. er re ang verantwort Fü üür diese wie 2. iner Eisen en wissen- für alle übrigen Theile der Sitzungsberichte. sind schaftlichen Mittheilung diene anderw £ früher. zu ver- nach jeder Richtung nur die Verfasser öffentlichen beabsichtigt, als ihm an nach den gelten- wortlich, | den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt- Akademie oder er betreffenden Classe. $8. Auswärts werden ee nur auf besonderes un Veischiaht: Die er Te | auf Erscheinen ihrer ee nach acht Tagen, Sc$ IB 1. Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Mittheilungen« abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich e eg Einem Verfasser, as Ten Mi itglied der ist, Bear es frei, auf Kosten Sondera h auf seine a noch weitere bi hl v hundert im eg 350) zu er v en, 8 ess a ee noch mehr en zur ' Vertheilung Seeretar ana 200 Exem den plare auf ihre Kosten abziehen lasse s 28. : . Jede zur Aufnahme in au Da be sinn Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung I gelegt Abwesende "Mitglie eder, re alle Niehumigide, haben hierzu die Vermittelung eines Ihrem? Fache 1, 2. — Für die Aufnahme bedarf & einer ckliehen ehmigung - Akademie oder einer der Classen Nor darauf ter Antrag sobald Manuseript ers vorliegt, s gestellt und sogleich zur Abstimmung gebracht werden] 829. = . Der redigirende Seeretar ist für den Inhalt des gechtiche Theils der ee IE jedoch er n verant- Die Akademie versendet et »Sitzungsberich eher nicht gi Egmerafeen alle anderes ; ” ang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers“ onats August en ti, at 723 SITZUNGSBERICHTE _ 1903. XXXV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 9. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Dieıs. 1. Hr. Pıscner las über die Inschrift von Paderiya. Durch die Ausgrabungen, die Fünrer und Perez im nepalesischen Taräi ver- anstaltet haben, sind der Geburtsort und das Grab des Buddha endgültig festgestellt worden. Von den dort gefundenen Inschriften sind die von Niglivä und Piprävä voll- ständig entziffert. In der Inschrift von Paderiyä dagegen bereiten die Worte vigadabhr und athabhägiye dem Verständnis noch große Schwierigkeiten. Es wird ein Versuch gemacht, diese Worte zu deuten. 2. Derselbe legte eine Fortsetzung des von Dr. Fraske und ihm selbst in Stück VII der Sitzungsberichte von 1903 veröffentlichten Auf- satzes über Kaschgar und die Kharosthı vor. Der Nachweis, daß es nie ein Land Kharostra gegeben hat, und daß die Kha- rosthi, wie die richtige Schreibung des Namens lautet, nicht die Schrift von Kaschgar gewesen sein kann, wird auf Grund neuen Materials näher begründet. 3. Der Vorsitzende legte die neu erschienenen Hefte 14 und ı5 des »Pflanzenreich« vor, enthaltend die Cistaceae, bearbeitet von W. Grosser, und die Theophrastaceae, bearbeitet von Carı Mrz. Leipzig, W. Engelmann, 1903. Sitzungsberichte 1903. a en 124 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. Die Inschrift von Paderiya. Von R. Pischer. 1 Steinsäule in der Nähe des Tempels der Rummindei bei Paderiya, deren Inschrift die Geburtsstätte Buddhas feststellt, ist nicht vollständig erhalten. Der obere Teil ist abgeschlagen. Der vorhandene Säulen- schaft ist an der Spitze in zwei Hälften gespalten, und die Bruch- linie läßt sich bis fast in die Mitte des ganzen Schaftes verfolgen. Die Inschrift fand sich auf dem unteren Teile des Schaftes, drei Fuß unter der Erde, was ihre vorzügliche Erhaltung erklärt. Das Kapitäl hatte die gewöhnliche glockenförmige Gestalt: seine Basis hat sich, in zwei Hälften gespalten, in der Umgegend des Tempels der Rum- mindeı gefunden. Man nimmt allgemein an, daß die Säule infolge eines Blitzstrahles geborsten ist, wofür man sich auf Hüan tsang be- ruft. Dieser berichtet (Si-yu-ki translated üy 8. Besı ID, 25 © Juzien I, 324') folgendes: »Eine kurze Strecke seitwärts von den Stupas der vier den Bodhisattva haltenden Devarajas ist ein großer steinerner Pfeiler, auf dem die Figur eines Pferdes angebracht war, und der von dem Könige Asoka errichtet wurde. Später kam ein böser Drache, der mit einem Krach den Pfeiler zerschmetterte, so daß er mitten durchbrach und zur Erde stürzte«. In diesem Pfeiler hat man die Säule von Paderiya erkannt. Aus den Worten Hüan tsangs ergibt sich, daß wenigstens ein Teil der Säule zu seiner Zeit am Boden lag, dagegen nicht sicher, ob er noch selbst das Pferd gesehen hat, das einst das Kapitäl krönte. Da er die Inschrift nicht erwähnt, so wird man mit Fünrer (Monograph on Buddha Sakyamuni’s Birth- Place in the Nepalese Tarai, Allahabad ı 897, 28), dem Barru und Bünter zugestimmt haben, annehmen müssen, daß sie bereits zur Zeit des Hüan tsang sich unter der Erde befand. Rings um die Basis der Säule läuft „eine Ziegelummauerung, von der auch die Inschrift umschlossen ist. Vergl. die Tafel bei FÜHRER, a. a. 0. S.26 und ! Da die Übersetzungen von JuLien und Bear sich zum Teil widersprechen, hat Hr. Dr. O. Franke auf meine Bitte das Original eingesehen und eine neue Über- setzung mir zur Verfügung gestellt, die ich im folgenden mitteile. Bi a ae Pıscner: Die Inschrift von Paderiyä. 1725 MuxnHers1l, A Report on a Tour of Exploration of the Antiquities in the Tarai, Nepal the Region of Kapilavastu; during February and March, 1899, Caleutta 1901, Plate XX, Fig. 3. Die oberen Ziegel- schiehten dieser Ummauerung sind jüngeren Ursprungs als die mitt- leren und unteren. Vincent A. Smırm im Vorwort zu Muxnersıs Arbeit p. 7 meint deshalb, die umgestürzte Säule sei vielleicht im ı1. oder ı2. Jahrhundert von einem der buddhistischen Pälakönige wiederaufgerichtet worden. Dem widerspricht aber die Tatsache, daß die Säule nie von ihrem Platze entfernt worden ist und in ihrem unteren Teile keine Spur von Verletzung oder späterer Zusammen- setzung zeigt. Es ist daher wahrscheinlicher, daß die Säule, bald nachdem sie vom Blitz getroffen worden war, untermauert, im übrigen aber nicht wiederhergestellt wurde. Hüan tsang wird im 7. Jahrhun- dert im wesentlichen alles so vorgefunden haben wie 1896 Fünker. Vielleicht sah er noch die Figur des Pferdes auf dem Boden liegen. Bei den Ausgrabungen durch Murnersı hat sie sich nicht gefunden, so daß Fünrers Hoffnung nicht in Erfüllung gegangen ist. Die Figur des Pferdes stellte wohl das Pferd Kanthaka dar, auf dem der Sage nach Siddhartha Kapilavastu verließ, um Buddha zu werden, und dem aus Sehnsucht nach seinem Herrn das Herz brach. Der Legende nach wurde Kanthaka zu derselben Zeit geboren wie Buddha (Jataka ı, 54; Lalitavistara ed. Lermann 95, 11; Mahavastu 2, 25). Sein Bild eignete sich daher vorzüglich für den Geburtsort Buddhas. Jataka 1, 63, 32 ist von einem Caitya die Rede, das an der Stelle errichtet werden sollte, wo Kanthaka umkehrte. Eine Hin- deutung auf die Figur des Pferdes hat Fünrer in vigadabhi finden wollen, dem Worte, das bisher die völlige Deutung der Inschrift ge- hindert hat. Bartn, Journal des Savants 1897, 73 wagte nicht, eine Über- setzung von vigadabhi zu geben. In den Comptes rendus de l’Aca- demie des Inseriptions et Belles-Lettres 1897, 258 übersetzt er das Wort mit »änesse de pierre«, faßt es also — Sanskrit *$ilavi -+ gardabhr. ür läßt es zweifelhaft, ob nicht ein t. t. der Architekten oder Stein- metzen vorliegt, oder ob sich das Wort auf das Bild über dem Ka- pitäle bezieht. Bünzer, EI. 5, 5 faßt vigadabhr als adjektivisches Könoeien bezüglich auf silä auf und übersetzt es mit vikatabhri. Dem Worte abhra gibt er die Bedeutung »Sonne«, die die Lexikographen erwähnen, und er meint, im Garten von Lumbini sei vielleicht eine Steinplatte von Asoka aufgestellt worden, die ein großes Bild der Sonne dar- _ 2 - stellte, »in order to indieate that Säkyamuni elaims to be arkabandhu n or ädityabandhu, a scion of the solar race of Iksväku«. Das ist sachlich: i = 726 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. wenig wahrscheinlich. Sprachlich ist die Annahme des Übergangs von ka in ga und von fa in da zwar vereinzelt zu belegen, aber immerhin hier bedenklich, wenn man Aate der Inschrift erwägt. FÜnrER, a.a.0.S. 33, dem Mexnersı, a.a.0.S. 35 und Vincent A.Smırn, Asoka the Buddhist Emperor of India (Oxford 1901) p. 145, Note 2 beistimmen, verbindet wie Barru silävigadabht, trennt es aber in sill@ + rigadabht und übersetzt silavigadabhr ca kalapita mit: »he caused to be made a stone (capital) representing a horse«, indem er vigadabht mit vigardabhr wiedergibt. Diese Erklärung ist auf den ersten Blick sehr wahrscheinlich, da sie an Hüan tsang eine Stütze findet, wie vorher erwähnt worden ist. Aber es bleiben doch schwere Be- denken. Daß "vigardabha »Nichtesel«, oder »not so uncouth as an ass« soviel wie »Pferd« sein soll, ist wenig glaublich. Man würde viel eher den Esel als Nichtpferd bezeichnen als umgekehrt. Sehr unwahrscheinlich ist es auch, daß Asoka für »Pferd« einen so un- gewöhnlichen Ausdruck gebraucht haben sollte, da die Sprache an Worten für »Pferd« wahrlich keinen Mangel hat. Sodann könnte "vigardabhi doch nur »Stute« bedeuten. Und an eine Stute ist schwer- lich zu denken, vielmehr an den Hengst Kanthaka, wie ich hervor- gehoben habe. Will man aber *vigardabhi als Adjektiv auffassen, so kann $ila “vigardabhi unmöglich bedeuten: »ein Stein, der ein Pferd darstellt«, sondern höchstens »ein Stein, der ein Pferd ist«. Wäre Barrns zweite Erklärung und Fünrers Annahme richtig, so wäre in der Inschrift doch wohl gesagt worden silavigadabhithabhe oder siläthabhe sarigada- bhike, wie wir finden sihathabho ASWI. 4, 90, Nr. 2, sihathänam Ama- ravatı Nr. 46, cetiyakhabho sadhäduko Amarävatı Nr. 4. Wir müßten mindestens erwarten, daß die Worte silävigadabhi ca kalapita nicht vor, sondern hinter den Worten siläthabhe ca usapäpite ständen, wenn sie sich auf das Kapitäl bezögen. Daß Asoka zuerst das Kapitäl und dann die Säule erwähnte, scheint wenig glaublich. | Irrig ist auch die Deutung, die Neumann gegeben hat (Die Reden Gotamo Buddho’s 2, 577, Anm. 1). Nevmann übersetzt silä vigadabhi mit »steinernes Schutzhaus«, indem er vigadabhr zerlegt in vigada (von gadayati gahane) abhi. Die Ansetzung von gadayati gahane beruht auf einem Mißverständnis von Dhätupätha $ 35, 84, 8. Wie man von einem undichten (vigada), furehtlosen (abhr !) Stein zu einem »steinernen Schutzhaus« gelangen soll, ist mir unklar, ganz abgesehen von den grammatischen Schwierigkeiten. Neumann hat aber, wie sich zeigen wird, die richtige Wurzel des Wortes gefunden. | | Schon vor Barrıı und Fünrer hatte ich ‚ wenn auch in ganz nn anderem Sinne, an gardabha gedacht, indem ich an Maräthi gädhava Pıscner: Die Inschrift von Paderiyä. 127 erinnerte, daß nach Moresworru »Esel« und »unbearbeiteter Stein- block« bedeutet (vergl. EI. 5, 5). Es gilt aber gegen diese Erklärung dasselbe wie gegen Fünrers. Das vermittelnde Bedeutungsglied fehlt, so daß es sich im Maräthi wahrscheinlich um zwei ursprünglich ganz verschiedene Worte handelt, wie sich bald zeigen wird. Ich versuche daher eine andere Erklärung, die sich auf überlieferte Bedeutungen stützt. In der Sprache der nordbuddhistischen Schriften findet sich öfter ein Wort vigalita, dem Senarr die Bedeutung »brillant«, »resplen- dissant« zugeteilt hat (Essai sur la legende du Buddha‘, 256, Anm. 3; zu Mahävastu ı, 153 p. 497). RäsenpraLALa MırrA in seiner Über- setzung des Lalitavistara sah darin das Partieipium Praeteriti Passivi zu Ygal mit vi. Daß das unmöglich ist, zeigen viele Stellen. Es ge- nügt auf zwei zu verweisen. Lalitavistara 49, 2 ed. Lermann werden die Apsaras genannt vigalitämbaradhärinyah, was RAJENDRALALA MıTRA übersetzt »with dishevelled dresses«, und 55, ır wird von der Maya- devi gesagt, daß sie sich vom Lager erhob äbharanavigalitavasanäa, was nach R. M. wäre »with her ornaments and dress in disorder«. Die letzte Übersetzung ist grammatisch unmöglich, beide widersprechen durchaus dem Zusammenhang, die letzte direkt 44, 7, wo wir lesen Sayane sthita vigalita maniratnacada, was R. M. ganz irrig mit »ne- gleeting her jewels and tiara« übersetzt." Daß von »herabgefallenen« oder »in Unordnung befindlichen« Kleidern nicht die Rede sein kann, zeigt z. B. Mahavastu 1, 216, 4; 2, 19, 1. Unbefriedigend ist auch die Übersetzung von Lermann (Lalita Vistara ... Aus dem Original... übersetzt. Berlin 1874, p. 37. 41). An der ersten Stelle übersetzt er p. 44, 7 seines Textes mit »da ruhend löse ihr Diadem sie von Juwel und Perlen«, an der zweiten p. 49, 2 »in lang herabwallenden Gewändern«. Er zieht also vigalita zu Wurzel gal, gibt ihm aber eine Bedeutung, die es nirgends hat. Das Wort wird vom Diadem (mukuta), Schmuck (bhusana, alamkara, äbharana), Perlenketten (muktahära für mukta®), Kleidern (ambara, vasana) u. dergl. gebraucht, einmal vom Frauengemach, Lalitav. 205, 18 devaputrair vikrtavigalitam antalpuram upadarsitam abhüt, was durch das gleich folgende visamsthitam bibhatsa- rupam upadarsya erklärt wird. Das Frauengemach hatte seinen = z wohnten Reiz verloren, sein vigalila war verändert. Über die Herkunft des Wortes geben zwei Stellen des Kalasvieiie. = Auskunft 231,6 und 329,4. An der ersten lesen beide Herausgeber (R. M. 284, 17) Ad istrigarä vigadita bhüsanabhih (so mit B: N. zu — ı Es wird dort übrigens vigalitämaniratnacuda mit metrischer De des a in vigalita zu lesen sein. Die Belege für Fig ine SENART a. a. ” und Mahävastu 3 I £ 4 = e 128 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. an der zweiten hat Lermann vigaditavasand, R.M. 417,9 vigalitavasanäh. Das / in vigalita ist also, wie in vielen anderen Fällen (WAcKERNAGEL, Altindische Grammatik $ 194; vergl. Sesartr, Mahavastu 1, 572), Neben- form von d und eigentlich /, das der klassischen Sprache oder Schrift abhanden gekommen ist. Als Wurzel ergibt sich also gad ävarane Dhätupätha $35,84,8g. Die Lexikographen kennen gada im Sinne von »Hindernis« (antaräya) und »Hülle«, »Decke« (vyavadhäna). Von der Stimme der Buddhas gebraucht, dürfte galita Mahävastu 1, 171, 11; 315, 3 = »gedämpft« sein, wie samvorla. Zu dieser Wurzel gehört nigada »Fußkette«, »Fußfessel«, neben dem nigala d. h. nigala erwähnt wird, Formen, die sich zueinander verhalten wie vigadita zu vigalita. Vergl. Pali, AMg. nigula, M. nialia und Skt. nivrta, nivarana. Das Gegenteil davon ist nirgada Mahävastu 2, 100, 3; Lalitavistara 318, 2 = »ohne Hindernis«, »tadellos«. Es wird abwechselnd mit und im Sinne von nirargada, nirargala gebraucht, auch substantivisch (Lalit. 318,4, wie nirargada Mahäv. 2, 237,20). Sein Sinn ergibt sich klar aus Mahav. 2, 100, 3 nirgadam yajnam anavadyam verglichen mit Lalit. 318, 8 yajno mayestas .. . nirargadah pürvabhave’navadyah und Avadäna- kalpalata 3, 57 yajne nirargale.‘ Es ist also ein Synonym zu anavadya »tadellos«, »makellos« = adosa, nirdosa, dosarahita, wie anavadya von den Scholiasten umschrieben wird. Denselben Sinn hat vigadita und das vigadabhr der Inschrift von Paderiya, das sich in vigada + bha zerlegt. Panini 5, 2,139 lehrt, das Taddhitasuffix -bha könne ‘antreten an Zundi, vali, vati, so daß man tundibha (auch tundibha Cändravya- karana4, 2, 148; Ganaratnamahodadhi 419; Ujjvaladatta zu Unadisutra 4,117), valibha, vatibha sagen kann. Die Reihe ist damit nicht er- schöpft. Im AV.6,72,2 finden wir sthizlabha im Sinne von sthila, neben guda »Zucker« steht gudabhä, und Hemacandra, Unadiganasütra 329; Dhatuparayana 1,989 hat ramabha = praharsa. Die indischen Gram- matiker setzen zur Erklärung von Wörtern wie gardabha, räsabha, kalabha, salabha und anderer Tiernamen, ebenso auch für vadabhi, vallabha, ramabha ein Unädisuffix -abha an, und ihnen sind alle euro- päischen Sanskritgrammatiker gefolgt, während die Linguisten mit Rücksicht auf &rasoc, &risoc abteilen rsa-bha, vrsa-bha. Daß dies allein richtig ist, scheint mir gardabha aus garda-bha (Vedische Studien 1, 82) zu zeigen. Auf alle Fälle ist ein Taddhitasuffix -bha durch gudabhä, sthulabha, tundibha, valibha, vatibha genügend belegt. Wir können also ein “vigadabha »frei von Hindernissen« — »keine Fehler habend«, »fehlerfrei« ansetzen, und daß dies ein t. t. der Steinmetzkunst war, läßt sich sehr wahrscheinlich machen. ; 5 N f v g F ' So ist für anargale der Ausgabe zu lesen, wie die v. 1. deutlich. zeigt. PıscheL: Die Inschrift von Paderiyä. 729 Neben gadaka »Hindernis« findet sich in gleichem Sinne auch gandaka, wie neben gadu »Buckel« gandu »Knoten«, neben gadula »buck- lig« auch gandula, neben gadola »Mundvoll« auch gandola, neben guda raksayam auch gunda raksane. Danach dürfen wir der siläa vigadabhi gegenüberstellen die gandasil@ oder den gandasaila. Die Lexikographen geben einstimmig an, daß gandasaila ein großer Stein oder Block ist, der von einem Berge herabgefallen ist. In BW. ist nur die Bedeu- tung »ein großer Felsblock« angegeben, während in PW. und bei Apte die richtigere Bedeutung steht. Die Lexikographen gebrauchen in ihrer Erklärung durchweg das Wort sthula. Man vergleiche: Ama- vakosa 2, 3, 6 gandasailas tu cyutah sthulopalä gireh,; Abhidhanaeinta- mani 1036 gandasailah sthulopaläs cyutah; Anekärthasamgraha 4, 239 ed. Zacnarıar gandasailo ’dricyutasthulasmabhälayoh , Visvakosa 1866 und Medinikosa la 1352 gandasailo laläte syäc cyutasthülopale gireh ; Abhidhänaratnamälä 2, 13 galitah sthulapasanäa gandasaila ii smrtäh; Vai- jayantı 41, 17 gandasailas tu pasanas sthulah pragalita gireh. Das Wort ist im Sanskrit wie im Präkrit reichlich zu belegen: Sisupälavadha 4, 13. 40 (BW.); 8, 25; Kiratarjunıya 7, 37 (Apte); Haravijaya 4, 15. 32; Anargharaghava 240, 4; Bälarämäyana 241, 13 (BW.); Ra- jataranginı 8, 1881. 2318 ed. StEm (BW.); im Präkrit: Ravanavaha 6, 30; 9, 96; 15, 35; Balaramayana 246, ı2. Synonyma sind gan- dasilä, gandasman, gandopala, wofür es genügt, auf die Wörterbücher zu verweisen. Im Anschluß an die Lexikographen erklären die Scho- liasten' ganda durch sthzla. So Mallinatha zu Sisupälavadha 4, 40; 8, 25; Räjanaka Alaka zu Haravijaya 4, 32 (zu 4, 15 mit prthu, das 4, 32 vor ganda° steht); Ramadasa zu Rävanavaha 15, 35. sthuloccaya ist nach Anekärthasamgraha 4, 233 auch = gandäasman. Mit sthula verbindet sich der Begriff des Groben, Massigen, Klotzigen. Ebenso mit ganda. Daher heißt das Rhinozeros im Sanskrit gandaka und gandänga, und gandasaila wird sprichwörtlich den feinen Fasern der Lotoswurzel gegenübergestellt Balaramayana 241, 13 tad idam mrnäla- kandena gandasailatadanam »das ist, wie wenn man mit einem Stück einer Lotoswurzelfaser auf einen Steinblock schlägt«. Im Prakrit hat ganda auch die Bedeutung »Masse« (Ausgewählte Erzählungen in Maha- rästri 18, 14) und »Wald« (Desinamamala 2, 99). Neben dem Br griff des Massigen ist aber mit ganda auch der des Abgetrennten, Ab- gebrochenen, Stückweisen verbunden. gandaka hat auch die Bedeu- tung »Abhauen«, »Zerreißen«, »Spalten« (cheda;: PW. s. v.). ganda ist der stärkste Teil des Baumstammes von der Wurzel bis zu den blättertragenden Ästen (Divyavadana 100, 16; 210, 24), ebenso gandi (PW. s. v.). Päli gandika, gewöhnlicher dhammagandika, ist der Richt- block (Jätaka 1, 150, 24. 27. 29; 151, 12 [so zu lesen; s. ANDERSEN, } # 730 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. f Pali Reader, p.6f. mit Anmerkung]; 2, 124, 5; 3, 41, 14; vergl. phalaka 3, 179, 8). Pali gandika, Jainamahärästri gandiya, heißen ferner die abgeschnittenen Stengel des Zuckerrohres, z. B. Jataka ı, 339, 29 ucchugandikä (so zu lesen!), was in der Sprache der nord- buddhistischen Schriften iksugandika ist (Mahavastu 1, 17, 11. 12; dazu SEnART p. 384) und iksuganda (Mahävastu ı, 21, 9); JM. donni ucchulatthto niccholiuna kayao duyangulapamanao gandiyäo (Ausgewählte Erz. 59, 12f.). Im Divyavadana 31, 27; 32, 2. 4 werden Stücke von Sandelholz gandik@ genannt. Vergl. auch gandirr »Zuckerrohrstengel« (Desinamamala 2, 82). Bezeichnet ganda somit etwas, was sich durch Stärke vor anderem hervortut und sich von ihm absondert, so konnte es sehr gut zur Bedeutung srestha und vira gelangen (PW. s. v.)s; IN welcher es in Inschriften belegt ist (Kırınors, EI. 3, 269, Anm. 5. 6).! gandasarla ist also der technische Name für einen großen Stein, der von einem Berge abgestürzt ist. Wie gezeigt, setzt der Name voraus, daß von einem massiven, groben (sthula) Steinblock die Rede ist, der infolge des Absturzes natürlich Sprünge und scharfe Kanten, also Fehler aller Art aufweisen wird. Ein "vigandasaila ist demnach ein abgestürzter Steinblock, dessen Unebenheiten und Massenhaftig- keit entfernt worden sind, wie kubja jemand ist, der einen Buckel hat, vikubja jemand, dessen Buckel entfernt worden ist. Ist ganda wesentlich = sthzla, so ist "viganda — asthüüla, und wäre "gandaba= sthülabha, so ist "vigandabha = *asthrlabha. Nach der Gewohnheit der Inschriften und in Übereinstimmung mit dem gleichfolgenden 'thabhe für tha[m]bhe kann man vigadabhr auch als vigalm]dabht auffassen.. Aber . das ist nicht notwendig, wie die nordbuddhistischen sicherstehenden Worte vigadita und nirgada und die oben angeführten Parallelen ohne Nasal beweisen. Auch vigadabha ist also — *asthulabha mit den Be- schränkungen,, die sich aus der Grundbedeutung von gada und dem technischen Gebrauche des Wortes ergeben. Die gandasilä ist der Naturblock mit allen Fehlern, die sila vigadabhi ist der Kunstblock, von dem die Fehler entfernt worden sind. Vielleicht geht auch Ma- rathı gädhava auf ein *gadabha oder “gändabha zurück. Aus Mouss- Pıscner: Die Inschrift von Paderiyä. ‘31 stellen und (daraus) eine Steinsäule aufrichten«. Asoka benutzte also einen großen, abgestürzten Felsblock, um daraus die Säule herstellen zu lassen, auf der sich die Inschrift befindet. Das zweite schwierige Wort der Inschrift ist athabkägiye. Barrn, Journal des Savants 1897, 73 übersetzte es mit »comble de biens«, indem er an Divyavadana 390, 24 erinnerte, wo gesagt wird, daß Asoka den Kasten von Lumbini 100000 Goldstücke schenkte. In Anmerkung 2 ließ Barrn aber die Möglichkeit zu, daß athabhagiye sei ein »terme administratif, comportant quelque chose de plus preeis que combl& de biens« ou »au comble de ses desirs« und daß atha nicht = artha, sondern = astan »acht« sei. Bünter, EI. 5, 5 ent- schied sich für die Ableitung von arthabhäga und übersetzte athabhä- giye mit »a reeipient of wealth«. Ihm sind Fünrer, Muxsers und Viscent A. Smiru gefolgt. Ich glaube, daß Barrns zweite Erklärung der Wahrheit nahekam. Sehr oft werden in Inschriften und Texten Dörfer oder Grund- stücke innerhalb einer Stadt erwähnt, die von Fürsten zur Belohnung verschenkt werden. Ein solehes Dorf heißt im Pali bhogagama = Skt. bhogagräma (Fıck, Die sociale Gliederung im nordöstlichen Indien zu Buddha’s Zeit S.71. 112. 136). Ein solehes für ewige Zeiten gemach- tes Geschenk (brahmadeyya), bei dem der König alle ihm zukommen- den Privilegien an den Beschenkten abtrat (r@jabhögga), war natürlich um so wertvoller, je mehr besteuerungsfähige Objekte es besaß. Es wird daher von ihm hervorgehoben, daß es reich an Menschen und Tieren war (sattussada)‘, daß es viel Gras, Holz, Wasser (satinakattho- daka) und Getreide (sadhanna) besaß (Dighanikaya 3 I 5,1.6). Auf allen diesen Objekten ruhten königliche Privilegien, und es war für ein Dorf ein königliches Geschenk, wenn ihm alle oder ein Teil der Abgaben erlassen wurden. Unter den achtzehn Steuerfreiheiten, die Sivaskandavarman dem Dorfe Cillarekakodunka gewährte, befindet sich auch der Erlaß der Stellung von Ochsen zur Arbeit (aparamparabalivaddagahana) und der Lieferung von Gras und Holz (atanakatthagahana) (EI. 1, 6, 33; vergl. 6, 87, 14; ON. 3, 238, 27; 246, 23 usw.). Die Inschriften geben oft genau an, was alles inder Schenkung von Dörfern einbegriffen war. Es mag hier genügen, ein besonders gutes Beispiel zu geben, die Schenkungsurkunde des Jaya- candra von Kanyakubja, die Kırınorn herausgegeben und. übersetzt n Ä hat, IA. ZEN a Dort "heißt es, die beiden Dörfer Saraudä m ı Das ist die richtige, Erklärung von sattussada, wie sie n Baldhagioe. a B. Sumangalaviläsini 1, 245 gibt. Daß die von Neumann, Reden Gotamo Buddho’s 2, 521, Anın. 3 versuchte rg irrig ist, habe ‚en Deutsche ers 1903, 716 bemerkt. 132 - Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. [A]mayı würden geschenkt: sajalasthalau salohalavanäkarau samatsya- karau sagarttosarau sagirigahananidhanau ka atikavitag trnayütigocaraparyanlau sorddhvädhasau caturaghatavisuddhau svastmapary- antau »with their water and dıy land, with their mines of iron and salt, with their fisheries, with their ravines and saline wastes, with the treasure in their hills and forests, with and including their groves of madhuka and mango trees, enclosed gardens, bushes, grass and pasture land, with what is above and below, defined as to their four abuttals, up to their proper boundaries«. Ähnliches geben die andern zahlreichen Inschriften dieser Dynastie an. Dieselben Inschriften lehren uns auch eine Anzahl Steuern kennen, die sonst nur zum Teil noch erwähnt werden, leider aber noch ganz rätselhaft sind. Unter ihnen erscheint in allen 21 Inschriften der Dynastie eine Steuer, die den Namen bhägabhogakara führt (Kırınors, EI. 4, 99ff.; 5, ı 13 fl.). Sie wird auch sonst erwähnt, z. B. in den Inschriften der Paramäras Pracinalekhamala 1, 3, 14; 5, 14 sahiranyabhägabhogah; 1, 3, 19; 5, 19 bhagabhogakarahiranyadikam; vergl. 1, 9, 3. 6. In den Guptainschriften und sonst heißt die Steuer nicht bhagabhoga, sondern bhogabhäga (FiErt, CH. 3, 305 s. v.). Daß dieselbe Steuer gemeint ist, ergibt sich aus CH. 3, 179, 67f. soparikarah . .. sadasäparädhah sabhogabhägah sadhan- yahiranyadeyah verglichen z. B. mit Präcinal. 1, 3, 14 sahiranyabhäga- bhogah soparikarah sarvadayasametah und EI. 3, 343, ı samueitabhoga- bhagakarahiranyädikam. Fuerr übersetzt bhogabhäga gewöhnlich mit »share of the enjoyment«, aber sabhogabhäga p. 189 »with (its) enjoyments and shares«. Daß DbAoga und bhäga zwei verschiedene Dinge bezeichnen, also ein Dvamdva vorliegt, scheint sich aus dem Nadupuru Grant EI. 3, 289, 31 zu ergeben sästaisvaryam sästabho- gam datto vimsatibhägavan, was Hurızscn, p- 292 übersetzt »which con- tains twenty shares (and) which was given together with the eight powers (aisvarya) (and) with the eight enjoyments (bhoga)«, ferner daraus, daß bAoga und bhäga sich zu vertreten scheinen (Kırr- HoRN, EI. 3, 259, Anm. 5), wie Manu 8, 307 Jory liest pratibhoga die anderen Herausgeber pratibhäga, Lesarten, zwischen denen auch die Kommentatoren schwanken, und endlich daraus, daß man bald. bhagabhogakara, bald bhogabhagakara sagt. Der t. t. astabhoga wird in den Inschriften sehr oft erwähnt, namentlich in der Verbindung astabhogatejahsvamya. Freer, IA. XIX, 244 und Hurrzsch, EI. 1, 400 finden »tbe proprietorship of all the glory of the astabhoga« (FLEET) oder »the right of the power over the eight kinds of possession«e (Hurrzsch) in den acht Dingen, die öfter hinter dem Ausdruck stehen: nidhi, nikgepa, jala, päsäna, aksint, ägami, siddha, sädhya, die sie ver- schieden erklären. Das ist gewiß unrichtig, wie die von Fırrr an- ni FEN ni anni na rail in acc nn rin no len 7 mi laden na als ar a a N Pıscner: Die Inschrift von Paderiya. 133 geführte Schenkungsurkunde des Kartavırya IV. beweist, wo nidhi- niksepajalapäsänäräma von astabhogatejassvamya getrennt wird, ebenso die Urkunde a raballale H:; Br. 6, 97, 42f., wo wir nebeneinander finden nidhiniksepajalapasanaramädi, hitam tribhogäbhyamtaram astabho- galejahsvamyayuklam,, ferner der angeführte Nadupuru Grant mit seinem sästaisvaryam ERPSRGON, Im Donepundi Grant EI. 4, 359, 36 lesen wir abhistäst ta, was Kırruorn S. 357 wiedergibt mit »together with the eight enjoyments (bhoga) and powers (aisvarya)«. In Anmerkung 5 bemerkt Kırınorv jedoch, daß man auch übersetzen könne »together with the power over (or ownership of) the eight enjoyments«. Mir scheint aus den angeführten Gründen die erste Erklärung vorzuziehen zu sein, zumal auf den Konkuduru Platten EI. 5, 59, 47 steht saisvaryabhogäsiakam. Ramamuürti, EI. 5, 67, Anm. 4 bemerkt: »The eight reputed bhogas are: habitation, bed, raiment, jewels, women, flowers, perfumes, and areca-nuts and betel-leaves«. Davon kann hier nicht die Rede sein. Erwägt man nun, daß bhoga- bhäga oder bhägabhoga so oft zusammengestellt werden, ferner das sästaisvaryam sästabhogam vimsatibhägavän des Nadupuru Grant und das patibhäga des Pallava Grant des Sivaskandavarman EL 1, 6, 12ff.', so wird man kaum zweifeln können, daß athabhägiye der Paderiya- Inschrift — *astabhägya zu setzen ist und dem vimsatibhägavän des Nadupüru Grant entspricht. Asoka verlieh dem Dorfe Lumbinı acht Parzellen des fiskalischen Landes als Gemeindeland zugleich mit Auf- hebung aller Steuern, die darauf ruhten (ubbalike kate), wodurch es in die Nutznießung (bAoga) aller Dinge kam, die sich auf den Par- zellen befanden, wie Getreide, Gras, Holz, Wasser und freie Ver- fügung über Menschen und Tiere erhielt, Privilegien, die mit einem bhogagräma verbunden waren. bhäagabhogakara kann also eine Steuer gewesen sein, die auf den einzelnen Parzellen selbst (bhaga) und auf der Nutznießung dessen, was sich darauf befand (bAoge), ruhte. Der Erlaß der Steuer brauchte sich nicht auf beides zu erstrecken, doch wird dies wohl meist, wenn nicht immer, der Fall gewesen sein. Aus dem häufigen Vorkommen von astabhoga wird man schließen dür- fen, daß die Gewährung von acht bhogas die Regel war. Die Zahl acht spielt auch sonst in den Schenkungen eine Rolle. So werden als Geschenke acht Zellen aufgeführt ASWI. 4, 88, Nr. ı, in der darauf folgenden Inschrift Nr. 2 zweimal acht Dinge von unsicherer Erklä- rung, 97, Nr. 29 acht nivatana; Rsabhadatta schenkt 99, Nr.5; 101, Nr. 6 acht Frauen an Brahmanen, wozu Inprast, Inseriptions from : Bünter hat sich durch pattibhayga in Zeile 18 verleiten : das Wort — präptibhaga zu fassen, # ist aber nur F bier PEN ist = ‚pratibhäga, patıbhäaga — *pratibhaga »Teil«, »Anteil«. 734 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. the Cave Temples of Western India p. 34 und Senart, EI.7,59 zu vergleichen sind. Daneben kommen besonders die Zahlen 2, 4, 16, 20 vor, so daß die Vierzahl beliebt gewesen zu sein scheint. Wie also astabhoga und astaisvarya, wird auch astabhaga ein technischer Ausdruck gewesen sein und alhabhägiye wird dem vimsatibhagavan des Nadupuru Grant entsprechen. Danach übersetze ich die ganze Inschrift: »Der göttergeliebte König Priyadarsin kam zwanzig Jahre nach seiner Krönung selbst hierher und bezeugie seine Ehrfurcht (indem er sagte): »hier ist Buddha geboren, der Weise der Säkyäs«. Und er ließ einen fehler- freien Felsblock herstellen und (daraus) eine Steinsäule aufrichten (zum Zeichen, daß) hier der Herr geboren wurde. Das Dorf Lumbini machte er steuerfrei und schenkte ihm ein Achtel (des fiskalischen Landes). « Kaschgar und die Kharosthi. Von ©. FRANKE und R. Pischaer. I. 1. Die chinesischen Quellen. Von ©. Franke. bi einem früheren, in den Sitzungsberichten veröffentlichten Aufsatze' haben R. PıscneL und ich unsere Bedenken dargelegt gegen die von Syrvaıs L£vı auf Grund einer chinesischen Glosse angenommene Er- klärung des Namens Shu-K (Kaschgar) aus K ia-lu-shu-tan-E —= Kha- rostra. Inzwischen habe ich durch die Güte von Prof. Ev. Cuavannes in Paris eine Abschrift der chinesischen Textstellen erhalten, auf denen jene Erklärung beruht. Aus diesen Stellen ersehe ich, daß unsere Bedenken vollkommen gerechtfertigt waren, und daß die Erklärung nicht zu halten ist. Die Glosse findet sich zuerst in der von Hui yuan (E# 7) verfaßten Erläuterungsschrift zu der neuen Übersetzung des Avatamsaka-Sütra (EA FR ER), Japan. Aus- gabe Vol. XXXIX, fase. ro, fol. 121 r°, und lautet dort folgendermaßen: BEAMER] 4.08 (ic) BEBARLM BRek AE LR af Er IE 77 2ER N UZANIZHEIRKME EEE LH A PESIERE HH: Fast wörtlich wiederholt ist die Stelle dann in der von Hi lin (Z5]%%) verfaßten Fortsetzung der Kompilation Yi tsie king yin yi a von Hui lin, Japan. Ausgabe, Vol. XXXIX, fase. 8, fol.ıır: 2 ze Sk 2 4, 1E SER BHMINBENMUKRAHERRURSR MEERE ILI SC HAHh: Was das Zeichen fK betrifft, so ist dasselbe offenbar ein Druckfehler für f&. Die Übersetzung der beiden Stellen bietet keine Schwierigkeiten, sie lautet: ı. »Das Land Shu-l£. Der richtige Name ist X ia- lu-shu-ta(n) - -L: Seit alter Zeit hat diese Gegend die abgekürzte Benennung Shu-lE er- — auch hat man irrigerweise den Laut B2 in N verwandelt. ! 1903, Stück VM. 736 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. Dieser Name bezeichnet nämlich einen Berg in jenem Lande und daher stammt er. Auch übersetzt man ihn durch »Land mit schleelitem Cha- rakter«. Der Charakter der Bewohner dieses Landes ist nämlich voll Roheit und Bosheit, und daher der Name.« 2. »Das Land Shu-le. Es ist dies die Verstümmelung eines Sanskrit- Ausdruckes; die richtige Form lautet X ia-lu-shu-ta(n)-le. Das bedeutet übersetzt »Land mit schlechtem Charakter«. Der Charakter der Bewohner dieses Landes ist nämlich voll Roheit und Bosheit, und daher der Name. Auch sagt man, es gäbe in jenem Lande einen Berg Kia-Iu-shu-la(n)-lE, und von diesem Berge hat man die Bezeichnung genommen.« Die Frage, um die es sich zunächst handelt, ist: Was ist K’ia-lu-shu-ta(n)-l, oder, wie wir richtiger in alter Aussprache zu lesen haben, K’a-lu-shou-ta-K? Gegen die Deutung dieser Lautver- bindung als Wiedergabe des Sanskrit- Ausdruckes Kharostra lassen sich lautliche Einwendungen nicht erheben, wohl aber sachliche, und zwar, abgesehen von allen anderen, zunächst solche, die aus dem Wortlaute des Textes selbst hervorgehen. Der letztere gibt uns zwei Anhalts- punkte für eine Erklärung. Erstens sagt uns Hi lin ausdrücklich, daß es sich um einen Sanskrit-(®$)Ausdruck handelt, und zweitens geben beide Textstellen als Übersetzung entweder 3#.P)E — »schlechter Cha- rakter« oder den Namen eines Berges. Diese Angaben schließen die Auffassung, daß die Lautverbindung K'a-lu-shou-ta-le das Wort Kharostra darstelle, schlechterdings aus. Denn die Verbindung Kharostra, die, wie Pıscher (a. a. 0. S. 193) gezeigt hat, im Sanskrit eine formelhafte ist, bedeutet »Esel und Kamele«, nie- mals aber »schlechter Charakter«. Die chinesischen Buddhisten pflegen die einzelnen Sanskrit- Ausdrücke sehr genau zu übersetzen, und wir haben kein Recht, ihnen in diesem Falle eine solche Willkürlich- keit zuzuschreiben. J. Haz£vyr hat vor kurzem den Versuch gemacht', diese Schwierigkeit, die der Deutung des chinesischen Ausdrucks ent- gegensteht, zu beseitigen, indem er den letzteren als Transkription für das iranische Wort khrafstra (»schlecht«) auffaßt. Dem widerspricht indessen die chinesische Angabe, daß es sich um ein Fan-, d.h. San- skrit-Wort handelt. Wie eifrig aber die chinesischen Buddhisten darauf bedacht waren, die Bezeichnung Fan für »das Land Brahmas« zu reservieren, habe ich bereits früher angedeutet (a. a. 0. S. ıg1). Es bleibt uns unter diesen Umständen nichts anderes übrig, als uns nach einem anderen, passenderen Sanskrit-Worte umzusehen. Ein solches aber bietet sich sogleich dar, wenn wir uns genau an den Text halten. : Die Lautverbindung K'a-Iu-shou-ta-1E entspricht offen- * ı a. i ” .. Le Berceau de l’Ecriture kharostri. Sonderabdruck aus der Revue Semitique- OÖ. Franke und PıscHer: Kaschgar und die Kharosthi. 137 bar einem Sanskrit-Ausdruck, dessen erster Bestandteil kalusa, d.h. »schmutzig«, »unrein«, »unlauter« in übertragener Bedeutung ist, über dessen zweite Hälfte man aber verschiedener Meinung sein kann, wie es allem Anschein nach auch Hui yuan, Hi lin und ihre Zeitgenossen waren. In erster Linie kommen meines Erachtens entweder kalusäntara oder kalusadhara in Betracht. Das erstere = »unlauteres Herz (habend)« entspricht genau dem ##:P; der Chinesen; dhara aber, —= »tragend«, das sich am Ende zahlreicher Komposita findet, könnte hier sehr wohl in der Bedeutung »als Charakter an sich tragend« verstanden werden. Andererseits heißt dhara aber auch »Berg«, so daß Aalusadhara = »Berg der Sünde« für einen Bergnamen an sich nicht ungeeignet er- scheint. Man wird nun vielleicht gegen diese Identifikation einwenden, daß — shu oder shou nicht dem °sän” oder °sa® genau entspräche. Dazu möchte ich folgendes bemerken: Unter den verschiedenen Aus- sprachearten des Zeichens 3% gibt K’ang-hi’s Wörterbuch außer den Lauten shu und shuo (W] — kantonesisch shok) auch die Laute Hi und 7, die beide einen nasalen Auslaut (sung und sän) haben. Daraus geht hervor, daß der Laut $% ein nasales Element am Schluß hatte oder jedenfalls haben konnte; das Zeichen war also zur Wiedergabe von Sanskrit °sän° eher geeignet als das Zeichen 3, das nach Kang-hi kein nasales Element besaß. Natürlich hätte sich der Sanskritlaut deutlicher wiedergeben lassen. Da aber der erste Laut in dem üb- lichen Namen Shu-lE nieht verwischt werden durfte, so war der Er- klärer in der Wahl der Zeichen sehr beschränkt. Übrigens würde schon die Bemerkung des Hui yuan über den Laut 3%, »den man irrigerweise in j verwandelt habe«, die ganze Etymologie in hohem Maße verdächtig machen, wenn ihre Haltlosigkeit nicht noch durch eine Reihe anderer Argumente dargetan würde, die teilweise bereits von Pıscner und mir erwähnt worden sind, teilweise unten noch näher erörtert werden sollen. Ich hege nicht den geringsten Zweifel mehr, daß die angebliche Zusammenziehung von Shu-l aus K'a-lu-shu-ta-Ie, sei es von Hui yuan oder von irgend jemand anders, vermutlich zu einem bestimmten Zwecke, frei erfunden worden ist. Vielleicht sollte die Etymologie eine Satire sein auf die schlimmen Eigenschaften der Bevölkerung des Landes, der auch von anderer Seite kein sehr gün- stiges Zeugnis ausgestellt wird. Hüan tsang sagt von ihr: »Der Cha- rakter der Bewohner ist roh und gewalttätig, ihre Sitten sind voller Tücke und Hinterlist, ihre Zivilisation ist dünn und oberflächlich, ı Das Zeichen Dar ist im Chinesischen überhaupt nicht belegt, FEN (bei Hi lin) aber wird in K’ang-hi’s Wörterbuch als »falsche Schreibung für Be: = N auf- geführt. 138 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. ihre wissenschaftliche Bildung mangelhaft und flach«.' Marco Poro aber nennt die Bewohner von Kaschgar »a wretched niggardly set of people«.“ Vielleicht ist die Etymologie auch als Gegenstück zu einer anderen erdacht worden, die sich, wie schon früher erwähnt (a. a.0. S. 187— 188), in einer Scholie bei Hüan tsang? findet und in dem buddhistischen Glossar Fan yi ming yi tsi, sowie in dem Pien yi tien wiederholt wird, nämlich die Erklärung des Namens Shu-l als eine verderbte Abkürzung aus FAST ES BE Shi-U-ki-U-to-t. Stanıs-' Las JuLien hat diese Lautgruppe durch Srzkritati wiedergegeben, ein Name, der sich bis jetzt nicht hat erklären lassen. Die Etymologie Hui yuans scheint mir einen Fingerzeig für die Lösung des Rätsels zu geben. Als Gegenstück zu dem kalusadhara = »unlauteres Wesen an sich tragend« lese ich Shi-L-ki-U-to-ti als Srökiritadhi — »das Dia- dem des Glückes tragend«. Es braucht kaum gesagt zu werden, daß diese frühere Etymologie nicht mehr Wert hat als die spätere, höch- stens mit dem Unterschiede, daß Shu-l£ oder, wie die tibetischen Texte lesen, Shulik als Abkürzung aus Shi-l-ki-l-to-t weniger ge- künstelt erscheint als aus K’a-Iu-shu-ta-Ie. Übrigens setzt auch jene Scholie zu der Angabe vorsichtigerweise ein JG hinzu, d.h. »es scheint, als ob« (Shu-l& eine solche Verstümmelung sei) Die für uns allein wichtige Tatsache ist hiernach, daß auch Hui yuan und Hi lin an eine Identifikation von Shu-i! mit einem Namen. Kharostra nicht gedacht haben; aus dem folgenden werden wir nun- mehr ersehen, daß die besprochenen Etymologien überhaupt nichts anderes sein können als indisch-chinesische Wortspielereien. | Wollte man — von allem bisher Gesagten abgesehen — an- nehmen, daß der Name Shul aus Kharostra oder aus Kalusäntara oder aus Srikiritadhi zusammengezogen sei, so würde das zur Voraus- setzung haben, daß diese vollen indischen Namen ältere Bezeichnungen 'des Landes waren und daß sie von Indien aus oder jedenfalls durch des Sanskrit kundige Personen eingeführt wurden. Wie stellen sich nun die historischen Quellen zu einer solchen T atsache? Die ältesten Nachrichten, die wir über die Staaten Zentralasiens haben, verdanken wir, wie bekannt, dem chinesischen Gesandten und Reisenden Chang kien, der sich von etwa 138 v.Chr. ab ungefähr 13 Jahre dort auf- 5 FE Du Cap. 12 fol. 13 vo (Japan. Ausg.). ” Yure, The Book of Ser Marco Poro I, 169 ® Es ist freilich zweifelhaft, ob diese Scholie v dem »Herausgeber« der Si yüki und Zeitge sie später zugefügt ist. Vergl. Sr. JuLiex, S.XXV f. = RATE Du Cap. ı2 fol. 13 10. on Hüan tsang bez. von Pien ki, nossen des ersteren, herrührt, oder ob Notice bibliographique sur le Si-yu-ki a El te ei ab a a El an. ende LER OÖ. Franke und Pıscuer: Kaschgar und die Kharosthi. 739 hielt und bis Baktrien und Persien vordrang, sowie dem berühmten Feldherrn Pan ch’ao, der von 73 n. Chr. ab 31 Jahre hindurch für die Ausbreitung der chinesischen Herrschaft bis zu den Bergketten des Belur tag tätig war und bei den Kämpfen der Staaten am Tarim- Becken eine hervorragende Rolle spielte. Die ausführlichen Berichte dieser beiden Männer sind von den Chronisten der »Annalen der Früheren« und »der Späteren Han-Dynastie« verwertet worden, und da sie die Angaben von Augenzeugen darstellen, die sich gründlich über die Verhältnisse jener Länder informiert hatten, so sind sie un- zweifelhaft das zuverlässigste, was wir überhaupt an historischem Material besitzen können. In diesen Berichten nun, die sich auf die Verhältnisse von der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts v. Chr. an beziehen', spielt der Staat Shul& eine nicht unbedeutende Rolle; er war sogar damals eins der größten und wichtigsten unter den mehr als 50 zählenden Staatengebilden in Mittelasien, deren Namen zum Teil fast ebenso oft wechselten wie ihre Grenzen. Überall aber finden wir für dieses Land nur den einen Namen SAhulE und nirgends auch nur eine Andeutung von einer älteren, längeren Bezeichnung. Wäre eine solche jemals vorhanden gewesen, so würde sie im 2. Jahr- hundert v. Chr. schon in Vergessenheit geraten sein, hätte also wohl schon Jahrhunderte vorher von Indien herübergekommen sein müssen. An eine so frühzeitige enge Verbindung zwischen diesem Lande und dem westlichen Zentralasien aber ist natürlich nicht zu denken. Selbst wenn etwa ältere Handelsbeziehungen bestanden haben sollten, so kann doch eine solche geistige Verbindung erst hergestellt sein durch den damals noch sehr expansionskräftigen Buddhismus von Kaschmir und den Kabul-Ländern. Denn Shul& war nicht etwa, wie es das Land Khotan der von Hüan tsang? erzählten lokalen Überlieferung zufolge gewesen zu sein scheint, eine alte indische Kolonie, sondern es wurde, wie wir aus dem Zeugnis Chang kien’s wissen, von dem- selben Volke gegründet, das um 150 v.Chr. von den auf der Flucht vor den Hiung-nu befindlichen Yüeh-chih nach Süden gedrängt wurde und das Land Ki-pin in Nordindien® eroberte. Von den Chinesen wird dieses Volk $£ genannt, d. h., wie nach einer Glosse von Yen shih-ku (579— 645) zu lesen ist, Sök. Diese sehr wichtige Angabe ma es in den »Annalen der Früheren Han- St ea BD 95 fol. 3 ef wi en Cap. ı2 fol. 15 r° ff. 3 Ich kann mich der Ansicht von Livı und Cuavanızs, wonach das Ki-pin der Han-Annalen Kaschmir bedeutet, nur durehaus anschheßen nn. As. ra - Oct. 1895, L’Itineraire d’Ou- Kong). Sitzungsberichte 1903. 28 ae # Br Cap. ” fol. 20, BEE Be 118, fol. AG und Det 7 \ z ; 740 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. fol. 10v° und lautet folgendermaßen: »Die Rasse der Sök hat sich weithin ausgebreitet und eine Reihe von Staaten gebildet. Von Shule an nach Nordwesten zu, was zu den Staaten Siu-sün und Kün-tu gehört, alles das sind alte Stämme der Sök.«' Wer diese Sök waren, und was unter den Staaten Siu-sün und Kün-tu zu verstehen ist, darüber hoffe ich mich demnächst in einer Abhandlung über die indo- skythischen Völker Zentralasiens ausführlicher äußern zu können. Nur soviel sei hier gesagt, daß die Sök in den chinesischen Annalen als Nachbarn der Wusun erscheinen. Die Frage nun, wann diese alte Sök-Gründung Shul& mit Indien in nähere Verbindung trat, dürfte sich mit der anderen Frage beant- worten, wann in Shul& der Buddhismus eingeführt wurde. Krarroru in seinen Tableaux Historiques de l’Asie (S. 166) bemerkt, daß »gegen das Jahr 120 n. Chr. der König von Shul@ von den Yüeh-chih abgesetzt wurde und daß seine Untertanen die Religion Buddhas annahmen.« Leider ist aber die Quelle, der diese Angabe entnommen ist, nicht angegeben, und in dem ältesten Berichte, der von der Absetzung des Fürsten von Shul& und Einsetzung seines Verwandten durch die Yüeh- chih zwischen 114 und 120 erzählt (»Annalen der Späteren Han«, Cap. 118 fol. 17 r°), ist von einer Annahme des Buddhismus nichts gesagt. Unwahrscheinlich an sich ist die Tatsache nicht, denn Chang kien, der seiner Biographie in den »Han-Annalen« (Cap. 61 fol. ır"ff.) zufolge etwa um 125 v. Chr. bei den Yüeh-chih eingetroffen sein muß, fand diese bereits im Besitz von Baktrien; etwas über hundert Jahre nach der Teilung dieses Landes in fünf Fürstentümer eroberten sie, wie die »Annalen der Späteren Han« berichten (Cap. 118 fol. ı1ı v°), Afgha- nistan, die Kabul-Länder und Kaschmir.‘ Daß die Yüeh-chih dann ganz besonders für die Ausbreitung des Buddhismus nach Norden und Osten gewirkt haben, wissen wir nicht bloß aus den indischen’, sondern auch aus den chinesischen Quellen. Schon im Jahre 2 v. Chr., so berichten die »Wei-Annalen«, erlernte der Assistent am Opferamt der kaiserlichen Ahnentempel Ts'in(?)king-hien gelegentlich einer Mission zu dem Fürsten der Yüeh-chih buddhistische Sütras. »In China hörte man also (von der Lehre), aber man glaubte nicht daran«.” Die ' Die Stelle ist auch im ZERSEFH Cap. 337 fol. 20r0 wiedergegeben und von Remusar (Nouveaux Melanges Asiatiques I, 205) übersetzt. ” Vergl. Körren, Die lamaische Hierarchie und Kirche, S. ı2. Täranäthas Ge- schichte des Buddhismus in Indien, übersetzt von Scuerser, 8. 58— 59. WassıLJEW, Buddhismus I, $.43—44 (Deutsche Ausgabe). ; # = Cap. 114 fol. ıv°, Diese auch für die Geschichte des Buddhismus in China wichtige Stelle ist zuerst von Remusar, Fo& Kou& Ki, $. 39 erwähnt und. später vielfach erörtert worden. S. Paurnıer, Examen methodique des faits qui com . „ gernent le Thian - Thu ou l’Inde (Journ. As. 1840) S. 14. Specnr, Etudes sur | O. Franke und Pıscner: Kaschgar und die Kharosthi. 741 »Sui-Annalen« nennen einen Sramana der Yüeh-chih namens Chih ch’an aus den Jahren 168-188, der für die Chinesen mehrere Schriften über- setzte', und von einem anderen Sramana desselben Volkes, namens Dhar- maraksa, erzählt die nämliche Quelle (a. a. O. fol. 34 r°), daß er »in den Jahren 265— 274 im Westen in den verschiedenen Ländern herum- gereist sei und zahlreiche buddhistische Sütras nach Lo-yang (in Honan) gebracht und übersetzt habe. Seit der Zeit breitete sich die Lehre Buddhas mit Macht nach Osten aus«. Sendungen von buddhistischen Schriften aus Turkestan aber erwähnen die Sui-Annalen (a. a. ©.) schon aus den Jahren 76—-83. Es ist also hiernach sehr wohl möglich, daß auch das Land Shul& gelegentlich der Einsetzung seines Fürsten durch die Yüeh-chih zwischen 114 und 120 von letzteren den Buddhismus erhielt, sofern es ihn damals noch nicht hatte; jedenfalls wird man, wie mir scheint, jene Zeit als die späteste Grenze für Einführung des indischen Kultus annehmen müssen. Ein anderer Weg, auf dem dieser letztere nach Shul& gelangt sein kann, ist der über Khotan, das, nach den von Hüan tsang erzählten Legenden (s. o.) zu schließen, den Buddhismus zuerst von allen zentralasiatischen Staaten direkt von Kaschmir er- halten zu haben und überhaupt mit Indien in näherer Verbindung ge- wesen zu sein scheint. Krarrorn (Tabl. Hist. S.ı82) nimmt denn auch als wahrscheinlich an, daß der Buddhismus sich von dort aus in Zentralasien verbreitet habe, und diese Annahme scheint eine Be- stätigung zu erhalten durch die Bemerkung einer tibetischen Ge- schichte von Li-yul (= Khotan), wonach der König Vijayasimha von Li-yul eine Tochter des Königs von Ga-hjag heiratete, die inShu-lik (— Shule) den Buddhismus verbreiten half.” Nach einer anderen Stelle desselben Werkes unternahm der Nachfolger des Vijayasimha, namens Vijayakirti, zusammen mit Kanika einen Kriegszug nach In- dien.‘ Täranätha erwähnt einen König Kanika von Tili und Mälava und sagt, daß er nicht mit Kaniska identisch sei.‘ Es wird sich schwer Centrale S. 39. Syıvaıs Levi, Notes sur les Indo-Scythes (Journ. As. 1897) S. ı4fl. _ Specmr, Les Indo-Scythes et l’&poque du rögne de Kanichka d’apres les sources Chinoises (Journ. As. 1897 II) 8. 166ff. Livı, Note additionelle sur les Indo -Scythes (ibid.) S.527 Anm. r und Missions de Wang Hiuen-Tse dans l’Inde (Journ. As. 1900) S.451ff. Vincent A. Surrn, The Kushän Period of Indian History, im Journal MH. the Royal Asiatic Society, Januar 1903, S. 24 Anm. 3. Ich werde auf die Übersetzung später ausführlicher zurückkommen. aan. ; NE Cap. 35 fol. 33 v®. ee we 2 Li-yul-gyi Lo-rgyus-pa fol.443r°, mitgeteilt von Rockmırı, The Life of the Buddha, S. 240. s A.a. 0. fol. 436v°. : 4 S ScHiEFNER, S. 8gf. 69* 742 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. feststellen lassen, ob dieser König Kanika in dem tibetischen Werke gemeint ist, und wann er gelebt hat; in dem Verzeichnis der Ein- leitung von Taranathas Geschichte des Buddhismus wird er erheblich nach Kaniska aufgeführt.‘ Immerhin wäre es möglich, daß sich die Einführung des Buddhismus in Shule, falls jene tibetische Angabe auf Wahrheit beruht, um etwas verschieben würde. Übrigens erzählt Hüan tsang von Khotan, daß »die meisten der dortigen fünftausend Bhiksus die Mahayana-Lehre studierten«’, und von Shule, daß dort die Lehre der Sarvästivada-Schule des Hinayana gelte’, eine Tatsache, die nicht auf eine Verbindung zwischen den Buddhisten beider Orte hinweist. Nach diesen Ausführungen ist die Annahme naheliegend, daß das skythisch-türkische Mischvolk, das den Staat Shul& ebenso wie die meisten anderen Länder am Tarim-Becken bewohnte, die Kenntnis des Sanskrit oder des in Nordindien gesprochenen Dialekts, jedenfalls aber die indische Schrift zugleich mit den buddhistischen Sütras er- hielt. Vielleicht mögen auch einige Kulturelemente von Baktrien aus durch Handelsverkehr eingeführt sein, da schon zur Zeit des Chang kien hier die Straße nach Baktrien und Ferghana durehführte.* Die Sanskritisierung des Namens Shul& zunächst zu Srzkiritadhi, von der das Si yü ki, und nur dieses, berichtet, stammt höchst wahrscheinlich von einheimischen, des Sanskrit kundigen Buddhisten. Andere haben ihr dann später in Kalusantara oder Kahısadhara ein Gegenstück ge schaffen: irgendwelchen Wert können aber diese fast tausend Jahre : nach den ersten Berichten über Shul& plötzlich hervortretenden Ety- mologien natürlich nicht beanspruchen. Bereits früher habe ich zur Charakterisierung des Namens Shule, das Sulek oder Surak zu lesen sein wird, auf ähnliche Volksnamen in Zentralasien wie Körek, Sorak, Tehirek, Terek hingewiesen.’ Ich möchte dem noch hinzufügen, daß, wie die Biographie des Pan ch’ao berichtet, der chinesische Feldherr einen von dem Staate Kuei-tsze (Kucha?) in Shule eingesetzten Fürsten ; vertrieb und einen neuen, einheimischen einsetzte, der dort Chung a (AB) genannt wird. Eine Glosse aber aus der »Fortsetzung der Han- Annalen« BE TE) sagt dazu, daß der Mann Yülek (Ay 3) geheißen habe, ein Name, der dann durch das chinesische Chung (»der Loyale«) | ee ; | > ” Cap. 12 fol.14v°. Im Text steht E? — »die meisten«, nicht »alle«, wie . Sr. Jurien (Memoires ete. II, 224) und Bear (Buddhist Records ete. II, 309) über- setzt haben. Nach fol. 435r° der tibetischen Quelle soll allerdings auch die Lehre der Sarvästivädin in Khotan eingeführt worden sein (Rocksırı S. 239). ® Cap. ı2 fol. 13 v°, i : mE E ad 96°, fol. zo v®, Bn: ; a O. Franke und Pıscner: Kaschgar und die Kharosthi. 743 ersetzt sei.' Auch Hmrn weist in seiner Abhandlung »Über Wolga- Hunnen und Hiung-nu« auf die alanischen Namen Addac und Candae hin und vergleicht sie mit den Hiung-nu-Namen Sugdak, Ellae und Hernac. Die Vorstellung, daß die Kharosthi- (oder Kharostri-)Schrift in Zentralasien entstanden und von einem dort gelegenen Lande Kharostra benannt sei, haben wir als mit allen Nachriehten unvereinbar aufzu- geben. Von einem Lande Kharostra findet sich, soweit die chinesi- schen Quellen in Betracht kommen, nicht eine Spur in Zentralasien, und dem Namen K’o-lo-to — Kharöttha für eine Gegend im heutigen Sarik-kol, auf den ich hingewiesen (a. a. O. $. 190), lege ich nieht mehr. Wert bei als den Etymologien von Shule. Er findet sich erst in der wohl Ende des 8. Jahrhunderts von Tu yeu verfaßten historisch- politischen Enzyklopädie T’ung tien (3944) und mag, was J. Haufvy (a.a. 0. S.ı1) mit Bezug auf Kaschgar annimmt, von indischen Bud- dhisten dorthin gebracht sein. Ob er etwa, wie der französische Gelehrte meint, dem Lande wegen der Kharosthi-Schrift gegeben ist, und ob er überhaupt mit diesem Worte etwas zu tun hat, wage ich nieht zu entscheiden. Ehe wir also nichts Besseres an die Stelle der indischen und chinesischen Tradition über die Benennung der Kharosthi-Schrift von dem alten Weisen Kharostha zu setzen haben, wird es bei dieser sein Bewenden haben müssen. Zu bedauern ist, daß Wassınsew seine Quelle nicht hat wieder angeben können, in der die buddhistische Legende von dem ersten Astronomen Kharostha erzählt wird, den der verstorbene Gelehrte für die indische Form des in der chronographischen Geschichte des Mekhitar von Airiwank er- wähnten Xarustr annahm. 2. Die indischen Quellen. Von R. Pıscnerı. Aus Franees Darlegungen scheint sich mir als sicher zu ergeben, daß Kharostra niemals Name eines Landes gewesen ist. Ich glaube, daß Franke in dem ersten Bestandteil von K“ia-lu-shu-tan-E mit & . Recht Sanskrit kalusa findet, in dem zweiten mit großer Wahrschein- lichkeit Sanskrit antara. Vielleicht darf man auch an ztlara denken, da ein kalugotlara ago von Schlechtigkeit« der älteren er . ‘ 1 Cap. 77, fol. 4r°. ° Sitzungsberichte der Königl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften 100, Bd. II, Heft 11, S. 257, Anm. r. ® Siehe Schierners Täranätha, S. 30 ff. der Dreh 744 Gesammtsitzung vom 9. Juli 1903. K‘a-u-shou-ta-lö noch näher kommt als kalusäntara. Die Übersetzung der Chinesen weist aber allerdings auf antara. In dem ersten Artikel war mir entgangen, daß der Name der Schrift außer im Lalitavistara sich auch Mahavastu ı, 135 findet. Senart liest dort Brahms Puskarasärt Kharosti und bemerkt p. 484, daß Kharostt, wenn die Lesart richtig ist, »ne peut guere ötre qu’un nom geographique, peut-etre exterieur A VInde, ä en juger par la physionomie du mot«. SenAart berührt sich also mit Levis Ausfüh- rungen, denen gegenüber ich versucht habe zu zeigen, dal der Zu- sammenhang vielmehr darauf hinweist, daß wir es mit einem Per- sonennamen zu tun haben. Senarts Lesung Kharosti ist nun aber eine Konjektur. Von seinen Handschriften lesen NACML Kharostri, B Kharästri, alle also °strs, was für Levis Erklärung des Wortes zu sprechen scheint. Bexparz hatte die Güte, für mich die Cambridger MSS. des Mahavastu und Lalitavistara, sowie das der Royal Asiatie Society ge- ' hörende MS. des Mahavastu einzusehen. Er bestätigt, daß die MSS. des Mahavastu Kharostri lesen, die des Lalitavistara Brähmi-Kharosti- Puska- rasarim (das älteste MS °sälim), also als Kompositum wie Lermanns Aus- gabe. Es stehen sich also die Lesarten Kharostrz und Kharosti gegenüber. Bexparz macht mich ferner darauf aufmerksam, daß in der nepalesi- schen Schrift sta und stra sich nur dadurch voneinander unterscheiden, daß bei stra die Kurve etwas weiter nach links geht als bei sta. Ver- wechselungen beider Zeichen sind daher sehr leicht möglich. In der Tat finden sich mehrere Fälle im Mahävastu. So lesen ı, 73, 14 für das richtige $astra CM. sasta; ı, 100, 7 lesen BNA. trastro, LM. trasto, Ü. tasto; ı, 182, ı2 haben alle MSS. für sastryagaro irrig sastyagara; 1, 192, ı1 hat N. Sästa für $ästra; 3, 1, 6 haben beide MSS. styP für str, 3, 62, 16 für das richtige $ästa BM. $ästra. Auch in anderen | Lautgruppen findet sich als Variante öfter irrig einr. So 1, 117, 13 grotrena für gotrena; 1, 119, 3 grotro für gotro; 1, 224, 2 Srighram für Sighram; 1, 364, 7 Suskra°® für Suska°; 3, 127, ı5 sahasriko für säha- siko; 3, 251, 5 prägr eva für präg eva; 3, 329, 12 prätr@ für patra; 3, 380, 2 sagrotram für sagotram. Umgekehrt fehlt r irrig in Varianten außer in dem schon angeführten Falle von stra z.B. ı, 137, 145 138, ı Prästah für Prästrah; 1, 280, 16 rästä für rästro; 3, 400, 2 3 triya® für Srotriya® u.a. Wie Kharosti (so die MSS.) zu Kharostri ver- hält sich genau istik@ zu istrika, die im Mahävastu und Lalitavistara beständig miteinander wechseln, so daß es oft schwierig ist, zwischen beiden zu wählen (Sexarr, Mahävastu ı, 563 zu 244, 5). Die Lesart der MSS. kann also nicht die Entscheidung geben, um so weniger, als. alle MSS. des Mahävastu sehr verderbt sind und auf eine einzige Handschrift zurückgehen. Gerade die Namen der Schriften werden ie =, ee OÖ. Franke und Pıscner: Kaschgar und die Kharosthi. 745 im Mahavastu in meist sehr entstellter Form gegeben, wie die Va- rianten bei Senarr zeigen. Die älteste Überlieferung der Chinesen bleibt daher noch immer der einzige Anhalt für die Bestimmung der richtigen Namensform der linksläufigen Schrift. Es ist dabei ganz gleichgültig, ob Kharostha eine historische Persönlichkeit ist oder nicht. Mit Franke glaube ich, daß es zeitlich ganz unmöglich ist, in der Kharosthı die Schrift von Kaschgar zu sehen. Zur Zeit des Asoka war sie, wie die Inschriften von Shahbazgarhi und Mansehra zeigen, in Kabulistan und im oberen Industale bereits ganz bekannt. Daß aber schon damals Kaschgar eine so hochentwickelte Kultur gehabt haben sollte, daß seine Schrift das alte Kulturland am Kabul und Indus beein- flussen konnte, dafür fehlt es uns an jeder Handhabe. Zu dem, was ich über die formelhafte Verbindung von khara und usfra zu kharostra in dem ersten Artikel S. 193 bemerkt habe, will ich hier noch nachtragen, daß Vamana, Kavyalamkaravrtti 5, 2, 28 folgendes Sütra hat: ||na Akharostrav ity ustrakharam iti pathät || »Man darf nicht Aharostrau sagen, da der Ganapätha ustrakharam ver- langt«. Wenn auch nicht Aharostrau, so findet sich doch kharostram, nicht ustrakharam, im Mahabharata 2, 51, ı3, bei Manu und Yäjna- valkya (oben S.193). Lalitavistara 306, 6 steht Oasvostrakhara°, wäh- rend Asvaghosa, Buddhacarita 13, 19 asvakharostra® hat, wie die meisten in Versen geschriebenen Werke, ohne Zweifel wohl unter dem Zwange des Metrums, das auch in Fällen wie Ramayana 6, 53, 5 ed. Bomb. nägair asvaih kharair ustraih maßgebend gewesen sein wird. Endlich sei zu den Bemerkungen über sia für stha S. ı94 und von sva in spa S.195 noch verwiesen auf die reichen Sammlungen bei R. Orro Franke, Pali und Sanskrit (Straßburg 1902) S.ı14 und 117, wo mit Recht der Wechsel von sva in spa in den Vordergrund ge- stellt wird. Ausgegeben am 16. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XXXV, Seite Piscner: Die Inschrift von Paderiyä 724 O. Franke und PiscueL: Kaschgar ind die Kharothi 735 Brenn: der Akademie. Abhandlungen aus den Jahren 1899-1900 Be enden Physikalische Abhandlungen ee hilosophische und historische Abhandlungen a ee ee Altena aus dem Jahre 101. 2... a a ee araus: Physikalische Abhandlungen . . . ar ee Mathematische Abhandlungen Sa e AUT » Philosophische und historische Abhandlungen ne, . » 1 Rn Abhandlungen aus den Jahren 1901 und 1902. .. am: E.F : Das vulcanische Ries bei ee in seiner erg für an, der einen Ges ologie ; M. 8— Erman: Zaubersprüche für Mutter und Kind. s -„ 4 Auwers: Mittlere Orter von 570 en für 1815 nach Pond’s 's Beobachtungen 18111819 . » 15.— Dünmmıer: Gedächtnissrede öf L SCHEFFER - BoIcHoR . -» 1— Schmipr: Gedächtnissrede auf ag Mira u - 1— . Zamsmer: Gedächtnissrede auf Jonasnes Schm .».1— ee Caulophacus arctieus (Arma ee Kine) und Calycosoma gracile F.E. So » 2— : Das vulcanische Vorries ee a ae! zum apart; Riese bei Ming -» 5,50 ee Die Kleinfunde aus Pergamon » 3.50 W. Dörrrzıp: Das südliche Stadtthor von Pergam AM. 2.50 R. rg ee —n EN an Ainischen Solifugen "nebst Beiträgen zur Systematik = rselben . .» 2 C. Roneh und F. Pascnex: Über die Strahlung des Quecksilbers im magnetischen, Felde er Fu H. Scnärmn: Ein Bruchstüik altägyptischer Annalen . » 350 Ossa Leibni De M. ot Fr ; Ber Die Variationen bei Artemia salina Leacn und ihre e Abhängigkeit von äusseren Einflüssen . » 2,50 H. Vırcnow: Über Tenon’ schen Raum und Tenon’sche Ka apse ; » 3. N. Gaipuxov:_ Über den Einfluss farbigen Lichts auf die Karbung lebender Öscillarien . » 3.50 W.Srıepa: Über die Quellen der Handelsstatistik im Mittelalte » 2.50 H. Grönroos: Die Museuli biceps brachii und latissimo-condylo Sende bei der Affengattung Hylobate im Vergleich mit den entsprechenden Gebilden der Anthropoiden und des Menschen 5.50 ar en der Akademie. Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882—1902 . ; ee Fee D esonders zusammengestellt Mathematische und Naturwissenschaftliche een: 1882 —1897. Preis des Jahrgangs. . M. 8— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von ApoLr Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — A. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. V. u. 171 8, 6 Taf M 6— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. |. ea 1903. HırscareLp: die Monumenta des rang und das Ius ken : F Sıcuau: der erste Chalife Abu ; J. EURER: ee isch - petro re Studien in den Gebieten von Predazzo und Monzoni. II. SCHMOLLER en e für Ein: ng und Schiedssprüche in ea M. Fr RÄNKEL: er zur griechischen Epigraphik aus Handschrifte Kuren: die en der Königlichen Friedrich „Wilhelms "Universität zu Berlin am G. Mürzer und P. Keupr: ein neuer veränderlicher Stern von \ aussergewöhnlich kurzer Periode » O.Fraske und Pıscner: Kaschgar und die Kharosthi. » Harnack: einige Bemerkungen ee 5. Buch der " Kirchengeschichte < des Eusebius nach der neuen usgabe von .. > Schwartz : - Harnack: ius ecclesiasticum F. Körter: die Bestimmung des Drucks an | gekrümmten Gleitfächen, eine Aufgabe aus der Lehre vom Er: J. Hartmass: über einen neuen Zusammenhang zwischen Bogen- = ‚Funkenspectren van’r Horr und G. Just: der hydraulische oder so stern een chgi J. LeiroLor: der Hirt > Hermas in saidischer Übers E. Haczx und H. Rus über en abe ren ÜCERER der Metalle und ihrem Blektrischen Lältve J. Reıske: die Entv wickeln gbpaschiäine der Dünen an der Westküste von Schlesw : R. Assmans: Beobachtungen am A&ronautischen Observatorium über Te ee eleirogn ; W.Sarosox: über die Lagerungsform und das Alter des Adusnellötunaliike . Frosentus: über die Ver aheem Einheite n der symmetrischen Gruppe vantHorr und H. Bars Untersuchungen über die Ne der ozeanischen Salz- » ” ” E2 * ablage X. F. Tosrer: über Polyı wmorphismus von Meeresalgen a Ai Synthese von Derivaten der Polypepti nd ; E. Hasen und H. De BENS: Ai Emissionsvermögen der "Metalle für r lange | Wellen . K. GeLoser: we ze Kapitel des Vendidad. Tz- MoeLLen : » sy 2 3a sy u u a ’ Prasck: zur ae Theokie der selectiven Kbeain in isotropen Nichtleitern . van’t Horr und G. : Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzab- lagerungen. ee Frosenıus: über ee Primfaetoren der Gruppendeterminante u Frogesius: Theorie der I Sans Grö - ; = Corn: Metallo ei tik und Maxwerr’sche The W, JAEGER: über die in der Darstellung uud. Festitung des ‚elektrischen Widerstandsmaßes er- reichbare Genauigkeit » H. Lonmaxs: Untersuchungen über die Tier- und” Pflanzenwelt sowie über die Bodensedimente des Nordatlantischen ee zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite hg Taf. » ” von Wıramowırz- MoELLENDORFF: _— Schlußzenen seien er Dramen. (IL). . * . Lange: Prophezeiungen ein en Weisen aus dem Pa apyrus in Leiden . . » Fr. Kursoner u. G. ZICKGRAF: u Bildu Song = ren bei Sr: ne eo mit Perman- ganaten Frosenius: Theorie der h hyperkomplexen Größen Heısert: über die Reduetion der ie der piyischen khese beobachteten Schwerebeschleuni- gungen auf ein gemeinsam s Niveau. II . von Bezorp und A. Schmipr: Vor rschlag zu einer magnetischen Vermessung eines ganzen "Parallel- kreises zur ar der ar der Gauss’schen Theorie des gl (hierzu al. r Horr und W. Merernorren: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Sa. iger XXX A. Torsauist: der Gebirgsbau Sardiniens und seine Beziehungen zu den jungen, eircum -medi- terranen Faltenzügen . Sonderabdrücke aus den essen IH. Halbjahr 1903. PıscreL: die Inschrift von Paderiyä ee MA O. Fraske und Pıiscner: Kaschgar und die Kharosthi” ; Fee. Te az la a la a na ld un sie nn aut le Aa U nal nn anne nn Eu nn u ann u a 4 nn SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XXXVI XXXVo. 16. Jurı 1903. BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ‚IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaetion der »Sitzungsberichte«. kalisch- mathematischen Classe allemal erade, die über ee der philosophisch - ee, Classe ungerade Num 8.2, . Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über ; in der ran N vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur benennen geeigneten ge green Pau - Darauf folgen die ai Sitzungsberichten = a wissenschaftlichen Arbeiten, und zwar der zuerst Sitzungen mitgetheilt, in den zu diesen Sitzungen gehö- i nnten, 55 n Bericht über jede Sinzene Sitzung stellt der Secretar zusammen, welche darin den Vorsitz hatte, tion und den Druck der in dem mn Stück erschei- nenden wissenschaftlichen Arbeite 86. 1. Für pi Aufnahme einer wissenschaftlichen Mit- theilung in die Sitzungsberichte te gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses Reglements die folgenden beson- deren Bestimmungen. > er Umfang der r Mittheilung darf 32 Seiten in tav in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte tenden Ho sollen Akblaeneen ee — Nothwendiges beschränkt werden. Der Satz einer Mit- theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in Inn Text einzuschaltenden Holzsehnitte tte fertig sind und v besonders ee aeg Tafeln die volle er rerin Auflage eingeliefert is Wenn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen "Mischeillng diese hi rüher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- un der Gesammt- Akademie oder der b betreffenden $8. 5. Auswärts werden Correeturen auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehen a auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach a $ı er Verfasser einer ne den » Wissenschaftlichen 2 erlhe abgedruckten Arbeit erhält une berichte und einem angemessenen .- nicht über z Seiten ana, fällt in der Regel et fort. 3. m Verfasser, welcher ea er Akad ist, au, es fit, auf Kosten der Akademie weitere glei Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch hundert, Anzeige bei dem redigirenden Seeretar weitere 200 Exem- plare auf ihre Kosten abziehen lassen, s Manuseript druckfertig - gestellt und Pieter zur Abstimmung gebrac 29. 1. Der redi e Seceretar ist den Inhalt nie geschäftlichen Theils a Sitzungsberichte, jedoch ie Sur een: kurzen en 2. gen verantwo lich. für a Übrigen "Theile der Sitzungsberichte Sin! nach Ale Richtung nur die Verfasser ve wortlich. ie versendet ihre »Sitzungsberichte. an Die Akademii wofern nicht im besonderen Fal, anderes vereinbart wird die Stücke von Januar bis April in der ersten Thu a Erg nats Ma ns Mai bis Juli in der ersten Hälfte des nats August © 02.2. October bis December zu Anfang des een Jahres nach Fertigstellung des eng en Stellen, mit Be sie im Schriftverkehr steh ; Jährlich drei Mal, nämlich : 147 SITZUNGSBERICHTE _ 1908. AXXVI DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 16. Juli. Sitzung der physikalisel th tiscl Classe. D% 1. Hr. Branco las über die Deutung der Gries-Breceien des Vorrieses. Dieselben treten inselförmig inmitten der unverletzten Hochfläche der Schwäbi- schen Alb auf und können daher nur auf Explosionen zurückgeführt werden. Man hat in diesen Breceien wohl die denkbar frühesten Entwickelungsstadien des Vulca- nismus zu sehen. Byessarıe u area Br 5 * 2. Derselbe las ferner über die Spaltenfrage der Vuleane. Bereits bei einer ganzen Anzahl vulcanischer Vorkommen und von verschiedenen Forschern ist eine Unabhängigkeit von präexistirenden Spalten jetzt dargethan. Ein starker Druck in der Erdrinde sowie eine Plastieität der Gesteine unter starkem Drucke machen die Annahme offener Spalten in der Tiefe unwahrscheinlich. Zerrungen in der Erdrinde könnten dagegen das Entstehen offener Spalten wahrscheinlich machen. 3. Hr. Souwarz legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. Oswan Vensk£ in Potsdam vor: Zur Theorie derjenigen Raumeurven, bei wel- chen die erste Krümmung eine gegebene Function der Bogen- länge ist. (Ersch. später.) Es wird folgende Aufgabe behandelt: Eine Raumcurve sei der Forderung unter- worfen, dass ihr Anfangspunkt gegeben sei, ihre Anfangstangente vorgeschriebene Richtung habe, dass ihre Länge vorgeschrieben sei, und dass sich die erste Krümmung in vorgeschriebener Weise mit der Bogenlänge ändere. Zu roman ist derjenige Theil des Raumes, welchem der Endpunkt der Raumcurve angehör 4. Hr. Dr. Schmerz in Leiden übersendet einen Sonderabdruck aus dem Internationalen Archiv für Ethnographie: ae VIRCHOWw. In Memoriam. Leiden 1903. Beiungsberichte 1908. 0.000... ..% eo 3.2530, Taf. 11. 148 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. Die Gries-Breceien des Vorrieses als von Spalten unabhängige, früheste Stadien embryonaler Vuleanbildung. Von W. Branco. I. Die Gries-Breceien des Riesgebietes als früheste Stadien embryo- naler Vulcanbildung. Ensiikten der unveränderten Weiss-Jura-Kalke, welche die Hochebene der schwäbischen Alb bilden, treten in der Umgebung des vulcani- schen Rieses von Nördlingen inselförmige Gebiete auf, in welchen der Kalk die Spuren gewaltsamster Vorgänge trägt.‘ Das Gestein ist, zu sogenanntem »Gries« zerschmettert, in eine Breccie verwandelt. In der Regel ist dieses Gestein anstehend; es giebt aber auch disloeirte Griesfelsen. Durch ein Erdbeben lässt sich diese Breecienbildung, ganz ab- gesehen von der Frage, ob Erdbeben überhaupt eine derartige Zer- schmetterung der Gesteine bewirken, nicht erklären’; denn dann müsste die ganze dortige Alb in zusammenhängender Weise davon betroffen sein. Durch Gebirgsdruck, der ja so häufig in den Gebirgen die Ge- steine zerpresst, ist sie auch nicht erklärbar; denn dann müsste das. Gestein, falls der Druck von den Alpen ausging, längs der ganzen Donaulinie zerpresst sein; oder, falls er vom Riese ausging, im Um- kreise um das Ries. | Folglich bleibt nichts übrig, als diese Inseln von Weiss-Jura- Breecie auf vulcanische Explosionen zurückzuführen, welche sich hier an einer Anzahl von Orten zu miocäner Zeit ereignet haben. Es lassen sich Centren der Explosion erkennen, indem hier die Zerschmetterung des Gesteines am stärksten ist. Eine jede dieser oft ganz unregel- ! W.Branco, Das vulcanische Vorries, Abhandlungen dieser Akademie, 1903; : S.1, 7, 14 und Tafel. = _ ” VON KnepeL, Weitere geologische Beobachtungen am vuleanischen Ries bei Nördlingen. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft, Bd. 55, Jahrg. 1903, . . E72 . er Branco: Gries-Breceien des Vorrieses. 49 mässig umrandeten Inseln kann ein oder auch mehrere Centren be- sitzen; und diese Centren liegen keineswegs immer central zur Insel. Überhaupt ist eine genaue Umgrenzung der Inseln schwierig durch- zuführen; besonders natürlich da, wo das Gestein durch Vegetation verhüllt wird. In diesen Centren der Explosion sind grosse Schollen des Weiss- Jura-Kalkes plötzlich in die Höhe gehoben, niedergefallen und dabei völlig zerschmettert worden; es sind auch einzelne Schollen dabei dauernd mehr oder weniger aus ihrer Lage gerückt, d. h. also über benach- barte überschoben. Hier und da sind auch durch Bläser, die sich durch die Masse Bahn brachen, dunkle Braun-Jura- und rothe Keuper-Thone oder auch etwas granitisches Material aus der Tiefe herauf gerissen, so dass diese Massen nun als unregelmässige Schlieren oder Gang-ähnliche Massen inmitten oder am Rande der zerschmetterten Weiss-Jura-Kalke sitzen. Selbstverständlich konnten aber auch Fetzen tertiärer Ablage- rungen, z. B. von Buchberggeröllen u. s. w., die zur Zeit der Explo- sion an dieser Stelle oben auf der Alb lagen, in die hochgeflogenen und zerschmetterten Kalke hineinkommen. Genau ebenso geriethen Ja bei Burgmagerbein Buchberggerölle in den vuleanischen Tuff, der gleichfalls durch Explosion entstand. In solcher Weise lässt sich wohl auch die durch vos KxeseL beobachtete, unregelmässige gang- oder schlierenförmige Thonmasse erklären, welche die Weiss-Jura- Griesklippe des Käsbühls durchsetzt. Während so in dem centralen Gebiete einer Jeden solehen Gries- insel das Gestein stärker zerschmettert wurde, ist letzteres in dem peripheren Theile derselben durch den Druck der Explosion nur mehr zerpresst, also weniger verletzt worden, wobei in Folge der wechseln- den Oberflächengestaltung und Gesteinsbeschaffenheit keinerlei Regel- mässigkeit herrscht. vox Kxeser hat die kartographische Darstellung dieser Verhältnisse gegeben (Anm. 2 voriger Seite), dieselben auch in einer neuesten, im Druck befindlichen Arbeit in derselben Zeitschrift behandelt. Um zu einer richtigen Auffassung und Deutung dieser Vorgänge zu kommen, möchte ich auf die Verhältnisse zurückgreifen, wie sie _ , = in dem benachbarten vuleanischen Gebiete von Urach obwalten. Dort a n © findet sich eine grosse Anzahl vulcanischer Durchbruchsröhren sweibe in dem Körper der schwäbischen Alb ausgeblasen und hierbei mit on Tuff und zerschmetterten Juragesteinen erfüllt worden sind. In ein- zelnen dieser Röhren ist der Schmelzfluss bereits so hoch gestiegen, dass er als festes Gestein im Tuffe sichtbar wird. Der Regel nach aber liegt das, doch zweifellos vorhandene, zusammenhängende, feste ; E \ en leS Ba non Ss R 70* 150 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. vuleanische Gestein in so grosser Tiefe dieser Röhren, dass es nicht siehtbar ist; obgleich viele derselben durch die Abtragung der Alb, in der sie stecken, bereits vom Niveau des oberen Weiss-Jura bis hinab auf das des Braun-Jura, des Lias, sogar des Keupers abge- tragen sind. Diese Röhren sind da, wo sie an die Tagesfläche des Albplateaus treten, also in ihrem obersten Ende, nicht selten leer, d.h. sie bilden maarartige Vertiefungen. Es sind auch in der That Maare, Explo- sionskratere, deren in die Tiefe hinabsetzende Ausbruchsröhren hier sichtbar sind. Dadurch unterscheiden sie sich von den Maaren der Eifel; denn diese verrathen sich nur durch den an der Oberfläche er- scheinenden Kessel oder Trichter, während ihre in die Tiefe hinab- setzenden Röhren nicht aufgeschlossen sind. Ich habe solche Bildungen als Vuleanembryonen bezeichnet‘, weil ich meine, dass bei einer jeden solcher vulcanischen Durchbruchs- röhren ganz allgemein die Möglichkeit gegeben ist, dass solche ersten Versuche der vulcanischen Kraft unter Umständen sich zu einem Vulcane auswachsen können. Jedenfalls lassen sich in den bisher bekannten Gebieten solcher Vuleanembryonen vier bez. drei verschiedene Entwicke- lungsstadien unterscheiden. Als erstes, niedrigstes habe ich seiner Zeit den Zustand des »Gasmaares« hinstellen zu können gemeint. Hier hat eine Explosion von Gasen stattgefunden und eine Röhre ausgeblasen, welche, soviel wir sehen können, nur von dem durchbrochenen und zerschmetterten Gestein erfüllt ist, während zerblasener Schmelzfluss fehlt; offenbar weil das Magma in zu grosser Tiefe blieb.’ Ein zweites Stadium würden die »Tuffmaare« mit ihren »Maar- tuffröhren« bilden, bei welchen ausser dem zerschmetterten durch- brochenen Gestein schon vuleanische Asche in der Röhre vorhanden ist. Hier war mithin das Magma bereits höher hinaufgestiegen. Das dritte und letzte embryonale Entwickelungsstadium würden solche »Tuffmaare« bilden, bei denen in der Röhre der Schmelzfluss als zusammenhängendes Gestein schon so hoch gestiegen ist, dass er nun in Form eines festen Lavaganges im Tuffe aufsetzt. Ein weiteres Entwickelungsstadium endlich haben wir da, wo dem Maare schon ein Lavastrom, wenn auch noch so klein, ent- Ä ! W.Brasco, Schwabens 12 5 Vulean-Embryonen. Jahresberichte des Vereins für Vaterländ. Naturkunde in Württemberg, 1894 und 1895. ” Im Gebiete von Urach sind derartige reine Gasmaare übrigens nicht vor handen. Aber z. B. an der Waterford-Küste, im südöstlichen Irland, hat CowPrER Reep solche nur mit Schutt der durchschlagenden Sedimente erfüllten Explosions- = röhren beschrieben (Quaterly journal geolog. soe. London ı 900, Bd. 56, S. 657 —693)- Branco: Gries-Breccien des Vorrieses. 51 flossen ist, oder wo ein kleiner Schlacken- bez. Aschenkegel sich auf- gethürmt hat. Hier ist das embryonale, noch im Schoosse der Erd- rinde steckende Stadium bereits überschritten; der Vulecan hat das Tageslicht erblickt. Aber es lässt sich nicht verkennen, dass die letzten Spuren des embryonalen Daseins selbst hier erst dann verwischt sind, wenn die Röhre mehr oder weniger ganz befreit ist von den sie ursprünglich erfüllenden Stücken der durchbrochenen Schichten. Das geschieht eben erst, wenn die vulcanische Thätigkeit einige Zeit lang fort- gesetzt wird, so dass die anfängliche Füllmasse ganz herausgeblasen und durch eine rein vuleanische ersetzt ist. In den oben geschilderten Griesbreccien, welche insel- förmig im unverletzten Weiss-Jura-Kalke des Vorrieses auf- treten, lässt sich nun, wie mir scheint, noch ein weiteres, früheres embryonales Entwickelungsstadium vuleanischer Bildungen erkennen; und zwar das früheste, welches über- haupt denkbar ist. Zur Ausblasung eigentlicher, fest umschriebener Röhren, wie sie den »Gasmaaren« (Anm. 2 S. 750) schon eigen sind, ist es hier offenbar noch gar nicht gekommen, weil die Explosionen nicht lange genug angedauert haben. Es erfolgten vielmehr in der Tiefe wahrscheinlich nur eine oder einige Explosionen. Nach dem bekannten physika- lischen Gesetze wurden die obersten Schichten geprellt, in die Höhe geworfen und beim Niederfallen zerschmettert, während einzelne Bläser sich durch die Masse Bahn brachen und tieferes Gestein in die Höhe brachten. Darauf beschränkte sich der Vorgang. Wir werden uns unterhalb des centralen Gebietes einer solchen Breceieninsel die Schichten der Juraformation durch die Explosion zwar in unregelmässiger Weise zerrissen vorstellen müssen; aber ein eigentlicher, scharf abgegrenzter, mit zahllosen Bruchstücken erfüllter Kanal ist allem Anschein nach noch nicht gebildet. Dieses würde somit vermuthlich ein noch früheres Embryonal- stadium vulcanischer Bildung sein, als die »@asmaare«, ge uber das denkbar früheste. - | Dass eine solche Auffassung der Griesbreeeien eine statthafte und richtige ist, geht daraus hervor', dass inmitten mancher dieser Gries- inseln später richtige Dürchbruihähren entstanden sind, welche sich mit vulcanischem Tuffe erfüllten. Es sind das offenbar die Stellen, x an welchen die Explosionen später sich wiederholt haben. Offenbar, weil hier inzwischen der Schmelzfluss so weit in die Höhe gestiegen ' Vergl. die Tafel dieser dureh vox Kxeser aufgeno: nen Breceieninseln, a.a.O. 752 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. war, dass nun die von ihm absorbirten Gase explodiren konnten; wo- gegen jene Bildung von Griesbreceien vielleicht nur die Folge einer »Contaetexplosion«' gewesen war, welche sich ereignete, als der Magmaherd erst aufzusteigen begann und angesammelte Wassermassen zur Verwandlung in Dampf brachte. Es entsteht die Frage, ob man diese verschiedenen, an verschie- denen vulcanischen Individuen beobachteten embryonalen Entwicke- lungsstadien zu einer auf einander folgenden Reihe eombiniren und an- nehmen darf, dass ein jeder Vulcan diese Reihe von Stadien durchlaufe. Selbstverständlich sind hiervon ohne Weiteres diejenigen Vulcane ausgeschlossen, welche dadurch entstanden, dass eine offene Spalte von der Tagesfläche an bis auf den Schmelzherd hinab aufreisst. Ge- meint sind vielmehr nur diejenigen, welche sich, unabhängig von Spalten, den Ausweg selbst schufen. Mir scheint nun, dass man bei diesen letzteren wirklich wird annehmen dürfen, dass — wenn auch vielleicht schnell hinter einander — drei jener embryonalen Stadien sich herausbilden müssen: zuerst Erfüllung der Röhre mit Trümmern der durch die Explosionen durch- brochenen Schichten; sodann Beimengung zerstiebten Schmelzflusses; endlich Aufsteigen dieses letzteren in zusammenhängender Form. Nur jenes früheste Stadium, der Breceienbildung, dürfte fehlen können, weil es sich offenbar nur unter bestimmten Verhältnissen ausbilden kann. Die Veranlassung zu dieser Vermuthung giebt mir die Thatsache, dass den zahlreichen Durehbruchsröhren des Gebietes von Urach ein solches Stadium gefehlt hat. Zwar mag man auch dort selbst- verständlich Griesbreecien des Weiss-Jura-Kalkes in geringem Maasse finden; denn da, wo Explosionen ihre Röhren durch festes Gestein hindurcharbeiten, müssen grosse Blöcke des letzteren hier und da stark zerschmettert werden. Aber jene Erscheinung grösserer, ausgedehn- terer Inseln von Griesbreccie fehlt doch im Gebiete von Urach. Den Grund dieser Thatsache glaube ich darin finden zu können, dass im Riesgebiete an einer Anzahl von Orten wohl zunächst eine einzige ungeheure »Öontactexplosion« erfolgte (s. oben). Wenn man sich vorstellt, dass grosse Wassermassen in der Tiefe auf einmal plötzlich in Dampf verwandelt wurden, so wird es verständlich, dass diese ein- zige riesige Explosion ein entsprechend umfangreiches Gebiet zu er- schüttern vermochte, indem sie es hochhob und wieder fallen liess, wobei dasselbe zerschmetterte. Sowie man jedoch zahllose ipissishen wesentlich kleinerer Gas- massen sich vorstellt, wie sie vielleicht direct dem Schmelzflusse und ! Das vulcanische Vorries, S. 33. | ka ne la Zusam a al län nn ni nn u urn Lin 42 ci ale gang ran ne a a Branco: Gries-Breccien des Vorrieses. 153 zwar unausgesetzt entweichen, so wird es verständlich, dass auf solche Weise allmählich Röhren durch die Schichten hindurch geschlagen werden, weil die Kraft nicht ausreicht, die ganze Mächtigkeit des Deckgebirges emporzuheben. Im Vorriesgebiete sind beiderlei Vorgänge nach einander erfolgt; denn so erklärt es sich wohl, dass in einer Anzahl der grossen Breceien- inseln auch relativ kleinere, mit vuleanischem Tuffe erfüllte Röhren später durchgeschossen wurden. Im Gebiete von Urach aber fehlt die grosse Contactexplosion; daher kam es dort nicht zu der Bildung grosser Inseln von Gries- breceie, sondern nur zu derjenigen zahlreicher Durchbruchsröhren. Dasselbe gilt nun von der Entwickelung eines jeden durch Ex- plosion entstandenen Vulcanes. Ist hier zuerst eine gewaltige Contact- explosion erfolgt, so wird das erste embryonale Stadium dieses Vul- canes darin bestehen, dass jene Lockerung und Zerschmetterung der Gesteinsmassen erfolgt, wie sie sich im Riesgebiete zeigt. Wir brauchen uns in der That nur vorzustellen, dass eine jener, zum Theil sehr ansehnlichen Tuffröhren, die dort in den Breeecieninseln aufsetzen, sich zum Vulcane weiter entwickelt hätte, woran doch nicht viel fehlte, so würde dieser Vulcan alle jene embryonalen Stadien durchlaufen haben. Wo jedoch keine grosse Contact-Explosion vorausgeht, da wird dieses früheste Stadium, welches sich im Riesgebiete zeigt, fehlen. Wie aber bilden sich nun die Explosions-Röhren? Bei militärischen Sprengversuchen hat sich gezeigt, dass an der Erdoberfläche ein Trichter nur dann entstand, wenn die Explosion in geringerer Tiefe unter der Erdoberfläche erfolgte. Wenn das aber in grösserer Tiefe der Fall war, dann wurde gerade umgekehrt ein Hohlraum in der Tiefe gebildet, indem nämlich hier eine Kammer ausgesprengt wurde. Der Unterschied erklärt sich leicht. Auch im ersteren Falle ward natürlich momentan zuerst nur in der Tiefe ein Hohlraum gebildet. Indem die Decke dieses aber, weil er nahe der Oberfläche gelegen war, einstürzte, entstand oben der Trichter und verschwand unten der Hohlraum. Sowie der Herd der Explosion aber tief genug liegt, stürzt die Decke nicht bis an die Oberfläche hinauf ein und die Kammer bleibt bestehen. | i Be Diese Versuche fanden allerdings statt in Diluviallehm, welcher, so fest gelagert er auch ist, doch immer noch stark verschiebbar sein dürfte. Trotzdem aber wird man wohl annehmen müssen, dass o auch in hartem Gesteine der Vorgang ein ähnlicher wird sein können. Stellen wir uns hier vor, dass in grosser Tiefe eine Explosion erfolgt, er 754 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. so wird eine Kammer ausgeschlagen werden, indem das Gestein theils zertrümmert, theils zerstiebt, theils comprimirt wird. Wiederholt sich nun schnell hinter einander der Vorgang, so wird die Kammerbildung immer höher steigen, bis schliesslich ein Schuss- kanal von einer gewissen Länge gebildet ist, welcher erfüllt wird von zerschmettertem und zerblasenem festen Gesteinsmateriale, event. auch bereits von zerstiebtem Schmelzflusse. Wenn nun hier in einem gewissen Augenblicke die Explosionen aufhören, bevor der Kanal die Oberfläche erreicht hat? denn die An- nahme ist wohl nicht zu kühn, dass es hierbei sein Bewenden wird haben können. Dann wird der mit Tuff und Bruchstücken oder nur mit letzteren erfüllte Kanal blind endigen, bevor er die Tagesfläche erreicht hat. Ebensowohl wie Spalten in der Tiefe des Gletschereises wie in der der Erdrinde aufreissen, ohne an das Tageslicht zu treten, so werden auch solche Schusskanäle in der Tiefe blind endigen können. Gelegenheit, solche blinden Explosions-Kanäle wirklich zu beobachten, hatte ich freilich nicht. Wenn aber die Explosionen weiter andauern, so wird der Schuss- kanal schliesslich die Tagesfläche erreichen. Es mag auch hierbei zu- nächst eine blosse Zerrüttung der obersten Schichten eintreten können, bevor die Gase durchbrechen. Störend bei dieser Betrachtung sind die Ausdrücke »Schusskanal« und »Röhre«, weil sie unwillkürlich die Vorstellung eines engen, flinten- laufähnlichen Gebildes erwecken. In der Natur aber besitzen diese Explosionsröhren häufig relativ recht grosse Durchmesser. Man wird sich daher wohl vorstellen können, dass die Explosionen vielleicht später nur durch die Axe der Röhre hindurchgehen, während as um das zerschmetterte Gestein die Röhre ausfüttert. Alle diese Vorstellungen über die Entstehungsweise der Explosions- _ röhren lauten nothwendigerweise hypothetisch. Indessen wir sehen die Thatsache, dass solche Explosionsröhren entstanden sind. DAUuBREE hat dieselben auch, im kleinsten Maassstabe, bekanntlich künstlich dargestellt. Wir werden daher versuchen müssen ‚ ihre Entstehung zu SUEREONN. seine ee: von ee zu sein: Indem sie nämlich, wie im nächsten Abschnitte gezeigt werden soll, auch Material liefern zur bejahenden Beantwortung der Frage, ob vulcanische Eruptionen ohne präexistirende Spalten entstehen können. . . r Pr - Branco: Gries-Breccien des Vorrieses. 155 II. Die Griesbreceien als fernerer Beweis dafür, dass vuleanische Aus- brüche unabhängig von präexistirenden Spalten entstehen können. Spätere Kartirung des Vorrieses wird natürlich den etwa vor- handenen Bruchlinien ihr Augenmerk zuzuwenden und festzustellen haben, ob da, wo solche auftreten, sie etwa durch die Centra (s.8.748) der Griesinseln verlaufen. Selbst dann aber, wenn sich derartiges im bejahenden Sinne zeigen sollte, würde doch noch nicht der Beweis geliefert sein, dass diese Spalten etwas Anderes als relativ oberflächliche Bildungen sind, d.h. also, dass sie wirklich bis auf den Herd des Schmelzflusses hinabsetzen und dass sie gar präexistirend waren. Diese Worte haben, das ist wohl selbstverständlich, nicht etwa den Zweck, denen, welche in der Spaltenfrage der Vuleane auf einem anderen Standpunkte stehen als ich, die ganz unmögliche Lösung einer Aufgabe zuschieben zu wollen, um auf solche Weise billig den eigenen Standpunkt festzuhalten. Sie sind vielmehr nur geschrieben in der Absicht, zu zeigen, dass, selbst wenn später hier Spalten gefunden werden sollten, dieselben dennoch unmöglich die Ursache jener Ex- plosionen in den Griesinseln gewesen sein können; und auf solche Weise zu zeigen, wie vorsichtig wir mit der Behauptung, ein Vulcan stehe auf einer Spalte als Folgeerscheinung derselben, unter Um- ständen selbst da sein müssen, wo thatsächlich eine Spalte durch einen Vulcan verläuft. Kann denn die Spalte nicht auch nachträglich, viel- leicht gerade in Folge der vuleanischen Vorgänge entstan- den sein? Denn wenn die Erde sich selbst ausweidet, müssen nothwendig entsprechende Hohlräume entstehen, welche ein Sichsetzen und damit ein Zerbrechen überliegender Schich- ten hervorrufen. Und kann denn die Spalte nicht auch re- lativ oberflächlich sein? Muss sie nothwendig bis auf den Schmelzherd niedersetzen? | Im Vorriese spricht jedenfalls das inselförmige Auftreten der Gries- breceien ganz entschieden dagegen, dass Spalten hier präexistirend gewesen wären, welche den Gasen den Ausweg gestattet haben könnten. | Wenn nämlich im Vorriese solche Spalten vorhanden gewesen wären, die bis auf den Schmelzherd oder doch bis auf den Sitz der Explosion herniedergesetzt hätten, so müssten die Explosionen auf langen Linien erfolgt sein, es müssten die Griesbreeeien also in langen Linien die Alb durchqueren. Da die Breecien aber nicht in solcher Weise 756 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. auftreten, so haben diesen Explosionen, d.h. diesen denk- bar frühesten embryonalen, vulcanischen Bildungen, auch keine präexistirenden Spalten zu Grunde gelegen, gleich- viel ob Spalten sich finden oder nicht. Die vuleanischen Gase haben sich vielmehr selbständig ihren Ausweg gebahnt. Gerade weil es sich hier um Gase handelt, so schreibe ich dem Verhalten derselben ein so grosses Gewicht in dieser Spaltenfrage zu. Handelte es sich nämlich um magmatische Ausbrüche, so könnte vielleicht eingeworfen werden, der Schmelzfluss sei eine so dicke Materie, dass diese natürlich nur auf relativ weitgeöffneten Spalten aufzuquellen vermöge. Wo ein solches Klaffen fehle, da vermöge folglich auch kein Schmelzfluss aufzusteigen. Man dürfe daher aus dem inselförmigen Auftreten noch keinen sicheren Schluss daraus ziehen, dass hier präexistirende Spalten dem Ausbruche nicht zu Grunde lägen.' Nun handelt es sich hier aber nicht um eine so dieke Materie wie das Magma, sondern um die dünnste Materie, um Gase. Wäre die Möglichkeit der Eruption diesen hier wirklich durch präexistirende, bis auf den Explosionsherd hinabgreifende Spalten, erst eröffnet wor- den, so würden sie auch auf langen Linien explodirt sein. Das thaten sie nicht; folglich explodirten sie völlig unabhängig von präexistiren- den Spalten, gleichviel, ob Spalten nun vorhanden sind oder nicht. Dieselbe Sprache aber sprechen diejenigen Orte im Vor- riese, an denen der Vulcanismus bereits ein weiter vor- Ensechritbpiug Entwiekelungsstadium zeigt, indem inmitten der Breceien tufferfüllte Durchbruchsröhren auftreten. Hier wurde später also bereits Schmelzfluss zerstiebt; und auch hier wies der zeigt sich nirgends ein Auftreten auf langer kinie; sondern sie erscheinen nur punctuell. ‘ Ich sage, man könnte vielleicht einen solchen Einwurf ee denn ich selbst würde ihn für berechtigt in dieser Frage nicht gelten lassen könn er so folgert: »Der Schmelzfluss kann aus eigener Kraft sich ade befreien, er kann nur da aufsteigen, wo Spalten ihm den Weg gestatten«, der nimmt mit diesem Vre stillschweigend an, dass die Spalten schon mehr oder we- ‚dennoch durch eigene Kraft« - der widerriefe im Nachsatze das, was er im Vor- satze behauptet hatte. An anderer Stelle komme ich hierauf zurück (s. diese Sitzungs berichte 1903 »Zur Spaltenfrage der Vuleane«). ° Age A ne ee a a ara ee a 757 Zur Spaltenfrage der Vulcane. Von W. Branco. Theil L I. Widerlegung der Einwendungen gegen die Ansicht, dass vul- canische Ausbrüche unabhängig von präexistirenden Spalten ent- stehen können. Kegei die von mir in früheren Arbeiten! vertretene Ansicht, dass vulcanische Kräfte sich selbständig einen Ausweg zu bahnen vermögen, sind von mehreren Autoren Einwendungen erhoben worden. So von BeEreEAT’, Feuıx und Lenk? und Hörxes.* In dem Glauben, dass die Macht der Thatsachen ganz von selbst ° die Anerkennung dessen, was ich vertrat, herbeiführen müsse, habe ich bisher auf diese Einwürfe nicht geantwortet. Da solehe Jedoch noch in allerneuester Zeit wiederum erfolgten und aus ihrer Nicht- beantwortung doch der Schluss gezogen werden könnte, dass ich sie als berechtigt anerkennen müsse, so glaube ich zu einer Widerlegung derselben gezwungen zu sein; wobei sich freilich einzelne Wieder- holungen schon früher Gesagten nicht vermeiden lassen. Gegen die herrschende Lehrmeinung hatte ich mich in meinen Ausführungen damals gewendet. Es ist daher unerlässlich, vorerst kurz festzustellen, was in dieser Frage von der Abhängigkeit der * W. Branco, Schwabens 125 Vulcan- Embryonen. Jahreshefte des Vereins für vaterländische Naturkunde in Württemberg, Bd. 50, 1894, S. 505—997 und Bd. sr, 1895, S.1— 337. W.Branco, Neue Beweise für die Unabhängigkeit der Vulcane von Spalten. Neues Jahrbuch für Miner., Geol., Pal. 1898, I, S.175— 186. Branxco und E. Fraas, Das vulcanische Ries. Abhandlung dieser Akademie 1900, S.ı5ff. E. Frass, Erläuterungen zu Blatt Kirchheim der geologischen Karte von Württemberg 1898. ?” Die äolischen Inseln. Abh.d.K, Bayerischen Akad. d. Wiss. 11.C., Bd. XX., I. Abth., S. 251—270. — Zur geographischen Verbreitung der Vulecane. Geograph. Zeitschr. von Herrser, Bd. VIII, 1902, S. 160—163. — Neues Jahrbuch für Miner., Geol., Pal.1902, Bd. II, S. 40. — Centralblatt für Miner., Geol., Pal.1902, 8.718 —725. ° Zur Frage der Abhängigkeit der Vulcane von Dislocationen. Centralblatt für * Die vulcanischen Ausbrüche auf den kleinen Antillen. Mitth. naturwiss. Verein. 758 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. Vuleane von Spalten überhaupt als Lehrmeinung betrachtet werden . musste; und das um so mehr, als es sielf zeigt, dass, wie mir scheint, schon BERGEAT, sicher aber Frrıx und Lenk, gar nicht mehr voll und ganz auf dem Boden dieser Lehrmeinung stehen. Sicher werden die Lehrbücher den besten Aufschluss in dieser Beziehung geben. Im Anfang des vorigen Jahrhunderts herrschte die Ansicht, dass die vuleanischen Kräfte selbständig sich Auswege aus der Tiefe zu balınen vermöchten. Diese Ansicht war verbrämt mit phantastischen Vorstellungen; mit letzteren ward daher auch erstere vollständig be- seitigt. Povrerr Scrorz', der erfolgreich gegen diese Lehre L. vox Buc#’s und A. vox Humsoror’s von den Erhebungskrateren und von der Fähig- keit des Magmas, sich selbst befreien zu können, den Kampf eröffnete, erklärte es umgekehrt als »Normalregel, dass eine vulcanische Ex- plosion nur als Folge des Entstehens eines linienförmigen Spalten- risses in den festen, überliegenden Gesteinen« aufzufassen sei. ScropE hat der Gewalt explosiv werdender Gase hierbei noch eine so grosse Rolle eingeräumt, dass es fraglich werden könnte, ob er sich diese Spalten wirklich offen oder aber geschlossen vorgestellt hat. Es lässt sich aber deutlich erkennen, dass der weitere Ausbau dieser Auffassung bei den Späteren mehr und mehr dahin geführt hat, dass man sich die Spalten als geöffnet vorstellte. Das war auch nur consequent; denn wenn eine Spalte so fest zusammengepresst, geschlossen ist, dass der Schmelzfluss sich nur durch die heftigsten Gasexplosionen den Ausweg selbst bereiten kann, dann ist die Spalte Nebensache und die Selbstbefreiung des Schmelzflusses durch seine Gase wird wieder Hauptsache. Wollte man also die früher behauptete Fähigkeit des Schmelz- flusses, sich selbst befreien zu können, als unrichtig erklären und seine Ausbrüche als nur abhängig von der gebirgsbildenden Kraft, von Spalten hinstellen, so musste man folgerichtigerweise offene Spalten annehmen und that das auch. Wie die untenstehenden Citate? darthun, liesse sich also die Lehr- meinung mit Recht so definiren: ! Povurerr Scrope, Über Vulcane. 2. Aufl. Übersetzt von vow Krönen. Berlin 1872, 8.219. > e von HAvER (Die Geologie und ihre Anwendung a. d. Österr. - Ungar. Monarchie, Wien 187 R, S. 69) sagt, die reihenförmige Anordnung der Vulcane deute darauf hin, dass sie auf einer fortlaufenden Spalte der Erdrinde ständen, durch welche die Ver- = ' bindung der Oberfläche mit dem Erdinnern vermittelt werde. Ähnlich behandelt Güssrr. diese Frage, indem er ganz im Sinne dieser Lehre un- gefähr Folgendes sagt: Das Magma steht in der Tiefe unter hohem Drucke. Wenn | | Branco: Spaltenfrage der Vulcane. 759 »Der Schmelzfluss kann sich nicht selbst befreien. Die Entstehung aller Vuleane ist vielmehr bedingt durch das vorherige Bestehen offener Spalten, die vom Schmelzherd bis an die Oberfläche reichen; dass diese Spalten als offene angesehen werden, geht daraus hervor, dass man sagt, der Schmelzfluss werde von dem auf ihm lastenden Drucke der Erdrinde befreit, sobald eine solche Spalte aufreisse; denn in einer geschlossenen Spalte könnte das doch nicht der Fall sein. Wer folgern wollte: »Der Schmelzfluss kann sich nicht selbst Auswege bahnen, er braucht nothwendig dazu prä- existirende Spalten. Wenn freilich die Spalten fest ge- schlossen sind, so öffnet er sich selbst seinen Ausweg durch Explosionen« — der widerriefe ja im zweiten Satze das, was er im ersten behauptet hätte! Wer also die Abhängigkeit der Vulcane von Spalten völlig vertritt, der muss hierbei logisch mehr oder weniger offene Spalten im Auge haben. nun (Grundzüge der Geologie 1888, S. 362) eine Entlastung des in der Tiefe fest zu- samnmengedrückten Magmas »in Folge der Entstehung und der Eröffnung von Klüften « eintritt, wird dasselbe sofort flüssigen oder doch flüssigeren Zustand annehmen, sich damit ausdehnen und »in den offenen Spalten oder Klüften aufsteigen«. Dasjenige Lehrbuch der Geologie, welches eine Fülle von Auflagen erlebte und noch erlebt, von H. Creoxer, sagt z.B. in seiner 4. bis 8. Auflage (Elemente der Geologie, Leipzig 1878 und 1897, S. 155), dass durch den Druck der sich zusammen- ziehenden Erdrinde »Theile des gluthflüssigen Magmas in die vorhandenen Spalten der Kruste gepresst werden, in welchen sie entweder zu Gängen erstarren oder bis zur Oberfläche aufsteigen«. Dass diese vorhandenen, also präexistirenden Spalten als offene gedacht sind, geht sicher aus diesen Worten hervor; denn in Haarspalten würde das Magma nicht emporgepresst werden können. Erst in der 9. Auflage (1902) heisst es dann, dass neben den Vulcanen, welche in Folge von Spaltenbildung ent- stehen, auch solche zu unterscheiden sind, die, unabhängig von Spalten, durch Ex- plosionen, wohl aus flachgelegenen Herden, sich bilden. E. Kayser (Lehrbuch der Allgemeinen Geologie, Stuttgart 1893, S. 381) sagt gleichfalls ungefähr: »Die Vulcane sind überall von tief in die Kruste hinabreichenden Spaltenzügen, insbesondere auch von Versenkungen abhän Die plötzliche Ent- lastung «les Magmas durch eine bis in grosse Tiefe hinabreichende Spaltenbildung ruft massenhafte Entbindung der Gase des Magmas hervor. Diese stürmische Gasent- wiekelung bewirkt wesentlich den Auftrieb der Lava (offenbar doch in der offenen Spalte). Ist daher das Magma gasarm, so bleibt es in der Tiefe stecken, es ent- stehen Lakkolithe. Ist es aber reich an Gasen« — und hier finden wir dann be- reits 1893 das ausgesprochen, was ich vertrete — »so werden diese bei ihrer un- geheuren Kraft nicht nur sich selbst einen Weg durch die ganze Dicke der festen Kruste zu bahnen im Stande sein, sondern auch grosse Mengen Magma mit empor- reissen.« ag Als eine grosse Spaltenphantasie muss man die Arbeit von Carı WÄstER be- zeichnen (Zur geographischen Verbreitung der Vulcane. Dissertation, Leipzig. Mittheil. des Vereins für Erdkunde ıgor). Hier werden Bruchspalten der Erdrinde am grünen Tische construirt bez. doch als möglich besprochen, die 1000— 3000 km Länge be- sitzen müssten! | nn a “ Niveau aufsteigt. Es ist jedoch sicher, 760 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. Gegen diese Lehre hatte ich, gestützt auf Thatsachen, mich damals gewendet und die Ansicht vertreten, dass der Schmelzfluss unter Umständen doch im Stande sei, sich selbst zu befreien. Unter den nun gegen diese meine Darlegungen erhobenen Ein- würfen würde, wenn er berechtigt wäre, der von BErsEAT erhobene der schwerwiegendste sein. Dieser Autor sagt nämlich: »Bisher hat man vergeblich auf eine triftige Erklärung der Er- scheinung seitens Branco’s .... gewartet«, dass die Vulcane sich meist in Gegenden befinden, welche wir allgemein als Bruchgebiete der Erde auffassen. Dieser Einwurf erledigt sich indessen leicht; denn bei etwas ge- nauerem Lesen meiner Arbeit würde er gar nicht gemacht sein können, wie aus meinen untenstehenden Worten so zweifellos hervorgeht, dass ich denselben kein weiteres erläuterndes Wort hinzuzufügen nöthig habe.' Genau dasselbe aber gilt auch von der Differenz, welche BERGEAT finden zu können glaubt zwischen den von A. Geikıe und den von mir in dieser Hinsicht ausgesprochenen Ansichten. Auch hier würde genaueres Lesen meiner Worte diesen Einwurf verhindert haben, wie ebenfalls aus der untenstehenden Wiedergabe meiner Worte sicher hervorgeht; denn ich habe ausdrücklich meine Übereinstimmung mit GEIKIE betont.” * Vulean-Embryonen, Th. I, Cap. VIII, S. 623ff., 63 5. Ich hebe die entscheiden- den Stellen meiner Arbeit im Druck hervor. »Es scheint mithin, dass die vulcanischen Kräfte doch die Gewalt haben, sich auf eine beträchtliche Länge den oberen Theil ihres Weges selbständig durch die Erdrinde zu bahnen, unabhängig (hier, in diesem oberen! Theile natürlich) von gröberen Bruchlinien und Verwerfungen. Ob vielleicht doch ganz feine Haar- spalten als Fortsetzung der in der Tiefe befindlichen gröberen Bruch- linien bis an die Oberfläche setzen und so den explodirenden Gasen den Weg an- zeigen ?« »... »Aber zwischen einer solchen feinen Haarspalte und den (bis an die Oberfläche reichenden groben) Bruchlinien und Spalten, welche nach allgemeiner An- nahme nothwendige Vorbedingung zum Entstehen vulcanischer Ausbrüche sind, be- steht doch ein gewaltiger Unterschied«. i „Wie weit geht nun aber diese Unabhängigkeit der vulcanischen Kanäle von Spalten, bis in welche Tiefe hinab reicht sie?« Im Gebiete von Urach lässt sie sich, wie ich ausführte, erkennen, als bestehend bis in eine Mindest- tiefe ‚von 800” (im Gebiete von Schottland sogar bis zu 2600”) hinab. Es entzieht sich aber darüber hinaus in der Tiefe jeglicher Beobachtung und Schätzung, auf eine wie grosse Länge bez. Tiefe diese Durchbruchsröhren unabhängig von präexistirenden Spalten ausgeblasen sind. ss : > In der einige Jahre später erschienenen kleinen Abhandlung: »Neue Beweise für die Unabhängigkeit der Vulcane von präexistirenden Spalten« (Neues Jahrbuch f. ' Min, Geol., Pal., 1898, I, S. 182) habe ich, Geikıe’s Worte eitirend, gesagt: »Wohl mögen in der Tiefe Spalten vorhanden sein, auf welchen die Lava in ein höheres dass vulcanische Energie die Kraft besitzt, sich | | Branco: Spaltenfrage der Vulcane. 761 Die Einwendungen BererAr’s gegen die in meinen beiden Arbeiten bisher geäusserten Anschauungen sind mithin unberechtigt. Anderer Art sind die von Feuıx und Lesk gemachten Einwürfe. Diese beiden Autoren verschliessen sich zwar nicht der von mir be- tonten Thatsache, dass vulcanische Ausbrüche unabhängig von vor- herigen Spalten zu entstehen vermögen. Indessen sie suchen doch abschwächend darzuthun, dass die Zahl der von mir als beweisend aufgeführten Vorkommen lediglich auf die beiden. vulcanischen Ge- biete von Urach und der Sächsischen Schweiz bisher beschränkt sei. Es wäre nun von vornherein unwahrscheinlich, dass eine solche Thatsache, nachdem sie einmal in zwei Gebieten festgestellt worden ist, lediglich auf diese beiden beschränkt sein sollte. Letzteres ist denn auch nicht der Fall; vielmehr muss der Versuch Ferıx’ und Lexk’s, die anderen von mir aufgeführten Gebiete auszumerzen, als ein ver- fehlter bezeichnet werden. Zunächst einmal gilt das bezüglich der Rhön. Hier meinen die beiden Autoren »einen Irrthum Branco’s berichtigen zu müssen«. »Branco glaubt den Mittheilungen Bückıne’s entnehmen zu dürfen, dass die Rhön ein von »Hunderten!« von Tuffröhren durchbohrtes, dem Uracher Maargebiet analoges darstelle.« Indessen meine Angabe war durchaus richtig, der Irrthum liegt umgekehrt bei Ferıx und Lesk, wie eine soeben erschienene Arbeit Bückme’s' zweifellos darthut: Allein schon auf vier Messtischblättern, also auf etwa nur neun Quadratmeilen Fläche, hat Bückıns mehr als 400 Durcehbrüche von Basalt und Phonolith festgestellt und ein- gehend untersucht, und bei noch nicht einmal zehn dersel- ben hat er wirklich Spalten aufgefunden, auf denen das vul- canische Material aufgedrungen sein könnte. Also nicht nur die von mir angeführte Thatsache an sich, sondern auch die »Hunderte«, die von Feuıx und Lenk als etwas vollends Unglaubwürdiges gekenn- zeichnet werden, sind buchstäblich vorhanden; ja, sie sind es bereits auf kleinstem Gebiete. Wie viele weitere Hunderte mögen nun im Ganzen noch dazu kommen! selbst eine Öffnung durch den oberen Theil der Erdrinde auszublasen, ohne das vor- herige Pasen einer sichtbaren Spalte« — also diese Worte eitirend habe ich gesagt: »Ganz dieselbe letztere Ansicht hatte ich seiner Zeit geäussert« und meine Vor- stellung en Dinge damit also völlig mit der Geıkıe's identifieirt; auch (ebenda, S. 185) gesagt, »dass ein anderer Theil der Vuleane dennoch von ‚solchen gs an die Erdoberfläche reichenden) Spalten abhängig sein« möge. ı Bückıns, Über die vuleanischen Durchbrüche in der Rhön und am Bande des Vogelsberges. GertanD, Beiträge zur Br Bd..6, 1903, S. 267—308, speciell auch S. 272 Anm. 762 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. Ob diese Röhren mit Tuff erfüllt sind oder nur mit Trümmern durehbrochenen Gesteines, ob sie mit Beidem oder dazu noch mit festem Schmelzflusse, oder ob sie endlich nur mit letzterem erfüllt sind — das ist natürlich ganz nebensächlich für die vorliegende Frage. Je stärker eine solche Röhre durch die Erosion abgetragen wird, in je tieferes Niveau der Röhre man also gelangt, desto mehr wird sich im Allgemeinen fester Schmelzfluss als Ausfüllungsmasse zeigen; bis man schliesslich, bei gänzlicher Abtragung der Röhre, auf den grossen Schmelzkuchen, den ehemaligen Magmaherd, bezüglich auf seine Aus- läufer in Spalten, trifft, von dem aus die Röhren entstanden.‘ Die Beschaffenheit der Füllmasse, ob lose oder fest, ist also nicht nur an sich nebensächlich für diese Frage der Unabhängigkeit von Spalten, sondern auch ausserdem noch bedingt durch die Stärke der Abtragung. Ist es somit ein gänzlich verfehlter Versuch, wenn Feuıx und Lesk die Rhön aus der von mir seiner Zeit aufgeführ- ten Beweisreihe streichen zu können glauben, so gilt genau dasselbe, wenn sie auch die vuleanischen Durehbruchsröhren Schottlands aus der eigentlichen Beweisreihe darum entfer- nen wollen, weil es sich hier um keine Tafelgebirge handle. Ich kann das um so weniger anerkennen, als Ferıx und Lenk an an- derer Stelle wieder durchaus zugeben, dass die Explosionsröhren von Schottland wirklich unabhängig von Spalten entstanden sind. Ob dort der Bau in der Tiefe ein anderer ist als unter der Schwäbischen Alb, ob also dort klaffende Spalten in der Tiefe vorhanden sind, hier nicht, das entzieht sich doch jedem sicheren Urtheile; das könnte daher auch kein Grund sein, die schottischen Vorkommen in dieser Frage für nicht oder auch nur für weniger beweisend für das, was ich gesagt hatte ‚ anzusehen als die schwäbischen. Es unterliegt jedenfalls gar keinem Zweifel, dass auch dieses Ge- biet einen vollgültigen Beweis bildet für die Fähigkeit der vulcani- schen Kräfte, sich selbständig Wege durch die Erdrinde zu bahnen. Auch hier ist ganz vor Kurzem abermals eine Arbeit erschienen, in der A. Grıxm* zu dem Ergebnisse gelangt: Dass auch im östlichen Theile der Grafschaft Fife die vulcani- schen Explosionskanäle vollständig unabhängig sind von präexistirenden Brüchen oder irgend welchen sichtbaren tektonischen Linien; dass sie vermittelst explodirender Gase durch die earbonischen Schichten hindurchgeschlagen sind; und dass sich diese Unabhängigkeit von Spalten nachweisen lässt auf eine Länge bez. Tiefe dieser Röhren, die selten weniger als 2000, bisweilen sogar 7000— 8000 Fuss beträgt- ı Vergl. Braxco, Vulcan-Embryonen. Theil II, Capitel IX, S. 669. ee. Gsce; The volcanie necks of East Fife. Glasgow 1902. Brasco: Spaltenfrage der Vulcane. 763 | So haben wir also keineswegs, wie Feııx und Lenk behaupten, eigentlich nur in der Schwäbischen Alb und Sächsischen Schweiz! Be- weise, sondern auch die Rhön und mehrfach in Sehottland, trotz der dagegen erhobenen Einwendungen, liefern vollgültige Beweise für Un- abhängigkeit vulcanischer Ausbrüche von präexistirenden Spalten, in- sofern, als hier durch den sichtbaren Theil der Erdrinde vermittelst explodirender Gase Röhren hindurchgeschlagen wurden. Mit diesen vier bez. fünf Gebieten ist jedoch die Reihe dieser Gebiete keineswegs erschöpft. Zunächst habe ich soeben auch für die Gries-Breeeien des Vor- rieses? gezeigt, dass diese denkbar frühesten Stadien embryonaler vul- eanischer Bildung unabhängig von Spalten entstanden sein müssen.” In gleicher Weise sagt M. Bauer‘ von den Basaltdurchbrüchen Niederhessens, dass »eine Beziehung der Basalteruptionen zu den das Gebiet durehziehenden Disloeationsspalten im Allgemeinen nicht zu beobachten ist; die Eruptionen scheinen ganz unabhängig von letzteren auf isolirten Kanälen stattgefunden zu haben.« Auch Bückme berichtet weiter, dass er, ausser in der Rhön, an- nähernd das gleiche Ergebniss auch noch bei seinen geologischen Ar- beiten am östlichen Rande des Vogelsberges, im westlichen Spessart und am südwestlichen Rande des Thüringer Waldes erhalten habe.’ E. Tırrze® hat auf Schlesisch-Mährischem Gebiete, und zwar auf dem Plateau des Gesenkes der Sudeten, ebenfalls eine kleine Anzahl (sieben) von Basaltdurchbrüchen besprochen, welche vermuthlich auch einen weiteren Beweis für die Unabhängigkeit vuleanischer Eruptionen von präexistirenden Spalten bilden werden. E. TırrzE sagt: »Endlich sei hier noch hervorgehoben, dass die präexistirende Tektonik des Grauwackengebietes unserer Karte durch die Basaltausbrüche daselbst nicht weiter beeinflusst wurde, und dass sich auch andererseits ein Einfluss jener Tektonik auf diese Ausbrüche nieht feststellen lässt, dass sogar eine besondere Gesetzmässigkeit in der Verbreitung der verschiedenen Eruptionspunkte nicht nachweisbar ist.« ! Bezüglich der Sächsischen Schweiz möchte ich die Worte von Beck und Hıssch anführen, Erläuterungen zu Section 104, Grosser Winterberg—Tetschen, S. 62): »Eine Gesetzmässigkeit in der örtlichen Vertheilung der Basalte lässt sich im ‚Allge- meinen nicht erkennen, vielmehr ordnen sich die einzelnen Basaltdurchbrüche durchaus ı — . nicht auf bestimmten Linien an ünd liegen auch abseits der Bruchzonen im Quadergebirge. ° Siehe diese Sitzungsber. 1903. Die Gries-Breceien des Vorrieaeh U wen ® Sitzungsberichte dieser Akademie 1903. Ebendall. * Diese Sitzungsber. 1900. ae een en A. 0 eh nn che ; ° Erläuterungen zur geologischen Karte der Österreichisch-Ungarischen Mora" nn | Freupenzwar, Wien 1898, 8.85. Siehe auch Verhandlungen der k.k.geo N anstalt 1900, S. 67. Bee & N Sitzungsberichte 1903. 164 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. Auch in Irland, südöstlich an der Waterford-Küste, könnte das- selbe in grösserem Maasse vielleicht stattgefunden haben. CowrEr Reep beschreibt! hier eine ganze Zahl von Explosionsröhren, die theils ınit niehtvuleanischem Material, also nur dem zerschmetterten Sedi- mentgesteine?, theils mit Eruptivmaterial gefüllt sind, das basisch, aber auch felsitisch ist. Allem Anschein nach handelt es sich hier, wie auch SaLomon® ausspricht, um Vorkommen, welehe den Tuffröhren des Gebietes von Urach gleichwerthig sind, nur ihr Alter ist ein sehr viel höheres, prädevonisches. Dass auch hier eine Unabhängigkeit von präexistirenden Spalten nachgewiesen wäre, ist freilich nicht ge- sagt. Das Ähnliche des Auftretens macht das nicht unwahrscheinlich; aber der Verfasser geht auf die Frage, ob Spalten den Explosionen zu Grunde liegen oder nicht, überhaupt nicht ein. Ich führe daher dieses Gebiet mit grösstem Vorbehalte auf. Bezüglich der Auvergne bestätigt sodann A. GeıkıE® die von mir ausgesprochene Vermuthung’, dass auch dort unter gleichen Bedin- gungen sich derartige Durchbruchsröhren gebildet hätten. Von dem vulcanischen Mt. Johnson in den Monteregian Hills, Canada‘, sagt ganz neuerdings Frank Anams, dass der Vulcan in ähn- licher Weise wie die in Württemberg und Schottland auftretenden Durchbruchsröhren durch explodirende Gase entstanden sei, welche die bis dahin horizontalen Schieferschiehten durehschlugen. Die Zeit dieses Ereignisses fällt in die spätere paläozoische. Auch Dvrrox’ ist — ich muss nach Grikıe und Bückıse eitiren, da mir das Werk fehlt — hinsichtlich vuleanischer Röhren, welche das Plateau von Utah durchsetzen, zu demselben Ergebnisse gelangt, dass hier der Vulcanismus unabhängig von präexistirenden Spalten sich seine Ausbruchsröhren durch die Erdrinde geschlagen habe. An anderer Stelle habe ich bereits hervorgehoben, dass für America Jetzt bereits nicht nur A. Srüger‘, sondern auch E. Böse? und, wenn auch nicht so bestimmt, BoDENBENDER” sich dafür aussprechen, dass ı D I ; : a a Journal geolog. soc. London, Bd. 56, 1900, 8. 657— 693- ® Neues Jahrbuch f. Min., Geol., Pal. 1902, 11, S.7o0. * A.a.0. 8.202. ° Schwabens Vulecan-Embryonen $. 748—5o. = The Journal of geology, Chicago, Vol ıs, 1903, p- 242, 279. 8 . aten T 9—231. rofiles geologiques transverseaux de la Cordillöre Argentino - Chilienne. Iuseo de la Plata, 1900, Th. 1. ne un na nig uni Ei Arnsn din 7 ee Branco: Spaltenfrage der Vulcane. 765 in den betreffenden Gebieten die Vuleane von Spalten unabhängig seien. Nachdem also seit kaum zehn Jahren das Augenmerk auf diese Frage gerichtetist, hatsich bereits eine so stattliche Reihe von zwölf Autoren für Unabhängigkeit der Vulcane von Spalten in den von ihnen untersuchten neunzehn Ge- bieten ausgesprochen! Mag selbst in einzelnen Fällen die Möglichkeit eines Irrthums angenommen werden — wer wollte ernstlich behaupten, dass diese Beobachtungen meist unrichtig wären? So ergiebt sich, dass jetzt bereits thatsächlich in sehr verschiedenen Gebieten Europas und Americas, und zwar sowohl in tertiärer als auch schon in paläozoischer Zeit immer wieder dieselbe Möglichkeit einer Unabhängigkeit vulcanischer Ausbrüche von präexistirenden Spalten er- wiesen ist. Selbstverständlich lässt sich diese Aussage nur für den uns sichtbaren Theil der Erdschichten erweisen. Die Zustände in der Tiefe entziehen sich dem Auge, es kann daher thatsächlich Beobachtetes über diese nicht aus- gesagt werden. Wieder anderer Art ist der Einwurf, welchen R. Hörses macht, indem er schreibt, dass ich mit meinen Anschauungen alten, längst widerlegten Irrthümern L. vox Buc#’s und A. vos HumsoLor’s auf's Neue huldige. Dem ist indessen nicht so. Jene beiden Männer haben allerdings eine Ahantastische 'Vor- stellung von dem Vorgange der Entstehung eines Vulcans gehabt. Aber der Grundgedanke, von dem sie ausgingen, war doch der, dass der Schmelzfluss aus der Tiefe sich selbst einen Ausweg zu bahnen vermöge. Da nun im Vorhergehenden gezeigt wurde, dass in der That der Schmelzfluss sich selbst befreien kann, so war es nur logisch, wenn ich in meiner Arbeit ausführte, dass in den Aufzeichnungen jener beiden Männer dieser richtige Grundgedanke enthalten gewesen sei. Das Andere, was irrthümlich an ihren Anschauungen über die Erhebungskratere war, ist von mir natürlich nicht als richtig aus- gegeben worden. Bei ganz anderer Gelegenheit dann, bei Besprechung der Zuses; ob unterirdischer Schmelzfluss, wenn er Intrusionen, speciell Lakko- lithe bildet, nur in präexistirende Hohlräume der Erdkruste zu treten vermag, oder ob er im Stande ist, sich selbst diese Hohlräume zu schaffen, indem er die überliegenden Schichten hochhebt — nur also mit Bezug auf Intrusionen, nicht aber auf Vuleanberge — habe ich dann if ee. Me var 2 = 766 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. weiter gesagt, dass selbst in der Anschauung L. vow Bucn’s und A. vox Hunsonpr’s, nach welcher die Erdrinde local blasenförmig auf- . getrieben werde, möglicherweise doch ein nicht ganz unrichtiger Kern steeken könne. Nämlich dann, wenn wirklich das intrusive Magma die Erdrinde blasenförmig aufzutreiben vermöge. Nun wird diese Fähigkeit des intrusiv werdenden Magmas aller- dings von manchen Forschern bestritten, und behauptet, auch hier seien es andere, wiederum gebirgsbildende, Kräfte, welche die be- treffenden Hohlräume vorher erzeugt hätten. Es sind aber doch auch viele Forscher der durchaus entgegen- gesetzten Ansicht, dass der Schmelzfluss sich diese Räume selbst erst schaffe, indem er die Erdrinde an den betreffenden Stellen auftreibe. Auch haben die americanischen wie andere Geologen uns solche über ihre Umgebung aufragenden rundlichen Berge mit Lakkolith-Kernen kennen gelehrt, deren Schichten allseitig im Sinne des Bergabhanges fallen. Das sind doch in der That blasenförmige Auftreibungen der Erdrinde, und es kommt nun für die vorliegende Frage nur darauf an, wer sie hervorgerufen hat, die gebirgsbildende Kraft oder der Schmelzfluss. Ich werde sogleich den Grund angeben, welcher mir beweisend dafür zu sein scheint, dass der Schmelzfluss die Hohlräume schaffen, also die Erdrinde blasenförmig auftreiben kann. Zuvor muss ich jedoch ein Hinderniss ausschalten: Es könnte nämlich hier der Einwurf gemacht werden, dass es sich lediglich um ein Streiten mit Worten handele; insofern, als ja auch dem Magma seine hebende, pressende, empordrängende Kraft nur durch die ge- birgsbildende mitgetheilt werde. In letzter Linie sei es also doch die gebirgsbildende Kraft, welche die Hohlräume schaffe. Ich will davon absehen, dass es Forscher giebt, welche diese empordrängende Kraft des Magmas gar nicht auf den Gebirgsdruck zurückführen, sondern auf eine, in einem gewissen Stadium der Ab- kühlung erfolgende Ausdehnung des Magmas. Ich will also davon absehen und annehmen, es sei bewiesen, dass der Schmelzfluss nur durch den Druck der sich zusammenziehenden bez. einsinkenden Erd- tinde emporgepresst würde. Dann könnte der obige Einwurf viel- leicht gemacht werden. Aber er wäre ebenso wenig berechtigt, wie "eR statthaft sein würde zu sagen, ein Erschossener sei nicht durch die Kugel, sondern durch den Druck des Zeigefingers getödtet; denn auch das wäre noch lange nicht der letzte Grund. Noch einen weiteren Einwurf könnte man aber machen: Es sei durchaus nicht nöthig, sich vorzustellen, die faltende Kraft habe zu- n erst die Hohlräume aufgewölbt und dann erst sei das Magma einge- erh ae Sun ua al Er a en ni u Su Sun ÜÖ | DD Sl län SE 20 Branco: Spaltenfrage der Vulcane. 167 drungen. Man könne sich vielmehr denken, dass durch den falten- den, die Schichten aufblätternden Gebirgsdruck gleichzeitig die Hohlräume erzeugt und das Magma in dieselben eingepresst werde. Hier sei mithin die Entscheidung, wieviel auf des Einen, wieviel auf des Anderen Rechnung käme, überhaupt unmöglich. Es scheint mir nun aber doch, dass wir ein Mittel in-der Hand haben, um zu entscheiden, ob die Hohlräume, ganz allein oder vor- wiegend, durch die gebirgsbildende Kraft entstanden sind oder durch den Schmelzfluss. Wie nämlich die faltende Kraft an der Erdoberfläche nicht etwa Berge von kreisförmigem oder ovalem Umrisse, sondern langgestreckte Falten erzeugt, so müssten doch auch etwaige Hohlräume, welche sie hierbei unter der Erdoberfläche durch Aufblättern der gefalteten Schich- ten hervorrufen würde, mehr oder weniger langgestreckt sein. Nun sind aber die Querschnitte der Lakkolithe im Allgemeinen rundlich oder oval oder unregelmässig, jedenfalls aber nicht langgestreckt. Folg- lich müssen also auch die von ihnen erfüllten Hohlräume eine solche Gestalt besessen haben; letztere können daher, so scheint mir, im All- gemeinen nicht direet durch die faltende Kraft der Erdrinde gebildet sein, sondern müssen direet durch die hebende, pressende Kraft, welche das Magma besass, veranlasst sein -— gleichviel woher dasselbe diese Kraft erhielt —; denn ein aus einer Röhre herausquellendes oder ge- presstes Magma wird sich rings um diese aufstauen, also eine Masse rundlichen u. s. w. Querschnittes erzeugen. Aus dem der Regel nach rundlichen bis ovalen oder unregelmässigen Querschnitte der Lakkolithe möchte ich also folgern, dass die Veranlassung zur Bildung der ihnen entsprechenden Hohlräume nothwendig im Schmelzflusse gelegen haben muss. Nur da, wo dieser Querschnitt eine einer Falte entsprechende, d.h. weithin sich erstreckende Längsaxe besässe, würde es in Frage kommen können, ob es hier die faltende Kraft gewesen sei, welche den Hohl- raum geschaffen habe. Zu beachten bliebe aber selbst in solchem Falle, dass auch ein Magma, wenn es nicht aus einer Röhre, sondern etwa aus einer langgestreckten Spalte in die Schichten eingepresst würde, einen Baprechen] u Hohlraum sich würde 2 wölben können.’ ! Es ist aber selbstverständlich, dass eine jede Intrusivmasse, wenn sie auf ihrem Wege auf präexistirende Hohlräume trifft, dieselben erfüllen wird, so dass also eine Vereinigung beider Arten intrusiver Erfüllung sehr wohl denkbar ist. Der Schmelz- {luss drängt aufwärts und schafft sich einen Raum, den er erfüllt; aber gleichzeitig erfüllt er natürlich auch die Hohlräume, welehe dort etwa bereits vorhanden waren, a SE Le 768 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. Ist dem nun wirklich so, dann würde also, wie ich in meiner Arbeit bedingt ausgesprochen hatte, in der That selbst diese alte Vor- stellung A. vov Hunsorpr’s und L. vox Buc#’s von der blasenförmigen Auftreibung der Erdrinde nicht ein gänzlich Unerhörtes, sondern ein wirklich Vorkommendes sein, wenngleich nur durch Intrusivmassen, nieht durch Extrusivmassen erzeugt, wie jene meinten. Auch hier also - wäre R. Hörses’ Einspruch dann nicht gerechtfertigt. Vollends gar müssten diejenigen die Entstehung von plötzlichen blasenförmigen Auftreibungen, welche dann platzen, als wirklich vorkommend vertreten, welche das vulcanische Ries bei Nördlingen nicht, wie E. Fraas und ich thun, durch lakkolithische Hebung und dann folgende Explosion, sondern nur durch Explosion allein gebildet erklären wollten. Da es sich hier, wie die Buchbergüberschiebung z. B. beweist, um Hebung von etwa 150” Betrag handelt', so müsste die Blase mindestens diese Höhe erlangt haben, bevor sie platzte und die Überschiebungen bewirkte. II. Weitergehendes. Für eine ganze Anzahl vuleanischer Gebiete hat sich nach Vor- herigem das Folgende ergeben: 1. Zur Entstehung vulcanischer Eruptionen hat es dort keiner präexistirenden, offenen, vom Schmelzherd bis an die Oberfläche reichen- den Spalten bedurft, welche dem Schmelzfluss den Ausweg erst er- möglicht hätten; vielmehr besass der Schmelzfluss dort die Fähigkeit, sich selbständig aus der Tiefe Auswege zu bahnen, indem er durch Explosion von Gasen Röhren rundlichen Querschnittes durch die Erd- rinde schlug. Vielleicht ist das mit Hülfe von Haarspalten geschehen; doch ist auch das zweifelhaft, da diese wohl kaum einen so geraden, senkrechten Verlauf haben dürften, wie ihn diese Explosionsröhren besitzen. | 2. Theils hat der Schmelzfluss auf solche Weise mehr vereinzelt gelegene Auswege sich geschaffen; theils hat er eine grosse Anzahl relativ nahe bei einander liegender Röhren sich ausgeblasen, so dass er R in sie eindringen kann. Vielleicht erklärt sich auf solche Weise das Bild, . K Seeger ara 8° olog. soc. London 1898. 12) von gewissen indischen Lakko- ithen giebt. Unter 32 Schichtkuppen lassen sich an ro derselben Kerne von Eruptiv- eg erkennen, die zum Theil in einer Reihe angeordnet und in dieser Richtung 2 2 EN - e Bei diesen könnte das Magma wohl in durch Gebirgs- 2 präformirte Hohlräume eingedrungen sein; bei den anderen aber scheint mir _ das doch nicht der Fall zu sein, da sie sich nicht so verhalten ı Ps i . " \ ; Braxco und E.Fraas, Dasvulcanische Ries, Abhandlungen dieser Akademie 1901. | | ale a aa ala ul 5" grsı aärnagen alrän ur Nah äh id a a a ar a Branco: Spaltenfrage der Vulcane. 769 das betreffende Erdrindenstück wie mit einem Locheisen siebförmig durchlocht ist. 3. Diese Unabhängigkeit vulcanischer Ausbrüche macht sich nicht nur in kainozoischen Zeiten geltend, sie ist auch in paläozoischer Zeit schon vorhanden gewesen. Die so beschaffene Unabhängigkeit des Schmelzflusses von prä- existirenden Spalten hat sich im Gebiete von Urach in Württemberg bis zu einer Tiefe von etwa 800” hinab verfolgen lassen, in Schott- land aber bis zu einer Tiefe von 2600” (8000 Fuss). Diese vier Thatsachen stehen fest. Niemand nun wird ernstlich behaupten wollen, dass die Unabhängigkeit des Schmelzflusses von vorher dagewesenen Spalten gerade nur genau bis zu dieser 800” bis 2600” Teufe hinab reichen sollte; dass also unterhalb dieser Tiefen sofort präexistirende offene Spalten begönnen, auf denen das Magma aufsteige. Es ist gar kein Grund einzusehen, warum letzteres, wenn es doch nun einmal die Fähigkeit besitzt, sich durch 2600” dicke Schichten entsprechend lange Röhren hindurchzuschlagen, nicht auch die Fähigkeit besitzen sollte, wesentlich längere Röhren sich auszu- blasen. Aber wo hat das seine Grenze? Welche Länge will man hier zugestehen, bevor die Spalten beginnen müssen? Ist es logisch überhaupt nöthig, in den betreffenden Gebieten für die tieferen Schichten der Erdrinde eine Abhängigkeit des Schmelzflusses von vorher dagewesenen offenen Spal- ten anzunehmen, während eine solche Abhängigkeit für die oberen Schichten hier doch thatsächlich nicht vorhanden ist? In den oben eitirten beiden Arbeiten hatte ich angenommen, dass in solchen Fällen der Schmelzfluss in der Tiefe entweder auf Spalten aufdringe; oder dass aus irgend einem anderen Grunde ein Schmelz- herd in relativ geringe Entfernung von der Erdoberfläche gelangt sei (S. 757 Anm. ı). Speciell für das Gebiet von Urach wurde ich zu der Vorstellung gedrängt, dass hier in der Tiefe nicht gut offene Spalten angenommen werden könnten, dass man vielmehr einen einzigen zusammenhängenden Schmelzherd sich vorstellen müsse, von dem aus alle Röhren durch Explosion entstanden wären. Das Gebiet von Urach trägt auf einer Fläche von 20 Quadratmeilen ungefähr 130 solcher Explosionsröhren. Wie viele offene Spalten hätte man hier in der Tiefe annehmen müssen, um diese völlig regellos, nirgends in geraden Linien angeordneten Dia- tremata auf Spalten zurückzuführen." Und welchen gewundenen oder Vulecan-Embryonen, S. 637 und die Karte. Die Zahl der Explosionsröhren ist durch spätere Funde etwas vermehrt worden. 770. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. sieh vielfach durehkreuzenden Verlauf hätten die Spalten genommen haben müssen! Dieselbe Überlegung gilt von der Rhön, wo auf 9 Quadratmeilen Fläche gar 400 Durchbruchsröhren erscheinen. Wenn an irgend einer Stelle der Erde aber nur eine einzige oder nur einige wenige Explosionsröhren auftreten, so wird es, wenn man überhaupt Spalten in der Tiefe annehmen will, wohl einfacher sein, hier an eine klaffende Spalte zu denken, auf welcher der Schmelztluss zu- nächst aufstieg, bis er sich dann durch den oberen Theil der Erd- rinde selbständig durch Explosionen Bahn brach. Aber für Gebiete wie die von Urach und der Rhön, mit massen- haften Explosionsröhren erscheint die Annahme eines ganzen Schmelz- herdes als das natürlichere. Die Frage, ob die Vorstellung denn statthaft sei, dass auf solche Weise ganze Schmelzherde in ein so hohes Niveau gelangt sein könnten, muss zweifellos bejaht werden. Wenn wir doch sehen, dass in sehr zahlreichen Fällen Intrusiv- massen, speciell Lakkolithe, also grosse Schmelzherde, die in der Erd- rinde stecken bleiben, in hohe Niveaus gelangt sind, so müssen wir consequenter Weise das Gleiche auch für andere Schmelzherde an- nehmen, die in der Erdrinde nicht lediglich intrusiv bleiben, sondern mit einem grösseren oder geringeren Theile ihrer Masse an der Ober- fläche ausspratzen oder ausfliessen. Auf welche Weise diese Schmelzherde in ein so hohes Niveau gelangen, das ist für die vorliegende Betrachtung zunächst mehr neben- sächlich; um so mehr, als die Frage nur durch Vermuthungen sich beant- worten lässt. Ob diese Schmelzherde Überreste früherer grösserer Schmelz- massen sind; ob sie auf Spalten oder ob sie durch Aufschmelzung erst dahin gelangten; ob durch den Druck abwärts sinkender Rinden- theile der Schmelzfluss in der Tiefe gezwungen wird, auszuweichen und nun unter aufwärts steigenden Rindentheilen mit in die Höhe geht, vielleicht dabei in dieselben eingeknetet wird; ob der Schmelz- fluss selbst dabei mithilft, indem er sich bei der Abkühlung bei einer bestimmten Temperatur ausdehnt — das alles ist hier mehr Nebensache. Hauptsache ist zunächst lediglich der Umstand, dass wir in Form von Lakkolithen zahlreiche intrusive Schmelz- herde in hohem Niveau kennen; dass folglich auch das Da- sein extrusiv werdender Schmelzherde in hohem Niveau angenommen werden darf; dass endlich ein soleher Schmelzherd, wenn ihm genügende Massen von Gasen zur Verfügung stehen, sich Be selbst seine Auswege zur Erdobertläche bahnen kann. Wir sehen ja, dlass er das thut. Das ist "Thatsache, mit der wir zu rechnen haben. Branco: Spaltenfrage der Vulcane. 171 Wir müssen uns daher mit ihr abfinden und ihre Erklärung versuchen. Gleichviel nun, ob über dem Schmelzherde grössere unterirdische Wasseransammlungen sich finden, die von ihm erhitzt werden, so dass eine »Contact«-Explosion erfolgt‘; oder ob er selbst grosse Gasmassen im absorbirten Zustande mit sich führt — in seinem Dache können sich offenbar durch Explosionen solche Kanäle bilden. Sind zufälligerweise in dem Dache Spalten oder auch nur Haarspalten vorhanden, so werden die Explosionen gewiss hier zuerst einsetzen. Aber sobald nur einmal durch die erste Explosion in der Tiefe eine Höhlung geschaffen ist, werden in diese hinein immer neue Gasmassen explodiren und sich schliesslich nach oben hin durcharbeiten — gleichviel ob sie hierbei auf Spalten treffen, die ihnen das erleichtern, oder nicht. Das Vorhandensein von Spalten erscheint daher in sol- chen Gebieten als das mehr Nebensächliche, welches zwar natürlich benutzt wird da, woes vorhanden ist, aber fehlen kann, ohne den Vorgang damit zu verhindern. Das Vorhan- densein reichlicher Mengen explodirender Gase dagegen er- scheint mir für die Bildung dieser Durchbruchsröhren als das Hauptsächliche, Entscheidende. Ist dem wirklich so, dann erklärt sich die Thatsache leicht, dass wir bisweilen solche Explosionsröhren finden, welche sich durch die unzerbrochene Erdrinde hindurch ihren Weg gebahnt haben, obgleich doch in geringer Entfernung von derselben eine Spalte verläuft, die von den explodirenden Gasen nicht benutzt worden ist.’ Wenn nun wirklich auf der Erde Gebiete vorhanden sind, in denen für das Entstehen vulcanischer Eruptionen das Vorhandensein von prä- existirenden Spalten Nebensache, dasjenige grosser Gasmengen Haupt- sache ist, so entsteht sogleich die Frage, ob diese Eigenschaft nur auf solche Gebiete beschränkt ist, oder ob es sich hier um eine all- gemeinere Eigenschaft unseres a handele. Wenn wir diese Frage prüfen, fällt uns sofort die Thatsache auf, die ich sogleich noch eingehender berühren werde, dass die Vulcane ! W.Branco, Das vulcanische Vorries. Abhandlung dieser Akademie 1902, S. 33— 36. ? Die Griesbreccien des Vorrieses. Diese Sitzungsberichte, 1903. ® Wobei freilich noch zu beweisen wäre, dass die palte auch schon vor der Explosion vorhanden war. Ganz dasselbe bleibt auch von den Spalten zu beweisen, welche durch vulcanische Vorkommen gerade hindurchgehen. Bückıne macht in seiner Arbeit über die Rhön ebenfalls (a. a. O. S. 302 ff.) darauf aufmerksam, dass ein muldenförmiges Einsinken um die Eruptionsstellen gerade erst in Folge des Substanz- verlustes in der Tiefe, also nach der Eruption stattgefunden haben mag, und dass auch gewisse Spalten und Gräben in der Rhön ebenso erst nach der eruptiven Zeit entstanden sein mögen. 112 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. oft gar nicht auf den vermuthlichen Hauptbruchlinien der Erdrinde, sondern mehr oder weniger weit von denselben entfernt liegen. Woher kommt diese Thatsache, die ebenso überraschend sein müsste für alle diejenigen, welche die Vulcane in engste Abhängigkeit von grossen, tiefen, also von Haupt- bruchspalten bringen, wie sie leicht erklärlich ist für den, weleher sich daran erinnert, dass es zweifellos Gebiete auf Erden giebt, in denen die Spalten Nebensache, Gase aber die Hauptsache für das Entstehen vulcanischer Ausbrüche sind? Bevor ich die Beantwortung dieser Thatsache versuche, will ich die folgenden beiden, theils selbstverständlichen, theils bekannten Sätze vorausschicken und kurz besprechen: Tektonische Linien oder Gebiete müssen durchaus nicht noth- wendig durch offene Spalten gekennzeichnet sein. Gesteine werden durch genügenden Druck plastisch. Ich wende mich zunächst dem ersteren Satze zu. Die Untersuchungen über die Faltung der Gesteine haben uns gezeigt, dass Biegungen ohne Bruch und mit Bruch entstehen können. Im ersteren Falle fehlen die Spalten selbstverständlich, im letzteren fehlen sie aber gleichfalls; denn die zahllosen kleinen Bruchflächen, auf denen hier die Verschiebung der Bruchstücke stattfindet, um die Biegung hervorzurufen, kann man nicht »Spalten« nennen. Das nun, was hier mehr im Kleinen gilt, warum sollte das nicht auch im Grossen, von der Gesammtheit der Schichten gelten? Es kann ein Streifen der Erdrinde also recht ausgepräpte Tektonik zeigen, recht stark verbogen sein und dennoch nur von zahlreichen Haar- spalten bez. von kleineren, geschlossenen Spalten, nicht aber auclı nur von einer einzigen tiefen, offenen Spalte durchsetzt sein. Dann ist eine solche Scholle zwar gewiss eine tektonische Linie, ein tek- tonisches Gebiet, längs welcher sich Theile der Erdrinde gegenseitig verschöben haben; und wenn dann hier der Schmelzfluss sich Röhren ausbläst, auf denen er aufsteigt, so stehen diese vuleanischen Vor- kommen zwar gewiss auf einem tektonischen Gebiete der Erdrinde. Aber es wäre doch sehr unrichtig, hier behaupten zu wollen, diese Vuleanausbrüche seien von Spalten abhängig, denn sie lägen ja er- weislich auf einer tektonischen Zone. Genau also wie in den einzelnen Gesteinsschichten Bie- gungen, Auswalzungen, Verquetschungen ganz ohne Bruch oder jedenfalls ohne offene Spalten vor sich gehen können, so kann, folgere ich, auch die Erdrinde als Ganzes solche Verbiegungen erleiden ohne offene Brüche zu bekommen. da a au äh nun uni a ln ann ne Kalt rt eh audit San year Die Dual ia Zn ne 4 je Self runde a u VE Haag ai 3 Zu E Zian ara a ZH Branco: Spaltenfrage der Vuleane. 173 An der Erdoberfläche, da liegt das anders, da mag die Rinde brechen. Aber in der Tiefe, unter dem Einflusse des Gebirgsdruckes und der Plastieität, mag sie sich wohl verbiegen, aber nicht in solcher Weise aufspalten, wie man das ohne Weiteres für die Entstehung aller Vulecane annimmt. Es ist folglich ein grosser Unterschied, ob gesagt wird, die Vuleane lägen auf Spalten, seien mithin in ihrer Entste- hung abhängig von solchen Spalten, auf denen der Schmelz- fluss aufquellen könne; oder ob man sagt, ihre Entstehung sei bedingt durch die Tektonik der Erdrinde. Dieser letztere Ausdruck ist viel neutraler. Nun das Andere: Nach A. Heım’s bekannten Darlegungen und auf Grund der Experimente von Srxixe, namentlich auch der neuerlichen von Dawson Apamus und Nıcnorson (Philosophical Transactions Royal soeiety 1901)' unterliegt es wohl keinem Zweifel mehr, dass alle Ge- steine, auch die Silicate, in der Tiefe wirklich plastisch werden. Wie sollen nun bei solcher plastischen Beschaffenheit der Gesteine in grösserer Tiefe Spalten offen bleiben können, auf denen der Schmelz- fluss in der Weise aufsteigen könnte, wie die herrschende Lehre das annimmt? Dazu kommt, dass auch der in der Erdrinde herrschende Gebirgs- druck, der doch so stark ist, dass er die Rinde in Falten zusammen- presst, nothwendig ebenfalls das Seinige dazu beitragen muss, etwa entstandene Spalten in der’ Tiefe sogleich wieder fest zusammenzu- pressen. Wesentlich nur unter besonderen, später zu besprechenden Ver- hältnissen (Zerrung anstatt des Druckes) wird somit auch in der Tiefe die Möglichkeit gegeben sein, dass Spalten offen bleiben können. Anders liegen die Dinge in den obersten Schichten der Erdrinde. Hier herr- schen weder jener plastische Zustand der Gesteine, noch der heftige Gebirgsdruck; hier werden sich daher leicht offene Spalten bilden können, die dann in uns die Vorstellung erwecken, dass in grösserer Tiefe gleiche Verhältnisse obwalten müssten. Es folgt mithin, dass für die Tiefen der Erdrinde einer- seits die Annahme offener Spalten, andererseits die An- ! Die Verfasser haben Marmor durch Druck schon bei gewöhnlicher Temperatur plastisch gemacht, so dass er dauernd die ihm gegebene Formveränderung beibehielt. Bei gleichzeitiger Anwendung einer erhöhten Temperatur von 300° ges, dieses Fliessen des Kalkes und seine Formveränderung nur durch el ae s innerhalb der Krystalle hervorzurufen, wogegen bei gewöhnlicher Temperatur auch Bruch mitwirkte. Die mit Granit und anderen Silicatgesteinen begonnenen Versuche liessen ein gleiches Ergebniss erwarten. es 174 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. nahme starken Gebirgsdruckes im Vereine mit der That- sache der Plastieität der Gesteine zwei sich widersprechende Dinge sind, die sich sogar gegenseitig ausschliessen. Bei solcher Auffassung erklären sich gewisse Verhältnisse, die sonst nicht erklärlich sind, solange man sich auf den Boden der Lehre stellt, dass der Schmelzfluss in der Tiefe nothwendig nur da aufzu- steigen vermag, wo die gebirgsbildende Kraft ihm Spalten öffnet: Gerade eben weil die Spalten in grösserer Tiefe nicht klaffen, son- dern (ausser bei Zerrung) geschlossen sind, daher werden die beiden sonst ja gar nicht erklärlichen Thatsachen wohl sich erklären, dass die Vuleane in tektonischen Gebieten oft gerade nicht da stehen, wo, wie man meint, die Hauptspalten verlaufen, sondern an ganz anderen Orten; und dass ihre Producte gerade nicht in linienförmig langen, con- tinuirlichen Massen oder gerade nicht in diehtgedrängter Reihenfolge aufzutreten pflegen, sondern in Form vereinzelter, im Allgemeinen recht weit von einander entfernter Punkte. . Warum denn, wenn die 150°” weit von einander entfernten Inseln Martinique und St. Vincent, wie man behauptet, auf einer solchen Spalte liegen, warum denn ist nicht auch gleichzeitig mit ihnen die zwischen ihnen liegende vulcanische Insel Santa Lueia aetiv geworden? Warum denn haben sich überhaupt nicht gleichzeitig mit jenen noch zahlreiche andere vuleanische Inseln auf dieser 150% langen Spalte gebildet? Wenn man irgendwo zwei eng benachbarte Kratere als durch eine gemeinsame Spalte verbunden sich denken möchte, so müssten es doch vor Allem der Kilauea und Mauno Loa sein. Wäre dem aber in der That so, dann müssten sie, wie schon Dana und jetzt A. StÜgEL sagen, stets gleichzeitige Eruptionen haben'; und es müsste das Beeken des mehrere 1000" niedriger gelegenen Kilauea sofort überfliessen, wenn in dem so viel höher gelegenen Mauno Loa die Lavasäule aufsteigt- Das ist jedoch nicht der Fall, und darum muss man folgern, dass beide Kratere nicht durch eine Spälte verbunden sind, sondern dass Jeder seine eigene, isolirt in die Tiefe hinabsetzende Ausbruchsröhre besitzt, ganz wie bei Martinique und St. Vincent. : Wir kennen ja Lavamassen, die in langen, offenen Spalten auf- ‚gestiegen sind. Wenn nun dasselbe von allen Vuleanen gälte, warum finden dann ihre Aschenauswürfe und Lavaergüsse nicht gleichfalls in langgedehnten Linien statt, wie mit Recht auch GERLAND fragt?” A. Srüser, Über die genetische Verschiedenh it i ipzi 1903, bei Max Weg. A En RO MORE OR a 2 Der Ausbruch der Montagne Pelee. Deutsche Rundschau, Heft 12, 1902, S.435- | a a di Will Inn ne unälunune = lee a nl liäb une ar Luis 0 sinn eesn a nee ng az, naar aut a mehr Mei ne ia a ne Zn ae Branco: Spaltenfrage der Vulcane. 175 Warum finden sich in dem grössten Grabenbruche der Erde, dem afrieanischen, nicht lange Linien von Eruptivmassen? Und der Rhein- thalgraben weist gar nur an einer einzigen Stelle einen vuleanischen Aus- bruch auf. Sollen die Spalten, welche diesen Graben bilden, wirklich gerade nur an dieser einen einzigen punktförmigen Stelle sich bis auf den Schmelzherd hinab geöffnet haben? Obgleich doch überdies die Hauptspalten des Rheinthalgrabens vermuthlich weniger durch dieses vulcanische Kaiserstuhlgebirge als vielmehr weiter östlich und westlich, an der Grenze zwischen der Rheinthalebene und dem Schwarz- wald und den Vogesen verlaufen. Warum sind ferner die americanischen Vuleane zum Theil so weit, bis zu 200“, vom Meere, d.h. von den Hauptspalten, entfernt? Denn letztere, an denen das Becken des Stillen Oceans hinabgesunken ist, verlaufen doch offenbar an der ungefähren Grenze zwischen diesem Meere und dem Continente bez. den Anden. Warum also liegen die Vuleane, z.B. in America, zum Theil gerade nicht dort, wo die Hauptspalten sind bez. wo man sie vermuthen muss, sondern gerade an anderen Stellen, wo das nicht der Fall ist? Diese Frage drängt sich mit soleher unabweis- baren Gewalt in den Vordergrund, dass selbst Brrerar, obgleich er sich gegen meine Ansichten wendet, dennoch gleichzeitig sich ge- zwungen sieht, anzuerkennen:' »Die Vuleane bauten sich nicht noth- wendigerweise über den hauptsächlichsten tektonischen Bruchlinien, sondern vielmehr über den Zerrüttungszonen auf, welche diese be- gleiten und weit in’s Land hineinreichen«. Was hat man nun hier unter der »Zerrüttungszone« zu verstehen, wenn man in ihr, wie aus Bererar’s Erklärung doch unzweideutig her- vorgeht, keine Hauptspalten, keine hauptsächlichen tektonischen Bruch- linien findet? Zerrüttungszone kann dann — so scheint mir — nur ein Gebiet sein, in dem der Gegensatz von »Haupt«-Bruchlinien, das heisst kleinere Spalten oder nur Haarspalten oder mehr oder weniger bruchlose Verbiegungen, sich finden. Man sage nicht: »Solche kleineren Spalten können doch auch sehr tief sein«. Möglich mag das sein; im Allgemeinen aber wird wohl die Wahrscheinlichkeit, dass die Haupt-Bruchspalten die tieferen sind, grösser sein als das Gegentheil. Wenn nun aber in America nieht einmaldieseHaupt-Bruchspalten im Stande sind, denSchmelz- fluss zum Aufsteigen zu veranlassen, dann werden doch die kleineren Spalten das noch viel weniger thun können. Wir kämen somit auch hier als wahrscheinlich zu dem vorher ! Äolische Inseln S.258, 259 und Centralblatt f. Min., Geol., Pal. 1902, S.727. 776 Sitzung der plıysikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. gewonnenen Ergebnisse, dass die Spalten nur eine neben- sächliche Rolle spielen, weil die Gase eine Selbstbefreiung des Schmelzflusses ganz unabhängig von Spalten dann zu bewirken vermögen, wenn keine Spalten vorhanden sind. Wo also starker Gebirgsdruck herrscht, wie in Kettengebirgen, da ist, wie wir sahen, die Wahrscheinlichkeit, dass die Spalten ge- schlossen sind, grösser, als die, dass sie klaffen. Wenn wir dagegen uns nun Gebiete vorstellen, in denen das Gegentheil von Gebirgsdruck, also Zerrung, herrschte, so würden wir dort die Vorstellung von offenen Spalten gewinnen können, in denen der Schmelzfluss ohne Weiteres aufzusteigen vermöchte. Beide Gegensätze scheint die mit so gewaltigem Vulcankranze besetzte Umrandung des Stillen Oceans darzubieten: An seinem Ostrande liegen die Vulcane auf dem americanischen Festlande, und zwar wesentlich auf einem Kettengebirge. Hier herrscht Pressung, daher dürften die Spalten, wie oben dargelegt, mindestens vorwiegend, geschlossen sein; und A. SrüseL, Böse, BopENBENDER be- haupten ja bekanntlich die Unabhängigkeit von Spalten für dortige Vulcane. ” An dem Westrande des Paeifischen Oceans liegen die Vuleane dagegen auf Inseln. Zum Theil sind diese Inseln rein vuleanischer Natur, stellen also nichts anderes dar, als Vulcanberge, die auf dem Boden des Meeres sich aufbauen. Zum anderen Theile aber sind diese Vulean-tragenden Inseln stehengebliebene Reste ehemaligen asiati- schen Festlandes, welches zu Bruche ging. Westlich von dieser Inselreihe liegen die relativ flacheren asiati- schen Binnenmeere, deren Boden offenbar ebenfalls aus Theilen des ehemaligen Festlandes besteht, welche jedoch bereits abgesunken sind. Östlich der Inselreihe beginnt das Becken des Stillen Oeeanes, welches sogleich zu so gewaltiger Tiefe abbricht, dass sich hier, nahe den Inseln, die tiefsten Stellen des Paeifie überhaupt finden. Nach der Darlegung, welehe F. vos Rıcnruorex über die eigen- artigen Gebirgsbögen gegeben hat, die das östliche Asien kennzeichnen und auch auf den grösseren der genannten Inseln sich wiederfinden‘, sind diese Bögen entstanden dadurch, dass alte, ungefähr W.-0. streichende Faltengebirge, jäh abgeschnitten und durchkreuzt wurden «durch spätere, ungefähr N.-S. streichende Bruchlinien. Längs letzterer brachen die östlichen Randgebiete des asiatischen Festlandes zusammen und sanken zum Theil in die Tiefe. Die Ursache dieses Vorganges ; ! F. von Rıc#rnoren, Geomorphologische Studien, Th. E, 11, III. Sitzungsber. dieser Akademie 1900, 1901, 1902. | Branco: Spaltenfrage der Vulcane. 717 aber lag darin, dass das Becken des Stillen Oeeans wich, immer tiefer absank. Damit wurde dem Festlande hier, an seinem Ostrande, das Widerlager entzogen; das Festland drängte in F olge dessen gen Osten und brach in ungefähr N.-S. ziehenden Bruchlinien ab. Ein jedem Geologen geläufiger Vorgang dürfte vielleicht ein Bild dessen geben, was von Rıcntnorex hier im Sinne hat: Wenn an einem steilen Berggehänge, dem ja auch das Widerlager fehlt, ein Absitzen der Massen stattfindet, so reissen parallel mit dem Gehänge Spalten auf, die immer weiter nach oben hin, landeinwärts sich bilden und immer weiter klaffen, je mehr das Absitzen der Massen stattfindet. Damit ergiebt sich nun, wie mir scheint, bezüglich der Spalten hier ein völlig entgegengesetztes Bild als das vorher für die Ostküste gewonnene. Dort entstanden die Spalten durch Zusammen- pressung, die ja so stark ist, dass die Gesteinsschichten gefaltet bis fächerförmig an einander gepresst werden. Hier entstanden sie durch den gegentheiligen Vorgang, durch Auseinanderzerrung. Während daher dort fest geschlossene Spalten sich ergeben, entstehen hier offene und immer wie- der von Neuem geöffnete Spalten. Ebenso widerspruchs- voll wie dort die Lehre von einer Befreiung des Schmelz- flusses durch offene Spalten erscheint, da diese doch ge- schlossen sein müssen, ebenso leicht begreiflich wird sie hier. Und doch, selbst in Kettengebirgen, oder ganz allgemein ge- sprochen, selbst da, wo Pressung herrscht, würde wenigstens die Möglichkeit vorliegen, dass wir zur Annahme offener Spalten in der Tiefe gelangen könnten. Es scheint, dass die Faltung mehr oder weniger nur die oberen Theile der Erdrinde betrifft; und wir wissen, dass bei Faltungsvor- gängen oft grosse Schollen weit über die vorliegenden Theile der Erdrinde hinweg geschoben werden. Wenn nun in einem Gebiete nur die oberen Schichten der Erdrinde Faltung und Pressung, die tieferen dagegen Zerrung erführen, dann könnten wohl in der Tiefe Spalten geöffnet sein, während sie oben geschlossen wären. Dann könnte also selbst in Gebieten der Pressung doch in der Tiefe der Schmelzfluss auf Spalten aufsteigen, also von Spalten abhängig sein, während er in den höheren Schichten sich durch Explosionen seinen Ausweg bahnte, also von Spalten unabhängig wäre. = Ä ne Trotzdem aber würde für alle diese Gebiete mit Zerrung der schwerwiegende Einwand zu Recht bestehen bleiben, dass in der Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 16. Juli 1903. Tiefe, überall wo genügender Druck herrscht, die Gesteine plastisch werden müssen, die Spalten also nur dann klaffend bleiben können, wenn sofort Schmelzfluss in ihnen aufsteigt und sie erfüllt. | Ebenso aber dürfen wir uns nicht verhehlen, dass die Annahme so gewaltig grosser Gebiete mit Zerrung der Ansicht nicht günstig sein könnte, dass in der Erdrinde überall starker Gebirgsdruck stattfindet. 179 SITZUNGSBERICHTE 1908. XXXVH. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 16. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Ulasse. - Vorsitzender Secretar: Hr. Diers. 1. Hr. Rorrne las über altdeutsche Worte mit kurzer Stamm- und langer Bildungssilbe. (Ersch. später.) Im Anschluss an Beobachtungen über rhythmische Tendenzen der Prosa wird gezeigt, dass Worte der Form £ \ x (manunga) nicht nur für den Vers, sondern auch für die ungebundene Rede Schwierigkeiten bieten können; es werden die Mittel verfolgt, durch die sich die Sprache die Aufgabe erleichtert hat: Dehnung der Stamm- silbe, Tonverschiebung (lebendig), Aufgabe des Tieftons und Kürzung der ursprüng- lich tieftonigen Silbe. 2. Hr. von Wıramowırz- MoELLENDORFF überreichte Inseriptiones Graecae consilio et auetoritate Academiae Litterarum Regiae Borussicae editae. Vol. XII fase. V pars prior: Inseriptiones Cyeladum praeter Tenum edidit Fr. Hırıer DE GAERTRIngEn. Berolini ap. G. Reimerum 1903. Ausgegeben am 23. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. Sitzungsberichte 1903. re on VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XXXVI und XXXVI. Seite Branco: Die Gries-Breccien des Vorrieses als von ne nie früheste Stadien embryo- naler Vulcanbildun 2 ; i : ; Branco: Zur Spaltenfrage & ER a N a N ee er ae, ge der Akademie. Abhandlungen aus den Jahren 1899-1900 . . RR ee a Daraus: Physikalische Abhandlungen ee ee - Philosophische und historische Abhandlungen ee te in Ahblandiengen aus Gem 46 WWL. x. 2.2... sun in Daraus: —n Abhandlungen . . . ee » Mat sche Abhandlungen a nee » Philosophische und historische Abhandlungen DRS ee Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1901 und 1902. Braxco und E. Fraas: Das vulcanische Ries bei res in seiner er. für ER der allgemeinen Geologie 8.— Erman: Zaubersprüche für Mutter und Kind. . 4. Auwens: Mittlere Örter von 570 Sternen für 1815 nach Pond’s Beobachtungen 1811-1819 . - 15.— Dünmnter: Gedächtaisarede auf Pavr ae BoicHorsr 5 » 1— Sckmipr: Gedächtnissrede auf Kar Weı ee ee aa eh - 1— Zimmer: Gedächtnissrede auf JoHAnnes Be . ». Lo SONULEE: Caulophacus ame (ArMAUER Hansen) und Calycosoma graci eile F.E. S nn 2. Branco: Das vulcanische Vorries > seine 2 DER zum vulcanischen Ries: bei Nördlingen » 5,50 Coxze: Die Kleinfunde aus Pergamo -» 3.50 W. Dörrrern: Das südliche Stadtthor von Pergam A. 2.50 R. ae ee Beobachtungen an aniskischen Solifugen nebst Beiträgen zur Systemmtik R » 2.50 C. En pr F Pisonsi: Über die Strahlung dis Quecksilbers im magnetischen. "Felde „id H. SonArer: Ein rer N Annalen . u » 350 . Krause: Ossa Leibnit » 1— M. Sımter und R. Heyn een : Die Variationen bei Artemia 'salina Leacn und ihre e Abhängigkeit von äusseren Einflüss » 250 H. VırcHow: er Tenon Ach n Raum und Tenon’sche Kapsel ; »r 3 N. Gaipurov:_ Über den Einfluss farbigen Lichts auf die ärbung lebender Öscillarien . - 3,50 W.SrmepA: Über die Quellen der Handelsstatistik im Mittelalter 200 H. un Die Museuli biceps brachii und latissimo - condyloideus bei der Affengattung Hylobates 5 m Vergleich mit den Ele srecheriden Gebilden der Anthropoiden und des Menschen 5.50 ee der agree Preis der einzelnen Jahrgänge, 1882—1902 nn nn us besonders zusammengestellt: ngeste Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882-1897. Preis des Jahrgangs. . M. 8.— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von Avour Harnack. Drei Bände. — Berlin 1900. — A. 60.— Die Zweihundertjahrfeier der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. V. u. 171 S,6 Taf. A 6.— Sonderabdrücke aus den Siraungäbsriehlen. I. er 1903. EEE EEE Zu | ES Hırsenreın: die Monumenta ee u. und das Ius ge ; ste Chalife Abu B ” ER en isch - Kr nice ‚Studien in den Gebieten von \ Predazzo und Monzoni un. SCHMOLLER Pe rgane fü gr in nn k M. Fränker: Beiträge zur aieehichen ee s Handschr Kırıs: die Meteoritensammlung der Königlichen Friedrich "Wilhelms- "Universität. zu ı Berlin am 5. Februar Br en G. Mürzer und P. RK kupr: ein neuer yeränderlicher Stern von sussergewöhnlich kurzer Periode x#xe und PıscneL: Kaschgar un a Kharo Harnack: an Bemerkungen zum 5 uch der irchengeschichte des Euscbius nach der neuen Aus n Eocano SCHwWAR H cK: jus eeelnisshier E Körmss: die Bestimmung des Drucks an gekrümmten Gleitflächen, eine "Aufgabe aus der Lehre vom Erddr . Hartmann: über einen neuen , Zusammenhang zwischen Bogen- "und Funkenspeetren van’r Horr und G. Just: der hydraulische oder DEemne hgips J. Leiroropr: der Hirt des Hermas in saidischer Übersetzung E. Haozn und H. Rusens: Ave en zwischen dem Reflesionsvermögen der Metalle ı und ihrem elektrischen Leitvermögen J. Reısee: die Entwickelu ngsgeschichte ‘der Dünen an der Westküste von "Schlesw wi i R. ee: Beobachtungen am Aäronautischen Observatorium über Temperatur - mkehrungen . Lagerungsform und das Alter des Adamellotonalites . . Frosesius: über die charakteristischen Einheiten der symmetrischen Gruppe van’r Hore und H. Barscnarı: Untersu N über die Ne der ozeanischen Salz- voN Wıramowırz- MORLLENDORFF: = Saunen griechischer Dramen. a. IL). Ermax: zur Erklärun pyrus \ Praxck: zur elektromagnetischen Theorie: A selectiven "Absorption in "isotropen Nichtleit ern . ee un 22 Just: Untersuchungen über die Ale der En Salzab- lageru FRroBEnıUS: über "die Primfactoren der Gruppendeterminante Mi Fropentus Theorie der hyperkomplexen Größe heo ©. Con: Me kalloptik und Maxwert’sche The W. Jaeger: über die in der Darstellung und Fonkaleins des "aöktrischen Widerstandsmaßes” er reichbare ae eit H. Lonmanx: Untersuchungen über & e u. and " Pflänzenwelt ie. über die Bodensediniente des a Ozeans zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite RN. = D i Se von WiırAmo oE err: drei Schlußszenen griechischer Dramen. ( R H. O. Laser: Prophezeiungen eines ara schen Weisen aus dem Papyrus I, 344 in Leiden Fr. es u. G. Zıcxsrar: die Bildung von Guanidin bei ige von Leim mit Perman- Fronesus: ‚Theorie der Iiyperkomplexen Größen. I Heım er die Reduction der auf der physischen Erdoberfläche "beobachteten Schwerebeschleuni- je RE ein gemeinsames Nivea vos Bezorp und A. Scumpr: Vorschla u einer _ magnetischen Vermessung eines ganzen "Parallel- arg” zur Prüfung der Grundlage n der Gauss’schen Theorie des en ae (hierzu Taf. van’r Horr und W. Mevernorren: " Untersuchungen über die Bildungsrerhältnise der ozeanischen Salzablagerungen. XX nee der er Sardiniens und seine Beziehungen zu den jungen, eireum - medi- rranen Faltenzügen . euren no ee Sonderabdrücke aus den et eg I. See 1903. Pıscuer: ee Inschrift von Paderiyä es O. Franke und Pıscuer: Kaschgar ar und de Kha arosthi" Braxco: Die Gr es-Breecien des Vorrieses als von n Spalten unabhängige, früheste Stadien ‚ombryo- ulcanbildu Base: Zur Spaltenfrage der Yulsane. »sı 0 3 LE} ” ” ” ” »” ” ” ” SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XXXVI. XXXIXA XL 23.: 30: Ju 1903; BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. - Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. elnen Stücken in Gross- 81. erscheinen in einze Tage nach 2. Diese Oetav EE Donnerstags acht jeder Sitzung. Die sämmtlichen zu es Kalender- jahr geh n Stücke bilden vorläufig einen Band mit e einzelnen Stücke erhalten Kategorien der Sitzungen fortlaufende römis che Ordnun zwar die Berichte über Sitzungen der : kalisch - mathematische allemal gerade, die über Sitzungen der philosophisch - historischen Classe ungerade Num 52 . Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über is in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftliehen Mit- theilungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten en Angelegenheiten. uf folgen die den re de - in den zu jr area n gchd- rigen Stücken en erscheinen kon $5 Ge Bericht über jede RER Sitzung stellt der sammen, weleher darin den Vorsitz hatte. Denebe Seeretar ihre die Oberaufsicht über die Redac- tion und den Druck der.in dem Rs Stück erschei- eng imsinsohifllichen Arbeite $ 6. ür die A einer wissenschaftlichen n ee in die Sitzungsberichte gelten neben $ 41, Statuten und $ 28 er Reglements die folgenden ER ee Bestimmun - Der rg de Mittheilung darf 32 Seiten in der gewöhnlichen Sehrift der Sitzungsberichte rag übersteigen. nr von Verfassern, welche r Akademie nicht angehöre ind auf die Hälfte dieses u she dieser Grenzen ist nur sammt-Aka- tatthaft. n in den Text einzuschal- tenden —. sollen Abtidange auf durchaus Nothwendiges beschränkt w. Der Satz einer Mit- theilung wird erst ee wenn die Stöcke der in den Text einzuschaltenden Holzschnitte fertig sind und von besonders beizugebenden Tafeln die volle erforderliche Küfbes ı eingeliefert ist. 1. Eine für die Si estimmte wissen des nur auszugsweise oder auch in weiterer ter in öffentli vr a. als ihm dies nach den gelten- ‚sobald = zu a Ser zur Abstimmung gebracht werden.) RE N ee en den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. si = Ver verschickt. Die Verfasser verzichten Image: auf weles ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $1 . Der Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen Snake abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich fünfzig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf welchem = Be der Sitzungsberichte mit Jahreszahl, Stück- mmer, Tag und Kategorie der Sitzung, darunter der Titel der Mittheilung und der Name des Verfassers stehen. .- . nen: die mit dem Kopf der Sitzungs- berie an Are Titel nicht über Eis "in, Falle in Umschlag fort. 3. i 58. ; wärts werden Correeturen nur auf besonderes ist, Sn es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleiche Sonderabdrücke zur Zahl von noch hundert, und auf seine Kosten noch weitere bis 1 vo theilung abziehen zu lassen‘, sofern we _ redigirenden Seeretar angezeigt hat; wünscht er auf“ ; e Kosten noch . Abdrücke zur vizz zu s der er esamm Akademie oder der ne Classe, — ® Nichtmitglieder erhalten 50 Freiexemplare und arten nach rechtzeitiger Anzeige bei dem redigirenden Secretar weitere ar Exem- plare auf ihre Kosten abziehen lassen $ 28. ede zur Aufnahme in die Sitzungsberichte be- stimmte Mittheilung muss in einer vor werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle ungen _ hierzu die Vermittelung eines ihrem Fachıe angehö ordentlichen Mitgliedes zu Wenn me er ngen auswärtiger oder ee Mitglieder . ee der Akademie we bei. einer der Classen eingehe at sie der vorsitzende Secretar selber oder dureh ai anderes ae zum Vortrage zu bringen. Mittheilungen, deren Verfasser der Akademie nicht:angehören, hat er einem zunächst ee ag en zu überweisen. [Au ‚2. — Für die Aufnahme bedarf es einer a ee der Akademie oder Fe der . Ein da anuseript druc $ 29: 1. Der redigirende Seeretar für den Inhalt des en Theils der Staunen, r die aufgenommenen kurzen Inhaltsan € ande ungen ze rtlich wo a —— ‚Akademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen Stellen, mit be sie im Schriftverkehr steht, wird, jährlich drei Mal, in der u Hälfte des Mona =. Tälfte des Monats yo . Dar bis December zu rn: des nächsten daher Eh Fertigstellung des Register. Die wofern nicht im besonderen ee an ie Pig vereinbart die Stücke von Jan ” ” 24 81 SITZUNGSBERICHTE _ 1903. AÄXXVIH. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN » AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 23. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Dieıs. *]. Hr. Eneermans las über den Stannıus’schen Versuch. Durch graphische zeitmessende Versuche am doppelt suspendirten Froschherzen wurde der Nachweis geliefert, dass der sogenannte Srannıus’sche Herzstillstand nach Sinusligatur nicht auf Reizung von Hemmungsapparaten, sondern auf Unterbrechung der motorischen Leitung vom Sinusgebiet zu den Vorkammern beruht. Die spontanen Herzpulsationen, welche meist nach einiger Dauer des Stillstands anheben, können ver- schiedenen Ursprung haben. War die Ligatur fest genug zugezogen und nicht zu hoch angelegt, so liegen die Ursprungsstellen immer in den Muskelbrücken zwischen Vor- kammern und Kammer, und zwar meist sehr nahe der Kammermuskulatur, unterhalb der Bıpper’schen Ganglien. *2. Hr. von Wıramowıtrz - MOELLENDoORFF berichtete über die Ergeb- nisse der Reise des Hrn. A. Scnırr nach Alexandrien. Hr. A. Scuırr hat im Auftrage der Akademie Alexandrien besucht, um die In- schriften und Dipinti zu untersuchen, über welche in den Sitzungsberichten 1902, S. 1090 eine vorläufige Notiz nach Hrn. Borrı gegeben ist. Dank dem liebenswürdigsten Ent- gegenkommen des Hrn. Borrı hat Hr. Schırr nicht nur das Grab der Anfudschi-Ne- kropole ganz ausnutzen können, sondern Hr. Borrı hat ihm auch die Inschriften eines zerstörten Grabes für die Akademie mitgetheilt. Ausserdem hat Hr. Schirr die noch reicheren Inschriften und Dipinti eines Grabes in Taposiris copirt, darunter eine Ab- bildung des Pharos 3. Hr. Pranck überreichte eine Abhandlung der Professoren an der Kgl. Technischen Hochschule zu Hannover Dr. Runse und Dr. Prec#r über die Wärmeabgabe des Radiums. Die von ı$ Radium in der Stunde abgegebene Wärmemenge beträgt etwa ı05 Gramm-Calorien. Die Wärmemenge wird nicht merklich grösser, wenn das Energie der abgeschleuderten elektrischen Theilchen ebenfalls in eng en müsste. 4. Hr. vox Bezoro legte vor: a) Bericht über die Thätigkeit des Königl. Meteorologischen Instituts im Jahre ee .b) 6. Fekiaane, Re- Sitzungsberichte 1903. en 73 Radium in eine Bleikapsel gesteckt wird, die den grössten Theil der kinetischn 782 Gesammtsitzung vom 23. Juli 1903. genkarte für die Provinzen Hessen-Nassau und Rheinland; ce) R. Sürıse, Ergebnisse der Gewitterbeobachtungen in den Jahren 1898 —1900. Die Akademie hat den Director der Universitätsbibliothek und tliehen Honorarprof an der Universität zu Leipzig D. Dr. Oskar voN GEBHARDT am 9. Juli zum correspondirenden Mitglied ihrer philo- sophisch-historischen Classe gewählt. 783 Über die Wärmeabgabe des Radiums. Von Ü. Runge und J. PrecHr in Hannover. (Vorgelegt von Hrn. Prasck.) Die HH. P. Curie und A. Lasorpe' haben beobachtet, dass Chlor- radium dauernd Wärme abgibt, und haben diese Wärme auf etwa 100 Grammcalorien in der Stunde auf das Gramm reinen Radiums bestimmt. Wir haben nun festzustellen gesucht, ob die kinetische Energie der vom Radiumsalz fortgeschleuderten elektrisch geladenen Theilchen eine Grösse derselben Ordnung sei. Zu dem Ende haben wir zunächst die Messung von CvrıE und LABorDE wiederholt, indem wir die Wärmeabgabe des Radiumsalzes verglichen mit der Wärme- abgabe einer kleinen Platinspirale, durch die ein elektrischer Strom geschickt wurde. Ein zweites Mal brachten wir die Wärmequellen in eine Bleikapsel von etwa 3”” Wandstärke und verglichen wieder ihre Wärmemengen. Die Anordnung war in beiden Fällen diese. Das Radiumsalz be- fand sich in einem kleinen fingerhutförmigen Glasgefäss, das auf dem Boden eines Drwar'schen Gefässes auf einem Wattebausch stand. Ein Thermometer, in Zehntelgrade getheilt und am untersten Ende von einer Platinspirale umgeben, stand darin und berührte das Radium. Ein Korkstopfen, durch den das Thermometer und die Zuleitungs- drähte der Platinspirale geführt waren, verschloss das Dewar’sche Ge- fäss. Diess war mit Schafwolle umhüllt und befand sich in einem zweiten Drwar’schen Gefäss, das in einer Kiste mit Schafwolle stand. Das Ganze wurde in einem zu ebener Erde nach Norden gelegenen Zimmer aufgestellt, dessen Temperatur im Laufe des Tages nur um wenige Zehntelgrad schwankte. Ein zweites in Zehntelgrade getheiltes Thermometer war so angebracht, dass sein Quecksilberbehälter an der Stelle stand, wo das erste Thermometer aus der Schafwolle heraus- ragte. Beobachtet wurde nun die Differenz der beiden Thermometer, einmal mit dem Radium im Gefäss, aber bei unterbrochenem Strom, ! P. Curie und A. Lasorpe, ©. R. 136, p- 673, 190. 73* 184 : Gesammtsitzung vom 23. Juli 1903. und einmal ohne Radium mit passend regulirtem Strom. Eine Menge von 57": Bromradium (von Hrn. Gıeser in Braunschweig bezogen), bewirkte eine Temperaturdifferenz von 0°81. Dieselbe Temperaturdifferenz wurde ohne Radium bei Zuführung von 3.7 Grammcealorien in der Stunde erhalten. Das ergibt für ı% Bromradium 65 Calorien in der Stunde. Nun ist im Bromradium das Radium zum Brom im Verhältniss von 257 zu 160 enthalten, wenn man die Formel des Bromradium als RaBr, ansieht und das Atomgewicht des Radiums zu 257 rechnet. Danach kommt auf das Gramm Radium eine Wärmeentwickelung von 105 Calorien in der Stunde. Diese Zahl stimmt mit der Messung von Core und Lasorpe überein, welche die Energie als »von der Ord- nung« 100 Calorien angeben. Bei der Wiederholung des Versuches, wenn wir die Wärmequellen in eine Bleikapsel brachten, wobei im übrigen aber an der Anord- nung nichts geändert wurde, ergab das Radium nur eine Temperatur- differenz von 0°63, und bei der Ersetzung der Wärmequelle durch den elektrischen Strom fand sich, dass dieselbe Wärmemenge wie vorher, nämlich 3.7 Calorien in der Stunde, nöthig war, um die Temperatur- differenz von 0°63 dauernd aufrecht zu erhalten. Die geringere Tem- peraturdifferenz erklärt sich dadurch, dass durch die Bleikapsel die Wärme gleich auf eine grössere Oberfläche vertheilt und damit besser weggeleitet wird als im ersten Fall. Wir schliessen also daraus, dass die kinetische Energie der vom Radium abgeschleuderten positiv und negativ geladenen Theilchen, so- weit sie durch den Bleimantel aufgehalten werden, nur einen geringen Bruchtheil von der im Radium entwickelten Wärmemenge beträgt. Nach der beträchtlichen Absorption, die alle Wirkungen des Radiums durch Bleischichten erfahren, ist anzunehmen, dass bei weitem der grösste Theil der abgeschleuderten Theilchen in unserer Bleikapsel aufgefangen wurde. Die Genauigkeit der Beobachtung lässt zwar manches zu wün- schen übrig; wir glauben aber doch sagen zu können, dass die kine- tische Energie der abgeschleuderten Theilchen weniger als 5 Procent der Wärmeenergie beträgt. Um genauern Aufschluss zu erhalten, müsste man die Beobachtungen mit dem Eiscalorimeter wiederholen, was aber in dieser Jahreszeit unthunlich ist. Die Wärme muss bei unserer Versuchsanordnung zum grössten Theil durch Strahlung an die Wand des Drwar’schen Gefässes gehen und im Glase längs der Wände, sowie längs des Thermometers ab- geleitet werden. Wenn wir das Thermometer herausnahmen und einen Tag lang das Radium sich selbst überliessen, so ergab sich beim Hin- einstecken des Thermometers eine Temperaturdifferenz von etwa 173: C. Ruxee u. J. Precar: Über die Wärmeabgabe des Radiums. 185 Die Energie der in der Stunde von 1° Radium abgeschleuderten Theilchen halten wir also für geringer als 5.3 Calorien, d. i. 2.2. 10° Erg. Wenn nun die Geschwindigkeit der fortgeschleuderten Theilchen grösser ist als v cm/sec., so könnte ihre Gesammtmasse M nach der Formel für die kinetische Energie nicht grösser sein als 4.4 10° er, Setzen wir z.B. v gleich dem zehnten Theil der Lichtgeschwindigkeit, so wäre M < 5-10°”"® und auf das Jahr berechnet 24-365-M < 4-4. 10“. Das Gramm Radium würde demnach durch alle die Theilehen, die mit mehr als ein Zehntel der Lichtgeschwindigkeit abgeschleudert werden, in tausend Jahren noch nicht einen Massenverlust von +"* erleiden. Unter der Hypothese, dass die Wärmeentwickelung proportional dem Gehalt an reinem Radium und unabhängig von dem andern Ele- mente des Salzes ist, liesse sich die Wärmemessung zu einer guten » Atomgewichtsbestimmung verwenden. Denn ist W die von einer ge- wissen Gewichtsmenge von Chlorradium in der Zeiteinheit abgegebene Wärmemenge, so ist die Wärmemenge auf dieselbe Menge reinen Ra- diums berechnet gleich Ra+2(Cl W. Ba ; Wenn nun W’ die Wärmemenge ist, die von der gleichen Menge Brom- radium in der Zeiteinheit entwickelt wird, so ist Ra+2Cl ‚ Ra+ 2Br Br—Cl W Mithin dRa = — ut de = — 1200 dı (etwa). a) Im Eiscalorimeter wird sich das Verhältnis x = jy, Yoraussicht- lich mit einer Genauigkeit von 2 auf 1000 bestimmen lassen. Das gibt für x, da sein Werth ungefähr gleich 1.3 ist, einen möglichen Fehler von 0.0025 und damit für das Atomgewicht einen ze von etwa 3 Einheiten. S Um zu verstehen, wie es möglich ist, dass eine Substanz - ernd so grosse Energiemengen entwickeln kann, muss man sich die Gesetze der Elektrolyse vergegenwärtigen, und sich vorstellen, mit wie grossen Kräften die elektrisch ‚geladenen Atome und Elektronen sich 786 Gesammtsitzung vom 23. Juli 1903. anziehen und abstossen, und wie ungeheuer gross die Energiemengen sind, die bei einer Umlagerung der kleinsten Theilchen frei werden können. Hrımmortz! erwähnt das Beispiel, dass die positiven und nega- tiven Elektrieitätsmengen, die in einem Milligramm Wasser stecken, auf 1000” Entfernung sich noch mit einer Kraft gleich dem Gewicht von ıo’kg anziehen. Wenn wir diess von Heınnorrz gegebene Beispiel weiter verfolgen und die Energiemenge berechnen, die frei wird, wenn sich die beiden Elektrieitätsmengen aus einer Entfernung von einem Millimeter auf eine Entfernung von einem halben Millimeter einander nähern, so finden wir 10'* Kilogrammmeter. Damit würde ein Energie- vorrath hervorgebracht, der mehr als 2.10" Jahre ausreichen würde, wenn das Milligramm die Energie ebenso schnell auszugeben ge- dächte, wie ein Milligramm Radium. ı Hermworrz, Zur Thermodynamik chemischer Vorgänge. Wissenschaftliche Abhandlungen Bd. 3, S. 97- Ausgegeben am 18. August. a re u m Pl ln nen nn E12 Hit ah Sri Se ln le a Lan u rn anne LT na alt aa a la ua nn nn SITZUNGSBERICHTE 1908. AXXI DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 30. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Dieıs. 1. Hr. Vanzen las über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. Der Vortrag bezweckt entgegen neuerlich laut gewordenen Annahmen den Be- weis zu erbringen, dass die von Plato in den Phaedrus aufgenommene Rede des Lysias wirklich von diesem herrührt, indem insbesondere dargethan wird, dass Plato’s Verfahren im Protagoras und Symposium keinen Schluss gestattet auf die durchaus ver- schiedene Anlage des Phaedrus, ferner dass die Stilart dieser Rede bis in das Kleinste mit den sonst erhaltenen Reden des Lysias in Übereinstimmung ist, wie es nur bei einem Original desselben Verfassers begreiflich wird, drittens dass der Gebrauch, den Plato von der eingelegten Rede macht, namentlich die zwiefache Kritik, der sie unterzogen wird und die bis auf den Wortlaut geht, den Gedanken an Parodie oder an cari- kirende Nachahmung ausschliesst. 2. Hr. Momnsex legte eine kürzlich in Baalbek gefundene und ron dem Regierungsbaumeister Hrn. Bruno Scamiprt einge- sandte lateinische Inschrift vor, welche für die römischen Kriege der flavischen Kaiserzeit in Mauretanien und Dacien von Wichtig- keit ist. 3. Hr. Hırsack überreichte einen Bericht des Prof. D. Freiherrn von Sopex in Berlin über die in der Kubbet in Damaskus gefun- denen Handschriftenfragmente. 4. Derselbe referirte über Forschungen auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen Litteratur. Dem Referat liegt der Bericht des Prof. Marr (St. Petersburg) über seine For- schungen auf dem Sinai und in Jerusalem in Bezug auf armenische und een Handschriften zu Grunde; er enthält auch eine ee der BEER der grusi- nischen Litteratur. 788 Sitzung der philosophisch historischen Classe vom 30. Juli 1903. Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. Von J. VAHLEN. D:. Ansichten der Philologen sind wie die Moden: sie wechseln. Dies zeigt sich als an einem einleuchtenden Beispiel an der Frage über den Ursprung der von Plato in den Phaedrus aufgenommenen Rede des Lysias. Die Alten, insbesondere der kenntnissreiche Lob- redner des Lysias, Dionys von Halikarnass, glaubten dem Plato und sahen in dem bekannten Redner den Verfasser der Rede, dem Plato sie entlehnt habe; und obwohl in der Mitte des achtzehnten Jahr- hunderts ein Gelehrter, um dieser Annahme zu entgehen, sogar für eine Spaltung der Personen mit Namen Lysias plädirt hatte, beharrten die Gelehrten, die um den Anfang des neunzehnten Jahrhunderts das Studium des Plato in Deutschland inaugurirt und fundamentirt hatten, Heindorf und Schleiermacher, bei der aus dem Alterthum überkom- menen Ansicht, für die Plato selbst ein so gewichtiges Zeugniss in die Wagschale legte. Aber seit Fr. Ast in seiner 1810 erschienenen Ausgabe des Phaedrus (S. 236) sich dahin ausgesprochen, dass Plato selbst diese Rede nur soweit thunlich im Geist und in der Sprache des Lysias componirt und um Lysias und seinen Bewunderer Phae- drus zum Besten zu haben die Fehler Lysianischer Beredsamkeit in’s ' Ungemessene gesteigert habe, ist des Schwankens kein Ende. Das Nächste war, dass Ed. Hänisch auf Anregung der philoso- phischen Faeultät in Breslau in einer 1826 geschriebenen Erörterung, der ‚auch ein berichtigter und commentirter Neudruck des aöroc angehängt ist, den Gegenbeweis antrat und zum ersten Mal in eine wirkliche Entwicklung von Gründen sich einliess, die bei aller Unreife des Ur- theils und der Darstellung doch so viel Thatsächliches über Stil und Sprache des Lysias und so viel Richtiges über Plato’s Absichten in diesem Dialog zu Tage brachte, dass nieht zu verwundern war, wenn angesehene Gelehrte, wie L. Spengel, sich ihm anschlossen und seinen Beweis zu bekräftigen suchten. Aber als C. F. Hermann in einer wortreichen aber wenig beweiskräftigen Beurtheilung von Hänisch’ Schrift 1828 (neugedruckt 1849) sich für Plato und gegen Lysias aus- ‚gesprochen, geschah es, dass die Köpfe der Philologen sich wieder } Vanten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 189 dieser Autorität zuwendeten (erreneycen eic EKeinon H Boyak TrAnın) und Gelehrte wie Steinhart und Susemihl, die in diesem Hermann den Propheten der Platonischen Frage verehrten, auch in dieser Frage seinen Spuren folgten. Wieder zurück zur alten Annahme, dass Lysias, wie Plato sagt, der Verfasser sei, suchte die Meinungen der Philologen L. Schmidt zu ziehen in einem auf der Philologenversammlung zu Wien 1858 ge- haltenen Vortrag, der in besonnener Erörterung der verschiedenen Seiten der Frage Wahrscheinliches und Unwahrscheinliches mit Ge- schick gegen einander abwog. Damals nahm ich Anlass, meiner schon feststehenden Überzeugung in einer zustimmenden Erklärung Ausdruck zu geben, indem ich auf einige von Schmidt übergangene Momente hinwies, die mir damals wie heute für die Entscheidung der Frage von Wichtigkeit schienen: eine Notiz davon ist in die Verhandlungen übergegangen, und seitdem habe ich in oft wiederholten Vorlesungen über den Phaedrus meiner Ansicht und den Beweisen dafür immer festere Gestalt zu geben versucht. Schmidt’s Darlegungen hatten Erfolg, obwohl sie genau betrach- tet nur einen Beweisgrund enthielten und auch den nicht einmal scharf oder richtig gefasst. Bonitz erklärte, die Controverse sei durch ihn entschieden, und andre schlossen sich an, so dass man glauben konnte, man wolle sich nunmehr bei dieser Auffassung beruhigen. Neuestens jedoch hat es den Anschein, als ob der Kranke, nach- dem er lange Zeit auf der Rechten gelegen, Lust verspüre, sich wieder auf die Linke zu legen. Hr. Ed. Norden hat in einer feinen und belehrenden Analyse der Stilart des Minucius Felix (1897) beiläufig (S. 27) die Meinung geäussert, dass der Grund hätte sich vor dem Zorn der Manen des Plato zu fürchten, der die im Phae- drus unter Lysias’ Namen vorgelesene Rede für ein Werk des Lysias und nicht für ein Erzeugniss der nachahmenden oder carikirenden Kunst des Plato hielte, der hier nicht anders als im Symposium und Protagoras verfahren sei. Und er hat bereits Zustimmung ge- funden bei Hrn. Thiele, der im Hermes Bd. 36 (1901) S. 268 mit ausdrücklichem Hinweis auf Norden’s Äusserung so sich vernehmen lässt: "Es ist mir seit meiner ersten Leetüre dieses Musters einer »Pa- rodie« immer unbegreiflich gewesen, wie man diesen aöroc für authen- tisch halten kann. Dann ist der Prometheusmythus auch echt und die Agathonrede u. s.w.. Auf eine Beweisführung haben beide Gelehrte sich nicht eingelassen, sondern begnügen sich ihrer Überzeugung Aus- druck zu geben, legen aber augenscheinlich beide Nachdruck darauf, dass es mit der Lysias’ Namen tragenden Rede keine andre Bewandt- niss haben könne als mit den Reden, die in den beiden genannten 790 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. Gesprächen Plato’s gehalten werden. OYToı ÄröBAHTon Erroc EINAI Adi, 8 Än eirwcı Cool, ÄnnA CKorein mA TI nerovcın, sagt Sokrates im Phae- drus. So wollen wir BERN: wie es mit dieser Vergleichung be- stellt ist. In dem Dialog Protagoras wird das Gespräch, das Sokrates mit dem Sophisten geführt, von Sokrates selbst, Tags nachdem es gehal- ten, auf gegebenen Anlass einem oder mehren nicht näher charak- terisirten &raipoı erzählt. Er beginnt damit, dass der junge Hippokra- tes, Apollodoros’ Sohn, ihm die Nachrieht gebracht habe, Protagoras aus Abdera sei in Athen angekommen und in Kallias’ Haus abgestie- gen. Begierig dem Protagoras sich anzuschliessen um von ihm zu lernen, habe er den Sokrates gebeten, für ihn in diesem Sinne bei Pro- tagoras ein Wort einzulegen. Da es noch früh am Morgen war, er- zählt Sokrates weiter, habe er mit dem jungen Mann ein Gespräch an- geknüpft, um inn über das Gefährliche seiner Absicht und über das Wesen des Sophisten aufzuklären. Als es dann ’Zeit geworden, hätten sie beide sich aufgemacht zu Kallias’ Haus, um mit Protagoras über die bewusste Angelegenheit zu reden und je nach Umständen auch mit den andern Sophisten, die dort, wie Sokrates wusste, anwesend waren, die Sache zu berathen. Sokrates, der dem Freunde ein an- schauliches Bild entwirft von den Sophisten, die gegenwärtig Kallias’ Haus beherbergte, Protagoras vor Allem, dann auch Prodieus und Hip- pias, deren jeder an seinem Ort und in der Umgebung seiner Schüler und Anhänger gezeichnet wird, Sokrates, sage ich, habe dann im ge- gebenen Moment die Gelegenheit ergriffen, dem Protagoras das Anlie- gen des Hippokrates vorzutragen und ihn veranlasst sich darüber aus- zusprechen, was für Gewinn Hippokrates aus seinem Unterricht ziehen würde. Protagoras, bereit sich auszusprechen, habe, nachdem auch die beiden andern Sophisten mit ihrer Umgebung herbeigezogen und ein Kreis von Zuhörern gebildet worden, seine Ansicht entwickelt, dass es die politische Kunst sei, die man bei ihm lerne, d.h. die Fähigkeit, über die Angelegenheiten des Staates zu handeln und zu reden. Dem entgegen habe Sokrates als seine bisherige Ansicht ausgesprochen, dass (las nicht lehrbar sei, was Protagoras lehren zu wollen ankündige, aus zwei Gründen: in der Athenischen Volksversammlung wolle man bei | technischen Fragen nur Leute hören, die diese Kunst gelernt hätten, wohingegen in Fragen der Staatsverwaltung es jedem gestattet sei, seine Meinung zu sagen und seinen Rath zu ertheilen, weil man eben glaube, dass das nieht gelernt werden könne; und zweitens, dass Staats- männer, wie Perikles, die selbst die staatsmännische Kunst besässen, doch nicht im Stande gewesen seien, diese Kunst andern, insbeson- dere ihren Söhnen und Verwandten, durch Lehre beizubringen. Vanten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. TOR - Damit sind die Fragen gestellt, über welche Protagoras, wie So- krates erzählt, sich ausgesprochen habe, zuerst in einem mYeoc von Prometheus und Epimetheus, der darauf hinausläuft, dass alle Men- schen einen Antheil haben an der aict und Alaoc und damit an der rronıtik4 TexNH, sodann in einer Erörterung (aöroc), die zeigen sollte, dass die Menschen allerdings den Glauben hätten, die ärer# könne den Menschen durch Lehre und Strafe beigebracht werden, und ferner er- klären wollte, wie es komme, dass die, welche im Besitz der ÄPETH rroaıtıc4 seien, doch diese Kunst auf ihre Söhne zu übertragen nicht verständen. Mit diesem m?eoc, den Protagoras als der so viel ältere den Jün- gern wie ein Märchen den Kindern erzählen wollte, und diesem aöroc, welches beides charakteristisches Merkmal des Lehrvortrags des So- phisten ist, war Protagoras, wie er wiederholt bekennt, überzeugt, alle Fragen und Bedenken des Sokrates über die Lehrbarkeit der po- litischen Arer# erledigt zu haben. Und Niemand kann verkennen, dass beides, mfeoc wie nöroc, rein als das Ergebniss des von Sokrates ge- habten und von ihm referirten Gespräches sich darstellt, und dass beides, wie durch Sokrates aufgeworfene Fragen veranlasst, so auch einzig die Beantwortung dieser zum Zwecke hat. Zwar nimmt So- krates in der weitern Unterredung wiederholt Bezug auf das von Protagoras in dem m?eoc oder in dem nöroc geäusserte; aber keine Spur deutet dahin, dass dieser mfeoc (um mich auf ihn zu beschrän- ken, da er auch allein zum Vergleich angezogen ist) ein auch sonst vorhandener und von Protagoras bei verschiedenen Gelegenheiten aus dem Kopf oder vom Papier vorgetragener sei. Wenn Hippias (p. 95, ı2 Schz.) sagt, er habe über den Sinn des Simonideischen Gedichtes einen schönen Vortrag, den er vorbringen wolle (£maeizw), wenn es beliebt werde, was aber nicht beliebt wird, so gewinnen wir daraus doch kein Recht, dies ebenso ohne jeglichen Anhalt auf Protagoras’ Rede anzuwenden. Und seltsam wäre es zu denken, dass Sokrates, der das ganze Gespräch erzählt, auch den von Protagoras vorgetra- genen mPeoc, wenn derselbe auch anderweitig litterarisch vorhanden war, vollständig dem Wortlaut nach mitgetheilt hätte. Wir halten fest, der Protagoras ist ein erzähltes Gespräch, das schon darum den Anspruch auf accuraten Wortlaut des Vorgetragenen ausschliesst, und Plato hat absolut nichts dazu gethan, die Gedanken seiner Leser dahin zu lenken, dass das, was Protagoras vorgetragen, von diesem geschrieben und nicht von ihm selbst nach Maassgabe des Gesprächs frei erfunden sei. ah ee "Das Symposion, das eine Reihenfolge gehaltener Reden enthält, ist ein doppelt indircetes Gespräch. Aristodemus, ein 'Theilnehmer 792 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. am Gelag, hat davon sowohl andern erzählt als insbesondere dem Apollodor von Phaleron; dieser aber, der wie jener ein eifriger An- hänger des Sokrates ist und über einzelnes bei diesem schon weit zurück- liegenden Gastmahl von Sokrates selbst sich Auskunft erbeten, lässt sich bereit finden, wie er schon andern gethan hat, einigen nicht näher bezeichneten Freunden den Verlauf des Gastmahls zu erzählen. Er erzählt aber so, dass er den Aristodemus sprechen lässt, der zwar mitunter zu verschwinden scheint, aber doch immer wieder als der Sprecher zum Vorschein kommt, so dass die Abhängigkeit des Ganzen nie ganz dem Bewusstsein verloren geht. Zeigt sich schon hierin, dass wortgetreue Wiedergabe insbesondere der Reden nicht beabsichtigt ist, so wird dies auch wiederholt durch ausdrückliche Äusserungen bestätigt (p. 9, I1. p. 12, 17 Schz.). Es wollen sich aber die Gäste, die Tags zuvor bei der Feier von Agathon’s Tragödiensieg tüchtig getrunken haben, heute nicht mit Trinken, sondern mit Gesprächen die Zeit vertreiben (ganz wie im Protagoras p- 95, 24 Schz. empfohlen wird). Dazu macht Eryximachus, der Arzt, den Vorschlag, der zugleich die Weise der Unterhaltung angiebt: um Phaedrus’ Wunsch zu erfüllen, der schon immer eine Lobrede auf den Eros vermisst habe, solle ein jeder von ihnen nach der Reihe rechts herum eine Rede zum Lobe des Eros halten und Phaedrus, der Vater des Gedankens, den Anfang machen. Aristodemus hat nicht die Reden von allen behalten, er berichtet aber zunächst über fünf derselben, von Phaedrus, Pausanias, Eryximachus, Aristophanes und Agathon. Der Plan ist aus der Gelegenheit erwachsen und Phaedrus’ Anstoss hat nur die Wahl des Stoffes bestimmt. Wenn man nun betrachtet, wie diese Reden die eine an die andre anknüpft, die eine auf die andre Bezug nimmt, unter Scherz und Spott von einer zur andern fortgeschritten wird, eine ausdrücklich als eine Stegreifrede bezeichnet wird (p. 19, 21 Schz.), einer begehrt, dass sein Nachfolger ergänze was er übergangen habe (p. 24, 4), oder der Besorgniss Ausdruck gegeben wird, ob wohl die letzten nach so viel Vorgängern noch etwas zu reden finden werden (p. 30, 30), wer dies und andres in diesen Reden beachtet, wird den Gedanken nicht bei sich aufkommen lassen, dass auch nur eine unter ihnen dem angehöre, der sie vorträgt, und nicht vielmehr alle nach Plato’s über- legenem und alle Einzelbeziehungen zusammenfassendem Plane geformt und geordnet worden, und einräumen, dass die des Agathon darum nicht anders beurtheilt werden könne, weil sie in eine Häufung Gorgia- nischer Figuren ausläuft, die Sokrates’ Spott vom Gorgohaupt erzeugt, zu geschweigen von Sokrates’ Rede, der keine Lobrede auf den Eros hält, sondern sein Gespräch mit der Priesterin Diotima von Mantinea, EL B 2 8 E : F E Vauten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 193 die ihn die erotische Kunst gelehrt, so wie es gehalten worden repro- dueirt, oder von Aleibiades, der kommt um Agathon zu bekränzen, aber unverhofft auf Sokrates gestossen, diesen durch eine Lobrede zu feiern gedrängt wird: alles von Anfang bis zu Ende vom schöpferischen Geiste Plato’s empfangen und durchgeführt. Schlagen wir nun den Phaedrus auf, so zeigt sich auf den ersten Blick, dass alles, alles anders ist. Dies Gespräch ist kein, erzähltes, sondern ein dramatisches, "das unter unsern Augen zwischen Phae- drus und Sokrates, den einzigen Trägern desselben, geführt wird. Sokrates begegnet dem Phaedrus in dem Augenblick als dieser von Lysias kommend und noch voll von dem Rausche, den eine Rede erotischen Inhalts, die ihm jener vorgelesen, in ihm erzeugt hat, einen Spaziergang vor die Stadt zu machen im Begriff ist. Sokrates ist be- gierig die Rede zu hören, zumal er bereits den Gegenstand und die besondere Richtung derselben vernommen hat, und wäre bereit den Phaedrus, soweit er nur gehen wollte, zu begleiten. Dieser depre- eirt, dass er, ein Laie, die Rede, die Lysias, einer der grössten Mei- ster der Rede, in Musse ausgearbeitet hat, so aus dem Kopf hersagen könne, wie Sokrates meine. Aber Sokrates durchschaut die Praetexte des Phaedrus und weiss ihn aus sich selbst herauszulocken, der sich denn auch bequemt zwar nicht jedes Wort der Rede, aber die Be- weisführung über das schon bezeichnete Thema in den Hauptpunkten der Reihe nach vorzutragen — als Sokrates’ Scharfblick entdeckt, dass Phaedrus das Manuseript der Rede selbst mit sich führt, und er nun nicht mehr geneigt ist, da auch Lysias zugegen, d. h. der Wortlaut seiner Rede zur Stelle ist, sich mit Phaedrus’ Vortrag aus dem Kopf zu begnügen. So einigen sie sich ein schattiges Plätzchen am Ufer des Ilissus aufzusuchen, wo sie sich bequem niederlassen können, der eine, um zu lesen, der andre, um zu hören. Nachdem die Vorlesung beendigt ist, setzt sich das Gespräch un- mittelbar an dieser Rede des Lysias fort, die den Anstoss giebt zu der weitern Unterredung und sie gleichsam aus sich als der Wurzel des Ganzen hervorwachsen lässt; und da noch zwei Stegreifreden von Sokrates gehalten werden, wird diese Rede stetig als die des Lysias, als die von Phaedrus mitgebrachte (p. 21, 27) oder die aus dem Buch gelesene (p. 22, 34) bezeichnet und in manchfaltigen Wendungen durch das ganze Gespräch hin der Gedanke wach erhalten, dass diese Rede als ein fremder, von aussen herzugekommener Gen wie gs ® Gährstoff im Sauerteig, zu betrachten sei. Bei so durchschlagender Verschiedenheit in Anlage und Aus- führung der in Vergleich gestellten Gespräche soll uns Niemand mit der Schlussfolgerung schrecken, dass wenn der gelesene nöroc im Phae- 794 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 30. Juli 1903. drus dem Lysias gehöre, es dann mit den Reden im Protagoras und im Symposium nicht anders sein könne, oder umgekehrt wenn die in diesen den Sprechenden in den Mund gelegten Reden Platonische Erfindungen sind, dies ebenso bei Lysias’ Rede im Phaedrus der Fall sein müsse. Nur wenn einer den Beweis führen wird, dass die des Lysias’ Namen tragende Rede nach der Darstellung des Phaedrus selbst nicht könne von dem Redner sein, soll er mit Sokrates zu reden die nıcHtärıa davon tragen. Wir aber wollen den entgegengesetzten Beweis zu führen versuchen, dass der Plan des Phaedrus nicht bestehen kann mit der Annahme, der röroc des Lysias sei eine »Parodie« oder eine Carieatur von Plato's Hand. Denn wenn Hr. Norden mit den Manen des Plato droht, so könnte wohl, wer Arpoıköteron TOoY AEONToc ant- worten wollte, entgegnen, dass wenn Plato plötzlich auftauchte, er über die Philologen sich wundern würde, dass sie über eine so offen- kundige Frage sich noch nicht einigen können, und nicht eben gross von ihrer Einsicht denken, im übrigen aber wir es doch halten müssten, wie Sokrates sagt, dass Protagoras wenn er plötzlich aus der Unterwelt aufduckte bis an den Hals ihn und seinen Mitunterredner tüchtig aus- schelten und sich davon machen würde, sie sich dann aber doch nur mit sich selbst behelfen müssten und eben sagen was ihnen richtig schiene. Doch bevor ich der Anlage des Phaedrus näher trete, muss ich noch einen Dialog kurz berühren, in welchem das Gespräch aus einem Buche vorgelesen wird. Von den Unterredungen, die Sokrates mit dem jungen talentvollen aber früh gestorbenen Theaetetus gepflogen, hat dieser dem Euklides, so oft er von Megara nach Athen kam, Mitthei- lung gemacht, und Euklides, der sich zunächst Aufzeichnungen für sein Gedächtniss gemacht und gelegentlich bei Sokrates über einzelnes weiter nachgefragt hatte (ganz wie Apollodorus beim Symposium), dann in Musse das ganze Gespräch niedergeschrieben, nur so, dass er nicht die er- zählende Form, in der er es von Sokrates gehört, beibehalten, son- dern alles in die direete Art des Dialogs umgeschmolzen habe. Man sieht auch hier wie wenig der Gedanke an getreue Erhaltung des Ge- sprochenen zu gelten hat. Diese Aufzeichnungen nun wünscht Euklides seinem Freunde Terpsion mitzutheilen und lässt sie von seinem Sclaven aus dem Buche vorlesen. Nachdem die Vorlesung zu Ende, ist auch der Dialog zu Ende und die Unterredung kommt nicht auf das Vor- gelesene zurück. : Diese Vorlesung hat, wie jeder sieht, mit der im Phaedrus keine Verwandtschaft; vielmehr leuchtet von selbst ein, dass für das Ge- spräch es keinen Unterschied macht, um von Sokrates’ Originalmitthei- Jungen nicht zu reden, ob Euklides das von Sokrates empfangene jetzt Vauten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 195 mündlich aus dem Gedächtniss seinem Landsmann mittheilt oder das von ihm aufgezeichnete vorliest oder vorlesen lässt. Im Protagoras war es, sahen wir, Sokrates selbst, der sein mit Protagoras gehabtes Gespräch einem dritten erzählt, im Symposium ist es ein Theilnehmer am Mahle, der es einem andern erzählt, von dem es wieder andre er- fuhren. Immer ist es die Vermittelung durch einen andern Mund, deren sich Plato’s Composition bedient. Von alle dem ist die Anlage des Phae- drus himmelweit verschieden. Und blicken wir zurück auf die Art, wie hier das Gespräch eingeleitet wird, so ist wahrlich nicht zu ver- wundern, dass manche dem Plato auf's Wort geglaubt haben, er habe hier ein vorhandenes und von ihm vorgefundenes Schriftstück des Ly- dias zum Gegenstand und Ausgangspunkt seiner Unterredung genommen. Zu sagen, dass das nicht glaubhaft sei, weil Plato dergleichen sonst nicht thue, ist ein lächerlicher Einwand (selbst wenn es ganz richtig wäre), ganz so lächerlich wie wenn kritische Philologen, die über einen singulären Dichterausdruck stolpern, nichts für wahr halten wollen, was nicht wenigstens zweimal in der Litteratur nachgewiesen sei. Ein Zug in der Anlage eines Kunstwerks, wie die hier in Frage stehenden, wird dadurch nicht glaubhafter, dass er noch ein- zweimal anderswo auf- gewiesen wird, sondern nur dadurch, dass er sich an seiner Stelle in seiner Angemessenheit bewährt. Oder wollte man sagen, ein Platoni- scher Dialog sei wie ein Drama und zu dramatischem Zwecke habe Plato im Phaedrus die Vorlesung eines fremden Schriftstückes gebraucht und diese daher wie alles andre erfunden, so müsste man zwar be- kennen, dass er mit dieser Erfindung seinem Gespräch einen überaus zierlichen und lebendig sich entwickelnden Eingang verliehen habe, aber rein dramatischen Zweck dieser Vorlesung wird nicht glaublich finden, wer 'auf den Gebrauch sieht, der von «dem verlesenen Schrift- stück gemacht wird. Aber selbst Erfindung angenommen, hätte man guten Grund sich zu wundern, dass mit solcher Geflissenheit consta- tirt wird, dass das wirklieli der Lysias sei, dessen Manuseript ver- lesen wird. Wenn in einem Drama ein Testament oder ein fürstliches Handschreiben verlesen wird, so ist es selbstverständlich, dass dies mit zur dramatischen Erfindung gehört, aber der Dichter wird sich auch nicht angelegen sein lassen, zu versichern, dass das Vorgelesene authentisch und nieht von ihm erfunden sei. _ Doch dies Geplänkel soll mir nur zur Vorbereitung dienen auf die Hauptsache: denn ein festes Urtheil ist nicht zu gewinnen ohne Art und Qualität der vorgelesenen Rede des Lysias an sich und in ihrem Verhältniss zu seiner sonstigen Schriftstellerei, und ohne die Anwen- dung, die Plato von dem Vorgelesenen macht, ‚einer Bssadg Prüfung zu unterziehen. 796 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. Der Standpunkt der Platonischen Erzählung liegt vor der Kata- strophe des Lysias, dessen Bruder Polemarchos noch am Leben ist; er selbst lebt im Piraeus (vielleicht noch im Hause seines Vaters Kepha- los) in guten Verhältnissen und mit schriftstellerischen Arbeiten be- schäftigt, kommt aber zuweilen in die Stadt (Acty), wo er ein be- stimmtes, von Plato namhaft gemachtes Absteigequartier hat. Hierin ist kein unhistorischer Zug, braucht es wenigstens nieht zu sein. Auf diese Weise nun fand der junge lernbegierige Phaedrus Gelegenheit, er mit andern seines Alters, eine neue Rede des Lysias aus dessen eigenem Munde zu hören. Die Rede aber war, wie Phaedrus sich ausdrückt, oY« ola” Öntına TPörron &rwriköc, d.h. es ist ein päderasti- sches Schriftstück; und durch Zeugniss steht fest, dass Lysias in seiner frühern Periode ausser andern Kleinigkeiten auch &rurikovc verfasst hat, darunter mente rıpöc meıpAKıa, zu denen also unser aöroc, der gleichfalls an einen rrmic oder ein meırAkıon sich wendet, zu rechnen sein wird; ja da derselbe im Eingang vorangegangenes voraussetzt und am Schluss auf eine Fortsetzung hindeutet, könnte man denken, dass er mit An- fang und Ende in einer Reihe gleichartiger aöroı eingefügt gewesen sei, doch ist es nieht nothwendig und nicht wahrscheinlich, da Plato den aöroc als einen selbständigen und rundgeschlossenen zu betrachten scheint. Es ist aber ein nöroc Erwriköc, wie Phaedrus sagt, von ganz eigener Art. Denn Lysias lässt den Sprecher der Rede einen schönen Knaben angehen (reıpän), sich ihm hinzugeben, aber nicht, weil er in ihn verliebt sei, sondern im Gegentheil, indem er ihn versichert, nicht sein Liebhaber zu sein und ihm die Gründe entwickelt, die den Kna- ben bestimmen sollen, diesem Nichtverliebten lieber als einem Verlieb- ten zu Willen zu sein. Wie ein geschickter Anwalt wohl auch einmal die schlechtere oder verlorene Sache zum Vertheidigen vorzieht, so ver- sucht Lysias, was Phaedrus’ Entzücken, Sokrates’ Spott erregt, statt, was das natürliche war, einen leidenschaftlich Verliebten sich um die Gunst des schönen Knaben bewerben zu lassen, dem scheinbar ungün- stigen Fall, dass ein Nichtverliebter sich um die gleiche Gunst bewirbt, den Vorzug anzueignen. Lysias lässt aber seinen Sprecher zu diesem Zweck das Verhältniss in das Auge fassen, das dem Knaben bevor- steht, wenn er einem Verliebten oder einem, der es nicht ist, sich hin- gegeben: der erstere, leidenschaftlich und unbesonnen, springt, wenn die Lust gestillt ist, rasch ab und wendet sieh zu andern, ist eifer- süchtig im Verkehr mit seinem Liebling, wird leicht verletzt, so dass kein dauerndes Verhältniss zu erwarten ist, prahlt auch mit seinen Erfolgen und wird dadurch nachtheilig für den Ruf, der andre hin- gegen geniesst still und besonnen, was ihm zu Theil geworden, und _ giebt die Gewähr für eine immerwährende Freundsehaft und einen lau Den a en u ein u a Vanten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 197 wohlwollenden und wohlthätigen Umgang, ohne üblen Ruf und sonsti- gen Nachtheil herbeizuführen. Die Argumente sind nicht zahlreich, aber eindringlich in 'der Form, und werden so abgehandelt, dass Vortheile und Nachtheile bei dem einen, bei dem andern in beständigen Gegensätzen und durch- geführten Antithesen gegen einander abgeschätzt werden, in einer Ord- nung, die nicht eben von innerer Nothwendigkeit eingegeben wird und die Rückkehr auf schon Gesagtes nicht ausschliesst. Der Eingang mit dem Hinweis auf vorangegangene Verständi- gung TIePl MEN TON EMÖN TIPATMÄTWN ETTICTACAI KAl WC NOMIIW CYMSEPEIN HMIN FENOMENWN TOYTWN AKkhKoac verbreitet nicht ohne Absicht ein ge- wisses Helldunkel über die Rede, das bald genug zerstiebt und einer mitunter drastischen Deutlichkeit Platz macht. Ausdrücke wie To10?- TON TIPÄTMA TIPOECEAI TOIAYTHN EXoNTI CYM®oPAN (P. 6, 26), oder rIPoeMmenoy ae coy Ä Trepi Treicroy rioiel (7, 22), oder Wendungen wie &reiaAn TÄc Errieymiac MAYCWNTAI (P. 6,6 und wieder 8, ı2 vgl. 9, 25): oder A FETENHMENHC Ä MEAAOYCHC EceceAl TÄc Errieymiac (P. 7,15 vgl.8, 20); dcoı TAc cAc Üpac ÄTIOAAYCONTAI und TIAYCAMEnHC TÄc ÜPac (P.9, IQ U.26) u.v.a., lassen keinen Zweifel was verstanden ist; und nichts grundloser als die Rede der Dunkelheit zu zeihen. Wer richtig versteht, wird ein- räumen, dass die Rede, so wie sie ist, dem Zweck vorzüglich sich anpasst, für den sie bestimmt ist, und wie im Gedankengehalte, so in der zierlichen Form, in der jeder Satz wie abgezirkelt ist, und in der fast schaukelnden Bewegung der in ununterbrochenen Gegen- sätzen sich entwickelnden Beweisführung wohl geeignet ist, den sinn- lichen Reiz zu stacheln und zugleich Abneigung gegen den Verliebten einzuflössen. Die Sprache ist von seltener Klarheit und Einfachheit, und nicht bemüht durch Abwechslung zu gefallen; ohne Bild und Metapher nur caoA und xYPpıa ÖnöMmATa, aber oft dieselben; die Sätze ohne be- sondere periodologische Kunst mehr parataktisch an einander gefügt, mitunter in langen antithetisch geordneten Reihen, und weit ent- fernt durch Manchfaltigkeit zu bestechen, vielmehr an einer nicht geringen Eintönigkeit leidend, überdies nur sparsam durch Verwen- dung Gorgianischer Figuren vom gewöhnlichen sich abhebend. Wenn man diese so beschaffene Rede an dem Nachlass Lysiani- scher Reden misst, muss man, bin ich der Meinung, das wahre cröma Avcioy, wie Dionysius sich ausdrückt, erkennen, und hat nicht nöthig zu befürchten, dass sie dem Ruhm des Lysias Abbruch thun könnte, während sie in Wahrheit nur zeigen kann, dass Lysias auch in seiner ersten Epoche mit Erzeugnissen dieser Art sich AReeRang bei seinen Zeitgenossen erworben hat. Sitzungsberiehte 1903. 4 798 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. Die überkommene Sammlung der Reden des Lysias ist zwar nur ein Bruchtheil der von ihm geschriebenen Reden und in denselben muss wohl auch noch die eine und andre Nummer als ihm nicht ge- hörig entfallen, ist aber dennoch umfangreich genug um ein sicheres Urtheil zu ermöglichen. Und diese Reden alle, so verschieden auch ihre Gegenstände und so verschieden die Art der Beredsamkeit ist, sind doch alle in dem Gang der Beweisführung, in den Satzformen und Satzverbindungen, in allem was Stil und Sprache anlangt, unter einander von wunderbarer Ähnlichkeit, und wer sich die Mühe nicht verdriessen lässt, diese Übereinstimmung bis in das kleine und ein- zelne zu verfolgen, wird darin zugleich das vollkommenste Gleichbild zu unserm Aöroc gewinnen, und erkennen, dass derselbe kaum eine Wendung, kaum eine Satzbildung enthält, für die nicht in jenen Reden ein Exempel vorhanden sei: insbesondere wer die eine und andere der kleinern Reden mit unserm auch nicht umfangreichen aöroc ver- gleichen wollte, würde nicht umhin können, zu gestehen, es sei hier und dort derselbe ductus. Hier hat Ed. Hänisch, trotz mancher Missverständnisse in der Erklärung des rnöroc, doch vieles nützlich beobachtet, leider so, dass seine Citate, die auf eine verschollene Tauchnitzausgabe des Lysias gehen, wo er nicht die Worte anführt, mir bei meinen Sammlungen nieht einmal zur Controlle dienen konnten. Alles aber, was sich mir auf dem wiederholten Gange durch die sämmtlichen Reden des Lysias mit unserer Rede vergleichbares ergeben hat, darzulegen, ist mir nicht thunlich erschienen, und ich muss mich auf Proben beschränken, wo- bei jedoch zu beachten ist, dass es über das wörtlich übereinstim- mende hinaus noch gar manches der Art nach vergleichbares giebt, das nicht minder als jenes beweiskräftig ist. Da der nöroc im Phae- drus noch nicht in eine Lysiasausgabe aufgenommen ist, kann ich ihn nur nach dem Phaedrus eitiren und wähle dazu Seiten und Zeilen der Ausgabe von M. Schanz 1882. Ich beginne meine Revision mit Lys. ım Arıonoria rıröc Cimwna, einer Verhandlung um ein meırAkion, das der eine sich zugelegt, der andre ihm zu entreissen versucht hat. Und wenn man nun liest (4) EAn Ymin ®AINWMAI TIAPÄ THN HAIKIAN THN EMAYTOY ÄNOHTÖTEPON TIPÖC TO MEIPÄAKION AIATEBEIC, AITOPMAI YMÄC MHAEN ME XEIPW NOMITEIN, EIAÖTAC OTI ETIeYMÄcaı MEN ÄTTACIN ÄNGPWTIOIC ENECTIN, OYTOC A BEATICTOC ÄN EIH KAl CW&PONECTA- TOC, ÖCTIC KOCMIWTATA TÄC CYM®OPÄC »EPEIN AYNATAI, und weiter (5) Hmeic erteevmHcaMmen PBeoaöToY TInATAiko? MeIPAKIOY Kal Er MEN €? TTOIÖN AYTÖN HEIOYN EINAI MOI #InON, OYTOC Ad YBPIIWN KAl TIAPANOMÖN WETO ÄNATKÄCEIN AYTON TIOIEIN TI BoYAoıTo (vgl. 31 u. 39), so zeigt sich die- selbe Sphäre, in welcher sich unser aöroc bewegt (vgl. auch Lys. VaAnten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 199 bei Dionys. Hal. Demosth. e. ıı p. 149fg. Usen.), in dem gleichfalls .. eY moıein und einon moiein die Momente sind, welche das &meymäcaı decken sollen: über &revmein s. oben $.797 und vgl. Lys. m 31 oc Er@ AIA THN ETTIOYMiAN HNATKAIÖMHN ÄNOHTÖTEPÖN TI TIOIEIN TON EIKÖTWN mit Phaedr. p. 8,20 AYToi xeipon aıA THN Erievmian rırnöckontec: über eY roıein aber und sınein vgl. um einiges herauszuheben über ersteres Phaedr. p. 6, 6. 9. 11; über einen und oınla Phaedr. p. 8,7.1ı u.a, cymeopA aber hat Lysias a. a.O. nicht anders verstanden als Phaedr. p- 6, 27 TOIOPToN TIPArMA TIPOECEAI TOIAYTHN EXxoNTI CYMooPÄn, An Kra. Sieht man aber ab von dem Gegenstand der Rede, der sie in dem ange- führten und noch in andrem unserm aAöroc so nahe bringt, so er- kennt man auch im übrigen dort wie hier dieselben dem Lysias be- liebten Wendungen und Satzverbindungen: Lys. m 25 «altoı nöc eiköc Ecrı TöTe men Ka. Phaedr. p. 6, 26 Kaltoı nöc eikdc Ecrı TOIOYTON TIPArMA TIPoEceAal. Dieselbe Satzform nur kaitoı von der Frage ° getrennt Lys. xıx 17 KalToı öctıc aYTöc TE ÄNEY XPHMÄTON ErHMe.., TTÖC OYK EIKÖC TIEPl ToYToY TIcTevein. Und der Vergleich gewinnt noch an Bedeutung, wenn man damit weiter zusammenstellt Lys. xxn 18 KAITOI TIÖC ÄN 0Y BAYMACTOöN Ein, wo unmittelbar vorhergeht (17) n#n Ae MÖC 0% AcınNA Än AözATE TIoIeln. Oder xxıv I2 kaltoı tröc oYK Äro- TON EcTIN Oder xXXVImM 2 Kaltoı TIÖC AYToic XPH CYrTNÜMHN Exein (vgl. auch xım 77 KAitoı T@c ÄN TENOITO ÄNEPWTIOC MIAPWTEPOC; XXIX 2 KAITOI moi xPpH TPATIECEA und XXVIT 3 KalToı TINA xPpH Eartiaa Exeın und xıv 26: xvun 8; xx 16), oder ohne «aAitoı, das in zahllosen Stellen der Satz- verbindung dient, xxxI, 3I rIöc A’ eiköc Ecrtı TOFTON .. . CYNTIMHEÄnNAI. Und endlich eixöc selbst, das Phaedr. p. 7, 6 ei Toinyn TÖN n6MoNn TON KABECTHKÖTA AEAOIKAC, MH. ., EIKÖC EcTi TOYc Men EPÖntAc Kra' und ibid. P- 8, 14 oYK &z Ön Än e? TrÄewcın TAPTA EIKÖC EAÄTTW TAN sInlan TIoIAcal ausser der Frage als regens des Satzes erscheint, gehört nieht minder zu den Lieblingen des Lysias, der z.B. xxv 16 schreibt xaitoı ei toic TÜN TETENHMENWN KAKON AITIOIC ÖPFIIecee, EIKÖC Kal TOYC MHAN HMAPTH- xötac KTA, Ähnlich xıv, 24, und, um zu zeigen, wie wenig er die * Diese Stelle führe ich in der Anm. vollständig an, um den Lysias mit Hülfe des Lysias zu berichtigen: es ist, meine ich, so zu schreiben eikdc &crı ToYc MEN A ANAWC AYTOIC TIETIÖNHTAL. Denn Agrein ist richtig und steht absolut, im Gegensatz von CIOTTÄN (vgl. 9, 23), während an das zweite #InOTIMOYMEnoYc EmaeiknvceAl das Object sich anschliesst: ähnlich in umgekehrter Folge Lys. xıv 35 Em TA ToY maTpöc rIONHPIA SI1AOTI- MEITAI, KAl AETEI ÖC OYTWC EKeinoc Mmera EAYNATo KTA. Ferner ErrapsAnaı Adrein Kai em- AEIKNYCeAI ist gesagt wie Lys. xvı 21 oYk Än EmareeiHn TIPÄTTEIN Kal aerein. Und AYTö d.i. dadurch (durch es), das hinter ErrapeAnaı leicht zu T® verschrieben ward, steht hier wie Phaedr. p. 10,6 BAÄBHN ÄTT” AYTOP MHAEMIAN, “ nr 74° 800 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 30. Juli 1903. Häufung scheut, xı 27 Kal MAN oYA& TOFTO EIKÖC AYT@ TIICTEYEIN .. . Ertel T0ı TÖ ÄTTON eiKköc ÄN TIPOCTAXEÄNAI . . . TINA TÄP EIKÖC ÄN HTTON TAYTA YTIHPETÄCAI . . . 28 AYTOYC A& TOYC TPIÄKONTA . .. TIÖC YMAc EIKÖC ÄTIO- AEXECBAI. Doch ich muss zurück zu Lysias m mröc Cimwna, und aus dem an eine Stelle dieser Rede angeknüpften mag man erkennen, wie unendlich schwierig es ist, nicht aus Mangel sondern wegen der Fülle des vergleichbaren alles zusammenzufassen, was sich unserm aöroc an die Seite stellen lässt. ım 28 Erw A& HroPmaı PAAION EINAI TNÖNAI öTı veyaetaı und noch einmal 35 Erı TOInYn Kal €Kk TÄC MAxHc TÄC re- NOMENHC PAAION FNÖNAI OTI veracetal. Dasselbe PAaıon rnönaı hat Phaedr. 6, 23 &rı a& el Alk ToFTo ÄzIon ToYc &PÖnTac TIepl TIOnNo? moleiceal, ÖTI TOYTOYC MÄHNICTÄ ACIN @InEIN N ÄN EPÜCIN Kai ETOIMoI elcın €EK TÜÖN AÖFTWN KAl EK TON EPrWN TOIC ÄnNOIC ÄTIEXBANÖMENOI TOIC EPw- MENOIC XAPIIECEAl, PAAION TNÜNAI, Ei ÄAHEH AETOYCIN, ÖTI ÖCWN KTA, welche Stelle, die auf mehren Punkten den wahren Lysias erkennen lässt, ich darum vollständiger angeführt habe, um zu bemerken, dass die Worte xai Eromoi eicn, auch echtes Lysianisches Gut (vgl. vıı 34; xu 9. 58; xım 8. 26. 52. 58; xxvıu 7), mit Unrecht dem Oxon. zu Liebe getilgt worden sind." Aber dieses PAaıon rnönaı — was kann einfacher sein als diese Redeweise — gewinnt Interesse für unsere Frage durch die Häufigkeit, mit der Lysias davon Gebrauch macht: denn ausser den beiden angeführten Stellen liest man xvı 7 «altoı mAcı PÄAAION TOFTO TNÜ@NAI; XVII 7 PAAION A& FNÖNAI EK TOP TIMA- MATOC; XIX 13 OTI TE 0Y XPHMÄTWN ENEKA ibid. 18 öTı monnoic Än MAnnoN ExPATo .. PAnIoN rNn@naı; ibid. 24 PAaıon .; ibid. 27 dTı men TOinYN PAAION TNÜ@NAI €K TON EIPHMENWN; ibid. 53 OTı men oYNn .. PAAION TNONAI; XXXI 20 TEKMAIPOMENOIC PAAIÖN EcTin YMin rn@naı. Und wollte man hin- zufügen verwandte Wendungen wie oYkoyYn xAnerön TN@NAI (XXV 10), ÜCT 0% xAnemön FNö@naı (XIV 37) oder PAAnIön Ecrı MAasein (XXIV II), PA- AION TOINYN EIAENAI (XXI I2), Paalwc rnWcecee (xıx II) und andre, B PAAION TNONAI €K TOY Blov; MEN OYN EK TON EIPHMENWN FNÜ@NAI, OTI möchte man um so mehr sehen, wie leicht Lysias’ Gedanken auf diese Ausdrucksweise fielen. Einen ähnlichen Dienst wie m thut uns Lys. vu Yrep T09 cHKoY, auch eine wie m nicht eben umfangreiche Rede: vu 6 ücre nüc Än ' Dass mit Einsetzung der fälschlich gestrichenen Worte die Correlation Kai EX TÖN AÖT@N KAI EK TON Epron sich ergiebt, enthält noch eine kleine — der Annahme: vgl.’ Lysias xıı 3 nomirw HMiNn Kai TIAPA BeÖNn KAl TIAP’ ÄNBPÜTIWN Ämel ÄN FIFNeceAI oder xvr II OIC MÄNICTA TIPOCÄHKON KAi Alk TENOC Kai Alk TINOFTON Kai AlA THN AAAHN ÄPETHN TIMAceaı. Für die Worte selbst s. xır 33 &k TON &prun xPh MAAAON H EK TÖN AÖFTON THN YÄSON #EePrEIN. BE ae Bl Sale 4, 2 Lau En u 2-än Vanten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 801 AlKAlOC .. Er® NYNi AIKHN Alaoinn. Phaedr. 6, 30 ücte rrüc An er ®PONHCANTEC TAYTA KAADC ExeiN HTÄCAINTO TIEP| ON OYTW AIAKEIMENOI BOYAON- Taı." Ebenso Lys. xım 87 öcte noc oYK en’ aYyToedupw cY Ei d ÄTIOKTEINAC. Verwandter Art ist in derselben Rede vır 28 ücrte TIic An ÄMETÖAMHcE, und II xaiToı TTÖc ÄN TIC ®ANEPWTerwc Ezenerzeie; Ss. das S.799 zu u 25 Kaitoı riöc eiköc Angeführte.e Und auch ohne ücte und kairoı ist die verwunderte Frage mit möc in dieser Rede wie sonst nicht selten: vı I6 möc a’ oYk Än An ÄenıwTAToc ÄNeroron (vgl. xxIv 23); ibid. 17 Erı Toinvn ei... trTÖc An ETönmHcA Kra; ibid. 18 ei Toinvn moc An olöc T’Än reicaı Kra; ibid. 28 rIoc A’ An, ei Mi TIÄNTWN KTA. Man kann auch schon hiernach abnehmen, wie wenig Lysias auf Ab- wechslung in der Gedankenform bedacht ist. Verwandt, aber doch noch verschieden, ist was in vı 37 steht WCTE TIOAY MÄAAON TOYTON TIAPANAMBÄNEIN EXPÄN A EM& TIAPAAOPNAI mpochken. Wozu genau passt Phaedr. p. 8, 24 Ücte monY MmAnnoN EnEEIN TOIc ErwmEnoic A IHROPN AYToYc TrpocAkeı. Nicht minder Lys. xxx 33 @CcTE TIOAY MÄAAON YMiN TIPOCHKEI TIMWPEICeAI Ä TOYTOIC BOHEEIN. Denen weiter sich anschliessen Lys. xvı 7 ücte monY ÄN AIKAIÖTEPON EKEINOIC ... TICTEYOITE; und xXXVIm IA ÜcTe TIOnY ÄN AIKAIÖTEPON YMAC aYToYc A ToYTovc Eneoite. Aus derselben Gedankenbewegung ist auch, was im &rwrixöc zweimal steht, Phaedr. p. 7, 3 öcte moAY traeion EAmic EN TOIc TIOnnoIc ÖNTA TYxein und p. 8, 7 ücte moAnY Taeion EATIIC Inlan AYTolc .. reneceai. Und das schlussfolgernde ücte, wie Phaedr. p. 6, 17 und p. 7,14; 8, ı1, ist ein auch sonst dem Lysias beliebtes Mittel der Satzbildung; und nicht minder häufig bei ihm auch das steigernde rIoaY mAnnon, AnnA TIOAY MAANON (XIV 45. 475 XVIu 23. 27; XXI 23. 24), was im einzelnen nachzuweisen sich nicht lohnt. Die Rede vır bietet noch mehres zum Vergleich mit dem £rw- tıxöc dar; einiges auch das besser an andre Reden geknüpft wird. Doch ist es nützlich zu sehen, wie eine nicht sehr umfangreiche Rede auf Schritt und Tritt mit der in den Phaedrus eingelegten Rede stimmt. vı:9 heisst es rmePpi MEN TÜN TIPÖTEPON TETENHMENWN TIOANÄ ExWN EITTEIN IKANA NOMIIW TÄ EIPHMENAa. Genau so Phaedr. p. 10,7 erw MEN OYN IKANA MOI NOMIIW TÄ EIPHMENA' EI A& TI cY TIoeEIC HroYymenoc ! Ich bin im Zweifel, ob nicht diese Überlieferung zu schützen sei. Natürlich kann TIePi Ön BOYAONTAI nicht verbunden werden, sondern zusammengehört rie ÖN oYTw Alakeimenoi und der ganze Ausdruck ist gesetzt für Ä rreri ToYT@N oYro AlAKel- MENOI BOYAONTAI. Übrigens, um auch das noch anzuführen, oYro cist a sonst dem Lysias geläufig: xı1 73 Ymeic a’ Ömwc Kai OYTW AlAKEIMENDI &sopyaeite; XXI 20 Kal Ön KinHciac OYTW AIAKEIMENOC TINEIOYC CTPATEIAC ECTPÄTEYTAI5 XXIV 23 TIPONOH- BEICA TÖN OYTWC AIAKEIMENWN; XXV 23 AICBÄNECHAI A& OYrT Yrw AlAKEIMEnoYC TOYc TIOAITAC. 802 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. TrapaneneiseAı Epwra. Aber nicht bloss hier, sondern fast wörtlich auch XXXI 34 IKANÄ MEN NOMIIW EIPÄCEAI, KAITOI TIOAAA TE TIAPANITTON; XXX 3I Kal TIEPI MEN TOYTWN IKANA MOI TÄ EIPHMENA; XXIX 8 TIEPI MEN OYN TOYTWN IKANÄ TÄ EIPHMENA' erw A YmAc ÄAEIO YMIN AYTOIC BOHEAcAI Kal TIOAY MAANON TOYC ÄAIKOFNTAC TIMWPEICEAI H TOoYc TÄ TÄC TIÖnEeWC EXoNTAC eneeinoyc Hreiceai: welche Stelle ich vollständiger anführe, weil sie mehres für unsern Zweck beachtenswerthe darbietet. Verwandt auch xu, 37 erw TOINYN AzloYN IKANA EINAI TÄ KATHTOPHMENA Und 79 TIEPI MEN TOINYN OHPAMENOYC IKANA Mol ECTI TÄ KATHTOPHMENA. Wenn es in der oben angeführten Schlussstelle der Rede im Phae- drus p. 10,7 hiess ei a& TI cy nioeeic HroYmenoc Trapaneneiseri, wie älhn- lich p. 7, 20 ei coı a&oc MAPECTHKEN HTOYMENW XANETIÖN EINAI, und p- 8,5 AANA TOYC MM EBEAONTAC MICOIEN HFOYMENOI YTT' EKEINWN MEN YTIEPOPÄCBAI, so haben wir für diese Formation nicht bloss in Rede vı mehrere Beispiele, vı 2 Nnvni me CHKÖN @Acın ÄSANILEIN HrOYMENOI &Mmol MEN TAYTHN THN AITIAN ÄTIOPWTÄTHN Einaı Artenerzai; ibid. 25 NPn A” 0YTwc AYTÄC TIEPI TIOAAOP TIOIO9MAIı .. HTOYMENOC TIEPI ÄMSOTEPWN TOYTWN EINAI MO! TON KINAYNON; ibid. 34 Kal EToimoc EiHN, Ei TINA BOYAOITO, TIAPAAOFNAI BACANIIEIN HFOYMENOC OYTWC ÄN TON EnerxoNn ICXYPÖTEPON reneceal; ibid. 37 Er® TOoInYN Eeic TOFTO TIPOBYMiAC ÄsIKÖMHN HrOYMENOC TIPÖC Emo? EINAI Kra, sondern sie ist auch in andern Reden so häufig (vgl. ıx 8. 20; xu 36. 54; XvI13; xvIm25; XX1 17.19. 25; XXvil; xXxI 25), dass man auch darin eine Eigenthümlichkeit Lysianischer Sprechweise er- kennen darf, die wir wie überall sonst auch in unserm &ruwriköc ver- treten finden. In der Rede x katA OeomnActoy heisst es 6 “Icwc Toinvn rer TOYTWN MEN OYAEN ÄTTONOFHCETAI, Epei ae mPÖc YmAc ... bc oYK Ecrı TON ÄTIOPPÄTWN, EAN TIC EITIH TON TIATEPA ÄTIEKTONENAI’ TON FÄP NÖMON 0Y TAFT” ÄTIATOPEYEIN ÄAN” ÄNAPOSÖNON OYK EAN AETEIN. Erw AL olimaı YMAc 0Y TIEPI TÜN ÖNOMÄTWN Alaserecen AnnA TÄC ToYrwn Aıanoiac. Vielleicht werden auch andre hierin die gleiche Gedankenbildung und Satzform erkennen, wie Phaedr. p. 10, ı *Icwc An of®n &poı6 me, ei Ämacin coı TTAPAINÖ TOIcC MH EPÜCIN XAPiIecea’ Er@ A&! olmaı 0oYA ÄN TON EPONTA TIPÖC ÄTIANTÄC CE KEAEYEIN TOYC EPÖNTAC TAYTHN EXEIN THN AIÄNOIAN. Auch hier wie immer lassen sich, um Lysias’ Manier in das Licht zu stellen, verwandte Wendungen aufweisen: xı 52 Aan’ icwc oHceiı ÄKwn To- CAYTA KAKÄ Epräcacea’ Erü A OYK OIMAI 0YA EAN TIC FmÄc ÜC MÄHAICTA ÄKWN METÄNA KAKÄ EPFÄCHTAI 0% TOYTOY ENEKA 0Y AciN YMAC ÄMYNECEAI; ! er A& wird in dieser Satzform wohl richtiger mit T als &rö men mit B ge- schrieben. Erö men oimal, aber in andrer Satzbildung, rer Lysias ıv 7; xıu 74- 83. Mit T ist auch im Anfang des Satzes Icoc Än oFn &poi6 me, nicht Icuc Men OYN nach B geschrieben: vgl. xıı 50 ”Icwc a’ Än &xoı eirein. Vauten: Über die Rede des Lysias in Plato's Phaedrus. 803 xvir I "Icwc TIn&c YMON AlA TO BOYnECeAl ME ÄEZION EINAI TINOC HFOPNTAI KAl EITIEIN AN MAAAON ETEPOY AYNACBAI" ETW A TOCOYTOY AEW TIEPI TÜN MH TIPOCHKÖNTWN IKANÖC EINAI AETEIN, WCTE KTA; XIX 28 "Icwc Enioic Ymon AOKEi Önira EINAI” Ann EKEINO Eneymeicee ÖTI KTA; XXIII "Icwc A’ EpoP- > CIN, WC Em’ EYNola TÄC TIÖnEWC CYNEWNOFNTO TON CITON IN WC ÄEZIWTATON HMIN TIWAOTEN‘ MEFICTON A YMIN EP@ KAl TIEPIBANECTATON TEKMHPION ÖTI YeY- AONTAI. Aus xır der grossen Rede kaTA "ErAToceenovc TOY FENOMENOY TÜN TPIÄKONTA, ÖN AYTöc eine Avciac ist bereits einzelnes angeführt und wird noch einzelnes angeführt werden; und sie könnte allein, wer unbe- fangen prüfen aber scharf zusehen und sich nicht durch die Verschie- denheit des Stoffes ablenken lassen wollte, den Beweis liefern, dass der Redner mit dem Verfasser des &pwriköc identisch ist. Hier will ich nur weniges aus dieser Rede herausheben: erstens xır 62 kai MHaen) ToFTo TTAPACTÄ, WC "EPATOCBENOYC KINAYNEYONTOC OHPAMENOYC KATHFOP®, weil da- mit stimmt Phaedr. p.9, ı ei a’ Ara coı TOFTO TTAPECTHKEN WC OYx OIÖN TE ICXYPÄN »Inlan TENeceAl EAN MH KTa. Es ist zwar bekannt, dass die Redeweise auch sonst vorkommt, aber doch beachtenswertli, dass sie in unserm aöroc erscheint, in welchem p.7, 20 auch der verwandte Aus- druck begegnet ei coı A&oc TTAPECTHKEN HTOYMENW XANETIÖN EINAI KTA. Bei Lysias heisst es übrigens vu 17 auch Erı Toinyn ei TON OIKETÖN TTAPECTH MOI MHAEN $PONTIIEIN UNd XXII2 Ann OYK ÄN AEZAIMHN YBPICEÄNAI OYAE TTAPA- CTÄNAI TOIC AIAAYOMENOIC TÄC AEITOYPriIAC &moi MEN ÄXÄAPICTA EINAI TÄ Eic YMAc ÄNHAWMENA, EKEINOYC AC AOKEIN ÖreWc BeBovnetceA KTa. Zweitens der Satz- form xu 3I Kaltoı ei xPH TOIic AlA THN EAYTON CWTHPIAN ETEPOYC ÄTIOAECACI CYFFNWOMHN EXEIN, EKEINOIC ÄN AIKAIÖTEPON EXOITE‘ KINAYNOC TÄP AN... TO AL "Eratoceeneı EzAn eimein möchte ich, so verschieden die Sache ist, an die Seite stellen Phaedr. p. 9,7 Erı a& ei xPH TOoic AeoMmEnoıc MANICTA XAPIIECBAI, TIPOCHKEI Kal TOIC Ännoıc MH TOYC BEATICTOYC AnnÄ TOYC ÄrtoPwWTAToYc eY mioiein. Denn die Schlussfolgerung vom einen auf das andre ist hier wie dort die gleiche. Drittens xır 52 ei räPp Yrıer TON ÄAIKOYMENWN ECTACIAION, TIOY KAnnion ÄN ÄNn ÄnaPpl Äpxontı A OracvyBsoyaoy DYAHN KATEIAHSÖTOC TÖT EMIAEIEACEAI THN AYTOF CYNOYCIAN; WO- mit zusammenzustellen Phaedr. p. 9, 25 oYa& oiTınec mavömenoı TÄC Eni- OYMIAC Ex@PAC TIPÖSACIN" IHTÄHCOYCIN, ÄAA Ol TTAYCAMENHC TÄC ÜPAC TÖTE THN AYTON ÄPETHN Ertiaeizontai. Dass so, Travycamenkc, nicht wie die Handschriften in Anähnlichung an das vorangegangene TAYÖömenoI haben ravcAmenoı, zu schreiben sei, das hätte vielleicht schon der Aus- druck selbst zeigen können (maycamenHc TAc ürac, TöTe), aber es über- ı Um nichts zu übergehen was nützlich sein kann, sei in der Anm. erwähnt Lys. ıx 13 AEl A’ YmÄc MH MÖNON TOY ErKAHMATOC TAN AITIAN Ann Kal TÄC EXePAC THAN MPÖ»ACIN ElAEnAı. 804 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. J uli 1903. zeugt davon die Gliederung dieses Satzes, die dem angeführten Bei- spiel ganz gleich, wie ihm auch der Ausdruck bei so sehr verschie- dener Sache ähnlich ist. Und auch hier, wer möchte nicht denselben Autor erkennen? Die Berichtigung und den Beleg dafür hat Hänisch erkannt: seitdem hat Niemand mehr darauf geachtet: so wenig sind die Gelehrten gewohnt gewesen, den Lysias im Phaedrus aus dem Lysias zu berichtigen und zu erklären. Lysias’ Rede xxı Aronoria awpoaoklac gehört zu den wenig um- fangreichen, erweist sich aber für unsern Zweck besonders ergiebig. Die Rede hebt an (denn es fehlt nichts) mit den Worten TTer! men TÜÖN KATHFTOPHMENWN IKANÜC YMIN ÄTIOACAEIKTAI" ÄKOFCAI AL Kal TIepi TON ÄnnwN YMAC Äzıö, IN ETIICTHCEE TIEPI OlOY TINÖC ÖNTOC Emo YHeleicee. Stellt man daneben den Anfang unseres aöroc Phaedr. p. 6, 2 TTer) MEN TON EM@N TTPATMÄTWN ETIICTACAI KAl ÜC NOMILW CYM®ereIN HMIN FENO- MENWN TOYTWN ÄKHKOAC’ ÄEID AL MH AA TOFTO ÄTYXÄCA ÖN Akomaı Er OYK EPACTHC ÜN CoY TYrxÄno, so zeigt sich in diesem, der den Cha- rakter der Rede deutlich ausprägt, den man nie hätte bezweifeln sollen (erieracaı Lys. ıx 8.13; AxAKoac Lys. ım 21 u. ö.), in den beiden Theilen des Gedankens gleiche Form und Gliederung mit jener (vgl. xxI 25). Doch wie meist lassen sich auch hier weitere Belege ähn- licher Formation aus den Reden des Lysias anführen: xxıx 8 neri MEN OYN TOYT@N IKANA TÄ EIPHMENA' Erw. A’ YmAc Äzı® YMin AYTOoIc BOH- SRCAI Kal TIOAY MÄAAON TOYC ÄAIKOPNTAC TIMWPEICeAI Ü TOoYC TA TÄC TTönewc EXONTAC EneeinoYc Hreicem, eine Stelle, die in andrer Rücksicht schon früher angeführt ist; oder xy 27 Amaıtogmen YmAc NnvNi TAYTHN Tan xXÄ- PIN KAl ÄZIOTmen MH Aaikwc HmAc Arionecaı AnnA TIOAY MÄANON BOHBEIN TOIc TON AYTON METACXOFCI CYMoOPÜN' Eri MEN OFN Kal ACoMAIı KAl ÄNTIBOAD KAl IKETEYW. KAl TOYTWN MAP YMON TYrTXAneın Azı® «ra. Vgl. noch XXX I u. 7, und überhaupt gehört Az1ö zu den geläufigen Ausdrucks- weisen in Lysias’ Reden. Weiter führe ich aus xxı an 12 Än OYN Emo| Teıcefre, TA Te AIKAIA YHOIEICBE Kal TÄ AYCITEROFNTA YMIN AYToIc Alpkcecee, und füge hin- zu XVII 20 Än A’ Emo TIeiencee, oYK &nATTWw ATI” AYTÜn Ymeic ÖocaHon- cecee, und xxvI 16 Än Men Emo) MEICEHTE, EY TIEPI AYTÜN BoYneYcecee; XXXIV 4 0YK ÄN Emoire MeieHcee u. 5 Ücte, Än Emoıre TeleHcBe, oY TOYc EYepr&Tac TÄC MATPIAoC ÄTIOCTEPHCETE, um zu bemerken, dass, wenn man in der Rede im Phaedrus liest p. 8, 17 BEATIONI coı rrpoch- KEI TENECOAI EMO] TTEISOMENW Ä Eracth und 25 wieder &in a’ emol TTEIEH, TIP@TON MEN OY THN TIAPOYCAN HAONNN BEPATTEYWN KTa, auch hierin Lysias’ Weise nicht zu verkennen ist. Ahnlich verhält es sich mit dem was in derselben Rede xxı 6 zu lesen ist ön erö rreri TOANOF ÄN ETOIHCÄMHN MH CYMTIAEIN moı und wieder VARLEN: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 805 25 (AzI@) YmAc NYN) EN TO BAPPAnEW ÖNTAC Eme& Kai TOYC TIAIAAC TOYTOYC TIEP) moAnoF TToıäcaceal. Denn wie dieser Ausdruck, der an sich nichts besonderes hat, auch sonst bei Lysias häufig ist (mv 17) vu 24 oYruc AYTÄC TIEPI TTOAAOF TTOIOPMAI; 26 TÄC MEN MIKPÄC IHMIAC OYTW TTEPI TTOANOF TOIOYMAI, TOYC A& TIEPI TO? CWMATOC KINAYNOYC OYTW TIEPI OYAENÖC HroPMmal: XXI 5 TTEPI TOAAOY TIOIOYMENOC MHAEN| AÖdZAl YBPIIEIN} XXVIM II MAT’ ÄANO MHAEN TIEPI TITAEIONOC TTOIHCACEAI: XXXI7 und 18 Tier) rraeionoc MOIHCÄMENON; XXX 2 und 13 TTePi TTOAAOF TTOI1OYmenoc (MoIoYMAI), SO werden wir, wenn wir im Phaedrus nicht einmal sondern wiederholt lesen p. 6, 20 Äzıon ToYc EpÖntac TTEP| TOAAOP MoIelceAı und 24 Ereinovc AYTON TIEPI TTAEIONOC TTOIHCONTAI; P. 7, 23 TIPOEMENoOY A covY Ä TIePi maeicToy moIel und P.9,4 0YT’ An ToYc Yeic rer) TTonno? Erroıoymeea, auch daran erkennen, dass es Lysias ist, der hier und dort immer wieder auf dieselben Redeweisen zurückfällt. Ich habe noch nicht alles erschöpft, was uns diese kleine Rede zum Vergleich mit dem erwrixöc darbietet und muss manches unbenutzt lassen: nicht unerwähnt bleibe xxı 13 ÖcT’ Äzıon TAYTHN Hreiceai TIP6COAON BEBAIOTÄTHN und 15 "Azıon A& Ecrin EnevmHeAnaı, und noch einmal 20 OyYkoyn ÄzIon ... €MoOF KaTarHeicaceaı: denn dieses Azıon in diesen und ähnlichen Formen ücTt’ Äzıon, WCT’ OYK ÄZION, OYKOYN ÄEION, ÄZION ENBYMH- eÄNnAI u. Ss. w. ist in vielen Reden, meist in derselben mehr als einmal, zum Hebel der Satzbildlung gemacht, dass nicht zu verwundern ist, diesem Azıon auch in unserm aöroc wenigstens zweimal zu begegnen: p- 6, 19 ei alA TOFYTO ÄzIon TOYC EP@NTAC TIEPI TIOAAOF rioleiceaı und pP. 9, 11 0Y TOYC ®InoYC ÄEZION TIAPAKAAREIN. Endlich in derselben Rede xxı 17 öcT’oYK An eiköTwc Ereroi me &zaı- TÄCAINTO TIAP’ Ym@n erinnert an Phaedr. p. 7, 24 ei coı a&oc TIAPECTHKEN HTOYMENW XANETTÖN EINAI @INIAN CYMMENEIN Kal ÄnAW MEN TPÖTIW AIABOPÄC FENOMENHC KOINHN ÄN ÄM®OTEPOIC! KATACTÄNAI THN CYMSOPÄN, TIPOEMENOY A& coY Ä TIEPI TIAEICTOY TIOIEI METÄAHN ÄN COi BAÄBHN FENECBAI, EIKÖTWC ÄN TOYC EPÖNTAC MÄANON 08010” und erinnert auch daran, dass dieses eikörwc in vielen Reden des Lysias in ähnlicher Weise gebraucht wird: xıx 44 ÖCT’ oYk Än EIKÖTWC HmAc alTiäcalcee; XI 29 Icwc ÄN EIKÖTWC AYT® CYFFNOMHN EIXETE; XIV 23 Äc Äzıon YmAc AKoFcAı IN EMICTHcee ÖTI OYK ÄN EIKÖTWC AYTOP ÄTIOYHeILOICHE; XXV, 6 0YT Ei TINeC TIOAnÄ KAKÄ EIPFACMENOI ”. VER u XXXIv 7 HrOYMAI TÄP, EAN MEN TIeIiew, er KOINÖN EINAI KINAYNON. = 2 Än vor rendceai und Än vor #080i0 habe ich mit T beseitigt: denn doppeltes An in demselben Satz ist gegen den Gebrauch des Lysias (nur in unechten Reden Sara sich Beispiele), der dagegen Änin parallelen Sätzen häuft wie xxvı 18 0YT” Än eyrä oft’ ÄN KÄB0AOC OYT” Anno OYAEN ÄN TÖN FEFENHMENWN Ta TIÖNEI CYNEBH, und damit stimmt Phaedr. 9,4 oYT’ An ToYc Yeic rıepi rIonnoY erioiofmesa 07” Än Tore BR Kal TÄC MHTEPAC OYT’ ÄN TIICTOYC ®IAOYC EKEKTHMEBA. | 806 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. EICIN, EIKÖTWC ÄN Al’ EKEINOYC TOYC MHAEN ÄAIKOYNTAC ÖNEIAOYC KAl AIABOAÄC TYFXÄNEIN}; XXXI I2 ÖCTIC OYN ÖCON AYNATÖC HN WBsEHEIN, TOCOYTON KAKÖC ÄN, TIÖC OYK ÄN EIKÖTWC YTIÖ TIÄNTWN YMON MicolTo; ibid. 275 xxVvI 2. 17 us. | Die Rede xxxıv rrepi TOY MA KATAAFCAI TÄN TIÄTPION TIOAITEIAN, deren Anfang Dionys. v. Halic. erhalten, beginnt mit den Worten Orte &nomizo- MEN TÄC TEFENHMENAC CYMOOPÄC IKANÄ MNHMEIA TÄ TIÖREI KATANENEISGAI, WCTE MHA ÄN TOYC EITIFINOMENOYC ETEPAC TIOnITEIAC Ertieymein. Diese Stelle hat geholfen, die Phaedr. p.8, 15 überlieferten Worte Tolc a& mu &rücın, ol Kal TTPÖTEPON ÄAAHAOIC #IA0I ÖNTEC TAFTA ETIPAEAN, OYK EE ON ÄN EY TIÄBWCIN TAFTA EIKÖC EAATTW THN @InlAN AYTOIC TIOIACAI ÄnnÄ TAYTA MNHMETA KATANEIGEÄNAI TON MEAAÖNTWN Ececeaı gegen eigenmächtige Abänderung zu schützen. Der Begriff der mnnmela ist, so verschieden die Sache ist, auf die er angewendet wird, hier wie dort derselbe, und der ganze Ausdruck in seiner Eigenart sollte doch wohl, dünkt mich, für die so sicher be- zeugte Identität der Verfasser einiges Gewicht in die Wagschale werfen, zumal in den Worten des Phaedrus T@n mennönTwN Ececeai ein neues Indi- cium Lysianischen Stiles enthalten ist: denn abgesehen davon, dass es in dem aöroc selbst auch heisst p. 8, 27 Tin mennovYcan Övenian EceceAı und P-7,15 H rerenhmenhc A mennovcHc Ececeaı TÄc Ertievmiac, geben die übri- gen Reden eine nicht unerhebliche Anzahl von Belegen: vır, ı kai ToYc MH FEFONÖTAC HAH AEAIENAI TTEPI TÖN MEAAÖNTWN ECECEAI; XIT GG Annk rÄP Of TÄ MEANONTA ECECOAI BOYAOMAI AETEIN, TÄ TIPAXBENTA 0OY AYNÄMENOC EITIEIN; XIV 20 OYTE TON TIETIPATMENWN AYT® METAMEREI OYTE TÜN MEAAÖNTWN Ece- ceal; ibid. 30; XXIT 20 ÄnnA Kal TIAPAAEITMATOC ENEKA TÜN MEAAÖNTWN Ece- COAI; XXV 23 TOIC TIPÖTEPON FEFENHMENOIC TTAPAAEITMACI XPWMENOYC BOYAEYECBAI MEPI TÖN MEAAÖNTWN EcecoAl'; XXX 6 TIEPI MEN TÜN TIAPEAHAYEÖTWN AICXYNECEAI, TTEP| A& TÜN MEAAÖNTWN Ececeai Aacalenaı. Der Ausdruck 'hat an sich nichts Auffälliges, gehört auch nicht dem Lysias allein an; nur die Häufigkeit, in der er bei ihm erscheint (meist in analogem Gegensatz), macht es beachtenswerth, dass derselbe auch in unserm söroc nicht fehlt. Aus Lysias’ xxv afmoy Katanfceuc Aronoria ist schon einiges für unsern Zweck brauchbare gezogen worden: hier führe ich die Rede an, um &nevmuehnaı xpA herauszuheben, das 8 (mp@ton men ofn EneymH- eAnaı xPA) und wieder 21 (Enevmnehna A& xP4) steht, weil es so auch im Erwriköc Phaedr. p.9, 3 gebraucht ist ei A’ Ara coı ToFTo TTAPECTHKEN, WE ..., Eneymeiceaı xpA, ötı ta. Und so auch xxu 17 Enevmei- CoAl AE xPH, OTI; und XXVIrI Eneymeiceaı ag xPpH örı; oder verwandt XXXI 26 ÄzIoNn Aa Kal Töne EnovmHeAna örı (vgl. xıx 63; xxı 15); oder ı N Vgl. xxx 30 07 TÖN rerenHMen@N MÄANON ENEKA Ä TÜN FENHCOMENWN. Vanten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 807 nach andrer Seite verwandt xıv 41. xxv 25 Ckevaceaı a& xph. — Aber hauptsächlich ist es mir zu thun um den Satz ı8 dieser Rede: “Hro?- MAl A OYK AN AlKAlWC YMAC MIcEIN TOYC En TÄ ÖNIFAPXIA MHAEN TIETIONBÖTAC KAKÖN, &ZÖN ÖPrFIIeceAi TOIC EiC TO TIAHEOC EEHMAPTHKÖCIN, OYAE TOYc MH ®YFÖNTAC ExePoYC NOMIIEIN AnAÄ TOYC YMÄC EKBAAÖNTAC, OYAE TOYC TIPOBY- MOYMENOYC TÄ EAYTON CÜcAal AnAA TOYC TÄ TÜN ÄNAWN ÄGHPHMENOYC, OYAE 0 TÄC CoeTerac AYTÜN CWTHPIAC ENEKA ÄMEINAN EN TO ÄCTEI AAN OITINEC ETEPOYC ÄTIONECAI BOYAÖMENOI METECXON T@N TIPATMATUN. Denn wer da- neben hält folgenden aus dem &rwrröc Phaedr. p. 8, 26 oY TAN maP- OFCAN HAONHN BEPATIEYWN CYNECOMAI Col, ÄnAÄ Kai THN MEAAOYCAN ÜBENIAN Ececeni, OYxX YTI EPwToc HTTWMENOC ÄAA EMAYTOT KPATON, OYA& AlA cMIKPÄ ICXYPÄN EXePAN ÄNAIPOYMENOC AAAÄ AlA METAnA BPAAEWC ÖHNITHN ÖPFHN TIOIOY- MENOC, TON MEN AKOYCIWN CYFTNWMHN EXWN, TÄ A& EKOYCIA TIEIPWMENOC ÄTIO- Tperreın, wird die Geschwisterähnliehkeit nicht verkennen können, die aus diesen Reihen von vier oder fünf gleichartigen Gegensätzen spricht. Einen ähnlichen vielleicht noch wirksameren Dienst scheint mir die Rede xxıv rrepi TO? MA alaoceaı TD ÄAYNATW ÄApryPıon zu thun, die auch sonst schon einiges zum Vergleich abgeworfen hat; hier aber wird die lange Ausführung über die Frage oic T’ Erxwrei T@n ÄnePurWNn YBPICTAic EINAI Kal oic oY rrrocHhkeı für uns von besonderem Werth: 16 oY rÄr rreno- MENOYC KAI AIAN ÄTIÖPWC AIAKEIMENOYC YBPILEIN EiKÖc, AnnÄA TOYc TIOAAD TTaeI® TON ÄNATKAIWN KEKTHMENOYC, OYAE TOYC ÄAYNÄTOYC TOIC CWMACIN ÖNTAC, ÄAAA TOYC MAHICTA TIICTEYONTAC TAIC AYTON PWMAIC, OYAE TOYC HAH TIPOBEBHKÖTAC TA Haıkla ÄnnA ToYc Erı neoyc Kai NEAIC TAIC AIANDIAIC xpwmenovc. Es folgt die Begründung, warum dem einen das Yarizein gestattet ist, dem andern nicht, wiederum in einer langen Reihe aber anders geformter Gegensätze (17) oi men rÄPr rmoYcıoı TOIc XPH- MACIN EEWNOFNTAI TOYC KINAYNOYC, Oi A& TIENHTEC YTIö TÄC TIAPOYCHC ÄTIO- PIAC CW@PONEIN ÄNATKÄIONTAI, KAl Ol MEN NEOI CYFTNWMHC ÄZIOYNTAI TYTXÄ- NEIN TIAPÄ TON TIPECBYTEPWN, TOIc A ETEPOIC EEAMAPTÄNOYCIN ÖMolwc EITITIMW- cın AMe6TEPOI, (18) Kal Toic MEN IcxYPoic ErxwPpei MHAEN AYTOIC TIÄCXOYCIN oOfC ÄN BOYAHBeÜCIN YBPILEIN, TOIC A& ÄCBENeCIN OYK ECTIN OYTE YBPIIOME- NoIC ÄMYNECBAI TOYC YITÄPZANTAC OYTE YBPIIEIN BOYAOMENOIC TIEPIFITNECBAI TON ÄAIKOYMENWN, WCTE MOI AOKEI d KATHTOPOC EITIEIN TIEPI TÄC EMÄC YBPrewc 0Y CTIOYAAIWN ÄnnÄ TIAIIWN OYA YMAC TIEICAI BOYAÖMENOC WC EIMI TOIOYTOC Ann’ EME KWMWAEIN BOYAÖMenoc Ücrer TI Kanön Troiön. Hänisch hat die ganze Ausführung zu der oben angeführten Stelle Phaedr. p. 8, 26 hinzugeschrieben, mit der wir Lys. xxv ı8 parallelisirt haben, und obwohl auch jenes nicht ohne Berechtigung ist, so meine ich doch, dass die Ausführungen des Aaynatoc eine noch bessere und zutreffen- dere Parallele finden an der zusammenfassenden und abschliessenden Darlegung im &rwrixöc Phaedr. p.9, 7 Erı ak ei xp TOIC AeOMEnoIc 808 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 30. Juli 1903. MÄAICTA XAPIIECBAI, TIPOCHKEI KAl TOIC ÄnnoIc MH TOYC BEATICTOYC ÄnnÄA ToYc ÄTIOPWTÄTOYC EY TIOIEIN’ MErICTWN TÄP ÄTTAAAMATENTEC KAKÜN TIAEICTHN XÄPIN AYTOIC EICONTAI, KAl AH Kal EN TAIC TAlaIc AATTÄNAIC OY TOYC einovc ÄzIoN TTAPAKANEIN ÄANÄ TOYC TIPOCAITOPNTAC KAl TOYC AEOMENOYC TIAHCMONÄC' ExKei- NOI FÄP KAl ÄTATIÄCOYCIN Kal ÄKOAOYBHCOYCIN Kal Et TÄC eYPac HzoYCIN Kal MÄAICTA HCEHCONTAI KAl OYK EAAXICTHN XÄPIN EICONTAI KAl TIOAAÄ ArasA AYToic EYZONTAI" Aan ICWc TIPOCHKEI 0% TOIC CoÖAPA ACOMENDIC XAPILECBAI ÄAAÄ TOIC MÄAICTA ÄTIOAOFNAI XÄPIN AYNAMENOIC, OYAL TOIC TIPOCAITOFCI MÖNON AANÄA TOIc TOP TIPÄrMATOC Äzloıc, OYAc dcoı TÄC cÄc WPAC ÄTIOAAYCONTAI ÄAN OITINEC TIPECBYTEPW FENOMEND TON COETEPWN ÄTABUN METAAWCOYCIN, OYAE Oi AIATIPAEÄMENOI TIPÖC TOYC ÄAAOYC #IAOTIMÄCONTAI AAN’ OITINEC Al- CXYNÖMENOI TIPÖC ÄTITANTAC CIWTIÄCONTAI, OYA& TOIC ÖNIrON XPÖNON CTIIOYAA- IoYcIN Anna TOIC Ömoiwc AlÄ TIANTÖC TOF Bioy einoıc ECOMENOIC, OYAE OTTINEC TIAYÖMENOI TÄC ETTIBYMIAC EXB@PAC TIPÖBACIN IHTÄCOYCIN AAN Oi TIAY- CAMENHC TÄC ÜPAC TÖTE TAN AYTON APETHN erriaeizontal. Wer beide Abschnitte unbefangen vergleicht, wird, meine ich, einräumen, dass dies nicht bloss gleiche Stilart, sondern auch gleiche Hand ist. Es ist aber in beiden Stellen nicht eine zusammenhängende Reihe, sondern sie ist getheilt, so dass der letzte Theil im EPWTIKöc P. 9, 16 von Ann Tcwc TIPocHkeı am genauesten dem ersten Theile in der Rede des Aaynatoc xxıv 16 entsprechend ist, dagegen was im &rurıköc von P.9,7 ETI a& ei xpH vorausgeht, sich besser fügt zu xxıv 17: Wär haben zwei Beispiele antithetischer Reihen in zwei Reden des Lysias mit zwei Beispielen entsprechender Reihen im &rwriröc zusammenge- stellt. Aber damit ist hierin Lysias’ Manier nicht erschöpft, und obwohl ich diese Seite seiner Eigenthümlichkeit nieht weiter als mein Zweck erheischt verfolgen will, so sei wenigstens verwiesen auf xn 79. 80 und xxı 19. Beachtenswerth aber ist, dass Lysias auch ohne Gegen- sätze lange Reihen aus parallelen Gliedern bildet, wie vır 14 und xıv 35. Und dass in der angeführten längern Stelle des &rwrixöc (Phaedr. p- 9; 14 ff.), die durch die zutreffende Parallele als Lysianisches Gut erwiesen ist, Anklänge begegnen, wie Araricovcın — AKonovencoycin — Hzovcın und (15) AceAcontaı — eicontaı — eYzonTaı, spricht nicht gegen Lysianischen Ursprung, sondern kann ihn nur bekräftigen, da, wie nie bezweifelt worden, Lysias von dieser Eigenheit griechischer Rede Gebrauch gemacht hat, mit Maass und so, dass er Anklänge öfters zu vermeiden als zu suchen scheint. Es mag genügen auf die vorhin für antithetische Reihen angeführten Stellen xır 79. So u. xxı 19 (u.15) verwiesen zu haben. Obwohl ich mir bewusst bin vieles übergangen zu haben, und wohl auch manches übersehen habe, so hege ich doch die Meinung, dass, wer das hier Zusammengestellte prüfen will, zu- geben werde, dass der aöroc, so wie er ist, von Lysias nach seiner VAutex: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 809 ganzen Stilweise geschrieben sein konnte. Dass er ihn wirklich ge- schrieben hat, wird der Gebrauch erweisen, den Plato von demselben macht. Nachdem die Vorlesung beendet ist, setzt sich das Gespräch an der Beurtheilung des Gelesenen fort, und Phaedrus entzückt findet die Rede sowohl im übrigen als besonders in Stil und Sprache (önömacın) wundervoll und meint, kein andrer von Hellenen werde im Stande sein mehr und werthvolleres über denselben Gegenstand zu sagen. So- krates räumt zwar ein, dass der Ausdruck klar und gerundet und jedes Wort aceurat abgedrechselt sei, aber dass Lysias auch das Erforderliche gesagt habe, das zuzugeben trägt er Bedenken, zumal Lysias zwei- und dreimal dasselbe sage, als ob er eben nicht viel zu sagen gehabt habe oder ihm daran auch nichts gelegen gewesen, sondern er nur habe zeigen wollen, dass er dasselbe anders und wieder anders, aber immer auf’s beste auszudrücken verstehe. Da Sokrates angedeutet, er könne wohl mehr und besseres über denselben Gegenstand vorbringen, dringt Phaedrus in ihn, sein Versprechen wahr zu machen und mehr und besseres als das in dem Buche, ohne von diesem Gebrauch zu machen, vorzutragen. Sokrates wendet ein, dass Lysias nicht alles ver- fehlt habe, so dass man durchaus anderes über dasselbe Thema sagen könne: so nothwendige Dinge, wie des Verliebten Unvernunft und des Nichtliebenden Besonnenheit, ohne die das Thema nicht abzuhandeln sei, müsse man lassen, an denen auch nicht die Erfindung, sondern nur die Anordnung zu loben sei. Phaedrus giebt dem Einwand nach und gestattet dass Sokrates den bezeichneten Gegensatz zur Voraussetzung nehme, im übrigen aber anderes und werthvolleres als Lysias vortrage. Immer noch sträubt sich Sokrates dagegen, dass er ein Laie neben einem ausgezeichneten Schriftsteller aus dem Stegreif (avTocxeaiäzun) eine Rede über dieselbe Frage halten solle, ganz wie früher (p. 2, 14) Phaedrus es abgelehnt hatte, was Lysias einer der vorzüglichsten Schriftsteller in Musse und in langer Zeit eomponirt habe, aus dem Kopfe herzu- sagen. Aber Phaedrus findet das Mittel den Sokrates zu zwingen; denn er weiss, wie erpicht er auf Reden ist; gestand er doch schon vorher (p. 5, 25), dass wie man das Vieh, indem man ihm einen Zweig oder eine Frucht vorhalte, vorwärts bringe, so Phaedrus ihn mit vor- gehaltenen Rollen von Reden durch ganz Attika und soweit er wolle herumführen könne. Phaedrus’ Schwur also, ihm nie wieder von irgend wem eine Rede zeigen oder verrathen zu wollen, bringt den Sokrates, da er solehen Schmaus nicht entbehren könne, dazu sich zu fügen und die Rede zu halten. Dies Intermezzo von der Vorlesung bis zu Sokrates’ Rede, reichlich gewürzt mit Sokratischer Ironie, zeigt die ganze Anmuth und Grazie 810 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli 1903. Platonischer Darstellung. Aber alles wird seltsam verdreht, Jedes Ur- theil und jeder Scherz, wenn man denken muss, es handelt sich nieht um ein Schriftstück, das Phaedrus mitgebracht, sondern nur um das was Plato’s nachahmende Kunst dem Redner auf den Kopf erdichtet hat. Die Rede, die Sokrates schliesslich als Gegenstück zu Lysias’ ge- schriebenem aöroc aus dem Stegreif hält, ist so angelegt, dass er nach Dichter- und Redner-Brauch mit der Anrufung der Musen anhebt, die ihm helfen sollen bei der Rede, die Phaedrus ihn zu halten nöthigt, damit er seinen Freund Lysias, den er schon immer bewunderte, noch mehr über den Sokrates triumphiren sehe, und nachdem er, was Lysias im Eingang seiner Rede in den Worten rer! men TON &MÖn TIPATMÄTON ETTICTACAI KA WC NOMIIW CYMSEPEIN HMIN TENOMENWON TOYTwn Aktikoac absichtlich im Dunkel gelassen hatte, in einer Erzählung recht greifbar zum Aus- druck gebracht hat (p. 14,6) An oYtw Anl TAIC, MÄANON AL MEIPAKICKOC, MÄnA KANÖC" TOYTW A ÄCcANn EPACTAl TIÄNY TIOANOI, Eic A& TIC AYTON AimYaoc Än, dc OYaenöc ÄTTON &P@n Errerteikei TON TIAlAA &c OYK EPWH, Kal TIOTE AYTON AIT@N ETIEISEN TOFT’ AYT6, bc MA EPONTI TIPd ToF EPÖNTOC Akoı xAPi- zeceal, geht er daran, da es sich um die Frage handelt, ob einer dem Liebenden mehr oder dem Nichtliebenden zu Willen sein solle, vorab, was Lysias unterlassen, den Begriff der Liebe (&ruc) festzustellen, um im Hinblick auf diese Definition die aufgeworfene Frage zu beant- worten. In beiden Punkten verbessert Sokrates des Lysias’ Rede nicht bloss, sondern indem er diejenigen tadelt, die bei einer Berathung sich nicht im Voraus verständigen über den Gegenstand ihrer Berathung, will er in seinen Tadel Lysias’ Rede mit eingeschlossen wissen. Sokrates verfolgt aber die Nachtheile, die der Verliebte dem ge- liebten Knaben, der sich ihm hingebe, bringe, in Beziehung auf den Geist und die geistige Bildung, wie in Rücksicht auf die Ausbildung des Körpers, und drittens im Hinblick auf alles was er angenehmes an Hab und Gut und an Freunden und Verwandten besitzen könne. Und wie er das Nachtheilige solchen Verkehrs herausgestellt hat, so zeichnet er nicht minder das Widerwärtige, das aus dem beständigen Zusammensein des Ältern mit dem Jüngern für diesen erwachse, und endlich wenn die Begierde gestillt und die Leidenschaft verflogen, die Treulosigkeit des einstigen Liebhabers, der seine Schwüre und Ver- sprechungen in nichts zerstieben lässt. | Damit bricht die Rede ab, die in Wahrheit nur die eine Hälfte der Frage behandelt hat, welche Nachtheile aus dem Verkehr mit dem Verliebten sich ergäben, nicht auch welche Vortheile es hat, dem Nichtliebenden zu Willen zu sein. Aber Sokrates schliesst ab und lässt sich zu nichts weiterem bewegen. Nieht mit Unrecht meint er, dass man nur, was dem einen zum Tadel gewendet worden, dem Vauten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. sıl andern zum Lobe anzurechnen brauche und über beide genug ge- sagt sei. Bei flüchtiger Vergleichung zeigt sich, dass einiges aus Lysias’ Rede hier wiederkehrt, aber in festerer Fügung und in vollerem Aus- druck, wie wenn man neben p. 7, 25—31 stellen will p. 17, 3—1I1, wo aus dem allgemeinen Begriff erschlossen wird, was bei Lysias einfach als Thatsache hingestellt wird, oder p. 19, 6 ff. mit p. 8, 18 ff. u. a. vergleichen. Obwohl nun Sokrates dieselbe Frage behandeln wollte, wie er sie p. 16, 19 bezeichnet Tic @senia A BnABH ÄTIO TE EPÜn- ToC Kal MH T® XAPIIOMENW Ez EIKÖTOC cYmBÄceTAaı und P. 20, 2 ÖTI oYk ÄPA Enel TIOTE EP@NTI Kal YIT’ ÄNÄTKHC ÄNOHTW XAPITECEAl, ÄnnÄ TIOAY MAA- AON MA EPONTI KAl NOPN &xonti, so ist doch klar, er hat, indem er den eractäc für sich in Betracht genommen, nur gezeigt, was den Knaben veranlassen solle, den Verkehr mit dem Liebhaber als schädlich und widerwärtig zu verabscheuen. Und kein Zweifel, wie ja Theile eines Kunstwerkes mehren Zwecken zu dienen bestimmt sind, dass diese abschätzige Beurtheilung des Liebesverhältnisses auch in Gegensatz gestellt sein soll zu der in Sokrates’ Palinodie gepriesenen beseli- genden Verbindung des wahrhaft Liebenden mit dem Geliebten. Hält man aber Sokrates’ Rede gegen die des Lysias, so wird man zwar bekennen, dass sie, rhetorisch angesehen, vieles vor dieser voraus hat, in der aus der Definition hergeleiteten strengen Gliederung der Beweisgründe, sowie in der reichern Gedankenfülle, mit der jedes Argument ausgeführt ist, und endlich in dem vollern und kräftigern, mitunter bis zu plastischer Anschaulichkeit steigenden Ausdruck, aber auch gestehen müssen, dass an dem Zweck gemessen, der erreicht werden soll, die Rede des Lysias in ihrer ganzen Art und Ausführung der Sokratischen bei weitem überlegen ist, und nichts grundloser ist, als die beliebte abfällige Beurtheilung derselben. Lysias’ Rede hat alle die Vorzüge, durch die er seine Erfolge erzielt und seinen Ruhm begründet hat: er spricht oder lässt den Sprecher reden in der Weise, wie gewöhnliche Leute andre gewöhnliche Leute mit Gründen zu überreden und zu einem Entschluss oder einer Meinung zu bewegen suchen und zu bewegen verstehen. Das ist auch Sokrates’ Urtheil: denn was er sagt (Phaedr. p. 22, 14) &rı Te KH evHecıa ayroin (der bei- den Reden) rAnY AcTela, TÖ MHAEN Yrı&c AETONTI MHAC ÄNHBEC CEMNYNECBAI üc TI ÖNnTe, Ei ÄPA ÄNEPWITICKOYC TINÄC EZATIATÄCANTE EYAOKIMÄHCETON EN ayToic, ist zwar von seiner auf demselben Standpunkt verharrenden Rede mitgesagt, soll aber hauptsächlich von Lysias’ Rede gelten, von der es vollkommen zutreffend ist. Lysias hat nicht mit Definitionen operirt, mit denen, wie Jeder weiss, bei dem Publicum, zu dem er sprach, nichts ausgerichtet wird, sondern hat die emeymia, ohne ihre 812 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. verschiedenen Arten zu zergliedern, einfach in dem Sinne genommen, in welchem jeder Grieche sie verstanden. Nun haben die Gelehrten, deren Ansicht ich zu bekämpfen suche, geglaubt, Lysias’ Rede sei eine Parodie auf seine Beredsamkeit und Plato habe cavillandi causa oder per ludibrium, d.h. doch des Lysias Manier zu verhöhnen, einiges in die von ihm geformte eingetlochten. Von Parodie, von cavillatio vermag ich nichts in der Rede zu erkennen; was cavillatorisch sein sollte, hat sich uns als Lysias’ eigenste Art ergeben, und nieht die mindeste Häufung oder Steigerung des eigen- thümlichen könnte auf ironische Absicht deuten sollen. Der Sprecher ist vielmehr in berechnetem Ernst und wohl ausgedachtem Plan bemüht auf den raAic oder das meırAkıon so einzuwirken, wie es die Absicht der Rede erheischt. Aber räume man ein, dass die von Plato ver- fasste und auf den Namen des Lysias gepfropfte Rede dazu diene, den Lysias durch übertriebene Nachahmung seines Stiles dem Spotte preiszugeben, wie sollen wir es erklären, dass dieser vermeintlichen Lysiasrede, nachdem sie durch den parodischen Spott ihre innere Kritik erfahren, eine positive Kritik zu Theil geworden durch eine Parallelrede, die den ausgesprochenen Zweck hatte, die Fehler des Lysias zu corrigiren und die Armseligkeit seiner Gedanken durch reich- haltigere Darstellung zu überbieten? Diese Frage erheischt eine Ant- wort, die, was Plato’s Plan und Absicht in diesem Punkte gewesen sein könnte, in das hellste Licht rückt. Gelingt dies nicht, so werden wir ihm doch glauben, was er in tausend Zügen zum Ausdruck bringt, dass es ein Schriftstück des Lysias war, dem er von Sokrates eine den Anforderungen der Redekunst besser genügende Rede gegenüber- stellen liess. ; Kaum hat Sokrates seine Rede beschlossen, die zwar an Bered- samkeit den Lysias überbieten, in der Beurtheilung des &wc aber den gleichen Standpunkt mit ihm einhalten sollte, so erwächst ihm die Nothwendigkeit, in einer Palinodie die Verletzung des göttlichen &pwc zu sühnen. Auch hier giebt das überleitende Gespräch die unverkenn- barsten Indieien für die immer festgehaltene Voraussetzung, dass Lysias selbst es ist, dessen Rede Phaedrus mitgebracht und vorgelesen habe, und die den Sokrates, der aus dem Stegreif mehr und besseres über dasselbe Thema sagen wollte, in die Verunglimpfung des Eros hinein- gezogen habe, die er nun bereut und gut machen will. Ich meine Ausserungen, wie die zum Theil schon früher benutzten, p. 21, 27 AEINON AÖroN AYTöC TE Erbmicac &me TE HNÄFKACAC eirtein, oder 22,7 TON "Erwra oYK ABPpoAitHc Kal BcÖN TINA Hrei; @aı. Akrerai re ah. Co. Of rı nö re Avcioy oYAa nö To? co? aöroY, Öc AI TOP Emo? CTÖMATOC KATASAP- . MAKEYSENTOC YTIö Co? ErexeHn, und was dort weiter über beide Reden Vanten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 813 ausgesagt wird (s. oben S. 811): und p. 22, 34 &c Anaıaüc eipHceon TO Aörw, oYTÖC TE Kal d ER TOP Bienioy PHeeic, aus welchen beiden Reden je ein Satz wörtlich angeführt wird (p. 23, 3 ff.). Besonders aber verdient Beachtung (p. 23, ı2 ff.), dass Sokrates, wie er selbst sich von seiner Rede zu reinigen wünscht, so auch dem Lysias den Rath ertheilt, so schnell als möglich in einer neuen Rede zu schreiben, dass man dem Liebenden mehr als dem Nichtliebenden willfahren müsse, und dass Phaedrus dies aufnehmend versichert, dass, wenn Sokrates das Lob des Liebenden verkündet, er den Lysias zwingen werde, auch seiner- seits wieder eine Rede über dieselbe Sache zu schreiben. Alles natür- lich und einfach, wenn Plato dem Lysias eine Rede entnommen und alles weitere daraus sich hat entwickeln lassen. Ist es aber nur ein Spiel, und hat er dem Lysias eine Rede untergeschoben, so möchte es des Spieles leicht schon zu viel geworden und der Witz schier zu Tode gehetzt sein. Sokrates verfolgt alsdann in seiner langen wieder an den Knaben gerichteten Rede den Ursprung und die Beseligung des himmlischen und göttlichen Erwc, um am Schluss p. 42, 14ff. in einem Gebet an den “Erwc auch des Lysias wieder zu gedenken, der die Schuld trägt als MATHP TO? aörov, wenn Phaedrus (in der vorgelesenen Rede) und So- krates selbst (in der mit jener parallelen) etwas verletzendes über den Eros gesagt haben: weshalb ihn Eros von solchen Reden (deren er offenbar mehre geschrieben hat und zu schreiben gedenkt) abbringen und ihn der Philosophie, der sein Bruder Polemarchos hingegeben ist, zuwenden möge: eine Äusserung, von der ich glauben möchte, dass sie in ihrer ganzen Fassung gar sehr der Annahme, Lysias sei wirk- lich der matkp To? nörov, das Wort rede. An Lysias’ geschriebener Rede setzt sich das Gespräch fort. Phaedrus, nachdem er Sokrates’ glänzende Rede angehört, fängt an zu bezweifeln, was er früher so zuversichtlich versichert hatte, ob wohl Lysias noch bereit sein werde, eine neue Rede zü schreiben, die der des Sokrates an die Seite treten solle, zumal ihn jüngst ein Staatsmann in öffentlicher Rede zum Schimpf einen Redenschreiber genannt habe. Dass er deshalb das Redenschreiben aufgeben werde, ist Sokrates’ Meinung nieht; sei ja auch nicht das Schreiben an sich, sondern nur das schlechte Schreiben zu tadeln. Sokrates macht da- her den Vorschlag, in Betreff dieser Frage, was gut und was schlecht schreiben sei, den Lysias und wer sonst in welcher Art immer ge- schrieben hat oder schreiben wird einer Prüfung zu unterziehen (p- 44, 26 Tic oYn 5 TPöMoc To? Kanlc TE Kal mA FPÄBEIN; seömeeA TI AYcian TE. TIEPl TOYTWN &zeTäcaı Kal Ännon Öcrie TWMoTe Tı rErPABEN Ä rPÄYEI, EITE TIOAITIKÖN CYFTPAMMA. Kta). Nach einem Zwischengespräch Sitzungsberichte 1903. a ® u 814 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli 1903. über Art und Umfang der Redekunst nimmt Sokrates den Vorschlag wieder auf, indem er ihn auf die beiden von ihm gehaltenen Reden erstreckt (p. 50, 21): Bovaeı oYfn En T& Ayciov nörw, ÖN »Ereic, Kal EN oic Hmeic EITOMeN TAEIN TI ÖN »AMEN ÄTEXNWN TE Kal ENTEXNWN Einal. Er lässt daher (50, 34) den Phaedrus den Anfang der Rede des Lysias vor- lesen (leı an moı Anärnweı TAN To? Avciov nörov ApxAn), und Phaedrus liest die Worte von p. 6, 2—5 von Neuem aus seinem Buche vor. Um nun zu erörtern, was darin gefehlt und gegen die Anforderung der Kunst sei, wirft Sokrates (52, ıff.) die Frage auf, ob der &ruc, da ja die Rede vom &ractäc zu sprechen anfange, zu den strittigen oder nicht strittigen Begriffen (AmsiceHntHcimun Ä m#) gehöre, und da das erstere der Fall, ob er im Anfang seiner Rede den Begriff des &wc näher be- stimmt habe. Da Phaedrus dies bejaht, äussert er triumphirend, "wie viel geschickter in Reden sind doch die Nymphen des Achelous (unter deren Einwirkung Sokrates seine Rede gehalten) als Lysias', ‚ lenkt aber ein “oder hat auch Lysias diese Bedingung erfüllt und nachdem er den von ihm gewollten Begriff des &rwc erklärt im Hin- blick darauf die übrige Rede ausgeführt?” Phaedrus negirt dies zwar, aber Sokrates will den Lysias selbst hören (P- 52, 20 Aere na AKOYCW AYTOY Ekeinoy) und lässt ihn den Anfang der Rede noch einmal und noch einige Worte weiter vorlesen, um seinen Tadel zu er- neuern und zu ergänzen. Denn weit gefehlt, dass Lysias eine Be- griffsbestimmung an den Anfang gestellt, lasse er die Rede statt mit dem Anfang mit dem Ende beginnen, d. h. mit Worten, mit denen der &ractäc seine Rede an den Knaben hätte beschliessen können. Ja Sokrates’ Tadel erstreckt sich noch weiter: nicht bloss der Anfang sei kein Anfang, auch das übrige in der Rede sei in willkürlicher Ordnung hingeworfen, in der kein Gedanke mit Nothwendigkeit an seiner Stelle stehe; eine Rede aber müsse wie ein ı®on sein, das Kopf und Füsse habe, und müsse Mittleres und Enden haben, die zu ein- ander und zum Ganzen passten. Wollte man danach Lysias’ Rede prüfen, würde man finden, dass sie sich nieht unterscheide von der Aufschrift für Midas, deren Verse man ebenso gut von unten wie von oben lesen könne. Der Spott verletzt den Phaedrus und So- krates lässt ihn fallen, doch nicht ohne die Bemerkung, dass die Rede noch viele Beispiele darböte, die nützlich werden könnten, wenn man sie nicht nachahme (p. 54, 3); und wendet sich zu den beiden andern Reden, deren Verhältniss zu einander für andre Betrachtungen dienlich wird; und spät erst (p- 7ıff.) kommt er auf Lysias und seine Beschimpfung als Redenschreiber zurück, von der die Unterredung aus- gegangen war, und auf Lysias’ geschriebene und von Phaedrus vorge- 'esene Rede, die das Gespräch von Anfang bis zu Ende beherrscht. VAnten: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 815 Die Kritik, die in diesem Theil der Unterredung, den ich zu skizziren versucht habe, den man aber im ganzen Zusammenhang be- trachten muss, an der Rede des Lysias geübt wird, ist scharf, Ja fast beleidigend, was durch den versöhnlichen Ton an andern Stellen kaum gemildert wird. Aber sie ist ungerecht, weil von dem Redner ver- langt wird, was dieser als wirkungslos von sich weisen würde: schon bei Vergleichung der Lysianischen mit der ersten Sokratischen Rede (S. 811) ward angedeutet, dass die erstere um vieles besser auch in dem, was ihr hier zu entschiedenem Tadel gewendet wird, auf den Zweck, der erreicht werden soll, berechnet ist. Je einschneidender aber der Tadel ist, um so zuversichtlicher werden wir glauben, dass es wirk- lich Lysias ist, dem er zu Theil wird. Denn welchen Sinn könnte es auch haben, dass ohne zwingenden Anlass sogar zweimal der Anfang der Rede wörtlich wieder vorgeführt wird, wenn nicht um zu consta- tiren, dass so in der That der Anfang der gerühmten Rede lautete. Es leuchtet aber ein, dass wenn hier erstlich der Anfang der Rede, sodann der Mangel einer Definition des Hauptbegriffs, und drittens die beliebige und nicht in der Sache begründete Anordnung der Beweis- gründe getadelt wird, dies alles in der Rede des Sokrates mit aus- drücklichem Hinblick auf Lysias’ Rede vermieden und das hier dem entgegen Geforderte in der Ausführung befolgt ist: Eingang der Rede, Begriffsbestimmung des “Eruc, die accurate Disposition nach den drei Arten von Gütern, Seele, Leib, Besitz. Dieser doppelte Gang des An- griffs, praktisch und dann theoretisch, lässt deutlich wahrnehmen, wie sehr Plato daran lag, nicht bloss das in seinen Augen Fehlerhafte der Rede scharf zu markiren, sondern auch zu zeigen, wie es besser zu machen gewesen wäre. Und da diese doppelte Bemühung offen zu Tage tritt, sollen wir doch glauben, diese Mühe habe Plato nicht an ein Schrift- stück des Lysias, des seiner Zeit berühmten Redners, um an ihm seine _ Überlegenheit zu zeigen, sondern an ein von ihm erfundenes und also wohl mit Rücksicht auf die beabsichtigte Kritik geformtes Gleichbild einer Lysianischen Rede gewendet? Wenn man nur die unerlässlichen Folgerungen aus dieser Voraussetzung durchdenken wollte, müsste man, meine ich, mit Schrecken erkennen, wie Unglaubliches man dem Plato zutraute. Mag es sein, dass Plato in den mPeoc des Protagoras und in den Ymnoc des Agathon, die er selbst erfand, einiges aus der Wirklichkeit - eingewoben hat, was leichter zu glauben als zu erweisen ist; aber wie geringfügig wird das sein im Vergleich zu dem aöroc des Lysias, der fast Satz für Satz, Zeile für Zeile den echten Lysias wie wir ihn kennen wiedergiebt. Und hat nicht Plato in dem Gedicht des Simonides auch ein fremdes Schriftstück für seine dialogischen Zwecke verwerthet? und pe 816 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli 1903. warum vergleicht man nicht die an der "Anteeıa des Protagoras im Theaetet geübte Kritik, deren vollen Wortlaut anzuführen unerforder- lich war (p. 14, ı8 Schz.), während aus dem &rwriköc des Lysias ein paar Sätze auszuheben für den hiesigen Zweck und die Anlage dieses Dialogs unzureichend gewesen wäre: nur die Anführung des ganzen so wenig umfangreichen rnöroc konnte den verschiedenen Absichten, die Plato an dieses Schriftstück knüpfte, gerecht werden. Alles in allem, bin ich den Manen des Plato zum Trotz der Meinung, dass die alte Ansicht bestehen bleiben wird, für die sich in neuerer Zeit u. A. R. Hirzel, Dialog ı S.31fg. und Carl von Holzinger in dem schönen Aufsatz “über Zweck, Veranlassung und Datirung des Platonischen Phaidros’ (Festschrift £. I. V.) S. 609fg. ohne Beweisfül- rung aber nicht ohne Grund sich ausgesprochen haben. 817 Inschrift aus Baalbek. Von Tu. Monmnsen. rei BE A I VL. FSRAVPO. PP, 2. 126:X%01 RVM * ZERET . u gr Br nr at nei MRS VIE. KRAL WATAC TRI + cD TIIT-VRB+DVCI- EXERCITVS - AFRICI ET MAVRETANICI »- AD » NATIONES » QVAE SVNT » IN » MAVRETANIA » CONPRIMENDAS - DO NIS +» DONATO »- AB + IMP » VESPASIANO - ET - IMP - TITO » BELLO -» IVDAICO +» CORONA + VALLAR TORQVIBVS +» FAlERis ARMILLIS- ITEM DONIS » DONATO »CORONA - MVRAÄLI HASTIS *» DVABVS »- VEXILLIS - DVOBVS? - ET - BEL 15 LO MARCOMMANNORVM°- QVADORVM SARMATARVM » ADVERSVS »- QVOS - EXPEDI TIONEM FECIT » PER » REGNVM - DECEBALI REGIS +» DACORVM »- CORONA - MVRALI » HAS TIS + DVABVS + VEXILLIS - DVOBVS +» PROC + IMP + CAE 20 SARIS + AVG - GERMANICI » PROVINCIAE » PANNO NIAE ET + DELMATIAE : ITEM » PROC - PROVINCIAE RAETIAE IVS GLAdI*-HIC MISSVS- IN + PARTHIAM - EPIPHA - ° VXIT + M + ALFIVS+M » F + FAB + O Ill! L/ITACVS® AQV /LEI - VET : LEG XV + AıO1l/® AIIP a - = [e) 2 3 E) m oO Er ie rg a VI. 2: Die m donis donato corona murali hastis duabus vexillis duobus ent- sprechen den 2. 18.19 wiederkehrenden und sind offenbar das aus Versehen neben dem en Text stehen gebliebene Concept. n Marcommanni nn hier inschriftlich zum ersten Mal; die cor- recte Schr, ak ist bekanntlich Mare: Die überlieferten Formen sind zusam- mengestellt von Boissevain zu Dio 67, 5: * Nach dem Abklatsch hat vor uıc der Stein ıvs Gıa'ı (der letzte Buchstabe ist zweifelhaft). Also wäre dus gladi zu lesen und ist Aabenti hinzuzudenken ausgefallen. erhellt wie dessen Beziehung zu der Bürgereolonie Heliopolis in Syrien, ist, ab- gesehen von der Endung acus, nicht mit Sicherheit zu entziffern; die Heimat AQVILEI(a) : (die Abschrift hat Aov/LTE) ist nicht unzweifelhaft. auf einen syrischen Heimatort führen, wie denn die fabische sogar in Heliopolis selbst begegnet (C. III, 14387%, 1438700: T. Alfius M. f. Fab. Maximus Modestus Sentianus und VI, 423). Die 15. apollinarische Legion wird, als ey Stein um une Jahr 100 vn ward, i is m =“ Are gelegen haben. er AP als m p; nach A könnte ein Pakt vr haben, Ist jenes IR tig, so iron es wohl ar plüssimo). Der Name des Dedaintäe; dessen Beziehung zu dem Geehrten ebenso wenig on 818 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. Bei den Ausgrabungen in Baalbek ist im Altarhof aus dem grossen Fundament ein Sockel zum Vorschein gekommen mit einer für das römi- sche Militärwesen und selbst für die römische Geschichte nicht un- wichtigen Inschrift. Uns ist von derselben durch Hrn. Puchstein eine gute, von dem technischen Leiter der dortigen Ausgrabungen, Hrn. Regierungsbaumeister Bruno Schulz, genommene Abschrift nebst Ab- klatsch zugegangen, wonach dieselbe, dem uns ausgespochenen Wunsch gemäss, hier sofort zur allgemeinen Kenntniss gebracht wird. In Umsehrift lautet der Text unter Weglassung der bezeichneten Worte Z. 12—14: ©. Velio Sall]vi f. Rufo p(rüno) p(ilo) leg. XII fulm(inatae) praef\ecto) vexillariorum leg(lionum) VII[T]: I adiut(rieis), II ad- iut(rieis), II Aug(ustae), VIII Aug(ustae), VIIIT Hisp(anae), ÄIIII gem(inae), XX vieftrieis), XXI rapaelis) trib(uno) coh(ortis) XIII urb(anae) duci exercitus Africi et Mauretanieci ad nationes, quae sunt in Mauretania, conprimendas donis donato ab imp. Vespasiano et imp. Tito bello Iudaico corona vallar(i), torquibus fallelr[is] armillis et bello Marcommannorum Quadorum Sarmatarum, adversus quos expeditionem fecit per regnum Decebali regis Dacorum, corona murali, hastis duabus, vexillis duobus proc(uratori) imp. Caesaris Aug. Germaniei provinciae Pannoniae et Delmatiae | item proc(uratori) provinciae Raetiae ius glajd]i Hic missus in Parthiam Epiphanen et Callinicum regis Antiochi ilios ad imp. Vespasianum cum ampla manu tributariorum re- dumwit. M. Alfius M. f. Fab. O..!..iaeus Aqufi]leiia) vetferanus) leg(io- nis) XV Apol(linaris) a(mico?) p(üssimo?). Dem C. Velius Rufus, vielleicht dem Stammvater der in der an- toninischen Epoche selbst im Consulverzeichniss begegnenden Velii Rufi', ist die Statue, unter weleher diese Inschrift gestanden hat, gesetzt worden nach der Katastrophe Domitians (96 n. Chr.), da dieser Z. 19. 20 genannt wird imp. Caesar Augustus Germanicus unter Weg- lassung des Hauptnamens; eine Ausdrucksweise für die memoria dam- nata, für welche wenigstens ein zweites Beispiel angeführt werden kann’; ! Prosopographia imp. Rom. 3, 392. Vergl. C. 111, 14387 ”. ® Inschrift von Sirmium C. III, 10224: donis donat, ab imp. Caesare Aug. bello Dacico torquibus armillis phaleris corona vallari. Monmsex: Inschrift aus Baalbek. 819 wahrscheinlich also, da sie doch bei Lebzeiten des Gefeierten errichtet sein wird, unter Nerva oder in den ersten Jahren Traians. Die Laufbahn unseres Rufus entspricht in jeder Hinsicht den wohlbekannten militärischen und administrativen Ordnungen der celau- disch-flavischen Kaiserzeit, giebt aber im Einzelnen mancherlei nicht uninteressante Nachrichten. Die Heimat sowie die früheren Dienststellungen des Rufus giebt die Inschrift nicht an, sondern beginnt mit dem Primipilat, dem Ab- schluss des Soldaten- und Centurionendienstes, welcher nach Analogie anderer Zeugnisse demselben im reifen Mannesalter, etwa als Vierziger, zu Theil geworden sein wird.‘ Zu diesem wird er, nach dem Verlauf der Inschrift, um die Zeit des jüdischen Krieges (66—71 n. Chr.) ge- langt sein. Das Avancement von da zum Tribunat einer städtischen Cohorte ist regulär.” Höhere ordentliche Offizierstellungen hat Rufus nicht erhalten, namentlich nicht das häufig folgende prätorische Co- hortentribunat.® Militärische Decorationen hat er zweimal empfangen, zuerst wegen des jüdischen Krieges im Jahre 71 von Vespasian die niederen, forques armillae phalerae und einen Ehrenkranz, dann wegen des suebisch-sarmatischen von Domitian die höheren, einen doppelten Kranz sowie zwei Lanzen nebst den dazu gehörigen Vexillen. Die De- corationen der ersteren Kategorie begegnen bei Primipilaren und ange- ‚sehenen Centurionen‘, wogegen die Verleihung des doppelten Kranzes und die zweier Hasten und zweier Vexillen bei Legionstribunen’ und Prä- feeten der Auxiliarcohorten® gefunden wird. Da, wie wir sehen werden, auf die in der Inschrift eingehaltene Reihenfolge kein Gewicht gelegt werden kann, so wird Rufus die niedere Decoration als Centurio oder Primipilar erhalten haben, die höhere als Cohortentribun. Nach dem Militärdienst ist Rufus in bekannter Weise in die proeuratorische Lauf- bahn eingetreten und hat zuerst unter Domitian (81——96) die Procu- ratur des damals noch ungetheilten Pannonien und zugleich Dalma- tiens bekleidet, sodann, vermuthlich unter demselben, die von Raetien. Dass er die letztere viel kleinere Provinz nach jener ersten sehr aus- gedehnten übernommen hat, erklärt sich wohl dadurch, dass ihm die genügt hier zu erinnern an die bekannte Inschrift des M. Blossius Pudens (C.V1, zo: .—. prope diem consummationis primi pili sui im 49. Lebensjahre starb. 2 hartig ist zum Beispiel die Laufbahn des L. Ovinius Rufus unter Tiberius (0. X, Pest: er rückt vom parm. pil. leg. XIIII gem. auf zum trib. mil. cohort. NIT urb.. Ähnlich C.V, 7003. XI, 395- ? Beispiele für dieses Avancement C. V, 7003. VI, ı 599: X; 4873. xl, 395- XI, nr C. III, 10224. VI, on 3584. X, 3886. XI, 390. 391. 5992. XIV, 3612. 0ER, 13e AIV VI, 1449. X, ee 820 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli 1903. letztere mit dem Schwertrecht verliehen ward — eine Steigerung, die titular selten begegnet.' Hauptsächlich interessirt in der Inschrift, was hier eingehender, als dies sonst auf den Steinen üblich ist, über die Thätigkeit des Geehrten berichtet wird. Es sollen diese Angaben, da die Inschrift selbst, wie gesagt, die Zeitfolge nicht einhält, in der vermuthlich richtigen erörtert werden. | Der früheste in der Inschrift erwähnte V organg ist (2. 10— 12) die Ertheilung der militärischen Decorationen durch Vespasian und Titus im Jahre 71 wegen des im Jahre 66 begonnenen Jüdischen Krieges. Der römische Soldat Rufus, von Geburt Aegypter, welcher in diesem Krieg bei der Belagerung von Machaerus durch eine kühne Waffen- that sich auszeichnete’, kann mit dem in unserer Inschrift genannten identisch sein; indess ist bei der Häufigkeit des Namens darauf nicht zu bauen. Nach der Beschaffenheit der damals dem Rufus ertheilten Decorationen hat er, wie schon gesagt ward, diesen Krieg als ange- sehener Genturio oder schon als Primipilus mitgemacht; die ı2. Le- gion, in welcher er dazu gelangte, stand in Syrien und hat unter Titus im Kriege gefochten. Der Zeit nach schliesst sich an (Z. 22 — 24) die Sendung des Rufus nach Parthien zur Abforderung der kommagenischen Prinzen Epiphanes und Kallinikos, der Söhne des im Jahre 72 abgesetzten Königs Antiochus und der mit ihnen ausgetretenen neuen römischen Unterthanen. Der Bericht der Inschrift deekt sich wesentlich mit dem des Josephus.’ Dass nach diesem die Prinzen nur mit ro Reitern zu den Parthern übertreten, ist nicht im Widerspruch mit der ampla manus tributario- rum der Inschrift; ohne Zweifel sind ihnen nach jenem Übertritt zahl- reiche Landsleute gefolgt, um sich der neuen Herrschaft zu entziehen. Von der Sendung eines Offiziers zur Abforderung der Entwichenen spricht Josephus nicht, sondern nur von einem Schreiben des Volo- ‘Was über das den Procuratoren ausnalımsweise verliehene Schwertrecht bei den Schriftstellern oder auf Inschriften sich findet, ist in meinem Staatsrecht 2°, 270 und vollständiger im Strafrecht S. 243 zusammengestellt. Auf eine dort übersehene Insita- nische Inschrift C. II, 484 hat Hr. Hirschfeld mich aufinerksam gemacht; hier liest man wie auf unserem Stein proe. prov. Mysiae inferioris, eiusdem Pprovinciae ius gladü, und es scheint also iusgladii ‚als indeclinables Substantiv gebraucht zu sein. Indess ist diese Inschrift schlecht überliefert und für einen so befremdenden Sprachgebrauch geben diese Belege nicht ausreichenden Beweis. | ” Josephus Bell. 7, 6, 4 = 199 Niese, ®; Beil 7,7, 1— 3 — 219 — 225 Niese. In einer anderen Inschrift von Heliopolis (C. III, 14387) scheint nach Dessaus Bemerkung das Vorgehen des Statthalters von Syrien, das mit der Absetzung des Königs endigte, bezeichnet zu sein als [dellum] Ommagenicum. Nach Josephus’ Darstellung sind zwar die römischen Truppen in das bewaffneten Widerstand gefunden. Monnxsen: Inschrift aus Baalbek. 821 gesus an Vespasian in dieser Angelegenheit und von freiwilliger Rück- kehr der Prinzen, wobei ohne Zweifel die Schönfärberei des loyalen Schriftstellers mitspielte. Der Vorgang selbst ist in hohem Grade be- zeichnend für die Vormachtstellung, welche der Römerstaat damals im Westen" wie im Osten mit Erfolg beanspruchte. Rufus wird diese Sendung als Primipilus vollzogen haben. Chronologisch folgt vermuthlich die mauretanische Expedition. Hier zuerst erfahren wir etwas von dieser, obwohl es sich eigentlich von selbst versteht, dass, nachdem Kaiser Gaius das Königreich Jubas unter die unmittelbare Herrschaft Roms gezogen und Suetonius Paulli- nus und Hosidius Geta den zunächst sich erhebenden Widerstand niedergeschlagen hatten’, die römischen Waffen dort noch genug zu thun gefunden haben werden. Die Fassung dieses Abschnittes ist nicht einwandfrei. Rufus erscheint in dem ersten Absatz (Z. 3—-6) betraut mit dem Commando über die Detachements von acht Legionen, welche die Inschrift verzeichnet, jedoch ohne ihre Standquartiere anzugeben. Um dies zu ermitteln, muss zunächst festgestellt werden, welcher Zeit diese Corpsbildung angehört. Dass dieselbe nicht unter Nero statt- gefunden hat, wie man allerdings daraus schliessen könnte, dass der Stein erst später des jüdischen Krieges gedenkt, geht mit Evidenz daraus hervor, dass unter jenen Legionen sich die von Galba gebil- dete J] adiutrix und die von Vespasian eingerichtete II adiutrix befin- den. Die Redaction hält also die Zeitfolge nicht ein und die Expedition, für welehe dieses Corps bestimmt war, ist unter Vespasian oder kurz nach seinem Tode unternommen worden. Drei der aufgeführten Vexil- lationen sind sicher aus Britannien gekommen, die der II Augusta?, der VIIII Hispana* und der XX vietrix’, vielleicht auch die der II ad- tutrie” Die vier übrigen Legionen, die I adiutrix’, die VIII Augusta®, die XIV gemina® und die XXI rapax'” haben sämmtlich in der Zeit Vespasians ihr Quartier in Obergermanien gehabt. Diese starken De- Einen ähnlichen Vorgang berichtet aus vespasianischer Zeit die bekannte In- schrift . Plautius Silvanus (€. XIV, 3668): in qua (Moesia) plura quam centum mill(ia) ex numero Transdanuvianor(um) ” praestanda tributa cum coniugib(us) et liberis et prin- cipibus aut regibus suis transduxi ? Dio 60, 9. Plinius n. « St ® Dessau 2246. s ea 22 227 ° Dessau 2278. Die II adiutrix stand. in a Danhoniei wahrscheinlich sehon unter 4 Domitian (Hermes 3, 119; C. III, 10224); aber schwerlich ist die DRSEHENUENRENN: an ı er mauretanischen Expedition betheiligt: worden. " Dessau 2277. Diese wie die beiden folgenden gehören zu den im re iS n wegen des germanischen Aufstandes an den Rhein gesandten, wo die vierte schon früher stand. Vergl. meine röm. Gesch. 5, 145. Möglich wäre es eher dass er or in Spanien stand (a.2.0.5,59. Dessau 2263. 9 Dessau 2262. 10° Dessau Er 822 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. tachirungen beweisen, dass, als die Expedition unternommen ward, im Rheingebiet Ruhe herrschte, und dies scheint auch in den späteren Jahren Vespasians und weiterhin bis auf Domitians Chattenkrieg der Fall gewesen zu sein. Wenn also auch über die damaligen Stand- Quartiere wenigstens einer von diesen acht Legionen Zweifel bleiben, so ergiebt sich doch mit Sicherheit, dass für den fraglichen Feldzug die Hülfsarmee zusammengestellt worden ist aus starken Detachements der Besatzungstruppen von Obergermanien und Britannien. Es zeigt sich also wieder hier deutlich der Grundfehler der augustischen Militär- ordnung, wonach ein ernstlicher Krieg nicht anders geführt werden konnte als durch Abeommandirung aus den ständigen Garnisonen, ein Mangel, den erst das constantinische Heermeistersystem beseitigt hat. Den Bestimmungsort des also gebildeten Hülfscorps giebt die In- schrift nicht an. Aber mit dieser Weglassung wird zusammengestellt werden dürfen, dass bei dem bald nachher erwähnten africanischen Commando unseres Offiziers dasselbe wohl durch dessen Bezeichnung dux als ausserordentliches charakterisirt, aber die dazu gehörigen Trup- pen nicht bestimmt angegeben werden. Exereitus Afrieus et Maureta- nicus muss mehr in sich begreifen, als die regulär dem Procurator von Mauretanien zustehenden daselbst garnisonirenden Auxiliartruppen nebst einigen aus Africa-Numidien herübergenommenen Abtheilungen'; mir erscheint es nicht zweifelhaft, dass jenes aus den acht Legions- detachements gebildete Hülfscorps den Kern dieser Armee gebildet hat und dass wir die vier ersten Angaben der Inschrift zusammenzufassen haben. Rufus wird für den mauretanischen Krieg zunächst die Samm- lung und die Überführung nach dem Kriegsschauplatz jener acht — vielleicht je 1000 Mann zählenden? — legionaren Detachements als Marscheommando in seiner Eigenschaft als Primipilus übernommen haben, wofür Analogien nicht mangeln°, dann in höherer Rangstellung als Tribun der 13. städtischen Cohorte in dem betreffenden Feldzug das Commando über die in Mauretanien garnisonirenden und viel- ' Die in Africa stehende 3. Legion nebst ihren Auxilien kann hier unmöglich gemeint sein, da man diese nicht unter den Befehl eines Offiziers zweiten Ranges ge- stellt haben würde. Vielleicht ist bei den geographischen Bezeichnungen hier überhaupt nicht an die Cantonnements der Abtheilungen gedacht, wie dies allerdings dem ge- wöhnlichen Sprachgebrauch entspricht, sondern an den Kriegsschauplatz und ist nur gemeint, dass der Commandant der Armee sowohl in Mauretanien wie in dem an- grenzenden Theil von Africa-Numidien zu operiren befugt sein sollte, was bei den africanischen Verhältnissen begreiflich ist. * Inschrift aus Ferentinum des T. Pontius Sabinus (C. X, 5829): primus pilus leg. III Aug., praepositus vexillationibus milliaris tribus erpeditione Britannica leg. VII gemin., VIII Aug., XXII primig. Die 1000 Mann werden eine der 500 Mann zählenden Co- horten sein nebst einer auxiliaren cohors uingenaria. ° Vergl. die in Anm. 2 angeführte Inschrift. Monmnsen: Inschrift aus Baalbek. 823 leicht auch über die aus dem africanischen Heer abgegebenen Trup- pen sowie über das von ihm herangeführte Hülfsheer erhalten haben. Dafür sprechen neben der inneren Wahrscheinlichkeit, dass ein sol- ches Marscheommando in das entsprechende Truppenecommando über- geht, noch andere Indieien. Der Kriegsschauplatz, für den jenes Hülfscorps bestimmt war, kann nach den Standquartieren der bethei- ligten Legionen nur in dem westlichen Reichsgebiet gesucht werden. In Betracht kommen also Gallien, Spanien, Africa ‘oder vielmehr nur die beiden letzteren, da das Schweigen selbst unserer dürftigen Quellen Gallien ausschliesst.‘ Auf Kriegführung in Spanien in dieser Epoche führt keine Spur; diejenige in Mauretanien bezeugt unsere Inschrift selbst.” Bestätigend kommt hinzu, dass die 13. städtische Cohorte damals in Karthago stationirte® und dass also der ordent- liche Commandant derselben füglich gleichzeitig mit dem Commando des ewercitus Afrieus et Mauretanieus betraut werden konnte, wodurch sich auch die wunderliche Einschiebung des Tribunats zwischen das Marsch- und Armeecommando genügend erklärt. Endlich folgt die von Rufus gegen die Marecomanen, Quaden und Sarmaten geführte Expedition, wobei angegeben wird, dass er durch das Reich des Königs Decebalus marschirt sei (2.12— 19). Augen- scheinlich ist dies der unter Domitian geführte Krieg, den andere In- schriften bezeichnen als erpeditio Suebica et Sarmatica* oder als bellum Suebicum, itfem Sar]maticum’ oder als bellum Germanicum et Sarmatieum‘, auch wohl als bellum Germanicum.' Dass dieser Feldzug gegen die Be- ! Die lingonischen Legionsziegel (vergl. Hermes 19, 437) gehören sicher in den grossen Krieg der Jahre 69 und 70. Dass an Detachements aus diesem Heer nicht ge- dacht werden darf, beweist vornehmlich die Nennung der britannischen Legionen. Wir kennen: aus Tacitus die an diesem Kriege betheiligten vollständig, und jene drei britannischen sind nicht darunter. ®2 Man könnte erwarten, bei einem mauretanischen Kriege vor allen Dingen die spanischen Garnisonen betheiligt zu finden. Aber die VII gemina, die sicher im Jahre 79 in Spanien stand, fehlt und auch die I adiutrix, die einzige von unsern acht, die aus Spanien gekommen sein könnte, hat damals wahrscheinlich in Obergermanien ge- standen. Indess konnten spanische Truppen früher nach Africa übergeführt sein, wenn nicht überhaupt es gerathen schien, während eines ernsten Krieges in Maure- tanien die schwachen spanischen Garnisonen nicht zu vermindern. ergl. meine Ausführ ung Eph. epigr. 5, 195 und Hirschfelds C. XIIL, p. 250. ® et von Antiochia in Pisidia C. Il, 6818: leg. leg. XIII gem. donat. don. militarib. expedit. Suebie. et Sarm. Sichere Anhaltspunkte für die Zeit enthält die Be schrift sonst nicht. Vergl. prosopr. 5 256. ® Inschrift von Potentik C. X, 135: donis [mili]taribus bello Suebico item Sar)- a matico eier murali coro|na va]llari hastis puris duobus vex|ill. ar]genteis duobus. nn schrift von Tifernum en XI, 5992: don. donato ab imp. Traiano ee en ob bellum Dacii. torquib. U. phaleris corona ; yallar: et a a Prineipibus (d.h. von Domitian) eisdem donis ae ob bellum Germa, et ? Inschrift von Perinthos C. III, 7397 eines donis donatus Bell Decke et bello en von Karthago €. VIII, 1026: donis domatus a Domitiano ob bellum Dacicum, 824 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. wohner des linken Donauufers, die suebischen Stämme der Quaden und Mareomanen und gegen die Sarmaten, auf den ersten dakischen Krieg folgte und aus diesem hervorging, lehrt unsere Inschrift in Verbindung mit den Trümmern des dionischen Berichts, dem zufolge, nachdem die Römer die Daker überwunden hatten, eine Expedition gegen die Quaden und Marcomanen unternommen ward, weil sie dem Kaiser zu dem dakischen Krieg keinen Zuzug gestellt hätten." Wir sehen jetzt, dass derselbe sich auch gegen die Nachbarn dieser Ger- manen, die Sarmaten, richtete und zusammenfällt mit der von Sueton erwähnten expeditio Sarmatica. Dass Decebalus dafür den Durchzug durch sein Gebiet gestattete, wie unsere Inschrift angiebt, beweist, dass dieser dakische Krieg schliesslich zu Gunsten der Römer verlief: dasselbe ergiebt sich übrigens auch aus der Erzählung Dio’s, wonach Domitianus, von den Marcomanen geschlagen, Decebalus’ Hülfe in Anspruch nimmt 'und ihm das früher verweigerte Bündniss gewährt. Wenn nach Sueton? die Expedition gegen die Sarmaten begonnen ward legione cum legato simul eaesa, nach Dio? die gegen die Quaden und Marcomanen, örı mA &sonenchn oT Kati AAKün, so ist wohl die Legion bei dem Ausbleiben dieser erwarteten Hülfsvölker von den Dakern aufgerieben worden. Der Legat ist der gegen die Daker ge- fallene Oppius Sabinus.‘ Dass Domitian alsdann den ihm von Dece- balus zugeschicekten Gesandten an dessen Stelle als König der Daker einsetzt, mag wohl zu dem zweiten und schwereren dakischen Krieg geführt haben, über dessen nächste Ursachen unsere Quellenreste schweigen. item ab eodem ob bellum Germanicum ‚ item torquib. armillis ob bellum Dacicum. Ich hatte (Hermes 3, 117) das beilum Germanicum mit dem suebisch- sarmatischen identifieirt; wo- gegen Domaszewski (Corr.-Blatt 1892, 114) damit die Insurrection des Antonius Satur- ninus bezeichnet glaubt, weil dessen Besieger Appius Norbanus in der Inschrift C.VT, ausserdem ist nicht wahrscheinlich, dass wegen dieser Insurreetion Militärgeschenke vertheilt und dieselbe im Legalstil als bellum bezeichnet worden sei. Die der Gattin des Norbanus gesetzte Steininschrift C.Vl, 1347 mit ihrer offenbar willkürlichen Ter- minologie macht dafür keinen Beweis. | ‘ Dio 67, 7, 1.2 p. 172.174 Boissevain. Die beiden dionischen Fragmente de leg. gent. 44. ic es; Boissevain p. 179. 180 eingereiht hat, gehören wohl hierher. om. . 67, 7, 1. * Sueton a.a.0. (und daraus Eutropius 7, 23); Iordanes Get. 13. 825 Bericht über die in der Kubbet in Damaskus gefundenen Handschriftenfragmente. Von D.H. Fıhrn. von Sopex. (Vorgelegt von Hrn. Harnack.) Bine Bibliotheksreise im Orient führte mich vor mehreren Jahren auch nach Damaskus, dem Brückenkopf der schmalen, Palästina mit Vorderasien verbindenden Brücke, einem der ältesten Sitze der Jüdi- schen Diaspora, dem ersten Platz, da sich außerhalb Palästinas eine Christengemeinde bildete; in der christlichen Ära des Orients eine fruchtbare Pflegstätte christlicher Kultur, Frömmigkeit und Wissen- schaft, in der mohammedanischen die glänzende Residenz der Oma- jJaden. An diese Glanzzeit der gartenumkränzten Stadt an der Wüste erinnert die Omajadenmoschee, ursprünglich eines der ältesten christ- lichen Großbauwerke mit einer dem Täufer Johannes geweihten Ba- silika, um die, einen weiten Platz umschließend, allerlei Baulichkeiten gelagert sind. In dem langgestreckten Hof erheben sich drei kleine Kuppelbauten, die westliche, unter ihnen die architektonisch reizvollste, ein auf einem freien Säulenkreis ruhender fensterloser kuppelüber- wölbter Rundbau, zu dem keine Treppe führt, genannt Kubbet el Chazne, deutsch Schatzkammer. In der Stadt geht als Überlieferung um, daß bei der Besetzung von Damaskus durch die Mohammedaner in diesen unzugänglichen Raum die christlichen Schriften, die ihnen in die Hände gefallen, einge- mauert worden seien, mit der Bestimmung, daß nur der Sultan die Ö inung dieser Kubbet verfügen könne. Das letztere ist richtig. Gegen das erstere macht die Tatsache bedenklich, daß die Mohammedaner bei der Besetzung der Stadt gegen die Christen große Duldsamkeit übten. Dennoch, Überlieferungen im Orient, zumal wenn sie nicht irgend einen Vorteil versprechen, haben immer einen geschichtlichen Unter- grund. So wagte ich es, unseren höchsten Reichsbehörden den Ge- danken vorzutragen, ob man, nicht die günstigen politischen Bezie- hungen benutzen könnte, bei der Pforte eine Eröffnung dieser Kubbet. 826 ‘Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. zur wissenschaftlichen Erforschung ihres etwaigen Inhalts an Urkunden zu erwirken. Der Gedanke fand entgegenkommendste Aufnahme. Nach kurzer Zeit erging dank den Bemühungen des Auswärtigen Amtes ein Irade des Sultans, welches die Öffnung der Kubbet und die genaue Katalogisierung ihres handschriftlichen Inhalts befahl. Ein angehender, durch seine Kenntnis des Syrischen für diese Aufgabe gerüsteter Gelehrter, Hr. Lie. Dr. Vıorer, war sofort bereit, nach Damaskus zu reisen. Fräulein Erise Köntes, die großherzige Patronin meiner auf die Herstellung des neutestamentlichen Urtextes gerichteten Forschun- gen, übernahm die Reisekosten. Mit welchen Erwartungen sahen wir dem Ergebnis entgegen! Eine uralte Handschrift des neuen Testaments, ein Rivale des Codex Vaticanus oder Sinaiticus, die schwer vermißten Denkwürdigkeiten Hegesipps, das Diatessaron Tatians, des Papias Erklärungen der Herren- worte schwebten uns vor. Es blieben Traumbilder! Was aus den zahl- reichen Säcken, die im Orient die Regale unserer Archive vertreten, ans Tageslicht gezogen wurde, waren meist Moscheenakten und -rech- nungen, Koranstücke, andere arabische und türkische Literatur, und dazwischen, sich fast verlierend, von Schmutz überzogen, der nur den ernstlichsten Brunnenkuren wich, von Mäusen und Würmern zer- nagt, von Feuer und Wasser halb zerstört, zerstreute Blätter, zuweilen Blätterlagen, auf denen andere als arabische oder türkische Schrift- züge, oft unter solchen verborgen, dem F orscherauge erkennbar wurden. In neunmonatlicher mühseliger Auslesearbeit suchte Hr. Viorrr zu- sammen, was für wissenschaftliche Interessen irgend eine Ausbeute versprach. Erneute diplomatische Verhandlungen erreichten das erst unmöglich Scheinende, daß dieser Moscheenbesitz, nach mohammeda- nischen Grundsätzen unveräußerlich, auf Zeit den deutschen Behörden anvertraut wurde. Nun erst wurde es möglich, die ausgesonderten Stücke auf ihren wirklichen Inhalt zu prüfen. In den mir fremden Gebieten von Fachgelehrten freundlich unter- stützt, bin ich nunmehr in der Lage, unter dem Vorbehalt, daß das Bild noch durch manches Wertvolle aus nicht entzifferten F ragmenten bereichert werde, einen Überbliek über das zu geben, was auf diese Weise der Verwertung durch die deutsche Wissenschaft zugänglich geworden ist. | E: Ich gruppiere nach Sprachen und beginne mit den Denkmalen der spätesten, unser Gemüt wohl am nächsten berührenden Epoche, der Kreuzfahrerzeit. | H. vos Sopex: Handschriftenfragmente in Damaskus. 827 Damaskus war nie in der Hand der Kreuzfahrer. Dennoch finden sich in der Kubbet Reste von Büchern, die einst abendländischen Christen gehört haben und wohl als Beute in den Besitz der Moslem kamen. Vielleicht war es der Fanatismus, der diese Pergamente, auch Blutspuren fehlen nieht an ihnen, in Fetzen zerriß, um sie dann durch Einschließung in der Kubbet unschädlich zu machen. a) Lateinisch. Eine größere Anzahl liturgischer Stücke, Gebete und Kirchengesänge mit Noten verschiedener Systeme. Das älteste Fragment weist in die merowingisch -karolingische Zeit. Dann folgt eins aus dem 10. Jahrhundert. Eins mit Miniaturen aus dem 12. ist besonders interessant. Bedeutsam ist, daß zuweilen das Lateinische griechisch überschrieben wurde. Ein Glanzstück bildet der Schutzbrief des Königs Balduin IV. von Jerusalem an einen Kaufmann folgenden Wortlauts: In nomine patris, filii et spiritus saneti amen. Notum sit omnibus tam praesentibus quam absentibus, quod ego Balduinus per gratiam Dei in sancta Jerusalem Latinorum rex quartus Bohali (gleich abu Ali) filium Ebenisten miercatorem videlicet Tyrensem ad partes Aegypti mercationis gratia profieiscentem et navem illius cum omnibus, qui intus sunt, mercatoribus et cum omni ejus negociatione in mea proecul dubio proteetione sucipio, ita dumtaxat, quod ad Aegyptum et ab Aegypto praedietus Bohali et ceteri de nave sua mercatores cum omni negociacione sua tutum habeant accessum et reditum. Si quis igitur homninum deinceps galeator vel alius Bohali...... hier bricht das Fragment ab. b) Altfranzösisch. Ein Blättehen, in ganz kleiner Schrift 35 Verse aus der bekannten gereimten Legende über Maria von Ägypten enthaltend; ein Doppelblatt (vier Seiten) enthaltend Bruchstücke aus der Chanson de geste von Fırragras; zwei Doppelblätter kleinen Formats (acht Seiten), Teil einer Dichtung in sechssilbigen Versen über die wunderbare Geburt Jesu. Prof. Toster, der die ersten beiden Stücke identifiziert hat, wird demnächst über alle drei genaueren Bericht er- statten. 2. Rätselhafter noch, als daß solche Fragmente in die Moscheen- schatzkammer geraten sind, ist das sehr reichliche Vorhandensein hebräischer Tiieate Asgniente an dieser Stätte, ‚deren Gruppierung und Würdigung ich Hrn. Prof. Dr. Barrn verdanke. Sie verteilen sich auf profane Schriftsätze — Ehekontrakte u. a. — ee und alttestamentische Fragmente. 828 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. 3. Dieselbe Bemerkung gilt von Stücken, die ein wesentlich höheres Interesse für sich in Anspruch nehmen dürfen, den Fragmenten in samaritanischer Sprache und Schrift. Eines von ihnen ist als Kalendarium festgestellt. Ein anderes bietet in Kleinschrift ein hebräi- sches Pentateuchfragment in samaritanischen Schriftzügen. Das Ganze bildet einen weiteren. Beleg zu den in jüngster Zeit mehrfach ge- wonnenen für die Existenz einer samaritanischen Diasporagemeinde in Damaskus. 4. An die unaufhörlichen Konflikte zwischen den islamischen Herr- schern und den christlich gebliebenen armenischen Untertanen erinnert eine überraschend umfangreiche Fragmentengruppe in armenischer Sprache. Sie erwecken in uns Bilder von der gewaltsamen Schließung armenischer Andachtsstätten und der Konfiszierung ihrer heiligen Schriften. Die Entzifferung verdanke ich Hrn. Dr. Gsanpscueziax. Sie reichen nicht über das 10. Jahrhundert zurück und gruppieren sich in Fragmente aus Bibeln, Kirchenbüchern, Kirchenvätern, Heiligen- geschichten, literarischen Notizen und Schreibübungen. Ein Teil der- selben ist sprachgeschichtlich lehrreich. Das umfangreichste Stück bildet ein 20 Psalmen umfassendes Psalterfragment. Am wertvollsten sind sechs Blätter aus dem Matthäus-Evangelium, ähnlich der ältesten arınenischen Evangelienhandschrift im Lazarerr-Institut in Moskau. >. Eine kleine Anzahl Fragmente zeigt georgische Schriftzüge. Die- selben sind noch nicht entziffert. 6. Wohl nur auf irgend welchen Zufälligkeiten beruht es, daß auch einige wenige Fragmente ägyptischen Ursprungs in die Kubbet ge- raten sind. Darunter befindet sich ein Blatt eines neutestamentlichen Fajumpalimpsests, ein bohairisches Fragment etwa aus Säkulum XI nit neutestamentlichem Text, endlich wenig Koptisches auf Papier, wie Hr. Dr. Scuur festgestellt hat. & Die Hauptmasse der christlichen Bestandteile dieses Trümmer- haufens nationaler Literaturen bilden naturgemäß Überreste des syri- schen und des griechischen Sehrifttums. In das erstere, was am - H. vox Sopen: Handschriftenfragmente in Damaskus. 829 reichsten vertreten ist, hat Hr. Prof. Dr. Sacnau einen Einblick ge- tan. Hervorragendes scheint sich darunter nicht zu befinden. Neben einer Anzahl Peschitofragmente sind es hauptsächlich Reste von Li- turgien, darunter ein nur der Deckel und der ersten Blätter beraubtes vollständiges Buch; sodann, auch als geheftetes Buch erhalten, ein Kommentar des Theodor von Mopsvestia zu Kohelet, endlich zahl- reiche Palimpseste mit arabischer Überschrift, die vielleicht noch Über- raschungen bergen. 8. Besonders mannigfaltig sind die Reste in griechischer Sprache. a) Kirchliche Schriften. Majuskelfragmente aus S. VI bis VII, meist Liturgiebüchern entstammend, für die Entwickelung der Schrift- typen eine treffliche Mustersammlung, daneben Patristisches, unter anderem mehrere Lagen eines großen Buches mit ethischen Traktaten aus S. VIII, aus derselben Zeit Mönchsgeschichten, aus S. VII ein Blatt mit Homerversen, endlich eine große Anzahl Palimpseste. Die Minuskel- fragmente, teilweise Palimpseste, sind wertlos. Bedeutsamer ist ein Blatt eines Vokabulars, ferner Palimpsest mit arabischen Psalmen als Grundschrift, hervorragend das von Hrn. Vıorer herausgegebene Psal- menfragment in 2 Kolumnen, links arabisch in griechischer Umschrift, rechts griechisch. b) Biblische Fragmente. «) Septuaginta. Ein Blatt aus S. V., griechische Majuskel mit darübergeschriebenem Kufi, ein Papierfrag- ment aus S. VIII. Neutestamentliche Stücke sind verhältnismäßig zahl- reich, wenn auch leider nur in ganz kümmerlichen Fragmenten. Sie reichen bis in S. IV zurück und bieten Einblicke in die Chronologie der verschiedenen neutestamentlichen Textrezensionen. Eigenartig ist ein Blatt aus einem Johannis-Evangelium, in welchem auf jeder Seite nur zwei Verse mit großer Raumverschwendung geschrieben sind, darunter jedesmal ein erbauliches Votum unter der Überschrift &pmuneia. Auffallend ist, daß keine neutestamentlichen Fragmente in Mi- nuskelschrift sich fanden. y. Zweifellos das Wertvollste der Sammlung sind ziemlich umfang- reiche, teilweise zusammenhängende Fragmente in palästinensisch- aramäischer Schrift und Sprache, sowohl aus dem Alten Testament wie aus den Evangelien und, was besonders wertvoll ist, aus Paulus- Briefen, letztere größtenteils Unika. * * Sitzungsberichte 1903. | eh 830 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. Damit ist alles aufgezählt. Es sind nicht Schätze ersten Ranges, durch die das vereinte Be- mühen um jenes Kubbetgeheimnis gelohnt wurde. Aber in seiner Vereinigung besitzt dieses uralte Schrifttum doch einen eigenartigen, vielleicht seinen höchsten Reiz. Wie viele aufeinandergebaute Kulturschichten repräsentieren diese verwitterten ehrwürdigen Fetzen. Welch eine wechselreiche Geschichte malen sie vor unser geistiges Auge. Unter dem Vorantritt der Juden und der Samariter hören wir das neue Volk, die Christen, in palä- stinensischer, syrischer, griechischer, armenischer Sprache ihre mannig- faltigen Interessen bekunden. Dann zeigen uns die arabisch über- schriebenen Palimpseste im sprechenden Sinnbild, wie die Spuren dieser antik-christlichen Kultur durch die arabische Sturmflut ausge- löscht werden und wie mit demselben Material auf derselben Grund- lage eine neue mohammedanische Kultur sich aufbaut. Zuletzt tauchen die Kreuzritter auf, an heimischer Sage sich erfreuend, an frommer Legende und Betrachtung sich erbauend, ein fränkischer Königsthron, anmutend wie ein Märchen, und, der einzige bleibende Ertrag, der tyrische Kaufmann, der Repräsentant der sich wieder knüpfenden Handelsbeziehungen. Dann wird die ganze reiche Geschichte einge- sargt, der Schutt und Staub der Jahrhunderte begräbt sie. Aber in dem Erfolg, von dem ich berichten durfte, dürfen wir ein beschei- ‚denes Sinnbild dafür erblicken, wie die wissenschaftliche Arbeit des Abendlandes das Grab wieder eröffnet und die Vergangenheit der Gegenwart zurückgewinnt. 831 Forschungen auf dem Gebiete der alten srusinischen und armenischen Litteratur. Referat von A. Harnack. Prof. N. Marr’s vorläufiger Bericht über die in Gemeinschaft mit Hrn. J. A. Dijawacnow auf dem Sinai und in Jerusalem ausgeführten Arbeiten während seiner Reise (A ril— November) im Jahre 1902. (Aus den »Mittheilungen der Kais. orthodoxen Palästina-Gesellschaft«, Bd. 14, Theil 2, S.1—51, 1903 [russisch]). - Ins wichtige Reste der altkirchlichen Litteratur sich ausser im Grie- chischen und Lateinischen im Syrischen, Koptischen, Abessinischen, Armenischen, Arabischen, Gothischen, Keltischen, Altbulgarischen und Russischen erhalten haben, war längst bekannt. Dass sich aber solche — sogar patristische Unica — auch im Grusinischen finden, hat uns Prof. Marr gelehrt. In einer Reihe ausgezeichneter Publieationen! hat er uns einige derselben im Urtext, den freilich kaum einer von uns in Deutschland zu lesen vermag, und in russischer Übersetzung zu- gänglich gemacht. Hr. Boxwerscn hat auf Grund einer dieser Publi- cationen Hippolyt’s Commentar zum Hohenlied in deutscher Übersetzung herausgegeben und bearbeitet’, und er ist zur Zeit damit beschäftigt, einige andere Schriften Hippolyt’s, die in grusinischer Übersetzung er- halten sind, zu ediren. Die akademische Kirchenväter-Commission hat einen russischen Priester, KARABELOw, gewonnen, der des Grusinischen mächtig ist und die Stücke in’s Russische übersetzt. Aus dieser Sprache überträgt Hr. Bonwrrsch sie in’s Deutsche. Das ist freilich ein Verfahren, das im Einzelnen sichere Gewähr der Genauigkeit nicht zu bieten ver- mag; aber zur Zeit vermögen wir nichts anderes zu thun, und zum Glück ist Hippolyt ein Schriftsteller, dessen dürftige Eigenart unter den Übersetzungen wenig gelitten hat. Ich selbst bin, als sich mir vor zwei Jahren die Gelegenheit bot — ein junger trefflicher grusi- nischer Gelehrter, Fürst DzawAacuow, Schüler Marr’s, war zu uns nach ' Texerst u Passıerania no Apnsmo-Tpyaunesoi Puaoaorin (Texte und Unter- suchungen zur armenisch -grusinischen Philologie), 1. Theil: Ephraem Syrus nach einer armenischen Handschr., 1900; 2, Theil: Joseph von Arimathia nach einer grusinischen Handschr., 1900; 3. Theil: Hippolyt’s Commentar zum Hohenlied nach einer grusi- nischen Handschr., 1901. ? Texte und Unters., Bd. 23, Heft 2, 1902. 76* 832 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. Berlin gekommen —, der grusinischen altkirchlichen Litteratur etwas näher getreten, s. Dzawacnow, das Martyrium des heiligen Eustatius von Mzchetha, aus dem Georgischen übersetzt, bearbeitet von A. HArnack und meine Abhandlung »Ein in georgischer Sprache überliefertes Apo- kryphon des Joseph von Arimathia« (diese Sitzungsber. 1901, 8. 875 ff.., 920ff.). Im Jahre 1902 haben Hr. Marr und Hr. Dzawacnow eine wissen- schaftliche Reise in den Orient zum Zweck der Untersuchung arme- nischer und grusinischer Handschriften auf dem Sinai und in Jerusalem unternommen, und der Erstere hat in der vorstehenden Abhandlung ‚einen vorläufigen Bericht über diese Reise erstattet. Der Bericht ist für die deutschen Fachgenossen so gut wie verloren, weil er russisch geschrieben ist. Ich glaube daher der Wissenschaft einen Dienst zu thun, wenn ich einen Auszug in deutscher Sprache aus ihm gebe. Man empfängt hier Aufschlüsse und Nachrichten über die grusinische Litte- ratur und die Stadien ihrer Entwickelung, die man sonst nirgends finden kann. Bei der Abfassung der Arbeit hat mich Hr. Berrwans bestens unterstützt, dem ich auch hier meinen Dank ausspreche. Prof. Mar (St. Petersburg) und Fürst Diawacnow (Grusien) haben ihre Reise unternommen, um die auf dem Sinai und in Palästina be- findlichen armenischen und grusinisehen Handschriften zu studiren. Prof. Mırr hoffte hier eine wünschenswerthe Beleuchtung der von ihm im Jahre 1897 auf dem Athos gesammelten Texte der ältesten arme- nischen und grusinischen Litteratur zu gewinnen, ferner auch neues Material zu finden, was ihm in Etschmiadsin und Tiflis nicht gelungen war. Ausserdem lockte ihn auf dem Sinai die älteste datirte grusinische Handschrift vom Jahre 864, deren Bearbeitung ihm für die beabsich- tigte Herausgabe einer vergleichenden Grammatik der alt-grusinischen Sprache mit den semitischen unerlässlich erschien. Die Reise dauerte vom 3. April bis zum 14. November, wobei in Folge widriger Reiseverhältnisse nur etwas über vier Monate der Arbeit gewidmet werden konnten, und zwar drei Monate im Kloster der heiligen Katharina auf dem Sinai und ein Monat zu Jerusalem in der Bibliothek des armenischen Patriarchats im Kloster des heiligen Jakob und in der Bibliothek des griechischen Patriarehats. __ In der Bibliothek des armenischen Patriarchats leistete der- durch den früheren Bibliothekar, Jetzigen Katholikos, Saak Cmazasınz fertiggestellte Theil eines Kata- loges gute Dienste. In seinem Bericht giebt Prof. Marr die haupt- sächlichsten Resultate seiner Arbeiten im Rahmen der Entwickelungs- epochen der armenischen und grusinischen Kirchen; die Bedeutung der Reise für die grusinische Grammatik und Paläographie hat er bei Harnack: Grusinisch-armenische Forschungen. 833 Seite gelassen; das hierauf bezügliche Material wird in besonderen Publicationen erscheinen. Bevor Prof. Marr zum Bericht übergeht, theilt er einige Beobach- tungen ‚mit, die er an den Katalogen der arabischen und syrischen Handschriften der Mrs. Gıssox und Mrs. Lewis gemacht hat. Sie weisen Ungenauigkeiten auf. Einzelne Beispiele führt Prof. Marr an. So erwies sich die im Katalog der Mrs. Giesox unter dem Titel des »Buches von Nimrod« angegebene Erzählung (Handschr. Nr. 456-1, vergl. Nr. 580-3) als ein Abschnitt der »Geschichte« des arabischen Historikers Agapius von Membid2. Nur ein Capitel desselben Autors ist die im Katalog als selbständiges Werk aufgeführte Erzählung von der Entstehung des Götzendienstes (Handschr. Nr. 580). — Aus der Handschrift Nr. 548 hat Mrs. Gisson ein besonderes Stück markirt mit der Überschrift »die Erzählung, die den Grund anzeigt, warum auf der Erde der Götzen- «dienst entstand«. Hier ist nicht nur der Titel falsch angegeben, statt »Erde« ist »Aegypten« zu lesen, sondern das Ganze ist das kleinste von den 3 Capiteln einer Legende vom Propheten Moses. Ausserdem enthält die Handschrift noch dreissig andere Abschnitte. — In der Handschrift Nr. 417 giebt Mrs. Gisson zwei besondere Abschnitte an, während der eine bloss die Einleitung zum anderen, einem vollständigen Synaxarion des Kaisers Konstantin Porphyrogenitus (in arabischer Über- setzung geschrieben zu Damiette im Jahre 1095), ist. — Prof. Marr interessirte sich für die »Erzählung von Barlaam und Joasaph«. Eine arabische Version sollte nach Porrnvrıus Usprensky auf dem Sinai vor- handen sein. Mrs. Gıssox hatte sie nicht erwähnt. Sie fand sich in der Handschrift Nr. 321, im Katalog als »Geschichte Johannes, des Mönches aus Indien« angegeben. In der Überschrift heisst es, dass die Erzählung aus Indien stamme »und es erzählte sie Johannes, der Grosse, der Berühmte aus der Brüderschaft des heiligen Saba«. — Auch die aus demselben Interesse durchgesehene Handschrift Nr. 555, die nach dem Katalog aus 177 Blättern bestehen und ein Werk ent- halten sollte unter dem Titel: »Hundert Capitel, welche verfasste der heilige Johannes, der grosse rechtgläubige Mönch für die Mönche In- diens«, wies einen anderen Titel auf, und sie umfasst noch eine grosse Zahl anderer Stücke, die in Summa umfangreicher sind als die ge- nannten» Hundert Capitele. — Nach dem Katalog sollte sich in der Handschrift Nr. 407 eine »Geschichte Barlaams« finden. Der Titel ist aber erfunden, wenn auch in einem Abschnitt eine Biographie des syro-kaukasischen Barlaam enthalten ist. Das von Mrs. Gissox nicht beschriebene Werk ist ein Heiligenkalender für den Monat Juli (2, 25,): Die im Katalog angegebene Reihenfolge der Abschnitte ist nicht richtig, ihre Titel sind zum Theil falsch. — Am charakteristischsten für den 834 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. Katalog ist jedoch der Fall in Bezug auf die Handschrift Nr. 623, die in der Zahl der arabischen mit der Bezeichnung sısrlon icTorIön ange- führt wird. Sie erwies sich als eine persische Handschrift, acht Dich- tungen Gulisman Saadja’s enthaltend. Syrische Handschriften gab es weniger zu beschreiben. Unrichtig ist die Angabe des Kataloges, betreffend die Handschrift Nr. 33, dass sie Bibelabschnitte mit begleitenden Scholien enthalte. Sie umfasst vielmehr 22 Reden Jesaias des Sketischen. Die im Katalog sich fin- denden Auszüge aus der Handschrift Nr. 10 sind nicht fehlerfrei; ausser- dem enthält die Handschrift eine anonyme Chronik mit biographischen Daten über den syrischen Schriftsteller Philoxenus, was auch Srtennis6e nicht angiebt, der den Katalog der Mrs. Lewis vervollständigt hat. Zum eigentlichen Bericht übergehend, bemerkt Prof. Mırr, dass er im Kloster der heiligen Katharina nur eine armenische Handschrift gesehen hat, ein Werk David’s des Unbesieglichen enthaltend. Ausser- dem fanden sich Pergamentblätter unter den grusinischen Handschrif- ten, Palimpseste, mit einem unteren armenischen Text. Prof. Mark glaubt, dass die Handschriften, die die Professoren Konparow, Za6A- RELLI und Dartrewsky gesehen haben, sich in den Kellern und der Sakristei befunden haben mögen. Die älteste Epoche der armenischen und grusinischen Kirchen nennt Prof. Marr die Zeit der Einheit dieser Kirchen. Das Kenn- zeichen dieser Epoche ist die Gemeinsamkeit der kirchlichen Tradi- tionen, die ihren Ursprung in Syrien haben, von wo aus sie sich zunächst in Armenien und von dort in Grusien verbreitet haben. Das enge Zusammengehen beider Kirchen ist eine neue, noch wenig durchforschte 'Thatsache. Einige in der Kirche abgeschaffte Gebräuche und »Zeiten« haben sich im Volk erhalten. Hierher ge- hören die von der alt-grusinischen Kirche sanctionirten Sühnopfer in der Gestalt von Lämmern, Kälbern u. s. w., die auch in der ar- menischen Kirche bis zu unseren Tagen gebräuchlich waren, ohne dass sich liturgische Aufzeichnungen darüber erhalten haben. Auf dem Sinai aber fanden sich in alt-grusinischen Ritualen Gebete und alt- testamentliche Lectionen zu dieser Ceremonie. Eine armenische Apo- logie dieses Brauches, der von der griechischen, wie später auch der grusinischen Kirche bekämpft wurde, fand sich zu Jerusalem, doch ist sie späteren Ursprungs. Ein weiteres Beispiel sind die in der ar- menischen Kirche noch bis Jetzt erhaltenen Fasten Aradzawor, die von griechischer und nach der Trennung der Kirchen auch von gru- sinischer Seite verurtheilt worden sind. Ihre »Zeit« wird ohne Rüge in der grusinischen Übersetzung der Kanones des Johannes von Kon- stantinopel erwähnt (Handschriften Prof. Marr’s Heft 19, Blatt 1a), Harnack: Grusinisch-armenische Forschungen. 835 desgleichen fand sie sich in einem grusinischen Heiligenkalender auf dem Sinai (Handschr. Nr. 5). Drei apologetische armenische Schrif- ten hat Prof. Marr in Jerusalem bearbeitet: sie sind vom späteren nationalen Standpunkt aus geschrieben. Eine gleiche Reihenfolge der Festtage beider Kirchen liess sich auf Grund des gewonnenen Mate- rials nur zum Theil nachweisen, wie sich auch keine bestimmten Daten über eine gleiche Weihnachtsfeier am 6. Januar gefunden haben. Die Forschungen nach der ersten armenischen Übersetzung des Alten Testaments ergaben, dass im Kloster des heiligen Jakob ein Text vorhanden ist, der von der armenischen Vulgata und auch der Septua- ginta abweicht. Die Existenz einer vollständigen grusinischen Bibelübersetzung in Palästina setzt Prof. Marr voraus, da er auf dem Sinai ein Perga- mentblatt mit dem Anfang einer grusinischen Bibelübersetzung fand, mit Unzialen in zwei Columnen geschrieben. Mit dem Blatt ist der Einband einer Handschrift beklebt (Nr. 92). Dies ist das zweite be- kannte Exemplar eines mit grusinischen Unzialen geschriebenen Bibel- anfanges. Eine grusinische Handschrift der Propheten aus dem 11. Jahr- hundert fand sich in Jerusalem, die archaistische Kennzeichen trug und sich abhängig vom armenischen Text erwies. Zwei kanonische Bücher Esra’s haben sich in der stark angegriffenen Handschrift ganz erhalten. Beim Vergleichen dieses Textes (des zweiten Buches) mit anderssprachigen Texten (dem armenischen, syrischen, griechischen und hebräischen) zeigte es sich, dass er eine wortgetreue Übersetzung des in der armenischen Vulgata enthaltenen Esra ist. Das Alter dieses Esratextes kann nun nicht mehr bezweifelt werden, da die neu aufgefundene Übersetzung aus dem 12. Jahrhundert stammt; ausser- dem sind die Besonderheiten des in Etschmiadsin gefundenen Textes des Paralipomenon in grossem Maasse in der armenischen Vulgata vor- handen. Doch weicht dieser Text von der Septuaginta ab und nähert sich bald dem hebräischen Urtext, bald der syrischen Version. Diese Thatsache steht im Widerspruch mit der Meinung, es biete die ar- menische Vulgata eine glänzende Übersetzung der Septuaginta. Aus einer langen Reihe von Übersetzungen patristischer Werke hat Prof. Marr diejenigen aus der Handschrift vom Jahre 864 aus- geschrieben, die sonst nicht vorhanden sind oder nur in schlechten Recensionen bekannt waren: so zwei Reden des Timotheus von Je- rusalem (die eine unvollständig, die andere handelt von Mariae Licht- mess), eine Rede des Meletius von Antiochia (über die Palmenwoche) und eine Lection Antipaters von Bostra (über die Gottesmutter und die Stummheit des Zacharias). 836 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli 1903. »Ich bemerke noch,« fährt Hr. Marr fort, »dass sich in jerusalemischen Handschriften eine grusinische Übersetzung von Werken. Hippolyt’s findet in demselben Umfang, wie sie die Handschrift von Schatberd [die Marr selbst früher be- schrieben hat] bietet, und dass gleichfalls in demselben Um- fang — aber der Commentar zum Hohenlied ist theilweise abgerissen — eine armenische Handschrift des Klosters des heiligen Jakob diese Hippolyt-Stücke bietet; den Commen- tar zum Hohenlied habe ich aus letzterer Handschrift abge- schrieben.« So besitzen wir jetzt für diese bisher unbekannten Schrif- ten Hippolyt’s drei (vermuthlich sehr nahe verwandte) Zeugen! Was die Hymnen anbetrifft, so fand sich auf dem Sinai ein reich- haltiges Material, doch keine ganz alten Sammlungen. Von den bearbeiteten hagiographischen Schriftwerken bezieht sich ein Theil noch auf die Einheitsepoche; doch erfahren die auf dem Athos gesammelten einschlagenden Werke keinen wesentlichen Zu- wachs: die grusinischen Handschriften boten wenig Neues, die arme- nischen enthielten Varianten, darunter auch wichtige. Im Kloster des heiligen Jakob entdeckte Hr. Marr eine armenische Redaction der Biographie Nerses’ des Grossen, die er vergeblich in Etschmiadsin gesucht hatte. Zu dieser Epoche gehören die im Kloster des heiligen Jakob gefundene armenische Version der »Bekehrung An- tiochiens« und die in der grusinischen Handschrift vom Jahre 864 enthaltenen Legenden von der Auffindung des Kreuzes durch Helene und von der Auffindung der Nägel. Auch die von Hrn. Dzawacnow entdeckten und abgeschriebenen grusinischen Acta Pilati und das Protevangelium Jacobi verlegt Hr. Marr wegen der archaistischen Sprache und der in ihnen vorkommenden Armenismen hierher. Auf Grund dieses Materiales constatirt Hr. Marr einen intensiven literarischen Verkehr beider Kirchen, da die ältesten grusinischen Texte Übersetzungen aus dem Armenischen sind oder unter starkem arme- nischem Einfluss stehen. Dies bezeugt vor Allem die grosse Zahl der in den grusinischen Texten enthaltenen Armenismen. Beobachtungen in Bezug auf die letzteren lassen Hrn. Marr die Frage aufwerfen, ob die altarmenische Litteratursprache nicht ein besonderer Dialekt gewesen sei. Die zweite Epoche der kirchlichen Entwickelung Armeniens und Grusiens ist durch den griechischen Einfluss bedingt, der sich besonders stark in dem an Kappadokien grenzenden Theil des Landes geltend gemaclıt hat. | Im Interesse der griechischen Kirche ist die in arabischer Über- setzung vorhandene »Bekehrung Armeniens« geschrieben. Dies ist Harnack: Grusinisch -armenische Forschungen. 837 wohl der ursprüngliche Text, da die im Griechischen als »Geschichte des Agathangelos« bekannte Version spätere Umarbeitungen aufweist. In der arabischen Version ist Gregor der Erleuchter ein kappadokischer Missionar. Auch die grusinische Kirche hat ihn in dieser Zeit als ihren Hirten gefeiert, was aus einer alten, auf dem Sinai befindlichen Hymne (Nr. 49, 65) hervorgeht. Eine Zeit lang müssen beide Kirchen gemeinsam dem griechischen Einfluss zugänglich gewesen sein, denn gemeinsam sind beiden gewisse Züge in der Bibelübersetzung, die auf einem gleichen Missverständniss des Textes bei den letzten Verbesserungen nach der Septuaginta be- ruhen. Jedoch trat die Scheidung bald ein, da in der armenischen Kirche der syrische Einfluss überwog, während in der grusinischen der griechische Geist immer mehr eindrang. Diese Thatsache illu- striren Evangelienabschriften auf dem Sinai, in denen alte Lesarten ausradirt und durch neue ersetzt sind. Auch sind viele Evangelien- leetionarien nach der griechischen Tradition verfasst worden. Bei der Vergleichung verschiedener Lectionarien erwies es sich, dass die in der Handschrift vom Jahre 1074 befindliche »neue Über- setzung« der Evangelien schon im Jahre 978 vom Verfasser eines Lectionars benutzt worden war; somit kann die »neue Übersetzung« nicht mehr als Werk Georg’s vom heiligen Berge (aus dem 11. Jahr- hundert) angesehen werden. Die auf dem Sinai bearbeiteten liturgischen Denkmäler und Ri- tualien des 10. und Iı. Jahrhunderts weisen in den Schriftabschnitten einen jüngeren Text mit wenigen älteren Anklängen auf. Von letzteren Werken ist ein Jerusalemer Kanon der zwölf Hauptfeste (Handschrift Nr. 37) aus dem 10. Jahrhundert wichtig: nach der Peregrinatio Sil- viae hält Hr. Marr ihn für die interessanteste Quelle der Geschichte der liturgischen Praxis in Jerusalem. Übersetzte griechische Hymnen fanden sich in Menge. Hierher gehören auch die Übersetzungen des grusinischen Schrift- stellers Ephraem aus dem ıı. Jahrhundert: die » Auslegung der Apostel- geschichte« des Chrysostomus (Handschr. Nr. 25), 16 »Reden Gregor's des Theologen« (Nr. 34) und eine »Biographie des Johannes Damas- cenus« (Nr.91). Aus einer Bemerkung Ephraem’s zu Anfang der » Aus- legung der Apostelgeschichte« geht hervor, dass die Bibelübersetzung des Georgius vom heiligen Berge die letzte Veränderung den: grusini- schen Textes gewesen ist. | Ausserdem fanden sich eine ganze Anzahl kleinerer, aus dem Ürie: : chischen übersetzter Werke. Wie gross der griechische Einfluss war und wie gerne man die griechische Sprache hatte, zeigen in den gru- sinischen Texten die herübergenommenen griechischen Worte; es finden 838 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 30. Juli 1903. sich sogar ganze Phrasen in grusinischer Transseription. Auch weist die in einigen griechischen Handschriften vorhandene grusinische Paginirung daraufhin, dass diese für Grusinier bestimmt waren, was bereits Hr. GArDT- HAUSEN bemerkt hat (Catalogus codiecum graecorum sinaiticorum). Direete Übersetzungen aus dem Syrischen fanden sich nur wenige. Eine grusinische »Belehrung« Ephraem's des Syrers enthielt einen alten Text mit Anzeichen syrischen Ursprungs. Zweifelhaft war dies bei einem anderen gleichsprachigen Werk Ephraem’s, den »Selbstüber- führungen«. Im Übrigen liess sich ein Einfluss des Syrischen auf die grusinische Schrift und Orthographie constatiren. Von Spuren der arabischen Sprache hat sich mehr erhalten. Auf dem Sinai fand sich ein arabisches Alphabet mit grusinischen Erklä- rungen; ferner grusinische Handschriften mit arabischen Seitenzahlen und umgekehrt. Zweifelhaft ist es, ob die in Jerusalem in einer Hand- schrift des 13. Jahrhunderts enthaltene » Weisheit des Balachwar«, die grusinische Version der »Geschichte des Barlaam und Joasaph«, ara- bischen oder syrischen Ursprungs ist. Sicherer lässt sich der arabische Ursprung der von Hrn. Marr auf dem Sinai gefundenen »Einnahme und Zerstörung Jerusalems im Jahre 614 durch die Perser« annehmen. Sie ist von Stratik, einem Mönch des Sabaklosters, der Augenzeuge der Begebenheit war, verfasst und zeigt die Belagerung in einem neuen Licht. Der bekannte arabische Text der »Einnahme« ist ein nach- lässig zusammengestellter Auszug. Auch wenn man noch andere Materialien hinzuzieht, kann doch nur von einer rein äusseren litterarischen Bedeutung des arabischen Einflusses die Rede sein; das innere kirchliche Leben Grusiens hat er nicht berührt. Die dritte Epoche in der kirchlichen Entwiekelung Grusiens und Armeniens ist die nationale. Diese schloss den auswärtigen Einfluss nicht aus, gehören doch in diese Zeit zum Theil die besten Über- setzungen aus dem Griechischen: der Geist aber, der das fremde Ma- terial verarbeitete, war ein nationaler. Wie die beiden Kirchen nun durch Bekenntnissfragen getrennt waren, so wandelte auch die Litte- ratur in beiden ihre eigenen Wege, die oft entgegengesetzte, manch- mal sogar feindliche waren. Be Zur nationalen Epoche gehören ein Auszug aus den verlorenge- gangenen Werken eines grusinischen Historikers des 9. Jahrhunderts, Schapucha Bagratuni in Jerusalem, zwei Biographien der heiligen Nina, eine armenische im Kloster des heiligen Jakob und eine grusinische in einem Synaxarion auf dem Sinai, eine armenische »Geschichte des heiligen Kreuzes der Nina«, und eine vollständig erhaltene interessante »Geschichte der christlichen Eiferer, des Tatull, der Jutta, des Thomas und Varos«, beide im Kloster des heiligen Jakob. Harsack: Grusinisch-armenische Forschungen. 839 Historische Bedeutung hat die von Hrn. Marr in Jerusalem auf- gefundene Biographie des Gregorius von Chandzta (gest. 862), der die Klöster in Schatberd und Klardzetien an der Südwestgrenze Grusiens baute und ein Schützer des Mönchthums war. Die Biographie ist 90 Jahre nach dem Tode Gregor's geschrieben worden. Sie enthält Daten über seine Zeitgenossen und Schüler, schildert das Leben und die Bedeutung des grusinischen Mönchthums und giebt Aufschlüsse über culturelle Beziehungen zu Palästina und Byzanz. Ein zweites sehr wichtiges Werk ist ein von Hrn. DzawAcnow auf dem Sinai ge- fundener grusinischer kirchlicher Kalender aus dem 10. Jahrhundert (von dem nicht unbekannten grusinischen Schriftsteller Johann). Er ist auf Grund verschiedener national-kirchlicher Traditionen zusammen- gestellt, beleuchtet die liturgische Praxis der palästinensischen Klöster und enthält auch topographische Daten. Hr. Marr nennt ihn einen der wichtigsten Kalender nach dem Calendarium antiquissimum eccle- siae Karthaginiensis und dem Kalender Usvarp’s. Ausserdem enthält eine Handschrift des 10. Jahrlıunderts auf dem Sinai (Nr. 34) ein kanonisches Verzeichniss der Bücher beider Testamente (mit stichometrischen Bemerkungen), das im Einklang mit der alten grusinischen Tradition steht. Endlich befinden sich auf dem Sinai viele grusinische Hymnen, die darauf hinweisen, dass die grusinischen profanen Schriftsteller ausgearbeitete poetische Formen aus der kirch- lichen Litteratur überkommen haben. Der allgemeine historische Wertlı des gewonnenen Materials — alles Wichtige wurde abgeschrieben oder photographirt — ist ein grosser, besonders in Bezug auf die armenischen und grusinischen Klöster in Palästina. Doch konnte zur Geschichte der Armenier in Jerusalem von den HH. Marr und Dzawacnow nur weniges hinzu- gefügt werden, da diese Geschichte von einem Mitgliede des Klosters .des heiligen Jakob ausführlich behandelt worden ist. Hr. Marr macht darauf aufmerksam, dass die in Jerusalem befindlich ischen Hand- schriften nicht sehr alt sind (die älteste stammt vom Jahre 1199 und ist nicht inJerusalem geschrieben; zwei der ältesten, die Hr. MAarr bearbeitet hat, sind aus den Jahren 1318 und 1321 und aus Cilicien), obgleich sich Armenier schon im 7. Jahrhundert in Jerusalem nachweisen lassen. Daten für die Geschichte der Grusinier fanden sich überaus viel, obgleich Marr kaum ein Drittel der in der Bibliothek des griechischen Patriarchats zu Jerusalem befindlichen Handschriften durchzusehen ver- mochte. Hier kann also noch sehr Werthvolles verborgen sein. Die | wichtigsten Funde machte er in den Randglossen und Noten. Aus ihnen geht hervor, dass die Grusinier nicht nur in Palästina und auf dem Sinai Klöster und Kirchen besessen haben, sondern auch in Syrien 840 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 30. Juli 1903. und in der Nähe von Antiochien. — In den Randglossen und Noten finden sich auch Daten über die Existenz grusinischer Klosterbiblio- theken, wie sie überhaupt das Leben der Klöster beleuchten und Gönner und Wohlthäter derselben nennen. Letztere sind noch ausführlicher ver- zeichnet in den Seelenmessenregistern. Aus diesen Registern erfahren wir, dass die grusinischen Klöster in Jerusalem autonom waren und später unter der Führung des Kreuzklosters standen. — Eine weitere historische Quelle bilden die Synaxarien und die in Jerusalem und auf dem Sinai erhaltenen Inschriften. Auf die Bedeutung der Grusinier in Palästina weist auch die grosse Zahl der dort vorhandenen Hand- schriften. Haben doch die Grusinier hier ihren eigenen Gottesdienst in der eigenen Sprache nach eigenen Texten und Messbüchern gehabt, und zwar sogar am Grabe des Herrn. Wie hoch das geistige Leben schon in früher Zeit gestanden hat, beweisen die Biographie des Gre- gorius von Chandzta in Jerusalem und die Handschrift aus dem Jahre 864 auf dem Sinai. In letzterer, die leider defeet ist, haben sich 52 Werke der christlichen Litteratur erhalten: Biographien, patristische Werke, Predigten, Legenden u.s.w. Als dann im ı1. und ı2. Jahrhundert das grusinische Königreich erstarkte, liess es seinen Schutz den in Palästina befindlichen Klöstern angedeihen, so dass sich die ägyptischen Mame- lucken sogar bewogen fühlten, einen besonderen Beamten zum Schutze der grusinischen Pilger am Kreuzkloster zu unterhalten. So ist das von Hrn. Marr und Hrn. Dzawacnow auf der Reise gewonnene Material reich und vielseitig; es stellt aber wieder neue Fragen, die der Beantwortung harren. Der nächste Wunsch Hrn. Marr’s ist jedoch, dass es ihm gelingen möge, die Colleetionen der grusini- schen Handschriften auf dem Athos und in Jerusalem ebenso genau zu beschreiben, wie dies mit der Sinaicolleetion geschehen ist, da die Handschriften von.Jahr zu Jahr mehr zerfallen und allmählich dem Untergang entgegen gehen. Soweit der Bericht: dass in die grosse griechisch - christliche Völkerfamilie des Alterthums auch die Grusinier gehören, lernt man aus ihm auf’s deutlichste. Werden sich bei uns in Deutschland junge Gelehrte finden, die die Sprache, Litteratur und Geschichte dieses durch seine alte Cultur mit uns verschwisterten Volkes studiren und uns die Schätze desselben nahe bringen? Auch unseren Akademien ist hier eine neue Aufgabe gestellt. Ausgegeben am 18, August. . 841 SITZUNGSBERICHTE 4: DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 30. Juli. Sitzung der physikalisel tl tischen Classe. i l. Hr. von Herser- ALteneck las über die unmittelbare Be- einflussung von Pendelschwingungen durch äussere Kräfte, 2. Hr. Branco legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. A. Dannen- BERG in Aachen vor: Der Monte Ferru in Sardinien. I., als Be- richt über die vom Verfasser mit akademischer Unterstützung auf der Insel ausgeführten geologischen Untersuchungen. 3. Die folgenden Druckschriften wurden überreicht: G. Tmızenxtus, Ethnographische Ergebnisse aus Melanesien. I. Theil. Die westlichen Inseln des Bismarck -Archipels. Halle 1903 (S.-A. aus N. A. Acad. Leop. Bd. LXXX) und: Gesammelte Schriften von Anorr Fıcx. I. Band. Würz- burg 1903. 842 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. Über die unmittelbare Beeinflussung: von Pendel- schwingungen durch äussere Kräfte. Von F. von HEFNER- ALTENECK. Lsreh wiederholte Beschäftigung mit der Herstellung von elektrischen Uhren und von Zählapparaten, in welchen die Zeit als Factor auf- tritt, bin ich veranlasst worden, mich auch mit der Grundlage der künst- lichen Zeitmessung, den Eigenschaften des Pendels, zu befassen. Die folgende daraus hervorgegangene Mittheilung glaube ich zusammen- hängend, ohne Rücksichtnahme auf mehr oder weniger Bekanntes und auch auf davon abweichende Anschauungen, bringen zu dürfen, weil die über die verschiedenartigsten Fachzeitschriften ausgedehnte Pendel- und Uhrenlitteratur mangels eines einheitlichen neueren Verzeichnisses ganz unübersichtlich vorliegt. Übrigens habe ich in den vielbenutzten zusammenfassenden Werken über die Uhrmacherkunst und deren Ge- schichte (SAunıER, GeLzıcH) im Wesentlichen über die behandelten Fragen Nichts, ausgenommen einige nicht mit den meinigen übereinstimmende Anführungen, gefunden. Die Zeitmessung durch das Pendel beruht auf dem (resetz, dass constante, von der Ausschlagweite unabhängige Schwingungsdauer vorhanden ist, wenn eine in einem Punkt vereinigt gedachte Masse unter dem alleinigen Einflusse einer in der Bewegungsrichtung lie- genden Kraft schwingt, welche der jeweiligen Entfernung des Punktes von einem feststehenden proportional ist. Die bei dem eigentlichen Pendel in Folge der bogenförmigen Schwingung auftretenden Abweichungen seien vorläufig ausser Acht gelassen. Es ist also, wenn man die jeweilige Entfernung des schwingenden Schwerpunktes m von dem festen Punkt r mit s bezeichnet, die auf m wirkende Kraft F=C6% Die Schwingungsdauer ist allein von der Constante C, welche die Schwingungsweite nicht enthält, abhängig. ®* * ” ‘ v. HErser-Arreseck: Unmittelbare Beeinflussung von Pendelschwingungen. 843 Es soll nun die vorhandene Schwingungsweite des Pendels ver- grössert werden. Zu diesem Zwecke denke man sich den festen Punkt e für die Dauer einer Schwingung in der Richtung der Bewegung um das Stück d nach c’ verschoben und, um das Pendelgesetz mit Bezug auf den neuen Festpunkt ce’ zu erfüllen, die auf das Pendel wirkende Kraft, durch welche Mittel ist zunächst gleichgültig, so verändert, dass P'=C(s+d), d.h. also der Entfernung des schwingenden Punktes von c’ propor- tional wird. Diese Schwingung vollzieht sich, da die Constante C die gleiche geblieben ist, in der gleichen Zeit wie die ursprüngliche; ihre Weite ist um 2d grösser. Durch Auflösen der Klammer erhält man: P=P+Ca. Cd ist constant und daraus folgt, dass eine dem Pendel während der ganzen Dauer einer Schwingung hinzugefügte constante Kraft den Ausschlag vergrössert, ohne die Schwingungsdauer zu beeinflussen. Es sei nun der Einfluss einer solehen Kraft, wenn sie nicht während einer ganzen Schwingung andauert, untersucht. Schon Hvysnens hat die folgenden in jedem ausführlicheren Lehr- buch der Physik enthaltenen Sätze aufgestellt: Jede auf der Schwingungsrichtung aufgesetzte Senkrechte wird von einem über der Schwingungsweite errichteten Halbkreise in einer Höhe geschnitten, welche der Geschwindigkeit des schwingenden Punktes im Fusspunkte der Senkrechten proportional ist. Ferner: Denkt man sich einen Punkt diesen Halbkreis mit gleichmässiger Geschwindigkeit durchlaufend, gleichzeitig während der andere Punkt eine Schwingung ausführt, dann steht in jedem Momente die Verbin- dungslinie der beiden Punkte senkrecht auf der Schwingungsrichtung. Der Kürze wegen sei in Folgendem der so den Halbkreis durch- laufend gedachte Punkt »der ideelle Punkt« genannt. In den auf verschiedenen Schwingungsweiten ein und desselben Pendels errichteten concentrischen Halbkreisen haben die ideellen Punkte gleiche Winkelgeschwindigkeit. Für den vorhin geschilderten Vorgang erhält man auf diese Weise | die Fig. ı. Der von e aus geschlagene kleinste Halbkreis gehört m der ursprünglichen Schwingungsweite, der mittlere von ec’ aus ge a schlagene zu derjenigen mit der hinzugefügten Kraft, der äussere zu der um das vierfache der Entfernung ce’ vergrösserten Schwingungs- weite, in welcher das en nach dem Aufhören dieser Kraft weiter- schwingt. 844 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. Fig. 2 zeigt in ihrer linken Hälfte das dann entstehende Bild, wenn die beschleunigende Kraft nur während der ersten Hälfte der Schwingung andauert. Für gleiche Schwingungserweiterung muss die Kraft und die Entfernung cc’ doppelt so gross genommen werden wie im vorigen Falle. Der ideelle Punkt im Kreisbogen an’ langt in der gleichen Zeit in ”’ an in welcher der für das unbeschleunigte Pendel in n anlangen würde, weil der Winkel aen und ac'n beide Quadranten sind. Von da ab hat der erstere nur noch den Quadranten 02’ we- niger dem Bogen on’, der letztere noch einen vollen Quadranten nz zu durch- laufen. Ersterer gelangt also um on früher an seinem Endpunkt 2’ als letzterer an seinem Endpunkte 2 an, d.h.: Eine nur im ersten Sn Theile einer Schwingung cc wirksame beschleunigende constante Kraft verkürzt die Schwingungsdauer. Daraus ergiebt sich im Vergleich mit dem vorher Gefundenen schon von selbst, dass eine nur in der zweiten Hälfte der Schwingung hinzutretende beschleunigende Kraft die Schwingungsdauer Fig. 2. verlängert. Einer solchen Ü 2: Kraft entspricht der Qua- drant oz’. Dieser muss vom ideellen Punkt durchlaufen werden, während derjenige für das unbeschleunigte Pen- del einen um das Stück no’ verkleinerten Quadranten zu durchlaufen hat. 2 Bere Es könnte paradox er- scheinen, dass eine die Be- wegung beschleunigende Kraft trotzdem die Schwingungsdauer ver- längern, also den Pendelgang verzögern kann. Man muss eben be- denken, dass die beschleunigende Kraft im zweiten Schwingungstheil der ursprünglichen, welche hier negativ und verzögernd auftritt, ent- gegenwirkt, dadurch die Umkehr zeitlich hinausschiebt und den Weg verlängert. In ähnlicher Weise lassen sich auch die Einflüsse von zusätz- lichen Kräften, die an beliebigen Stellen des Schwingungsweges vor- übergehend auftreten, untersuchen. ng. 1: aa v. HErner-AtTENEcR: Unmittelbare Beeinflussung von Pendelschwingungen. 845 Um die gleiche Vergrösserung der Schwingungsweite zu erhalten, müssen sie wegen ihrer kurzen Dauer grösser, d.h. die Entfernung cc’ wieder weiter als den vorigen Fällen angenommen werden. In Fig. 3 sind solche Kräfte von constanter, in der gemeinsamen Entfernung cc’ sich ausdrückender Grösse an fünf verschiedenen Stellen der Schwingung einwirkend dargestellt. Natürlich muss man dabei jede einzelne Einwirkung für sich, als allein vorhanden, betrachten. Es sind darum auch die maassgebenden Kreisbogen in den fünf Theilen bez. mit den gleichen Buchstaben &,ß,y bezeichnet. Jedesmal von da ab, wo die Kraft einsetzt, weicht der ideelle Punkt von dem inneren Halbkreis ab und verfolgt einen von dem 19. 3. Se Punkte ce’ aus geschlagenen Kreisbogen &, soweit bis er den äusseren der vergrösserten Schwingung entsprechenden Halbkreis trifft. Hier muss die Kraft aufhören, wenn sie die Schwingung nicht noch mehr erweitern soll. | Die Radien der Bogen fallen verschieden aus, aber auch hier sind die Winkelgeschwindigkeiten überall die gleichen. Man erkennt sofort, dass für die gleiche Schwingungserweiterung die Duer dr Krafteinwirkung, welche nicht der absoluten Länge der Bogen «, aber den zugehörigen Winkeln proportional ist, an verschiedenen Stellen verschieden ausfällt: in der Mitte am kürzesten, gegen die Ränder zu länger, am Ende der Schwingung am längsten. | | Sitzungsberichte 1903. 77 846 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. An jeder Stelle muss aber die hinzutretende Kraft die gleiche Arbeit, gleiche Erweiterung der Schwingung, dem Pendel zuführen, d.h. die Kraftwege müssen die gleichen sein. Nach dem Hvvenens- schen Gesetze sind diese die senkrechten Projeetionen der Bogen & auf die Schwingungsrichtung. Nach einem geometrischen, durch mehr- fache Anwendung des pythagoreischen Lehrsatzes leicht zu beweisenden Gesetze über concentrische Kreise und von einem Punkte aus darüber hinweggeschlagene Kreisbogen sind diese Projeetionen in der That einander gleich. Um die verschiedenen Zunahmen der Schwingungsdauer zu er- kennen, braucht man sich nur an die überall gleiche Winkelgeschwin- digkeit, d.h. gleiche Bogen bei gleichen Radien, zu erinnern. Man schlägt von ec’ aus mit dem Radius c’a’ = ca einen Kreis über die verschiedenen Winkel hinweg, überträgt die von diesen abgeschnit- tenen zwischen den Endradien der Bogen # liegenden Bogen 8 auf den von a ausgehenden Halbkreis, von den Anfangspunkten der be- treffenden Bogen & aus, auf. Es entspricht dann der zwischen diesen (2) und dem von den Endpunkten der Bogen & nach e gezogenen Ra- dien liegende, meist kleine Bogen y der gesuchten Zeitdifferenz. Man erkennt, dass y im ersten Theil der Schwingung positiv ist, in der Mitte gleich Null und im zweiten Theil negativ wird und schliesslich den grössten Betrag erreicht. Das umgekehrte gilt natürlich von negativen verzögernden Kräf- ten. Das Bild dafür erhält man ohne weiteres, wenn man die Figu- ren auf eine Schwingung von rechts nach links anwendet. Die graphische Darstellung giebt nicht nur eine allgemeine Be- antwortung der gestellten Frage, sondern auch eine lehrreiche Über- sicht der gleichzeitigen anderen Vorgänge während einer Pendelschwin- gung. In der Praxis handelt es sich immer nur um sehr kleine hinzu- tretende positive und negative Kräfte und nur minimale Ausschlag- änderungen. Dadurch rückt, wenn die hinzutretende Kraft nicht allzu kurz wirkt, ec’ nahe an c heran. Der Bogen y wird dann der Diffe- renz zwischen dem Radius ca und demjenigen des betreffenden Bo- gens &, und diese annähernd dem Cosinus des Winkels, den der mitt- lere Radius des letzteren zur Schwingungsriehtung bildet, proportional. Da dieser auch in der gleichzeitigen Entfernung des schwingenden Punktes von der Mitte, welehe wiederum der auf ihn einwirkenden Hauptkraft proportional ist, sich ausdrückt, so ist .also schliesslich für ein bestimmtes Pendel und eine bestimmte Schwingungsweite, die dureh eine kleine hinzutretende Kraft bewirkte Änderung der Schwin- Sungsdauer der Entfernung von der Mittellage und auch der Haupt- N ee a a A rn a A ae Tee eh SE FT a Pe a Be ae a a A N A en 2 SE TE Fee Sa an Be a a a a a A a MM Bl re fen See v. Herser-Arrenecx: Unmittelbare Beeinflussung von Pendelschwingungen. 847 kraft, bei welcher die kleine Kraft in constanter Weglänge hinzutritt, proportional. Also eine sehr einfache Beziehung. Es gelten demnach in Bezug auf positive oder negative Wirkung folgende Regeln: Eine im Sinne der Bewegung wirkende, diese be- schleunigende und die Schwingung erweiternde Kraft verkleinert die Schwingungsdauer, d. h. beschleunigt den Pendelgang, wenn sie im ersten Theil der Schwingung, und vergrössert die Schwingungsdauer, verlangsamt den Gang, wenn sie im zweiten Theil der Schwingung auftritt. Das Umgekehrte gilt von den der Bewegung entgegengesetzten, die Geschwindigkeit -verzögernden und den Ausschlag verkleinernden zusätzlichen Kräften. Von besonderem Werthe sind vorstehende Sätze für die Beur- theilung derjenigen die Schwingungen verkleinernden Kraft, welche die Zuführung einer sie vergrössernden überhaupt nöthig macht, näm- lich des Luftwiderstandes. Ausser dem sogenannten Auftrieb, den jeder in ein Gas oder eine Flüssigkeit eingetauchte Körper erleidet und welches die Schwerkraft vermindert, übt auch der Widerstand oder die Reibung Fig. d. der Luft eine die Schwingungsdauer verlängernde Wir- kung aus. Nach den vorstehenden Regeln kann die letztere Wirkung nur dann entstehen, wenn der Luft- widerstand mehr im ersten Theil der Schwingung auftritt wie im im zweiten. Das ist auch von vornherein wahr- scheinlich, wenn man nicht annehmen will, dass die . bei der zunehmenden Pendelgeschwindigkeit der Luft ertheilte lebendige Kraft bei der Kleinheit ihrer Masse sofort wieder durch Wirbelbewegungen aufgezehrt wird. Bei der Bedeutung dieser Frage für die sichere Beurtheilung der sich anschliessenden Vorgänge habe ich versucht, durch einen ganz pri- mitiven Apparat das Verhalten des Luftwiderstandes sichtbar zu machen. Er besteht aus einem Pendel mit einem zur Schwingungsrichtung quer gestellten etwas belasteten Blech an Stelle der Linse. ' Dadurch wird allerdings der Luftwiderstand vergrössert, aber man darf wohl annehmen, dass seine Gesetzmässigkeit nicht geändert wird. Das Blech hat in der Mitte ein Loch, an welches sich nach einer, es sei angenommen der linken Seite hin ein kurzer Rohrstutzen an- schliesst. Die linke Öffnung dieses Stutzens ist durch ein leicht an- r- liegendes Blättehen aus dünnstem Papier bedeckt, welches dureh den an auf den Lochquerschnitt treffenden Theil des Luftwiderstandes bei jeder Schwingung nach rechts mehr oder weniger abgeblasen wird. Es schwingt dabei um eine oberhalb der Rohrmündung parallel mit dem Blech und wagerecht liegenden Axe, welche aus einem gespannten Ya 818 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. Coconfaden mit einstellbarer Torsion gebildet ist. Zu dieser Axe ist das Blättehen ausgewichtet und der obere Theil durch einen kleinen Pappschirm gegen Luftzug geschützt. Mit einiger Übung kann man den Ausschlag des Blättchens bei ler Bewegung des Pendels verfolgen und auch die vorhandene Un- gleichheit erkennen. Man muss sich dazu nur die Mittellage, am besten dureh einen davor fest angebrachten Stab oder dergleichen deutlich wmarkiren. Besser noch erkennt man das ungleich weite Abdrücken des Blättehens, wenn man bei mehreren Schwingungen abwechselnd die eine oder andere Ausschlagseite mit einem Schirme bedeckt und nur die frei bleibende beobachtet. Die Vorrichtung ist so empfindlich, dass man sie in ein Gehäuse mit gläserner Vorderwand einschliessen muss, um fremden Luftzug ab- zuhalten. In Vorigem war nur von dem unmittelbaren Einfluss äusserer Kräfte auf die Schwingungsdauer die Rede, zu diesem unmittelbaren oder primären Einfluss kommt aber noch der mittelbare oder secundäre hinzu, welcher allmählich durch die Summirung der bei den einzelnen Schwingungen nicht erkennbaren Veränderungen der Ausschlagweiten hei dauernd wiederkehrender Einwirkung der kleinen Kräfte entsteht. Die schliessliche Ausschlagweite ist allein durch das Gleichmaass zwischen der vom Uhrwerk oder sonst wie dem Pendel zugeführten und der vom Luftwiderstand verzehrten Arbeit bedingt. Schwankungen in der einen oder der anderen haben allmähliche Änderung der Aus- schlagweite zur Folge, ‚bis das Gleichmaass wieder hergestellt ist. Der Einfluss der Schwingungsweite auf die Schwingungsdauer ist rechnerisch genau festgestellt. Vergrösserter Ausschlag verlangsamt, verkleinerter beschleunigt den Pendelgang. Hält man diese Thatsache mit den Ergebnissen der vorstehenden Untersuchung zusammen, so erkennt man, dass nur dann, wenn die zusätzliche Kraft, gleichviel ob positiv oder negativ, vorwiegend im ersten Theil der Schwingungen einwirkt, ihre primäre und secundäre Wirkung sich ausgleichen können. Andernfalls addiren sie sich oder es tritt bei symmetrischer Einwirkung nur der secundäre Einfluss hervor. Umgekehrt kann man aus beobachteten Gang- und Ausschlag- veränderungen und dem Vergleich ihrer Beziehung zu einander mit derjenigen bei dem mathematischen Pendel entsprechende Rückschlüsse auf die unmittelbare Gangveränderung und die Art ihrer Ursache, ob sie im ersten oder zweiten Theil der Schwingung zu suchen sind, ziehen. Was für die zusätzlichen Kräfte gilt, bezieht sich natürlich auch auf ihre Veränderungen, und in Bezug auf diese hat die Frage überhaupt nur praktische Bedeutung. I IR u © x v. Herser-Atteseck: Unmittelbare Beeinflussung von Pendelschwingungen. 849 Es wäre also die Kraftzufuhr, insoweit sie unvermeidlichen Ver- änderungen durch Diekwerden des Oels im Uhrwerk u. dergl. unter- worfen ist, zweckmässig nicht in oder nahe an der Mitte der Schwingung anzubringen, sondern ausgesprochen im ersten Theil. Bei den Ankerhemmungen, insbesondere der ruhenden oder Granan’schen findet die Zufuhr im Gegentheil mehr hinter wie vor der Mitte statt. Allerdings tritt dabei noch eine andere Art von Ausgleich, man könnte sagen tertiärer Natur, auf, aber nur in ver- schwindender Grösse. Es haben deshalb die sogenannten Hemmungen mit constanter Kraft, welehe die Schwankungen in der Kraft des Werkes nicht auf das Pendel übertragen, in dieser Hinsicht zweifellos den Vorzug." Glücklicherweise tritt der Luftwiderstand seiner Natur nach so auf, dass der primäre und seeundäre Einfluss sich wenigstens nicht addiren. Thatsächlich bleibt der primäre, einschliesslich der Auftriebswirkung überwiegend und bildet die sogenannte Barometerconstante, welche für verschiedene Uhren sehr verschieden ausfällt. S. Rıerter z. B. hat ihn für seine Uhren je nach der Form des Pendelkörpers pro Tag und Centi- meter Quecksilberdruck zu 0.12 bis 0.18 Secunden gefunden und zum Ausgleich ein Aneroid, welches ein Gewicht verschiebt, am Pendel an- gebracht. Das natürlichste Mittel diesen Einfluss zu verkleinern liegt in der Herstellung des Pendelkörpers mit grossem Gewicht und besonders grossem speeifischem Gewicht bei richtiger auf kleinsten Luftwider- stand bemessener Formgebung. Es hat den Anschein, als ob man Fig. 5. in dieser Hinsicht früher sorgfältiger zu Werke ge- gangen sei, wenigstens findet man jetzt öfter gerade > bei feinen Uhren die ungünstige Cylinderform. Aber Cm > auch die allbekannte durch zwei Kugelmenisken ge- bildete Linsenform dürfte besser durch die im Schiff- bau benutzte doppelt geschweifte Form (s. Fig. 5) ersetzt werden. Ich habe sie bei Uhren noch nie angetroffen. Fig. 6. * Da sie aus anderen Gründen nicht recht beliebt sind, so ist immerhin die Frage von Interesse, ob es möglich wäre, eine einfache Ankerhemmung mit Kraftäusserung vor der Hub- mitte herzustellen. Ich habe dafür nur die in Fig. 6 dargestellte, wenigstens gangbare Lösung gefunden. Eine noch dazu erforder- liche, einfach herzustellende Federung, mit trotzdem sicherer Ein- stellung, zum Schutze des Steigrades gegen Beschädigung beim Stillstande des Werkes ist in der Figur weggelassen. Die Kraft- äusserung tritt nur bei jeder zweiten Schwingung und bis höch- stens zur Mitte auf. Wegen ihrer starken Abweichung von Alt- gewohntem ist die Hemmung für verbreiteten Gebrauch kaum geeignet, wogegen ein Versuch damit gewiss lehrreich wäre. 850 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. Auch werden mitunter zum Ausgleich der Luftdruckstörungen am Pendel sogenannte abgekürzte Quecksilberbarometer angebracht, deren Werth jedoch zweifelhaft sein dürfte, da sie auch von der Temperatur beeinflusst sind. Eine eigenthümliche, aber mehr nur für Studien geeignete Art des Ausgleichs lässt sich durch eine Vorrichtung erzielen, welche ich in entferntem Anschluss an eine ältere Hırr’sche Anordnung im Jahre 1888 gefertigt und Fachleuten gezeigt habe, und die dann im Jahre 1896 ausgestellt und in der Deutschen Uhrmacherzeitung veröffentlicht wurde. Sie war dazu bestimmt, die vom Uhrwerke aus zugeführte Kraft auf constante Ausschlagseite des Pendels zu regeln und beruht darauf, dass von der Pendelgabel, d. h. demjenigen Theil aus, welcher die Kraft des Werkes auf das Pendel überträgt, jedesmal dann ein kleines Gewichtehen aufgehoben und wieder fallen gelassen wird, sobald das Pendel in Folge der etwas überschüssigen Kraft des Laufwerks einen bestimmten Ausschlag überschreiten will. Dadurch wird nicht etwa dem Pendel eine Arbeitsleistung zugemuthet, sondern von der dem Pendel zugeführten Arbeit ein Theil abgezogen, so dass ein ganz minimaler Rückgang des Ausschlags eintritt. Dadurch wird der Ausschlag in ganz engen Grenzen, welche nur dadurch bestimmt sind, - ob ein vorn zugeschärftes Federchen über eine Stein- schneide hinwegkommt oder nicht, eonstant erhalten. Ich war damals der Meinung, dass mit Regelung der Kraftzufuhr auf gleichen Ausschlag Alles gethan sei, hatte aber die Verschiedenheit der unmittelbaren Wirkung bei verschiedener Angriffsstelle im Schwin- | gungsbogen ausser Acht gelassen. Verwendet man jedoch eine richtige Hemmung mit constanter Kraft und verlegt die Hebung des Gewichtchens nur oder hauptsäch- lich in die erste Hälfte der Schwingung (s. Fig.7), dann kann durch das öftere oder seltenere Heben des Gewichtehens nicht nur die Aus- schlagweite, sondern auch der unmittelbare Einfluss der Luftdruck- änderungen auf die Schwingungsdauer ausgeglichen werden. Es ist dabei der unregulirbare secundäre Einfluss der Ausschlagweite durch einen regulirbaren ersetzt, da man den Hub, die Grösse und die Ein- grifisstelle des Gewichtehens durch in der Figur zum Theil wegge- lassene Stellungen beliebig einrichten kann. Es hat diese kleine Vorrichtung auch die Eigenthümlichkeit, dass sie jede Anderung der einwirkenden Kräfte sofort ausgleicht und da- bei ihre Grösse dureh öfteres oder selteneres Spiel des Gewichtchens (auch dem Gehör) anzeigt. | Fig. 7. v. HErner-Arteneck: Unmittelbare Beeinflussung von Pendelschwingungen. 851 Die gründlichste Beseitigung aller schädlichen Einflüsse bietet natürlich die thatsächliche Fernhaltung durch hermetischen Verschluss der ganzen Uhr, Aufstellung in einem Raum mit eonstanter Temperatur und Verwendung einer Hemmung mit constanter Kraft. In einem mir vorliegenden amerikanischen Bericht! ist die mit einer so gebauten S. Rırrzer’schen Uhr erreichte Genauigkeit von nur 0.018 Secunden mittlerem Gangunterschied pro Tag als die höchste veröffentlichte angegeben — mit Ausnahme derjenigen einer Uhr in der Berliner Sternwarte. Erstere ergiebt sich aber bei unmittelbarer Ablesung, die höhere letztere meines Wissens erst nach Anbringung rechnerischer Correetionen. Nur sind eben die Mittel, durch welche diese hohe Genauigkeit erreicht ist, für die grosse Zahl von Prä- eisionsuhren, welehe gebraucht werden, ihrer Umständlichkeit wegen nicht anwendbar. Es behalten darum alle einfacheren trotzdem ihre Bedeutung. ! CHarLes S. Howe, Astronomical Journal, Boston 1902, Nr. 524. 852 Der Monte Ferru in Sardinien. I. Von Dr. A. DAnNENBERG in Aachen. (Vorgelegt von Hrn. Braxco.) Auf die Bedeutung des Mte. Ferru in dem Vulcansystem Sardiniens hat zuerst La Marmor, der wissenschaftliche Entdecker der Insel, hin- gewiesen. Das vielseitige geologische und petrographische Interesse, das sich an diesen Berg knüpft, veranlasste dann Dörter, diesen selbst und seine weitere vulcanische Umgebung zum Gegenstande einer be- sonderen Studie zu machen. Auf die Arbeiten! dieser beiden F orscher beschränkt sich denn auch die bisher vorhandene Litteratur über diesen wichtigen Vulean. Die Reiseberichte G. vom Raru’s”, der die Insel wiederholt durchstreifte, thun seiner nur im Vorübergehen kurze Er- wähnung. Wenn die verdienstvolle Durchforschung der Insel durch La Mar- MORA, der in der Geologie nicht Fachmann war, naturgemäss nur eine erste Recognoseirung dieses weiten, bis dahin so gut wie unbekannten Gebietes darstellt, für dessen Aufnahme sich der Forscher selbst zuvor die topographische Grundlage herzustellen hatte, so konnte zwar DöLter seiner Darstellung des Mte. Ferru einen grössern Maassstab (1:166666) zu Grunde legen und unter Anwendung moderner Methoden bereits ziemlich tief in Einzelheiten, namentlich petrographischer Natur, ein- gehen; trotzdem aber musste auch zu seiner Zeit der Versuch einer genaueren Darstellung dieses vulcanischen Systems an dem völligen Mangel irgendwie brauchbaren Kartenmaterials eine unübersteigbare Schranke finden. Trotz dieser ungünstigen Vorbedingung hatte seine Arbeit den Erfolg, dureh den Nachweis einer ungeahnten Mannigfaltig- * La Marnora, Voyage en Sardaigne, und Itineraire de la Sardaigne. — Ü.Dörrer, Der Vulecan Mte. Ferru auf Sardinien, und Die Producte des Vulcans Mte. Ferru. Denkschr. d. Kais. Akad. d. Wiss., Wien 1877 und 1878. ” vos Rarn, Sitzungsber. der niederrhein. Ges. zu Bonn 1883, S.124; 1885, S. 172. A. Dansengers: Der Monte Ferru in Sardinien. I. 353 keit in Aufbau und in Zusammensetzung dieses Gebietes seine grosse Bedeutung sowohl für den localen Vulcanismus Sardiniens als auch wohl im Hinblick auf allgemeinere Probleme noch deutlicher hervor- treten zu lassen. Als daher mit dem Erscheinen der betreffenden Section’ der topographischen Karte von Italien im Maassstab 1:50000 endlich die Möglichkeit einer genaueren geologischen Aufnahme gegeben schien, ergab sich gewissermaassen von selbst die Aufgabe, nunmehr auf ver- besserter Grundlage die Erforschung dieses Vulcangebirges von neuem in Angriff zu nehmen. Von früheren geologischen Streifzügen in Sardinien auch mit dem Mte. Ferru wenigstens flüchtig bekannt, glaubte ich den Versuch wagen zu dürfen, selbst an die Lösung dieser Aufgabe heranzutreten, die für mich sowohl in ihrem allgemein geologischen Theile als auch in Ver- bindung mit den sonstigen vuleanischen Bildungen Sardiniens eine ganz besondere Anziehungskraft besass. Der Königlichen Akademie der Wissenschaften verdanke ich es, dass ich, diesem Wunsche nach- gebend, im gegenwärtigen Frühjahr (1903) die Arbeit beginnen durfte. Da die ganze mit der gewählten Aufgabe gegebene Feldarbeit naturgemäss in dem beschränkten Zeitraume der Osterferien nicht zu bewältigen war, wird eine Gesammtdarstellung erst nach Beendigung der für das nächste Jahr in Aussicht genommenen abschliessenden Untersuchungen erfolgen können. Gewissermaassen als Einleitung soll hier über das Ergebniss der Arbeiten berichtet werden, die der Inan- griffnahme des Hauptthemas nothwendig vorangehen mussten. Das nördliche Grenzgebiet des Mte. Ferru. In dem fast ganz aus Tertiärablagerungen und vuleanischen Bil- dungen aufgebauten NW.-Viertel Sardiniens nimmt das System des Mte. Ferru eine dominirende Stellung ein. Betrachtet man diese Ge- gend etwa auf der geologischen Übersichtskarte von Italien (Maassstab 1:1000000), so erhält man den Eindruck, dass das Gebiet des aus Trachyten nebst ihren Tuffen und Basalten gebildeten Vulcanberges den ganzen Raum einnehme, der auf jener Karte etwa durch die Orte Bosa, Pozzomaggiore, Bonorva im N., dann im O. durch das alt- krystalline Gebirge und weiterhin durch das Thal des Tirso, im S. dureh die quartäre Niederung des Campidano, im W. endlich durch das Meer begrenzt wird. Auch wenn wir die detaillirtere und in grösserm Maassstabe gehaltene Karte von Dörrer zur Hand nehmen, ! Nr. 206, bestehend aus den Blättern: Macomer, Bosa, Santu Lussurgiu, Ghilarza. 854 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. wird diese Vorstellung kaum wesentlich geändert. Zwar sehen wir hier die im N. (bei Bosa) und NO. (bei Macomer) auftretenden sauren Erup- tivgesteine als »ältere Trachyte« von den »jüngeren Trachyten« nebst »Trachytlava« des Mte. Ferru geschieden, die basischen Gesteine der »Basaltdecke« (Nr. 7 der Dörrer’schen Karte) bedecken jedoch auch hier als scheinbar einheitlicher Mantel fast das ganze zuvor umschrie- bene Areal. Schon in einer früheren kurzen Notiz! über einige Basaltvor- kommen Sardiniens hatte ich Zweifel an der Einheitlichkeit dieser grossen Basaltdecke geäussert, wie auch schon Dörter ähnlichen Be- denken Ausdruck gegeben hatte. Zur Klärung dieser Zweifel und um den Mte. Ferru als individualisirten Vulcanberg, als Product eines selbständigen Eruptiveentrums aus seiner gleichfalls vuleanischen Nach- barschaft herauszuschälen, war es daher nothwendig, zunächst auf diesen Punkt die Aufmerksamkeit zu richten. Zwei Momente vereint bewirken die enge Verschmelzung des Mte. Ferru mit seinem nördlichen Vorlande: ein petrographisches und ein topographisches. Während sonst auf dem ganzen Umfange des Berges, soweit er dem festen Lande angehört, der basaltische Mantel deutlich gegen verschieden geartete, theils ältere, theils jüngere Ge- steine abgegrenzt erscheint, begegnet er sich hier mit den wesentlich gleichartigen, ebenfalls basaltischen Ergüssen des Plateaus der Cam- peda. Mitten durch diese basaltischen Massen ist -— wie weiterhin gezeigt werden soll — die Grenze des Mte. Ferru zu ziehen. Topo- graphisch ist die Verbindung der NO.-Flanke des Berges mit jener Hochfläche eine vollkommene: die Höhenlinie von 600% zieht ohne Unterbrechung aus der Gipfelregion des Mte. Ferru hinüber auf das Plateau von Macomer und weiter nach N. und O. Dieses orogra- phische Verhältniss der beiden Terrainglieder findet seinen anschau- liehsten Ausdruck in dem Bilde, das der Mte. Ferru dem Beschauer stande, aber nicht minder deutlich, von den Ausläufern des Genuar- gentu-Massivs, des centralen Gebirgsstockes der Insel, scheidet. Im N. hemmt der Steilrand der Catena del Marghine, die hier die Ebene begrenzt, den Bliek und leitet ihn ohne trennende Einsenkung hinüber zum Mte. Ferru. Die Bemühungen, hier gleichwohl eine scharfe ' Die Deckenbasalte Sardiniens. Centralbl. f. Min. u. s. w. 1902. 11, $. 342. A. DannengBeEerG: Der Monte Ferru in Sardinien. 1. S55 Grenze zwischen dem Mte. Ferru und den Ausläufern der »Catena« — denen sich als drittes Glied das nördlich anstossende Campeda-Pla- teau gesellt — nachzuweisen, waren, wie hier schon im voraus be- merkt sei, nur bedingt erfolgreich. Durch vielfache Begehung der Grenzgebiete im N. des Mte. Ferru — auf der Linie Macomer, Sindia, Tresnuraghes — befestigte sich mir zwar die Überzeugung von der Selbständigkeit der grossen Basaltdecke der Campeda gegenüber dem Eruptiveentrum des Mte. Ferru, doch zeigte sieh gleichzeitig eine so innige Verschmelzung der beiderseitigen Ergussmassen, dass eine Ab- grenzung in der erstrebten Schärfe kaum möglich erscheint. Wie sich aus dem Gesagten ergibt, stossen in dem in Rede stehenden Grenz- gebiet drei verschiedene Terrainglieder zusammen: der Mte. Ferru, die Catena del Marghine und die Hochfläche der Campeda. Es gilt also eine doppelte Grenzlinie zu verfolgen. Dieser Umstand lässt es zweck- mässig erscheinen, den östlichen Theil dieses Grenzgebietes, in dem alle drei Bodenelemente sich verbinden, getrennt zu betrachten, um sodann zu dem westlichen Gebiet überzugehen, wo nur die Grenze zwischen dem Vulcanmantel und dem Plateau aufzusuchen ist. ı. Der östliche Abschnitt: die Catena del Marghine und ihre westliche Verlängerung. Die ursprüngliche Verschiedenheit der basaltischen Bildungen auf der Hochebene der Campeda einerseits und an den Flanken des Mte. Ferru andererseits tritt uns am deutlichsten vor Augen in der Um- gebung von Macomer. Ungefähr an der Grenze beider gelegen, ge- währt dieser Standpunkt den günstigsten Überblick über ihre gegen- seitigen Beziehungen. Von O. her zieht, an Höhe allmählich ab- nehmend, der mehrerwähnte Rücken der Catena del Marghine heran. Nach S. stürzt die Bergkette jäh zur Niederung des Tirso ab, den vorher von Abbasanta aus betrachteten Steilrand bildend. Nach N. geht der Rücken mit sanfterer Abdachung in die Campeda über, nach W. taucht er unter die allgemeine Basaltdecke, in der sich die Cam- peda mit dem Mte. Ferru verbindet. Während der Kern und die höchsten Gipfel der Kette aus Trachyt bestehen, bedeckt die Basalt- fluth seinen flachen N.-Abhang und lagert sich vor seinen steilen S.-Rand. Aber die Basalte im N. und S. der Ketten gehören zwei verschiedenen Bildungen an: dort auf dem Plateau ist die Decke der Campeda, hier in der Niederung sind es Ströme vom _Mte. Ferru. Ein schmales Plateau, gewissermaassen eine Vorstufe der »Catena«, erscheint dem Steilabbruch vorgelagert. Zu seiner Erklärung wird man wohl Verwerfungen anzunehmen haben, wenngleich es auch dann 856 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. noch dem Verständniss manche Schwierigkeiten bereitet. Genetisch gehört diese Vorstufe jedenfalls mit der Campeda zusammen und be- steht wie diese aus horizontalen Basaltdecken, deren oberste das Dorf Macomer trägt. Die folgende Skizze (Fig. 1) soll die topographischen und tektonischen Verhältnisse dieses Gebietes erläutern. Es ist daran zu erinnern, dass sich die vuleanischen Bildungen des nordwestlichen Sardiniens in drei Hauptgruppen gliedern. Die älteste wird gebildet von trachytischen bez. rhyolitischen Gesteinen von vorwiegend rother Farbe, die auf der ganzen W.-Hälfte der Insel eine ausserordentlich weite Verbreitung besitzen. Speciell treten sie an vielen Stellen der Peripherie des Mte. Ferru unter dessen Laven Mte. Ferru Basaltplateau N ; i N : x HR 4 en BEN N N. N ne NN % 7, TR 4 WEL D} 72 7 f N N R N N N k Be Vorstufe: ur Catena del Marghine: rs N SR 2 Niederung: Laven des En Plateau E}, a x N N N Mte. Ferru; dieser selbst Ei en E Altes Trachytgebirge = h : ; com: im Hintergrunde sichtbar, ; (Basalt) ‚6 a nt hervor und dürften zum grossen Theil den Untergrund des Vulcans bilden, während dieselben Gesteine an anderen Punkten — wie wir bereits an der Catena del Marghine sahen — sich zu beträchtlichen Höhen erheben. Diese alten, rothen Trachyte werden vielfach von Tertiär — nach Dr Sreraxı Mittelmiocin — überlagert, sie dürften also als mittel- bez, untermiocän, wenn nicht noch älter, zu be- trachten sein. Von diesen ältesten Eruptivgebilden, deren Empor- dringen vielleicht mit dem Absinken der W.-Hälfte der Insel selbst in Zusammenhang stand, sind alle anderen vuleanischen Ergüsse durch einen langen Zwischenraum getrennt. Als Vertreter der zweiten Gruppe betrachten wir den Mte. Ferru. Sein jJüngeres Alter ergibt sich schon aus der erwähnten Überlagerung des alten rothen Trachytes durch seine Laven. Ebenso bedecken diese vielorts das dem alten Trachyt aufge- lagerte Miocän. Sie müssen daher als spätmiocän bez. postmiocän gelten. Der dritten Gruppe endlich gehören die Jungen Vulcane der »sardischen Auvergne« mit ihren trefflich erhaltenen Schlackenkratern und Lavaströmen an, die sich im N. des Mte. Ferru bis nahe an die Eisenbahnlinie Chilivani- Sassari hinziehen. Hierbei haben wir vorläufig die mächtige Basaltdecke der Campeda, die sich nördlich von der Linie Maeomer—-T resnuraghes ausdehnt und ein so wichtiges Glied A. DannengBErG: Der Monte Ferru in Sardinien. 1. 857 im Aufbau dieser Gegend bildet, unberücksichtigt gelassen und müssen nun der Frage nach ihrer Stellung in dem gegebenen System näher treten. Über ihr Alter lässt sich mit Sicherheit aussagen, dass sie älter als die jungen Vulcane der letzten Gruppe und jünger als der rothe Trachyt sein muss, da sie sowohl diesen als das Miocän über- lagert. Schwieriger ist es über ihr Altersverhältniss zu den Ergüssen des Mte. Ferru ein Urtheil zu gewinnen. Dem allgemeinen Habitus nach und aus Gründen, die im Folgenden näher auszuführen sind, halte ich sie für älter als Basaltlaven des Mte. Ferru. Ob sie auch älter ist als der trachytische Kern des Berges, muss zunächst dahin- gestellt bleiben. Da diese Deckenbasalte andererseits längs der Ca- tena del Marghine in enge räumliche Verknüpfung mit dem alten, rothen Trachyt treten, sollen sie hier der Kürze halber und haupt- sächlich aus praktischen Gründen als ältere Basalte oder Plateau- basalte mit diesem in der ersten Gruppe vereinigt werden, obwohl ihr Alter ein wesentlich geringeres und — wie aus dem Gesagten zu ent- nehmen — möglicherweise von dem durchschnittlichen Alter des Mte. Ferru nicht wesentlich verschieden ist. In der Gegend von Macomer nun stellen sich die gegenseitigen Beziehungen zwischen Trachytgebirge und Plateaubasalt in fol- gender Weise dar. Wie bereits erwähnt, besteht das W.-Ende der Catena del Marghine der Hauptsache nach aus Gesteinen der alten Traehytformation. Diese erscheinen nun nicht in regellosen Massen, sondern mit einer sehr charakteristischen Tektonik. Durch einge- schaltete Tuffe wird ein Schichtenbau von bemerkenswerther Regel- mässigkeit hervorgebracht, wie das nachstehende Profil (Fig. 2) ver- \ ng. 2. Nurh. Terchis 694 S’Adde ea reger B: Plateaubasalt Tr: alter rother Trachyt T: Tuff der alten Trachytformation anschaulicht, das vom Bahnhof Macomer nach NW. gelegt ist, wobei die Profillinie selbst zweimal gebrochen bez. abgesetzt ist, um cha- rakteristische Schnitte zu erhalten. Die Tuffschichten und die mit ihnen ee Trachyte streichen ungefähr SW.-NO. mit einem zwischen 20° und 30° schwan- 858 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. kenden NW.-Fallen. Eine oft sehr vollkommene Bankung des Trachy- tes befindet sich in vollkommener Goncordanz mit dieser Lagerungs- weise. Während somit der flache Schichtenabfall des Trachytgebirges nach N. zur Campeda gerichtet ist, zeigt sein meist steiler S.-Rand die abgebrochenen Schichtenköpfe, wenn dieser Ausdruck für die Trachytbänke gestattet ist, und erweckt so die Vorstellung einer den S.-Rand der Üatena bedingenden Verwerfung, wie diess in Fig. ı angedeutet ist. Der N.-Abdachung des Trachytgebirges lagern sich nun Basalte des Campeda-Plateaus auf, zumeist wohl in horizontaler Lagerung, also discordant, wenngleich stellenweise wenigstens schein- bare Coneordanz eintritt. Von S. kommend trifft man zunächst ihre vereinzelten Auslieger in phantastischen, ruinenhaften Formen — wie am Nurhag Terchis und am Mte. Muradu — als Krönungen der nie- deren Trachytberge. Den grössten Höhen der Catena bleiben sie fern, aber in dem Maasse als diese nach W. einsinkt, rücken diese »Zeu- gen« nach S. vor, so dass sie westlich von Macomer bereits auf der Höhe des Steilabbruchs selbst erscheinen, und noch weiter nach W. als geschlossene Decke das Trachytgebirge gänzlich verhüllen. In gleicher Weise gewinnen sie nach N. an Umfang, wo sie sich bald zu dem mächtigen Basaltplateau der eigentlichen Campeda Zusammen- schliessen. Für die Beurtheilung der Beziehungen der Plateaubasalte — und hierzu ist, wie wir sahen, auch die Vorstufe der Catena als muth- maässlich abgesunkenes Stück zu reehnen — zu den Basaltlaven des Mte. Ferru sind die Krönungen auf den Höhen der westlichen »Catena« entscheidend. Diese können hierher unmöglich vom Mte. Ferru aus geflossen sein. Eine solche Herkunft könnte man allenfalls für die nördlichen Theile des grossen Plateaus annehmen, wo es den Höhen- ‚verhältnissen-nach wohl denkbar wäre, obwohl auch hier die unge- heure Mächtigkeit in so grosser Entfernung vom Eruptiveentrum sowie der entschieden ältere Habitus des Gesteins stutzig machen müssten. Man überzeugt sich jedoch leicht von der Unhaltbarkeit einer solehen Annahme und von der Zusammengehörigkeit der tieferen Plateautheile mit den den Trachytkamm krönenden Basalten, sobald man sich umgekehrt aus der flachen Campeda nach S., zur »Catena«, hinbewegt. Unmerklich steigt man über die monotone, mit Basalt- blöcken besäte, von Dorngebüsch überwucherte Fläche an, um sich schliesslich, nicht ohne eine gewisse Überraschung, auf der Höhe einer jener Zinnen am Rande des steilen Abbruchs zu sehen, der den Trachyt unter dem Basalt entblösst. Ein ebenso reizvoller wie lehr- reicher Ausblick eröffnet sich von einer solchen Warte: rechts und links, nach W. und O. folgt das Auge dem Steilrand der Catena bis Ka SE Se EEE N Aug ee ee Pa a a A. DannenBERG: Der Monte Ferrüu in Sardinien. I. Ss5A zum Santo Padre, im O. zu Füssen liegt die von den Ferrulaven über- flossene Niederung, aus der der Vulcan selbst exeentrisch, nach W. gerückt, emporsteigt; fern im O. ‘und SO. umkränzen die Ausläufer des Centralmassivs die Senke, und selbst sein schneebedeckter Gipfel, der Genargentu, zeigt sich bei klarem Wetter. So sind wir ohne Andeutung eines Gesteinswechsels aus der Campeda zur Kante der »Catena« angestiegen, stets auf derselben Basaltdecke, die sich wie ein Mantel von ihrem Rücken herabsenkt, vielfach von der Erosion zerschnitten, die erwähnten Auslieger bildend, an anderen Stellen aber noch zusammenhängend und damit zweifellos als Einheit sich documentirend. Es kann also der Plateaubasalt der Campeda nicht getrennt werden von den basaltischen Bastionen der »Catena«, und da diese sicher nicht dem Mte. Ferru entflossen sind, ist es auch der. Plateaubasalt nicht. Die Profilskizze Nr. 3 soll diesen Zusammenhang verdeutlichen. Fig. 3. Catena del Marghine Basaltplateau der Campeda Mte. Pizzolu 798 Nas Pattada Rio Mannu Mte. Rughe de Pen de Murtas 666 Sindia 510 nn FORD B Plateaubasalt. Tr Altes Trachytgebirge. Zur Zeit der basaltischen Eruptionen des Mte. Ferru war offen- bar der Abbruch am S.-Rande der Catena del Marghine schon vor- handen, da ja seine Laven in diese Senkung hinabflossen und sich weithin nach O., bis hart an den Tirso, und nach S. ergossen. Die Entfernung der äussersten Stromenden gegen O. vom Gipfel des Mte. Ferru ist der der Campeda mindestens gleich. Also nicht in dem horizontalen Abstande liegt das Hinderniss für die Zurechnung dieses Plateaus zum System des Mte. Ferru, sondern in den Niveauverhält- nissen. Diess lässt sich noch in einer anderen Form darstellen, als oben geschehen. Während der Mte. Ferru von dem ebenen Theile des Basaltplateaus aus im SW. liegt, steigt dieses selbst nach SO. an. Offenbar hat man es also mit zwei von einander ganz unab- hängigen Systemen zu thun, die sich nur zufällig in er . Stücke begegnen. en Ob zwischen dem Distehubaselt und dem alten Trnehigtgeniigd ein genetischer Zusammenhang besteht, mag dahingestellt bleiben. Die Tektonik des Trachytgebirges könnte zu der Vermuthung führen, dass darin der Rest eines alten Stratovulcans vorliegt. Der Abbruch 860 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. der »Catena« — soweit sie dem Trachytgebirge angehört — und die vorliegende Senkung würden dann eine Art Caldera darstellen. Die Dimensionen des Trachytvuleanes müssten, nach diesem Bruchstück zu schliessen, allerdings ganz riesige gewesen sein. Will man noch weiter in der Reconstruction gehen, so liesse sich auch der Plateau- basalt organisch diesem System einfügen. Die Lage seiner höchsten Auslieger weist auf einen Ursprung aus der Gegend der hypothetischen Caldera oder aus Spalten, die den Mantel des Trachytvuleans bis zu diesem höchsten Rande durchsetzten. Es schien mir in der That, als ob einzelne Basaltvorkommen auf den Höhen der »Catena« nicht als Deekenreste, sondern als Spaltenausfüllungen zu betrachten wären, so z.B. in der Region Tanca Noa (bei Pkt. 784); wohl zweifel- los gangförmig ist der Basalt an der W.-Seite des Mte. Manai bei Macomer. Dem System des Plateaubasaltes dürfte auch die Vuleanreihe des Mte. Rughe bei Sindia und seiner Nachbarn angehören. DöLrer' stellt zwar diese Vulcangruppe mit den jüngeren, nördlichen Vulcanen zusammen, die wir oben als Repräsentanten der letzten Ausbruchs- periode kennen lernten. Allerdings betont er gleichzeitig das relativ höhere Alter der südlichen Glieder der Reihe. Aber auch mit diesem Vorbehalte will mir eine solehe Einreihung aus mehreren Gründen nicht zulässig erscheinen. Zunächst ist der Mte. Rughe seinem ganzen Aussehen nach offenbar viel älter als jene jugendlichen Schlackenkegel mit ihren überraschend frischen Lavaströmen. Von losen Auswurf- massen, wie sie für jene Krater bezeichnend sind, fand ich an dem ganzen Berge keine Spur.” Sein dreifacher Gipfel könnte eventuell als Kraterwall gedeutet werden, würde aber als solcher in diesem ruinenhaften Zustande stark mit den nahezu intacten Schlackenringen der zweifellos jungen Vulcangruppe im N. contrastiren. Sein sehr charakteristisches Gestein, ein einsprenglingreicher doleritischer Basalt, zeigt ebenfalls keine Spur einer Schlackenhülle, sondern durchaus den dichten massigen Habitus der Plateaubasalte. Dieses leicht kennt- liche Gestein ist nun am S.-Fuss des Berges in der wohl 200" tiefen Schlucht des Rio Mannu de planu de Murtas — mindestens 350" unter dem Gipfel — in einer Mächtigkeit aufgeschlossen, die allein sehon Bedenken gegen seine Zurechnung zu den ihrer Masse nach so unbedeutenden Bildungen der jüngsten Periode hervorrufen muss. Es beschränkt sich dieses Gestein auch nieht — wie die Dörrer'sche Karte angibt — auf die Nordseite der Rio Mannu-Schlucht, sondern ! A.a. O.S.196 und Karte. | 2 Nach Dörrer, a.a.O.S. 202, finden sich solche an dem benachbarten Mte. Andria, den ich nicht besuchte. A. Daxnengerg: Der Monte Ferru in Sardinien. 1. Ss6l greift in gleicher Mächtigkeit auf die südliche Thalwand über und bildet einen integrirenden Bestandtheil des Basaltplateaus. In Skizze 3 sind diese Verhältnisse in Verbindung mit der früher besprochenen südlichen Fortsetzung des Plateaus zur Höhe der Catena del Marghine schematisch dargestellt.’ Die beobachteten Thatsachen scheinen mir nur die Auslegung zu- zulassen, dass im Mte. Rughe einer der wahrscheinlich sehr zahlreichen Eruptionspunkte vorliegt, durch deren vereinte Thätigkeit das mächtige Basaltfeld der Campeda gebildet wurde. Auch hier werden, wie ich bei einer früheren Gelegenheit? darzuthun versucht habe, localisirte Kraterbildungen als Förderschächte des Magmas eine untergeordnete Rolle gespielt haben gegenüber den Spaltenergüssen, wenngleich sich bei örtlich gesteigerter Production, etwa an Spaltenerweiterungen oder -kreuzungen, wohl kraterähnliche Hügel gleich dem Mte. Rughe auf- stauen mochten. Ob diese Auffassung auch auf die nächsten nörd- lichen Nachbarn — Mte. Andria, Mte. la Marmora u. s. w. — die DÖLTER mit dem Mte. Rughe zu einem System. zusammenfasst, auszudehnen ist, vermag ich nieht zu beurtheilen, da mir diese nicht aus eigener näherer Anschauung bekannt geworden sind. Das Westende der Catena del Marghine. Erscheint in den bisher betrachteten Gebieten die Selbständigkeit des Basaltplateaus gegenüber dem Mte. Ferru zweifellos, so ändert sich diess Verhältniss, wenn wir nach W. bez. nach S. fortschreiten. Wir gelangen dann in eine Zone, wo sich die Basaltiluth von beiden Seiten zu begegnen scheint und die Abgrenzung schwierig wird. ‚Westlich von Macomer setzt sich die Catena del Marghine noch eine Strecke weit als trachy- tischer Gebirgskamm fort, im Mte. Pizzolu noch 800" erreichend, dann aber rasch an Höhe abnehmend. In dem Maasse, wie hier der Trachyt einsinkt, dringt der Steilrand des Basaltmantels vor, so dass er bald als geschlossener Saum den Trachytabbruch überragt. So zieht sich der Stirnrand des Plateaubasaltes aus der R. Tanca Noa zum Nurhag Pattada, wo der rothe Trachyt untertaucht. Orographisch aber lässt sich die Verlängerung der »Catena« noch weiter verfolgen über den Rücken der Costa Ena zum Mte. S. Antonio, an dessen W.-Seite sie mit einem zwar nicht sehr hohen, aber deutlich ausgesprochenen Steil- rand abbricht. Ihre absolute Höhe ist kaum vermindert, wohl aber ı Wie die eingeschriebenen Höhenzahlen erkennen lassen, liegt der rechte Theil des Profils vergleichsweise zu hoch. Es war diess unvermeidlich, ‚wenn einerseits die charakteristischen Bodenformen — die sanfte Neigung des Basaltplateaus, der Steil- abbruch der »Catena« u.s. w. — entsprechend zum Ausdruck gebracht werden und andererseits das ganze Profil nicht eine unnöthige Länge erhalten sollte. 1 AD: Ben er Sitzungsberichte 1903. .s 862 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. En, die relative, da dieser Ausläufer sich mit dem Abhang des Mte. Ferru verbindet und daher seine Umgebung nur noch unbedeutend überragt. Noch mehr muss natürlich die seinen S.-Fuss begleitende Vorterrasse mit dem Bergabhang verschmelzen. So kommt es, dass der Mte. S. Antonio trotz seiner beträchtlichen absoluten Höhe (806) im Profil nur als unbedeutender der Flanke des Mte. Ferru aufgesetzter Höcker erscheint. DöLrer betrachtet ihn als parasitischen Kegel. Ohne die Möglichkeit einer solehen Auffassung, die wahrscheinlich weder bewiesen noch widerlegt werden kann, geradezu bestreiten zu wollen, ziehe ich es vor, ihn mit dem System der Plateaubasalte zu vereinigen. Ich glaube in dem Mte. S. Antonio einen der Ausbruchspunkte dieser Basalte in dem zuvor beim Mte. Rughe angedeuteten Sinne zu sehen. Auch der benachbarten, vom Nurhag Ascusa gekrönten Höhe — an der man bei gutem Willen sogar eine Art Krater, allerdings nur aus festem Gestein, erkennen kann — dürfte eine gleiche Bedeutung zukommen. Mit DöLrEr stimme ich darin überein, dass die Campedabasalte nicht direet vom Mte. Ferru stammen können; nur sehe ich keinen Grund, parasitische Ausbrüche dafür anzunehmen und sie so, indireet, doch mit dem Ferru- System zu verbinden, sondern halte sie für das Product eines selbst- ständigen Eruptionsaetes, als dessen Vermittler Spalten — auf dem Plateau und an den Abhängen des Trachytgebirges — dienten, an denen gelegentlich auch kleinere Berge, wie Mte. Rughe, Mte. S. Antonio u. a. aufgestaut wurden. Mit dem erwähnten niedrigen Steilabbruch an der W.-Seite des Mte. S. Antonio, in dem die verlängerte »Catena« ihr definitives Ende erreicht, hört die letzte Möglichkeit einer topographischen Trennung des Campedasystems vom Mte. Ferru auf. Um das W.-Ende des trennenden Rückens herum schliesst sich die Campedafläche mit der Terrasse von Macomer zusammen und beide verschmelzen in der welligen Ebene von 600— 700 m Höhenlage mit dem Basalt des Mte. Ferru. Auf mehrfachen, von beiden Seiten her in diess Grenzgebiet unter- nommenen Excursionen war es mir nicht möglich, eine bestimmte Grenz- linie zu erkennen. Wenn nicht die an anderen Punkten gewonnene Vorstellung das Vorhandensein einer solchen forderte, würde man sicher das Ganze für eine einheitliche Bildung halten. Die Schwierigkeit der Unterscheidung liegt jedenfalls nicht allein in der Ähnlichkeit der heiderseitigen Ergussmassen, sondern grossentheils auch in dem Fehlen günstiger Aufschlüsse. Als gleichförmige, mit Weideland und dichtem, zu Fuss kaum passirbarem, auch von Vieh und Reitpferden gern ge- miedenem Dornengestrüpp bedeckte Hochfläche, übersät mit Blöcken, (lie meist allein die Natur des Untergrundes verrathen, so stellt sich «diese Über gangszone von dem Plateau zum Mte. Ferru dem Beobachter A. Dannexgerg: Der Monte Ferru in Sardinien. I. 863 dar. Trotz soleher Schwierigkeiten würde eine systematisch durch- geführte Begehung wahrscheinlich sowohl hier wie im Gebiet der eigent- lichen Campeda und ihrer Vorposten und Auslieger auf dem Trachyt- gebirge manche Aufschlüsse für die Klärung der hier berührten Fragen liefern können. Solche Untersuchungen wären aber, allein schon wegen der grossen Ausdehnung des Gebietes, äusserst langwierig und konnten daher für mich, bei knapp bemessener Zeit, die doch in erster Linie dem Mte. Ferru gewidmet werden musste, nicht in Frage kommen. 2. Der westliche Abschnitt der N.-Grenze. War auf der zuletzt betrachteten Strecke die Grenze zwischen Mte. Ferru und den Nachbargebieten so undeutlich geworden, dass man füglich zweifeln durfte, ob sie überhaupt zu trennen seien, so stossen wir wieder auf günstigere Verhältnisse, wenn wir uns weiter westlich, in die Gegend von Tresnuraghes, begeben. Südlich von die- sem Dorfe befinden wir uns wiederum in einem Gebiete der Begegnung des Plateaubasaltes mit der gleichfalls deckenförmig ausgebreiteten Lava des Mte. Ferru. Beide sind aber hier in ihrer Mächtigkeit bereits stark redueirt und lassen, von der Erosion vielfach zerschnitten, allent- halben die Zusammensetzung und Configuration des Untergrundes her- vortreten, damit zugleich die Erkenntniss ihres gegenseitigen Verhält- nisses begünstigend. Die Unterlage der basaltischen Bedeckung be- steht hier aus ziemlich ausgedehnten Tertiärablagerungen sowie dem rothen alten Trachyt, die beide namentlich in der Schlucht des Rio Mannu und seiner Zuflüsse in schönen Profilen aufgeschlossen sind, aber auch auf den Höhen vielfach unverhüllt zu Tage treten. Die Eisenbahnlinie Sindia-Tresnuraghes liegt noch fast ganz im Plateaubasalt. Erst in geringer Entfernung von letzterem Orte treten — bei Flussio und Magomadas — unter der Basaltdecke die tertiären Mergel hervor. Wir sind damit in die Randzone des Basaltplateaus eingetreten. Die Mächtigkeit der Decke, die wir bei Sindia — in etwa 10" geradliniger Entfernung — in der Schlucht des Rio Mannu de planu de Murtas' noch auf wenigstens 200" beziffern konnten, ist hier auf wenige Meter herabgesunken und beginnt sich in einzelne durch Erosion abgetrennte Auslieger aufzulösen, die noch weiter süd- lich in Blockfelder zerfallen. Die S.-Grenze wird in der Gegend von Tresnuraghes ungefähr durch den Lauf des Rio Mannu bezeichnet. .n ! Die Bezeichnung R. Mannu, grosser Fluss, kehrt in verschiedenen Theilen Sar- diniens häufig wieder und kann leicht zu Verwechselungen führen. In unseren ‚Ge- biete haben wir zu unterscheiden den R. Mannu de planu de murtas bei Sindia, einen Nebenfluss des Temo und den den N.-Abhang des Mte. Ferru ee see schlechthin, der direet in das Meer fällt. a 5 78* 864 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. Überschreiten wir diesen, so stehen wir auf der S.-Seite wiederum vor dem mauerartig aufragenden Abbruch einer Basalttafel, deren Mäch- tigkeit zwar in Folge derUnebenheiten des Untergrundes starken Schwan- kungen unterliegt — von 10” oder 20” bis herab auf 0" — die aber sofort als ein von den zerstückelten Plateauresten der N.-Seite ver- schiedenes Gebilde erkannt wird; es ist der Rand des den N.-Abhang des Mte. Ferru bildenden Lavafeldes. Steigen wir vollends zur Höhe auf, so sehen wir wie diese Basaltdecke in fast horizontaler Ausbrei- tung das ganze Gebiet im S. des Rio Mannu bedeckt, im W. bis zum Mte. S. Vittoria und zum Meere, im S. bis Sennariolo, im O. bis in die Gegend von Scano fortziehend. Nähere Betrachtung lässt leicht den Unterschied dieser Lavadecke von den Plateaubasalten erkennen: reichliche schlackige Partien, viel- fach wirr in einander geknetet, stellenweise wulstige Oberfläche, die Formen der »gedrehten Stricke« zeigend, verleihen dieser Lava im Vergleich zu den Basalten der Campedadecke ein viel jugendlicheres Aussehen. Die angegebene Begrenzung; durch den Lauf des Rio Mannu ist natürlich nur eine ganz ungefähre, da diese Schlucht offenbar nach- träglich eingeschnitten ist, und nur für das Gebiet südlich von Tres- nuraghes einigermaassen zutreffend. Am Unterlauf des Flusses, noch mehr aber im O., dringen die Laven weit nach W. bez. N. auf die rechte Thalseite vor. Die deutliche Abgrenzung zwischen dem Plateaubasalt und den Ferru-Laven, die wir an diesen Stellen constatiren können, ist dem günstigen Umstande zuzuschreiben, dass sich die Laven hier nur wenig über den eigentlichen Fuss des Berges hinaus in das Vorland aus- breiteten. Dieses Verhalten dürfte wiederum in der Terrainbeschaffen- heit seine Erklärung finden, d. h. in den Reliefformen des Untergrun- des vor dem Aufbau des Mte. Ferru. Die tertiäre und alttrachytische Unterlage erhebt sich hier auf der N.-Seite zu verhältnissmässig be- trächtlicher Höhe — man könnte fast an eine durch Erosion bloss- gelegte Fortsetzung der Catena del Marghine denken — während sie im OÖ. und S. entweder gar nicht, oder in einem viel tiefern Niveau hervortritt. Es ist also verständlich, dass die Hauptmasse der basal- tischen Laven ihren Abfluss nach O. und S. zur Niederung des Tirso oder dem Campidano nehmen musste — soweit sie nicht nach W. ins Meer flossen —, während sich in N. eine Erhebung des Grund- gebirges entgegenstellte, die um so schwieriger zu überwinden war, als die hierfür allein in Betracht kommenden Basaltlaven, wie an anderer Stelle gezeigt werden soll, wahrscheinlich nicht dem Gipfel des Vuleans entquollen, sondern seinen Flanken, und zwar zum Theil ziemlich tief am Fuss des Berges. So kam es, dass erst die letzten . ns ®, A. DannengBErG: Der Monte Ferru in Sardinien. 1. 365 Ergüsse über diese Schwelle hinwegflossen und sie nur mit einer ver- hältnissmässig dünnen Decke überzogen, die später von der Erosion leicht durchschnitten und zum Theil entfernt werden konnte. Noch in anderer Beziehung erweist sich das Profil am Rio Mannu interessant und lehrreich: während an der Oberfläche, soweit durch die Denudation bereits die Basaltdeeke beseitigt ist, Tertiär und alter rother Trachyt scheinbar regellos mit einander wechseln, erkennt man in den Profilen (Fig. 4), dass der rothe Trachyt die ältere Bildung ist und die Tertiärablagerungen lediglich die Vertiefungen seiner sehr un- ebenen Oberfläche ausgefüllt haben. Die Mächtigkeit dieser Sedimente Fig. 4. Nurhag Martine | Basalt 1] Rio Mannu 7% RR, WELL es/,Mterkerru GL ih : a i f = v uN v v Alter ro nn % a N Vi äh ist daher eine ganz ungleichmässige; vielfach werden sie von Trachyt- klippen durchragt, auf deren Gipfeln das Tertiär weggewaschen ist oder vielleicht überhaupt nicht zu Ablagerung gelangt war. Es war also der rote Trachyt zur Zeit des mittlern Miocän vom Meere be- deekt, aus dem nur möglicherweise seine höchsten Spitzen inselartig hervorsahen. Dass es sich um kein tiefes Meer handelte, zeigt sehon der Charakter der Fauna, deren Hauptbestandtheil grosse, dickschalige Austern und Eehiniden bilden. Besonders schön aber lässt ein kleiner Aufschluss südlich von Tresnuraghes in der Reg. Patargia die Strand- natur dieser Bildungen erkennen. Das Tertiär besteht hier fast ganz aus groben Geröllen des rothen Trachyts, die durch ein organisches Cement verkittet sind. Die Schalen der strandbewohnenden Austern sitzen noch in ursprünglicher Lage mit ihrer Rückseite den Trachyt- geröllen auf. In der Profilskizze 5 ist der Versuch gemacht, die Ge- sammtheit dieser Beziehungen schematisch, doch in möglichst getreuer Fig. 5. N. Miocäne Strandbildung Ss. Plateaubasalt in Blöcke zerfallend a 4 sen; J ee { “ v w ” ER z v Alter rother Trachyt” ” “ v v ws r a 4 = * 866 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 30. Juli 1903. Anlehnung an die wirklich beobachteten Verhältnisse zur Darstellung zu bringen. Ähnliche Verhältnisse des Untergrundes konnte ich am O.-Fusse des Mte. Ferru im Thale des Tirso bei Ghilarza beobachten; gleiches dürfte nach den Angaben von La Marmor an der S.-Seite bei der casa d’ Ermannu Matteu der Fall sein. Es ist daher wahrscheinlich, dass auf dem grössten Theile des heute vom Mte. Ferru und seinen Laven eingenommenen Gebietes der rothe Trachyt, mehr oder weniger bedeckt von Miocänablagerungen, das Fundament bildet, auf dem der Vulcan sich aufbaute. Für die genauere Datirung seiner Thätigkeit ist damit leider nicht viel mehr gewonnen, als dass sie nach dem Mittelmiocän, dem jene Ablagerungen von den italiänischen Geologen zugerechnet werden, be- gonnen haben muss. Diess gilt nicht nur für die bis jetzt ausschliess- lich berücksichtigten Basaltlaven, sondern auch für die trachytischen Ergüsse, die stellenweise — z.B. bei S“ Caterina — ebenfalls auf Tertiär ruhen. Hierauf näher einzugehen, wird bei der speciellen Be- 'sprechung des Vulcans der Ort sein. Ungewiss wie sein genaueres Alter bleibt es zunächst auch, ob der Vulcan hier eine Meeresbucht ausfüllte oder sich von Anfang an auf dem festen Lande aufbauen konnte. Wir dürfen vielleicht hoffen, dass die Fortsetzung der bisherigen Untersuchungen Aufschlüsse finden lässt, die zur Klärung dieser Fragen dienen können. Geomorphologische Studien aus Ostasien. IV. Über Gebirgskettungen in Ostasien, mit Ausschluss von Japan. Von FERDINAND voNX RiCcHTHOFEN. (Vorgetragen am 25. Juni [s. oben S. 669).) In den vorhergehenden Abtheilungen dieser »Studien«' sind eine An- zahl bogenförmiger Gebirgsschwellungen betrachtet worden, welche theils im ostasiatischen Binnenland liegen und dort ein bedeutsames morphologisches Element sind, theils die östlichen Küsten des Con- tinents bilden und deren Verlauf bestimmen. Es wurden die Ergeb- nisse betreffs der äusseren Formen, der Beziehungen zum inneren Bau der angrenzenden Erdrindentheile, der Art der tektonischen Be- wegungen und des Alters der letzteren vergleichend zusammengestellt. Die Untersuchung des Riukiu-Bogens gab ausserdem Veranlassung, die Art des Einfügens seiner Enden in den Gebirgsbau der dort von ihm berührten Länder, nämlich der Inseln Formosa und Kiuschiu, zu erörtern. Auch bei anderen Bogen ist gelegentlich auf die Art ihrer Angliederung an ein anderes orographisches. Gebilde Bezug ge- nommen worden. Doch wurden die Formen des Zusammenfügens . einer allgemeineren Betrachtung noch nicht unterzogen. Ich will nun versuchen, an der Hand derjenigen Fälle, in denen genügende Untersuchungen vorliegen, die gleichartigen Erscheinungen in Kategorien zusammenzufassen. Die Ergebnisse dürften geeignet sein, als Unterlage für weitergehende Schlussfolgerungen auf genetische Vorgänge und für den Vergleich mit manchen Verhältnissen an an- deren Erdstellen zu dienen. Ich selbst habe versucht, sie auf die räthselhaften Probleme anzuwenden, welche das Gefüge der japanischen diese Sitzungsberichte 1900, S. 888 — 925 (bei dieser Abhandlung wurde der & Titel »geomorphologische Studien« noch nicht angewandt). — Gestalt und rung der ostasiatischen Küstenbogen; ebenda 1901, S. 782— 808. — 3- Die m logische Stellung von Formosa und den Riukiu-Inseln; ebenda 1902, 8.944 —975 Karte Taf. II. — Im Folgenden sind die drei Abhandlungen als treffenden Seitenzahl eitirt. 868 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Inseln bietet. Hierüber handelt der weiter unten folgende fünfte Ab- schnitt dieser Studien. Bei übersichtlichen Betrachtungen in den früheren Abtheilungen war öfter davon die Rede, dass aneinandergereihte Bogen sich wie Glieder einer Kette zusammenfügen. Es erschien mir für den Einzel- fall, wo es sich um die gegenseitige Angliederung von zwei Gebirgen handelt, der entsprechende Ausdruck »Kettung« als eine angemessene, mit einer theoretischen Erklärung nicht verbundene Bezeichnung. Nur wenige Bezeichnungen sind bisher für Formen der gegen- seitigen Aneinanderfügung von Gebirgen angewandt worden, und es knüpfen sich an sie noch kaum bestimmte Begriffe. Envarp Surss hat die Benennungen »Scharung« und »Virgation« in den wissenschaft- lichen Gebrauch eingeführt. Das am meisten typische Beispiel für erstere ist die von ihm selbst scharfsinnig nachgewiesene Indische Scharung', bei welcher zwei homologe Faltungsgebirge sich in con- vergirenden Bogenformen vereinigen. Zwar ist dies beim Bergbau, dem der Ausdruck entnommen ist, ein minder häufiger Fall; aber das Wort hat sich an das genannte, classisch gewordene Beispiel so fest gekettet, dass es zweckmässig erscheint, seine Anwendung weiter- hin auf ähnliche Fälle zu beschränken. Besser entspricht dem mon- tanistischen Brauch der häufigere Fall, dass ein kleineres Gebirge sich einem grösseren anschmiegt und sich mit ihm zu einem Ganzen vereinigt; und in der That ist der Ausdruck »Scharung« häufig darauf angewandt worden. Es ist aber klar, dass hier ein ganz anderes Prineip der Kettung eines Gebirges an ein anderes zu Grunde liegt. Während mir vom ersteren Fall ein sicher nachweisbares Beispiel in Ostasien nicht bekannt ist, ist der zweite häufig und in zweierlei typischen Formen vertreten. Ähnlich verhält es sich mit der Bezeichnung »Virgation«. Surss führte sie 1835 ein? für das fächer- oder ruthenförmige Auseinander- gehen der Alpen an ihrem östlichen Ende in mehrere einseitige Ketten, welches er zehn Jahre zuvor in dem grundlegenden Werk »Die Ent- stehung der Alpen« eingehend beschrieben hatte? Es wird hierbei auf die Homologie der Lage von Rück- und Vorderseite bei den ein- zelnen Ketten Werth gelegt. Abweichend von dieser Art polytomen ! Suess, Antlitz der Erde I, 1885, Abschnitt 7: »Die Indischen Scharungen«, S. 544 — 591, besonders 8, — 576. »Wie zwei flache Lavaströme oder zwei Güsse von Schlacke, neben einander hinfliessend, ihre erstarrenden Wellen scharen lassen an einer langen Linie, an welcher sich diese Wellen bald vereinigen und bald gegen- seitig schleppen, so begegnen sich diese Ketten des Free und Hindukusch.« Es ee also die Richtungslinien der faltenden Kräfte Suess, Antlitz I, S. 354. ® Suess, hin der Alpen, 3 S. 36. vos Rıcurnoren: Gebirgskettungen in Ostasien. 869 Auseinandergehens eines zusammengesetzten Gebirges an seinem Ende ist das gliedweise sich vollziehende Ablösen einzelner Ketten von einem Hauptstamm, wie es am Felsengebirge auftritt." Obwohl gleich- falls als Virgation bezeichnet, ist es doch besser als ein Typus an- derer Art davon zu trennen. Ich betrachte im Folgenden: A. Die Natur der ostasiatischen Bogengebilde. B. Die Formen der Kettung selbständiger Bogengebilde. A. Die Natur der ostasiatischen Bogengebilde. Zur Kennzeichnung der Art der ostasiatischen Bogengebilde seien einige einleitende Worte gestattet. Tektonische Linien, d.h. die Schnittlinien tektonischer Trennungs- flächen mit der Erdoberfläche, haben ihren Ursprung in Deformationen, welche auf differentieller Verticalverschiebung, oder auf Zusammen- schiebung, oder auf Auseinanderzerrung beruhen können. Schwellung, Senkung oder Torsion können diesen Vorgängen ebenso zu Grunde liegen, wie Schrumpfung oder Dehnung der Unterlage. Im Fall der Zusammenschiebung äussert sich die Auslösung der Spannungsdiffe- venzen in Bruch und Überschiebung, oder in Faltung und Überfaltung, im Fall der Zerrung in Bruch und einseitiger Absenkung, wobei in den der Oberfläche zunächst gelegenen Theilen Flexur durch Schlep- pung eintreten kann. Benachbarte Erdrindentheile, welche in langer Vorgeschichte Son- derbewegungen der einen oder anderen Art erfahren hatten, gleich- viel ob ein genetischer Zusammenhang zwischen ihnen bestand oder nicht, konnten später in eine entweder mit den früheren zusammen- fallende, oder davon ganz unabhängige, einheitlich gleichsinnige Be- wegungsform hineinbezogen und durch sie zu einer morphologischen Einheit verbunden werden. Die dadurch entstandenen langgestreckten Deformationsgebilde haben in der Regel Bogenform. Je nach der Art der zur Verbindung führenden Bewegung giebt es zwei Kategorien von Bogengebirgen, und es ist zu prüfen, welcher von ihnen die- jenigen des östlichen Asiens im Einzelnen zugehören. | a) Die bogenförmige Verbindung durch Zusammenschieben ergiebt den Stauungsbogen, oder den Alpentypus. So sehr gegenwärtig die Anschauungen über den Mechanismus der faltigen oder brüchigen Oberflächenstauung und ihre Ursachen, sowie über die Art gleichzeitiger compensirender Massenbewegungen auf der Rückseite und in der Tiefe im Fluss begriffen sind, ist es doch klar, ‚dass in Gebirgen vom Typus ! Suess, Antlitz 1, 3,398. 870 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. der Alpen, Karpathen, Appenninen und des Himalaya der Verschieden- artigkeit der inneren Gebirgstheile die Einheitlichkeit der Faltungs- bogen an der Aussenseite, dem bunten geologischen Farbenbild im Innern die relative Gleichartigkeit der Aussenrandzonen gegenüber- steht. Auch darüber herrscht kein Zweifel, dass, wie zuerst Surss zu klarer Darstellung gebracht hat', durch das tangentiale, oder auch, nach Reryer’s beachtenswerther Auffassung, durch das von höheren nach niederen Theilen gerichtete Zusammenschieben auf einen engeren Raum, häufig solche Gesteinsmassen, welche sich einst in grösserer Entfernung von einander unter verschiedenen Umständen ablagerten, in enge gegenseitige Berührung gekommen sind; und seit den elassischen, für das Verständniss orogenetischer Vorgänge grundlegenden Arbeiten von Pracn und Horse im nördlichen Sehottland sind die Begriffe über das mögliche und thatsächliche Ausmaass, welches Überschie- bungen, auch wenn der Effeet der Stauung sich nicht in Faltung, sondern in Bruch äussert, erreichen können, überraschend erweitert worden. ALBERT Heım, Marceı BerTRAND, Scharpr und Luseon haben dies für die Alpen in stetiger Steigerung dargethan, und Törxesonm hat den im Bereich der Wahrscheinlichkeit liegenden Höchstwerth für das Aus- maass der Überschiebung noch vergrössert. In allen hierher gehörigen Fällen sind die Zonen der Stauung frei von gleichzeitigen Ausbrüchen von Tiefengesteinen; dagegen sind solche vielfach mit Senkungen auf der Rückseite der betreffenden Gebirge verbunden gewesen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass dieser Typus der von aus- gleichenden Faltungszonen jüngeren Alters einseitig umgürteten Bogen- gebirge in den RETTURIE Östasiens ausgezeichnet vertreten ist; aber seine Erkennung würde nur an der Hand der den Innentheilen eigenen Symptome möglich sein. Sind auch in der Regel altgestaute Massen in dem Gesammtbau reichlich vorhanden, so geben sie doch bis jetzt keinen sicheren Anhalt; die gefalteten jüngeren Randzonen aber sind entweder in unzureichenden Fragmenten oder gar nicht sichtbar, da das Meer sie verbirgt. Unter den Bogengebilden des ostasiatischen Festlandes ist keines, welches einen einwandsfreien Anhalt für seine Zurechnung zum Alpentypus giebt; denn die tektonischen Linien, welche der Gestalt der äusseren Grenzbogen zu Grunde liegen, stehen in keinem nachweisbaren Zusammenhang mit randlichen Stauungen. Eine sichere Analogie im Gefüge der inneren Gebirgstheile bietet nur der Ten aber er ist ein Rumpf aus früher Zeit, es fehlt ihm die BORTRANEN, und es fehlen die Aussenzonen. Er ist ein Ge- birge eigener Art. ' Susss, Entstehung der Alpen. von Rıchruoren: Gebirgskettungen in Östasien. 871 b) Aus der bogenförmigen Verbindung durch tektonische Linien, welche auf der Wirkung zerrender Kräfte beruhen, geht der Zerrungs- bogen oder der ostasiatische Typus hervor. Ich habe im ersten und zweiten Theil dieser Studien zu zeigen gesucht: ı. dass sich nördlich von der Linie des Tsinling-Gebirges seit voralgonkischer Zeit in gewissen Breitenzonen die Tendenz zur Bildung von Rupturen, welche auf Zug nach SSO beruhen und der den Grundbau von Ost- asien beherrschenden sinischen Richtung (im Mittel W 30° S-O 30° N) folgen, und damit die Zerlegung von Tafeln oder Abdachungen in rostartig angeordnete, parallele, annähernd in derselben Richtung streichende Gebirgsstreifen bis in die Tertiärzeit hinein geltend ge- macht hat: 2. dass eine in ihrem Anfangsstadium wahrscheinlich erst nach der permischen Zeit herausgebildete, vermuthlich aber noch jüngere, anscheinend auf östlichem Zug, nach dem Pacifischen Becken, beruhende Bruchzone im Bogen eines grössten Kreises das continentale östliche Asien durchzieht und, bei der Interferenz mit den einzelnen gelockerten Zonen des erstgenannten Systems, eine Zerlegung in ein- zelne homolog gestaltete, kettenartig an einander gegliederte Theile erfahren hat, wobei sich die Linien der beiden Systeme in jedem einzelnen Fall zu einem gegen den Ocean convexen Bogen verbanden; 3. dass diese Bogen gebirgsartige Randanschwellungen grosser, nach innen schüsselförmig sich abdachender Schollen, sogenannter »Land- staffeln«, bilden, während der Aussenrand steiler zu der zunächst nach aussen folgenden, entlang dem Rand tiefer abgesenkten Land- staffel abfällt; 4. dass die zweite, durch das Herrschen einer meri- dionalen Componente ausgezeichnete Bruchzone das Tsinling-Gebirge durchschneidet, und die Tendenz zur Bogenbildung auch südlich von diesem fortsetzt, in Gegenden, wo jene rostförmige Zerlegung nicht mehr zu beobachten ist; 5. dass, im Gegensatz zu den aus Stauung hervorgegangenen Faltungs- oder Überschiebungszonen, die Bogengebilde des ostasiatischen Typus von Ausbrüchen von Tiefengesteinen ver schiedener Altersstufen begleitet sind. Eine andere bemerkenswerthe Eigenschaft dieser Bogengebilde wurde in dem Umstand gefunden, dass, während die Störungslinien in den äquatorialen Schenkeln ganz oder nahezu in der Richtung des Streichens der voreambrisch zusammengefalteten archaischen Schiefer liegen, die Bruchlinien der meridionalen Schenkel in der Gesammi heit der Erscheinungen von der inneren Anordnung unabhängig sind . und Erdrindentheile vom verschiedensten geologischen Bau unbeirrt durehschneiden. In einigen Fällen, wie (vielleicht) im Sikhota- alin und sicher im südlichen Formosa, ist letzterer wenigstens streckenweise den Brüchen parallel; aber in der Regel verlaufen ‚diese widersinnig 72 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. zu den Streichrichtungen. In einem Fall, für den dies vermuthungs- weise (1,792) ausgesprochen wurde, sind jetzt die Beweise erbracht worden. Er betrifft Korea. Ich komme unten ($S. 875) darauf zurück. Es darf hieraus geschlossen werden, dass die deformirenden Be- wegungen in der Erdrinde, welche sich in Ostasien in der Tendenz zur Bogenbildung äussern und zur Umspannung verschiedenartiger Ge- bilde durch einheitliche Bogen geführt haben, von einer Art sind, die mit denen, welche dem Alpentypus zu Grunde liegen, nur die resul- tirende Form gemeinsam hat, vom geogenetischen Gesichtspunkt aber davon abweicht. Dort ein Hinüberquellen und Überwallen über ein meist tief versenktes Vorland durch eine von der Rückseite nach der Aussenseite gerichtete Kraft; hier die Tendenz zum Zurückweichen des Vorlandes durch eine Kraft, welehe von Orten jenseits des Aussen- randes her zerrend wirkt. B. Die Formen der Kettung selbständiger Bogengebilde. Kettungsreihen. — Die bisher betrachteten Einzelgebilde fügen sich im continentalen Bau zu grossen zusammengesetzten Gebilden an einander und erreichen dadurch ihre hohe Bedeutung. Es wurde ge- zeigt (I, S.917), dass die Reihe der inneren Staffelrandbogen Ost- asiens in sehr grosser Ausdehnung meerfernes Binnenland von dem oceanischen Land scheidet, und dieses wiederum vom Oeean selbst durch die Reihe der Küstenbogen geschieden wird. Die Reihe der ostasiatischen Inselkränze bildet die Grenze des Continentalmassivs gegen das tiefe Becken des Paeifischen Oceans. Bezeichnet man als Kettung die Verbindung von je zwei selbständi- gen orographischen Einzelgebilden, so sind dies drei augenfällige Ket- tungsreihen. Die binnenländische Reihe ist fortlaufend und voll- ständig; denn sie zeigt keine Unterbrechung, ein Glied schliesst sich unmittelbar an das andere. Die Kettungsreihe der Küstenbogen hin- gegen ist fortlaufend, aber unvollständig, da ein Theil des koreanischen Bogens durch Bruch verschwunden ist (U, 793). Die Kettungsreihe der Inseln ist unterbrochen; denn zwischen Formosa und den Philippinen ist ein Anschluss nicht erkennbar (II, 946); es scheint, als ob eine Reihe ihr Ende erreicht habe und eine andere beginne. | Eine fortlaufende Kettungsreihe kann man harmonisch nennen, wenn, von einer ausserhalb gelegenen, mit ihr parallelen Linie aus gesehen, die einzelnen Glieder, so verschieden sie im Bau sein mögen, analoge Bogenrichtung haben. In diesem Sinn herrscht harmonische Anordnung im ganzen östlichen Asien: denn alle Bogen haben ihre vo Ric#tuoren: Gebirgskettungen in Ostasien. 875 eonvexe Seite nach dem tiefen Oceanbecken gerichtet, allerdings mit einer Ausnahme im südlichen Japan, welche als die Harmonie störend sehr auffällig ist, aber ihre Erklärung in mechanischer Umformung eines harmonischen Bogens findet. Disharmonisch ist eine Kettungs- reihe, wenn die Richtung der Bogen dem Sinne nach wechselt, wie es bei dem gegen den Pacifischen Ocean eoncaven karibischen Bogen, im Gegensatz zu dem peruanisch -ecuadorischen, nach demselben Ocean convexen Bogen, oder bei dem dinarischen im Gegensatz zum Alpen- bogen der Fall ist. Ein anderer Gesichtspunkt betrifft den tektonischen Bau. Wir nennen eine harmonische Kettungsreihe eoncordant, wenn ihre ein- zelnen Componenten tektonisch gleichartig sind, das heisst, sämmtlich entweder durch Zerrung oder durch Stauung ihre Bogenform erreicht haben. Für die Kettungsreihen der Binnenlandbogen und der Küsten- bogen im Norden der Tsinling-Linie trifft die Concordanz zu, da Ent- stehung durch Zerrung bei allen das genetische Motiv ist; betreffs der südlicheren Bogen beider Reihen gilt es für die Ostseite, aber nieht mit Sicherheit für die Südseite (I, 923), und der annamitische Küstenbogen, obgleich in die harmonische Anordnung sich einfügend, erscheint doch nach seiner ganzen fremdartigen Erscheinung als ein discordantes Glied. Einzelformen der Kettung. — Ein Blick auf Karte oder Globus lässt eine gewisse Gleichartigkeit in der Aneinanderreihung der das morphographische Bild Ostasiens in erster Linie beherrschen- den Bogengebilde erkennen. Für die Inselzüge ist das Bild aufge- hängter Blumenkränze gebraucht worden, und oft hat man es darge- stellt, wie der Alöutenbogen den Kamtschatka-Kurilen-Bogen in die Seite trifft, dieser sich ebenso zum japanischen Bogen verhält u. s. f. Ebenso nähert sich der Winkel, unter welchem jeder einzelne Küsten- bogen mit dem nächsten zusammenkommt, einem rechten, und das gleiche Verhalten waltet bei den Landstaffelbogen. Man kann alle diese Formen der Kettung, wo die Linie eines Bogens quer auf die Linie eines anderen Bogens trifft, als flankenständige Bogenket- tung oder Flankenkettung bezeichnen. en Weniger auffällig sind andere Kettungen, welche mit dem mor- phologisch von den Bogengebilden abweichenden, geradlinig fortstrei- | chenden, gewaltigen Stamm des Tsinling-Gebirges verbunden kind. Als ein langgedehntes, starres Gebilde erstreckt er sich in westöst- lichem Verlauf in das Gebiet der erwähnten Bogengebilde fremdartig hinein, verschwindet aber, wo er die binnenländische Bogenreihe er reicht, indem er selbst durch einen ihrer Bogen abgeschnitten wird (I, 892). Seiner morphologischen und geographischen Funetion als 874 Sitzung der phys.-math, Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Theilers von Ostasien habe ich öfters zu gedenken Gelegenheit gehabt, ebenso seiner dynamischen Function, welche in seiner eigenen, auf südwärts gerichteter Stauung beruhenden Entstehung und in der eben- falls südwärts gerichteten Schiebung des fertigen Gebildes beruht. Er ist von bogenförmigen Gebilden an der Nordseite und an der Südseite begleitet. Sie sind beiderseits ihrem Wesen nach verschieden und unterscheiden sich ebenso von den Gliedern der genannten meridio- nalen Bogenreihen. Auf beiden Seiten sind sie nach dem Gebirge convex. Daher ist an der Nordseite ihre Krümmung nach Südost, an der Südseite nach Nordwest gerichtet. An der ersteren verwachsen sie mit dem Tsinling, an der letzteren bewahren sie ihre Selbständig- keit und verstärken den Stamm des Gebirges dadurch, dass sie ihm längsständig gleichsam angeschweisst werden. Dort scheinen sie ge- netisch in einer Schleppung begründet zu sein, hier erhielten sie ihre Form durch passive, von der Vorderseite her kommende, also nach rückwärts gerichtete Stauung. Wir werden daher eine geschleppte bogige Kettung oder Schleppkettung und eine rückgestaute bo- gige Kettung oder Rückstaukettung unterscheiden. Endlich ist noch eine Form der Kettung zu nennen. Sie wird dadurch hervorgebracht, dass ein jüngeres Gebirge incongruent über einem älteren steht, in welchem es wurzelt, und ihm gegenüber eine neue, von ihm abweichende, selbständige, bogige oder gestreekte Ge- birgsform hervorruft. Vulcanische Kräfte haben solche Gebilde ge- schaffen. Man kann sie als epigenetische Gebirge und ihre Ver- bindung mit der Unterlage als epigenetische Kettung bezeichnen. Ein typisches Beispiel, bei dem die Unterlage sichtbar ist, werde ich aus Japan anzuführen haben; die Form aber ist sonst in Perlen- schnüren vulcanischer Inseln vertreten. Diese vier Kategorien der Kettung sollen nun an einigen Bei- spielen erläutert werden. a) Flankenkettung. In den vorangegangenen Abhandlungen wurde für mehrere Fälle dargethan, dass dort, wo ein Bogengebilde quer auf ein anderes trifft, also eine Flankenstellung stattfindet, eine sehr enge Verbindung beider durch das Ineinandergreifen der tektonischen Linien herbei- geführt wird. Mehrfach liess sich, wie in Nord-China, Daurien und Kiuschiu, das ungestörte Fortstreichen der Gebilde des äquatorialen Schenkels weit über die Berührungsstelle hinaus nachweisen. Dieses Verhältniss kann als ein Übergreifen tektonischer Linien be- zeichnet werden. In denselben Fällen fanden sieh mehr oder weniger sichere Anzeichen der Fortsetzung der Strueturlinien des meridionalen vox Rıcmruorex: Gebirgskettungen in Ostasien. 875 Schenkels durch jenen hindurch; dann aber ist es nicht dessen Bau selbst, den man weiter verfolgen kann, sondern es sind Fortsetzungen der ihm zugehörigen Brüche und Verwerfungen, welehe die Struetur des äquatorialen Schenkels quer durchschneiden und daher auf dessen äussere Formen umgestaltend gewirkt haben. Dieses Durchgreifen tektonischer Linien ist im südlichen Kiuschiu, welches ihnen seine Umrisse verdankt, nachweisbar; in anderen Fällen konnte nur die Wahrscheinlichkeit ihres Vorhandenseins angedeutet werden. Für einen solehen Fall, nämlich für die koreaniseh-tungusische Kettung, ist durch genaue Untersuchung die Richtigkeit der ausgesprochenen Vermuthung vollkommen bestätigt worden. Ich stelle ihn als Paradigma voran, weil er die Wahrscheinlichkeit des Zutreffens der für analoge Fälle abgeleiteten Schlussfolgerungen zu erhöhen geeignet ist. ı. Kettung des tungusischen und des koreanischen Küstenbogens. — Korea ist in neuerer Zeit von Dr. Buxpsıro Koro studirt und beschrieben worden.’ Da die Arbeiten das ganze Land innerhalb seiner politischen Grenzen umfassen, erstrecken sie sich nicht nur auf die Halbinsel, sondern auch auf ein grosses, dureh den Ver- lauf jener Grenze herausgeschnittenes Stück des nördlich von Ham- heung gelegenen, dem tungusischen Bogen und dessen gegen Liautung gerichteter Fortsetzung (nach der Darstellung in II 789, 790) zuge- hörigen Gebirgslandes. Folgendes sind die Ergebnisse. In ganz Korea herrschen in dem nur selten durch ungefaltet aufgelagerte Sedimentgesteine verhüllten oder durch posteambrische Granite unterbrochenen, durchaus aus archaischen Gesteinen bestehen- den Unterbau sinische Streichriehtungen, mit regionalen Abweichungen, einerseits bis beinahe. W--O, andererseits bis etwas über SW-N hinaus. Im nördlichsten, als »Kaima-Plateau« bezeichneten, 570 km langen Theil, der südwärts bis zu der von Ham-heung nach dem innersten Winkel der Korea-Bai sich erstreckenden Ansatzlinie der Halbinsel an das Festland reicht”, ist im Sehichtstreichen wie in Bruch- linien die von mir für Liautung als charaktergebend nachgewiesene und gerade für diesen, dem asiatischen Rumpf angehörigen nordwest- liehsten Theil des politischen Besitzes von Korea hypothetisch an- genommene Richtung WSW-ONO (0 22° N) scharf ausgeprägt. Ost- wärts von einer von Ham-heung rechtwinklig dazu nach NNW ge I Dr. B. Koro hat Korea auf Wegen von mehr als 6000 km Länge durch- wandert und die Ergebnisse vorläufig zusammengestellt in »An orographie sketeh of Korea«, Journ. Coll. of Seience, Imp. University of Tokyo, vol. XIX, 1903, S. Dir mit einer tektonischen Karte 1: oo. Bei dem auf der Karte eingezeichneten Maass- stab sind die Zahlen zu verdoppeln. 2 Die Nordgrenze lässt sich nicht ermitteln, da die Untersuchungen mit der politischen Grenze von Korea abschliessen. N 876 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. zogenen Linie biegen die Brüche allmählich zu reinerem NO um, was ebenfalls der früheren Voraussetzung entspricht. Ein grosses, dem- oberen Tumen angehöriges Gebiet in diesem umgebogenen Theil ist von wahrscheinlich dem Taik-tu-san entspringenden Lavafluten über- schwemmt. Der durch die Lage des Scheitels im Osten und der Basis im Westen bezeichnete dreieckige Raum zwischen Kaima und einem in der Linie Wönsan-Tschemulpo die Halbinsel von NNO nach SSW durehquerenden, mit vulkanischen Massen erfüllten, zuerst von Koro erkannten Graben zeigt durch Zerlegung des mit einer sinisch-cam- brischen Schichtentafel bedeckten Baues in eine Anzahl wenig regel- mässiger keilförmiger Tafelschollen Ähnlichkeit mit dem Bau des west- lichen Schantung. Südlich von dem Graben beherrscht wieder die sinische Streich- richtung, soweit nicht ausgedehnte Granitmassen unterbrechend ein- treten, die Faltungen der archaischen Schiefergebilde; sie tritt hier als rein SW-NO, bis O 50°N, auf. Koro konnte zwei grosse Fal- tungszüge (No-ryöng und Chhya-ryöng) unterscheiden, welche die Halb- insel von der Westküste bis zur Ostküste durchziehen.! Das für die morphologische Auffassung wichtigste Ergebniss be- stelit in der Bestätigung der Voraussetzung (II, 792), dass der die ge- krümmte Ostküste von Korea als Rückgratgebirge begleitende erhabene Landstaffelrand das innere Gefüge quer durchschneidet. Er ist nach Koro ein durch Parallelbrüche und damit verbundene Absenkungen heraus- gehobenes oder stehengebliebenes horstartiges Gebilde, und hat mit Faltung nichts zu thun. Wie es auch sonst bei Staffelbrüchen die Regel ist, zeigt sich im Querschnitt eines jeden disloeirten Streifens ein Ansteigen von dem Bruchrand, an dem er selbst hinabglitt, bis zu dem, an welehem sein Nachbar von ihm absank. Durch drei grosse, durchgehende Parallelklüfte entstehen in dieser Weise drei Parallel- rücken, nämlich: der Küstenrücken, 380 km lang, an dem sich ein schmaler, niederer, von der Welt abgeschiedener Küstenstrich entlang ' Bei allgemeineren Ableitungen auf Grund seiner vorzüglichen Beobachtungen geht Koro von der irrigen Voraussetzung aus, dass die sinische Streichrichtung inner- halb des ganzen südlichen China SSW-NNO sei. Er beruft sich dabei auf die hypo- thetischen Ableitungen Pumperry’s, besonders auf dessen Ausspruch, dass die Ver- längerung der Verbindungslinie von Canton und Tschusan-Inseln das südliche Korea schneiden würde. Ich selber habe zwar die Bezeichnung »sinisch«, da der Name gut gebildet war, von Pusrertey entnommen, aber bereits in »Letters on China« Nr. 3, Shanghai 1871, dann in »China« I und II und in den vorangegangenen Nummern der vorliegenden »Studien« vielfach ausgeführt, dass die den Gebirgsbau des gg China beherrschende Streichrichtung WSW-ONO (eigentlich W30° S-O zo°N) ist. Jegliche Verbindung mit Korea ist ausgeschlossen, wie auch der geologische Bau dieses Landes von des des südlichen China ganz verschieden ist. ei 2 Sitzungsberichte 1903. von Ric#tnoren: Gebirgskettungen in Ostasien. 877 zieht: der Thai-Paik-san-Rücken, 430km lang; und der Inlandrücken, 5ıokm lang, 45—60 km von der Küste entfernt. Die zwei ersteren haben ihren Steilabfall nach Osten, der dritte hat ihn nach Westen. Alle drei zusammen bilden einen Horst, der nach Osten steil und tief, nach Westen minder schroff und mit geringerer Tiefe absinkt. Das Land dacht sich dann westwärts ab. Indem die Bruchlinien einen flachen, nach Osten eonvexen Bogen beschreiben, erreichen sie den östlichen Theil der Südküste in einer vom Meridian ein wenig nach Westen abweichenden Richtung und zeigen dadurch ihre Tendenz an, den abgebrochenen Bogen der Ostküste weiter fortzusetzen; ihr Abbruch ist durch Riasbuchten bezeichnet. Der Ver- such (II, 793), den Korea-Bogen zu ergänzen und den versenkten Theil bis zu den Sattelinseln fortzuführen, findet darin eine Stütze. Es wird nun wahrscheinlich, dass dem Korea-Bogen, wenn auch als weiter nach aussen gelegene Glieder desselben, die langgestreckte Insel Tsuschima und der Japan tangirende schöne Bogen der Goto-Inseln angehören. Das von dem Horstrückgrat westlich gelegene Stück des südlichen Korea ist nach Koro von minder bedeutenden meridionalen, fächer- förmig weiter gegen SW abschwenkenden und dann nach SzW biegen- den Brüchen durchzogen. Mit ihnen interferirt im südliehsten Theil ein staffelförmiges Absinken von Brüchen, in denen wieder eine sinische Richtung, W 20°S, zu erkennen ist. Ihr folgen, wie Koro's Karte über- raschend zeigt, die Leitlinien der südlichen Riasküste und der sie be- gleitenden Inseln. Da, abgesehen von Japan, von keinem anderen Meridionalstück eines der ostasiatischen Bogen so eingehende Untersuchungen vorliegen, dasjenige aber, was betreffs vorhandener Beobachtungen in ihnen in Abtheilung I und II dieser Studien erwähnt worden ist, eine sehr nahe Analogie mit den hier angeführten Ergebnissen verräth, darf die Tek- tonik des koreanischen Halbinselgebildes neben derjenigen des süd- lichen Schansi ebenso als Typus für die meridionalen Theile der meisten Bogen gelten, wie die Rostgebirge Dauriens und diejenigen von Nord- Tschili und Nord-Schansi als charakteristisch für den Bau der äqua- torialen 'Theile derselben angenommen werden konnten. 2. Gehen wir nun nach Norden, in die Gegend der Kettung von Nord- und Süd-Stanowoi. Das Aldan-Gebirge an der West- | seite des Ochotzkischen Meeres, oder der Meridionalzweig des Süd- = ! Diese Auffassung findet eine Stütze in air * ee Japa! sy | ER ® a i d the K@oto-group BAFE Sb F the islands of Tsushima an to have been formed f Japan, eompiled gewo: | little in common with the main island of Kyushu; they appear in a different way and at a different time«. Outlines of geology 0 by Imp. Geol. Survey of Japan; Tokyo, 190, PT 878 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Stanowoi, nähert sich dem Aequatorialzweig des Nord-Stanowoi, welcher von Osten kommt und westwärts fortsetzt. Die Verhältnisse sind nicht bekannt; aber auf Grund jenseitiger Linien in der äusseren Structur wurde (Il, 915) die Vermuthung ausgesprochen, dass die Aldan-Brüche quer über den Aequatorialschenkel des Nord-Stanowoi hinweg fort- setzen und mit östlichen Absenkungen in letzterem verbunden sind. 3. Deutlicher sind die Anzeichen eines durchgreifenden Charak- ters bei der Flankenkettung von Süd-Stanowoi und Khingan. Die wasserscheidende archaische Grundgebirgsschwelle, welche sich kaum merkbar aus dem paläozoischen Tafelland des Aldan-Beckens erhebt, wechselt in ihrer Richtung zwischen O-W und OzN-WzS. Dann, von der Gilui-Quelle an, wo bald an Stelle des Aldan-Abflusses die Entwässerung zur Olekma geschieht, wendet sich die Wasserscheide nach WSW und schneidet, nach unserer früheren Darstellung (I, gıı, 912), unter einem Winkel von ungefähr 20° die von SW nach NO gerichteten Züge des daurischen Rostes, wobei die wasserscheidende Linie von einem Zug auf den anderen überspringt.' Dem Gebiet der Olekma-Quellflüsse gegenüber treten die meri- dionalen Khingan-Züge an die hier mehr ONO-WSW gerichteten da- urischen Züge heran, welche in übergreifender Kettung noch weit südwestwärts fortsetzen. Dort, wo Fürst Grprorz die ersteren beob- achtete, scheinen sie daurische Züge zu schneiden. Es ist eine ähn- liche gegenseitige Beziehung, wie wir sie durch Koro im Saima-Ge- birgsland kennen gelernt haben. Nördlich vom Amur ist das Ver- hältniss beider zu einander nicht bekannt; aber in den meridionalen Strueturlinien des Olekma-Gebietes scheinen sich, wie ich schon ' Auch Suss (Antlitz III, S.149— 152) hat durch sorgsame Benutzung russischer Quellen die Überzeugung gewonnen, dass hier eine zusammenhängende, lange Gebirgs- kette in der Art des Yablonoi-Stanowoi-Zuges der meisten Landkarten nicht vorliegt, und möchte daher, mit Hinweis auf den möglichen Einfluss rückschreitender Erosion auf die Ausbildung der Wasserscheide, den Begriff einer mit besonderem Namen zu bezeichnenden Bodenschwelle überhaupt aufgegeben wissen. Da jedoch unter sonst gleichen Verhältnissen das Rückschreiten von der niederschlagsreicheren Südseite über- wiegen müsste, das Gegentheil aber den Thatsachen entspricht, da sodann der Abstieg nach Süden steiler ist als nach Norden, da ferner die Südseite von Furchen (Polowinnaya, obere Seya, Amur zwischen Albasin und Gorbiza) begleitet wird, welche der Wasser- scheide parallel gerichtet sind, so liegt die Vermuthung nahe, dass die Lage der Wasserscheide, wie bei den anderen Landstaffeln, durch Brüche auf der Aussenseite bedingt ist. Auch der früher (I, 913) erwähnte, aus Marrın’s und von Mayperr's Beobachtungen hervorgehende Umstand, dass stellenweise die grösseren Meereshöhen erst erheblich nördlich von der Wasserscheide erreicht werden, während die durch Abwitterung übriggebliebenen härteren Kerne der gerundeten »Goltzi« sich vorwaltend an dieselbe halten, kann die Anschauung von dem Vorhandensein der flachen Schwelle eines Landstaffelrandes nicht beeinflussen. Es dürfte sich daher doch empfehlen, die geographischen Begriffe der Yablonoi-Stanowoi-Schwelle nicht zu verwerfen, ehe weitere Forschung zwingende Argumente dafür beibringt. von RıcHtHorEn: Gebirgskettungen in Ostasien. 879 (I, 906) andeutete, Khingan-Brüche bemerkbar zu machen. Hierher ge- hört vielleicht auch der von Suzss (Antlitz III, S.ı51) nach russischen Quellen beschriebene Zug des Tukuringra; und es liegt nahe, den Wechsel im Charakter der Wasserscheideschwelle nach dem von den Seya-Quellen eingenommenen Theil hin, mit dem Durchgreifen der Khingan-Brüche in Verbindung zu setzen. 4. Im Khingan selbst scheint eine untergeordnete Kettung auf- zutreten, insofern das ganze Staffelrandgebilde in der Gegend des 47. Breitengrades um ungefähr zwei Längengrade nach Westen zurück- tritt (I, 905), was wahrscheinlich durch Umbiegung der Bruchlinien aus dem meridionalen Verlauf in die Richtung des äquatorialen Schen- kels und erneuten Ansatz des ersteren an diesen geschieht. Aus dem breiten Gebirge, in dem sich der Abfall von der mongolischen zur tungusischen Landstaffel vollzieht, und die Entwickelung von Längs- rücken und Längsthälern auf neueren Karten ersichtlich wird, 'sind granitische, porphyrische und jüngere Eruptivgesteine neben sehr alten Schiefern! bekannt. Dort, wo sich im Westen des I-wu-lü-schan der Übergang in den äquatorialen Schenkel vollzieht, fand VosELsang alte Quarzite nebst Schiefern und Kalken, welche den vorcambrischen Gebilden des Liau-Thales entsprechen dürften’, stark gefaltet; ausser- dem auch hier eine sehr bedeutende Entwickelung von Eruptivge- steinen.” Es treten bald westsüdwestliche Streichrichtungen ein, welche die Struetur beherrschen und in dem früher (I, 901—903) dargestell- ten Rostgebirge von Nord-Tschili und Nord-Schansi fortsetzen. Da südlich davon der Schansi-Bogen beginnt, findet auch hier übergrei- fende Kettung statt. Aber viele Umstände sprechen dafür, dass auch eine durchgreifende Kettung vorhanden ist; denn späte nordsüdliche Bruchlinien haben den Kettenrost beeinflusst, ihn durch Verwerfungen zerlegt und zur Entstehung meridionaler Porphyrzüge Anlass gegeben (I, 904). 5. Mit Übergehung der nächsten Landstaffeln, über deren tek- tonische Verhältnisse zu wenig bekannt ist, möchte ich nochmals auf den Ostabfall der Yünnan-Landstaffel und die Fortsetzung der ihm zu Grunde liegenden östlichen Absenkungen nach Norden in das Grenz- gebiet von Yünnan und Kweitehöu (I, 900) verweisen. Auch hier scheint durchgreifende Kettung vorzuliegen. | Ich wende mich zu den Küstenbogen. ! Noch beschränkt sich die geologische Kenntniss hierauf. Siehe Surss, Antlitz III, $.153—158, wo die spärlichen Nachrichten aus russischen Quellen zusammengestellt sind. 2 Siehe China II, S. 106 (2. 3) und andere Stellen. ie 3 K, Vocrısang, Reise durch den nördlichen Theil der Provinz Chili. Perern. Mitth. 1901, S. 243 — 250. mit Karte. 49° 880 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. 6. Die Kettung des tungusischen Bogens mit dem ko- reanischen ist durch die (oben $. 875) angeführten Untersuchungen von Koro in helles Licht gesetzt worden. Die vom Meridian nach SSW umbiegende, vielleicht dem Streichen uralter Faltungen fol- gende Richtung der den Sikhota-alin in Längsstreifen zerlegenden Brüche (II, 786) findet ihre Fortsetzung in den von NO nach SW ge- richteten Brüchen des zwischen Tumen-ula und Küste eingeschlosse- nen Landstreifens. Dann schwenken sie, wie oben dargestellt wurde, nach WSW und durchziehen den zum ceontinentalen Rumpf gehörigen Saima-Theil des Koreanischen Reiches nebst der Halbinsel Liau- tung. Der übergreifende Verlauf des tungusischen Westflügels über den koreanischen Nordflügel ist damit in ausgezeichneter Weise fest- gestellt. Aber das ganze Gebiet, soweit es politisch zu Korea gehört, ist auch von meridionalen, nach NzW gerichteten Brüchen durch- setzt, welehe zum Theil in der unmittelbaren Fortsetzung der den Rückgrat der Halbinsel Korea auslösenden Brüche liegen. Somit ist auch die durchgreifende Kettung hier klar erkennbar, durch welche der koreanische Ostflügel in den tungusischen Westflügel eingelenkt ist. Ich übergehe den südchinesischen Bogen. Sein Verhältniss zum koreanischen ist durch Versenkung und Meereseingriff verhüllt. In ihm selbst aber herrscht eine reiche Gebirgsgliederung, welche ausser- halb des Rahmens der hier in Betracht kommenden Bogenkettungen fällt. Ich habe sie selbst bei umfassenderen Verquerungen kennen ge- lernt, behalte aber die eingehende Darstellung einer anderen Stelle vor. Über die Art des Zusammenfügens der das Innere des grossen Bogens fast ganz erfüllenden Gebirge mit dem annamitischen Bogen lässt sich noch wenig sagen. 7. Gehen wir zu den Inselbogen über; so wiederholen sich in ihnen die morphographischen Eigenschaften der Landstaffelbogen, näm- lich allmähliche Senkung nach einem tellerartig abgeflachten inneren Gebiet, und steilere Senkung nach weit grösseren Tiefen am Aussen- rand. Aber die Höhenunterschiede zwischen der über dem Meeres- spiegel aufragenden Randschwelle und dem Boden des umschlossenen Beckens einerseits, der aussen am Meeresgrund vorliegenden Scholle andererseits sind weit bedeutender; das Vorkommen mesozoischer und tertiärer mariner Ablagerungen auf vielen Inseln deutet auf eine wechselvolle geologische Geschichte, gegenüber den grösstentheils seit paläozoischer Zeit, nur in einigen Gebieten erst seit der Triaszeit, vom Meer verlassenen und starr gewordenen festländischen Regionen; die grosse Ausdehnung und Intensität vulcanischer Thätigkeit ist ein augenfälliges äusseres Symptom des noch fortdauernd gestaltenden Wirkens tellurischer Kräfte. vox Rıc#ruoren: Gebirgskettungen in Ostasien. 881 Die Art der gegenseitigen Kettung der Inselbogen ist daher von besonderem Interesse; aber da der Bereich der Beobachtungen sich auf das beschränkt, was über der Isohypse des jetzigen Meeresspie- gels liegt, entziehen sich der Beobachtung manche auf dem Festland erkennbare Verhältnisse, und es sind Interpolationen noch mehr als dort nothwendig. 8. Alöuten und Kamtschatka. — Der mit geometrischer Regel- mässigkeit geschwungene Kreisbogen der Alöuten erreicht sein west- liches sichtbares Ende in der Insel Agattu.' Nur wenig innerhalb des Bogens bleibt die etwas weiter westlich hinausgerückte Insel Attu. Es ist bemerkenswerth, dass, während die in dem Bogen ge- legenen Inseln Vulcane tragen, auch wenn der Unterbau noch andere Gebilde aufweist, die 925 m hohe Insel Attu frei von jeglichen vulca- nischen Gesteinen ist und aus älteren Formationen besteht, als alle anderen alöutischen Inseln.” Noch weiter innerhalb des Kreisbogens, in beinahe 100 km Abstand von ihm, bleiben die Beringsinsel und die Kupferinsel, in denen ältere basische Eruptivgesteine nebst Basalten und tuffigen mitteltertiären Sedimenten vorkommen. Beide streichen N 52°W. Alle im Westen von 168° W gelegenen Inseln erheben sich auf einem schmalen Rücken, welcher von der 1000 m-Linie umzogen wird. Bald ist die Inselreihe einfach, bald tritt dazu eine Innenreihe, besonders gegen das westliche Ende hin. Die Länge der den Al&uten-Bogen fortsetzenden Halbinsel Alaska, von Kamishak-Bay bis zur Spitze, ist 765 km; der Kreisbogen von dort bis Agattu misst 1720 km. Verlängert man den Bogen mit gleichem Krümmungsradius westwärts, SO trifft er nach einem Verlauf von 78okm durch inselleeren Raum, also nach einer Gesammtlänge von 3267 km, die Halbinsel Kamtschatka am Cap Kronotski (54° 48 N). Zwei Breitengrade weiter nördlich beginnt mit dem Schiwelutsch die nicht ganz regelmässig gestellte Doppelreihe von Vulcanen, welche mit einer Breite von durchschnittlich etwa 100 km und der Länge von 700 km das östliche Kamtschatka in der allgemeinen Richtung NNO-SSW durehzieht. Die Linie bildet einen sanftgekrümmten, nach Ost convexen Bogen, indem sie im Norden mit der Richtung S 20° W beginnt und allmählich bis zu der Richtung S 35° bis 40°W umbiegt, ! Bei den Messungen sind die schönen Karten der U.S. Coast and Geodetie Survey zu Grunde gelegt. Der Mittelpunkt des Kreises liegt im Anadyr- Golf, ‚etwa 179°W und 65°N; die Länge des Radius ist etwas mehr als 13 Breitengrade. a 2 Dawson, Geolog. notes on some of the coasts and islands of ten = vieinity; Bull. Geol. Soc. Am. V (1894) P- 117-146. Dawson fand granitoi . Gesteine in Küstengeröllen. Gewisse Schichtgesteine der Insel werden für mesozoisc gehalten. Darr (Bull. U.S. Geol. Survey 84, 1892) vergleicht sie mit Trias von Britisch - Columbien. en 882 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. in der sie die Halbinsel verlässt." Die Aleuten-Linie trifft auf sie unter einem Winkel von 70° bis 80°. Sie erreicht die Küste, wo diese in breitem Wulst vorspringt und ausnahmsweise wesentlich aus vulca- nischem Gestein zu bestehen scheint.” Dazu kommt, dass gerade an dieser Stelle weiter landeinwärts eine bedeutende Verbreiterung der vulcanischen Zone stattfindet, indem drei Vulcane merklich nach Osten aus ihr heraustreten; und fast genau in der weiteren Verlängerung der Alöuten-Linie ist, weit im Westen der Zone der Kamtschatka- Vulecane, der nach Ermax zu 16920 Par. Fuss oder 5500 m aufsteigende Vulcan Itscha oder Itschinskaja Sopka, der höchste Berg Kamtschatka’s, dem krystallinischen Axengebirge der Halbinsel aufgesetzt. Die um 14° bis 2° weiter nördlich auf der Westseite zerstreut liegenden vier erloschenen Vulcane lassen in ihrer Anordnung keine Beziehung zu den beiden grossen vuleanischen Zonen erkennen. Der geologische Bau von Kamtschatka ist wegen Tundrabedeckung schwer zu erforschen und wenig bekannt.” Dirmar’s Einzelbeschrei- bungen leiten zu der Vermuthung, dass die grosse Grabensenkung, aus welcher die Kegel der Vulcanzone aufsteigen, nicht die einzige Bruchbildung ist; denn es wird das Vorhandensein einzelner dem Graben nahezu paralleler Rücken bald durch deren Beschreibung, bald durch die Erwähnung von Felsengen im Lauf ostwestlich gerichteter Flüsse angezeigt. Allerdings ist in der gegenwärtigen Zeichnung des hydrographischen Netzes von Kamtschatka, auch auf den Karten des russischen Generalstabs, die Anlage eines Parallelgefüges ausserhalb der Vuleanzone und ihres westlichen Grenzwalles nur recht unvoll- kommen zu erkennen. Obgleich ein 780 km langer Theil des Alöuten-Bogens nicht sicht- bar ist, erscheint somit der Schluss gerechtfertigt, dass die durch ihn bezeichnete, mit erloschenen und recenten Vulcanen besetzte tektonische inie unter nahezu rechtem Winkel auf die Kamtschatka-Vuleanzone und die ihr wahrscheinlich parallelen Structurlinien der Halbinsel stösst, und in der Nähe der ersteren die Eruptionsthätigkeit des Alöuten-Bogens selbst einen erneuten Antrieb erhält. Es ist ferner wahrscheinlich, dass die Bogenlinie quer durch jene Zone hindurch fortzieht, und der ' Es ist bei diesen Angaben die Karte zu Grunde gelegt, welche Karı, von Drrmar seinem verdienstvollen Werk: Reisen und Aufenthalt in Kamtschatka in den Jahren 1851—55 (Bd. I, St. Petersburg 1890, Bd. II ebend. 1900) beigegeben hat. ® Drrmar umfuhr die Küste und fand bei Cap Koslow (Bd. 1 S. 315) und Cap Siwutschij (S. 321) säulenförmig abgesonderte Basalte an das Meer treten, am Cap Kronotskij (S. 324) vuleanische Tuffe und Sande, während bei der weiteren Fahrt (S. 327) Hornblendeschiefer und andere Schiefergesteine genannt werden, welche überhaupt östlich von der Vulcanzone häufig auftreten. ® Suess hat das Bekannte in Antlitz II, S. 227, 228 zusammengestellt. von Rıc#'rHoFEN: Gebirgskettungen in Ostasien. 883 gewaltige vulcanische Kegel der Itscha ihr angehört. Es würden sich also die beiden Vulcanlinien schneiden und einander durchsetzen. 9. Kurilen und Yesso. — In einer 50 bis 60 km breiten Doppel- linie vuleanischer Inseln setzt der Kurilen-Bogen, Tschischima bei den Japanern genannt, an das Südende der Vuleanzone von Kamtschatka “an. Er folgt deren letzter Richtung und schwingt sich als Segment eines Kreises nach Yesso. Die Länge des Inselbogens ist 1270 km. Bald verschwindet die innere Reihe, die äussere setzt sich wie eine Perlenschnur von Inseln allein fort. Aber in der letzten Strecke von 130 km ist wieder eine Doppellinie vorhanden, indem, wie es scheint, eine innere parallele Insellinie zur äusseren hinzutritt; ihr gehören die grösseren Inseln Urup, Iturup (Etorofu der Japaner) und Kuna- schiri an. Mit der Streichrichtung WSW tritt der Bogen in Yesso ein, welches jetzt mit seinem Zubehör kleinerer Inseln als admini- strativer Bezirk den amtlichen Namen Hokkaido führt. Hier endet die Linie nieht. Nach den Anschauungen von Mırxe und den For- schungen von K. Jınzö, dem wir eine gute geologische Aufnahme des ganzen Hokkaido-Bezirks und eine geologische Karte desselben ver- danken', setzt der Bogen in der Insel Yesso 200 km weit fort und bildet hier einen breiten, aus mehreren Vulcanen aufgebauten, zuletzt von OÖ nach W streichenden Rücken, welchen Jınö das Tschischima- Gebirge nennt. Mit dieser Richtung trifft er auf die aus paläozoischen und wahrscheinlich algonkischen Schiefern, durch Granitmassen und, im südlichen Theil, einen langgedehnten Granitrücken ausgezeichnete Axen- kette der Insel, welche die durehschnittliche Streiehrichtung NzW-SzO hat und im Cap Erimo in das Meer ausläuft. Ist auch der südliche Gra- nitzug, Jımzö’s Hidaka-Kette, nach S 33°0 gerichtet, so scheint doch das annähernd meridionale Streichen, welches Jımsö als in den paläo- zoischen Schichten und der im Westen sich anschliessenden, aus mittel- kretaeischen Schiehtgebilden bestehenden, stark gestörten, durch Ein- fallen nach Osten ausgezeichneten Zone herrschend angiebt, auf das Vorwalten der genannten Hauptrichtung NzW hinzudeuten. Wo die Tschischima-Linie unter einem Winkel von 75 bis 80 Grad auf den axialen Zug stösst, erhebt sich die vuleanische Masse des Optateschke, und diese betrachtet Jımeö als das Ende des Kurilen- Bogens. Doch ist zu beachten, dass die Schiribets-Gruppe in Weste Yesso in der Nähe der Kreuzung des verlängerten Kurilen-Bogens mit dem japanischen Bandai-Bogen (s. unten S.9ro) liegt. Auch verdanken wir persönlichen Erkundungen von Suess Angaben über einzelne ‚An- p of Hokkaidö, Satporo, 1890, ! K,Jımsö, Explanatory text to the geological ma 2 2 jatporo, . mit Karte; und General geological sketch of Hokkaido, 884 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. zeichen des Vorhandenseins ostwestlicher Störungslinien im westlichen Yesso und im nördlichsten Honschiu', so dass auch hier eine durch- greifende Kettung nicht ausgeschlossen ist. Bemerkenswerth ist die ausserordentliche Analogie der Kettungen des Alöuten-Bogens mit Kamtschatka und des Kurilen-Bogens mit Yesso. Überhaupt weisen beide Bogen manche Ähnlichkeit auf. Beide be- ginnen in langen Halbinseln und werden dann selbständig; beide weisen in ihrem Unterbau Eruptivgesteine von älterem Charakter auf, und in beiden deuten Sedimentgesteine darauf hin, dass wir es mit continentalen Gebilden zu thun haben, in denen die Vulcane nur eine ornamentale Rolle spielen. In den Kurilen ist nur Tertiär- und Kreideformation bekannt. In den Alöuten reicht der Grundbau in höhere geologische Zeit hinauf; Grewinek fand ihn zum Theil bunt zusammengesetzt. Beide haben auf der Aussenseite des vuleanischen Bogens kein Land aufzuweisen; bei beiden treten auf der Innenseite Glieder von abweichendem Streichen auf. Dies gilt ebenso für Kupfer- insel und Beringsinsel wie für die rein nordöstlich gerichteten Gebilde in der Nähe des Westendes des Kurilen-Bogens. Es genüge, an die schon zu Yesso gehörige, gegen 140 km lange, von SW nach NO ge- richtete Vulcanlinie: Meakan-dake-Oakan-dake- Atosanobori—Schari- dake-Rauschi-yama, welche im Cap Schiretoki ausläuft, und an die 100 km lange, dieser Linie vollkommen parallele Insel Kunaschiri zu erinnern. Ä b) Ergebnisse bezüglich der Flankenkettungen. I. Fassen wir die bezüglich der F lankenkettungen gewonnenen Er- gebnisse zusammen, so finden wir, dass in keinem der in Ostasien betrachteten Fälle, wo ein selbständiger Bogen auf einen anderen in Flankenstellung trifft, eine Aneinanderfügung im Sinn der indischen Scharung wahrzunehmen ist; das heisst, es findet nieht bei Annähe- rung an die Berührungsstelle eine Rückbiegung der beiden Bogen- linien zu spitzwinkelig convergentem Zusammentreffen statt. Sondern beide setzen ihren Weg geradlinig fort, und es vollzieht sich ein gegenseitiges Durchdringen. Stets sind ein Aequatorialschenkel des einen Bogens und ein Meridionalschenkel des anderen Bogens bethei- ligt. Aber sie verhalten sich verschiedenwerthig. Einer von ihnen ist in jedem Einzelfall insofern dominirend, als der zu ihm gehörige Gebirgsbau in seiner ganzen Breite unbeirrt an der Berührungsstelle vorüber zieht und sich übergreifend über das Ende des anderen Schen- kels legt. ‚Letzterer hört an dieser Stelle scheinbar auf; aber wo ' Suess, Antlitz III, S. 185. von Rıc#rnoren: Gebirgskettungen in Ostasien. 885 hinreichende Beobachtung vorliegt, zeigt es sich, dass seine Structur- linien ihr Ende nicht erreichen, sondern durch den wohlgefügten Bau des ersten Schenkels hindurch, zuweilen anscheinend weit in dessen Rückland hinein, fortziehen und mit umgestaltenden Querverwerfungen in ihm verbunden sind. Der wesentlichste Unterschied zwischen den einzelnen Kettungs- stellen gründet sich darauf, welchem von den beiden zusammen- treffenden Schenkeln die übergreifende und welchem die durchgreifende Rolle zukommt. Nach diesem Gesichtspunkt lassen sich zwei Gruppen unterscheiden: a) der Aequatorialschenkel ist übergreifend, die Gefügelinien des Meridionalschenkels sind durchgreifend. Hierher gehören die folgenden Flankenkettungen, wobei der Bogen mit übergreifendem Aequatorialschenkel zuerst ge- nannt ist: - Nord-Stanowoi und Süd-Stanowoi (wahrscheinlich); . Süd-Stanowoi und Khingan; äquatorialer Theil des Khingan-Bogens und Tai-hang- schan; . tungusischer und koreanischer Küstenbogen; . Südwest-Japan und Riukiu - Bogen; Riukiu-Bogen und Formosa (wahrscheinlich); b) der Meridionalschenkel hat festes, übergreifendes Gefüge (im Folgenden zuerst genannt); der Aequatorialschenkel zeigt Spuren des Durchgreifens. Hierher gehören die Kettungen: 7. Kamtschatka-Alöuten; 8. Yesso—Kurilen. 2. Wenn man in dieser Zusammenstellung nur diejenigen Fälle betrachtet, welche die Region im Norden der Tsinling- Linie betreffen, somit die beiden Kettungen des Riukiu-Bogens (5-, 6.) ausscheidet, so steht die continentale Gruppe (1-, 2-; 3-, 4.) der insularen (7-, 8.) gegenüber. Aus ihrem beiderseitigen Verhalten geht hervor, dass auf dem Festland das sinische Gefüge und die ihm folgenden De- formationen morphologisch für die Einzelformen in erster Linie bestim- mend sind, während die später eingetretenen Bewegungen nach der er dionalen Componente zwar viel eingreifendere Umgestaltungen im Bee herbeigeführt, aber das Einzelgefüge weniger betroffen haben. Die erste- ren Gebilde sind das Ältere, Bleibendere. Aber ihre Rolle ist passiv gegenüber den späteren Deformationen, welche so BE dass sie das Tsinling-Gebirge zerstücken und einen Theil in die Tiefe sinken lassen konnten. | SS Bu ni DB a 886 Sitzung der phys.-ınath. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Umgekehrt ist es bei den nördlichen Inselgruppen (7:, 8.) Hier tritt die meridionale Richtung der Struetur- und Störungslinien ganz an die Stelle, welehe die sinische Richtung auf dem Festland hat. Dies kann nur so erklärt werden, dass das aus voreambrischen Fal- tungen hervorgegangene innere Gefüge der oberen Erdrinde eine Schwenkung aus der sinischen in eine meridionale Richtung erst am Aussenrand des Continentalmassivs, in der Nachbarschaft der grossen oceanischen Tiefen, erfährt. Diese Folgerung findet ihre Bestätigung im Bau der japanischen Inseln. 3. Eine auffällige, aus dem Thatbestand sich unmittelbar er- gebende Folgerung geht aus dem Mangel an Verzerrung der tekto- nischen Linien an den Stellen der Kettung, insbesondere bei dem Über- gang aus freistehendem Staffelrand in die Umrandung des von ihm flankirten Nachbarfeldes hervor. Der Khingan und die östliche Küsten- schwelle von Korea sind freie Ränder von grossen Staffelblöcken. Sie treffen in die Flanken, dort des Süd-Stanowoi, hier des tungusischen Bogens. Dort erleiden weder die daurischen Züge bei dem Zusammen- treffen eine horizontale Ablenkung, noch lässt sich eine wesentliche seitliche Verschiebung des Khingan gegen die Structurlinien des Olekma- Beckens, welehe wir ihm zurechneten, erkennen; und hier setzen die Bruchlinien des ostkoreanischen Küstenbogens ungebeugt im Saima-Ge- birgsland des tungusischen Bogens fort. Die Durchdringung der beider- lei tektonischen Linien erinnert an die Stäbe eines gekreuzten Gitters. Dieses Verhalten schliesst jede Möglichkeit einer Entstehung der Bogen durch von rückwärts erfolgten Schub aus; denn dann wäre durch ihr Hinausrücken die Continuität mit den zugehörigen, von dem benach- barten Felde festgehaltenen Stücken der Strueturlinien gelöst worden. Es ist dadurch überhaupt die Annahme jeglicher bedeutenderen hori- zontalen Verschiebung ausgeschlossen, und es bleibt nur die Möglich- keit, dass die der Entstehung der Staffelrandgebirge zu Grunde lie- genden Deformationen an Ort und Stelle entstanden, oder doch nur mit geringer Horizontalverschiebung verbunden gewesen sind. Es liegt hierin ein neues Argument für die Entstehung der Land- staffelblöcke und ihrer gebirgig aufgewulsteten Ränder durch Zerrung von Osten her, wobei die sinische: Structur, verbunden mit der süd- wärts gerichteten Tendenz der Massenbewegung, die bogenförmigen Abschwenkungen herbeiführte. Als mechanische Ursache der Zerrung nach Osten dürfte der Niveau-Unterschied zwischen Mongolei oder Nordwest-China und der Tuscarora-Tiefe genügend sein. Zerreissung rechtwinklig zur Zugrichtung und Zerlegung des Erdrindentheils in Zonen, welche den Landstaffelsystemen entsprechen, würden die Folge sein; das Festhalten in der uralten Strueturrichtung würde die Zer- Er von Ric#ruoren: Gebirgskettungen in Ostasien. 887 legung der Zonen in einzelne Staffelblöcke bedingen. Das beistehende Schema bringt den Mechanismus zum Ausdruck." S S .. S S N S S 2 S" N ner S Ja isch 2 = ne ac a ao panıscher as S yandsitonlot Landslaffelblock S ds vr ”.. ch - Dort, wo die zerrende Tendenz endigt, also in der Tuscarora- Tiefe, oder vielmehr bereits in der Abdachung nach ihr, würde die Region faltigen und überwallenden Zusammenschiebens als Compen- sation der Zerrung zu suchen sein. Dort könnte Verdichtung und Ver- diekung der Erdrinde eintreten, welche, im Gegensatz zu den der Zerrung unterliegenden Gebieten, die Öffnung von Auswegen des er- hitzten Innern ausschliesst. e. Abschwenkende Bogen an der Luvseite von Stauungs- gebirgen. — Geschleppte Kettung. : Eine der auffälligsten Erscheinungen, welche das der Rückseite des Tsinling-Gebirges sich unmittelbar anschliessende Land charakteri- siren, ist das Abschwenken bogenförmiger Gebirge, wobei die eonvexe Seite nach Südost gerichtet ist. Nach dem Prototyp des vom Hwa-schan über den Föng-tiau-schan nach dem Hö-schan in Scehansi gerichteten ı Zur Erklärung der Figur. — Ist nop der ursprüngliche Querschnitt eines Meeresbeckens, so wird der Gewölbedruck, welcher in dem Continentalblock unter der westöstlich gedachten Niveaulinie mn allseitig herrscht, nach der Meeresseite geringeren Widerstand als nach den anderen Seiten finden und daher die (durch die Pfeile bezeichnete) Tendenz zu Massenbewegung nach dort hervorrufen. Da nun die äussere Erdrinde sich wie eine starre Tafel verhält und nicht dehnbar ist, so wird Zerreissung in Linien senkrecht zur Zugriehtung die Folge sein. Da aber weit klaffende Risse nicht zu bestehen vermögen, so kann bei östlicher Bewegung der durch den Punkt n bezeichneten Linie nach n’ das der ursprünglichen Dimension m n entsprechende Ausmaass der Oberfläche nur durch Staffelstellung der nordsüdlichen Theilzonen ge- wahrt bleiben. Die Kleinheit des Winkels der Böschung von der japanischen Küste nach der Tuscarora-Tiefe kann an dem Prineip dieses mechanischen Vorganges nichts ändern. Er wird dadurch langsamer vor sich gehen, als bei steiler Abdachung, aber es werden dafür auch weiter abgelegene Theile des Continentalmassivs allmählich in den Vorgang hineingezogen werden. | 888 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Bogens liessen sich die Ansätze von anderen Bogen in den Zügen des Tsin-schan, Hsiön-schan und Ming-schan', sowie die Spur eines weiter östlich gelegenen bei Hwo-lu-hsiön’, am Abfall des Tafellandes von Schansi gegen die Grosse Ebene, erkennen. Über den Bereich der Beobachtungen hinaus liess sich damals die Vermuthung begründen, dass weiter westlich mit dem vorzeitigen Ver- schwinden einzelner dem Tsinling paralleler und nördlich von ihm ge- legener Züge des Kwenlun-Systems ein ähnliches Auslaufen von Bogen- gebilden verbunden sei. Ich deutete eines im östlichen Schensi an (Taf. VI in China I) und eines weiter westlich (China I, Taf. IT), auf Grund einiger orographischer Angaben. Beiden hat Löczy in den von ihm verquerten Theilen bestimmtere Gestalt gegeben und ausserdem einige Abschwenkungen noch weiter westlich angedeutet.” Ein anderes Bogengebilde, welches vom Momo-schan, einem östlichen Glied des Nan-schan, ausgeht, hat Osrurschew beobachtet, und Surss hat seinen Verlauf verfolgt.‘ Damit kann die Erscheinungsform der abschwenkenden Bogen als eine allgemeinere Eigenthümlichkeit des Landes an der Rückseite des östlichen Kwenlun in der Ausdehnung von mindestens 10 Längengraden bezeichnet werden. Soweit der Unterbau der Bogen sichtbar ist, ist gefaltetes archaisches Gebirge nebst Graniten an seinem Aufbau be- theiligt. Aufgelagert sind paläozoische Schichtgebilde. Sie haben, so- weit Beobachtungen vorliegen, intensivere Faltung nicht erlitten, wenn- ‘gleich Verbiegungen nicht ausgeschlossen sind; aber sie sind bis ein- schliesslich der übercarbonischen Sandsteine gebrochen. Waren auch die Bogengebilde wenigstens in einem Theil ihres Verlaufes, wie der Hö-schan, wahrscheinlich schon früh in der Anlage vorgebildet, so geschah doch ihre fertige Ausbildung nieht vor Abschluss des paläo- zoischen Zeitalters. In fast allen Fällen ist die südöstliche Seite abge- sunken; aber am Föng-tiau-schan (China II, S. 464) liegt die Verwer- fung an der Nordwestseite. Die Winkel, wo sie vom Stamme abgehen, zeichnen sich in den bigche von mir beobachteten Fällen durch be- trächtli gu llenverwerfung und massenhaftes Ausbrechen von Tiefen- gesteinen aus.‘ Der Gebirgscharakter wird durch das Ansteigen der ! China II, S. 423, 457ff., 517—519 und Taf. VI; Atlas von China, Bl.zı, 25 Le ” Ebenda S. 443; Atlas Bl.ı5 und 16. ® Löczv, Wissenschaftliche Brgebüidse 1 (1893), Taf.X. Hierzu die Beschreibung des Lo- pan-schan, S. 483 —485, von dem auch Furrerer (Durch Asien I, 190T, “ 472) eine lebhafte Schilderung gegeben hat. — Ferner Biegung bei Lan-tschöu-fi, S. 493, und andere Stellen. + Sunss, er 11l, Ks 'te. Dazu Erörterungen im Text S. 264—265. ° China Il, S. 517— 519. vox Rıc#rRören: Gebirgskettungen in Ostasien. 889 Schollen nach dem Bruchrand hervorgebracht; daher ist der eindrucks- vollere Anblick von der Seite des Bruches. Betrachtet man diese Bogen in ihrer Gesammtheit, so erscheinen sie wie abgestaut bei der grossen südwärts gerichteten Bewegung der zu den hohen Wällen der östlichen Kwenlun-Züge aufgethürmten Theile der Erdrinde. Diese Schiebung stellt sich als ein Theil jener von nörd- lichen Scheiteln ausgehenden, nach peripherischen Regionen gerichteten Bewegungen dar, deren morphologische Rolle im Antlitz von Asien die Meisterhand von Epvarn Surss gezeichnet hat. Aber eine mechanische Erklärung des Vorganges der gliedweisen Abschwenkung begegnet grossen Schwierigkeiten. Würde auch eine alte Ordos-Tafel, für deren Bestand Surss gewichtige Argumente beigebracht hat', durch ihren stauenden Einfluss die Abschwenkungen vom Nan-schan noch zu er- klären vermögen, so lässt sie uns doch betrefis der weiter östlich ge- legenen im Stich. In dem ganzen Gebiet sind Verwerfungen nach Osten und Süden eine häufige Erscheinung. Sie legen die Vermuthung nahe, lass, wenn auch die Ordos-Tafel noch durch eine relative Starrheit die Veranlassung zum Anstau der von NNW her gegen sie bewegten Massen gegeben haben mag, doch innerhalb des ganzen Erdrindentheils, welcher sie mit umfasst, Zerrungen gegen Ost, ebenso wie südwärts, statt- gefunden haben. Sehen wir uns nach anderen Gegenden um, wo auf der Rück- seite von Stauungsgebirgen bogenförmige Abschwenkungen vorkommen, so lassen sich analoge Fälle mehrfach erkennen. Es sei hier der Züge vom Karatau-Typus gedacht, welehe auf der von Surss” als Rückseite erkannten Nordilanke des Tien-schan nach NW abschwenken, und der ihnen entsprechenden, welehe den Alai auf derselben Seite begleiten und im Nuratau ihren bekanntesten Vertreter haben. Auch die durch eine Reihe namhafter Forscher bekannt gewordenen bogigen Abschwen- kungen an der Ostseite des Pindus und an anderen Stellen der Balkan- halbinsel sind hierbei zu erwähnen. d) Rückgestaute Bogen an der Leeseite von Stauungs- gebirgen. — Rückstau-Kettung. »Wie, wenn man einen schweren Stab auf ein in parallele Fal- ten geworfenes Tuch: unter schiefem Winkel zur Richtung dieser Fal- ten legt und ihn gegen dieselben hin rechtwinklig zu seiner Achse I Antlitz III, S. 258—262. Wichtig sind besonders die auf S. 263 mitgetheilten Beobachtungen Osrurschew’s bei dem Anstieg auf den Ala-schan. 2 Antlitz I, S. 603. Ich selbst habe dieser abschwenkenden Züge in China I (1877), S.199-—— 213 gedacht und sie auf den Karten von Centralasien dargestellt; doch ist die morphologische Auffassung den seitdem gewonnenen Anschauungen ent- sprechend zu ändern. 890 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. fortschiebt, die Falten sich bis zur völligen Anscharung umbiegen, so schmiegt sich der starre Stamm des Kwenlun an die sinischen Faltungen. In grösserem Abstand von ihm von SW nach NO ge- richtet, biegen sie an ihm zu einem WSW-ONO- (und völlig öst- lichen) Streichen um. Zugleich drängen sie sich so dieht, und die Schichten nehmen eine so steile Stellung an, dass sie sich zu einer einzigen Masse mit dem Hauptstamm verbinden.« Diese Worte, mit denen ich einst! das Wesen des Anschmiegens der sinischen Fal- tenzüge an den südlichen Tsinling-schan, oder vielmehr das Zusam- menpressen der gestreckten Faltenzüge durch die südwärts bewegte Masse des Gebirges darzustellen suchte, drücken die Form der Kettung anschaulich aus. Die Beobachtung ergab damals, dass das Tsinling- Ge- birge in der Längsrichtung in zwei nach innerem Bau und nach Alters- verhältnissen der betheiligten Formationen verschiedenartige Streifen zerfalle, von denen der südliche ein angepresster Zuwachs ist, der aus der Anstauung fremder Gebirge entstand. Das Ergebniss hat in drei anderen Durchschnitten des Gebirges durch Löczr und ÖOBRUTSCHEW volle Bestätigung erhalten. Morphologisch ergab sich hierdurch zweierlei; nämlich einerseits die Verbreiterung und Verstärkung des Gebirgsstammes selbst durch Aneignung anderer Gebilde; andererseits die Ausbildung von Bogen- schwenkungen, welche nach Nordwest eonvex sind. Diese Krüm- mungsrichtung ist sonst dem östlichen Asien fremd. Die Wiederkehr der Erscheinung ist lehrreich für das Verständniss des Baues von Japan. Ich komme dort darauf zurück. Manche Analogie mit dieser Erscheinung bietet die Gebirgeih- ordnung dort, wo weit im Westen ein Theil des centralasiatischen Ge- rüstes in nochmaliger grossartiger Entwickelung sein Ende erreicht. Surss hat aus sorgfältiger Zusammenstellung der Forschungen ein Bild der Gliederung in den Stromgebieten des Amu darya und Syr darya entworfen. An die gewaltigen Alai-Züge und deren westliche Fort- setzung im Serawschan-Gebirge und Turkestan-Gebirge schmiegen sich im Süden abnorm gerichtete grosse Bogengebirge an, deren convexe Krümmung nach NW gerichtet ist. Sie haben die dichteste und höchste Massenentwickelung, wo sie sich der Alai-Riehtung anschmie- gen; sie sind lockerer gestellt und verlieren an Höhe, wo sie sich da- von entfernen.” An die Region grösster Zusammendrängung schliesst sich im Süden die gestaute Masse des Pamir, wie in China diejenige des Ta-pa-schan. Beide sind wasserscheidend. Weniger ausgesprochen ! China II, S. 638; s. auch daselbst 8. 587—588, 635ff., 724- 3. Suxss, Antlitz der Erde III, S.375— 390, und Taf. XIII. Ben von Rıc#rnoren: Gebirgskettungen in Ostasien. 891 ist die Ähnlichkeit mit dem Herantreten der vom Syr darya umflossenen SW-NO-Züge an den Talas-tau; Surss ist geneigt, auch hier ein Um- schwenken in dessen Richtung anzunehmen. Er spricht es aus (a. a. 0. S. 375), dass diese eigenthümliche Form der Anordnung von keiner anderen Stelle der Erde bekannt sei. Eine nahe Analogie dürfte sie an der Südseite des Tsinling-schan finden. e) Epigenetische Kettung. Ein Gebirge kann, wie oben bemerkt, als selbständiges parasiti- sches Gebilde auf einer fremdartigen Unterlage erwachsen. Es ist dann mit dieser verbunden; aber die Art des Verbandes in Beziehung auf das Gefüge der Unterlage kann ganz verschieden sein. Es sei hier der vuleanischen Gebirge im nordöstlichen Ungarn und östlichen Sie- benbürgen gedacht. Sie sind nicht eigentlich Glieder der Karpathen, stehen aber mit ihnen in engem Verband und sind von epigenetischer Entstehung. Auffallender ist die Selbständigkeit, wenn ein solches Ge- birge den Bau der Unterlage in beliebiger Richtung quer durchsetzt. 892 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Geomorphologische Studien aus Ostasien. V. Gebirgskettungen im japanischen Bogen. Von FERDINAND Von RicHTHOFEN. (Vorgetragen am 25. Juni [s. oben S.669].) a; Gebilde, auf welches die Kurilen in Flankenkettung stossen, er- scheint bei dem Blick auf Landkarte oder Globus als ein einheitlicher, die Gesammtheit des tungusischen und des koreanischen Küstenbogens umspannender Inselbogen von grossen Raumverhältnissen. Denn seine Länge, von der Nordspitze von Sachalin bis zu den Goto-Inseln ge- messen, beträgt 3200 km, und die breite Landentwickelung erhöht die augenfällige Bedeutung. Unerheblich sind die Unterbrechungen durch Meeresstrassen, erheblicher die Störungen in der Regelmässigkeit des Verlaufes der umgrenzenden Bogenlinie, welche einerseits durch südostwärts gerichtete Ausläufer in Sachalin und Yesso, andererseits durch die westliche Verschiebung des Gesammtkörpers im Süden der letzteren Insel verursacht werden. Fortschreitende Untersuchung hat gezeigt, dass der innere Bau diesen einfachen geometrischen Verhältnissen in manchen Theilen nicht entspricht. Die Grundlage für die geologische Kenntniss des eigent- lichen Japan bilden, trotz weiteren Ausbaues, die Arbeiten, in welchen Epmunp Naumann das Werk vierjähriger Leitung der von ihm be- gründeten und geleiteten Geologischen Landesanstalt im Jahr 1885 zusammenfasste.' Bald darauf wurde eine ähnliche Veröffentlichung von dem begabten Dr. Tovoxırsı Harıpa begonnen’; sein frühzeitiger ! E. Naumann: ı. Über den Bau und die Entstehung der Japanischen Inseln. Berlin 1885 (gı S.); — 2. Die Japanische Inselwelt, Mitth. d. Geogr. Ges. in Wien, 1887 (21 S. und Karte); — 3. Neue Beiträge zur Geologie und Geographie Japans; Erg. Heft 108 zu Pereru. Mitth., 1893 (45 S. und 3 Karten). ) kannte Monographie, welche J. Reın auf Grund seiner in den Jahren 1874—75 aus- geführten Reisen veröffentlicht hat (Japan, 2 Bände, Berlin 188r) kann hier trotz vieler guter geologischer Einzelbeobachtungen als Quelle nicht angeführt werden, weil eine meer engere: Darstellung damals noch nicht versucht werden konnte. Harapa, Versuch einer tektonischen Gliederung der japanischen Inseln, _ v. d. K. Japan. Geol. Reichsanst., Tokyo 1888 (2 3 S. und Karte). — Ferner: Die Japanischen Inseln, eine topographisch - geologische Übersicht, herausg. v. d. K. Japan. Geol. Reichsanst., 1. Lieferung (126 S. und 5 Karten), Berlin 1890. von Rıc#ruoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 893 Tod verhinderte die Fortsetzung. Weiterhin wurde die Kunde be- sonders gefördert durch die streng wissenschaftlichen und gewissen- haften Untersuchungen des Professors der Geologie an der Universität Tokyo Dr. Bunpsıro Koro' und durch die trefflichen Mitarbeiter an der Geologischen Landesanstalt, deren Gesammtwerk auf einer kürzlich erschienenen geologischen Übersichtskarte im Maassstab 1 : 1000000 zu erfreulicher Darstellung gekommen ist.” Viele von ihnen haben ihre Beobachtungen in Abhandlungen über die einzelnen Aufnahme- gebiete, meist in japanischer Sprache und Schrift, niedergelegt. Der Bau von Yesso ist in erster Linie durch Jımso’s sorgsame, auf‘ S. 883 bereits angeführte Untersuchungen bekannt geworden, der- jenige von Sachalin schon vor Jahrzehnten durch russische Forscher. Das Bild des Baues des gesammten Inselzuges hat Envarn Surss zusammengestellt’, zuerst (1888) nur für das eigentliche Japan, auf Grund von Naumann’s erster Arbeit, sodann (1901) für Yesso und Sachalin. Das Studium : der letzteren Insel hat dem Bild ein neues Ansehen verliehen. Denn es zeigt sich, dass von ihrem nördlichsten Punkt an einzelne im geologischen Bau begründete Züge durch süd- wärts gerichtete Divergenz südostwärts in das Meer ausstreichen, ohne in den folgenden Inseln wieder zu erscheinen. Der westlichste Zug von Sachalin setzt in der Hidaka- oder Achsenkette von Yesso fort und läuft ebenfalls in das Meer aus, ohne erkennbare Fortsetzung. Wir beschränken uns hier auf die drei grossen Inseln des eigent- lichen Japan: Hondo (oder Honschiu), Schikoku und Kiuschiu, mit ihrem kleineren insularen Zubehör, und den gliederreichen Westflügel von Yesso. Ich selbst habe im Jahr 1871, als die Erlaubniss zum Reisen selten ertheilt wurde und schwer zu erlangen war, die Um- gebungen des Fudjiyama und diesen selbst besucht, eine Wanderung entlang der Nakasendo-Strasse, mit einzelnen seitlichen Abschweifungen, ausgeführt und die Insel Kiuschiu durchzogen. Damals war die Geo- logie des Landes völlig unbekannt. Die bei den Wanderungen er- langte Kenntniss der wesentlichsten an dessen Aufbau betheiligten Formationen und mancher wichtigerer Lagerungsverhältnisse ist mir i Koro’s Arbeiten sind im Journ. of the College of Seience, Imp. University of Japan, erschienen. ee 2 Geological Map of the Japanese Empire on the scale of ı: 1000000, compiled by the Imperial Geologieal Survey of Japan, 1902; in 15 Blatt. — Ein beschreibender Text hierzu erschien unter dem Titel: Outlines of the Geology of Japan, Tokyo 1900 (122 $.), in 2. Auflage 1900 mit einem Zusatz über Economic geology. — (renaue Belehrung geben vielfach die vorher in längerem Zeitraum herausgegebenen 30 Blätter des eigentlichen Japan im Maassstab 1 :400000, wenn auch hier Einz tet ist. ' — Genauere , S. 176 —ı86. 3 Suess, Antlitz der Erde II, 1888, S. 220—227 und III, r, 190 Sitzungsberichte 1903. — Then Linien — Bar er en Transversal - | Ferwer E73 Fulcanische Zonen u .. PFulcane » Thätige Vulcane EN NN, he a: INN NY) N " w n 128 130 132 134 136 138 140 1r2 13% Ze Streichrichlung im Gneis | # | Ailkospienin | 526. Glimmerschieferband des Kuma- | | N ? Kii- Gebirges | Rischir we» Granit nur in östl Teile von Süd- | : am ben | | 5 | { ; : 3 132 13% 136 138 140 Tektonische Skizze des Grundbaues von Japan. von Rıcutuoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 895 für das Verständniss späterer Darstellungen und der geologischen Karte zu Statten gekommen. Bei der Vergleichung der japanischen Inseln mit den in gleichen Breiten gelegenen festländischen Regionen: Korea, Liautung und Nord- China, macht sich der durchgreifende Unterschied bemerkbar, dass auf dem Festland die Gesammtheit der paläozoischen Gebilde tafelartige Lagerung besitzt, während sie auf jenen Inseln nur faltig gestaut auf- treten. Dort sind sie vielfach in geneigte Schollen zerbrochen, und es fehlt nicht an einzelnen Flexuren und Schichtenverbiegungen; aber _ erst mit dem Tsinling-Gebirge beginnen die südwärts und südostwärts gerichteten Schiebungen und Stauungen, welche alle paläozoischen Formationen mit ergriffen haben und im Bau des ganzen südlichen China fortsetzen. Dieser südliche Theil des Festlandes bietet daher Analogie mit Japan, und es liegt die Vermutbung nahe, dass die an die grosse festländische Tafel im Süden angrenzende Erdregion in den japanischen Inseln ihre Fortsetzung findet. Mit dem angegebenen Unterschied hängt eine verschiedene Art der Betrachtung zusammen. In Nord-China besteht der gefaltete Unter- bau für alle weiteren Ablagerungen nur aus archaischen Formationen; schon mit dem Cambrium beginnt die aufgelagerte Decke. Auf den japanischen Inseln hingegen beanspruchen zwar die von ersteren ein- genommenen Zonen und Regionen besondere Berücksichtigung, aber am Unterbau betheiligen sich mit gleichem Recht alle paläozoischen Ablagerungen, und erst im Gegensatz zu diesen sind die transgre- direnden Auflagerungen und Aufschüttungen von mesozoischen und tertiären Altersstufen als gesonderte Decke zu betrachten. Für das Verständniss der Morphologie ist die Trennung wichtig. Ich beschränke mich daher in erster Linie auf die Erörterung des Gefüges des nicht bekleideten Grundbaues und der in ihm erkenn- baren tektonischen Störungen, besonders mit Rücksicht auf das mit ihnen verbundene Auftreten von Granit und anderen älteren Tiefen- gesteinen. Von geringerer Bedeutung für den Gesammtbau sind die transgredirenden mesozoischen Gebilde, von hervorragender Wichtigkeit dagegen die mit den Erscheinungen des Vulecanismus verbundenen tektonischen Umgestaltungen und tertiären Ablagerungen. Die gegenwärtige Anschauung über den Bau der japanischen Inseln lässt sich kurz zusammenfassen. Danach ist der japanische Bogen ein durch eine Grabenversenkung, Naumann’s bekannte Fossa magna, in zwei Stücke getrenntes Faltungsgebirge vom Alpentypus. Eine scharfgezeichnete Linie, die »Medianlinie«, durchzieht den Bogen in seiner ganzen Länge und trennt eine durch reichliche Granite aus- gezeichnete, der Kernzone der Alpen entsprechende Innenzone von | se 896 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. einer aus stark gefalteten paläozoischen Schichtgebilden bestehenden Aussenzone, in welcher stellenweise auch mesozoische Schichten in schwächerer Faltung auftreten. In jedem der beiden Flügel erfahren die beiden Zonen bei der Annäherung an die Fossa eine Rückbeugung, und es entsteht dadurch eine Form der Kettung, welche an die in- dische Scharung erinnert und von Harapa mit ihr verglichen wird, während Navman die Ähnlichkeit der Form zwar zuerst gefunden hat, den Vergleich aber abweist. In Nord-Japan wird die Aussenzone durch die Gebirge von Kitakami und Abukuma gebildet; ihre Rückbeugung geschieht im Kwanto-Gebirge. Untersucht man die Inseln nach dem jetzigen Stand ihrer Einzel- kenntniss, so verwischen sich einige wesentliche Züge dieses durch seine Einfachheit bestechenden Bildes, und damit schwindet die Ähnlichkeit mit dem wohlbekannten Bild der Gebirgsbogen vom Alpentypus. Ver- wickelte Probleme stellen sich ein. Ich wende mich zur Einzelbetrachtung und schliesse mich der Eintheilung der einheimischen Landesgeologen in Nord-Japan und Süd- Japan an, wobei die Grenze in der Verwerfungskluft angesetzt wird, welche die Fossa magna an der Westseite begrenzt. Die Ergebnisse habe ich auf umstehender Karte einzutragen gesucht. A. Grundbau von Nord-Japan. An der Ostseite von Nord-Japan fallen zwei in der Gestalt ein- ander ähnliche, sonst aber vielfach von einander verschiedene ellip- tische Bergmassen auf, welche nach Naumann’s Vorgang von den Japanischen Geologen als das Abukuma-Bergland und das Kitakami- Bergland bezeichnet werden. Das Abukuma-Bergland bildet, nach Koro, welcher den schwie- rigen Bau mit Sorgfalt untersucht hat', einen 150 km langen, im Mittel 45 km breiten, von Nord nach Süd gestreckten spitzwinkelig-rhomboi- dischen, horstartigen Gebirgsklotz. Die wellige Oberfläche hat eine Mittelhöhe von 400 m, bei einem Höchstbetrag von 933 m, und steigt von dem im Westen angrenzenden Längsthal sanft nach Osten an, um an der Ostseite, 500 bis 600 m hoch, ziemlich steil auf eine 2 bis 4 km breite, von einförmiger Hara-Steppe bedeckte, ebene Küstenterrasse abzu- fallen, welche im Unterbau aus Tertiärschichten besteht und mit altem Küstenabraum von Granitblöcken, Kies und Sand bedeckt ist; jetzt greift das Meer in tieferem Niveau abradirend gegen diese Terrasse ı B. Korö, The Archsan Formation of the Abukuma Plateau. Journ. Coll. of Science, Imp. Un. Tokyo, vol. V, pt. II, 1892, p. 197--293. von Rıc#ruoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 897 vor; daher ist der schmale Strand von niederen, aber steilen Kliffs begleitet. Durch Absenkungen an der West- und Ostseite hebt sich der eigentliche Gebirgskörper mit seiner einfach-welligen Oberfläche als ein Horst ab. Tief eingerissene Querthäler haben eine transversale Gliederung geschaffen. Das ganze Bergland besteht, nach Koro, aus archaischen Ge- steinen, welche er in drei Abtheilungen gliedert. Die untere, als Laurentische bezeichnete, besteht aus Tiefengesteinen, welche er als theils dureh plastische, theils durch starre (solid) Deformation schie- ferig geworden ansieht. In der zweiten, Takanuki-series, welche wesentlich aus Gneissglimmerschiefer und titanitführendem Amphibol- schiefer besteht, werden zwei Stufen, von 5000 und 5500 m Mächtig- keit, unterschieden, während die oberste Abtheilung, Gozaisho-series, wesentlich Amphibolite und Glimmerschiefer aufweist und auf 10000m Mächtigkeit veranschlagt wird. Alle Streichrichtungen sind nahe dem Meridian, aber stets mit der Abweichung nach NW, daher im Mittel etwa NzW. Das Gleiche gilt für die zahlreichen Gangbildungen alter Ausbruchsgesteine und für die Richtung der gradlinigen meridiona- len Seiten des Rhomboids. Mögen auch die Zahlen auf bedeutender Überschätzung beruhen, so ist doch ersichtlich, dass die archaischen Gebilde sehr mächtig sind. Es ist aber zu bemerken, dass die japani- schen Landesgeologen geneigt sind, die Gozaisho-Stufe mit ihrer Sam- bagawa-Stufe zu identifieiren', welche, nach ihren Gesteinen zu ur- theilen, den Wutai-Schichten in China, d.i. der algonkischen Stufe, entspricht. Als geschlossene Masse erreicht das Abukuma-Bergland seine Nordgrenze wenig nördlich vom 38. Breitengrad. Ungefähr 40 Bogen- minuten weiter nördlich, aber in seiner Längsaxe um einen vollen Längengrad weiter östlich, beginnt das Kitakami-Bergland, etwas länger, etwas höher und etwas breiter als das vorgenannte, sonst von ähnlicher rhomboidischer bis elliptischer Gestalt. Es besteht aus paläozoischen Schichtgebilden, deren Alter, wie überall in Japan, ausser dem car- bonischen Antheil unbestimmbar ist. Die Streichrichtungen des inne- ren Gefüges sind im Allgemeinen NNW bis NzW, aber im südlichen Theil stellen sich Unregelmässigkeiten ein. Hier schliesst sich eine südwärts gerichtete Mulde von Trias und Jura an; an der Spitze der von ihr gebildeten Halbinsel treten noch einmal paläozoische Schichten mit SzW-Streichen auf.” Granit und andere ältere Ausbruchsgesteine neh- ; men an der Zusammensetzung von Kitakami The. ! Geology of Japan p. 46. 2 Siehe Jmmo’s Karte des südlichen Kitakami-Gebietes, bei Harava, Japan. Ins., Taf. 3. 898 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Sind hier die Altersverhältnisse weit abweichend von denen von Abukuma, so walten auch Unterschiede bezüglich der Küstengestalt. Dem breiten Tertiärstreif und der glatten Küstenlinie von Abukuma steht in Kitakami eine ungemein reiche, riasartige Ausbuchtung der Küste und der Mangel an Tertiär an der Meeresseite gegenüber. Dort die Anzeichen negativer Strandverschiebung, hier die deutlichen Merkmale vorschreitenden buchtartigen Eindringens des Meeres in die Thal- ausgänge. Die Frage des gegenseitigen Verhältnisses dieser beiden Gebirgs- massen ist entscheidend für die Auffassung von Nord-Japan. Als die angegebenen Unterschiede in Bau und Zusammensetzung noch nicht bekannt waren, konnte Naumann’ zu der Anschauung kommen, dass beide Massen getrennte Glieder einer fortlaufenden Zone seien, und dass das staffelartige Hinausrücken des nördlichen Gliedes da- durch entstanden sei, dass entlang einer von Sado nach Sendai sich erstreckenden Querlinie ein Hinausschieben des ganzen nördlichen Theils von Nord-Japan gegen den südlichen nach Osten hin stattge- funden habe. Diese Auffassung bestimmte die Einzeichnung seiner »Medianlinie« im Westen beider Gebirgsmassen, und dies hat die leitende Ansicht weiterhin veranlasst. Seitdem Abukuma erforscht ist, kann Kitakami als dessen Fort- setzung nicht mehr betrachtet werden. Beide Massen sind vielmehr offenbar Bruchstücke von zwei parallelen, aber verschiedenen Zonen im Grundbau des Gebirges und treten besonders hervor, weil ältere Durchbruchsgesteine in ihnen spärlich sind und jüngere fast ganz fehlen. Wenn wir den wirklichen weiteren Verlauf beider Zonen gegen Norden, der Streichrichtung des Faltenbaues jeder der beiden Massen einzeln Ssisehd, aufsuchen wollen, so müssen wir von allen späteren Überdeckungen durch vulcanische Massen und tertiäre Schichtgebilde ab- sehen. Die Stellen, wo der Grundbau sichtbar wird, sind zwar spärlich; aber bei dem Studium der geologischen Karte gruppiren sie sich von selbst in zwei Zonen, welche in der Richtung NzW bis NNW Nord-Japan diagonal durchziehen. Die Richtung der Abukuma-Zone wird durch die Fortsetzung der parallelen Linien bezeichnet, welche das Rhom- boid des Abukuma-Massivs selbst im Südwesten und im Nordosten begrenzen, und welchen auch die kleinen Züge und Gänge von Eruptiv- gesteinen in ihm folgen. Wir kommen über das breite Thal des Abu- kuma-Flusses hinweg und finden zwischen den verlängerten Linien die spärlichen Stellen, wo der Gneiss unter seiner Bedeckung hervor- tritt. Die Zone erreicht die Westküste in der Strecke, in welcher * Eom. Nausans, Bau und Entstehung 8.72, 77. von Rıc#ruoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 89) dort die Städte Sakata und Akita liegen. Der Kitakami-Zone hin- gegen würden wir Alles zurechnen müssen, was in der Verlängerung ihrer inneren Streichrichtung und östlich von der Abukuma-Zone ge- legen ist. Wir werden also sofort über den Kitakami-Fluss hinüber geführt. Dort erscheint in dem 948 m hohen Sennin-take noch eine kleine Gneisskuppe, welche die Grenze der Gneisszone angeben mag, aber sonst sind in der Verlängerung, durch ganz Mutsu hindurch und hinüber nach dem westlichen Yesso, ausschliesslich solche Gebilde ge- funden worden, welche der paläozoischen Gruppe zugerechnet werden. Somit erscheinen das Hidaka-Gebirge auf Yesso, Kitakami und Abukuma als drei parallele, nach NzW bis NNW streichende Zonen des postearbonisch gefalteten Grundgerüstes. Ihr gegenseitiger Ver- band lässt sich noch nicht erkennen. Es fehlt nicht an Anzeichen einer Trennung durch streichende Verwerfungen; denn das oben ge- zeichnete Profil von Abukuma deutet an, dass Kitakami an seiner Ostseite herabgesenkt ist, und auch am Hidaka-Gebirge wird der steile und kurze Ostabfall gegenüber der sanfteren westlichen Ab- dachung hervorgehoben. Aber es treten auch abnorme Erscheinungen ein. Denn das Streichen der paläozoischen Schichtgebilde ist in Mutsu (dem nördlichsten Theil von Hondo) ONO, im westlichen Yesso meist NO, aber auch zum Theil O 10° N.' Die bisherigen Untersuchungen scheinen keine befriedigende Ant- wort auf die Frage zu geben, wo die südlichen Fortsetzungen der drei Zonen liegen. Hidaka streicht gegen das Meer aus und bricht ab; für Kitakami gilt, nach Jımso’s eben genannter Darstellung, das- selbe. Von Abukuma wird angenommen, dass ein Zurückdrehen nach dem Kwanto-Gebirge geschehe, wo die WNW-Richtung Alles be- herrscht, und dass die breite Alluvialbucht von Tokio die Zwischen- glieder verhülle. Zur Beurtheilung lassen sich folgende 'Thatsachen anführen: 1. Im Abukuma-Bergland hält, soviel sich den zugäng- liehen Schriften entnehmen lässt, die Streichrichtung SSO bis SzO als die herrschende bis in den südlichsten Theil an. 2. Das Kwanto- Gebirge besteht nicht aus den archaischen Gneissen von Abukuma, sondern aus paläozoischen Schichten; und wo an der Nordostseite ein Streif älterer Phyllite auftritt, wird er den algonkischen Samba- gawa-Schichten zugerechnet. 3. In der Verlängerung des Abukuma- Gebirges nach SzO liegen am Ausfluss des Tone-gawa die durch dessen Alluvien und Küstenverschwemmung landfest gewordenen kleinen Hügel von Tschöschi. Hier stehen paläozoische Schiehtgesteine mit SSO-Streichen an, und man könnte darin ein letztes Ausstreichen eines ! Geology of Japan p. 46, 47- 900 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Begleiters der Abukuma-Zone erblicken. 4. Andererseits erhebt sich westlich vom südlichen Abukuma das nordsüdlich gerichtete, bis 1000 m ansteigende Yamiso-Tsukuba-Hügelland, welches wesentlich aus paläozoischen Gesteinen aufgebaut ist. Im Norden streichen sie NW, im Süden SW, und hier sind sie im Contaet mit Eruptiv- massen gneissartig metamorphosirt. Diese wechselnden Streichrich- tungen, NW und SW, werden auch im Etschigo-Gebirge und über- haupt in dem ganzen Raum angegeben, welcher südwestlich von der in unserem Sinne nach Norden verlängerten Abukuma-Gneisszone liegt. Es ist, als ob hier, im Gegensatz zu deren festem Gefüge, eine Gesetzmässigkeit in der Lagerung nicht zu erkennen sei. Nur das Kwanto-Gebirge scheint eine selbständigere Stellung zu haben; denn es hat, wie oben angegeben, eine ausgesprochene Innen- und Aussen- seite, und die paläozoischen Schichten sind in ihm in regelmässige synklinale und antiklinale Faltungen gelegt. Es ist hieraus ersichtlich, dass die »Medianlinie« als Trennungs- linie von zwei Längszonen des Grundgebirges nicht aufgefasst werden kann. Dieses hat zwar eine zonale Anordnung, aber in ganz anderem Sinn; die Zonen werden von der Linie diagonal durchschnitten. Un- zweifelhaft hat letztere nieht nur für den Verkehr, sondern auch mor- phologisch eine Bedeutung, aber ihre Entstehung ist die Folge von späten tektonischen Bewegungen, auf die ich, ebenso wie auf die Vulcanlinien, später eingehe. Ich wende mich erst zu dem Bau von Süd-Japan. B. Grundbau von Süd-Japan. Im Westflügel von Japan, für den der wenig geeignete Name »Süd-Japan« gebräuchlich geworden ist, sind zwei Längszonen deut- lich erkennbar. Hier ist in der That schon im Grundbau eine tren- nende »Medianlinie« vorhanden. Sie folgt einem schmalen, aber deut- lich gezeichneten, meist von einem Streif flyschartiger Kreideschichten begleiteten Glimmerschieferband, welches Kii, Schikoku und Kiuschiu in wechselnder Breite durchzieht. Es gehört der südlichen Zone an und folgt ihr westwärts auch dort, wo sie sich von der nördlichen Zone entfernt, und ein kleines, anscheinend neutrales Gebiet in Ge- stalt eines Dreiecks, das seinen sehr spitzen Scheitel im Osten hat, sich zwischen beide Zonen einschaltet. Ostwärts, wo diese aneinander- grenzen, vollzieht sich die vorerwähnte Rückbeugung nach Norden im Angesicht der grossen Querverwerfung an der Fudji-Linie. Die beiden Zonen bieten landschaftlich und im Aufbau erheb- liche Unterschiede. Ihr Verhältniss zu einander ist einer der Schlüssel von Rıc#rHoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 901 zur Erklärung des räthselhaften Gefüges von Japan. Wir müssen sie daher einzeln betrachten. Die Nordzone. — Sie zerfällt in einen westlichen Theil, bis zur Einschnürung zwischen dem Wakasa-Golf und der Owari-Bai, und einen östlichen, von dort bis zum grossen -Querbruch. Zu ersterem gehören: Tschiugoku (in etwas erweitertem Sinn), d.i. die grosse Westhalbinsel von Hondo, welche, bis zum Ostufer des Biwa-Sees verlängert, 5ro km lang ist; der Hals der Kii-Halbinsel bis zum Glimmerschieferband; das östliche und mittlere Binnenmeer mit seinen Inseln und den beiden nördlichen Halbinseln von Schikoku; dazu der nördliche Vorsprung von Kiuschiu. Der östliche umfasst, ausser einem kleinen Gebiet im Südosten, den Rest des Landes zwischen Biwa-See und dem grossen Querbruch. In Tschiugoku erscheinen im Grundgebirge schieferige und quar- zitische Sedimentgesteine, welche als paläozoisch gelten. Sie streichen im Allgemeinen der Halbinsel parallel, also etwa W-O und WzS-OzN. Die Korea zugewandte, von SW nach NO gerichtete geradlinige Küsten- strecke von Yamato, Iwami und Idsumo ist ein steiler Diagonal-Ab- bruch, an dem die Schichten mit dem genannten Streichen ausgehen’, und bezeichnet daher nicht, wie man nach den Umrissen vermuthen könnte, eine Beugung des inneren Gefüges oder des ganzen Gebirgs- gliedes. Weit mehr charaktergebend als die Sedimentgesteine ist sehr ausgebreitetes Hügelland von tief zersetztem, an der Oberfläche zu Grus aufgelöstem Granit, weleher auch die Inseln des Binnenmeeres und die Nordhalbinseln von Schikoku fast ausschliesslich zusammen- setzt. Ostwärts stellen sich allmählich zwei von Granit durchbrochene randliche Streifen von Gneiss ein, ein breiter ganz im Süden, dem Glimmerschieferband sieh anschliessend, ein schmälerer im Norden. Beide fassen einen um 100 km in der Breite schwankenden Mittelstreif von paläozoischen Schichtgesteinen ein. Etwa vom 136. Längengrad an beginnt ganz allmählich eine nach SO convexe Biegung einzutreten, an der alle drei Streifen theilnehmen. Der Gneissstreif im Hals der Kii-Halbinsel, obgleich nach Auf- fassung der geologischen Landesanstalt in drei meridionale Horste zerfallend, streicht erst W-O und wendet sich dann ein wenig gegen NO. Der Mittelstreif zeigt noch bei Gifu W-O-Richtung mit örtlichen Abweichungen.? Aber in diesem finden sich viele Unregelmässigkeiten.“ I Haräpa, Japan. Inseln S. 22. 2 Geology of Japan p. 10, 33. = 3 Koro, Great earthquake of Central Japan, 1891; Journ. Coll. Sc. Imp. Un. Tokyo, vol. V pt.4, 1893, Taf. XXX. i e fast ganz aus paläozoischen Formationen aufgebauten, ausgedehnten Tamba-Plateau (NW von Kioto) finden sich, nach Geology of Japan (p- 44); die 902 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Im Osten der Owari-Bai vollzieht sich die Biegung schnell. Das Streichen in dem südlichen Gneissstreif wird rein NO, und westlich vom oberen Tenriu-gawa NzO. Auch der nördliche, den Gebieten Hida und Yetschiu angehörige Gneissstreif zeigt im inneren Streichen dieselbe Krümmung über NO nach NNO. Dies ist die schon von Naumann klar erkannte Rückbeugung der Nordzone. Abweichend davon ist das Auftreten der Granite. Dem Reisenden wie dem Beschauer der geologischen Karte fällt in diesen östlichen Theilen der Nordzone die grosse Rolle auf, welche diesem Gestein ebensowohl in der Horizontalverbreitung wie in dem Aufragen zu grossen Höhen zukommt. Denn Granit hat den Hauptantheil an der Zusammensetzung der mächtigen Ketten des Kisso-Gebirges und des Hida-Gebirges. Beide sind nach NNO gerichtet; aber das letztere biegt in der durch Otendjo-yama (3185 m), Tate-yama (2936 m) und Renge-yama (2934 m) bezeichneten Strecke zu reiner Meridionalrich- tung um. Schon von der Insel Awadji an folgen die Granite grossen- theils Linien, welche nicht mit der Streichrichtung des Grundgebirges zusammenfallen, sondern sie durchschneiden und gewissermaassen ihrer Beugung vorgreifen. Die Richtung NO stellt sich beim Granit ein, wo die Schiefer noch W-O gerichtet sind; und wo diese sich nach NO und NNO wenden, haben die Züge des Granits Richtungen nach N, NzW und NNW. Die Anordnung kann als eine unregelmässig radiale in dem nach SO convexen Bogen betrachtet werden. Es ist, als ob die Zone bei ihrer Umbiegung, welche Naumann dem Hängen- bleiben an einem im Osten des Querbruches befindlichen Hinderniss bei südwärts gerichteter Bewegung der ganzen Zone zuschrieb, eine Streckung und Lockerung in ihren Aussentheilen erfahren und da- durch Anlass zum Aufdringen granitischen Magmas im Wege radialer Aufspaltungen gegeben habe. Auch weiter westlich ist an den beiden Nordhalbinseln von Schikoku ersichtlich, welehe bedeutende Rolle die Granite gerade am Aussenrand der Zone und scharf bis an ihn heran spielen. Der Streekung in den Aussentheilen würde ein Zu- sammendrängen in den inneren Theilen der im Bogen gekrümmten Zone als Compensation gegenüberstehen; und diesem Umstand sind vielleicht die dort vorkommenden Unregelmässigkeiten im Streichen zuzuschreiben. Eine andere Erscheinung dürfte auf die Streekung und Lockerung des Gefüges der äusseren Theile der Zone zurückzuführen sein. Dies sind die Zerstückelungen, welche sie dort erfahren hat. Sie stehen Streichrichtungen: OSO im Westen, ONO im Norden, NO im Osten. Selbst im Hida- Plateau, wo schon die NO-Riechtung ganz zur Herrschaft gelangt ist, kommt noch OSO im Norden vor. %; ee, von Rıc#tnoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 903 den einfachen Küstenlinien der Nordseite und dem gedrungenen Bau, welcher das Tamba-Plateau und das Gebirgsland von Mino-Hida aus- zeichnet, gegenüber. Es genügt, an das Eingreifen des Meeres in zahlreiche Buchten, wie die Owari-Bai und die vielen zum Binnen- meere Seto-utschi vereinigten Buchten, oder an die erwähnte Zer- stückelung der Gneisszone der Kii-Halbinsel in vier durch meridio- nale Gräben getrennte Horste zu erinnern. Alle diese Erscheinungen gehören ausschliesslich den äusseren Theilen der Nordzone an und erreichen ihr Ende mit grosser Schärfe dort, wo die Südzone ansetzt. Die Südzone. — Die eben erwähnten Meeresbuchten werden alle in einer Linie scharf abgeschnitten durch das schon genannte, die Inseln Kiuschiu, Schikoku und Kii durchziehende, von einem schmalen Flyschband begleitete, und selbst schmale Band von steil aufgerichteten Glimmerschiefern, welche der Sambagawa-Stufe zuge- rechnet werden. Scharten von geringer Breite sind hineingeschnitten und dienen dem Ocean als Pforten für die Verbindung mit den weiten Buchten der Nordzone; sie werden durch kräftige Gezeitenströmungen offen gehalten. An diesen Pforten beginnt die Südzone. Es ist bereits ausgeführt worden (I, 597; II, 953—954), wie sie als vermuth- liche Fortsetzung des südchinesischen Gebirgslandes in beträchtlicher Breite von Westen her in Kiuschiu eintritt und aus paläozoischen, dem Chichibu-System der Japaner angehörigen Schiehtgebilden be- steht, welche in steilen, SW-NO streichende Falten gelegt sind. Das Vorherrschen nordwestlicher Fallriehtung deutet auf Schub von NW her. Ich habe damals das noch namenlose Gebirge nach dem Kuma- Fluss das Kuma-Gebirge genannt, und als ein nahezu gleichmässig hohes, von mäandrischen Flüssen tief durehfurcehtes, schwer zugäng- liches Bergland gezeichnet. Auch wurde bereits dargestellt, wie die ganze Zone einschliesslich des Glimmerschieferbandes eine leichte Bie- gung erfährt und mit ONO-Streichen die Insel Schikoku betritt, sie ganz durchzieht und nach der Halbinsel Kii fortsetzt, wobei das Streichen allmählich in WzS-OzN bis W-O übergeht. Auf dem Weg durch Schikoku und Kii nimmt die Gedrungenheit des Baues durch engere Faltung zu; damit wächst die Höhe; das Bergland wird noch schwerer zugänglich, noch abgeschlossener und ist schwach be- wohnt: die Thäler sind tiefer eingefurcht; in den mäandrischen Betten der Bäche stellen sich Wasserfälle ein. Dieses in einzelne Bruchstücke getrennte, aber zusammengehörige Kuma-Kii-Bergland, wie es hier genannt werden mag, steht in auffallendem Gegensatz zu den Land- schaften der Nordzone, welche sich durch reichen Formenwechsel und, mit Ausnahme des hoch erhobenen östlichsten Theils, durch leichten Verkehr und grosse Besiedelungsfähigkeit, daher auch durch dichte 904 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Bevölkerung und Städtereichthum auszeichnen. Auf der geologischen Karte zeichnet sich der Contrast in dem Zusammendrängen der Gra- nite in der Nordzone, bis unmittelbar an die Grenze heran, wo sie abschneiden, und ihrem spärlichen Vorkommen im Kuma-Kii-Berg- land; auch der breite Gneissstreif der Nordzone endet scharf an der geradlinigen Grenze. Die Landkarte zeigt, dass die Merkmale locke- ren Gefüges, welche den südlichen Theil der Nordzone auszeichnen, insbesondere alle Becken des Inlandmeeres und die Gneisshorste von Kii, nirgends in die Südzone übergreifen. Die Meeresverbindungen finden durch Lücken in ihr statt; aber diese haben einen ganz an- deren Charakter. Die Küsten innerhalb der Südzone sind theils von ausgesprochenem Riastypus, wo das Meer die Querenden der Schicht- gesteine unmittelbar bespült, theils flachbogige Steilküsten, welche auf Einbruch deuten. Vulcane fehlen, mit Ausnahme derer der Riu- kiu-Linie. s Vom allgemein morphologischen Gesichtspunkt ist es bedeutsam, dass der Zug des Kuma-Kii-Berglandes, welcher bis zum Austritt aus Kii eine Länge von 690km hat, in dem ganzen System der hier in Betracht kommenden Bogenlinien das einzige Beispiel eines nach dem Ocean eoncaven Bogens ist. Dazu kommt die seltene Er- scheinung, dass die stauende Kraft von der convexen nach der con- caven Seite des Bogens gerichtet gewesen ist. Man kann dies einen widersinnigen Stauungsbogen nennen. | Kettung von Nord- und Südzone. — In der Nordzone er- kannten wir ein Gebirge, oder vielmehr, da es im Westen abrupt endet, ein Gebirgsfragment, welches, nach Naumann’s gutbegründeter Anschauung, eine erhebliche Verschiebung (um 120km, nach. Naumann’s Berechnung) nach Süden erfahren hat, dabei aber im östlichen Theil durch ein Hinderniss zurückgehalten, und dadurch dort gebogen und gestaut worden ist. Diesem nach SO convexen Bogen steht der nach NW eonvexe Kuma-Kii-Bogen entgegen. Beide sind gegen einander gelegt und mit einander verschweisst, aber die beiden Gerüste bleiben selbständig. Es ist klar, dass dieses Verhalten genau dem entspricht, welches oben (S. 890) bei der Kategorie der »rückgestauten Bogen an der Leeseite von Stauungsgebirgen« von der Südseite des T sinling- Gebirges beschrieben worden ist: nur mit dem Unterschied, dass dort eine Zurückbiegung des nördlichen Gebirges nicht vorhanden ist. Gerade sie ist in unserem gegenwärtigen Falle lehrreich; denn sie begründet den Contrast des durch Streckung gelockerten Gefüges in den Con- tactgebieten der Nordzone und der Verdichtung, welche der Südflügel bei dem gewaltsamen Verbiegen der früher geradlinig nach NO oder 'ONO gerichteten Gebirgszüge durch Pressung von Norden her zur von Ric#tuoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 905 W-O-Linie, daher bei dem Zusammendrängen auf einen quer zur Druckrichtung verkürzten Raum, besonders in dem Contaetgebiet er- litten hat. Daraus dürfte auch die eigenthümliche Erscheinung zu er- klären sein, dass, nach Darstellung der japanischen Geologen, das Scehichtenstreichen innerhalb des schmalen Glimmerschieferbandes, trotz seines gleichförmigen Fortstreichens, viele Unregelmässigkeiten dar- bietet. Fortsetzung des Tsinling-Gebirges in Japan. — Dieses Ergebniss eines völlig gleichsinnigen und gleichartigen Verhaltens in Japan und China liegt der schon einmal (Il, 803) angedeuteten Auf- fassung zu Grunde, dass Tschiugoku nebst den Gebirgen des Binnen- meeres die Fortsetzung des chinesischen Tsinling-Gebirges ist, welches im Hönan-Bruch (I, 892) plötzlich verschwindet. Die Vergleichung des Baues spricht nicht dagegen; denn auch dort wechseln Zonen von Gneiss mit solchen von paläozoischen Schichten, und postearbonische Granite spielen eine bedeutende Rolle. Beiden gemeinsam sind die Symptome erheblicher Schiebung des ganzen Gebirgsstammes nach Süden. Zu dem Argument, welches Naumann für die Schiebung des japa- nischen Gebirges aus der Nordbiegung des östlichen Endes ableitete, tritt nun das mit China gemeinsame der bogenförmigen Pressung der im Süden vorliegenden Gebirge. Die Trennung des japanischen Stückes von dem chinesischen durch einen Zwischenraum von 16 Längengraden ist zwar bedeutend; aber einerseits scheint innerhalb des Zwischenraumes im Hwai-Gebirge ein noch weiter südwärts verschobenes und gegen den Tsinling-schan erheblich herabgesenktes Bruchstück desselben Gebirges wirklich vorhanden zu sein; andererseits ist das Zwischengebiet eine Region sehr tiefgreifender tektonischer Störungen. Es kann nicht an- genommen werden, dass ein so gewaltiges Gebilde im Bau der Erd- rinde, wie der Tsinling-schan mit seinen westlichen Fortsetzungen in Centralasien, von der Zeit seiner Bildung an ein so jähes Ende er- reicht hat: er muss vielmehr eine noch weite Fortsetzung nach der Richtung des jetzigen Paeifischen Oceans gehabt haben. Hier in Japan taucht er noch einmal mit etwas veränderter Richtung auf, um dann in der Nähe der umfangreichsten unter den gegenwärtigen Maximal- depressionen des Oceanbodens thatsächlich zu endigen. Dies giebt dem Studium des Baues von Japan erhöhtes Interesse. Das Nagasaki-Dreieck. — Wenn die hier vertretene Ansicht, dass nur der nördlichste Theil von Kiuschiu mit dem 1030 m hohen granitischen Sefuri-Bergland zur Nordzone gehört, richtig ist, so bleibt zwischen dieser und der Südzone ein dreieckiger Raum, der an der Nordseite von einer ostwestlichen Linie Matsuyama—Kuruma-Imari, an der südlichen von der Verbindungslinie Matsuyama — Yatsuschiro 906 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. begrenzt ist. Der Spitze in Matsuyama liegt als Basis der mit beispiellos gestaltenreicher Mannigfaltigkeit der Linien und Landschaftsformen ausgestattete Küstenstrich zwischen Imari und Yatsuschiro gegenüber, an welchem Nagasaki der am allgemeinsten bekannte Platz ist. Wie schon (II, 955, 958) andeutungsweise bemerkt wurde, besteht hier ein wegen Abtragung und Überdeckung an nur wenigen Stellen sicht- barer Grundbau von wahrscheinlich archaischen Schiefern, unter denen Glimmerschiefer, ein der Nordzone sonst beinahe fremdes Gestein, sehr reichlich neben Gneiss vertreten ist, während Granit nur untergeordnet vorkommt. Harapı betrachtete dieses Gebiet als eine Verlängerung der Unterzone, der das Binnenmeer angehört. Dann würde es ein Theil der Nordzone sein, und es würde angenommen werden müssen, dass diese eine Beugung nach SW erfährt. Das innere Schichten- streichen müsste im westlichen Tschiugoku diese Beugung anzeigen; doch habe ich keine Beobachtung gefunden, welche dies bestätigen würde. Die Stellung des Zwischengliedes muss daher noch als un- sicher gelten. Für diesen Raum ist die grosse Entwickelung der Vulcane be- zeichnend. Aso-yama, Unsen-yama, Tara-dake und andere, deren Thätigkeit zum Theil noch fortdauert, haben das Land in weiter Aus- dehnung mit Lava und Asche überschüttet.' Das Akaischi-Gebirge. — Die merkwürdige Stellung dieses hohen und grösstentheils massigen Gebirgsklotzes wurde zuerst von NAUMANN erkannt; weitere Untersuchungen haben seine Anschauung bestätigt. Die Faltenzüge des Kuma-Kii-Gebirges und sein begleitendes Glimmer- schieferband ziehen von der Kii-Halbinsel über den Eingang des Owari- (oder Ise-) Busens hinweg nach dem Unterlauf des Tenriu-gawa. Hier beginnt eine eigenthümliche, östlich vom Mittel- und Oberlauf dieses Flusses gelegene und ihm parallele, nach dem Suwa-See gerichtete Linie, welche sich orographisch und tektonisch zeichnet. Sie folgt ' Was die Stellung dieser Vulcane betrifft, so habe ich (III, 958) von der Möglichkeit gesprochen, dass der in der Fortsetzung der Riukiu-Linie über Kiri- schima hinweg gelegene Aso-yama in tektonischem Zusammenhang mit ihr stehen könne, zugleich aber dies wegen des Zwischentretens des breiten Kuma -Gebirges als nicht wahrscheinlich bezeichnet. Seitdem aber das Durchgreifen der Alöuten-Linie bis zur Itschinskaja Sopka und des Kurilen-Bogens bis mindestens in das Hidaka- Gebirge hinein augenfällig geworden sind, und es wahrscheinlich geworden ist (s. unten S.gır), dass der Bandai-Vulcanbogen westwärts über den grossen Querbruch hinaus in das ihm entgegenstehende Continentalgebilde fortsetzt und dort ausserdem mit einer transversalen Vulcanlinie verknüpft ist, glaube ich hier einen analogen Fall erblicken zu dürfen. Aso erscheint als Fortsetzung der Riukiu-Linie und an ihn knüpft sich eine Tschiugoku parallele Transversalzone. Es würde dies auf Lockerung an einer Stelle deuten, wo die sinischen Züge sich dem verlängerten Tsinling-Gebirge an- schliessen. Dass solches auch in China in diesem Gebirge vorkommt, zeigt das an analoger Stelle eingesenkte Becken von Han-tschung-fu. . . » . 7 von Rıc#tuoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 907 für 85 km scharf der Richtung Nı13°O und wendet sich jenseits des Passes Jiro-Toge in einer weiteren Strecke von 43 km nach N ı0°0. Ihr entlang verläuft eine durch kurze, rechtwinkelig nach West zum Tenriu-gawa durchbrechende Wasserläufe, mehrere Thalpässe und zahl- reiche Ortschaften bezeichnete Furche. Sie scheidet Gneiss mit Granit im Westen von paläozoischem Gebirge mit Glimmerschieferband an der Ostseite. Dort ist die scharf nach NNO und NzO umgebogene Nord- zone, hier ein ebenso umgebogenes Gebirgsstück, welches alle Be- obachter mit Naumass als ein Fragment der Südzone, d.i. des Kuma-Kii- Gebirges, erkannt haben. Naumann hat es das Akaischi-Sphenoid ge- nannt. Dieser Gebirgsklotz hat sehr gedrungenen Bau, erreicht in Akaischi und Schirane Höhen von 3093 und 3150 m und hat eine meri- dionale Ausdehnung von ı10 bis 130 km, bei einer mittleren Breite von 40 km. Es zeigt sich, dass dort, wo die Nordzone bei ihrer Schiebung gegen Süd die stärkste Scheitelbiegung erfahren hat, eine Lockerung des entsprechend verbogenen Kuma-Kii-Gebirges, streckenweise bis zum Verschwinden, eingetreten und ein nahezu losgetrenntes Stück desselben in meridionale Richtung verschoben worden ist. Sieht man die Gegend des Suwa-Sees als den Scheitelpunkt der Drehung dieses Akaischi-Gebirgsklotzes an, so liegt die Vermuthung nahe, dass die Verbindungslinie zwischen ihm und Yatsuschiro in Kiuschiu, als einem ebenfalls kaum verschobenen Punkt, ungefähr dem ursprünglichen Ver- lauf des Nordrandes der Südzone mitspricht. Sie verläuft etwas südlich von Matsuyama, berührt Kioto und hat die Richtung des durchsehnitt- lichen sinischen Streichens. Vergleicht man mit ihr die jetzige Lage des Glimmerschieferbandes, so kann man daraus ungefähr den Betrag der stattgehabten Deformation entnehmen. C. Der Gesammtbau und seine Störungslinien. In den zwei vorhergehenden Abtheilungen wurden einzelne Theile der beiden Flügel von Japan behandelt. In den zwei folgenden sollen solche Erscheinungen betrachtet werden, welche die beiden Flügel gemeinsam oder die Gesammtheit des Insellandes betreffen. Der grosse Querbruch. — In der Gegend des 138. Grades ö. L. bieten sich dem, der von Osten kommt, in rascher Folge eine Reihe auffälliger Erscheinungen, welche einen erheblichen landschaft- ‚lichen Wechsel bedingen. Erst sind es die Fragmente der Wiällle eines ausgedehnten, in älterem Gebirge niedergegangenen Kesseleinbruchs, aus dessen Mitte der schöne Kegel des Fudji-yama zu 3723 m auf- 908 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. steigt; dann die deutliche Reihe wohlerhaltener Vulcankegel in der geraden Linie Fudji-Yatsugadake; ferner der im Granit des zu 2550 m aufragenden Kimposan eingesenkte Kessel von Kofu. Aber die selt- samste Überraschung gewährt,, an der Westseite der von Kofu nach dem Suwa-See führenden Strasse, ein geradliniger hoher Wall, über welchem im Westen etwas später der in unmittelbarer Nähe zu 3000 m ansteigende granitische Komaga-take sichtbar wird, und die Beob- achtung, dass hier steil aufgerichtete altschieferige Gesteine mit fast meridionalem Streichen anstehen, während ostwärts von Kofu das Vor- herrschen äquatorialer Streichrichtungen in dem etwas verworrenen Gefüge erkennbar war. Es ist offenbar, dass jene Strassenstrecke einem grossen Gebirgs- abbruch folgt. An der Hand der geologischen Karte lässt sich jetzt sein Verlauf im Einzelnen deutlich erkennen. Westlich vom Fudji- yama ist er, von dem Küstenort Schidsuoka an bis Nirasaki, westlich von Kofu, in einer Strecke von 88 km genau meridional; dann folgt er für 72 km, bis westlich von Matsumoto, der Richtung N42°W. Von hier bis zur Nordküste (9o km) verläuft er wieder meridional, aber in flachem, nach Ost eonecavem Bogen. Die Gesammtlänge der Linie ist somit 250 km. Folgende Erscheinungen sind hiermit verbunden: I. Rein morphographisch bezeichnet die Linie die von Meer zu Meer reichende Grenze eines steilen Walles und einer Furche. Wenn auch der Boden der letzteren in der Gegend des Suwa-Sees bis über 800 m ansteigt, so ist sie doch eine wichtige Linie für den Verkehr. 2. Das Grundgebirge des gesammten Landes liegt im Osten tiefer als im Westen. Hier ist die Mauer der Steilabbruch der höchsten Massenanschwellung Japans, zu der das Grundgebirge mit seinen Gra- niten von Westen her allmählich ansteigt, um im Akaischi-Gebirge, im Kisso-Gebirge und im Hida-Gebirge seine bedeutendsten Höhen in der Nähe jenes Abfalls zu erreichen. An der Ostseite verschwin- det der Grundbau zunächst völlig unter Überdeckungen, und wo er im Kwanto-Gebirge und weiter nördlich zum Vorschein kommt, steigt er nur selten bis 2000 m und ein wenig darüber an. Selbst die Granit- kuppen, denen betreffs der Höhenverhältnisse eine unabhängigere Stellung zukommt, bleiben hinter denen des Westens zurück. Auf die regionale Geltung dieser Hühensluferanzen hat Harıpa aufmerk- sam gemacht. 3. Die Bruchlinie schneidet in = Hauptstrecke, von Nirasaki bis über Matsumoto hinaus, die Streichriehtungen des westlichen Ge- birges diagonal, unter Winkeln von 40° bis 60°, ab: in den beiden nordsüdlichen Strecken aber ist sie ihnen annähernd parallel; es ist, von Rıcntuoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 909 als ob sie streckenweise durch die Linien des inneren Gefüges abge- lenkt würde, wie es bei den festländischen Staffelrandbogen so häufig der Fall ist. 4. Östlich von dem Bruch erscheinen die Streichrichtungen der westlichen Gebirge nicht wieder. Alle Beobachter stimmen darin überein, dass im Kwanto-Gebirge, trotz mancher Unregelmässigkeit, die Richtung NW bis WNW als die normale zu betrachten ist. Eine Umbiegung des Streichens von der einen Seite nach der anderen hat aber nicht nachgewiesen werden können, da der Zusammenhang unter- brochen ist. Sie ist auch an sich nicht wahrscheinlich, weil im Nor- den des Akaischi-yama eine Rückbiegung der Schichten von NzO nach N stattfindet. Auch ist der Gneissstreif der Nordzone, in welchem der Tenriu-gawa fliesst, auf der Ostseite nicht mehr sichtbar. 5. Ein Anhalt für die Bestimmung der Zeit der Absenkung lässt sich noch nicht gewinnen; denn der Umstand, dass der gesammte Nordflügel Japans, von der grossen Bruchlinie an bis zu den Grenzen von Abukuma und Kitakami, mit mächtigen marinen Tertiärgebilden miocänen und pliocänen Alters überdeckt ist, während sie im Westen der Bruchlinie auf Küsten und niedere Theile beschränkt sind, ist da- für nieht ausreichend, und aus der Verbreitung der Trias, sowie theils mariner, teils festländischer Ausbildung von Jura und Kreide sind sichere Schlüsse noch nicht zu ziehen. Auch die Analogie mit den zahlreichen meridionalen Bruchbildungen Ostasiens, für welche sich im Allgemeinen der Beginn in frühmesozoischer Zeit und weitere Aus- gestaltung in späteren Perioden als wahrscheinlich ergab, kann nicht herangezogen werden, da dieser Bruch manche Besonderheit im Ver- gleich mit den anderen darbietet. Fudji-Vuleanreihe und Inselzüge des Bonin-Rückens. — Die Fudji-Vulcanreihe erstreckt sich, östlich von dem grossen Quer- bruch, quer durch Hondo, ebenfalls nicht in gerader, sondern in ge- brochener Linie. Die Mittelriehtung kann als derjenigen des Quer- bruchs parallel angesehen werden; aber dies gilt nicht für die Theil- strecken beider Linien. Nach gegenwärtiger Auffassung der japanischen Geologen beginnt die Fudji-Vulcanreihe im Norden mit der Gruppe des Myoko-san, dessen Gipfel 26 km von der Küste entfernt ist. Die Linie zieht von ihm S 10°0 nach dem 90 km entfernten Tate- schina-yama (2530 m); von ihm aus berührt eine nach S 25°O ge- richtete Linie der Reihe nach die Gipfel Yatsugadake (2932 m), Kaya- gatake (1 240m), Fudji-yama (3728 m), Aschitaka-yama (11 87 m), Amagi- san (1386 m), und erreicht über die Insel Niijima die Insel Miyakejima, welche 255 km vom Takeschina entfernt ist. Hier trifft sie auf eine ebenso scharf von N 10° W nach S 10°0 gerichtete, loxodromisch ge- Sitzungsberichte 1903. 8l 910 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. rade Linie, welche durch junge, grossentheils durch noch fortdauernde Thätigkeit ausgezeichnete, meist sehr kleine Vulcaninseln in einer Länge von 1200 km sich erstreckt. Es gehören ihr an: O-schima (34°44 N), Miyakejima (34°5’N) und, in meist langen Abständen, 7 kleine Inseln und Klippen bis Ponafidin und Lot’s Wife (29°48’ N); dann Rosario (27°16’N) und die von 25°25’ bis 24°18’ sich er- streckenden Volcano-Inseln. In einem Abstand von 130 km östlich steigt, nahezu parallel, aber doch schwach bogenförmig (nach Osten convex) gekrümmt, die 120 km lange Reihe der etwas grösseren Bonin-Inseln auf, für welche die Japaner den Namen Ogasawara- jima gebrauchen. YosuıwarA hat auf ihnen Nummulitenkalkstein ge- funden." Auf Grund der Zwischenlagerung von Tuffen und auch an- derer Erscheinungen hat er die Schlussfolgerung gezogen, dass hier die vuleanische Thätigkeit von der Eocänzeit bis in die Mioeänzeit gereicht habe und, da eine Wiederaufnahme nicht eingetreten sei, die ganze Inselreihe als eine ältere gegenüber der eben genannten betrachtet werden müsse. Die Tiefenverhältnisse haben gezeigt, dass die Inseln sich über einem untermeerischen Rücken erheben, welcher als Bonin-Rücken bezeichnet wird.” Es ist nicht sicher, ob er fortlaufend von der 2000 m-Linie umzogen werden kann; doch ist es wahrscheinlich, dass er sich südwärts bis 20°N erstreckt. Über seine Beziehungen zum Marianen-Rücken lassen sich noch keine Vermuthungen aufstellen. Der grosse japanische Vulcanbogen. (Bandai-Bogen.) — Wenn die übermeerischen Theile des mächtigen, durch die japanischen Inseln bezeichneten Kontinentalrandgerüstes inneren Zusammenhang und Geschichte ihres alten Grundbaues nur unvollkommen erkennen lassen, so zeichnen sich um so deutlicher gewisse Linien grosser Störungen aus späterer Zeit, welche mit bedeutenden neovulecanischen Vorgängen verbunden waren. Unter diesen neuen Leitlinien, welche in mitteltertiärer Zeit bestanden, ist weitaus am hervorragendsten diejenige, welche mit dem hier zu besprechenden Vulcanbogen ge- netisch verbunden ist. Sie folgt weder der Richtung des inneren Streichens, noch erkennbaren alten Bruchbildungen, noch zeigt sie irgend welche Abhängigkeit von den Umbeugungen, denen Nordzone ‚und Südzone von Süd-Japan an ihrem Ostende unterworfen worden sind, sondern sie durchschneidet jegliches dieser Elemente in beliebigem Winkel. Die Tendenz der ostasiatischen, nach dem Ocean convexen Bogenbildungen ist, wie gezeigt wurde, in keinem Theil des japanischen ' 8. Yosuıwara, Geological age of the Bonin Islands. Geol. Mag., dec. IV vol. 5 1902, p. 296— 303. Suran, Tiefenkarte des Weltmeeres; Prrerx. Mitth. 1899, Taf. 12. von Rıcmınoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 911 Grundgebirges zu erkennen; hier, in dem grossen Bandai-Vulcanbogen, kommt sie zum ersten Mal rein zur Geltung. Er durchzieht Nord- Japan in der Mittellinie und ist ebenso durch massige Vulcangerüste wie durch beiderseitig eingesenkte Becken bezeichnet. Gehen wir vom Yoitschidake, westlich von Satporo in Yesso, aus, der sich im Schnitt- punkt von ı41°O und 43°N erhebt, so folgt die Vulcanreihe nach Süden in grösserer Strecke diesem Meridian; auch nordwärts ist man versucht, sie um zwei Breitengrade, nach dem 1740 m hohen Vulcan der Insel Rischiri, zu verlängern. Südwärts weicht sie von dem Me- ridian nach Westen erst dort ab, wo sie die östliche Nachbarschaft des Kitakami-Berglandes verlässt, um westlich von Sendai und dem nördlichen Theil des Abukuma-Berglandes vorüberzuziehen. Hier, im Saö-san (1964 m) steht sie schon auf ı404°O und hat beinahe 38°N erreicht. In den Umgebungen des runden Sees Inawaschiro, über dem der Bandai-san zu 1969 m aufragt, erweitert sie sich zu einer Doppelreihe, deren östliche SSW zum Nasu (1912 m), dann SW zum Nan-tai-san (2483 m) bei Nikko, darauf WSW zum Akagi- san (1839 m) und endlich WzS zum Asama-yama (2480 m) zieht. Hier hat sie die Länge von ı38°35’0, die Breite von 36°25 N erreicht und tritt in unmittelbare Nachbarschaft der Fudji-Reihe. Damit endet scheinbar der schön geschwungene Bogen. Aber an diesem Ende fügt sich eine meridionale Querreihe an, welche der nörd- lichsten Strecke der Fudji-Reihe parallel ist und 36km von ihr absteht. Asama, Schirane (2253 m), Iwasuge (2515 m), Hennomine (1804 m), Ammamisu (1090 m) sind ihre Gipfel. Bemerkenswerther als dies ist es, dass in der genauen Verlängerung des Bogens selbst, über Fudji-Zone und grossen Bruchrand hinweg nach WzS, die einzige Vulcanreihe in dem grossen Gebiet des östlichen Süd-Japan liegt. Norikura (3166 m), Hakusan (2640 m), Dainitschi (1236 m) und Kunimi-dake (638 m) be- zeichnen sie. Kunimi liegt am Meer, im Meridian des Biwa-Sees, 225 km vom Asama entfernt. Die Länge des ganzen Vulcanbogens, von Rischiri an, ist beinahe 1300 km. Das Durchgreifen dieses Bogens quer über die grosse Verwerfungs- kluft in ein anders gebautes Gebirgsland hinein erinnert an das Durch- greifen des Alöuten-Bogens in die Centralkette von Kamtschatka, oder an dasjenige des Kurilen-Bogens in die Hidaka-Kette von Yesso, und des Riukiu-Bogens in den quergerichteten Bau von Kiuschiu. Wie im ersten Fall, so erscheint es auch hier, als ob das Wiederauftauchen auf fremdem Gebiet mit besonderer Intensität der Äusserung verbunden wäre; denn wie der Asama-yama, so ist der Norikura Brennpunkt für eine quergestellte Reihe, welcher der Ontake (3185 m) im Süden, der Iwodake im Norden angehören. \ sı* 912 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Der grosse Vulecanbogen — den ich nach einem allgemeiner be- kannten Gipfel den Bandai-Bogen nennen will — ist für Nord-Japan die eigentliche Leitlinie der jüngsten Zeit. Als eine Kette vulcanischer Inseln, wie Riukiu, Kurilen und Alöuten, würde er bei einer Versen- kung des Landes unter die Meeresfläche erscheinen. Als quervorliegendes Festland mit scharf geschnittenem steilem Ostrand würde das im Westen des grossen Bruches gelegene Land aufragen. An dieses würde der Bogen in Flankenstellung herankommen, und in ihm würde er quer durchgreifend fortsetzen. Die Ähnlichkeit mit den betrachteten Flanken- kettungen geht noch weiter; denn wie vor der Stelle des Contactes des Alöuten-Bogens mit dem alten Festlandsgebilde von Kamtschatka ein Zug hoher Vulcane, unter einem Winkel von 70°-—-80° mit der ein- tretenden Linie, nach SSW geht, um als Inselschnur fortzusetzen, so zieht hier, ebenfalls unmittelbar vor der Stelle des Eintritts, unter einem Winkel von 80°, die Fudji-Vulcanreihe nach SSO, um im Ocean als Inselreihe nach Sıo°O fortzusetzen. Wenn man den Boden betrachtet, aus dem die Bandai-Vulcan- reihe aufsteigt, so erkennt man, dass er ein versenktes Gebiet ist. Ein Bruchrand begleitet dieses im Osten und durchzieht das Land ohne Rücksicht auf die Struetur des Untergrundes, wenn auch zu- weilen von ihr auf eine Strecke abgelenkt. In der Senke von Satporo auf Yesso ist solche Incongruenz noch nicht bemerkbar. In Hondo fällt westlich von Kitakami und Abukuma die Bruchlinie mit der oft genannten »Medianlinie« zusammen, welche, wie oben gezeigt wurde, discordant zum Gebirgsbau verläuft, und bildet die natürliche Rinne für den Verkehr zwischen Süd und Nord. Das versenkte Gebiet ist mit tuffreichen jungtertiären Schichten überdeckt, welche in dem dureh die vuleanischen Gesteine verfestigten wasserscheidenden Bandai-Zug auf Pässen von 600 bis 1000 m von Ost nach West überstiegen werden und auf der Karte Höhenzahlen bis über 1200 m aufweisen. Dass sich noch andere jugendliche Verticalverschiebungen voll- zogen haben, ist oben (S.898) angedeutet worden: denn dem Kitakami- Bergland fehlen die Tertiärschiehten; das Abukuma-Bergland wird an der Küste von ihnen begleitet. Jenes zeigt durch seine Riasküsten Senkungen; in diesem sind Anzeichen negativer Strandverschiebung. Noch mehr kommt der Charakter örtlicher Ereignisse den für die Einzelgestaltung wichtigen Beckensenkungen im Westen der Wasser- scheide zu. Wie dieser, so kann auch der vereinzelten Vuleane, welche sich an der Westküste aus Einbruchskesseln erheben, hier nur beiläufig gedacht werden. Vielleicht gehören sie zu den Vuleanen, welche mit ausgedehnten Bruchbildungen keinen unmittelbaren Zusammenhang be- sitzen, sondern über isolirten Schloten aufgeschüttet sind. vos Rıcnrnorex: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 913 D. Übersicht der japanischen Gebirgskettungen. Wir gelangen zu folgenden Ergebnissen: ı. Die Insel Tsuschima und die Gruppe der Goto-Inseln gehören nicht zum japanischen Bau, sondern sind als Glieder des koreanischen Bogens zu betrachten. | 2. Süd-Japan besteht aus zwei verschiedenen, selbständigen Ge- birgen, nämlich ı. einem äquatorial gerichteten, aus Gneissen und paläozoischen Schichtgebilden aufgebauten, postearbonisch gefalteten und von wahrscheinlich zumeist postearbonischen Graniten reichlich durehsetzten, sehr stark abgetragenen Hauptstamm, welcher in seiner Gesammtheit nach Süden verschoben worden ist, wobei sein an einem nicht sichtbaren Widerlager geschlepptes östliches Ende eine scharfe, nach SO convexe Krümmung erfuhr; und 2. einer nur noch in einem Streif erhaltenen, aus gefalteten paläozoischen und vielleicht algon- kischen Schichtgebilden mit spärlichen Granitintrusionen bestehenden, breit angelegten Gebirgszone (unserem Kuma-Kii-Gebirge), deren ur- sprünglich in sinischer Richtung (etwa W 30° S-O30°N) streichende Faltungen durch die südwärts bewegte Nordzone zu einem nach NW eonvexen Bogen deformirt und mit innerer Stauung in langer, scharf gezeichneter Linie an das stauende Gebirge der Nordzone angeschweisst worden sind. Dort wo diese ihre scharfe Beugung erfuhr, wurde ein nahezu losgetrenntes Stück der Südzone, das Akaischi-Gebirge, Seite an Seite mit den Gneissen der Nordzone, fast meridional gestellt und erscheint: nun wie zwischen diese und das Widerlager eingepresst. In der Nordzone erlitten die inneren (nördlichen) Theile Compression, die äusseren (südlichen) Streekung; daher dort festeres Gefüge, aber Unregelmässigkeiten im Streichen; hier regelmässigeres Streichen, aber seitliche Lockerung, Zerreissung zu Horsten und Senkungen, in welche das Meer in Gestalt von Buchten, die sich zum Theil zum Binnen- meer zusammenfügen, eingreift. Die Granite scheinen zum Theil radial gegen die Aussenzone gestellten Zerreissungslinien zu folgen. In der Südzone hingegen wurden die auf eine kürzere Linie zusammenge- drängten äusseren (nördlichen) Bogentheile verdichtet; sie verschliessen die Buchten der Nordzone und verursachen die Schmalheit der Ein- gänge zu ihnen. An der Grenzlinie enden scharf die Granite der Nordzone. 3. Der äquatoriale Hauptstamm ist wahrscheinlich eine Verlänge- rung des Tsinling-Gebirges, das Kuma-Kii-Gebirge ein östliches Glied des südchinesischen Berglandes. Die Kettung der beiden Gebirge in Süd-Japan entspricht derjenigen, welehe an der Südseite des Tsinling 914 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. die Regel ist. Das Kuma-Kii-Gebirge ist ein an der Leeseite ange- schweisster Rückstaubogen, wie sie dort vorkommen. — Eine örtliche Abweichung vom chinesischen Bau wird durch die geschleppte Rück- beugung des östlichen Theiles beider Zonen bedingt. 4. Die Stellung des Nagasaki-Dreiecks ist noch nicht zu ermitteln, da die vorliegenden Beobachtungen dafür nicht genügen. 5. Der Grundbau von Nord-Japan, einschliesslich Yesso, ist be- zeichnet durch das Vorhandensein von drei breiten, einander parallelen, geradlinig verlaufenden, in der Richtung NzW-SzO streichenden, stark gefalteten Zonen, welche, nach den Namen ihrer als selbstän- dige Gebirgsmassen auftretenden Theile, als Hidaka-Zone, Kitakami- Zone und Abukuma-Zone bezeichnet werden können. Letztere besteht aus Gneiss; in den Bau der beiden ersteren theilen sich paläozoische und (wahrscheinlich) algonkische Schichtgesteine. Ä In dem zwischen der Abukuma-Zone und dem grossen Querbruch gelegenen Theil Nord-Japans gewähren die Stellen, wo der Grundbau unter der verhüllenden Decke zu Tage tritt, gegenwärtig noch keinen ausreichenden Anhalt zur Beurtheilung des Gefüges. In den Hügel- ländern von Kwanto, Aschio, Yamiso-Tsukuba und Etschigo be- steht er ebenfalls aus gefalteten paläozoischen Schichtmassen und Granit, wozu im Kwanto-Hügelland die (algonkische) Sambagawa- Stufe tritt. Das Streichen ist in diesem WNW, im Übrigen wechselt es so zwischen nordwestlichen und nordöstlichen Richtungen, dass eine Regel nicht erkennbar ist. Es fehlen hier die Gneisse von Kisso und Hida; anscheinend sind nur die Elemente der Kuma-Kii-Zone vorhanden, und es ist nicht ausgeschlossen, dass zerstückte Theile von dieser an dem Aufbau des in Rede stehenden, von tektonischer Zerklüftung in besonderem Maasse betroffenen Gebietes wesentlichen Antheil haben. 6. Zwei durch Vulcane bezeichnete tektonische Züge greifen von aussen her in den Bau von Japan ein; nämlich a) der Riukiu-Zug. Er ist in durchgreifender Flankenkettung mit dem Kuma-Kii- Gebirge verbunden. Seine innerste erkennbare, mit Inselvulcanen besetzte Linie bezeugt ihr Durchgreifen in einer meridionalen Vulcanreihe, welche das Gefüge von Kiuschiu verquert und vielleicht bis über den Asoyama hinaus reicht. Die tektonische Einwirkung von Linien, welche dieser parallel sind, giebt sich in den abgebrochenen Querküsten des süd- lichen Kiuschiu zu erkennen (III, 963). — b) Der mit den Volcano- Inseln, Bonin-Inseln, Schitschito- und anderen ausnahmslos vuleani- schen Inseln in Richtungslinien von SzO nach NzW besetzte Zug des Bonin-Rückens. In seiner nach NNW abgelenkten Fortsetzung er- heben sich die Vulcane der Fudji-Reihe. Die ungewöhnliche Bedeu- von Rıc#rHoren: Gebirgskettüungen im japanischen Bogen. 915 tung .dieser Kettung für Japan giebt sich in verschiedenen Erschei- nungen zu erkennen. Denn nicht nur durchzieht die Vulcanreihe die ganze Insel Hondo völlig an ihrer breitesten Stelle: sie ist auch von einer tiefgreifenden Verwerfung begleitet, welche an die Art der Land- staffeln des Festlandes dadurch erinnert, dass der Bau des westlich an- grenzenden Landes ostwärts bis zu der Verwerfungskluft bedeutend ansteigt, und dann ein schroffer Abfall nach der tieferen Stufe er- folgt; er scheint sich aber nicht, wie es gewöhnlich der Fall ist, in Form von Staffelbrüchen zu vollziehen. Ein drittes, ganz abnormes Mo- ment ist die Gebirgssehleppung an der Westseite des grossen Querbruchs. Unabweisbar ist Naumann’s Folgerung, dass an Stelle der Versenkung ein starres Widerlager bestanden hat, welches in der Linie des Bonin-Rückens lag. Sie wird durch die Erwägung bestärkt, dass der Bonin-Rücken mit seiner gleichfalls nieht mehr aufragenden nord- westlichen Fortsetzung durch Lage und Richtung als ein viertes Glied in dem Parallelgefüge: Hidaka, Kitakami, Abukuma erscheint. Es weist also der Bonin-Rücken mit dem Fudji-Zug darauf hin, dass von hier gegen Osten ein altes Festland lag, welches sich durch meridionales Gefüge von dem durch äquatoriale Anordnung ausgezeich- neten westlichen unterschied; und es liegt die Folgerung nahe, dass es dieses ehemals höher aufragende Gebilde ist, an dessen Westrand das japanische Stück des Tsinling-Gebirges bei seiner südwärts gerich- teten Gesammtbewegung geschleppt worden ist. Ein Bliek auf China hat (oben S. 887—-889) gezeigt, dass dort Kette auf Kette unter den Parallelgliedern desselben Stammes eine bogenförmige Abschleppung von Nord nach Süd erfahren hat. Das hier besprochene Verhalten ist analog; es scheint, als habe an der Stelle von Naumann’s Fossa magna das letzte noch persistent gebliebene Glied des grossen Rumpf- gebirges dasselbe Schicksal erlitten und dabei das Akaischi-Stück des Kuma-Kii-Gebirges mit sich gerissen, indem es dasselbe aus seinem früheren Zusammenhang beinahe lostrennte und nalıezu rechtwinklig dazu stellte. 7. Ausbildung des japanischen Bogens. — Es ist klar, dass die aufragenden Theile von Japan den bekannten Eigenschaften gestauter Bogengebirge vom Alpentypus nicht entsprechen.‘ Süd-Japan zeigt in der Front einen gegen den vorliegenden Erdraum concaven Bogen; wir konnten es einem aus dem Tsinling-schan und dessen südlicher Gebirgsanlage herausgeschnittenen Festlandsstück vergleichen. ! Dem Vergleich mit diesem Typus »zonaler Faltungsgebirge« hat Harapa (Japan - Inseln S. 26— 33) den überzeugtesten Ausdruck gegeben, und seine Darlegungen scheinen fortgewirkt zu haben. Auch glaubte er bei jeder Begegnung zweier Bogen eine Scharung im Sinn der indischen zu erkennen. 916 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. Nord-Japan und Yesso hingegen erscheinen als Fragmente eines quer gegen die äquatorialen Züge von Süd-Japan gestellten alten Festlandes von ganz anderer Art. Denkt man sich die beiden Festlandstheile, von denen die Bruchstücke sichtbar sind, noch nicht von Vuleanen durehspickt in grösserer Ausbreitung wiederhergestellt, so könnte kaum ein Erdraum weniger geeignet erscheinen, um daraus einen Ge- birgsbogen herauszugestalten. Aber gerade wie auf dem Festland und an den Küsten, gab das Zusammenwirken tellurischer Kräfte den durch sie hervorgerufenen, grossen gestaltenden Brüchen die Tendenz, sich unabhängig vom inneren Bau zu grossen Bogenlinien zusammenzufügen und ein ausgedehntes Gebilde von der Art eines Landstaffelblocks, mit sichelförmigem, aufgewölbtem Randgebiet und schüsselförmiger Senkung nach innen, hervorzubringen. Diesen Bedingungen entspricht das japanische Inselland in seiner Gesammtheit; das japanische Meer erfüllt den Boden der Schüssel. Wie alle anderen Bogen, von denen in diesen »Studien« die Rede gewesen ist, hat auch der japanische einen meridionalen und einen äquatorialen Schenkel. Der meridionale ist ein Diagonalhorst, d. h., seine Längsseiten, die östliche und die westliche, oder die äussere und die innere, durchschneiden in schiefem Winkel das innere Gefüge. Dieses ist, wie wir sahen, nach NzW gerichtet. Die Axe von Nord-Japan, und ebenso seine Küstenlinie, dreht sich von NO über NNO nach N; daher herrscht nirgends Anpassung an das innere Streichen. Es geht daraus hervor, dass die Kraft, welche hier an der Westseite des Paeifischen Oceans die meridionalen Componenten der Bogenlinien schafft, ebenso wie wir es bei allen anderen Fällen kennen gelernt haben, so mächtig ist, dass die durch sie erzeugten Bruchlinien ohne Rücksicht auf irgend welche vorhandene Structur des Grundbaues verlaufen. Eine andere Eigenschaft besteht in ihrer Tendenz, an solchen Stellen, wo die meridionalen Linien sich mit äquatorialen bogenförmig verbinden, etwas weiter westlich wieder ein- zusetzen und flankenständige meridionale Schenkel neuer Bogen zu bilden. Es sei hier nur daran erinnert, dass die Isobathen der grossen Tiefen nicht um Japan herum gehen, sondern in nach Osten flach convexem Bogen der Ostseite des Bonin-Rückens entlang ziehen. In dem äquatorialen Schenkel des Japanischen Bogens bestätigt sich die früher (I, 923) ausgesprochene Vermuthung, dass für den Charakter dieser Componente der Bogengebilde der Tsinling-schan eine Scheide bilde, insofern der Typus der aus Zerrungsbrüchen hervor- gehenden Staffelroste, wie er in Daurien und Nord-China auftritt, im Süden jenes Gebirges nicht vorzukommen scheine. Dem japanischen Aequatorialschenkel fehlt in der That Jegliche Spur davon. Sonst sind von Rıcaruoren: Gebirgskettungen im japanischen Bogen. 317 auch für ihn die Linien des sinischen Systems in der allgemeinen Anlage leitend. Aber die Deformationen, welche diese erlitten haben, haben auch seinen Verlauf beeinflusst. Die Küste bringt die nach Süden eoncave Gebirgsbiegung zu extremem Ausdruck. Wie in der Art der Krümmung, so ist sie auch durch ihren Buchtenreichthum das Gegentheil dessen, was wir in den gefalteten Aussenzügen der Gebirge vom Alpentypus zu sehen gewohnt sind. Der japanische Bogen zeigt nur das über das Meer aufragende Land. Ob gestaute Faltenbogen in den Abdachungen des Oceans oder in dessen Tiefen liegen, ist nicht zu ergründen. Ich hielt es für wahr- scheinlich, als ich die ersten Theile dieser »Studien« schrieb, und ver- muthete, dass dort durch faltiges Zusammendrängen eine Compensa- tion für die Dilatation, welche durch die Zerrung nach Osten ge- schehen ist, eintreten würde. Die analytische Betrachtung des Baues von Japan hat mir die Überzeugung geraubt. Es ist in dem Grund- gebirge keine Spur von zonalen Faltungsbogen zu entdecken. Ebenso vergeblich sucht man sie in den mesozoischen Ablagerungen. Wohl mögen gestaute Faltungen in den ostwärts gerichteten Abdachungen zur Tuscarora -Tiefe vorhanden sein; aber es ist nieht wahrscheinlich, dass sie Japan im Bogen umspannen. Begründeter würde die Voraus- setzung sein, dass sie den Bonin-Rücken an der Ostseite begleiten. Der Bandai-Vulcanbogen ist eine neue Ausserung der bogenbildenden Kraft. Aus dem Bruchfeld, aus welchem er sich in schöner Linie erhebt, sind in mesozoischer Zeit, nach Harapa’s Dar- stellung', Ausbruchsgesteine verschiedenster Art emporgestiegen. Neben Graniten, denen er zum Theil ein jugendliches Alter zuzuschreiben geneigt ist, waren es besonders Diorite, Quarzporphyre und Porphyrite. Eine Gesetzmässigkeit in ihrer Anordnung lässt sich nicht erkennen. Um so deutlicher tritt eine solehe in den seit der Tertiärzeit thätig gewesenen Vuleanen hervor. Einschliesslich des Rischiri zählt Harapa bis zum Asama 44 Vulcane, von denen 8 noch thätig sind. Das Bruchfeld, aus dem sie aufsteigen, mag schon in mesozoischer Zeit entstanden sein. Die Bildung von Verbindungskanälen mit dem Erd- innern entlang der langen ceontinuirlichen Linie und an einigen zer- streuten seitab gelegenen Stellen war mit späteren Ereignissen ver- bunden. Es entstand der erste selbständige Gefügebogen innerhalb des Gebietes der japanischen Inseln. Er folgt nicht der Axe des Inselbogens; denn wenn auch der nördliche Theil in die Mittellinie von Nord-Japan fällt, so verlässt er sie doch schon, ehe er den Asama erreicht; und wenn wir seiner Verlängerung nach Westen folgen, wo ! Harana, Iaoanische Inseln, S. 115 —ı26. Sitzungsberiehte 1903. 918 Sitzung der phys.-math. Classe v. 30. Juli 1903. — Mittheilung v. 25. Juni. er in ein ganz anderes Gebirgsland durchgreifend hineinsetzt, so bleibt fast das ganze Süd-Japan ausserhalb seiner Linie. Er erreicht bald das Meer. In seiner Verlängerung liegt, drei Längengrade weiter westlich, das Zwillingspaar der runden Goto-Inselgruppen, welche zum Theil vuleanisch sind; doch wäre es gewagt, einen Zusammenhang anzunehmen. | Diese Bogenlinie ist im Bau von Japan ebenso wenig begründet wie die Küstenlinien des Nordflügels. Sie hängt offenbar zusammen mit den Kräften, welche diese gestalteten, aber sie ist ihnen gegen- über selbständig durch Einheitlichkeit und durch längeren Verlauf. In ihr ist ein Analogon zu Alöuten und Kurilen gegeben. Da sie dem alten Bogen als etwas Fremdartiges aufsitzt, kann man ihre Kettung mit ihm als epigenetisch bezeichnen. Ausgegeben am 18. August. Berlin, gedrückt in der Reichsdrnekerei. VERZEICHNISS DER » WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XXXVIH, XXXIX und XL. & Seite C. Rusee und J. Precur: Über die Wärmeabgabe des Radiums . . ee. Vanzen: Über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus . . re a ee RBB Mounsen: Eine Inschrift aus Baalbek . ED an.ıı, H. vox Sopex: Bericht über die in der Kubbet | in Dutzackas velldenen Handchrienfragnente rn Harnack: Forschungen auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen Litte ed! vox Herser-Arteneck: Über die unmittelbare Beeinflussung von Paiehmingungen Fe äussere äfte Ra hun : 5 A. ne: De Monte Forma in ae I ee ee N, vos Rıcatnoren: Geomorphologische Studien aus Osaen IV Be RR ee. 2; vos Ricutuoren: Geomorphologische Studien aus Ostasien. V .. nme en nn 892 Abhandlungen d der Akademie. Abhandlungen aus dem Jahre 1901. . . ee le Daraus: Physikalische Abhandlungen . » » +... nen He nn. AM. 11.— „ Mathematische Abhandlungen . . » » 2. rn nen. ni 15.50 » Philosophische und historische Abhandlungen.» » » 2. u.” 1.— i Byseälungen aus. dem. Jahre 1902 2 a ne ea nr M. 33.50 gen: Physikalische Abhandlungen rg ee Philosophische und histor ische Abhandlungen 2... 10- Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1902 a 1903. Di : Gedächtnissrede auf Paur Scherrer-BoicHorsTt . A. 1— ee " Gedächtnissrede auf Kar WeısnoLd u Zimmer: Gedächtnissrede auf Jonannes Sch ge Sonvuize: Caulophacus arcticus (ArmAvEer HA nel ad Ca Iycosoma gracile F. E. Sen sp. . » 2.— BANCco: Das vulca nische Vorries -_ seine Beziehungen zum vulcanischen Riese bei "Nördlingen 5) Coxze: Die Kleinfunde aus Perga Ee Burvacn: Bericht über Forschungen zum Ursprung der neuhochdentschen, Schrftsprache und des Fr deutschen Humanismus . Fe ; C. Ruxax und F. Pascuen: Über die Strahlung 2 en im ES. Felde NM. a H. ran: Ein es altägyptischer Annale r : W, Krause: Ossa Leibni Er M. geh und R. Hnyuoss: Die "Variatiönen bei Artemia nalnd Lraca und i ihre e Abliängigkeit So n äusseren Einflüs er H, Yen: Über Tenon? Beh Raum und Tenon ’sche Ka . en N, eur: Über den Einfluss farbigen Lichts a en lebender Öseillarien . » „ 2 - W. Srır ber die een der Handelsstatistik = Mittelalter = u er r 5 H, Gates: Die Museuli Bien brachii und latissimo - econdyloideus bei der Aftengattung a ates Ei im Vergleich mit den ge Gebilden a. zn. und des Mens ” wer H. Kayser: Die Bogenspectren: von Yittr und Ytte ee W, kerismnen Das Königlich Preussische irische testet: in "Rom in "den dreizehn. ersten ahren seines Bestehens 1888 — 1901 i Sitzungeberichte 4 der Akademie a ee | Preis der rg Jahrgänge, ee ers zusammen eson gestellt : Mathematische und Naturwissenschaftliche Mittheilungen. PeRe 10 _1897. Preis des Jahrganges. . M 8— Geschiehte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet von ADOLF Hannack. Drei Bände. — Berlin 1900. — M. Die Aweihundertjahroie der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin.1900. V, u. 171 8,6 Taf. M 6— ve er aus den ssnrsboriehten I. Halbjahr 1903. G. Mörter und P. Kemer: ein neuer veränderlicher Stern von. aussergewöhnlich kurzer Periode M. 0.50 O. Fraxke und Piscnm; Kaschgar und die Kharosthi » 0,50 Harnack: einige erkungen ug 5. Buch der Rirchengeichichie des Eusebius nach der neuen Ausgabe von Encaan SCHWARTZ . - » 0.50 Harsack: us ee 0.50 F. PEN: die Bes Bug is Drucks an gekrümmten Gleitlächen, eine "Aufgabe aus der Lehre den m Erddru en RER J. ara: über einen neuen Zusammenhang zwischen Bogen- und Funkenspectren ana van’r Horr und G. Just: der nn = Banane strichgips ER FRE SU J. ragt der Hirt des Hermas in saidischer Übe » 050 E. Hagen H. Rus = Sur Beziehungen zwischen. = Reflexionsrermögen der Metalle ı und g en elektrischen Leitvermögen » 0.50 J. ne eg te elungsgeschiehe der Dünen an der Westküste von Schlesw ie . = 050 R. Assmann: Beoba gen am ee Observatorium über nn ikehrungen = 050 W. Rah über die ra erungsform und das Alter des Adamello a. na FRrogenius: ._ die char: teristichen Einheite: n der symmetrischen ee ...L. van't Horr u . Barschaut: Untersuchungen über die Bildungsverhätnisee der ozeanischen Salz- Be ee ngen. XXX . ET ..». 080 F. nn über Polymorphismus von Meere a ee Fısc#er: Synthes ge Begesnn a ee en 0.50 E. er und H. Bis : das ger der Metalle für lange Wellen ee 050 K. Geioxer: das RR Kapitel a Vendidad. Br er. 00 von WiLamo reg a dre Schlu ssscenen griechischer Dramen. & 1): ee N Erman:, zur "Erk lärun pyrus Harr rris „an Lo PLasck: zur elektromagneti Pe Theorie der selectiven "Absorption in isotropen Nichtleiten. . +» 1. _VANT gen und G. Just: Unter. Sees über die ee der ee Salzab- ns x» 1 a 24,0, Ense: über die Primfactoren” = Öruppendoterminante, u . Be Frosexws: Theorie der hyperkomplexen Sie ie E. Cons: Metalloptik und Maxw BR The » 0,50 W. Jarser: über die in der Darstellung und Vekkalieng des elektrischen Widerstandsmaßes er- reichbare Genauigkeit -» 050 H. Lonmass: Untersu ee er die Tier- und "Pflanzenwelt sowie über die Bodensedimente des en a zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite en Ta) » 1L— von Wiramowırz- Mor RFF: drei rer griechischer Dramen. (IL). RE H. O. Laser: Pripbeieihngen eines ägyptis n Weisen aus dem Papyrus I, 344 in Leiden » 0,50 Fr. Kurscner u. G. Zicxerär: die Bildung von Guanidin bei ranen von Leim mit Perman- naten + ah! Falke: Theorie der hyper rkomplexen Größen. IL. » 050 RR use die Reduction der auf der Phyeischen Erdoberfläche beobachteten Schwerebeschleuni- auf ein gemeinsames Nive Le. voN Be und A. Scamupr: Vorschlag zu einer magnetischen Vermessung eines s ganzen "Parallel- Teen zur Prüfung der — ‚der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus (hierzu x a » 05 van’r Horr und W. "Mevernorver: Untersuchungen über die Bildungsverhältisse der ozeanischen alzablagerun XXXH. » 0,50 A. Tonsquist: der ebirgsbau Sardiniene und seine ie Beziehungen zu den Jungen, eircum - -medi- erranen Faltenzügen . . ; Sr » 0,50 Sondaraddrücke aus den Sitzungsberichten. I. ee 1903. Ayla die a von Paderiyä re AH O. Franke und Pıscner: Kaschgar und die Khar ogtht. . 002 Bisaee: Die Gries- rohen des Vorrieses als von In Spalten unabhängige, fr üheste Stadien embry 0- R naler Vulcanbildung » 050° er Zur Spaltenfrage der Vulca ; . ve Vanten: über die Rede des ERRRR in Plato's Phacdrus . „2: Mouusen: eine nn aus Baalbek -» 050.5 H. vos Sopex: Bericht über die in der Ku ‚bbet in Damaskus gefundenen Handschriftenfragmente - » 050° Harnack: ee auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen Lit » 050 > vos m. -ALTENEcK: über die unmittelbare ee von 'Pendelschwingungen Fe kinseie e » a » DA NNENBERG : der Mo nte Peru in Bardıi 2 seen 0 VON reed EN: geomorphologische See aus er wı sy vos Richtuoren: geomorphologische Studien aus Ostasien. Vy nennt SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XLL 22. Ocrozer 1903. MIT TAFEL IH uso IV: * BERLIN 1903. _ VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem an für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 81. 2. Diese ersch . = einzelnen Stücken in zn Oetav regelmässig D une acht Tage n jeder green : n zu einem Kalen jahr g _. Stücke bilden ar einen Band mit fortlaufender P aginirung. Die einzelnen Stücke erhalten Unterschied der kalisch- mathematischen Cl gerade Ben der philosophisch - eiorisähin Classe ungerade Num $ 2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über ä orgetragenen wissenschaftlichen Mit- r die zur ne geeigneten eier ee olgen die ee rag — nschaftlichen A Regel zuerst die in der S ee übergeben, dann di Sitzungen mitgetheil en zu diesen Sitzungen gehö- rigen Stücken we Ser konnten. $5. en Bericht Sig jede . Sitzung stellt der den Seere zusamm welcher dari Vorsitz hatte. ce Be Anne e Öhesteicht über die Redac tion n dem en chen Stück a und den Druck der nenden ee Arbei 1. Für die Aufnahme ne wissenschaftlichen Mit- theilung in die nn te gelten neben $ 41, 2 der ses en die Algmnden beios- r Umfang: der 1 rg darf 32 Seiten in Oetsv in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte nicht übersteigen. | von Verfassern, welche der A re sind auf die Hälfte dieses teen dieser Grenzen ist Nothwendiges theilung wird erst begonnen, wenn die Stöcke der in uni Text ser nden Holzschnitte fertig sind und v. besonders meer Tafeln die volle erlerderkehe Auflage eingeliefert is 5.7. Eine für die Sitzungsberichte bestimmte wisse schaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor der Bi gabe des betreffenden Stückes anderweitig, sei es auch od h in weiterer Aus einge: in ragen Kaagrae veröffentlicht sein oder we er Verfasser einer aufgenommenen ern age ren diese anderweit früher zu ver- öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- nn den Rechtsregeln zusteht, bee r dazu der Ein- a der Gesammt- Adeiie me es betreffenden Clas S8. 5. Au . we Correeturen nur ar besonderes Verlangen v ser verzichten damit 'schie Die Verfass auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. $ 11. er Verfasser einer unter den » Wissenschaftlichen edruck ne, Titel nich Seiten ra fällt in der Regel der Umschla 3. Einem Verfasser, welcher na der Kader ist, steht es eirei, auf Kosten Sonderabdrücke bis zur Zahl von noch ndert, und auf seine Kosten noch e bis zur l von zwei- ndert (im ganzen also 350) zu unentgeltlicher Ver- theilung abziehen zu las ofern er diess rechtzeiti Abdrücke ‚zur pe zu r Gesammt- A ee erhalten 50 Freiexemplare und dürfen nach re Anzeige bei dem redigirenden re weitere 200 plare auf ihre Kosten abziehen $ 28. 1. Jede zur Aufnahme in = eg be- stimmte Mittheilung muss in einer akademischen Sitzung vorgelegt werden hen: "Mitglieder, sowie alle enge haben hierzu die Vermittelung eines ande ngehörenden een Mitgliedes zu benutzen ingen. en deren Ver ge ‚ hat — 7727 Aus — Für die Aufnahme bedarf e einer ae en der Akademie ae . vg Hager en ae en Antrag kann, s Ma ckfertig vorliegt, an er a zur Senn ee werden. ] $ 29. . Der redigirende Seeretar. ist für den Inhalt des gschäfchen Theils der Sitzungsberichte, jedoch nicht für die darin nl er Sage gaben der gelesenen Abhandlungen verantw Für Bi wie für alle Erlen Theile der Sitzungsberichte m ner eg Richtung nur die Verfasser ve tlich. emie un er en an ae Stellen, mit - sie im Schriftverkehr steht, Die Akadı wofern nicht m besonderen s vereinba ie Stücke von Far bis Apr ” ” F d, jährlich drei Mal, nä Ü in ige ersten Hä => des Monats Mai, Mai bis Juli in der ersten Hälfte des Monats Augus ». ‚October bis December zu Anfang des nächsten Zi nach F ertigstellung des Registers. 919 SITZUNGSBERICHTE 1903. XL. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 22. October. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. *], Hr. Coxze las im Anschluss an das von ihm vorgelegte zwölfte Heft der im Auftrage der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften zu Wien herausgegebenen »Attischen Grabreliefs« über die tektoni- schen Formen der attischen Grabmäler im 5. und 4. Jahr- hundert v. Chr.. 3. Hr. Monusex legte vor eine Abhandlung von Hrn. Prof. Dr. O. Leser in Strassburg »Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen«. Bruchstücke sind genommen aus einem der Strassburger Universitäts- und Landesbibliothek angehörigen, aus Aegypten stammenden Pergamentblatt, dessen Inhalt sich als aus dem 3. Buch der Disputationen Ulpians erweisen liess. 3. Hr. Dırıs überreichte zwei neu erschienene Theile der Commen- taria in Aristotelem graeca: Vol.V. Pars V. Themistii in Aristotelis metaphysicorum librum A paraphrasis hebraice et latine ed. SAnUEL Laxpaver. Vol. XXI. Pars I. Michaelis Ephesii in parva naturalia commentaria ed. Pavıus Wenprann. Berolini 1903. A. Hr. Eserer überreichte Heft 16 und 17 des Werkes »Das Pflanzen- reich«, enthaltend die Scheuchzeriaceae, Alismataceae und Butomaceae von Fr. Bucuesav und die Lythraceae von E. Koeruse. Leipzig 1903; ferner P. Ascnersox und P. Graesser, Synopsis der mitteleuropäischen Flora. Lief. 27 und 28. Leipzig 1903. 5. Hr. vox Brzorp übergab zwei Bände Veröffentlichungen des Königlich Preussischen Meteorologischen Instituts: Ergebnisse der Beob- achtungen an den Stationen II. und IN. Ordnung im Jahre 1898 von V, Kreuser und Ergebnisse der Niederschlags-Be bachtungen in den Jahren 1899 und 1900 von G. Herımann. Berlin 1903. 4- Sitzungsberichte 1903. 83 920 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. 6. Hr. Coxze überreichte das 3. Heft der Mittheilungen der Alter- thiimer-Commission für Westfalen, mit Hinweis auf die darin enthalte- nen Berichte über den Fortgang der Untersuchungen der römischen Befestigungen bei Haltern. 7. Hr. van’r Horr überreichte das 3. Heft der 2. Auflage seiner Vorlesungen über theoretische und physikalische Chemie. Braun- | schweig 1903. 8. Hr. Pranck überreichte die englische Übersetzung seiner Vor- lesungen über Thermodynamik: Treatise on Thermodynamies. Trans- lated by Arexanper Oss. London 1903. 9. Hr. Sacmau übergab den 6. Jahrgang der Mittheilungen des Seminars für Orientalische Sprachen an der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin. Berlin 1903. 10. Die Akademie hat zu wissenschaftlichen Unternehmungen bewilligt f durch die physikalisch-mathematische Classe: Hrn. ExeLer zur Fort- setzung der Bearbeitung des Werkes »Das Pflanzenreich« 2300 Mark; Hrn. Schwarz zur Herstellung eines Katalogs der Litteratur über Minimalflächen 250 Mark; Hrn. Prof. Dr. Franz Kriser in Freiburg i. B. zu einer Untersuchung über die Embryologie der Affen und des Menschen 1300 Mark; Hrn. Privatdocenten Dr. Erssr Küster in Halle zu algologischen Untersuchungen 600 Mark; Hın. Prof. Dr. Orro LEumanNn in Karlsruhe zur Herausgabe eines Werkes über flüssige Krystalle 1200 Mark; Hrn. Dr. Heıseıcn Porz in Berlin zu Nebennierenstudien an Ringelwürmern und anderen Wirbellosen 800 Mark; Hrn. Prof. Dr. Friepricn N. Schurz in Jena zur Untersuchung der Secretionsverhält- nisse der Säureschnecken des Golfs von Neapel und zur Beschaffung von Material für eine vergleichende Physiologie der Thierfarben 600 Mark; Hrn. Dr. Joux Sıeeen in Berlin zu einer Reise nach Südrussland behufs Sammlung von Material zum Abschluss seiner Untersuchungen über Haemogregarina stepanovi 745 Mark; Hrn. Dr. Frieprıcn TosLer in Berlin zu Studien über Einzelwachsthum der Zelle und Veränderung des Habitus am Pflanzenkörper 650 Mark; HH. Dr. WırneLm WELTNER und Dr. Max Sınrer in Berlin zum Studium der Biologie dreier von ihnen in den norddeutschen Seen aufgefundenen Krebsarten 800 Mark; Hrn. Prof. Dr. Naruan Zuntz zu physiologischen Studien im Labora- torium der Capanna Regina Margherita auf dem Monte Rosa 1250 Mark; durch die philosophisch-historische Classe der deutschen Com- mission derselben 8000 Mark, davon zur Inventarisirung der mittel- alterlichen Handschriften und zur Edition ungedruckter älterer Texte Gesammtsitzung vom 22. October 1903. 921 5500 Mark, zur Vorbereitung von Ausgaben deutscher Autoren des 18. Jahrhunderts 1300 Mark, zur Förderung der Forschungen des Hrn. Burpacn über die Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache, die Sprache des jungen Goethe und die Ausbildung der modernen Litteratursprache 1200 Mark. Seine Majestät der Kaiser und König haben durch Allerhöchsten Erlass vom 4. August die Wahlen des ordentlichen Professors der Ge- schichte des Mittelalters an der Friedrich -Wilhelms -Universität zu Berlin Dr. Dierrıcn ScnÄrer und des ordentlichen Professors der alten Geschichte an derselben Universität Dr. Epvarn Meyer zu ordentlichen Mitgliedern der philosophisch-historischen Classe der Akademie zu be- stätigen geruht. Die Akademie hat das ordentliche Mitglied ihrer philosophisch- historischen Classe Hrn. Urrıch Be am 21. October und das cor- respondirende Mitglied ihrer physil h-matl tischen Classe Hrn. Rvpvorr Lirscurz in Bonn am 7. October durch den Tod verloren. 922 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. Von Prof. Dr. O. LEeneL in Straßburg i. E. (Vorgelegt von Hrn. Mounusen.) Hierzu Taf. TI und IV. In den Besitz der Straßburger Universitäts- und Landesbibliothek ist kürzlich unter anderen Aegyptiaca ein halbzerstörtes Pergamentblatt gelangt, das bisher unbekannte Bruchstücke aus einem klassischen Juristenwerk enthält. Das Blatt trug vor der Zerstörung auf beiden Seiten je zwei Kolumnen; durch glücklichen Zufall sind die beiden inneren Kolumnen, die erste der Vorder- (Ia), die zweite der Rück- seite (II), fast unversehrt erhalten und, wenn auch teilweise mühsam, doch im ganzen sicher zu entziffern. Von der zweiten der Vorderseite (Id) sind uns nur die Anfänge und ebenso von der ersten der Rück- seite (II) nur die Abschlüsse der 7 letzten Zeilen geblieben. Die Bruchstücke entstammen, wie hier schon vorausgenommen werden soll, dem 3. Buch der Disputationen Ulpians; der Beweis dafür wird unten geliefert werden. Der Fundort ist unbekannt. Das Vorderseite trägt unten links unter der letzten Zeile die Ziffer LX. Ohne Zweifel ist es die Ziffer der Lage; wenn diese auch meist auf der letzten Seite der Lage angebracht zu sein pflegt, so ist die Bezifferung auf der ersten doch nicht beispiellos.' Stellen wir uns die Lagen als Quaternionen vor, wofür freilich kein Beweis zu erbringen ist, so hätten wir es mit dem dürftigen Rest eines sehr dieken Ban- des zu tun.” E Die Schrift unseres Pergaments ist aus der beigegebenen Photo- graphie ersichtlich und bedarf daher keiner näheren Beschreibung. Es ist eine Unziale, die der des Veroneser Gajusmanuskripts nahe ! So Dziatzko bei Pauly-Wissowa s. v. Buch S. 953, vgl. Wattenbach, Schriftwesen (3. Aufl.) $.179, auch Gardthausen, griech. Paläographie S. 61 ®? An das Blatt angeklebt war noch ein kleines Fetzchen in gleicher Schrift, auf dem aber nur einerseits untereinander €- und 50, andererseits ein T steht. OÖ. Lener: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. 923 steht. Hervorheben will ich nur, daß r statt s lediglich an den Zeilen- enden und bei den Korrekturen vorkommt und daß m an den Zeilen- enden wiederholt (la 26, 27, Ha 28) durch einen dem letzten Buch- staben angefügten wagerechten Strich (mit oder ohne beigefügten Punkt) ersetzt wird. Über das Alter der Schrift mögen Berufenere urteilen; sie wird wohl dem 5. Jahrhundert angehören. Der ursprüngliche Text ist nachkorrigiert. Die Korrekturen be- stehen teils in der Einschiebung von Buchstaben über dem Text (vgl. Ia ı, 24, 25, la 26, 27, 54, 7,14, 27), teils in der Streichung von Buchstaben. Die Streichung einzelner Buchstaben geschieht in der Regel durch Punktierung über dem Buchstaben (laıı,ı9, 23, Ila 27, IId 2,6,13,19), einmal durch Punktierung mitten im Buchstaben 0 (Id ı1), einmal auch durch Durchstreiehung' (0 am Anfang von Ia 14). Die Streichung mehrerer Buchstaben erfolgt durch - Einklammerung (*dese’ II 18). Dagegen bedeutet das: Zeichen >..... » (la 25, 26) anscheinend nicht Streichung, sondern Versetzung des Wortes nach vorn; wenn sieh auf II5 18 vor ‘debe’ unter dem Streichungszeichen auch noch das Zeichen >» findet, so dürfte dies auf Versehen be- ruhen. Die gebrauchten Abkürzungen sind die allgemein bekannten: und Ao- —= actio IIb 3, 7. AO Ap = apud Il 23. 6- = -bus Id ı, s. 9g6- c= con Dbıı. © = cau (CsA — causa) Ib 3. cc — causa cognita IIb 3, 6. 9 = con la7, 12, 27. d: = -dem (II56: Versehen, hered. statt herede). d1G- — digestorum la 23. € —= est Ia 7, 10. Ib ı1, 16. em — enim IId 26. ee —= esse la 27. et = etiam 1a tt, 27: fi — fideius IId 18, 20. b — here Ib 5, 6, 8; heres Ib ıı. ‚== m 30 le ı Ebenso ist an einer Stelle der aus Versehen angebrachte, eine Abkürzung bedeutende Strich (Ia 28 über de). wieder durchstrichen. 924 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. ıd- Versehen statt ıd IIb 6.. ıwl- — Iulianus Id 6, 20. ic = iure civili(?) Ha 27? lıs- — libro la 23. MACG-, MACC- und mcc- = magistratus 165, 17,73. n- — -nem II5 3 und -num IId 23 (Tulian.). n = non I52,7,12, 13,25. u Da 24. p = pro- Id ı6. g- = que IIb4, ıı (versehentlich q Ia 10). g5= qui: Ta ıg?: d = quo, daher ds = quos IIb 27. g6- —= quibus Ia4, 6. gqd = quidem IId 20. go = quaestio IId 17. qu —= quamvis IId 6. R’ = rum HB, 15: se 10 s —= sententi IIb 24. sc Versehen statt ee IIb 4. et = stur 05 12, 14. m = tamen la 23. u= vel Ib 28. Ü = vero Ib 22. x = -xisti- IId ıo0. Im folgenden gebe ich zunächst eine Transkription unserer Bruch- stücke in Unzialen und sodann die Entzifferung, die ich unter freund- - licher Unterstützung von Hrn. Prof. Reitzenstein vorgenommen habe. Die Buchstaben, deren Lesung Zweifel übrig läßt, habe ich in der Transkription unterpunktiert, sicher gelesene Buchstaben aber auch dann ganz wiedergegeben, wenn sie im Original zwar nur teilweise, aber unverkennbar erhalten sind. Dabei bemerke ich ausdrücklich, daß die als sicher bezeichneten Buchstaben wirklich sicher gelesen sind, auch da, wo die Lesbarkeit aus der Photographie nicht er- sichtlich ist. } J1R, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1903. Taf. II 0. LeneL: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. O. Lener: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. 925 la Reeto. FAcıtrumceumersequem/ DEMNANDUMSICFIERIUTSU AINQqUIdD CULIPAABALTERABO NAEIUSUENEUNTAUTUTGEB- sdamın qguıruıderurducl TuURqLAaREegb-damsuerıu/ emwmecpostogdemnatıolll BDArRMıIUmıE Acıdeduech/,t! IE’ In eobu obrunnonhid 0 lIUSESICdICEREUTRIUSGRA tıomembabendameresı Atreraposteaittems hd Testaramu/postcon®l enktıowemalteriwusıdil snorRumuvendıtronmemal gUASpARTesFeRaANTceum SINEDETUUINCULULORUM sırpururumsıusguein// Terggpote ma us@ ir Ber‘ oASEqUENTICONDEMNATI OMESISATISFECHSSETPRIORTI SENTENTIAE Ib marcellustmlıs-mdıc-Sipu il A p Ttersıbac FgUITWATRIMONDI PetanTtu „qualırasurdippfichleeet,pe EuUmMEeXNe m larespet wmırtrırteod erpfectu AdADO cumıa,explicarraequıssımU. EEETSISEqLENTIFUERATIDE BARUSDEMEGARISEGDENND IUSBI CEATIACLTIONEWAÄDLTTER LX ! Hinter O0 Spuren von N und €. 2 Hinter U eine Spur, die d (aber weder | noch N) sein kann. 3 Hinter U Spur von } oder T. 4 Hinter d Raum für einen Buchstaben, wahrscheinlich €. Das mißlungene Zeichen ist überpunktiert, also annulliert. 6 Über dE im Ms. ein seinerseits wieder durchstrichener Strich. % 2:.0der € Zeichen ähnelt im Lichtdruck eher dem Anfang eines M (das ktur nicht von neuem verglichen werden). or Original 5 konnte bei der Korre 926 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. Verso. IIb PacultatıB-tutrorsatıseipi ERINPpOoTWEerRIıITEeAmquAÄe AON-CSACCINEOSdDANDAMD SCOIUUMI-PIUMRESCRIPSITF seetindbdeseorumerıde. ce quıul sd ın DBd- macGc- II N PTUTAUITTRIBUENdDAMAO- iind endend PRRPgur iivenm swam geil! | SETTENERIEKMAULERITSEdO UTRUMI-COTRAENAM DBMCGC- TENEATETIUDdICIISNTENEA luretrmacc- /!!!! nurnturo rRestewneNtdenıqueımnm 80 NISSORPpRI: Ur lechumces BRREDBEU1D: U. 120:€ DV IONISFUISSEUTSPOoNSso IPsanmpotiıusurfideoe KkedebBbekremnt este wie etsul-.gd uv’rFfisorescomue NIENDdOFPUTASSE MmARceI| > a luUumuümAcıSssponsorum 'ascı tlocumoptımereApıulıan- SUOSATISN NONOTAREMARcCcEelLlısam 25 RATIONEIUBARINEGARINDPOTF DUNST DR sesufficereemsıınlocum IcccostiTure ECORGEDSBCCEDANTI SAccı ITAdDEMUT prnwneclexeruntuquosmiı 2 eXLUsH NUSIdDONEOSACCEPEeRUNT ' Vor M Spuren von U. ” Das untere Ende des f ist noch sichtbar. ° Vor € scheint I versehentlich wiederholt. * NP ist, trotzdem nur Spuren erhalten sind, sicher lesbar. ° Zur Not ist für 5 Buchstaben freilich enger Raum. ° Es scheinen nur 2 oder 3 Buchstaben zu fehlen. stimmen auch die erhaltenen Spuren nicht. 5 15 Zu ipsi, was man erwartet, ” Die erhaltene Spur deutet auf d. Bei dem Alinea auf dem Rekto Ia 23 ist aber nicht ein-, sondern ausgerückt, so daß wahrscheinlich vor d noch ı oder 2 Buch- staben gestanden haben. Spuren von R€ sind erhalten. ° Über dem etwas groß geratenen U scheint im Ms. ein kleineres U gesetzt. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1903. GARIPOrTR: SL ur piDebe: pedebe Bade SE | iSopeH NE TRTEEN. E; ar Dom TANMWEORBEN | en KDASISSPORSO pam. . ger er nz 0. Leser: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. O. Leser: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. 927 Il. Bruchstück der Vorderseite lautet: facit, tune eum et sequerti condemnandum. sie fieri, ut sua, inquif, eulpa ab altera bona eius ueneant! aut, ut qui- busdam, inquit, videtur, ducatur.” sed verius est nec post condemnationem maritum faeile duei, ............ ® nee dueitur nuldus. sed me]lius est sie dieere utriusque rationem habendam, etiamsi altera postea litem sit contestata*, uf post condemnationem alterius in bonorum venditione® aequas partes ferant, cum sine metu vineulorum sit futurum. sibi- que inputet, qui poterat se liberare a sequenti condemna- tione, si satis feeisset priori sententiae. Marcellus tamen libro VII digestorum putat, si hare fuit patrimonii qualitas, ut diffieile esset explicari pecunia°, aequissimum esse, etiamsi sequenti fuerat condemnatus, de- negari sequenti iudicati actionem aut certe ........ Die Stelle behandelt offenbar folgenden Fall. Ein Ehemann wird nach zweimaliger Scheidung von beiden gewesenen Ehefrauen mit der actio rei uxoriae belangt und setzt beiden das ihm zustehende bene- fieium competentiae entgegen. Der einen ist er bereits in quantum facere potest verurteilt; es fragt sich, welchen Einfluß dies auf die Entscheidung des andern Prozesses und die Exekution hat. Bekanntlieh nun wird die Frage, quantum reus facere possit, nach der Zeit des Urteils beantwortet, D. (17. 2)63 $6 Tempus autem spectamus, quantum facere socius possit, rei iudieandae. Vgl. D. (24. 3) 53. Daraus folgt, daß, wenn der Beklagte die Klägerin, der er verärteilt ist, sofort befriedigt, wie er dies soll, er dann von der zweiten Klage zu absolvieren ist. Tut er dies dagegen nicht, dann bleibt sein facere posse auch der zweiten Klage gegenüber bestehen, und er ist — hier setzt unser Fragment, die Ansicht einer ungenannten Autorität, viel- leicht Julians, referierend, ein — auch der zweiten Klägerin zu ver- urteilen. Da er aber beide nicht befriedigen kann, wird hier die Ab- e) 7 y ueneunt Ms. : 2 Hier folgen im Ms. die Worte quare quibusdam, die offenbar nur durch ein Versehen des Schreibers an diese Stelle geraten sind. 3 In der Lücke ist Raum für etwa 7 Buchstaben, Ich entbalte mich jeder Ver- mutung. * Im Ms. stand. wahrscheinlich contestatam. ° venditionem Ms. ° Wegen di, Umstellung des Wortes pecunia s. oben S. 923. 928 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. sicht des benefieium eompetentiae, den Schuldner vor der Exekution zu schützen, vereitelt, und es kommt zur bonorum venditio. Auch duetio wollten einige gestatten, was aber der Verfasser des Fragments verwirft, da ihm die schon an sich nicht leicht zuzulassende ductio des gewesenen Ehemanns besonders unangemessen dann erscheint, wenn dieser die eine Klägerin nachträglich durch Überlassung alles dessen, was er hat, befriedigt hat und ihn nun die andere in Per- sonalhaft nehmen will.‘ Der Jurist hält es für besser, beide Kläge- rinnen in der Weise zu berücksichtigen, daß sie bei der bonorum venditio gleiche Teile erhalten. Daß Beklagter der bonorum venditio mit allen ihren unangenehmen Folgen unterliegt, hat er allein sich selbst zuzuschreiben (sibi inputet): er hätte die zweite Verurteilung vermeiden können, wenn er rechtzeitig der ersten Genüge getan hätte. Freilich, mitunter wird ihm dies unmöglich sein, nämlich dann, wenn das vorhandene Vermögen sich nur schwer zu Geld machen ließ (ut diffieile esset explicari pecunia). Hier entschied denn auch Marcellus im liber VII seiner Digesten’ und mit ihm ohne Zweifel unser Jurist dahin, daß der zweiten Klägerin trotz der erfolgten Verurteilung die actio iudicati versagt werde oder doch ...., — hier bricht das Frag- ment ab. Offenbar war noch ein anderer Ausweg angegeben, über dessen Natur wir im ungewissen bleiben. Dies ist der ganz klare Zusammenhang, der auch dadurch nicht verändert würde, wenn man die kleinen Lücken anders ergänzen wollte. Was wir hier erfahren, ist durchaus neu, und daher ist es natürlich, daß einige Fragen auftauchen, die Beantwortung verlangen. Zunächst: die Tatsache, daß beim beneficium competentiae unter mehreren Konkurrenten occupantis melior condicio est, war auch schon bisher sicher bezeugt”; aber erst unser Fragment sagt uns authentisch, daß man als Prävention hier nur die Erlangung wirklicher Befriedi- gung gelten ließ. Bisher schien eine andere Meinung nahe gelegt zu werden durch Paul. 6 ad Plaut. D. (42. ı) ıg pr.: Inter eos, quibus ex eadem causa debetur, oceupantis melior eondieio est nec dedueitur quod eiusdem condieionis* ho- ! In diesem Sinne ergänze ich nee dueitur nudus. - D. (4. 5)7 $ 3: nulla restitutionis aequitas est adversus eum, qui amissis bonis .. udus exulat. it unserem Zitat ist das andere in D. (17. 2) 63 s 3 "(Mareell, n. 93 in meiner Se zusammenzustellen. . D. (42. 1) 19 pr., (14. 5) 3. . ie Roche hat sich Pampaloni, Sulla teoria del benef. comp. (1898) p. 8 (S.A. aus der Ehrengabe für Schupfer) dafür erklärt, daß in klassischer Zeit andere Schulden als die ex eadem causa stets abgezogen werden durften; aber eben darum verstehe ich nicht, warum er in fr. 19 eit. den Passus nee dedueitur ..... causa als interpoliert verdächtigt. Hier wird ja der Ausschluß der Deduktion ausdrücklich auf die Gläubiger eiusdem condicionis beschränkt. Interpoliert sind dagegen allerdings D. (42.1) 16 und 49. OÖ. Leser: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. 929 minibus debetur, sieuti fit in de peculio actione: nam et hie occupantis melior est causa. Hier wird auf die Analogie der actio de peculio verwiesen. Bei dieser aber vollzog sich die Prävention schon durch die Erlangung der Verurteilung — D. (15.1) 10 —, und so konnte man versucht sein, aus fr. ı9 eit. zu schließen, daß es beim beneficium cömpe- tentiae sich ebenso verhalte, d. h. daß, sobald der eine der kon- kurrierenden Gläubiger eine das Vermögen erschöpfende Kondemnation erlangt habe, der andere abgewiesen worden sei. Unser Bruchstück zeigt uns, daß die analoge Behandlung der beiden Fälle so weit nicht ging. Fr. ı9 pr. will nur das eine hervorheben, daß, wie der actio de peculio gegenüber bei Berechnung des Pekuliums anderweite Pe- kuliarschulden, so auch bei Berechnung des quantum facere potest anderweite Schulden ex eadem causa” außer Betracht blieben. In der Tat liegen die Fälle durchaus verschieden. Der de peculio einmal verurteilte pater familias hat eine naturale Regreßforderung gegen das Pekulium und darum Deduktionsrecht, wodurch das Pekulium gemin- dert wird. Beim beneficium ecompetentiae macht sich keine dergleichen Erwägung geltend. Eine andere Frage, die unser Bruchstück unbeantwortet läßt, ist die, wie es gehalten wurde, wenn der Beklagte nach Erlaß beider Ur- teile, aber vor Erteilung der missio in bona, eine der beiden Gläubige- rinnen noch voll befriedigte. Der Weg, den unser Bruchstück behufs gleichmäßiger Berücksichtigung beider empfiehlt, wäre offenbar da- durch ungangbar geworden. Die zweite Gläubigerin konnte es natür- lich auch in diesem Fall zur Exekution treiben, aber, in Ermanglung weitern Vermögens, ohne jede Aussicht auf materiellen Erfolg. Meines Erachtens bestand kein Grund, diesen Fall anders zu behandeln als jeden sonst, wo einer von mehreren Gläubigern noch vor Einleitung des Konkurses Befriedigung erlangt hat. Besondere Entscheidung ver- langte nur der Fall, wenn bei Einleitung des Konkurses noch keine der beiden Forderungen befriedigt war. Hier hätte man auf den Ge- danken kommen können, daß die Priorität, sei es der Litiskontesta- tion, sei es des Urteils, einen Vorzug verleihe, und eben dies ver- neint der Jurist. Noch eine dritte Frage. Waren die zur actio rei uxoriae be- rechtigten Klägerinnen einerseits durch das beneficium ceompetentiae beschränkt, so genossen sie andrerseits durch ihr privilegium ex- igendi einen Vorzug vor sonstigen Gläubigern. Im Konkurs wurde dieser Vorzug ohne Zweifel in der Weise verwirklicht, daß bei der ı In klassischer Zeit nur diese. Siehe S. 928 Note 4. 930 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. bonorum venditio die Steigerer damit anfingen, Prozente nur der pri- vilegierten Forderungen zu bieten‘; erst wenn diese durch die Gebote voll gedeckt waren, mußte der Überbieter nun auch Prozente der ge- wöhnlichen Forderungen bieten. Die entsprechende Anordnung wird in der lex bonorum vendendorum gegeben worden sein. Wie nun aber, wenn noch vor dem Konkurs. eine nicht privilegierte Forderung voll gedeckt worden, andere privilegierte Forderungen dagegen un- befriedigt geblieben sind? In der Regel wird hier wohl der Privi- legierte das Nachsehen gehabt haben: iura vigilantibus seripta sunt. Aber das Privilegium des Fiskus machte eine Ausnahme, und so ganz zweifellos muß die Frage überhaupt den‘Römern doch nicht erschienen sein, denn Marcellus hat im lib. VII seiner Digesten, eben an der Stelle, wo er vom privilegium dotis handelte, jenen Vorzug des Fis- kus berührt, vgl. D.(49.14) 18$ 10, Marcell. n. 95 in meiner Palingenesie. Und ebenso hat der Verfasser unseres Fragments, wie ich nachher zeigen werde, — gewiß im Zusammenhang damit —, sich ausführlich auf die Erörterung von Fällen eingelassen, wo ein bevorzugter Gläubiger mit andern Gläubigern zusammentrifft. II. Von der zweiten Kolumne der Vorderseite sind nur die Anfänge der 7 letzten Zeilen erhalten: re /l/a petantur cum ex e lares peti mittit eod effeetu ad ado” Die Worte scheinen einer neuen Erörterung, und zwar aus dem Recht der Vormundschaft, anzugehören; denn in Z. 4 wird man wohl pupil- lares zu ergänzen haben. Nähere Vermutungen sind ausgeschlossen. IV. Der Schluß der ersten Kolumne der Rückseite, wovon nur die Zeilen- enden erhalten sind, und deren zweite Kolumne gehören zusammen. Bei der viertletzten Zeile der ersten Kolumne machte der Schreiber ' D.(42.5) 24 $2: a ceteris ereditoribus .... separantur. ® Vgl. S.925 Note 8. SE BS O. Leser: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. 931 ein Alinea, so daß das Ende der unmittelbar vorhergehenden Zeile frei geblieben ist. Vor dem Alinea stand, wie ich unten zeigen werde, der Fall, der der ganzen folgenden Erörterung zugrunde liegt; dieser species facti gehören die beiden Zeilenenden msei und suosatisn an, deren Zusammenhang sich mit Sicherheit nachweisen läßt, die aber einstweilen außer Betracht bleiben können. Die Zeilenenden der vier letzten Zeilen municipa iure eivili(?) constitute' ita demum EeXcussis weisen, ohne daß eine wortgetreue Ergänzung möglich ist, doch be- reits deutlich auf die im folgenden behandelte actio subsidiaria gegen die Munizipalmagistrate hin. Dem Sinne nach stand in den beiden letzten Zeilen sicher: magistratus ita demum pupillo teneri, si excussis und daran schloß sich unmittelbar der Text der zweiten Kolumne: Jaeultatibus tutorum satis ei fieri non potuerit, eamque actio- nem causa cognita? in eos dandam esse” divumque Pium rescripsisse et in heredes eorum et ideo causa cognita, quam- vis Iulianus id* in herede® magistratus® non putaverit, tri- buendam actionem, cum idem heredem iudieis, qui litem suam fecisset, teneri existimaverit. sed utrumque contra est, cum’ heres magistratus teneatur et iudieis® non teneatur. et magistratus ... non ut tutores tenentur: denique in bo- nis eorum privilegium cessare procul dubio est. ..° quaestionis fuisse, ut sponsores an potius ut fide- iussores deberent teneri. et Iulianum quidem ut fideiussores !.Im Ms. war ursprünglich ostute geschrieben und ist dann ostitute korri- giert. Die beiden vorhergehenden ce sind von dem Korrektor annulliert. Da die Korrektur offenbar selbst nicht ganz korrekt ist, ist auch die Entzifferung nicht sicher. 2 &sa ©e Ms.; causa ist hier aus Versehen noch besonders geschrieben. 3 56 Ms. statt se. Mommsen hält, wie er mir mitteilt, die Auflösung senatum censuisse für möglich, obwohl sie sonst nicht bezeugt ist. * id., d.h. idem, aus Versehen Ms. Vielleicht ist das Wort einfach zu streichen. 5 5d-, d.h. heredem Ms. ; 6 Auf mag. folgen im Ms. drei Striche I1l-, die aber annulliert sind. ? nam Ms. Der folgende zweimalige Konjunktiv teneatur fordert cum oder ist selbst zu korrigieren. ® judieiis Ms. ® Der Buchstabe.vor q ist wahrscheinlich skription S. 926 Note 7. ein d gewesen, s. oben die Tran- 932 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. conveniendos putasse, Marcellum uero magis sponsorum lo- cum optinere apud Iulianum notare.' Marcelli sententiam ratione iuvari negari non posse: sufficere enim, si in locum eorum succedant, quos aceipi neglexerunt uel quos minus idoneos acceperunt. Manches von dem, was hier berichtet wird, war schon bekannt. Das Reskript des divus Pius erwähnt Ulp.ı ad ed.D. (27. 8) 6: Quod ad heredem magistratus pertinet, exstat divi Pii re- seriptum causa cognita debere dari actionem. Die Meinung Julians über die Haftung des heres iudieis ist als all- gemein verworfen bei Ulp. 5 ad ed. D. (5. ı) ı6 referiert: Iulianus autem in heredem iudieis qui litem suam feecit, putat actionem competere: quae sententia vera non est et a multis notata est. Daß endlich der Pupill gegen den Magistrat kein privilegium exi- gendi habe, sagt Ulp. 36 ad ed. D. (27. 8) ı $ 14. Neu ist, daß die actio subsidiaria nicht nur wider die Erben, sondern auch wider den Magistrat selbst nur causa cognita erteilt wurde. Die causae cognitio bezog sich vermutlich auf die Frage, ob der Vormund bereits vergeblich ausgeklagt worden sei, und damit er- ledigt sich in befriedigender Weise die Kontroverse, wie die Subsi- diarität der Klage in der Formel zum Ausdruck gekommen sei”: sie kam dort gar nicht zum Ausdruck, sondern wurde durch den Prätor in iure durchgesetzt. Neu ist ferner der Bericht über die zwischen Julian und Mar- cellus verhandelte Streitfrage, ob die Magistrate nach Art der Fide- Jussoren oder der Sponsoren zu behandeln seien. Das Argument, das für die mildere Meinung des Marcellus beigebracht wird, ist leicht zu verstehen. Die cautio rem pupilli salvam fore war, wie alle prä- torischen Kautionen, in der Regel durch Sponsoren zu leisten. Nun war die gewöhnlichste Verfehlung der Magistrate und der Hauptfall der actio subsidiaria, daß sie diese Kaution zu fordern ganz unter- lassen oder untaugliche Bürgen angenommen hatten, und der Jurist meint nun, es müsse genügen, wenn die Magistrate in die Rolle der durch ihre Schuld fehlenden Sponsoren einträten. Gewiß ist das Argument bestechend. Dennoch dürfte unser Jurist in der fehlen- den Fortsetzung des Fragments die Ansicht des Marcellus verwor- ! nonotare Ms. ” Vgl. mein Ed. perp. $. 257 (edit perpet. II p.42), Karlowa, Röm. Rechtsg. 1I S. 1192. O. Lener: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. 933 fen haben. Denn mit ihr ist unverträglich die von Antoninus Pius sanktionierte Haftung der Erben, da die Haftung der Sponsoren un- vererblich ist.' So begründet denn auch Ulpian in der oben an- geführten Stelle D. (27. 8) 6 die Entscheidung des divus Pius mit den Worten: nam magistratus si tanta fuit neglegentia, ut omnem cau- tionem omitteret, aequum est haberi eum loco ‚ideiussoris, ut et heres eius teneatur. Auffallen muß, daß uns die Streitfrage in indirekter Rede refe- viert wird. Entweder muß man annehmen, daß der Verfasser des Fragments Julian und Marcellus hier aus dritter Hand zitiert, oder er ist selbst als Referent zu denken. Beide Annahmen stoßen auf Schwierigkeiten. Der rund geschwungene Buchstabe vor q am An- fang von II 17 — vermutlich ein d — war höchst wahrscheinlich nicht der erste der Zeile; denn nach Ia23 zu urteilen, rückte der Schreiber bei einem Alinea nicht ein, sondern aus. Für einen Juristen- namen aber, auch in Abkürzung (etwa p = Papinianus), oder für ein id. und das zugehörige Prädikat ist keinesfalls Raum; auch paßte dazu das d nicht. Dixi oder dieebam wiederum, das den Verfasser selbst als Referenten einführen würde, wäre gerade hier dem Zu- sammenhang nach nicht am Platz und würde auch nicht durch ein einfaches d ohne weiteres Abkürzungszeichen wiedergegeben sein. Am nächsten liegt, sed zu ergänzen.” Sollte vielleicht in der Lücke hinter magg 7.13 ein ait gestanden haben (was nach den erhalte- nen Spuren möglich wäre), das auf einen zu Anfang der Erörte- rung als Referenten genannten Juristen, etwa Scävola oder Papinian, zurückverweisen würde? Der Verfasser würde dann bei Wiedergabe seiner Vorlage aus der direkten in die indirekte Rede gefallen sein, was auch sonst bei Ulpian nicht beispiellos ist.” Den Satz »deni- GUe ...>+ procul dubio est« aber würde man als Parenthese des Verfassers aufzufassen haben, so daß wir also den ganzen Passus so zu lesen hätten: et magistratus, ai, non ut tutores tenentur (deni- que in bonis eorum privilegium cessare proeul dubio est); sed quae- stionis rel. Das Alinea wäre dann allerdings nicht am Platz. Sicher lösen läßt sich das Rätsel nicht. ! Gaj. III, 120. ’ Vodbir wer gesagt: die Magistrate haften nicht wie die Tutoren selbst. Daran schlösse sich die aufgeworfene Frage ganz natürlich mit sed an. s Vgl. z.B. D.(37. 5) 10 $ 2, (35.3)1 33. 934 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. V. Wenden wir uns nun zu der Frage, welchem Juristenwerk unsere Bruchstücke zuzuweisen sind, so läßt sich hier zu einem vollkommen sichern Ergebnis gelangen. Der Verfasser zitiert den Marcellus und zitiert im zweiten Bruchstück dessen Noten zu Julian vielleicht sogar nicht direkt, sondern aus dritter Hand. Die Bruchstücke sind also jedenfalls jünger als Marcellus; da nun ihr Stil von der gedrungenen Weise des Scävola und Papinian sehr weit entfernt ist, so lenkt sich unser Blick von selbst auf deren jüngere Zeitgenossen und Nachfolger Ulpian und Paulus. Unter den Werken dieser scheiden aber wieder die großen Kommentare aus, die Sabinuskommentare schon deshalb, weil in ihnen die actio subsidiaria keine Stätte hat, die Ediktskom- mentare deshalb, weil in ihnen die actio rei uxoriae und die actio subsidiaria in verschiedenen Büchern behandelt und durch eine ganze Reihe anderer Materien voneinander getrennt sind, so daß unmög- lich Untersuchungen über beide auf dem gleichen Blatt stehen konnten. Auch deutet die Form der Darstellung in unseren Bruchstücken auf ein Quästionen- oder Disputationenwerk. Im dritten Buch der Dis- putationen Ulpians nun finden wir in der Tat nicht nur actio rei uxoriae und actio subsidiaria nebeneinander behandelt, sondern Er- örterungen, die ganz augenscheinlich in engstem Zusammenhang mit den in unsern Bruchstücken besprochenen Fragen stehen. Zur Unter- stützung seiner Ausführungen über das benefieium competentiae des Ehemanns — diesen Zusammenhang hatte ich schon in der Palin- genesie erkannt — zieht dort Ulpian andere Fälle des benefieium competentiae heran, und zwar in derselben Komplikation, die unser erstes Bruchstück zeigt, nämlich so, daß zwei Gläubiger eiusdem con- dieionis gegen den Beklagten auftreten. D. (14.5) 3 — Ulp. n. 62: Sed an hie [se. cum filius emancipatus aut exheredatus de eo quod facere potest convenitur] detrahi debeat quod aliis de- betur, tractari potest. et si quidem sint creditores, qui, cum esset alienae potestatis, cum eo contraxerunt, recte dicetur occupantis meliorem esse condieionem, nisi si quis privilegiarius veniat: huius enim non sine ratione prioris ratio habebitur. quod si qui sint, Qui, posteaquam sui juris factus est, cum eo contraxerunt, puto horum rationem ha- bendam. Desgleichen .D. (39. 5) ı2 — Ulp. n. 63: Qui ex donatione se obligavit, "ex rescripto divi Pii in quan- tum facere potest eonvenitur. sed enim id, quod cereditori- OÖ. Lener: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. 935 bus debetur, erit detrahendum: haee vero, de quibus ex eadem causa quis obstrietus est, non debebit detrahere. In den gleichen Zusammenhang werden auch noch D. (20. 4) 5, 7, (49. 14) 28 gehören, Stellen, die ich in der Palingenesie (Ulp. n. 67. 60) irrig unter die Rubrik de tutelis gestellt habe. Es ist dort die Rede von der Konkurrenz privilegierter Gläubiger mit nichtprivilegierten, und diese Erörterungen sind sicher durch die besondere Stellung ver- anlaßt, die die Ehefrau durch ihr privilegium exigendi besitzt. Auch Marcellus im Buch VII seiner Digesten, das unser Bruchstück zitiert, hat, wie ich oben schon erwähnte, die gleiche Frage ohne Zweifel in gleicher Verbindung behandelt. Hier war mir der allgemeine Zu- sammenhang schon in der Palingenesie nicht entgangen. Auf die actio subsidiaria beziehen sich in den Digesten die aus Ulp. 3 disput. stammenden Stellen (27. 8) 2 und 4 — Ulp. n. 71. 72. Die zweite Stelle klingt merkwürdig genau an eine im zweiten Bruch- stück gebrauchte Wendung an. War hier gesagt: magistratus non ut tutores tenentur, so heißt es dort: Non similiter heredes magistratuum ut ipsi tenentur: nam nec heres tutoris neglegentiae nomine tenetur. nam magistra- tus quidem in omne periculum succedit, heres ipsius dolo proximae culpae succedaneus est. Wäre uns die auf unser Bruchstück folgende Kolumne erhalten, so würden wir wahrscheinlich diesen Satz dort finden. Ich war bereits aus obigen Gründen zu einer festen Überzeugung über die Quelle gelangt, der unsere Bruchstücke entstammen, als ich die aus lib. III herrührenden Digestenfragmente mit den geringen Resten der beiden zerstörten Kolumnen zu vergleichen begann. Auf der Vorder- seite blieb diese Vergleichung ohne Ergebnis. Bei Untersuchung der Rück- seite dagegen entdeckte ich zu meiner nicht geringen Überraschung, daß der Fall, der den Erörterungen der erhaltenen Kolumne zugrunde liegt, in D. (27. 8) 2 vollständig erhalten ist, obwohl diese Stelle an- scheinend mit diesen Erörterungen keinen unmittelbaren Zusammen- hang hat: Proponebatur duos tutores a magistratibus munieipalibus datos cautione non exacta, quorum alterum inopem deces- sisse, alterum in solidum conventum satis pupillo fecisse, et quaerebatur, an tutor iste adversus magistratum muni- eipalem habere possit aliquam actionem, cuM SClIret a con- tutore SUO SATIS Non esse exactum. dicebam usw. n. 68 — D. (40.9) 4 — wird unter den Titel de furtis zu stellen sein; die nn in mit Ulp. n.75 D. (47. 2) 56 zusammen. Sitzungsberichte 1903. 84 936 Gesammtsitzung vom 22. October 1903. Die oben groß gedruckten Buchstaben sind in den beiden ersten Zeilen der zerstörten Kolumne (Ila 23, 24) erhalten und ergeben ent- scheidend die Richtigkeit unserer Vermutung. Aber während in den Digesten auf die Mitteilung des FallS sogleich die Entscheidung Ul- pians folgt, war im Original offenbar eine höchst umfangreiche Erör- terung ab ovo dazwischen geschoben. Der Jurist beleuchtet zunächst die Voraussetzungen der actio subsidiaria im allgemeinen, läßt sich auf die juristische Natur der Haftung ein, auf Fragen, die, wie die Haftung der Erben, mit dem vorgelegten Fall gar nichts zu tun haben, kurz, legt auf diese Weise nicht bloß die Grundlage für die Ent- scheidung des Falls, sondern benutzt offenbar die Gelegenheit, um alles am Wege Liegende zu berühren und so die Kenntnisse seiner Leser zu erweitern. Es entspricht das der Natur der Disputatio-- nen als eines im Rechtsunterricht entstandenen Werks, und wir können in D. (28. 5) 35, einer anscheinend vollständig erhaltenen Untersuchung aus dem 4. Buch, ganz die gleiche Art des Vorgehens beobachten. Sieht man näher zu, so bemerkt man, daß der Jurist trotz einzelner Abschweifungen doch die vorgelegte Frage im Auge behält. Es war zunächst wichtig, die subsidiäre Natur der actio al- versus magistratus zu konstatieren; denn daraus ergab sich ein nach- her bei Entscheidung des Falls benutztes Argument, D. (27. 8).2: dicebam, cum a tutore satis pupillo factum sit, neque pu- pillum ad magistratus redire posse. Auch das war von Bedeutung, festzustellen, daß die Magistrate nicht wie die Tutoren haften, weil sich dadurch entschied, daß die Grundsätze über den Regreß unter Tutoren, insbesondere das benefi- cium cedendarum actionum, im vorgelegten Fall außer Betracht blei- ben mußten; und in den gleichen Zusammenhang kann auch die Unter- suchung darüber gebracht werden, ob und inwiefern die Magistrate den Bürgen zu vergleichen seien, die für die Vormünder eingetreten sind. Interessant bleibt aber immer die breite Behaglichkeit der Er- örterung. Wenn, wie wir oben annahmen ($. 92 2), die Ziffer LX am Fuß der Vorderseite die Lage bezeichnet, so muß der Kodex, dem unser Blatt entstammt, ein Sammelband gewesen sein: so klein wir uns die Lage denken mögen, die noch nicht einmal vollständigen 3 Bücher Dis- putationen konnten keine 60 Lagen füllen. Vielleicht eine Sammlung von Schriften Ulpians oder auch von Disputationen, Quästionen, Responsen verschiedener Verfasser. 937 Zur Theorie derjenigen Raumeurven, bei welchen die erste Krümmung: eine gegebene Function der Bogenlänge ist. Von Oswaın VENSKE in Potsdam. (Vorgelegt von Hrn. Schwarz am 16. Juli [s. oben 8. 747).) Im letzten Paragraphen des fünften Abschnittes meiner Dissertation' ist ein Satz bewiesen, welcher den Raumtheil betrifft, den die End- punkte von Stücken gewisser Raumcurven constanter erster Krümmung erfüllen. Die Erweiterung dieses Satzes auf Raumeurven, bei denen der Radius der ersten Krümmung nach einem vorgeschriebenen Ge- setze von der Bogenlänge abhängt, bietet gewisses Interesse dar. Mit dieser Erweiterung habe ich mich beschäftigt. Dabei bin ich zu Er- gebnissen von grösserer Allgemeinheit gelangt. In vorliegender Ar- beit theile ich jedoch die letzteren nicht in vollem Umfange mit, sondern ich beschränke mich zur Vermeidung von Unübersichtlich- keit der Darstellung auf die Behandlung der folgenden Aufgabe: Gegeben sei ein Punkt A im Raume und von ihm ausgehend eine gerade Linie %,° ferner eine positive Grösse s, und eine Function f(s) des Argumentes s. Die Funetion f(s) sei eindeutig und integrabel er- klärt im Intervalle 0 S8 20 Sie bleibe stets endlich, positiv und grösser als eine positive Grösse a 0 in dem zugehörenden Punkte der abgebildeten R Curve wird. Dieselbe Construction denke man sich für alle R Curven ausgeführt. Man erhält so eine Schaar sphärischer Curven, welche »I Curven« heissen mögen. Die % Curven besitzen eine eigenthümliche, der Erläuterung be- dürfende Form in dem Grenzfalle, dass die abgebildete R Curve ein geradliniges Curvenstück enthält. Wie letzteres als Raumeurve der vorgeschriebenen ersten Krümmung, aber unendlich grosser Windung anzusehen ist, so muss das punktförmige sphärische Tangentenbild desselben als sphärische Curve von unendlich grosser Krümmung und bestimmter endlicher Länge aufgefasst werden. Beachtet man dies, so ersieht man unmittelbar, dass den I Curven allgemein die folgenden Eigenschaften zukommen: I. Sie liegen auf der Einheitskugel, verlaufen stetig’ und sind kürzer als die Hälfte eines grössten Kugelkreises. 2. Sie gehen von dem Tangentenbilde des gemeinsamen Anfangs- punktes A aller R Curven aus und haben eine Länge, deren Ausdruck das Integral I fo) 0 bildet. 3. Sie tragen eine Masse s, in solcher Vertheilung, dass die Dichtigkeit in einem Curvenpunkte X den Werth f(s) annimmt, wenn die Länge des Curvenstückes zwischen dem Anfangspunkte und dem Punkte X durch das Integral In Aus diesen Eigenschaften der T Curven in Verbindung mit der zwischen den % Curven und den R Curven bestehenden Beziehung fliesst nachstehender Satz: Man wähle eine beliebige T Curve, bestimme den Schwerpunkt S ihrer Masse und verbinde den Mittelpunkt M der Einheitskugel mit dem Punkte $. Dann ist die Verbindungslinie MS derjenigen Sehne parallel, welche Anfangs- und Endpunkt der zugehörenden R Curve ver- bindet, und ihre Länge steht zur Länge dieser Sehne in dem constanten Verhältnisse 1:8,” | ı Denn die Tangenten der R Curven können, da der Krümmungsradius > nicht unendlich klein wird, ihre Richtung nicht anders als stetig ändern. 2 Der Beweis, welcher übrigens unschwer zu erbringen ist führungen auf S.14 und 15 meiner Dissertation entnommen werden ‚„ kann den Aus- 940 Gesammtsitzung v. 22. October 1903. — Mittheilung v. 16. Juli. Mithin ist das Büschel der Radienveetoren vom Mittelpunkt der Einheitskugel nach den Schwerpunkten der Massen der % Curven dem Strahlenbüschel ähnlich, welehes von den Sehnen der WR Curven gebildet wird. Hinsichtlich der räumlichen Anordnung stehen also die Schwerpunkte der auf den 3 Curven vertheilten Massen zu den Endpunkten der R Curven in der Beziehung der Ähnlichkeit. Unter Berücksichtigung dieser Ähnlichkeit kann jeder für die ersteren gül- tige Satz unmittelbar auf die letzteren übertragen werden. Macht man daher die Schwerpunkte der Massen der 3 Curven zum Gegenstande der Betrachtung, so findet man, dass im Allgemeinen der Schwerpunkt der Masse einer 7 Curve gleichzeitig als solcher auch bei den Massen unendlich vieler anderer 7 Curven auftritt. Eine Aus- nahme hiervon bildet, wie zu zeigen ist, eine Gattung singulärer 3 Cur- ven, welche sich je aus zwei durch das Gesetz der Fortschreitung von einander verschiedenen Abschnitten zusammensetzen und nach der spe- ciellen Gestaltung derselben in zwei besondere Curvenarten zerfallen. Die T Curven der einen Art bestehen aus je einem Bogen eines grössten Kreises und unendlich vielen, unendlich schmalen Windungen, welche einen einzigen Punkt, nämlich den Endpunkt der Curve, um- schliessen (s. Fig. ı, Curve %,). Hingegen werden die % Curven der anderen Art von je zwei Bogen gebildet, welche einem grössten Kreise angehören und in einem Rückkehrpunkte mit einander zusammenhängen. Die Kugelradien nach dem letzteren und dem Curvenanfangspunkte begrenzen einen Winkel- raum, welcher den Schwerpunkt der auf der Curve vertheilten Masse nicht enthält. Es ist ersichtlich, dass hiermit die theilweise Überdeckung des dem Rückkehrpunkte folgenden Curvenabschnittes durch den, wel- cher ihm vorausgeht, ausgesprochen ist (s. Fig. 2, Curve %,).' Zur Bezeichnung der % Curven der ersten bez. zweiten Art möge I, bez. I, dienen. Dass die 2, bez. 7, Curven die behauptete Ausnahmestellung ein- nehmen, geht aus nachstehenden beiden Sätzen hervor. Satz ı. Ist die eine von zwei verschiedenen % Curven eine I, Curve, so fällt der Schwerpunkt ihrer Masse mit dem Schwerpunkte der Masse der anderen I Curve nicht zusammen. ‘ Die kleine schwarze Kreisfläche, in welcher die Curve T, der Fig. ı endigt, bezeichnet unendlich viele, unendlich schmale Curvenwindungen. Die schmale Schleife zu Anfang der Curve 3; in Fig. 2 deutet zwei sich deckende Curvenstücke an. Der Abstand jeder der beiden Curven T, und 2, von dem benachbarten grössten Kugel- kreise ist verschwindend klein zu denken. O. VEenske: Über Raumeurven mit vorgeschriebener erster Krümmung. 941 Beweis. In Fig. ı bezeichne N den allen T Curven gemeinsamen Anfangs- punkt. Der Punkt M sei Mittelpunkt der Einheitskugel. Die Curve NQ, sei eine der I, Curven, die Curve NQ eine von derselben verschiedene 3 Curve. Die Curven NQ und NQ, theile man je in die gleiche Anzahl einander gleicher, sehr kleiner Elemente und ordne je zwei Elemente einander zu, welche sich, wenn auf den Curven gemessen wird, als vom Punkte N gleich weit entfernt ergeben. Dann tragen je zwei einander zugeordnete Elemente die gleiche Massenbelegung, und jedes Element der Curve NQ besitzt einen grösseren oder mindestens den gleichen sphärischen Abstand vom Punkte Q,, wie das zugeordnete Element der Curve NQ,. Jedoch können nicht für jedes Paar zusammengehö- rende Elemente die beiden sphärischen Abstände vom Punkte Q, ein- ander gleich sein. Folglich übertrifft bezüglich der zum Radius MQ, senkrechten Diametralebene das statische Moment der Masse der Curve Fig. 1. Fig. 2. NQ, dasjenige der Masse der Curve NQ an Grösse. Die Massen der beiden Curven haben aber den gleichen Gesammtbetrag. Also können ihre Schwerpunkte nicht zusammenfallen, w. z. b. w. Satz 2. Die Massenbelegungen zweier mit einander nicht zusammenfallen- der 3% Curven, von denen die eine zu den 7, Curven gehört, besitzen verschieden gelegene Schwerpunkte. Beweis. Wie oben mögen die Buchstaben M und N (s. Fig. 2) den Mittel- punkt der Einheitskugel und den gemeinsamen Anfangspunkt der % Curven bezeichnen. Rückwärts verlängert treffe der Radius MN die Kugelfläche im Punkte N. ne Die Curve NO, P/P,Q, gehöre der Schaar der T, Curven an. Sie bedecke den Bogen 0,Q, des grössten Kreises N Q,O, theils einfach, 942 Gesanmtsitzung v. 22. October 1903. — Mittheilung v. 16. Juli. theils doppelt und bestehe aus den beiden Curvenstücken NO, und 0,Q,, welehe in dem Rückkehrpunkte O0, zusammenhängen. Der Schwer- punkt ihrer Masse heisse $,. Der Punkt P; bilde den Endpunkt des Radius MP;, welcher den Schwerpunkt der Masse des Ourvenstückes O,Q, in sich aufnimmt. Die Curve NOPQ stelle eine I Curve dar, deren Massenbelegung den Schwerpunkt $ habe. Sie lasse sich mit der Curve NO,P/P,Q; nicht zur Deckung bringen. Die Punkte O und P seien so auf ihr ge- wählt, dass die Längen der Curvenstücke NO und OP den Längen der Curvenstücke NO, und O,P; bez. gleich sind. Mit P, werde derjenige Punkt des Halbkreises NP/Q,N’ bezeich- net, welcher den gleichen sphärischen Abstand vom Punkte N besitzt, wie der Punkt P. Man bilde die statischen Momente M und M’ der Massenbelegungen der Curvenstücke NO und OQ bezüglich einer Diametralebene senkrecht zum Radius MP. Ferner bilde man die statischen Momente M, und M; der Massenbelegungen der Curvenstücke NO, und 0,Q, bezüglich einer Diametralebene senkrecht zum Radius MP,. Eine einfache geometrische Überlegung lehrt, dass M2M, M'>M; und folglich M+M>M,+M ist. Hieraus ergiebt sich, da auf den Curven NO,P,P,Q, und NOPQ einander gleiche Massenbeträge vertheilt sind, MS cos PMS > MS, cos MS, & Nun besteht aber nach der für die 3, Curven aufgestellten Definition die Beziehung Pi O,MS, z Fe OMN, und mithin auch die Beziehung APMS,2ıPMS, 2. Aus ı. und 2. erhält man MS cos PMS > MS, cos PMS,. Diese Relation besagt, dass die orthogonale Projeetion der Strecke MS auf den Radius MP grösser ist als die orthogonale Projeetion der Strecke MS, auf denselben Radius. Also können die Punkte $ und S, nicht zusammenfallen, w. z. b. w. Durch die vorhergehenden Entwickelungen sind nun Hülfsmittel gewonnen, welche sich zur Lösung der gestellten Aufgabe eignen. O. VEnske: Über Raumeurven mit vorgeschriebener erster Krümmung. 943 N. Lösung der Aufgabe. Die bewiesenen Sätze führen auf folgende Construction der Be- grenzungsfläche desjenigen Raumtheiles, welchen die Endpunkte der NR Curven erfüllen. Man lege durch die Anfangstangente 2 der R Curven eine Ebene und zeichne diejenigen beiden in dieser Ebene liegenden R Curven R und R” (s. Fig. 3), deren zweite Krümmung in jedem ÖCurvenpunkte den Werth 0 besitzt. Sodann beschreibe man die Evolvente &, der Curve R', welche von dem Endpunkte derselben ausgeht. Ferner con- struirre man die Rolleurve, welche der Endpunkt der Curve X’ durch- wandert, wenn letztere auf der Curve R” rollt. Im Allgemeinen wird die construirte Rolleurve durch die Gerade X in mehr als zwei Stücke zerschnitten. Man wähle diejenigen Stücke aus, welche der Curve # zugekehrt sind, und betrachte sie als die Theilstücke einer in mehrere Theile zerfallenden Curve &,. Die entworfene Figur denke man sich um die Gerade ® als Rotationsaxe gedreht. Dabei erzeugen die Curven 6, und ®, eine Reihe einfach zusammenhängender Rotationsflächen, welche einen geschlossenen, überall im Endlichen liegenden Rotations- körper K begrenzen.' | Dieser Rotationskörper ist derjenige Raumtheil, dessen Bestimmung als Aufgabe der Untersuchung hingestellt wurde. Denn es gilt folgen- der Satz: Satz 3. Die Endpunkte der R Curven sind in ihrer Gesammtheit identisch mit den Raumpunkten des Körpers K. Beweis. Zufolge der beschriebenen Construction kann man die Curve ©, bez. die Curve 6, als den geometrischen Ort für die Endpunkte ein- fach unendlich vieler N Curven auffassen. Diese R Curven mögen »R/ bez. NR Curven« genannt werden. Eine jede R, Curve besteht aus einem Bogen der Curve W und einer berührenden geraden Linie, wäh- rend eine jede N Curve von einem Stücke der Curve #’ und dem Spiegelbilde des anderen Stückes in der gemeinsamen Tangente der beiden Curvenstücke gebildet wird (s. Fig. 3). I Der Construction von Fig. 3 liegt eine Beziehung zwischen den Grössen p und s von solcher Art zu Grunde, dass die Curve 6, in zwei Stücke zerfällt, und dementsprechend zwei einander diametral gegenüberstehende Meridianschnitte des zu- gehörenden Körpers K, wie die in der Figur durch Schraffirung angedeuteten, ein Flächenstück von zweifachem Zusammenhange bilden. 2 Vergl. $.938. Sitzungsberichte 1903. 944 Gesammtsitzung v. 22. October 1903. — Mittheilung v. 16. Juli. Mit den ®R/ bez. R} Curven. lassen sich je einfach unendlich viele NR Curven durch Drehung um die Anfangstangente zur Deckung bringen. Als Bezeichnung für dieselben diene R, bez. R,. Es ist klar, dass die Oberfläche des Körpers K den geometrischen Ort für die End- punkte der R, und R, Curven darstellt, und dass einer R, bez. R, Curve eine 7, bez. T, Curve auf der Einheitskugel entspricht. Gemäss Satz ı und Satz 2 hat aber jede der %, und 7, Curven die Eigenschaft, dass der Schwerpunkt ihrer Masse nicht zugleich Schwerpunkt der Masse einer anderen, ihr nicht eongruenten 7 Curve sein kann. Ferner be- sitzen die Endpunkte zweier X Curven, wie aus der S.940 angegebenen Beziehung hervorgeht, verschiedene Lage, wenn die Schwerpunkte der Massen der zugehörenden % Curven nicht zusammenfallen. Daraus folgt, dass die R, und R, Curven die Gesammtheit der in der Ober- fläche des Körpers K endenden R Curven erschöpfen. Dieses Ergebniss leitet zu einer Betrachtung über den der Schaar der NR Curven eigenthümlichen Zusammenhang. Nach der Definition der R Curven ist zur Bestimmung einer W Curve nothwendig und hinreichend die Angabe der Binormalen für den Anfangs- punkt verbunden mit der An- gabe der zweiten Krümmung für jeden Curvenpunkt. Und zwar kann letztere Angabe ganz willkürlich gemacht wer- den, nur muss sie der Be- dingung genügen, dass die der Reihe der Curvenpunkte zuge- ordnete Werthereihe eine inte- grabele Function der Bogen- länge bildet. Innerhalb der Functionen der Bogenlänge giebt es jedoch zwischen einer beliebigen Function und jeder beliebigen anderen stetige Über- A gänge, bei denen nicht Fune- tionen auftreten, welche R, bez. N, Curven entsprechen." Folglich ist die Scehaar der R Curven stetig zusammenhängend und behält die Eigenschaft des stetigen Zu- ' Vorstehende Behauptung findet ihre Begründung in dem Umstande, dass die zweite Krümmung bei den R, und R; Curven nur den Werth 0 oder den Werth annimmt. BR BE RER Rd Te ck 20, RSE RS Acer TERDRE Fee ET EN a ni aulül, = Sache Fr O. Venske: Über Raumeurven mit vorgeschriebener erster Krümmung. 945 sammenhanges, selbst wenn die WR, und %, Curven ausgeschlossen werden. Man kann daher zwei R Curven durch stetige Veränderung in _ einander umwandeln, ohne andere Variationen vorzunehmen, als solche, die R Curven, aber nicht R, oder R, Curven ergeben. Oben wurde nachgewiesen, dass eine R Curve nicht in der Oberfläche des Kör- pers K endet, wenn sie nicht der Schaar der R, Curven oder der Scehaar der R, Curven angehört. Mithin lassen sich die Endpunkte zweier R Curven stets durch einen ceontinuirlichen Curvenzug verbinden, welcher die Oberfläche des Körpers X nicht schneidet. Hieraus geht hervor, dass sämmtliche NR Curven auf einer Seite dieser Oberfläche enden. Nachdem diese Erkenntniss gewonnen ist, gelingt die Erledigung der Frage, ob der Körper X den geometrischen Ort für die Endpunkte der R Curven bildet, durch Betrachtung ebener WR Curven, welche, von allgemeinerer Gestaltung als die R, und R, Curven, letzterer Eigen- schaften in sich vereinen. Zur Aussonderung solcher Curven aus der Mannigfaltigkeit der N Curven gelangt man durch Aufstellung der folgenden beiden Bedingungen, in denen die Zeichen c und o, zwei positive, nur der Beschränkung unterworfene Grössen bedeuten, dass ihre Summe kleiner oder höchstens ebenso gross wie die Grösse s, ist. Die eine Bedingung besteht in der Forderung, dass die zweite Krümmung den Werth 0 oder den Werth & besitze, wenn für die Bogenlänge eine der beiden Beziehungen Beeservt+h, oder die Beziehung e+or Äbhingigkeit von äusseren ae » 250 H. Vırcnow: Über 'Teno ER Raun ad Tenon "sche Kapsel ee N. Gawukov: Über den as farbigen Lichts auf die Fä rbung iebender Öseillarien ss. ol W.Srıepa: Über die Quellen der Bedelsteiisck im Mittelalter . ».. 250 H. BR Die Museuli bieeps brachii und nn ar er us bei der Affengattung Hylobates Sen ın Vergleich mit den en Gebi eeazersee und des Menschen . . » 5.50 H. Koran Die Bogenspeetren von Yttr und Yite ae W. Frevenssune: Das Kör ıiglich ae ee Institub. in Rom in den dreizehn ersten seines Bestehens 1888 — 1901 : ss a E ar Geizer: Pergamon unter Byzantinern und Osmanen Stangebrichte der Akademie. Preis der ee Jahrgänge, 1882-102 . . ee wre, us besonders zusammengestellt: Mathematische Fer Naturwissenschaftliche Mittheilungen. 1882 — Sad Preis des Jahrgangs. . M 3— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. ee ne Akademie bearbeitet Eee ApoLF HarnAcK. rei Bände. — Berlin 1 _ Die 15 Gweihnndertichrfeler der kei Preussischen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. V. u. 171 8.6 Taf. M 6.— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1903. “ Harsack: einige Bemerkungen zum 5. Buch der a re des Eusebius nach der neuen Ausgabe von Eocans » Schwartz : re lesias E Körrent die Best esimmung Drucks an se Gleitflächen, eine Aufgabe aus der Lehre vom Er ddruck, * 8883 22 > > 2 z gi z5 & bar 2.” = I) = 25° ne 5 5 >» 3 3: = MH os NS 3 8 Et. e w (>) [e) 2 ' B BB: 4. = [= BE : 3 {a} © er "4 [) 5 ss» . Harrn van’ Horr und G. Jusr: der £ hydraulische oder sogenannte Estrichgips Let i aa aan isc E. er und H. Rus Iren Beziehungen zwischen dem Reflexionsvermögen der Metalle und J. Esdee: die Taveiskelstgngähe schich ern te der Dünen an der Westküste von Schlesw ie . R. Assmann: Beobachtungen am Adronaut schen Observatorium über Temperatur - mkehrungen i W. Sıromox: über die Lagerungsform und das Alter des Peg ; - Frosenivs: über die ers kritischen Einheite n der symmetrischen Gruppe . van’r Horr und H. Bars L: Unt ee Aber die Bidungsverhältise der ozeanischen Salz- arandnt SSOSO | "=oo00 99000 o< ablage n XXX. gr » . 0,50 F. Toster: über Polymorphi smus von Meeresalgeen . . . . RN Fischer: Synthese von ae = a u i ie ee ee Wo E. Hıses und H. Rusess: das Emi rmögen der Metalle für lange Wellen . » 0,50 or GELDNER: era ach Fichaie Kapitel Fr Vendidad. » 0,50 “Wen T2- MoOELLENDoRFF: drei Schlussscenen EEE: Dramen. d. IL). » 1.— Ei: zur "Erk lärung des Papyrus Harri ; » 1— Praxck: zur elektromagnetischen Theorie der selectiven Absorption in isotropen Nichtleitern . #2. 1; Ä van’t Horr und G. a Untersuchungen über die ai der ozeanischen Salzab- agerungen. le! ander über ae Primfacioren der Gruppendeterminante u De res we mplexen en Größen N ; E Pe * Metalloptik ee Maxweır’sche Theo » 050 W. Jaeger: über die in der Darstellung und Festung des elektrischen Widerstandsmaßes er- reichbare Genauigkeit » 0.50 H. Lonmans: Unt birsssallaen über die Tier- und Pflanzenwelt sowie über die Bodensedimente des einig rasen Ozeans zwischen dem und 50. Gra Be Breite ae Ta) +» L— > ae m. ıtz- Moe DORFF: drei Schlußszenen griechischer ee II. ee Ira “ H. O. Lase 2 Problsichingei eines ägyptischen Weis s dem Pac 1; 344 in Leiden "» 0.50 = Fr. one & . G. Zıickerar: die Bildung von Sander "bei Seine von Leim mit Perman- = 4 naten “if = F BOREwIGS? Theorie der hyperkomplexen Größen » 0.50 Hermert: über die Reduction - auf der physischen "Erdoberfläche beobachteten Schwerebeschleuni- b: gungen auf ein gemeinsames Niv u » 1— . vos Bezorp und A. Scamipr: Vors chla zu einer "magnetischen Vermessung ei eines ganzen "Parallel- \ | Kr m zur Prüfun ng der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus (hierzu . a a? E vaw’r Horr und W. Mevernorrer: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen | Salza kihldeinn en. XXXH. » 0,50 a A. Fn- der er Sardiniens und seine Bezichungen zu den jungen, eircum - medi- £ en Faltenzügen ; . . » 050 Sonderabdrücke aus den Sn II. en 1903. PischeL: = Inschrift von Paderiyä a MM. 0.50 O. Franke und PıscneL: Kaschgar und die Kha arosthi” » 050 Branco: Di ie rn des Biere als von n Spalten unabhängige, früheste Stadien "embryo- Vulcan » 050 Be: Zur S pltenfuge der Vulca Lo VAHLEN: über di ie Rede des eier in . Plato’s Phaedrus . ; „» 2— Momusen: eine Inschrift aus Baalbek 0 H. vos Sopex: Bericht über die in der Kubbet in Damaskus gefundenen Handschriftenfragmente » 0.50 HaRnNacK: Forkchingi auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen Littera » 0,50 voN nn -ALreneck: über die unmittelbare ee von Pendelschwingungend dich; äussere räft u » 050 . Dassessers: der Monte Ferru in Sardinien. T- » 0,50 vox Ricutnorex: eher age aus s Ostasien. v p) von RicHnTHorex: orphologische Studien aus Ostasien. V | ee et . LEX£L: zwei neue Becchnin eke aus Ulpians Disputationen (hierzu Taf. in ıd IV) » 050 O. VEnskE: zur Theorie erhgi See bei welchen die erste Krtmmung eine gegebene Funetion der Bogenlänge ist. . : ; » 0,50 SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XLH XL 29. Octoger 1903. MIT TAFEL V. BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG BEIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. 0 te | den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ei ie 22.00 2; Diese erschei n n G: Tilgung. der tee Alndemie oder der betreffen = $8. 5. Auswärts werden erden Correcturen nur = FR auf Erscheinen ihrer "Mittheilungen ne gern Tagen IE Be er Verfas: rfasser einer unter den »Wissenschaftlichen ee, Mihilungene abgedruckten Arbeit erhält unentgeltlich der Kopf der eye mit. Jahreszahl r Stück- = nummer, Tas pe Eireen darunter dr Titel der. er und dı e des V: erfassers stehen. gen ttheilungen, = mit. Fe Kopf d er Sitzungs- _ einem angemessenen fällt e Kosten noch weitere zur Zal 2 hundert (im ganzen also a ri unent geltl 2 enge abziehen zu lassen, = dem redigirenden Secretar : B- erhalten ten 50 Freiexemplare und dürfen en nach rohiget idee Anzeige bei dem aeg Secretar weitere 200 Exem plare auf ihre Kosten abziehen lassen. R N 28. es dr zur - Aufnahme im die sie h Vermittelung eines ihrem = ı Fache angehörenden ordentlichen Migliden zu benutzen. s Wenn Seven, RER Mitglieder direet dei der A eingehen, 947 SITZUNGSBERICHTE 17%. XLH DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. « 29, Oetaben, A a RE ne Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Müruer-Beestau las: Beitrag zur Theorie der Wind- verbände eiserner Brücken. Auf der durch die Maxwerr’sche Theorie des statisch unbestimmten Fachwerks geschaffenen Grundlage werden die Spannungen in den Windverbänden eiserner Brücken eingehender untersucht, als dies bisher geschehen ist. Insbesondere wird gezeigt, dass auch die lotrechten Lasten grosse Spannkräfte in den Windverbänden erzeugen können. 2. Hr. Kıein legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. M. Bauer in Marburg vor: Vorläufiger Bericht über weitere Untersu- ehungen niederhessischer Basalte. (Ersch. später.) Die fortgesetzte Untersuchung der niederhessischen Basalte bewegte sich vor- zugsweise in der weiteren Umgebung von Homberg a. d. Efze. Es stellte sich dabei eine sehr grosse Einförmigkeit in der Ausbildung des Basalts heraus, der fast durch- weg Feldspathbasalt ist, während nephelinführende Typen und Limburgit sehr zurück- treten. Viele früher für Nephelinbasalte gehaltene Gesteine sind Feldspathbasalte mit einer der Nephelinfülle analogen Feldspathfülle. Sehr viel verbreiteter, als man früher angenommen hatte, sind Tuffe. 3. Der Vorsitzende legte vor: L. Kroneeker, Vorlesungen über Mathematik. Teil 2. Vorlesungen über allgemeine Arithmetik. Ab- schnitt 2. Vorlesungen über die Theorie der Determinanten. Bearb. von K. Henuser. Bd. ı. Leipzig 1903 (erscheint unter Mitwirkung einer von der Akademie eingesetzten Commission) und das von der Akademie unterstützte Werk Avorr Schmp, Archiv des Erdmagnetismus. Heft ı. Potsdam 1903. 4: Sitzungsberichte 1903. 86 EN VE 948 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 29. October 1903. Zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken. Von Hemrıc#k MÜLLER- BresLav. Hierzu Taf. V. D:. zur Zeit übliche Berechnung der Spannungen und Formänderungen der Windverbände eiserner Brücken besitzt bei weitem noch nicht den Grad von Zuverlässigkeit, dessen Erreichung die zur Verfügung ste- henden Elastizitätsgesetze gestatten. Insbesondere muß die noch in den neuesten Arbeiten auf diesem Gebiete geübte Beschränkung auf die Verfolgung der Wirkung wagerechter, rechtwinklig zur Brücken- achse gerichteter Kräfte als ein erheblicher Mangel bezeichnet werden: denn ein tieferes Eindringen in die Theorie lehrt, daß die in die Ebenen der Tragwände fallenden Lasten in Gliedern der Windverbände Spannungen erzeugen können, die in wichtigen Fällen ein mehrfaches der vom Winddruck erzeugten Beanspruchung betragen. Aber auch die Ermittlung des Einflusses des Winddruckes ist, namentlich in Fällen höheren Grades der statischen Unbestimmtheit, nicht immer einwandfrei. Eine eingehendere Bearbeitung dieser wichtigen Fragen ist das Ziel einer größeren Arbeit, die ich im Jahrgange 1904 der Zeitschrift für Bauwesen! veröffentlichen werde. An dieser Stelle will ich den von mir eingeschlagenen Weg nur kurz beschreiben. Dabei bediene ich mich derselben Bezeichnungen wie in meinen Büchern: »Die neue- ren Methoden der Festigkeitslehre«, 2. Auflage, Leipzig 1893, und »Die graphische Statik der Baukonstruktionen«, 3. Auflage, Leipzig 1903, die ich kurz mit (N.M.) und (G.) anführen werde. 1; Die ebenen Hauptträger und Windverbände einer eisernen Brücke bilden zusammen ein räumliches elastisches Stabsystem, das in den meisten Fällen in höherem Grade statisch unbestimmt ist; seine Spann- ‘ Zeitschrift für Bauwesen, herausgegeben im Ministerium der öffentlichen Ar- beiten. Berlin, Wilhelm Ernst und Sohn. - Mürter-Brestau: Zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken. 0949 kräfte 5, Längskräfte N und Biegungsmomente M seien als lineare Funktionen der gegebenen äußeren Kräfte und gewisser statisch nicht bestimmbarer Größen X,,X,,X,... dargestellt; sie erscheinen in der Form S= 8—XS, —- XS, —XS,—... (1) N=N—XN—-X&N—XN-. M=M,—-XM,—-XM,—XM,—... wo 8,,N,,M, die Werte für das durch Beseitigung aller Größen X erhaltene Stabsystem bedeuten. Zur Berechnung der X stehen die Elastizitätsbedingungen (N. M., $ 20 u. 21) zur Verfügung | oO =>P, ae Ö, a— X da — X du — “. | © ae" ee Ka — Kr — X, he 9% (2) OÖ =>P m One = (umge X, — A, I —.. wo, für zwei beliebige Zeiger p und g, (3) —. DE MN M,M,ds . "== EF "ER I ist. Das erste Glied dieses Ausdrucks erstreckt sich über den fach- werkartigen, in den Knotenpunkten mit Gelenken ausgerüsteten Teil des Systems. Die Integrationen sind über alle auf Biegungsfestigkeit beanspruchten Stäbe auszudehnen. Bei stärker gekrümmten Stäben ist N zu ersetzen durch M R=N——, r wo r den Krümmungsradius der als Kurve einfacher Krümmung vor- ausgesetzten Stabachse bedeutet. Auch muß dann an die Stelle des dF r Trägheitsmomentes J=/v’dF des Querschnitts der Wert Z= f v us treten.' | Will man bei vollwandigen Hauptträgern den Einfluß der von den Querkräften Q erzeugten Schubspannungen berücksichtigen, so hat man nur das Glied % un hinzuzufügen, wobei für 8F mit genügender TEE der Inhalt des Stehblechquersehnitts gie werden darf. ' Daß dieser höhere Genauigkeitsgrad bei den im Brückenbau vorkommenden Krümmungsradien entbehrlich ist, habe ich in meinem Buche »Theorie und Berechnung er eisernen Bogenbrücken« Berlin 1880 nachgewiesen. 86* 950 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 29. October 1903. Der Einfluß dieser Schubspannungen ist aber geringfügig und darf da- her vernachlässigt werden. In Fällen, in denen es genügt, die Untersuchung auf eine geringe Zahl einfacher Belastungsfälle zu beschränken, kann es vorteihaft sein, die Produkte aus den Lasten P, und den Verschiebungen d,,, welche die Angriffspunkte der P, in den Richtungen der P,, infolge einer Be- lastung X, = —ı erfahren, nicht mit Hilfe von Verschiebungsplänen, sondern durch unmittelbare Berechnung zu bestimmen. Man setze dann Den ne: Os ’ wo ö,, dem durch die Formel 3 gegebenen Bildungsgesetze folgt. Umgekehrt wird man häufig die Koeffizienten ö der Größen X Verschiebungsplänen entnehmen und Gleichung 3, die hier immer schnell zum Ziele führt, weil sie sich nur auf zwei feststehende Be- lastungsfälle X, = —ı und X,=—ı bezieht, benutzen, um die Ge- nauigkeit der Verschiebungspläne zu prüfen. Liegt ein reines Fachwerk vor, das nur in den Knotenpunkten belastet wird, so verschwinden die Integrale, und die Gleichungen 2 und 3 gehen in die von Maxwzır aufgestellten Bedingungen über.' 2. Es ist nun nicht notwendig, die Gleichungen 2 und 3 über sämt- liche statisch unbestimmten Größen auszudehnen und unter S,,N,,M, die für ein statisch bestimmtes System gewonnenen Werte zu ver- stehen. Das wäre bei der Anwendung dieser Gleichungen auf die hier zur Untersuchung stehenden räumlichen Stabgebilde nicht einmal zweck- mäßig. Es empfiehlt sich vielmehr, den folgenden Weg einzuschlagen. Man betrachte zunächst jeden ebenen Hauptträger für sich allein und zeichne, falls er x-fach statisch unbestimmt ist, die zur Dar- stellung der statisch unbestimmten Größen (wir wollen sie Y,,Y,.... nennen) erforderlichen x Verschiebungspläne in solcher Vollständigkeit, daß aus ihnen mit Hilfe eines Systems von Gleichungen von der Art der Gleichungen 2 auch der Einfluß der am Hauptträger als Lasten angreifenden Projektionen der Spannkräfte D der Stäbe der Wind- verbände auf die Größen Y gefolgert werden kann. Die Spannkräfte D erscheinen hierbei als lineare Funktionen eines zweiten Systems statisch unbestimmter Größen X, welche durch den Einbau der Windverstrebung zu den Größen Y hinzutreten und nunmehr mit Hilfe eines zweiten ! J. Crerk Maxwerr, On the caleulation of the equilibrium and stiffness of frames. Philosophical magazine 1864, vol. XXVII P- 294. MüÜrtLEeR-BrestLau: Zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken. 951 Systems von Gleichungen 2 und einer entsprechenden Anzahl räum- licher Verschiebungspläne, die sich leicht aus ebenen Verschiebungs- plänen herleiten lassen, berechnet werden. Da diese räumlichen Pläne die Seitenverschiebungen jedes Knotenpunktes nach den drei ausge- zeichneten Belastungsrichtungen der Brücke angeben, so kann man den Einfluß nicht nur der rechtwinklig zur Brückenachse angreifen- den Kräfte (des Winddrucks und, bei in Kurven liegenden Eisenbahn- brücken, der Zentrifugalkräfte der Fahrzeuge) auf die Spannkräfte der Windverbände angeben, sondern auch die Wirkung der beispiels- weise beim Bremsen eines Eisenbahnzuges in der Gleisriehtung auf- tretenden wagerechten Kräfte und vor allem den sehr erheblichen Einfluß der lotreehten Lasten. 3. Ein einfaches, leicht zu übersehendes Beispiel möge den be- schriebenen Weg näher erläutern. Es liege eine zweigleisige Bogen- brücke von Z= 80” Spannweite, A = 4” Feldweite und e = 5"”5 Breite vor, Fig. ı. An den Kämpfern seien Gelenke angeordnet. Die Pfeil- höhe betrage f, =12", die Trägerhöhe im Scheitel A,.— 2"o, am Kämpfer A, = 4"o. Ein Windverband mit zwei sich kreuzenden steifen Diagonalen Fig. 2 in jedem Fache folge der unteren Gurtung. Ein zweiter Windverband liege unmittelbar unter der Fahrbahn; er bestehe aus zwei ebenen Fachwerkscheiben, die im Scheitel der Brücke ge- lenkartig miteinander verbunden sind und im Scheitel sowie an den Kämpfern durch lotrechte bis zur unteren Gurtung führende Quer- rahmen seitlich gestützt werden. In der Richtung der Brückenachse sei nur eine der beiden Scheiben und nur in einem dem Widerlager angehörigen Punkte gestützt. Die Spannkräfte in den Gliedern des oberen Windverbandes lassen sich dann auf statischem Wege be- stimmen, sie sind nur von den am oberen Verbande angreifenden wagerechten Kräften abhängig. Dagegen erfordert die Ermittlung der Spannkräfte des unteren Windverbandes die Aufstellung einer Elasti- zitätsgleichung. Wir wählen den rechtsseitigen Querwiderstand R zur statisch unbestimmten Größe und berechnen ihn mit Hilfe der Gleichung (4) R=X,= Si En Inc aa Da es sich hier nur um das Verhältnis d,.:d. zweier demselben Plane zu entnehmenden Verschiebungen handelt, so darf die Belastung X, = — T durch die Belastung X, = — C ersetzt werden, wo C einen beliebigen Wert annehmen darf. Es empfiehlt sich, € = e gleich dem 952 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 29. October 1903. Abstand der beiden Hauptträger zu setzen. In den Diagonalen des I unteren Verbandes entstehen dann Spannkräfte D = eh, und es greifen in den Knotenpunkten der Hauptträger Kräfte an, die nach Größe und Lage mit den Längen « der Stäbe der unteren Gurtung übereinstimmen. Die untere Gurtung stellt das Polygon der äußeren Kräfte für den Belastungszustand X, = —ı dar. Am vorderen Träger greifen die Kräfte in der Riehtung o12..m..(n—ı)n an, am hinteren in der entgegengesetzten Richtung. Die Beanspruchungen der beiden Hauptträger unterscheiden sich nur durch das Vorzeichen, und weiter erkennt man, daß die Spannkräfte symmetrisch gelege- ner Stäbe der beiden Hälften eines Trägers ebenfalls entgegengesetzt gleich sind. Es genügt also, die Verschiebungen der Knotenpunkte einer Trägerhälfte zu bestimmen. Wir wählen die linke Hälfte des hinteren Trägers. Der im Punkte o angreifende wagerechte Stützen- I widerstand ist gleich = !=1,;; der senkrechte Widerstand ergibt sich aus der Momentengleichung für Punkt n zu 20 ae == von ?}, den Inhalt der von der unteren Gurtung und der Geraden on begrenzten Fläche bedeutet. Für den Querschnitt durch den Scheitel des Bogens ist die Quer- kraft = A—/f,; die Horizontalkraft ist gleich Null; man findet also für den Knotenpunkt m der unteren Gurtung das Angriffsmoment (vom Scheitel aus gebildet) (5) Mn and Qt. — 2 aeg ( =4) In 25: wo 7 den Inhalt der Fläche bedeutet, die zwischen dem von m bis zum Scheitelknotenpunkt 10 reichenden Teil der unteren Gurtung und der Sehne mıo liegt. Für den hier vorausgesetzten Fall einer parabel- förmigen Gurtung nimmt Gleichung 5 die einfache Gestalt an I (9) M,, = Ya lm Dem senkrecht über m gelegenen Knotenpunkt der oberen Gur- tung entspricht (10) M, = M,-+h,. = (5m) Nun kann die Biegungslinie ACS der unteren Gurtung (Fig. 3) als Seilpolygon der elastischen Gewichte (G.$ 7) R---- ME ----- 1903. Taf. V. IS © Rat s vw I I 4 © I j | j I I I | j I Ü I 3 u n & | | ! | f R ! Y er | S ! x u j Öl j ee re | 2 & Dr) jr R on men Sn: f 3 f EN 2 ERROR NORSK 102 INNERN RE | ef U RER: & . $ ,: i | h a 200=-Z PR | \ ri... S £ ! aß | h N = | \ / TERRASSE \ . \ | \ F re auge 4 ie 5 A | \, r N F, > AR t A, R ri 118) BE MöLLer-Brestau: Zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken. Mürter-Brestau: Zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken. 953 = (Mi sec "DB m me sec es) x yo om E ulm +1) Pr. m dargestellt und hierauf zur Bestimmung der Projektionen der Verschie- bungen der Knotenpunkte auf die Ebene der Tragwand geschritten werden. Der ebene Verschiebungsplan des Hauptträgers ist nach Er- mittlung der senkrechten Verschiebungen durch die Bedingung ge- geben, daß die Projektion der die Verschiebung von (m—ı) gegen m darstellenden Strecke auf die Richtung des Gurtstabes «, gleich der Änderung Au, von w, ist. Daraus ergibt sich der in Fig. 4 gezeich- nete Plan. Die Verschiebungen der Knotenpunkte ..- (m—1), m... des hinteren Trägers : sind durch die vom Pole o ausgehenden Strahlen .. Oo (M— Ih Om. dargestellt worden. Die N hichrn gen der Knotenpunkte des vorderen Trägers sind von gleicher Größe, aber von entgegengesetzter Richtung. Es wird also die Strecke (m — 1),— (m— 1), durch den Pol halbiert. Damit sind alle senkrechten Verschiebungen ,„ und zur Brückenachse parallelen Verschiebungen &, bestimmt, und man kann nun auf die in der Figur 4 dargestellte Weise aus der zur Brückenachse rechtwinkligen wage- rechten Seitenverschiebung {,._., des Knotenpunktes (m — ı), mit Hilfe der Längenänderung Ad, einer der beiden Winddiagonalen des m” Faches (gleichgültig welcher) auf die Verschiebung ,„, von m, schließen. Die Querriegel des unteren Windverbandes sind im Belastungsfalle X, = — e spannungslos; es ist also Ae= Oo und 2, = t,, Hatman, von &,=0 ausgehend, die Verschiebungen $, bis &,. bestimmt, so findet man die Ordinaten 7, und n, der Einflußpolygone für die von senkrechten Lasten P und söitlighen Lasten W erzeugten Widerstände R, und R,: Sm. Me Am ı u Te Aus den Verschiebungen „ und Längenänderungen Au lassen sich die 2 und £ mit den in die Figur 4 eingetragenen Bezeichnungen auch schnell mit Hilfe der Formeln berechnen: d,, sin d„ : Cs RE En — (27, cos Yan 7 Au,,) cotg Din r — u tg Yy Im? wo ee Ta — NAMm—ı (tg Yın Fa tg Ym ı . Au, sec Ym’ Für die rechte Brückenhälfte ist &,_.—= 1ı—£„. Wird die Zahlen- rechnung unter der Voraussetzung durchgeführt, daß die Gurtquer- schnitte dem Gesetze folgen 954 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 29. Oetober 1903. ee, Sean. 1 ie F, (m +1) F, und daß die Querschnitte der Diagonalen des unteren Windverbandes in den Feldern ı bis 10 dureh die Werte 3. 0°F, : " nn 20891 1,11,858 bestimmt sind, so ergeben sich die folgenden Ordinaten 1, und 9, Punkt ı 2 $ 4 5 6 7 8 9 Io 7, = 0.026 0.048 0.065 0.076 0.080 0.076 0.065 0.048 0.025 Oo N. = 0.006 0.018 0.039 0.071 0.116 0.173 0.242 0.320 0.408 0.500. Die in Fig. 3 ausgezogene ,-Linie (im zehnfachen Maßstabe der R.- Linie gezeichnet) gilt für den hinteren Träger, die strichpunktierte für den vorderen. Die große Bedeutung der „Linie wird aus der folgenden Be- rechnung der Spannkräfte D in den Feldern Nr. ıı und Nr. 20 des unteren Windverbandes hervorgehen. Wird die Brücke voll belastet, und haben die auf den beiden Gleisen stehenden Eisenbahnzüge dieselbe Anordnung und dieselbe Stel- lung, so erzeugen sie keine Querwiderstände Z und R, weil sich die Glieder der Summe DEN paarweise tilgen. Die Spannkräfte in den Winddiagonalen sind dann nur vom Winddruck abhängig. Nun wirke (bei 150m Winddruck) auf den Eisenbahnzug ein Winddruck von 0.15.3.0-80 = 36‘, auf die Fahrbahn ein soleher von 0.151.080 = 12‘ und auf die Hauptträger, deren obere Knotenpunkte durch Quer- rahmen von den Höhen A, an den unteren Windverband angeschlossen sein mögen, ein Winddruck von 20°. Dann entsteht R=L=- (36+ 1 2)+ 2.20 = 22‘. Auf jeden Knotenpunkt des unteren Wind- verbandes kommt die Belastung 1‘, auf die Punkte 0 und n die Be- lastung 0.5‘. In den Diagonalen der genannten Felder entstehen die Spannkräfte non. En Ber EI, mh 0.5) un 21.5 eh 6.8 11.0 Nun werde angenommen, daß sich auf der Brücke zwei Züge kreuzen, der eine Zug stehe auf der linken Brückenhälfte, der andere auf der rechten, der erste fahre auf dem hinteren, der zweite auf dem vorderen Gleis. Die äußeren Schienen mögen gerade über den Haupt- trägern liegen. Von der Belastung P einer auf dem hinteren Gleis — $t = 2, = (R+0.) = 12.5 ee Eee ll ee Be ee a, a sr ua ar Er BE FE EB a BE Fe MÜLLER - Brestau: Zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken. 955 r stehenden Achse kommt auf den hinteren Träger der Teil a > + 20), auf den vorderen >= —— 20). Der Unterschied dieser Anteile be- 4 z trägt = P. Es entsteht also . R, = . dr >: I die Summe erstreckt sich über einen der beiden Züge. Werden die Achsenbelastungen und Radstände nach den neuen Belastungsvor- schriften für die preußischen Staatsbahnen angenommen (G. Bd. I, S.538), so ergibt sich % pas: EI Die Angriffsfläche, welehe die beiden Eisenbahnzüge dem Winde bieten, ist dieselbe, wie in dem vorhin untersuchten Falle voller Belastung; es treten also zu den vorhin berechneten Spannkräften D noch die Werte ED=H, 2 2e Im ganzen erhält man EI: 3% ED. = 39%. Die Beanspruchung der einen Diagonale ist infolge der ungünstigen Stellung der lotrechten Lasten verdoppelt, die der anderen nahezu ver- dreifacht worden. Die 7,-Linie der hier untersuchten Brücke läßt sich mit genügender Genauigkeit durch eine Parabel mit senkreehter Achse und den Scheitel- koordinaten I e 1 et u n 4 i+ = E+ € ersetzen, wobei 15 h, Fı+ 4. Ez= — —— + jr 2h, ‚ h, h, d? # BR SIT FEIKIER, /, bedeutet die Trägerhöhe für x — und F,: F, einen Mittelwert. 4 3 Aus den aufgeführten Werten = 4 & folgt, dem Mittelwerte w, * d = 4.2" entsprechend, mit A, 2,5” F. RT 059 s=ı0, e=027, z=009. 956 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 29. October 1903. Die Parabelordinaten 7, = 0.028 0.051 0.066 0.076 0.079 stimmen mit den vorhin erhaltenen Werten n, gut überein. 4. Das in dem vorgeführten Beispiel in der Mitte des oberen Wind- verbandes vorausgesetzte (relenk zerlegt diesen Verband in zwei ein- fache Fachwerkbalken, deren Momentenlinien Parabeln von der Pfeil- höhe 5% l: sind, Fig.6, wo w, den Winddruck auf die Einheit von /, bedeutet. Fehlt das Gelenk, so ist der obere Windverband als ein auf drei Stützen ruhender Balken aufzufassen. Die Mittelstütze bildet das aus den beiden Hauptträgern und dem unteren Windver- band bestehende Stabsystem; sie möge mit dem oberen Windver- band nur in einem einzigen Punkt zusammenhängen; es sei also da- für gesorgt, daß sich der mittelste Querriegel des oberen Verbandes frei drehen kann. Es tritt dann nur eine neue statisch unbestimmte Größe X, hinzu, nämlich der Druck, den der obere Windverband auf den unteren in der Windrichtung ausübt. Er ist durch die Gleiehung bestimmt: 8.8.8 eig aan A EFaSIPIE, 31% ee es >> a0 > ee aa > + [Me EJ + [N | Wird nur der Einfluß der am oberen Fig. 6. Windverbande angreifenden wagerech- ten Kräfte gesucht, so erstreckt sich der nl Mm. N E : „Llm ‚lm Ball zur abe An oben Wndver ea ee band; der Nenner ist abhängig von der Fig. 7. Formänderung des ganzen Stabsystems. 3 A chen gen Be PRIDBSONRE ultile l wirdaus der folgenden Vergleichung hervorgehen. Bleiben die drei Stützpunkte eines Balkens konstanten Querschnitts in einer Geraden, so entsteht bekanntlich bei voller Belastung die in Fig.7 dargestellte schraffierte Momentenfläche. Von den beiden Parabelabschnitten, deren Höhe REED ES Er EEE Mürter-Brestau: Zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken. 957 Fi w,l; ist, muß ein ebenso hohes Dreieck in Abzug gebracht werden. Sinkt die Mittelstütze unter die Verbindungslinie der ebenfalls nach- gebenden Endstützen, so nimmt die Dreieckhöhe ab. Läßt man sich nun durch die Ähnlichkeit der R,-Linie in Fig. 5 mit der R,-Linie eines an beiden Enden wagerecht eingespannten Balkens dazu ver- leiten, der Berechnung von X, die einfache Vorstellung zugrunde zu legen, es werde der an den Enden frei aufliegende obere Windbalken in der Mitte durch einen an den Enden eingespannten Balken unter- stützt, so erhält man eine Momentenfläche, die sich von der des Balkens auf gleich hohen Stützen nur wenig unterscheidet. Das größte Moment ergibt sich, dem durch strichpunktierte Linien begrenzten Dreieck ent- x I : a vu sprechend, kleiner als g Wo Dieses Ergebnis ist aber unrichtig. Fig. 8 zeigt die Momentenfläche, die auf Grund von Gleichung ı1 für eine 2.0” breite eingleisige Eisenbahnbrücke mit vollwandigen Zwei- gelenkbogen von 24” Spannweite und 3.2” Pfeilhöhe gewonnen wurde. Die Höhe des zu den beiden Parabelabschnitten zuzufügenden Dreiecks .ı* 2. . . . hat den positiven Wert 3 w,t;, und das Maximalmoment ist gleich 2. [} ” .. [3 > w,l<. Entscheidet man sich also für einen durehlaufenden oberen Windverband, so darf man auf die genauere Reehnung nicht ver- zichten. ! Zeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, 1896; Bericht iiber den Wett- bewerb um den Entwurf einer festen Straßenbrücke über den Rhein bei Worms, Seite 520. Ausgegeben am 5. November. 959 SITZUNGSBERICHTE a DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. er} October. ler der ie historischen Elkaee.: Vorsitzender Secretar: Hr. VAuLen. l. Hr. Togter las über »Bruchstücke altfranzösischer Dich- tung aus den in der Kubbet in Damaskus gefundenen Hand- schriften«. Hr. TosLer gab genaueren Bericht über die aus Damaskus in letzter Zeit nach Berlin gekommenen Bruchstücke altfranzösischer Dichtung, legte die Texte selbst vor, behandelte das Verhältnis, worin sie zu sonstiger Überlieferung der nämlichen Dich- tungen stehn und wies auf die sprachlichen Erscheinungen hin, welche einen Anhalt zur Bestimmung des Alters und der Ursprungsgegend desjenigen Stückes geben können, das in anderweitigen Handschriften nicht vorhanden zu sein scheint. 2. Hr. Harnack überreichte von der Sammlung der griechischen christlichen Schriftsteller Origenes Bd. IV. Herausgegeben von Erwın Preuscuen. Leipzig 1903. 3. Hr. Conze überreichte den ersten Band der Skulpturen des Vatikanischen Museums, im Auftrage und unter Mitwirkung der Rö- mischen Abteilung des Kaiserlichen Archäologischen Instituts beschrie- ben von Warruer AmELunG. r. Conze führte aus, daß dieses Werk nach dem Grundsatze ausgeführt sei, daß ein voll Seiachberet Katalog antiker Kunstwerke neben der Beschreibung auch eine, wenn auch nur andeutende Abbildung und zwar eines jeden Stückes enthalteh solle. 4. Der Vorsitzende legte folgende mit Unterstützung der Aka- demie herausgegebene Werke vor: J. Marquarr, Östeuropäische und ostasiatische Streifzüge. Leip- zig 1903; I. Harpern, Schreiermacher’s Dialektik. Berlin 1903; C. RER Ibn Qutaiba’s 'Ujün al ahbär. Theil I. Strassburg 1903; Libanii opera ree. R. Forsster. Vol. I. Fase. ı. 2. Lipsiae 1903. 960 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 29. October 1903. Bruchstücke altfranzösischer Diehtung aus den in der Kubbet in Damaskus gefundenen Hand- schriften. Von A. TogLer. Uster den Überbleibseln von mancherlei Schriftwerk, die durch die dankenswerten Bemühungen des Freiherrn von Sonen aus langer Ver- borgenheit in der Kubbet el Chazne zu Damaskus ans Licht gekommen, zur Zeit in der Bibliothek des hiesigen Kgl. Museums aufbewahrt und von dem genannten Gelehrten in den Sitzungsberichten der Kgl. Preußischen Akademie der Wissenschaften vom 30. Juli 1903 kurz verzeichnet sind, befinden sich auch Stücke von drei altfranzösischen Dichtungen. Über sie soll hier, wie a.a.O. S.827 versprochen ist, etwas genauer berichtet werden. 1. Zwei Bruchstücke der Chanson de geste von Fierabras. Ein Doppelblatt Pergament, 19.5 Centimeter hoch, etwa ı1 Centi- meter breit (das aufgeschlagene Doppelblatt 21 Centimeter breit), ent- hält auf seinen vier Seiten in Schrift des dreizehnten Jahrhunderts Je dreißig Zeilen Text, also, da jede Zeile einen Vers enthält, nur einmal, auf der vierten Seite, ein Vers auf zwei Schriftzeilen verteilt ist, 119 zwölfsilbige Verse, die als zu der Chanson de geste von Fierabras und zwar in deren französischer Fassung gehörig zu erkennen nicht schwer war. Was auf der zweiten Hälfte des Doppel- blattes steht, schließt sich aber nicht unmittelbar an den Inhalt der ersten Hälfte, vielmehr entspricht dieser mit seinen 60 Versen im ganzen den 59 Versen 4080—4139 der Ausgabe von Kra&srr und Servoıs, Paris 1860, während, was das zweite Blatt enthält, im wesentlichen mit den Versen 447 5—-4529 des genannten Druckes zusammenfällt.'. Zwischen den beiden Hälften fehlt also, was mit ‘ In der beträchtlich kürzeren provenzalischen Fassung sind es die Verse 3532 bis 3566 und 3828 3868, TosLer: Altfranzösische Bruchstücke aus Damaskus. 961 336 Versen des gedruckten Textes zusammenzustellen sein würde. Wir dürfen wohl annehmen, unser Doppelblatt habe drei ungefähr eben solche Doppelblätter umschlossen; dreimal vier also zwölf Seiten zu je dreißig Zeilen würden freilich etwas mehr als die 336 Verse ergeben, welche in der Ausgabe zwischen den beiden Stücken stehn; und war in der Handschrift, von der uns der kümmerliche Rest er- halten ist, ein solcher Überschuß vorhanden, so kann uns doppelt leid tun, daß uns im ganzen bloß 119 Verse von ihr bleiben. Doch kann, daß der von uns berechnete Umfang des verlorenen Mittel- stücks nicht ganz zu dem des im Drucke vorhandenen stimmt, auch daraus zu erklären sein, daß vielleicht die fehlenden Blätter nicht gleiche Höhe mit den uns verbliebenen hatten oder daß die Beschaffen- : heit des Pergamentes öfter dazu veranlaßte einen Vers auf zwei Zeilen zu verteilen; aber auch das ist leicht möglich, daß die nach Damas- kus verschlagene Handschrift Verse aufwies, die dem Pariser Drucke fehlen. Die für die Pariser Ausgabe nicht verwertete Handschrift der Escorialbibliothek, über welehe wir durch HKxvst im Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. IX 44ff. (1868) einigermaßen unterrichtet sind, und mit welcher unsere Bruchstücke, dem Texte der Ausgabe gegenüber, mehrfach übereinstimmen, weist ja nach dem genannten Gelehrten, während ihr 179 Verse des gedruckten Textes fehlen, nicht weniger als 368 auf, die diesem fremd sind. Von einem Versuche das Ver- hältnis unserer Bruchstücke zu der anderweitigen Überlieferung des Gedichtes zu bestimmen könnte ich mir wenig Erfolg versprechen, so lange die Divorsche Handschrift und die in Hannover liegende, auf welche Gröser im Jahrb. f. rom. u. engl. Lit. XIH ııı (1874) hin- gewiesen hat, nicht genauer bekannt sind; das durch List in der Zeitschr. f. rom. Philol. IX 136 (1885) veröffentlichte Straßburger Bruch- stück berührt sich mit den hier folgenden gar nicht. Hier nun der Text der Bruchstücke von Damaskus. Die zahl- reichen Abkürzungen sind aufgelöst, © und %, wo es nötig schien, mit .J und v vertauscht, Accente auf e gesetzt, Interpunktion, Apostrophe und einige Tremata hinzugefügt, von den Abweichungen des Textes von dem der Ausgabe und dem des Escorial nur die wichtigeren angegeben. I" 4080 Et paien s’en tornereni environ el enles, Apres Richart le conte es les achemines. Or le conduie dex par ses saintes bontes; Car molt iert pres de mort, ains que jors soit fines. Or! chevauce Richars, li frans dus tos iries. as o ist in kleiner Schrift an den Rand gesetzt; im Texte selbst ist Raum für eine durch zwei Zeilen reichende Initiale gelassen. Gleiches gilt von den späteren Laissen - Anfängen. 962 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 29. October 1903. 485 A .I. tertre monter li avint grans meschies, Ses bons destriers li est desous lui estanchies. Quant li dus Pa vöu, molt en fu corecies. “Dex, sainte triniles’, dist li dus, "car m’aidies, Que jo voie Karlon, por cui swi enwoies, 1090 Si que gas de la tor föisse encore lies, Que jo ai molt dolans et corecies laisies'. Lors a leve sa main, de Jesu s’est segnies. Li dus s’est regardes, voit paiens desrengier, Plus de .XIIIl. M., les gonfanons drecies. «0; Li nies l’amiral vint devant tos eslaissies Sor .I. destrier d’Arage, qui plus cort de levrier; Covers ert d’un diaspre menüement tallie(s). Dex äit a Richart par ses saintes pities; Car molt est de paiens aigrement enchaucies. 1100 Michars de Normendie est el tertre monltes, Devers l’ost des paiens s’est li dus regardes Et voit venir paiens apres lui aroutes. Clarions vint devant moll richement armes Et sist sor .I. destrier, ainc ne fu veus tes. a1os Os com li destriers fu fais el devises: L’un coste avoit blanc plus que n’est flors de pres, Li autres ert plus roges que charbons enbrases, La coue peonace, haut li buiriax leves, Plus menu que piertris ert li chevax gotes. uıo La cuise ot corte et grose, les pies plas et coupes Et ot droite l’eschine et les crins acesmes. Örelles ot petiles et maigre chief asses, Molt ot large le pis, les ex apers et clers. Tos estoit come pie par devant vaireles. us La sele fu d’iwore dont il fu enseles, D’un riche frain trifore fu molt bien enfernes' Et de .IIII. sorcengles fu li chevax cengles, kt li estrier sont d’or; riches fu li poütres, .M. escheletes d’or i pendent de tos les; (Quant li chevax galope, qui si est atornes, 122 Li sons des escheletes est si dous et söcs, N’i vaut sons de viele .II. deniers monees. Li paiens lesperone par andeus les costes, Et li destriers li saut „XXX. pies mesures; ud Pr E Der Vers fehlt der Ausgabe, steht in der Hds. des Escorial. a Sup ua une Farin a 4125 Torter: Altfranzösische Bruchstücke aus Damaskus. 6, Tot ausi va bruiant com fodres contre orefs). Molt fu li sarasins fiers et desmesures. (Quant aprouga Richart, si s’est haut esceries: ‘Par Mahon, mesagier, a mort estes livres. 4130 4136 Ales vos fecors quere? ja ne le nonceres'. (Quant Richars Ventendi, li sans li est müs, Et dist au sarasin: "vassal, de coi me hes? Jo ne t’ai rien mesfait ne tes avoirs enbles. Or vos pri par amor que ne me destorber. Se jo vif, li services ten iert querredones, Se te voi en batalle ne en estors chanpes’.' Et respont li paiens: "de folie parles. Se go que jo tieg lais, dont sui jo fox proves. Ne t’en lairoie aler por .XIIII. cites’. (Juant Richars Va öl, si li est trestornes. Cui que soit li damages, certes i lor est gent’ Aloris passe avant, qui la parole entent. "Par deu‘, dist il, "Rainier, vos parles folement, 4480 4485 Et de co que vos dites, com bricon vos desment; Car par trestos les sains c’on quiert en Belient,® Ne fust or por le roi o tote France apent, Vos esseries ja batus molt malement. Bien savons qui vos estes, ne vos doutons nient. Ainc Garins, vostre pere, n’ot de terre .I. arpent, S’il ne le pot tolir par son souduiement. Tos jors fu .I. robere et veschi malement,' Et trestot vo lingnage parjur par sairement'. (Quant lot Rainiers de Genves, plains fu de mautalent. Il est venus avant, par les gernons le prent, Si le ferifr) del pong qu’a la terre l’estent. "Tais, glox’, go dist Raniers, "li cors dew te cravent; Car Garins fu preudon et si oir ensement'. art Hardres Va veu, a peu d’ire ne fent; “ Hautefuelle’ escria a sa vois hautement. ant Vorguellex lingnages ot l’enväissement, As armes sont coru maintrecomunaument. ! Nach diesem Verse org der Druck einen, der unserem Texte und dem des sale fehlt. fehlt Ese. 3 fehlt der Ausgabe, steht aber in Ese. * fehlt Ausg., steht Ese., wo der N Vers zu fehlen scheint. 5 fehlt Ausg., steht Ese. Sitzungsberichte 1903. - en 87 964 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 29. Oetober 1903. Bien furent plus der .M. que cosin que parent. Se damlesdex n’en pense, molt ira malement.' «45 Molt fu grande la noise, d’anbes pars sont arme. Li parent Ganelon furent de grant fierte. Ja fust Rainier de Genves molt malement ale, Mais li plus des Francois sont devers. hu torne Por amor Olivier qu’i avoient ame.” Ja fuscent a l’estor andoi li parente, 0 Se ne fust Fierabras, qui molt lor a blasme, Et Karles, qui en a sa corone jurd Qu’ n’i ait si hardi de si grant pöeste, S’Ü comence l’estor, puis qu’il Va devee, Qu’il ne le face pendre come laron prove. «ses Por le sairement Karle furent si aquee Que il n’i ot aine puis ne feru ne boute Ne aine puis n’i ot noise, laidi ne ranprone. Beneoit soient dit qui tant sont redoute. Dedens son tref de paile les a li rois mande. ‚sıo Li parent Ganelon i sont tot assanble, (Qui de grant felonnie s’estoient porpense. Rainier doivent ocire, ensi l’ont afie, Mais que soient en France ariere retorne. Mais li vilains le dist molt bien en reprove sis (Que molt a grant descorde entre fait et pense N’iront li träitor si a lor volente, Autrement ira U’uerre que il n’ont enpense. Karles se drece en pies, s’a Frangois apele, Rainier de Genevois, Alori et Hardre. ! » 'Segnor’, dist Karlemaines, ‘molt m’aves vergonde, (Qui devant moi vos estes conbatu et mesl ; Mais par l’ame mon pere, se il n’est amende, Jen ferai tel jostise com moi sera löe. Alori’, dist li rois, "g’aves vos tot ovre. »»; Desfubles le mantel, ensi l’ai ‚esgarde, Si faites droit Rainier tot a sa volente. 'Sire’, dist Ganelons, “quant Vaves devises, Vostre comandement n’en seront Ja fause. >» Dist Grife d’Autefuelle: "molt m’en ara pese'. ı fehlt Ese. ® fehlt Ausg. und Ese. 8 fehlt Ese. Togrer: Altfranzösische Bruchstücke aus Damaskus. 965 Von mancherlei, was die beiden Bruchstücke zu bemerken An- laß geben. könnten, hier nur weniges: 4105 deviser braucht man sonst von bewußter, gewollter Anord- nung gesonderter Teile; hat der Dichter hier nicht etwa an Bemalung des Rosses mit verschiedenen Farben gedacht, so muß er dem Worte den Sinn von ‚teilen’, dem Partieipium den von ‚an verschiedenen Teilen ungleich’ beilegen. Von den zahlreichen Rossen, die man in altfran- zösischen Epen beschrieben findet, erinnert das des Clarion durch seine Buntheit zumeist an den Zelter der Enide im Eree 5324 —8, an den noch seltsameren der Camilla im Eneas 4050—-61, an den Plantamor des Cornumaran in Jerus. 1375—82, neben denen der Frontalatte Sacripantes im Orl. Inn. XXXI 68 nicht aufkommen kann, auch die Rosse im Gaufr. 29 und 148, in Fl. u. Blanchefl. (Duvn£kır) S. 40 mit Anm., ja sogar Bucefal im RAlix. ıı, 7 weit zurückstehn. Höchstens das Maultier der Venus in De Venus la Deesse Str. 210 ff. kann es mit Glarions Tier aufnehmen. — 4108 buirel in einem hier irgend passenden Sinn ist mir unbekannt. Wenn neben bu, das hier die Ausgabe bietet, und verschiedenen andern Nebenformen dazu (von denen bus mit festem s bei Goperroy fehlt) bur ein paarmal vorkommt, so ist doch Ödwirel nieht nachgewiesen, auch eine so lautende Demi- nutivform zu bw nicht leicht denkbar. — 4109 ist unsere Hds. mit gotes entschieden im Rechte gegenüber gietes des gedruckten Textes; s. goute bei GODEFROY. — 4110 coupes als Attribut zu pis ist öfter besprochen, doch ohne recht klar geworden zu sein, durch Müızer zu ChRol. 1652 (Ausg. von 1878), durch GParıs in Romania XI 509 A.ı (1882), durch Goperrov IX 221a. Von einiger Bedeutung ist die Stelle im Bestiaire des Phil. de Thaon 39 und 73, wonach (nicht bloß ein tüchtiges Pferd, sondern) auch der Löwe Les piez at gros culpez, wozu die Auslegung gegeben wird: Par le pie qu’at culp& Demustrance est de De Que le munt enclorat, En sun puin le tendrat. Danach kann kaum ein Zweifel bleiben, daß pes cavus im Carmen de prodieione Guenonis in der Tat die zutreffende Übersetzung ist. — 4116 sor- cengles scheint vor fors chaingles den Vorzug zu verdienen. — 4121 hat auch Ese. N’i vaut son de vielle, nicht N’i vaut lai ne vielle, was die Ausgabe aus der vatikanischen Hds. aufgenommen hat. — 4124 Die Lesart des Bruchstücks ist eine dem Stil des Epos mehr als comme foudre et ore geläufige: Si bruit li cos com foudre(s) encontre ore, Alise.165; Autresi bruit com foldre contre ore, eb. 204. — 4128 Statt Vous ales der Ausgabe hat auch Ese. die Frage. — 4137 Se je ensi te lais, dont sui ge mors(!) pr. ersetzt auch Ese. durch Se cheu que ge tiens lais, dont sui ge foulz pr. — 4490-1 Die Ausgabe: A hautes vois escrie moult «forceement. (Quant Vorg. liyn. ot la noise et entent: Ese. läßt den ersten 87* 966 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 29. Oetober 1903. Vers ebenso lauten wie unser Text, den zweiten aber besser als dieser schließen mit ot V’enseigne (Schlachtruf) et entent. — 4515 Das Sprich- wort (sonst reprovier, hier reprove) begegnet sehr oft: beinah buch- stäblich übereinstimmend in der zum Fierabras die Vorgeschichte bil- denden Destruction de Rome ı51ı (Romania II 9); quar entre faire et dire a grant devision, RAlix. 40, 6, wo freilich das Tun nicht mehr dem Vorhaben sondern dem Verheißen gegenüber steht, wie auch an den von mir im Archiv f. d. Stud. d. n. Spr. XCI ıı3 mit 2.3344 des Ille zusammengehaltenen Stellen und in il y a mout entre fere et dire bei Haur£au, Not. et extr. de quelg. manuser. V 289', während im Perceval Bd. VI S.228 es wieder heißt Moult a entre fait et penser, und in vielen andern Sprüchen bald das Drohen dem Ausführen, bald die Siegeshoffnung dem wirklichen Ausgang des Kampfes gegenüber- gestellt ist. — 4525 Das Ablegen des Mantels vor der durch den Landesherrn gebotenen Ehrenerklärung an einen Gekränkten hat wohl wie die nämliche Handlung bei einigen andern Gelegenheiten” nur den Sinn, daß es Sicherheit vor einem tückischen Gebrauche der Waffen gewähren soll; so heißt es im Gaydon 19 von Thiebaut, der sich vor dem Kaiser zum gerichtlichen Zweikampf bereit erklärt: Thiebaus despoille .I. riche mantel gris; Devant le roi tantost se poroffri, wenn der Mantel hier nicht etwa gage de bataille ist”; er wird gleich wieder angezogen S. 20. (Anderer Art ist das Hinwerfen des Mantels oder eines Mantelfadens als Symbol der Hingabe, JGrium, Rechts- altert. 1° 221;) 2. Ein Bruchstück eines Lebens der h. Maria aus Ägypten. Von geringerer Bedeutung noch als die Stücke des Fierabras ist, was wir auf den zwei Seiten eines nieht ganz unbeschädigten Perga- mentblättehens von 7 Centimeter Höhe und 5 Breite darum nur mit Mühe zu entziffern vermögen, weil die 20 und 18 Verse, die abgesehn vom Rande einen Raum von 5.2 ÜCentimetern Höhe und 3.2 Breite füllen, in ungewöhnlich kleiner, nicht sehr deutlicher Schrift gegeben sind, und das Pergament unter der Wirkung von Feuchtigkeit stark verschrumpft ist. Ich kann nicht für durchaus richtige Lesung bürgen und könnte es noch weniger, wenn nicht ein gedruckter Text des Ge- ! Dazu une vos fais, autre vos dis, eb. 2 ®2 Z.B. wenn der Abgesandte vor diejenigen tritt, an die er eine Botschaft zu bestellen hat, wie in Ger. de Viane (Bekker) 1129, im Oliges 317, 334, G Dole 971 oder in der berühmten, von GParıs (Romania IX 515) behandelten Episode des Aymeri de une 2593 (so auch tut die Botin Ch. Iyon 2713). S. Prerrer in Zts. f. rom. Philol. IX 29. ER ee a a a 3 Pr - Tosrer: Altfranzösische Bruchstücke aus Damaskus. 967 dichtes, dem die 38 Verse angehören, Hilfe geleistet hätte. Die Namen ‚Zosimas und Maria ließen sofort erkennen, daß es sich um das Leben der h. Maria aegyptiaca handelte, und bei weiterem Nachsehn ergab sich, daß man es weder mit Adgars noch mit Rustebuefs Gedicht über diesen Gegenstand zu tun hatte, sondern mit demjenigen, das nach einer Handschrift von Corpus Christi College in Oxford Cookz in London 1852 veröffentlicht hat in ‚Robert Grossetete's Chasteau d’amour, to which are added »La Vie de Sainte Marie Egyptienne« and an english version of the Chasteau d’amour. Now first edited by M. Cooke’' (Publi- cations of the Caxton Society), und mit welchem sich seitdem beschäftigt haben AMussarıa, Über die Quelle der altspanischen Vida de S. Maria Egipeiaca, Sitzungsberichte der phil.-hist. Classe der kais. Akademie der Wissensch. XLIH Bd., Wien 1863, PMrvrr in Documents manu- scrits de lancienne litterature de la France conserves dans les biblio- th&ques de la Grande-Bretagne, Paris 1871, S. 205, wo andere Hand- schriften des Textes verzeichnet sind, HKnust in Geschichte der Le- genden der h. Katharina von Alexandrien und der h. Maria Aegyptiaca, Halle a. S. 1890, S. 212, PMrver in Notices et extraits des manuserits dde la Bibliothöque nationale et autres bibl., T. XXXV, 2° partie, Paris 1896, S. 492, wo weitere Niederschriften des nämlichen Gedichtes nach- gewiesen sind, GGRrÖBER in seinem Grundriß, Straßburg 1902, la, S. 644, Anm. 9. Die Kürze des Bruchstücks aus Damaskus gestattet den ihm ent- sprechenden Teil des vollständig durch Cooke bekannt gewordenen Gedichtes nach der freilich sehr unzulänglichen Ausgabe neben jenem zum Abdruck zu bringen und darauf das damit sich deekende Stück der lateinischen Prosa folgen zu lassen, die zu dem französischen Ge- diehte unverkennbar in sehr naher Beziehung steht, und die in der Bibliotheca casinensis, T. III (1877), S. 229 des Florilegium casinense nach einer Handschrift des elften Jahrhunderts zu lesen ist. Den Text von Damascus gebe ich ohne alle Zutat, nur daß ich 5 und ö, vo und u sondere und ein paar fehlende Buchstaben einschalte. Oxford. Damaskus. Meis seinte glise ad grant bosoin r” Mas sente eglese a grant besun Ke pur lui facez oreison. 980 Que per le faces oresun Ke deus Üi otreit peis durable E dis li otreit pas durable E la defende du diable. | E la desfende [de] deable Marie lu respundi Marie li a respundu Deu la gart par sa merci. Dex la goert per sa vertu E le turna vers orient 985 El a garde vers orient Dresce ses mains ver ciel les tent. Ses mains drecet au .oolest'e” 968 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 29. Oetober 1903. E deus priat son creatur E pree de lo criator Mut piement par grant amur. Mot piement per sa docor Si come la boche lui moveit Si que la boche li movet Me nule voiz nen. isseit. 990 Mas nulle voiz ne se/n] eset De terre feut sempre ravie De terre fu sempre ravie Si kele ni attocha mie. Si que elle ni tochot mie Zozimas ot pour mut grant [Z]Jos[i]mas ot paor mot grant Dampnedeu trait a garant. Jesu Crist en trait a garant Ke plus ke dou piez e demi 995 Lai o elle fist sa preere Ert entre la terre e lui. ..„"e sires laveit si chere Ou ele feseit sa priere [QJue plus que dos peiz e deme Nostre sire lout tant chiere. [AJveit entre la terre e le De la pour kout zozimas v’ De la paor got zosimas Comenca sen aler le pas. 1000 Se comenca aleir sun pas (Quida fanteime avoir trove Cuda fantome aveir troe Ariere estoit ankes reuse. Areres sesteit reuse Kant marie le vit turner (Jant marie len vit torneir Sovef le comence appeler. Comenca lo a apeleir Cheles dist ele zozimas 1005 Chelles dist elle zosimas beau chier pere dont te dotas. Beau peres chers per que dotas Purquoi lenvas por une femme Per que dotas per une fenne Sachiez ke sui crestiene. Saches que je se crestienne Baptize feu en enfance BaftisJec fui en menfance En deu ai tute ma creance. Toro En de ai tole ma fiance Il est mamur e mun desir Ki sei .... espeneir! Jol servirai geskan morir. Nen partirai jusge au morir Sa destre main levat amunt La sente croiz fist en sun frunt La seinte croiz fist en son front. Sa destre mein leva amunt Li seinz hermites bien le vit 1015 Li sens hermites co bein vi As piez la dame si chait. Aus peiz a la dome cheil Zosimas vero respondit et ait ad eam. multifariam relinguens brevi sermone dieam tibi mater; quod christus dominus ac redemptor noster omni suo populo firmam pacem est dignatus concedere, sed rogo te ut depre- ceris dominum pro totius seculi constabilitate; simulque et pro meis pec- catis. Respondit ad eum mulier; oportunum est te abba zosima qui habitu et mente sacerdotali ornaris officio pro omnibus atque pro me peccatrice dominum exorare. quoniam in hoc vocatus es. tamen ‚propter preceptionem tuam obediam cum omni virtute et orabo dominum lieet peccatrix. Et ele- vans oculos ad orientem; manus ad caelos tetendit. caepitque silenter orare. ia ut lantum labia eius moverentur. Unde zosimas nullum verbum ora- ' Hier sind mehrere Buchstaben unlesbar, auch der erste der Zeile unsicher. Toster: Altfranzösische Bruchstücke aus Damaskus. 69 tionis ilius intelligere quivit. Sed hoc deum sibi adhibens testem dicebat; quoniam dum prolixam mulier faceret orationem. viderit eam ex loco in quo stabat orans suspensam in aere quasi ad unius cubiti mensuram. (Qua visione magno comprehensus pavore cadens in terram caepit sudoribus inun- dari. nichilque aliud dicere poterat; nisi tantummodo Kyrie eleyson. Dum hec gererentur; caepit senex cum magna dubietate intra se volvere ne forte spiritus esset phantasie; fingendo orationem. Moxque conversa mulier Te- vovit abbatem a terra et ait ad eum. abba zosima ut quid te conturbant cogitationes tuae in tantum ut scandalizatus sis in me? Existimans me im- mundum esse spiritum. orationem simulantem? Eece satis facio tibi licet enim peccatriw sim mulier ; tamen sanchum domini nostri ihesu christi bap- tismum induta sum. et non sum’ spiritus. sed magis terra et cinis. nulla- que habeo maligni spiritus opera. Et haee dicens signo sanctae erueis fron- tem. oculos. labia. pectusque sibi depingens; dixit. deus omnipotens abba zosima. eripiat nos ab iniquo atque maligno illo hoste; qui adversatur hu- mano generi. et subveniat nobis per misericordiam suam. Audiens haec senex proiciens se in terram; et comprehendens pedes eius; dicebat cum laerimis. Adiuro te u. s. w. 3. Verse über die wunderbare Geburt Jesu. Das Stück, von dem zu reden noch erübrigt, ist aus mehr als einem Grunde das anziehendste von den dreien; es gehört einer Dich- tung an, die bisher unbekannt geblieben zu sein scheint, und es weist in seiner Sprache Züge auf, die auf ziemlich frühe Entstehung schließen lassen. Was uns heute vorliegt, stellt sieh als ein Büchlein aus vier Pergamentblättern von 9 Centimetern Höhe und 7.5 Breite dar; ein fünftes Blatt ist angeheftet, steht aber zu dem Vorangehenden in keiner Beziehung, wie auch schon die Rückseite des vierten Blattes eine lateinische Beschwörungsformel enthält, also mit der Vorderseite, die übrigens selbst schon nieht bis zum untern Rande beschrieben ist, sondern zwei und eine halbe Zeile leer läßt, in keiner Weise zu- sammenhängt. Ein Umschlag ist um alle fünf Blätter gelegt und mit ihnen zusammengeheftet. Die einzelnen Seiten enthalten je ı5 bis 17 Zeilen, auf denen aber mehr als soviel Verse geschrieben stehn; denn diese sind wie Prosa hintereinander eingetragen, bloß durch Punkte voneinander getrennt. Die ersten Zeilen, an deren Spitze eine rote Initiale sieh findet, die aber eher den Anfang eines neuen Ab- schnittes als den eines Werkes darzustellen scheinen, lassen kaum einem Zweifel daran Raum, daß wir es mit einer Übersetzung zu tun haben, und Z.25 bezeichnet als Vorlage eine ‚Homilie'. Was für eine aber dies sein mag, vermag ich augenblicklich nieht zu sagen. Für 970 Sitzung der philosophisch- historischen Classe vom 29. October 1903. einzelne Stellen ist die letzte Herkunft leicht nachzuweisen: abgesehn vom evangelischen Berichte beruhn Z. 26 bis 30 auf Jesaias VII 14, dann Z. 96 bis 104 auf III Mos. 20, 10 und V Mos. 22, 22 (ungefähr), und die Z. 5 zu lesende Berufung ist wenigstens insofern berechtigt, als die Zurückweisung der Ketzer, welche von 2.135 bis zum Ende des Bruchstücks reicht, in der Tat genau der Auseinandersetzung folgt, die wir im dritten Abschnitt des freilich heute dem Augustin nicht mehr zugesprochenen Sermo CCXLV ‚De mysterio Trinitatis et incar- nationis’ I (Operum T. VII 1308, Ven. 1763) lesen: E contra Judeus, Contra naturam, inquit, parere virgo non potuit, et detestandus Manicheus, si caro erat, virgo esse non potuit; si virgo peperit, phantasma fuit. Utrisque respondendum est. Profero de historia veteris testamenti necessarium exemplum contra Judeum ..: Dominus Moysi sancto precepit de singulis tribubus virgas aferri. Allate sunt duodecim virge, inter quas etiam una erat qu@ Aaron fuerat sacerdotis; posite sunt a sancto Moyse in tabernaculo testi- moniü. Virga autem Aaron post alterum diem invenitur subito produsisse ‚flores et frondes et peperisse nuces .... Virga ecce protulit quod ante non habuit, non radicata plantatione, non defossa sarculo, non animata succo, non foecundata seminario; et tamen cum illic deessent universa jura natura, protulit virga quod nec semine suggeri potwit nec radice... Dicat igitur mihi Judeus incredulus, quemadmodum arida virga florwit et fronduit et muces protulit; et ego dicam üli, quemadmodum virgo conceperit et pepererit. Über die Zeit, der das Gedicht angehören mag, wird es sich empfehlen mit großer Behutsamkeit zu urteilen. Eine Erscheinung, die auf hohes Alter hinweist, ist das vielfach, doch bei weitem nicht folgerichtig, auftretende Z für sonstiges z im Wortauslaut. Dieses t, das aus einigen der frühsten Denkmäler des Französischen und des Provenzalischen bekannt ist, besonders aus solchen, deren Zugehörig- keit zu dem einen oder dem anderen Gebiete nicht völlig außer Zweifel steht (Passion, Leodegar, Sponsus, Epistel über Stephanus, dann auch aus Boethius und den alten Psalterübersetzungen u. a.), treffen wir namentlich in zweiten Personen des Pluralis (Z. 1, 24, 185), aber ‘auch solchen des Singularis (125, 126) und sonst (z. B. meilt = melius 170). Der Schreiber läßt z jedoch überwiegen und läßt sich nicht, einmal durch den Reim immer bestimmen sich für das eine oder das andere zu entscheiden (163 :164, 193 ::194); daß er besser getan hätte bei £ zu bleiben, zeigt der Reim zwischen dem männlichen Nom. sing. esbaiht a und dem Namen David ı 16. — Eine zweite Altertümlichkeit der Sprache liegt in den schwachen Perfekten zweiter Konjugation auf -# oder -iet nasquid 8, 139, descendiet 54. Derartige Bildungen, wie sie schon von mir 1857, von Diez 1871 mehrfach, und in besonders großer Zahl von WOLTERSToRFF in einer Dissertation aus Halle 1882 und von Mussarıa TosLer: Altfranzösische Bruchstücke aus Damaskus. 971 Lit. Bl. 1832, 230 nachgewiesen und seit Schuchardt auch richtig er- klärt sind, reichen zwar bis ins 13. Jahrhundert herunter, sind aber häufiger doch nur in älterer Zeit. Noch auffälliger ist die Form fure 144, wenn sie wirklich, wie es scheint, aus uerat hervorgegangen und im Sinne von fuit gebraucht ist. Solche aus dem lateinischen Plusquamperfeetum beruhende Präterita hat man sonst aus späterer Zeit als der des ältesten Alexius und etwa der des Gormond und Isembart, wenn dort dueret oder derret wirklich — debuerat sein sollte, nicht gekannt. (Nirgends erwähnt finde ich das doch wohl im Sinne von nfz. je voulus gebrauchte voldre in den Dialogues francais-flamands composes au XIV° sieele .. p. p. Micuezant, Paris 1875 Dıa: Columbe le boisteuse s’en ala tenchant de chi, pour che que je le voldre baisier ‚Co- lumbe de manke ghine sceldende van hier, omme dat ie se wilde eussen’.) Auch die Gegend des Ursprungs genauer anzugeben gewährt das Überlieferte kaum den nötigen Anhalt. Formen wie charnal, itaus, taul lehren sehr wenig, auch wenn sie durch den Reim gesichert sind, was von 85, 122, 146, 183 nicht gilt; auch der Reim sainte : enceinte 124 ist weit herum möglich gewesen. ei aus e (2 oder £) ist eben- falls ein in weitem Umfang regelmäßiges Ergebnis, in um so weiterem, je höher man in die Vergangenheit hinaufsteigt; daß ein paarmal e statt dieses ei erscheint (le = legem 144, me — me 80) hat wohl keine Bedeutung. Eher könnte Aufschluß geben, daß € + i nicht ö noch ie wird, sondern ei, daß avolteire 99, esleite 128, leire 175 überliefert sind; aber grade diese Formen gehören, wie die Reimwörter martire, esperite, dire zeigen, nur dem Schreiber an, während der Dichter ein i statt ei gesprochen haben muß. Er wird auch de li 130 gesagt haben, wo die Handschrift de le gibt mit jenem /E (aus Ziei), das einem unvor- sichtigen Herausgeber nahe legen könnte d’ele zu schreiben (s. Zeitschr. f. rom. Philol. II 309 und dazu Romania VIII 630). Für Entstehung im Süden spricht, wofern es nicht erst von dem Schreiber herrührt, das häufige Vorkommen des tonlosen neutralen Ac- cusativ-Pronomens 0 40, 46, 96, 150, 155, 176, d.h. an allen Stellen, wo es vorkommen konnte, mit Ausnahme von 105, wo nel steht, während n’o (wie 150) auch hier stehn durfte. Dazu kommt der neu- trale Nominativ o/ 55. Mit beiden hat sich ausführlich GParıs in Romania XXIU 165, ı 75 beschäftigt. Ebenda hat er von dem Neutrum cel gehandelt, das er vorzugsweise im Norden nachweist, das aber auch dem Joufroi nicht fremd ist und das (nebst icel) hier 93, 119, 137 er- scheint. Eine rein provenzalische Form ist die des Zahlworts nou 173 (altfranz. nuef); sie ist mir sonst noch in den von BoucHEriE heraus- gegebenen Sermons poitevins 181 EN einem Texte, der sonst „öfter die Form nu verwendet. Sitzungsberiehte 1903. 88 972 Sitzung der philosophisch -historischen C lasse vom 29. October 1903. Die Überlieferung ist im ganzen befriedigend; ein paar nicht tief- greifende Änderungen sind im Texte durch eckige und durch runde Klammern angedeutet, jene Buchstaben einschließend, die zuzusetzen, diese solche, die zu tilgen scheinen; einige andere sind unter dem Texte in Vorschlag gebracht. Der sechssilbige Vers, der paarweise gereimt im zwölften Jahrhun- dert beliebter gewesen ist als späterhin, erscheint mit Sicherheit und zwar so gehandhabt, daß die stärkeren Pausen jeweilen nach der zweiten Zeile eines Reimpaares zu liegen kommen; novas rimadas parionas nennen dergleichen bekanntlich die Leys d’amorsI 138. Die Reime sind nicht überall sehr rein; verges : seches 158, meschine : cumpaignie 76 sind As- sonanzen, die man wird hinnehmen müssen; das Perfectum 3. Sing. florit, das 188 mit dem Präsens je di gepaart ist, darf man mit flori vertauschen. Die Form dome (= domina), die außer dem Reim Z. 43, 174 auftritt, ist auch sonst zu belegen (s. FoErster in Zts. f. rom. Philol. XII 543, Samedi. P 367, 769), wird aber, da sie Z. 134 mit de serme d.h. de s’ame (‚seiner Seele’) reimen müßte, wohl nicht dem Dichter angehören. Mit an sonne Z. 51, das mit home reimen soll, ist. vermutlich in summa gemeint und, da jene Form 'sonst nicht vor- zukommen scheint, wird man an some setzen dürfen. Reime wie eiel: duel kommen bekanntlich vor (s. meinen Versbau* 147), und so ist denn anzunehmen, der Hinzutritt eines flexivischen s in beiden Wörtern und etwaige Anderungen, die infolge dessen mit dem / vorgehn, werden den Gleichklang der Ausgänge auch nicht stören; aber del ceel 71, was an sich schon auffällt, kann mit deols keinesfalls reimen. Der Dichter wird des cieus : dueus gesagt haben. Bedenken erregen kann auch der Reim judeus (judeus) : bries (breves) 166; aber provenzalisch einmal finden wir genau reimend juzieus : brieus und unter Berufung auf das oben erwähnte nou (novem) dürften wir hier brieus für bries setzen, und andererseits finden wir neben Judeu auch jude SMarg. I 78 (allerdings im Reim zu de = deum, also wohl mit einem e, das dem aus a entstehenden gleich ist). Erwähnt sei noch nessance : sentence 22. Lexikalisch dürfte etwa hervorzuheben sein: Judäisme 9 als Ad- jektiv gebraucht, vgl. Gent paene e gent Judäisine, Best. Guill. 2099; entsprechende Verwendung von paienisme findet man bei GODEFROY, ferner en la loi paienime, Fier. 140: Ü trei rei püinisme, Serm. poit. 34- —— natures 65 scheint die Menstruation zu bezeichnen (oder hier viel- mehr deren Ausbleiben); der älteste der von PınnıEr herausgegebenen Lapidarien sagt vom Steine Gagates: Desuz se s’en estuve feme, 8 natures li rent la gemme, 436, und was damit gemeint ist, sagt nicht minder diskret die Berner Bearbeitung: A feme qu’ist de sa coutume . - e Done remede isnelement, 704, schon unumwundener die Cambridger: Toster: Altfranzösische Bruchstücke aus Damaskus. 973 La femme ki ne poet avoir Le mal de flors a son voloir, Enfumez Ven, tost en garra, 470. — mesure 66 heißt hier und vielfach ‚Weise, Art’, was man sich auch für das richtige Verständnis von Ch. Rol. 146, Poeme mor. 501d, Troie 743 merken darf. — Die Konstruktion des- covrir aucun d’aucune rien 93, 106 ‚einem etwas ausbringen’ begegnet auch sonst: Mais que soie söurs et cers (Que par vous n’iere descouvers De mon consel (Geheimnis), Amadas 2784. — 108 entroduire oder en- treduire heißt ‚unterweisen’, s. GoDErroY und Bare. u. M. II 91, 65 (wo puissiez zu schreiben); Mxox II 291, 397; Poire 670; SSag. 2068. — Auch für das ziemlich seltene dentres que 109 gibt Goperroy ein paar Belege. — 111 noinz (aus nuncius) kenne ich sonst nur im Sinne von ‚Botschaft’; hier ist es ‚Bote’;. beide Bedeutungen vereinigen in der alten Sprache auch mes und message. — 138 em poestre (die Form ist auch sonst durch Reim gesichert) wird hier ebenso wie nasquie mit de mere zu verbinden sein. Die auffällige Ungleichheit des Modus in den beiden Subjektsätzen würde sich leicht heben lassen. — 143 cante, das man im Hinblick auf 2.87 mit cunte zu vertauschen versucht sein könnte, steht deutlich in der Handschrift, und das nämliche Verbum wird von der Aussage einer schriftlichen Quelle nicht selten gebraucht: si com li livres nos chante, Troie 10792; Si com Üi livres le me chante, N DChartr. 209; De ce que Vescriture chante, Ruteb. I’ 167; ähnlich eb. 1'156 und hier Z. 3; und was c vor a betrifft, so steht carga 168 neben cha/r/ga 194. — 144 lefi] (vgl. 87) muß hier das ‚alte Testa- ment’ bezeichnen ohne daß vieille oder anciiene dabei steht, und in völlig konkretem Sinn wie etwa in estoires devines De la loy anciienne(s) pointes, Malıom. 32, wo freilich das Adjektiv nicht fehlt. — Zu der Konstruk- tion in 150 sei auf meine Verm. Beitr. I’ 28 hingewiesen. I. Öet, seignors, trestuit, Ne cuident ne ne creient Por de, ne vos enuit, Ne pas ne nos otreient Que cante la raisuns ıs (Que dex seit descenduz E la seate leizuns. Ne en terre venuz. s Sainz Augustins la fait A lor raisun destruire E quarentisse en trait Lor deit ’em cels aduire Que deus a cest seint jor ı" Qui lo deraisnement | Nasquie por nostre amor. »» Cumme laial garent Mais la genz judäisme, Funt de ceste nessance ıo Que dex ot tant cherisme E donent tel sentence Que par la roge mer Que am ne pot desdire, Les fist a sei par, Si cum vos m'oireit dire. 12 l. a sec ı8 über dem e von cels steht noch ein e 24 oireit deutlich. wie 152 veiras n [°} w w un en in u a ° Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 29. Oetober 1903. Ce cunte P’omelie Que ce dist Y'säie Que une virg(r)ine vendreit E cele enfanterei Un enfant dul[z] e bel Par noum Emmanüel. Ce fu cele pulcele Cui porta la novele Sainz Gabriels li angeles. Prifr)mes li fu estranges, Mes pois lo tint por dru, Des que l’ot coneu. Disft] li: “ave, Marie, De graisce ies replenie. Deus est ensenble o tei E mande t’o par mei Que li filz de V’autisme Nestra de tei möisme. La dome li respunt: “Ce veille deus d’amunt Que isi me seit fait Cum tu m’o as retrait. Des cele ore en avant En fist deus sun talant. Qui sire esteit e pere, De sa fille fist mere. La vertud de an sonne Sanz cumpaignie d’ome E sanz autre folie Descendiet en Marie. Des que ol vint a tant Que fu preinz de l’esfant, Joseph s’en apargut, Quant li ventres Ü erut. Vit li enfler les veinnes, Qui furent de de plaines; it la fort engreger E perdre lo menger. Dune sot a escient Sanz negun celement 66 1. en plusors 68 1. esteit -ı I oo oo xD - 76 1. N’oi ge? 65 E conut aus natures E en plus hors mesures, Des que vit la carn teinte, Que ele ere enceinte. Prist sei a doloiser E for[t] a dementer. “Deus, pere dulz del ceel, Cum m’est eröuz granz deols! E, cum fort aventure M’a donee nature! (JQuar 0 ceste meschine Ge n’oi une cumpaignie. Ele ere m’esposee, Mes unque violee Ne fu sa chasteez Par mefi] ne sa beltez. Or la vei preinz d’altrui, E ge ne sai de cui. Mult en ai grant merveille, Neguns ne me cunseille. Coment fist taul folage Fenne de sun lingnage? (Quar ce cunte la leis Que de linnage a reis Est ele tote esiraite E cunceu’ e faite. Sire deus, que ferai? Cum me cunseillerai? Si de cel la descuevre, Je ferai molt male ovre; (Quar nos trovum eserü E Möyses o dit: Si fenne est entreprisse E d’autre ome reprisse, Lor peche d’avolteire Deit receivre martire, E a cel jujement (Que tife]nent nostres genz La deit "em fors menner E 0 pieres tüer. 102 1. nostregent 105 - - ° _ - un - D oO N un er ° - w Du 140 Bd ToBLER: A fei, ja nel ferai, Ne l’en descovrirai, Einz m’en fuirai ennuit, Si dex ne m’entroduit. Dentres que doloisot E d se dementot, A tant as vos lo noinz Dun ere sis bessoinz, Que dex li enveia, Pois si l’araisona: "Joseph, fili David, Por quei ies esbäiht? A gal oes te dementes E por quei te gaimentes? Cel dun tu te cumplainz Que t’espose[e] est prainz, N’est pax d’ome mortal Ne de peche charnal, Ainceis est chaste e sainte E est de deu enceinte. Ce dun tu la mescrei Que enceinte la veit, Est de saint esperite, Qui Ta a sei esleite. Dex, qui fu e qui ere, A de le fait sa mere'. Des cele ore en avant Fraint Joseph sun tale/nt]; Por salvement de s’erme La tint cumme sa dome. Or dient li erite Cuntre saint esperite: "Coment pot icel estre Que dex fust em poestre E que nasquie de mere Sanz semence de pere?” A lor raisun cunfundre Lor deit l’em ceu respundre Altfranzösische Bruchstücke aus Damaskus. - un [1 2 SQ © - a un - Dj [e} ve 1 in 180 975 Que cante (en) Vesereture, E dit que en la lefi] fure Uns miracles itaus, Mes ne fu paregaus. Dex vint a Möyses E si li dist apres: “Fai doze verges prendre, Garde que n’o cuntendre; Met les an tabernacle, Si veiras. un miracle (Qui est senefiance De la sainte egance. Möises tost o fist. Isi cum deus Üi dist, Fist prendre doze verges E furent totes seches, Lai endrei les posa O dex li comanda. Un i ot dos bastuns (Que porta Aaruns; Al matin fu veuz E florit e foillud. Or die li judeus, E gart en toz ses bries, Coment en une nui Carga la verge fruit, E ge li redirai AI meilt que je savraı, Cum de sainte Marie, La dome dulce e pie, Au terme de nou meis Deigna nestre Üi reis. Mais il ne pot tant leire Que o poise dire, Ne le florisement Ne cel enfantement. La lor granz ‚felonie, Lor orgueilz, lor Jolie ııı es scheint der obere Teil eines [in as weggefressen; man könnte ai lesen 146 Zernagung des Pergaments hat den obern Teil dessen vernichtet, was hinter p 17 ; Stand, so daß ıman ebenso wohl pas wie par lesen darf Que ja 0 poise? 0 Sitzungsberichte 1903. 161 1. des b. 89 976 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 29. October 1903. Les a gitet de rote, Ne d’aigue reverdie Por ce ne veient quote. Ne arosee de doit, Taus est la quesciuns Porou si chafr/ga noiz. Aus erites feluns, ı; Fruit ot cumtre nature; 835 Cum m’avet öl soldre. Mes tot fu en figure La verge fu de coldre, E en senefiance La verge dun ge di De la seinte creance. Qui cele nuit florit. Or vos dirai coment, Ne fu mie plantee 0200 4 m’en sereiz garent. ı;o Ne de graine senmee En la noiz Ne de sarcel föie ” Ausgegeben am 5. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckeri zu St. XLII und XLIN. EN . Mürzer- Beestau: ‚Zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken ‚(hierzu T £ m Tosıer: Bruchstücke altfranzösischer Dichtung aus den i n der Aue | schriften . ja ee, seine Kbbaudiı ngen aus s den Jahre Dünnıer: Gedächtniterede auf Paur Sc : Gedächtn e: Cau cus arcticus (ArmAUER Hansen). ee © Hahn co: Das Tuhuehe N rries und ‚seine Bezi iehungen Coxze: Die Kleinfunde aus Pergaı unpacn: Bericht übe Br Burpach: Be en 2 er Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1903. F. Körrer: die eg) des Drucks an gekrümmten Gleitflächen, eine Aufgabe aus der Lehre vom Erddrüuck ee . HARTHASS: über einen neuen Zusammenhang zwischen Bogen- und Funkenspeetren I van’t Horr und G. Just: der un a un strichgips Br J. Leiroor: der Hirt des Herm in E. Hasen und H. Rusens: über Das Ara zeriiehen ds: Reflexionsvermögen der Metalle und Ihrem elektrischen Leitvermögen . J. Reıske: die Entwickelungsgeschichte te der Dünen an der Westküste von Schlesw “ie ; R. Assmans: Beoba Er ungen am Aöronautischen Observatorium über Temperatur - inkehrungen ü W.Sıaromox: über die Lage re und das Alter des ee i ; Fropentus: _ de sharakteristschen Einheite tı der symmetrischen Gruppe van'r Horr . Barscnarr: Untersuchungen "über die Bildungsverhätuse der ozeanischen Salz- abla ri n. xx F. Toster: über Polymo hismus Yo Meeresalge n von Wirasom WITZ- Firnanges NDORFF: drei S chlnssseenen griechischer Dramen. a. II) i Erman: zur Erkläru apyrus Pranck: zur ee Peie der selectiven Absorption in isotropen Nichtleitern van’r Horr und G. Just: ehe et über die EEE der ozeanischen Salzab- lage n. XXXI = r j- 8 177 FJ o ar + N [e) >& =] md (e) Aa no "S =5 235 "u# © “a Fi 2 & »| s s ”„%# s [ s ” . . * . * Frosesı ! Theorie der hype rkomplexen Größen . I a an E. Bun: Metalloptik und Maxweri’sche Theorie W. Jaeger: über die in der Darstellung und Festhaltung des elektrischen Widerstandsmaßes er- reichbare ni vig it » H, Fans Unt hungen über die Tier- und Pflanzenwelt sowie “über die Bodensedimente des Nordstiantichen Ozeans zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite kesgige Taf. » » von Wıramowırz- MoeLLEnDoRFF: drei Schlußszenen ag Dramen. (II. En, H. O. Laser: Pro phezeiungen eines Kirpüe chen Weisen aus dem Papyrus I, 344 in Leiden - Fr. en . ZICKGRAF: die en von Guanidin bei ur von Leim mit Perman- vox Bezorp und A. ıDrT: Vors a zu einer magnetischen Vermessung eines s ganzen Paral ale. gr zur er der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus ie VANT ge a W. Mevennorrer: Untersuchungen über die Bildungsverhältnise der ozeanischen Dueer: ige. XXXUH. ” aa Sardiniens und seine e Beziehungen zu den Jungen, eircum -medi- erranen Faltenzüg: $ Sonderabdrücke aus den RN RR IN REN II. Rear 1903. M. Pıscrer: die gi Se Paderiyä “ O. Franke und Pısc Kaschgar und die Khar osthi” Branco: Die Gries- Brsaee des ang als En m Spaten unabhängige, früheste Stadien embryo- Fe Vals bild ” Branco: Zur eg der Vulca een VıAsLex: über die Re es Lysias i in Bio Phaedrus . et » Monumsen: eine Inschrift aus Baalbek " H. vos Sopex: Bericht über die in der Kubbet in Damaskus gefundenen Handschrifienfragmente . » Harnack: Forschungen auf dem Gebiete der alten schen enischen Litte . von a. -ÄLTENECK: über die esitege m von Pendelschwingungen d Peer Z A. Dane erikere : der Mon n Sardinien. TI’ » vos Rıcntuorex: Brose beine "Studi _ aus s Ostasien. v anne een _— aus Ostasien Dee 0. a zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen a Tat um und IV) . 0. Es zur The eorie derjenigen Raum umeurven, bei welchen die erste MR eine gegebene uneti on der Bogen nlän wa Mürter-Beestau: zur Theori ie Windverbände eiserner "Brücken. (hierzu Taf. £W). bene“ Bruchstücke a altfranizieischee N aus den in der ee in Damaskus "gefundenen andschrifter wu sg o2 sp9S8r->2 99 83823118 S& SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XLIV. 5. Novemger 1903. BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. $1. . Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross Oetav regelmässig Donnerstags acht T nach rel Sitzung. Die sämmtlichen zu gen Kalender vorläufig einen Band mi we Sachs ee bne Unterschied der hr gehö . Stücke bilden v. Gorlnende g- Die erdem a durch den Ban Kategorien der Sitzungen Fortlanfarıde ame Ordnungs-. nummer, und zwar die Berichte über Sitzungen der physi- kalisch- "mathematischen Olasse zen gerade, die über Sitzungen h-historischen Classe ungerade 8.2. 1. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mit- theilungen und über die zur ei regens. geeigneten geschäftlichen Angelegenheite ; . Darauf folgen die vr Sitzungsberiehten über- wiesenen wissenschaftliehen Arbeiten, und zwar in der w 7) n Sitzungen gehö- rigen Stücken nieht erscheinen konnten. 85. Den Bericht über jede einzelne een stellt der Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. er Seeretar führt zü Re über die Redac- tion und den Druck der in dem ger Stück erschei- sahen eimsihefklächen: Arbeite 86. e Aufnahme .. wissensehaftlichen Mit- beilung: in die Sitzungsberiehte gelten neben $ 41, 2 der Statuten und $ 28 dieses ee die folgenden beson- dere page . Der Umfang die Mitt ttheilung darf 32 Seiten in hnitte fertig sind und von izugebenden Tafeln die volle erforderliche Auflage eingeliefert ist. $7. die Sitzungsbe richte bestimmte wissen- shatliche * itheling darf in ee Falle vor der Aus- gabe d enden Stü ner aufgenommenen wissen- schaftlichen Mittheilung in anderweit früher zu öffentlichen beabsichtigt, als ihm dies Bach den er den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt- Akademie oder der betreffenden Classe. #3 wärts werden Unirerturen nur auf besonderes ee verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. 81 r Verfasser einer ERS den »Wissenschaftlichen ‚Tag Titel der Bear und der N % "Su Mittheilungen, ne zur Fe ee der Sitzungs- berichte und einem angemessenen Titel nicht n zwei as al fällt in der Regel der Umschia 3. Einem Verfasser, welcher Mitglied der en ist, steht es frei, auf Kosten der ee weitere eg Sonderabdrücke bis zur Zahl von noeh hundert, und auf seine Kosten noch weitere bis zur Zahl von zwei- zu rege tlicher Ver- r diess rechtzeitig ie “ wünscht er auf und ‚fen ws nr Anzeige bei dem relig ih Secretar weitere 200 Exem plare auf ihre rn "able lassen 8.28. r Aufnahme in die Sitzungsberichte be- Seren un haben hierzu die Verm Fache angehörenden ordentlichen Winelleden zu benutzen. ee eraiie "Einse ndungen auswärtiger oder co hat er einem zunächst geeignet scheinenden Mitgliede zu überweisen Aus Stat. $41, 2. — Für die Aufnalipse bedarf es einer ausdrücklichen eier der Akademie oder einer der ers Ein richteter Antrag kann, sobald da anuse Fi: ae vorliegt, gestellt und re zur Abstimmung gebracht werden.] $ 29. 1. Der redigirend e Seeretar ist für den Inhalt ‚des unge r diese für alle übrigen Theile Fe Sitetmgaberichte sind Bor = Richtung nur die Verfasser verant- Akademie versendet ihre » Sitzungsberic. Die wofern nicht im besonderen Falle anderes u wird u Eng von Januar „ ee October Hälfte des bis December zu er des re re 2 Fi bee. eramegs des Registers. BR EN RE SLR EREERE NEE 2: 977 SITZUNGSBERICHTE _ 1903. XLIV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 5. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Scnorıky las: Über die Aser’schen Functionen von drei Veränderlichen. Es wird eine Darstellung der geraden Thetafunctionen in Rıemann’s particulärer Lösung entwickelt. 2. Hr. Frosenius las: Über einen Fundamentalsatz der Gruppentheorie. ß Die Anzahl der Elemente einer Gruppe, deren nt® Potenz gleich A ist, ist teil- bar durch den größten gemeinsamen Divisor der Zahl » und der Anzahl der mit A vertauschbaren Elemente der Gruppe. Die Akademie hat das ordentliche Mitglied ihrer philosophisch- historischen Classe Hrn. TuEopor Mommsen am 1. November durch den Tod verloren. Sitzungsberiehte 1903 W 978 Gesammtsitzung vom 5. November 1903. Über die Asrr'schen Functionen von drei Veränderlichen. Von F. ScHortKY. Wenn man die homogenen Funetionen dritten Grades von drei un- abhängigen Variabeln x, y,z aufstellt, die für sieben gegebene Werth- systeme ER (= 1,2..7) verschwinden, so werden alle durch drei unter ihnen: X, Y,Z, aus- gedrückt. Unter diesen kubischen Functionen giebt es 28 besondere. Nämlich zunächst 21, die in Faetoren zerfallen: Ha =#50,; Der eine Factor, F,,, muss hier immer linear sein und in zwei der gegebenen Punkte, « und 8, verschwinden, während der andere quadratisch ist und in den fünf anderen Punkten verschwindet. Zu diesen 21 zerfallenden Functionen sind noch sieben andere, H,, hinzuzufügen, von denen jede in einem der sieben Punkte von der zweiten Ordnung verschwindet. Unterwirft man die Variabeln x,y,2 der Bedingung, dass die Functionaldetermfnante von X, Y,Z nach %,y,2 verschwinden soll, so ist damit eine algebraische Gleichung sechster Ordnung zwischen %,Y,2, L=0, bestimmt, welche die sieben festen Punkte zu Doppel- punkten besitzt, und die vom Range 3 ist. Damit werden zugleich X,Y,Z einer algebraischen Gleichung, M= 0, unterworfen. Diese stellt eine Curve vierter Ordnung dar, und H,=o, Hs ==0 sind ‚ die Gleichungen ihrer Doppeltangenten. Berücksichtigt man, dass die sieben Punkte a,,b,,c, willkürlich gewählt werden können, so stellt M=0 die Gleichung der allgemeinen Curve vierter Ordnung dar. Um den gegenseitigen Zusammenhang der beiden Curven deut- lich zu erkennen, wollen wir die Functionen F,s, G@,; und H, genauer definiren, allerdings ohne auf die Vorzeichen Rücksieht zu nehmen. Für F,, kann einfach die Determinante ScaorikY: Über die Aser’schen Functionen von drei Veränderlichen. 979 Y Be Ag b; Cz gewählt werden. Wir bezeichnen dann zugleich mit f,, den con- stanten Werth u 0.0 05 b; G;]; Q, b, C, den diese Funetion in irgend einem dritten y der sieben Punkte an- nimmt. Die Function @,, kann alsdann, wenn y,x,A,u,v die fünf von &,®8 verschiedenen Punkte bedeuten, durch die Determinante Ku. ee Sei Fehl Fü Ian gegeben werden. Mit g, bezeichnen wir dann den constanten Werth, den G,, im Punkte 8 annimmt. Im Ganzen sind auf diese Weise 35+7 Constanten f,,, und g, eingeführt. Je eine dieser Constanten würde verschwinden, wenn wir annehmen, dass irgend drei der sieben Punkte auf einer Geraden, oder sechs auf einem Kegelschnitt liegen. Aber wir schliessen eine solche besondere Lage aus und nehmen an, dass die definirten Constanten sämmtlich von oO verschieden sind. Eine Function dritten Grades endlich, die in allen sieben Punkten verschwindet, und zwar in einem, x, von der zweiten Ordnung, können wir bilden durch die Determinante: 90, 9.6, 2 Fa, 1 : Dieser Ausdruck ist aber, wie leicht zu sehen, durch f,s, theilbar. Wir bezeichnen ihn deshalb durch: H, 5 By * Die Gleichung L = 0 sagt aus, dass eine Funetion dritten Grades der unabhängigen Veränderlichen £,4,2 existirt, die in den sieben Grund- punkten von der ersten Ordnung, im Punkte (x, y,2) von der zweiten Ordnung verschwindet. Man muss also den Ausdruck von Z aus dem von H, erhalten, indem man z,y,z mit a,,b,,c, vertauscht. Dabei geht g, in G,, f., in F, über. Eine der Formen für die Gleichung L=o ist daher: | = Ch, 6,60.50,0, PET 980 Gesammtsitzung vom 5. November 1903. Man kann dieser Form noch andere ähnliche hinzufügen, z. B. die folgende: =O0, #, Eu oder: GR Use B rl Alle diese Gleichungen werden zusammengefasst, indem man sagt: die verschiedenen Ausdrücke HH, fi. haben alle einen und denselben Werth und die dritte Potenz dieses Werthes ist er ER: HER, Aus der Gleichung: 3 HAH,=YVR folgt nun: aid ae 6 DREHEN VH,H,H, — VR-F,. Dadurch ist es leicht, in irrationaler Form die Gleichung der Curve M=o darzustellen. Geht man z.B. aus von der Identität: at nn Fu 0; so folgt: ; Jess VH, H;, + VH,H,, Ef VH,H,, u. Ebenso folgt 9. VH,H,+9,VH,H,-+g,VH,H,.= 0 aus der Identität: 9G,-+9, G,+9,6, = ns O, .w. Es ist dadurch evident, dass die Gleichungen H,„—= 0 die Doppeltangentes darstellen, und auch, dass, wenn L=o ist, die Verhältnisse von x, y, 2 sich rational ch X,Y,Z ausdrücken lassen. Die vorstehenden Sätze finden sich kurz entwickelt in meiner Abhandlung: Über die Moduln der Thetafunetionen, Acta Math., Bd. 27, S.271— 280. Es ist dort das System der 64 geraden und ungeraden Thetafunctionen von drei Variabeln zum Ausgangspunkt genommen. 23 von diesen Functionen ©, und ®,5 (a, p=ı,2 » sind ungerade, die übrigen: © und ®,,, gerade. Wenn man mit «, den constanten Werth bezeichnet, den ein gerades ©, annimmt, falls Rh 3 ER 2 Ta Rai rHn Ban A aaa Be ES ER a a ee Scuorrky: Über die Aser’schen Functionen von drei Veränderlichen. 981 die Argumente gleich oO gesetzt werden, so kann man zunächst die Verhältnisse dieser 36 Constanten ausdrücken durch die Coordinaten von sieben festen Punkten der Ebene. Die Form der Darstellung ist diese: „= rIile,), wobei das Product zu erstrecken ist über alle halben Perioden u, die für ©, kritisch sind, d. h. diese gerade Function in eine ungerade über- führen. Die 63 halben Perioden können in den Formen «, aß, «aßy dargestellt werden; e, ist der bereits definirte Factor g,, eaa, Ist mit Jas, identisch, während e,; einfach gleich I zu setzen ist. Diesen Factor c, sondern wir von ©, ab, indem wir 9, = 3t,0, setzen, so dass co, eine Function bedeutet, die sich auf den Werth ı redueirt, wenn man die Argumente gleich o werden lässt. Dies gilt für die geraden Theta. Aber auch von jedem un- geraden Theta wollen wir einen solchen Factor c, absondern. Wir lassen dabei die Formel = rIke) als Definition bestehen; natürlich ist das Product in diesem Falle zu erstrecken über alle halben Perioden #, die das ungerade @, in eine gerade Function überführen. So sind 64 Constanter c, eingeführt. Es sind aber nicht nur die Verhältnisse der Grössen c rationale Funetionen der Grössen a,, b,, 6, sondern es besteht auch Folgendes: Wenn man irgend zwei halbe Perioden x,A auswählt und die Producte Cm En Emr Oma — Im bildet, die sich auf die Gruppe (c,%,A,xA) beziehen, so ist auch 9 = pll(e,) , wo hier sich das Produet erstreckt über alle halben Perioden «, die gleichzeitig für ©,, ©,., O,, und ©,,, kritisch sind, während der Factor p zwar von der Periodengruppe (0,x,A,xA) abhängt, aber von m un- abhängig ist. Die aus der Rırmans’schen Theorie bekannte particuläre Lösung der Theta-Relationen erhalten wir nun, indem wir für jedes m. o die Form ansetzen: 90, = VH„(, 9, 3VH,„(@,y,2)=VH,H,, wobei die H, die bereits definirten Funetionen dritten Grades sind und (x, y, 2), (&’, y', 2’) Werthsysteme bedeuten, die beide der Gleichung L= 0 genügen. Wir stellen uns die Aufgabe, die dieser particulären 982 Gesammtsitzung vom 5. November 1903. Lösung entsprechenden Ausdrücke für die geraden Functionen, also für o und o,,,, aufzustellen. Namentlich für c wird sich ein Ausdruck von bemerkenswerther Einfachheit ergeben. Es ist leicht zu sehen, dass eine lineare homogene Gleichung besteht zwischen: ®, Br; 0,9, ; ®, Os 0,9,6; und zwar lautet diese: DE 660099 =0, 1,2,3,4 da 56 und 57 diejenigen halben Perioden sind, die gleichzeitig alle auftretenden Theta in gerade Funetionen überführen. — In der ent- sprechenden o-Relation: > = 2 Cr56 Cys7 Cr67 6, 06 —=O können wir sofort die Coeffieienten ausdrücken durch die F actoren £,. Gleichzeitig kritisch für @,, ©,56; ©r57 96, sind nur die halben Perioden: I, 234, 567; 23, 24, 34. Da nun e, =, fa: € und e,, aber = I, so erhalten wir: SU a 1,2, 3,4 239 @24 Nun ist: . PC, a YH,H!. Führen wir ein: ®9.9589,V H.H;H,V H/H,H} o.,; ii; 2 = Eu Ne =): 1,2,3,4 Diese Gleichung deuten wir folgendermaassen : Es muss sich W,,, als trilineare symmetrische Function der drei Werthsysteme a,, b,, c,; Ag, ba, Ca; a,, b,, c, darstellen lassen. Zur genaueren Bestimmung von aß, nehmen wir eine zweite Re- lation zu Hülfe; diejenige, welche besteht zwischen: 0,8, 9,9, ®,,0,, und =.0.,- Die Coeffieienten sind hier: sl ya, U 8. W. Kritisch für das Produet 0, O;6; Bus O,,, sind aber nur die halben Perioden 17, 23, 24, 34; 156. so wird: er EN RE CE 5 Ber aeE Bas Zee Zn LE a Fe N ee HE RR Scuorrky: Über die Aser’schen Functionen von drei Veränderlichen. 983 Wir erhalten daher hier: > fe EEE, 1,2,3,4 Dies giebt, wenn wir für o,, einsetzen VH„H,,, und bemerken, as VH,H,H,, proportional F,, 3 A NR 9, H,H, ist: =O0, 1,2,3,4 Um aus dieser Gleichung eine einfache Folgerung zu ziehen, be- darf es einiger Vorbereitungen. X,Y,Z konnten bis jetzt irgend drei kubische Funetionen sein, die in den sieben Grundpunkten verschwinden. Es handelt sich jetzt darum, diese in passender Weise zu wählen. Aus der Identität 9: G, +0 +4, 9 folgt, unter Benutzung der Formel die für die Curve L=o gilt: 9, H,F,+ 9,H,F,, +9,H,F,, _ O, oder: Hug a, b, c, “| _ a, b, ee q, b, TER, Hieraus folgt, dass man setzen kann: 9.H,. = a,X+b,Y+«,Z, wo X, Y,Z der Gleichung ‘genügen: aX+yY+2Z=o. Natürlich muss diese Gleichung eine Identität sein. Wir führen nun ein, indem wir unter &,4,{2 neue unabhängige Grössen verstehen: u=E£EX +! +2Z v=£EX’+nf'+LZ | iS vuv— |j|ı y 2 x y' 2’ 984 Gesammtsitzung vom 5. November 1903. u=0,0=0, w=0 sind die Gleichungen dreier Geraden, die von der Lage der beiden Punkte (x, y,2), (&’,y’, 2’) abhängen. Durch den ersten Punkt gehen die Geraden v=0, w= 0, durch den zweiten: v=0, w=0. Wir führen noch den dritten Punkt (&”, y”, 2”) ein, indem die beiden Geraden v=0, v=0 sich gegenseitig schneiden, indem wir setzen: ve IZz=Zr, y"=ZX—XZ, Ar IX., Ferner bezeichnen wir mit v,, v,, w, die Werthe der Functionen vw, v, w für (£,n,2)=(a,,b,,c,) und endlich mit w, den Werth von u im Punkte (Zu&) = («’, y’,z‘), mit v, den von vo im Punkte (x, y,2) und mit w, den von w im Punkte (x#”, y”, 2”). Hiernach ist: w=(YZ—ZTY’(yz?’—zy)-+ u. s. w. Die letzte Gleichung lässt sich vereinfachen, sie liefert: ww = —Udg:. Denken wir uns die Reihe der Funetionen: Hi, u, na Gy; gebildet mit den Variabeln £,n,2. Durch diese lässt sich jede be- liebige homogene quadratische Funetion G@(£4£) zusammensetzen: und da @,, im Punkteı den Werth g, hat, während die übrigen Func- tionen in diesem Punkte verschwinden, so lautet die Gleichung: HEN) =T Ca, b,,c) G,(&,n,2. Setzen wir hier für (£,n, 2) den Punkt (x, y,2) ein, der auf der Curve L= 0 liegt, so darf s. G,, durch YR ersetzt werden, und es ergiebt sich: #, HH. 7 6 wu neyay eh Diese Gleichung zeigt, dass die Relation eo © y2 (EX +HnY +22) G(&,y,2) = YES Das 0) a,b.C, E En? Scnorrkv: Über die Aser’schen Funetionen von drei Veränderlichen. 985 besteht für (£,n,2) = (a,,b,,c,). Ebenso muss sie aber richtig sein für jeden andern Kahn und folglich muss sie identisch bestehen. Wir können daher auch .(x’,y’,z’) für (£,n,£) einsetzen und er- halten so: uG@ es 9 2 3 - G (a,,t ‚Ya7 Ca) € YR eur Vertauschen wir nun (&,y,2) mit (x, y’,z’), so ergiebt sich ebenso: v,G@(&', y',z’ 1 g,%, en +2 Ga,bu,0). YR zz: @ Wir setzen nun: so dass die Gleichungen übergehen in: S.E.0.6(a.b.0) = —" Ar VER VR R I, E.u,G (a,b...) Ze ae ’ y' ; 2) YR Wenn nun eine beliebige homogene Funetion dritten Grades H(E,»n,£) gegeben ist, so lässt diese sich in der Form darstellen: Hi&E,n,)= AwW+uGlE,n,)+vFl&,n,d); wo A eine Üonstante ist, während F und G@ vom zweiten Grade sind. Wenn wir dann für den Augenblick: DE, w = m setzen, so ergiebt sich: IE. H(a,, b, ‚6, Am ren Ber z') uF(®,y,2) aa; oder, wenn man berücksichtigt, dass Hi«,y,)=»Fle,y,.3, Ha'yz)= wa, y,2), H(a”y”2”) = Aus 986 Gesammtsitzung vom 5. November 1903. ist (weil in jedem dieser Punkte zwei der Grössen (uw, ©, w) verschwinden): mH(x"y”z”) D.H(2,y,2) 0,Hl(e,y,2 AR er ; ws uyR v,YR Diese Gleichung setzt in Evidenz, dass der Punkt («”, y”, 2”) auf derjenigen Curve dritten Grades liegt, die durch (x,y,2), («’,y',2) und die sieben Grundpunkte hindurchgeht. DE.H@,b,0)= 987 Über einen Fundamentalsatz der Gruppentheorie. Von 6. FRoBENIUS. Die Ordnung einer Gruppe ist durch die Ordnung jedes ihrer Ele- mente teilbar. Diesen elementaren Satz habe ich in meiner Arbeit Verallgemeinerung des Srrowschen Satzes, Sitzungsberichte 1895, in folgender Art umgekehrt: I. Ist n ein Divisor der Ordnung einer Gruppe, so ist die Anzahl der Elemente der Gruppe, die der Gleichung X" — E genügen, ein Viel- Faches von n. Der dort geführte Beweis ist ziemlich umständlich und wenig durchsichtig. Zu einem naturgemäßeren bin ich erst gekommen, nachdem es mir gelungen war, den Satz zu verallgemeinern: II. Die Anzahl der Elemente einer Gruppe der Ordnung h, die der Gleichung X" = A genügen, ist durch den größten gemeinsamen Divisor von n und g teilbar, wenn g die Anzahl der mit dem Elemente A der Gruppe vertauschbaren, also - die Anzahl der mit A konjugierten Elemente der Gruppe ist. Oder einfacher: II. Ist A ein invariantes Element einer Gruppe und n ein Divisor ihrer Ordnung, so ist die Anzahl der Elemente der Gruppe, die der Gleichung X" = A genügen, ein Vielfaches von n. Wie im ersten Satze ist also die Anzahl der Lösungen kn. Es besteht aber der Unterschied, daß dort stets k > 0 ist, während hier auch k = 0 sein kann. Im letzteren Falle bedarf der Satz keines Be- weises; man kann daher bei seiner Herleitung stets voraussetzen, daß es in der Gruppe 5 ein der Gleichung X* = A genügendes Element X gibt. Es ist leicht, den Satz II, der den Satz II als besonderen Fall enthält, umgekehrt aus diesem abzuleiten. Denn wenn X* = A ist, so ist das Element X mit A vertauschbar, gehört also der Gruppe & an, die von allen mit A vertauschbaren Elementen von 5 gebildet wird. In dieser aber ist A ein invariantes Element. 988 Gesammtsitzung vom 5. November 1903. Ist g die Ordnung von 6, so ist X = E. Ist also d der größte . g n gemeinsame Divisor von n und g, so ist AT—= (X?) = E. Dafür, daß die Gleichung X"—= A eine Lösung besitzt, ist folglich die Bedingung Ai —= E notwendig (aber nicht hinreichend). Bestimmt man nun r und s so, daß nr-gs = d wird, so ergibt sich aus X" = A und X =E die Gleichung X? — A’, und umgekehrt aus dieser X" = (A’)@ = A (As) —= A. Da d ein Divisor von g, und A ein invariantes Element von & ist, so enthält & nach Satz III kd Elemente, die der Gleichung X — A’ genügen, und dies sind auch die sämtlichen Elemente von 5, welche die Gleichung X” = A befriedigen. 8.2. Ehe ich zum Beweise des Satzes II oder III übergehe, will ich ihn noch weiter verallgemeinern: IV. Bilden die Elemente A,B,C,--- einen invarianten Komplex in einer Gruppe der Ordnung h, so ist die Anzahl der Elemente der Gruppe, die einer der Gleichungen X" = A oder B oder C--- genügen, durch den größten. gemeinsamen Divisor von n und h teilbar. Oder einfacher: V. Ist n ein Divisor der Ordnung einer Gruppe, worin die Elemente A,B,C..- einen invarianten Komplex bilden, so ist die Anzahl der Ele- mente der Gruppe, die einer der Gleichungen X" = A oder B oder C--- genügen, ein Vielfaches von n. Ein Komplex = A+B+C+..- von Elementen der Gruppe $ heißt ein invarianter, wenn er mit Jedem Elemente R von 5 vertausch- bar ist, AR = RN, oder wenn jeder der mit A konjugierten Komplexe R’AR—N ist. Ist also A in X enthalten, so ist es auch RAR. Durchläuft R alle Elemente von $, so bilden die mit A konjugierten Elemente R"AR einen invarianten Komplex einfachster Art, und jeder andere entsteht durch Vereinigung von mehreren solchen. Es genügt daher den Satz für invariante Komplexe zu beweisen, deren Elemente alle miteinander konjugiert sind. Die Bedingung für X kann in der Form X" < 4 geschrieben werden, d.h. die n® Potenz des Elemen- tes X soll in dem invarianten Komplex A enthalten sein. Ist g die Anzahl der mit A vertauschbaren Elemente von 9, so Ah. ist = die Anzahl der verschiedenen mit A konjugierten Elemente A, #,0:-.. Ist BER AR u T- RAR, so it P’ 2, ni X"’—A ist. Jede der F Gleichungen X" —= A oder B oder C-:: hat da- : ; eh ee ac a EN he RE ale ren KA SHE Der ER ES BR En 2 bu hd irn 2 8 Frosenıus: Über einen Fundamentalsatz der Gruppentheorie. 989 her gleich viele Lösungen, und zwar nach Satz II kd Lösungen, wenn d der größte gemeinsame Divisor von n und g ist. Zusammen Pi; sie demnach /!= ER Lösungen. Da d=nr-gs ist, so ist = PR z n—ksh durch den größten gemeinsamen Divisor von n und A teilbar. Der Satz IV kann aus V in derselben Weise erhalten werden wie der Satz II aus II. Bei dieser Herleitung kann man annehmen, daß A, B, C, :-- die mit A konjugierten Elemente von 9 sind. $ 3- Ich schicke dem Beweise zwei Hilfssätze voraus: VI. Ist die Ordnung des Elementes A einer Gruppe durch jede in n aufgehende Primzahl teilbar, so ist die Anzahl der Elemente der Gruppe, die der Gleichung X" —= A genügen, ein Vielfaches von n. Hier bedeutet A ein beliebiges Element von 9, nicht, wie in Satz II ein invariantes. Ist % dieOrdnung von A, so it X" —= A'=E. Ist aber p irgend eine in nk aufgehende Pan so geht p nach Voraussetzung nk k auch in k auf. Mithin ist X >= Ar von E verschieden. Daher ist nk die Ordnung von X. Beiläufig folgt daraus, daß A durch r (und sogar 9 durch nk) teilbar ist. Diese Eigenschaft, die bei den obigen Sätzen vorausgesetzt werden mußte, ist hier eine Folge der übrigen Bedingungen und der Annahme, daß die Gleichung X” —= A mindestens eine Lösung besitzt. Die Lösungen. der Gleichung X" = A teile ich in Klassen, in- dem ich zwei Lösungen zu derselben Klasse rechne, wenn jede eine Potenz der andern ist. Ist Z=1 (mod. k), so it XV =A'=A. Damit umgekehrt eine Potenz von X, Y=X’ der Gleichung F"—= A genüge, muß /=1 (mod. k) sein. Dann ist aber / zu n% teilerfremd, und mithin kann man m so bestimmen, daß /m =1 (mod. nk) und folglich X = Y" wird. Die Anzahl der (mod. nk) verschiedenen Lösun- gen der Kongruenz 7=1 (mod. k) ist gleich n. Daher besteht jede Klasse aus genau n Elementen, und folglich ist die gesamte Anzahl der Lösungen der Gleichung X” —= A durch n teilbar. Der Vollständigkeit halber beweise ich auch den andern Hilfssatz: VII. Eine kommutative Gruppe, deren Ordnung durch die Primzahl p teilbar ist, enthält ein Element der Ordnung p. | Sei A die Ordnung der kommutativen Gruppe 9, und p eine in A aufgehende Primzahl. Für Gruppen, deren Ordnung Osasin Iv vos Rıc#tuoren: geomorphologische Studien aus Osta 3 O. Leser: zwei neue Bruchstücke aus Ulpians This katienie en Taf. ı 11 er m ; OÖ. Vesske: zur Theorie derjenigen Raumeurven, bei welchen die erste Krümmung eine gegebene Funetion der is ist Mürter-Beestau: zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken (hierzu Tat. v. Toper: Bruchstücke: altfranzösischer Sser,. aus den in der Kubbet in Damaskus gefundenen andschrifte SCHOTTkY: über die Abe schen F uheionen von die Versulerlichins FRrosenivus: über einen ee der Gruppentheorie apen M. Bauer: vorläufiger Bericht über weitere een im ı niederhessischen Basaltgebiet . NE ET REN RE SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XLV. XLVI. 11. Novenuger 1903. BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Auszug aus dem Reglement für die $1. Diese erscheinen in einzelnen Stücken in Gross- nach r- serde ne e Shaungen fortlaufende römische Ordnu nummer, und r die ur über an der ale ni hen erade, die über a der philosophisch - mansschen Classe ungerade Nummern 32. 1. Jeden mehren eröffnet eine Übersicht über tzun er getragenen wissenschaftlichen Mit- ze zur ae geeigneten eit die Pe rt über- £ folg esenen ragen Arbeiten, und zwar in der Bere t die in der Sitzung, zu der das Stück geht, er ech, ie die, welche in frühere Sitzungen mitgetheilt diesen Sitzungen gchö- rigen Mittheilungen, 1 richten und Abhaniliangen er- seheinen, sind dureh ein Sternchen (*) bezeichnet. 85. a pssone arg jede einzelne Sitzung stellt der Seere welcher darin den Vorsitz hatte. ee Seen führe die Oberaufsicht über die Redac- tion u ruck der in dem gleichen Stück erschei- nenden mine Arbeiten a in die Sitzungsberichte gelten ne Fear und $ den .e Reglements die een beson: deren Bestim E m Umfung ‚der eng darf 32 Seiten in Oectav in der hnlichen Schrift der Sitzungsberichte ine: rien een von Verfassern, welche der Akademie nicht angehören, sind auf die Half dieses ee dieser Grenzen ist der enge demie oder der betreffenden er statthaft, 3. Abgesehen von einfachen in den Text yes tenden Holzsehnitten sollen Abbildungen auf dure Nothwendiges beschränkt ee ge Satz einer mir theilung wird erst begonnen, töcke der = a "ah were Holzschnitte Er sind u bes beizu ger Tafeln die volle eh Kaftape eingeliefert ist S 6. r die Aufnahme einer ae un er Mit- n$4l, 2 der $ 7. e für die Sit itsungsbezieibe bestimmte wissen- Saat Fee ah darf in keinem Falle vor der Aus- EN des betreffenden Stücke de uszugsw ehe pieabe nn a E werden. 2, We tfasser ein menen wissen- sehaftlichen Mittheilung Fr A früher zu ver- Redaetion der »Sitzungsberichte«. öffentlichen du age als ihm dies nach den gelten- den Rechts teht, so bedarf er dazu der Ein- igung. der ana: Akudemie oder ie betreffenden $ 8. . Auswärts werden ones nur auf besonderes Verlangen verschickt. Die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen ihrer ae nach acht Tagen. sıl. ä Verfasser einer unter den »Wissenschaftlichen Mittheilungen« Bere Arbeit erhält unentgeltlich ück ei ag, auf welchem r Sit ehe mit ee Stück- mer, Tag ep Er Mittheilung und der Nan ei Mittheilungen, die mit dem Kopf der Sitzungs- a Pr einem en. nen bie nicht über zwei _. usa fällt in der Regel r Umschlag for. m Verfasser, welcher Mitglied der Akademie ist, He es nö, auf Ems nn er zur Zahl von e Kos De: weile bis zur Zahl vo nr K ae u Be also ra zu unentgeltliche Ver- theilung abziehen zu lassen, sofern er diess rechtzeitig dem redigirenden Secretar et hat; wünsoh er Be Abdrücke zur Vertheilung zu einen bedarf e Genehmigung Gesammt Akadem A der Dninellinden Classe. — Nichtmitglieder erhalten 50 rn und dürfen nach rechtzeitiger eige bei dem redigirenden Secretar se re 200 Exem- a auf This Kosten abziehen lass La: © w * $.28. . Jede zur Aufnahme in die Sitzungsberiehte ber Ak ap _ in einer akademischen Sitzung _ vorgelegt werden. Abwesende "Mitglieder, sowie alle Nichtmitglieder, ER hierzu die Vermittelung eines ihrem aan angehöre ar ee euren zu benutzen. schriftliche endun ärtiger oder corre- ehe tee dire dei der Akademie ee | r dure zu a a, deren Verfasser der Mist nicht angehören, hat er az zunächst geeignet, .... ee zu überwei Er t. 54 - Für die A aakhloe bedarf es geschäftlichen 7 Theils der Sitzungsberichte, jedoch nich r die Ye gen haltsangaben der gelesenen Abhandlungen verantwo Für diese wie für alle i res n Theile der " Sitzungsberichte sd 5 : ame er Richtung nur die Verfa a ——— kademie versendet ihre »Sitzungsberichte« an diejenigen rg - denen sie im Schriftverkehr ker: ich: Die A in nicht im besonderen Falle anderes die Stücke von eg bis Apri = » i bis Made w vereinbart wird, jährlich drei 2 des Monats August, älite » = ober bis December zu Anfang des nächsten Jahres nach Fertigstellung des Registers. “= und Kategorie der Sitzung, darunter der me des AA stehen, der an. weitere an = noch hundert, und 397 SITZUNGSBERICHTE 190. ALV. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 11. Norsten Sitzung der philosophisch-historischen Classe.*) Vorsitzender Secretar: Hr. VAuten. l. Hr. Dress las Über zwei milesische Kalender. (Erscheint später.) Vier bei den Ausgrabungen in Milet im vorigen Winter gefundene Bruchstücke von Inschrifttafeln des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts gehören, wie Hr. Wırsann erkannte, zu zwei Öffentlich aufgestellten Kalendern mit Sternphasen und Wetterzeichen. Hr. Reum stellte fest, dass hier zwei verschieden redigirte nach Meton-Euktemon und anderen griechischen, ägyptischen und indischen Astronomen bearbeitete Exemplare von »Steckkalendern« (Parapegmata) erhalten sind, bei welchen Bronzestifte mit dem bürgerlichen Datum in die noch erhaltenen Löcher des astronomischen Kalenders zu den entsprechenden Tagen beigesteckt wurden. Der Vortragende bestimmte vermittelst eines von ihm als zugehörig erkannten fünften Fragmentes, das bereits 1899 gefunden worden war, dass der eine (von en: aufgestellte) Kalender mit der Sommer- sonnenwende des Jahres ııo n. Chr. began 2. Der Vorsitzende legte das mit Unterstützung der Akademie herausgegebene Werk Lexicon Syropalaestinum. Ed. Frın. Scnurtness. Berlin 1903 vor. Die Classensitzungen waren wegen der Wahlen zum Abgeordnetenhause vom 12. November auf den ı1. verlegt worden Ausgegeben am 19. November. Sitzungsberichte 1903. | | 5, 92 999 SITZUNGSBERICHTE 1908. XLVI DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ı Tr I» I +1 u 7 y lasse. 11. November. Sitzung der y Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Auwers las über Vierzehn unbekannt gebliebene Königsberger Zonen. (Abh.) Im Verlauf des Königsberger Zonen-Unternehmens sind in der Zeit Sept. 1830 bis Febr. 1831 14 Zonen beobachtet, aber von Besser in die veröffentlichte Sammlung nicht aufgenommen. Nachdem diese Zonen im vergangenen Jahre auf der Königs- berger Sternwarte wieder zum Vorschein gekommen waren, hat der Vortragende eine Bearbeitung ausgeführt, deren Ergebniss in einem Cataloge von 1309 Sternen für Aeq. 1825 vorliegt. Darunter befinden sich über 500 sonst nicht in den Königsberger Zonen vorkommende Sterne. 2. Hr. van’r Horr las: Über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen. XXXIl. Das Auftreten der Kalksalze Anhydrit, Glauberit, Syngenit und Polyhalit bei. 25°, N ee mit Hrn. Farup wurde festgestellt, in welcher Form sich das Caleium bei 25° aus den verschiedenen bei der natürlichen Salzbildung in Betracht kommenden Eee erscheint. Aus der AREUNEHER GEN geht hervor, dass beim Eintroeknen des Meereswassers das Caleium sich bei 25° zunächst als Anhydrit, dann als Polyhalit, schliesslich wieder als Anhydrit abscheidet. 3. Hr. Wargure las: Über die Ozonisirung des Sauerstoffs durch stille elektrische Entladungen. Die Ozonbildung bei der stillen Entladung aus metallischen Spitzen ist bei schwacher Ozonconcentration unabhängig vom Spitzenpotential und nur abhängig von der Stromstärke. Bei negativem Spitzenpotential wächst sie etwas langsamer, bei posi- tivem, in Folge Ausbildung eines positiven Büschels, viel schneller als die Stromstärke. Sie beruht nicht auf einer elektrolytischen, wahrscheinlich auf einer photochemischen Wirkung. 1000 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 11. Nov. 1903. Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzablagerungen. XXXIIH. Das Auftreten der Kalksalze Anhydrit, Glauberit, Syngenit und Polyhalit bei 25. Von J. H. van’r Horr und F. Farvr. Bai 25° treten in den Salzlagerungen als Kalksalze wesentlich An- hydrit, Glauberit, Syngenit und Polyhalit auf. Der hydratische Gips ist nach einer früheren Arbeit! bei 25° bereits ausgeschlossen, wäh- rend Polyhalit auch schon unterhalb dieser Temperatur entsteht.” Die vorliegende Arbeit erzielt Kenntnis der Umstände, welche die Bildung der obenerwähnten Kalksalze bei 25° beherrschen. Es handelt sich dabei wesentlich um Zusammenstellung und Kontrolle von schon früher gemachten Beobachtungen. Übersichtlichkeitshalber seien zunächst die Resultate mitgeteilt unter Ausschluß des Polyhalits. Wir legen dabei die Löslichkeitsbe- stimmungen zugrunde, die nunmehr für 25° festgestellt und durch die beistehende Figur ı wiedergegeben sind. Wegen der geringen Lös- lichkeit der in Frage kommenden Kalksalze werden diese Bestimmungen nieht wesentlich geändert, und kommt es nur auf jeweilige Feststel- lung der Form an, in der sich das Caleium aus einer gegebenen Lösung abscheidet. I. Das Zusammentreffen der drei Caleiumverbindungen Anhydrit, Glauberit und Syngenit. Von den an Chlornatrium gesättigten Lösungen, in Berührung mit denen die drei obenerwähnten Kalksalze existenzfähig sind und aus denen sich dieselben also abscheiden können, ist bei einer früheren ı Deine 1140 und Zeitschrift fü ikalische Chemie 45; 257- ® E.E. Basca, Inaugural-Dissertation, Berlin 1901. Die vereinzelt angetroffenen Vorkommnisse Krugit, Tachyhydrit und Mamanit sind einer späteren Untersuchung vor- behalten. van'r Horr: Öceanische Salzablagerungen. XXXIHN. 1001 Gelegenheit schon eine bestimmt worden.‘ Es ist die, welehe kein Magnesium enthält und folgende Zusammensetzung besitzt: 1000H,0 50 Na,01,6K,C1,4Na,SO, 0.4 CaS0O.. Diese Lösung bildet das erste Glied einer Reihe von anderen, Fig. 1. die sich zu den Kalksalzen ir Ap ähnlich verhalten, aber — ansteigenden Magnesium- zZ gehalt aufweisen, bis durch eine neue Sätti- gung der Abschluß er- reicht wird. Die Zusam- mensetzung dieser End- lösung wurde schon früher von Wiırson ermittelt, je- doch noch nicht veröffent- licht. Bei den vielen dies- Kan. bezüglichen Möglichkeiten mußten bei der betreffen- den Ermittelung in erster Linie etwaige Andeutun- gen hinzugezogen werden. Wir haben dieselben der V Theorie der Lösungen ent- lehnt. Daraus ergibt sich, allerdings für so konzen- CIK trierte Lösungen wie hier vorliegen, nur in sehr u roher Annäherung, daß Sch. wenn Sättigung an einem Asirakanık Salze vorliegt, Konstanz dessen Ionenprodukts an- genommen werden kann. 7 = So bietet, bei respekti- ver Sättigung an An- EU 2 ydrit (CaSO,), Glauberit (CaSO,.Na,SO,), Syngenit \ (CaSO,.K,SO,. H,O), fol- gende annähernde Kon- stanz einen Anhaltspunkt: R /\Carı ' Diese Sitzungsberichte 1900, 1142. 1002 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 11. Nov. 1903. Ca:SQ, —=K; 02:80 Na! = K; Ce,30:: K’=K;; die Ionenkonzentrationen sind durch die entsprechenden Atomsym- bole dargestellt. Hieraus geht unmittelbar hervor, daß bei gleichzeitiger Anwesen- heit von Glauberit und Syngenit ein annähernd konstantes Verhältnis zwischen Natrium und Kalium zu erwarten ist, das sich aus der obigen Bestimmung ergibt als: NER EEE: OST Anderseits wurden schon früher! von CnıaravıeLıo zwei an Mag- nesiumsulfat und Chlornatrium gesättigte Lösungen ermittelt, die mit Glauberit und Anhydrit bzw. Gips” im Gleichgewicht waren: 1000H,0 14.5 Na,Cl, 37MgCl, 20MgSO, 1000H,0 13 Na,Cl, 36.5 MgCl, 19.5MgSO, 5K,C],. Zwischen beiden liegt schon das zu erwartende Verhältnis von Natrium zu Kalium bei Mitauftreten von Syngenit, und so wurde eine Lösung, die ungefähr der Erwartung entspricht: 1000H,0 14Na,Cl, 37MgCl, 20MgSO, ıK,Cl,, mit Chlornatrium, Magnesiumsulfat und den drei Kalksalzen bei 25° gerührt. Nach 150 Stunden und konstanter Einstellung des spezifi- schen Gewichts (d? = 1.3008) ergab die Analyse: 1000H,0 14 Na,Cl, 35.9MgCl, 20.6MgSO, 4.7K,C1,0.8CaSO, ; nur der Kaliumgehalt hatte sich also geändert, blieb Jedoch bei weiterem 150stündigem Rühren nach frischem Zusatz der Bodenkörper konstant (anfangs 1.4 Prozent, später 1.33 Prozent). Offenbar ist hier die von UnraravieLıo untersuchte Lösung entstanden (deren Konstanz damals der Mitanwesenheit von Astrakanit statt Syngenit zugeschrieben wurde). Wir haben uns davon überzeugt, daß die betreffende Lösung bei 25° die drei Kalksalze und Magnesiumsulfat ungeändert läßt (jedoch Astra- kanit auflöst) und stellen deshalb das obige Analysenresultat mit Curara- vıeLıos Befund zusammen, um daraus das Mittel zu nehmen: H,O Ns, RG, Mgcl, MgS0, CaSo, 1000 14 4.7 35.9 20.6 0.8 1000 12.5 5.2 35.6 19.2 1000 13.8 4-5 378 20 1000 13.5 5 36 20 0.8 ' Diese Sitzungsberichte 1899, 810. ® In der ganzen Untersuehung ist Gips statt Anhydrit genommen, weil die Ein- stellung dadurch beschleunigt wird (besonders bei Anwendung derjenigen Form, welche durch Behandeln des Handelsalabastergipses mit großem Wasserüberschuß erhalten wird). Das Endresultat dürfte anderseits von dieser Abänderung kaum beeinflußt werden. van'r Horr: Öceanische Salzablagerungen. XXXII. 1003 Wir wollen schließlich die beiden für das gemeinschaftliche Auf- treten der drei Kalksalze erhaltenen Daten zusammenstellen: a) Drei Kalksalze und Chlornatrium: 1000H,0 50Na,01, 6K,Cl, 4Na,SO, 0.4CaSO,.. b) Drei Kalksalze, Chlornatrium und Magnesiumsulfat: 1000H,0 13.5 Na,Cl, 5K,Cl, 36MgCl, 20MgSO, 0.8CaSO, . II. Zusammentreffen von Glauberit und Anhydrit. Die nunmehr vorliegenden Bestimmungen erlauben einen voll- ständigen Überblick über diejenigen Lösungen, aus denen sich sowohl Glauberit als Anhydrit abscheiden kann, unter Hinzuziehung von zwei früheren Daten', die wir hier zusammenstellen, um dieselben später graphisch eintragen zu können: c) Glauberit, Anhydrit und Chlornatrium: 1000H,0 54Na, Cl, 3Na,SO, 0.3CaSO,. d) Glauberit, Anhydrit, Chlornatrium und Magnesiumsulfat. 1000H,0 14.5 Na,Cl, 37MgCl, 20MgSO,. II. Zusammentreffen von Glauberit und Syngenit. Von den Lösungen, in denen Glauberit und Syngenit zusammen- treffen können, ist schon eine ganze Reihe bestimmt als diejenigen, welche mit den drei Kalksalzen in Gleichgewicht sind. Dann liegt noch eine frühere Bestimmung vor” für die Lösung, in der, bei gleichzeitiger Sättigung an Chlornatrium und Natriumsulfat, Glauberit und Syngenit nebeneinander vorhanden sein können; die- selbe hat folgende Zusammensetzung und ist fast kalkfrei: 1000H,0 47Na,Cl, 5.5K,C], ı 4Na,SO, oCaSO,. Eine weitere und eine annähernde Bestimmung genügten zur vollständigen Orientierung. Letztere bezog sich auf die Grenze IV Fig. ı zwischen Magnesium- sulfat und Astrakanit, in deren unmittelbarer Nähe sich die drei Kalk- salze treffen. Unter Annahme, daß Natrium und Kalium sich auf dieser Grenze noch verhalten wie bei Anwesenheit von Anhydrit, Glauberit und Syngenit in b (S. 1007), also wie 13.5:5, ist der wabr- scheinliche Wert: 1000H,0 14.5 Na,Cl, 5.5K,01, 32.5 MgCl, 23MgS0O,. ' Diese Sitzungsberichte 1899, 810. ® Ebenda 1900, 1146 1004 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 11. Nov. 1903. Diese Lösung ist zum Ausgang gewählt und bei 25° mit Chlor- natrium, Astrakanit, Magnesiumsulfat, Glauberit und Syngenit ge- rührt. Nach 260 Stunden zeigte die Analyse 1.3 Prozent Kalium und 5.73 Prozent Magnesium, was von der Erwartung nur unwesentlich abweicht. Schließlich deutete die Theorie der verdünnten Lösungen noch an, daß auf der Grenze HS Fig. ı zwischen Astrakanit und Na- triumsulfat ebenfalls Glauberit und Syngenit zusammentreffen, und ein qualitativer Vorversuch bestätigte diese Vermutung, indem an den beiden Endpunkten dieser Grenze die gegenseitige Verwandlung der beiden Kalksalze in entgegengesetztem Sinne verlief. Dabei zeigte sich ebenfalls, daß die eine Endlösung S, in der Glaserit auftritt, mit der Zusammensetzung: 1000H,0 26Na,Cl, 8K,Cl, 16MgSO, 22Na,SO,, den Glauberit nur sehr langsam in Syngenit verwandelt und also von der gesuchten Lösung nicht weit entfernt sein kann. Diese Lösung S wurde deshalb zum Ausgang gewählt und 160 Stunden, bis zur kon- stanten Einstellung des spezifischen Gewichts (das von d#’=1.2904 bis 1.291 anstieg) bei 25° mit den beiden Kalksalzen, Chlornatrium, Astrakanit und Natriumsulfat gerührt. Die Analyse ergab dann: 1000H,0 25Na,C1,8.5K,C], ı 6.5MgCl, 22Na,SO,. Stellen wir auch hier zum Schluß die Resultate zusammen: e) Glauberit, Syngenit, Chlornatrium und Natriumsulfat: 1000H,0 47Na,C], 5.5K,Cl, 14Na,SO,OCaS0O,. f) Glauberit, Syngenit, Chlornatrium, Magnesiumsulfat und Astrakanit: 1000H,0 14.5 Na,Cl, 5.5K,Cl, 32.5MgC1, 23MgSO,. g) Glauberit, Syngenit, Chlornatrium, Natriumsulfat und Astra- kanit: 1000H,0 25Na,Cl, 8.5 K,Cl, 16.5MgCl, 2 2Na,SO,. IV. Zusammentreffen von Syngenit und Anhydrit. Auch diese dritte Gruppe von Grenzlösungen stößt mit den beiden vorangehenden in denjenigen zusammen, welche mit den drei Kalk- salzen im Gleichgewicht sind. Des weiteren lag schon eine Bestimmung" ' Diese Sitzungsberichte 1900, 1145. van'r Horr: ÖOceanische Salzablagerungen. XXXIH. 1005 vor, welche sich bezog auf gleichzeitige Anwesenheit von Syngenit und Gips bei Sättigung an Chlornatrium und Chlorkalium: 1000H,0 46Na,Cl, 19.3K,C1,0.2K,SO, 0.7CaS0,. Durch zwei weitere Bestimmungen ist nunmehr der Einblick vervoll- ständigt. Einerseits handelt es sich um die Grenze zwischen Kainit und Magnesiumsulfat WX in Fig. ı. Diesbezüglich zeigte ein Vorversuch, daß in W Syngenit aus Gips entsteht, in X umgekehrt; daneben lag noch seitens Wırsons eine Bestimmung vor, die sich auf die Gips- Syngenitgrenze bezog, mit dem Resultat (d’® = 1.303): 1000H,0 9.1Na,C1, 6.5K,Cl, 51.8MgCl, 16.8MgS0, 0.8CaS0O,. Diese Bestimmung war jedoch zu einer Zeit gemacht, als noch das Auftreten von Kainit bei 25° sich nicht gezeigt hatte. Zur Kontrolle wurde also diese Lösung mit den beiden Kalksalzen, Chlornatrium, Kainit und Magnesiumsulfat bei 25° gerührt. Der Chlorgehalt änderte sich kaum (17.6 auf 17.3 Prozent), und die Zusammensetzung zeigte sich nach 169 Stunden: 1000H,0 6.5 Na,C1, 6K,Cl, 54MgCl, 16.5 MgSO,, während auf der Kainit-Magnesi lfatg dem obigen Chlorgehalt folgende Zusammensetzung entsprechen würde: 1000H,0 7Na,Cl, 6.5K,Cl, 52Mgtl, 17.5MgSO,. Die zweite Bestimmung bezog sich auf die Kainit-Chlorkalium- grenze PQin Fig.ı. Auch hier zeigte ein Vorversuch, daß die Lösung P Gips in Syngenit verwandelt, während Q@ das Umgekehrte tut. Nun lag auch diesbezüglich eine Bestimmung von Wırson vor mit dem Resultat: 1000H,0 4Na,Cl, 7K,Cl, 58Mg(l, 12MgSO, 0.8CaSO,, der dieselbe Unsicherheit wie oben wegen des Kainits anhaftete. Eine derartige Lösung ist also mit den beiden Kalksalzen, Chlornatrium, Chlor- kalium und Kainit bei 2 5° gerührt bis zur Chlorkonstanz (400 Stunden). Der Chlorgehalt stieg hierbei von 18.5 auf 19.3 Prozent an, was auf der Kainit-Chlorkaliumgrenze folgender Zusammensetzung entspricht: 1000H,0 4.5 Na,Cl, 7K,U1,62.5 MgC1,7:5MgS0O,. Auch diese Daten seien zusammengestellt: 1006 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 11. Nov. 1903. h) Syngenit, Anhydrit, Chlornatrium und Chlorkalium: 1000H,0 46Na,Cl, 19.5K,C1l, 0.7 CaSO,. i) Syngenit, Anhydrit, Chlornatrium, Chlorkalium und Kainit: 1000H,0 4.5 Na,Cl, 7K,C1, 62.5 MgÜl, 7.5MgSO, 0.3CaSO, ; j) Syngenit, Anhydrit, Chlornatrium, Magnesinmsulfat und Kainit: 1000H,0 7Na,01,6.5K,C1, 52MgQl, 17.5MgSO, 0.8CaSO,. V. Zusammenstellung und graphische Darstellung der Resultate. Die oben angegebenen Resultate seien nunmehr tabellarisch zu- sammengestellt: Bodenkörper: Auf 1000H,0 in Mol. CINa und Na,Cl, R,Cl, MgCl, MgSO, Na,SO, CaSO, I. Drei Kalksalze a) ohne weiteres 50 6 4: ©4 b) MgSO,.7H,O 13:5 5 36 20 0.8 I. Glauberit, Anhydrit e) ohne weiteres 54 370,23 d) MgSO,.7H,0 14.5 37 20 II. Glauberit, Syngenit e) Na,SO, 47 5.5 | ee, f) Astr., MgSO,.7H,0 14.5 5..33%5 33 g) Astrakanit, Na,SO, 25 8:5: 30,5 22 IV. Syngenit, Anhydrit h) KC1 46 19.5 0.7 i) Kainit, CIK 4.5 7 62.5 7.5 0.8 )) Kainit, MgSO,.7H,O 7 05.83 17.5 0.8 In der Figur 2 sind diese Daten eingetragen und die entsprechen- den Punkte geeignet durch Linien verbunden. In dieser Weise ent- | stehen räumliche Figuren, welche die Lösungen umfassen, aus denen = sich die respektiven Kalksalze abscheiden können und in der gemein- schaftlichen Achse ab zusammenstoßen: Anlydrt....,...,, JihBDLab Glauberit ......... fgeCIdb _ Syngenit Kez.n 5, SgeGhij “ van'r Horr: ÖOceanische Salzablagerungen. XXXII Fig. 2. 7 5: 1007 K 2 | L - 7} N 2 \ \ N ,* \ N 15) \ \ \ \ N x \ u \ / N \ ce. = Ss 4 E Kuna non nn * _ \ - all a ee Pe ” f 4 _—— £ - 1008 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom. 11. Nov. 1903. Es sei noch bemerkt, daß, während die Linie Ai z. B. den Lösun- gen, in denen Anhydrit neben Syngenit auftreten kann, entspricht, und rechts von dieser Grenze Anhydrit auftritt, theoretisch auch noch bei anderem Kalkgehalt der Lösung hier Syngenit auftreten könne, und die Grenzlinie sich zu einer Zone ausbildet. Ein Versuch zur Bestimmung der Breite dieser Zone unter Ermittelung der Lösungen auf FR, welche Syngenit aus Gips bilden, ergab jedoch, daß die Zone eine so schmale ist, daß sie sich für unsere Beobachtungen als Linie zeigt.' In der Fig. ı ist die Zusammensetzung des Meereswassers bei an- fangender Chlornatrium- und bei anfangender Magnesiumsulfatabschei- dung durch © angegeben. VI Auftreten von Polyhalit. Der Polyhalit wurde schon eingehend von Bascn#? untersucht. Derselbe fand, daß dies Tripelsalz Ca,MgK,(SO,),.2H,O sich schon bei 25° aus Syngenit, Gips und Magnesiumsulfat bildet. Allerdings war das Existenzgebiet ein sehr kleines und durch folgende Grenzlösungen eingeschränkt: Bodenkörper: Auf 1000H,0 in Mol. Polyhalit und 50, MgS Gips, Syngenit 3-5 56.7 Gips, MgSO,.7H,0 3.6 55.7 Syngenit, MgSO,.7H,O 5.1 58.1 Damit ist die Lage und auch annähernd die Ausdehnung des Poly- halitgebiets in den komplizierten Verhältnissen, die bei natürlicher Salz- bildung vorliegen, wenigstens für 25° gegeben. Die Mitanwesenheit des Chlornatriums kann nur die unter Wasser- abspaltung erfolgende Bildung von Polyhalit begünstigt haben, und überall, wo nach der Fig.2 (S. 1007) Anhydrit, Syngenit und Magne- siumsulfat zusammentreffen, muß Polyhalitbildung erfolgen können. Dies ist auf der Linie dj der Fall; um dieselbe als Achse entwickelt sich also ein Gebiet für das betreffende Mineral, das jedoch nach den obigen Versuchen keine große Ausdehnung haben kann. Jedenfalls greift das- selbe bei 7 etwas über das Kainitfeld hinüber, und da bj an der un- mittelbaren Grenze des Astrakanit- und Leonitfeldes liegt, greift der Polyhalit auch wohl dort hinüber. Die graphische Darstellung der so erhaltenen Ergebnisse gestaltet sich sehr einfach unter Anwendung der rechtwinkligen Wiedergabe, wie Fig. 3 sie bringt. " ‚Eine Mischung, die aus 19 Teilen der Lösung B und ı der Lösung F zusammen- gestellt ist, verwandelt noch den Gips in Syngenit. ? Siehe $. 1000, a NE 20 aha Se RL NE Ale a. ER van’r Horr: Oceanische. Salzablagerungen. XXX. 1009 Fig. 3. A Bischofit L D er Z : Kieserit Carnallit K E I R MgSO,6H, O 3 J X Rainit dI- De en . ee ee ee h MsSO,7H,0 p I N. Leo nit Me GE nl N CIE Sehönit Astra’kanit m r H Ss Glascrit Na, SO, C B e G F Anhyarie 27405 Adh Sauber; „2... Gäbe Synganit ..: - - .» Bemlkh Polyhalit . . .» . » mbkl Es sei schließlich bemerkt, daß durch diese Arbeit der Einblick in die Bildung der bekannten Regionen im wesentlichen geklärt ist. Schon in einer früheren Abhandlung wurde darauf hingewiesen, daß die bei der Zusammensetzung des Meereswassers zuerst zu erwartende Kalk- form der Gips ist." Aus der Figur 2 ist dasselbe ebenfalls ersichtlich, indem bei Verbindung? der beiden Punkte ©: 1000H,0 49Na,Cl, ıK,Cl, 7:5MgCl, 3.5MgSO, (C1Na - Ausscheidung) 1000H,0 10Na,Cl, 6K,Cl, 41MgCl, 20MgSO, (MgSO,- Ausscheidung) die ersten Stadien der Meereswassereinengung durchlaufen werden und diese Linie ganz im Gebiet des Gipses befindlich ist. Seitdem hat sich aber ergeben, daß schon bei 25° bei Sättigung an Chlornatrium und Anwesenheit der anderen Meeresbestandteile Gips sich als Anhydrit abscheidet; dies entspricht also der sogenannten Anhydritregion.” Wie ' Diese Sitzungsberichte 1899, 817. ® Verlängert geht diese Linie durch O. ® Ebenda 1901, 1148. 1010 Sitzung der physikalisch - mathematischen Classe vom 11. Nov. 1903. dann ebenfalls aus der Figur 2 hervorgeht, liegt der Endpunkt der Steinsalzausscheidung in unmittelbarer Nähe der Linie dy, also im Poly- halitgebiet, was dem Auftreten der sogenannten Polyhalitregion ent- sprechen dürfte. Da die weitere Einengung schließlich (unter Ausscheidung von Steinsalz, Kainit, Kieserit und Carnallit) zum Krystallisationsendpunkt Z führt, wird das Polyhalitgebiet wiederum verlassen und dasjenige des Anhydrits betreten. Dies stimmt mit der Tatsache, daß in der Car- nallitregion wiederum Caleium als wohlausgebildete Anhydritkrystalle auftritt. Neulich fand auch Hr. Prec#t, wie er mir schriftlich mit- teilte, zum erstenmale Anhydrit in der Kieseritregion. Eine der unter- suchten Proben enthielt 20 Prozent Carnallit, 57 Prozent Anhydrit, ı3 Prozent Kieserit. Was schließlich Tachyhydrit betrifft Mg,Cl,Ca.ı2H,O, Produkt einer direkten Einengung kann derselbe nicht sein, da dessen Existenz- gebiet in der Ebene DAOB Fig. 2 liegt und bei Einengung nicht weiter als bis zum Endpunkt Z vorgeschritten wird. ' Ebenda 1899, 382. ® Das Kalzium a dabei schließlich wieder als Anhydrit zur Ausscheidung. 1011 Über die Ozonisirung des Sauerstoffs dureh stille elektrische Entladungen. Von E. WARBURG. sh Pur Darstellung des Ozons aus Sauerstoff oder Luft schickt man durch das Gas sogenannte stille Entladungen hindurch, das sind elektrische Entladungen von schwacher Stromstärke bei hoher Potential- differenz der Elektroden. Und zwar benutzt man theils die Entla- dung aus scharfkantigen Metallelektroden (Spitzenentladung), theils, nach W. Sırmens, die Entladung aus glatten dielektrischen Oberflächen, zwi- schen denen man Potentialdifferenzen von wechselnder Richtung her- vorbringt. | Während nun bei der Elektrolyse die Quantität der zu gewinnen- den Zersetzungsproducte aus den Farapay’schen Gesetzen zu berechnen ist, kann man zur Zeit die physikalischen Bedingungen, von welchen die Menge des zu gewinnenden Ozons abhängt, nicht angeben. Ich habe mir die Aufgabe gestellt, diese Bedingungen zu finden. $ 2. Die ozonisirende Wirkung eines elektrischen Kraftfeldes ohne Leitungsstrom ist, wenn vorhanden, jedenfalls von zu vernachlässigen- dem Betrage. Die Frage würde also sein, wie viel Ozon unter ver- schiedenen Bedingungen sich bildet, wenn ein Coulomb als Leitungs- strom durch das Gas geschiekt wird. Doch ist die so gestellte Frage noch nicht hinreichend präeisirt. Die elektrische Entladung wirkt auf den Sauerstoff ozonisirend, auf das Ozon desozonisirend. Ein bestimm- tes Ergebnis kann daher nur erhalten werden, wenn die letztere Wir- kung zu vernachlässigen ist. Dazu reicht es hin, dass der hervor- gebrachte Ozongehalt sehr klein sei gegen den maximalen, durch den angewandten Apparat zu erzielenden.' | Demnach ist es die Aufgabe, zu bestimmen, wie viel Ozon pro Coulomb Leitungsstrom in hinreichend schwach ozonisirtem Gase ge- bildet wird. ‘ Diese Berichte 1900, S. 712. 1012 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 11. Nov. 1903. Diese Aufgabe ist von mir selbst für die Entladung aus metal- lischen Spitzen, gleichzeitig von Hrn. Gray für die Entladung aus glatten dielektrischen Oberflächen nach Sıemens, in Angriff genom- men, und zwar für ein Gas, das ungefähr 93 Volumprocente Sauer- stoff enthält. Ä Der vorliegende Aufsatz enthält meine eigenen, der folgende Hrn. GraY’s Ergebnisse. $ 3. Ein Strom des zu ozonisirenden trockenen Gases wurde während einer gemessenen Zeit an der ozonisirenden Spitze vorbei durch einen mit '/so normaler Natriumarsenitlösung gefüllten Absorp- tionsapparat geleitet. Man bestimmte die erzeugte Ozonmenge durch den Titerverlust jener Lösung gegen eine auf sie abgestimmte Jod- lösung, die Stärke des ozonisirenden Spitzenstromes durch galvano- metrische Messung. Die Spitze wurde auf constantem, gemessenem Potential gehalten, der Strom ging von der Spitze über die Erdelektrode und das Galvano- meter zur Erde. Ich benutzte drei verschieden gestaltete Apparate I, I, II. Die Erdelektrode war bei I ein Platinblech, welchem die Spitze aus Platin nahe gegenüberstand; bei II ein 22" weiter, 40”” hoher Platineylinder mit verstärkten Rändern, in dessen Mittelpunkt die nach der Achse des Cylinders gekehrte Spitze sich befand: bei III die freie Oberfläche von concentrirter Schwefelsäure in einem Liter- kolben, einen Kreis von 7°” Durchmesser bildend. In Apparat I betrug das Spitzenpotential ungefähr 4000 Volt, in Apparat II und III 7000—ı12000 Volt. Direct zur Erde abgeleitete Schutzringe aus Stanniol verhüteten, dass Elektrieität von der Spitze über die äussere Glasoberfläche der Apparate zur Erdelektrode gelangte. Durch einen Dreiwegehahn konnte das ozonisirte Gas nach Belieben durch den Absorptionsapparat oder in’s Freie geleitet werden. Man überzeugte sich, dass die stille Entladung in dem stick- stoffhaltigen Gase keine Oxydationsproduete des Stickstoffs bildete. Die erreichte Ozonisirung blieb unter ı Procent der maximal in den Apparaten zu erzielenden. Die folgenden Ergebnisse sind meist Mittelwerthe aus mehreren Versuchen. $ 4. l. Negatives Spitzenpotential, Licht befindet sich nur an der Spitze. I. Die Ozonmenge pro Coulomb ist bei constanter Stromstärke ö unabhängig von der Potentialdifferenz V der Elektroden und von der Beschaffenheit der Erdelektrode. WARBURG: ÖOzonisirung durch stille elektr. Entladungen. 1013 Tabelle I. Apparat i.106 Amp. V Volt gr. Ozon pro Coulomb I 57 4200 0.0375 U 5 9880 0.0386 UI 57.2 11730 0.0387 Die Unterschiede in den Werthen der letzten Columne sind kleiner als die bei verschiedenen Versuchen unter angebbar gleichen Bedin- gungen sich zeigenden. 2.. Die Ozonmenge pro Coulomb ist nur von der Stromstärke ab- hängig und sinkt langsam mit wachsender Stromstärke. Tabelle H. Apparat I Apparat II i r. Ozon h gr. Ozon 4 a Conlomb x er Coulomb 4300 17-4 0.0475 4200 25.1 0.0459 7470 29.1 0.0431 4200 57 0.0375 9880 57-5 0.0386 11660 94.2 0.0370 I. Positives Spitzenpotential. Die Ozonmenge pro Coulomb wächst schnell mit der Stromstärke und ist bei schwachen Strömen kleiner, bei starken grösser als für negatives Spitzenpotential. Dies hängt mit dem Auftreten eines po- sitiven Büschels zusammen, mit dessen Entwiekelung die Ozonmenge pro Coulomb rasch in die Höhe geht. Negatives Licht wurde auch in dem ganz durchsichtigen Apparat II nicht gesehen. Tabelle II. gr. Ozon € i. 106 Coulomb 8 42 29 0.02 Apparat II 10400 57 0.05 12000 94 0.06 Apparat II . 12000 57 > $ 5. Die bei der Erzeugung von 1% Ozon verbrauchte Arbeit war am kleinsten bei negativem Spitzenpotential und kleiner Strom- stärke; sie betrug für = 17.410, V= 4300 (Tabelle II Apparat I) 88900 Joule, immer noch 34 mal so viel als das Arbeitsäquivalent der Wärme, welche 1% Ozon bei seiner Bildung absorbirt (2585 Joule). $ 6. In der folgenden Tabelle ist mit denjenigen meiner Versuche, welche die grösste Ozonmenge pro Coulomb geliefert haben, das Er- gebnis zusammengestellt, welches Hr. Gray mit einem Sırnens’schen Özongenerator in demselben 93 procentigen Sauerstoff für sehr schwache Özonisirung gefunden hat. Sitzungsberichte 1903. 5: 1014 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 11. Nov. 1903. Tabelle IV. gr. Ozon Joule Cb 4 Coulanb: sr. Üson: gr Acauv; Oken 4300 Sp. — 0.048 88900 12000 Sp. + 0.063 190000 381 9200 Sıemenxs’ Generator (GRAY) 0.26 13500! 92.3 Danach lieferte die Entladung zwischen dielektrischen Oberflächen 4 bis 54 mal so viel Ozon pro Coulomb Leitungsstrom als die Ent- ladung aus metallischen Spitzen. Auch in Bezug auf die Arbeitsleistung erweist sich die erstgenannte Entladungsform der letztgenannten über- legen.” $ 7. Ursache der Ozonisirung bei der stillen Entladung. Setzt man das Aequivalentgewicht des Ozons, sofern ı Grammatom Wasser- stoff $ Grammmolekül Ozon redueirt, gleich 24, so ergeben sich die Werthe der letzten Columne von Tabelle IV. Zur Erzeugung von ı Grammäquivalent Ozon wurden also in den obigen Versuchen 92 bis 500 Coulomb gebraucht, während zur elektrolytischen Abscheidung von ı Grammäquivalent 96540 Coulomb erforderlich sind, d.h. 1000 bis 193 mal so ‚viel. Daher kann man nieht annehmen, dass die Ozon- bildung bei der stillen Entladung auf einem der Elektrolyse ähnlichen Vorgang beruhe. Nun hat Lenarn’ gezeigt, dass sowohl Kathodenstrahlen wie auch kurzwellige ultraviolette Strahlen ozonisirend wirken. Bei der stillen Entladung treten beide Strahlengattungen auf, und es liegt nahe, ihnen allein die ozonisirende Wirkung der Entladung zuzuschreiben. Betrachtet man unter dieser Annahme die Ozonisirung bei der negativen Spitzenentladung, so ist der Herd der Ozonbildung aus- schliesslich der leuchtende Stern an der Spitze, das ist nichts anderes als das auf einen sehr kleinen Raum zusammengeschrumpfte negative Glimmlicht der Glimmentladung. Die Beschaffenheit dieses Lichtes ist, wie man weiss, unabhängig von der Potentialdifferenz der Elektroden, wenn man die Stromstärke constant hält, überhaupt nur abhängig von der Stromstärke, und die Ausdehnung dieses Lichts ist, solange die Kathode noch nicht ganz von demselben bedeckt wird, der Strom- stärke nahe proportional. Entsprechend ist die Ozonbildung vom Spitzen- ' Dieser Werth ist unter der anfechtbaren Voraussetzung berechnet, dass in dem Sırmens’schen Apparat die Verschiebungsströme von den Leitungsströmen zeitlich getrennt sind. ®? Dass unter anderen Versuchsbedingungen die stille Entladung aus Metall- elektroden günstigere Ergebnisse liefern könne, ist natürlich nicht ausgeschlossen. ° Pr. Lenarn. Wiıeo. Ann. 51, 232, 1894. Ann.d. Phys, r, 503, 1900. Ob die Kathodenstrahlen unmittelbar oder mittelbar dureh von ihnen erzeugte kurzwellige Strahlung wirken, kann hier dahingestellt bleiben. WARBURG: Ozonisirung durch stille elektr. Entladungen. 1015 potential unabhängig, überhaupt nur abhängig von der Stromstärke, und die Ozonmenge pro Coulomb jedenfalls nur langsam mit der Strom- stärke veränderlich. ($ 4.) Alle Arbeit, welche ausserhalb des nega- tiven Glimmlichts geleistet wird, geht für die Ozonbildung verloren, nur die im negativen Glimmlicht geleistete wird nutzbar und auch diese nur zum Theil. Nach Tabelle IV müssen nämlich zur Erzeugung von ı Gramm Ozon ee — 20.8 Coulomb aus der negativen Spitze aus- treten, wobei in dem negativen Glimmlicht, da das Kathodengefälle an Platin in Sauerstoff 370 Volt ist, eine Arbeit gleich 20.8370 = 7700 Joule verrichtet wird, 3 mal so viel als das Arbeitsäquiva- lent der Wärme, welche ein Gramm Ozon bei seiner Bildung ab- sorbirt. Bei positiver Spitze ist, solange das Licht sich auf den Stern an der Spitze beschränkt, die Ozonbildung bei derselben Stromstärke ge- vinger als bei negativer. Man muss daraus unter der gemachten An- nahme schliessen, dass das positive Licht hier weniger ozonisirende Strahlen als das negative entwickelt.’ Wenn aber der positive Büschel es so wächst die erzeugte Strahlenmenge in bedeutendem Maasse ı, damit auch die Ozonbildung. Aus dem Gesagten scheint mir mit Wahrscheinlichkeit hervor- zugehen, dass die Ozonbildung bei der stillen Entladung den photo- und ee hödochensreehen Wirkungen zuzurechnen ist. ! Es ist hier anzumerken, dass der Stern an einer negativen > Spitze bei glejeher “Ss Stromstärke heller ist als an einer positiven. 1016 Über Ozonisirung durch stille elektrische Ent- ladungen in dem SIEmEns’schen Ozonapparat. Von ArrtHur W. Gray, Whiting Fellow in Physies of the University of California. (Vorgelegt von Hrn. WarsurG am 14. Mai [s. oben S. 557.) De SIEMENS’ sche Ozonapparat ist ein zusammengesetzter ee und besteht in seiner gewöhnlichen Form aus einem enge- ren Glasrohr, welches in ein weiteres conachsiales eingeschmolzen ist; während das zu ozonisirende Gas durch den ringförmigen Raum zwi- schen den Glasröhren hindurchgeleitet wird, legt man an die Belegungen, das sind die leitend gemachten äusseren Oberflächen der Glasröhren, Potentialdifferenzen von wechselnder Richtung an. Sind diese Potential- differenzen hoch genug, um Leitungsströme in dem Gase zu verur- sachen, so tritt theilweise Ozonisirung des Sauerstoffes ein. Da nun die Ozonisirung nur von diesen Leitungsströmen her- rührt, so sind gesetzmässige Beziehungen zwischen der Ozonisirung und diesen Leitungsströmen zu erwarten, welche von den Ladungs- strömen wohl zu unterscheiden sind. Um solche Beziehungen zu fin- den, war es nöthig, 1. die Elektrieitätsmenge in Coulomb, welche als Leitungsstrom durch das Gas hindurchgeschiekt wird, 2. die dadurch gebildete Ozonmenge zu messen. Diese Aufgabe kann nicht gelöst werden, wenn man den ni Appanh wie üblich, mit dem Inductorium betreibt, wohl aber, wenn man ver- mittelst einer Leidener Batterie die Belegungen zu einer grossen Po- tentialdifferenz direet lädt und alsdann entlädt. Das Glas kann hier als vollkommener Isolator betrachtet werden. Bringt man, während die äussere Belegung a zur Erde abgeleitet ist, die innere Belegung i vom Potentiale 0 auf das Potential V, so würde der Condensator, wenn das Gas nicht leitete, die Ladung C,V annehmen, wo C, die wahre dielektrische Capaeität des Condensators bedeutet. Da aber ein Lei- tungsstrom im Gase hinzutritt, durch welehen die inneren Glasflächen A.W. Gray: ÖOzonisirung in Sıemens’schen Ozonröhren. 1017 geladen werden, so nimmt der Condensator eine grössere Ladung C,V an. Bei der Entladung entsteht ein rückwärts gerichteter Leitungs- strom im Gase; wird die Ladung und Entladung dauernd wiederholt, so fliesst bei der Entladung die Elektrieitätsmenge C,V wieder ab. Wie an einem anderen Orte zu begründen, ist die ganze in einem Ladungs- oder Entladungsleitungsstrom bewegte Elektrieitätsmenge —»V Coulomb, ıo "Kl G-—C = a. r, 18 log. nat. pe wo K, die Dielektrieitätseonstante des Gases, / die Länge des Con- densators, r, und r, bez. die Radien der äusseren und inneren das Gas begrenzenden Glasflächen bedeuten und der Condensator als ein unendlich langer Cylindereondensator angesehen ist. Wenn (, und C, auf galvanometrischem Wege gemessen werden, so ist hiermit also (Q, bestimmt. $ 2. Als Elektrieitätsquelle diente eine durch einen Elektromotor betriebene Voss’sche Maschine, deren einer Pol A zur Erde abgeleitet, deren anderer Pol B mit einer Leidener Batterie und einem Braun- schen Elektrometer verbunden wurde. Das Potential von B wurde durch einen Spitzennebenschluss zwischen A und B regulirt. Zum Betriebe des Generators musste ı. während die äussere Belegung a desselben zur Erde abgeleitet war, seine innere Belegung ö abwechselnd mit B und mit der Erde verbunden werden. Doch sollten 2. von Zeit zu Zeit die Ladungs- und Entladungsströme ge- messen werden, wozu es nothwendig war, während einer Ladung bez. während einer Entladung die äussere Belegung, anstatt direct, über das Galvanometer zur Erde abzuleiten. Ich construirte nun eine durch einen Elektromotor betriebene Wippe, welehe im Allgemeinen die Bedingungen (1) herstellte. Doch waren an der Wippe zwei He- bel A, und A, angebracht; durch Niederlrücken von Ah, wurden für eine Ladung, durch Niederdrücken von h, für eine Entladung die Bedin- gungen (2) automatisch hergestellt, während die Wippe in ununter- brochenem Tempo weiterlief. $ 3. Für den benutzten Sırmexs’schen Generator war 12=:8° 3, = omr6, = omg4, „= 092 ‚n= 1700, wo ! die Länge der Belegungen und r,,r,,7,,r, die Radien der vier eylindrischen Glas- oberflächen, von innen nach aussen gerechnet, bedeuten. Die folgende Tabelle zeigt den Verlauf der beobachteten Capa- eität C, als der Generator von trockener Luft durchflossen wurde. 1018 Sitzung der phys.-math. Classe v. 11. Nov. 1903. — Mittheilung v. 14. Mai. Tabelle 1. V (Volt) ©. 1010 (Farad.) V (Volt) C.1010 (Farad.) V (Volt) CU. 1010 (Farad.) 2390 0.418 6160 ; 9200 1.22 3070 0.415 6710 0.431 9800 1:38 i .38 3660 0.415 1380 0.449 10400 1:3 4250 0.417 1.19 11000 1.40 4850 0.418 8000 1.20 11700 1.42 5500 0.416 8600 1.19 12200 1.43 Die wahre Capacität beträgt im Mittel 0.417- 107" Farad. Un- gefähr bei V= 7000 Volt erleidet C eine sprungweise Vergrösserung, indem der Leitungsstrom eintritt. In der Nähe dieses Potentials sind die Ergebnisse unregelmässig, indem manchmal Leitung eintritt, manch- mal nicht. Im ersten Falle wird das Gas bei der Ladung und bei der Entladung leuchtend, was man sieht, wenn man die Elektroden durehsichtig, z.B. aus Schwefelsäure, bildet. Etwas oberhalb dieses kritischen Potentialwerthes werden die Ergebnisse wieder regelmässig; auch erhält man dieselben Werthe von C, bei Ladung und Entladung; die scheinbare Capacität wächst langsam mit wachsendem Potentiale V. Dieselben Ergebnisse wurden erhalten, wenn anstatt trockener Luft trockener Sauerstoff sich im Apparat befand. $ 4. Zu den definitiven Messungen wurde käuflicher Bomben- sauerstoff benutzt, welcher ungefähr 93 Volumprocente Sauerstoff ent- hält. Das Gas wurde durch Schwefelsäure getrocknet, durch eine Baumwollenvorlage von Staub befreit und gelangt nach Austritt aus dem Generator zu einem mit concentrirter Schwefelsäure gedichteten Dreiwegehahn, durch welchen es bei der Stellung (1) direet, bei der Stellung (2) über einen Absorptionsapparat in’s Freie strömt. Dieser bestand aus fünf hinter einander geschalteten Gefässen, welche im Ganzen ungefähr 40° ‘/ normaler Natriumarsenitlösung enthielten. Die Zahl der benutzten Stromstösse — indem Ladung oder Ent- ladung als je ein Stromstoss gerechnet wird — wurde durch ein be- sonderes Zählwerk gemessen. Um eine Bestimmung zu machen, setzt man Elektrisirmaschine und Wippe in Gang, giebt dem Dreiwegehahn die Stellung (1) und leitet den Gasstrom ein. Man bringt das Potential der Leidener Batterie durch den Spitzennebenschluss auf den gewünschten Werth ($ 2), be- schickt das Absorptionsgefäss mit einer gewogenen Menge des Ab- sorptionsmittels und stellt das Zählwerk auf Null. Nachdem man sich durch einige Galvanometerausschläge ($ 2) überzeugt hat, dass der elek- trische Apparat gleichförmig functionirt, giebt man dem Dreiwegehahn die Stellung (2) und rückt das Zählwerk ein. Von Zeit zu Zeit nimmt man Capaeitätsmessungen nach $ 2 vor. Nach 12000 bis 25000 Strom- stössen, je nach dem benutzten Potentiale, giebt man dem Dreiwege- A. W. Gray: Ozonisirung in Sırmens’schen Ozonröhren. 1019 hahn wieder die Stellung (1) und rückt das Zählwerk aus. Die er- haltene Ozonmenge bestimmt man in bekannter Weise durch Titriren. Der erzielte Ozongehalt war sehr klein, nämlich weniger als 0.004 des maximalen, mit dem Apparat zu erzielenden. $ 5. Die folgende Tabelle enthält einige der bei der Zimmer- temperatur gewonnenen Ergebnisse. Q ist die durelı einen Stromstoss, Ladung oder Entladung, geförderte Elektrieitätsmenge in Coulomb, Q, der nach $ ı berechnete entsprechende Leitungsstrom in Coulomb, M die Ozonmenge in Grammen pro Stromstoss, M/Q, die Anzahl von Grammen Ozon pro Coulomb Leitungsstrom. Tabelle I. Volt Farad - 10'° Conlomb per Gramm Ozon per Stromstoss - 10° Stromstoss Coulomb 6A G— se Q M. 107 M/Q» 4850 0.418 [6) 2.03 o — — 8600 1,20 0.78 10.3 8.45 Fu e- » 1.19 0.77 10.2 8.35 —_ _ 9200 1.25 0.83 11,5 9.6 = 1.23 0.81 11.3 9.4 2.42 0.258 » 1.25 0.83 11.5 9.6 2.63 0.274 ” 1.25 0.83 11.5 9.6 2.60 0.271 ” 1.24 0.82 11.4 9.5 2.41 0.254 ” 1.24 0.82 11.4 9.5 2.46 0.259 9800 1.32 0.90 12.9 11.1 wu ” 1.30 0.88 12.7 10.9 2.82 0.259 10400 1.33 0.91 13.9 11.9 3.09 0.260 11000 1.40 0.98 15.4 13.6 —_ ger “ 1.39 0.97 15.3 13.4 3.60 0.269 11700 1.41 0.99 16.5 14.6 3.92 0.268 12200 1.42 1.01 17-5 15.5 en , ” 1.43 1.01 17-5 15.5 _ = 1.44 1.02 17.6 15.7 4-37 0.278 he 1.44 1.02 17-6 15.7 4-27 0.272 * 1.44 1.02 17.6 15:7 4.14 0.264 * 1.46 1.04 17-9 16.0 4.30 0.269 " 1.45 1.03 17.% 15.8 4.44 0.281 x 1.44 1,02 17.6 15.7 4.38 0.279 ’ 1.45 1.03 17.8 15.8 4-47 0.282 : 1.45 1.03 17.8 15,8* 4-37 0.276 6. Aus der letzten Reihe der Tabelle II ergiebt sich die wichtige Thatsache, dass die Masse des Ozons, welche man pro Coulomb Leitungs- strom in dem Sırnes’schen Ozonapparat erhält, eine nahezu, wenn auch nicht genau, eonstante Grösse zu sein scheint, deren Betrag für den benutzten Apparat ungefähr gleich 0%27 gefunden wurde, unabhängig von der Änderung der Potentialdifferenz zwischen den Elektroden des Generators, und auch wahr- scheinlich der gebrauchten Elektrieitätsmenge. Es ist zwar 1020 Sitzung der phys.-math. Classe v. 11. Nov. 1903. — Mittheilung v. 14. Mai. zu bemerken, dass die Zahlen die Tendenz zeigen, ein klein wenig mit dem Potentiale zu wachsen. Der Zuwachs ist jedoch kleiner als der mögliche Versuchsfehler und rührt vielleicht von unvollkomme- ner Isolation des Galvanometerkreises her, wodurch Q und C, zu klein, die Ozonmenge pro Coulomb mithin zu gross erscheinen würde; der hieraus entspringende Fehler muss mit wachsendem Potentiale wachsen. Oberflächenleitung im Generator würde einen Fehler in der entgegen- gesetzten Richtung hervorbringen. Da beide Fehlerquellen vorhanden waren, sind weitere Versuche nothwendig, um diesen Punkt zu ent- scheiden. $ 7. Da die Masse des Ozons pro Coulomb Leitungsstrom nahezu, | wenn nicht ganz, von der benutzten Potentialdifferenz unabhängig ist, so folgt, dass man für einen gegebenen Energieverbrauch das meiste i Ozon erhält, wenn die angelegte Potentialdifferenz nicht grösser ge- | macht wird als nöthig, um die leuchtende Entladung im Gase hervor- “ zubringen; dies entspricht den bei technischen Betrieben gemachten Erfahrungen. aan fe re SE En as Be R # ME a a a TE BL ER EI a ae a a Ausgegeben am 19. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. VERZEICHNISS DER »WISSENSCHAFTLICHEN MITTHEILUNGEN« zu St. XLV und XLVI. van'r Horr und F. Farup: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen EN: rungen. XXX . . Warsure: Über die Ozonisirung di Sauerstall: durch stille sick Eastadinge ne 2210 ARTHUR W. Grar: Über Ozonisir ung durch stille elektrische Entladungen in dem Sıenexs’schen Yin: pparat Seite 1016 re der Akademie. Abhandlungen aus dem Jahre 1901. . . . Bee Daraus: Physikalische Abhandlungen . . . re a a ” Mathematische Abhandlungen Bee ren E Philosophische und historische Abhandlungen ren nam Abhandlungen aus dem Jahre 1902. . . . - er ae, een Daraus: Physikalische Abhandlungen . ee ra ke Philosophische und historische Abhandlungen u ee Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1902 u 1903. Dünnter: Gedächtnissrede auf Pavr re Boıcnorst . AM. 1.— Scamipt: Gedächtnissrede auf Karr Wein ; Bi, ee Zimmer: Gedächtnissr ANNES Scham T Er ‚ 1— SCHULZE: emo arcticus (ARMAUER HAnsEN) u und Calycosoma ah FE. Sca np ve ae Branco: Das nische hen es und seine Beziehungen zum vulcanischen Riese bei ördlingen » 5.50 Coxze: Die Kleinfunde aus Pergamon 1, Burpacn: Bericht über Bee zum Ursprung der neuhochdeutschen Schrftsprache und des & eutschen Aare s : ; 2.50 WALDEYER: Bedschtülsgrede auf Ruporr Virenow ; 2.— C. Russe und F. Pasca Über die Strahlung Sn en im Be zn NM. 3.— Bee: Ein Bruchstiek altägyptischer Anna} ae . Krause: Ossa Leib a M. ae und R. ee Die "Variationen bei "Ariemia sollen Lrach "und ihre > Abhängigkeit “ von ee Einflüssen . 250 H. Vircuow: Über . schen Raum und Tenon ’sche Kapse el . iR am N. Gamwuxor: Über den Einfluss farbigen Lichts au f die Färbung lebender Öseillarien \ » 3.50 W. TIEDA: Über de "Quelle en der Handelsstatistik im Mittela » 2,50 H. Grönroos: Die Museuli biceps brachii und antreten 6 ei der Affengattung Bylobate de ergleich mit den entsprechenden Gebilden der Amen und des Mense ».5.00 H. Kayser: Die Bo enspectren von Yttrium und Ytterbiu er W, Frievensgure: Das Kön iglich Preussische Historische Tan in Rom. in “den dreizehn arsten 6 ahren seines Boithens 18388 —1901 B En GELZER: Pergamon unter Byzantinern und Osmanen RE Stzungeberchte d der Akademie, = MN. 12.— Preis der en Jahrgänge, Tg us besonders zusammengest Mitkemstische und dien "Mittheilungen. Ka 1897. Preis des Jahrganges. . M 8— Geschichte der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften. Im Auftrage der Akademie bearbeitet AnpoLr HArnNAcK. Drei Bände. — er er | Die Zweihundertjahrfeier der Königlich h Prönenlschen Akademie der Wissenschaften am 19. und 20. März 1900. Berlin 1900. V. u. 171 S., 6 Taf. M 6— Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1903. % Assmann: Beobachtungen am A@ronautischen Observatorium über Te se ee - A 050 7 W. Sırosox: über die Lagerungsform und das Alter des ae ee . 5 Or Faonarus: über die cha en Einheiten der symmetrischen Gruppe - 1-3 van’t Horr und H. Barsca EN über die Bildungeverhältniese der ozeanischen Salz- a a en. = F, ToBLer: rt Polym orphismus von Meeresalgen a On Fischer: Synthe Sn ‚Derivaten Gr tide a - 0 E. Hasen und H. R sionstermögen der Metalle für lange Wellen ; » 050 K. GeLoxer: das aahtsehne Kapitel des idad. : 00 von Wırano MOoELLENDORFF: drei Schlusssenen griechischer Dramen. da. Hr. ji be Eruax: zur Erklärung des Pa » 1— LANCK: ZUr REN Theorie ie selectiven Absorption in isotropen Nichtleitern . -» 1 van’t Horr und G. Just: Untersuc bigen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzab- lagerungen XXX 2: 050 Fropzxius: über die Primfaetoren der Gruppendeterminante, II } u Frosexius: Theorie der hype pas en Gr _ ee Tr E. Cons: Metallo opt tik und Max sche The » 0.50 W. Jaeger: über die in der Darstellung ei Featiung des elektrischen Widerstandsmaßes er- reichbare _. i -» 050 H. Lonmans: Untersuchungen über die Tier- und, Pflanzenwelt sowie “über die Bodensedimente Br des Nordatlntiche Ozeans zwischen deı 50. Grade Bar, Breite se Taf.) -» be nt Wıramow LENDORFF: drei Schlu Ba griechischer Drame = Dan O. Lanee: Fry beste eines ägyptischen Weisen aus 1 Papyras I, 344 in Leiden , 0 Fr. Kurscher . Zick@rAr: die Bildung von Guanidin bei Ösydatlon von Leim mit Perman- ui anate Er :»0. Faosabne: Fi Theorie der hyperkomplexen Größen. IT. » 050 Heruerr: über die Reduction der auf der r physischen Erdoberfläche beobachteten Schwerebeschleuni- gungen auf ein eunns Niveau. I .» 1—_ vos Bezorp und A : Vorschlag ze. einer magnetischen Vermessung eines ganzen "Paral)el- Tat zur Prütung der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des a (hierzu u VAN’T 2. d W. Mevernorrer: Untersuchuhgen über die Bildungsverhältnise der ozeanischen Sal sablagerungen, XXXU. » 050 A. Torsquist: d ea Sardiniens und seine ie Beziehungen zu den jungen, eireum - medi- terranen Faltenzügen ; = O0 Sonderabdrücke aus den er u. IL, 1903. 2 Pıscrer: die Inschrift von Paderi A. 050 5 cn ke und Piscaer: Kasch re 2“ die Khar -» 050° Branco: Die Gries- -Breocen des Vorrieses als von 1 Spaten unabhängige, früheste Stadien” ‚embryo- ler Vuleanbildun » 0,50 : Zur Spaltenfrage der Vulcane a: ak über die e des Lysias in Plato’s Phaedrus de Monusex: re Inschrift aus Baalbek » 050 H. vos Sopex: Bericht über die in der Kubbet i in Damaskus gefundenen Handschrifienfragmente » 050 HarnacK: Fors ungen auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen Lit » 0.50 voN erg -ALTENECK: über die Enmiteliere Beeindiussung von Pendelschwingungen d es äussere Danxnen BERG: der M onte Fern in Sardini a vos Richtnorex: geomorphologische Studien aus Ostasien. IV vos RıchtHorex: geomorphologische Studien aus Ostasien. V | ee O. Leser: zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen (hierzu Tat. um un ) en zur Theorie derjenigen Raumcurven, bei welchen die erste Krümmung eine gegebene 2 unetion der en ist Ei . Mürzer- Berstau: zur Theorie der Windv: erbände . eiserner Brücken. (hierzu Taf. v). en ro er altfranzösischer RE aus den in der Kubbet in Damaskus gefundenen an = Scaorikr: über die Aner’schen Fi unetionen von drei Veränderlichen ® Frogesius: über einen Fundamentalsatz der ren: theorie . 1. Baver: wei, see t über weitere Unte -_ im ı niederhessischen Basaltgebiet ul RUP: Toben über Bis, Bi ungsverhältnisse der ozeanischen Salzab- ; agerungen. XXXUI WarzurG: über die " Ozonisirung des Sanerstoffs durch stille elektrische Entladungen . Arrnur W. Grar: teagge > dureh a are en in dem Sırmexs’schen Oral. a 4 SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. XLVn. 19. Noveuger 1903. BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Band mit rbei ten. } ng in die iaungsberichte neben $ al, $: a olgenden : Domersnen & acht Tape ne area em Kalender- den v \ aa ı Ba En fer hickt. Die Verfasse ur 1 Ercheinen Dirt Mittheilungen a acht Tagen. isheilungen« abgedruckten Arbeit a. ee chem BE u E um auf | ihre. Kosten abhdhen. Ii es 6. “ Fr einer " wisensehalichen as ; = et art 32 Seiten in Sitzungsberichte a. ieuenmchh = ihm dies nach den gelten. 3 regeln teht, so bedarf er dazu < r Ein- \ ae ar er Akisdensie oder der betrei Classe. 58. len Correeturen nur auf be r verzichten ni $ 11. , erfasser einer unter den » Wissens lag, auf wele er BE der Emm erichte mit rer ‚ Tag und Kategorie der Sitzung, darumts Titel der Michelung und e zn des Ver 2. Mittheilungen, >28, a ‚ete zur Aufnahme in die Siteungiheniehil nahe ilun 1021 SITZUNGSBERICHTE 1908 XLV)H. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 19. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. *]. Hr. Brunser las über die Klage mit dem todten Mann und mit der todten Hand im deutschen Gerichtsverfahren des Mittelalters. Die Abhandlung erörtert die Klage, die um Mord oder Todtschlag vor Gericht in Gegenwart des Leichnams erhoben werden musste, die Gegenstände, die als recht- licher Ersatz der Leiche dienen konnten, insbesondere die abgetrennte Hand des Todten, und einzelne Legenden, die sich über derartige in Kirchen aufbewahrte Hände bildeten. Das Verfahren der Klage mit dem Todten sei nicht dem Erforderniss des Corpus delicti, sondern dem Vorstellungskreise des Animismus entsprungen. 2. Hr. Scuortky überreichte die Fortsetzung seiner Abhandlung über nn Aseu’schen Functionen von drei Veränderlichen. in der Mittheilung vom 5. November begonnene Untersuchung wird zu Ende geführt nd eine geometrische Deutung der Gleichung @ = o aufgestellt. 3. Hr. Vauten legte vor einen von Hrn. Professor Dr. O. Lexer in ı Strassburg i. Els. eingesendeten Nachtrag zu seiner im Sitzungs- bericht XLI abgedruckten Abhandlung »Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen«. 4. Hr. Auwers überreichte sein Werk: Neue Reduction der Braprev’schen Beobachtungen aus den Jahren 1750 bis 1762. Bd. 1. St. Petersburg 1903. 4. 5. Hr. van’r Horr übergab. sein Werk: Physical Chemistry in the Service of the Sciences. English Version by ALEXANDER Suıtu. Chicago 1903. Sitzungsberichte 1903. u 1022 Gesammtsitzung vom 19. November 1903. Über die Aszr’schen Functionen von drei Veränderlichen. | Von F. ScHortkY. (Fortsetzung der Mittheilung vom 5. November 1903, XLIV.) I der aufgestellten Gleichung bleibt noch der Factor m zu bestimmen. Denken wir uns zunächst irgend eine Function vierten Grades, K(£,n,2), die in den Punkten (x, Yy,2) und (x, y’, 2’) von der zweiten Ordnung verschwindet. Eine solche lässt sich jedenfalls auf die Form bringen: KE,n, = wHl,n,d)+ewr, wo ce eine Constante, und H(£,»,2) eine kubische Function bedeutet, die in den beiden Pink von der ersten Ordnung verschwindet. Es ist dann IK (Q,, b, er = IE Ma uber + gun Der zweite Theil des Ausdrucks auf der rechten Seite ist identisch gleich 0; denn es ist für jede beliebige quadratische Function &: DICH, BR Der erste Theil ist, der aufgestellten Formel zufolge, m Saale = Hl”, y”, 2”) Da aber u und v im Punkte x”, y”, 2” verschieden, so ist K(«”, G, 3 — w, H(«”, y, 2”) ; Wir erhalten daher: et EUREN 2) _ 3 sn „Kl u 2”). e=ı ScuorrkY: Über die Aser’schen Functionen von drei Veränderlichen. 1023 Nun wählen wir für X eine specielle Function, das Product der vier Determinanten: RAS BE 24,2 20% zu2l. au 23 le 237 2 a,b, e, a, b, 6 A; Di 6 a, b,6 Da eu ey z2l en Zu Tu a5 .% ae ist, so ist: Kia”, y 2”) = wiu,u,00, Wir schreiben dafür: w H,H,H;H,9,95969: oder, indem wir das Product aller sieben Factoren g, mit g bezeichnen: gu, H,HEH, ua Die Summe auf der linken Seite der Gleichung ist nur über die Zahlen &=1,2,3 zu erstrecken, da die übrigen Terme gleich o sind. Es ist ie Kia”, y", 2”) in K(a,, bs, C,) = E.R.FLF, und: 9eK(@., dur) _ Fer Pas Pas Far er Se 9. H.H. Hier ersetzen wir F,, und F,, durch: RR H;H, ( Br; 3 a ’ yR VR’ Kla,,b.,6) _ FuGsFaGaH,H, 0,0, .VRR' wird. Unsere Gleichung nimmt dadurch die Form an: so dass 3 F„6G„F6., _ mgH,HVRER 9.99, 54 ee Nun ist aber der Ausdruck auf der linken Seite — der für den Augen- blick mit 7 bezeichnet werden möge — mit —H,H; identisch. Um dies zu sehen, beachten wir, dass zwischen je drei der vier Functionen F Ga 1,2, 9 ad, ° 94* 1024 | Gesammtsitzung vom 19. November 1903. eine lineare Gleichung besteht. Eine dieser Gleichungen ist: E 2.0, 2, 4 — H Z. ; S I: Pas Glan ee & ill KF — H, 5 Re N G;; ag x, H, ’ 9:9: Far = SH, so geht diese Gleichung über in: 4, 4, = 9, In Is6ı . Führen wir ein: Ebenso ist: 4,4, ln 167 > ug? ra Ge Fus 267 * Denkt man sich nun aber die Punkte 4,5 mit 6,7 vertauscht, und entsprechend - I 16060 y. Hi, 8 w; gesetzt, so ist auch: Y—y = 9 TFr- Daraus folgt, dass man setzen kann Ya —%. (e=1,2..3) Aus diesen Gleichungen folgt: 9.9,F, 6,6, = — en HH, und, da ,(2, — a) ; HU B-W. 8 1 (x, zen x) (x, u %,) ist: T=—H,H,;. Damit ist für den Factor m der folgende Werth gefunden: ws - ; gVRKR Ich will jetzt, entsprechend einer früheren Arbeit (ÖreLte, Bd. 119 S.79), die beiden Ausdrücke a X+yY+2zZ, X +yY’+zZ mit P und P’ bezeichnen; so dass m == — w=P,v=P',w=-—PP ScuorrkvY: Über die Ager’schen Functionen von drei Veränderlichen. 1025 ist. Ausserdem mögen, damit unsere Gleichung sich einfacher dar- stellt, die variabeln Punkte (2,9, 2), (x, y’, 2’), («”,y”,2z”) der Reihe nach mit 8,9,0 bezeichnet werden. Wir können dann sagen: Zwischen den Werthen H, einer beliebigen kubischen Function H in den Punkten 1,2...8,9,0 besteht die Gleichung: DE.H, Br, De wobei die Factoren E, folgende Werthe haben: w B—=" 3 (a=1,2..7) Url P — P' —ı ee TERMIN Bun P'yYR PYR' gPP'YRR Nachdem diese Hülfsformel entwickelt ist, kehren wir zu den Relationen zwischen den geraden Theta, zunächst zu der Gleichung. Ziff Felen _ 9 “ih. zurück. Diese lässt sich durch eine etwas einfachere ersetzen. Die Summation erstreckt sich über die Zahlen «= ı bis 4. Aber wir können auch summieren über & von ı bis 7, da die hinzutretenden Terme gleich o sind. Y..,, als lineare Funetion von q,,b., €, behält auch eine Bedeutung, wenn man « mit 6,7,8,9 oder O zusammen- fallen lässt. Wenn man in dem Faetor f.,; das Werthsystem a,, b,,c, durch ein ganz beliebiges £,n,£ ersetzt, so geht der Ausdruck links in eine lineare: Function von £,n,£ über, die symmetrisch gebildet ist in Bezug auf die Punkte 1,2,3,4,5. Unserer Gleichung zufolge ver- schwindet diese lineare Function im Punkte 5. Ebenso muss sie ver- schwinden in den Punkten ı, 2,3,4; folglich ist sie identisch 0. Wir können daher auch a,, b,, c, durch x, y, 2, d. h. fass durch F, ersetzen. So erhalten wir: >3 FasF a Fer Wesı Br a=ı DEAFIEIENZ, = U, oder: o=ı Denken wir uns nun wieder in dem Factor f.,, das Werthsystem Q,,b,, c, ersetzt durch ein ganz willkürliches Werthsystem E,;0,%; 50 1026 Gesammtsitzung vom 19. November 1903. stellt die Summe zunächst wieder eine lineare Function von £,n,£& dar, die im Punkte 9 verschwindet, und die symmetrisch gebildet ist in Bezug auf die Punkte 6 und 7. Der Gleichung zufolge ver- schwindet diese lineare Function im Punkte 7; ebenso verschwindet sie im Punkte 6; und da hierzu noch der Punkt 9 Aineukeroin, so ist sie identisch Oo. Darum muss unsere Gleichung richtig bleiben, wenn wir den Factor fs durch f,s, ersetzen. f,s, ist aber mit w, identisch; folglich erhalten wir: 7 > E, Fass Fa Ves, =0°0. ar Nun können wir direet unsere Formel anwenden. Da aber die Func- tion H in diesem Falle im Punkte 8 verschwindet, so bekommen wir einfach: E, Jose Fre Wars nE£ E, Faso Is Woye =0. Ganz ebenso ist: E; Feste Fey Wer Ef un =O. Nun ist /,, mit w, identisch. Ferner: a, 5 iR Faso = 1% 2 ae F u x ” y" 2 Pal So = = Po.. (a=1,2..7) Demnach ergiebt sich, wenn man ausserdem noch die Werthe der Factoren E berücksichtigt: ..: VR 7 Ww, Were = Ti U, Wen ’ er VR' ww, Va=+ VO, Woro . Wir können daher setzen: I. a —9YRR' ww 3 BRTIEREEUE Wer = —eVRos, , i Vor = pVR’usu, Da /,, eine lineare Funetion der Coordinaten des Punktes & ist, so ist ie Va = f, 90 Yon fat Won Hf.g Won oder: we PP' Sen = Po es Pu, Wer re W No Scuorrky: Über die Aser’schen Functionen von drei Veränderlichen. 1027 oder endlich: N PB En 332. : R RR Er U, 1) Az Ri VÜ, ve, ER WW, W, . Ganz dasselbe muss bestehen bleiben, wenn wir an Stelle von 6,7 zwei beliebige andere Grundpunkte 8, y wählen: Vore u 3 RER ’ R R ; ep v- ut, VOad,+ 2 et, und der Factor p muss von ß,y unabhängig sein, weil sonst der Ausdruck nicht symmetrisch wäre. Es bleibt noch der Factor p zu bestimmen. Dieser hat einfach den Werth &ı1. Um es zu zeigen, brauchen wir eine neue Relation, die in den geraden Theta nicht homogen ist. Wir wählen die, die zwischen: ®,,0 237 9 247 1379 0,0 9,% ’ O%, 0, besteht; die Coefficienten sind: 4 0247 0137 » — Cra7 Ca37 > E06 (346 » B= Cra5 Oy45 * Die entsprechende s-Relation lautet: Ges Is Gy Iaz7 — Fay7 9137 — I Fon fs 0406 — I I 9,95. 9, 9; Indem man: 6 VRRF3EF/;. VYH.H;H!H; #0, = YH,H,;00s = © Fr Vaby ? WR 9959, V H.Hs H,H.H3H. Y einführt, erhält man: x Dpp'n Jelil: r F} Yan Was 2 Var Yası —# V(RE’) > TB ; oder: N E, aı2 J a34 / a73 J a@79 ah = gViRR'Y f Fand Jen. Die Summe rechts besteht eigentlich nur aus zwei Gliedern, den Werthen «=5 und 6 entsprechend; aber man kann sie ausdehnen von <=ı bis 7, da die fünf hinzutretenden Glieder den Werth o haben. : Es lässt sich nun leicht einsehen, dass diese Gleichung insofern eine Identität ist, als sie bestehen bleibt, wenn man die Coordinaten 1028 Gesammtsitzung vom 19. November 1903. der Punkte ı, 2, 3, 4, 7 durch ganz willkürliche Grössen ersetzt. In- dem man z.B. a,,b,,c, durch £,n,£ ersetzt, bekommt man eine lineare Gleichung, die ebenso für die Punkte 5 und 6 bestehen muss wie für den Punkt 4, und die deshalb identisch gilt. Wir lassen nun die Punkte 3, 4 mit 8, 9 zusammenfallen. Da hierdurch f,,, in fs, = w, übergeht, so folgt: 3 7 N — A. Ws nis g V(RR ah fan fin z Der Ausdruck auf der linken Seite ist, den Formeln: _ si Voss = —oYRv,v, ’ Vene = pVR'uu, zufolge: 3 = — PVRE'u,v,(uv,—v,u,), während die rechte Seite nach der Hülfsgleichung den Werth: - I VIRR’y BE BR hat. Denn die kubische Function H verschwindet in den Punkten 8 und 9. — Demnach ist: I, r p’u,v, (u,v, am v,u,) a 9VRR ES s Da nun: een, aeg: ey gVRR'PP’ Fiss = U,d, — Vu, I = PR; Fe — — Po, ist, so ergiebt sich: f=1ı: Wir köme =-+1 annehmen, da es uns frei steht, die beiden Punkte (@,y,2) und (e’, y’,2’) zu vertauschen. Den Gleichungen für die ungeraden c: 90„=VH,„H, können wir jetzt an die Seite stellen die Gleichung für die 35 ge- raden Functionen Gopy: ei ESE. 3 7 RER) PP. R R P UUg U, — = 0,05v,+9 LER: WWW, PT, a en Vu,us U,V,Ugd, A . 3 ER ER Es ist noch zu bemerken, dass die Grössen VR,YER’ keine irrationalen ScuorrkyY: Über die Aser’schen Functionen von drei Veränderlichen. 1029 3 sind. Unsymmetrisch, aber rational wird YR ausgedrückt durch den (Juotienten H,H,G,, a Wir haben noch den entsprechenden Ausdruck für #c zu finden. Diese letzte Aufgabe lässt sich fast ohne Rechnung durchführen. Wir denken uns in dem obigen Ausdruck für o,,, jedes u, setzt durch g,H,, jedes v, durch 9,H.- Wenn wir gleichzeitig & "; i w„= 9.H. setzen, so fallen in dem Quotienten die Faetoren g,, 95,9, fort. H, ist eine bestimmte kubische Funetion von (&,%y,2), H/ dieselbe von x',y',z', H’ dagegen eine lineare Function von ya—ıy, zu—az, ay—ye. Die H stehen aber unter einander in denselben linearen Beziehungen wie die H,. Wir fügen diesen Grössen H/ jetzt noch die 21 Grössen /, hinzu, mit der Bestimmung, dass die 28 Grössen H, durch genau dieselben linearen Gleichungen unter einander verbunden sein sollen, wie die H,. Wir machen nun folgenden Schluss. Zwischen 07, und je drei der 5 Functionen u (« von x, verschieden) besteht eine lineare Gleichung: 00, on 2 Tz Fr Denk " Es ist also auch: les 5 ehe oVH,, Hu ai Er VH, H, RN Da die geraden c sich auf den Werth ı reduciren, wenn man die Punkte (z,y,2),(x’, y’,2’) zusammenfallen lässt, so muss genau die- selbe Gleichung bestehen zwischen H, und den Grössen H.: H;; =. r HH; Denkt man sich jetzt die Gleichung multiplieirt mit pVH,H,H,H, und für #0, seinen Werth eingesetzt: nn VR > H,H,H, — u. s.w. DO m. = VHAHHHB ’ 1030 Gesammtsitzung vom 19. November 1903. so folgt: 90 VH,H.HVE ER = E 1.u,0,— u.s.w. Diese Gleichung lässt sich vereinfachen. Da 6 DE. Be YH, H,H, = VRF,, vH,H,H,, Ss; VERF, \ ist, so erhalten wir zunächst: 3 3 RUE yo BR Va .,,.s, #0VYRR Fa Bi en ei Ei (F) ”ıBp gH, H, H, : Daher, wenn wir setzen: 6 VRRQ ? PP’ ’ gH,H,H, = P(Fy’—P/(F,y’+QF,F,. Wir haben auf diese Weise 2ı Gleichungen, von denen jede zur Be- stimmung von Q dienen kann. Denken wir uns für den Augenblick das Werthsystem x’, y’, 2’ als constant. Durch jede einzelne Gleichung wird zwar nicht Q selbst, aber QF, dargestellt äls ganze Function von 2,y,2, und zwar als Funetion dritten Grades. Diese ganze Function muss aber durch F,, theilbar sein, und zwar auch, ohne dass- die Gleichung sechsten Grades L=o, der (2, y,2) genügt, zu Hülfe ge- nommen wird. Denn wenn man zwei solche Quotienten einander gleich setzt, so giebt das eine Gleichung vierten Grades zwischen (2,9,2) und eine Function vierten Grades kann nicht durch Z theilbar sein, ohne dass ihre Coefficienten sämmtlich © sind. Q ist demnach eine bestimmte quadratische Function von (x, y, 2). und ebenso von (x, y’, 2’). Vertauscht man die beiden Punkte, so ändern die Grössen H” ihr Vorzeichen, P geht in P’ über, und um- gekehrt. Folglich ist Q eine alternirende Function von2,y,2, &,Y,2. Endlich können wir sagen: Wenn man den Ausdruck von Q als ganze Funetion gefunden hat und einsetzt in die aufgestellte Gleichung, so stehen auf beiden Seiten kubische Funetionen von x,y,2z und von («’, y’,2’). Die Differenz der Ausdrücke auf beiden Seiten muss dem- nach identisch 0, und nicht etwa bloss durch Z, theilbar sein. Somit stellt die Gleichung eine Identität dar, welche besteht, auch wenn wir unter &,y,2, «',y’,z’ ganz unabhängige Grössen verstehen. Nun setzen wir P"—Pr+Qt—=\. Scnorıky: Über die Aser’schen Funetionen von drei Veränderlichen. 1031 X ist dann eine homogene kubische Function von den vier unab- hängigen Veränderlichen x, y, 2,t einerseits, und von «', y', 2’, t an- dererseits. Setzt man t= aa+By+y2, !=ar+By+yz', so geht & in eine quadratische Form von &, 3,y über, deren Coeffi- eienten von #,9,2; x',y',z’ abhängen. Für 2ı besondere Werth- systeme «,®,y aber, nämlich für ne Bere b,,— c„b, ’ ß = (,, — 4,6, = 0, b,a, stellt sich der Werth von & dar durch einen Ausdruck g9H/H/H,, der offenbar nur die Verbindungen ya’ 2y', 20'— az‘, ay'— ya’ der sechs Variabeln enthält. Daraus folgt, dass allgemein die Coeffi- eienten der Form "/ nur von diesen drei Grössen abhängen. Wir können nun y=o setzen. & und 8 drücken sich dann aus durch at’ — at, yl’— yt,ay —ye. Folglich kann man dem Ausdruck X eine. solche Form geben, dass er die acht Veränderlichen &,y,2,t; «',y'; Eu nur in den Verbin- dungen: ay— ya’, a2’ — zu‘, at — ta’ u. s.W. enthält. Mit andern Worten: Die Function Y muss ungeändert bleiben, wenn man x,y,2,t durch arxa,y+try,otrz,t+ xt oder x, y’,2’,t' durch x + xa,y+xy us. W. ersetzt, auch wenn x einen willkürlich gewählten Faetor bedeutet. Es muss daher Y% den beiden partiellen Differentialgleichungen genügen: Vo „OW x’ rn +y' 2 +2 el, Erz =0O, FR s.w=o. Setzt man hier ein: v = P""—Pr+Qit, 1032 Gesammtsitzung vom 19. November 1903. so ergiebt sich, da in den resultirenden Ausdrücken die Coefficienten von P,tt' und t” gleich © sein müssen: up Br oP a, op = — (1 .— a +2 da’ 0y 02 ea): ‚ =-+ TEE dw = 0Q ..,29Q , .0Q »P= zie a I +32) Damit ist Q in expliciter Form dargestellt. —Q kann bezeichnet : werden als die Polare der kubischen Function X X+yY+r!Z=P. Zu gleicher Zeit lassen sich auch —2P und 2P’ als Polaren von Q auffassen. Für die Funetion © haben wir demnach folgenden Ausdruck: wo R=H(H), RK = 1(H)) P=#X+yY+2Z,P=aX-+yY+2Z' ist, und wo —Q die Polare der kubischen Function F bedeutet. Bil- den wir die ungerade Aser’sche Function 0.0 0,05 so stellt diese sich unmittelbar als Quotient von ganzen Functionen dar, in der Form 6.0.58 ae Betrachten wir diese als Funetion von %,y,2, so wird sie in fünf Punkten unendlich, nämlich im Punkte («',y',2’) und in vier von . («,y,2) unabhängigen Punkten des Gebilde. Nun wird P=o in e den sieben Grundpunkten, im Punkte («’, y’,2’) und ausserdem noch a in drei Punkten, die von der Lage dieses letzteren Punktes abhängig os sind. Die in «,y,2 lineare Function P’ verschwindet in (x, y’, 2’) und ausserdem in fünf Punkten, die von dieser Stelle abhängen. In . diesen 3+5 Punkten muss demnach die Function Q ebenfalls ver- \ ScnortkY: Über die Arer’schen Functionen von drei Veränderlichen. 1033 schwinden. — Q hat, als quadratische Function, zwölf Nullpunkte, zu denen auch (x’, y’,2’) gehört. Sieht man von diesem, sowie von den acht anderen Nullpunkten, die Q@ mit P oder P’ gemeinsam hat, ab, so bleiben für die Function Q drei Nullpunkte übrig, und das sind die, in denen die Function © verschwindet. Demnach dürfen wir den Satz aussprechen: Die Punkte, in denen die Function © verschwindet, sind die- jenigen, die nicht auf der Geraden X +yV+2Z2=o noch auf der Curve dritten Grades «X+yY+r:!Z=o, dagegen auf der Polare dieser Curve dritten Grades liegen. 1034 Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. (Nachtrag.) Von Prof. Dr. O. Lener in Straßburg i. E. (Vorgelegt von Hrn. VAuren.) Wahrend der Korrektur der obigen Abhandlung — S.B., XLI, S. 922, 22. Oct. 1903 — befand sich die Handschrift zum Zweck der Glättung und der Herstellung des Lichtdruckes in Berlin, so daß ich sie da- mals nicht wiederholt zu Rate zu ziehen vermochte. Erst jetzt konnte ich das Pergament, unter Hinzunahme der Photographie, von neuem vergleichen; dabei ergaben sich einige zum Teil nicht unerhebliche Berichtigungen und Ergänzungen, die ich im folgenden veröffentliche. Manches darunter ist im Lichtdruck leichter zu kontrollieren als in der Handschrift selbst. Vor allem: die Lagenziffer am Fuße des Recto ist nicht LX, sondern ganz offenbar X zwischen zwei dekorativen winkelförmigen Haken', deren erster nur etwas steil in die Höhe gerichtet ist, so daß er mit L verwechselt werden konnte: «-X<. Damit verliert die Hypothese, der Kodex, aus dem die Ulpianfragmente stammen, sei ein Sammelband gewesen (S. 936), ihren Boden. Zehnter Quaternio und drittes Buch stimmen vortrefflich zueinander: es fehlt jeder Grund für die Annahme, daß der Kodex noch anderes als die Disputationen enthalten habe. Zugleich liegt in jenem Zusammenstimmen eine Be- stätigung dafür, daß die Ziffer in der Tat die Lagenziffer ist, was angesichts der ungewöhnlichen Stellung auf dem Recto doch immer- hin hätte angezweifelt werden können. Ia 9 sind vor nee dueitur einige nicht sicher zu deutende Buch- stabenreste sichtbar, zuerst das untere Ende eines unter die Zeile reichenden Buchstabens, dann ein gerader Strich, der ein ı, aber ebenso gut auch Teil eines andern Buchstabens, z. B. eines U sein, endlich ein überstrichenes Zeichen, das c oder e oder auch u sein könnte. ' Ich verdanke den ersten Hinweis auf das Versehen Hrn. Prof. Trause in München. Fe ei a FE en O.Lener: Zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. (Nachtrag.) 1035 Iaı4 am Ende sind Überreste des an sich gewissen 80 zu er- kennen. Iaıg am Ende ist ein bis unter die Zeile reichender Strich schwach sichtbar. Der Schreiber scheint die fehlende Silbe re über den Rand der Kolumne hinausgeschrieben zu haben (vgl. auch Ia 23 und 26 am Ende). Ib 22: Spuren zweier Buchstaben. Ib 23: A ist von re durch zwei oder drei Buchstaben getrennt, ı zu streichen. Ib 25: der letzte Buchstabe ist sicher c. Ib 26: hinter t stand nicht ı, sondern wahrscheinlich A. Ib 29: der letzte Buchstabe ist sicher m. Man kann an die Er- gänzung ad administrationem denken. Ia 27: statt der drei c ergibt die Lupe mit Wahrscheinlich- keit: eee. Vor tute steht das Versetzungszeichen >. Die über der Zeile eingeschobenen Zeichen dürften wohl nicht ıt, sondern ee = esse zu deuten sein. Immer bleibt die Entzifferung zweifelhaft: in (?) eos(?) esse tutelae? Udı: das F am Anfang der Kolumne ist wie auf dem Recto (la ı) vergrößert; daher der Strich vor Zeile 2, der also kein I} ist. - IIb 5: dem e am Schluß der Zeile ist, kaum noch sichtbar, der ein m bedeutende wagerechte Strich angefügt. Das Ende der Zeile wird daher nicht, wie ich wollte, et ideo, sondern, wie Hr. Prof. Pau Krüser (nach brieflicher Mitteilung) schon auf Grund der bis- herigen Lesung vermutete, itidem (statt etidem) zu lesen sein. 15 6: die Buchstaben ıd hinter ıul- sind annulliert, » mittels Durchstreichung, d durch Überpunktierung. Danach ergibt sich für den ganzen Passus folgende der bisherigen stilistisch und sachlich vorzuziehende Lesung: diuumque Pium rescripsisse et in heredes eorum itidem causa cognita, quamuis Iulianus in heredem magistratus non putauerit tribuendam actionem ...- IId 7: das zweite u in dem Wort putauit ist vielleicht über- strichen, a Ausgegeben am 26. November. een Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. gen aus dem Jahre 1901 en Abhandlun, eg dngen und historisch aus: Physikalische Abhandlun ungen Philosophische und historische ae . Sea e auf fees ne rede auf en En aulop a (Are Ei 4 Die Valkuntsche gend: seine * Bedeiungen "Die Kle ans aus en Bee mon : Bericht über Fo; hin rne zum a A tschen Humanismus, edächtnissrec Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. I. Halbjahr 1903. Frosextus: über die charakteristischen Einheiten der BEE NEE n Gruppe van’r Horr und = BaARscHALL: rs über die I erhältnisse der ozeanischen Salz- in abl F. Weka über rer von Meeresal en : Synthese von Derivaten der Polype x et je H. Rusens: das Emi ein he n der Metalle für lange Wellen i K. Geioxer: das Gelee Kapitel ie Vendidä von Wıramowırz- MOELLENDORFF: chlussscenen griechischer Dramen. “a. Br. Ermax: zur Erklärun des Pa Harris Prasck: zur elektromagnetischen Theorie der selectiven Absorption in isotropen Nichtleitern . vax’r Horr und G. Just: Untersuchungen über die ne ir der ozeanischen Salzab- XI ngen. essen über die Primfactoren der Gruppendeterminante u } Frosextus: Theorie der hyperkom plexen Gi Henn , E. Chir Metalloptik und Maxweır’sche Theo W. JAeGErR: über die in der Darstellung und Felaliung des elektrischen Widerstandsmaßes er- reichbare Genauigkeit H. Loumasn: ae über die Tier- und Pflanzenwelt sowie über die Bodensedimente des Beh ren Ozeans ae dem 38. und 50. Grade en ei ei Taf. D von Wiramowi OELLENDORFF: Ba ußszenen griechischer i H. O. Laxer: Pro hezeiungen eines ä schen Weisen aus dem Pap Dyrüs us], 344 in Leiden . Fr. Kurscher u. G. Zickorar: die Bildu ni von Guanidin bei ne von Leim mit Perman- Fros : Theorie der hyperkomplexen Größen. II Hase: über die Reduction der auf der ne Erdoberfläche beobachteten Schwerebeschleuni- gungen auf ein gemeinsames Niveau. II vos Bezorp und A. Scnumipr: Vorschlag zu einer magnetischen Vermessung eines ganzen "Parallel- kreises zur Eigen, der En der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus (hierzu vaw’r Horr und \ W.M VERHOFFER: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzablage n. XXXU A. gr er eg Sardiniens und seine ie Beziehungen zu den. jungen, ciretim - made en Faltenzügen > Sonderabdrücke aus den a I. PERSIEBE. 1903. Pıscaer: die Inschrift von Paderiyä . O. Fraske und Pıscnzr: Kaschgar und ‘die Kharos Braxco: Die Gries- reg des Vorrieses als von 2 Span mabhängige, früheste Stadien embr yo- naler Vulcanbi Braxco: Zur Spal si der VaRLen: über die Rede des sg in 1 Plato's Phaedrus . Monuusex: eine era aus Baalbek H. vos Sopex: t über die in der Kubbet in Damaskus gefundenen Handschriften hagmente . Harnack: F orschungen auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen Litt von Tan LTENECK: über die ati auaspeneun. von nen ir Kasse te . A. Dassengers: der Monte Ferru in Sardinien. I von Richtnorex: geomorphologische Studien aus Ostasien. IV vox Rıchtuorzs: geomorphologische Studien aus Ostas ng ' : O. Leser: zwei Bruchstücke aus Ulpians gen kei Taf ur = m) O. VEnsKE: ae rie air nangıe Raumeurven, bei welchen die erste Krümmung eine gegebene Function der nn ist ea e der Windverbände 'eiserner Brücken. (hierzu Tat. Y Tote n Bruchstücke a altfiansösisches Dichtung aus den in der Kubbet in yes gefundenen andschrift ScHottky: über die Anxr’schen Funetionen von drei Veränderlichen : De Frosenius: über einen ee entalsatz der are erighe ; 1 Tee niederhessischen Basalt tge ebiet . van’t Horr un ARUP! Vollishasen über Er sn ungsv eerlininee der ozeanischen Salzab- lagerungen. XX eng über die Ozonisirung des Sauerstoffs durch stille elektrische Entla dum ungen ÄARTH /. Gray: über Ozonisirung durch stille —_— Entladungen in dem Sıewess’schen een parat . ScHorrkv: über die Im hen Fanetioi hen von dr i Veränderlichen. ortsetzung) | O. Leser: zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Diepuatinen. (Nachtrag.) . SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. xXLVIH. XLAX. 26. Novsmger 1903. a ee BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. , IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. nn beabsichtigt, als ihm dies ..- den gelten- den Rechtsregeln — so bedarf e willigung der Gesammt- Akademie oder 2: beenden, Classe. 88, 5. Auswärts werden Correeturen nur auf bes Verlangen verschickt. Die Verfasser es, ai auf Erscheinen ihrer Mittheilungen nach acht. t Tagen. $1. er Verfasser einer r unter den een abgedı beit erhält une zig Sonderabdrücke mit einem Umschlag, auf wele! ' mit 2. Bei Mittheilungen, die mit t dem Kopf der it richte und einem angemess en Titel nicht i = Seiten füllen, fallt in ‚der Kurs hundert (im Zen also 350) zu inne Se abziehen zu lassen, sofern er diess ıı nscht seine Kosten och mehr Abdrücke zur "Vertheilu 8 dieses Reglements die ag 1037 SITZUNGSBERICHTE _ 190. XLVIN. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ı °ı 1% E +Lh de % 04 26. November. Sitzung der y Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. Hr. Mus las: Über die Folgen des Sensibilitätsverlustes der Extremität für deren Motilität. Lediglich die Bewegungen, die in der Norm als unmittelbare Reactionen auf Reizungen sensibler Nerven der Extremität auftreten, sind fortgefallen. Die anderen Bewegungen sind nur dadurch geschädigt, dass die normale Erregbarkeit der die Be- wegungen herbeiführenden centralen Organe herabgesetzt ist, weil die Erregungen fehlen, die diesen Organen in der Norm beständig von der Extremität her auf den sensiblen Bahnen zufliessen. Daher sind alle Bewegungen erschwert und die geord- neten Bewegungen überdies noch in ihrem Verlaufe gestört, bleibend oder vorüber- gehend, je nachdem die Ordnung auf ererbten oder erworbenen Vorriehtungen im Centralnervensystem beruht. Sitzungsberichte 1903. 95 1038 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. Über die Folgen des Sensibilitätsverlustes der Extremität für deren Motilität. Von Hermann Monk. Die Abhängigkeit der Motilität der Körpertheile von ihrer Sensibilität ist, seit Cm. Bern sie auffand, vielfach von Physiologen und Patho- logen untersucht und behandelt worden. Der Aufklärung ihres Um- fanges und ihrer Art standen jedoch lange grosse Schwierigkeiten im Wege. Denn die Bedeutung der centralen Organe für die Herbei- führung der Bewegungen war derzeit zu wenig erkannt, als dass eine richtige Auffassung der Bewegungsstörungen, welche die Schädigung der Sensibilität veranlasste, ermöglicht war; und dazu kam, dass an Säugethieren, wegen der schlechten Verheilung der Wunden bei er- öffneter Wirbelsäule, brauchbare Versuche sich gerade nicht für die Extremitäten gewinnen liessen, an denen die Verfolgung der Bewe- gungsstörungen noch die günstigsten Aussichten bot. In beiderlei Hinsicht ist jetzt die Sachlage verändert, und so war es nur natür- lich, dass die neuerliche Mittheilung der HH. Morr und SuerrINeToN, betreffend ihre Versuche an Affen über den Einfluss der sensiblen Nerven auf die Bewegung der Extremitäten', einem grossen Interesse begegnete. Nach der Durchschneidung der ganzen Reihe der einer Extre- mität zugehörigen sensiblen Rückenmarks-Nervenwurzeln fanden die HH. Morr und Suerrıseton die Bewegungen der Hand bez. des Fusses thatsächlich aufgehoben (practically abolished), sahen sie die beim Affen so häufige und nützliche Greifbewegung mit Hand oder Fuss nie mehr auftreten.” Die Vorderarm- oder Unterschenkel-Bewegungen und besonders die Oberarm- oder Oberschenkel-Bewegungen waren ! Proceed. of the R. Soe. of London, Vol. 57. 1895. p. 481 — 488. er ®2 Siehe auch H.E. Herıng, » Neurolog, Centralbl. 1897. S. 1086, als und Pı® Ger’s Arch. Bd. 70. 1898. S. 581 Musk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1039 viel weniger geschädigt. Der Arm hing von der Schulter herab mit einiger Beugung am Ellbogen; das Bein war an Hüfte und Knie ge- beugt. Wenn der Affe herumlief, machte er keinen Versuch, die Ex- tremität zu gebrauchen; der Arm schwang hülflos, an Ellbogen- und Handgelenk flectirt und an der Schulter addueirt, in der Lage etwa, wie wenn er in einer Binde getragen wäre; das Bein erschien wie hochgehalten, so dass es den Boden nicht berührte. Liess man den Affen klettern, so schwang der Arm mehr oder weniger hülflos und wurde nicht für das Klettern benutzt; ähnlich wurde das Bein mehr oder weniger gebeugt an Hüfte und Knie gehalten und nicht für das Klettern benutzt. Wurde die Futterzeit aufgeschoben und dem Affen mit anästhetischem Arme eine Frucht angeboten, nachdem der unge- schädigte Arm auf dem Rücken befestigt war, so machte der Affe keinen Versuch, den anästhetischen Arm zu benutzen, um die Nah- rung zu erlangen, sondern es wurde der Hals vorgebracht, um sie mit dem Munde zu fassen. Und wurde die Frucht in die Hand des anästhetischen Armes gelegt, so hob der Affe nicht die Hand und erschien ganz unfähig, sie zu heben, auch wenn man ihn dazu an- regte. Hinsichtlich der Art der Motilitätsstörung der Extremitäten war, wie die HH. Morr und Surrkıseron weiter sagen, ein Zug hervor- stechend und constant, nämlich ihre eigenthümliche topographische Vertheilung. Der Motilitätsdefeet nahm von der befestigten Basis zur freien Spitze der Extremität hin zu; so dass er z.B. verhältnissmässig klein an der Hüfte, folgeweise grösser am Knie und am Fussgelenk und am grössten (hinauslaufend, was das Wollen betrifft, auf abso- luten Verlust) an den Fingern war. In der Hinsicht ahmte die Stö- rung merkwürdig streng (euriously elosely) die Schädigung der Moti- lität nach, die der Abtragung der Extremitätenregion der Hirnrinde folgt; nur war sie etwas stärker als die letztere. Gleichwohl fand sich, dass kräftige und rasche Bewegungen selbst der feinen Glieder am Ende der Extremität herbeigeführt werden konnten, wenn man die Affen zu strampeln veranlasste; 2. B. konnte, während sich die Affen von der Aether-Inhalation erholten, oder während sie sich zu befreien versuchten, wenn man sie ungeschickt hielt, die ganze Ex- tremität in allen ihren Gliedern Bewegungen zeigen; aber selbst unter diesen Umständen waren nur ein- oder zweimal Greifbewegungen der Finger zu sehen, obwohl scharfe Streekung der Finger nicht annä- hernd so selten war. Nach Allem sahen sich die HH. Morr und SHERRINGTON ZU schliessen veranlasst, dass durch den Sensibilitätsverlust der Extremität »die associirten Bewegungen (Mitbewegungen) der Extremität 95” 1040 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. verhältnissmässig wenig geschädigt, dagegen die unabhängigen und feiner adjustirten Bewegungen, die vorwiegend die kleineren und mehr individualisirten Muskelmassen von Hand und Fuss in Anspruch nehmen und zur Bewegung der Finger, insbesondere des Daumens und der grossen Zehe dienen, — in der That gerade die Bewe- gungen, die am ausgiebigsten in der Extremitätenregion der Hirnrinde repräsentirt sind, äusserst schwer geschädigt und in einigen Fällen vernichtet sind.« »Wir sagen« fahren sie fort — »mit Bedacht ‚vernichtet‘, weil wir durch unsere Beobachtun- gen überzeugt sind, dass für den Fail gewisser Bewegungen, z.B. der Greifbewegungen von Hand und Fuss, der Opposition von Daumen und grosser Zehe, das Thier völlig unfähig gemacht ist, sie auszu- führen, selbst bei dringendstem Anlass. Dieser Schluss ist uns all- mählich aufgedrungen worden. Obwohl wir uns der Gefahr bewusst sind, Ausdrücke, die sich auf das Bewusstsein beziehen, in Schilde- rungen einzuführen, die sich fast allein auf motorische Reactionen gründen, so glauben wir nicht klarer die Verfassung der Thiere dar- thun zu können, als indem wir sagen, dass die Willenskraft, mit der Hand zu greifen u.s.w., durch den experimentell herbeigeführten lo- calen Verlust aller Formen der Sensibilität vollkommen vernichtet ist. Ferner, dass diese Willenskraft unmittelbar von der Zeit der Opera- tion an verloren war, und dass nicht die kleinste Spur irgendeiner Wiederherstellung derselben auftrat während der längsten Zeiten, auf welche unsere Beobachtungen sich ausdehnten (etwa 4 Monate).« Die HH. Morr und SHErRINeToNn führen noch an, dass die Reizbarkeit der Grosshirnrinden-Regionen, die Finger- oder Zehen-Bewegungen her- beiführen, nicht herabgesetzt war, eher etwas erhöht schien, und dass der Rückenmarkstonus in den Muskeln des anästhetischen Armes un- zweifelhaft sehr verringert war. Sie lassen dann ihre Versuche »an- zeigen, dass nicht bloss die Rinde, sondern die ganze sensorische Bahn von der Peripherie zur Rinde in Action ist während der will- kürlichen Bewegung«. Und sie lenken noch zum Schlusse die Auf- merksamkeit darauf als auf eines ihrer Hauptergebnisse: »dass cen- tripetale Impulse, sowohl von der Haut wie von den Muskeln, be- sonders die ersteren bezüglich Handteller und Fusssohle, für die Ausführung von Bewegungen höchster Ordnung (»highest level« mo- vements)' nothwendig sind«; nicht etwa wolle das Thier die Bewe- gungen nicht machen, die man fehlen sieht, sondern es könne sie ! »The third or highest level of Huenuınas Jackson is that part of the central nervous system which is conceived to be the seat of memory and ideation.« E. A. ScuÄrer in seinem Textbook of Physiology, Vol. II. Edinburgh 1900. p. 698. Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1041 nieht machen, es bestehe, wie ihre Beobachtungen an zahmen Thieren sie überzeugt haben, eine wirkliche Unfähigkeit, die Bewegungen aus- zuführen. Man hat die Morr-Suerrimeron’schen Ergebnisse ohne Bedenken schon oft weiter benutzt, aber mit unseren anderweitigen Kenntnissen waren sie nicht zu vereinen. Ich habe gezeigt‘, dass, wenn man die einer Extremität zugehörige Rindenpartie, in welcher die zur Rinde gehenden sensiblen Nervenfasern der Extremität enden, also die Arm- oder Beinregion der gegenseitigen Fühlsphäre exstirpirt, von den will- _ kürlichen Bewegungen der Extremität die isolirten Bewegungen oder Sonderbewegungen, d.h. die Bewegungen, welche ausschliesslich die Extremität oder deren Glieder betreffen, verloren gehen, dagegen die Gemeinschaftsbewegungen, d. h. die Bewegungen, welche an der Ex- tremität zusammen, in Verbindung oder in der Reihe, mit Bewegungen anderer Körpertheile erfolgen, erhalten bleiben, nur dass ihnen die Regulirung fehlt, so dass sie Unvollkommenheiten und Ungeschickt- heiten, insbesondere bezüglich der Bewegungen der unteren Glieder darbieten. Nahe das Gleiche bringt nun nach den HH. Morr und Snuerrineron der völlige Sensibilitätsverlust der Extremität infolge der Durchschneidung aller sensiblen Nervenwurzeln der Extremität mit sich. Denn sichtlich entsprechen ihre »associirten Bewegungen (Mitbewe- gungen)« meinen »G inschaftsbewegungen«, ihre »unabhängigen« meinen »isolirten« Bewegungen der Extremität; und es bleibt nur nach ihrer Darlegung, wie ich sie oben wiedergab, im Unklaren, ob iso- lirte Bewegungen der oberen Glieder der Extremität erhalten waren, — der Eingang ihrer Ausführungen lässt sich dafür, der Schluss dagegen geltend machen. Jedenfalls fanden sie die isolirten Bewegungen der unteren Glieder und, da die Affen gar keinen Ansatz machten, die angebotene Frucht zu greifen oder die in die Hand gelegte Frucht zum Munde zu heben, auch viele isolirten Bewegungen der oberen Glieder der Extremität verloren gegangen. Aber nach meinen Unter- suchungen sind in der Extremitätenregion motorische centrale Elemente enthalten, die, zur Thätigkeit angeregt seitens anderer, innerhalb —_ ausserhalb der Extremitätenregion gelegener Rindenelemente, mittels der von ihnen zu der Extremität ziehenden Bahnen die isolirten will- kürliehen Bewegungen der Extremität herbeiführen, und rührt es von dem Fortfall dieser motorischen eentralen Elemente her, dass nach der Exstirpation der Extremitätenregion die isolirten willkürlichen Bewe- gungen ausbleiben. War dies richtig, so konnten nicht wohl durch die blosse Durchsehneidung aller sensiblen Nervenwurzeln der Extre- —_ ‘ Diese Berichte 1893, 8.759 ff. 1042 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. mität deren isolirte willkürliche Bewegungen so, wie es die HH. Morr und Snerrıserov angaben, vernichtet sein. Denn hier waren jene mo- torischen eentralen Elemente der Extremitätenregion sowohl erhalten wie in ihrer alten Verbindung mit der Extremität geblieben und damit befähigt, auf Anregung, wenn selbst nicht mehr seitens soleher Rinden- elemente, welche innerhalb der Extremitätenregion gelegen waren, so doch seitens der übrigen Rinde, der Sehsphäre, der Hörsphäre u. s. w., die isolirten willkürlichen Bewegungen der Extremität herbeizuführen; es konnten nur diese Bewegungen infolge des völligen Sensibilitäts- verlustes der Extremität Mängel darbieten, wie sich bei den Gemein- schaftsbewegungen infolge der Totalexstirpation der Extremitätenregion Unvollkommenheiten und Ungeschicktheiten gefunden hatten. Oder um es grob an einem Beispiele auszudrücken, es war nicht abzusehen', weshalb der Affe, an dem lediglich ein Arm aller sensiblen Nerven beraubt war, nicht ferner noch mit diesem Arme und dessen Hand sollte eine Greifbewegung machen können, wenn er die Kirsche sah oder die Fliege summen hörte oder ein Jucken am Kopfe fühlte, mochte es auch sein, dass die Greifbewegung unvollkommen oder ungeschickt ausfiel. Hatte es doch mit der Morr-Suerrieron’schen Lehre seine Richtigkeit, so bedurften die Vorstellungen, die wir von der Fühl- sphäre gewonnen hatten, einer wesentlichen Umgestaltung. Von diesem Gesichtspunkte aus sah ich mich zur Prüfung der Morr-Suerriseron’schen Angaben veranlasst und bin ich durch die Natur der Sache zur Untersuchung der Abhängigkeit, in der die Mo- tilität des Körpertheiles von seiner Sensibilität steht, gekommen. Meine Versuche sind gleichfalls an Affen (Macacus rhesus und cynomolgus’) angestellt und betrafen den Arm (gewöhnlich den rechten), der wegen seiner Beweglichkeit und seines Reichthums an Bewegungsarten der geeignetste Körpertheil ist. Er wurde gemäss der Kenntniss von der Nervenvertheilung, die wir Hrn. Suerrıseron verdanken, und nach dem Vorgange der HH. Morr und Suerriseron aller Sensibilität be- raubt, indem (bei tiefer Aethernarkose und aseptischem Verfahren) die ganze Reihe der gleichseitigen hinteren Rückenmarksnerven -Wurzeln vom 4. Cervicalnerven an bis zum 4. Dorsalnerven einschliesslich voll- kommen durchschnitten wurde. In einigen Fällen habe ich auch noch die hintere Wurzel des 3. Cerviealnerven durchtrennt: es erwies sich für die hier in Betracht kommenden Verhältnisse als bedeutungslos. ı Vgl. diese Berichte 1893, S.769— 70. - ? Drei ausnahmsweise an Cynocephalus ausgeführte Versuche lieferten dieselben Ergebnisse. Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1043 2. Zunächst sah ich bei meinen Versuchen dasselbe wie die HH. Morr und Suerriserox. Nach der Durchschneidung der Nervenwurzeln waren die Bewegungen der Hand thatsächlich aufgehoben, machte der Afle keine Greifbewegung mehr mit der Hand. Bot man dem Affen, der längere Zeit nicht gefüttert war, Nahrung an, nachdem man den ungeschädigten Arm mit einer Binde auf dem Rücken befestigt hatte, so machte der anästhetische Arm keinen Versuch, die Nahrung zu erlangen, sondern ging der Kopf vor, sie mit dem Munde zu fassen; und wurde die Nahrung in die Hand des anästhetischen Armes gelegt, so hob der Affe auch nieht die Hand. Aber ich habe es nieht dabei bleiben sehen. Nahm man das Zurückbinden des Armes wiederholt an verschie- denen Tagen vor, so streckte, wenn man Mohrrübenstücke vorhielt, der eine Affe früher — es konnte sogar schon bei der ersten Wieder- holung sein —, der andere Affe später plötzlich einmal den an- ästhetischen Arm rasch nach dem Mohrrübenstücke vor, ohne es zu erreichen, und zog, wenn man das Mohrrübenstück in die Hand gelegt hatte, den Arm zurück und nahm das Stück, nachdem er den Kopf zur Hand gesenkt hatte, mit dem Munde aus der Hand. Und nicht nur streekte fortan jedesmal, dass man ein Mohrrübenstück vorhielt, der Affe den Arm vor, dabei mit der Zeit immer geschickter, sondern es kam auch bald dazu, ‘dass der zurückgezogene Arm das in die Hand gelegte Mohrrübenstück zum Munde führte. In der Folge vervollkommnete sich dann das Vorstrecken und zum Munde Führen regelmässig noch weiter, je öfter man dem Affen die Auf- gabe stellte. Da an jedem Tage nach dem. Zurückbinden des ungeschädigten ‚Armes eine längere Zeit verfliessen musste, ehe der Affe überhaupt mit den Bewegungen des anästhetischen Armes begann, drängte sich ‚die Vermuthung auf, dass das Zurückbinden durch die Aufregung, in die es den Affen versetzte, bloss unnütz die Beobachtungen erschwerte: und in der That stellte es sich heraus, als ich das Zurückbinden nach den ersten Versuchen ganz unterliess, dass auf die einfachste, bald zu schildernde Weise die Erfahrungen ebenso gut zu machen waren, ja noch besser, weil der Affe in Ruhe verblieb und das Verhalten des ‚ungeschädigten Armes schärfer zu beobachten war. Alle Affen, die ich weiter prüfte, haben, ohne dass der ungeschädigte Arm zurück- gebunden war, bald die anästhetische Hand mit der Nahrung zum ‘Munde geführt, mit dem anästhetischen Arme Greifbewegungen ge- macht und mit ‘der Hand ‚die Nahrung gefasst. 1044 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. Bei solehem Widerspruche, zumal bewährten Forschern gegenüber, will ich nicht unterlassen sogleich hervorzuheben, dass der Verdacht, es wären wesentliche Versuchsbedingungen nicht erfüllt gewesen, für meine Fälle ausgeschlossen ist. Da die HH. Morr und SHERRINGToON nicht die Greifbewegungen fortfallen sahen, wenn sie einige sensible Nervenwurzeln der Reihe nicht durchschnitten oder sogar nur eine einzelne Wurzel, die. 8. Cervicalwurzel, verschonten, könnte man daran denken, dass der Arm meiner Affen nicht aller sensiblen Wurzeln be- raubt war. Indess bietet die genaue Durchführung der operativen Auf- gabe, wenn man die Wirbelsäule weit genug vom 3. Cervicalwirbel bis zum 5. Dorsalwirbel eröffnet, bei einiger Übung keine Schwierig- keiten und erlangt man schon unmittelbar, indem man die Stümpfe der durchschnittenen Wurzeln zurückschlägt, durch die Glätte der Ober- fläche des Rückenmarkes die Sicherheit, dass auch nicht ein einziger Faden von der ganzen Reihe der anzugreifenden Wurzeln der Durch- schneidung entging. Dessen habe ich auch stets, nachdem ich bei Lebzeiten die vollkommene Anästhesie constatirt hatte, schliesslich noch dureh die Section der Affen mich vergewissert. Andere Fehler und Mängel aber, die sich bei den Versuchen einstellen können, wie die Compression des Rückenmarkes beim Abheben und Durchschneiden der Wurzeln; Nachblutungen, Pachymeningitis und Myelitis bei der Heilung, können für meine Fälle sehon von vorneherein nieht in Frage kommen, weil sie alle durch die Schädigung des Rückenmarkes gerade den Untergang, wie anderer Bewegungen, so auch der Greifbewegungen mit sich bringen. Die Versuche, von denen ich berichte, waren alle von solehen Fehlern und Mängeln frei, das Rückenmark war nicht verletzt und die Wunde per primam ohne jede Verwiekelung geheilt. Demnach verhält es sich bezüglich der Schädigung, welche die Motilität der Extremität durch deren völligen Sensibilitätsverlust er- fährt, anders, als die HH. Morr und Snerrixerox meinten; und wir wollen, um eine weiter gehende Einsicht zu gewinnen, an unseren Affen die willkürlichen Bewegungen des anästhetischen Armes, zuerst die iso- lirten und dann die Gemeinschaftsbewegungen, näher ins Auge fassen. 3. Bot man, nachdem die Narkose sich verloren hatte, noch am Tage der Operation dem Affen, der vornübergeneigt und auf den ungeschädig- ten Arm gestützt im Käfig sass, Mohrrübe an, so hob der Affe bei voller Ruhe des übrigen Körpers den herabhängenden anästhetischen Arm und näherte ihn unter Beugung des Vorderarmes der Mohrrübe; er erreichte nur diese nicht und. machte auch nicht die Greifbewegung Mvsk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1045 mit der Hand, die vielmehr ganz unbewegt blieb. Bloss einigemal hatte die Prüfung den Erfolg; bei weiterer Wiederholung blieb der anästhetische Arm ganz in Ruhe, und fortan ging lediglich der un- geschädigte Arm oder der Kopf vor, die Nahrung zu fassen. Doch zeigten sich an den folgenden Tagen, wenn man den Affen sich selbst überliess und durch längere Zeiten im Auge behielt, andere isolirte Bewegungen am anästhetischen Arme. Gelegentlich wurde der Oberarm ab- oder addueirt oder rotirt oder nach vorn und hinten ge- führt, gelegentlich wurde der Vorderarm gebeugt und gestreckt, ge- legentlich wurde die Hand pronirt und supinirt oder gebeugt und gestreckt oder ab- und addueirt oder geschlossen und geöffnet, ge- legentlich wurden die Finger gespreizt und aneinandergeschlossen oder gebeugt und gestreckt, alle Finger zugleich oder nur einige oder auch der Daumen allein. Kurz, alle Bewegungen, deren die Glieder des Armes fähig sind, traten auf, das eine Mal mehr diese, das andere Mal mehr jene, bald häufiger bald seltener wechselnd, bald stärker bald schwächer, manche in vielmaliger Wiederholung hinter einander, alle aber nicht weiter zu einer verwickelteren Bewegung des Armes sich zusammenschliessend und ohne sichtlichen Zweck. Da der Affe im übrigen in voller Ruhe sitzend verharrte und oftmals die Vorgänge am Arme aufmerksam mit den Augen verfolgte, machte‘ es den Ein- druck, als übte der Affe die Bewegungen des anästhetischen Armes; und der Eindruck wurde noch dadurch verstärkt, dass anderemal der Affe den anästhetischen Arm am unteren Ende mit einem Fusse oder der ungeschädigten Hand fest umfasste und, ohne hinzusehen, vielmal hinter einander beugte und streckte, pronirte und supinirte u. Ss. W. Auch wenn der Affe sich noch so viel kratzte, er kratzte immer nur mit einer ungeschädigten Extremität und niemals den anästheti- schen Arm; wollte er eine Stelle von Brust, Bauch oder Bein kratzen, welcher der anästhetische Arm an- oder auflag, so führte er diesen Arm vor- oder rückwärts oder hob oder abdueirte ihn, jedesmal gerade wie es passte, um der kratzenden Extremität Platz zu schaffen. Das Krauen, die eigenartige Reinigung des Pelzes, vollführte die unge- schädigte Hand auch am anästhetischen Arme, besonders am Vorder- arme, und’ der aufmerksam hinschauende Affe war dann eifrig dabei, durch oftmaliges Bewegen, Drehen, Proniren, Supiniren u.s.W., dieses Armes immer neue Stellen des Pelzes unter die krauende Hand zu bringen. Ging man mit der Hand rasch in den Käfig ein, um die anästhetische Hand zu fassen, und sah es der Affe, so zog er den Arm hinter seinen Rücken zurück; er brachte den Arm wieder nach vorn, wenn die Hand sich entfernt hatte. Drang man plötzlich mit einem Stocke in der Richtung nach dem anästhetischen Arme hin vor, 1046 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. so hob der Affe diesen Arm und streckte ihn gegen den Stock vor, doch ohne dass die Hand den Stock fasste oder auch nur anders als durch Zufall erreichte. Hatte der Affe ein langes Mohrrübenstück an dem einen Ende in den Mund genommen oder ein kleineres Mohr- rübenstück nieht gut mit dem Munde gefasst, so dass die Gefahr be- stand, dass er das Mohrrübenstück aus dem Munde verlor, so geschah es manchmal, dass der anästhetische Arm zu Hülfe eilte und mit dem Dorsum von Handwurzel oder Hand gegen das Stück stiess. Ebenso kam es vor, wenn der Affe ein grosses Reis- oder Semmelstück ver- zehrte, das er mit der ungeschädigten Hand am Munde hielt, dass auch der anästhetische Arm an das Stück heranging und es mit ungeschick- ter Anlagerung der Hand stützte. Manchmal hob der Affe plötzlich die anästhetische Hand in oder über Schläfenhöhe und fuhr mit ihr am Gesichte herunter, wie wenn er Auge oder Nase oder Mund wischen oder die Backentasche ausdrücken wollte, doch ohne dass die Hand weiter eine Bewegung zu solcher Leistung machte. Und oft hob der Affe den anästhetischen Arm und brachte den Vorderarm oder die Hand an den Mund, die Finger an oder in den Mund, um in die genannten Glieder hineinzubeissen' oder, waren schon Bisswunden da, diese Wunden zu belecken. Legte ich eines Tages, wenn der Affe ruhig auf dem Boden oder der Stange des Käfigs sass, in die Hohlhand des anästhetischen Armes vor den Augen des Affen ein Mohrrübenstück, so nahm es der Affe hin und wieder durch Senken des Kopfes unmittelbar aus der Hohl- hand in den Mund; gewöhnlich führte er es mit dem ungeschädigten Arme dem Munde zu, indem er mit der ungeschädigten Hand ent- weder das Stück aus der Hohlhand herausnahm oder die anästhe- tische Hand fasste und mit dem auf ihr ruhenden Stücke zum Munde emporhob: an dem anästhetischen Arme trat unter keinen Umständen ‘ Dieses Beissen war bei den muntersten und intelligentesten meiner Affen ein regelmässiges Vorkommniss und wiederholte sich manchmal vom ersten Tage an durch ee Wochen so häufig, dass Vorderarm und Hand mit Bisswunden bedeckt waren. Hin und wieder ging zuerst der Kopf heftig auf den Arm los, der .unbewegt blieb, oder wurde der anästhetische Arm vom ungeschädigten Arme an den Mund gebracht; dann aber ging der anästhetische Arm stets in isolirter Bewegung blitzschnell an den Mun . Es kam zum Beissen unter denselben Umständen, unter welchen man auch kleine Kinder manchmal ihre Hand zur Strafe schlagen sieht, wenn nämlich die Hand bei der Ausführung einer Bewegung versagt hatte, wenn sie z.B. nicht die vorgehaltene Nahrung gefasst hatte oder wenn sie sich nicht auf die Stange gelegt hatte (s- unten S.1053) und dadurch der Sprung auf die Stange dem Affen missglückt war. — Durch das Lecken und Knabbern an ‚den Bisswunden habe ich einigemal den Verlust von Fingern und sogar der ganzen Hand eintreten sehen. Verbände brachten wenig Nutzen, | weil die Affen, die viel knabberten, auch meist nach der Verheilung der Geschwüre die Narben wieder aufrissen. Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1047 eine Spur von aetiver Bewegung auf. Hatte sich dasselbe mehrmals wiederholt, und wehrte ich nun nach einer neuen Besehickung der anästhetischen Hohlhand die ungeschädigte Hand und den Kopf, die sich der Hohlhand nähern wollten, dadurch ab, dass ich, was immer genügte, in ihren Weg meine Hand vorschob, so verharrte der Affe für eine Weile ganz in Ruhe, und dann hob er plötzlich den an- ästhetischen Arm und brachte die Hohlhand an den Mund. Bei den nächstfolgenden Beschiekungen der anästhetischen Hohlhand kam es wohl noch einigemal vor, dass ich ebenso Kopf und Hand abzu- wehren hatte; danach aber ging regelmässig die anästhetische Hand sogleich ohne weiteres an den Mund, auch wenn ich erst nach einer längeren Unterbrechung, z. B. am folgenden Tage diese Art des Füt- terns von neuem aufnahm. Und je öfter nunmehr der anästhetische Arm selber das Mohrrübenstück an den Mund brachte, desto besser führte er auch seine Aufgabe aus. Zuerst hatte die anästhetische Hand, die mit ihren wenig gebeugten Fingern nahezu offen war, keinerlei active Bewegung gezeigt und war das Mohrrübenstück, wenn der Arm sich hob, manchmal herausgefallen; später schloss sich die Hand um das Mohrrübenstück, sobald es in die Hohlhand gelegt war, ‚anfangs eben merklich, allmählich besser, schliesslich ganz fest. Aus der an den Mund gelangten Hand konnte dann der Affe zunächst, da die Hand ganz unbewegt blieb, nicht anders das Mohrrübenstück her- ausnehmen, als indem er mit dem Munde diese oder jene Finger vom Mohrrübenstücke abhob; aber in kurzem streekte er aetiv die Finger, wiederum anfangs nur wenig und mit der Zeit immer mehr. Änderte ich das Füttern zu einer Zeit dahin ab, dass ich das Mohrrübenstück nicht mehr in die Hohlhand des Affen legte, sondern vor den (verticalen) Gitterstäben des Käfigs zwischen meinem Daumen und Zeigefinger dem Afien hinhielt, so machte der Affe, kaum dass ich noch den Kopf und den ungeschädigten Arm abzuwehren hatte, mit dem anästhetischen Arme auch Greifbewegungen. Sie waren an- fangs immer sehr unvollkommen, indem der Affe zwar den Arm un- gefähr in der Richtung nach dem Mohrrübenstücke hin vorstreckte, aber die Hand zuerst nicht einmal bis an das Gitter, später wohl richtig vor das Gitter, doch zu weit nach rechts oder links, vorn oder hinten, oben oder unten vom Stücke brachte und nicht weiter be- wegte. Waren die Bemühungen des Affen so mehrmals nach einander erfolglos geblieben, so stellte er sie gänzlich ein; und man musste ihm deshalb derzeit zu Hülfe kommen und das Mohrrübenstück in die vorgeschobene Hand legen, die er dann zum Munde brachte, wollte man ihn die Greifbewegungen fortsetzen sehen. Diese wurden desto vollkommener, je öfter sie sich wiederholten. Die Hand wurde immer 1048 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. besser an der richtigen Stelle zwischen den Gitterstäben heraus- und immer näher an das Stück herangebracht, dabei zugleich immer weiter durch Spreizen und Strecken bis Überstrecken der Finger geöffnet; und sie wurde danach gehoben und gesenkt, vor- und rückwärts ge- führt, gebeugt und gestreckt, supinirt und pronirt, bis sie, mit der Vola dicht über dem Mohrrübenstücke angelangt, sich schloss, um das Stück zu fassen. Weiter wurden die corrigirenden Bewegungen, die dem Schliessen der Hand voraufgingen, immer spärlicher, und immer seltener verfingen sich beim Hervorkommen. der Hand die Finger in den Gitterstäben. Endlich wurde sogleich beim Vorstreeken des Armes die Hand pronirt mit gespreizten und gestreckten Fingern unmittel- bar auf meine Finger mit dem Mohrrübenstücke gelegt und rasch kräftig und kratzend geschlossen. In der Regel führte alsdann der Affe schnurstracks die Hand geschlossen und supinirt an den Mund, um mit diesem das Mohrrübenstück aus der sich öffnenden Hand her- auszunehmen. Nur in zweierlei Fällen geschah es anders. War, nach- dem der Affe die Hand geschlossen hatte, das Mohrrübenstück sicht- bar zwischen meinen Fingern zurückgeblieben, weil das Stück vom Affen nicht gut gefasst oder von mir festgehalten worden war, so unterbrach der Affe das Zurückziehen der Hand, noch ehe das Gitter erreicht war, und schob die Hand sogleich geöffnet wieder vor, um sie nochmals über meinen Fingern zu schliessen; es konnte dasselbe mehrmals sich wiederholen, bis das Stück verschwunden war. Der andere Fall trat ein, wenn ich, während der Affe die Hand über meinen Fingern schloss, das Mohrrübenstück, ohne dass der Affe es merkte, hatte zu Boden fallen lassen. Der Affe, der in der an den Mund gebrachten Hand nichts fand, suchte, sichtlich verwundert, unter Hin- und Herbewegen des Kopfes in der Hand nach: und die nächsten Male, dass ich wieder ein Mohrrübenstück anbot, führte er die Hand, nachdem er sie über meinen Fingern geschlossen hatte, nicht sofort an den Mund, sondern bloss hinter das Gitter zurück, öffnete sie halb und schaute nach, schloss sie von neuem und brachte sie an den Mund. Reichte ich nicht dem Affen die Mohrrübenstücke mit der Hand, sondern legte ich sie vor ihm auf den Querbalken des Gitters, so war alles im wesentlichen ebenso. Sehr rasch, schon innerhalb weniger Tage, konnten die Dinge bei dem Füttern die geschilderte Entwickelung nehmen und auch sehr bald nach der Operation. Die Affen sind natürlich nach der grossen Verletzung, auch wenn die Heilung noch so gut sich vollzieht, in den ersten 2—3 Tagen weniger munter und beweglich und bleiben — offen- bar infolge der Abtrennung der Nacken- und Rückenmuskeln, die mit der Eröffnung der Wirbelsäule verbunden ist — nicht lange auf- De = Bere Br Musk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1049 recht sitzen, sondern legen sich gewöhnlich vornüber mit Brust und Kinn dem Boden oder der Stange auf. Trotzdem habe ich öfters, wo ich früh mit meinem Füttern begann, den anästhetischen Arm schon am nächsten Tage nach der Operation die in die Hohlhand gelegte Mohrrübe zum Munde bringen und am achten Tage nach der Operation die Greifbewegungen in der beschriebenen Vollkommenheit machen sehen. Diese Bewegungen reihten sich also mit den anderen, die wir vorher kennen lernten, als solehe zusammen, die der anästhetische Arm schon in der nächsten Zeit nach dem Untergange seiner Sensi- bilität ausführte. In vereinzelten Fällen war sogar nicht einmal die vorübergehende Unthätigkeit des anästhetischen Armes zu beobachten, die ich oben S.1045 als die Regel beschrieb. In diesen Fällen geschah es, nach- dem die Narkose sich verloren hatte, nicht bloss die ersten Male, wenn ich dem Affen Mohrrübe anbot, dass er den anästhetischen Arm hob und vorstreckte, sondern setzte sich das Vorstrecken regelmässig weiter fort und waren dabei am nächsten Tage nach der: Operation mit der Bewegung von Öber- und Vorderarm auch eine Supination der Hand und eine schwache Beugung von Hand und Fingern ver- bunden. Das in die Hohlhand gelegte Mohrrübenstück führte der Afle an ebendiesem Tage mit offener Hand, am nächsten Tage sehon mit geschlossener Hand zum Munde. Zum Greifen des vorgehaltenen Mohrrübenstückes mit Hand und Fingern kam es jedoch auch hier erst in den folgenden Tagen, nicht wesentlich früher also, als wir es auch schon anderweitig fanden. In der Folgezeit traten an unseren Affen die vielfachen isolirten Bewegungen der Glieder des anästhetischen Armes ohne sichtlichen Zweck, die Bewegungen, die den Eindruck von Übungen machten, seltener auf. Auch wurde der Arm seltener oder sogar nur noch aus- nahmsweise einmal zum Munde gebracht, um in ihn hineinzubeissen; nur in ein paar Fällen, in denen aus den Bisswunden grössere Ge- schwüre entstanden und ohne schützenden Verband geblieben waren, setzte sich das oftmalige Heben des Armes zum Belecken der Wun- den länger fort. Die übrigen Bewegungen des anästhetischen Armes wurden’ immer besser ausgeführt. Wider den plötzlich gegen den anästhetischen Arm vorgestreckten Stock ging der Arm vor und be- wegte sich zugleich die Hand, so dass diese entweder mit der Vol den Stock aufhielt oder mindestens mit dem Dorsum der sich kräftig beugenden Finger den Stock streifte. Wenn der Affe mit der anästhe- tischen Hand wie zum Wischen oder Drücken über das Gesicht fuhr, Machte er auch Bewegungen der Hand selbst oder der Finger, un _ Wenn er sich mit dem anästhetischen Arme das grosse Reisstück vor 1050 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. dem Munde oder das schlecht gefasste Mohrrübenstück im Munde sichern wollte. Bewegte ich das vorgehaltene Mohrrübenstück, das der Affe eben mit dem anästhetischen Arme zu fassen im Begriff war, rasch auf und ab und hin und her, so folgte der Affe dem Stücke mit entsprechenden Bewegungen von Arm und Hand und griff es sofort gut, wenn es zum Stillstand kam. Legte ich das Mohrrüben- stück so auf den Querbalken des Gitters, dass die Gitterstäbe dem im Wege standen, dass der Affe es auf die gewöhnliche Weise durch Auflegen und Schliessen der Hand griff, so machte der Affe die mannig- faltigsten Bewegungen mit Arm und Hand und Fingern, bis er das Stück soweit verschoben hatte, dass er es fassen konnte. Ja, sah der Affe, dass ich Mohrrübenstücke auf das Dach des Käfigs legte, so führte er, dieht unter dem (undurchsichtigen) Dache am Gitter hängend, den Arm aussen an den Gitterstäben hoch und beugte rück- wärts die Hand, bewegte sie hin und her und öffnete und schloss sie vielmals, um die Stücke zu fassen; — was ihm freilich hier, anders als beim gleichen Verfahren mit dem ungeschädigten Arme, selten einmal wirklich zum Genusse eines Stückes verhalf, da die geschädigte Hand, hatte sie schon zufällig ein Stück umschlossen, doch es gewöhnlich, weil sie es nicht fühlte, wieder durch Öffnen verlor und, wenn sie geschlossen zurückgezogen und an den Mund gebracht wurde, in der Regel nichts enthielt. Neue isolirte Bewegungen des anästhetischen Armes kamen auch hinzu. So setzte der Affe im ruhigen Sitzen, ohne seine Haltung weiter zu verändern, den mit der Hand in der Luft herabhängenden Arm gelegentlich zum Stützen fest auf den Boden oder die Stange des Käfigs oder den Querbalken des Gitters, zuerst so, dass alle oder einige Finger mit dem Dorsum auflagen, später manchmal unter An- lagerung der Vola von Hand und Fingern. In den seltenen Fällen, in welchen der Arm an einen Gitterstab ging, wurde dieser ungeschickt von der Hand gefasst, indem sich der Stab hier oder da zwischen den Fingern einschob, die ihre geringe Beugung beibehielten. Be- sonders aber handelte es sich um die Reinigung des Pelzes. Wenn diese der ungeschädigte Arm vornahm, half zuweilen der anästhetische Arm, indem er dicht an die der Reinigung unterworfene Stelle heran- ging und die Haut jetzt hier, dann dort durch Aufnahme einer Haut- falte anspannte oder, wenn gerade die Zehen an der Reihe waren, bald diese bald jene Zehe anfasste und hob. Doch auch selbständig führte der anästhetische Arm die Reinigung aus. Entweder löste er den ungeschädigten Arm, der die Reinigung begonnen hatte, ab, in- dem er wiederum mit der Hand heranging und, wenn jener Arm die _ Thätigkeit eingestellt hatte, seinerseits die Reinigung fortsetzte; oder Musk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1051 er wurde für sich allein thätig, während der ungeschädigte Arm in Ruhe blieb. So habe ich den anästhetischen Arm allein den Vorder- arm, den Oberschenkel, den Fuss und die Zehen der Gegenseite, ferner den Scheitel, den Bauch und die Aftergegend krauen sehen. Er arbeitete dabei, wie der ungeschädigte Arm, mit oftmaligem schwachen Beugen und Strecken und Hin--und Herbewegen der Finger; doch legte er gewöhnlich nicht so fest die Fingerspitzen an die Haare an und zog sie nicht so weit die Haare entlang. Öfters führte er, ge- rade wie es der ungeschädigte Arm that, unmittelbar nach dem Krauen die Fingerspitzen an den Mund, um sie mit den Zähnen zu putzen. Alles das war noch innerhalb der ersten Monate nach der Operation zu beobachten, und in der Folge blieb es dann dabei, dass der Affe ebensowohl mit dem anästhetischen wie mit dem ungeschädigten Arme die isolirten willkürlichen Bewegungen machte; höchstens das Kratzen hätte ich auszunehmen, müsste ich nicht gestehen, dass unter dem, was ich vorhin als Krauen beschrieb, auch zuweilen ein unvollkommenes Kratzen mit untergelaufen sein könnte. Doch liess es sich nicht über- sehen, dass der Affe sieh mit Vorliebe des ungeschädigten Armes be- diente. War ein Anlass da, den anästhetischen Arm zu benutzen, so that es der Affe; wo solcher Anlass fehlte und der eine Arm wie der andere den Dienst leisten konnte, setzte er den ungeschädigten Arm in Bewegung. Am handgreiflichsten trat es darin entgegen, dass die Affen, die durch viele Monate, wenn ich oder ein Anderer ihnen Mohrrübe oder anderes Futter reichte oder vorlegte, niemals anders als mit dem anästhetischen Arme zugriffen, doch, wenn sie im Käfig oder im Zimmer sich selbst überlassen waren, ihre Nahrung mit dem ungeschädigten Arme nahmen. Dass dabei lediglich eine Bevorzugung dieses Armes bestand, ging daraus hervor, dass sie auch im letzteren Falle alsbald den anästhetischen Arm verwandten, wenn ich den anderen Arm festband oder die diesem Arme zugehörige Armregion der Fühlsphäre exstirpirte. Und noch in anderer Hinsicht blieb ein Unterschied zwischen den beiden Armen für die Dauer bestehen. Wir sahen die Bewegungen des anästhetischen Armes unter der Wiederholung und dem Bedürfniss sich wesentlich vervollkommnen, und sie vervollkommneten sich auch noch etwas weiter, wenn ich den Affen lange (bis ır Monate nach der Operation') leben liess oder örungen bleibt, aber bis zu völliger 1052 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. durch die Exstirpation der gleichseitigen Armregion der Fühlsphäre auf den anästhetischen Arm allein beschränkte; doch zur Feinheit und Geschiektheit der Bewegungen des ungeschädigten Armes, zum Abgemessenen der Bewegungen in Kraft und Umfang, kam es nicht. Von Anfang bis zu Ende blieb es dabei, dass der anästhetische Arm stürmischer, gewaltsamer und plumper agirte. Besonders auf- fällig war es, wo der Affe vor einer etwas schwierigeren Aufgabe stand, z. B. das Mohrrübenstück dicht hinter dem Gitterstabe zu fassen hatte. Aber auch, wo es bloss das vorgehaltene oder vorgelegte Mohr- rübenstück zu nehmen galt, behielten das Vorstrecken des Armes, das Proniren und Schliessen der Hand, die Bewegungen der Finger beim anästhetischen Arme etwas Brüskes, Übermässiges und Unge- schicktes bei. Andererseits wiederum blieben z. B. beim Krauen die Hand- und Fingerbewegungen des anästhetischen Armes oft sichtlich hinter denen des ungeschädigten Armes an Stärke und Grösse zurück. 4. Wenden wir uns nunmehr den Gemeinschaftsbewegungen des anästhetischen Armes zu, so war an unseren Affen als in die Augen springende Abnormität zu beobachten, was die HH. Morr und Sner- RINGTON gefunden hatten, dass der Affe beim Herumlaufen und Klettern den anästhetischen Arm nicht benutzte. Unter Umständen liess es sich auch bestätigen, dass der Arm wie in einer Binde getragen schwang; aber die Regel war es nicht, und darauf muss ich näher eingehen. Unser Affe hatte beim ruhigen Sitzen nicht die normale Haltung: er sass immer vornübergebeugt, mit abnorm nach unten gekrümmter Hals- und oberster Rücken-Wirbelsäule, und gewöhnlich mit dem un- geschädigten Arme auf den Boden oder die Stange oder den Gitter- stab gestützt; der anästhetische Arm hing dann schlaff vertical herab, den Vorderarm und die Finger nur wenig gebeugt, die Hand in der Luft oder lose mit dem Dorsum dem Boden aufliegend. In dieser Stellung verblieb unverändert der anästhetische Arm, wenn der Affe mittels der drei ungeschädigten Extremitäten ging oder langsam kletterte; und in derselben Stellung wurde er ganz passiv auch dann mitgeführt, wenn der Affe vorher beim Sitzen den anästhetischen Arm fest auf den Boden aufgesetzt hatte, wie wir es einige Zeit nach der Operation vorkommen sahen (s. oben S. 1050). Eine active Bewegung des anästhetischen Armes trat erst auf, wenn der Affe lief oder rasch kletterte. Alsdann wurde regelmässig, wenn die Be- Musxk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1053 wegung des Affen anhob, der Oberarm nach hinten geführt und ferner der Vorderarm gebeugt, manchmal nur wenig, manchmal so weit, dass die Hand vor der Brust sich befand; und in der neu ge- wonnenen Stellung, nur etwas hin und her schwankend, verharrte in der Folge der Arm, so lange der Affe in Bewegung blieb. Das beschränkte Hinundherschwanken schien manchmal nichts anderes als ein passives Schwingen zu sein; anderemal liess sich eine periodische Activität erkennen, indem mit jedem Vorgehen des Oberarmes eine Abnahme, mit jedem Zurückgehen eine Zunahme der Beugung des Vorderarmes zusammenfiel. Lief oder kletterte der Affe in Angst sehr rasch, so machten zuweilen Oberarm, Vorderarm und Hand des an- ästhetischen Armes rechtzeitig die Lauf- und Kletterbewegungen mit, doch blieben die jetzt umfangreichen Bewegungen des Armes immer noch unvollkommen und unzureichend. Denn die anästhetische Hand kam beim Laufen gar nicht an’ den Boden, beim Klettern nicht an die Gitterstäbe heran, oder sie berührte höchstens im ersteren Falle den Boden mit den Fingern und schlug im letzteren Falle flach mit gestreckten Fingern gegen die Stäbe; äusserst selten sah ich einen Stab zwischen den 2. und 3. oder den 3. und 4. Finger gerathen und die Finger sich ein wenig beugen, doch blieb auch hier die Hand offen und umfasste den Stab nicht. Sonst geschah es bei diesem raschesten Laufen und Klettern, dass sogleich zu Beginn oder bald danach der anästhetische Arm sich so kräftig hob, dass die flach ausgestreckte Hand zur Seite des Kinns oder gar des Scheitels zu liegen kam, und der Arm dann in der Stellung verblieb, bis er, nachdem der Affe zum Stillstand gekommen war, langsam herabsank. Entsprechende Beobachtungen waren zu machen, wenn der Affe vom Boden auf die Stange oder das Gitter sprang. Der ungeschä- digte Arm wurde immer gehoben, beim Springen auf die Stange meist flüchtig auf diese aufgesetzt, und dann immer vorgestreckt, so dass zu Ende des Sprunges die Hand einen Gitterstab umfasste. Der anästhetische Arm blieb ganz unbewegt, wenn das Springen langsam geschah, nur gelegentlich unter den anderen Bewegungen des Affen Ohne besonderen äusseren Anlass erfolgte; er wurde etwas gehoben, weniger oder mehr, wenn der Affe eifriger sprang, ?- B. weil man ihm Mohrrübe vor dem Gitter vorhielt; und er wurde sehr hoch ge- hoben, so dass die Hand in Kinn- oder Scheitelhöhe kam, wenn der Affe in Angst vor der Bedrohung stürmisch sprang. Zu einer wel- teren Bewegung, zu einem Vorstrecken des anästhetischen Armes Kun es selbst in den letzteren Fällen nicht, vielmehr sank der Arm, nicht lange nachdem der Sprung vollendet war, aus der angegebenen Stellung langsam herab. Im Falle der Bedrohung ereignete es sich auch, dass Sitzungsberichte 1903. ” 1054 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. der Affe sich bloss hinter der Stange hoch aufstellte. Dann wurde die ungeschädigte Hand bis zur Stange gehoben und dieser fest an- gelegt, die geschädigte Hand aber höher in Augen- oder Scheitel- höhe gehoben; und nach kurzem Verweilen in dieser Stellung sank die anästhetische Hand langsam herab, wobei sie bloss zufällig ein- mal auf die Stange gerieth und dann lose auf der Stange liegen blieb. Beim heftigen Strampeln des Affen, wenn man ihn eben ergriffen hatte oder wenn er sich sonst von der ihn haltenden Hand oder Kette zu befreien suchte, konnten sämmtliche Glieder des anästhetischen Armes mit in Bewegung kommen; und ich habe dabei nicht bloss oft Beu- gungen der Finger gesehen, sondern auch einen Unterschied in der Häufigkeit zwischen Beugungen und Streekungen der Finger nicht bemerkt. Zu allen Zeiten, ob früh oder spät nach der Operation, bot sich dasselbe Verhalten der Gemeinschaftsbewegungen, wie geschildert, dar. D. Nach diesen Erfahrungen stellt sich die Schädigung der Motilität der Extremität, welche der völlige Verlust der Sensibilität der Extremi- tät herbeiführt, grundverschieden von derjenigen Störung dar, welche der Verlust der zugehörigen Extremitätenregion der Fühlsphäre mit sich bringt. Denn die willkürlichen isolirten Bewegungen der Extremität, die hier untergegangen sind, zeigen sich dort erhalten und nur von Störungen betroffen; und die willkürlichen Gemeinschaftsbewegungen der Extremität beim Gehen, Laufen, Springen u. s. w., die sich hier erhalten finden und nur ihre feinere Regulirung vermissen lassen, fehlen dort gänzlich oder kommen nur so unvollkommen zustande, dass sie immer nutzlos bleiben. Doch gerade auf grund meiner Un- tersuchungen über die Fühlsphäre kann noch ein Bedenken sich er- heben, das Berücksichtigung verlangt. Wie ich gezeigt habe', sind die willkürlichen Gemeinschaftsbe- wegungen der Extremität, die an den Thieren nach der Totalexstir- pation der zugehörigen Extremitätenregion zu beobachten sind, von zweierlei Art. Die einen waren schon vorher am unversehrten Thiere vorhanden und sind bis auf ihre feinere Regulirung erhalten geblie- ben: sie gehören zu den Prineipalbewegungen des Gehens, Laufens, Kletterns, Springens u. s. w., die auf die Weise zustandekommen, dass von dieser oder jener Partie der Grosshirnrinde aus die im Hirn un- terhalb der Grosshirnrinde gelegenen Prineipaleentren erregt werden und ' Diese Berichte 1893. 8. 759f.; 1895. S. 595ff.; 1896. S. 1138fl. Hemisphäre herbeigeführt sein lässt mittels Bahnen, die Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1055 diese ihrerseits die Markcentren der Extremitäten in Erregung ver- setzen, wodurch die Muskelbewegungen herbeigeführt werden. Die anderen treten erst nach der Exstirpation neu auf, als secundäre Be- wegungen mit den primären Bewegungen anderer Körpertheile ver- bunden: dadurch herbeigeführt, dass von der Hirnrinde eine unge- schädigte Extremität oder auch der Hals, der Rumpf durch die Er- regung von deren Markcentren in Bewegung gesetzt wird und von den Markcentren dieses Körpertheiles die Erregung übergeht auf die Markcentren der geschädigten Extremität. Man sieht die seeundären Bewegungen am häufigsten, wenn die Thiere strampeln und dabei nicht lediglich in abnormer Stellung — z. B. auf dem Operations- tische befestigt oder hoch über dem Boden gehalten — Prineipalbe- wegungen machen, ferner wenn die ungeschädigte Vorderextremität am Greifen der Nahrung verhindert ist oder wenn diese Extremität oder der Mund nicht für sich allein das umfangreiche Nahrungsstück passend festzuhalten vermag. Auch ist eine seeundäre Bewegung beim Hunde das Pfotegeben mit dem geschädigten Vorderbeine, beim Affen das Vorstrecken des geschädigten Armes, wenn der Affe sich aufge- stellt hat und mit dem ungeschädigten Arme nach der vorgehaltenen Nahrung greift. Die secundären Bewegungen sind anfangs sehr un- vollkommen und meist auf die oberen Glieder der Extremität beschränkt, aber sie vervollkommnen sich regelmässig mit ihrer Wiederkehr, bis sie nur noch Unvollkommenheiten und Ungeschicktkeiten an den un- teren Gliedern darbieten. Und auch in der Riehtung kann bei häu- figer Wiederholung die Ausbildung mancher secundärer Bewegungen erfolgen, dass die primären Bewegungen, vom Thiere allmählich un- terdrückt, immer schwächer werden bis unmerklich: so dass schliess- lich die secundären Bewegungen gar nicht mehr als Mitbewegungen, sondern als selbständige Bewegungen sich darstellen und, hat man nicht ihre Ausbildung verfolgt, für Reste der normalen isolirten will- kürlichen Bewegungen gehalten werden können. " So ist meine Ermittelung, dass durch die Exstirpation der Extremitätenregion zwar nicht die willkürlichen Gemeinschaftsbewegungen, wohl aber die willkürlichen i hartnäckig von GorTz achteten »Handlungen« der geschädigten Extremität, deren Ausbildung er nicht berück- Sichtigte, und die ich (diese Berichte 1895) als seeundäre Bewegungen nachwies. Der wer hat mit Gorrz’ letzter Mittheilung (Prrüser’s eine Bd. 76. riedigendes Ende gefunden, da dort Gorrz das Hervorsc een die Exstirpation der linken Hemisphäre u ee m... — das er als Tv BE: ven« nimmt — von der gleichsel ; ch r als Typus jener »Handlungen« nimm von ihr zu den rechtsseitigen Extremitäten gehen und durch Übung gangbarer gemacht werden, un ur ur gabe, dass eine secundäre Bewegung vorliegt, im wesentlichen übereinkommt. 96* 1056 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. An solche secundären Bewegungen könnte man bei den erstge- schilderten Bewegungen des anästhetischen Armes denken wollen. Man sieht gelegentlich an unseren Affen, dass, wenn der anästheti- sche Arm mit dem in die Hohlhand gelegten Mohrrübenstücke sich hebt, zugleich der Kopf sich senkt, so dass der Mund auf halbem Wege der Hand entgegenkommt; oder dass, während der anästheti- sche Arm das Mohrrübenstück zum feststehenden Kopfe bringt, der ungeschädigte Arm gleichfalls sich hebt und seine Hand unter die andere führt, wie um diese zu stützen oder das Herabfallen des Mohr- rübenstückes zu verhüten; oder dass beim Vorgehen des anästhetischen Armes, um das Mohrrübenstück zu greifen, zugleich der Oberkörper des Affen sich nach vorn: bewegt; u. dgl. mehr. In alledem, könnte man meinen, wären Vorstufen gegeben für das zum Munde Führen, das Greifen u. s. w., wie ich sie beschrieb, und letztere Bewegungen wären deshalb als secundäre Bewegungen anzusprechen, um so mehr, als sie auch nicht alsbald nach der Durchschneidung der. Nerven- wurzeln, sondern erst später zu beobachten waren und mit der Wieder- holung sich vervollkommneten. Von den isolirten willkürlichen Be- wegungen, deren der Arm in der Norm fähig ist, bliebe also wohl eine Anzahl vom Verluste der Sensibilität unbeeinflusst, aber andere und bedeutsame gingen verloren, und erst als secundäre Bewegungen bil- deten sich aus Gemeinschaftsbewegungen das zum Munde Führen, das Greifen u. s. w. wieder aus. Dem ist jedoch sogleich entgegenzuhalten, was mich die in Rede stehenden Bewegungen des anästhetischen Armes als isolirte willkür- liche beschreiben liess, dass in vielen Fällen bei ihrem ersten Auf- treten der übrige Körper des Affen in völliger Ruhe war und, wenn jene gleichzeitigen Bewegungen eines anderen Körpertheiles sich ein- stellten, es erst später und nur unter besonderen Umständen geschah, z. B. wenn der Affe höchst gierig nach der Nahrung war oder vorher ein Mohrrübenstück aus der an den Mund gehenden Hand verloren nebenbei die Gorrz’sche Darlegung den Anschein zu erwecken geeignet ist, als sei der lange harte Kampf pro nihilo geführt worden, als habe ihm nichts weiter als gegen- seitiges Missverstehen zugrunde gelegen, so werden, glaube ich, schon ein paar Worte, auf die ich mich hier beschränken muss, genügend zeigen, dass dem nicht so war. Gourz bestritt die »Centren« der Grosshirnrinde und so auch das »moto- rische Centrum« der Extremität in der gegenseitigen Extremitätenregion. Wenn nun das Thier die Fähigkeit, gewisse Bewegungen mit der Extremität zu machen, durch die Exstirpation der gegenseitigen Extremitätenregion verlor und später durch Ab- richtung und Übung wieder gewann, so war damit, dass die Wiederkehr der Fähig- keit als auf der Leistung der anderen, der gleichseitigen Heinisphäre beruhend sich ergab, dargethan, dass die ursprünglichen Bewegungen der Extremität von der gegen- seitigen Extremitätenregion abhängig waren, diese Region also als das normale »moto- rische Centrum« der Extremität erwiesen. EEE EN Sc na a EEE ED Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1057 hatte. Ferner widerspricht, dass der anästhetische Arm schon so früh nach der Operation die in die Hohlhand gelegte Nahrung zum Munde führte und nach der angebotenen Nahrung griff. Denn nach der Totalexstirpation der Armregion kann es Monate dauern und ver- gehen mindestens mehrere Wochen, ehe der geschädigte Arm zu solehen Bewegungen gelangt, treten also diese seeundären Bewegungen, auch wenn man ı—2 Wochen als die Zeit, während der infolge der Verwundung und Heilung die niedereren Centren gehemmt oder in ihrer Erregbarkeit herabgesetzt waren, in Abzug bringt, erheblich später auf. Von dem grossen und durchgreifenden Unterschiede, der da besteht, erhält man einen überaus klärenden Eindruck, wenn man zwei Affen neben einander beobachtet und in gleicher Weise prüft, von denen dem einen die sensiblen Nervenwurzeln des Armes durch- schnitten wurden, dem anderen um ı4 Tage früher die Armregion exstirpirt worden ist. Aber dabei brauchen wir nicht einmal stehen zu bleiben, da sich auch unmittelbare experimentelle Widerlegungen gewinnen lassen. Während nämlich die seeundären Bewegungen des Armes, die nach der Totalexstirpation der gegenseitigen Extremitäten- region aufgetreten sind, wieder verloren gehen, sobald man die gleich- seitige Extremitätenregion exstirpirt, werden das zum Munde Führen und das Greifen des anästhetischen Armes, wie auch alle seine anderen isolirten Bewegungen, die wir kennen lernten, durch die Exstirpation der diesem Arme gleichseitigen Extremitätenregion in keiner Weise beeinträchtigt, so dass sie sich nach der Exstirpation ungestört fort- setzen. Dagegen gehen ebendiese Bewegungen des anästhetischen Armes alle ohne Ausnahme verloren, wenn man die diesem Arme gegenseitige Extremitätenregion exstirpirt: der schlagendste Beweis, dass diese Bewegungen von der Extremitätenregion der Gegenseite herbeigeführt und durchweg die Fortsetzung der isolirten willkür- lichen Bewegungen des unversehrten 'Thieres waren. Mithin ist es, entgegen den Angaben der HH. Morr und SnErRING- TON, ausgemacht, dass durch den völligen Sensibilitätsverlust des Armes weder das Heben der Hand zum Munde und das Greifen untergehen, noch auch die kleineren isolirten Bewegungen von Hand und Fingern vernichtet sind. Es-ist so, wie wir es von vorneherein nach unserer enntniss von der Fühlsphäre übersahen, dass der Affe, u. ad Arm aller Sensibilität beraubt wird, befähigt bleibt, die ÄnohrIeR will- kürlichen Bewegungen des Armes herbeizuführen, und lediglich Mängel an den Bewegungen sich einstellen. Gewisse Bewegungen, wIe Greifen und Krauen, sind erschwert und unvollkommen; und wenn Sie sich auch mit der Zeit vervollkommnen, so bleiben sie doch weniger zart und geschickt, als die des ungeschädigten Armes. Nicht einmal von einem 1058 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. vorübergehenden Verluste isolirter willkürlicher Bewegungen des Armes lässt sich bei unserem Affen sprechen. Denn wir sahen den Affen trotz der üblen Verfassung, in die ihn die eingreifende Operation ver- setzt hatte, schon in den ersten Tagen alle möglichen isolirten Be- wegungen der einzelnen Glieder des Armes ausführen, wie auch die Hand zum Munde emporheben, um hineinzubeissen, ferner schon am nächsten Tage nach der Operation das in die Hohlhand gelegte Mohr- rübenstück zum Munde führen und bald darauf auch das vorgehaltene Mohrrübenstück greifen. Wir sahen den Affen sogar stets bald nach der Operation, sobald nur die Narkose sich verloren hatte, Greif- bewegungen nach dem Mohrrübenstück machen. Wenn die Greif- bewegungen dann in einigen Fällen sich regelmässig fortsetzten und vervollkommneten, in den anderen Fällen aber für einige Zeit aus- blieben, so konnte die letztere Unterbrechung natürlich nicht daran liegen, dass der Affe nicht die Greifbewegungen machen konnte, sondern nur daran, dass er sie nicht mehr machen wollte, weil seine ersten Greifbewegungen infolge ihrer Unvollkommenheit nutzlos gewesen waren, indem sie ihn das Mohrrübenstück nicht erreichen liessen. Beobachteten wir es ja auch in der späteren Zeit, dass die wieder aufgenommenen Greifbewegungen eingestellt wurden, sobald sie wiederholt ohne Erfolg geblieben waren, während sie sich un- unterbrochen fortsetzten, wenn wir in die vorgestreckte Hand Mohr- rübenstücke legten und so dafür sorgten, dass der Affe durch die Greifbewegungen die Nahrung gewann. Ich kann noch hinzufügen, was in der gleichen Richtung überzeugend wirkt, dass, wenn ich mit meinem Füttern so vorging, wie ich es oben beschrieb, dass ich den Affen zuerst in die Hohlhand gelegte Mohrrübenstücke zum Munde heben liess, viel eher die Greifbewegungen wiederkehrten, als wenn ich den Affen unmittelbar ohne jene Vorbereitung, ohne dass er schon Mohrrübenstücke mit dem anästhetischen Arme erworben hatte, zum Greifen zu veranlassen suchte. Es ist darnach aueh nicht zutreffend, was die HH. Morr und SHERRINGTON ihre Versuche anzeigen liessen, dass nicht bloss die Rinde, sondern die ganze sensorische Bahn von der Peripherie zur Rinde in Thätigkeit ist während der willkürlichen Bewegung, dass centripetale Impulse von Haut und Muskeln, besonders von der Haut des Hand- tellers und der Fusssohle, für die Ausführung willkürlicher Bewe- gungen der Extremität nothwendig sind. Wir sehen hier wieder- kehren, was bei der Behandlung der Frage nach dem Einflusse der Sensibilität auf die Motilität schon so oft in den verschiedensten For- men zum Ausdruck gelangt ist, dass der Verlust der Empfindung die willkürliche Bewegung aufheben, ohne Empfindung keine willkürliche ON Le RL E EEER Hs ren Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1059 Bewegung möglich sein soll. Ist das aber auch anzunehmen, wo es sich um das ganze Thier mit aller seiner Empfindung und willkür- lichen Bewegung handelt, so ist es doch nicht richtig, bezogen auf die Körpertheile des Tieres. Die HH. Morr und SuERRINGToN stützen | sich darauf, dass bei ihren Versuchen durch Reizung der Rinde Be- wegungen wie in der Norm herbeigeführt wurden und doch das Thier die »feineren willkürlichen Bewegungen« nicht machen konnte." Sie bezeichnen bei der Gelegenheit die »feineren Bewegungen« nicht näher, aber wir erinnern uns, dass sie sehr viele willkürliche Bewegungen für die Dauer fehlen sahen, die Bewegungen der unteren Glieder und auch viele Bewegungen der oberen Glieder der Extremität, da die Affen gar keinen Versuch machten, die angebotene Frucht zu greifen oder die in die Hand gelegte Frucht zum Munde zu heben. Dadurch sind die HH. Morr und Surrrineron weit über das hinaus geführt worden, was der Wirklichkeit entspricht. Bei unseren Affen war die bleibende Folge des Eingriffs nicht, dass sie nicht willkürliche Bewe- gungen machen konnten, sondern lediglich, dass sie gewisse willkür- liche Bewegungen nur schwerer und weniger zweckmässig und ge- schiekt machten, als in der Norm. Und insofern eine Reihe von Ungeschiektheiten, wie dass die Affen mit Hand und Fingern des anästhetischen Armes nicht $o zierlich das Object fassten, nicht so hübsch die Nahrung in den Mund schoben, nicht so gut krauten u.s.w., wie mit Hand und Fingern des normalen Armes, sich davon ableiten lässt, dass die centripetalen Bahnen, welehe von Hand und Fingern, ihrer Haut, ihren Muskeln, ihren Gelenken, zur Rinde zie- hen, unterbrochen waren und die Affen daher die Objeete nicht fühlen und danach die Bewegungen einrichten konnten, ist zu sagen, dass die eben genannten sensorischen Bahnen bei der zweckmässigen An- passung oder Regulirung der willkürlichen Hand- und Fingerbewe gungen in Thätigkeit, für diese Regulirung nothwendig sind. Im übrigen aber, wo und soweit es sich bei den willkürlichen Beme & gungen nicht um solche Anpassung oder Regulirung handelt, sind nach unseren Erfahrungen centripetale Bahnen nicht während der wil- kürlichen Bewegung in Thätigkeit oder in Anspruch genommen, nicht für die Ausführung willkürlicher Bewegungen nothwendig, da die Be- ! Vgl. auch Morr, Vier Vorlesungen aus der allgemeinen Pathologie er ze Systems. Übersetzt von Warzach. Wiesbaden 1902. 9. 27: »die Bene — _ ä ur war nicht nur gefühllos geworden, sondern sie wär auch unfähig, die En se in kürlichen Bewegungen auszuführen; gleichwohl löste die Reizung ie a ar geeigneten Regionen jede Bewegung aus, ein Beweis, dass die L Fe Be die Willkürbewegung noch gangbar war, das Thier jedoch die Vorstellung gung nicht zu bilden vermochte«. 1060 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. wegungen auch dann zustandekommen, wenn die centripetalen Bah- nen unterbrochen sind. Was sich eben bezüglich der Regulirung ergab, entspricht ganz dem, was wir früher bei den willkürlichen Gemeinschaftsbewegungen des Armes nach dem Verluste seiner Extremitätenregion gefunden hatten. Dort waren die Geh-, Lauf-, Kletterbewegungen u. s. w. des Armes im grossen und ganzen oder im groben erhalten, weil sie so- weit nicht von einer einzelnen Partie der Grosshirnrinde abhängig sind; aber ihre von der Extremitätenregion abhängige Vervollkomm- nung oder Verfeinerung, besonders an den unteren Gliedern, ihre An- passung an Form, Härte, Glätte des Bodens oder des Gitters war für die Dauer fortgefallen, so dass Hand und Finger unter Umständen nicht richtig bewegt wurden, scharrten oder abglitten, schlecht aufgesetzt oder umgelegt wurden u. dgl. mehr. Die Anpassung oder Regulirung blieb aus, weil mit der Extremitätenregion das centrale Ende der von Hand und Fingern zur Rinde ziehenden sensiblen Bahnen und der centrale An- fang der von der Rinde zu Hand- und Fingermuskeln ziehenden motori- schen Bahnen vernichtet waren. Natürlich aber musste eine solche Regulirung auch schon dann verloren sein, wenn bloss die einen der bezeichneten Bahnen irgendwo unterbrochen waren, daher in unserem Falle des anästhetischen Armes sowohl 'bei den willkürlichen Gemein- schaftsbewegungen des Gehens, Laufens u.s. w., als auch bei denjenigen willkürlichen isolirten Bewegungen, die in der Norm der Regulirung unterliegen. Bei den letzteren ist uns das Fehlen der Regulirung auf- fällig entgegengetreten; bei den ersteren giebt es sich eben noch zu erkennen, wo bei sehr raschem Laufen und Klettern die Finger den Boden oder die Stäbe berühren, sonst ist es überall durch die erheb- licheren anderen Störungen, die dort bestehen, der Beobachtung ent- zogen. Denn schliesslich stehen unsere Erfahrungen auch zu der Morr- SHERRINGTON’schen Angabe, dass durch den Sensibilitätsverlust der Extremität deren assoeiirte Bewegungen (Mitbewegungen) verhältniss- mässig wenig, dagegen die unabhängigen und feiner adjustirten Be- wegungen äusserst schwer geschädigt sind, dermaassen im Wider- spruche, dass man das Umgekehrte zu behaupten versucht sein könnte. Anscheinend war das Interesse der HH. Morr und Surrrıxerox durch ihre Ergebnisse bezüglich der isolirten Bewegungen so sehr gefesselt, dass sie die hochgradige Schädigung, von der sie die groben Geh-, Lauf- und Kletterbewegungen des anästhetischen Armes betroffen fanden, wenig beachteten. Die Schädigung dieser Bewegungen geht aber, wie wir sahen, nicht nur so weit, dass man die Bewegungen verloren oder so gut wie verloren glauben müsste, stellten sie sich Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1061 nicht doch noch zuweilen beim raschesten Laufen und Klettern ein, sondern dauert auch zeitlebens unverändert an. Gerade in dieser Schädigung giebt sich uns das eine Charakteristische der Bewegungs- störungen infolge des völligen Sensibilitätsverlustes der Extremität zu erkennen; das andere Charakteristische finden wir in den Unvoll- kommenheiten, die an den isolirten willkürlichen Bewegungen der Ex- tremität ausser dem Fehlen der Regulirung auftreten. Und damit liegt die Frage vor uns, wie es durch den Sensibilitätsverlust der Extre- mität zu diesen charakteristischen Bewegungsstörungen kommt. 6. Wir fanden die Schädigung der Motilität der Extremität in- folge des Sensibilitätsverlustes der Extremität grundverschieden von der Schädigung infolge des Verlustes der zugehörigen Extremitäten- region: und doch ist an dem, was die HH.Morr und SuERRINGToN sagen, dass die erstere Schädigung mit der Zunahme des Motilitätsdefeetes von der befestigten Basis zur freien Spitze der Extremität hin merk- würdig streng die Schädigung nachahme, »die der Abtragung der Extremitätenregion folgt«, etwas Richtiges, wenn man sich genau an den Wortlaut hält. Denn was man zunächst der Abtragung folgen sieht, das sind nicht die Folgen des Verlustes oder Unterganges der Ex- tremitätenregion, sondern die Folgen ihrer Verwundung und Heilung; und da fehlt bei den Prineipalbewegungen des Gehens, Laufens u. s. w. anfangs jede active Thätigkeit der betroffenen Extremität, dann wird zuerst ausschliesslich das oberste Glied thätig, und weiter kommt mit der Zeit der Reihe nach, von oben nach unten fortschreitend, die Thätigkeit der unteren Glieder hinzu. Ein derartiges Minder- oder Mehrbetheiligtsein der Glieder sieht man nun, nach meinen Beobach- tungen sogar noch mehr als nach den Morr-Snerriserox’schen, unter den Folgen des Sensibilitätsverlustes bei den isolirten wie bei den Prineipalbewegungen der betroffenen Extremität wiederkehren. Aber es handelt sich, wie sogleich genaueres Zusehen lehrt, nicht um eine Weitreichende oder tiefgehende Ähnlichkeit. Denn ganz an avon, dass nach der Abtragung der Extremitätenregion die isolirten Bewegungen überhaupt fehlen, ist im Falle des Sensibilitätsverlustes, oh weniger oder mehr Glieder der geschädigten Extremität an den Prineipalbewegungen theilnehmen, gar nicht von der Zeit nach der ‚Operation abhängig, und treten in demselben Falle isolirte Bewegungen ‚der unteren Glieder der Extremität für sich allein schon lange erg Auf, ehe diese Glieder bei isolirten Bewegungen der ganzen BaUe- Mität zusammen mit den oberen Gliedern thätig werden. An einen 1062 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. inneren Zusammenhang zwischen den Folgen der Wundheilung der Extremitätenregion und den Folgen des Sensibilitätsverlustes der Ex- tremität, einen Zusammenhang, der die einen auf die anderen zu- rückzuführen gestattete, ist deshalb nicht zu denken. Immerhin ist die Ähnlichkeit im Falle der Prineipalbewegungen für uns von Werth, da sie unseren zeitigen Bestrebungen zu Hülfe kommt. Wie wir uns schon oben zu erinnern hatten, kommen die Prin- eipalbewegungen auf die Weise zustande, dass von dieser oder jener Partie der Grosshirnrinde aus die im Hirn unterhalb der Grosshirn- rinde gelegenen Prineipaleentren erregt werden und ihrerseits die Markeentren der Extremitäten in Erregung versetzen. Aber die Prin- eipalcentren sind, wie meine früheren Untersuchungen weiter ergeben haben'!, eben nur mit den Markcentren (oder Reflexcentren) im ganzen verknüpft und nicht mit allen einzelnen Muskeleentren, aus denen diese für die geordneten Bewegungen des Körpertheiles vorgebildeten Einrichtungen zusammengesetzt sind. Wie die sensiblen Fasern der Extremität im Rückenmarke — sei es mit, sei es ohne Einschaltung sensibler Zellen‘— zu den Markcentren derselben Extremität, ebenso stehen die Prineipaleentren zu den Markeentren in der Beziehung, dass sie unmittelbar bloss mit den Muskeleentren des obersten Gliedes der Extremität verbunden sind und erst mittelbar durch diese Muskel- centren mit den Muskeleentren der unteren Glieder, indem in dem Markcentrum die Muskeleentren der verschiedenen Glieder der Extre- mität in derselben Reihenfolge, wie die Glieder sich an einander schliessen, mit einander durch Leitungsbahnen in Verbindung stehen. Es ist dadurch veranlasst, dass bei den Principalbewegungen, wie bei den gemeinen Reflexbewegungen’, jedes vom Rumpfe entferntere Glied der Extremität nur im Anschlusse an die Thätigkeit der dem Rumpfe näheren Glieder thätig werden kann und es einer desto grösseren Erregung des Markcentrums bedarf, je weiter die Bewegung vom obersten Gliede aus über die folgenden Glieder der Extremität sich verbreiten soll. Daraus erklärt sich das Verhalten, das die Ex- tremität während der ersten Zeit nach der Exstirpation der zuge hörigen Extremitätenregion bei den Prineipalbewegungen zeigt. ‚Von der Hirnwunde geht eine Einwirkung auf die von ihr zu den Muskel- eentren aller Glieder der Extremität führenden Bahnen aus, welche die Erregbarkeit dieser Muskelcentren herabsetzt und, anfangs von ! Diese Berichte 1893. 8. 766— 68, 774— 76; 1896. S. 1140, 1152 —53- 2 „Gemeine Reflexbewegungen« oder »Gemeinreflexe« habe ich diejenigen Re- flexbewegungen genannt, die ohne das Grosshirn unter Vermittelung niedererer Central- organe zustandekommen, im Gegensatze zu den »Rindenreflexen«, deren Reflexcentren in der Grosshirnrinde gelegen sind, Musk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1063 beträchtlicher Grösse, allmählich bis zum Verschwinden abnimmt. Daher nimmt die betroffene Extremität an den Prineipalbewegungen zunächst gar nicht, dann nur mit dem obersten Gliede und erst mit der Zeit folgeweise mit den unteren Gliedern theil; und daher treten, abgesehen von den nächsten 1—2 Tagen nach der Exstirpation, so lange die Einwirkung der Hirnwunde dauert, die Glieder der be- troffenen Extremität in desto grösserer Anzahl vom obersten Gliede an bei der Principalbewegung in Thätigkeit, je rascher und heftiger die Prineipalbewegung erfolgt, je grösser die Erregung des Prineipal- centrums ist. : Dementsprechend haben wir, wenn im Falle des Sensibilitäts- verlustes der Extremität diese gar nicht an den Prineipalbewegungen sich betheiligt, es einer Herabsetzung zuzuschreiben, welche die Erreg- barkeit der Markeentren der Extremität durch die Durchschneidung der sensiblen Wurzeln erfährt. Wir haben es aber in unserem Falle mit einer Herabsetzung zu thun, die unverändert in ihrer Grösse be- stehen bleibt, weil das Verhalten der Extremität bei den Prineipal- bewegungen zu allen Zeiten nach jener Durchschneidung dasselbe ist. Schon deshalb ist, ohne dass wir andere Gründe heranzuziehen brauchen, eine die Erregbarkeit herabsetzende Einwirkung der Art, wie sie von der Hirnwunde bei ihrer Verheilung ausgeht, von der Schnittwunde der sensiblen Wurzeln nicht anzunehmen, die Herab- setzung hier vielmehr darauf zurückzuführen, dass durch die Durch- schneidung der sensiblen Wurzeln ein Moment fortfällt, das vorher die Erregbarkeit der Markeentren auf der grösseren Höhe hielt. Und dafür ist sogleich an die Erregungen zu denken, die am unversehrten Thiere allüberallher von der Peripherie durch die sensiblen Bahnen dem Centralnervensystem zugeführt werden. Fliessen solche Erregun- gen in der Norm beständig von seiten der Extremität den Mark- | centren der Extremität zu, so übersehen wir, wie es durch den Sen- sibilitätsverlust der Extremität zu den charakteristischen Bewegungs- Ä Störungen der Extremität bei den Prineipalbewegungen kommt. Denn die Ausschaltung jener Erregungen muss zur Folge haben, dass die | anästhetische Extremität, so lange die Erregung der Prineipaleentren _ unter einer gewissen Grösse bleibt, gar nicht an den Prineipalbewe- gungen theilnimmt und dann mit wachsender Erregung der Prineipal- | Centren zwar in einer immer grösseren Anzahl ihrer Glieder vom Obersten Gliede an und in immer grösserer Stärke thätig wird, jedoch R: stets mit ihren Bewegungen gegen die der ungeschädigten Extremität Aurüekbleibt: und das war es, was wir beobachteten. ann ist uns aber auch der Schlüssel zugefallen, der uns das Verständnis bezüglich der charakteristischen Störungen der isolirten 1064 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. willkürlichen Bewegungen eröffnet. Am unversehrten Thiere kommen dieselben Bewegungen der Extremität, die bei den Prineipalbewe- gungen in Gemeinschaft mit Bewegungen anderer Körpertheile durch die Prineipaleentren herbeigeführt werden, auch als isolirte willkür- liche Bewegungen der Extremität zustande, indem dieselben Mark- centren der Extremität von der zugehörigen Extremitätenregion mit- tels der Bahnen, die von ihr unmittelbar zu den Markcentren gehen, erregt werden. An diesen isolirten Bewegungen sind daher dieselben Störungen zu erwarten, wie sie jene Gemeinschaftsbewegungen zeigen. Und solehe Störungen lassen sich überhaupt für alle isolirten will- kürlichen Bewegungen der Extremität, bei denen die Glieder der Ex- tremität geordnet zusammenwirken, voraussehen, soweit die nämlichen Bewegungen der Extremität auch als gemeine Reflexbewegungen auf- treten und damit die Existenz besonderer Markcentren für die Bewe- gungen dargethan ist. Ganz der Voraussicht entsprechen aber unsere Beobachtungen am anästhetischen Arme. Man sieht die Störungen schön bei den Abwehr-, Stoss-, Stütz- und Wischbewegungen, und man kann sie besonders genau verfolgen bei der Greifbewegung, in- sofern ihr die Stossbewegung zugrundeliegt. Weil es für die Her- beiführung der Greifbewegung infolge der Herabsetzung, welche die Erregbarkeit des Markcentrums erfuhr, einer abnorm starken Inner- vation der motorischen eentralen Elemente der Extremitätenregion be- darf, bleibt die Bewegung ganz aus, wo nicht ein besonderer Anlass, gerade mit dem anästhetischen Arme zu greifen, vorliegt. Stellt sich die Bewegung ein, so unterliegt sie unter der Steigerung jener Inner- vation der allmählichen Ausbildung durch die von oben nach unten fortschreitende Theilnahme der Glieder und wird dabei in dem Maasse, wie zur Vorbewegung des Oberarmes die Streckung von Vorderarm, Hand und Fingern hinzutritt, durch die übermässig starke Thätigkeit der Muskeln der oberen Glieder abnorm heftig und stürmisch. Sie kann wohl in der Folge von der Heftigkeit, die sie die ersten Male, da alle Glieder sich betheiligten, zeigte, unter der Wiederholung etwas einbüssen, weil die eben erforderliche Grösse der Innervation in der Extremitätenregion besser getroffen wird, aber immer bleibt sie für die Dauer wesentlich brüsker als normal. Und auch die anderen, die feineren Störungen, die bei den iso- lirten willkürlichen Bewegungen zur Beobachtung kommen, klären sich auf. Halten wir uns wieder an die Greifbewegung, die am besten als Beispiel dient, so fehlen am anästhetischen Arme, wenn dieser schon unter Streekung aller Glieder vorgeführt wird, noch die zweck- mässigen Modificationen dieser Grundbewegung, die zur normalen Greif- bewegung gehören: die isolirten willkürlichen Bewegungen, die am Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1065 normalen Arme zugleich mit der Grundbewegung erfolgen und sie in der für das Ziel passenden Weise ausgestalten. Erst später kommt es am anästhetischen Arme dazu, dass mit dem Vorstrecken andere Be- wegungen, wie sie die Lage und das Fassen des Objeetes erheischen, sich verbinden, gleichzeitig der Oberarm ab- oder addueirt wird, die Hand pronirt oder supinirt u.s.w. Zu welcher Zeit und in welcher Reihenfolge diese modifieirenden Bewegungen zur Grundbewegung sich hinzugesellen, ist grossen individuellen Schwankungen unterworfen. Aber beständig ist es, dass sie zunächst zu klein und dann wieder zu gross ausfallen und erst nach und nach sich der passenden Grösse nähern, und dass sie dabei zuerst mit jähem Verlaufe gleichsam ab- gesondert oder abgesetzt von der Grundbewegung sich darstellen, aber allmählich immer enger mit der Grundbewegung sich zusammen- schliessen und verschmelzen; daher das Greifen anfangs höchst un- geschickt und plump erscheint und regelmässig unter der vielfachen Wiederholung ausserordentlich an Geschicktheit gewinnt. Nichts liegt da näher, als daran zu denken, dass, wenn für die Markeentren der Extremität durch die Durehschneidung der sensiblen Wurzeln die be- Ständigen Erregungen von der Peripherie her fortfallen, das Gleiche für die motorischen centralen Elemente der Extremitätenregion gilt, die mit den zu dieser Region ziehenden sensiblen Bahnen nach Aus- weis der Rindenreflexe mindestens ebenso eng verbunden sind, und demgemäss in der Herabsetzung, welche die Erregbarkeit dieser mo- torischen Elemente durch die Durehschneidung der sensiblen Wurzeln erfährt, die Ursache der Störungen der modifieirenden Bewegungen’ zu sehen. So lassen sich nieht nur die Störungen alle einfach ab- leiten, sondern es lassen sogar die beobachtete Loslösung der modi- fieirenden Bewegungen von der Grundbewegung und ihre spätere all- mähliche Wiedervereinigung mit der Grundbewegung keine andere Erklärung zu, als dass der normale Zusammenhang der die verschie- denen Bewegungen herbeiführenden motorischen centralen Elemente der Extremitätenregion oder, schärfer ausgedrückt, das normale Nach- und Nebeneinander ihrer Erregungen durch die Herabsetzung der Er- tegbarkeit der Elemente gestört ist und mit der Zeit ein neues, den veränderten Varhälkuiisen das Grundbewegung entsprechendes Zusam- menwirken der Elemente hergestellt wird. Ob daneben noch in dem beschränkten Maasse, wie die Sehnenreflexe Verbindungen der . ' Siblen Bahnen im Rückenmarke mit einzelnen Muskeleentren anzeig®"> Auch die herabgesetzte Erregbarkeit gewisser Muskeleentren bei den Störungen der modifieirenden Bewegungen mit in Rechnung zu setzen n ist, kann dahingestellt bleiben. : uf Natürlich ist die Veränderung in der ExtremitätenregioN, a 1066 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. deren Beachtung wir eben hingeleitet worden sind, nunmehr auch für die vorher behandelten gröberen Störungen der isolirten willkür- lichen Bewegungen neben der Herabsetzung der Erregbarkeit der Markeentren verantwortlich zu machen; und selbst für die Störungen bei den Principalbewegungen kann sie von untergeordneter Bedeutung sein, da es doch wahrscheinlich ist, dass die in der Norm den mo- torischen centralen Elementen der Extremitätenregion von der Peri- pherie her zufliessenden Erregungen wiederum von diesen Elementen aus nach den Muskelcentren abfliessende Erregungen zur Folge haben. Doch brauchen wir auf eingehendere Betrachtungen uns hier nicht weiter einzulassen, weil sie über die Grenze hinausführen, die be- züglich der Grösse und des zeitlichen Verhaltens der Störungen un- seren Beobachtungen gezogen war. Nur das verdient schliesslich noch unsere Aufmerksamkeit, wie durch die Herabsetzung der Erregbarkeit auch Erklärung findet, dass, wo verschiedene Bewegungen der Extre- mität rasch nach einander statthaben sollen, der Übergang von der einen zu der anderen Bewegung durch den Sensibilitätsverlust der Extremität erschwert ist. Die Störung tritt besonders schön hervor, wenn die Greifbewegung des anästhetischen Armes sich soweit ver- vollkommnet hat, dass die vorgestreckte Hand ungefähr das Object erreicht, an den dann folgenden ceorrigirenden Bewegungen, die mit dadurch den Eindruck grösster Unbeholfenheit hervorrufen, und ist überall auffällig bei den Principalbewegungen, wo dem Beugen Strecken, dem Heben Senken des anästhetischen Armes zu folgen hat. Die charakteristischen Bewegungsstörungen infolge des völligen Sensibilitätsverlustes der Extremität sind also insgesammt verständlich, wenn den Markeentren der Extremität und den motorischen centralen Elementen der zugehörigen Extremitätenregion in der Norm von seiten der Extremität durch deren sensible Bahnen beständig Erregungen zu- geführt werden, so dass durch die Durchschneidung der sensiblen Wurzeln die Erregbarkeit jener Centren und Elemente eine Herab- setzung erfährt. Und dass diese Voraussetzung in der Wirklichkeit zutrifft, dafür sprechen schon der Umfang und die Einfachheit der Aufklärung, die sie bringt; sie wird aber auch durch die Erfahrung bestätigt. Wie Hr. Broxpezest' fand, hängt am frei aufgehängten hirnlosen Frosche das Hinterbein, dessen Nerven oder sensible Nervenwurzeln _ durehschnitten sind, schlaff herab, während das andere, normale Hin- terbein im Hüft-, Knie- und Fussgelenk eine mässige Beugung zeigt. x Hr. Broxperzsr hat daraus geschlossen, dass ein Reflextonus der will- ! Arch. f. Anat. u. Physiol. 1860. S. 703. Mvsk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1067 kürliehen Muskeln besteht, d. h. dass in der Norm durch eine Wir- kung der sensiblen Nerven in den Bewegungscentren des Rückenmar- kes eine Thätigkeit unterhalten wird, welche eine andauernde Con- traction der Muskeln hervorruft. Man hat dem entgegengehalten, dass ein soleher Reflextonus bloss für die Beugemuskeln erwiesen sei und nur infolge abnormer Lage der Extremität auftrete; aber es hat sich auch für Streckmuskeln bei nicht abnormen Lagen der Extremität nachweisen lassen, dass sie nach der Durchschneidung der Nerven oder der sensiblen Nervenwurzeln etwas länger als vorher sind’. Zu- gleich hat man, wo man zu den Versuchen die Muskeln belasten musste, erkannt, dass nicht nur den Hautreizen, die man zuerst allein dafür in Anspruch nahm, sondern auch der Spannung der Muskeln der Re- flextonus entspringt. Wenn man dabei die Ansicht aussprach, dass der Reflextonus oder, wie man ihn besser benennen zu sollen glaubte, die reflectorische Muskelspannung nicht »immer vorhanden und dem- nach eine dauernde ist, sondern vielmehr immer nur als Spannungs- zuwachs derjenigen Muskeln in Erscheinung tritt, die gerade unter dem Eintlusse von Bewegungen und unter der Wirkung der Schwer- kraft eine Dehnung erfahren«, so ist man offenbar zu weit gegangen, schon deshalb, weil beim Bronperesr’schen Versuche die Enthäutung des ungeschädigten Beines die Beugungen in dessen Gelenken, wenn- schon nicht aufhebt, so doch verringert. Einfach wird auch durch den Reflextonus am Kaninchenohre, dessen Aufdeckung wir Hrn. Fırenxe? verdanken, klargestellt, dass es für das Auftreten des Reflextonus weder einer abnormen Lage des Körpertheiles noch einer durch die Schwerkraft oder die Bewegungen herbeigeführten Dehnung der Muskeln bedarf: der Ohrlöffel steht, wenn ihn das Thier nicht bewegt, am normalen Thiere wie auch nach Abtragung des Grosshirns aufrecht und liegt zurückgefallen dem Nacken an nach der intracraniellen Durchschnei- dung des Trigeminus. Nur das ist festzuhalten, dass die Grösse = Reflextonus ebensowenig für die verschiedenen Muskeln zur gleichen Zeit, wie für denselben Muskel zu jeder Zeit die gleiche, vielmehr in Abhängigkeit von Haut- und Muskelspannungen und anderen Um- Ständen sehr veränderlich ist. Wenn deshalb auch nicht, iR es der Brospezest’sche Schluss wollte, jederzeit für alle Muskeln die refle- etorische Contraction zutrifft, so geht doch aus den Erfahrungen hin- Sichtlich des Reflextonus das zweifellos hervor, worauf es uns an- u N a sbourg, t.16. 1871. p- 31; f. (Anat. u.) Physiol. 1879. Viren. Arch. 6 ' Sreimsann, Bull. de l’Acad. d. sc. de St.-Peter na Prrög,. Arch. Bd. 8. 1873. 8. 348; Tscurew, Arch. . 78ff.; von Anner, Prıüc. Arch. Bd. 21. 1880. S. 229ff-; MounsEN, Bd. 10r. 1885. S.27— 28; H. E. Herıne, PrLös. Arch. Bd. 68. 1897- S. ıfl. ? Arch. £. (Anat. u.) Physiol. 1886. S. 432- 1068 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. kommt, dass durch die sensiblen Bahnen der Extremität beständig Erregungen den Bewegungscentren der Extremität im Rückenmarke zufliessen. Ferner hat Hr. Crox' gefunden, dass die Reizbarkeit der vorderen Wurzeln der Hinterbeinnerven am Frosche nach der Durchschneidung der hinteren Wurzeln derselben Nerven vermindert ist. Allerdings ist bei den Wiederholungen der Untersuchung manchmal nicht die Ver- minderung zur Beobachtung gekommen; aber es will erwogen sein, dass, wenn selbst die groben Fehlerquellen, die Schädigung der Wur- zeln bei der Operation, die Verschiebung der Wurzeln auf den Elek- troden u. s. w., immer ebenso gut wie bei jenen Cvon’schen Versuchen ausgeschlossen waren, doch den negativen Ergebnissen hier kein Ge- wicht gegenüber den positiven beizumessen ist. Denn nach unseren Kenntnissen von den Folgen der Doppelreizung des Nerven war die Beobachtung der Verminderung der Reizbarkeit daran geknüpft, dass vor der Durchschneidung der hinteren Wurzeln nicht bloss eine re- fleetorische Erregung der Bewegungscentren beständig die vorderen Wurzeln erregte, sondern auch die Grösse der daher stammenden Er- regungen der vorderen Wurzeln zur Grösse der durch die Prüfungs- reize verursachten Erregungen derselben Wurzeln im richtigen Ver- hältnisse stand, um eine Summation von beiderlei Erregungen statthaben zu lassen: und diese Bedingung brauchte nicht immer erfüllt zu sein. Nun hat Hr. Gyox seine Versuche zunächst und hauptsächlich an Fröschen angestellt, deren CGentralnervensystem unversehrt war. Als er dann in weiteren Versuchen nach der Durehschneidung der hinteren Wurzeln Hirn- und Rückenmarkspartien abtrug, fand er da- durch keine Veränderung mehr in der Reizbarkeit der vorderen Wurzeln herbeigeführt. Dagegen sah er die Reizbarkeit der vorderen Wurzeln sinken, sowohl wenn er vor der Durchschneidung der hinteren Wurzeln die Hirn- und Rückenmarkspartien abtrug, wie auch wenn er nach diesen Abtragungen noch die hinteren Wurzeln durehschnitt; und wie ein Beispiel, das er anführt, lehrt, war das Sinken in solehem Falle nach der Durchschneidung der hinteren Wurzeln nicht grösser, als nach gewissen Abtragungen. Damit hat Hr. Cyox, wie er selbst be- merkt, nicht bloss das Vorhandensein des Broxnerzsr’schen Reflex- tonus der Muskeln auf seine Weise bestätigt, sondern auch gezeigt, dass »die Orte der nervösen Centren, an welchen die motorischen Nerven durch die sensiblen beeinflusst werden, mehrfache sind«, die refleetorische Erregung von seiten der hinteren Wurzeln »an mehreren ! Berichte über die Verhandl. der Leipziger Ges. d. Wiss. Mathem.-phys. Classe- Bd. 17. 1865. 8.85 ff.; Bull. de l’Acad, d. sc. de St.-Petersbourg, t.ı6. 1871. P- 118 fl. von der Hirnwunde ausgehende Einwirkung auf die zu de ee HnaEEe FREE SH LEE TEE EEE LyAEFER dE > SR EEE EEE BET SE aaa Das Se a See TE gan a Bas Biden u a a tn naeh TE 7 Mvnxk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1069 Stellen des Centralnervensystems auf die vorderen Wurzeln übertragen wird«e. Also nicht bloss im Rückenmarke, wie es der BRONDGEEST- sche Versuch darthut, fliessen durch die sensiblen Bahnen der Ex- tremität deren motorischen eentralen Organen Erregungen zu, sondern auch höher oben im Centralnervensystem; und wenn hier über den letzteren Ort noch nichts genaueres ausgemacht ist, so lehren ihn uns die folgenden Erfahrungen als die zugehörige Hirnpartie kennen. Nach der vollkommenen Querdurchschneidung des Rückenmarkes an einem der letzten Brustwirbel findet man die Hinterbeine des auf der Seite oder dem Rücken liegenden Hundes, nachdem die Narkose sich verloren hat, vollkommen schlaff und ausserordentlich leicht be- weglich, so schlaff und beweglich wie die Hinterbeine eines vor kurzem gestorbenen Hundes, an dem die Todtenstarre noch nicht bemerklich ist. Dabei bleibt es auch, so lange durch Drücken, Kneipen u. s. w. gar keine Bewegungen oder nur schwache Beugungen von Ober- und Unterschenkel des gereizten Beines zu erzielen sind. Und für immer, so lange das Thier lebt, bleibt es dabei, wenn der Versuch durch Blu- tung oder Entzündung missglückte. Wo aber nicht solche Schädi- gungen des Rückenmarkes eintraten, sind nach mehreren Tagen, wenn man schon stärkere und ausgedehntere Reflexbewegungen erhält, die Schlaffheit der oberen Glieder der Hinterbeine und ihre passive Be- weglichkeit deutlich geringer als an der Leiche; und der Unterschied wird mit der Zeit grösser, bis er 4—6 Wochen nach der Operation auffällig ist. Untersucht man den Hund nicht liegend, sondern an der Brust umfasst und senkrecht emporgehalten, so zeigen die ig schlaf! herabhängenden Hinterbeine später eine Beugung im Höft-, Knie- und Fussgelenk, die mit der Zeit zunimmt. Die bei Funetions- unfähigkeit des Lendenmarkes leichenhaft schlaffen Hinterbeine nähern sich also, wenn das Lendenmark seine Functionsfähigkeit allmählich wiedergewinnt, mit ihren Muskelspannungen denen des normalen Thieres, in dem Maasse zunehmend, wie die Reflexerregbarkeit des Lendenmarkes unter dem Ablaufe des Heilungsvorganges und en Isolirungsveränderungen wächst!; was nichts anderes besagt, als dass der durch den Eingriff verloren gegangene Reflextonus sich mit der Wiedererstarkung des Lendenmarkes allmählich wieder ausbildet. ser Sieht man nach der Exstirpation der Extremitätenregionen beim je ä wie beim Affen an den gegenseitigen Extremitäten es sich wieder- holen, dass diese zuerst leichenhaft schlaff sind und mit der Zeit m Chlaffheit verlieren: und das ist daher erklärlich, dass durch eine n Muskel- ‘Siehe diese Berichte 1892, S. 694 fl. A 4 Sitzungsberichte 1903. : 1070 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. eentren der Extremitäten führenden Bahnen die Erregbarkeit der Muskel- centren eine anfangs grosse und allmählich abnehmende Herabsetzung erfährt. Aber auch wenn die Hirnwunde geheilt und die Reflex- erregbarkeit der Muskeleentren zur Norm zurückgekehrt oder sogar noch etwas darüber hinaus gestiegen ist, sind und bleiben die Extre- mitäten, die ihre zugehörigen Extremitätenregionen eingebüsst haben, immer noch schlaffer als die anderen; wie sich aus dem Vergleiche der passiven Beweglichkeit der beiderseitigen Extremitäten ergiebt und wie man es schon an ihrer verschiedenen Haltung erkennt, beim ruhig sitzenden Affen ohne weiteres, beim Hunde, wenn er auf der Seite oder dem Rücken liegt oder wenn er, an der Brust umfasst, senkrecht emporgehalten ist und die anfänglichen Strampelbewegungen vorübergegangen oder, wie es nach häufiger Prüfung geschieht, gar nicht mehr aufgetreten sind. Darnach hängen die Muskelspannungen der unthätigen Extremität nicht bloss vom Rückenmarke, sondern auch von der Grosshirnrinde ab, werden den Muskeleentren der Extremität beständig ausser durch die sensiblen Bahnen, die von der Extremität zu ihnen gehen, auch durch die motorischen centralen Elemente der zugehörigen Extremitätenregion mässige Erregungen zugeführt. Man kann sagen, dass neben dem vorbesprochenen Reflextonus als Rücken- markstonus noch ein Rindentonus besteht. Und dass auch letzterer ein refleetorischer ist, darauf beruhend, dass beständig der Extremi- tätenregion durch die zu dieser Region ziehenden sensiblen Bahnen der Extremität Erregungen zugeführt werden, geht aus dem Verhalten der Extremität nach der Durchschneidung ihrer sensiblen Nerven- wurzeln hervor. Die HH. Morr und Surrrinerox geben an, dass der Rückenmarkstonus (spinal tonus) in den Muskeln der anästhetischen Extremität unzweifelhaft sehr verringert ist?, und Hr. Morr spricht von einem sofortigen Verluste des Muskeltonus.® In der That ist und bleibt die Extremität nach der Durchschneidung ihrer sensiblen Nervenwurzeln gerade so schlaff wie die Extremität der Leiche; und so könnte es nicht sein, es müsste vielmehr nach dem Verluste des Rückenmarkstonus immer noch der Rindentonus erhalten sein, wäre nicht auch der letztere infolge jener Durchschneidung aufgehoben. Vergl. oben S. 1062. A.a.0. (Proceed. ete.) p. 484. A.a. O. (Vier Vorlesungen u. s. w.) S. 27. Meines Wissens ist der reflectorische Rindentonus neben dem Rückenmarks- tonus noch nicht so, wie oben im Texte, dargelegt. Es ist aber schon von Hırzıe auf grund des schlaffen Herabhängens der betroffenen Extremitäten nach der Aus schaltung des Gyrus sigmoideus beim Hunde ausgesprochen, dass in der Norm »von diesem Gyrus aus stetige Erregungen — eine Art von Tonus — den Muskeln dieser Extremitäten zufliessen« (Arch. f. Psychiatrie Bd. 34. ıgo1. $.18). Und anknüpfend 1 2 3 4 Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1071 Endlich stellt noch an unseren Affen die Prüfung der betroffenen Grosshirnrinde die Herabsetzung ihrer Reizbarkeit heraus, da es, wenn man an beiden Hemisphären die gleiche Stelle der Armregion in gleicher Weise mit Induetionsströmen reizt, zur Herbeiführung derselben Be- wegung am anästhetischen Arme stärkerer Ströme bedarf, als am un- geschädigten Arme. Ich trete damit zu älteren Angaben in Wider- spruch. Nicht dazu, dass zuerst einmal gelegentlich Hr. SHERRINGTON die Reizstärke, die erforderlich war um beim Affen von einer und derselben Rindenstelle aus Beugung der grossen Zehe herbeizuführen, unmittelbar nach der Durchschneidung der hinteren Wurzeln der Fuss- nerven kleiner als vor der Durchschneidung fand’; denn da konnten sich mehr die Folgen der mit der Durchschneidung der Wurzeln ver- bundenen Reizung kundthun, als die Folgen des Verlustes ‚der Wur- zeln, auf die es hier ankommt. Sondern es haben die HH. Morr und SHERRINGToON an Affen, denen schon vor mehreren Wochen die hinteren Nervenwurzeln für einen Arm oder ein Bein durchschnitten waren, die Bewegungen des Daumens oder der grossen Zehe oder der Finger und Zehen durch die elektrische Reizung der geeigneten Rindenstellen ebenso leicht an der anästhetischen wie an der normalen Extremität erzielt, einigemal sogar, wie es ihnen schien, an der anästhetischen Extremität etwas leichter, d.h. mit etwas schwächeren Inductions- strömen’; und bei einem später angestellten derartigen Versuche haben auch die HH. Smerrıserox und H. E. Herne keinen wesentlichen Unter- schied für den anästhetischen und den normalen Arm feststellen können’. Wenn diesen Erfahrungen der Werth zukäme, den die HH. Morr und SHERRINGTON ihnen beilegen, so müsste man auch dem Schlusse zu- stimmen, den sie ziehen, dass eine tiefgehende Verschiedenheit be- steht zwischen der Herbeiführung der feineren Bewegungen der Ba tremität beim Wollen einerseits und ihrer Herbeiführung durch die experimentelle Rindenreizung andererseits, — einem schwerwiegenden nn an die Streitfrage zwischen Hırzıc und Bıanen, ob der Zustand der Glieder nach jener Ausschaltung mit einer Lähmung oder (wegen des Auftretens tonischer Rn stellung) mit einer Contractur zu vergleichen sei, hat Lewanpowsky für den Gross hirntonus den sensiblen Ursprung nachzuweisen gesucht: Weichung des Spannungszustandes der Muskeln nach „}Pertonie deute von vornherein auf einen sensiblen Ursprung ER ‘egulirung der Bewegung durch die Sensibilität sei verloren gegangen; en, wie er annehmen zu müssen glaube, Een der Ataxie, der Incoordination (Journ. ur de} S° , Phil. Tr. of the R. Soc. of London, Vol. 184 (ET A. a. 0. (Proceed. etc.) p- 483—4- -* Neurolog. Centralbl. 1897. S. 1092. g7* 1072 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. Schlusse, da doch sonst alles, das wir wissen, dafür und nichts da- gegen spricht, dass für das Zustandebringen der Bewegungen die elek- trische Rindenreizung, natürlich innerhalb der durch ihre Eigenart gezogenen Grenzen, das Wollen zu ersetzen vermag. Aber jene Er- fahrungen ergaben nicht den wahren Sachverhalt, und zwar wohl in erster Linie infolge dessen, dass die Reizungen noch während der Chloroform-Aether-Narkose erfolgten, was auch in Hinsicht auf den Charakter der ausgelösten Bewegungen schon Hrn. Hrrıne Bedenken erregt hat!. Mitgewirkt mag daneben haben, dass die HH. Morr und SHERRINGTON den Prüfungen nicht die nöthige Feinheit gaben, weil sie die Untersuchung von dem Gesichtspunkte aus unternahmen, dass durch den Sensibilitätsverlust die Willenskraft, mit der Hand zu greifen u. s. w., vollkommen und für immer verloren geht, und des- halb eine grössere Abweichung von der Norm erwarteten, als in der Wirklichkeit sich findet. Die Versuche erfordern, dass an den zu vergleichenden Rinden- partien nicht nur jede Verletzung, sondern auch jede Circulations- störung ausgeschlossen ist; und um letzteres sicher zu erreichen, bin ich den Venen ferngeblieben, die am medialen Rande der Convexität von der Pia zur Dura übertreten, und habe lediglich den lateralen Theil der Armregion bis medialwärts etwas über die obere Frontal- furche (die Scnärer’sche Furche x) hinaus beiderseits freigelegt. Wenn dann die Aethernarkose sich verloren hatte und der Affe ganz munter war, prüfte ich in regelmässigem Wechsel an beiden Hemisphären und mit so reichlichen Pausen, dass N achwirkung und Ermüdung sich nicht geltend machen konnten, die im Gyrus postcentralis am late- ralen Rande der Armregion (in der Höhe des Endes des Suleus inter- parietalis) gelegene Stelle, die bei schwächster Reizung Beugung des Daumens liefert. Unter Benutzung des gewöhnlichen »u Boıs’schen Schlittepinduetoriums der Laboratorien mit einem kleinen Danıerr’schen Elemente im primären Kreise und geknöpfter Platinelektroden von 3”" Abstand trat der Erfolg bei etwa 120" Rollenabstand am ungeschä- digten Arme ein und erst bei einem 10—ı 5”” kleineren Rollenab- stande am anästhetischen Arme. Dasselbe war in den nächsten Stunden wiederholt zu constatiren, wofern nicht der Affe durch seine häufigen Versuche, sich zu befreien, ermüdete und einschlief, wodurch stärkere Ströme erforderlich wurden und der Unterschied nicht mehr deutlich war. Ebenso war das Ergebniss, wenn ich andere Rindenstellen beider- seits verglich, — ich wählte insbesondere eine unmittelbar vor und eine andere unmittelbar hinter der oberen Frontalfurche im Gyrus ' Ebenda, S. 1093. Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1073 praecentralis gelegene Stelle, von denen die erstere Vorwärtsführung des Armes mit Streckung der Glieder, die letztere Rückwärtsführung des Armes mit Beugung der Glieder veranlasste. Hier kam es aller- dings infolge der Varietäten bezüglich der Breite des Gyrus und der Ausbildung der oberen Frontalfurche ein paarmal vor, dass ich nur schwer oder selbst gar nicht die gleichwerthigen, d. h. gleiche Be- wegungen herbeiführenden Stellen. beider Hemisphären auffand. An der erstbezeichneten Stelle im Gyrus posteentralis bin ich auf solche Schwierigkeit nie gestossen. Ich habe an 14 Affen die Versuche ge- macht. An einem Affen war eine schwache blutige Suffusion der Pia an der dem ungeschädigten Arme zugehörigen Armregion entstanden, an einem anderen Affen fand sich auf der entsprechenden Seite neben einer alten geheilten Schädelfractur eine vom vorderen Theile des Hin- terhauptslappens bis in die Armregion sich erstreckende gelbliche Ver- färbung der Rinde mit stellenweiser Adhärenz der Pia; und in diesen beiden Fällen trat die Bewegung am anästhetischen Arme leichter ein, als am ungeschädigten Arme. An den anderen ı2 Affen habe ich regelmässig den Unterschied so, wie ich ihn angab, beobachtet, nur dass er einmal zu Anfang des Versuches, weil nachweislich Versehen im Verstellen der secundären Rolle gemacht worden waren, nicht klar hervortrat. Zugleich zeigte sich, dass bei derjenigen Stellung der se- eundären Rolle, bei der am anästhetischen Arme zuerst Beugung des Daumens bemerklich war, am ungeschädigten Arme schon die Hand sich fest zur Faust schloss oder sogar überdies noch der Vorderarm sich bewegte. Und wenn man die Strecken verglich, um welche die secundäre Rolle der primären genähert werden musste, um in der er- zielten Bewegung von der ersten Beugung des Daumens zum festen Faustschlusse zu kommen, so stellte sich die Strecke für den anästheti- schen Arm um 5—-10”” länger heraus, als für den ungeschädigten Arm, obwohl schon einer Verschiebung der secundären Rolle um die gleiche Strecke im Falle des geschädigten Armes eine grössere Ver- stärkung der Reizströme entsprach. Von den Affen, die ich zu diesen Versuchen verwandte, war an dem einen Theile 2— 3 Monate, an dem anderen Theile höchstens 14 Tage vorher die Durchschneidung der Nervenwurzeln ausgeführt. Bei den ersteren Affen war die Museulatur des anästhetischen Armes bereits infolge ihrer verminderten Thätigkeit deutlich atrophisch; und dass nicht etwa diese Atrophie die Reizbarkeit der gegenseitigen Rinde herabgesetzt erscheinen liess, das thaten die Versuche an den letzteren Affen dar, deren Ergebnisse nicht merklich verschieden waren. Einmal habe ich schon 2 Tage nach der Durchschneidung der Nerven- Wurzeln geprüft; aber weil es gerathen ist, sich zunächst durch die 1074 Sitzung der physikalisch- mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. Beobachtung des Affen dessen zu vergewissern, dass nicht bei der Operation oder der Heilung eine Schädigung des Rückenmarkes statt- gehabt hat, habe ich in den anderen Fällen frühestens nach 6 Tagen die Prüfung vorgenommen. Fi Es hat sich also als nicht zutreffend erwiesen, dass, wenn eine Extremität aller Sensibilität beraubt ist, die isolirten willkürlichen Bewegungen der Extremität, zum mindesten die ihrer unteren Glieder aufgehoben sind, die Willenskraft, die Hand zum Munde zu heben oder mit der Hand zu greifen u. s. w., vollkommen und für immer vernichtet ist, die Fähigkeit, die Vorstellung solcher Bewegung zu bilden, untergegangen ist; und es ist ebensowenig richtig, dass die ganze sensorische Bahn von der Peripherie zur Rinde während der willkürlichen Bewegung in Thätigkeit ist, dass centripetale Impulse von Haut und Muskeln, besonders von der Haut des Handtellers und der Fusssohle, für die Ausführung willkürlicher Bewegungen der Ex- tremität nothwendig sind. Unsere früher erworbene Kenntniss von der Fühlsphäre bedarf daher nicht der Berichtigung, der sie nach der Morr-Snuerrmeron’schen Veröffentlichung unterliegen zu müssen schien. Im Gegentheil hat sich gezeigt, dass gerade unsere Ermitte- lungen über die Fühlsphäre dazu verhelfen, die Folgen, die der völlige Verlust der Sensibilität der Extremität für deren Motilität mit sich bringt, besser übersehen und verstehen zu lassen. Diese Folgen haben sich als von zweierlei Art und auf zweierlei Grunde beruhend herausgestellt. Gänzlich aufgehoben sind die Bewegungen der Extremität, die in der Norm als unmittelbare Reactionen auf Reizungen sensibler Nerven ebendieser Extremität auftreten, selbstverständlich, da solehe Reizungen nicht mehr zustandekommen oder, wenn sie doch erfolgen, nicht mehr von Einfluss auf das Centralnervensystem sind. So bleiben für die Dauer aus alle ei genen refleetorischen Bewegungen der Extremität, ihre Gemeinreflexe und ihre (unbewussten oder bewussten) Rinden- reflexe. Zu den letzteren gehören alle Regulirungen der Gesammt- bewegungen der Extremität, die vervollkommnenden oder verfeinernden Bewegungen der unteren Glieder, mittels deren beim Gehen und Laufen die Anpassung an Form, Härte, Glätte des Bodens statthat, beim Greifen das locker oder ungeschickt ergriffene Object fester gefasst oder verschoben wird, u. s.w. Alle übrigen Bewegungen, welche die Extremität in der Norm vollführt, sind geschädigt, und zwar infolge dessen, dass die Ein- stellung der centralen Organe, von welchen die Bewegungen der Extre- Mvunk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Motilität. 1075 mität herbeigeführt werden, verändert ist. Den centralen Organen werden in der Norm beständig von der Extremität her — infolge der die Extremität treffenden äusseren Reize und der durch Haut- und Muskelspannungen, Zug und Druck an den Gelenken u. s. w. gegebenen inneren Reize — schwache Erregungen durch die sensiblen Bahnen ' zugeleitet, so dass die motorischen centralen Elemente der zugeordneten Extremitätenregion, die aus Muskeleentren zusammengesetzten Mark- eentren und die Muskeleentren der Extremität sich immer schon bei der vollen Ruhe der Extremität in einer mässigen Erregung befinden; und der so erhöhten Erregbarkeit ist jedesmal die normale Grösse der Innervation angepasst, d. h. die Grösse der den eentralen Organen zufliessenden Erregung, durch die es in der Norm zu der Bewegung an der Extremität kommt. Demgemäss erfährt durch die Unterbrechung der sensiblen Bahnen der Extremität oder wenn diese Bahnen sonst- wie funetionsunfähig werden, die Erregbarkeit der genannten centralen Organe eine Herabsetzung; und daher sind dann alle Bewegungen der Extremität erschwert, indem sie nieht mehr durch die normale, sondern erst durch eine verstärkte Innervation herbeigeführt werden können, und diejenigen Bewegungen der Extremität, die auf dem passenden Nach- und Nebeneinanderwirken mehrerer Muskeln, ohne dass diese Muskeln jeder gesondert für sich willkürlich beeinflusst werden, beruhen, die sogenannten geordneten oder eoordinirten Be- wegungen der Extremität überdies noch gestört. Die Störung ist immer desto grösser, je mehr Muskeln oder Glieder der Extremität an der Bewegung betheiligt sind; im übrigen aber bietet sie Verschiedenheiten dar je nach der Art, wie die Ordnung in Reihen- folge, Stärke und Dauer der Thätigkeit der Muskeln zustandekam. Wo dies durch die angeborene oder ererbte Einrichtung des Markcentrums geschah, indem durch die Gruppe der das Markcentrum zusammen- setzenden Muskeleentren die Erregung vom ersten Muskeleentrum aus der Reihe nach gemäss den gegebenen Verbindungen sich fort- pflanzte, werden durch die Steigerung der Innervation der motori- schen centralen Rindenelemente, die das Markeentrum beherrschen, oder des Principaleentrums, von dem das Markcentrum abhängig ist, wohl noch alle Muskeln in der richtigen Reihenfolge in Thätigkeit gesetzt, jedoch nur so, dass die Muskeln, die von den in der Reihe voraufgehenden Muskelcentren angeregt werden, übermässig stark und lange thätig sind gegenüber den Muskeln, die ihre Anregung von den in der Reihe nachfolgenden Muskeleentren erhalten. Und unverändert bleibt diese Störung für die Dauer bestehen. Anders ist es, wo die Ordnung nicht durch das Markcentrum allein veranlasst war, sondern auch dadurch, dass daneben zugleich motorische centrale Rinden- 1076 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 26. Nov. 1903. elemente in bestimmter Folge nach einander noch andere Muskeleentren erregten. Hier wird durch die gesteigerte Innervation sowohl dieser Gruppe von Rindenelementen als auch der motorischen centralen Rinden- elemente, die das Markeentrum beherrschen, bloss noch die Thätigkeit aller Muskeln erzielt und nicht mehr die richtige Reihenfolge, ge- schweige denn die richtige Stärke und Dauer ihrer Thätigkeit. Aber unter der häufigen Wiederholung der Bewegung tritt die Änderung ein, dass die richtige Reihenfolge in der Thätigkeit der Muskeln sich wiederherstellt und nur im Bereiche der vom Markeentrum abhängigen Muskelcentren dieselbe Störung, wie im ersten Falle, für die Dauer verbleibt. Die Bewegung der Extremität bei den Prineipalbewegungen oder die Stossbewegung kann für den ersten, das Greifen für den zweiten Fall als Beispiel dienen. Danach lässt sich auch die Störung für den dritten Fall übersehen, der sich am Affen nicht klar darbot und am Menschen zu verfolgen ist: für den Fall, dass die Ordnung in der Thätigkeit der Muskeln ohne Mitwirkung eines Markeentrums lediglich durch die motorischen eentralen Rindenelemente, welche die Muskelcentren der betheiligten Muskeln beherrschen, herbeigeführt war, indem aus diesen Rindenelementen infolge ihrer oft in gleicher Weise wiederholten Inanspruchnahme durch die Verbesserung gewisser Lei- tungsbahnen eine derart eng zusammenhängende Gruppe sich gebildet hatte, dass die Erregung von demselben Ausgangspunkte aus immer in derselben Weise die Gruppe durchlief.! In diesem Falle werden durch die gesteigerte Innervation alle Muskeln in der richtigen Reihen- folge zur Thätigkeit kommen und werden anfangs Stärke und. Dauer ihrer Thätigkeit solche Abnormitäten, wie im ersten F alle, darbieten, aber unter der Wiederholung der Bewegung wird die Störung bis zum Verschwinden abnehmen. Denn wie der zweite Fall lehrt, werden, wenn die durch Übung erworbenen corticalen Vorrichtungen für die Coordination, die Gruppen eng zusammenhängender Rindenelemente, unzweckmässig oder unpassend geworden sind, mittels häufiger anders- artiger Inanspruchnahme der Rindenelemente passende derartige Vor- richtungen neu hergestellt, während die in den subeorticalen Mark- centren ererbten Vorrichtungen für die Coordination, die Gruppen eng zusammenhängender Muskeleentren, in Zahl wie Aufbau unwandel- bar sind. | Soweit ich sehe, umfasst diese Aufklärung von Art und Ursache der Bewegungsstörungen auch die in der Litteratur vorliegenden Er- fahrungen über die Folgen des Sensibilätätsverlustes, die experimen- tellen Erfahrungen an Säugethieren wie die pathologischen am Menschen, r Diese Gruppenbildung und ihre Bedeutung habe ich in einer Rede (Lernen und Leisten. Berlin 1903. $.13—19) gemeinfasslich zu entwickeln versucht. Munk: Folgen des Sensibilitätsverlustes für die Mostilität. 1077 mit den selbstverständlichen Abänderungen auch diejenigen Erfahrun- gen, die sich auf andere Körpertheile als die Extremitäten beziehen. Das wird aber natürlich noch einer genauen Prüfung zu unterziehen sein. Es wird dabei auch zu beachten sein, dass, wenn ich hier den Sensibilitätsverlust der Extremität lediglich die Einstellung der motori- schen centralen Rindenelemente, der Markeentren und der Muskel- eentren der Extremität beeinflussen liess, weil es für das Verständniss des Beobachteten ausreichte, die veränderte Einstellung doch ferner noch für die anderen centralen Organe anzunehmen ist, zu denen sen- siblle Bahnen von der Extremität her und von denen motorische Bahnen zu der Extremität hin führen. Da zu den Prineipalcentren sen- sible Bahnen von vielen Körpertheilen gelangen, ist es begreiflich, dass der Fortfall der von einer einzelnen Extremität stammenden Bahnen nicht eine solche Herabsetzung der Erregbarkeit der Prineipal- centren bewirkte, dass sie für uns bemerklich wurde. Was das Klein- hirn betrifft, so liegt bei den ersten Versuchen, die man macht, die Verführung nahe, seiner Veränderung es zuzuschreiben, dass der Affe in den ersten 2—3 Tagen nach der Durehschneidung aller sensiblen Nervenwurzeln eines Armes, wenn er auf die Stange gesprungen oder geklettert ist, sich dort nicht sitzend zu halten vermag und alsbald herunterfällt, da doch in der ersten Zeit nach der Totalexstirpation der Extremitätenregionen, trotzdem dass dann beide Extremitäten einer Seite gelähmt sind, derartiges nicht zur Beobachtung kommt; indess klärt sich bald die Unfähigkeit, das Gleichgewicht zu behaupten, als die Folge der derzeitigen Unbrauchbarkeit der abgetrennten Nacken- und Rückenmuskeln auf. Weiter habe ich vergebens nach einer Stö- rung gesucht, die gerade von einer Veränderung des Kleinhirns ab- zuleiten gewesen wäre. Ich muss deshalb glauben, dass unter der gefundenen Herabsetzung, welche die Erregbarkeit der Mark- und Muskeleentren der Extremität durch deren Sensibilitätsverlust erfährt, ein vom Kleinhirn herrührender Antheil versteckt sich befindet, in- dem in der Norm die mittels der sensiblen Bahnen der Extremität schwach erregten motorischen centralen Elemente des Kleinhirns in derselben Weise eine Erhöhung der Erregbarkeit jener Centren her- beiführen, wie es seitens der motorischen centralen Elemente der zu- geordneten Extremitätenregion geschieht. Bezüglich der Grösse der Erregbarkeitsveränderung könnte gerade beim Kleinhirn besonders in Betracht zu kommen haben, dass, was wir beobachteten, die Folgen des Sensibilitätsverlustes lediglich einer Extremität waren. Ausgegeben am 3. December. 1079 SITZUNGSBERICHTE _ 1903. ALIX. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 26. November. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Vauren. *]. Hr. Hırscnrern las über den Endtermin der Gallischen Statthalterschaft Caesars. Es wird versucht, die im vorigen Jahrhundert viel behandelte Controverse über die Berechtigung der Abberufung Caesars aus Gallien auf Grund der gleichzeitigen Zeugnisse zu entscheiden und die Widersprüche in der antiken Überlieferung zu er- klären. 2. Hr. Harnack legt das Werk vor: Wırrert, Die Malereien der Katakomben Roms, 2 Bde. mit 267 Tafeln und 54 Abbildun- gen in fol. (Freiburg, Herder’sche Verlagsbuchhandlung, 1903). Ein monumentales Werk, welches sich an De Rossı’s »Roma sotterranea« würdig anreiht. Die zuverlässigen Reproductionen, zur Hälfte in Farben dargestellt, sind mit der grössten Sorgfalt unter den Augen des Verfassers ausgeführt. Etwa ein Drittel des . Materials ist ganz neu. Die mehr und mehr verlöschenden Fresken sind nun der Wissenschaft erhalten. Bei der Erklärung der Malereien sind alle dogmatischen Vor- urtheile abgestreift; die richtigen Gesichtspunkte zur Deutung sind sichergestellt und Sachgemäss angewendet. Besonderer Scharfsinn und umfangreiche Sachkenntniss sind der Auffindung von Kriterien für die C hronologie der Gemälde gewidmet. Ein be- deutender Fortschritt ist hier gemacht, der auch der Altersbestimmung der Katakomben- Anlagen zu Gute kommt. 3. Hr. Sacmau legt eine Abhandlung des Hrn. Prof. Dr. Hırscn- BERG in Berlin vor über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 4. Der Vorsitzende legt vor Bd. XI der Gesammelten Schriften von W. von Hunsorpr. Berlin 1903. 9. Hr. Dies legte vor: Memoria graeca Herculanensis coll. W. Cröxerr. Lipsiae, B. G. Teubner, 1903. 1080 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 26. Nov. 1903. Über das älteste arabische Lehrbuch der Augen- heilkunde. Von Prof. Dr. J. HırscuBere in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Sacuav.) Den Arabern kommt das unbestrittene Verdienst zu, die griechische Wissenschaft durch Übersetzungen aus dem Griechischen in das Ara- bische sich angeeignet, nach ihrer eigenen Art verarbeitet und auch wohl vermehrt und schliesslich dem europäischen Mittelalter überlie- fert zu haben, welches nach den gewaltigen Stürmen der Völkerwan- derung von Wissenschaft ziemlich entblösst gewesen. Die lateinischen Rückübersetzungen griechischer Wissenschaft aus arabischen Bearbei- tungen, im 12. und 13. Jahrhundert unserer Zeitrechnung, erweckten dann in der europäischen Welt die Sehnsucht nach den griechischen Quellen und schufen die Vorfrucht für unsere Renaissance. Das Studium dieses kulturgeschichtlich so merkwürdigen Pro- cesses ist keineswegs als abgeschlossen zu betrachten. Allgemein hat man sich zwar geeinigt, den Arabern nur eine geringe Selbständig- keit zuzugestehen. Aber genaue Einzelforschung auf umschriebe- nen Gebieten ist noch erforderlich, um den arabischen Rest sicher zu umgrenzen, d.h. denjenigen Theil von wissenschaftlichen That- sachen, welchen die Araber nicht aus den Schriften der Griechen schöpfen konnten — soweit die uns erhaltenen Überbleibsel der letz- teren ein sicheres Urtheil gestatten —, sondern selbständig gefun- den haben. Beiläufig soll gleich erwähnt werden, dass wenigstens auf dem Sondergebiete, von dem hier die Rede ist, der Einfluss per- sischer und indischer Schriften auf die arabische Wissenschaft zwar nachweisbar, aber unbedeutend erscheint. Natürlich ist es dabei auch von hohem Interesse, zu beobachten, in welcher Weise der Araber die von den Griechen übernommene Wissenschaft verarbeitet; wie er sich verhält, wenn er auf grie chischen Pfaden wandelt. J. Hırschers: Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1081 Ich habe versucht, die angedeuteten Fragen für das Gebiet der Augenheilkunde zu bearbeiten. Mit der realen Unterlage der hier- her gehörigen wissenschaftlichen Schilderungen genügend vertraut, habe ich zunächst in meiner Geschichte der Augenheilkunde im Alterthum' die Reste der griechischen Litteratur über diese Fachwissenschaft zu sammeln und zu verarbeiten unternommen. Das Ergebniss ist ein merkwürdiges. Trotz der Wichtigkeit, welche die Augenheilkunde bereits im Alterthum besass, schon wegen des häu- figen Vorkommens der in den Mittelmeerländern herrschenden Ophthal- mie, das sogar aus einzelnen Sätzen bei Nichtärzten — bei Hero- dot, Aristophanes, Platon, Aristoteles — sich kundgiebt, haben wir aus dem ganzen Jahrtausend, von der Abfassung der hippo- kratischen Schriften bis auf Paulos von Aegina herab nur etwa von fünf (oder sechs)? Sonderschriften, wenn man will Lehrbüchern der Augenheilkunde überlieferte Nachrichten. Keines war von einem Augenarzt, keines ist uns erhalten. Das beste war von Demosthenes, aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. Dieses hauptsächlich bildete den griechischen Kanon der Augenheilkunde°, auch für die späteren Verfertiger von Sammelwerken und Auszügen, für Oreibasios, Attios, Paulos. Bei den Arabern wird es nirgends erwähnt. Aber eine latei nische Übersetzung, deren Verfasser (nach M. Werrımann‘) Vin- dieianus — aus der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts n. Chr. — sein dürfte, war dem europäischen Mittelalter bekannt und hat noch im Anfang des 14. Jahrhunderts dem Simon Januensis vorgelegen. Meine Bemühungen in Rom, dass der seitdem verschollene Text wieder gefunden werde, waren bisher vergeblich. Hingegen kannten und be- nutzten die Araber die Bücher »vom Auge« des Galenos und Alex- andros, welehe nach den Mittheilungen, die z. B. Galenos’ über nei ' Leipzig, W. Engelmann, 1899. %. Von Herophilos, Demosthenes, Soranos, Galenos, enge Dass Rufus eine Schrift über Augenkrankheiten verfasst habe, leugnet M. Wert- MANN. In den (Euvres de Rufus par DArEnBErG et Rurııe (Paris 1879 p- XXXIV) war es behauptet worden, nach einem Citat im Continens. — Die zahlreichen Stellen zur Augenheilkunde, die im 2. Buch des Continens aus Rufus angeführt werden, sind aus dessen Volksheilkunde. Aber dieser Schrift dürften die bei Oreibasios und Paulos &k TON “PoYooy angeführten Sätze über Glaucoma und Hypochyma doch nicht entstammen. ; ; s Vorhandensein eines solchen Kanon habe ich in meiner — Augenheilkunde im Alterthum (S. 368) nachgewiesen. M. Werrmann hat gezeigt, ass derselbe von Demosthenes herrührt (Hermes Bd. 38, Heft 4, S. 546, 1903). "CA,8. 0. £ ° Von den leidenden Theilen IV, ce. 2; Ausgabe von Küun, Bd. VIII, S. 229. Vergl. Geschichte der Augenheilkunde im Alterthum, 8. 316. 1082 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 26. Nov. 1903.. seine eigene kleine Schrift uns hinterlassen hat, sowie nach den ein- zelnen Sätzen, die im Continens des Razi von ihnen eitirt werden, wohl nieht so sehr gehaltvoll gewesen sind. Ferner benutzten die Araber auch noch die Auszüge des Oreibasios (d.h. nur die Über- sicht, Synopsis, sowie die Hausmittel, nicht aber seine grossen ärzt- lichen Sammlungen in 70 Büchern), ferner diejenigen des Aötios und des Paulos, die ja auch uns für die verlorenen Lehrbücher der Grie- chen über Augenheilkunde trösten müssen; nicht minder die für uns leider bis auf wenige Bruchstücke verlorenen chirurgischen Schriften des so trefflichen Antyllos; endlich die zahlreichen, so zu sagen monographischen Abhandlungen aus einzelnen Gebieten der Augen- heilkunde, welche Galenos seinen auch uns noch erhaltenen Haupt- werken über Krankheiten und Heilkunst einverleibt hat, ja aus allen seinen Schriften gesammelte Einzelbemerkungen, Einzelsätze aus den hippokratischen Schriften, aus Aristoteles, aus Dioseurides ee Vergleichen wir nunmehr mit der griechischen Litteratur über Augenheilkunde die arabische, so ergiebt sich sofort ein sehr be- merkenswerther Unterschied. Die Araber haben in ihrer kur- zen Blüthezeit von kaum vierhundert Jahren mehr als ein Dutzend Lehrbücher der Augenheilkunde nachweislich her- vorgebracht. Die meisten und wichtigsten sind von wirklichen Augenärzten geschrieben, denen auch dieser Titel! ausdrücklich bei- gelegt wird. Die meisten und wichtigsten sind uns erhalten, allerdings in noch nicht veröffentlichten arabischen Handschriften, welche in Europa während der letzten Jahrhunderte wohl nur selten von anderen als von den Verfassern der Handschriften-Verzeichnisse berührt worden waren, und die in’s Deutsche zu übersetzen Hr. Prof. J. Lippert mit mir seit 2 Jahren beschäftigt ist. Der genauere Nach- weis dieser interessanten Litteratur möge einer späteren Mittheilung von uns beiden vorbehalten bleiben. : ı kahhäl, d. h. wörtlich der Schminker (erimmizun), von kuhl, Augenpulver, Kollyr. Der Name ist begreiflich, wenn man die Bedeutung und den Umfang berück- sichtigt, welchen die örtlichen Anwendungen von Pulvern und Salben in der arabi- schen Augenheilkunde einnehmen. — Im Continens, der lateinischen Übersetzung des el-hawi von er-Razi, ist kahhäl mit colliriator übersetzt; einmal steht colliriatores simplices für das Galenische »Ärzte, die sich selber ÖssAnmiKkoi nennen«; manchmal findet sich auch »collyrium faciens«, gerade so wie in der lateinischen Übersetzung des Kanon von Ibn Sina. (Vergl. die Augenheilkunde des Ibn Sina von J. HırscH- BERG und J. Liererr, Leipzig 1902, S. 170.) — Wer die lateinische Übersetzung ds a Kanon zur Hand nimmt und (II, II, II, c. 10) unter den Ursachen der Lid- An- wachsung findet »ruptura facientis collyrium (alcohol, am Rande)«, hat wohl zu berücksichtigen, dass dies »Kunstfehler eines Augenarztes« bedeuten soll. RER we J. Hırscugers: Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1083 Meine heutige Aufgabe besteht darin, das älteste arabische Lehrbuch über Augenheilkunde, also die erste arabische Umformung der dieses Gebiet betreffenden griechischen Gedanken, das für verloren galt, als erhalten nachzuweisen, — wenngleich nicht im Urtext, so doch in zwei verschiedenen lateinischen Übersetzungen desselben, welche man bisher unrichtig beurtheilt hat. Das Werk ist von Hunain', dem Johannitius der mittelalter- lich-lateinischen Übersetzungen, einem vortrefflichen und gelehrten christlichen Arzt, der von 808—-873 unserer Zeitrechnung, haupt- sächlich zu Bagdad, gelebt hat, des Griechischen mächtig war, zahl- reiche Schriften, namentlich auch des Galen, aus dem Griechischen in's Arabische übersetzt hat und mit Galen so vertraut war, dass eine seiner Schriften, nach arabischem Zeugniss, halb jenem, halb ihm selber angehörte. Hunain hat die folgenden Schriften verfasst: I. Eine ganz kurze Einführung in die Heilkunde, welche im Mittelalter als erstes Compendium galt und in der bekannten Ar- ticella® als Isagoge Johannitii ad tegni Galeni gedruckt vorliegt und sogar den Anfang des Sammelwerkes bildet. 2. Einen Grundriss der Heilkunde, seine berühmten Fragen. 3. Das Buch von den Zeichen. 4. Von Hunain’s Augenheilkunde findet man in unseren euro- päischen Hülfsbüchern zur arabischen Litteratur theils gar nichts, theils unvollständige, theils ungenaue Nachrichten. Brock£rmann‘ hat keine Silbe davon. Wüsrenreıp° erwähnt wohl einige Sonderschriften Hunain’s vom Auge, welche Theile des Werkes ' Abu Zeid Hunain b. Ishak el-Ibadi, geb. zu Hira. ” Vergl. Cuovranr, Bücherkunde für die ältere Mediein, Leipzig 1841, S. 398. »Die kleine Kunst«, eine Sammlung ärztlicher Schriften — des Hippokr., Galen., Phi- laret., Theophil., Johannit. — in mittelalterlichem Latein ist in verschiedenen Aus- gaben von 1483—1525, hauptsächlich Venet., aber auch Lugdun., Papiae gedruckt. ° Weder WüstenreLo (Gesch. d. arab. Ärzte, Göttingen 1840) noch L. Leeterc Histoire de la medecine arabe, Paris 1870, IIB.) erwähnen dasselbe. Sehr häufig ist es im zweiten Buch des Continens eitirt, und zwar derart, dass man es für ein Werk des Galen halten könnte, z.B. de libro signorum, Gal. aliquando aceidit apostema ... Einzelne der so eitirten Sätze werden uns noch dazu von Paulos (z.B. VI, e. 21) aus- drücklich als galenische überliefert. Trotzdem ist es ein Werk von Hunain, der aller- ings darin viele Sätze aus Galen gesammelt hat. Beweis ist die arabische Geschichte der Ärzte von Usaibi‘a (I, 199): »(Hunain’s) Buch von den Zeichen (Kitab fi-d- dalä il). Er beschrieb darin Arten von Zeichen, durch welche hingewiesen wird auf jede ein- zelne von den Krankheiten.« = Übrigens ist bei Casırt (Biblioth. Arabico -Hispana Eseurialensis, Matriti 1760 bis A, unter Hunain’s Schriften .signorum erwähnt. Vergl. Hauer, bibl. med. pr. I, 3 47. * Gesch. d. arab. Litteratur, 2 Bände, 1898 und 1902. ° Gesch. d. arab. Ärzte, Göttingen 1840, Nr. 69. 1084 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 26. Nov. 1903. darstellen dürften; aber nicht das ganze. A. Hırscn' bezeichnet Hunain als Verfasser von mehreren seiner Zeit sehr geschätzten Ab- handlungen über das Auge. L. Leeterc? widmet dem Verfasser zwölf Seiten, dem Werk nur zwei Zeilen: Le livre sur leil, en dix diseours, dont le dernier est de Hobeich, n’eut pas moins de eredit chez les oculistes arabes. Die Bemerkung, dass das zehnte Buch von Hubais, dem Neffen Hunain’s, verfasst sei, beruht auf Irrthum. Ganz andere Belehrung schöpfen wir aus den arabi- schen Quellen. In dem Erinnerungsbuch für Augenärzte (tadkirat al-kahhälin) des Alib. Isa — das aus dem Anfang des ıı. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung stammt und nach dem allgemeinen Zeugniss der arabi- schen Gelehrten, sowohl des Usaibi’a als auch des Qifti den ara- bischen Kanon der praktischen Augenheilkunde darstellte — finden wir gleich in der Einleitung, dass Ali b. Isa die Augenheil- kunde des Hunain als eine Hauptquelle seiner eignen Darstellung anführt. »Zu Stand gekommen«, sagt er, »ist mein Buch, nachdem ich viele von den Werken der wegen ihrer Geschicklichkeit berühm- ten Alten eingesehen habe, besonders von den Werken des hervor- ragenden Galenos, und auch von den Schriften des Hunain. Denn der letztere hat darin die Blüthen aller Schriften gesammelt, welche die hervorragenden Ärzte vor und nach Galen verfasst haben.« Eine zweite, kritische Erwähnung des Hunain bei Ali b. Isa (II. Buch, Cap. 71) lautet folgendermaassen: »Hunain sagt, Verdiekung der Eiweiss-Feuchtigkeit sei Star. Aber dies ist ein Irrtthum Hunain’s.« Dieser Satz erweckte sofort in mir die Vermuthung, dass der soge- nannte »Galeni de oculis liber, translatus a Demetrio«, den ich be- reits in meiner Geschichte der Augenheilkunde im Alterthum ($. 355) für das nach griechischen Quellen, hauptsächlich nach Galenos, gear- beitete Werk eines Arabers erklärt hatte, wohl das verlorene Werk des Hunain über Augenheilkunde enthalten könnte. Denn daselbst heisst es (IV, e. 4) in der That: Albugineushumor... si fit erassissi- mus omnino visum occupat et amputat, et cataracta dieitur. Das Studium des zweiten Buches vom Continens des Razi, das von der Augenheilkunde handelt, bestärkte meine Annahme, da die zahlreichen Citate aus Johanitii liber de oculis mit den entsprechen- den Stellen aus dem sogenannten Galeni de oculis liber genau übereinstimmten. Aber eine ganz sichere Unterlage gewann ich erst, 2 ' Gesch. d. Augenheilkunde in Grarre-Sarnıson’s Handbuch der Augenheilk- Vu, S. 287, 1877. 2 Histoire de la med. arab., Paris 1870, I, p. 139. J. Hırscuser: Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1085 als Hr. Prof. Lirrerr mir auf meine Bitte den betreffenden Abschnitt aus Usaibi’a’s Schrift! von den Classen der Ärzte anfertigte. Es heisst daselbst (I, 198) betreffs der Werke von Hunain: »I.. Werk der zehn Bücher über das Auge. In den Exem- plaren dieses Werkes findet sich eine grosse Verschiedenheit. Die (einzelnen) Bücher desselben sind (auch) nicht einheitlich behandelt: denn die einen sind compendiarisch gehalten, der darin behandelte Stoff ist zusammengedrängt; bei den andren hingegen ist er weit- schweifig gewesen und hat mehr gegeben, als die Abfassung des Werkes verlangte. Der Grund dafür ist der, dass jedes Buch (makala) des Werkes für sich entstand, ohne Zusammenhang mit den an- dren — wie denn ja Hunain im letzten Buch von diesem seinem Werke sagt: »»Ich hatte seit dreissig und einigen Jahren einzelne Bücher über das Auge verfasst, in denen ich verschiedene Zwecke verfolgte, die zu behandeln Leute jeweilig mich ersucht hatten.«« Er sagt dann weiter: »»Dann bat mich Huraıs®, dass ich ihm dieses sammelte — es waren 9 Bücher (makäla) — und dass ich sie zu einem Werke verarbeitete und ihm zu den vorhergehenden neun Büchern noch ein andres (zehntes) hinzufügte, worin ich die Erklärung der Be- schaffenheit der zusammengesetzten Heilmittel erwähnte, welehe die Alten componirt und hergestellt haben, in den Werken über die Krankheiten des Auges.«« Und dies ist die Aufzählung der Ziele der Bücher, welche dieses Werk enthält. auch für die Kenntnisse der griechischen Ärzte sehr wichtig, wenngleich sie in den ersten Capiteln auch Mythen enthält; für diejenige der arabischen Ärzte ist sie 1854— 1856) umfasst nur fünf Capitel des umfangreichen Werkes. Dass zu D berühmten J. J. REıSkE vorhanden sei, steht zwar überall ‚ bei WüsrenreLD, CHOULANT, LEcLERC, BROOKELMANN; doch ist es eine Fabel, wie meine genauen Erkundigungen in den Bibliotheken von Kopenhagen dargethan haben. Dass sie angefertigt worden und vorhanden ‚gewesen, folgt aus J. J. Reıske ... opusc. med. ex monimentis Arabum ed. E. 6. GRUNER, Halae 1116, P-4T, woselbst Gruner folgende Anmerkung hinzufügt: Latina praestantissimi Aujus Jibell (Abu Oseibae vitarum celebrium medieorum) versio, quam b. Reiskius ecerat, multis abhine annis cum Cl. Amstelodamensi medieo Bernard communicata = I ut orbi erudito non amplius invideat, opto. in ganz richtiges Urtheil von Usaibia. ..._ ° Hunain’s Sn antar- Bahn, dem L. Lecrere (I, p- 150) URS N ofassung der zehnten Makale zuschreibt. Hunaı hat aber ein selbständiges “ Verfasst, »Buch der Bekanntmachung der Augenkrankheit«, mit gt as men wir aus der Schrift el Kafi fi ’Kuhl, das Genügende für die ra Neilkunde, von Halifa b. Abi el Mahassin, Ms. arabe 2999 de la Bibliotheque Nationale de Paris. (Konstantinopel, Jeni, 924 enthält dasselbe Werk.) — Sitzungsberichte 1903. ”* 1086 Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 26. Nov. 1903. Erstes Buch. Er bespricht darin die Natur des Auges und seine Zusammensetzung. Zweites Buch. Er bespricht darin die Natur des Gehirns und seinen Nutzen. Drittes Buch. Er besprieht darin den Sehnerven und den Seh- geist und das Sehen selbst, wie es von Statten geht. Viertes Buch. Er bespricht darin alle Dinge, deren man nicht entrathen kann zur Bewahrung der Gesundheit, und ihre Unterschiede. Fünftes Buch. Er bespricht darin die Ursachen der im Auge auftretenden Zufälle (arad). Sechstes Buch. Er bespricht darin die Kennzeichen der Krank- heiten, welche im Auge auftreten. Siebentes Buch. Er besprieht darin die Kräfte aller Arzneien im Allgemeinen. Achtes Buch. Er bespricht darin die Arten der Heilmittel für das Auge im Besonderen und ihre Unterarten. Neuntes Buch. Er besprieht darin die Behandlung der Krank- heiten des Auges. Zehntes Buch. Er bespricht darin die zusammengesetzten Heil- mittel, welche für Augenkrankheiten geeignet sind. Ich habe auch (noch) ein andres elftes Buch (makala) von Hunain gefunden, diesem Werk angehängt, worin er die Behandlung der Augenkrank- heiten durch das Eisen (durch Operation) erwähnt. II. Ein Werk über das Auge auf dem Wege von Frag’ und Antwort', in drei Büchern, verfasste er für seine beiden Söhne Da’ud und Ishak. Es sind 209 Fragen.« Nach diesen genauen und unzweideutigen Angaben des Us aibia über die Entstehungsgeschichte von Hunain’s augenärztlichem Haupt- werk und »über die grosse Verschiedenheit in den Exemplaren dieses Werkes« ist es vielleicht nicht allzu kühn, die Annahme zu machen, dass — abgesehen von der ganz vollständigen und seltenen Ausgabe in elf Büchern — drei Arten von Handschriften bei den Arabern vorhanden sein und verbreitet werden konnten: ı. Die Buchaus- gabe des Hunain selber in zehn Makalen. 2. Eine Sammlung der binnen dreissig und einigen Jahren allmählich herausgekommenen neun Makalen, die irgend ein für Augenheilkunde begeisterter Arzt oder * L. Leererec (I p. 277) hat es irrthümlich unter den anonymen Werken des Continens aufgeführt. Der Tübinger arabische Codex Nr.74 — der nicht, Ande Seysorpr (Oriental. Literaturzeitung, Oct. 1903) annimmt, die älteste arabische Ophthal- mologie, sondern hauptsächlich nur eine Umschreibung der tadkirat des Ali b. Isa, in Frag’ und Antwort, darstellt — enthält »zur Vervollständigung noch Fragen von denen des Hunain«. Auch Ms. 1377 Leyven scheint auf dieses Werk hinzuweisen. J. Hırscnsers: Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1087 Gelehrter sich hatte anfertigen lassen. 3. Eine ebensolche Sammlung der neun Makalen, welche später, nach Hunain’s Buchausgabe, durch Hinzufügung der zehnten Makale von den Collyrien vervoll- ständigt worden. In der zweiten Art mussten, in der dritten konnten, weil für die Hinzufügung unwesentlich, Hunain’s Bemerkungen über Entstehung und Zusammenfassung seiner Makalen vermisst werden. Die erste Art dieser Handschriften ist uns in den Citaten des Con- tinens von Razi theilweise erhalten, die zweite ganz in dem lateinischen liber de oculis Constantini Africani, die dritte ganz in dem gleichfalls lateinischen, sogenannten Galeni de oculis liber, trans- latus a Demetrio. Er-Razi hat in seiner ungeheuren Materialiensammlung zur prak- tischen Heilkunde (al-hawi, welche arabisch kaum in einem ganz vollständigen' Exemplar auf uns gekommen, aber lateinisch, als Con- tinens, in der 1297 beendigten Übersetzung des Farrag, oder ma- gister Farragius aus Salerno, seit 1488 gedruckt uns vorliegt,) von den 25 Büchern das zweite der Augenheilkunde gewidmet und in diesem das Werk des Hunain gewissermassen als Kette seines Ge- webes benutzt, da es zu seiner Zeit, d.h. vor Ali ben Isa, wohl noch das wichtigste” arabische Handbuch dieses Sonderfachs dar- stellte. Zahlreich und umfangreich sind er-Razi's Entlehnungen aus Hunain’s Werk vom Auge. Dieselben stimmen mit den ent- sprechenden Abschnitten aus des Galen wie des Constantinus Buch vom Auge so genau überein, wie dies bei drei, von verschiedenen Verfassern angefertigten barbarisch-lateinischen Übersetzungen des gleichen arabischen Textes überhaupt nur erwartet werden kann. Allerdings muss man berücksichtigen, dass alle die drei latei- | Nischen Texte sehr schlecht erhalten und ganz sorglos ge- 5 druckt sind, so dass hier und da in dem einen von ihnen ein Kunst- ee ; . ‘ Vergl. M. Sreisscaseiver, Die hebräischen Übersetzungen des Mittelalters, . Berlin 1893, $ 468, 8. 723. ; I Ausen- h ve Aber gewiss nicht das einzige. Razi eitirt deren noch vier. en en nde in Frag’ und Antwort; sie ist, wie bereits erwähnt, gleichfa un \ Be BET a le MENT EBEN LET ER SEE en, allerdings nicht anonym. »La pratique des maladies des € Paris par le prof. Lererr« ist 1895 zu Paris erschienen.) 4 a „fil basir wal basira« heisst : ) iu ist 8,123, % ab. Nr. 1042 der Nationalbibl. zu Paris). — Ep. Persens (Ann. d.Oenlis A Jahre 1900) hat Al-basir als Verfassernamen behandelt. 98* 1088 _ Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 26. Nov. 1903. ausdruck, ein kleines Sätzchen ausgelassen; dass ferner hier und da ein Kunstausdruek, sei er arabisch oder griechisch oder lateinisch, falsch wiedergegeben, ja selbst bis zur Unkenntlichkeit verdorben ist. Die zweite Art der Überlieferung, d. h. die Vereinigung der neun getrennt erschienenen Makalen des Hunain, besitzen wir in dem (bei den Opera Ysaae, Lugduni 1515 gedruckten) liber de oculis Gonstantini Afriecani.' Dieser von der Empfindung für geistiges Eigenthum noch nieht angekränkelte arabische Renegat und spätere Mönch von Monte Cassino — der allerdings von Manchen als Wieder- hersteller der medieinischen Litteratur im Oeeident gefeiert wird — erklärt in der Widmung dieser Augenheilkunde an seinen Schüler” Jo- hannes, dass er das Buch vom Auge deshalb verfasst habe, weil er im Latein ein Werk dieses Inhalts nicht gefunden. Es stimmt aber auf das allergenaueste mit dem sogenannten Galeni de oculis liber a Demetrio translatus überein. Es hat keinen Satz mehr oder weniger, hat auch dieselbe Reihenfolge der behandelten Gegenstände, — nur eine andre Capiteleintheilung, und endigt früher als jenes, da ihm der letzte Abschnitt (die zehnte Makale) von den Collyrien abgeht.’ Um die Unterschiede des lateinischen Stils, wenn man von einem solchen reden darf, zu kennzeichnen, will ich den Anfang beider Übersetzungen hier folgen lassen. a) Constantinus. Volentes oculorum infirmitates curare decet sanorum naturam cognoscere. b) Pseudogalenus. Oportet medieum oculorum curam habere volentem prius eorum naturam optime cognoscere. Die dritte Art der Überlieferung, also nach unsrer Annahme die Sammlung der neun getrennt erschienenen Makalen des Hunain nebst späterer Hinzufügung des zehnten Buches von den Collyrien‘, mag das letztere nun genau oder im Auszug oder in einer Bearbeitung wiedergegeben sein’, liegt uns vor in Galeni de oculis liber a : Er stammte aus Carthago und starb zu Monte Cassino 1087. Lecrere, II, p. 365. 3 Dieser für die Praxis wichtigste Theil wäre gewiss nicht ausgelassen worden, wenn er sich in der arabischen Handschrift gefunden hätte. Darum ist die von uns angenommene Entstehungsart der letzteren die wahrscheinlichere. | iese Entstehungsart ist wahrscheinlich, da der Inhalt der ersten neun Makalen so genau mit der zweiten Überlieferung übereinstimmt. ee hier neben Recepten des ua rg al Bere ner ta Abschnitten auch solche des Sabur. Der are Be een die Schrift nicht dem Galen, ja überhaupt nicht einem Griechen zuschreiben. Die bibliographischen Bemerkungen Hunain’s fehlen in diesem letzten Ab- schnitt der lateinischen Übersetzung. | J. Hırscugere: Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1089 Demetrio translatus. Gedruckt ist diese Schrift in dem latei- nischen Galen, Venet. 1541 ap. Junt.; in der griechisch-lateinischen Ausgabe des Galen von Unarr., Paris 1679, und in dem lateinischen Galen des Frogen, Basil. 1542, den ich hauptsächlich für diese Studie benutzt habe; nicht aber in der bekannten Galen-A usgabe von Küns, die trotz ihrer augenfälligen Mängel ja leider bis heute noch die einzige Gesammtausgabe darstellt, welche uns bequem zur Verfügung steht. In der Venet. Ausgabe heisst es bei der Inhaltsangabe zur sieben- ten Classe der Galenischen Schriften: De oculis therapeuticon, Deme- trio Graeco interprete, spurius; graecum exemplar desideratur. Die Frogen’sche Ausgabe hat nur den Titel: Cl. Galeni de oculis liber, a Demetrio translatus. Die Hinweisung Ackermann’s, im XX. Bande der Künn’schen Ausgabe, auf eine Handschrift der Pariser National-Bibliothek ist irreleitend.' Dasjenige Bündel, welches diese Nummer 2275 trägt”, zeigt auf dem Titelblatt unter Anderem »Galeni de oculis (introduet. e. XVI)« und enthält den griechischen Text über Augenheilkunde aus dem XVI. Capitel der lange gedruckten, dem Galen fälschlich zu- geschriebenen Schrift »Einführung oder der Arzt«’; nicht aber den lateinischen Text jener Übersetzung des Demetrius. Die weitere Bemerkung Ackermans’s an gleicher Stelle, dass der Endabschnitt der Schrift, eben die schon mehrfach erwähnte Abhandlung von den Collyrien, einen nicht dazu gehörigen Lappen darstelle‘, dürfte nach den vorausgegangenen Erörterungen nicht mehr annehmbar erscheinen. Aber ganz willkürlich und unrichtig ist der Zusatz desselben AcKER- ‚ MANN im ersten Bande der Künn’schen Ausgabe »de Graeco« (trans- latus a Demetrio), — willkürlich, weil er in dem Text der Ausgaben fehlt; unrichtig, weil schon ein einfaches Studium dieses lateini- Schen Textes schliessen lässt, dass er ursprünglich nicht von einem Griechen, sondern von einem Araber herrührt.’ Jetzt ist dieser Schluss durch die arabischen Quellen, haupt sächlich durch Usaibi‘a, zur Sicherheit erhoben. Die zukünftigen Bearbeiter des Galenos können diese Schrift ganz bei Seite lassen. Die Bearbeiter arabischer Texte könnten ganz gut, indem sie den lateinischen Text als Leitfaden benutzen, RE 5 P. XV: Laudatur cod. ms. bibl. reg. Paris. no. 2219 3 Hrn. G. Sarmon zu Paris verdanke ich die Abschrift. Chr., vielleicht n i Nach M. WELLMANN aus der Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr., = en Pneumatiker Herodot. Pro panno adsuto habeo. & Das habe ich bereits in der Gesch. .d. Augenh. ER; S. 355; hervorgehoben. 1090 _ Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 26. Nov. 1903. aus den einzelnen Sätzen der vorhandenen arabischen Handschriften von al-hawi das Werk des Hunain, wenn auch nicht ganz voll- ständig, wiederherstellen. Wer übrigens der Übersetzer Demetrius gewesen, wo und wann er gelebt hat, ist nicht zu ermitteln. Man könnte vermuthen, dass er vielleicht, wie Eugenius, der Übersetzer der Optik des Ptole- _ maios aus dem Arabischen in’s Lateinische, in Sieilien während oder bald nach der arabischen Herrschaft gelebt hat. Als Grieche wird er in der Venet. Ausgabe des. Galenos bezeichnet.' Wie so das Buch dem Galenos zugeschrieben worden, muss auch dahingestellt bleiben.” | Jetzt bleibt noch übrig, die vorgetragenen Anschauungen durch Vergleich im Einzelnen zu belegen. Zunächst wäre zu zeigen, dass die Reihenfolge der behandelten Gegenstände der zehn von Usaibi‘a angeführten Makalen des Hunain lückenlos mit den aufeinanderfolg Absch der Übersetzungen des Demetrius und des Constantinus übereinstimmt. Die Division geht auf ohne Rest. Vorauszuschicken ist die Bemerkung, dass das Buch des Con- stantinus in 30 Capitel eingetheilt ist; die Übersetzung des Demetrius in 6 Abschnitte, die wieder in Capitel eingetheilt werden. ER Hunain - nach Usaibi‘a. Demetrius. CGonstantinus. a ———— t. Buch. Von der Natur und | Part.I. Oculorum et partium | ce. ı. De partibus oculos Zusammensetzung des Au- eorum et operationum no- com ibus. ges. titia. c.2. De divisione pannieulorum. ee 2.Buch. Von der Natur des | Part. II, ec. ı—4. De ortu ner- Gehirns und seinem vorum sensus a cerebro, c De natura cerebri. c Nutzen. de nervis opticis, de trina | c. e c De optico nervo. De virtute cerebri. De natura cerebri. . De convenientia et dise. n. opt. ce. aliis nervis. actione virtutis regitivae, de nerv. opt. et eorum diff. a ceteris nerv. zonpu . Buch. Vom Sehnerven | Part.1II, c.5. De animato spi- | e.8. De natura spiritus vi und Sehgeist und vom Seh- ritu et visibili. sibilis. act. e.6. De modo quo fit visio. | c.9. De visu quo modo fiat ! Jedenfalls ist er verschieden von allen den gleichnamigen Ärzten, welche bei Plinius, Galen., Cael. Aurel., Diogen. La£rt. angeführt werden. Vergl. Fa- brieii biblioth. graec. Vol. XIII p. 136, Hamburgi, 1726. ? Die Überschrift konnte gelautet haben: Buch vom Auge, vom Verfasser der Einführung in die Kunst Galen’s. Man konnte auch den Galenischen Inhalt berück- sichtigt haben. Möglicherweise wollte man aber auch bloss der Schrift durch Er- dichtung eines berühmten Urhebers grösseren Werth verleihen. — Für die Ausgabe von Constantin liegt die Sache einfacher. Dieser Autor hat niemals Bedenken 8% tragen, fremde Schriften sich zuzueignen. | J. Hırschsere: Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1091 | Hunain, D os x ' a Hesibi. | emetrius. Gonstantinus. 4. Buch. Über die Din ge, | Part. III. De prima universali | ce. ı De rebus naturalibus, deren man nicht entrathen medicinae intentione et de non naturalibus et praeter kann bei der Bewahrung rebus naturalibus, non n. naturam. der Gesundheit. et praeter naturam. 5. Buch. Über die Ursachen | Part.IV, e.1ı——7. De aceiden- | e.ır. De accidentibus ocu- er im Auge auftretenden tibus et morbis oculorum. lorum. Zufälle (Accidentien). . Buch. Kennzeiche n der | Part. IV, ce. 8—ı3. De divisione | c. ız. De morbis oculorum Augenkrankheiten. morborum oculorum in ap- sensui apparenti parentes et occultos. c. 13. De morb. oc., qui in- trinsecus latent. 7. Buch. Von den Kräften der | Part.V, c.1— 5. De distinetione | ce. 14. De notitia medieina- Arzeneien im Allgemeinen. '- medieinarum, de virtuti- rum. | bus, de divisione, de effec- tibus medieinarum. 8. Buch ‚Von den Augen- | Part. V, c.6. Denovem poten- | c.ı5. De doctrina medicina- heilmitteln. tiis medieinarum ocu- rum ad oculos. lorum. 9.Buch. Von der Behand- Part. VI, c. ı—5. De ophthal- | c. 16. De ophthalmia et ejus lung der Augenkrankheiten, mjae cura cura. c.6—-8. De curis petiae ete. | c. 17—21. De petiae cura efc. c.9—ı1. De curis vulnerum | c. 22—30. De vulneribus etc. an. BR Se 10.Buch. Von den zusammen- Part. VI, c.ı2. De collyriis | Vacat. gesetzten Augenheil- multis ad oculorum egritu- mitteln. di | Schliesslich ist werden können. cativa, Allerd auch . nicht . @erum medieinae oculis ınes. noch zu zeigen, dass die l Stellen, welche der Continens de libro oeulorum Johanitii anführt, in den Über- setzungen des Demetrius, bez. des Constantinus, nachgewiesen Ich benutze die Ausgabe von Hieronymus de Sal Ings den wirklichen Übersetzer (Farragius) nicht nennt; Venet. 1500. „ „usgabe von Fronten, Basil. 1542. Continens fol. 29°. »Dixit ‚Johann bei Demetrius nachweisbar. I. Continens! 1. II, fol. 28°. De libro oeulorum. Species me- dieinarum oculorum sunt septem, oppilativae, exoppilativae, extersi- Yae, corruptivae, stypticae, digestivae, narcoticae. Oppilativarum aliae “Treae, siccae; aliae humidae, viscosae et fluxibiles. emetrius’, de oculis V ec. 6, p. 553: Haec est diversitas spe- pertinentium: oppilativa, aperitiva, putrefactiva, contractiva,. maturativa, Oppilativa duobus modis est, terrestris et sicca, vel humida et vis- . c0osa. eolativa, mundifi- dormitiva. iis aus Faenza, der itius« ist nicht de libro oeulorum, darum 1092 Sitzung der philosophisch - historischen Classe vom 26. Nov. 1903. 2. Gont. f. 31°. Dixit Johannitius in libro oculorum: Ophthal- miae tres sunt species. Una aceidit ex causa accidentali, sieut pul- vere, fumo. Demetr. IV e.8 (ebenso Constant. e. 12): Ophthalmia triplex est; quaedam turbat visum, causa ejus exterior est, sieut fumus. 3. Cont. f. 39%. Dixit Joh. hasche! aceidit ex grossitie spiritus visibilis .... Et de’ cura ejus dixit Joh., minuatur patiens de vena brachii .. eollirizetur eum erugine hepatis et ex eo comedat. Demetr. IV e.ı3: Si meridie vident, vespere non, seias eausam esse erassitiem spiritus. VIe. 10: qui vespere non vident, phleboto- mari convenit de cephalica ... cum hepate caprino fumigetur. 4. Cont. f. 39°. De eura scabiei. Dixit Johann. cum erit chro- niea, euretur frietionibus; et si est subtilis et de novo, ceuretur cum ere usto, ehaleantho, et sale ammoniaco et felle hireino. Quae si non juverint ... Demetr. VI e.ı0. Ungula et scabies, si durae sint et veteres, ineidere eas vel excoriare optimum est; sin autem subtiles, appone aes ustum, florem aeris; fel poreinum, sal ammoniacum. His nondum profieientibus . Constant. e. 26 ebenso; nur hat er fel poreinum vel caprinum. 5. Cont. f. 41°. Johannitius. Cataraeta aceidit inter uveam et humorem (erystallinum): est quaedam humiditas spissa congelata in foraminibus uveae, et petrificat, et dividit inter erystallinum ab opera- tione sua. Et cognitio prineipii est diffieilis. Demetr. V, ce. ı2. Inter uveam et erystallinum humorem aqua naseitur congelata, prohibens spiritum visibilem a pupilla exire; quae passio, si est ineipiens, obscura est. Cont. f. 45’. Dico, verifieamus hoc ex libro oculorum Jo- hannitii. Apostema laerimalis?, oritur inter angulos et nares et pu- treseit; possibile est quod putredo foetida exeat e naribus, et possibile est, quod spargatur versus angulum majorem et est malum. Et si negligitur ejus cura, perveniet ex eo fistula et corrumpit 08, et ali- quando fluit putredo subtus palpebras et corrumpit cartilagines ipsius. Et (cum) eomprimitur, egreditur putredo ex eo. Demetr. IV, c.9. Aegilops est uleus inter oculos et nares. Quod si fuerit neglectum, fiet ex eo fistula putrefaciens os; et quandoque fluit putredo ad nares, aliquando ad palpebram ejusque cartilaginem putrefaeit, et si palpebra digito tacta fuerit, putredo ab ea affluit. Also immerhin eine etwas gekürzte Darstellung. 2 Nachtblindheit. gi ‘ ? So steht es. Übrigens kann in diesen Schriften lacrimalis »des Thhränen- winkels« bedeuten, J. Hırschserc: Über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1093 7. Cont. f. 296°. Johannit. dixit in libro oculorum .... Omne uleus ... tribus indiget: colleetione labiorum ..., sutura, cautela, quod non cadat inter labia aliquid ad modum olei et pulveris. Demetr.VI, e.9. Omne uleus ... trina intentione euratur: Jun- gamus utramque partem, et suamus studiose, et euremus, ne ineidat pulvis vel pilus. Die grösste Beweiskraft kommt der letzten Stelle zu, welehe nicht aus dem 2. Buch des Cont., von den Augenkrankheiten, sondern aus dem 14., von den Geschwüren u. s. w., herrührt. Denn bei der fast formelhaften Erstarrung, welche die Krankheitsdefinitionen vielfach schon bei den Griechen erfahren und bei den Arabern bewahrt haben, könnte man, wenn auch nicht die ganze Reihe, so doch vielleicht einen der angeführten Sätze als minder beweiskräftig ansehen, oder wenigstens annelımen, dass unsere beiden lateinischen Texte aus Be- arbeitungen des Werkes von Hunain herstammen, nicht aber Über- ‚setzungen des letzteren darstellen. Jedoch der letzte (7.) Satz von der Geschwürsheilung ist ganz schlagend, da er eigentlich gar nieht in ein Lehrbuch der Augenheilkunde hineingehört und nur zufällig in einem der mehr theoretischen Abschnitte Hunain’s seine Stelle gefunden hat. Man könnte sich wohl wundern, dass diese verhältnissmässig so einfache Identifieirun & des Werkes von Hunain mit den Übersetzungen des Demetrius und des Constantinus nicht schon lange bewirkt worden ist. Thatsächlich hat bisher Keiner von denjenigen, welche mit dem Pseudogalenus de oculis oder mit dem Constantinus sich beschäftigt, vie FaBrıcrus, ÄCKERMANN, LEcLerc; oder die Geschichte der arabischen Ärzte und Augenärzte bearbeitet; oder die Stellen des Johannitius aus dem 2. Buch des Continens gesammelt haben, wie En. Pereens', eine dahingehende Ansicht ausgesprochen.” Es hat eben Niemand das, Was zur griechischen, und das, was zur arabischen Litteratur- ‚Seschichte zu gehören scheint, zusammengefasst. Darauf kommt © aber an. Es steht zu hoffen, dass das Studium der arabischen chriften weiterhin noch manchen Punkt der griechischen Litteratur- $eschiehte wird aufklären helfen. ER Zum Schluss scheint noch eine kurze Würdigung der Schrift des Hunain geboten. Auch vom Standpunkt der damaligen Kennt- „se aus kann das Urtheil nicht allzu günstig ausfallen, obwohl Tr Novel, d’Oculist I a . 13,.122,.1899. ha- di . ” Harrer hat in der Bibl. med. pract. I, p- .“ N re rum familia _—_ 8 4 rg i isp. b. Eseurial., et ' auf Z.8 aus Casiri (Bibl. hisp. arab li morbis 1. V, quorum tres 8® Bemerkung entnommen: (Johamnitii) de oeu < ; » Liber de oculis ri Sunt chirurgiei argumenti; und dann auf 2.17 hinzugefügt: mt A Sr Stantino editus est. Danach ist es niclıt wahrscheinlich, dass er das nt h 9% Gesagt und: bewiesen hat er gar nichts. = Sitzungsberichte 1903, 2 1094 _ Sitzung der philosophisch -historischen Classe vom 26. Nov. 1903. ihm das Verdienst zukommt, das Sonderfach der Augenheilkunde in arabischer Sprache zuerst zu einem Lehrbuch verarbeitet zu haben. Usaibi’a hat mit Recht den Mangel des Ebenmaasses ge- tadelt; er hat ihn auch erklärt aus der gewissermaassen anorgani- schen Zusammenschweissung der zu verschiedenen Zeiten, binnen mehr als dreissig Jahren, verfassten neun einzelnen Makalen. Da ist denn vieles, namentlich theoretisches zu lang gerathen; das prak- tische aber zu kurz geworden und auch aus einander gerissen. Erst ist von den Symptomen die Rede, dann von den Krankheiten, endlich von den Behandlungen. An drei verschiedenen Orten wird von derselben Krankheit gehandelt. Die Krankheitsbilder sind dürr und leblos; dem Verfasser fehlte es doch wohl an genügender Er- fahrung auf dem Sondergebiet, die ganz anders uns entgegentritt in den Schriften der Augenärzte Ali b. Isa, Ammar, Salah ad-din.' Dafür lässt er in theoretischen Dingen den Springquell seiner Gelehr- samkeit sprudeln. Seine Capitel über den Werdeprocess des Seh- geistes, über die allgemeinen Wirkungen (der Arzneien, über die Wun- den u. A. würden unser Interesse auch heute noch fesseln, falls wir nicht besser erhaltene arabische Texte bei seinen Nachfolgern be- sässen. Aber er hat diesen Pfad für die Araber geebnet. Der erste Schritt war der schwierigste. Das Werk des Hunain ist gewissermaassen ein Skelet und noch dazu für unsren Geschmack ein unproportionirtes. Ein lebensvoller Organismus ist erst etwa 150 Jahre später in dem Werk des Ali b. Isa erwachsen, dem für 800 Jahre, wenigstens in der abendländi- schen Litteratur, kaum ein besseres gefolgt ist. | Die Araber haben das Gebäude ihrer Augenheilkunde aus griechischem Material errichtet, aber mit eignen Zuthaten und nach eignem Plan, — wie die Moschee zu Cordoba. : ' Ali ben Isa schrieb im Anfang des ı1. Jahrh. unserer Zeit tadkirat al Kah- | hälin, Erinnerungsbuch für Augenärzte, das von J. Lirrrrr, und mir übersetzt und erläutert demnächst erscheinen wird. Ammar b. Ali el-Mausili schrieb um 1020 muntabab, d.h. Auswahl über Heilung des Auges, das ich aus der hebräischen Über- setzung (Cod. 1344, Parma) mit Hrn. Dr. Mirrwocn übersetzt habe und das in beiden Sprachen demnächst veröffentlicht werden wird. (Die angebliche Übersetzung Ca namusali tractatus de oculis, in Cyrurgia parva Guidonis, Venet. 14 9 — 1506. ist eine plumpe Fälschung.) Salah ad-Din verfasste um 1296 ein umfangreiches Werk (nur al “ujun, Licht der Augen, Suppl. arabe N. 1042 der Pariser Nationalbibl.), dessen wichtigste Theile von J. Liererr und mir bereits übersetzt sind. > Ausgegeben am 3. Dee ember. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckr zu St. XLyn und XLIX. Mus&: Über die Folgen des Sensibilitä tsverlustes der xtremität für ‚deren h J. Hırschugere: Über das älteste arabische Lehrbu ıch « et bhan dlungen finche e Abhandlungen Philosophis che und historische Abhandlungen aus dem Jahre 1902. . . . ur araus: Physikalische Abhandlun ungen . Philoso osophische zig sche A Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. 1. De: 1903. ne. Fischer: Synthese von Derivaten der Polypeptide a A. 050° HasEn ; E. und H. Rusens: na, Kuniseliurenuögen Ü der Metalle für lange Wellen . - 050 K. Geioxer: das achtzehnte Kapite tel des Vendidä -.050 von Wıramowırz- MoELLENDORFF: dre | Schlussseenen griechischer Dr amen. a. Ir. jr de age zur "Erkläru rung des Papyrus ee cK: zur elektromagnetischen Theorie e seleetiven Absorptic ion in isotropen Nichtleitern . . . 1 rag re und G. Just: Untersuchungen über e Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzab- i lagerungen. ie untere Temperaturgrenze der Bildung von Vanthoffit bei 46° » 0,50 Frosesius: über die Primfactoren der ruppendeterminante. II u ap: BENIUS: Theorie der dan Größen ; BEI Ni ehe E. Cons: Metalloptik und Maxwerr’sche Theorie - 0.50 W. Jarcer: og die in der Darstellung und Festhaltung des ‚elektrischen Widerstandsmaßes” er- reichbar. rare eg - 0,50 H. Loumasx: Une chungen über die Tier- und" Pflanzenwelt ' sowie, über die Bodenscdimente des N rare Ozeans . dem . Gra m Breite an Taf.) » 1 VON Wiramownz- OELLENDORFF: dre Schlußsrenen griechischer Ko (IL. Sa H. GE: Prophezeiungen eines ägyptischen Weisen aus den arte s1, 344 in Leideı . .- 050 Fr. Korsonsn u. G. Zickerar: die age von Sieehlin bei Osyatlon von Leim mit Be gana rt : 0 erg "Theorie “der hyperkomplexen Größen » 0.50 Heısert: über die Reduction der auf der physischen Erdoberläche beobachteten Schwerebeschleuni- ren auf ein — am Tom Niv I “0 von Bezor» und A. Schaum chla ae 2 einer magnetischen Vermessung eines ganzen Parallel- eg zur Prüfung der Grundlagen der Gauss’schen Theorie de Bande euren 1 (hierzu ds van’t Horr D W. Mevm OrrEr: Unt tersuchungen über die Bildungaverhältise der ozeanischen Salzablagerungen. XXXI. Die obere Existe enzgrenze von Schö en ; und -hexahydrat, Astrakanit, Leonit und Kainit bei Anwe Be von Steins » 0.50 A. Tor won der Re be iens und seine ® Beziehungen zu den EN, eircum - medi- erranen Faltenzügen » 0,50 Sonderabdrücke aus den IRRE I. = Rear 1903. PıscaeL: die Inschrift von Paderiyä . . ni A 050 % ea Pısc# = EL: ge und die Kharog thi” 0.0 RANcO: Die Gries-Breccien des — als von Spalten * a ie n unabhängige, früheste Stadien ‚embryo- en Brasco: Zur Ss enger ie der Vulca » dl VAnten: über die Rede a Ray in Dlaio's Phaedrus ; ie eu Monusen: eine Inschrift aus Baalbek “ ‚ von Sopen: Bericht über die in der Kubbet in Damaskus 'efund ente. » 0.50 Harnack: Fors rschungen auf dem Gebiete der alten grus he undenen Handschrihenfragmen » 0.50 voN een TENECK: über die ER REER au = Pendelehwingungen durch äussere 0.50 A. Dannensgere: er Monte Ferı) in ; Banlinien Be see RN von Rıchruoren : ee rarn Studien au ee en. IV 2 vos Ricnrnorsn: geomorphologische Studien 1 Ostasien. V ® en: ee O. Leser: zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen (hierzu Taf] I “r I - 050 O. Vexske: zur Theorie re Raumeurven, bei welchen die erste Krümmung eine gegebene n unetion der =. l i $ - 0580 Mürter-Beestau: zur Theorie der r Windverbände eiserner Brücken” (hierzu T af. N. . 050 ToBLer: Bruchstücke a ee en aus den in der Kubbet in ge gefundenen an ” 1.— ScHottky: über die Aneı) schen F\ unctionen von drei Veränderlichen ‚ 08 Frogenius: über einen Fundamentalsatz der Gruppentheo i .. 08 M. Bauer: vorläufiger Bericht über m itere Untersuchunge: en im n iederhessischen Basalt tge ebiet . . » 050 VAN’T ae und F. Farur: Untersu ungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanis chen Salzab- Pöiyhalı Lei eg Das en a Kalksalze Anhydrit, Glauberit, Se und u WaARBURG: über = „Oronisirung des "Sauerstoffs- durch stille elektrische Entladun ungen » 0.50 Arraur W, Grar: Oz Be durch stille elektrische ne in dem Siemens’ schen Si Ozona apart nn oo. Br - er ortey: über die ABer’schen unetionen von drei Verände rli . O0. Leset: zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputatione ae Erg) - 00 Musk: über die Folgen des Sensibilitätsverlustes er E xtremität für deren n Motiliät . ’ » 2 J. Hasen: über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde ‚oScsoh l =As2s BEREIT ei onen Auszug a aus dh Boglenint für die Re Redaetion der ‚Sitzungebeichto i | Abluand) ngen er 1 en u E bezeichnet. Vorsitz h eretar. fühı den Druck der in da nase era ee ten. ion: re ma r 48 2 de Re | Es diese Resten ts die en beson- ee Size elle der | her darin den Sr, be aufsicht, über die Redac- en Stück erschei- , - N 11, r Verfasser einer unter den » Wiss ummer, T: : Titel de r Mittheilung ur 2. Bei Mit em; engen, = mit it den u beris ehte und e angemessenen . nicht über zV = en Millen, Fälle in a Regel 5 Be ı Ve rfasse: ne abziehen zu lassen, sofern er . redigiı renden Secretar angezeigt h ‚noch mehr Abdrücke zur ur Vercheilung redigirenden Bu weitere Bugs ihre K ‚Kosten abziehen las Jede ur Aufnahme 28, . in die Sitzungsberichte. stimmte Mittheilung muss in einer akadem iseh vorgelegt werden. Ab ‘ Niehtm itglieder, haben hie rzu Li Vermittlung eines. :hörenden Mi benut 1095 SITZUNGSBERICHTE 1903. L. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 3. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Lanvorr las über den Fortgang seiner Untersuchun- gen über die fraglichen Änderungen der Gesammtmasse chemisch sich umsetzender Körper. (Erscheint später.) Es werden im Anschlusse an frühere Arbeiten neue Versuchsreihen mitgetheilt, welche ergeben hatten, dass die bis dahin bei vielen Reactionen beobachteten Gewichts- abnahmen nicht mehr eintreten, wenn die betreffenden Substanzen in Gefässen aus Quarz sich befinden, oder in Glasapparaten, deren Innenfläche mit einer Paraffinschicht überzogen ist. Die Untersuchung soll noch fortgesetzt werden. 2. Die Akademie hat ihrem Mitgliede Hrn. Lanporr zu seinem 5ojährigen Doctorjubiläum eine Adresse gewidmet, deren Wortlaut unten folgt. 3. Hr. Brunner überreichte Fasc.4 des von der Savıexv-Stiftung unternommenen Voeabularium iurisprudentiae Romanae. Berolini 1903. 4. Hr. van'r Horr überreichte die französische Übersetzung seiner in Chieago gehaltenen Vorträge: La chimie physique et ses applica- tions. Ouvrage traduit de l’allemand par A. Corvısy. Paris 1903. Seine Majestät der Kaiser ‘und König haben durch Allerhöchsten Erlass vom 16. November die Wahl des ordentlichen Professors der vergleichenden Sprachwissenschaft an der FrıieDRIcH-WILHELNSs -Univer- 'sität zu Berlin Dr. Wıruerm Schurze zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Classe der Akademie zu bestätigen geruht. Sitzungsberichte 1903. 1096 Gesammtsitzung vom 3. December 1903. Adresse an Hrn. LAnDoLT zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 30. November 1903. Hochgeehrter Herr College! Sie treten in ein Alter, wo die Gedenktage sich häufen. Vor noch nicht ganz zwei Jahren haben Sie in voller geistiger Frische und körper- licher Rüstigkeit Ihr siebzigstes Lebensjahr vollendet. Heute feiern Sie Ihr goldenes Doetorjubiläum, und dazu bringt Ihnen nach altem Brauche die Berliner Akademie der Wissenschaften, der Sie seit mehr als zwei Decennien als ordentliches Mitglied angehören, ihren aufrichtigen Glück- wunsch! Haben Sie schon in Ihrer Erstlingsarbeit, über das Stibmethyl, einen der grossen Züge gezeigt, welche Ihre wissenschaftliche Thätig- keit auch fernerhin charakterisirte, das zähe Verfolgen des einmal ge- stellten Problems, indem Sie noch nach zehnjähriger Arbeit auf das- selbe Stibmethyl zurückkommen, so fand doch Ihre grosse Lebensarbeit ihren Anfang erst später. Als Markstein im Entwieklungsgang Ihrer wissenschaftlichen Thätig- keit betrachten wir den Beginn Ihrer elassischen Untersuchungen über die Lichtgeschwindigkeit in Flüssigkeiten, die Sie im Jahre 1862 an- fiengen und woran Sie noch vor nicht sehr langer Zeit, 1892, das ist also dreissig Jahre später, Ihre Forscherhand legten. Diese Arbeit, womit Sie Ihr Speeialgebiet, die Verfolgung chemischer Probleme mit physikalischen Messmethoden, betraten, steht in ihrer Art einzig da: wer soll entscheiden, was mehr zu bewundern ist, die genaue Fest- stellung der Grundeonstanten durch Messung der Liehtbrechung, die Sorgfalt bei der Reindarstellung, die Bewältigung des ausserordentlich umfassenden Beobachtungsmaterials, oder die Einfachheit der erhaltenen Beziehungen, welche erlaubt, mit nur wenigen für die Elemente be- stimmten Atomrefractionen die Brechung und die Geschwindigkeit des Lichtes in den complieirtesten Verbindungen im voraus zu ermitteln? In gleich umfassender Weise wird dann, nach einer Reihe von Tensionsbestimmungen an homologen Verbindungen, das Problem der optischen Drehung, wiederum bei Flüssigkeiten, verfolgt, und die eben. Adresse an Hrn. Lanporr. 1097 erwähnten hervorragenden Qualitäten Ihrer Forscherthätigkeit bringen die Erkenntniss der im wesentlichen vorhandenen Gleichheit der mole- cularen Drehung weinsaurer Salze in wässeriger Lösung, welche Be- ziehung sich als überaus entwicklungsfähig zeigte und mit Recht Ihren Namen trägt. Aber noch ein neuer Gewinn wurde hinzugefügt. Wurde schon Ihre erste optische Arbeit für die praktische Anwendung dienstbar gemacht, indem darauf eine Methode zur Analyse von Flüssigkeits- mischungen gegründet wurde, so gipfeln Ihre Arbeiten über die optische Drehung schliesslich ganz in dieser praktischen Seite, und niemand wird sich, um ein Beispiel anzuführen, der quantitativen Bestimmung des Zuekers zuwenden, ohne Lanpour’s »Optisches Drehungsvermögen organischer Substanzen nebst praktischer Anwendung« zu Rathe zu ziehen. Diesem Ihren auf die Förderung des Allgemeinwohles ge- richteten Sinne verdanken wir denn auch Ihre nächste Riesenarbeit, die LanporLr-Börnstein’sehen Tabellen, ein Werk, das wohl auf lange Zeit hinaus den in Ihrem Gebiete arbeitenden Forschern das für jeden Schritt unentbehrliche Zahlenmaterial bieten wird und für dessen Neu- ausgabe die Akademie ihre Mittel gern zur Verfügung gestellt hat. Ihre jüngste Arbeit aber bewundern wir als die hervorragendste und kühnste: Sie greifen darin ein Problem an, das Problem der Ge- wiehtseonstanz bei chemischer Zersetzung, welches nicht nur zu den fundamentalsten, sondern auch zu den bestgelösten Experimentalauf- gaben gehört. Alle Ihre grossen Eigenschaften haben Sie schliesslich noch einmal auf diesen Punkt gerichtet: Ihre unendliche Geduld, Ihren Sinn für die allerletzte Genauigkeit, Ihren Bliek für die grossen Pro- bleme, Ihre wissenschaftliche Opferbereitschaft! Mit Ihnen freuen wir uns darüber, dass gerade jetzt, durch die Entdeckung der ganz un- erwarteten stofflichen Eigenschaften, wie sie sich in der Radioactivität zeigen, das von Ihnen aufgenommene Problem in ganz neuem Licht erscheint, und sind davon überzeugt, dass Keiner mehr geeignet ist hier die endgültige Lösung zu finden als Sie. Möge es Ihren be- währten Kräften gegeben sein, dieselbe herbeizuführen! Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 17. December. 100* In ® Be E a ; a RE HE © So un et EEE BEE ae ar a ae 3 Be RE 1099 SITZUNGSBERICHTE 1903. L1. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 10. December. Sitzung der philosophisch -historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. VAHLEN. 1. Hr. Sıcnau las: Das Berliner Fragment des Müsä Ibn "Ukba. (Erscheint später.) | Ein Beitrag zur ältesten Arabischen Historiographie. Die ältesten nationalarabi- schen Quellen über die Geschichte Muhammeds und des Islamischen Reiches, die wir zur Zeit benutzen können, sind die Werke von Ibn Ishäk und Wäkidi, da diejenigen ihrer Vorgänger verloren gegangen sind. Zu dieser Schicht der ältesten Geschichts- überlieferer, welche in Medina ihren Sitz hatten, von denen wir nur die Namen und Citate in späteren Schriften kennen, gehört der Freigelassene Müsä Ibn "Ukba, von dessen Geschichtswerk eine Handschrift der Königlichen Bibliothek auf vier ein- zelnen Blättern einen Auszug erhalten hat. Dies Bruchstück wird hier im Original und in Deutscher Übersetzung zuerst bekannt gemacht, und an diese Edition schliesst sich eine Untersuchung über die Gewährsmänner des Verfassers, welche bis in die Zeit Muhammeds und der ältesten Chalifen zurückreichen, an. .2. Vorgelegt wurden die mit Unterstützung der Akademie her- ausgegebenen »Sammlungen alter arabischer Dichter« von W. Anı- warpT. Bd. III. Berlin 1903. ii TER RORREEN Be Ausgegeben am 17. December. 1101 SITZUNGSBERICHTE Far DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 10. December. Sitzung der physikalisel themati Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. WALDEYER. 1. Hr. Warveyer las: Über den »Processus retromastoi- deus«, eine besondere Bildung an der Hinterhauptsschuppe. (Ersch. später.) 2. Hr. van’r Horr legte vor eine Abhandlung der HH. Prof. F. Rıcmarz und Dr. Ruporr Scheck in Marburg: Über Analogieen zwischen Radioactivität und dem Verhalten des Ozons. Die Abhandlung enthält die Mittheilung, dass an Ozon, u.a. mit Hülfe der Sıvor’schen Blende, Radioactivität beobachtet wurde. Anschliessend dabei wird ein- gehend auf das analoge Verhalten von Ozon und Radium hingewiesen. 1102 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Dee, 1903, Über Analogien zwischen Radioaetivität und dem Verhalten des Ozons. Von Prof. F. Rıeuarz und Dr. RupoLr ScHhEnck in Marburg. (Vorgelegt von Hrn. van’r Horr.) he der Abhandlung »über die Einwirkung chemischer und elektrischer Processe auf den Dampfstrahl und über Ionisation der Gase, insbesondere des Sauerstoffs« haben Rogerr von Herımnortz und der eine von uns! nachgewiesen, daß sowohl frisch bereitetes Ozon als auch das dureh die Einwirkung von Desozonisatoren zerfallende Ozon auf einen Wasser- dampfstrahl eondensirend wirken; sich selbst überlassen, schien Ozon diese Wirkung einige Zeit nach seiner Herstellung nur noch schwach zu ‚besitzen .(a.2.0.8.199). Auch andere chemische Vorgänge, die sich in dem Dampfstrahl abspielten, konnten gesteigerte Condensation in ihm auslösen; so z.B. die Vereinigung von Ammoniak und Salz- säure zu Chlorammonium, spontane langsame Oxydation und schnelle Verbrennungsprocesse, letztere ebenso kräftig wie frisch bereitetes und zerfallendes Ozon. Da die Erklärung der Condensationsvermehrung durch Staub? für diese Fälle ausgeschlossen werden konnte, blieb nur die Annahme von »Gas-Ionen« als condensationsauslösender Ursache. Denn, wie schon vorher gefunden worden, fungiren als Con- densationskerne außer Staub auch die »Gas-Ionen«, die dem Prineipe nach zuerst W. Giese? und A. Scnuster* als die Elektrieitätsleitung in Gasen vermittelnd angenommen haben. Und zwar sowohl Elektrieität, die aus Spitzen ausströmt’, als auch die sogenannte »stille« Entladung (elektrisches Wechselfeld)® rufen das Dampfstrahlphänomen hervor. Da- her nahmen Rogerr vox Hernmortz und der eine von uns an, daß * Roserr von Her.snorrz und F. Rıcnarz, Wıeo. Ann. 40, S.161. 1890. ® Kırsstins, Naturw. Verein Hamburg 8, S.1. 1884; Meteorolog. Zeitschr.1, 120. 1884. W. Gıiese, Wien. Ann. 17, 5.236 und 519. 1882. A. Scausrer, Proc. Roy. Soc. London 37. P- 317. 1884. Roserr von Herstuorrz, Wien. Ann. 38, 8.1. 1887. Roserr vos HerLmHorız und F. Rıcnarz, a.a. 0.8. 175ff, o u» o F. Rıcnarz und R. Scuenck: Über die Radioactivität des Ozons. 1103 auch bei den oben erwähnten chemischen Processen die Zertrümme- rung der Molekeln mit einer Bildung von »Gas-Ionen« verknüpft sei, Diese dachte man sich damals nur als Atom-Ionen, d.h. als Atome oder Atomgruppen mit ungesättigten Valenzstellen, deren jede mit einem Hrrmnorrzschen elektrischen Elementarquantum'! beladen ist. Nach dem jetzigen Stande der Forschung können die Gas-Ionen außer Atom-Ionen auch freie negative El t ten, Elektronen, und »Mol- Ionen«, d. h. Ionen verbunden mit neutralen Molekeln sein. Wenn die Erklärung des Dampfstrahlphänomens durch das Auf- treten von Gas-Ionen für jene Fälle richtig war, mußte bei denselben Vorgängen auch Leitfähigkeit zu beobachten sein. Für die Verbren- nungsprocesse war dieß bekannt. Für eine Reihe von anderen Fällen konnte Hr. A. Unrıe” in einer auf Veranlassung des einen von uns im Physikalischen Institut der Universität Marburg ausgeführten Unter- suchung die vermuthete Leitfähigkeit nachweisen. Eine große Zahl von chemischen Reactionen ist also von Gas-Ionenbildung begleitet, ein ge- ladenes Elektroskop kann durch die reagirenden Stoffe hindurch ent- laden werden. Als Untersuchungsobjeet diente auch hier in erster Linie Ozon. Die Versuche von Hrn. Uurıs sind mit stärker ozonhaltigem (bis zu 9 Procent) Sauerstoff, der mit einer Berruetorschen Ozonröhre nach den Vorschriften von Hrn. Lanrsgure’ erhalten wurde, von Hrn. GunckEL in einer noch nicht veröffentlichten Untersuchung, die noch fortgesetzt wird, weitergeführt und vervollkommnet worden. Sie er- gaben insbesondere: durch Desozonisatoren zersprengtes Ozon zeigt starke Leitfähigkeit; sich selbst überlassener, kräftig ozonisirter Sauer- stoff dagegen schwache. Hr. Gunckeı hat ferner auch gefunden, daß Platinbleche, die längere Zeit mit kräftigem, zerfallendem . = Berührung waren, unmittelbar hinterher auch in sonst nicht leiten- dem trockenem und reinem Sauerstoff Leitfähigkeit hervorrufen: eine Erscheinung, die der »indueirten Radioactivität« ganz ähnlich ist. Sie kann sowohl auf Verdichtung von Ozon auf dem Platin und nach- heriger Ionenbildung, als auch auf direeter Beklebung des Platin mit Ionen beruhen, und mit der katalytischen Wirkung des Platin in Zu- sammenhang stehen. . Langsame und schnelle Oxydationen, die mit »Activirung« des Sauerstoffs und mit Ozonbildung verknüpft sind, gehen farewährend an vielen Stellen in der Atmosphäre vor sich; andererseits vera 8 ihr vorhandenes Ozon allenthalben leichtoxydable Desozonisatoren nn a ge 5 E ‘ Zuerst ausgesprochen dem Prineipe nach schon in der Abhandlung über die rhaltung der Kraft, Wissensch. Abh. I, S. 56, 57- ö A. Uurtg, Inauguraldissert. Marburg 1903; Naturw. Rundschau 18, S. 601. 1903. "As Lapengurg, Ber. d. D. chem. Ges. S. 3849. 1901. | 101 Sitzungsberichte 1903. 1104 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 10. Dee. 1903. finden. Beide Processe werden daher vielfach Anlaß zur Ionenbildung geben'; sollten sie nicht häufig die Ursache der schwachen, neuerdings wiederholt untersuchten Leitfähigkeit der Luft sein? Ionisirung von Gasen kann man nun auch mit Hülfe von Rönt- genstrahlen und Kathodenstrahlen erhalten. In gleicher Weise wirk- sam erwiesen sich die eigentümlichen von BECcQUEREL aufgefundenen Strahlen, welehe von den radioactiven Substanzen, z.B. Radium, aus- gesendet werden. Alle diese Agentien erteilen der Luft Leitfähigkeit und lösen das Dampfstrahlphänomen ' aus. Den Nachweis des letz- tern für Röntgenstrahlen erbrachte der eine von uns”, für die Strahlen des Radiums W. LemmE£°, für die des Marckwarpschen »Po- loniums« K. Scuaum.* Ozon hat also mit Radium und anderen radioactiven Stoffen die Eigentümlichkeit gemeinsam, Gas-Ionen zu liefern und die durch deren Gegenwart bewirkten Phänomene auszulösen. Mit den aufge- zählten gemeinsamen Erscheinungen ist aber der Parallelismus keines- wegs zu Ende. Wie wir wissen, wirken die radioactiven Substanzen auf die photographische Platte ein; auch vom Ozon ist eine solche Einwirkung von Hrn. Dr. Braun im hiesigen Physikalischen Institut nachgewiesen worden (noch nicht publieirt). Nach E. van Auser’ vergrößert die Gegenwart ozonisirter Stoffe die Leitfähigkeit von Selenzellen für den elektrischen Strom, genau so wie das von ioni- sirenden Agentien bekannt ist. Es lag daher die Vermutung nahe, daß auch die anderen Eigen- schaften der radioactiven Stoffe sich beim Ozon wiederfinden würden, z.B. die Fluoreseenzerregung. Diese Vermuthung hat sich bestätigt; Sınorsche Blende wird durch einen kräftigen Ozonstrom zu inten- sivem Leuchten gebracht. Die Versuche wurden in folgender Weise angestellt. Durch ein Glasrohr von ungefähr 10” Jiehter Weite, das mit je einem Streifen von Baryumplatineyanürpapier, Zinkoxydpapier und Sımorschem Zink- blendepapier versehen war, wurde, nachdem die Augen der Beobachter dreiviertel Stunden in völliger Dunkelheit adaptirt waren, ein kräf- tiger Strom von etwa 9 Procent Ozon geblasen. Der Sauerstoff wurde einer Bombe entnommen und dann durch den kräftig wirkenden Ozo- ı Ro. vos Heımsorız und F. Rıcnarz, a.a.O. S. 195. i F. Rıcnarz, Wıen. Ann. 59, S. 592. 1896. . W. Lense, Inaug.-Dissert., Greifswald 1901. Naturwissensch. Rundschau xXVl, S. 621. 1901. * K. Scaaum, Sitzungsber. der Naturforschenden Gesellschaft, Marburg 1902 Nr. 8, S. ır9. 5 E. van Auser, Compt. rend. 136, p- 1189 und 1190. F. Rıcnarz und R. Scuenek: Über die Radioaetivität des Ozons. 1105 nisator geführt, an den das Beobachtungsrohr angeschlossen werden konnte. Es sei noch bemerkt, daß jedes fremde Licht, welches eine Fluoreseenzwirkung hätte hervorbringen können, sorgfältig abgeblen- ; det war. Die Sınorsche Blende zeigte vor der Einwirkung des Ozons “ ein schwaches Leuchten, welches sich unter der Einwirkung dieses Gases beträchtlich steigerte, um nach Aufhören des Gasstromes wie- der abzuklingen. Diese Versuche konnten beliebig oft wiederholt werden. Baryumplatineyanür und Zinkoxyd dagegen zeigten unter diesen Umständen keine Fluorescenz. Solche Verschiedenheiten in der Fluorescenzerregung verschiedener Substanzen sind ja auch für andere Emanationen bekannt; die Sımor-Blende ist eines der empfindlichsten Reagentien für Emanationen, die geringes Durchdringungsvermögen haben, vermutlich also Atom- oder Mol-Ionen sind.' Auch das sich selbst überlassene Ozon erzeugt Fluoreseenz. Wurde die Sivorsche Blende in eine mit stark ozonisirtem Sauerstoff gefüllte Flasche hineingebracht und im Dunkeln aufbewahrt, so war nach etwa 12 Stunden erheblich kräftigeres Leuchten zu bemerken als bei einem in völlig gleicher Weise behandelten Sımor-Blendestreifen in reinem Sauerstoff. Nach etwa 24 Stunden war das Leuchten in Ozon noch deutlich, aber wenig kräftiger als in Sauerstoff, nach 2X 24 Stunden war ein Unterschied nicht mit Sicherheit zu constatiren; beim Öffnen der Flasche war dann auch der Ozongeruch verschwunden. Man könnte bei der Fluorescenzerregung allein der Sıpor-Blende an eine directe Oxydirung denken, die mit Leuchten verbunden wäre (was untersucht werden soll). Dieser Einwand — wenn es einer ist n ® uo0- Sauerstoff sie ozonisiren. Dann dürfte man auch dieß nicht als tescenz bezeichnen. : Besonderes Aufsehen hat die Eigenschaft der Radiumpräparate erregt, dauernd Wärme an die Umgebung abzugeben. Der Zerfall des Radiums verläuft unter starker Wärmeentwickelung- Wenn wir uns das Ozon in dieser Hinsicht betrachten, so finden wir wieder einen Parallelismus; auch das Ozon geht in seine Zersetzungsproduete unter kräftiger Wärmeentbindung über. . Wenn wir alle diese Thatsachen zusammenfassen, SO können wir das Ozon den radioactiven Stoffen an die Seite stellen. Ein nn licher Unterschied liegt darin, daß das Atomgewicht bzw. Moleku ei $8ewicht des Ozons ungleich kleiner ist als das des “ | Radiothors und des Radiotellurs. Aber vielleicht ist es nur ein Spie ee RRCABE SEEN ns Gieser., Ber. d. D. chem. Ges. 35, $. 3610; 1902. 1106 Sitzung der physikalisch -mathematischen Classe vom 10. Dec. 1903. des Zufalls, daß die bisher bekannt gewordenen radioactiven Stoffe hohes Atomgewicht haben. Im vorstehenden haben wir uns über die Art der Gas-Ionen, die bei der Bildung und beim Zerfall des Ozons auftreten, nicht näher ausgesprochen und können das auch nicht bestimmt auf‘ Grund der vorliegenden Thatsachen. Unsere Anschauung ist, daß beim Zerfall des Ozons neben neutralen O,-Molekeln entweder theils positiv, theils negativ geladene O,- Atom-Ionen oder positive O,-Atom-Ionen und freie negative Elektronen auftreten. Alle Ionen werden dann wahrscheinlich mit neu- tralen Molekeln alsbald Mol-Ionen bilden. Die den Chemikern schwie- tige Annahme positiver O,- Atom-Ionen folgt ja auch aus dem Auf- treten und der Untersuchung der Kanalstrahlen im Sauerstoff.! ! Wırıy Wıen, Drupe’s Ann. d. Phys. 9, S. 661. 1902. ; Ausgegeben am 17. | December. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. P es an Hm. Ban NDOLT zum’ ee Doctor am 30, No eier 190 »hen Radioae ndlungen : aus dem Jahre 1901 . Daraus; Rhy sikalische Abh ithemat E: Allan Phi loso »i © 3 e 10 ER Daraus: Phyoikalsche Abhanı alu ungen . en e und historische Abhandl in auf Jo )HANNES SCHMIDT AR ee Hass) und Galyvosoma ulca Beziehun gen zum Yulnnischen Risse „Kleinfunde aus ‚Pergamo > ie hu ae "zum 1 Uns Poprung der neuho, u ren? aus den Sitzungsberichten. I. a 1903. E. Hasex und H. Rusexs: das Emissionsvermögen der Metalle für lange Wellen . K. Geıoser: das wahsahnns Kapitel gr Vendidäd von Wıramowırz- MoELLENDORFF: drei De: griechischer Dramen. d. u). Ermas: zur Erklärung des Papyrus Harri ren ANcK: zur elektromagnetischen Theorie der selectiven "Absorption ' in 1 isotropen Nichtleitern ; r van’r Horr und G. Just: Untersuchungen über die Bildun verhältnisse der ozeanischen Salzab- ie untere Temperaturgrenze der reg von Vanthoffit bei 46° . Erosextus: über die Primfactoren der Gru ruppen REN u a ; yrweakig Theorie der h age en Be a : Metalloptik un e W. erden über die in wer Darselung Berg Festhaltung des elektrischen Widerstandsmaßes er- reichbare Genauigkeit . h H. Lonmann: Untersuchungen ü r die Tier- und Pflanzenwelt sowie über die Bodensedim ntersuchu des m 7 svene, zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite artien Taf. e) Moztıxnporrr: drei Schlußszenen er Dramen. s H. O0. ern u & Znanır: eines tischen Weisen aus dem Papyrus I, 344 in Leiden Fr. Kurscner Zıckerar: die Bi 3: von Gaanidin bei ee von Leim mit Perman- F BT Theori hyperk ompl exen Größen. II Heısert: über die Reken .- auf der physischen Erdoberfläche beobachteten Schwerebeschleuni- gungen auf ein gemeinsames Nive vox Bezorp und A. Scamipr: Türe ee zu einer magneti ischen Vermessung eines ganzen "Parallel- kreises zur in der unne der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus (hierzu Taf. I vAn’T Bus. Ei W. Mevennorrer: Untersuchungen über die Bildun verhältnisse der ozeanischen age XXXII. Die obere Existenzgrenze Be dinge ernennen, sg -hexahydrat, Astrakanit, Leonit und Kamit bei Yokedirer: von Steins A. Tornquist: der Gebirgsbau Sardiniens ee seine Eee zu den sungen, Area -medi- terranen Faltenzügen . " Sonderabdrücke aus den NR IHNEN. II. ae Be Pısceer: die Inschrift von Paderiy 0. Franke und PıscnerL: Kas a e Kha rosthi” Hang“ an Bean des Der als von n Spalten unabhängige, früheste Stadien ‚embryo- can Br Zur Spaltenfrage a er Vulca VaAnren: über die Rede = Las in in Pine s Phaedrus . Mosusex: eine Inschrift a aalbe H. vos Sopen: Bericht aber die i in der Kubbet in Danaskus gefundenen Handschrftenfragmente ARNACK: Forschungen auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen von HEFNER Rate... x: über die unmittelbare ee) von » Pendelschwingungen di durch äussere JANNENBERG: cd Monte Fer erru in , Sardinie v . Leser: wei neue Brchstt cke aus Ulpians Pietmsatlonen en Taf. III un d IV) O0. Vesske: zur Theorie derjenigen Raumeurven, bei welchen die erste run, eine gegebene ist . Mörtzr-Brestau: zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken (hierzu Ta kg: rn eilliunileischen ser aus den in der in Taille "gefundenen zer über = Am? schen Fünctionen Ye “ Veränderlichen FRroBEnI über einen Fundamentalsatz der M. Rast vorlänfi er Bericht über weitere us niederhessischen Basaltgebi r Horr und F. Farur: Untersuchungen über die ungen im nieder sse der ozeanischen Salzab- rungen. XXXII. Das Auftreten der Kalksalze Anhydrit, Glauberit, eg - y Warsurs: über die Ozonisirun ng des Sauerstoffs durch stille elektrische Entladungen UR zei über NENNE, durch stille elektrische Een in dem Sırmens 'schen ara napp - . ee über die Aszı? sche en Functionen von drei Veränderl lichen. Forneiing) - a a: : s Ulpians Dis en lang Ze Mena über - re For; een in er Extremität für dere Motilität . IRSCHBER er das älteste arabische Lehrbuch der A eilkun F. Rıcnarz ei R. SCHENcK: über asus zwischen Radioaciivität und ee Verhalten des "Ozons ”% su... u” a u. 93: “m. SITZUNGSBERICHTE KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. LIH. 17. Decemger 1903. MIT DEM DRUCKSCHRIFTEN- VERZEICHNISS, TITELN, INHALTS-VERZEICHNISS UND REGISTERN. | BERLIN 1903. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. _. aus dem Reglement für die Redaction der »Sitzungsberichte«. Br 81. = Diese erscheinen in einzelnen Stü Stücken in Gross- a beabsichtigt, als ihm dies nach den gelten- den Rechtsregeln zusteht, so bedarf er dazu Ein- wiligung der Gesammt- Akademie oder Ze betreffenden Classe $8. an . Heerstr erden Correeturen nur auf besonderes Verlan erschickt. Die Vartaapee er damit auf Era: ihrer Mittheilungen nach acht Tagen. a nummer, und zwar die e Berichte i Er er Szngen der ya mat] emal gerade, | $1l. der Piitsophisch- een, Classe Ai een 1. Der Verfasser einer unter » Wissenschaftlichen Rama Ei Mittheilungen« abgedruckten ae erhält ea einem angemessenen a nieht über zwei „Selten füllen, me mschlag fort. . Einem Verfasser, welcher a ed der ee | ist, steht es frei, auf Kosten der Akademie weitere gleiche ereriegen cke bis zur Zahl von noch hundert, und seine K i Zu E igirende hat; über Fr einzelne Be sc Be ', seine Kosten noch mehr Abdrücke zur Vertheilung 2 Seeretar zusammen, welcher darin den Vorsitz hatte. srkalken , hd bedarf es der Genehmigung der Gesam Derselbe Seeretar führt die Oberaufsicht ge die Redac- ‚oder Nich umisglieder 2 lese ick der in dem ‚ii hen Stück erschei- | erhalten 50 een nd dürfen nach rechtzeitiger mensehaftlichen Arbeiten j Fer bei dem ae Secretar weitere 200 Exem- Ba ee N ._ auf ihre Kosten abziehen las ER 3 2 ; 528. . Jede zur Aufnabm me in die Sitzungsberichte. be nl Mittheilung m muss in einer kademisehen Sitzung ‚ vorgelegt werden. Abwesende Mitglieder, sowie alle a Ergpasrencn Sg re we Verm en eines ihrem Fache ordentliche ER ar isacns Dr. Huco Kronecker in Bern zu Versuchen über 1107 SITZUNGSBERICHTE 1903. LI. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 17. December. Gesammtsitzung. 1. Hr. Scnmorzer las über Classenkämpfe und Classen- herrschaft. Er gieng von seinen Untersuchungen über Classenbildung aus, die er jetzt auf die Classenkämpfe ausgedehnt habe. Aus der historischen Analyse derselben hätten sich ihm gewisse allgemeine Ergebnisse über das Wesen der Classenkämpfe und der Classenherrschaft herausgestellt, die er wiedergebe. 2. Hr. van’r Horr überreichte eine Mittheilung von Hrn. A. GEIGER: Künstliche Darstellung des Krugits. Es ist Hrn. Geiger gelungen, den Krugit: Ca,K, Mg(SO,)s2H;0 künstlich dar- zustellen. 3. Im Namen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts überreichte Hr. Kekvre von Stravontrz den dritten, in zwei Theilen erschienenen Band des von ihm im Auftrage des Instituts heraus- gegebenen Werkes »Die antiken Terrakotten«. Der Band ist von Prof. Franz Winter in Innsbruck bearbeitet und führt den Titel »Die Typen der figürlichen Terrakotten«. Ferner legte Hr. KrkuL£ voN Stranoxırz das von der Generalverwaltung der Königlichen Museen herausgegebene Tafelwerk » Ausgewählte griechische Terrakotten im Antiquarium der Königlichen Museen zu Berlin« vor. 4. Die Akademie begrüsst ihr Mitglied Hrn. Mösıus zu seinem fünfzigjährigen Doectorjubiläum am 30. d. M. durch die unten abge- druckte Adresse. 5. Zu wissenschaftlichen Unternehmungen hat die Akademie be- willigt: durch die physikalisch-mathematische Classe Hrn. Prof. Dr. Arruur Dannengere in Aachen zum Abschluss seiner geologischen Untersuchung oo Mark; Hrn. Prof. Serum -T[ransfusion Isruhe von Vulcangebieten auf der Insel Sardinien 8 1500 Mark; Hrn. Geh. Hofrath Prof. Dr. Orro Lenmans in Kar Sitzungsberichte 1903. 102 1108 Gesammtsitzung vom 17. December 1903. zur Drucklegung seines Werkes über flüssige Krystalle weiter noch 600 Mark: Hrn. Prof. Dr. Aruım Tscuermax in Halle a.S. zur Fort- setzung seiner Arbeiten über das Binocularsehen der Wirbelthiere 300 Mark; durch die philosophisch-historische Classe Hrn. Privatdocenten Dr. Hass Grasau in Marburg zu einem Aufenthalte in Paris zwecks Stu- dien zur Geschichte Lupwıe’s XVI. und über die Entwickelung der Geschiehtsschreibung über die französische Revolution 1000 Mark. 1109 Classenkämpfe und Classenherrschaft. 7 Von Gustav ScHMoLLER, ie Bi der. gegenwärtigen Mittheilung des Resultates meiner Untersuchun- gen über 'dieses Thema, .'wie es demnächst im zweiten Bande meiner Volkswirthschaftslehre erscheinen wird, muss ich folgende kurze Vor- bemerkungen mächen. N | | , Nachdem‘ grosse Historiker ‚wie NıEBUHR, THIERRY, Guizor in dem ersten Drittel des 19. Jahrhunderts den Begriff der Classenkämpfe in die, Erklärung geschichtlicher Probleme eingeführt hatten, entstand für. die Staatswissenschaft die, Nothwendigkeit, sich prineipiell mit (dem. Problem zu beschäftigen. Die ältere abstraete Nationalökonomie ignorirte es lange, der Socialismus bemächtigte sich desselben und kam zu ‘den übertreibenden Sätzen, dass der. Inhalt aller. Geschichte eben ‚die Classenkämpfe seien. und dass die Ursache aller Classen- bildung in der ungleichen Einkommens- und Vermögensvertheilung, in der Capitalbildung und ihren Folgen liege. | Mancherlei. soeiologische, classengeschichtliche, auch politische Schriften suchten 1860-—1890 ‚Material zu schaffen, das Problem auf- zuhellen. Ich selbst beschäftigte mich in den 8oer Jahren eingehend zunächst mit ‘den Ursachen der socialen Glassenbildung und: suchte zu. bestimmen, ı. wie. der ‘ganze psychologische Hergang bei jeder Classenbildung sei 'und 2. in welchem Umfang Rassenunterschiede, Arbeitstheilung, Vermögensvertheilung,. die, rechtliche Ordnung der Zulassung: von Vereinen, Corporationen und Organisation der Classen, die Differenzirung der Bildung und Gesittung in der Gesellschaft Theil haben an der Classenbildung... Diese Untersuchung veröffentlichte ich in. meinem Jahrbuche 1890. Daran’ knüpften sich theils Widersprüche, theils fortführende analoge Untersuchungen. Ieh:habe im ersten Bande meiner Volkswirthschaftslehre Buch 2, Cap: 6, 1900 versucht, (die Re- sultate meiner und der anderen: Untersuchungen über die genannten Probleme zusammenzufässen. Fi ne Es handelte ‘sich mir aber um ‚ein Weiteres, nämlich darum auf Grund dieser Lehre von der Classenbildung zu versuchen, unsere Kennt- niss der Classenkämpfe, der Classenherrschaft und aller Bestrebungen, sie zu bekämpfen, zu einem theoretischen Ganzen zusammenzufassen. Diesen 102* 1110 Gesammtsitzung vom 17. December 1903. Versuch mache ich im zweiten demnächst erscheinenden Bande meiner Volkswirthschaftslehre, Buch 4, Cap. 2. Es waren die wichtigsten und bekanntesten Classenkämpfe zu analysiren und in ihren verfassungs- wie wirthschaftsgeschichtlichen Ergebnissen zu prüfen. Es ist aus- geschlossen, diese Prüfung im Einzelnen hier vorzuführen. Nur über das Gesammtergebniss kann ich im Rahmen eines kurzen Vortrages hier etwas sagen. Ich fasse es in folgender Weise zusammen. Die Classengegensätze, die Classenkämpfe, die Classenherrschaft hängen in jedem Staate und in jeder Zeit ab ı. von dem Maasse der Einheitlichkeit oder Verschiedenheit der Bürger; diese sind durch Rasse, Berufstheilung, Einkommens- und Eigenthumsvertheilung, geistige und religiöse Cultur bedingt; 2. von der Art der Sonderung und eigenthümlichen Organisation der Classen; 3. von der Kraft und Organisation der Staatsregierung, welche die Einheit und den Frieden der Gesellschaft vertritt. Jede grössere Gesellschaft zeigt historisch das Bild eines socialen Differenzirungsprocesses, dem aber die Einheit der Abstammung, der Sprache, des Blutes, dann die Einheit der Ge- sittung, der Religion, der gesammten Bildungselemente, zuletzt die Einheit des Rechtes, der Institution, der Staatsgewalt entgegenwirkt. Jeder thatsächliche Zustand ist eine Diagonale dieser zwei entgegen- wirkenden Ursachenreihen. Je kleiner, primitiver, roher die gesellschaftlichen Körper sind, desto geringere Classengegensätze sind vorhanden. Grosse, alte Cultur- völker haben stets erhebliche Classengegensätze; sie wachsen vor Allem mit den grossen volkswirthschaftlichen Fortschritten; die sie- gende Geld- und Unternehmerwirthschaft hat sie am meisten gesteigert und zu Ölassenkämpfen geführt. Und das Entscheidende dabei war stets, dass zu den wachsenden wirthschaftlichen Gegensätzen die Auf- lösung der bestehenden älteren geistig-moralischen und religiösen Ein- heit des Volkes kam; die oberen aufsteigenden Classen nahmen in diesen Zeiten im Ganzen mehr an Intelleet und technisch-wirth- schaftlicher Fähigkeit als an socialen und politischen Tugenden zu; die unteren blieben leicht in Verstandesbildung und wirthschaftlieh- technischen Eigenschaften zurück, verloren einen Theil ihrer alten Tugenden (Treue, Gehorsam, Genügsamkeit), ohne sofort den Er- satz in anderen höheren Eigenschaften zu erhalten. Die Wiederge- winnung von einigenden obersten Idealen der Moral und der Gesell- schaftsverfassung war in solcher Zeit der Auflösung der alten Gesell- schaftsverfassung und Religionsvorstellung schwer, oft gar nicht, erst nach längeren Kämpfen und Irrungen möglich. SCHNOLLER: Classenkämpfe und Classenherrschaft. 1111 Das Maass der Classengegensätze, der Classenkämpfe, der Classen- herrschaft ist in jedem Volke je nach den eben angegebenen Ursachen ein recht verschiedenes. Verständigen wir uns zunächst über die Natur der Classenkämpfe, dann über die der Classenherrschaft, zuletzt über die ihr entgegenwirkende Rechts- und Verfassungsentwickelung, sowie über die Entscheidung der Classenkämpfe. a) Wo es verschiedene Classen gibt, haben sie einerseits ver- schiedene, getrennte, ja entgegengesetzte Interessen, andererseits aber auch gemeinsame; die ersteren sind überwiegend äusserer, praktischer und wirthschaftlicher Art, sind auf die nächsten Ziele gerichtet, die letzteren sind mehr idealer und geistiger Art, sind auf die Gesammt- zwecke der Gesellschaft, des Staates und die Zukunft gerichtet. Die ersteren haben theilweise keine oder eine mehr lose, nur unter be- stimmten Umständen eine feste Organisation; die letzteren haben in Sitte und Moral auch eine lose, aber in Staat und Kirche, in Recht und Institutionen stets eine gewisse festgefügte Machtorganisation, die freilich zu verschiedenen Zeiten eine sehr verschiedene Kraft be- sitzt. Je stärker die gemeinsamen Gefühle und die grossen nationalen Zwecke hervortreten, je fester die staatliche Machtorganisation mit der Zeit wird, desto mehr sind die gesonderten Ulasseninteressen immer wieder genöthigt, sich unterzuordnen, sich unter einander zu vertragen und zu versöhnen. In grössern Staaten mit ausgeprägter Classenbildung aber werden sie auch stets zeitweise sich geltend machen, und zwar mit Recht, denn nur aus gewissen Reibungen und Kräftemessungen geht der Fortschritt, der Sieg des Besseren hervor. Die ganze innere Entwickelung der Staaten beruht so auf dem Span- nungsverhältniss, den Kämpfen und Friedensschlüssen der socialen Classen, auf der Kunst und der Weitsicht der Regierung, auf der Kraft und Macht der führenden Geister, diese Friedensschlüsse herbei- zuführen, dem Gesammtinteresse den Sieg über die getrennten Classen- interessen zu verschaffen. Die volkswirthschaftliche, soeiale und staatliche Geschichte zer- fällt demnach in Epochen des soeialen Friedens und in solche der soeialen Kämpfe. Auch in der ersteren fehlen die Classen- gegensätze nicht; aber sie sind entweder noch latent, ganz heberracht von grossen gemeinsamen Gefühlen, Interessen und Organisationen, oder sie sind nach gewissen Kämpfen wieder zurückgetreten, weil es gelungen ist, in bestimmten Rechtssätzen und Institutionen zu einer Unterwerfung oder Versöhnung, zu einem erträglichen Gleichgewichts- punkt zu kommen. Vor Allem in Zeiten langer wirthschaftlicher und technischer Stabilität wird ‘ein solcher Friedenszustand eintreten; die Gefühle und Beziehungen der Classen haben sich einer bestimmten 1112 Gesammtsitzung vom 17. December‘ 1903. Macht-, Berufs-, Besitztheilung, einer bestimmten Staats- und Rechts- ordnung angepasst; ‘die 'soejalen Reibungen sind auf ein geringes Maass redueirt; soweit von einer Qlassenherrschaft die Rede ist, wird sie mehr oder weniger von Allen als berechtigt anerkannt. Diesen Zeitaltern stehen die der socialen Kämpfe periänh sie werden stets entstehen, wenn die wirthschaftliche oder sonstige Be- rufs- und Arbeitstheilung eine andere wird, wenn neue höhere Classen sich mit dem technischen, geistigen oder sonstigen Fortschritt bilden, bestehende oder neue untere und mittlere Classen mit Untergang oder Herabdrückung bedroht sind. Aus dem Ringen nach Macht und Herr- schaft, nach Vermögen und Einkommen, auf Grund der neuen Lebens- bedingungen muss ein Kampf der Classen, nicht bloss der Individuen entstehen. : Er kann längere oder kürzere Zeiten dauern, zu Reformen oder Revolutionen führen, er kann zum Untergang der betreffenden Staaten und Völker den Anlass geben oder auch wieder mit irgend einem ee, mit einem beruhigten socialen Zustand endigen. Die Kämpfe werden sich stets auf drei Punkte beziehen: ı. auf die Verfassungsrechte, Besetzung der Ämter, Ernennung oder Wahl der Beamten, Wahl der Volks- und Gemeindevertretung, auf das Vereins-, Versammlungs-, Pressrecht, auf die Heeres- und Gerichtsverfassung, auf die Stellung der Kirche und Schule, auf die Abstellung von Missbräuchen der Verwaltung u. s.w.; 2. auf das eigentliche Standes- und Eherecht, auf Standes- und Classenprivilegien und deren Beseitigung, und 3. auf die Vertheilung des Einkommens, wie sie einerseits zuerst durch das Spiel der freien Kräfte auf dem Markte erfolgt und andererseits, wie sie durch die rechtliche Ordnung des wirthschaftlichen Lebens ge- staltet wird. Auf Beides wirken die bestehenden Machtverhältnisse, dann auch Moral und Sitte; vor Allem aber ist es das Recht, sind es die grossen Institutionen, welche den einzelnen Classen ihre Stellung im Kampf um die wirthschaftlichen Vortheile; um die Zugänge zu Er- werb und Vermögen erleichtern oder erschweren; die ganze rechtliche Abgrenzung zwischen Gemein- und Privatvermögen, zwischen Gemein- und Privatwirthschaft ist bestimmend für die Begünstigung der oberen oder der unteren Classen. Die höheren wirthschaftlichen Classen haben stets mehr oder weniger verstanden, Sitte und Recht zu ihren Gunsten zu entwickeln, ihr Einkommen, ihr Vermögen hierdurch zu steigern, im Verkehr ihre Stellung günstig zu gestalten. Die mittleren Classen haben theils Ähnliches erstrebt, theils. mit Erfolg oder Misserfolg den oberen sich entgegengestellt. Die unteren waren stets zu Derartigem am wenigsten in der Lage; aber Sitte und Recht hat sie zu schützen gesucht, wie jede intelligente Staatsgewalt; und wo ihr Selbstbewusst- SchmorLer: Classenkämpfe und Classenherrschaft. 1113 sein erwachte, ihre Bildung und Leistungsfähigkeit wuchs, wo sie sich organisiren konnten, da haben sie wie der Mittelstand nach veränderter Einkommens- und Besitzvertheilung, nach Erleichterung ihrer Lasten, nach besserer Erwerbsmöglichkeit, leichteren Arbeitsbedingungen, höhe- rem Lohn oder gar gleicher Vermögens- und Einkommensvertheilung gestrebt. Was man in der älteren Zeit für angemessen und erträglich in all diesen Beziehungen hielt, erschien einem verfeinerten Rechts- gefühl später hart und unerträglich. Und so war es theils die wirk- liche, ungleiche Vertheilung der Güter, theils das wechselnde Urtheil darüber, das immer wieder die socialen C:assen nach zeitweiser Ruhe zum Kampf um Veränderung und Verbesserung in die Schranken führte. In älteren Zeiten ging man dabei direet auf’s Ziel los: die oberen Classen behielten ohne Weiteres von erobertem Land, von erbeutetem Vieh, von Scelaven oder Hörigen den Löwenantheil. Die unteren umgekehrt ver- langten und setzten grosse Vermögensconfiscationen der Reichen, neue Ackertheilungen, Maxima für Land und Vieh der Wohlhabenden, Schuld- erlasse oder -ermässigungen, Zuweisung von Hufen in den Colonien oder gar Bezahlung des Besuches im Theater und in der Volksversammlung, Brotspenden und Ähnliches durch. Je complieirter eine Volkswirth- schaft ist und je mehr man es mit sehr verschiedenen Classen, mit einer alten Arbeitstheilung und Classenscheidung zu thun hat, desto weniger kann man hoffen, dass so direete Eingriffe, so plumpe Ver- suche der Neugestaltung und Neuvertheilung gelingen. Freilich ge- hören auch noch der neueren Zeit tiefe Einschnitte an. Die recht- liche Freierklärung von Sclaven und Hörigen 1500— 1860, die Ab- lösung der bäuerlichen Lasten, die Schaffung eines freien Bauernstandes und freien Grundeigenthums waren ausserordentlich tief greifende Maass- regeln; die Einführung der Gewerbefreiheit, unentbehrlich für die Neu- gestaltung der Volkswirthschaft, war ein tiefer Sehnitt in die bestehende Rechtsordnung des Erwerbslebens, hob zunächst den höheren Unter- nehmerstand, wie er den Handwerker- und Arbeiterstand herabdrückte. Der Kampf um die Steuern und andere staatliche Lasten stand bei allen socialen Kämpfen in erster Linie, und jede tiefgreifende Anderung (wie z.B. eine neue, stark progressive Einkommens- und Erbschaftssteuer) kann hier der einen Classe grossen Vortheil, der anderen Schaden bringen. Im Ganzen: aber steht heute auch der einigermaassen Ver nünftig gewordene Radicalismus, der rechte Flügel der Socialdemo- kratie, auf dem Standpunkt, keine wohlerworbenen Vermögensrechte antasten zu wollen, die Productivmittel nur gegen Entschädigung und Ablösung in Collectivbesitz verwandeln zu wollen, wie ja auch ui Gleichheit aller Löhne und Gehälter von den Maassvolleren so wenig mehr gefordert wird als die Beseitigung jedes privaten Eigenthums. 1114 Gesammtsitzung vom 17. December 1903. Langsame Umbildung, Hinwirken auf künftige gerechtere Gestaltung des socialen Organismus wird auch hier mehr und mehr die Parole. Die gewaltsame Umsturzbewegung würde dabei freilich nicht stehen bleiben. Es fragt sich, ob sie sicher zu hindern ist. b) Alle Classenkämpfe erscheinen als die Folge dessen, was man Classenherrschaft nennt. Verständigen wir uns über den Begriff; der Sprachgebrauch ist ein doppelter, ein engerer und ein weiterer. Man ver- steht darunter ı. die socialen Abhängigkeitsverhältnisse, welche durch die regelmässigen wirthschaftlichen Beziehungen der oberen und unteren Classen unter einander, der Herren und Selaven, der Unternehmer und der Arbeiter, der Creditgeber und -nehmer, der starken Verkäufer und der schwachen Einkäufer u. s.w. sich ergeben. Sie liegen auf dem Boden des Privatrechtes, haben ihren Ursprung in der verschiedenen geistigen, tech- nischen, wirthsehaftlichen Cultur der Betreffenden, machen sich stets bis auf einen gewissen Grad geltend, wie auch Moral, Recht, Insti- tutionen, Staatsverfassung beschaffen seien. Immer wird, je höher diese geistigen Mächte stehen, desto leichter es sein, wenigstens die gröbsten Missbräuche, die hier entstehen, einzuschränken oder zu beseitigen. Man versteht aber unter Classenherrschaft auch 2. ein Weiteres — und in diesem Sinne redet man richtiger und reden wir hier hauptsächlich von ihr: man meint die Abhängigkeit der schwachen von der starken Classe, die dadurch entsteht, dass die letztere die Staatsgewalt beeinflusst und beherrscht, dass sie nicht bloss die wirthschaftliche Überlegenheit, sondern die politische Macht, die Staatshoheitsrechte, die Amtsgewalt für ihre Sonderzwecke, für ihren wirthschaftlichen Vortheil ausnutzt. Wo Derartiges der Fall ist, werden auch die eben geschilderten privatreehtlichen Missstände um so grösser sein. In diesem Sinne handelt es sich also um den aus- gedehnteren, bedeutsameren, gleichsam staatsrechtlichen Begriff der Classenherrschaft. Er erscheint nicht bloss als eine gleichsam natür- liche, nie ganz zu ändernde Erscheinung, sondern stets zugleich als eine Entartung, als eine mit allen Mitteln zu bekämpfende Thatsache. Denn im Wesen der Staatsgewalt liegt es, dass sie im Gesammtinter- esse und nicht im Sonderinteresse einer Classe benutzt werden soll. Zur Beantwortung der Frage, wann und wo eine Classenherrschaft in diesem Sinne stattgefunden habe, welche ganz verschiedenen Grade sie haben könne, haben wir die Grunderscheinungen der politischen Verfassungsgeschichte heranzuziehen. enn wir von ganz kleinen, aus gleichen Bürgern bestehenden Gemeinwesen absehen, die sich leicht durch einen wechselnden Vor- a sitzenden und eine Versammlung aller Bürger demokratisch ohne Zwangsgewalt und Machtapparat regieren können, so haben alle etwas r © SCHMOLLER: Classenkämpfe und Classenherrschaft. 1115 grösseren Staaten eine herrschaftliche Staatsgewalt mit weitgehenden Staatshoheitsrechten, mit starker Zwangsgewalt entwickelt, weil die Macht im Wesen des Staates liegt, nur mit überragender Macht ein Staat nach innen gut zu regieren ist, nach aussen seiner Feinde Herr wird. Diese Macht kann nie bloss auf einzelnen Personen beruhen und ebenso wenig von der Gesammtheit von Tausenden und Millionen Staatsbürger direet ausgeübt werden. Sie bedarf, um handlungs- und entschlussfähig aufzutreten, einer Organisation von Amtsträgern, von Herrschenden und Befehlenden. Es müssen Gruppen von Kriegern, von Priestern, von Geschlechtern, von Beamten bestehen, deren feste Organisation unter einer einheitlichen Spitze eben die Macht begründet. Mit einem Häuptling oder König, unterstützt durch eine Aristokratie, einen Senat, beginnt alle höhere ältere Staatsverfassung; die Masse des Volks, ursprünglich in der Volksversammlung mitredend, sinkt, auch wo sie gewisse Rechte behält, doch mehr und mehr zu einem meist passiven Gliede des Staatslebens herab. Selaven und Hörige haben ohnedies nichts zu sagen. Die Könige, deren Überhebungen und Missbräuche man viel deutlicher sah als ihre heilsame Function, wurden in den antiken Kleinstaaten bald von der Aristokratie be- seitigt; die Aristokratie, nun von oben nicht mehr gehindert, ver- fiel über kurz oder lang um so leichter dem Machtmissbrauch; die eigentliche Classenherrschaft begann. Man suchte durch Ausdehnung der politischen Rechte auf weitere Kreise zu helfen, wie in Rom durch die Heranziehung des bäuerlichen Plebs. Es gelang, wenn wie dort die Amts- und Regierungsrechte feste und weitgehende waren, wenn die Zugelassenen eine ganz besondere Schule öffentlicher Pflicht- erfüllung durchgemacht. War dies nicht der Fall, so entstand die Gefahr der Geltendmachung egoistischer, kurzsichtiger, unmöglicher Forderungen und Classeninteressen der demokratischen Masse; Re- volution und Umsturz folgten, zuletzt half nur die Dietatur, die fast alle socialen Revolutionen und Bürgerkriege abgeschlossen hat. c) So scheint die sociale Classen- und Verfassungsgeschichte der grossen complieirten Staaten wesentlich in folgenden Stadien ee laufen: ı. Herstellung einer festen Staatsgewalt, die auf bestimmte monarchische oder aristokratische Kreise beschränkt ist; diese er Kreise regieren zuerst gut und gerecht, verfallen aber mit der Zeit dem Gewaltmissbrauch; die Classenherrschaft beginnt; 2. Rn sucht weitere Kreise, zuletzt die breiten Massen, zu Einfluss, Stimmrecht, Ämterbekleidung heranzuziehen; das hat zunächst, eg richtig geschieht, gute Folgen, hauptsächlich solange sich dabei eine Rate, starke Regierung erhält; geht man zu weit, erhalten politisch Un- fähige zu grossen Einfluss, erstreben die breiteren demokratischen 1116 .. Gesammtsitzung vom 17. December 1903. Sehiechten nur augenblicklichen Vorteil und Gewinn, so tritt an die Stelle der älteren aristokratischen Classenherrschaft die noch schlimmere demokratische; jede feste, sichere Staatsleitung, jede gerechte Regie- rung hört auf; 3. das kann nur verhindert werden, wenn mit dem steigenden Einfluss egoistischer Classeninteressen in den freien Staaten die Vervollkommnung und Stärkung des Regierungsapparates gleichen Sehritt hält, wenn die Regierungsgewalt in reinen Händen und mächti- ger bleibt als die Classengewalt und die Classeneinflüsse. Und das ist ‚möglich durch die Ausbildung eines immer feineren und gerechteren Verfassungs- und Verwaltungsrechtes, durch die Erziehung von un- parteiischen, möglichst über den Classen stehenden Trägern der Staats- . gewalt, die von oben bis unten richtig verteilt und einheitlich zu- sammenwirkend Staat und Gesellschaft geistig beherrschen. "Wir stehen also vor der Erkenntniss, dass es zwar kein Volk höherer Cultur gebe ohne gewisse Ansätze und Neigungen zur Classen- herrschaft, ja dass alle Ausdehnung der staatsbürgerlichen Rechte diese Gefahren zunächst steigere, dass aber andererseits jedes Volk höherer Cultur im Rechtsstaat, in der Ausbildung der Rechtsgefühle und Reehtseontrole das Gegengewicht gegen Classenherrschaft und staatlichen Machtmissbrauch suche und bis auf einen gewissen Grad auch gefunden habe. Die Entwieckelung des sittlich-rechtlichen Urteils ungezählter Generationen arbeitete darauf hin, gewisse Rechtsgrund- sätze zur höchsten Macht auf Erden zu erheben. Der roheste Häuptling schon, der Recht spricht, hüllt sich wenigstens in den Mantel des Rechts, gibt vor, im Gesammtinteresse zu handeln. Und immer nöthiger wurde es für alle Herrschenden, Rücksicht auf das Gesammtinteresse zu nehmen, ihren Klassenegoismus zu bezähmen. Und trotz aller Rückfälle, aller neu entstehenden Classenmissbräuche zeigt die Ge- schichte doch einen Fortschritt, der einerseits ruht auf der wachsen- den Einsicht in die politischen und socialen Zusammenhänge, auf der zunehmenden Ausbildung des feineren Rechtsgefühls in den regieren- den und regierten Kreisen, andererseits auf der Ausbildung der Rechts- institutionen und Verfassungsformen, welche die Classenmissbräuche hindern und trotz derselben eine feste und gerechte Regierung leichter machen als früher, welche darauf hinarbeiten, allen Classen ihren legitimen Einfluss zu sichern, aber keiner allein die Herrschaft aus- zuliefern. Nie natürlich wird dieses Ziel ganz erreicht. Aber immer wieder zielen die grossen politischen Bewegungen darauf hin. Die griechischen Staatsideale, das römische Amtsrecht in der Zeit des Freistaates, das harte Imperium der Cäsaren, das durch das Christenthum humanisirte Recht des Mittelalters, die mittelalterliche Kirche mit ihren Instituten, die aufkommende moderne Staatsgewalt, SCHMOLLER: Classenkämpfe und Classenherrschaft. 1117 ‚der aufgeklärte Despotismus mit seinen Kämpfen gegen das feudal- ständische Classenregiment, mit seiner Bemühung um ein gutes Ge- richtswesen, um eine lautere Verwaltung, die neueren constitutionellen Verfassungen mit ihren Rechtsgarantien, die Versuche der neueren Demokratie, den unteren Classen eine bessere und gerechtere Stellung zu verschaffen, das sind alles Stationen auf dem schwierigen, dornen- vollen Wege der Menschheit, zu einer grossen und festen Regierung ohne zu viel Classenmissbräuche zu kommen. Die weltgeschichtliche Rolle des C#sarismus und der erblichen Monarchie war es, die starken unerschütterlichen, von Polizeigewalt, Beamtenthum, Heeresverfassung getragenen Staatsgewalten herzustellen; die Rolle der constitutionellen und demokratisch-republicanischen Be- wegungen war es, die Missbräuche dieser Gewalten wieder zu be- kämpfen. In dem Maasse, als es möglich sein wird, feste, dauernde Staatsgewalten auch in aristokratischen und demokratischen Republiken und hauptsächlich solche ohne Classenherrschaft zu haben, wird viel- leicht die Monarchie als Staatsform zurücktreten. Bis jetzt hat es kaum diesen Anschein. Die grossen Republiken und die ihnen an- genäherten schwachen Monarchien zeigen entweder plutokratische bez. andere Olassenherrschaft oder einen zur Alleinherrschaft populärer Staatsmänner und Dietatoren neigenden Cäsarismus. Die europäischen Staaten also, welehe mit einer festen erblichen Monarchie eine freie Verfassung verbinden, scheinen zunächst immer noch die beste Garantie gegen zu grosse Classenmissbräuche zu bieten. Ihre Aufgabe wird ihnen in der Gegenwart hauptsächlich durch folgende Umstände erleichtert: r. durch die politische Arbeitstheilung, welche besondere Stände und Classen geschaffen hat, die ihre Lebens- arbeit dem staatlichen Dienste und den öffentlichen Interessen widmen; 2. durch die steigende Macht der öffentlichen Meinung und 3. durch die Thatsache, dass die heutigen socialen Classen zwar stärker organi- sirt, im Kampfe oft sogar egoistischer als früher geworden, aber doch in den europäischen Grossstaaten auch weiter gespalten als früher, durch das Recht mehr am rücksichtslosen Vorgehen gehindert, sich gegenseitig im Schach halten. Sehon in den PRSEREER be- ruhte das relativ gute Regiment auf der Thatsache einer Special- Schulung der Herrschenden für die Herrschaft; theilweise war es auch in der kriegerischen Aristokratie so; Plato's ‚Idee einer are regierung entspringt demselben Gedanken, den dann ee in der Schaffung seines Beamtenthums, freilich noch unvo rg ausführte. Erst die letzten Jahrhunderte haben nun aber in a meisten europäischen Staaten einen Kreis von Juristen, a % ö eieren, Geistlichen, Lehrern geschaffen, die, häufig aus’ allen Kreisen 1118 Gesammtsitzung vom 17. December 1903. der Gesellschaft sich rekrutirend, doch gleichmässig auf den Universi- täten gebildet, theils durch Besitz, theils durch Besoldungen wirthschaft- lich sichergestellt, ihr ganzes Leben den öffentlichen Geschäften widmen. Diese Kreise sind theilweise selbst zu einer engherzigen, für sich sor- genden Classe geworden, nämlich da, wo nicht die öffentliche Gewalt und die Theilnahme der übrigen Bürger am öffentlichen Leben die Missbräuche der Bureaukratie hinderte. Aber im Ganzen ist die Staats- maschine dureh diese Art der Arbeitstheilung, durch diese Schulung der Regierenden, durch die hier entstandenen anständigen Traditionen und Gedankenkreise doch zu einer Kraft und festen Organisation ge- kommen, wie früher nie, und andererseits zu einem Bollwerk gegen Classenherrschaft, wie es den antiken und den mittelalterlichen Staaten fehlte. Diese Kreise sind die Träger einer idealen Staats- und Wirth- schaftsauffassung; selbst soweit sie der Feudalaristokratie oder der Bourgeoisie entstammen, ist ihr Horizont nicht mehr der des Erwerbs- triebs, der reinen Standesvorurtheile; sie verstehen die Interessen der unteren und mittleren Classen, mit denen sie in tägliche Amtsberüh- rung kommen, besser als jene: sie bilden mit den Rechtsanwälten, Ärzten, Künstlern, Journalisten eine Art neutraler Sphäre gegenüber den eigentlich kämpfenden heutigen Classen. Und dazu kommt nun die heutige öffentliche Meinung, soweit sie eine freie, nicht von herrschenden Classen gekaufte ist. Neben aller Classenzerklüftung und leidenschaftlicher Agitation für Classeninteressen hat sich mit der heutigen Litteratur und Presse, so sehr sie auch in einzelnen Organen den Classen dient, doch eine gesunde öffentliche Meinung entwickelt, deren Hauptfunction eine ge- fühlsmässige Reaction gegen Regierungs- wie Classenmissbräuche ist. So oft die öffentliche Meinung auch kleinmüthig und kurzsichtig ist, vernünftige Reformen hindert, immer mündet sie doch zuletzt wieder in starke Aceorde für das Edle und Gute, für Recht und Wahrheit ein. Jede tüchtige und kluge Regierung hat zuletzt die öffentliche Meinung auf ihrer Seite, wenn sie den Classenegoismus und die Classen- missbräuche bekämpft. Sie kann dies um so leichter heute, weil die moderne Gesellschaft grosser Staaten nie bloss in zwei Classen, eine herrschende und eine beherrschte, zerfällt, sondern in eine ganze Reihe von Classen mit sehr verschiedenen Interessen. Freilich auch schon in jenen einfachen Ver . hältnissen, wo es sich nur um zwei Classen handelte, hat immer wieder eine zielbewusste fürstliche Gewalt über die ihr feindliche Aristokratie hinweg dem Volke die Hand gereicht und so sich befestigt. Alle ältere. Königsgewalt beruhte darauf, wie der neuere aufgeklärte Des- potismus oder der Cäsarismus Cromwell’s und der Napoleon’s. Vor SCHMOLLER: Classenkämpfe und Classenherrschaft. 1119 Allem aber war und ist das divide et impera da leicht, wo eine geist- liche und kriegerische Aristokratie, wo eine ländliche und städtische Classe von Eigenthümern, wo Grundbesitzer und Fabrikanten sich gegen- seitig im Schach halten, wo neben beiden die Geld- und Bankaristo- kratie mit selbständigen Interessen steht, wo ein einflussreicher Stand liberaler Berufsarten sich gebildet hat, der mit wenig oder ohne grossen Besitz einen Hauptfactor der Regierung und der öffentlichen Meinung bildet, bald den höheren besitzenden, bald den nichtbesitzenden Classen zustimmt. Neben den aristokratischen einflussreichen Kreisen steht heute in den meisten Ländern ein breiter Mittelstand von Bauern, Pächtern, Kleinhandwerkern und Kleinhändlern, welcher dem Classen- egoismus der oberen und der unteren Classen entgegenzutreten bereit ist. Alle Arten von Bündnissen der Arbeiter mit den Grundbesitzern, mit der Bourgeoisie, mit dem Mittelstande kommen in der Gegenwart vor. Auch der geistvolle Vertheidiger einer rein socialistischen Classen- geschichte, Lorra, muss dies zugeben und leitet daraus die meisten bisher erzielten socialen Fortschritte ab. Wenn englische Tories die englische Arbeiterschutzgesetzgebung hauptsächlich durchsetzten, und wenn Bismarck mit Lassalle verhandelte, das allgemeine Wahlrecht als Schachzug gegen die Bourgeoisie gab, so liegt darin ein schwer- wiegender Beweis für die Wirksamkeit solcher Combinationen der ver- schiedenen Classeninteressen und für ihre Kraft zur Überwindung des entgegenstehenden Classenegoismus. d) Glauben wir so nachweisen zu können, dass nothwendige innere Ursachen der staatlichen Entwiekelung die Classenherrschaft immer mehr einschränken können und werden, so haben wir damit noch nicht bewiesen, dass die Classenkämpfe verschwinden werden. Wohl aber werden wir hoffen können, dass ihre Art des Auftretens, ihre Entscheidung eine andere, bessere, billigere, vernünftigere werde. Je weniger ausgebildet Recht und Staat früher waren, desto leichter führten die soeialen Kämpfe sofort zum Aussersten, zum Aufstand, zur Revolution, zur Gewaltthat, zu Massenhinrichtungen, grossen Confis- eationen. Im Alterthum sind ganze Jahrhunderte von solehen Vor- gängen erfüllt. In der neueren Geschichte sehen wir sie bo re seltener werden. Es lohnt noch ein Wort überhaupt zu sagen über die Ursachen, die in den einzelnen Classenkämpfen die Entscheidung und die Art ihrer Durchsetzung, durch Revolution oder Reform, her- beiführen. Ä Stets ist natürlich die Stärke und Macht der Regierung ’ das M er ihrer Einsicht und Gerechtigkeit das Wichtigste; dann die schreien Organisation der das Alte vertheidigenden, der das Neue raemdrn lassen. Der Rechtszustand bezüglich der Organisation BER GIRBBEn, 1120 Gesammtsitzung vom .17. December 1903. die Möglichkeit der psychischen. Ausbildung eines. starken ‘Glassen- bewusstseins stehen ‘dabei im Vordergrund. Wir haben davon früher (1 $ 135 und. 136) schon gesprochen, auch betont, dass in älteren- Zeiten so leicht nur die. höheren Classen zu einer festen Organisation kamen, die. der unteren dagegen hinderten,. während heute diese oft stärker organisirt seien. Neben der. Art und Kraft der Organisation der Classen und Parteien kommt es aber auch auf den ganzen öffentlichen Rechts- zustand, auf seine Starrheit oder Biegsamkeit, auf das Maass der zu- gelassenen Öffentlichen Discussion 'der Übelstände, auf die Möglichkeit, für ‚die Reformen die Staatsorgane, die maassgebenden Volksversamm- lungen oder Parlamente zu gewinnen, an. . Je grösser die 'Biegsamkeit des öffentlichen Geistes dureh die neueren Verfassungen geworden ist, desto mehr ‚wird. es möglich sein, die Explosionen .zu vermeiden. Immer.aber haben sie’ zeitweise stattgefunden. Noch öfter wurden sie niedergeschlagen; oft hat aber auch die usurpatorische Gewalt mit Blut gesiegt. Und keineswegs war stets. das Unrecht auf der unter- liegenden, die Gerechtigkeit auf der siegenden Seite, die entschied. Gar. zu leicht haben zufällige Umstände, Kopflosigkeit und taktische Fehler: der Regierung, Geschicklichkeit oder Ruchlosigkeit der ‚auf- ständischen Führer, Einmischung auswärtiger Mächte einer Classe einen vorübergehenden Sieg verschafft, der. keine Garantie der Dauer bot. Und daher folgte so leicht der Revolution die Reaction, wie einst in Griechenland, in Rom, in den mittelalterlichen Städten. Daraus kann eine Kette von immer neuen Erschütterungen folgen: ein beruhigter Friedenszustand tritt nicht ein: die unteren Classen kommen dabei unter Umständen in noch schlechtere Lage als vorher. Jede, auch die schlechte Gewaltregierung ist zuletzt besser als stete Anarchie; daher Fremdherrschaft und Militärdietatur das letzte Ende der Classenkämpfe früher und theilweise auch in neueren Zeiten noch war. | Alle Vernünftigen haben deshalb stets nach Reformen gerufen, die Revolution verurtheilt. Auch, das Alterthum hatte gelungene sociale Reformen, wie die Solon’s, die Roms im 5. bis 3. Jahrhundert v. Chr. Aber die Leidenschaften der Masse, der Druck des socialen Unrechts haben es doch immer wieder zu reyolutionären Streichen von unten und oben kommen lassen, so sehr sie das unsicherste Würfelspiel bleiben. Bei aller Verurtheilung und allem Hinarbeiten auf ihre Vermeidung darf man aber Eines nicht vergessen: oft ist das formale Recht zweifelhaft; oft handelt es sich um den Confliet eines höheren materiellen und eines wurmstichigen formellen Rechtes. Auch misslungene Revolu- tionen können in der Nachwirkung auf die Folgezeit, auf’ andere Staaten: sich als heilsame Anstösse erweisen. Und wo geniale weitsichtige Führer den Aufstand rasch wieder bändigten, neue. bessere Zustände, Scumorter: Classenkämpfe und. Classenherrschaft. 112] mit. Gewalt durchsetzten, hat sie stets die Nachwelt gepriesen. Das Neue kann nicht immer friedlich: zum Siege kommen. Immerhin heute können wir hoffen, müssen wir wünschen, dass die freie Discussion genüge, auch die grossen socialen Reformen fried- lich herbeizuführen, dass nicht Gewalt und Terrorismus sie durch- setzen, dass eine hochstehende Regierung für sie gewonnen werde, sie in aller Form Rechtens zu Stande bringe und ihnen damit auch die Garantie auf dauernden Bestand verleihe. So ist auch allein zu hoffen, dass nur sociale Veränderungen unserer Institutionen Platz greifen, die den persönlichen, sittlich-geistigen Eigenschaften der ver- schiedenen Classen entsprechen, dass nur die Classen neue bessere Rechte erhalten, die als Träger des Fortschrittes erscheinen, deren I;mporkommen dem Gesammtinteresse des Staates entspricht. Wir werden sagen können, auch früher sei keine Classe auf die Dauer emporgekommen, die nicht zugleich Staat und Volkswirthschaft im Ganzen förderte, keine sei gesunken, die nicht zugleich ihre Pflichten gegen das Ganze vergass, in Vorzügen und Leistungsfähigkeit, in poli- tischen oder wirthschaftlichen Tugenden zurückging. Jede bedrohte Mittelelasse wird sich nur behaupten, wenn sie sich wirthschaftlich und geistig regenerirt, wenn ihre Existenz und T hätigkeit noch heilsam für die Gesammtentwickelung ist. Keine untere Classe kann dauernd emporkommen, wenn sie bloss mit Knütteln dreinschlägt, nur Hass und Unverständniss den oberen Classen entgegensetzt, nur unausführ- baren Utopien nachjagt. Sie kann nur grössere politische Rechte und grösseres Einkommen sich erringen, wenn sie technisch, wirthschaft- lich und moralisch emporsteigt, wenn sie als Träger des Gesammt- fortschrittes sich documentirt, wenn sie in den engeren Reihen Ge- horsam und Zucht ausbildet, sich fähigen, maassvollen Führern und nicht bloss hetzenden Demagogen unterordnet. Alle Classenmissbräuche und alle Classenherrschaft werden nie ganz verschwinden. Resan sagte einmal, der jüdische Geist sei in der Weltgeschichte der Träger der soeialen Gerechtigkeit, aber er suche auch überall jede feste, mächtige Regierung zu vernichten, die nun eben mal, wie die Menschen seien, nicht ohne gewisse soeiale Missbräuche denkbar sei. Darin liegt ein wahrer Gedanke. Der Geist soecialer Gerechtigkeit muss mit der harten Nothwendigkeit fester, machtvoller Regierungen Compromisse schliessen und thut es eventuell zuletzt dadurch, dass die äusserste Demokratie immer mit der 'Tyrannis, dem Cäsarismus endet. Zunächst handelt es sich für die Völker unserer Culturperiode um die Hoffnung, dass grosse Staatsmänner, die fähig sind zu regieren und ihre Staaten emporzuheben, zugleich die sociale Reform in die Hand nehmen und mit starker Hand aber auf friedlichem Wege durch- 1122 Gesammtsitzung vom 17. December 1903. führen. Als Harvengere Derartiges versuchte, schrieb ihm Nresunr einmal: Sie wandeln den schwindelnden Weg, auf dem die Reaction Sie ebenso angreift wie der revolutionäre Radicalismus. Gewiss ist jeder solche Weg der Socialreform in dieser Weise bedroht. Um so grösser ist das Verdienst, wenn er zum Ziele führt. Es kann ohne Gewalt geschehen, nicht ohne Macht und Kühnheit. Die Macht kann heute durch Popularität und demokratische Tendenzen, sie kann bei uns wahrscheinlich aber doch noch leichter im Anschluss an die Tra- ditionen einer grossen und gerechten Monarchie erreicht werden. 1123 Künstliche Darstellung des Krugits. Von A. GEIGER. (Vorgelegt von Hrn. van’r Horr.) x Von den beiden in Stassfurt vorkommenden Tripelsulfaten: Polyhalit Ca,K,Mg(SO,),2H,0 und Krugit Ca,K,Mg(SO,), 2H,O wurde der Polyhalit von Basc# auf künstlichem Wege dargestellt.‘ Nun- mehr ist das nämliche auch für den Krugit gelungen. Krugit wurde 1880 von Oberhauptmann Krus von Nıppa an zwei Stellen im obern Steinsalz zu Neustassfurt in 300” Tiefe gefunden. Er trat in nesterförmigen Einlagerungen auf, deren eine 30—35000kg, die andere 2500" des neuen Minerals enthielt. Dasselbe wurde von Precnr” analysirt und durch Untersuchung im polarisirten Licht als einheitlich erwiesen. Preirrer sprach die Vermuthung aus, dass Krugit, der Zusammen- setzung entsprechend, aus Polyhalit und Gips entstanden sei.” Dieser Annahme folgend wurde versucht, durch Zusammenbringen von ı Mol. Polyhalit und 2 Mol. Gips mit Lösungen, worin beide beständig sind, bei verschiedenen Temperaturen den Krugit darzustellen. Diese Ver- suche blieben erfolglos. Nunmehr von der Auffassung ausgehend, dass der Krugit als Poly- halit aufzufassen ist, dem die anderen Sulfate zum Theil entzogen sind, wurde die Lösung, welche Bascu als geeignet zur Polyhalitdarstellung angibt, unter Fortlassung des Magnesiumsulfats, also: 1000H,043MgCl, SK,SO, zum Betrage von 283° mit 20° Gips (am besten in der reactions- fähigen Form, worin derselbe aus Alabastergips mit überschüssigem une ı erhalten wird) bei 100° längere Zeit erhitzt, wozu sich Por- ! Diese Sitzungsberichte 1900, I ?2 Berichte der Deutschen erde Gesellschaft 1881, 2138. ® Archiv der Pharmacie 219, Heft 2 Sitzungsberichte 1903. 103 1124 Gesammtsitzung vom 17. December 1903. zellanflaschen besonders eignen. Nach sechs Tagen war der Gips voll- ständig in Kryställchen anderer Form verwandelt, deren Zusammen- setzung derjenigen des Krugits entsprach. Eine zweite aus besonderen Gründen bei 83° durchgeführte Darstellung, welche acht Tage in An- spruch nahm, ergab dasselbe Resultat: Präp. 83° Präp. 100° Berechnet H,O 4.2 4.6 41 Ca 18.8 18.3 18.3 Mg 2.9 2.6 2.8 so, 65.8 65.1 65.8 Es sei hinzugefügt, dass Hr. 0. Krems die Güte hatte, eine Probe mikroskopisch auf Einheitlichkeit zu prüfen, wofür ihm hier Dank ge- bracht sei. Die Probe wurde als einheitlich erkannt, bestehend aus kleinen gleichartigen Krystallen, die wahrscheinlich dem rhombischen System angehören. 1125 Adresse an Hrn. Mögrus zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 30. December 1903. Hochverehrter Herr College und Jubilar! Nor acht Jahren schon, zur Feier des siebenzigsten Geburtstages, schaarten sich um Sie in den Räumen der von Ihnen geleiteten grossen wissenschaftlichen Anstalt, inmitten der Zeugen ihrer unermüdlichen Thätigkeit, Freunde, Collegen, Verehrer und Schüler und brachten Ihnen aus warmem Herzen ihre Glückwünsche dar. Wenn auch nicht die Akademie als solche, so waren doch eine grosse Anzahl ihrer Mit- glieder unter den Glückwünschenden. Heute, zu der seltenen Feier des goldenen Doctorjubiläums, tritt die Akademie vor Sie, als ihr treu- bewährtes Mitglied: hin, um auf’s neue Glückwünsche, dieses Mal in ihrer Gesammtheit, darzubringen und ihrer Freude öffentlichen Aus- druck zu verleihen, dass Sie in so vollkommener Frische und Rüstig- keit diesen Ehrentag erleben! Diejenigen von uns, welche an der Feier Ihres siebenzigsten Ge- burtstages theilnahmen, können heute sehen, dass jene acht Jahre nicht spurlos vorüber gegangen sind: es sind aber nicht Spuren des Alterns, welehe sie wahrnehmen, sondern Spuren der Arbeit und un- vermindeter Schaffenskraft. Ein Gang durch das zoologische Museum, welehes Ihrer Leitung unterstellt ist — es ist eines der grössten der Welt und Sie vor Allen haben es dazu erheben geholfen — zeigt, dass Sie in den letzten acht Jahren fast mehr noch darin gewirkt haben als in den ersten zwölf, in denen Sie dasselbe verwalteten. Mit zielbewusstem Blicke und mit ordnender Hand, in der in glück- lichem Verbande Festigkeit und Milde sich einen, zwingen Sie die fast unübersehbaren, zum grossen Theile durch Ihren nie erlahmenden Eifer dem Museum zufliessenden Schätze in den Dienst der grossen Aufgaben, der Hebung des Volkswohles und der Förderung der Wissenschaft! Und wenn Sie in richtiger Weise die Kräfte der Akademie benutzen, um jene Aufgaben lösen zu helfen, so bringen Sie als getreuer Verwalter des Ihnen gern anvertrauten Pfundes reichen Zinsessegen der Akademie zurück. Fast jeder Jahrgang ihrer Sitzungsberichte oder Abhandlungen bringt Beiträge von Ihnen, unter denen an die Rhizopodenfauna der Kieler Bucht, an die vergleichenden Untersuchungen über die Behaarung der ausgestorbenen und lebenden Proboseidier, an die Mittheilungen über die merkwürdige Gruppe der Pantopoden und an die Beiträge 103* 1152 Gresant, N. Les gaz du sang. Paris 1894. — —, L’oxyde de carbone. Paris 1903. Heures de Turin. 45 feuillets a peintures provenant des Tres belles Heures de ean de France, duc de Berry. Repro- duction en phototypie d’apres les ori- ginaux de la Biblioteca Nazionale de Turin et du Mus&e du Louvre. (L. De- lisle gewidmet von der Soeciete de V’Hi- stoire de France und der Soeciete de l’Eeole des Chartes.) Paris 1902. 2. Hevzev, L£on. Musee national du Louvre. Catalogue des Antiquites Chaldeennes. Seulpture et gravure a la pointe. Paris 1902 Lacomse, Pau. vaux de M. Leopold Delisle. Leon, Ernest. cours de J.-N. Delisle au College Royal. Paris1902. Lrisnız. ÖOpuscules et fragments inedits. Extraits des manuserits de la Biblio- theque royale de Hanovre par Louis Couturat. Paris 1903. Levasseur, Estre. Memoire sur les mon- naies du regne de Frangois Ier. 1902. 4. Sep.- Abdr. Bibliographie de l’histoire des classes ouvrieres en France jusqu’en 1789. Paris 1903. Sep.-Abdr Myrıan, A. Le systeıne de Newton est faux. Tulle 1903. D’Ocasne, Maurice. Expose synthetique des principes fondamentaux de la nomo- graphie. Paris1903. 4. Sep.- Abdr. Paris 1902. Paris Bibliographie des tra- | Sur un manuscrit d’un Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Orderiei Vitalis Historiae Ecelesiasticae libri VII et VIII e codice Vaticano reg. 703 A... phototypice descripti. (L.De- lisle gewidmet von Collegen und Schü- lern.) Lutetiae Parisiorum 1902. 2 PERROT, GEORGES, et ÜHIPpiEz, CHARLES. Histoire de l’art dans l’antiquite. TomeS8. Paris 1903. 4 Ecole Frangaise d’Extreme- Orient, Saigon. Bulletin. Tome2.1902. N.4. Tome 3. 1903. N.1.2. Publications. Vol.4. 1902. Observatoire d’Alger. Carte photographique du Ciel. Zone —1°, N. 37.45. 48. 50. 86.90. 111. 112.119. 174. — Zone +1°, N.37.42.43.55.72. 85.97.98.105.118.121.159. — Zone +3°, N. 21.27. 45. 46. 61. 93. 97. 98. 108.114.121. 126.159. 164. 166. Institut frangais d’ Archeologie orientale, Kairo. Bulletin. Tome2. 1902. Fasec. 1 Memoires. Tome 6. 1902. Fase.1. Tome’. 1902. Fasc.1. 4. ALBERT ]® Prince pe Monaco. La qua- trieme campagne scientifique de la »Princesse- Alice Il«. 1903. 4. Sep.- bdr. Resultats des campagnes scientifiques ac- complies sur son yacht par Albert 1° Prince souverain de Monaco. Fasc.22- 24. Monaco 1902-03. 4 Tuovuzer, J. Carte bathymetrique des lles Acores. 1903. Italien. Bol Reale Accademia dellg Yun dell’ Istituto. Memorie. Ser.5. Tomo8. 1899-1900. 4, Rendiconto delle sessioni. Nuova Ser. Vol.4. 1899-1900. Brescia. Ateneo di Scienze, Lettere ed Arti. Commentari per I’ anno 1902, FENARoLI, GiuLıano, e Cicosna, Luicr. Il primo secolo dell’ Ateneo di Bresecia. 1802-1902 Florenz. Biblioteca Nazionale Centrale. Bollettino delle pubblicazioni italiane. 1902. N.23.24. Indice. 1903. N.25-29. Genua. Societä di Letture e Conversazioni scientifiche. Rivista Ligure di Seienze, Lettere ed Arti. Anno 22. 1900. Fasc.6. Anno 24. 1902. Fasc.1.6. Anno 25. 1903. Fasc. 1-5. Mailand. Reale Istituto Lombardo di Seienze e Lettere. Memorie. Classe di Scienze matematiche e naturali. V 01.19.1903. Fase.9. Vo1.20. 1903. Fasc.1. — Classe di Scienze storiche e morali. Vol. 21. 1902. Fase. Rendiconti. Vol.35. 1902. Vol. 36. 1903. Fasc. 1-16 Atti della Fondazione seientifica Cagnola. Vol. 18. 1903 Indice generale dei lavori dal 1889 al Reale Osservatorio di Brera. Pubblieazioni. N.42. 1902. 4. Messina. R. Accademia Peloritana. Atti. Anno 17. 1902-03. Neapel. Accademia Pontaniana. Atti. Vol.32. 1902._4. Societa Reale. Accademia delle Scienze ‚fisiche e mate- tiche. er Ser. 2. Vol.11. 1902. 4. Rendiconto. Ser.3.Vol.8. 1902. Fasc. 8-12. Vol.9. 1903. Fase. 1-7 Accademia di Archeologia, Lettere e Belle Arti. Atti. Vol.22. 1902. 4 Rendiconto delle tornate e dei lavori. Nuova Ser. Anno 16.1902. Anno 17. 1903. Gennaio a Marzo. R. Accademia di Archeologia, Lettere e Belle Arti e R. Accademia Erco- lanese. Indice generale dei lavori pubblicati dal 1757 al 1902. 1903. Padua. R. Accademia di Scienze, Lettere ed Arti. Attie Memorie. Nuova Ser. Vol.18. 1901- 02 Societa Veneto-Trentina di Scienze naturali. Atti. Ser.2. Vol. 4. 1900-02. Fasc.2. Palermo. Circolo Matematico. re Tomo 16. 1902. Fase. 6. Tomo 7.1903. Fasc. 1-5. 4. Frankreich. — Italien. 1153 Pisa. Societä Toscana di Scienze Naturali. Atti. Memorie. Vol.19. 1903. — Processi verbali. Vol.13. 1902-03. S.41-152. Rom. Reale Accademia dei Lincei. Atti. 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Bureau of Plant Industry. Bulletin. N.20.22.24.26.30.31. 1902. Bureau of Soils. Report on Field Operations. 3. 1901. Division of Biologieal Survey. North American Fauna. N.22. 1902. Division of Entomology. Bulletin. New Ser. N.35 -38. 1902. Division of Publications. Bulletin. N.7. 1902. „ Division of Statisti en Reporter. al, 4.1902-03. N.5-7. En of Experiment Stations. Bulletin. N.113-118.120. 1902. Cireular. N.49. 1902. Experiment Station Record. Vol.13. 1901-02. N.11.12. Vo1.14.1902-03. N.1-4. Annual Report for the year ended June 30, 1901 Section of en Markets. Bulletin. N.26.28.29. 1902. United States Geological Survey. Bulletin. N.191.195-207. 1902-03. Monographs. Vo1.41-43. 1902-03. Professional Papers. N.1-8. 1902. Annual Report. 22.1900-01. Part1-4. 23. 1901-02. Mineral Resources of the United States. 1901. Water-Supply and Irrigation Papers. N.65-79. 1902-03. Geologie Atlas of the United States. Folio 72-90. 1901-03. gr.2. United States Naval Observatory. Publications. Ser.2. Vol.3. 1903. Report of the Superintendent for the fiscal year ending June 30, 1902. Capes, ERWABN, The Introduction of Co- i A Chro- History. Chicago 1903. Sep.-Abdr. Kerren, Wırrıam Vaır. Henry Wheaton. An Appreciation Boston 1902. Address of the Duke of Loubat, Honorary President of the 13. International Con- gress of Americanists held at New York 1902. New York 1902. Sep.- Abdr. ; E: F £ [F Vereinigte Staaten. — Mittel- u. Süd-America. — China n. Japan. 1161 Pıckerıng, Epwarn C. A Plan for the | ren Exposition Board, Manila. Endowment of Astronomical Research. 5 Schriften in den malayischen Dialekten Cambridge, Mass., 1903, Bicol, Ilocano, Pangasinan, Tagalog, Visaya. Mittel- und Süd-America. Mexico. | Davis, Guarrerıo G. Clima de la Re- Instituto geolögico. püblica Argentina compilado de las ob- Boletin. N.16. 1902. 4 | servaciones efeetuadas hasta el ano 1900. Sociedad Cientifica » Antonio Alzate«. | Buenos Aires 1902. 4. Memorias y Revista. Tomo13. 1902.N. | 5.6. Tomo 17. 1902. Tomo 18. 1902. N. 1.2. Tomo 19. 1902-03. N.1. Sociedad de Geografia y Estadistica. Montevideo. Museo Nacional. Anales. Tomo 4. 1903. Parte 1 (Schluss). Boletin. Epoca5. Tomo 1. 1902. N. 1.2. Parä. Herrera, A.L. Le röle preponderant des Museu Paraense de Historia Natural e Ethno- substances minerales dans les pheno- graphia (Museu Goeldi). menes biologiques. Mexico 1903. Sep.- Boletim. Vol.3. 1902. N.3.4. Abdr ; i Ya Rio de Janeiro. . : Observatorio. Cuerpo de Ingenieros de Minas del Peru. 7 NUR ON Boletin. N.1.2. 1902. Boletim mensal. 1902. Abril- Dezembro. 1903. Janeiro— Marco. Buenos Aires. Museo Nacional. Sao Paulo. Anales. Tom07. 8. 1902. Museu Paulista. Universidad. Revista. Vol.5. 1902. Anales. Tomo 15. 1902. CERQUEIRA, Dionisıo. La Bolivie et le Bresil. La question de l’Acre. Paris Cördoba. Academia Nacional de Üiencias. Nerv Vortü, Leororno. Theorie analytique Boletin. Tomo 17. Entr.2.3. Buenos Aires des formes et des queues cometaires, 1902.03. 7 0.0.uJ China und Japan. Shanghai. en Bd.8. 1899. Th.1. Bd.9. 2-03. China Branch of the Royal Asiatie Society. Journal. New Ser. Vol.33. 1899-1900. Ei Gmellachnft Tannnensps Vol 4 4. 1902-03. Pars4. 5. ToryD. . Univ: ersität. Ekoeen Investigation Committee, ‚Journal of the College of Science. Vol. 16. Publications. N.7.11-14. 1902-03. 1902-03. Art.7-15. Vol.17. 1902-03. Deutsche Gesellschaft für Natur- und Völker- Art.10.11. Vol.18. 1903. Art. 1-3. Vol. kunde ÖOstasiens. | 19. 1903. Art. 1.5-7. 1162 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Ferner wurden durch Ankauf erworben: Athen. Apxaionorıkh "ETaipela, "EoHmeric ÄpxaionorıkH. TTepioaoc 3.1902; 1903. TeYxocl.2. 4. Berlin. Journal für die reine und angewandte Mathematik. Bd.125.1903. 4. Dresden. Hedwigia. Organ für Kryptogamenkunde. Bd.41. 1902. Heft6. Bd.42. 1903. Heft 1-5. Leiden. Mnemosyne. Bibliotheca philologica Batava. Nova series. Vol.31. 1903. Leipzig. Christian Gottlob Kayser’s Vollständiges Bücher-Lexikon, enthaltend die vom Jahre 1750 bis Ende des Jahres 1902 im deutschen Buchhandel erschienenen Bücher und Landkarten. Bd.1-31. Dazu: Sc zu Bd.1-6. Sach- und Schlag- wortregister zu Bd.27-30. 1834-1903. 4. — ————, Literarisches Centralblatt für Deutschland. Jahrg.53. 1902. N.48-52. Titel und Inhalt. Jahrg. 54. 1903. N.1-48. 4 -— — —— , Hinrichs’ Halbjahrs-Katalog der im deutschen Buchhandel en Bücher, Zeitschriften, Landkarten usw. 1902. Halbj.2. 1903. Halbj.1 London. The Annals and Magazine of Natural History. Ser.7. Vol. 10. N.60. Vol.11. 1903. N.61-66. Vol.12. 1903. N.67-71. Paris. Annales de Chimie et de Physique. Ser.7. Tome 27. 1902. Dec. Tome 28.29. 1903. Tome 30. 1903. Sept.-Nov. Revue archeologique. Ser.3. Tome 41. 1902. Nov. Dec. Ser. 4. Tome 1. 1903. Tome2. 1903. Juillet. Aotıt. Stuttgart. Litterarischer Verein. Bibliothek. Bd.227-230. Tübingen 1902-03. Aıry, GEoRGE Bıpperr. Ueber den Magnetismus. Deutsche Uebersetzung durchgesehen von F. Tietjen. Berlin 1874 von BAER, Karı Ernst. Reden. 2. Ausg. Th.1-3. Braunschweig 1886. Allgemeine Deutsche Biographie. Lief.232-236. Leipzig 1902-03. Borrzmann, Lupwiıs. Über die Prinzipien der Mechanik. Leipzig 1903. Bringer, V. Welchen Anteil haben Fichte und Schleiermacher an der Entwickelung der Erziehung im 19. Jahrhundert? Bielefeld 1903. von Bruns, Heinrich. Kleine Schriften gesammelt von Hermann Brunn und Heinrich Bulle. Bd.1. Leipzig 1898. ÜREUZER, Frieprıch. Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Grie- chen. 2.Ausg. Th.1-4. Fortgesetzt von Franz Joseph Mone. Th.5.6. Leipzig und Darmstadt 1819-23. Ernst Currıvs. Ein Lebensbild in Briefen. Hrsg. von Friedrich Curtius. Berlin 1903. Darron, Hermann. Daniel Ernst Jablonski. Berlin 1903. Dırz, Frreorıch. Die Poesie der Troubadours. 2. Aufl. von Karl Bartsch. Leipzig 1883. ———, Etymologisches Wörterbuch der romanischen Sprachen. 4. Ausg. Bonn 1878. Daovasn, Jonanı Gustav. Geschichte der Preussischen Politik. Th.4. Abth.4. Leip- zig 1870. Du Boıs-Revmonp, Enır. Gesammelte Abhandlungen zur allgemeinen Muskel- und Nervenphysik. Bd.1.2. Leipzig 1875.77 Duncker, Max. Aus der Zeit Friedrichs des Grossen und Friedrich Wilhelms II. Leipzig 1876. Eıcater, A.W. Blüthendiagramme. Th.1.2. Leipzig 1875.78. Fuchs, Esır. Schleiermachers Religionsbegriff und religiöse Stellung zur Zeit der ersten Ausgabe der Reden (1799-1806). Giessen 1901. VON DER GABELENTZ, GEoRG. Die Sprachwissenschaft, ihre Aufgaben, Methoden und bisherigen Ergebnisse. 2.Aufl. Hrsg. von Albrecht Graf von der Schulenburg. Leipzig 1901. RE a oe Br RE Br N we 3 5 ch Eu Een ri Be A H a Er Al. a RS a Rn 9 ES Tor 2 Sbeze SaPT zun TEENS, Im a SCral pr WAgLT SEE Eee TE ST Da A SEHR rad A ee Täter ei a EEE ER Ya ae 1 Sr ER a NE I: ir DNS FREE EB al "ET Br a I RR a Durch Ankauf erworbene Drucksehriften. 1163 Grimm, Jacos. Weisthümer. Th.1-7. Göttingen 1840-78. Grimm, Jacor, und Grium, Wiruers. Deutsches Wörterbuch. Bd.10, Lief.10.11. Bd. 13. Lief.2. Leipzig 1902-03. 4 Grium, Wırnerm. Ruolandes liet. Göttingen 1838. HAMBURGER, M. Gedächtnisrede auf Immanuel Lazarus Fuchs. Leipzig und Berlin 1902. Sep.- Abdr. von Hermnorrz, Hermann. Vorlesungen über theoretische Physik. Hrsg. von Arthur König usw. Bd.1,1.2.2.3.5.6. Leipzig 1897-1903 -— — =, Vorträge und Reden. 4.Autl. Bd.1.2. Braunschweig 1896. Huser, Euern. Die Entwicklung des Religionsbegriffs bei Schleiermacher. Leipzig 1901. von Humsorpr, ALEXANDER. Essai sur la geographie des plantes, accompagne d’un tableau physique des regions &quinoxiales. Paris 1807. 4 Briefwechsel Alexander von Humboldt’s mit Heinrich Berghaus aus den Jahren 1825 bis 1858. 2. Ausg. Bd. 1-3. Jena1869. von Hunusorpr, WıruerLm. Briefe an eine Freundin. Leipzig 1860. Krrren, Orro. Wilhelm von Humboldts geschichtliche Weltanschauung im Lichte des klassischen Subjektivismus der Denker und Dichter von Königsberg, Jena und Weimar. Leipzig 1901. Krencke, Hermann.‘ Alexander von Humboldt. Ein biographisches Denkmal. 3.Aufl. Leipzig 1859. Kopp, Hermann. Beiträge zur Geschichte der Chemie. Stück 1-3. Braunschweig Kraver, R. Graf Hertzberg als Minister Friedrich Wilhelms II. Berlin 1899. Kun, Avatserr. Sagen, Gebräuche und Märchen aus Westfalen. Th.1.2. Leipzig 1859. Kunpr, Avsust. Vorlesungen über Experimentalphysik. Hrsg. von Karl Scheel. Braunschweig 1903. Kunrn, Kakı Sıcısuuno. Enumeratio plantarım omnium hucusque cognitarum. Tom1. 1 Suppl.2-5. Stutgardiae et Tubingae 1833-50. Lause, Erich. Schleiermachers Lehre von der Volksschule im Zusammenhange mit seiner Philosophie. Leipzig 1901. Lenmann, Max. Freiherr vom Stein. Th.1.2. Leipzig1902. 03. vow Liesıs, Jusrus. Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrieultur und Physio- logie. 9. Aufl. Braunschweig 1876. Freiherr von Lirieneron, Rocnus. Frohe Jugendtage. Lebenserinnerungen. Leipzig 1902. MarcHAnd, Ferıx. Rudolf Virchow als Pathologe. Gedächtnis -Rede. München 1902. von Mürter, Jonanses. Sämmtliche Werke. Hrsg. von Johann Georg Müller. Th.1-40. Stuttgart und Tübingen 1831-35. Mürter, Max. My Autobiography. A Fragment. London 1901. ——, Chips from a German Workshop. Vol.1.2. (2. Edition). 3. 4. London 1868-75. . The Science of Thought. London 1887. Base) Barruorp Grore. Kleine historische und philologische Schriften. Samm- lung 1.2. Bonn 1828.43. Perrz, Grors Heiwrıcn. Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gnei- senau. Bd.1-3. Fortgesetzt von Hans Delbrück. Bd.4.5. Berlin 1864-80. Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein. Bd.1-5.6. Hälfte 1.2. Ber- lin 1849-55. 75. 1164 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Porrrzev, J.E. Julien Offray de Lamettrie. Sein Leben und seine Werke. Berlin 1900. Porr, Aususr Frıeprıcn. Die Zigeuner in Europa und Asien. Th.1.2. Halle 1844.45. Preuss, T#reopor. Graf Hertzberg als Gelehrter und Schriftsteller. Berlin 1902. Rıest, Aroıs. Rudolf Haym. Rede. Halle a.S.1902. Rırss, Perer Tueorsır. Abhandlungen zu der Lehre von der Reibungselektrieität. Berlin 1867. —————, Die Lehre von der Reibungselektricität. Bd.1.2. Berlin 1853. Roru, Justus. Allgemeine und chemische Geologie. Bd. 1-3. Berlin 1879-93. Russert, Bertrand. A Critical Exposition of the Philosophy of Leibniz. Cambridge 1900. ScHÄFER, Dierricah. Zu Moltkes Gedächtnis. Rede. Jena 1901. ScHELLInGS Münchener Vorlesungen: Zur Geschichte der neueren Philosophie und Darstellung des philosophischen Empirismus. Neu hrsg. von Arthur Drews. Leipzig 1902. SCHLEIERMACHER, FRIEDRICH. Monologen. Kritische Ausg. von Friedrich Michael Schiele. Leipzig : SCHLESIER, Gustav. ERSTER an Wilhelm von Humboldt. Th.1. Neue Ausg. Th.2. Stuttgart 1854.45. SchmögER, Frieprıch. Leibniz in seiner Stellung zur sellerischen Physik. München 1901. SeıverL, Paur. Andreas Schlüter als Bildhauer. Rede. Berlin 1901. SıEepHAN, Horst. Die Lehre Schleiermachers von der Erlösung. Tübingen und Leip- zig1901. Gedächtnissfeier für Carl Gerhardt und Rudolf Virchow im Verein für innere Medizin zu Berlin am 27. Oktober 1902. Leipzig 1903. WaArrEnzacH, Wıruers. Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter. 5. Aufl. Bd.1.2. . Berlin 1885.86. 1165 NAMENREGISTER. Assmann, Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Richard, in Berlin, Beobachtungen am Aöro- nautischen Observatorium über Temperatur- Umkehrungen. 297. 298306. Avsrıv, ‚Prof. Louis, in Charlottenburg, die Zerstäubung elektrisch geglühter Platin- metalle in verschiedenen Gasen, s. L. Horsorn. AUWERS, vierzehn unbekannt gebliebene Königsberger Zonen. 999. (AbA.) Barscuaur, Dr. Hermann, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceani- schen Salzablagerungen, s. van’r Horr. Bauer, Dr. Max, Professor in Marburg, vorläufiger Bericht über weitere Unter- suchungen im niederhessischen Basaltgebiet. 947. 992 —996 BErnNsTeEIN, Dr. Julius, Professor in Halle, erhält 4000 Mark zur Untersuchung des thermischen Verhaltens des elektrischen Organs der Fische. 209 von BEezoro, Vorschlag zu einer magnetischen Vermessung eines ganzen Parallel- kreises zur Prüfung der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetis- mus. Mit A. Scauipr. 669. 670 — 677. Branco, die Gries-Breccien des Vorrieses als von Spalten unabhängige, früheste Stadien embryonaler Vulcanbildung. 747, 748-756. ‚ zur Spaltenfrage der Vulcane. Theil I. 747. 757—778. Brunner, Jahresbericht der Savigny-Stiftung. 106. =, Jahresbericht der Commission für das Wörterbuch der dentschen Rechts- sprache. Mit Schroever. 108— 112. | m, über die Klage mit dem todten Mann und mit der todten Hand im deutschen Gerichtsverfahren des Mittelalters. 1021. Burpdacn, ‘Walthers Palinodie. 611. 612 — 613, =, dritter Reisebericht über seine Forschungen zum Ursprung der neuhoch- deutschen Schriftsprache und des deutschen Humanismus. 631. (AbA.) - —, Studien zur deutschen Bildungssprache alter und neuerer Zeit. I. 701. Conn, Dr. Emil, Professor in Strassburg, Metalloptik und Maxwell’sche Theorie. 433. 538— 542. Coxze, Jahresbericht über die Thätigkeit des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts. 611. 614—623. — —, über die tektonischen Formen der attischen Grabmäler im 5. und 4, Jahr- hundert v. Chr. 919 VON CoRNELIUS, gestorben am 10. Februar. 210. Coweır, gestorben am 9. Februar. 260. CrEmona, gestorben am 10. Juni. 649. Daur, Prof. Dr. Friedrich, in Berlin, erhält 500 Mark zur Erforschung der Spinnen- fauna Deutschlands. 648. DANNENBERG, Prof. Dr. Arthur, in Aachen, der Monte Ferru in Sardinien. I. 841. 852 — 866. | ———— , erhält 800 Mark zum Abschluss seiner geologischen Untersuchung von Vulcangebieten auf der Insel Sardinien. 1107. 1166 Namenregister. Dırrs, Jahresbericht über die Aristoteles- Commentare. 96. ———, Jahresbericht über die Griechischen Münzwerke. 97—.98. — —— , Jahresbericht über den Thesaurus linguae latinae. 99 — 100. —n -, erhält 4000 Mark zur Fortführung der Arbeiten an einem Katalog der Hand- schriften der antiken Mediein. 648 ‚ Antwort auf die Antrittsrede des Hrn. Pischel. 712 —714. ‚ über zwei milesische Kalender. 997. Dırrsey, Jahresbericht über die Kant- Ausgabe. 100—101. —————, über die ersten Jahre der Wirksamkeit von Niebuhr in Berlin. 199. Dresser, griechische Münzen aus den neuesten Erwerbungen des Kgl. Cabinets. 477. EBERHARD, Dr. G., in Potsdam, über das. Auftreten von Funkenlinien in Bogen- spectren, s. J. Harınann. ENGELMANN, über den Stannius’schen Versuch. 781. Enster, Jahresbericht über das »Pflanzenreich«. 104. ‚ über die Vegetationsformationen Ostafricas auf Grund einer Reise durch Usambara zum Kilimandscharo und über die landwirthschaftlich- biologische Station in Amani. ——————, erhält 2300 Mark zur Fortsetzung der Bearbeitung des Werkes »Das Pflanzen- reich«. 920. ErDMANN, Dr. Benno, Professor an der Universität Bonn, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch -historischen Classe gewählt. 138. Erman, Jahresbericht über das Wörterbuch der aegyptischen Sprache. 102. ————, zur Erklärung des Papyrus Harris. 325. 456-474. Farur, F., Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz- ablagerungen, s. van”r Horr. Fısc#er, Synthese von Derivaten der Polypeptide. 385. 387— 400. Fränker, Prof. Dr. Max, in Berlin, Beiträge zur griechischen Epigraphik aus Hand- schriften. 69. 82 —91. FRANKE, Dr. Otto, Dolmetscher a. D: in Berlin, Kaschgar und die Kharosthi, s. Pıscher. FRiEDENSBURG, Dr. Walter, Archivdirector in Stettin, das Königlich Preussische historische Institut in Rom in den ersten ı 3 Jahren seines Bestehens 1888 — 1901. 15. (Abh). Frosenıus, über die charakteristischen Einheiten der symmetrischen Gruppe. 327. 328 — 358. — ——, über die Primfactoren der Gruppendeterminante. II. 385. 401-409. =, Theorie der hypercomplexen Grössen. 433, 504—537. II. 633. 634—645. —————, über einen Fundamentalsatz der Gruppentheorie. 977. 987 — 991. vos GesuarpT, D. Dr. Oskar, Director der Universitätsbibliothek und Professor an der Universität Leipzig, zum eorrespondirenden Mitglied der philosophisch-histori- schen Classe gewählt. 782. ÜGEGENBAUR, gestorben am 14. Juni. 649. GEIGER, A., künstliche Darstellung des Krugits. 1107. 1123—1124. ee Karl, Professor in Berlin, das achtzehnte Kapitel des Vendidäd. 329. GELZER, Dr. Heinrich, Professor in Jena, Pergamon unter Byzantinern und Osmanen. Gı»es, Josiah Willard, gestorben am 28. April. 543. Grasau, Dr. Hans, Privatdocent in Marburg, erhält 1000 Mark zu einem Auf- enthalte in Paris zwecks Studien zur Geschichte Ludwig’s XVI. und über die Entwickelung der Geschichtsschreibung über die französische Revolution. 1108. Der erste Halbband endet mit Seite 704. 1167 GraAY, Arthur W,., über Ozonisir 'ung durch stille elektrische Entladungen in dem Siemens’schen Örokiänpana 557. 1016—1020. Grönroos, Dr. Hjalmar, Privatdocent in Helsingfors, die Museculi biceps brachii und latissimo -condyloideus bei der Affengattung Hylobates im V ergleich mit den entsprechenden Gebilden der Anthropoiden und des Menschen. 209. (Abh.) Hasen, Prof. Dr. Ernst, in Charlottenburg, über Beziehungen zwischen dem Re- flexionsvermögen der Metalle und ihrem elektrischen Leitvermögen. Mit H. Rusens. 259. 269-277. ——, das Emissionsvermögen der Metalle für lange Wellen. Mit H. Rupens. 385. 410— 419. Harnack, Jahresbericht der Kirchenväter-Commission. 107-108, m, einige Bemerkungen zum 5. Buch der Kirchengeschichte des Eusebius nach der neuen Ausgabe von Eduard Schw artz. 199. 200-207. = ——— , Ius ecclesiasticum. Eine Untersuchung über den Ursprung des Begriffs, 211. 219 226. = —— , Forschungen auf dem ." der alten grusinischen und armenischen abs Referat. 787. 831-840. Harımann, Prof. Dr. Johannes, in Potsdam, Fe das Auftreten von Funkenlinien in Bogenspectren. Mit G. Esernarn. 39. = ——— , über einen neuen Zusammenhang a Bogen- und Funkenspeectren. 228. 234944 von HeEFNER- RER über die unmittelbare Beeinflussung von Pendelschwin- gungen durch äussere Kräfte. 841. 84 51 Hernerr, über die Reduction der auf De physischen Erdoberfläche beobachte Schwerebeschleunigungen auf ein gemeinsames Niveau. Zweite Mittheilung. z 650 — 667 HeErrwıs, Oskar, neuere Ergebnisse der Keimblattlehre. 433. Herz, Prof. Dr. Norbert, in Wien, erhält 2000 ea zur Vollendung eines Sterneata- logs für die Zone —6° bis —ıo°. 209. HırscaBers, Dr. Julius, Professor in rim, über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1079. 1080—1094. Hırschrero, die Monumenta des Manilius und das Ius Papirianum. 1. 2—12, ‚ Jahresbericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften, s. Monnsen. = om, Jahresbericht über die Prosopographie der römischen Kaiserzeit, s. Monnsen. een, ‚ Jahresbericht über den Index rei militaris imperii Romani, s. Momasex. =, über den Endtermin der Gallischen Statthalterschaft Caesars. 1079. van’r Horr, der hydraulische oder sogenannte Estrichgips. Mit G. Just. 13. 249 —258. mm, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der geeRBischen Salz- ablagerungen. XXX. Mit H. Barscrarı. 327. 359—371. XXXI. Mit G. Just. 479. 499—503. XXXIL. Mit W. Mevernorrer. 633. 678—684. XXX Mit F. Farur. 999. 1000-1010. Horsorn, Prof. Dr. Ludwig, in Charlottenburg, die Zerstäubung elektrisch geglühter Platinmetalle in verschiedenen Gasen. Mit L. Ausrın. 228. 245 —248. Horper-Esser, Geh. Reg.-Rath Prof. Dr. Oswald, in Berlin, |— über die Herausgabe der Monumenta Germaniae historica. 543. ö Horovırz, Dr. Joser, Privatdocent in Berlin, erhält 500 Mark zur nnasabe der Gedichte des arabischen Dichters Kumait. 15. 1168 Namenregister. Horovırz, Dr. Joser, erhält 470 Mark zu einer Reise nach London zwecks Ver- gleichung einer Handschrift für die Ausgabe des Ibn Saad. 475. JAEGER, Prof. Dr. Wilhelm, in Charlottenburg, über die in der Darstellung und Fest- haltung des elektrischen Widerstandsmaasses erreichbare Genauigkeit. 543.544—548. ‚Just, Dr. Gerhard, der hydraulische oder sogenannte Estrichgips, s. van’r Horr. — —, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salzablagerungen, s. van’r Horr. Kayser, Dr. Heinrich, Professor in Bonn, die Bogenspectren von Yttrium und Ytter- bium. 633. (Abh Krıser, Dr. Franz, Professor in Freiburg i.B., erhält 1300 Mark zu einer Unter- suchung über die Embryologie der Affen und des Menschen. 920. KexuLE von Srraponıtz, über ein attisches Reliefin den Königlichen Museen. 585. Kemper, Prof. Dr. Paul, in Potsdam, ein neuer veränderlicher Stern von ausserge- wöhnlich kurzer Periode, s. G. MÜLLer. Kreın, die Meteoritensammlung der Königlichen I Friedrich-Wilhelms- Universität zu Berlin am 5. Februar 1903. 137. 139—172. Kıenum, Prof. Dr. Gustav, in Darmstadt, erhält 500 Mark zu einer geoingiäc Untersuchung des Tessinthals zwischen Nufenenpass und Bellinzona. 648. Könrer, gestorben am 21. October. 921. Körrer, Dr. Fritz, Professor in Berlin, die Bestimmung des Drucks an gekr ümmten Gleitflächen, eine Aufgabe aus der Lehre vom Erddruck. 227. 229— 233. Kontrauscn, über die Entwickelung der elektrischen Maasseinheiten. 543. Koser, Jahresbericht über die Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen, 8. SCHMOLLER. — — , Jahresbericht über die Acta Borussica, s. SchMoLter. — ——, über den Ausgang der Regierung Friedrich’s des Grossen. 209. -———, erhält 6000 Mark zur Fortführung der Herausgabe der Politischen Corre- spondenz Friedrich’s des Grossen. 648. KROoNEcKER, Dr. Hugo, Professor in Bern, erhält ı 50oo Mark zu Versuchen über Serum-Transfusion. 1107. Küreraavs, Dr. Theodor, Oberlehrer in Düsseldorf ‚ erhält 500 Mark zur Fortsetzung seiner Studien in Frankreich und Spanien über Richelien’s Mitarbeiter Faucan. 476. Küster, Dr. Ernst, Privatdocent in Halle, erhält 600 Mark zu algologischen Unter- suchungen. 920. Kurscuer, Dr. Friedrich, Privatdocent in Marburg, die Bildung von Guanidin bei Oxydation von Leim mit Permanganaten. Mit G. Zıcxorar. 611. 624— 629. Lanporr, erhält 3000 Mark zur Bearbeitung einer dritten Ausgabe seiner »Physi- kalisch-chemischen Tabellen«. 648. m, Über den Fortgang seiner Untersuchungen über die fraglichen Änderungen 2 der Gesammtmasse chemisch sich umsetzender Körper. 1095 ’ 1095. 10961097. Lange, Hans Ostenfeldt, Oberbibliothekar in Kopenhagen, Prouheseinge eines aegyptischen Weisen aus dem Papyrus I, 344 in Leiden. 585. 601610. LAurersorn, Dr. Robert, Professor in Heidelberg, erhält 1200 Mark zu Unter suchungen über die Thier- und Pflanzenwelt des Rheins. 648. LEHMANN, Dr. Otto, Professor in Karlsruhe, erhält 1800 Mark zur Herausgabe eines Werkes über flüssige Krystalle. 920. 1107. Leı POLDT, cand. theol. Johannes, in Dresden, der Hirt des Hermas in satdischer £ 268. ee 259. 261 — Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 30. November. #; Der erste Halbband endet mit Seite 704. 1169 LEner, Dr. Otto, Professor in Strassburg, zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Dis- putationen. 919. 922—936. — Nachtrag. 1021. 1034—-1035. Lenz, über norddeutsche Insurreetionspläne im Jahre 1807. 475. Lırschırz, gestorben am 7. October. 921 Loumans, Dr. Hans, Privatdocent in Kiel, Untersuchungen über die Thier- und Pflanzenwelt sowie über die Bodensedimente des Nordatlantischen Oceans zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite. 479. 560 — 583. Magnus, Dr. Rudolf, Privatdocent in Heidelberg, erhält 750 Mark zu Untersuchungen über die Einwirkung von ‚Giften auf glatte Musculatur. 209. Mann, Dr. Oskar, ee; in Berlin, Berichte über seine Studienreise in Persien und Kurdistan. 211. ———, erhält 3000 Mark ei dritte und letzte Rate für seine Reise nach Vorderasien zum Studium der kurdisch-neupersischen Dialekte. MEYER, Dr. Eduard, Professor der alten Geschichte an ER Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der philosophisch- historischen Classe gewählt. 921 MEYERHOFFER, Prof. Dr. Wilhelm, in Berlin, nern über die Bildungs- verhältnisse der oceanischen Salzablagerungen. s. van’r Horr. Mösıus, über gesetzliche Grundlagen der ästhetischen Betrachtung und Beurtheilung der Thiere. 197. ‚ Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doetorjubiläum am 30. December. 1107. 1125 — 1126. Mousse, Jahresbericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. Mit Hırsca- FELD. 94— 96. ——, Jahresbericht über die Prosopographie der römischen Kaiserzeit. Mit eis: tale über den Index rei militaris imperii Romani. Mit Hırscr- FELD. 103. ——————, Jahresbericht über die Ausgabe des Codex Theodosianus. 103. ——, erhält 1200 Mark zur Fortführung der Herausgabe des Codex 'T'heodo- sianus. 6 ee Taschih aus Baalbek. 787. 817— 824. —, gestorben am r. November. 977. Mörz ER, Prof. Dr. Gustav, in Potsdam, ein neuer en Stern von ausser- gewöhnlich kurzer Periode. Mit P. Kemper. 137. 1 MüÜLrer-Brestau, zur Theorie der Windverbände Be ‚Brücken, 947. 948— 957. Munk, über die Folgen des Sensibilitätsverlustes der Extremität für deren Motilität. 1037. 1038 — 1077. Parıs, gestorben am 6. März. 323. Psiızıprson, Prof. Dr. Alfred, in Bonn, vorläufiger Bericht über die im Sommer 1902 ausgeführte Forschungsreise im westlichen Kleinasien. 112— 124. ... Kaschgar und die Kharosthi. Mit O. Franke. 137. 184— 196. — II. 723. 735 — 745. Ankeitinreiies 709712. | =, Gedächtnissrede auf Albrecht Weber. 720. ‚ die Inschrift von Paderiyä. 723. 724 — 734. Prawen, über die optischen EREERRE En der Metalle für lange Wellen. 259. 27 ———, zur © lektrumagnellschen Theorie der selectiven Absorption in isotropen Nichtleitern.. 479. 480 — 41 i ‚ Metalloptik und Hsswalishe Theorie. 557. 558—559. 1170 Namenregister. Porr, Dr. Heinrich, in Berlin, erhält 8oo Mark zu Nebennierenstudien an Ringel- würmern und anderen Wirbellosen. 920. Prec#r, Prof. Dr. Julius, in Hannover, erhält mit Prof. Dr. K. Runge 500 Mark zu Untersuchungen über das Speetrum des Radiums. 648. ———., iiber die Wärmeabgabe des Radiums, s. K. Run Reıca, Dr. Max, in Berlin, erhält 1800 Mark als en zum Zwecke der Fortsetzung seiner Untersuchung der handschriftlich erhaltenen Briefe des Erasmus. Reınke, Dr. Johannes, Professor in Kiel, die Entwickelungsgeschichte der Dünen an der Westküste von Schleswig. 227. 231 — 295 Rıcnarz, Dr. Franz, Professor in Marburg, über Analogien zwischen Radioactivität und dem Verhalten des Ozons. Mit R. Scaenex. 1101. 1102 — 1106 von Rıc#raoren, geomorphologische Studien aus Ostasien. IV. 669. 867—891. — 66 — 918 Roerse, Dr. Gustav, Professor der deutschen Philologie an der Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Classe gewählt. 138. — —, Antrittsrede. 716— — ——, altdeutsche Worte mit kurzer Stamm- und langer Bildungssilbe. 779. Ronsers, Dr. Julius, in Berlin, geologisch-petrographische Studien in den Gebieten von Predazzo und Monzoni. Ill. 39. 43 —68. Rusens, Dr. Heinrich, Professor in Charlottenburg, über Beziehungen zwischen dem Reflexionsvermögen der Metalle. und ihrem elektrischen Leitvermögen, s. E. Hasen. ee ‚ das Emissionsvermögen der Metalle für lange Wellen, s. E. Hasen. Rune, Dr. Karl, Professor in Hannover, erhält mit Prof. Dr. J. Prec#r 500 Mark zu Untersuchungen über das Spectrum des Radiums. 648. -——, über die Wärmeabgabe des Radiums. Mit J. Precer. 781. 783—786. Sıcnau, der erste Chalife Abu Bekr. Eine Charakterstudie. 15. 16-37. -—— , Jahresbericht über die Ausgabe des Ibn Saad. ——, erhält 100 Mark zur Photographirung einer bisher unbekannten syrischen Handschrift des syrisch-römischen Rechtsbuches. 475. ‚ das Berliner Fragment des Müsä Ibn “"Ukba. 1099. ae Dr. Wilhelm, Professor in Heidelberg, über die Lagerungsform und das Alter des Adamellotonalites. 297. 307—319. SANTER, Dr. Max, in Berlin, erhält mit Dr. W. Werrser 800 Mark zum Studium der Biologie dreier von ihnen in den norddeutschen Seen aufgefundenen Krebs- arten. 920. SCHÄFER, Dr. Dietrich, Professor der Geschichte des Mittelalters an der Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Classe gewählt. 921. ScuavinsLanp, Prof. Dr. Hugo Hermann, in Bremen, erhält 2000 Mark zur Her- ausgabe eines Werkes »Beiträge zur Entwickelungsgeschichte und Anatomie der Wirbelthiere«. 209. ScHEINER, Prof. Dr. Julius, in Potsdam, erhält 980 Mark zu Untersuchungen über die Temperatur der Sonnenphotosphäre. 648. ScHeEnck, Dr. Rudolf, Privatdocent in Marburg, über Analogien zwischen Radioacti- vität und dem Verhalten des Ozons, s. F. Rıc#arz. Seuaipr, Jahresbericht über die Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldt’s. 105. —————, die Mummenschanz im zweiten Theile des Faust. 323. Scaaıpr, Prof. Dr. Adolf, in Potsdam, erhält 1250 Mark zur weiteren Herausgabe der von ihm bearbeiteten älteren erdmagnetischen Beobachtungen. 6 Der erste Halbband endet mit Seite 704. 1141 Scanipr, Prof. Dr. Adolf, in Potsdam, Vorschlag zu einer magnetischen Vermessung eines ganzen Parallelkreises zur Prüfung der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus, s. von Bezor.. SCHMOLLER, über Organe für Einigung und Schiedssprüche in Arbeitsstreitigkeiten. 69. 70—81. — rer über die Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. Mit Koseh; I6 — 5 re über die Acta Borussica. Mit Koser. 99. = —, Classenkämpfe und Classenherrschaft. 1107. 1109-119. ScHorTTky, EEE Mitglied, zum ordentlichen Mitglied der physikalisch- mathematischen Classe gewählt. 138. ‚ Antrittsrede. 714—716. ‚ über die Abel’schen Functionen von drei Veränderlichen. 977. 978 — 986. Fortsetzung. 1021. 1022—1033 SCHROEDER, Jahresbericht der Commission für das Wörterbuch der deutschen Rechts- sprache, s. Brunner. ScauLruess, Prof. Dr. Friedrich, in Göttingen, erhält 2000 Mark zur Herausgabe eines Lexicon syropalaestinum. Scaurz, Dr. Friedrich N., Professor in ER erhält 600 Mark zur Untersuchung der Secretionsverhältnisse der Säureschnecken des Golfs von Neapel und zur Beschaf- fung von Material für eine vergleichende Physiologie der Thierfarben. 9 Scaurze, Franz Eilhard, Caulophacus areticus (Armauer Hansen) und Calycosoma gracile F. E. Sch., n. sp. (Abh. ‚ Jahresbericht über das »Thierreich«.. 103—104. Be Dr. Wilhelm, Professor der vergleichenden Sprachwissenschaft an der Uni- versität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der res ung historischen Classe gewählt. 1095. Scawarry, Dr. Friedrich, Professor in Giessen, erhält 2600 Mark zu einer Orient- reise zum Zweck von Koranstudien und Untersuchung von islamitischen Bauten. Scawarz, Bestimmung aller derjenigen Minimalflächen, welche eine Schaar reeller Curven zweiten Grades enthalten. ———, erhält 250 Mark zur Herstel eines Katalogs der Litteratur über Mini- malflächen. 920. Sırser, Dr. John, in Berlin, erhält 745 Mark zu einer Reise nach Südrussland be- hufs Sammlung von Material zum Abschluss seiner Untersuchungen über Haemo- gregarina stepanovi. 920. Freiherr von Soven, D. Hermann, Professor in Berlin, Bericht über die in der Kub- bet in Damaskus gefundenen Handschriftenfragmente. 787. 825—830. Sommer, Dr. Robert, Professor in Giessen, erhält 50o Mark zur Fortführung seiner Untersuchungen über Ausdrucksbewegungen. 648. SrıErDa, Dr. Wilhelm, Professor in Leipzig, erhält 1000 Mark zur Herausgabe des ersten Bandes eines Werkes »Briefe und Handelsbücher eines hansischen Kauf- manns aus der Zeit von 1395—1441«. 476. STokEs, gestorben am 2. Februar. 138. SrumPr, über den Willensbegriff. HI. 321. Toster, Bruchstücke altfranzösischer Dichtung aus den in der Kubbet in Damaskus gefundenen Handschriften. 959. 960 — 976. Toster, Dr. Friedrich, in Berlin, über Polymorphismus von Meeresalgen. 327. 372 — 384. Sitzungsberichte. 1903. 106 1172 Namenregister. Toster, Dr. Friedrich, in Berlin, erhält 650 Mark zu Studien über Einzelwachsthum der Zelle und Veränderung des Habitus am Pflanzenkörper. 920. Tönnıes, Prof. Dr. Ferdinand, in Eutin, erhält 800 Mark zur Ausführung moral- statistischer Untersuchungen. 649. Torngquviıst, Dr. Alexander, Professor in Strassburg, der Gebirgsbau Sardiniens und seine Beziehungen zu den jungen, eircum-mediterranen Faltenzügen. 633. 685—699. Tscuermax, Prof. Dr. Armin, in Halle a. S., erhält 300 Mark zur Fortsetzung seiner Arbeiten über das Binocularsehen der Wirbelthiere. 1108. VAnLEen, Festrede, gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs und des Jahrestages König Friedrich’s II. 93. 126 — 135. ————, über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 787. 788—816. VENSKE, Dr. Oswald, in Potsdam, zur Theorie derjenigen Raumeurven, bei welchen die erste Krümmung eine gegebene Function der Bogenlänge ist. 747. 937—946. Vırcuow, Gedächtnissrede auf ihn, von WaAroever. 720. (AbA.) Voseı, Untersuchungen an Sternspeetren. 259. Warperer, Jahresbericht der Humboldt-Stiftung. 105. ——————, Ansprache, gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Leibnizischen Jahrestages. 705—708. ‚ Gedächtnissrede auf Rudolf Virchow. 720. (4bk.) ‚ über den »Processus retromastoideus«, eine besondere Bildung an der Hinterhauptsschuppe. 11 WARBURG, über die Ozonisirung des Sauerstoffs durch stille elektrische Entladungen. 999. 1011—1015. WEBER, Gedächtnissrede auf ihn, von Pıscher. 720. x WELTNER, Dr. Wilhelm, in Berlin, erhält mit Dr. M. Sımrer 800 Mark zum Studium der Biologie dreier von ihnen in den norddeutschen Seen aufgefundenen Krebs- arten. 920. von Wıramowırz-MoELLENDORFF, erhält 1500 Mark zur Aufnahme von Graffiti in Aegypten. 15. Vergl. S.781. u, Jahresbericht über die Sammlung der griechi- schen Inschriften. 93. —————, drei Schlussscenen griechischer Dramen. 1. II. 435. 436—455. III. 585. 587— 600. ‚ über die Herkunft des Apollon. 631. Tu —, erhält 5000 Mark zur Fortführung der Samm- lung der griechischen Inschriften. 648. Neubezifferung der Bände der Corpora In- scriptionum Graecarum. 701. 702 — 704. WiLcken, Dr. Ulrich, Professor in Halle, erhält 1000 Mark zur Vollendung einer von ihm vorbereiteten Sammlung der ptolemäischen Papyrusurkunden. WINDELBAND, Dr. Wilhelm, Professor an der Universität Strassburg, zum correspon- direnden Mitglied der philosophisch - historischen Classe gewählt. 210. von Worrr, Dr. Ferdinand, in Berlin, erhält 1150 Mark zum Abschluss seiner geo- logisch -petrographischen Untersuchung des Bozener Quarzporphyrgebiets. 648. ZiIck@GRAF, Goswin, die Bildung von Guanidin bei Oxydation von Leim mit Per- manganaten, s. F. Kurscher. Zunrz, Dr. Nathan, Professor in Berlin, erhält 1250 Mark zu physiologischen Studien im Laboratorium der Capanna Regina Margherita auf dem Monte Rosa. 920. 1173 SACHREGISTER. Abel’sche Functionen, über die — von drei Veränderlichen, von ScuorrkY. 977. 978—986. — Fortsetzung. 1021. 1022— 1033 Absorption, zur elektromagnetischen Theorie der seleetiven — in isotropen Nicht- leitern, von Pranck. 479. 480— 498. Abu Bekr, der erste Chalife —. Eine Charakterstudie, von Sacnav. 15. 16—37. Acta Borussica: Jahresbericht. 99. Adamellotonalit, über die Lagerungsform und das Alter desselben, von W. Sıronon. 297. 307 — 319. Adressen: an Lanporr zum fünfzigjährigen Docetorjubiläum am 30. November. 1095. 1096 — 1097. — an Mösıus zum fünfzigjährigen Doetorjubiläum am 30. December 1107. 1125 — 1126. Aesthetische Betrachtung und Beurtheilung der Thiere, über gesetzliche Grund- lagen derselben, von Mösıus. 197. Algen, über Polymorphismus von Meeresalgen, von F. Tosrer. 327. 372— 384. Altdeutsche Worte mit kurzer Stamm- und langer Bildungssilbe, von Rorrne. 779. Amani, über die landwirthschaftlich -biologische Station in —, von Enerer. 227. Anatomie und Physiologie: Ensermann, über den Stannius’schen Versuch. 781. — H. Grönroos, die Musculi biceps brachii und latissimo-condyloideus bei der Affengattung Hylobates im Vergleich mit den entsprechenden Gebilden der An- bh thropoiden und des Menschen. 9. (Abh.) — Herrwie, O., neuere Ergebnisse der Keimblattlehre. 433. — Munk, über die Folgen des Sensibilitätsverlustes der Extremität für deren Motilität. 1037. 1038— 1077. — Waıpever, über den »Processus retromastoideus«, eine besondere Bildung an der Hinterhauptsschuppe. 1101. Vergl. Zoologie. Antrittsreden von ordentlichen Mitgliedern: Pıscner. 709—712. Antwort darauf von Dies. 712— 714. — Scuorrky. 714—716. — Rorrae. 716—719. Apollon, über die Herkunft des —, von von Wıramowırz-MoeLLEnDoRFFr. 631. Arbeitsstreitigkeiten, über Organe für Einigung und Schiedssprüche in —, von ScHumosLer. 69. 70—81. Archaeologie: Conze, über die tektonischen Formen der attischen Grabmäler im 5. und 4. Jahrhundert v. Chr. 919. — Kexue von Srrapontrz, über ein attisches Relief in den Königlichen Museen. 585. Archaeologisches Institut: Jahresbericht. 124. 611. 614—623. Aristoteles-Commentare: Jahresbericht. 96. — Publicationen. 321. 647. 919. Armenische Litteratur, Forschungen auf dem Gebiete der alten —, Referat von Harnack. 787. 831— 840. Asien, geomorphologische Studien aus Ostasien von vow Rıcuruoren. IV. 669. 867— 891. — V. 669. 892— 918. 106* 1174 Sachregister. Astronomie und Astrophysik: Auwers, vierzehn unbekannt gebliebene Königs- berger Zonen. 999. (Abh.) — Bericht über die »Geschichte des Fixsternhimmels«. 103. — J. Harımann und G. EperHArnp, über das Auftreten von Funkenlinien in Bogenspectren. 39. 40—42. — J. Hırımann, über einen neuen Zusammen- hang zwischen Bogen- und Funkenspecetren. 228. 234—244. — G. MÜrLer und P. Kemer, ein neuer veränderlicher Stern von aussergewöhnlich kurzer Periode, 137. 173—183. — Voser, Untersuchungen an Sternspectren. 259. Atlantischer Ocean, Untersuchungen über die Thier- und Pflanzenwelt sowie über die Bodensedimente des Nordatlantischen Oceans zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite, von H. Lonmann. 479. 560—583. Attische Grabmäler, über die tektonischen Formen derselben im 5. und 4. Jahr- hundert v. Chr., von Coxze. 919. Attisches Relief, über ein solches in den Königlichen Museen, von KekvLE von Srraponırz. 585. | Augenheilkunde, über das älteste arabische Lehrbuch derselben, von J. HırscHBerc. 1079. 1080—1094. Baalbek, Inschrift aus —, von Mounsen. 787. 817824, Basalte, vorläufiger Bericht über weitere Untersuchungen im niederhessischen Basalt- gebiet, von M. Baver. 947. 992 —.996. Bogenspectren, über das Auftreten von Funkenlinien in denselben, von J. Hırr- MANN und G. EBERHARD. 39. 40—42. — über einen neuen Zusammenhang zwischen Bogen- und Funkenspectren, von J. Haırımann. 228. 234244. Bopp-Stiftung: Jahresbericht. 106 Botanik: Enerer, über die Vegetationsformationen Ostafricas auf Grund einer Reise durch Usambara zum Kilimandscharo und über die landwirthschaftlich -biologische Station in Amani. 227. — H. Loumann, Untersuchungen über die Thier- und Pflanzenwelt sowie über die Bodensedimente des Nordatlantischen Oceans zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite. 479, 560-583. — »Pflanzenreich«. ‚104. 327. 723. 919. 920. — J. Rewer, die Entwickelungsgeschichte der Dünen an der Westküste von Schleswig. 227. 281— 295. — F. Tosrer, über Polymorphis- mus von Meeresalgen. 327. 372—384. Caesar, über den Endtermin der Gallischen Statthalterschaft desselben, von Hırsca- FELD. 1079. Calycosoma graeile F.E. Sch., n. sp., von F. E. Sonurze. 13. (4Abk.) Caulophacus areticus (Armauer Hansen), von F. E. Scuurze. 13. (Abh.) Chemie: Fıscuer, Synthese von Derivaten der Polypeptide. 385. 387—400. — A. Geiger, künstliche Darstellung des Krugits. 1107. 1123—1124. — var Horr und G. Jusr, der hydraulische oder sogenannte Estrichgips. 13. 249— 258. — Derselbe, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der oceanischen Salz- ablagerungen. XXX. Mit H. Barscnarı. 327. 359—371. XXXI. Mit 6. Just. 479. 499—503. XXXI. Mit W. Mevernorrer. 633, 678—684. XXXIH. Mit F. Farur. 999. 1000-1010. — F. Kurscher und G. Zıckerar, die Bildung von Guanidin bei Oxydation von Leim mit Permanganaten. 611. 624—629. — Lanporr, über den Fortgang seiner Untersuchungen über die fraglichen Änderungen der Gesammtinasse chemisch sich umsetzender Körper. 1095. Classenkämpfe und Classenherrschaft, von ScHmotter. 1107. 1109—1122. Codex Theodosianus, Ausgabe desselben: Jahresbericht. 103.— Geldbewilligung. 648. Corpus inscriptionum graecarum: Jahresbericht. 93. — Geldbewilligung. 648. — Publication. 779. — Neubezifferung der Bände der Corpora inseriptionum graecarum. 701. 702-704, Der erste Halbband endet mit Seite 704. 1175 Corpus inseriptionum latinarum: enge 94— 9. Corpus nummorum: Jahresbericht. 97— Deutsche Bildungssprache, Studien zur — alter und neuerer Zeit, von Bur- pacn. 1. 701. Deutsche Rechtssprache, s. Wörterbuch. Druck an gekrümmten Gleitflächen, die Bestimmung desselben, eine Aufgabe aus der Lehre vom Erddruck, von F. Körrer. 227. 229 —233, Dünen, die Entwickelungsgeschichte der — an der Westküste von Schleswig, von J..-REinkE. 227. 281— Eduard Gerhard-Stiftung, s. Gerhard - Stiftung. Elektrische Maasseinheiten, über die Entwickelung derselben, von Konr.rauscn. 543. Elektrisches Widerstandsmaass, über die in der Darstellung und Festhaltung desselben erreichbare Genauigkeit, von W. Jazser. 543. Erdmagnetismus, Vorschlag zu einer magnetischen Vermessung eines ganzen Parallelkreises zur Prüfung der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des —, von von Bezorp und A. Scaumr. 669. 670— 677. Estrichgips, der sogenannte —, von van’r Horr und G. Just. 13. 249 — 258. Eusebius, einige Bemerkungen zum 5. Buch der Kirchengeschichte desselben nach der neuen Ausgabe von Eduard Schwartz, von Harnack. 199. 200-207. Extremität, über die Folgen des Sensibilitätsverlustes derselben für deren Motilität, ‚von Munk. 1037. 1038 —1077. Festreden: zur Feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Kaisers und Königs und des Jahrestages König Friedrich’s II., von Vauzen. 93. 126—135. — zur Feier ' des Leibnizischen Jahrestages, von Warvever, 705—708. Exiedrich der Grosse, Politische Correspondenz desselben. Jahresbericht. 96— 97. .. — Geldbewilligung. 648. ‚ über den Ausgang seiner Regierung, von Koser. 209. Funk tren, über einen neuen Zusammenhang zwischen Bogen- und Funken- 234 — 244. spectren, von J. Harımann. 228. Gedächtnissreden: auf Weber, von Pıscart. 720. — auf Virchow, von Warpeyer. 720. (Abh.) Geldbewilligungen für fı +1 le wissenschaftliche Unternehmungen der Akademie: Codex Theodosianus. 648. — Corpus inseriptionum graecarum. 648. — Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. 648. — Katalog der Handschriften der an- tiken Mediein. 648. — Pflanzenreich. 920. — Unternehmungen der deutschen Commission. 920. ‚ dgl. ausserordentliche, für den Thesaurus linguae latinae. 648. — für das Wörterbuch der aegyptischen Sprache. 648. für besondere wissenschaftliche Untersuchungen und Veröffent- lichungen: J. Bernstein, Untersuchung des thermischen Verhaltens des elektri- ‚schen Organs der Fische. 209. — F. Dauı, Erforschung der Spinnenfauna Deutsch- lands. 648. — A. Dannengere, geologische Untersuchung von Vulcangebieten auf der Insel Sardinien. 1107. — H. Grasau, Aufenthalt in Paris zwecks Studien zur Geschichte Ludwig’s XVI. und über die Entwickelung der Geschichtsscheibung über die französische Revolution. 1108. — N. Herz, Bearbeitung eines Stern- «atalogs für die Zone. —6° bis —ı0°. 209. 648. — J. Horovırz, Herausgabe der Gedichte des arabischen, Dichters Kumait. 15. — Derselbe, Vergleichung einer Londoner llandschrift für die Ausgabe des Ibn Saad. 475. — F. Kriser, Untersuchung ‚über die Embryologie der Affen und des Menschen. 920. — G. Krenm, geologische Untersuchung des Tessinthals zwischen Nufenenpass und 1176 Sachregister. Bellinzona. 648. — H. Kronecker, Versuche über Serum - Transfusion. 1107. — Ta. Küreraaus, Studien in Frankreich und Spanien über Faucan. 476. — E. Küster, algologische Untersuchungen. 920. — Lanporr, dritte Ausgabe seiner »Physikalisch-chemischen Tabellen«. 648. — R. Laurersorn, Untersuchungen über die Thier- und Pflanzenwelt des Rheins. 648. —.O. Leumann, Herausgabe eines Werkes über flüssige Krystalle. 920. 1107. — R. Macnus, Untersuchungen über die Einwirkung von Giften auf glatte Musculatur. 209. — O. Mann, Reise nach Vorderasien zum Studium der kurdisch-neupersischen Dialekte. 648. — H. Porz, Nebennierenstudien an Ringelwürmern und anderen Wirbellosen. 920. — M. Reıca, Untersuchung der handschriftlich erhaltenen Briefe des Erasmus. 648. — K. Runge und J. Precer, Untersuchungen über das Spectrum des Ra- diums. 648. — Sacuau, Photographirung einer Handschrift des syrisch-römischen Rechtsbuches. 475. — H. H. Scuaumstannp, Herausgabe eines Werkes: »Beiträge zur Entwickelungsgeschichte und Anatomie der Wirbelthiere«. 209. — J. Scheiner, Untersuchungen über die Temperatur der Sonnenphotosphäre. 648. — A. Scaniprr, Herausgabe der von ihm bearbeiteten älteren erdmagnetischen Beobachtungen. 648, — F. Scuurruess, Herausgabe eines Lexicon syropalaestinum. 476. — F. N. Scuurz, Untersuchung der Secretionsverhältnisse der Säureschnecken des Golfs von Neapel und Beschaffung von Material für eine vergleichende Physiologie der Thierfarben. 920. — F. Scawarty, Orientreise zum Zweck von Koranstudien. 476. — SCHWARZ, Herstellung eines Katalogs der Litteratur über Minimalflächen. 920. — J. SIEGEL, Reise nach Südrussland behufs Sammlung von Material zum Abschluss seiner Untersuchungen über Haemogregarina stepanovi. 920. — R. Sommer, Unter- suchungen über Ausdrucksbewegungen. 648. — W. Srıepa, Herausgabe eines Werkes »Briefe und Handelsbücher eines hansischen Kaufmanns aus der Zeit von 1395 —1441«. 476. — F. Toter, Studien über Einzelwachsthum der Zelle und Veränderung des Habitus am Pflanzenkörper. 920. — F. Tönnıes, moralstatistische Untersuchungen. 649. — A. Tscuermakx, Arbeiten über das Binocularsehen der Wirbelthiere. 1108. — W. Werrner und M. SAMTER, Studium der Biologie dreier von ihnen in den norddeutschen Seen aufgefundenen Krebsarten. 920. — von Wıramowrrz-MoELLENDoRFF, Aufnahme von Graffiti in Aegypten. 15. — U. Wırcren, Vollendung seiner Sammlung der ptolemäischen Papyrusurkunden. 476. — F. von Worrr, geologisch-petrographische Untersuchung des Bozener Quarzporphyrgebiets. 648. — N. Zuwrz, physiologische Studien im Laboratorium der Capanna Regina Margherita auf dem Monte Rosa. 920. Geodäsie: Hernerr, über die Reduction der auf der physischen Erdoberfläche be- obachteten Schwerebeschleunigungen auf ein gemeinsames Niveau. Zweite Mit- theilung. 647. 650 — 667. Geographie: A. Puıtippson, vorläufiger Bericht über die im Sommer 1902 ausge- führte Forschungsreise im westlichen Kleinasien. 112—124. — J. Reınke, die Entwickelungsgeschichte der Dünen an der Westküste von Schleswig. 227; 281 — 295. — von Rica TuorEn, geomorphologische Studien aus Ostasien. IV. 669. 867— 891. V. 669. 892— 918. Geologie, s. Mineralogie. Geophysik: vow Bezoro und A. Scauipr, Vorschlag zu einer magnetischen Ver- messung eines ganzen Parallelkreises zur Prüfung der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus. 669. 670 — 677. Gerhard-Stiftung: Ausschreibung des Stipendiums. 722. N Geschichte: Corpus nummorum. 97—98. — Dirraey, über die ersten Jahre der Wirksamkeit von Niebuhr in Berlin. 199, — DresseL, griechische Münzen aus Der erste Halbband endet mit Seite 704. 1177 den neuesten Erwerbungen des Kgl. Cabinets. 477. — Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. 96— 97. 648. — H. Gerzer, Pergamon unter Byzantinern und Osmanen. 647. (4Abh.) — HırschreLp, über den Endtermin der Gallischen Statthalterschaft Caesars. 1079. — Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldt’s. 5. 647. 1079. — Index rei militaris imperii Romani. 103. — Koser, über den Ausgang der Regierung Friedrich’s des Grossen. 209. — Lenz, über nord- deutsche Insurrectionspläne im Jahre 1807. 475. — Monumenta Germaniae historica. 124. 137. 543. 549 — 556. — Prosopographie der römischen Kaiser- zeit. 96. — SıacHau, der erste Chalife Abu Bekr, Eine Charakterstudie. 15. 16— 37. Vergl. Staatswissenschaft. Geschichte des Fixsternhimmels: Jahresbericht. 103. Gewichtsänderungen, fragliche, der Gesammtmasse chemisch sich umsetzender Körper, von Lanporr. 1095. Goethe’s Faust, die Mummenschanz im zweiten Theile desselben, von Scanivr. 323, Griechische Dramen, drei Schlussscenen solcher, von von Wıramowrrz - MOELLEN- DoRFF. 1]. II. 435. 436 — 455. 5.58 00 Griechische Kirchenväter, s. Kirchenväter. Griechische Münzen, über solche aus den neuesten Erwerbungen des Kgl. Cabinets, von Dresser. 477. Gruppe, symmetrische, über die charakteristischen Einheiten derselben, von . Frosenıus. 327. 328 — Gruppendeterminante, über die Primfactoren derselben, von Frosenıus. 1. 385. 401 — 409. Gruppentheorie, über einen Fundamentalsatz derselben, von Frosenıus. 977. 987 — Grusinische Litkeräter, Forschungen auf dem Gebiete der alten —, Referat von Harnack. 787. 831— 840. Guanidin, die Bildung desselben bei Oxydation von Leim mit Permanganaten, von F. Kurscher und G. Zıeksrar, 611. 624— 629 Hermann und Elise geb. Heckmann Wentzel-Stiftung, s. Wentzel-Stiftung. Hermas, der Hirt des — in saidischer Übersetzung, von J. Leieoror. 259. 261 — 268. Historisches Institut in Rom: das — in den ersten 13 Jahren seines Bestehens 1ı888— 1901, von W. FRIEDENsBURG, 15. (Adh. Humboldt, Wilhelm von, Ausgabe seiner Werke: Jahresbericht. 105. — Publi- cationen. 647. 1079. Humboldt-Stiftung: Jahresbericht. 105. Hydraulischer Gips, oder der sogenannte Estrichgips, von van’r Horr und G. Jusr. 13. 249 — 258. Hypercomplexe Grössen, Theorie derselben, von Frosenıus. 433. 504—537. 11. 633. 634— 645. Ibn Saad, Ausgabe desselben: Jahresbericht. 101. Index rei militaris imperii Romani: Jahresbericht. 103. Inschriften: Corpus inscriptionum graecarum. 93. 648. 701. 702 — 704. 779. — Corpus insceriptionum latinarum. 94—96. — Dıeıs, über zwei milesische Kalender. ‚997. — M. Fränker, Beiträge zur griechischen Epigraphik aus Handschriften. 69. 82— 91. — Momusen, Inschrift aus Baalbek. 787. 817—824. — Pıiscaer, die Inschrift von Paderiya. 723. 724— 734. Ius ecelesiasticum. Eine Untersuchung über den Ursprung des Begriffs, von Harnack. 211. 212 — 226. 1178 Sachregister. Ius Papirianum, das — und die Monumenta des Manilius, von Hırsc#rerp. 1. 2— 12, Kalender, über zwei milesische —, von Dikıs, 7 Kant-Ausgabe: Jahresbericht. 100—101. — Publication. 631. Keimblattlehre, neuere Ergebnisse derselben, von O. Herrwıc. 433. Kharosthi, Kaschgar und die —, von Pisc#er und O. Franke. 137. 184—196. ll. 723. 735—745. \ Kirchengeschichte: Ausgabe der griechischen Kirchenväter. 107—108. 959. — Harnack, einige Bemerkungen zum 5. Buch der Kirchengeschichte des Eusebius nach der neuen Ausgabe von Eduard Schwartz. 199. 200207. — Derselbe, Ius ecclesiasticum. Eine Untersuchung über den Ursprung des Begriffs. 211. 212— 226. — Derselbe, Forschungen auf dem Gebiete der alten: grusinischen und armenischen Litteratur. Referat. 787. 831-840. — J. LeiıroLpr, der Hirt des Hermas in saidischer Übersetzung. 259. 261— 268. — H. Frhr. von Sopen, Bericht über die in der Kubbet in Damaskus gefundenen Handschriftenfragmente. 787. 825 — 830. Kirchenväter, griechische, Ausgabe derselben: Jahresbericht. 107—108. — Publi- eation. 959. Klage mit dem todten Mann und mit der todten Hand im deutschen Ge- richtsverfahren des Mittelalters, über dieselbe, von Brunner. 1021. Kleinasien, vorläufiger Bericht über die im Sommer 1902 ausgeführte Forschungs- reise im westlichen —, von A. Paıtirpson. 112 —124. Königsberger Zonen, vierzehn unbekannt gebliebene —, von Auwers. 999. (AbA.) Krugit, künstliche Darstellung desselben, von A. GEiGER. 1075:1123=-1124, Kubbet in Damaskus, Bericht über die in derselben gefundenen Handschriften- fragmente, von H. Frhrn. vox Soven. 787. 825— 830. — Bruchstücke altfran- zösischer Dichtung aus den daselbst gefundenen Handschriften, von Tosrer. 959. 960 — 976. Magnetische Vermessung eines ganzen Parallelkreises, Vorschlag zu einer solchen zur Prüfung der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus, von von Bezoro und A. Scumipr. 669. 670.677 Manilius, dessen Monumenta und das Ius Papirianum, von Hırschrero. 1. 2—12. Mathematik: Frosenivs, über die charakteristischen Einheiten der symmetrischen Gruppe: 327. 328358. — Derselbe, über die Primfactoren der Gruppen- determinante. II. 385. 401-409. — Derselbe, Theorie der hypercomplexen Grössen. 433. 504—-537. 1. 633. 634— 645. — Derselbe, über einen Fun- damentalsatz der Gruppentheorie. 977. 987—991. — ScaorrkY, über die Abel- schen Functionen von drei Veränderlichen. 977. 978 — 986. Fortsetzung. 1021. 1022—1033. — Schwarz, ‚Bestimmung aller derjenigen Minimalflächen, welche eine Schaar reeller Curven zweiten Grades enthalten. 39. — OÖ. VENsKE, zur Theorie derjenigen Raumeurven, bei welchen die erste Krümmung eine gegebene Funetion der Bogenlänge ist. 747. 937—946. — Ausgabe der Werke von Weier- strass. 100. 611. Mechanik: F. Körrer, die Bestimmung des Drucks an gekrümmten Gleitflächen, eine Aufgabe aus der Lehre vom Erddruck. 227. 229— 233. — Mürter-Brestav, zur Theorie der Windverbände eiserner Brücken. 947. 948 — 957. Metalle, über Beziehungen zwischen dem Reflexionsvermögen derselben und ihrem elektrischen Leitvermögen, von E. Hasen und H. Rusens. 259. 269— 277. — über die optischen Eigenschaften derselben für lange Wellen, von Pıanor. 259. 278 —280. — das nissionsvermögen derselben für lange Wellen, von E. Hasen und H. Runens. 385. 410419, | a Der erste Halbband endet mit Seite 704. 1179. Metalloptik und Maxwell’sche Theorie, von E. Cons. 433. 538—542. — von Prancr. 557. 558— 559. Meteoritensammlung der Königlichen Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin, über dieselbe am 5. Februar 1903, von Kreın. 137. 139—172. Meteorologie: R. Assuans, Beobachtungen am Aöronautischen Observatorium über Temperatur- Umkehrungen. 297. 298 — 306. Mineralogie und Geologie: M. Baver, vorläufiger Bericht über weitere Unter- suchungen im niederhessischen Basaltgebiet. 947. 992 — 996. — Branco, die Gries- Breccien des Vorrieses als von Spalten unabhängige, früheste Stadien embryonaler Vulcanbildung. 747. 748—756. — Derselbe, zur Spaltenfrage der Vulcane. Theil ı. 747. 757—778. — A. Dansengers, der Monte Ferru in Sardinien. 1. 841. 852— 866. — Kıeın, die Meteoritensammlung der Königlichen Friedrich Wilhelms - Universität zu Berlin am 5. Februar 1903. 137. 139—172. — J. Rom- BERG, geologisch - petrographische Studien in den Gebieten von Predazzo und Mon- zoni. . 39. 43—68. — W. Sıronmon, über die Lagerungsform und das Alter des Adamellotonalites. 297. 307—319. — A. Tornguisr, der Gebirgsbau Sar- diniens und seine Beziehungen zu den jungen, eircum- mediterranen Faltenzügen. 633. 685 — 699 Minimalflächen, Bestimmung aller derjenigen —, welche eine Schaar reeller Curven zweiten Grades enthalten, von Schwarz. 39. Monte Ferru, der, in Sardinien, von A. DAnsengEre. 1. 841. 852 — 866. Monumenta Germaniaehistorica: Jahresbericht. 124. 543. 549 — 556. — Publi- cation. 137. Monzoni, s. Predazzo. Müsä Ibn ‘Ukba, das Berliner Fragment desselben, von SacHaU, 1099. Musculi biceps brachii und latissimo-condyloideus, über dieselben bei der Affengattung Hylobates im Vergleich mit den entsprechenden Gebilden der Anthro- poiden und des Menschen, von H. Grönroos. 209. (AbA.) Niebuhr, über die ersten Jahre der Wirksamkeit desselben in Berlin, von Dırraer. 199. Nördlinger Ries, die Gries-Breecien des Vorrieses als von Spalten unabhängige, früheste Stadien embryonaler Vuleanbildung, von Branco. 747. 748 — 756. Norddeutsche Insurreetionspläne im Jahre 1807, über solche, von Lexz. 475. Oceanische Salzablagerungen, Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse derselben, von van'r Horr. XXX. Mit H. Barscaau. 327. 359— 371. Al. Mit G. Jusr. 479. 499503. XXXU. Mit W. Mryernorrer. 633. 678— 684. XXXII. Mit F. Farve. 999. 1000— 1010. Ostafrica, über dessen Vegetationsformationen auf Grund einer Reise durch Usam- bara zum Kilimandscharo und über die landwirthschaftlich- biologische Station in Amani, von EneLer. 227. Ozonisirung, über dieselbe du Ozonapparat, von A. W. Gray. 597. 10 dureh stille elektrische Entladungen, von Warsure. 99. 1011—1015. Paderiyä, die Inschrift von —, von PıscHE. 723. 724— 734. Papyri, zur Erklärung des Papyrus Harris, von Erman. 325. 456— 474. — Pro- phezeiungen eines aegyptischen Weisen aus dem Papyrus I, 344 in Leiden, von H. O. Laner. 585. 601— 610. Pendelschwingungen, über die unmittelbare Beeinflussung derselben durch äussere Kräfte, von von HEFNER- ÄLTENECK. 841. 842 — 851. Pergamon unter Byzantinern und Osmanen, von H. Geız rch stille elektrische Entladungen in dem Siemens’schen 16—1020. — über die — des Sauerstoffs zer. 647. (AbA.) 107 . Sitzungsberichte 1903. 1180 Sachregister. Personalveränderungen in der Akademie vom 23. Januar 1902 bis 29. Januar 1903. 124— 125 Pflanzengeographie, s. Botanik. Pflanzenreich: Jahresbericht. 104. — Publicationen. 327. 723. 919. — Geld- bewilligung. 920. en deutsche: Burvaca, Walthers Palinodie. 611. 612—613. — Derselbe, dritter Reisebericht über seine Forschungen zum Ursprung der neuhochdeutschen Schriftsprache und des deutschen Humanismus. 631. (Abh.) — Derselbe, Studien zur deutschen Bildungssprache alter und neuerer Zeit. I. 701. — Aus- gabe der Werke Wilhelm von Humboldt’s. 105. 647. 1079. — RoETruE, alt- deutsche Worte mit kurzer Stamm- und langer Bildungssilbe. 779. — Scanipı, die Mummenschanz im zweiten Theile des Faust. ; ——, griechische: Aristoteles-Commentare. 96. 321. 647. 919. — VaAuLen, über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus. 787. 788— 816. — von WiLamowiırz- MOoELLENDORFF, drei Schlussscenen griechischer Dramen. IM. 585. 587—600. — Derselbe, über die Herkunft des Apollon. 631. Vergl. Inschriften. ‚ orientalische: Erman, zur Erklärung des Papyrus Harris. 325. 456— 474. — K. GELDNER, das achtzehnte Kapitel des Vendidäd. 325. 420 —431. — J. Hırschgers, über das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde. 1079. 1080 — 1094. — Ausgabe des Ibn Saad. 101. — H.O.Laxcr, Prophezeiungen eines aegyptischen Weisen aus dem Papyrus I, 344 in Leiden. 585. 601—610. — Pıscner und O. Fraske, Kaschgar und die Kharosthi. .137. 1834— 196. 1I. 723. 735 — 745. — Sacnav, das Berliner Fragment des Müsä Ibn “"Ukba. 1099. — Wörterbuch der aegyptischen Sprache. 102. 648. Vergl. Inschriften. ‚römische: Thesaurus linguae latinae. 99— 100. 648. — Vergl. Inschriften. ‚ romanische: Tosrer, Bruchstücke altfranzösischer Dichtung aus den in der Kubbet in Damaskus gefundenen Handschriften. 959. 960 — 976. Philosophie: Kant-Ausgabe. 100—101. 631. — Srumer, über den Willensbegrift. 321. Physik: E. Conx, Metalloptik und Maxwell’sche Theorie. 433. 538— 542. — A.W. Gray, über Özonisirung durch stille elektrische Entladungen in dem Siemens- schen Ozonapparat. 557. 1016—1020. — E. Hasen und H. Ru UBENS, über Be- ziehungen zwischen dem Reflexionsvermögen der Metalle und ihrem elektrischen Leitvermögen. 259. 269— 277. — Dieselben, das Emissionsvermögen der Me- talle für lange Wellen. 385. 410-419. — J. Harımans und G. EsersAnn, über das Auftreten von Funkenlinien in Bogenspectren. 39. 40— 42. — J. Harımann, über einen neuen Zusammenhang zwischen Bogen- und Funkenspectren. 228. 234 — 44. — von HEFNER- ALTENEcK, über die unmittelbare Beeinflussung von Pendel- schwingungen durch äussere Kräfte. 841. 8422 — 851. — L. Horsors und L. Austin, die Zerstäubung elektrisch geglühter Platinmetalle in verschiedenen Gasen. 228. 245 — 248. — W. JAEGER, über die in der Darstellung und gg des elek- trischen Widerstandsmaasses erreichbare Genauigkeit. 543. 544— 548.— H. Kavser, die Bogeuspectren von Yttrium und Ytterbium. 633. (Abh.) — Kostrausch, über die Entwickelung der elektrischen Maasseinheiten. 543. — Pranck, über die optischen Eigenschaften der Metalle für lange Wellen. 259. 2783—280. — Derselbe, zur elektromagnetischen Theorie der selectiven Absorption in isotropen Nichtleitern. 479. 480—498. — Derselbe, Metalloptik und Maxwell’sche Theorie. 557. 558 —559. — F. Rıcuarz und R. ScHEncKk, über Analogien zwischen Radioactivität 455. Der erste Halbband endet mit Seite 704. 1181 und dem Verhalten des Ozons. 1101. 1102—1106. — K. Rune und J. Precat, über die Wärmeabgabe des Radiums. 781. 783 —786. — Warsurs, über die Ozonisirung des Sauerstoffs durch stille elektrische Entladungen. 999. 1011—1015. Physiologie, s. Anatomie. | Platinmetalle, die Zerstäubung elektrisch geglühter — in verschiedenen Gasen, von L. Horsorn und L. Ausrın. 228. 245 —248. Plato’s Phaedrus, über die Rede des Lysias in demselben, von Vanren. 787. 788 —816. Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen, s. Friedrich der Grosse. Polypeptide, Synthese von Derivaten derselben, von Fıscuer. 385. 387—400. Predazzo, geologisch - petrographische Studien in dem Gebiete von — und Monzoni, von J. Ronsere. Ill. 39. 43 — Preisaufgabe aus dem von Miloszewski’ schen Legat. 720 —722. Processus retromastoideus, eine besondere Bildung an der Hinterhauptsschuppe, über denselben, von Warpevyer. 1101 Prosopographie der römischen Kaiserzeit: Jahresbericht. 96. Radioactivität, über Analogien zwischen derselben und dem Verhalten des Ozons, von F. Rıcuarz und R. Scaener. 1101. 1102 —1106. Radium, über die Wärmeabgabe desselben, von K. Russe und J. Precar. 781. 783 — 786. Raumcurven, zur Theorie derjenigen —, bei welchen die erste Krümmung eine gegebene Function der Bogenlänge ist, von O. Venske. 747. 337—946 Rechtswissenschaft: Brunner, über die Klage mit dem todten Mann und mit der todten Hand im deutschen Gerichtsverfahren des Mittelalters. 1021. — Ausgabe des Codex Theodosianus. 103. 648. — Hırsc#rero, die Monumenta des Manilius und das Ius Papirianum. 1. 2—12. — O. LeneL, zwei neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. 919. 922 — 936; were 1021. 1034—1035. — Wörter- buch der deutschen Rechtssprache. 108 — Sardinien, dessen Gebirgsbau und seine a zu den jungen, circum- mediterranen Faltenzügen, von A. Tornquisr. 633. 685—699. — der Monte Ferru in —, von A. Dannengere. I. 841. 852 — 866. Savigny-Stiftung: Jahresbericht. 106. — Publication. 1095. Schwerebeschleunigungen, über die Reduction der auf der physischen Erdober- fläche beobachteten — auf ein gemeinsames Niveau, von Hermerr. Zweite Mit- theilung. 647. 650 — Sensibilitätsverlust der Extremität, über die Folgen desselben für deren Motilität, von Munk. 1037. 1038—1077. Spectra, über das Auftreten von Funkenlinien in Bogenspeetren, von J. Harrmann und G. EseruAarv. 39. 40—42. — über einen neuen Zusammenhang zwischen rn und Funkenspectren, von J. Harımann. 228. 234 — 244. — Untersuchun- gen an Sternspectren, von Voger. 259. Staatswissenschaft: Acta Borussica. 99. — ScumorLer, über Organe für Einigung und Schiedssprüche in Arbeitsstreitigkeiten. 69. 70—81. — Derselbe, Classen- kämpfe und Classenherrschaft. 1107. 1109—1122. Stannius’scher Versuch, über a von EnGELMmAnN. 781. Temperatur-Umkehrungen, Beobachtungen am Aöronautischen Observatorium über —, von R. Assmann. 297. 298— 306 : Thesaurus linguae latinae: Jahresbericht. 99—100. — Ausserordentliche Geld- bewilligung. 648. Thiergeographie, s. Zoologie. 1 1 82 Sachregister. Thierreich: Publication, 13. — Jahresbericht. 103 —104. Todesanzeigen: von Corxerıus. 210. — Cowerı. 260. — Cremona. 649. — GEGEN- BAUR. 649. — J. W. Gises. 543. — Könter. 921. — Lirschrrz. 921. — Monnsen. 977. — Panıs. 323. — Srores.138.. Ulpianus, zwei neue Bruchstücke aus dessen Disputationen, von 0) Leser. 919. 923—936. ‚Nachtrag. 1021. 1034—1035 Vendidäd, das achtzehnte Kapitel en, von K. GeLoxer. : 325. 420— 431. Veränderlicher Stern, über einen neuen. — von aussergewöhnlich kurzer Periode, von G. Mürrer und P. Keupr. 137. 173—183. Vulcane, zur Spaltenfrage derselben, von Branco. Theil I. 747. 757778. Wahl von ordentlichen Mitgliedern: Meyer. 921. — Rorrae. 138. — - ScHÄFER. 921. — Scaorrkv. 138. — W. Scauzze. 1095. von correspondirenden DIEB GREENE Erpmann. 138. — von GEBHARDT. 782. — Winpersann. 210 ee Walthers von der Vogelweide Palinodie, von Burvacn. : 611. 612— 613. 'Weierstrass, Ausgabe seiner Werke: Jahresbericht. 100. — Publication. 611. Wentzel-Stiftung: Jahresbericht. 106—124. Willensbegriff, über denselben, von Sruuer. III. 321. Windverbände eiserner Brücken, zur Theorie derselben, von Mürter- Brestav. 947. 948 — 957. Wörterbuch der aegyptischen Sprache: Jahresbericht. 102. — Ausserordent- liche Geldbewilligung. 648. = der deutschen Rechtssprache: Jahresbericht. 108-112. Yttrium und Yiterbium, die Bogenspeetren von —, von H. Kayser. 633. (AbA.) Zoologie: H. Lounann, Untersuchungen über die Thier- und Pflanzenwelt sowie über die Bodensedimente des Nordatlantischen Oceans zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite. 479. 560-—— 583. — Mösıus, über gesetzliche Grundlagen der ästhe- tischen Betrachtung und Beurtheilung der Thiere. 197. — Scauzze, F. E., Caulo- phacus areticus (Arınauer Hansen) = Calyeosoma gracile F.E. Sch., n. sp. 13. (Adh.) — »Thierreich«. 13. 103—104, ee Anatomie und Physiologie. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. zu Sam. SCHMOLLER: Cinssenkäinpfe: und Osnserhernieheh A. Geier: Künstliche Darstellung des Krugits . . Auen an Hrn. Mönuus zum fün ee) etorjul Druckschrften-Verzeichniss = a, e ee n amenregister.. . ER Sachregister . . . . . Be en Abhandlungen Phi üosophische und historische Sarg su Ableilunen aus dem Jahre 1902. . ren Daraus: Physikalische Abhandlung en er Philosophische und eier ne BRIEN 23 ge. ale Abhandlungen aus den Jahren 1902 und 108. | Dünmrer: Gedächtnissrede auf PAuL ScHEFFER- Boronorst re a, ne eskchtnissredo auf Karı Weinuorn 2; ae = Be Zu ergebe tnissr ee auf auf Jonanna Scamp . . . - ticus (ArmAuER Han I Varia ahren seines Bestehens 188819 © Geier: ; Pergamon unter se und Osmanen Sizungsbrihte der Sonderabdrücke aus den Sitzungsberichten. L ee 1903. 2. GE a: ice ac Ayrer Kapitel des Vendidad. ' x Wiramowırz- MoELLENDORFF: drei Schlussscenen griechischer Dramen. AL I, 3 arris - LANCK: zur er der selectiven Absorption in „Bote open Nichtleitern . van’r Horr und UST: Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzab- - lagerungen. XX e untere Temperaturgrenze der Bildung. von Vanthoffit bei 46° . Fı ae über die Primafbsähken der Gruppendeterminante, s: Theorie der hyperkomplexen Gr .. i 5 Con: Figergengen und Maxwer r’sche Theo : über in = Darstellung und Festhallung des” olektrischen Widerständsmaßes” er- peichbure Genau : H. Lonmann: Untersuch apa über die Tier- und” Pflanzenwelt sowie über die Bodensadinsnke des N ordatantschen Des zwischen dem 38. und 50. Grade nördl. Breite en Taf. I) von en OELLENDORFF: drei Schlußszenen grichinihiek Dramen. (IH. 0. Press zeiungen eines De resehen Weisen aus dem Papyrus I, 344 in Leiden i Fr. Kursensn u. @. Zickerar: die Bildung von Neger bei a von Leim mit Perman- ate Eassnin: TI Theorie der hyperkomplexen Größen. II Hernert: über die Reduction der auf der r physischen Erdoberfläche beobachteten Schwerebeschleuni- an SE ein berg Niveau. II vos Bezorp und A. Scummr: Vorschlag zu einer magnetischen Vermessung ei eines ganzen "Parallel- e. zur er. der Grundlagen der Gauss’schen Theorie des Erdmagnetismus (hierzu van’r Horr und W. Mevernorrer: iger über die Bildungsverhältnise der ozeanischen blagerungen. XXX ie = Existenzgrenze von Schön ee d -hexahydrat, Astrakanit, Leonit und Kainit bei Kite. von Steinsalz . un A. Torsguist: der Gebi Sc Sardiniene er seine 2 ee. zu den ne, eircum - -medi-. € Sr . » Sonderabdrücke aus den Le IE er 1903. ’ MN. Pıscaer: die Inschrift von zen Se = runs und Pısc#eL: Kaschgar und die Khar arost thi RANCO: Die Gries- Breccien des se als von n Spalten unabhängige, früheste Stadien ‚embryo- naler Vulcanbi ung Branco: Zur Spaltenfrage der Vulcane Vasen: über die Rede des Lysias in Plato’s Phaedrus Monumsex: eine Inschrift aus Baalbek H. vos Sopex: Bericht =. die in der Kub bet in Daniaskus gefundenen Handschriftenfragmente . Harsack: Forschungen auf dem Gebiete der alten grusinischen und armenischen Litte . vos Herver-Arteseck: über die unmittelbare TORIERE, von ı Pendelschwingungen d durch en ; DAnneneRG: der Monte Fereu in Sardinien I Dean von Ricntuorsx: geomorphologische Studien aus Ostasien. iv vox Rıc#tuorex: geomorphologische — aus Ostasien. O. Lesen: zwei neue Bruchstücke s Ulpians ee (hierzu Taf 1u u ıv) 0. Vessk£: zur Theorie derjenigen ea. meurven, bei welchen die erste eg eine gegebene . _Funetion der Bogenlänge ist Mörver- Boestau: zur Theorie der Windverbände - eiserner "Brücken. (hierzu T af. V).. Toster: ee atfranzöischer a us den in der Kubbet in ' Damaskus gefundenen Fnosaxus: ae einen een der Gruppenth : vorläufiger Bericht über weitere Unters ee Su im niederhessischen Basaltge biet . und F. ee Untersuchungen über die Bildungsverhältnisse der ozeanischen Salzab- PEUNBERE: as Auftreten der Kalksalze Anhydrit, Glauberit, schen nit und Polyhalit bei 25° De: über die Ozon; nisirung des Sauerstoffs. dureh stille elektrische Entladungen . ; - Grar: über Ozonisirun g dureh stille elektrische UHREN in dem Summens’schen ScHotikr: ber a die Assı! schen Fi unctionen von drei Veränderlichen. „Fortsetzung, . 0. Lese i neue Bruchstücke aus Ulpians Disputationen. (Nach Den über ‚die Folgen des Sensibilitätsverlustes der Extremität fir de er Motilität . : über ält. arabische Lehrbuch der Augenhe Fı Rıcnarz ind und R. Sch : über Analogien zwischen n Radionciett un und Mh Verhalten des Ozons Senmonser: Ösen a Classenherrschaft ee