EEE ne = er ) Om a A SITZUNGSBERICHTE | DER E 2 I KÖNIGLICH PREUSSISCHEN | * AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. JAHRGANG 1912. ZWEITER HALBBAND. JULI BIS DECEMBER. STÜCK XXXIV— LIN MIT FÜNF TAFELN, DEM Vi.RZEICHNISS DER EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN, NAMEN- UND SACHREGISTER. Mo. Bot, Mardn ı 1913 BERLIN 1912. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WIS IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. “ INHALT. Seite Diers: Ansprache Be a ee HABERLANDT: Kollie en f ee en a 7 9 Warpever: Erwiderung an Ba Ha IE. Meyer, K.: Antrittsrede . - use ee >. 0 Rorrse: Erwiderung an Hrn. K. Minsk rer RE Antrittsrede. . N Dıers: Erwiderung an Hrn. RR a N Herımans: Antrittsrede . I Pranck: Erwiderung an len. Fast MANR 2 ee SeereL: AÄntrittsrede . N N ee Dırts: Erwiderung an Han Br DE GRooT Antrittarede Be en 607 Rorrue: Erwiderung an Hrn. pe Groor. ee ee BE Coxze: Gedächtnissrede auf Reımuarn Kreis voN Biaapsere BE re a von Wıramowırz-MoELLENDORFF: Gedächtnissrede auf JoHannes a er Preisaufgabe aus dem von Mıroszewskv’schen u Tr reis aus der Dirz-Stiftung . . Diana ee Stipendium der Epuarp GERHARD- Stiftung . ee Verleihung der Leısnız-Medaill ; nee Burpacn: Faust und Moses. Ze Theil Re 627 Adresse an Hrn. Arruur von Auwers zum fünfzig jährigen Docioriobllänm: am >. dust 1912 660 Frosexıus: Über den Srrinsgere’schen Beweis des Warıne’schen ee Harnack: Chronologische Berechnung des »Tags von Damaskus« 673 Dieıs: ee; der Commission für den Thesaurus ee ae über die Zeit vom 1. April 1911 bis 1. April 1912. . . . i ; ee Scaurze, W.: Der Tod des Kambyses . ee. Braxca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung en son ee, AN Burpacn: Faust und Moses. Dritter Theil. . ; ey Merver, K.: Zur keltischen Wortkunde. I. ee Adresse zur Feier des 250 jährigen Derichenn Royal Sodity 0 of Enden es Lüpers: Epigraphische Beiträge. I. IL Ei ser Jacosı: Über die Echtheit des Kautiliya Een J. Bıvez: La tradition manuserite du Tom in Sablıs H. Por: Mischlingsstudien. VII. Mischlinge von ER en "Gallus Qllsran Taf. vI d Vu un ) r H. DRAGENDoRFF: Anfencberichk en Kaiserlich "Deutschen kreiisonlagiarkin Tositute ne ..,. J. er Die Editio prineeps von Galenos In a de natura hominis (hierzu II ee.» RMAN: Zur uopypischen Working, 1. ee ee 904 Erman: Zur aegyptischen Wortforschung. In. a aa ee MR en Über quadratische Formen, die viele Primzahlen samen . 966 reiben des Hrn. Huco Scuucnarpr für seine Wahl zum kin Migid. der 983 988 P. Maas: Zu = Basichangen ie Kirdhevkiern: er Sophisten. L. Kress Inhalt. Scrortky und H. Juse: Neue Sätze über Symmetralfunetionen und ex Aszı’schen Func- tionen der Rısmann’schen Theori Dritte oo. an a Br Morr: Vom Ursprung der provemzalischen ache A.Ranırs: Griechische Wörter im Kopti tete Herrmann: Über die ee von Eisregen . H.Sıamrer: Die Masse des Saturnstrabanten Titan Meyer, E.: Untersuchungen über die älteste Geschichte Babyloniens. a über Nekis kadnezars Befestigungsanlagen P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvä ätern nd Sophistel T. Sr. Koxow: Zwei Handschriftenblätter in der alten arischen Literatursprache aus Ciinasisähs Turkistan.. . Mever, K.: Zur zei Wolkkinde: I. Sn, a Nersst und F. A. Linpemans: Untersuchungen über 7 socgehe Wer VE: Nersst: Untersuchungen über die specifische Wärme. F. Frec#: Über den Gebirgsbau des Tauros in seiner ehr für die Bari Eu europäischen und asiatischen Gebirge . - von WıramowItz-MoELLENDORFF und G. Pie: RR P. Mori i ScuwArzscHiLp: Über Speetrographenobjective BR en ErpmAnn: Erkennen und Verstehen . Verzeichniss der eingegangenen Druckschr iften Namenregister ö Sachregister 1912. XXXV. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Gesammtsitzung am 11. Juli. (S. 625) Burvaen: Faust und Moses. Zweiter Theil. (S. 627) Adresse an Hrn. !'Arruur von Auwers zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 25. Juni 1912. S. 660 (S. 660) BERLIN 1912. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER, a9 Aus dem Reglement für die Redaction ( der akademischen Druckschriften, Aus 81. ie Akademie gibt gemäss $ 41,1 der Statuten zwei fortlaufende Veröffentlichungen age » Sitzungsberichte - rer Preussischen Akademie der Wissenschaften « ud »Abhan Fre der Königlich nee Akademie A Wissenschaften « us $ 2. Jede zur Aufnahme in die »Sitzungsberichte« oder die » Abhandlungen « bescame Mittheilung muss in einer aka- demischen Sitzung vorgelegt werden, wobei in der Regel das druckfertige ie zugleich einzuliefern ist. Nicht- mitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Der Umfang einer ankeunehanenden ‚Mittheilung soll ten a ran in den Abhandlungen 12 Druekbogen n der u——n Schrift der Abhand- a je RR Übe erschreitung er Kassa ist nur mit nn der Gesamint-Akademie oder der betreffen n bei so hat das von sachkundiger x auf seinen muthmasslichen Umfang ı Druck abschätzen zu ] Sollen einer Mittheilung Abbildungen im Text oder o sind die ür (Zeiehnungen, photographische Original- ee u. s, w.) gleichzeitig mit dem Manuseript, jedoch auf Be@ennten Blättern, einzureichen. Die Kosten der Herstellung der Vorlagen haben in der Regel "lie v erfasser zu tragen. Sind diese Kosten aber auf . engeren enge zu eier so kann die A darauf gerichteter Antrag is ichten, dann zunächst im Secretariat vorzuberathen und weiter in der demie zu verh n Die Kosten der Vervielfältigung übernimmt die Aka- demie. Über voraussichtliche Höhe dieser Kosten ist — wenn es sich nicht um wenige einfache Text en handelt — der Kostenanschlag eines Sachverständigen beizufügen Überschreitet dieser hi für er- bei den Abhandlungen 300 Mark, so ist Vorberathung durch das Secretariat a r Vorle d Einreichung des vollständigen dicken Mecaseisn an den nes der anwesenden Mit- glieder es en verdeckt Ben timmt. itthei on Verfassern, welche nicht Mitglieder der je ie nd, sollen der Regel ze aur i genomm chliesst eine arf dieser un der Bestätigung dureh Gesammt-Akadem sofern er diess rechtzei Aus $ 2 6. Le", I TE I.Nn 1 nm . ” wenn es sieh nicht ‚bloss um glatten Text handele PR “ reichende Anweisungen für di der Schriften enthalten. Fremder sid diese Anweisun gen von dem vor wissern, er Ver ten bve Umfängliche en Fremder bedürfen der Genehmigung des redi- es Seeretars vor der Eins en an ae Druckerä, und die Verfasser Per zur Tr ne der len Mehr- kosten verpflichtet. Aus $ 8. Von all n die ... oder Abhandlungen en een n Mittheilungen, Reden, Adressen oder Berichten re für die Verfasser, von wissenschaftlichen miheilungen. wenn deren Umfang im Seiten übersteigt, auch für den Buchhandel Sonder nn hergestellt, die alsbald nach Erscheinen des be- ange a in N Br ar DRMENBRberIOEEE, aüsgegeben | were für den Buchhandel hergestellt, indess nur dann, wem = A Verfasser sich ausdrücklieh damit einverstanden erklären. Von den gehe ER aus den Tr erhält ein Verfasser, weleher Mitglied d nie = | zu ae er Vertheilung ohne see er en exemplare; er ist indess berechtigt, zu gleichem Zu x auf Kosten der Akademie weitere Exemplare = zur Zahl von noch 100 und auf seine Kosten noch weitere bis ur Zahl von 200 (im ganzen also 350) ae zu lassen, itig dem redigirenden ‚Secretar an n noch mehr Genehmig der Gesammt-Ak: i treffenden Classe. — Nichtmitglieder erhalten 30 Frei xempl d dürfen nach un ei bei dem irenden S Kosten abziehen lassen. Eine für die Sbadenitschen Schriften ber stimmte wissenschaftliche Mittheilung darf in keinem Falle vor ihrer Ausgabe an jemet Stelle anderweitig, sei es auch nur auszuß® (Fortsetzung auf S,3 des Umschlags.) 625 SITZUNGSBERICHTE 1912. xXAXV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 11. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Roerne. *1. Hr. Heuster sprach über den syntaktischen Stil der altis- ländischen Prosa. Man hat bisher fast nur auf die gemeinsamen Züge der Sagasprache geachtet. Es gilt den Versuch, auch dem beizukommen, was einzelne Werke oder Gruppen unterscheidet. Dahin gehören: das Stärkeverhältniss der einfachen und der zu- sammengesetzten Perioden; die Verbreitung und Art der Vordersätze und der Schalt- sätze; die Silbenzahl (Hebungszahl) der einfachen Perioden; ‘gerade Wortfolge ohne Partikel in der Satzspitze. Man kann leichtere und schwerere Stile sondern, eine »mündliche« und eine »literarische« Prosa. Snorri gehört in das zweite Lager. Text- kritische Schlüsse ergeben sich für die Njäala und die Egils saga. 2. Hr. Burpacn legte vor: Faust und Moses. Zweiter Theil. Das Gebet, das im Koran Moses bei der göttlichen Flammenerscheinung spricht, dient Goethe in seinem Beichtbrief an Herder (Juli 1772) als symbolischer Ausdruck für den Zustand seines Innern. Die Beziehungen zur Conception des “Mahomet, zu Herders Lehren über die menschliche Urkultur des Orients, über das Gefühl als den menschlichen Ursinn, über Moses als Urmagier, d. h. den treuesten Bewahrer göttlicher Magie in der Mosaischen Schöpfungsgeschichte, und die Nachklänge dieser Gedanken in den Faustmonologen des ersten und zweiten Theils werden erörtert. 3. Die Akademie genehmigte die Aufnahme einer von Hrn. Lie- sısch in der Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 27. Juni vorgelegten Abhandlung des Hrn. Prof. Dr. ArRıEN JOHNSEN in Kiel: »Die Gesteine der Inseln S. Pietro und S. Antioco (Sar- dinien)« in den Anhang zu den Abhandlungen der physikalisch-mathe- matischen Classe 1912. 4. Der Vorsitzende legte den von dem Generalsekretar Prof. Dr. H. Drasennorrr eingesandten »Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts über das Rechnungsjahr ıg9t ı« vor. (Ersch. später.) ' 5. Das ordentliche Mitglied der Akademie Hr. vos Auwers hat am 25. Juni das fünfzigjährige Doetorjubiläum gefeiert; die Akademie hat ihm aus diesem Anlass eine Adresse gewidmet, deren Wortlaut unten abgedruckt ist. Sitzungsberichte 1912. 58 626 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. 6. Hr. Coxze überreichte im Namen des Hrn. Majors BErter dessen mit Unterstützung der Akademie in den Monaten September bis De- cember 1903 aufgenommene und in den folgenden Jahren vollendete Karte der Pergamenischen Landschaft. Das Blatt wird wie Hrn. Berter’s früher ebenfalls von der Akademie unter- stützte Karte Pergamon und Umgebung im ı. Bande der »Altertümer von Per- gamon« erscheinen, ausserdem aber beide Blätter zusammen in einer Einzelausgabe. 7. Hr. von Auwers überreichte den Ersten Band seiner Bearbei- tung der Branzey’schen Beobachtungen an den Alten Meridianinstru- menten der Greenwicher Sternwarte: Die Beobachtungen am Mittags- fernrohr 1743— 1750. Leipzig 1912. 8. Hr. vow Wiramowırz-MoELLENDoRFF legte vor: Inseriptiones Graecae. Vol. XI, Fasc. 2, enthaltend das 2. Heft der unter Leitung der Academie des Inscriptions et Belles-Lettres zu Paris von F. Dürrsach bearbeiteten Delischen Inschriften (Berolini 1912). 9. Es wurde ferner vorgelegt die 3 3. Lieferung des » Tierreichs«: Reptilia. Lacertilia. Eublepharidae, Uroplatidae, Pygopodidae, bearbeitet von Prof. Dr. F. Werner (Berlin 1912). 10. Die Akademie hat Hrn. Sruner zur Weiterführung des von ihm begründeten Phonogramm-Archivs 1000 Mark und durch die philo- sophisch-historische Classe dem Museum für Völkerkunde in Lübeck zur Veröffentlichung eines Werkes über die Pangwe-Neger 1000 Mark bewilligt. Seine Majestät der Kaiser und König haben durch Allerhöchsten Erlass vom 14. Juni die Wahlen des ordentlichen Professors der elas- sischen Philologie an der Universität Berlin Geheimen Regierungsraths Dr. Envarn Norpex zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-histo- rischen Classe und des Directors des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam Professors Dr. Karı. Scnwarzscnmp zum ordentlichen Mit- glied der physikalisch tischen Classe der Akademie zu be- stätigen geruht. o IV SI Burpacn: Faust und Moses. Zweiter Teil. { Faust und Moses. Von Konravd BurvacH. Zweiter Teil. Y. Aus der bisherigen Untersuchung ergab sich, daß Goethe sehon vor 1781, in der vorweimarischen Phase der Faustdichtung, das Streben des Faust wie den Gang der Handlung des Dramas gestaltet hat unter dem Einfluß von Zügen der biblischen und außerbiblischen Moses- legende. Es liegt nahe, zu fragen, wie sich diese Beziehungen zeit- lich entwickelt haben. Allein durch eine Verquiekung mit den viel- umstrittenen Fragen der Entstehungsgeschichte des Werks würde meine Betrachtung auf eine unsichere Grundlage gerückt werden. Immerhin erscheint es nötig, schon jetzt genauer zu bestimmen, welche Elemente des Dramas bereits vor dem Juni 1797, also vor der Wiederaufnahme der Dichtung und vor der Herstellung eines auch den zweiten Teil der Tragödie umfassenden eingehenderen Gesamt- plans, aus der Mosessage entlehnt oder nach ihr, sei es im Parallelis- mus, sei es im Gegensatz dazu, geformt waren. Wiederum gehe ich, um willkürliches subjektives Kombinieren zu vermeiden, von dem sicheren Boden gleichzeitiger urkund- licher Zeugnisse' aus: von den Aussagen Goethes und der ihm Zu- nächststehenden in Briefen oder gleichzeitigen Schriften und Dichtungen. Alle diese Dokumente sind aus der Zeit vor Juni 1797. a. Goethe an Herder, Wetzlar, bald nach 7. Juli 1772 (W. IV Bd. 2, S. ı5ff., Morris, Der junge Goethe 2, S. 293ff.): Noch immer auf der Wooge mit meinem kleinen Kahn, und wenn die Sterne sich verstecken schweb ich so in der Hand des Schicksaals hin und Muth und Hoffnung und Furcht und Ruh wechseln in meiner Brust. Seit ich die Krafft der Worte orndos und mpamöes fühle, ist mir in mir selbst eine neue Welt ! In der folgenden Aufreihung mit Buchstaben gezählt zur Unterscheidung von den oben mit Zahlen bezifferten Zeugnissen, die, außer dem ins Jahr 1781 fallenden grundlegenden Zeugnis, dem Brief an Maler Müller (oben Nr. ı S. 362), sämtlich aus der Zeit nach Anfang Juni 1797 stammen. "58° 628 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. aufgegangen. Armer Mensch, an dem der Kopf alles ist! Ich wohne ietzt in Pindar, und wenn die Herrlichkeit des Pallasts «lücklich machte, müsst ich’s seyn ... Ihr wisst nun wie’s mit mir aussieht, und was mir euer Brief in diesem Philocktetschen Zustande worden ist. Seit ich nichts von euch gehört habe, sind die Griechen mein einzig Studium ... Sonst hab ich gar nichts getahn, und es geht bey mir noch alles entsetzlich durch einander. Auch hat mir endlich der gute Geist den Grund meines spechtischen Wesens [das ihm Herder vorgeworfen] entdeckt. Über den Worten Pindars emıparew dwasdaı ist mirs aufgegangen ... Dreingreiffen, packen ist das Wesen ieder meisterschafft. Ihr habt das der Bildhauerey vindizirt, und ich finde dass ieder Künstler so lang seine Hände nicht plastisch arbeiten nichts ist. Es ist alles so Blick bey euch, sagtet ihr mir offt. letzt versteh ich’s tue die Augen zu und tappe. Es muss gehn oder brechen. Seht was ist das für ein Musikus der auf sein Instrument sieht. xeıpes aamroı, Top ‚aAkınov, das ist alles und doch muß das alles eins seyn, nicht avprav aperav arexecı voo yevev. Ich mögte beten wie Moses im Koran: ‘Herr mache mir Raum i i ; Seit vierzehn Tagen les’ ich eure Fragmente, zum ersten- mal, ich brauch’ euch nicht zu sagen was sie mir sind. Dass ich euch von den Griechen sprechenden, meist erreichte hat mich ergötzt, aber doch ist nichts wie eine Göttererscheinung über mich herabgestiegen, hat mein Herz und Sinn mit warmer heiliger Gegenwart durch und durch belebt, als das wie Gedaneck und Emp- findung den Ausdruck bildet. So innig hab’ ich das genossen .... Von unserer Gemeinschafft der Heiligen sag ich euch nichts, ich bin veoßvros, und im Grund bisher nur neben allen hergegangen ... Wenn mir im Grunde der Seele nicht noch so vieles ahndete, manchmal nur aufschwebte, dass ich hoffen könnte, wenn Schön- heit und Grösse sich mehr in dein Gefühl webt, wirst du gutes und Schönes tun, reden und schreiben, ohne dass du’s weist warum — Dieser Bekenntnisbrief genialischer Gärung ist eine der wichtigsten Selbstoffenbarungen Goethes. Der Dichter der Geschichte Gottfriedens von Berlichingen berauscht sich an dem Feuertrank, den ihm die längst erschienenen Fragmente Herders “Über die neuere deutsche Literatur’ Jetzt, wo er sie endlich als Buch gelesen, kredenzen: die Empfindung und der Gedanke schaffen den Ausdruck, der Inhalt erzeugt die Form! Aber Goethe erstattet zugleich Beichte und Abrechnung über die Straßburger persönlichen Eindrücke. Es durchwühlen ihn die Kräfte, die in Straßburg Herder mit Rede und Schrift und durch Geißelhiebe der Kritik in ihm entzündet hatte. In Straßburg war er Zeuge ge- wesen des Reifens einer der tiefsinnigsten Schöpfungen Herders: der Plastik. Aus dem, was ihn damals mündliche Mitteilung oder auch Einsicht in die Niederschrift und Entwürfe davon sowie von den ver- wandten Gedankengängen der Preisschrift Herders ‘Über den Ursprung der Sprache’ hatte kennen lehren, zieht er die Konsequenz: nicht das Auge macht zum Dichter; nicht der Blick öffnet den Zutritt zum Innersten des Menschen; zur Durehdringung und Beherrschung der Welt leitet nur das tastende Gefühl, der Sinn des bildenden Künstlers. Die höchste Leistung kann sich nur in der All-Einheit des ganzen Menschen, in der Zusammendrängung aller seiner Kräfte entfalten: Herz und Hände müssen ‘alles eins seyn‘, nicht darf man — so lernt I EEE ARE ba ee dr Aa a Se ee ee Bean 1 de 7 dar) Ba FREE Er ST Al En 1a Se ale Be BurpacnH: Faust und Moses. Zweiter Teil. 629 er von Pindar — mit einem Sinn, der nichts vollendet, naschen an tausenderlei Trefflichkeiten. Um solche Zusammenraffung des ganzen Menschen zu erzwingen, tut er die Augen zu und tastet! Er folgt dem Gebot, das der Verfasser der Plastik ihm gegeben. Vor kurzem erst durch den Seelenführer Herder in den Kultus des wahren Shakespeare eingeweiht, ringt er nun, da der Lehrer die erste Frucht des Noviziats, “den Berlichingen’, getadelt hatte, der Übermacht des Briten gegenüber nach Freiheit. Er wiederholt selbst den Kern der Ausstellungen Herders: “Shakespeare hat euch ganz ver- dorben! alles nur gedacht’! Er sieht, sein Drama "muff eingeschmol- zen, von Schlaken gereinigt, mit neuem edlerem Stoff versetzt und um- gegossen werden’. Denn dieser Dichter ist selbst im peinvoll entzücken- den Zustand innerer Umschmelzung und Läuterung. Die griechische Dichtung und Philosophie, für die gleichfalls Herders Verkehr und Anleitung ihm die Sinne geschärft und verfeinert hatte, überflutet ihn und er verlangt mit Inbrunst und taumelndem Entzücken sie sich an- zueignen. Eine Unendlichkeit blendender, ängstigender, aber begeistern- der Eindrücke wogt um den Bedrängten. Eine ‘neue Welt’ hat sich ihm enthüllt. Er kommt sich vor als ein Neophyt jener Darmstädter Gemeinschaft der Heiligen, deren Seele Merck und Caroline Flachs- land und deren Priester Herder war. Als Jünger der neuen heiligen Mysterien dieses Bundes strebt er nach Einheit und Ganzheit seines Menschen in allen geistigen und sinnlichen Kräften. Aber die Fülle und Größe dessen, das über ihn gekommen ist wie eine Götter- erscheinung, droht ihn zu erdrücken, benimmt ihm den Atem. Da ruft er, der Welten poetischen Lebens in sich nach Gestaltung drängen fühlt, mit dem Moses der islamischen Legende: ‘Herr! mache mir Raum in meiner engen Brust‘. In diesem Augenblick, da er von Götz, Ossian, dem Volkslied kommend, zwischen Shakespeare und Pindar seinen Weg sucht und über der erkenntnis- und kunsttheoretischen neuen Lehre vom Gefühl grübelt, erwarten wir es nicht, daß er sich des altjüdischen Heros erinnere, sich gar mit ihm identifiziere.. Welche Züge aus des Moses Charakter und Schicksal boten die psychologische Anknüpfung? ! Wie längst bemerkt wurde, deckt sich die Wendung mit dem Wortlaut eines Satzteils der Plastik (Suphan 8, 18): “Thue die Augen zu und taste’. Dazu halte man aus dem Entwurf von 1769 (Suph. 8, 88): “Verbinde dir die Augen, taste in der Nacht’ und aus der gedruckten Fassung (Suph. 8, 27): “Schleuß das Auge und fühle’; “Ihr Sion und ihr Medium, Gesicht und Licht, verbieten ihr [der Malerei] mehr zu geben als Flächenfigur’, “sie kämpft aber, so weit sie kann, mit beiden, um der Phantasie Flug zu geben, daß sie nicht mehr sehe, sondern geniesse, taste, fühle”. Der ganze Brief ist überhaupt voll von Anspielungen auf Gedanken und Wendungen Herders, die nur er selbst in und zwischen diesen Zeilen mitklingen hören konnte (s. unten S. 656 ff.). 630 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. Jenes demütig angstvolle Gebet, halb Abwehr, halb Dank, Hoffnung, Vertrauen, ist die Antwort des Moses auf die erste göttliche Berufung, als ihm der Engel des Herrn in feuriger Flamme erschienen ist und die Weisung an ihn ergeht, Prophet und Führer des Volks zu werden bei der Befreiung aus Ägypten (Exodus 3, 1—4, 11). Aber nicht dem biblischen Bericht entnimmt Goethes Brief jene Worte. Nicht dem Bilde des partikulär-jüdischen, des historischen Moses, auch nicht dem von dem Dogma der Synagoge oder der christlichen Kirche ge- formten stellt sich der Dichter gleich. Er fühlt sich an der großen Entscheidung seines Lebens. Er empfindet, indessen ‘Mut und Hoff- nung und Furcht und Ruh in seiner Brust wechseln’, die göttliche Berufung zum Dichter, zum Propheten und Führer seines Volks. Da sieht er sich in dem Bilde des Moses, wie es ihm selbst damals aus Frankfurter Jugendeindrücken und Herders Lehre auf- gegangen war. Er findet sich wieder in jenem gewaltigsten der ur- zeitlichen Menschheitsführer und Weisheitssänger, die nach seiner Auf- fassung ein gemeinsamer Urbesitz des gesamten alten Orients waren. In jenem Moses, den der Prophet des Islam, Mohammed, als Vor- läufer und Muster verehrt und gleich in den beiden Anfangssuren des Korans unter den von Gott Begnadigten an erster Stelle sich ge- dacht hat. Er fand in dem, was Moses und Mohammed einte, den poetischen Ausdruck für das eigene Schicksal: den Wonneschmerz der Theophanie, der Ahnung göttlicher Berufung. Mit andern Wor- ten: der Diehter des Mahometdramas betet in diesem Beichtbrief. Pentateuch wie Koran liefern ihm nur poetisch-menschliche Symbole für die Gestaltung der drängenden Schöpferkraft in seiner Brust. h. Das Gebet des Moses, das Goethe so als symbolische Formel verwendet, woher ist es ihm zugeflossen? Darauf antworten Goethes Auszüge! aus dem Koran. Gerade damals — zur Herbstimesse 1771 — war in Frankfurt selbst zum ersten- mal eine deutsche Übersetzung aus dem Urtext erschienen. Ihr Verfasser, der Pro- fessor David Friedrich Megerlin, ein Mann der alten Schule, beschränkten Sinns und der aufstrebenden arabistischen Sprachwissenschaft abgeneigt, bot darin trotz vielen sachlichen Verstößen und trotzdem er noch die damals in Frankfurt schon im Aussterben begriffene süddeutsche, vom Kanzleimuster gebildete Schriftsprache schrieb, ein lesbares, stellenweis kernhaftes und aus Lutherrede genährtes Deutsch:. Kein ' Nach Anorr Schörzs unvollständiger Mitteilung abgedruckt W. 39, S. 431 ff. Daß die Auszüge abgesehen von Sure 6 auf Megerlin zurückgehen, hat Jako Mınor, Goethes Mahomet, Jena 1907, S. ı8f., zuerst ausgesprochen. Alle erhaltenen zehn Stücke (Beilage zu der Niederschrift der Mahometfragmente) kennen wir erst durch Max Morris, Der junge Goethe, Leipzig ı9ro, Bd. 3, S. 132— 135. ” Die türkische Bibel oder des Korans allererste teutsche Übersetzung aus der Arabischen Ursehrift selbst verfertiget von M. David Friedrich Megerlin, Professor. Franckfurt am Mayn bey Johann Gottlieb Garbe 1772. Die Widmung “Des Hoch- BurvacnH: Faust und Moses. Zweiter Teil. 631 Wunder, daß Goethe sich daraus Stücke exzerpierte. Im nachstehenden gebe ich den Abschnitt, in dem das Mosesgebet steht (Morrıs S. 134), vollständig, das, was Goethe daraus abschrieb, in Sperrdruck (Megerlin S. 421, Sure 20, V. 8—29): “Ist dir nicht auch schon vorgekommen die Geschicht Mosis? Als er ein Feuer sahe, sprach er zu seinen Leuten: Verziehet ihr hier; ich will hingehen zu diesem. Daß ich euch vielleicht einen Brand davon mitbringe [Prometheus! s. unten S.638 Anm., 645 Anm. 3], oder auch bey dem Feuer einen Weegweiser finde. Als er nun dahin kame, wurde ihm zugerufen : OÖ Mose! ich bin gewiß dein Herr. Darum ziehe deine Schuh aus; dann du bist in dem heiligen Thal Thowa. Ich habe dich erwehlet. Darum höre aufmerksam zu, was dir wird geoffenbart werden! ... Nun was ist das, o Mose! so. du in deiner rechten Hand hast? Er sprach: es ist mein Stab, worauf ich mich lehne und womit ich Blätter abschlage vor meine Schafe, und ich habe davon auch noch andern Nutzen zum Gebrauch. Da sprach Gott: Wirf ihn hin. Und da er „ihn hin warf: ward er zu einer Schlange, welche lief hin und her. Gott sprach: Ergreife sie und förchte dich nicht: wir wollen sie wieder in den ersten Stand bringen. Thue auch deine Hand unter deinen linken Arm: so wird sie wieder weiß hervorkommen! ohne Schaden. Das soll das zweite Zeichen seyn ... Gehe nun hinein zu Pharao: Dann er ist gottloß bey seinem Irrthum. Er [Moses] sprach: OÖ mein Herr mache mir Raum in meiner engen Brust. Mache mir auch mein Geschäfft leicht. Löse auch auf das Band von meiner Zunge, daß sie meine Sprache verstehen.’ Das Motiv, daß Moses einen Sprachfehler gehabt habe, stammt aus der Bibel und geht auf Exodus 4, 10; 6, 12. 30 zurück. Goethe hat es 1797 — das zeigte sich oben S. 377 — in seiner Charakte- ristik des Tatmenschen und Herrschers Moses scharf herausgearbeitet. Wie aber der Wetzlarer Goethe, der eben des Wanderers Sturmlied gesungen, diesen Zug des Propheten und Religionsgründers Moses auffaßte, läßt sich zunächst erschließen aus dem oben (S. 389 und Anm.; S. 394) besprochenen Englischen Bibelwerk. Dort hatte der junge Goethe in der Anmerkung zu dieser Stelle die Mitteilung aus dem Korintherbrief‘ des Klemens (17, 6) gelesen, Moses habe, als ihm aus löbl. Hochfürstl. Würtembergischen Consistorü Directori und Vicedirectori wie auch Assessoribus’ datiert Franckfurt am Mayn, den 29. Sept. 1771, dasselbe Datum mit dem Zusatz “in der Herbstmeß’ (S. 36) im Vorbericht. Dem von mir benutzten Exemplar (der Großherzogl. Bibl. zu Weimar) fehlt die von Minor, Goethes Mahomet S. 107, Anm. 5 erwähnte Widmung an Kaiser Joseph vom 15. August 1772. Die Besprechung in den Frankf. Gelehrten Anzeigen ist vom 22. Dezember 1772. Die ihr zugrunde liegende, C. B. unterzeichnete Kritik steht im 2. Stück des 17. Bandes (S. 426 —437) der Allgem. Deutschen Bibliothek, das im Jahre 1772 erschien. Sie ist vermutlich von Professor Koehler in Lübeck verfaßt (s. G. Pırrney, Die Mitarbeiter an Fr. Nicolais Allgem. Deutscher Bibliothek, Berlin 1842, S. 14. 56), und die darin ge- gebenen eigenen Übersetzungsproben stehen sprachlich-poetisch kaum höher als Megerlin. Minors Annahme, daß Megerlins Übersetzung erst in der Herbstmesse 1772 erschien (wiederholt von Morkrıs 6, S. 293), scheint danach nicht ausreichend begründet. — Noch heute recht brauchbar ist übrigens in Megerlins Einleitung die Übersicht aller früheren Versuche, den Koran in eine der europäischen Sprachen zu übersetzen. ı Ebenso Sure 7, V.ı05, Megerlin S. 233f. Megerlin gibt nach Exodus 4, 6 (weiß von Aussatz’) die Erklärung. Die islamische Tradition nahm hingegen an, daß Moses von schwarzer Hautfarbe war und daher die weiße Farbe der Hand eine Ver- wandlung durch göttliches Wunder darstelle. 632 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. der Flamme des Dornbusches die Weisung gegeben ward, dem Be- kenntnis des schweren Mundes und der schweren Sprache hinzu- gesetzt: “und ich bin nicht anders als ein Dampf, der aus einem siedenden Topf aufsteigt. Diesem Vergleich entnahm Goethe die Vorstellung der gewaltsamen Spannung, Hemmung, Beklemmung, der gepreßten Fülle, der Unfähigkeit gleichmäßig geordneter Äußerung. Das oben besprochene Englische Bibelwerk (Teil ı, Leipzig 1749, S.506) wies ihm überdies den Sinn dieser Stelle durch Gleichset- zung mit Hebr. 12, 21, wo es von des Moses göttlicher Berufung auf dem Berge Sinai heißt: “Und also erschrecklich war das Ge- sieht [Faust Vers 482 Faust (abgewendet): Schreekliches Gesicht!], - daß Moses sprach: Ich bin erschrocken und zittere.”° Hier haben wir dieselbe — in der Erdgeistszene des Faust nachklingende — legen- darische Fassung des Exodusmotivs' wie schon in der Apostel- geschichte 7, 30: Und über vierzig Jahre erschien ihm in der Wüste auf dem Berge Sinai der Engel des Herrn in einer Feuerflamme im Busch. Da es aber Moses sahe, wunderte er sich des Gesichts. Als er aber hinzu ging zu schauen, geschah die Stimme des Herrn zu ihm: Ich bin der Gott deiner Väter usw. Moses aber ward zitternd und durfte nicht anschauen! Die Steigerung las Goethe im Koran (7. Sure, V. 140, Megerlin S. 237 £.): Und da Moses kam zur bestimmten Zeit, und sein Herr mit ihm geredet hatte; so sprach er: O Herr, zeige mir doch, daß ich dich sehe. Gott aber sprach: Mich kannst du nicht sehen; aber schaue gegen den Berg; wenn du ihn wirst sehen unbe- weglich an seinem Ort, wirst du mich sehen. Da aber sein Herr sich offenbarte, in seiner Herrlichkeit, auf dem Berg, so zermalmet er denselbigen, daß Moses hinfiele in Ohnmacht als wie tot. Wenn Goethe die Erscheinung des feurigen Erdgeistes vor Faust in einer gewissen Beziehung zu der Erscheinung des feurigen Engels Gottes vor Moses geschaffen hat, woran nicht zu zweifeln ist (s. oben S. 387f.), so wird man auch diesen Koranzug von dem Hinfallen des Moses dabei in Anschlag bringen und ihn wiederfinden müssen im Szenar vor Faust Vers 514: ‘Faust (zusammenstürzend)’. e. Aber den Sinn, den Goethes Brief dem Koranischen Moses- gebet gibt, erfassen wir ganz nur, wenn wir es als Bestandteil des religiös-künstlerischen Glaubensbekenntnisses erkennen und dessen Be- ziehung zu Herders tiefsinniger Philosophie des Gefühls genauer ' Betont sei schon hier: die Rolle, die dem ins Mythisch-Mystische erhobenen Moses der Hebräerbrief zuweist, hat Goethes poetisch-symbolische Auffassung des Heros mitbeeinflußt. — Nebenbei: im Himmelsprolog (Faust V. 243 ff.) preisen die Erzengel Gottes Schöpfung in kaum zufälligem Anklang an das berühmte 20. Ka- pitel des Kleı briefs (über Arnolds deutsche Übersetzung s. unten Teil 3). Burvack: Faust und Moses. Zweiter Teil. 633 prüfen'. Dieses Zitat des Mosesworts aus dem Koran kommt nämlich auch in der ‘Plastik’ Herders vor, und zwar steht es da in inniger Verbindung mit der Hauptidee ihrer großartigen Welterklärung. In der Plastik von 1770 lesen wir (Suphan 8, S. 153f£.): Erhabene, prächtig gewölbte Brust gibt immer dem Gefühl Idee von edler Stärke, von Fähigkeit großmüthiger Gesinnungen und starker Entschlüsse: die Seele hat gleichsam ihre veste Form, wie der edle Theil unseres Körpers, die Brust, ihre veste Wölbung hat. Ein eingedrückter Engbrüstiger gibt von sich Begriff der Feigheit und des Kleinmuths: denn nur bei einem in sich gezognen Wesen wird die Brust enge, und das wird immer Gestalt einer engen, beklemmten Gesinnung. Hier haben wir also die Grundlage für eine physiognomische Deutung des Mosesgebets. In der gedruckten Plastik des Jahres 1778 ist daraus folgendes geworden (Suph. 8, S. 5ıf.): Wie auf der Stirn Gesinnung herrschte, so birgt die Brust die edlern Ein- geweide und ist ihrer Zeuge. Ein Mensch von freier Brust wird in aller Welt für frei und edel gehalten: man traut ihm etwas zu, er kann doch athmen.... dagegen die eingebogne, zusammengeklemmte keuchende, schon von Natur sich verbergende Thersites-Brust auch ein natürliches Omen ist von eingeschloßenem, zusammen- ! Die Grundgedanken der ‘Plastik’ zuerst im "Vierten kritischen Wäld- chen’ 1769, Abschnitt II, ı— 5 (veröffentlicht erst 1846; bei Suphan 4, S. 44—90. 134— 137), vertieft im Pariser Schlußteil des ‘Journals meiner Reise, Dezember 1769 (Suph. 4, 444 f. “Von der Bildhauerkunst fürs Gefühl’, 454—461: “Es ist eine schwere Sache, jede Wissenschaft in allen Begriffen und jede Sprache in allen Worten auf die Sinne zurückzuführen, in denen und für die sie ent- standen sind, und das ist doch zu jeder Wissenschaft und Sprache nöthig. Zweitens: Alle seine Sinne zu gebrauchen. Das Gefühl zum Exempel schläft bei uns und das Auge vertritt, obgleich manchmal nur sehr unrecht, seine Stelle); Fortführung in den Arbeitsheften aus Riga und Frankreich (Suph. 8, S.88—ı15 “Studien und Entwürfe zur Plastik’); die Plastik von 1770 aus der Eutiner Zeit zuerst bei Suph. 8, 1ı16—ı63 (im Frühling 1770 bereits in erster Aus- arbeitung dem kunstverständigen Naturforscher Friedrich von Hahn mitgeteilt; etwas später mündliche und briefliche Verhandlungen darüber mit Merck). Vgl. R. Haym, Herder ı, S. 253ff. 349. 364. 366. 377; 2, S. 68fl. und Briefe an J. G. Merck, hrsg. von Karl Wagner, Darmstadt 1835, S. 4. 6. In Straßburg selbst scheint Herder an dem Werk nicht geschrieben zu haben, aber es lebte fort in seinen Gedanken (Haym 1, S. 399). Ohne Zweifel hat es die Gespräche mit Goethe oft beherrscht. Enthielten doch folgende Sätze der von Goethe im Manuskript gelesenen Abhandlung Über den Ursprung der Sprache den Kern der Plastik (Suphan 5, S. 62): "Der Mensch trat in die Welt hin: von welchem Ocean wurde er auf Einmal bestürmt! mit welcher Mühe lernte er unterscheiden! Sinne erkennen! erkannte Sinne allein gebrauchen! Das Sehen ist der kälteste Sinn... Dies Gesicht war, wie Kinder und Blind- gewesene zeugen, Anfangs nur Gefühl; ($. 64) das Gehör ist der Mittlere der Menschlichen Sinne... Gefühl empfindet Alles nur in sich...; das Gesicht wirft uns große Strecken weit aus uns hinaus: das Gehör steht an Grad der Mittheilbarkeit in der Mitte; (S. 66) das Gefühl überwältigt: das Gesicht ist zu kalt und gleich- ültig... Das Gefühl wirft alles auf Einmal in uns hin: es regt unsre Saiten stark, aber kurz und springend; das Gesicht stellt uns alles auf Einmal vor und schreckt also den Lehrling durch die unermäßliche Tafel des Nebeneinander ab... (S. 67) Gefühl ist der Mensch ganz. 634 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. gekrümmten kriechenden Muth. Oft hat der dennoch edle Mann vieles durch Grund- sätze überwunden: Gott hat ihm wie der Koran sagt, Raum in der Brust gemacht und Luft verschafft vor seinen Drängern. Hier haben wir einen Gesichtspunkt mehr physiologischer oder psychophysischer Art für das Verständnis der Mosesbitte. Der zweiten, endgültigen Fassung steht Goethes Brief in Gedanken und Aus- druck näher. Und in ihr erst erscheint auch das Koranzitat. Unmöglich können Goethe und Herder unabhängig voneinander darauf gekommen sein und ihm übereinstimmend die Anwendung auf die Ideen der “Pla- stik’ gegeben haben. Wie die Gleichheit des Wortlautes in ihren Zitaten beweist, schöpften sie aus derselben Übersetzung, aus Megerlin'. Der Sinn, den Goethe und Herder übereinstimmend in das Koranzitat legen’, wurzelt in dem zentralen Problem der ‘Plastik’. Herders Plastik kreist mit gewaltigem Flügelschlag um die tiefste Lebensfrage der künstlerischen und wissenschaftlichen Entwicklung (Goethes. Daneben versinken, so bedeutsam sie sind, die anderen geistigen Erwerbungen der drei Straßburger Semester. Herders Plastik lehrte: alle andern Sinne des Menschen vermitteln ihm die Erscheinung der Dinge, das Gefühl allein, der Tastsinn, gibt ihm die Dinge an sich. Das Sehen breitet vor ihm nur Flächen aus, nur ein Kontinuum des Nebeneinander. “Dinge hinter einander, als solche [als Dinge an sich] zu sehen ist ebenso unmöglich als den Liebhaber hinter dem herabhangenden dieken Teppich zu mahlen’ (Plastik 1770, Suph. 8, S. 118). Aber diesen Teppich aufzuheben — das gerade ist Herders heißes Bemühen. Er will die Dinge als solche in sich aufnehmen. Das ist der Urdrang der Geniezeit. Das ist der Grundtrieb ' Die übrigen damals vorhandenen wortgetreuen ..n. weichen .ab. Maracei, Alcorani Textus universus, Patavii 1698, S. omine mi dilata mihi pectus meum et facilita mihi negoeium meum’; David en Neu eröffnete Mahometanische Moschea worinn ... Der völlige Alkoran nach der besten Edition Maraceii verteutscht, Nürnberg 1703, S. 864: ‘Mein Herr schaff meiner Brust Raum und mach nfir dieß Werk leicht’; Friedrich Eberhard Boysen, Der Koran oder das Gesetz für die Muselmänner unmittelbar aus dem Arabischen übersetzt, Halle 1773, S. 300: “Gieb mir Muth ‚Fußnote: Im Original “Erweitere meine Brust’) und mache mir den Auftrag leicht’; George Sale, Der Koran des Mohammeds Un- mittelbahr aus dem Arabischen Örigisal in das Englische übersetzt, ins Teutsche ver- dollmetschet von Theodor Arnold, Lemgo 1746, S. 361: “Herr (enlarge my breast, erweitere meine Brust, vermehre meine ee stärcke meinen Muth und mache ar er. leicht, was du mir befohlen has m die Priorität in der Benutzung des u zukomme, ist zweifel- aft. u der in ‘Straßburg an seiner Hebräischen Archäologie arbeitete, mer und nutzte den Koran (s. unten S.64rf.) und spielte auch in Briefen auf ihn an. es kann ihm damals Megerlins Buch noch nicht vorgelegen haben. Hat ihn also ist jener Brief Goethes veranlaßt, in die Plastik das Koranzitat einzuschalten? Dann hätte man hier ein an sich keineswegs befremdliches Beispiel dafür, daß der Meister doch auch von dem Specht’ zu lernen wußte. BurvacH: Faust und Moses. Zweiter Teil. 635 in Goethes Faust. “Was ich an einer Person vor mir sehe, ist gerade das, was mir der Spiegel von mir zeigt: Umriß, Figur auf einer Fläche, Vorderseite’ (ebd. S. 119). Und von dieser der Optik verdankten Erkenntnis aus springt er kühn dem Platonismus an die Gurgel. Allbekannt ist Platons Gleichnis am Anfang des siebenten Buchs seines Staates. Dem täuschenden Schattenspiel in der unterirdischen, von Feuer beleuchteten Höhle, das den mit dem Rücken gegen den Eingang und das Tageslicht sitzenden Gefesselten als Wirklichkeit, als wirkliche Rede und wirkliche Bewegung der Personen und Dinge selbst erscheint, stellt Platon die Sinneswahr- nehmungen der irdischen Menschen gleich. Aus dieser Höhle des Scheins will Herder durch seine Theorie des Gefühls, durch seine ästhetische Optik befreien. Von dem Spiegel der Umrisse, dem roum (der Oberfläche) des antlitzes, um mit dem Eingang des Parzival' Wolframs zu reden! — will er hinaufleiten zum Leben selbst, zu den Dingen, wie sie wirklich sind. Man höre (Plastik ı770, Suph. 8, S. 119): Ein Geschöpf, das kein Fühlgeschöpf wäre, was hätte es an seiner Welt, und wenns tausend Augen hätte, und wenn es ganz Auge wäre? Ein Bilderhaus. Mit aller mühsamen Beschauung würde ein solcher Opthalmit wohl eine einzige Eigen- schaft der Solidität zum Exempel Undurchdringlichkeit, Gestalt, Härte usw. errathen und sie gar in aller wahren Bestandheit so ersehen, als ob er sich den Begriff des Körpers ertastet hätte? Nimmermehr; er wäre zeitlebens in einer Schatten- und Lichthöle Platons. Aber dann kommt der Saltomortale”. Dieser anscheinende Sensualismus springt um in einen mystischen Idealismus. Dieses sinnliche Ge- fühl, der Sinn des Tastens, ist die Brücke zu einem inwendigen Gefühl, das auch das Übersinnliche, Überweltliche, Göttliche begreift. Das sinnliche Begreifen wandelt sich zum Begriff der Dinge in der höchsten, idealistischen Bedeutung. “Unvermerkt wird dem tastenden Finger die tastende Seele untergeschoben’ (Haym, Herder 2, S. 70). An dieser ungelösten Antinomie zerreibt sich das seelische und geistige Ringen Werthers. Die Unendlichkeit der Natur und des mensch- lichen Lebens in der Fülle der Einzelerscheinungen liebevoll beobach- ' Wolfram sind Spiegelbild und Traum des Blinden Beispiele unwahrer Dar- stellung, der er seine Dichtung als Künderin echter Wahrheit gegenübersetzt. Auch Herders “Plastik? verwertet beide Symbole, Spiegel und Traum. Er sagt z. B. (Suph. 8, 9): ‘Im Gesicht ist Traum, im Gefühl Wahrheit;’ ‘Malerei ist Oberfläche’ (1769 in Versailles, Suph. 8,89). Quellen und Formen dieser doppelten Symbolik und ihre mittelalterliche Geschichte beleuchtet mein noch ungedruckter Akademievortrag “Über den Eingang des Parzival’ (s. Sitzungsberichte 1906, April 26, S. 409). ® Die geniale Ästhetik freilich beschönigt und rühmt diesen Sprung. Merck (Frankfurter Gelehrte Anzeiger 1772, Febr. ı1, Scherers Neudruck S. 77, 4—7): “Wir kennen ein Genie in Deutschland [Herder], das den bildenden Geist Platos mit der tastenden Erfahrungsphilosophie ... vereinigt. 636 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. tend und betastend mitzuempfinden, nachzuempfinden und sie zugleich als göttliches Ganze in sich aufzunehmen, innerlich zu erleben — dieser Drang ist die Quelle seiner Wonnen und seiner Leiden, dieser Drang erhebt, verzehrt und vernichtet ihn. Jene Antinomie ist aber auch die Achse des ursprünglichen ‘Faust’. v1. Der tragische Titanismus dieses Problems war Goethe in Straß- burg aufgegangen. In jenen Monaten, da ihn der in Frankreich Neu- geborne und zu eigner Art Erstarkte künstlerischer Befreiung und Neugeburt entgegengepeitscht und ihn fähig gemacht hatte, ein ‘Neophyt’ der “Gemeinschaft der Heiligen’ zu werden, deren sichtbarer Mittel- punkt nun eine Zeitlang in Darmstadt lag, in dem Kreise edler Frauen um Merck und Caroline Flachsland. "Gemeinschaft der Heiligen’! Der Name ist nicht durch Zufall so feierlich. Er stellt diesen geistigen Bund jenen Konventikeln der Pietisten, der Erweckten, der Stillen gleich, die innerhalb der Kirche, über den Kirchen, außerhalb der Kirchen über die Welt sich verbreiteten. Der Name ist ein Wort aus der mystischen Praxis. Und ebenso kommt das Wort ‚Neophyt’, mit dem Goethe sich hier be- zeichnet, aus der religiösen Sphäre, aus dem mystischen und mysterien- haften Kult des Göttlichen, der abgesondert von der kirchlich organi- sierten öffentlichen Gesamtheit die Erbauung einer engen Gruppe gleich- gestimmter Einzelseelen erstrebt. Es sind Worte, aber Signalen gleich klären sie auf über Ursprung und Weg der Wandlung Goethes und der damals durchdringenden neuen Entwicklung der deutschen Kultur. Aus Goethes “Ephemeriden’ und auch aus seinen Briefen entnehmen wir, daß im Jahre 1770 der Einfluß der Susanne von Klettenberg ihn noch beherrschte. Er las magische, mystische Schriften (Paracel- sus, Agrippa von Nettesheim, Peter Poiret, Jean de Berniere Louvigny, Thomas a Kempis, Malebranche, Mosheims Notiz über die gnostischen Abraxas). Er suchte auch in Straßburg noch die Pietistenkreise auf, fühlte sich jedoch von deren gedrücktem und strengem Wesen nicht be- friedigt. Er vermißte die freiere, menschlich heitere, duldsame Frömmig- keit der geliebten mütterlichen Seelenführerin, die sich mit gutem Grunde ‘Cordata’ nennen durfte. So traf ihn Herder. Der bot ihm Größeres und Kräftigeres: die Fülle von Anschauung individueller geschieht- licher Erscheinungen, Aussaat und Ernte eines beispiellosen sinnlichen Beobachtens, genetischen Analysierens, genialen Nachempfindens der menschlichen Kultur, der Religion, Kunst und Wissenschaft, aber vor allem der Poesie im Gesamtbereich der Zeiten und Völker. Durch Burvaca: Faust und Moses. Zureited Teil. 637 ihn erst schien die Welt Leben, Gestalt, Lieht und Farbe, Klarheit, Zusammenhang und Harmonie zu gewinnen. Aber auch diese neue Weisheit war im Innersten dem Rationalismus entgegengesetzt und feindlich, darin also der Grundrichtung des jungen Goethe gemäß. Auch dieser neuen Weisheit Seele atmete in Mystik, freilich in einer andern als die, welche die näheren und ferneren Freunde und Ge- nossen Cordatens beherrschte. Dieser neuen Mystik leitende Idee war der mystische Begriff und Kultus des Genius. Das heißt des Men- schen, der über die Menge sich erhebt, weil ihn ein göttliches Wesen begleitet oder weil er geheimnisvoll Teil hat am Göttlichen, weil er hin- auswächst über die Grenzen der Menschheit. In jener Straßburger Zeit kämpften in Goethe die Wetter der pietistischen und der genialischen Mystik. Auf sie stieß nun der erste Luftzug seiner selbständigen naturwissenschaftlichen Forschung, den die ‘Ephemeriden’ aufgefangen haben: die Regungen seiner Optik (noch in Frankfurt W. 37, S. 8ı die Notiz über Beguelins Berliner Akademieab- handlung von den farbigen Schatten), seiner Physiognomik (Herder!), seiner physikalischen Interessen (Elektrizität!). Mächtig hinein blies der Eindruck der Vorlesungen des Chemieprofessors Spielmann. Von ihm lernte Goethe die schöpferische Kraft der Natur anerkennen als ein menschlicher Wissenschaft unzugängliches, von Retorten und Instru- menten niemals nachzubildendes Geheimnis: einerseits das verborgene "geistige Band’, durch das die sogenannte Encheiresis naturae', das Schaffen ! Vgl. den wichtigen Nachweis von Epmuno O. von Lieemann, Chemikerzeitung 1907, Bd. 31, S. 461 (wiederholt im Goethe-Jahrbuch 1908, Bd. 29, S. 163f.). Jac. Reinboldi Spielmann, Institutiones Chemiae Praelectionibus Academieis —n Editio altera, revisa, aucta, polita, Argentorati 1766, Prolegomena (in $IV—\ eg historischer Rückblick, der den jungen Goethe auf anregungsreiche Bücher wies: Conringii Hermetica Medieina 1648, 2. ed. 1669 ; Olaus Borrichius, een C'hemiae, Hafniae 1668 und Hermetis Aegyptiorum et Chemicorum Sapientia, Hafniae 1674; Lenglet du Fresnoy, Histoire de la philosophie ag 2 aueh Theatrum Chymieum Argentorati 1659 6 voll.; Mangetus, Bibliotheca eo wre: 1702; Dan. Georg Morhof, Polyhistor Tom. I, lib. l, eap. XI, no. er ee chemiae pars I), $ X, 8. 8: 'Illae, quae per resolutionen nl sat eiäipia Pro- tie, in Hducta et Producta distinguuntor- ee. pain haerebant forma est, quod educta nos de ea certissimos reddant et quod quie eorporum prineipiis internis, unde qualitates singu® I en aaa Au, sit atque incertum; id quoque de eduetis facile quivis persp “ a ae Sei e0 quo. corpus constituebant modo, uniuntur, pristinum | corpY® Se reeturum esse; cum autem Natura plures noV i uniendi, quas nos sive ignoramus z : ; ‘mus. non denuo formare possi- ; ; insipi ; perditum esse 2 & mus, non statim aliquod prineipiorum pP EREERELELIRETE Ratio vineuli, quo prineipia tam in mixtione quan ” 638 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. der unnachahmlichen Weberin Natur, Substanzen zu einem leben- den Ganzen zusammenfügt, und anderseits das Gesetz der chemischen Affinität, der Wahlverwandtschaft, das Trennung und Wiederverbindung der Bestandteile zusammengesetzter Stoffe bestimmt. Solche Erkenntnis hatte sein Geist, widerstrebend zwar dem wissenschaftlichen Hoch- ipsis interna, cuius ratio nos adhuc dum latet, eam Physiei oe Chemiei Affinitatem, Galli Rapport appellant, talem vim in rerum natura existere innumeris experimentis Physiei demonstrant. Conf. van Musschensrorer Introduct. ad Co- haerentiam Corporum firmorum et De Fericz Attract. Newtonian..... Intelligo autem per hanc vim illam corporibus propriam facultatem, per quam inter se invicem coeunt et in nexu manent, etiamsi nulla causa mechanica accedat. $ XV: Vim internam per quam corpora in mutuos amplexus ruunt, ea lege a creatore ordinatam videmus, ut singula corpora eandem ita determinataın habeant, ut cum certis corporibus non coeant, cum aliis fortius, cum aliis remissius uniantur, et haec relinquant, ut illis se jungere queant. Plurimae Chemiae encheireses cum huie observationi debeantur, hine Chemia physica tota in en affinitatibus, quae singulis corporibus propriae sunt, est occupata'. gens ist das Bild des coitus für die Vereinigung, chemischer Stoffe schon der mitielalterlichen Alehimie geläufig. In dem Faustvers Encheiresin naturae nennt’s die Chemie? ist also 1. naturae nicht, wie bisher on angenommen wurde, Genitiv des Objekts, sondern des Subjekts, 2. das in “nennt’s’ geht nicht, wie bisher allgemein erklärt wurde, anf die im a ehaoden geschilderte Methode der zerlegenden Wissenschaft, sondern auf das eine Wort: "das geistige Band’. Diesen Sinn sichert Goethes Brief an den Chemiker Wackenroder (21. Januar 1831, W.49, S. 209f.): “Es interessiert mich höchlich, inwiefern es möglich sey, der organisch-chemi- schen Operation des Lebens beizukommen, durch welche die Metamorphose der Pflanzen nach einem und demselben Gesetz auf die mannichfaltigste Weise bewirkt wird’... ob wir gleich gern der Natur ihre geheime Encheiresis, wodurch sie Labs schafft und fördert, zugeben und, wenn auch keine Mystiker, doch zu- letzt ein Unerforschliches eingestehen müssen, so kann der Mensch, wenn es ihm Ernst ist, doch nicht von dem Versuche abstehen, das Unerforschliche so in die Enge zu treiben, bis er sich dabei begnügen und sich willig überwunden geben mag.’ Auch das Gespräch mit Falk (von Biedermann, Goethes Gespräche? 4, S. 466f.) stimmt, recht besehen, durchaus dazu: “Da, nehmen Sie den alten Stein fein Stück Granit] zum Andenken von mir... betrachten Sie mir ja diese Übergänge, worauf am Ende alles in der Natur ankommt. Etwas, wie Sie sehen, ist da, was einander aufsucht, durchdringt, und wenn es eins ist, wieder einem Dritten die Entstehung gibt. Glauben Sie nur, hier ist ein Stück von der ältesten Urkunde des Menschengeschlechts. Unsere Naturforscher ... zählen den ganzen Bestand der Welt in lauter besonderen Teilen zu und haben glücklich für jeden besonderen Teil auch einen besonderen Namen . Was bin ich aber nun dadurch gebessert? Mir fällt immer, wenn ich dergleichen höre, e, die alte Lesart aus Faust ein: Encheirisin naturae usw. [in der Textgestalt des Ur- faust!]. Was sollen mir denn die Teile? Was ihre Namen? Wissen will ich, was jeden einzelnen Teil im Universum so hoch begeistigt, daß er den andern aufsucht, ihm entweder dient oder ihn beherrscht. Hier bricht, wie man sieht, ‚voll der Wahlverwandtschaftsgedanke durch! Zu vergleichen ist auch in den "Ephemeriden‘ die aus Mendelssohns und Platons Phädon gegebene Erörterung der Begriffe "Zusammen- setzung, 'Ebenmaß’, "Kraft des Zusammenhaltens (W. 37, S. ro4f., Morris, Der junge Goethe 2, 42ff.). Diese Probleme haben Goethe seit Straßburg nie mehr losgelassen bis zu seinem Tode. Sie umschließen den Lebenskern seiner künstlerisch-wissenschaft- lichen Arbeit und damit zugleich den Lebenskern seiner Fausttragödie: das Problem der Schöpfung (Prometheus: s. unten S. 645 Anm., oben S$. 631; Homuneulus), der Harmonie, der Wahlverwandtschaft. Burvaca: Faust und Moses. Zweiter Teil. 639 mut, der sie begleitete, sich angeeignet und sie der alchimistischen Medizin und Theosophie des Paracelsus, Agrippa von Nettesheim und Welling entgegengestellt. Der pietistische Hausarzt der Familie, der Freund Cordatens, die nach dessen Weisung selbst magische Heilkunde und Alchimie betrieb, hatte Goethe von schwerer Krankheit hergestellt durch die mystische Universalmedizin. Das hatte den Genesenen, seine Mutter und Susanne im Glauben an die Kraft jener geheimen Künste bestärkt. Er hatte seine religiöse und körperliche Wieder- geburt erlebt und sie der Magie zu verdanken geglaubt. Fortan blieb sein Leben lang bis zu seinem Tod der Begriff der Wiedergeburt, dieses uralte Gut der Weltmystik, ihm ein fester fruchtbarer Besitz, die Quelle seiner späteren Lehre von der Metamorphose. Aber nun erlebte er in Straßburg unter dem Druck nationaler, wissenschaftlicher, persönlicher Anstöße, vor allem durch die “weitstrahlsinnige’ Macht des genialen Magiers Herder die zweite, die geistige Wiedergeburt, die ilım eine neue Menschheits-, Welt- und Kunstansicht erwirkte. Und sie machte ihn zum Dichter, zum Künstler. Sie brachte ihm die göttliche Berufung zum heiligen Dienst seines Lebens, von der dann in jenem beichten- den Brief aus dem Sommer 1772 das Mosesgebet symbolische Kunde gab. Den ‘Faust’, die Frucht seiner mystisch-pietistischen Wieder- geburt, hat Goethe in Straßburg vor dem Meister verborgen. Der kam als Schüler und Freund Kants, als Schüler und Freund Hamanns, als ebenbürtiger Mitstreiter Lessings, geweiht durch den Lake mit den großen führenden Geistern Frankreichs, bestrahlt von dem Glanz der Namen d’Alembert und Diderot. Und ihm gegenüber stand das geniale Halbkind, der in Lustigkeit und Sehwermut tollende Frank- forter Bub, der mit tausend Fasern hing an heimischer, süddeutsch-rhei- nischer Art, alter volkstümlicher Überlieferung, altväterischer Frömmig- keit, der jugendlich-hitzige Gegner aller Schulphilosophie, 0. nn Theologie. Herder hatte im Hause eines Pietisten, des ! 0 _ i Diakonus Trescho, mit dem Susanne von Klettenberg in Briefwect se getreten war, den sie bestimmt hatte, “die Kunst zu ER El Sterbebibel zu ergänzen durch eine Kunst zu leben, “ er. Handlanger seine erste Belesenheit und die erste Kenntnis ur ae Schriften erworben. Aber er verachtete bald die er su = ni “_ die Enge der Tartüffenatur seines einstigen Brotherrn 2 5 an n_ von Klettenberg, die sonst SO milde urteilt, nn. es 3) ey später (an Karl von Moser, 1774 Jan. 27» Funck 9.25 ! Vgl. über Herders Verhältnis zu Trescho a ae = = er 707 Ann. Doch scheint mir Hayı die er ae ind. zu, wenig — Brille Herderscher, gewiß berechtigter perst de ae no geschichtlichen RE und als literarische Erscheinung zu betrac 640 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. Gröste Satan im Priesterrock, den man sich deneken kan — den seine so genante Freunde selbst vor so was halten — dann sie geben ihm den Ehren Titel eines erz-lügners’. Vor ihm seinen “Faust in jenem Straßburger Halbjahr zu verheimlichen hatte Cordatens junger Freund allen Grund. Goethes Angabe in ‘Dichtung und Wahrheit (II, 10 W. 27, S. 320f.) spricht sicher die Wahrheit. Solche Züge erfindet man nicht‘. Herder hatte auch für die Auffassung des Moses und der so- genannten Mosaischen Schriften einen neuen Standpunkt betreten. Oben bereits (S. 397) wurde gesagt, wie seit frühester Zeit um die Person des Moses sich eine nebelhafte Tradition ballte, die ihn zum Schüler ägyptischer Philosophie, ägyptischer Mysterien und magischer Künste machte. Das wurde durch die Jahrhunderte fortgepflanzt und wuchs lawinenartig an. Noch im ganzen 18. Jahrhundert lebte diese Vorstellung. Der Rationalismus baute darauf eine platt allegorische Exegese der Mosaischen Bücher: in allem, was über die alltägliche Wirklichkeit hinausging, entdeckte er bildliche Verhüllung natürlicher Vorgänge oder moralischer‘ philosophischer Wahrheiten. Auf der andern Seite vertrat der in der Renaissance erneuerte mystische Neu- platonismus die Idee einer Einheit von Wissenschaft und Religion und stützte seine pantheistische Naturphilosophie und Theosophie mit Hilfe der wüst phantastischen Kabbalistik, der rabbinischen Deutung des Alten Testaments, in einer erstaunlichen Hartnäckigkeit auf die kosmologischen und physikalischen Geheimnisse, die er aus den Büchern Mosis herauslas. Und daneben dauerte die aus dem Mittelalter ererbte dogmatisch-kirchliche Interpretation, die in jedem Wort des Alten Testaments nur den Typus, die Vorbildung christlicher Dinge erblickte und es überspann mit einem festen Netz asketischer Absichten und Zwecke. Gegen alle diese Auffassungen machte Herder Front. Aus ! Goethes Aussagen über die Anfänge seines ‘Faust’ sind bekanntermaßen weder ganz deutlich noch unter sich übereinstimmend. Aber sie stehn meiner Ansicht nicht im Wege. Die (an Zelter ı. Juni 1831) behauptete Konzeption im zwanzigsten Jahr würde noch bis ins Jahr 1769 zurückführen, also bis an die Schwelle der Straßburger Wandlung. Die wichtigere Äußerung im Brief an Humboldt (17. März 1832), die erst Aususrt Fresentus (Goethe-Jahrb. 1894, Bd. 15, S. z51ff.) durch Aufdeckung des darin enthaltenen Frankfurter Idiotismus “von vornherein’ verstehen gelehrt hat, bezeugt, was immer wieder eingeschärft werden muß, für eine‘ über sechzig Jahr” zurückreichende Zeit (also vor 1772) ein Vorliegen der Konzeption des ganzen Faust, aber mit der Einschränkung, daß diese Konzeption nach der Weise der Jugend in den vorderen Partien dem Dichter klar (jugendlich von vornherein klar’), dagegen für die Fort- und Durchführung des ganzen Dramas (‘die ganze Reihenfolge hin’) nur skizziert war (‘weniger ausführlich’). In den Frankfurtisch-Straßburgischen Ephemeriden läßt sich das Keimen der Faustkonzeption spüren. Nicht ‘Polyhistorie kann ich mit MoRrrıs darin finden: die ist Goethe stets fremd gewesen. Vielmehr spiegelt auch diese Masse sich drängender Büchertitel verschiedenartigsten Charakters, wie sich im einzelnen nachweisen läßt, durchgehends lebendige innere Interessen wieder. Burvacn: Faust und Moses. Zweiter Teil. 641 der ‘Genesis’ läßt sich nieht Naturwissenschaft lernen, sie enthält keinerlei physikalische oder metaphysische Erkenntnis. Das ist das eine. . Und: der Pentateuch darf nicht beurteilt werden als allegorische Einkleidung christlicher Dogmen. Das ist das andere. Aus jener uns heute un- säglich abgeschmackt erscheinenden, ja eigentlich ganz unfaßbaren alle- gorisierenden Erklärungsweise rückte Herder den Pentateuch in das Licht historischer, psychologischer, ästhetischer Ein- und Nachfühlung. Er, der die Todesbetrachtungen seines einstigen Brotherrn, des Moh- runger Diakonus Trescho, und seine falsche Mystik verurteilte, wollte auch in seiner Hebräischen Archäologie von dem Namen Moses und den an ihn geknüpften Schriften den Wust und Dunst einer ab- gestandenen erstarrten Mystik, die ein Instrument der dogmatisch- asketischen Unfreiheit geworden war, wegräumen. An die Stelle will er setzen die lebendige, nachschaffende Anschauung und das volle Gefühl des ursprünglichen Wesens dieser Bücher. Das ist ihm auf- gegangen als Poesie. Es ist ihm nichts als Poesie, echte menschliche, heilige Poesie. Als der Enthüller, Nacherleber, Nachgestalter dieser Poesie schritt er bekanntlich weit hinaus über seine Wegweiser und Vor- arbeiter: über die grundlegende Entdeckung des Bischofs Lowth ebenso wie über die Bahnbrecher der historisch-kritischen Methode alttestamentlicher Exegese und Literaturgeschichte Benson, Peirce, Semler, Michaelis und Ernesti. Er ward, wie Haym (Herder ı, 290) treffend gesagt hat, “ein Winkelmann der hebräischen Poesie‘. Als solcher trat er in Straßburg dem Dichter der Puppenspielfabel vom Teufelsgenossen Faust gegenüber und brachte dessen mystischer, aber ins Leben drängender Frömmigkeit das überwältigend Neue. Nun sah Goethe die fünf Bücher Mosis mit völlig andern Augen an als bisher. Diese Gesichtspunkte hatte ihm weder das rationalistische Englische Bibelwerk noch die mystisch-pietistische Auffassung der Mutter und Cordatens geboten. Die vertraute Quelle mystischer christlicher Er- bauung, die Geschichte der Altväter und Mosis, auf die Susannens Briefe fortwährend sich beziehen, lernt er nun als älteste Epopöe betrachten, als morgenländische, nationale, religiöse Poesie. d. Schon Herders älteste Vorstudie zur "Archäologie’, der Entwurf über die ersten elf Kapitel der Genesis von 1768/69 zeigt das Mosa- ische Buch auf dem Hintergrund des Koran und bringt “Allegationen zu den ersten drei Kapiteln’ aus der Einleitung zu Sales Koranüber- setzung (Herders Lebensbild I, 3, 1,8.414f.). Ende 1769 beabsichtigte Herder in einem besonderen Werk das Leben des Moses darzustellen. Die erhaltene Skizze gibt seinem Bild Züge, die dem Mahomet ähn- lich sehen (Lebensb. a. a. 0. S. 612. 615f. 619. 622): Sitzungsberichte 1912. | 99 642 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. Zweck die alte hebräische Reinheit so viel möglich beizubehalten, wieder her- zustellen und nach seiner Zeit zu vervollkommnen. ... daß er für die Hebräer ge- dacht und ein Patriot war. ... Denkungsart der Wüste Arabiens. Einsamkeit. Wunderzeichen — Plan, ein Erretter seines Volkes zu werden. — daß Flucht in die Wüste nach seiner Kindheit beinahe dazu nöthig ist, um aus der Welt zu erwachen, in der man war... Streit zwischen Magier und Moses. Natur- weisheit, die kannten die Ägypter, die übte Moses aus... Vom Beruf Moses. Gibts zum brennenden Busch ein physisches Phänomen auf Horeb? Ist die Erzählung nicht das epische Relief einer friedlichen Entschließung, Israels Befreier zu seyn, nach langem einsamen Berathschlagen, Zweifeln und Kämpfen mit sich? Noch jetzt werden wir bei einem starken innern Triebe von Gott ausersehen. Noch jetzt wird das Berathschlagen mit sich Selbstgespräch [Goethes Mahomet-Monolog!]. Und das im rednerischen Styl schon, in dem Schauspiel. ... Ist der brennende Busch persisch? und also der Ruf des Gottes der Urväter, der sich anders und reiner nicht konnte zu erkennen geben?... Gott als der Gott Abrahams erschien in einer reinen persischen Fenerflamme [vgl. Goethes Divangedicht “Vermächtnis altpersischen Glaubens]. Noch eine Einwendung Mose’s von der Sprache; Auflösung vortrefflich, edel: a) daß alles von Gott komme, b) daß Gott in ihm, c) und dann Aaron. Merk- würdig: Moses sollte Gott und Aaron Mund sein s. [Exod. 4,] V. 16. Moses also Gott gewesen: so redet die Tradition: «) mit göttlichen Sachen beschäftigt, £) sich göttliches Ansehen, göttliche Verborgenheit, göttliche Rache gebend. Aaron Mund: war das soviel nachher als Vezier (Lastträger, Führer, Beistand), wie Ali dem Mahomet [nach Sursan Bd.6, Einleit. S. IX, Anm. 2], im Anfang in Aegypten war's Redner an Pharao und das Volk. [Vgl. die spätere Ausführung: Vom Geist der Ebräischen Poesie, 2. Teil II, Beruf und Amt des Propheten, Suph. ı2, S. 46.] Wir wissen, Herder hat gleich in den ersten Straßburger Wochen diese Studien wiederaufgenommen (s. Surnan Bd. 6, Einleit. S. VIII, Anm. 1). Goethe ist ohne Zweifel damals Zeuge und Teilnehmer dieser Arbeit gewesen. Wir müssen also erwarten, daß ihm in den täglichen Ge- sprächen mit dem ans Zimmer gefesselten augenkranken Herder, dem er vielleicht bei Besorgung der Bücher zur Fortführung der Arbeit behilflich war, auch die eigenartige Beleuchtung bekannt geworden ist, die Herder hier einigen Motiven der biblischen Mosesgeschichte gibt. Aus dem Motiv der sprachlichen Hemmung (Exod. 4, ı0 ff.), das in jenem oben besprochenen Brief so bedeutsam hervortritt (oben S. 63 1f.), hat Herder hier zwei Züge erschlossen: die Vergottung des Moses und das Wesirat des Aaron. Moses, in dem Gott ist, der durch Gott auch sprachgewaltig werden kann, der in göttlicher Verborgenheit lebt, bedarf eines Mundes, der ihn nach außen im Irdischen verständlich macht. Er bedarf Aarons als Redners vor Pharao und dem Volke'. ! Auch Faust bedarf nach Goethes älterem Faustplan, den ein Schema vom 20. Dezember 1816 aufbewahrt hat (s. W. ı 5,2, 8. 173, Pniower, Goethes Faust, S. 116, 29ff.) am Hof des Kaisers eines Vertreters, der für ihn redet: der Kaiser fragt nur nach irdischen Hindernissen, die durch Zauberei zu beseitigen sind, Fausts Antworten deuten auf höhere Forderungen und höhere Mittel, es entsteht so Ver- wirrung, Stockung, Verlegenheit, bis Mephistopheles hinter Faust tritt und in seinem Namen antwortet. Falk hat das auf Grund eines Gesprächs mit Goethe in ergötz- lichem Detail ausgeführt (Pxiower 8. 120f.): Mephistopheles, in der Maske Fausts, Burvaca: Faust und Moses. Zweiter Teil. 643 e. In Herders Darstellung des Mosesproblems hat sicher den Straßburger Goethe nichts so hingerissen als der genialisch seltsame Grundgedanke: ‘die Schöpfungsgeschichte der Genesis ist ein Gemälde des werdenden Tags‘. In der Mittelgestalt, die Herders Untersuchungen annahmen zwischen der ‘Archäologie’ mit ihrer historisch-ästhetischen Tendenz und der späteren “Ältesten Urkunde des Menschengeschlechts’ mit ihrem mystisch-phantastischen Offenbarungskultus, ertönen zuerst diese wunderbar ergreifenden Bilder, die unverlöschbaren Erinnerungen seines holländischen Schiffbruchs von 1770 (Suph. 6, 133. 138): Fühlen Sie ... den kühlen durchwehenden Morgenschauer: haben Sie ihn bei kältern dunkelern Nächten durchdringender gefühlt: haben Sie insonderheit je auf dem Meere etwa nach einer gefährlichen, dunkeln, Grauenvollen Nacht (wohin Sie eigentlich diese Scene versetzt) auf den ersten Stral der Morgenröthe gehofft, und alsdenn den webenden Geist gefühlt, der vor dem erwachenden Tage sich von Himmel, wie ein Hauch Gottes sich von der Bahn der Winde auf die Fluten senkt, wandelt, und wie ihn der Ocean zu fühlen scheint, webet er empor — ich dichte Ihnen nichts aus dem Kopf: Oßian und Milton und Klopstock und Homer und die Morgen- ländischen Dichter noch mehr, haben diesen Geist der Nacht, diesen Wind und Hauch Gottes lebendig gnug beschrieben. — — Welch ein Wunder um uns Ein Licht- stral! Ohne ihn die Schöpfung Nacht, Tod! von Erde zu Himmel Ein Grab! Eine Kluft! Ein Abgrund! wie wir hier in der Beschreibung der Welt vor dem Lichte sahen — Nun Ein Stral! so schnell, so fein, so unbegreiflich! und eine neue Welt von Farben und Gestalten entstehet — alles bekommt Umriß, Gestalt, Kleid, ein neues Da- n -— ... Das Erderund wandelt Gestalt, wie Ton unter dem Siegel — welche Welt von Farben, Glanz Geschöpfen, Wesen — Ein Blinder, der zuerst und das auf Einmal diese Lichtwelt erblicken könnte — der zagende Wandrer, der so lange auf Morgenroth ar und nun brichts ihm an, er jauchzet auf — der Andächtige sinkt nieder — bete — Wir sind täglich die Blinde, die Wandrer, wir sollten jeden Mörgen äie Andächtige seyn und unser größestes theurestes Dankopfer auf eine Lichthöhe, in den gene: der Blumen legen, die sich mit uns über den wiederkommenden Tagesstral freuet — .. nd nun goß der entzückte Bramine [wie der alte Parse in Goethes De “Vermächtniß altpersischen Glaubens’ !] sein Morgengebet über das Unbegreifliche, das Erste Kind Gottes! den reinsten Austluß seines Wesens! den allbelebenden, ee Strom aus, der durch die Schöpfung und auf eine so wunderbare Weise durch Auge und Seele sich ergießt. So schrieb Herder den Hymnus der Morgenröte in der Bearbeitung seiner Archäologie’, die er als “Unterhaltungen’ und ‘Briefe’ idealen “raisonnirt, schwadronirt und radotirt so links und rechts, so kreuz und quer’, daß der Kaiser und alle Hofherren entzückt sind über den grundgelehrten Mann, dem zwar anfangs die Rede nicht recht vonstatten gegangen, der dann aber prächtig in Fluß gekommen sei und alles kurz, gründlich, zierlich vorgetragen habe. Das Ganze könnte man für eine scherzhafte Umbiegung des biblischen Motivs halten: in der Exodus sprechen Moses wie Aaron vor Pharao und Volk übereinstimmend Befehle Gottes aus, in jener Faustszene sollten Faust und Mephisto entgegengesetzte Dinge vortragen. Doch ist zu beachten: auch Aaron verkehrt das empfangene göttliche Gebot des Jehovadienstes in die Abgötterei des goldenen Kalbes, den niedern Begierden des Volks nachgebend, und zieht so Göttliches in das Gemeine, während Moses der Weisung Gottes treu bleibt und die erhabene Idee des Monotheismus bewahrt. Ob diese Ähnlichkeiten zufällig sind oder wirklich ein innerer Zusammenhang besteht, darüber wird die meer erde! erst später entscheiden. 59* En 644 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. Abbildern seiner Darmstädter Freunde in den Mund legte, jener ‘Gemeinschaft der Heiligen’ also, deren Neophyt dann 1772 auch Goethe wurde. Und wir vernehmen auch, woher diese Klänge kamen: Ze Wir versicherten ihm [dem Braminen], “daß auch wir Cimmerier einen Dichter gehabt, der selbst ein armer Blinder! dies theure Geschenk der (rottheit, was er entbehren muste, so rührend und herrlich besungen! daß wir in unserm Vaterlana einen Hirtendichter hätten, den wir gleichsam den Sohn der Morgenröthe nennen könnten, alle seine Bilder, alle seine Empfindungen wären das Antlitz der erwachten, unschuldigen Natur, die Grazie in der sanften Frühlingsmorgenseele. is f. Der blinde Besinger des Lichts ist Milton (vgl. unten h, S. 648). Der “Sohn der Morgenröthe’, den Herder hier nennt, ist Salomon Geßner (Surnan 6, Einleit. S. XIM). Der Hinweis gilt dem “Morgen- gesang Abels’ in Geßners tragischer Idylle ‘Der Tod Abels’ und wird in den späteren Entwürfen der “Unterhaltungen’ und ‘Briefe’ dureh ein vollständiges Zitat ergänzt. Die poetische Anschauung des Ge- dankens, der zum Kern der gesamten Genesisuntersuchung Herders wurde, sprach Geßner also aus: Wenn auf seinen Wink die Sonne heraufgeht, die Nacht verjagt, wenn dann die Natur in verjüngter Schönheit glänzet ..., bist du, thauender Morgen, bist du da nicht ein nachahmendes Bildniß der Schöpfung, ein Bildniß jenes Morgens, da der Herr schaffend über der neuen Erde schwebt? Jeder Morgen, den wir erleben, ein Abbild des göttlichen Schöpfungs- wunders, ein neues Werden für uns selbst, ein Bad der Verjüngung, der Wiedergeburt. Diese Vorstellung hat Goethe überwältigt, als sie ihm durch Herders glühende Beredsamkeit in die Seele schmolz. Es bedarf für den Goethekenner keiner Belege, wie sie immer wieder im Goethes Denken und in seinem poetischen Gestalten als ein lebendiger Sporn und Trost, als ein echtester Lebensbalsam hervortritt. Längst hat man mit gutem Grunde das ‘Flieh! Auf, hinaus ins weite Land’, “die Worte, die der Weise spricht’, die Mahnung "Bade Schüler unver- drossen die irdsche Brust im Morgenroth’ (Faust V. 445 f.) angeknüpft an das Kapitel “Unterricht unter der Morgenröthe’ in Herders “Ältester Urkunde’ und die berühmte Stelle (Suph. 6, 258): Komm’ hinaus Jüngling aufs freie Feld und merke. Die urälteste herrlichste Offenbarung Gottes erscheint dir jeden Morgen als Thatsache, grosses Werk Gottes in der Natur ... Und siehe! Diese Entzückung, dies unnennbare Morgengefühl, wies scheint alle Wesen zu ergreifen! zu liegen auf der ganzen Natur. Das kann Goethe von Herder sehon in Straßburg so gehört oder es in Herders Entwurf gelesen haben'. ER Sf: nn ' Der erste Band der Ältesten Urkunde, wo dies steht, ward erst im August bis September 1773 geschrieben, aber eben auch nur geschrieben, stilistisch gestaltet. Die Gedanken reichen weiter zurück (Surnan Bd. 6, Einleit. S.XVD). Ob der Wortlaut dieser Sätze schon in Straßburg 1771 so zu Papier gebracht worden ist, kann IC Burvaca: Faust und Moses. Zweiter Teil. 645 Die Streitfrage über das Buch des Nostradamus (V. 420), den ‘Weisen’ und das Bad im Morgenrot (Faust V. 442ff.) kann ich hier nur berühren. Anregung aus Herders Genesisgemälde und Mosesauf- fassung steht fest, mag Goethes Konzeption auch noch andere Quellen haben in älterer magisch-theosophischer Tradition. Die bekannten alt- testamentlichen Wendungen' von der Gottheit des Moses, einst im mittelaltrigen Kampf des Papsttums und Kaisertums Argumente für den beiderseits beanspruchten Weltprinzipat, dessen Träger nach ur- alter orientalischer Überlieferung zum Kosmokrator und Halbgott ge- steigert wurde”, gewannen bei Herder einen neuen lebendigen Sinn aus der Lehre vom Genie. Moses ist Herder danach der erste geniale ‘Seher’ und rückt in die Reihe der Schöpfernaturen, der wie Natur- kräfte wirkenden Menschheitslehrer, Dichter und Propheten. Prome- theus, Orpheus, Homer, Mahomet, Ossian, Milton erscheinen als seine Brüder. Moses gilt Herder, wie sich eben zeigte, als Bewahrer und auf Grund des ja nur in Auswahl mitgeteilten handschriftlichen Materials nicht ent- scheiden. Möglich ist es; jedenfalls kann Herder zu Goethe 1771 so gesprochen haben, da ja die oben angeführten Sätze der Unterhaltungen denselben Sinn bringen. Her- vorheben möchte ich noch folgende Sätze, die ganz das Gepräge des ersten Faust- monologs tragen (Suph. 6, 276): “Edler, en Jüngling! Willt du dir dieses Stück, die älteste schätzbarste Urkunde, die wir besitzen, erklären — mehr als er- klären — fühlen, darnach handeln! Verlass und Verbrenn alle diese Metaphysiken und Kosmopöien: in der Morgenluft webt der Göttliche Kommentar über das Erste Capitel des Ersten Buchs Moses! Und du einfältiges Kind, das gewissermaalle noch in jenen ersten Zeiten der Unschuld und Gottesgefühls lebt — hier unter den Rosen der Morgenröthe! da wars wo Gott zuerst lehrte und seine Lehre ewig aufbewahrt RR wollte‘. Exod. 7, ı nach Luther: ‘Ich habe dich einen Gott gesetzt über Pharao’; 22, 28 ‘den Göttern sollst du nicht fluchen und den Obersten in deinem Volke sollst du nicht lästern.’ 2 Vgl. über die Rolle, welche diese Zitate in der Entwicklung des Persön- lichkeitskultus des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Renaissance ge- spielt haben, mein Buch “Rienzo und die geistige Wandlung seiner Zeit” (Vom Mittel- alter zur ee I, r), Kapitel 3, Abschnitt VI. * n dankenswerten, unsere Erkenntnis bereichernden und vertiefenden Über- blick über "die Prometheusanschauung der Geniezeit gab Oskar F. Warzer, das Pro- metheussymbol von Shaftesbury zu Goethe, Leipzig 1910 (aus: Neue Jahrbücher Es, klass. Altertum usw. Bd. 25), ferner Jub. Bd. 26, S. 35 f. und Germanisch-Roman. Monatsschrift r (1909), S. 416 ff. Grundlegend die Artikel Runorr Hırpesranns über Gefühl (5879), Geist (1881, 1884) und Genie (1886) im Deutschen Wörterbuch, deren wesentlicher Inhalt mir aus seiner Vorlesung über die Geschichte der deutschen Literatur im achtzehnten Jahrhundert seit 1876 vertraut ist; fördernd Erörterungen Supnass, Divraeys, Rıcn. M. Meyers. Die Sturm- und Drangzeit betont in Prometheus den Göttersohn, den Mittler zwischen Göttern und Menschen, den Menschenschöpfer, der das Feuer, den elektrischen Funken vom Himmel holt und dadurch seine Ton- gestalten belebte, weniger den gegen Zeus sich auflehnenden Titanen. So liegt damals die alte, in der gelehrten Mosesliteratur auch des 18. Jahrhunderts noch oft hervor- obene Analogie mit Moses, dem Gott im Feuer erschienen, nahe. Vgl. den oben (S. an re Koranauszug Goethes und oben S. Anm. 646 Gesammitsitzung vom 11. Juli 1912. Gestalter ältester nationaler heiliger Epik, zugleich als Wiederhersteller der menschlichen Urreligion. Er ist der Urprophet, der Ur-Homer. Und am nächsten steht ihm Mahomet, der Wiederhersteller der Patriarchen- Religion. Aber Herder wandelt im Laufe der Arbeit seinen Stand- punkt. Er verflüchtigt immer mehr die historische Ansicht und nähert sich immer entschiedener einer mystisch-inspiratorischen. In der “Ältesten Urkunde’ schließlich erscheint ihm Moses als das Werkzeug Gottes, als der Empfänger einer unmittelbaren göttlichen Offenbarung, diese als die von Gott selbst gebildete Hieroglyphe, das älteste Denkmal göttlicher, in einer geheimen Zeichensprache nieder-. gelegten Lehre für das Menschengeschlecht. Herder beginnt die “Älteste Urkunde’ mit einem Ausfall gegen die theosophischen Mystiker Fludd, Jakob Böhme, Paracelsus, gegen den Spiritisten Swedenborg, gegen wissenschaftliche Forscher wie Descartes, Newton, Leibniz, gegen zeit- genössische rationalistische Theologen, gegen die zeitgenössischen Bibel- werke und Dogmatiken, weil sie in den alten Moses ihre eigene Kos- mologie, Philosophie, Historie oder Dogmatik hineingepackt hätten. Aber er selbst zahlt schließlich dann doch auch jener uralten, un- ausrottbaren Tradition seinen Tribut, die Moses zu dem Vater alles Wissens, aller Weisheit, aller Magie und Naturerkenntnis machte: er erhebt ihn zu dem treuesten Gestalter einer von Gott selbst stam- menden Symbolik. &. Das Siebentagewerk der Schöpfung, diese älteste heilige Sage, dieses älteste poetische Bild des Kosmos, seines Werdens und seiner Ordnung, diesen ‘ersten simpelsten chronologischen Kanon der Welt’ (Suph. 6, 383) gibt — so verkündet Herder — der Bericht der Mosa- ischen Urkunde am reinsten und unverdunkelt wieder: “Moses hatte... am Ersten nöthig, die älteste Weltreligion und mit ihr das älteste Fest der Zeiteinrichtung zu erneuren und feyerlichst für sein Volk zu nationa- lisiren. Er behielt das erste Kinderkleid des Menschlichen Geschlechts, unzerrissen von neuen Lappen bei. (Suph. 6, 377.) Die Spur davon verfolgt Herder zurück bis in die sabäische Reli- gion und Philosophie, die er von Seth, also aus der Entstehungs- zeit des Menschengeschlechts, herleitet. Er findet Umformungen, Ver- künstelungen, Ausdeutungen jenes göttlichen Ursymbols, das er ‘Maas und Symbol der Welt, der durch alle Kräfte und Elemente sich regen- den Schöpfung” oder ‘das Welt- Zeit- Zahl- Natur- Götterbild und erstes Wochenbild’ nennt (Suph. 6, 381. 383), in der phönizischen Kosmogonie, in der Sternkunde der Chaldäer (sieben Planeten !), in den Zeitein- teilungen, Erfindungen, Denkmälern, Sagen der Ägypter, im Avesta Zoro- asters, in der ältesten Mysterienlehre und Philosophie der Griechen, in der jüdischen Kabbala, in der Gnostik, in der Religion Mahomets: Burvacn: Faust und Moses. Zweiter Teil. 647 Alle Wissenschaften, wie aus Einer Quelle, wie nach Einem Modell! Wer Pythagoräer, Orphiker, Platoniker gelesen, muß den Nachhall der Sieben Töne, Drei Töne und Eines Tons hören! Alle Wissenschaften hieroglyphisch, räzelnd, symbolisch: gewiß nicht blos um den Augen des Volkes verborgen zu werden: es ist ursprüng- liche, tief eingedrückte Form. Alle Wissenschaften in den Händen der Priester: von jeher alle Anlagen gemacht, Etwas Heiliges in der Dunkelheit aufgenommenes zu be- wahren. Daher ihr Zeichenverhüllender, weissagender, änigmatisirender Geist! Bilder und Zahlen! Ziffern und Räthsel! (Suph. 6, 415.) Herder will eindringen in das “‘Urland der Charakteristik des sinn- lichen Menschlichen Geistes’. Darum heftet sich sein Blick so fest auf Ägypten: ‘hier weht Zeichengeist, hier weben Symbolische Kräfte!’ (6, 416). Und am längsten fesselt ihn “jener berühmte Name, der den Ägyptern alle Künste erfunden: Hermes, Theut, Thot, Thaaut’, er erfand die Buchstaben (sieben Vokale); die Zahlen, die “Inhalt, Kräfte, Maas aller Dinge’ waren; die Meßkunst (“Ausdruck unsichtbarer Welt- kräfte und Formen‘), die Astronomie (‘der klingenden sieben Planeten, der tönenden Leier des Weltalls’); die Musik (auf sieben Saiten und drei Weisen beruhend); die Naturlehre (‘Symbol des Ganzen der Schöp- fung in Theilen und Gliedern‘). “Alle von ihm erfunden, in Eine Figur erfunden, in Eine Symbole verfasset, und diese eben unsre Figur' [der Siebenzahl] in all ihrer Anwendung’ (6, 339— 343). Aber über all diese schwindelnden Tiefen und Höhen hinweg will Herder noch weiter klimmen: zum Urquell alles Lebens, daraus Moses geschöpft hat, zu der Höhle Mithras, in der Gott selbst die älteste Menschen- lehre erteilt in der Gestalt jenes Emblems, jener Figur, jenes monu- mentalen Siebenzahlsymbols. ‘Aber wo war, wo ist diese Höle? Wer- den wir sie irgendwo finden?’ Die Antwort blieb Herder schuldig. Diese religionsgeschichtlichen Halluzinationen bargen doch einen fruchtbaren fortwirkenden Kern: die Ahnung und das Postulat jener Kultureinheit des alten Orients, die erst in unsern Tagen, beson- ders durch die aufblühende Religionswissenschaft erwiesen worden ist. Mitten durch das Geflecht soleher schwärmerischen Visionen einer künf- tigen historischen Wissenschaft zieht sich nun aber in Herders Schrift ein Faden der sensualistischen Metaphysik seiner ‘Plastik’. Wiederum ruft er den Blindgeborenen aus Diderots 'Lettre sur les aveugles’, den am Star operierten Blindgeborenen des englischen Chirurgen William Cheselden aus Smith-Kästners Optik herbei, die in seiner ‘Plastik’, in dem vierten Kritischen Wäldehen und in der Preisschrift über den Ursprung der Sprache eine so große Rolle gespielt hatten: sie sahen, ! Diese sieht so aus: ® z . & oder I“ I oder . ' w 648 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. als ihnen das Licht neu geschenkt ward, so wie der erste Mensch die neugeschaffene Welt sah. Und so sollen und können wir die göttlichen Urkräfte des Werdens bei jedem Sonnenaufgang sehen. h. Auf Milton wies er hin (s. oben S. 644): er soll als Schüler und Genosse des Moses gelten. Er, der blinde Seher! Aus seinem Hym- nus auf das Licht (Parad. lost III, Vers 1— 55) rückt Herder die Anfangs- verse ein. Daneben schwebt ihm der Morgenhymnus vor, den Milton in jeder Morgenröte, "wenn die kaum erstandene Sonne mit ihrer Scheibe am Meeressaum noch zitternd den thauigen Strahl zur Erde sandte, in weitem Kreis des Paradieses Osten ganz enthüllend’, Adam und Eva täglich in neuer Weise zum Preise der jungen Schöpfung, des Pa- radieses, in dem sie wandeln, anstimmen läßt (Paradise lost V, Vers 136 bis 208). Dies Gebet des blinden ‘Sehers’ mochte Herder in Straß- burg auch vorgelesen haben, vielleicht schon in einer Übersetzung, die der späteren Übertragung (Vom Geist der Ebräischen Poesie, ı. Teil II, Suph. ıı, S. 279) ähnlich war: du des Himmels Licht, schein inwärts in mir und durchstrale mir den Geist in allen Kräften. Pflanze da mir Augen und treib allen Nebel weg von innen, daß ich Dinge schau und sage, die nie ein sterblich Auge sehen wird. Da wandelt sich das Gefühl, nach Herder der Allsinn des lebendigen natürlichen Menschen, in das mystische Auge des Herzens, das die Erweckten’, die Pietisten von den abend- und morgenländischen Mysti- kern des Mittelalters überkommen haben. Das Gefühl, der tastende Sinn, wird eine innere schaffende Kraft des Menschen, macht ihn zum Schöpfer. Das sind aber auch die Töne, die in Herder nach- und widerklangen, als seine eigene, neue, sensualistisch-idealistische Mystik für dies morgenrötliche Wunder die Worte prägte (Suph. 6, S. 223): Ein Blinder, der das Organ der Schöpfung wiederbekommt, zeigt die Wunder des Gesichts, die wir verachten, oder nicht kennen; jede Nacht und jeder Morgen sollte sie uns neu zeigen: alle feinere Seelen fühlen sie tausendfach mannich- faltiger und inniger, als sie beschrieben werden können: in Orient ist alle Religion, Weisheit und Kraft und Herzensgüte in Licht und Feuer Gottes verwebt. i. Diese innere schöpferische Kraft, die des Schöpfers Ebenbild, der Mensch, aus dem Anblick der in jeder Tagesfrühe sich erneuernden göttlichen Schöpfung empfängt durch den Zauber der Morgenröte, ist das tiefste Geheimnis, das Herder über Gott und Menschheit, Natur und Kunst gefunden hat. Es birgt sich darin seiner Weisheit letzter Schluß. Die Morgenröte lehrt den Menschen jeden Tag, was sie einst Adam und die Naturmenschen lehrte: im Chaos der ge schaffenen Einzeldinge die gesetzliche Ordnung, den Organismus, den lebendigen Sinn und die innere Form zu bereiten. Das also, was nach Herders auf Leibniz und Shaftesbury fußender Ansicht das BurpvacH: Faust und Moses. Zweiter Teil. 649 eigentliche Vermögen der Kunst und des Künstlers, des Genies ist. Der geniale Künstler ist ein Schöpfer. Er ist es, weil er ein lebendiger Naturmensch ist gleich Adam. In solchem Sinne wollen folgende Sätze verstanden werden, die das erhabene Ziel dieser wetter- leuchtenden Prophetenrede bezeichnen (Suphan 6, S. 266/67): Gott sollte sich Euch durch die Schöpfung offenbaren — aber was ist Schöpfung? Gewühl einzelner, abgesonderter, ganzer _—n ... unzälich: alle ein wüster, un- ordentlicher Haufe, wie die Stern am Himmel ..., kannst du sie zälen? Ich weiß wohl, daß du in deiner Zeit FREE Mittel finden kannst; absondern, einzeln nehmen, zergliedern —... So abzusondern, langsam zu zergliedern, Einen Vernunft- oder Trugschluß zu verfolgen — hatten sie [die Menschen ‘der frühesten Welt’] nicht Zeit, nicht Mittel und Werkzeuge, nicht Abstraktionsgabe und — nicht Lust und Muth. Die ganze Schöpfung webte lebendig vor ihren Augen, sie in der Schöpfung, welch großer Tumult! Unendliches Chaos von Wesen, Kräften, Gestalten, Formen, wer kann dich abtheilen, wer kann dich sondern!... em ists nicht ge- gangen, daß er bei einer Frühlingsfeier, beim Anblick Einer Aller Naturscenen nicht allemal erlegen?... Für den lebenden, würkenden Naturmenschen — was war nun da für ein Bild, Ordnung, Lehrmethode, die ihm die Schöpfung unbetäubend und doch ganz, nach und nach und doch im Zusammenhange,... ohne Blendung und Düsterung des Auges gebe — suche Naturkündiger zwischen Himmel und Erde, andres Bild, bessere Ordnung und Folge, als diese — Lehrmethode Gottes! Aufgehende Morgenröthe! Siehe da, die ganze Schöpfung im Anbruche! in der lieblichsten, mild- sten, schonendsten Succession! Jedes Gemälde nur Einen Augenblick,... Auf- gehende Morgenröthe! Nun bin ich vom Schlaf erwacht! neuerschaffen! neu- geboren! Alle meine Kräfte durch den Schlaf gestärkt, zur Lehre tüchtig —... Siehe da den ersten Morgenstral! — erschrickst? — dein Auge folgt dem lieb- lichen Bilde — Folge! Es wird dich weit führen, von Himmel zur Erde, ... Bald einen großen erleuchteten Schauplatz, eine Flamme der Welt ... wirds dir zeigen: fasse die grosse Morgenlektion Gottes ganz! — k. Herders ekstatische Gesichte über die Morgenrotslehre der Mosaischen Schöpfungsgeschichte muß Goethe schon in Straßburg aus der eifervollen Rede oder aus Niederschriften des Augenkranken, dem es selbst vor dem Geschick Miltons bangte, mit staunendem Entzücken vernommen haben‘. Den Straßburger Stand dieser Herderischen Be- trachtung gibt wieder eine gedrängte Skizze ‘Über die Mosaische Philosophie in den ersten Kapiteln’, aus dem Jahre 1770 oder 1771. Darin steckt bereits der Kern der späteren Ausführung. Nachdem er ‘im Poetischen Umriß fast immer nur die Außenseite berührt”? — so erklärt Herder hier —-, will er nun eingehn auf die Orientalische Metaphysik von Ideen der Schöpfung, der Entstehung des Bösen in der Welt’ und andern. (Suphan 6, S. ı128f.): ! Bereits im Oktober 1770, wenige Wochen nach seinem Eintreffen in Straßburg, hatte Herder seine Entdeckung an Merck gemeldet mit einer Zeichnung der sym- bolischen Hieroglyphe, die dem Schöpfungsgesang über das Siebentagewerk und ‘ge- heimem Gottesdienste, Weisheitslehre des Thots zum Grunde liege’ (Briefe an Merck, hrsg. von Wagner 1835, S. 10). 650 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. Ich bleibe bei den Umwandlungen dieser Philosophie bei spätern benachbarten Völkern, und da dünkts mich kein Traum, was ich für Ähnlichkeit zwischen diesen Ideen als Original und zwischen den Geheimnißen der alten Chaldäer, Perser, Ägypter und Griechen als Ableitungen finde. Und zwar je urälter und näher dem Moses, um so mehr Ähnlichkeit; je entfernter und befremdeter, um so mehr in andre Nationen nationalisirt, und endlich fast ganz Gräeismus.... daß alle alten Völker ihre W. eisheit in Geheimniße verkleidet und in Geheimnißen gelehret ..., dies erklärt sich aus dem Geiste der Nation, der Zeit und der Sprache. Aber, daß sich die Geheimnisse mit Ideen dieser Gattung unter allen Völkern beschäftigt und mit allen um so viel mehr beschäftigt, je näher dem Moses, das ist ins Licht zu setzen. Die Kosmur gie, die Weisheitslehre der Schöpfung leuchtet aus den Geheimnißen der Chaldäer, der Ägypter und Griechen als Hauptnachricht hervor: der Eingeweihte ward überall erorrys, der die Dinge der Welt ohne Verhüllung, ohne Decke sah, der von ihrem Ursprung ohne Fabel Nachricht bekam. So Magisch und Astrologisch nun dieser Unterricht über die Natur der Schöpfungswerke bei den Chaldäern, so Mythologisch und Symbolisch bei den Ägyptern, so Dichterisch endlich und Griechisch bei den Griechen wurde — man sehe von Orpheus zurück auf den Weg, den die Geheimniße nahmen — so wird man sich einigermaassen die Folge der Vorstellungsarten und auch der Einkleidungen erklären, und oft findet man, daß das Sonderbarste selbst aus einem mißverstandenen Buchstaben Moses entstanden sei. Das Chaos, die Schöpfung der Welt aus Waßer, das Ei aus dem Munde Gottes, die Athor, der Phthas usw. der Ägypter, viele Orpheische Eigenheiten sind gewanderte, eingebildete, verfälschte Ab- | leitungen. So war nun Moses doch auch bei Herder wieder das geworden was er den magischen Theosophen des ı6., 17., 18. Jahrhunderts, den Marsilius Fieinus, Pico von Mirandola, Paracelsus, Agrippa, Fludd, Jakob Böhme und vielen anderen gewesen war: der älteste und höchste Epopt, der große Urmagier. In der Renaissance hatte neuplatonische Magie geholfen, ein verjüngtes Menschheitsideal zu begründen, durch jenen tiefsinnigen Adamkultus, der, wie ich anderwärts zu erweisen suche, die Hauptwurzel für den literarischen Ausdruck des modernen Persönlichkeitsbegriffs wurde, sein eigenartigstes, durch Prägnanz, Wucht und Tiefsinn unvergleichliches poetisches Denkmal in dem deutschen Prosadialog ‘Der Ackermann aus Böhmen’ des Jubiläums- Jahres 1400 gefunden! und unberechenbar auf die Folgezeit eingewirkt hat. Nun aber haucht der Führer der deutschen literarischen Revo- lution, von Rousseau, Shaftesbury und Young, Milton, Klopstock und Geßner beeinflußt, dem Adamkultus, dem Schöpfungsgedanken, dem aus Böhmen, der wider den Tod (Satan) streitet, nach dem Vorbild des ‘Piers the ploughman’ von William Langland eine Allegorie des Adam sei, bemerkte ich Zentralbl. £ Bibliothekswesen ı8gr, S. ı 53 Anm. (Vom Mittelalter zur Reformation 1893 1, $8.X und $. 29 Anm.) und werde ich in dem vorbereiteten zweiten Band, der von Aroıs Bernr und mir herausgegebenen Edition des genannten Dialogs ausführlich nachweisen (vgl. auch Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1905, S. 455 und 1909, S. 520 ff.). El a SE Sn ne ah) 2 nn Sal nude Base en nr ae Burvaca: Faust und Moses. Zweiter Teil. 651 Prometheus- und Pygmalionmotiv einen neuen Geist ein: er feiert in schwärmerischer Trunkenheit, in einer unerhörten Sprache des tastenden Gefühls das ehrwürdige Buch der Genesis als älteste Urkunde der heiligen Magie Gottes und ihren Bewahrer, Gestalter, Fort- pflanzer Moses als Künder dieser edelsten und erhabensten Magie, die Herz und Sinn öffne dem ewig fortdauernden, ewig sich er- neuenden, in jeder Morgenröte sich abbildenden Schaffen Gottes und die das dürstende Gefühl des Menschen. das unstillbare Ver- langen nach dem All in Eins aus dem Urquell des Lebens tränke. Zwischen diesen Gedanken- und Phantasieergüssen Herders und den vielerörterten Versen des ersten Faustmonologs über den Makrokosmos und das Morgenrotbad (V. 418—453) besteht die innigste Beziehung. Wie Herders Darstellung der von Moses überlieferten Schöpfungsurkunde auf Goethe gewirkt hat, in Straßburg schon, läßt sich erschließen aus seinem berühmten Brief an Schönborn (1774, Juni), der das gedruckte Buch ‘als eine in der Fülle verschlungener Geschöpfs- äste lebend- und rollende Welt, als morgenfreundlich lächelnden Or- phischen Gesang’ feiert. Das heißt: es wirkte auf ihn wie auf den Faust des ersten Monologs das Zeichen des Makrokosmos in dessen Zauberbuch, und die von Herder aufgedeckte symbolische Hieroglyphe, die oben (S. 647 Anm.) abgezeichnete heilige Figur gött- licher Kosmurgie und Magie. Die Formulierung, die Herder dieser Mosesweisheit gibt, steht den berühmten Versen Fausts (447--53) nahe: Was war nehmlich das Sieben, das Theuts Astronomie hieß? Alles! Die sieben Klänge der himmlischen Leier! Die sieben Sphären der urältesten Welt... Unten was erzeugt ward, die sichtbaren Elemente, Erde, Wasser, Luft, Feuer: überm Monde die unsichtbaren Kreise, die erzeugten; die alle zusammentönend, in einander wirkend! sie machten die hohe Hermesleier! den Klang der Sphären, den der Weltschöpfer oben und nieden, Alles in Eins! zusammenklang. Den Zusammenhang hat zuerst WıruELMm SCHERER ' erkannt, und, wenn auch keineswegs erschöpfend, vollkommen richtig nachgewiesen. Sehr glücklich im Sinne der ‘ältesten Urkunde’ umschrieb er namentlich das Bad in der Morgenröte: “Wir sollen uns in die Urzeit der Schöpfun gs- religion hinfühlen, als Adam ward’. Aber wenig befriedigt Scherers ! W. ScHERER, Aus Goethes Faustzeit, Straßburg 1879, S. 7ı ff. Dazu vgl. Jakop Mınor, Goethes Faust, Stuttgart ıgor, 1. Bd. S. 2ı ff. Scherer ist gut, zum Teil mit neuen Belegen gestützt von Güwrner Jacopy, Herder als Faust, Leipzig ıgır, S.ı27 ff. Doch muß ich die These seines vielfach fördernden und anregenden Buchs, ‘daß Herder Goethes Faust ist bis zum Auftritt im Auerbachkeller’, und auch sonst manche seiner Kombinationen zurückweisen. Der Faust des Sonnenaufgangsmonologs am Anfang des zweiten Teils der Tragödie schöpft ja erst recht aus der von Herder entdeckten göttlichen Magie der Mosaischen Genesis: hier erst wird erfüllt, was der frühere Faust ersehnte (s. oben S. 653ff). 652 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. Meinung, Herder selbst sei ‘der Weise’, an dessen Worte sich Faust erinnert. Es kann sich hier nicht um ein Zitat aus einem einzelnen, | ungenannten Schriftsteller handeln. Das hätte einen komischen An- | strich von gelehrter Pedanterie und fiele ganz aus der trunkenen Stim- mung des verzückten Himmelsstürmers. Vielmehr muß hier ein Spruch ihm sich aufdrängen, der eine uralte, weit verbreitete geheimnisvolle Lehre wiedergibt'. Der Weise kann nur bedeuten “der theosophische Meister”. Der Weise ist der Urmagier, der in des Moses heiliger Über- lieferung lehrt. Es ist also sowohl Hermes 'Trismegistos als Zoroaster als Orpheus, Hesiod, Milton usw. Deren aller Weisheit war ja nur eine Abwandlung der von Moses am reinsten bewahrten magischen Ur- kunde. Des Weisen’ Spruch deutet auf den Inhalt der Magie Gottes: Ich stimme hier überein mit Juzius Gorser, Goethes (Quelle für die Erdgeist- szene (Journal of English and German Philology Vol. VII, Nr. ı), S. ı5 des Sonder- drucks. ı. Bd. S. 27), der diese Meinung vertritt, findet in Swedenborgs Arcana coelestia Nr. 3458, 2780, 1807, 4275 die Quelle. Was aber steht dort? Genesis 26, 30f.: ‘Da machte er ihnen ein Mahl, und sie aßen und tranken. Und sie standen früh auf am Morgen, und schwuren ein Mann seinen Bruder; und Isaak ließ sie gehen, und sie zogen von ihm mit Frieden” Dazu Swedenborgs Auslegung (!): »‘Und sie standen früh auf am Morgen’: daß dies den Zustand der Erleuchtung bedeutet, erhellt aus der Bedeutung der Frühe und des Aufstehens am Morgen, sofern es der Zustand der Erleuchtung ist; denn die Frühe und das Morgenroth ist im höchsten Sinne 4 | | 2 ‘Der Weise’ ist gewis nicht Swedenborg. Morris (Goethe-Studien 2, Berlin 1902, der Herr, und im innern Sinn ist es das Himmlische seiner Liebe, daher ist es auch der Zustand des Friedens, und aufstehen bedeutet im innern Sinn Erhebung. Hieraus wird klar, daß ‘sie stunden früh auf am Morgen’ den Zustand der Erleuchtung be- deutet.’« Ungefähr ebenso, aber noch äußerlicher ist die Deutung zu Gen. 22, 3: "Und früh stand Abraham auf am Morgen, und sattelte seinen Esel’ usw. Durchweg herrscht in dem unglaublich ausgedehnten Bände-Labyrinth dieser erbaulichen Auslegung von Genesis und Exodus dieselbe gräßliche atomistische Allegorese d.h. die einzelnen Worte und Wendungen werden ohne Rücksicht auf den Zusammenhang und den Sinn der Erzählung, darin sie stehen, auf das allegorische Seziermesser gespießt. Es ist das einen modernen Geist tollhäuslerisch anmutende Extrem allegorischer Bibelexegese, _ das von Philo und den Rabbinerschulen aus die patristische und die mittelalterliche E Theologie verseucht hat, aber dort doch immer eine maßvollere und gesundere Deutung zur Seite hatte, die den allegorischen Sinn aus dem Ganzen und aus der Einheit einer Erzählung oder Darstellung ableitete, und das schon zu Ausgang des Mittelalters (nament- lich von den französischen und italienischen Antikurialisten) lebhaft bekämpft wurde. Dagegen wurde diese Wortaufspießungsmethode systematisch ausgebildet in der > magisch-mystischen Auslegung des alten Testaments, wie sie die jüdische Theosophie der Kabbala durchführte. Die Gottesoffenbarung in der Morgenröte brauchte Goethe die großen Faustmonologe darüber neuerdings behauptet worden ist, entbehrt des Be- BurpacH: Faust und Moses. Zweiter Teil. 653 das Gebot, den Unterricht der Morgenröte zu nutzen, im "Wolken- schleier voll Morgenröte’ das Bad der Gesundung und Wiedergeburt zu empfangen, das schöpferische Werden der Gottnatur zu erleben. Den Hauptnachdruck muß man auf jenen Gedanken der oben mit- geteilten Straßburger Skizze legen: es gibt eine seit uralter Zeit in der Welt verbreitete geheime Weisheitslehre der Schöpfung, deren Eingeweihter überall ‘enort#c ward’ und ‘die Dinge der Welt ohne Verhüllung, ohne Decke sah’, diese Weisheitslehre leuchtet um so reiner, ‘je näher dem Moses’ sie sich hält! Als Epopt die Dinge der Welt ohne Verhüllung, ohne Decke zu sehen —- das ist es, was der Faust des ersten Monologs begehrt. Ein Schüler, ein Genosse dieses Moses der Herderschen Auffassung also will er werden. Auch sonst gehen von diesen Herderschen Mosesspekulationen starke Fäden zu dem Grundproblem und dem Hauptmotiv der Faust- tragödie. Vorläufig sei darauf schon hier hingewiesen. Nachts im Studierzimmer hatte der Gelehrte Faust einst vor dem Makrokosmus- zeichen des Zauberbuchs nach der Lehre des Archimagus Moses das Gesundungsbad und den Unterricht in der Morgenröte als Quelle der Beseligung abnend empfunden, sich jedoch davon abgewandt, um den Erdgeist zu beschwören. Nach langen Jahren an der Seite Mephistos, nach Irrung und gehäufter Schuld, aber in ungebrochenem Streben zum Höchsten wird durch das Heil- und Entsühnungsbad der Elfen in der Morgenfrühe und durch den Sonnenaufgang im Gebirg, d.h. weises, ruht auf keiner ausreichenden Kenntnis der Swedenborgschen Originale. Swedenborg war ein absolut formloser Geist, in seiner Darstellungsweise ein Scho- lastiker, der mit Definitionen und Syllogismen arbeitet, ohne Fähigkeit, der Phantasie konkrete Bilder zu geben. Man hat ihn seltsamerweise für einen Pantheisten oder Monisten ausgeben wollen. Er war ein crasser Spiritualist und Dualist. Wann hat Goethe überhaupt etwas von ihm gelesen? Meint das vielzitierte Wort von dem "ge- würdigten Seher unserer Zeiten’ in der Lavater-Rezension (Frankfurter gel. An- zeigen 1772, Nov. 3) Swedenborg oder Milton (natürlich nieht Klopstock, denn die Präterita zeigen, daß jener‘ Seher ’schon tot war!)? Einzelheiten der Sweden- borgischen Phantome mag Goethe damals schon gekannt haben, wenn auch nur indirekt durch Susanne. Allerdings rührt die oft für Goethes Swedenborgianismus geltend gemachte Übersetzung der Betrachtung Swedenborgs "Von dem Himmel und der himmlischen Freude’ (J. M. Larrensers, Reliquien der Fräulein Susanna Katha- rina von Klettenberg, Hamburg 1849, S. 75 ff.) nicht von Susanne her, sondern ist von dem radikalen schwäbischen Pietisten und Theosophen Oetinger zwei Jahre nach Susannens Tod verfaßt (H. Fuck, Die schöne Seele, Leipzig ıgıı, S. 308). In Weimar hat Goetlie dann Oktober 1776 sich angeschafft: Swedenborgs und anderer Irrdische und Himmlische Philosophie, zur Prüfung des Besten, ans Licht gestellt von Friedrich Christoph Oetinger, Frankfurt und Leipzig o. J. [1765]. s. W. IV, Bd. 3, S. ı15, 1—4. Auch die Einwirkung der naturwissenschaftlichen Werke Swedenborgs bedarf nach der aus Dirrsevs Schule stammenden lehrreichen Berliner Dissertation von Hans SchHLierer, Swedenborgs System der Naturphilosophie, besonders in seiner Be- ziehung zu Goethe-Herderschen Anschauungen 1901, immer nach, der Nachprüfung. 654 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. durch das Eintauchen in die segnenden Kräfte der unverdüsterten Natur, jene Ahnung und jene Sehnsucht reales Erlebnis und der entscheidende Faktor der menschlichen Um- und Fortbildung Fausts, der eigentliche Hebel des Dramas. Faust erlebt die Wiedergeburt durch die von Mephisto unabhängigen guten Geister der Natur. Er gewinnt die in des Moses Genesisbuch verheißene Morgeneinsicht in das ewig erneute Werden der dem Menschen zugänglichen Welt. Es erfüllt sich jetzt an ihm die Lehre des Moses. Aber zugleich erlebt er die Herrlichkeit der Gottnatur, ähnlich wie sie Moses selbst auf dem Sinai bei Sonnenaufgang erlebt hatte, und dennoch auch anders als dieser. Nicht unmittelbar von Angesicht zu Angesicht begehrt er fürder das unzugängliche Lieht der Gottheit zu schauen, wie es Moses verlangt hatte und wie es ihm mit der bekannten Einschränkung (Exod. 33, 11. 18.20.23; 34, 5.6.8) beschieden gewesen war, daß er nur den Rücken des Herrn sehen durfte. Faust wendet der blenden- den Sonne den Rücken und begnügt sich mit dem Leben, mit dem farbigen Abglanz der unschaubaren göttlichen Allmacht. Doch darauf komme ich zurück bei Klärung der oben (S. 397 ff.) aufgedeckten Be- ziehungen zu der.auf den Kirchenvater Gregor von Nyssa zurück- gehenden mystischen Auffassung des Moses, wonach des Moses Wirken der mystische Typus des vollkommenen Lebens ward. Unbestreitbar kehren die einzelnen Motive, die Herder (oben i, S.649) in der göttlichen Morgenlektion der Mosesurkunde unterscheidet, in Faustens S begrüßung log wieder. Erstens die Sukzession des Eindrucks. Wie dort “das Auge folgt dem lieblichen Bild von Himmel zur Erde’, so verfolgt Faust (V. 4695—4702) das von den Berggipfeln stufenweise herniedersteigende Licht; wie dies Licht dort bald ‘einen großen erleuchteten Schauplatz, eine Flamme der Welt’ zeigt, so dem Faust “ein Flammenübermaß’ (V. 4708); dem 'erschrickst?' bei Herder entspricht im Monolog "vom Augenschmerz durehdrungen‘, “wir stehn betroffen’ (V. 4703. 4708). Zweitens: die Vorstellung der Erneuerung. Aus des Moses Lehre tönt es nach Herder “vom Schlaf erwacht! neuerschaffen! neugeboren! alle meine Kräfte durch den Schlaf gestärkt!’: das ist förmlich wie ein Programm zu der Faustszene. Den von Schuld zerrütteten Faust haben liebreiche Naturgeister eingesungen in heilenden Schlaf, ihn ‘im Tau mit Lethes Flut gebadet’ (V. 4622 bis 4633). Dem Erwachten schlagen bei Herannahen der Sonne des Lebens Pulse frisch lebendig: neu erquickt sieht er die beständige Erde‘ und fühlt durch sie den Entschluß geweckt, zum höchsten Dasein ' In dem “Du Erde warst auch diese Nacht beständig’ (V ee: Gedan : ’ (V. 4681) lebt ein wichtiger ke von Goethes Naturphilosophie. Gewiß hat Goethe in der koranischen Theo- phanie den Moon (Büpe.Tı Wadan üben 5, 632) mit tiefem Einverständnis die Worte in ea ee eu Burvaca: Faust und Moses. Zweiter Teil. 655 immerfort zu streben (V. 4679—85). Das ist das Schöpferische, das nach Herder des Moses göttliche Lektion der Morgenröte im Menschen erregen soll. Und die dunklen Verse: ‘So daß wir wieder nach der Erde blicken, zu bergen uns in jugendlichstem Schleier’ (V.4713f.) sind schlechterdings zu verstehen nur aus Herders Phantas- magorie über die Mosaische Schöpfungsgeschichte: auf der Erde, zu der Faust seinen Blick senkt von den in greller Sonne strahlenden Gipfelriesen, webt noch im dampfenden Schleier tauiger Frühe das milde Licht der Morgenröte. In diesem Schleier sich bergen heißt: dem Göttlichen gegenüber sich bescheiden mit der jugendlichen Einfalt des Nichtwissens, dem Kleinod der primitiven Menschheit. Zeigt der Sonnenaufgangsmonolog Fausts als Ganzes enge Be- rührung mit den Vorstellungen und Wendungen der eben ausgehobenen Stellen aus Herders "Ältester Urkunde’, so bieten desgleichen die Gottes- preisungen der Erzengel im Himmelsprolog Analogien, die man nicht übersehen darf (V. 249 f. 253 f.): Die unbegreiflich hohen Werke Sind herrlich wie »” SEARER fh. ©. : Es wechselt Pa Mit tiefer ee Nacht. Das ist immer wieder der Gedanke aus Herders Ältester Urkunde, der Kern der magischen Offenbarung des Moses über die göttliche Schöpfer- quelle des Lebens. Und selbst auf jenes “Zum Paradies wird um mich her die Runde’ (V. 4694) fällt in diesem Zusammenhang ein Akzent prägnanterer Bedeutung. Der Anklang an die Vorstellung des Paradieses scheint danach doch mehr zu sein als bloße Metapher. Er scheint hinzudeuten auf den einstigen Faust, den Bruder des Moses und Prometheus, der aus den Urquellen alles Lebens zu trinken, die göttliche Wurzel des schöpferischen Werdens zu fassen, der als “Epopt’ ‘die Dinge der Welt ohne Verhüllung, ohne Decke’ zu sehen begehrt! Die Wirkung des Sonnenaufgangs im Gebirg nach dem Eingreifen der hei- lenden stillenden Naturgeister ist dann dem Verlangen, das einst, nachdem zum ersten Male die Mahnung des Weisen, die Lehre des Moses vergeblich erklungen war, zur Beschwörung des Erdgeists getrieben hatte, entgegengesetzt. Entgegengesetzt mit beabsichtigtem künst- lerischen Kontrast, der den Fortschritt der dramatischen Handlung, die innere Umbildung Faustens darstellen soll. Entgegengesetzt auch dem gelesen: “Gott aber sprach: Mich kann du nicht sehen; aber schaue gegen den Berg; wenn du ihn wirst sehen unbeweglich an seinem Ort, wirst du mich sehen’ Diese Anschauung war die religiöse Grundlage der Goethischen Geologie (vgl. z. B. die Äußerung zu Falk über den Granit, oben S. 638 Anm.) wie dieses Faustmonologs! Was im Koran folgt, das Erdbeben, gehört eben nach Goethes Ansicht in die dä- monische Sphäre, in das Reich des Erdgeistes, wohin der frühere Faust begehrt. 656 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. Erlebnis des Moses, mit dem der Herr redete "von Angesicht zu Angesicht’ (Exodus 33, ıı) und der ja die Herrlichkeit, das Licht Gottes, die Sonne unmittelbar sh — nach Herders Ausdruck ‘ohne Decke und Vorhang’ — in seiner Gestalt” (Num. ı2, 7. 8), nicht bloß ‘in einem Spiegel’, ‘in einem dunkeln Wort’, in dem Rätsel des Gleich- nisses (i. Korinth. 13, 12), womit alleandern Propheten des Herrn sich begnügen müssen (Numeri 12,6; Deut. 34, 10). Verwandt auch, obzwar nicht ganz im Einklang mit dem Sinn jener von Herder also formulierten, dureh Moses überlieferten und gestalteten ältesten Weisheit: Einblick in ‘die Schöpfung nach und nach, unbetäubend und doch im Zusammenhang, ohne Blendung und Düsterung des Auges’ (oben i, S. 649). Inwie- fern die Einsicht, zu der Goethe seinen Faust unter der aufgehenden Sonne am St. Gotthard gelangen läßt -—— denn dieser Schauplatz rief, wie ich erweisen zu können glaube, im Jahre 1797 die Kon- zeption hervor — in ihrer letzten Schlußfolgerung hinausschreitet über den Standpunkt Herders und inwieweit hier kritizistische, Platonische und Neuplatonische, auch Schopenhauerische Gedanken auf Goethe mit eingewirkt haben, bleibe späterer Darlegung vorbehalten. Der Erdgeist, den Goethes Faust besehwört, ist nicht Herder, wie einst JULIAN Schmipt vermeinte. Und auch Faust selbst ist nicht Herder, wie man neulich erweisen wollte, sondern Goethe. Aber die Konzeption der größten modernen Diehtung erwarb ihren dithyram- bischen Grundzug und ihren neuartigen Stil allerdings durch den weckenden Ruf des Unvergleichlichen, der ihrem Sehöpfer in Wirrnis und Irrsal wirklich das geworden ist, was sein Name bedeutet: der Hirt. Der Wetzlarer Beichtbrief zeigt, wie Goethe dieses Hirten Wei- sung folgend den rechten Weg findet zu eigener Kunst und zur Herr- lichkeit. Es ist ja im Grunde alles so ganz Herderisch in den Ge- danken dieses Briefs, und es ist doch schon der volle Goethe, der hier redet, der Diehter des Mahomet, des Werther, des Faust. Aus Herders Lehre stammt die Hauptsache: die Nebeneinanderstellung von Pindar, Shakespeare, Ossian, Koran und Moses. Herderisch nament- lich ist der Kult Pindars. Aus ihm floß der fruchtbare, wenn auch geschichtlich unrichtige Begriff des Dithyrambus, der Herder in Klop- stocks freien Rhythmen den deutschen Vers der Zukunft erkennen ließ. Freilich für fähig, ihn zu gebrauchen, hält er nur “einen dithyram- bischen Dichter, der würklich von dem Blitzstrale des Baechus ge- troffen, truncken und begeistert tönen würde”. Denn --- so ruft er mit einem Bilde aus den von ihm selbst übersetzten ersten beiden Olympischen Oden (1, 178ff. 2, ı49ff. vgl. Suph. 26, 192. 196) — "diese Verse sind Pindarische Pfeile in der Hand des Starken’ (Suph. ı, 208). Goethe war der Starke. Ihm wurden diese Pfeile die Waffe seiner Burvacn: Faust und Moses. Zweiter Teil. 657 _ künstlerischen Befreiung. Es ist die Form, die ihm das Jahr 1772 ge- bracht hat, das Jahr des Werther-Erlebnisses. Die Form, in welcher ‘der Wanderer’ erklang und des Wanderers Sturmlied, die Hymnen an die (drei Genossinnen der Darmstädter Gemeinschaft der Heiligen, der Zwie- gesang über Mahomet, der Prometheus, die Erdgeist- und die Domszene des Faust. Als ein Held solcher Pindarischer Bogenkraft, als ein vom Gottesblitz Getroffener stellt sich Goethe, anspielend auf Herders Frag- mente, in jenem Briefe selber vor. Er spricht von seinem “Philock- tetschen Zustand’. Auch in diesem Ausdruck trat Herder sein eigenes Gleiehnis entgegen. Das lesbare Manuskript’ der Abhandlung über den Ursprung der Sprache, das Goethe von Herder 'heftweise’ er- halten hatte (Dicht. u. Wahrh. I 10 W. 27, 309), verglich das einsame Wehklagen des ausgesetzten, von unheilbarem Schmerz angefallenen Helden, den niemand hören, dem niemand helfen kann, mit dem Naturdrang eines leidenden Tieres, das auf‘ wüster Insel verlassen wimmert und ächzt: ‘es ist als obs freier athmet, wenn es dem brennenden geängsteten Hauche Luft gibt’ (Suph. 5, 148). Sein erstes kritisches Wäldehen hatte dagegen noch — sehr mit Unrecht! — gegen Lessing polemisierend in den Philoktet des Sophokles nur ‘das Gemälde des zurückgehaltenen und nicht des ausgelassenen Schmerzes’ erblickt (Suph. 3, 16). Aber Goethe wollte dies Bild wie das Bild des zu Gott um Ausweitung’ betenden Moses hier von Herder verstanden wissen im Sinne der ‘Fragmente’, auf die sein Brief ja hinwies. Dort waren die äußerlichen Nachahmungen des orienta- lischen Kostüms bei modernen deutschen Poeten und die trockenen Beschreibungen gelehrter Orientalisten also abgewehrt (Suph. 1, 259): . nie haben diese Historischen Beschreibungen, Auslegungen, Erklärungen so viel Eindruck in uns als die sinnliche Gegenwart dieser Örter, nie das Leben der Anschauung, als wenn wir sie selbst sähen; als wenn unsere Seele durchs Auge brennende Pfeile empfände, als wenn uns die Muse wirklich ergriffe und weckte; als wenn wir noveoAyrroı oder uovromararroı würden; und so waren es die Poeten des Orients: »Ich bin der Rede so voll, daß mich der Othem in meinem Bauch ängstiget; ich muß reden, daß ich Othem hole; ich muß meine Lippen aufthun und antworten.« So muß es jeder große Dichter seyn: Poscere fata Tempus erit. Deus! ecce Deus! An diese Sätze sollte und mußte sich Herder erinnern, als er jenen Beichtbrief las. Sie gaben ihm und sie geben auch uns heute noch ! Herder nennt das in den Fragmenten (2. Samml. IV Bz, Suph. 1, S. zır) jene Ausbreitung der Seele, die im Parenthyrsus der Trunkenheit und der Beschauung himmlischer Dinge ausrief (Horaz Carm. IIl 4,6): auditis? an me ludit amabilis in- sania? und dann gibt er die Fortsetzung zu dem früheren Vergilzitat, die Verse, die den Kampf der Sibylle mit dem sie erfüllenden Geist des Apollo darstellen (Aen.VI, 77-80). Das Wort Phoebi nımdum patiens immanis in antro bacchatur vates umschreibt genau den Sinn, in dem Goethe jenes koranische Mosesgebet auf sich anwendet. Sitzungsberichte 1912. 60 658 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. die Erläuterung dessen, was Goethe das Mosesgebet des Koran be- deutet und warum er es sich aneignet. Und die Fortsetzung des Vergilzitats (Aen. VI, 45 ff.), an die Goethe gedacht hat, bringt die s volle Klarheit. Die Sibylle in der Grotte von Cumae ruft diese Worte, als auf das Opfer des Aeneas der Gott sich ihr naht: da wechselt sie die Farbe, es schütteln sich ihre Locken, es keucht ihre Brust, und in wildem Wahnsinn schwillt ihr Herz, empor wächst ihre Gestalt, und ihre Stimme hallt nicht irdischen Klang; sie verstummt, und nach dem Gebet des Königs kämpft die Seherin in der Grotte mit dem gewaltigen Gott, sucht ihn fortzustoßen von der Brust, aber der drängt nur stärker auf ihren Mund, drückt ihr wildes Herz nur mit festerem Zügelgriff, da endlich gibt die Prophetin das erbetene Orakel. Als Goethe aus Wetzlar jene Beichte an Herder richtete, da empfand seine Seele im Sinn der ‘Plastik’, der “Hebräischen Archäologie’, der Entwürfe zur “Ältesten Urkunde’ jene ‘durchs Auge brennenden Pfeile’, die nach künstlerischer Gestaltung drängenden poetischen Eindrücke, und einen philoktetischen Zustand. Damals wuchs die Leidenschaft zu Lotte Buff in ihm heran, die ihm, der sich eben erst von Frie- derike schmerzlich losgerissen hatte, neue Qual bringen sollte. Aber wenn er sich den Zustand des Philoktetes zuschreibt, so meint er nicht dies oder doch nicht dies allein. Der griechische Held hat die sicher treffenden magischen Pfeile (TA ee@n AMmAxHTA BeAH Sophokl. Philokt. 198) 4 des zu den Göttern erhobenen Herakles ererbt, um derentwillen man seine Hilfe sucht und ihn aus der Verbannung zu sich holt, ihm ist - aber auch, sei es durch den Haß der Göttin Hera, sei es als ver hängnisvolle Wirkung jenes Geschenks' unheilbare Krankheit, peini- gender Schmerz und das Leiden in trauervoller Einsamkeit zu- gefallen. Er verkörpert dem Dichter, den der genialische Drang des All in Eins, des Dreingreifens, des Umfassens von Natur und Menschheit, des Wetteiferns mit dem göttlichen Schöpfer erfüllt, ein verwandtes Schicksal: den Fluch des Göttergeschenks, das Tragische der göttlichen Berufung. Ein nächstverwandtes Bild bietet etwa gleich- zeitig ‘Der Adler und die Taube’: der Adlerjüngling’, dem des Jägers er —_ Servius zu Aeneis 3,402 verwundete den Philoktet nicht der Biß einer von Hera gesandten oder vom Altar des Apollon kommenden Schlange, sondern einer - ueson easedenen were: Goethe übermitteln Benjamin Hederichs, Gründ- on Mythologicum, Leipzig 1724 (die 2. een nicht zugänglich), S. ı s81. pzig 1724 (die 2. Ausgabe ist mir im ‘Augenblick 2 A 1 ; Zu u ee 2 en 2 Samml. IV B2, Suph. 1, 317) von dem ‘gewaltigen ge inda en Adlers und in einer selbstgemachten Pindarischen Ode schildert Burvacn: Faust und Moses. Zweiter Teil. 659 . Pfeil die Schwinge gelähmt hat, in Schmerz und Qual zuckend, dann mühsam am Boden kaum unwürdigem Raubbedürfnis nachschleichend, untauglich zu Höhenflug und edlem Raub, tieftrauernd auf niederem Fels. In dieser Stimmung keimte der Werther, ward das Bild des aus Vielgötterei zur Anbetung des einen Allschöpfers sich durchringenden Mahomet lebendig. Diese Stimmung enthält aber das Grundelement des Faustdramas. In dieser Stimmung stieg aus der Flammentheophanie des Moses die 'Flammenbildung’ des 'erhabenen Geistes’ auf, den Faust, sich abwendend von des Moses ältester Urkunde der göttlichen Schöpfungsmagie, voll Überhebung beschwört. Das Zitat des korani- schen Gebets des Moses in jenem Wetzlarer Brief vom Sommer 1772 ist das wichtigste gleichzeitige Zeugnis zur Entstehungsgeschichte des Faust: es wirft Licht auf die Gestaltung des ältesten Plans und erweist die frühe Beeinflussung der Konzeption durch Züge der Mosessage. Nachdem soweit der innere Zusammenhang aufgedeckt ist, der zwischen der Goethischen Gestaltung des Faustcharakters und dem Phantasiebild des Moses besteht, wie es von jüdischer und islamischer Sage, von theologischer Mystik und von Herders Spekulation geformt worden war, gewinnt auch eine physische Beziehung des Dichters zu der Persönlichkeit des Moses eine Art von Gewicht. Goethe hatte in Straßburg ein ‘körperliches Übel’ (Diehtung und Wahrheit II, ıı, W.28, S.8ı): er litt damals daran, daß ihm zeitweise ‘die Kehle wie zugeschnürt war. Dieser Zustand konnte ihn schon an die Sprach- beklemmung des Moses (s. oben S. 631f.) erinnern. Und so hätte das Mosesgebet in dem Wetzlarer Beichtbrief ‘Herr! mache mir Raum in meiner engen Brust!” vielleicht auch einen Anlaß in der zufälligen Ähnlichkeit eines leiblichen Gebrechens, das mit einem parallelen Zu- stand seelischer Bedrängnis, der DEE Überfülle, zusammen- zuhängen scheinen mochte. er ihn: “-- — er glüht, er glüht, wenn er zur Sonne zielt und in ihr Feuer sieht mit starkem unver ans hellen Blicke, bis er am Thron des Zeus die siebenfache Last der Donner mächtig faßt. Das ist das Vorbild von Goethes Adlerjüngling! Mit Faustischem und Pr omelheuszug! Der Adler vermag, wie Herder hier altem Glauben nachspricht, das was Faust, Moses nacheifernd, vergeblich erstrebt: unmittelbar in das Feuer der Sonne zu sehen ohne Blendung der Augen! 660 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. Adresse an Hrn. ARTHUR Von AUWERS zum fünfzig- jährigen Doctorjubiläum am 25. Juni 1912. Hochverehrter Herr College! 2. Feier des Gedenktages, an welchem Ihnen vor 50 Jahren die Doctorwürde verliehen wurde, fühlt sich unsere Akademie in erster Reihe berufen; sie bringt Ihnen mit aufrichtigem Glückwunsch den Ausdruck ihrer herzlichen Verehrung und Dankbarkeit dar, stolz auf Ihre grossen Verdienste um den Ausbau der fundamentalen Astronomie, aber auch eingedenk dessen, was Sie im Verlauf eines Zeitraums von 46 Jahren zur Förderung ihrer allgemeinen Aufgaben und Bestrebungen gewirkt haben. Schon während Ihrer Studienzeit auf der Albertus-Universität und als Assistent an der Königsberger Sternwarte hatten Sie Sich durch wichtige Beiträge auf dem Gebiete der Stellarastronomie be- kannt gemacht und waren, nach kurzer Lehrzeit zur Meisterschaft aufsteigend, durch Ihre Doctorarbeit über die veränderliche Eigen- bewegung von Procyon, in welcher bereits die Keime zu Ihren späteren Leistungen zu finden sind, in die vorderste Reihe der Astronomen getreten. Als es daher wenige Jahre später die durch den Tod Encxr’s erledigte Stelle in der Akademie neu zu besetzen galt, wurden Sie auf die Empfehlung unserer grossen Mathematiker Kunner, WeEIER- STRASS, KRonEckErR und BorcHARDT, welche durch Hausen auf den noch in jugendlichem Lebensalter stehenden Gelehrten aufmerksam gemacht worden waren, in unsere Körperschaft berufen. Der Beginn Ihrer akademischen Laufbahn fällt in eine für die Stellarastronomie bedeutsame Zeit. Dureh die Arbeiten von BerssEL a und ARGELANDER war das Interesse für die fundamentalen Aufgaben, die mit der Erkenntnis der Eigenbewegungen der Fixsterne zusammen- hängen, geweckt worden. Eine ansehnliche Zahl von Sternwarten ver- einigte sich in gemeinsamer Arbeit zum grossen Zonenunternehmen, der Festlegung der Örter aller Sterne der nördlichen Hemisphäre bis herab zur neunten Grösse, und die Astronomische Gesellschaft trat ins EEE TEE ERORTT 1 UDEETET EURE WERE EEE Adresse an Hrn. Arrnur von Auwers zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum. 661 Leben, um diese Aufgabe zu fördern. Wie Sie den Plan entwarfen, die nöthigen Vorarbeiten machten, um die Beobachtungen auf eine einheitliche Grundlage zu stellen und ihren Erfolg zu sichern, so haben Sie auch in der Folge sowohl an ihrer Leitung den hervor- ragendsten Antheil gehabt, als auch im Besonderen die Beobachtung und Bearbeitung einer der Berliner Zonen selbst übernommen und in vorbildlicher Weise durchgeführt. Ungefähr um dieselbe Zeit trat in den ersten Jahren Ihrer aka- demischen Wirksamkeit eine Arbeit an Sie heran, zu welcher der un- mittelbare Anstoss von der Pulkowaer Sternwarte ausgegangen war, die Neureduetion der Beobachtungen Branrer's. Bereitwilligst leisteten Sie der Aufforderung Folge, die Hinterlassenschaft dieses unvergleich- lichen Beobachters einer neuen Bearbeitung zu unterziehen, um sie »zum Grundpfeiler aller auf die Erforschung der Fixsternbewegungen gerichteten Bestrebungen zu machen«, und legten die Ergebnisse jahrzehntelanger mühevoller Arbeit in einem Werke nieder, welches seitdem der Ausgangspunkt für alle neueren Untersuchungen über Eigenbewegungen der Fixsterne geworden ist, wie es auch die Er- rungenschaften der letzten Jahre, die Erkenntnis der Gesetzmässigkeiten in den Sternbewegungen, angebahnt hat. Die neue Bearbeitung der Braprer’schen Beobachtungen legte Ihnen den Gedanken nahe, einige andere Beobachtungsreihen aus älterer Zeit, welche noch keine ge- nügende Bearbeitung gefunden hatten, zur Vergleichung mit dem Auwers-Branıey-Catalog heranzuziehen. So entstanden u. a. die Stern- verzeichnisse aus Togıas Maver’s und Ponp’s Meridianbeobachtungen, und die gleiche Erwägung hat Sie veranlasst, noch an Ihrem Lebens- abend die Bearbeitung der älteren Branıry’schen Beobachtungen aus den Jahren 1743 bis 1753 in Angriff zu nehmen, deren Vollendung wir in nächster Zeit entgegensehen können. Anknüpfend an diese Unter- $uchungen verbesserten Sie durch Vergleichung eines immer reicheren Materials das System ‘des Fundamental-Catalogs, welcher Ihren Namen trägt, schufen die Grundlagen für die Sternephemeriden des Berliner Jahrbuchs und richteten das Bureau für die Geschichte des Fixstern- himmels ein, um die Meridianbeobachtungen der beiden letzten Jahr- hunderte seit Braprev zu sammeln und nach einheitlichem Plane zu verwerthen. Die beiden Venusdurchgänge des vorigen Jahrhunderts, von denen man eine wesentlich genauere Bestimmung der Sonnenentfernung er- hoffte, gaben Ihnen Gelegenheit, Sich auf einem anderen Felde zu bethätigen. In die Commission zur Vorbereitung der Beobachtung dieser Phänomene gewählt, traten Sie alsbald an deren Spitze, wurden die treibende Kraft des ganzen Unternehmens und haben in der Folge 662 Gesammtsitzung vom 11. Juli 1912. nieht nur die Organisation und Ausrüstung der vom Deutschen Reiche entsandten Expeditionen geleitet, sondern auch deren Ergebnisse ver- arbeitet und in einem umfangreichen Werke herausgegeben. Noch mehr als in der unmittelbaren Lösung der gestellten Auf- gabe liegt indessen die epochemachende Bedeutung dieses grossen Unternehmens in der Entwiekelung der Beobachtungsmethoden, der Vervollkommnung der Instrumente, zu denen es den Anlass gab, und in den vielfachen Anregungen, die von ihm ausgegangen sind. Und in dieser Hinsicht gebührt ihm auch ein wesentlicher Antheil an dem Erfolge, welchen wenige Jahre später die aus Beobachtungen der kleinen Planeten gewonnene Bestimmung der fundamentalen Constante, an welcher Sie ebenfalls mitwirkten, gehabt hat. Neben diesen grösseren Werken, die Ihre Arbeitskraft in erster Linie in Anspruch nahmen, sei Ihrer fortgesetzten werthvollen Unter- suchungen über die Eigenbewegungen von Sirius und Procyon, über Sternparallaxen und über die Bestimmung des Sonnendurchmessers ge dacht. Auch der Astrophysik, welche ihrem Arbeitsgebiete ferner steht, haben Sie wichtige Dienste dadurch geleistet, dass Sie Ihren Einfluss zu Gunsten der Begründung des Astrophysikalischen Observatoriums geltend machten und in der ersten Zeit seines Bestehens die Ein richtung und Leitung des neuen Instituts überwachten. = Zu besonderem Danke aber fühlen wir uns Ihnen verpflichtet für die selbstlose Hingabe, mit welcher Sie im Interesse unserer Akademie und ihrer Aufgaben fort und fort gewirkt haben. Seit mehr als einem Menschenalter haben Sie als ständiger Seeretar die vielseitigen akade- mischen Verwaltungsgeschäfte geleitet, in schwierigen Jahren auch die zeitraubendste Kleinarbeit nicht verschmähend; mit Festigkeit und Takt haben Sie uns nach aussen vertreten, in unseren Verhandlungen den Vorsitz geführt und auf die Organisation wissenschaftlicher For- schung sowie auf die Entwickelung der Akademie, welche den Kreis ihrer Arbeiten während der letzten Jahrzehnte immer mehr erweitert hat, einen maassgebenden und nachhaltigen Einfluss ausgeübt. In diesem Zusammenhange darf auch der Gründung der internationalen Assoeiation der Akademien gedacht werden, die in Wiesbaden unter Ihrem Vorsitze sich zu gemeinsamem Wirken vereinigte. Ihr wohl erwogener Rath hat uns in wichtigen Fragen nie gefehlt, Ihre Um- sicht und reiche Erfahrung hat uns oftmals die Wege geebnet. So hat uns Ihr Entschluss, in Rücksicht auf Ihre Gesundheit das so lange Jahre in vorbildlicher Weise verwaltete Ehrenamt niederzulegen, mit dem lebhaftesten Bedauern erfüllt. Wir dürfen jedoch zugleich un serer herzlichen Freude darüber Ausdruck geben, dass Sie damit nicht“ aus unserer Mitte scheiden, und wir hegen die Hoffnung, dass S | RES - * .. * . „I ‘ Adresse an Hrn. Arrnur von Auwers zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum. 663 der Akademie auch fernerhin Ihr thätiges Interesse bewahren und uns ein treuer Berather bleiben werden. Nur wenige Jahre trennen uns noch von der fünfzigsten Wieder- kehr des Tages, da Sie vor einem halben Jahrhundert in unsere Körper- schaft berufen wurden. Möge es uns vergönnt sein, auch diesen sel- tenen Tag festlich mit Ihnen zu begehen und Sie alsdann in der gleichen körperlichen und geistigen Rüstigkeit auf’s Neue zu begrüssen. Die Königlich Preussische Akademie der Wissenschaften. Ausgegeben am 18. Juli. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. weise oder auch in weiterer ee in deutscher Sprache. veröffe cht sein oder erden. Sollte eine dem znwiderlaufende Veröffent- Ausgabe in r asser einer z nmenen wissen- schaftlichen Mitth the dieselbe en eitig früher ichtigt, als ihm Be nach es er echt, so bedarf er dazu der Ein- g der Gesammt-Akademie. ächtnissreden anderweitig zu veröffentlichen ist den Verlaschn unbeschränkt gestattet. Aus S 21. Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus $ 22. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mitthei- gen und üb : die zur Veröffe :ntlichung geeigneten: ge- scha ftliehen ee eiten. Hinter den Titeln der wissenschaftlichen Mittheilungen folgen in dieser Übersicht kurze Inhaltsangaben de re 1, welche die Verfa für welel arg 5 Die ht in bee en Brunn > Akademie erscheinenden Aiheitungen werden mit vorgesetztem Stern bezeichnet, bei r die Abhandlungen ae wird »(Abh.)« zugefü det. Wissenschaftliche Mittheilungen fremder Verfasse werden in dem Bericht über diejenige Sitzung aufgeft ie in weleher deren Aufnahme in die akademischen Schriften endgültig beschlossen wir us. $ 27. Das Manuseript einer in einer m Donnerstag zur Aufnahme EIER Mittheilung, welche am nächs gedruckt erscheinen soll, muss der Regel nach in der Sitzung selber, spätestens bis Freitag 10 Uhr Morgens dem end Secretar oder der Reiehsdruckerei druck- päter eingereichte Manuseripte werden, mit «em unen k des re u ee : er des ‚akademischen Sitzung b. asselbe Ban von vorn herein mit Mittheilungen ge- schehen, deren Fe aus u. welchen 5 be- dere Se 5: un ich endet ae am Montag Abend die Correeturen an "ie hier wohnenden oder an- wesenden Verfasser, oder an die u. welche die eg vorgelegt haben, mit der Angabe, dass sie ienstag Abe ad: wieder ee lassen werde, Revision zu lesen, s die Dienstag früh an ekerei zurückliefern. Wird die Correetur länger als bis Dienstag Abend von der damit be- trauten Person behalten, so hat diese es zu verantworten, siehert werden Aus $ 37. Die Akademie behält sich dr Recht vor, von einer ver- griffenen re eine zweite Auflage zu veranstalten, Abhandlungen der Akademie. Abhandlungen. Jahrg. 1910: hysikalisch-mathematische Classe . Philosophisch-historische Classe . Abhandlungen. Jahr, g. 1911: hysikalisch-mathematische Classe . . . . ” . . Philosophisch-historische Blase 2084 Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1909, Meyer: Gedächtnissrede auf Eberhard Schrader . - : ar a 1— von Wıramowrırz-Mo © : Nordionische Stene. - - - - Bee nen. = Sc ‚W.: Gedächtnissrede auf Richard Pi hei; a een a en Rusens: Gedächtnissrede auf drich Kohlrausch Nee ee ” im Lasporr +: Über die ns der Masse bei chemischen Umsetzungen . » » ve ..” se KekurE vox Strapontrz: Stra tegen nköpfe 0, en Dirrury: Der ufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften. Erste Hälfte . - >» a van’t Horr ee & auf Hans Heinrich Landolt ae Mörter: U rica re Esser u ne R. Kuausn:, Über den anatomischen Bau der baumartigen Oyperaces Schoenodendron s F ee "Codächtniesreie auf Jac ins Henricus ‚van Hoff. ee en = ScuuLze, W.: Gedächt were auf Heinrich Zim a a a er ut I reeang Hymnen an das Dia a er Pharuonen ee ee an oRF: Zur sprachlichen Glie rank a ee ea, „a Diers: . Handschriftli iche ederung Franke jr "Galen’schen Commentars zum Prorrheticum des 3 nach Das... 2.2, 8 ZImMER +: ie welchem Wege kamen die Goidelen vom Continent P. Rörnıe: ‚Zellanordnungen und Faserzüge im Vorderhirn von Sem daserlina =... 3 M.N die Kerne des Diencephalon bei einigen mg a ee : Über die Kerne des en. 5 leinhirns ne H. Juxger: Der EBERe der Hathor-Tefnut aus Ai i F. Freiherr Hırer vos Gaerrrineen und H. Larreruann: Ar 'kadische "Forschungen Tu. WıEsann: Eier vorläufiger Bericht über die von den he Museen unternommenen Ausgrabungen in Samos . . L. Licntenstem: Beweis des Sa = 5, us jedes hinreichend kleine, im wesentlichen stetig ge- - krümmte, singularitätenfre © Flächenstück auf ein heil einer Ebene zusammenhängend in den kleinsten Theilen. ähnlich een we kan i 00: ke cHEM: Die muslimischen Inschri on gr RE M. er Phönieische und aramäische Krugaufschtften aus Elophantine ee C. Frask: Zur Entzifferung der altelamischen Inschriften . te Sitzungsberichte der Akademie, De ee ABEREE ee en nen Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1911. Jacoeı: Cultur-, Sprach- und Litterarhistorisches aus dem un ta ae E. Lirruans: die Inschriften des Kön nigs Kalumu a ER J. Here: über ein angebliches Diokleszita Serer: die ri e von Acanceh in Yucatan (hierzu Taf. £.VI-XV) E. Mever: zu den aramäischen Pasyni von Elephantine . a STRUVE: über die Lage der Marsachse ie Konstanten im Marssystem . a . Eruman: Denksteine aus der iekanhuchien " Gräberstadt Elarr $ F. Frec# und C. Resz: Kreide und Trias im Kiona- und Öta agebiet (Mittegriechenland) Martens: über die Me grosser Kräfte im Materilprüfungs swe C. BrockeimAnn: zu den Inschriften des Königs Kalum i Sonderabdrucke. I. Federn 1912. I. Scuur: über einen Satz von C. CArırmkonor ns Kos: Fast rg eines Satzes von beit aus einer Formel von KRONECKER : SER: ; x Wıra Zu, Mirmnermos und Pro operz . . er über die Betheiligung endocellularer Fermente am ‚Energieverbrauch d der Zelle . * € h die RNACK: Geschichte eines programmatischen Worts Jesu (Matth. 5 in in der ältesten Kirche © strahlen i in Snigen festen, Isolatoren . . Heiınans: über den ak r Somm rregen | in Norddeutschland . mens "die Erfahrungsgrundlagen der Fahr vom ae. Gleichgewichtszustande der Massen Be, W.Bune: über die Rät zur des Codex Sumanicus (hierzu Taf. I und in. Roserr: zu den Epitrepontes des Men 5 + K. Merez«: ein se Gedicht anf enden den Meerfahrer ® Frosestvs: über Matrizen aus nicht negativen Elementen . ERDMANNSDÖRFFER: über Mischgesteine Ge Granit and Sedimenten. ” 4 ’ . Pu, * ” * e igur * n = und ee - = und Wı Wangenschleinhant der Säugethiere : Ru- . IH, VON ng eurer Neu TEL OR RTWIG: ände en on ch in idioplasmatischen Beschaffenheit der Samenfäden dureh ja ” * . ” ” ” ” . ” - * ” Wörrrems: das Problem des Stils in in der Eikdanden a: Sn DD De OD = E = s = ® Ss S s * r a 1 1912. XXXVI. XXXVIL SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe am 18. Juli. (S. 665) Frosextvs: Über den Srermsgers’schen Beweis des Warıns’schen Satzes. (S. 666) Sitzung der philosophisch-historischen Classe am 18. Juli. (S. 671) Harsack: Chronologische Berechnung des -Tags von Damaskus-. (S. 673) Dies: Bericht der Commission für den Thesaurus linguae Latinae über die Zeit vom 1. April 1911 bis 1. April 1912. (S. 683) W.Scaurze: Der Tod des Kambyses. (S. 685) BERLIN 1912. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Aus dem Reglement für die Redaction der akademischen Druckschriften, : Aus $1. kademie gibt gemäss $ 41.1 der Statuten zwei berich ungen der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften «. AusS$S2. Jede zur Aufnahme in die »Sitzungsberichte« oder die »Abhandlungen« bestimmte Mittheilung muss in einer aka- ee Sitzung vorgelegt werden, wobei in der Regel dasdru Kria Manuseript er en ist. Nicht- erfieder aben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 3. mfang einer vulizuchhundin Mittheilung soll un, von je 8 Seiten in der gewöhnlichen Schrift der Abhand- lungen nicht übersteigen. Überschreitung dieser Grenzen ist nur mit Zusti immung der Gesammt-Akademie oder der betreffenden Classe statt- haft, und ist bei Vorlage der Mittheilung nr zu beantragen. der Umfang eines Man ver- muthen, dass diese Zustimmung ge sein er so ne See vorlegende Mitglied es vor dem Einreichen seite auf seinen muthmasslichen Umfang im Heut abschätzen zu lass Sollen einer Mittheilung Abbildingen im Text oder auf besonderen Tafeln beigegeben werden, so sind die Vorlagen dafür (Zeichnungen, photographische Original- aufnahmen u. s. w.) gleichzeitig mit de em Manuseript, jedoch auf getrennten Blättern, einzureichen Die Kosten der Herstellung der Vorlagen haben der Regel die Verfasser zu tragen treffenden Vorlagen mit dem schriftlichen Kostenanschlage eines Sachverständigen eo vorsitzenden Secretar zu 5 wenige einfache Tex han ag eines Sachversänäigen beizufügen. Überschreitet dieser Anschlag die er- forderliche Auflage bei den Sitzungsberichten 150 Mark, bei den Abhandlungen 300 M . so ist Vorberathung durch das Secretariat gebote eg: ach der De ag und Einreichung des vollständigen druckfertigen ern an den zuständigen Seceretar oder an den A hiv wird über Bee der Mihetung in die akademischen chriften, und zwar, wenn s der : nden Mit- glieder es ae verdeckt ee Mittheilungen von Verfassern, weiche wich Mitglieder der Akademie sind, sollen der Re egel nach nur in die Gesammt- Akademie, (Fortsetzung auf 8.3 des Umschlags.) Aus 8 6. D rı: +. 7% ı 4 Rd I | ar wenn es sich nicht bloss um glatten Text handelt, au Dasselbe hat zu vergewissern, dass der Ve seine Nihehung als vollkommen FÜR" ansieht. Die erste Correctur ihrer ES besorgen a era ER haben diese erste Correetur an das Correeturen un mder bedürf und die Verfasser sind zur Tragung der entstehenden Mehr kosten verpflichtet. Aus $ 8. Von allen in die Sitzungsberichte oder Abhandlungen aufgenommenen wissenschaftlichen ng Reden Adressen oder Berichten werden für die Verfasser, vor wissenschaftlichen Mittheilungen, wenn e treffenden Stücks der Sitzungsberichte ausgegeben rer "3 Ta 1-0 \ 3 3 3 y 2.711. © 3 ham für den Buchhandel hergestellt, indess nur dann, wenndt Verfasser sich maghesen damit einverstanden erkläre \ n den Sonder: TR aus = rn er Akademie 5 = e be 50 f indess birsehign zu ee. Zwecke: bis zur Zal von ee an und auf seine Kosten noch weitere bi ee zueseh ere 100 Exe Kosten abziehen lassen. 17. b ‚Eine für die akademischen Sehr in keine Stelle ee sei es auch nur 665 SITZUNGSBERICHTE 1912. DER XXXVI. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 18. Juli. Sitzung der physikalisch-matl tischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Pranck ı1.V. 1. Hr. Warsure las über den Energieumsatz bei photo- chemischen Vorgängen in Gasen. Ill. Photochemische Des- ozonisirung. (Ersch. später.) Es wird die photochemische Desozonisirung durch verschiedene Wellenlängen der zwischen o.2 und 0.3 # gelegenen Absorptionsbande des Ozons untersucht und die dabei absorbirte Strahlung in Grammcealorien gemessen. Die speeifische — d.h. die auf die Einheit der absorbirten Strahlung bezogene — photochemische Wirkung erweist sich bei dieser Reaction mit zunehmender Ozoneoncentration wachsend, mit zunehmender Intensität und Absorbirbarkeit der Strahlung abnehmend. Diese Ergeb- nisse werden auf secundäre Reactionen zurückgeführt. 2. Hr. Frogesivs legte eine Arbeit vor: Über den Strıpsgere- schen Beweis des Warıne’schen Satzes. Vereinfachung des Beweises, den Hr. Srrıpspers für den Satz von Warına ge- geben hat. 3. Hr. Hrrrwie überreichte eine Mittheilung des Hrn. Prof. Dr. Heinsıch Porz in Berlin: Mischlingsstudien. VI. Mischlinge von Phasianus und Gallus. (Ersch. später.) ei der Kreuzung von Fasan und Huhn werden Bastarde erhalten, die voll- kommen steril sind. Sitzungsberichte 1912. 666 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. Juli 1912. Über den Strmsgereschen Beweis des Wıarmeschen Satzes. Von G. FROBENIUS. D).; berühmten Hırgerrsehen Beweis für den Satz von Warıne hat Hausporrr in höchst scharfsinniger Weise erheblich vereinfacht (Math. Ann. Bd. 67). Srrivsgere hat den glücklichen Gedanken gehabt, die von Hausporrr noch benutzten Integrale nach dem Vorbilde von GORDAN durch Einführung einer symbolischen Potenz Ah” zu vermeiden (Math. Ann. Bd. 72 S. 145). Nur an einer Stelle braucht er noch ein Integral, : um zu zeigen, daß die m Größen p,,:--?„, die durch die n linearen Gleichungen (1.) Nasi=ı om) bestimmt sind, positive Werte haben. Aber auch zu diesem Resultate ge gelangt Remak (ebenda S. 153) aufalgebraischem Wege: er beweist, daß 62.) F= > he+ß TaXp eine positive quadratische Form ist, indem er die Hauptunterdeter- : minanten ihrer Determinante berechnet. Es bedarf aber, wie ich bemerkt habe, nur einer geringen Modi- fikation der Rechnungen von Strinsgere, um auf algebraischem Wege zu erkennen, daß die Größen >, positiv sind. Zur Auflösung der Gleichungen (1.) verwendet Srripssgers nach dem Vorgange von Haus porrr die Funktion (2 m-2)ten Grades Hn =). Statt dessen be 2-5 nutze ich, was ja auch natürlicher ist, die Funktion (m-1)ten Grades HER) ı—-5 auch für a=m,m+1,...2m-1 gelten. Endlich umgehe ich den 2 Beweis von Remax dafür, daß F eine positive Form ist, dadurch daß ich statt F die reziproke Form benutze. und spare so auch den Nachweis, daß die Gleichungen (1) | “ 4 ” u , * > hd FroseEnIus: Über den Srrıpsgers’schen Beweis des Warıne’schen Satzes. 667 Die symbolische Potenz A“ definiert Srripspere durch die Glei- chungen (3-) = en, Wti—o0, also durch die Rekursionsformel Art 2nhr!, MP2—eı, M—=d. Ist daher f(z) eine ganze Funktion der Variabeln 2, so ist (4.) fh) = 2f(h). Folglich ist, wnın A=h=h,=+-- ist, 5 hılkısı +83 + -- +2,)" = 2nzılhhırı +23 + +2,)"!, oder wenn man 2,,:--2, durch A,x2,,::- h,x, ersetzt, h,lhırı +hırı +. +h,a,)" = 2nz,(hhaı tharst+ +h,r,)". Multipliziert man mit x, und addiert die r Gleichungen, so findet man (h,r, +. +h,z,)"t = 2n(r + +0,)(h,r, + +h,2,)" und daraus durch wiederholte Anwendung (5.) (h,2,+- th” — heist te... Hai). Setzt man r = 2, 2, = 12, 50 erhält man, Alle m > ist, Er (k+hri)n = 0. Ist also' (7. A. essen De ‚so ist (8.) 4. 38 (m > 0). Aus (4.) erhält man für /(z) = (x +i2)""' h(xz+ih)”-! er 2i(m—1)(#+ih)"-® oder (x +ih)" - z(z+ih)"!+2(m-1)(z+ih)"? = 0, demnach (9.) H„(z)- x H„-ı(2)+2(m-1ı)H„-:(2) = 0, oder weil (10.) Hılz) = HE ie) ist, (17) m H„(z)-zHn(z)+2Ha(z) = 0. ! Andere Darstellungen dieser Funktionen sind Han (x) ne x? 1 m Hys-i (x) ce 22 . ; ns mn?” Ir = = ) pam se “ 668 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. Juli 1912. “ Bis hierher stimmt die Entwicklung, von kleinen formalen Ände- rungen abgesehen, völlig mit der des Hrn. Srrivssers überein. Jetzt setze ich ie (12) Hu) Hn-ı(y)— Huly) Hn-ı(a) = (ey) Gn(z, Yy)- Dann folgt aus der Gleichung (9.) und der Gleichung HA„(y)—-yH„-ı(y) Fr 2 (m —1) H„-2(y) —=0 die Rekursionsformel Gn(2,y) = Hn-ı(a) Hn-ı(y) + 2(m-1)Gn-1(2, Y)» und mithin ist (13.) Gn(z,y) = Au-ı(2) Hn-ı(y) + 2(m - 1) Hn-2(#) Hn-2(y) +4(m 1) (m 2) Hn-s(&) Hu-3(y) + +2”7?(m-1)! Hı(a) Aıly) +2=""1!(m—ı)! HA,lz) Holy). Die Koeffizienten von H,„(x) sind reell. Ist also $ eine Wu der Gleichung H,(x) = 0 und $’ die konjugiert komplexe Wurzel, ist nach dieser Formel @,„($,$’) von Null verschieden, nach (12.) a (3-3°)6@,(3,3') = 0, und folglich ist $ reell'. Setzt man H,„(x) = H(x), so ergibt sich aus (1 3.) für ein ree FR H’ (2) —-H(x) H”’(2)>2”-'m!. Folglich hat die Gleichung H(x) = 0 keine mehrfache Wurzel, i m Wurzeln 3,,3,,.-.$, sind alle untereinander verschieden. In Verbindung mit der Eigenschaft (8.) erhält man weiter : (13.) die Relation a) Gn(h,y) = 2"-ım-ı)!, G„(h,y) hat also einen von y unabhängigen positiven Wert. Nun ist aber nach (10.) und (12.) / IH(z)H’(>,) =. m(x->,) Gt.) a Ist also u H(z) = («-5,)F(2), (15.) | | H’(>,)F(h) = ar-ım! Um jetzt die m linearen Gleichungen (1.) | Ss .wor Be | N ! Diese Variante des Beweises die auch für di i +6 kann, kommt darauf hi ; 1: RE WAR e Kugelfunktionen benutzt das _ der Barzuiı hinaus, die Methode von Srunu durch das Verfahren zu Be hnung der Signatur einer quadratischen Form beruht. Frosenıus: Über den Srrınssere’schen Beweis des Warına’schen Satzes. 669 deren Determinante A(S,,9%,,---$,) nicht verschwindet, nach den Unbekannten z,,fa»---?„ aufzulösen, leitet man daraus die Gleichung Ne. Rs) = F{h) ab und erhält so nach (135.) (16.) (BB. A 2 ymiE, Folglich ist p, positiv. I. Scuur hat Remax und mich auf den folgenden Satz von Ernst Fıscuer (Über das CarAaTHEoporrsche Problem, Potenzreihen mit positivem reellen Teil betreffend; Rendiconti Palermo, tom. 32, 8. 245) aufmerksam gemacht: Ist y m—1i Fi 2 Au+BLaTp a@,ß eine positive rekurrierende Form, so kann man m verschiedene reelle Größen 3,,---9, und »n positive (> 0) Größen p,,*--p,„ so bestim- men, daß =, Ad (= 0,1, 2m— 2) % also (17-) Fan Bat re ha zu) A wird. Diese 2m Größen hängen von einem Parameter ab, den man so wählen kann, daß eine vorgeschriebene Größe a,,_, Gas > >> ae wird. Dann sind $,,---%,„ die Wurzeln der Gleichung H,,(x) = 0, wo (18.) H,(z) = |a.+50—-a.+B+:| (,% = 0,1..n-1) oder Bi: An (19.) H,(«) — Bi A, Ayn-ı 1 = as ist. Aus der Bemerkung von Remar, daß (2.) eine positive Form ist, und diesem Satze von Fischer ergibt sich unmittelbar der erste Teil der Entwicklungen von STRIDSBERG. Übrigens gelangt man auch zu diesem allgemeineren Satze sehr einfach auf dem obigen Wege. In meiner Arbeit Über das Trägheits- gesetz der quadratischen Formen, Sitzungsber. 1894, S. 414 habe ich die Jacopısche Rekursionsformel ee 670 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 18. Juli 1912. (20.) 4A, Hi: -F (A, Adzı — Ayyı A,—xA, Ar+ı) H, + Ayyı Hs-i =0 direkt aus Determinantenrelationen abgeleitet. Hier ist Go ++ An-ı Go °'' An-2 An A == 2 Es i ’ A ee Au 2 Dunn An-ı Agn-—3 Aan-ı Daraus erhält man wie oben die Gleichung Hu(z) Hm, y)-Hn(y)Ha-ı() _ Hn-ı(z) Hn-ı(y) A,(2—y) Ast a H„-2(2) Hn-2(Y) ee NN) % H,(z)H,(y) A,Aı A,4Ab RT. BERN (21.) eine Verbindung einer Formel von Kroxecker (Sitzungsberichte 1912 S. 17) mit der Jacogıschen Transformation der quadratischen Formen und verschieden sind. Ist symbolisch A" — a,, so kann man nun Pı> ''"f„ aus den »n Gleichungen 1, . (1.) Va (0,1, mo berechnen. Aus (19.) folgt (vgl. Srrivszere (4.)) “H,b) == 0 v=0d,t.ne also, wenn g,(z) eine ganze Funktion Aten Grades ist, | 9-ı(h) H,(h) = 0. Ist nun (vgl. Srrmssexe, S. 149, (6.)) | Fan-ı(2) =9n-ı(2) Hu(z) + fn-ı (2) , In-ı(k) = > Pr fm-ı(3r), so folgt aus daß auch | Fan-ı(h) = > Pi faa-ı(dr) also die Gleichung (1.) auch für v= m, m+1,---2m-1 gilt Aus (17.) oder (21.) erkennt man dann, daß P1,**- p_ positiv sind: Ausgegeben am 25. Juli. 671 SITZUNGSBERICHTE 1912. DER XXXV. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 18. Juli. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. RoETHE. 1. Hr. Erman legte eine Mittheilung vor: »Zur ägyptischen Wortforschung. Ill.« (Ersch. später.) ı. Aus den mit einander zusammenhängenden alten Worten für »legen« und »stossen« bilden sich im Laufe der Zeit neue Verba für »niederschreiben«, für »landen« und »senden«; eine lautliche Verschiebung vermischt dann diesen ganzen Stamm mit dem Verbum »befehlen«. 2. An einem grösseren Abschnitte des Wortschatzes wird dessen allmähliches Anwachsen und seine spätere Abnahme verfolgt. 2. Hr. Harnack las: Chronologische Berechnung des »Tags von Damaskus«. In der Abhandlung wird gezeigt, dass auf Grund von drei sich gegenseitig stützenden Zeugnissen die Bekehrung des Apostels Paulus mit grosser Wahrscheinlich- keit auf den Herbst des Jahres 31 datirt werden kann oder, wenn Jesus im Jahre 29 gekreuzigt worden ist, auf den Herbst des Jahres 30. Die drei Zeugnisse sind ı. ein Brief des Kaisers Claudius an Delphi, 2. die Angabe des Orosius, dass das Juden- ediet des Claudius im Jahre 49 erlassen worden sei, 3. die dreifach bezeugte Nach- richt, dass Jesus nach seinem Tode noch ı8 Monate hindurch sich habe sehen lassen bez. mit seinen Jüngern verkehrt habe. Diese ı8 Monate müssen die Zeit bis zur Christusvision des Paulus bezeichnen. 3. Hr. Lüpers legte vor: »Epigraphische Beiträge. I I.« (Ersch. später.) Die Inschriften auf den Reliquienbehältern von Bhattiprölu werden neu gelesen und erklärt. Dabei wird der Lautwerth zweier Zeichen der Drävidi neu bestimmt und die Sonderstellung des Dialektes der Inschriften festgestellt. Die erneute Prüfung der Inschrift von Ara ergiebt, dass S.4ı ein Kusanaherrscher im nordwestlichen Indien den Titel Kaiser führte. Das macht es unmöglich, den Beginn der Kuyzanaära auf 56 v. Chr. zu verlegen. 4. Das correspondirende Mitglied Hr. Jacosı in Bonn übersandte eine Mittheilung: »Über die Echtheit des Kautiliya.« (Ersch. später.) Es wird gezeigt, dass der Verdacht gegen die Echtheit des Kautiliya unbegründet ist, dass vielmehr die einhellige indische Überlieferung, dass das Werk von dem be- rühmten Minister Candraguptas herrührt, dureh eine Reihe innerer Gründe entschieden bestätigt wird. 672 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. Juli 1912. 5. Hr. Diers legte eine Abhandlung des Prof. Dr. J. Bınrz in Gent vor: La tradition du Lexique de Suidas. (Ersch. später.) Der Verfasser wurde durch seine Edition des Philostorgius (akademische Kirchen- väterausgabe) auf die Fragmente bei Suidas geführt. Seine Handschriftenforschungen ergaben, dass von den etwa 25 bekannten Hss. nur drei bis vier (ein Venetus und drei Romani) neben der von Gaısrorn gegebenen handschriftlichen Grundlage in Be- tracht kommen. h 6. Hr. Diers übergab den Bericht der Commission für den The- saurus linguae Latinae über die Zeit vom ı. April 191 1—ı912. Harnack: Chronologische Berechnung des »Tags von Damaskus«. 673 Chronologische Berechnung des »Tags von Damaskus«. Von Apour HARrNAcK. Je genauer Geschichte erzählt wird, desto unsicherer wird sie. Diese leidige Erfahrung gilt aber nicht von der Chronologie — im Gegenteil: je zahlreichere einzelne Daten bestimmt werden können und je genauer die Bestimmung ist, um so sicherer entsteht auf diesem Grunde das zutreffende Bild der innern Entwicklung. Diese Einsicht legt aber dem Historiker die strenge Verpflichtung auf, in chronologischen Fragen Voraussetzungen zu vermeiden, die aus inneren Erwägungen geschöpft sind, es sei denn, daß sulehe Erwägungen vollkommen einleuchtend und daher zwingend sind. In der Chronologie des Lebens des Apostels Paulus und seiner Briefe ist viel mit den »innern Gründen« gearbeitet worden, und auch der andere Feind einer gesicherten Chronologie wird häufig zur Unter- stützung herbeigezogen, das »argumentum e silentio«. Zu den bedenk- lichen »innern Gründen« müssen apriorische Erwägungen gerechnet werden, wie schnell oder wie langsam sich gewisse Entwicklungen abgespielt haben, und zu dem argumentum e silentio gehören Ansätze, in denen Zeiträume verkürzt werden, weil wenige oder keine Ereignisse bekannt sind, die sich in ihnen abgespielt haben. Auch das Fundamental- problem der absoluten Chronologie des Apostels — das Jahr seiner Bekehrung, das Datum des Tags von Damaskus — hat unter dem Ein- luß dieser irreführenden Argumente gelitten. Noch immer gibt es über dasselbe zwei Meinungen: die große Mehrzahl der Kritiker emp- fiehlt das Jahr 35 (34), eine Minderheit das Jahr 31 (30). Für letzteres bin ieh in meiner »Chronologie« I (1897) eingetreten. Ich nehme im folgenden die Untersuchung aufs neue auf. Durch die Entdeckung und sachgemäße Interpretation eines Briefes des Kaisers Claudius an Delphi, der uns auf einem delphischen Stein erhalten ist, ist die absolute Chronologie des Lebens des Paulus ge- fördert worden. Dieses Schreiben, in welchem (L. Ju)nius Gallio als Prokonsul Achajas erwähnt ist, muß, wie aus der 26. imperatorischen 674 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. Juli 1912. Akklamation zu folgern ist, in der Zeit von Anfang 52 (Ende 51?) bis 1. August 52 verfaßt sein. Hiernach ist überwiegend wahrscheinlich, daß Gallio sein Amt im Sommer 51 angetreten hat; doch muß auch der Ansatz »Sommer 52« offen bleiben'. Als er es antrat, hatte aber - Paulus bereits 18 Monate in Korinth gewirkt? (Act. 18, 11); er ist also Anfang 50 (Ende 49?) von Athen aus in diese Stadt gekommen bzw., wenn Gallio erst im Sommer 52 sein Amt angetreten haben sollte, An- fang 51 (Ende 50?). Das frühere und wahrscheinlichere von diesen beiden Daten be- sitzt längst eine Bestätigung. Orosius (VII, 6, 15 S. 451 ed. Zaner- MEISTER) Schreibt! » Anno eiusdem (seil. Claudii) nono expulsos per Clau- dium Urbe Judaeos Josephus refert.« Das ist genau das Jahr 49! Nun liest man in der Apostelgeschichte, daß, als Paulus nach Korinth kam, dorthin »gerade« (mroceAtwc) Aquila und Priseilla aus Rom gekommen waren, »weil Claudius durch ein Edikt alle Juden aus Rom ausge- wiesen hatte« (18, ı£.). Ist das Edikt, wie Orosius sagt, im Jahre 49 erlassen worden, so kamen also Aquila und Priseilla noch in diesem Jahre und Paulus wenig später, d.h. Ende 49 oder Anfang 50, nach Korinth. Das stimmt mit vollkommener Genauigkeit zu jenem aus dem Glaudiusbrief abstrahierten Datum, welches ich mit Drıszmann als das wahrscheinlichere bezeichnet habe. Die Angabe des Orosius leidet nur an dem Mangel, daß er sich für sie auf Josephus beruft, daß aber bei diesem dergleichen gar nicht steht. Allein so mißlich das ist, so wenig berechtigt es dazu, die Nachricht einfach als wert- los zu verwerfen, wie viele Kritiker getan haben. Man hat zu unter- suchen, woher die Nachricht stammt, :was keiner von ihnen für der Mühe wert erachtet hat’. EEE ER EEEN ” zwar zugestanden, aber zu sehr in den Hintergrund gedrängt; man muß zunächst um so mehr mit ihr rechnen, als der Monat des Amtsantritts Gallios nicht überliefert ist, sondern nur auf probablen generellen Erwägungen beruht. Vorsichtigerweise wird man die ganze Zeit vom Sommer 51 bis Juli 52 offen lassen, wenn man auch be- rechtigt ist, den Sommer 5ı zu bevorzugen. Die früheren Untersuchungen sind bei Deiszmans verzeichnet; s. vor allem Boureover, De rebus Delphieis imperatoriae aetatis capita duo (1905) S.63ff., und Reınacn, Rev. des &tudes greeques XX (1907), 5. 49- * So muß Lukas verstanden werden; die Möglichkeit, daß Gallio schon monate- lang im Amte war, als ihn die Juden gegen Paulus scharf zu machen versuchten, ° Auch v. Moerser nicht in seiner fleißigen Abhandlung: De Orosii vita elüs- que Historiarum libris VII ad paganos. Berol., 1844. Moxrxer begnügt sich ($. 102) nit dem Satze: »hoe loco plane mentitum esse Orosium, in Josepho exstare res ab ‚So memoratas, iam a Spanhemio observatum est.« Beiläufig bemerke ich, daß in einem der besten Orosiushandschriften, dem Vatie. Palat. 329, olim Lauresham., saee Harsack: Chronologische Berechnung des »Tags von Damaskus». 675 Den Faden der Erzählung bildet für Orosius, wie in so vielen Abschnitten so auch für die Regierungszeit des Claudius, die Chronik des Hieronymus. Benutzt aber hat er, wie ZANGEMEISTER u.a. ge sehen haben, ein namentlich aus Julius Africanus bereichertes Exem- plar!. Nicht benutzt hat Orosius den Josephus. Vor unserer Stelle (VII, 6, ı5) hat er ihn niemals erwähnt und nach unserer Stelle hat er lediglich in VII, 9 von ihm kurz gesprochen ($ 3 und 7), weil er ihn bei Eusebius-Hieronymus (ad anno 2084. 2036) fand. Es ist also a priori wahrscheinlich, daß seine Notiz: »Anno eiusdem nono ex- pulsos per Claudium Urbe Judaeos Josephus refert« aus seiner Haupt- quelle, der Chronik, stammt, da ihn nur diese, nicht aber Sueton und Eutropius, auf Josephus führen konnte. Dieser Schluß wird aber sicher- gestellt dureh die Form der Notiz; denn die Angaben, die mit »anno eius« in diesem Abschnitte beginnen, sind sämtlich und fast wörtlich aus der Chronik geflossen?. Also hat Orosius die fragliehen Worte in dem ihm zur Verfügung stehenden Exemplar der Chronik des Hieronymus gelesen. Mithin hat er nichts »erlogen« -— es fehlten ihm auch zum Sehwindeln Kenntnisse und Virtuosität® —, sondern einfach seine Quelle wiedergegeben: auf Josephus konnte er gar nicht selbst verfallen, da er ihm, wie gesagt, ganz fernstand. Haben aber die Worte: »Anno eiusdem nono expulsos per Clau- dium Urbe Judaeos Josephus refert« in einer erweiterten Hieronymus- chronik gestanden, so können sie schwerlich aus einer andern Quelle geflossen sein als aus Africanus, aus welchem jenes Exemplar auch sonst bereichert war; denn profane Schriftsteller hätten nicht wohl den Namen »Josephus« hier geboten. Wir dürfen daher mit Wahr- scheinlichkeit annehmen, daß das 9. Jahr die Autorität dieses Chro- nisten für sich hat. Aber kann Africanus geschrieben haben, er habe VIH, der Name »Josephus« jetzt fehlt; allein das ist zufällig. Wie der Kontext (s. den Apparat der Ausgabe ZAngexeisters) beweist, hat der Kodex gerade hier viele Lücken bzw. unleserliche oder radierte Stellen. ı Siehe Zangemeister, Prolegg. S. XXIV: »Chronieis Eusebii, ab Hieronymo Latine redditis auctisque et eontinuatis, usum esse Orosium eertum est, sed usus est Hieronymi exemplari aueto iam et immutato in jis partibus quae deseendunt usque ad Christi passionis aut fortasse usque ad Vespasiani tempus, additamenta partim in Fuxensi quoque codice (Vat. Reg. 560) reperiuntur, cum absint et ab Eusebio et Hieronymo aut certe ab Hieronymo, partim aliena sunt ab Eusebio et Hieronymo, sed in similem fere modum referuntur apud Syncellum, Panodori Anianique expilatorem; partim denique ab ceteris absunt, sed ex Africano deducta esse vel veri simillimum (VII, 4, 13 sq., ef. 18) vel certum est (VI, 4, 15).« | 2 S. VII, 6,2 — Hieron. 2058, Vl, 6, 9 = Hieron. 2061, VII, 6, ı2 = Hieron. 2061, VII, 6, ı3 — Hieron. 2064, VIl, 6, 14 = Hieron. 2064, VII, 6, 17 = Hieron. 2065. 3 Auch setzt er ja dieser seiner ersten Quelle sofort eine zweite gegenüber, die ihm beifallswerter erscheint: »sed me magis Suetonius movet ete.«, weil sie in diesem Zusammenhang auch von Christus redet. se Sem 676 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. Juli 1912. das bei Josephus gelesen, während die Angabe in den uns erhaltenen Sehriften desselben nicht steht? Man wird sich nieht gern auf ver- lorene Schriften hier zurückziehen'; aber die Lösung des Problems hat nichts gegen sich, daß der, welcher den Afrieanus hier ausgeschrieben und die Chronik des Hieronymus bereichert hat, einer Konfusion schul- dig ist und den in einem weiteren Zusammenhang bei Africanus ge- fundenen Namen des Josephus — Josephus ist ja in bezug auf die Regierungszeit des Claudius besonders ausführlich — irrtümlich auf diese Notiz übertragen hat”. Wie dem aber auch sein mag, ob wir es mit Africanus zu tun haben oder nicht, und ob er den Namen »Josephus« geboten hat oder dieser Name erst später an diese Stelle gekommen ist — das 9. Jahr des Claudius für die Judenaustreibung aus Rom, welches in einem Exemplar der Chronik des Hieronymus nachgetragen war und durch seine Bestimmtheit sich empfiehlt (wer sollte auch ein Interesse gehabt haben, es zu erfinden?), darf nicht beiseite geschoben werden, sondern muß als alte Überlieferung gel- ten®, wenn uns auch der Gewährsmann dunkel bleibt. Somit ist aus zwei Zeugnissen ein hoher Grad von Wahrscheinlichkeit dafür erreicht, daß Paulus Anfang 50 (Ende 49) nach Korinth gekommen ist’. Hiermit ist ein absolutes Datum gewonnen, und man kann nun versuchen, die Chronologie des Wirkens des Paulus vor diesem Datum ebenfalls absolut zu fixieren. Geht man von dem Tode Jesu (anno 30) aus und bezeichnet die Zeit zwischen diesem Ereignis und der Bekehrung des Paulus mit X, so folgt, daß Paulus nach seinem eigenen Zeugnis im Jahre 30+X + 3 zum ersten Male als Christ in Jerusalem gewesen, und daß er im Jahre 30 +%X+3-+ 14 von Antiochia zum sogenannten Apostel- konzil nach Jerusalem gegangen ist’. Die sich an dieses Konzil an- Sa ' Doch bleibt eine Möglichkeit, an den sogenannten »Christlichen Josephus« zu denken, s. Deiszmann 8. 176. | ” Zu erwägen ist auch, ob die Notiz nicht aus Justus von Tiberias stammt, den Africanus nachweisbar in seiner Chronik benutzt hat (s. Scnürer, Gesch. d. jüd Volks 13 8, 61f.) und der leieht mit Josephus verwechselt werden konnte. E : Vgl. SCHÜRER, a. a. O. 1Il# S.62f.: »Die genaue Zeitangabe hat Orosius nicht aus ‚der Luft gegriffen.«e — Daß Ransary irrt, wenn er sich für berechtigt hielt, die Zahl 9 in »LO« zu verwandeln, hat schon Deiszuann ($. 175 n. 4) kurz gezeigt. Orosius hat ug Zahl nicht umgerechnet, sondern abgeschrieben. i Wir dürfen nunmehr auch das Datum Anfang 5ı (Ende 50) fallen lassen. Siehe Gal. 1,18; 2,1. Daß die Szenen Act. ı 5 und Gal. 2 verschieden sind. oder daß Act, 15 in Wahrheit vor die erste sogenannte Missionsreise gehört, in . | Fahren die ich ‚als nicht genügend begründet beiseite lasse. Ebenso lasse ich : . 2 SON beiseite, ie 4 Jahre (Gal. 2, ı) seien nicht von dein ersten Bi . In Jerusalem bzw. von der sich sofort anschließenden Reise nach Syrien und Cilicien, 5 sondern von der Bekehrung zu rechnen. Hätte Paulus letzteres gemeint, so hätte ® sich sehr nachlässig ausgedrückt, | \ . * a. Harnack: Chronologische Berechnung des »Tags von Damaskus«. 677 schließende sogenannte zweite Missionsreise hat also in dem Jahre 47 +X begonnen'. Da Paulus aber, wie wir gesehen haben, bereits Anfang 50 (oder Ende 49) nach Korinth gekommen ist, so folgt, daß daß das sogenannte Apostelkonzil spätestens im Anfang des Jahres 49 stattgefunden haben kann; denn für die große Reise, Act. 15,41 bis ı8, ı, durch Syrien, Cilieien, Isaurien, Phrygien, das galatische Land und Mysien nach Troas sowie für den Aufenthalt in Philippi, 'Thessa- lonich, Beröa und Athen müssen doch allermindestens S—ı0 Monate in Anschlag gebracht werden. Hat aber das Apostelkonzil im Jahre 49 (Anfang) stattgefunden, so betrug die Zeit zwischen dem Tode Jesu und der Bekehrung des Paulus (=X) zwei Jahre, fand es im Jahre 48 statt — weil die große Missionsreise aus dem Orient bis Korinth das Doppelte von der oben angesetzten Zeit erfordert hat —, so be- trug die Zeit nur ein Jahr. Paulus ist also im Jahre 3ı oder 32 bekehrt worden. Doch muß auch das Jahr 33 hier noch offenbleiben; denn die Annahme liegt nahe, daß die 3 und die 14 Jahre nicht volle Jahre waren, also zusammen nur ı6 Jahre ausmachten; dann kommt man, vom Jahre 49 gerechnet, auf das Jahr 33. Dieses Ergebnis schließt zwar die Jahre 34 und 35 als Jahre der Bekehrung des Paulus bereits aus und ist insofern höchst willkommen ; aber es befriedigt doch noch nicht; denn es läßt noch drei Jahre ofien. Gibt es kein Hilfsmittel, welches eine Entscheidung bringt? Ich glaube, wir besitzen ein solches. Über die Dauer der Zeit, in welcher Jesus als Verklärter noch mit seinen Jüngern verkehrt hat, gibt es in der alten Überlieferung drei verschiedene Meinungen, von denen die dritte freilich spät auftaucht. (I) Die Apostelgeschichte setzt 40 Tage an (Act. 1, 3); (I) von den (ophitischen) Gnostikern und den Valentinianern aber hören wir, daß der verklärte Jesus noch ı8 Monate mit seinen Jüngern verkehrt habe, und dasselbe bezeugt auch die alte apokalyptische Schrift, welche den Titel » Ascensio Jesajae« trägt. (II) Endlich lassen Gnostiker des 3. Jahr- hunderts, deren Schriften uns koptisch erhalten sind, Jesus ı2 Jahre lang nach der Auferstehung seine Jünger in die Tiefen der Erkenntnis einführen’. Die Ansätze I und II haben ursprünglich wahrscheinlich nichts mit dem Verkehr des Verklärten mit seinen Jüngern zu tun, sondern sind erst auf einer zweiten Stufe der Legendenbildung mit diesem kombiniert worden. Die 40 Tage erklären sich — bessere Belehrung ! Ich rechne zunächst hier mit runden Jahren, s. u. 2 Auch die Vorstellung hat nicht gefehlt, daß die Himmelfahrt mit der Aufer- stehung zusammenfällt, bzw. daß Jesus gleich nach der Auferstehung in den Ilimmel aufgefahren ist (s. Luk.-Ev. und Barnabasbrief). | 678 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. Juli 1912. ’ vorbehalten —, wie die 40 Tage vor dem öffentlichen Auftreten Jesu, 4 als eine Art von Vorbereitungszeit für den Antritt des messianischen Amtes im Himmel, und die ı2 Jahre erklären sich aus der uralten und guten Überlieferung, daß die Jünger ı2 Jahre zusammen in Je rusalem geblieben seien'. Da man dies auf eine direkte Anweisung Jesu selbst zurückführte, so nahmen spätere Gnostiker an, daß Jesus in dieser Zeit seine Jünger noch belehrt habe’. Wie aber soll man den Ansatz verstehen, Jesus habe noch ı8 Mo- nate nach der Auferstehung mit seinen Jüngern verkehrt und sie belehrt? Er ist nicht weniger als dreimal bezeugt’. Erstlich berichtet Irenäus (I 30, 14), die (ophitischen) Gnostiker lehrten: »remoratum Jesum post resurreetionem XVII mensibus et Sensibilitate (Aicescewc) in eum descendente didieisse, quod liquidum est, et paucos ex diseipulis suis, quos seiebat eapaces tantorum myste- riorum, docuit haec et sie receptus est in coelum«. Ferner referiert derselbe Irenäus (I 3, 2) über die Ansichten der Schüler des Valentinianers Ptolemäus und schreibt: roYc aekaoktw Alßnac saneroTceAı AlA TO META THN EK NEKPÖN ÄNÄCTACIN ACKAOKTW MHCI AETEIN AIATETPIGENAI AYTON (SCil. | “Inco®n) cyn Toic maenraic. Endlich liest man in der noch dem 2. Jahr- | hundert angehörigen Ascensio Jesajae (9, 16): »et eum depeeulatus est angelum mortis, ascendet Ji. e. surget Jesus] tertio die et manebit in isto mundo DXLV dies'«. Die Ascensio Jesajae ist kein häretisch- gnostisches Werk, wenn ihr Verfasser auch Apokryphes bringt, sondern gehört der großen Christenheit an’. Dann ergibt sich aber: ı. die Angabe, Jesus habe nach der Auferstehung noch ı8 Monate auf der Erde zugebracht, ist kein gnostisches Erzeugnis, welches seine Existenz einer metaphysischen Spekulation verdankt, sondern erscheint bei den Valentinianern neben dem geschichtlichen Datum, Jesus habe vor seinem ' In der Apostelgeschichte fehlt diese Überlieferung, aber sie widerspricht ihr nicht nur nicht, sondern stützt sie, ° Siehe das geschichtliche Material für diese Überlieferung — die eigentümliche Chronologie des Alexander von Jerusalem gehört auch hierher — bei Dosscnürz in den »Texten und Untersuchungen« XI, r, S. 32ff., 136ff. Wie ich an einer anderen Stelle ausgeführt habe, erklärt sich von diesen 12 Jahren aus der traditionelle (falsche) Ansatz für das Todesjahr des Petrus in Rom auf das Jahr 67. Er setzt diese ız Jahre und die Legende vom 25 jährigen Episkopat des Petrus in Rom voraus: 30 + ı2 + 25 = 67- 5 | 3 Zeugnis des Valentinianers Herakleon ist zu unbestimmt, um hier inBe tracht gezogen zu werden. ; “ IE a a Er IE N EEE? * Die 545 Tage sind = 18 Monate (genauer wären es freilich 547—548 Tageı aber auch Apoc. 11,3 sind 1260 Tage — 3% Jahre). Diese Angabe in Tagen macht 2 die an sich schon ganz unwahrscheinliche Meinung Harvers völlig unmöglich, die ı8 Monate seien aus einer Verlesung entstanden: Im m HMc (= inco?c m Hmerac), ge- ne lesen als ı9° mncl. — Die Ascensio ist schon in den Actus Petri cum Simone benutzt. ° Siehe über das Werk meine »Chronologie« I 8. 573—579- es re « En r > Harnack: Chronologische Berechnung des »Tags von Damaskus«. 679 Tode ein Jahr auf Erden gewirkt'; sie ist also eine überlieferte Zahl; 2. die Angabe ist sehr alt; denn was bei den Gnostikern, Valentinianern und in der Ascensio Jesajae gemeinsam steht, muß mindestens auf das früheste nachapostolische Zeitalter zurückgeführt werden. Ist aber das Datum so alt, und muß es als ein historisch gemeintes, nicht spekula- tives verstanden werden, so hat man bei der Erklärung der Zahl wirk- lich von dem vermeintlichen postexistenten Verkehr mit den Jüngern, den man aus den Erscheinungen abstrahiert hatte, auszugehen. Was man von ihm wußte, muß auf die Zahl »1ı8 Monate« geführt haben’. Nun berichtet Paulus (I. Kor. 15, ı ff.) von den Erscheinungen des Auf- erstandenen und schließt diesen Bericht mit den Worten: »&cxarton Ad TTÄNTON.... Ösen KAmol«. Obgleich viele Jahre seitdem vergangen und noch manche Visionen des Herrn seitdem erfolgt sind’, ist sich Paulus doch bewußt, daß eine bestimmte Art von Erscheinungen mit der Erscheinung, die er gehabt hat, ihren Abschluß gefunden habe. Die Erscheinungen vor Petrus, vor den Zwölfen, vor mehr als 500 Brüdern, vor Jakobus, vor allen Aposteln und vor ihm selber bilden ihm eine zusammengehörige Gruppe und eine Periode, die seitdem abgeschlossen ist‘. Hier und, soviel ich sehe, nur hier haben wir also den Schlüssel zur Erklärung der ı5 Monate; denn wenn wir ' Die Ascensio nennt den Verkehr mit den Jüngern nicht, aber gibt überhaupt keinen Fingerzeig für die Deutung der Zahl. ® Die Zahlen 18 Monate oder 545 Tage haben ja auch nichts »Mystisches«; bei den Valentinianern stehen die 18 Monate nicht nur bei dem einen Jahr der Wirksam- keit Jesu, sondern auch bei den ız Jahren des blutflüssigen Weibes, den 30 Jahren des Lebensalters Jesu z. Z. seines Auftretens, den ı2 Jahren des in Jerusalem dis- putierenden Jesus usw. (I 3, 2), kurz, bei Zahlen, die alle aus den Evangelien notorisch waren und zu Spekulationen erst nachträglich benutzt wurden. 3 Siehe z. B. II. Kor. ı2,1: KayxÄceaı Ael, 0% CYM®EPON MEN, ENEYCOMAI A& eEic ÖTITACIAC KAl ÄTIOKANYFEIC KYPioY. * Worin der eigentümliche Charakter dieser Erscheinungen Jesu im Unterschied von den späteren nach dem Urteil des Paulus bestand, ist nicht unmittelbar deutlich. Denen freilich ist die Antwort leicht, welche an leibhaftige Erscheinungen glauben und solche nur hier finden, während sie alle späteren Erscheinungen nur für Visionen halten. Das richtige wird wohl sein, daß jede einzelne dieser ersten Erscheinungen, einschließ- lich der Christusvision an dem Tage von Damaskus, eine hohe und eigentümliche Bedeutung für die Entstehung und Entwicklung der Kirche gehabt hat, so daß eine jede von ihnen wie eine maßgebende conversatio cum Jesu wirkte. Vgl. hierzu Weizsäcker, Apost. Zeitalter? (1892) S. 6f.: »Die II. Kor. 12,1 ff. erzählte Begebenheit gehört einer anderen Periode und einer anderen Art von Öffenbarungen an, zu welcher Paulus sicherlich das Gesicht nicht zählt, durch das er einst Apostel wurde.« S.ır: »Nur Eins hat sich hier offenbar durch alle Wandlungen [der umschaffenden Legende] hindurch als ein Stück echter Geschichte erhalten, nämlich, daß die [ersten Erscheinungen] für [die Jünger] gleichbedeutend waren mit der Aufforderung zur Fortsetzung der Sache Jesu, zur Aufnahme ihres Berufs, ihrer Mission.« Dieses Mo- ment hat den späteren Gesichten und Visionen gefehlt. Ähnlich mit Recht Ev. Schwartz ‘in den Gött. Nachrichten 1907, Philol.-hist. Klasse S. 276. keine Schwindler. . ° Natürlich war es auch nicht Paulus’ Meinung, daß der Auferstandene während 680 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. Juli 1912. nun aus sehr alter Überlieferung hören, daß Jesus noch ı3 Monate nach der Auferstehung mit seinen Jüngern verkehrt habe, so wird das eben der Zeitraum sein, der zwischen der Auferstehung und dem Tag von Damaskus gelegen hat, nach welchem er seinen Jüngern nicht mehr in dieser Art erschienen ist, also eine neue Periode begann. Daß aber hier eine Überlieferung vorhanden war, ist nichts weniger als auf- fallend; denn Paulus muß häufig genug Gelegenheit gehabt und ge- nommen haben, über die Zeit bzw. das Jahr seiner Bekehrung zu sprechen', und eine solche Mitteilung konnte im Kreise seiner Schüler nicht leicht verloren gehen, zumal da es sehr bald auch solche pauli- nische Christen gab, die in diesem Datum eine fundamentale Tatsache der Heilsgeschichte erblickten’. Unterdrückt bzw. in den Winkel ge schoben wurde die Überlieferung durch die 40 Tage des Lukas und das kanonische Ansehen seines Buchs. Lukas selbst aber, der selb- ständige Begleiter (nicht Schüler) des Apostels, war nicht genötigt, die eigentümliche Betrachtung des Paulus, die abschließende Bedeutung der von ihm erlebten Vision betreffend, mitzumachen’. Beziehen sich die ı8 Monate auf die Zeit bis zur Uhristusvision ‚ des Paulus, so erfolgte diese präzis im Herbst des Jahres 3ı (d.h. das X ist —= ı$ Jahre). Es fügt sich nun aber, wie man sieht, dieses Datum vortrefflich zu der Berechnung, die wir oben angestellt haben. Dort fanden wir, daß nur die Jahre 31, 32, 33 für die Bekehrung 4 des Apostels offen stehen, und hier wird uns der Herbst 3ı als das Datum für diese Bekehrung geboten! Im Herbst 31 also erlebte Paulus 3 seine Bekehrung; im Jahre 34 kam er zum erstenmal als Christ nach Jerusalem und im Jahre 48 zum Apostelkonzil. Zählte er nur die vollen ‘ Paulus hatte die Chronologie seines eigenen Lebens gut im Kopfe und machte gelegentlich von ihr in seinen Briefen Gebrauch — nicht nur, wo man es erwartel (Gal. t. 2), sondern auch wo man es durchaus nicht erwartet (II. Kor. 12, 2: OIAA ÄNGPÜTION EN XPict® TiPd En 1a’; Röm. 16,7: “Anarönıkoc «ai lovniac, ol rıpd &moY FETONAN EN, XPictö). An letzterer Stelle steht ihm das genaue Datum des Tages von ; Damaskus vor Augen: die beiden Genannten sind vor seiner eigenen Bekehrung be reits Christen geworden. a ” | nicht nur von den Marcioniten, sondern auch von einer großen n » za . Gnostikern. Für die Valentinianer waren nur das Herrenwort und die n ’aulusbriefe Instanzen. Sie, denen wir die Erhaltung des Datums »18 Monate« mil“ verdanken, rühmten sich auch (nach dem Brief des Ptolemäus an die Flora e. 5, 10) ara besonderen »Apostolischen Überlieferung«, die »auch wir &k Almaoxhc erhalten 4 When m Vi Clemens Alex. (Strom. VII, 17, 106) hören wir Näheres über die Art Es war ein sonst unbekannter Schüler des Paulus, Theodas, der der Vermittelung. die Mitteilungen zu Valentin hinübergeleitet hat. i r ifeln liegt kein Grund vor; An diesen Angaben zu zwei dieser ı8 Monate noch auf der Erde il ; kei rde geweilt hat; en diese Annahme ist erst nachmals ee denn Valentin und Ptolemäus waren ernsthafte Lehrer und = er 5 = Harsack: Chronologische Berechnung des »Tags von Damaskus«. 681 Jahre, so kann er auch erst im Jahre 49 zu diesem Konzil gekommen sein; zählte er die angefangenen als voll, sogar schon im Jahre 47. Aber letzterer Ansatz ist nunmehr ausgeschlossen, . da wir als das Datum seiner Ankunft in Korinth das Jahr 50 Anfang (49 Ende) als das wahr- scheinlichste gefunden haben'. Dieses ist nunmehr (gegen das Jahr 51) sicher festzuhalten, während für das Apostelkonzil die Jahre 48 und 49 offenstehen, je nachdem man die Zeitdauer der Reise aus dem Orient nach Korinth größer oder geringer ansetzt”. Bei dieser ganzen Be- rechnung ist davon ausgegangen, daß Jesus Ostern 30 gekreuzigt wor- den ist. Die Möglichkeit besteht aber, daß die Kreuzigung Ostern 29 stattgefunden hat. In diesem Falle fällt die Bekehrung des Paulus schon in den Herbst 30; man ist dann nicht gehindert, das Apostel- konzil schon in das Jahr 47 zu setzen’; aber dieser Ansatz ist, wie oben bemerkt, ganz unwahrscheinlich, weil der Zeitraum bis zur An- kunft in Korinth zu groß wird. Man muß also in diesem Falle an- nehmen, daß Paulus bei seiner Berechnung: »3 + 14 Jahre« nur die vollen Jahre gezählt hat‘. Der Tag von Damaskus fällt — das darf nunmehr für höchst wahrscheinlich gelten — 18 Monate nach der Kreuzigung Jesu. Gegen- instanzen gegen dieses Datum sind mir nicht bekannt; denn die Be- hauptung, die in Act. 1—8 erzählten Ereignisse forderten einen längeren Zeitraum als ı8 Monate, läßt sich nicht beweisen, zumal da die Ereig- nisse des Hauptteils des 8. Kapitels sich nach der Bekehrung des Paulus abgespielt haben werden. Aus der Chronologie des Aretas aber lassen sich für die des Paulus, soviel ich sehe, keine Schlüsse ziehen’; ferner sind die trefflichen ehronologischen Momente in Act. ı2 für unsere Frage irrelevant, und die Hoffnung, die man gehegt hat, hat sich nicht er- füllt, aus dem für den eyprischen Prokonsul Sergius Paulus zutage getretenen inschriftlichen Material für die Chronologie des Paulus Ge- winn zu ziehen. Die drei Daten, von denen ein jedes für sich noch mit einer ge- wissen Unsicherheit behaftet ist — Paulus ı8 Monate nach der Kreuzi- gung Jesu bekehrt; die Juden aus Rom im 9. Jahre des Claudius ne ausgewiesen; der Antritt des Prokonsulats des Gallio im Sommer 51 — stützen sich gegenseitig aufs beste und beglaubigen sich rare. ı Der Zwischenraum zwischen beiden Ereignissen würde zu lang werden. 2 Mir ist das Jahr 48 wahrscheinlicher. 3 Für dieses Jahr bin ich in meiner »Chronologie« eingetre * Die Möglichkeit einer solchen Berechnung darf gegen Er a festge- halten werden. 5 Vgl. Momusen, Röm. Gesch. V S. 476 f. ° Für die Richtigkeit der hier empfohlenen Chronologie sprechen u. a. noch zwei wichtige Beobachtungen: a) Im Römerbrief grüßt Paulus (16,11) ToYc € TÖn Sitzungsberichte 1912. 62 682 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. Juli 1912. Ungezwungen ordnen sich auch in die Chronologie des Lebens des Paulus, die so entsteht, die sicheren relativen Zahlen und die sonstigen chrono- logischen Anhaltspunkte ein, die wir besitzen. & Narkiccoy ToYc ÖNTAc En KYPio, d. h. die Christen unter den zahlreichen Sklaven uni Freigelassenen des allmächtigen Nareissus. Dieser Nareissus ist aber Ende 54 re Nach unserer Berechnung Yah der Römerbrief sehr wohl noch in das Ende Jahres 54 fallen, und der Gruß erscheint daher chronologisch gerechtfertigt. Nach der gewöhnlichen Annahme (nach welcher das Apostelkonzil in das Jahr 52 fällt) muß der Brief aber Ende 57 oder Anfang 58 angesetzt werden. Hat volle drei Jahre nach dem Tode des Nareissus sein »Haus« noch bestehen und Paulus an die Christen in demselben schreiben können? Möglich ist es wohl, wahrscheinlich ist es nicht. b) Nach Eusebius’ Chronik ist Festus zwischen Oktober 55 und 56, d. h. im Sommer 56, Prokurator geworden, und dieses Datum, mag es auch wahrscheinlich um ein Jahr korri giert werden müssen, empfiehlt sich auch aus anderen Erwägungen. Es läßt sich trefflich mit der Chronologie vereinigen, deren Grundzüge hier gezeichnet sind, ja es wird von ihr gefordert; dagegen müßte Festus sein Amt 3—4 Jahre später angetreten haben, wenn das Apostelkonzil erst im Jahre 52 stattgefunden hätte. & Diers: Bericht der Commission für den Thesaurus linguae Latinae. 683 Bericht der Kommission für den Thesaurus linguae Latinae über die Zeit vom 1. April 1911 bis 1. April 1912. Von H. Dikrs. bi den beiden Sitzungen der Thesauruskommission am 30. März 1912 (in München) und am 15. Juni desselben Jahres (in Berlin) beschäftigte sich die interakademische Thesauruskommission hauptsächlich mit der durch die Berufung des Generalredaktors Hrn. Prof. LommArzsch in das Ordinariat der Universität Basel geschaffenen Notlage des Bureaus. Die verschiedenen Versuche, geeignete Persönlichkeiten für die erledigte Stelle zu gewinnen, haben bis jetzt, wo dieser Bericht zum Druck geht (Mitte Juli), noch nicht zum Resultate geführt. Die HH. Prof. Vorrmer und LommatrzscH haben sich bereit erklärt, die Geschäfte wäh- rend des Interimistikums zu führen. Es wird durch mehrfache, unabhängig voneinander geführte Be- rechnungen festgestellt, daß die Vollendung des Thesaurus, von dem jetzt 4'/, Bände (A—Dico) ausgegeben sind, für die noch ausstehenden 7'/). Bände die Zeit bis etwa 1930 in Anspruch nehmen wird. Eine Eingabe der Berliner Akademie in Verbindung mit der Göttinger Ge- sellschaft der Wissenschaften hat auf Beschluß der Kommission bei dem preußischen Ministerium die Weiterbewilligung der bisher dem Thesaurus geleisteten Beiträge im Einverständnis mit den verbündeten Akademien beantragt. Der Finanzabschluß des Jahres vom ı. Januar 1910 bis ı. Januar 1911 hatte ein Defizit von 5568.89 Mark ergeben. Dagegen schloß der Abschluß am r. Januar 1912 mit einem Überschuß von 365.26 Mark. Dieser günstige Abschluß wurde dadurch erreicht, daß ein Jah- resbeitrag der Wissenschaftlichen Gesellschaft in Straßburg (8. März ıgıı) in Höhe von co Mark einlief, daß die Kgl. Bayerische Aka- demie (philologi hische Klasse) 500 Mark beitrug, daß die ee B. G. Teubner zur Deckung des Defizits einen Sonderbeitrag von 6000 Mark stiftete (13. Mai ıgıı) und daß die Kgl. Bayerische Regierung die Kosten der von der Thesauruskasse vorge- legten Herstellungskosten des Thesaurusbureaus in Höhe von 2086.38 Mark zurückerstattete. 62* 684 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 18. Juli 1912. Der Finanzplan für 1913 wird wie folgt festgesetzt: j Einnahmen. Beiträge der fünf Akademien . . . 30000 Mark, Extrabeiträge von Berlin und Wien, je 1000 6 Mark „2.2000 Beitrag der Wissenschaftlichen Gesellschaft zu DRS 600 » GIESEcKE-Stiftung 1913. . . . ; 5000 » Zinsen . . a an. 300 » Honorar für 10 Be is 2: 1200 Stipendien des Kgl. Preußischen‘ Mintktarfums ee BO AI: DAUHBUNIE ARBIBIONIEN „een u. 3000 8 BB re een ia 1000 » » BERESRIDEIG 0.0. 0.00 en oo » ze EB. O0 Gehaltszuschüsse aus di Satin a rt 1600 » Summa . . 59060 Mark. Ausgaben. 6: Gehälter des Bureaus . . . . . .. 2... 2 2.39610 Mark Be ee 0, 20.2,00..2800 Honorar . 5600 » Verwaltung ch Herner. ER Malaria. BER WeBenane. 0.0... 0,0... 600 Se 1000 >» Monferens uud Ahtuekkösten. . ... , ......_ 600 » Unvorhergesehenes . . . er 1000 >» Einlage in den Sparfonds für rg ie. Summa ; .. 57310 Mark. Der Sparfonds betrug am ı. Januar ı912 7000 Mark. Die als Reserve für den Abschluß des Unternehmens vom Buchstaben P an bestimmte Wörrruin-Stiftung beträgt am ı. April 1912 55425.50 Mark. Bestand des Thesaurusbureaus am 31. März 1912: Generalredaktor Prof. Dr. Lommarzscn, Redaktor Prof. Dr. Maus BRECHER, Sekretär Prof. Dr. Hry. Assistenten: DDr. Banner, Gupeman, Wurrr, Reısch, SıGwART, SCHWERING, HoFmAann, JacHmann, Tareı, Amman, GRAEBER, RUBENBAUER- Beurlaubte Oberlehrer: Dr. Dırrmans (von Preußen), Prof. VETTER (von Österreich), Prruszei, (von Sachsen). W. Scauzrze: Der Tod des Kambyses. 685 Der Tod des Kambyses. Von WILHELM SCHULZE. Nach griechischer Überlieferung ist der Perserkönig Kambyses, des Kyros’ Sohn, das Opfer eines Unfalls geworden: eine Verwundung am Sehenkel, die er sich durch eigene Unvorsichtigkeit beigebracht, führte nach längerer Krankheit zum Tode. Darin stimmen Herodot' und Ktesias? überein, so weit sie auch sonst in der Ausmalung des Details, der Verknüpfung und Lokalisierung der Begebenheiten auseinander- gehen. Neben die Griechen trat vor einem halben Jahrhundert ganz unerwartet ein neuer Zeuge, dessen Aussage besonderes Gewicht hat, König Dareios selbst, der am Felsen von Behistün [$ ıı] über den Tod seines Vorgängers mit diesen Worten berichtet: pasava Kabujiya uvämarsiyus amariyata, Schon seit der ersten Veröffentlichung durch Rawıınsos, dessen Willens- und Geisteskraft uns diese einzigartige Ge- schiehtsurkunde wiedergeschenkt hat, steht der Wortlaut, der allge- meine Sinn und die Beziehung des hier ausgehobenen altpersischen Satzes auf das Ende des Kambyses jedem Zweifel entzogen fest. Nur in der etymologischen Bestimmung des freilich bedeutsamsten Wortes uvamarsiyus griff der Entdecker fehl, verführt durch den täuschenden Gleichklang einer Sanskritwurzel, wenn er auch in dem ersten Gliede des offenbar komponierten Wortes das ai. sva- [= lat. suus] nicht ver- kannte?. Es ist das Verdienst Orrerrrs, die wurzelhafte Identität von 1 3, 64 Kal ol ÄNABPGICKONTI Erti TÖN ron To? Koneo? To? zieeoc 5 MYKHC Äno- rirmteı, TYMmNween Ad TÖ zieoc TIAleı TÖN MHPÖN. 66 bc Ecoarenıce TE TO ÖCTeon Kai Ö MHPÖC TÄXICTA Ecärın, Ärıineıxe KamsyceA Tön KYrov. Vgl. Trogus-Iustin. 1, 9;- 2 Pers. 12 (143 GıLm.) zEw@N EYAAPIoN MAXAIPAI AIATPIBÄC XAPIN TIAIEI TON MHPÖN eic TÖN MYN KAl ENAEKATAIOC TENEYTÄI. 3 Journal of the Royal Asiatic Society 10 (1847), 71. 76. 157. 202. Rawıınson himself” (angeblich “from skrt. mrs to to endure his (misfortunes) died’. Das soll heißen ‘he died in his wrath’”. Auch Bexrey, Die persischen Keilinschriften (1847), 10 läßt den Kambyses ‘vor übergroßem Zorn’ sterben und zerlegt 77 das ap. Wort in u und amarsiyu “zornig’ (Wz. mars — skrt. mrs ‘dulden’). a =. ne . Doch erklärt Deurrzscn, Handwörterbuch 395 (624) mitütu an dieser Stelle vi Ss * R es Ne 3 686 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. -marsiyus und amariyatä [= ai. amriyala ‘er starb*] festgestellt zu haben, noch ehe die beiden anderen Versionen in babylonischer und elamischer Sprache allgemein zugänglich wurden und zur Bestätigung dieser Inter- pretation herangezogen werden konnten. Er übersetzte 185 1, nach einem schon 3 Jahre früher von ihm gemachten Deutungsvorschlag: “Plus t Cambyses mourut, s’etant bless@ lui-m&me ou par suicide’'. Bereits in der ersten, notwendig unvollkommenen Form, in der durch Raw- ıınson und seinen Helfer Norrıs die Texte der zweiten und dritten Kolumne, entziffert und übersetzt, der wissenschaftlichen Forsch dargeboten wurden, ließen sie erkennen, daß sich in der Tat, ga wie Opperts Erklärung es für das altpersische Original gefordert hatte auch in den Übertragungen der Begriff des Todes zweimal dicht hinter- einander wiederholte’. Die korrekte Lesung und Erklärung des baby- lonischen Textes gelang freilich erst viele Jahre später, und zwar wiederum Orrert, der 1865‘ die richtige Wortteilung und den (dem ap. uv@- ganz entsprechenden) Sinn des Ausdrucks ra-man-ni-su dureh Vergleichung von Parallelstellen glücklich sicherte: mi-tu-lu ra-man-ni- su mi-i-t "morte suimet mortuus est’, ‘das Sterben seiner selbst starb Orrerr hatte [a. a. 0. 386] das ap. marsiyu-. mit den ai. Adjektiv auf -syu- verglichen und daraus die Grundbedeutung "voulant mourir ' Journal asiatique 4. serie t. ı7 (1851), 385. Wo Orrerr zum ersten Male 4 richtige Deutung vorgetragen hat, weiß ich nicht. ; x PPERT, a. a. 0. 386: “amariyatä est l’imparfait de cette racine mar, qui, 60 prise depuis le Gange jusqu’au Shannon, est un de ces £ternels t&moignages de tique parente des peuples indo-germaniques. La forme presente est tout & sanserit amriyata. L’assonance wämarsiyu, amariyatä, n’est nullement occasionnee dessein; elle milit d’une preuve.’ ir Rawuinson, Journal of the Royal Asiatie Society 14 (1851), ıvı. uxrı (baby nach damaliger Le ung mi-fu und mi-ya-ti oder miti, von der gewöhnlichen sem. w für Sterben‘). Norris, ebenda 15 (1855), 79 ss. 100. . ae Falsch noch Expedition seientifique en M&sopotamie 2 (1859), 208 und Jar asiatique 6. serie t. 1 (1863), ı 5. : arg asiatique 6. serie t. 6 (1865), 310, > br, Pau ee Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen 'G888 Totseir nn“ 3°3, unter Berufung auf Orrzer. Über mitutu ‘Sterben’ (eig „otsein von mitu ‘tot’) und das Abstrakta bildende Suffix -üt vgl. ebenda ’ en ‚der freilich vom Substantivum mitütu teilweise schwer zu U Die Keiinscl FE er Eeseklerggi B i der Achämeniden (1911), 16: Aal-pi-be .. e-ma NS b m in den ‚meisten Formen dem ap. jan. Vgl. Fov, a > ner ggreg, aft 52 (1898), 582. 586, der = = ia W, Seruzze: Der Tod des Kambyses. 687 ‘voulant tuer’ gewonnen, deren charakteristische Nuance’ sich freilich unter seinen eigenen Händen merkwürdig rasch verflüchtigt, wenn er sagt: "Qu’on traduise maintenant par s’etant blesse lui-m&öme, ou par suieide, le sens reste le meme; Cambyse est mort par suicide, pro- bablement involontaire’. Erst viel später hat sich herausgestellt, daß ap. -marsiyu- in Wahrheit die dem av. marsIyus, ai. mriyüh "Tod? laut- gesetzlich entsprechende Form ist’, das vollständige uoamarsiyus also ein regelrechtes Bahuvrıhi-Kompositum, das an den ved. Adjektiven admrtyub "unsterblich’, jarämrtyuh "having old age as death’” seine ge- nauen Parallelen findet. Der Wortsinn läßt sich nach der Weise latei- nischer Kommentatoren ganz adäquat wiedergeben durch suam mortem habens’. Die Konstruktion uvämarsiyus amariyatä wird als gut indo- germanisch durch griechische Analogien erwiesen: Aisch. Sept. 534 TTANWAEIC TArKÄKWC T Önoiato. Soph. El. 1009 mPIn rranwaeeroyc TO TIÄN HmAC T Öneceaı KÄZEPHMÜcAı renoc. Herodot 6, 37 TIANWnEEPOC EzATIöAnYTaI (manwneerwc AB). Demosth. mararıpecs. 172 EzW@AHc ÄTIOAOIMHN KA} TIPOWAHC, im Sinne nicht verschieden von den instrumentalen Fügungen nanw- neeriHı Arroneceaı Herodot 2, 120 (Thuk. 7, 87), Kakicrwı Öneepwı EzÖAnvceaI DiTTENBERGER, Syll.” 463, 81, aAYerıretwı eAanArwı Ärmoenfickeı Kenophon Hell. 6, 2,,, mit denen der babyl. Ausdruck mi-tu-tu raman-ni-Su mi-i-Ü grammatisch parallel geht‘. Kambyses ist also nach den Worten des Dareios suam mortem habens oder sua morie gestorben; der daneben allein vollständig erhaltene babylonische Text ist eine treue Übersetzung, in der nur die syntaktische Struktur den veränderten Bedingungen des fremden Idioms angepaßt wurde. Was bedeutet nun dies sua morte? Auf den ersten Blick scheint, wie die Erfahrung gelehrt hat, die Übersetzung ‘durch Selbstmord’ so einleuchtend, ja natürlich und not- wendig zu sein, daß man trotz des Gegenzeugnisses der griechischen ! Journal of the Royal Asiatic Society 14 (185r), rxıı übersetzt Rawrınson in strenger Beobachtung der von Örrerr gegebenen grammatischen Analyse 'self-wishing to die’ ® Spıeser, Die altpers. Keilinschriften (1862), 81. ı5ı1. 190 erklärt -marsiyu- für eine substantivische Ableitung, deren -yu-Suffix er in av. marsTyu- wiederfindet, hat aber die lautlichen Verhältnisse nicht begriffen, wie seine ganze (in der 2. Auflage von 1882, 87. 170. 212 nur notdürftig umredigierte) Darstellung beweist. Er erschließt eine erweiterte Wurzelform ap. mar$ — av. mars$, die auch in dem Adjektivum amar- Sant- stecken soll. Daß ap. Siy aus Sy, ty entstanden ist, zeigt Hürsenmann, Zeitschrift für vergleichende Sprachforschung 24, 364. 366. 380 (1877). Vgl. Barruoronar, Ari- sche Forschungen ı (1882), 27. 3 Nach Warrneys Übersetzung. jaraämrtyuh kommt mehrmals im eg vor. * —. Ps. 146,7 [Mıene 37 col. 1903] quid est pravicordius? torticordius, nn x Val. dazu M. Jonannessonn, Der Gebrauch der Kasus in der Septuaginta [Berl. Diss. r9ro], 56 s. — Lat. oceidione oceisi Liv. 2,51. 3, 10 u. Öö. 688 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. Überlieferung immer von neuem auf’ sie zurückgekommen ist. Marguarpr hat sogar behauptet, nicht ohne den Schein allerbesten Rechts, daß man ohne Herodot und Ktesias nie auf eine andere Deutung verfallen sein würde‘. Daß die ap. Sprache eine adjektivische Bezeichnung dieser Art für den Selbstmörder besessen haben kann, ist ohne weiteres zu- zugeben. Man mag sich dafür auf die Analogie des gr. aYToeAnAToc bei Plut. qu. Gr. 12 (von einem Mädchen, das aycAca THN ZUNHN ÄNHP- THcEN &aytAn) berufen — wird aber freilich sofort hinzufügen müssen, daß eine ältere Zeit regelmäßig Ausdrücke wählte, die die Aktivität des Selbstmörders kräftiger hervortreten lassen, wie eAnaToc AYBAIPETOC, AYBENTHC, AYTÖXEIP, AYTOSÖNWC Önkceai”. Von Anfang an hat man aber auch dem anscheinend so unzwei- deutigen Wortsinne, der allerdings in unsere Überlieferung Zwiespalt und Widerspruch hineinträgt, durch eine künstliche Deutung zu ent- rinnen versucht, indem man die von der griechischen Historie be- richtete Todesart gleichsam als unfreiwilli gen Selbstmord quali- fizierte. Zu diesem Zweck wählt man Übersetzungen wie ‘starb durch eigene Hand” oder ‘died by a self-imposed death’‘, deren gewollte Zweideutigkeit erst eines Kommentars bedarf, um von dem unbefan- genen Leser auch nur bemerkt zu werden. So sagt WEISSBACH, a. &. O.ı7d: ‘Ob K. vorsätzlich Selbstmord beging, oder ob er an einer Verletzung, die er sich unabsichtlich beigebracht hatte, starb, läßt sich aus den Ausdrücken der Inschrift nicht erkennen”. Für einen immerhin so singulären Fall, wie ihn die zweite Eventualität darstellt, bietet gewiß keine Sprache einen traditionellen Ausdruck, und nun gar in der Form eines festgefügten Kompositums! Damit wird die Er- findung des Adjektivums uvämarsiyus für diese besondere Verwendung dem Dareios selbst zugeschoben und zugleich bei ihm die Absicht der Verschleierung vorausgesetzt; sonst hätte er sich doch gewiß nicht mit an sich ganz durchsichtigen Wortstämmen so zweideutig ausge- drückt, daß der Zweifel über den wahren Sinn seines Berichts kein Ende nimmt. Ehe man sich zu diesen, wie mir scheint, unausweich- lichen Folgerungen versteht oder aber zu der bedingungslosen Aner- kennung eines unvereinbaren Widerspruchs zwischen Dareios und Hero- ; ie Assyriaka des Ktesias [Philologus Suppl. 6], 622. R. Hırzer, Der Selbstmord, Archiv für Religionswissenschaft ı1 (1908), 3 ; ; - SCHRADER, a. a. 0. 383 (‘tötete sich selbst” 26r. 342). by en. Ancient ‚Persian Lexieon and Texts 7 (died by his own hand, i. & self-inflieted en ident’ 78). Girmore, Fragm. of Kitesias 1418. ‘K. dies from & ° Ähnlich Praser, Geschichte der Meder und Perser ı, 276. ug ba a TE ne Ws We Ze DENE Zu en une Jen va ES an > Ba Zr Z— En W. Scuvzrze: Der Tod des Kambyses. 689 dot', wird die Frage erlaubt sein, ob nicht die Voraussetzungen der bisherigen Interpretationsversuche überhaupt unzulänglich sind. Man hat sich ganz naiv und unbewußt bis jetzt zu sehr von den modernen Empfindungen des germanischen oder romanischen Westeuropäers leiten lassen und m. W. niemals die Zeugnisse älterer oder von Westeuropa weniger tiefgehend beeinflußter Sprachen verhört, um von dort her mit tunlichster Ausschaltung jedes bloß subjektiven Meinens und Ratens über den Sinn eines Ausdrucks wie uwe@marsiyus ins klare zu kommen. Tatsächlich kann man die Dareiosworte vom Tode des Kambyses ganz bequem und ganz wörtlich ins Pali, Litauische, Polnische, Cechische, Lateinische, selbst ins Italienische umschreiben und gewinnt dabei jedes- mal einen im wesentlichen gleichen Sinn, der allerdings von der Vor- stellung des Selbstmordes weitab führt: pali attano ayukkhayena mari, lit. mire säwo patös smeftimi, poln. sıwa $miereiq umarl, &ech. umrel svou smrti, lat. sua morte obüt, ital. mori di sua morte. Dieses vielstimmige Konzert gleichgeformter und gleichbedeutender Sätzchen habe ich aus meinen alsbald zu nennenden Quellen durch einfaches Abschreiben zusammen- bringen können, ohne auch nur einen für die Syntax und den Gedanken wichtigen Buchstaben aus Eigenem hinzuzutun oder zu verändern. Im Kanhadıpayana-Jataka [nr. 444] wird erzählt, wie ein Asket büßen muß für eine vor Zeiten begangene Tierquälerei. In einer früheren Existenz hatte er einer Mücke einen feinen Splitter in den After getrieben; der war im Körper steckengeblieben, das Tier- chen war aber nicht an den Folgen dieser unzweckmäßigen Be- handlung zugrunde gegangen, sondern — in buchstabengetreuer lat. Übersetzung — (sua) ipsius morte obüt : sa tena käranena amaritvä attano Gyukkhayen’eva mari Jät. ed. Fausgort 4,30,,”. In Durorrs Jatakam 4,36 lauten die fraglichen Worte: (Sie) starb erst, als ihr natürliches Lebens- ende gekommen war’. Auch der Asket übersteht die Pfählung, die er als Strafe für seine alte Sünde hatte über sich ergehen lassen müssen. Nach indischer Anschauung, die auch hier den Hang zu wunderlicher Systematik nicht verleugnet, ‘gibt es 101 Arten des Todes, hundert durch Krankheit und Zufall, eine natürliche und gewünschte durch Alter, jJara’ PW.5, 881. AV. 2, 28, lesen wir das Gebet tübhyam evd jariman vardhatam aydm memdm anye mrtydvo himsisuh $atam ye ! wie es z. B. Marquaror, Untersuchungen zur Geschichte Erans 2 [Philolog. Suppl. to] (1905), 150. 157, tut, der mit Duxcker die unbeabsichtigte Selbstverwundung eine persische Erfindung und zwar für eine tendenziöse Umdeutung des an- stößigen Selbstmordes hält, wohlgemerkt des Selbstmordes, dessen vermeintliche Authen- tizität allein auf dem Zeugnis des Persers Dareios t = 2 Zyukkhaya “Tod’, eig. ‘Lebensvernichtung‘, wie Z.B. Jät. 4 389 22 jwitakkhayarmı päpesum (von einem zu Tode Geprügelten). 690 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. ‘dir, o Alter, möge er heranwachsen, nicht mögen ihn die anderen 100 Todesarten treffen!. Wem dieser Wunsch sich erfüllt, der stirbt gewiß altano äyukkhayena oder, wie die christlichen Litauer, trotz des weiten räumlichen und zeitlichen Abstandes, in wörtlicher Überein- : stimmung mit den indischen Buddhajüngern sagen, sawo smerczu. | Denn bei ihnen heißt nach NessrıLmann 488 s. sawo smercziu nu- mifti ‘natürlichen Todes [wörtlich ‘seines Todes’] sterben’. Kurschar | DL. 87. 230 bestätigt die Richtigkeit dieser Angabe durch seine Bei- spiele is mire säwo pates smertimi und sawo smerczüu mirti. Aus STEN- | DERS Lett. Lex. 5359 kommt hinzu sawd paschä nahwe mirt, was in et- was einfacherer Form bei Urman-Brascne DL. 691 als sawd nahwe mirt wiederkehrt. Die deutsche Übersetzung ist an allen Stellen gleich- lautend. \ Slov. svoje smrti umreti “eines natürlichen Todes sterben’ finde ich bei Prrrerönik 2, 523 wenigstens aus einem älteren handschrift- lichen Wörterbuche verzeichnet. Fürs Serbische belegen Ivekovıc und | Broz 2, 437 denselben Sprachgebrauch durch ein literarisches Beispiel: umre svopom smrti (— prirodnom smrti) im Gegensatze zur Ermordung durch die Türken. Eine genau entsprechende Wendung bezeugt der Russe Dar 4°, 285 für die lebende Sprache: wumeret svojeju smertju (= prirodnoju) und erläutert sie durch die Zusätze otZiv "abgelebt‘, odrjachlev “hinfällig, gebrechlieh geworden’. Die reichste Ausbeute ge- währte mir aber das Polnische. Linpe 5, 347 zitiert aus einer Postille des 16. Jahrhunderts den Satz Zydzi mordowali proroki ,i rzadki u nich sıoq Smierciq umart ‘die Juden ermordeten die Propheten, und selten starb einer bei ihnen seines Todes’. In seiner Bearbeitung der Annales ee elesiastici des Baronius übersetzt Skarga die Worte seiner Vorlage inte- rierütne (se. Tacitus imperator) morbo, an gladio, diversas fuisse sententias tradit Vopiscus [ad ann. 279] durch Tacitus cesarz, swqa abo poniewolng (gwaltowng) Smierciq umart, nie wiedziee (ich gebe die Worte nach Line, da mir das Buch selbst unzugänglich ist. Wie mich Hr. BrÜCcKNER belehrt, ist der Ausdruck auch heute noch im Polnischen ganz geläufig. Aus einer mir ebenfalls nur durch Lixpr bekannten Übersetzung oder Bearbeitung von Senecas Briefen hebe ich noch den Satz heraus: nie SWOJQ ZEjSE Smiercin, znaczy Smierd gwaltowng. Das wird auf epist. 69, 6 gehen, eine Stelle, die uns alsbald noch genauer beschäftigen soll. Die tech. Lexikographen betrachten zwar, wie es scheint, prirozend | smrt als den normalen Ausdruck für den "natürlichen Tod’, doch ver zeichnet JUNGMANN unter soij 4, 42 3 neumre svou smrtii "nicht natür . Heben Todes’, ebenso Korr an derselben Stelle 3, 822 umrel svou sm Vielleicht weicht hier der idiomatisch slawische Ausdruck vor dem ER EN er. N Die An stärkeren Einfluß des deutschen zurück. W. Scnurze: Der Tod des Kambyses. 691 Den Begriff des natürlichen’ Todes bestimmt Tertullian de anima ec. 52 im Einklang mit unserem heutigen Empfinden: Hoc igitur opus mortis, separalionem carnis atque animae, seposita quaestione fatorum et Fortuitorum, bifariam distinxit humanus affectus, in ordinariam et extraor- dinariam formam: ordinariam quidem naturae deputans placidae cwiusque mortis', extraordinariam vero praeter naturam iudicans violenti cuiusque finis. Derselbe Gedanke klingt auch in der Poesie der monumenta gelegent- lich an’. BurcheLer, Carm. epigr.” 1604, ı5ss. quae non ut meruit ita mortis sortem retulit: carminibus defixa iacuit per tempora multa, ut eius spiritus vi extorqueretur quam naturae veddäretei? ; cuius admissi vel Manes vel di caelestes erunt sceleris vindices. Aber dergleichen bleibt vereinzelt und unwirksam; die volkstüm- liche Phraseologie des Todes hat sich davon lange unberührt erhalten. Rhetorisch gesucht ist Ciceros ef naturae et legibus satisfecil, quem leges ezilio, natura morte multavit pro Cluent. 29; nur literarisch wohl auch Sallusts naturae concessit Tug. 14, 15, das sich in späterer Zeit ein ein- ziges Mal zu wiederholen scheint’. Wenn Gellius 13, ı, von einer mors quasi naturalis et fatalis nulla extrinsecus vi coacta redet, so ist das eine unverkennbare Augenblicksschöpfung, veranlaßt durch die von ihm aus der Kranzrede des Demosthenes 205 zitierten Worte: 5 roic ro- NE?CI NOMIZWN MÖNON FEFENÄCEAI TÖN TÄC EIMAPMENHC KAl TÖN AYTÖMATON BÄNATON ! Seneca epist. 26,4 eequis exitus est melior, quam in finem suum natura sol- vente. dilabi? - Vgl. auch AP. 7,5703 ®Ycıc mın EaYcen Ärıd Keondc. — losephos b. Iud. 3, 374 EEIENAI TOY BIOY KATÄ TON TÄC PYcewc NÖMON ® Im folgenden als CE. zitiert. * 1612, 13 reddito natu[rae spiritu] (Kaızer, Epigr. 613,6 rınefMma AABON AÄNocC OYPA- NÖBEN TEAECAC XPÖNON ÄNTATIEA@KA). Denn Athem und Leben natura non mancipio dedit, sed commodavit Seneca consol. ad Polyb. 10, 48. (rr, 3). ad Mare. 10, 2s. (Lucrez 3,971). Axi- ochos 367B. Cicero Tusecul. disp. ı, 93. Plutarch consol. ad Apollon. 28. 116 AB (Roupe, Psyche 673*+. 68145). Kaiser 387, 10 Td a’ Övelaömenon Ärteawke TAI®Yceı TEroc verglichen mit losephos b. Iud. 3, 374 TÖ AH®BEN TIAPÄ TOY 8E0? xP&wc EKrinYnaı und AP. 7,732, &xTeicun AlaHı xPeioc Öveinömenon (denn BANATWI TIANTEC Öeeinömesa Kurzer ad Epigr. 371 coll. 367, 8. 576— 578). Überall derselbe Grundgedanke: die Natur, das Schicksal, Gott, der Tod als Gläubiger. Als unwillkommener und ungerechter Mahner stellt sich leider der Tod oft genug auch schon vor dem Fälligkeitstermin ein. CE. ı00r, 3 quod ge id repetitum apstulit iniustus ie ante Das ist ganz juristisch gedacht: man zahlt z.B. sua 2 oder ante diem. Vgl. auch Kasse ad Epigr. 589 und CE. 436, 14. 5 Thesaurus 4,9 (vgl. dazu den Ausdruck Senecas naturae parere ee. 93, 2). Es wechselt mit Fat concedere. Daneben in fatum concedere wie ad fatum venire suum Seneca Oed. 993, eic Tö mörcımon Hrein Sophokles fr. 867, 2 N.?, eic TO xreün Amenaı Axiochos 365 B, öaereın Plutarch ad Apollon. 23. 1130. — Nasen: andar al Potamo nach G. Meyer, Zeitschrift für rom. gen 16 (1892), 523 zu neugr. mogamdc “Tod’? ®- 692 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. trepimeneı (im Gegensatz zu denen, die für die Freiheit des Vaterlandes zu kämpfen und, wenn nötig, auch zu sterben entschlossen sind). Der Epitaphios des Ps.-Lysias spricht am Schlusse [79] einen ähnlichen Ge- danken in ähnlicher Form aus: oYA’ AnameinanTec TON AYTÖMATON @ÄNATON, Annk ErnezÄmenoı TON KAnnıcron, aber unmittelbar vorher [78] hatte er die Gesetze der Natur und das Walten des Schicksals zugleich für den Tod als das unentrinnbare Ende jeder menschlichen Existenz ver- antwortlich gemacht: # re eycıc Kai nöcun HTTWn Kal rAPwc, d TE AAlMUN 6 TuN HMETEPAN MOIPAN elAHxWc ÄrtapaitHToc. Dies Nebeneinander von ereic und eimapmen#' wirkt hinein bis in die logisch klassifizierende Eintei- lung der Todesarten, die wir bei Ölympiodor in Plat. Phaed. 207 Fınckn lesen: örı rronnol TPöTIOı BANATOY. TIPWTOC Men rAP eÄnAToc d TÄC OYCEWC, KATÄ MAPACMON TIEPAC EIAHSÖTOC TOT ZWIOY, OT TIETIEPACMENHN € ÄPXHC EAEZATO ZWÄC AYNAMIN, ÖN TPÖTION AYTÖMATON KAl TÖN INAÖN TINEC IcTOPOPNTAI TEAEYTÄN Kal Oi ErIÄNWw TÄC KABsaPÄC EKeinHc TÄC. AEYTEPOC BÄNATOC KAl AYTOC eimAaPmEnoc d KATA NÖCoN. TPITOC d KATÄ BIAN TÄN Trap’ Ännov, Olon A nieoy A ÄNÖFOY. TETAPTOC Öd KATÄ BiAN THN TIAPÄ ÄNEPWTIOY, OloN Ä AIKÄZONTOC H TIOAE- MOPNTOC. TIEMTITOC d KATÄ THN EAYTOP. — nABOIC A& ÄN TOYC @ANÄTOYC Kal KATÄ AlAlPECIN OYTwc' A eimapmenoc 5 EAnAaToc Ä EKoYcıoc Kal AYBAlpeToc Kal El MEN eimapmenoc, A AYToeyic A Blaroc kra. Aber auf die sprachbildende Phan- tasie hat begreiflicherweise das fatum stärker gewirkt als die natura. Mochte sich in philosophischen Erörterungen der Ausdruck mors na- turalis allmählich einbürgern (er ist heute Gemeingut der europäischen Kultursprachen geworden)’: das Volk zog es noch lange vor, von fatum et fatalia vitae tempora® zu reden. mors fatalis* ist römischer als mors naturalis, Umfang und Inhalt der Begriffe auch nicht ganz identisch, so oft sie sich in der Praxis decken. Jedem Sterblichen wird schon bei der Geburt? seine natürliche ' Ser. Sulpieius an Cicero ad fam. 4, 12, casus fd. i. TYxH] ei natura in nobis dominatur. Vgl. luvenal 15, 138 naturae imperio gemimus. ” Vor Servius in Aen. 4,694 ist er nicht belegt. Nach Nornen, Hermes 28 (1893), 375°. Diesem Aufsatze und seinem Kommentar über das 6. Buch der Aeneis verdanke ich nicht nur das meiste und wichtigste Belegmaterial, sondern in der Haupf- sache auch das Verständnis der hier in Betracht kommenden Vorstellungen. ® Macrobius in somn. Seip. I, 13r.. In seiner Darstellung der Plotinschen Lehre vom Tode spricht er selbst ein paarmal von mors naturalis. * Plut. ad Apollon. 14. 109D Erernooc keiraı molpiaisı eanAtwı. Es handelt sich um einen ITandc (aus Terina), der &zarıinkc alriaı TINi Aahawı gestorben war. CE. 1575 infanti raptus qui est subito, quo fato, non scitur. — Die Geschichte von Euthynoos auch bei Cicero Tuseul. disp. r, ı15 (potitur fatorum numine leto). ° Vgl. die Qu. ep. 1875. gesammelten Stellen; auch Tibull 4, 53. CE. 436, 7°% Die Stunde der Zeugung moiPiaton Ämap A nyKtec Pindar P. 4,255 (Eurip. Iph. Taur. 203). Die römischen Parcae sind, wie ihr Name beweist, eigentlich Geburtsgöttinnen. SOWA, Religion der Römer? 264. CE. 1567,7 mors hominum natura [Euripides fr. 7 57,8 N. KATA oYcın], nom poena est; cu contigit nasci, instat et mori (wozu Hosıus, Rhei Er = W. Scauzrze: Der Tod des Kambyses. 693 Lebensdauer' und ihr Ende, der Schicksalstag des T odes’, vorausbe- stimmt: das ist sein fatum und die Parca Morta kündet es, profatur. CE. 1567, ıss. Tempore quo sum genita, natura mihi bis denos tribuit annos, quibus eompletis septima deinde die resoluta legibus otio sum perpetuo tradita berührt sich mehrfach fast wörtlich mit Plutarch ad Apollon. 25. ı14D°: (Alle Menschen müssen des Lebens Leid und Sorge tragen), &uc ÄN ErrmaAcwcı TÖN EIMIKAWCOENTA TÄC zwWÄc BioN, ÖN EAWKEN HMin H eYcic o*K elic ÄTIANTA TON XPÖNON, ÄAnA KA@” EKACTON ÄTIENEIME TON MEPICBENTA KATA ToYc TÄc eimarmennc nömoyc*. Ganz ähnlich Seneca pater suas. 2, 2 nulli natura in aeternum spiritum dedit statutaque nascentibus in finem vitae dies est. Seneca de provident. 5, 7 ‚ala nos ducunt et quantum cuique tem- poris restat prima nascentium hora disposuit. ad Mare. 21, 6 habebit quisque quantum illi dies primus adscripsit. UE. 1164, 5 (Parca) matri multos seribsit, multos quoque patri ingralis annos. 1332, 2 reliquis toti- Mus. 47 [1892], 463 die Originalstellen bei Seneca aufgezeigt hat). Geburt und Tod bedingen sich gegenseitig — primus dies dedit extremum Seneca Oed. 988 — und sind unlöslich miteinander verknüpft, wie in den Namen der renecıa und NEKYCIA (DIETERICH, Mutter Erde 49), der römischen Genita Mana und der Parca Morta (Moira Aoxla), die ‘ den Todestag voraussagt, nach Livius Andronicus bei Gellius 3, 16,1: guando dies ad- veniet, quem profata Morta est. Solcher Glaube ist die Voraussetzung für die Vorstellung des fatum, das zunächst, nach Ausweis des grammatischen Geschlechtes, durchaus un- persönlich, passivisch gedacht ist, so gut wie moipa und Alca, EIMAPMENH und TIETIPWMENH, vielleicht auch AAlmon. ı Daraus entwickelt sich die Vorstellung, daß ein Mensch auf einen Teil der Lebenszeit, auf die er schicksalsgemäß Anspruch hat, zugunsten eines andern ver- zichten kann. CE. ı551 A4 pro cuius vita vitam pensare precanti indulsere dei. C4 ‘tempore tu’ dixit ‘vive, Philippe, meo’. 2 Bei Homer mörcımon Ämar, NHAeec ÄmaPp (von ÄnEoMal, Quaest. ep. 289 c.a., also — hora illa inevitabilis Seneca epist. 30,4). Weil der Tod als BÄcKkAanoc und NHAEHC gilt, hat man dies nhneec vermutlich früh auf &reoc bezogen. NYKTA ÄnHnEA KuArkEL, Epigr. 418, 4. Ä 3 Vgl. auch V.gs. ne doleas mei quod praecessi mit c. 23. 113 C oi MEN TIPOTIO- PeYoNTAI, oi A’ Ertakonoyeofcı, TIÄNTEC A’ ermi TAYTÖN ErxonTal (30. 117 E). Seneca epist. 63, 16. 99, 7 praemi: est; antecessit. ad Marc. 19, I consecuturi isimus. — Es ist dasselbe Epigramm, dessen Abhängigkeit von literarischen Quellen Hosıus er- wiesen hat. 4 Seneca ad Marc. 10,3 quos superstites lege nascendi optamus (Cicero Tuscul. disp. 3, 34. 59. Seneca epist. 77; 12). Luerez 3, 687 leti lege. CE. 1478, ı leges leti praeposterae eripuere (436, 13). Hosıus, a. a. O. 462. Manil. 4, 23 fata dant leges vitae- que necisque. Seneca de provident. 5,6 scio omnia certa et in aeternum dicta lege de- currere. Lucrez 5, 58. Lucan Phars. 8, 568. Iuvenal 10, 251. 694 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. a ke in = ae dem annis vixi bene, ut Fata scripsere mihi'. Wer Tenecac XPÖnon, ZACAC {con xPrönon be Ererakto?, metas dati pervenit ad aevi”, der stirbt fato oder fato suo, fataliter, fatali morte‘ oder, wenn ich ein Wort des Ta- eitus° grammatisch ein wenig umbiegen darf, fatali atque suo die. Denn jeder Mensch hat seinen Tag oder, wie Vergil das ausdrückt, stat sua cuique dies Aen. 10, 467 (nicht verschieden von praescripta dies®). Kaiser Hadrian hat einem Lieblingspferde Grabmal und Ge- dächtnisinschrift gestiftet, nachdem es integer iuventa, inviolalus artus die sua peremptus, d. h. wohl in der Fülle der Kraft durch irgendeine plötzliche Krankheit hingerafft worden war. CE. 1522, 15. In Italien hat sich diese Art zu reden lange erhalten, i mio, tuo, suo die be- zeugt Tommaseo II 1, 129° in der Bedeutung "Todestag’. Nun versteht WERT man, weshalb in echt volkstümlicher Rede der Römer das Sterben .suum diem obire nennt (zuerst Plautus Cist. 175, Poen. 1070‘). Die Vor- stellung des Schicksalstages verbindet sich so eng mit dies, daß das Possessivpronomen auch ganz fehlen kann. CE. 1521, 8 eh ne 2 RE eh A u ne ee valida febre crematus diem defunetus obiit. diem obiüit hat schon Plautus Cist. 613 und sonst gesagt. Dafür kommt seit Nepos auch diem supremum obüt vor". Dieselbe prägnante Be UECHELER erinnert an die Fata scribunda. Vgl. Seneca de provident. 5, 88. Bırr, Neue Jahrbücher 19 (1907), 707. 714ss. (Wıssowa, a. a. O. 2658.). Karen 1533 h i ' | | | ETITÄ AE Mol MolPAI TIEPITEANOMENOYC ENIAYTOYC EKAGCANTO MITOIC ÄTPOTIA TPAYÄMENAI. En. Scuraper, Die Keilinschriften und das AT.3 (neubearbeitet von Zımmern und WinckLER), 1903, 401. = ® Kaiser. 613,6 [oben S.6914]. — 416,4 (&9’ Scon molpaı xP6noN ÖPICAN AYT&I 607,6) ® Vergil Aen. 10,472 (schon von Seneca ad Marc. 21,5 zitiert): dati aevi wie TOY ÄTIONEMHBENTOC AYT&ı XPönoy Plutarch ad Apollon. 34. ııgF. - | * Vell. Pat. 2,486 quieta aut certe non praecipitata fatali morte functi sunt. — Se- : neca ger 93, 2 ut diu vivas, fato opus est, ut satis, animo. a sr Er rege e enim fatalis atque meus dies veniat statuarque tumulo = : | et. et coromatus. CE. 55,7 properavit hora tristis fatalis mea| et denegavit ultra veitae spiritum. en 2 : | *.cR 391,4 sed praescripta dies unam non distulit horam. 1295, 3 Jatalis hora. 1120, 2 debita fatis hora. — Die Philosophie freilich bestreitet das: Cicero Tuscul. disp 1,93 (natura) dedit usuram vitae tamquam pecuniae nulla praestituta die. Seneca ad Mare 10, 2. epist. 77,19. Plutarch ad Apollon. 28, 116B. . es Vocabulorum latinorum quae ad mortem speetant historia [Mar- z Beh Bzw 1906], 41, der auf Bırr, De Senecae apocolocyntosi [Marburger LektloleE kg = xvunm, verweist. Tyrrerı-Purser, Corr. of Cicero, vol. v, nr. pıv, 4, worauf 3, 260 Jr RL "daß den Seelen di) gemacht hat. Aus dem Voe. iurisprud. Kom. a eo ven a u ganz geläufig war; seltener gebraue a | ana a2. 0. = Cicero disp. 3,57 ad supremum diem ‚pervenire W. Scnurze: Der Tod des Kambyses. 695 deutung muß das Substantivum haben in der merkwürdigen Verbin- dung in (oder ad) diem vitae (eius, suae, meae, nostrae), für die For- cerrinıs Lexikon 3 Belege gibt, CIL. X 1783, 5. Cod. Theodos. 3, 8, 2 (ed. Monnsen I, 144,10). Das Voc. iurisprud. Rom. 2, 250 fügt einige weitere hinzu, und aus BurcH£ters Carm. epigr. läßt sich die Reihe noch um 2 Nummern verlängern, 141,5 iugumque coniugalem pudicum piissimo . marito exhibui in diem vitae meae. 1142, IO hune eoniunx talem nimio dilexit amore inque diem vitae una fide eoluit'. Praktisch ist dies dies vitae nicht verschieden, von dies leti 55,17. 4 36, 10.12 oder mortis 1155, 4°; in der Tat wechselt bei den Juristen in diem vitae mit in diem mortis. Wohl mag der Philosoph — mit Seneca epist. 69, 6 — be- haupten: nemo nisi suo die moritur, nemo moritur nisi sua morte, der Glaube des Volkes ging andere Wege. Für seine naivere Empfindung bedeutet der eigenmächtige Eingriff des menschlichen Willens — be- sonders, aber nicht ausschließlich, wenn er sich als gesetzlose Gewalt- tat äußert? — eine Durchbrechung des Fatums, eine Verkürzung der vorausbestimmten Lebenszeit‘. Man kann nicht nur mrö ürac” oder ı In einer italienischen Erzählung des 13. Jahrhunderts, ZamBRrinı, Dodiei Conti morali (Bologna 1862), 411, liest man: io sarei da oggi innanzi vostra schiava in die de la vita mia. Die Worte in die de la vita mia sind eine Zutat des italienischen Über- setzers. Im französischen Original heißt es kürzer je seroie vostre esclave d’ui en avant. Mi:on, Nouveau Recueil de Fabliaux et Contes 2 (1823), 319 V. 162. 2 CE.436, 10 ut vitae diversa dies foret unaque leti (vom Geburts- und vom Todestage). s Den Tod des im Kampfe gefallenen Kriegers und des von gerechter Strafe ereilten Verbrechers hat man sicher vielfach als Schicksalsfügung empfunden. Doch haben im einzelnen die Anschauungen geschwankt oder im Laufe der Zeiten ge- wechselt. Das muß man bei Norven im Zusammenhange nachlesen. * Man glaubte, constituta uni cuique tempora praeripi e. Tertullian de anima c. 56. Der Rest mußte dann irgendwie nach dem Tode, vor der definitiven Aufnahme in die Unterwelt, nachgeholt werden. Serv: in Aen. 4, 386 dieunt physici biothanatorum animas non recipi in originem suam, nisi vagantes legitimum tempus fati compleverint. 5 mPöwroc moira Krinagoras AP. 7, 6433. TIPÖWPOC METANAATH ro? sioy Plutarch ad Apollon. ı. or F — Äwroc eÄNATOC 16. ıroE. 23. 113D. Die Awroı spielen seit alters in den Grabschriften eine besondere Rolle, wie später neben den BIAIOBÄNATOI im Aberglauben und im Zauber. Phrynichos praepar. soph. 42, 12 ed. pe BorRrIES AuPoBÄNATOC 5 IPd TÄC KACHKOTCHC ÜPAc ÄTIOBANGN (vgl. Plutarch 1.1. 23. 113 C rıpd ToY Atontoc). Cicero Tuseul. disp. 1,93 ante iempus wie CE. 1565, 2. Davon nicht ver- schieden ante diem 1484, 1: Si non ante diem erudelia fata fuissent hie pater et mater debuit ante legi, wo der Gegensatz KATÄ oycın (nicht moiran) fordert (Plutarch ad Apollon. 34: ı19 FE Ähnlich CE. 1537 A 5: ante diem meritum 474 7 (den Gegensatz dazu bildet Ter- tullians animae iusta aetate sopitae de anima c. 57)- non merito sed fato CE. 175. u er UN Me 696 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. rırd srcewuc', man kann auch rıpö moipac” oder, was manchmal auf das- selbe hinausläuft?, ante diem‘ sterben. Denn multa impendere videntur praeter naturam praeterque fatum, wie Üicero Phil. ı, 10 vom Tode sagt. Treffend hat das Gellius 13, ı, unter Berufung auf Vergils Erzählung vom Selbstmorde der Dido erläutert: in faciendo fine vitae quae vio- lenta sunt, non videntur e fato venire. Kürzer und .schlagender kann man diese Vorstellung nicht aussprechen, als es die Grabschrift eines Gladiators Dessau 5ı11 tut: fato deceptus non ab homine’. Umständ- licher geschieht es in einem griechischen Epigramm Kaısen 624, 3: oY xKPiceı Er moiP@n HPTIACMENON, ÄnnA BIAIWI AloNIAlwı BANATWI MÄNIOC EE ÄAIKOY. Dieser (regensatz zwischen den sıaloc und den KATÄ moipan ÄTIO@A- nöntec (Lukian Philopseudes 56) kehrt öfters wieder“. Iustin 9, 8, par- tim fato, partim ferro periere. Ovid trist. 1, 2,, fatove suo ‚ferrove cadentem. Cicero pro Caelio 79 nolite, iudices, hunc iam natura ipsa occidentem velle maturius extingui vestro vulnere (in übertragenem Sinne) quam fato suo. Vell. Pat. 2, 4, seu fatalem seu conflatam insidiis mortem. 'Tac. ann. 2, 71 ! Nach Plutarch compar. Demosth. et Cie. ce. 5 ist Cicero oY monY rIPö »Yceuc ermordet worden (also natura iam oceidens, wie Cicero selbst gelegentlich gesagt hat, pro Caelio 79). 2 TıPd MoIPAC 5 BIAIWC ÄTIOBANGN, TIPd Pac A& d En neorHti Ammon. de differ. voc. ed. Varcken. 120. Roupe, Psyche 373°. rırömoipoc Kae 577, 3- 631, 1. 7095 Juvenal 14, 249 morieris stamine nondum abrupto. ® Denn fata suum petiere diem CE. 464, ı (1159, 4). * Vergil Aen. 4, 620. 697 (Servius zu 4, 386). Norven, Hermes 28, 375 M. Anm. ante suos annos Ovid amor. 2, 2,6; art. am. 3, 18. CE. 1017,2. Doch mischen sich hier leicht andersartige Vorstellungen ein, ‘vor dem Fälligkeitstermin’ oben S. 691% ‘vor der Zeit’ 6955. 5 Das Verbum ist hier technischer Ausdruck. Dessau 5122: xı (pugna) deceptuS. ° Selbstverständlich darf man in solchen Dingen von den Epigrammen noch weniger Konsequenz verlangen als von den divergierenden Klassifizierungsversuchen Olympiodors (oben S$. 692). Auch der gewaltsame Tod wird gelegentlich direkt der - MOIPA zugeschrieben. Kaiser, Epigr. 290. 351 (beidemal von einem in der Arena 8% fallenen Gladiator). 336. Natürlich ist dabei stets zu berücksichtigen, daß es sich um stark abgegriffene Typen allerkonventionellster Phraseologie handelt. Charakteristisch ist 334, wo V.6s. TON TIAPÄ MOIPAN TIAÄFMATI AYCTÄNWI TINETMA BIAI @EMENON im Widerspruch steht zu 16 Ö MoIPHc TIIKPÄ AOFIZOMENHC., he nn Kl ee TE ke an 20 ae re eh in Zn Auch diem suum obire hat sich zu einer eu isti i Todes s 3 ; phemistischen Umschreibung des (mortem obire) ohne Rücksicht auf die Todesart schon früh abgeschwächt. Ser. Sul- er . ad fa. 4,12, (mit Beziehung auf den erdolchten M. Marcellus). De 5 KB in na En ck ist dem Sulpieius geläufig; er hatte ihn ein paar w. nate er a vom Tode der Tullia gebraucht. ad fam. 4, .'Vg. noch Polybios = 16, 32,. W. Scnurze: Der Tod des Kambyses. 697 si fato concederem .... nunc scelere Pisonis interceptus egs. (Worte des Germanieus, der von Piso vergiftet zu sein überzeugt war)‘. Plin. epist. I, 12, decessit Corellius Rufus et quidem sponte quod meum dolorem ewulcerat. est enim luctuosissimum genus mortis quae non ex natura nec fa- talis videtur (Servius in Aen. 4, 694). Denn auch der Selbstmord ist eine Gewalttat, die dem Schicksal vorgreift und den vorausbestimmten Ablauf des Lebens eigenmächtig unterbricht’: Dido stirbt nec fato merita nec morte und ante diem subitoque accensa furore Aen. 4, 696. Bei Lukian a.a.O. stehen unter den sıalwc Arroeanöntec die Selbstmörder sogar an erster Stelle. Die Angelsachsen übersetzen dementsprechend biothanatus (aus Aldhelm de laud. virginitatis ce. 31 p. 36, 30 Giues) durch selfbana, sylfewala, sylfmyrdre®. Der Stoiker Seneca preist den Selbstmord als höchste und sicherste Gewähr der menschlichen Freiheit — non sumus in ullius potestate, cum mors in nostra potestate sit epist. 91, 21 —, aber die Menge fühlte und redete anders, ihre Anschauung klingt uns entgegen aus dem von ihm als töricht verhöhnten Worte bella res est mori sua morte 69, 6. Selbst in den Kreisen, wo Kampf und Tod zum Handwerk gehören, denkt man so: dem Gladiator, der fato deceptus non ab homine gestorben ist, schreiben Freunde oder Angehörige mit fühlbarer Ge- nugtuung aufs Grab: sua morte obit. Dessau 5106. Da sind wir auf langem Umwege endlich wieder bei unserem Ausgangspunkte angelangt: mori sua morte bedeutet nichts anderes als fato suo mori und steht unserem "natürlichen Todes sterben’ ganz nahe, wenn es mit ihm auch nicht geradezu identisch ist‘. Zu modern, das heißt zu eng faßt Sueton Caes. 89 den Begriff, wenn er von den Mördern Caesars berichtet, daß sie fast alle eines ungewöhnlichen Todes ge- storben seien: percussorum fere neque triennio quisguam amplius super- vixit, neque sua morte defunctus est. damnati omnes alius alio casu perüt, ı 6,10 per idem tempus L. Piso pontifex (rarum in tanta claritudine) fato obüt. Der Ausdruck ist mit Bedacht gewählt, wie der parenthetische Satz zeigt: Piso ist als ‘80 jähriger Greis eines natürlichen Todes gestorben, im Gegensatze zu so vielen Vor- nehmen, die zum Tode verurteilt oder zum Selbstmorde gezwungen wurden. Ebenso 14,62. er cedere Dessau 839329. CIL. IX 944. fatis cessit suis X 7658 (Thesaurus 3: 724. 28). — Anders Livius 26, 13,7 /ato cedere; vgl. Plutarch Brut. 40 Yrıoxwrein T&I AAIMoNI eich richtig erklärt von Hırzer, a. a. O. 444. 475°). 2 Platon legg. 9. 873 C öc An EAYTön KTEINHI ai TÄC EIMAPMENHC BlAl ÄTIOCTEPEI MOIPAN (Phaidon 61 D Tö mA semiTön EINAI EAYTON BlÄzeceAl ganz wie Ambrosius de virginibus 3 c. 7, 32 Seriptura divina vim sibi Christianum ‚prohibet inferre). Seneca Here. Oet. 895 Jataque abrumpes tua. Lucan Phars. 3, 242 iniecisse manum fatis vitaque repletos quod superest donasse deis. 8 ee als Titel einer 1648 in London erschienenen Schrift über den ee Hirzer, a. a. O. 83. ach Servius in Aen..4,694 stirbt Dido casu, non aut fato aut natura. Hier ee s naturalis in unserem Sinne. ORTE 1912, 63 698 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. pars naufragio, pars proelio, nonnulli semet eodem illo pugione, quo Cae- sarem violaverant, interemerunt. Denn der Schiffbruch gehört gewiß, wie jeder dem menschlichen Willen entzogene Unfall, zu den Schiekun- gen des Fatums: Ovid metamm. 11, 557 cum qua (sc. rate) pars magna virorum _ gurgite pressa gravi neque in aera reddita fato funeta suo est. Dazu stimmt das Epigramm bei Burc#erer 436. Der hier behandelte Sprachgebrauch ist in den romanischen Län- dern nicht mit dem Altertum ausgestorben. Tommaseo belegt III ı, 374° ital. morire di sua morte', Littre II 1, 652° zitiert aus Villehardouin (13. Jahrh.) aprös quant vil ce, si Pestrangla en murtre et... ‚fist dire partot quil ere morz de sa mort [e. 113 Bovcuzr]? und 650° bezeichnet er die Redensart mourir de sa belle mort (— de sa. mort naturelle”) als familiär. Geradeso überträgt Dr-Vır in Foreruumıs Lexikon das lat. sua morte mori durch ital. morire di sua buona morte. Der alte Spruch bella res est mori sua morte erlebt in dieser mödernen Umdeutung eine Art von Auferstehung. Auch Kambyses ist uvämarsiyus, sua morte gestorben, und zwar nach Herodots Erzählung en roicı &n Cvpinı Arsatanoıcı. Was das be- deuten soll, glauben wir Jetzt zu wissen. Denn das Gewicht der hier vereinigten Zeugnisse ist groß genug, um jeden Zweifel zu erdrücken. Aber dank einer sehr willkommenen Mitteilung Hrn. v. Le Cogs kann ich der Beweiskette gerade im letzten Augenblick noch das fehlende Schlußglied einfügen, einen modernen Beleg aus iranischem Sprach- gebiet, dem für die Beurteilung des altiranischen Wortes natür lich besondere Beweiskraft zukommt. Bei Daues, Popular Poetry of the Baloches (London 1907) 1,6 (10)—= 2,6 „(11 „„) findet sich folgende E Stelle: ‘My Lord’, she answered, ‘my cattle have been taken by a natural : death, a pestilence has seized my young camels’. und dazu die Anmerkung: (natural death) wadh-mirt, lit. "self-death’. * Ich schreibe einen von per la Signoria, eglino il cuocono e mangian halte man das Zitat aus Ivekovıs und Broz [o ’ Lurci posijeku, njegov sin postane na njegovo mjesio. * Plutarch Luc. 42, 8 von Vettius, der in der Haft gestorben oder ermordet ‘ war, ACTOMENOY MEN AYTOMÄTuC TEBNÄNAI, CHMEI, ganz en verstanden von Münzer Hermes 47, 178), Vgl. Vell. Pat. 2,4 5». beachte auch hier die Beibehaltung des Possessivpronomens! Sara u a TE Nu = ihm zitierten Satz aus: quando alcuno uomo & mod ano, ma non se morisse di sua morte. Dam ben S. 690]: ne samo kad takovi obor-knee HMElA A’ÄFXÖNHC Kal maHrön Exonroc (nicht # W. Scuusze: Der Tod des Kambyses. 699 Die weithin verbreitete und nirgends verblaßte Formel schließt Mord und Selbstmord unbedingt aus, nicht aber nach antiker Auffassung die verhängnisvolle, doch unbeabsichtigte Selbstverwundung, die ge- rade in Herodots Darstellung sehr wirksam als überraschende Erfüllung eines Orakelspruches auftritt: Kambyses selbst, der gemäß der nächst- liegenden Deutung bisher gehofft hatte, in seiner eigenen Residenz, en Tolcı MHaıkoicı Arsatänoıcı, TEREYTÄCEIN rHPAIdc, also als Jarämrtyuh, muß nun als erster erkennen und bekennen, daß sein Schicksal sich anders und früher, als er erwartet hatte, erfüllen soll: entaveA, in der Fremde, in dem syrischen Agbatana, Kamsycea TON Kyroy &cri nenpw- Menon Tereytän. Auch so ist er, recht verstanden, ein un@marsiyus ge- worden, nd »Ycewc zwar, aber nicht rd Mmolrac vom Tode erreicht. Herodots Bericht, so ungeschichtlich er in der Ausmalung auch sein mag, bringt den Gehalt des altpersischen Wortes in voller Reinheit zur Anschauung; unmittelbar fassen kann man ihn, wie begreiflich, nur durch eine antike Umschreibung: kaTA moipan Arı&eanen oder fato suo obüt'. Die aus verändertem Empfinden geborenen Mißverständnisse des 19. Jahrhunderts konnte König Dareios nieht voraussehen. Für seine Perser durfte er glauben deutlich genug gesprochen zu haben. Viel- leicht muß man ihm zutrauen, daß er durch die Wahl eines bezeich- nenden Wortes, das über das Unentbehrliche, die einfache Konstatie- rung des Todes, hinausgreifend den Kreis der Möglichkeiten einengt, müßigem Gerede oder tendenziöser Legendenbildung hat wehren wollen. Gern wüßte man, wie der Redaktor der babylonischen Version die per- sischen Worte verstanden hat. Was er gibt, ist eine buchstäbliche Übersetzung, für deren Form die Wörterbücher keine weiteren Paral- lelen aus originalen Texten beibringen. Der Selbstmord Ursas, des Königs von Urartu, von dem die Sargoninschriften melden, wird mit ganz anderen Worten dargestellt: ‘Mit eigener Hand, mit dem eisernen Dolch seines Gürtels endete er sein Leben’... na-pi$-ta-3u u-kat-ti Prunkinschr. 77 [Prıser, Keilinschriftliehe Bibliothek 2 (1890), 62 s.], ähnlich Zylinderinschr. 27 [ebenda 42 s.]’. Daneben begegnen Aus- drücke, die an früher nachgewiesene griechische oder lateinische Wen- dungen erinnern. H. Winckt£r, Die Tontafeln von Tell-el-Amarna 21,55 [a. a. 0. 5 (1896), 54s.] = Knupzzos, Die El-Amarna-Tafeln 29, 55 p- 2508.: ‘Als Nimmuria (Amenophis II.) zu seinem Geschick ge- gangen, d.h. gestorben, war’... ana Si-iim-U-i-Su ki-i ü-li-ku?. Vgl. ! Tac. ann. 6, ro fato obüt lautet ital. mori di sua morte Tommaseo, a. a. 0. 2 Derrrzsch, Handwörterbuch (1896), 599- 3 Derselbe Ausdruck, a-na &i-im-tim it-ta-la-ak oder ähnlich, begegnet mehrfach auch im Kodex Hammurapi, woran mich Hr. Barr# erinnert hat. Stmäte übersetzt mir Hr. Derrrzscn, dem ich ebenfalls für freundliche Belehrung zu danken habe, als ‘Schicksal, göttliche Bestimmung’. Das liegt also von fatum nicht weit ab. > 63* 700 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. Muss-Arnort, Handwörterbuch (1905), 862. 1065 is-ba-tu u-ru-uh $i-im- ti "sie nahmen den Weg der Bestimmung’ mit Sargon, Prunkinschr. 118 [PEıser, a. a. 0. 685.] il-U-ka u-ru-uh mu-u-t ‘er ging den Weg des Todes’ (Muss-ArnorLr 619). van GELDEREN, Beiträge zur Assyriologie 4, 5098. ina mu-t Sim-t la-mu-ut ‘so möge ich den Tod der Bestim- mung sterben’ (Muss-Arnorr 1065). Salmanassar II., Obeliskinschr. 152 [H. Wisckter, Keilinschriftliche Bibliothek ı (1889), 146 s.]: “Die Furcht vor der Herrlichkeit Asurs, meines Herrn, warf Surri nieder, und er ging in den Tod seiner Bestimmung’... mu-ut 3imti-3u Ü-lik, d.h. nach Wiscker und Muss-ArsoLr 1065 ‘er starb eines natürlichen Todes’, Sanherib, Prismainschr. eol. 5,2 [Brzoın, Keilinschriftliche Bibliothek 2,1048.]: ‘Sodann erlebte auf‘ das Geheiß Asurs, meines Herrn, Ku- durnaehundi, der König von Elam, keine drei Monate mehr, sondern starb an dem Tage nicht-seiner-Bestimmung plötzlich’... ina U-um la $i-im-Ü-3u ur-ru-hi$ im-tu-ut?. Ich begnüge mich hier, wo ich ein Recht zu urteilen nicht für mich in Anspruch nehmen darf, die Parallelen der Reihe nach herzuschreiben: in fatum concedere oder eic TO xpeun daeyeın, morte fatali fungi, ante diem mori. Vielleicht finden auch die Kenner des Assyrischen den Zusammenklang der Formeln bedeutsam genug, um ihn bei der Interpretation ihrer Denkmäler in aller gebotenen Behutsamkeit wenigstens zu Analogieschlüssen zu be nutzen. An eine Entlehnung braucht man deshalb noch lange nicht zu glauben‘. Wohl aber wird man zuguterletzt zu erwägen haben, ob sich nicht in dem Ausdruck sua morte mori, dem wir in so vielen Sprachen, meistens in syntaktisch gleichförmiger Prägung, begegnet sind, ein Erb- stück aus indogermanischer Urzeit erhalten hat. In der Terminologie ‘ Nach Derrrzsch 395 ‘er gab sich selbst den Tod (eigtl. er ging in den Tod Bestimmung)’ seiner, nicht der Götter, 2 ng)”. a ca 654 verglichen mit der 655 angeführten Wendung a-di Z-mi Simäti-3u bis zum Tage seiner Bestimmung’. dank en merkwürdige arabische Redeweise, deren Kenntnis ich Hrn. Barra Ver- anke, mag hier in der Anmerkung Platz finden (ich zitiere seine eigenen Worte): mäta hatfı ’anfıhi Gedichten der Hamäsa 52,1 ein Held mäö mäta minnä sajjidun hatfa ”’anfihi "von uns era Er Pe EN Er N 3 W. Scuurze: Der Tod des Kambyses. 701 des Todes und des Grabes treffen wir auch sonst auf Uraltes und Ge- meinsames in Anschauung und Ausdruck. Die Gegenüberstellung der mortales und der immortales (ai. märta- und amrta-, märtya- und dmartya-, av. masa- und ama$a-, gr. sroröc und ÄMBPOTOC, ENHTöc und ÄeAnaToc) ist so alt wie der Gegensatz zwischen den £rmxeönioı Änerwnoı und den oYPrAnıoı eeol, der sich in der Wahl des Namens deivos "Himmlischer’ für "Gott’ unverkennbar ausprägt: lat. deus: homo (zu humus), an. tivar : gumar, lit. döwas : zmu (von 2eme Erde’) bilden ein unlöslich verbundenes Paar. RV. 7,46, ksdmyasya jJanmanah ... divyasya. "In Schlaf versenken’ sagt man, den Begriff des Todes -euphemistisch umschreibend, sowohl im Rgveda (sv@pdäyati) wie im Altnordischen (s#fa)'. Das ähnlich gebrauchte ai. samdyati er- hält durch die gr. Bezeichnung der Toten als kamöntec, KEKMHKÖTEC erst den rechten geschichtlichen Hintergrund. Die Auffassung, daß die Bestattung ein re&rac eAnöntwn ist, verkörpert sich in dem lat. Verbum sepelire, das Laut für Laut dem ai. saparydti ‘verehrt’ ent- spricht. Den lebendigen Sinn des uralten Wortes fühlt noch der römische Dichter, wenn er sepulti und mortis honore carentes rasch hinter- einander gebraucht, Aen. 6, 326. 334°. Für den Toten hat man einen Ausdruck, noch nicht für den Leiehnam: hom. nerve (TTAtroxaoc, nicht TTatpöxaov, wie Herodot ı, 140 Änardc Tlercew d neryc) = av. nasus (nasäum spanam und s@nd), vgl. got. naus und asl. navd. Der Tod wird als gefräßiges Ungeheuer vorgestellt: Kerseroc ömHcrAc Hesiod Th. 311, prorsus esuriens Apuleius metamm. 1,15 verglichen mit Jataka 3,46. mahäjanarn maranamukhä moceturn "viel Volks aus dem Rachen des Todes erlösen””. Nach dem Tode löst sich der Mensch in seine Elemente auf und kehrt zu den Urstoffen des Alls zurück: Rgv. 10, ı6, süryam cäksur gacchatu vätam @tmä dydäm ca gaccha prihivim ca dhirmana “in die Sonne soll das Auge gehen, die Seele in den Wind, geh in den Himmel und geh zur Erde, je nach der Bestimmung’‘. E. Horrnans, Syll. epigr. gr. 115 raia Kereeı c@Mma, TINOhN Ag alehp Enasen TrAnın (vgl. 34. 85. 92)’. Die Begriffe “Zeit, Lebensdauer, Leben’ liegen in dem- ‘ UHLENBEcK, Etymologisches Wörterbuch der si Sprache 357. Lucrez 3; 904 leto sopitus 2 Kuans Zeitschrift 4 (1907), 335. CE. 588, 7 RL sepuleri. Val. Max. 6, 3: supremus humanae is honos “die letzte Ehre’. En 10, 493 hebt Vergil auch die andere Seite hervor, Beer dem honos Kan das solamen humandi (vgl. 6, 325 Wope inhumataque turba). 3 Dirrerica, Nekyia4g. E. Currıvs, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1887, 156. * ‘der einzelnen körperlichen Elemente’ fügt GerLpner erläuternd hinzu in Berraorers Religionsgeschichtlichem Lesebuch 137. OLpensere, Religion des Veda 530. Jusrı, Preußische Jahrbücher 88 (1897), 241: uDE, Psyche 546ss. Dierericz, Nekyia 106; Mutter Erde 42. Euripides fe. 75, 5 N. ur rAn ®epontec rAn. Mit E. Horraann 92 vgl. Ovid trist. , 340 702 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 18. Juli 1912. — Mitth. v. 27. Juni. selben Worte ungeschieden beieinander: ai. dyuh, gr. klon, lat. aevum aetas usw. Vielleicht gab es auch schon früh eine konventionelle Be- fristung der menschlichen Lebensdauer. | Die Hellenen wußten für sich und ihre Kinder die Götter um Besseres und Wertvolleres zu bitten als um langes Leben. Für sie war der Satz mEetpon To? BioyY TO KAnON, 0% TO TO? xPpönovy MAkoc kein leeres : Wort!. Schon die Wahl ihrer Eigennamen beweist es: die Marp&- sıoı und TToayxpönıoı gehören ganz späten Epochen an und sind keine Hellenen mehr. Im höheren Sinne wahr ist trotz ihres anekdotischen Charakters die bekannte Erzählung, die dem Xenophon beim Tode seines Sohnes die Worte in den Mund legt: O®eoic AvzAmun oYK Äak- NATON OYA& TIOAYXPÖNION TENECBAI MOI TON YIÖN, ÄTABON A& KAl @IAÖTTATPIN” Das Gebet da multos, Iuppiter, annos Iuvenal ı0, 188, der Wunsch | EPPÜCEAI YMÄC KA EYTYXEIN TIOAADIC ETEcin re CIL. II 781 = s. 125095 i (LArvSev 1, 3), die Akklamation moanoic £recı?, die dank byzantinischer 2 Vermittlung im russ. ispoldt’ teb2! ‘Heil dir!” (d.i. eic ronnA Ern) fort 4 : . lebt, sind Merkmale sinkender Zeiten. Ganz anders der Inder schon in der frühesten Epoche des Veda: ein jardmrtyuh zu werden, 100 Herbste oder 100 Winter, $atam Sarddah, $atdm himäh zu leben, ist der immer wieder kehrende Wunsch seiner Gebete‘. Und in den Jatakas steht der Vers [4, 396 sH 3 > * hi _ - . ._ . ir das’ ev’ imä vassadasä maccänam idha ‚Jıvitam i ‘zehnmal zehn Jahre währt das Leben der Menschen hier'”. Ein C. Julius Felix war mit 82 Jahren gestorben; der ihm von der Gattin gewidmete Nachruf lautet, CE. 1328: . | | non digne, Felix, eitto vitam caruisti, miselle: vivere debueras, annis fere e(entu) licebat. Spiritus hie per te patrias exisset in auras, = et einis in tumulo positus iacuisset avito Er tactaque nascenti corpus haberet humus. e. Durch den letzten Vers erhält trist. I, 2595. . est aliquid, fatove suo ferrove cadentem in solida moriens ponere corpus humo erst _ rechte Deutung. Sımrer, Geburt, Hochzeit und Tod (1gır), 1 58 ah enge Apollon. 17. ı1ı D (vgl. A oYx 5 maKPöTAToc Bloc ÄPICTOC m wen eneca epist. 77, 20 quomodo fabula, sic vita non quam diu, sed qua = 1 sıt, refert. 93,4 actu vitam metiamur, non tempore). Plutarch 1. 1. 33. 119A. 3 iv Graeca Latina gr Universitätsschrift ag 14. Vgl. auch ige a 3 dizerit Arpagi tibi_terram N: 2073 multis annis vivat, i ee Leben 372. vet PW. 3, 550.8. v. dadami. W. Scuurze: Der Tod des Kambyses. 703 Gewiß rechnete auch sie mit der runden Zahl als Höchstmaß des menschlichen Lebens', wie denn Varro 1.1. 6, ır und Servius in Aen. 6, 325 in der Tat lehren: centum anni sunt legitimi vitae humanae*. Diesen Ansatz hat schon Plato Rep. 10.615A, und Norpen, Aeneis Buch VI, ıı" hält ihn für eine von den Pythagoreern überkommene Zahlenbestimmung. Daß er noch viel älter sein kann, machen am Ende die indischen Parallelen wahrscheinlich. Die 10 (Mond-)Monate der Schwangerschaft’ hat der Indogermane früh der Natur nachge- rechnet, die ı00 Jahre aber des menschlichen Lebens seinen eigenen Wünschen — der mortalis animi spes avida, quae subinde, quid rerum natura sit, obliviscitur Seneca ad Polyb. 10,5 — entnommen, die noch gleich weit entfernt waren von der Weisheit des go. Psalms wie von der Höhe einer geläuterten Lebensauffassung, zu der er dann als Hellene gelangt ist. ! Seneca epist. 77, 20 Sattia inscribi monumento suo tussit annis se nonaginta novem vixisse. Vgl. auch 93, 35. — Frau v. Stein an Knebel 2. Aug. 1802: “Eigent- lich sollte so ein schöner, gesunder Körper hundert Jahre alt werden, und schon so bald spricht man ihr das Leben ab!” (von Korona Schröter, die gleich darauf, 51 jährig, starb). 2 Seneca epist. 9T, 14 ointerimnie annus, aetas ne homini quidem extrema. Von den eig Ceylons berichtet Plinius n. h. 6, 91 vitam hominum centum annis modicam. V. 5, 78;s- (Lupwıs, Kommentar 2, 405). Jätaka 3, 165... Gellius 3, 16. es eyn. 1,494. CE. ı514 mit Buecnerers Note. Mehr bei Kuxura Römische Säkularpoesie (1911), 67, wo freilich die wahre Bedeutung der Zahl verkannt wird. Ausgegeben am 25. Juli. weise oder auch in weiterer zunne in Aus $ 27. deutscher Sprache öff ein oder Das en. — in as akademischen Sitzung werden. Sollte eine dem Be Veröffent- am Donnerstag zur Aufnahme in die men zu- lichung dem redigirenden Secretar vor der Ausgabe in gelassenen Mieiung, we Bergen am nä Donnerstag den akademischen Schriften zur Kenntniss arg so gedruckt e oll, muss der u pe in der hat er die Mittheilung aus diesen zu entfern Sitzung eng re bis Freitag 10 Uhr Morgens Wenn der Verfasser einer Se ssen- dem redigirenden Secretar oder der Reichsdruckerei drue schaftlichen Mittheilung dieselbe anderweitig früher zu fertig zugestellt werden. Später eingereichte Manuscripte veröffentlichen beabsichtigt, als ihm diess nach den gel- werden, mit dem Präsentationsvermerk des ee tenden Fe. zusteht, so bedarf er dazu der Ein- Secretars oder des Archivars versehen, für ein späte willigung der mt-Akademie. Stück reg. egt. he anderweitig zu veröffentlichen ist Dasselbe kann von vorn herein mit eg Be den Verfassern unbeschränkt gestattet. schehen, et Satz aus irgend welchen Grü ag ee erwarten lässt, ode er weiche den Aus $ 21. ee : u Fels 5 in$$ 3 enthaltenen Ba munge ht Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken Di R = PERLE det TREE Mm in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. erw en Be Abend die Correeturen an die wohnenden oder an- Aus $ 22. re Verfasser, oder an = "Mitglieder, welche die Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die Mittheilung vorgelegt haben, mit der Angabe, dass sie in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mitthei- dieselben am Dienstag Abend wieder abholen lassen werde, lungen und über die zur eeerseyegge geeigneten ge- Adern jedoch die mit der Correetur betraute Person shäflichen Angelegenheit Revision zu lesen, so muss sie die Correetur bereits r den Titeln der een Mittheilungen ee früh an die Druckerei zurückliefern. Wird die fol = a ersicht kurze Inhaltsangaben derselben, Correetur länger als bis Dienstag Abend von der damit be- welche die Ve De einreichen, und für welche sie ver- trauten Person behalten, so hat diese es zu verantworten, antwortlich sind. Diese Inhaltsangaben sollen sich wenn die Mittheilung in einem spätern Stück. erscheint. der Regel auf 5—6 er. beschränken, keinesfalls Nach auswärts werden Correeturen nur auf Verlangen 10 Zeilen überschreite versandt; die Verfasser verzichten damit auf rn Die nicht in den Schriften der Akademie erscheinenden ihrer Mittheilung nach acht Tagen. Fremden Verfassern, Mittheilungen erden mit vorgesetztem Stern bezeichnet, deren Correeturen erst noch dem vorlegenden Mitgliede bei den für die Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.)« zur Revision unterbreitet werden müssen, kann das Er- zugefügt. scheinen am nächsten Ausgabetage überhaupt nicht zuge- Wissenschaftliche Mittheilungen fremder Verfasser sichert werden werden in - Bericht über diejenige Sitzung aufgeführt, Aus $ 37. in welcher deren Aufnahme in die akademischen Sehriften Die Akademie behält sich das Recht vor, von einer ver- endgültig en wird. griffenen Abhandlung eine zweite Auflage zu veranstalten, Abhandlungen der Akademie. ger Ai 1910: Physik insibemaiischb Cimss u. 2a nn an en een. MS Pierre ee 3 Abhandlungen. Jahrg. 1 Physikalisch a ner en ne Philonophisch-histnische Cum : , ı «nen ser een Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1909, 1910, 1911 und 1912. Mxver: Gedächtnissrede auf Eber hard Schrader En Koree LE vox WıLamo -Moeızexporrr: Nordionische Steine ee S W.: Gedächtnissrede auf ee ee Ruszss: eng auf Friedrich Kohlrausch ein nr achen | Lasporr +: Über die Erhaltun BE der Masse bei chemischen Umsetzungen“ ers en Be | KrkuLE von ONITZ: tegen nköpfe . \ Re Dirrery: Der Aufbau ‚der Seschichiichen Welt in den Geisteswissenschaften. Erste Hälfte . -. > 5— | vax’r Horr: Gedächtnissrede auf Hans Heinrich Landolt u ee üLLer: Uiguriea ee Exeıer und K. Knaus: Über, den anatomischen Bau der baumartigen Cyperacee Schoenodendron Bücheri Exsı. aus Kam ; . » 2— Fischer: Beanreis auf a u Henricas van’ "Hoff. en Scuurze, W.: Gedächtnissrede auf Heinrich Zimm i Bee Ermax: Hymnen an das Diadem der Sera en, een ar Morr: Glie ; a | ee = ne iche u 5 des Onlan ’schen Commentars zum Prorrhetienm des . Hippokrat ee ZIMMER arg welchem Wege kamen die Goidelen vom Continent eh P. Rörsıs: Zellanordnungen und Faserzüge im Vorderhirn von Siren lacertina M. Neinıse: Über die Kerne des Diencephalon bei einigen Säugethieren . . - ; K. AsanscHantasz: Über die Kerne des menschlichen Kleinhirns . . -. - . ’ ‚ Junker: Der re der Hathor-Tefnut aus au Ben : F. Freiherr Hırıer vos GAERTRINgGEN un x: Arkadische "Forschungen . Ta. Wıesanp: u vorläufiger Bericht u Es von mogeeN Königlichen Museen unternommenen Ausgrabungen in Samos L. Licnressteis: Beweis des Satzes, dass jedes hinreichend kleine, im wesentlichen s tetig ge- krümmte, singularitätenfreie Fi lächenstück auf einen Theil einer Ebene BORD u in .n kleinsten asian ähnlich abgelide len kann A.vox Le Cog: Türkische Manichaica aus Chots x M.vax nn une ausinischen schriften en ER M. Linzsasskı: Phönieische und aramäische Kru ruganfschiien aus _Elephantine C. Frask: Zur Entzifferung der altelamischen Inschriften ” Sitzungsberichte der Akademie. Preis des Jahrgangs Sonderabdrucke. II. ae 1911. Erna: Orerege aus der ee are (hierzu Taf. und C. Rexz: Kreid VD. i F. Frec eu m Kiona- und Öta, gebiet ‚Mirtelgriechenland) , Mieten: "über die Messung SER: Fäfte | im ee a; C. Brockermans: zu den Insc riften des Königs Kalumu a 5 Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912. HUR: über einen Satz von Ü. Carırakopory Ei } eig en ee Sarzcs von ÜARATHEODORY aus einer ‚Formel von \ Knoneoxen oSER: Festr vox Wiramowirz-MoeLLenno : Mimnermos und Pro op rz . | Russer: a Ee Betheiligung "endocellularer rg am ‚Energieverbrauch der Zelle Nersst odynamik u. Bag eifische Ede A. Bin die Molekularw. tz bei wre Year Vorgängen in en u. . ; ; i tgruppe im ultravioletien Licht er das Sinnesorgan des Labellums der Pterostylis-Blüt Rusess Ser G. Hertz: über den u Een rs auf die Absorption langwelliger Wärner Heıimans: über den Charakter der Bu Hernert: die Erfahrungsgrundlagen eg Eile der Erdkruste W. m über die Rät hsel des Codex. Cm re zu Ur en = Menand nie (ierzu Tat. T und in. in mittelirisches Gedicht auf Brendan d : F nonexıus: über Weizen See nicht negativen Ele ‚den Meeriahrer . RDMANNSDÖRFFER Mischeeste J. Marguarr: Gawain' s Sina ea ei er Sedimenten. rregen in Norddeutse hland . vom SUR Gleichgewichtszustande der Massen igure « SCHULZE! n = m Lippen- Ws Wangenschleiuhaut der "Säugethiere. L Bu- minantia (hierzu Ta a von Wiranowrrz-Moertesvo Non .. Verän: a der lloplasmaki urch chemische Eingriffe Wem: das Problem des Stils in der bildenden Kunst ; von Kallim achos schen Beschaffenheit der Samenfäden durch gen Sonderabdrucke. II Halbjahr 1912. Frosesivs: über IDSBERG’schen Be n Str weis des Warıxg’ S ee, Byack: Fruit uerkin Berechnung des Se 'W. Scuvrze: der Tod des Kambyses . ee Teamean ee a ee a TIEREN | ” ee Ps a: wet ur = 2 ” ”%# x ” a Be; “ ” ERTREWLHENE 1912. XXXVIL SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. eng am 25. Juli. (S. 705) AaxcA: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? (S.707) Be Faust und Moses. Dritter Theil. (S. 736) K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. IL (8.7% Adresse zur Feier des 250jährigen Bestehens der Royal Society of London. (S. 804) Lüness: Epigraphische Beiträge. I. I. (Mittheilung aus der Sitzung der phil.-hist. Classe vom 18. Juli.) 806) Jacost: Über die Echtheit des Kautiliya. (Mittheilung aus der Sitzung der phil.-hist. Classe vom 18. Juli.) (S.832 J. Binez: La tradition manuscrite du Lexique de Suidas. (Mittheilung aus der Sitzung der phil.- hist. Classe vom 18. Juli.) (S. 850) H. Porz: Mischlingsstudien. VI. (Mittheilung aus der Sitzung der phys.-math. Classe vom 18. Juli.) (S. 864) H. Drasenoorrr: Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. (Mittheilung aus der Gesammtsitzung vom 11. Juli.) (S. 884) MIT TAFEL VI us» VIL BERLIN 1912. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Aus dem Reglement für die Redaction der akademischen Druckschriften. s$1 e Akademie er: genie : 4l,1 der Statuten zwei fordanfende Veröffen heraus: » Sitzungsberichte der gr lich ee Kchie der Wissenschaften « und » Abhandlungen der Königlich Preussischen Akademie der ee Aus $ 2. Jede zur Aufnahme in die »Sitzungsberichte« oder die »Abhandlungen« bestimmte Mittheilung muss in einer aka- demischen Sitzung vorgelegt werden, wobei in der Regel h einzuliefern ist. Nieht- 14 “ er be F Br mitglieder haben hierzu die Vermi Fache angehörenden ordentlichen ee zu benutzen. 3. rt Umfang einer aufzunehmenden Mittheilung soll in E Regel i in den Sitzungsberichten bei Mitgliedern 32, bei Nichtmitgliedern 16 Seiten in der gewöhnlichen Schrift der Sitzungsberichte, in den Abhandlungen 12 Druckbogen von je 8 Seiten in der gewöhnlichen Schrift der Abhand- lungen nicht übersteigen. Überschreitung dieser Grenzen ist nur mit Zustimmung der PER t-Akademie oder der betreffenden Classe statt- haft, und Sr bei Vorlage der Mittheilung ausdrücklich zu bean Lässt der U von sachkundiger Seite auf seinen muthmasslichen Bade im Druck abschätzen zu lassen Sollen einer Bomann Abbildungen | im Age oder auf besondere beigegeben we ‚die Vorlagen dafür een ae ö Jriginal- aufnahmen u.s. w,) gleichzeitig mit Manuscript, jedoch same einzureie age en Vorlagen haben in der Regel die Verfasser zu tragen. Sind diese .. aber a einen erheblichen Betrag zu veranschlage kade emie dazu eine Be RT Ein u ae richteter Antrag ist vor der Herstellung der be- Gelkenden Vorlagen mit Fe schriftlichen ageeenne an den vorsitzenden Serretariat m nansı eines Sachverständigen beizufügen. Überschreitet dieser Ansch lag für die er- forderliche Auflage bei - Sitzungsberiehten 150 Mark, = ep Abhandlungen 300 Mark, so ist Vorberathung h das Secretariat geboten. us $ 5. Nach der Vorlegung u d Einreichung des vo n ckfertigen ee an > een Nom Seeretar oder an den Archiva wird über Aufnahme der ee in die Kerr m; und zwar, wenn eines der anwesenden Mit- glieder es verl dee a mt. Mittheilungen von ag welehe nicht Mitglieder der Akademie sind, sollen der Regel i es e dazu age en der » handlungen«, so ar dureh di A ee (Fortsetzung auf 8.3 des Umschlags.) e. . Anweisungen für die An und die Wahl der Schriften enthalten. Mitgliede vor Einreichung des Manuscripts vorzun h zu vergewissern, dass der Ve und leichten ern hinausgehen. Umfängliehe 1 Sec er Einsendung an die Druckerei, a die ee ur, zur er der entstehenden Mehr- kosten verpflichtet. Aus $ 8. Von allen in die Sitzungsberich a wissenschaftlichen Adressen oder Berichten werden für die wissenschaftliehen Mittheilungen, wenn deren Umfang im Mittheilnngen, Reden, ruck 4 Seiten übersteigt, auch fürden Buchhandel Sonder abdrucke hergestellt, die alsbald nach Erscheinen des be keifemien Stücks ‚der Bitzungsberichte ausgegeben went Fer, i für den Buchhandel hergestellt, indess nur dann, oa Verfasser sieh ausdrücklich damit einverstanden erklären $ hie den Sonderabdrneken aus den Sitzungsberichten hält ein Verfasser, wele zu enemgelicher Vertheilung ohne weiteres em ist indess berechtigt, zu gleichem Zwecke auf anal dar Akademie weitere Exemplare bis zur Zahl von noch 100 gezeigt hat; wünscht er auf seine treffenden Cla — Nichtmitglieder erhalten 5 = exemplare und dürfen nach rg Anzeige bei ee a weitere 200 Exemplare auf ie aus den Abhandlungen ® en welcher Mitglied “ eg; Mi. weiteres zu Feen Vertheilung ohne Abdrucke zur Vertheilung zu erhalten, so be der Genehmigung der Gesammt-Akademie trefl ; htm Kosten abziehen lassen. be- Eine für die in Bebrifte® ee stimmte wissensehaftliehe Mittheil in keinem Falle vor ihrer Ausgabe a" Stelle anderweitig, sei es auch nur au Satzes Bei Einsendungen ae sind diese Anweisungen von dem vorlegenden te oder Abhandlungen Verfasser, von und auf seine Kosten noch weitere ba Kosten noch mehr ne ä _ 705 SITZUNGSBERICHTE 192. AXXVIN. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 25. Juli. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Rorrne. 1. Hr. Branca sprach über die Frage: »Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? Mit kurzer Anwendung auf das vulcanische Ries bei Nördlingen.« Die Frage wird bejaht, mit einer einzigen Ausnahme. Der Betrag der Auf- pressung lässt sich mathematisch genau feststellen, gleichviel ob man die Frage vom Boden der Aufsteig- oder von dem der Aufschmelzlehre aus betrachtet. 2. Hr. Burvach legte vor: Faust und Moses. Dritter Theil. Für die geniale Mystik Herder’s, die im »Faust« wirksam ist, hatte Goethe der freie interconfessionelle Pietismus vorbereitet, den ihm Susanne von Klettenberg und die Schriften des kühnen Ketzerverteidigers Gottfried Arnold nahebrachten. Die empfindsame und genialische Terminologie sowie die religiöse Symbolik des »Mahomet« und des »Faust« schöpfen aus dem von neukatholischer romanischer Mystik befruchteten Pietismus, wobei die kirchliche Frömmigkeit sich in ästhetisch- humane Andacht umsetzt. Die Rolle, die in dieser verschlungenen Tradition die Moses- gestalt als mystischer Typus des Gott suchenden Menschen spielt, wird dargelegt. 3. Hr. K. Meyer legt das erste Heft einer Reihe Abhandlungen zur »Keltischen Wortkunde« vor. Es werden eine Anzahl irischer Wörter auf Form, Bedeutung oder Herkunft untersucht, u. A. ailt »Held« aus ags. häleb, niab »Lebenskraft« = kymr. rwyf, acrad aus *ad-grad, uirge »Hode« (nicht aus lat. virga), menmarc aus menm-Serc, das Suffix -gnad — kymr. -nod aus *-gnäton u.s. w. Die mit celt »Mantel«, faıl » Wolf«, -dbe — gall. -bios »Schläger, Töter« gebildeten Personennamen werden zusammengestellt. Dvandva- composita im Irischen werden nachgewiesen. 4. Die Akademie hat der Royal Society zu London zur Feier ihres 250jährigen Bestehens eine Adresse gewidmet, welche unten im Wortlaut abgedruckt ist. 5. Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Bd. 23 der von der Akademie herausgegebenen Deutschen Texte des Mittelalters, ent- haltend Konrads von Megenberg Deutsche Sphaera hrsg. von O. Marruarı (Berlin 1912), von den Monumenta Germaniae historiea Tom. 7, Pars ı Sitzungsberiehte 1912. ” 706 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. der Abtheilung Epistolae (Berolini 1912) und das mit Unterstätil der Akademie bearbeitete Werk J. Waurnuer, Das Gesetz der Wüsten- bildung in Gegenwart und Vorzeit. 2. Aufl. (Leipzig 1912). Endlich legte Hr. Burnacn im Auftrage des mit der silbernen Lrisnız-Medaille ausgezeichneten Hrn. Prof. Ros. Davınsonn zu Florenz vor dessen »Geschichte von Florenz« Bd. I—IU (Berlin 1896 — 1912) sowie seine »Forschungen zur Geschichte von Florenz« Teil 1—4 (Berlin 1896— 1908). Seine Majestät der Kaiser und König haben durch Allerhöchsten Erlass vom 9. Juli die Wahl des Direetors der vor- und frühgeschieht- lichen Abtheilung des Museums für Völkerkunde zu Berlin Professors Dr. Karı Scnuchnarnr zum ordentlichen Mitglied der philosophisch- historischen Classe der Akademie zu bestätigen geruht. Die Akademie hat in der Sitzung vom 11. Juli den ordentlichen Professor der deutschen Philologie an der Universität Göttingen Ge heimen Regierungsrat Dr. EpwArn SchrönEer zum correspondirenden Mitglied ihrer philosophisch-historischen Ülasse gewählt. stonhan Das correspondirende Mitglied der physikalisch-matl Classe Herr Pomcar£ in Paris ist am 17. Juli verstorben. = ee a SE = ARMEE SEE rn 1 le ET ee Se Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 107 Müssen Intrusionen notwendig mit Aufpressung verbunden sein? Mit kurzer Anwendung auf das vulkanische Ries bei Nördlingen. Von W. Branca. IR höherem Maße als recht viele andere geologische Fragen ist die in der Überschrift gestellte einer ganz genauen Beantwortung fähig; denn wie im folgenden gezeigt werden soll, lautet die Antwort nicht nur bejahend, sondern es läßt sich auch ein mathematisch genauer Ausdruck für den Betrag der mit einer Intrusion notwendig Hand in Hand gehenden Aufpressung angeben. Nur über die weitere, an jene erstere sich anknüpfende Frage läßt sich a priori keine ebenso genaue Antwort geben: ob und in welchem Maße in jedem Finzelfalle die Aufpressung auch bis zur Erd- oberfläche hinauf sich fortsetzen und auf dieser sichtbar werden muß. Um diese beiden Fragen beantworten zu können, ist es indessen nötig, zuvor die Beantwortung einer dritten, zu jenen beiden in engster Beziehung stehenden Frage wenigstens zu berühren: Auf welche Weise gelangt das eine Intrusion bildende Magma an Ort und Stelle, in die Höhe? Es ergeben sich hierbei zwei Möglichkeiten bzw. Hypothesen: Die eine ist die, daß der noch von der Urzeit her vorhandene Schmelzfluß, durch irgendeine, entweder in ihm selbst oder außer- halb seiner liegende Kraft getrieben, in die Höhe steigt und sich dort, an irgendeiner Stelle eine Intrusion bildend, einnistet. Es ist das die heute wohl allgemein herrschende Anschauung. Die andere Hypothese ist die, daß an irgendeiner Stelle in der festen Erdrinde Schmelzfluß aus dieser erst entsteht, indem durch irgendeine Ursache die festen Gesteine eingeschmolzen werden. Es ist dies die andere, neuerdings wieder durch E. Süsz vertretene Auf- fassung. Sie hat den unleugbar großen Vorzug, gewisse Schwierig- keiten vulkanologischer Fragen spielend zu beseitigen. Sie stößt aber anderseits auf’ die große Schwierigkeit, daß solehe durch Einschmelzung 6r 708 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. neu entstandenen Magmaherde in ihrer Zusammensetzung natürlich die Zusammensetzung des eingeschmolzenen Gesteins getreu widerspiegeln müßten. Indessen, noch nie hat man bisher eine junge Lava, oder ein älteres Eruptivgestein oder eine Intrusionsmasse gefunden, die eine solche Zusammensetzung gehabt hätten, wie sie sie haben müßten, wenn sie durch Einschmelzung entweder von Kalkstein, oder von Quarzit oder von Tonen entstanden wären. Ohne weiteres ist klar, daß der Betrag der mit einer Intrusion Hand in Hand gehenden Aufpressung ein ganz anderer sein muß, je nachdem man sich auf den Boden der einen oder der andern, der Aufsteig- oder der Aufschmelzhypothese stellt. Es werden daher zwei getrennte Beantwortungen der in der Überschrift ausgesprochenen Frage nötig werden. Bei jeder dieser beiden Beantwortungen muß indessen wiederum eine Alternative ins Auge gefaßt werden: Die entweder durch Auf- stieg oder durch Aufschmelz entstandene Intrusion kann entweder in sehr großer oder in sehr geringer Tiefe unter der Erdoberfläche zustande kommen. Das aber kann von entscheidendem Einfluß auf die Beantwortung der zweiten der obigen Fragen werden, ob die Auf- pressung in ihrem vollen Betrage, oder nur zum Teil oder gar nicht auch an der Erdoberfläche sichtbar werden muß. Auf solehe Weise muß sich die — mit geringer Ausnahme (S. 712 und 713) zu bejahende — Frage, ob Intrusionen notwendig mit Auf pressung verbunden sein müssen, zunächst in zwei Abschnitte gliedern, in welchen die Antwort vom Boden der Aufsteig- und vom Boden der Aufschmelzhypothese aus zu geben ist. Ein dritter Abschnitt zieht dann für diese Beantwortung die Tatsache heran, daß notwendig allein schon durch die von der Intrusionsmasse ausgehende Erwär- mung eine Ausdehnung, mithin ein weiteres Maß von Aufpressung des Daches erfolgen muß. Drei weitere beschäftigen sich mit den Folgen der Aufpressung® einmal Spaltenbildung, die dann fälschlich als tektonische gedeutet werden kann und die die Ursache einerseits von Gangbildung und von Eruptionen, anderseits von Kontaktexplosionen, endlich auch von Bergrutschen werden kann. Sodann Entstehung von Erdbeben, die dann irrtümlich darum als tektonische gedeutet werden können, weil sie und ihre Ursache, die Intrusionen, oft im Gebiete von Ketten gebirgen auftreten dürften. Endlich das Wiedereinsinken des Auf gepreßten infolge von Abkühlung, Kristallisieren, Abfließen des Magmas | Ein siebenter Abschnitt beschäftigt sich endlich mit der wie legung des Einwurfes, der möglicherweise gegen die in den een - . . . . i#i Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 709 drei Abschnitten erlangten Ergebnisse gemacht werden könnte: daß infolge des Druckes der auflastenden Schichten eine Aufpressung überhaupt unmöglich sein müsse. Ein achter Abschnitt gibt in einer Anzahl von Sätzen eine Nutz- anwendung der erlangten Ergebnisse auf die Verhältnisse im vulka- nischen Ries bei Nördlingen, während eine ausführlichere Darlegung dieser Nutzanwendung an anderer Stelle’ erfolgen soll. Dieses aus- führlichere Eingehen erweist sich als notwendig, weil W. Kranz” die von E. Fraas und mir gegebene theoretische Erklärung der Ries- phänomene neuerdings modifizieren will. I. Betrachtung vom Boden der Aufsteighypothese aus. Ich stelle mich zunächst auf den Standpunkt der allgemein herr- schenden Anschauung, daß der eine Intrusion oder Eruption erzeugende Schmelzfluß aus tieferem Niveau in ein höheres hinaufsteigt bzw. gepreßt wird und in letzterem dann eine Intrusionsmasse bildet. Jeder, der auf diesem Standpunkte steht, muß zugestehen, daß eine solche aufsteigende Schmelzmasse sich unmöglich wie ein wesen- loses Ding in eine andere feste Gesteinsmasse hineinbegeben kann, olıne daß aus letzterer ein Volumen verdrängt wird, welches dem Volumen des eintretenden Schmelzflusses mindestens gleich sein muß. »Mindestens«, denn falls der betreffende Hohlraum, in den der Sehmelziluß eintritt, vorher durch Gebirgsdruck, also Faltung ent- standen war, dann kann natürlich der Hohlraum, d. h. das Volumen des verdrängten Gesteins, sogar noch größer sein als das Volumen der Intrusionsmasse. Die Art und Weise, in welcher der betreffende Hohlraum ent- stand, ist indessen hier gleichgültig. Entweder es ist, wie schon gesagt, durch Gebirgsdruck vorher ein Raum für die Intrusionsmasse geschaffen worden, indem die Gesteine aufgeblättert und auseinander- gebogen wurden — und dann konnten sie sich natürlich nur nach obenhin aufbiegen, d.h. es muß das Überliegende in die Höhe gedrängt werden. Oder die Intrusionsmasse bzw. die Kraft, welche den Schmelz- {luß in die Höhe und in die Schichten hineinpreßt, schafft sich selbst erst den Hohlraum: und dann muß ebenso das Überliegende in die Höhe gedrängt werden. ı Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 1913. 2 W. Kranz, Das Nördlinger Riesproblem II, Jahresbericht des Oberrhein. Geo- log. Vereins, N. F., r, S. 54—65- 710 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Ist mithin das Volumen der nach obenhin verdrängten Gesteins- masse, an deren Stelle sich die Intrusionsmasse setzt, = ı und das Vo- lumen desjenigen Teiles des aufsteigenden Magmas, welcher zur In- trusion Verwendung findet, = ı', so ist der Ausdruck für den Betrag des so entstandenen neuen Volumens sehr einfach dadurch gegeben, daß I+1'= 2 ist. D. h.: Nach Vollzug der Intrusion ist hier das ursprüng- liche Volumen (»mindestens« s. o.) verdoppelt worden. Die Aufpressung muß hier also (mindestens) dasselbe Vo- lumen erlangen, wie es die Intrusionsmasse besitzt; und ein größeres als diese, falls der Hohlraum vorher schon durch gebirgsbildende Kräfte erzeugt und größer war als die Intrusionsmasse, also nur zum teil von dieser erfüllt wurde. Ich formulierte daher absichtlich in der Überschrift meine Frage dahin: Müssen Intrusionen »mit Aufpressung verbunden sein?«, nicht aber » Aufpressung hervorrufen?«; denn der Fall ist ja denkbar, daß eine Intrusivmasse in einen durch gebirgsbildende Kräfte bereits vor- her gemachten Hohlraum eintritt, der natürlich nur unter Aufpressung des Daches entstehen konnte. In diesem Falle hat zwar die Intru- sivmasse nicht die Aufpressung hervorgerufen, aber sie ist doch mit ihr verbunden; denn es kann ohne Hohlraumbildung unmöglieh eine Intrusion sich vollziehen, sie muß stets mit einer solchen ver- bunden sein. Wenn nun also unter allen Umständen mit der Intrusion eine Aufpressung des Hangenden verknüpft sein muß, so ist damit aber doch nicht gesagt, daß unter allen Umständen diese Verdrängung des RENT Sa a SEE = Hangenden nach oben hin auch dazu führen muß, daß an der Erd- e oberfläche ein Berg entsteht, der genau dasselbe Volumen wie die nach oben hin verdrängte Gesteinsmasse besitzt, ja unter Umständen, daß überhaupt ein Berg entsteht. Das wird abhängig sein können E von der Tiefe unter der Erdoberfläche, in.der sich die Intrusionsmasse einnistet, und von dem Bau des Hangenden. Wenn nämlich die Intrusion in großer Tiefe stattfindet und wenn dann zugleich das hangende Gestein von loekerem Bausein,Massendefekte aufweisensollte,dann würdedasHan- gende mehr oder weniger zusammengepreßt werden können; der Betrag der Aufpressung würde sich dann im Hangenden mehr saer weniger abschwächen können, so daß es dann an der Erdoberfläche nicht notwendig zu einer Emporwölbung, einer Berg bildung mehr zu kommen brauchte. Beide Bedingungen, tiefe Lage der Intrusionsmasse und lockere Beschaffenheit des Hangenden, müssen also gleichzeitig erfüllt sein, en . + . > ug 7 Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 711 wenn dieser Fall denkbar werden soll. Ob aber eine solche lockere Beschaffenheit wirklich öfters vorkommt, das wissen wir nicht. Wir wissen nur, daß »Massendefekte« in gewissen Gebieten vorhanden sind; die Messungen der Schwere über dem Meere und den Kontinenten bzw. den hohen Gebirgen haben solche »Defekte« in letzteren und Überschuß an Schwere in ersteren zur Genüge kennen gelehrt. Wodurch aber diese Defekte hervorgerufen werden, das ist damit nicht klargelegt. Sie können durch Hohlräume bzw. lockere Be- schaffenheit infolge von Gebirgsfaltung erklärt werden, und es ist das vielleieht die gebräuchlichste Vorstellung. Aber sie können ganz ebenso erklärt werden durch die Vor- stellung, daß auf dem Boden der Ozeane Gesteinsmassen liegen, die von Natur ein höheres spezifisches Gewicht besitzen als die, welche die Gebirge und Kontinente bilden. Eine solche Vorstellung ist durchaus verständlich, sobald man sich auf den Boden der Lehre von der Isostasie stellt, die freilich bei Geologen noch vielfach nicht recht in Ansehen steht’. »Massendefekte« brauchen also durchaus nicht notwendig auf dem Vorhandensein von Hohlräumen zu beruhen. Ihr unleugbares Vorhanden- sein beweist daher keineswegs zugleich die Notwendigkeit eines Vorhandenseins aufgelockerter Schichten. Ja, der starke, in dem Kugel- gewölbe der Erdrinde stattfindende Seitendruck und der starke Druck, welchen außerdem die auflastenden Schichten auf die unteren ausüben, machen das Vorhandensein solcher aufgelockerten Schichten, in tieferen Niveaus besonders, sogar nicht gerade leicht verständlich. Während auf der einen Seite die Geologie mit der Vorstellung operiert, daß der Druck in dem Kugelgewölbe der Erdrinde überall so stark ist, daß er die festesten Gesteine zu Staub zerpressen würde, wenn der Gegendruck nicht das verhinderte, so operiert sie auf der anderen Seite mit der Vorstellung, daß unter dem Einflusse dieses Druckes Hohlräume in der Erdrinde entstehen und sich erhalten können (Massendefekte), ohne daß hier die Gesteine zu Staub zerpreßt werden. Sie schaltet hier also die Wirkung des Gegendruckes aus. Beides widerspricht sich. In den allerobersten Schichten der Erdrinde mögen solche Hohlräume sich halten können. Aber schon in den winzigen Tiefen, bis in welche wir vordringen können, lehren uns in Tunnels und Bergwerken die plötzlich auftretenden Berg- schüsse, durch welehe Menschen getötet werden, und die Notwendig- keit starken Mauer- oder Zimmerwerkes, wie stark der Druck schon ı E. Kayser dagegen wird in ig 4. Auflage seiner Allgemeinen rar der Lehre von der Isostasie sehr 'gerech 712 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. hier bestrebt ist, künstlich geschaffene Hohlräume wieder zusammen- zudrücken. Wie muß das nun erst sein in den Tiefen der Erdrinde, von denen bei unseren Betrachtungen die Rede ist, und bei den noch viel größeren, bis hinab zur Teufe von 200 km, mit welcher die Unter- suchungen über die Schwere rechnen. Hier ist es doch recht schwer verständlich, daß »Massendefekte« durch Hohlräume erklärt werden dürfen, die durch Gebirgsdruck entstanden und sich als solche, oder doch wenigstens in Form gelockerter Massen erhalten? Muß hier nicht Alles so fest zusammengepreßt sein, daß etwa ent- stehende Hohlräume in statu nascendi wieder vernichtet werden? So daß dann »Massendefekte« hier nur durch ur- sprünglich geringeres spezifisches Gewicht, also ursprünglich geringere Dichte erklärt werden dürften? Oder dürfen wir selbst in solche größeren Tiefen das Bild von Hohlräumen hinabtragen, das wir aus den winzigen Tiefen, bis in die wir hinabsteigen, gewinnen? Ich möchte es aus diesen Gründen daher dahingestellt sein lassen, ob im Hangenden einer Intrusionsmasse eine solehe Lockerung und daher eine so starke Zusammendrückung, daß bis zur Erdoberfläche hin die Aufpressung sich völlig verwischt, nicht seltener als das Gegen- teil sein dürfte. Immerhin ist der Fall natürlich denkbar; und darum bin ich darauf eingegangen. Anders liegen die Dinge bei einer flachen Lage einer Intrusionsmasse. Hier wird sich sicher die Emporwölbung viel eher bis zur Tagesfläche hin bemerkbar machen, d.h. es wird dort viel eher ein Berg entstehen können. Man meine nicht, daß hierin ein Widerspruch gegen das im vorhergehenden bezüglich der Wahrscheinlichkeit des Bestehenbleibens von Hohlräumen Gesagte liege. In tiefen Horizonten ist das Bestehen- bleiben von Hohlräumen unwahrscheinlich. Aber Schmelzfluß, der in tieferen Horizonten eine Intrusion bildet, hat bis zur Oberfläche hin eine große Schichtenmächtigkeit über sich, in der infolge dieser Mächtigkeit die Möglichkeit des Vorhandenseins von Hohlräumen nach oben hin mehr gegeben ist. Eine Intrusionsmasse dagegen, welche hoch hinauf bis in geringe Entfernung von der Erdoberfläche aufdringt, hat nur einen gering- mäch tigen Schiehtenkomplex über sich, in dem darum das Vorhanden- sein von Hohlräumen — wenngleich es an sich wohl nur in höheren Niveaus möglicher ist — doch weniger wahrscheinlich ist, weniger leicht zutreffen wird. Ei j >: 2 Sr ee ‚im vorstehenden dargelegten Notwendig- ig eine Intrusion mit Aufpressung verbunden „ . . . Bo „a8: Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 713 sein muß, ist, soviel ich zu übersehen vermag, eine Ausnahme denkbar: Falls der Schmelzfluß einmal in eine präexistierende Höhle eintreten sollte, die im Kalkgebirge durch Auslaugung von seiten des Wassers entstanden wäre — dann würde natürlich eine Intru- sionsmasse sich ergeben, bei der keinerlei Aufpressung durch Gebirgs- druck oder Magmadruck vorliegen würde. Wohl aber müßte auch hier eine durch Erwärmung des Kalk- steines erfolgende (S. 720, III.) Aufpressung sich einstellen, die indessen an Umfang natürlich weit hinter der zurücksteht, die bei der Bildung einer Höhle durch Gebirgsdruck oder durch magmatischen Druck sich einstellt. Und ebenso könnte auch hier eine Vergrößerung der Höhle und damit eine Aufpressung des Daches stattfinden, wenn der Schmelz- tluß in so großer Masse und unter so starkem Drucke in die Höhle einträte, daß der Hohlraum der Höhle nicht hinreichte, um ihn zu fassen, und daß der Hohlraum noch erweitert würde durch die Ein- pressung des Magmas. Wir kommen so zu der Möglichkeit einer Entstehung des Intrusionshohlraumes auf doppeltem Wege, zu einer Kombination von präexistierendem Hohlraum und von dureh den Schmelzfluß vergrößertem. Ganz das gleiche gilt natürlich für den Fall, daß der Druck des Magmas eine durch Gebirgsdruck entstandene Höhle vergrößern würde. Nur würde es sich in letzterem Falle um dreifache Aufpressung handeln, durch Gebirgsdruck, durch magmatischen Druck und durch Erwärmung; im ersteren dagegen (Entstehung der Höhle durch Wasser) nur um zweifache Aufpressung, durch magmatischen Druck und durch Er- wärmung. Als eine — wie ich aber glauben möchte doch nur schein- bare — Ausnahme könnte man vielleicht auch das Verhalten der gewaltigen granitischen Intrusivmasse des alten Porphyritvulkanes des Erongogebirges im Hererolande in Südafrika ansehen wollen, welcher von Croos' kürzlich untersucht worden ist. Dieser Erongo ist ein Ringgebirge von 56 km Durchmesser, das nach außen steil abfällt, nach innen aber sich allmählich einsenkt und hier eine von Bergen und Berggruppen besetzte Hochebene ein- schließt. Diese innere Hochebene hat zwischen 1400—1600 m, und der höchste Punkt des Ringes 2300 m Meereshöhe. Die Außenebene, auf die das Ringgebirge aufgesetzt ist, liegt niedriger als die Innen- ebene und dacht sich von Osten (1200 m) nach Westen (etwa IO5o m) ! Croos, a. des Erongo im Hererolande, Berlin ıgrr, Jahrbuch der Geo- logischen Landesanstal 714 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. ab. Entwässert wird das Innere durch eine schmale Durchbruchspforte nach Norden. Mir scheint das Ganze eine Ähnlichkeit mit solchen Ringgebirgen des Mondes zu haben, bei denen die ebenfalls mit Bergen besetzte Innenebene, wie beim Erongo, höher liegt als die Außenebene. Jedoch bildet der Umriß des Gebirges nur einen Halb- kreis, wodurch die Ähnlichkeit eine weniger vollkommene wird. Diese granitische Intrusivmasse liegt in dem etwa 300 m mächtigen Schichtensystem des Erongosandsteines, das aus Sandsteinen, Quarziten, Konglomeraten und Arkosen besteht, gerundete Gerölle besitzt, Kreuz- schiehtung zeigt und nach Croos wohl terrestrischer Herkunft ist. Überlagert wird dieses System von einer etwa 100 m mächtigen Decke von Melaphyr und zu oberst von Quarzporphyrit. Das höcht Bemerkenswerte liegt in mehreren Eigenschaften: Einmal darin, daß die granitische Intrusivmasse relativ sehr jung, karbonischen Alters ist; das ist indessen ohne Belang für die in dieser Arbeit behandelte Frage. Zweitens darin, daß der Erongo ein Ringgebirge ist, d.h. daß in das Innere desselben eine große, kraterähnliche Einsenkung ein- getieft ist, obgleich hier jedoch nicht etwa ein Ausbruchskrater vor- liegt; sondern die Einsenkung ist dadurch entstanden, daß alle Schichten des Erongosandsteines nebst seiner eruptiven Decke von der Peripherie aus nach dem Zentrum hin sich stark senken. Der Betrag der Sen- kung ist bedeutend; denn aus obigen Zahlenangaben Croos’ ergibt sich, daß die Innenebene 700—900 m tiefer liegt als der Ring. Ich möchte meinen, wir haben hier ein typisches Bei- spiel einer Kesselbildung infolge von teilweisem Wieder- ' abfluß des Intrusivmagmas in die Tiefe, von Abkühlung und von Kristallisation, wie ich das S. 725 besprochen habe. Dadurch hat sich die Decke über der Intrusivmasse nach dem Zen- trum zu gesenkt. Das dritte und am meisten Bemerkenswerte! ist nun aber der Umstand, daß »an keiner einzigen Stelle auch nur die geringste Druck- wirkung des Granites auf seinen Sedimentmantel wahrzunehmen « ist. »Der Granit hat sich an die Stelle des Sandsteines gesetzt, ohne diesen auch nur im mindesten zu stören.« In dieser auffallenden Eigenschaft muß die Ausnahme von der Far ke Re Daß es auch für das dortige Gebiet nur eine ’ t Uroos selbst hervor; und S. 33 besprieht er im Aa0.S. 53, 82, 58. .. . . . . oe FiE Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 715 Gegensatz dazu eine schildförmige Intrusivmasse von älterem feinkör- nigen Biotitgranit, welche »die Schieferdecke so regelmäßig gehoben und auseinandergedrängt hat, daß sie nach allen Seiten mit gleicher sanfter Neigung wegfällt«'. Die jüngere Intrusivmasse des Erongogra- nites läßt dagegen nichts Derartiges erkennen. Nicht einmal nach oben hat sie Ausläufer in Spalten hineingeschiekt; sondern nur nach den Seiten hin, so gering war der Druck, unter dem die Intrusivmasse eintrat. Croos denkt daher an eine »drucklose Durchsehmelzung oder einen Platzaustausch mit den Gesteinen der Hülle«. Daß indessen weder bei diesem jüngeren noch bei je- nem älteren Granit an eine Entstehung durch Einschmel- zung der festen Gesteine der Hülle gedacht werden darf, möchte ich aus den folgenden Gründen schließen. Der Erongo- sandstein zeigt sich im Kontakt nur geschwärzt, gehärtet, turmalini- siert; aber nirgends schildert Croos ihn als angeschmolzen, als in den Granit übergehend, als mit diesem verzahnt, als flammig mit ihm verbunden, wie das ja der Fall sein müßte, wenn der Granit infolge von Einschmelzung aus dem Sandstein entstanden wäre. Auch bei dem älteren Granit sehen wir den dortigen Schiefern gegenüber ein gleiches Verhalten. Da wo sie den Granit konkordant überlagern, wo also die Schieferung der Granitoberfläche parallel geht, ist der Schiefer im Kontakt gar nicht verändert”. Nur da, wo die Schiefer zur Oberfläche des Granites steilgestellt sind, dringt die Intrusivmasse zwischen die Schieferschichten ein, so daß diese zungen- förmig in den Granit hineinhängen und umgekehrt der Granit in sie. Auf solche Weise entsteht ein streifenweiser Wechsel zwischen Granit und Schiefer. »Bei starkem, lange wirkendem Druck (der Intrusiv- masse) muß daraus endlich ein unvollkommener, bandförmiger Wechsel von Sediment- und Eruptivgneisen entstehen. « Aus alledem scheint mir hervorzugehen, daß der alte wie der junge Granit im Hererolande unmöglich aus Einschmelzung der Schiefer wie des Erongosandsteines hervorgegangen sein können, gegen welche Annahme ja auch die chemische Verschiedenheit des Granites und des Sandsteines sprechen möchte. Wenn dem aber so ist, dann können beide Granite nur in der Weise, wie die Aufsteiglehre (S. 709) das annimmt, aufgestiegen sein. ! Dieses Eindringen der älteren granitischen Intrusivinassen »erfolgte in unmittel- barem Anschluß an die Auffaltung (der dortigen Schiefer) und wahrscheinlich in ein ‚och bewegliches und bewegtes Schieferdach«. (S. 32.) ?2 A.a.0.. 8.62. 716 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Auch die Intrusivmasse des Erongogranites muß also unter Druck gestanden haben, und sie muß entweder selbst den Erongosandstein in die Höhe gedrängt haben oder dieser muß durch gebirgsbildende Kraft in die Höhe gedrängt worden sein. Das Volumen muß sich hier mehr als verdoppelt haben, wie ich das S. 710 als Notwendig- keit dargetan habe; es muß also eine Aufwärtsbewegung des Erongo- sandsteines erfolgt sein, wenn es auch heute den Anschein hat, als sei das nicht der Fall gewesen. Mir scheint, heute liegen die Verhältnisse anders als früher. Wir sahen oben, daß offenbar infolge von teilweisem Wieder- abfluß des Granitmagmas sowie infolge von Zusammenziehung die Schichten des Erongosandsteines und seiner Melaphyrdecke von der Peripherie aus nach dem Zentrum hin sich stark gesenkt haben. Daraus folgt, daß sie früher höher gelegen haben, mindestens ebenso hoch, wie das in der Peripherie noch heute der Fall ist. In den peripheren Teilen erstarrte die Intrusivmasse schneller; im Kernteile blieb sie länger flüssig und konnte wieder abfließen; wesentlich daher die Senkung nach innen. Nun braucht aber die Oberfläche einer Intrusivmasse durchaus nicht notwendig halbkugelförmig gewählt zu sein; sie kann auch, wie Wasser, eine ebene Oberfläche anneh- men. Im ersteren Falle wird das emporgedrängte Gestein der Hülle, hier der Erongosandstein, ebenfalls eine halb- kugelähnliche! Emporwölbung erleiden und ein mantel- förmiges Fallen wird der Erfolg sein. Im letzteren Falle wird das emporgedrängte Gestein der Hülle mehr hori- zontal emporgehoben werden; es wird ein Pfropfen mit ebener Oberfläche emporgepreßt und herausgebrochen, und dann kann später der Anschein erweckt werden, als ob gar keine Emporpressung erfolgt sei. Wenn dann aus mehrfachen Ursachen (S. 724, V.) ein Wieder- einsinken des gehobenen Gebiets erfolgt, dann werden im ersteren alle die ursprünglich regelrecht mantelförmige Lagerung, im letzteren Falle die ursprünglich mehr horizontale natürlich mehr oder weniger gestört werden können. : Beispiele kuppelförmiger Auftreibung des Hangenden durch Intrusivmassen, a0 daS ringahernen mantelförmige Lagerung des Hangenden stattfindet, sind zur Ge nüge Be auch Cro0s gibt in seiner Arbeit ein solches. (Basaltv — rt kleinsten Maßstabe hat Anton Koch soeben veröffentlicht Se 5 ki: Fr von Ajnäcskö. Földtani Közlöng, SEHKIV: Band, Eunmelfen ‚ ter ist die (ältere) Basaltbreceie durch den kleinen Basaltlakkolit#t ppelförmig aufgetrieben, ohne daß sie von letzterem durchbrochen wurde. Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 717 In soleher Weise denke ich mir die Lösung der Genesis dieser höcht bemerkenswerten Lagerungsverhältnisse im Dache der Intrusiv- masse des Erongogebirges in Deutsch-Südwestafrika. Es muß irgend- eine Erklärung dafür geben, denn unmöglich kann diese Intrusivmasse sich verhalten haben wie ein körperloses Ding; um so weniger als sie ein geologischer Körper von so gewaltigen Dimensionen ist. II. Betrachtung vom Boden der Aufschmelzhypothese aus. Ganz ebenso, nur dem Werte oder Grade nach verschieden, lautet das Ergebnis der Betrachtung, wenn man sich auf den Boden der E. Süszschen Aufschmelzungslehre stellt, also annimmt, daß auf- schmelzende heiße Gase die feste Erdrinde an irgendeiner Stelle ein- schmelzen und so einen tiefer oder flacher gelegenen Feuerherd bzw. eine Intrusion erzeugen. Bei flüchtigem Zusehen könnte man freilich vielleicht meinen, daß auf solehe Weise eine Intrusion, ein Lakkolith entstehen könnte, ohne daß irgendwelche Aufpressung damit Hand in Hand ginge: Denn wie die aufwärtsdringenden heißen Gase, als seien sie ein körper- loses Ding, senkrecht aufwärts durch die Mauern der festen Erdrinde hindurehgehen würden, indem sie sich eine Röhre hindurchschmölzen, so könnten sie auch an irgendwelchen Stellen von dieser Röhre aus sich horizontal in die feste Erdrinde hineinfressen, diese einschmelzend und so eine Intrusion, einen Lakkolith bildend. Scheinbar könnte also auf solche Weise eine Intrusionsmasse entstehen und sich zwischen die Schichten einnisten, ohne daß es zu einer Aufpressung des Hangenden kommen müßte. Die »Intrusion« würde bei solehem Vorgange ja ihrem Namen nicht ent- sprechen. Von einem wirklichen »Eindringen« würde keine Rede sein, sondern nur von einem Wechsel der Aggregat- zustände, indem lediglich der feste durch den flüssigen abgelöst werden würde. Indessen es hieße doch ein allbekanntes physikalisches Gesetz verkennen, wenn man meinen wollte, daß dieser Wechsel ohne eine Volumenänderung vor sich gehen könnte. Wenn ein kristallisiertes Mineral geschmolzen wird, so vergrößert sich bekanntlich das Volumen, und zwar je nach der Natur des Minerals in verschiedenem Maße, worauf sogleich noch näher eingegangen werden soll. Eine Volu- menvermehrung fände also auch in diesem Falle statt und diese könnte ebenfalls nur erfolgen, indem das Hangende entsprechend emporgepreßt würde. 718 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Hier würde dann ganz dasselbe wie in Fall I gelten: Bei einer tiefen Lage der Intrusionsmasse unter der Erdoberfläche (S. 710) wäre es denk- bar, daß die Emporpressung bis an letztere hin sich. ausgleichen könnte; bei einer flachen dagegen müßte sie viel eher eine ent- sprechende Bergbildung an der Erdoberfläche hervorrufen. Sehr eingehend hat bekanntlich Dörrter diese Volumenverände- rungen beim Schmelzen kristallisierter Silikatmineralien und Gesteine studiert!. Der Liebenswürdigkeit des Hrn. Dr. Enverı, der in seiner Stellung an der Kgl. Porzellanmanufaktur sich ebenfalls mit dahingehenden Studien befaßt hat, verdanke ich die folgenden beiden Tabellen und die daran sich anschließenden Bemer- kungen, die letztere ich hier in Anmerkungen wiedergebe. Volumveränderung von Mineralien beim Schmelzen’. £ i Volum- ; i Dichte Dichte Mineral ä Er kristallisiert glasig ENGE ne in Prozenten Albit Kenner. 2.625 4.373 10.61 F. A. DovcLas? OBBEENR 20.20. 2.656 2.470 | » BabEsabe en 2.700 2.550 5.88 ” Anortbi. inc 2.75 2.665 3.18 , Adolir,, ars... 2.575 2.37 8.65 a Re ea 2.480 2.416 2.90 EIUMBHE ei 2.99 2.78 7.55 Aktinbiih -....,.., 3.04 2.81 8 18 ’ Pargasit a 509 2.79 11.43 . ar DEREN en 3.3 2.92 41% C. DoeLrer? ee 3.381 2.86 15.5 Ca. Deviuız® Spodumen Ra a Nee 3.147 2.37 32.78 K. Expert u. R. Rıck£® I Ba 2.47 2.34 5.22 ” 2 Feen 2.65 3,21 19.90 | K. Enper® Tridymit ne 1 a 238 2.21 5.8 * Cristobalit (SiO,).... 2.32 2.21 5.8 ‘ Handbuch der Mineralchemie, 1912, 8. 671. 2 ; - sn enn die erhaltenen Mineral- oder Gesteinsgläser Luftblasen enthalten, sO ae eicht der Wert für die glasige Phase zu niedrig. Die Volumveränderung in ee, ist dann zu hoch. Ältere Versuche sind nicht einwandfrei, da mitunter schaumig-poröse Produkte erhalten wurden. Q. Journ, of geol. Soc. 63, 154 (1907). Neues Jahrb. f. Min, usw. 1900, I, 141 und Handbuch der Mineralchemie 1912, >» w S. 671. 5 Aus J. Rorn, Chem. Geol. Berlin 1887, II, 52. 2. f. anorgan. Chem. 74, ıgra. ” Noeh unveröffentlicht. Noch unveröffentlicht, 5 be 2 .. ” . * * “ « ud Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 4 19 Volumveränderung von Gesteinen beim Schmelzen!'. G ; Dichte Dichte zen sestein Kristallalän r veränderung Beobachter ristallisiert glasig ü in Prozenten Granit, Cumberland. ........ 2.656 2.446 8.58 F. A. Dover.as? N VRR 2.48 2.56 6.4 ” Tonalit, Neuseeland ..,..... 2.765 2.575 37 “ Diosit; 'Marklield - ;,2:. 52% .: 2.880 2.710 6.27 B Gabbro, Carrock-Fell........ 2.940 2.791 5.41 “ Ehyolab, Antiin: „5.402. 00 2.460 2.375 3-5 Dolerit, Rowley-Ray ........ 2.8 2.64 6.06 Olivindolerit, Clee Hills ..... . 2.889 2.775 ut . Andesit, Neuseeland ........ 2.7 2.57 5.05 . Quarzite verschiedenen Ursprungs | 2.60 — 2.65 2.2—2.3 15—17 E. Cranser ® daraus gefertigte Quarzziegel*. .. | gebrannt | geschmolzen 8 K. Enper® kristallin. 3. Soweit Hr. Dr. Expert. Für unsere Betrachtungen ergibt sich daraus das Folgende: Bei ganz vereinzelten kristallisierten Silikatmineralien, die darauf untersucht wurden, ist die Volumzunahme beim Schmelzen eine sehr ! Aus der zweiten Tabelle der Gesteine geht hervor, daß die Volumvergröße- rung bei holokristallinen Gesteinen, z. B. Granit, viel größer ist als bei Dolerit, An- desit, Rhyolith, die ja Glas enthalten, dessen Volumen sich beim Schmelzen nicht ändert. Bezieht man die Volumveränderung nicht wie F. A. Dovsras auf den glasigen Zustand, sondern wie man es sonst tut, auf den kristallisierten Zustand, so verringert sich die Volumvergrößerung um 0.5—0.7 Prozent. Granit erleidet danach beim Schmelzen nur eine Volumvergrößerung von &: 9 rose 8.58 Prozent. . Journ. of geol. Soc. 63, 154 (190 ® Tonindustrie-Zeitung ıgo1r, Nr. 55. * Die Ausdehnung der Quarzite beim Schmelzen spielt in der feuerfesten Technik eine große Rolle. Sie ist daher sehr eingehend studiert worden. Aus verschieden ge- körnten Quarziten werden zusammen mit 2 Prozent Kalkmilch (Quarzziegel geformt und bei 1450° gebrannt. Sie. dienen als Futter der Siemens-Martin-Stahlöfen, in denen sie ein halbes Jahr und länger Temperaturen von 1600bis 1700°, entsprechend dem schmelzenden kohlenstoffarmen Eisen, aushalten müssen. Die verkaufsfertigen, noch zum großen Teil kristallinen Quarzziegel werden beim längeren Verweilen in den Stahlöfen glasig- amorph, ohne aber ihre Viskosität zu verändern. Wie ich auch in meiner Spodumen- arbeit gezeigt habe, geht der allmählich einsetzenden Verflüssigung eines Silikates oder des Quarzes ein fester amorph-isotroper Zustand voraus, der das gleiche Volumen besitzt wie das flüssige Glas. Bei dieser Umwandlung von kristallinischen Quarzziegeln in amorphe erfahren sie eine Volumvergrößerung bis zu 8 Prozent (gewöhnlich aller- dings nur 4—5 Prozent). Da die Ziegel ziemlich porös sind, so werden die Fugen des inneren Gefüges ausgefüllt. Dies sogenannte Wachsen der Quarzziegel in Stahl- öfen macht sich dadurch bemerkbar, daß häufig die armstarke äußere Stahlarmierung der Öfen gesprengt wird. Wenn schon bei so porösen Steinen solche Druckkräfte entstehen können, so müssen sie bei holokristallinen Ge- steinen noch sehr viel stärker se € K. Esperr: Über die FERUTTE der Quarzziegel (im Druck). “ 720 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. bedeutende; so beim Spodumen fast 33 Prozent. Auch beim Quarz, der doch in den Gesteinen eine so große Rolle spielt, beträgt sie noch an 20 Prozent und beim Olivin noch über ı 5 Prozent. Bei den meisten der untersuchten Mineralien aber schwankt sie nur zwischen etwa 3 und ıı Prozent. Bei den untersuchten Gesteinen ergaben, in erklärlicher Über- einstimmung mit dem Obigen, die Quarzite die größte Volumzunahme beim Schmelzen, bis zu 17 Prozent; bei den untersuchten Eruptiv- gesteinen betrug dieselbe zwischen etwa 4 und 8, speziell beim Granit 8"/, Prozent. Das macht also eine Volumzunahme von etwa !/& (Quarzit) bzw. etwa !!ı2 (Granit). Wenn also, wie vorher (S. 710), das Volumen des ursprünglich an der betreffenden Stelle vorhanden gewesenen festen Sediment- oder festen Eruptivgesteins — ı ist und das Volumen des durch Einschmelzen aus ihm entstandenen neuen Eruptivgesteins nun um "/, bzw. "2 größer ist, so regelt sich nach Vollzug der Intrusion das nunmehrige Volumen dahin, daß ı + "= 1!) für Quarzite ist, bzw. ı + (2 für Granite usw. Es zeigt sich mithin, daß man auch vom Standpunkt der Aufschmelzhypothese aus bei der Entstehung einer Intrusion, eines Lakkoliths mit einer Emporpressung des Hangenden zu rechnen hat, die je nach der Natur des ein- geschmolzenen Gesteins um !ı2, '/s usw. größer ist, als die Masse des eingeschmolzenen Gesteins war. II. Die ausdehnende, daher ebenfalls aufpressende Wirkung der Erwärmung durch die Intrusionsmasse. die Temperatur besaß, die ihrem Niveau zukommt, wird nach der Bildung der Intrusion nun stark erwärmt und ausgedehnt. Eine Ausdehnung durch Wärme innerhalb der Erdrinde kann aber nach unten und den Seiten hin nicht stattfinden, sie kann sich nur nach obenhin vollziehen. E. Kayser! stellt darüber die folgende Berechnung an: Nach den Experimenten von Mrızarn Reane beträgt die lineare Ausdehnung der Gesteine bei Erwärmung derselben pro 100° 0: 0,001, also pro ı km ım. » Wird nun ein Rindenstück von 30km —_ ı 3 : : . . Handbuch der Geologie, 4. Autl., Allgemeine Geologie, S. 807. .. . . . ” .“ bar Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 721 Mächtigkeit auch nur um 500° CG erwärmt, so würde sich daraus eine Linearausdehnung von 150 m ergeben. Da aber die Ausdehnung der Scholle nach unten und den Seiten hin unmöglich ist, so wird in einer kubischen Masse die Ausdehnung nach oben den dreifachen Betrag, 450 m, erreichen. « Bei einer Intrusion wird es sich um andere, geringere Beträge handeln als in obigem Beispiele, in dem E. Kayser die Wirkung des Aufsteigens der Geisothermen behandelt‘. Schmelzfluß kommt mit einer Temperatur von rund 1200° 6 an die Oberfläche; es werden mehr und auch weniger hohe Tempe- raturen angegeben, und es kommt auch auf die Zusammensetzung des Magmas an. Aber in der Tiefe, bei Bildung einer Intrusion, wird derselbe Schmelzfluß noch höhere Temperatur besitzen. Nimmt man 1ı600° 6 an, so würde die lineare Ausdehnung des Nebengesteins dadurch 0,016 betragen, also auf ı km 16 m; und bei einer Tiefe der Intrusionsmasse von etwa 3 km unter der Erdoberfläche, 48 m. Der dreifache Wert würde dann eine Ausdehnung nach oben hin 144 m betragen — falls dieser ganze Schichtenkomplex von 3 km Mächtig- keit um 1600° C. erwärmt würde. Aber hierin liegt der große Unter- schied in der Quantität gegenüber dem Maße von Erwärmung, das durch das Aufsteigen der Geisothermen infolge von Erwärmung durch die innere Erdwärme hervorgerufen wird. Die innere Erdwärme, wenn auch der ganz allmählichen Ab- kühlung unterworfen, ist doch eine so ungeheuer große Wärmequelle, die sich zudem so ungeheuer langsam verringert, daß man sie. für eine solche Betrachtung wie die vorliegende als unendlich groß und andauernd annehmen kann. Eine aufgestiegene bzw. durch Aufschmelzung entstandene In- trusionsmasse ist dagegen, wenn sie auch viel höhere Temperatur mit sich bringt, so gering an Masse, daher eine so kleine Wärme- quelle, die sich zudem so viel schneller abkühlt, daß hier die Masse eine entscheidende Rolle spielt. Eine dreimal so große Intrusions- masse wird daher einen dreimal größeren Schiehtenkomplex um einen bestimmten Betrag erwärmen können als eine andere, dreimal kleinere Intrusionsmasse. Der Betrag der durch eine Intrusion hervorgerufenen Erwärmung des Hangenden ist daher durch mt bestimmt, wobei m die Masse der Intrusion, ? ihre Temperatur bedeutet. Den Betrag der durch mt erzeugten Volumvermehrung des Nebengesteines will ich x nennen. . Übrigens aber weist Kayser in der Anmerkung doch auch schon auf die gleichsinnige Wirkung einer Intrusionsmasse hin. Sitzungsberichte 1912. 65 SI ID ID Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Wir haben im obigen gesehen, daß Hand in Hand mit der Bildung einer Intrusionsmasse eine Volumvermehrung, folglich Aufpressung des Daches, aus doppelter Ursache notwendig erfolgen muß: direkt aus der mechanischen Druck- wirkung und indirekt aus .der Wärmewirkung, die beide von der Intrusionsmasse ausgehen. Oben hatten wir gefunden, daß das Entstehen einer Intrusion notwendig an Ort und Stelle das Volumen so vermehrt, daß es bei einer Betrachtung vom Boden der Aufsteiglehre aus (I, S. 709) sich verdoppelt, vom Boden der Aufschmelzlehre aus (II, S. 717) wenigstens um !/ı2 bzw. !/s usw. größer wird als vorher, und daß diese Volum- vermehrung sich nach obenhin als entsprechende Aufpressung äußern muß. Hierzu kommt nun noch der Wert von «. Bei Annahme einer 300 m mächtigen Intrusivmasse ergibt sich mithin durch dieselbe eine Aufpressung des Hangenden, welche die folgenden Werte besitzt: Fall I: 300+.xm, Fall: 25+2m (Graniteinschmelzung), 50+x2m (Quarziteinschmelzung). Fall I ist derjenige, welcher der unter den Geologen allgemein verbreiteten Anschauung entspricht, daß das Magma, durch irgend- eine Kraft getrieben, aufsteigt. Ein solche Ansicht hegender Geologe also, der eine Intrusivmasse spekulativ oder zeich- nerisch darstellt, ohne diese Aufpressung zu berücksich- tigen‘, sagt damit aus, daß hier seiner Ansicht nach I+Hl’+r=1 sei. Das heißt, er betrachtet 1’, das Volumen der Intrusionsmasse, als gar nicht vorhanden, also — 0, und %, die Volumzunahme durch die Erwärmung, ebenfalls als nicht stattfindend, auch —o. Er erklärt somit die Intru- sionsmasse indirekt für ein körperloses und für ein nicht mit hoher Temperatur begabtes Ding. Das Unhaltbare solcher Auffassung liegt auf der Hand. Aber auch der, welcher sich auf den Boden der Auf- schmelzhypothese stellt, darf den, wenn auch geringeren Betrag der Aufpressung durch die Intrusivmasse nicht außer Berücksichtigung lassen. Nachdem ich so die von der Intrusivmasse ausgehende Erwär- mung bzw. Aufpressung des Daches besprochen habe, wende ich mich ! Wer zB. W Kuss beim Nördli n , 1 ae En inger Ries. (Das Nördlinger Ries-Problem lu. Jahreshefte des Oberrheinischen geologischen Vereins N. F. Bd. II, Heft ı, S. 65, Fig- u . . . . » Br 7 +) ° Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 723 nun zu weiteren Folgewirkungen dieses Vorganges. Sie bestehen einmal in einer notwendigen Spaltenbildung im Dache, die ihrerseits wieder zum Entstehen von Gängen, Eruptionen, Kontaktexplosionen führen kann; zweitens in einem Wiedereinsinken des aufgepreßten Daches, das, je nachdem, einen schwächeren oder stärkeren Betrag erlangen kann; drittens in Erderschütterungen. IV. Das Aufreißen von Spalten als notwendige Folge- wirkung der Aufpressung. Es braucht kaum mehr als angedeutet zu werden, daß Hand in Hand mit einer solchen Aufpressung des Daches einer Intrusivmasse eine Zerberstung der Dachgesteine erfolgen muß. Gleichviel ob man sich hier auf den Boden der Aufsteig- oder auf den der Aufschmelzlehre stellt, ob also der Betrag der Aufpressung ein mehr oder ein weniger starker ist — in jedem Falle müssen die hangenden Gesteinsmassen zerbersten. Sind nun die Intrusionsmassen, folglich das aufgepreßte Gebiet, von größerem Umfange, so wird natürlich eine mehr ungleichmäßige Aufpressung erfolgen. Das eine Stück wird etwas stärker als das andere emporgepreßt werden, so daß in die Tiefe hinabsetzende Spalten, vielleieht nur in der Tiefe aufgerissene, entstehen müssen. Pflanzt sich die Aufpressung bis an die Erdoberfläche fort, dort eine Erhöhung bildend, und ist das betreffende Gebiet bereits stärker in Berg und Tal modelliert, so wird erklärlicherweise auch eine ganze Anzahl von flacheren Spalten dadurch entstehen, daß überall an den Abhängen Schichtenstücke abreißen können. Diese letzteren, flacheren Spalten werden zu Bergstürzen Ver- anlassung geben. Jene ersteren, tiefhinabsetzenden werden etwa vorhandenes Wasser plötzlich in die Tiefe führen, so daß dort Kontaktexplosionen entstehen. Die tiefhinabsetzenden Spalten werden aber auch unter Um- ständen Veranlassung dazu geben, daß ein Teil der Intrusionsmasse, wenn sie noch unter starkem Druck steht, in die Spalten ein- tritt, Gänge bildend oder gar bis zu über Tage aufsteigend und dort gleichzeitig einen Ausbruch erzeugend. Auf solehe Weise kann die Intrusion das Primäre, also Ursache, die Extrusion das Sekundäre, also Wirkung werden. Der Schmelzfluß steigt dann auf diesen tiefen Spalten auf, die durchaus keine tektonischen, sondern selbsterzeugte, vulkanische sind! Welche aber von denen, die das Ver- .65* 124 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912, mögen des Magmas, unter Umständen sich selbst befreien zu können, verneinen oder doch zu gering einschätzen, leicht für tektonische Spalten erklärt werden dürften. Falls die Spalten aber aufhören', da bleibt entweder der Schmelz- fluß stecken, oder er bricht sich mittels Explosionen bis zur Tages- fläche hin Bahn. In anderen Fällen mag die über Tage erscheinende Schmelzmasse das erste sein und erst später sich eine Intrusion bilden. Jedenfalls kommen wir auf beide Weisen zu der Überzeugung, daß nicht nur entweder eine Intrusion oder eine Extrusion sich bilden, sondern daß ebenso auch eine Verbindung von Intrusion und Extrusion stattfinden kann. V. Die Abkühlung des erwärmten Nebengesteines, die Ab- kühlung der Intrusivmasse und die Kristallisation der letzteren als dreifache Ursache des Wiedereinsinkens des Aufgepreßten. Das eventuelle Abfließen des Magmas und der Auswurf eventueller gleichzeitiger Eruptionen als weitere doppelte Ursache möglichen Wiedereinsinkens. Genau wie die von der Intrusivmasse ausgehende Erwärmung des Nebengesteines eine Aufpressung des Hangenden erzeugen muß, so muß später bei der Abkühlung des Nebengesteines wieder eine Zusammenziehung des letzteren und damit ein Wiedereinsinken des aufgepreßten Hangenden erfolgen. Sodann aber kommt noch der Umstand hinzu, daß die Intru- sivmasse selbst ihre hohe Temperatur allmählich verliert, sich dadurch zusammenzieht und ein entsprechendes Ein- sinken ermöglicht. Wenn man wieder wie vorher (S. 721) die Temperatur der Intrusivmasse auf 1600° C annimmt, so ist schon die bei Verlust dieser Wärme entstehende lineare Zusammenziehung 16. X 0.001 (vgl. aber S. 720)”. Endlich stellt sich noch ein drittes Moment ein, durch welches eine Zusammenziehung der Intrusivmasse und damit ein Einsinken ‘ Falls sie nicht bis Niveau endigen. 2 - DE ” m geothermische Tiefenstufe von 33-3°C und eine Tiefe der Intrusivmasse unter der Erdoberfläche von etwas ii 1 vorausg ü ich in dieser Tiefe ee on etwas 100° € ergeben. Diese Temperatur bestand ın Aatrusionsvorgange und besteht auch nach der Abkühlung der Intrusiv- Von diesen 100° C kann mithin ganz abgesehen über Tage hin fortsetzen, sondern blind in irgendeinem werden. Be en an: ee re a ES a a TE TE a - 5 . . ar - Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 725 des Daches hervorgerufen wird: die geschmolzene Intrusivmasse zieht sich beim Kristallinischwerden ebenso zusammen wie eine kristallinische, erstarrte Intrusivmasse, falls sie eingeschmolzen würde, sich ausdehnt. Beispielsweise bei Granit würde diese Zusammen- ziehung (S. 719) 8.6 Prozent betragen. Aus drei Gründen also muß notwendig eine Wiederzusammen- ziehung erfolgen, die ein Wiedereinsinken bedingen wird. Wenn die Intrusivmasse zur Zeit ihres Eintritts in den Hohlraum denselben ganz erfüllte‘, so kann sie nach ihrer Zusammenziehung infolge von Ab- kühlung und von Kristallisation denselben nicht mehr ganz erfüllen, sondern müßte sich, falls die Wände des Hohlraumes absolut fest wären, oben und an den Seiten von ihnen zurückziehen. Mir ist aber nicht bekannt, daß irgendwo bei einer Intrusiv- masse eine solche Loslösung vom Nebengestein beobachtet worden wäre. Das deutet doch offenbar darauf hin, daß Hand in Hand mit der Zusammenziehung der Intrusivmasse ein Einsinken des Hangen- den gegangen ist, so daß letzteres stets im Kontakt mit der Intrusiv- masse blieb. Nun kommen aber noch zwei weitere, zwar nicht notwendige, aber noch mögliche Fälle hinzu, in denen noch ein weiteres und starkes Einsinken des Daches des Hohlraumes erfolgen kann. An zahlreichen Vulkanen hat man die Erscheinung direkt be- obachtet, daß das Magma, wenn eine Eruption herannaht, in dem Schlote aufsteigt und daß nach Beendigung derselben der Rest des Magmas dann wieder bis in unbekannte Tiefe verschwindet. Ganz besonders schön aber hat man bekanntlich das, und zugleich auch den großen zeitlichen Unterschied zwischen dem Monate währenden, lang- samen Aufsteigen und dem binnen kürzester Zeit erfolgenden Ab- fließen am Kilauea studieren können; und hier am Kilauea zeigt sich, daß nicht blos ein kleiner Rest des Magmas, sondern unter Umständen auch der größte Teil des aufgestiegenen Magmas wieder in der Tiefe verschwindet, so daß nur mehr geringfügigere Teile des- selben erstarrt an der Erdoberfläche zurückbleiben. Niemand dagegen hat natürlich bei einem Tiefengesteine oder einer Intrusion diese Vorgänge zu beobachten vermocht. Und dennoch — was in dieser Beziehung dort gilt, muß notwendig auch hier Geltung haben. Ob der Schmelzfluß bis über Tage aufsteigt und über Tage ausfließt, oder ob er nur bis zu einer gewissen Entfernung von der Tagestläche aufsteigt und dann unter Tage als Intrusion ausfließt — ! Wenn er schon vorher vorhanden war, so wird eine vollständige Erfüllung des- selben durch Magma natürlich nicht notwendig sein. Wenn aber das Magma sich den Hohlraum erst schuf, dann wird es ihn vollständig erfüllen. 726 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. das muß für die Möglichkeit eines teilweisen Zurücktließens des Magmas gegenstandslos sein: hier wird das ebenso wie dort möglich sein. Diese Möglichkeit aber wird in erster Linie davon abhängen, ob dem aufgestiegenen Magma durch inzwischen erfolgte Verstopfung des Aufsteigerohres der Rückzug überhaupt versperrt ist oder nicht, und ob die Kraft durch welche das Magma zum Aufstieg veranlaßt wurde, andauerd wirkt oder nachläßt. ; Findet nun ein solches teilweises Zurückfließen einer Intrusions- masse, eines Lakkoliths statt, so wird dann natürlich ‘die Decke des ursprünglich vom Magma ganz ausgefüllt gewesenen Hohlraumes nach- geben können, so daß die anfänglich entstandene Aufpressung schließlich wieder hinabsinken, sich in eine Einsenkung verwandeln kann. Ob das geschieht oder nicht, wird ganz von der Dicke und Festigkeit der Decke und von der Tiefe, in weleher die Intrusion sich vollzieht, d.h. von der Stärke des Druckes, der auf der Decke lastet, abhängen, also von Fall zu Fall sieh anders gestalten. Ganz gleichgültig ist es für diese Betrachtung, auf welchen der oben besprochenen beiden Standpunkte man sich stellen. will, ob auf den der Aufsteig- oder der Aufschmelzhypothese. Auch bei Entstehung eines Schmelzherdes, einer Intrusionsmasse, eines Lakkoliths durch Auf- schmelzung, müssen ja die aufsteigenden Gase sich durch die feste Erdrinde eine Röhre aufgeschmolzen haben; und es kann dann ent- weder deren Verstopfung durch Erhärtung des Geschmolzenen erfolgen, sobald das Aufsteigen der heißen Gase aufhört, oder es kann auch hier ein Zurückfließen des so entstandenen Magmas stattfinden. Ganz wesentlich verstärkt kann der Betrag des späteren Einsinkens aber dann werden, wenn, wie oben in IV besprochen, Hand in Hand mit der Intrusion auch Extrusionen, also Aus-. würfean der Tagesfläche stattfinden, wie das z.B. beim vul- kanischen Ries bei Nördlingen der Fallwar. Umden ganzen Be- trag des Volumens der ausgeworfenen Massen wird dann unter Um- ständen der unterirdische Hohlraum entleert werden können, kann daher durch das Zusammensinken des letzteren das Einsinken dieses Gebietes noch verstärkt werden. Fünf verschiedene Ursachen also gibt es, durch die ein Wieder- einsinken des durch eine Intrusivmasse aufgepreßten Hangenden er- es a Wenn x’ den Betrag der infolge der Ab- en a er er. entstandenen Zusammenziehung desselben a. nn “ infolge der Abkühlung der Intrusivmasse haar es ung dieser; z den Betrag der infolge der Kr asse entstandenen Zusammenziehung derselben; A den infolge von möglichem Wiederabfluß eines Teiles der Intrusivmasse » . . . ER #irlei Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 727 entstehenden Substanzverlust der letzteren; E den infolge von möglicher Extrusion eines Teiles der Intrusivmasse entstehenden Substanzverlust, so haben wir, wenn 1+.x (S. 710) der Betrag der Aufpressung war: als Betrag des möglichen Einsinkens: @’+y+z+A+E; und als Endergebnis der Aufpressung und des möglichen Ein- sinkens: I+2—(@'+y+z+A+E). Man sieht, es ist möglich, daß der Gesamtbetrag des Einsinkens den Gesamtbetrag der Aufpressung sogar über- ‘steigen kann, so daß die Aufpressung nicht nur annulliert werden, sondern sogar in das Negative übergehen und eine Vertiefung entstehen kann; nämlich dann, wenn die ex- trusive Tätigkeit eine starke ist und außerdem viel Magma abfließt. VI. Intrusionsbeben. Es liegt auf der Hand, daß im Gefolge der Entstehung von In- trusionen notwendig Erderschütterungen eintreten müssen, weil mit den Intrusionen aus zweifachem Grunde (S. 722) notwendig eine Auf- pressung des Daches derselben verbunden sein muß. Der Herd dieser Art von Beben liegt, gegenüber dem Herde echt vulkanischer Beben, mehr oder weniger tief. Ich hatte solche Intrusionsbeben, zusammen mit anderen ebenfalls von Magma in der Tiefe verursachten Beben, als »vulkanische Beben im weiteren Sinne«', später dann mit kür- zerem Ausdruck als »magmatische Beben«° den echt vulkanischen gegenübergestellt. R. Hörses® hatte sie bereits früher als »krypto- vulkanische« bezeichnet‘, und RornrLerz’ möchte Beben dieser Art lieber als »Injektionsbeben« benannt wissen. Solehe magmatischen Beben werden nun nicht nur durch die mit der Intrusion mechanisch verbundenen Aufpressung entstehen, sondern sie werden auch durch die von ihr ausgehende Erwärmung und da- durch dann erfolgende Ausdehnung und Aufpressung des Daches her- vorgerufen werden. Endlich aber müssen sie auch erfolgen bei Zustandekommen einer Einsenkung infolge von Abkühlung des verbleibenden Restes der In- trusivmasse, eventuell von Abiluß des Magmas in die Tiefe hinab, ! Wirkungen und Ursachen der Erdbeben. Universitätsprogramm. Berlin 1902, S. 82. ?2 W.Branca, Erdbeben. Deutsche Revue ıgr1, Stuttgart, Juli-August-Heft S.2o. ® R. Hörnes, Erdbebenkunde 1893, S. 255. * Vgl. auch R. Hörnes, re oder Injektionsbeben. Geologische Rundschau ıgır, Heft 7, S. 382- ® Über die Ursachen des kalifornischen Erdbebens von Arge Sitzungsber. der Kgl. Bayer. Akad. d. Wiss. ıgro, S. 3 128 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. oder auch von Auswurf. In diesen letzten beiden Fällen wird man sie zwar vielleicht als Einsturz oder als tektonische Beben deuten wollen; in letzter Linie aber sind sie doch magmatischer Natur, müssen folg- lich als magmatische oder Intrusions- oder Injektions- oder kryptovul- kanische Beben bezeichnet werden. Der Name ist natürlich Nebensache. Wesentlich aber ist mir, daß doch von mehrfacher Seite eine Ursache der Erderschütterungen betont wird, die gegenüber den »tektonischen« Beben, sicher mit Unrecht, in den Hintergrund gedrängt war. Mag auch der Verlauf der Erdbebengebiete zum größten Teil mit dem der Kettengebirge zusammenfallen, so ist meiner Ansicht nach dadurch durchaus noch nicht bewiesen, daß alle diese Beben not- wendig auch immer tektonische sein müssen. Die Kettengebirge sind Schollen der Erdrinde, die aufgestiegen bzw. emporgepreßt worden’ sind. Ihnen nach sind an vielen Orten vulkanische Schmelzmassen gefolgt, die also ebenfalls aufstiegen bzw. aufgepreßt wurden, weil überhaupt erst durch das Aufsteigen jener Schollen Platz für das Auf- steigen des Magmas geschaffen wird. | Sobald aber die Schmelzmassen auf solehe Weise durch das Aufsteigen der Kettengebirge Platz für ihr eigenes Aufsteigen erhalten, müssen neben Eruptionen auch Intru- sionen derselben entstehen, teils in etwa schon vorhandene Hohlräume hinein, teils in solche, die sich das Magma hier- bei erst schafft. Die Beben, die hierbei und hierdurch ent- stehen, sind sicher durch das Magma hervorgerufen, also als magmatische zu bezeichnen, obwohl(!) sie im Bereiche von Kettengebirgen eintreten. Es wäre mithin ein irrtüm- licher Schluß, wenn man sie wegen des letzteren Umstandes für tektonische erklären wollte. Zum anderen Teil mögen es auch »kombinierte« (magmatisch- tektonische, magmatisch-Einsturz-) Beben sein, an deren Entstehung sowohl das Magma, als auch tektonische Bewegungen als auch Sen- kungen infolge von Rückfluß des Magmas, Abkühlung desselben und Auswurf die Schuld tragen. Auch hier wäre es irrtümlich, wenn man sie ihrer Lage wegen kurzweg als tektonische bezeichnen wollte. Wenn daher die herrschende Ansicht die überwiegend meisten Beben als Dislokationsbeben erklärt und den Be- weis dafür aus ihrer La so ist doch, meiner An Wirklichkeit teils den ten« »magmatisch-Einsturz-« schen« Beben zuzurechnen. sieht nach, ein Teil dieser Beben in bzw. magmatisch-tektoni- »magmatischen«, teils »kombinier- ge in den Faltungsgebieten schöpfft . ETET IE Der Bee ; Fe EEE EN EEE .. ” - . Pr wi BrancAa: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 129 VI. Ein Einwurf. Gegen alle diese unwiderleglichen Schlüsse, aus welchen her- vorgeht, daß Hand in Hand mit Intrusion auch Aufpressung gehen muß, könnte man nun vielleicht den Einwand erheben wollen, daß es dennoch praktisch zu keiner Aufpressung kommen könne, weil der Druck der auflastenden Gesteinsmassen so groß sei, daß er eine Auf- pressung verhindere. In der Tat ist ja dieser Druck ein sehr großer; er beträgt pro Meile, also in einer Tiefe von etwas über 7 km, nicht weniger als etwa 2000 Atmosphären. Und trotzdem ist ein solcher Einwurf un- haltbar. Gleichviel auch in welcher Tiefe eine Intrusivmasse eingedrungen sein möge, sie kann ja gar nicht in ein an- deres Gestein seitlich eindringen, wenn sie — bzw. dieses andere Gestein — nicht unter einem noch etwas stärkeren Drucke emporgepreßt wird, als derjenige Druck ist, der in der betreffenden Tiefe herrscht. Nehmen wir z.B. an, daß es sich um eine Tiefe von einer halben Meile unter der Erdoberfläche handele. In diesem Niveau stehen die dort anstehenden Gesteine unter einem Drucke von etwa 1000 Atmo- sphären. Es ist nun eine absolute Unmöglichkeit, daß eine auf einer Spalte aufsteigende Schmelzmasse sich zwischen die Schichten des anstehenden Gesteines drängen könnte, wenn sie nicht unter einem Gegendruck steht, der = 1000 + x ist, wobei x eine Zahl sein muß, die größer als o ist. Woher dieser Gegendruck stammt, das ist hierbei völlig gleich- gültig. Ob er dem Schmelzfluß innewohnt, oder ob er dem Schmelz- fluß mitgeteilt wird durch eine große, hinabsinkende, auf das Magma drückende Scholle, oder ob durch den in der Erdrinde herrschenden Seitendruck die Schichten zu einer Falte zusammengepreßt werden, so daß ein Hohlraum entsteht, in den der Schmelziluß hineinfließt — in jedem dieser drei Fälle muß die betreffende Druckkraft = 1000 + x Atmosphären betragen, also größer sein als der in der betreffenden Tiefe herrschende Druck. In jedem dieser drei Fälle also muß Hand in Hand mit der Bildung einer Intrusionsmasse notwendig eine Auf- pressung des Hangenden gehen. VIII. Nutzanwendung der erlangten Ergebnisse auf die Ver- hältnisse am Ries bei Nördlingen. Diese unerschütterliche Überzeugung war es, welche uns zu der von uns gegebenen Erklärung der rätselhaften Erscheinungen am vul- kanischen Ries von Nördlingen trieb. 730 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Wir erkannten', daß sie trotz Glättung, Schrammung und Grund- moränen-artigen Gebilden und mächtigen Massen transportierter Ge- steine unmöglich glazialer Natur sein konnten, daß sie vielmehr durch vulkanische Kräfte hervorgerufen sein mußten. Unsere Annahme, daß unter dem Riesgebiete (ebenso wie unter dem Steinheimer Becken) eine flachliegende Intrusivmasse in den Granit eingedrungen sei, fand ihre volle Bestätigung durch Hauszmanns Nach- weis” der magnetischen Abweichungen im Riesgebiete, die nur durch einen basischen Lakkolith erklärbar sind. Unsere fernere Annahme, daß dieser flachliegende Lakkolith das über ihm liegende Riesgebiet emporgepreßt und als bergiges Gebiet über die Albhochfläche emporgehoben haben müsse, wurzelte in der festen Überzeugung, daß Intrusivmassen in solcher Weise wirken müssen, wie das in vorliegender Arbeit ganz allgemein gezeigt wird. Später aber sei dann wieder ein Einsinken des gehobenen Ge- bietes erfolgt, teils infolge von Abkühlung, teils von Kristallisation, teils von Wiederabfluß des Magmas in die Tiefe, teils von Auswurf des Magmas an die Erdoberfläche, wie das ganz allgemein hier in Ab- schnitt IV besprochen wird. Anfangs, als die vom Riesgebiete auf die umgebende Alb über- schobenen Schollen nur mehr vereinzelte zu sein schienen, glaubten wir, daß diese Überschiebungen allein durch Abrutschung von dem ı “ in . . . . . £ ir W. Branca und E. Fraas, Das vulkanische Ries bei Nördlingen in seiner Bedeutung für Fragen der allgemeinen Geologie. Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss, Berlin 1901. W. Branca und E. Fraas, Beweis für die Richtigkeit unserer Erklärung des vulkanischen Ries bei Nördlingen. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss., Berlin 1901. = W. Branch, Das vulkanische Vorries und seine Beziehungen zum vulkanischen En, bei Nördlingen. Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss. vom ‚Jahre 1902, mit I Tafel, Berlin 1903. ER W. RANCA, Die Griesbreeeien des Vorrieses als von Spalten unabhängige, rüheste Stadien embryonaler Vulkanbildung. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss, Berlin 1903. “ W. Branca und E. F d. en d. Wiss., mit 2 Tafeln, Berlin 1905. " RANCA und E. Fraas nebst einen Beitrag von W. Scnürze, Die Lagerungs Eure ee Ä itrag von W. Scnürze, Die Lag ep ing Breecie an der Bahnlinie Donauwörth-Treuchtlingen und ihre Be- A W no Riesproblem, mit ı Tafel. Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss., Berlin 1907- "" ORANCA und E. Fraas, Abwehr der Angriff W. Kranz’ ge unsere, das vulkanische Ries bei Nördlinge, a are We aan: geßcn VE Geol,, Pali at. 1911, S. 450 ne betreffenden Arbeiten. Zentralblatt für Minerals Übersehieb ENTE a ne ka rn Veen zialen Glättungen, Schrammungen und Grundmoränen 2x Sen am Ries. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 1913 . K. Hauszuann, i = .d. Berl. Akad. d. Wi ho, : d. Wiss, Math.-phys. Kl. 1904, IV, S. 1—ı 38. RAAS, Das kryptgvulkanische Becken von Steinheim. Ab ung und Explosion oder nur Explosion als Ursache der “ .. WR he Messungen im Ries und dessen Umgebung: Al 2 i Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 13} infolge der Aufpressung entstandenen Riesberge sich erklären lassen könnten. Später, als wir bei fortschreitender Untersuchung feststellten, daß ungeheure Massen aus dem Riesgebiete heraus auf die Albhoch- fläche überschoben seien, daß sogar das Vorries mehr oder weniger aus wurzellosen Massen bestehe, als der tiefe Einschnitt der neuen Eisenbahn bei Donauwörth zeigte, daß auch hier riesige Riesmassen überschoben lägen, da konnten Bergrutsche allein diese Erscheinungen nicht mehr erklären. Wir nahmen daher eine große sowie einige kleinere Kontaktexplosionen mit zu Hilfe, hervorgerufen durch Wässer, die in die Nähe des flachgelegenen Lakkoliths hinabgelangten. Unter dem Eintluß dieser Explosionen seien die Massen zu starkem Ab- fahren von dem Riesberge veranlaßt worden, während gleichzeitig die Zertrümmerung (Vergriesung) der Malmkalke und des Granites dadurch bewirkt worden seien. Wenn jetzt die Kenntnis von dem Umfange der wurzellosen Massen abermals sich vergrößert dadurch, daß nun auch der Granit im Boden des Rieskessels als wurzellos, überschoben erkannt werden konnte, so braucht das an jener Deutung nichts zu ändern; denn die Explo- sionen konnten selbstverständlich auch diesen Granit überschieben. Gewiß wird dadurch der eine Beweisgrund hinfällig, den wir für die Bergbildung geltend machen konnten: Die abnorme, zu große Höhenlage des Granites im Boden des Rieskessels; diese erweist sich jetzt als Folge von Überschiebung, nicht von Hebung. Indessen, da wir von Anfang an ein späteres Wiedereinsinken des gehobenen Ge- bietes angenommen hatten, so würde es leicht erklärlich sein, daß dieses Merkmal der Hebung dadurch wieder vernichtet worden ist. Eine ganze Anzahl von Gründen bleibt aber noch übrig, die für Hebung und Explosionen, aber gegen eine bloße Ex- plosion ohne Hebung sprechen, welche Explosion im Zentrum des heutigen Riesgebietes — also damals, als sich hier noch die Alb- hochfläche ungestört ausdehnte, in der Tiefe der Letzteren — erfolgt sei und nun von da aus radial nach allen Riehtungen hin den In- halt des jetzigen Rieskessels auf die Alb hinauf geschoben hätte, mehrere hundert Meter hoch. ı. Es müßte dann im ganzen Riesgebiete eine vom Zentrum aus nach allen Richtungen hin schräg zur Albhochfläche hinauf an- steigende Schubfläche vorhanden sein. Wenn dieselbe auch durch das spätere Einsinken des Gebietes zerbroehen worden sein sollte, so müßten ihre Teilstücke doch sichtbar sein; und wenn diese auch in ihrem zentralen Teile durch die Sedimente, die den Rieskessel später zum Teil ausfüllten, verhüllt worden wäre, so müßte sie doch ringsum, 132 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. in ihrem peripheren Teile erhalten oder wenigstens erkennbar sein. Davon ist aber nichts zu sehen; und es ist meiner Ansicht nach kein Grund vorhanden für die Annahme, daß diese schräge Schubfläche wohl einmal vorhanden gewesen, jetzt aber nur durch die Erosion zerstört worden sei. Die vereinzelten, schräg auf das Zentrum des Kessels sich neigenden Flächen, auf die Kranz hinweist, wären denn doch ein zu spärlicher Rest dieser angeblichen Schubiläche, als daß ich sie dafür gelten lassen könnte. Ihre Entstehung ist leicht zu erklären: Wenn so gewaltige Druckkräfte, erst die Hebung durch den Lakko- lith, dann die Explosionen, auf ein Gebiet wirkten, dann wird auch dessen Umgebung dadurch gestört, zerbrochen worden sein. Und wenn dann das Riesgebiet wieder einsank, dann konnte hier und da auch in der randlichen Umgebung des Gebietes ein Sich-Neigen von Schollen gegen dasselbe hin und in dasselbe hinein stattfinden. Übrigens gibt es auch andere Ursachen der Entstehung schräger Oberflächen- formen. 2. Eine so gewaltige Wassermasse, wie sie nötig wäre, um den ganzen Inhalt des Rieskessels (25 km Durchmesser) mehrere hundert Meter hoch auf die Alb hinaufzuschieben, war in obermiozäner Zeit, als das Meer Hunderte von Kilometern entfernt lag, gar nicht vor- handen. Die Süßwasser der Alb aber wären ganz ungenügend gewesen, um so Übergewaltiges zu bewirken. Nur wenn die Riesentstehung zu mittelmiozäner Zeit sich vollzogen hätte, würde das Meereswasser für eine solche Riesenexplosion zur Verfügung gestanden haben. Aber wenn ich recht verstanden habe, so lehnt Kranz ja ein mittelmiozänes Alter durchaus ab. 3. Außerdem wäre auch noch eine Konz entrierung dieser un- geheuren Wassermasse im zentralen Gebiete des Ries nötige Vorbe- dingung für eine solche riesige Explosion gewesen. Kein Grund aber ist ersichtlich, woher diese Konzentration entstanden sein sollte. 4. Auch wäre eine Einkapselung dieser riesigen, konzentrierten Wassermasse nötig gewesen. Pulver, das offen daliegt, verpufft harm- los; um eine so wirkungsvolle Explosion zu erzeugen, muß es fest ver- kapselt sein. Ein offenes Süßwasserbeeken im zentralen Rieskessel würde daher ebensowenig eine so gewaltige Explosion bewirkt haben. Wenn auch durch Aufreißen weiter Spalten sein Wasser plötzlich in die Tiefe gestürzt wäre und dort im Kontakt mit der Intrusionsmasse sichn Dampf verwandelt hätte, so würde — da das oben darüberliegende Wasserbeeken offen war —_ nun und nimmer eine so übergewaltige Explosion erzeugt worden sein. . “ * ” ” N eh « Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 133 5. Wenn man nicht eine Emporpressung, daher tiefgehende Zer- spaltung des Riesgebietes annimmt, so fehlt jede Ursache einer so tiefen, weiten Spaltenbildung. Eine solche aber ist eonditio sine qua non für die Entstehung einer Kontaktexplosion. Daß durch »tekto- nische« Vorgänge im Ries solche klaffenden Spalten erzeugt sein sollten, inmitten der Albtafel, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Noch viel mehr gilt das von der Meinung, daß es »vulkanische« Spalten ge- wesen sein könnten, wenn man unsere vulkanischen Emporpressungs- spalten dabei ausschließt. Die kleinen vulkanischen Extrusionen des Riesgebietes können doch ganz unmöglich derartig tief hinabsetzende, klaffende Spalten erzeugt haben. 6. Kranz meint, explodierender Wasserdampf wirke nicht bri- sant, sondern nur schiebend. Die Natur hat aber an zwei verschie- denen Orten durch großartige Experimente den Beweis geliefert, daß explodierende Wassermassen keineswegs immer schiebend wirken, keineswegs daher immer schräge Schubflächen hervorrufen: Die gewaltige Explosion des Rakata liefert den einen Beweis. Nirgends ist etwas von schräger Schubfläche und von den auf dieser schräg hinauf geschobenen Gesteinsmassen zu sehen. Im Gegenteil, eine 830m hohe senkrechte Abrißfläche ist entstanden. Das Vulkangebiet von Urach in der Schwäbischen Alb liefert den anderen, und zwar einen ı25fachen Beweis. An keiner einzigen der mehr als ı25 Stellen, an welchen hier durch zahllose Kontakt- explosionen' Röhren durch das Tafelgebirge der Alb geschlagen wurden, hat das Wasser eine schiebende, sondern ausnahmslos nur eine zerschmetternde (brisante) Wirkung ausgeübt. Nirgends auch nur an einer einzigen Stelle der Mündung einer dieser mehr als ı25 Röhren eine schräge Schubfläche! Überall nur senkrechte Wände und keine überschobenen Massen! Warum sollte nun im Ries sich das diametral entgegengesetzt verhalten haben? 7. Mein letzter Grund aber ist ein fünffacher: Erstens ist dureh die zahlreichen Eruptionsstellen, die am Ries auftreten und ein trachytisches Gestein liefern, der Beweis erbracht, daß sich in der Tiefe ein Schmelzherd befunden haben muß. Zweitens ist durch die Untersuchungen Hauszmanss über die ma- gnetischen Abweichungen im Ries tatsächlich erwiesen, daß in der Tiefe eine eisenreiche Intrusivmasse liegen muß, ganz ebenso wie I Auch E. Süsz führt diese Explosionen, welche hier die Maarkanäle durch die Erdrinde schlugen, auf Wassermassen zurück, die in die Tiefe hinabgelangten und dort in der Nähe der großen Schmelzmasse sich in Dampf verwandelten., 734 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. das aus gleichem Grunde unter dem benachbarten Steinheimer Becken der Fall sein muß. ‚Drittens dann sind in allerjüngster Zeit am Flochberg kleine Stücke eines völlig anderen Gesteins gefunden worden, als es jene trachytischen der zahlreichen Eruptionsstellen sind. Nach der Mit- teilung des Hrn. Dr. Schuseivernönn, Assistenten am Mineralogischen In- stitut der Universität Berlin, der die Freundlichkeit hatte, das Gestein zu untersuchen, ist dasselbe wohl ein Limburgitischer Basalt von hypi- diomorph-körniger Struktur, sehr reich an Magneteisen, Titanaugit und Olivin; ganz untergeordnet Plagioklas. Das wäre der praktische Erweis für das Dasein der In- trusivmasse. Bei Gelegenheit der Kontaktexplosionen mögen kleine Stücke dieser Masse, vielleicht aus einem aufwärtsgehenden Gange derselben, losgerissen und mit emporgeschleudert sein. Viertens ist durch die Tatsache, daß überhaupt Kontaktexplosionen entstehen: konnten, bis zur Zweifellosigkeit erwiesen, daß ein Magma- herd, also eine Intrusionsmasse, sich unter dem Riesgebiete eingenistet haben muß; denn eine Kontaktexplosion ist eben nur mög- lich, wenn ein Magmaherd vorhanden ist, der das Wasser plötzlich in Dampf verwandelt. Fünftens endlich ist durch die Tatsache der Kontaktexplosionen ebenso bis zur Zweifellosigkeit erwiesen, daß — wie wir von Anfang an gesagt haben — dieser Magmaherd sehr flach unter der Erdober- fläche sich eingenistet haben und nun nach der Erstarrung liegen muß. Eine tief gelegene Intrusionsmasse wird natürlich ebenfalls Ex- plosionen von Wasserdampf erzeugen können. Aber infolge der dann übergroßen Mächtigkeit des Hangenden wird letzteres weder in die Luft geblasen noch zur Seite geschoben werden können; hier wird die Folge der tief gelegenen Explosion nur in » magmatischen Erd- beben« (S. 727) bestehen. Nur dann, wenn die Intrusivmasse, also die Explosionen sehr flach liegen, können letztere eine berschmetterung bzw. Versehiebung von Schollen an der Erdoberfläche bewirken. Aus der Zahl dieser fünf Gründe könnte man den zweiten aller- dings angreifen und sagen, daß Hauszmanss Untersuchungen doch an ganz allgemein das Vorhandensein einer eisenreichen Masse im Granit unter dem Rie liche, das gehe natürlich aus Das ist ganz richtig. wirklich eine uralte eisenre sgebiete beweisen. Ob aber dieses eine jugend erst in Jungmiozäner Zeit aufgestiegene Intrusionsmasse sei oder aber eine schon uralte Differenziationsmasse des granitischen Magmas, \ Hauszmanss Untersuchungen nicht hervor. — Indessen wenn hier, unter dem Riesgebiete, iche Differenzierungsmasse aus dem Granite — - .. . . . e% rd. Branca: Müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? 135 vorläge, dann wäre es doch sehr auffallend, daß zufällig gerade über dieser an der Erdoberfläche sich ein, zudem ebenso ausgedehnter Kessel gebildet hätte, für den dann eine Entstehungsursache ganz fehlen würde. Aber nicht nur das. Auch das benachbarte Steinheimer Becken zeigt magnetische Abweichungen. Dann müßte man also auch dort eine uralte eisenreiche Differenziationsmasse des Granits als Ursache der Abweichungen annehmen anstatt einer Intrusion. Man hätte dann also das doppelt Unerklärliche, daß an zwei verschiedenen Stellen gerade über zwei eisenreichen Differenzierungs- massen des Granits an der Erdoberfläche sich zwei Kessel gebildet hätten, und außerdem nun noch zufällig über der großen Masse ein großer Kessel, über der kleinen ein kleiner; und für beide Kessel würde nun eine Entstehungsursache fehlen. Es liegt wohl klar auf der Hand, daß dieser Einwurf -—— so denkbar er auch an sich ist — dem Ries gegenüber absolut unhalt- bar sein würde; und selbst wenn er haltbar wäre, so würden doch alle andern vier Gründe bestehen bleiben. Für mich gibt es angesichts so erdrückender Beweise keinen Zweifel an dem Vorhandensein einer Intrusivmasse unter dem Ries. Ist dem aber so, dann gibt es kein Markten mehr: Eine Intrusions- masse, zumal eine so flachliegende, wie wir — ganz ebenso aber auch Kranz, der aber trotzdem die Emporpressung ablehnt — sie an- nehmen, muß emporpressend wirken, auch dann, wenn man sich auf den Boden der Aufschmelzlehre stellen will. Über den Betrag der Aufpressung, also die Höhe des ehemaligen, jetzt ja in einen Kessel verwandelten Berges, haben wir nie eine Meinung geäußert. Da der Kessel einige hundert Meter tief ist, so könnte man vielleicht an eine ähnliche oder etwas geringere Höhe des Berges denken (s. S. 710). Unterstellt ist uns freilich von gegne- rischer Seite, als angeblich notwendig, die ganz unsinnige Höhe eines zu 5000(!) m aufragenden Berges, was dann natürlich, als etwas Un- mögliches, sich gut bekämpfen ließ. Es würde das eine annähernd 5000 m hohe Intrusivmasse(!) zur Voraussetzung haben. Wir haben an derartiges natürlich nie gedacht. Wie hoch oder wie gering die Aufpressung war, das ist aber nebensächlich. Gesteinsmassen können schon von einer geringen Er- höhung heruntergleiten und, wenn sie durch eine Explosion den Anstoß erhalten, auch noch weithin fahren. Sie können aber schwer um den senkrechten Betrag von einigen hundert tgägen schräg hinauf- gleiten und dann noch weithin fahren. 136 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Faust und Moses. Von Konrap Burvach. Dritter Teil. vn. Herderhatte in Straßburg dem jungen Goethe den Faustischen Zweiseelen- drang, den Pygmalion- und Prometheustrieb der ‘Plastik’ ein gegossen, ihm die göttliche Magie des schöpferischen Werdens aus der Genesis auf- gedeckt und ihn Moses als Urm agier, als Bruder und Vorläufer Mahomets und aller großen ‘Seher’ bis zu Milton kennen gelehrt. In Herder selbst brach damals eine Wendun g zum Mystischen immer stärker hervor, die ihn über den Standpunkt historischer Kritik und sensualistischer Welterfassung hinaus ganz nah zu Hamann führte. Die “Älteste Urkunde’ stellt den Höhepunkt dieser Entwicklung dar, in die auch Anstöße Lavaters hineinspielen. Dieser genialen Mystik brachte Goethe aus dem Kreise der Mutter eine religiös erregte, wohl vorbereitete und empfängliche Seele entgegen. Wir pflegen hier Su- sanne von Klettenberg als die Anregerin zu betrachten (s. oben S. 636f.). Aber wie ihre wunderbare Persönlichkeit, die der von ihr selbst gewählte Name Cordata so schön bezeichnet, an die innerste Ent- faltung des Menschen Goethe, an seinen religiösen Kern gerührt, wie sie die Phantasie und das intuitive Vermögen, den Bildschatz und die Bildkraft, das sprachliche Sch öpfertum des Dichters, Denkers und Forschers Goethe befruchtet hat durch den Hauch ihrer seligen Sehnsucht, das in voller Tiefe und nach seiner ganzen Dauer zu er messen, sind wir trotz den verständnisvollen Arbeiten von LArrEnBER6, Franz Deurzscn, Deonext, Fuxck und anderen noch weit entfernt. Ge wöhnlich begnügt man sich festzustellen: die "Bekenntnisse einer schönen Seele’ im sechsten Buch des “Wilhelm Meister’ geben ein Denkmal dieses edlen Frauengeistes. Man sollte wenigstens hinzusetzen: auch Aakarle trägt Züge von ihrem Wesen, und die Urlaute des dunkeln Heimwehs zum Sonnenland, die in Mi gnon erklingen, hat Goethe der mystischen Liebesharfe Cordatens abgehört'. | 'jedı Wie die Bilder und Töne Susannens noch in der Poesie des alten Goethe wieder aufklingen, dafür wenigstens ein Beispiel. .- : or schöneh In den Bekenntnissen einer schöne Se ee 2n> Burvach: Faust und Moses. Dritter Teil. 737 Die Mystik der Freundin von Goethes Mutter unterschied sich nicht bloß vom Pietismus Speners und August Hermann Franckes, son- dern auch von der Richtung der Herrnhutischen Brüdergemeinde, ob- gleich sie der näher stand. Gleich beiden in der Frömmigkeit des Herzens wurzelnd, hat sie vor dem Hallischen Wesen die heitere Klar- heit und Menschlichkeit, der jeder düstere Bußkrampf' fernbleibt, vor- aus, vor dem spielerischen Zug und der phantastischen Sinnlichkeit des Grafen Zinzendorf aber die zarte Reinheit und Gesundheit des Empfindens, das lebendige Verwachsensein mit der Sachlichkeit des, Lutherschen Bibelwortes. Goethes Mutter hegte für Susanne eine un- begrenzte Verehrung. Und in der Tat waren die beiden Frauen, so ver- schieden an Temperament und physischer Konstitution, sich innerlich nah. Auch Susanne hatte in ihrer stillen Gläubigkeit ein Element jener Frohnatur, die Mutter Aja auf ihren großen Sohn vererbte. Su- sanne hat sich in ihrem letzten Lebensjahr selbst charakterisiert (an Karl von Moser 1774, Jan. 21, Funck S. 255): Ich bin ein christlicher Frey-Geist. Alles Formenweßen, alles gemodelte, ist verschwunden — meine Brüderschafft sind alle Menschen ... . und meine beste Freunde sind so gar UnChristen. in einem Pabistischen Lande hier, oder in Con- stantinopel zu leben, wäre mir, in so fern man mir meine Freiheit ließe, sehr gleich — Gott im Fleisch geoffenbart würde mir überall gleich nahe seyn — und weiter brauche ich nichts. Da haben wir den Grundzug ihres Christentums: Unabhängigkeit von allen Kirchen und die Philadelphie, die über alle Schranken der Religionen und Bekenntnisse die ganze Menschheit in brüderlicher Liebe umfaßt. Und ihre Frömmigkeit schildert sie also (an Lavater 1774, Funck S. 260): Ein Gefühl, das Kräffte darreichtt zum Thun — daß man mit Lust Thun kan, Im Nothfall auch Berge versezen, Schwirigkeiten heben kan, die Bergen gleichen, dadurch man Glauben macht, weil man selbst glaubt, fühlen, weil man selbst fühlt. Kein Glaube, wo nicht sinliche Erfahrung zum Grund ligt — Ist fühlen nicht sinlich? sind nicht vielmehr alle Sinnen Gefühl? Sie hatte, nach Lavaters treffender Formulierung, ‘für sich das indi- viduellste Religionssystem, welches sonst intolerant macht’, und “liebte dennoch aus tiefer Menschenkenntnis und Herzensgüte auch die ver- schiedensten Religionsparteien’; ‘sie wußte mit dem feinsten Edelsinn Seele heißt es gegen Schluß (W. 22, S. 348), offenbar auf Grund wirklicher Vorgänge im Leben Susannens: “Ich fürchtete den Tod nicht, ja ich wünschte zu sterben, aber ich fühlte in der Stille, daß mir Gott Zeit gebe, meine Seele zu untersuchen und ihm immer näher zu kommen. In den vielen schlaflosen Nächten habe ich besonders etwas empfunden. Es war, als wenn meine Seele ohne Gesellschaft des Körpers dächte.’ Das eignet sich Goethe in seiner Weise an und gestaltet daraus den Spruch: “Nachts, wann gute Geister schweifen, Schlaf dir von der Stirne streifen, ... Scheinst du dir entkörpert schon, Wagest dich an Gottes Thron.” Über Mignons Wer wird noch unten (S. 789) zu reden sein. Sitzungsberichte 1912. 66 138 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. das Gute und Wahre in jedem System und Herzen aufzusuchen’ (Funck S. 46). Sie glaubte “daß Gott in Christus ist” und sie wußte “Er wan- delt mit Lavater und mit Goethe’ (an Lavater 1774, Mai 20, Funck S. 261). Sie pflegte zu sagen: "Gewiß ist Goethe in der Gnadenwahl’; Er gehört zu den Auserwählten’ (zu Lavater, Funck S. 49. 55). Aller Bekehrungseifer, aller religiöse Zwang war dieser Jesus-Liebhaberin fremd. Es ist, mit kaum merklicher Umfärbung, auch aus ihrer Seele gesprochen, was Goethe ihr poetisches Abbild, die “Schöne Seele‘, von .sich sagen läßt: Ich erinnere mich kaum eines Gebotes, nichts erscheint mir in Gestalt eines Gesetzes, es ist ein Trieb, der mich leitet, und mich immer recht führet; ich folge mit Freiheit meinen Gesinnungen und weiß so wenig von Einschränkung als von Reue. Das ist im Grunde dieselbe Anschauung, die im Himmelsprolog der Herr verkündet mit Bezug auf Faust. Darin birgt sich die eigentliche ethisch-religiöse Voraussetzung für Fausts Erlösung. Und von der praktischen Mystik Cordatens, von ihrem Begriff des Glaubens als der Quelle des Tuns führt eine Brücke zu dem Bekenntnis und der Bewährung des Faustischen und Goethischen Satzes ‘Im Anfang war die Tat, hinweg über die weite und tiefe Kluft des irdischen Ab- schiedswortes "Tor, wer dorthin die Augen blinzelnd richtet‘ (Faust 11442—44). Unüberbrückbar dagegen bleibt der Abgrund, welcher Faustens wie Goethens Stellung zum menschlichen Leben und zum Unerkennbaren, Unzugänglichen der Gott-Natur trennt von der kirch- lichen Dogmatik, von protestantischer und katholischer Sehultheologie. Zugleich aber, jenes Loblied auf das Gefühl und auf die sinnliche Er- fahrung im Glauben, das wir eben von Susanne hörten, das inbrünstige Verlangen nach der "Thomas-Wonne, den göttlichen Herrn und Freund als menschliehe Person mit Händen zu berühren, steht dem mystischen Sensualismus Herders' überraschend nahe. E Gilt es, die Eigenart der pietistischen Mystik Susannens von . Klettenberg geschichtlich zu verstehen, so wird man den Nachdruck auf zwei Tatsachen legen müssen. Erstens: sie war abhängig von der älteren deutschen Mystik und der jüngeren romanischen Mystik des nachtridentinischen Katholizismus, und zweitens: sie hatte, wie es scheint, durch eine Art Familientradition tiefgehende Fühlung mit en ‚ehristlichen Magie, mit mystisch -theosophischer Alchemie, Medizin, vielleicht selbst Astrologie. Cordata, die treu zur Reformation Wasser he er ‘ Das Verhältnis, in dem Herders Geniebegriff, seine zenialische Erkenntnis ehe Ästhetik und Geschichtsphilosophie zur M Br tik steht, zuHamamn era era “ Trescho (s. oben 8. 639. 641), der selbst im Jahre 2 | nn ung a das Genie veröffentlicht hatte, bedarf immer noch gen . u, ung (viel Gutes bei Runorr Unser, Hamann und die Aufklärung, Jena 191 52 fl. 144, besonders 8, 275 ff. 674 ff.). | BurpacH: Faust und Moses. Dritter Teil. 739 und zur Lutherschen Bibel hielt, hatte gleich dem für Luther be- geisterten, zeitlebens vom Kultursegen seiner Befreiertat tief über- zeugten Goethe unleugbar gewisse katholische Neigungen, z. B. den Glauben an ein Purgatorium, in dem ‘die nicht zu Gefäßen der Barm- herzigkeit erwählten Menschen umgeschmolzen und durchs Feuer Seelig werden’ (an Lavater 1774 Juli, Funck S. 274). ‘Für ein Herz, das in eine wahre personelle Connexion mit dem Heiland gekommen’, vermißte sie im Deutschen geeignete Schriften der Anleitung und findet im Französischen einige, die Wahrheit und Realität enthalten’. Aller- dings setzt sie einschränkend hinzu: ‘die Verfasser sind katholische Mystiei und bringen manches vor, das wir nicht annehmen können’ (an Trescho 1763 Juli 16, Funck S. 223f.). Aber das Wesentliche dieser neukatholischen Mystik, den Gedanken der reinen, d.h. der uninter- essierten, uneigennützigen Liebe zu Gott (l’amour pur ou desinteresse), des "nackten Glaubens’, die innere Religiosität, das 'inwendige Christen- tum‘, das Herzensgebet der ‘Stille’, die resignierende Hingabe in den Willen Gottes (“die Gelassenheit’) finden wir auch bei Cordata wieder. Es ist nicht zu viel gesagt: Goethes “einzige Freundin’, wie Lavater sie genannt hat, war auf dem Boden und in der Luft (deutschrefor- mierten Christentums eine Geistesverwandte und in gewissem Sinne auch eine Schülerin' der heiligen Therese, der spanischen ‘Schönen Seele’, ! Es existiert noch dasInventar über Susannens Bibliothek, das bei der gerichtlichen Aufnahme ihrer Hinterlassenschaft in Gegenwart des Mandatars ihres Erben, des Dr. juris Wolfgang Goethe hergestellt worden ist. Unter den zahlreichen geist- lichen und moralphilosophischen Büchern (abgedruckt von R. Juse, Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt am Main N.F., 7. Bd. ı8g91, S. 61 ff.) erscheinen da von französischer Literatur nur: eine Baseler französische Bibel; Fenelon, "Lettres chrötiennes ; Salignac [d. h. Fenelon], ‘(Euvres ‚spirituelles’ ; Ant. Seger, ‘Sermons sur divers textes’; Haller, ‘Sur la formation du c@ur’; "Psalmodie de l’eglise de freres ; “Meditation premiere de la retraite annuelle'; ; "Cantiques & psaumes’; "La ‚sainte doctrine'; ; “Delafelieite de la vie ; "Traite del’orgueil ; Augustins und des Thomas v. Kempis Imitatio Christi, einen französischen Aus- zug aus Senecas Philosophie “L’esprit de Sen&que’, eine deutsche Übersetzung der Schrift des Jean von Bernitres-Louvigny, "Verborgenes Leben mit Christo in Gott‘, die auch Goethes "Ephemeriden’ notieren (s. oben S. 636), und was besonders bezeichnend ist, Gottfried Arnolds deutsche Übersetzung der Hauptschrift des Michaelde Molinos: “Geistlicher Wegweiser. Es kann indessen keinem Zweifel unterliegen, daß Susanne auch die Schriften der Madame Guyon gekannt und zum Teil besessen hat. Neben auffallend vielen englischen Erbauungswerken begegnen in jenem Verzeichnis von älterer deutscher Mystik Tauler, "Geistliche Betrachtungen des Leidens Christi’ und Johann Arnd, ‘Postille mit Kupfern und ‘Predigten über die Psalmen’, von neuerer sind vertreten Spener, Rambach, Zinzendorf, J. J. von Mosers "Sonntagsbetrachtungen’, Hogssky, Steinhofer, F. K. von Moser, die sogenannte “Mystische und prophetische Bibel’ - 1712, 2. Abdruck Marburg 1733, vgl. H. Heppe, Geschichte der quie- teils Mystik S. 497), Lavater und der sn christliche Magier Friedrich Christoph Oetinger (s. oben $. 653 Anm.), mit folgenden Werken: "Das rechte Gericht’, ‘Reden Gottes an alle Gläubigen’, Die Philosophie der Alten, 66* 740 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. der Frau von Chantal, besonders aber jener. Frau, deren tragisches Schicksal an sich durch die Fülle von Qualen und unverdienten Ver- folgungen, durch langjährige grausame Klosterhaft und Einkerkerung in der Bastille wie durch die Verwicklung in den Streit der beiden großen französischen Theologen Bossuet und Fenelon die ganze ge- bildete Welt in Aufregung versetzt hatte: der Frau Guyon. Susanne kannte und besaß auch das 1687 vom Inquisitionstribunal als häretisch verdammte Buch des spanischen Mystikers Miguel de Molinos, den Guida spirituale, die Hauptquelle des von der katholischen Kirche ver- worfenen ‘Quietismus’, in der deutschen, von Gottfried Arnold nach einer lateinischen Version August Hermann Franckes hergestellten Über- setzung. Bereits oben (S. 636—639) kam zur Sprache, wie Goethes Ti nahme an der pietistischen Mystik und an dem magisch-theosophischen Gedankenkreis, in dem Susanne trotz dem gesunden, praktisch-mensch- lichen Zug ihres Pietismus sich bewegte und bis zu wirklichen alche- | mistischen Versuchen und medizinischen Geheimkuren vorschritt, aus der von seinen 'Ephemeriden’ des Jahres 1770 bezeugten Lektüre er- schlossen werden kann. Nehmen wir die Aussagen im achten Buch von Dichtung und Wahrheit (W. 27, S. 199—208. 217 ff.) hinzu, so ergibt sich Art und Umfang dieser Einwirkung. Auch hat Goethe mit seinem sicheren Blick für geschichtliche Zusammenhänge dort selbst einen Wink uns gegeben. Er sagt, daß die pietistischen Freundinnen Cordatens ‘sich an eine gewisse Terminologie hielten, die man mit jener der späteren Empfindsamen wohl verglichen hätte (W. 27, 200). Die empfindsame Terminologie stammt in der Tat aus der Ter- minologie des Pietismus und des ihn befruchtenden Mystizismus.' Aber wiederkommend in der güldenen Zeit’, ‘Öffentliches Denkmal der Lehrtafel der Prinzessin Antonia von Württemberg’, Reden nach dem allgemeinen Wahrheitsgefühl‘, k in Konnexion mit der Chemie’. el ae aus Keimen, die ich den Vorlesungen und pen en itteilungen Ruporr Hırdesranns danke. Er ist wohl auch der erste gewesen, Studien zur sprachlichen Würdigung Chr. Wolffs. Ein Beitrag zur Halle a.d.S. 1903), sich eine Reihe von Zu- und Weltauffassung hintereinander ergossen® Pyras, Langes, dann in der Bodmers, Klopstocks, Wielands, BurpvacH: Faust und Moses. Dritter Teil. 741 diese Umbildung geistlicher Anschauung, Phantasie, Bildersprache einer freieren, konfessionell neutralen Kirchlichkeit oder ‘christlicher Frei- geister -— um Susannens Wort zu brauchen — zum Gefühl und Aus- druck religiöser Humanität, zur künstlerischen Sprache der empfind- samen Seele, dann auch des genialen Menschen, hat nicht erst nach dem Jahre 1768 stattgefunden, wie Goethes Wendung könnte glauben lassen. Der Vorgang ist viel älter. Und seine tiefe und starke Strömung hat die Kräfte freigemacht, die unsere moderne poetische Kultur geschaffen haben. Die künstlerische Formung und Beseelungder deutschen Poesie und ihrer Sprache, die das 18. Jahrhundert gebracht hat, wurzelt in religiöser Erregung des Gefühls und der Phantasie', mit der eng verwachsen ist der Drang nach Annäherung an die Musik. Man kennt und wiederholt oft zwei Äußerungen Goethes: Die Menschen sind nur so lange produktiv (in Poesie und Kunst), als sie noch religiös sind (zu Riemer 1814, März 26, v. Biedermann, Goethes Gespräche Nr. 1544); Geßners, endlich in der Dichtung Goethes. Eine einzelne Andeutung gab ich in meiner Anzeige des Deutschen Wörterbuchs, Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 1882, S. 669 über die Bedeutung von Vergnügen vergnügen, die umfängliche Liste und Be- sprechung der von dem Gottschedianer Schönaich 1754 in seinem “Neologischen Wörter- buch an Klopstock gerügten Ausdrücke und Bilder pietistischer Herkunft wurde damals aus Mangel an Raum vom Abdruck ausgeschlossen (vgl. meinen Vortrag “Über die Sprache des jungen Goethe’, Verhandlungen der Dessauer Philologenversammlung 1884, Leipzig 1885, S. 169 ff). Schon die höhnenden Epitheta des Titels (der heiligen Männer, aus dunkler Ferne, der sehr affischen [seraphischen] Dichtkunst) zielten auf die pietisti- sche Stimmung der neuen Poesie. In dem durch ALserr Köster mit erstaunlicher Be- lesenheit und rühmlichster Sorgfalt reich kommentierten, musterhaften Neudruck (Sauers deutsche Literaturdenkmale, Berlin 1900) ist der Gesichtspunkt der pietistischen Ein- wirkung nicht ausgeschöpft. Besonderes Gewicht hatte schon ScHERER in seiner deutschen Literaturgeschichte darauf gelegt und sehr treffend Klopstocks sprachlich- poetische Schöpferkraft aus pietistischer Quelle hergeleitet, wie er auch mit sichern geschichtlichen Blick Gottfried Arnolds halbvergessene pietistische Liederdichtung in ihrer Bedeutung erkannte. Meine Preisschrift von 1881 über die Sprache des jungen Goethe, die durch die Beihilfe von Heısrıca Anz ihrer endlichen Vollendung und Veröffentlichung entgegengeführt wird, hatte von vornherein es sich zum Ziel gesetzt, im Goethischen Wortschatz den Beziehungen zur pietistischen Ausdrucks- und An- schauungsweise auf der Bahn Hırvesranps und Scherers möglichst Be eu nach- zugehen. Über verwandte neueste Untersuchungen von Max von Warp und Franz Saran s. unten S. 765 Anm. ı und S. 760 Anm. ı. An Az Pistiemiakaphehe des hochstrebenden, sympathischen und fördernden Buchs von Ruvorr Unser, Hamann und die Aufklärung, Jena ıgıı, S.34ff. 76ff. habe ich neben der durch lehrbuch- hafte Begriffshypostasierung entkörperten Darstellung auszusetzen, daß sie den inter- konfessionellen Charakter des Pietismus und die ihm aus dem erneuerten Katholizismus zugeführten Elemente der Weltmystik nicht beachten. — Über die Tendenz zur Musik in der Entwicklung der modernen deutschen gene s. meinen Aufsatz in der Deutschen Rundschau 1910, Februar, März, A 4 : führungen in der Deutschen Rundschau 1910 Februar S. 268f., Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1910, S. 594 ff. und mein demnächst erscheinendes Buch: Rienzo und die geistige Wandlung seiner Zeit (Vom Mittelalter zur Reformation II, 2), passim, zB. er 142 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. das eigentliche einzige und tiefste Thema der Welt- und Menschengeschichte bleibt der Konflikt des Unglaubens und Glaubens. Alle Epochen, in welchen der Glaube herrscht, unter welcher Gestalt er auch wolle, sind glänzend, herzerhebend und frucht- bar für Mitwelt und Nachwelt. Alle Epochen dagegen, in welchen der Unglaube, in welcher Form es sei, einen kümmerlichen Sieg behauptet, und wenn sie auch einen Augenblick mit einem Scheinglanz prahlen sollten, verschwinden vor der Nachwelt, weil sich niemand gern mit Erkenntnis des Unfruchtbaren abquälen mag (Noten und Ab- handlungen zum Divan W. 7, 157). Die vollen Konsequenzen aus diesen Sätzen zu ziehen und sie auf die Betrachtung unserer modernen deutschen Kultur anzuwenden, die im 18. Jahrhundert entstanden ist, dazu hat sich das allgemeine wissen- schaftliche Bewußtsein noch nicht aufgeschwungen. Wohl haben Litteraturgeschichte, Musikgeschichte, Geschichte der Philosophie, ins- besondere der Psychologie, die Macht des Pietismus bemerkt und in Anschlag gebracht. Aber es mangelt eine volle Erkenntnis und eine klare Anschauung der Lebensbäche, die er in die Tiefen unserer geistigen Entwicklung entsendet hat. Diese Einsicht kann auch nur die Geschichte der Sprache' vermitteln, die ja, was man in den Jahrzehnten der Phonetik und Lautstatistik vergessen hatte, Produkt und Faktor des Bildungslebens der nationalen Gesamtheit ist, das Spiegelbild der Kräfte, welche die Seelen der geistigen Führer wie der Masse beherrschen. Es ist kein Zufall, daß Goethe gerade die Untersuchung über Israel in der Wüste (oben S. 368ff.) mit der Proklamierung der welt- geschichtlichen Grundantithese "Glauben und Unglauben’ einleitet. Das erste Buch Mosis scheint Goethe, wie er dort bekennt, den Triumph des Glaubens’ darzustellen, ‘die vier letzten haben den Unglauben zum Thema’, ‘der auf die kleinlichste Weise’ dem Glauben sich von Schritt zu Schritt in den Weg schiebt und seinen schlei- chenden Gang dergestalt immer fortsetzt, daß ein großes edles, auf die herrlichsten Verheißungen eines zuverlässigen Nationalgottes unter- nommenes Geschäft gleich in seinem Anfange zu scheitern droht und auch niemals in seiner ganzen Fülle vollendet werden kann‘. Tiefer, starker Glaube an das Göttliche, erst einem eim zelnen genialen Menschen — Moses — herrlich offenbart und ihn zu ! Beispiele dafür, wie mystisch-nietisti Sosee a drucksweise in die deutsche De -pietistische Anschauung, Bildprägung un von ihm noch en des jungen Goethe sind folgende Lieblingsworte, die alle Sg „t: fühlen und “Gefühl’; ‘dunkel’; “lallen’; ‘still’ und ‘Stille; "Einfalt’; rein einheit ; dumpf” (‘Weh weh! Seelenwärme! Mitt and Naturphilosophie); ‚Fülle‘; “Raupen- und Pup en’; u.a. ches Gut mit neuer, voller Resonanz gebraucht werden, mystische EN Eee Dr ae Er UT Eee ne Kae TE er SE a Burpacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 743 großartiger Tat führend, wird gelähmt, entstellt, an vollkommener Entfaltung und Wirkung, wie sie seiner Idee gemäß wäre, behindert durch den Unglauben. Dieses Thema der Mosesgeschichte ist ja zugleich das Thema der Mahomettragödie, wie Goethe sie ge- stalten wollte, und es kehrt wieder in seinem Gedicht vom Ewigen Juden. Der Konflikt zwischen Glauben und Unglauben ist aber auch die Achse der Fausttragödie. Der Glaube im kirchlichen Sinne fehlt Faust, wie er in der Östernacht verzweiflungsvoll erlebt. Aber jener Glaube, den Goethe im Sinne hatte, als er den Noten zu seinem Westöstlichen Divan die angeführten Worte einrückte, und ebenso jener Glaube, den er meinte, da er den Mahometstoff und die Legende vom Ewigen Juden ergriff, hat mit Kirche und Dogmatik nichts zu schaffen. Jener Glaube lebt in Faust als dunkler Drang des guten Menschen. Er gibt nach dem Wort des Herrn im himm- lischen Prolog die Gewähr, ‘des rechten Weges sich wohl bewußt zu sein. Er ist die Quelle des Antriebs in dem, der ‘immer strebend sich bemüht’. Aus ihm entfaltet sich das "kräftige Beschließen, zum höchsten Dasein immerfort zu streben’. Der Konflikt zwischen Faust und Mephistopheles, der vom Beginn des Paktes beständig sich äußert und im Laufe des Dramas fortdauernd wächst und sich verschärft, das ist der Konflikt zwischen Glauben und Unglauben, das ist der Konflikt, den Goethe auch in der biblischen Geschichte des Moses, in dem Schicksal Mahomets zu finden meinte. Dieser Glaube als dunkler Drang des guten Menschen ist ein Begriff, der sicher im letzten Grunde auf die freie pietistische Mystik zurückgeht. Was Goethe in ihm schärfer herausarbeitet, ist das bei Susanne zwar stark betonte (s. oben S. 738), immerhin jedoch erst in zweiter Reihe stehende Moment der Tat. Aber nicht die pietistische Frömmigkeit, die ‘inwendige Religiosität allein hat ihn Goethe ge- liefert. Es steckt darin auch jene geschichtsphilosophische Stimmung, die den primitiven Menschen zu einem sittlichen Ideal verklärt: der Kultus der Patriarchenwelt, des Zeitalters der ersten Christen, der Glaube an die Reinheit aller ursprünglichen Natur. Der Name des göttlichen Jean Jacques kommt uns hier auf die Lippen. Und ge- wiß wäre Goethes Faust niemals geschaffen worden ohne die archime- dische Hebelkraft der großen Idee des Bürgers von Genf. Indessen die erste bestimmende Anregung zu dieser Menschen- und Weltansicht ist Goethe von einem früheren Geist gekommen: von dem schon mehrmals genannten Gottfried Arnold, in dessen Übersetzung, wie wir sahen, des spa- nischen Quietisten Molinos ‘Geistlicher Wegweiser’ an Susanne von Klettenberg herantrat, und dessen Einfluß ‘Diehtung und Wahrheit so stark betont (s. oben 8.391.393). Die Überwindung aber des Prometheus- 744 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. trotzes, der Faustischen Titanenhybris quillt dem Menschen und Künstler Goethe aus der Religion, dieMahomet offenbart wurde: dem Islam, d.h. der Ergebung in Gottes Willen, der stillen Resignation, die mit der reinen Liebe zu Gott‘, mit der ‘uninteressierten Frömmigkeit der quietisti- schen Mystiker und der Pietisten sich so nah berührt. Dieser Islam ward Goethe selbst das Mittel, sich aus dem Zustand Werthers, dem Zu- stand des Orest und Philoktet zu befreien. Diesen Islam glaubte Goethe auch bei Spinoza zu entdeeken. Diesen Islam verkündeten die Schlub- worte der ‘Pandora. Diesen Islam als seine eigene Religion zu be- kennen, wurde Goethe nicht müde (s. die Nachweise von Minor, Goethes Mahomet S. 63 ff.). Zu diesem Islam, den Goethe sich langsam an- eignete seit den ersten weimarischen Jahren, findet freilich Faust sein Leben lang nicht den Weg. Diesen Islam als eine religionsgeschicht- liche Erscheinung zu begreifen und durch Analogien der modernen Mystik zu erläutern, das lernte Goethe wiederum von Gottfried Arnold. Wir dürfen uns nieht mit Minor begnügen, Goethes Begeisterung für Mahomet und den Koran abzuleiten aus dem langsamen und sehr nüchtern sich äußernden Umsehwung, den in den Schriften der gelehrten Orienta- listen, insbesondere in den Mahomet-Biographien, die Beurteilung des Propheten damals erfuhr. Auch Herders oben (8. 641 f.) gewürdigte Anregung, wie stark sie gewesen sein mag, hätte allein nicht so zün- den und die produktive Kraft entfachen können ohne eine frühere Vorbereitung. Goethe hatte in seiner Frankfurter Jugendzeit bereits die Disposition erworben für ein nachfühlendes Verständnis des Is lams. Sie kam ihm gewiß aus dem Eindruck der mystischen Reli- giosität Cordatens, deren Grundlage, innerlich und auch durch äußeren historischen Zusammenhang, der Gottergebenheit Mahomets näherstand als der orthodoxen Scholastik des kirchlichen Protestantismus. Aber diese Disposition hatte ihm früher und bewußter wohl das warme’ Wort Gottfried Arnolds vermittelt, der durch das Gewirr der Jahr- hunderte aus zahllosen Stimmen verkannter und verfolgter Gottsucher Ströme lebendigster Gottesliebe an die horchende Seele des jungen Diehters rauschen ließ. Goethe nennt von Arnold nur die Kirchen- und Ketzerhistorie Ihm war in seinen späteren Jahren dieses großartige Werk ', das, wie ne Es erregte ungeheures Aufsehen gleich bei seinem Erscheinen (1699. 17005 ge ea Barmen Frankfurt 1729, Schaffhausen 1740). Gegenschriften be- Ei a . eticissima haeresiologia noch ‚Jahrzehnte nach dem Tod des Ver ein, = we. er alt, starb. "Es sei von Christi Geburt an kein so schäl" RgE en RE ans Licht getreten‘, ließ der gewichtigste seiner wider Bi we = er Philosophieprofessor Cyprian, der seit 1700 dawider gr ‘ein Sch > on Ins drucken. Und die Rostocker theologische Fakultät hatte ® dbuch genannt, “allermaßen darin sogar auch den verfluchten Ketzern, J# N Burvacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 745 auch Herder noch in der 'Adrastea aussprach und heut allgemein an- erkannt ist, der aus den Quellen schöpfenden, von dogmatischen, ins- besondere konfessionellen Vorurteilen unabhängigen Kirchengeschichte die Bahn gebrochen hat, allein von gegenständlicher Bedeutung. Der Jugendliche Freund des Fräulein von Klettenberg hat sicherlich Arnold auch als mystischen Theologen, pietistischen Liederdichter, Heraus- geber und Übersetzer älterer deutscher, niederländischer und romani- scher Mystik gekannt und die eigenartige Bildkunst seiner Poesie, seiner Erbauungsschriften und seiner ins Gnostische hinüberspielenden Theo- sophie auf sich wirken lassen. Arnold hat der unersättlich einschlürfen- den Anschauung des jungen Goethe in der Kirchen- und Ketzerhistorie dem verfluchten Mahomed selbst das Wort geredet wird und im Gegenteil alle christlichen Verteidiger der christlichen Wahrheit aufs allerschimpflichste durchgezogen werden’. Desto begeisterter lobt der tapfere Christian Thomasius: er hielt diese Historie 'nach der Heiligen Schrift für das beste und nützlichste Buch, er empfahl es allen seinen Zuhörern “und wenn sie das Geld dafür von ihrem Munde absparen und erbetteln sollten’. Vgl. Fr. Dieerıus, Gottfried Arnold, Berlin 1873, S. 117 ff. Die ‘Erinnerung’, die im “Monatlichen Auszug 1700 Juni S. 296—307 (neu abgedruckt in Leibnitz’ Deutschen Schriften, hrsg. von G.E. Guhrauer, Bd. 2, Berlin 1840, S. 350—357, auch bei DiszLius S. 229 ff.) auf die Anzeige der Gegenschrift Cyprians (S. 292— 296, bei Guhrauer a. a. 0. S. 347—350) folgt, deckt die Spezial- und historischen Fehler der Kirchen- und Ketzerhistorie auf, findet aber für die Bedeutung des Werks kein Wort der Anerkennung. Sie steht lateinisch als “Cogitationes de erroribus ... Arnoldi auch in Leibnitii Opera ed. Dutens V, 605—609, war von Ludoviei Leibniz zugeschrieben und diente GuHrRAUER (a. a. O. S. 361—364 Fußnoten und Exkurs S. 31 ff.) als Mittel, für den gesamten “Monatlichen Auszug’ Leibniz als Autor und Eckhart darin nur als vorgeschobene Person zu erweisen. Zu meiner Freude belehrt mich aber aus dem unge- druckten Briefwechsel zwischen Leibniz und Eckhart (Briefe vom 27. Juni bis 10. Juli 1700) Paur Rırrer, daß die "Erinnerung? wie die Anzeige von Eckhart herrührt, Leibniz nur vor ihrem Abdruck das Manuskript eilig geprüft und mit einigen admonitionibus versehen hat, deren Inhalt und Richtung wir leider nicht kennen. Das Februarheft 1701 des Monat- lichen Auszugs brachte dann auf Leibniz’ Wunsch eine Erklärung von Eckhart, daß er selbst und nicht der ‘große Poly histor’ der Verfasser der "Erinnerung? sei (Ab- druck bei Guhrauer 2, $. 359 ff.): ein ungedruckter Brief Eckharts an Leibniz (1701, Mai 4) stellt das sicher und widerlegt alle von Gunraver daran geknüpften Deutungen. "reffend bemerkt dazu. Rırrer brieflich: “Von dem Vorwurf, solche Ausfälle auf Arnold geduldet zu haben, ist Leibniz also nicht freizusprechen. Daß aber damit für ihn das letzte Wort über Arnolds Werk gesprochen sein sollte, wird man billig be- zweifeln. Leibniz hat Zeit seines Lebens in den religiösen Strömungen außer- halb der organisierten Kirchen ein höchst wichtiges Moment der religiösen Entwicklung gesehen. Und das ist der wahre, innere Leibniz. Anderseits hat er frei- lich auch immer die Bedeutung der Organisation verstanden. Und damals, 1700, wäre erscheinenden Werk passieren zu lassen. Denn er stand damals mitten in den Ver- handlungen über die Union der Lutheraner und Reformierten. Ein Eintreten für Arnold hätte seine Bemühungen nur noch mehr verdächtigt. Und von diesen Zu- sammenhängen abgesehen, Leibniz hat sich in keiner Weise für all das verantwortlich gefühlt, was sein Eckhart im Monatlichen Auszug verbrach. Er hat immer enge daß Eckhart der Redakteur sei. 746 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. eine Masse kirchengeschichtlichen Stoffs alter und neuer Zeit durch bequeme Auszüge nahegebracht; er hat ihm zuerst den Begriff der ursprünglichen Religion, wie sie in den Patriarchen und Pro- pheten des Alten Testaments, vor allem in Abraham und Moses, in dem Leben der ältesten Christen, in erleuchteten Gläubigen aller Zeiten, wie sie zumal in vielen der von der Kirche verfolgten Ketzer und Separatisten, wie sie z.B. auch in Mahomet', dem Gründer des Islam, neben manchen Verirrungen lebendig gewesen sei, tief eingeprägt und historisch begründet. Goethe blieb dieser Begriff der menschlichen Urreligion zeitlebens Leitstern seines religiös-sittlichen Denkens. Es ist der fruchtbare Punkt, in dem sich die pietistische Mystik und die Aufklärung begegnen. Lessings Nathan’ und “Erziehung des Men- schengeschlechts, Goethes 'Ewiger Jude und "Geheimnisse, Herders Religion der Humanität, aber auch Voltaires Mahomet le prophete, Les Guebres, Christian Wolffs Rede De Sinarum philosophia practica mit der Nebeneinanderstellung von Konfuzius, Moses, Christus zehren von jener Idee (vgl. meine Einleitung zu Jub. 5, S.XXXIM). Und das notwendige Komplement dazu ist die Überzeugung, daß der reine Urzustand des Glaubens durch Entstellungen, Trug und Herrschergelüste der Priester überall verderbt worden sei. Freilich faßten und gestalteten Wolff und Voltaire, Lessing und Herder, Arnold? und Goethe diese Gedanken in sehr verschiedener Färbung und Anwendung. * Arnold spricht über Mahomed Teil r, Buch 7, Kap. 1, 4—8 (Ausgabe von 1729 Bd. 1, S. 294—297): nach unsern heutigen Anschauungen wird er ihm noch wenig gerecht, hebt seinen Betrug hervor, aber er weist die lügenhaften Angriffe seitens der ehristlichen Beurteiler zurück und betont, daß er durch die Verderbnis der gleich- zeitigen christlichen Kirche zu seiner neuen Religionsgründung getrieben worden sei: Weil er nun bey den Christen nichts tüchtiges und von ihren lehren nichts als nur noeh leere Worte fand, die Heydnische greuel und thörheiten ihm auch nicht an- ss: stunden, viel weniger der Jüden elender Zustand, so fiel der arme mensch endlich auf seine eigene erfindungen'. | * Arsrecar Rrrschr, Geschichte des Pietismus Bd. 3, Bonn 1884, S. 294—3?! stellt in einem scharf umrissenen Bild von Arnolds Person und Schriften zwar dessen Mystik mit sicherer Hand auf den dogmengeschichtlichen Hintergrund durch Anknüpfung einerseits an die Schule Johann Arndts und an Spener, anderseits an die Gedanken der Valentinischen Gnosis, des Origenes, Gregor von Nyssa, des Pseudo-Areo- pagten, des Johannes Eriugena sowie deren Erneuerung und Umbildung bei Paracelsus, Valentin Weigel, Jakob Böhme und dessen Schülern, ferner bei der katholischen Quietistin ren von Bourignon und ihres Anhängers, des reformierten Predigers Pierre eidg: (s. oben S. 636, unten S. 757 Anm. 2). Aber dem herrlichen Menschen Arnol ’ en esta religiösen Natur, der Lebensfülle seines neue Saat streuenden Wissens Et | regerkraft seiner humanen Frömmigkeit wird Rrrscnt mitnichten gerecht. Sein Schlußverdikt (S. 320): “Dennoch kann man Arnold das Heimatsrecht in der lutherischen Kirehe i . i ; Be der utherischen Kirche insofern nicht bestreiten, als’ usw., verrät, daß hier wie über- all in diesem das gesteckte Ziel meisterhaft erreichenden und bei wiederholtem Lesen immer neu anregenden und belehrenden Buch nicht eigentlich der geschichtliche ng = one men das Wort führt, sondern ein kirchlicher: die Erscheinungen ee Burvacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 747 VI Richten wir nun den Blick auf die wirklich ausgeführten poeti- schen Schöpfungen, die Goethe aus umgestalteten Koranmotiven hervorgebracht hat. Aufdem Standpunkt, darauf’den Dichter des Mahomet die über die Konfessionszäune hinausdrängende Mystik Gottfried Arnolds und der Susanne von Klettenberg, das Beispiel der 'heiligen’ Diehtung Miltons und Klopstocks, die umwälzenden Lehren Herders über die menschliche Urreligion und Urpoesie des Orients, über die Poesie als Welt- und Völkergabe gestellt hatten, konnte ihm freilich des oben (S. 630f.) erwähnten Megerlin engherziges, zwar nach Gerechtigkeit strebendes, aber in den ererbten konfessionellen Vorurteilen befangenes Mahometsbild nicht befriedigen. Megerlin sah in Mahomet wohl einen ernstlichen Zeugen wider den Unglauben der Juden, aber auch den Antichrist!. Goethe sah in ihm weder einen Gegner der religiösen Wahrheit des Christentums noch einen Widerleger des jüdischen Glau- bens. Er sah in dem Begründer des Islam den jüngeren Bruder des Moses. Das lehren seine Koranauszüge. Er hat aus Megerlins Übersetzung nur die Stellen ausgewählt, welche diesem seinem Bilde gemäß sind. Die Anbetung Gottes als des Herrn und Schöpfers der ihn offenbarenden Natur, das also, was Goethe mit Herder und auch im Einklang mit der mystischen Theosophie, die er schon in Frankfurt kennen gelernt hatte, als Grundzug der von Moses verkündeten Re- ligion erfaßte und als alten Kern aller menschlichen Religion immer wieder einzuschärfen strebte, spricht aus folgenden Worten (Morris, Der junge Goethe 3, $. 132): Sure II V. 109, 159. Gott gehöret der Aufgang und der Niedergang der Sonnen, und wohin ihr euch wendet, ist Gottes Angesicht da. Er hat Zeichen genug davon gegeben, in der Schöpfung der Himmel und der Erden, in der Abwechslung der Nacht und des Tages. Goethe selbst blieb dieser Meinung sein Leben lang unverbrüchlich treu. Die erste Hälfte dieser Sure erklang 1815 in berühmten Versen des Divan als großartiges Programm universaler Altersweisheit. Die zweite Hälfte tönt aus Goethes Dichtungen zu allen Zeiten. Er Pietismus werden nicht rein in ihrer religiösen, in ihrer allgemein menschlichen, bildungsgeschichtlichen Bedeutung dargestellt als das, was sie waren, und in ihren Wirkungen auf das geistige Leben der Nation, sondern es wird an ihnen kon- fessionelle Kritik geübt mit dem subjektiven Maßstab, den das von Rırschu konstruierte Schema des lutherischen Dogmas der Rechtfertigung und Versöhnung liefert. ' Megerlin hatte darüber eine besondere Schrift geschrieben und wiederholte diese Anschauung auch in der Vorrede seiner Übersetzung. Deswegen verhöhnt ihn der Rezensent der Allgem. Deutschen Bibliothek (s. oben S. 630 f. Anm. 2, unten S. 749). 148 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. wurde in der Tat ein ‘Morgensänger’' nach dem tiefen Sinn, in dem Herder dieses Wort für Moses, den Gestalter des Sangs der "Genesis’, geprägt und in dem er damit den Begriff des genialischen Dichters und Künstlers, des mit Pygmalion und Prometheus wetteifern- den Schöpfers einer werdenden Welt bezeichnet hatte. Der Gesang der drei Erzengel im Faustprolog zeigt das am erhabensten. Aber man darf sagen: kein anderer Dichter hat der Erscheinung Gottes im Aufgang und Niedergang der Sonne so tief und rein, mit solcher Mannigfaltigkeit gehuldigt wie der Dichter des Faust. Er folgte darin dem innersten Drang seiner Natur. Und dieses poetische Bekennen war nur die eine Seite des Ausdrucks dafür. Die andere Seite erscheint in seiner wissenschaft- lichen Arbeit: er hat die optischen Vorgänge und Probleme des morgenlichen und abendlichen Sonnenlichts hingebend beobachtet, be- schrieben, erforscht als Jüngling, Mann und Greis, weil ihn das Gefühl der Gottesnähe dazu trieb. Aus jener Sphäre religiösen Naturdienstes, in die Goethe die Bücher Mosis und der Koran Mahomets gleichermaßen hinein- führten, stammt Fausts Sehnsuchtsruf an die sinkende Sonne in der - Spaziergangsszene, das heilende Elfenlied’ und der Sonnenaufgangs- monolog am Anfang des zweiten Teils’, endlich die wundervolle Feier letzten Sonnenblicks durch Philemon und Baueis und der düstere Nachruf des Türmers. Verwandte Motive einer anderen aus Megerlin herausgefischten Sure trug Goethes fast unbegreiflich zähe Treue im Bewahren tiefer poetischer Eindrücke mit sich, bis sie spät plötzlich wieder auflebten sammen Ein großer Fortgang! : die drei andern auch zusammen! jenes den Morgen glaube ich, müßte man ausrufen: k ch Himmelweite, von Aurora gesponnen ...] — Wo ist ä u Mal mir Schöpfung! ... der Morgensänger, der Lob- ‘ in der ganzen lebenden erwachenden Natur, das ist der Dichter der Schöpfung [dazu Fußnote: ‘... Von wahrem Schöpfungs- und Morgensang sind Klop- stock, Kleist, Geßner für uns ein edles Drei ]. - dis = Se frappiert namentlich, wie köstlich sie das von Herder n =“ an merken geforderte Kontrastbild des Morgens in tiefster Ruhe und ö ım zunehmenden prächtigsten Geräusche und Schöpfungsfreude’ erfüllt. PENIS nö HE 2E Se ET une 2 2 See ar en & Fe in Burvacah. Faust und’ Moses. Dritter Teil. 749 und seine neue west-östliche Lyrik befruchteten, während sie doch auch hinüberwirkten auf die Ausgestaltung einzelner Faustszenen: XVII. Sura. Die Nachtreise. 80. Verrichte dein Gebet bey dem Niedergang der Sonne, und bey der ersten Finsterniss der Nacht, und bey der Anbrechung des Tags zur Lesung des Korans!. In den Frankfurter gelehrten Anzeigen wurde 1772 (Nr. 102, 22. Dezember, Neudruck S. 673, Z. 14—20) Megerlins Koranüber- setzung verächtlich beiseite geschoben. Man knüpfte dabei an die oben (S. 630 Anm. 2) erwähnte Kritik in Nicolais Bibliothek: Megerlins Koran. Diese elende Produktion wird kürzer abgefertigt. Wir wünschten?, daß einmal eine andere unter morgenländischem Himmel von einem Deutschen verfertigt würde, der mit allem Diehter- und Prophetengefühl in seinem Zelte den Koran läse und Ahndungsgeist genug hätte, das Ganze zu umfassen. Denn was ist auch jetzo Sale? für uns? Hier redet Goethes Stimme. Schon das Frankfurtische dann für denn schließt Herder, an den man sonst denken muß, als Verfasser aus. Mehr aber der Ton und die Tendenz. Möglich allerdings, daß Freund Merck, als der Übersetzer der Reisebeschreibung von Shaw' nicht ohne lebendiges Interesse für den Orient, Goethe als Sprachrohr diente. Die ‘andere Produktion’, die hier ersehnt wird, versuchte im Grunde doch nur Goethe selbst zu bieten in seinem Mahometdrama. Der scheinbar allgemein gehaltene Wunsch birgt dieselbe versteekspielende Selbstankündigung eines vorbereiteten poetischen Werkes, wie in der Rezension der Gedichte eines polnischen Juden (Frankf. Gel. Anz., ı. Sept. 1772) jener bekanntere Wunsch den keimenden “Werther” ver- hüllend enthüllte°. I Die mittelste dieser drei Vorschriften gibt das dramatische Grundmotiv des Divangedichts ‘Sommernacht’ (siehe meine Erläuterung Sitzungsberichte der Berl. Akad. d. Wiss. 1904, S. 888; Jub. 5, S. 406; Schriften d. Goethe-Gesellschaft Bd. 26, S. 30 zu Tafel VII). Über die Berührung des Gedichts “Vermächtnis altpersischen Glaubens’ mit dem Sonnenaufgangs-Monolog des Faust siehe Jub. 5, S. 411. 2 Den naheliegenden Wunsch, daß bald eine bessere deutsche Übersetzung erscheinen möge, hatte auch der Rezensent der Allg. deutschen Bibl. ausgesprochen. Koran translated into English from the original arabie by George Sale, London 1734 (deutsch von Th. Arnold, Lemgo 1746). * Thomas Shaw, Travels and observations relating to several parts of Barbery and the Levant, Oxford, new edition 1757; die deutsche anonyme Übersetzung von Merck (Herrn Thomas Schaws Reisen, Leipzig, bey Breitkopf und Sohn, 1765) hat Herder in den Königsbergschen Gelehrten und Politischen Zeitungen 1765, Oetober 7 (Suphan 1, $. 81ı—84) angezeigt. Vgl. Suph. 1, S. 535; 5 S. ı0. 714. — Ist der Ver- fasser jener Kritik Megerlins Merck, dann wäre zum Vergleich die oben S. 635, Anm. 2 abgedruckte ähnliche Anspielung auf Herder heranzuziehen. Über Mercks Anteil an jenem Jahrgang der Frankfurter Zeitschrift siehe jetzt die aus O. Ben AGHELS Schule hervorgegangene Arbeit von Dr. phil. Hermann Bräunıne-Oxravıo, Beiträge zur Geschichte und Frage nach den Mitarbeitern der "Frankfurter Gelehrten Anzeigen vom Jahre 1772. Auch ein Kapitel zur Goethe-Philologie. Darmstadt 1912. 5 Jacop Misor, Goethes Mahomet, Jena 1907, S. ı3f. 76, Anm. 55. 56; S. 100-106 urteilt über die oben angeführte Rezension in den Frankf. Gel. Anz.: 750 (esammtsitzung vom 25. Juli 1912. l. Das künstlerisch bedeutungsvollste Mahometmotiv, das Goethe aus dem Koran schöpfte, und zugleich dasjenige Koranmotiv, das ihm am frühesten zu einer uns erhaltenen eigenen Dichtung sich wandelte, steht am Anfang seines Mahometdramas. Hier griff er — wie es scheint, von Sale und Megerlin, den beiden Koranversionen in modernen Sprachen, absichtlich sich fernhaltend (sie “verschmähend’) — auf die alte, streng wörtliche lateinische Übersetzung des Maracei zurück und schuf sich aus ihr selbständig eine deutsche Fassung. Es ist die Nachtszene, da Mahomet gleich Abraham sein anbetendes Antlitz von dem Aufgehen “Man ist deshalb der Meinung gewesen, daß der junge Dichter diese Übersetzung verschmäht habe. Allein der Augenschein lehrt das gerade Gegenteil: daß sich Goethe nämlich gerade aus dieser Übersetzung eine ganze Reihe von Stellen herausgeschrieben'. Das richtet sich gegen meine Darlegung (Goethes Werke, Jubiläumsausgabe Bd. 5, S. VID): ‘Aus Koranlektüre stieg sein Mahomet ..... Er wünscht, ältere Übertragungen [von Sale und Megerlin] verschmähend, »daß einmal eine andere usw. [folgt die oben angeführte Stelle aus den Frankf. Gel. Anz.], und er macht selbst den Versuch‘. Meine Ansicht hat Minor dabei aber nicht getroffen. Megerlins Übersetzung wie die Sales genügten Goethe nicht: das sollte Jenes allerdings leicht irreführende 'ver- schmähend’, das ich gern durch einen deutlicheren Ausdruck ersetze, besagen. Und hieran muß man festhalten, nachdem Jetzt die Kenntnis des vollen Textes der Auszüge Goethes erst in ganzem Umfang ermessen läßt, wie viel er sprachlich, stilistisch und rhythmisch seine Vorlage ins Poetische, Sinnliche, Einfache gehoben hat. Es ist eben eine irrige Annahme, daß Goethe aus Megerlin seine Auszüge einfach “herausgeschrieben’ hat. Vielmehr verfuhr er hier ebenso wie er mit keltischer, arabischer, slavischer, persischer, türkischer Literatur in seinen Übertragungen es immer tat. Unfähig, unmittelbar aus den Öriginaltexten solcher Quellen zu schöpfen, benutzte er ohne weiteres — oft recht mittelmäßige — Übersetzungen. Aber er übersetzte diese gleichsam zum zweitenmal. Er gab ihnen, mochten sie in englischer, lateinischer, französischer, deutscher Sprache verfaßt sein, was ihnen ausnahmslos fehlte: poetisches Nachgestalten, poetischen Stil, der dem Geist des Originals nahe kam. Man erstaunt, mit welch geringen Mitteln sprachlicher Komprimierung, Steigerung, Vereinfachung, Versinnlichung, namentlich ‚durch Änderungen der Wortwahl, Wortstellung, Satz- verknüpfung, durch Weglassung leerer Formwörter, Kräftigung des Rhythmus so große Wirkung erreicht wird. Durch das Medium unvollkommenster wörtlicher Über- tragungen fand er so wie durch Inspiration jene Form, die den Eindruck des Echten vortäuschte. Ich erinnere an die mit Recht viel bewunderte Nachdichtung des mor- lackischen "Klaggesangs von der edlen Frauen des Asan Aga’, die, obgleich aus dritter Hand empfangen, dennoch wie durch ein Wunder Gehalt, Ton, Rhythmus des unverstandenen Originals lebendig macht. Zwar nicht so tiefgreifend, aber immerhin verwandt und von ähnlicher Wirkung sind die Änderungen, die Goethe bei seinen oran in seinem Mahomet-Drama künstlerisch lebendig zu machen, Auszüge aus der getadelten (verschmähten’) Übersetzung voran oder zur Seite gingen. Tatsächlich schritt Goethe über die Brücke der Versionen von Sale, Megerlin, Maracci hinweg ZU einer schöpferischen Erneuerung dessen, was jene Übersetzer schuldig blieben, und erfüllte was jener Wunsch in der Besprechung von der Kraft eines deutschen Dichters und Propheten ersehnte. Er konnte also sehr wohl die als Hilfsmittel benutzte Arbeit Megerlins nach näherem Kennenlernen eine ‘elende Produktion’ nennen. BurpacH: Faust und Moses. Dritter Teil. 751 und Untergehen des Gestirns, des Mondes, der Sonne abkehrt und dem Erschaffer von Himmel und Erde zuwendet (Sure VI). Diese Hymne strömt den Unendlichkeitsdrang der Geniezeit aus, die nach dem All in Eins anlangt. Aber was Mahomet in innerlicher Umbildung seines Gottesbegriffs hier erlebt, ist das Gefühl der Anbetung des einen All- gotts, des Schöpfers und Umfassers der ganzen, unteilbaren, ungeteilten Natur und Menschheit, ist die Abkehr von dem Kultus einer Mehrzahl göttlicher Kräfte. Das Gefühl, das Mahomet die Seele füllt, kann er nieht teilen unter mehrere, nicht teilen unter die auf ihn hernieder- glänzenden Gestirne, die ihm keine Hilfe bringen. Dieses Gefühl, wie es unendlich und ‘ganz’ das ganze Universum durchdringen will, kann sich nur Einem, dem Höchsten hingeben, dem Mächtigsten. Dieser Monotheismus, wie ihn Mahomet hier bekennt, als Anbetung des einen Allerschaffers, ist nach der Anschauung Goethes Mahomet mit Abraham und Moses gemeinsam. Es ist der Gottesdienst der ersten Lauterkeit, den ihn schon Gottfried Arnold! hatte verstehen lehren und den ihn nun mit zwingender Gewalt die Älteste Urkunde‘ Herders? als magische Lehre des Moses aufs neue eingeprägt hatte. Den mächtigsten Allschöpfer vermag Goethes Mahomet als Gott und Herrn nur anzuerkennen, weil er allein auch ‘der All-Liebende’ ist. Das ist die mystische Herzensfrömmigkeit des Pietismus, zugleich ein Johanneisches Christentum genialisch ins Menschliche verklärt. m. Mahomets nächtliche Bekehrung von den Gestirngeistern zu dem erschaffenden Gott wird unterbrochen durch den Eintritt seiner Pilege- mutter Halima. “Halima! O dass sie mich in diesen glückseeligen -ı Die erste Liebe, das ist Wahre Abbildung der ersten Christen nach ihrem lebendigen Glauben und heiligen Leben, aus der ältesten und bewährtesten Kirchen- Scribenten eigenen Zeugnissen, Exempeln und Reden . . . in einer nützlichen Kirchen- Historie treulich und unpartheyisch entworffen . . . in dieser dritten Ausfertigung mit einer nöthigen Verantwortung . .. von Gottfried Arnold, der Zeit Königlichen Preußischen Inspectore. Franckfurt am Mayen und Leipzig ı712. — Darin das 8. Buch “Von dem Verfall des Christenthums, vornehmlich unter und nach Constantino Magno von der ersten Lauterkeit’. Übrigens setzt auch die “Kirchen- und Ketzerhistorie’ durch- wegs diese Auffassung voraus und begründet sie sehr eingehend. 2 Für den inneren Zusammenhang der Mahometkonzeption mit Herders Moses- bild und damit zugleich mit der Faustkonzeption spricht auch folgendes: Nach dem in ‘Dichtung und Wahrheit’ (IN, 14, W.28, 295f.) mitgeteilten Plan, den man mit Unrecht (s. Mixor, Goethes Mahomet, S. 31) angefochten hat, sollte der “Mahomet’ ein Drama mit Chören werden (s. darüber meine oben, S. 740f. Anm. ı Ende, genannte Ab- die des Moses Schöpfungslied als einen Chorgesang ansah, Man erkennt: die Glaubwürdigkeit der angeblich altersschwachen oder tendenziös färbenden Erinnerung von “Dichtung und Wahrheit’ wird hier wieder einmal bestätigt. 152 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Empfindungen stören muss’, ruft Mahomet. Die Ähnlichkeit mit den Worten, die Faust spricht, als ihn nach der nächtlichen Beschwörung des Erdgeistes der Eintritt des Famulus in seinem "schönsten Glück’, in der ‘Fülle der Gesichte’ unterbricht, ist oft bemerkt worden. Sie hat eine viel größere Tragweite für die Frage der vorweimarischen Faust- konzeption, als man ihr bisher zugestand. Denn dieses nun folgende Gespräch zwischen Mahomet und Halima (Morris, Der Junge Goethe 3, S.136f.) bringt die volle Aufklärung über das Glück, das dem Pro- pheten widerfahren ist. ‘Der Herr, mein Gott hat sich freundlichst zu mir genaht! Es ist das große Seelenerlebnis, das die christliche Mystik ersehnt, das die Pietisten als höchstes Glück preisen: der Höhe- punkt des “innern Prozesses’, das Gnadenwunder der Gottesnähe. n. Mit Recht erinnert Mixor (Goethes Mahomet S. 38) für das fol- gende Bekenntnis an die Gottesvorstellung aus der Katechisationsszene des Faust: An ieder stillen Quelle, unter iedem blühenden Baum begegnet er mir in der Wärme seiner Liebe. Wie danck ich ihn er hat meine Brust geöffnet, die harte Hülle meines Herzens weggenommen, daff ich sein Nahen empfinden kann. Aber im Grunde ist es doch die Erfüllung des Mosesgebets, das Goethe in dem oben erörterten Beichtbrief an Herder auf sich selbst bezogen hatte, das den Herrn anflehte, er möge ihm Raum machen in seiner engen Brust. In diesen Worten Mahomets gleitet die Vorstellung von dem Bild der Brusterweiterung hinüber in das nah verwandte, alte myS- tische Bild der Brustöffnung', das auch in dem Spruch des Weisen auf- tritt, den Faust zitiert (V. 444). Aber es bricht die ursprüngliche An- schauung des Mosesgebets nachher wieder hervor. Halima, die — wie die Hörer der Parabeln und Bilder Christi in den Evangelien! — alles im eigentlichen Sinn versteht, sich die Brusteröffnung eines Lebenden nicht denken kann, fragt, als sie hört, Gottes Wohnung sei überall, ob Ma- homet Arme hat, den ausgebreiteten zu fassen und erhält die Antwort: Stärckere, brennendere als diese, die für deine Liebe dir dancken. Noch nicht lange daff mir ihr Gebrauch verstattet ist. Halima, mir war’s wie dem Kinde das ihr in Enge Windlen schränckt, ich fühlte in dunckler Einwickelung Arme und Füffe, doch es lag nicht an- mir mich zu befreyen. Erlöse du mein Herr, das Menschengeschlecht von seinen Banden, ihre innerste Empfindung sehnt sich nach dir. Da ist wieder jene Enge der Brust, um deren Ausweitung Moses bittet, die Einschränkung in Windeln, die dunkle Einwicklung, die der Lösung Be ' Die Anknüpfung an Swedenborg, die Morrıs versuchte (Euphorion 1899 Bi S. 505; wörtlich ebenso Goethe-Jahrh. 1901 Bd. 22, $. ı55 und zum dritten Mal in gleichem Wortlaut Goethe-Studien? 1902 Bd. 1, 8. zıf.), greift sicher fehl, wie schon Mınor sah (Goethes Mahomet S. 34 und $.86 Anm. 100). — Auch die innere Verwandtschaft der Mahomet-Theophanie und der Erdgeistbeschwörung hat Minor (ebd. S. 86 Anm. 101) hervorgehoben. Burpacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 153 bedarf. Da ist auch der Gedanke an die Menschen, auf die der Prophet wirken will. Moses bat (oben S. 631): "Löse auch auf das Band von meiner Zunge, daß sie meine Sprache verstehen. Mahomet bittet, das Menschengeschlecht von seinen Banden zu lösen, die seine Empfindung am Verständnis der göttlichen Offenbarung des Propheten noch hindern. Wir müssen daraus vorläufig zwei Schlüsse ziehen. Erstens: Die Theophanie, die Moses und Mahomet volles Glück bescherte, weil Gott selbst sich ihnen nahte und in ihrer Brust Raum, ihr Herz offen fand, verläuft in Fausts Beschwörung des Erdgeistes, den er nicht er- tragen kann, weil er ihn nicht begreift, des erhabenen Geistes, der ihm dennoch alles gibt, warum er bat, in tragischer Weise. Wir wissen nicht, wie. Denn hier liegt ja das große Rätsel der Goethi- schen Faustdiehtung: was versagte, was gab der Erdgeist? in welchem Verhältnis steht er zu Mephistopheles und zu Gott? Zweitens: Mahomet wie Moses waren ihm große geschichtliche Beispiele des mystischen Pro- phetenbegriffs, und nach diesem formt er wie die Genossen des Sturms und Drangs die Anschauung des Genies und den neuen Dichterbegriff. o. Eben hatte die erste seiner’Zwo biblischen Fragen Mosis Gesetz- gebungswerk dargestellt: ‘sie beginnt majestätisch fürchterlich und der Herr spricht von Sinai’ (W. 37, S. 181, Z. 11. 12), und die zweite Frage verkündet, "was heißt mit Zungen reden? Darin erklärt er das christ- liche Pfingstwunder als Erneuerung der ewig wirkenden Kraft des Geistes, wie sie sich früher in Moses gezeigt. Fragt ihr: wer. ist der Geist? .. Und willst du uns von der Sprache des Geistes sagen, wenn du den Geist nicht kennst, ist dir gegeben worden mit Zungen zu reden ? Darauf antwort’ ich: Ihr habt Mosen und die Propheten. Ich will euch nur hindeuten, wo von dieser Sprache geschrieben steht (W. 37, S. 186, 14 fl.). Aber dies Erlebnis der Jünger Christi war etwas Höheres noch als das, wozu des Moses und der Propheten Offenbarung im Besitz der Erben geworden war: etwas Neues. Die göttlichste Empfindung strömt aus der Seel’ in die Zunge und flammend verkündigt sie die großen Thaten Gottes in einer neuen Sprache und das war die Sprache des Geistes. Das war jene einfache, allgemeine Sprache... In der Einschränkung[!] unserer Menschlichkeit ist nicht mehr als eine Ahndung davon zu tappen. Kam in der Folge der Geist über die Seele, so war das Aushauchen seiner Fülle das erste nothwendigste Athmen eines so gewürdigten Herzens. Es loß vom Geiste selbst über, der so einfach wie das Licht, auch so allgemein ist, und nur wenn die Wogen verbraust hatten, floß aus diesem Meer der sanfte Lehrstrom zur Erweckung und Änderung der Menschen (ebd. 186f.). Man bemerke: zwei mystische Bilder leuchten hier auf, die in Goethes Symbolik sein Leben lang der tiefste Ausdruck sein sollten für das Wechselverhältnis zwischen dem Göttlichen und dem Men- schen. Der Geist Gottes strömt ein in ‘fühlbare Seelen‘. Aber diesem Einhauchen entspricht als notwendigste Folge, so natürlich wie das Sitzungsberichte 1912. 67 754 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. erste notwendigste Atmen, das Aushauchen, die Mitteilung nach außen zur Erweckung und Änderung der Menschen’, ‘der sanfte Lehrstrom'. Man erkennt die tiefsinnige Idee der Systole und Diastole', von der Goethe später so oft redet. Sie hat auch für die Gedanken- grundlage der ersten Anfänge des Faust konstitutive Be- deutung. Und das zweite Bild: das Überfließen brausender Wogen des Meeres, die sich in den sanften Lehrstrom wandeln. Das ist die poetische Anschauung, daraus, mit dramatischer Wendung ins Physisch- Genetische (d. h. mit Einführung des Gebirgsquells, den Regenwolken nährten), bald nachher der Wechselgesang über Mahomet hervorging (‘Seht den Felsenquell). Das ist aber auch, wie sich noch zeigen wird, für die Stimmung und die Gleichnisrede des ältesten Faustmonologs die Wurzel. Doch hören wir, wie Goethe als neutestamentlicher Exeget dieses Bild vom Wasser weiter durchführt: Wie aber jede Quelle, wenn sie von ihrem reinen Ursprung weg durch allerlei Gänge zieht, und vermischt mit irdischen Theilen zwar ihre selbständige innerliche Reinigkeit erhält, doch dem Auge trüber scheint, und sich wohl gar zuletzt in einen Sumpf verliert. so giengs hier auch... Die Fülle der heiligsten tiefsten Empfindung drängte für einen Augenblick den Menschen zum überirdischen Wesen, er redete die Sprache der Geister, und aus der Tiefe der Gottheit flammte seine Zunge Leben und Licht (ebd. S. 188, 16. 9— 13). Diesen Zustand des Prophetentums fand Goethe auch im Koran in den Reden Mahomets. Aber dieser Gipfel, auf den der Mensch neben Gott tritt, hat keine Dauer, kann keine haben. Auch sie könnte Goethe von Herder haben, bei dem sie schon in den Versailler Niederschriften von 1769 (Suph. 8, 92. 93) neben dem Bilde der Anziehung und Zurückstoßung (ebd. S. 99) eine wichtige Rolle spielt. Bekanntlich erscheint diese Idee (als Expansion und Konzentration’) auch in der Jugend-Mythologie, die Goethe im achten Buch von “Dichtung und Wahrheit’ sich zuschreibt (W. 27, 8 219), Dichters. Schon in dem Fragment eines Romans in Briefen von 1770/71 liest man (Morris, Der junge Goethe 2, 8.51): “Es ist mit der Liebe wie mit dem Leben, wie mit dem Athemhohlen. 'reylich ziehe ich die Lufft in mich, willst du das auch Eigennutz nennen? nicht eine größere Wonne als das Athemholen, denn das ist Mühe, iens ist Ruhe‘ usw: Doch hat Goethe das verbreitete mystische Bild wohl nicht erst durch Herder kennen g&- lernt. ; Er fand es bei Gottfried Arnold als Bestandteil gnostischen Christentums (s. meine Anmerkung zu ‘Im Atemholen’ Jub. 5, S. 326 f. und Einleit. S. XLV)) ° Irgendeine Notwendigkeit hi n-S ri » Geisterseherei und Geisterrede zu denken, SKkeilt, hier an Swedenborgische Geis here mo Kerr ist es ganz gewöhnlich, den Menschen als ein Mitglied der velt zu bezeichnen und das überirdis ire, vöttlie .ines Wesens ale Cena wi a Br erirdische, ewige, göttliche Element seines wollen? Een er na na | Aber ich hauche sie wieder aus, und sage mir, wenn du in der rühlingssonne sitzest und für Wonne dein Busen stärcker athmet, ist das Hauchen besteht keinesfalls. Nach der Anschauung und der Aus : ne " steh alles dies von dem einzigen Swedenborg ableiten Burpaca: Faust und Moses. Dritter Teil. 755 f der Höhe der Empfindung [Mosis, der Jünger beim Pfingstfest, Mahomets] erhält sich kein Sterblicher. Und doch mußte denen Jüngern die Erinnerung jenes Augenblicks Wonne durch ein ganzes Leben nachvibriren. Wer fühlt nicht, daß er sich unaufhörlich wieder dahin sehnen würde (ebd. S. 188, 13—ı8)!? Diese Sehnsucht nach der Erweiterung zum überirdischen Wesen’ er- füllt Werther. Sie ist das Grundproblem des Faustdramas. Und die Tragödie des Religionsstifters Mahomet, wie Goethe sie plante, sollte das vergebliche Ringen darstellen, jene Augenbliekswonne’ der Erhebung zum überirdischen Wesen, darin der Prophet, der Gesandte des Herrn, die Sprache der Geister geredet und die Tiefen der Gottheit ausge- sprochen hatte, zu bewahren und in Schriften und Kultus festzulegen. Da geschah, was Goethe auch schon an den Aposteln Christi erkannte: Sie verschlossen sie [jenes Augenblicks Wonne] in sich selbst, hemmten den reinen Fluß der Lebenslehre, um die Wasser zu ihrer ersten Höhe zu däm- men, brüteten dann mit ihrem eigenen Geiste über der Finsterniß und bewegten die Tiefe vergebens (ebd. 188, 18—23). Sie verharrten also, um Goethes spätere Formulierung zu brauchen, in der Systole. Sie zogen sich aufsich selbst, aufihren eigenen Geist zurück und stauten das Wasser des göttlichen Lebens. Es blieb die Diastole aus. Siesammelten eine’geschraubteKrafft : diese lallte nur dunkle Alındungen aus, die niemand verstand. Die Geistessprache war dahin. Und so ist es in der christlichen Kirche geblieben. Aber Goethe und die seines Sinns waren, empfanden die unversiegliche Sehnsucht nach dem Bach des ein- und ausströmenden göttlichen Geistes und sie spürten in sich Kräfte, jene einstige Systole und Diastole zu erneuern. Sucht ihr nach diesem Bache. Ihr werdet ihn nicht finden, er ist in Sümpfe verlaufen, die von allen wohlgekleideten Personen gemieden werden. Hier und da wässert er eine Wiese ins Geheim, dafür danke einer Gott in der Stille. Denn unsere theologische Kameralisten haben das Prinzipium, man müßte dergleichen Flecke all eindeichen, Landstraßen durchführen und Spaziergänge darauf anlegen... Dämmt ihr! Drängt ihr! Ihr drängt nur die Krafft des Wassers zusammen, daß es von euch weg auf uns desto lebendiger fließe.... Wirft aber der ewige Geist einen Blick seiner Weisheit, einen Funken seiner Liebe einem Erwählten zu, der trete auf, und lalle sein Gefühl. Er tret auf! und wir wollen ihn ehren! Geseegnet seyst du, woher du auch kommst! Der du die Haiden erleuch- test! Der du die Völker erwärmst. Hier redet der Jünger des Fräuleins von Klettenberg und zu- gleich das Mitglied der genialen Gemeinde der Heiligen. Hier redet der Gesinnungsgenosse und Schüler des Ketzerhistorikers und Mystikers Gottfried Arnold, der die Stillen im Lande, die Pietisten und Se- ! Vgl. in "Dichtung und El onapesnt (III, 14, W. 28, 296) die Inhaltsangabe für den dritten. Akt des "Mahomel ‘Das Irdische wächs’t und breitet sich aus, das Gött- liche tritt zurück und wird getrübt” (wieder das Quellen-, Teich- und Strombild!). Auch hier stimmt der Bericht des alten Dichters völlig zu den Gedanken der Geniezeit! 67* 756 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. paratisten, die mystischen Sektierer kannte und begriff, ja mit ihnen sympathisierte, der die kalte Dogmatik der Kirche, der "theologischen Kameralisten’ haßte, der selbst in den "Sümpfen’ religiöser Häretiker, welche die kirchlich Korrekten (‘die wohlgekleideten Personen’) ängstlich mieden, noch Reste des lebendigen Wassers entdeckte. Hier redet der Dichter, der bald nachher dem mystischen Pantheismus Werthers die Zunge löste, der sieh Moses und Mahomet wesensverwandt fühlte, der den Propheten des Islam in seiner wahren menschlichen Gestalt lebendig machen wollte, der den Empfänger der Sinai-Theophanie beschwor, um den Magier Faust ins Titanische zu steigern und ihn als modernes Abbild und zugleich G egenbild mit Moses zu kontrastieren. Hier redet mit hellseherischem Ahnen der Zukunft das Genie von sich selbst. Wenn Goethe mit lauter Schlagworten mystischer Ter- minologie den ‘Erwählten’ aufruft, dem "der ewige Geist einen Blick seiner Weisheit, einen Funken seiner Liebe’ zuwirft, und ihn mahnt, “in der Fühlbarkeit [dem Mitgefühl] gegen das schwache Menschengeschlecht, dem einzigen Glück der Erde und der einzigen wahren Theologie, gelassen fortzuwandeln’ und nach "Lebenskenntnis’ zu trachten zur Auferbauung der Brüder, so hat er ja selbst alles dies erfüllt! Er selbst ist es, der seinen Faust über Mosen und die Propheten, über äußere Satzung, äußeren Kultus, über Zwang, Pflicht, Gebot hinausgeleitet zum Vermächtnis, einem freien Volk im Dienst des Gemeingefühls voranzuschreiten als Führer in täglich erneutem schöpferischen Wirken. Auch der sterbende Faust glaubt in diesem Vermächtnis die einzige wahre Theologie verkündet zu haben. Das mystische Bild von dem Wasser des göttlichen Geistes im Jo- hanneischen Sinn, das die verschiedenartigen Äußerungen dieses Geistes als Quelle, als Strom und als Meer und sein Stocken oder Erstarren als Stauung im Teich, als stagnierenden Sumpf faßt, hat Goethe wunder- voll in Szene gesetzt zur Verherrlichung seines dramatischen Helden Mahomet. Jedermann kennt das Gespräch zwischen Ali und Fatema, das als ‘Mahomets Gesang’ auch in Goethes Gedichten steht. Die biblischen Vorbilder der Anschauung, die in diesen Versen zu so ergreifend sinnfälligem Ausdruck kommt, reden wohl von dem lebendigen Wasser im geistlichen Sinn, von der Quelle, die des Moses Stab auf Gottes Geheiß dem Felsen der Wüste entlockte, und von Jenem Wasser, das Christus der sündigen Samariterin am Brunnen verheißt, ‘das in das ewige Leben quillet’ als Symbol de® Geistes, der Gott ist, und als Symbol dafür, daß Gott im Geist und in der Wahr- a soll. Aber diese Vorbilder reichen zur Er- klärung der Konzeption Goethes nicht hin. Hier haben ‘wir offenbar eine Allegorie für die Entwicklung eines (sott zustrebenden Menschen- Burvacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 757 lebens, das sich der Vollkommenheit allmählich nähert, an innerer Größe und innerem Werte fortwährend wächst und schließlich in der ersehnten Vereinigung mit der göttlichen Unendlichkeit, in den weit ausgebreiteten Armen des wartenden Vaters seine Vollendung erreicht. Das aber ist, wenn auch eigenartig und künstlerich bereichert, das uralte Grundschema aller mystischen Darstellungen des stufenweise erfolgenden Aufsteigens zu Gott. Es wäre sehr wohl möglich, daß Goethe lediglich aus seiner allgemeinen lebendigen Fühlung mit der Symbolik und dem Bilderschatz der mystischen und theosophischen Vorstellungsweise, die er den Schriften Gottfried Arnolds und dem Umgang mit Susanne von Klettenberg verdankte, diese Allegorie ge- schaffen hätte. In Wirklichkeit ist dies aber nicht der Fall. Goethe hat eine Vorlage benutzt: eine Schrift der oben S. 740 genannten Madame Jeanne Marie Bouvi@res de la Mothe-Guyon, deren Bücher! in Deutschland sowohl im Original als in Übersetzungen viel gelesen und über die pietistischen Kreise hinaus hoch geschätzt wurden. Besonders Gottfried Arnold und Pierre Poiret (s. oben S. 636) haben für ihre Verbreitung gesorgt. Diese Frau schrieb unter anderem auch 1683 ein Erbauungsbuch mit dem Titel: Les torrents spirituels’. Ich benutze eine deutsche Über- setzung, die auch Goethe und Susanne von Klettenberg gelesen haben können, von 1728°. Gleich das erste Kapitel bringt die volle Auf- klärung (S. 7— 10): ! Am bekanntesten war ihre Schrift: Moien court et tres-facile de faire oraison, Lyon 1686; zahllose Auflagen und Übersetzungen. In deutscher Übersetzung mit einigen anderen Schriften herausgegeben von Gottfried Arnold unter dem Titel: “Etliche vortreffliche Traktätlein aus der geheimen Gottes-Gelehrtheit'. Außerdem ver- öffentlichte Frau Guyon selbst nur noch eine mystische Auslegung des Hohenliedes, des nie veraltenden Grundbuches der Weltmystik: Le cantique des cantiques de Salomon interpret& selon le sens mystique et la vraie representation des etats interieurs. Eine deutsche Übersetzung gab Gottfried Arnold davon heraus: Auslegung des Hohen- liedes Salomonis, Frankfurt a. M. 1706. Er selbst dichtete das Hohelied nach in einzelnen Liedern! Auch darin ein Vorläufer Goethes und Herders! 2 Es erschien, erst wenige Jahre nachdem die Verfasserin aus der Bastille ent- lassen war, in der Sammlung Opuscules spirituels de Madame J. M. B. de la Mothe- Guyon, nouvelle edition, augmentee de son rare trait des Torrents, Cologne [Amster- dam] 1704. Der Herausgeber war der reformierte Prediger Pierre Poiret (s. oben S. 746 Anm. 2), der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Manuskripte der ein- gekerkerten Frau zu retten durch Drucklegung ihrer Originale und deutscher Über- setzungen. Vgl. Heinrich Heppe, Geschichte der quietistischen Mystik in der katho- lischen Kirche, Berlin 1875, S. 449 ft. 3 Der Madam Guion Geistliche Ströme, darinne unter dem Sinnbild eines Stroms vorgestellet wird, Wie Gott die Seelen, welche alhier zu einem neuen und gantz Göttlichen Leben gelangen sollen, läutere und auf das nächste zubereite. Nach der verbessert und vermehrten Frantzösischen Edition ins Teutsch übersetzt. Leipzig, Bey Samuel Benjamin Walthern, 1728. — Ich gebe oben absichtlich den Text dieser 758 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Die Seelen, die von Gott gerührt worden sind, werden getrieben ihn zu suchen. Aber auf verschiedene Arten, welche durch ein Gleichniß erklärt und auf drey Puncte gebracht werden. ı. So bald eine Seele von GÖtt gerühret wird... ., so gibt ihr GOtt nach der ersten Reinigung... einen gewissen innerlichen Trieb, sich auf eine vollkommenere Art zu ihm zu wenden, und sich mit ihm zu vereinigen. Sie merckt alsdann, daß sie nicht zu dem eiteln Zeitvertreib und zu den nichtswürdigen Lumpereyen der Welt sey geschaffen worden; sondern daß sie einen Mittel Punet und ein Ziel habe, wohin sie sich wieder zu kehren bestreben müsse, und ausser welchem sie nimmermehr keine wahre Ruhe finde. 2. ... [Die Seelen] haben alle- sammt eine liebvolle Ungeduld sich zu reinigen und wieder zu ihrem Anfang und Ursprung zu kehren, gleich denen Wasser-Strömen, welche, nachdem sie aus ihren Quellen ausgegangen sind, einen steten Lauff haben, um sich in das Meer zu ergiessen. Ja, man siehet auch, wie unter allen Strömen einige gantz gravitätisch und langsam gehen; andere aber fliessen viel schneller dahin: aber es gibt auch solche Flüsse und reissende Ströme, welche mit einem entsetzlichen ungestümmen Treiben dahin lauffen und die nichts aufhalten kan. Alle schwere Lasten, womit man sie belegen und alle Dämme, die man aufwerfen möchte, ihren Lauff zu verhindern, würden zu nichts anderes dienen als daß sie mit weit grösserer Gewalt hindurch reissen würden, 3. Eben so geht es mit dergleichen Seelen. Einige gehen langsam und bedächtlich nach der Vollkommenheit; und diese gelangen nimmer an das Meer, oder doch sehr spät, und begnügen sich damit, daß sie sich in einem stärkeren und schnelleren Strom verlieren, welcher sie mit sich in das Meer hinein führt: andere, nemlich die zweyte Gattung, fliessen stärcker und hurtiger dem Meere zu denn die ersten. Sie führen auch viele Bäche mit sich hinein: aber sie sind langsam und träge in Vergleichung gegen die letzten, welche mit solchem Ungestümm dahin stürmen, so gar daß sie auch fast zu nichts zu gebrauchen sind. Man darf'nicht kecklich darauf schiffen, noch ihnen einige Waaren anvertrauen, als nur an gewissen Orten und zu gewissen Zeiten. Es ist ein thörichtes und verwegenes Wasser, welches sich wider die Felsen schmeißt, ein erschröckliches Ge- räusch macht, und sich bey nichts aufhält. Die zweyte Gattung hingegen sind viel an- nehmlicher und weit nutzbarer: ihr gravitätisches Wesen ist sehr angenehm und sie sind gantz mit Waaren beladen; Ja man schifft auch ohn alle Furcht und Gefahr daraufl. Den ersten Wegder Seele schildert das zweite Kapitel (S.12— 13): Die ersten Seelen sind diejenigen, die sich nach ihrer Bekehrung auf die Be- Dem Andern Weg der Bekehrung der Seele zu Gott, welches ist der leidende Weg‘, gilt das dritte Kapitel (S. 36— 57): Die ein Ae Gattun; 8 Seelen sind: wie die grossen Ströme ... Sie fliessen gantz prächtig und imajestätis ch. Man erkennt ihren Lauff gantz deutlich, sintemal er M vollkommenen, von Gallizismen und Undeutlichkeiten nicht freien Übersetzung, ob- gleich Goethe vielleicht nur das französische Original gelesen hat. Denn so wi a. der ungeh ure rein sprachliche Fortschritt klar, den gegenüber dem ER Zeit keineswegs ungeschickten Deutsch der alten Übersetzung Goethes Neu- prägung dieser mystischen Bilder im “‘Mahomet’ bedeutet. Burvacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 7159 guter Ordnung geht. Sie sind mit Waaren beladen, und können für sich selbst in das Meer kommen, ohne daß sie in andere Flüsse einzufliessen bedürfen, aber sie kommen gar spät dahin... Viele von diesen Strömen dienen zu nichts anders, als daß sie Kaufmanns-Waaren führen... Man kann sie durch Schleusen zurück halten und durch ein und andere Oerter ableiten. So sind die Seelen, die in dem leidenden Lichts-Weg stehen... Sie sind das Wunder ihrer Zeiten: und viele Heiligen, die in der Kirche als helle leuchtende Sterne schimmern, sind niemals über diese Stufe hinausgekommen [!]. Von dem dritten Weg der Seelen, die zu Gott kehren, handelt dann das vierte Kapitel (S. 55—64): Was wollen wir sagen von den Seelen des dritten Grads, denn daß sie sind als Ströme, die aus den hohen Bergen kommen? Sie gehen aus GOtt selbst aus, und haben nicht einen Augenblick Ruhe, bis sie sich in ihme verloren haben. Nichts hält sie auf. So sind sie auch mit nichts beladen. Sie sind gantz entblösset, und lauffen dermassen schnell hahin, daß die allerkühnesten darüber erschrecken. Diese Ströme fliessen ohne Ordnung hierhin und dorthin, durch alle Gegenden, die ihnen Raum und Platz machen können. Sie haben weder ihre richtige Ufer, noch ihren ordentlichen Lauff wie die andern. Man siehet, daß sie durch alles hindurchlauffen, was ihnen einen Durchgang verstattet, ohne daß sie sich im geringsten an etwas auf- halten. Sie stürmen wider die Felsen. Sie thun solche Fälle, die ein grosses Geräusch machen. Sie besudeln sich zuweilen, indem sie durch solche Länder fliessen, die keinen festen Boden haben. Sie reissen sie mit sich dahin, von wegen ihres schnellen Lauffs. Zuweilen verlieren sie sich in Tieffen und Abgründen, da man sie denn eine geraume Zeit nicht wieder finden kan: endlich sieht man sie wieder ein wenig zum Vorschein kommen; aber das geschieht nur zu dem Ende, daß sie sich desto besser auf das neue in einen neuen Abgrund stürtzen, der beydes tieffer und länger ist... Ihr. Lauff ist dermassen schnell, daß man ihn mit den Augen nicht beurtheilen kan. Es ist nur ein allgemeines, und deutliches und düsteres Getöse. Aber endlich nach vielen tieffen Klüften und Abgründen, wenn sie sich genugsam wider die Felsen an- gestossen, wenn sie sich genugsam verloren und wieder gefunden haben, erreichen sie das Meer, darin sie sich glücklich verlieren, um sich nimmermehr wieder zu finden. Und da wird alsdann dieser Strom auf eine vortreffliche Art um eben so viel be- reichert, so viel als er vorhero arm, verachtet, unnütz und von Waaren entblösset ge- wesen ist: denn da ist er nicht reich an seinem eigenen Reichthum, wie die andern lüsse, die nur eine gewisse Last und Menge Waaren oder ein und andere Raritäten enthalten ; sondern er ist reich an Reichthümern des Meeres selbsten. Er trägt nur die aller- größten Schiffe; das Meer trägt dieselbigen, und er trägt sie auch: denn weil er sich in dem Meer verloren hat, so ist er ein Ding mit dem Meer worden ... Er ist immer, was er war, aber sein Wesen ist vermischet und verloren; nicht nach dem Wesen, sondern nach der Art und Beschaffenheit: denn er nimmt dergestalt die Art des Meer-Wassers an sich, daß man nichts mehr siehet, das sein eigen wäre: und je mehr er sich in das Meer hinab stürtzt, darein versenckt, und darin bleibt, desto es die Schätze des Meers selbsten sind. Er ist alsdann vermögend, die gantze Erde zu bereichern. © seliger Verlust! Wer solte dich beschreiben können, samt dem Ge- winn, den dieser so unnütze und zu nichts tüchtige, verachtete und besorgliche Strom davon getragen hat; der so unbesonnen und thöricht dahin fuhr, daß man ihm nicht das allergeringste Schiff anvertrauen durfte? ... Was sagt ihr von dem Y erhängniß dieses Stroms, o ihr grossen Flüsse, die ihr mit so grosser Majestät daher fliesset, die ihr die Freude und Verwunderung der Völcker seyd, die ihr pralet mit der grossen Menge Waaren, die nach der Reihe her auf eurer Höhe ausgekramt feil stehen? Wie ist es abgelauffen mit dem Schicksal dieses armen Stroms? ... Ihr seyd ietzt seine 760 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Diener; sintemal ihr nur dazu dienet, daß ihr von seinem Überfluß entladet oder ihm neue Reichthümer zuführet. Aber ehe und bevor wir von der Glückseligkeit einer solchen Seele reden, die sich dergestalt in GÖtt verloren hat, so müssen wir von dem ersten Ursprung anfangen und nachgehends von Stufen zu Stufen fortfahren. Goethe fand in diesen mystischen Bildern der Frau Guyon die Motive, die er zur Allegorie für Mahomet gestaltet hat. Es ist un- bestreitbar: seine Phantasie hat sich befruchten' lassen von diesem Gleichnis der drei Wege, auf denen die fromme Seele die Wiederkehr zu Gott sucht und findet. Im einzelnen erscheinen alle Züge wieder: der Ursprung des Stroms im Gebirge, sein wilder sprunghafter Lauf durch Felsen, die Vorstellung, daß der Strom im Sande versiegt, daß er andere Flüsse in sich aufnimmt, daß er Waren trägt und damit stolziert, daß auf seinem Rücken prächtige Schiffe fahren. Frau Guyon unterscheidet drei Arten von Strömen: der dritte, wilde, unordent- liche, stürmende das ist der, dem ihr Herz gehört. Das ist der, dem die Seele des in feuriger Gottesliebe glühenden ekstatischen Frommen gleicht, des Begnadigten, Auserwählten. Dieser dritte Strom ist es auch, den Goethe sich wählt als Bild für den religiösen Helden Mahomet: für den titanischen Propheten einer neuen Gottesverehrung, für den genialen Menschen. In dieser Verherrlichung der “unordentlichen‘, stürmischen, dem gemeinen Nutzen abgekehrten Seele gegenüber der bedächtig verständigen, klaren, nach Zwecken handelnden (dem zweiten Strom) stimmt Goethe mit der Pietistin überein: hier stellen beide sich dem Rationalismus entgegen. Dennoch ist der Sinn der Dichtung Goethes im Tiefsten verschieden von dem Ziel der quietisti- schen Mystik der französischen Dame. Dieser dritte Strom bleibt bei Frau Guyon, solange er auf der Erde läuft, was er von Anfang an war: wild, unnütz, arm, der Welt nicht dienstbar, unfähig, ein Schiff zu tragen, und erst nach seinem Eintritt in den Ozean, nachdem er sein Wesen hat übergehen lassen in Gott, wird er reich und gesegnet, segenwirkend, aber alles nur durch übersinnliche Güter. Der Strom, den Goethe als Bild des Propheten Mahomet vorstellt, wandelt sich während seines Laufs auf der Erde. Er erwirbt im Laufe seiner Ent- wicklung hienieden die Eigenschaften und Vorzüge des zweiten Stroms, des Schiffs- und Warenträgers. Er tanzt anfangs übermütig, 1 Mahomet de Se le Son Darosıcn WaRrnEckE, Goethes Mahomet-Problem 1907» mir entgangenen Andeutung in dessen Deutscher Verslehre S. 324 f. die Einwr a a u ersetzun . k jr Ber? fen Auen au de Handchen Orga ilkammen sc. Burpacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 761 jugendlich spielend und trotzig herab aus seinem Felsenursprung, schießt durch Gipfelgänge, tritt bedächtiger in Täler und Fluren, geht durch die breite Ebene vereint mit den Bruderquellen des Gebirgs, mit den Bächen der Wiesen und den Flüssen des Tieflands, ja auch mit den im Sand der Wüste versiegenden, durch einen widrigen Hügel zum Teich gestauten (und dadurch in dem Streben zum göttlichen Meer gehemmten!) Quellen, zieht immer mächtiger daher, schwillt herrlich an, triumphiert durch Königreiche, gibt Provinzen seinen Namen, ruft Städte hervor, trägt tausend wehende Segel über sich und eilt endlich so in sehnsüchtiger Liebe dem liebenden, sehnsüchtig wartenden Erzeuger ans Herz. Dieses Bild der titanischen, der genialen Seele ist sicher- lich ein Abdruck des mystischen Bildes der erweekten, gottbegna- digten Seele des erleuchteten Frommen. Aber dieser Abdruck ist mit irdischem Sinn erfüllt. Dieser Titan erreicht seine Vollendung diesseits des großen Ozeans der Unendlichkeit, die Wandlung aber seiner Natur, der Übergang von dem wilden Stürmen zum bedächtigen Schreiten, von der Nutzlosigkeit und Unfruchtbarkeit zum segensreichen Dienst für die Welt, vom tosenden Sturzbach zum Warenschiffe tragenden. prächtigen Strom, von der Armut und Unscheinbarkeit zur Majestät vollzieht sich auf Erden. Das Bild des Felsenquells, der zum Strom anschwillt, ist Goethe zugleich Ausdruck für das riesenhafte reale Wachstum des historischen Mahomet, des Eroberers und Herrschers. Das Leben dieses Titanen, dieses Propheten, dieses Menschheitsführers und sein Verhältnis zu dem Unzugänglichen, Unerkennbaren, Unend- lichen, das wir Gott nennen, hat Goethe also in dieser Allegorie sich abspielen lassen völlig nach der Überzeugung, die er dem sterbenden Faust in den Mund legte, die er 1770 wohl auch von Herder in Straßburg hatte hören können: ‘die fünf Akte sind in diesem Leben, was brauchts, hinter der Decke, die noch kein Auge durch- schaut, Aufschlüsse über das nehmen zu wollen, was schon an sich [d. h. im Diesseits] ein Ganzes ausmachen muß. Nur daß man dies Ganze und die höchste Regierung desselben nicht mit einem Maß- stabe von Moral messe, der bloß ein abgezogener Begriff mensch- licher Schwachheit ist''. Sätze, darunter auch ein Teil des oben Abgedruckten, veröffentlicht wurden. Durch das Entgegenkommen des Direktors des Goethe-Archivs, WOLFGANG VON OErTINGEN, liegt mir eine vollständige Abschrift dieses Briefs vor, der für die philosophische Ent- wicklung Herders, aber auch, wie ich glaube, für die Konzeption des Schlusses der Fausttragödie hohe Bedeutung besitzt und in einer hoffentlich bald erscheinenden Sammlung der Briefe Herders einen hervorragenden Platz einnehmen wird. 762 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Mahomets Gesang durchglüht die mystische Sehnsucht, die Mensceh- liches und Göttliches wechselseitig zueinanderzieht, der Goethes Ga- nymed’ in der Symbolik antiker Mythologie Ausdruck gibt: der Drang der liebenden Menschenseele in die ausgebreiteten Arme des wartenden alliebenden Vaters und Schöpfers. Im Faust‘ wie im “Werther ist diese Sehnsucht zum tragischen Kampf geworden. Aber auch im Faust‘ führt der dunkle Drang des guten Menschen schließlich aufwärts in den Schoß der ewigen Liebe: auch die Seele dieses Übermenschen, er, “der Un- mensch ohne Zweck und Ruh, der wie ein Wassersturz von Fels zu Felsen brauste’ (Faust V. 3349f.), wird durch Qual und Schuld am Ende ein Strom, der Menschen dient und Schiffe trägt. Doch liegt mir nicht daran, diese Beziehungen in ihren Ähnlichkeiten und Gegensätzen weiter zu verfolgen. Worauf es mir hier ankommt ist dies: die Mahomet- Fragmente stehen in ihrer religiösen Mystik und Symbolik der Kon- zeption der ältesten Faustszenen innerlich nahe und geben nächst dem Werther’ zu deren Aufhellung das Beste her. Die Dürre der Wüste, die in ihrem Sande vertrocknenden Wasser- rinnsale — dieses Bild der religiösen Terminologie des jungen Goethe, das wir eben in seinen beiden theologischen Versuchen kennen lernten, das in der Mahomet-Allegorie des Propheten Schwiegersohn Ali auf sich anwendet, um die ungestillte Sehnsucht nach der göttlichen Liebe zu bezeichnen, es beherrscht auch die Vorstellungen des ersten Faust- monologs. Es gehört zu den Besitztümern der Goethischen Phantasie, die aus Eindrücken der Knabenzeit stammen: aus der frühesten Lektüre des alten Testaments. Die Wanderung des Volkes Israel dureh die Wüste, während der Moses der Führer zweifelnd, ungläubig auf Gottes Befehl mit seinem Wunderstab lebendiges Wasser aus dem Felsen schlägt (Numeri 20, 1— 13), hat Goethe in der Zeit des Bündnisses mit Schiller, da der Magier Faust wieder an seine Seele trat und nun im hellen Lichte seiner gereiften Poesie zu einem Werber um die Schönheit antiker Kunst und zu einem schöpferischen Mann der Tat werden sollte, mit historisch-kritischen Augen anzusehen versucht. Das Ergebnis war jene Abhandlung, welche die Noten zum Divan brachten. Aber diese Wüstenwanderung und das Haderwasser des Felsens war im Grunde dem Herzen des Dichters doch mehr gewesen: das ein fältige Symbol der lechzenden Sehnsucht stürmender Jugend. Wo fass ich dich, unendliche Natur? Euch Brüste, wo? Ihr Quellen alles Lebens, An denen Himmel und Erde hängt, Dahin die welke Brust sich drängt — \ Ihr quellt, ihr tränkt, und schmacht ich so vergebens? Diese Verse sind aus jener alttestamentlichen Symbolik, aus jenem Jahr- hunderte lang von der kirchlichen und außerkirchlichen christlichen Burvacn: Faust und Moses. Dritter Teil. ‘ 763 Mystik überlieferten und mit Johanneischen Elementen fortgebildeten Gleiehnis der Gesehichte des Moses erwachsen. Und ebenso sind die vielbesprochenen Verse zum Makrokosmus- zeichen nur aus dieser Sphäre mystischer Phantasie zu begreifen. “Wie Himmelskräfte auf und nieder steigen, Und sich die goldnen Eimer reichen.” Man hat dabei an die Löscheimer einer Feuersbrunst gedacht'. Allein die segenduftenden Schwingen weisen nicht auf rauch- geschwärzte Feuerwehrleute. Das Zeichen des Zauberbuchs enthüllt vielmehr Faust das Universum als Schauspiel einer großen stufenmäßig sich aufbauenden Einheit. Das ist mystische Kosmologie neuplato- nischer Herkunft, aber durch hundert Kanäle im Laufe der Jahrhunderte literarisch weit verbreitet und Goethe aus vielen Quellen zugänglich. Damit verbindet sich das alttestamentliche Bild der Jakobs- leiter, das gleichfalls längst in theologisch-magischer An- wendung beliebt war, und endlich der eigenartige Zug, daß dieses harmonische Auf und Nieder des Alls als ein Frucht- und Blumen- garten erscheint, den aus goldenen Eimern himmlische Kräfte, ge- flügelte Engel, bewässern. Es ist dies das uralte ägyptisch-israelitische, später auch arabisch-persische typische Bild des Paradieses: die Oase in der Wüste. Seinen Ursprung bis zu den ägyptischen liturgischen Wasserlibationen, bis in den Serapiskult, in den semitischen Kult des Wassers, in die orphischen Mysterien oder die Lehre der Mani- chäer zurückzuverfolgen’, hat für den ‘Faust nur einen bedingten ! Morkıs, Euphorion 1899 Bd.6, S.495, wiederholt Goethestudien? 1, S. 18: "Das Zureichen der Eimer ist von der Feuersbrunst hergenommen. Die Menge, durch deren Hände die Eimer gehen, ist aber als stabil zu betrachten, und das will sich mit den auf- und niedersteigenden Himmelskräften nicht recht zusammenfügen’; das übernimmt, ohne daß er an diesem durch Schillers Glocke V. 193—195 zu stützenden Bedenken sich stieße, Mınor, Goethes Faust, 1go1 Bd. 1, S. 51: “Er [Faust] sieht geflügelte Himmels- kräfte auf und nieder steigen und sich, wie bei einem Feuer, goldene Eimer reichen . 2 Dünrzer, Goethes Faust, Leipzig 1857. S. 181 erinnerte “an die Vorstellung der Manichäer, nach welcher die Seelen der Gestorbenen durch Schöpfgefäße zum reinen Lichtquell zurückgeführt werden. Der alte Kern aller dieser kathartischen eschatologischen Bilder ist der im heißen Orient entstandene Gedanke, daß die Trocken- heit und Glut der verdorrenden Wüste fürchterlichste Pein, und daß die durch künstliche Berieselung hervorgerufene Vegetation, fruchttragende und schattige Bäume, fließendes kühlendes Wasser, ein kühlendes Bad (refrigerium) ‚die Wonne des Paradieses bedeuten. Es genügt hier der allgemeine Hinweis auf die umfangreiche religionsgeschichtliche Forschung der letzten Jahrzehnte, ‚die diese Motive deutlichst zur Anschauung gebracht hat. Zur Erklärung des “Faust” kommen alle solche alten orientalischen Mythologeme für eine methodische Untersuchung nur dann in Betracht, wenn sich der Weg zeigen läßt, auf dem Goethe davon Kenntnis hatte oder wenigstens haben konnte. Auf den Manichäer Faustus und dessen Lehre vom Ursprung der Sünde des Menschen "aus einem andern bösen Wesen in ihm‘ leiteten ihn Arnolds Kirchen- und Ketzerhistorie (Frankfurt 1729 Bd. Br S. 132%; Bd. 2, S.1 240) und Brucker ‘Fragen’ 4, I 330f. 1342f.; von da mochte er weitere Kunde über die An- 64 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Zweek. Ob Goethe das Bild aus so weiter Ferne bezog, ist zweifel- haft, wenn auch möglich. i Wiederum ist es wahrscheinlich die neukatholische Mystik, die es ihm darbot: zwar in rein spiritualer Formung, aber mit so lebhaften Zügen, daß er es in die Phantasmagorie des Makrokosmus übertragen konnte. Die genialste Künderin der quietistischen Ekstase, die heilige Therese, die spanische Karmelitin, nach dem Urteil des protestantischen Theologen Evv. Lenmann (Mystik im Heidentum und Christentum, Leipzig 1908, S. 127) ‘jenes starke, aufopfernde, liebens- würdige Weib, auf deren Lebens- und Denkweise alles, was zwei Jahrhunderte an Mystik hervorgebracht haben, letzten Endes zu- rückgeht, die große Heilige der Mystik überhaupt. Sie ist die erste schauungen der Manichäer suchen. Für den Zusammenhang meiner obigen Darstellung fällt z. B. ins Gewicht, daß er bei Arnold I, 3, 7, 38 (1, S. 134%) las, ‘Manes habe sich lieber Manichaeum oder einen der das Wasser ausgieße, nennen lassen, weil man ihn aus Feindschaft nach der griechischen Sprache immer einen unsinnigen (MAnA) genannt‘. Da blickt natürlich der Vergleich mit Moses, ‘dem Wasserspender der Wüste, durch. — Allerdings spielt, was Düntzer nicht bemerkt zu haben scheint, das Schöpfen mit Eimern auch in der manichäischen Kosmik eine ent- scheidende Rolle. Zweck der Schöpfung und Ziel der Weltentwicklung ist danach ein fortgehender Läuterungs- und Erlösungsprozeß: die Befreiung der gefangenen Lichtteile von Beimischung der Elemente der Finsternis. Zu den großen Sammel- becken des Lichts, Sonne und Mond, hebt die gefangenen Lichtteile, vor allem die Seelen der Verstorbenen, ein Hebewerk von zwölf Schöpfeimern empor, die den zwölf Tierkreiszeichen entsprechen. Sie heißt die columna gloriae, weil an dieser Säule die schwingenden Eimer auch alle Gebete und alle guten Werke der Menschen wie einen Lobgesang zu Ehren Gottes in die Höhe des Lichts aufwärts tragen. Auch ge leiten die Seele des verstorbenen rechtgläubigen Manichäers Lichtengel, die außer andern Symbolen des Lichtreichs ein Wassergefäß in Händen halten, und nachdem sie die = auf die Seele eindringenden Teufel in die Flucht gejagt haben, geben sie der Seele, die sie neu bekleiden, krönen und bekränzen, das Wassergefäß und steigen alsdann mit der Seele an der Säule nach oben. Ob Goethe hierüber aus Hyde, Mosheim, Arnold, Brucker oder gar aus Augustins Schriften über die Manichäer etwas wußte, bedarf weiterer Unter- suchung. Zur Würdigung übrigens der vielfachen Elemente, die Goethes Phantasie bei seiner Beschreibung des Makrokosmus angeregt haben können, dient z. B. folgender angebliche Kommentar der Lehre des Gnostikers Valentinus, den er bei Gottfried re las, aus dem apokryphen Manuskript "Tueorurasrıa VALENTINIANA ++ bericht über ein Fragmentum von der lehre VALENTINI, genommen aus einem büchlein, welches E durch Geruanum Loricnrum anno 1540 zu Cöln ediert und Vallum Religiomis Ca Es intituliret” (Kirchen- und Ketzerhistorie Supplemente zu Teil ı, Buch 2, Kap- 4 S. 166, Frankfurt 1729, 2. Bd., S. 1221): "Dannenhero Valentinus seine theogoniam, wie Besen agepunen und von innen heraus aus dem obern aufs untere, als auf die himme engel, teuffel, menschen in catena ‚Jovis oder Platomis und Homeri aurca von glied MU Burnpacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 765 und beredteste schöne Seele, die größte Vorläuferin der Pietistin Cordata'. Therese ist eine Meisterin der Seelendarstellung. Um den aufstei- genden Weg des frommen Herzens zu Gott und das Entgegenkommen der göttlichen Liebe zu versinnlichen, greift sie nach ausdrucksvollen Bildern von erstaunlicher Lebensfülle. Die Verzückung, sagt sie, überfällt ‘oftmals ohne vorhergehende Gedancken und Mitwirckung': wie von un- gefähr ‘kommt ein solcher gehlinger [jäher] und starcker Antrieb, daß du suchest und fühlest, daß sich diese Wolcke oder dieser mächtige Adler aufschwinget, und dich unter seine Flügel fasset, und suchest, daß du dahin geführt wirst und weist nicht wohin’ (Arnold, Leben der Gläubigen’ S. 97). Wenn der junge Goethe das gelesen hat, so mußte vor seiner Phantasie das Bild des von Zeus emporgetragenen, aufwärtsstrebenden Ganymed erstehen, und sicher gibt das Gedicht, dem er diesen Namen als Titel vorsetzte, jene religiöse Stimmung, jene mystische Ekstase wieder, die in diesem Gleichnis der spanischen Karmelitin lebt. Gottes Verhältnis zu der liebenden Seele sieht Therese in dem Bilde des Herrn, der einen Garten besitzt und diesen teils selbst wartet und begießt, teils von seinen Gärtnern wässern läßt. ! "Therese war eine Hauptautorität für Molinos, dessen “Wegweiser August Hermann Francke und Gottfried Arnold übersetzten und Susanne kannte (s. oben S. 740) Auch die Vorrede zu der französischen Ausgabe der Torrents spirituels der Madame Guyon verteidigt diesen Traktat gegen dogmatische Beanstandungen der kirchlichen Oberen damit, daß sein Inhalt, der mystische Prozeß, dessen Wege, Fortgang und Ende dem Kern und Wesen nach zu finden sind in den göttlichen Traktaten aller wahren mystischen Schriftsteller und nennt dabei, allerdings nur in einer Reihe mit andern, die “Heilige Theresia’ Besonders aber hat Gottfried Arnold, außer durch einzelne Hinweise seiner Kirchen- und Ketzerhistorie, Therese den deutschen protestantischen Kreisen nahe gebracht, als er eine Übersetzung ihrer Selbstbiographie aufnahm in seine Sammlung: Das Leben der Gläubigen oder Beschreibung solcher gottseligen Personen, welche in denen letzten 200 Jahren sonderlich bekandt worden, Halle 1701, 2. Aulfl., Halle 1732, S.68— 241. Dieses Buch enthält außerdem Biographien des Karmeliters und geistlichen Freundes Theresens, Johannes vom Kreuze, der als mystischer Dichter durch Glut und Schönheit seiner Verse den höchsten Rang beansprucht, der heiligen Katharina von Genua, der Angela de Foligno, der Frau von Chantal, Luthers, Joh. Arndts, des Holländers Brakel, des Engländers John Bunyan, der als Verfasser des weltbe- kannten The Pilgrims progress from this world und des heiligen Krieges Christi wider den Teufel unmittelbar auch auf den jungen Goethe eingewirkt hat (s. unten S. 789), wie früher auf Klopstock und später — nach Gustav Kerrsers Nachweis (Zeitschr. f. d. Phil. 1885, Bd. 17, S. 109 ff.) — auf Schillers Gedichte Der Pilgrim und ‘Die Sehnsucht‘. Arnolds Sammlung hat zweifellos zur Einbürgerung katholischer Mystik und eines mystischen Indifferentismus den organisierten Kirchen gegenüber beigetragen. ‚= Den Einfluß der heiligen Therese auf die Anfänge des empfindsamen Romans in Frankreich hat neuerdings betont und dabei ihre unerhört tiefe, farbige, erregte Seelen- malerei trefflich ins Licht gestellt Max FREIHERR VON WaLpeers, Studien und Quellen zur Geschichte des Romans. Il. Zur Entwieklungsgeschichte der ‘schönen Seele bei den spanischen Mystikern, Berlin 1910. 766 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Aus dem alten Bilde des Paradiesgartens entsteht, ins Innere gewendet, das Bild des Seelengartens. Therese erklärt selbst, das Grleichnis anderswo gelesen zu haben, und führt es nun durch, um die Staffeln des geistlichen Lebens, der aufsteigenden Annäherung zu Gott und der schließlichen Vereinigung mit ihm zu vergegenwärtigen.. Vier Arten der Bewässerung gibt es: der Gärtner schöpft das Wasser mit Eimern aus dem Brunnen; er wendet ein Schöpfrad und Zugröhren an; er leitet es durch Kanäle aus einem Flusse oder Strom; aber un- endlich wirksamer und herrlicher als diese drei Arten des Verfahrens ist das vierte: wenn der Herr des Gartens selber eingreift, wenn er seinen Regen sendet. Die Gott suchende Seele müht sich als Gärtner zunächst auf | der ersten Stufe, dem Gebet der Betrachtung, Wasser in Eimern zu schöpfen aus dem Brunnen, sie durchläuft dann die anderen Stufen, wo bereits unter Mithilfe der göttlichen Gnade das lebendige Wasser leichter und reichlicher rieselt, durch Schöpfräder, Röhren, Kanäle, bis endlich im Gebet der Verzückung der Garten des Herzens überschwemmt wird von dem Gnadenregen des Herrn'. Goethe richtet das Zeichen des Makrokosmus auf als das Bild eines großen Gartens, der durch alle Höhen und Tiefen des Univer- sums reicht und in dem alle Formen und Arten der Existenz sieh wie Staffeln aneinanderreihen. Daran steigen geflügelte Geister auf und nieder, in harmonischem Verein dem Herrn des Weltgartens als Gärtner dienend, und indem sie mit goldenen Eimern aus dem ewigen Brunnen des natürlichen Lebens Wasser schöpfen, pflegen und nähren sie dureh Begießen segenspendend die himmlischen und irdischen Blumen und Früchte, die allesamt Gott gehören. Ist Gott doch auch in (ssoethes 'Zwo biblischen Fragen’ (W. 37, S.ı80, ı0) ‘der ewige Gärtner’, der die einzelnen Völker der Erde wie Bäume veredelt, daß sie Frucht tragen. IX. | P- Die wachsende Liebe zu Charlotte Buff im Herzen, empfand Goethe die beglückende und schreckende Fülle schöpferischer Gesichte, die ihn bedrängte, wie einen philoktetischen Zustand und ein Analogon der Theophanie des Moses. So eignete er sich in jenem Wetz larer Beicht- und Dankbrief an Herder das angstvoll hoffende Gebet des koranischen Moses an. Als er, dem Wetzlarer Liebesdrama entronnen, in poetischem Schaffen innere Befreiung und Heilung suchte, S. Matris Teresae, De vita sua cap. X1 ff. Opera S. Matris Teresae de Jesu studio et opera Mathiae Martinez, Coloni ippi tottfr. Arno artin iae Ju 626, S. 67 ff., Gottir. Das Leben der Gläubigen? $ ır ff. S. 87H. I , BurpacH: Faust und Moses. Dritter Teil. 767 da schrieb er, Mitte Juli 1773, ein Vierteljahr nach Lottens Ver- heiratung von Frankfurt an ihren Gemahl (Morris, Der junge Goethe 3,:50£. W.:IV, Bd. 2, 96f.): Ihr sollt immer hören wie mirs geht lieber Kestner. Denn zum Laufe meines Lebens hoff ich immer auf euch und euer Weib die Gott segne und ihr solche Freuden gebe als sie gut ist. Euch‘ kanns an Beförderung nicht fehlen. Ihr seyd von der Art Menschen die auf der Erde gedeyen und wachsen, von den gerechten Leuten und die den Herren fürchten darob er dir auch hat ein tugendsam Weib gegeben des lebest du noch eins so lange. Ich binn recht fleissig und wenns glück gut ist kriegt ihr bald wieder was, auf eine andre Manier. Ich wollt Lotte wäre nicht gleichgültig gegen mein Drama. Ich hab schon vielerley Beyfalls Kränzlein von allerley Laub und Blumen, Italienischen Blumen sogar, die ich wechselsweise aufprobiret und mich vorm Spiegel ausgelacht habe. Die Götter haben mir einen Bildhauer hergesendet, und ‚wenn er hier Arbeit findet wie wir hoffen so will ich viel vergessen. Heilige Musen reicht mir das Aurum potabile, Elixir Vitae aus euren Schaalen, ich verschmachte. Was das kostet in Wüsten Brunnen zu graben und eine Hütte zu zimmern. Und meine Papageyen die ich erzogen habe, die schwätzen mit mir, wie ich, werden kranck lassen die Flügel hängen. Heut vorm Jahr wars doch anders, ich wollt schwören in dieser Stunde vorm Jahr sass ich bey Lotten. Ich bearbeite meine Situation zum Schauspiel zum Trutz Gottes und der Menschen. Ich weis was Lotte sagen wird wenn Sies zu sehn kriegt und ich weis was ich ihr antworten werde. ... Wenn verschiedene Sachen nach meinem Kopfe gehn ‚kriegt Lotte bald eine Schachtel von mir wo keine Confituren drinne sind, auch kein Putz- werck, auch keine Bücher, also — [den Gedankenstrich erläutert Goethes Brief vom 31. Oktober an Charlotte Kestner, der eine Sendung weißen Nesseltuchs mit folgenden Worten begleitet (Morris S.61, W.IV2, S. 116): ‘Ich weis nicht liebe Lotte ob meine Muthmasung Grund hat, dass Sie in kurzem ein Negligee brauchen werden, wenigstens kommt mirs so vor’ usw.]. Wenn Goethe hier den Bliek zurücklenkt nach dieser Stunde vorm Jahr’, das heißt auf das Zusammensein mit Lotte in Wetzlar, so scheint er auch zurückzukehren in den Gedankenkreis jenes Beicht- briefes, den er genau ein Jahr früher, gleichfalls im Juli, an Herder geschrieben hatte. Er, der damals sich in "Mut und Furcht’ gewunden hatte unter dem Andringen des göttlichen Geistes, der ihn zum Dichter weihte, dem “im Grunde der Seele so vieles ahndete’ und “manchmal nur aufschwebte’, daß er hoffen konnte, es werde dereinst sich ‘Schönheit und Größe’ in sein ‘&efühl weben’ und er dann ‘Gutes und Schönes tun, reden, schreiben, ohne zu wissen warum’, der steckt jetzt in reicher poetischer Arbeit, der stolziert mit Beifalls Kränzlein vorm Spiegel. In dem damals Prometheusgedanken sich nur von fern geregt hatten, wenn er gleich dem koranischen Moses das göttliche Feuer aufleuchten sah und zu ihm nah heranzutreten sich von der heiligen Stimme des Geistes getrieben fühlte (s. oben 8. 631.632), der ist jetzt zwar immer noch und mehr als damals Philoktet, der Besitzer der göttlichen, siegreich treffenden, doch gefährlichen Dichterpfeile (oben S. 658) auf einsamer Insel, der ist jetzt aber auch wirklich Schöpfer, ist 768- Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Prometheus. Freilich kleidet er das nun noch mit einer gewissen bittern Selbstironisierung ein in Wielands Märchen von Koxkox, und wie dieser auf einer unbewohnten Insel allein auf den Verkehr mit Papageien angewiesen, sich einen davon zum Gespräch abrichtete, so sieht er die Geschöpfe seiner Dichterphantasie, seiner Pygmalion- und Prome- theuskraft als beseelte lebende Wesen gleich Papageien mit ihm schwätzen und wie er krank werden, die Flügel hängen lassen. Der vor einem Jahr mit Herder im Dreingreifen, im Tasten des bildenden Künstlers das Ideal und Wesen aller Kunst sah, dem haben nun ‘die Götter einen Bildhauer hergesendet’, von dem er die Handgriffe und den Stil der Plastik lernen und darüber ‘viel vergessen’ will. Und noch ein anderes kettet diesen Brief vom Juli 1773 an jenen Julibrief des Vorjahres. Wir fanden in der Wetzlarer Beichte an Herder ein poetisches Motiv der Faustkonzeption: auch in diesem Brief weht die volle Stimmung des Faust. Das Drama, das Schauspiel‘, von dem Goethe hier redet, das er "Gott zum Trutz’ dichte und für das er kritische Einwände Lottens befürchtet, könnte der “Mahomet, könnte der ‘Prometheus’ sein. Aber wahrscheinlich ist es der ‘Faust. Auf ihn weist der magische Ausdruck Aurum potabile. Morrıs erklärt: “trinkbares Gold (in Flüssigkeit gelöstes Goldsalz), Lebenselixier — alehi- mistische Formeln für wunderwirkende Tränke‘. Aber das dringt nicht in den Kern. Hier ist viel mehr: ein Stichwort für das zentrale Problem des ‘Faust’; ein Grundmotiv des Goethischen Faustdramas; ' die Symbolik des Drangs nach dem Erfassen der göttlichen Lebens- quellen und vor allem wiederum ein Hauptzug der mystisch gedeuteten biblischen und nachbiblischen Mosessage: des in der Wüste ver schmachtenden Sehnsucht nach dem Brunnen und nach der Hütte und nach der heilbringenden, zur Gottheit erhebenden Magie des Moses, des von Gott geleiteten Archimagus. Denn der Ausdruck Aurum potabile stammt aus der alchemistisch gedeuteten Geschichte von Moses | Zerstörung des goldenen Kalbes, das er, in Wasser gelöst, den götzendienerischen Juden zu trinken gab. Das Stimmungsbild aber ' as uns Goethes Julibrief aus dem Jahre 1773 gibt, rundet sich voll erst, wenn wir den Brief daneben halten, den er an Kestner bei ‘ Man hat dabei an den Plan einer dramatisierten Behandlung des Wertherstofls . gedacht, wofür die scherzhafte Drohung, den eifersüchtigen Albert auf die Bühne ”. bringen (an Kestner 1773, April 15, Morris 3, 40), sprechen könnte; vgl. MınoR, G Mahomet S.58 und S.93, Anm. 175. Aber ob Goethe im Ernst einen solch ß « und ob er ihn gar in Angriff genommen, möchte ich bezweifeln. Jeden ion ich Morris, a.a.O. 6, 268 zu Nr. 165 beipflichten, der im Zusammenhang Briefes den Werther für ausgeschlossen hält. Etwas von Wertherstimmung cl wohl auch in dem Ruf des Verschmachtenden. Aber doch eben nur deshalb, Y Faust’ und “Werther” sich hier so nah berühren! we BurvacH: Faust und Moses. Dritter Teil. . 769 Empfang der Vermählungsnachricht geschrieben hatte (1773, etwa 6. April, Morrıs, Der junge Goethe 3, 5.485: W.IV. Bd. 2.8.75): Gott seegn euch denn ihr habt mich überrascht. Auf den Charfreytag wollt ich heilig Grab machen und Lottens Silhouette begraben. So hängt sie noch und soll denn auch hängen biss ich sterbe. Lebt wohl... Ich wandre in Wüsten da kein Wasser ist, meine Haare sind mir Schatten und mein Blut mein Brunnen. Und euer Schiff doch mit bunten Flaggen und Jauchzen zuerst im Hafen freut mich. Hier also wieder das Bild der Frau Guyon von den verschiedenen Strömen der menschlichen Seelen, das Mahometbild, leise anklingend! Der Einsame, Liebe Entbehrende in tiefster Not der Dürre, in der heißen Wüste schmachtend, ohne einen Tropfen Wassers; sein eigenes Blut allein muß ihm den leehzenden Durst löschen; das Freundes- paar aber dahinfahrend auf prächtigem Strom hat soeben mit festlich geschmücktem Schiff den Hafen erreicht. Das Blut, das Goethe als Brunnen in der Wüste dienen muß, ist natürlich seine Poesie, die von den Schmerzen seiner Seele sich nährt. q. Wir stehen hier nah an dem Mittelpunkt der Faustkon- zeption, um des jungen Goethe Lieblingsbegriff zu brauchen, der gleichfalls aus pietistischer und theosophischer Mystik übernommen war. Wieder müssen wir die Stimme Cordatens uns den Sinn und die Lebenssphäre dieser Phantasiebilder erklären lassen. Susanne von Klettenberg schreibt wenige Monate vor ihrem Tode an Lavater (1774, September 7, Funck S. 281): ich sende dir Mein Theurster — anlagen mit vielem Danck zurück. was ich dazu geschrieben — leße wann es Möglich ist! mit dem Auge eines Unstu dirten — mit dem Herzen eines bruders. das ist Dir Gewiß Möglich — Manches mag wunder- bar Klingen — ich Rede Erfahrungen — und will sie nicht mit Schuhlwörter auß- drücken — die mir so uneigentlich düncken — die mich so lang geneckt — auf die erfahrung laße ich es Getrost ankommen — möchtest du Lieber Bruder! bald schmecken, wie wohl es einem Herzen thut das mit lebhafter Empfindung — sich als den größten Sünder fühlt — und jezo — grade in diesen Jammerstunden — sagen kan —: wie meine Wunde Blutet — wie sie Brennet — laßt seyn —! ieh sterbe nicht an diesem Tropfen genoßen — der bildet alles um — der Gestaltet mich — so wie mein Haubt [Christus], zur rechten der Mäjestet Gestaltet ist. Susanne von Klettenberg, die pietistische Alchimistin, die Adeptin magi- scher Heilkunst, die veranlaßt hatte, daß ihr genialer, unchristlicher junger Freund durch die geheime Universalmedizin ihres ärztlichen Beraters gerettet ward, spricht hier, das Auge schon auf eine höhere Welt gerichtet, von einer Kraft, die sie in sich fühlte und die ihr das Einswerden mit Gott verbürgte. Diese Kraft nennt sie den un- verweßlichen Tropfen, der alles umbildet. Sie dachte in je- nem Augenblick nur an jene Wiedergeburt und Umgestaltung, die der Tod ihr bringen sollte. Aber mystische Lehre, die sie teilte, war Sitzungsberichte 1912. 2 770 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. es, daß eine ähnliche Umgestaltung auch schon auf Erden sich voll- ziehe, daß die Gott in Liebe suchende Seele zeitweise schon hier das Gnadenwunder der Vereinigung mit ihm erlebe und daß sie die Seg- nung der geistlichen Wiedergeburt täglich erfahren könne. ‘Das wahr- hafte Ziel aller Mysticorum ist die Vergestaltung’ sagt Gottfried Ar- nold in seiner "Verthädigung der Mystischen Theologie’, S. 114, sehr richtig. Auch Goethe sah in jenem Tropfen, von dem Cordata schrieb, das höchste Heil und das eigentliche Ziel des Lebens: das Neuwerden, die Metamorphose. Und er braucht hier dasselbe mystisch-magische Wort, um die Kraft, die dieses Wunder wirkt, zu bezeichnen: Aurum potabile, Elixir Vitae. Auch er schmachtet danach, wie der gläubige Pietist nach dem Labsal der Vereinigung mit Gott schmachtet. Aber ihm sollen es die heiligen Musen reichen. Und die Schalen, die sie darbieten, enthalten ja nichts von dem blutigen Leib des ge- opferten Christus. Desgleichen ringt der Faust des ersten Monologs wohl danach, die Brüste der Natur, die Quellen alles Lebens zu fassen und aus ihnen der welken Brust neues Leben einzuflößen, und um den lechzenden Durst zu löschen, verlangt er zwar eine Erhebung und Er- weiterung des eingeschränkten menschlichen Seins ins Göttliche, aber ohne Beziehung zu der christlichen Erlösungslehre. Dennoch steht die Weltauffassung Cordatens und die Fausts im ersten Monolog sich nicht so fern. Der mystische Glaube an ein unbegreifliches Eingreifen einer göttlichen geheimen Macht, an die Möglichkeit, daß die Schranke zwischen Mensch und Gott falle und der Mensch sein Selbst zum All erweitere, beseelt auch diesen Faust und rückt ihn in die Sphäre des Denkens, in der Cordatens Geist atmet. Indessen bleibe dies hier beiseite und ebenso die Erörterung, wie Goethe selbst damals über diese Fragen dachte und welche Lösung schließlich ihnen seine Faust- tragödie zu geben sich bemüht hat. Die Hauptsache ist: wohin zielt das symbolische Motiv der Mosessage, das Goethe und Cordata über- einstimmend hier verwenden? Wir müssen hier der oben S. 397 erwähnten alten, halb gelehr- ten oder sich die Miene ernster Gelehrsamkeit gebenden, halb wild fabulierenden Tradition von Moses als dem großen Urweisen und ur : magier doch noch etwas näher treten. Aus der Apostelgeschichte 7, 22 las man heraus, daß Moses als Schüler ägyptischer Priester die Summe aller Künste und alles Wissens gelernt habe. Im Hebräerbrief 12, 2! wird dann auch die Theophanie mit Zügen ausgestattet, die bereits der Tendenz der rabbinischen Legende entsprechen, als die Quelle der übernatürlichen Weisheit des Moses vielmehr die Mitteilung Gottes auf dem Sinai anzusehen. Nach der späteren rabbinischen Vorstellung ist Moses der Erfinder der Kabbala, d.h. des mystischen Geheimbuchs; Burpaca: Faust und Moses. Dritter Teil. 171 der magischen Ausdeutung der heiligen Gottesurkunden; Gott habe ihm diese Offenbarung in jenen vierzig Tagen eröffnet, da Moses ver- borgen auf dem Sinai bei ihm weilte. Schon im apokryphen vierten Buch des Esra, das zwar in der Lutherbibel fehlt, aber in jeder katholischen Vulgataausgabe sich findet, heißt es (14, 3—6): Et dixit [Gott] ad me [Esra]. Revelans revelatus sum super eum et eduxi po- pulum meum de Aegypto et adduxi eum super montem Sina et detinebam eum apud me diebus multis; et enarravi ei mirabilia multa et ostendi ei temporum secreta et finem et praecepi ei dicens: Haec in palam facies verba et haec abscondes. Da ist also deutlich eine göttliche Geheimlehre angenommen, die Moses empfing und nurin versteckter Form weiterüberliefern durfte. Auch dieses Zeugnis wurde natürlich immer wieder ausgenutzt. So verwertet es z. B. sehr nachdrücklich und völlig gläubig Giovanni Pico della Mirandola (oben S. 393) in seiner Apologie (Opera, Basileae 1572, Tom. ı, S. 176). Auch antike heidnische, griechische und römische Autoren hatten die Überlieferung fortgepflanzt, Moses habe aus ägyp- tischen Mysterien oder geheimen Wissenschaften geschöpft, und des Pythagoräers Numenius Wort, Platon sei nichts anderes als der Attisch redende Moses, ist ebenso später unzählige Male nachgesprochen worden wie die Mosescharakteristik des Plinius, der (Nat. Hist. XXX ır) in dem Kapitel über die medizinische Magie Moses und Jannes (vgl. 2. Timotb 3, 8) als Begründer einer besonderen jüdischen Sekte der Magier neben den viele tausend Jahre älteren Zoroaster stellt. Auch in den von Goethe benutzten Handbüchern konnte er das immer wieder finden: bei Morhof oder Brucker oder in Zedlers Universal- lexikon. Die älteste Biographie des Moses von Philo (oben S. 397) ließ ihn sein allumfassendes Wissen je nach den einzelnen Zweigen teils von Ägyptern, teils von Chaldäern, teils von den Griechen beziehen (Vita Mosis $ 23. 24, Wendland-Cohn), machte ihn aber zugleich zu einem Philosophen, der nur auf die Stimme der Natur zu hören sich als Ziel nahm. Als ein vielseitiger großer Philosoph, als Lehrer Platons erschien Moses auch den Kirchenvätern Clemens Alexandrinus und Eusebius. Unermeßlich wirkte Augustins Ver- such (De eivitate Dei VII, ıı), aus der Harmonie der Mosaischen Kosmogonie und der des Timaeus zu erweisen, Platon habe die Schriften des Moses gelesen. Über all diese und verwandte Be- ziehungen las der junge Goethe im vierten Band seines ‘kleinen Brucker (s. 0.8. 391) reiche Mitteilungen mit Quellenbelegen. Gregors von Nyssa oben S. 397 ff. besprochene Vita des Moses schuf dann zuerst, wie ich darlegte, aus der von christlich-neuplatonischer Geschichts- Philosophie sublimierten Mosesgestalt den mystischen Typus des voll- 65° 112 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. kommenen ehristlichen Lebens, ja diese Biographie bezeichnet sich im Nebentitel geradezu als eine Abhandlung über das vollkommene Leben, und die mystische Auslegung der historischen Vorgänge ist ihr schließlich die Hauptsache. Wir haben in diesem Werk eine eigenartige, frühe, wenn auch durch Clemens Alexandrinus schon vorbereitete Form jener sich später zahllos wiederholenden christlichen Darstellungen des mysti- schen Wegs, der stufenweise, in fest unterschiedenen fortschreitenden Zuständen der inneren Näherung zu Gott aufsteigt, anknüpfend an das Taufbad sakramentartige Handlungen, die Reinigung und Waschung als Bad der geistlichen Wiedergeburt fordert und am Ende emporführt zur Schauung, in das dunkle Licht oder die leuchtende Finsternis der Gottheit, zur Vereinigung mit Gott. Dieser Mosestypus als Vorbild des die unmittelbare Anschauung Gottes suchenden christlichen Mysten hat in der Geschichte der inter- nationalen 'Theosophie und Mystik eine wichtige Rolle! gespielt, die ! Es ist im wesentlichen das Fort- und Wiederaufleben der eigentümlich griechischen Frömmigkeit, die im mystischen Schauen Gottes wurzelt und die aus dem antiken Heidentum stammenden Sakramente der Reinigung, der Wiedergeburt, der Erleuchtung festhält. Die Schriften des Pseudo-Areopagiten, die Johannes Eriugenas lateinische Übersetzung zuerst dem lateinischen Abendland übermittelt, zeigen den Weg. Aber diese Zuflüsse griechischer Mystik wiederholen sich das ganze Mittel- alter hindurch in immer neuen Stößen. Erst allmählich f: ängt unsere kirchengeschieht- liche Forschung an, den Vorhang von dieser Entwicklung wegzuziehen. Allein es bleibt noch viel zu tun übrig, damit volle Einsicht möglich werde. Durch Kart Horr, Enthusiasmus und Bußgewalt beim griechischen Mönchtum, Leipzig 1898, haben wir als Bahnbrecher der neuen Mystisierung der christlichen Religiosität Symeon ‘den neuen Theologen’ (um 1000) kennen gelernt. Dessen tiefe Frömmigkeit und die durch ihn angeregte Entfaltung der innern Religiosität mit ihren Bußübungen, Sakra- mentsakten, dem Institut des Seelenführers oder geistlichen Vaters, dem Abzielen auf die geistliche Wiedergeburt mutet durchaus an wie eine Vorstufe des Pietismus und ist es auch. Einen Wendepunkt der Bewegung aber brachte im 13. Jahrhundert die Einführung der künstlichen Methode der Vision, d.h. die Anwendung suggestiver, hyp- notisierender Kunstgriffe, wie bestimmter Vorbeugung des betenden Körpers und un- ablässigen Wiederholens derselben Gebetsformeln bei äußerster Konzentrierung der Gedanken (noepA npocevxA); sie wird auf Gregorios Sinaites zurückgeführt, kam also von den Sinaiklöstern und war doch wohl ein Bestandteil des dort seit uralter Zeit gepflegten mystischen Moseskultus. Das ist auch der Grund, warum ich davon hier rede. Ein Ableger der Mosesverehrung am Sinai war seit dem Ende des 12. Jahr- hunderts die Eliasverehrung auf dem Karmel, die in dem damals gegründeten Kar- meliterorden einen mächtigen Aufschwung nahm und ohne Frage in der gesamten Geschichte der Mystik einen bedeutenden Einfluß gewann. Im 14. Jahrhundert traten die Athosklöster führend hervor: der H esychastenstreit zeigt griechisches Christen- tum in Front gegen das spirituellere abendländische Christentum. Die Anfänge ur Renaissance im Zeitalter Petrarcas sind, wie ich andern Ortes darlegen werde, voll von diesem nationalen, religiösen und Bildungsgegensatz zwischen Byzantinern | Lateinern. Meiner Ansicht nach haben damals und schon früher (Joachim von Fiore die Franziskanerspiritualen!) die griechischen Strömungen der Eremitenmystik doch a auch anregend in Italien gewirkt. Im Hesychastenstreit spielte die Theorie des Burpacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 13 Goethe in ihrem letzten Abschnitt, seit der Renaissance, wenigstens den Hauptzügen nach wohl vertraut sein konnte. Durch die quie- tistische Mystik, die von den spanischen Karmeliten aus, gleichzeitig und später auch in italienischen und französischen erweekten Seelen, auflebt und seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert auch in die pro- testantischen Länder germanischen Stammes eindringt. Des phantastisch-mystisch gesteigerten Mosesbildes hat sich außer- halb der kirchlichen Kreise früh die Alchemie bemächtigt. Die Alchemie, in ihren Anfängen zurückreichend bis in das griechische Altertum und von Hause aus verflochten mit Astrologie und magischer Medizin wie mit Theosophie und Kosmologie, hat früh in Moses ihren Begründer oder mindestens ihren ältesten Kenner und Ausüber ver- ehrt. Mitgewirkt hat dabei auch, daß einem Moses alte alchemistische Traktate zugeschrieben wurden. Die Zerstäubung des goldenen Kalbes, das Moses in Wasser aufgelöst den Kindern Israel zu trinken gab (Exod. 32, 20; Deuteron. 9, 21), galt allgemein als Beweis dafür, daß Moses die Umwandlung des Metalls verstanden und chemische, d.h. alchemistische Kenntnisse besessen habe. Den Trank, der damals dem sündigen Volke Israel aus diesem Gold eingeflößt wurde zur Tilgung des Frevels wider Gott, nannte man aurum potabile und umspann das in grob-materialistischer Mystik mit allen Phantasmen der alche- mistisch-magischen Physik und Heilkunst, ja man gewann daraus geradezu auch das kosmische geheime Lebensprinzip'. göttlichen Lichts eine große Rolle: die Hesychasten materialisierten und hyposta- sierten das in der mystischen Schauung den Menschen sichtbare Licht als etwas Un- erschaffenes, von Gott selbst Unterschiedenes und Verschiedenes. Das ist der zweite Grund, warum ich hier davon rede, denn diese Anschauung deckt sich mit kabbalisti- schen Lehren, die auf Goethe wirkten (s. oben $. 393 f.). Goethe hat diese Vorgeschichte des späteren Quietismus vermutlich nicht gekannt. Er wußte nur von der ekstatischen schönen Seele, die in der heiligen Therese und ihrem Freunde Johannes vom heiligen Kreuze der staunenden Welt sich offenbarte und die Herzen dreier Jahrhunderte erregte. Selbstverständlich ist es kein Zufall, daß wieder gerade aus dem Karmeliterorden die Wiederbelebung der quietistischen Mystik hervorging. ' Die Literatur über dieses aurum potabile ist ungeheuer und schillert in allen Tonarten von wüster Phantasterei und abstrusestem Aberglauben bis zu halbgelehrter und gelehrter Naturerklärung. Goethe konnte z. B. viel darüber finden im sogenannten Basilius Valentinus (s. oben S. 392), aber auch Spielmanns (oben S$. 637 Anm.) Lehrbuch und Vorlesungen über Chemie behandelten die chemischen und alchemistischen Kenntnisse des Moses und nannten andere Bücher, die das näher er- örterten, z. B. die oben erwähnte Histoire de la philosophie hermetique von Lenglet du Fresnoy. Noch der berühmte Chemiker Georg Ernst Stahl untersuchte ernsthaft die Frage, mit welchen Mitteln Moses das Gold des Kalbes aufgelöst und trinkbar gemacht habe. Bequeme Übersicht bei Heruans Korr, Beiträge zur Ge- schiehte der Chemie, Braunschweig 1869, S. 396 ff. Über die PAilosophia Mosaica lange Erörterungen (mit verständiger Zurückhaltung) bei Morhof und Brucker. Ich kenne auch eine ganze Reihe von alten Spezialabhandlungen darüber. 174 - Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. ER 2 Im 17. und 18. Jahrhundert dauerte das Bild des Moses als eines wissenschaftlichen Universalgenies, eines gelehrten Kenners der Logik, Metaphysik, Physik, Moral, Politik, Musik, Poesie, Mathematik, Astro- nomie, Chemie fort. Nur über den Umfang und den Grad seiner Pansophia diskutierten die Autoren dieses Zeitalters. Die fünf Bücher Mosis als älteste göttliche Offenbarungsurkunde, längst der Sehatz- behälter typologischer Vorausdeutung auf das Neue Testament, wurden vermöge der ererbten und immer neu gesteigerten allegorischen Aus- legekunst ein Geheimbuch aller Erkenntnis menschlicher und gött- licher Dinge. Widerspruch gegen diese Auffassung wurde doch immer nur vereinzelt laut, gegen die gröbsten Ausschreitungen und mit einer gewissen Zurückhaltung selbst bei Männern wie Leisnız; stärker wagte er sich erst seit der Mitte des 18. Jahrhunderts hervor, aber er drang “ Jedenfalls im allgemeinen Bewußtsein noch lange nicht durch. Herders 3 prinzipielle Ablehnung jenes Standpunktes der willkürlichen Inter- 2 pretation (s. oben S. 640 f.) war nach Spinozas und Astrucs Vorgang der bedeutendste Versuch historischkritischer Betrachtung und brachte, : Lowths bahnbrechende Untersuchungen fortführend, die wirkliche En- deekung und Sicherung der Tatsache, daß die Mosaischen Schriften Poesie, national und historisch bedingte Poesie seien. Aber oben (S. 646 ff.) zeigte sich, daß doch auch Herder gewissermaßen der Übermacht der jahrhundertalten Tradition erlag und wiederum Moses zu einem göttlichen Urmagier machte, wie die Kabbalisten es getan hatten. Freilich die göttlich Magie, die er darin fand, war die geniale Mystik, deren Herold er selber wurde. | E Susanne von Klettenberg und Goethe standen noch in Fühlung mit der älteren mystischen Auffassung. Es gingen dabei zwi Richtungen nebeneinander, die sich aber vielfach berühren und kreuzen. Auf der einen Seite hält man sich mehr an die mystisc- dogmatische Auffassung: da ist Moses der Vorläufer und das irdische Vorbild Christi, der Künder göttlichen Willens und Kenner göttlicher — Herrlichkeit, der einzige Prophet, der Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen hat ohne Spiegel und Gleichnis & oben S. 656), auf dessen Antlitz der Abglanz des göttlichen Lichtes N Ka Eu d. h. in der Gottesentbehrung, die Hütte Gottes erriehtete, das Vor bild des Salomonisehen Tempels und der christlichen Kirche, das Vorbild auch des neuen J erusalem, aber auch des irdischen Menschenleibes; der die Gott suchende Seele beherbergt; da ist Moses der Freund Gottes BurpacH: Faust und Moses. Dritter Teil. 775 der göttliche Gesetzgeber, der Hüter des Jehovadienstes, der Kämpfer wider Götzenkult. Auf der andern Seite überwiegt eine materialistische Mystik theosophischer Färbung: da ist Moses der große Magier Gottes, der alle anderen Zauberer durch seine Künste aus dem Felde schlägt, als Held, Gesetzgeber, Volksführer und Arzt der Wundertäter. Diese Entwicklung wäre durch ausgewählte charakteristische Zeugnisse zu beleuchten, die Goethe sicher oder wahrscheinlich gekannt hat. Ich kann hier nur ganz weniges mitteilen. Reuchlin, De arte Cabalistica lib. III, Basileae 1557, S. 838 ff.: Hine naseitur illa ee quinqnaginta portarum intelligentiae, eirca quas tantopere Cabalistarıım studia desudant, diuinitus a Moyse Dei seruo receptarum, quarum cognitionem ipse quoque Ber nobis tradidit universitatis conditionem explicantium. Jamque dixerunt Magistri nostri, quinquaginta portae intelligentiae productae sunt in mundo, et omnes illae traditae sunt Moysi, praeterquam una, quia dietum est “Minuisti eum paulo minus a dis‘. Super isto Cabalistarum sermone dixit Ramban in Geneseos exordio, quod eiuscemodi omne Moysi traditum per portas intelligentiae, contentum est in lege diuina Judaeorum, uel sensu literali uel allegorieo, per dietiones, uel arithmeticas supputationes uel gegmetricas literarum figuras siue descriptas seu transmutatas uel harmoniae consonantias ex formis characterum coniunctionibus, separationibus, tortuositate, direetione, defeetu superabundantia, minoritate, maioritate, coronatione, clausura, apertura et ordine resultantes...... Eo itaque sphaerico numero per decem multiplicato, nascentur quinquaginta siue portae Intelligeniihe seu anni Jobelei, euius proportio dupla, quae est Arithmetica formalitas, in se multiplicata, millesimam generationem procreabit, quod si perpetuo sie facies, apparebit infinitudo, quae est regnum omnium seculorum, a Cabalistis Ensoph nominatum et est deitas ipsa sine induinenke eliqua enim Deus produxit amietus lumine sieut uestimento, ut esset rk de lumine ac inde cum uestimenti sui lumine creauit mundum intelligi- bilem spirituum separato et inu iger quod Cabalistae uocant coelum, ut ex me saepius accepistis. Ad hune modum intelligo uerba sapientissimi et maximi Rabi Eliaezer, qui cum istam proposuisset quaestionem, unde creatum sit coelum, respondit: “De lumine uestimenti sui sumpsit. ERER haec e Moyse Maimoni ostensore perplexorum in 26. cap. lib. 2 et a Rabi Joseph iuniore Castiliensi siue alernitano in Horti nucis uolumine secundo: Usque hue ascendit Moyses Dei seruus, ut cognosceret lumen uestimenti eius et sabbathum sabbathorum et Jobeleum superius angelorum, felieium animorum. Igitur cum indumentum Dei transcendere ac faciem eius uidere nequiuerit, recte dieitur ex quinqu aginta portis intelligentiae una caruisse, quam aliqui fuisse opinantur uiuificationem, tamen iis haud assentior, magis uero esse puto Dei essentiam, quam symbolum indicat Tetragrammaton et est unus incompara- bilis nulla comprehensibilis proportione. Dixit namque Moysi Deus: ‘Faciem meam uidere non poteris.’ Seu verius sic: “Et facies meae non uidebuntur, sed uocabo nomen Tetragrammaton coram te’, 33. Exodi, quod explanant Cabalistae: “Vocabo coram te nomen illud magnum quod non are uidere ... Quo plane apparet, Deum iuxta ipsum esse suum Tetragrammaton a Moyse non fuisse visum... Nach weit- läufiger, abstruser astrologischer Zahlenmystik heißt es dann weiter:] Hi sunt angeli fortes uniuersae terrae, per quos putatur Moyses ille miraculorum operator manu sua mare usque ad siecum diuisisse, quoniam ipsi sunt angeli diuisionis. Auf diese kabbalistischen Fabeln wies Goethe der 'kleine Brucker’ hin, der im vierten Teil auf vielen hundert Seiten die "Philosophie der Jüden’ und die ‘Kabbala’ mit erstaunlich reichem gelehrtem Apparat und eingehenden Inhaltsangaben darstellt. Durch 776 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. ihn muß Goethe die obigen Mythologeme aus Reuchlin oder einer andern Quelle gekannt haben, denn an seinem Zeugnis in Dich- tung und Wahrheit, er habe sich in der Frankfurter Jugendzeit mit dem Studium der Kabbala beschäftigt, hat man unbedingt kein Recht zu zweifeln. Es zeigt sich nun hier erstens eine höchst merk- würdige, aber keineswegs überraschende Ähnlichkeit mit dem mysti- schen Mosestypus des christlichen Neuplatonikers und Kirchenvaters Gregor von Nyssa und damit auch mit dem Fausttypus, wie ihn Goethe in der Beschwörung der Flammenbildung des Erdgeistes und in dem Sonnenaufgangsmonolog gestaltet. Der Nyssener steht rabbi- nischem Glauben gewißlich fern, aber seine neuplatonischen Gedanken- reihen sind übergegangen in die Jüdische mystische Geheimauslegung des Pentateuchs. Hinsichtlich der F rage, ob Moses das göttliche Liht wirklich gesehen habe oder nicht, besteht allerdings keine Überein- stimmung, aber hierin waren ja überhaupt die Ansichten geteilt, nicht bloß bei den Rabbinern, sondern ebenso bei den Christen, als im 14. Jahrhundert der Hesychastenstreit die neue Liehttheorie (s.oben S. 772 Anm.ı) zeitigte. Zweitens aber: hier, wenn auch nicht gerade in dem oben mitgeteilten Text, so doch in den hier voraus- 3 gesetzten Anschauungen, liegt unzweifelhaft ein wichtiges Element der Goethischen Erdgeistkonzeption. ‘Und webe der Gottheit lebendiges Kleid’, läßt Goethe den Erdgeist sprechen, den Faust nach heißem Drängen beschwört, und dieser Erdgeist ist ein Flammenwesen. Das Licht heißt den Kabbalisten das Kleid der Gottheit. Und Moses, der Gott selbst zu schauen begehrt, erreicht nach ihrer Ansicht nur die Schauung dieses Lichtgewandes, nicht aber die Sehauung der ewig unzugänglichen Gottheit selber. Man kann sich dem Zwang dieser Analogie kaum entziehen. Eine wahre Fundgrube für das Verständnis des tiefen und innigen Zusammenhangs, der zwischen dem Pietismus und der älteren und Jüngeren katholischen Mystik besteht, bietet das höchst bedeutsame, an Gelehrsamkeit, geschichtlicher unbefangener Auffassung und an lebendigster Religiosität reiche, in Anbetracht der Zeit seines Er- scheinens wirklich unvergleichliche Buch von Gottfried Arnold, Bi Historie und beschreibung der Mystischen Theologie oder geheimen Gottes Gelehrtheit wie auch derer alten und neuen MYSTICORUM, . Franckfurt bey Thomas Fritschen 1703. Es überliefert eine Fülle vom Auszügen aus den grundlegenden Schriften der vormittelalterlichen, = mittelalterlichen und neueren christlichen Mystiker (des Dionysis Areopagita, Bernhard von Clairvaux, der Vietoriner, des Bonaventurä, Eekhard, Tauler, Thomas a Kempis, der heiligen Therese und des Johann vom heiligen Kreuze u. a.): | Burpacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 117 S.53. Weil denn die wahre Mystische Theologia mit nichten in blosser theoria oder vernünfftigen speculiren bestehet, so ist nur ein reines Hertz nöthig, und eine reine Liebe zu GOtt, das ist, die von denen Creaturen gereiniget ist und sich übet oder reiniget durch eine Verleugnung aller Dinge. Also kan man dieser Vereinigung nicht theilhafftig werden, es sey denn daß zuvor die Laster ausgerottet und an deren Stelle die Tugenden gepflantzet, auch die Unruhe der Afecten gestillet, welche das innere Gesicht verunruhigen und die Seele nicht lassen auf! GÖtt schauen. Denn wie GOTT ii allerreinste Geist ist, also will er auch nur von reinen Seelen geschauet werden. — S.55. Die Stille kan einem gereinigten Leben die allerreineste Beschau- ung auflschliessen. — S. 58. Ich lege dieses Buch nicht denen PAilosophis und Weisen dieser Welt, noch den grossen Theologis vor, die in unendlichen Fragen verwickelt sind; sondern den Ungelehrten und Idioten, welche lieber GOTT lieb haben als viel wissen wollen. Denn die Kunst zu lieben wird nicht durch disputieren, sondern durch thun gelernet, daher achte ich, diß Buch werde von solchen Wort-Kriegern, die es in allen Wissen hochgebracht, aber in der Liebe Christi nichts erfahren haben, nicht ver- standen werden (Bonaventura). — 8.59. Denn die geheime Weißheit findet sich eher und höher bey den Einfältigen und Ungelehrten, die nichts anders als ihre Seeligkeit mit Furcht und Zittern werben als bey den gelehrten Theologen. — 8.86. Also ist diese unschuldige lautere und göttliche Hoheit der Mystischen Lehre von dem a hochtrabenden Vortrag der andern falschberühmten Künste unendlich unterschieden .. Vielmehr lernet man wenn man in Mystischen Büchern hohe und wunderbare Sache n findet [und diese nicht begreift], wie weit man noch von dem Gipfel der Christlichen Vollkommenheit entfernet und nicht würdig sey, mit Mose zu GOTT ins Dunkele einzudringen. Zumahl solche Sachen keinen Augen der Adler dunkel seyn [vgl. oben S.659 Anm.], sondern nur den Nacht-Eulen, und eben dieses ihre Wichtigkeit und Göttlichkeit anzeiget. — S,ırı. Man soll wissen, daß niemand erleuchtet werden maß, er sey denn zuvor gereiniget, geläutert und erlediget: auch mag niemand mit ar vereiniget werden, er se dena vor erleuchtet. Und dazu sind 3 We - Die Beinigang, 2. Erleuchtung, 3. Vereinigung. — S. 124. Daher auch sehr wenig zu seyn pflegen, welche zu diesem höchsten Gipffel der Vereinigung gelangen, ob gleich viele auf! den Weg der Reinigung und Erleuchtung kommen: Gleich wie das gantze die Blitzen und das Licht aus der Woleken sah: Aber der einige Moses in das Dunckele auffgenommen ward mit GOTT zu handeln, der darinnen wohnete. [aus Dionysius Areopagita Theologia mystica cap. 1]. r. In das Stammbuch von Johann Jakob Heß schrieb Goethe zu Darmstadt am 26. April 1773 nachstehende Verse des Hans Sachs (Morris, Der junge Goethe 3, S. 371 Da erschien ihm auff ein zeyt Der Teuffel in Meiinchlichier gstalt Jüdisch gekleyd, herrlich und alt Als wer er Mose der Prophet Den Gott zu ihm geschicket hett. Die Worte sind genommen aus Hans Sachsens Histori ‘Der Teufel erscheinet den Juden in Creta in der Gestalt Mose’ (s. Morris 6, S. 302). Der Inhalt ist folgender: Der Teufel in der Gestalt des Moses beredet die Juden dazu, sich von ihm durch das Meer führen zu lassen. Viele vertrauen ihm und hoffen dasselbe Wunder, wie es einst Moses im Roten Meer vollführte. Aber der Versuch mißlingt: sie gehn alle zugrunde. Der angebliche Moses, dessen teuflischer Charakter 178 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. nun erkannt wird, ist verschwunden. Die Wirkung der frevelhaften Tat ist, daß viele kretische Juden an dem mosaischen Glauben irre werden und sich zum Christentum bekehren. Der Eingang der Historie gibt als Zeit dieses Vorfalls die Regierung des Kaisers Theo- dosius und als Quelle die Historia tripartita an, die bekannte kirchen- geschichtliche Kompilation, die im ganzen Mittelalter ein vielbe- nutztes Handbuch gewesen ist. Hans Sachs lag sie in der Über- setzung des Kaspar Hedio vor. Den Wortlaut teilt mir Farız Benresp freundlich mit (Chronieca ... aller alten Christlichen Kirchen, Franekfurt am Mayn 1582, Historia ecelesiastica das XII. Buch, 9. Ka- pitel, S. 395): Zu dieser Zeit seind viel der Jüden zu Creta Christen worden, vmb eines solchen mordts willen. Ein verfürischer Jud hat sich angenommen, er were Moses vnd von Himmel her gesandt, daß er die Jüden, die in der Insel wohneten, vber Meer führete: vnd sagt. wie er der were, der in vergangner Zeit die Kinder Israel durch das Rot meer geführt hat. [Folgt die Geschichte des unglücklichen Verlaufs]. Da sie aber den verführer straffen wöllen, haben sie in nicht können ankommen, denn er nicht mehr vorhanden war. Welches ein argwohn gibt, es sey ein jrriger teuffel gewesen, der mit menschlicher gstalt sich vmbkleidet hatte. Von diesem grossen Jammer verursacht, seind viel der Cretenser Juden zu Christlichen glauben kommen. Im lateinischen Original lautet die Erzählung, wie Brurenn feststellt, beinahe wörtlich übereinstimmend (Migne Patrologia Latina Bd. 69, S. 1210): der Verführer heißt da ‘daemon erroneus humano schemate eireumamictus'. Auch hier handelt es sich um ein weitverbreitetes Motiv der jüdi schen Moseslegende. Der Gesetzgeber vom Sinai, den Gott selbst be- stattet hatte, der seinem Volk entschwunden, aus ihm hinweggenommen war gleich Henoch und später Elias, er sollte wie diese beiden der einst wiederkommen als Erretter, als Messias oder doch wenigstens als dessen Vorläufer. In der Geschichte, die Hans Sachsens Interess® erregte, wird der wunderbare Durchzug durchs Rote Meer als die große Befreiungstat des Moses von dem angeblich wiederkehrenden Moses wiederholt. Diese Wiederholung kann natürlich nur einen Sinn haben bei einem Meer- und Inselvolk, das dadurch die Hoffnung auf ein neues, besseres, freieres Dasein gewinnt. Hat meine Untersuehung die Überzeugung gesichert, daß Goethes Faust unter dem Einfluß der Mosessage gestaltet worden ist, erinnert man sich namentlich, N: daß der Schluß der Tragödie am unzweifelhaftesten ein Motiv aus der Geschichte des Moses verwendet (oben 8. 360), so drängt sich ig die Vermutung auf: jene Stammbuchverse aus Hans Sachsens Historie vom dämonischen Moses bieten den Keim für die Konzep tion der Schlußwendung des Goethischen Faustdramas. Mit dämon scher Hilfe soll ja aueh hier durch Zurückdrängung des Meeres dem m Burvacn: Faust und Moses. Dritter Teil. 119 Volk eine neue, bessere Zukunft geschaffen werden. Und daß auch hier nach dem 'Tode Fausts vielleicht die Katastrophe hereinbricht, die alle beteiligten Menschen in den Fluten begräbt, lassen die Worte Mephistos (V.11544—11550) erraten: “Die Elemente sind mit uns verschworen, Und auf Vernichtung läuft’s hinaus!’ Dem göttlichen Wunder, das den Wassern des Schilfmeers gleich Mauern zu stehn gebot, damit die Kinder Israel aus der ägyptischen Knechtschaft hinauszögen nach dem Lande der göttlichen Verheißung, darin Milch und Honig fleußt, hätte Goethe, wenn jene Vermutung zutrifft, als tief bedeutungsvolle modern-realistische Antithese entgegengestellt den Triumph mensch- licher Technik, die Teilung der Wogen des von Sumpf begrenzten Meeres durch wirkliche Mauern, durch die von Menschenhand, aller- dings mit Unterstützung der Dämonen Mephistos, aufgeworfenen Dämme und die Gewinnung und Sicherung eines durch tägliche freie Arbeit immer wieder neu zu schaffenden Landes voll Wohlstand und Frieden. Freilich alles dies nur als ein trügendes Zukunftsbild in Faustens Phantasie, als eine vielleicht dem Untergang geweihte Welt. Das Drama von der Unermüdlichkeit des hohen menschlichen Strebens, von der Erlösungsfähigkeit des Menschen, der in seinem guten Drang trotz Irrung und Schuld des rechten Wegs sich wohl bewußt bleibt, ist — man vergißt dies nur zu leieht — eine Tragödie. Das Werk, das dem hundertjährigen Faust endlich das Vorgefühl des höchsten Augenblicks gibt, werden vielleicht alsbald die Elemente verschlingen. Im Nahen des Todes, vielleicht auch des Untergangs seines Werkes empfindet Faust das höchste Erdenglück. X. Es ist Zeit, dem Ziele zuzusteuern und den durchmessenen Weg zu überblicken. Als sichere Ergebnisse betrachte ich: erstens, schon der vorweimarische Faust enthielt Elemente, die der vieldeutige und viel- gedeutete Mosestypus biblischer, rabbinisch-kabbalistischer, islamischer, neuplatonischer und christlich-mystischer Tradition durch Vermittlung der modernen magisch-alchemistischen Theosophie der Renaissance, des Quietismus und Pietismus, zuletzt auch der Genielehre Herders an- geregt hatte. Zweitens, der rätselvolle Erdgeist, über den ich hier keineswegs ein abschließendes Wort sprechen will, stammt, nach dem Kern seiner Konzeption, ab von dem Engel des Herrn, der Moses in der Feuerflamme erschien. Goethe hat im langen Verlauf.der Faustarbeit diese Konzeption verrückt und gemodelt. Es mögen von vornherein neben dem Vorbild der Mosessage auch andere Mythologeme darauf gewirkt haben. Die bekannten Kommentare, Ausgaben, Spezialuntersuchungen 780 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912, haben seit Jahrzehnten sich bemüht, zu ermitteln, welche älteren Ideen, Symbole und Typen theosophischer und kosmologischer Spekulation und Dichtung dabei wohl ihr Spiel getrieben haben. Keine Erklärung ist auf dem rechten Wege, die den Erdgeist als selbständiges, von Gott im Prinzip verschiedenes Wesen ansieht und ihn zusammen mit seinem Sendling Mephistopheles durch eine unüberbrückbare Kluft von der göttlichen Welt abrückt. “Und webe der Gottheit lebendiges Kleid’, Dieser Vers muß stets die Richtung geben für jeden Deutungsversuch. Auch das Zeugnis der in Diehtung und Wahrheit (U, 8, W. 27, 8.2 18ff.) mitgeteilten Jugendmythologie darf man nicht in den Wind schlagen, will man das Problem des Erdgeistes ergründen. Ebensowenig die vorhergehende Analyse jener bisher von der Forschung noch gar nieht beachteten Anregungen, die Goethe aus des Leipziger Jugendfreundes Langer Bibelinterpretation und Theorie des großen Weltgottes ge- kommen waren (eb. S. 193), und vollends das etwas vorgerücktere Janusbild der Kosmosophie Werthers, der die Natur bald als liebende Gottheit inbrünstig umfaßt, bald vor ihr als einem verschlingenden Ungeheuer zurückschaudert. Die Grundvoraussetzung der Erdgeistkon- zeption und zugleich der Konzeption des Mephistopheles bleibt jener Satz der Jugendmythologie: daß ‘alles das, was wir unter der Gestalt der Materie gewahr werden, was wir uns als schwer, fest und finster vorstellen, wenn auch nieht unmittelbar, doch dureh Filiation, vom göttlichen Wesen herstammt’ (W. 27, S. 219). Dabei muß aber immer wieder mit allerstärkstem Nachdruck hervorgehoben werden, nirgends ist bisher der Ausdruck Erdgeist als Name für den Geist des elementarischen Lebens des Erdplaneten nachgewiesen als bei Herder in einem später nicht ausgeführten Entwurf zu den ‘Ideen , wo ihn vor Jahren Bernuwarp Supman, Deutsche Rundschau 1887, Bd. 52, S. 70, erkannte. Das Faustische Element in der Gestalt des Moses, wie sie von langer, vielversehlungener Tradition geschaffen worden war, das, was in Goethes Vorstellung den Teufelsbesehwörer des deutschen Puppen- spiels, den Helden des Lessingschen Dramenfragments an den alt- testamentliehen Gesetzgeber vom Sinai und seine mythischen Umfor- mungen heranrückte, lag nicht allein in seinem menschlichen Ende. Den tragischen Zug des Ausblicks von der Höhe des Lebens auf das nahe, klar erschaubare, aber nicht zu erreichende köstliche Land der Ver- heißung brachte Goethe in sein Gedicht erst hinein’, nachdem in seiner 1 Doch ist das Motiv als sehr alt wohl für jeden, der vorstehenden Betrach- tungen zustimmend gefolgt ist, bereits gesichert durch Sätze der Rede "Zum Schäcke- Spears Tag 14. October 1771? (W. 37, S. 129): daß “ieder Mensch, der geringste W® der höchste ... eher alles müd wird als zu leben und daß keiner sein Ziel erreicht, ah: A a Burvaca: Faust und Moses. Dritter Teil. sı Phantasie sich bereits Faust und Moses als Blutsverwandte ähnlicher und dennoch gegensätzlicher Art fest umschlungen hielten. Entschei- dender für diese Verbindung war gewesen, daß Faust so früh in der internationalen Überlieferung als Magier galt, und zwar seit dem 2. Timotheusbrief des Paulus (3, 8) als Magier göttlicher Kraft im Unter- schied von den gemeinen gaukelnden Zauberern, die mit Dämonen im Bunde waren. Auch das Motiv der durch den Totschlag des Ägypters verursachten Flucht in die Wüste, das bedeutsam genug Herder (oben S. 642, Z. 3ff.) bei Muhammed wiederfand, das er 'beinah dazu nöthig, um aus der Welt zu erwachen’ nannte und dadurch ins Ty- pische erhob, mag auf den ursprünglichen Plan des Faustdramas tiefer gewirkt haben, als es uns jetzt scheint nach der undeutlichen Erinnerung im zweiten Teil (V. 6235f.): Mußt ich sogar vor widerwärtigen Streichen Zur Einsamkeit, zur Wildernis entweichen. Aber der eigentliche innere Beweggrund, der Goethes Seele dahin trieb, daß sie Faust und Moses ein für allemal vergleichend neben- einander sah und auf einander bezog, ist anderswo zu suchen. Moses war bereits in der Anschauung des alten Testaments, in den Korinther- briefen des Paulus und im Hebräerbrief der ideale Typus geworden des auserwählten Menschen, der unmittelbar, ohne Decke und Schranke eindringt in das Göttliche, das sonst selbst allen Propheten unzugäng- lich bleibt, der die Herrlichkeit der Gottheit unmittelbar schaut, nicht bloß im Spiegel oder in der Hülle des Gleichnisses, des Symbols. Daß Moses das Göttliche selbst erlebt von Angesicht zu Angesicht, als vertrauter Freund Gottes — dies ist es, was ihn Goethe als Vor- bild und Gegenbild des Faust erscheinen ließ. Das Problem des Spiegels ist im ‘Faust’ keine bloße Episode. Es ist die dramatische Achse und birgt die Frage: in welcher Weise ist das Unendliche, Göttliche dem Menschen zugänglich, fühlbar, faß- bar, erlebbar? inwieweit nimmt der Mensch dureh sein Wesen und sein Leben teil an dem Schöpferischen der Gottnatur? inwieweit ist der. geniale Mensch, ist jeder Mensch, der eine Persönlichkeit hat und nicht gleich den Choretiden der Helena als bloß elementarisches Wesen wieder im All verschwindet, zugleich Schöpfer? Nicht also worauf er so sehnlich ausging — denn wenn es einem auf seinem Gange auch noch so lang glückt, fällt er doch endlich, und offt im Angesicht des gehofften Zwecks in eine Grube, die ihm, Gott weis wer, gegraben hat. Klingt da nicht das Motiv des Moses- und Faustgrabes vernehmlich durch? Höchst auffallend folgt dann das Bild von Shakespeares ‘Fußtapfen’ (die Betrachtung so eines einzigen Tapfs macht unsre Seele feuriger’) und das Bild des Vorwärtsschreitens in Sieben- meilenstiefeln: man denkt an Fausts Äonen überdauernde Spur und an Mephistos Heranschreiten in Siebenmeilenstiefeln (Faust II Akt. 4). 7182 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. erst dureh Lektüre des ergötzlichen Geschichtehens vom Disput des Chinesen und Jesuiten und nicht zufällig kam Goethe dazu, im Dis- putationsakt Fausts Frage nach dem schaffenden Spiegel und Mephistos ausweichende Antwort zu erfinden. Diese ganze Begrifis- reihe, an der Reflexspiegel, Zauberspiegel, Brennglas, Kristallinse und | gegeneinandergestellte Spiegel wechselnd beteiligt sind, spielt seit Platons Höhlenallegorie (s. oben S.635) wie seinen verwandten Gleich- nissen und Bildern und seitdem jene berühmtesten Paulus-Worte! (1. Kor. 13, 1— 12; 2. Kor. 3, 3—1ı8) darauf einen schroffen Gegensatz gegründet hatten zwischen Moses und Christus, zwischen dem Ge- setzesdienst des alten und dem Liebesdienst des neuen Bundes, in der Weltphilosophie eine erkenntnistheoretische und metaphysische Rolle von hoher Bedeutung”. Auch die Philosophie des 18. Jahrhunderts über- nahm das Gleichnis des Spiegels als Schlagwort. Ich erinnere unter vielem nur an Lessings Brief vom Jahre 1763 über die beiden im Spiegel sich beschauenden Wilden (DanzEL-GURRAUER, Lessing” 2, 375; ! Vgl. die Abhandlung des Hrn. Hırnack, Das Hohelied des Apostels Paulus von der Liebe und seine religionsgeschichtliche Bedeutung, Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1911, Februar 9, S.132—163; ferner oben S.655 f. — Paulus kontrastierte Steintafeln und fleischene Tafeln des Herzens, tötenden Buchstaben und lebendig- machenden Geist. Wohl gesteht er zu, daß Moses die Herrlichkeit Gottes ohne Spiegel und Gleichnis in ihrer Gestalt unmittelbar sah, daß sie auf seinem Antlitz leuchtete, aber dieser Abglanz mußte durch eine Decke über seinem Haupte den Kin- dern Israel verborgen werden (2. Kor. 3, 7.13), und so hing eine Decke auch vor ihren Herzen (2. Kor. 3. 14. ı 5). Die Kinder des neuen Bundes dagegen schauen nach Paulus’ nicht ganz konzinner Antithese Gottes Herrlichkeit in der Freiheit, ohne — Decke, allerdings nicht unmittelbar, sondern (1. Kor. 13, 12; 2. Kor. 3, 18) im Spiegel und in rätselvollem Gleichnis, aber sie werden nach der göttlichen Herrlichkeit, die der Geist ist, stufenweise umgestaltet, bis im künftigen Leben das Vollkommene ein? 7 ag das Sehen ohne Spiegel und Gleichnis, das Sehen von Angesicht zu Angesicht. — Diesen Paulinischen Gegensatz zwischen Moses und Christus hat die pietistische Mystik 5 der konfessionell indifferenten Richtung verdunkelt und verwischt. Ihr ist der gött liche Geist das Uranfängliche, Ewige, das vor der Schöpfung und vor der Mensch- werdung präexistent als göttliche Weisheit oder göttliche Liebe bestanden hat. a Diese Mystik schiebt die historischen Beziehungen der christlichen Religion in dem ; Hintergrund, sie sucht über den Schranken der Kirchen das allgemein Menschliche Ä Sie arbeitet so dem Humanitätsbegriff vor. Goethes religiöse Grundvorstellungen, Br © seine Konzeption des Faust bestimmt haben, stammen aus dieser Sphäre, in der stische ‚und Origenistische Gedanken mit geradezu modern häretischen, pantheistischen sich mischen. Gottfried Arnold und Oetinger destillieren daraus einen pietistisehen 2 Extrakt, und ihn hat der junge Goethe gekostet (vgl. oben $. 753, Nr. o und 5.73 enartig formt dann der Neuplatonismus wie die arabische Spekulation ber 2 F die Kabbala das in Gleiehnis, um das Verhältnis der menschlichen Scele zu Gott WE zur Natur auszudrücken. Auch die Scholastik, soweit sie von platonischen und neu platonischen Gedanken zehrt, führt das traditionelle Bild in mannigfacher Anwendung der m. bei ‚Giordano Bruno, den Paracelsisten (z. B. von Helmont),; später ‚ namentlich in der quietistischen Mystik Gottfried Arnolds, Bernieres’, Oetingers- . fort. Dann lebt es in der mittelalterlichen Mystik, in der Mystik und Theosop” ” Burpack: Faust und Moses. Dritter Teil. 183 Erich Scnmipr, Lessing’ 2, 510f.) und anK. Ph. Moritz’ von Goethe inspirierte Schrift “Über die bildende Nachahmung des Schönen’, deren Grundansehauung aus dem “Werther’ herauswuchs und mit der oben S. 402 Anm. angeführten Stelle sich nah berührte. Der Künstler kann die Natur nur dann darstellen, wenn er sich mit ihr so verwebt fühlt, daß sie mit ihm ein Ganzes ausmacht. Dazu gehört ein reines Organ und ein heller, ausgebildeter Spiegel der Seele. Das ist genau der Gedanke, den die religiöse Mystik tausendfach vorgetragen hat in bezug auf die Möglichkeit einer Vereinigung der menschlichen Seele mit Gott: nur wenn die Gott suchende Seele gereinigt und lauter wird wie ein klarer Spiegel, ist sie fähig zur Aufnahme des göttlichen Bildes. Das wendet Moritz im Einklang mit dem Goethe der römi- schen Reise zum Ästhetischen. Und als das Organ, durch das der Künstler das ganze Universum in seinem Maß und seiner inneren Harmonie ‘widerspiegele’', stellt er die Tatkraft des Genius hin. So hatte ja auch der Faust, der den Erdgeist beschwor, sich "als Ebenbild der Gottheit’ ihr, ‘dem Spiegel ew’ger Wahrheit’ (V. 614 f.), nah gedünkt, d.h. gewähnt, in sich die ew’ge Wahrheit gleich dem göttlichen Schöpfer schaffend widerspiegeln zu können. So hatte er auch nachher den Johanneischen uranfänglichen Logos als Tat gefaßt. Mephisto erfüllt Fausts Verlangen nach dem schaffenden Spiegel auf seine Art: die göttliche Magie, nach der Faust, ein anderer ! Moritz, Über die bildende Nachahmung des Schönen, Braunschweig 1788, S. zo (Neudruck von Avzrsaca, Heilbronn 1888, S. ı5 und S. XI. XXX ff): “Von dem reellen und vollendeten Schönen also, was unmittelbar sich selten entwickeln kann, schuf die Natur doch mittelbar den Wiederschein durch Wesen in denen sich ihr Bild so lebhaft abdrückte, daß es sich ihr selber in ihre eigene Schöpfung wieder entgegenwarf. Und so brachte sie, durch diesen verdoppelten Wiederschein sich in sich selber spiegelnd, über ihrer Realität schwebend und gauckelnd ein Blendwerk hervor, das für ein sterbliches Auge noch reizender als sie selber ist. — Die oben angeführten Faustverse vom Ebenbild der Gottheit erhalten ihr volles Licht erst durch pietistisch-mystische Gedanken. Vgl. z. B. außer Gottfried Arnolds Schrift von der Sophia besonders Christoph Friedrich Oetinger (s. o. S.653 Anm., 739 Anm.), Biblisches und emblematisches Wörterbuch, 1776, S.681: "Aus allem erhellet, daß sie [die Weisheit] die Fülle aller Dinge seye, noch vor der Menschwerdung das Eben- bild göttlichen Wesens, ohne sie wär Gott nicht offenbar; sie ist aber sehr verborgen und ist im Menschen als im Leib der Sünden oder als wie im Viehstall und warnet die Menschen vor Sünden. Sie ist der Spiegel Gottes, darin Gott alles ersieht vor der Schöpfung; deßwegen macht Salomo eine solche kreatürliche Zählung der Haupt- stücke der Schöpfung’ [Sprüche Salom.8, 22—30]. — Der fruchtbare Begriff, den Moritz-Goethe hier durehführten und in dem sie über den Naturalismus der Geniezeit und die düstern Phantasmen mystischer Theosophie hinauskamen, ist der des Maßes, der Harmonie, der Form. Goethes oben S. 359 angeführtes Lieblingsbild von den Brüchen in der Natur, d.h. dem Irrationalen, knüpft hier an. Und auch hier muß man sich klar machen: Faust (Goethe) und Mephisto beurteilen den Wert der Brüche entgegengesetzt. Goethe in seiner Naturforschung will sie wegwerfen oder verteilen, Mephisto legt ihnen (dem Verworrenen, Ungeordneten) den höchsten Wert bei, 754 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Giordano Bruno’ oder Paracelsus, hindrängt, zieht er ins Niedrige, Und so geht es fort im Lauf des Dramas. Überall wird Fausts hohes Streben getäuscht und enttäuscht durch das, was Mephisto als schein- bare Befriedigung unterschiebt”. Aber endlich, am kaiserlichen Hof : tritt die Wendung ein. Hier vollendet sich der innere Sieg Fausts über Mephisto, vollendet sich seine Befreiung. Das durch dämonischen Spuk beschworene Zauberbild der Helena begehrt Faust in voller menschlicher Realität ihrer geschichtlichen Erscheinung und ihrer ‘ Giordano Bruno (oben S. 393) wurde Goethe früher und besser als durch Bayle wohl aus Mitteilungen Morhofs (Polyhist., die Stellen in den Indizes), Arnolds (Kirchenhist. Teil 2, XVII, 16, 8, Bd. 2, S. 1074f.), Bruckers (Fragen 7, S.6—72) be kannt. Bei letzterem ($. 40) las er als Brunos Lehre, ‘die Erde und die gantze grosse Welt seye ein lebendiges Geschöpffe und habe eine Seele’. Ebenso daß er die Magie und als ihren Urheber Moses hoch verehrte, sie eine göttliche nannte, sofern sie auf a übernatürlichen Prinzipien beruhe, davon die natürliche unterschied, die der Beleuch- tung der Naturgeheimnisse sich widme, und die mathematische Magie im Bereich des : Geistes, des Intellekts und der Seele. In der Hexenküche gibt er dem nach göttlicher Schöpferkraft lechzenden Faust statt des begehrten schaffenden Spiegels im Zauberspiegel das Phantom der E Schönheit, das den sinnlichen Trieb entzündet. Und zum zweitenmal auf einer späteren Entwicklungsstufe: Faust in Wald und Höhle spürt nun wirklich die seg- E nende Gabe des Erdgeistes, des erhabenen Geistes, der sein Gesicht im Feuer ihm 2 zugewendet wie einst dem Moses, glaubt sich die herrliche Natur zum Königrei Ei: verliehen (wie Adam: Genesis 1, 26), sich Kraft geschenkt, sie zu fühlen, zu genießen, den Blick geöffnet in ihren F reundesbusen, in die Fülle verwandten organischen > ‚A, Ye 5 störenden Ungeheuers verschwunden, aufgetan hingegen auch die Wunder der eigenen — Brust, der Geschichte. Da zerfetzt Mephisto all dies ironisch als ‘überirdisches Ver- = gnügen’, als sich blähende Selbsttäuschung, die ‘sich zu einer Gottheit will aufschwellen n | lassen und ‘alle sechs Tagewerk im Busen fühlen’, d. h. die Schöpferkraft Gottes empfinden, sich als schaffenden Spiegel des Universums empfinden will, um dann doch diesen idealen Drang im gewöhnlichen Geschlechtsakt zu betätigen und zu stillen (V. 3283—3292). Und zum drittenmal: die Natur, die Faust in Wald | und Höhle als Freundin und Lehre : ihre wilde elementarische Größe. bringt durch das nächtliche Heil- und Vergessenheitsbad barmherziger Elfen dem 3 in Schuldgefühl sich Zerstörenden die Wiedergeburt und offenbart ihm im Hoch- gebirg vor den Gipfeln, die in südliche Täler blicken, im Morgenrot und Sonnen aufgang die resignierende Erkenntnis, die ihm fehlte, da er den Erdgeist sud die Sonne im Rücken! nieder von den grell umstrahlten Gipfeln, weg von “formloser Natur zur morgenlich umschleierten Welt, zur Form und Schönheit! im farbigen glanz des Wasserfalls das Leben als Wechseldauer der Idee! ein neues kräftiges Be schließen, zum höchsten Dasein immerfort zu streben! Das ist die Einleitung eM& nn Lebens: Magie, Titanismus, Naturalismus scheinen verabschiedet. Wieder nn ht Mephisto diesen Auftrieb zu entadeln, indem er Faust hineinzieht in die “gen, verworrenen Bedürfnisse und Wünsche des Kaiserhofs eines verfallenden BurvacH: Faust und Moses. Dritter Teil. 185 idealen Bedeutung zu besitzen. Hier sind Mephistos Künste zu Ende. Er muß auf fremdem Boden Hilfe suchen: im Reich der Ideen. Von da holt sich nun Faust selber den schaffenden Spiegel. Der Bund mit der neu erschaffenen antiken Göttertochter wird vollzogen: seine Wirkung ist die Verachtung des Ruhms, der Dienst der Tat (V. 10187 f.) und im dritten einsamen Gebirgsmonolog zu Anfang des vierten Aktes das erneute Bekenntnis zum Gottesdienst der Morgenröte: "Des tiefsten Herzens frühste Schätze quellen auf; Aurorens Liebe’ (V. 10060f.). Der Spruch des Weisen, die ird’sche Brust im Morgenrot zu baden, die Lehre des Sonnenaufgangs am St. Gotthard wird nun ergreifend zum letztenmal ein Hebel in der Schicksalswendung des alternden Helden. Goethes Faust’ versteht man nur, wenn man den symmetrischen Parallelismus würdigt, den ihm der Dichter gegeben‘. Die durch- gehende, in Ähnlichkeit und Gegensatz wechselnde Beziehung auf den Mosestypus der Bibel, der jüdischen und islamischen Legende, der christlichen und magisch-theologischen Mystik hat dabei bestimmend mit- gewirkt. Goethes ‘Faust’ begreift man nur, wenn man auch Faust und Mephisto wie den in diesem Drama waltenden Begriff von Schuld und Sühne im Sinne der Briefworte an Lavater (1781, Mai 7, W.IV, Bd. 5, 122) faßt: Ja, lieber Bruder, du könntest mich schon von manchem fliegenden Fieber des Grimms reinigen, was könnte nicht die Liebe des Alls, wenn es lieben kan, wie wir lieben. In mir reinigt sich’s unendlich, und doch gesteh ich gerne Gott und Satan, Höll und Himmel in mir Einem. Oder vielmehr, mein Lieber, möchte ich das Element woraus des Menschen Seele gebildet ist, und worinn sie lebt, ein Feegfeuer nennen, worinn alle höllisch- und himmlischen Kräffte durcheinander gehn und würcken. Der Zweifel an der Liebe des Alls, der hier ertönt, der Verzicht auf die Liebe Gottes, den man gleichwohl lieben soll, die reine oder un- interessierte Liebe zu Gott trat Goethe in den pietistisch-mystischen Schriften quietistischer Richtung früh entgegen (s. oben S. 740f.). Er fand ihn in Spinoza als ‘grenzenlose Uneigennützigkeit und besonders in “jenem wunderlichen Wort’: “Wer Gott recht liebt, muß nicht ver- langen, daß Gott ihn wieder liebe’ (Dicht. und Wahrh. II, 14, W. 28, 288); am 21. Februar 1786 hatte er Herder geschrieben, daß er die “Proposition: qui Deum amat, conari non potest, ut Deus ipsum contra amet’ mit der größten Erbauung studiert habe. ! Wann und in welchem zeitlichen Verlauf, mit welchen inneren Widersprüchen das geschah, diese höchst wichtigen Fragen der philologischen Kritik, die einer fruchtbare Aufschlüsse verheißenden Erledigung harren, habe ich absichtlich von der vorliegenden Untersuchung ausgeschlossen. Sitzuugsberichte 1912. 69 786 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Dieser Gedanke war es nun wohl auch, der Goethes Aufmerk- samkeit der oben S. 397ff. besprochenen Vita Mosis des Gregor von Nyssa zuwendete. Die Jenaische Bibliothek besaß schon zu seiner Zeit eine sehr zierliche und schon durch ihr Äußeres anlockende Ausgabe der alten lateinischen Übersetzung', die auf der letzten Seite, oben beginnend, unter Weglassung eines Satzes, des Originals, worin Jesus Christus erwähnt wird, mit folgenden Worten schließt: Id enim certe perfectio est, ut non timore poenarum sicuti maneipium a ulitiis declines nee uirtutem spe praemiorum, quasi mercator amplectaris: sed unum terribile arbitreris, ab amicitia dei repelli: unum expetibile solum, amieitiam dei, qua sola meo iudieio uita hominis perfieitur. Diese Lehre, daß die menschliche Vervollkommnung lediglich erreicht wird durch die freie uninteressierte Bemühung um das Gute und um die Liebe Gottes, ohne krämerhafte Rücksicht auf Gewinn oder bedienten- hafte Furcht vor Strafe, die an so sehr in die Augen fallender Stelle Goethe hier entgegentrat als Schlußergebnis der Mosesbiographie des großen Kappadoziers, mußte ihn bestimmen, das Werk selbst näher anzu- sehen. Als Goethe dann die lateinische Übersetzung der Mosesvita Gre- gors las, hat ihn vermutlich der neuplatonische Charakter dieser Mystik, die in der Liebe zu Gott die Liebe zur Schönheit erblickt, er- griffen und angeregt. Eben hatte er in Hermann und Dorothea (Schluß des 5. Gesangs, V. 223ff.) den Richter der flüchtigen Auswanderer vom Pfarrer vergleichen lassen mit dem Führer der durch Wüsten und Irren vertriebenen Völker und dem Richter die Bestätigung in den Mund gelegt: ‘in ernster Stund’ erschien im feurigen Busche Gott der Herr: auch uns erschien er in Wolken und Feuer’. Die schreek- liche Majestät des Gottes vom Sinai schien sich ihm in den Ereig- nissen der französischen Revolution zu erneuern. Einen Tatmenschen erblickte er jetzt in Moses, nicht mehr wie in der Geniezeit den heiligen Propheten. In der nun begonnenen historisch-kritischen Untersuchung über Moses und den Wüstenzug vergleicht er ihn, den er in den Anfängen des Faust als den Spender des lebendigen Wassers des Geistes verehrt hatte, mit den gewaltsamen modernen Franzosen. ‘ Der Sammelband führt gegenwärtig die Signatur Op. th. II, q. 20 und enthält am Anfang Divi Gregorii Nazianzeni eruditi aliquot et mirae frugis sermones in ascha, 3 in dietum Matthaei Cap. XIX (1519), dann an achter Stelle die Mosesvita: Greg! Nyseni vetustissimi Theologi Mystica Mosaicae uitae enarratio, perfectam fo rmulam uiuendi cuilibet Christiano praescribens, Georgio Trapezontio interprete. Basileae anno MDXXI. Titelbordüre mit bildlicher Darstellung (Actaeon), die gleichfalls Goethes Aufmerksamkeit erregt haben kann. Am Schluß: Basileae in aedibus Andreae Cra- tandri Mense Maio Anno MDXXI. Der oben abgedruckte Satz steht auf der letzten Seite (S.ıı1). Auch die Weimarische Bibliothek besaß schon zu Goethes Zeit Aus ae ben der Werke Gregors von Nyssa mit der Vita Mosis, in griechischem Text und ms nebenstehender lateinischer Übersetzung. Burvaca: Faust und Moses. Dritter Teil. 187 Hinfort sind ihm Herrschertitanen wie Friedrich der Große (oben Nr. 7 S. 366f.) dem Mosestypus verwandt. Und an den Widerstand, den nach der rabbinischen Legende Moses dem Todesengel Sammael leistete, als der ihn aus dem Leben holen wollte (oben S. 385. 386), fühlte er sich erinnert angesichts des toten Napoleon: "Getraust Du dich, ihn anzugreifen, So magst du ihn nach der Hölle schleifen!’ Da steht wieder die Sterbescene des “Faust” im Hintergrunde, von der meine Untersuchung ausging. Aber den Anstoß, die F austdichtung nach langer Pause wiederaufzunehmen, empfing Goethe doch durch die Analogie, die er zwischen Moses und einem Künstler, einem großen Künstler der Renaissance, Benvenuto Cellini, gewahrte. In diesem ‘geistigen Flügelmann’, diesem Repräsentanten der Künstler- klasse, fand er sich selbst und ein Abbild auch des gereiften Faust (Benvenuto Cellini, Anhang XII, W. 44, 355): An unserm Helden erscheint ein sittliches und religiöses Streben, das erste im größten Widerspruch mit der leidenschaftlichen Natur, das andere zur Beruhigung in verdienten und unverdienten unausweichlichen Leiden. Unserm Helden schwebt das Bild sittlicher Vollkommenheit als ein unerreichbares beständig vor Augen. Die sittliche Vollkommenheit als ein ewig unerreichbares Bild schwebt auch dem Moses Gregors von Nyssa vor Augen. Es ist das Faustische, das Goethe in Moses und in Cellini erkannte. Und voll- ends der Glaube an Wunderzeichen, sein “Verhältnis mit den obern Mächten’, seine ‘Berührung mit den Geistern der Hölle’ und mit Zau- berei rückte Cellini an Faust und Moses heran. Endlich aber war Cellini selbst nicht nur ein künstlerischer Gestalter des Moses, son- dern einer der nicht seltenen Renaissancemenschen, die in sich ähn- liche gottbegnadigte Wunderkräfte fühlten und wie Cardanus sich von einem göttlichen Schein nach Art des Moses umglänzt glaubten (Benven. Cellini Anh. XII, W. 44, S. 358): Ja damit ihm nichts abgehe, was den Gottbegabten und Gottgeliebten bezeichnet, - 50 legte er den Limbus, der bei aufgehender Sonne einem Wanderer um den Schatten seines Haupts auf feuchten Wiesen sichtbar wird, mit demüthigem Stolz, als ein gnä- diges Denkmal der glänzenden Gegenwart jener göttlichen Personen aus, die er von Angesicht zu Angesicht in seliger Wirklichkeit glaubte geschaut zu haben. Ich zweifle danach nicht, daß der erste Keim des Sonnenauf- gangsmonologs am Anfang des zweiten Teils, dessen Szenerie nur auf die Gotthardumgebung' paßt, der aber wohl auch vorhergegangene ! Eckermanns Zeugnis (1827, Mai 6), die Terzinen seien der Erinnerung an den Vierwaldstätter See entsprungen, bringt nur eine von ihm selbst Goethe erst suggerierte Bestätigung seiner eigenen Vermutung und wird hinfällig durch Goethes Tagebuchnotiz 1797, Oct. 2, W. III Bd. 2, 172, Z. 8—ı1r, daß man im Gotthardgebiet “eigentlich in der Region der Wasserfälle ist, hingegen in den Vierw aldstädtersee 69* 1788 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Eindrücke des Rheinfalls verwertet, schon dem Jahre 1797 angehört, daß er im Februar 1798 bereits als ein Gedicht in Terzinen geplant wurde: angeregt durch Benvenuto Cellinis große Lebensbeichte in Terzinen, mit der Goethe sich eine Zeitlang mühte (s. WoLreans von OETTINGEN Jub. 32, 297f.) und durch Wilhelm Schlegels eben im Schillerschen Musenalmanach erschienenes Gedicht Prometheus in ge reimten Terzinen (vgl. Goethe an Schiller 1798, Februar 21), worin ein dem Faust so nah verwandtes Thema gestaltet war. So weit wollte ich an dieser Stelle die Untersuchung führen. Viel freilich bleibt noch zu klären. Auch auf das Hiobsmotiv im Himmelsprolog kann Goethe aus der Mosessphäre gekommen sein. Galt doch damals immer noch vielen Theologen der Hiob als Werk des Moses, und das Streitgespräch wider die Gerechtigkeit Gottes, das Grundmotiv dieses Buchs, hatte in der koranischen Mosessage, in der Geschichte von des Moses Zug zur Lebensquelle und den ihn begleitenden parabolischen Vorfällen und Gesprächen ein Goethe be- Be kanntes Analogon (Sure 18, bei Sale-Arnold S. 344f.). Zugleich aber taucht hier in einer Umgestaltung eines der ältesten Motive der Goethischen Faustdichtung auf aus dem ursprünglichen Plan des Schlusses. Eine Beleuchtung der ursprünglich beabsichtigten Dispu- tation zwischen Mephisto und den Engeln über die Seele Fausts (8. 0. S. 395) würde das ins Licht stellen. Falk berichtet die Äußerung Goethes (v. Bırpermans, Gespräche mit Goethe? 4, S. 473), in der Fort- setzung des Faust werde man an einer Stelle Anstoß nehmen, wo der Teufel selbst Gnad und Erbarmen vor Gott findet und wo man ihn auf einer noch höhern Staffel als im Prolog und vielleicht gar im Himmel wiederbegegnet. Danach sollte die Tragödie nach dem Vorgang Miltons, dessen “Wiedergewonnenes Paradies’ gleich dem “Verlornen Paradies’ Goethe natürlich nicht erst ı 799 für den Faust a nutzte (wie man behauptet hat!), in einem großartigen eschatologisch- chiliastischen Welterlösungsbilde schließen: in der “Wiederbringung (Amokaräcracıc), der Wiederzurückführung aller Kreaturen zur ursprüng“ lichen Einheit, zu dem primitiven Stand vor dem Sündenfall, in der a Be N ‘kein Wasser hineinstürzt. Die Beschreibung dieses Morgens, auf dem Weg m Wasen nach Göschenen (S. 171, Z. 21—ı172, 28), birgt meiner Ansicht nach die Ein drücke, welche in den Terzinen wiederklingen. Doch ist allerdings mit Erıc# Schmitt für die metaphysische Deutung des Regenbogens (V. 47214725) zweifellos au Nachwirken der am 18. September durch den Rheinfall “erregten Ideen’ (ebd. 5.145) anzunehmen. Gewicht lege ich auch auf die Eintragung vom 1. Oktober (ebd. s ei. 2. 17£.) über den Rückblick in die nächtliche Schlucht bei Wasen ‘die Herrlichkeit a eig nach der neusten Exegese’: das ist ein deutlicher Hinweis auf Joh. 1 5 ol ni die Teophanie des Moses, die nach mystischer Auffassung das Licht der Dunker eit war. . BurnacH: Faust und Moses. Dritter Teil. 789 Erlösung also auch aller Gottlosen samt den gefallenen Engeln, auch Mephistos. An diese Wiederbringung glaubten seit Origenes viele Mystiker, namentlich die separatistischen und häretischen, selbst August Hermann Franeke war ihr zeitweise geneigt, Arnold bekannte sich zu ihr, Goethe sympathisiert mit ihr in seinem ‘Brief des Pastors’. Auch andre Zeugnisse stimmen zu diesem Plan des Schlusses: so wenn Mephisto auf dem Weg zum Chaos dargestellt werden sollte. Vor allem stimmt dazu das Charakterbild des Mephisto. Er ist ja, wie man längst gesehen, ohne aber die volle Konsequenz zu ziehen, oft fast ebenso sehr Goethe, als Faust Goethe ist. Die "Ephemeriden’ (W. 37, S. 84, Z. 3—ı2, 13—15) zeigen, daß Goethe schon 1770 Studien machte in jener wunderlichen juristischen Literatur, die nach dem Vorgang des Jacob von Teramo mit peinlichem Festhalten aller prozessualischen Formen einen Rechtsstreit zwischen Belial, Satan, Luzifer und Christus oder der Jungfrau Maria über die Erlösung Adams darstellten; er hat sich auch eine Schrift notiert, in der die ungetauft verstorbenen Kinder der Vorhölle gegen die Gerechtigkeit des gött- lichen Gerichts appellierten: das Motiv der ‘Seligen Knaben’ (Faust V.12080f.). Goethe hat diese uns fremden, dem Zeitalter der Bunyan- (oben S. 765 Anm.), Milton- und Klopstockschwärmer aber vertrauten Motive nicht poetisch ausgeführt'. Aber gewisse mystische Ideen, die erin früher Jugend eingesogen hatte, wie die Lieblingslehre so vieler Häretiker, daß der Mensch im physischen und geistigen Sinn ein Mikrokos- mos sei, die er schon in seinem Kinderbilderbuch, Gottfrieds Welt- chronik mit den prächtigen Merianschen Kupfern in der Darstellung der Schöpfung (Franckfurt a.M. 1743, ı, S. 10), gelesen hatte (also nicht erst aus den Theosophen des 16. und 17. Jahrhunderts zu lernen brauchte!), und ebenso das tiefsinnige Mythologem des Ewig-Weib- lichen im Chorus mystieus, das er gleich dem urmystischen Zwitter- wesen Mignon aus Gottfried Arnolds seltsamem, gnostisch-chiliasti- schem Buch von der ‘Sophia’ oder aus damit verwandten mystischen Lehren geschöpft hat, durchziehn sein ganzes Leben und die ganze Dauer der Arbeit am Faust, halten sich zuzeiten im Untergrunde seines Bewußtseins, tauchen immer wieder auf und werden endlich von seiner reifen Kunst dichterisch gestaltet, ins Menschlich-Klare gehoben und zur ewigen Schönheit entdüstert. ! Hätte er es getan, so wäre der Schluß seiner Fausttragödie das moderne Seitenstück geworden zu dem größten deutschen Literaturwerk des Reformationszeit- alters, dem oben S. 650 Anm. ı genannten Ackermann aus Böhmen, jenem Streitge- spräch zwischen dem Tod und dem Menschen. 790 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Zur keltischen Wortkunde. 1. Von Kuno MeErer. I. Dvandvakomposita im Irischen. L; $ 356 Anm. seiner Vergl. Grammatik der keltischen Sprachen be- zweifelt Howser Proersen die Existenz substantivischer Dvandvakom- posita im Irischen und meint, daß in adjektivischen Zusammensetzungen derart das erste Glied immer als untergeordnet empfunden wurde. Ich gebe zu, daß das von ihm besprochene brat-gaisced' kein Beispiel ist, sondern an beiden Stellen (Fled Brierenn 67 und 89), wie er vor- schlägt, "Beuterüstung’ bedeutet. Ebenso gebildet ist arm-gaisced "Waffen- rüstung (rohadnacht co n-armgasciud LU ı18b 39) und sciath-gaisced 'Schildausrüstung’ (Dinds. I $ 7), während Stoxes ‘shield and spear" übersetzt. Auch sciath-hiirech in dem irischen Titel der Lorica Choluim Chille (Gorman, S. VII) bedeutet gewiß ‘schirmender Panzer’. Dagegen finden wir echte Dvandvakomposita bei irischen Dich- tern, wobei es freilich zweifelhaft erscheinen mag, ob wir es mit altererbten Bildungen zu tun haben oder mit Neuschöpfungen, zu denen sich die überaus bildsame irische Sprache leicht eignete. Aber die irischen Dichter, immer zu Archaismen geneigt, werden kaum solche Bildungen ohne alte Vorbilder gewagt haben. Freilich kann ich sie aus der ältesten Poesie bis Jetzt nicht belegen. Keins meiner Beispiele geht über das 10. Jahrhundert hinauf. Unverkennbare Dvan- dvakomposita sind vacht-gorta “Kälte und Hunger’, SR 1478; inar-bralt Leibrock und Mantel’ in einem Gedichte des 1024 gestorbenen Cuan . ua Lothehäin (Eriu IV 94 $ 8); corp-anim “Leib und Seele’ LL ı41b 1 Im unter drat f. gı meinen “Contributions’ habe ich dies Wort fälschlich unter bratt m. nu Bet K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. 1. 791 een Togail Bruidne Da Derga finden sich cotut-slemon “fest und glatt’ ($ ı), erwind-bece "rund und klein’ ($ 2), gerr-gel ‘kurz und weiß (ib.); slemon-gel “glatt und weiß’ (ib.); in späteren Texten seng- fata ‘dünn und lang’ (ACC. $ 142); cam-gorm ‘gekrümmt und blau’ (von einem Schwerte, Eriu IV, 102 $ 43) usw. Von Eigennamen führe ich an: Find-bec f. ‘blond und klein’, Find- chöel "blond und mager’, Crön-becdin “braun' und klein’, Dron-bee “fest und klein’ usw. Hierher gehört wohl auch der Name Finten (später . Fintan) aus Find-sen (Vindo-senos) “weiß(haarig) und alt’. Schließlich bemerke ich noch, daß wir auch adverbielle Kompo- sita dieser Art haben, z.B. tair-thiar “östlich und westlich’, Eriu IV, 104 $ 53a”. 2. Ir. aölt ‘Held’. Dies bisher nicht gebuchte, offenbar aus dem altengl. häleh ent- lehnte Wort kommt in einem Gedichte der "Tain Bö Cualgni’ (Winviscns Ausgabe Z. 3270) vor: techt i ndail ailt Ulad, wo das Gelbe Buch von Lecan techt ‘inn-dail n-alt nUlad liest. Der gen. pl. ailte (mit Übergang in die Deklination) findet sich zweimal in dem aus dem Ende des 10. Jahrhunderts stammenden Airee Menman Uraird maie Coisse’ (Anecedota from Irish Mss., II 50, 7u. 54,8). Wie es oben mit Ulad alliteriert, so hier mit dnrud, dem einheimischen Wort für ‘Held’: imruided ocus imaorad n-ailte (n-alti) ocus n-anradh und mör n-inrud ocus n-ailti. 3. aöth-ben f. "Unweib‘. Dies Wort findet sich LL 1ı97a 61 in einem Gedichte des Dind- Senchas: ind aithben ferggach firchrüaid®. CZ VII 264 8 ı7 dagegen bedeutet athben frühere ‚Gattin‘. sagt PETER Barpel Rue: a ihdinig go hEirinn, 1 S. 16, "bedeutet ie dis Farbe von starkem ? Wenn Pepersen $ 357, 2 = daß Bahuvrihikomposition im Irischen im Rückgang begriffen ist, so mag das vielleicht für die gesprochene a rer gelten. Dagegen finden sich bei den Dichtern solche Bildungen noch lange, z. B. Boind bän-inber ‘der schönbuchtige Boyne’, Eriu IV 106 usw. 3 Das Faksimile hat firchrudich. 792 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. 4. Ir. amposill f. "ampulla’. Dies Lehnwort findet sich Laud 610, ı4a ı in der “Passio Ima- ginis Christi’: is amlaid noberthea inn ampoill si, wo LB 4a in lestar gloine hat. Ebendaselbst der nom. pl. dorönta tra ampoilli (lestair gloine LB 4a 23) imda. 5. Ir. anfeta ‘stürmisch”. Neben altem anboth (Ml.), anfud m. “Sturm’ aus an-feth (u-Stamm) eigtl. "Unstille' liegt ein späteres neukomponiertes an-feth, wie neben solus: so-les, sobus: so-bes, soraid: so-reid, dermar: der-mär usw. Es findet sich z.B. Aneed. I 51: an anfeth mör sin do chloistin. Daraus ist das Adj. anfeta 'stürmisch, heftig’ abgeleitet, welches LL 124a 49, Aneed. II 5ı und Dearn-rarzs S. 8, 10 vorliegt. 6. Ir. eerae ‘Feind’. Dies ist die älteste aus *eks-cara nach Verlust des s (s. Taurn. $ 826A.a) entstandene Form, während es-cara (ib. A), wie schon die fehlende Synkope zeigt, als später zu gelten hat, wenn auch aescare schon Sg. ı2b vorkommt. Daß nicht etwa für die altirische Periode mit Winpiscn und Proersen II S.7 dera (aus *"n-cara) anzusetzen ist, obwohl gelegentlich, z. B. LU 106b 30 = FB52, das Längezeichen m Handschriften sich findet, beweisen die Reime. So kommt das Wort 5 in einem in den Ulsterannalen unter dem Jahre 687 zitierten Gedichte vor, wo so zu lesen ist: Sirechtach sella[d] friä lechtlecca : E: far coin, far milchoin, far mni do bwith' la far n-erata. “Wehmütig ist der Anblick ihrer Grabsteine: und dass eure Hunde, E eure Rüden, eure Weiber in den Händen eurer Feinde sind.’ = be Te EEE ee re ie 7. Ir. -gnad, kymr. -nod. Ein substantivisches Suffix -gnad, -gnath liegt im ir. bet-ynad, omun gnath vor. Es geht offenbar auf -gnäton “gewohnt’ zurück und würde einem k. -nod ‚entsprechen, das ich freilich nur aus Einem Worte zu = belegen weiß, nämlich heint-nod m. “Pestilenz’. Omun-gnath bedeutete — also ursprünglich “Furchtgewohntsein, Furchtzustand’, ebenso stellt sich betgnad zu bet "Torheit‘. Ersteres finde ich in einem altirischen Gedicht, das in Rawı.B. 502, 15a steht, in alliterierenden und rer ? echtrata, Hexnessv. K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. 1. 193 menden Versen verfaßt ist und der Sprache nach über die Würzburger Glossen hinaufgeht, also wohl ins 7. Jahrhundert zu setzen ist. Es heißt da ıı5 b 27: Omungnath dorognad', domnais fuil Fuidbech, athgein hui Luire lämair siuagu Suwidbech. Ein Zustand der Furcht wurde erregt, er bezwang das Geschlecht der Männer von Fuidbe (?); die Wiedergeburt des Enkels von Lore wagte sich an die Kriegsscharen der Männer von Suidbe (?).’ betgnad finde ich in einem kleinen Gedicht, welches auf fol. ıa von Rawr. B. 503 (Annalen von Innisfallen) steht: Is me Fiangal triag üchi, nimthä [ni], ni thomlim blath, mör beignad mo bilh cen dil, dirsan dam Eigal do c|[h]rad. Is ferr d’ Oengus a ndogni, ni ren, ni cren eclais [n] De, messu dam-sa feib fomrith, ole lith dorumalt mo re. "Ich bin der unselige Fiangal — du siehst ihn —, ich besitze nichts, ich genieße keine Blütezeit. Große Torheit, daß mir keine Genugtuung wird, wehe mir, daß man Etgal vergewaltigt hat! Es ist besser für Oengus was er tut, er verkauft nicht, er kauft nieht Gottes Kirche’; schlimmer für mich wie ich erfunden worden bin®, zu böser Stunde habe ich meine Spanne Zeit verbracht.’ Der hier erwähnte Etgal mag der Einsiedler von Seellie Michil sein, welcher 824 durch die Wikinger entführt wurde und bald dar- auf vor Hunger und Durst starb. S. AU 823. 8. Ir. Zunta. Dies wahrscheinlich aus dem Nordischen entlehnte Wort, welches einen Teil des Ruders bezeichnet, wohl das obere Ende oder den Griff, findet sich Rawı. B. 512, fol. 76a 2: asse lunta na räma dochüaid a tarb a sliasta ‘es war das obere Ende des Ruders, das in das Dick- bein seines Schenkels drang’. 9. Ir. mi- aus miss-. Peversen nimmt $ 358 d an, daß das nur im Irischen, nicht in den britannischen Sprachen belegte pejorative Präfix mi- “übel, falsch’ auf einen Komparativ *mis- “weniger' zurückgeht, identisch mit dem ı Diese alte Form, aus welcher dordnad zunächst entstanden ist, habe ich sonst noch in keinem Texte gefunden. 2 Vgl. nach den didiu conscara eclais De -i- notren 7 noterean ar saint 7 format, LB ı2 a 52, ® Vgl. indar lim fomrith co fann, CZ VI 263 $ 3. 5 794 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. letzten Element von lat. ni-mis “allzusehr, nicht zu wenig. Wie dem auch sei, die Form mis- liegt vor vokalischem Anlaut erhalten in dem Worte miss-imbert vor, das sich in der ältesten, wohl noch aus dem 7. Jahrhundert stammenden Version von Tochmarc Emire(RC XI S. 446, 2) findet, wo ich es mit 'foul play’ (missimbert na maccrada), über- setzt habe. 10. Ir. ntab = kymr. nwyf: In Winvischs Ausgabe der Tain Bo Cüalngi findet sich Z. 5790 folgender Vers: inreith nith niaba'. Hier ist niaba acc. pl. eines bisher nicht belegten Wortes niab, welches auf *neibo- zurückgehend schön dem kymr. nwyf m. 'vigor, vivaeitas, impigritas, laseivia’ (Davırs), "Lebenskraft, Regsamkeit ent- spricht. Im Irischen war es wohl Neutrum. Es ist also zu über- setzen: ‘der Kampf dringt in die Lebensgeister ein‘. Einem abgeleiteten Verbum niabaim ‘ich errege, reize auf’, dem kymr. nwyfo mit derselben Bedeutung entsprechend, begegnen wir in $ ı0 des von R.I. Bzsr herausgegebenen Gedichts auf die Meerfahrt Maeldüins (Anecdota from Irish Mss. I S. 51, $ ı0): niabsai iarom athais adluind? oclach üallach ‘darauf reizte ihn mit grimmiger Schmähung ein übermütiger Krieger. Der gen. sg. des Verbalnomens kommt öfters in chevilles vor, z.B. nia niabtha drong ‘ein Kämpe, der Scharen aufreizte’; ebenso Rawr. B502, 148b 39: Niall niabtha cland. Ein abgeleitetes Adjektiv niabthach scheint Ir. T. III S. 106, 19 in imniabthaig (sie leg.) vorzuliegen. ı1. Ir. dermar, dermär, dermäir, dermäil. Die älteste Form ist, wie sich erwarten läßt, dermar”, die in der Dichtung bis ins 9. Jahrhundert hinein gilt. So reimt in einem bei Tigernach zum Jahre 721 zitierten Gedichte dermar auf Fergal, und auch Oengus kennt nur diese Form, soweit wir durch die Reime kon trollieren können. März 23 assoniert es mit Alban usw. (hier schreibt 5 B. dermhair), März 27 mit talman usw. (hier schreibt L. dermai), ee maba zu lesen, wie Wınoisch zweifelnd vorschlägt, verbietet die Alliteration mit nith sowie mit nertaid der folgenden Zeile. ; So ist statt n-adluind zu lesen. Es liegt ein dat. instrumentalis vor- Cr. 35d 3 enormem .-i- dermar. Dagegen schreibt Wb ı7b ıı dermär. K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. 1. 795 Sept. 14 mit bolmair, Cornai, So ist also weder Epil. 281 mit Sroxes dermär zu drucken (hier haben vier Handschriften wieder dermair), noch Epil. 288 (dreimal dermair), wodurch sich auch ergibt, daß nicht gelban, sondern gelban zu lesen ist; ebenso Mai 15, wo es gelbain, dermair heißen muß (in Assonanz mit saidbir,. Im 9. Jahrhundert findet sich bei Maelmuru Othna (gest. 887) der Reim dermar: glegrach, LL ı33b 30, und in dem Gedicht auf Maeldüins Meerfahrt steht z.B. $ 86 dermar in Assonanz mit dangen'. Die Form dermär tritt zuerst im Saltair na Rann auf, wo sie Z. 2078 mit lär, 2293 mit erbäg reimt. Seitdem ist sie häufig. Da- neben liegt eine noch jüngere Form mit palatalem r nach Analogie von i-Stämmen. Siehe Beispiele in meinen ‘Contributions’. Wir finden sie z. B. Lism. L. 4703 im Reim mit degmnaib. Sie dauert bis zum Aussterben des Wortes (schon Krarıns gebraucht es nicht mehr) und wird von Arrkınson im Glossar zu den ‘Passions and Homilies’ geradezu als Normalform angesetzt, obwohl seine Texte auch dermär kennen. Schließlich haben wir seit dem Spätmittelirischen auch die Form dermäil mit Dissimilation, wie ciamail für ciamair. ı2. Seltene Vogelnamen im Irischen. Im Buch von Ballymote finden sich in dem Traktat über das Ogam auf S. 3ı0ff. allerlei Spielereien, in denen die Buchstaben des Alphabets nach Farben, Namen von bekannten Seen, Kirchen, Kö- nigen usw., je nach den Anfangsbuchstaben der Wörter, bezeichnet werden. Diese sonst wertlose Spielerei liefert uns eine Anzahl sel- tener Wörter. So lautet das en-ogam “Vogelogam’ (310b 23): besan. lachu. faelinn. seg. naescu. hadaig. droen. truit?. querc. mitan. geis. ngeig. smolach’. roenat. aidhireleog. odoroserach. uiseoe. ela. illait. Hier sind /achu ‘Ente’, faelinn ‘Möwe’, seg "Habicht , naescu ‘Schnepfe', droen (statt dreen, dreän) "Zaunkönig’, truit ‘Star’, quere = cerc "Henne mit älterer Lautgebung, mintän ‘Meise’, geis Schwan‘, smölach "Drossel , uiseoe “Lerche’, ela ‘Schwan’ bekannte Wörter; ngeig* steht wohl für I Auch hier schreiben die Handschriften meist dermair. Vgl. $ 93. 99. 131. 179. 195. : : 2 Über dem zweiten t scheint ein Abkürzungszeichen zu stehen, also viel- leicht iruiteoe. ; 3 Oder vielmehr stmolach, mit dem für st üblichen Zeichen 3. * Das anlautende ng hat keine Bedeutung. 796 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. geid "Gans’. Aber besan, adaig (ein Nachtvogel?), roc-nat! (ein fem- nines Diminutivum), aidhircleog (irgendein Haubenvogel?), ilait sind mir gänzlich fremd. Odor-oscrach (brauner Schwimmer??) ist wohl O’Reınıys odharög f. ‘a serat, a young eormorant’. 13. Irische Namen für Gerätschaften. In demselben Traktat (310b 46) enthält das ogam tirda, "Ogam des Landbaus’, folgende Liste von Wörtern, welche alle Handwerks- zeug und Geräte zum Ackerbau bezeichnen: biail. loman. fidba. srathar. nase. huartan. dabach. täl. carr. qual. machad. gat. ngend. süst. rüse. arathar. ord. usca. epit. indeöin. Hier sind mir uartan (Gartan?), machad und epi ganz fremd. usa kenne ich nur im Sinne von ‘Schmalz’. S. Aisl. Meie Congl. s.v. 14. Ir. glicar, gligar. Für das heutige gliogar setzt Dinsern die Bedeutungen 'vain empty noise; prattle, boasting’ an. Nach dem ‘Gaelie Journal’ IM ı1ob bedeutet es u.a. ‘the rattle of a bad egg‘. Aus der älteren Sprache kenne ich das Wort nur in dem Kompositum glicer-glün BB 3722 43 (gligar-gliüinech, Bodl. Dinds. 50, grigech-glin ILL 1696 10, griggeghin ib. 13), welches ‘mit schlotternden Knien’ bedeutet und dem Genitiv glegair, welcher in einem Maelmuru Othna beigelegtn Gedichte im ‘Lebor Gabäla’ in dem cheville garg nglegair, mit Febail reimend vorkommt. Es scheinen zwei Formen nebeneinander zu liegen, eine mit Verschlußlaut (g, geschrieben c) und eine mit Spirans (gA). Während erstere sich im Neuirischen erhalten hat, liegt letztere in dem alt- und mittelirischen Adjektiv glegrach vor, welches in der Be deutung “lärmend, laut’ oft bei Dichtern vorkommt. So finden wir es z. B. bei Maelmuru Othna LL ı 33b 30: in bith glesach glegrach die tönende lärmende Welt‘; Anecd. I, 59, $ 73: cessacht glegrack lautes Murren’; LL 184a 44: oirggis Insi Gall in gargri, | ba gnim ügle grach "der grimme König verwüstete die Hebriden, es war eine ruch- \ bare Tat’. LL 146b 26 ist es glechrach geschrieben. 15. Og. MAILAGURO. = In seinen grundlegenden ‘Notes on Irish Ogham Inseriptions’ $. 3 5° . setzt Maoneırz diesen Name einem altir. Mädel Ugra gleich, was a von ihm selbst erkannten Regeln der Schreibung über den Haufen ' Wohl von roe “Runzel. ® Vgl. Dınnzen s. v. oscar. K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. 1. 7197 wirft. Es ist doch gewiß Maila-guro zu trennen. In Maila haben wir den Gen. eines @-Stammes (-@ aus -@s, Thurn. $ 295) und yuro ist Gen. des adjektivischen w-Stammes gor ‘pius’'. Ich kann zwar augenblicklich ein altir. Mael gor nicht belegen. Es ist aber mit Namen wie Mael odar, Mael dub usw. zu vergleichen. Hier möchte ich bemerken, daß der archaische Gen. Mdela statt des altir. Mäele sich noch manchmal in Abschriften von Stammbäumen, die ursprüng- lich in voraltirischer Zeit aufgezeichnet sein müssen, erhalten hat. So finde ich z.B. Hui Maela Duin, Rawı. 502, 1ı24b 19, und mac Maela Duin BB. 52a mit punetum delens unter a. 16. celt in irischen Eigennamen. Zuritza will CZIV ıı den bekannten irischen Namen Celtchar als 'Keltenfreund’ erklären und zieht zum Beweise, daß Völkernamen zur Bildung von Personennamen verwendet werden, ®iaoxyrıroc heran. Dagegen meine ich, daß in allen mit celt gebildeten irischen Namen — es sind freilich nur wenige — das Wort celt n. vorliegt, ursprünglich wohl ‘Hülle’ (von der Wurzel kel) .i. cech ditiu, H. 2. ı5, dann ‘Kleid’, und zwar zunächst ‘Mantel’, aus einer Zeit, wo dieser das einzige oder Hauptkleidungsstück war. Dies Wort ist ja gut belegt (s. meine ‘Con- tributions’ s. v.). Die ursprüngliche Bedeutung hat es noch Br. D.D. 130: is ed etach fil impu celt äsas treu, d. h. wörtlich: ‘dies ist das Kleid, welches sie bedeckt, die Hülle (nämlich des Haares), welehe durch sie hindurchwächst'. Aber in dem dichterischen Kompositum_cell- brass, welches LL ı8a 35 von einem Gebirge gebraucht wird, liegt wohl schon die spätere Bedeutung vor, also ‘dieht bekleidet’ (mit Wald), wie ähnliche Komposita mit bratt ‘Mantel’ (Banba brat-rüad, CZ VIII 264 $ ı9) zeigen. Mit celt ist auch de-chelt n. gebildet, wel- ches gewiß, wie es öfters in alten Glossaren erklärt wird, “Doppel- kleid’ bedeutet, nämlich ‘Mantel und Leibrock’ (-i- brat ocus line, H. 2. 15) und zwar für Männer wie für Frauen (s. Cormae s. v. prüll). Es wird oft decelt geschrieben, als ob es aus deg- ‘gut’ und celt zu- sammengesetzt wäre. Von celt ist abgeleitet celtar f. ‘Hülle, Verhül- lung‘, dann auch “Vermummung, Maske. Von Eigennamen sind mir außer Celtehar nur bekannt Moeth- chelt “Weichmantel’ LL 352d (korrupt Meucelt BB 223a 21); Celtar, gen. (ingen) Celtra, Laws I 252, ı2, mit Übergang ins Maskulinum (mac) Celtair, LL 204b 8, Maäel-Celtair 349. ! N. pl. gora, CZ VIII 318. en ?2 Danach ist “Contributions S. 336 zu korrigieren. S eig bei den Germanen Sitte war, daß dieselben Kompositionselemente oder 798 Gesammtsitzung vom 25. ‚Juli 1912. 17. dergnat f. Floh‘. i PEDERsEn $65 stimmt Zurrtrza bei, der BB. XXV 100 dies bekannte 2 Wort mit gr. c&reoc, an. dvergr "Zwerg' zusammenbringen will. Es ist aber gewiß nur Deminutiv von derg ‘rot’ und bedeutet eigentlich ‘die kleine rote. Auch deargan kommt vor (O’Brırs) und mit Meta these dreancad. Eine ähnliche Bildung ist sengan ‘Ameise’, eigtl. ‘das kleine schlanke Geschöpf’. Vielleicht sind beide Worte ursprünglich Kurzformen von Kompositis (etwa derg-mil, seng-mil), wie dobrän von dobar-chi, maeldn von mdel-assa usw. | 18. Ir. fail “Wolf”. Wie og. VALUBI' = altir. Faäilbi ausweist, war fall ursprünglich & ein u-Stamm. Als solcher erscheint es in den zahlreichen Personen- namen, deren erstes Glied es bildet. Ich kenne die folgenden: Fäel- bran, begrifflich genau unserem ‘Wolfram’ entsprechend, Fdel-chad, Fäel-char, Fäel-ching, gen. Faelchinged (so zu lesen LL 325b 60, BB 147d 31), Fail-chi, Fäel-dobur AU 730, Fail-gin, gen. Failgine LL 3528 Fäil-gnad Thes. II 270, Fäil-gnia CZ VII 292, Fäel-quine, Fail-gus, ‚Fäel-nia, *Fäel-ri, gen. Fäelreg LL 3 39a 16, Fäil-thigern f. Dazu die Koseformen Fäaelaän, Faeliu f. Von Ortsnamen, die das Wort enthalten, ist mir nur Fdel-druim (jetzt Feltrim) bekannt. | Dagegen flektiert fail, wenn es selbständig gebraucht wird, schon früh als d-Stamm. So haben wir mac Laignich Fäilad, Rawı. 502, 129b 42, den Ortsnamen Raith Fäelad, BR. 88 und den bekannten Personennamen Cenn Fäelad “Wolfskopf’, CZVII 337 25 als Cenduaelad überliefert, wo die Schreiber das u wohl aus alten Stammtafeln, die noch vor der altirischen Periode aufgezeichnet waren, beibehalten haben. Vgl. die Bemerkung über Mdela- in Nr. 5 | B 19. Ir. ten ‘Baum, Strauch”. Obwohl nicht als selbständiges Wort erhalten, liegt len, tan in cdir-then(n)? Eberesche’, eigtl. Beerenbaum’, fin-tan gl. vinetum, rürB gl. rosetum Sg. 33a und in den folgenden Eigennamen vor: Crins than(n) "Knoblauchgewächs’, Derg-thenn’ Rıwı. 502, 162e 33; wohl ' Hier steht @ für den Diphthong di ebenso wie in BATTIGNI = altir. Baithin ® Die älteste Form, aber mit de statt de, liegt AU 446 in dem Eigenn | = Zur F eststellung der Bedeutung von Personennamen hilft oft der vesaz mit dem Namen des Vaters, Oheims oder anderer Verwandten, da es bei den Kelle! K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. TI. 199 statt Derc-thenn "Beerenbaum’, Ler-than f. AU773 "Seegewächs’, Sam- thann f. LL 350b ‘Sommergewächs’ (vgl. den deutschen Namen ‘Sommer- latt‘), Sub-than f. Fel.’ 118 “Erdbeergewächs’ und Cäich-than-gen, gen. Cäichtangeni LL. 313a ‘Blinde Baumfrucht’'. Dem ir. cäirthen entspricht kymr. cerddin, wie die Wörterbücher ansetzen, cerdin, wie gesprochen wird’, bret. kerzin, wohl aus dem Irischen entlehnt, was für keltische Religionsgeschichte wichtig werden kann, da die Eberesche bekanntlich eine große Rolle im irischen Aberglauben spielt. S. Ruvs, “Celtie Heathendom’ S. 358 ff. und Jover, A Social History of Ancient Ireland’, I 230. 20. Ir. menmarc f. PEDERSEn vermutet $ 381, daß wir es in menmarc und mathmarec gl. augur Sg 6b ı4° mit Kompositis zu tun haben. Das letztere Wort kann ich nicht deuten, aber menmare ist aus menm-serc* ent- standen, wie es LB 74b 45 tatsächlich geschrieben wird. Es bedeutet also eigentlich ‘geistige Liebe’, etwa wie Minne im Mhd., dann ‘Sehn- sucht, Herzenswunsch’ und schließlich konkret den ‘Geliebten’. Ich gebe einige Belegstellen’. Fen. 116, 22: ötconnairce Dia narbo menmarc la Fergna cretem ‘als Gott sah, daß es dem F. kein Herzenswunsch war, zu glauben’. Der Vokativ kommt in Colgus Litanei ("Otia Mer- seiana' II 96 $ 28) mit einem anderen Kompositum von serc parallel gebraucht vor: a chridsere üasal asalathrach, a menmare fatha, i. e. Christus. Den Geliebten bedeutet es RC XIM 373: ba he menmare a n-ingen ocus lennin a n-oeban und CZ UI 5 $ı4: ier ndul a men- mairce üathi, wo LL die maskuline Form menmairc setzt. In Ir. T. II 100 ist menmare Mongän der Name einer Dichtungsart. 21. Ir. acrad, gratae. Das aus ad- und grad gebildete altirische Adjektivum acrad kommt in der Bedeutung ‘von hohem Range, vornehm, edel, hervorragend, ausnehmend schön’ öfters in dem Gedichte auf die Meerfahrt Mael- verwandte Namen in der Namengebung von nahen Verwandten angewendet wurden. Vgl. Echtgal mac Fergaile Rawı. 502, ı53b; Aurchad m. Dünchada, ib. 153 a: Dobur- chü m. Onchon, ib. ızra; Oengus m. Fergusa CZ VI, 335; Catkbad m. Ailchoda m. Cuindeadho m. Findchado, ib. Ebenso bei den Galliern: Ollognatius Seeundus, Sohn - von M. Ammutius Ollognatus, Rhein. Mus. 34, 454; Carantia Aelia, Tochter von Med- dillius Carantus, Brambach 1569 usw. So hat se Vater unseres Dergthenn den Namen Ochtach “Fichte”. Vgl. crand giüis -i- ochtach BB 3952 49- Vgl. den et Cäich-nenaid, gen. Caichnenta LL 326f. Blinde Nessel z Siehe Rıcaarvs Dictionary s. v. und Ruys Celtic Heathendom’ S. 358, Anm, Vgl. mathmarcoir “Augur’, BB 483a 32. nn Ebenso gebildet ist deare aus de-serc "Gottesliebe r Andere bei Atkinson, “Irish Lexicography', S. 12. wm» n BB - 800 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. B. duins vor, welches wohl in das 9. Jahrhundert zu setzen ist. So finden wir (Anecdota from Irish Mss.’ I) tegdais dlaind acrad ($ 29), imscing n-acrad ($ 50), inis acrad ($ 138). Den Abschreibern war das 4 Wort freilich nieht mehr bekannt, wie ihre Entstellungen zeigen (ocradh, ochradh, accrach). An allen drei Stellen reimt es mit atrab “Wohnung. Das ist auch der Fall in den aus dem Buch von Dimma Thes. II 257 abgedruckten Versen. Ein anderes Wort, welches grad "Rang’ enthält, ist das Adjektiv grätae (aus grad-dae) mit denselben Bedeutungen wie acrad. O’Cverr glossiert es gut durch oirdheirc und briathar gräta (Corm. Tr. 90) durch b. onörach. Wie acrad oben von einer Insel gebraucht wurde, so haben wir TTr. 1002 inis mör grata, Ir. T. IF 178, Z. 143 ba hairegda ind inis 7 ba grätai. Mit airegda zusammen kommt es auch bei Cormae “ s. v. prüll von Füßen und Händen, die auf eine vornehme Abkunft - deuten, vor: airegdai grätai a cossa ocus a lima. Ebenso wird der Superlativ LL 56a 34 von einem feinen Gesichte gebraucht: gmuis | is grätam. Bei Dichtern findet es sich FM 914: ruthen grene grala grind; ib. 874: Cinded grata mind; und in dem Gedichte auf Maelduins 3 Meerfahrt is? $ 70 zu lesen: muilend indi, taile a dpae, gratae a leibenn, — wo ich das Wort apae, welches durch den Reim gesichert ist, nicht ; zu deuten weiß. 23: Ir uirge E Mode, die Bedeutung ‘Hode’ aufgeführt, wozu noch Laws IH 354, 19: amöh i a uirgi cl kommt. Dadureh fällt Zusammenhang mit dem lateinischen Worte fort, der auch lautlich große Schwierigkeiten gehabt hätte. 23. Gall. -bios, -bion, ir. -be. | Das gall. -bion, ir. -be, -bae, -ba ist die in der Komposition 8% bräuchliche Form des Nomen verbale der Wurzel di “hauen, schlagen, töten”'. Als solehes liegt es in vidu-bion (ir. fidbae), eigtl. "Holzschläger > . Beil‘, vor. Dazu der Flußname Vidubiz, Ein maskulines -bios WET zur Bezeichnung des Nomen agentis verwendet und tritt in mehrere Personennamen auf. So haben wir gall. Betu-vius “Birkenschläger , sun : ! Die selbständige Form des Verbalnomens zur Wurzel bi lautet im Bee bith, welches nach Marstranver in fo bith "weil’ (eigtl. "unter dem Hieb) vorf® —- gebildet ist erith zu cerenim (= kymr. prid zu prynu) neben der Kompost” form -ere, A K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. I. 801 Betubiä f., ir. Bethbe; ferner Lato-bius', wohl dem ir. Laith-be LL 349b, LB 1ı6e 3, auch Laithphe geschrieben (Arm. 10a 1), entsprechend, und wenn Ruvs (The Celtic Inseriptions of Gaul, Additions and Correetions’, S. 64) auf den Tonscherben von Lezoux richtig Venobius liest, so möchte ich das einem ir. *Fian-bae” “Töter von Kriegsscharen’ gleichsetzen. Im Irischen haben wir außerdem Art-be “Bärentöter’, das in Corco Artbi Rl. 502, 158, 53 vorliegt; ferner Condbae ib. 144d7, das für Con-bae “Wolfstöter’ steht, das oben erwähnte Fäil-be in derselben Be- deutung und Lug-ba (Cormae s. v. fir und laith) “"Luchstöter’?. In Ortsnamen wird -be die Bedeutung ‘Schlag, Lichtung’ haben. Es gehören wohl hierher Etarbae, Fiarbae, vielleicht auch Cürbe (Cormae s. v. Femen), Tethba u. a. Gallische Personennamen bei Virgilius Grammaticus. Der Umstand, daß man diesen wunderlichen Schriftsteller viel- fach nicht ernst genommen hat und bis auf Zimmers bahnbrechende Forschungen sogar über sein Zeitalter im Zweifel gewesen ist, hat es wohl verschuldet, daß die zahlreichen bei ihm vorkommenden offenbar keltischen Eigennamen bisher meines Wissens nicht beachtet worden sind. Wenigstens sind sie mit Einer Ausnahme nicht in Horpers “Altkeltischen Sprachschatz’ aufgenommen. Jetzt, wo wir wissen, daß Virgil im 5. Jahrhundert geschrieben hat, und zwar in Toulouse oder doch irgendwo inter Aquitanas gentes el nomen Hiberum', hat man allen Grund, seine Angaben zu beachten und auszunutzen. Den Namen Latomius habe ich oben schon erwähnt. Ich stelle hier ! Laiomius bei Virg. Gramm. ed. Hurner S. 123. 2 Fianbae kommt LL 315 als Ortsname vor, ist aber für Fiarbae verschrieben. Siehe Hocan, “Onomasticon” s. v. ® Peversen $ 116 hat zuerst diese Bedeutung von Zug, gen. loga, erkannt. Außer den von ihm angeführten Stellen liegt sie deutlich in einem von den Vier Meistern ad ann. 941 zitierten Gedichte vor: ba lug lonn fri leim i n-ath er “er war ein grimmer Luchs zum Sprung in die Furt, d. h. zum Zweikampf. E * Zur weiteren Bestätigung dieser Tatsache möge folgendes dienen, was ZiNMER nicht erwähnt hat und was auch wohl sonst noch nicht bemerkt ist. Auf S. ı4r heißt es bei Virgil: “Memini me a quodam Lupo christiano viro Athensi in ratione verborum satis experto usw. Hier wollte Maı Athensi in Atheniensi ändern und Hveuer be- merkt dazu “fortasse reete. Es handelt sich aber um den alten Namen der im Dep. Haute Vienne südlich von Limoges gelegenen Stadt S. Yrieix-la-Perche, das Atense jum der Vita Sori (s. Hoıver s. v. Atense). So wird auch Carginiensis (S- 43) nicht etwa in iniensis zu ändern sein, sondern von der Stadt Carca im Gebiete der iberischen Bastitari abgeleitet sein. Sitzungsberichte 1912. ei 802 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. die übrigen Personennamen zusammen, indem ich nach Hueners Aus gabe zitiere. Andrianus (173). Vgl. Andrada f., Andreine, Androgius bei Howver Arca rex (15). Vgl. die bei Horner zitierte Inschrift: Arca Ma nioni milite e numero Brucherum. Asp-orius (5). Vgl. die vielen mit Asp- anlautenden sowie die mit dem Suffix -orius gebildeten Namen bei Howver. Bi-entius (137). Vgl. Bio und s. Hoıver zu -ent-, -entia, -entio, Ä Breg-andus Lucenieus (162). Die Form breg-, wohl nicht ver schieden von drig-, liegt auch in Bregentio, Bregetionus, Bregontius, Bregusia vor; zu -ando, -andus s. HoLver. Don (15, 30). Vgl. Don-icius, Don-icus, Don-illa £., Donius usw. Fassica f. (123). Vgl. Fasaca, über welchen Namen W. Senurze, i Zur Geschichte lateinischer Eigennamen’ S. ı6 handelt. Gabr-itius (126). Wie viele keltische Namen von gabro- "Ziege abgeleitet. Die Endung -itius ist ebenfalls häufig. Galb-arius (163), Galb-ungus (10). Mit Galba, Galbilla zu ver- gleichen. -ungus ist freilich keine keltische Endung, sieht vielmehr germanisch aus. Vielleicht statt -ugnos durch germanischen (west- gotischen) Einfluß. ö Gal-irius (146). Dies stellt sich schön zu den mit gal- anlau- tenden Namen. Das Suffix (ir. -rr) liegt auch in Meddirius und zwe anderen nur verstümmelt erhaltenen Namen vor. Siehe Horer s. v.-iib. Gall-ienus (129). Vgl. Horner s. v. Gelb-idius (36). Gelbis ist in den Handschriften der Flußname Kyll in der Eifel, wofür seit Sealiger Celbis gedruckt wird. Im Irischen haben wir einen Frauennamen Gelbe (Dinds. 21). Die Endung -idius ist häufig. Gerg-esus (15). Dies ist der einzige Name, den Horver aus dem Virgil aufgenommen hat. Er stellt sich zu den Ortsnamen @ergi und Gergovia. Glengus (123). Sonst unbekannt. | r Lap-idus (19). Vgl. Lapius, Lappiacus, Lappianus und zum xe Horper s. v. -ido-. Im Irischen ist Lappae ein häufiger Mannesnam®. Lassius (107). Vgl. Lasso, Lassonius usw. R. . _ueenteus (Bregandus L. 162). Dies scheint ein Gentilicium aus iss Stammesnamen Luceni. Bekanntlich saßen nach Orosius Lucen! an der Südküste von Irland. Vielleicht gab es auch einen des Namens in Nordspanien. rigen t-ulis (92). Siehe die vielen mit mart- anlautenden N: _ bei Horner. Zur Endung vgl. -ulio-, -ulia-, “ K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. I. 803 Mitterius Spaniensis vir (114). Offenbar — Meterius, Howvrr. Auch das irische magi Miteres oder Mitereas auf einer Ogaminschrift bei Lısnmore wird verwandt sein. Ninus rex (119). Ein gallischer Fürst Ninnos (einmal auch Ninos) ist durch zahlreiche Silbermünzen bekannt. | Perrichius (163). Vgl. Perrius. Plastus (151). Unbekannt. Hoıver hat Plassus, Plassa, Plassarus. Regilus (133). Vgl. Regilius, Regilia f. Rigas regina, gen. Rigadis (122). Zu rig- ‘König’. Rithea Nini regis uxor (119). Vgl. vielleicht den Mannes- namen Fitius — ir. Rithe. Sagillius Germanus (17). Vgl. Sagillus, Sagillia f. Samm-inius (28), der Oheim des Virgil. Vgl. Samımon, Sammius, Sammiola f., Sammola f., Sammonicus, Sammonius usw. Sarbon (123). Vielleicht mit ir. (ingen) Sarbae zu vergleichen. Sarr-ieius (123). Vgl. Sarro, Sarra f., Sarrinus, Sarronius, Sar- ronia, Sarrutus. Die Endung -icius, von welcher Horner Belege gibt, liegt im irischen Personennamen Bairrche vor, der einem gallischen Barricius entsprechen würde. Senenus (138). Vgl. Senenia f. Sulpita (24). Vgl. Sulpo. z0* 804 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. Adresse zur Feier des 250jährigen Bestehens der Royal Society of London. | Der Royal Soeiety of London entbietet zur Feier ihres 250jährigen Bestehens die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften zu e Berlin herzlichen Glückwunsch und schwesterlichen Gruß. Wenn aueh | einige andere wissenschaftliche Gesellschaften auf ein ebenso ehrwürdiges Alter zurückblicken können, so darf sich doch die Royal Soeiety rühmen, in dem Vierteljahrtausend ihres Bestehens auf dem von ihr gepflegten Gebiet der Naturwissenschaften mehr geleistet und auf die Entwicke- lung dieser Wissenszweige einen größeren Einfluß ausgeübt zu haben als irgendeine der gelehrten Korporationen aller Kulturvölker. Die Jubilarin ist nicht, wie viele ihrer Schwestern, aus kleinen Anfängen zu ihrer heutigen Größe und Bedeutung hervorgewachsen. — Vollendet, wie Minerva dem Haupte Jupiters entstieg, tritt sie ms gleich nach ihrer Begründung als eine stolze Genossenschaft von Forschern ersten Ranges entgegen. In der Liste der Mitglieder, welche die Begeisterung für die Wissenschaft und die Freude an der neuen Experimentierkunst im Jahre 1662 zu gemeinsamer Arbeit in um Räumen des Gresham College vereinigte, lesen wir mit Ehrfurcht die Namen von RoBErT Hooxe, Roserr BovıLe und anderen, deren Ent decekungen heute die Grundlage weitverzweigter Wissensgebiete bilden. Aber der Glanz dieser Namen wird überstrahlt von der leuchten o Ruhmessonne Isaak Newroxs, des größten Physikers aller Zeiten nr größten Denkers auf dem Gebiet der Astronomie, wie ihn HrınnorZ genannt hat. Mehr als die Begründer selbst hat dieser gottbegnade . Meister, der wenige Jahre später der Gesellschaft als Mitglied bean und wärend eines Zeitraums von 24 Jahren ihr Präsident war, der Royal Soeiety den Stempel seiner Persönlichkeit aufgeprägt. ee | Es darf der Jubilarin das hohe Lob gespendet werden, daß SE ee von dem Geiste der großen Männer beseelt war, die an Den Wiege gestanden haben und zu denen sich im Laufe der Jahrhundert eine unabsehbare Reihe hervorragender Forscher auf allen Gebieten der Naturwisse SC aften hinzugesellt hat. 3 Ss wid 805 Adresse zur Feier des 250 jähr. Bestehens der Royal Society of London. Frei in ihren Institutionen, ist sie durch alle Zeiten eine Pfleg- stätte der reinen, von Vorurteilen unbeirrten Forschung geblieben, eine für geistige Freiheit kämpfende Genossenschaft, die ihre hohe Devise: »Nullius in verba« mit berechtigtem Stolze führt. Möge sie in diesen edeln Traditionen fortleben, möge es ihr ver- gönnt sein, auch in künftigen Zeiten eine so große Zahl hervorragender Männer und führender Geister in ihrer Mitte zu vereinigen, und möge sie, den alten Ruhmesblättern stets neue hinzufügend, auch fernerhin die Wissenschaft mit neuer und immer reicherer Erkenntnis beschenken, zur Ehre ihres großen Vaterlandes und zum Segen der ganzen Menschheit. Die Königlich Preußische Akademie der Wissenschaften. 806 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912, — Mitth. d. phil.-hist, Cl. v. 18, Juli, Epigraphische Beiträge. Von Hemrich Lüpers. (Vorgelegt am 18. Juli 1912 [s. oben S. 671].) I. Die Inschriften von Bhattiprolu. I Jahre 1892 fand Arrxanper Rra bei der Ausgrabung des Stupa von Bhattiprölu drei Reliquienbehälter mit Inschriften, die für die i Geschichte der indischen Schrift und Sprache von hervorragender Be deutung sind. Einen musterhaften Fundbericht gab Rra selbst, Arch. = Surv. Ind., N. Imp. Ser., vol. XV (South Indian Buddhist Antiquities), S. 7 ff.; die Inschriften veröffentlichte Bünter, Ep. Ind., vol.II, S. 323, nachdem er schon in einem kurzen Aufsatze in der Academy, vol. XL, S. 521f.' und WZKM., Bd. VI, S. 148 ff. auf ihre Wichtigkeit hinge wiesen hatte. Später haben sich nur Pıscher, (NGG W., phil.-hist. Rl. 1895, S. 215) und Fıerr (JRAS. 1908, S. 99 ff.) mit einigen von ihnen — beschäftigt, ohne, wie ich glaube, zu abschließenden Resultaten zu gelangen. Auch ich erhebe keineswegs den Anspruch, alle Rätsel, die uns die Inschriften bieten, gelöst zu haben; immerhin glaube ich ihre Lesung und Deutung so weit fördern zu können, daß meine Neu- ; ausgabe auf Grund der Phototypien in der Ep. Ind. gerechtfertigt erscheint. | Das Alphabet, in dem die Inschriften auf den Steinkisten er / schrieben sind, ist bekanntlich eine Varietät der Brähmi, in der Bünıer s die Drävidi wiedererkannt hat. Dieses Alphabet enthält zwei Zeichen : für Zischlaute. Das erste hat die Form eines Brähma ka mit einem : nach links gewendeten Haken am untern Ende der Vertikale; u zweite besteht aus einer Vertikale mit nach rechts gewendeten Hak am untern Ende und einem links angesetzten, schräg nach unten Ver laufenden Striehe. Ich werde im folgenden die erste Form als Kreuz hakenform, die zweite als Hakenstrichform bezeichnen. Nach BEnBES ' Wieder abgedruckt JRAS. 1892, 602 ff. Löpers: Epigraphische Beiträge. 1. 11. 807 hat die Kreuzhakenform den Lautwert sa, die Hakenstrichform den Lautwert sa. Danach würde das sa in folgenden Wörtern erscheinen: ı sivakäca®‘ —= Sk. $sivakäca° (?) Buddhasariränam — Sk. Buddhasariranäm Visako — Sk. Visvakah Thorasisi — Sk. Sthaulasirsih Samano — Sk. Sramanah Satugho — Sk. Satrughnah Suto — Sk. Srutah Samanadäso = Sk. Sramanadasah Gosälo’ — Sk. Gosälah + Samanadasa® — Sk. Sramanadäsa® sariräni — Sk. Sariräni gothisamano — Sk. gosthisramanahı samano — Sk. sramanalı Keso = Sk. Kesah Seto — Sk. Scaitrah (oder Sresthah?) Sonutaro = Sk. Sravanottarah? Samano —= Sk. Sramanah Samanadäaso —= Sk. Sramanadasah Sämako — Sk. Syamakalı : majusam — Sk. majjusäm* (oder manjüsam) majusa — Sk. mayjusa s Thorasisi — Sk. Sthaulasirsih Thoratiso — Sk. Sthaulatisyah Tiso — Sk. Tisyah s majusä’ — Sk. majjüsa päsänasamugo — Sk. päsänasamudgah s Tiso — Sk. Tisyah » majüsa — Sk. majjüsä Das sa würde sich anderseits in folgenden Wörtern finden: : Kurasa ramsl) — Sk. Kurasya phäligasamugam“ = Sk. sphätikasamudgam Banavaputaga — Sk. Banavaputrasya w un o = ! Bünter 6 ca. Die vorgesetzten Zahlen beziehen sich auf Büners An- 2 : Suvarnottarah. * Die Form majjusa ist bei Lexikographen überliefert. ° Bünter majla]s[am]- 6 Böa LER hali 2°. 808 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. sapitukasa — Sk. sapitrkasya 3 Kosako — Sk. Kavasakah (?)' Samanadaso — Sk. Sramanadäsah Uposathaputo — Sk Upavasathaputrah + Samanadasa° — Sk. Sramanadäsa° i Budhasa = Sk. Buddhasya ; 6 sa’ — Sk. sü : S@.. saputo® = Sk. - - - putrah Sthagothiya(?) = Sk. Simhagosthyäh (?) tesam — Sk. tesam phäligasamugo* — Sk. sphätikasamudgah pasanasamugo — Sk. päsänasamudgah Sabhiko — Sk. Sabhikah Samanadaso — Sk. Sramanadäsah samugo — Sk. samudgah samayena® — Sk. samayena a amsi® — Sk. asıt Be: oo De) Wenn wir von der Form tesam und dem Namen Kosako absehen, a würden sich also für den Dialekt, in dem diese Inschriften abgefaßt sind, folgende Lautregeln ergeben: ı. Sk. $ wird zu s; 2. Sk. s wird zu s; 3. Sk. s wird zu s. Gegen die erste Regel wäre nichts ein- h zuwenden, da sich Sk. $ an und für sich ebensogut zum zerebralen wie zum dentalen Zischlaut entwiekeln könnte. Allein daß in einem Dialekte s zu s und s zu s werden sollte, ist geradezu undenkbar. Die sprachlichen Tatsachen beweisen vielmehr, daß die Lautwerte falsch bestimmt sind. In Wahrheit ist die Kreuzhakenform sa, die : Hakenstrichform sa. Bei der Annahme dieser Werte ergibt sich die z einfache Regel, daß $ zu s wird. Auch die beiden Ausnahmen be reiten keine Schwierigkeiten. Neben ursprünglichem *tesam lag natür- lich tasam; unter dem Einflusse dieser Form kann *iesam zu tesam umgestaltet worden sein. Noch weniger Gewicht wird man dem Eigennamen Kosako beilegen, vorausgesetzt, daß die angenommene . Etymologie überhaupt die richtige ist. Es ist im Gegenteil fast ee > a i ie Etymologie dieses Namens ist ganz unsicher. Kavaya ist der Name j— Rsi, ‚Kosa der Name eines Priestergeschlechtes. Kosako könnte aber auch auf Krosataf (von krus), Kosakah (zu kosa) oder Kavasakah (zu kavasa Panzer; Pflanzenname) zurückgehen, wenn auch. keins dieser Wörter als Personenname belegt ist. ar. führt Kosako zweifelnd auf Kausikah zurück. ne ® Bünter ga, 3 i oo Sa .i [ee] Pputo, ° Böser am[k]i. Löners: Epigraphische Beiträge. TI. I. 809 , mehr als wir erwarten dürfen, daß die übrigen Eigennamen sämtlich zu der Regel stimmen. Bestätigt wird die Richtigkeit meiner Auffassung durch die In- schrift auf einem Krystallprisma, das sich in einem der Reliquien- behälter vorfand. Diese Inschrift stammt zweifellos aus derselben Zeit und derselben Gegend wie die übrigen Inschriften; sie ist aber in Brähmi geschrieben. Sie enthält vier Wörter, die für uns in Be- tracht kommen: mätugamasa — Sk. mätrgrämasya, suvana° = Sk. suvarna?, Samanudesänam — Sk. sramanoddesänam und ayasakam = Sk. *ayaskam oder *ayasakam. Ein Beispiel für den zerebralen Zischlaut fehlt. Da- nach würden also $ und s in diesem Dialekte in ihrem ursprüng- lichen Lautstande bewahrt geblieben sein, und man könnte daran denken, auch der Hakenstrichform der Drävidi den Lautwert sa zu- zuweisen. Allein dem widerspricht doch die Form des Buchstabens, und eine andere Annahme liegt in der Tat näher. Ich stimme mit Bünter überein, wenn er meint, daß das $a der Brahmıi und das sa der Drävidi denselben Laut bezeichneten, und zwar einen Zisch- laut »which comes near to, but is a little thicker than, the Sanskrit palatal $a«. Unter Berücksichtigung der Schreibungen in der Dravidi und in der Brähmi können wir also für diesen Dialekt die Lautregel ge- nauer so formulieren: ursprüngliches s bleibt bewahrt; ursprüngliches $ und s fallen in einen Laut zusammen, der in der Mitte zwischen s und $ liegt. Bünter ist zu seinen Wertbestimmungen natürlich durch die Ähn- lichkeit des sa der Drävidi mit dem sa der Brahmı von Girnar und und Siddäpura verleitet worden'. Allein den sprachlichen Tatsachen gegenüber kann dieser Ähnlichkeit keine Beweiskraft zugesprochen werden. Die Brähmi der Mauryazeit und die Drävidi gehen unzwei- felhaft auf eine gemeinsame Grundlage zurück; ebenso unzweifelhaft ist es aber, daß die Dravidı eine, wahrscheinlich nach Jahrhunderten zu bemessende, unabhängige Entwicklung gehabt hat. Sie hat für gha ein ganz selbständiges Zeichen, das unmittelbar durch Differen- zierung des ga geschaffen ist, wie cha aus ca, dha aus da, pha aus pa, und das mit dem Brähma gha gar nichts zu tun hat. Ganz selbständig ist ferner das la, das offenbar durch Differenzierung aus einem linksläufigen ! Ind. Paläographie, S. 38 sagt Bünter über das Zeichen, das ich sa lese: »Daß dasselbe ursprünglich den Lautwert $ hatte, scheint mir sicher. Denn erstlich drückt es unzweifelhaft einen Zischlaut aus, zweitens ist die Drävidi so gut wie die Brähmi ein ursprünglich für das Sanskrit erfundenes Alphabet, drittens finden sich von den drei Zischlauten des Sanskrit der palatale in 37, XII—XTV, und der dentale in 40 [lies 39], XII—XV«. Von diesen drei Gründen ist nur der erste richtig. Der zweite beruht auf einer unbewiesenen Annahme. Der dritte ist falsch, denn das sa kommt nicht in der Drävidi, sondern nur in der Brähmi des Krystallprismas vor. 810 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18, Juli. la gebildet ist’, während das Brähma !a aus da entwickelt ist, und zwar mit Rücksicht auf die Entstehung des Lautes’”. Auch zwischen ö den Zeichen für /a in der Brähmi und in der Drävidi vermag ich keine Ähnlichkeit zu entdecken; ob beide auf denselben Ursprung zurückgehen, wie Bünter meint’, ist jedenfalls ungewiß. Das ma der Dravidı gleicht der auf den Kopf gestellten Form der Brähmi. Drei Zeichen, da, dha und bha, erscheinen in der Stellung der linksläufigen Schrift. Auch ca und ja unterscheiden sich beträchtlich von den ent- © sprechenden Brähmizeichen und sind wahrscheinlich älter‘, Dazu kommt die Verschiedenheit in der Bezeichnung des a und @. Unter diesen Umständen würde sich kaum viel einwenden lassen, wenn einer behaupten wollte, daß die Ähnlichkeit zwischen dem sa der Dravidı und dem sa der Brähmi von Girnär und Siddäpura auf Zufall beruhe. Eine andere Erklärung ist aber doch wahrscheinlicher. Es ist zu beachten, daß nach Bünter die Kreuzhakenform die Grundform ist, aus der sich sämtliche Zeichen für sa und sa entwickelt haben‘. Diese auf das semitische Samech zurückgehende Grundform ist aber doch sicherlich zunächst für sa verwendet worden. Als sich dann später in der Drävidi zur Niederschrift eines Dialektes, wie es der von Bhattiprölu ist, das Bedürfnis nach einem Zeichen für den sa Laut einstellte, entlehnte man der Brähmi ein Zeichen, ohne sich darum zu kümmern, daß dieses eigentlich einen andern Lautwert besaß. Eine sichere Entscheidung dieser Frage scheint mir allerdings zur Zeit unmöglich zu sein. Erst wenn weitere Inschriften in Dravid gefunden werden sollten, dürfen wir hoffen, über ihr Verhältnis zur Brahmi genauer unterrichtet zu werden. Br Mit der regelmäßigen Verwendung von zwei Zischlauten stehen % die Inschriften von Bhattiprölu unter den Inschriften in Alt-Prakrit völlig allein. In den zahlreichen Inschriften von Amarävati und Jaggayyapeta, die nur wenige Meilen von Bhattiprölu entfernt sind, findet sich nichts Ähnliches. Man könnte versucht sein, diese bi: schiedenheit chronologisch zu erklären. Man müßte annehmen, u $ und 3 zunächst zu einem zwischen diesen beiden Lauten liegenden Zischlaute geworden sei, und daß sich dieser später zu 8 weiterenb- wickelt habe. Die erste Stufe würde durch den Dialekt der Bhattiprolu- 3 Inschriften, die zweite durch den der Amarävati- und Jaggayyapei# Inschriften vertreten sein. Allein dem widerspricht, daß auch in dep , Bönzer, Ind. Pal. S.13. ; JRAS. ı9r1, S. 1081 ff, One: 8. 324; Ind. Pal. S.9; Origin of Brähma Alphabet?, 8. 46. f Brähma et2, S. 46. igin of. | 5 Ind. Pal. S.13£. Lüpers: Epigraphische Beiträge. 1. I. sıl ältesten Amaravati-Inschriften, die zeitlich mit den Bhattiprölu-Inschrif- ten ungefähr zusammenfallen, nur ein s erscheint. So bleibt nur die Annahme lokaler Differenzierung übrig. Nun hat sich, wenn wir von sporadischen Erscheinungen absehen, die alte Verschiedenheit der Zisch- laute überhaupt nur im Alt-Prakrit des nordwestlichen Indiens erhalten'. Ich bin daher geneigt, den Dialekt von Bhattiprölu diesen Dialekten anzugliedern und in den Leuten, die den Stupa errichteten, Kolonisten aus dem Nordwesten zu sehen. Wenden wir uns nun zu den Inschriften selbst. Der erste Re- liquienbehälter besteht aus einem schwarzen Stein mit einer Höhlung, die oben viereckig und mit einem erhöhten Rande versehen ist, nach unten zu aber kreisförmig wird. Den Deckel bildet ein zweiter, etwas weniger dicker Stein mit einem viereckigen Ausschnitt, der über den erhöhten Rand der Höhlung des unteren Steines übergreift. Um diesen Rand herum laufen Inschriften, die Bünrer als IA, IB und II bezeichnet hat. Hier liegt zunächst ein Fehler in der Anordnung vor. Wie schon Fıerr gesehen hat, ist Bünters IB die zuerst eingemeißelte Inschrift. Das ergibt sich deutlich daraus, daß die letzten beiden aksaras von Bünners IA nach oben umbiegen, um das Zusammenstoßen mit dem Anfang von IB zu vermeiden. Wir müssen also Bünters IB als Nr. ı bezeichnen. Sie lautet, mit Einsetzung der neuen Lautwerte: Banavaputasa Kurasa sapitukasa majusa »Die Kiste des Kura, des Sohnes des Banava, samt seinen Eltern. « Bünter übersetzt sapitukasa »associated with his father«; die folgende Inschrift macht es aber, wie ebenfalls schon Fıerr bemerkt hat, not- wendig, pitu hier als ekasesa für mätapitu zu fassen. Die zweite Inschrift lautet nach Bünzer (IA): Kurapituno ca Kuramält]u ca Kurasa ca?” Sivalsa] ca majusam-panati phäligasamugam ca Budhasariranam nikhetu; »By the father of Kura, the mother of Kura, Kura (himself) and Siva (Sica), (has been ordered) the preparation of a casket and (has been given) a box of erystal in order to deposit some relies of Budha (Buddha)«. Pıscuer hat mit Recht an dem Kompositum ı Ob sie auch für den Dialekt von Mathurä anzuerkennen ist, bedarf der ge- naueren Untersuchung. Die Frage wird durch die Bestrebungen zu sanskritisieren, die in den Inschriften zutage tritt, sehr erschwert. Auch ist es von vornherein wahrscheinlich, daß die Bevölkerung von Mathurä in der Kusanazeit mit fremden Elementen vermischt war. REN 2 Dieses und das folgende ca sind durch ein Versehen in der gabe in der Ep. Ind. fortgefallen. Auch panati und phäliga° sind dort wohl nur Druckfehler. 812 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18, Juli. majusampanati' und an dem Nominativ samugam Anstoß genommen, Das Kompositum könnte nur majusapanati oder majusäpanati lauten, und in den andern Inschriften erscheint zweimal der Nominativ samugo, Er will daher majusam panati als zwei Wörter fassen und hinter Sivası cu einen Punkt setzen: »(Ein Geschenk) des Vaters des Kura und der Mutter des Kura und des Kura und Siva. Sie kaufen einen Korb und eine Krystallbüchse, um Reliquien des Buddha hineinzulegen.« Diese Deutung bedeutet insofern einen Fortschritt, als so die Formen majusam und samugam eine befriedigende Erklärung finden. Unmöglich ist nur das Sivasa ca. Wenn ein Siva an dem Geschenk beteiligt war, so hätte er doch auch in der ersten Inschrift erwähnt werden müssen. Die spricht aber nur von Kura und seinen Eltern. Bedenklich ist auch das Fehlen des Anusvära in panati, wenn auch zugegeben werden muß, daß in der Schreibung des Anusvära große Willkür herrscht. Firm hat Pısoners Aufsatz nicht gekannt. Er liest anstatt ca Sivasa m majusam panati »capiva kacamajusam panati« und übersetzt: »Of the father of Kura, and of the mother of Kura, and indeed of Kura himself, : (this) quartz receptacle (#) the humble offering: and the erystal casket | (is the separate humble offering) of him making a deposit of relies of ; Buddha.« Was zunächst die Lesung capiva käca° betrifft, so hat Fıeet unzweifelhaft darin recht, daß das vorletzte aksara ein ka und nieht . sa (sa) ist’. Ich kann aber nicht zugeben, daß das zweite aksara pl f ist; es ist ein so deutliches si wie nur möglich. Damit fällt Fuzes 7 ganze Erklärung von capiva als cäpy eva, die mir auch sprachlich un möglich zu sein scheint. Ebenso unmöglich ist die Auffassung der Worte käcamajusam Panati phaligasamugam ca, da majusam und samugam, wie schon bemerkt, nicht Nominative sein können. Ob man nikhel als Genitiv des Nomen agentis oder als Infinitiv betrachten soll, wird von der Gesamtauffassung des Satzes abhängen. Fırrr hat dann ver sucht, die Inschrift als metrisch zu erweisen. Um eine Arya heraus Ve E ER er el re Häufung ist aber doch der Hypothese wenig günstig. Dazu ku daß ich die Lesung capiva (für cäpiva) nicht anerkennen kann. v EN scheidend aber scheint mir der Umstand, daß dieser angebliche } e es n Der Anusvära ist hier ganz deutlich. Ich gebrauche in der Besprechung e ve m At .. Transkription. ofihe Schon Bünrer von 5; :»l ; 1 the lower = : in > - En) ooks like Sivaka as DM : Lüpers: Epigraphische Beiträge. I. II. 813 auch nicht eine Spur poetischer Diktion zeigt; die Inschrift ist im denk- bar trockensten Urkundenstil abgefaßt'. Ich kann sie daher nur als Prosa behandeln und meine jedenfalls, daß wir uns bei ihrer Erklärung nicht durch vorgefaßte Ansichten über ihren metrischen Charakter be- einflussen lassen dürfen. Ich gehe von der Tatsache aus, daß °majusam und °samugam Akkusative sind. Diese müssen von einem Verbum abhängen, das nur panali sein kann. Es handelt sich darum, das Subjekt des Satzes zu finden. In den Worten von Kurapituno bis nikhetu ist es nicht enthalten; ich erkenne es aber in den Worten Utaro Pigahaputo kä- nitho. Bünuer faßt sie als eine besondere Inschrift (I): » Utara (Uitara), the youngest son of Pigaha (Vigraha).« Der Zweck dieser Angabe bleibt so aber völlig unklar. Frerr meint, Uttara sei der Name des Verfertigers der Steinkiste oder der Person, die die Inschrift einmeißelte, allein das hätte doch zum Ausdruck gebracht werden müssen; wenigstens müßten wir den Namen im Instrumental erwarten’. Fıerr äußert weiter die Vermutung, känitha bedeute vielleicht ein Amt oder einen Beruf; ein solches Wort ist aber bisher unbekannt und vorläufig ist jeden- falls die Erklärung als »der jüngste« (für kanitho = kanittho) die beste. Wie der Steinmetz dazu kam, diese Worte besonders zu setzen, lehrt ein Blick auf die Phototypie. Er beabsichtigte zunächst, die Inschrift rund um die Öffnung anzubringen, aber schon bei dem Worte nikhetu stieß er mit der Inschrift ı zusammen. Er setzte daher den Rest in den Raum zwischen der Schriftzeile und dem Rande der Öffnung, und zwar in der der bisherigen Schrift entgegengesetzten Richtung. Auch die Inschriften auf der zweiten Kiste laufen kreuz und quer und zum Teil in entgegengesetzter Richtung. Ich habe schon bei meiner Behandlung der Mänikiäla-Inschrift”, bei der die Dinge ganz ähnlich liegen, darauf hingewiesen, daß sich diese geringe Sorg- falt in der Anordnung aus dem Charakter der Inschriften erklärt. Auf der Innenseite der Reliquienbehälter angebracht, waren sie für gewöhnlich überhaupt nicht sichtbar. Sie waren also gar nicht dazu bestimmt, gelesen zu werden, sondern vertreten die Stelle der Urkunden, die wir in Kirchturmknöpfen oder Grundsteinen von öffentlichen Ge- bäuden einzuschließen pflegen. ! Aus ähnlichen Gründen halte ich die Versuche, die Inschriften auf dem Reliquienbehälter von Piprähwä und auf der Vase von Peshäwar als Verse zu erweisen, für verfehlt. 2 Vgl. JRAS. 1909, S. 665. ® JRAS. 1909, S. 660. 814 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. Ich lese demnach die Inschrift (Nr. 2; B.IA.ID: Kurapituno ca Kuramatu' ca Kurasa ca sivakacamajusam panati phäligasamugam ca Budhasariranam nikhetu Utaro Pigahaputo - kanıtho »Für den Vater des Kura und die Mutter des Kura und Kura kauft eine Kiste aus sivakäca und eine Krystalldose zur Nieder- legung von Buddhareliquien Utara (Utlara), der jüngste Sohn des Pigaha (Vigraha?).« Eine ähnliche Angabe über die Person, die die Kiste besorgte, findet sich, wie wir sehen werden, auf dem zweiten Behälter. Unsicher bleibt nur das Wort sivakäca. Ich sehe darin den Namen des Materials, aus dem die Kiste verfertigt ist”, allein ich kann das Wort sonst & nicht nachweisen. Unwahrscheinlich ist aber die angenommene Be deutung nicht. Kaca bedeutet Glas, schwarzes Salz (käcamala, kr calavana, käcasambhara, käcasauvarcala), käcamani Krystall oder Quartz; $ica ist der Name einer Reihe von glückbringenden Stoffen, wie | Steinsalz (saindhava), Meersalz (samudralarana), Borax ($vetatahkana), Myrobalanen (amalaka), Silber (tära), Sandel (candana), Eisen (lola), Tagara. Eine dem $irakäca analoge Bildung scheint $ivadhatu, der Name des Opals oder Chalzedons, zu sein’. Der Name $ivakäca würde also einen Stein bezeichnen, der als glückbringend galt, und daß man den a Reliquienbehälter aus einem solchen verfertigte, wäre begreiflich. Über Vermutungen kommen wir freilich vorläufig nicht hinaus. - R Auf das Verhältnis der Angaben der Inschrift zu dem tatsäch — lichen Befunde werden wir später eingehen. Zunächst müssen Wir uns mit der Inschrift beschäftigen, die Bünter als X bezeichnet hat. = Meiner Ansicht nach bezieht sich diese Inschrift auf den Inhalt des — Reliquienbehälters, der aus einer Menge verschiedenartiger Gegenstände — besteht. In der Steinkiste fand sich eine runde Dose, wiederum aus schwarzem Stein. In dieser stand eine kleine runde Dose aus Krysi I oben und unten flach und mit eingebuchteten Seiten. Sie enthielt | ein Stückchen Knochen, die eigentliche Reliquie. Unter der Krystalle dose lagen neun kleine Blumen aus Gold, vierzehn hohle Goldkügelchen, 2 vier kleine Blumen aus Kupfer, neunzehn durchlöcherte Perlen, = Kügelehen aus Amethyst und endlich 24 Silbermünzen, die in der Form eines Svastika gelegt waren. Um die Steindose herum Jagen ein Kupferring, mehrere Stückchen Kupfer, ein Kügelchen, zwei Doppel I RE TA : Das ma hat kein Vokalzeichen; strenge genommen müßte man also m lese = ; Leider gibt Rea das Material nicht an, sondern spricht nur von »black ston‘ wadhätu könnte aber auch den Namen des Gottes enthalten wie Swap" »Bergkrystall.« % Lüpers: Epigraphische Beiträge. I. II. 815 perlen, zwei Trisulas und vier Blumen aus reinem Golde, ein hohles Kügelehen und ein Doppelkügelchen aus Gold, sieben kleine dreieckige Stückehen Gold, die ursprünglich eine Blume bildeten, und zwei halb- kugelförmige Schalen aus einem braunen Metall, die aneinander passen und offenbar eine Dose bildeten. Beide Schalen hatten in der Mitte der Außenseite je einen kleinen goldenen Knopf; nur der eine war aber noch in der Schale befestigt, der andere lag lose daneben. Eine der Schalen wies im Innern Spuren von einer Art Harz auf. Das interessanteste Stück endlich ist ein länglicher sechseckiger Krystall' mit leicht konvexen Seiten, in der Längsrichtung durchbohrt und mit einer Inschrift versehen. Diese Inschrift ist, wie schon erwähnt, in Brähmi-Sehrift. Von der Schrift der Asoka-Inschriften unterscheidet sie sich nur in drei Zeichen, in dem ca, dem da und dem Anusvara. Das ca mit seiner Verlängerung der Vertikale und das da mit der Öffnung nach rechts gleichen den entprechenden Drävida Zeichen; der Anusvära wird nicht durch einen Punkt, sondern durch einen horizon- talen Strich ausgedrückt. Das letztere ist vielleicht nur ein Notbe- helf, zu dem das eigenartige Material zwang; ein Punkt würde auf dem Krystall kaum sichtbar sein. Auf der einen Schmalseite des Krystalls ist eine Linie vom Mittel- punkt zu einer Ecke gezogen und Rrı meint, daß sie den Anfang der Inschrift bezeichnen solle. Danach würde die Inschrift Samanu- desänam ca beginnen; allein das ist wegen des ca ausgeschlossen. Außerdem läuft auf der andern Schmalseite eine Linie vom Mittel- punkte auf die Mitte der Längsseite, die das Wort yathiyo trägt. Damit kann dem Sinne nach die Inschrift sehr wohl begonnen haben, und ich habe es daher an den Anfang gestellt, wenn es auch sehr zweifelhaft bleiben muß, ob die Linie die ihr zugeschriebene Be- deutung hat. Ich lese die Inschrift (Nr. 3; B.X) nach der vorzüglichen Photo- gravüre in Rea’s Werk: : yathiyo' » Gopiylä]? agadänam’ 3 mätugamasa Namdapurähi' ‚ suvanamaha s $Samanudesänam° ca s Gilänakarasa® ayasakam’ ! Bünzer liest [sa]tkiya und bemerkt, die linke Hälfte des sa sei anormal. Nach der Photogravüre kann es keinem Zweifel unterliegen, daß das erste aksara ya ist. Der Graveur hat erst die linke Hälfte des Buchstabens gezogen, dann die rechte und ! Nach den Untersuchungen von WARTH ein Beryli; siehe Rea, a.a. 0. S. 51. 816 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. | hat dabei nicht genau die Mittellinie getroffen. Ebenso hat er das ya von Gopiyä gezogen, während er bei dem yo und dem ya von ayasakam zuerst den Halbkreis gezogen und dann die Vertikale eingefügt hat. Das Vokalzeichen des letzten aksara ist nicht ganz sicher; es könnte auch ye gelesen werden. ? Bühler liest gohiya. Nach der Photogravüre ist aber pi wahrscheinlicher als Ai. Der #-Strich ist in der Photogravüre undeutlich. 3 Bünter glaubte, zwischen dem @ und dem ga noch einen Buchstaben zu erkennen. Die Strichelehen, die dort sichtbar sind, können meines Erachtens kein Buchstabe sein. * Die Linie, die den Anusvära bezeichnet, läuft schräg und berührt mit dem linken Ende die Grundlinie des na. 5 Jch sehe den Anusvära in dem kleinen horizontalen Striche, der die Spitze der Vertikale des na berührt. Für einen @-Strich ist er viel zu kurz 6 Bünrer liest Gilänakerasa, aber weder in der Pho- togravüre noch in der Zeichnung ist ein e-Strich an dem ka zu sehen. In der Zeichnung hat das ra oben einen horizontalen Strich nach links, unten einen kleinen Haken nach rechts; die Photogravüre zeigt aber, daß ein ganz regelrechtes ra vor- liegt. Die Lesung re, die Büster für möglich hält, ist ausgeschlossen. ° Bünzer liest ayasaka; der Anusvära ist aber in der Photogravüre ganz deutlich. Für die Interpretation wichtig ist die Beobachtung, daß die ein zelnen Zeilen sehr verschieden lang sind. Zeile ı füllt z. B. nicht einmal die Hälfte des verfügbaren Raumes; in Zeile 3 hat dagegen das letzte aksara hi nur die Hälfte der normalen Größe, um es noch am Ende der Zeile unterzubringen. Daraus geht mit Sicherheit her vor, daß der Text nicht, wie es später üblich ist, ohne Berücksic- tigung der Wortzusammengehörigkeit fortlaufend geschrieben ist, SOl- dern daß Wort- und Zeilenschluß zusammenfallen. Damit ist wenigstens ein Anhaltspunkt für die Wortabtrennung gegeben. Bünter übersetzt: » An A-ga, — gift by the women from Nanda- pura(?) and by the Srämaneras from Suvanamaha, in the Ayasakasati S gohi of Gilänakera(?)« und bemerkt, daß die Worte von gilanakerasa Lokative auf -@Aim, im Apabhramsa Lokative auf -ahz finden’, könnte Namdapurähi allenfalls auch als Lokativ gefaßt werden. Für den SR - kommt nichts darauf an, ob man »von N.« oder »in N.« übersetzt Ein Stadtname Suranamaha ist dagegen sehr unwahrscheinlich. 2 = Wort kann kaum etwas anderes sein als Sk. surarnamäsa, mit Ts Übergang des Zischlauts in A, wie er namentlich nach langem Vokal häufig ist‘. Suvarmamasa oder °mäsaka ist im Sk. nach er er ein bestimmtes Gewicht; hier müssen wir für suvanamäha W ‘ Pıscaer, Grammatik der Prakrit-S Fisener, Grammati rit-Sprachen, $ 365. . Nach Pıscaer. in S. als falsche Form anzusehen. 3 Pıscaz, a.a. 0. $ 366. Pıscazr, a. a.0, $ 262— 264. Lüpers: Epigraphische Beiträge. 1. II. 817 ursprüngliche Bedeutung »Goldbohne« annehmen. Jedenfalls scheint es mir sicher zu sein, daß mit den suranamahä die Goldkügelchen' gemeint sind, die um die Steindose und unter der Krystalldose lagen. Die Worte von mätugämasa bis ca betrachte ich als zusammengehörig. Die Wortstellung ist ähnlich wie in ı: majusam panati phäligasamu- gam ca. In Zeile 6 ist Gilanakarasa offenbar Eigenname; ayasakam dagegen muß wieder einen der in dem Behälter gefundenen Gegen- stände bezeichnen. Ich kann das Wort nur mit Sk. ayas verbinden; ayasaka könnte einer Sk.-Form *ayaska oder *äyasaka entsprechen. Ayas ist ein unbestimmter Ausdruck; es kann Kupfer, Erz oder Eisen be- zeichnen. Ist meine Ableitung richtig, so kann es nur auf den Kupfer- ring, die Kupferstücke, die Kupferblumen oder die Dose aus »braunem Metall« gehen. Es bleiben die beiden ersten Zeilen. Agadanam ent- spricht sicherlich Sk. agradanam, »die Hauptgabe«°’. Das davorste- hende Gopiy@ muß Eigenname sein. Den Gegenstand der Gabe bildet also yathiyo. Das aber kann nur zu Sk. yasli gehören, und man kann höchstens zweifeln, ob man es als Nom. Pl. von yatthi oder als Nom. Sing. von yatthiya — Sk. yagtika fassen soll. Ich ziehe das erstere vor und nehme das Wort im Sinne von »Perlenschnur, die einen Edelstein in der Mitte hat«°. Die eine Perlenschnur bildeten offenbar die neun- zehn Perlen und der Amethyst, die unter der Krystalldose lagen’; die zweite wird aus den Perlen und dem Krystall selbst bestanden haben, die um die Steindose herumlagen. Wie die Durehlöcherung zeigt, war der Krystall ursprünglich sicherlich bestimmt gewesen, an einer Kette getragen zu werden. Ich übersetze die Inschrift demnach: »Die Perlenschnüre sind die Hauptgabe der Gopi. Die Gold- kügelchen (sind die Gabe) der Frauen von Namdapura und der Novizen. (Die Gabe) des Gilänakara ist das Kupfer. « Der zweite Reliquienbehälter ist eine ähnliche Steinkiste wie die vorher beschriebene; die Öffnung ist hier aber kreisrund. Inschriften, die geweißt waren, laufen um den erhöhten Rand der Öffnung herum und füllen die Vertiefung im Deckel und den Rand um diese Ver- tiefung. Die Steinkiste war fast ganz mit Erde gefüllt. Sie enthielt keine Steindose wie die erste Steinkiste, sondern nur eine Krystall- dose, die geöffnet dalag. Von der Reliquie war nichts mehr erhalten. ! Eventuell auch die kleinen Goldblumen. 5 5 { | 2 Vgl. auch den Gebrauch von aggadana im Pali und aggadakkhineyya als Bei- wort Buddhas. 3 = oo I 3 Varähamihira, Brhatsamhitä 81, 36: ekävalı nama EEE Sy u mapiviprayukta | samyojitz ya manina tu madhye yazfık 59 er uk |, * Sie sind, aufgereiht, bei Rea, Tafel I, photograp Sitzungsberichte 1912. ih 818 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. Dagegen fanden sich wieder zahlreiche Goldblumen, Perlen, Korallen, Krystallkügelchen, Kupferstückchen usw. Das wertvollste sind Reste eines aufgerollten Silberbandes mit einer dreizeiligen Inschrift, deren Buchstaben mit einer Nadel eingestochen sind. Leider ist das Metall so brüchig, daß eine Aufrollung des Bandes und damit die Lesung der Inschrift unmöglich erscheint. = Die Inschrift (Nr. 4; B. I) in der Vertiefung des Deckels lautet: ı gothi » Hiranavaghava' s [Vulgalako Kfajlaho’ Visako Thorasisi s Samano Odalo ° Apaka[ro]’ Komudo' ı Anugaho Kuro s Satugho Jetako Jeto® Alina[ka]* » Varuno Pigalako Kosako ı» Suto Päpo’ Kabho ....* Ghäleko’ ıı: Samanadaso Bharado ı» Odalo'’ Thoratiso 'Tiso » Gilano'' Jambho + Puta[ro]'” Abo" ul 3}, Vene " Janako :» Gosalo Känamkuro” Uposathaputo Utaro » Karahaputo' 3 Dies ist Bünters Lesung, die aber per sicher ist!. Nach der F Bü > Bhotoiypie schwer erkennbar und BEER, ER das @ von ka. Das ber z eine merkwürdige Gabelung an der Spitze. 3 Bünuer: Apaka .., das ro ist wahrscheinlich. * Bünter: Samudo, aber der Haken des ERRER: Zeichens ist unsicher, während der o-Strich vollkommen deutlich ist. Man könnte also höe Somudo lesen, aber ein solcher Name ist kaum denkbar. 5 Bünter: Potako | aber die beiden je sind unverkennbar. ° Bünter: Alinaka, aber der a-Strich ist der Phototypie nicht zu erkennen, und das ka kann überhaupt nicht als sicher $ ’ Nach der Phototypie wäre auch Sapo ‚möglich. s Bünrer: Kabherakh[o], zweite aksara kann nicht bhe sein, wie ein Vergleich mit dem bAha in ı 1 zeigt, SO bho. Die darauffolgenden beiden aksaras sind ganz unsicher. » Bünuer: [ in der Peaypie ist das gAa ganz deutlich. 10 Bünner: Odalo, aber das % ee “ _ * Nach der Phototypie wäre auch Giläno möglich. Gets teiee Ein da ist ausgeschlossen ; das letzte aksara ist unsicher. [Blabo, aber das ale, 0 Der Längestrich ist in der Mitte der S er vier aksaras sind unleserlich. ıs Bünner: 6 Küro. Das von lo ist völlig sicher. In der Phototypie vermag ich am Ende # “. _ einen Strich zu entdecken. 16 Bünrer Kärahaputo. In der £M i Vor allem deshalb, weil ‚hiranya in Nr. 5 durch hirana vertreten ” Lüpers: Epigraphische Beiträge. 1. 11. 819 Bünter hat nur Uposathaputo und Karahaputo als nähere Bestim- mungen zu den vorausgehenden Namen gefaßt, die übrigen Namen aber als selbständige Personennamen behandelt. Ein Name wie Thorasisi macht aber durchaus den Eindruck eines Patronymikons. Er ent- spricht genau einem Sk. Sthaulasörsi, dem nach Pan. 6, ı, 62 gebil- deten Patronymikon von Sthülasiras'. Es liegt also nahe, Visako Thorasigi in Zeile 4 als Bezeichnung einer einzigen Person zu betrachten. Das gleiche gilt für die beiden folgenden, Samano Odalo und Apakaro Komudo, und den vorausgehenden Vugalako Kälaho. Odalo ist Sk. Audalah, Patronymikon zu Udala, das Asval. Srautas. 12, 14, 2 und im Pravaradhyäya erwähnt wird, Komudo ist Sk. Kaumudah, Patronymikon zu Kumuda, einem häufigen Namen, und Kalaho kann wenigstens der Form nach eine Ableitung von Kataha sein, wenn dieser Name auch sonst nicht belegt ist. Von Zeile 7 an zeigt aber die Liste keines- wegs mehr einen regelmäßigen Wechsel zwischen Personennamen und Patronymikon. Unter dem Namen von Anugaho bis Jeto sind sicher keine Patronymika; erst das sich anschließende Alinaka könnte wieder Patronymikon sein, und wenn Bünters Lesung Alinaka richtig sein sollte, könnte es sich auf Jetaka und Jeta beziehen, deren Namen darauf schließen läßt, daß sie Brüder waren. Unter den folgenden Namen ist Patronymikon vielleicht noch Ghäleko und höchstwahrschein- lich noch Thoratiso, das einem Sk. Sthaulatisyah entsprechen würde. Auffällig ist, daß sich in der Liste drei Namen finden, Satugho, Bharado und Janako, die der Rämasage angehören. Sie kommen sonst in den Inschriften bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. nicht vor. Be- weisen können sie an und für sich natürlich nur die Bekanntschaft mit der Sage, nicht das Bestehen von Välmikis Gedicht. Der merk- würdige Name Kanamkura erinnert an die Beinamen der Pallavas auf ankura® und ist vielleicht mit Haplologie aus Kanakänkura entstanden. Ich verstehe die Inschrift also folgendermaßen: »Das Komitee (besteht aus) Hirahavaghava (? Hiranyaryäghrapad?), Vugälaka Kälaha (Udyäraka Kalaha), Visaka Thorasisi (Visvaka Sthau- lasirsi), Samana Odala (Sramana Audala), Apakara (?) Komuda (A. Kau- muda), Anugaha (Anugraha), Kura, Satugha (Satrughna), Jetaka (Jayan- taka) (und) Jeta (Jayanta), den Alinakas (?), Varuna, Pigalaka (Pingalaka), Kosaka ( Karasaka ?), Suta (Sruta), Papa (?), Kabha (Kambha), u... Gb leka, Samanadäsa (Sramanadasa), Bharada (Bharata), Odala Thoratisa (Uddala Sthaulatisya), Tisa (Tisya), Gilana (Gläna), Jambha, Putara (), ı Sthulasiras ist als Name eines Rsi im Mbh. belegt. 2 Nayankura, Tarunankura, Lalitankura, Buddhyankura, South-Ind. Inser. I, 3, 4; ‚1, 341; Ep. Ind. VI, 320; VIII, 145. ce 820 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. Aba (Amra), Gälava...... ‚ Janaka, Gosala (G@osäla), Kanamkura (Ku nakankura?), dem Sohne des Uposatha (Upavasatha), Utara (Uttara), dm Sohne des Karaha.« Am rechten Rande der Vertiefung des Deckels steht ferner (N? 5: DB. V% : ı gothisamano Kubo » hiranakara gamanıputo Bubo Das erste kann nur heißen: »Der Asket des Komitees ist Kuba (Kumbha).« Der gosthisramana scheint ein Beamter des Komitees ge- wesen zu sein. Über seine Funktionen wissen wir nichts. N Die zweite Zeile gibt Bünter wieder: »Buba, the son of the village-headman Hiranakära (Hiranyakara).« Bei dieser Übersetzung sieht man den Zweck der Inschrift nicht ein. Auch ist Hiranakara ein auffallender Eigenname. Ich möchte eher glauben, daß hiranakära Lese- oder Schreibfehler für hiranakäro ist, und daß dieses Wort hier die Bedeutung Schatzmeister, Bankier hat, die auch Aairanyaka zu- kommt. Es wäre also zu übersetzen: »Der Schatzmeister ist Büba, der Sohn des Dorfschulzen.« Mit der zum Teil schwer lesbaren Inschrift am linken Rande (Nr.6; B.IV) weiß ich ebensowenig etwas anzufangen wie Bünter. Soweit — sich aus der Phototypie erkennen läßt, steht da: 2 Samalnaldäsato hita.a...... Budhasa sariräni mahiyanukam- ma.. Für mahiya° könnte auch mapiya° gelesen werden. Sicher ist nuf 2 daß hier von den Buddhareliquien die Rede ist. = Am Rande der Öffnung des Behälters selbst stehen zwei Inschriften. — Die erste (Nr. 7; B. VI) lautet: a sa gothi nigamaputänam! räjapimukhä Sä....saputo lu birako räja Sihagothiyä pämukho tesam amnam majus[ä]’ ph” ligasamugo° ca pasanasamugo ca 5 a BüRLer: sagaltklinigama°; das @ von sa und das o von go sind vollkommet deutlich. ® Bünter: maj[üls[am]. Das @ von sa ist nicht ganz sicher, da an der betreffenden Stelle ein Riß durch den Stein geht; ein Anusvära ist aber Sie nicht vorhanden. ® Bünter: phäliga°. Ä Ich übersetze: »Dieses Komitee der Angehörigen des nigama (Gilde oder Dorf) hat den König als Vorsitzenden. König Khubiraka (Kuberakt), der Sohn des Sa....sa', ist der Vorsitzende des Siha- (Simha-) ' Da in den übrigen Inschriften i im Kompositu _ er puta stets mit dem Vatersnamen im ee pres - ee. ist es wahrscheinlicher, daß auch hier das sa vor puto nicht die asien ist, sondern zum Namen gehört. N wird 2 ine) Name des Komitees ist sehr seltsam, und fortschreitende Erkenntn! vielleicht einmal zu einer ganz anderen Erklärung von siha führen. tum Lüpers: Epigraphische Beiträge. I. II. 821 Komitees. Denen (gehört) das andere, die Kiste und die Krystall- dose und die Steindose. « BÜHLER mußte, um einen Sinn zu erhalten, räjapaämukhä als Fehler für rayapaämukhanam ansehen: »by the sons of the Sägathi nigama,« Bei der neuen Lesung ist jede Textänderung unnötig. Der erste Satz enthält die allgemeine Bestimmung: solange die gosthi besteht, ist der r@an der Vorsitzende. Der zweite Satz gibt die zur Zeit der Inschrift bestehenden Verhältnisse an. Die richtige Erklärung von amnam hat schon Pıscher gegeben. Die zweite Inschrift (Nr. 8; B. VII) lautet nach Bünter: Samano Cagha[na]puto Utaro Aramutara.... »Samana (Sramana), the son of Chaghana (?Jaghanya?). Utara (Uttara)..... « Zwei Buchstaben sind meines Erachtens von Bünter verkannt worden. Das sechste aksara ist kein ”a, da der Haken rechts dafür viel zu hoch angesetzt ist und außerdem der a-Strich fehlen würde. Es kann nur ein khä sein. Das dreizehnte aksara kann ferner kein r@ sein. Wenn der Winkel in der Mitte der Vertikale das @-Zeichen wäre, dürfte nicht am Kopfe der Vertikale noch ein a-Zeichen stehen. Meiner Ansicht kann das Zeichen nur Aa sein. Die beiden letzten von Bünter nicht gelesenen Zeichen sind sicherlich yati; der Querstrich an der rechten Seite des ya ist offenbar nur zufällig, und das i von # ist kursiv wie in nigama” und in Thoratiso in Nr. 4. Ich halte auch das viertletzte aksara für li; es kann aber auch ia gelesen werden. Ich lese demnach die Inschrift: Samano ca Ghakhaputo Utaro aham=utirayati Die Inschrift als Ganzes bereitet Schwierigkeiten, doch scheinen mir die letzten Worte klar: »Utara führt den Auftrag aus.« Da amnam in Nr. 7 zeigt, daß ny in diesem Dialekte zu nn (mn) wird, kann anam nicht etwa auf anyam zurückgeführt werden. Es muß vielmehr Sk. Zjnam entsprechen. Ukirayati fasse ich als uitirayati, mit Nicht- bezeichnung der Länge wie in °sariranam in Nr. 2, sariräni in Nr. 6. Zur Bedeutung vergleiche man die Ausdrücke tilitadamda und athasam- tiranä in den Asoka-Inschriften (SE. 4; FE. 6). Wer vorzieht, uftarayati zu lesen, muß es als unvollkommene Schreibung für uitärayati erklären. Im Sk. würde man dafür aratärayati sagen‘. Die Angabe, daß Utara den Auftrag der gostht ausführte, erinnert sofort an die Inschrift auf dem ersten Reliquienbehälter, wonach Utara, der Sohn des Pigaha, die Steinkiste und die Krystalldose für Kura und seine Eltern kaufte. Da es wegen des amnam in Nr. 7 feststeht, daß die beiden Schen- kungen miteinander in Zusammenhang standen, so kann an der Iden- ! Über den Wechsel von wir und avaff vgl. auch Jacosı, Parisishtaparvan, S. 9 und Herrer, ZDMG. 61, 499- 822 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. tität des Utara in Nr. 7 und Nr. 8 kaum gezweifelt werden. Ist das aber der Fall, so können die hier dem Utaro vorangehenden Worte nicht direkt zu Utaro gehören, denn er würde hier als der Sohn der Ghakha bezeichnet sein. Auch die äußere Form macht es ganz un- wahrscheinlich, daß wir hier eine fortlaufende Inschrift vor uns haben, : Zwischen °puto und Utaro ist eine Lücke und das u steht viel tiefer als das vorausgehende to. Die Worte Samano ca Ghakhäputo müssen also besonders gefaßt werden. Nun kann man zweifeln, ob man a Ghakhäputo, wie ich es tue, oder Caghakhaputo lesen soll — weder Ghakhä noch Caghakha@ läßt sich vorläufig als Name belegen oder er klären —; in jedem Falle bleibt der Zweck der Inschrift, wenn man 4 sie als selbständige Inschrift faßt, dunkel. Ich kann sie daher nur als eine Ergänzung zu Utaro änam utirayati betrachten, die der Steinmetz vor jene Worte setzte, weil es dahinter an Raum fehlte!. Über die Willkür, die in dieser Hinsicht herrschte, habe ich schon oben ge- . sprochen. Ich übersetze demnach: a »Utara (Uttara) führt den Auftrag aus und Samana (Sramand), “ der Sohn der Ghakhä«. | Merkwürdig ist, daß die Inschriften auf den beiden Reliquien behältern nicht mit dem tatsächlichen Befunde übereinstimmen. Nach Inschrift Nr. 7 sollte der zweite Behälter aus einer Kiste, einer Krystall- dose und einer Steindose bestehen; in Wahrheit ist eine Steindose nicht vorhanden. Anderseits spricht die Inschrift Nr. 2 auf dem ersten Behälter nur von einer Steinkiste und einer Krystalldose; tatsächlich. aber hat sich hier auch eine Steindose gefunden, in der die Krystal- dose eingeschlossen war. Wir müssen uns mit der Feststellung dieses Widerspruches begnügen. Ob hier ein einfaches Versehen des Stein metzen vorliegt oder ob man mit irgendwelcher, ehrlicher oder un- ehrlicher, Absicht den Inhalt der Steinkiste nachträglich vertausch hat, läßt sich nach mehr denn 2000 Jahren kaum ermitteln. Der dritte Reliquienbehälter ist eine ganz ähnliche Steinkist wie die zweite, Geweißte Inschriften sind in der Höhlung des Deck und um die Öffnung des unteren Steines angebracht. In der KRis! fand sich wiederum eine Krystalldose, offen und voller Erde, und da neben eine ganz kleine Dose aus Beryli, die drei Knochensplitter e®! hielt. Ursprünglich hatte die Berylidose in der Krystalldose gestanden Um die Dosen herum lagen wieder die üblichen Beigaben aus Gold Kupfer, Perlen und Edelsteinen. = ‘ Man beachte, daß schon von änamu° ab die Zeichen immer kleiner und drückter wer Lüpers: Epigraphische Beiträge. 1. I. 823 Die Inschrift auf dem Deckel ist nicht einheitlich. Ein Blick auf die Phototypie zeigt, daß zunächst nur die mittlere Kolumne von Namen eingemeißelt war. Die Namen, die rechts und links davon stehen, sind in bald größeren, bald kleineren Buchstaben geschrieben und stehen vielfach außerhalb der Zeile. Sie erweisen sich dadurch als später hinzugefügt. Ich lese (Nr. 9; B. VIM': r Vacho Cagho negama 2 Jeto Jambho Tiso 3 Reto Acino Sabhiko + Akhagho Kelo Keso Maho s Seto Chadiko[gho] Khabülo' 6 Sonutaro Samano 7 Samanadaso Samako 8 Kamuko Citako” ' Bünrer: Chadiko Okhabulo. Das vierte aksara ist undeutlich, aber sicher kein o. Die Verbindung dieses aksara mit dem weit davon getrennten Khabiülo ist ganz unmöglich. * Bünter: Citako; nach der Phototypie ist # wahrscheinlicher als r. »Die Mitglieder des nigama (Gilde oder Dorf) (sind): Vacha (Vatsa), Cagha, Jeta (Jayanta), Jambha, Reta (Raicata), Acina (Acirna?), Kela, Kesa (Kesa), Chadikogha, Sonutara (Sraranottara), Samanadäsa (Sramana- dasa), Kamuka, Citaka (Citraka), Akhagha (Aksaghna), Seta (Scaitra oder Srestha?), Tisa ( Tisya), Sabhika, Maha (Mägha), Khabula, Samana (Sramana), Sämaka (Syzmaka).«. Um den Rand der Höhlung steht (Nr. 10; B.IX): Arahadinänam gothiyaä majüsa ca samugo ca tena samayena' Kubirako raja amsi” ' Bünter: tena kama yena. 2 Bünter: am|k]i. Die richtige Lesung, die keiner weiteren Begründung bedarf, hat, wenn ich nicht irre, schon SEnAarr gegeben. Leider konnte mir auch Hr. Sexarr selbst nicht angeben, wo das geschehen ist. »Die Kiste und die Dose (gehört) dem Komitee der Arahadinas (Arhaddattas). Zu dieser Zeit war Kubiraka (Auberaka) König.« Bünter faßt Arahadinanam als Pluralis majestatis; die Bedeutung des Namens wird dadurch nicht klarer. Samugo müßen wir offenbar auf die Krystalldose beziehen. Daß die Berylidose in der Inschrift nicht besonders erwähnt wird, braucht nicht wunderzunehmen, da sie winzig klein ist. Die Namen der are hinzugefügten Kolumnen ı und 3 setze ich in die Reihe, der sie zunächst stehen 824 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. II. Die Inschrift von Ara. Die im folgenden behandelte Kharosthı Inschrift wurde in einem R: Brunnen in einem Nala namens Ara, zwei Meilen von Bagnilab, gefunden. a Sie befindet sich jetzt im Museum zu Lahore. R. D. Banerst hat sie zu erst zu unserer Kenntnis gebracht. In seiner Veröffentlichung (Ind. Ant. 1908, 8. 58f.) hat er die Erwartung ausgesprochen, daß mir eine 7 vollständige Entzifferung des Textes gelingen würde. Ich bedauere, dieser Erwartung nicht entsprechen zu können; die letzte Zeile der 5 Inschrift bleibt mir unverständlich, obwohl die Schrift hier. teilweise ER ganz klar ist. Den übrigen Teil der Inschrift aber glaube ich mit Hilfe eines Abklatsches, den ich der Güte Frerrs verdanke', so weit lesen zu können, daß höchstens über die beiden Namen in der vierten Zeile noch ein Zweifel bestehen kann. a Um zu zeigen, was ich meinem Vorgänger verdanke, setze ih seine Lesung hierher. Auf jeden Punkt, in dem ich von ihm ab weiche, einzugehen, halte ich für überflüssig; in den meisten Fällen muß eben der Augenschein entscheiden. Nur das eine sei hier schon 3 bemerkt. Baxersı meint, die Inschrift sei am linken Ende verstümmelt; — es fehlten die Schlußworte aller Zeilen mit Ausnahme der ersten. 4 Diese Annahme ist völlig unbegründet. Nur die letzte Zeile ist eventuell unvollständig. Banersı liest: NE En, : Maharajasa rajatirajasa devaputrasa pa(?)thadharasa ...- : Vasispaputrasa Kaniskasa samvatsaraö eka catari(e)..- N » sam XX, XX, I, Cetasa mäsasa diva 4, ı atra divasami Namikha.... > * ....na pusa puria pumana mabarathi Ratakhaputa..-- atmanasa sabharya putrasa anugatyarthae savya..-- 6 ....rae himacala.. Khipama.... Ich lese: : Maharajasa rajatirajasa devaputrasa [ka]i[sa]rasa' : Vajheskaputrasa® Kaniskasa sambatsarae? ekacaparli]- I: : [Sae]‘ sam 20 20 ı Jethasa masasa di 20° 4 ı ijse] divast chunami khafn]e® : kupe [Dalsaverana’ Posapuriaputrana matarapitarana PU e Namdafsa sa]bharyafsa® sajputrasa anugraharthae sar : - [palna® 6 [ja] tisa hitae!® ima cala FERIWEDE 4:6 ' Es ist derselbe, nach dem die Phototypie im Ind. Ant. hergestellt ist. hr ’ı angibt, es wären mir Abklatsche der Inschrift aus Lahore zugeschickt, „endet er sich im Irrtum. Jedenfalls ist kein Abklatsch dieser Inschrift aus I in meine Hände gelangt. Lüpers: Epigraphische Beiträge. 1. 1. 825 ı Auf die Lesung dieses Wortes werden wir zurückkommen. ®2 Das zweite aksara kann meines Erachtens nur jhe sein; die Lesung si ist jedenfalls ausgeschlossen. Über die Lesung des dritten aksara kann man zunächst verschiedener Ansicht sein. Auf ska weisen die Namen Kaniska, Väsiska, Huviska und die Tatsache, daß in der Zeda-Inschrift genau das gleiche Zeichen in dem Namen Kaniskasa erscheint!. Für spa spricht anderseits, daß die Ligatur ska hier in dem unmittelbar folgenden Kaniskasa einen andern Ansatz des ka zeigt. Wenn man aber bedenkt, daß in der Kharosthi Schrift dieselben Zeichen auf demselben Stein oft sehr verschiedene Formen zeigen, so wird man sich doch für ska entscheiden. 3 Die richtige Lesung des Jahresdatums habe ich schon JRAS. 1909, S. 652 gegeben. Die Ligatur ta ist nicht neu, wie Bawersı meint. Sie findet sich, wenn man von unsichern Fällen absieht, in samvatsaraye in der Taxila-Inschrift des Patika (Ep. Ind. 4, 54; Bünter: samvatsaraye), und in der Mahaban-Inschrift (Journ. As. IX, 4, 5145 SENART samvatsaraye) und in bhetsiti und matsana im MS. Dutreuil de Rhins, wie Franke schon vor zehn Jahren erkannt hat (Päli und Sanskrit, S. 96 f.). * Dasivonri ist undeutlich. 5 Hinter dem Zeichen für 20 ist ein Loch’ im Stein. 6 Dasn ist abgebröckelt. Der e-Strich ist unten angesetzt wie in de in Zeile 1, in sämtlichen e und wahrscheinlich auch in ve in Zeile 4. ” Das da ist unsicher. Das sa am Ende des Wortes und das folgende sa sind nicht ganz deutlich, aber vollkommen sicher. ° Das aksara hinter sarva ist völlig zerstört und das pa unsicher. Ist sarvasapana zu lesen? % Das Ai ist nicht sicher. 1 Hinter Akhiyama sind drei oder vier akyaras un- leserlich. »(Während der Regierung) des Maharaja, Räjätiraja, Devaputra, Kaisara Kaniska, des Sohnes des Vajheska, im einundvierzigsten Jahre — Jahr 41 — am 25. Tage des Monats Jetha (Jyaistha), in diesem Zeitpunkt des Tages, der gegrabene Brunnen der Dasaveras, der Posapuria-Söhne, zur Verehrung von Vater und Mutter, um einen Ge- fallen zu erweisen dem Namda samt seiner Gemahlin und seinem Sohne und allen Wesen). Zum Wohle dieser(?) . .« N Die Inschrift berichtet also die Herstellung des Brunnens, in dem sie gefunden ist, durch eine Anzahl von Personen, die sich Dasaveras nennen, wofern der Name richtig gelesen ist, und die weiter als ' Posapuriaputra charakterisiert sind. Da es nachher heißt, daß das Werk zur Verehrung von Vater und Mutter unternommen wurde, so kann Dasavera nur der Familienname sein, mit dem sich hier eine Anzahl von Brüdern bezeichnet. Den Ausdruck Posapuriaputra wird man zunächst geneigt sein als »der Sohn des Posapuria« zu verstehen. Allein Posapuria wäre doch ein sehr merkwürdiger Personenname. Ich glaube daher, daß putra hier im Sinne von » Angehöriger« zu verstehen ist wie in nigamaputa, oben S. 820°, und daß Posapuria eine Ableitung von dem Stadtnamen Posapura = Purusapura, dem heutigen Peshäwar, ist. Die Form posa ist bekanntlich im Pali belegt. khane* ! Ich urteile auf Grund eines Abklatsches. 2 Der Schluß ist mir nicht er ® Andere Beispiele ZDMG. 58, 693 \ 4 En .. = ke Saale der beiden na-Zeichen bei, ohne damit ausdrücken zu wollen, daß ich sie für unbedingt richtig halte. 826 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18, Juli. ist jedenfalls eine Ableitung von khan in der Bedeutung » gegraben«. Ob man darin ein Adjektiv oder ein Partizipium — Sk. khatah zu sehen hat, mag dahingestellt sein. Ahane kupe scheint im Gregen- satz zu »natürlichem Brunnen, Quelle« gebraucht zu sein. Der Aus- druck ist von Interesse, weil er uns erlaubt, eine Stelle in der rätse- vollen‘ Inschrift von Zepa richtig zu deuten. Dort stehen hinter dem Datum sam 10 1 Asadasa masasa di 20 Ütaraphaguna ise chunami Zeichen, die Senarr” [bhalnam u[ka].... casa ma . . kasa Kaniskasa raja- [mi] .... [dadabhai] da[na]mukha, Bover’ khanam usphamu .. casa mar dakasa Kaniskasa rajami [to]yadalabhai danamukha liest. Nun zeigt der Abklatsch deutlich, daß die ersten drei aksaras dieser Stelle genau dieselben sind wie die ersten drei auf das Datum folgenden aksaras in unserer Inschrift. Sogar das e von ne ist genau so unten an- “ gesetzt wie hier‘. Daß das darauffolgende Zeichen weder ka noch spha ist, sondern e, wird man jetzt kaum noch bestreiten’. Die fol 5 genden Worte lese ich Veradasa mardakasa. Sie sind in dem Abklatsch ziemlich klar bis auf das zweite aksara, das auch ro sein könnte. Von den auf rajami folgenden fünf aksaras kann ich zur Zeit nur sagen, daß sie auf keinen Fall toyadalabha sein können. Es ergibt sich also die Lesung khane kue Veradasa mardakasa Kaniskasa rajami “ a uEn, .ti danamukha. Die Form kue anstatt kupe findet sich auch 4 in der Paja-Inschrift® und in der Muchai-Inschrift”. Weit wichtiger als der eigentliche Inhalt der Inschrift ist das Datum. Die zahlreichen datierten Inschriften der Kusana-Zeit machten . bisher, wenigstens was die Reihenfolge der Herrscher betrifft, keine S Schwierigkeit. Sie ergaben für Kaniska die Jahre 3—ıı, für Va ; siska 24— 28, für Huviska 33—60, für Väsudeva 74—98. Hier finden . wir plötzlich einen Kaniska im Jahre 41. Man könnte, um den Wider — spruch zu erklären, vielleicht behaupten, daß aus den Worten der Inschrift gar nicht hervorgehe, daß Kaniska im Jahre 41 noch “u dem Throne war. Kaniskasa sambatsarae ekacaparisae heißt wörtlich: ‚im Jahre 41 des Kaniska«, und man könnte darin den Sinn suchen »im Jahre 41 der von Kaniska gestifteten Ära«. Nun ist es wohl selbstverständlich, daß die Verbindung der Jahreszahl mit dem Namel ‘ Ich kann der Inschrift dieses Beiwort auch nach der Behandlung, die Ihe Bover hat angedeihen lassen, nicht versagen. 2 JA. VII, 15, 137. + 3, 466. ge ER a RT nam u nicht zu erklären. £ JRAS. 1909, 647 ff. ; t. 37, 65. Ind. Ant. 37, 64; JRAS. 1909, 664. Lüpers: Epigraphische Beiträge. 1. II. 827 des Königs im Genitiv ursprünglich das Jahr der Regierungszeit des betreffenden Königs bezeichnete, allein ich brauche keine Beispiele dafür anzuführen, daß man später in derselben Weise auch den Namen des regierenden Königs mit der Jahreszahl der fortlaufenden Ära ver- bunden hat. Und das muß auch hier der Fall sein. Kaniska erhält hier seine sämtlichen Titel; es wird sogar die Angabe seiner Abstam- mung hinzugefügt. So spricht man nicht von einem längst verstorbenen Könige, zumal wenn man den Namen des regierenden Königs ver- schweigt. Diese Erklärung erscheint mir daher ausgeschlossen. Eine zweite Möglichkeit bietet die Annahme, daß Kaniska mit Vasiska und Huviska gleichzeitig regierte. Banersı hat sie sich zu eigen gemacht. Danach müßte Kaniska zwischen S. ı0' und 24 die Regierung Indiens dem Vasiska übertragen haben, der später in Huviska einen Nachfolger erhielt, und sich selbst auf die Regierung der nördlichen Teile seines Reiches beschränkt haben. Wahrscheinlich ist das bei dem Schweigen aller andern Quellen nicht. Man sollte doch vor allem erwarten, daß in den Titeln des Vasiska und des Huviska die Andeutung eines ge- wissen Abhängigkeitsverhältnisses zutage treten werde. Allein in den Inschriften von Isäpur und Säniei führt Vasiska den Titel maharaja r@jätiraja devaputra sähi?. Daß für Huviska bis S. 40 nur die Titel mahärdja devaputra inschriftlich belegt sind, wird ein Zufall sein. In der Inschrift der Näga-Statue von Chargäon von S. 40° und in der In- schrift der Wardak-Vase von S. 5ı* heißt er maharäja räjatiraja, in der Mathurä-Inschrift von S. 60° mahärgja räjatiräja devaputra. Sollte unter diesen Umständen nicht die Annahme näher liegen, daß der Kaniska unserer Inschrift gar nicht mit dem bekannten Kaniska identisch ist? Ich will kein Gewicht darauf legen, daß Kaniska hier einen Titel führt, der ihm sonst nicht beigelegt wird. Die Bezeichnung als des Sohnes des Vajheska aber, die ebenfalls sonst nie erscheint, macht mir wenigstens durchaus den Eindruck, als ob sie hinzugefügt wäre, um diesen Kaniska von einem andern Herrscher gleichen Namens zu unterscheiden. Nun klingt der Name Vajheska (oder Vajheska) so stark an Väsiska an, daß ich beide Formen nur als Versuche an- sehen kamn, RE und denselben barbarischen Namen mit den Zeichen indischer Alphabete wiederzugeben‘. Sie stehen sich jedenfalls näher ! Dies ist das Datum einer Inschrift im Britischen Museum, die aus der Gegend von Mathurä stammen muß; siehe Ep. Ind. IX, 239 fl. ® JRAS. ıgıo, 1313; Ep. Ind. II, 369. ® Voser, Catalogue of the Archwologieal Museum at Mathura, S. 88. * JRAS.XX, 255 ff. | ® Ep. Ind. I, 386. ; } : In ° jk und s könnten zum Ausdruck eines x verwendet sein; vgl die | Jhoilasa in Kharo-thi neben ZRINOY auf den Münzen des Zoilos (Gardner, Coins 828 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. als z. B. die verschiedenen Formen, in denen der Name des Huviska in Inschriften und auf Münzen erscheint. Sollte nun nicht der Kaniska unserer Inschrift der Sohn des Nachfolgers des großen Kaniska sein? Er würde damit wahrscheinlich auch sein Enkel sein, was wiederum gut zu dem Namen stimmen würde; Enkel werden bekanntlich über- all gerne nach dem Großvater benannt. Der Gang der Ereignisse würde danach der folgende gewesen sein. Auf Kaniska folgte zwischen S. ıı und 24 Väsiska. Nach dessen, wahrscheinlich bald nach 8. 28" erfolgtem Tode, trat eine Spaltung des Reiches ein. Im Norden be- mächtigte sich Kaniskall. der Herrschaft; im eigentlichen Indien machte sich Huviska zum Könige. Kaniskas II. Regierung währte mindestens | bis S. 41, dem Datum unserer Inschrift. Vor S. 52 aber muß Huviska auch den Norden des Reiches zurückgewonnen haben, denn in diesem Jahre wird er als Herrscher in der Kharosthi Inschrift erwähnt, die in Wardak südwestlich von Kabul gefunden ist. Ich verkenne das Problematische dieser Konstruktionen nicht; ob sie richtig sind, müssen weitere Funde zeigen, auf die zu hoffen wir glücklicherweise berechtigt sind. Die Inschrift, die uns so manche neue Schwierigkeiten bereitet, trägt aber, wie ich meine, durch ein Wort auch dazu bei, eine Frage der Entscheidung näher zu führen, 2 die in den letzten Jahren die indische Geschichtsforschung viel be schäftigt hat. Dieses Wort ist der vierte Titel des Kaniska, den ich kaisarasa lese. Diese Lesung erscheint mir absolut sicher, trotzdem der obere Teil einiger Buchstaben auf dem Steine beschädigt ist. Banersı las pa(?)thadharasa. Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß das erste aksara ein pa sein könnte. Ebensogut kann aber auch der obere Teil des Zeichens weggebrochen sein wie bei dem vorausgehenden Zeichen, das unzweifelhaft ein sa ist. Dann kann das aksara nur gewesen sein. Das zweite aksara kann nur i sein; der Haken an ige Spitze des Zeichens ist in dem Abklatsche ganz deutlich und schließt die Lesung iha aus. Von dem dritten aksara ist nur der untere Teil erhalten. Wer den Rest mit dem letzten sa des Wortes vergleichl; kann nicht bezweifeln, daß es ein sa war. Die Lesung dha ist © fach unmöglich. Die beiden letzten aksaras sind deutlich ras@. Man kann also paisarasa oder kaisarasa lesen; daß nur das letztere ieh sein kann, liegt auf der Hand. | Der Titel kaisara ist bisher auf indischem Boden nicht naels wiesen. Er wäre auch hier unglaublich, wenn es sich um einen naut“ of Greek and Seythie Kings in Bactria and India, $. 52 f.; 170). Daß die Schrö I mit e eg i vor dem ska keinen Unterschied macht, braucht kaum bemerkt zu Y7 : Falls nämlich die Mathurä-Inschrift, Ep. Ind. II, 206, Nr. 26, S. 29 und Regierungszeit des Huviska datiert ist. Lüvers: Epigraphische Beiträge. 1. 1. 829 nalen Herrscher handelte. Die Kusan-Könige aber borgen ihre Titel aus der ganzen Welt zusammen. Sie nennen sich mahäräja. Das ist der echt indische Titel. Sie heißen r@jatiraja. Das ist offenbar die Übersetzung des mittelpersischen Königstitels saonano sao, der auf den Münzen des Kaniska, Huviska und Väsudeva begegnet. Der dritte Titel, devaputra, ist, wie man längst erkannt hat, die Übersetzung des chinesischen Z‘en-tzu, »Sohn des Himmels«. Dazu kommt hier der Name des römischen Cäsars. Man kann fragen: wozu diese Häufung? Auch darauf läßt sich die Antwort geben: sie soll den Träger dieser Namen als den Herrn der Welt bezeichnen. Mahäräja ist der König von Indien, .der Herrscher des Südens. Ihm gegenüber steht der rajatiräja, der König der nördlichen Länder. Daß Iran genau genommen nordwestlich von Indien liegt, braucht hier, wo es sich natürlich nur um die ungefähren Himmelsrichtungen handelt, nicht zu stören'. Der devaputra bezeichnet den Herrscher des Ostens. Ihm gegenüber steht der kaisara, der Herr des Westens. So ist der Kusan-König ein sarvalogaisvara, wie der Titel auf den Münzen der beiden Kadphises lautet. Diese Ideen können indisch sein. Ich brauche nur an den digvijjaya zu erinnern, der das Ideal und die Sehnsucht jedes Hindu- herrschers ist. Sie können aber auch vom Osten übernommen sein. Wir finden dieselbe Verteilung der Welt jedenfalls auch in China, wenn auch erst in etwas späterer Zeit. » Dans le Ien-feou-ti (Jambudvıpa)«, sagt ein chinesischer Übersetzer aus dem Ende des vierten Jahrhunderts, den ich nach S. Livıs Übersetzung? zitiere, »il y a... 4 Fils du Ciel (Üien-tzeu). A Vest il y a le Fils du Ciel des Tsin (les Tsin orientaux 317—420); la population y est tr&s prospere. Au sud, il y a le Fils du Ciel du royaume T“ien-tehou (Inde); la terre produit beaucoup d’elephants renommes. A l’ouest, il y a le Fils du Ciel de Ta-ts'in (’Empire Romain); la terre produit de l’or, de l’argent, des pierres precieuses en abondance. Au nord-ouest il y a le Fils du Ciel des Yue-tchi; la terre produit beaucoup de bons chevaux«. Die Stelle ist geradezu ein Kommentar für die Bedeutung der Königstitel unserer Inschrift. Wir haben oben gesehen, daß über die Persönlichkeit, die hier kaisara genannt wird, Zweifel bestehen. Für die chronologischen Schlüsse, die wir aus dem Gebrauche dieses Titels ziehen können, ist das gleichgültig. Niemand wird leugnen wollen, daß unsere In- schrift aus der Kusana-Periode stammt und daß ihr Datum S. 41 us die Reihe jeder Daten gehört, die von 3 bis 93 laufen. Der Beginn ! Siehe aber die nachher aus dem Chinesischen angeführte Stelle. ? JA.IX, 9, 24, Note. 830 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. der Ära, die dieser Rechnung zugrunde liegt, ist unbestimmt. Die a zuerst von ÜCunnineHam aufgestellte Theorie, daß die Kusana-Ära mit ‚der Mälava-Vikrama-Ära von 57 v. Chr. identisch sei, hat in Fıee E einen energischen Vertreter gefunden. OÖ. Franke hat sie zu stützen ;“ versucht. Ich selbst habe ihr zugestimmt. Das Wort kaisarasa stößt sie ; um. Daß schon im Jahre ı6 v. Chr. ein zentralasiatischer oder indischer R Herrscher den Namen Cäsar als Titel annehmen konnte, ist natürlich : undenkbar. Mit der Möglichkeit, den Beginn der Ära und damit R Kaniska in die vorchristliche Zeit zu versetzen, fällt zugleich aber | auch die Möglichkeit, die Königsreihe von Kaniska bis Vasudeya vor Kujula-Kadphises zu setzen', dessen Eroberungen nach ÜHAVANNES" : und Fraske’ jedenfalls in das erste nachehristliche Jahrhundert fallen. In diesem Punkte stimme ich jetzt durchaus OLDENBERG zu, der das ganze Problem neuerdings wieder eingehend behandelt hat‘. Die genauere Fixierung der Ära hängt vor allem von der Frage ab, ob wir den König der Ta-Yüe-chi, Po-tiao, der im Jahre 229 n. Chr. einen i Gesandten nach China schickte, mit Väsudeva, dem Nachfolger des Huviska, identifizieren dürfen’. Dann könnte die Ära frühestens um 2 130 n. Chr., allerspätestens 168 n. Chr. beginnen. Keiner der Gründe, : die OLDENBERE gegen diesen Ansatz anführt, ist zwingend. Anderseits F ist aber auch die Zurückführung von Po-Yiao auf Väsudeva, wie Cnavanses bemerkt, nur zulässig, nicht notwendig, und auch die Mög lichkeit, daß ein späterer Väsudeva gemeint sei, ist nicht von der Hand zu weisen. So wird vorläufig wohl kaum ein consensus omnium ; zu erreichen sein. Die Entscheidung wird verschieden ausfallen, 8 nachdem man die Beweiskraft jener chinesischen Angabe bewertet, E Unsere Inschrift hat aber die Grenzen des Möglichen erheblich ein geengt, und das ist ein Ergebnis, dessen Wert unter den obwalten den Verhältnissen nicht gering anzuschlagen ist. ir Nachschrift. rn Nach Niederschrift dieses Aufsatzes ging mir das Juli-Heft en JRAS. zu, das die erste Hälfte einer Abhandlung von J. Kemmer »The Secret of Kanishka«, enthält. Der Verfasser tritt für die FueET- Franeesche Theorie ein. Soweit ich sehe, enthält die Abhandlung nichts, was das klare Zeugnis unserer Inschrift entkräften könnte. Au : _ _ Frmer, JRAS. 1903, 8. 334; 1907, 8. 1048; Franke, Beiträge aus chi Gattin zur Kenntnis der Türkvölker und Skythen Zentralasiens, S. 93 ff. T’oung Pao, S. II. Vol. 8, $. 191 A ı. =. 0.8.73 * Zur Frage nach der Ära des Kaniyka, NGGW. Phil.-Hist. Kl. 191% 427 ° T’oung Pao, $. II. Vol. 5, S. 489. Lüpers: Epigraphische Beiträge. 1. 11. 831 Einzelheiten einzugehen ist dies nicht der Ort, nur über das eine Argument, auf das der Verfasser das Hauptgewicht zu legen scheint, möchte ich doch auch hier schon ein Wort sagen. Kenseny sagt so (S. 667): Wir müssen aus andern Gründen Kaniska entweder 100 Jahre vor 50 n.Chr. oder nach 100 (genauer 120) n.Chr. datieren. Nun sind die Legenden auf seinen Münzen griechisch. Der Gebrauch des Griechischen als Sprache des täglichen Lebens hörte aber in den Ländern östlich vom Euphrat teils vor, teils bald nach dem Ende des ersten Jahrhunderts n. Chr. auf. Also kann Kaniska nicht in das zweite Jahrhundert n. Chr. versetzt werden, sondern muß der vorchristlichen Zeit angehören. — Vor mir liegen ein paar ausländische Münzen, darunter eine schweizerische Nieckelmünze von 1900 und ein Penny von 1897. Die Inschrift auf der ersteren lautet CONFOEDERATIO HELVETICA; auf dem Penny steht VICTORIA - DEI- GRA - BRITT - REGINA - FID - DEF - IND - IMP-. Ich bedaure schon jetzt die Histo- riker des vierten Jahrtausends, die daraus den Schluß ziehen werden, daß um 1900 das Lateinische die Sprache des täglichen Lebens in den Bergen der Schweiz und auf den britischen Inseln war. 832 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. Über die Echtheit des Kautiliya. Von HERMANN JAcoBı in: Bonn. (Vorgelegt am 18. Juli 1912 [s. oben S. 671].) Es unterliegt keinem Zweifel, daß das Kautiliya eins der ältesten Denkmäler der klassischen Sanskritliteratur ist; denn aus ihrem ganzen Gebiete bis in die früheste Zeit hinauf läßt sich die Bekanntschaft mit diesem Werke und die Anerkennung seiner Autorität durch zahl- reiche Zitate und Entlehnungen nachweisen‘. Aber schon A. HıLLEgrAnpf, dem wir die grundlegende Untersuchung über das Kautiliya verdanken, hat über die Urheberschaft desselben Zweifel geäußert; S. 10 seiner in der Anmerkung genannten Abhandlung sagt er: » Wir dürfen nicht annehmen, daß Kautilya selbst durchweg der Verfasser des vorliegenden Textes ist. Er entstammt nur seiner Schule, die oft die Meinungen anderer Lehrer anführt und ihnen (nach Art der Sütraliteratur) nach drücklich die Ansicht des Kautilya gegenüberstellt, auch bisweilen sie in Form direkter Aussprüche wiedergibt.« Die Meinung HınLEBrANnDI® — geht also dahin, daß, wie in den Sütras die Ansicht des angeblichen i Verfassers mit dessen Namen angeführt wird, während.tatsächlich das betreffende Werk der Schule desselben entstammt, so auch die 72 mal ß vorkommenden Ausdrücke iti Kautilyah oder ne ’ü Kautilyahı verraten, K daß das Kautiliya nicht von Kautilya selbst herrühren könne, sondern aus R einer zu erschließenden Schule desselben entstamme. Nun hat sch der Herausgeber des Textes in seiner Vorrede S. XII dies Argument & meines Erachtens überzeugend widerlegt: »Wenn aber einige abend E ländische Gelehrten, ausgehend von dem jetzigen Usus, wonach kein Schriftsteller, wenn er eine eigene Ansicht vorträgt, seinen Namen > hinzusetzt, der Meinung sind, daß Werke, die den Namen Bädarayamas Bodhayanas usw. in Formeln wie iti Bädarayanah, ity aha Bodhayanal, ii Kautilya usw. nennen, nicht von diesen Männern abgefaßt Sehe so beruht diese Meinung auf ihrer Unkenntnis des Usus der alten indischen Gelehrten. Denn wenn Autoren nach Widerlegung gegnerischef 1 ‘ Siehe A. Hırıerranpr, Das Kautiliyasästra und Verwandtes. Breslau Kr ; ne: 2 ff. J. Hewrer in WZKM Bd.24 S.417f. Verfasser in diesen Sitzungs 1911 89.733, 735 Anm. ı, 962. Jacopı: Über die Echtheit des Kautiliya. 833 Ansichten ihre eigenen aussprechen wollen, so müssen sie entweder von sich in der ersten Person reden oder ihren Namen nennen. Der Gebrauch der ersten Person, worin ein Hervorheben der eigenen Person liegt, ist auch heute noch dem Empfinden der indischen Gelehrten zuwider; sie sind vielmehr bestrebt, ihre Person möglichst zurück- treten zu lassen. Folglich konnten jene Autoren nicht umhin, ihren Namen zu nennen, wenn sie eigene Ansichten aussprachen. Deshalb ist es unbegründet, zu behaupten, daß unser Arthasästra nicht von Kautilya selbst, .sondern von irgendeinem aus der Zahl seiner Schüler verfaßt worden sei, obschon sich darin oft die Formel it Kautilyahı gebraucht findet. « Das Vorkommen des Ausdrucks if Kaufilyah ist meines Wissens das einzige Argument, das gegen Kautilyas Autorschaft vorgebracht worden ist. Es fehlt ihm aber, wie wir Shama Shastri beistimmen müssen, dazu die Beweiskraft. Jedoch können wir es auch nicht im umgekehrten Sinne verwenden als Beweis für dessen Autorschaft; denn in einigen Fällen ist der in besagter Weise genannte Verfasser es in Wirklichkeit nicht; z. B. können Jaimini und Badaräyana nicht die Verfasser der beiden Mimämsä Sütras sein, weil sie sich gegen- seitig zitieren; denn daß die beiden Mimamsa Sütras in ungefähr gleicher Zeit entstanden seien, scheint bei der großen Verschiedenheit des Stiles und vielleicht auch durch ihre gegenseitige Unterscheidung als pärva und uttara ausgeschlossen. Es wäre also immerhin denkbar, wenn wir vorläufig die bestimmten Angaben des Verfassers des Kautiliya über seine Person außer Betracht lassen und nur auf die Nennung seines Namens in der Formel i# Kautilyah sehen wollen, daß Kautilya nicht der Verfasser des unter seinem Namen gehenden Arthasästra sei. Dann wäre es ein Werk unbestimmter Abfassungs- zeit und entbehrte derjenigen Bedeutung für die Kulturgeschichte, die es nach meiner Überzeugung besitzt. Die große Wichtigkeit dieser Frage macht eine eingehende Untersuchung nötig, die im folgenden geführt werden soll. Wenn wir sagen, ein Werk sei in der Schule desjenigen ent- standen, unter dessen Namen es geht, so müssen wir zwei Annahmen machen: ı. daß jener angebliche Autor Stifter einer sich zu ihm be- kennenden Schule war, indem er eine Disziplin materiell oder formell zu einem gewissen Abschluß brachte und mit deren regelrechten Über- lieferung vom Lehrer auf seine Schüler einen neuen Anfang machte, und 2. daß die so überlieferte und vielleicht in Einzelheiten durch Diskussion und Kontroverse fortgebildete Disziplin von einem späteren Angehörigen der Schule in Buchform dargestellt worden sei. Können wir beim Kautiliya diese Annahmen machen? Sitzungsberichte 1912. - 834 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. Daß Kautilya in dem eben angegebenen Sinne Gründer einer ge- lehrten Schule gewesen sei, ist bei der geschichtlichen Stellung dieses Mannes kaum denkbar. Denn nach der einhelligen Tradition, die sich schon im Kautiliya findet (yena $ästram ca Sastram ca Nandaragatacı bhüh | amarseno 'ddhrtäny asu), spielte er bei der Gründung des Maurya- s reiches eine Hauptrolle und wurde der erste Reichskanzler des bald 5 zu außergewöhnlichen Dimensionen anwachsenden Staates. Dieses Amt legte ihm zweifellos eine Arbeitslast auf, der nur eine Kraft allerersten Ranges gewachsen sein konnte. Daß ein soleher Mann unter den Staats- - männern und Diplomaten seiner Zeit »Schule gemacht habe«, wie wir e es etwa von Bismarck sagen, kann unbedenklich zugegeben werden; aber daß er eine gelehrte Schule gegründet habe, ist schwer glaub- lich. Man stelle sich nur einmal vor, daß Bismarck nach beendeter j Tagesarbeit, wenn er deren überhaupt ein Ende fand, einer Anzahl von Assessoren ein Kolleg über die Theorie der Politik und Staats verwaltung hätte halten sollen! Kaum weniger ungereimt ist es, al- zunehmen, daß Kautilya, der indische Bismarck, wie ein gewöhnlicher Pandit Schüler um sich versammelt', sie im Arthasästra unterrichtet und so eine Schule der Kautiliyas gegründet habe. Dagegen verträgt es sich sehr wohl mit dem Charakter eines großen Staatsmannes, selbst eines Staatenlenkers, daß er in theoretischen Schriften über seinen Lebensberuf oder Teile desselben handle, wie das ja auch Friedrich der Große getan hat. Wenn daher von einer Schule Kautilyas gi irgendwelchem Sinne überhaupt die Rede sein kann, so könnte sie nicht von Kautilya in Person, sondern nur durch das von ihm bi faßte Arthasästra ins Leben gerufen worden sein. Das Buch verdankte 3 also nicht der Schule, sondern die Schule dem Buche ihr Dasein. ES ist vielleicht nicht überflüssig, darauf hinzuweisen, daß das Wort Schule im letzten Satz in zwei wohl zu unterscheidenden Bedeutungen ge x braucht ist. Im ersteren Falle, wenn nämlich Kautilya selbst seine Schule gründete, bedeutet Schule die Reihenfolge von Lehrern und Schülern, gurusisyasamtana, im zweiten die Gesamtheit der Anhänger s seiner Lehre, tanmatanusaritä. % Was ist nun tatsächlich über eine Schule der Kautilıyas bekannt! 2 Die einzige Tatsache, auf die man sich für eine Annahme derselben r berufen könnte, ist, daß Kämandaki, der Verfasser des Nitisara, den 5 Visnugupta, i. e. Kautilya, seinen guru nennt (II 6). Hier kann zn nicht im eigentlichen Sinne genommen werden; denn da Kamand#> wie oben Jahrgang ı9g11 S. 742 gezeigt worden ist, frühestens MS ; : . Allerdings wird er so im ı. Akt des Mudräräksasa dargestellt. Aber Br Ä gg dieses Dramas, der ein Jahrtausend nach Cänakya lebte, schildert die ie seines Helden nach dem Muster der seinigen. : Jacort: Über die Echtheit des Kautiliya. 835 3. Jahrhundert n. Chr. gesetzt werden darf, so kann er nicht ein Zeit- genosse des Ministers Candraguptas gewesen sein. In Kämandakis Munde bedeutet also guru entweder den großen Meister in der Wissen- schaft oder den paramparäguru. Letzteres scheint aber nach seinen eigenen Worten ausgeschlossen. Denn nachdem er in den Eingangs- versen seines Werkes (l 2—6) den Visnugupta und seine Taten ge- priesen hat, fährt er fort: darsanat tasya sudrso vidyanam päradrscanah | räjavidyapriyataya samksiplagrantham arthacat || 7 || upärjane pälane ca bhümer bhümisvaram prati | yat kimcid upadeksyamo räjavidyavidam matam || 8. || »Aus der Lehre (darsanät — $ästrät (.) dieses Weisen, dessen Blick bis auf den tiefsten Grund aller Wissenschaften gedrungen ist, wollen wir als Freunde der Wissenschaft der Könige in verkürzter Form, aber gleichen Inhaltes (arthavat, G.: arthalta)stu tavan eva yasya tat), bezüg- lich der Mehrung und Erhaltung des Landes seitens des Fürsten nur irgendeinen Teil lehren, der die Zustimmung der Kenner der Wissen- schaft der Könige besitzt.« Wenn hie: Kämandaki seinem Werke das Attribut samksiptagrantha gibt, so fordert der Gegensatz dazu ein vistrtagrantha als Attribut des als Quelle benutzten Originals, womit nur das Kautiliya gemeint sein kann. Dieses meint er mit darsana, wie ja auch Vaisesika- und Nyaya-Darsana die übliche Bezeichnung für diese beiden Sütra ist. Unser Schluß, daß Kämandakis Quelle das Kautiliya war, wird durch sein Zitat II, 6: vidya$ catasra evai ’ta ii no gurudarsanam gestützt, das fast genau mit Kautiliya S. 6 catasra eva vidya üi Kautilyah übereinstimmt'. Jedenfalls findet sich aber bei Kamandaki nirgends Bezugnahme auf den ägama oder ümnäya, wie man doch erwarten müßte, wenn er die Lehre des Kautilya nicht aus dessen Werk, sondern in dessen »Schule« kennengelernt hätte, d.h. wenn Kautilya sein paramparäguru gewesen wäre. Um jedoch das Verhältnis Kamandakis zu Kautilya richtig zu würdigen, muß noch auf zweierlei hingewiesen werden, was jener selbst in den oben übersetzten Versen angedeutet hat. Nämlich erstens, daß er sich außer der Autorität Kautilyas auf den Konsensus der Fach- kundigen (rajavidyavidam matam) beruft, d.h. daß er auch noch an- ! XI68 referiert Kämandaki die Ansicht Kautilyas über die Anzahl der Minister im Staatsrat (mantrinam mantramandale): yathäsambhavam üy anye; cf. Kaut. S. 29: yam iti Kautilyah. Daß er hier Kautilya unter die anye rechnet, würde nicht verständlich sein, wenn er einer “Schule der Kautiliyas’ angehört hatte. Aber im Munde eines Kompilators, der neben seiner Hauptquelle auch noch andere be- rücksichtigte, ist es nicht zu beanstanden. Siehe hierüber das oben gleich folgende. 73* 836 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. —— Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. dere Autoritäten, ältere und jüngere, berücksichtigt, wenn deren Lehren i allgemeine Beachtung gefunden haben. Daraus erklären sich man cherlei Abweichungen Kämandakis von Kautilya, wie z. B. die oben Jahrgang ı911, S. 742 behandelten. Ein weiteres Beispiel betrifft die ; Lehre von dem mandala (politische Sphäre) und dessen Zusammen- setzung, worüber Kautilya S. 259 ganz kurz ohne Quellenangabe r- feriert, offenbar als eine Sache von wenig praktischer Bedeutung‘, Aber hier war ein Feld für müßige Theoretiker. Kamandaki führt VII, 20—4ı eine große Anzahl verschiedener Ansichten zum Tel mit Nennung ihrer Urheber an. Er ist also nicht ein einseitiger An iy hänger seines Meisters. Die zweite Eigenschaft seines Werkes, die Beachtung verdient, ist, daß er nur einen Ausschnitt aus dem Arthe Sastra (yat kimeit) biete. Er läßt alles beiseite, was sich auf die reale Wirklichkeit des Staatslebens, die eigentlichen Staatsgeschäfte, be- zieht wie Verwaltung, Kontrolle von Handel und Gewerbe, Rechts pflege usw., also gerade dasjenige, was dem Kautiliya einen unver gleichlichen Wert in unsern Augen verleiht; oder er geht wenigstens 2 nicht über die allgemeinsten Maximen hinaus. Sicherlich war er kein Staatsmann, sondern ein typischer Pandit, wie ja auch sein Werk vom Kommentator $. 137 als mahakävyasvarüpa, d. h. didaktische ; Poesie, bezeichnet wird. Ihn interessieren hauptsächlich Gegenstände, : die auf Begriffe gezogen und auch von Laien mit dem Scheine pol tischer Einsicht diskutiert werden können: etwa solche Partien des \ sastra, welche Bhäravi in sarga ı und 2 des Kirätärjunıya und Mägha : im 2. sarga des Sigupälavadha den Stoff für ihre Darstellung und m ; viele geistreiche Sentenzen geliefert haben. Derart ist nicht eine schub mäßig überlieferte und gepflegte Wissenschaft, sondern ein Sästra, das der Verfasser hauptsächlich aus Büchern kennt, aus denen € dann . sein eigenes zurechtmacht. Jedenfalls aber können wir uns nicht aut Kamandaki berufen, um das tatsächliche Bestehen einer Schule der Kautiliyas zu beweisen, worauf es ja bei der uns beschäftigenden ; Frage hauptsächlich ankäme. ’ . Wir haben bisher von Schule in unbestimmter Allgemeinheit gesprochen; es ist durchaus nötig, daß wir auf den Boden der 1 sachen kommen und festzustellen versuchen, welche Bedeutung Schule für die Entwicklung des Arthasästra zukommt. | ı ME, , * Interessant ist Manus Verhalten in dieser Hinsicht. VII 156 lehrt © en nach Kämandaki VII 22 die Ansicht des U$anas ist, und VII 157 diejenib) ae Mänavas (ib. 25). Es liegt also eine Kombination derjenigen zwei Ansichten vol, = ge“ man in der Bhrguproktä Manusmrti erwarten darf. Sonst Jäßt sich allerdings Pr; ausgesprochene Beziehung Manus zu den von Kautilya mitgeteilten La u Mänavas nachweisen, s. oben, Jahrgang ıgıı S. 743. Jacort: Über die Echtheit des Kautiliya. 837 darüber gewähren uns Kautilyas Angaben über die von ihm benutzten Quellen. Dieser Gegenstand soll nunmehr einer eingehenderen Prüfung unterzogen werden. Als Autoritäten werden im Kautiliya erwähnt: die acäaryäh 53 mal, apare 2, eke 2, Mänavah 5, Bärhaspatyäh 6, Ausanasäh 6, Bhärad- vajah 7, Visalaksah 6, Paräsaräh 4, Päräsarah ı, Paräsarah ı (für die beiden letzten muß wohl Pärä$aräh gelesen werden), Pi$unah 6, Kaunapadantah 4, Vätavyädhih 5, Bähudantiputrah ı, Ambhiyäh ı (vielleicht ein Fehler für earyah?); außerdem Hisden noch sechs Autoren einmal erwähnt, aber wahrscheinlich nicht als Verfasser von Arthasastras, siehe oben Jahrgang ıgıı1, S. 959. Kautilya erwähnt also im ganzen 114 mal seine Vorgänger, und zwar nur, wenn er von ihnen oder sie voneinander abweichen, wobei er dann seine Ansicht mit i& Kautilyah oder nei Kautilyah (zusammen 72 mal) ausspricht; nur einmal S. 17 steht in einem Verse etat Kaufilyadarsanam. Diese Häufigkeit des Widerspruches scheint mir unverkennbar einen individuellen Autor mit ausgeprägt kritischer Neigung zu ver- raten und steht durchaus in Einklang mit dem oben angeführten An- spruch Kautilyas, das Arthasästra rücksichtslos reformiert zu haben (amarsena uddhrtam äsu). Wenn das Kautiliya geraume Zeit nach Kautilyas Tode in dessen Schule entstanden wäre und nur seine mittlerweile zu allgemeiner Anerkennung gelangte Lehre wiedergäbe, würde man dann noch dieses Interesse daran gehabt haben, an so vielen Stellen zu konstatieren, daß Kautilyas Lehre von der seiner Vorgänger abwich? Und würde man seine Gegner mit @cäryah be- zeichnet haben, da doch der Gründer der Schule für diese der alleinige dcärya war? Es ist nun sehr beachtenswert, daß zwei größere Partien des Werkes, S. 69— 156 und $. 197 — 253, keine Erwähnung abweichender Ansichten enthalten. Die erste Stelle würde den ganzen adhyaksapracara (S. 45— 147) umfassen, wenn nicht S. 63 u. 68 gegnerische Ansichten erwähnt würden. Es handelt sich an diesen beiden Stellen um die Höhe der Strafe für Verluste, welche die verantwortlichen Aufsichts- beamten sich zu Schulden kommen lassen (S. 63), und ferner darum, wie man deren Vergehen auf die Spur kommt', S. 68. Diese beiden Punkte gehören sachlich ins Strafrecht und haben mit der Verwaltung, dem Gegenstande des adhyaksapracära, nichts zu tun. — Die zweite Partie umfaßt das 4. und 5. adhikarana : kanthakasodhanam und yoga- vritam bis auf den letzten adhyäya des letzteren, der einen mit dem vorhergehenden nicht zusammenhängenden Gegenstand behandelt, näm- 838 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. lich, was bei bevorstehender Vakanz des Thrones zu geschehen hat. Diese beiden Partien, in denen keine gegnerischen Ansichten erwähnt werden, haben das miteinander gemein, daß sie nicht so sehr von allgemeinen Prinzipien handeln, als vielmehr ins Detail eingehende praktische Vorschriften geben; der adhyaksapracara über Verwaltung, Aufsicht über Handel und Gewerbe, der zweite über Sicherheitspolizei, Budget und ähnliches. Das sind lauter Dinge, um die sich die Schul- weisheit nicht kümmert, die aber für den praktischen Staatsmann von der allergrößten Wichtigkeit sind, und über die schließlich auch nur ‘ jemand ein kompetentes Urteil hat, der selbst an den Staatsgeschäften aktiven Anteilnimmt. Wenn also in diesen Teilen seines Werkes Kautilya } nicht Gelegenheit zur Kontroverse nimmt, so ist wahrscheinlich der 4’ Grund der, daß sich ihm keine bot, weil seine Vorgänger eben diese 2 Dinge nicht behandelt hatten. In den Eingangsworten seines Werkes scheint er bei dem Ausdruck präyasas derartiges im Sinne zu haben: prthivya labhe palane ca yavanty arthazästräni pürvacaryailı prasthäpitäni, präyasas täni samhrtyai ’kam idam arthasästram krtam. . Wie aus dieser Stelle hervorgeht, bezeichnet Kautilya mit aa yäh seine Vorgänger, und zwar wird er deren Gesamtheit oder wenig stens Mehrheit meinen, wenn er eine Lehre mit ity äcaryalı anführt, — es sei denn, daß er nachher ity eke oder iti apare folgen läßt S. 164 (185) 338. Nur an einer Stelle, S. 320, ist die Bedeutung von acaryah auf die drei ältesten, gleich zu besprechenden Schulen einzuschränken, wel nach der Anführung der Lehre dieser äcäryah die davon abweichen den Ansichten der übrigen namhaft gemachten Autoritäten angegeben werden. Die mit Namen genannten Quellen zerfallen in zwei Kategorien: S | die Schulen und die individuellen Autoren; erstere sind dureh den 4 Namen im Plural, letztere im Singular bezeichnet. Es werden vr Schulen genannt: die Mänavah, Bärhaspatyäh, Ausanasah und Para $aräh. Die drei ersteren gehören zusammen, weil sie viermal (8.6. 2 29.177.192) hintereinander aufgeführt werden und nur einmal (8.69) n in Verbindung mit den Pärä$aräh. Daraus darf man wohl schließen, daß jene drei Schulen als die älteren und angeseheneren galten, “> ParaSarah aber als eine jüngere. Darauf weisen auch die Namen selbst . hin; denn die ersteren leiten sich von göttlichen Personen, der letzte aber nur von einem Rsi her. Diese Schulen waren aber nicht aus schließlich Schulen des Arthasastra, sondern behandelten zugleich das Dharmasastra. Denn in dem über die Rechtspflege handelnden ur schnitt des Kautiliya (dharmasthiya) werden die obengenannten die: Schulen zweimal (S. 177. 192) erwähnt, außerdem neunmal die acaryı apare, eke. Umgekehrt werden ja auch in vielen Dharmasastras - ES, Jacosı: Über die Echtheit des Kautiliya. 839 Bodhayana, Gautama, Vasistha, Visnu, Manu usw. die Pflichten des Königs gelehrt. Man ersieht daraus also, daß beide Materien, Recht und Politik, eng zusammengehörten und wahrscheinlich in derselben Schule gelehrt wurden. Es ist somit wenigstens zweifelhaft, ob es ausschließliche Schulen des Arthasästra gab. Die übrigen Quellen, die mit singularischen Namen bezeichnet werden, nämlich Bharadvajah, Visälaksalı, Pisunah, Kaunapadantah, Vatavyadhih und Bähudantiputrah, müssen auf individuelle Autoren ‚zurückgehen. Denn wenn auch jene Personen als Stifter von Schulen angesehen worden wären, hätte ebenso wie iti Päräfaräh auch iti Bhärad- vayah gesagt werden müssen; es findet sich aber immer nur iti Bhärad- vajah im Singular. Dieser Unterschied der Bezeichnung macht es also klar, daß Kautilya zwischen Schulen und individuellen Autoren unter- schied. Betrachtet man nun die Stellen genauer, in denen die jüngeren Quellen genannt werden, so ergibt sich eine merkwürdige Tatsache, nämlich, daß sie immer in der eben gegebenen Reihenfolge stehen, wobei die Päräsarah hinter Visalaksah zu stehen kommen. Einmal (S. 13.) findet sich die ganze Reihe, dreimal (S. 32f., 320—322, 325—328) die sechs ersten Glieder, einmal (S. 27 f.) nur die vier ersten und einmal (S. 380) nur die beiden ersten. An zwei Stellen (S. 320 ff., 325 ff.) widerlegt Kautilya die einzelnen Autoren der Reihe nach, an den andern legt er die Widerlegung jedes Autors dem in der Reihe folgenden in den Mund. Der nächstliegende Gedanke aber, daß die Reihenfolge chronologisch gemeint sei, muß bei einer genaueren Be- trachtung der ersteren Stellen aufgegeben werden. S.320ff. wird von dem relativen Wert der sieben prakrtis: svamin, amätya, janapada, durga, kosa, danda und mitra gehandelt. Nach den acaryah stuft sich ihre Bedeutung in der gegebenen Reihenfolge ab. Dagegen vertauscht Bharadvajah ı und 2, Visalaksah 2 und 3, die Päräsarah 3 und 4, und so die ganze Reihe durch. In der zweiten Stelle (S. 325 ff.) ist von den drei kopajah und vier kamaja dosäh die Rede; Bhäradvajah hält die kamaja dosah für schlimmer als die kopajäh, Visaläksa den zweiten kopaja für schlimmer als den ersten, die Päräfarah den dritten für schlimmer als den zweiten; und in derselben Weise werden die kämaja dosah durchgegangen, unter Beibehaltung der sterotypen Reihenfolge der Autoren und des fest- stehenden Schemas. Daß die historische Entwicklung sich so pro- grammäßig abgespielt habe, braucht nicht ernstlich erwogen zu werden. Übrigens läßt sich auch noch auf andere Weise zeigen, daß Kautilya jene Reihenfolge nicht chronologisch gemeint hat. Denn nach ihr müßte Bhäradväja der älteste Autor sein. Nun bekämpft derselbe aber (S. 253) eine ausdrücklich dem Kautilya zugesprochene Lehre, um nach- 840 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. her von diesem selbst widerlegt zu werden. Danach müßte Bhärad- 4 vaja nicht der älteste, sondern der jüngste Autor, und zwar ein Zeit genosse Kautilyas sein! Wahrscheinlich drückt die Reihenfolge den ; Grad der Achtung Kautilyas vor seinen einzelnen Vorgängern aus, h und Bhäradvaja stand in seinen Augen am niedrigsten. Kautilya hat sich, wie also in zwei Fällen sicher und in den übrigen mehr oder weniger wahrscheinlich ist, der Namen seiner Vorgänger zur Inszenierung einer fingierten Diskussion bedient, als eines Mittels zur Belebung seiner Darstellung! Wunderlich genug nimmt sich dieser vereinzelte Kunstgriff in dem sonst so nüchternen und sachlichen Lehrbuche aus. : Es ist der erste Schritt zu künstlerischer Darstellung, den ein großer Schriftsteller tat und der ohne Folgen blieb. Eine solche Freiheit kann sich ein großer Meister nehmen, bei einem Sehulschriftsteller 4 würde es etwas Unerhörtes sein. 2 Aus den Angaben des Kautiliya können wir über die Entwick 5 lung des Arthasästra entnehmen, daß es zuerst in Schulen ausgebildet Ü und überliefert wurde und daß später individuelle Autoren dasselbe a behandelten. Dieser Wandel hatte sich vor Kautilya vollzogen, dessen Werk ja ebenfalls in materieller und formeller Hinsicht den Stempel n einer stark ausgeprägten Persönlichkeit zeigt. Dieselbe Entwicklung, . erst Schulüberlieferung und dann persönliche Produktion, läßt sich . auch für das Kamasastra dartun, das ja, wie oben Jahrgang 1911, S. 962 \ gezeigt wurde, mit dem Arthasästra in dieselbe literarische Kategor® . gehört. Wenn wir nämlich von dem mythischen Begründer des 2 Ei Kamasastra, Nandin, dem Diener Sivas, und dem halb sagenhaften Autor Svetaketu, des Uddälaka Sohn, absehen, so ist der erstt = Verfasser eines Kämasästra, dessen Werk Vätsyäyana gekannt und zugeschrieben wurde. Auch möchte ich nicht in Abrede stellen, daß das ! hang Fi eigen de Lehren unter seinem Namen umgingen. In diesem Zusammei We aran erinnert, daß Äpastamba I Ed 9 den Modernen Jorzy, Recht und Sitte $. 3 (Gr % i8). en Svetaketu zu de Jacosı: Über die Echtheit des Kautiliya. 841 benutzt zu haben erklärt (S. 6 und 371), dasjenige des Babhravya Pancala. Es ist nun aber sehr beachtenswert, daß Vätsyäyana vier- mal (S. 70. 96. 247. 303) die Bäbhraviyas anführt. Daraus geht her- vor, daß es sich um eine Schule handelt, in der die Lehren ihres angeblichen oder wirklichen Gründers, Bäbhravya Päncäla, überliefert wurden. Die übrigen von Vätsyayana genannten Quellen behandeln die sieben Teile des Kamasästra je einzeln und können deshalb nicht als Produkte bestimmter Schulen angesehen werden. Denn es ist doch nieht anzunehmen, daß es je gelehrte Schulen gegeben habe, die sich nur mit der Hetärenkunde oder dem Gewinnen eines Mädchens oder dem Umgang mit fremden Weibern beschäftigt hätte. Die betreffenden Werke sind also, wie es ja auch Vätsyayana unzweideutig ausspricht, von bestimmten Personen abgefaßt: Dattaka, Caräyana, Suvarnanabha, Ghotakamukha, Gonardiya, Gonikäputra und Kueumära. Wie oben Jahrgang ıg911, S.959, Anm. 2 gezeigt, werden Ghotakamukha und Carayana auch im Kautiliya, Gonardiya auch im Mahäbhäsya erwähnt. Da nun von den genannten Autoren Dattaka nach Vätsyäyana der älteste ist und sein Werk im Auftrage der Hetären von Pätaliputra geschrieben hat, so lebte er, wie ich an der eben zitierten Stelle sagte, frühestens in der letzten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr., weil Pataliputra erst in der Mitte dieses Jahrhunderts zur Hauptstadt von Magadha erhoben wurde. Somit ergibt sich mit Sicherheit, daß bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. persönliche Autoren aufgetreten sind. Als letzter Autor kommt dann noch Vatsyayana selbst in Betracht. Vatsyayana ist der Gotraname, der persönliche Name ist Mallanaga (Com. S. 17: Vätsyayana iti svagotranimitt@ samäkhyä, Mallanäga iti sams- kärika). Schon Subhandhu nennt den Verfasser des Kamasütra Mallanaga, (S. 89) zu welcher Stelle der Kommentar noch einen Beleg aus dem Visvakosa beibringt. Der persönliche Name macht es zweifellos, daß das Kämasütra nicht das Werk einer Schule, sondern eines indi- viduellen Verfassers ist. Übrigens war Vätsyayana der Wiederhersteller des Kämasästra, das zu seiner Zeit uisannakalpam, beinahe erloschen war. Daß er viel jünger als Kautilya ist, habe ich schon oben Jahr- gang ıg11, S. 962. 963, Anm. ı nachgewiesen; er dürfte kaum älter sein als das 3. Jahrhundert n. Chr.’ ! Zu den früher en Gründen für einen bedeutenden Zeitunterschied zwischen Kautilya und Vätsyäyana sei noch hinzugefügt, daß letzterer die Enthaltung von Fleischnahrung für verdienstlich hielt (mämsabhaksanadibhyah sastrad eva nivaranam S. ı2), während davon zu Kautilyas Zeit noch nicht die Rede sein kann. Im sünädhyaksa werden zwar eine Reihe Abe Tieren genannt, die nicht getötet werden durften (besonders in den abhayavana), aber Fleischnahrung war nicht verpönt. Denn sonst würde Kautilya nicht Vorschriften über den Fleischverkauf geben, z.B. »nur von frisch geschlachteten Tieren und Vieh (mrgapasünäm) darf das Fleisch, und z 842 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli, Der Übergang von dem schulmäßigen Betriebe einer Disziplin zu ihrer Darstellung in literarischen Werken, den wir also gleicher maßen auf zwei Gebieten verfolgen können, hatte wahrscheinlich seinen : Grund in dem Anwachsen derselben, was separate Behandlung und Spezialisierung unumgänglich machte. Zugleich mußte aber auch eine \ Änderung in der Darstellungsform eintreten. Während die aus Schulen E hervorgegangenen Lehrbücher, z. B. die $rauta-, dharma-, grhya-sutras, die beiden Mimämsä sütras, Sütrastil aufweisen, haben die Werke individueller Verfasser wie Yäskas Nirukta, Pataüjalis Mahabhasya, ; Vatsyayanas Kämasütra (trotz seiner Bezeichnung als sütra) einen andern F- Charakter. Neben der dogmatischen Darstellung kommt die Erörte- rung immer mehr zu ihrem Rechte. Der Sütrastil geht in den Bhäsya stil über. Das Kautiliya gehört in diese Entwicklungsreihe hinein: neben Partien, in denen der Verfasser sutraartige Kürze anstrebt, finden sich andere, wo er sich in einer gewissen Breite und Aus n führlichkeit nach Art der Bhäsyas ergeht. In der Tat bezeichnet der Verfasser der alten Tıka' zu Kämandakis Nitisära S. 136 und 138 . das Kautiliya als Kautalyabhäsya® und eine dem Kautiliya am Schluß zugefügte Aryästrophe unbekannter Herkunft sagt: Er frei von Knochen, verkauft werden ; die Knochen müssen durch Fleisch von gleichem Gewicht ersetzt werden. Es soll nicht verkauft werden ein Tier, an dem nicht mehr ° Kopf, Füße und Knochen sind, das übelriecht oder krepiert ist«. Die Abneigung gegen Fleischnahrung ist seit frühen Zeiten im Wachsen begriffen. In der Brähmana zeit verbieten schon einige Rindfleisch, wogegen Yäjnavalkya nichts gegen zartes Rindfleisch einzuwenden hat, Satapatha Brähm. III 1. 2. 2r, bis endlich in der zz viele Brahmanenkasten zu vollständigem Vegetarianismus übergegangen sind. - treibende Faktor in dieser Bewegung scheint die für den vierten Asrama, die pariorü- Bibl. Ind. Auszüge mit ei & nf N hab | i genen Zusätzen (s. bhümika S. ı) gegeben haben, maßgebend zu sein, daß der Autor Vätsyäyana asmadguru nennt (S- 136, wo & Stelle aus dem Kämasü Herausgeber nicht m: > 278, aus Mudräräksasa S. 223 (nach einer gedruckten Ausgabe des Dramas zitiert: zwei ger: Zusätze der betreffenden Herausgeber: arthaprakäsärtham. Autala r | Die Schreibweise Kautalya wird durch die Ableitung des nn z f Atalal kumbhidkänyap = kutap länti) gesichert; Kom. zu Kimandaki 2 or Volk macandra Abhidhänae, III 517 com. Beruht die Form Kautilya etwa auf einer Vol eine ö die tra, S.3 der Ausgabe, zitiert). Diese Angabe a Zitate erausgel wohl in den Text eingeschwärzt haben. Dagegen sind a aus Kullükabhatta zu Manu VIII r 55—157 auf 8. 211 ff., aus Sähityadarpaga (III 14° 7 Jacopı: Über die Echtheit des Kautiliya. 843 drstv@ vipratipattim bahudhä $ästresu bhäsyakaränäm | scayam eva Visnuguptas cakara sütram ca bhäsyam ca | Wenn nun unser Kautiliya das Bhäsya ist und wir von einem andern Werke Kautilyas, einem Sütra, nichts wissen, außerdem auch uns nicht vorstellen können, wie das Sütra hätte beschaffen sein sollen, zu dem das Kautilıya ein Bhäsya gewesen wäre, so scheint mir obige Angabe, daß Visnugupta in einer Person Sütra- und Bhäsya- verfasser gewesen sei, so verstanden werden zu sollen, daß das Kau- tilıya zugleich Sütra und Bhäsya sei. Übrigens wäre dies nieht der einzige Fall eines Bhäsyas, das kein Kommentar zu einem Sütra wäre: ein zweites Beispiel ist das Prasastapädabhäsya, das eine durchaus selbständige Darstellung des Vaisesikasystems, und keineswegs ein Kommentar zu dem Sütra Kanädas ist. Doch hat sich die Bezeich- nung Bhasya für dergleichen Werke nicht durchgesetzt, wie denn Vatsyayana seinem Buche wieder den Titel Kämasütra gab". Überhaupt muß betont werden, daß der freiere Vortrag der Wissenschaften in literarischen Werken keinen vollständigen Bruch mit der uralten Institution der vedischen Schule bedeutet. Man wird bei vedischen und diesen ähnlichen Disziplinen an der alten Methode festgehalten und sie bei andern, ihrem Gegenstand entsprechend, in den gelehrten Schulbetrieb abgeändert haben. Ersteres dürfte der Fall bei den beiden Mimämsäs sein, von denen bereits oben hervorge- hoben worden ist, daß ihre beiderseitigen angeblichen Autoren sich gegenseitig zitieren. Denn da die in der Purva-Mimamsa theoretisch behandelte Vedenexegese in den Schulen der Srauta-Sütra ausgebildet und praktisch geübt worden war, so ist wahrscheinlich der Schul- betrieb der letzteren auf erstere übertragen worden. Die Uttara- Mimamsä folgte dann dem Vorbilde der älteren Branche. Mit den vedischen Schulen sind, wenn auch nach deren Vorbild entstanden, die gelehrten Schulen nicht zusammenzuwerfen. Wir wollen uns den Unterschied an den späteren philosophischen Schulen, über die wir besser unterrichtet sind, klarmachen. Ein philoso- phisches System war wohl ursprünglich ängstlich gehüteter Schul- besitz; denn da nach indischer Sitte der in öffentlicher Disputation etymologie? Kautilya bedeutet »Falschheit, Hinterlist«, und in der Überlieferung ist das gerade der hervorstechendste Charakterzug Cänakyas, vgl. die Erzählungen über ihn im Pari$istaparva VIII 194 ff., besonders 352—376, sowie das Mudräräk;asa. ! Mit der Verwendung der Bezeichnung sätra bei den Jainas und Buddhisten hat es eine andere Bewandtnis. Für sie war die religiöse Literatur der Brähmanen in dieser Beziehung maßgebend. Das zeigt am deutlichsten der Name anga für die ältesten Teile des Jaina Kanons, wofür offenbar die redängas das Muster abgegeben haben. | 844 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. Unterliegende den Sieger als guru anerkennen mußte, war es von | Nachteil, wenn der eigene Gedankengang schon im voraus dem Gegner Ä bekannt war. In einem späteren Stadium der Entwicklung, als die Kenntnis des Systems nicht mehr geheimgehalten werden konnte, fand die Abfassung des betreffenden Sütras statt. Hier finden wir nun beim Vaisesika- und Nyayadarsana wirkliche Autoren genannt: 7 Kanäda der Käsyapa für ersteres, und Aksapada der Gotama für ii; letzteres. Jetzt wird die Erklärung des Sütra die Aufgabe der Schule, während die der vedischen Schule in seiner Überlieferung 7 bestand. Wenn dann schließlich die kommentierende Tätigkeit der 7 Schule in einem Bhäsya zum schriftlichen Ausdruck gelangt ist, hat die betreffende Wissenschaft von einer ihr ausschließlich gewidmeten ; | Schule unabhängigen Bestand; ihre Pflege liegt fortan zumeist in den Händen von Pandits, die nicht mehr eine geschlossene Schule im um 7 sprünglichen Sinne bilden‘. Mag auch die hier entworfene Skizze bei andern Disziplinen in Einzelheiten etwas abzuändern sein, bi allen aber wird man drei Stadien annehmen dürfen: 1. solange die betreffende Disziplin in der Entwicklung begriffen ist, ist ihre Existenz . an die der ihr gewidmeten Schule oder Schulen gebunden; 2. durch 2 die Abfassung des Sütra wird ein gewisser Abschluß erreicht und die Tätigkeit der Schule ist in erster Linie auf die Erklärung des- : selben, daneben aber auch auf die Ergänzung des in ihm enthaltenen Stoffes gerichtet; 3. die Abfassung des Bhäsya leitet die Auflösung det Schule als solcher ein, an deren Stelle nun das gelehrte Studium tn Daß endlich das Sütra rein literarische Form wird, namentlich be ' Die lebendige Tradition ist in Indien natürlich für eine Wissenschaft en großer Bedeutung. Aber es kommt vor, daß der @gama ausstirbt und nachträglich K wieder ins Leben gerufen wird. So gibt Bhartrhari am Schlusse des zweiten D! er des Väkyapadiya einen Abriß über die Geschichte der grammatischen Se Bar n En Nvaya ferner, wie mir Prof. von Srcnersarskor mitteilt, das Studium ües alten Re Aufnahme 8° am Avan “a ; wenn wir nämlich den AndeutvDs A Upamitibhavaprapafica Kathä, S. 1210f., Glauben schenken dürfen, so wurde ein Anische Schule durch den pätha einer Samhitä konstituiert. Jacoeı: Über die Echtheit des Kautiliya. 845 dessen Verfasser auch gleichzeitig den Kommentar schreibt, sei noch erwähnt; solches geschah, als sich die Wissenschaften gänzlich vom eigentlichen Schulbetriebe losgelöst hatten. Wir haben die vorstehenden Überlegungen über die verschiedenen Arten von Schulen in Indien angestellt, um zur Klarheit darüber zu kommen, ob das Kautilıya Produkt einer Schule sein kann. Wäre letzteres der Fall, so müßten wir ein Sütrawerk erwarten; da aber das Kautiliya nicht ein Sutra, sondern eher ein Bhäsya ist, welche Bezeichnung ihm auch ausdrücklich von einem alten Autor gegeben wird, so ist es voraussichtlich das Werk eines individuellen Verfassers, wofür manche inhaltliche und formelle Eigenheiten des Kautiliya sprechen, auf die wir im Verlaufe unsrer Untersuchung aufmerksam geworden sind. Wir müssen nunmehr untersuchen, ob wir Grund haben, an der allgemein indischen Überlieferung zu zweifeln, daß Kautilya selbst der Verfasser. ist. Zunächst sei hervorgehoben, daß, wie schon HırLrgrannr gezeigt hat, das ganze indische Mittelalter einstimmig den Kautilya als den Verfasser des uns vorliegenden Arthasästra bezeichnet. Ich hebe hier nur das Zeugnis Dandins hervor, der im Dasakumärae. Kap. VIII einer Person die Worte in den Mund legt: iyam (seil. dandanitih) idanim @cärya -Visnuguptena Mauryärthe sadbhih $lokasahasraih samksiptä; hiermit ist Zeit, Autor, Zweck und Umfang des Werkes aufs be- stimmteste angegeben, genau in Übereinstimmung mit den Angaben im Kautiliya selbst. Die Stellen, an denen sich die betreffenden An- gaben finden, sind außer dem oben im Wortlaut mitgeteilten Eingang des Werkes der Schlußvers von I ı, von II ıo und die drei letzten Verse am Ende des Werkes. Wir fragen zunächst, ob diese Verse nicht spätere Zusätze sein können. Diese Annahme ist unmöglich für die Schlußverse von I ı und II ı0. Denn wenn diese Verse gestrichen würden, fehlte den betreffenden Kapiteln der übliche metrische Ab- schluß. Es gilt nämlich im Kautiliya (ebenso wie im Kamasutra) die Regel, daß jedes Kapitel mit wenigstens einem Verse schließt‘. Was ferner die drei Verse am Ende des Werkes betrifft, so ist bekannt, daß dort die Stelle ist, wo Autoren Mitteilungen über sich und ihr Werk zu machen pflegen; speziell verdient hervorgehoben zu werden, daß das Kämasütra, das ja auch sonst in der literarischen Form mit 1 Eine nur scheinbare Ausnahme von dieser Regel macht XIV ı, wo auf die letzten Verse noch ein mantra in Prosa folgt. Denn dieser manitra ist wahrscheinlich eine Glosse, bestimmt, den im eigentlichen Schlußverse erwähnten agnimantra zu supplieren. Wo nämlich sonst mantras mitgeteilt Ihren (XIV 3), da folgt immer die Gebrauchsanweisung, eingeleitet durch die Worte: efasya prayogak. Hier fehlt aber die Gebrauchsanweisung- Fe 846 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. dem Arthasästra übereinstimmt, sich in acht Schlußversen über ds Werk, die Quellen, den Autor, Zweck und Rechtfertigung äußern, | Die Eingangsworte endlich, die übrigens Kautilyas Namen nicht ent halten, können nicht entbehrt werden und haben überdies ihre Parallele “ im Kämasütra, wo vor der Aufzählung der Prakaranas ebenfalls, aber " nur ausführlicher, über das Verhältnis des Werkes zu seinen Quellen F geredet wird. Nach alledem würde die Streichung der fraglichen 7 Stellen klaffende Lücken zurücklassen ; die Athetese ist also unmöglich. r Betrachten wir nun den Inhalt jener Stellen. Die Eingangsworte besagen, daß in dem vorliegenden Arthasästra die Werke aller früheren Meister inhaltlich zusammengefaßt seien. Wenn das Kautiliya en Schulprodukt wäre, so würde es sich auf die Schultradition und nicht e auf frühere Meister, die ja als konkurrierende Schulhäupter gegolten hätten, berufen haben. Der Wortlaut unsrer Stelle läßt also auf einen | individuellen, von jeder Schule unabhängigen Verfasser schließen. Dasselbe ist aus dem Schlußverse von Iı zu entnehmen. Derselbe h lautet: © sukhagrahanavijneyam tattvärthapadaniscitam | Kautilyena krtam sästram vimuktagranthavistaram I »Kautilya hat dieses Lehrbuch geschrieben, das leicht zu fasten 2 und zu studieren ist, genau in Gegenständen, Begriffen und Worten, frei von Weitschweifigkeit.« So spricht wohl der Verfasser einen > zum Selbstunterricht bestimmten Lehrbuches. Ein für die Sehule be” stimmtes Textbuch, ein Sütra, braucht nicht sukhagrahanavijneya zu sein: für das Verständnis hat der Lehrer, die Schule zu sorge. Die zweite Stelle lautet: ; sarvasästräny anukramya prayogam upalabhya ca | Kautilyena narendrärthe Säsanasya vidhih krlah || & »Nach Einsicht aller Sästras und mit Berücksichtigung der Prape hat Kautilya zum Nutzen des Königs diese Vorschrift über 30 = kunden verfaßt.«e Dieser Vers bezieht sich nur auf das be Kapitel sSäsanadhikara; es nimmt also Kautilya ein besonderes dienst für sich in Anspruch, wahrscheinlich weil dieser GegensW” vor ihm, sei es überhaupt nicht oder doch nur ungenügend bez delt worden war. Die persönliche Note ist hier unverkennbar. ein Schulkompilator sich gerühmt haben, einem Bedürfnis des Königs Rechnung zu tragen? Die Verse am Schlusse des Werkes lauten: evam $ästram idam yuklam etäbhis tantrayuktibhih | avaptau Ppälane co ktam lokasya' sya parasya. ca | an artham ca kamam ca pravartayati pati ca | Ver Jacosı: Über die Echtheit des Kautiliya. 847 adharmänarthavidresän idam $ästram nihanti ca || yena Sästram ca Sastram ca Nandaräja-gatä ca bhüh | amarseno’ddhrtäny üsu iena Sästram idam krtam || »So ist dieses zur Erlangung und Erhaltung dieser und jener Welt dienende Sästra im Verein mit diesen (im letzten Kapitel behan- delten) methodischen Begriffen vorgetragen. Recht, Nutzen und Genuß schafft und schützt dieses Sästra, und es wehrt Unrecht, Nachteil und Mißvergnügen ab. Er, der Wissenschaft und Kriegskunst so wie die dem König Nanda verfallene Erde schnell und zornmütig gerettet hat, hat dieses Lehrbuch verfaßt. « Der erste dieser drei Verse nimmt Bezug auf das letzte Kapitel (über die methodischen Begriffe) und auf die ersten Worte des Buches: prthivya labhe palane ca. Der zweite Vers verspricht die Erlangung des trivarga dem, der dieses Sästra kennt, wie dies in ähnlicher Weise in zum Teil gleichem Ausdruck das Kämasütra tut S. 370: dharmam artham ca kämam ca usw. Der letzte Vers endlich sagt, wer der Ver- fasser ist, nicht durch Nennung seines Namens, der ja schon zweimal vorgekommen war, sondern durch Aufzählung seiner Verdienste in unübertrefflicher Kürze. Das ist kein Selbstlob: so spricht ein Mann, der auf der Höhe des Ruhmes steht. Aber trotz des durch keine erheuchelte Bescheidenheit verschleierten Selbstbewußtseins fühlt man doch aus den Worten des Reichskanzlers Candraguptas eine höfische Rücksicht heraus, nämlich, daß er den Namen seines Herrn nicht nennt, den er auf den Thron gehoben hatte; denn in diesem Zu- sammenhange hätte es dessen Mißfallen erregen können. Kamandaki dagegen, der ohne solche Rücksichten den großen Meister verherrlichen konnte, preist als dessen Tat den Sturz Nandas und die Thronerhebung Candraguptas in je einem Verse (I 4.5). Wenn ein Späterer eine prasasti dem Buche hinzugesetzt hätte, so würde es wohl ein breites Fulogium wie bei Kämandaki geworden sein. — Was die Worte amarseno ’ddhrtäny äsu im letzten Verse auf das Arthasastra bezogen besagen sollen, verdient genauer erörtert zu werden. amarsa ist, mög- lichst allgemein gefaßt, die durch das Verhalten des Gegners bewirkte Gereiztheit':; uddhrla hat hier als Grundbedeutung etwa » wieder in sein Recht einsetzen« und ist je nach seinem Objekt verschieden zu über- setzen, in bezug auf die Wissenschaft etwa mit »reformieren«. Der Sinn von Kautilyas Äußerung ist also wohl der, daß er sich über ! Vergleiche die Definition im Rasagahgädhara S. 88: parakriävajnadinanapara- janyo maunaväkpärusyadikäranibhutas cittavrttieiseso marsa}. Ähnlich schon bei Bha- rata S.80: amarso nama vidyais aksiptasya pamanitasya va 1 Diese Definitionen gelten zunächst für Gedichte und Dramen. 848 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli die Beschränktheit seiner Vorgänger geärgert und sich kurzerhand (@u) über ihren Doktrinarismus hinweggesetzt habe: es liegt darin etwas von der Geringschätzung der »Professoren« seitens des Staat mannes, aus der auch Bismarck kein Hehl machte. Dieser Standpunkt ’ Kautilyas kommt in seinem Werke zum Ausdruck einerseits durch y die überaus häufige Ablehnung der Lehren der Gcäryas, anderseits | durch die Aufnahme wichtiger Materien in das Sästra, die seine Vor 5, gänger in demselben nicht behandelt hatten, aber in einem braudh j baren Handbuche der Staatskunde nicht entbehrt werden können. De Einklang, in dem Kautilyas Äußerungen mit der Beschaffenheit seins Werkes stehen, und der persönliche Charakter, den sie tragen, würden Schwer zu verstehen sein, wenn in ihnen’ nicht der Verfasser selbst spräche. Ein Späterer, der sein Elaborat oder die Kompilation der Schule auf den Namen des berühmten Staatsmannes fälschen wollte, | würde den richtigen Ton sicher verfehlt haben. Von dieser Seite " aus muß also die höhere Kritik die Echtheit des Kautiliya anerkennen. | Vielleicht wird sich mancher deshalb schwer entschließen können, an die Echtheit des Kautiliya zu glauben, weil ja literarische Fälschung in Indien von je in ausgedehntestem Maße an der Tagesordnung 8° wesen ist. Denn ist es nicht etwa eine Fälschung, wenn sich ein Werk ; als von Manu, Yajüavalkya, Vyasa oder von sonst irgendeinem RS oder Rsi verkündet (prokta) ausgibt? Aber eine Fälschung auf den Name einer historischen Persönlichkeit mit studierter Anpassung des Werkes 1 an letztere wäre nicht mehr eine pia fraus, sondern ein raffinierter ne Rn trug, der nicht der indischen Anlage entspricht. Denn es ist NE wie wenn beispielsweise irgendein Traktat oder Kommentar dureh die A Kapitelunterschrift dem Sankara zugeschrieben wird; das Kautiliya it ein Meisterwerk ersten Ranges und als solehes durch die lange Reihe der Jahrhunderte anerkannt. Wer ein solches Werk schreiben komme hätte an einem krankhaften Mangel von Selbstbewußtsein leiden müssel eine Fälschung ist, besteht darin, daß der Verfasser nicht seinen oz Namen, sondern den seines Patrons nennt, der die Abfassung des Bhojas, Königs von Dhärä, gehenden Werke. Eine solche EntstehunE scheint bei der oben beleuchteten Art, wie Kautilya sich die Ahfassı) 5 des Werkes als Persönliches Verdienst anrechnet, beim Kautilıya 2 geschlossen zu sein; übrigens würde, selbst wenn es der Fall .ö. ‚Alter des Werkes davon nicht berührt werden. Dagegen will ich nie Jacosı: Über die Echtheit des Kautiliya. 849 in Abrede stellen, daß Kautilya für manche Partien seines Werkes, namentlich für solche, die über technische Details handeln, Mitarbeiter gehabt habe: Beamte, die in den betreffenden Verwaltungszweigen tätig waren, mögen ihm das Material geliefert und er nur dessen Redaktion besorgt haben. Ähnliches läßt sich auch sonst beobachten, z. B. in Arjunavarmadevas Kommentar zum Amaruka, in dem man deutlich zwischen den Worten des fürstlichen Autors und den gelehrten Bei- trägen seiner Pandits unterscheiden zu können glaubt. Aber auch dieser _ Vorbehalt tut der Echtheit des Kautiliya keinen Abtrag. Endlich könnte man Bedenken tragen, anzunehmen, daß gerade das Kautiliya als einziges literarisches Denkmal aus jener frühen Zeit er- halten blieb', wofür das »Aabent sua fata libelli« keine ausreichende Er- klärung böte. Auch ich betrachte seine Erhaltung nicht lediglich als einen unverhofften glücklichen Zufall, sondern möchte betonen, daß epochemachende Meisterwerke, zu denen unzweifelhaft das Kautilıya gehört, dies vor andern noch so tüchtigen Leistungen voraus haben, daß sie nicht veralten, sondern kanonische Geltung bekommen. So ist aus noch älterer Zeit Yäskas Nirukta, aus etwas jüngerer Patan- jalis Mahäbhäsya erhalten geblieben. Das hohe Ansehen, in dem solche Werke stehen, schützt sie nicht nur vor dem Zahn der Zeit, sondern auch vor der Hand mutwilliger Interpolatoren. In letzterer Beziehung wurde das Kautiliya überdies noch geschützt durch die in ihm enthal- tene Aufzählung der Prakaranas und die Angabe seines Umfangs, wie ja auch ähnliche Angaben im Kämasütra enthalten sind. Wir haben also eine gewisse Gewähr dafür, daß unser Text keine größeren Erweite- rungen erlitten hat; ob Kürzungen im einzelnen stattgefunden haben, wird eine kritische Durcharbeitung des Textes entscheiden müssen. Das Gesamtergebnis unserer Untersuchung ist einerseits, daß der Verdacht gegen die Echtheit des Kautiliya unbegründet ist, anderseits, daß die einhellige indische Überlieferung, nach der das Kautiliya das Werk des berühmten Ministers Candraguptas ist, durch eine Reihe innerer Gründe aufs entschiedenste bestätigt wird. ı Hier sei noch hervorgehoben, a : Tradition mehr über die vor- und frühklassischen Schriftsteller hatte und sie daher nicht Abhidhänaeintämani III 517f.) mit Kautilya folgende Schriftste Be yanas (Mallanäga "und Paksilasvämin), Drämila und Angula. Sollte es vielleicht auf dieser Verwechslung Vätsyäyanas mit Kautilya beruhen, ne gegerer raug Kämandakiya, wie oben $. 842, Anm. I angegeben ist, den Verfasser des Kämasütra als asmadı guru bezeichnet? Sitzungsberichte 1912. 850 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. La tradition manuscrite du Lexique de Suidas, Par J. Bıpez a Gand. (Vorgelegt von Hrn. Dırıs am 18. Juli 1912 [s. oben S. 672].) Biss amples prolegomenes et la serie si complete des renvois sources et aux textes paralleles qui mettent hors de pair le Suidas BERNuARDY, ont valu A cette edition monumentale un prestige & certains egards dangereux. Il s’y trouve, dans tous les recoins des notes, WE profusion de variantes qui donne trop l’impression que l'on peus dispenser de recourir A GAIsSFORD et aux manuserits. Dans le meme, BErNHARDY a laisse penetrer d’insidieuses fautes d’impressio et il ne les a päs toujours redressees dans ses «Corrigenda’». \ au trop confiant @diteur qui, des 1882 (Hesychii Milesii Ono quae supersint cum prolegomenis ed. J. Fuacn, Teubner), se risqual‘ reconstruire le dietionnaire biographique que Suidas a plagie, il me siest pas donne la peine de collationner des manuserits nOUV du lexique dont il reeditait une longue suite d’extraits, et ce dit des manusecrits dejä connus est vraiment trop decevant. DIE Yon peut le dire sans porter atteinte ä l’admiration meritee par travail gigantesque de Bersuarny, ceux que leurs travaux M© dans la necessit& d’utiliser l’un ou l’autre artiele de Suidas, se U places aetuellement entre deux inconvenients: ou bien lautonlf editions parues leur donnera des illusions sur la valeur de la V ou bien, s’ils soupeonnent la necessite d’en eontröler le text& sauront ni ol ni A qui s’adresser. Les nombreux manusecrits de D sont disperses aux quatre coins de l’Europe, et l’on ne hi part un releve complet de ceux qu’il importe de eonsulter. eu moi-meme ä& examiner les extraits de divers auteurs — de de Porphyre, de Sozomene et de Philostorge entre autres ARTS, Bol les rubriques les plus varices dans le Lexigub ee Par exemple, au mot "HpAkneiroc I 2 col. 884, 3, devant öprAn® e Ir 2 Herruem), BernHARDy a laisse tomber le mot ücrıer qui figure eNeZ, 2 u 1. om manuscrits. Cette faute d’impression a trompe le dernier re sur la teneur du temoignage de Suidas. J. Bınez: La tradition manuserite du Lexique de Suidas. s51 eprouve tous les desagrements de la situation et cette experience m’a entraine dans de longues recherches, dont je voudrais exposer suceinetement les resultats. Peut-&tre pourrai-je ainsi &pargner ä d’autres les tätonnements fastidieux ol je me suis attarde. Une enquete comme celle-ei n’a pu se faire sans l’aide incessante, jallais dire sans la collaboration de beaucoup d’amis devoues des etudes aneiennes. MM. Tu. W. Arzen A Oxford, H. I. Ber A Londres, C. Frarı A Venise, H. Lesteur A Paris, G. Mrrcarı A Rome, m’ont fourni soit la partie la plus preeieuse des notes que jai utilisees, soit le moyen d’obtenir la documentation dont j’avais besoin, et l’on trouvera ei-dessous les noms de bien d’autres savants encore dont jai mis A contribution l’obligeance et le desinteressement. En tete de la liste des manuserits de Suidas doit venir le preeieux codex A de Kuster-GaAısrorn-BerNHARDY' — Parisinus 2625— 2626. Mon ami H. Lestsur a bien voulu examiner de pres, quaternion par quaternion, chacun des deux volumes qui constituent cet apographe. Gräce A l’&tude möthodique que ce paleographe experimente a faite du Parisinus, je puis en donner iei une deseription qui me parait in- dispensable, vu la place de premier rang qu’occupe le manuserit. Le premier volume (2625) est un bombyein de 305 feuillets. I eontient les articles A—® du Lexique. La partie prineipale du manuserit, ff. 2—259 (= BersHarpy 1 ı col. 18, 12 TO? newrerov — I2 col. 788, I4 Ynd TON ATTIKön) est d’une main du XIII* siecle. Le reste, soit les ff. 1 et 260—305 (= quaternions aa ä (aH) puis six derniers feuillets) est d’une seconde main, du XIV° sieele apparemment (AP). Le second volume (2626), eontenant la deuxi&me partie du Lexique (K—Y), est un membranaceus de 291 feuillets. Deux seribes au moins y ont collabore: l’un (A°), d’une main un peu lourde; puis un ou plusieurs autres, reconnaissables ä une £criture plus elegante, et que nous designerons par le sigle unique A?. Sont de A? les feuillets suivants: 323 _37 — Beemsanpr DI ı 001. 377, 17 Amönrec — 435, 18 KYAan&mso[anoı]; 29__116 —II ı col. 446, 17 rPÄsonTaı — 1260, 4/5 &x TTaRörov; 118-128 = Il ı col. 1270, 14 &arnorinen — II 2 col. 105, 16 Äsfke; 135—157 + 159 (feuillet transpose) = Il 2 col. 207, 19 &en — 422,0 TIPOAIKACIAN; '160—221 —II 2 col. 433, ı (?) mroAkato — 979, 15 ENnTEInÄmenoc; I Pour les manuserits deja connus et utilises, je reproduis naturellement les sigles traditionnels. _ 73* 352 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. 223 THlce|. 277 =II 2 col. 988, 16 ToYc ctPaTıWTac — 1549, 13 Erenefe Le dernier feuillet du volume se termine par la note suivante, qui est d’une main plus recente que A*: &n TAYTH TA Biaw merken coYiaa TO? nezıKo? Ar” ÄPxÄc TO? KÄTITIA MExPI TEAOYC TOR Yı cToIxeloy Kal TTAEON OYAEN. TON AL Ar Äpxfic Ennea CToıxelon Al aezeic Kal TÄ TETPÄAI aeimoycın. Il s’ensuit que le Parisinus 2626 a existe d’abord sans etre precede du 2625, et il parait bien, d’ailleurs, &tre son ain. Toutefois H. Legieur n’ose pas affirmer, avee H. Omont, que le 2626 date du XII sieele. s I faudrait faire une longue et tr&s minutieuse enquete pour reussit a retracer l’histoire et ä expliquer la composition actuelle de cet apo- Ä graphe A de Suidas. Il me suffit iei de eonstater que, d’un bout Kr lautre des deux volumes, le texte a les m&ömes caract£res et la meme valeur. Il y a des lacunes eonsiderables dans A (voir la note de Bern HARDY sur lal. ıı del 2 col. 184); il y en a d’analogues dans A’ (roir la note sur lal. ı, ibid. 938); il y en a surtout dans A? (voir les now de Bersuarpy II 2, col. 13, 12; 884, 8; 964, 1; 1324, 5; 1309 7 et 1410, 16). Enfin, dans l’un et l’autre volume, plus rarement dans le premier, il est vrai, on a supplee & certaines de ces lacunes PER des notes marginales qui sont, pour la plupart, d’une &eriture posterieute a celle du texte. Dans A?, il arrive frequemment que ces notes el cadrent la page de trois eötes au moins. Be: En somme, et e’est lA l’essentiel pour nous, il ne parait pas, dm l’etat actuel de nos connaissances, que les differentes mains cibeE dessus aient utilise des manuscrits ef en Pour celui qui voudra s’assurer du texte d’un article de Suidas, il ser peu utile en pratique de determiner si e’est A, A’, A? ou A qui ie fournit. J’abandonnerai done dans ce qui suit — pour ne pas compliguet l’expose — la distinetion desormais superflue de ces diverses eeritures; et, pour toutes indifferemment, j’emploierai le sigle unique 4 re o De A dörivent les copies suivantes: er 1° R =Vatieanus 3—4, chartaceus du XV* sieele, qui @ gartt depuis Kusrer, une reputation exageree sous le nom de «Vatieäl Pearsoniv. Ra toutes les lecons, bonnes ou mauvaises, de A. rare quil y introduise un changement (voir un exemple ci-dessol® P- 4). De plus, quand un feuillet de A est charge de notes u ginales, R les insöre au beau milien de sa copie, lä meme OU les trouve, sans trop se soucier ni de l’ordre alphabetique ni du = du contexte. M. Hexkı Lesösur l’a observ& de visu en rapp!o@ de A, pour les articles ‘Yrookymtw et suivants, une photograpbie J. Bınez: La tradition manuscrite du Lexique de Suidas. 853 feuillets correspondants de R. Nous constatons ainsi que ce Vaticanus est, dans son ensemble, une reproduction des deux volumes de A post£rieure aux derniers remaniements de ce manusecrit. Je dois ajouter que parfois (par exemple aux mots "Ymezerhcewcan [sie] et suivants, ou encore “YrıAxovcen et suivants) on a supplö@ dans la marge aux lacunes de A, en recourant ä quelque manuserit de la famille BEHGI, dont nous allons nous oecuper ci-dessous. I arrive aussi que le texte m&me de R ait &t& retouche d’apres cette m&öme source. On trouvera un exemple eurieux d’une de ces correc- tions dans mon &dition de Philostorge, p. 45, 30: Kwncrantinoy] kun- crantioy (faute) A kuncrantiöy R. Enfin, parmi les photographies assez nombreuses dont je disposais, j’en ai remarque qui döeelent (ff. 474 ss.) la presence dans le manuserit de feuillets provenant comme d’un apo- graphe different. Dans son ensemble, le manuserit R est sans valeur aucune pour nous, 2° Il en est absolument de m&me du Mareianus 449, membra- naceus du XV* sieele. J’ai de plus des raisons de soupgonner que ce manuscrit derive de A par l’intermediaire du Vaticanus R. A l’artiele “Onnroc, qui est rempli de eitations du poete, la place parfois fautive des guillemets dans le Marcianus 449 s’explique fort bien en effet par l’etat de R. En tous cas, ce Mareianus peut etre neglige. ze Ä plus forte raison encore peut-on faire abstraction du manu- serit add. 11892— 11893 du British Museum, eerit en 1402. Ce n’est qu’un derive de A, comme deja M. Th. W. Aııen l’a constate en eollationnant V’artiele “Omnroc 5 momräc!. M. H. I. Beıı m’a fait savoir que, en une foule d’endroits, le copiste auquel est dü cet apographe a saute de longues series d’artieles. Immediatement apres A, il convient de placer une famille de manus- erits extrömement nombreux, et preeieux parce qu’ils donnent une re- produetion fort complete du Lexique. Üette famille est caracterisee notamment par la presence, immediatement apres les derniers articles de la derniöre lettre, et sans titre aucun, des » Vocabula rei militaris« qui oceupent les dernieres eolonnes (1735-1 744) de l’edition de BernHArDY. B — Parisinus 2622, bombyein du XII sieele; E — Bruxellensis 11281 (59 du catalogue d’Omoxr), chartaceus de l’an 1475; H = Parisinus 2624 (Colbertinus 992), chartaceus du XV* sieele; G — Parisinus 2623, chartaceus de la main de Cesar Strategos, du XV° sieele. ! Voir Homeri opera, rec. Tu. W. Arten, V p. 256. Le volume a paru au mo- ment oü je corrigeais les &preuves de mon article 854 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. I = Angelieus 75 (C—2—8), chartaceus du XV* siöde auquel: : plusieurs mains ont collabore; les premiers feuillets du manuserit ont disparu. Ineipit [ken|tAcan aytön Tö — Iı col. 20, 3 Brrnuarpy. Dansk eourant du volume, il y a d’assez nombreux feuillets tombes ou deplaes, " Les manuserits E et I ont et& obtenus en pr£t par la bibliothäque ” de l’universit@ de Gand otı j’ai pu les examiner & loisir. Quant aux " Parisini BH G, mon ami H. Lesiieur en a collationne pour moi une serie | d’extraits caracteristiques. u! BEH et GI ont en commun une infinite d’alt&rations notable, J’en ai releve un bon nombre dans les extraits de Philostorge, p “ exemple p.44, 30/31 (de mon edition) enhnermenwn] Eneınermenon BEH6GI — 61,29 xanün] xurdn BEHG xwrrün I ete., et & l’artiele “Onnroe MoIHTAc, pour lequel M. Tu. W. Arzen a eu la gracieusete de me preter un ensemble fort preeieux de collations, le m&me groupement de ma nuscrits s’affirme par une serie probante de fautes: II ı col. 10953 _ (BERNHARDY) rpynion| refinon BEHGI — 1096, 8 Emiaeizac BEHGI— 1100, 2 reea >BEHGI — 1102, 21 zeninn Te TPArtezan] zeniolo Aldc CeBKE vrımeaontoc BEHGI, etc. | Bi Toutefois GI echappent, en un bon nombre de cas, aux fautes: de BEH: par exemple, voir mon @dition de Philostorge 20, 13 munak NECeAI ... mPöoc— Gl] maneAneın ... map? BEH 44, 30 AycnPar: crepon = GI] avenparecteroc BEH — 45,29 TAc=GIl> BEH — 6& 23 1yc=GI>BEH, ete, | Er Par contre GI ont leurs fautes speciales et ils sont maintes inferieurs ä BE. Voir Philostorge 5, 25 &rezeneein = BE] *= GI — 5,28 Mespontikwc = BE] nesrontiıköc GI — 84,13 arToN—= DA AaYrö GI; voir aussi Il ı col. 1094,83 (Bernuarny) EYenmoc — BEH] &onre® GI, ete. Il arrive que, en certains endroits, I &courte notablem‘ le texte. Je n’ai pas une collation assez complöte de G pour sil est constamment d’aceord avec son gemellus. | Toujours, il sera prudent de eontröler le texte de BE en ollation- nant soit G, soit de preferenee I; par exemple, ä l’artiele “Enküniot (1 2 col. 186,1 Bersıarov, ol A fait defaut), I donne, d’aceord les manuserits V et T dont il sera question ei-dessous, les mots as“ TON xPpönun Beoaocioy, L’Angelieus ceontribue ainsi & faire -- r l’on a eu tort de respecter ici le texte de la vulgate, qui derive de # | tradition fautive BE. — Au mot ’Arrıröc col. 8 37,13 on lit, mAKEı dans I comme chez Sozomene VIII 27,4; la pretendue variante" AONıKRc, tiree de Suidas par Hussey, doit done disparaitre de l’apf" + * i lY’Angeli icus I a la bonne lecon eYaAnloy; voir d’autres exemples ei-dessous p. 6, 8 et ıı. J. Bınez: La tradition manuserite du Lexique de Suidas. 855 Quant ä BEH, ce sont des copies de valeur inegale. H n'est qu’un gemellus de B et peut &tre neglige. Certes B lui-m&me merite toujours d’&tre econsulte, A cause de son anciennete surtout, mais il a en propre une foule de fautes grossieres, tandis que E, manuserit tres soigne, se distingue par les effets d’une r&vision savante. Independants l’un de l’autre, B et E se corrigent fort bien mutuellement. C'est cette famille, et speeialement le groupe BE, qui a le plus de reprösentants parmi nos copies de Suidas. Je n’en compte pas moins de huit, qui tous peuvent ötre provisoirement negliges. ı° D — Bodleianus mise. 289 (Auet. V 52) A et B, chartaceus du XV: sieele. D a les fautes de BE chez Philostorge 20, 13; 44, 30; 45» 29, ete. Il en est de m&me pour l’artiele “Omnroc d noimrhc', d’apres les eollations que M. Tn.W. Aızex a bien voulu me communiquer. Voir eneore les lecons de D qui vont £tre eitees ei-dessous, ä propos du manuserit suivant. 2° F — Laurentianus 55, I, chartaceus de lan 1422. Je connais ce manuscrit gräce aux lecons que GAISFORD reproduit dans son apparat eritique d’apr&s une collation que lui avait fournie Eınsıey. Ües speci- mens sont amplement suffisants pour demontrer que F donne la tradition BED, alteree par un bon nombre de fautes speeiales’: par exemple I ı col. 24, ı (BERNHARDY) Yio? aYTo? AI>BEDF — 29, 8 xanöna AI kiona BEDF: ici B et Iont en marge des notes importantes; B serit: FP. KANÖNA, tandis que I fait observer: rp. Äctpresf TIınA xiona! — 30, 15 8AYMÄzonTı AI kwmAzontı BEF, ete. — Voir encore GAISFORD, page LIs., notes c, p, rt, tet u (aux notes p, r,tetu, E, passe sous silence par (GAISFORD, est d’accord avee BDF). 3° Marcianus X 21—22, chartaceus du XV* sieele en deux volumes »qui erant monasterü Tün CTrrosAaun«. Voir MinGARELLuL, Graeci codices mss apud Nanios, Bononiae, 1784, p- 800. — A Tarticle "Omnroc 5 noıntäc, ce Mareianus? a les lecons de B. 4° Mareianus XI 8 (jadis du couvent des SS. Jean et Paul), char- taceus du XIV* siecle. Voir Brrarpeıuı, Catalogus codd. bibl. SS. Joannis et Pauli, Ven., 1779 ss., p. 222. — Ü’est äla famille BEI que, ä en juger par quelques reproduetions photographiques, ce manuserit appartient. Il donne un texte fort abrege. I Je reviens constamment & cet article, parce qu’il donne lieu, dans les differents manuscrits, ä un grand nombre de variantes des plus caract£ristiques. a 2 Ä ces manuserits BED, bien certainement on pourrait joindre H, s’il etait eollationne. A i 3 Je dois ä Pextröme obligeanee de M. €. Frarı, l’eminent direeteur ‚de la Marcienne, de precieuses indications sur ce manuscrit et sur les autres copies de Suidas conservees a Venise. | 856 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18, Juli. 5° Manuscrit 4842 (= 0.89)! de la bibliotheque nationale de Madrid, chartaceus du XV" si&ele. M. le bibliothöeaire en chef a bien voulu me fournir la photographie d’un feuillet (article "OmnPoc) quime permet de ranger le manuscrit parmi les representants de la familleBEL 6° Ambrosianus L 108 Sup. (494 du catalogue de Martini e Bassi), chartaceus du XV* sicele, eontenant seulement la deuxieme partie du Lexique (M—Y)’. D’aprös les renseignements que m’a tris obligeamment fournis M. le D' Giov. Gausrarı (collation partielle e V’article "Omnroc, et des articles "Yrrezerhcewcan [sie] et suivants), manuscrit donne une copie, fort abregee parfois, de la me&me tradi tion BEI. 7° Le Bodleianus mise. 290 (Auet.V 5 3), ehartaceus du XIV’si omet de m&me un tres grand nombre d’articles. Les speeimens collations que je dois A M. Tn.W. Aıven, notamment pour Vartide Eraözioc (ef. Philostorge IV 4a), font voir que, la ou il intervient, Bodleianus presente les lecons de la famille BEI. ® 8° Le manuserit Haun. ancien fonds n® 413 de la bibliotheque royale de Copenhague, chartaceus de !’an 1465, dont M. Hrıgere a @ l'extr&me obligeance de collationner quelques passages pour moi, n’offre qu’une reedition fort abregee du Lexique. J’ai pu constater aux tieles Aranhtöc et Acrıoc qu’il presente les lecons sp£eiales au groupe BE. Avant de quitter cette sörie de manuserits, düs A une epoque comme l’eerit Demetrius Chaleondyles, celui qui possödait un SW se figurait Td an nerömenon kerac Amanolac karrıogceA, il reste & un mot d’un apographe assez ancien, qui, par sa valeur autant par son äge, merite d’oecuper une place A part, et que je her M. C. Frarı de pouvoir exhumer des poussieres de l’oubli. M = Mareianus 448, chartaceus in folio du XII/XIV*® sieele, © tant 334 feuillets. A ee que m’eerit M. C. Frarı, le manuserit est mauvais etat. En certains endroits, entre autres aux feuillets 13 152, l’enere a si desastreusement corrod& le papier que, en # tant le volume, qui n’avait plus &t& ouvert depuis des sieeles, ON des parties de feuillets s’effriter et tomber en lambeaux. 1 temps cependant que des mesures soient prises pour assurer ia u. ‚Ce manuserit figure dans 1a liste de ceux qui proviennent du cart E [#7 ee du ie Burgos; voir Gravx 5 S & | IR E F S E = i J. Bınez: La tradition manuserite du Lexique de Suidas. 857 servation des restes de ce preeieux volume. M en effet est, de tous les representants de la famille BEI, un des manusecrits les moins fautifs. A Varticle “Onnroc par exemple, M a certes plus d’une des alterations qui earacterisent cette famille(voir ei-dessus p. 5) ı 100, 2rera > MBEHGI, ete.; mais il arrive souvent aussi qu’il y echappe. Par exemple M a les lecons 1095, 3 rpYnıon — 1096, 8 EmiaeızÄmenoc — 1098, 4 Aiockoplanc (confirmant l’orthographe de AV) — 1102, 21 zeninn Te TPArIEzAn, etc. Souvent encore, M permet de voir quel est le point de döpart de la faute des divers manuserits des groupes avee lesquels il est apparente. Par exemple, ibid. 1095, 7, terivant la finale du mot Caypnaloıc au moyen d’une abreviation, M montre fort bien que la faute cmvenalac de BGHI (E a retabli le datif d’apres le sens appa- remment) est d’origine pal&ographique. Toutefois, c’est incontestablement au groupe BEH, et non ä celui de I, que M appartient. Au mot ’Emmeaorafc (voir ei-dessous p. ı1), il presente un bon nombre des alterations caracteristiques de BE. Il en est de m&me dans les extraits de Philostorge pour lesquels j’ai eu une photographie de ce Mareianus. Par exemple, 20, ı3 (Philostorge) M a comme BE maneäAneın . . . TA rap’ aYTo? — 45, 29 tAc= I>MBE — 46, 35 tan = I>MBE — ı2ı, 10 Äneronoc An = I>MBE — 121, 16, a& — I] te MBE, ete. M a d’ailleurs ses fautes speeiales (voir par ex. ci-dessous p. 11) et ne dispense pas de recourir ä BE, mais il aidera sans doute beaucoup, lorsqu’il sera eonnu eompl&tement, & &tablir la filiation des divers groupes et sous-groupes de manuserits. V = Vossianus fol. 2, bombyein du XII” sieele. Le manuserit a perdu un grand nombre de feuillets, notamment les premiers et les derniers. Ineipit f. ı Aneinato —= I ı col. 564, ı2 Bersuarov; desinit f. 409 nerrecea: II 2 col. 1584, 7 (voir la note de BeruuArpy sur la 1. 17 de la eol. 1583; pour un cas olı des feuillets ont disparu, voir ibid. II ı, note sur la l. 14 de la col. 1101). Les feuillets 144— 167 et 168— 170 sont d’une seeonde et d’une troisitme mains, plus recentes que celle du reste du volume. Gräce ä l’extr&me obligeance de M. le bibliothecaire S. G. pr Vrıes, j’ai pu examiner & diverses reprises le manuserit & la bibliotheque de l’universite de Gand. S — Vatiecanus 1296, bombyein du XII/XIV* sieele, dont j'ai obtenu une reproduction photographique partielle. Je n’ose deter- miner si c’est ou non une copie de V. Peu utile ailleurs, ce manus- erit est indispensable dans les endroits nombreux oü les feuillets de V ont disparu (voir par exemple Philostorge 18° et III ı5). 858 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. C = Oxoniensis eollegii Corporis Christi 76—-77, chartaceus du XV/XVT sieele. Dejä Gaisrorn (p. XLIN) a remarque que ce manus erit est toujours d’accord avee V. Son importance est eneore dim- nuee par le fait qu'il omet la plupart des articles un peu longs Vossianus. Da cependant l’artiele”OmHroc au complet, et la collation que M. Tu. W. Arızn en a fournie, montre que en effet C ne s’ecarte de V que pour introduire dans le texte quelque faute nouvelle. Ayant ete faite au moment ou V avait encore tous ses feuillets, cette copie pourrait rendre quelques services, si S n’etait pas A notre disposition, D’apres les speeimens assez varies de collations qu’a bien voulu me procurer M. H. I. Beır, c’est egalement le texte du Vossianus V que l’on retrouve, avec tous ses remaniements, dans le Harleianus 3100, chartaceus du XV* sieele. Ce manuserit n’est apparemmı qu’un derive de V. Commencant avec l’artiele Anesıkron, le Harlei s’arröte au mot *loıAnov To? &eiAnrov. Il peut etre nöglige. : SV omettent ou amputent de facon fort caraeteristique un grand nombre d’articles. On trouvera des exemples dans mon edition de’ Philostorge, p. 90, 14; ı21 ete. Malgr& cela, ces manuserits doi toujours &tre consultes. Souvent, ils &chappent aux fautes de la famille MBEHGI, et ils interviennent fort A point pour confirmer le te gnage de A. C'est ainsi que, gräce a AV, les derniers editeurs Suidas ont pu en tant d’endroits ameliorer le texte de la vulgat Pour me borner ici ä quelques exemples, au mot “Onmnpoc (voit 0 dessus p. 5), c’est V qui, d’accord avee A, a permis de retablir ‚bonnes lecons 1095, 3 rpYnıon — 1096, 8 &maeızÄmenoc — 1098, 4 Aiockopianc, etc. — Au mot “Enmenianc (434, 19) VA donnent lecon aocıkaoy qui est altör&e diversement dans BEI (aocıAaHe aocıkaoc E arcıkaoc ]). | D’autre part, il est visible que SV sont apparentes parfois. les manuserits MBE. On verra ei-dessous que, au mot "EmmeA avec T, et, dans mon edition de Philostorge deja, Ja du 2 x Yattention sur la fr&quence des fautes communes ä SV +BE e. done eu, dans V apparemment, une eontamination de um differentes que Y’on ne pourra determiner qu’apres ayoir examine bout ä Yautre ces differents manuserits. J. Fracn (1.1. pP. XXX ss.) aboutit A un classement tout auf eelui-ci.. Il pretend opposer le groupe AV au groupe BE, et, ar de son. projet de stemma, il allögue une serie de fautes preten ren & AV et etablissant l’ötroite parente de ces deux man Juelques exempl De; i ER ı 9a legerete ilapr re Deren Iı eol. 1166, ı1 (Bersinanny) A n’a pas la faute ennmioy de Vr - J. Bıoez: La tradition manuserite du Lexique de Suidas. 859 bien, comme, la bonne lecon eyaanlov; 1245,5 «N&wnoc (A V) p. Kaewnoc» Fracn; en realit® V a nerwnoc; — 1272,13 «Asarörac Minncioc (AV) p. Manıoc» Fracn; en realite V &erit: arrörac d mAnıoc; — 12 col. 666,3 «Eisroc (AV) p. EYerwn» allögue Fracn, mais il se contredit lui- möme plus bas dans son apparat eritique 79,1; en realite eferwn est donne par Al et par V! — II 2 col. 1569,8 «KaewnYmov (AV) p. Kaeomenovc» Fracn; en realitt la legon Kaeomenovc est due A une conjeeture de Vossius et ne figure dans aucun manuscrit; — I 598,20 au mot XAraz, V n’intervient plus! Bref Fıacn a interprete A contre- sens l’apparat ceritique des anciennes editions. Il me reste, pour finir, ä appeler l’attention sur deux manuserits interessants de la Vaticane, parfaits gemelli donnant un texte fort correct, mais malheureusement trös incomplet, beaucoup d’artieles etant ou entiörement omis ou considerablement &eourtes: T — Vaticanus 881, ehartaceus du XV* sieele; U = Urbinas 161, chartaceus du XV* siecle. Ms G. Mercarı a bien voulu me faire savoir que, peut-etre, & partir de l’artiele Ovx Kxıcra, ces deux gemelli reproduisent un lexique autre que celui de Suidas. En effet, tandis que la partie preeedente remplit 336 feuillets de T, la suite n’en oecupe plus que 36 ä peine et le changement d’allure du texte qui se produit ä cet endroit est, ä ce que m’&erit M® Mercarı, tres apparent. Dans les extraits de Philostorge notamment, TU ont plus d’une fois eonserv& seuls la bonne lecon: par exemple 91,12 et 92,1 «al TU = Art. P. > ABEI— 122,21. an TU. > AMBEI — 47,32 Tovc At TIANTolwc serarteron TU > AMBEI presente un cas assez embarrassant: il y a ailleurs des interpolations dans TU; voir par exemple Philostorge 90,12 (Apparat); et encore 122,33 et 187,2. D’autre part il semble bien que TU donnent parfois une reproduetion de Suidas plus complete que les autres copies. Je n’en eiterai qu’un seul exemple iei. Au mot Arrıanöc, A la fin de l’artiele (713,17 BeErsHARDY), au lieu de la lecon des manuscrits utilises jusqu’iei (Errare A& BiBaia TTAMMAHeR — ]), T &erit!: cvnerrAyato A& BıBnla TIAMFIAHeR, ÜN KAl TÄ repi ÄnEZÄNAPOY Kal Ai TO? emıktätoy alarpıgal. On sait & present que Photius, dans sa Bibliothäque, est souvent tributaire d’un abrege d’Hesychius, abrege auquel Suidas a lui-möme fait de eopieux emprunts. Pour Yartiele "Arpıansc notamment, G. WENTZEL a determine le passage de Photius (Biblioth. p. ı7b 11-23) qui dörive de la m&me source que Suidas. !ı Je n’ai pas la reproduetion de U pour ce passage, mais il est bien & presumer qu’iei eomme toujours cet Urbinas est d’accord avec T. 2 Die griechische Übersetzung der viri inlustres des Hieronymus, TU X111 3, 1895, p.46. 860 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18, Juli, Or Photius fait voir, en cet endroit, que l’abr&g& d’Hösychius, soureede Suidas, devait donner en effet une liste des ouvrages prineipaux d’Arri Ya ErPAYE AE BIBAIA KAl ETEPA, TÜN MEN AIATPIBÜN "EIKTÄTOY TOR AlAAcKÄnY ÖcA IcMEN BIBAIA ÖKTW, TON A& ÖMINIÖN TO? AYTO? "EITIKTHTOY BIBAIA ADACKA. ®ACIN A& AYTON Kal ETEPA FPAYaı, A OYrIw elc HMETEPAN ÄsiKETo rnöcın. Plus U loin, au Cod. gı, Photius va d’ailleurs r&sumer TA KatA Anezanamn que (Cod. 93, p.73b ı2) il intitule A peu pr&s comme T (ef. Pau Wıssowa REII 1236, 60 ss et 45). On le voit, il n’est guöre permis, Jusqu’a plus ample informe, d’ecarter eomme etant A coup sür d interpolations, tous les passages qui figurent uniquement dans la traditi manuscerite TU de Suidas. Gräce ä& l’obligeante intervention de Ms" G. Mercarı, j’ai pu procurer une photographie d’extraits assez considerables de T. tout, aux lettres A—O bien entendu, j’ai constat® que le mans erit vaut d’etre eollationne. Voiei, A titre d’exemple, quelques-uns des lecons excellentes que jy ai deeouvertes: au mot Artıköc 837, erınsoaoc T — Sozomäne VIII 27, 5] enisovaoc faute ABEI (V fait ( faut); — au mot “Emsonon, T illustre le texte au moyen d’une figure intitulee cxAma &mBönov; l’Angelicus I a eneore ces deux derniers mOS; puis il laisse quelques lignes en blane, indiquant ainsi que la figut avait trouve place dans l’arehetype; — au mot ’En AmoYcoıc Kal KÖPY (sie TIVE) seerrera, T ajoute: em TON Er’ Ärpoikoic TTAPPHCIAZOMENDN, eit. Bref, avec IM, les gemelli TU sont au nombre des manuserils | veaux quiil importe le plus de collationner pour eontröler le texi de € vulgate. Voiei, par exemple, ce que devient la premiere partie de Farue® EnmeaoxaAc (206, 20— 207,8) redressce au moyen de ces collationf "Emreaoknhc Merwnoc, of a8 Apxınömov, oi a& EeneroyY. KAl Änenedt A& Ecxe Kannıkpatiann. HiKPoAcato ae rrüroy TTarmeniaov, oFTınoG, eHcı TToreyPpıoc En TH e1Nocdew icropfa, Kai Erenero rraiaıka. Ol Ae| MAOCHTHN THnaYrovc, TO% TTyearöproy vio?, Tön ’Emrrenornea rENECEAL © * FANTINOC Ad einöcoeoc eycıköc Kai Emorioiöc. fin ad Kath Tun oe On Öc cTemma E&xwn em TÄc KESANHC XPYco®n etc. Manuserits collationnes: TIVMBE (A fait defaut). >» pe I A& EZenetor: ]. A’ ’Ezamneroy ; voir Dıers, Vorsokratiker3 1 199, 12 1 VMBE | xanıpariann V [ HKPoÄTOo E | 3 en TA — icropla KAl > ie Mersigiei: E | mrearöpa V_ | Tor Emrieaorne’ I Tor Emrieaorneorc T | FANTINON VB AKPATinon M ÄKPArANTinon An E ae: >TVM | PYCIKÖN Kal Emoriomdn V | An — daymmıkaa >VMBE | tmn> 2 5 TI ofroc d emmeaokahc VMBE Comme e On peut s’en apercevoir ä ce petit speeimen d’appa? tique, Varchötype Pespr 'ype d’ou derivent nos diverses copies de Suidas © J. Bınez: La tradition manuserite du Lexiqne de Suidas. 861 &tre erible d’abreviations; de lä viennent, dans les finales, de caprieieuses rencontres entre les representants des differentes familles de manus- erits. On voit de plus MBE coineider avec V de facon earacteris- tique. Il est cependant impossible, pour l’ensemble du texte, de faire deriver le Vossianus de l’archetype de la famille BE (voir ei- dessus p. 9). L’histoire des editions de Suidas ne presente rien que de fort ordinaire. Quoi qu’en ait dit Demetrius Chaleondyles dans son &pitre liminaire, ou il pretend publier le texte naelocın Änrırpksoic xpHcAmenoc, les premiers editeurs s’oceuperent fort peu de rechercher et de colla- tionner entre elles les copies les meilleures du texte. Ils s’attacherent simplement ä en trouver de bien completes et lisibles, bonnes A donner telles quelles, ou & peu prös, ä l’impression. Fort heureusement en effet les humanistes sentaient eombien il importait alors de publier vite. Cela nous a valu une premiere vulgate tir&e de manuserits tres de- feetueux du groupe BE (editions: Milan 1499 — Aldine 1514 — Bäle 1544 — Geneve 1619). Kuster le premier (Cambridge 1705) tint eompte de V et des Parisini, surtout de A et de B, mais sans en faire une des- cription syst&matique, et uniquement afın d’y glaner de bonnes lecons. GAISFORD a eu le merite de donner, des m&mes manuscrits, ainsi que de E, une collation presque complete. Quant & Bersnuarpy, ce sont d’excellentes emendations qui constituent la partie originale et la plus precieuse de son apparat eritique de Suidas. Vu les exigences auxquelles on pretend se soumettre aujourd’hui, la täche de celui qui entreprendra une edition nouvelle du Lexique, sera ecrasante. Etant l’auvre de plusieurs mains, la plupart des copies d’un texte aussi etendu risqueront de presenter des cas compliques de traditions contaminees. De plus il existe dans les manuscrits de nos divers depöts une infinit@ de reproduetions fragmentaires, d’extraits', ou encore de textes parall&les qu’il sera diffieile de negliger tout ä fait. L’histoire des diverses notes marginales et des interpolations auxquelles elles ont pu donner lieu, necessitera, elle aussi, une longue enque&te, dont I Les manuserits de Vienne entre autres (Theolog. gr. 249 et 264; philos. et philol. gr. 110) en renferment plus d’un. Notamınent, dans son excellente £dition d’Homere (Homeri opera V p. 256ss.), M. Ta. W. Arrex vient d’utiliser le Cod. Vindob. phil. 39, qui, reproduisant (ff. 1—3) le seul article "Omnroc 6 MIOIHTAC, donne des membres de phrase precieux, omis dans toutes nos eopies de Suidas. Voir aussi l’exemple cite par ve Bregqguieny , Notices et extraits des manuscrits de la Biblioth. nation. V (an VII) P- 585. — Je ne crois pas avoir omis de manuscrit de Suidas, sauf un codex du Sinai, sans valeur A ce qu’il parait (voir KrumpacHeEnr, Gesch. der byzant. Literatur p. 570, 1. 4ss.) et un manuscrit de la bibliotheque du St-Sepulere (n° 43 du catalogue de Papadopoulos- Kerameus, du XV*s. et de 342 fenillets). 862 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 18. Juli. presque rien n'est fait A present‘. Deja, il est vrai, G. Wextzeu a publie, sur diverses questions prealables, quelques etudes de premier ordre qui deblaient en partie le terrain; mais on est loin encore de voir s’achever le travail qu'il a si bien prepare. En attendant, voiei, brievement resumees, quelques indications a l’usage de ceux qui doivent utiliser l’un ou l’autre extrait du Lexique: ı° l’apparat critique de BernHAarnpy est dangereux & manier; souvent obscur, parfois inexact, il ne dispense jamais de recourir & (kAISFORD et aux manuscrits; 2° les notes de GAısrorD deerivent suffisamment B et E; malheu- reusement B et E sont des plus fautifs et ils ne font connaitre que tres imparfaitement la tradition de l’importante famille de manuserits h a laquelle ils appartiennent; mieux connue, cette tradition devra, en une foule d’endroits,; &tre preferee A celle de A; dans ces conditions, pour tout extrait, il est prudent de se procurer une collation de I, de M, et — lä ot ils interviennent — d’un au moins des deux gemelli TU; 3° S supplee fort utilement aux parties perdues de V; 2° toujours A doit &tre revu de pres, et, lä ot il fait defaut, ou bien quand il n’offre qu’une version abreg£e, la collation de IMTUSY est de toute necessite. Aussi longtemps que les differents manuserits n’ont pas ete er plores d’un bout & l’autre, il serait premature de dresser un arbre genealogique de toutes nos traditions. Voici toutefois, sous forme = stemma, le classement auquel je me suis arr&t& pour les divers ap graphes dont il faut tenir compte actuellement: ii .8 Er | ' On trouvera quelques exemples eurieux dans mon edition de Philostorge P- : 22 et 187, 2 App J. Bıoez: La tradition manuserite du Lexique de Suidas. Table des manuserits consultes. Bruxkııes. Bruxellensis r1. 281 (E) ÜOPENHAGUE. FLorencr. Laurentianus 55,1 (F) 855 Levor. ; Vossianus fol. 2 (V) Bs7w. Lonpees. ‚British Museum Add. 11892—11893 853 Harleianus 3100 858 Maprıv. Ms 4842 (= 0.80) 856 MıLax. N E Ambrosianus L 108 Sup. Ancien fonds 413 856 Oxroan. Panıs. Parisinus 2622 (B) » 2623 (G) Ei ( Bons. p- 85355. Bodleianus mise. 289 A et BD) p-dss ” “ 290 Coll, Corporis Christi 76-77 (0) 858 2 ne 3, ee 861 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18, Juli | 2 Mischlingstudien. VIL Mischlinge von Phasianus und Gallus. Von Prof. Dr. Heınrıcn PoLı in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Herrwıc am 18. Juli 1912 [s. oben S. 665].) Hierzu Taf. VI und VII. DE Kreuzungskunde hat in ihrem umfangreichen Arbeitsgebiete vn alters her der Einzelfrage ihr besonderes Augenmerk zugewandt: »Welche Lebewesen lassen sich trotz möglichst großer Unähnlichkeit miteinander noch gerade zu einem echten Mischling vereinigen?« + Diesem Interesse danken zahllose Fabeln und phantastische Sehil- derungen seltsamer Paarungen und wunderlicher Mißgeburten' ihren . Ursprung. Einwandfreie Beobachtungen über solcherlei, im ganzen doch recht ungewöhnliche Grenzfälle der Bastardbildung erheben sich “ über den Wert reiner Kuriositäten der Natur durch theoretische Br A wägungen über die » Verwandtschaft der Organismen«. Mit Recht a blickt die Biologie in der gradweise abgestuften Vereinbarkeit zw verschiedener Erbmassen ein brauchbares, unter bestimmten Einschrät = kungen” sogar recht gutes Kriterium für die Erkennung und Bewertung von Übereinstimmungen und Abweichungen in dem inneren Aufbau zweier Lebensformen: mag deren Ähnlichkeit auf Gemeinsamkeit v0! Ahnenformen beruhen oder in anderer Weise entstanden zu denken er; Untersuchungen über Bau und Bildung der Keimdrüsen bei ; lingen”, insbesondere unter den Vögeln — bei Tauben, Enten, Fasal | vun, BE ' Einige solcher Fabelwesen findet man u.a. aufgezählt bei A. Har menta physiologiae corporis humani. Bernae 1766, 8. 8, 102 ‚hr: ” H. Porz, Mischlingskunde, Ähnlichkeitsforschung und Verwandtschaftsle ie Archiv für Rassen- und Gesellschaftsbiologie. 8. Jahrg., 4. Heft, S- 473 7 .° H. Porr, Mischlingstudien I, Der Geschlechtsapparat der Mischlinge Cairina moschata (L.) und Anas boschas var. dom. (L.) 9- Sitzungsber- Ben naturf. Freunde Nr. 1, S.4—7, 1906. — Derselbe und W. Tırrenses, ne studien II, Die Histiologie der Keimdrüsen bei Mischlingen. Ebenda Nr. 6, S.127 1907. — Derselbe, Mischlingstudien III, System und Kreuzung. Ebenda S. 127—139, 1908 i Ders ® & A : ä Mis an ag « — Derselbe, Keimzellenbildung bei Mischlingen — en IV, Verh, der Anat. Ges. 2, Internat. Kongr. in Brüssel 1910. Ergan2 . H. Porz: Mischlingsstudien. Vll. 865 — führten gelegentlich zur näheren Betrachtung eines ganz ausge- zeichneten Beispiels solcher Kreuzung zweier, schon äußerlich überaus verschiedenartiger Hühnervögel: des Fasans mit dem Haushuhn. Die Liberalität der Königlich Preußischen Akademie der Wissen- schaften, der ich auch an dieser Stelle meinen ergebensten Dank aus- sprechen möchte, ermöglichte es in der Folge, diesem Mischlinge be- sondere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Trotzdem wäre die jahrelange Beobachtung und Untersuchung ohne die in allen diesen Mischling- studien bewährte Hilfe und Gastlichkeit des Berliner Zoologischen Gartens unmöglich gewesen. Vor allem unterstützte Hr. Dr. O. Heımrorn in der freundschaftlichsten Weise die Forschungen mit Rat und Tat, wofür ihm ebenso wie Hrn. Prof. Dr. L. Hzcx mein herzlichster Dank gebührt. 3% Der Bastard von Fasan und Huhn, der Coquard’ — oder auch coquart? und coequar® — der Franzosen, der hybridal Pheasant‘ der englischen Schriftsteller, Phasianus hybridus® der wissenschaftlichen Bezeichnungsweise, war ersichtlich in früheren Zeiten, zumal in Deutsch- land, ein viel häufigerer Vogel als in der Gegenwart. Frıscn® erklärt ihn für weit verbreitet in Deutschland, wo er als ausgezeichnete Speise gelte. In der Tat rühmen schon die älteren Nachrichten seinen Wohlgeschmack’, der ihn zu einem erlesenen Gerichte fürstlicher Tafeln tauglich scheinen ließ. Heute indessen ist der Mischling so selten geworden, daß mit Recht jeder Einzelfall seines Vorkommens im Kreise der Kenner als »interessante Kreuzung « gilt‘; alte Sammlungs- zum Anat. Anz. Bd. 37, S. 32—57, 1910. — Derselbe, Mischlingstudien V, Vorsamen- bildung bei Mischlingen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 77, Abt. 2, S. 210— 239, 1911. — Derselbe, Mischlingstudien VI, Eierstock und Ei bei fruchtbaren und unfruchtbaren Mischlingen. Arch. f. mikr. Anat. Bd. 78, Abt. II, S. 63, ıg1 1. ı Isınorz Georrroy St-Hıramr, Essais de zoologie generale, Paris 1841, VII. Sur les mues chez les animeaux et specialement sur des femelles d’oiseaux a plumage de males, S. 482— 516, s. S.493 Anm. 2 A. Sucnerer, Problömes hybridologiques. Journ. de l’Anat. et de la Physiol. Vol. S. 326— 897- * J. ne eg N ichte Deutschlands nach allen ‚drei Reichen, Bd. III, Leipzig 1793, S- 442- — VON Burroxs Naturgeschichte der V ögel. Aus dem Französischen übersetzt von Frrepricn Heımrıca Wırseım Marrını. Berlin 177, 5:58 s. auch S. 223—225)- ei 5 * lee 5 Br, Kingdom. Vol. V IIL, London 1829, S. 232. s Jonas Leonmaro Frisch, Vorstellung der Vögel Deutschlandes und beyläufig auch einiger Fremden. Berlin 1763, Bd. 2, Taf. 125, S. 137 ff. 6 Frıisc . 8137. ? nn Ds rerum subtilitate libri XVII, Basiliae 1557, S. 212. $ Boy, Interessante Kreuzung. Wildund Hund. XVII. Jahrg., Nr.23, S.409, 1917. Sitzungsberichte 1912. de 366 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912, — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18. Juli. stücke werden untersucht und beschrieben‘. Im Jahre 1841 fand St-Hıramre” indessen den Coquard »trop commun et trop connu pour qu'il puisse ötre utile de le figurer«. In der ganzen vorliegenden Wiedergabe der ersten Abbildung des Fasan- X Huhnmischlings aus Frisch (a. a. O. Taf. 125): Se Ein Bastard von zahmen Haus- und Fasanhühnern. ianus hybridus. Faisan batard. E 2 Fuß 5 Zoll lang Literatur findet sich in der Tat nur eine einzige Abbildung in ir = großen Tafelwerke von Frıscn’, die hier der Seltenheit des U = halber wiedergegeben sei (Fig. ı). Die Figur bei Wine‘ auf 2 i "1 m. ’ ‘ A. von Prızern, Über Fasanbastarde. Mitteilungen des Ornitholog- Vereins = Wien. 5. Jahrg., Nr. r, S. 6—7, 1881. = 2 i Ber ; * G. Warte, A naturalist calendar extracted from the papers of the in züok ie Girserr Wurre, London 1795. G.Warre, Works in natural history: Vol. 11, London 7 = (ad S. 173, Taf. IV) H. Por: Mischlingsstudien. VII. 867 Tafel IV seines Kalenders stellt nach des Autors eigener Meinung das Produkt eines Fasanenhahnes und »some domestie fowl« dar, viel- leicht einer Pfauhenne. In Wirklichkeit scheint es sich weder um einen Fasanenhybriden, noch um eine hahnenfedrige Colchieus-Henne zu handeln, wie in einer Bemerkung zu den Wurreschen Worten MarkwIcH' vermutet, sondern um die Kreuzung eines Tetraoniden (Birkhahn) mit dem Huhn (Heısrorn). Fig. 2. Kite nenn une enuene ee Wiedergabe einer Photographie des von Borz (a.a.0.) abgebildeten Mischlings. Die nächste Abbildung stammt aus dem Jahre ı910” und im folgenden Jahre hat Boy’ eine Photographie nach dem Leben ver- öffentlicht, die in Fig. 2 beigegeben ist‘. Den älteren Forschern war der Fasan- und Huhnmischling ein geläufiges Beispiel in der Liste nicht alltäglicher, wissenschaftlich bedeutsamer Kreuzungen; fast stets wird er mit dem Maultier zusammen genannt und theoretisch ver- ! Siehe G. Wurre, Works usw., S. 174- Mischlingsstudien IV, S. 49, Abt. 5. A. i Diese Photographie erhielt ich durch die Freundlichkeit vn Hrn. Dr. Haus Wierrecnt, Neuhaldensleben, dem ich für seine Mitteilungen und die Überlassung des Bildes meinen besten Dank ausspreche. [53 74* rt: 868 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18. Juli. wertet‘. Er war das Objekt planmäßiger Züchtung”, nachdem ersicht- lich, damals wie heute, Zufallsprodukte aus Freiheit und Gefangenschaft die erste Bekanntschaft mit dem sonderbaren Vogel vermittelt hatten. Die Zucht des Mischlings gelingt nur schwierig; die Bruten zeigen sich sehr wenig ergiebig. Geiırrıtn® bemerkt mit Recht: »Out ofa hundred eggs it is rare to find more than two or three young ones excluded«. Wenn sich allerdings in einem Gelege ein befruchtetes Ei findet, so sind es auch gewöhnlich noch mehrere in demselben Nest (Tesermeıer)‘. Mannigfache Kunstgriffe — enge, gemeinsame Gefangenschaft der Eltern, Aufzucht des Fasanenhahns durch eine Glucke, vor allem sorgsames Fernhalten jedes Fasanenweibchens und jedes Haushahns, und nicht zuletzt Glück in der Auswahl einer dem wählerischen Fasanenhahn genehmen Henne — gelten als unerläßlich. Gybertus Longolius? gibt in seinem Gespräch mit dem Pamphilo über die Vögel genaue und ausführliche Anweisung, ihn, wenn auch mit dem Aufwand von viel Geld, Zeit, Mühe systematisch zu züchten, des Gewinnstes und — Betruges halber: so ähnlich sei er dem Vater. In der Tat kennzeichnen Harıers® knappe Worte »Proles de gallins colorem habet, de patre formam, cui fere similior est« trefflieh die allgemeine äußere Erscheinung des Mischlings. ; Die weiter fortschreitende Domestikation und Züchtung beider Stammformen hat die Farbenvariabilitäit der Mischlinge noch ge | steigert. In unsern — wilden, halbwilden und zahmen — Fasaneriel herrscht seit geraumer Zeit ein buntes und nahezu unscheidbares Durcheinander”® zumindest vom Blut des Phasianus colehieus L. une torquatus Gm., zumeist auch von versicolor Vıeiuu. und mongolicus BrANDT- U W. Harvey, Exereitationes de generatione animalium. Londini 1651, . B* ® W. Fr. vo GLEIcHen, genannt Ruszworm, Abhandlung über die Saamen- UT Infusionsthierchen, und über ihre Erzeugung; nebst mikroskopischen BeobschlfEE des Saamens der Thiere und verschiedener Infusionen. Nürnberg 1778, berichtet Fi daß zu Wernek in der Fürstlich Würzburgischen und auch in der Fuldaschen FT nerie Mischlinge dieser Gattungen systematisch gezogen wurden. 4 "ARD. 8.232, e * W.B. Teserueıer, The poultry book. 1867, S. 165—168. ; u ° Gybertus Longolius, Dialogus de avibus, et earum nominibus GraeelS, ähnlich et Germanieis. Coloniae 1544. D.5ff. Diese Stelle findet sich oft und ee zitiert: Geszwer, Conran: Historia animalinm Liber III. Tiguri 1555 = 2 Lei Gzorrroy, Sr. Fr.: Materia medica 7. Teil. Aus dem Französischen übersetzt LET 1764, S. 642. ® &.2.0.8. 102. Berlin: ” €. Crowau, Der Jagdfasan, seine Anverwandten und Kreuzungen Paul Parey 1902, S. 19. asanel" ?° ZACKENKNECHT-NEYMAnN, Über Unterscheidungszeichen der in unseren F Be indie am häufigsten vorkommenden Jagdfasane und deren Kreuzungen, en je üeksichtigung dersog ten Original englischen grünrückigen Ringfasane- Jägerzeitung, Bd. 37, S. 206-209, 1911. H. Porx: Mischlingsstudien. VI. 869 Fig. 3. Wiederholung der im Jahre ıgro (Mischlingsstudien IV, S. 49) vr. Abbildung des Mischlings Nr. 139. Vater: Jagdfasan, Mutter: Kreuzung eines Negerseiden- hahns und einer rebhuhnfarbigen Bantamhenne, In unbegrenzt fruchtbarer Paarung kreuzen alle diese »Rassen des Colchicus« (W. Roruschinn!) untereinander, so daß ein rassereiner C»l- chieus-Hahhn geradezu eine Seltenheit darstellt. Hält man sich dazu die Fülle der Gefiedervariationen beim Haushuhn vor Augen, so nimmt es fast Wunder, wahrzunehmen, wie einheitlich dessenungeachtet das Bastardbild des Coquard sich darstellt: mag nun Seidenhuhn, Cochin- china, Bantam, Hamburger Silber- oder Goldlack- oder gewöhnliches Bauernhuhn als Mutterform mitgewirkt haben. Von seiner unver- kennbaren Eigenart geben Fig. 4 nach einer Aufnahme eines leben- den Vogels und Fig. 3 nach einem ausgestopften Stück ein anschau- liches Zeugnis. Kennzeichnend für den allgemeinen Charakter, für die fasanen- artige Erscheinung des Vogels, die alle Beobachter übereinstimmend Kelanen, ist die Gesamtgestalt, ferner der Kopf, dem alle Abzeichen des Hühnergeschlechts fehlen. Er trägt keine Hautanhänge, weder Kamm noch Kehllappen: nur mit der Lupe läßt sich eine ganz schwache Andeutung eines Kammes erkennen (Mischling Nr. 139). Die nackten Augenringe des Fasans kehren bei dem Mischling wieder, höchstens sind diese Hautstellen mit ganz kleinen Federchen besetzt‘. Die Beine ı W. Rorascnit.n, Bull. of the Brit. Ornitholog. Club, Bd. 14. 103, S. 36—38, 1904. 2 Von Pzızeın, A.a. 0.$.6 (Mischling Nr. r). 870 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18. Juli. Fig. 4. ee Photographie des Mischlings Nr. 208, nach dem Leben. Aufgenommen von Dr. O. Heınrore. Vater: Phasianus mongolicus, Mutter: Gesperbertes Landhuhn. tragen nur ausnahmsweise Sporen (Mischling Nr. 206), gewöhnlich fehlen sie ganz oder treten nur als kleine warzenartige Erhebungen auf (Mischling Nr. 208). In der Schwanzbildung vereint sich der charakteristische Fasanenstoß mit dem Hahnenschwanze zu einer {yPF schen Mittelform. Die Mittelschwanzfedern sind zwar verlängert ul werden nach Fasanenart getragen, erreichen indessen niemals die statt- liche Länge der Phasianus-Schwanzfedern. In Größe und Gewicht pflegen die Mischlinge beide Stammformen zu übertreffen. Schon ein Vergleich junger Kücken läßt diesen Unter schied mit aller Deutlichkeit hervortreten, Doch kommen auch kümmff liche Exemplare vor (Mischling Nr. 100). Ein guter Teil der beträcht- licheren Stärke und des höheren Gewichts kommt wohl auf die starke Fettentwicklung, die geradezu an Kapaune erinnert. Auf Rechnung dieser Fettmast dureh Unfruehtbarkeit dürfte, zum Teil wenigste"® der vielgerühmte Wohlgeschmack ' der Mischlinge gesetzt werden müssel: Hieronymus ÜARDANUS, Offenbarung der Natur und natürlicher Dingen “ mancherley wunderbaren und subtilen Würkungen. Übersetzt von Hulderich Frö er asel 1591. »dann sie seind feister und fleischiger weder die Phasianen, auch W° geschmackter denn die Hennen.« S. COXXIHL. H. Por: Mischlingsstudien. VII. 871 In der Gefiederfarbe herrschen bei der Kreuzung auch mit hell- farbenen Rassen die dunklen Töne vor und der schöne Metallglanz schwindet fast gänzlich. Von weißen Stücken sind nur wenige bekannt. In der Zeichnung verschwinden nahezu regelmäßig auch ausgesprochene Muster bis auf Andeutungen. Besonders bemerkenswert erscheint, daß der weiße Halsring des Ringfasans und des mongolischen Fasanen- hahns bei der Kreuzung mit dem Huhn niemals vererbt wird. Im Fasanengeschlechte selbst dagegen zeigt er sich von sonderbarer Hart- näckigkeit: auch bei sehr starker Blutverdünnung kennzeichnet sich | in der Regel sein Vorhandensein selbst bei entlegenen Ahnen zum | mindesten durch Auftreten einzelner weißer Federchen am Halse. Keiner der vorliegenden Mischlinge weist auch nur eine Spur von Weiß in dieser Gegend auf. Im einzelnen tritt auch unter den Abkömmlingen eines und desselben Elternpaares starke Variabilität in der Gefiederfärbung und Gefiederzeichnung zutage. Dunkelschoko- ladenbraune Vögel mit feiner hellbrauner Punktzeichnung (Mischling | Nr. 207,208) treten neben hellweißgelb gesperberten (Mischling Nr. 206) | und hellgrau gesperberten Geschwistern mit wenig Braun in der Zeich- | nung in der Nachkommenschaft desselben Mongolenhahns mit dem | gesperberten Landhuhn von etwas unreinem Plymouth-Rock-Charakter auf (s. Taf. VI). 2. Als Untersuchungsmaterial für die Fragen der Fortpflanzungs- fähigkeit und der feineren Struktur der Keimdrüsen dienten die in der folgenden Tabelle verzeichneten Stücke. | Lie, Mischlin G A A Konserviert 8 “= usge” | Getötet Bemerkungen : Nr. Nr. schlecht he A schlüpft von 139 d' Ph. col- |4 Seiden-| 1909 | 18.5.10 | Zenken, Hoden rechts 7 mm lang, 2 mm ehieus neger- Fıennıo dick, links etwas größer: hahn X 9 mm lang, 3,5 mm dick. rebhuhn- Siehe Abb. 3. farbige Bantam- henne. (Bruder von Nr.5) | 199 d Ph. mong. | Gesper- 1911 29. 3.12 Zeskeer |jHoden 7 mm lang, 2,5 mm bertes | dick. Landhuhn i inhe i Jagdfasan. Zeitschrift ı J. Resser, Kreuzung von einer Cochinhenne und einem für Ornithol. und prakt. Geflügelzucht. Stettin, Jahrg. XII, Nr. ı2. 1889, S. 182. 872 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18. Juli. Lfde. | Mischling Ge- Actae RER Ausge- Getötet Konserviert Nr. Nr. schlecht schlüpft von 3 206 d Ph. mong.| Gesper- 1910 29.4. 12 Zenker, | Hoden rechts gmm bertes Frenniss, diek; links 7, Landhuhn Terrysssicky,| 5 mm diek. Hal CARNoY gesperbert, kräl 4. 208 d' Ph. mong.| Gesper- 1911 29.4. 12 Zenker, [Im Leben für ein bertes Fremmne, | gehalten. Beide 'Landhuhn Terivessiory.| gen in der Mitte, CARNoY zirkuläre Misel lang, an der a 5. 100 Q Ph. col- | Seiden-| 1909 2.12.09 | Fiemmmwe | Mit bloßem Auge chieus neger- üse sichtbar. ahn, x fe) Gegend des ob rebhuhn- les konserviert i farbige schlauch vor Bantam- dünn henne (Schwester ' von Nr. ı) 6. 190 2 Ph. mong. | Gesper- 1911 3.11.11 Zenser [Tot gefunden; bertes von Ratten & Landhuhn ; 7- 207 Q Ph. mong.| Gesper- | ı911 | 29.4.12 | ZEnkER | Schokoladeßesti bertes auchhöhle Be Landhuhn Wand fbrini® : gen. Deira N An der Stelle benförmig unten 2 laufender a ne d? |Ph.mong.| Gesper- | ıgı1 —_ vo Schokolad bertes |. Leben Landhuhn 9 210 ? Ph. mong. Gesper- 1911 2 Je Weißgelb g bertes am Leben. Landhuhn an 211 ? _ [Ph.mong.| Gesper- | ıgıı — _ Weißgelb &* bertes am Leben. Landhuhn = Im Vergleiche mit der im ganzen recht geringen Zahl in ee: er Ha nt gewordener Fasan- und Huhnmischlinge dürfte die SU ne. Exemplaren bereits als stattlich betrachtet werden. H. Por: Mischlingsstudien. Vl. 873 großen Museen', deren Sammlungen sich über soviel längere Zeit- räume erstrecken, verfügen kaum über derartig große Reihen, und die meisten Stücke stammen überdies aus älteren Zeiten. Zudem hat die Untersuchung wohl übereinstimmende, einheit- liehe Ergebnisse geliefert. Die der Beobachtung eines einzelnen Stückes” gegenüber gebotene Vorsicht darf bis zu einem gewissen Grade aufgegeben, aber keines- wegs ganz vernachlässigt werden. Auf weitere Prüfungsmöglichkeiten der Frage, wie weit die festgestellten Tatsachen der Wahrheit nahe- kommen, ist später hinzuweisen”. 3. Der Coquard gilt seit alters in der Züchtung als vollkommen unfruchtbar. »Quod si ita est, ob easdem diffieultates, ut in mulis, non durabit propagatio« schreibt Carvanus 155 ee Conkan Geszxer indessen spricht von $-Blut-Mischlingen, als ob der Weiterzueht keinerlei Schwierigkeiten entgegenstünden. In einer geringen Minderheit der Nachrichten taucht die unrichtige Meinung von der Fertilität der Fasan- und Huhnmischlinge in jedem Jahrhundert wieder auf. So gibt Harzer 1766°), ersichtlich auf Grund lediglich einer literarischen Quelle an: »Et si animal eo modo natum iterum cum phasiano coeverit, fetus in perfeetos phasianos convalescunt«. Fuızer® legte der Zoologischen Gesellschaft in London ı836 zwei Vögel vor »from a barn-door Hen’, having a cross from the Pheasant ! British Museum (s. Angaben bei M. F. Guyer, On the sex of hybrid birds. Biol. Bull., Bd. 16, H. 4, S. 193— 198, 1909): 4 Exemplare. Muste d’Histoire naturelle, Paris (Angaben ebenda): 8 Exemplare. Rothschild’s Museum, Tring (8- W. v. Roru- scnıro, Bull. of the Brit. Ornitholog. Club, Jahrg. 14, Nr. 105, $. 58): r Exemplar. Die in der Sammlung der Kgl. Forstakademie in Eberswalde aufgestellten drei Exemplare, die mir dank der Freundlichkeit des Hrn. Prof. Dr. Eckstein vorge- legen haben, wofür ich ihm auch an dieser Stelle herzlichst danke, sind, wie der Vergleich mit den mir bekannten Mischlingen ergibt, sicherlich keine Fasan- und Huhnkreuzungen. KK Hofinusseiin in Wien. v. Pzızeis beschreibt 4 Exemplare aus den Jahren 1819, ı821, 1840. Im »Leverian-Museum« steht nach G. Mostasv, Ornithol. Dietion. of Brit. Birds. sec. Ed. by James Renniıe, London 1831, $. 369, ein solcher Mischling. 2 Mischlingstudien IV, S.49- ®? Siehe S. 880. R en Cardani de rerum varietate libri XVII. Basileae 1557, S. 212. ® Haıı a. 0. S. 102. . ee ER Proc. of the Zool. Soc. London, Bd. 4, S. 84—85, 1836. ? „Barn-door Hen« ist ein gewöhnliches rasseloses Bauernhuhn, vgl. Teser- MEYER, a. a. 0. 8. 235, »The title of Barn-door fowis is given to the mongrels that are found existing in all places where no care whatever is taken respecting the purity of the breed of poultry “. 874 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18. Juli. and a Pheasant eock«. TesETMmEIEr' aber berichtet von der Ausnahme einer Fruchtbarkeit auf seiten der Züchter mit einiger Entrüstung. Zu den Angaben über die Sterilität der Hybriden muß bemerkt werden, daß gegen Ende des ı3. und im Anfange des 19. Jahrhunderts die Un- fruchtbarkeit von Spezies-Bastarden als wissenschaftliches Postulat gilt; so begründet Becustein® die Erscheinung geradezu mit den Worten: »Da er aus der Vermischung eines zahmen Fasans mit einer gemeinen Henne... oder umgekehrt entspringt, so ist er untüchtig, sein Ge schlecht fortzupflanzen und es regt sich auch nie der Paarungstrieb bey ihm... .« Dieser Mangel der Geschlechter an Interesse für einander trat auch bei allen in dieser Abhandlung untersuchten Mischlingen sehr augenfällig hervor, wie dies in der gleichen Weise die älteren Be- obachtungen schildern. Bekanntlich geht obligatorische Sterilität durchaus nicht immer mit solcher geschlechtlichen Indifferenz Hand in Hand’. Sonderbarerweise eignen sich, wie dies auch von Kapaunen bekannt ist, manche dieser Mischlinge gut zum Brüten und Kückenführen‘. Das gilt aber durchaus nicht für alle Stücke. Im Gegenteil fallen sie zuweilen durch ihre Kampflust und Wildheit unangenehm auf. »They seem as wild as hyenas« klagt ein Züchter (TEGETMEIER)" In der Tat wüteten auch die hier in Frage kommenden Vögel, besonders Bastard 209 und 210, unter den Kücken des Gartens, zumal den jungen Wachteln. Von besonderer Wildheit oder scheuem Benehmen WaF aber nichts zu bemerken. Samt und sonders erwiesen sich alle beobachteten Mischlinge, sowohl die Hähne wie die Hennen — die überdies nicht mit Sicher heit zu unterscheiden sind — als vollkommen steril. Auch ZU Hochbrunstzeit beider Stammformen änderte sich ihr Benehmen in ; keinerlei Weise, ob sie gleich völlig frei gehalten wurden. Au schritten sie, ein deutliches Zeichen des Fehlens jeder Keimdrüse tätigkeit, noch innerhalb der Brunstzeit bereits zum Gefiederwechsel i (HEısroTn). ' Ibidem S. 165— 168, ° J. M. Beonsrein, Gemeinnützige Naturgeschichte Deutschlands nach allen drey ® -Ber. der Gesell R Reichen. Leipzig 1793, Bd. II, S. 442. * ©. Heiyroru, Beobachtungen an Entenmischlingen. Sitzungs schaft naturf. Freunde Jahrg. 1906, Nr. ı, 8. 4. of J. S. Hexstow, Some of the habits and anatomical conditions of a pair a hybrid birds, obtained from the union of a male pheasant with hens of a fowl; and a aceidental notice on a hybrid dove. The Magazine of Natural Historye # | S.153— 155, 1834. ° TEGETMEIER, 2.2.0.8, 167. * H. Porr: Mischlingsstudien. VII. 75 Physiologische Unfruchtbarkeit gibt — das konnte in früheren Beobachtungen deutlich erwiesen werden — über die inneren Be- dingungen der Keimbildungsstörung keinerlei Aufschluß'. Mannig- fache Hemmungsgrade können die Erscheinung der germinalen Sterilität bedingen. Genauere Einsicht vermittelt lediglich die histiologische, gegebenen Falles die embryologische Analyse des Aufbaues der Misch- lingskeimdrüsen. 4. Die Hoden der Bastardhähne sind im ganzen recht klein’: einige Maßangaben enthält die Tabelle auf S.87 1. Das gilt sogar beim Vergleich mit dem nicht besonders mächtigen Fasanenhoden, in ungleich höherem Grade gegenüber dem Testikel des Haushahnes: erreicht doch dieser bei Vögeln von etwa entsprechender Größe zur Hochbrunstzeit Ab- messungen von 12 cm Länge und 5 em Dickendurchmesser. Yarreı’ hat angegeben, daß er bei einem Hybridenhahn Sexualorgane von einer der Jahreszeit entsprechenden Größe gesehen habe. Bei einer andern Mischlingsform, dem Türken- und Stoeckerpel, konnte die ge- waltige Größe der Hoden trotz obligatorischer Unfruchtbarkeit sehr gut beobachtet werden‘. Der innere Aufbau einer solchen Keimdrüse ist — vorläufig — kurz in einer früheren Mitteilung® geschildert und abgebildet worden. Er zeigt sehr ausgezeichnet entwickelte Drüsenröhrchen in völlig regel- rechter Anordnung. »Er ist keineswegs stark entartet, entspricht viel- mehr ganz und gar dem Anschein eines ruhenden Winterhodens« (Mischling 139). In der Tat umsäumt auch bei den neuuntersuchten Hähnen das Samenbildungsepithel in einzelliger Schichtung die enge Lichtung der Kanälchen (Mischling 199, 206). Nur stellenweise lagern sich dieser basalen Reihe klein- und großkerniger Elemente noch weitere Zellen auf, zumeist mit großen, hellen Kernen, selten mit kleinen klumpigen Nuclei ausgestattet. Die Vermutung, daß noch weitere Schritte der Samenbildung sich würden auffinden lassen, bestätigt sich bis zu einem gewissen Grade. In der Tat stehen beim Mischlinge 199 einige wenige, bei Nr. 206 eine größere Anzahl von Kernen auf dem Synapsisstadium. Sie bezeichnen somit einen ersten Fortschritt auf dem ! Siehe bes. Mischlingskunde, Ähnlichkeitsforschung und Verwandtschaftslehre. Arsch. für ee und Gesellschaftsbiologie 8. Jahrg., 4. Heft, ıgı1, S. 417—437- 2 Das berichtet von einem der Hexstowschen Hybriden auch LexpseAter. Anatomical enarks, The Magazine of Natural History. vol. 7, S. 150—154, 1834. Siehe S, ı a Proe. of the Committee of Science and Eee of the Zoological Society of London. nn 1, 1830— 31, Jan. 25t% 1831, S. * Mischlingstudien V, s. S. 2 r Mischlingstudien IV, S. 49— nn Taf. II, Fig. 12. 876 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18. Juli. Wege der Samenbildungstätigkeit. Er ist allerdings für den Hoden aus gewachsener Hähne zur Brunstzeit — März, April, Mai — recht dürftig, n zumal er nur in einer bescheidenen Zahl von Röhrchen und auch dann | nur nesterweise bemerklich wird. Auch der zweijährige Hoden, der bei den Stammformen auf der höchsten Höhe des Samenbildungsvorgangs stehen würde, verharrt auf diesem Anfangsstadium. Dem entspricht © völlig die Seltenheit von Kernteilungsfiguren im Epithel: wo siesich finden, ähneln sie vollkommen, in Lagerung wie in Aussehen, den Mitosen, die früber im Vogelhoden als solche der Präspermiogonien geschildert wurden‘. Nur bei einem Vogel, und zwar bemerkens- werterweise bei einem jährigen Stück (Mischling 208), steigerte sich in zahlreichen Kanälchen die Lebhaftigkeit der Zellenbildung quan titativ in beträchtlichem Grade. Ein großer Teil der Tubuli verhamt allerdings auch hier in der angegebenen Phase. Andere indessen verraten bereits durch eine nicht unwesentliche Zunahme ihres Durch- \ messers eine erhöhte Tätigkeit (Taf. VII, Fig. 5). Oft nur auf kurzen Strecken des Umfanges, meist aber im fast gesamten Umkreis des Röhr chens treten Synapsisbilder in recht großer Zahl auf. Auch das Lager : der peripherischen Elemente, nächst der Eigenmembran, erscheint : zellenreicher und zellendichter. Über das Stadium der Synapsis, des lockeren Chromatinknäuels, gedeiht auch hier die Samenbildung nicht = hinaus. Mitosen vom Charakter der Präspermiozyten sind in keinem € der bisher untersuchten Stücke nachweisbar. Nur Entartungsbilde von Kernen, klumpige Degeneration des Chromatins, Vakuolenbildung im Protoplasma, vermutlich infolge von Fetttröpfehenbildung, lagen sich lichtungswärts dem tätigen Epithel an. Lehrreich ist der ve © ' gleich eines solchen Hochbrunsthodens mit dem Märzhoden ein“ Mischlings vom Jagd- und Königsfasan?. Ein Blick auf die Figur Bi. e Taf. VII läßt durchaus das homologe Bild erkennen, von geringen Ab = weichungen, der Größe der Lichtung z. B., abgesehen. Aber m Ä wesentlicher Unterschied trennt beide: dieser Hoden schreitet langsadlı aber unaufhaltsam in den Monaten März, April, Mai zur vollen Spermi" | genese, durch alle Reifungsstadien und alle Phasen der Histiogenes® : fort, bis reife Samenfäden ihn erfüllen‘. Pe Es muß allerdings dahingestellt bleiben, ob die Hoden © Fasan- und Huhnmischlinge nicht noch bei der Untersuchung bes = EEE Et, ‘ Mischlingstudien V usw., S. 218. ‚iver- m ; ” Diesen Hoden verdanke ich dem Kgl. Bayr. Zoologischen Institut der zZ . sität München, insbesondere Herrn cand. phil. Nıcwrsusın, der mir auch GM eg über die Stammformen und die Jahreszeit des Todes verschaffte. möchte ich meinen verbindlichsten Dank auch an dieser Stelle aussprechen- ° Mischlingstudien III, Abb. 4, Taf. VII. H. Porz: Mischlingsstudien. V1. 877 größeren Anzahl von Exemplaren jene Phase des Samenbildungs- weges überschreiten. Die Möglichkeit muß zugegeben und soll sogar besonders betont werden. Wahrscheinlich ist der Fall aber nicht, zumal aus dem Grunde, weil der jährige Hoden die besseren, der ältere weniger weite Entwicklungsstadien enthält, und zwar beide in der Hochbrunstperiode. Beobachtungen ähnlicher Art haben sich in- zwischen auch beim Vergleich der Hoden des jüngeren und des älteren Maultieres machen lassen; es scheint bei sterilen Mischlingstestikeln im Anfange des geschlechtsreifen Alters eine Phase intensiverer Tätigkeit einzusetzen, als sie in späteren Brunstzeiten je wieder erreicht wird. Soweit mithin die vorliegenden Untersuchungen ergeben, gelangt die männliche Keimdrüse erwachsener Fasan- und Huhnmischlinge nicht über den Beginn der Vorsamenbildung hinaus. Es ist bezüglich der Spermiogenesestörung als apomitotisch zu bezeichnen, denn er ermangelt aller für die Samenbildung der Organismen charakte- ristischen Kernteilungserscheinungen, der Spermiogonien-, der Sper- mioeyten- und der Präspermidenmitosen. b. Die weiblichen Keimdrüsen der Mischlinge ähneln — mag man halbjährige oder einjährige, voll ausgewachsene Hennen untersuchen — in der äußeren Erscheinung wie im inneren Aufbau einander Zug für Zug. Auch hier ist eine hochgradige Entartung, wie bei dem Hoden, festzustellen. Yıarreı! berichtet, daß er bei Hühnerhybriden die Sexualorgane der Hühner »deficient in size, and not without some appearance of imperfeetion« gefunden habe. Ältere Nachrichten PIERm. Yon Eier- ablage bei unseren Hybriden, so Frisch” und BEcHSTEIN , der ‚die »guten Eyer« besonders rühmt. Eierlegen und absolute Sterilität sind, wie früher* gezeigt wurde, keine unüberbrückbaren Gegensätze. In- dessen dürfte im vorliegenden Falle die Ausbildung legereifer Eier zu den größten Seltenheiten und Unwahrscheinlichkeiten gehören, wenn sie überhaupt wirklich vorkommt. Der Untersuchung mit bloßem Auge können die völlig rudimen- tären Eierstöcke recht leicht ganz und gar entgehen‘. Bei einer ein- I .2.0. P.IW, S. 84-85, 1836. 2 %. are Abbaihälangen von den Ursachen der. vielerlei Bildungen und Ei: R Größen der Hunde. Naturforscher Bd. 7, S- 56, 1775- 3 Becastein, a. a. 0. S. 442- 5 ® Mischlingstudien VI usw., 5. 79- : ge 0.8. ie: Nr bei einem der von J. P. HexsLow gezüchteten Hybriden (s. J. S. Hesstow, a. a. 0.8. 1 53), den er für männlich hielt, »two 878 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18, Juli. Jährigen Henne, die überdies an einer akuten, exsudativen, fibrinösen s Peritonitis litt, war das Ovarium noch am besten sichtbar. Ein blaß- \ grauroter, am oberen Ende kolbenförmig verdiekter, nach unten zungen förmig zugespitzter dünner Gewebelappen von etwa 1. 3 em Länge bü 4 mm größter Breite liegt an der Stelle des Keimorganes. Die akute Ent- zündung dürfte kaum einer solchen Rückbildung der auch nur einiger maßen entwickelten Eierstocktraube angeschuldigt werden können. Ba den beiden anderen Hennen fand sich auch bei Lupenbetrachtung kein Ovarium vor, und die ganze Gegend der oberen Nierenpole wurde daher in Reihenschnitte von ı5 x Dicke zerlegt. Auf den mikre- skopischen Präparaten erst konnten die Rudimente des entarteten Ei stockes aufgefunden werden. | Das grundlegende gemeinsame Kennzeichen des Gewebeaufbaues, das junge wie alte Keimdrüsen in vollkommen gleicher Weise teilen, ist das Fehlen jeglicher Eizelle, von der Ausbildung von follikeln ganz zu schweigen. Schon wenige Wochen nach dem Ai schlüpfen erfüllt eine Unzahl von großen Ovozyten das Grerüstwerk des Ovariums normaler Kücken, ganz abgesehen von den reichlich vorhandenen kleinen, jungen Vorratseiern. Alle diese Eientwicklu stufen mangeln der Coquardhenne. Das Ovarialgewebe, rückgebilt zu einem dünnen, zarten Gewebelappen (Fig. 7, Taf. VI), besteht ledig: lich aus dem Stützgewebe, überzogen von einem deutlichen, bei derjüng” sten Henne (Fig. 8) oft mehrzeiligem oder mehrreihigem Keimepithel, tief ins Stroma Zapfen und Stränge einsendet. Bei stärkerer größerung (Fig. 6) erscheinen dicht nebeneinanderruhende StützgeW zellen, zu denen sich bei Mischling 100 noch zahlreiche Pigmentklump gesellen. | Das Bild der Entartung gemahnt am meisten an das Ovarl der Mischlinge von Pfeiferpel und Brautente'. In Frage könnten dem Aufsuchen von Analoga noch sehr alte, ehemals eireiche stöcke vom ersten oder zweiten Typus der Degeneration’ Kol doch kein großes Gefäß, keine reichliche Entwicklung des I bindegewebes erinnert hier an Zeiten ehedem besserer Entwickl ’ zustände. Ä Das Ergebnis der bisher angestellten Beobachtungen muB zusammengefaßt werden: der Eierstock der Fasan- und en of a dark colour ... . on each side of the spine, with situation of the = je ally rieben. : »They were smooth«, führt er fort, »and of a uniform ee „J’ Possessing very few of the characters of the healthy ovarium«. ge der Körperchen und der Gäne ve ohte sich doch a8 Wlan? " Wange erweckt den Verdacht, es möchte Sie = Männchen gehandelt haben. en 1 w Mischlingstudien VI usw., $, 105, Taf. VIII, Abb. 38. H. Porı: Mischlingsstudien. VI. 879 mischlinge zeigt den äußersten und höchsten Grad der Rückbildung, die letzte Phase der bisher beobachteten Eiverarmung. Selbst im Winter des ersten Lebensjahres ist keine Ovozyte erkennbar. 6. Es hat sich früher zeigen lassen', daß ein unverkennbarer Par- allelismus die Entartung von männlichen und weiblichen Keimdrüsen bei der Kreuzung beherrscht. Mit der apomitotischen Störung der Samenerzeugung geht die hochgradigste Verarmung des Eierstockes an Keimzellen schon in jugendlichem Alter einher. Die Untersuchungen der Geschlechtsdrüsen weisen den Fasan- und Huhnmischling in die dritte und letzte bis jetzt bekannte Kategorie der Steironothie, der obligatorischen Sterilität der Hybriden. Sicherlich bestehen auch in dieser Gruppe von Entartungen noch viele und bedeutsame feinere Unter- schiede; mangels ausreichenden Vergleichsmaterials läßt sich durchaus nicht unterscheiden, ob z. B. beim Mischling von Marera penelope und Lampronessa sponsa genau die gleiche Störung wie bei Phasianus x Gallus verwirklicht ist. In diesem Zusammenhange muß auf die Ein- leitung präspermiogenetischer Prozesse im Fasan- x Huhnhoden hin- gedeutet werden. In der Gruppe der Hühnervögel vereint die Systematik die Kamm- hühner mit den Fasanen zu der Abteilung der Phasianinae. So trennen sich Phasianus — und seine Verwandten Gennaeus, Chrysolophus, Syr- matieus, Catreus usw. — nur generisch von Gallus ab. Die unzweifel- haft starke Störung in der Keimzellbildung der Mischlinge beider Gattungen muß im Lichte dieser systematischen Nähe Verwunderung erregen. Mannigfache Übereinstimmungen beider Sippen in der Ge- fiederzeichnung, in der Ethologie der Fortpflanzung, in der Ausge- staltung der sehr bezeichnenden Prachtkleider beim Männchen sind unbestreitbar vorhanden. Ebenso aber scheiden durchgehende und scharfe Trennungszeichen Fasane und Hühner voneinander: der Besitz des langen Fasanenstoßes, der unbefiederten Kopfpartien einerseits, die Kämme und Kehllappen anderseits. | Besonderes Interesse gewinnt dieser Gegensatz durch die Beob- achtungen von Guyer’ an den Hoden von Perlhahn und Haushuhnmisch- lingen. Die Samenbildung war gestört: »to such a degree in fact that no trace of spermatozoa were observable although in certain favourable regions spermatogenesis was Seen to be in progress as far ! Mischlinestudien VI usw., S. 115. a 2 M. = Er en in the testis of Hybrids {from the Guinea and the common fowl. . Journ. of Morphology. Vol. 23. Nr. 1, S.45—56, 1912. 880 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18. Juli. as the formation of spermatids« (S. 46/47). Diese Angabe über die Numida- x Gallus-Hoden ist um so zuversichtlicher zu verwerten, als der amerikanische Forscher ohne jede Voreingenommenheit urteilt; denn die seit dem Jahre 1906 veröffentlichten systematischen Unter suchungen über die Störung der Keimzellenbildung bei Kreuzung sind ihm völlig unbekannt. So ist bisher Bildung von Spermiden ohne Nachweisbarkeit von Spermien nicht beobachtet. Untersuchungen in der Hochbrunstperiode — eine Angabe über die Jahreszeit der Beob- achtung fehlt bei Guyer — läßt, bei Entenmischlingen wenigstens, ausnahmslos gleichzeitig mit dem Vorkommen der zweiten Reifeteilung zum mindesten auch den Beginn der histiogenetischen Umwandlung der Spermide feststellen. Jedenfalls kann man aus den der Arbeit‘ beigegebenen Abbildungen mit einiger Sicherheit auf das Vorhanden sein einer ersten Reifemitose schließen, so daß also ganz gewiß die Störung des Numida- x Gallus-Testikels einen bei weitem geringeren Grad erreicht als es bei der Kreuzung von Phasianus x Gallus der Fall ist Auch dieses Ergebnis widerstreitet dem systematischen Augenschein, denn Perlhuhn und Haushuhn scheidet die Gleichheit der Gesehlechte das Fehlen von Hautanhängen am Kopfe, die ganz andersartige ei: fiederzeichnung, um nur einiges zu nennen, recht viel weiter en ander, als sich die Hühner und Fasanen zu stehen scheinen, wie auch in der Systematik zum Ausdruck kommt. R: Es wäre in hohem Grade erwünscht, etwa in gleicher Weise wie es für eine Anzahl von Anatidenarten durchgeführt werden konnt, auch für die Gallinacei eine systematische Durchforschung der Keim zellenstörungen bei Kreuzungen zu beginnen. Auf diesem Wege b sich zunächst die Aufgabe, den Mischling von Haushahn und Fe | henne zu züchten und zu untersuchen. Sein Vorkommen ist alters her gut! bezeugt. Die besonders hochgradige und so seht: Bi fallende Entartung der Keimorgane ließe sich des ferneren M ik Bedeutung und Verwertung sichern, wenn die — ebenfalls bek ; obschon außerordentlich viel selteneren — Hybriden der = Glieder der Fasanengruppe, des Goldfasans?, des Silberfasans E - N ® i ' W. Nıemever, Züchtungserfolge im Zoolog. Garten in Hannover: 4 Gart. Jahrg. 9, S. 68—72 s. S. 70, 1868. ee. ® W. vox Rorsscnio, Bull of the Brit. Ornithol. Club, Jahrg. 14 a Vgl. auch Osıuvır Grant, W.R.: Catalogue of the Game birds in - 7 d the British Museum 1893, $. 341. — Hierzu muß bemerkt werden, daß in Pr 8 Hamburger Goldlack »golden pheasant« genannt wird. Aus dieser Bezeie geben sich leicht Mißverständnisse. * E. Was, bei A. Sucnerer, Les hybrides ä l’&tat sauvage. Paris Pi a ©. Cronau, Kreuzungen unter den Hühnervögeln. D. Zoolog- Gart. Jabra. FE .8.99—108, 136—144, 8. 8.139. — Vgl. auch Noexrı [unter Korrespondenz“ H. Por: Mischlingsstudien. VII. 881 Königsfasans usw. mit dem Haushuhn in den Kreis der Beobachtung gezogen werden könnten. Als dritter und letzter Schritt kämen dann die Mischlinge der Tetraoniden, der Meleagriden, des Pfaues mit Gallus einerseits, mit PAasianus und Numida anderseits in Be- tracht. Die Erfüllung eines’ solchen Arbeitsprogramms steht aller- dings in sehr weiter Ferne; denn die Schwierigkeit und Kostspielig- keit soleher Züchtungsversuche macht die Beschaffung ausreichenden Beobachtungsmaterials nahezu unmöglich. Anhang. » Im folgenden seien einige literarische Nachweise angeführt, die Nachrichten und Hinweisungen bezüglich des Mischlings von Fasan und Huhn enthalten; sie sind mit einem * versehen, soweit sie nicht zugänglich oder auffindbar waren; in diesem Falle ist die Quelle näher bezeichnet. . *Histoire des animaux T. III, S.449 (zitiert von Harrer, a.a.O. S. 102), Burvacn, Physiologie 1, S. 461 ff. (zitiert von Bronn, a. a. OÖ. 8. 163). *Temnincr, S. 319 (zitiert von Gkirrıtm, a. a. 0. S. 22). | G. B. Corsın, Hybrid pheasant. Zoologist, Fourth Ser. vol. IV, S. 323—324, 1900 [S. 323: hat gelegentlich die Kreuzung gezogen]. *Havzs, Birds. t. 21 (zitiert von Grirrıtm, a.a.0. S. 22). *Cottage Gardener and Country Gentleman’s companion 1860, S. 379 (nach K. Ackermann, Tierbastarde II. Teil 1898, S. 22, von Darwın zitiert). O. Hxınrorn, Journal für Ornithologie S. 408, ı910. [S. 408, Fasan und Huhn- mischling im Berliner Zoologischen Garten. B.ı 39.] ei H. Porz, Über Vogelmischlinge. Bericht über den V. Internationalen Ornitholo- enkongreß Berlin rgro, S. 399—468, S.414, 441. i M. F. Guver, Klavian I5 Dale Ahlen Hybrids. En . of rs Zoolog. Bd. 7, S. 723—745, 1909. r die Gefiederfärbungen des Mischlings. ; ee Are Soc... London 188... (In dieser Form zitiert von Ackermann, a.a. O. S.22. Die Reihe der Bände 1880—ı889 enthält nur eine Arbeit von BarrLerr über Rindermischlinge.) ; "A. Sucuerer, L’Hybride du Faisan ordinaire et de la Poule domestique L Eleveur. Nr. 235, 236, 238, 1889. Außerdem ist ein erweiterter Separatabdruck erschienen. (Beides in Deutschland nicht erhältlich.) ; ; Ansus, W. Craıse, Hybrid between a Barn fowl and a Common Pheasant, Zoologist. Sec. Ser. Vol. VI p. 2769—2770. 1871. [Beschreibung.] Ch. Darwın, Das Variieren der Tiere und Pflanzen im Zustande der Domesti- kation, übersetzt von V. Carus 1878, Stuttgart, S. 21, S- 47- Der in der Anmerkung zitierte Hewrrrsche Mischling von Fasanenhenne und silbergestreiftem Bantamhahn ist bei Teseınzıer (a. a. 0. S. 165—168) nicht erwähnt. local distribution. I, 1866. London and Norwick S. 368— 369. [Beschreibung dreier. Mischlinge aus der Freiheit.] den Jardin d’Acclimatation in Paris), D. Zoolog. Gart. Jahrg. 16, 8. 65—68, s. S. 68, 1875: »Dann noch einen sonderbaren Vogel aus dem Amsterdamer Zoologischen Garten, Sprößling einer grauen Bret lahenne mit einem Bastard von Gold- und Silberfasan.« -— Sitzuugsberichte 1912. ® 882 Gesammtsitzung v. 25. Juli 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 18. Juli. S. G. Morron, Hybridity in animals. The American Journ. of Science and Arts, Sec. Ser. vol. III May 1847. 1, S. 39—50, II, S. 203— 212. [Der S. 205 zitierte Misch- ling von Evrox (Proc. Zool. Soc. London 1835) ist ein Fasan- und Birkhuhnhybride, kein Fasan- und Huhnmischling, wie aus dem Morronschen Text hervorzugehen scheint.] . Bross, Handbuch einer Geschichte der Natur Bd. I, Teil III, S.174 Stuttgart wa [Nur Zitate.] ORE GEorrroY Saımr-Hıraıre.) Über die Mauser der Vögel, und insbe sondere über Weibehen mit männlichem Gefieder. Frorızsss neue Notizen aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde Nr. 422, Bd. 20, Nr. 4, Oktober 1841, $. 31-39, 49—53. [Ist eine deutsche Übersetzung des S.865 zitierten Originals.] oDIne, Sur l’influence du mäle et de la femelle dans la reproduction. Journ. pratique de Med. veter. 1828, III, S. 105. [Nur Erwähnung.] ıcHARD Braptey, The Country Gentleman and Farmers monthly Direetor, London 1736, S.70. (Gibt unter April Anweisung Fasanenhahn und Haushennen zu paaren.) FaAger, S. 772 (zitiert bei Harcer, a.a.0. S. 102 in: Honorati Fabri Traetatus duo: quorum prior est de plantis et de generatione animalium: posterior de homine. Parisiis 1666 findet sich S. 182 ff. eine Auseinandersetzung über die Sterilität des Maultieres). Urysses ALprovanous, Ornithologiae Tomus II. Bononiae 1600, S. 51-52: eis rund venatoria. Frankfurt und Leipzig 177% S. 688— Pe D. Tach Ornithologia T. I, Paris 1760, S. 268—269. v von Burron’s Naturgeschichte der Vögel. Übersetzt von Marrint. Band \, Berlin ehe S. 239—240, 8. 223—225. od urs d’Histoire naturelle, Paris 1770. (Verf. Abbe Hennebert) Tom. 11, 8.108 (zitiert von Burron-Marrısı S. 239). gerne ıf. VI 7 ungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1912. Sitz IA WorpnyssFungosiw :TIog 'H Taf. VII. Berl. Akad. d. Wiss. 1912. . ungsber. d. Er Sit. Mischlingsstudien. VIL 0 0 H. Poıı H. Porz: Mischlingsstudien. VM. 883 Tafelerklärung. Taf. VI. Fig. ı. 2. Hahn und Henne von Phasianus mongolicus Brandt, Vaterform des Mischlings. » 3. 4. Mischlingshähne Nr. 206, 208. » 5. Mischlingshenne Nr. 207. » 6. Henne von Gallus gallus var. dom., Unechte Plymouth-Rock-Rasse, Mutterform des Mischlings. » 7. Henne vom Mischling Jagdfasan x Huhn Nr. 100. Schwester des in Textfigur 3 dargestellten Hybriden. Verkleinert auf ‘/s nat. Größe. Taf. VI. Fig. 1—5. Schnitte durch den Hoden. Vergr. 300. Proj. Ok. 4. Obj. 8 mm. RERRRÄSENENE, = Schnitte durch den Hoden der sterilen ; : i Mischlingshähne von Fasan x Huhn. I 2. » 3. » » 199 : ö 4 204. Schnitt durch einen unreifen Hoden eines Mischlings von Jagdfasan und Königsfasan. 5. » » 208. Schnitt durch den Hoden eines einjährigen Mischlings von Fasan x Huhn. Samen- bildung am weitesten vorgeschritten. Fig. 6-8. Schnitte durch den Eierstock. Fig. 6, 7. Mischling Nr. 190. Vergr. Io | Sehnitte durch Eierstöcke eg von Fasan- x Huhn- » 8. Mischling Nr. 207. Vergr. 300. | mischlimgahennen. Proj, Ok.4. Obj. 8 mm. Die Originale zu den Figuren Taf. VI ı und 2, Taf. VII ı—8 sind in der Photographischen Lehranstalt des Lettevereins, Berlin, aufgenommen worden. » » 884 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. — Mitth. vom 11. Juli, Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Von Prof. Dr. Hans DRAGENDORFEF. . Be (Vorgetragen am 11. Juli 1912 [s. oben S. 625].) Wichtige Personalveränderungen hat auch das Rechnungsjahr 1911 dem Institut gebracht. Daß mit dem Beginn des Jahres Hr. DRrAGENDORFF die Geschäfte des Generalsekretars übernahm, konnte schon der vorige Bericht melden. Bald darauf wurde Hr. Densrveck, der bisher kom- missarisch seines Amtes in Rom gewaltet hatte, von Seiner Majestät dem Kaiser zum ı. Sekretar ernannt. Eine Periode in der Geschichte unseres Instituts und in erster Linie seiner athenischen Abteilung fand aber ihren Abschluß, als mit dem Ende des Jahres WırneLm DÖRPFELD auf seinen Wunsch von seiner Stellung entbunden wurde und nach dreißig- jähriger Tätigkeit an unserm Institut in den Ruhestand trat. DÖRPFELDS bahnbreehendes Arbeiten auf wichtigen Gebieten unserer Wissenschaft, sein Wirken an unserem Institut in seiner Gesamtheit zu charakterisieren und zu würdigen, ist im Rahmen dieses knappen Berichtes nicht möglich. Aber auch an dieser Stelle soll Zeugnis dafür abgelegt werden, wie sehr wir alle uns bewußt sind, daß mit Dörrreın die Persönlichkeit aus dem engeren Verbande unseres Instituts geschieden ist, die der athenischen Zweiganstalt ein Menschenleben hindurch ihr Gepräge gegeben hat und der das Institut, nachdem U. Köurer es als wissenschaftliche Anstalt be gründet hatte, seine Stellung in Athen im Kreise der dortigen Schwester anstalten verdankt. Den Dank für alles, was Dörereın geleistet, muß er in unserem Streben erkennen, zu erhalten und weiterzuentwickell, was er geschaffen hat. An Dörrrerps Stelle wurde von Seiner Majestät dem Kaiser der bisherige 2. Sekretar des Athenischen Instituts, Hr. Karo, zum ı. Sekretär ernannt. Zum Direktor der Römisch-Germanischen Kommission wurde der bisherige Direktor des Nassauischen Landesmuseums in Wiesbaden Hr. Prof. Dr. E. Rırrerume ernannt, der sein Amt am ı. Oktober antrat. H. DraGEnDoRFF: ‚Jahresbericht d. Kaiserl. Deutschen Archäolog. Instituts. 885 Auch die Zentraldirektion muß eines Verlustes gedenken, der sie im Laufe des Geschäftsjahres getroffen hat. Mit Hm. Scnöxr, der sein Mandat in der Zentraldirektion am 18. Juli niederlegte, verlor sie eines ihrer ältesten Mitglieder, das seit dem Jahre 1874 ihr angehört hat und dessen steter Teilnahme und einsichtiger Mitarbeit während dieser ganzen Zeit das Institut mit besonderem Danke sich erinnert. Wenn es ihn als äußeres Zeichen dieses Dankes gelegentlich seines goldenen Doktorjubiläums am 4. November zu seinem Ehrenmitgliede ernannte, so wünschte es darin zum Ausdruck zu bringen, wie es auch weiterhin sich Schöne verbunden fühlt und auf'seinen Rat und sein Interesse rechnet. An Stelle von Hrn. Scnöne wählte die Zentraldirektion Hrn. Grafen VON UND ZU LERCHENFELD, der im April nach Ablauf seines fünfjährigen Mandates ausgeschieden war, zu ihrem Mitgliede wieder. Aus der Zahl seiner Ehrenmitglieder verlor das Institut Exzeilenz J. von Rapowırz, der für unsere Interessen einzutreten stets bereit war, so als er als Gesandter in Athen, wie allen Deutschen, auch dem damals gerade gegründeten athenischen Institute ein warmer Freund war; ebenso als er von Berlin aus das Zustandekommen der U nternehmung in Pergamon ganz wesentlich förderte und dann als Botschafter in Konstantinopel Humans und dessen Genossen sich zu vielfachem Dank verpflichtete. So bleibt sein Name mit den ersten großen deutschen archäologischen Unternehmungen in griechischem Gebiet wie mit dem Institut für immer verbunden. Aus der Reihe seiner ordentlichen Mitglieder verlor das Institut die HH. O. Donser vow Rıcnter in Frankfurt a. M., gest. 13. Novem- ber ıgı1, P. GaucrLer in Paris, gest. 6. Dezember ıgrı, E. vo Hrrzos in Stuttgart, gest. ı6. November 1911, G.Nırmansv in Wien, gest. 19. Februar 1912, H. Nıssen in Bonn, gest. 29. Februar 1912, O. von SARWEY in Berlin, gest. 30. Januar 1912, Tu. Schreiger in Leipzig, gest. 13. März 1912, J. Vauren in Berlin, gest. 30. November ıgı1; aus der Reihe der korrespondierenden Mitglieder die HH. Marchese C. Antaıpr in Pesaro, D. Derrersen in Glückstadt, G. GABRIELLI in Ascoli Pieeno, A. Prosnocmt in Este, gest. 6. Juli 1911, A. G. Spiseru inModena, A. Sramarıanıs in Samos, gest. 3. November ıgı 1, A. Srruck in Athen, gest. 14. September ıgıı, Ü. Wıcnmann in Metz, gest. 16. Oktober ıgıı und A. Zansonı in Bologna. | Neu ernannt wurden: zum Ehrenmitgliede R. Scnöse in Berlin; . Zuordentlichen Mitgliedern: J. A. Cuarzıvarıs in Candida, Ü. Crcmoriwvs m Breslau, E. J. Harserrın in Frankfurt a. M., 6. M. Kan in Nijmegen, A. Mer in Tunis, E. Prunt in Basel, B. Puarmakowskı in St. Petersburg, A. Risse in Frankfurt a. M. und A. Taraneııı in Cagliari; zu korrespon- lierenden Mitgliedern Marques ve Cerarso in Madrid, L. Deusser in 586 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. — Mitth. vom 11. Juli. Königsberg i. Pr., P. Ducarı in Bologna, H. Eınam in Gunzenhausen, B. Fırow in Sofia, G. von Fınary in Budapest, L. Fröuıcn in Brugg a. Aar, A. von GErkan in Milet, K. Grarrinenorr in Cöln, M. GranADos in Soria, F. Krıscnen in Berlin, A. Lammerer in München, K. Lvsker in Berlin, Tu. Macrımy-Brı in Konstantinopel, Kurr Mürzer in Athen, F. Münzer in Königsberg i. Pr., A. Ox&£ in Krefeld, J. C. Prrısrunıs in Nicosia, L. REnArn-Grenson in Lüttich, Cu. L. Tuomas in Frank- furta.M., E.P. Warren in Lewes, F. WınkELmann in Eichstädt, St. A. Xar- THUDIDES in Candia. Die Plenarversammlung der Zentraldirektion fand vom 10. bis ı2. April ıgı1 statt. Die archäologischen Jahresstipendien wurden den HH. S. Lozscr- CKE, U. Kaurstept, B. Laum und O. Wemreicn verliehen, das Stipen- dium für christliche Archäologie Hrn. E. Weıcanv. Der Generalsekretar nahm an den Sitzungen der Römisch-Germani- schen Kommission in Frankfurt a. M. und des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz teil. Während dieser Zeit und seines Erholungs urlaubs wurde er von Hrn. von Wıramowırz-MoELLENDoRFr vertreten. Aus dem Iwanorr-Fonds ermöglichte die Zentraldirektion Hrn. A. ScHULTEn die F ortsetzung der Ausgrabungen der römischen Lager von Renieblas unweit Numantias. Im Auftrage der Zentraldirektion schloß sich Hr. S. Lorscnckt der von den HH. Macrmwr-Beı und WinktEr geleiteten Expedition nach Boghasköi an. Für die liebenswürdige Unterstützung, die seine namentlich der Keramik gewidmeten Studien seitens der Expelitions leiter gefunden hat, schuldet die Zentraldirektion diesen lebhaften Dank. Erwähnt sei in diesem Zusammenhange noch, daß der ı. Band der Boghasköipublikation, deren Herausgabe die Deutsche Orientgesellschaft übernommen hatte, erschienen ist. Er enthält die Bauwerke in der mustergültigen Bearbeitung von O. Pucnstem, deren Drucklegung nach des Verfassers Tode Hr. Kon, besorgt hat. Das zweite Heft der Akropolisvasen und der IV. Band des Terr& kottenwerkes (die Campanareliefs, bearbeitet von H. vow Ronpen ME H. Winserero) sind erschienen. Die Stiftung von Freunden des.ir stituts, deren wir bereits im vorigen Jahresbericht dankbar gedenken i konnten, ermöglichte den Druck des Werkes von H. Kocn, Dachterr* | kotten aus Campanien, das im Winter, und des ı. Bandes der Ver öffentliehung über die Ausgrabungen in Tiryns, der im Frühling *" - schienen ist. Vom Jahrbuch erschien Band XXVI, zu dem Hr. Brandis ; in Jena, wie seit Jahren, die Bibliographie verfaßte, und das Ergan zungsheft IX, Mamurt-Kaleh, bearbeitet von Conze und ScnazmaNnt s Von den antiken Denkmälern wurde Band III Heft 1 ausgegeben. H. Dragenporrr: ‚Jahresbericht d. Kaiserl. Deutschen Archäolog. Instituts. 887 In der Leitung der Römischen Zweiganstalt wurde Hr. Dersrveck von den HH. Horra und Karterreın unterstützt. Am Realkatalog arbeitete Hr. vov MERcKLIN, unterstützt von Frl. Gürscnow, zeitweilig auch von den HH. Horra und Fmmen. Das Manuskript des Realka- taloges ist so weit fertiggestellt, daß der Druck noch im Jahre 1912 beginnen kann. Am neuen Nominalkatalog, der fertiggestellt wurde, arbeitete Hr. Voer bis Ende Dezember, Frl. vos Oven von Juli bis Februar. Hr. Deisrueck war vom 1. Juli bis 30. September beurlaubt. Die Lehrtätigkeit der Anstalt wurde auch in diesem Jahre planmäßig weiter- entwickelt. Im Winter hielt Hr. Dewsruzck neben Besprechungen im engeren Kreise von Fachgenossen Führungen für gelehrte Teilnehmer ab, die besonders auch den Bedürfnissen der Oberlehrerstipendiaten dienen sollten. Hierbei stand ihm Hr. Prälat WıLrerr zur Seite, der zweimal in den Katakomben führte. Hr. Amerune veranstaltete Füh- rungen durch die Museen Roms mit besonderer Berücksichtigung der griechischen Plastik. Von den römischen Mitteilungen erschien unter der Redaktion des 1. Sekretars Band XXVI und XXVII ı und 2. Die Bearbeitung des Generalregisters für die Bände I—XXV hat Hr. Dr. Narcuster begonnen. Die Bibliothek wurde um 736 Werke vermehrt. Dankbar dürfen wir erwähnen, daß auch in diesem Jahre ihr zahlreiche wertvolle Zu- wendungen zuteil geworden sind. Ebenso hat auch die Photographien- sammlung und die Sammlung von Negativen durch willkommene Schen- kungen vermehrt werden können. Mit der Herausgabe von Zeich- Nungen aus dem Institutsapparat ist begonnen worden. In Athen führte der 2. Sekretar während des Jahres die Geschäfte. Zur Seite standen ihm dabei die HH. Kurr MüLzer und Struck; nach des letzteren von uns tief beklagtem Tode, dessen wir an anderer Stelle gedacht haben, trat Hr. Ropenwarpr in der Verwaltung der Bibliothek dem Sekretariat zur Seite. Hr. Dörprern leitete im Früh- ling 1911 die Grabungen auf Korfu, bei denen zeitweilig auch Hr. Karo anwesend war, im Herbst die Ausgrabungen in Pergamon. Im Oktober erklärte Hr. DörrreLn die Ruinen von Pergamon und hielt im November eine Reihe von Vorträgen auf der Akropolis und im Dionysostheater. Hr. Karo erklärte im Dezember und Januar wöchent- lich zweimal die vormykenischen und mykenischen Altertümer, Hr. URT Mürter im Februar und März die Denkmäler der Akropolis. Vom ı. bis 14. April unternahm Hr. Karo eine N REIRBBEFEIBE nach Delphi und Olympia, am letzteren Ort unterstützt von Hrn. Dörr- tELD, der die Ruinen erläuterte. Eine längere gemeinsame Reise wurde 838 Gesammtsitzung vom 25. Juli 1912. — Mitth. vom 11. Juli. unter Hrn. Karos Führung im Mai nach Kreta unternommen. Im März 1912 hat Hr. Karo wiederum eine Führung in Delphi abgehalten. In Pergamon wurde die Ausgrabung der Heiligtümer der Demeter und der Hera im Wesentlichen beendet. Zur Seite standen Hrn. Dörrrzın dabei die HH. Scuazmans und Irre, während Hr. S. Lozscucke gleieh- zeitig eine kleinere Ausgrabung in Tschandarli bei Pergamon leitete, Untersuchungen in Atarneus im pergamenischen Gebiet wurden dureh die HH. Scmazuann und DArıEr mit von letzterem freundlich gewährten privaten Mitteln veranstaltet. Von den athenischen Mitteilungen erschien der XXXVI. Band. Frl. Dr. Bıeger vollendete die Oränung der Negativsammlung. Das von ihr redigierte erste Heft des Verzeichnisses der käuflichen Photogra- phien des Instituts (Attika) ist erschienen. Eine Bereicherung erfuhr die Sammlung der Negative namentlich aus dem Nachlasse von Struck, aus dem auch der Bibliothek ein Zuwachs zuteil wurde. Auch das Athenische Institut kann dankend einer Reihe wertvoller Schenkungen an die Bibliothek gedenken. Die Römisch-Germanische Kommission muß mit besonderem Dank der aufopfernden Tätigkeit ihres Mitgliedes Hrn. Prof. Dr. Worsr gedenken, der von April bis zum 1. Oktober, wo Hr. RiTTERLING die Geschäfte übernahm, den Direktor vertreten und unter Zurückstellung | eigener Arbeiten den Arbeiten der Kommission ungestörten Fortgang gesichert hat. Als Hilfsarbeiter standen dem Direktor die HH. KroraT- SCHECK und BArTHEL zur Seite. An Stelle des ersteren, der mit dem Ende des Jahres 1911 ausschied, trat Hr. Dr. WArrer MÜLLER. Zum Mitgliede der Kommission wurde auf Vorschlag der Zentra- direktion Hr. Prof. Dr. H. Leuser, Direktor des Provinzialmuseums — in Bonn, ernannt. Die Jahressitzung der Kommission fand am 13. März in Frank furt a. M. statt. Die Mittel der Römisch-Germanischen Kommission wurden auch in diesem Jahre teils zu Grabungs- und teils zu Publikationszwecken gebraucht. So wurden die Ausgrabungen im römischen Lager e = Oberaden fortgesetzt und dabei als Wichtigstes ein Uferkastell gefunden. Ebenso wurden die Untersuchungen des spätrömischen Kastells Alzey; eines römischen Bauwerkes unter Sta. Maria im Kapitol in Cöln, & n dem Ringwall Altenburg bei Niedenstein, am Altkönig und an de Goldgrube fortgeführt. } Der Druck des IV. Heftes der »Römischen Überreste in Bayem! hat begonnen. Von dem von der Römisch-Germanischen Kommissio! unterstützten Werke über die Urnenfriedhöfe in Niedersachsen ist die erste Doppellieferung, enthaltend die ältesten Friedhöfe bei Uelzen H. Drasenporrr: Jahresbericht d. Kaiserl. Deutschen Archäolog. Instituts. 889 und Lüneburg, erschienen, desgleichen eine Veröffentlichung der in Rottweil gefundenen Sigillata durch Prof. Knorr. Die topographische Grundlage der archäologischen Karte der südlichen Wetterau ist fertig- gestellt. Hr. Steiner konnte trotz seines Übertritts an das Provinzial- museum in Trier die Bearbeitung der römischen Ziegelstempel weiter- führen. Von den sonstigen Unternehmungen der Römisch-Germanischen Kommission sei vor allem die Bearbeitung wissenschaftlicher Kataloge der kleineren Altertumssammlungen erwähnt, deren baldiges Erscheinen für eine ganze Anzahl von Museen gesichert ist. Für die Organi- sation der römischen Straßenforschung auf dem linken Rheinufer ist eine wichtige Vorarbeit dadurch geleistet worden, daß Vertreter der ein- zelnen in Betracht kommenden Gebiete in Übersichten zusammengestellt haben, was bisher an Straßen als sicher festgestellt gelten kann, und dieses in die Karte 1:200000 eingetragen haben. Damit ist eine feste Grundlage für weiteres Vorgehen geschaffen. Der V. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission ist er- schienen. Der Direktor unternahm zahlreiche Reisen in seinem Arbeits- gebiete. Die Bibliothek erfuhr eine ansehnliche Vermehrung; namentlich wurden manche Lücken in den Zeitschriftenserien durch Geschenk oder Tausch ausgefüllt. Auch eine Neuordnung konnte infolge der Er- weiterung der Bureauräume, für die die Kommission der Stadt Frank- furt a.M. zu Dank verpflichtet ist, durchgeführt werden. Der Direktion des Norddeutschen Lloyd haben wir auch in diesem Jahre für die Gewährung von Vergünstigungen an unsere Beamten und Stipendiaten wie auch an einzelne Gelehrte zu danken. weise oder auch in weiterer BARS EnBt in deutscher ae veröffentlicht te e dem euwiderlaufende Veröffent- lichung dem Re Secretar vor der Ausgabe in n rift aus diesen zu entferner mmenen wissen- e ee früher zu ihm diess nach den ah edarf er dazu der Ba zu veröffentlichen ist ' den Verfassern bh gestattet. k Aus $ 21. 4 Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Se Aus $ de Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersieht über die in der Sitzung vorgetragenen el Mitthei- lungen und über die - irksimpege, geeigneten ge- schäftlichen Angelegen Hinter den Titeln Er Be Mittheil ngabe EIER a eniche in den Schriften der Akademie erscheinenden Mihlngen werden mit vorgesetztem Stern bez ae für die Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.)« Mittheilungen fremder Verfasser ‚cht über diejenige Sitzung BREERSPADEE, ufnahme in die akademischen Schriften “ beschlossen wird. Rz, Das ash einer in einer akademischen Sitzung m Donnerst ufnahme in dag rn zu- en en welche nnerstag ruckt erscheinen soll, muss ee "Reza Tach in der Sitzung selber, ae bis Freitag 1 hr- Morgens dem redigirenden oder der ee druck- fertig zugestellt werden. Spä ingereichte Manuseripte werden, mit dem Präsentationsvermerk des redigirenden Seeretars oder des Archivars versehen, für ein späteres Stück Br Be ' kann von vorn herein mit Mittheilungen ge- ie deren Satz aus irgend welchen Gründen be- sondere Schwierige. erwarten lässt, oder welche ‚den 3 Die Reichsdruckerei versendet spätestens am Montag ode dieselb: enstag Abend wieder abholen lassen werde, wünscht jedoch die mit der be Pe Revision zu lesen, muss sie die Correctur bereits Dienstag früh an die Druckerei kli Wird die c r länger als bis Dienstag Abend von der damit be- trauten Person behalten, so hat 'erantworten, wenn die Mittheilung in einem spätern Stück erscheint. N. wärts we eturen nur auf Verlangen versandt; die Verfasser verzichten auf eg ihrer Mittheilung nach t deren Correeturen erst Geiger dem volgende, Aiglide zur Revision unterbreitet werden sen, kann das scheinen am nächsten er Ahehmapk nicht ie sichert ‚werden. ‚ Aus s 37. y van einer ver- a le 3 e Akade Dile ik Ab lung. eine Be nn zu veranstalten. ER, rl EN Mi uci Ar P. Rörnıs: Zellanordnungen und Faserzüge im Vorderhirn von Siren lacertina . . ? M. Neinıse: Über die Kerne = _Diencephalon bei ung 2 Stugetliren ; A : K. Acanscuansanz: Über die e des menschlichen nhirn R H ker: Der Auszug der Hathor Tefnut aus Nubie i . JuUNKER: F. Freiherr Hırızr von GAERTRINGEN und H. Pe erh, Arkadische "Forschungen Ta. Wıesanp: Erster raue) Bericht über die von den K ser Museen unternommenen einst in San R L. Licntessteix: Beweis Zum Bi dass jedes hinreichend kleine, im wesentlichen stetig ge- krümmte, Fee re F lächenstück auf einen Theil einer Ebene ER und in den kleinsten Theilen ähnlich abgebildet deu kann . A.vos Le Cog: Türkische Manichaica aus Chotscho. De : M. van Berc#es: Die muslimischen Inschriften von Per ergan M. Livpzsarskı: Phönicische und aramäische Krugau Se aus Elephantine C. Frask: Zur Entzifferung der altelamischen Inschriften Sitzungsberichte der Akademie. nn u N Sonderabdrucke. I. ae 1912. 1. Scaur: über einen Satz von Ü. CARATHEoDoRY ve } Frosexius: Ableitung eines Aakie von Kasieisgorr aus einer ‘Formel. von Kacuan BR vos Wırasowirz-MoELLESDoRFF: Mimnermos und Pro operz Russer: über die Betheiligung endocellularer ERRR am Energieverbrauch d der Zelle Wärm A.Evckex: die Molekularwärme des Wassersofe bei tiefen Temperaturen . Oxra: über Rinder- und Menschentuberkulos Harnack: Gershieine eines programmatische rts Jesu. (Matth. 5 1m i in der ältesten Kirche Warsure: Aanast den Energieumsatz bei itachenische ern in I. : IEBIscH: über die Fluorescenz der Sodalith- und Willemitgruppe im 1 altsilaen Licht BERLANDT: über das Sinnesorgan des Labellums de Pterostylis-Blüt Rusess und G. Hertz: über den Ein se He es mag auf die Absorpion Jangweliger W Wärme- strahlen in einigen festen ge Herımanw: über den Charakter der ee in Norddeutschland . ve armen 9 der Lehre vom gene Geichgewihtsutande der Massen ste . DO W. ._ über die Räthsel des Codex: Crmanicus: (hierzu Taf. T und In. ae zu den Epitrepontes des Menande . Meyer: ein mittelirisches Gedicht auf Beondan den Masrfshrer .. as Dee ee Frogextus: über Matrizen aus _ negativen Elementen . Be O,.H. Enpxassspönrren: über Mischgesteine von u. _ Sedimenten en J. Marquart: Guwaini’s Bericht über die Bekehrun igure F.E. Scautze: die Erhebungen auf der Lippen- en; Wangenschleimhaut der Säugetiere. L Ru minantia (hierzu a IV u var ; vox Wiramowrrz-Moerı Ye von Kallima chos Twıie: Verka ng "dee lloplarsuntischen Beschaffenheit der Samenfäden durch ja durch chemische Ein Be Warn: das Problem des Stils in der bildenden En: enge * Sonderabdrucke. II. Halbjahr 1912. Frosenius: über den Srrivsgers’ _— Beweis des Warıms’ vn Satzes. - : ne ne Harnack: chronolo ische Bere ka ung des ae von Damas ee W. Scautze: der Tod des Kambyses ee Brasca: müssen me „nothwendi mit. Aufpressung verbunden sein? ee. : zur kelti Sr . Lüpe phische Auge Bee : Jacopt: ‘über die Echtheit des Kaupliy } ; J. Bipez: la tradition manuserite exi ne de Suidas . Be H. Porz: Mischlingsstudien. VII. er af. VI und VID. = a Be Re Be AR De, ie BE ee ne 8 erh sea a a 1912. XXXIX. XL. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Sitzung der philosophisch-historischen Classe am 17. October. (S. 891) J. Mewaror: Die Editio princeps von Galenos In Hippoeratis de natura hominis. ($. 892) Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. II. (S. 904) Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. III. (S. 942) Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe am 17. October. (S. 965) Fropesıus: Über quadratische Formen, die viele Primzahlen darstellen. (S. 966) MIT TAFEL VII. BERLIN 1912. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Aus dem Reglement für die Redaction der akademischen Druckschriften. Aus $1 e Akademie gibt gemäss $4l, 1 der Statuten zwei ngs e der Königlich Preussischen Akademi und » Abhandlungen der Königlich RT Akademie der Wissenschaften«, Aus $ 2. Jede zur e in die »Sitzungsberichte« oder die Fersen: en« bestimmte Mittheilung muss in einer aka- demischen Sitzung vorgelegt werden, wobei in der Regel das ee str zugleich einzuliefen ist. Nicht- mitglieder haben hierzu die Vermittelung eines ihrem Fache angehörenden gern Mitgliedes zu benutzen. $ 3. r Umfang einer lei Mittheilung soll in der Regel in n in der gewöhnlichen Schrift der Abhand- lungen ar Bastei eigen ‚Überschrei Ri dieser ‚Gre enzen ist nur mit Zustimmung der Gesammt-Akademie oder der betreffenden Classe statt- haft, ni ist bei es der Mittheilung u. zu beantragen. Lässt der Umfang eines Manuscripts ver- muthen, dass diese Zustimmung erforderlich sein werde, hat das vorlegende Mitglied es vor dem Einreichen o da von sachkundiger Seite auf seinen muthmasslichen Umfang im Druck abschätzen zu lassen. ollen einer Mittheilung Abbildungen im Text oder auf besonderen Tafeln beigegeben. werden, so sind die Vorlagen dafür (Zeichnungen, photographisehe Original- aufnahmen un. s. w.) EI mit u Manuseript, jedoch auf ie Blättern, einzur Die n der Herstellu we Gr Vorlagen haben in der Regel Verfasser zu tragen. -Sind diese Kosten handelt — "beizufügen. Überse: bei den Abhandlungen 300 Mark, so ist Vorbesthung dure h das Sceretariat geboten. A 5. ‚ welche ‚nicht Mitglieder der rennt id, sollen = Regel nach nur in die 'Sitzungsberie te aufgenommen weriden. ee die ee der Me ei igung durch die ‚oaes mt-Akadem (Fortsetzung auf S.3 des Umsehlags.) Aus Er 6. q: 3:_Yı | . je B| RT wenn es sieh nicht bloss um glatten Text nn Br: i Möglichkeit nich elle und leicht en pe Umfängliche Correeturen Fremder bedürfen der Genehmigung des red girenden Seeretars vor der Einsendung an die Druckerd, und die Verfasser 2 zur Tragung der entstehenden Meır kosten verpflicht s$8 n allen in die EN handlunger aufgenommenen wissenschaftlichen Nihilngen, Reden, Adressen oder Berichten werden für e , von WlensehaßsRrlien nn wenn deren Umfang im Druck 4 S h fürden Be abdrucke hergestellt, die je Br 1d nach Erscheinen des be meienaen Stücks ‚der Sitzungsberichte ausgegeben wert für din Buchhandel hergesiells indess nur dann, went wenn dit Verfasser sich ausdrücklich damit einverstanden ien erkläre h4 eken aus zur Zahl vor sofern er diess rechtzei gezeigt hat; wünscht er au sein Abdrucke zur Vertheilung zu Ber 0 be der pe der Gesammt-Aka & treffenden Classe. — Ni chem itglieder erhalten exe en und kn nach reehtzeitiger u redigirenden Seeretar weitere 200 Exemplare Kosten abziehen lassen. en a Sale erfasser, welcher zu ee Verthe a exemplare; er ist indess ber auf Ihe aus den Abhan ndlangen © tglied der Akademie ® eiteres 9 | us e Br as wünseht er anf seine Ko er“ Abdrucke zur Vertheilung zu erhalten, s® Es u de reg der 6 esammt-Aka ademie 0 Fe} treffer Masse, — Nichmsiigl DE er set itige ler ex ae und en . reehtze redigirenden Seere re 100 Kosten abziehen ie . 1: ‚Eine für die akademischen ftliche Mi Stelle anderweitig, sei es & 891 SITZUNGSBERICHTE 1912. AÄXXIX. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Vorsitzender Secretar: Hr. Dies. l. Der Vorsitzende legte eine Abhandlung des Hrn. Prof. Dr. Jon. Mewarpr in Greifswald vor: Die Editio princeps von Galenos In Hippoecratis de natura hominis. Der Codex Reginensis-Vaticanus graec. 173, aus dem die Editio princeps des Galenos In Hippocratis de natura hominis (Aldina 1525 Bd. V) gedruckt wurde, ist vom Editor princeps aufs gründlichste überarbeitet worden. Die Quellen der Über- arbeitung werden aufgedeckt. Aus einer Vulgärhandschrift des Hippokrates sind die Lemmata gänzlich verfälscht worden, für Spätere ein Anlass vieler Irrthümer. Der Reginensis gibt ein Musterbeispiel, wie jene Ausgabe entstand; daraus können Schlüsse gezogen werden bei Schriften, deren Handschriften sämmtlich zu Grunde gegangen sind. 2. Vorgelegt wurde von dem mit Unterstützung der Akademie bearbeiteten Corpus Inseriptionum Etruscarum ed. C. Pauzı Vol. 2, Sectio 2, Fasc. ı hrsg. von O. A. Danıeıssox und G. Hrrsıs. Lipsiae 1912. I =] Sitzungsberichte 1912. 892 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 17. October 1912. Die Editio princeps von Galenos In Hippoeratis de natura hominis. Von Prof. Dr. Jon. MewAıLpr in Greifswald i. P. (Vorgelegt von Hrn. Diers.) Hierzu Taf. VII. L. Di; Werke des Galenos haben der Anweisung der Ärzte für die Praxis, der sie gewidmet waren, täglich und stündlich gedient. Aber ihr praktischer Gehalt ist sehr verschieden groß. Neben prognostischen und therapeutischen Werken, die zum Teil geradezu Nachschlagewerke genannt werden müssen, haben wir von ihm Bücher mit philosophi- schen, z. B. logischen Auseinandersetzungen, die geistigen Drill oder grundlegende Ansichten übermitteln sollen. Man versteht es, dab Schriften solchen Inhalts, die zwar lehrreich genug sein konnten, aber für die Praxis der Ärzte von geringer oder gar keiner Bedeutung waren, in unseren Handschriften spärlicher vertreten sind. Zu dieser Gattung gehört unstreitig der Kommentar zu des Hippokrates Schrift TTeri arceut Anerwrioy (ed. Künn XV ı—22 3); denn er ist überwiegend mit phi- losophischen Erörterungen gefüllt. War also dieses Werk schon vom 4. Jabrhundert ab von einem Oribasius, Aötius, Paulus für ihre der Praxis gewidmeten Kompendien nirgends exzerpiert worden, SO wurde es auch in der handschriftlichen Überlieferung von anderen, praktisch | wichtigeren Schriften beinahe völlig verdrängt‘. Ä 2 ® m Auf uns gekommen sind die vereinigten 3 Bücher des Komme tars nur in 3 Handschriften des ı5. Jahrhunderts, nämlich im we tianus graee. 59,14 einerseits und in den aus einer und derselben NT lage abgeschriebenen Marcianus gr. 282 und Reginensis gr. 1735 ® ! Möglicherweise hat auch Galenos selber der Verbreitung seines K ... geschadet, daß er in der hippokratischen Grundschrift einen sO bunten zum Teil zweifelhaften Inhalt feststellte, ommentars Be ander- x J. Mewaropr: Galenos In Hippocratis de natura hominis. 893 seits’. Wenn sich außerdem der Kommentar zu dem sogenannten TTepi amituc Yrıeınäc, eigentlich das 3. Buch, noch in 4 anderen Hand- schriften findet, nämlich in den Mareiani gr.278 und 285 vollständig’ und zu einem geringen Teile im Marc. 277 und Parisinus Suppl. gr. 447°, so erklärt sich das ebenfalls dadurch, daß sein Inhalt für das Leben und für die Praxis von beträchtlicherem Werte ist. Dies sind die Textquellen, die uns für Galens dreibändigen Kom- mentar zu TTeri »rcewc Änerürıoy zu Gebote stehen und die einem Ver- anstalter einer Editio princeps in der Zeit der Renaissance nachweislich ebenfalls zu Gebote standen, wenn er nur die Absicht hatte, sie zu benutzen. Niemand wird dem Editor princeps, der das gigantische Unternehmen anfaßte, alle die großen und kleinen, in den Handschriften ganz regellos aneinandergereihten Werke des Galenos in einer ge- ordneten Sammlung vorzulegen, einen Vorwurf daraus machen, daß er sich bei jedem einzelnen Werke möglichst an eine einzige Hand- schrift hielt und diese, wo es ging, nach einer anderen für den Druck zurechtkorrigierte. Wichtig dagegen ist, ob die Handschrift oder die Handschriften, auf die er gerade geriet, gut oder schlecht waren. Denn der Editor prineeps des Galenos (vom Jahre 1525) hat die Fassung des Textes bis zu dem letzten Herausgeber, ©. G. Künn (Bd. XV vom Jahre 1828), in maßgebendster Weise beeinflußt. Erst ı Zwei weitere, bei Dıers, Die Handschriften der ant. Ärzte I (1905) S. 101, ver- zeichnete Manuskripte, Laurent. gr. 74,12 und Mutin. gr. 240 (ll F 17), können ganz aus- scheiden. Der Laurent. enthält innerhalb einer großen Masse von Exzerpten aus Ga- lenos nur das Stückchen K. XV 29,4 »aneröc bis 30, 10 ENAXICTON und ist für die Überlieferung der Schrift ohne Belang; der Mutin. ist ein Apographon des Regin., reicht überdies auch nur bis zur Hälfte des ı. Buches, nämlich K. XV 50, 3 KekPA- MENÜN FE. 2 Der bei Dırrs a.a.O. verzeichnete Parisin. gr. 2276 dagegen enthält, wie G. Heınreıcn festgestellt hat, Galens Komm. zu TTeri auitHc Ödzewn, nicht zu TTeri AuiTHc Yrieınäc. Da H. Omoxrs Inventaire sommaire bei dieser Handschrift lako- nisch einen Komm. »in Hipp. librum de diaeta« aufführt, so ließ sich vordem nicht entscheiden, welche von den beiden Schriften Galens gemeint sei. Paris. 2276 kommt hier also nicht in Betracht. sammlung den Grundstock der Vindobonenses bildet; es heißt da nämlich: Augerius de Busbecke comparavit Constantinopoli. Der Vindob. med. 34 als solcher fällt also für diese Schrift fort, ebenso wie für Galens Aphorismenkommentar, den er neben un- bedeutenden Varia anonyma ebenfalls enthält. m. 4‘ 394 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 17. October 1912. unsrer Zeit ist es möglich, diesen Einfluß zu beseitigen. Und ganz gelingt dies auch nur da, wo das Manuskript, das jener Gelehrte der Renaissance der Editio princeps zugrunde legte, noch heute vorhanden ist. Dies ist nın beim Kommentar zu TTeri #Ycewc Änerwrıov der Fall, und so kann diese Schrift als eine Art Musterbeispiel dienen, um das Verfahren jenes Mannes zu studieren und Schlüsse. zu ziehen für Schriften, bei denen wir nicht mehr in so glücklicher Lage sind. 2. Die Editio princeps des Galenos entstammt der Druckerei des Andreas Asulanus, Erben und Nachfolgers des Aldus Manutius, und erschien 1525. Der Kommentar zu TTeri »Ycewc Aneruroy eröffnet im letzten (5.) Bande die Reihe der Hippokrateskommentare, die wie die ganze Ausgabe verständig und übersichtlich' angeordnet sind; An- ordnung und Textgestaltung sind bis auf Künw hin festgehalten wor- den. Um so tiefer ist das Dunkel, das noch über den Vorlagen weiter Strecken jener ehrwürdigen Edition ruht. Aber eine dieser Vorlagen, eine sehr lehrreiche, können wir mit unseren Augen noch sehen und studieren, nämlich den Codex Reginensis gr. 173 der Bibliothek des Vatikans. Die photographischen Aufnahmen dieser Handschrift zeigten ein seltsames Bild. Der Schreiber selbst hatte mit seiner klaren und feinen Schrift sich sehr befleißigt, daß eine jede Seite eine schmucke und wohlübersichtliche Schriftkolumne erhielt. Aber in diese Kolumnen \ (vgl. die Tafel) hat eine andere Hand derb hineingegriffen, nieht der gewöhnliche Korrektor, sondern ein sichtlich andere Zwecke verfol- gender Gelehrter. Dieser hat nicht bloß einzelne Worte verbessert, sondern ganze Sätze und Satzstücke zwischen den Zeilen oder am Rande hinzugeschrieben, anderes getilgt und umgeschrieben, ferner viele einzelne Buchstaben, die unleserlich geworden waren, den ganze Kommentar hindurch aufmerksam nachgezogen, alles dies, wie sich später vor der Handschrift selber ergab, mit etwas blasserer Tinte in breiteren, dickeren Schriftzügen. Was aber fast am wunderlichsten anmuten mußte: die Anfangsbuchstaben eines jeden Eigennamen8, & | der Schreiber wie alles übrige natürlich in Minuskeln geschrieben hatte, sind von der späteren Hand in Majuskeln an den Rand 8% ! Wenn im Laufe der Zeit die Ordnung beeinträchtigt worden ist, so liegt an CHARTIER (1679) und Künn (1821 ff.), die inzwischen neu aufgetauchte Werke | Galenos mitunter an unglücklichster Stelle einreihten, z. B. TTeri roY rıAP Im K@MAToc (K. VII 643 ff.) und Tleri mrön Änatomic (K. XVIIIB 926ff.), v© ersteres in Bd. XV], letzteres in Bd. II stehen müßte. Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1912. Taf. VIll Senne a E Anl ai ] 29? { PPPL SPD PR ira de wann uis en, rer Als - i | 1,9 Date Ahern rt pain det u Gym ar el Te v Adern = | | er Talk ER Best Ya ER A 3 Zee Reginensis-Vaticanus graec. 173; Saec. XV. fol. 202*. J. Mewaıor: Die Editio prineeps von Galenos In Hippoeratis de natura hominis. je J. Mewarnvr: Galenos In Hippocratis de natura hominis. 395 setzt. Jede Seite der Handschrift hat durch diese Eingriffe ein ge- radezu turbulentes Aussehen erhalten. Alle diese Verbesserungen nun und Veränderungen finden sich im Texte der Editio princeps, der Aldina, wieder. Also ist der Re- ginensis in dieser Partie aus keinem anderen Grunde so bearbeitet worden, als damit er dem ersten Drucke als Grundlage diene. Damit erklärt sich eine letzte Gruppe von Notizen dieser Hand, 4/Aa auf f.ı89° oder 6/Aa auf f.192" oder 7/Aa auf f.ı94" usw. Es sind die Kustoden der Editio Aldina', die an den Rand der Handschrift gesetzt sind, um bei der Druckkorrektur die Wiederauffindung der zugehörigen Seiten des Manuskripts zu erleichtern. Auf der beigegebenen Tafel, der Aufnahme von f. 202" der Hand- schrift, finden sich zufällig alle geschilderten Maßnahmen vereinigt vor. Man erbliekt oben neben der Folienziffer das ‘|, das sich auf den am Ende der Zeile stehenden Namen inmorrArkc bezieht, man erblickt allerorten im Text die derb aufgesetzten Korrekturen, man findet am seitlichen wie am unteren Rande die weiten Strecken zu- gefügter Sätze, und man sieht den Kustoden 13/Aa und auf derselben Zeile das Zeichen _[ in Responsion. So richten wir noch heute einen Text endgültig zum Drucke her. Wer der Mann gewesen ist, auf dessen Betreiben und unter dessen Leitung die gewaltige Editio princeps der Werke des Galenos zustande kam, das spricht der Verleger in den Vorreden zum ı. und 5. Bande der Ausgabe mit warm empfundenem Danke aus. Es war Joh.-Bapt. Opizzone, Arzt zu Pavia’. Esläge nahe, seine Hand in den Verbesserungen und Zusätzen im Reginensis, der Vorlage eines Stückes des 5. Bandes, zu erkennen. Auf jeden Fall ist die Handschrift aber nach den An- sichten und Auffassungen jenes Mannes SO hergerichtet, wie sie uns vorliegt, und es kommt nun darauf an, die Quellen zu ermitteln, auf denen diese Bearbeitung beruht. ; An ' Genauer gesagt, ist mit 4/Aa das f. 2v, 6/Aa das f. 3” im pi a. m Bogens Aa der Aldina gemeint. Der Bearbeiter des Reginensis er a .” einzelnen Bogen des Drucks nicht die Folien, sondern die Seiten durchgez deren Ziffern in der Handschrift notiert. ? In der Vorrede zum ı. Bande, der dem \sular ibri . litissime Spricht sich Andreas Asulanus folgendermaßen aus: libri Balens n en imprimerentur euravi, iudicio laboreque simul assiduo cum primis u en an ' fum in Litteris plurimum et in medenm 07 me et ad suscipiendum hoc munus apprime Ähnliches steht in der Vorrede zum Papste Clemens vll. gewidmet ist, ' est et ad perficiendum quam ma.xrime iuvit. ee rn aeg 5. Bande, der dem Opizzone selber gewidmet ist; ebendo er nn | | Opizzone bei H. Dies, Über!l. 896 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 17. October 1912. 3. Da ist nun für den Kommentar zu TTeri eycewc Anerüroy zuerst ein Hilfsmittel von schlimmer Bedeutung zu nennen, nämlich eine Hand- schrift des Hippokrates, woraus der Editor princeps die Lemmata dieses Kommentars und damit Galens Hippokratestext nach unsrer modernen Auffassung, die die Renaissance freilich nicht teilte, für die Folgezeit gründlichst verfälscht hat. Der Codex Reginensis 173 war zwar im ganzen durch die Klarheit seiner Schriftzüge und durch die geringe Zahl seiner orthographischen Fehler trefflich geeignet, die Grundlage für einen ersten Druck zu bilden, aber er litt doch an einem durchgehenden Mangel. Der Schreiber hatte nämlich die Lemmata nicht ganz ausgeschrieben, vielmehr immer nur das Incipit gegeben, dann &wc To? geschrieben und darauf das Explieit gesetzt‘. Die fehlenden Zwischenstücke mußten also vom Editor prin- ceps vor allen Dingen ergänzt werden, und er hat sie ergänzt aus einer zwar sehr bequemen, aber leider ganz trügerischen und daher abzu- weisenden Quelle, nämlich einer beliebigen, noch dazu vulgären Hand- schrift des Hippokrates. In dem ersten Lemma, das auf der beigegebenen Tafel erscheint (K.XV 77), ergibt eine erschöpfende Recensio aller Handschriften fol- genden Wortlaut: kaitoı TIPÖTON MEN En TAcın YriepkaeArcecın OYAEIC MOY ÄTIEGANE XOAHN MÖNHN KABAPBEIC, AAN” ÖTIÖTAN TIIH TIC @ÄPMAKON, Ö TI XOAHN Ärel, MPÖTA MEN xoAHN Emeei, ErIeita A& Kal onerma, Emeita Erti TOYToIcın EmEoycl KAl XOAHN MEAAINAN ÄNATKAZÖMENOI, TEAEYTÜNTEC A& KAl AIMA EMEOYCI KAGAPÖN. Von diesem Wortlaut weicht der Bearbeiter des Reginensis” und damit die für die Folgezeit maßgebende Editio prineceps dadurch ab, daß MOYNHN gesetzt wird für mönhn, ferner dKötan für drrötan (bzw. öran des Regin. und Mareian.) und &m TA xonA für &m royroscın. Wir haben hier ein Beispiel für viele, um die vom Bearbeiter herangezogene Hippokratesüberlieferung kennen zu lernen. Denn das em Th xoaA findet sich, wie man aus dem Lrrrrischen Hippokrates vI S.44 Anm. ersieht, in der gesamten vulgären Überlieferung des Hipp% krates an dieser Stelle, &mi ToYroıcın dagegen hat nur eine einzige Hand- schrift, nämlich der alte Kodex A — Parisinus 2253,. der schon voR Lirtg£ mit Recht für die vorzüglichste Handschrift angesehen wird. i wi; : 5 ie Wir kennen dieses Verfahren z. B. aus den Aristoteleskommentaren eine Simplieius. Bei Galenos steht der Reginensis vereinzelt da, sogar unter den ion schriften der in Rede stehenden Schrift. 3 ” ‚Der Schreiber des Reginensis hatte durch das &wc To? hier die Worte Eneit AE ... ÄNATKAZÖMENDI ersetzt. J. Mewarpr: Galenos In Hippocratis de natura hominis. 897 Es stimmt also, was freilich Lirre£, durch die Galenausgaben getäuscht, nicht wissen konnte, die Hippokratesüberlieferung bei Galenos überein mit dem besten Kodex des Hippokrates, mit A. In diesem Falle war wenigstens der Hippokratestext Littr£s nicht beeinträchtigt worden, weil Lırrr£ methodisch richtig die Lesart von A in den Text gesetzt hatte. Aber in vielen anderen Fällen ist, wie man an Proben bald erkennen wird, das vermeintliche Zeugnis des Galenos zugunsten der schlechten Lesart in die Wagschale gefallen. Die beiden anderen obengenannten Abweichungen vom wirklichen Hippokratestexte des Galenos gehen den Dialekt an. Der Editor prin- ceps hat gegen das öTan des Reginensis, seiner Grundlage, aus seiner Hippokrateshandschrift die Lesart dxöTan aufgebracht. Dieses dKöTan hat die gesamte vulgäre Überlieferung des Hippokrates. Nur A trennt sich auch hier von den übrigen und bietet dmöran, d.i. genau das, was bei Galenos die beste Handschrift, der Laurentianus', hat. Hier hat Lirre£ die Lesart von A verschmäht und die vulgäre in den Text gesetzt. Man mag über das dmötan an sich denken, wie man will: Tatsache ist, daß, wie man schon jetzt sieht, der Hippokratestext des Galenos eine andere Form hat als die, mit der Lirre£ rechnete und arbeitete und mit der alle arbeiten mußten außer den Kennern der Handschriften. Gerade in Fragen des hippokratischen Dialekts ver- sagen die Gesamtausgaben des Galenos vollständig, und unzählige Les- arten, die bei Lirrei: in dieser Hinsicht aus Galenos notiert werden, sind nichts weiter als die bis auf Küns fortgepflanzte Lesart, die der Editor princeps aus seinem schlechten Hippokrateskodex in den von ihm durchkorrigierten und ergänzten Reginensis eingeführt hat. In neuer Weise lehrreich ist die dritte der obigen Abweichungen, die Form moYnun. LitTee notiert hier im kritischen Apparat: »MmoYnHn Gal.«, während eine Prüfung der Handschriften für Galenos in Wirk- lichkeit mönhn ergibt. Das moynun steht nach Lirrr£ in keiner Hand- schrift des Hippokrates, bei diesem ist vielmehr moPnon (so AC) oder "önon (vulg.) überliefert. Man wird hier dem Editor princeps des Galenos eine Kontamination zweier Lesarten aufbürden müssen. Mit zu dem Bestande des Lemmas, soweit es der Schreiber des Reginensis selber als Ineipit hingesetzt hatte, gehört nämlich noch das Wort Mön#n. Dessen Endung zwar hat der erste Editor nicht angetastet, dagegen hat er, doch wohl aus einer Handschrift, in der er jenes "o®non fand, den Dialekt geglaubt ändern zu müssen. So ist hier, ! Der Marecian. hat öran wie der Reginensis. 2 Von diesen mag hier bloß J. Irsers, Verhdl. der go. Philol.-Vers. (1889) S. 398 f. genannt sein. 898 _ Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 17. Oetober 1912. wie an anderen Orten, eine Lesart herausgekommen, die, soweit wir sehen, überhaupt nirgends überliefert ist'. Die kritischen Folgerungen des Gresagten liegen klar zutage. Es ist leider wahr, daß nicht bloß die Lemmata in Galens Kommentar zu TTepi sYcewc Anerorov vom Editor princeps unter dem Verhängnis der Umstände ruiniert worden sind, sondern daß infolgedessen auch Lirrr£s Ausgabe des hippokratischen Schriftchens TTeri »Ycewc Aneraunoy selber in seinem ganzen Umfang, d. h. mitsamt seinem Teile TTer) araituc Yrıeinäc, Schritt für Schritt mit trügerischen Lesarten aus Ga- lenos behaftet ist”. Man wird also damit reehnen müssen, daß auch in Schriften, wo wir das Verfahren des ersten Editors an seinem Druck- manuskript nicht mehr verfolgen können, ähnliche Fallstricke ver- horgen liegen. Ja sogar bis in Bestandteile von Galens Kommentar ist das Übel von hier aus vorgedrungen, wenn auch, soweit sich erkennen läßt, nicht oft und nieht konsequent. Nicht solche Stellen sollen hier be- sprochen werden, wo Galenos Worte des Lemmas im dazugehörigen Kommentare wieder zitiert und wo, wenn auch sehr selten, sanftere Eingriffe des ersten Editors nicht zu bezweifeln sind, sondern es soll eine durchgreifende Änderung des Mannes zurückgewiesen werden, die allgemeineres Interesse hat. | Galenos pflegte jene Schrift des Hippokrates nicht TTer) @Ycioc ÄNSPOTIOYy zu nennen, wie wir es tun, mit der Form des Dialekts, sondern TTeri »rcewc Anerürov. Denn es kann kein Zufall sein, daß alle Handschriften dieses Kommentars überall da, wo der Titel er scheint, diese Form einhellig überliefern. So ist es K. XV 2,4. 9, 1% 12,8.18. 13, 14. 104,14. 107,5. 108, 5. 109, 2.4.12. 171, 10. IT 175, 3.4. An allen diesen Stellen hat der Editor princeps die Form ' Es ist bis hierher immer als selbstverständlich angenommen, daß der Editor PEBEODE die Lemmata nach einem Kodex des Hippokrates bearbeitet habe. Aber man mag einwerfen, vielleicht sei von ihm bereits die Editio princeps des Hippokrates, die im ‚Jahre darauf (1526) in derselben Druckerei erschien, verwendet worden. nicht der Fall gewesen, denn der Text, von TTeri ercewc Anerorrov weicht dort AN zahllosen Stellen ab von der Form, die er in den Lemmata des Galenos in der Aldina s 525 zeigt. So schreibt z. B. in dem oben vorgelegten Lemma die Aldina des pp- zwar OköTan und &ni TA xonA, wie der Bearbeiter des Reginensis, aber nieht er wie er, sondern mönon. Ferner: am Anfange des Lemmas ist Kaltoı TIPÖTON ag Bearbeiter des Reginensis unverändert gelassen, während die Aldina des pp KAI TIPÖTEPON MEN bietet. Weiterhin schreibt die Aldina des Hipp. TIC rrig und Emecei und läßt das «ai vor onerma fort, Fehler, die vom Editor princeps des Galenos pie aufgenommen sind. Er hat also für die Lemmata eine handschriftliche Über- lieferung benutzt. Die neuerliche Ausgabe der hipp. Schrift von Osg. Vırrarer (Diss. Berlin 191) ‚sieht mit berechtigter Vorsicht von den Lesarten der Lemmata Galens völlig ab. J. Mewarpr: Galenos In Hippoecratis de natura hominis. S99 eyrcıoc in den Reginensis hineinkorrigiert, und diese Form haben in- folgedessen alle weiteren Drucke bis auf unsere Zeit hin'. Aber nicht bloß mitten im Wortlaute des Kommentars bieten sämtliche Hand- schriften die Form »Ycewc, sondern auch in den Überschriften des ersten wie des zweiten Hypomnemas’, und der Codex Reginensis, von dem wir reden, hat am Schlusse des dritten, an der Stelle. wo in den Rollen der Titel zu stehen pflegt. die Subseriptio: Tenoc TÄc rreri »vcewc Äneronoy. Die Form »rcıoc muß also ebenfalls aus der Will- kür des ersten Editors abgeleitet werden, der auch hier wieder auf seinen Hippokrateskodex sich stützte, und hat ebensowenig, wie die oben charakterisierten Lesarten, ein Anrecht darauf, in einem kriti- schen Apparate von Galens Kommentar auch nur erwähnt zu werden. 4. Wir haben bisher die Tätigkeit des ersten Editors nur auf dem Felde der Lemmata beobachtet und kennen gelernt, sind aber mit dem, was über die Zitate des Titels gesagt wurde, bereits auf den Wortlaut des Kommentars selber eingegangen. Für diesen nun mußte der Bearbeiter, wenn er es für nötig hielt, eine ganz andere Hand- schrift, eine des Galenos, heranziehen. Er hat es getan, und wir können hierbei dem obigen Tadel ein um so kräftigeres Lob entgegensetzen. Wie bereits oben gesagt wurde, sind heutzutage nur drei Hand- schriften der gesamten 3 Hypomnemata Galens zu TTerl oycewc Änerarov vorhanden, der Laurentianus, der eine Klasse für sich bildet, und Mareianus und Reginensis, die aus einer und derselben Vorlage ab- geschrieben sind. Von diesen hat der Reginensis dem Editor princeps als Druckmanuskript gedient, aber der Text des Kommentars selber ist in ihm in allen 3 Büchern nach einer anderen Handschrift durch- korrigiert worden, nicht nach einer der beiden anderen heute noch vor- handenen, sondern nach einer verlorenen. Diese war dem Laurentianus nahe verwandt. Und so sind in der Editio princeps bereits beide überhaupt in Betracht kommenden Zweige der Überlieferung heran- gezogen und ausgenutzt. Ein glücklicher Zufall, aber nicht minder der Scharfblick des ersten Editors haben dieses günstige Resultat ge- zeitigt. Wenn wir heute trotzdem allein durch die Recensio über jenen Text hinauskommen, so liegt das an der noch hervorragenderen Treff- lichkeit des Laurentianus, an der Hilfe der arabischen Übersetzung des Honain (9. Jahrhundert), die uns der Laurent. arab. 226 saec. XII 28 Auf S.15,6 K. ist die Änderung in »vcıoc, die im Reginensis vorgenommen ist, nicht in die Drucke übergegangen, auf S. 15, ı7 ist sie sogar Im Reginensis vergessen. - 2 Das dritte trägt die Überschrift T- AAHNOYF Eic TO TIEPI AlAITHC YrieinÄc INMOKPATOYC. 900 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 17. October 1912, bietet, und an der Sonderüberlieferung der Mareiani für das 3. Hy- pomnema. Die Lesarten, die der erste Editor in den Wortlaut des Kommentars hineingebracht hat, zeigen eine sehr nahe Verwandtschaft zum Lauren- tianus, wie eine fortlaufende Reihe von Beispielen aus dem Proömium zu Buch I zeigen mag, Küns XV ııff. (L= Laurent., V — Mareian,, R = Reginens., R’ = verlorene Handschrift): 11,15 immokpAtovc (inmorpAteion R°)... meränoy (17) LR’: om.VR 12, 6 ofn LR’: om. VR 9/10 THAN TIPOFErPAMMEnHN PAcın LR°: TAc TIPorerpammenkc däcewe VR mAATwnoc LR’: lac. hab. VR 13,18 inmokpAtovc LR’: om. VR In, 8 TE ER: om. VR 4 Men LR’: om. VR 15, 3 einöntec LR’: einöntac VR 16, 6 Amoacıknywmen LR°’: Artoaeıknvomen VR. I je3) An allen diesen Stellen, wo sich die beiden Klassen reinlich scheiden, haben LR’ das Richtige bewahrt; diese Klasse zeichnet sich also, das zeigt schon dieser kleine Ausschnitt, dadurch aus, daß sie die Flexionsendungen besser bewahrt hat und daß sie auch schwerer wiegende Auslassungen der anderen Klasse glücklich ergänzt. Das ließe sich durch alle 3 Hypomnemata, auf Jeder Seite mindestens an einem Beispiele, weiter verfolgen. Überaus zahlreich sind auf diese Weise die Fälle geworden, wo der Editor princeps die Lesart der besseren Klasse in den Text eingeführt hat. Geradezu zahllos aber sind die Stellen, wo LR’V gegen R stehen, d. h. wo der erste Her- ausgeber eine erst durch den Schreiber von R selber begangene Ver- derbnis aus jener verlorenen Handschrift geheilt hat. Es ist also eine gewaltige Arbeitsleistung, die in dieser Weise auf die Blätter des Codex Reginensis verwandt ist. Man wird aber fragen, ob denn der Editor princeps auch aus seinem eignen Kopfe Verbesserungen in den Text gebracht hat. Wir sind bei diesem Kommentare dank der steten Kontrolle, die der Lauren- tianus als so naher Verwandter von R? ausübt, in der Lage, jene Frage bis auf verschwindend wenige Fälle zu verneinen, und selbst diese paar Fälle sind doppeldeutiger Natur. Zwei Gruppen von Lesarten müssen wir bei den Zusätzen aus R’ unterscheiden. Erstens solche, in denen R’ mit L oder sogar mit LV übereinstimmt. Sie sind, wie gesagt, ohne jeden Zweifel hand- schriftliche Überlieferung. Zweitens solche, in denen R’ ganz allein steht. Es kommt das, bei der nahen Verwandtschaft von R’ zu b verhältnismäßig selten vor. Aber man prüfe einmal ein paar zufällig J. Mewarpr: Galenos In Hippocratis de natura hominis. 901 herausgegriffene Beispiele daraufhin, ob nicht die Lesart von R? sich vollkommen im Rahmen der Eigenheiten hält, wie sie nun einmal jeder griechischen Handschrift zukommen, ob sie also nicht leichtere Sonderverderbnisse der verlorenen Handschrift sein können. Auf S. 8,3 K. zu den Worten eipHtaı men AH Kal KA@” EN TI TPAMMA geben die Handschriften au L: AaH R’: rı VR; zu S. ı 1,3 Tön AeYreron (seil. aöron), EneA Kal TÄ AlAKPITIKÄ TÖN ETTIAHMION TE KA} CTIOPAAIKOÖN NOCH- MAtwn bieten sie änea Kal TA AlakPıTıkA L : TÖN alarpırıkön R? : &neA Ton V: enea rrepi R. Es kommt vor, daß R’ einen Artikel hinzufügt, wo LVR ihn nicht haben, daß R’ oY bietet gegen ora& von LVR. Solcher Willkür kann man jedoch in jeder griechischen Handschrift begegnen. Aber es ist doch gut, einen oder den anderen Fall zu prüfen, wo es schwerer wird, ohne weiteres an Willkür eines Schreibers zu glauben. Zu dem Lemma im 3. Buche S. 182,10 K. To? a& e£reoc «re. (= Lirte£ VI 72, 16— 74, ı3) hatte Galenos nach Ausweis der unmittelbar vorhergehenden Worte eine Erklärung nicht für nötig gehalten. 'Trotz- dem schreibt der Editor princeps folgenden Satz, der in keiner der erhaltenen Handschriften steht, in den Reginensis hinein: TA raPönTA AN TAPTA TEMAXIA OYTE TINÖC- EEHFHTOF ACOoNTAI, TrAcı AArA TOY TTornysoy moıh- CANTOC, OYTE TINÄ M&BOAON ÄKPAI®NÄ ZHTOPNTOC, ÄnnÄ KABÄ KEITAI AYTÄ Kal MÖnA Afna Kasecthikacı. Das schauerliche Griechisch bestätigt, daß der Satz unecht ist. Es ist an sich nieht undenkbar, daß der erste Editor selber ihn verfertigt hat, um das Lemma nicht nackt stehen zu lassen. Aber abgesehen von der ganz überflüssigen Mühe: warum, so muß man ein- werfen, hat er das erst von ihm dort eingesetzte! Lemma auf S. 199, ı6K. (=L. 78, 14-17) ohne Kommentar gelassen? So wird man sich denn besser dahin neigen, daß jener Satz von einem byzantinischen Leser bereits jener verlorenen Handschrift an den Rand geschrieben war. So ist das Bild, das wir beim Kommentar zu TTeri »Ycewc Än- erörrov vom Editor princeps gewinnen, ein doppelseitiges. Die Lemmata hat er aus seinem Hippokrateskodex in schlimmster Weise verfälscht, ein Verfahren, das uns um so strafbarer erscheint, als er die Ergän- zungen und Verbesserungen doch auch für die Lemmata aus ‚jener verschollenen Handschrift des Galenos nehmen konnte. Denn welch merkwürdiger Zufall, wenn auch in ihr die Lemmata nur im Ineipit und Explieit gegeben waren. Ist doch vielmehr jenes böse &uc T0% des Reginensis dem Schreiber eben dieser Handschrift auf das eigne Konto zu setzen, da der aus derselben Vorlage abgeschriebene Mareianus (V) die Lemmata vollständig bietet. Anderseits aber hat der Editor princeps durch Heranziehung jener verschollenen Galenhandschrift für den Kommentar selber einen im ganzen wohlbegründeten Text gewonnen. mm i Überliefert ist es S. 200, 8 hinter Tperomaı, ohne Kommentar. 902 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 17. October 1912. 33 Nach diesem lehrreichen Beispiel kann sich das Urteil über das Verfahren des ersten Herausgebers bei andern Schriften des Galenos aller Voraussicht nach kaum wesentlich ändern. Es wäre nur zu wünschen, daß das Druckmanuskript der Editio princeps in nicht ge- rade allzuvielen Fällen verloren gegangen ist, damit man das Ver- fahren möglichst an der Quelle selbst weiter studieren und beurteilen kann. Dafür ist der in Rede stehende Codex Reginensis auch sonst sehr wichtig; denn er war auch für andere Schriften die Vorlage für den ersten Druck. Die Handschrift ist aus 4 Stücken zusammengesetzt, die zwar alle von demselben Schreiber geschrieben sind, aber jedesmal mit neuer Quaternionenzählung beginnen. Die nur wenig gestörte An- ordnung ist folgendermaßen wieder einzurichten: ı. ££.1—72 Quaternionen a—e; 2. f.73—184. 353—359 Quaternionen A—ıe; 3. £.185—232 Quaternionen a. r—c, Ternio 8, z ein Blatt; 4. f. 233—352. 361 Quaternionen aA—ıe; f. 360 hat nie existiert. Auf diese 4 Teile verbreiten sich folgende Schriften des Galenos: Teil ı. £.1—72" Eic T8 TIpornwcriıkön “InmoRpAtovyc. War Vorlage der Aldina', wenn auch nur spärliche Verbesserungen vor- handen sind. f.72” leer. Teil 2. £.73" TTepi Anrıaötun. Fragment; reicht von KATATIÖTION T0% AYTo? Yaroeosıkön (= K.XIV 208, 3) bis zum Schluß des Werkes. Dieses Stück hat der Schreiber selbst durchgestrichen und dazu be- merkt: nerıttön To?to. — Es folgt f.73’”—ı84°. 353'— 355" Eic ® MEP| AIAITHC ÖzEwN NOcHMATwN "IrmorrAtovc. Nicht Vorlage der Aldina; das war vielmehr der Parisinus gr. 2165, der, wie ein einziger Blick lehrt, ebenfalls für die Aldina durchgearbeitet ist. — Die letzte Schrift dieses Teiles, f. 355”— 359" TTer) nTicäAn#c, war aber wieder Vorlage der Aldina. f. 359" leer. Teil 3. £.185'’—232° Eic 1ö neri eYcewc Äneronoy "Immer KkrPAToyYc. Vorlage der Aldina. f Teil 4. f.233’— 352”. 361" TTepi yrıeınön (so lautet hier der Titel der Schrift K. VI ıff.). Schwerlich Vorlage der Aldina, da die üblichen Korrekturen fehlen. i Es ist soeben der Parisinus gr. 2165 saec. XVI als Vorlage für die Editio princeps erwähnt worden. Derselbe Kodex hat der Aldina ‘ Wie mir Hr. Dr. Hees in München, der künftige Herausgeber dieses Kom- mentars im Corpus Medieorum, mitteilt, wird diese Beobachtung durch die Kollation des Reginensis bestätigt. J. Mewarvr: Galenos In Hippocratis de natura hominis. 903 noch die sämtlichen anderen in ihm enthaltenen Werke des Galenos geliefert. Meine lange zurückliegenden Beobachtungen hat Hr. Dr. Bov- DREAUX kürzlich in Paris vor der Handschrift nachgeprüft und allent- halben durch sehr wertvolle Tatsachen bereichert. Dadurch sind, außer für den bereits genannten Kommentar zu rreri araltnc Özewn auff. 255 ff., noch für folgende Schriften die Vorlagen gefunden: f. ı" Eic ImmokrA- tovc Eranmiön a und r (als Vorlage erkannt auch von Dr. WENKEBACH, dem künftigen Herausgeber), f. 118" TTeri avcrınolac (vgl. A. Mıvor, De Gal. libris r. avenn., Diss. Marb. ıgı 1, S. 3), f. 164" TTepi nmaHeovc, f. 177° TTepi mAtpac Anatomäc, f. 181" TTeri oYpwn (K. XIX 574fl.), f. 187" TTepi TÖn TÄc Anarınofc aition, f. 188" TTeri TÄC TON KABAIPÖNTWN SAPMÄKWN AvynAmewc, f. 192" TTer) rırornücewc (K. XIX 497— 511), f. 195" TTeri TAc EE EÄnYTINiwn AlArnWcewc, f. 195° TTüc Aei Ezenerxein TOYC TIPOCMOIOYMENOYC NOCEIN, f. 197" Tinac el Exkaealreın Kal TIOIOIC KABAPTHPIOIC Kal TIÖTE, f. 203" TTepi TAC TON CYMTITWMAT@N AlasoPAc, f. 213" TTeri AlTion CYMTITwMmÄTwN. Die gesamte eigentliche Durcharbeit ist von einem einzigen Manne geleistet; dieser schreibt eine andere Hand als der Bearbeiter des Reginensis; daraus folgt, daß die Männer der Editio princeps die Hand- schriften zur Zubereitung für den Druck unter sich verteilt haben. Aber der Parisinus lehrt noch mehr. Hr. Bouprravx hat außer diesem eigentlichen Bearbeiter des Kodex noch drei andere Korrektoren er- kannt. Zwei von diesen haben nur ein paar Titel hinzugefügt, inter- essieren uns daher nicht sonderlich; dagegen der dritte, der noch übrig- bleibt, hat, außer einigen Randverbesserungen, am Kopfe sowohl von TTepi raneove auf f. 164" wie von TTeri ron TAc Anarınohc Altion auf f. 187" die Notiz hingeschrieben: stampado, und ebenderselbe hat die Kustoden der Aldine an den Rand gesetzt. Wir erkennen also hier außer dem Bearbeiter der Handschrift noch einen anderen am Druck Beteiligten, den man nicht anders als den Redakteur der ersten Ausgabe nennen muß. Da nun nach den oben ($S. 895 Anm. 2) zitierten Stellen der Vor- reden von Band I und V der Aldina nur Opizzone für diese Rolle in Betracht kommt, so dürfen wir in jenen redaktionellen Notizen wohl seine Hand erkennen. So wird jede Vorlage der Editio princeps neue Einzelheiten lehren; mit Hilfe der bezeichneten Anhaltspunkte aber und der diesem Auf- satze beigegebenen Tafel wird es nunmehr leicht sein, die Vorlagen der Aldina des Galenos wiederzuerkennen und ihre Zahl noch weiter zu vermehren. | 904 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. Zur ägyptischen Wortforschung. Il. Von AvoLr Erman. (Vorgetragen am 27. Juni 1912 [s. oben S. 581].) Seit meiner ersten Mitteilung (Sitzungsber. 1907, S. 400) habe ich die Durcharbeitung des Materials, das wir für das Wörterbuch der ägypti- schen Sprache gesammelt haben, so weit gefördert, daß das schließ- liche Ergebnis der langen Arbeit schon deutlicher hervortritt. Einige Proben, die ich hier vorlege, mögen dies veranschaulichen. Ich wähle dazu absichtlich gewöhnliche Worte, deren ungefähre Bedeutung längst feststeht; die Mannigfaltigkeit des Gebrauches, die sich jetzt für sie ergibt, ist um so überraschender. Die Verba DS —> und >» mögen zugleich einen Begriff von der Verwirrung geben, die selbst bei 50 bekannten Worten im Laufe der Jahrtausende eingerissen ist. Die zu den einzelnen Verben gehörigen Substantiva mußten des beschränkten Raumes wegen hier fortbleiben, und aus dem gleichen Grunde sehe ich von einer Besprechung der hier gegebenen Tatsachen für heute ab. Daß das Bild der einzelnen Worte sich bei fortschreitender Ver- zettelung (Philä fehlt hier z.B. noch fast ganz) noch in Einzelheiten etwas anders gestalten mag, ist natürlich möglich; im ganzen aber dürfte es bei der Menge des schon Verarbeiteten feststehen. Für den Leser bemerke ich noch, daß die den Beispielen beige fügten Abkürzungen die Periode andeuten, in der der Text verfaßt ist; dagegen geben die gleichen Zusätze bei den Zitaten die Zeit aus der die uns vorliegende Niederschrift stammt. Ich bezeichne mit: R religiöse Texte unbestimmter Epoche, Rp Pyramidentexte, Ra alte religiöse Texte (z.B. Totenbuch, Ritual), Rkg religiöse Texte der thebanischen Königsgräber, Rj junge religiöse Texte (z.B. Zaubertexte des nR u. ä.), Tgr Inschriften der griechisch-römischen Tempel (fast alles religiöse Texte), Lm Literarische Texte des mittleren Reichs, Junge Literatur in neuägyptischer Sprache, Ermax: Zur ägyptischen Wortforschung. 1. 905 Gm geschäftliche Texte des mittleren Reichs, Gj junge (neuägyptische) geschäftliche Texte, M medizinische Texte. Die weiteren Abkürzungen sind die üblichen; nur bedeutet: Dı8 Am. die Tellamarnazeit, Gr. griechisch-römische Texte, die nieht in den großen Tem- peln stehen. Mit * bezeichne ich Texte in hieratischer Schrift. Die Zitate habe ich im wesentlichen so gelassen, wie sie auf unseren Zetteln stehen; die mühevolle Arbeit, sie einheitlicher zu ge- stalten, hätte bei dieser vorläufigen Mitteilung nicht gelohnt*). Wo der Text eines Beispiels nicht mit dem der zitierten Publikation stimmt, ist er durch Kollation oder eine neue Kopie verbessert. Bei dem Um- fange des zu bewältigenden Materials war es notwendig, die Beispiele möglichst kurz zu halten und möglichst wenig Hieroglyphen darin zu verwenden; daher habe ich von der seit Brusscn üblichen Mitteilung der vollständigen Beispiele hier abgesehen, die übrigens auch wenig Nutzen gebracht hätte. urh ey »salben«. Belegt Pyr. bis griech. Schreibung eg nur Pap. D. 19/20 un 1 griech. auch >. <> u.ä. Det. W u.ä. Pyr. und oft später. — Seit Pap. mR auch Ö und : aR einmal! auch o >>. A. salben u.ä. Gelegentlich ohne Objekt: "* »das Salben« als Überschrift”. — “salbe 10 Tage lang‘. — Neben ähnlichen Verben: "er sgnn, g8, wrh*;, "8" 98 (Kopf), wrh (Leib)°; "5 (Kopf), wri (Leib). — Unterschieden von IA: M oorhf $w, sdmf sw etwa »er schmiere das Geschwür ein und verreibe die Salbe fein«?’; vgl. auch D ı8°. — Durch N fe sH in der Variante ersetzt ("vom Salben eines Kahl- kopfes®), ob irrig? ! LD.1176d. — A. ? Pyr. 50. — ® *P 2 Ebers 48, 2. — * Düns. Temp. Inschr. 171. ° Dend. I 74a. — ° Edfou I 08. — 7 *DisEbers 52,1. — ® PB LD. 11 ıı4i. — * « vreıx’ Werk ) »Dend.« geht auf Marıerres Denderah, »Edfou auf RocHEMoNTEIX Verk, Deirelbahari auf Navırzes Publikation. Die »Wb.-Nr.« bezieht sich auf für das Wörter- buch angenommene provisorische Bezeichnungen nummerloser Altertümer in den Museen; die Angabe »Theb. Grab« bezieht sich auf Serzes Abschriften thebanischer Gräber und will auch nur provisorisch sein. 906 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. a) mit Obj. der Salbe, »mit etwas salben«, eig. »die Salbe aufstreichen«. Schon in Pyr.. doch stets selten. 1. allgemein: li ler Obersalber wrA FNLLN, ‚salbt (andere) mit‘ kmjsalbe”. 2, mit reflexiver Bedeutung häufig: ® wrhtn mrht ‚ihr salbt‘ (euch) mit Salbe”. — PP prh Cntjw ‚sich mit Myrrhen salben‘'* und ähnlich". — Parti- zipial: ®wrh $tj mit Wohlgeruch ‚sich salbend‘ (d. h. gesalbt)"; ähnlich Rp" und noch neuägypt. " » mein wrh ntjw Myrrhenduftender (Vogel)«“. 3. mit ww der Person: DI8,orh nk ‚salbe dich‘ mit ÖL (eig. streiche dir es auf)”. — ”"wrhj nsn mdt ieh salbe sie mit ÖL®, b) mit Obj. der Person, ohne Angabe womit: *"der König veranlaßte, wur, dB er gesalbt wurde”. Vom Salben ar " Dil Tor “ 11” der Götterbilder: " wrh ntrw die G. salben”’; "®" die Glieder des zL 22,23 - Gottes” e) mit N intransitiv bzw. reflexiv: »gesalbt sein, sich salben mit etwas«, häufig, auch in der alten Sprache. 1. von Menschen: ®wrhlf] m wrhttn im er ‚salbt sich‘, womit ihr euch salbt?!* — *? ‚gesalbt mit Öl” — "*mit welchem Öl bist du ge salbt°? — morh im$ der sich damit salbt” — """gesalbt mit Myrrhen®. 2, von einer Statue: "mit Myrrhen gesalbt” — von einem Gebäude: Ra®. 3, mit Schmutz ‚beschmieren‘: 1j" d) mit N der Salbe und Obj. der Person, etwas oder jemand mit etwas einschmieren, salben. 1. kranke Körperteile: “den Kopf damit einschmieren”** — die kranke Stelle mit Honig” — “den Schädel mit Fischfett und mit Brotkrume De Oft " nur wrb im damit einschmieren®”®. 2. Menschen, ung wöhnlich: einmal (passivisch) aR” — "* die Glieder des Königs z 3. Götter, bzw. ihre Bilder, in Tgr häufig: »den Leib « mit Salben” — das »Bild« mit Salbe” — den »Leib des Osiris«". — Vgl. auch D 18%, wo das Obj. als selbstverständlich fehlt. 4. Kleider Feen ee 10,7 = Ebers 66, 11. — a) !0 *Di9 Anast. IV 3,8. — 11 Pyr. 879: S e - Grab des zweiten Propheten Amenhotep (A). — " Mission V 426. = ng 2 a Em. Kahun ans — Be u. ss üm. Geogr. Inschr. II 41. — 0) 2, u ib. 1079. — ?* Totb. ed. Nav. 145B, 20 (nach Pg.). — ?’ *Sinuhe 295. — _ _ eier re —_— I Pap. Leiden AR ZUM Di Mission XV 12) 2. 5 it Anast. IV, 12, 5. — d) °2 *Di8 Ehers 66. ı1. — °? ib. 66, 13. — 3 i tiearst 6, 5. — 35 *D ix . F ; Ne 3.- 1 18 Ebers 92, 19. 36 sDı8 Hearst 2. 2 $ Eee: *D ı3 Ebers 48° RR 38 *Dı8 zu ee en 30,10. — 22T 1 76d. — 1 Edfou I 430, Be ib. 421, sg res end. 1 id... 8 Din. Geogr. Insehr. II 2. 45 [EGRAIN, I... Annales m Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 907 parfümieren:: © der König salbte (g$) sich mit Myrrhen, wr W e On 1 ” ” ” “ G seine Kleider wurden parfümiert mit u e) mit wm? "er ist ‚beschmiert‘ ww Re L; mit Staub" — : ®@ wm I 'r „sie sind bestrichen wm wm mit Wasser« ', — (Wohl nur für m.) np “ . m 4 1 f) mit F Nur einmal in “wrh 2. N schmiere den Leib Fa WR Een damit ein®”. WB. Verschiedenes. a) als Teil des Balsamierens im Balsamierungsritual: " wrh ed salben und einwickeln”; den Kopf mit Myrrhen salben”; das ’ 52 zweitemal mit Öl salben”. Gi => 5: ie 68 Se omteoH Salbenfett« (in Platten)”. oe,” Ne »Obersalber« als Diener in einem vor- nehmen Haus’. €. Bildliches. a) von einem Vornehmen: ""wrA FTT der die Ämter salbt im Hause des Herrschers” (d.h. die Beamten einsetzt?). b) ""ich ernährte die Kinder und salbte die Witwe” (d. h. tat ihr wohl). e) vom Licht u.ä.: ””°die Strahlen (der Sonne) mögen meinen ": 7 . D 20 : Kopf salben” (d.h. mir leuchten) — "Amon ist wrh IR mit Licht gesalbt*. — ?” Ähnlich gedacht wohl auch vom Mond »gesalbt und gekleidet«” — "die Schlangen an der Stirn ‚salben‘ das Haupt mit ihrem Feuer” — "die Vögel sind wr/ m © ntjw » mit Myrrhenduft übergossen« (vgl. Aa 2)". d) im Opferritual: »du salbst dein Haupt N fa mit der Wahrheit«, d.h. mit den durch die Figur der W. symbolisierten »riehtigen« Gaben an Öl usw.” — ""der Tote kleidete das Götter- bild und wrk _ Zr »salbte (es) mit Wahrheit« (Konstruktion x ee ER wie Aa)®. 103ff. _—- 4 GrMendesstele D. zı. — *' *Dsd’Orbiney 8,7- — °* Dend. IV 39, 144— 145, $99. — +? *Dr8 Ebers 94, ı8. — Ba) " *@Pap: de Boulaq 12,22. — Mic. — %ib13, 13. — De So Bank V 21,8. — e) °* *Pı9/ao Anast- IV 3, 8. Ca) °° Florenz, Catal. gen. 1774- — D 56 Proceed. SBA. ı8, 196, 9. — ec) °” *Harris 42,2. — 5% Karnak, Tempel Ramses’ IH. — °* Mar. Abyd. II 54/556. — " "Pap. de Boulaq 9,6. — °! *Harris 500, 44. — d) ‘2 *D.2: Pap. Berlin 3055, 22, 2. — ® Siut I 245. Sitzungsberichte 1912. 78 908 Sitzung der phil.:hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. wrs ne wachen, Zeit zubringen. Belegt Pyr. bis griech. Schreibung ZZ; seit Pap. Dyn. 19/20 gern auch Base Det. Pyr. ohne Det. oder mit dem Bett. Sonst mit © oder seit den Pap. mR. auch mit I: A. wachen, Gegensatz »schlafen«, nur in den Pyr. belegt: dieser Große ‚wacht‘ mit seinem Ka, und es schläft (BEN dieser Gr. m. s. K.’ — groß im ‚Wachen‘, groß im N Br > Schlafen”. Re — Ob hierher auch die folgenden Stellen? Er schläft (dr) nieht in der Nacht, er ‚wacht‘ nicht? — es wachen auf die Schlafenden (sdrıe), ge ai es erwachen die Wachenden‘. — 1 MB. den Tag zubringen, Gegensatz BuRn »die Nacht zu- bringen«: >| Br de ‚in der Nacht‘ ermahnt man dich, = OOo ih Fe * ER ; 6 e |e m Tag‘ erzieht man dich”. — Hierher wohl auch: ak — Übliche Verbindungen u. a.: a) mit hr und Inf.: SEE am Tage ‚beschäftigt‘ sie ee sich, dich zu beweinen, $dr$ m grh nachts beschäftigt sie sich, dich zu beklagen’ -— U ‚am Tage‘ suchte er und ging abends heim“ — ”°°,bei Tag‘ (wr3j) suchte ich, bei Nacht ($drj) suchte ich”. — Das = ausgelassen einmal Lj'". b) mit Pseudopartizip? Ygdr hkrtw, wrs hkrto nachts hungern und ‚tags‘ hungern" (vgl. Ge). e) mit Verbum finitum nur einmal Pyr.: ‚er verbringt den Tag‘ und verbringt die Nacht N gi indem er beruhigt”. E3 d) tagsüber an einem Orte weilen: sie ‚blieben tags‘ an diesem Ort und nachts in der Nekropole” — "" ‚tags weilte‘ Eng ( dort, bis Sonnenuntergang'' — ?: „die Beduinen ‚weilen = * An 15,16 den Tag‘ in den Höhlen« wie Wölfe (die nur nachts ausgehen)” - n Auch von Dingen: ”,am Tag steht es‘ in der Sonne, nachts um Tan”, B A; ! Pyr. 894. — ? ih. 875. — 2 ib. 2083. — # ib. 1011. — B ® + Da REN ologna 1094, 3, 7. € Trk. Ir au a) ® Bifon I ar 8 *D 19/20 d’Orbiney 13; 7- — ° Mar. Karn. u ı1 #*Dz9/20 Pap- Turin 137,3. — ei 445 9/2 Anast. II ı1,ı: — b) a 2,9. Füge o 3: — 8 !Dw rap. Türm 42,5. — 2, "WR Be r 2 ag! Crane. Not. 99/100, 7. — ı6 Karnak, Ramses II. — !” Ebers 53: 4 Ermax: Zur ägyptischen Wortforschung. 1. 909 ©. die Zeit zubringen: '”der König ‚verbrachte (wr3n Amf) die Zeit‘ ae hr mit einem schönen Tag (lies Se hrw.nfr?)' — i ich verbringe‘ die Zeit, indem mein Herz träumt”. a) mit ® und Inf. »mit etwas beschäftigt seine: "ursj ? ich weine ‚immerfort‘ darüber” — ""die Libyer durchziehen ‚immerfort‘ das Land”! — "er beschäftigte sich, Wild zu jagen”; mit ausgelassenem ®” — "#"am .24. Choiakh ‚beschäftigt‘ man sich damit, Osiris zu bestatten”. b) mit N und Inf. nur einmal: "",er beschäftigt‘ sich, N $d Sehilf abzuschneiden” (Var. nur &d)”. ec) mit Pseudopartizip? Nur in M. wrs$ B& = 5: ” > —_> sie ‚bleibt‘ liegen und hungert; x ol sr morgens trinkt sie usw., wr3$ hkrt (dann) ‚hungert sie‘ bis nach dem Frühstück”. D. unnütz Zeit verbringen: ""der König hatte aber (schon) ‚die Zeit verbracht‘, sie zu (?) suchen (fruchtlos)” — ""das vierte- mal klage ich schon, l Dei er soll ich ‚die Zeit (so) ver- derben‘?” — P"® was verderben wir die Zeit‘, Korn zu (?) tragen? (es ist schon zuviel da)”. E. an einem Orte weilen: ""]laß mich den Ort sehen worin mein Herz weilt! — "ich ‚verweilte‘ im Tal, und morgens brach ich auf” — "*ich ‚weilte‘ gestern N N unter den Großen”. ? a, r wstn Sn Aerete frei schreiten. Belegt seit mR; B. oyoceen weit sein. Schreibung: Mit —— schon mR, aber im ganzen selten. Mit a seit D ı8 überwiegend. Mit o% seit D 19, besonders oft D 20. — Gr. auch mit £\ und >. Det. /A\, seit Dı8 gern $ A. Bei der Sehreibung wstnw ver- einzelt auch ) IR i 6, 18 *D 18 Westear 6, 13. — 19 *Dıg Anast. IV u a) 20 *mR Pap. Kahun 30, 18. = 2 Mar. Korn. 53, 22: — ”* D» d’Orbiney 9, 9. — ”* ib. 8,9. — er Dend. IV 38, 94—95. — b) 2° *D 19/20 Inser. hier. Char. 9, 56338a, 10 = *D 19/20 Anast. VII 3: 3- 28 *Dio/o Sallier II 8,1. — e) ?" *mR Pap. med. Kahun 2,4. — D. °* *Dı8 W estear 7,6. — 2 *mR Bauer 225. — °° D® Paheri 3. — BE, ?! mE Sinuhe 158. — * ib. 9. — ® Totb.:ed. Nav. 115, 2. Ye 910 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. A. schreiten, frei gehen: ?*dem Gotte folgen Sf = schreitend? wie einer von seinen Dienern! — vom unangemeldeten Eintritt in ein Haus Lj?. a) vom König auf dem Schlachtfeld: D 20°; P* neben = N m | geradeaus gehend‘. OR b) von den seligen Toten: -wie die Herren der Ewigkeit (meben ein- und ausgehen)®*’. — Rayie die Herren der Be: ec) mit N in einem Orte: '® im Lager’ — ?"yom Priester in der a File — In Ra gern vom Toten: »auf' dem Wege der Ewigkeit<'; im Totenreich'”; in der »Stadt des Nils« "; im Sonnen- schiff"; in der nsmt-Barke"; im großen Gericht ( \ Se d) mit IN und Inf.: ”"ogtn »beim Gehen« durch die Türen”. ==. YVgL auch D.18" | e) mit 2 an einem Orte: P*?iostn auf dem Wege der Ewig- keit — PDı3 Am wstn im Tore der Unterwelt (neben »ein- und aus- gehen «)?"?, B. wstn = (nmtt) frei schreiten: vom Toten D ı8? — “vom König, dem die Standarten den Weg freimachen”* — ”"vom Beamten wel — ’#yom Gott im Tempel” — "#"von Horus im Lande” — yom Toten am Himmel? — Pin der n3mt-Barke” — T#yon Hathor im Sonnenschiff?° %® unter den Göttern”. Mi Pa or will”. €. von Körperteilen. Rn x R 3 a) w. $ frei gehend: P* auf =) dem Wege der Ewigkeit ı i ade — zu (=>) der Treppe® — ?*:yom Beamten im Palaste®”* — ’*yom Toten®, | A. ' Rovsz Inser. hier. 25. 7 ?Dar Mas, @’Anii 7,11. — a) ® LD.Dliaige - “fa. Se "Eh, 168 I (nach Brit. Mus. 10478). — ce) ° *mRSinuhe 115. — Caaue. Not. I 539. — u >» Theb. Grab Paschedu. — 2 D:9 Theb. Grab Neb- a 14. — !* Dıi9 Theb. Grab Paser (B). — " az Mission I 130. — 17 D2o Theb, Grab I-mi-dua. — "me des Haremheb, links 2. _ » echmere 7, ı1. — e) % Berlin 2074. — *! Theb. P ine Den onou p. 39,68. — B, 2° Mission V 339. — ”* ; re ?® Theb. Grab Wh. NIET, “ Edfou I 248. — ? ib. 1442, Pe. Leiden 2; Rec. de Tray.21,143. _ so Dend. ]] 58b. — ®1 Totb. ed. Nav. 168 Bd13.— 7 °® Mission V 299, 3. — + Florenz 1505. — ” BeR EIN EA HIB TE Du Grab Amen-ken. — # Mar. Abydos II 33. — ®* Louvre Ermax: Zur ägyptischen Wortforschung. 1. 911 b) von den Armen: "von einer Figur mit frei herabhängenden Armen”. ec) vom Herzen: ”’*w. eg & vom Könige als Krieger” — u ;} 170.8 vom Osiris oder seinem Hause (ob: großmütig gegen die Toten?)*'. r : « © | s D. Verschiedenes. '"Von Plänen? ıw. ® » ‚ (ob: frei ee 2 8 in der Ausführung?) — ”"vom Flusse?"., E. Transitiv (sehr selten): ""w. ®* den Bauch erweitern durch vieles Essen?* — "den Gott bei der Prozession (ist sündhaft)* — No. $$Q jem. frei schreiten. lassen”, F. N wstn frei, ungehindert. a) > m w. frei eintreten (ohne Anmeldung): mR”; "*in (?) den unzugänglichen Ort (des Palastes)'. b) FR m w.: ”” frei auf (7) der Straße gehen (ohne Furcht vor Räubern)” — ?"vom Wiederfreikommen requirierter Leute” — *vom Toten”. e) . NUA m w. ungehindert schauen: "einen Gott”, eben- so D 19”. ” ” E “ r 54 d) —- muw.: ?*tun wie man will (parallel: seine Kraft kennen)”. ws En leer sein, kahl sein u. ä. Belegt aR bis nR; dann tritt wsr an seine Stelle. 1 ” Schreibung 5; ungewöhnlich an (eig. WS). Det. meist Q,; seltener >. Abk. \y, schon im aR (bei AT W- [Daß das Wort wirklich auf $ endete und nicht nur eine unvollständige Schreibung von wsr ist, zeigt das wsww?.] C 41. — b) °° Totb. ed. Lers. 165,12. — 6) * Crane. Mon. 222, 5. — *! Totb. nR nach Brit. Mus. 10478. — D. ** *mRPrisse 8, 14- _ 43 Mission V 364, 1. — B, ** *mRPrisse 1,7. — + *Dar Max. d’Anü 6, 13. — “° *GrRituel de l’embaumement 9, Io. — Fa. 47 el Bersheh II 21, ı. — * ib. II zı, 13. — b) “ Six temples 14,22. — % Dekret des Haremheb 23. — ! Gr Wreszinskı, Wien S. 169. — e) °* *P 9/20 Anastasi IV 5, 3- — 53 Theb. Grab Zai. — d) * Greese, Fouilles I, 22. LD. IH ı52a. — A? *mR Lebensmüder 63. — B. ® *P +? Ebers 67,3. — 912 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. A. leer sein? Nur: "" die Opfersteine (der verlassenen Gräber) an ; » ® m, sind leer”. | > 0 \ WM. kahl sein, kahl: " I Q \\ı das Haar ausiallan = AM lassen®, dazu Var. nur w$ 3nj* als bedeute w$ auch »kahl machen« mn: | \\ r % a x N N nY der Kahlköpfige°. MAMA C. lückenhaft, beschädigt sein: ?» Ib IN (im et Tempel) Lückenhaftes verstopfen (parallel »bauen «)*. a) N ws etwas zerstört vorfinden: P"ich belebte den Namen der Väter ymnj ws, den ich (auf den Türen) zerstört fand’ — N herstellend, was er zerstört fand‘. b) AN zerstört gefunden, beschädigt (als Abkürzung geschrieben): 1. in Tempeln u. ä.: ?? die hergestellten Götterbilder AT U m - die in früherer Zeit (schon) beschädigt waren’ — sa gm-w3 der ‚das Beschädigte‘ am Tempel ausfüllt"; ähnlich Tgr" | — [auch sait.]. 2. von Büchern: ?*der den Ausspruch fand (d. h. seinen Sinn) NEAR auch wenn er (in der Hand- schrift) ‚lückenhaft‘ war? — PER gm-ws PRO die Lücken der heiligen Schriften ergänzend”. 3, als Lückenzeichen*”, 4. % AU “* „Schreiber für lückenhaft überliefertes« '* als Titel eines RS ge i MH »Schreibers des Bücherhauses des Gottes«. D. Verschiedenes: or, in unklarer Stelle”. — "in einer Liste von Tänzern sind einzelne als \ı, oder WR, bezeichnet”. E. N ws mit Inf. vgl. kopt. Hoyewy fi »ohne« (auch mit Inf.). . e 2% DI Nur in: Se fügte noch 4 Tage (der Jagd) hinzu Zyı1 a Ne ohne seinen Pferden Ruhe zu gönnen”. — ?" Dieses Haus war (noch) im Bau, seine Tore NdE u arwze noch = en I nicht aufgestellt” (mit mw&r und abweichendem Sinn). * Die Hearstro 18. —_ 5 *D 9/2 Admonitions 8,4. — 0, ® D 19 Inser. dedic. 23; ib-53- — a) ” Benihasan I 26, 162. _ s jh, 26, 133. — b) ° Haremheb, Turin 23. — '° PETRIE, Koptos 20a 16. — ıı Edfou I 552. — !* Rouez, Inscr. hier. 24, 7. — !? WRrESZINSKh Wien 105. — 14 #D:8 Ebers 18,1. 8 ;n, 90,3. — 1% Mar. Mast. 438 (= Kairo 1316. 1353). — D. " *mR Lebensmüder 8. *mR Pap. Kahun 24. — E. 19 FRASER, Scarabs 263. — * LD. II ı 52a. Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 913 wsr » ij, kahl sein, mangeln, dürr sein u. ä. er Belegt seit Anfang nR: wohl nur jüngere Form zu > n’ aber die Bedeutung z. T. anders entwickelt. Schreibung won ‚ griech. auch D und %- Det. \, und es; bei der Bedeutung »dürr« sehon im nR O, N A. kahl sein nur in: ?**jch bin krank, mein Haupt ‚ist kahl‘ ' AMAAAA Ei ie y x WB. fehlen, mangeln: * I, 75 Enneinon das Wenige, rm en : was (an dem Kalender) mangelte* (der fehlende Vierteltag). a) 2 wsr »es fehlt nicht«, nur spät: Ter du Mond, „a, wSr re an deiner vollen Gestalt fehlt nichts’ — "*" die Sonne geht auf und unter, + wsrf und ‚hört nieht (damit) auf“ "® — “Du bist erneut, „x wsr wwmt-J und deine Lebenskraft fehlt nicht”. > b) wsr N mit Inf. »es an etwas fehlen lassen«: PN menu FEN 3 R > N > ich versäumte nicht zu geben usw... Be ©. vernichtet sein, von Personen: ”"der Neger ist wör Su mm ME - x verschwunden? und geht zugrunde durch (?) seine Spanne (d. h. die Hand des Königs?)’ — "von Apophis: deine Seele ‚ist hin‘ (w$r) und dein Name eingesperrt (d. h. vergessen)” — ebenso: NW Apophis existiert nicht mehr, en befahl wörf, wsr bif, daß er verging und daß seine Seele verging". W. Transitiv mit —: »jemand fortbringen von etwas« o.ä, nur in: 8 sJ>uR- — Slh »Apophis ist von deinem Hause vertrieben« (bei Alliteration mit w)". E. unfruchtbar sein von der Frau: Im lie Frauen sind ‚un- fruchtbar‘ und man empfängt nicht”. WF. wasserlos, dürr vom Acker. Alt nur: ®® die bewässerten ucen DE ia pe Stellen gehören eurem Wasser, N » Beer (parallel: die Höhen eurer Ufer sind nicht kahl)”. — Oft griechisch: _— m 3 Dend. IV 75. — * Edfou I b) ” Denkst. v. Neapel 6. — — 10 ib. 27, 18. — D. !! Edfou E uoien Amduat I 27. — a) '* Edfou A. ! Pianchi ne — B. ° Kanopus 22. E33e — S:mIr _— 6 Wreszinskı, Wien It 5 c ® Urk. IV 83/84, $. — ? *Gr Apophisbuch Me: 1539. — B. !2 *Dıo/2o Admonitions 2, 4- — rk 914 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. Oetober 1912. — Mitth. v. 27. Juni a) ul D gr nieht überschwemmte Äcker!+ 16, —N1Ill b) der Kanal ist U o° und hat kein Wasser”, Ei 3 e) die ‚trockene Stelle‘ im Acker: das U im Lande bewässern"; ebenso mit ‚in deinen Feldern‘”; das wsr mit Tau füllen”, &. trocken sein von Pflanzen u. ä., nur griech.: wie ein Feuer, das eindringt in IBNEN ‚trockene‘ Pflanzen” — vom eintrocknenden Saft der Myrrhen””, H. wsr h erklärt als RE er = das... des Blutes im Herzen *. wdy »—. Verbalstamm, der in dem altertümlichen Worte für »legen« und in dem länger lebendigen für »schlagen, stoßen« erscheint. Beide dürften ursprünglich identisch sein und zeigen die gleichen grammatischen Erscheinungen: u 1. alt meist Formen ohne w Be » —|| } seltener solche mit SER > De); 2, seit er Su dem mR herrschen die Formen mit 9 nr Infinitiv lautet alt meist =; >, selten we seit dem mR kommt nur die 3 letztere Form vor. — Die alten Formen ohne » müssen den ent- sprechenden Formen von —\ »geben« ohne —> ähnlich gewesen sein, da sie mit diesen wechseln: en »der Lebenskraft gibt« _ ee (Var. . — ”’"# „wer Böses über sie En Es a den läbe, st der Gott sogleich sterben«’. — Sogar noch griechisch: ME Be für die Formel »was der Himmel gibt und die Erde schafft«. vo — »legen«. Häufig Pyr., Ra, aR; später nur in vereinzelten Re DE Ausdrücken. Schreibung s. oben. Det.: alt immer ohne Det. — mR 4; Dı8 x und Be Verwechslung: >1 u.ä. selten im nR (Rkg), öfter Tgr. ei e -. Dend. I 35. — " Edfou I 43. — b) " Edfou is, o): 8 ib. 1475 1 14 je — 2 ib. ll; .— @ 2 ;b]1 Be 8 Dion Geogr. Inschr. 11 87- men > 6. — H. % + Di Dhers 1o 01,8. ’ * Loth, 17 (nach Mission I 170, 540); — 2 Ink. IV 360. — ® Dim GeogT- Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 1. 915 A. etwas oder jemand an einen Ort legen, setzen. a) mit Ü R die Vögel in den Kasten setzen (Bd ‚.Im- oO perativ —>)"? — "er setzt (FR) dich IN I © auf deinen Platz" PER Kr — Br setzt ihn (Bl), |) auf jene Seite”* — "setze ihn (—>) in das Feld rw” — Nsie setzen ker N ) deinen Leib in die nördlichen Wege! — "— Nm] .. Tim der PR fe König ließ sie (die Türen) in das Innere der Halle setzen (seil. zur Bearbeitung)" — ** \ a‘ IT Al der König ließ die Gehilfen an sie (die Türen) setzen '” (vgl. e5) — du setzt (ZSG) ihn in die Finsternis". — Ob hierher: "® der da setzt (D1) die Stunden- - . . 14 > . götter in ihre Stunden''? Bemerkenswert: 1. wdm etwas in den Mund stecken: Rp” Ra". 2. wdm er Rp stecke das Herz (wieder) in deinen Leib’ — ” die Mattigkeit, die der Wurm in diesen meinen Leib gebracht hat = Beh 3. wd m et Rp Horus setzte } dich in das Herz der Götter (d.h. machte dich bei ihnen be- liebt)”. 4. In die Hand nehmen: "? an N hole den, der Böses redet IA re nimm ihn dir in h dene Hand und trenne dich nicht von ihm (d.h. halte ihn fest)” — rn Som om er ‚nahm‘ seinen Phallus in seine Faust”. 5. wd nn 5 Su in die Arme nehmen: Rp”. 6. wd vo an die Stirn setzen: "das Auge (vgl. b)” — "P das Salböl”. 7. wd ZT AI I Rp das Recht an die Stelle des Unrechts setzen (d.h. obsiegen)”. b) mit —>: "du setztest 55 2 mich an den Himmel” — Prsetze dir das Auge an deine Stirn” (vgl. a6) — ®? die Götter legen fl l um ihre Hand an ihren Mund (parallel: sie schweigen vor dir)”” — [auch D ı8]. — Bemerkenswert: 1. vom Niederschreiben auf: "? 2 ii er setzt die Schrift des N.N. auf Inschr. IV ıı 5 a * ag Ptahhetep x 5. — Ptahhetep (nach »Ramesseum« 32). Pe are Are — Pb 109 — ” *Rit. de REEL 13,9. = 11 2. Mast. Dız. — 12 ib. — » Sonnen- litanei 15. — !* Pyr. 499. — !# ib.77. — " en ed. Nav. 90,11. — !? Pyr. 1640. — 18 *D 18 Ehers 19, 6. Su Pyr. Se 20 ib. ı 21 ib. 1248. — 22 ih. 1533. — i age mR Lacau, ib. 1795. — 2 ib. 742. — ”° ib. a. ed. N Yav. 174, 13- b) nn: 26, a —_ 2 ib. 254. — ”° ib. 1519. — ® Brit. Mus. 916 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. . ; 1 ; ot il y2 u rau <> A seine Rolle (d.h. trägt ihn ein) Nr Kar >17 ich schrieb meinen Namen an der Stelle des Geis ein (d.h. ver- ewigte mich im Tempel)”. 2. | — setze in dein Herz 3 Rp oO Xp KITCHEN TIER du dein Herz setzst”” (d.h. was du gern hast), statt des sonst üb- dieses Wort (parallel: gedenke)”. (1 das, woran lichen E 4. —— auf die Erde legen: "jemand beim Ringen®® — "*den Schenkel des Opfertieres”"” —— (den ebenso ge- geschriebenen Ausdruck für »landen« siehe bei wd) ein Schiff stoßen). e) mit ii legen, setzen auf etwas: "PKeb setzt (4 seine Sohle auf den Kopf deines Feindes”® — "Per setzt (=) dich auf seinen (des Besiegten) Rücken”. — Auch noch später verwende “die Namen der Götter auf die Kapelle setzen (Bd) = "s Braten . gelegt auf deine Altäre®”. — [Auch M.] — Bemer- kenswert: 1. wd AF auf die Seite (des Körpers) legen: RP Jege dich (— is auf deine rechte Seite”; ebenso "’ mit Bd auf deine Rechte‘ — "Pauf seine Seite gelegt (Il): m. a beides wohl für hingestreckt — getötet. 2. ”""die Großen Eu kommen zu ihm sich verneigend und das ganze Land Alle A auf den Boden geworfen" (statt des gewöhnlichen = 3. auf den Thron setzen: *r a. er setzt dich en = auf‘ den Thron des Asiris? — Ir vi ich setzte den König 2 Is “ EN auf die Throne des Horus“ und ähnlich Rp”. 4. aufs Feuer legen: ®? Weihrauch“ und so noch Ter (B —)" __ RkgJie Herzen der > . 2 aR Bösen”. 5, jemand an eine Arbeit setzen (vgl. oben bei a): % en h = 51 „ gesetzt wurden die Künstler = Nm an sie (die Türen)” - => ; ee es "die Stütze wird unter die Leiter gesetzt’ "sie legen ihr i i em a gen e Arme unter ihn (um ihn zu heben)” — zw” A = Pyr. 957. — 2 ib. 808. — 3% el Bersheh II, ır. — °* "R Libro ee: funerali sa _> ir 56. ass c) 36 Pyr. 578. Anne 3; ih. 651. — 38 Louvre D DAR Be IE Ra. ML ih. 1747 — Mib to 43 at Mission oX A5® E 757. — * mRLucav, Rec. de. Trav. 26,235. — * P%9 s 5 yr. 3706. — Edfou I rıo..— ° Großes Amduat IV #1 Ma 30. Dia. N 2 Pyr. 2080. — 58 ın, N a mR LacAU; Mast. Ernan: Zur ägyptischen Wortforschung. 11, 917 IE er stellte sich unter dich (um dich zu heben)”. — Vom Be- A siegten: ®P Horus legt (>) dir deinen Feind unter dich” der Feind —|| der gelegt ist unter meine Sandalen”. e) mit@: ” IES er setzt sich auf die Flügel des Thoth” — *rdu setzt Isis auf deinen Phallus” (und begattest sie). f) mit N 9 er setzt dich an die Spitze der Ver- Di PERRR p klärten® — *Pder Götterfürst “” den Atum setzte «AAN an die Spitze der Götter” — ähnlich Re, mit AM. = g) mit S . mp or setzt deine Annalen © zu den Men- schen und deine Liebe zu den Göttern (d.h. läßt sie bei ihnen dauern)” — EN er lege das Horusauge zu dir (d.h. nimm es de — gr D ı8.] h) mit N P er setzt ihn unter die Götter — ? — ne Nm sie setzen sich ihn AS zwischen sich und > (rm ( var. — ||) setzen ihn AN unter die Götter”. ee u PR WB. etwas hinlegen u. ä., auch ohne Angabe wohin: ” ei. er legte seinen (des Osiris) Kopf zu ihm (parallel: EN un er brachte ihn zu ihm“) — rn dir wird dein Kopf ‚hingelegt, dir wird dein Kopf an die Knochen befestigt”. — Von um —) den Begrabenden: "? der eine om gießt Wasser, der andere a wm “. ee — ‚sehüttet‘ Sand“. [0] €. etwas darbringen: an »das Überreichen des Zep- - 71 a E ters«%® _— RP parallel zu unse « em »das Überreichen des Feldes« bei dieser Zeremonie”; bei andern Opferbildern’*". Hier- > n her gewiß auch "* a Per = »das Opfer darbringen«” und wohl auch manche der bei >» »befehlen« unter Dd aufgeführten . Stellen. Rec.de Trav. sen Pe ) ik a as au 6 N 9 jb. 656. el ib. 1645. — "00. — 9 ibn Mi 1798. — h) ° ib. 969. — ib. 1249. — nn #3 weten 69 Libro dei funerali 65; — 70 jb.66. — 5 72 Das Lecram Rec. de Trav. 22, 125/126. — ” D6Urk. Igı. — ” Dis Karnak, Festtempel Thutm. HL — ®% Dend. 162i. — .D. " Pyr. 1682. — 918 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. D. etwas anschmieren: "Schminke jemand (wm) anle- en me .. 78, 7° 3 gen" — % N \Y ‚Salböl anlegen" — d D&D NUM »Ton auflegen«, vom Ausschmieren eines neuen Kruges“""; ähn- lich a E. jemand als etwas (N) einsetzen: "du setzt ihn dir zum 83 = . R NN — RPer setzt dich als Morgenstern ein” — "Per setzt ihn als Herrn des Lebens ein (d.h. macht ihn zu einem solchen)” — aR or wurde ‚ernannt‘ zum er Fürsten von usw.“: zum Beamten” -—— nie stellte ich einen ein 1, » »__ als den andern (d.h. anstatt seiner, bei der Aushebung)**"*. — Hierher wohl auch: Rs du setzt ihn ein RS als 4 ns sowie die Stellen aus D 20, wo wd —> gebraucht ist: x. _ er wurde er als Kind önig”; wm R 11 llei- all In König’ ; IP er ernannte ihn —> = zum a nigen Herrn” [auch D 21]. F. wa} Schutz spenden: "*die Amme spendet Schutz (dem Kinde)® — "#’Isis als Mutter”; ebenso in Ra” — ””°der Gott kommt ed, und spendet seinen Schutz (seil. dem Acker)” — vet ante z ” BE BRENNT eg! N ich®. parallel zu RA, — '#Die Geiergöttin 1 Nılh schützt dich @. den Arm legen u.ä.: "wd die Arme um jemand legen” — "P wd an »den Arm (jemandem) entgegenstrecken?"" _. —ı den. Arm ausstreeken nach (—>) den Speisen «'" H. pflanzen, bepflanzen u.ä. | a) pflanzen: ?"*wd Bäume pflanzen!” — ”"wdt 55500 wi all = dasselbe'” — [auch Ra]. b) bepflanzen mit: ?*die Ufer bepflanzen La Be allerhand Bäumen!” — ?" Ländereien Bl] ber mit Bu men'®; ähnlich sait.!"* 2 .10:3688. 7% De Derelbahri, Kapelle Thutm. . — 9 .Dı Theb. Grab Ame- n nemhet (A). — °° Wirpemann-Pörrner Karlsruhe 8 sı LD. II 74 — ® Kai - — BB °® Pyr. 1320, — 4% in 808 — 8 950. — ss LD. II 3/7 6 ED. Specht g. — Una 19. — ® ib.35. — Sonneulitaneı 745: N: Fouilles ı, ar — ” Düm. Hist. Inschr. I 24/25, 42. — F. °°® *D 18 Zauberspr- [Muß Be — * Edfou I293. — 9% mR Lıcau Rec. de Trarv. 27,58. — ” Berip Bi. dfou 1327. — % ib. 143. — @ ® Pyr. 1653. — 19 ib.4 Brit. Mus- ches — Ha, !% Urk. IV 28,10. — !% Deir el Bahari 86,14. — Re ei a IV > nen Louvre A 93. -- 0” Totb: 190,6 (nach Pap. »Nu« Di; 3 | | 5 Erwan: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 919 ec) bildlich: ”"ein Zelt wd Ar Y das ganz mit Sternen be- setzt ist!”. 3. etwas (schriftlich) festsetzen: DIN Hr IN 108 ich ließ es aufzeichnen!” — vgl. "u: :»- mm . (Den späteren Gebrauch siehe bei wdn aufschreiben.) HM. Verschiedenes: a) "wdt N »das Vogelnetz zuziehen« (neben —> Ne sSht, das ebenda vorkommt)". b) "wa ——|A Ausdruck beim Glasschmelzen ""'", ee RE => ge die Amme des Königs DT «00 x sait. . . 1 2 a 1 ı MD om 115 und in Liebling des Königs N ee a d) vom anfangen? ”"an dem Tage 3 (oder u, U » . . r > N “ fing die Arbeit an'® — ”"das Kornmaß nehmen »3 x er BRRER . | re, e) wd —> MM und darangehen(?) die Kornhaufen zu messen (?)'". on e) wd OF ob »sich hinter etwas setzen« = folgen? nur in | - P*"; nicht folgte(?) ich dem Bösen, weswegen man gehaßt wird, wdj Sem stoßen, schlagen, werfen. Im Gegensatz zum vorigen in alten Texten seltener, dafür aber lange in einzelnen Verbindungen lebendig. Schreibung s. oben. Det. alt immer ohne Det.; x mR, Pap. mR und vereinzelt später; mR; nn Pap. mR und später. Verwechslung: seit nR tritt I» ]), ten öfters dafür ein; ebenso oft in Tgr, besonders Denderah. [Id „ein Schiff stoßen« ist besonders behandelt.] e \ a A. schlagen u.ä. ohne besondern Zusatz: MehZD 1 = Be ee schlage auf seinen Hintern (seil. den Esel) — S Jo » Sy ER ID.U4e - MID DE Eu! Bıssıne, Gemnikai 8-9. — b) !'' LD.1I i ne Inser. I ırıu. — 49b. — 112 ib, 74. — !ı3 Der el Gebrawi II 19. c) =R PıERL, 15 Brit. Mus. re — d) Hs LD. Il 149f. — 117 Deir el Bahari 82. — !!* Brit. Mus. 614. 920 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. “ »eine Schlagwunde« od. ä.” — "der Dämon will dem Toten dt und Noflo “ machen® — "" vom tapfern Jäger: dd der schlägt od. ä. um zu tun was er will! — “der Gott I \\ Ip" schlug den Frevler Xerxes in seinem Palast”. — [Auch mR; Tgr?) a) mit — »gegen jemand«: "*es ist Unfriede im Land, »einer streitet gegen den andern«® — ®ineben —NAT »jemand. be- rauben«" — "#wd I für »sein Gegner«*. b) wd en. häufig in Tgr als Ausdruck für »tapfer« od.ä.: ” ® m; War 11,127 allein’; —> ‚gegen‘ die F remden'; Z unter den Feinden!" ": mm (für »n) ‚unter‘ den Wassertieren”, B. Körperteile bewegen u.ä. a) wd die Hand bewegen: “| drücke nicht auf es (d.h. versuche nicht das Geschwür aufzudrücken) — EN 5 ; T, h ’*® als Ausdruck für kämpfen”; N ‚unter‘ den Feinden”; "> - A gegen jemand". a m HRee = b) wd | den Mund bewegen. 1. Zum Sprechen: ® der Gott bewegte seinen Mund und seine Stimme drang zum Himmel!’ — "die Sykomore bewegt ihren Mund |‘ um zu reden’; ebenda ähnlich, aber ohne r mdt”" — "bewege deinen Mund nicht Re en A zum Schwören”. bewegte seinen Mund — gegen die Stätten (d. h. lästerte sie)" — vgl. auch "die (spukende) Tote bewegt den Mund = N} unter = sich (Sinn?)®. 3. zum Speien: “tell A EN ae 5 -: "TZeraN die ae hinter den Fein den ®, RR ‚ e) ud ri nur einmal "® yom kämpfenden König: wd Mhz g. N Pr parallel 190% er ist tapfer, wenn er eine Menge sieht”, A. Davies, Ptahhetep II 7. _ 2 *Dıs Eber .— .!: Tob sa | * *mR Bauer 206. —_ : 2 ee dfou 1 286. — b) ? ih. 1381. — !° Dend. Il u Po > War, Myibe d’Boraaı, —_ n on k. — Be. " DIE 1% 45 108,125 109,17. — 15 Theb, Grab des Amen-ken. — !% Totb. ed. Nav. 17312: d : Pa b) 18 *D 19/20 Pap. Turin 132, 6. — 19 *D 19/20 Turiner Liebesli % 115 — ib. 2,01. — 21 #Digpo Inser. in the Hier, Char. 18 5631. — ” * Da Anbie [7 10, — 23 *Dı8 % Ü ’ 2,7. 4 *D 19/20 Pap. Turin 1375 1 eo 9 "* "ok Sinuhe B60 = R84. — 0, ® Rec. de Trav. 13,163 7 Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 92] ©. eine Waffe schleudern u.ä.: ”"ırd Ö FR Pfeile schie- ßen”; ® mit IN ‚auf jemand‘”; im Zusammenhang auch nur ”"wd * 29 To . P rn "| ‚schießen‘”. — *"wd Na »Speer schleudern «"*" — 'F"wd N Unsenidinie | Ä IE —Kk 2 IN vom Min (parallel 0 Bee I”. — [Auch D 22.] Hierher auch “ wd ont Kot(?) in das Gesicht werfen”. IH BD. Feuer werfen. a) Feuer anlegen. Wird N x N an die Kessel”; "mit 65 und ASK — %szum Räuchern”. — (Vielleicht richtiger zu wdj »legen« gehörig?) b) Feuer speien (—>gegen jemand), besonders in späten Texten, R 37 die dann gern } u.ä. schreiben: et Ne Jlof) ; ebenso "#" mit [a c=u38 Tor MW ® 99 ä za 40 ni » 2 ee Fr ji 2 (Feuer)atem speien”, mit » %g „ mit N auf die Feinde — "ud R N “; dazu gehört wohl auch —— En schon der Name des Totenrichters we nsrt, var. Be nsrt” — a 45,46 r : DNA” r ut — yon einer Schlange wd N ‚ "= von Nephthys’“; N N Ah vom Sonnenauge”. EN ee E. Licht ausstrahlen, besonders in späten Texten: Rkg nd ga i c) = . . =] e@ ®) . F ar ‚Licht strahlen‘ in der Finsternis = j ll von bunten Bildern” — EN vom Month”; von Horus”, desgl. 8: —nAt DU R mit BA | > 7o> Licht ausstrahlen aus seinen : A, » RE; N EC) NR vl ö Er. 3 57 wie Augen”, ebenso mit rs ähnlich”. — Daher ner OD oh eu der Uräusschlange®“. # *Drs)6 Pay. Leiden 347, 5.2. — # LD. IH 12, 32. — ” Edfou 1 309. — ° Pıeur, Inser. II ro4. — 2 Edfou I 392. — °* Totb. ed. Nav. 17, 31; 78 (nach den mR-Texten). De. Pyr. 405. — Dis Sonnenlitanei 65. — °* Pyr. 376. » s +Gr Salt Br. u Einige FU * Dend. IV 75. — *! Edfoul 310. — “h,] 219. — #3 ib. 301. — * Totb. ed. Nav. 125, 10. — *° Edfou 145. — # Dend #13] 70, var.1 71. — *” Karnak, Kapelle der Anchnes-nefer-eb-re. — ** Edfou I269. — # *Gr Apophisbuch nach Brit. Mus. 31,23. — BE. °° Sonnenlitanei ı14. — ° Dend. II 57d. — :? Karnak, Bab el Abd. — Edfou I 423,7. — °* Dend. III 339-7. —— 5 Karnak, Babel Abd. — 5% Dend. Is5b. — °" Edfou 1410. — 5 Dend. 9223 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. F. Flüssigkeiten u. ä. ergießen, in späten Texten. a) Wasser: "#"wd OO0 —, den Nil aus den Mündungen er- = 5 > N . .. ” * . D gießen” — "8 ar ar ER die N Feuchtigkeit, die du aus der Erde ergießt“; vgl. auch ”* 1» vom Heraufsenden des Nils aus der Unterwelt“. b) Gift: "ud Er gegen (—>) den Feind”. 23 a ER . en en | . c) Samen: "er begattet seine Frau NOe, en und ‚ergießt‘ seinen Samen in ( ie ) ihre Geschlechtsteile®. — Vgl. auch "ud NM 64 Pr B wm =) . d) Duft: "das Räucherwerk a ‚sendet seinen Duft aus‘”. &. einen Schrei ausstoßen. a) Sc N _ sie stieß einen lauten Schrei aus” — "> yom Löwen ud \ e. ‚brüllend‘” — en e (von Isis)® — *die Göttin erbarmt sich des ‚Schweigenden‘ und des IT AyY—Te A ‚der zu ihr schreit‘® — "* Sa (var. De ‚in EN [Auch Rj.] x 2 @ 72 u 73 b) vom Jubeln, nur Tgr.: IImld _ (mA . a: N | F Le ec) vom Loben: .\ I. op! ‚mich preisen 's dasselbe vom Sistrum”. D etwas aussprechen: te) AKT RE Ri Amon ‚verkündete‘ seinen Ausspruch (—> nirj N.N. zum Gott zu machen)”; ähnlich ?*mit — 1 > ‚überall hin‘. — x a ie 2 Ne vom Seth, der schreit”; vom Sistrum, das klirrt”. He en —4.g den (geheimen) Namen aussprechen” — oh — 09 sn 7 de N gl $ rüche ») 1 Sprüche hersagen ® — a | ae A Zaubersprü sagen”, Ösiristempel, nördl. Teil, Zimmer 3: — Pa ® Düm., Geogr. J. IV ı18. — bi Kafou 44 — © Man, Abyd. II 54/55,8. — b) % Edfou I 149. — 0) ° ib. 1582 = = ib. 1144. — d) ® Din. Baug. 25. — Ga. °% *mR Sinuhe 265. — °’ LD. 118 i Nav. Mythe d’Horus 5. — ®% Dis Theb, Grab Neb-wenenf, — ” NEM d’Horas 23, — 71 Fafon I m 7 Dim Kal). ırı/ır2. — ”° Dend, m = 5 i 7. =. Edfon: I soo. 76 * M asp. . Roy. pl. 208, 9. 7 ” ib. pl. 27b, 14. — ”® *Dxro Pan, RR u Vs. re Ber a Goshen I ‚ rechts. — % *@r Apophisbuch nach Brit. Mus. 10188, 6. — B :: Edfou JO Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 923 MH. Pflanzen sprießen lassen, nur Tgr, und zwar nur in ANANAN Edfu: der Wein KE den du aus der Erde ‚sprießen läßt‘“; ähnlich mit lg — mh er läßt alles Grüne sprießen”. 3. Feindliches tun, Schrecken einjagen mit N oder —>. Alt und gut belegt. Fe I» 1 I "$= mit m der Person; nach dem dabei stehenden DR Bilde für ‚hinrichten‘“. Vgl. auch Rkg”, wo auch > steht. b) wd BIN, Schrecken einflößen : "? Kol... in ihr Herz” — “*in die Fremdländer” — ”"in alle Leiber“. — [Auch Rj.] ec) "ud — m ' ‚ein Unwetter senden unter‘ ÄN A oder N ; enge gebraucht. — Öfter "von Eee Göttinnen: » eo — ihr Entsetzen senden gegen”; auch als La". ” . wd — et ‚freveln gegen die Statue‘ des Grabes (sie beschädigen?) — ‚jemandes nkn werfen‘ — ihn bestrafen od.ä.: "man bringe einen Verbrecher, wd nknf und ‚vollziehe seine Strafe”; ebenso Mid nknk ‚du (Apophis) wirst gezüchtigt durch ( l A) Maat (parallel a niederwerfen‘)"". e) ud aNTT ] a ‚ein Blutbad anrichten‘ od. ä., vom Bürger- krieg Lm”; ebenso D22" f) wd MAIL einmal Rp”, sonst nur spät: wd Ir alles Böse tue ich gegen (parallel: schießen auf)” — meist mit Suffix des es (vgl. bei d): Nud sdbk ‚dir wird Böses getan‘””, 9 mit ie g) wd er ‚Furcht vor ihm einflößen‘ meist mit n:® *in die Mitte der Menge!” — T& in die Feinde‘'”, ähnlich mit IB — er se — dasselbe". h) wd en, in verschiedenem Gebrauch: 1. mit Suffix des _ Sehlagenden: Nr ao I 4 & du wirfst dein Gemetzel (d.h. den bl 234. — % ib. 1324. — Ja. * Sonnenlitanei 17, 8. — Großes Amduat Il > u b) ® Pyry62. 8 Te. I 1er, 3 88 Luxor, Türinschrift Amenophis III. — 6) ® Pyr. 208. _ ® Edfou 1127: — ® ib. 1185. — 4) ”* Theb. Grab Senmut. — "* *Westcar 8,15..— - ed. Nav. 39, 5. — 0) ” ae Admonitions 7,6. — * LD. II 2562. ——- f) 9 Pyr. 313. — ” Edfou I ıı3. — un 24, 2. ee Re ı, Br Kairo 20394. — '” Edfou I 99. — _ 434 I [2 Sitzungsberichte 1912. 924 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. Schrecken davor) in das Herz der Könige m _ mn | ) die 4 Feinde". — [Auch sait.] 2. mit Suffix des Geschlagenen: P#der die Länder zu Leichenhaufen macht wd sd el und sie ‚nieder metzelt‘'”; ähnlich Rkg'”. 3, ohne Suffix, jung: “der auf die Feinde schießt und das Gemetzel anrichtet A unter den Bösen” — . R ß xc ERST et { 5 Bi Griech. mit —: yon 8 IR RR ich schlage dem Apophis Wunden"; ähnlich "=" mit ak: oder als x EB i) wd * &=s ‚Leid antun‘ od.ä.: % parallel zu —wNa> ‚jemand Böses tun‘'” — T#yon kriegerischen Göttern m e: wd In (auch 1 & der es mit dem Gewalttätigen (parallel: a BRIR dem, der ihn angreift) zu Ende bringt (?)"*"”. 1. mit ww des Gegners: P*wd kn Ne & ep gewalt- I I Iawvım Be: tätig gegen die Gegner"; "sd kn un Br Gegner gegen den, der ihn schlägt'”. 2, mit — des Gegners: ia e . . r sie ZN i ‚einem Geier Böses tun‘ (als Sünde)" — Tr sd,% ne offenbar die unter ı. aufgeführte Formel!'"”. ar] k) wd Dahn . Leid antun: ‘\, ‚dem Apophis = Nee] dem, der ihn schlägt"”. 2 l) Verschiedenes: "ud rd RZ ‚einer gegen den Tod . geworfen ist‘ — der einen Todesfall En Hause erlitten hat = . P®yom König als Kämpfer wd Ri ‚der seine Kraft wirft wie z einen ehernen Berg‘'® — Te Trunkenheit und Freude (9 ie S PZN ohne Leia @* — Re ob hierher? oder zu wd ‚befehlen‘?'% __ ®r wd I, ob ‚schlagen‘ (mit einer | Kralle)?'% aa | kan ib. 1 489. — h) 195 p ae nr RE ae Me yr. 1488. — 10% Kairo 20089. — !07 Six Temples 9% a Big Großes Amduat I 24. — 109 *Diofao Pan, REEWRe ge, cm Wesen Wien 8.156. — 11 Dend. IV 63a. — 112 ib, IV 782. — 1) !1% nR Osirishymalf TE Bibl. nation. 22. — 11 Edfou I 286... 118 Dend. IV 63b 116 T,öuvre Ö 26, =. = 117 Dend. IV 73. — 18 Edfoul ; : i AS 2 338. — !" ib. 1480. — k) 12° Totb. ed. Nav. 127 En, 121 Nıy, Mythe d’Horus 25. — ]) 12 *mR Pap. ee pl. 10,242. — 123 ıp. Il 130b 16. — 12 Eafou 152. — '# Sonnenlitanei 41. — 12% Pyr. 424- Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 925 we; no ein Schiff stoßen. Gewiß identisch mit dem vorigen Verbum. Schreibung alt wie bei ‚legen‘ und ‚stoßen‘, zweimal alt mit einer Stange als Det. (Beispiel 29 und ı). Dann: IS U ei u.ä., einmal Er “I und Exp: [Aus diesem Worte hat sich 17 N ‚senden‘ entwickelt.] A. ein Schiff staken. a) ohne Objekt: “*über dem Stakenden im Papyrusnachen: EINE: das Staken im Sumpfwasser' — en | Le ich lasse dieh (im Schiffe) staken mit einer Stange von 40 Ellen”. b) mit Objekt der Person: "*die Mannschaft der Sterne fährt (NT) dich; Kalle 33 ‚sie stoßen dieh‘ und ziehen dich mit ihren Seilen®”. — Hierher wohl auch: n Ha — faa= laßt uns sie (die Göttin) im Nachen nach Bubastis fahren (mit allgemeinerer Bedeutung)". B. ! abfahren lassen (eigtl. abstoßen), Gegensatz u, an- kommen lassen (eigtl. anpflocken). a) Personen: ah er ‚läßt dich 'abfahren‘ in der Abendbarke und läßt dich ankommen in der Morgenbarke‘. b) ein Schiff: "die beiden 0, des Himmels für den Toten, damit er darin fahre®"* — ähnlich” — "die Götter ‚lassen die Abendbarke abfahren‘, und — le lassen die Morgen- barke ankommen" — du sollst das Schiff ‚abfahren lassen‘, um Steine zu Iabren- — die Schiffe, die du nach Ägypten abfahren läßt? — "8 fer Pr sie ‚stießen das Schiff des Re ab‘ und fuhren nach Osten”. ©. abfahren, intransitiv, von Schiffen: ale, das Schiff abfahren lassen'* — Fe N! Sn ae ließ seine Schiffe und seine Soldaten abfahren”. ı LD. II 56a bis. — ? mRLacät, Rec. de Trav. 29, Zu Se *+Da Mut Ritual, Berlin 13,5. — Ba. ° Mission I ı23, b Pyr. 1000 "ib. 1o85a. — ® ib. 1086. — ? ib, 464. — !? *Dr9l» Unv eröffentlichtes ze a Tur. 22. — 11 *DiyaoPap,. Tur. 5,4. — *Dz: Wenamun 2, 72. A . Mythe 5» d’Horus 18. — GC, !* *DerWenamun ıx+10. — " Pianchi 94. — " lien, 19° 926 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. Auch hier Gegensatz mn) »ankommen«: **als Wunsch des Toten led /\ abzufahren in der Morgenbarke, anzukommen in der Abend- barke'%"" — abgefahren aus..., angekommen in..." — Schiffe ‚fahren ab und landen‘ in der Stadt Ramses, (so lebhaft ist ihr Verkehr)". D. ein Wasser befahren? Nur in: “wer dich anruft, den ä RR AO 1,8 Ä h behütest du, 1} ef ER N du setzt ihn au das Wasser, das(?) er fröhlich befährt(?)”. (Der Gebrauch bei wdj ‚befehlen‘ Aa hat nichts damit zu tun). E. —<—— »an das Land stoßen, landen« belegt von aR bis D 26; irrig war D»*) n "(in einer Inschrift, die ‚geben‘ fer schreibt). a) mit E- SET AN ich vollzog das Landen (als ein Wort geschrieben) in...” — a uns, z er landet in Theben (var. wm)?+2, b) mit —: ”"*landen im Westen”. — "Rt — mM bei der Halle” — ”"*am Osiristempel”. [Auch D 26.] F. IB —|— eig. ‚das Land stoßen‘, ob für ‚abfahren‘? Nur ®P vom Toten im Sonnenschiff: er fährt am Himmel, zwa[ f] # ‚er stößt von der Erde ab‘?, wdn u, aufschreiben, Belegt seit Dı8, wo es noch von seinem Stammwort yo »legen« (vgl. dort unter J) kaum geschieden wird. Schreibung D 18: >, D ı9. 20 m. spät einmal yo Det. x in Dı8; £& in 118, Dis; z in D 20 und spät. Nur in ıwd (udn) & en »die Titulatur aufschreiben«. 1. Vom Gott, der sie für den König aufschreibt: von Amon"? — von Thoth ‚mit eigenen Fingern‘? — ich schreibe deine Titulatur auf AA fe N, (so lautend): Horus usw.*®° — 2, am Hofe für die neue Königin" Sala III, 1940. — 17 Lad M 18 *D : R IR. y Meüx 62. — 19/2° Pap. Leiden I 350 Ks. 5 Er " *Dx9fo Anast. II] 2,9. — D, % Da» Karnak, Tempel Ramses III, Amonshymnu® (= Exemplare). — B. ?! Rec. de Trav. 21, 142. — 22 Nitokrisinschrift ı1. — a) ® vv. — = LD. I 258 ab, 3. — 25 ;p, 256a 13. — b) 2° Urk. IV 309, ı. — ?” Theb. ki eines Antef. — 2 Rec, de Trarv. 21, 142. — F, 2 Pyr. 368. : DesUrk IV 285 2 Ds Mır. K ; 18 Be 1 . 46:0 E PS LD DE * Dı8 Karnak, Statue Amenophis I P nn { 1, Relief. his \ ] er: k. Hypostyl, — ° Pät Bentreschstele 6, 5 nn ee I Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 1. 92 wd) > befehlen. Belegt zu allen Zeiten, aber K. verloren. Schreibung: meist ıD, I»: Jünger > — Schreibungen mit id sind nur bei den geminierenden Formen 5 ‚ seit Pap. mR IS) häufig; nur Totb. mR und die Texte der u Königsgräber des nR lieben sie auch sonst. — 1 nur vereinzelt mR und Königsgräber. — j allein vereinzelt mR und D ıS$, später häufiger, griech. gewöhnlich. — Ganz ver- einzelt stehen: ee Pyr. 938 bei M und das späte e (Naukratisstele 12; Edfou I 209). Barbarisch ist das 1» 12 nn (Satrapenstele 12), das spät und griech. nicht für | wdt, sondern für > steht. Det.: alt ohne, doch kommt —> schon bei P in Pyr. vor; im mR wird => häufiger (in den Pap. mR steht es stets), seit Dı$8 steht es gewöhnlich. Griech. tritt ”V, —& an seine Stelle; einmal auch %_7 (Edfou I 571). Verwechslungen: I>1 al tritt seit D ı8 oft dafür ein (be- sonders oft in D 20); En in Pap. D 19/20, Pap. D 21/22 und D 22; SER nur einigemal in Edfu (nicht in Denderah). A. jemandem etwas befehlen, stets mit n der Person, die den Befehl erhält; Ausnahmen unten bei f. a) mit Objekt: "wd 58 Gutes befehlen! — "*»der Weg, den der König mir befahl« (seil. zu gehen)” — PD „hefiehl mir Sa etwas (seil. dir zu geben), und ich lasse dich (in Ruhe)«, sagt der Wein anbietende Diener? — “sie gehen et ger auf dem Wasser, das er ihnen befiehlt (d. h. sind ihm gehorsam)* — ”"*der Gott Als RN Na befahl es mir u zu tun)’ [auch Rkg, D 20]. — „RO 2 Besondere Verbindungen: 1.""wd _ »etwas befehlen «° und ** »irgend etwas befehlen « ""; als Titel NE, DIT Hr. 9, md Tplpee Befehl geben”. 3. "swd j RE © dasselbe". 4. wd WR er Aa! 274 — LED. ar _—_ 3 Paheri 7. — * Wreszisskı, Wien S. 114. — Ak IV 225. 0% #mR Bane iin — 5 Wis, Mast. Do. — ° Une — ° Kairo 31413.. P:tmB irkengesahiih 11. — " Sonnenlitanei IV 24; ib. IV 46. — 928 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. Dxnöret dieses Wort (mdt ” ), das Amon befohlen hat (d.h. seinen Befehl)”. 5. ) H wd Bier et als besonderes Wort aufgenommen. 6. wd ES Gesetze geben: ”"vom Chons in Karnak'”; ebenda alte ee 1. wd DR N "einen Befehl geben”. 8. wd KR = "schriftliche Befehle geben?*. 9, wd NE. | Befehle geben, häufiger belegt: ""vom Leiter, der »Befehle erläßt ENT für die Menge«'' — '#"von Hathor: wdt ssrw war N die die .... befehligt (parallel »Herrscherin in Ägypten «)'* — ”’’vom Befehl eines Gottes” [auch in Ra, Dı8, D 20, Gr]. 10. wd ar eine Vorschrift geben: P*yom Befehl des Königs” = f „ = RE. ee ZEN URL FE £ Dr il Ba IE nn er ge ehe er a Eee En m N 7 Er RS Rue rk Spez Se a Ei Rt b) mit folgendem Verbum finitum; so ständig in den Pyr., später seltener: "’ Anubis befahl EN I—$ daß du herabsteigst” — RPpefiehl dem Gott Be daß er spreche” — ""der Gott befahl I, daß ihr in seiner Gunst seiet” — ” S1/] FR Ba ae 5 TE, 1 WA en I ee ee ee ie + ap MM wma es ist befohlen, daß du den Tempel reinigst”' — D’>mein Yats befahl lo, daß ich es tue” — "ich befehle —hl BE ) daß es sogleich aufhöre” [auch Ra, Rkg, Lm, Lj, Tgr]. c) mit folgendem Infinitiv, in den Pyr. nur einmal, später die gewöhnliche Konstruktion: er befahl, | 2 (es) seinem a iu Vater zu machen” — "ich befahl dir, Zohe sie zu machen” — | a ""der König befahl, (rss das Opfer festzusetzen” — ""der König befahl, N} Sn diese Stele aufzustellen” — "*der König en \ ax, ihm ein Denkmal zu holen” — "*der König = befahl, —]7 (mich) zu senden” — ?"*der König befahl, 19 | 5 en 0 E; 5 das Opfer zu stiften” — P*®der König befahl, Bile za Tempel zu bauen” el a Narr \4 man befahl, mir Fleisch SauSy | z Luxor, Raum G (bis). — !® Leeram, Annales III 98. — !* Kairo Ihe Nr. 5 u ' Una 45; 49. — !° Totb. ed. Nav. 38 Ag. — 17 *mR Prisse 6, s Dend. 1 14 re BR + % as Rovs£, Inser. hier. 237, 26. — 2° 'Theb, Grab West RE ei 2. Ci u — B) ®* Pyr. 1295. — ®2 ib, 1482. — Si Mus. 101. — " Louvre 0) ”" Pyr. 261. — 2 Mur. Kamm wi GEM tris’ II. aus “ Derelbahri. — ® LD. I 149d. — “ ‚25. ER Granitstele Sesos ri . ib, 138€. — #2 ib. 1364. — ® Urk. IV 769: 7 Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 1. 929 Dr 2. eummane TE an 0, | Yen AR irgend so etwas zu tun?”® — "S"Re befahl nicht, > es (das Böse) zu tun”. — [AuchaR, Ra, Lin, Gm, Dı9, D 20, Rj, sait.]| Bemerkenswert: 1. wd > »be- y oO zu geben” — "" befiehlt man nicht, fehlen, zu veranlassen « schon im mR oft zu »befehlen« abgeschwächt: m od tw re dbs[f st] eigentlich »befiehl, daß man ihn zahlen lasse « für »befiehl, daß er zahle«, wie auch die Var.” hat — "*der König befahl, Zr | mich ‚aussenden zu lassen‘‘ statt nur a D38 KR ws sbt wie in Beispiel 32 — "der König befahl, Fa > ‚auf- stellen zu lassen‘"' statt nur $mnt wie Beispiel 29 — ”""der König be- ” > . . 2 .m 1: 1 fahl, 0 % daß man die Kleider machen lasse” — !" die Götter ne eu befahlen, IM (ie ‚daß man ihm (einen Sohn) geboren a CAS FR werden lasse‘ für ‚daß ihm ein Sohn geboren werde”. [Auch . - Dıs ”. . Ye? I 2 griech.] — Auch negativ: der König befahl, 1. &0_ % daß =>: Ä nicht wieder so getan werde". 2. wd Pur 2 »jemand be- auftragen lassen« für »jemand beauftragen«, Dı3"” und D.20", ara. — [Auch DieaF 3, wd => „befehlen, zu tun« ohne Ob- Es Jekt: “der Gott ist es, BE z d.h. nach dessen Befehl ich han- dele'® — ”*jech vergaß nicht, eb was er zu tun be- : fahl* [auch Ra, Lm]. — Davon der Göttertitel wd ört »der Befehlende«: ® der Befehlende, dem man sich nicht widersetzt”” — ebenso * mit te) a — Is > im ganzen Lande”. 4. ud! © »Er- <—>\ Re | i — . schaffende« als Name der Göttin Meschent in Dend.” und Edfu”. 5. wd N »(dem Priester) befehlen, den Gott zu schauen « ” | im Ritual, wo es jünger in In m’? nir »senden, um den Gott zu schauen« geändert wird (vgl. wdj ‚senden‘ Af). 6. ud FR »(dem Priester) befehlen, vor den Gott zu treten«, nur in Edfu”. d) mit — und Infinitiv, in der Perserzeit und griech. ge- wöhnlich:: ?“s der Himmel befahl, —| J IR Horus zu heilen” * Urk. IV 765. — 85 Louvre C ır. — ** *Dr®Westcar 8, 17. — di Dend. IV 714. — % smR 3 1 Brit. Mus. 56 4 Urk. IV 684. — mR Bauer R 93. — :° *mR Bauer A 48. — *° Brit. Mus. 509. — . 4 “ Dekr. des Haremheb 32. — *” Louvre Cr. — * LD. IH zı9e. — * ib. 254. — * Pianchi 69. — :# Urk. IV 750 — 50 *Da22 Ptahhymnus, Berlin P 3048, 9, 124. — z D 22 Mıspero, Mom. Roy. 25b 8. — ®* Edfou II 68. — 53 Dend. II 43. — °* Pırur, ‘ Inser. II 123. u Abydos Ritual Kap. VI (= tabl. 24). — 0) 56 Pıenr, Inser. II 80. — 930 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. — "deine Majestät möge befehlen, "| einen Freudentag zu feiern — "deine Majestät möge befehlen, 1 ihn auf- zustellen” — "#" ze "Bug — der König befahl, zu schmücken” Er — ?°® der König befahl, au DO re daß man nicht Steine brechen lasse — verbot sie zu brechen“. Ältere Belege [Lm, D ı8] sind zweifelhaft‘”®. e) mit folgender direkter Rede selten: "dem befohlen wird: » hüte dich «° — “der König befahl seinen Soldaten: »gebt acht()«“. f) mit nr der Person (statt sun), sehr selten: "*alles, was 2% 66 DısAm; er befohlen hat — wm, das tun sie” — ich tue = l en a | ee nach dem, was er mir befohlen hat“. — [Auch Rj.] g) mit — einen Befehi nach einem Ort senden: ** >] an den Tempel“. h) allgemein: befehligen, regieren (statt ji) nur: "& Thoth, ei ra x er befehligt als Wesir unter den Göttern” (oder dies zu K?). WB. jemand jemandem anempfehlen, überweisen, mit Objekt und m. a) anempfehlen, oft in den Pyr., selten im Totb.: Rp Hefiehl dem Gott A., daß er für N. N. spreche, und ‚empfiehl‘ den N.N. dem Gotte B., daß er für ihn spreche” — ®? empfiehl den N. N. dem Fährmann, damit er ihm die Fähre bringe”! — *P empfiehl N. N. dem Gotte so, wie du Horus der Isis empfahlst, an dem Tage, Wo du sie schwängertest : Do | b) jemand einem Schicksal u. ä. überweisen: a] “ @ ich bin drei Schicksalen überwiesen (d. h. sie sind mir verhängt) ® Te ich überweise dich (das neugeborene Kind) dem Leben”* — ®i Kranker steh wieder auf, »Horus überweist dieh dem Leben«”” — Riich überweise ihn (den Apophis) der Flamme (pa- E rallel (| 2 )” en IN EN, : °” Metternichstele 94. — 5s Bentreschste so Edfou ne : gr le 20. — °° Mendesstele D 24. — En 14399. N *D18 Berlin P 3029, 2, 13. — 3 Theb. Grab des Sen-mut. — e)“ a 39. — "” Pianchi 95. — f) * Totb. ed. Nav. 183, 17. — °° Culte d’Atonou S. ı1l, & a 4 n ” a, de Texcommunieation 4. — h) ® Edfou II 80. — Ba. ”° Pyr: ln 5 a es ”n ns ib. 1A u b) 73 *D 19/20 Pap. Harris 500 Rs 7, ae 74 U) Tnger: 4 ”Pap. Turin 131, 5. — *Gr Apophisbuch 29, ı2. — ce) ’' Rouek, = Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 931 „ ec) Feinde u.ä. jemandem überantworten, mit wm der Person: ”’”die Fürsten der Länder, ich überantworte sie dir” — P'® lie Fürsten jedes Landes, ich überantworte sie ww 7 deinem Schwerte”® — "die Schlangen, ich überantworte sie dem Osiris””. ® du bist denen von der Richtstätte überwiesen ran. . Auch mit —>: “du überweist sie ADD der Richt- stätte”. C. etwas entstehen lassen, nur Amduat und Sonnenlitanei: > ı I R en 4 ; SE ar er ‚ruft die Finsternis hervor‘ in der A.) “m_ 1 a er RE N £ f | ee = __ Rksihr seid aus mir entstanden, 1» mm YR mem =—>oDLJ un 63. B— . & ber . . —mm euch habe ich ‚hervorgerufen‘ für meinen Leib (parallel: Sun 8! euch habe ich gemacht für meine Seele)”. Hierher vielleicht: PATER 19 ich ‚lasse ertönen‘(?) dein Kriegs- geschrei gegen die Länder” — ie |.} ‚lasse meine Seele werden‘(?) gleich ihnen gegen meine Feinde”. (Vgl. indes auch bei wd »werfen« Jl.) D. etwas jemandem übergeben, mit Objekt und n der ‚Ra: : E; x Person. Oft en ’ die Zauber, IS die dir dein Vater verabfolgte, a die dir deine Mutter gab”. — Vgl. auch 3 rt N } "ul A177 »als Geschenk geben« (die Länder dem Könige)“. a a) Länder, Gewässer, Himmel u.ä.: Rks der Gott ‚übergibt‘ ihnen ihre Gewässer“ — der Gott ‚übergibt‘ ihnen Äcker zu ihren Speisen” — P=jeh ‚gebe dir‘ die Nile mit ihrer Nahrung” — N er übergab die N dem Osiris". — eg ee 1. wd — u.ä: ?*A=du ‚übergibst‘ ihm die Länder, um seinen Mut zu kühlen” — ?" Amon ‚übergibt‘ dir jedes Land unter deine Füße” — "ieh ‚übergebe‘ dir die beiden Länder ‚ganz”" — [auch Dı8, D 20, pers]. — Vgl. auch a vielleicht Name eines Festtages?”. — 2. wd ZZ: Di8 Jie beiden Ufer (dem Kö- hier. 136. — 7° LD. 1194. — '” Himmelskuh 61. — 5° *Gr. Apophisbuch 26, ı = ae 28, 10. — 6, ®? Sonnenlitanei 9 = Mar. Abyd. II 16. — ° Großes Amduat I 28. — % Urk. IV 620. — # *Harris 3,7. — D. °° ver Metternichstele 1r0o. — °' Cuaur Mon. 218. — ) °° Großes Amduat IV 32. — °” Kleines Amduat IV 35. — °° Med. Habu, 2. Hof, Nwd..— ?4 *Dıopo Pap. Turin 125,12. — °* Tell Amarna Lat. w- ®® Cnam®. Mon. I 9,2, 16. — ”* Edfou Il 71. — °° Kairo 20025. — % Urk. IV 198, 3. 932 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. nige) übergeben”. — 3. wd Eat ”» Amon übergab ihm alle Länder” — ”"*dem alle Länder übergeben sind, um seinen Mut in ihnen zu kühlen” — [auch Dı9]. — 4. wd #7” dem Toten den Westen geben, d.h. ihn darin ruhen lassen: ”'* die Göttin lasse mich mein Leben schön führen und A| gebe mir den Westen” — "R Amon Inu gebe ihm den Westen nach ı10 Jahren” — Sen dir wird der schöne Westen gegeben'". b) Ämter u.ä.: *ich bin Horus, a: & u mein Thron ist mir übergeben‘. — Besondere Verbindungen: 1. wd ie ’°® der König übergab mir das Amt des &— ge 18 __ [auch Ra, Gr]. ei = Mr IN 5 = Re ä 5 n 4 & 2. wd t —, Ra Osiris, dem die Herrschaft unter den Göttern über- geben ist". 3. wd 140 © , Ds dir ist sein Königtum übergeben” Br — "du übergibst mir dein Königtum'” — "= dem das Königtum in el Kab übergeben wurde'” — [auch D 20]. a c) Eigenschaften und Zustände: "diese deine pe Ver- klärung, die dir Anubis ‚gab‘'® — Ridir wird die 2 re ‚ge- i geben‘”" — "dem Könige wurde —S Tapferkeit ‚gegeben‘. — | | [Auch D ı8, D 22.] — Besondere Verbindungen: 1. wd EN; ; das Alter geben, ”"als Gabe des Gottes"!. —- [Auch DıS Am.] : wm 13 2. wd = s Leben geben: "die Götter dem Könige!” — >: der “ König den Ägyptern'® — P»geinen Beamten!!! — T#vom Ka Hw 3); wenn er Speisen bringt''” — "# der Gott gibt dem Lande 2 Leben mit dem = das er hält!"*. — Griech. Ir » Leben gebend« = x ü ; | gern als Beiwort von Göttern: den Erdbewohnern'"; je: Sf Fr den Lebenden (von Hathor"'*!P yon Horus'®); : 2 den Mir Pr r 121 TR & 0: FR lionen (von Hathor'”, vom Nil'®); der ganzen Erde'”; den beiden —_ Karnak, Tempel Ramses’ III. — °* Mission XV 8, 1. — ?° Theb. Grab Wesit Paser (B). a. Pıenr, Inser. TırB. —— ıwı *D 19/20 Kt: IH ; 102 Totb- ed. Nav. 42, 16. — 10 Naophore des Vatikan r. — !% Totb. des mR nach Mission | ED 547. — !% Mur. Karnak 16, 24. — 1% LD. III 194. — 197 Edfon 196.8 7 Pyr. 791. 0 20 Beil Mus, 166, —— 10 Bentreschstele 3. — !ı1 Berlin 6910. 7 Sonnenlitanei 170. — 31% Dekret. des Haremheb. — 14 Inser. dedic. 39. — " PIE 4 1:17, 23..— 7 Dend. II 84b. — 1 ib. 150 7 & ih Eruan: Zur ägyptischen Wortforschung. 1. 933 Ländern (von JAj'"”"). Von Buto: tert “yon Sothis » rau DENN 127 wu = 4 oa 4ı vom Gotte: "dem Könige in allen Ländern '” — ""* ähnlich" "”" [auch a WM z @ AAN LG Rj, D25] — ud Ks 132 128 x J; D25] wd = 219, 2920 T x [auch 2 MM Dısl. 4 wd ww SZ »Kraft und Stärke verleihen«, vom Gotte: ?® gegen alle Länder”, ?"® mit al”; P’9 kmt gegen den Süden, 37 an d a% nht gegen den Norden". [Auch Dı8.] — ”"wd 7, ee 6} ak IN * * ; vom Könige!”. 3, wd =» .. »Sieg verleihen «, d. h. Brot und Bier!” — elyda Totenopfer beim Grabe ein- d) Speisen u. ä. geben: "Brot und Bier” — "* seine | at; richten". — [Auch Dı8, Dı8 Am, Tgr.] Bemerkenswert: 1.wd Lo Speise geben: "" sein »Ka«, den der Gott ihm gibt'"*. — Oft griech. tu Rn Speise gebend«, von Göttern (Hathor für ihre Treuen'"; die Be pe = fm 115 oy oO Schlange apa ; die & mrarszı hi: Mast"). 2, le en »Höhle, die Speise gibt«, griech. als Name der Kehle: ER ji} ir vom Hals des Osiris'"'. — Beim Opfer oft als Name der Maat, die »dargebracht« wird: die Höhle, die Speise ER in deinen Leib gibt'"; die Höhle, die Speise vor dich gibt"; die Höhle, — ' "die deine Speise gibt'”, ähnlich’”. — Selten als Name der Maat außerhalb des Opfers’ '". e) Zeit gewähren, von den Göttern: 1. wd et D:»> Atum gibt dir seine Zeit als König!* — "die Zeit, die du mir gibst!” 2. 1d Ab-Sd Jubiläen schenken: D18'%; Dıg9'*. 3. wd {© Jahre schenken D 19"; ?*tausend Jahre'“. [Auch D.2o.] 4. ud Lof die Ewigkeit schenken, d.h. eine lange Regierung: D 19°”; D 20”. — 1% Dend. II 72b. — 12 ib. III 66e. — ?* Dünm. Geogr. Inschr. III 93. — = Kdfon 1 318. — "28 16.1 517. — 9 *Drofo Anast. IH 7, 3. — 130 Urk. IV 808. — '" Mission XV 4,3. — 132 Luxor, Kolonnade Haremhebs. — .*® Ros. Mon. Stor. II 135. — 2 Rover, Inser. hier. 143. — "® Couanue. Not. 104/106, 2.5. — 136 Abusimbel, Raum F, Ostwand. — 13° Mission VII 387. — "* LD. DI 126b. — d) ’*® Großes Amduat II 17..— 40 Totb. ed. Nav. 178, 12. — '*! Benihasan I 25, 38. es gi ER monitions 8, 6. — 13 Dend. III 57i. — '** Pırar, Inser. II 126. — ' Dün. Geogr. Insehr. 127. — 1 Edfou I 337. — '*" Dend. II 55b. — '# ib. II 55a. — ' Edfou 45. — 150 Karnak, Bab el Amara. — 51 Edfou I 228. — ' Brucsch, Thes. 716. = 6) 1% Inser:. dd. ror. — 154 *Digfao Pap. Leiden 347, 10. — 155 Urk. IV 568 Eb. — : ; 5 un FIRE 04, 35: —— "= Min. Abyd. 1,70 @ Theb. Grab Snnfrj. — "7 Inser. 934 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. Oetober 1912. — Mitth. v. 27. Juni. f) ein Grab u.ä. schenken: ""*“"der König schenkt ein Grab"! oder ?"*Amein schönes Begräbnis!” — ”""der Gott schenke = die Beerdigüung'”. — [Auch Ra.] g) das Erbe vermachen: RaKXeb dem Horus'“; — *?# der Gott dem König". [Auch nR.] "sr ebenso!® E. Verschiedenes: 1. jemandem eine Verwaltung unter stellen?: "R jedes I v das der König mir überwies'”. 2, ”"das Korn dm Na ei u das der König den Fürsten auferlegte als Abgabe‘. 3. wd NIS > jemandem eine Rechnung aufgeben?: Dita 8 le Sp] der die Lebensdauer (des Neugeborenen) be- stimmt?'"”. 4, wd D, ImrPpisse ı ı,ı2 und ®Totb. Kap. ıB (nach Jouiya 19), beide unverständlich. F. wd, wddmit folgendem —> flektiert. Wahrscheinlich in: 1. befehlen: ”*' der die beiden Länder regiert NI nem durch das, iu F D 5 @ u NWN was er befahl". 2, etwas übergeben: "sie sehen, 18 I. a\ daß ich dir das Land übergeben habe". — er ker er gibt euch Nahrung”, In »was er befiehlt«, schon im nR dafür pe ' (nicht immer sicher von den Substantiven Bo und >» „Befehle zu trennen): "*tun, —} et ai“ __ was sein Herr liebt, OD belohnt, befiehlt'”* [auch Rkg]. — Häufige Verbindungen: 1. m udtf nach seinem Befehle: * N pi 1 ZEN K() nach dem, was dir 176 Horus befiehlt!"” — ? =, — an nach dem Befehl des Amon — nach dem, was der Gott ihnen befiehlt (ohne 1)" — Fe ‚handeln‘ nach Befehl” [auch Tgr]. 2. a = nach seinen s Befehl: 2: — som wie ihr befehlt'” — ?"* wie Amon ee | befiehlt'” [auch Ra]. ded. 109. — !%0 Karnak, ze: Bean! 11. — N) ! Culte d’Atonou S- 75, 26: ‚#2 ib. 8.72. — 168 Brit. Mus. 2 Priest), 13a. — 1% Fdfou 1 se — 166 Pjanchi 84: — B ? Brit. yon 6147 rk: IV 196, 15, 308 Beie Mus: 614. — 170 Edfou 12 F. east = 7- Momies Roy. 25, 13. — :72 LD, JII 194, n — 173 *mR Pap. ER Hyınn 3, 13 7 * Urk. 1129. — 175 Totb. ed. Nav. 176 Med. Habu, I- - Be | 2, . sihsanagre "7 Kleines Amduat IV 35. — 173 Naophore des Vatikan. — 79 Mar. Abyd. 1 34» 164 D22Bpit. Mus. 135 (P Philos. of a - Kup ; a U LD. II ı50a. — f) 2% Obelisk des Lateran Fee Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 935 oO 1 r ° Adam B; was er befahl, seit Dyn. 18 auffallend oft 1» Er geschrieben (nicht immer sicher von 1B> und » » Befehl « zu scheiden): ” "ich irrte nicht ab od ap von seinem Befehl'” — DE sm > seinen Befehl gut ausführen” — ”*er stützt sich az auf deinen Befehl!®. — Wie ein Substantiv behandelt: SEN EEE psj nb das, was mein Herr befahl‘, und sogar: D 20 @ SEEN un dein Befehl, der mir aufgetragen war'”. — [Auch Lm, mR, Rkg, Rj, D22, spät.] — Häufige Verbindungen: a) wdtnf dureh seinen Befehl, nach seinem Befehl. Vom Gotte: ®® erschaffend durch seinen Befehl '* — "* alles entstand '” und lebt!" durch seinen Befehl — [auch Dı8, Dı9]. — Oft von Göttern: > m wdinf »nach dessen Befehl man handelt«; Ra’, Tgr'"", [Auch D.22.] b) ul wdinf nach seinem Befehl, sehr häufig: "du regierst, wie Amon es befahl? — "s"das Schicksal tut, wie er befahl” — ’» tue 07 ® er Ki) gemäß allem, was ich befahl'”; ähnlich D 18°”. num D&D [Auch Ra, Rkg, Dı8, Dı8Am, Dıg, Rj, pers.] e) wdinf nach seinem Befehl: "alles entstand nach FE seinem Befehl!” — he »nach dem Befehl des Erlasses « '”, d) R wdtnf ihm untergeben: "die Schicksalsgöttinnen sind ee unter seinem Befehl'”; ”*ähnlich'”. e) <> wdinf seinen Befehl ausführen: “ich tat, was du befahlst® — "Rich tat, was der König befahl”. [Auch D ı8, 19.] f) wdinf ® sein Befehl wird vollzogen: I, alle seine Befehle werden vollzogen”” — N der Befehl 10 Urk.IV 286. — H, 5 Urk. IV 363. — "#? Pıeur, Inser. I 107D. ar 183 Med. Habu, 2. Pylon. — 15% Kairo 27815 (= Musee Eg. oa — I 3, 10. — a) !56 Sonnenlitanei sr. — 19° Edfou Tim 2155 —# gl . Amonsritual, Pap. Berlin 3055, 29, 7. — !% Edfou Il 80. — 9: Dend. 1 24. — b) . IN 101. 0 Deudera, Ösiristempel, nördl. Teil, Zimmer 3- ie !9 Berlin 1204. = ; —n bahari 84. — e) 9% Edfou I 400, 10. — !?" Ägypt. Zeitschr. .- Sa - se = Pap- Berlin 3049, 19, 2. — 19 Karnak, Tempel Ramses IH. m Fire . er a 23, 4 936 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. Juni. des Gottes wird vollzogen” — —— N} mein Befehl ist | vollzogen”. [Auch Dı8, Dı9, Da22.] } g) .< wdinf seinen Befehl übertreten: “nicht über trat ich seinen Befehl””; ähnlich ”* mit 2} —— wdtnf””. [AuchRj] h) Go} wdtnf seinen Befehl verletzen: "nicht verletzte ich seinen Befehl”; ähnlich ” "mit Id Bere irgendeinen Befehl u PR von ihm” — ”*nicht geschieht NE \ eine Verletzung meines Befehls””. dB. wddt das Befohlene, seit nR oft wdd: oft wie ein Sub- stantiv »Befehl« gebraucht: "teile mir mit > = \ a . ee | m h 2 —| alle Befehle und alles darüber Gesagte”” — ”” lid : en . ; = meine Befehle”! — Korle groß an Befehlen (vom Er ne Be ; 5 Gott)” — P* er stützt sich = —- auf deinen Befehl”. — Kenn 12 0 h wm } Ve RT ei Mit verbaler Konstruktion: "" richtigen Herzens FIN Br bei dem ihm Befohlenen”*; “dasselbe mit 2 ) 5 Be en er} N | Häufigere Verbindungen: mm ; a) m wddt nach dem Befehl: N j az : nach dem Befehl, der für dich von deinem Vater gegeben wurde” — a R Fe Sr De >, ‚nach dem Befehl, der aus deinem Munde kam’. b) mj wddt nach dem Befehl: ?*gemäß dem am Hofe Be fohlenen”® — P'*es geschah nach dem Befehl”? — "*ich kam hierher 0? > gemäß diesem Befehl””. [Auch Ra.) | e) —? —@ Herr desB efehles, Titel Amenophis’ IV: „Leben e im all | spendendes Geschick, Herr des Befehles « "””, mit ea KK. IS; 197 Befehlshaber: u der eine Befehls haber, d ge e Tu. “ aber, dem unendlich viel gehorchen”® — ®ich bin dein Her +" Hist. ee 47- — 8) °°° Pianchi 144. — 20 LD, III 258, zı. — h) ?°° Ägypt- Zee SE ee Turin 153. — 2% Urk. IV 391. — J, 21% Pap. Kahun 22, 6. — Unser 1 Yo 9% II. — ®% Dar Muspero, Momies Royales 599, Anm. — ?'? Pızul, er 158 wii ws Bl Siut I220. — 215 Turin N a) 216 Pyr. 657. BS .. Cuaat- 30 N Kon 219 1 r 20 Brit. Mus. 574 ee Urk. IV 7... 320 Brit. Mus ae c) 4 Ton Amarna 2:8: u. H en BEN sy L;D. u 1502, I0: N 53. — = DD ZZ ae Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 937 . . . —aA ns Fa ich bin dein >» h ‚ dem du gehorchst”” — "#von Hathor ac 2 \286 ea (neben Ber (vgl. auch Ah). wdj-mdw } |) »befehligen« als Verh. Eigentlich »ein Wort befehlen«, mit dem auch bei ıd‘ »riehten« als allgemeines Objekt gebrauchten mdw (vgl. bei wd »befehlen « Aa 4.5), aber wie ein besonderes Wort entwickelt. Sehr häufig in Pyr., aR und älteren religiösen Texten; dann wieder griech. Schreibungen wie N THE E. ee; ej|— a für wdk mdw »du befiehlst« usw. sind wohl nieht ernst zu nehmen. Schreibung: alt Ip: daneben gern die Abkürzung ] |» Ll, die zu allen Zeiten (besonders in den Titeln) beliebt ist. — Die Schreibung des wd schließt sich dem bei >» »be- fehlen« Ausgeführten an. — Für | kommt auch RS und in den Pyr. auch ne \d u. ä. vor; die pluralischen Schreibungen wie \ kommen seit Dyn. ı8 vereinzelt vor und werden griech. häufig. In Dyn. ı8 beginnt man auch TH dafür zu schreiben, was besonders in den Pap. des La nR üblich ist, aber auch griech. ( IT u. ä.) noch vorkommt. Det.: alt meist —- hinter dem Ganzen; seit nR —- hinter wd und eventuell A hinter mdw. Spät meist ohne Det. Verwechslungen des wd: I>1. al nR (besonders Dyn. 20) und vereinzelt griech. — “nn | \ Dend. IH ı2. A. befehligen, der ursprüngliche Gebrauch. a) herrschen, ohne Angabe der Personen, die man be- fehligt: ®N.N. herrscht‘ — ”"’du herrschst mit deinem Vater Osi- ris® — Terijeh gebe dir alle Nilmündungen, damit MIHE... du zwischen ihnen herrschst® — "’herrschend bis zu den Strahlen der Sonne’ —- vgl. auch: "du herrschst Airp an der Spitze der Lebenden‘. ) — 238 Toth, ed. Nav. 27, 7. — ”°° Dend. II 78b. : ; 2 N oo %*Sallier IV 1, 2. ! Deir el Bahari 21, 2. — * Totb. ed. Nav. 38A 3 Aa, : Port: 040. -— 8 IB Hi sb Dend.1 56a. — " ib. 83g. — * Pyr. 938 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 27. b) Personen befehligen, beherrschen, mit mm der Per- son; besonders oft in den Pyr.: "”er befehligt einen, der größer ist als er’ — ®Pdu bist vor denen, die vor dir (waren); ‚du be- fehligst‘, die vor dir (waren)'” — "”du leitest mit dem Szepter und befehligst die Götter"; ebenso neben »leiten« Ra'* — "? du sitzest auf dem Thron und befehligst die Verklärten'” — "? die Stätten des Horus beherrschen” — "parallel zu > »richten«” — PD vom Regieren des Königs im Palast”. Davon oft wd-mdw n »der Befehligende«: ”'* Befehlshaber der Q Narı Hofleute (von einem hohen Beamten)" — ""von einem Stadtfürsten'* — "s’»Befellshaber der Götterneunheit«" und »Be- fehlshaber der Götter«”, beidemal von Hathor, also wohl als Fe mininum zu fassen. c) mit N befehligen in einem Orte, nur griech. belegt: er befehligt —— == auf Erden”. — Besonders als Göttertitel: Chons, Schreiber im Himmel, ‚Befehlshaber‘ im Horizont”; Hathor, »Be- fehlshaber im Gotteslande« *, III] Befehlshaber in beiden Län- dern”, Befehlshaber im Palaste”. WB. einen bestimmten Befehl geben, anstatt (es einfachen |: a) mit folgender direkter Rede: "| | | 7 U dieser Gott m MWM MM D ‚befiehlt‘ den Göttern: »öffnet eure Türen«” -— ”"*höret Be ne diesen Befehl des Amon Re m, an den König: »Nimm die Krone«”, — b) mit folgendem Infinitiv, nur im Amduat in: va Pr} De l dieser Gott befiehlt, —] | Opfer zu geben ; a u N Er und noch einmal”. ec) Verschiedenes: als Beiwort des Sonnengottes: teil] 5 I I Eee ‚re 2 8 TA: der befahl, daß) die Götter wurden" — | = | gemäß dem geheimen Erlasse (wörtlich: der ge heimen Befehlsschrift)”. 1046. — b) ° Bere u ng *D:s Ritual 60 ee En) N Er re 1 Bahari 61,14. — 7 Urk.IV 545. — 1% Siut I 236. — !° Dend. 1 732. — " ei ee c) ** Dendera, Osiristempel, nördl. Teil, Zimmer 3. — ” Karnak, = el Abd. — % Dend. I soa. — = ib, II 16d. — 2 ib. II gr. — Ba” GM 29 (Großes Amduat IV 31— 32. — ? Urk. IV es y er . . 565. — b) ?° Kleines Amduat IV 35. — REN, 25—26. — 6) ®® *Dı8 Amonshymnus von Kairo „42. — ”' Theb. Grab Paschedu. — ?2 Mar. Mast. Eru. 2. Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11. 339 wdj »A senden. Erst seit Dyn. ı8 zu belegen; gewiß aus = »das Schiff stoßen« entstanden und daher eigentlich wdj zu lesen. Be | N Schreibung: meist >» A, in Pap. Dı9/20 und D 20 I» N >, (auch als Infinitiv‘). Seit Pap. D 19/20 le das besonders griech. gewöhnlich ist. Det.: In D ı8 auch ohne A, ebenso griech. © Verwechslungen: 1, A in D20o — 0x7 Dend. (Beispiel 25). A. transitiv: Personen absenden, aussenden [auch Rj, Tgr]: a) auf eine Reise: ”*ich ‚sandte‘ die Truchsesse — zum Malachitlande” — "Smendes ‚sandte mich‘ mit dem Kapitän ‚ab‘® (d. h. ließ mich in dessen Schiff reisen) — "laßt ihn mich absenden (d. h. in ein Schiff bringen) und dann verfolgt ihn‘. b) auf einen Feldzug: ”"der die Truppen ‚entsendet‘ und mit Tapferen kommt’ — “die junge Mannschaft ‚aussenden‘® — P*yom Gott, der den König zum Krieg ‚entsendet‘' — [auch Gr]. e) Diener, Boten entsenden: @ich ‚sende‘ meinen Knaben mit einem Brief® — “ ‚sende‘ INNE A) den Diener und schreibe, wie es dir geht”? — schreibe mir EN Om E »über die Zeit wo du ihn Nr Briefboten) abschiektest«'" — ° die Fürsten ‚sandten‘ zwei ID A Diener, die die Eselin fortnahmen — [auch Lj]. d) Beamte, Kommissare aussenden: ”"zu jedem, der wegen der Äcker sich an den Wesir wendet, DS »zu dem schickt er ihn« (scil. den M pn)" — ?”der König ner ihn, das Oasenland zu ordnen" ne »[Leute] rn an diesem Tage«, seil. zur Revision der Gräber" — Ri ze »Räte, die man aussandte«, ihn zu ehren” are el] .< »damit ge- schickt werde ein Mann des Pharao«, auch zu verhaften'* [auch spät]. & PER Denkstein Ramses’ III. zwischen ige ge 7.— Aa. 2 RR 78, 6. — 3: Dr Wenaynnn 1,5. — 1.2,73. —» ° Mar. ars. 52,12: — Pianchi 14. — “ Pıeur, Inser. I I55 Rı. ce) ® *Dro/zo Pap. Boulaq 14 er ».*D»9 Pap. se 1094, 5,7. — 10 *Dig/2o ER Anast. VII, Rs 1,9. — " "D=Pap. Turin 12 _ I, 9- 4 12 Rekhmara 2, 17. — 1% *Rec. de Trav. ER ist, 3 (Dachelstele). — = Be Abbott a a Rovsk, Inser. hier. 201, 2. Dze Abbott 5 ‚18. — e) 29/20 Pan. 80 Sitzungsberichte 1912. 940 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. Oetober 1912. — Mitth. v. 27. Juni. e) wd N mit einem Auftrage absenden: der Diener, au las AN: der mit seinen (d.h. den ihm erteilten) Aufträgen nach diesem Orte gesandt war!" — die Befehle, tell = N, mit denen er abgesandt ist'”. f) den Priester als Vertreter absenden: "der König je @ W— ‚sendet mich, um‘ den Gott zu schauen'”” (im Ritual, statt des älteren ‚befiehlt mir‘; vgl. wdj »befehlen« Ac5z) — "der den Priester sendet, den Gott zu schauen”. g) niedere Götter aussenden; nur spät: “ich ‚sende diese aus mir entstandenen, um den Apophis zu fällen” -— "ich sende die 192% Schutzgötter gegen die Feinde des Osiris” und AB ähnlich”; auch mit xy MB. intransitiv: ausziehen, abreisen von Personen. Nur D e@ zum Teil Formen des Pseudopartizips (so "I =" nn en st als »ich und Sr a ‚ wo »ich zog aus« wahrscheinlicher ist wurde ie zumeist andere Formen. a) auf eine Reise: ®ich bleibe bis zum ı0. in Memphis N en und dann fahren wir nach Ramses® — ””"man be auftragt die Beamten, nach dem Süden zu reisen” — "*"die Bösen, MN—+ einige von ihnen zogen (d.h. flohen) nach Süden” — [auch Lj]. b) zum Kampfe: "die Soldaten ‚zogen aus‘, indem die Hand des Gottes mit ihnen war?! — ?» Re der König zog aus, ‚13 . . 27 G 4) i \ die Aufrührer zu vernichten”? — 7 Z | ! | — der König G non Au. z0g gegen (diese Wildstiere. ‚ e)in Geschäftslisten des nR u. ä., feste Formeln, meist mit der Zeitangabe der erfolgten Abreise. 1. wd N.N. ‚N.N. reiste ee BR N.N. ‚die Abreise des N.N...- fand Glan 1a. *D 0 Pap. Turin 67, 8 — f) '? *D22 Pap. Berlin P 3055 4 2 20 Tgr.Pıenr, Ber = 84 (Edfu). — 21 Edfou 143,6. — g 2 *@. Apophisbuch 2 a a re ri IV HB 8 oT a Cnanr. Mon — 19/20 Ang ey a) 23 *Dıi9/20 Anast. vu a »9 Karnak, ıc, Desk Ramses’ IJI. _.# Nav. Mythe d’Horus 21. — b) ®! Mar. Karn. 53, 27- si Man: 219. — ® Fraser, Scarabs 263. — 6) °* *Dio/2o Pap. Leiden 359 Rs. Hr ° 0, 34 36 *Dag/20 Pap. Turin 61, 2,6. — 37 *Dıglao Pa ap- Turin 155, 9% E 6. EN a Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 1. 941 Fr ; ; YY statt‘”” — So auch in den Annalen: ” # 273 S 2 AN der König zog nordwärts”. 3. wd allein, ohne Angabe des Ab- reisenden: Yan ‚Aufbruch aus‘ Ramses am Abend”. — So auch in den Annalen: A ‚Aufbruch‘ aus diesem Orte (nach dem Datum)". 4, Le wd (ww wdf) Tag der Abreise: schreibe mir u ed? 7 N= NS den Tag (deiner) Abreise, um (hierher) zu ns — rw we} I a Tag wo der König abreiste"” © r.laZe Tag wo N.N. abreiste (eig. Abreisetag den N.N. er €. von der Schiffahrt (absenden, abfahren), die ursprüng- liche Bedeutung des Wortes, siehe bei ne »ein Schiff stoßen «. D. Verschiedenes. a) Sachen absenden: "das von den Beamten gewonnene Kupfer wurde auf ihre Schiffe geladen ’ Nre>aNs und vor ihnen her(?) nach Ägypten gesendet” und ähnlich‘ — "im Zauber- text; DEE TSTSPE == „die Bücher empfangen und die ee EEE Sa Bücher absenden « (?)“. b) vom Gehen der Rinder? ""als Wunsch für den Toten MAR! N» A |9 >» »daß die Rinder schreiten (?) die a N \ (mich) zur Nekropole ziehen« ”; vgl. das Substantiv N Sinn: ohne Fehl + N _— N N Er e) Unklares: Dae ES seinen Ana — von einem Amonspriester: Be aa Fe, $ Si ee | . zum ‚ frei schreitend (wsfn) in EX herrlichen Kammer® (rielleicht ein Wort hd?). E. a $ die Reise. Nur in: "ihre Matrosen Ef r“=wd rüsten die Reise zu”. ” Urk IV 652, — ® *Dasjeo Pap. Leiden I 350, Rs. 4, 32. — * Urk. IV 648. — *1 *Da9/ao Anastasi VIU, Rs. 1,7. — * *D* ren Sethosrechn. 6, ı2 “ *DaiWenamun 1,1. — Da. “ *Harris er a Pap- Salt 835, 5,9. — b) *” Louvre C 76. — 0) = Theb. Grab I-mi-dua. — *° Caaur. Not. I 539. eg * D 19/20 Pap. Koller 7 nn 942 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli. Zur ägyptischen Wortforschung. II. Von Apoır ERMAN. (Vorgetragen am 18. Juli 1912 [s. oben S. 671).) Die Proben aus dem ägyptischen Wörterbuch, die ich vorstehend mit- geteilt habe, zeigen das Detail des Gebrauches einiger Verben, ihre verschiedenen Konstruktionen, ihre Bedeutungen und die Redewen- dungen, in denen man sie benutzte. Gewiß sind das zum guten Teile Kleinigkeiten, aber wenn es bei Jeder Sprache notwendig ist, diese Kleinigkeiten zu kennen, so ist das bei den ägyptischen Texten doppelt nötig; hier, wo sich zu der unvollkommenen Schrift nur zu oft noch eine schlechte Überlieferung und eine mangelhafte Erhaltung hinzu- gesellt, ist die genaue Kenntnis des Sprachgebrauches immer noch die beste Hilfe beim Übersetzen. Diese Kenntnis muß in Zukunft an die Stelle der »Übung im Übersetzen« treten, die uns zur Zeit noch mehr leitet, als wir selbst es uns klar machen; sonst kommt die Ägypt% logie nie auf festen Boden. | Es ist daher eine der wesentlichsten Aufgaben des Wörterbuches, diesen Sprachgebrauch in seinen tausend Einzelheiten festzustellen und nach den Epochen und Textklassen zu sichten. Auch auf schein bar Selbstverständliches wird man dabei zu achten haben. Es ist gewiß nichts Verwunderliches daran, daß man wddt »das Befohlene* und wdinf »das, was er befohlen hat« wie Substantiva benutzt, dent der Theorie nach kann man das ja mit den entsprechenden Formen aller Verba tun. Aber da man es bei diesem einen Verbum So oft tut und bei den meisten andern nur gelegentlich, so gehört ei; Erscheinung auch zu den Gewohnheiten der Sprache, die man ken nen muß. Bei dem Wörterbuche selbst müssen wir uns natürlich darat genügen lassen, empirisch die Gestalt der Worte, ihre Bedeutungen und ihr Vorkommen in den einzelnen Perioden und Literaturgattunge® festzustellen; darüber hinaus zu gehen und ermitteln zu wollen, wn sich die Worte auseinander entwickelt haben, würde meist ein kei: . denkliches Wagnis sein, um so mehr als das Material für die N Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. I. 943 zelnen Epochen der Sprache gar zu ungleichmäßig überliefert ist. Aber wenn diese theoretischen Erwägungen so auch aus dem Werke selbst verbannt werden müssen, so dürfen wir doch außerhalb des- selben ihnen nachgehen und so mag denn der folgende Versuch hier seine Stelle finden. Die Stämme dj und wd). Die Verba wdj, wdj, wdn, deren Gebrauch ich oben S. gı4 ff. dar- gelegt habe, bilden ein typisches Beispiel für die Entwicklung der ägyptischen Verbalstämme und zeigen, wie diese bald sich spalten und bald zusammenfallen, bis zuletzt die ägyptischen Schreiber selbst nicht mehr wissen, welches Verbum in der einzelnen Redensart vor- liegt. Ich will hier kurz auseinandersetzen, wie sich etwa die Geschichte der genannten Verba darstellt. Die alte Sprache kannte zunächst als ein besonders häufiges Wort das Verbum > wdj »befehlen«, das Serue seinerzeit zu MS und Pr gestellt hat. Es war noch im nR lebendig, wurde aber gegen Ende dieser Epoche von den Schreibern mit ji wd »grün sein« zusammen- geworfen, eine Verwirrung, die zum Glück fast durchweg leicht zu erkennen ist. Des weiteren gehörte der alten Sprache ein Verbum an, das wir als wdj anzusetzen pflegen, weil die klassische Orthographie des mR und des nR es RT schreibt. Wie aber Serne gesehen hat’, ge- hören zu ihm auch all die alten Formen, die —> und en geschrieben sind; das anlautende w war wohl in manchen Fällen irgendwie soweit reduziert, daß die Schreiber der älteren Zeit kein Bedenken trugen, es fortzulassen‘. Im mR, bei der Reform der Orthographie, wo man ja auch sonst schematisierte‘, wird man dann die Schreibung mit w durchgeführt haben, damit das Wort eine einheitliche und kenntliche Schreibung hatte. Zu dieser Eigenheit des Verbums tritt dann noch eine andere: der normale Infinitiv wd£, der später allein herrscht, kommt in den Pyramiden und andern alten Texten noch gar nicht vor — der älteste Beleg für wdt findet sich in Dyn. 5° — und an seiner ı ZDMG. 46, 109. ® Seree, Verbum I 177. 397; 6 3 Es hat dabei den Anschein, als habe zwischen gleichartigen Formen mit und ohne w ein leichter Unterschied bestanden, denn sie wechseln in den Pyramiden nur selten miteinander (656. 1ı249b); in der Regel bieten an einer Stelle alle Pyramiden ein und dieselbe Schreibung, vgl. z. B. 742b-. 742€. 757- 966. 997. 1405 € usw. * Man denke z. B. an die Einführung des v2 als Zeichen des Suff. 1. Pers. sing. ° Ptahhetep II, 5. )44 _ Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli. Stelle steht ein männlicher Infinitiv, der —> oder = (dw? wd?) geschrieben ist. Man möchte fast an eine Vermischung zweier ver- schiedener Verba denken. Sei dem, wie ihm sei, jedenfalls trifft man auch in der Bedeutung des Wortes auf einen Zwiespalt; es bedeutet zugleich das ruhige »setzen, legen« und das gewaltsame »schlagen, stoßen, werfen«. Ich habe der Klarheit wegen beide Bedeutungen getrennt behandelt und muß es auch im folgenden tun; ich bemerke aber ausdrücklich, daß ich damit die Frage nicht entscheiden will. Es ist ebenso gut möglich, daß sie immer nur ein Verbum gebildet haben, das nur in der Bedeutung so auseinander gegangen ist. Auch ihr Schicksal ist ein sehr verschiedenes gewesen. Das Verbum für »setzen, legen« ist im ganzen früh erloschen, und nur in der Verwendung für »pflanzen« und für »niederschreiben« ist es im nR noch im Gebrauch. Sonst scheint —|\ rdj »geben«, mit dem es sich in dessen einer Bedeutung (hinlegen, darbringen, einsetzen) vielfach berührte, an seine Stelle getreten zu sein. Dies konnte um so eher geschehen, als die beiden Verba ja auch formell Verwandtes hatten, denn auch rdj büßte ja zuweilen seinen ersten Kon- sonanten ein; in solehen Formen müssen beide einander sehr ähnlich gewesen sein, denn sonst würde man nicht gelegentlich — nd ne, da schreiben, wo die entsprechenden Formen von rdj \ \ und \ hätten stehen müssen ', Aber wenn das Wort wdj »setzen, legen« so auch früh erlischt, einen Sprößling hat es doch getrieben; aus dem Ausdruck » (schrift lich) festsetzen« entwickelt sich im nR ein neues Verbum, das das Niederschreiben der Königstitel bezeichnet und schon in Dyn. 18 durch andersartige Determinierung von dem Stammworte geschieden wird. In Dyn. 19 und 20 erscheint es dann als wdn; es hat durch irgend- einen Zufall noch einen neuen dritten Radikal erhalten’. Während das Verbum wd) »setzen, legen« bei seinem frühen Absterben fast ganz von der Verwechslung mit wdj »befehlen« Ye schont blieb — denn diese konnte ja erst eintreten, als das d des letzteren auch zu d geworden war —, ist sein länger lebendes Schwester" verbum wdj »stoßen, schlagen, werfen« desto mehr davon betroffen worden. Schon den Schreibern des nR macht es nichts aus, wein ' Vgl. oben $. 914. 2 art . oc Solche Fälle, wo alte Stämme im Laufe der Sprachgeschichte ei Eu Onsonanten erhalten, gibt es wohl mehr als man denkt und als uns die ee ee zeigt; von den oben mitgeteilten Worten gehört auch wär . ierher. Vgl. auch die Beispiele Serur, Verbum I S. zı9ff.; das dort als zwei angeführte &d ywwr aus älterem $cj ist ganz sicher. nen neue historische us W felhaft ze = zn A a a AA De ’ 945 sie »Feuer befehlen« statt »Feuer werfen« schreiben, und vollends in Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 11 den griechischen Tempeln (besonders in Denderah) ist 2 fast die normale Schreibung für wdj) »stoßen, werfen« geworden. Von den mannigfaltigen Verwendungen des Verbums für »schlagen, stoßen « hat sich die eine früh selbständig entwickelt; es ist das »stoßen « vom Schiffer gesagt, »staken«, das man schon in den Pyramiden und im aR durch Determinierung mit E der Stoßstange (m) des Schiffers, von dem Hauptverbum sondert. Dieses »staken« hat dann seinerseits wieder zwei neue Abkömmlinge gehabt. Der eine beruht auf der alten Redensart = wdjr' »an das Land stoßen«, d. h. landen. Schon im aR wird diese einmal als ein fester Ausdruck mit =2s determiniert, und wenn das nR die alte Schreibung —S ungeändert beibehält, so zeigt dies erst recht, daß das Wort damals nicht mehr als zu N wdj gehörig empfunden wurde. Man leitete es wohl (wie wir es vor Srrne, Verbum I 430 m — auch getan haben) von dr »vertreiben« ab, da man es auch —>__ schreibt. Wichtiger aber als dieses Wort für »landen« war der andere Abkömmling von ıdj »staken«, der sich an dessen Bedeutung »(vom Lande) abstoßen, ein Schiff abfahren lassen« anknüpfte. Diese Be- deutung ist zu »absenden« verallgemeinert worden' und hat sich so in der Volkssprache zu einem neuen Verbum entwickelt, das seit dem nR auch in der Schriftsprache allgemein üblich ist. Daß es seine Entwicklung nicht in dieser durchgemacht hat, sieht man schon daraus, daß es gar nicht mehr in seiner richtigen Schreibung > gebraucht wird, sondern ausnahmslos > '/\ geschrieben wird, als gehöre es zu wdj »befehlen«. — Dieses neue Verbum »absenden« spielt nun eine große Rolle in der späteren Sprache; es nimmt auch die intransitive Bedeutung »abreisen« an’ und ist den Scehreibern offenbar geläufiger ! Es ist interessant, zu sehen, daß schon Brusscn, der Ss und >» für ein einziges Verbum hielt, die Herkunft von In »senden« aus »ein Schiff abstoßen « richtig gesehen hat: Wörterb., Suppl. S. 3 57—358- ® Die älteste Spur des Wortes bildet das von ihm hergeleitete Wort 19 »das Wandern der Rinder«, das schon Admonitions 9, 3 vorkommt. - 3 In diesem Falle ist der intransitive Gebrauch des Verbums augenscheinlich der jüngere. Anders liegt die Sache bei den Stämmen, die eine Eigenschaft bezeichnen, denn hier sind die transitiv-kausativen Verwendungen (wie wid "grün machen.) im ganzen jung; es ist charakteristisch für die Texte der griechisch-römischen Zeit, daß sie jedes Eigenschaftsverbum auch so verwenden. Immerhin gibt es auch ältere der- 946 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli. als die ähnlichen älteren Worte, denn sie setzen fortan nur zu oft. IA »senden« für »befehlen« und »werfen« ein. Somit ergibt sich für die hier behandelten Verba wdj folgender H Stammbaum: (wdj?) aa a wdj legen wdj werfen, stoßen ee 0 2 De wdn niederschreiben d-r-% landen > I wdj senden Das Verbum I» wdj »befehlen« hat mit keinem derselben etwas zu tun, sondern wird nur per nefas seit dem nR in die Worte für »werfen« und »senden« eingemischt, wogegen denn auch > A und spät auch Sr (d. h. dj) gelegentlich für »befehlen« stehen. De Zeichen j tritt überdies seit dem Ende des nR noch vielfach ij ein. Von allen diesen Worten und ihren Derivaten hat übrigens Tast nichts sich bis in die Jüngste Sprache hinein erhalten. Die u schen Glossare von Grirritu, Tuompsox und SPIEGELBERG kennen noe ein Verbum, das Gkirrıru a $_A umschreibt und mit »send Be dismiss« übersetzt; das würde dann unser A wdj »senden« _ Koptisch fehlt auch dieses, falls man nicht etwa das oyeıre, das Sacharja 2 : or 14,12 für TAkeceaı (vom verfaulenden Fleisch) steht, darin wiede » ‘n einem kennen will!, Selbst > wdj »befehlen« lebt höchstens noch in eine hört Substantiv weiter, in oyoeıt »Stele«, falls dieses Wort zu »>N 5° und nicht etwa zu ud »Säule«. Zunehmen und Abnehmen des Wortschatzes. E Jetzt, wo uns etwa ein Viertel des ägyptischen Wortschatzes = ch die Ausarbeitung des Wörterbuches genauer bekannt ist und wo sich das Alter vieler einzelnen Worte sich feststellen läßt, möchte man z Po gern einmal an einem größeren Abschnitte klarmachen, wie die mähliche Verschiebun verwandelt hat. Te nee gr ana ann ” artige Fälle, wie z.B dabei ein äußerer Untersch hat, läßt sich nicht sagen. * Das oyors gehört zu wdr. Ob i : ini deutet. : web, das schon in den Pyramiden auch „reinigen « be a ied zwischen intransitiver und transitiver Form . 8 vor sich gegangen ist, die im Laufe dreier = ı tausende den Wortschatz der Pyramidentexte in den des Koptisch® ; ER Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 111. 947 Freilich, wenn man ernstlich an diesen Versuch geht, so stößt man auf große Schwierigkeiten, die ihren Grund in der seltsamen Ein- seitigkeit unseres Materiales haben. Ich brauche nur daran zu erinnern, daß uns die alte Sprache fast ausschließlich in feierlich gehaltenen reli- giösen Texten vorliegt und daß die gewöhnliche Sprache sich uns erst im mittleren Reiche, ja eigentlich erst am Ende des neuen Reiches er- schließt; da unterliegt es keinem Zweifel, daß so manches Wort, das scheinbar erst im neuen Reiche auftritt, in Wirklichkeit alten Datums ist und uns nur deshalb unbekannt bleibt, weil in der alten Literatur kein Platz für es war. Und ähnlich liegt es in der saitischen und griechischen Zeit, die ihre tote Sprache aus alten Quellen schöpft; wenn ein Wort in diesen Texten zuerst auftaucht, so ist zunächst immer anzunehmen, daß es nicht erst dieser späten Epoche sein Dasein verdankt; es wird aus Büchern der »Vorfahren« entnommen sein und womöglich mit einem Mißverständnis. Somit ist der Terminus a quo eines Wortes eigentlich nur für die älteste Sprache zu bestimmen, und selbst da bleiben allerlei Zweifel. Denn wenn man von den Pyramidentexten absieht, so ist es Ja durch- aus nicht immer leicht, zu sagen, ob ein anscheinend alter religiöser Text auch in Wirklichkeit alt ist. Wer kann heute genau sagen, was im Totenbuche älter ist als das neue Reich? Und wie alt sind die Texte der thebanischen Königsgräber? Und wieviel mag an den Hym- nen und Ritualen in späterer Zeit umgestaltet sein? Da ist Mißtrauen wohl angebracht. Und schlimmer noch steht es um die Bestimmung des Terminus ad-quem. Denn in diesem Fall tritt zu jenen Schwierigkeiten, die der Zufall mit sich bringt, noch eine andere hinzu, die Sucht der Schreiber, alte Worte zu verwenden. Ich denke dabei nicht nur an die Texte der spätesten Zeit, bei denen es, wie gesagt, gar niehts be- weist, ob ein Wort in ihnen vorkommt oder nicht. Aber auch wenn ein Wort in einer Königsinschrift des neuen Reiches oder in einem vulgären Zaubertexte aus Dyn. 19/20 vorkommt, so ist auch das noch kein Beleg dafür, daß das Wort noch in dieser Zeit im Gebrauch war, benutzen doch auch diese gern einmal ein altes Wort als Aufputz. So muß man denn noch tiefer herabgehen, bis zum Demotischen und Koptischen, wenn man auf leidlich sicheren Boden kommen will, und selbst beim Demotischen muß man immer noch damit rechnen, daß es auch da Texte gibt, die alte Schriften übersetzen oder nachahmen. Nach dem allen wird man den folgenden Versuch, die mit » beginnenden Worte zeitlich zu sichten, nicht für mehr nehmen, als er sein will. Aber wieviel Unsicherheiten er auch im einzelnen ent- halten mag, das Gesamtbild wird doch ungefähr richtig sein. Ich 948 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli. beschränke mich in der Hauptsache darauf, anzugeben, in welcher Epoche die einzelnen Worte zuerst vorkommen und ob sie im Demo- tischen' und Koptischen noch nachzuweisen sind. Auf den Wechsel der Bedeutung oder auf die Häufigkeit eines Wortes hier einzugehen, hätte zu weit geführt; meine Angabe soll nur besagen, daß das be- treffende Wort in irgendeiner Form und Bedeutung in einer bestimm- ten Epoche vorkommt. — Selbstverständlich berücksichtige ich nicht alle die 969 Worte, die wir bei dem Buchstaben » im Wörterbuch unterschieden haben; ich beschränke mich vielmehr in der Hauptsache darauf, nur die Verbalstämme und die wichtigeren Substantiva” (be- sonders solehe nichtverbaler Herkunft) aufzunehmen — im ganzen etwa ein Drittel unseres Bestandes. Unter diesen Voraussetzungen er- geben sich die folgenden Listen: A. Worte, die in den Texten der ältesten Sprachperiode (Pyra- midentexte, Totenbuch u. ä., Inschriften des alten Reiches) nach- zuweisen sind. 1. Bis ins Koptische erhalten. Verba und Adjektivstämme. ws} fern sein: Dem.: oye. w3h hinlegen, hinzufügen, dauern: Dem.: oywg. w>d grün sein: Dem.: oywr. w7) einer sein; einer: Dem.: oya. web rein sein; reinigen: Dem.: oyont. wmi dick sein: oymor. wnn sein: Dem.: oyn- u.ä. wn öffnen: Dem.: oyon. wn-hr zeigen: Dem.: OYWwing. i wn eilen (Rp, aR, D 18—20, Gr); vorübergehen, übertreten (im; neuäg.): Dem.: oyesme. wnm essen: Dem.: oywm. wrd müde werden: OYPOT. whm wiederholen: Dem.: OYFWIM. ws) sägen: oyerce. wsh breit sein: Dem.: OYwige. % i ü | : i i FE Meine Angaben über das Demotische beruhen auf den Glossaren von GRIEFT : ER6 (Rylands Papyri), Grirrıtn und Tuosrsov (Demot. Magical Papyrus), . (Petubastis) sowie auf Brucschs Wörterbuch; sie wollen also nicht absolu ie ständig sein. nie Worte, die noch im Koptischen vorkommen, sind alle aufgenl auch wenn sie so selten sind wie ihr »Hund.«. n 949 u Lee) Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. II. w$ leer sein: Dem.: fioyew-. wdn opfern: Dem.: oywTn. wdh sprengen: oywtg. wd° teilen: oYWwTe. wdb sich umwenden: oywrk. wd> unversehrt sein: Dem.: oyaar. Substantiva. why einziger: Dem.: oywr. w‘b Priester: Dem.: oynnb. w°rt Bein (für das aR belegt durch die Schreibung von wrt Be- zirk): oyYepnrte. wf> Lunge (Totb. und später): Dem.: oywsgj. wnwt Stunde: Dem.: oynoYy. wnmj rechts: Dem.: oyıan. wh“ Fischer: oywge. wsr Ruder: oyocp. wg Schiffsrippe: Dem.: vgl. oyespo Türpfosten. wgwt Kinnbacken: oyose. 2. Im Koptischen nicht mehr nachzuweisen. Verba und Adjektivstämme. w?h überschwemmt sein, grünen. ws mit Genuß(?) verbunden sein. w?$j verfallen sein (bis D 18). w’$ sich freuen, erfreuen (Rp und aR). wb3 bohren, öffnen. wbn aufgehen, erglänzen: Dem. wb$ Kornmieten aufhäufen. wp trennen, scheiden: Dem. wp$ ausstreuen, strahlen (Rp und Tgr; nicht neuäg.). wnwn sich bewegen. wnß kleiden, sich bekleiden. wr groß sein: Dem. wrh salben. wr$ die Zeit zubringen: Dem. whn zerstören (Totb.; Lm, M, Gr). wh3 ausreißen, abbrechen. wh< lösen. wh$ abschneiden (Totb., Amduat). hr ausleeren. 950 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli, whd leiden: (Totb., M, DıS). ws$ harnen. ws? verfallen sein: Dem. wsr stark sein: Dem. w® ausschütten (Ritual, nR, Gr). ws mästen. wsb sich nähren (Rp, Ra und Edfu). wg} kauen. wgs zerschneiden. wt einwickeln. wit erzeugen: Dem. wis erheben. wdj legen. wdj werfen. wdf zögern. wdn schwer sein. wdj befehlen. wd? sich begeben (Totb. und Lm; nicht mehr neuäg.). wdh entwöhnen. Substantiva. ww Welle. wit Weg. wsb Wurzel (für das aR durch ein davon abgeleiteies Verbum). weh Kranz. ws Szepter: Dem. wsd grüne Schminke: Dem. wsd-wr Meer: Dem. w3 Schiff. w‘n ein Nadelholz. wert Bezirk, Abteilung. weh eine Frucht. £ wb? Diener (für das aR belegt durch das vorkommende Fem! ninum). wpt u Scheitel. wr Schwalbe. wrrt Krone. Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. 111. wrmt ein Gebäudeteil. wrs Kopfstütze: Dem. whst Kessel. wh‘ ein Fisch. whrt Werft. wsrt Nacken. wsht Transportschiff. wsht Halle: Dem. ws? Nacht (Totb. und später). wsm Teil der Ähre (Totb., Gr). wsn Vögel und Fische. wt Kessel (Amduat und später). wdpw Diener, Schenke. wdhw Speisetisch. wdb Ufer. 951 Worte, die in den Texten des mittleren Reiches (einschließlich der medizinischen Literatur) zuerst auftreten. 1. Bis ins Koptische erhalten. Verba und Adjektivstämme. ws reden, lästern: Dem.: oya. wnf sich freuen: oynogf. wh> suchen: Dem.: oyww. wsf faul sein: Dem.: oyweq. wstn frei schreiten: Dem.: B. oyoceeıt. wsb antworten: Dem.: oywuyk. wsm kneten: oywWiM. wsd anreden: Dem.: oy@wT. wgp zerquetschen: Dem.: oYywen. Substantiva. wmtt Halle: Dem.: oyomTe. wns Wolf: oywng. wht Nacht: oyıwyH. wd Stele: Dem.: oyoeıt? 3. Nieht im Koptischen nachzuweisen. Verba und Adjektivstämme. w? planen, sich verschwören. w3j sich anschicken zu. wg jubeln od. ä. 952 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli. wjn zurückweisen. wbt Anhöhe. ws>hj7 Säulenhalle. wertw Vorsteher einer Abteilung. wbnmw Wunde. wpt Gericht: Dem. wpwt Personenliste, Zensus. wpt Detailangabe. wnw Kind. wnw ein Baum? wrsw Wächter: Dem. whwt Stamm, Familie. wh Abend, Nacht. wh3 der Tor. wh? Säule. wsh Halsband. wsh Transportschiff. wg? Böses. wt Oase. wdd ein Körperteil. wdjt (geschrieben wdjt) Ziehen der Rinder. wdst Rest: Dem. wd? Vorratshaus. wd}t Auge: Dem. wdnw Weasserflut. Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. III. 953 Worte, die in den Texten des neuen Reiches (Inschriften der Dyn. 18. 19 und neuägyptische Texte) zuerst vorkommen. 1. Bis ins Koptische erhalten. Verba und Adjektivstämme. w’dwsd grünen: Dem.: OYOTOYET. w) zurückweisen (für das wjn des mR): Dem.: B. oyer. wbh leuchten, hell sein: Dem.: oybaw. ws3w8} zerschlagen : oYowoyewg. wdh Frucht tragen? (Anast. IV ı2, 9): Dem.: oyTap. Substantiva. www Ruf des Schreekens: Dem.: oyoer. wir (?wr?) Flöte: vgl. oyeAAe? wsdt Gemüse, Beet: OYOOTE. wr »wie groß?«: oYHp. wr-3 König: B. oypo. wrst Wache: oypwe. wit Skorpion: oyooge. 2. Im Koptischen nicht nachzuweisen. Verba und Adjektivstämme. w’w3 überlegen, Böses planen. ww niedermetzeln. wbg leuchten. wps verbrennen od. ä. wnp stechen. whs lässig sein. ws mangeln. wsh schneiden (älter?). wsr fehlen (für das ältere ws). wen durchbohren. weh fliehen (nur D 18). wd) (geschrieben wdj) senden: Dem. wdn aufschreiben (aus altem ı0dj legen, vgl. S. 926). Substantiva u.ä. wjt Ernte, Korn. w’d grüne Pflanze (D ı8?, Gr). wsdjt Säulenhalle. ww niederer Offizier. wb> Vorhof des Tempels. 954 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli. wbn Quelle. wp Fest, Fröhlichkeit. ‚wpwt Deputation. wmtt Umwallung (D 18). wndw Art. wrrjt Wagen. wh> Erlaß: Dem. wst} Schriftstück. wsm Hals. wsm Krug. 093 (Gewässer. wdn Brot. wd eine Pflanze. wdhkh Kind. D. Worte, die erst in der saitischen und griechischen Zeit auf treten. 1. Bis ins Koptische erhalten. Substantiva. won) Licht: Dem.: oyoent. whrt Hündin (nur einmal, saitisch): oY9op. wr$ Zeit (nur einmal: Werecezisskı, Wien, Stele 147, saitisch): oyoeiy? 2. Nicht im Koptischen nachzuweisen. Verba. wbs aufsprießen ; grünen machen. wbg grünen, sprießen. wsn erzeugen. wsm schlachten (den Hals umdrehen?). Substantiva. wh“ Kranz (wohl nur irrig für wrh). wsh Feuer. "Wenn man die vorstehenden Listen durchsieht und sich Be: 5 zunächst nur an die Verbalstämme hält, deren Zahl ja im wesentlit ie feststeht, da sie nicht willkürlich ausgewählt sind wie die Substal . E Ba te tiva, so gewinnt man doch einige brauchbare Daten zur Geschichte der Sprache. Erwman: Zur ägyptischen Wortforschung. II. 955 Von den 106 gesicherten Verben und Adjektivstämmen', die das Wörterbuch bei » aufweist, gehören 59 sicher dem alten Bestande der Sprache an. Das mittlere Reich bringt 25 dazu, dabei so wich- tiges Sprachgut wie 043 ‚suchen‘, wstn ‚frei schreiten‘ und wsb ‚ant- worten‘. Im neuen Reiche treten noch ı8 neue auf, dabei die wich- tigen Worte wbh ‚leuchten‘ und wdj ‚senden‘. Die griechischen Texte zeigen nur noch 4 neue Verben. Der Zuwachs an Verbalstämmen ist also immer schwächer geworden, vielleicht weil das Bedürfnis an Verben in der Sprache immer mehr gedeckt war. Was ist nun schließlich am Ende der drei Jahrtausende der vor- christlichen Sprachgeschichte von diesen 106 Verbalstäimmen übrigge- blieben? Ich finde 35 derselben noch im Koptischen vor; davon ge- hören 21 zum alten Bestande der Sprache, 9 zu Jen im mittleren Reiche auftauchenden Worten und 5 zu dem Sprachgute des neuen Reiches. Freilich sind von ihnen im Koptischen zum Teil nur dürftige Reste erhalten, und gerade Verba, ohne die man sich einen ägyptischen AMMA Text nicht vorstellen kann, wie ae N, a »J ‚ sind spurlos a DR © verschwunden. Auch was das Koptische hier an neuen Verbalstämmen hinzubringt, wie oywAc?, oywoMme, oyapn, oyauyy', ist wenig. Im ganzen sind, wenn man auch die Substantiva berücksichtigt, im Koptischen bei ıw noch 59 Worte aus dem Ägyptischen nachweis- bar, gewiß ein trauriger Rest gegenüber den 969, die das Manuskript des Wörterbuches kennt. Ich betone schließlich noch einmal, daß die hier versuchten Fest- stellungen nur einen provisorischen Charakter tragen; sie sollen mehr auf die Aufgabe hinweisen als sie lösen. Wer künftig, wenn die lexi- kalische Arbeit weiter fortgeschritten ist — auch für das Koptische und Demotische —, die Frage von einem mehr gesicherten Standpunkt aus behandelt, wird dabei auch feststellen müssen, inwieweit das zufällige Aufkommen jüngerer Worte das Absterben der alten ver- ursacht; so mögen die beiden Adjektiva für »groß«, und wr, die in der alten Sprache so unendlich häufig sind, im Koptischen ver- schwunden sein, weil das rätselhafte nos Mode geworden war. Das schließliche Endresultat der ganzen Untersuchung kann man freilich auch jetzt schon vorhersagen, ohne ein großer Prophet zu sein: ein ! Unter der letzten Bezeichnung verstehe ich die zahlreichen Stämme, die als Verbum das Eintreten oder Andauern eines Zustandes bezeichnen, gleichzeitig aber auch die gewöhnlichen Adjektiva liefern, also «3 groß, wr groß, nfr schön, web rein usw. Sie hatten, worauf ja auch ihre Infinitive im Koptischen führen, wohl eine Sonderstellung in der Sprache, von der wir noch nichts wissen. ” Ob Neubi on wcr fliehen? : Bei ar en a terere denkt man an eine Neubildung von wr$ aus. Sitzungsberichte 1912. . 956 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli. allmähliches Sich-Vermehren und Sich-Verfeinern der sprachlichen Aus drucksmittel bis zum Ende des neuen Reiches — die neuägyptischen In- a schriften Ramses’ III. in Medinet Habu dürften etwa den Gipfel bilden — " und dann ein langsames Verarmen, durch das Demotische hindurch, bis mit dem Koptischen der Tiefstand in der Zahl der Worte und der = Nuaneierung der Bedeutungen erreicht ist, bis die Sprache Anleihe über | Anleihe beim Griechischen machen muß, wenn sie noch etwas au | u drücken will, was nicht ganz alltäglich ist. » u os Zur Geschichte der Entzifferung. Ich kann die im vorstehenden behandelte Frage nicht verlassen, ohne noch auf einen Punkt hinzuweisen, an den wir modernen Ägypto- logen eigentlich nicht mehr zu denken pflegen. Wer uns heute fragt, woher Cnamporzion und seine ersten Nachfolger die Kenntnis der wich tigsten ägyptischen Worte geschöpft haben, dem antworten wir, daß sie diese in der Hauptsache dem Koptischen entnommen haben. Nach dem, was wir hier auseinandergesetzt haben, kann diese Annahme so nieht richtig sein, denn gerade die wesentlichen Worte des Ägyptischen sind ja im Koptischen verloren. Und in der Tat, wenn man i die Mühe nimmt, Cnamrorzıons »Grammaire« und >» Dietionnaire« dar aufhin durchzusehen, so sieht die Sache sehr anders aus. Von den Worten, die mit » beginnen, hat ÜCmAamPOLLION bei 28 mehr © weniger richtig die Bedeutung festgestellt, aber nur bei 14° hat et ein richtiges oder wenigstens mögliches koptisches Wort herangezogel Die anderen, die er richtig verstand, las er entweder falsch (wie z.B. M ice statt wpt, ag gıH statt st), oder wenn er sie richtig 18 so verglich er koptische Worte mit ihnen, die nichts mit ihnen tun haben (wie wr groß »&wpe impellere«, 133 verehren OB voquer« usw.). Der Vergleich mit dem Koptischen war ihm eben ! Grunde nur eine Nebensache, ein Ornament seiner Entzifferung- Au bei jenen Worten, die er richtig verglich, war es gewiß nicht an“ _ ” hat wbn ‚aufgehen‘ oder wtb ‚Priester‘ oder wsb ‚antworten“ 8° nicht erst auf Grund der koptischen Worte oyoemt’, oyHHP erkannt, sondern hat nur, was er durch andere Überlegungen hatte, nachher durch das Koptische bestätigt gefunden. Auch späteren Ägyptologen konnten nicht anders verfahren, und man m in 1 wc . i - Hund - mn Priester, wbn aufgehen, wnn sein, wn öffnen, 3 oil, wsj sägen, wsh breit x . ü Sg ws? Nacht, wib antworten w3d grünende Pflanzen. ’ » ; a BO TN Die Identifikation ist überdies fraglich. vonmot Stun“ Ersman: Zur ägyptischen Wortforschung. 111. 957 schlechterdings sagen, daß das Koptische bei der Entzifferung des Ägyptischen nur eine ganz geringe Rolle gespielt hat; erst bei den sprachlichen Untersuchungen unserer jetzigen Generation hat es für Laut- und Formenlehre die großen Dienste geleistet, deren wir uns freuen. Die älteren Ägyptologen haben ganz andere Mittel benutzt und sind bei ihren Kombinationen wesentlich durch die Determinativ- zeichen geleitet worden'. Ihre Leistungen sind daher nur um so be- wundernswürdiger, denn sie haben die Kenntnis der ägyptischen Sprache eigentlich aus dem Nichts gewonnen. Zur Auffassung der Schrift. Ich habe oben bemerkt, daß die Arbeit am Wörterbuch einen empirischen Charakter trägt und tragen muß. Bei diesem unbefan- genen Beobachten treten nun auch manche Auffälligkeiten in der Hieroglyphenschrift hervor, die man bis dahin übersehen oder wohl auch theoretischen Überlegungen zuliebe fortgedeutet hat. Das Bild der Schrift wird damit freilich nicht einfacher, aber eben doch richtiger. Ich will einige derartige Tatsachen hier kurz zusammenstellen, auch wenn ich sie nicht zu deuten vermag; einiges davon hatte ich schon in der dritten Auflage meiner Grammatik verwertet, ohne dort die Belege mitzuteilen. Die älteren Ägyptologen haben das Zeichen \/, das in so vielen Worten vorkommt, ip gelesen, weil sie es in dem Worte ‚der Bote‘ Av geschrieben fanden. Seitdem haben wir in den Pyramidentexten die Schreibung » n kennen gelernt und lesen nun daraufhin das Zeichen wp. Sieht man aber näher zu, so ergibt sich folgendes: wp findet sich ausgeschrieben bei den Worten: ı. Scheitel: Pyr. SV da De: 2. trennen, öffnen: Pyr. De DV‘: 3. im Beinamen des Gottes Upuat: Pyr. Sul; ! Aus den traurigen Resten des hieroglyphischen Teiles der Inschrift von Rosette haben sie erst recht nicht viel gewonnen. Die gab nur die Anregung, die ersten alphabetischen Zeichen und einige wenige Worte; Cuanueorrıox hat ihr von den obenerwähnten 28 Worten nur wnn ‚sein‘, web ‚Priester‘ und wdn ‚Li- bation‘ entnommen. ?® 8546. 742. ® 306. 712. 1090. 2064 USW. ru, 958 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. Öctober 1912. — Mitth. v. 18. Juli. ip findet sich ausgeschrieben bei: . Geschäft: die Pyr. und die andern alten Texte schreiben ul es zwar immer nur 52 (nie mit w!), aber ein Pap. Dyn. 19/20 schreibt I, . Beauftragter: Pyr., mR, nR schreiben Ina und ähnlich. Die Lesung ip findet sich also nur bei dem Worte »Geschäft« und bei seinem Derivat »Beauftragter«; die anderen Worte, » Seheitel« und »trennen« mit allen seinen Derivaten, zeigen entweder das w als Anlaut oder kommen gar nicht ausgeschrieben vor. Weiter ziehe man in Betracht, ı. daß das ‚Geschäft‘ auch kopt. eıonte heißt, eine Form joppe‘, die völlig korrekt auf ein *jop’e aus "jopwet führt‘; 2. daß die demotischen Texte, worauf mich Dr. MÖLLER aufmerk- sam macht, bei diesen Worten denselben Unterschied machen; sie schreiben die Worte für ‚Gericht‘ und ‚trennen‘ gern mit » 0’ das [7 für ‚Geschäft‘ wieder nur mit Y°, Wer das erwägt, wird zu dem einfachen Schlusse kommen, daß hier zwei getrennte Stämme vorliegen: wp (Scheitel, trennen), p (ve schäft); daß die Schöpfer der Hieroglyphenschrift es für zulässig hielten, beide mit dem Zeichen \/ zu schreiben, das sie von wpt ‚Scheitel, Hörner‘ hernahmen, entspricht zwar nieht der Genauigkeit, die wir ihnen heut so gern zuschreiben, wird aber doch wohl als Tatsache hingenommen werden müssen. Schließlich ist die Sünde ja auch nicht viel größer, als wenn sie — ibh ‚Zahn‘ für bh, «m kp für Ap, 7 h3p für hp, el für k$ und für kr$ benutzen. I Ähnlich liegt der Fall bei dem Zeichen >—, das den we für den Strick des Netzes darstellt‘. Wir faßten dies früher als i: auf, was auch zu wr ‚Fett‘ stimmte, sind dann aber in neuerer Zeit ı Pap.Leiden 370 Vs. 16. ® Pyr. 681. 920. 1440b; mR: Miss. I 157, 335; nR: Berlin 2081; 137, 15 ib. 119; später oft. : in ° Die koptischen Worte, in denen ein kurzer betonter Vokal scheinb#f 5 zueagie Silbe steht, sind mit Verdoppelung des folgenden Konsonanten zu S je Wie paue rasse aus *ras’e für *raswet oder nane kakke aus *kak e für *hakue 5 Das mit DU geschriebene Wort, das Grirrırn und TuomPsoN; Magie ent Pap. 10, 26; 27,4 als »Bote, Engel« deuten, darf man nicht dagegen anführen; = | es hat kein Recht, zu dem Worte »der Beauftragte« gezogen zu werden, da € ee göttliches Wesen bezeichnet. otb. ı Pap- Turin Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. II. 959 dazu übergegangen, es “nd zu lesen, hauptsächlich weil es im Namen der Sonnenbarke a N | (Pyr. 335. 336, bei T), AS (Pyr. 661, bei T)' m£ndt (statt des üblichen 6 age‘ KIA der Pyr.) augenscheinlich so verwendet ist. Sieht man aber die Worte mit >—< systematisch durch, so ergibt sich: a) ohne n werden immer geschrieben: un Ar u nl [57 . in gutem Zustand sein: =. (Pap. mR), = (ebenda und später immer); une Pi, a „ R I—< > ; . hacken: ET (Totb. nR) und vielleicht | (Byr.); be. . Gemetzel: = = und > (mR), SS (nR); . verbrennen (?): ) (griech.); . erkennen (griech. auch: hören, riechen): >; >— Lu . überschwemmtes Land: Sı (mR), er (mR, nR) — NE (mR); t Dr Ö er 3 Fett: EREN a: (nR und später); . Fettstück od. ä.: & — (mR), 7, (griech.); Art Öl: = 5 (zweimal im aR, Kairo 1653); vgl. indes auch unten b2; . ein eßbarer Fisch: N (Totb. nR, mediz., neuäg.), wohl nicht identisch mit dem Fisch SOHN: . LI = a" 4 ie . Titel er ausgeschrieben m A = (Theb. Grab des 5 et z Sinuhe, Ostrakon Kairo), Te (Sinuhe R ı); b) mit n sind geschrieben: I. n . die Sonnenbarke in den oben aufgeführten Stellen: vielleicht das Öl a: (Perrıe, Medum 13. 15), falls 3 > ara, © &n dies nicht etwa “dnt zu lesen ist’; vgl. oben a9. ı BN I! Auch später kommen noch zwei Reste soleher Schreibung vor: N= Na SS (Kleines Amduat ed. Jequier $.136) und N I ua (Apophisbuch 22,8). * LD II ı50a, ı2. : 2 : ® Es könnte z.B. ein Derivat von cdj »Fett« sein, wie es ja neuäg. neben em Opferbrot dn ein »Brötchen« wdn-nt gibt. Vgl. auch wstn »Briefehen« (d. h. Liebes- brief) neben wstj »Schriftstück«. 960 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. October 1912. — Mitth. v. 18. Juli. Also: Die Schreibung fast aller Worte führt immer nur auf 4, j cd und ein- oder zweimal auf %d. Und dazu kommt; daß das Fett kopt. wr heißt, ein Wort das sich mit seinem langen Vokal vortrefflich von dj‘ herleiten läßt, gar nicht aber von einem “ndj. Unter diesen Um ständen sind wir wirklich nicht berechtigt, die Lesung “nd allen mit >— geschriebenen Worten aufzuzwingen; nehmen wir lieber an, dad man bei der Schreibung der Sonnenbarke in jenen Stellen das Zeichen >— per nefas für “nd verwendet hat. >. Hat es einen Grund, wenn man bei verschiedenen Worten zur Schreibung derselben Konsonantengruppe verschiedene Zeichen ver wendet? wenn man z.B. für in teils a, teils Fu teils il benutzt? EHEN | wenn man % teils schreibt und teils BIT E Die folgenden Be merkungen werden bei der Beantwortung dieser Frage in Betracht | kommen. ” a ws . _ N Wenn man ‚gut‘ www schreibt und den ‚feinen Kalkstein‘ 5 9; während man ‚umkehren‘ 07 (vgl. kopt. oıt), die ‚Kralle‘ a (kopt- | eine), die ‚Schreibtafel‘ Ki schreibt, so ist dies sicher keine müßige Zugabe. Denn das Wort für ‚Kalkstein‘ ist, wie schon SETHE, Verbum I $ 83 bemerkt hat, auf Grund der Schreibungen BEN ‚mit Kalkstein bekleiden‘ (LD.II 37b) und "|| R — (D 20, Harris 8,8; 57,1 13; 58, 6 usw.) sicher %n zu lesen. Das gleiche gilt gewiß nun auh in ud von dem Worte ‚gut sein‘, auch dieses wird n zu lesen sein WE nicht n?. Die Zeichen für wn # und Ss betrachten wir als völlig Dr | bedeutend. Ich kann mich nicht dagegen aussprechen, man aber folgendes, was die Lage doch nicht so einfach erscheinen | 2. Es werden geschrieben: wn öffnen: Pyr. meist mit > (selten anders), seit dem aR = | immer mit =, (Ausnahmen nur griech. und auch dien# einzelt); 1 ‘ So schreiben es die guten Hss. der Dyn. 18. ® Was dieser Schreibung zugrunde liegt ist das im Ägyptischen $ Zu lene (oder für uns durch die Schrift verborgene) alte Wort für ‚Auge‘, das : — (9 entspricht. | onst V erschok “ Ervan: Zur ägyptischen Wortforschung. 111. 961 wnm essen: Pyr. meist - (W. hat auch SS), auch später fast immer so, bis die Verwirrung mit als beginnt; wnh anziehen: Pyr. meist > (selten anders); seit mR immer &% und erst in Dendera wagt man +; wnhw Kleid: Pyr. zweimal >, einmal SS; aR 46mal &,, einmal +; dann immer &&, aber griech. immer +; | wndw Rind: $> aR, mR und später (nur die Totentexte des mR haben S%): wnwt Stunde: Pyr. (zweimal) mit && und ebenso aR, mR, nR (erst sait. auch mit $). wnf sich freuen: mR und später stets mit & (erst in Edfu anders). Danach möchte man zunächst urteilen, daß + im allgemeinen die in den Pyr. beliebtere Schreibung gewesen sei, während seit dem aR SS mehr in Aufnahme gekommen wäre, bis die späteste Zeit wieder auf $- zurückgegriffen hätte. Aber der Befund bei wet ‚Stunde‘, wo auch in den Pyr. nur && vorkommt, und der bei wnm ‚essen‘ und wendıw ‚Rind‘, wo man auch im aR, mR und nR das > beibe- hält, geben doch zu denken. Den letzteren Fall könnte man durch kalligraphische Gründe (+ fügt sich gut in 2 ein) erklären. Das wichtige Zeichen l wird nicht einfach wie a und A ein in sein, wie wir annehmen; es ist gewiß dwn, das lehren die Vari- anten: i Mo Säulenhof (Amadastele, Wiener Exemplar) = ad we (Amadastele LD III 65a 14) und &5 le] Art Szepter 46 = = (Mitteil. Orient. Sig. VII S. ı7). Dagegen spricht nicht, daß dem 1 in der Zauberformel Pyr. 422. 426 bei T. ein SE und bei P. ein | gegenübersteht; gerade das Determinativ der Sonne wird darauf hindeuten sollen, daß dieses in 1 so zu lesen ist wie der Gott von 13 = ANNNAA ! Auch Pyr. 700 steht in einer unverständlichen Stelle bei T. ein | o (N. l )- Ich verdanke Hrn. Grarow den Hinweis auf diese Stellen. 962 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 17. Oetober 1912. — Mitth. v. 18. Juli. Wenn so das eine Zeichen für in beseitigt wird, so muß man ander- seits noch ein neues dazufügen. Es ist das Ö, das in dem Pron. 1. Pers. sing. Ö offenbar diesen Lautwert und nieht den üblichen nr hat, Das zeigt schon die Schreibung der Pyr. IE (141. 1098. 1863 usW.), und noch zwingender zeigt es die koptische Form anor; diese ist die korrekte Ableitung eines ink, könnte aber nicht von einem Zmwk her- kommen'. Nun erklärt sich auch, weshalb man in alter Zeit fast immer nur SER und nur selten BR schreibt; das | ist eben schon durch das Ö vertreten. Und ebenso erklärt es sich, weshalb man niemals in dem Worte 5» oder o% schreibt. — Dieses Ö in wird weiter aueh in \ »bringen« vorliegen, und wer will, mag es auch in ge » Arzt« cacıı und in 5 »Kalkstein« “rn wiederfinden; bei dem letzteren AAAMAN kommt nur einmal eine Variante mit » vor’. Eine weitere Spur seiner Existenz verdanke ich Hrn. Grarow; Pyr. 1462 lesen zwei Texte 18: wo der dritte NS bietet. Vokalbezeichnung. Und zum Schluß noch eine merkwürdige Sache, die nichts Ge ringeres zu sein scheint als ein alter Versuch, bei gleichkonsonantigen Worten deren verschiedene Vokale anzudeuten. In den Schlangen zaubern der Unaspyramide liest man (Pyr. 236) einen Spruch, der ee IR TUIRTIHTI HUN EN TEN LITE Das sind natürlich sinnlose Zauber- worte, wie sie mehrfach in diesen Sprüchen wiederkehren; aber gerade solche Worte erfordern Ja, um richtig zu wirken, eine genaue Aus- sprache. Und um die zu erreichen, hat der Schreiber Seltsames 8% wagt, eine Art Vokalandeutung. Setzen wir einmal Vokale auf gu Glück ein, so mochte sein Spruch lauten: »metej! metej! matej! mate)- e! e! e! seine Mutter, seine Mutter! mitej! mitej! Diese drei Worte mete), matej, mitej (oder wie man sonst sie lesen mag) hätte der Sehrer ber eigentlich alle N = oder —»]|| schreiben müssen, aber dann hätte niemand sie richtig gesprochen und der Zauber wäre ohne win? 1 ! i : P * ” * » ä ir : Denn da das » einer Tonsilbe nicht verschwinden kann, so hätte ein ! auch nur ein anıwok ergeben können. ” Benihasan 1 26. 27. Erman: Zur ägyptischen Wortforschung. III. 963 kung geblieben. Da fügt er beim dritten Wort ein ; ein (gewiß um ein ? oder ai anzudeuten), und das zweite schreibt er mit dem Imperativ 4 2, den man seit dem mR auch zur Schreibung des Präfixes m- benutzte'. Übrigens steht ebenda in dem vorhergehenden Spruche (Pyr. 235) | auch ein Wort 8 = Q_, das man auch nicht nur kAmn wird lesen sollen. ar ! Ägypt. Grammatik? $ 47; daß dieses Wort mj zu lesen sei, wird durch un- sere Stelle unwahrscheinlich, die doch A gerade als Gegensatz zu N braucht. Ausgegeben am 24. October. 965 SITZUNGSBERICHTE 1912. DER XL. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Classe. 17. October. Sitzung der physil Vorsitzender Secretar: Hr. Pranck. 1. Hr. Hrımerr las über die Bestimmung des Geoids im Harze. (Ersch. später.) Das Geodätische Institut hat sich seit 40 Jahren damit beschäftigt, Material zu dieser Bestimmung zu sammeln; gegenwärtig wird dasselbe verarbeitet. Schon AnDRAE hatte vor fast 30 Jahren eine solche Bestimmung ausgeführt; die neue Bestimmung kann mehr Material benutzen, darunter auch die neueren Schweremessungen, wodurch eine Lücke der mathematischen Behandlung ausgefüllt wird. 2. Hr. Frogesıus überreichte eine Abhandlung: Über quadra- tische Formen, die viele Primzahlen darstellen. Eurer hat positive quadratische Funetionen einer Veränderlichen angegeben, die innerhalb gewisser Grenzen lauter Primzahlen darstellen. ‚Hr. Remax hat indefinite Functionen derselben Art gefunden. Diese Sätze lassen sich auf homogene Formen verallgemeinern und dann leicht beweisen. 966 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 17. October 1912. Uber quadratische Formen, die viele Primzahlen darstellen. Unter Benutzung einer Mitteilung des Hrn. Dr. R. Remax. Von G. FRoBENIUS. oa hat (Memoires de l’Academie de Berlin, 1772, Histoire p. 36, Extrait d’une lettre a M. BERNoULLI) gezeigt, daß «’-z+p für 2

13. Dann ist „(D-1’)>2 eine ungerade Primzahl, mithin ist (1.) D=5 (mod 8) und —(D-2:) ungerade. Ist nun V-»<: r (D- 2?) >.a?, was nicht möglich ist. Den Beweis des Satzes I, dessen Durchführung auf ähnlichem Wege beträchtlich umständlicher ist, übergehe ich, weil er sich aus meiner Entwicklung ($ 3) unmittelbar ergeben wird. Es sind nun die Werte d=3 (mod 4) zu bestimmen, für die der Satz von Eurer gilt. Zunächst ist d selbst eine Primzahl. Dies stimmt für d=3,7,11. Ist aber d>15 und rn und ist q der kleinste Primfaktor von d, so ist qg38 ist, also für De Bra 7.1 a = 182 937 75 147 868 . Für d<12 ist also keine andere ee zu erfüllen, als d=3 (mod 4). Ist aber d>12, so muß — + d) ungerade, also d=3 (mod 8) sein, und dies ist auch hinreichend, solange d<# ist. Sei © 27 und g g und für einen U geraden Wert 2< Va d durch g teilbar. Denn D ist als Primzahl Frogentus: Über quadratische Formen, die viele Primzahlen darstellen. 969 nicht durch g teilbar, und von den beiden Zahlen (d und g—b) zwi- schen 0 und 9, deren Quadrat = D (mod g) ist, ist die eine ungerade und <ısY ta. Für diesen Wert z ist m> (1 + a>yta>g. Demnach muß D Nichtrest von 3 sein, d=1 (mod 3), und dies ist hinreichend, solange d<75 ist. Ist aber d>75, so muß D außer- dem Nichtrest von 5 sein, d=+1 (mod 5), und dies reicht hin, so- lange d< 147 ist. Ist aber d>147, so muß D noch Nichtrest von 7 sein usw. Auf diesem Wege ergeben sich die Werte ne 19 43 67 163 und jedenfalls bis 10000 keine anderen. S 2. Indefinite Formen. * Dieselbe Untersuchung soll jetzt auch für positive Diskriminanten D = 1 (mod 4), die >9 sind, durchgeführt werden. Es wird voraus- gesetzt, daß m — +(D-2) für alle ungeraden Werte 2 < VD eine Primzahl ist. Wäre D ein Quadrat, so wäre (D- 1?) zusammen- gesetzt. Wäre D — pgr ein Produkt von drei Faktoren, deren kleinster p (Z 3) ist, so wäre 7(D -p’) = (gr -p)p>p keine Primzahl. Mit- hin ist D entweder eine Primzahl (der Form 4n + 1) oder ein Produkt von zwei verschiedenen Primzahlen, Die größte der Primzahlen m ist die in der Einleitung benutzte Zahl = — D-1). Um die kleinste zu erhalten, bezeichne man mit p die größte ungerade Zahl unter VD. Dann ist die kleinste Zahl m gleich 1 1 2 7(D-p?), außer wenn diese Zahl gleich 1 ist, sonst ;(» -(p -?°)). Im ersten Falle ist (1.) D=p’+4 und (D- (p-2)’) = p die kleinste Primzahl m. Es läßt sich nun zeigen, daß m auch eine Primzahl ist, solange 2 <3p - 2 ist, während rzs—-3pr2 m- p(2p # 3) ist. Die hier auftretenden Faktoren 2p-3 und 2» +3 sind, ebenso wie D selbst, Primzahlen. Für jede dieser Zahlen weist Remax einzeln nach, daß die Annahme ihrer Zer- legbarkeit auf einen Widerspruch führt. 970 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 17. October 1912, Im zweiten Falle ist — (D-p‘) = gq>1 die kleinste der Prim- | zahlen m. Nach der Definition von p ist | D<(p+2)’’ =p’+4p+4 = D-A4g+4p+A4, daher pP=g, 24-p3) sind auch Primzahlen. | In jedem der beiden Ausdrücke (1.) und (2.) ist p die größte un | gerade Zahl unter VD. Daher kann nur dann p(p+4)=r’+4 sch wenn p=r,aso p=1, D=-5=1(1+4)= 1’ +4 ist. | Damit D eine geeignete Zahl sei, muß es zunächst die Fom (1.) oder (2.) besitzen. In beiden Fällen ist p nächst 1 die kleinste Zahl der Form m — ri (D-2*) füre4y’ ist. Daher muß für gei2. 8 B) Y; D > 16 36 100 196 484 j sein. Für D < 16 ist also keine andere Bedingung zu erfüllen, als N D = 1 (mod 4). Ist aber D> 16, so muß - (D--2°) ungerade, al D=5 (mod 8) sein, und dies ist nd: solange D < 6 Sei D> 36 und sei y< y+ D< p eine ungerade Primzahl. . Durch diese kann D nicht teilbar sein, da D in keinem der beide Fälle einen Primfaktor < p besitzt. Durch eine solche Primzahl 9 ; ; aber 1 pe A nicht teilbar, wenn D Nichtrest von q ist; wen VD D Rest ist, so ist m>gq und für einen ungeraden Wert 2g4. Demnach muß D Nichtrest von 3 sein, D= -1 (mod 3), und dies ist hinreichend, solange D < 100 ist, usw. So ergeben sich die Werte ee. 21 29 53 77 173 293 437 und bis 10000 keine andern‘. Noch für 173 reicht die Betrachtung der Primzahlen qg = 2,3 und 5 allein aus. Die Bedingung 49°” < D lautet im Falle (1.) qg< —( p+!) und im Falle (2.) g< —i p+3). Es ist Remax entgangen, daß im zweiten Falle —( p-+1) gerade [vgl. (3.)], also keine Primzahl ist. In beiden Fällen genügt es demnach, wenn qg< 5 p ist. Es ergibt sich also das Resultat: I. Sei D= p?+4, wo pund D Primzahlen sind; oder sei D= p(p+4), wo p und p+4 Primzahlen der Form 4n+3 sind. Ist dann D Nicht- rest von jeder ungeraden Primzahl q < > p, so ist > (z2’- D) eine Prim- zahl, solange die ungerade Zahl z im ersten Falle <3p-2, im zweiten <3p ist. Vergleicht man die gefundenen Werte für negative und positive Diskriminanten -d und +D, ! 7. 11.10 AB 0 08 9 == 48 21: 29: 53. 77 173 293 437, so erkennt man, daß außer für d=7 stets d+10 ein Wert von D ist. Diese merkwürdige Erscheinung erklärt sich so: Da d= 3 (mod 8) ist (außer für d— 7), so ist d+10 =5 (mod 8). Ist ferner = 27. so ist d=1 (mod3), also d+10 =-1 (mod 3). Ist d>75, so ist d=+1(mod5) und mithin auch d+10. Daher ist auch für die Zahl d= 163, die Nichtrest von g=7 ist, D=173 eine geeignete Zahl, weil sie <196 ist und daher keiner Bedingung (mod 7) zu genügen braucht. Ich gehe nun zu meiner eigenen Ableitung, dieser und allge- meinerer Ergebnisse über und will gleich hier noch einen andern Be- weis der Formeln (1.) und (2.) anschließen. Wir haben gesehen, daß D entweder eine Primzahl oder ein Produkt von zwei verschiedenen Primzahlen ist. Im ersten Falle läßt sich D= p’+(2s)’ in eine a ! Die Diskriminante der von Speekmann, @RUNERTS Archiv, Reihe II, Teil 16, 3.335, erwähnten Form — x? + 72 +7 ist 77. Sitzungsberichte 1912. = 972 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 17. Oetober 1912. Summe von zwei Quadraten zerlegen. Dann ist (D- p’) = s’ eine Primzahl, alsos=1, und D=p?’-+4. Istaber D = pg ein Produkt von zwei Primzahlen und g>p, so ist —(D-p®) = —(g-p)p nur dann eine Primzahl, wenn —(9-p) —1, also g=p-+4 ist. Und zwar ist (3.) p=3 (mod4). Denn wäre p=qg=1, so ließe sich pg = D = r’-+4s? in zwei Qua- drate zerlegen, und es wäre wieobens—=lunddD=r’+4=p’+M, was nur für D= 5 möglich ist. 3 3. D=1-4p. Eine positive Form p(z,y) = ar? +bay+cy? = (a,b,e) der (negativen) Diskriminante b’-4ac = D — - dheißt reduziert, wenn (1.) dlsase ist. Dann ist (2.) Bı2 voraussetzen will. Da 5’ +2p= ac ist, so kann nach der ge machten Annahme nur a = 1 oder 2, und 25 1) die kleinste 2p +1; von den durch / darstellbaren Zahlen ist p die kleinste. Mithin ist p(2p+1)= W/(p,1) die gesuchte Zahl m. Ebenso findet man, daß unter den durch g darstellbaren ungeraden Zahlen p(p, 1) = p(p + 2) die kleinste ist, die zusammengesetzt ist. Nimmt man also an, daß x” +2p für jedes x S r p eine Primzahl oder das Doppelte einer Primzahl ist, oder nimmt man an, daß für die Diskriminante D= -Sp die Klassenzahl 2 ist, so gelten die Sätze: I. Ist x ungerade, so ist jede Zahl der Form y = a” +2py” eine Primzahl, falls YD-2jal, b>YD-e|el ist. Daher ist 5>0 und ac<0. Ist h die größte Zahl, die =) (mod 2) und 80, Iac. Man kann annehm — daß B> a (> 1) ist, außer in dem Falle b = a = ce — Y--D, dei 7 Interesse bietet. Dann ist el; Froseniuus: Über quadratische Formen, die viele Primzahlen darstellen. 977 b-20a 0 ’ und m = rn (D-b'’) = ac. Da aber m für z2=5b'’3, so will ich zeigen, daß 1, P» p+r% 2p—1 der Reihe nach diese kleinsten Zahlen sind. Seia>1 eine durch || darstellbare Zahl, und seiy =(a,b,ec), hen e=+l1,e>0 ist, eine Form der Diskriminante D, worinp>b>p-2a ist, oder wenn man b=p-2/ setzt, 1>0 und /1, und sei a die kleinste Zahl nächst 1, die dureh |p| darstellbar ist. Da nach (7.) e das Gleichheitszeichen gilt nur für p = 3. U. Ist z ungerade und p>3, so ist z (2’- D) ewe Primzahl wenn z<4p+1 ist, außer für z— 3p und 3(p+4). I. It 2<2p+1(p>3), so ist a -x- = (p? + p-)) Primzahl, außer für «= (3p+1) und x = — (3p+B3). ein? und Frosenius: Über quadratische Formen, die viele Primzahlen darstellen. 979 Geeignete Werte sind p a Se Sr ij 19 DEE ETTETT EI D ee RR ai a 1 0 Aus der Lehre von den Geschlechtern folgt, daß g nur Reste, -g nur Nichtreste von p oder p + 4 darstellt. Daher ist - 1 Nichtrest, p=4n+3. Man kann dies auch so einsehen: Ist p= 4n +1, so läßt sich D = b?+ (2a)? als Summe von zwei Quadraten darstellen, und U = (a,b, -a) ist eine Form der Diskriminante D. Da (a,b, ec) w (c,—b, a) ist, so ist VW co -\. Nun ist X einer der beiden Formen y oder - y äquivalent, also — \) der andern. Daher wäre go -gYwy, während sie verschiedenen Perioden angehören. Da 2??=-p (mod p +4) und 2?=p+4 (mod p) ist, so kann p+4 nur durch y, p nur durch — dargestellt werden. In derselben Weise, nur noch einfacher, läßt sich der Fall (8.) D=p’+4 erledigen. Die Form (9.) e= (hp. bildet mit p' —= (-1, p, 1) eine Periode reduzierter Formen. Setzt man also die Klassenzahl gleich I voraus, so sind 9 und p' die ein- zigen reduzierten Formen. Da auch -g®y sein muß, so ist mit m auch immer — m durch y darstellbar, ebenso jeder Divisor von m. Nur ungerade Zahlen können durch y dargestellt werden, z. B. (10) e(,)=p, 91, )=2p-3; ga, )=2p+3, R,=PD. Unter den durch yp darstellbaren Zahlen sind 1, p und 2p-3 die kleinsten. Daraus folgt: | IV. Jede Zahl der Form x” + pxy-y’, die absolut < (2p - 3)" und die nicht durch p teilbar ist, ist eine Primzahl. Insbesondere gilt dies für die Zahlen (10.). Setzt man y=1, 22 +p=2, s0 wird 4y = ee Ist also z ungerade und 2? 5 ist. : 83 Sitzungsberichte 1912. 980 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 17. October 19 . V. Ist z eine ungerade Zahl, so ist j (2?- D) eine Primzahl, ı z2<3p-2, oder wenn (für p>5) 3p +? (p so ist für p>5 N 22-2-—(p’+3) eine Primzahl. Geeignete Werte sind u ee ee a Eee | Era 10 9053178 298. Ähnliche Sätze lassen sich für jede Diskriminante ableiten, Formenklassen alle zweiseitige sind, so daß jedes Geschlecht nur Klasse enthält. Berlin, gedruckt in der weise oder es in weiterer Ausführung, in aan cher ae he veröffentlicht nderweitig zu se: ist u Verlamern ei gestatt rn Aus 8.21. Die Een ee erscheinen in einzelnen Stücken ‚in der Regel Be acht Tage nach jeder Sitzung. s $ 22, Jeden. Re re t eine Übersicht über die in der zen wissenschaftlichen Mitthei- und über die zur Veröffentlichung geeigneten ge- sehälichen es jegen niet ten. _ Hinter den Titeln der wissenschaftliehen Mittheilungen in.d b ieser Übersicht _- Inhaltsangaben derselben, lese dr Ver Saar einrei , und für welche sie ver- ie Eineiien ı ich in ollen s der Regel äof 56 Druckzeite beschränken, keinesfalls 10 En überschr Die nicht in Ins Schrifte ittheilungeı en werden mit vorge al den fü rschei Asn tztem Ste ern bezeichnet, ür die Abhandlungen an wird „(A bh.)e Wissenschaftlich ge are er ee dem Bericht über diejenige in die ee Schriften Aus $ 27. ER Das Manuseript et in einer hin Sitzung: ie am Donnerstag zur Au e in die Sitzu er gelassenen Mittheilung, a am ! e soll, muss gedruc kt erscheinen en EA - selber, spätestens bis Freitag 10 Uhr Morge dem redigir ler der Reichsdruckerei druck tig e Man versehen, Stück "zurückge legt. BR EN elbe rd von vorn herein mit it Miihellangen ge- er sehehen, deren aus irgend w. ründen be- Arm ir Schwiergieiten arearten aa ei oder welche ‚den una ckerel a spätestens am Sen Nielung, vorgelegt ha Ange mit ur dieselben am Dienstag an ae abholen lassen werde, die m an. . Jahrg. 1910: isch-nathematische SR A orische Classe i es der Ak M. Nzinise: Über die Kerne des Diencephalon bei einigen en RE | Aoansenanuanz: Über die Kerne des menschlichen Kleinhirn “ J : Der Auszug ei en t aus Nubie Freihörr Hırıer von GAE und H. Lartersans: Ark kadische "Forschungen Ta. Wıreanp: Erster vorläufiger "Bericht über die von den Königlichen Museen unternommenen L. Licntenstein: Beweis di "Sa tzes, dass „jedes hinreichend kleine, im wesentlichen stetig ge- krümmte, singularitätenfreie Flächenstück auf einen Theil einer Ebene e und in den een Theilen ähnlich abge bildet Seiten kann . er a Kin Ta Odc: Türklich e Manichai tscho. 1. RR M. van Bercuen: Die EEE Inschriften. von Den rgam . M. Livzparskı: Phönieische und aramäische Kruga befschriften ; aus _Elophantine rn: C. Frank: Zur Entzifferung der altelamischen Inschriften ee F. Senvrrusss: Zurufe an Thiere im Arabischen a en Sitzungsberiehte der Akademie. Ps 00 esse 5... 0. ne ee Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912. vos Wıramowırz-Moer : Mim os und Properz ee Russer: über die Betheiligung ee ‚Fermente am Energieverbrauch d der "Zelle NeRsst: en -. re Wärm A. Euvcxen: die Mo assrsafs bei tiefen Temperaturen ee Orre: über Rinder- gr Menschentuberkn Harsack: Geschichte eines program Kiaklichen Worts Jesu Matth. 5, 17) in der ältesten Kirche ARBURG: über den Bra bei en Abe gen in Gasen. U. , eig ing > Fluorescenz der Sodalith- und Willemitgruppe im Kürarioliten Haperctaspr: über das Sinnesorgan des Labellum yo Pterostylis-Blüthe Fremen und e. Hertz: über den Einfluss der Temperatur auf die aeg Jangwelliger W Wärme: en in einigen festen Isola .. : nn: über den Charakter der Som erregen in Norddeutschland . Henusnr: ae grerundagen der Eehte vom nn Gleichgewichtszustande de der Massen er KL . Te W. Bane: über die Räthsel des Öodex Sumaniens- (hierzu Tal.I und in. en. & ... zu den Epitrepontes des Men a ee k Meyer: ein initkelirisches "Gedicht auf Brenda an den Meerfahrer en. ee über Matrizen aus nicht negativen Elementen en i ‚a, ö ü Mick eosicnn van Granit und Sedimentn - - = J. Marquart: Guwaini’s Bericht über die Bekehrung der Uiguren ; F.E. Scaurze: die ren auf der Lippen- und Wangenschleinhaut der Sängethiere, | 1 Ru- und M i vos Wiramowırz-MoeLLENDORFF: A n Kallim achos Ihe Hertwis: Veränderung der * üioplasmatischen Beschaffenheit der Samenfäden durch physik und dureh chemische Eingri a Wörrsum: das Problem des Stils in der bildenden Kai + ee Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912. Erman: zur ä Feen Wort a Hippoeratis de natura hominis (ierzm Fropexıus: über den Srrivssers’schen Beweis des Warıno’ As u. mu... Harnack: eg Berechnung des ee von Damaskus a. W. Scauize: der Tod des Kambyses . ara Branca: müssen Intrusionen nothwendig mit „Aufpressung verbunden sein? - ee Burpaca: Faust und Moses. I. I. III. e - ee. K. Mever: zur keltischen Wortkunde. IL rec, et ne Lüpers: epigraphische Beiträge IL. , : ie . a Jacosı: über die Echtheit des Kautiliya ; . a, ; Binez: la tradition man u Lexi de Suidas. . . nee H : Mischlingsstudien. VII. (hierzu Fr VI un ” J. Mewaıor: die Editio ae von Galenos Taf 2 - orschung. IL ” « . ER * . . „nn 4m ee a ae u) ITZUNGS 5 AKADEMIE DI Gesammtsitzung am 24. October. (S. 91) N ee _ Dankschreiben des Hrn. Huco Sorucaaror für seine Wahl zum auswärtigen Mitglied der Aka- ‚demie. (S. Fe en BE r physi -mathematischen Classe 31. itzung der philosophisch-historischen Classe am 31. Oetob: P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und S © en en rn ö2, BE NE a le ee Dre WR 3 zuge | mängiam. | zumpmee | mmagsenn Teen {ame rer U N Aus dem Reglement für die Redaction ‚der akademischen Dre rn Die Akademie gibt une ae 41,1 der Statuten zwei fortlaufende Veröentlichnugen heraus: der Kön n der Königlich Prenssischen Akademie der eg us $ 2. Jede zur Aufnahme in die nenn _ ui » Abhandlungen « ee RE mus demischen Sitzung vorgelegt rzu die Vermittelung eines ihrem ache angehörenden ordenichen Mitgliedes zu benutzen. Der Umfang einer er Mittheilnng soll in der Regel in den Sitzungsberiehten bei Mitgliedern 32, bei Nichtmitgliedern 16 Seiten in der gewöhnlichen Schritt ae Sitzungsberichte, in den Abhandlungen 12 Druckbogen je 8 Seiten in = = ewöhnlichen Schrift der Abhand- ha nicht übers Überschrei itung pe Ciesan ist nur mit Zustimmung ung so hat Arsen Mitglied es vor dem Einreichen von r Seite auf seinen muthmasslichen Umfang im san abschätsen zu lassen. Sollen einer Mittheilung Abbildungen im Text oder auf besonderen Tafeln n beigegeben werden, sind die Vorlagen dafür (Zeichnungen, photographische Original- aufnahmen u. s. w.) gleichzeitig mit - Manuseript, jedoch auf getrennten Blättern, einzureich Die Kosten der Herstellung a: * Vorlagen haben in re Regel die Verf: ind an den vorsitzen Secretar zn richten, dann zunächst im Seeretariat vorzuberathen und weiter in der Gesammt- e zu verhandeln ie Kosten der Ve tigung überni ka demie. Über die voraussichtliche Höhe dieser Kosten ist — wenn es sich wenige einfache Textfiguren elt — der Kostenanschlag eines Sachverständigen beizufügen. Überschreitet dieser Anschlae für die er- forderliche Auflage bei den S Sitzungsberichten 150 Mark, n den Abhandlungen 300 Mark, urch so ist Vorberathung das Seeretariat geboten Aus $ 5 Nach — Vortegung und Einreichung des vollstä rligen Manuseripts an den ende res: ae oder an iva wird über Aufnahme der ww. in die akademischen und Schriften, zwar, wenn er anwesenden Mit- e. es ws verdeckt een Mittheilungen von Verfassern, ern nieht Be der Akademie sind: sollen der Regel nach nur Sitzungsberichte a mmen ea Bes len eine Classe die Aufnahme der Mittheilung eines Nichtmitgliedes in die dazu bestimmte Abtheil der » Abhandlungen«, so bed eser luss der Bestätigung durch die Gesammt- Akademie, (Fortsetzung auf S.3 des Umschlags.) Au: ‘6 N 1 » ge 3 ar wenn es sich nicht bloss um Text a u reichende Anweisungen für die Anordnung des h und die Wahl der Schritten a Bei Einsendungen remder sind diese Anweisungen von dem vo rlegenden = Mitgliede vor Einreichung des es vorzun Dasselbe hat sich zu vergewisse das seine pen als Felt nee erste ('orreetur ihrer Mittheilu are Frer aa haben diese e vorlegende Mitglied einzusenden. Möglichkeit nicht über die und die Verfasser en zur Tragung der entstehenden Mm er kosten verpflicht Aus $ 8. Von allen in die Sitzungsberichte oder Abhandl aufgenommenen wissenschaftliehen Mittheilungen, Reden Adressen oder Berichten werden für ge Verfasser, w ee Mieheiun = wenn dere uck 4 Seiten übersteigt, Ri den Buchhandel Sonder- ehe hergestellt, die Aa Each Erscheinen des be- treffenden Stücks der Sitzungsberichte ausgegeben werden. a 4 ı 7 PR | ung für den Buchhandel hergestellt. indess nur dann, wenndie Verfasser sich ne damit einverstanden erklären. Von den Sonde mbiruchen aus den Si ug erhält Mi Verfasser, weleher Mitglied der Akademie mr ohne weiteres 50 Frei Bi mpla auf Kosten der FERN weitere Exe von noch 100 und auf pre noch Ta om zur Zahl von 200 (im u ir 350) abziehen zu sofern er diess BERIDEREÄNEE dem redigirenden Seeretar = f seine Kosten ee. sn Von den er, aus den Abhan ne hält ein Verfasse releher Mitglied der . zu unentgeltli ei ve rtheilung ohne weit exemplare; er ist indess berechtigt, zu 5 auf Kosten der Akademie weitere Exempla von noch 100 und auf seine Koste zur Zahl von 100 (im ganzen also 2 sofern er diess rechtzeitig dem aeg _ s gezei - — er auf sein en Abdne 1 ae zu erhalten, so nt- Akademie od der treffenden Clas ex en und Arten ee ebsehiig tedigirenden Seeretar weitere 100 Exem eg abziehen lasse stimmte wissen in keinem Falle vor ihrer Au ng ausrug” en elle anderweitig, sei es aut 30) abziehen zu ren = 981 SITZUNGSBERICHTE 1912. XL. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 2.24, Ostober. Gessmmtaitsung. Vorsitzender Secretar: Hr. Dıeıs. l. Hr. Serer las über die Parallelen in den Maya-Hand- schriften. (Abh.) Es werden folgende genannt und erörtert: Dresdner Handschrift 3” und Codex Tro 22°*, 21 23°— 2194, 16. ı7b 19* ı8*d, 17. 185 " » ..ı9* 18*°, 565 » 5 ». 19» und ı9*. 2. Hr. Branoı, überreichte eine Abhandlung: Über die ursprüng- liche Diöceseneinteilung Englands. (Abh.) nase In der alten Einteilung der englischen Diöcesen spiegelt sich die alte Stammes- gliederung der eingewanderten Germanen. Das Nachleben dieser Gruppirung wird in den englischen Dialekten verfolgt. 3. Die Akademie genehmigte die Aufnahme einer von Hrn. WALDEYER in der Gesammtsitzung vom 25. Juli vorgelegten Abhand- lung des Hrn. Prof. Dr. Hermann Kıaarscn in Breslau: Morpholo- gische Studien zur Rassen-Dragnostik der Turfan-Schädel in die Abhandlungen des Jahres 1912. 4. Hr. Burnach legte vor zwei Teile des von ihm im Auftrage der Akademie herausgegebenen Werks »Vom Mittelalter zur Refor- mation. Forschungen zur Geschichte der deutschen Bildung«: Bd. 2. Der Briefwechsel des Cola di Rienzo hrsg. von K. Burpacn und P. Pıur, Teil 3 (Kritischer Text, Lesarten, Anmerkungen), Teil 4 (Urkundliche Quellen zur Geschichte Rienzos; Oraculum angelicum Cyrilli nebst Commentar des Pseudo-Joachim). Berlin 1912. 5. Von Druckschriften wurden weiter vorgelegt zwei neu er- schienene Bände akademischer Unternehmungen: Wilhelm von Hum- boldts Gesammelte Schriften. Bd.9. Hrsg. von A. Leıtzmann. Berlin 1912 und Lief. 3ı des »Tierreich«, enthaltend die Ostracoda bearb. Sitzungsberichte 1912. 54 . 982 Gesammtsitzung vom 24. October 1912. von G. W. Mürter. Berlin 1912, und folgende Werke, deren Er- scheinen die Akademie durch Beihülfen gefördert hat: von der Ge sammtausgabe von Leonhard Eulers Werken, welche die Schweize- rische Naturforschende Gesellschaft unternommen hat, Bd. ı und 2 der Serie II enthaltend die Mechanik hrsg. von P. Sräcker. Leipzig und Berlin 1912; G. Frrrscn, Das Haupthaar und seine Bildungsstätte bei den Rassen des Menschen. Berlin 1912; Lanporr-Börnsteın, Phy- sikalisch-chemische Tabellen. 4. Aufl. Hrsg. von R. Börusteı und W. A. Rorn. Berlin 1912 und A. Schraumen, Die Kieselspongien der oberen Kreide von Nordwestdeutschland. Stuttgart 1910—12. 6. Die Akademie hat zu wissenschaftlichen Unternehmungen durch die physikalisch-mathematische Classe bewilligt: Hrn. Eneier zur Fortführung des Werkes »Das Pflanzenreich« 2300 Mark; Hm. F. E. SchuuszE zur Fortführung des Unternehmens »Das Tierreich« 4000 und zur Fortführung der Arbeiten für den Nomenelator anima- lium generum et subgenerum 2000 Mark; zur Veröffentlichung ds Briefwechsels zwischen Bessel und Steinheil, welche gemeinsam mit der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften erfolgen soll, 300 Mark; Hrn. Prof. Dr. Marrı Heivesuam in Tübingen zur Fort- setzung seiner Untersuchungen zur allgemeinen Anatomie, insbesondere über die Theilkörpertheorie 800 Mark; Hrn. Prof. Dr. Rıcnarp Lepsius in Darmstadt zur Abteufung eines kleinen Schachtes durch die Höt- tinger Breecie auf der Hungerburg-Terrasse über Innsbruck zwecks Feststellungen über die Eiszeit der re 400 Mark. Seine Majestät der Kaiser und ! König haben durch Allerhöchsten Erlass vom ı5. September die Wahl des emeritirten ordentlichen Professors der romanischen Philologie an der Universität Graz Dr. Huso Scaucuarnr zum auswärtigen Mitglied der philosophiseh-histo- rischen Classe der Akademie zu bestätigen geruht. Hr. Scuucnarpr hat der Akademie den Dank für seine Wahl in einem Schreiben AaBerproshen;: welches unten abgedruckt ist. werend En un hat die Akademie das ordentliche ige der ph isch-math hen Olasse Hermans Munk am I. On das eorrespondirende a der physikalisch-math en Ol Lewis Boss in Albany am 5. October und das corr | key: glied der philosophisch-historischen Classe Turonor Gomrerz in m. am 29. August durch den Tod verloren. * Dankschreiben des Hrn. Hvco ScavcaArpr. 983 Dankschreiben des Hrn. Huso ScHUcHARDT für seine Wahl zum auswärtigen Mitglied der Akademie. Graz, 16. Oktober 1912. Hochgeehrter Herr Sekretar! Ich beehre mich, den Empfang Ihres Schreibens vom 7. Oktober und des Mitglieddiplomes Ihnen anzuzeigen und bitte Sie, der Königlich Preußischen Akademie der Wissenschaften meinen innigsten Dank für die hohe Ehrung zu übermitteln, die sie mir hat zuteil werden lassen. Zwar verlangt, ja erwartet man nicht einmal etwas von mir, was der Antrittsrede eines wirklichen Mitgliedes irgendwie entspräche; doch fühle ich in mir selbst das Bedürfnis, meinen Dank sozusagen nicht in Maschinenschrift, sondern in eigener Handschrift auszudrücken. Die besondere Gelegenheit regt mich an zu einem prüfenden Überblick über meine wissenschaftlichen Leistungen, und da erkenne ich zunächst: man kann mir den Vorhalt machen und hat ihn wohl auch schon gemacht, daß ich zu Vieles angegangen, zu Weniges abgeschlossen habe. Das beruht aber hauptsächlich darauf, daß es mir von jeher nicht sowohl auf die lehrhafte Darstellung eines bestimmten Gebietes angekommen ist als auf die Lösung von Problemen, und daß die Frei- zügigkeit sich aus dem Wesen der Forschung ergibt. Die Vorstellung von der Wissenschaft als Einheit hat mich stets beherrscht und die damit verbundene Ausschau ins Weite gerade vor dem Verkennen wesentlicher Unterschiede bewahrt; das Hineintragen gewisser natur- wissenschaftlichen Anschauungen und Verfahrungsweisen in die Sprach- wissenschaft habe ich unausgesetzt bekämpft. Hierauf habe ich jetzt deshalb hinweisen wollen, weil die Einheit der Wissenschaft, mag man sie begreifen wie man will, als Reales oder als Ideales, als Verknüpfung der Wurzeln oder als Zusammenschluß der Fruchtzweige, weil diese Einheit in keiner Akademie zu entschiedenerem Ausdruck gelangt ist als in der Ihrigen (oder wie ich nun mit Stolz sagen darf, der unsrigen), mit dem immer erneuten Aufblick zu dem allumfassenden Geiste, der sie ins Leben rief. Sie würde, wenn man überhaupt je auf die über- lieferte Bezeichnung: Akademie der Wissenschaften verzichten wollte, 84° 384 Gesammtsitzung vom 24. October 1912. den ersten Anspruch darauf haben, Akademie der Wissenschaft heißen. Ferner flößt mir der bescheidene Umfang meines literarischen »Gepäcks« (wie die Franzosen sagen) die Vermutung ein, daß ein Beie. gewicht hinzugekommen ist, um meine Wagschale sinken zu lassen, und zwar die Länge der Zeit, auf die sich dieses Gepäck verteilt, kurz gesagt, mein Alter. Das klingt wie ein innerer Widerspruch und würde als solcher auch dann nicht völlig aufgehoben werden, wenn man auf mich das Wort anwenden wollte: in magnis et voluisse sat est. Setzte man aber das Präsens statt des Perfekts, dann würde ich die Anerkennung nicht für unverdient halten. Die schöne Urkunde der Akademie trifft mich in der Tat bei bestem Wollen, bei besserem, wenigstens konzentrierterem, als ich es je, auch in der Jugend, ver spürt habe. Vom Können rede ich natürlich nieht; nur meine ich, daß neuerdings die unvermeidliche Abnahme der geistigen Schaffens kraft in höherem Alter zu sehr betont, fast möchte ich sagen, gepredigt wird. Wir werden ja, je mehr wir uns dem Ende nähern, uns desto mehr bescheiden; aber wir brauchen uns nie entmutigen zu lassen, die nicht wenigen Beispiele von Forschern, die auch im spätesten Alter nichts von ihrer Arbeitslust, wenig nur von ihrer Arbeitskraft einge büßt haben. Von den Namen aus Ihrer Akademie, die mir hierbei den Sinn kommen, nenne ich nur einen, den Jakos Gruns, weil er über das Alter, vor einem halben Jahrhundert, so Schönes und auch Richtiges feierlich ausgesprochen hat. So hoffe denn auch ich, in der mir noch vergönnten kurzen Spanne Zeit denen, die mir Ehre erwiesen haben, Ehre zu machen. Sn Mit der Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung bin ick Ihr ganz ergebenster Hvso SchucHARDT. Ausgegeben am 7. November. 985 SITZUNGSBERICHTE 1912. DER XL. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN ee. DER WISSANSCHAE LEN, 31. Oitobei: Sun der physikalisch-matl tisel (baute, « Vorsitzender Secretar: Hr. PLanxck. *]. Hr. MüLter-Beestau las über die Berechnung der Span- nungen und Formänderungen der Führungsgerüste grosser Gasbehälter. Es werden neue Untersuchungen über die Beanspruchung und die Formänderungen der Führungsgerüste grosser Gasbehälter angestellt. Insbesondere wird der biegungs- feste Versteifungsring und die Knicksicherheit des als Ringstab des Raumfachwerks häufig verwendeten gegliederten Dreikants behandelt. Sodann wird berichtet über Versuche des Kgl. Materialprüfungsamts zu Lichterfelde mit auf Knickfestigkeit bean- spruchten Rahmenstäben, die einem der Stäbe nachgebildet worden sind, deren Versagen am 7. December 1909 den Zusammenbruch eines grossen Gasbehälters in Hamburg ver- ursacht hatte. Die Versuche bestätigen die vom Vortragenden in einem über den Unfall erstatteten Gutachten aufgestellte und in diesem Sitzungsberichte ıg10, X im Auszuge mitgetheilte Theorie. 2. Hr. Mürzer-Bresrau überreichte die 5. Auflage des ersten Bandes seines Werkes: Die graphische Statik der Baukonstruktionen. Leipzig 1912, ferner einen Sonderabdruck aus dem Jahrg. ıgı ı der internatio- nalen Monatsschrift »Der Eisenbau«, enthaltend eine Abhandlung über exzentrisch gedrückte Stäbe und über Knickfestigkeit, endlich ein Ex- emplar der ihm nach Vollendung seines sechzigsten Lebensjahres ge- widmeten Festschrift. Leipzig 1912. Ausgegeben am 7. November. 987 SITZUNGSBERICHTE 1912. DER XL. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 31. October. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Dies. *1. Hr. Lüners las »Über den Udanavarga«. In der Sammlung des Königlichen Museums für Völkerkunde sind nahezu 400 Blät- ter und Blattfragmente von Handschriften des Udänavarga vorhanden. Sie ermöglichen die Wiederherstellung des grössten Theiles des Werkes. Es wird unter anderem ge- zeigt, dass der Text allmählich sanskritisirt worden ist und dass die Sanskritversion der Sprüche, ebenso wie die Paliversion, auf ein Original in Alt-Ardhamägadhi zurückgeht. 2. Hr. W. Scuurze legte eine Mittheilung des Hrn. Prof. D. Dr. ALFrep Ranırs in Göttingen vor: Griechische Wörter im Koptischen. (Ersch. später.) Im Anschluss an neugefundene sahidische Texte des Alten Testaments wird eine Reihe orthographischer Besonderheiten besprochen, die für die griechischen und ägypti- schen Lautverhältnisse lehrreich sind. 3. Hr. Norpen legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. Paur Maas in Berlin vor: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. I. In einer patmischen Handschrift mit Briefen des Gregorios von Nyssa fanden sich drei unbekannte Stücke, darunter ein Brief des Sophisten Stageirios an den Bischof und dessen Antwort. Die Texte werden kritisch edirt und erläutert. 4. Hr. Lüpers legte eine Arbeit des Hrn. Prof. Dr. Ste Koxow in Christiania vor: Zwei Handschriftenblätter in der alten ari- schen Litteratursprache aus Chinesisch-Turkestan. (Ersch. später.) Die beiden Blätter, die sich jetzt im Besitze des Königlichen Museums für Völker- kunde in Berlin befinden, sind Fragmente von zwei Handschriften eines buddhistischen Werkes, das in Turkestan sehr verbreitet gewesen sein muss. Das erste Blatt handelt von den beiden yänas, das zweite von Wundern, die sich mit den im Commentare des Dhammapada, I, 2, 272, erzählten berühren. Die Blätter werden mit einer Inter- linearversion veröffentlicht. In einer Wortliste werden Erläuterungen hinzugefügt. 5. Hr. E. Merer überreichte sein Werk: Ursprung und Geschichte der Mormonen. Halle a. S. 1912. 988 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 31. October 1912. Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und : Sophisten. I. . Drei neue Stücke aus der Korrespondenz des Gregorios von Nyssa Von Dr. Paur Maas . in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Norpen.) $ı. Die im folgenden behandelten drei Briefe habe ich am 15.— 16. April d. J. im Kloster von Patmos' abgeschrieben. Der Ab- stecher dorthin geschah im Anschluß an eine Orientreise, im Auftrag und auf Kosten der Wıramowirz-Stiftung; ich sollte für die Ausgabe der Briefe des Gregorios von Nyssa, die Gıorcıo PAsQUALI (Göttingen) vorbereitet, den Patmensis 706 kollationieren. Pasgvauı hat mir dann das unedierte Material freundlichst überlassen und zudem drei römische Handschriften einer Parallelüberlieferung für mich kollationiert. Die . Vergleichung eines Parisinus danke ich PauL FrıiEDLÄNDER; Anfragen über Handschriften der Briefe des Gregorios von Nazianzos hat mIE deren bester Kenner, Gustaw Przvcenockı (Krakau), liebenswürdigst be antwortet. ; : $ 2. Der Patmensis 706° ist eine große deutlich und gleichmäßig ! Patmos hat zur Zeit keine Dampferverbindung; die Segelfahrt von Tiganı ei mos) oder Leros dorthin ist nicht immer angenehm, oft tagelang kaum möglich. A diese Unbequemlichkeit entschädigt die echt griechische Gastfreundschaft der Mönche; der Aufenthalt in den geräumigen und sauberen Fremdenzimmern mit der einig schönen Fernsicht ist wirklich eine Freude. Mit einem Empfehlungsbrief des Patrı Verwendung s Zimmer erhalten. Photographieren von Handschriften ist neuerdings d - die Mönche nicht hindern lassen, den dringenden Wunsch auszusprechen, daß dies Verbot im Interesse der Wissenschaft wieder aufgehoben werden möge. — Vie habe ich auch in Samos und Kalymnos von den verschiedensten Seiten erfahren. ® Die Handschrift ist von Saxkerıon während der Katalogisierung Br Winkel des Klosters entdeckt worden. Er hat sie in Athen benutzen a mehreres daraus publiziert (s. u.). Nach seinen Papieren ist die kurze Beschrei® 5° P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. 1. 989 geschriebene Papierhandschrift des ı2. Jahrhunderts’, jetzt noch un- gefähr 360 Blätter stark. Die Ränder sind durch Wurmfraß beschädigt, der hier und da auch die Schrift angreift. Das erste Viertel und die zweite Hälfte der Handschrift bestehen nur noch aus losen Blättern. Blatt- und Quaternionenzählung fehlt. Die erste Hälfte der Handschrift füllen sieben byzantinische Brief- sammlungen, als Nr. A—Z’ von erster Hand gezählt. Jede enthält außer der Inskription eine Subskription, die meist auch die Zahl der Stücke angibt. Der Anfang von A’ scheint zu fehlen; die übrigen Vermerke sind erhalten. (A’) 510 Briefe des Bischofs Isidoros von Pelusion’, B’ 20 Briefe des Exmetropoliten Alexandros von Nikaia’, F' Briefe des Bischofs Theodoretos von Kyrrhos (ohne Zahlangabe)', A’ Briefe des Bischofs Gregorios von Nyssa (s. unten), €’ 44 Briefe des Theodoros ratPpikıoc Kal carennArıoc’, c’ 8ı Briefe des Symeon MÄFICTPOC KA) A0roeeTHc ToY apömoyY", Z’ 31 Briefe des Leon Synkellos, Metropoliten von Synada’ und dessen Testament. Mit H’ beginnen &mictonai aıksoroı (ine. AnTwnioy TIATPIÄPXOY TIPÖC Tön Bacınea). Von hier ab wird durch die Unordnung der losen Blätter eine vollständige Beschreibung unmöglich gemacht. Ich fand noch zufällig die Nummern IF ', Briefe des Prokopios von Gaza und IA’, Briefe 'ı Den Spättermin gibt der Katalog vom Jahre 1201 (Cr. Dies, Byzant. Zeitschr. I 488), der unter den siısaia samsYKına eines anführt als Exon ErmcTonÄc ToY TTHnovcıaror “Icıa@pov, To? NfccHc Kai ETEpon (S. 523 Mitte), womit offenbar diese Handschrift ge- meint ist. Daß die Handschrift nicht älter ist als das 12. Jahrhundert, zeigt die Schrift und das Material. Zur übrigen Überlieferung dieser Briefe vgl. Turser, Journal of Theolog. Studies 6 (1905) 70. 3 Das ist offenbar der aiorewräc der Lukianoshandschrift T (Vat. 90); vgl. Ras, Scholia in Lucianum praef. p. III. Die Briefsammlung hat den Titel: ÄnezÄnaroy ToY FEFONÖTOC MHTPOTIOAITOY NiKAlAC Ai METÄ THN ÄNAXÖPHCIN TOY ®YAÄATTONTOC AYTÖN TPABEI- cal @rmicronal Arıd MonosAton. Das Kloster von Monobata (dessen Abt der Adressat eines Briefes des Leon Magistros ist, vgl. Catalogue of the Addit. Manuser. of the British Museum, 1907, Nr. 36749 p. 208) ist das Exil des Alexandros. Der Inhalt der zwanzig Briefe, die ich durchfiogen habe, ist bei allen der gleiche: Bericht über seine Verschickung, Beteuerung seiner Unschuld, Jammer über sein Los, Bitten um Fürsprache. Unter den Adressaten, die meistens Metropoliten sind, erscheint auch der Patriarch Theophylaktos (a. 933—956). Eine eilige Abschrift des langen ersten Briefes und aller Adressen steht solchen, die sich dafür interessieren, zur Verfügung. * Es sind 52 und einige mehr, da in der Mitte ein Blatt verloren ist. Von den erhaltenen fehlen 48 bei Miexe (wo 181 stehen); diese 43 und ‚eine Kollation der übrigen 4 hat Sıxkerıon, Oeoawphroy Em. KYpoy Emictomal, Athen 13885, ediert. 5 Dieser Mann ist mir unbekannt. n ° Über diesen Symeon vgl. KruMBACHER GBL* 358. Einige Briefe von ihm stehen bei Mıene 114, 228. i ? µna| MHTPOTIOAITOY TO? CyYnAawn stehen im eod. Vind. phil. gr. 342, vgl. Lanpros, Neoc "EraHnnomnfmon VIII (1912) 306; einen Leon metrop. Synadorum erwähnt Faprıcıus-Harıes XI 566 mit Berufung auf einen cod. Coislinianus, den ich bei Omoxr nicht finde. 55 990 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 31. October 1912. Fnwcrtiko® Tınoc!. In Sarkerıions Beschreibung werden zwischen den Nummern H’ und IF’ noch genannt: ®wriov rratpıarxov (O’P), “lovaianor mmarauAtoy (l'?)?, “lwAnnov monaxo? Örovc To? AArtrovc (IA’?), Aataoy (IB’?). Hinter IA’ steht noch eine Sammlung von Briefen des Kaisers Romanos Lakapenos And »wnAc Oeoauroy To? Arsnorräroy" und anderes, $ 3. Die Sammlung der Nyssenerbriefe (A’) befindet sich in dem am besten erhaltenen Teil der Handschrift. Die Untersuchung der Blätterlagen ergab, daß von A’ und €’ nichts fehlt, daß aber zwei Blätter von €’ mitten in A’ verschlagen worden sind (vgl. das bei- gegebene Schema‘). A’ umfaßt folgende Stücke (die Zahlen sind die Nummern der Aus- gabe, die Buchstaben bezeichnen die unedierten Briefe): 6. 21°: 760 Greg. Naz. 238 (aber mit der Überschrift ro? ayToR)". c. 18.4. 9.23. 10, ı ed. Sırkerıos, ‘Aehnaion IX (1880) 285, wo auch eine Kollation der ı1 Photios- briefe gegeben ist. Der Gnostikos ist ein gewisser ®IAHTöc Crnaanunöc, Adressat ist Nikephoros Uranos MmArıctpoc ’AnTioxelac (a. 1000); vgl. Sıkkerıons Bemerkungen. /on Herrreıv nicht verwertet. 3 Zwei davon und einen des Kaisers Konstantinos VII. hat SARkKELIO Äh Aenrtion TAc "IcTor. Kai "Eanon. "Etaip. TÄc "EnnAaoc 1 657, 11 38. 261 (hierzu Faksimile Tafel A) 385 ediert. = * Der Zweck der Zeichnung ist, zu veranschaulichen: erstens, daß die ba neuen Briefe in einem vollkommen heilen Quaternio (zu 6 Doppelblättern) stehen; zweitens, daß die Blätter 15—ı6 nicht zu der Sammlung der Gregorbriefe gehören; drittens, daß das leere Blatt nach dem plötzlichen Abbruch der Gregorbriefe schon ursprünglich an dieser Stelle stand; viertens, daß auch von dem Quaternio (IM), Es dem die Sammlung der Gregorbriefe abbricht, alle Blätter erhalten sind, daß es mit, hin aussichtslos ist, unter den zahlreichen losen Blättern der Handschrift nach weite ren Resten der abgebrochenen Sammlung zu suchen. 5 Dieser Brief steht auch unter denen des Basileios (MısnE 32) der Nyssener der Verfasser ist, zeigt die diesem eigentümliche Form (vgl. unten S. 999). Die Varianten sind sehr merkwürdig, können behandelt werden. Ber ° Der Brief steht in allen größeren Sammlungen der NazianzenerdP (Przycnockı); er steht aber auch in einer der beiden anderen Handschriften | Briefe des Nysseners, dem Vat. 424 saec. XIII—XIV, und zwar hinter einem > Werke (G. Mercarı, Studi e Testi XI [1903] 89; dazu Sasrpar, Eos av. [190 a Also hilft die Überlieferung nicht zur Lösung der Homonymie. Auch die Adre® führt nieht viel weiter.. Der Ort, wo die Adressaten, Mönche und Nonnen, heißt CAnnAaBoAAHn (so die meisten und ältesten Hss. nach PrzvcHockt: PR der Vat. 424: fehlt im Patm.). Dieser Ort ist bei H. Rorr, Kleinasiat. Den! 3 (1908) 96, und danach bei R. Kırrerr, Form. orb. ant. Taf. VIU (1910), mit heutigen Zanapa, östlich von Eregli (dem alten Kybistra) gleichgesetzt. Da Ro3 ın Zanapa war, wo seiner Aussage nach Klosterreste sein sollen, SO liegt | Identifikation offenbar die Schrift von A. Levines (Aeslanc), Ai En mononle0l6 = azianzener, während ich eine solche Knappheit, solche Strenge im Au pe eine so originelle moralische Wendung, wie sie der Schlußteil bietet (mor#Oo!! Zu YMöN ... vgl. Greg. Naz. ep. 76 p- 141 A) dem Nyssener nicht zutraue. P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. 1. 991 Quaternio re Blatt I ıY Schluß der Sammlung s ag a ı A’ ep. 6 3 3" ep. 21, 3Y ep. 7 4 4" ep. a, ep. b, 4” ep. Greg. Naz. 238 5 5rep. ce 6 6r ep. 18 u | re Bam 9 10 10" ep. 9, ep. 23, I0Y ep. 10 IT ımep.ı19 12 13 BE m 14 14” mit dem Schluß des ae bricht EEE Fir [15] ep. 19 mitten ab 15"—16Y passen in Pa; €’ 3 ” 17" schließt an 147 direkt an; ep. 19, ep. 20, 17 177 mit dem Schluß des ne bricht ep. 18 _18r—r ganz leer mitten ab 19 ıgr Beginn von Sammlung €’ 20 I r— I 22 ben 24 25 26 gene uanssdas sn ennnnannennennee nn (16) | 27 27” Schluß von Sammlung €’, Beginn von C Ser Zeichenerklärung. 2 zusammenhängende Doppelblätter. ——- einzelne Blätter. mann rekonstruierte Lage der Blätter. ! ——- durchlaufende Bindung. ooo Anheftung einzelner Blätter. Die Blatt- und Quaternionenzählung lasse ich mit dem ersten Blatt von Sammlung A’ beginnen. 992 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 31. October 1912. 19. 20. Mitten in 20 bricht A’ am Ende eines Blattes ab; am Rand steht ° zäreı von erster () Hand. Es folgt ein leergelassenes, aber schonur sprünglich zur Lage gehöriges Blatt, dann €’. Hieraus geht hervor daß in der Vorlage des Patmensis kurz hinter der Stelle, wo A’ jetzt abbricht, eine größere Lücke war. Der Kopist schrieb bis zum Seiten ende, opferte aus kalligraphischen Gründen den kleinen Rest und ließ ein Blatt frei in der — vergeblichen — Hoffnung, aus einer andern Vor lage den Schluß des Briefes oder der Sammlung nachtragen zu können. $ 4. Eine, von den Lücken abgesehen, gleichwertige, im einzelnen oft überlegene Nebenüberlieferung für die drei neuen Briefe bieten die *Ercronal Amoısaiaı Bacıneiov Kal Aısaniov, unter denen sich alle drei Stücke mit veränderter Adresse und mehrfach verkürzt wiederfinden (Libanii epistulae ed. Worr, 1738, Nr. 1592. 1593. 1587 = Basilius bei Micne 32, epist. 347. 348. 342). Die Folgerungen, die sich hier- aus für jene Briefsammlung ergeben, werden in Nr. II dieser Unter- suchungen gezogen werden, wo auch noch mehr über die Handschriften os gesagt ist. Hier muß jedoch ein Verzeichnis der Siglen gegeben werden. | A = Konsens aller Hss. der "Emicronai Amoısalaı, und Konsens mehrerer dieser Hss. mit P (dem Patmensis). A" — bemerkenswerte Lesung einer oder mehrerer Hss. in der Aus- gabe von Worr (die dort verwerteten Hss. habe ich nicht kontrolliert). A mit eingeklammertem Ang. Mon. Par. Reg. Vat. Vind. bezeich net die einzelnen Hss. der ‘Emcronni Amoısaiaı, deren Kollation ich be sitze. Der Parisinus 2998 ist von FriepLänner, der Angelicanus 13 (Vat.) Reginae ı8 und Vaticanus 83 von Pasqvauı, der Monacensis 497 und Vindobonensis theol. 142 von mir verglichen; die Kollationen betreffen bei Reg. und Vat. die Briefe a und b, bei den übrigen alle drei Briefe. Vereinzelte wertlose Varianten sind verschwiegen. — Zwischen den einzelnen Überlieferungszweigen hat starke Kon tamination stattgefunden; bei Spaltungen stimmt die Majorität ın Regel zu P. Eine merkwürdige Ausnahme liegt vor bı4, Wo ge allen bisher bekannten Hss. von A nur der Reg. mit P übereinstimmt (die übrigen variieren auch untereinander stark), besonders in a Eigennamen, der durch Konjektur nicht gefunden werden konnte ; ' Dagegen ist möglich, daß in folgendem Fall Konjektur vorliegt: In Beiet SE " folgen auf die Worte öTı KasArıep EpwTikA TINA KNICMATA n in P und A (Berolin.) | in A (alle übrigen Hss) Ber a; &racraic TOP Äneoyc horcıc TAc nerrtäc | Toic @racraic TAc nerrAc EKeiNAC AKANG EKEINAC ÄKÄNBAC TIPOCESYCEN. KH oYcıc T& Äneei TIPOCESYCEN. inen sehr . Der Berolin. (Philipps. 1617) ist eine ganz junge Papierhs., die im übrigen © ni . A ine VOR willkürlich hergeriehteten Text bietet. Hier hat wohl der Schreiber (oder sein@ P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. I. 993 aber im übrigen teilt Reg. alle Korruptelen von A, in a2 und hz sogar solche, die sich nur in einigen Hss. von A finden. Sowohl A wie P zeigen starke Korruptelen. Wo sie jedoch zu- sammengehen, ist der Text vorzüglich; nur eine Stelle fordert einen leichten Eingriff (e 5). $ 5. Ich lasse nun den Text der neuen Stücke folgen. a. Stageirios der Sophist an den Bischof Gregorios. TTAc men EmicKkorioc TIPÄTMA AYCrPIMCToN’ cY At Öcw ToYc Ännoyc TTAPEAHAYBAC AOFIÖTHTI, TOCOYTW MOI KAl @ÖBON TIAPEXEIC, MH ÄPA ICXYP@c ENcTÄc TIPÖC TAN AITHCIN. AnnA ÄTIOBEMENOC THN EIC ÄNTINOTIAN COSlAN TÖN METAAOTIKÖN, W BAYMÄCIE, ZHAWCON TPÖTION. KÄTIEIAH CTPWTHPWN ACÖMEBA rıpdc (TO) TON Ofkon Eperaı (KÄMAKAC A’ An A xÄAPpaKac Ännoc Eite COsIcTHc, Toic PHMATIOIC ETKAAAWITIZÖMENOC MAAAON Hrrep TÄC xPelac TINÖMENOC), NEPCON TIOAAÖN EKATONTÄAWN AÖcIN’ CY MEN rÄP KÄN Ex TOP TIAPAAEICOY TEMEIN BOYAHEÄC, AYNAMIN Exeic’" Erw A& ei mh cY TTAPÄCKOIO, FTTAIBPOC AlAXEI- MACW. MEFAAOYYXHCON OFN Ö BAYMÄCIE, FPAMMA Ermieeic TIPÖC TÖN "OCIHN@N nn TIPECBYTEPON THN AÖCIN KEAETON. - ° b. Antwort des Bischofs an den Sophisten. Ei TO KEPAAINEIN FPITTIZEIN ACFETAI KAl TAYTHN Exei THN CHMACIAN H nezıc, Än &k TON TInATwnoc AAYToN H CO9ICTIKH COY HMIN TIPOEXEIPICATO AYNAMIC, CKÖTIHCON & BAYMAcıE, TIC Ecrtı MAAnON ÄFPITICTOC, Hmeic oi oYTwc EIKÖnWC Al ErIICTonIMAlIAC AYNÄMEWC ÄTIOXAPAKOYMENOI Ä TO TÖN COSICTÜN rENOC, OIC TEXNH TO TEAWNEIN TOYc AÖrovYc Ectin. TIc rAP TON ETTICKÖTTWN ToYc nbrovc &soPonörHce; TIC TOYC MACHTEYOMENOYC MICBO®ÖPOYC KATECTHCE; u a. PA (Nr. 1592 Worr = 347 Mixe) Überschrift: To? coeıcro? CTareipiov nödc FpHrörion eriickorion P: AısAnıoc Bacıneiw A 1 ToYc Ännorc und TIAPEAHAYBAC ver- chtP 2 moi und Kai #6son vertauscht Ava (auch Reg. Vind.) xai fehlt P_ mu Äpa icxyp&c EnctAc] mArıwe Ezapnoc ctAc A 3 Annk bis 4 TPöNON fehlt A ga omaı A 5 nıpdc bis &revaı fehlt A tö fehlt cod. Än A xÄPAKAC bis c0- ®ICTÄC] eirten Ännoc cosıcrhe MAnnon A xÄpakac P cosıcrhc] oY xPpuzwn AnnA hin- zufügt A (Rest einer Variante 6 Toic Pumarioıc und ErkanAwrmzömenoc vertauscht mAnnon fehlt A (außer in dem Harlaeanus bei Mısxe) Amer] AA nercon bis 8 &xeıc fehlt A rarAcxoıo (rmapAcxoıc Avar-)] aoinc P (vgl. b 12) 9 MErAnDY. bis Ende fehlt A b. PA (Nr. 1593 Worr = 348 Mıcne). Überschrift Änrirpason ‚To? Ärioy FeHropiov rıPdc TöNn cosıcran P: Bacineioc Aisanip A I KEPAAINEIN] ToFTo hinzu- gefügt A Tan fehlt P 2 cov A (Ang. Mon. Vind.): ch Av: nin P 3 AYnaMmıc fehlt A ecri und mÄnnon vertauscht A aycrpimetoc A (Reg.Mon.Vind.) 4 erkönwc fehlt A ÄTIOXAPAKOYMENOI und Ai ermcronimalac AyYnÄmeoc vertauscht P To fehlt P räp fehlt A 6 &soroeetHce A KATECTHCE] Erroince P lage) die offenkundig korrupte Fassung von A richtig emendiert. Auch wir hätten wohl N so korrigiert, aber doch kaum gewagt, die Konjektur in den Text zu setzen. 994 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 31. October 1912, L TOYTW A& OT CO®ICTAI KANAWTTIZONTAI WNION TIPOTIBENTEC TÄN EAYTON COslan ÜCTTEP Oi TOY MEAITOC EYHTAl TA MenITIHKTA. ÖPAc Öca Moleic TA Amopphtw coY Kal MOYCIKÄ TÜN AÖTWN AYNÄMeI, Öc TE KÄME TON TEPONTA YIIOCKIPTÄN „ [e} TIAPEKINHCAC KAl TOYC ÄTIEIPOYC TAC ÖPxHcewc YTIOKINEIC TIPÖC TÄN ÖPXHCIN. Erw AE coI T@ KATA TÄc Menerac Toic MHaıKkolc EmTIoMmrieYonTi IcAPpieMoYe Toic En DepmortYaaic ÄTWNIZOMENOIC CTPATIWTAIC CTPWTÄPAC XPHCEMNAI TIPOC- ee ETAza (ÄTTANTAC EYMÄKEIC KAl KATÄ TON CöN "OMHPON AonıXxocklove, OVe : moi cwovc 5 lepdc Aloc ÄTIOKATACTÄCEIN KATETIHTTEIAATO) AErWN MA MYPloye 5 MHAE AICMYPioYc CTPWTÄPAC, ÄnAaA TOcoYTovc Öcoyc TW TE AITHEENTI XPÄCAı TO TE AABÖNTI EYXEPEC ÄTIOAOFNAI. Gregorios an einen Freund. Oi mPpOöc Td Pönon Exontec We ToYc sınorknovc EeiIKÖC OYAR TÄC ÄKÄNEAC : ÖN TO ÄNGOC EK®YETAI AYCXEPAINOYCIN. Kal TINOC HKOYCA TOIOITÖN TI TIER) AYTON TIAIZONTOC Ä TÄXA TIOY KAl CTIOYAÄAZONTOC, TI KABÄTIEP Erwrikk TINA KNICMATA TOIC EPACTAIC TOF% Äneovc H oYcic TÄC nerıtÄc Ekeinac AKÄNGAC MPOCESYCEN, EIC MEIZONA TIÖBON TOIC + ÄTTAHKTOIC KENTPOIC TOYC APETIOMENOYE YrIEPEBIZOYCA. TI BOYAETAI MOI TOIC TPAMMACı TO BÖAON ETTEICATÖMENON; TIÄN- un TWC OYAEN Keil ce TIaP’ Hm@N Alaaxefnaı TÄC ÄrricroaAÄc MEMNHMENON TAC = cc, AR TÖ men Äneoc eixe TO? ndrov To? coF dnon HMin TO Eap TÄC h EYFAWTTIAC AIATIETÄCACA, MEMYEcı A& TICI Kal ErKAlimacı KAa” HMÖN EEHKÄN- o @WTO. Ann Emol TÜN CON AÖrWN Kae’ haonin Ecri Kal H ÄKAneA TIPÖC MEIZONA TIÖBON TÄC @inlac EKKAlOYCA. ÜCTE TPÄBE KA! CYNexüc TPÄ®E, unas AN Ä CoI ®einon TOFTO TIOIEIN EITE CEMNYNWN KAaeüc Ecti coı cYnHeec EITE 7 ToYTo Bi eg Ymelc (de Ymeic A var.) oj rIPOTIEENTEC ToYc nörorc Onla A oa bis 9 käme] ö 10 Kal ToYc bis öpxHcin fehlt A Yrooxınein cod. EM fehl KATÄ a MENETAC] TAlc meneraıc A Toic MHaiıkoic fehlt A 2 en bis cTPrATiwTaıc fehlt P XPHCEANAI] AoeAnAaı P ı3 riAntac P Kal je A (Reg. Vind. Vat. Mon. Ang.) 14 Mol = fehlt A (außer Reg.) iepöc u Personennamen ist merkwürdi Aioc PA (Reg.)] a’ Avar- (auch Mon.): Avar (auch Ang Par. Vind.): Aasaloc ee (auch Vat.): AonAtoc und Eyeräelot Ava AEron bis Schluß fehlt A 15 xPphcaceaı cod. e. PA (Nr. 1587 Woırr — 342 Mıcne). Überschrift: ro? ayroY P: Br neıoc Alsanio A I oYAE] nöc aYTäc hinzugefügt A 3 A TÄxA rIoY Ka SO i ZONTOC fehlt r A TAxA (fehlt A [Par.]) rmovY] TAxA a (auch Mon.) n er hlt P 4 Tolc &Pacraic bis rıpoc&eycen] die Variante von A siehe S. 992° Be rröc A (vgl. Zeile ro) ÄTIAAKTOIC (so PA) verstehe ich nicht; liegt ee nz »unnahbar« zugrunde? 6 Ti gofnerai moi Avar. (auch Ang. Mon.): TI mol A Al Avar (auch Vind.): Ti aA moi BoYneraı Avar. (auch Par.): AnnA Ti mol B arianfe r bei dem Nyssener fehlt in dieser Phrase die Konjunktion ep. 4. 14: 2I (ri ae V Be ebenso = dem Nazianzener ep. 178; on steht bei dem Nyssener ep. 9- I ne und ähnlichem Übergang ep. 13; Anni bei Prokop. Gaz. ep. 15 roic prime ei ce To ee vertauscht Avar. (auch Ang. Mon.) erıcynarömenon P / er u : ce xeA Arar (auch Vind. Par) rar Amon fehlt A 8 aöroy Tor of] RT aor A TA efrAuTTia A ı1 öcre bis Ende fehlt P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. . 995 3 KAl YTIOKNIZWN AlA TON MEMYEWN. MEAHCEI At TIÄNTWC KMIN TOP MHAerIOTE coı TÄC EYAöroY MEMYEWc TÄC ÄSOPMÄC TMAPACKEIN, ÜCTIEP OYAd NPN TIAPE- CXHKAMEN, TIPÖ TÄC Em TAN EWAN ÄTIOAHMIAC TIÄNTA KATATIPAZÄMENOI Öca Col TE KATABYMIA ÄNn Kal TIAP HMON ÜselAeTo TÜ Alkalw. Kal TOYTOY MÄPTYC d AlAECIMWTATOC KAl KOINÖC HMON Aaenedc EYärrioc, dc dmoP Te TAN Eni- CTOAHN WPEZE TAYTHN KAl TIÄNTA TIAPÄ TÖN CON @AlIAÄXeH. TIAPÖNTEC rÄP ETYXON TÄC TE HMETEPAC Yrıep TOP Aıkaloy cnovYAAc TÖN TE OIKONOMOYN- 2° TWN TA cÄA TÄC Ermi TOIC rErEeNHMEnDdIc EYxaAPıcriac. - un 17 6mo% Te... Kal für die zeitlich so weit getrennten Handlungen een in Nyssa, ÜPeze — öpezeı, bei seiner Ankunft beim Adressaten) ist verdächtig ı8 man er- wartet TAPON rÄP Etyxe, da TÖN cÖn und 19 TÖN OIKONOMOYNTWN TA cA sich kaum auf verschiedene Personen beziehen kann. 19 TÖ aikaıon vgl. Basil. ep- 86 und Greg. Naz. ep. 83 ’Erramnd 58T KHaH TON ÄMETEPWn- Erı Erraınd TO Kai FNWPIcaı Ai’ ermcronAc HMIN, OTI ToFTo rioleic* TO MEN rÄP TO AIKAlw XAPIZH (vgl. ep. 82), Td A& Hmin $6. a und b sind Geschäftsbriefe. Der Sophist Stageirios in Kaisareia bestellt bei dem Bischof‘ Gregorios von Nyssa Bauholz für das Dach seines Hauses; die Übersendung solle der Presbyter von Osiena übernehmen. Gregorios antwortet, er habe dreihundert schöne Balken durch Dios (hieß so jener Presbyter?) an den Sophisten ab- gehen lassen. — Über den Preis haben sieh die beiden wohl durch den Überbringer der Briefe (eben jenen Dios?) verständigt. Den Sophisten Stageirios kennen wir; vier Briefe des Nazianzeners sind an ihn gerichtet, in einem fünften wird er erwähnt‘. Er war Artıköc TAn ralaevcın (ep. 188) und lehrte in derselben Stadt wie der Sophist Eustochios, den wir noch genauer kennen; die beiden waren natürlich heftig miteinander verfeindet”. Aus dem Brief 166 des Nazianzeners können wir schließen, daß Stageirios sich auf die Kritik von Briefen verstand; der Brief, den 166 beantwortet, ist eine Antwort auf 165 und läßt sich auf Grund der beiden in der Hauptsache rekon- struieren. Der Sophist hat sich über die triviale (übrigens rein heid- u. mapamyeHticä (165) des Bischofs geärgert und scheint recht ı ep. ie 166. 188. 192; 190. Daß 165 und 166 nicht an Timotheos gerichtet sind, wie die Herausgeber und einige Hss., sondern an Stageirios, wie die maßgebenden Hss. schreiben, hat mir Przycnockı (brieflich) schlagend nachgewiesen. Schon die Erwähnung der &maeizeic in ep. 166 zeigt, daß der Adressat Sophist war; Timotheos (ep- 164) ist ein einfacher frommer Christ. Gregor. Naz. ep. 189— 192 schildert sehr ergötzlich die Konkurrenz zwischen Stageirios und en der auf Grund der gemeinsamen athenischen Studien- Jahre verlangt und durchsetzt, daß der Nazianzener keinen Studenten an Stageirios schicke, andern alle zu = Mit diesem Eustochios ist zu identifizieren erstens der Cosicthc Karınmaaoz dieses Namens bei Suidas (vgl. - Hist. Gr. IV 3), zweitens der J Jugendfreund Julians, den dieser ep. 20 einläd, mit der kaiserlichen Post nach Antiocheia zu kommen. : 996 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 31. October 1912. bissig geantwortet zu haben. Mit 166 zeigt dann der Nazianzener seine gewohnte Überlegenheit. | Die beiden neuen Briefe bestätigen, was schon bisher wahrschein- lich war, daß Stageirios in Kaisareia lehrte (also auch Eustochies) und daß er, wie wohl fast alle Sophisten jener Zeit, Heide war, was nicht hindert, daß er um das Paradies Bescheid weiß. "Ocınnä, der Sitz des Presbyters, der das Holzgeschäft vermittelt (sei es, daß er die Briefe überbrachte, sei es, daß er den Transport besorgte), ist zu suchen in der Diözese des Nysseners, möglichst in der Riehtung nach der Metropole zu. Da trifft es sich denn uner wartet glücklich, daß das Itinerarium Antonini (ed. Parrury-Pae S. 206,5 W), dem Kırrerts Karten folgen, auf der Straße Nyssa- Kaisareia als erste Station, 32 römische Meilen von Nyssa, 2340 Meilen von Kaisareia entfernt, Osiana verzeichnet. Das ist klärlich der gesuchte Ort. Welcher Vokal der richtige ist, kann ich nieht ent scheiden, da beide Endungen kappadokisch sind. Wenn sich ein Trans port von 300 Stämmen über 8o km Landstraße lohnte, muß die nähere Umgebung von Kaisareia recht holzarm gewesen sein’. N Der Hauptreiz des Briefpaares liegt eben darin, daß es ein Baar ist. Da muß man fragen, wieso die beiden Briefe zusammen in die 2 Überlieferung gekommen sind. Wären Briefsammlungen der beiden Korrespondenten viel gelesen, so wäre den Byzantinern schon zUAr © trauen, daß sie sich die zusammengehörigen Stücke herausgeholt hätten, | wie sie z. B. die Antwort des Libanios auf Julians dritten Brief öfter neben diesen gestellt haben (vgl. Hryzers Ausgabe p. 179); aber vol Stageirios hat sich sonst keine Zeile erhalten. Also muß der ee selber den Brief, ohne den seine Antwort nicht gewürdigt werdet E kann, mit zur Publikation bestimmt haben. Zwei ähnlich witzige “ ee NE 5 FREE Briefes auch die Antwort der Sammlung einreihten’. Von W ns Seite die Publikation der Wechselbriefsammlungen Basilei und Basileios-Apollinarios erfolgt ist, läßt sich nieht sagen. wenn man das Holz der Umgebung in die Hauptstadt verkaufte). In einap Hals Brief, 20 (1081 A), spricht der Nyssener von ausgedehnten Eichenwaldungen tal, vielleicht um der Ekphrasis willen übertreibend. — Heute ist das mittlere BF so holzarm, daß man mit Mist heizt (R. Oneruummer und H. ZınmERER, x und Kleinasien, 1899, 349). Studi® ® Basil. ep. 186. 187 (Antwort des Antipatros); Greg. Naz. bei G. Mercath eapolt Testi XI (1903) 56 (mit der Antwort des Basileios, die nach Przycnocx! auch im “ ze 217 auf den Brief Gregors folgt, während sie in fünf andern N die den Brief Gregors enthalten, und wie es scheint in allen Hss. des Basileios © P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. 1. 997 Aus den auf diese Weise geretteten Briefpaaren, denen sich viel- leicht noch eins oder das andere zufügen läßt, ergibt sieh, daß auch die Kunst der Antwort ihre besonderen Gesetze hatte, zum mindesten da, wo das Inhaltliche nicht die Ilauptsache war. Der Antwortende muß auf alle Anregungen seines Korrespondenten eingehen und zeigen, daß er sie nieht nur verstanden hat, sondern aueh zu erwidern weiß. Der Briefwechsel wird dadurch zu einem rhetorischen Arün. Der Nyssener ist «durch das spitzige und gezierte Schreiben des Stageirios nicht in Verlegenheit gebracht worden. Er will «dem So- phisten zeigen, daß er sich auf dessen Handwerk das er einmal beinahe zu dem seinigen gemacht hatte —, mindestens ebensogut ver- stehe wie jener'; er versucht sogar, teilweise mit Glück, den Partner zu übertrumpfen. Den Ausfall auf die Unnalibarkeit der heiden- und ketzerbe- kämpfenden Bischöfe? beantwortet er durch einen gut sitzenden llieb gegen die Eigennützigkeit der Sophisten; aber er weiß auch «ie Schmeichelei zurückzugeben, durch die der Sophist seine Bosheit gemildert hatte”. Dem schillernden avcrpimcroc, das Stageirios ge- billet haben könnte*, setzt er sein reelıt witziges Amoxarako?n (ent- palisadieren) entgegen. Der Notwendigkeit, die prosaische Zahl der gewünschten Stämme zu nennen, hatte sich der Sophist entzogen, indem er mit frostiger Übertreibung viele Hunderte forderte; Gregor zeigt ihm, wie gelehrt er die Zahl hätte umschreiben können, Hatte Stageirios das Paradies des Christen hereingezogen, so holt sich der Bischof das Epithet, das seine Ware loben soll, aus dem llomer des ! Über Gregorios als Rhetor handelt ausführlich L. MERIDIER, L’influence de la seconde sophistique sur l’oeuvre de Gregoire de Nysse, Paris 1906 (280 S.). Eine eindringende Analvse von ep. 25 gibt Br. Keıt bei STRZYGOWSKI, Kleinasien (1903) 77—90. Daß der Nyssener zu den ersten gehört, die das byzantinische Satzschlußgesetz streng durehführen, habe ich Berl. phil. Wochenschr. 1906, 776 festgestellt. Vielleicht wird das Gesetz bekannter, wenn ich es hier wiederhole; Das Intervall zwischen den letzten beiden Volltönen jedes Satzgliedes soll 2 oder 4 (oder 6) Silben betragen (vgl. Przvenoext, Abh. Krak. Akad. 5ı [1912] 96—114 [erscheint demnächst]). Die beiden neuen Briefe des Nysseners enthalten keine Ausnahme; der Brief des Stageirios hat zwei. 2 Das muß ein üblicher Scherz gewesen sein; Greg. Naz. ep. 176 p. 283B mA AÖEHC MIKPÄ TIETIONGWC ÄTIANTÄN EIC MEIZW, TON ErIcKomkön TPÖFION. 3 dpÄAc Öca rioleic TA ÄrIOPPHTW COY... AYNÄMEI; dazu vgl. Basil. ep. 56 p. 405A dPÄc driosa cosIzecanı RP bh ÄAPpria KATANArKÄZEI; Greg. Naz. ep. 46 p. A MmıKpoY rap ME Kai TParwadn oic reAseic moleic. Mit derlei Phrasen wird die Rhetorik entschuldigt, die gleichzeitig zu verwerfen und zu verwenden Mode war. ” t nur noch aus Niketas Akominatos angeführt, aus dessen Zeit n. Was der Nyssener mit den TTaAT@enoc holt habe, ist unklar. “S wird »ons wir mehrere Handschriften dieses Briefes habe P7 En r N ÄAYTA meint, aus denen Stageirios das Wort ge a 85 Sitzungsberiehte 1912. 2 i gu8 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 31. October 1912. Sophisten'. Und wie er am Schluß ans Bezahlen erinnert — Sta- geirios tut, als wolle er das Holz geschenkt — ist wirklich hübsch‘, Trotzdem ist Gregorios bei dem Wettkampf unterlegen: er ist unversehens zu breit geworden. Jene sonst so schreibselige Zeit hat wenigstens für den Briefstil das Gesetz der größtmöglichen Knappheit anerkannt und dadurch diese Literaturgattung für uns zu der erfreu- lichsten des Jahrhunderts gemacht; der Nyssener hat diese Forderung lange nicht so gut erfaßt wie die drei großen Meister des Briefstil, Basileios, der Nazianzener, und vor allem Libanios’. $ 7. Brief e. Die Umstände, die diesem Brief zugrunde liegen, lassen sich nicht genau bestimmen. Der Adressat hatte den Nyssener um Besorgung irgendeiner geschäftlichen Angelegenheit gebeten und sich dann, wie es scheint zu Unrecht, über Vernachlässigung des Auf- trags beklagt. Dazwischen fällt die Orientreise des Gregorios (2. 15), also das Jahr 381. Der Adressat ist Christ; der Überbringer, der AalAecımbTAToc* Kal Koındc Äneneöc EYArrioc, ist schwerlich der bekannte Presbyter (Euagrios Pontikos), da kein Amt genannt wird. | Unverhältnismäßige Breite mindert den Reiz dieses Briefes noch mehr als den des vorher besprochenen, so geistreich auch der von gleich mit Rose und Dorn in der Einleitung und so vornehm die Zurückweisung der Beschwerden des Freundes im zweiten Teil u Dem Kenner der ganzen Briefsammlung bietet dieser Brief noch ein besonderes Ärgernis: die aufdringlich gezierte Stilisierung des Pro- oimions, die darin besteht, daß man mit einer scheinbar ganz EZ liegenden Sentenz beginnt, um sich nach einiger Zeit durch ein ri soYaetaı d nöroc selbst zur Sache zu rufen, entspringt hier nicht ehe | gelegentlichen Einfall, sondern ist eine Manier des Nysseners; jeder ‘ Er nennt die Klassiker auch sonst gern, kennt sie aber nur ganz a es . Ep. 14 ($. 1052 A) zitiert er Euripides fr. 324 als pindarisch, vermutlich du Florilegium irregeführt; daß das Fragment wirklich pindarische Farbe hat, ka nicht gemerkt haben. 2 Noch glücklicher zieht sich der Nazianzener aus einer ähnlichen Situalol? € ep. 235 el aE co TAfTA men Öreüc Aokei Adrecenı, 0% sindcoson a8 einal TO TINHN MYKTion AlTEIN, CY mol TÄ XPÄMATA, AYCOYCI Ad ol TIENHTEC TÄN ÄNTIBECIN. ee ® Von den zwei kürzesten Briefen des Nazianzeners ist der eine an zz den schärfsten Kritiker von Briefen, gerichtet (236), dessen Antwort leider V' 2. ist; der andere an Basileios, dessen Antwort dieselbe Kürze erstrebt (vgl. oben A Ze : Die kurze Erwiderung des Libanios auf den etwas gesch wätzigen dritten Brief J die (Serex, Briefe des Libanios S. 33) ist eine praktische Lektion im Ankonizei, rie heute jedem Höhergestellten gegenüber als unpassend gelten würde. | dieser Stilart vgl. Greg. Naz. ep. 54 (auch 51). * Das Epithet bezeichnet sowohl Private (Greg. Naz. ep. 127- 144) rn liche (ebenda ep. 182. 216). a at = En * u ee P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. . 999 dritte von seinen Briefen zeigt fast stereotyp diese Form, die die beiden andern Kappadokier nur vereinzelt anwenden (Basil. ep. 124, Greg. Naz. 19. 90. 178 stets variiert), Libanios wohl überhaupt nicht. An diesem scheinbar nebensächlichen Zug zeigt sich die Inferiorität des Nysseners den drei großen Rhetoren seiner Zeit gegenüber be- sonders klar. Er ist Sklave der Rhetorik, über die jene als Meister verfügen. $ 8. Das sind etwas viel Worte über drei Briefe, die den Reiz der Neuheit doch nur für die ganz wenigen Kenner des gesamten schon gedruckten Materials haben, im übrigen jedoch dessen literari- sches Durchschnittsniveau kaum erreichen. 'Trotzdem war es vielleicht nicht nutzlos, an dieser Probe zu zeigen, wieviel Leben, persönliches wie künstlerisches, auch in den schwächeren Exemplaren dieser wenig beachteten Literaturgattung steckt. Freilich die eigentliche Bedeutung des Fundes und der Grund, weshalb seine Publikation vor dem Er- scheinen der Gesamtausgabe geschalı, liegt ganz entfernt, nämlich in seinem Verhältnis zu der Korrespondenz zwischen Basileios und Li- banios; dies Problem fordert eine gesonderte Untersuchung. Ausgegeben am 7. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. weise oder aueh in w rer e= ur ührung, in deutscher Sprache werden. Sollte eine ag zuw een Veröffent- vor der Ausgabe in »iften zur entries konnen, so nung aus diesen zu eı ıtfern a zu veröffentlichen ist den Verfassern unbeschränkt gestatt Aus $ 21. Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus $ 22, Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die der Sitzung en nen wissenschaftlichen Mitthei- wi and über die zur rise tliehung geeigneten ge- schäftlichen Angklarectei Hinter den Titeln der w isonschsliche un folgen in dieser Übersicht kurze Inhaltsangaben derselbeı welche die Verfasser Re a für welche sie ver- antwortlich sind. Diese Inhaltsangaben s ich oller der Regel auf 5—6 BE EEREN keinefaihe eilen überschre Die nicht in den Schrien = er Mittheilungen De nit vorgesetztem Stern bezeichnet, bei den für d Aıhandhsngen ee wird »(Abh.)« Altar 14 hat | zugefügt. Wi ssenschaftliche Mittheilungen werden in dem Bericht über die iejenige Sitzung aufgeführt, in welcher der era in die ae Sehriften endgültig ee Bear wird. En Verfasser Sitzung selber, . dem redigirenden Aus $ 2 Das Manuseript einer in einer akademischen Sitzung Sitzungs 0 stag zur Aufnahme in ie berichte zu- gelassenen Mittheilung, wele äc edruckt erscheinen soll, muss der Regel nach i t Secere { rei drue . Ge werden. Später eingereichte erh. den, mit dem Präsentationsvermerk des ee oder an Archivars versehen, für ein spätere: Stück zurückgele Dasselbe de von vom re vr Mitthe — ge- FU deren Satz s irgend w ag Gründen be- sondere Sehwierigkeiten erwarten läs oder welehe den nS$ 3 und 4 enthaltenen Baus ee "nicht RE Die Reichsdruckerei versendet spätestens am Montag e n an die wohnenden oder an- nden V‘ he oder an die Mitglieder, welehe = Micsheiluu ung vorg haben, mit der Angabe, das dieselben am ans wieder asien lassen wg jedoch = mit der Correemr Kern Person Revision zu les so muss sie die Üorreetar Dienstag früh an ei ttheilung in einem _— Stück e nt. Nach auswärts werden Correeturen nur auf Verlan, ngen versandt; die Verfas i ihrer Mittheilung nach acht Tagen. rn, deren Correeturen erst noch dem erg Eee zur Revision unterbreitet werden müss n das scheinen am nächsten Ale ER Blake a sichert werden. Ans $ 37. Die Akademie behält sich das Recht vor, von einer ver- griffenen Abhandlung eine zweite Auflage zu veranstalten, Abhandlungen der Akademie. Abhandlungen. Jahrg. 1910: hysikalisch-mathematische ange a Philosophisch-historische Clas ee ap ‚Jahrg. 1911: ysikalisch-mathematische Clase . . . - - Philosophisch- historische Classe . . - . - HM nr AB M 26.— » 4 “ . . D ” . - Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1909, 1910, 1911 und . Scauzze, W.: Gedächtnissrede auf Richard .n er ae eis Gedächtnissrede auf Friedrich Kohlra ee ee Lasporr +: Über die Erhaltung der Mas ag Tetselächen Umsetzungen“ en en ee eg vox StrAanonxıtz: Strategenköpfe a, L— Dirzuey: Der Aufbau der le | Welt i in des Geisteswissenschaften. Erste Hälfte ee VAN’ T Se een rede auf Hans Heinrich Landolt en ÜLLER urica jet ExsLer und K. Ku : Über „den anatomischen Bau der baumartigen Osperacee Schoenodendrem Büe der = Kam 2 Fischer: ren auf re Far niöne Yant DE 0. ei Schu WW; GeodEchinissrede auf Homeich Zum : 2... wen Er ner ee Erman: Hymnen an ee _— der Pharaonen . . - ee ea > Mor: "Gr sprachlich rung Frankreichs wi u ‚Bandchritiche "Überteferung des Galen’schen Commentars zum "Prorrheticum des 2, ZINMER a are eichem We ege keinen die Goidelen vom Continent nach I Irland? .. re Seie - 50 Enoxans: ee auf Wilhelm Dilthey EUSLER: Zum isländischen Fehdewesen in ler Sturlungenzeit D . ” * ” * ” . - K. Asapnscuantanz: Über die Kerne des menschlichen Kleinhirns . . H. Junker: Der AUEERk En; Seeger aus rn ; al Teinee n in L. Licatessteın: Beweis Er Satzes, dass jedes hinreichend kleine, im wesentlichen Pe krümmte, singularitätenfreie Flächenstäck auf einen Theil einer ee une. n den k einsten Theilen -. rn werden kann ee haica au 0Q: Mani otsc . VAN BERCHENm: Die muslimischen I en ae Por ergam E M. Linzsagskı: Phönieische und arunkische Krugeufschiten a aus Elophantine ; C. Frank: Ber rn - N eruagremare Brig iften . ; A. JoHNsEx: Die ee der Tai S. De = S, Antioco (Sardinien) Sitzungsberichte der Akademie. » * “ . * . . . * . . ” . - “ . - . - . “ Preis des Jahrgangs . . . Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912, Rupser: über die Betheiligung endocellularer Fermente am Energieverbrauch der ex Nersst: Thermodynamik und s jr eifische Wärm A. Euckex: die Molekularwärme des Wasserstoffs bei tiefen Temperaturen . ee Orr#: über Rinder- und Menschentuberkulose 3 Harsack: Geschichte ein er nie mmatischen Worts Jesu Man. 5, 17 in in der ältesten Kirche, Warsure: über den Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen in N zen a. ei Fluorescenz Fr Sodalith- . Willemi itgruppe im ee Licht. = - LANDT: über das ge des Labellums der Pterostylis-Blüthe meh und 6. Hertz: über den Bere Se Temperatur auf die Abeorpelen iangweliger Wirne strahlen in einigen festen sol Herımanx: über den Charakte ie nschleis in Norddeutschland . zunee. die Erfahrungsgrundlagen der Lehre vom allgemeinen Gleichgewichtszustande der Nasen e u - W.Bass: über die Räthsel I des Codex. Cumanicas. (hierzu Tat, ; und in. ee 6 ” . a » . P} * ” * he EYER!: ein In ringen Gedicht auf Brendan den Meerfahrer . ee: Frogextus: übe atrizen ._ ee negativen Elem : O.H. Bseiene chgesteine von Granit „und Sedimenten ne J. MaArquarr: Guwaini's i’s Bericht über die Bekehrun Uiguren Re F.E. ee : die Erhebungen auf der Lippen- miw. Wangenschleinhaut der Sängethiere E antia (hierzu Taf. II, IV u = v. VON Wir.unon wırz-N ron ELLENDORFF: Neu on Kallim achos sich ränderung der idioplasmatischen Beschaffenheit der Samenfäden durch Php erg chemische Ein Weisse das Problem des Stils in der bildenden PR Sonderabdrucke. U. Halbjahr 1912 Frosexius: über den Srripspers g’schen Beweis des Warıso’schen Satzes. » » + + Hanrxack: Sesitue ische eng des Bag von Damaskus« ee W. Scsurze: der Tod des Kam bys an ae Branca: müssen Intrusionen nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? ee Burpaca: Faust und Moses. I. IL IIL le: Mever: zur keltischen Wortkunde. I Eee nie e de Suidas ; Ben ware . adien, Taf. VI u nd VII). nn 4 - s von ee In ante de natura "hominis (hierzu Lat. ! reg rtforschung. IL. II. EA Maas: zu den ereie zwischen Kirchenvätern und. Sophisten es Aus dem Reglement für die Redaction der akademischen Druckschrift Aus $1 e Akademie an en g 41,1 der Statuten zwei an Veröffentlichungen .. » Sitzungsberichte der Königlich ee Akade r Wiss ie und en der Königlich = tauilheig Akadem der Wissenschaften« ar 8 2. Jede zur Aufnahme in die » Sitzungsberiehte« oder die » Abhandlungen « ee Mittheilung muss in einer aka- e d rmittelung eines ihrem Fäche angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. 3. mfang einer aufzunehmenden Mittheilung soll in der er in den bei Mitgliedern 32, bei Nichtmitgliedern 16 Seiten in der gewöhnlichen Schrift ae Ser in den Et: 12 Bee on je 8 Seiten in der gewöhnlichen Schrift der Abhand ar ch übersteigen. Überschreitung dieser Grenzen ist ER mit Zustimmung der Gesammt- Akademie oder der betre ‚Umfang eine Seite auf seinen muthmasslichen Umfang im ae Pa: zu lassen. 4. Sollen einer Mittheilung aa n - oder auf besonderen Tafeln beigegeb nd die Vorlagen dafür (Zeichnungen, une Original. aufnahmen u. s. w.) gleichzeitig mit dem Manuseript, jedoch auf Ketzennsen. Blättern, einzureich Die Kosten der Herstellung der Vurlagen haben der Regel die Verfas tragen. Sind diese Ko Er elt — der Kostenanschlag achverständigen beizufügen. Überschreitet dieser Anschlag für die er- forderliche Auflage bei den Sitzungsberichten 150 Mark, so ist Vorberathung durch das Seeretariat yeegee Aus 85, : Nach der Vorlegung und Einreichung des vollständigen druckfertigen Manuseripts an den an d ften, und nes der ag en Mit- en es verlangt, verdeekt ger ilungen v. erfassern, weiche © nicht Mitglieder der Akademie sind, sollen der Rege dureh die (Fortsetzung auf S.3 des Umsehlags.) Aus $ 6. Die an die Druckerei abzuliefernden Manuseriptemisn wenn es sich nicht bloss um glatten Text handelt, = reichende Anweisungen für die Anordnung des Ss und die Wahl der rn enthalten. Bei Einsendugs F orreeturen "Fre mder bedürfen der Genehmigung des me girenden Secretars vor der ee an die Drucken und die Verfasser ek zur Tragung der entstehenden is kosten verpflichte ei. Adressen oder Berichten werden für di ö wissenschaftlichen Mittheilungen, wenn deren eo Druck 4 Seiten übersteigt, auch fürden Buchhandel es) abdrucke hergestellt, die alsbald nach Erscheinen treffenden Stücks ‚der Sitzungsberiehte a sr zT | für den Buchhandel hergestellt, indess nur Verfasser sich ausdrücklich damit einverstanden erklime By den Sonderabirucken aus den Sitz = der treffenden Classe. — Niehtmitg exemplare und dürfen nach nn Anzeige bei u a ng men weitere 200 Exemplar | Kos en ee hen lassen ne) den ie aus den 1 47 hält ein EEE WER welcher Mitglied de kade | zu unentgeltlicher Vertheilu z is ne i tigt, exemplare; er ist indess beree ya Ba ffen engine und dürfen nach rechtzeiti redigiren Seeretar weitere 100 Kosten yeah lassen. = iften Eine für die ne stimmte wissenschaftlich ie Stelle anderweitig, sei e8 1001 SITZUNGSBERICHTE 192 XLIV. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 7. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Diers. l. Hr. Scuorrky las über eine von ihm gemeinsam mit Hrn. Dr. Jung durchgeführte Untersuchung: Neue Sätze über Symmetral- funetionen und die Asger’schen Funetionen der Rırmann- schen Theorie. (Dritte Mittheilung.) Die Untersuchung wird zum Abschluss geführt, indem die Functionen $ (ve), unter der Voraussetzung, dass für die Variabeln v Integrale gesetzt werden, die von einem willkürlichen Punkte zu einem andern erstreckt sind, als Grössen aufgefasst werden, welche von den beiden Grenzen der Integrale abhängig sind. 2. Hr. Coxze legte vor die erste Hälfte des ersten Bandes der » Altertümer von Pergamon« mit Hrn. Berrer’s Karten »Pergamon und Umgebung« und »Die Landschaft von Pergamon«, sowie mit den Bei- trägen der HH. Paıtıresox und SchucHHARrDT, die alle mit Unterstützung der Akademie zu Stande gekommen sind. 3. Hr. Hrrımans überreichte Bd. 3 des China-Werkes von Fervıwann Frhrn. vov Rıcutuoren* hrsg. von E. Tıessen nebst dem zugehörigen Atlas bearb. von M. Grorz. Berlin 1912, zu dessen Bearbeitung die Akademie eine Unterstützung bewilligt hatte, Hr. Herrwıs die 4. Aufl. seiner Allgemeinen Biologie. Jena 1912; das eorrespondirende Mitglied Hr. Eovarn Horn in Kopenhagen übersendet Bd. 7, Abth. 2 seines Werkes Danmark-Norges Historie fra den store nordiske Krigs Slutning til Rigernes Adskillelse (1720— 1814). Kjebenhavn 1912. Sitzungsberichte 1912. ug 1002 Gesammtsitzung vom 7. November 1912. Neue Sätze über Symmetralfunktionen und in $ Apeıschen Funktionen der RiemAannschen Theorie, Von F. ScuortkyY und H. June. ERBEN ERAPEERE TREE uch P Dritte Mitteilung (Schluß). S 8. Nach $ 2 bestehen Gleichungen von folgender Form: | (1.) > 1 o(u+dri) = 2’p(o) Y(w). ei (a) Für (d) sind hier alle 2° modulo 2 verschiedenen alternierenden Reihen ganzer Zahlen zu setzen. Die Funktion $(r) ist eine Theta funktion von « Veränderlichen und Y(w) eine von 7 Veränderlichen- Je nach der Wahl der Funktion © und der Halbperiode A mit der Charakteristik (4a) bekommen wir verschiedene der Funktionen 7 und d. Diese Gleichungen genügen, um alle 4° Funktionen ® dureh © auszudrücken. Ja man hat sogar für jedes $ im ganzen 2° Gleiehungel- In diesen ist jedesmal $ mit einem anderen Y multipliziert. Wir setzen in diese Gleichungen die in $6 und $7 aufgestel Werte der ® ein, die diese © annehmen, wenn man für die Argu Integrale erster Gattung setzt. „ Wir betrachten zunächst die Funktionen der Gruppe o. Von #f wieder zuerst die ungeraden © und dann die geraden. Nach $ 7 wird ein ungerades ©, wenn wir die Argumente | Integrale erster Gattung ersetzen, ew—u)= ERVAOQE) S(gc+w)$($c+W); wo sich die mit einem Strich versehenen Größen wie auch im fo ö auf die untere Grenze der Integrale beziehen sollen. E ist ein szendenter Faktor, der symmetrisch von den Grenzen der Intes? abhängt und der von der ersten Ordnung verschwindet, - > Grenzen zusammenfallen. % ist ein konstanter Faktor, der a gi nicht bei allen © denselben Wert hat. Welches © durch die Scnorrky und H. June: Aser'sche Funetionen. IN. 1003 dargestellt wird, hängt ab ı. von der Wahl von @(£) und 2. von der Wahl des 8. Die imaginären alternierenden Halbperioden dri der © definieren gleichzeitig Halbperioden der von r Veränderlichen abhängenden $. Es sind nämlich 6—r von den o=co-+r Zahlen d gleich Null und für die 2r anderen bestehen die Gleichungen d, = —d,. Durch die eine Hälfte dieser Zahlen d ist also eine Halbperiode der mit > be- zeichneten Theta von r Veränderlichen definiert, die wir auch mit (d) bezeichnen. Nach $7 ist jedem der hier vorkommenden ® ein bestimmtes $ zugeordnet und wir können im besonderen setzen (2) O(u+dri) = kEYQAIAE)IEc+w+dri)I($c+w+dri). Die in der Gleichung (1.) auf der rechten Seite stehende Funk- tion Y ist bei den Funktionen der Gruppe 0 die Funktion Y,, indem wir A geradeso wie (d) gleichzeitig als Zeichen für eine Halbperiode der Theta von r Veränderlichen benutzen. Es sei A’ eine zweite der Halbperioden A, die auch mit A identisch sein kann. Ihre Charakte- ristik sei (}@’).. Wir nehmen in (2.) für$ die Funktion ®,, und be- kommen aus (1.) und (2.) (3.) 29 —v)Y,(Ww—w‘) 4 -&} AIQAEIN — 1)" kiraSsal$c+wrdri)Suudge+w+dri), (a) wo durch den Index AA’d an %k ausgedrückt ist, daß die A als ab- hängig von AA’ und (d) zu betrachten sind. Außerdem sind sie natür- lich abhängig von der Wahl der Funktion Q(2). Es bestehen aber die Gleichungen (4-) > aeg 17798, (1, + dri) Sur (w, ns dri) — 2’), (tw, Ms w,) Y%r (w, vo gu w,) ’ (d) und zwar für beliebige Argumente ı,, w,. Vergleichen wir dies mit (3.), so liegt es nahe, zu vermuten, daß (5.) Ei; pm Eu (— BE gesetzt werden kann, wo k,. dann von (d) unabhängig ist. Wir er- halten dann nämlich aus (3.) 4 6) He—r) = ERuVAEORE)Yıl+ur+w). Da unter den $ keine vorkommen können, die sich nur durch einen konstanten Faktor unterscheiden und da die Halbperiode A ganz willkürlich ist, so schließen wir, daß die Konstanten k,, von A un- 86* 1004 Gesammtsitzung vom 7. November 1912, abhängig sein müssen, und also überhaupt von den A I sind. Wir erhalten also aus (3.) immer dasselbe $, welehe der 2 perioden A wir auch wählen. Und das ist eine Bestätigung u Vermutung (5.) über die k. Denn wie schon oben angegeben, gibt immer 2° Gleichungen (1.), die uns dasselbe & liefern. Freilich ist d kein Beweis für unsere Vermutung, und wir müssen wegen eines s chen auf eine ausführlichere spätere Darstellung vertrösten. Die Funktion Q (£) in (6.) enthält im Zähler (n— 2) der an F: toren S(w— ıw,) und im Nenner die übrigen (n+ 2). Es ist also stimmt durch eine Kombination von (n— 2) der 2n Ziffern 1,2,... Wir bezeichnen eine solehe mit x und können dann, indem wir sende Indizes hinzufügen, statt (6.) schreiben ER SEEN ITERG ” la. 9,.0—vV) = k,EVQ.(OQ.E)yılc.+w+w). Die hierdurch dargestellten $ sind ungerade. | Ist ö irgendeine Kombination der 2n Zahlen ı,2,...2n, so | zeichnen wir mit ö diejenige Kombination, die d zur Gesamtheit 2n Zahlen ergänzt. Wir setzen ferner 9) = TI S(w,— w,) , 11 Il (w,— w,) wo das Produkt über alle voneinander verschiedenen Zahlenpaare ( die in ö enthalten sind, erstreckt werden soll. Dann ist Ya. a "1 ]@-] Je } wo Ah eine von & unabhängige Konstante ist. Auf den Beweis hie soll hier nicht eingegangen werden. Wir betrachten weiter die geraden © der Gruppe O. Nach B und ähnlichen Überlegungen wie oben können wir setzen: B(u— u’+ dri) Te ) el E TR +dri)+ yaesı 5 S(c+w '—u+tt E ist derselbe transzendente Faktor wie bei den ungeraden Ps: tionen. Für $ nehmen wir wieder die Funktion $,, und bez SR wieder k mit k,y44. Aus (1.) folgt: yw—v Nuw—w’ == Sn ) «e SD“ hust ARE VE 20 Ye kunadaalgc+w' -u+dmi)l. Aus denselben a wie oben liegt es nahe, zu setzen hısa = karl 1)? +05, (dc+ dei). Scuorrky und H. June: Aser'sche Funetionen. 11. 1005 Es wird nämlich dann unter Benutzung der Gleichungen (4.) — Ve® QgeyY.letu—w' Va Yrlce+w u}. Zunächst schließen wir wieder, daß die k,, von A unabhängig sind, also nur noch abhängen können von der Wahl der Funktion (HE). Die Funktion Q(£) enthält hier im Zähler n der Faktoren S(w— w,) (=1,2,...2n) und im Nenner die anderen n. Es ist also (JE) be- stimmt disch eine Kombination von n der Zahlen ı, 2,... 2n. Eine solche Kombination wollen wir mit 8 bezeichnen. Und zwar soll & aus den im Zähler von Q(£) enthaltenen Indizes bestehen. Wir schreiben dann (7.), indem wir Indizes hinzufügen und A statt A’ schreiben, | El (1/8 a U gerere GE) ’ Ve erw). Die hierdurch dargestellten Funktionen $ sind gerade Funktionen. | Für die Konstanten A, sei wieder der Wert angegeben Tb. % = 4*]](%)-]]® , wo Ah dieselbe Konstante ist wie in Ta. Die Formel Ia liefert uns, da A auf 2” Arten gewählt werden kann (7) Pe—e) und « auf 2 ’) Arten, 2 1a en - ungerade Funktionen & der Gruppe o, und die Formel Ib liefert uns #2 ji .) gerade Funktionen der Gruppe o. Die übrigen für n> 3 noch zur Gruppe oO gehörenden & werden identisch Null, wenn man für die Argumente Integrale erster Gattung setzt. Die Werte für die # werden bemerkenswert einfach, wenn man die untere Grenze mit einem der Fundamentalpunkte zusammenfallen läßt, etwa mit dem 2nten. Das geht aber nicht ohne weiteres. Wir müssen dazu erst erweitern mit YS(w’—w,,). Es sei nur das Resultat angegeben. Einige der durch Ia gegebenen Funktionen werden identisch Null, nämlich alle diejenigen, bei denen die Kombination « die Zahl 2n enthält. Im übrigen brauchen wir die Fälle Ia und Ib nicht mehr zu unterscheiden. Wir setzen Eh (8.) lim ; | ser y S(w —ıw)) ) I(w' —w,,) 1006 Gesammtsitzung vom 7. November 1912. Wir verstehen ferner unter y eine Kombination von n— ı der Zahlen ı, 2,... 2n und unter (),(£) diejenige Funktion, die im Zähler die der Kombination y entsprechenden S(w— w,) als Faktoren enthält und im Nenner die anderen. Es wird dann I. 9,0-0) = EYI IV) II) VY,OYıWw+e). Dabei ist GC, = > zw, @) wo das + oder — Zeichen zu nehmen ist, je nachdem i zur Kom- bination y oder zu y gehört. 3 9. Wir betrachten weiter die Funktionen © und $, die zur Gruppe * gehören. Die Funktionen © und $ sind zur Hälfte gerade, zur andern Hälfte ungerade. Wir bekommen schon alle $, wenn wir uns auf die geraden oder die ungeraden © beschränken, sogar jedes 2°" mal. Aber wir wollen die $ ausrechnen sowohl mit Hilfe der geraden wie der unge- raden ©. Es ergibt sich dann nämlich durch Vergleichung der beiden Resultate eine interessante und wohl nicht unwichtige Darstellung der von uns benutzten Primfunktion & (£,£’) durch Thetafunktionen, die zum Kör- d 5 per (p,9) und solche, die zum Körper (p.0.: =Y = gehören. Zur Darstellung der © haben wir die Funktionen y von 7— ı Ver- dw, dw Der Deutlichkeit halber wollen wir hier ihre Argumente mit { be- zeichnen. Von den 2’ Funktionen @(u+dri), die in der Formel (1.) vol kommen, gehören immer zwei in der Weise zusammen, als ihre Cha- rakteristiken zusammen die Charakteristik x ergeben. Wir schreiben daher (ı.) in der Form (9) 29) Y,.uWw) = 1)" (e(u+dri)t0, (u+dri)}, d ” e Hälfte änderlichen, die zu dem Körper |p,9,2= V ) gehören, benutzt. wo die Summation wie auch im folgenden nur noch über di der Charakteristiken (d) zu erstrecken ist. ir haben zwei Fälle zu unterscheiden, je nachdem in (9-) das Plus- oder Minuszeichen genommen wird. Und zwar ist zeichen zu nehmen, wenn Ax eine gerade, das Minuszeie Ax eine ungerade Charakteristik ist. Es sei im folgenden imm Index ı hinzugefügt, wenn es sich um eine Charakteristik A handelt, das Plus hen, wenn er der a he Sceorrky und H. Jung: Aser'’sche Functionen. 11. 1007 für die Ax gerade ist, und im anderen Falle der Index 2. Jeder Cha- rakteristik A läßt sich eine bestimmte Charakteristik von nur r— ı Ele- menten zuordnen, die auch mit A bezeichnet werden soll. Sie entsteht dadurch aus der Charakteristik von r Elementen, daß eins der Elemente fortgelassen wird. Ebenso entsprechen den Charakteristiken (d) von r Elementen solche von r—ı Elementen, die ebenfalls mit (d) be- zeichnet werden sollen. Zunächst nehmen wir die © in (9.) als ungerade an. Dann ist nach $ 6 ; Are db —t+dri elw—u + dr) = ER. WEB ran ri n VE) n4d—1'+dri)] VER) k ist eine von der Wahl von E(£) und der Wahl des 7 abhängende Konstante, E, ein symmetrisch von der oberen und unteren Grenze abhängender transzendenter Faktor. @,(u— u’ +dri) geht hieraus her- vor, indem man in den Klammern das Plus- durch das Minuszeichen ersetzt. Es wird also VEREDSEOH + ar0+ +0, = 2kE, VEHEE\AGb+t+dmi) agb +t + dei) ER bir a + dri) | VEO(E) „= 2kE, j Fe n($b+t+dri)y($b—t! +dri) + trat +). Diese Werte haben wir in (9.) einzusetzen. Wir wählen für » in ©-+0, die Funktion 44, und verstehen in (1.) unter (3a) die Cha- rakteristik A,=($a). In 8-0, wählen wir für „ die Funktion 7;,, und für (#a) in (r.) die Charakteristik A, = ($a,). Wir erhalten dann folgende beiden Formeln: 2"H(v—v’)V,,(w—w) en = 2, E(E) E(E') D,(— 1)? oradak „ana, Er t+ dei), EHE +dri) (@) ® | © I RR I)Zarodae an tr Ari)nu, Hai). , : > ( VEHEE) ® 1008 Gesammtsitzung vom 7. November 1912. 29 W—v')L,u,(w—w') NRFTTE TR, (11) =E 1/20 Seo a >arcde kununu EO+ tr drin (EB +Ar) 7 hu, ke le See u Sal nn Ann A -Vay: — 1)? Gola k ana, gb —t+ dr) tan (HH +). | Da in den benutzten Formeln die © ungerade Funktionen sind, so müssen die Funktionen $ und X auf der linken Seite jeder Gleichung ungleichartig sein. Da \,,, gerade und \,,, ungerade ist, so liefert die erste Gleichung gerade $, die zweite ungerade. Bezeichnen wir mit ( die Theta von r— ı Veränderlichen, die zu den y in derselben Beziehung stehen wie die / zu den $, so bestehen analog zu den Gleichungen (4.) die Gleichungen (12) 1er + drink dei) = 2 Cult) HR): (d) Aus ganz denselben Gründen wie bei den Funktionen der Pe- riode o werden wir dazu geführt, zu setzen hama = 9 isdn Feet FOR ’ Kas,d = (— N eengeh 7P8 . Dann erhalten wir aus (10.) und (11.), indem wir die Gleichungen (12.) das eine Mal für A’—= A,, das andere Mal für A’ = A, benutzen: E, hun) u6—t-t) Yan VEOHE®) (DE) u _ EkınSa(t-+t) E(£) ve zu | (14.) Po 2) = Vz Be) Bags Lub+ | In der ersten Formel ist A, nur an die Bedingung gebunden, : daß die Charakteristik A,x gerade sein muß und in der zweiten muß A,x eine ungerade Charakteristik sein. Wir schließen daraus, daß kıı, und k,,, von den Charakteristiken AA, und AA, ganz unab- hängig sind und also nur von der Wahl von E (£) abhängen. Ferner schließen wir, daß die Quotienten a) na ultrt) Yu.Ww—w’) YV..(w—w’) von der Wahl von A, und A, bis etwa auf das Vorzeichen unab- hängig sind!. Es ist aber dabei daran zu denken, daß immer A,x ein® gerade und A,x eine ungerade Charakteristik sein muß. (13) gb—v’)= u. (DEE) OH HE) +; VER: Die allgemeinen Thetafunktionen von vier Veränderlichen. Diese Berichte 1905 S. 501 Scrorrky und H. Jung: Aser’sche Functionen. II. 1009 Wir gehen dazu über, die Funktionen $ der Gruppe x mit Hilfe der geraden Funktionen © zu berechnen. Nach $ 6 können wir setzen e(u—u'+dri)— 0, (u— u +dri) n4b—1—t+dri)| VE(d)EL)) BaaE Bel}, HiRarE) EEE) n$b HtHt+dri)+ ee = | EI _ EiE’)_ e(£,£) Ber zo" „(sb Hrt —t+dri). In der ersten dieser Gleichungen nehmen wir für „ die Funktion 744,, in der zweiten 9;4,. Indem wir in (ı.) das eine Mal für (4a) die Charakteristik A,, das andere Mal A, nehmen, bekommen wir 2" Hlw—v)Y,..(w—w) (15.) =E«e£&,f) VEO E(E') 2 1) 92a de 1 ana, (Fo + ++ dei) RE RB TE BREI EURE FEN VEOEE) ® 2"sw—v')V,.(Ww—w) = ’ a ee ’ . ET ) | 2 : Kun,anaa, (3b +t—t +-dri) = = mi) 1) ana (+ Hr). Unter Berücksichtigung der Gleichungen (12.) werden wir dazu geführt, zu setzen Kuna = (— entäae F na,4b+ dr), kun =(—1 Iesanliage? AP na,($b + dr). Dann bekommen wir (16.) A E,k,,Cu.(+t') i rn, (17) ne. x VEGER) Toon, VEOEE) ’ E, ku. —E) (8 PIE ee x{} urn Vu). 1010 Gesammtsitzung vom 7. November 1912. Da hier gerade © benutzt sind, so müssen in den Gleichungen (15.) und (16.) links immer gleichartige $ und / stehen. Es liefern daher die Gleichungen (15.) und (17.) ungerade und (16.) und (18.) gerade 4. Zunächst schließen wir wieder, daß die %’ von den Charakteristiken A unabhängig sind. Durch Vergleichen von (13.) mit (17.) oder von (14.) mit (18.) finden wir die merkwürdige Beziehung cc) m—m) a AT Tee. Hierin sind A, und A, willkürlich, aber immer A,x gerade, A,x un- gerade. Wir können A, und A, so wählen, daß sie als Charakteristiken der Theta von r—ı Veränderlichen einander gleich sind. Lassen wir £’ zur konjugierten Stelle übergehen, so geht & (£,£') in den reziproken Wert über. Da !’ in —t’ übergeht, so folgt, daß sich dabei w um die Halbperiode A, A, vermehren muß. Ferner, daß X und 4 sich höchstens durch das Vorzeichen unterscheiden können. Wir setzen jetzt Bit) — —E£,.. YVu,Ww— w‘) Wir bezeichnen ferner mit « irgendeine der Kombinationen der Zahlen ı, 2,... 2n, die bei einer der Funktionen E(£) als Indizes im Zähler vorkommen dürfen. Wir können unsere Gleichungen dann schreiben ’ a 7 ’ Glb,—t—t) Ua. $.al—v) = E,kIVEEJELE)Culb.+ +0) + — VE.«(E)E.E) Die hierdurch dargestellten Funktionen $ sind ungerade. E,k [Vz (£) E;(E) cu a0) = = IV er ern) +) Gr ae ara VO” Die hierdurch dargestellten Funktionen $ sind gerade. Die Ana logie mit den Formeln Ia und Ib ist deutlich. Da hier A auf 2 Arten und « auf 2””* Arten gewählt werden kann, so bekommen WIE, wie es sein muß, 2”°=?+"-" gerade und ebensoviele ungerade Funk 5 tionen d, die zur Gruppe x gehören. Wir setzen, ähnlich wie früher, Ile ge 11:6 Es: wo das Produkt über alle voneinander verschiedenen Zahlenpaare ik erstreckt werden soll, die in der Kombination («) enthalten sind. Unter («) verstehen wir wieder die Kombination, die («) zu der Gesamtheit der 2" Zahlen ı, 2,... 2n ergänzt. Scaorrky und H. June: Aser’sche Funetionen. 111. 1011 Dann kann man setzen It. = Ill le); wo g eine Konstante ist, die von (&) nicht abhängt. Auch hier werden die Formeln besonders einfach, wenn man die untere Grenze in einen der Fundamentalpunkte fallen läßt, etwa in den 2nten. Wir setzen ähnlich der Gleichung (3.) = BI a r in VE EWEEEN Wir verstehen ferner unter y eine Kombination der 2» Zahlen I,2,... 2%, deren Anzahl ungerade ist. Dann wird Ic. 9,,0@—v E,YIIWIlWVE VE, Dult+b,). Dabei ist b, — en eh, (i) wo das Plus- oder Minuszeichen zu nehmen ist, je nachdem der Index i zur Kombination (y) oder (y) gehört. = E,. Ausgegeben am 21. November. 1013 SITZUNGSBERICHTE 1912. DER XLV. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 14. November. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Diers. 1. Hr. Morr las: Vom Ursprung der provenzalischen Schrift- sprache. Die allgemeine Auffassung, dass die Mundart des Limousin die Grundlage der Sprache des provenzalischen Minnesangs bilde, stützt sich auf das Zeugniss der Razos de trobar (um 1210). Eine genaue Prüfung dieses katalanischen Zeugnisses ergiebt in- dessen seine Hinfälligkeit. Die Razos tragen zur Lösung der Frage des Ursprungs der Troubadoursprache nichts bei, sondern illustriren bloss die litterarische Hegemonie des Limousin für die Zeit um 1200, welche Hegemonie uns auch sonst bekannt ist. 2. Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: H. Dırıs, Die Frag- mente der Vorsokratiker. 3. Aufl. Bd. ı. 2. Berlin ı912 und J.J.M. DE Groor, Religion in China. New York and London 1912. 1014 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912, Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache Von Heımrıcn Morr ‚Vor einigen Jahren habe ich in einem Aufsatz sprachgeschichtlichen Inhalts auch das noch ungelöste Problem der ältesten romanischen Literatursprache, der provenzalischen, erwähnt und dabei gesagt: »Man hat das Limousinische als ihre mundartliche Grundlage be- zeichnet. Das ist ein Irrtum. Weder der sprachliche Charakter noch die geschichtlichen Zeugnisse berechtigen zu dieser Annahme. Diese Zeugnisse sind neu zu prüfen!.« Da seither niemand diese Prüfung vorgenommen hat, mag das hier geschehen. I. Die Ansicht, daß die Troubadoursprache die zur Schriftsprache erhobene limousinische® Mundart sei, geht zurück auf die Angaben einer Poetik, die unter dem Titel der Razos de trobar überliefert ist, ‘ Bulletin de dialectologie romane 1 (1909), S. 2. . * Unter »Limousin« versteht man die Mundart jener südfranzösischen Landschaft, welche die alte Diözese Limoges bildet. Es ist das das Gebiet der heutigen Departe- mente der Haute-Vienne, der Corr&ze und der Creuse mit einigen Marginal- gebieten der Departemente der Dordogne, Charente und des Puy-de-Döme. Was darüber hinaus noch sprachlich zum Limousinischen gerechnet werden kann oder soll, ist natürlich dem Belieben des einzelnen Beurteilers überlassen und ist zu diskutieren ganz unfruchtbar. Cnawaneau zieht die Grenzen im Westen 50 weit, daß das Bistum P£rigueux auch ans Limousinische fällt. Er hatte die Äuße- rung auf Grund der »ausgesprochenen Charakterzüge« des Limousinischen kaum getan, als P. Meyer ihre Richtigkeit auch schon bestritt (Romania XXI, 618). Solcher Streit ist für uns gegenstandslos. Dialektgrenzen erkennen wir weder im Sinne ÜnaBs Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1015 aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts! stammt und den katalanischen Troubadour Raimon Vidal aus Besalü zum Verfasser hat. Auf diese Angaben berufen sich mehr als hundert Jahre später die Leys d’Amors. Diese beiden Zeugnisse haben die Auffassung der neuern Forschung bestimmt, die ich hier durch verschiedene Vertreter zu Wort kommen lassen will. C. CuaBaneau, (Grammaire limousine, Paris 1876, S. 2f.: CO’etait (se. le Limousin) non seulement la terre classique de la poesie ... mais encore celle du bon et pur langage. On connait, a cet egard, le tömoignage de Raymond Vidal. 'Celui des » Leys d’amors«, non moins explicite et plus preeis, a pour nous plus d’importance. Und fünfzehn Jahre später (Revue des langues romanes XXXV, 380£.): .. le limousin devint de bonne heure la langue litteraire et classique des provinces d’outre-Loire, et, pour em- ployer expression d’un savant italien du XVI* siecle, comme le toscan de la France meridionale. Cette primautd du dialecte limousin est formelle- ment reconnue par deux grammairiens du moyen-äge: le catalan Raimon Vidal dans ses » Razos de trobar« et l’auteur toulousain des » Leys d’amors«. Fr. p’Ovınıo im Giorn. storico della letteratura italiana Il (1833), S.6.. »il Vidal si pronunzia recisamente a favore del lemosino come patria della buona lingua«. ! Die Razos de trobar möchte ich in das erste Jahrzehnt des ı3. Jahrhunderts setzen, gegen 1210, d.h. vor Raimon Vidals Novelle So fo el temps, die vor 1213 entstanden sein muß (vgl. Milä y Fontanals, De los trovadores en Espana, 313 n). Diese Datierung der Novelle beruht auf einem Reim wort (es), während die Bedenken, die Cornicelius $.7 seiner Ausgabe der Novelle geltend macht, auf Binnenwörtern beruhen, die von den Kopisten leicht geändert werden konnten, denen bei biographischen Angaben die Änderung des Präsens ins Perfekt (saup, fo, plac) von selbst in die Feder floß und die tatsächlich auch zweimal älteres sap in saup umgesetzt haben. Die Razos aber scheinen mir älter als die Novelle, weil Raimon hier neben sechs limousinischen Troubadours fünf languedokische zitiert, vier davon allerdings nur je einmal, den R. de Miraval aber neun- oder zehnmal, doppelt so oft als Bernart de Ventadorn. ieser en Miraval erscheint in den Razos aber gar nicht, was sich mir am ehesten da- durch erklärt, daß der Verfasser der Razos ihn eben noch nicht (genauer) gekannt hat. (Über die Bedeutung sprachlicher Erwägungen s. S. 1024 Anm. 2). Nichts hindert also, der Annahme P. Meyers zuzustimmen, der meint, daß die Ra:os für die literarischen Kreise des Hofes Pedros II. von Aragon (1196— 1213) verfaßt worden seien. Den aragonesi- schen Hof besuchte einst auch der Limousiner Giraut von Borneil zur Zeit Alfons’ II. (gest. 1196) und vielleicht auch noch später (Kousen S. 55 ff.), und Raimon de Miraval stand später zu König Pedro in literarischen und politischen Beziehungen. — Bei der Erwähnung der Razos de trobar im Grundriß 11, 2 S. 67 nennt Srıuming dieselben »etwas Jünger« als den Donat proensal, obschon er selbst den Raimon Vidal S. ı2 in den Anfang des 13. Jahrhunderts setzt. Ich weise hier auf dieses Versehen deshalb hin, weil es sich in Srıtımıngs Festrede zur Jahresfeier der Universität Göttingen, ıgı1, S.8 von neuem findet und hier unbegreiflicherweise das kleine provenzalisch-italienische Glossar, das STENGEL $. 88—gı abgedruckt hat und das auf dem Donat beruht, zu den Razos gerechnet wird. 1016 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. A. Morer-Farıo in GröBers Grundriß I (1888), S.671 @ 8. 843): Raimond Vidal von Besalü, der die parladura de lemosi für die edelste und vollkommenste aller okzitanischen Mundarten hielt.... @. Parıs, Les origines de la pocsie Iyrique en France im Journal des Savants 1892 (S. 60 des Separatums): Le Limousin ... comme on sait le berceau meme de la langue litteraire du Midi; — in der Revue histo- rique LI (1893), S. 229: Ce que Jaufre Rudel appelle »la plana lengua romana« dans laquelle il compose ses vers, c’est la langue litteraire ... c'est a dire essentiellement le limousin; und in der posthumen Esquisse hist. de la litt. fr., Paris 1907 heißt es noch bestimmter von Cereamon und Jaufre, daß sie dichteten dans le dialecte, non de leurs pays respectifs, mais du Limousin. s O. ScHhuLtz-GorA, Altprovenzalisches Elementarbuch, Heidelberg 1906, S. 9 sagt, daß der Annahme, daß die Schriftsprache aus der Aus- gleichung der Mundarten hervorgegangen sei, eine Stelle bei Raimon Vidal entgegenstehe, »der das Limousinische so sehr als mustergültig ansieht, daß er die Sprache des ganzen Südens /emozi nennt. So darf man denn mit größerem Rechte annehmen, daß die Trobadorsprache auf dem Limousinischen beruht ...«. In der zweiten Auflage (1911) ist die nämliche Ansicht weniger bestimmt ausgesprochen: »So darf man denn wohl, wenn auch der älteste Trobador, Wilhelm IX., Graf von Poitiers, keine eigentlichen Limousinismen aufzuweisen scheint, mit größerem Rechte annehmen, daß die Trobadorsprache auf dem Limousinischen beruht. « J. AneLape, Les troubadours, Paris 1908, S.7: C’est dans ce dialecte limousin qu’ont ete eerites les premieres poesies des troubadours; c’est li qui s’est impose aux poetes du XII et du XIII’ siecle. Mrver-Lügke, Die romanischen Sprachen, in der Kultur der Gegen- wart, 1909, 8.468: »Soweit die südfranzösische Troubadourdichtung eine gleichmäßige Sprache zeigt, weist sie nach dem Nordwesten, wo die Wiege dieser Dichtung gestanden hat«. A. Counson, La pensee romane, Paris 1911, 1S. 228: Ce ne Fut n la Provence ni le Languedoc qui fournit au Midi la langue litteraire; celle-ci se forma dans le Limousin ... Le premier troubadour ... een non l’idiome de Poitiers mais le limousin. H. Srmmms, Aus der Geschichte der roman. Philologie, Festrede zur Jahresfeier der Universität Göttingen, 1911 8.8: »... ist bemerkenswert, daß Raimon Vidal ausschließlich die Formen des Dialekts der Land- schaft Limousin als für die provenzalische Lyrik zulässig erklärt, d.h. feststellt, daß jener Dialekt sich über die andern erhoben und 2 Rang einer allgemein anerkannten provenzalischen Literatursprache et langt hatte.« Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1017 Diese Äußerungen zeigen indessen nicht nur, wie verbreitet die Meinung vom sprachlichen Primat des Limousin ist — sie bringen in ihrer Form auch die ungleiche Sicherheit der einzelnen Opinanten zum Ausdruck. Neben der Bestimmtheit, mit der z. B. CuaBancAu, Counson und Srınmıse sich aussprechen, steht ScnurLtz-Goras und Meyers mehr zögerndes Urteil, und noch zurückhaltender ist H. Sucnıer in GrÖBERS Grundriß 1(1888) S. 573, (1904) 8. 727: »Es ist noch nicht festgestellt, weshalb R. Vidal das sog. Dreg Proensal (das gebildete schriftgemäße Provenzalisch) vor allem mit der limousinischen Mundart identifizieren möchte, neben welcher er auch die Mundarten von Auvergne, Querey und Provence will gelten lassen!.« Il. Das Zeugnis der Razos, auf das diese Forscher ausdrücklich oder stillschweigend Bezug nehmen, steht in der hübschen Vorrede, in der sich Raimon, der sich anderswo selbst bos trovaires mot avinens nennt, enthusiastisch zur Dichtkunst bekennt: » Alle Leute, Christen, Juden und Sarazenen, Kaiser, Prinzen, Könige, Herzöge, Grafen, Vizgrafen, Komture, Ritter, Kleriker, Bürger, Bauern, Geringe und Große richten allzeit ihren Sinn aufs Dichten und Singen, sei es, daß sie Dichter oder daß sie Sachverständige (Kenner) sein wollen, sei es, daß sie vortragen oder zuhören wollen. Und kaum wird man an einem so geheimen oder einsamen Orte sein, daß, wenn Leute da sind, wenige oder viele, man nicht den einen oder andern oder alle zusammen singen hört, denn sogar für die Hirten des Ge- birges ist die höchste Lust das Singen. Und alles Gute oder Böse auf der Welt wird zum Gedächtnis aufbewahrt durch die Dichter, und nimmer wird man ein gutes oder schlimmes Wort finden, das nicht, wenn ein Dichter es in Reime gesetzt hat, immerdar in der Erinne- rung fortlebt. Und so sind Dichten und Singen Anregung zu jeglichem kühnen Tun’.« ' Auf eine jüngere und etwas abweichende Formulierung dieses Urteils durch SucRIeR werde ich nachher hinweisen. y Text der Razos liegt noch sehr im argen, und es ist ohnedies nicht un- beschwerlich, sich in Srexeers Abdruck mit den dazugehörigen »Abweichungen, Ver- gen«, »Änderungen, Erläuterungen«, den Fußnoten ($. 22) und den »Nach- trägen und Besserungen zu den Abweichungen, Verbesserungen, Änderungen, Erläu- terungen« zurechtzufinden. Seit Srexerr.s Ausgabe ist zu Florenz eine neue Handschrift (L =M». Lanpau) des Donat und der Razos gefunden worden, die L. Bıapene in den Studi di Klologia romanza p- d. E. Monacı IL, Roma 1835, abgedruckt hat (nicht ohne manchen Lesefehler, vgl. Casınıs Kollation in Rivista critica della lett. italiana, anno Il [Aprile 1885] S. ıı2n und in den Studi selbst, II, 93). Damit steigt die Zahl der wertvollen Hss. der Razos auf vier: B (Laurenziana), € (Riccardiana), H (Barcelona- Sitzungsberichte 1912. 87 1018 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. Dieses »saber de trobar« will Raimon fördern, und zwar durch eine Zusammenstellung, wie sie bis jetzt nicht vorhanden sei, und er glaubt, daß sein Werk, so unvollkommen es sein möge, jeden, der es recht lese und auch sonst ordentlichen Dichterverstand habe (bon cor de trobar) in den Stand setzen werde, seine Lieder getrost zu bauen. » Weil ich gesehen und erkannt, daß wenige Menschen die richtige Art zu dichten (la drecha maniera de trobar) kennen oder gekannt haben, will ich dieses Buch schreiben, um zu zeigen, welche von den Dichtern am besten gedichtet haben und welche die besten Vorbilder für die sind, welche die richtige Art zu dichten lernen wollen.« Er will also zeigen, welche Dichter die besten und vorbild- lichsten sind. In dieser Diehtkunst, so heißt es dann weiter bei ihm, haben Dichter und Hörer in gleicher Weise häufig geirrt. Das habe folgen- den Grund: Der nichtsachverständige Hörer stelle sich, als verstände er etwas davon, wenn er einen schönen Liedervortrag höre, und ver- schmähe es, um nicht als Ignorant zu erscheinen, Fragen zu stellen und sich Belehrung zu verschaffen. Der sachverständige Hörer aber, der scheue sich aus Diskretion, dem schlechten Diehter offen seinen Tadel auszusprechen, und so bleibe denn auch der Dichter bei seinen Fehlern. Wenn es ihm, Raimon, nun auch nicht möglich sein werde, alle Hörer sachverständig und alle Dichter tüchtig zu machen, so schreibe er sein Buch wenigstens für den einen — den besserungs- fähigen — Teil. Und nun fährt er wörtlich fort: »Jeder, der Dichter oder Sachverständiger sein will, muß zunächst wissen, daß keine Ausdrucksweise unserer Sprache' echt und rich- Madrid) und L. Dieses L geht mit C auf eine gemeinsame Vorlage zurück (L') wie Biadene zeigt, und zu der Familie gehört auch H, während B für sich steht. Ich folge dem Ms. B, so wie SrenseL — freilich nicht direkt, sondern auf Grund v. Kollationen des Guzssarp’schen Druckes — es wiedergegeben hat, befrage aber natür- lich auch die Lesarten der anderen Handschriftenfamilie. Ein Neudruck der Razos in kritischer Ausgabe wäre sehr erwünscht. Arrer, hat in seiner Provenzalischen Chresto- mathie die Einleitung der Razos auf Grund des gesamten Hss.-Materials kritisch be arbeitet. Ihm folge ich für diesen Teil; wo ich von ihm abweiche, ist das ausdrück- lich angegeben. ! R. Vidal geht von der Erkenntnis der großen sprachlichen Einheit aus, welche das Land südlich der Pyrenäen mit Frankreich verbindet, von der ibero-gallo-roman" schen Spracheinheit, zu der seine katalanisch-aragonesische Heimat gehört. Die de näen haben eben im Mittelalter nicht die politische Grenze gebildet, die each kam . Jahrhunderten in ihnen sehen. Die mächtigen Grafen von Barcelona und Keen Aragon waren Feudalherren des französischen »Midi«, der als Mittelmeerstaat na Süden, nach Spanien, orientiert war; und Spanien war gewohnt, in seinem get gegen die fremde muselmännische Welt sein Auge nach den nördlichen Glaubens- zn Sprachgenossen zu wenden. So empfindet der Katalane R. Vidal die weithin u dehnende, vom Ebro bis zur Seine sich erstreckende romanische Sprache als Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1019 tig ist, außer der von Nordfrankreich und von Limousin und von Provence und von Auvergne und von Querei« (ge neguna parladura non es naturals ni drecha del nostre lengage mais acella de Franza e de Lemozi e' de Proenza e d’ Alvergna e de Caersin). »Wobei ich euch erkläre«, heißt es nun in einer Parenthese, »daß, wenn ich von Limou- sinisch reden werde, ihr darunter alle diese (estas) Landschaften ver- stehen sollt und alle ihnen benachbarten und alle die, die zwischen ihnen liegen« (per ge ieu vos die ge, quant ieu parlarai de Lemosy, ge totas estas terras entendas et totas lor vezinas et totas cellas ge son entre ellas). Ohne mit einem Wort eine sprachliche Überlegenheit des Limou- sin gegenüber den andern Landschaften des Südens anzudeuten, er- klärt er hier einfach: wenn ich im folgenden von »lemozi« spreche, so meine ich das Land vom Limousin bis zur Provence sowie was drum und dran hängt (z. B. Perigord) und was dazwischenliegt (z. B. Languedoc). Das heißt doch, wie ein Blick auf die Karte lehrt: ganz Südfrankreich. Limousinisch, so erklärt er, bedeutet bei mir südfranzösisch. Und wer im weitern seine Gedanken richtig verstehen und wieder- geben will, muß sein »Zemozi« als »südfranzösisch« fassen und über- setzen, oder er muß nach unserm heutigen Sprachgebrauch dafür ein- fach »provenzalisch « sagen, welcher Name für uns nicht mehr bloß die Sprache der Gegend zwischen Rhone und Alpen bezeichnet, son- dern die Sprache des ganzen Südens im Gegensatze zum Nordfran- zösischen. Wir haben mit dem Worte »provenzalisch« die nämliche Bedeutungsänderung vorgenommen, die Raimon — erfolglos — mit limousinisch sich erlaubt hat. Für ganz Südfrankreich, das sich aus so vielen ierras zusammen- setzt, wählt er, da ein einheitlicher Name nicht, wie für die nörd- seinige. Er nennt sie »nostre lengage«. Sie zerfällt für ihn in verschiedene Sprech- weisen (parladuras). Stellt er den »nostre lengage« als Sprache dem Latein (gramatica) gegenüber, so nennt er ihn in üblicher Weise einfach romans (Ausgabe von SrEnsen, 73, 23 usw.). — An dieses »nostre lengage« klingt der Ausdruck »nostrum idioma« an, mit welchem Dante die romanische Spracheinheit gegenüber dem griechischen Osten und dem germanisch-slawischen Norden abgrenzt. Dantes Auge sieht aber weiter und tiefer. Ob Raimon zu seinem »nostre lengage« auch das Italienische mitgerechnet, ob er überhaupt das Italienische gekannt hat, ist nicht zu erweisen. Französisch und ili onnte er, wie eine Novelle zeigt. ! Hier liest Arrer mit der Hss.-Gruppe CHL o de Proenza o d’Alvergne o de Caersin. Ich sehe keinen Grund, von dem e des Ms. B abzugehen und hier die un- gegliederte Aufzählung der Landschaften zu verlassen. — Parladura könnte auch ge- radezu mit »Schriftsprache«, »Dichtersprache« wiedergegeben werden (vgl. STENGEL 1%, 155 75, 14; 77, 395 85, 37). — Zu natural »rechtmäßig«, »treu«, »edel«, »wahr«, »echt«, d. h. etwa in der Bedeutung des Danteschen (volgare) illustre, vgl. Levr, Supplem. Wb. s. v. 87* 1020 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. liche Francia, zur Verfügung steht, den Namen Limousin. Über den Grund dieser Wahl äußert er sich nicht. Er hat also in seiner sprachgeographischen Terminologie zur Be- zeichnung Galliens zwei Ausdrücke: Franza für den Norden, Lemozi für den Süden, und die Sprache dieser beiden Gebiete ist für ihn die einzig echte und korrekte: naturals e drecha. Er spricht als Aus- länder, als Katalane, der im Frankreich des Südens und des Nordens das Land verehrt, in welchem die literarische Kunst vorbildlich ge- staltet worden ist, und das in seiner nördlichen und südlichen Sprache noch den Formenreichtum einer Deklination besaß, den das Ibero-Romanische verloren hatte. Und von diesem gallischen Lande, das sich aus Franza und Le- mozi zusammensetzt, von diesem ganzen Frankreich sagt er fortfahrend: Et tuit lome ge en aquellas terras son nat ni norit an la parladura na- lural et drecha: Alle Menschen, die in jenen Gebieten geboren und aufgewachsen sind, haben die echte und korrekte Sprechweise, d.h. eben die Nord- und die Südfranzosen. »Wenn aber einer von ihnen«, fügt Raimon hinzu, »wegen eines Reimes oder aus einem andern Grunde von der schriftsprachlichen Norm abgewichen ist, so erkennt der, welcher die Schriftsprache studiert hat (ge a la parladura reco- neguda), das besser als die Unkundigen. Die glauben gar nicht, daß sie Schlimmes tun, wenn sie die Norm der Schriftsprache verletzen, vielmehr bilden sie sich ein, daß ihre Sprache so sei. Deshalb will ich dieses Buch schreiben, um die Schriftsprache denen zu zeigen, die sie korrekt (drecha) sprechen, und sie diejenigen zu lehren, die sie nicht kennen.« Er schreibt also nicht nur für seine Katalanen, sondern auch für die Franzosen des Nordens und des Südens, welche die drecha parladura haben, aber gelegentlich doch F ehler machen. Und nun, nachdem er bis hierher von Nord- und Südfrankreich als einer ungeschiedenen Einheit sprachlicher Vorbildlich- keit gesprochen, geht er jetzt dazu über, die beiden Reichshälften zu scheiden und jeder zu geben, was ihr nach seiner Meinung ZU kommt. Er faßt dies in das berühmte Urteil zusammen: »La parladura francesca val mais et es plus avinenz a far romans, retronsas et paslurellas, mas cella de Lemosin val mais per far vers ” cansons et serventes; et per tolas las terras de nostre lengage son de mar autoritat li cantar de la lenga lemosina ge de neguna autra parladur@, per gieu vos en parlarai primeramen«, was heißt: »Die nordfranzösische Sprache ist tauglicher und passender für epische Dichtung, Pastourellen und Refrainlieder. Die südfranzösische aber ist tauglicher; rg Kunstlieder verschiedener Art (vers, cansons) sowie sirventes ZU : Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1021 ten‘, und in allen Gegenden unsrer Sprache haben die Gesänge der südfranzösischen Sprache größeres Ansehn als die irgendeiner an- dern Sprache; deshalb will ich euch zuerst? von ihr reden.« Etwas prinzipieller gefaßt läßt sich Raimons Urteil so wieder- geben: Das Nordfranzösische paßt mehr für Erzählung und volkstümliche Dichtung. Das Südfranzösische dagegen ist geeigneter für lyrische Kunstdichtung, und die südfranzö- sische Liederkunst erfreut sich denn auch des größten An- sehens im ganzen romanischen Sprachgebiet‘®. »Deshalb sage ich euch«, so schließt nun Raimon seine Vor- rede ab, »daß jeder, der Dichter oder Kenner sein will, mit der südfran- zösischen Sprache vertraut sein muß (deu aver fort privada la parladura de Lemosin); und dann soll er auch etwas von der Norm des Latein wissen, wenn er ein erstklassiger’ Dichter oder Kenner sein will, denn die südfranzösische Sprache (tota la parladura de Lemozi) flektiert vollkommen und richtig in Kasus, Numerus und Genus, in Zeiten, Personen und Modi, so wie ihr nun vernehmen könnt, wenn ihr gut zuhört.« Diese Stelle seiner Vorrede, mit welcher Raimon Südfrankreich den Primat einer autoritativen lyrischen Dichtung für das ganze ‘ Das Urteil erinnert gewiß an dasjenige Dantes, De vulg. el. I, 10, der ein Jahr- hundert später schreibt. Eine Nachahmung Raimons durch Dante vermag ich darin nicht zu erkennen (vgl. Sucuıers Franz. Lit.-Geschichte, S. 93); dazu ist Dantes For- mulierung zu eigenartig und zu fein (vgl. Arch. CXXVI, 21o). ” Den Teil über die nordfranzösische Dichtersprache, den er hier für später in Aussicht stellt, haben wir nicht. Der Südfrankreich behandelnde sprachliche Teil ist zu Ende geführt und hat in B. und H. einen ordentlichen Schluß, der auf Ge- danken des Anfangs zurückgreift und den Ring schließt. Wenn Raimon den nord- französischen Teil wirklich auch geschrieben hat, dann mögen die Kopisten ihn weggelassen haben, weil er für praktische Verwendung weniger in Betracht kam. — Vielleicht hatte das Werk ursprünglich überhaupt einen größeren Umfang und um- faßte außer der Behandlung der Sprache auch eine Darstellung der metrischen Formen, was dem Titel Razos de trobar (Ms. C.) oder Regles de trobar (Ms. H.) ent- sprechen würde. Eine solche Darstellung, die mit Wahrscheinlichkeit dem Raimon zugeschrieben werden kann, ist die Doctrina de compondre dictatz, die MırA im Ms. H. entdeckt und Meyer in Romania VI abgedruckt hat. ° Wenn also H. Sucher in seiner französischen Literaturgeschichte S.93 richtig sagt: Raimon Vidal »nennt das Provenzalische Limousinisch, versteht aber unter diesem Ausdruck die literaturfähigen (?) Mundarten Südfrankreichs überhaupt«, so durfte er. nicht fortfahren, daß nach dem nämlichen Raimon Vidal »die französische Sprachform für Roman, Rotrouenge und Pastorele, die limousinische aber für Kanzone, irventes und vers vorzüglicher und schöner als alle andern Mundarten ist und darum venzalisch« sagen, wollte er dem Leser den Sinn der Worte Raimons unmißverständlich verdeutschen. . 1022 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. romanische Sprachgebiet (per totas las terras de nostre lengage) zuspricht und für seine katalanisch -aragonesische Landsleute, deren Sprache einen starken flexivischen Verfall zeigt, noch hinzufügt, daß die süd- französische parladura dem Latein in der Flexion näher stehe — wie oft wurde und wird diese Stelle außer dem Zusammenhang zitiert und wiedergegeben, wobei das »/emozi« des Raimon dann unweigerlich als »limousinisch« verstanden wird, während er selbst doch so nach- drücklieh erklärt hat, daß er mit »/emozi« das Südfranzösische über- haupt meine! Indem man also den Sinn dieses berühmten Passus dahin wieder- gab, daß der katalanische Dichter Raimon Vidal die limousinische Lyrik als die — in der Romania — maßgebende erklärt und der limousinischen Sprache ausdrücklich — flexivische — Korrektheit zugesprochen habe, mißdeutete man Raimons Zeugnis vollständig und schrieb einer einzelnen südfranzösischen Landschaft literarische und sprachliche Autorität zu, die Raimon in Wirklichkeit dem ganzen süd- französischen Lande, dem ganzen Lande der Troubadours zuge- schrieben hat!. Nicht speziell die Diehtung und Sprache des Limousin, sondern Dichtung und Sprache der südfranzösischen Troubadours über- haupt, stellt er seinen katalanischen Landsleuten als vorbildlich hin — übrigens bereit, auch an diesen Troubadours Kritik zu üben, wenn sie Fehler begehen, so daß auch sie, wie er meint, von ihm lernen können. Seinem Plane gemäß geht er nun nach »der Norm der lateinischen Grammatik« die Redeteile der drecha parladura durch und belegt ihren Gebrauch durch Beispiele und Gegenbeispiele aus den Liederhand- schriften (darai vos en semblanz dels trobadors). Mehr als die Hälfte seiner Auseinandersetzung wird der Kasusflexion gewidmet, die für den Katalanen die große Angelegenheit der drecha parladura ist. R. Vidal belegt den richtigen Kasusgebrauch mit zehn Textstellen, von denen vier aus Giraut de Borneil?, drei aus Bernart de Ventadorn und je eine aus Bertran de Born, Arnaut de Marueil, Guilhem de St-Didier genommen sind. Verstöße hat er hier nicht zu vermerken. ! Man vergleiche, wie besonnen Fr. Dırz sich hier äußert: »Wir können nieht einmal annehmen, was Raimon Vidal selbst nicht behauptet, daß die Sprache IM Limousin am reinsten geredet worden sey«. (Die Poesie der Troubadours S. nn ?2 Ich rechne dabei die zwei durch Verderbnis des Textes anonym gew nen Zitate (SrtenseL 75, 23—76, 2) mit, obschon auch Korsen, wie er mir lichst mitteilt, sie in den uns bekannten Gedichten Girauts nicht nachweisen in Zum ersten verweist er übrigens auf Nr. 13, 37 seiner Ausgabe; zum zweien 7 Mans, Werke II, 29. — In der Hs. C wird hier auch Folquet einmal zitef (77, 16). Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1023 Also von den fünf Dichtern, die zur Erläuterung der Deklination mit Versen zitiert werden, sind drei oder vier' Limousiner, einer ein Auvergner. Die Limousiner liefern acht (bzw. neun) der zehn Beispiele. Der andere Hauptteil der Raimonschen Poetik behandelt im wesent- lichen die sogenannten Doppelformen der Troubadoursprache?’. Der Verfasser lobt die Formen: und verwirft die Formen: ı deu sui ieu son’ veu trac USW. teu trai (Bernart de Ventadorn zweimal) veu crei usw. teu cre (Bernart zweimal; el cre usw. el crei Giraut; Peirol) s el ferie usw. (Peire Vidal) | el feri (Folquet) leal usw. leau chanson USW. chanso* amics amis { ie abe) me mei ı tener usw. tenir chastic chastiu ‘ Arnaut de.Marueil (wie der in den Razos nicht erwähnte Arnaut Da- niel) wird von CHraBaneAu ohne weiteres zu den Limousinern gerechnet, welcher Zuweisung zu widersprechen ich nicht qualifiziert bin. Doch muß festgestellt werden, daß diese beiden aus dem äußersten Westen des Departements der Dordogne stammen- den Perigourdiner in den Viten nicht als Limousiner bezeichnet werden (wie es mit den östlichen Perigourdinern Giraut und Bertran geschieht), sondern daß es da heißt: Arnautz de Maruelh si fo de lavescat de Peiragorc, d’un castel que a nom Maruelh .. und: Arnautz Daniels si fo d’aquella encontrada don fo n’Arnautz de Marueill, de Vevesca de Peiregorc, dun chastel que anom Ribairac. — Hätte man im Ausland, z. B. in Italien, den Arnaut Daniel für einen Limousiner gehalten, so hätte Dante ihm nicht den Giraut als Quel di Lemosi gegenübergestellt. Den Ruhm: dieses letzteren, den Dante für über- trieben hält, bezeugt auch Terramagnino (v. 560) .. Girautz de Borneyll, qui be Passet tz los bons trovadors Segon lo dich d’homes melhors. * Diese Formenreihe der Razos konnte natürlich von Abschreibern leicht aus dem eigenen verlängert werden. So zeigt die Handschrift C ein solches Anhängsel (Srexerr. 87, ıgff.), das ich für meine Übersicht außer acht lasse. Leicht kann auch lisc 87, 13 (vgl. Romania II, 347) ein Einschiebsel sein. — Zexker scheint in seiner Ausgabe des Peire d’Alvernhe die Stelle der Razos nicht zu kennen. ® Die Bemerkungen über die Konjugation des Präs. Ind. des Verbums esser, mit denen Raimon hier beginnt, erklären sich zunächst dadurch, daß das katalanische Verbum substantivum in mehreren Personen stark vom Provenzalischen abweicht (4. som, 5. sotz) und dann dadurch daß Raimon vor der Verwendung der ersten Person ”%) < sum warnen will, die heute noch katalanisch-languedokisch ist (vgl. Peire Vidal II 24 usw.) und an deren Stelle er swi empfiehlt, die noch heute herrschende südfranzösische orm, die nicht mit der sechsten Person so(n) verwechselt werden kann (vgl. die Lesart von H und L), car mant trobador an messa Puna en luec de T’autra. * Aus Srengen 86, 6 (alongamen statt alegramen?) scheint hervorzugehen, daß R. Vidal nicht nur chanson, vilan verlangt, sondern auch die »langen« Formen chansons, - So müßte denn der Titel seines Werkes Razons de trobar geschrieben werden. 1024 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. Die letzte dieser elf Formen lehnt er ab als frankoprovenzalisch!, die drei vorangehenden (amis, mei, tenir) als nordfranzösische Lehn- formen. Für seine Bevorzugung der übrigen sieben Formen von ieu sui bis chanson gibt er keinen Grund an; er erklärt sie einfach für besser (plus drech) bzw. die Konkurrenzformen für mal dich’, so, wenn er dem Bernart de Ventadorn sechsmal und dem Giraut, Peirol, Folquet, Peire d’Alvernhe je einmal »Sprachfehler« nachweist?. Auch im Verlaufe seiner Arbeit bleibt R. Vidal bei seiner Ter- minologie »lemozi« = »südfranzösisch« ‘(73, 13; 87,9) und versichert dabei nochmals (86, 16), daß jeder Verständige beobachten und stu- dieren müsse: la parladura de Lemosin e de las terras d’entorn enaissi con vos ai dig. Und nun ist es bemerkenswert, daß die Handschrift (, die am Schluß von B abweicht, in ihren Zusätzen das Südfranzösische nicht mit »/emozi« bezeichnet, sondern »proensal« nennt (87,8; 29). Dieser Umstand, daß der Verfasser dieser Zusätze — ob er nun ein Italiener war oder nicht — sich von Raimon emanzipiert und dessen Ausdruck »/emozis durch »proensal« ersetzt, läßt vermuten, daß der Terminus »Zemozi« nicht landläufig war, und diese Vermutung wird gleich eine Bestätigung erfahren. — So ist die Poetik des Raimon Vidal beschaffen, auf welche die Ansicht von der angeblichen Vorbildlichkeit des limousinischen Dialekts sich stützt. Diese Ansicht beruht also auf einer falschen Auslegung der Razos de trobar, auf einem Mißverständnis ihrer Terminologie. Sie ist für Grammatiker und Literarhistoriker zu einer förmlichen Suggestion geworden. Sie hat in ihrer weiteren Ausgestaltung dazu geführt, das Limousinische als die Grundlage der Troubadoursprache ‘ Zu dieser Form vgl. Levy, Poesies religieuses 1887, S. 131. * Raimon befolgt übrigens in seinen Dichtungen seine eigenen Sprachregeln nicht genau und vermeidet sogar die ausdrücklich verpönten Formen nicht vollständig. So braucht er son (1) und amis (8) (vgl. Corniceuius, So fo el temps 1888, S. 8 und 70), wie er denn auch die als weniger gut bezeichneten Formen vom Typus lau, chanso verwendet (Abrüs issi: aitau (1048); fi (754). re (698)) und statt per midons, 5 r 79, 23 per ma dona sagt in Abrils issi (913), wenn anders diese Novelle von ihm ist (vgl. Romania XXXII, 612 n). Aus diesen Verstößen den Schluß zu ziehen, daß de Razos jünger sein müssen als die Gedichte (Corsiceuius $.8), halte ich nicht für zwingend. Auch nachdem er die Razos geschrieben, konnte R. Vidal noch solche Reime bilden, denn es liegt im Wesen der Sprachmeisterei, daß sie über das “= keine Gewalt hat — Gott sei Dank! Es ist das Schicksal aller Sprachmeister, Pe sie selbst gegen ihre Regeln sündigen, vorher und nachher, und amüsant müßte das oe Buch werden, das diesem Nachweis gewidmet wäre. ee ° Den Bernart tadelt er überdies noch einmal wegen razon mal continuada (86, 36ff.), was an die Art erinnert, wie Malherbe später an Desportes Kritik nn | wird: mal tire de ce qui precöde (vgl. das Faksimile in Sucnıers Franz. Literaturgesehte zu S. 377). — Damit steigt die Zahl der bei Bernart getadelten Stellen auf is Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1025 zu erklären und ist so eine Stütze jener Lehre geworden, die den Limousin auch als die Wiege der Troubadourkunst, als das Ur- sprungsland des Minnesangs, in Anspruch nimmt'. 11. Das entscheidende Mißverständnis der Äußerung des Raimon Vidal hat sich schon früh eingestellt. Die Razos de trobar haben weite Verbreitung und lernbegierige Leser gefunden, nicht nur in der Heimat des Verfassers und in Süd- frankreich, sondern auch in Italien. Er wurde eine romanische Autorität. Man übersetzte, bearbeitete, benutzte ihn’. Der Pisaner Terramagnino hat ein halbes Jahrhundert nach ihrer Abfassung die Razos in provenzalische Reime gebracht (Romania, VII, ı81 ff). Diese holprige Reimerei beginnt damit, ganz vorbehaltlos das Limousinische als die Sprache zu erklären, die vor allen flektierenden Sprachen gefällig und schön sei (wie Rubin und Gold feiner sei als anderes Gestein und Metall), da das Limousinische eine Kasusflexion besitze: n dieser Benennung einen Beweis dafür zu sehen, daß der Poitou die ältesten Lieder dieser Art hervorgebracht habe (Romania XIX, 160), eine Meinung, die er dann in Staates zurückgeht und die denn auch mit »provengal« abwechselt (Romania, XXI, 376). Die Benennung »paitevin« ist ein kulturhistorisches Indizium für den Import südlicher Liederkunst, ist die höfische Etikette dieses Imports, aber nicht ein Zeugnis dafür, daß der Minnesang überhaupt in der Gegend des Poitou entstanden sei. Der südfranzösische Minnesang zog in Nordfrankreich über den Poitou ein, der auch politisch den Norden mit dem Süden verband (Ludwig VII.; Henri Plantagenet). Das wird durch das Attribut »poitevin« bezeugt. — Wenn sich gelegentlich auch »son (ton) (imousin« findet (im Renaut de Montauban ed. Mıc#erant S. 175 oben), so spricht das für die literarische Berühmtheit des Limousin im 13. Jahrhundert — die uns ja auch sonst nicht unbekannt ist. ; ; ” Wie dauernd das Ansehen war, dessen R. Vidal und seine Ra:os in Spanien sich erfreuten, mag hier unausgeführt bleiben. Das Zeugnis des Marqu&s de San- tillana und des Enrique de Villena steht bei F. Worr zu lesen (Studien z. Gesch. » span. Nationalliteratur, Berlin 1859, S. 237). — In Italien haben die Renaissance- Philologen auch die Ra:os wieder ausgegraben und studiert. B. Varcaı macht sich eine tzung davon (Studi di fil. romanza, I, 400). 1026 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. 27 Tot en aysi con le rubis Sobre totas peyras es fis E l’aurs sobrels metails cars, » Sobre totz razonatz parlars Parladura lemoyzina Es mays avinentz e fina, Quar il quays se razona Con la gramatica bona 3; Per tots los nombres singulars E per tots los plurals en ars (?).... So ist denn schon der erste Interpret der Raimonschen Termino- logie, von dem wir Kunde haben, dazu gekommen, das »lemozi« der Razos mißzuverstehen, und diese Oberflächlichkeit stimmt zu dem Mangel an Urteil, den schon sein Herausgeber P. Meyer an dem Verse- schmied nachgewiesen hat. Wie wenig ihm der Terminus »lemozi« seines Originals eingegangen ist, zeigt der Umstand, daß er für sich die Troubadoursprache »proensal« nennt und »proensal« dem »frances« entgegenstellt (Rom. VII S. ı85 und 207). Mit Besonnenheit und mit eigenem Urteil steht den Razos de trobar der katalanische Benediktinermönch Jofre de Foixä gegenüber, der um 1290 die Lehre des en Kamon Vidal für alle Katalanen zurecehtmacht, die zwar nicht Latein können, aber sobtil e clar engyn haben und das saber de trobar lernen möchten. » Regeln des Jofre von Foixd« ist dieses Lehrbuch der Troubadoursprache überschrieben. Vier Gattungssprachen der Minnelyrik kennt dieser Katalane, der wohl am aragonesischen Hofe in Sizilien schreibt, und einen Überblick hat, dessen Raimon Vidal entbehrte: die französische (für Nordfrankreich), 5 die sizilianische (für Italien, vgl. quidquid poetantur Itali sicili- anum vocatur, Dante, De vulg. el. 1, ı2), die galizische (für Kastilien und Portugal) und die provenzalische, welche er nicht »lemosi«, sondern »Pf% vencal« nennt. Und nun definiert er dieses Provenzalische als die Sprache de Provenga, de Vianes, d’ Alveryan e de Limosi et d’altres terres qui Ilur son de pres, les quals parlen per cas (Rom. IX, 58, $ ıı). ' Herausgegeben von P. Mrver, Romania IX, 54ff. Zu der einschlägigen keit lanischen Literatur überhaupt vgl. Morel-Fatio in Grögers Grundriß Un a Lrvis Nicor.au, Notes sobre les regles de trobar de Jofre de Foixa, Barcelona 1907; , ich nur aus der Notiz des Anuari del Institut da Estudis catalans 1907, S. 510. Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1027 Man sieht, daß diesem Katalanen, dessen Heimat doch sehr nahe an der Raimon Vidals liegt, die Terminologie Raimons gar nicht ge- läufig ist, daß er dessen »l/emozi« durch »provengal« ersetzt, ohne im übrigen an der sprachlichen Beurteilung des französischen Südens etwas zu ändern‘. Konnte bei der Bedeutungslosigkeit des Terramagnino und bei der Selbständigkeit des Jofre die Terminologie der Razos kein sonderliches Unheil anrichten, so wird das nun anders mit G. Molinier von der Toulouser Gesellschaft des Gay Saber (gegründet 1323). Dieser Jurist hatte von seinem Kollegen den Auftrag bekommen, die Poetik der Gesellschaft zu verfassen. Wir kennen das Datum weder des Auftrags noch der Ausführung der sogenannten Leys d’Amors genauer, doch fällt die Ausführung sicher in die vierziger Jahre des 14. Jahrhunderts (gegen 1350)’. Molinier kennt das Werk des Raimon Vidal, ist sich indessen der zeitlichen Entfernung der Razos wohl nicht klar bewußt?. Diese Entfernung beträgt mehr als ein Jahrhundert, und zwar ein Jahr- hundert entscheidender sprachlicher Entwicklung: die Kasusflexion verfiel während der Zeit rapid und schwand im ganzen Lande (vgl. CHABAnEAU, Grammaire limousine S.1ı32—38). Mit Bedauern sahen die Hüter der literarischen Tradition diesen Verfall und suchten ihm in den Leys d’Amors zu steuern, indem sie nach dem Beispiel der alten Diehter (anties dietators) in ihrem Werke mühsam die archaische Nomi- nalflexion beobachten. Sie erklären diese Nominalflexion gleich für die größte Schwierigkeit, die es in der Wissenschaft der Poetik gebe: ‘ Höchstens könnte man aus dem Schlußsatz seines $ ıı eine sprachliche Be- vorzugung der Provence vor dem Limousin herauslesen. — Ob zur weiteren Beleuchtung der ganzen Frage aus den andern katalanischen Poetiken (vgl. @rundriß II, 11, 125) etwas zu gewinnen sein mag, weiß ich nicht, da die Auszüge, die MırÄ in der Revista de archivos VI, 313 ff. (Oktober 1876) gegeben hat, nicht ausreichen und P. Meyer seine Publikation nicht fortgesetzt hat. Immerhin gibt MırA eine Stelle aus des Barceloners Lluis de Aversö Toreimany a die deshalb besonders interessant ist, weil der Autor das Südfranzösische — er nennt es weder lemozi noch provenzal, sondern »die Sprachen der Troubadours« — für die En ablehnt und nur für die Lyrik (als Gattungssprache) ag läßt (Kap. VI): Jo nom servesch en la ‚present obra per -||- raons dels on que los trobadors en lurs obras se servexen: la primera es, com prosaicament lo present libre Jo pos e en lo posar prosaich no ha necesitat a servir se dels lenguatjes ja dits, per tal Com no son diputats de servir sino en obras compassadas; Fatra raho es que si jom servia Faltra lenguatje sino del catala, que es mon lenguatje propi, he dupte que nom nn trobat @ ultracuydament, car ar pus jo son catala nom dech servir d’altra lenguatje sino del m 1390). — In Kastilien blieb »Provenzalisch« die Bezeichnung der südfranzösischen Dichtung. Der Marques de Santillana nennt den Arnaut Daniel in seinem Proemio: reale: ? CHABAnNEAU, Origine et etablissement de Eng des jeux florauxr. Toulouse 2885, e 7- S.A. aus der Hist. gen. de Langue _ ieh er z.B. II 392 seine Zeit ge deutlich von der der Razos (en lor 1028 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912, E la cauza ques may difficils a assaber e conoyssher en aquesta seiensa es conoyssher lo cas (U 152). Was einst zur Zeit Raimons, um 1210, für einen katalanischen Autor und Theoretiker die größte Schwierigkeit gewesen war, das ist es jetzt, um 1345, für die Südfranzosen selber geworden: die Nominalflexion. Und wie stellt sich nun Molinier zu dem Buche seines Vorgän- gers R. Vidal, das ihm in allen einschlägigen Fragen gegenwärtig ist, dessen Angaben er diskutiert, auch wenn er Raimon nicht mit Namen nennt, sondern sich mit dem Hinweis auf ein »Man sagt« (algu dizon) begnügt'? Zunächst bestreitet Molinier die Überlegenheit des Französischen (parladura franceza) für Refrainlieder und Pastorellen (II 392). An- gesichts der Doppelformen leyal und leyau, canson und canso entscheidet er sich für leyat (wie Raimon), aber gegen canson (gegen Raimon, Il 208). Auch er schreibt die Formen der ersten Person yeu crey, ieu trac, yeu soy vor (S. 368) und konstatiert ebenfalls, daß hier Z antie si son pecat et encaras se pecca hom tot jorn. Als Belege für ältere Fehler dieser Art zitiert er aus dem Toulouser At de Mons den Vers: Et en ayssim cove Qu’ieu non enten ni cre und fügt hinzu: gquar degra dir »ni crey«?. Die Hauptauseinandersetzung der Leys mit den Razos aber findet statt aus Anlaß der Doppelform tenir (neben tener), die Raimon als französische Lehnform verworfen hatte und von der Molinier glaubt, daß sie von den alten Dichtern legitimiert sei’. ! Vgl. die Zusammenstellung bei Liewie, Die Grammatik der » Leys d’Amors«, 1890, S. 6ff. 2 Zu yeu soy vgl. auch Leys II, 372 und zum Ganzen auch S. 404 oben. Die Leys empfehlen diese Form zunächst gewiß aus dem nämlichen Grunde wie Raimon, weil es ihnen eben wünschenwert erscheint, daß die erste Person von der dritten (bzw. ar sechsten) verschieden sei: also aus einer sprachmeisterlichen grammatischen Erwägung heraus. Daß sie aber wiederholt und so nachdrücklich auf crey und soy bestehen, hat seinen Grund darin, daß diese cre< credo und so(n) < sum, die ihnen so unzweckmäßig erscheinen, die Formen des Toulouser romans, des languedokischen Dialekts sind N Peire Vidal, Folquet de Lunel, At de Mons usw.) und also einem toulousanisc = Reimer besonders leicht in die Verse geraten konnten. — Im übrigen Sü ” hat yeu soy geherrscht und scheint auch yeu cerey geherrscht zu haben. ® Vgl. Leys d’ Amors II, 402: E pot hom dire »iener« 0 »tenir«, »retenir«. Jaciaysso quez alqun digan que »tenir« »retenir« son paraulas a pero nos dizem qu’om pot dire »Zenir« »retenir« 0 »fayre« per »far«, quar se : usatges o requier. Et enayssi los han pausatz mant antie trobador, en tan qu® . y podem contradire que no sian de nostre lengatge. Et si hom vol dire que# : Lemozi no ditz hom »zenir« »retenir« e per so nos no devem dire (quar, segon ul Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache, 1029 Aus dem, was er hierüber sagt, ist zu erkennen, daß es damals üblich war, sich auf R. Vidal als auf eine Autorität zu berufen, und zwar auf eine Autorität für Limousinisch — das unvermeidliche Miß- verständnis! — und daß er, Molinier, die mißverständliche Auffassung teilte, daß Raimon Vidal das Limousinische als die beste Dichtersprache bezeichnet habe: segon que ditz en Ramon Vidal de Bezaudu, le lengatges de Lemozi es mais aptes e covenables a trobar et a dielar en romans que degus autres lengatges. Die Leys übernehmen also dieses Mißverständnis und besiegeln es für die Jahrhunderte. Doch sehe man, wie Molinier diesen Satz vorbringt: als einen Einwand, den andere gegen seine Zulassung der Doppelform tenir er- heben könnten. Er sucht deshalb die Bedeutung des Satzes zu drücken. Er lehnt ihn nicht überhaupt ab, denn auch er versteht R. Vidals »/emozi« falsch wie die andern; aber gerade darum ist ihm R. Vidals Autorität unbequem, denn Molinier ist ein Toulousaner und kein Limousiner. Dem Meistersinger von Toulouse ist die — angeblich — von R. Vidal stipulierte Überlegenheit des Limousinischen unbequem, und er sucht ihre Bedeutung nach Kräften zu verkleinern. Er be- hauptet, daß das Limousinische für die Wortwahl in keiner Weise vorbildlich sei, da es viele schlechte (seltsame, schiefe, verstümmelte, falsch gesetzte) Wörter habe und R. Vidal das Limousinische bloß deshalb voranstelle, weil man im Limousinischen die Kasus (la pro- nunciatio del cas) und Verbalformen wie die ersten Personen yeu crey, yeu soy »und noch viele andere« brauche. Man »brauche« (en Lemosi parlo), sagt er und spricht im Präsens, als ob das Zeugnis der Razos für seine Gegenwart (1345) gölte. Aber Molinier will hier offenbar dem R. Vidal diese flexivischen Vorzüge des »lemozi« zugeben und macht dieses Zugeständnis aus dem eigenen auch für seine Gegenwart, die Mitte des 14. Jahrhunderts. Welchen Wert dieses Zugeständnis hat, geht schon daraus her- vor, daß von den Limousinern nicht schlechthin gesagt wird, sie ditz en Ramon Vidal de Bezaudu, le lengatges de Lemozi es mais aptes e covenables ® trobar et a dietar en romans que degus autres lengatges), ad aysso dizem que 2ysso dizem que aysso dish en Ramon Vidal per doas cauzas: la una cant ala pro- nuneiatio del cas (car en Lemozi parlo leumen bon cas e drechurier); l’autra cauza °s per las personas del verb (quar il pronuncio las personas leumen e las formo se- gon dever e segon que pronunciar e formar las devo, coma en la primiera persona: ‚JPu crey« »yeu soy« et en la tersa: »cel cre«, »aquel so« et enayssi d’autres granre). En autra maniera no trobam nos qu’el lengatges de Lemozi sia mais aptes a trobar eg lengatges, si no per Jas doas cauzas sobredichas, quar en Lemozi ditz hom Sranre de motz estranhs, biaysshatz, trencatz e mal pausatz que ges per aquo quar son dig en Lemozi no los aparia hom en dictatz. 1030 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. bildeten Kasus und Personen richtig, sondern: »leumen« »im allge- meinen« bildeten sie dieselben richtig: parlo leumen bon cas. Das ist eine kapitale, eine vernichtende Einschränkung‘. Wenn jemand von einem Schriftsteller sagt, daß er die Kasus »im allgemeinen«, »meist«, »gewöhnlich« richtig bilde, will das doch nichts anderes heißen, als daß der Schriftsteller eben nicht mehr deklinieren kann. Das heißt: bei den Limousinern ist um die Mitte des 14. Jahrhunderts, soweit Molinier davon Kenntnis hat, die Deklination in voller Auflösung be- griffen’. Vielleicht ist diese Auflösung im Norden (Limousin) etwas weniger vorgeschritten als im Süden’. Aber was will das nun für »grammatische Reinheit« (Chabaneau, Gram. lim., S. 3) des Limousini- schen bedeuten! Leider haben wir immer noch keine Darstellung des alten limou- sinischen Dialekts auf Grund der Urkunden und kirchlicher Texte gesicherter Provenienz, obschon das Material in Fülle und Ordnung bereitliegt (Melanges Chabaneau 1907, S. 461)‘. Aber ein Blick in dieses Material bestätigt, daß zur Zeit Moliniers die Kasusflexion im Limousin verfallen ist. Wir sehen im Cartulaire du Consulat de Limoges (Rev. ds langues rom. XXXVIII) schon zu Anfang des ı3. Jahrhunderts Plura- formen, wie li effans, eindringen. Iou, Guy de Chanac, chavalier, senhor del Borc heißt es 100 Jahre später in einem Censier von 1344, der an andrer Stelle dann wieder die richtige Nominativform setzt, wie er lo dich Johans neben lo ditz Johans duldet, und schließt’: Presens Guylhem Trenchaleo, donzel, e lo chappela del dih loc e d’autres. 2 ! In einem andern beiläufigen Hinweis auf die von den alten Dichtern be- obachtete Regel des -s (S. 2ı0f.) fehlt diese Einschränkung und wird neben dem Lemozi auch der größere Teil der Auvergne als richtig deklinierend hingestellt. 2 Was die Bildung der ersten Person wie crey, soy anbelangt, so kommen 2 als ein Detail, das nur eine bestimmte Kategorie von Verben betrifft, für die lite- rarische Charakteristik einer Mundart und für die Frage ihres Primats kaum in Frage. Das ist gegenüber der das ganze Nomen beherrschenden Kasusflexion eine Bagatelle. ® Vgl. Sucaters Vermutung im Grundriß 1], 573- * Eine geschichtliche Darstellung des Limousinischen auf Grund des Urkengp materials ist eine der dringlichsten Aufgaben der romanischen Sprachforschung- Um andere südfranzösische Mundarten müssen folgen. Wie nützlich ist, bei allen Schweigen Musuackes Geschichtliche Entwicklung der Mundart von Montpellier (Languedoc), He bronn 1884. Man sollte endlich das Limousinische wirklich untersuchen, nat = man so viel von ihm geredet und ihm als der »grundlegenden Mundart«, z. B- nicht den Boeei zugesprochen hat, wie auch jene »Sermons limousins«, i der 50 i limousinisch sind (Rom. IX, 198). Wenn wir in der Kenntnis des Ne m ir die a R labilen Troubadoursprache weiterkommen wollen, müssen wir Nuancen des Südfranzösischen der älteren Zeit feststellen, möglich machen. ee 5 Dabei ist selbstverständlich der Verfall in der lebenden Sprache weiter je? geschritten, als die formelhafte archaische Schreibung der Notariatsstube a druck bringt. — In der Benutzung von Texten, wie z. B. des Cartulaire de PeweS) Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1031 Betrachtet man das Urteil der Zeys über R. Vidal im Zusammen- hang des Textes und im Lichte der sprachlichen Tatsachen, so sieht man ohne weiteres, daß die Leys nichts, aber auch gar nichts Selb- ständiges zur Erhärtung des limousinischen Primats beibringen: Molinier teilt den allgemeinen Aberglauben, daß R. Vidal das Limousinische als die beste, führende südfranzösische Mundart erklärt habe. Er empfindet darob als Toulouser einiges Mißbehagen und tröstet sich und seine Landsleute dabei mit der Versicherung, es sei mit diesem sprachlichen Primat des Limousinischen nicht eben weit her. Und er hatte mehr recht, als ihm selbst bewußt war. IV. Wenn nun auch Raimon Vidal die sprachliche Vorbildlichkeit des Limousin nirgends ausdrücklich behauptet hat, so wäre ja doch denk- bar, daß er sie stillschweigend zugegeben und angenommen und eben deshalb den Namen »lemozi« zum führenden Sammelnamen für den ganzen Süden gewählt habe. Auch das ist indessen nicht der Fall. Schon würde dazu nicht stimmen, daß Raimon ja gerade einen limousinischen Sänger, den Bernart de Ventadorn, nicht weniger als sechsmal wegen sprachlicher Versehen tadelt. Ich habe oben auch darauf schon hingewiesen, daß Raimon in den verschiedenen Fällen sprachlicher Entscheidung zwischen den elf Doppelformen sich nie auf das Limousinische beruft, das ihn also sprachlich offenbar gar nicht präokkupiert. Jedenfalls hat er ihm keine Rechnung getragen, sonst hätte er nicht die Formen chanso, vilas, die, wie die Urkunden ausweisen, ausgesprochen limousinisch sind, verworfen und sich für chanson, vilans erklärt, und hier also ohne Weiteres die limousinische parladura abgelehnt. Nicht die Laute des Limousinischen waren seinem Ohr ver- traut, sondern die des Katalonien benachbarten Languedoc, und zu dem, was wir über languedokische Lautung des 13. Jahrhunderts wissen, Stimmt denn auch R. Vidals Entscheidung. Chanson und vilans sind languedokische Formen des ı 3. Jahrhunderts. Was hat denn, wenn augenscheinlich keine sprachlichen Gründe bei der Wahl des Sammelnamens »lemozi« den Ausschlag gegeben haben, den Katalanen R. Vidal bestimmt, den Namen »lemozi« zu wählen? Es ist der zeitgenössische literarische Glanz des Limousin. R. Vidal ist der Mann seiner Zeit, der Zeitgenosse des maestre dels tro- a ER Arch. hist. de la Corröze II (1905), das überhaupt keine Kasusflexion mehr zeigt, muß deshalb Vorsicht walten, weil hier die Urkunden des ı4. Jahrhunderts in einer Kopie des 15. vorliegen. 1032 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. badors Giraut von Borneil, umklungen von den Liebesliedern Ber- narts und den Kampfgedichten Bertrans de Born, die alle drei Limousiner waren ... si foron de Lemaozi. Neben diesen drei Namen fehlt in den Aazos der vierte Große, Gaucelm Faidit', der dann später in der limousinischen Novelle auf- tritt (vgl. oben S. 1015 Anm.). Das limousinische Land hatte zu Ende des ı2. Jahrhunderts die literarische Führung des Südens, und wie die Zeitgenossen zu dieser Führung aufblickten, so huldigte ihr auch die Nachwelt. Der französische Norden hielt sich dabei mehr an Bernart und Gaucelm’, der italienische Süden mehr an Bertran de Born und Giraut. Dante z. B. nennt neben diesen beiden weder den Bernart noch den Gaucelm. Der Katalane R. Vidal nimmt eine Mittelstellung ein: die große Rolle spielen bei ihm Bernart und Giraut. Wie sich nun auch das Interesse von Mit- und Nachwelt auf die einzelnen verteile, das eine ist jederzeit zu konstatieren: die limou- sinischen Troubadours sind es, deren Kunst als die größte gilt”. So hat auch in den Razos der Limousin den breitesten Platz. Raimon zitiert im ganzen 22 sprachliche Erscheinungen aus Troubadour- gedichten, die er provenzalischen Liederbüchern entnimmt. Unter diesen 22 sind 11 getadelte »Gegenbeispiele«. Von diesen 22 Stellen entfallen ı0 auf Bernart, 5 auf Giraut und der Rest von 7 auf sieben einzelne Troubadours, deren er also im ganzen neun mit Namen aufführt. Von diesen neun Dichtern sind drei oder vier‘ Limousiner, drei sind Auvergner, einer aus dem Languedoc und einer aus der Provence. Die Limousiner haben an den Zitaten den Hauptanteil: 16 bis 17 Stellen entstammen ihren Gedichten. Sie haben aber damit auch den Hauptanteil am Tadel, denn von den ıı getadelten Gegenbei- ! SrENGEL 87, 33 ist ein späterer Nachtrag. : ® In den nordfranzösischen Liederbüchern, die provenzalische Gedichte aufweisen, dominieren diese zwei: Gaucelm mit neun Liedern, Bernart gar mit fünfundanzö (vgl. Romania XXI, 376ff.). Daß Bertran de Born mit seinen Sirventes keine En nahme gefunden hat, bemerkt Gavcaar ib. S. 374 und erklärt es. Aber warum fi Giraut de Borneil vollständig? Sollte darin nicht ein chronologisches Indizium liegen, das zugunsten der Auffassung von Diez spricht, der den Giraut etwas später Bee (Kosen S. 55), indem dessen Dichterruhm sich jenseits der zeitlichen Grenzen yo die dem Import provenzalischer Lyrik nach Norden gezogen waren. Stellt übrigens neben die eigentlichen Limousiner Bernart, Gaucelm und Gui ( # Lied) noch die Poeten von Angoumois, Saintonge, Auvergne und Viennois (den 2 u: biete als Francia benachbarten Gebieten), so sieht man deutlich, wie diese Grenzgebiele | 1 guedoc Lieferanten überwiegen (mit 3/, aller Lieder bestimmter Autoren). Lan Sg Provence traten in den nordfranzösischen Chansonniers ganz zurück. ee uß er dabei auf ® Wenn Dante den Arnaut Daniel am höchsten stellt, so m drücklich gegen die Meinung protestieren, welche den »Limousiner« Yo * Wenn der Perigourdiner Arnaut de Mareuil mitgerechnet wird, V rzieht. g’Uisel en gl. $. 1023- . 2 Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1033 spielen finden sich 3 bei den Limousinern. In jedem Betracht hat also der Limousin den Löwenanteil: an der Zahl der berücksichtigten Stellen, auch an der Zahl der getadelten Stellen, und wenn von den neun Troubadours auch bloß drei wirklich aus dem Limousin stammen, so sind es die drei größten: Bernart, Giraut, Bertran. Dieses Dreigestirn zieht das Auge des Lehrbuchschreibers auf sich und dieser Lehrbuchschreiber, der in erster Linie an Kanzonen- dichter als Leser denkt, hält sich dabei auch vorzüglich an die Kanzonen- diehter Bernart und Giraut. Der Ruhm der zeitgenössischen limousinischen Kan- zonendichter fesselt den katalanischen Chansonnier Raimon Vidal. Wie Raimons Gedanken im Limousin heimisch sind, das zeigt seine Novelle Si fo e’l temps, deren Liebesschausplatz der Limousin ist, zu der Zeit, da gute Minnesitte noch blühte, und der Alternde meint damit — ein laudator temporis acti — wahrscheinlich seine eigene Jugendzeit. Der Held der Erzählung ist ein Ritter der vas Essiduelh zu Hause ist. Wer denkt dabei nicht an den Eingang der Vita des Giraut de Borneil: fo.. de V’enconitrada d’Essidueill? Kousen, @. von Bornelh, 1894, S. 38, meint, daß Raimons limousinischer Novelle das Liebesschicksal Girauts zugrunde liegen könne. Jedenfalls ist Giraut so gut wie Bernart de Ventadorn in Raimons Schaffen allgegenwärtig. Er wird in der Novelle dreimal und in den Razos fünfmal zitiert, und Raimon »spricht ' auch in seinen Ausdrücken« (Koısen a.a.0.). Sollte der Katalane ihn nicht persönlich gekannt haben? Die Beiden konnten sehr wohl am Hofe von Aragon, bei König Alfons I. oder Pedro II., zusammen- getroffen sein, und so mögen sich zu den literarischen Interessen auch menschliche, persönliche gesellt haben, um Raimon Vidal mit den Limousinern zu verbinden. Sollte als ein Echo dieser menschlichen Beziehungen gelten, daß Raimon in den Razos den Giraut nur ein Mal wegen eines Sprach- fehlers tadelt, während dem berühmten Bernart siebenfacher Tadel zuteil wird? Und ist es Zufall, daß jener eine Tadel mit einem aus- drücklichen Lobe verbunden wird, indem Girauts Lied, das den Ver- stoß enthält, als eine bona chanson bezeichnet wird, was in den Razos sonst nicht vorkommt? So sehe ich denn in den Razos nicht nur den Einfluß des zeit- 8enössischen limousinischen literarischen Primats, sondern den Persönlichen Einfluß des Giraut de Borneil und seiner katalanisch- aragonesischen Beziehungen. t Ob dieses persönliche Moment wirksam gewesen ist oder nicht, ‚1St nicht zu entscheiden und ist nicht entscheidend. Die Rolle, welche Sitzungsberichte 1912, 88 1034 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 14. November 1912. die Dichter des Limousin in der — lobenden und tadelnden — Bei- spielsammlung der Razos spielen, zeigt klar, welchem Teile des süd- französischen Dichterlandes die Aufmerksamkeit des Katalanen galt. Und der tatsächliche Wert und Ruhm dieser zeitgenössischen Limou- siner rechtfertigt diese Aufmerksamkeit und begründet ausreichend Raimons Vorschlag, für das ganze Land der Troubadours die Be- zeichnung » Lemozi« zu brauchen. Denn es gab damals keinen herrschen- den Generalnamen für Südfrankreich und dessen Sprache. Die Be- zeichnung der Troubadoursprache als proensal(es) mag sich um 1200 bereits vorbereitet haben — die ältesten Belege stammen aus Kastilien und Italien! und aus dem ı3. Jahrhundert? —, aber noch bestand die Möglichkeit, daß eine andere Benennung gebräuchlich wurde, und es ist durchaus natürlich, daß auch andere Benennungen versucht worden sind, denn das Bedürfnis nach einem vulgären Sammelnamen für die Troubadoursprache mußte sich geltend machen. Da stellte sich neben proensal(es), von einer limousinischer Strömung getragen, auch der Name lemozi ein, als dessen Wortführer für uns der Katalane Raimon Vidal um 1210 in Erscheinung tritt’. Diese Benennung unterlag. Vom Ausland adoptierte sie nur R. Vidals engere katalanische Heimat, und die machte Uemozi — zum Namen ihrer eigenen Mundart. ı Es ist meist das Ausland, das diese Sammelbezeichnungen aufbringt, wie z.B. Germani, Welsche usw. 2 Das lateinische Provinciales für »Südfranzosen« bestand zur Zeit des Vidal längst. Es erscheint mit den Kreuzzügen: Provinciales und Fran zusammen die Bewohnerschaft Galliens (vgl. Braxc, Rev. des langues rom. 1894, und so findet sich denn Proensal als Völkername auch in der Troubadourdichtung Raimon 1086) Proensal nur in dem weiteren Sinne gemeint haben, in welchem auch d von Toulouse »Provenzale« genannt werden darf. Zugleich bestehen zur Bezeichnung der Bewohner der Gegend zwischen Rh »Provence«, im Gegensatz zu den Bewohnern der Auvergne, Septimaniens usW- ist gewöhnlicher als solehe Doppelbedeutung eines Ländernamens, die den een ® keine Schwierigkeit bereitet, während sie für spätere Zeiten eine Quelle von we verständnissen wird. Als Bezeichnung der romanischen Sprache der „Provence“ © engeren Sinne kenne ich provencal(ens)is, proensal(es) nicht. Wo wir i bezeichnung begegnen — und das geschieht erst nach 1200 —, da en, Literatursprache des ganzen Südens, und zwar vom Ausland her (K u gegen 1230, vgl. Romania 1, 414; Italien, Donat). Erst gegen 1300 finden wir PT a sal(es) im sprachlichen Sinn (lo drech pr.) in Südfrankreich selbst (Vida de 8. Ho m 2: “ Prolog). — Zu den übrigen Bezeichnungen des südfranzösischen Romanise! = C. Cuapaneav, La langue romane du midi de la France, 1885 im x. Band der ® Vgl. Mini r Fowramars, De los irooadores en Espafn, 1861, 8, 1an.: Bund debio ser eco de una oposicidn lemosina al nombre de provenzal. Und ebenda W Ios dos reits vermutet, daß R. Vidal den Namen lemozi gewählt habe »por respeclo & principales trovadores B. de Born y G. de Borneil«. Morr: Vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1035 Lemozi war um 1200 wohl der aktuellere, in der Gegenwart begründete Name. Proensal hatte — außer der natürlichen Sympathie des benachbarten italienischen Auslands — die Geschichte für sich. Proensa war ein historischer Name: eine Erinnerung an alte römische Kultur. Raimon Vidals »Zemozi« lehrt uns also nichts anderes, als daß um 1200 der Limousin die Hegemonie in der Troubadourkunst be- saß — d.h. es illustriert eine literarische Tatsache, die uns auch ohnedies bekannt war. Was ich darzulegen versucht habe, könnte »die Geschichte eines Mißverständnisses« überschrieben werden. Für die Annahme, daß der limousinische Dialekt die Grundlage der südfranzösischen Dichtersprache gebildet habe, hat man sich bisher auf das Zeugnis der Razos (1210) und der Leys (1350) berufen. Es ist hier gezeigt worden, daß dies nicht zwei sich gegenseitig stützende Zeugnisse sind, sondern daß eines aus dem Mißverstehen des andern erwachsen ist. Das jüngere wird mit dem richtig interpretierten ältern hinfällig. Wir kennen die mundartliche Grundlage der Troubadoursprache nicht. Ich stehe indessen nicht an, mich von neuem zu der Ver- mutung zu bekennen, daß die Basis jener Kunstsprache im Südosten des Landes, in der alten Gallia Narbonensis zu suchen ist, in jenem überhaupt literarisch viel reicheren Lande, nach dem der älteste Trou- adour mit seiner Tornada A Narbona weist und wo die künstliche Art des Raimbaut d’Aurenga zu Hause ist!. Wer mit G. Parıs den Ursprung der Troubadourkunst im Limou- sin finden will, der muß inskünftig bedenken, daß sprachliche Zeug- nisse für den alten Primat des Limousin fehlen. Sollte dadurch die privilegierte Stellung, die der Limousin bisher in den Ursprungsfragen eingenommen hat, erschüttert sein, so wird doch immer vom höchsten Glanze des Minnesangs gelten: si fo de Lemozi. SE ' Vgl. dazu G. Parıs, Melanges de literature frangaise du moyen äge, 1910, S. 36n. 1036 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 14. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oct. Griechische Wörter im Koptischen. Von Prof. D. Dr. ALrrep Raurrs in Göttingen. (Vorgelegt von Hrn. W. Scuurze am 31. Oktober 1912 [s. oben S. 987].) Im April ıgıı hat das British Museum ein Papyrusbuch mit dem sahi- dischen (oberägyptischen) Texte des Deuteronomium, des Jonas und der Apostelgeschichte erworben, dessen Alter von Kesvox nach einer Unter- schrift in Kursive auf etwa 350 n. Chr. bestimmt ist. Herausgegeben ist es von E. A. Warris Buner, Coptie biblical texts in the dialeet of Upper Egypt, London 1912, und obwohl die Ausgabe sehr schlecht ist, kann sie uns doch einiges lehren, was für die griechische und kop- tische Lautlehre nieht unwichtig ist. I. RAGIA — Kakla. Nach dem Register von Buner kommt sechsmal das griechische Wort Kakla vor (Deut. 31,5, Jon. I,,;, 4,, Act. 8,,), und überall wird es kA61a geschrieben, also das zweite « im Koptischen durch einen anderen Buchstaben wiedergegeben als das erste. ; Wiedergabe von « durch & war uns schon früher bekannt. Schm Lupwie STERN, Koptische Grammatik (Lpz. 1880), $ 27 bemerkt, daß en »sahidisch in griechischen Wörtern mitunter das r und « vertritt, : und führt als Beispiele aus offenbar jungen Quellen syırayıroc kinaynoG sıboyaoe Kıswröc Z. 209!, CIHAPNASH cynaprara an (vgl. auch $ 169 SYTrpe = Kitpon). Klassischere Beispiele hätte er schon damals aus der | Pistis Sophia beibringen können: 99, Stayııoc, 291,, 29526 an; 2 = aokımäzein”, und sie haben sich dann besonders durch LAGARDES ns erschienene » Aegyptiaca« vermehrt, wo die aus dem 6. Jahrhunder stammende Handschrift der Weisheiten folgende Schreibungen bot: = ; Sal 2, ti. A051mare (aber 2,, und Sir. 2,, 275 3410.29 BoRmage), oe 24 15 SIMAM@MON, 31, SINAYHEYe, 39,, SINYPSa, 43:6 SirayMoc (a x a DE er ' Zoesa, Catalogus codicum copticorum (Rom 1810), S. 209. Hier ist die eg unten aus Crasca angeführte Stelle Regn. I 6,, bereits abgedruckt. griech °” Griechische Verba haben im Sahidischen in der Regel die Form des Mr schen Imperativs. A. Ranırs: Griechische Wörter im Koptischen. 1037 3.; KINAYNOC), 45 ,, SIAAPIC, 50,; CISLma — Cikima »Sichem«. Weitere Beispiele brachten die jüngeren und in ihrer Orthographie oft sehr mangelhaften Bibelhandschriften, welche A. Crasca, Sacrorum Bibliorum fragmenta copto-sahidica Musei Borgiani (Rom 188 5. 1889) herausgab: Gen. 33,; e1Sımoc und Jos. 24... (zweimal) cısıma, Lev. 9, 16, Sraapıc und Exod. 29, swrapıe, Lev. 16, sıbwroc und Regn. I6,,, U 6... 7. I1,, sıboyroc oder sıhoyaoc, Num. 24,, Siapewe (so!) = Kırızfoc, Regn. 19,,, U 2ı,, sie = Kic (Vater Sauls). Auch die von Bupcr her- ausgegebene Londoner Handschrift des sahidischen Psalters aus der Zeit um 600 (The earliest known Coptie Psalter, London 1898) und die von mir herausgegebenen Berliner Fragmente desselben Textes aus der Zeit um 400 (Abhandl. der Kgl. Ges. d. Wiss. zu Göttingen, philol.- hist. Klasse, Neue Folge Bd. IV, Nr. 4, Berlin 1901) steuerten ein bzw. zwei Beispiele bei: Lond. Ps. 131, sıkwroc, Berl. Ps. 82,, sl(e)icon] »der (Bach) Kison«, 97, SIEApPa. In diesen Beispielen, die sich gewiß leicht vermehren ließen, entspricht & stets einem griechischen x; ein Beispiel für & — r nach Analogie des von Srerw ohne Belegstelle angeführten, auch in der ersten Silbe unorthographischen eımaprıasm = cynaprara ist mir nir- gends begegnet, und es scheint mir völlig sicher, daß r erst, nach- dem es, wie das im Koptischen häufiger vorkommt, mit « verwechselt war, gleichfalls zu & werden konnte. Das griechische « wird aber überall nur vor ı durch & wiedergegeben. Dieselbe Praxis herrscht nun fast völlig in dem von Buper her- ausgegebenen Papyrusbuch aus der Zeit um 350. Nach Bupers Re- gister kommen außer kasıa folgende Fälle vor: MA0ST1 Act. 15, ,. ;, und aesı (wirklich so?) Act. 15,, = a0- KEIN’, eyneyaosı Act. 8, 22,, npocaosıa Act. 12, Aoysıoc Act. 13.. Aysıa Act. 27.. | TpicstAAa Act. 18, (aber 18,, npıcriAAa). emtsinemon Act. 19,, — cımıkineıion semicinchum » Schürze «. Sıbwrtoc Deut. 10, , su 3, sıAısıa Act. Gr U5 4 2le 20, 23, 27, (etels mit Wieder- gabe beider k durch 6). ö Sinayneye Jon. I,, Act. 19,,.,- Sie Act.13,, = Kic (Vater Sauls). Daneben finden sich — außer dem bereits angeführten npserrAAa — "ur vier Beispiele von x vor ı: Deut. 19,, ARIRIa, Act. 2, Ranna- RES, 13, ceAeyRıa, 19, €zoprıernc; außerdem zwei von R vor ei, a ' Über das vorgesetzte ii s. unten Nr. 4. 1038 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 14. Nov. 1912. — Mitth. v.31.0eL die man wohl mit anführen muß, da eı mit ı gleichlautete: Deut. 2,0 AREIM — Arecım (der hebräische Eigenname Enareım ist irrtümlich in en Axeım zerlegt), 10, jareım (hebräischer Eigenname). Auch eine junge und sehr unorthographische Handschrift der Apokalypse, welche Buper zusammen mit dem Papyrusbuch heraus- gegeben hat, bietet neben Aaoaorıa [1.,9:33): und RIOAPA (5;, 14, 15,) folgende Formen mit & vor ı: 14, SIEAPOA0C und SIeapre (unmittelbar neben KIOAPA), 18,, GIEAPOTOc, I I,, SIhoA0cC — Kıuröc, 18,, SINHAMOMON. Hieraus folgt, daß « vor ı und dem gleichlautenden cı (faosı, cyıteyaosı) von den Kopten anders gesprochen wurde als vor andern Vokalen. Aber wie wird es gesprochen sein? Das koptische & ist aus einem altägyptischen Zeichen entstanden, welches nach der herrschenden und durch Gleichungen wie hs = wm »Kusch, Äthiopien«, mrkbt — man » Wagen« bestätigten Annahme ein % bedeutet. Heutzutage wird & von den Kopten $ gesprochen. Die Vorstufe dieses $ war aber zweifellos ein c, weshalb auch Lersws und LA6GArRDE & mit € transkribiert haben (s. Stern, Kopt. Gramm. $ 27). Aber auch € wird noch nicht die älteste A prache sein. Die Griechen selbst sprechen heutzutage ihr « vor I-Laut (\, eı, 4, Y, 00) und vor E-Laut (e, aı) palatal. Das palatale # ist aber lautphysio- logisch die Zwischenstufe zwischen k und e. Daher darf man ver- muten, daß auch das koptische &, ehe es zu & wurde, den Laut des palatalen % gehabt hat. Sollte indessen diese Vermutung nicht zutreffen, sondern & schon in jener alten Zeit = & gewesen sein, so könnte & immer noch einen Versuch darstellen, ein palatales %’, für das man keinen genau ent- 4 sprechenden Buchstaben hatte, wenigstens annähernd wiederzugeben. | Hierzu würde eine Parallele vorliegen in der Wiedergabe des griechi- schen x durch $, über welche ich in einer Anmerkung zu meine! Rezension des Lexicon syriacum auctore Hassano Bar Bahlulo ed. a R. Duvaı in den Göttingischen gelehrten Anzeigen 1893, S. 1000 se w handelt habe. In syrischen Glossen aus der Zeit um 900 oder bald ” darauf erscheint nämlich $— x vor 3 6, Y,.H,. €, also.vor ke und ge Laut, wo ja die heutigen Griechen x als palatale Spirans sprechen. Und dieselbe Wiedergabe von x durch $ kommt auch im Arabischen und Armenischen vor. Aus dem Arabischen habe ich schon damals tet] = Apxımfanc angeführt; seitdem fand ich noch br = ee ronia nebst dem denominativen Verbum ob »zum Priester weiber und in einem karschunischen' Texte in Lasaroes Bibliotheca syriaea ' D.h. Arabisch in syrischer Schrift. A. Ranırs: Griechische Wörter im Koptischen. 1039 (Göttingen 1892), S. 265; JaaıD = rannyxlaa, vgl. Lasarpe, Mittei- lungen 4 (Göttingen 1891), S. 334. Im Armenischen begegnen neben den älteren Formen arkhepiskopos und arkhimantrit die jüngeren arsiepis- kopos und arsimantrit, s. Hügscnmann, Armenische Grammatik ı, S. 342, Nr. 46 und 48; die älteren Formen haben noch die alte Aspirata, in den jüngeren wird die palatale Spirans vorausgesetzt, es liegt also derselbe Wechsel der Aussprache vor wie bei #», welches die Armenier zweimal in ihr Alphabet übernommen haben, zuerst in der Unzial- form ı als ph, später in der Minuskelform $ als f. Ich schließe also, daß « vor ı und dem gleichlautenden cı schon um 350 n. Chr. von den Griechen selbst (in Ägypten) palatal gesprochen wurde. Doch man könnte noch einen Einwand gegen die Bündigkeit dieses Schlusses erheben. Wir haben oben gesehen, daß altägyptisches k im Koptischen palatalisiert ist. Könnte also nicht auch die Palatalisierung des griechischen « auf Rechnung der koptischen Aussprache gesetzt werden? Ich glaube, dies ist völlig ausgeschlossen. & erscheint in griechischen Wörtern nur vor ı und dem gleichwertigen eı. Im Ägyp- tischen selbst ist dagegen die Palatalisierung, deren Gesetze wir aller- dings noch nieht kennen, auf jeden Fall nicht durch das Folgen eines I-Lautes bedingt. Auf der einen Seite steht esoow (in den Berliner Psalterfragmenten noch eroow, s. meine oben zitierte Ausgabe S. 34) < Ks ©» und bepeswoyrt < mrkbt 72272, auf der anderen crım und RIAOR, die im Altägyptischen gleichfalls ein k haben', aber im Kop- tischen nicht mehr mit dem aus dem altägyptischen k hervorgegangenen Buchstaben & geschrieben werden, da dieser bloß noch für k' oder € ver- wendet wird, sondern mit dem griechischen Buchstaben x, der im Kopti- schen überhaupt für jedes nichtpalatalisierte altägyptische A und keintritt. Zum Schluß weise ich noch einmal darauf hin, daß um 350 in Ägypten bloß ı und das gleichlautende eı ein vorhergehendes « palatali- sierten, während jetzt infolge der itazistischen Aussprache auch +, v, °° und außerdem e nebst dem gleichlautenden aı ebenso einwirken. Wir können hier also noch den Ausgangspunkt der späteren Entwick- lung ermitteln, und es ist höchst beachtenswert, daß ein gleicher Aus- gangspunkt auch schon für die neugriechische spirantische Aussprache von e und a nachgewiesen ist. J. J. Hzss hat nämlich in seinem Aufsatz »Zur Aussprache des Griechischen« in den Indogermanischen Forschungen 6 (1896), S.130—ı32 gezeigt, daß in dem ältesten Denk- mal des Urkoptischen, dem London-Leidener demotischen Zauberpapyrus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., griechisches e regelmäßig demotischem a ' Nach freundlicher Mitteilung Serues. 1040 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 14. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oet. th, aber vor ı und eı meistens demotischem is entspricht, z.B. emannsern — epaletsia', und ebenso griechisches a regelmäßig demotischem ? oder nt”, aber vor ı demotischem is oder nis, und er hat daraus mit Recht ge- schlossen, daß e und a zu jener Zeit noch nicht, wie im Neugriechischen, überall, sondern nur vor { spirantisch gesprochen wurden. 2. MEeTToaAcın. Wırsermn ScauzzE hat in seinen Orthographica (Marburg 1894), S. XXVUI—LVI durch viele Beispiele aus den verschiedensten Zeiten erwiesen, daß griechisches »e im Lateinischen in älterer Zeit regelrecht durch pth wiedergegeben ist, und daß erst die gelehrten Herausgeber seit dem Humanismus das altüberlieferte pt in pAth emendiert haben. Auf griechischem Boden ist rre statt +e sehr selten; ich kenne nur drei Beispiele: «artameımennc (inschr.) bei Brucmans, Griech. Gramm.’ (1900), S. 106 Anm. 2, aneıron (Inschr. von Krissa, Coruırz-Becnte Nr. 1537, mir von WACKERNAGEL mitgeteilt) und orreanmw bei E. Mavser, Gramm. der griech. Papyri aus der Ptolemäerzeit (1906), S.174. Da her ist es erklärlich, wenn W. Cröserr, Memoria graeca Hereulanensis (Lips. 1903), S. 88 aus der Seltenheit solcher Schreibungen* schließt »illam Latinae linguae consuetudinem non e Graecorum pronuntiandi ratione fluxisse«. Nun schreibt aber auch das alte koptische Papyrus- buch um 350n.Chr. dreimal neneaAern (Deut. 33,, zweimal und 34.) = Nepthalim Scaurze S. XXXVIff. Dadurch kommt zu dem lateinischen Zeugnis das koptische hinzu, und es wird bedeutend schwieriger, den Schluß auf die Aussprache der Griechen jener Zeit abzulehnen. Übrigens sind zwei Aspiraten hintereinander kaum aussprechbar, und es ist leicht erklärlich, daß die erste ihren Hauch verlor, falls sie ihn überhaupt besessen hat (vgl. Brucnann a.a.0.). 3. 1ARob und sarkwboc. Der hebräische Name Jakob ist ohne griechische Endung steis mit einfachem x geschrieben: 1arw& Deut. 6,., 9:45 2913, 3020, 320 334" 34,; Act. 3,,, 75 (zweimal). „2.15. 3..,6; mit griechischer Endung dagegen er mit doppeltem x: sarkwboc Act. ı,, (zweimal), 12,, 15:7 21» nur ee Ausnahme findet sich: in Act. ı,, wo der Name dreimal vorkommt, enschrift hervorgegangen® ' Geschrieben ’p‘l’isj‘, denn das aus der Hieroglyph er anien »„ 94. Demotische ist eigentlich eine reine Konsonantenschrift. Aber die Konson werden (analog den »matres leetionis« des Hebräischen) zur Bezeichnung der en | e, a, i gebraucht. (Nach freundlicher Mitteilung Serurs.) ei * r nt s. unten Nr. 4. , Cröserr spricht dort mehr von ke statt xe, was immerhin etwas häuf & vorkommt. “ 3 A. Ranırs: Griechische Wörter im Koptischen. 1041 steht nach Bupers Ausgabe ein sarwkoc neben zwei sarkwhoc. Der Unterschied der Schreibung kann nur mit der Verschiedenheit des Akzents zusammenhängen: "laküs ist wie das hebräische 757 auf der letzten, lAkwsoc auf der ersten Silbe betont. Dies ist ein neuer Be- weis dafür, daß der Akzent im Griechischen damals schon. exspira- torisch war, vgl. Brusmans, Griech. Gramm.’ S. ı51. In ‘lAkwsoc wurde x hinter dem betonten a gedehnt, während es.in ‘lakös hinter dem un- betonten a kurz blieb. Dieselbe Erscheinung finden wir bei einem anderen Worte, in dessen Schreibung das Papyrusbuch — wahrscheinlich wegen Ver- schiedenheit der Vorlagen für die einzelnen biblischen Bücher — merk- würdig: differiert: während in der Apostelgeschichte stets korrekt ea- Aacca geschrieben wird (Act. 4,5: Tr 105 24. 2037 28 scheint im Deuteronomium und Jonas mit einer Ausnahme (Deut. 30,,) stets eaAAacca mit doppeltem A (Deut. 1,., 2,, II, .p 12,, 33.,..,; Jon. l,.5.0:: [zweimal]. ,. ., ‚. [zweimal], 2, und nach Buner mit einfachem statt doppeltem e Deut. 34,), und ebenso auch in der von Bupez zu- sammen mit dem Papyrus herausgegebenen Papierhandschrift der Apo- kalypse (46; Jı>> 712.3 S, [zweimal]. 9» 10,569 12.19 13.» 14, 15 [zweimal], 16, [zweimal], 18,,..,.. 205. 13 21,)- 4. Haosı und ficomm. Unter den Beispielen für die Wiedergabe von « durch s, die ich unter Nr.ı aus unserm Papyrusbuch beigebracht habe, kam ftaosı Act. 15,, (25) 28.3, = Aokein vor. In Deut. 23,, findet sich ficwnH = zünn. 12051 ist meines Wissens noch nicht bekannt. Zu ficwmm gibt es manche Parallelen: Cart Scnuivr hat in der Zeitschr. f. ägypt. Sprache u. Altertumsk. 42 (1905), S. 141 iigenn Pistis Sophia 107,,, 109,, an- geführt, und O. v. Leuu hat dazu in seinen Kleinen koptischen Studien Nr. XLVIU (Bulletin de l’Academie de St.-Petersbourg, V* Serie, T.XXV, n° 5, 1906 Decembre) acht weitere Belegstellen aus verschiedenen Texten beigebracht, in welchen zweimal HZ, zweimal enzwsH, zwei- mal anzwım, einmal anzose und einmal ähnlich wie in unserm Pa- Pyrusbuch fiewme vorkommt; auch hat sich seitdem noch ein weiteres eNzZonA in Judie. 3,, bei H. Tuomrson, A Coptie palimpsest containing Joshua ete. (Lond. ıg91ı) hinzugefunden. Hierzu bemerke ich für die des Koptischen unkundigen Leser, daß der Strich über ı einen dem VE BE u ‘ Bei diesem Abschnitt habe ich mich in ganz besonderem Maße der nie ver- sagenden Hilfsbereitschaft Serues zu erfreuen gehabt. Ich danke ihm dafür an dieser Stelle he ich, ohne im einzelnen — was mir auch gar nicht überall möglich wäre sein geistiges Eigentum zu kennzeichnen. 1042 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 14. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oct. ıı vorausgehenden Murmelvokal bezeichnet, und daß eu und au nur andere, minder korrekte Schreibungen für A sind'. Die starke Abweichung der koptischen Formen von der griechischen Orthographie lehrt, daß fiaosı und ficosım Lehnwörter sind, die nicht bloß der gelehrten Übersetzungsliteratur angehören, sondern in die lebende Sprache selbst übernommen sind. Bei 2051 spricht hierfür auch der Sprachgebrauch. Es wird nämlich durchaus nicht mechanisch zur Wiedergabe jedes beliebigen griechischen aokein gebraucht, sondern steht nur für das unpersönliche aokel moı »es scheint mir richtig, ich beschließe« (Act. 15... &aoze Toic Arroctönoıc u. ä.), während persönlich konstruiertes aokein in der Bedeutung »meinen« Act. 12,, 27,, durch das sinngleiche einheimische Verbum meeye wiedergegeben, in der Bedeutung »scheinen« Act. 17,; gar nicht ausgedrückt ist. Ebenso ist es in den Evangelien’, wo man die Praxis der koptischen Über- setzer mit Hilfe der Konkordanz zum griechischen Neuen Testament leicht feststellen kann. Das unpersönliche aokein ist hier regelmäßig — mit aores übersetzt (Matth. 17,., 18,.; 21,8, 2247.42» 206; Joh. 11,,), MUR in Lue. ı, hat der Kopte &aoze «Amoi gut koptisch durch arpgnar 90 wiedergegeben. Dagegen ist das persönlich konstruierte aokein im Sinne von »meinen« durch meeye »meinen« (Matth. 3,, 0, 244» Mare. 6,,, Die. 14.13: 800, 29.,, W00. 9,4 119 13,0 105 20,,) oder zw »sagen« (Matth. 26,,, Mare. 10,,, Luc. 8,,, Joh. 5,,) und in freier Übersetzung dureh cooyii »wissen« (Luce. 12,), im Sinne von » scheinen« durch magpaR »vor dir, nach deiner Ansicht« wiedergegeben (Lue. 10,) oder gar nicht ausgedrückt (Lue. 22,,). Übrigens erklärt sich die Übernahme der Lehn- wörter iiaosı und ficonm leicht: die Formel &aoze TA soyan o.ä. kam in Regierungserlassen häufig vor, die zunt kam als Handelsartikel ins Land (vgl. lat. zona). Aber wie erklärt sich das im Koptischen vorgeschlagene W Das A von aokein wurde etwa wie unser d gesprochen (vgl. oben den Schluß von Nr. ı). Dieser stimmhafte Dental war ursprünglie auch im Ägyptischen vorhanden gewesen, aber schon um die Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. stimmlos geworden und mit { zusammel gefallen, daher transkribierten die Ägypter seitdem ausländisches d und # unterschiedslos durch ägyptisches ?? und verwendeten später, Ische Sehreibung 2 daß ezwnh A er ich halte diese ' Umgekehrt würde man enzwn für korrekt und iizonn für fa halten müssen, wenn O. v. Lemm mit seiner Vermutung recht hätte, ein noch nicht nachgewiesenes griechisches enzönH zurückginge. Ab ‘Vermutung für verfehlt. we ? The Coptic version of the New Testament in the southern dialeet otherwise called Sahidic and Thebaie (hrsg. von Horxer). Vol. I—III. Oxford ıgIl- _ Ba h o wird in der 18. und ı9. Dynastie (etwa 1580—1200 V- Chr.), W02 ge: im Gegensatz zu der späteren Willkür sehr feste Orthographie herrscht, in den A. Ranrrs: Griechische Wörter im Koptischen. 1043 als sie zur griechischen Schrift übergingen, in einheimischen Wörtern nur 7, nicht a. Indessen gab es offenbar eine Ausnahme: hinter dem von Natur stimmhaften 2 muß das ägyptische ? wie das neugriechische r durch Assimilation stimmhaft geworden sein, obwohl dieser Unterschied der Aussprache in der ägyptischen Schrift ebensowenig zum Ausdruck kommt, wie in der neugriechischen. Infolgedessen schrieben die Ägypter der jüngeren Zeit, wo sie ein ausländisches d genauer ausdrücken wollten, hieroglyphisch und demotisch nt, z. B. Ntrjw$ = wrı »Darius« bei Burcnarpr in der Zeitschr. f. ägypt. Spr. u. Altertumsk. 49 (ıgı1), S.80 2. 3', ntotegagiste = aoaeKakıcTH (sie) u.ä. in dem London-Leidener Zauberpapyrus, der für die Lautlehre besonders wichtig ist, weil er für viele, oft allerdings sehr sinnlose Wörter die demotische und grie- chische Schreibung nebeneinander bietet, vgl. Hrss in den Indogerm. Forschungen 6 (1896), S. 132. Die Ägypter machten es also in diesem Falle genau so wie die Neugriechen’, welche zuweilen ausländisches d durch nt (z. B. ntäma »Damspiel«, ntömino »Domino«) und oft auslän- disches 5 durch mrı (z. B. mrraticta »Batist«, mmaıpao »Billard«, mrıipa »Bier«) wiedergeben, weil sie in ihrer eigenen Sprache die stimm- haften Explosivlaute d und 5 nur in den Verbindungen nt und mr besitzen’. Im Neugriechischen ist dieses nr und mr nach Angabe der Grammatiker und Lexikographen nur graphisch ein Doppelkonsonant und wird in Wirklichkeit einfach als d und 5 gesprochen. Ob das im Ägyptischen ursprünglich ebenso war und man erst nachher bei Wörtern, die man häufig in solcher Transkription gelesen hatte, das nt nun auch wirklich als Doppelkonsonanten zu sprechen begann, oder ob die Ägypter in der Tat unfähig waren, den stimmhaften Dental für sich allein zu sprechen, muß dahingestellt bleiben. Auf jeden Fall haben sie das nt, mindestens später, wirklich als Doppel- neuerdings übernommenen semitischen Wörtern Tmsk — zer »Damaskus«, Mkt = == »Megiddo«, r — >= »Festung« das semitische d durch ägyptisches £ und ebenso das semitische g durch ägyptisches %* wiedergegeben (Burcnarvı, Die alt- kanaanäischen Fremdwörter und Eigennamen im Ägyptischen, I, Leipzig 1909, $ 137 und 123), während gleichzeitig in den schon früher übernommenen semitischen Wörtern Kdm — zz »Osten« (sicher im mittleren Reich, wahrscheinlich auch schon in den alten Pyramidentexten belegt) und Kds oder Kdsw — vr »Kadesch« (nach seiner Ortho- graphie vor der ı8. Dynastie übernommen) das semitische d noch nach altüberlieferter Praxis mit dem ägyptischen d wiedergegeben wird. ! Daneben führt Burcuaror Z.4 die in mehrfacher Beziehung auffällige Schrei- bung Ndräct an. Hier erscheint statt £ der Buchstabe, der in alter Zeit ein d be- deutet hatte, aber in der Aussprache längst mit £ zusammengefallen war und daher in Junger Zeit beliebig mit 2 wechselt. ® Auf diese Parallele hat schon H. Raske in der Zeitschr. f. ägypt. Spr. u. ‚Altertumsk. 45 (1908—09), S. 80 Anm. ı hingewiesen. ° T und rı sind sonst stimmlos, A und s sind im Neugriechischen Spiranten. 1044 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 14. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oet. konsonanten ausgesprochen und ihm infolgedessen im Wortanlaut nach einem für alle anlautenden Doppelkonsonanten geltenden Gesetz einen Murmelvokal vorgeschlagen, der allerdings in der Schrift nur ziemlich selten zum Ausdruck kommt. Gerade der Anlaut des schon oben angeführten Namens Darius findet sich nach BurcnArpr, a.a.0.S8. 79f., öfters mit der hieroglyphischen Zeichengruppe geschrieben, welche die Suffixform des Infinitivs »bringen« int: — kopt. fürs bezeichnet, und diese Schreibung weist deutlich auf den vorgeschlagenen Murmel- vokal hin. Hieraus erklärt sich nun auch unser fiaosı. Allerdings würde man nach den hieroglyphischen und demotischen Vorbildern eigentlich nicht fao0s1, sondern firosı erwarten. Aber das x erklärt sich hier bei der Schreibung mit griechischen Buchstaben leicht us einer gewissen Anlehnung an die griechische Orthographie. Später, z. B. in Horsers sahidischen Evangelien, ist die ganz griechische Schreibung aorer durchgedrungen (s. die oben angeführten Belege). 112051 leitet mit seinem a schon etwas zu aorer über, unterscheidet sich aber sonst von ihm in jeder Beziehung charakteristisch. Wie .iaosı, erklärt sich auch icon — zun#n. Das griechische . z war aus einem ursprünglichen Doppelkonsonanten schon in helle A nistischer Zeit zum einfachen stimmhaften Zischlaut — franz. 2 ge worden, s. Künxer, Ausführl. Gramm. d. griech. Sprache® I ı, 8. 57£, und E. Mavser, Gramm. d. griech. Papyri aus d. Ptolemäerzeit S. 209. : Dieser stimmhafte Zischlaut muß aber dem jüngeren Ägyptischn unter gewöhnlichen Umständen ebenso gefehlt haben wie der stimm- hafte Zahnlaut, denn g wird im Koptischen, wie a, nur in Fremd- i wörtern gebraucht‘. Indessen muß das stimmlose s des Ägyptische, | wie das stimmlose Z, durch vorhergehendes n stimmhaft gewor den sein, denn die Griechen geben das in Eigennamen häufiger vor- kommende ns »gehörig zu« durch z wieder, z. B. Ns-min = Zmnic, und in dem London-Leidener Zauberpapyrus entsprechen sich nach Hess, a.a.0O. 8.133, regelrecht griechisches z und demotisches ” In HeonH — zun# ist also die ältere Orthographie noch völlig rein erhalten; der vorgeschlagene Murmelvokal erklärt sich natürlich auch hier aus dem anlautenden Doppelkonsonanten. Später vollzieht sich aber auch bei diesem Worte der Übergang zur griechischen Ortho- graphie: die Pistis Sophia und die übrigen Quellen, welche Mzomt Ey a Eee ' Doch gibt es, wie mir Serne hierzu bemerkt, eine Ausnahme: anzube ‚Se ist trotz Pryrons Verdikt »Vox certe peregrina« echt ägyptisch (irgendwie mit a0 »Lehre«, cho »lernen«, cabe »klug« usw. zusammenhängend). Charakteristischerweise : erscheint hier aber » gerade hinter m statt eines ägyptischen s, das die demo = Sehreibung zeigt, vgl. Grirereu, Catalogue of the demotie papyri in the John Rylane “ Library Manchester, III, S. 337. A. Raıurrs: Griechische Wörter im Koptischen. 1045 o.ä. bieten, ersetzen ce durch das griechische T behalten aber noch das vorgeschlagene ü bei; in Lev. 8, hat Crascas Handschrift das rein griechische wur, und dies ist auch in Lev. 8,, durch Korrektur aus ursprünglichem nzwsn hergestellt, s. Crasca z. St.‘ Zum Schluß sei nur noch kurz darauf hingewiesen, daß ganz analoge Erscheinungen, wie bei den Dentalen und Zischlauten, auch bei den Velaren zu beobachten sind. In hieroglyphischen Transkrip- tionen wie Mkt = ıın, Mktr — >70 (oben S. 1042, Anm. 3) wird aus- ländisches g durch A wiedergegeben. In dem London-Leidener Zauber- papyrus entspricht nach Hess, a. a. OÖ. S. 127, einem griechischen r entweder demotisches g, d. h. der Buchstabe, der in alter Zeit ein 9 bedeutet hatte, aber längst stimmlos geworden war, oder demo- tisches k, oder besonders häufig die Kombination ng, in welcher das an sich stimmlose demotische g durch das vorangehende rn stimmhaft geworden ist. Das Koptische kennt in einheimischen Wörtern in der Regel nur x, nicht w, doch findet sich « an Stelle des x charak- teristischerweise in einigen, z. T. sehr häufigen Wörtern, in welchen ihm ein ı vorangeht und es von diesem nur durch einen Murmelvokal geschieden ist, z. B. in and@-, der verkürzten Form von anor »ich«, und in der Form wü@- des Konjunktivs (»und du bist«) und des ne- gierten Praes. I (»du bist nicht«), der ein mit vollem Vokal und da- her auch mit & geschriebenes er- als Imperfekt (»du warst«) und Possessivpronomen (»deine«) gegenübersteht (vgl. ferner Stern, Kopt. Gramm. $ 21)’. In griechischen Wörtern ist die nach Analogie von HA0S1 und ficwum zu erwartende Schreibung nr oder nu für r bisher noch nicht nachweisbar, nur ein ww für « kommt vor in dem sonder- baren entopıneoc — eic Körinson Act. 18,, das doch nur aus der koptischen Präposition e und dem Namen »Korinth« zusammengesetzt sein kann. Aber der Einfluß eines n auf ein folgendes x zeigt sich in bemerkenswerter Weise in den Schreibfehlern unsers Papyrusbuches: während sich gewöhnlich die Schreibfehler r statt « (Deut. 55, 75.5: 12, KAyYITON, 34, backa — Pacrä, Act. 5,, ATtoRpatbH) und « statt ® (Act. 8,, kamaauım — Kanaach, 9,,,, TOprac = Aorric) ungefähr die Wage halten, kommt hinter m nicht x statt w, sondern nur u statt R vor: Act. IO,, AHATUAIOC, 23,829 enua At — ErKanein, 24, NUATHUOPI = KATHrOPEIN mit der vorgesetzten koptischen Partikel i. ! Auch in der sechsten der von O. v. Lemu angeführten Belegstellen steht neben anzwne die Variante ZWsıH. ® Nach Serurs Beobachtung scheint « nur für altägypt. %, aber nicht für alt- ägypt. %& zu stehen. Für moynk »bilden« kann auch moynt geschrieben werden, aber MOYNR »vollenden« — ägypt. mnk und cwnık »saugen« = ägypt. snk behalten stets ihr x. 1046 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 14. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oct. Nachträglich macht mich Srrue noch darauf aufmerksam, den Acta ne deren Ai ein ee Gemisch Be: Nr. ı er v. « Scumpr u 1904), S.19. fine entzpriiii a ilaos1, in fiuap haben wir das gesuchte velare Analogon. 1047 SITZUNGSBERICHTE 1912. DER XLVI. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ı 7 I+ 7 U r%) 7 {I e 14. November. Sitzung der Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. PLanck. l. Hr. Srruve las über »Die Bahnen der Uranustrabanten Oberon und Titania«. (Abh.) Die Neubestimmung der Bahnelemente von Oberon und Titania hatte den doppelten Zweck: sichere Grundlagen für Anschlussmessungen der inneren Trabanten zu gewinnen und die Planetenmasse genauer abzuleiten. Ausser den neueren Beobachtungen an den grossen Refractoren in America sind auch die wichtigsten älteren Beobachtungs- reihen discutirt und in den Endresultaten berücksichtigt. 2. Hr. Hrıımanv machte eine Mittheilung über die Entstehung von Eisregen. Zu den schon bekannten beiden Formen von Eisregen, nämlich Eiskörnerregen und Glatteis, wird eine dritte, Eissplitterregen, hinzugefügt und seine Entstehung nach dem am 8. November d. J. in Berlin vorgekommenen Fall erläutert. 3. Hr. Srruve legte eine Arbeit des Hrn. Prof. Dr. H. Sauter in Berlin vor: »Die Masse des Saturnstrabanten Titan.« Durch Entwicklung des Cubus der reeiproken Entfernung Hyperion-Titan in eine nach den Vielfachen der mittleren Elongation beider Körper und des Arguments der Libration fortschreitende trigonometrische Reihe lässt sich die Perisaturnbewegung der Bahn von Hyperion darstellen. Der säculare Theil dieser Bewegung führt zu einer wesentlichen Vergrösserung der bei früheren Untersuchungen gefundenen Masse von Titan. 1048 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. November 1912, Über die Entstehung von Eisregen. Von G. HELLMANnN. Er den am wenigsten untersuchten Formen fester atmosphärischer Niederschläge gehört der Eisregen, der bei uns selten vorkommt und in vielen Ländern, wo meteorologische Forschung betrieben wird, ganz unbekannt ist. Die Literatur verzeichnet zwei verschiedene Arten von Eisregen, nämlich Eiskörnerregen und Glatteis. Die in den Übergangsjahreszeiten und im Winter mittlerer und höherer Breiten bisweilen fallenden Eiskörner sind nichts anderes als gefrorene Regentropfen, die sich als flüssige Tropfen in einer oberen warmen Schicht bilden und beim Fallen durch eine dem Erdboden auflagernde sehr kalte Luftschicht zu Eis erstarren. Es sind glas harte, durchsichtige Eiskügelchen von etwa 3 bis 4 mm Durchmesser, die ein aufmerksamer Beobachter mit Hagelkörnern oder gar Graupel- körnern nicht verwechseln kann. Trotzdem scheint das oft zu g& schehen, denn der Eiskörnerregen ist in Norddeutschland durehaus nicht so selten, wie es nach der einschlägigen Literatur den Anschein hat. Das Preußische Meteorologische Institut hatte früher in Dirschau (Westpreußen) einen Beobachter, der, auf die Erscheinung erst ein mal aufmerksam geworden, sie genau beachtete und jedes Jahr von mehreren solehen Fällen zu berichten wußte. En Die als Glatteis bezeichnete andere Form von Eisregen besteht & darin, daß überkaltete Regentropfen bei der Berührung mit dem a boden und mit Gegenständen sofort zu (glattem) Eis erstarren. Ken: 2 andere Art von Glatteis bildet sich dann, wenn nach einer intensiven r Kälteperiode ein warmer Luftstrom einsetzt und gewöhnlicher Regen & auf die noch erkalteten Gegenstände fällt.] ; 2 Nun haben wir am Morgen des 8. November d.J. in Berlin inet Eisregen gehabt, der ganz anderer Natur als die beiden oben 8” a kennzeichneten war und der auch eine verschiedene Entstehung® © ursache gehabt haben muß. = Herrmann: Über die Entstehung von Eisregen. 1049 Am genannten Tage fing es morgens gegen 7 Uhr bei etwa — 2° Lufttemperatur an zu schneien, erst schwach, dann stark und von 8 bis 84 Uhr in großen Flocken, die allmählich seltener wurden und gegen 8$ Uhr von einem Eisregen abgelöst wurden, der etwa eine halbe Stunde dauerte und dann in feinen Sprühregen überging. Die kleinen flachen Eisstückchen waren sehr unregelmäßig ge- formt, meist spitzig und eckig, so daß sie als Eissplitter angesprochen und mit Eiskörnern unmöglich verwechselt werden konnten. Die Härte und Durchsichtigkeit hatten sie aber mit diesen gemein. Sie waren relativ dünn gesät, denn auf einen Quadratdezimeter, den ich mit den Augen gut kontrollieren konnte, fielen gleichzeitig nur 4 bis 6 Stück. Ihre Entstehung erklärte ich mir folgendermaßen: die in einer höheren kalten Luftschicht gebildeten Schneeflocken sind beim Herab- fallen in eine sich einschiebende warme Schicht geraten, dabei ge- schmolzen, bald aber wieder in einer darunter befindlichen und bis zum Erdboden reichenden kalten Schicht in Eis verwandelt worden. Zu einer eigentlichen Tropfenbildung des Wassers aus den geschmolzenen Schneeflocken kann es wohl nicht gekommen sein, denn sonst hätten Eiskörner fallen müssen. Es wäre auch denkbar, daß eine starke Luft- bewegung in dieser Schicht die sich bildenden Tropfen zerteilt hätte. Zur Prüfung dieser Annahmen bedarf es Beobachtungen aus höheren Luftschichten, die aber für Berlin selbst nicht vorlagen. In- dessen können die 60 km südöstlich davon am Aeronautischen Obser- vatorium in Lindenberg beim Drachenaufstieg am 8. November von 84 bis 10% Uhr morgens gemachten Ablesungen einen guten Anhalts- punkt gewähren, wenn wir dabei folgendes berücksichtigen: während am 7. November morgens noch bis in große Höhen ein kalter Nordost- strom mit ziemlich regelmäßiger Temperaturabnahme geherrscht hatte, gingen bald darauf unter dem Einfluß einer flachen barometrischen Depression, die von der Nordsee nach der südlichen Ostsee wanderte, die Winde nach Südwesten bzw. Westen um, und es trat gleichzeitig eine ganz unregelmäßige thermische Schiehtung der Atmosphöre ein, wie nachstehende Tabelle zeigt. Lindenberg (122 m), 8. Noy. 1912, 84— 103% Höhe Relative 18 Wind- in m esssrgr Sees Feuchtigkeit SERIE geschwindigkeit 2000 —224 100 Proz. SW a, 1500 —0.3 100 SW os 1000 öt 100 sw 9—10 500 —LI 54 sw ” —3.2 91 S 5 = Im Aufstieg Inversion von —3%6 auf —o?°6 zwischen 230 und 540 m und Inversion von #3 auf o°ı zwischen 950 und 1000 m. Sitzungsberichte 1912, 89 1050 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. November 1912. Es hatte sich in der Tat in rund 1000 m Höhe eine warme und feuchte Schicht zwischen darunter und darüber gelegene kalte Schichten eingeschoben. Da aber Berlin westlich von Lindenberg liegt, darf mit großer Wahrscheinlichkeit angenommen werden, daß diese warme Schicht am Morgen des 8. November schon in größerer Mäch- tigkeit über Berlin als über Lindenberg lag, denn bereits gegen Mittag reichte sie in Berlin bis zum Erdboden herab und brachte Regen. Diese Befunde sind also meiner obigen Hypothese günstig. H. Sımter: Die Masse des Saturnstrabanten Titan. 1051 Die Masse des Saturnstrabanten Titan. Von Prof. Dr. H. Sauter, Oberlehrer an der Friedrichs-Werderschen Oberrealschule in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Srruve.) Die Störungen, welche der siebente Saturnstrabant Hyperion durch den größten Trabanten Titan erfährt, scheinen besonders geeignet, die Masse dieses Körpers zu bestimmen. In der Tat hat bereits S. Newcoms!, nachdem A. Harz die starke rückläufige Bewegung des Perisaturns er- kannt hatte, hieraus sowie aus dem Umstand, daß die Größe V=yu—3z3l’—ı, wo II das Perisaturn, / und /’ die mittleren Längen von Hyperion bzw. Titan bedeuten, um den Wert 180° libriert, gefolgert, daß die frag- liche Konstante etwa gooomal in der Masse des Hauptkörpers Saturn enthalten sei. Die Ableitung, bei der sich der berühmte Astronom auf das von der ersten Potenz der Exzentrizität abhängende Glied be- schränkte, zeigt indessen, wie stark man von dem wirklichen Werte abweichen muß, wenn man für die Störungen des Hyperion nicht von vornherein die Entwicklungen soweit wie möglich treibt und von den später aufıempirischem Wege von Hrn. H. Strruve ermittelten Störungen möglichst viele in die intermediäre Bahn hineinbezieht. ‚Bei einer andern auf dem Wege der mechanischen Quadratur ver- suchten Bestimmung fand Nrwcong sogar m: == 12800, doch ist dieses Resultat, worauf Hırr? aufmerksam gemacht hat, da- durch entstellt, daß der Divisor 3 übersehen wurde. Der aus New- comes Rechnung folgende verbesserte Wert wäre hiernach: 11 222 4367, Hırr selbst schlug zur Bestimmung der fraglichen Konstanten einen andern, sehr eleganten Weg ein. Er ermittelte nämlich die speziellen rn ‘.On the motion of Hyperion. Astron. Pap. II 1884. ®” Astron. Journal 176. 1052 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. November 1912. Störungen der polaren Koordinaten des Hyperion unter vereinfachten Voraussetzungen während eines synodischen Umlaufs des störenden und des gestörten Körpers und bestimmte die Masse unter der Be- dingung, daß eine periodische Bahn resultiert. Hırıs Wert galt zusammen mit der gleichzeitigen Bestimmung des Hrn. H. Struve aus den Säkularstörungen der Bahnebene des achten Saturnssatelliten Japetus' als der gesichertste, und wurde vom Verfasser mit m == 4700 der vorliegenden Arbeit zugrunde gelegt. Indessen geht die Bestimmung von Hırı, dem auch die großen Librationsglieder noch nicht bekannt waren, von dem Werte o.ı für die Exzentrizität aus, den er für einen synodischen Umlauf beibehält. Setzt man indessen in roher Annäherung die Masse dem Kubus des Minimalabstandes des störenden und des ge- störten Körpers proportional, so ergibt sich m" dm = 38,'dA,, wo A, den Minimalabstand bedeutet. Dieser aber ist A =ulI+ed)—1ı, wenn wir — wie im folgenden —- den Abstand des Titan vom Haupt- körper als Einheit nehmen. Bei Änderung von e um de erhält man di FREIEN: dc i aıe)—ı d.h. für den vorliegenden Fall dm = ıım.de. Der mittlere Wert von e aber wird von Hrn. Srruve auf 0.1043, von Hrn. PrAser? auf 0.1045 angegeben, so daß hieraus allein eine Vergrößerung der Masse um 5 Prozent resultiert. In sehr guter Übereinstimmung mit dem Hıurschen Resultate, obwohl gänzlich unabhängig von ihm abgeleitet, steht der yon Hm. H. Srruve gefundene Wert | m’ =.4678. In Anbetracht der Unsicherheit der bei dessen Ableitung benutzten älteren Beobachtungen von Japetus schätzte Hr. Srruve den mö chen Fehler desselben auf # 350. ae Auch die Störungen des Hyperion hat Hr. H. Srruve später . eine Bestimmung der Titansmasse herangezogen, indem er die Störung® ' Suppl. I aux observ. de Poulkova. St-Petersbourg 1888. ?” Prager, Untersuchungen über die Bahn des Hyperion. Berlin 1909- 1891 R ° Sur la libration de Hyperion (M£l. math. et astr. T. VI) St-Petersbourg 17° H. Sımter: Die Masse des Saturnstrabanten Titan. 1053 funktion bis zur vierten Potenz der Exzentrizität des gestörten Körpers entwickelt. Von dem aus der Perisaturnbewegung folgenden Resultate meld bemerkt er freilich selbst, daß es nur eine rohe Näherung sein könne, da die höheren Glieder der Störungsfunktion nicht direkt gerechnet, sondern bloß extrapoliert worden waren. Endlich sei noch ein Versuch von Tısseraun'! erwähnt. Indem er die Exzentrizität der Bahn des Hyperion allein als eine Störung durch Titan auffaßt, folgert er eine Masse, die von der Größenordnung der ersten Newcomsschen ist. Er bemerkt selbst dazu, daß die erhebliche Abweichung von der Wahrheit auf die Vernachlässigung höherer Glie- der zurückzuführen ist. Will man aus allgemeinen Störungen des Hyperion Schlüsse ziehen, so muß man sich der nicht geringen Schwierigkeiten bewußt werden, die sich einem solehen Unternehmen entgegenstellen. Eine analytische Entwicklung der Störungsfunktion ohne sofortige Ver- wendung der Hauptstörungsglieder ist notwendig divergent?, falls man nicht eine der Bahnen als Kreisbahn annehmen darf. Jede Entwicklung, die nicht sofort die größten Störungen, d.h. die säku- lare Perisaturnbewegung und die Libration in Länge mitnimmt, er- weist sich auch sonst als wertlos. Durch die Libration wird ja die Länge des Hyperion so kräftig verschoben wie durch eine Exzen- trizität von 0.08. Ein analytisches Verfahren, diese starke Störung Später einzubeziehen, gibt es aber nicht wegen ihrer Größenordnung, Ebensowenig wie ein analytisches Verfahren führt aber ein Inter- polationsverfahren zum Ziel, bei dem man etwa die Hyperionsbahn nach der mittleren Anomalie in eine Anzahl gleicher Teile teilen und an den Teilpunkten A in eine nach Vielfachen eines auch von Titan abhängigen Winkels entwickeln würde. Denn da die von Störungen befreite mittlere Anomalie des Hyperion wegen der Kommensurabilität der mittleren Bewegungen sich so ausdrückt: M = 181°09-+ 34, woA=l—1 die mittlere Elongation des störenden vom gestörten Körper bedeutet, so folgt, daß jede bestimmte mittlere Elongation nur einem bestimmten M, jedes bestimmte M aber nur drei be stimmten Elongationen 1=B,R+ ONE 3 " Mee. eel. T. IV. 1896. ® K. F. Sunpmas, Über die Störungen der kleinen Planeten 1054 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. November 1912, entspricht. Es wäre vielmehr A lediglich eine Funktion von A und den Elementen des gestörten Körpers, wenn die Titansbahn nicht exzentrisch und gegen die Bahn des Hyperion geneigt wäre, und wenn die großen Ungleichungen in der Bewegung des Hyperion fehlten. Man überzeugt sich leicht, daß die gegenseitige Neigung der Bahnen auf A” nur einen sehr geringen Einfluß hat, den man gegenüber unserer keineswegs ganz genauen Kenntnis der mittleren Elemente des Hyperion vernachlässigen darf. Dagegen muß man sowohl die großen Librationen der Länge, der Halbachse der Bahn und der Exzentrizität von vornherein in die Entwicklung einbeziehen. Will man ferner die Titansbahn als Kreis ansehen, so kommt man auf das folgende schwerwiegende Bedenken. Für die Entwicklung der negativen ungeraden Potenzen von A sind die größten Annäherungen von Titan und Hyperion maßgebend. Diese entsprechen kleinen Werten der Elongation A und können nur im Aposaturnium des Hyperion, für Titan aber in allen möglichen Bahnteilen stattfinden. Fällt die größte Annäherung in ein Aposaturn des Titan, so ist damit eine kräftigere Annäherung, ein Anwachsen von A” verbunden. Geschähe diese Konjunktion zu einem Zeit- punkt, in dem die Exzentrizität der Hyperionsbahn stark herabge- drückt ist, so wäre die Annäherung geradezu kritisch. Man dürfte also weder die Größe e’ noch die letzterwähnten Störungen vernach- lässigen. Doch liegt die Möglichkeit vor, daß beide Umstände ein- ander entgegenwirken. Diese Frage beantwortet freilich schon der Anblick der Gleichung e = £&,+ 0.0230 cos (T — II), da man hieraus sieht, daß die beiden Perizentren eine Elongation von etwa 180° haben müssen, damit e klein sei, die beiden erschwerenden Umstände also nicht zusammentreffen können. Um aber genaueres über die Änderungen der Minimaldistanz durch die Abweichung der Titansbahn von der Kreisform und durch die großen Gleichungen der Exzentrizität des Hyperion und seines Perisaturns zu erfahren, entwickelte ich A? nach Potenzen von e’ und erhielt “=1+r—2res(f+N—T—M') en + (zr eos (f+ 7) — 2 00 M’—rcos(f +11 — 2) a a et — +c0s 2M’—&reos(f+N1—II — 3 ) Man kann hier die vom Radius r und der wahren Anomalie e a gestörten Körpers abhängenden Glieder nach Kosinusfunktionen der YIT H. Sımter: Die Masse des Saturnstrabanten Titan. 1055 fachen des Winkels M und nach Potenzen von e entwickeln, hat aber zu bedenken, daß M wegen der Variationen, die das Perisaturn er- fährt, nicht der Zeit direkt proportional ist, sondern sich so ausdrückt: M = 181°09+33—NI-+-II, wo II den säkularen Teil von II in dem Ausdruck NT=TM,+b,t+b,sinB+b,sin aB bedeutet. Die Werte von II, und b, entnahm ich dem Astronomi- schen Jahrbuch, diejenigen von b, und 5, der Arbeit des Hrn. PrAGER, B ist nichts anderes als der säkulare Teil von 1,—IH. Endlich er- laubte ich mir, wie im folgenden, statt des Summanden 181909 ein- fach 180° zu schreiben, und zwar nicht bloß, weil die Entwicklung von A’ damit auf die Hälfte der Arbeit reduziert wird, sondern weil der Unterschied gegen 180° nicht sicher genug bestimmt erscheint, und wenn er Realität hat, nur den speziellen Wert einer periodischen Funktion vorstellen kann. Ferner sind auch die Potenzen von e, dessen Ausdruck e=e+e,cos B-+e, cos 2B ich Hrn. PrasEr entlehnte, nach Vielfachen des Winkels B zu ent- wickeln. Für die Entwicklung der trigonometrischen Funktionen der Vielfachen von M bedarf man der Bzsserschen Funktionen der Größen 5, und 5, und ihrer Vielfachen oder vielmehr ihrer in geeigneter Weise zu ordnenden Produkte. Durch Multiplikation mit diesen und mit Benutzung der ebenfalls in der Kommensurabilität enthaltenen Relation M' = 180°+4r1—B erhält man endlich A? in der Form a = N Ceos(iA+KkB)+e' D,C' cos (iA+kB)+e” IC” eos(iA+ kB). i,k i,k i,k Setzt man nur die Glieder an, in denen k=o ist, so sieht man von den langperiodischen Störungen des Perisaturns und der Exzen- rizität des Hyperion ab, setzt man aber e=o, so sieht man die Titansbahn als Kreisbahn an. Sammelt man anderseits die mit e’ und €” proportionalen sowie die von B abhängenden Glieder und setzt in ihnen A=o, so erhält man das Resultat: Hey ar =.)+ 0.0004 + 0.0002 cos B— 0.0001 cos 2B— 0.0004 cos 3B, wo A die ohne Rücksicht auf e’ und B entwickelte Entfernung bedeute. 720A”° = 4.2948.47 +4(2548.18 cosA+ 2061.62 c08s 2A+1715.15 008 3A 1056 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. November 1913. Hier ist das Glied 3e’’, das ja leicht berücksichtigt wird, nieht mit eingestellt. Dieses Ergebnis zeigt, daß die langperiodischen Störun- gen von e und II dahin wirken, den Einfluß von e’ auf die gegen- seitige Entfernung der beiden Körper in den Konjunktionen aufzu- heben. Das Resultat ist um so überraschender, als z. B. im Ko- effizienten von cosB Summanden von der Größe 0.0884 steeken und die mittleren Fehler von 5, bzw. b, 34 Einheiten der 4. Bruchstelle bewirken könnten. Wir haben demnach in den langperiodischen Störungen von e und II eine die Bewegung des Hyperion derart regu- lierende Erscheinung, daß seine minimale Distanz von Titan von einem zum andern synodischen Umlauf ungeändert bleibt. Dieselbe beträgt 0.33 und ist also größer als die Minimaldistanz des Encxeschen Ko- meten (0.20) und des Planeten Eros (0.15) von der Erde, gemessen in der entsprechenden Einheit. Hiernach ist man aber berechtigt, bei der Entwicklung von A” in erster, jedenfalls sehr guter Näherung die Titansbahn als kreis- förmig anzusehen und zugleich die langperiodischen Störungen von £ und II beiseite zu lassen. Endlich wären noch die synodischen, d.h. die in der Zeit von 3 Umläufen des Hyperion und 4 Umläufen des Titan sieh vollziehen- den periodischen Störungen zu berücksichtigen. Hırı hat sie unter genäherten Annahmen berechnet. Sie sind unbeträchtlich, aber sie sind eingestellt worden. Die Entwicklung von A”? bewerkstelligte ich in der Weise, daß ich für die Elongationen A von 0° bis 24° in Intervallen von je ® A* berechnete, von 24° bis 60° in solehen von je 6°, von da aber bis A = 180° in Intervallen von 12°. Bis 60° mußte die Periode der mit- zunehmenden Libration in je ı2 Teile zerlegt werden, von da ab g& nügten je 6 Teile. Die Werte von A”? wurden sodann von 1°5 ZU ı?5 interpoliert, und aus den Teilentwicklungen resultierte schließlich folgende Darstellung von 720 A”°, wo A das Argument der Libration (200°5 + 0956206t,) bedeutet. cos 7A +1535.14C084A+1349.2 c085A+1137.8 c0os6% + 935-1 | + 766.1 c0s8A + 626 c08s9A-+550 cos 10A+482cosı1At4l | +cos A (3.87.58 + 86.73 c08%-+ 82.80 cos 2% + 74.78 cos 32 + RE + 59.3 608 5A + 49.5 0086%-+ 43.8 cos 7A+ 40.008 8A + 35 60° + 28 C08IOA-+ 24 C081IA+19C08 124) 3% | - # ” A ‚+sin A (207.40sinA-+ 317.86 sin 2A + 346.00 sin ars i + 361.0sin5A-+ 381.1sin6A-+ 365.8 sin 7A+359 sin 82 + + 303 sin IOA+ 274sin1IA+ 245 sin12A) yore a a H. Sımrer: Die Masse des Saturnstrabanten Titan. 1057 +cos2 A (—$-61.91— 50.23 608% — 24.95 608 2X — 0.62 cos 3A+ 16.05 08 4A + 32.6 608 5A+ 40.9 C086% + 51.4. 008 7A+ 62 605 8A + 66 005 9A + 64.008 10A+74C08SI1A+79c0812A) +sin 2A (5.14 sinA-+ 10.33 sin 2A+ 14.78 sin 3A+ 17.57 sin 4A-+ 18.9 sin 5A +19.8sin 6A+19.2sin7A+19sin8A+ 17 singA-+17 sin oA +16sinIIA+15sin12A) + 008 3A (— + 2.21 — 2.02 c0SA— 1.52 608 2A— 0.68 608 3A + 0.47 008 4A + 1.2 608 5A+2.3 0086A+ 2.6 00S7A+4008S8A-+4C0S9A-+4c0s 10A +4C0S11A+4c0s12A) + sin 3 A (— 4.63 sin A— 6.82 sin 22 — 6.41 sin 3 — 4.68 sin 4A— 2.7 sin 5A — 1.8sin 6% + 0.6sin 7A+2sin8A+5singA+7sinIoA-+9sinL1IA + Iısin12A) Die Koeffizienten sind mit der für das Spätere nötigen Genauig- keit direkt gerechnet, nur diejenigen von cos ııA und sin 11A, die kaum weiter gebraucht werden, habe ich aus den anderen interpoliert. Die Konvergenz ist ja schwach, aber da ich mich überzeugte, daß die Cos 120% wie die Sin 119A verschwindende Koeffizienten haben, so ist an ihrem Bestehen nicht zu zweifeln. Da wir e'=o setzen konnten, so besteht ja auch hier nicht die erwähnte Divergenzbedin- gung des Hrn. Sunpman a(i+2e+e®+..)>a(ı—2e,+#...), so daß auch die Entwicklung der Störungsfunktion, die Hr. H. Srruve analytisch zu führen angefangen hat’, durchaus konvergent sein kann’, freilich aber, solange die Libration nicht mit hineinbezogen wird, für die Erfassung der Störungen sich als ungeeignet erweist. Unter den Störungen des Hyperion ist keine geeigneter, einen Schluß auf die Masse des störenden Körpers zu gestatten, als die große Perisaturnbewegung. Man kennt dieselbe am längsten, sie ist mit der größten Sicherheit (auf fünf gültige Ziffern) bestimmt, die Integration erfolgt hier nicht durch einen kleinen Divisor. Will man den Differentialquotienten ma’ AT cotg & (rest cos (f + u Fr sin / sin (f—f' +) herstellen, so muß man hier den Faktor von A”? nach Funktionen der Vielfachen des Winkels A entwiekeln. Dabei darf man sich aber nicht die Vernachlässigungen gestatten, die der Verfasser im vorher- ei U " Publ. de Poulk-, Serie I, Vol. XI, St-Pötersbourg 1898, S. 267. ? Dies sei gegen Hrn. Innes, Monthly Notices of R. A.S. Juni 1909, erwähnt. Sitzungsberichte 1912. 90 1058 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 14. November 1912, gehenden für die Entwieklung von A”? als statthaft erwiesen hat. Man muß vielmehr die Größe e und ihre Potenzen nach trigonome- | trischen Funktionen der Vielfachen der Winkel B und A, d.h. des säkularen Teiles von H,—I und des Arguments der Libration ent- wickeln; dasselbe muß vorher mit den Funktionen der Vielfachen des Winkels M geschehen, wobei die oben erwähnten Produkte der Besserschen Funktionen von 5, und Öb, benutzt werden. Man darf end- lich nicht vergessen, daß das von den Perisaturnstörungen befreite M noch die Libration enthält; bezeichne ich dieses mit M, so ist M = 180° + 3% -+9°16sin A zu setzen, und es bedarf noch der Multiplikation mit den Besserschen Funktionen der Vielfachen von 9°16, ehe man die so erhaltene Reihe mit derjenigen für A” multiplizieren darf. Unter den Teilprodukten bedarf man nur derjenigen, die konstant oder doch von A unabhängig sind; die ersteren geben die säkularen, die letzteren, von A und B abhängig, die langperiedischen Glieder. Die Integrationsfaktoren sind für das Glied mit sin A 30.10, für das mit sin. B behaftete 322.8. Die mit der Masse ı : 4700 resultierende säkulare Variation des - Perisaturns beträgt nun — ı6°6041. Diese ist mit der aus den Be obachtungen folgenden Zahl — ı8°663t nicht unmittelbar zu ver- gleichen, da in dieser Zahl ja auch die säkularen Variationen durch die Sonne, durch die Abplattung des Hauptplaneten und dureh die übrigen Satelliten stecken. Diese betragen in der angegebenen Reihen- folge jährlich +0°011, +0°234, +0°009. Dabei sind die Werte der Abplattung und der Satellitenmassen nach Hrn. H. Srauve' ein gestellt worden. Die von Titan allein hervorgebrachte jährliche bene a saturnbewegung beträgt demnach — ı8°917, und damit ergibt sich das Reziproke der Titansmasse zu 4125, d. h. der angenommene Massenwert erscheint um 13.9 Prozent ve größert. Reduziert man die periodischen Variationen des Perisatura$ . auf diese Zahl, so erhält man unter Beibehaltung aller Glieder, die größer als 0°01 sind, | RER 1 = I, — 18°?663 1— 0958 sin A— 0°04 sin 2A — 0°02 sin 3A + 14°39 sin B— 2°03 sin 2B + 0°29 sin 3B — 0°03 sin 4B 2 f + 0°35 sin (A+ B)— 0°1 3 sin (A — B) — 0207 sin (A-+ zB) + 0:04 8! ' Publ. de Ponlkova, Serie IL, Vol. X1, 8.233 u. 8. 28, nur. die Masse ee petus entnahın ich dem Suppl. I aus Obs. de Poulk. S. rıo. - H. Sımrer: Die Masse des Saturnstrabanten Titan. 1059 Es erhebt sich die Frage, welchem Mässenwerte die übrigen großen Störungen günstig sind. Dieselben direkt für eine Neubestimmung der Masse zu verwenden, erscheint, weil dieselben nicht mit der hohen Genauigkeit wie die Perisaturnbewegung bestimmt sind, nicht an- gebracht. Bereehnet man aber die große Libration in Länge nach | = ee 3mu'A”? (r'sin(f+ 1 — f—IT)seep-+tang$ (rsin f—r'sin (I — m —f))). indem man die Entwicklungen des Faktors von A und die Multi- plikation mit dieser Größe so- vornimmt, wie dies für die Perisaturn- bewegung geschehen ist, so ergibt sich der Librationskoeffizient mit der neuen Masse zu 8°684. Wollte man auf den Vergleich dieser Zahl mit dem Werte 9°ı6 des Hrn. H. Srruve eine neue Massenbe- stimmung gründen, so ergäbe sich ihr Reziprokes zu 3910; doch er- heben sich hiergegen Bedenken. Noch weniger angebracht erscheint es, sich hierzu der übrigen Störungskoeffizienten zu bedienen, weil dieselben mit erheblichen mittleren Fehlern behaftet sind. Theoretische Bedenken gegen das angewandte Verfahren, das Resultate von derselben Genauigkeit liefern muß, wie die empirische Bestimmung der Elemente und der Hauptstörungskoeffizienten, lassen sich nicht erheben. Das angewandte Integrationsverfahren ist korrekt, da die Störungen als innerhalb der erreichten Genauigkeit bekannte 5 Funktionen der Zeit angesehen werden und daher die rechten Seiten der Differentialgleichungen als ebensolche anzusehen sind. Die Notwendigkeit der Vergrößerung der Titansmasse habe ich Hrn. H. Srauvr im Dezember 1911 mitgeteilt; inzwischen habe ich aus den Wash. Publ. Vol. VI ıgıı ersehen, daß Hr. W. EıcueLgereer aus der Berechnung spezieller Störungen für einige Monate der Jahre 1884 und 1885 und ihrem Vergleich mit den Washingtoner Beobachtungen, indem er Korrektionen der Elemente und der Titansmasse als Un- bekannte einführt, für letztere den Wert m 272 E58 i fand. Wieweit die speziellen Störungen sich nach Korrektion der Elemente ändern würden, geht aus der Publikation nicht hervor. N: A e Ausgegeben am 21. November. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. BZ due Tr 2: ul ATS 10 En ee ne 1 BE ER te ee te tan 25" Be ar ® ze w SR weise oder auch in weiterer Ausführung, in deutseher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Sollte eine dem zuwiderlaufende Veröffent- lichung dem redigirenden Secretar vor der Ausgabe in n akademischen Schriften zur Kenntniss za en, so dis fernen n enn der Verfasser einer aufgenommenen wissen- chen Mittheilung dieselbe anderweitig früher zu veröffentlichen beabsichtigt, als ihm diess nach den gel- den F sregeln zusteht, so bedarf er dazu der Ein- willigung der Gesammt-Akademie. 2 ssreden anderweitig zu veröffentlichen ist erfassern unbeschränkt gestattet. Aus $ 21. Die Sitzungsberichte regen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus $ 22. Jeden ee eröffnet eine een über die get lungen und über die zur Vers fien ine geeigneten ge- ee Angelegenhe ‚Hinter den Titeln de Euesenschaf _ Mittheilu ungen een in ee Übersicht e Inhaltsa a derselben, Be un Pr che sie ver- nhaltsangaben RER en sieh in f5—6 Druckzeilen beschränken, keinesfalls m hreiten. tin Sprhrifi Wa RE Er 0 u nn - Mittheil ilungen werden mit vorgesetztem Stern bezeichnet, bei ‚den für die e Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.)« Wesiichuniieie Mittheilungen fremder Verfasser werden in dem Bericht über r diejenige Sitzung aufgeführt, in welcher deren — in die akadı lemischen Sehriften endgültig beschlosse Aus 5 27. va enge einer in akademischen Sitzung am Donne ur Auf) ren in die Ines era zu- gelassenen M he, welche am nächsten Donnerstag der a ‚gedruckt erscheinen soll, muss der Dee nach in tzu ng selber, spätestens bis ‚Fre veitag” 10 Uhr Morgens ode x der fertig imgemell werden. Später eingereichte Manuscripte en t dem sr . vermerk zu jrinsonen n späteres nee Archivars versehen, fü Stück nee elbe kann von vorn herein mit Mittheilungen en schchen, deren Satz aus irgend weichen sen ae wierigkeiten ‚erwarten läss in $$ 3 und ntsprechen. Die Fre sdruckerei versendet sp ätestens am Montag die Correciuren an die hier rc ser, e Druck ee age a, bis Dienstag trauten wenn die wiesen Sie in einem Nach versandt; die Ve verzichten r .. ı Person behalten, so hat diese es zu zu verantwort auswärts w n Correeturen nur par Verlang: K. nt Über die Kerne des menschlichen nn En u H. Junger: Der Auszug der re Tefnut aus Nubie en, F. reifare HıLter von GAERTRINGEn und H. LATTERMANN: Ar kadische Forohuie Tu. Wıesann: Erster vorlänfiger Bericht über die von den ee Museen Be Ausgrabungen in L. Licutensteın: Beweis Fe Ba, dass jedes hinreichend kleine, im wesentlichen stetig ge- krümmte, singularitäte enfreie Flächenstück auf einen Theil einer Ebene ee und in den kleinsten ur ‚nich abgebildet werden kan A.vox Le Ci Türkische Man aus Chotscho. A a Be .VAN BERCHEM: Die a ren rschriften von Pereamon er. M. LipzgAsser: "Phönieis che und aramäische en? aus ‚Elephantine Ba Fa C. Frask: Zur Entzifferung ei age ih Inschriften ee F. re: Zr fe an Akie ı Arabisch ee A. Jounsen: Die Gesteine der Inseln S. Pietro und s. Antioco (Sardinien) Sitzungsberichte der Akademie. he ee ee Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912. a: Geschichte eines programmatischen Worts Jesu (Matth. 5, ws in a. ältesten Kirche Warsure: über den Energieumsatz bei photochemischen Sa en in . Liesisch: über die Fluorescenz der Sodalith- und Willemitgruppe im utravioletten Le 20 LAnpT: über das Sinnesorgan des Labellums der Pierostylis-Blü Rusess und G. Hertz: über den _. - Temperatur auf die Aosorpin Tangwelliger W Wärme- strahlen in einigen festen Isolato . Hetimasn: über den Charakter der a in Norddeutschland . m. die Feige ea der Lehre vom ..n Glichgewichtözctade der Massen er Erdkruste BL . Bane: Fe die Räthsel des Codex Cumanieus (hierzu Taf. I und ID. rn Roserr: zu den Epitrepontes des Mena a a K. Meyer: ein miteiiches “Gedicht je Brendan ‚den Meerfahrer . ae ee Frosesws: über Matrizen aus nicht negativen Ele ne ee FE een: über Mischgesteine von ea un Sedimenten er en, J. Margquarr: Guwaini’s Berieht über die Bekehrun rung der F.E. Scaurze: die Erhebungen auf der Lippen- und Wangenschleinhaut der "Säugethiere | L. Ru- minantia (hierzu Taf. III, IV un - von WirAmowirz-MoELLENDORFF: Neues von Kallim achos Herrtwıe: Veränderung der ioplasmatischen Beschafenheit der Samenfäden durch h physikalische und durch chemische Ein . ngriffe Wörrruıs: das Problem des Stils in de biklenden u ee Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912. Frogextus: über den Sırınssers’schen Beweis des Warıne’ _— en en. Harnack: chronolorische ne des ‚Tags von Damaskus ee, W.Ss = 7 des Kambys ee a Brasca: müssen Intrusionen norhwendig mit Aufpressung ı verbunden sen? , . BurpacH: Faust und Mos ee . Meyer: zur keltischen ende L ee or Lüpers: e epigraphische Beiträge. L a a ee een are - : Jacopt: über die Echtheit des Kautil De ae ae J. Bıpez: la tradition manuscrite du Ta de. Suidas a eo nn ! VI une H. Porr: se L (hierzu von) Art: die Editio princeps von Galenos In Hisnuerete de natura hominis (ierzn Taf Erman: zur ägyptischen Wortforschung. IL. IH. . : „Maas: zu den u reger Kirchenvätern und Sophi sten. Er = Scrortky und H. Juse: neue Sätz r Symmetralfunetionen und die Aseı 'schen Funetionen der eg Theorie. an Morr: vom Ursprung der r_provenzalischen „Schriftsprache ee = A. Ranırs: griechische Wörte m Ko Ska = ei ı, ee, En die Masse d BE 0... WEHR EEE ER E 0 - ww. u. wo. u IGLICH PREUSSISCHEN 27 BR N Sur, wa u, Aus dem Reglement für die Redaetion der akademischen Druckschriften Aus Die Akademie gibt gemäss ik 14 der Statuten zwei fortlaufende Veröffentlichungen re : »Sit; euasiiäni ze Königlich Preussischen Akademi et « nen: der Königlich ie Akad Aus $ 2 Jede zur rent in die ‚Sitmgierichte 0 are die Abhan « bestimmte Mittheilung muss aka- Mernischen Sitzung vorge legt werden, ge in n der Regel Nicht- on haben hierzu die Vermittelung eines ihrem ache ee lan end zu ben Umfang ein ER hmenden in 2 5 kai in den ieh :hten bei Mitgliedern bei Niehtmitgliedern 16 Seiten in der gewö der Sitzungsh Ab en in den Mittheilung soll 32, öhnliehen Schrift dlungen reden von je 8 ewöhnlichen Schrift der lungen nicht Übersteig dieser Grenzen ist nur mit Zustimmung der PER BEN Akademi asse statt- Cla a und . bei onen der Mittheilung ausdrü cklich zu me, ns Fo Zusimmung erforderli vo len einer Mittheilung Abbildungen im Text oder eren nie Be werden, so sind die dafür (Zei ne photo ische e Original- ichz ichzeitig mit mit dem Manuseript, jedoch en. sen der Hensellung der Vorlagen haben in ee zu tragen. es sich nicht bloss. um glatten Text hand au Mr Anweisungen und die l der t sich Verfasser seine Mittheilung als vollkommen druckreif ansieht. i e Corr ihrer ilungen besorgen die Verfas em aben diese erste Correetur an das vorlegende Mitglied einzusenden. Die Correetur soll nad ehkeit nicht über die Berichtigung von Druckfe und leichten Schreibversehen hinausgehen. Umfängliche emder bedürfen der Genehmigung des redi- ge Secretars vo r der + Einsendung a an die Druckerd, die V rfasser si den Meh kosten ee Aus $ 8. n allen in die Sitzungsberichte oder Abt aufgenommene wissenschaftlichen Mitthei Reden, Adressen oder Berichten werden für die Verfasser, von wissenschafiichen PERS wenn: are Umfang eg ee un die alsbald nach krefende ef : Stücks d er Sitzungs he PIEHM ausgegeben en werden. | für den .. hergestellt, indess nur dann, wenndie | Verfasser sich ausdrücklich damit einverstanden erklären Von ‚den Sonde härtcken & erhält ei n Verfasser, icher welcher Mi itglie ed der Akademie Verthe ilung ohne weiteres 50 Frei | exemplare; er ist indess berechtigt, zu gleichem & auf Kosten der Akademie . Arge bis zur Zahl | enden Classe. — en abe 1 me 1061 SITZUNGSBERICHTE 1912. XLVH. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 21. November. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Dies. l. Hr. Envarp Meyer trug vor: Untersuchungen über die älteste Geschichte Babyloniens und über Nebukadnezars Befestigungsanlagen. Im Anschluss an die von Scakır veröffentlichte Königsliste wird das neue Material für die Geschichte Babyloniens im dritten Jahrtausend besprochen; sodann wird, im Zusammenhang mit der Bestimmung der Lage von Opis und Ki, der Versuch gemacht, von den grossen Anlagen Nebukadnezar’s zur Vertheidigung Babylons ein anschauliches Bild zu gewinnen. 2. Vorgelegt wurden zwei neu erschienene Bände akademischer Unternehmungen: Lief. 34 des »Tierreich«, enthaltend die Amathu- siidae bearb. von H. Srıcner und Bd.8 von Kant’s gesammelten Schriften, enthaltend die Abhandlungen nach 1781, beide Berlin 1912; ferner von Hrn. Brunser das Quellenheft zu dem von der Akademie aus Mitteln der Wextzer-Stiftung begonnenen Deutschen Rechtswörterbuch. Weimar 191.2. Sitzungsberichte 1912. 91 1062 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. Untersuchungen über die älteste Geschichte Babyloniens und über Nebukadnezars Befesti- gungsanlagen. Von EpvArRD MEYER. Die babylonische Überlieferung und die Chronologie. | Wie in Ägypten, hat auch in Babylonien die geschichtliche Über- lieferung weit über die ältesten erhaltenen Denkmäler hinaufgeragt, bis sie sich in den Sagengestalten der Urgeschichte verlor, die unmittel- bar auf die Entstehung der Welt und die Götterkämpfe folgten. Be rossos hat vor seiner zweiten Königsdynastie, die der ersten Dynastie von Babel in den keilschriftlichen Listen entspricht, eine erste Dynastie von 86 Königen nach der Flut mit 34090 Jahren aufgeführt, von der uns nur die beiden ersten Namen, Euechios mit 2400 Jahren und Chomasbelos mit 2700 Jahren, erhalten sind. Die keilschriftlichen Listen haben wahrscheinlich noch viel mehr Namen enthalten; so be rechnet HırreecHt, daß in der von ihm publizierten Königsliste vor den Dynastien des Reichs von Sumer und Akkad (von Ur und Isin) noch etwa 135 Namen gestanden haben!. Aber erhalten war uns bis vor kurzem von diesen Listen nichts, was über die zu Ende des dritten Jahrtausends aufgekommenen Dynastien von Babel hinaufreichte, ab- gesehen von großen Überresten eines nicht chronologisch geordneten Verzeichnisses von Königsnamen der Zeit nach der Flut, die nicht dem semitischen (akkadischen) Dialekt Babyloniens angehören W deren Bedeutung (richtig oder falsch) erklärt wird?; unter diesen er scheinen neben späteren amoritischen und kossäischen Königen YoM Babel auch viele, die der ältesten Zeit zuzuweisen sind. Außerdem > hatte G. Surrn die Fragmente einer Chronik veröffentlicht’, die auf 2 * Bab. Exped. XX ı p. 40. ; ® Pıncaes, Proc. Soc. Bibl. Arch. III, 37 ff. VR. 44. Erhalten sind im ganzen 77 Namen. Bi ® Die sog. Chronik $S (Transact. Soc. Bibl. Arch. III), jetzt neu ediert von Ku Chronieles concerning early Babylonian kings vol. II, p. 46ff. : E. Mever: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1063 der Rückseite die Könige von der ersten Dynastie von Babel abwärts aufgezählt hat, während die Vorderseite weit über 100 Namen der älteren Herrscher enthalten haben muß; aber erhalten sind von diesen nur drei sonst unbekannte Namen. Somit waren wir für die älteste Geschichte des Landes bis gegen Ende des dritten Jahrtausends lange Zeit ausschließlich auf die sich allmählich mehrenden Denkmäler an- gewiesen, unter denen vor allem die Jahrdatierungen auf den Privat- urkunden von großem Wert waren. Einen gewaltigen Fortschritt un- serer Kenntnisse brachte dann 1907 die Veröffentlichung umfangreicher Chronikfragmente durch Kine (s. S. 1062 Anm. 3), die bis zu Sargon von Akkad hinaufreichten, und gleichzeitig die schon erwähnte Königsliste Hırprecuts, in der die Dynastien von Ur und Isin vollständig erhalten sind. Das veröffentlichte Bruchstück ist der Oberteil der zweiten Kolumne der Rückseite; die entsprechende Vorderseite, welche Namen der Urzeit enthalten muß, ist bis jetzt wenigstens unlesbar. Durch diese Funde war die Königsfolge bis zum Beginn des Reichs von Sumer und Akkad hinauf in den Grundzügen festgelegt. Die Chronologie hing davon ab, ob man die in den Listen aufgeführte soge- nannte zweite Dynastie von Babel (»vom Meerland«) überhaupt ausschal- tete, wie ich mit Kıns annahm, oder ob man sie wenigstens zeitweilig über ganz Babylonien herrschen ließ, eine Ansicht, die Tuureau-Dascıs, Unenan, SchwageL und andere vertreten. Jetzt ist die Frage zugunsten der letzteren Ansicht entschieden durch Kuszer', dem es gelungen zu sein scheint, aus Beobachtungen über die Erscheinung der Venus am Morgen- und Abendhimmel, die, wie er schlagend nachweist, aus der 2ı jährigen Regierung Ammisadugas, des ı0. Königs der ersten Dynastie, stammen, die Zeit der ersten Dynastie astronomisch auf 2225-1926 v. Chr. festzulegen. Daraus ergibt sich weiter, daß von den 368 Jahren, welche die Königslisten der zweiten Dynastie geben, rund ı6 5 Jahre = 1925— 1761 v. Chr. für die Gesamtchronologie als Intervall zwischen der ersten und dritten Dynastie anzusetzen sind’. nen ' Sternkunde und Sterndienst in Babel, II 2 Heft ı. ” Ich komme auf diese Fragen in der neuen Auflage des ersten Bandes meiner Geschichte zurück, die jetzt im Druck ist. So will ich hier nur erwähnen, daß das Kosrersche Datum vorzüglich zu der bekannten Angabe Naboneds paßt, daß Cham- murapi 700 Jahre vor Burnaburias regiert habe. Burnaburia5 regierte nach meinen Ansätzen 1381— ı 357 [diese Daten lassen sich höchstens um etwa 5 Jahre aufwärts oder abwärts verschieben]; Chammurapi nach KusLer 2123—2081, so daß er genau 700 Jahre vor Burnaburias’ Antritt gestorben ist. Auch die Angabe des Ellilnadinbal (um 1130), daß Gulkidar »König des Meerlandes«, der 6. König der 2. Dynastie, 700 Jahre vor ihm regiert habe, also um 1830 (vermutlich ist das das Endjahr seiner Regierung), paßt dazu recht gut. [Ich bemerke dazu, daß ich die Zahlen der Königs- listen für die 2. Dynastie im einzelnen nicht für historisch halten kann.] Auch ist jetzt wohl zweifellos, daß Berossos’ Datum für den Beginn seiner 2. Dynastie, 2232 v. Chr., g91* 1064 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. Da weiter feststeht, daß die Dynastie von Isin durch die Eroberung dieser Stadt durch Rimsin von Larsa ihr Ende gefunden hat', und diese Eroberung höchstwahrscheinlich mit derjenigen Eroberung von Isin identisch ist, nach der das ı7. Jahr Sinmuballits, nach Kusıer 2127 v. Chr., benannt ist”, so erhalten wir für die 225'/, Jahre der Dynastie von Isin 2352—2127, für die ı17 Jahre der Dynastie von Ur 2469—2353. Das Reich von Sumer und Akkad ist also durch Urengur im Jahre 2469 begründet worden. Die neue Königsliste. Sargon und Naramsin von Akkad, Sarru-G], Manistusu und Urumus von Kis. Inzwischen ist unser Material für die älteste Zeit ganz wesent- lich dadurch vermehrt worden, daß ScreirL im Jahre ıg9ıı eine neue Königsliste veröffentlicht hat’, welehe fünf ältere Dynastien enthält, und deren Schluß jedenfalls bis nahe an die Gründung des Reichs von Sumer und Akkad hinabreicht. Nach seiner Angabe stammt die Tafel wahrscheinlich aus dem Ruinenhügel Oheimir östlich von Ba- bylon, der alten Stadt Kis, und ist nach dem Schriftcharakter zur Zeit der ersten Dynastie von Babel geschrieben. Ich setze sogleich einen Überblick der in dieser Liste enthaltenen Dynastien hierher: | I. Dynastie von Opis (UH*): 6 Könige mit 99 Jahren. | U. Dynastie von Kis: 8 Könige mit 586 Jahren. ; II. (Erste) Dynastie von Uruk: ı König (Lugalzaggisi), 25 Jahre IV. Dynastie von Akkad: ı2 Könige mit 197 Jahren. V. (Zweite) Dynastie von Uruk: 5 Könige mit 26 Jahren. »In Uruk wurde die Dynastie gestürzt, und das Königtum erhielt | DR EZ, das Volk von Gutium.« mit dem Anfangsdatum der ı. Dynastie von Babel 2225 identisch ist, so wenig sich die weiteren Daten des Berossos mit den Monumenten und Königslisten vereinigen und erklären lassen. Dagegen sehe ich bis jetzt keine Möglichkeit, die Daten ui die ältere assyrische Geschichte, die ich GdA. I, 2, $ 328 behandelt habe, mit Kusuers TuuRrEalt an- ' Diese Annahme Hırrrechtrs, der auch ich gefolgt war, ist jetzt von Dancım durch das Rey. d’Assyr. VII, ıgı1, 82 veröffentlichte neue Datum er Die Eroberung durch Rimsin könnte höchstens (wie Tuurzau-DaneiN nimmt) 3—4 Jahre später fallen. snzende ° Comptes rendus de l’Acad. des Inser. Oct. ıgrı p- 606 ff.; dazu die erg Bemerkung Scaeızs, Rev. d’Assyr. IX, ıgı2, 8ıf. E. Mever: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1065 Mit diesem Satz, der analog bei jedem Dynastiewechsel steht, schließt die Tafel. Sie ist fast vollständig erhalten. Am Schluß steht nur noch das Datum »am 30. Siwan«, leider ohne Jahresangabe. Zu welchem Zweck diese fünf Dynastien aufgezählt wurden, wissen wir nicht; denn nichts weist darauf hin, daß ihr andere Tafeln vor- angingen und folgten. Aber sie gibt natürlich nur einen Ausschnitt aus einer viel umfassenderen Vorlage, die gewiß mit der Flut, wenn nicht mit den Urmenschen vor der Flut, begonnen hat. So viele Aufschlüsse diese Liste gebracht hat, so viele neue Pro- bleme hat sie uns gestellt. Diese werden noch dadurch vermehrt, daß von der wichtigsten Dynastie, der von Akkad, mehrere Zeilen weggebrochen und dadurch drei Königsnamen verloren sind und ein vierter nur unvollständig erhalten ist. Dieser Dynastie gehören be- kanntlich die beiden gefeiertsten und der späteren Tradition am besten, Ja fast allein bekannten Könige an, Sargon und Naramsin, und von ihnen besitzen wir auch nicht wenige Monumente und Urkunden. Aber schon vorher hatte sich hier eine eigenartige Schwierigkeit er- hoben: im Jahre 1908 war ein bei den Ausgrabungen von Susa ge- fundenes Relief genauer bekannt geworden', das von einem König von Ki$ stammt, der sich Sar-ru-GI schreibt, und der kaum mit Sargon von Akkad identisch sein konnte. Die Frage war, wie er sich dann zu diesem verhalte; damit verband sich die Frage nach der Stellung zweier weiterer »Könige von Ki3«, von denen wir Denk- mäler besitzen, Urumus und Manistusu. Durch die Scnerırsche Königs- liste, in der beide nicht vorkommen, und ebensowenig Naramsin, sind diese Fragen noch verwickelter geworden; und es sind bereits mehrere scharfsinnige Lösungsversuche gemacht worden’, die jedoch im ein- zelnen weit auseinander gehn. Um zum Ziele zu gelangen, wird es am ratsamsten sein, das gesamte Material systematisch geordnet von neuem zu prüfen. ı. Für die spätere Überlieferung sind der König, dessen Name traditionell Sargon gesprochen wird, und sein Sohn Naramsin die be- deutendsten Herrscher der alten Zeit. Die Überlieferung über sie ' Das Relief war schon vorher von Gavrıer im Recueil de travaux 27, 1905, ‘ 176ff. beschrieben; seine Beschreibung ist von Screır in der Delegation en Perse X (Textes &lam.-sem. IV) p.4f. wieder abgedruckt im Anschluß an die Publikation der Inschrift; das Relief selbst dagegen ist noch immer nicht veröffentlicht. * Außer von Scarır selbst von Tuureav-Danem, OLZ. 1908, 313ff., Rev. WAssyr. IX, 33 ff., 73ff., und von HrozxY, Wiener Zeitschr. f. Kunde d. Morgenl. XXV], 1912; Hrozwy hatte diese Fragen schon früher ebenda XXI, 191 ff., behandelt (Das Problem der altbabylonischen Dynastien von Akkad und Kis). Dazu kommt der Auf- satz von Kıng, Proc. Soc. Bibl. Arch. 30 (1908), 235ff., und seine History of Sumer and Akkad ı1gıo0. 1066 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. liegt vor in einer von Kıne veröffentlichten Chronik, und, zum Teil wörtlich übereinstimmend, in dem bekannten Werk über die Vor- zeichen der Haruspiein oder Leberschau, die durch ihre Taten und Schicksale illustriert werden'. Unter dem Schutz der IStar unterwirft Sargon Elam, Subartu, das Amoriterland und den Westen und ge- winnt so die Herrschaft über die vier Weltteile; er dringt ins West- meer vor; er zerstört das rebellische Kasallu; er baut in Babel; er besiegt im Alter einen Aufstand seiner Untertanen; sein Sohn? Na- ramsin besiegt den König Ri$-adad von Apirak und unterwirft das Land Magan. Ein bekannter Text in Form einer Königsinschrift legt den Bericht über Sargons Taten dem König selbst in den Mund: hier erzählt er, er sei niederer Herkunft, ohne Vater, von seiner Mutter in einem Binsenkorb ausgesetzt und von dem » Wassergießer« Akki als Gärtner aufgezogen; die Göttin I$tar schenkt ihm ihre Liebe, und er wird König und zieht nun ins Gebirge und nach dem Meer- land im Süden. Gleichartig war offenbar ein anderer Text, von dem nur ein Bruchstück erhalten ist: »ich bin Sargon, der Liebling der IStar, der die vier Weltteile durchzogen hat?) ...«°. In ähnlicher Weise berichtet Naramsin in den Fragmenten eines Textes aus der Bibliothek Asurbanipals über seine Taten‘. In all diesen Texten heißt Sargon immer nur »König von Akkad«; bei Naramsin wird kein Titel erwähnt. 2. Der Name Sargon wird in diesen Texten Sar-GI-NA oder Sar-DU geschrieben. GI-NA und DU sind Ideogramme für kinu » fest, wahr, recht«, und so ist der Name als Sarru-kinu »der rechte König«’ zu deuten; so schreibt denn auch die Inschrift bei Crav (Anm. 3) phone- tisch Sa-ru-ki-in. Bekanntlich trägt der große Assyrerkönig, der die letzte Dynastie begründet hat, denselben Namen, oder vielmehr er ‘ Dieses Material ist zusammengestellt von Kına in seinen Chronicles. ° Als Sargons Sohn wird er bezeichnet in der Chronik bei Kıns, in der In schrift Naboneds, die ihn 3200 Jahre vor diesem regieren läßt, und Cun. Texts XI 4 ray, Amurru (1909) p. 194, Fragment einer Tafel im Besitz Morcans; leider e sagt Cray gar nichts über Alter und Schrift, sondern gibt nur folgende Umschrift: 1. a-na-ku Sa-ru-ki-in 2. na-ra-am Alstar 3. mu-te-li-ik 4. ki-ib-ra-a-at 5. ir-bi-ti-in 6. miff)-tu-ru-ru.... * Cun. Texts XIII 44. Wie es scheint, liegt authentisches Material zugrunde; leider läßt sich der Zusammenhang nicht herstellen. Verdächtig ist, daß Col. 2, 9 = umman Manda genannt sind, die, wie es scheint, in das Reich einbrechen. Naramsin außer gegen Magan und Melucha und mehrere unbekannte Orte mit - selben Gebieten zu kämpfen hat, wie sein Vater (Subartu, das Meerland, Gut und Elam, Dilmun), ist nicht anstößig; auch bei den Assyrern wiederholen sich ve Kämpfe immer von neuem. Zu den ı7 Königen mit 90000 Mann in 2, 18 vgl. Da ramsins Statueninschrift Deleg. en Perse VIa — Tuureav-Daneı, Königsinsehriften S. 166h, wo er 9 Feinde in einem Jahr besiegt. 7 ° So hat Drurrzsch den Namen immer erklärt, während er sonst meist Sar-ukin gelesen wird. e E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1067 hat, als er zur Herrschaft gelangt war, den Namen des alten Königs angenommen'!. Auch er schreibt durchweg $ar-GI-NA oder sar-DU; aber auf einigen Tafeln wird in der Datierung statt dessen Sar-u-kin geschrieben’. — Aber gesprochen wurde der Name anders, da die bekanntlich durchweg recht gute hebräische Transkription ihn durch jo wiedergibt”. Danach muß der Name Sargön oder etwa Sargän’ gesprochen werden, und Sarrukin ist nur eine früh aufgekommene Umdeutung des alten Namens, die aber nur für die Schrift, nicht für die Aussprache Bedeutung hat. 3. Bekanntlich haben die Funde der letzten Jahre, namentlich die von Ereignissen entnommenen Jahresnamen in den Datierungen zahlreicher Tafeln aus Tello, die Angaben der Überlieferung in der überraschendsten Weise bestätigt. Sargon hat in der Tat die Elamiter und die Amoriter, ferner die Gutäer und die babylonischen Städte Uruk und Naksu besiegt und in Babel einen Tempel gebaut, des- gleichen in Nippur, ebenso Naramsin. Hier haben sich denn auch die Bauziegel mit den Stempeln beider Könige sowie Türangelsteine Sargons gefunden. Dazu kommen einige sonstige Monumente aus ihrer Zeit, namentlich Siegel ihrer Beamten (darunter der eines Beamten Naramsins aus Cypern), und von Naramsin die große Siegesstele und die Statueninschriften, auf denen von seinem Feldzuge gegen den Gebirgsstamm der Lulubäer und der Eroberung von Magan berichtet wird, ferner eine Ziegelinschrift in elamitischer Sprache, die seine Herrschaft über Susa bezeugt. Eine spätere Kopie einer seiner In- schriften erwähnt seinen Feldzug gegen Harsamat, Bit-Aram und Am, auf dem er im Gebirge Tibar sein Bild errichtet’; und im Gebirge nordöstlich von Diärbekr hat sich eine Basalttafel mit seinem Bilde gefunden‘, Sargon nennt sich immer nur »König von Akkad«'; Naramsin ' Außerdem hat es in Assur schon in sehr alter Zeit einen Herrscher $ar-ki-in gegeben, Sohn des bekannten Ikunum, der den Iätartempel erneuert: Mitt. D. Orientges. 38, 33, vgl. 49, 15. Ich möchte ihn für identisch halten mit Sar-ki-en-ka-te-TA-Sir, der ebenso wie Ikunum die von Kikia erbaute Stadtmauer erneuert: Keilschrifttexte aus Assur Nr. 63, ® TIIR 2 (mehrfach), mit dem Zusatz arkü »der spätere«, ferner in dem Brief an den König IVR HR ® Jes. 20,1, LXX Cararon und Carron, daneben verschrieben Arna. Im ptolemäischen Kanon entstellt in Arkeanoc, was nicht weiterhilft. Da die Assyrer babylonisches $ als » aussprechen, wäre das nach der üblichen Transkription des Assyrischen $argän zu schreiben. ° Scaeır, Rev. d’Assyr. VIII, 199. ° Die Fundstelle ist jetzt von Kıne, Hist. of Sumer and Akkad p. 244f. ge- nauer beschrieben. * Einmal, auf einem Türangelstein aus Nippur, tritt der Zusatz »und des Herr- schaftsgebiets Enlils«, d. i. Sinears (Babyloniens), hinzu; das beweist, daß er von dem Orakel in Nippur als legitimer König des ganzen Landes anerkannt worden ist. 1068 | Gesammtsitzung vom 21. November 1912. dagegen führt den Titel »König der vier Weltteile!, den nach der Überlieferung Sargon durch die Unterwerfung der Amoriter und de Westens gewonnen hatte, und wird ständig als Gott (»Gott von Akkadı) bezeichnet und dargestellt; vor Sargons Namen steht das Gottesdeter- minativ nur in wenigen Fällen. Wo die Überlieferung sich so oft als vollkommen zuverlässig erweist, werden wir ihr auch in den übrigen Angaben, für die gleichzeitige Bestätigungen nicht erhalten sind, den Glauben nicht versagen, so vor allem der Angabe, daß Naramsin der Sohn Sargons war. Daß beide Könige eng zusammengehören, geht aus der vollen Übereinstimmung sowohl der Schrift ihrer Denkmäler wie des Stils der aus ihrer Zeit stammenden Siegelzylinder hervor, ebenso daraus, daß wir unter beiden denselben Patesi von Lagas, Lugal-usumgal, antreffen?. Scazı und in andrer Weise Taurzau- Daneıy und Hrozxy haben neuerdings Naramsin zum Vorgänger Sargons machen wollen; aber das ist ein unhaltbarer Verzweiflungsausweg. Denn Naramsin erscheint in seinen Denkmälern genau wie in der Überlieferung als der Fortsetzer und Vollender des Werkes Sargons: Sargon ist der König von Akkad, der ein großes Reich zusammen- erobert und die Weltherrschaft (und damit die Göttlichkeit) gewinnt; Naramsin besitzt die Weltherrschaft und die Göttlichkeit von Anfang an und führt beide ständig in seinem Titel; er erweitert das ererbte und durch Besiegung der Rebellen zusammengehaltene Reich dureh den Feldzug nach Magan, aus dem er sich den Diorit für seine Denk- mäler holt. Niemand, der unbefangen lediglich die Denkmäler be trachtet und nach den in ihnen gegebenen Indizien zu ordnen sucht, wird auf den Gedanken kommen, daß Naramsin vor Sargon gesetzt werden könne; auch in diesem Punkte erweist sich die Überlieferung als durchaus zuverlässig. Nur eine Abweichung von derselben findet sich: Sargon nennt auf der Inschrift eines Türangelsteins aus N ippur® seinen Vater Däti-enlil oder, wie Tuv 2 REAU-DaAnsIN jetzt! lesen will, Itti-enlil, während in der Sargonlegende der König sagt: »meine Mutter war niederen tandes, den Vater kannte ich nicht«, und sich deutlich als uneheliches 2 bezeichnet. D as entspricht der in den babylonischen wie iD * relitischen Sagen ständig wiederkehrenden Tendenz, mächtige! RER ı e H nef Rn urn Taureau-Dancın, Rev. d’Assyr. IX 34f. mitgeteilte Kopie en ben dessen Name nicht erhalten ist, »König von A nnte einer der Nachfolger Naramsins sein. ; unter Naramsin ebenda S. 168k 3 Bei pP ER | | * Rer. Press Sumer, und akkad. Königsinschriften S. 164d. Tavreru-Daxsıw, Sumer. und akkad. Königsinschriften E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s. w. 1069 Herrschern eine niedere Herkunft anzudichten', die dann z.B. in der Kyrossage vor allem. in ihrer auf Ktesias zurückgehenden Gestalt bei Nikolaos von Damaskos wiederkehrt. In diesem Punkte würden wir der Überlieferung auch ohne äußeres Zeugnis den Glauben ver- sagen. Genau wie im Alten Testament neben den Sagen, welche Saul und David zu Knaben von unansehnlicher Herkunft machen (ebenso bei Gideon), die geschichtlichen Nachrichten stehen, welche sie als energische Krieger aus angesehenem Geschlecht erweisen, steht hier neben der Sage die Angabe des Königs selbst, der seinen Vater nennt. Offenbar ist schon dieser eine angesehene Persönlichkeit gewesen, etwa wie die Vorfahren des Gyges in Lydien in der Überlieferung bei Xanthos (Nikolaos von Damaskos). Aber den Königstitel gibt ihm sein Sohn nicht, erst dieser hat die neue Dynastie begründet. Der Name Sargons wird in seinen Texten durchweg Sar-ga-ni- sar-ri? geschrieben, und zwar das erste Jar mit dem dafür gebräuch- liehen Silbenzeichen, das zweite mit dem Ideogramm für »König« (sumer. Zugal). Ob der Name »Sargani ist mein König« bedeutet und Sargani ein Gott ist, ist wohl noch problematisch. Klar ist aber, daß Sargani der hebräischen Transkription 7370 genau entspricht. Mithin ist der Name in der Tradition zu Sargani abgekürzt und dies dann in Sarru-kinu umgedeutet worden. 4. In der neuen Königsliste erscheint als erster König von Akkad Sar-ru-ki-in; von ihm wird angegeben, daß er »Gärtner und Mund- schenk des Tempels des Zamama war und König von Akkad wurde«. Daß dieser Sarrukin mit dem Sargon von Akkad der sonstigen Über- lieferung identisch ist, wird durch die Angabe erwiesen, daß er ur- sprünglich Gärtner war; die Sage lag also schon zur Zeit der ersten Dynastie von Babel in ihrer späteren Gestalt vor. Daß er dann Schenke ‘ Vgl. unten $. 1087 über die Königin Azagban. Ein drittes Beispiel ist der König Ellilbäni von Isin, der ursprünglich Gärtner war und dann Nachfolger des Uraimitti wird (Kıse, Chronicles I ı2f., 15), eine Sage, die ein griechischer Schriftsteller Bion (sonst unbekannt) nach Assyrien übertragen hat und von dem Gärtner Beletaras er- ahlt, der dem Beleüs, Sohn des Derketadas, dem letzten Nachkommen der Semiramis, nachfolgt (Agathias II 2 5 aus Alexander Polyhistor, daraus entlehnt bei Syne. p. 679). un verwandt ist die Sage von dem Gärtner Abdalonymos, der durch Alexander zum König von Paphos (Plut. de fort. Alex. II 8), Tyros (Diodor XVII 47) oder Sidon (Justin XT 10 — Curt. IV 1, ı9ff.) gemacht wird, nur daß er als verarmter Nachkomme des alten Königshauses bezeichnet wird. ® Diese Lesung (statt des früheren gar-ali) ist jetzt wohl allgemein (außer von EL) angenommen. Boıssıer, dem Hrozxy folgt, vermutet als Aussprache sar-kali- Ber »der König des Alls ist mein König«; doch ist diese Lesung und Deutung wohl haltbar; gegen sie spricht auch die verschiedene Schreibung der Silbe dar in den beiden Teilen des Namens. — Später wird das Königszeichen gelegentlich auch In der ersten Silbe verwendet, so in der obenerwähnten Königsliste VR 44 ZI. 19. 1070 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. im Tempel des Zamama war, fügt einen weiteren Zug hinzu. Zamama ist der Hauptgott von Kis, dem alten Königssitz; so mag darin eine richtige Tradition stecken, daß Sargon in seiner Jugend hier gelebt hat, wenn auch schwerlich in so untergeordneter Stellung, wie die Sage behauptet. Dann hat er sich gegen die Herrschaft des Lugalzaggisi von Uruk, seines Vorgängers, empört und Akkad zur Residenz erhoben. Die Königsliste schreibt den Namen Sargons ebenso, wie der des Assyrerkönigs gelegentlich geschrieben wird!. Da ihr Sar-ru-ki-in mit dem Sar-gi-na — Sarru-kin — Sargon von Akkad der Überliefe- rung identisch ist, so ist er auch mit dem Sargani-Sarri der Denk- mäler identisch. In der Liste sind die Namen seiner drei nächsten Nachfolger weggebrochen; der erste von ihnen kann nur Naramsin ge- wesen sein. Wenn etwas anderes dagestanden hätte, würden wir angesichts der übereinstimmenden Zeugnisse der Denkmäler und der Tradition nur folgern können, daß die Liste dann etwas Falsches angäbe. 5. An diesem Sachverhalt würde denn auch niemand zweifeln, wenn nicht zwei weitere Tatsachen Schwierigkeiten machten: einmal die Existenz des obenerwähnten Königs Sar-ru-GI, sodann die von ScHEIL bei erneuter Prüfung der Liste gewonnene Erkenntnis’, daß die ersten Zeichen des fünften Königs der Dynastie Sar-g[a ... sind, v sein Name also offenbar Sargani-Sarri gewesen ist. Daraufhin hat ScHEIL diesen König mit dem gleichnamigen König der Denkmäler | identifiziert. Aber der sechste König heißt in der Liste nicht Na ramsin, sondern A-ba-a-ilu®. Daher glaubt Scnei, Naramsin sei nicht der Sohn des Sarganißarri, sondern des Sarru-GJ, und identifiziert diesen mit dem Begründer der Dynastie Sarrukin. Hrozsy und TuursAv- Dancın dagegen wollen Naramsin zum Vorgänger des Sarganisarri, also zum vierten König der Dynastie, machen'; der Begründer der selben sei Sarru-GI, auf diesen seien zunächst Manistusu und Urumus von KiS gefolgt. Aber wir haben schon gesehen, daß diese gewalt- same Lösung mit Allen Zeugnissen in Widerspruch steht: wie der Naramsin der Überlieferung ist auch der Naramsin der Denkmäler der Sohn des Sargon von Akkad — Sarganisarri, und dieser identisch mit dem Begründer der Dynastie. Der fünfte König der Dynastie führt denselben Namen wie ihr Begründer, was Ja ganz unanstößig ist. Das ' Oben S. 1066f.; vgl. auch die Schreibung auf der Tafel bei Crar. Ber ?* Rev. d’Assyr. IX, 69; schon vorher hat er diese Entdeckung an HrozwY mit geteilt, der sie in seinem Aufsatz benutzt. : ® Er ist sonst ebensowenig bekannt wie irgendeiner der folgenden Könige der Dynastie. * Nach Tuvreav-Dancın wäre Sarganisarri, Sohn des Ittienlil, der Enkel De ramsins, aber unmittelbar auf diesen gefolgt. MER E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1071 einzige Bedenken dagegen ist, daß die Königsliste die beiden Namen ver- schieden schreibt; das erklärt sich dadurch, daß sie bei dem Dynastie- gründer der Schreibung und Deutung der von ihr benutzten Sagen- tradition folgt, während sie bei dem späteren König die unter der Dynastie selbst übliche Schreibung gibt‘. Daß König Sarru-GI mit Sargon von Akkad nicht identisch sein kann, sondern älter sein muß, hat Tuurrau-Daneın schon 1908 gezeigt”. Damals hielt er ihn für einen König von Kis’; und wenn er jetzt unter der Einwirkung der neuen Königsliste davon zurück- gekommen ist und ihn mit dem Begründer des Reichs von Akkad identifiziert, so kann ich das nur für einen Mißgriff halten. Von Sarru-GI hatten wir Kunde durch die Bruchstücke eines in Susa gefundenen dreieckigen Dioritblocks mit Skulpturen nach Art der Geierstele: in der oberen Reihe Kampfszenen und nackte Ge- fangene, in der unteren sitzt der König auf dem Thron, vor ihm der Träger des Sonnenschirms und sein Hofstaat, und weiter das Schlachtfeld mit den Leichen, die von Geiern und Hunden verzehrt werden. Ein anderes, wahrscheinlich zugehöriges Fragment zeigt die Reste eines mit der Keule bewaffneten Gottes, der ganz wie auf der Geierstele ein Netz mit Gefangenen hält, und auf der andern Seite eine sitzende Figur. Publiziert sind die Reliefs noch nicht, wir sind nur auf die Beschreibung Gavriers (oben S. 1065 Anm. ı) angewiesen. Der König ist sowohl nach seiner Gestalt — er trägt einen langen spitz zulaufenden Bart und Schnurrbart sowie einen sorgfältig gepflegten und aufgebun- denen Haarwulst — wie nach den dürftigen Resten der Inschrift ein 'Semit; sein Name, geschrieben sar-ru-gi, ist erhalten, aber kein weiterer Titel. Sein Name erscheint auch auf einem Stein in Gestalt eines Kreuzes (prisme cruciforme), dessen 12 Seiten eine semitische Inschrift seines Sohnes tragen‘. Der Name dieses Herrschers ist nicht erhalten, MTTT————— ' Aus den Denkmälern ist dieser Sarganisarri II. bisher nicht bekannt. TuureAv- Dans, Rev. d’Assyr. IX, 81, publiziert das Bruchstück einer Rechnung mit Angaben über Lieferung von Schafen, auf der »die Königin« (und vor ihr wahrscheinlich der König) 60 und sodann Sarganisarri und Binganisarri je 10 erhalten. Letzterer trägt denselben Namen wie ein Sohn Naramsins (Tuureau-Daneın, Königsinschriften S.1681 und 3a); Sarganisarri könnte der spätere fünfte König der Dynastie sein. OLZ. 1908, z313ff. Hrozur, Wiener Zeitschr. f. Kunde d. Morgenl. 23, 1909, 191 ff, vermutete, Sargon habe ursprünglich den Namen Sarru-kin geführt und ihn dann in Sarganisarri geändert. ° Dieselbe Ansicht hat Kına vertreten und weiter begründet (Proc. Soc. Bibl. Arch. 1908, 238ff.; ebenso in seiner History of Sumer and Akkad ıg1ı0). 5 Zuerst beschrieben von Kızs, a. a. O. (abgebildet Hist. of Sumer and Akkad bei P- 224), eingehender behandelt von Tuurzav-Dansın, Rev. d’Assyr. VII, 179ff.; Jetzt publiziert CT. 32, pl. ıff. Derselbe Text liegt in späterer Abschrift auf einer Tablette vor, die Tuureav-Dancın a. a. O. publiziert hat; diese Tablette war schon früher von Schem. herangezogen. Beide Texte stammen aus Sippara (Abu Habba). 1072 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. wohl aber sein Titel 3ar Kis. Er nennt Sär-ru-gi als seinen Vater, und erzählt von einem Aufstand nach dessen Tode, den er bewältigt habe; dabei habe er Ansan (Susiana) und Kuribum besiegt und dessen König mit seinen Geschenken vor Samas, den Sonnengott von Sippara, geführt. Daraus ergibt sich, daß Sar-ru-gi denselben Titel »sar Kite geführt haben wird. Weiter hat Tuurzau-Daneın betont, daß unter den auf dem Öbelisken des Manistusu »Königs von Kis« genannten Personen einer (A XII8) den Namen Sar-ru-gi-i-li »Sarrugi ist mein Gott« führt; daraus folgt, daß Sarrugi vor Manistusu regiert hat, Somit ist die Vermutung Kmes und TuureAu-Danecıss, daß Manistusu dessen Sohn und mithin der Urheber des prisme cruciforme sei, sehr wahrscheinlich. Der Name Sar-ru-gi kommt auch auf einer Tafel aus Tello vor, wo zwei Orte Kalum und Eapin genannt werden, die »seit den Tagen des Sarrugi zum Gebiet von Lagas (Tello) gehörten«; wenn im Anschuß daran Ur-babbar (Warad-Samas), Patesi von Ur unter Naramsin, erwähnt wird, so folgt daraus in keiner Weise, daß Naramsin kurze Zeit nach Sarrugi regiert hat: es wird ‚hier die Geschichte eines strittigen Territoriums erwähnt, und Na ramsin kann von Sarrugi zeitlich ebensoweit abstehen, wie z.B Eannatum und Entemena von dem von ihnen erwähnten König Mesilim von Kis, der die Grenze zwischen Laga3 und Umma festsetzte”. Der Sar-ru-gi geschriebene Name wird Sarru-kin zu sprechen sein, ä und mag dann in der Tat auf die spätere Schreibung des Namens Sargons von Akkad eingewirkt haben. Aber mit diesem hat der hier besprochene König nichts zu tun, sondern er gehört mit Manistusu und dem diesem sehr nahestehende Urumu$ zusammen in eine ältere Zeit als Sargon (Sargani-Sarri) und Naramsin. Das lehrt ebensowohl die Schrift (ich verdanke Hrn. Tnureau-Daneım eine Zusammenstellung der Schreibungen des Zeichens DA, aus der sich die Folge: Eanna tum — Sar-ru-gi — Manistusu — Sargani-Sarri und Naramsin — Gud ergibt), wie die Skulpturen. Unter Naramsin hat die Kunst der Semilt! (Akkadier) Nordbabyloniens ihren Höhepunkt erreicht, sowohl e Relief wie in der Glyptik der Siegelzylinder. Für Sargon (Sarganı" Sarri) haben wir mit Sicherheit nur Siegel, die, ebenso wie Stab Schrift und seine Backsteine, mit denen Naramsins völlig überein N r ! Taureav-Dancın, OLZ. 1908, 314. Scaeir, Textes &lam.-sem. IV, 4. Huoee Wiener Zeitschr. f. Kunde d. Morgenl. 23, 212. dem ® Hrozsy, a.a.O. 213 erwähnt noch einen Ort Dür-Sarru-gi, der nach (© alten König benannt ist. Dagegen gehört die Lanzenspitze aus Tello (Decouv- | no. 1; TuurEAu-Dancım, Königsinschriften S. 160, 5) mit der Legende Lugal bir kis (oder semitisch 3ar [....] 3ar kis) schwerlich dem Sarrugi an; denn das erste des Eigennamens ist hier das Königszeichen Iugal, während er seinen Namen dem Zeichen $ar schreibt. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1073 stimmen; denn ob meine Vermutung zutrifft, daß die fragmentarisch erhaltene Siegesstele aus Tello', die jedenfalls älter ist als die Sieges- stele Naramsins, ihm zuzuweisen sei, ist nicht zu erweisen. Die Skulpturen Sarru-gis gehören dagegen, soweit man nach der Beschrei- bung urteilen kann, jedenfalls einer beträchtlich früheren Zeit an: sie stehen etwa in der Mitte zwischen der Geierstele, der die Motive des Netzes und des Leichenfeldes mit den Raubvögeln, zu denen hier ein Hund hinzukommt, entlehnt sind, und der Siegesstele von Tello, der die Kampfszenen gleichartig zu sein scheinen, und mit der auch die Tracht übereinstimmt. Von Manistusu hat Scneı” eine Alabaster- statue veröffentlicht, die sehr viel primitiver ist als die Denkmäler Naramsins. Aber von den alten sumerischen Denkmälern scheidet sie sich sowohl dadurch, daß der König kurzgeschornes, sorgfältig gekämmtes Haar und einen langen Bart trägt, wie durch die größere Schlankheit der Figur — allerdings ist der Hals noch sehr unent- wickelt, und der Kopf sitzt dicht auf den Schultern, wie bei den sumerischen Gestalten. Ebenso fehlt bei den Kriegern auf dem Relief Sarru-gis nach GAvrier die übertriebene sumerische Muskulatur. Diese Denkmäler lehren uns also die älteren Stadien der semitischen Kunst Babyloniens kennen, die zwar von der sumerischen beeinflußt ist, aber von Anfang an ihre eigenen Wege geht, die sie zu der erstaun- lichen Höhe unter Naramsin hinaufführen. 7. Diese »Könige von Ki$« waren semitischer Nationalität; alle ihre Inschriften sind in semitischer (akkadischer) Sprache abgefaßt. Daß sie mächtige Herrscher waren, geht aus den schon angeführten Zeugnissen hervor: Sarru-gi greift in die Besitzverhältnisse von Lagas ein und hat wahrscheinlich auch über Elam (Ansan) geherrscht‘. Manistusu hat einen Aufstand der Untertanen seines Vaters nieder- geworfen, den König von Ansan unterworfen, und einer seiner Be- amten hat die schon erwähnte Statue der susischen Gottheit Naruti ! Sumerier und Semiten, Abh. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1906, Taf. IX und S. 15 ff. ?® Textes &lam.-sem. IV, pl. I. — Früher hatte ich angenommen, daß Manistusu nach Naramsin regiert habe, weil sein Obelisk aus Diorit besteht, und bekanntlich erst Naramsin das Land Magan, die Heimat des Diorits, erobert hat, und erst seitdem Diorit in den babylonischen Denkmälern, wenigstens in Tello, vorkommt. Diese Annahme ist durch die archaische Statue Manistusus und die sonstigen Zeugnisse widerlegt. Dioritblöcke werden eben schon vorher gelegentlich durch den Handel nach Sinear gekommen sein, so auch für das Siegesdenkmal Sarru-gis. ; i er die Feinde waren, deren Besiegung der Dioritblock Sarru-gis darstellt, wissen wir nicht. Nach der Beschreibung scheinen es Semiten zu sein; oder waren iten oder einer der Zagrosstäimme? Auf dem Felsrelief Anubaninis sind diese sämtlich bärtig . ” 1074 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. geweiht, offenbar in Susa selbst'; eine in den Fragmenten von zwi Monolithen aus Sippara und zwei Bruchstücken aus Susa teilweise erhaltene Inschrift des Königs” berichtet von seinem Sieg über eine Koalition von 32 Königen »jenseits des Meeres«. Daß ihm der sume a rische Süden Sinears mit den Städten Laga$ und Umma untertan wa, lehrt auch die Obeliskinschrift. Auch der dritte König dieser Gruppe, Urumus, dessen Name jedenfalls auch irgendwie semitisch auszur sprechen ist”, hat die aus Elam und Barahsu heimgebrachte Beute nach Nippur geweiht‘. Er ist der einzige dieser Könige, von dem eine Bilinguis, sumerisch und semitisch, erhalten ist’; in derselben rühmt E er sich, der erste Herrscher gewesen zu sein, der eine Königsstatue von Blei angefertigt und dem Enlil von Nippur geweiht hat. Dßer älter ist als Sargon und Naramsin von Akkad, geht daraus hervor — daß in einer Tontafel aus ihrer Zeit der Eigenname I-li-U-ru-mu-us »mein Gott ist Urumus« vorkommt"; somit hat er jedenfalls vor diesen regiert, vielleicht am Schluß der hier besprochenen Gruppe, nach Manis- 2 tusu. Sonst wissen wir nur noch, daß Urumus$ von seinen Höflingn ermordet ist”, Re Ein Vorgänger dieser Könige muß Enbi-iätar, König von Kis 3 gewesen sein, den ein sumerischer Herrscher, dessen Name nicht er y halten ist, besiegt und die Beutestücke nach Nippur geweiht hat‘. = Ebenso hat En$agkusanna, »König von Sumer, König des Landess, | »die Beute des bösen Ki$« nach Nippur geweiht”. Die Kämpfe zwischen Sumerern und Semiten (Akkadiern) sind eben jahrhundertelang mit = wechselndem Erfolg hin und her gegangen, bis dann Lugalzaggisi dem ’ Reich von Ki$ ein Ende machte und den Herrschersitz nach Uruk im Süden verlegte. Aber von Dauer ist auch das nicht gewesen, gegeu ! Das hebt Scurı, Textes &lam.-sem. IV 2f., hervor; dagegen sind drei andere Statuen desselben Königs, von denen sich Fragmente gefunden haben, von dem. elamı- tischen König Sutruknahhunti aus dem Lande Akkad (aus den Städten Sippara und Inunuk == Tuplias) nach Susa verschleppt, ebenso wie der Obelisk. ®” Scaei, Rev. d’Assyr. VII 103ff. Über die beiden Fragmente aus Sippar vgl. Kıne, Hist. of Sumer and Akkad p- 211f.; sie sind jetzt publiziert C T 32 pl. 5 ° Hrozxy will ihn Rimus aussprechen. L * Hırprecht, Bab. Exped. I Nr. 5. Tavreau-Daneım, Königsinschriften S. 160 Weiter in der einen der beiden von TuureAu-Dansıs, Rev. d’Assyr. VIH 5 öffentlichten, in späterer Abschrift erhaltenen Inschriften. | ° Tuureau-Daneım, a. 2.0. ı 38f. ° Taureau-Dancın, Orient. Literatur-Zeitung 1908, 313. Jastrow, Zeitschr. f. Assyriologie XXI 277 ff. aus dem Werk über Leberschau- Hırprecht, Bab. Exped. I, 2 no. 102, 103. 104. 105. 110. Tururzau-DANelN Königsinschriften S. 152. . 9 Hırprecat, a.a.O. no. 90—92. Tuureav-Danem, a.a.0. S. 156. 7 8 E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1075 ihn oder seinen Nachfolger hat sich Sargon erhoben und das neue semitische Reich von Akkad begründet. Vor den bisher besprochenen semitischen Königen von Ki$ haben sumerische Könige in diesem Reich geboten. Einige von ihnen lernen wir aus den Denkmälern kennen: U-tug?, Mesilim, Al-zu? (in der Geierstele), Lugal-tarsi, Ur-zag-e’. Diese Könige haben die Oberherr- schaft über ganz Sinear beansprucht und wenigstens zum Teil, wie Mesilim, nachweisbar ausgeübt. Auch Eannatum von Lagas hat nach Besiegung des Al-zu, Königs von Kis, »zu dem Patesitum von Lagas das Königtum von Ki$« gewonnen? Dann sind diese sumerischen Könige den vordringenden semitischen Herrschern erlegen; und mit dem Titel »König von Ki$« ist auch die Oberherrschaft über das Land auf diese übergegangen. 8. Daß Sarru-gi, Maniätusu und Urumus nicht zur Dynastie von Akkad gehören können, Sarru-gi also auch nicht mit dem Be- gründer dieser Dynastie identisch sein kann, wird durch ihren Titel »König von Ki$« erwiesen. Freilich hat Hrozwy* dies Argument dadurch zu entkräftigen versucht, daß er behauptet, $ar ki$ bedeute gar nicht »König von Ki$«, sondern sei sar kissati »König der Welt« (oder wie man /isSat sonst übersetzen will) zu lesen; diesen Titel könnten auch Könige der Dynastie von Akkad getragen haben. Er beruft sich darauf, daß in der Schreibung von Ai$ bei Manistusu und Urumus (und ebenso in der Kopie des Prisme cruciforme) das Determinativ ki niemals vorkommt, während es, wo von der Stadt die Rede ist (so auf dem Obelisk Manistusus), immer gesetzt wird. Nun wäre es freilich sehr seltsam, daß Sarganisarri, nach dieser Hypothese der Nachfolger des Manistusu und Urumus und sogar Naramsins, obwohl er doch nach Ausweis seiner Jahrdaten ein sehr erfolgreicher Eroberer gewesen ist, den universellen Titel seiner Vorfahren aufgegeben und durch den bescheidenen »König von Akkad« ersetzt haben sollte. Aber das Argument läßt sich auch direkt widerlegen. Wie die an- geführten Herrscher schreiben auch die meisten älteren, Mesilim, Lugaltarsi, Lugal..., dessen Lanze in Tello gefunden ist, ihren Titel lugal ki$ (in sumerischer Aussprache, gleich semitisch $ar kis) ohne ST ! Von einem Kampf mit Uruk (und Naksu) scheint in einem Datum Sargons (Tavrzav-Dancım, a.a.0. S. 226f) die Rede zu sein. ® Siehe die Inschriften bei Taureav-Dancıs, 24.2.0. S.ı60; zu ihnen gehört auch der oben, S. 1072, 2, angeführte König Lugal-[..., dessen Lanzenspitze in Tello gefunden ist. ® Feldstein A 6, 1ff. bei Tuurrav-Dangin, a.a. 0. S.22. Weiteres s. unten. { * Wiener Zeitschr. f. Kunde d. Morgenl. XXIII, 196, 1; seiner Auffassung ist Jetzt auch TavreAu-Dansın, Rev. d’Assyr. IX, 33 ff. beigetreten. 1076 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. das Determinativ ki; dagegen schreibt Urzag-e lugal Kis"', Und ebenso schreiben die auswärtigen Dynasten in dem Titel durchweg das Determinativ, genau wie bei dem Stadtnamen, so der Besieger 3 des Enbiistar Zugal Kis®?, so Eannatum’, so Entemena, wo er den R Mesilim Zugal Kis" erwähnt‘. Letzterer ist besonders bedeutsam; dem Mesilim selbst läßt, wie schon erwähnt, das Determinativ ki fort. Also das ist seit Alters die in Ki$ selbst übliche Schreibung, und der Titel bedeutet hier zweifellos »König von Kis«. Wie wäre & E da denkbar, daß derselbe Titel bei den späteren semitischen Königen (bei Enbii$tar, wie wir gesehen haben, noch nicht) plötzlich eine “ andere Lesung und Bedeutung ($ar kissali »König der Welt«) erhalten haben sollte? Vielmehr haben Manistusu und Urumus einfach die bei ihren Vorgängern übliche Schreibung beibehalten; auch bei ihnen kann der Titel gar nichts anderes bedeuten als bei diesen, nämlic »König von Kis«’. Be Nach diesen Königen verschwindet der Titel; bei den Königen von Akkad, den »Herrschern der vier Weltteile«, und den Königen von Sumer und Akkad kommt er nieht vor. Die lokalen Dynasten, die zur Zeit der Anfänge der ersten Dynastie von Babel zeitweilig in Kis herrschten und dann dieser erlagen, nennen sich natürlich »König von Kis« (geschrieben Ki"). Vielleicht hängt es damit zusammel, daß Ammiditana, der neunte König der ersten Dynastie von Babel, in einer sumerischen Inschrift unter seine sonstigen Titel auch den eines »Königs von Ki$« aufgenommen hat, das auch hier Kis" geschrieben wird’. Dann taucht der Titel bei den Assyrerkönigen wieder auf, zuerst bei dem mächtigen Samsiadad (III.?), der vielleicht um 1600 Y. anzusetzen ist‘, und dann regelmäßig bei den späteren Königen Salmanassar I. (um 1300) an; und hier ist er, wie die Varianten !ı Hırprecut, Bab. Exped. I, Nr.93. Bei dem alten patesi von Kis Utug e ge Nr. 108) ist die Inschrift in der Mitte des Zeichens ki$ abgebrochen, so daß nicht sagen ist, ob ki dahinterstand. Daß aber Kis hier die Stadt bedeutet, wird £ bestätigt, daß die Vase, von der die Inschrift stammt, dem Stadtgott von Kis Zalt geweiht ist. ?2 Hırrrecht, a. a. 0. Nr. 102. 104. ® Mörser A 3,3. Feldstein A 6,4. Im Titel des Al-zu?, Königs von Ku, Schluß des Zeichens Ki$ weggebrochen; doch hat hier gewiß auch Ai dahinter gest“ * Kegel 1,8. 5 Die neue Königsliste hat den Titel zweifellos als »König von rn wie denn auch alle andern Dynastien nach Städten benannt sind. Sie schreibt! lich durchweg Kiski, | ° So Asduni-erim. Tuureav-Dancın, Rev. d’Assyr. VII, 65. ” Kıns, Letters of Hammurabi III, p. 207. ® Keilschrifttexte aus Assur I, S. 2; vgl. GdA.I2, $ 464. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1077 Schreibung beweisen’, allerdings sar kisgati »König der Gesamtheit« oder »der Welt« zu lesen’. Von den Assyrern haben ihn dann offen- bar ihre Rivalen, die Kossäischen Könige von Babel, übernommen, bei denen er von Kurigalzu IL.” an erscheint. Deutlich sieht man, daß der alte Titel »König von Ki$«, der jetzt allen Sinn verloren hatte, in einen die Weltherrschaft beanspruchenden Titel umgedeutet wird. Aber in die alte Zeit kann diese Aussprache und Deutung weder sachlich noch sprachlich — eben um der Determinierung mit ki willen -— hineingetragen werden. Somit ist es auch um des Titels »König von Ki$« willen ganz unmöglich, die fraglichen drei Könige in die Dynastie von Akkad zu versetzen. 9. Gewichtiger erscheint Trureav-Daneıms Bemerkung’, daß Uru- mus, Manistusu und der Verfasser des Prisme erueiforme niemals den Lokalgott von Kis, Zamama, erwähnen’, sondern nur die auch bei den Königen von Akkad im Vordergrund stehenden Götter Anu, Enlil, Samas nebst seiner »Braut« A-a, ferner A-mal; und sodann die von Hrozsv° betonte Tatsache, daß auf dem Obelisken Manistusus Akkad in besonders bedeutsamer Stellung erscheint. Dieser Obelisk enthält auf seinen vier Seiten die Urkunden von vier großen Landaufkäufen, die Manistusu im Gebiet der Städte Dur-Sin, Kis, Marad und SID. TAB gemacht hat; und bei jedem stehen am Schluß, wahrscheinlich als Zeugen’, die Namen von 49 angesehenen Männern, darunter an erster Stelle der Brudersohn des Königs, ferner Enkel? des Patesi von Umma‘, ein Sohn des Patesi von Lagas, ein Sohn des Patesi von Basime, die als »Söhne von Akkad« (geschrieben TUR. TUR. A-ya-de“) zu- a In der Regel wird es jetzt mit dem Zeichen HI (SAR) geschrieben, doch a selten auch mit dem alten Zeichen für ki; aber das Determinativ Ai tritt na- türlich niemals hinzu. Vgl. z.B. bei Assurnasirpal 1,10 Sam-su kis-$at nise »Sonne der Gesamtheit der Menschen« oder 1,35 $ar kis-Sat kib-ra-a-te »König der Gesamtheit der em: Ebenso heißt Melisipak auf dem Kudurru bei Scaeır, Delegation en Perse X (el.- sem. IV) D II, col. 1,7 Sar kis ma-al-ki »König der Be der a: E Kudarrı no. 2 bei Kına, Boundary Stones in the Brit. Mus.; dann bei Nazi- maruttas (Delegation en Perse II, p. 86), Melisipak, Mardukbaliddin 1. hd den Spä- teren nicht selten. * Rev. d’Assyr. IX, 34f. ° Inden paar von den sumerischen Herrschern von Ki$ erhaltenen Texten kommt Zamama nur in der Weihung eines von dem uralten U-tug? »Patesi von KiS« geweihten Steingefäßes, gefunden in Nippur, vor (HıLrreckt, Bab. Exped.1no. 108 u. 109. Taureav- Dasum, Königsinschriften S. 160). ° Wiener Zeitschr. f. Kunde d. Morgenl. XXI, 196 ff. ’ Ob diese Interpretation Hrozxys stichhaltig ist, kann ich nicht entscheiden. ° Umma ist der Name der Rivalin von Lagas (Tello), der Gis-chu reg wird und früher auch so gesprochen wurde. Sitzungsberichte 1912. 92 1078 Gesammtsitzung vom 21. November!1912. sammengefaßt werden, was als »Bürger von Akkad« erklärt werden muß'. Das beweise, daß damals Akkad die Hauptstadt des Reichs gewesen sei, der diese Söhne von Magnaten, auch aus südbabylonischen 38 Städten, die vielleicht hier am Hofe aufgezogen wurden, inkorporiert worden seien. Nun ist nicht zu vergessen, daß für diese semitischen »Könige von Kis«, auch wenn sie den Titel ihrer sumerischen Vorgänger an- nahmen” und hier ihre offizielle Residenz hatten, doch der Schwer : punkt ihrer Macht nicht in der alten sumerischen Stadt gelegen haben kann, sondern nur da, wo die Masse ihrer Stammgenossen ansässig war, ganz im Norden des Landes. Sargon hat, nach Abschüttelung der Herrschaft von Uruk, die Residenz hierher nach der Stadt Akkad verlegt; ; aber schon unter der früheren semitischen Dynastie kann diese sehr wohl der eigentliche Vorort des Reichs gewesen sein, wenn auch Kis ; noch immer die offizielle Hauptstadt und Residenz blieb’. Im übrigen aber erscheint es doch recht fraglich, ob hier wirklich Bürger der Stadt Akkad als Zeugen eines Rechtsgeschäfts genannt werden, das die Stadt an sich gar nichts angeht, und ob man den in weitab ge legenen Städten heimischen Fürstensöhnen wirklich das Bürgerrecht dieser Stadt verliehen hat. Akkad ist ja nicht nur der Name einer — Stadt, sondern in erster Linie der eines Volks und einer Landschaft; sollte »Söhne von Akkad« diese 49 Männer nicht einfach als Akkadier, als Angehörige des herrschenden Volks bezeichnen‘ — sei es nun, daß i . die Patesis von LagaS usw. das wirklich waren (wogegen ihre sume rischen Namen sprechen), sei es, daß sie durch eine rechtliche Fiktion dazu gemacht wurden? Und ähnlich verhält es sich mit den Göttern. Die obenge nannten Götter sind die großen Götter des Landes — nur über A-malı a Tr A ee N ' Ebenso Seite B 7, 3, wo 80 »Söhne (TUR. TUR.) von Kiä« vorkommen ” Wie sie zur Herrschaft gelangt sind, wissen wir nicht. Es ist nicht nötig, eine semitische (akkadische) Eroberung anzunehmen, sondern die sumerischen = können Semiten in ihre Dienste genommen haben, vor allem als Söldner, und ; Führer dann durch Usurpation auf den Thron gelangt sein, wie sich die ° Ähnlich ist es, wenn im Kuschitenreich seit Taharga mit dem nubischen. ment die Stadt Meroe materiell durchaus in den Vordergrund tritt, während r Br zielle Hauptstadt noch lange Napata, die ägyptische Kolonialstadt, geblieben Res; r * Das Determinativ ki bei Agade # kann ebensowohl das Land wie die 9 bezeichnen. Daß man später das Land mit anderen, ideographischen Zeichen u Volksnamen gewöhnlich phonetisch (Ak-ka-di) schrieb, kann für diese älteste | schwerlich etwas beweisen. E. Mever: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1079 wissen wir nichts Näheres’ —, von denen Enlil von Nippur offiziell das Königtum verleiht und dafür Weihgeschenke erhält, während Samas, der neben ihm an erster Stelle oder auch allein genannt wird, der Hauptgott der Akkadier ist. Der Lokalgott von Kis tritt daneben ganz in den Hintergrund; ihn zu nennen hatten diese Könige daher keine Veranlassung. Somit bleibt die von Kıns aufgestellte Ordnung der Königs- namen auch nach Auffindung der neuen Königsliste zu Recht be- stehen. Die Königsfolge ist: Semitische Könige von Kis: Enbi-istar RAR Sarru-gi (Sarrukin oder Sargon 1.) Manistusu ae Reihenfolge unsicher. Sumerischer König von Uruk: Lugalzaggisi. Semitische Könige von Akkad: Sarganisarri I. (= Sarrukin oder Sargon II.) Naramsin (vielleicht Binganisarri?) nn pw DD - . Sarganisarri II. (= Sargon III.). Die Nachfolger des Reichs von Akkad. Gudea. Von den späteren Königen von Akkad, welche die Liste auf- zählt, ist, wie schon erwähnt, bisher keiner bekannt. Sie lassen die Entwieklung der Dynastie deutlich erkennen: die vier Könige Nr. 7—ı0 regieren zusammen nur drei Jahre; dann folgen noch zwei weitere, Vater und Sohn’, mit 2ı und ı5 Jahren. Da die Gesamtsumme 197 Jahre ist, kommen auf die ersten sechs ı 53 Jahre. Wenn diese ‘ Der Name dieses Gottes findet sich auch in der langen Liste elamitischer Götter in der elamitischen Inschrift Naramsins (Deleg. en Perse XT, p.4; ebenda p. 5 AS-ha-ra — IShara), die sonst keine babylonischen Götternamen enthält. ” Bei den vorhergehenden Königen, soweit sie erhalten sind, steht keine Ver- Wandtschaftsangabe. g ° An sich sind sie durchaus unanstößig; auf die letzten sechs Könige der ersten Dynastie von Babel, von Chammurapi an, kommen zusammen 198 Jahre, auf die ersten sechs Könige der zwölften ägyptischen Dynastie, von Amenemhet ]. bis Amenemhet III., 200 Jahre. ar 1080 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. mehrere kräftige Herrscher mit langer Regierung stehen, und dam = der Verfall jäh einsetzt. Auf die Dynastie von Akkad folgt eine neue Dynastie von Uruk, also offenbar eine neue Erhebung der Sumerer, 5 kurzlebige Könige mit zusammen nur 26 Jahren‘. Diese Dynastie war bisher gänzlich unbekannt; zu irgendwelcher Festigung ist sie offenbar nicht gelangt, sondern wird sich in Kriegen teils im Lande, teils mit den Nachbarn, vor allem den Bergstämmen im Osten, aufgerieben haben. Denn auf die Dynastie von Uruk folgt die der Gutäer, des Stammes aus dem Zagros, den Sargon von Akkad besiegt hat. Kurz vorher hatte Scuem diese Dynastie auf einer in Djocha, dem alten Umma, gefundenen 2 Marmortafel des Patesi von Umma Lugal-annatum entdeckt, die nacı »Basiüm, König von Gutium« datiert ist’, und mit Recht weiter den durch einen in Sippara gefundenen Streitkolben bekannten Lasirab, = »König der Guti«, hierher gesetzt, ferner einen König Enrida-pizir, »König der Guti, König der vier Weltteile«, von dem in Nippur eine große, bisher nur durch eine vorläufige Angabe Hırrrecurs® bekannte Inschrift gefunden ist; außerdem bezieht er auf diese Zeit die Klagen eines in späterer Abschrift erhaltenen Liedes über die Verwüstung von Uruk, Akkad, Nippur, Der, in der als die Feinde die Gutäer genannt — werden‘. Diese Ansätze werden jetzt durch die Liste aufs beste bestätigt. Ein Verzeichnis der Gutäerkönige gibt die Liste nicht mehr, und ebensowenig erfahren wir, welche Dynastie auf sie gefolgt ist. Hier setzt nun ein soeben von TuurEav-Dansın veröffentlichtes Dokument 2 ein’, die Kopie einer Inschrift eines Königs Utu-chegal von Uruk, der die Verwüstung des Landes Sumer durch die Gutäer schildert und erzählt, wie er unter dem Schutze des Enlil, des Innana (Nanaia), | der Göttin von Uruk, und ihres Geliebten Tammuz sowie des Gilg® mes“ den stolzen Gutäerkönig Tirigän besiegt, die Gutäer = It habe die Unabhängigkeit des Königtums von Sumer wiederhergeste ! Der Begründer Urnigin mit 3 Jahren, sein Sohn Urginar mit 6, dann drei Könige, bei denen keine Verwandtschaftsangabe steht, mit 6, 5, 6 Jahren. 3 ®? Comptes rendus de l’Acad. des Inser. ıgrı, 318 ff. ° Hırrrecnt, Earliest version of the Deluge story p. 20 ff. ee * Tuureau-Dangın, Revue d’Assyr. IX, 73 setzt außerdem um seines en willen einen König Sar-a-ti-qu-bi-sin hierher, für dessen Leben ein Beamter gs Djocha gefundene Weihinschrift verfaßt hat, und bezieht auf diese Vorgänge das einer aus dieser Zeit stammenden Tafel aus Tello » Jahr, wo Uruk geplündert W yon (Nouvelles fouilles de Tello p. 183). Das könnte in die Besiegung der Dynastie Uruk durch die Gutäer gehören. | ° La fin de la domination Gutienne; rev. d’Assyr. IX, rıı ff. * In einer Inschrift des Königs Singämil von Uruk (Tnureau-Daneim inschriften 222) nennt dieser den Gilgames den Erbauer der Mauer von Uruk: der alte Heros dieser Stadt, und daher auch mit deren Göttin Nanaia-IStar verbunden. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 108] Hierdurch lernen wir nun noch eine neue (dritte) Dynastie von Uruk kennen, die bisher gänzlich unbekannt war. Die große Lücke, die bisher zwischen Sargon und Naramsin von Akkad einerseits und dem Reich von Sumer und Akkad andrerseits klaffte, beginnt sich all- mählich zu schließen. Damit werden uns freilich immer wieder neue Probleme gestellt; vor allem sind wir von einer auch nur approxi- mativen Festlegung der Chronologie dieser Zeit jetzt weiter entfernt, als wir bisher anzunehmen Anlaß hatten. Utu-chegal nennt sich »König von Uruk, König der vier Weltteile«, nimmt also den Titel Naramsins und damit die Ansprüche auf die Herrschaft nicht nur über die Sumerer, sondern auch über den semitischen Norden und über die umliegende Welt wieder auf. Aber ob sein Erfolg dauer- haft gewesen ist, läßt sich jetzt noch nicht sagen. Nur das scheint sicher, daß weder die Gutäer noch die neue Dynastie von Uruk lange Zeit geherrscht haben, und daß auf diese die Dynastie von Uruk Uren- gur gefolgt ist. Leider besitzen wir aus seiner achtzehnjährigen Re- gierung nur sehr wenige Jahrdaten, so daß wir sein Emporkommen und die fortschreitende Entwicklung seiner Macht nicht verfolgen können. Auf den Bauziegeln vom Tempel in Ur und sonst gelegent- lich heißt er zunächst nur »König von Ur«; dann fügt er den von ihm neugeschaffenen Titel »König von Sumer und Akkad« hinzu, der nicht nur die Herrschaft über das ganze Land, sondern auch die Vereinigung der beiden Nationalitäten zu einem Reich bezeichnet, im Gegensatz zu der Einseitigkeit der früheren »Könige von Akkad« und »Könige von Sumer«. Einmal führt er auf einem Backstein aus Ur auch den weiteren Titel »Herr von Uruk«'; darin kommt sowohl die Gewinnung dieser Stadt — in der er auch den Tempel der Nanaia gebaut hat — wie die führende Stellung zum Ausdruck, welche Uruk in der sumerischen Welt bisher eingenommen hat. Vollendet ist sein Werk erst von seinem Sohne Dungi, der daher um die Mitte seiner langen Regierung den Titel »König der vier Weltteile« und die Gött- lichkeit wieder aufnimmt. Daß wir das Intervall zwischen der Dynastie von Akkad und Urengur nicht sehr groß ansetzen dürfen, scheint aus den Funden von Tello hervorzugehen, die auch für diese Zeit eine kontinuierliche, höchstens durch kleine Lücken unterbrochene Folge von Urkunden aufweisen. Hier schließt an die Patesis der Zeit Sargons und Na- ramsins eine nicht sehr umfangreiche Reihe von Patesis (etwa 10 oder En NER - ! Taurzav-Dansın, Königsinschr. S. 186e (IR. 1,5). Ein »Herrentum« (nam-en) ist Uruk auch in der Inschrift Lugalkigubnidudus (ib. 156b), im Gegensatz zu dem » Königtum.« (nam-lugal) von Ur. 1082 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. 11), unter denen nur Urbau und seine beiden Schwiegersöhne etwas mehr hervortreten, und diesen folgt alsbald Gudea!. Nach Gudea hat noch sein Sohn Urningirsu Backsteine mit Bauinschriften hinter- lassen; dann aber ist es mit der Herrlichkeit von Tello vorbei, und die Bauurkunden und Monumente brechen jäh ab. Nach ihm haben wir fast nur noch einige datierte Urkunden und-Siegel von Patesis, die sämtlich der Zeit des Reichs von Sumer und Akkad, von Urengur an, } angehören. Danach wird man nicht gern zwischen diesem und Gudea eine größere Lücke ansetzen’; und ebenso kann der Abstand zwischen Gudea und Naramsin nicht allzu groß sein. Ich hatte früher die Zeit von Sargon bis auf Urengur auf 200 Jahre geschätzt; das wird jetzt, wenn die Zahlen der neuen Liste zuverlässig sind, allein durch die Dynastie von Akkad in Anspruch genommen. Aber auch jetzt wird man den Abstand zwischen Sargon von Akkad und Urengur kaum auf mehr als 300 Jahre ansetzen wollen; davon kämen, da die zweite Dynastie von Uruk 26 Jahre umfaßt, auf die Gutäer und die dritte Dynastie von Uruk (Utu-chegal) etwa 75 Jahre. Wenn also Urengur im Jahre 2469 zur Regierung gekommen ist, so würden wir Sargon einstweilen auf etwa 2775 v. Chr. anzusetzen haben. Durch die neuen Nachrichten scheint nun auch etwas mehr Licht auf das verwickelte Problem der Stellung Gudeas zu fallen. Bekannt lich hat man sowohl aus seinen Titeln wie aus der Tatsache, dab er niemals von einer Herrschaft über andere Städte und Völker redet, obwohl er hervorhebt, daß er das Material für seine Bauten und Statuen aus weit entlegenen Gebieten, wie dem Amanos, dem Amoriter- land, Elam, Magan und Melucha bezogen hat, gefolgert, daß er vank eines Oberkönigs gewesen sei; demgegenüber hat neuerdings Koeue wieder betont, daß er niemals von einem Abhängigkeitsverhältnis “ und einem ÖOberherrn redet, sondern ganz als ein selbständiger a Herrscher auftritt, so gut wie Eannatum und seine Nachfolger, die — auch nur den Patesititel führen. Nun ist es zweifellos richtig, Ä dieser Titel nicht immer (und ursprünglich vielleicht überhaupt nicht) einen Vasallenfürsten bezeichnet, sondern oft auch lediglich religiöse EN IP 1 He we ar Une ee gr ' Nach einer, allerdings nicht sicheren Ergänzung der Inschrift der weiblichen Statuette B durch TaurEau-Dancın, Rev. d’Assyr. VII, 185 hätte auch Gudea eine T ter Urbaus geheiratet. u. du ” Allerdings zeigt die große Lücke zwischen den Urkunden aus der Zeit an ersten Dynastie und den späteren Kossaeerkönigen sowohl in Nippur wie in. SiP und Babel, wie unsicher alle solche Schätzungen sind. Aber in Tello cha Dinge doch anders zu liegen; auch die Lücke, die man bisher zwischen Uruß und Sargon annehmen mußte, schrumpft jetzt auf die wenigen Jahre Lugalzag" zusammen. ° Sternkunde und Sterndienst in Babel Il, 1, S. 139. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1083 Bedeutung hat und zum Ausdruck bringt, daß der weltliche Herrscher der Diener und Stellvertreter des Stadtgottes ist; aber ein mächtiger Herrscher über ganz Babylonien und eventuell noch weit darüber hinaus würde das doch wohl aussprechen und nach allen Analogien auch zum mindesten neben dem sakralen Titel dien Königstitel führen. Wenn auch Gudea mehr als ein Jahrhundert nach Naramsin an- gesetzt werden muß, so wirken bei ihm die großen Traditionen des Reichs von Akkad doch noch in weit stärkerer Weise fort als nachher in der Dynastie von Ur, nicht nur in der Kunst und ebenso in der Verwendung des Diorits von Magan, sondern auch darin, daß die friedlichen Beziehungen und der rege Verkehr Babyloniens mit den Nachbarländern, speziell auch mit Magan und Melucha, zu seiner Zeit noch bestehn, während sie später aufgehört haben. Man wird daher Gudea am besten in die Zeit der letzten Könige von Akkad setzen, als das Reich zwar noch bestand, aber seine Autorität unter schwa- chen Herrschern in ähnlicher Weise gelockert war, wie die der Kö- nige von Ki$ zur Zeit Eannatums und seiner Nachfolger, so daß sich hier im Süden ein tatsächlich völlig selbständiges Fürstentum bilden konnte‘. Gudea ist ja ebensogut ein Repräsentant der sumerischen Reaktion gegen die Vorherrschaft der semitischen Akkadier wie die Dynastie von Uruk, die das Reich von Akkad gestürzt hat, nur daß er nicht, wie diese, zu den Waffen gegen den Oberkönig griff. Er mag aber auch noch in -die Zeiten dieser Dynastie von Uruk hinein- gehören. Dann kam, unter seinem Sohn Urningirsu oder kurz nach ihm, die gutäische Invasion und damit der Zusammenbruch der von Gudea gewonnenen Stellung; damals mag Tello in ähnlicher Weise heimgesucht sein, wie zwei Jahrhunderte vorher am Schluß der ener- gischen Regierung Urukaginas durch Lugalzaggisi. So würde hier eine Lücke in der Serie der Urkunden anzusetzen sein, die bis auf Urengur und die unter ihm amtierenden Patesis etwa eine bis zwei Generationen umfaßt haben mag”. Weitere Aufklärung über diese Zeit werden uns hoffentlich bald ‘die Ausgrabungen in Warka bringen. ! Ob er den Feldzug gegen Ansan in Elam, den er in seinen Inschriften ein einziges Mal erwähnt (Statue B, 6, 64 ff.), selbständig oder im Gefolge eines Oberkönigs geführt hat, ist nicht zu entscheiden. Auf denselben werden sich, wie Hrvzry er- kannt hat, die Darstellungen von Gefangenen in den Bruchstücken seiner Stelen be- ziehen (Hrvzey, Une des sept steles de Goudea, Fondat. Piot XV], 1908, p. 13f.). ?2 Die Konsequenz dieses Ansatzes für Gudea ist, daß sein Sohn Urningirsu nicht mit dem gleichnamigen Priester der Ninä unter Dungi (Taurzav-Daners, Königs- inschriften S. 194x), von dem auch die Backsteininschrift aus Tello ebenda S. 146a stammt, identisch sein kann, wie man nach WiınckLers Vorgang meist angenommen hat; dagegen hat sich jetzt auch Kverer, a. a. 0. S. 143 erklärt. 1084 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. Lugalzaggisi. Die Dynastien von Kis und Opis, Vor der Dynastie von Akkad nennt die Liste eine erste Dynastie von Uruk, die nur durch den einen König Lugalzaggisi mit 25 Jahren vertreten ist. Es liegt kein Anlaß vor, diese Angabe zu bezweifeln, die das Intervall beseitigt, das man früher zwischen Lugalzaggisi und Sargon annahm. Dadurch wird zugleich der Anschluß nach oben gewonnen: denn Lugalzaggisi hat der Herrschaft des Urukagina von Lagas ein Ende gemacht. Vor diesem haben hier hintereinander mehrere Patesis geherrscht, die alle nur wenige Jahre im Amt ge wesen sind; und es ist sehr wohl möglich, daß zu den drei bekannten" noch einige weitere hinzukommen, von denen uns Urkunden nicht erhalten sind. Aber lang kann die Zeit ihrer Herrschaft nicht ge wesen sein; und vorher ist die Herrscherfolge von Enannatum Il. bis hinauf zu Urninä durch fünf Generationen genau bekannt. Mehr als rund 200 Jahre kann der Abstand von Urninä bis auf Lugalzaggisi nicht betragen haben, so daß, wenn wir diesen auf 2800— 2775 al : setzen, Urninä auf das Jahr 3000 v. Chr., und sein Enkel Eannatum, der König der Geierstele, auf 2950 kommt. König Urukagina von Lagas ist somit ein Zeitgenosse der se mitischen Könige von Kit, der Vorgänger Lugalzaggisis im Ober königtum°?. Da wird es nun doch recht wahrscheinlich, daß der Uru- : kagina, Sohn des Engilsa, des Patesi von Laga$, der auf dem Obe lisken Manistusus unter den oben besprochenen Zeugen erscheint, mit dem späteren König Urukagina von Lagas identisch ist”. Daß der Re fe A ee ER = ee e Er ! Ihre Folge: Enetarzi, Enlitarzi und dessen Sohn Lugal-anda hat GenoumLae (OLZ. 1908, 2ı3, vgl. Tablettes sumer. archaiques 1909) festgestellt auf Grund ee Daten des großen Fundes von Tontafeln mit Haushaltsrechnungen aus ihrer Zei Auf Lugal-anda folgt Urukagina, während Enetarzi als Priester des Ningirsu auf einer Tafel mit einem Bericht über einen Elamiteneinfall vorkommt, der wah rer — Nous fouilles de Tello p. 52ff. und 179). So beträgt das Intervall zwischen Entemenas Enannatum II. und Urukagina schwerlich mehr als ein Menschenalter. Es kön sehr wohl noch weitere Patesis ausser den drei bekannten in ihm regiert haben. Binden für die semitische Sprache, sondern auch in der Gestalt der Zeichen eine lung stattgefunden, die die sumerische Welt nicht mitgemacht hat und di wie die Funde von Tello zeigen, erst durch die Könige von Akkad ein ingt. 2 Zu dieser Ansicht neigt auch GenoviLac OLZ. 1908, 216 und Tabl sumer. archaiques p. XIV, der eine Tontafel (Arzorıe oe La Fuym, presargoniques 69) zitiert, welche Opfer der Sagsag, der Frau Urukaginas, für. und ihr eigenes Leben erwähnt. Ebenso Drormz, OLZ. 1908, 194- i Tavreau-Dancıss, Rey. d’Assyr. VIII, 141 erledigen sich der Hauptsache nach d E. Mever: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1085 Name des Patesis Engilsa in den Urkunden von Tello nicht vorkommt, ist kein Gegenargument, da wie eben bemerkt an dieser Stelle die Reihe der bekannten Namen nicht vollständig zu sein braucht; und an eine spätere Stelle, hinter den König Urukagina, können wir En- gilsa jetzt nicht mehr setzen, da Manistusu vor Lugalzaggisi regiert hat. Daß Urukagina in seinen Inschriften seinen Vater nicht nennt, beweist nichts gegen diese Gleichsetzung; denn er steht ja in schroffem Gegensatz gegen das Priesterregiment der Patesis, die ihm vorangingen, und hat daher auch wieder den Königstitel angenommen. Daß der Sohn eines dieser priesterlichen Patesis, als er zur Herrschaft gelangt "war, mit den Traditionen seiner Vorgänger gebrochen und die volle Königgewalt ergriffen hat, ist durchaus begreiflich. Der Niedergang des Königstums von Kis, das vermutlich das priesterliche Regiment in Laga$ gefördert und daher auch den fortdauernden Wechsel der Patesis veranlaßt hat', wird ihm dazu Möglichkeit geboten haben. Eine Zeitlang hatte er freien Spielraum und konnte seine sozialen Re- formen durchführen; dann aber erlag er der inzwischen erstarkten Macht Lugalzaggisis, der aus Umma, der alten Rivalin von Lagas, hervorgegangen war. Auch Lugalzaggisi ist der Sohn eines Patesis, des Uku$ von Umma:; aber im Gegensatz zu Urukagina scheint er an den religiös-priesterlichen Traditionen der Sumerer festgehalten zu haben. Als Lugalzaggisi sein Reich begründet hat, hat er seine Residenz von Umma nach Uruk verlegt und daher den Titel »König von Uruk« angenommen; dann verleiht ihm der Gott Enlil von Nippur das »Königtum des Landes« (nam-lugal kalama), und er erobert » die Länder vom unteren Meer des Tigris und Euphrat bis zum oberen daß Manistusu in die Zeit von Lugalzaggisi fällt, also genau in die Zeit der Jugend Urukaginas. Daß Engilsa als Patesi in den Tabletten von Tello nicht vorkommt, ist nicht anstößig, da dieser große Tablettenfund ja nur einen Zeitraum von wenigen Jahren umfaßt. Zwischen Enannatum Il. und Enetarzi einerseits und Enlitarzi und Lugalanda anderseits mag es noch mehrere Patesis gegeben haben, von denen wir nichts wissen. ! Die Zeit nach Enannatum II., Sohn des Entemena, ist offenbar der des Sargon und Naramsin und ihrer ersten Nachfolger und dann wieder der Zeit des Reichs von Sumer und Akkad gleichartig geweden. In allen drei Epochen wechseln die Patesis rasch und bilden keine Dynastie, sondern werden offenbar von dem ÖOberkönig (oder unter dessen Kontrolle, mit Berücksichtigung religiöser Vorschriften) eingesetzt; man kann das mit dem Verhältnis des Dalailama von Tibet zum chinesischen Reich ver- gleichen. Die Patesis nach Enannatum II. fallen also unter Sarrugi, Manistusu und rumus von Kit; mit dem Verfall dieses Reichs kommt dann Urukagina wieder zu selbständiger Macht, ebenso wie nachher Gudea, nur daß dieser nicht, wie jener, den Königstitel angenommen hat. — In den zahlreichen Rechnungsurkunden aus der Zeit dieser Patesis kommt allerdings der Oberkönig nie vor; aber ein Gegenargument kann daraus bei dem Charakter dieser Rechnungen nicht entnommen werden. 1086 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. Meer« »von Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang«. So tritt uns auch bei ihm die zentrale Stellung von Uruk für das Sumerertum anschaulich entgegen, wie nachher nochmals bei der zweiten Dynastie von Uruk: von hier geht in erster Linie der Kampf der Sumerer gegen das Königtum von Kis aus, das in die Hände der semitischen Akkadier gefallen ist. Ein Vorgänger — aber nicht Vorfahre — Lugalzaggisis wird Lugal-kigubnidudu gewesen sein, dem Enlil von Nippur »das Herrentum mit dem Königtum vereinigt, Uruk zum Herrentum, Ur zum Königtum gemacht hat«, und der sich »König von Uruk, König von Ur« nennt, ebenso wie sein neben ihm als, Mitregent erscheinender Sohn Lugalkisalsi. Ferner wird Ensagkusanm hierher gehören »König von Sumer (Kengi), König des Landes«, der das böse Ki$ bekämpft, und vorher der unbekannte Herrscher (oben S. 1074), der den Enbi-istar, König von Kis, besiegt hat. Wir kennen \ alle diese Könige nur aus ihren Weihgeschenken (fast ausschließlich steinernen Vasen) nach Nippur, unserer einzigen Quelle für diese Dinge, die natürlich äußerst lückenhaft und von Zufällen abhängig ist. Aber deutlich treten in ihnen die immer erneuten und zeitweilig von Erfolg gekrönten Versuche der Sumerer hervor, die semitische Oberherrschaft niederzuwerfen, Versuche, die später im Reich von Sumer und Akkad noch einmal zu vollem Erfolg geführt haben und sich dann in der Erhebung der »Dynastie des Meerlandes« gegen das Reich von Babel noch weiter fortsetzen. = Neben diesen vom Süden ausgehenden Herrschern stehen a Norden als legitime Besitzer des Oberkönigtums die Könige von Kö die späteren semitischen und vor ihnen die sumerischen, deren Le | oben S. 1075 zusammengestellt ist. Ihre Herrschaft umfaßt insgesamt mindestens drei Jahrhunderte. Denn der älteste von ihnen’, der us bekannt ist, Mesilim, hat zur Zeit des Lugalsagengur, Patesis = Lagas, in Laga$ dem Ningirsu einen Tempel erbaut, aus dem uns sein Streitkolben mit ganz archaischen Skulpturen als Weihg erhalten ist, und hat die Grenzstreitigkeiten zwischen Lagas ; Umma geschlichtet, eine durch eine Grenzstele festgelegte Entseh@ dung, auf die sich Eannatum und Entemena berufen. Eannatl ist der Enkel: des Urnina, Königs von Lagas, und dieser nennt ! seinen Inschriften ständig seinen Vater Gunidu und seinen Großvatet Gursar, die mithin auch Könige gewesen sein werden; somit ist der Patesi Lugal-Sag-engur und mit ihm Mesilim in noch frühere lei etwa ein Jahrhundert vor Urnina, anzusetzen, um 3100 V- Chr. 1076,1- f{, Tau ! Abgesehen vielleicht von dem »Patesi von Ki$« U-tug? oben S. ®2 Dec. en Chaldee pl. ı ter, 2. Hevzev, Catal. des ant. chald. p- 81 Dancın, Königsinschr. $. 160. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1087 Auch die neue Königsliste läßt der Herrschaft Lugalzaggisis eine Dynastie von Kis vorangehen. Indessen damit hört die Übereinstimmung auf: kein einziger der aus den Denkmälern bekannten Könige von Kis erscheint in der Liste. Aber auch aus der Liste selbst geht her- vor, daß wir hier den geschichtlichen Boden unter den Füßen ver- lieren. Denn als Gesamtdauer der Dynastie gibt sie 586 Jahre', während die Summe der acht Einzelposten nur 192 Jahre ergibt — eine Differenz, die zu erklären uns jedes Mittel fehlt. Weiter aber beträgt der erste die- ser Einzelposten volle 100 Jahre’, und als Begründer der Dynastie er- scheint eine Frau Azag-bau’, von der berichtet wird, daß sie Schenk- _ wirtin gewesen sei, und daß sie die Stadt Ki$ gegründet habe. Das ist also ein Seitenstück sowohl zu der Sargonsage, wie zu der aus der Semi- ramissage und aus der Übertragung der Bauten Nebukadnezars auf seine Gemahlin Nitokris bei Herodot bekannten Tendenz der babylo- nischen Überlieferung, die Frauen in den Vordergrund zu drängen und ihnen große Werke und Taten zuzuschreiben. Natürlich hat die Überlieferung von Azagbau, die mithin das ehrwürdige Alter von min- destens fünf Vierteljahrhunderten erreicht haben müßte, noch mehr er- zählt, als die Tafel aufgenommen hat, ebenso wie bei Sargon; ihr Name und der Sargons sind die einzigen unter den 28 in der neuen Liste vor- kommenden Königsnamen, welche in dem oben S. 1062,2 erwähnten Namenverzeichnis VR 44 vorkommen; und auch eine Vorzeichensamm- lung (CT XXVI p. 6 ZI. 2f.) erwähnt, wie Scuem bemerkt hat, ihre »Herrschaft über das Land«. Wenn die neue Liste in ihren späteren Abschnitten, von Lugal- zaggisi an, zwar auch (bei Sargon) von der sagenhaften Überlieferung beeinflußt ist, aber doch im wesentlichen als durchaus zuverlässig er- scheint‘, so erweist sie somit schon durch ihren Inhalt, daß das für die frühere Zeit nicht der Fall ist; die gleichzeitigen Denkmäler zeigen, daß sie hier für die Rekonstruktion der Geschichte überhaupt nicht mehr verwertet werden kann. Damit soll keineswegs gesagt sein, daß ihre Angaben auf Erfindung beruhen und völlig wertlos sind. Ver- mutlich werden die Namen, die sie bringt, in der Regel noch auf wirkliche Überlieferung und auf erhaltene Urkunden — die ja in der Folgezeit vielfach abgeschrieben wurden, wie zahlreiche derartige Kopien Geschrieben ı (X 60) + 40. Oder, wie T#ureav-Dansın liest, Ku-bau. Natürlich innerhalb der bei solehen Dokumenten selbstverständlichen Grenzen; geben doch auch die späteren Königslisten bei der ersten Dynastie von Babel und bei den Kossäern im einzelnen mehrfach falsche Zahlen, ebenso vielleicht auch bei den Dynastien von Ur und Isin. ı 2 3 4 1088 Gesammtsitzung vom 21. Noveinber 1912. beweisen — zurückgehen, zum Teil vielleicht auch in den Zahlen Wir kennen ja die Herrscher dieser Zeit nur ganz unvollkommen, E da unser Wissen fast ausschließlich aus den bei den Ausgrabungen in Tello und Nippur gefundenen Denkmälern stammt; die verhältnis mäßig wenigen Namen, die sich hier erhalten haben, werden dureh = die Namen der Liste ergänzt werden können. Wir stehen hier eben in der Zeit, wo die zusammenhängende Geschichtsüberlieferung auf hört und nur noch sporadische Nachrichten und Dokumente vorlagen, die die babylonischen Gelehrten zu ordnen versucht haben; nocı weiter hinauf wird es dann an Füllfiguren sowenig gefehlt haben, wi in den griechischen Königslisten, bis der Anschluß an die Sagengestalten der Urzeit erreicht war. Dabei ist nicht zu vergessen, daß die neue Liste uns eben nur ein Bruchstück der Gesamtüberlieferung bietet”. Außerdem beschränkt sie sich auf die Dynastien der Oberkönige; all die andern lokalen Herrscher, von denen wir die von Laga$ und Umma genauer und. E nicht in Betracht. So erklärt es sich, daß von all den sonst, in VR. 44, erhaltenen Königsnamen in ihr keiner vorkommt. Aal sieht aber daraus zugleich, wie wenig wir auch jetzt noch von der babylonischen Geschiehtsüberlieferung wissen. Vor der Dynastie von Ki$ nennt die Liste eine Dynastie vol Opis (UB®, Kes, s. u.), sechs Könige mit 99 Jahren®. Auch diese sind sonst gänzlich unbekannt. Wohl aber kennen wir aus den Denk- mälern ein Königreich von Opis, allerdings nicht vor dem Königtun von Kis, sondern gleichzeitig mit demselben. Die Hauptquelle dafür sind die Inschriften Eannatums von Lagas; und es lohnt sich au sonst, diese noch etwas eingehender zu besprechen. ' An sich sind die Zahlen für die Nachfolger der Azagbau unanstößig; @ das sind z. B. die Zahlen der Listen der assyrischen und medischen Könige NE griechischen Chronographen auch, und ebenso in der Regel die der griechischen ol listen der Urzeit. — Auf Azagbau folgt nach der Liste ihr Sohn und ihr Enk ein König Zimudar und dessen Sohn, dann drei Könige, bei denen keine Ver schaftsangaben stehen. ” Der Ausweg, daß die aus den Denkmälern bekannten Könige von Kam Vorlage der Liste an früherer Stelle gestanden hätten (was historisch natürlich | sein würde), ist auch dadurch ausgeschlossen, daß nach ihr Ki$ von Azagbau . gründet wird. ° Nur der letzte von ihnen wird als Sohn seines Vorgängers bezeichn! E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s. w. 1089 Die Kriege Eannatums von Lagas. Das Hauptmonument Eannatums, die sogenannte Geierstele', ist zu Ehren des Gottes Ningirsu errichtet, und berichtet daher aus- führlich von dem Sieg des Herrschers über die Feinde aus Umma, durch den das heilige Feld Gu-edin dem Gotte wiedergewonnen wurde, und vor allem von dem den Besiegten auferlegten Eidschwur. Im Eingang war die Berufung und Auferziehung Eannatums durch die Götter, die er in seinen sonstigen Inschriften in kurze Epitheta zu- sammenfaßt, eingehend geschildert, am Schluß folgte ein kurzer Über- bliek seiner sonstigen Taten, von dem leider nur wenige Fragmente erhalten sind. Aber auch die Reliefs auf der Rückseite greifen über den Hauptinhalt des Textes hinaus. Die erste Reihe allerdings stellt ohne Zweifel den Sieg der Phalanx von Lagas über das Heer von Umma dar, wobei Eannatum, der seinen Truppen voranschreitet, mit der Lanze einen am Boden liegenden Feind niederstößt’; und die zweite Reihe, wo die Armee auf dem Marsch ist, geführt von dem Herrscher auf dem Streitwagen, der seine riesige Lanze schleudert', wird sich wohl auf denselben Krieg beziehen. da die dritte Reihe die feierliche (auch im Text erwähnte) Bestattung der Gefallenen des sieg- reichen Heeres mit den zugehörigen Totenopfern, zeigt, das Gegen- stück zu den von den Raubvögeln verzehrten Leichen der Feinde in der obersten Reihe. Aber die unterste Reihe führt in einen ganz anderen Krieg. Von ihr ist nur ein kleines Bruchstück übriggeblieben, die riesige Lanze Eannatums, die über die Köpfe der Feinde hinweg deren König in die Stirn trifft; und bei diesem ist glücklicherweise die Beischrift » Al-zu? König von Kis« wenigstens größtenteils erhalten. Daraus folgt, daß Eannatum einen Krieg gegen das Reich von Kis geführt hat und daß dieser, was ja auch ohnehin anzunehmen _ wäre, einer seiner ruhmreichsten Taten gewesen ist, so daß er ihn auf der Stele im Bilde verherrlichte, wenn auch in dem zugehörigen Text von ihm höchstens ganz kurz, in der größtenteils verlorenen Über- ! Ihr Verständnis hat in bewunderungswürdiger Weise TuurEau-Dangin er- schlossen, der jetzt in der neuen Bearbeitung in der großen abschließenden Publikation der Stele (Restitution materielle de la stele des Vautours, par L. Hevzev et F. TaurEAU- Dasein, 1909) seine frühere Übersetzung (Königsinschriften S.ı1 ff.) noch wieder mehr- fach verbessert und die Gesamtdisposition der Inschrift und vor allem den Inhalt des ersten, nur ganz verstümmelt erhaltenen Abschnitts klargelegt hat. ® Derselbe ist nicht erhalten; man kann vermuten, daß bei ihm wie nachher bei dem König von Ki$ der Name angegeben war. ® Auch hier stieß er wahrscheinlich einen feindlichen Herrscher nieder, dessen Name in dem verlorenen Stücke gestanden haben wi 1090 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. sicht am Schluß, die Rede gewesen sein kann. Zugleich ist klar daß dieser Krieg gegen Ki$ später fällt als der Krieg gegen Umma‘ Außer der Geierstele besitzen wir noch eine ganze Reihe von Inschriften Eannatums auf Feldsteinen, Backsteinen, einem Basalt- mörser und einer kleinen Säule. Sowohl den Lobpreisungen des Herrschers in der Titulatur wie den Berichten über die einzelnen“ Begebenheiten liegt ein stereotyper Text zugrunde, ebenso wie bi seinen Nachfolgern und bei den assyrischen und ägyptischen Könige, der dann im einzelnen je nach dem Zweck des Monuments und dem zur Verfügung stehenden Raum mehr oder weniger gekürzt oder em weitert wird. Offenbar aber stammen diese Inschriften nicht alle aus derselben Zeit, und wenn sie ein Ereignis nicht erwähnen, geschieht jo das wenigstens in vielen Fällen nicht, weil die Vorlage gekürzt ist, sondern weil es zur Zeit ihrer Abfassung noch nicht stattgefunden hatte, wie bei den Inschriften der Assyrerkönige auch. So wirds möglich sein, wenn wir die Texte nach dem Inhalt ordnen, zugleich die chronologische Folge der Begebenheiten zu ermitteln. a4 Lediglich auf den Krieg gegen Umma und die Wiedergewinnung des entrissenen Gebiets beziehen sich Feldstein E und die kleine 5 Säule’; sie werden kurz nach dem Siege verfaßt sein. Den Inhalt der übrigen Texte?’ stellt auf Grund der Übersetzung TaurEAu-Danems die Übersicht auf S. 1091 zusammen. i Feldstein A ist das umfangreichste dieser Denkmäler und kaum daher mehr geben als die andern; vom Feldstein B ist der Sehluß verloren, der wohl ähnlich gelautet hat wie auf jenem. In dem er haltenen Teil gibt A ein paar Einzelheiten mehr: den Namen des: Königs von Opis, eine etwas erweiterte Fassung der Angabe über Kanalbau‘. Im übrigen wiederholen beide Steine zunächst ledi den stereotypen Text, der wörtlich ebenso auf dem Backstein A, in kürzerer Fassung auf dem Backstein B steht; er schließt mit | 5 Worten: »Von Eannatum, dessen Name ausgesprochen worden ist en ‘ Für die Komposition der Geierstele ergibt sich daraus, daß ihr ein offenat alsbald nach dem Abschluß des Friedens ınit Umma, den sie verherrlichen soll, gesetzter Text zugrunde liegt. Aber die Fertigstellung des Denkmals nahm gerd Zeit in Anspruch; daher ist am Schluß die spätere stereotype Zusammenfassung Taten des Herrschers angefügt und unter die Reliefs der Kampf gegen den Koagn Kis aufgenommen worden. * Auf B ist hier etwas weggebrochen. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1091 eh ker, ed Feldstein A Geierstele Mörser Elam besiegt . ..........--- PER „ . i & Elam und Salı im Gebirgskrieg ..-- ....---- ++ - - » „ » (Sunanam) a „ „ ’ ähnung seines Banners ..... _- » “ z Urua Umma besiegt .....-..- one. .0.0.0% » » » u Umma (Umma ?) Feld des Ningirsu gewonnen.... _ “ » Besiegung von Uruk............... _ » » » Ur Uruk en » _ ” » Ur N _ _ » “ en en » » sein Patesi getötet .........- _ — “ Plünderung von MiSime ...........- _ » Arua vernichtet....... — En » » Arua Eannatum hat den Ländern ar h den Kopf zerschmettert .. \ en -— » » .. .. (Sumer) Besiegung des Königs von Opis..... _ — » Erschlagung seines Königs Zuzu _ — n . ohne erhält das Namen. Königtum Schluß Kis, verlo- Wiederholt: ren Besiegung von am (u. Sah), Urua, Kis, Opis, und dazu a’er Bauten: Brunnen für Ningirsu ...... » — —_ a Tempel rbauung von Girsu ....... En » ” . der « » «Nnial...... nn » » „ Gatumdag Mauer von Lagas.......... — og ” ga ” » Uruazagga ..... u _ » » ER _— — » ” (nachher noch- mals wieder- holt) Ningirsu, wurde den Ländern der Kopf zerschmettert. « Daran schließt auf dem Backstein A noch ein kurzer weiterer Satz zum Preise Ean- natums, etwa: »der Mann, der (ausführt) das Wort Ningirsus; sein Gott ist Dun-x«'; darauf wird noch die Vernichtung von Arua nach- getragen. Auf Feldstein A und B ist diese an den Schluß der Auf- zählung der besiegten Orte gesetzt; dann aber wird zwischen die Zu- sammenfassung der Erfolge in dem Satz von der Zerschmetterung der feindlichen Länder und die Schlußbemerkung »sein Gott ist Dun-x«° ' Das ist der spezielle Schutzgott seiner Familie. Dieser Satz steht auch auf dem Backstein B. .. * Auf Feldstein A war der zur Verfügung stehende Raum damit immer noch nicht ausgefüllt; so folgt noch: »er hat erbaut den Palast TiraS; er ist der Sohn Akur- s, des Patesi von Lagas; sein Großvater ist Urnina, Patesi von LagaS.« Man sieht, daß der Raum gefüllt werden sollte, man aber nichts mehr von Bedeutung zu sagen wußte. 1092 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. die Besiegung des Königs von Opis und die daran. anschließende Er- bauung des neuen Kanals für Ningirsu eingeschoben. Deutlich sieht man, daß diese Ereignisse später fallen als die früheren und daher in ganz unbeholfener Weise an den älteren, ein für allemal feste den Text angeflickt wurden. Auf Feldstein A folgt dann ein noch maliges Resümee seiner Taten': Besiegung von Elam, des Königs von Opis, und nochmals die TER von Elam, Sah und Urua, von Opis, die Erbauung des Kanals mit weiterem Detail, dazu aber die Gewinnung des Königtums von Ki$ sowie der Satz »Kis wurde der Kopf zerschmettert«, und unter den unterworfenen Orten neben Opis auch Ki$ und Ma’er. Ganz deutlich ist, daß diese Erfolge, die Be siegung von Opis, Ki$, Ma’er in eine spätere Zeit gefallen sind, de die vorher aufgezählten. = Zu dem gleichen Ergebnis führt die Erwähnung der Bauten. : Backstein B nennt nur einen Brunnen im Vorhof Ningirsus, der später nicht wieder vorkommt. Backstein A und die beiden Feldsteine er wähnen die Erbauung der Stadtquartiere Girsu? und Nina”. Dazu kommt dann auf den beiden Feldsteinen die Erbauung der Mauern von Lagas* und Uru-azag-ga’ und des neuen Kanals, dessen Wasser . becken am Schluß von Feldstein A noch eingehender beschrieben wird" Unsere bisherigen Ergebnisse werden bestätigt durch die Ge staltung der Titulatur. Im allgemeinen schildert sie, mit kleinen Variationen, die Beziehungen des Herrschers zu den Göttern (die m Eingang der Geierstele weiter ausgeführt sind): »begabt mit St von Ningirsu‘, auserkoren im Herzen von Ninä, genährt mit heiliger Mileh von Ninharsag, genannt u Be Namen von Innina‘, mit Verstand von En-ki (Ea)« usw.’; dazu kommt dann in den älteren 3 Auf Feldstein B hat das nicht gestanden, da hier gleich die Angabe über d® Sehutzgott folgt. In den verlorenen Schlußworten kann nichts von Bedeutung ; standen haben (vielleicht der Name des Vaters und des Großvaters, wie in A 2 Das ist offenbar das älteste Stadtquartier von Tello, das verfallen W Eannatum wieder hergestellt sein wird. ® Immer mit dem Determinativ ki geschrieben, offenbar ein Bezirk. der an | A eg = D. anschloß; nach den beiden Feldsteinen ist er für diese Göttin. in A. en 2 Ein ne Onärtier von Lagas, in dem nach der Inschrift Urbaus (TaU Dans, Königsinschriften S. 60, 4, 3ff.) der Tempel der Bau und nach Gudea ( S. ie Backstein ©) der der Gatumdug lag. i = Außerdem ist auf A am Schluß die Erbauung des Palastes TiraS nachgel der sonst nur noch auf dem ältesten Feldstein D erwähnt wir PR: ’ Statt dessen »begabt mit Stärke von Enlil« Feldstein E, Backste ae rev. 5,45. Die kleine Säule hat statt dessen »Krieger Enlils«- ® Statt dessen Ninä Feldstein E, wo daher »auserkoren im Herzen von. ° Die volle Liste geben die beiden Feldsteine A und B und die rev. 5,42ff. Die kleine Säule und die Backsteine geben die vier er Feldstein D nur »der Eroberer Ningirsus«., er Re diasne a ra E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1093 Monumenten (Feldstein D und E, kleine Säule) der Titel »der Eroberer Ningirsus«, der auch auf den Skulpturen der Geierstele (ebenso Feld- stein A 6, 15) neben seinem Namen steht und den seine Nachfolger über- nommen haben. Das alles lehrt uns nichts von Bedeutung, wohl aber, daß auf dem Backstein A und den Feldsteinen A und B die Titulatur beginnt mit den Worten »Eannatum, Patesi von Lagas, dessen Name ausgesprochen wurde von Enlil«, während Backstein B statt dessen sagt » dessen Name ausgesprochen wurde von Ningiru«, eine Formel, die nach- her in dem abschließenden Satz von der Zerschmetterung des Kopfes der feindlichen Länder auch in den drei späteren Denkmälern beibe- halten ist, ebenso in der Geierstele 6, 2f. 16, 9f., auf der überhaupt in dem ganzen Eingang, der das Verhältnis Eannatums zu den Göttern ausführlich behandelt, von Enlil niemals die Rede ist. Nun ist Enlil der Gott von Nippur, der das Königtum über das ganze Land eben dadurch verleiht, daß er in seinem Orakel den Namen des Herrschers verkündet; wenn also Eannatum behauptet, daß Enlil seinen Namen ausgesprochen habe, so bedeutet das, daß er jetzt den Anspruch auf das Oberkönigtum erhebt und dafür ein Orakel aus Nippur erhalten hat (oder erhalten zu haben behauptet). Ursprünglich ist er nur der Stadtfürst von Laga$, der lediglich zu dem dortigen Lokalgott Nin- girsu, dessen irdischer Stellvertreter (patesi) er ist' und für den er Krieg führt, und zu den sonstigen Göttern seiner Stadt, vor allem zu Ninä, in einem persönlichen Verhältnis steht. Aber nach seinen ersten großen Erfolgen kann er nach höheren Zielen streben und mit dem universellen Obergott Enlil in Verbindung treten. Das tritt zuerst darin hervor, daß er die Worte »begabt mit Stärke von Ningirsu« durch »begabt mit Stärke von Enlil« ersetzt — so schon auf Feldstein E, der nur von dem Krieg gegen Umma handelt, dann auf Backstein B und auf der Geierstele 5, 45° —, dann aber in den späteren Monumenten seinen Namen von Enlil ausgesprochen werden läßt‘. Nun sind eben diese Monumente (Backstein A und Feldstein A und B) diejenigen, ! Eannatum hat dies religiöse Verhältnis gesteigert. Daher nennt er sich fast ausnahmslos nur »Patesi von Lagad«, während sein Vater und Großvater den Königs- titel geführt haben. Mit Ausnahme des Eingangs der Geierstele (2, 9) gibt er in seiner Inschrift auch diesen immer nur den Patesititel (ebenso sein Bruder Enannatum l.); Sich selbst nennt er nur einmal »König von Lagas«, am Schluß der Geierstele (rev. 5,43), wo die volle Titulatur und dann der Überblick der sonstigen Taten in der- selben Weise wie in den übrigen Inschriften gegeben wir 2 »Krieger Enlils« auf der kleinen Säule ist eine Variante oder wohl eher Vor- stufe dieser Formel. ® Daß auf. diesen Denkmälern die ältere Formel »begabt mit Stärke von Nin- girsu« wieder aufgenommen ist, zeigt deutlich, daß wir es hier nicht mit gleichgültigen Variationen zu tun haben, sondern der Wechsel der Formeln eine bestimmte Be- deutung hat. Sitzungsberichte 1912. 93 1094 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. welche den Krieg gegen Opis erwähnen, der in den anderen Inschriften 4 noch nicht vorkommt. Somit ist klar, daß beides im Zusammenhang R steht: eben dureh den Sieg über den König von Opis hat Eannatum von Enlil die »Aussprechung seines Namens«, d.i. den Anspruch auf die Königswürde über das ganze Land erhalten. Das wird ergänzt durch die Zusätze auf Feldstein A: hier wird zugleich die Besiegung von Kis (und Ma’er) erwähnt und gesagt, ihm sei »von Innina (= Rtar, die ihn liebt, zu dem Patesitum von Laga$ das Königtum von Kö gegeben«. Also unter dem Schutz dieser Göttin, »die ihm seinen schönen Namen gegeben hat«, hat er die Krone von Ki3 gewonnen; 3 aber rechtmäßig vergeben werden kann sie nur von Enlil, und das ist in der besprochenen Wendung der Titulatur »dessen Name aus gesprochen ist von Enlil« gesagt. Völlig parallel ist die schon er wähnte Inschrift einer Vase Lugal-kigub-nidudus!: »Enlil, König der h Länder zu Lugal-kigub-nidudu, als Enlil an ihn ein günstiges Wort ge richtet hatte, und er das Herrentum mit dem Königtum vereinigt hatte, hat er Uruk zu einem Herrentum, Ur zu einem Königtum ge & macht« — d.h. ursprünglich war er nur »Herr« von Uruk, durdi Enlils Ausspruch ist er »König« geworden und hat jetzt Ur zu seiner Residenz erhoben. Ebenso erhält Lugalzaggisi durch Enlil das »König tum des Landes«. | Es ist anzunehmen, daß die einzelnen Kriege auch in dem ersten Teil der stereotypen Liste in chronologischer Folge aufgezählt sind; das wird dadurch weiter bestätigt, daß sonst doch wohl der Sieg über Umma, auf den Eannatum ja besonders stolz ist, voranstehen würde. e Alsdann ergibt sich folgende Entwicklung. Zuerst die Abwehr eines Angriffs der Elamiten’, bei dem Eannatum ins Gebirge vordringt'. Daran schließt sich der Kampf mit dem Patesi von Urua‘, der das Banner seiner Stadt aufpflanzt, vermutlich zugleich als religiöses Em blem, aber in einer Sehlacht besiegt wird. Dann folgt der große z Krieg mit Umma, den die Geierstele verherrlicht. Daran schlie sich weitere erfolgreiche Kriege im Süden des Landes, zunächst ‘ Tuureav-Daneım, Königsinschriften, S. ı 56b. ” Feldstein A 6, 8 »Elaın wurde in sein Land zurückgetrieben« [richtige FE »die Elamiten«; das Determinativ Ai steht hier nicht, sowenig wie 3, 13, W© = Geierstele rev. 6, 10. Backstein B 2,4 (kur Nimki „das Land Elam«)]. oe ° Der Krieg gegen Elam wird auf dem Bruchstück des Feldsteins D & od wähnt, zusammen mit dem sonst unbekannten $al ‚ das auch Geierstele rev. 6,1 2 - Feldstein A 6, 17 genannt ist. Bl ie I u * Aus dieser Stadt (die Lesung des Namens ist ganz unsicher) Turusal“ Material für den Untersatz eines unter Entemena geweihten Streitkolbens: : Dancın, Königsinschriften S. 34i. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1095 gen Ur', dann gegen Uruk, Kibabbar (vielleicht = Larsam) und drei sonst nicht bekannte Orte: die Stadt Az, deren Patesi getötet wird, MiSime und Arua, das, da es auf dem Backstein A am Schluß nach- getragen ist, an das Ende dieser Kämpfe gehört’. — Wie es scheint, stand Umma in Beziehungen zu dem König von Kis, der es beim Kampf gegen Lagas unterstützt haben mag; darauf weist hin, daß in der Geierstele beim Ausbruch des Krieges der Gott Ningirsu dem Pa- tesi Schutz gegen die von Umma und Ki$ drohende Gefahr zu ver- heißen scheint. Und auf dem der Ninä geweihten Mörser, dessen nur teilweise erhaltene Inschrift schwerlich spätere Kämpfe erwähnt hat, heißt es: »der König von Ki$ bemächtigte sich seiner (des Weih- geschenks) nicht.«c Damals drohten also von Kis Gefahren. Jetzt hat es zusammen mit Opis zu den Waffen gegriffen. König Zuzu von Opis (UH®) griff Eannatum an, wurde aber besiegt, bis Opis verfolgt und dort erschlagen. Im Anschluß daran muß auch Kis besiegt wor- den sein. Aus den Inschriften freilich erfahren wir darüber fast gar nichts; aber auf der Geierstele war gerade dieser Kampf und die Er- legung des »Al-zu? Königs von Ki$« in der untersten Reihe des Reliefs ausführlich dargestellt. Im Anschluß an diese Kämpfe muß dann auch Ma’er (Feldstein A 6, 22) ganz im Norden Babyloniens be- siegt worden sein. Durch diese Siege hat Eannatum das »Königtum von Ki$« gewonnen. Von Bestand sind seine Erfolge allerdings nicht gewesen; bei seinen Nachfolgern findet sich keine Spur mehr von der durch ihn gewonnenen Machtstellung‘. Für uns ist besonders bedeutsam, daß es zur Zeit Eannatums in Nordbabylonien zwei Reiche, das von Opis und das von Kis, ge- geben hat, die deutlich miteinander verbündet sind, aber unter ge- sonderten Königen stehen’. Genau das gleiche lernen wir aus den * Auf Backstein B wird nur dies genannt; dadurch ist seine Abfassungszeit bestimmt. ® Backstein A läßt Ur und Kibabbar aus; auf dem Mörser ‚folgt Ur auf Uruk. Der Text der Geierstele ist nur unvollständig erhalten: Elam mit Sah, ... Su-na-nam (unbekannt), Urua mit dem Banner, ... Arua, das Land Sumer (Zusammenhang nicht erkennbar), ... Ur. Im folgenden ist dann gewiß von Opis und Kis die Rede gewesen. ® Geierstele 7, 1ff., wo Tuureav-Dansın jetzt. freilich als unsicher, die Über- setzung gibt: »Oumma, qui comme Kish s’agite contre (ton) pouvoir, selon (les desseins) Qui habitent son cur, n’ira pas«. * Seine Siege mögen zum Emporkommen der Semiten im Norden den Anstoß gegeben haben. Semitischer Einfluß zeigt sich in Tello (nach Uxsnap, Orient. Lit. 2. 1908, 63) zuerst unter Eannatums Neffen Entemena in dem Wort damhara — semitisch famharam »Kampf- ; das weist darauf hin, daß spätestens in dieser Zeit bereits Kämpfe mit den Semiten geführt worden sind. ® Man würde versuchen, beide Reiche zu identifizieren, wenn nicht auf Feld- stein A neben dem König von Opis das von Eannatum gewonnene Königtum von Kis stände [ebenso stehen 6, 20 die Städte Ki und Opis (ki® UH“) nebeneinander]; g93* 1096 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. mehrfach erwähnten Vaseninschriften des sumerischen Königs, der Enbi-istar besiegt hat. In den Bruchstücken dreier seiner Inschriften ist nur von dem Sieg über Ki$ die Rede; aber in dem Fragment einer vierten! ist erhalten: »des Königs von Opis (UH“), des König von Kis, seine Stadt hat er verheert«, wo es trotz des singularise Ausdrucks »seine Stadt« (uru-na) unmöglich ist, beide zu indentifizieren Vielmehr ist offenbar gemeint »die Stadt des Königs von Opis und die Stadt des Königs von Kis«, und der Ausdruck ist nur gram- matisch unpräzise; aber auch wir können in demselben Sinne sagen »Die Stadt des Königs von Opis und des Königs von Kis«. Die Lage von Opis und Kis. Die Verteidigungsanlagen Nebukadnezars. Ich habe im Vorstehenden die Stadt UH“, die Heimat der älte sten Dynastie der Scueiwschen Liste, unbedenklich mit Opis ident- fiziert. Diese Gleichsetzung hat zuerst Hasex vorgenommen’ auf Grund einer Vorzeichentafel, in der UH durch die Glosse U-pie erläutert wird°®; dann haben sie Wrıisswacn*, WınckLer, BiLLergeck” und and Y angenommen, zeitweilig auch Tuureau-Daneım’. Aber dieser hat und die Darstellung der letzten Reihe des Reliefs würde man auf die Besieg Zuzu von Opis beziehen, wenn nicht glücklicherweise neben dem Kopf des die Beischrift »Al-zu? König von Ki$« erhalten wäre. Man sieht, wie vorsichll sein muß. ! Hırprecat, Bab. Exp. I Nr. 102. Tuureau-Dangın, Königsinschriften 8.152 ? Keilschrifturkunden zur Geschichte des Cyrus, in Beitr. z. Assyriol. ER 3 Jensen in seinem Aufsatz über Kis Zeitschr. f. Assyr. XV 213 ff., 237 ft vielmehr UH (oder wie er schreibt UT-HU)-Upi, d.i. »Ki$u von Upi« lesen UN legt dies nach Südbabylonien; ein zweites, gleichfalls UH (UT-HU) geschriebenes liege in Nordbabylonien etwa bei Bagdad, ein drittes, Kiß oder Ki-su ges östlich vom Tigris auf der Route von Assur nach Babylonien bei Harsagkalama felsiger Gegend. wahrscheinlich im Hamringebirge. Die Kombinationen, auf die sich stützt, sind nicht beweiskräftig; und zu der Annahme eines südbabyloni: oder UH (die auch Weısssach vertritt, s. Anm. 4) liegt, soweit ich sehen kann, { i Grund vor. Daß in der geographischen Liste IV R 38 (2. Aufl. 36) 1 — LagaS und UHKk unmittelbar aufeinanderfolgen (wie sie bei Chammurapi zust stehen, s. S. 1097, Anm. 7), vielleicht wegen der Ähnlichkeit der Schriftzei wendet Jensen S. 214 mit Unrecht als Beweis dafür: die Reihenfolge in © Listen ist durchaus nicht geographisch exakt. on ZDMG. 53, 665 f. und in seiner Bearbeitung der Inschrift von Wadi Brian 5 Geograph. Unters. (Mitt. Vorderas. Ges. 1898) 21 ff., freilich mit denken. Für die Gleichsetzung führt er eine Mitteilung WınckLErS an, kunden der Zeit Nebukadnezars derselbe Beamte in Upia und in uUBv gegen wendet Jensen, a.a.0. 251, ı ein, daß er auch in Babel und Takrit © ° So jetzt Lanenon, Die neubab. Königsinschriften, der UU* durch Up skribiert. ” Königsinschriften S. 225 Anın. d. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s. w. 1097 dem seine Zustimmung wieder zurückgenommen': die Stadt UU, auszu- sprechen Kes, sei in Sumer (Südbabylonien) zu suchen. Was er dafür anführt, die in der Geierstele beim Vertrag mit Umma angerufenen Götter, unter denen auch Nincharsag von UH genannt ist, seien su- merische Götter, und folglich auch ihre Städte, scheint mir allerdings nicht beweisend: damals war noch ganz Sinear in den Händen der Sumerer, aber eben deshalb kann daraus nicht gefolgert werden, daß alle diese Orte im Süden, dem eigentlichen Lande Sumer, gelegen seien?. Aber allerdings ist das Problem so verwickelt, daß es einer erneuten Untersuchung bedarf. Sicher ist zunächst durch drei bilingue Texte’, daß das Ideogramm UH® durch AKi-e-$i, ki-is-sa, ki-e-si wiedergegeben wird, also Kes. oder Kes, Kis zu lesen ist. In der ältesten Zeit bis auf Chammurapi be- gegnet uns die Stadt UH“ recht häufig. Als Königssitz haben wir sie schon kennen gelernt. Ihre Göttin Nincharsag »die Bergherrin « ist eine der großen Hauptgottheiten der sumerischen Zeit‘; Urengur erbaut ihr den Tempel in UY"°, Rimsin verehrt in dem Tempel von UH“, der den Namen Temen-an-ki führt, wie später der Tempelturm von Babel, die Göttin Nin-mach, die also mit Nincharsag identisch ist", Chammurapi nennt unter den Städten, für die er gesorgt hat, auch UH“ mit seiner Göttin Mama’ — wohl wieder ein anderer Name der- selben Göttin. Das ist aber auf lange Zeit die letzte Erwähnung von UH®; in keiner Inschrift eines Assyrerkönigs kommt es vor, so viel- fach sich diese mit Babylonien und seinen Städten beschäftigen. Da- ! Restit. de la stele des vautours p. 53, 3 und schon vorher Journ. As., ser. X, vol. XI 1908 p. 131, 2. 2 Umgekehrt nennt Lugalzaggisi, wie Tuureav-Dancın mit Recht hervorhebt, nur Städte des Südens als Gegenstände seiner Fürsorge; zu seiner Zeit war der Norden, den er wieder unterworfen hat, eben schon semitisch (akkadisch). ® K 3622 und K 4871 bei Weısssach, ZDMG 53, 666; Reısner, Sumer.-babyl. Hymnen no.81r, ZI. 3/4, zitiert bei Tuurkau-Dancın, Königsinschriften S. zı, Anm.i und Kınc, Hist. of Sumer and Akkad p. 38, 2. * Daher wird Nincharsag in UK Geierstele 18, 5f. von Eannatum als Zeugin des Eides neben Enlil, Enki (Ea), Enzu (Sin) von Ur, Babbar (Samas) von Larsa, und Ninki angerufen. Hırprecut, Bab. Exped. I, 14. Tuureau-Dascis, Königsinschriften S. 188m. $ Datum Rimsins bei Trurzau-Dancıs, Königsinschriften S.237e; für die Identität der beiden Göttinnen verweist er auf die Inschrift Samsuilunas bei Kıns, Letters of Hammurabi III, 201, wo die Göttin, der der König eine Festung in Nippur erbaut, im sumerischen Text (2, 44) Nincharsag, im semitischen (2, 42) Ninmach ‚heißt. ; ” Einleitung des Gesetzes 3, 27ff. Voran gehn lauter nordbabylonische Städte (KiS, Charsagkalama, Kuta, Borsippa, Dilbat), es folgt LagaS ganz im Süden, das daher bei geographischer Anordnung weit früher, neben Ur, Uruk, Larsa hätte genannt werden sollen. Man sieht, wie wenig aus solchen Listen für die Lage der Orte zu entnehmen ist. Ebensowenig geographisch ist die Folge zu Anfang: Babel, Ur, Sip- para, Larsa. 1098 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. gegen nennen sie mehrfach die Stadt U-pi-e, U-pi-i, U-pi-a', d.i. das Opis der Griechen, und ebenso wird diese in Belehnungsurkunden der babylonischen Könige Nazimarutta$ (1334— 1309)’ und Nebukadnezarl. (um 1150)’ genannt. Dazu paßt es sehr gut, daß der oben angeführte Text UH durch Upe& glossiert. Natürlich ist das Ideogramm nicht Up zu sprechen, sondern Kes; aber an Stelle dieser alten Stadt ist dann ä im zweiten Jahrtausend die moderne Stadt Upe-Opis getreten. Did dann in neubabylonischer Zeit die Schreibung UH“ wieder auftaucht, sowohl in einer Inschrift Nebukadnezars wie in der Nabonedcehronik, entspricht durchaus ihren archaisierenden Tendenzen; in den Urkunden . dieser Zeit werden beide Namen gebraucht (s. oben S. 1096, 5). : Die Lage von Opis ist durch die griechischen Nachrichten hin länglich bekannt. Nach Xenophon, Anab. II, 4, 25, war sie eine große Stadt links vom Tigris, am Fluß Physkos, über den eine Brücke führt; und der Physkos kann, wie allgemein anerkannt ist‘, nur der Adim sein. Dazu stimmt, daß hinter ihm die Einöde beginnt, die sich bis zum großen Zab erstreckt‘, und daß die Route sich offenbar zunächst vom Tigris, der hier im Bogen fließt, entfernt; erst bei den letzten E Märschen bis zum Zab haben die Griechen wieder den Tigris zur Linken. Opis liegt also an der Nordgrenze des babylonischen Kultur landes; diese liegt aber in der Gegend der Ademmündung. Diese Lage von Opis’ wird weiter durch die Angaben Xen phons über die vorhergehenden Märsche bestätigt. Das Schlachtfeld Baer 1 alle Ne En NEE ' Zusammenstellung der Belege bei Bırrergeer, Geograph. Untersuch., Mitt Be Vorderas. Ges. 1898, $. 23f. | ° Kudurru aus Susa, Deleg. en Perse II (&lam.-sem. I) col. 2, 19. ze ® Kudurru des Brit. Mus. ZI. 19, Keilinschr. Bibl. II, $. 172 — Kıse, Ball Boundary-stones p. 97. * Nur Winckter, Altor. Forsch. I, 5r5ff., bestreitet das, späteren Seleukia verlegen will; aber um das möglich zu machen, gaben Xenophons gewaltsam umdeuten, annehmen, daß er den großen un Et ° Von hier bis zur Mündung des großen Zab in den Tigris sind 10 Ta 50 Parasangen (= rund 275 km); in der Luftlinie beträgt die Entfernun | dung des ‘Adem bis zur Mündung des großen Zab rund 240 kın. Bi ® EmopereHcan Alk TAc MHalac cTaemoYc epimovrc &x bis zu den Dörfee FI Parysatis, die offenbar an dem von Xenophon nicht erwähnten kleinen Zab 138° und weiter cTAemoYc E&PHmoYc TETTAPAC. 5 er | ” Daß die Stadt am Tigris selbst gelegen habe, sagt Xenophon nicht, vnaa auch durch seinen Bericht nicht ausgeschlossen. Die Griechen haben natürlich & Ba halb der Stadt gelagert. — Gewöhnlich sucht man Opis im Tell Mandjür 868. der Ademmündung, zwischen dem jetzigen Hauptbett des Tigris und dem *°7 Tigris« (Didjeil), durch dessen breites Bett der Strom früher geflossen sein Ma& \ Tell Mandjür besteht nach HerzreLvs Mitteilung nur »aus drei ganz winzigen en hügeln aus babylonischer Zeit, übersät mit Scherben, und sieht nicht wie eine aus«. Hoffentlich werden die Ruinen von Opis noch einmal gefunden. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens n.s. w. 1099 von Kunaxa! läßt sich allerdings aus Xenophons Angaben nicht genau bestimmen. Er gibt zwar an, daß das Heer von den »Toren« Ba- byloniens, der Grenze gegen Arabien (die mesopotamische Steppe) ı5 Parasangen (rund 80 km) zurückgelegt habe (Anab. I, 7, 1.14); aber der Ausgangspunkt ist für uns nicht genauer bestimmbar. Aber in das eigentliche Babylonien kann das Heer nicht tief eingedrungen sein, da es nur &inen großen Kanal passierte »5 Klafter breit, 3 Klafter tief, der sich nach oben durch die Ebene ı2 Parasangen (66 km) weit bis zur medischen Mauer hinzog«°; dieser Kanal entspricht offenbar dem Sakläwije. Ferner wird kein einziger Ortsname genannt, während doch z. B. Sippara gewiß erwähnt sein würde, wenn das Heer bis da- hin gekommen wäre. Mithin ist das Schlachtfeld etwa bei Fellüga, wo der Pallakottas abzweigt, oder etwas weiter südöstlich, halbwegs nach Sippara zu, anzusetzen. Dazu stimmt die Angabe II, 2,6°, von dem Schlachtfelde bis Babylon seien, wie man sagte, 360 Stadien (rund 65 km); das ist in der Luftlinie die Entfernung von Sippara (Abu Habba) nach Babel. Vom Schlachtfeld aus ziehen die Griechen nach einem Nachtmarsch (I, 2, 8) zunächst einen Tag lang in nördlicher oder nordöstlicher Riehtung (II, 2, ı3ff.), dann einen Tag lang unter persischer Führung (II, 3, 10), und gelangen dabei zu mehreren Dörfern, Kanälen und Palmpflanzungen (Il, 2, 13 ff. 3, 10. 14). Dann werden sie drei Tagemärsche weit an die medische Mauer geführt (I, 4,12), die sie passieren; innerhalb derselben werden sie zwei Tage, acht Parasangen (44 km) weit über zwei große Kanäle nach der großen Stadt Sitake geführt, bei der sie den Tigris über- schreiten. Von hier marschieren sie vier Tage, 20 Parasangen (110 km) bis zum Physkos bei Opis (II 4, 25). Mithin lag Sitake etwa in der Gegend von Bagdäd* oder etwas weiter südlich nach Seleukia zu, aber rechts vom Tigris, ı5 Stadien (fast 3 km) vom Fluß entfernt (IT 4,13). Die medische Mauer dagegen muß ziemlich genau in nörd- licher Richtung etwa von Sippara aus zum Tigris gelaufen sein, ! Diesen Namen erwähnt Xenophon bekanntlich nicht, sondern nur Plutarch x ?® ],7,14f. Daran angefügt ist die wahrscheinlich aus einer andern Darstellung eingeschobene antiquarische Notiz über 4 große Kanäle vom Tigris zum Euphrat [die falsche Vorstellung, daß die Kanäle vom Tigris zum Euphrat fließen, hat auch Xeno- phon selbst, II, 4, 13]; aber diese werden von der Armee nicht überschritten. ® Die Angabe ist zwar ein fremder Einschub, geht aber offenbar auf eine gute Quelle zurück, ebenso wie die Zusätze am Schluß der Anabasis. Von Bagdäd bis zur ‘Ademmündung sind auf dem linken Tigrisufer — der Fluß macht hier einen großen Bogen nach Osten — in möglichst gerader Linie über 90 km; die Straße war natürlich noch länger. Die Griechen kamen also in das Gebiet der Mündungen des Diäla (Gyndes), aber offenbar oberhalb seines Hauptarıns, da Xenophon ihn nicht erwähnt. 1100 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. den sie etwa in der Gegend der “‘Ad&mmündung erreicht hat; dazu stimmt die schon angeführte Angabe über den Kanal, der sich etw von Fellüga aus von Westen her ı2 Parasangen weit bis an de Mauer hinzieht. Beschrieben wird sie von Xenophon U „12a »aus gebrannten Ziegeln erbaut, die in Asphalt gebettet sind, 20 Fuß breit, 100 hoch; ihre Länge wurde auf 20 Parasangen angegeben; sie ist aber nicht weit von Babylon entfernt«. 20 Parasangen (110 km) beträgt die Entfernung von Sippara zur ‘Ad&mmündung. Daß das Ende der medischen Mauer bei Opis lag, wird bestätigt durch die Angabe des Eratosthenes', daß der Euphrat dem Tigris immer näher komme bei der »Mauer der Semiramis und dem Dorf Opis, von dem er au 2) u $ ungefähr 200 Stadien (37 km) entfernt seic. Die »Mauer der Sem ramis« ist natürlich die medische Mauer, die also bei Opis den Tigris erreicht”. Der kürzeste Abstand zwischen Euphrat und Tigris beträgt in der Tat etwa 32 km, also noch etwas weniger als Eratosthenes angibt; aber er liegt in der Gegend von Bagdäd und Seleukia, wäh rend der Abstand bei Opis bedeutend größer ist.. Eben darum wollte Wisckter (oben S. 1098, 4) Opis an die Stelle des späteren Seleukia setzen’; richtiger wäre zu sagen, daß Eratosthenes auf Opis und die Semiramismauer fälschlich die Distanzangabe übertragen hat, die erst weiter unterhalb zutreffend ist. i Auch UH“ liegt nach der Nabonedehronik am Tigris*, und nn hat hier Kyros die Babylonier besiegt, was zu der Gleichsetzung u Opis vortrefflich paßt. Die definitive Entscheidung aber hat die Kopie und Bearbeitung der bis dahin nur unvollständig bekannten gleich- L lautenden Inschriften Nebukadnezars im Wadi Brissa und am Nahr dl & Bi 7 ag ' 'Strabo II 1,26 aus Eratosthenes: Tön EroPÄTHN, FENÖMENON .... ErrioN Äl vor Tirplaoc KATÄ Td CemipAmiaoc AIATEIXICMA Kal KÖMHN KAAOYMENHN "SATIN, AIACKÖNTA T THE ÖCON AIAKOCIOYC CTAAIOYC Kai PYenTa Alk Bapyaönoc Kta. Ebenso XI 14,8 & ® Ob sie wirklich mit dem Wall Sidd Nimrüd identisch ist, dessen Reste he 25 km oberhalb der “Ademmündung liegen, ist recht fraglich; s. dagegen die we von Jones, die Kırrerr in den Begleitworten zur Karte der Ruinenfelder von Su - (Zeitschr. d. Gesellsch. f. Erdkunde 18383) S. 23f. mitteilt. Gegen JoNnEs äußert Lavarp, Niniveh and Babylon p- 578: I confess that my own impression, even this explanation [of Joxes], was in favor of the rampart. Sn er ; ° Die wenigen sonstigen Erwähnungen von Opis helfen nicht weiter. 2 Herodot I 189 mündet der Gyndes (Diäla) in den Tigris, »der an Opis vorbei Ahrt Pr} ins Erythräische Meer mündet«: nach den Alexanderhistorikern geht die Schiff i We ® dem Tigris »bis nach Opis und dem jetzigen Seleukia hinauf«, »das Dorf Opa zn Handelsplatz dieses Bezirks«, und Alexander hat die die Schiffahrt hindernden auf der Fahrt nach Opis beseitigt (Arrian VII 7,6f. — Strabo XVI 1,9). und Ptolemaeos wird Öpis nicht genannt. a . * Rev. ı2f. Die Schreibung NI-NI-lat (gewöhnlich gelesen gal-gal-lad) N in der Chronik P 3,21 erklärt Duorue, Rev. d’Assyr. VIII 97 (vgl- p- = Recht für eine Spielerei für Idiglat (Tigris). E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1101 Kelb durch Wrısssach gebracht, die UH“ im Zusammenhang der großen Befestigungsanlagen des Königs für Babel erwähnen'. Allerdings bieten diese Angaben so viele Schwierigkeiten, daß sie eine eingehendere Be- sprechung erfordern. In zahlreichen Inschriften? sagt Nebukadnezar, »um Babel (oder Esagila) fest zu machen«, »damit kein Feind gegen Babel andringen könne«, oder »damit der Kampf an Imgurbel, den Mauerring (düru) Babels, nicht herankomme«, habe er »4000 Ellen Landes seitwärts von Babel, fern im Osten, eine mächtige Mauer um Babel gezogen«, deren Graben mit seiner Böschung nebst der daraufstehenden Mauer und ihrem Tor weiter geschildert werden. In der Steinplatteninschrift folgt der Zusatz: »damit kein Feind gegen die Grenzen Babels an- dringen könne, habe ich mächtige Wasser wie die Flut des Meeres das Land umgeben lassen; und damit ihr Überströmen nicht, gleich dem Überströmen des großen Meeres, einen Durchbruch ihrer Ufer (?) herbei- führe’, ließ ich einen Erddamm um sie (die Wasser) aufschütten und umgab sie mit einer Ufermauer von Ziegeln. Die Befestigung machte ich kunstvoll stark, und so machte ich Babel zu einer Feste«. Der Grotefendzylinder kehrt die Folge dieser beiden Sätze um und faßt sie etwas anders: »Seitwärts von Babel ließ ich einen Damm von mächtigen Erdmassen aufschütten, gewaltige Flut mächtiger Wasser gleich dem Schwall des Meeres ließ ich ihn umgeben, mit einem Sumpf umschloß ich ihn.« Also Babel soll durch eine große Befestigungsanlage unangreifbar gemacht werden. Daher wird in weitem Umkreis, im Abstand von 4000 Ellen = rund 2 km (die runde Zahl darf natürlich nicht urgiert werden), eine große Festungsmauer mit Graben aufgeführt, und vor derselben die Wasser zu einem großen Sumpfsee aufgestaut, etwa wie am Danewerk. Dieser meerartige See ist von einem Erddamm ein- ! Weısspach, Die Inschriften Nebukadnezars II. im Wadi Brissa und am Nahr eKelb (Wissensch. Veröffentl. d. Deutsch. Orientges. 5) 1906, S. 27 f. (Neubab. Text6, 67 ff.) und S. 35; Nr. ıg bei Laxspon, Die neubab. Königsinschriften. — Die Inschrift vom Wadi Brissa erwähnt UHF noch zweimal: Altbab. Inschr. 4, 53 (Weısssach S. 17) in einer Liste der Orte, aus denen der König den Opferwein bezieht, neben Hilbun = Chelbon bei Damaskus, Sühu = der mesopotamischen Steppe, U. a. [in dem Parallel- text des Grotefendzylinders I 22ff. (Nr. 9 bei Lansnon) werden alle anderen Orte genannt, nur UHki ist übergangen]; und Neubab. Inschr. 5, 25 (Weısssacn S. 23), wo in ganz zerstörtem Zusammenhange der Kanal von UB*: vorkommt. ? Sie liegen jetzt sämtlich bei Laxevox, Die neubab. Königsinschriften, in Tran- skription und Übersetzung vor. In Betracht kommen vor allem: Nr. 9 (Grotefend- zylinder — Keilinschr. Bibl. II, S. 34), II 1 ff.; Nr. 15 (Steinplatteninschr. = Keilinschr. Bibl. IN, S. 20), VI 22ff.; und Nr. ı (VR 34 = Keilinschr. Bibl. S. 42), II ı2ff.; ferner die kürzeren Texte Nr. 4. 5. 13. 14. 20. 28. 3 Derrrzsch im Handwörterbuch S. ı0f. und jetzt auch Lanenon. 1102 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. R. geschlossen, der durch eine Böschung von in Asphalt gebetteten Back- steinen gegen einen Dammbruch geschützt ist. Die hier beschrie Festungsmauer ist wohl zweifellos die Mauer es-Sür, deren Reste der Nordostseite des Stadtgebiets, von der Ruine Babil an, auf eine Strecke von fast 4 km erhalten sind und dann in spitzem Winkel nach Südwesten umbiegen. Aber der Abstand dieser Mauer von der Stadtmauer Nimittibel am Hügel Homera (MDOG. 26, 1ı6f) beträgt nur etwa 850—1600m. 2km würden herauskommen, wenn wir annehmen, daß Nebukadnezar die Entfernung von der Nordmauer der Stadt bein Qasr bis nach dem weit draußen gelegenen Palast von Babil im Sinne hat; denn bei diesem muß die äußere Umwallung vom Euphrat abge zweigt sein. Wir dürfen hoffen, daß hierüber KoLpewEy durch wei Ausgrabungen volle Klarheit bringen wird. Einen großen Sump in einer Depression im Osten von Babylon, von West nach Ost etwa 2okm lang und in seiner größten Ausdehnung von NW nach SO etw: eben so breit, verzeichnet die Karte von Wirrcocks'; von der Außen- mauer es-Sür steht er etwa 4—5 km ab. Außerdem liegt jetzt Sumpfsee im Innern des Stadtgebiets, im Südosten zu beiden Seiten der Mauer Nimittibel; das werden Überreste des Sees Nebukadnezars sein. Weitere Aufschlüsse hierüber geben nun die Inschriften vom Wadi Brissa und Nahr el Kelb. Zunächst wird auch hier die neue Außen befestigung mit ihrem Graben und der Mauer mit den Toren in der selben Weise wie sonst beschrieben, aber mit dem Zusatz, »vom Ufer des Euphrat oberhalb der Stadt bis zum Ufer des Eupl unterhalb der Stadt geführt seie — eine Angabe, die sich zwar vol selbst versteht, aber doch sehr willkommen ist. Dann aber heißt &: »im Gebiet von Babel, von der Prozessionsstraße (masdahu) am Eu ufer bis nach Ki$ hinein, 4% (?) Landmeilen .. . ließ ich eine damm aufschütten und dadurch (ma) große Wasserfluten die Stadt geben; damit ihr Überströmen nicht einen Durchbruch seines Ufer herbeiführe, steifte ich mit Asphalt und Ziegeln ihre Böschung Ich fuhr fort, die Befestigung Babels zu verstärken und ließ ob von Opis (UH®) bis nach Sippara hinein vom Ufer des Tigris bis Ufer des Euphrat, 5 (?) Landmeilen, einen mächtigen Erddamm ! Karte zu Sir WırLıam Wırrcocks’ Survey in Mesopotamja, im Geogtl Journal vol. XL Nr. 5, Nov. 1912, deren Kenntnis ich der Güte Hrn. Hz + danke. Auf der Kırrerrschen Karte der Ruinenfelder von Babylon ist nur © Teil dieser Depression als Sumpf bezeichnet, mit dem Namen es-Subach (nördH el-Oheimir). 2 Der Zusatz [mis]ihtim egli »Maß des Erdbodens« scheint nur eR überflüssiger Zusatz zu Aas-pu gaggari zu sein. Weısspach übersetzt: „(auf fläche des Bodens«, Laxspon: »sich erstreckend auf dem Erdboden«- vom Nahr el Kelb läßt den Zusatz weg. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1103 schütten und dadurch (ma) große Wassermassen wie den Schwall des Meeres auf 20 Landmeilen die Stadt umgeben. Damit durch den An- prall der Flut dieser Erddamm nicht [beschädigt werde], steifte ich mit Asphalt und Ziegeln seine Böschung ab'.« Hier werden uns also zwei Dämme genannt, welche den künst- lichen See im Norden und Süden einschließen. Leider sind bei beiden die Zahlenangaben nur ganz unsicher erkennbar. Angegeben sind sie in kas-pu gaggarri »Erdmeilen«. Nun wird die babylonische Meile (kas-pu) in der Tafel von Senkere allerdings zweifellos zu 60° — 21600 Ellen angesetzt”, würde also, da die Elle jedenfalls ungefähr — + Meter ist”, etwa 10800 m oder rund 10 km (vielleicht etwas mehr) betragen. Aber soweit ich sehen kann, kann in allen Entfernungs- angaben der assyrischen Könige unter kas-pu oder kas-pu gaggarri' nur die halbe Größe, 10800 Ellen oder rund 5—5%+ km verstanden werden; bei dem Ansatz auf 10—ıı km werden nicht nur, wie Dr- uımzsch schon vor langer Zeit hervorgehoben hat’, die Angaben Sargons über die Lage Dilmuns und Assarhaddons über die Entfernung von Apheq nach Raphia unmöglich, sondern ebensogut die Angaben As- sarhaddons und Assurbanipals über ihre Züge nach Arabien, und die des letzteren, daß er 60 kas-pu gaggaru tief in Elam eingedrungen sei: eine Strecke von 300 km mag er verwüstend durchzogen haben (bis weit über Susa hinaus), aber nicht 600 km, die ihn, von wo aus man auch rechnen mag, tief ins iranische Hochland hineingeführt haben würden. Als Wegemaß in historischen Inschriften ist der Aas-pu mithin identisch mit der persischen Parasange (= 30 Stadien = rund 5+ km). Dies Maß wird also auch an unsern Stellen vorliegen. Die alte An- nahme von GEorsE Suıru, daß die Stätte von Ki$ durch den Ruinenhügel Tell Oheimir östlich von Babylon bezeichnet wird”, scheint jetzt durch zahlreiche neue Tafelfunde völlig festzustehen‘. Aber die Entfernung ! Der zerstörte Schlußsatz, von dem erhalten ist a-na $a-di-im ?-mi-? na-bi-i$-t entspricht dem Schlußsatz dieses Abschnittes im Grotefendzylinder II, 15 a-na $a-da na-bi-iS-U ni-Sim Ba-bi-lamki cet., der auch unverständlich ist; Lansnox übersetzt: »um das Leben der Leute von Babylon zu ermutigen (?), legte ich ihn (den Sumpf) an.« ® IVR 40 (2. Aufl.37): ı kas-pu = 30 US= 1800 GAR = 3600 ganu = 21600Ellen. ® Die Diskussionen der letzten Jahre über die babylonischen Maße führen auch mich immer mehr zu dem von Zıumerv vor zehn Jahren (Ber. sächs. Ges. Nov. ıgor, S. 59 Anm.) ausgesprochenen Urteil, daß hier noch gar keine Sicherheit erreicht ist. * Ein Unterschied zwischen den beiden Ausdrücken besteht offenbar nicht. ° Paradies S. 178f. -° Sie beruht darauf, daß hier der Backstein Adadbaliddins IR 5, 22 gefunden Ist, der die Erbauung des Mete-ursagga, des Tempels des Zamama erwähnt, und daß Zamama der Stadtgott von Kis ist (vgl. z. B. Chammurapis Gesetz 2, 57 fl.). ö ” Siehe z. B. den oben S. 1076, 6 erwähnten Kontrakt aus der Regierung des ASdu- nierim von Kis, der hier gefunden ist. Über die Ergebnisse der abgebrochenen Aus- grabungen Genovirracs ist mir nichts bekannt geworden. — Die weit verbreitete, auch 1104 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. Oheimirs von Babel beträgt nur ı2 km, so daß die Angabe, der geführte Damm sei 4% kaspu lang gewesen', unmöglich richtig kann. Man wird indessen die Zeichen bei Weısszacn ebensogut 2 (das wären etwa 14% km) lesen können; und dann würde die Angal völlig korrekt sein, da der Damm natürlich länger war als die linie und sich überdies »bis nach Kis$ hinein« (adi kirib Kis) erstree Der Ausgangspunkt, die Prozessionsstraße am Euphrat, ist genau nicht zu bestimmen, muß aber jedenfalls im Süden von Babel, bei Djumdjuma, gesucht werden. Auf Kırrrrıs Karte sind die Spı einer flachen Bodenerhebung eingetragen, die dem äußeren Süd Sür parallel läuft und sich weiter bis nach Oheimir hinzieht; sie kö den Damm Nebukadnezars bezeichnen. Der Norddamm läuft von Sippara am Euphrat, d. i. Abu Habbe das jetzt an einem Kanal liegt, der ehemals das Hauptbett des Euphr ‚gewesen sein muß, nach UH am Tigris. Daß dieser Damm mit medischen Mauer identisch sein muß, ist allgemein anerkannt”, obı die von Xenophon angegebene, gewiß übertriebene Höhe von 100 schlecht zu Nebukadnezars Damm stimmt’. Dann haben wir einen neuen Beleg für die Identität von UH“ und Opis. Sehr Schwierigkeiten macht dagegen die Längenangabe; die Zahl 5 von Weisspach, Wadi Brissa S. 43 geteilte Ansicht, der auch ich (GdA. I? $ 38 gefolgt war, Ki$ habe in der Nähe von Kes — Opis gelegen, beruhte nur | -Gleichklang beider Namen und dem Umstand, daß beide in altbabylonischen mehrfach nebeneinander genannt werden. Durch die Inschrift von Wadi vo sie nicht etwa bestätigt, sondern ausgeschlossen; denn Ki$ muß nach ihr gi oder Südosten von Babylon gesucht werden. Daß es nicht am Tigris (oder Tigriskanal) lag, hat Tuureav-Dancın (OLZ. 1909, 204f.) aus dem Datum 5 Jahres des Samsuiluna gezeigt: »Jahr, in dem der König die Mauer von Kis ken des Euphrat (erbaut hat)«. — Sonst läßt sich nur noch sagen, daß in der Yuren Kis die Stadt Charsagkalama gelegen haben muß, da sie in historischen Tex in Glossaren sooft neben Kis genannt wird, daß das nicht Zufall sein kann Chammurapi 2, 56ff. und 66; bei Sanherib Taylorcyl. I 38; in der Na liste rev. 9f.; in der von Jensen, Zeitschr. f. Assyr. XV, 238ff., behandelten er 12,6 und dem zugehörigen Stück II R 52,66 und 67c [JEnsen, S. 244) ! 50, 7, 12ff. in der Liste der Zigurrats [Weısssacu, ZDMG. 53, 659])- v Ort wissen wir sonst nur, daß er im Norden Babyloniens lag (Tiglatpileser L inschrift 1, 16). 3 ' Weısssaca gibt in der Inschrift vom Wadi Brissa die Zahlzeichen in der vom Nahr el Kelb ganz verwischt r IM; dafür könnte leicht 1 nn werden. | ” Meines Wissens hat es Wisckter, Altor. Forsch. I, 507f. zuere sprochen. E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1 105 scheint einigermaßen sicher zu sein. Das wären 274 km. Das führt von Abu Habba in die Nähe von Bagdad oder von Seleukia, während die Entfernung von Abu Habba bis zur Ad&mmündung ganz wesent- lich größer ist, etwa 100—110 km, womit, wie erwähnt, die von Xenophon bewahrte Angabe der Eingeborenen, die medische Mauer sei 20 Parasangen lang, vortrefflich stimmt. Hier liegen Schwierig- keiten vor, die ich nicht zu lösen weiß. Denn es kommt noch hinzu, daß gar nicht zu verstehen wäre, wie ein Damm von Sippara nach der Ad&mmündung, der in seinem nördlichen Teil nahe am Tigris an der Grenze des Kulturlandes gegen den dürren Steinboden der Wüste laufen würde, zur Eindeichung eines großen Wasserbassins hätte dienen können, das Babylon unangreifbar machen sollte, zumal da bekanntlich das Tigrisbett niedriger liegt als das des Euphrat, die Wasser also nicht vom Tigris zu diesem hinüberfließen können. Zu dem allen kommt nun die Angabe, daß durch diesen Damm von Opis nach Sippara Babel auf 20 kaspu mit einem großen See umgeben worden sei. Diese Distanzangabe kann sich nur auf die Gesamtlänge des Werks beziehen’, wobei die nicht von einem Damm eingefaßte Strecke von Sippara bis Babel (rund 60 km), die dureh den Euphrat selbst begrenzt wird, und weiter die Außenmauer von Babylon vom Euphrat im Norden bis zum Euphrat im Süden (rund S km) mitzurechnen ist. Das ergibt gegen 68 km — etwa 124 Para- sangen; rechnen wir dazu die 5 kaspu des Norddamms und, nach der Vermutung S. 1104, 2% kaspu für den Süddamm, so erhalten wir in der Tat die Summe von 20 kaspu. Die Deiche sollen dazu dienen, die Wassermassen aufzustauen und so Babylon gegen jeden Angriff von Norden oder Osten her, d.i. gegen einen Angriff des medischen Reichs, zu sichern. Im einzelnen bleibt hier freilich, sobald wir uns das Werk im einzelnen anschaulich ! In der Inschrift vom Nahr el kelb ist die Stelle zerstört; in der vom Wadi Brissa würde man nach Weısssacns Kopie auch 6 ergänzen können, dagegen schwer- lich eine höhere Zahl. ® Weısspachs (von Lan6oon, S. 167, aufgenommene) Deutung, »daß mit den 20 Doppelstunden eine Fläche gemeint sei, und zwar die Oberfläche des Wassergürtels, der Babylon im Norden abschloß«, ist mir völlig unverständlich geblieben, und ebenso seine Berechnung der Breite des Nordgrabens oder der beiden Gräben zusammen auf 14 oder 7m. Wie er zu diesen Gräben kommt, weiß ich nicht; und wären die denn mit dem »Wasserschwall des Meeres« irgend vergleichbar? — Natürlich wird man auf den Gedanken kommen, daß die 20 kaspu sich nur auf das Bassin bei Sippara (5. u.) bezögen und etwa dessen Umfang angeben sollten; aber Nebukadnezar sagt ausdrücklich »ich ließ große Wasser wie Meeresschwall auf 2o kaspu die Stadt (d. i. Babylon) umgeben«. Also muß die Außenmauer Babylons und dann natürlich auch der Abstand von dieser bis nach Sippara in den 20 kaspu einbegriffen sein. 1106 Gesamnitsitzung vom 21. November 1912. machen wollen, noch vieles recht dunkel. Im Osten könnte der allerdings durch die auf Wirrcocks’ Karte (oben S. 1102) angegeh niedrige Bodenerhebung begrenzt gewesen sein, die sich im Osten oben erwähnten Sumpfsees über Tell Ibrahim bis nach Abu Hatab hin- zieht und zusammen mit dem Damm im Süden ein Abfließen Wassers zum Tigris verhindern würde. Aber können wir wirklich annehmen, daß diese ganze gewaltige Fläche in einen See verwandelt worden ist oder daß Nebukadnezar das wenigstens beabsichtigt h : Denn, auch ganz abgesehen davon, daß dadurch ein großes Stück des Rul- turlandes zerstört worden wäre, wirklich ausführbar ist das schwerlich gewesen, vor allem, weil nicht genug Wasser zur Verfügung stand. In der Überschwemmungszeit, im Frühjahr, konnte allerdings, gegenwärtig auch, das Land weithin mit Wasser bedeckt sein, ı an tiefer gelegenen Stellen mochten sich größere Sumpfseen dau ernd halten; aber im übrigen mußten sich die Wasser mit dem Sinken der Hochflut in der trockenen Jahreszeit verlaufen, wenn auch dureh teilung der Wasser weit mehr geschehen war als jetzt. So wird sich auch erklären, daß diese Anlagen bei der Einnahme Babylons durch Kyros (die bekanntlich in den Oktober fällt) gar keine \ gespielt haben und bei den späteren Kämpfen um Babylon & nicht. Mit diesen Anlagen muß nun aber das von Nebukadnezar bei SiP angelegte Bassin, das wir durch die Angaben griechischer Schriftsteller kennen lernen, in engstem Zusammenhang stehen. Wir haben di Beschreibungen desselben: bei Herodot I ı85, der es, wie alle Bauten Nebukadnezars, seiner Gemahlin, der Königin Nitokris, zuschreibt; Abydenos', der richtig Nebukadnezar als seinen Urheber nenn offenbar hier wie sonst aus Berossos geschöpft hat; und bei Di II 9, ı, der natürlich Semiramis als Urheberin nennt. Diodors ir wahrscheinlich Agatharchides, hat zwar vorwiegend aus Ktest schöpft, aber daneben auch Klitarch und andere Alexanderhis benutzt (II 7,3. 9,4. 20, 3); und unmöglich wäre es nicht, daß, den Angaben über die Lehren der Chaldäer (II 29ff.), so auch gelegentlich einheimische Quellen, d. h. Berossos, verwertet sind. Herodot hat Nitokris » weit oberhalb Babylons»? ein Bassin für © See gegraben, bis auf das Grundwasser hinab, wenig vom FF entfernt, 420 Stadien (rund 65 km) im Umfang, und ihn mit ' Erhalten bei Eusebius chron. I, p. 38 Scnuöng (bei Karsr im Ba. V der ! des Eusebius S. 19) und praep. av; &1,7. er ® Karinerge rioan® Baeyaßnoc, was natürlich relativ zu verstehen Ist E. Meyer: Untersuchungen über d. älteste Geschichte Babyloniens u.s.w. 1107 Böschung von Steinen eingefaßt'. Das Bassin soll ebenso wie die von ihr angelegten Krümmungen im Euphratlauf zur Erschwerung der Verbindung mit Medien dienen — darin schimmert der Verteidigungs- zweck der Bauten Nebukadnezars durch? —; benutzt wird es zur Ab- leitung des Euphratwassers beim Brückenbau in Babylon (I 186) und nachher von Kyros in derselben Weise bei der Belagerung Babels (I ıgı, wo es als Sumpf bezeichnet wird). Nach Abydenos hat Nebukadnezar unter anderm den bekannten »Königskanal« Närmal- ka®° aus dem Euphrat abgeleitet und »oberhalb der Stadt Sippara ein Bassin gegraben, im Umfang von 40 Parasangen (220 km), 20 Klafter tief, und daran Schleusen angebracht‘, durch die, wenn sie geöffnet wurden, die Ebene bewässert wurde«. Bei Diodor ist jede Seite des quadratischen Bassins 300 Stadien (d.i. 10 Parasangen) lang, was denselben Umfang ergibt’; das weist auf Benutzung des Berossos hin. Die Seiten sind nach ihm mit gebrannten Ziegeln und Asphalt eingefaßt, wie in Nebukadnezars Inschriften, was natürlich korrekter ist als Herodots Angabe*. i Der Umfang des Bassins ist natürlich bei Abydenos und Diodor eben so ungeheuerlich übertrieben wie die Angaben über den Umfang Babels; auch Herodots Zahl, die eine Seite von 16 km ergibt, ist noch viel zu groß. Aber im übrigen gehen diese Schilderungen deutlich auf gute Information oder Autopsie zurück und sind daher für uns sehr wertvoll. Sie geben offenbar eine ganz wesentliche Ergänzung zu Nebukadnezars Bericht. Er hat am Eingang des eigentlichen Kultur- landes, bei Sippara, ein großes Bassin angelegt, um dadurch die Wasser- massen sowohl zur Überschwemmungszeit wie zur Zeit des tiefen Wasser- standes zu verteilen und zu regulieren’; von dieser Gegend gehen ja die großen Kanäle aus. Dadurch konnte zugleich der große Sumpf- ! Die ausgegrabene Erde wird an den Ufern des Flusses als Deich aufge- schüttet. Die Beschreibung erinnert an Herodots Schilderung der Ausgrabung des Moerissees II 149 f., der gar 3600 Stadien Umfang hat. ® Wie freilich dadurch, daß man bei der Wasserfahrt »den weiten Umfang des Sees« umfahren muß, die Verbindung mit Medien erschwert wird, hat Herodot sich nicht klargemacht. ° Bei Eusebius an beiden Stellen verschrieben in ArmarAnun; daneben nennt Praep. ev. den AxPAkanoc. * Kankorcı A’ aYTÄc EXeTOrNüMmoNAc fügte er hinzu, wozu Eusebius bemerkt "gleich als hätten sie Willen oder Willensfreiheit aus sich selber«. Natürlich liegt ein Schreibfehler für ÖXeTorn@monAc vor; aber das darf nicht in den Text des Euse- ius gesetzt werden. ° Die Tiefe gibt er wesentlich geringer, auf 35 Fuß, an. i ° Bei Diodor dient das Bassin zur Ableitung des Euphrats beim Bau des unter- irdischen Ganges von dem einen Palast zu dem anderen auf dem anderen Flußufer. . "Vgl. die sehr anschaulichen und treffenden Bemerkungen über die Schwierig- keiten, die sich dabei ergeben, bei Strabo XVI 1, of. 1108 Gesammtsitzung vom 21. November 1912. = see instand gehalten und gefüllt werden, der Babel »wie ein Mee umgeben sollte. Der südliche Damm nach Kis bildete dazu die gänzung; er staute die Wasser im Süden auf. Im Norden wird ( Bassin durch die »medische Mauer« begrenzt worden sein, die s dann weiter bis zum Tigris hinzog. Sie hat das Wasser einge kann aber kaum irgendwelches aufgestaut haben, da aus der m tamischen Steppe kein Wasser nach Sinear fließt; vielmehr di vor allem eben der Absperrung des Kulturlandes gegen die $ wie der germanische Limes oder die chinesische Mauer. In s Inschriften hebt Nebukadnezar ausschließlich die Verteidigungs seiner Anlagen hervor, und gibt dadurch, wie es scheint, ein triebenes und bis jetzt wenigstens keineswegs völlig klares Bild ihnen. Es sind zum guten Teil Probleme, die noch keine sichere zulassen, die ich in diesen Bemerkungen berührt habe, weil sie her, soweit ich sehen kann, noch nicht ernstlich angefaßt sind. die richtige Lösung einmal gefunden ist, schwinden damit erfa mäßig auch alle Anstöße, die bis dahin unüberwindlich erse Hoffen wir, daß es auch bei diesen Fragen der systematisch v genden Forschungsarbeit KoLpzwrys an den Ruinen gelingt, die tige Erklärung zu finden. | Ausgegeben am 28. November. Berlin, gedruckt in De nl Du je a he an EBEN TI RE STATT SET weise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder werden. Sollte eine dem zuwiderlaufende Veröffent- liehung dem redigirenden Secretar vor der Ausgabe in den akademischen Schriften zur Kenntniss kommen, so ntf‘ ar ei a zu veröffentlichen ist den Verfassern an gestattet. Aus $ 21. Die Are ne temee erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus = 22. Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersich in der Sitzung vorgetragenen erh ee lungen und über Ben ffentlichung geeigneten schäftlichen Angelegenheit rze Inhaltsangaben derselben, und für welche sie ver- Diese tsangaben sollen sich in RRTER 1 auf Pr 6 Drucken beschränken, keinesfalls ‚10 Zeilen ern t in die Schriften der eg erscheinend Nitcheilungen werden mit vorgesetztem Stern bez gen bei den "für die Abhandlungen beein wird »(Abh ee Wisenschattiche Mittheilungen fremder Verfasser werden in dem Bericht über diejenige Sitzung aueh, a Aufnahme in die akademischen endgültig beschlossen wird. Hinter den Titeln der wissenschaftichen Mittheilungen in dieser Übersicht Aus $ 27. Das momgp3, einer in einer akademischen Sitzung am Donnerstag zur Aufnahme in die rei ren zu- gelassenen Mittheilung, welche am nächsten Donnerstag gedruckt menge Se n. der Regel a in der Sitzung selber, Be 10 Uhr Morgen apratar eg agent werden. Spir niert Manuseripte m Präsentationsvermerk des redigirenden ie für ein späteres elegt. Dusche ... von vorn u. mit Mittheilungen g- welchen Gründen deren S Por m Schwieigkehen erwarten lässt, oder welche ‚ie ekerei Pe. spätestens am. an K. Pre gr Über die Kerne des menschlichen ze... ee H. Jun Der Big uszug gr an Tefnut aus Nubi F. ale Hırır vos GAERTRInGEn und H. Larreemann: Arkadische Forschun Be Tu. Wıeeanp: Er ster vorläufiger Bericht über die von den ge Museen Unterneh 2 abungen in : L. ren Bew weis des Sat dass jedes hinreichend klei ine, im wesentlichen stetig re krümmte, RE er Flächenstäck a uf einen Theil einer Ebene ammenhängend in den kleinsten Theilen ähnlich Kbechildet we kann ee A.vox Le Cog: Türkische Manichaica aus Chotscho. I : ee M. van Beecnen: Die muslimischen wessen von Pergam EB M. Lipzsarskı: Phönieische und aramäische aufs a aus _Elephantine en C. Frank: Zur rest ar altelamischen Inschriften ie F. Scaurrugss: Zuru hiere im Arabischen ee ee A. Jounsen: Die Gesteine der Boch S. Piotro und S. Antioco (Sardinien) ee Sitzungsberiehte der Akademie. ARD 3 a ee en ee a Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912. HABERLANDT: ei das Sinnesorgan des Labellums der Pterostylis-Blüthe Rusess und G. Hertz: über den Einfluss der en auf die gegen langwelliger W Wärme- strahlen in einigen festen Isolatoren = Herımanw: über den Charakter der Somm erregen in Norddeutschland . ? Heımert: die Trfahrungsgrundlagen der Lehre vom allgemeinen Gleichgewichtszustande de der Massen r ee W.Bane: über de Räthsel des Codex. Cumanieus (hierzu Taf. I und m. ee Roseer: zu den Epitrepontes des Men N re EYER: ein mittelirisches Gedicht er Bad ‚den Meerlahrer . . . . u. Fropexius: über _ aus nicht negativen Elementen en O. H. Erpmansspö über Mischgesteine von Grau und Sedimenten“ : J. Marquarr Ouwainr” s Bericht über die Bekehrung der Ui F. E. Scauıze: d heb auf ee Lippen- und Wangenschleimhaut der a L. Ru- ntia (hierzu Taf. III, I von Wiramowırz-MoELLENDORFF: Man eues von Kallim achos he Heerwıs: Veränderung der idioplasmatischen Beschaffenheit der Samenfäden durch physikalisch “ urch chemische Eingri a u Wörrruis: das Problem des Stils in der bildenden u: ee Sonderabdrucke I. Halbjahr 1912. en über den Srepssers’schen Beweis des Wanrıne’ ns Satzes... -n Harnack: ehronolo ische Berechnung des ee von Damaskus nes Wenn : der Tod des Kambyses ae BrancA: müssen Intrusionen nothwendig n mit Aufpressung v verbunden sein? . . . => Burpacn: Faust und Moses. I. I. IL von et = Kenn: Zur keltischen Wortkunde, E. .. 2... 0... cn ÜDERS: epigraphische Beiträge. I. I. nee euer JAcopı über die Echtheit Di Kauıil ee ac J. Bivez: la tradition manuserite du Lexique de Suidas . A 0 H. Poru: Mischlingsstudien. VII. (hierzu Taf. VI und VI). vi J. Mewaıpr: die Editio en von Galenos In Hippoeratis de natura "hominis (hier 1 Taf. VII) — ortforschung. II. en Beziehungen zwischen Kirehenvätern und Sophisten. L ScHoTTkY = H. Juse: neue Sätze über Symmetralfuetionen wy die Ansı! 'schen Finn . er a nalen Theori er, ORF: vom Ursprung ‚der rovenzalischen ‚sch ifisprache . . u a A. Ranırs: nee Wö örter ; im Koptischen a . a ee ! u H. Sımrer: die eur des Saturnstra ann Titan Frosentus: über quadratische Formen, he en ; darste a i : Untersu mem em die "teste Geschichte Babyloniens und € über Nebuka SITZUNGSBERICHTE DER Roe Sitzung der physikalisch-ma eig Classe am 23. November. ($. 1109) a 5 der S.1 u 3 ee Aus dem Reglement für die Redaction der akademischen Druckschrifta | Aus $ 1. ie Akademie gibt gemäss $ 41,1 der Statuten zwei gs e und » en der Königlich Preussischen Akademie der Wissenschaften Aus 8 2, Jede zur Aufnahme in die »Sitzungsberichte« oder die » Abhandlungen« bestimmte Mittheilung muss in einer aka- Fache angehörenden ordentlichen Mitgliedes zu benutzen. Der re einer aufzunehmenden Mittheilung soll in der Regel in den Sein aggrg bei Müsglie dem 32, bei Niehtmitgliedern 16 Seiten in der Schrift 2 ee, in den Ah a 12Druckbogen e 8 Seiten in der gewöhnlichen Schrift der Abhand- Es Re ete steigen. berschreitung dieser Grenzen ist nur “en Zustimmung der Gesammt-Akademie oder der betreffenden Classe statt- haft, und ist bei Vorlage der Mittheilung Aa ieklich zu beantragen. Lässt der Umfang eines “Man pts ver- muthen, dass ustimmung erforderlich sein werde, so hat das vorlegende Mitglied es vor dem Einreichen von sachkundiger Seite auf seinen muthmasslichen Umfang im Druck abschätzen zu en. Sollen einer Mittheilung Abbildungen im Text ode auf besonderen Tafeln beigegeben werden, so sind die en => (Zeichnungen, photographische Original- men u. s. w.) gleichzeitig mit dem Manuseript, jedoch en ertwennen Blättern, einzureichen e Kosten der Herstellung der Vorlagen haben in der Regel die Verfasser zu tragen. Sind diese Kosten aber auf einen erheblichen B handlungen 300 Mark, das Secretariat geboten. Aus . so ist Vorberathung eh der Vo d Einreichung des vollständigen Bene Manuseripts an den zuständigen Secretar oder an Archivar über Aufnahme der Mittheilung in die akademischen Sehriften, und zwar, wenn eines der anwesen nden Mit- zig es verlangt, verdeckt abgestimm ttheil von Verfassern reiche nieht Mitglieder der Akademie sind, sollen der His nach nur in die Sitzungsberichte = Beschliesst eine es gung durch die (Fortsetzung auf 8.3 des Umschlags.) ar 3 6. ry: > Eu 5‘ 1 L I ng - wenn es sich nicht bloss um glatten Text res reichende Anweisungen für die Anordnung des Sam und die Wahl der ars enthalten. Bei Einsendune Fremder sind die weisungen von dem Mitgliede vor Gerne des Manuseripts Kam asselbe hat sich zu Were dass der Vi seine gr = vollkom ruckreif ansieht, Die erste Corr a ee besorgen ds Var: pe en diese erste Correewur an ds vorlegende Mitglied ar Die Correetur soll md . kosten verpflich s$8. n allen in die ee te oder ice menen wissenschaftlichen ee Reden, Adressen oder Berichten werden für die Verfasse, m wissenschatftlichen erg wenn deren Umfang is Druck & Seiten übersteigt, auch fürden BuchhandelSoni® abdrucke hergestellt, die alsbal as Erscheinen des treffenden Stücks der Sitzungebericteaugegbe we für den Buchhandel hergestellt, indess nur dann, wennd Verfasser sich ausdrücklich damit einverstanden erklims n den Bonderahdmunken aus den Si a ein Verfasser, welcher 0 zu gr Vertheilung ohne‘ weiteres chem Zwe® indess berech tigt, zu uw Kosten abziehen ”. : Zunge Vo brain aus den Ab Ana 5 hält e Tania Mitglied ea zu Sakhysene: Vertheilung ri exemplare; er ist indess berechtigt, a Abdrucke zur Vertheilung zu erhalten, so je de der EN der dr u en treffenden Classe. ichtm ze be een und dürfen nach a: redigirenden Seeretar weitere 100 Exem] Kosten abziehen lassen. Stelle anderweitig, 5® 1109 SITZUNGSBERICHTE _ 1912. DER XLVm. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. ı .y 13 m +1 +: ı, u | 28. November. Sitzung der Vorsitzender Secretar: Hr. PLanck. *]. Hr. Zmmermann las über den Einfluss von Kreiselwir- kungen der umlaufenden Massen auf Flugzeuge. Die Kreiselwirkungen lassen sich berechnen, wenn gewisse Grundzahlen des Flugzeuges bekannt sind. Diese können durch Beobachtung der Schwingungsdauer der in passender Weise aufgehängten Flugzeuge mit Besatzung und ebenso der Luft- schraube bestimmt werden. Ein Zahlenbeispiel wird auf Grund solcher Messungen vorgeführt. 2. Hr. Scuwarzscuisp überreichte eine Arbeit: Über Spectro- graphenobjective. (Ersch. später.) führung eines solchen Objectivs vom Öffnungsverhältniss 1 :4-5 berichtet. 3. Hr. Braxca legte eine Arbeit von Hrn. Prof. Dr. F. Frecn in Breslau vor: Über den Gebirgsbau des Tauros in seiner Be- deutung für die Beziehungen der europäischen und asiati- schen Gebirge. (Ersch. später.) Die Annahme eines Zusammenhanges zwischen den europäischen und den asiati- schen Faltengebirgen hatte ihren Ausdruck in der Bezeichnung »eurasiatische« Falten- gebirge gefunden. Ein solcher Zusammenhang besteht jedoch nicht. Im kappadokischen Tauros haben wir eine Schichtenfolge vom Silur bis Kohlenkalk; im kilikischen Tauros Oberkreide und Nummulitenkalk. Die ganze zwischen Kohlenkalk und Oberkreide liegende Schichtenreihe fehlt hier. Wohl aber findet sich diese und nur diese in den Hällschichten der Centralmassive im Königreich Hellas und den griechischen Inseln. Ebenso sind Kaukasus und Dobrudscha nicht durch ein im Schwarzen Meere liegendes Mittelstück verbunden, sondern stratigraphisch wie tektonisch geschieden. 4. Hr. Exerer überreichte drei neu erschienene Hefte des »Pflan- zenreich«: Heft 55 (Araceae-Philodendroideae-Philodendreae, Allgemeiner Sitzungsberichte 1912. 9 | | | | | REIN Sei a rd Ze ze 1110 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 28. November 1912. | Teil, Homalomeninae und Schismatoglottidinae von A. EnsLer ‚56 (0 ceae von F. Kränzuın) und 57 (Euphorbiaceae- Acalypheae-Chr pzoph von F. Pax). Leipzig ı912 und Beiträge zur Flora von Papuasi Botanische Ergebnisse der mit Hilfe der Hrrmans und Erısz geb. MANN WEntzeL-Stiftung ausgeführten Forschungen in Papuasien von 0. LaurergacH. Leipzig 1912. Ä | 2 1111 SITZUNGSBERICHTE 1912. DER XLIX. KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 28. November. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Diers. l. Hr. Erpmans las über Erkennen und Verstehen. (Ersch. später.) Es wurde auf Grund psychologischer Erörterungen das Verstehen überhaupt und speciell das Verstehen des fremden geistigen Inneren als eine Art des Erkennens nach- zuweisen versucht. 2. Hr. Lüners legte einen Aufsatz vor: Die S’akas und die 'nordarische’ Sprache. (Ersch. später.) Es wird gezeigt, dass auf den Münzen der westlichen Ksatrapas der Name des Vaters des Castana Ysamotika, der seines Urenkels Dämaysada zu lesen ist, und dass ys hier den stimmhaften dentalen Zischlaut z ausdrückt. In genau der gleichen Function erscheint das ys in der sogenannten nordarischen Sprache. Die Übereinstimmung, die nicht auf Zufall beruhen kann, weist auf einen Zusammenhang zwischen S’akisch und Nordarisch, und es wird versucht, weitere Beziehungen zwischen den beiden Sprachen aufzudecken. 3. Hr. Norpen legte eine Abhandlung des Hrn. Dr. P. Maas in Berlin vor: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. I. Die im Theil I dieser Untersuchungen publicirten drei Briefe sind die Originale von drei in dem Briefwechsel zwischen Basileios und Libanios überlieferten Texten (1587. 1592. 1593 Worr). Eine Analyse dieser ganzen Sammlung erweist noch einen Brief als ähnlich fremden Ursprungs (1588), ferner eine Gruppe (1596—ı6or) als er- funden, den Rest jedoch als theils zweifellos echt, theils völlig einwandfrei. Anhangs- weise wird gezeigt, dass die Meinung, Johannes Chrysostomos sei ein Schüler des Libanios gewesen, unbegründet ist. 3112 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. November 1912. Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. II ; Der Briefwechsel zwischen Basileios und Libanios. Von Dr. Paur Maas in Berlin. (Vorgelegt von Hrn. Norpen.) By = 2 Far RE I Fa Zr ME $ ı. Den Anstoß zu der folgenden Untersuchung gaben drei neu gefundene Stücke aus der Korrespondenz des Gregorios von Nyssa (diese Berichte S. 993), die sich als die Originale von dreien es "Ericronai Amoısalaı Bacıneioy Kal Aısanioy' entpuppten. Bei dem Versuch, die Echtheit nun auch bei den übrigen Briefen nachzuprüfen, ergab sich die Notwendigkeit, die ganze Frage von Grund auf neu zu be handeln’. Wieder haben mich P. Friepränper (Berlin) und G. Pasgeae (Göttingen) durch Mitteilungen über eine Pariser und drei römische Hss. treulich unterstützt; was ich aus einem Palatinus und - Medicei Neues bringe, danke ich der Freundlichkeit von G. A. GERM (Heidelberg) und E. Pısteruı (Florenz). Die Bibliotheksverwaltungel von München und Wien haben mir je eine Hs. mit gewohnter BEf@ willigkeit nach Berlin gesandt. er ! Die maßgebende Ausgabe ist die von J. Cur. Worr, Libanü Pen 178) Nr. 1580— 1605. Sie ist in Text und Apparat wenig verschieden von der der n (Garsıer und Maran), Basilii opera omnia III (1730) ep. 335—359 (= -_ 1605 die auf guten Hss. beruht; Worr hat noch einige Kollationen zugefügt und ep zuerst gedruckt. Eine kritische Ausgabe ist am Schluß von R. FöRsTERS zu erwarten; deshalb habe ich textkritische Einzelfragen möglichst beiseite Be ° Die Echtheit des Briefwechsels bezweifelte zuerst Marın (Vita But = U. UI = Mıiexe 29 p. CLVII); entschieden verworfen hat ihn Krazıngeh, 7 Anzeigen der bayer. Akademie 31 (1850) 369-—390 — Bulletin der Akad. 185 bis 36. G. Sırvers, Leben des Libanius, 294—296 kommt zu keinem cr e Die Forschung kann anschließen an das grundlegende und musterhafte Me; O. Seeex, Die Briefe des Libanius (vox Geswaror und Harnack, Ir suchungen N. F. XV, 1906), der die Echtheit für alle Stücke des Briefw i hauptet, für mehrere sicher erwiesen hat. Fern. nr, Paora, 8. Be 5 Alatri 1909, kenne ich nur aus der Erwähnung bei R. Försrer, Libanı opera P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. 11. 1113 $ 2. Die ’Erıcronal Amoısalaı Bacıneiov Kai Aısanioy gehören zu den meistgelesenen Schriften des Mittelalters. Suidas (s. v. Bacineıoc) hebt aus den Briefen des Basileios die an Libanios besonders hervor. Die erhaltenen Hss. aus der Zeit vor dem Erstdruck (Arpus, Epistulae diversorum, 1499) schätze ich auf etwa sechzig', wovon sieben aus der Zeit vor 1300 stammen’. Die Sammlung ist am häufigsten mit den übrigen Briefen des Basileios zusammen überliefert, oft mit solchen des Libanios, mit den Phalarisbriefen und verwandter Literatur. $ 3. Die Sammlung enthält in den mir bekannten Hss. (s. unten) regelmäßig die Briefe 1580—1600; Brief ı601 fehlt in drei Hess. unter sechzehn (Vind. Reg. Upsal. 28); 1602 steht nur in dem alten (verlorenen) Harlaeanus und drei jungen Hss.; ı604 nur in dem ver- lorenen Paris. Reg. ol. 2281 (Corrrerıvs) und einer jungen Hs. (Heidel- berg); 1603 und 1605 nur in jungen Hss. $ 4. Die Reihenfolge der Briefe in den Ausgaben beruht nur für 1580— 1601 auf Überlieferung; 1602-—ı605 stehen einzig des- halb am Schluß, weil sie der Erstausgabe fehlen. In den Hss., und zwar schon den ältesten, herrscht eine derartige Kontamination der verschiedensten Gruppierungen, daß es unmöglich ist, irgendeine als die bestbezeugte zu bezeichnen. Um so wichtiger ist, daß trotzdem gewisse kleinere Gruppen regelmäßig gewahrt geblieben sind: 1581 bis 1585. 1589— 1590. 1592— 1593. 1594. 1595. 1602. 1596— 1600 (oder 1601); es wird sich zeigen, daß dies auch die überlieferungs- geschichtlich und inhaltlich zusammengehörigen sind. Ich stelle hier die Angaben über die Reihenfolge zusammen, die ich erhalten konnte, ohne andere und mich mehr, als angemessen schien, zu bemühen. (Vat.) Reg. ı8 a. 1073: 80—ı600, aber 92. 93 hinter 1600 (Pas- QUALI). ! Meine Angaben über die Hss. beruhen, wo nichts anderes vermerkt ist, auf den gedruckten Katalogen. ? Außer den unten $4 aufgezählten nach der Coisl. 237 s- xl. ® Im Medic. 58, 16 saec. XV und Burneianus 75 saec. XV, zwei im Bestand größtenteils übereinstimmenden Hss. (vgl. auch Przycnocxı, Abh. Krak. Akad. 50 [1gı 2] 2312), folgen den ’EmcronAi Amoısalaı die Briefe des Libanios 1226—ı228 Worr (die auch in Worrs Pembrochianus zusammenstehen). Von diesen sind die ersten beiden auch an Bischöfe gerichtet; es sind die einzigen seiner Bischofsbriefe, die wir sonst noch haben, und sie sind nur in den genannten Hss., also in keiner der großen R ief des Nazianzeners (ep. 236) an Libanios im Medie. 59, 30 saec. XV hinter den Emictonai Amoisalaı steht (ohne den Namen des Absenders), und daß im Baroce. 4 saec. XIV auf Nr. 1581 der Sammlung der Brief des Isidoros Pelusiotes (II 42) folgt, in dem dieser ein vermeintliches Schreiben des Libanios (1576) an Johannes Chry- sostomos mitteilt, 414114 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. November 1912. Vindob. theol. 142 s.XI und editio princeps a. 1499: 80 — 1601 (1601 ; fehlt Vind.); ebenso Upsal. univ. 8 s. XV (vgl. Förster, Libani opera VI 504). . Vatie. 83 s.XII: 80—87. 1601. 92— 1600. 89 —gı (Sexex, Briefe des Libanius S. 27); 88 fehlt‘. | Angel. ı3 s. XI 86. 80. 94—99. 1601. 1600 (1600 vor 1601 Monae. 497 S. a Monac.). 81—85. 87. 88. 92. 93. 89—91. Matrit. 116 s.XV: 86. 87. 82. 83. (hier neue Überschrift)” 80. 81. 1603. 1605. 91. 88—g1 (also 9ı zweimal). 84. 85. 1601... (dazwischen andere Briefe). 92 —-1600. Medie. 58, 16 s.XV: 1603. 1605. 82—85. 89. 90. 80. 94 — 1601. 3 81. 86. 87. 92. 93. 88. gı (Pisten). Paris. 2998 s. XIV: 80—85. 87. 88. 86. 89—99. 1601. 1600 (FRIEDLÄNDER). Upsal. acad. gr. 28 s. XV: 80o—95. 1602. 96— 1600 (nach R. För- sTER, De Libanii libris manuscriptis, Rostock 1877, P- 7). Medic. 59, 30 s. XIV: 80—93. 1602. 95. 94. 96— 1601 (Pıszeun). Monae. 490 s. XV: 86. 89. 90. 1601. 88. 95. 92. 93. 91 (Förster Libanii opera V 162). Heidelb. Palat. 356 s. XIV: 96—99. 1601. 1600. 1604 (FÖRSTER, Li- banii opera VI 501). Eseurial. Y—IV—ı s.XVI: 96—99. 1601. 95 (FÖRSTER, 4. 2.0. V 183). ol. Harlaeanus s. X—XI (inzwischen verschwunden): ... 1602.95: (s. unten S. ı115, krit. Apparat zu 1602, 4). $ 5. Außerhalb der "Emicronal Amoısalaı finden sich folgende Stücke der Sammlung wieder: 1590. 1603. 1605 in dem sogenannten kleinen ö Korpus der Libaniosbriefe®; 1588 in demselben Korpus, aber umfang“ “ _ reicher und mit der Adresse *lovaıund'; 1587. 1592. 1593 in der Re Briefsammlung des Nysseners, mit den oben 993 ff. notierten Varianten : $6. Bei der Analyse des Inhalts ergeben sich zwei 8 aa ; Gruppen (I, I); unter Gruppe III fasse ich die Stücke zusammeh, die 2 weder mit I noch mit II verbunden werden können. a Dur er Ener? ho 2 DL g TE TE ee De TE ne ri ! Dieser Brief steht in originaler Fassung in derselben Hs. an anderer nn a (SEEcK, a. a. O. S. 25 unten). ; R PR 2 Vor dieser Überschrift steht nach Irıarrzs Katalog die Notiz TÄZIC = scht 2 BAION EMIICTOAÖN oYTwc EKteeeitaı rIapA TranAlolc, und dann folgt eine von Irıarte OT ausgeschriebene Liste. ' Be steht Vgl. Serex S. 16f. (Buch IV 41, VI18, app. 33). Nach Wours Anz . nicht auch 1581 in diesem Korpus (cod. Voss. 77), doch hat Serrck diesen Brief i gefunden. S;: * Zuerst gedruckt von Hevrer, Juliani epistulae p. 179; zuletzt von SEC (app- 147). Steht auch im Ambros. 8ı saec,. X (unter Julianbriefen)- Sn 7 ae Ve = Se a ne 7a u Arch a Fr ya aa a = Fa ee P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. Il. 1115 I. Eine Gruppe von ıı Briefen besteht aus den Empfehlungs- schreiben, die Basileios den an Libanios gesandten Studenten mitgibt, aus den Antworten des Libanios und aus den Briefen, die zwei hier- mit verknüpfte Episoden betreffen. Die vermutliche chronologische Reihenfolge ist: 1580— 1585. 1594. 1602. 1586. 1595. 1591. Unmittelbar aneinander schließen 1582—ı585. 1581 muß vor 1582 geschrieben sein, 1594 nach 1582, also auch nach 1585. 1580 könnte auch vor 1594 gestellt werden (Srrck S. 469). 1591 betrifft die Heimsendung mehrerer Schüler, gehört also wohl an den Schluß der Gruppe. Die Zusammengehörigkeit von 1594. 1602. 1586. 1595 wird am besten an Hand des Textes erwiesen‘. 1594 W (= 349 Miene) Aısänıoc Bacıneiw. Oy ravcH Bacineie TON jepön TO?TON TÜN Movcön CHKÖN MECTÖN rıoıön KArITTAAOKÖN Kal TAPTA ÄTIOZÖNTWN FPITÄC Kal XIÖNOC KAl TÜN EKEIBEN KAAON; MIKPO? Ad ME Kal KATITTAAÖKHN EOHKAN Aei Mol TÖ »TIPOCKYND CE« TIPOCAAONTEC. AEl A& Omwc ÄNEXECEAI Bacıneiov Kenerontoc. ice TOINYN s be TÄC Men xÜrAC TOYC TPÖTIOYC EzAKPIBÄZW, THN AL EYTENEIAN KAl TO emmenece TÄc Emfc Kannıöttnuc METAMSlACW TOYC ÄNAPAC, in” öseelen YMin ÄNT| $ACCON TIEPICTEPAI. 1602 W (= 357 Miene) AısAnıoc Bacıneiw. Ti maeion Bacineıoc &avcx&pane TO TPAMMA, TAC einocoslac TO FN@- PICMA: TIAIZEIN TIAP° YMOn &alaAxenmen. Ann Ömwc TÄ TIAITNIA CEMNÄ KAl olon TIOnIA TIPETIONTA. AnnA TIPÖC TÄC sıniac AYTÄC Kal TÖN KOINÜN AlA- TPIBÖN, ASCON MOI THN ÄBYMiAN, HN MOI ETEKEN H emıcTonh OYAEn TIPÖC 5 ETEPAC EMICTOAÄC AIAPEPOYCA. 159 2 rrır4 nur hier und ep. 1595 (s. unten) bezeugt, vielleicht Kappadokisch (wie 3 rPockYnö ce); da sich Arıozönton mit xıönoc schlecht verträgt, wird es durch FPITH hervorgerufen sein, das etwas wie Knoblauch gewesen sein mag 5 EZAKPIBÄZW nur wenige Hss. bei Worr (auch Reg.): &ZAKPIBAZWN alle übrigen außer Harl., der &zakpıaocw hat. Der Sinn ist mir unklar Kannıörtnc] ähnlich Liban. ep. 737. 1311 (verglichen von KrasıngerR) 6 deselen] der Optativ auffällig. 1602 (zu den Hss. vgl. oben $4 und Worr p. 865) ı Bacineie &AYCX&PANAC zwei Hss. bei Worr TAc sinocosiac TO rnürıcma verstehe ich nicht 4 TPöc ETErAC €mcTonÄc] steht nur in einer der bisher bekannten Hss. (Worrs Medic. E): freier Raum im Harl.: fehlt in den übrigen (auch Med. 59, 30): damit hängt zusammen, daß in der Überschrift zu Brief 1595, der im Harl. und Med. 59, 30 unmittelbar auf 1602 folgt, im Harl. vermerkt ist mpöc TÄC EKATEPAC erıctonAc, weil tatsächlich 1595 die Antwort auf zwei (oder drei) Briefe des Libanios ist. a N ! Außer den Angaben von Worr sind verwertet: für 1594 und 1595 Kolla- tionen der codd. Reg. Vat. (beide von Pısquars), Mon. Vind. (beide von mir), Par. (von FriepLÄnper); für 1586 dieselben (von denselben) außer Reg. Vat.; m 1602 die des Med. 59, 30 (von Pısrerzn). Über die Hss. siehe oben $4. Vereinzelte Varianten Sind in der Regel verschwiegen. 1116 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. November 1912. 1586 W (= 341 Mine) AısAnıoc Bacıneiw. OYrnw moi TÄC AYTIHC Yohkac ÜCTE ME METAzY TPEMONTA rpÄgeın. Ran EI MEN YohKac, TI OYK Ermictenneic, & Ärıcte; el ag Erı Kor MÄCHC aorlac YYxAc Kal TÄC CAC ECTIN ÄAAÖTPION, TIÖC ÄnnoIc KHPYTTUN MH XPÄNAI MEXPI AYCM@N HAlOY AYTIHN ®YAATTEIN AYTÖC EN TIOAADIC Mr a 5 EoYnAzAC; A TÄXA ZHMIÖCAI ME TIPOEIAOY TÄC MEAIXPÄC COY »WNÄc ÄTIOCTEPÜN: MH CY TE @ TENNAIE, ANA TENO? TIPÄOC KAl AÖC ÄTIOAAFCAI TÄC TIArXPYCOY coY FAWCCHC. R 1595 W (= 350 Miene) Bacineıoc Aıganiv. NEnYTAI coı TO AYceYMmoN. TOFTOo rÄP Ectw TÄC Emcronc TO MPo- n OIMION. CY AE CKÖTITE Kal AIÄCYPE TÄ HMETEPA EITE TIAIZWN EITE CIIOYAAZUN “ TI A& xıönoc Ä rPITÄG EMNHMÖNEYCAC TIAPÖN ENTPY®ÄN HMÖN TOIC CKWMMACIN; s erw ae, & ÄıBänıe, INA CO! Kal TIMATYN KINÄCW TON FEAWTA, YITÖ ne 5 TÄCMATI KAAYTITÖMENOC XIÖNOC TÄN ETICTOAHN Erpaya. HN ACzÄMENOC KA YAYWN XEPCI TNÜCH WC KPYEPA TIC AYTN Kal TON TIEMYANTA XAPAKTHPIZEI . EMSWAEYONTA KAl MM AYNÄMENON EEW TON AWMATIUN TIPOKYTITEIN. TÄBYE FÄP TOYC OIKOYC KEKTÄaMEBA MExPıc ErtinABoı TO Cap Kal NEKPOYC HMAC ÖNTAC . TPÖC ZWHN ETTANÄEH TIÄAIN TÖ EINAI ÜÖCTIEP ®YToic XAPIZÖMENON. | 1586 Mit OYno moi TAc öprAc Yehkac fängt Theophyl. Simok. ep. 28 au (KrARINGER) I TPÄ®ONTA TPEMEIN ed. prince. (auch Par. Vind.); zur Lesung es Textes vgl. Basil. ep. 29 p. 312 A meTazY ÖAYpömenoı TÄN EITICTOAHN YMIN EEETTEMYAMEN 2m und KaTexeıc vertauscht Par. Vind. ö rrÄchc] örrep Mon. und eine Hs. Worrs & fehlt Par. Vind. 4 MA XPANAI und M&xPI AYcMmön haioy vertauscht Par. Vind. 4 AHN und ®YAATTeın vertauscht Par. Vind. AYTöc fehlt Par. Vind. zumiöcal me rıpoeiaov] TIMWPEIceAl ME BoYneı Par. Vind. (kontaminiert mit der Textlesung in der ed. prine.). 3595 Überschrift: rıpdc TÄc Exaterac EmicronAc fügt Harl. zu (8 oben zu 1602, 4) 2 cy = crroyaAzon] derselbe Satz, nur mit men statt Ag, steht am Auf von Greg. Naz. 4 (an Basileios). Da er dort notwendig, hier überflüssig ist | es nicht Fake (wenn auch nicht unmöglich ist), daß Basileios diese Phrase wörtlich übernommen habe, haben wir es vielleicht mit der Randnote eines = zu tun 2 TrAIzwn eine Hs. Worrs und B Naz.] renön die übrigen Hs» 3 n Toic] Toic Hmerepoic zwei Hss. Worrs kai (vor yaYon) in einigen Hss. Won (auch Vat. Vind.)] fehlt in den meisten Has (auch Mon. Par. Reg.) 4fl. vgl. : ep. 48 oire TIAP’ HMIN OYTW KATETITHEAN TÖN XEIMÖNA ÖC MHAE TÖ MIKPÖTATON npoKYrıteN TON AWMATION ÄNEXECEAI" KAI TÄP TOCOYTO TIAFBEI XIÖNWN KATENISHMEN ÜC A Yroie 7 KATAXWBENTEC AYO MÄNAC HAH TAIC KATAAYTCECIN EmowneYein. ep. 27 AAN orae » TIPOKYTITEIN TO? AOMATIOY AYNACBAI. ep. 193 ÄNÄFKH TOINYN Yrö AWMATI® a ÄNAMENEIN TO EAP. Stellen wir mit den meisten Hss. 1595 unmittelbar hinter 156 so bleiben die Worte a&ayrai coı Td AYcevmon, mit denen 1595 °0 sichtsvoll anfängt, unverständlich. Sie beziehen sich offen nbar & jenes A9cön moı Tun Aeymlan am Schluß von 1602. Basileios hat dem Libanios durch sein Schweigen zu verstehen gegeben, daß er P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten, 11. 1117 Witze von 1594 nicht goutiere; darauf schiekt Libanios 1602 (und als er damit nichts erreicht, 1586'), und nun antwortet Basileios sehr fein: »A&aytal coı TÖ ayceymon, nämlich dadurch, daß ich Dir wieder schreibe«. Die Korruptel in der Reihenfolge (s. oben $ 4) ist durch die wörtlichen Anklänge zwischen 1594 und 1595 genügend erklärt; um diese Briefe nebeneinanderzustellen, hat man entweder 1602 ganz entfernt (die meisten Hss.) oder es hinter 1595 gestellt (Upsal. 28) oder 1594 hinter 1595 geschoben (Medie. 59, 30, vgl. den Harlaeanus). II. Eine Gruppe von sechs unmittelbar aneinanderschließenden Briefen betrifft die Übersendung einer Deklamation des Libanios (VI 494 Förster) an Basileios und einer des Basileios (Misne 31, 444) an Libanios: 1596— 1599. 1601. 1600. Seltsam ist, daß Brief 1601 in drei (der sechzehn) Hss. hinter 1600, in dreien (Vat. Matr. Monae. 490) mitten in Gruppe I (bzw. III) überliefert ist, in dreien gänzlich fehlt. Er ließe sich auch als Antwort auf 1585 (Gruppe I) verstehen. III. Von den übrigen neun Briefen gehören nur zwei (1592. 1593) untereinander zusammen, zu Gruppe I oder II hat keiner davon Be- ziehung. Es ist zu bemerken, daß unter diesen neun sich die sieben, bei denen wir oben $ 5 eine Überlieferung außerhalb der ’Emicrona) Amoı- salaı festgestellt haben, sämtlich wiederfinden. Ordnen wir die Briefe nach der Art jener Überlieferung, so ergeben sich die Gruppen la: 1590. 1603. 1605 (unverändert im Korpus der Libanios- briefe). ls: 1587. 1588. 1592. ı593 (mit anderer Inskription außer- halb der Sammlung). Illr: 1589. 1604 (nirgends sonst). $ 7. Ehe wir die Echtheit des Briefwechsels an Hand des Textes prüfen, muß gefragt werden, was wir über Beziehungen des Basileios zu Libanios aus andern Quellen wissen. Mit der Behauptung des So- krates (4, 26, 6) und Sozomenos (6, 17, ı), Basileios habe bei Libanios in Antiocheia studiert, läßt sich nicht viel anfangen; diese Gewährs- männer verdienen kein Vertrauen, und der Ort, den sie nennen, ist Sicher falsch: Basileios hat nicht in Antiocheia studiert, und als er studierte, war Libanios nicht dort. Das entscheidende Zeugnis bietet der an Libanios gerichtete 13. Brief des Nysseners (Migne 46, 1048)’: ae ! Brief 1586 kann in der Sammlung nur hier untergebracht werden .und paßt inhaltlich vorzüglich hierher; aber man würde ihn nicht vermissen, wenn er fehlte. In der Überlieferung hat er keine feste Stelle, was bedenklich ist; am häufigsten steht er vor ı 587 (s- unten $ 8), was noch bedenklicher ist. Ä i ® In diesem wie dem zweiten Brief an Libanios (14) fehlt die Adresse im - Vaticanus, der einen der beiden Hss.: aber da fehlen viele Adressen, nach Pasquarıs Vermutung durch Schuld des Rubrikators. Die im Mediceus beidemal erhaltene 1118 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. November 1912, ei ae miepl TÄC YMmererac AEroIc coslac HN Oi KPINEIN ETTICTÄMONEC oacin And Co? TIHTÄZOYCAN EN METOXH TO? AOITTOY TENECEAI TIÄCIN oic TINÖC Kal Mereen nöroy (TA9TA rÄP HKOYCA TIPÖC TIÄNTAC AIHFOYMENOY TOY CO? MEN MAOHTOR MATPOC AL Emo? Kal alanckAnov To? eaYmacro? Bacınelov), iceı me Mr &xoNTA AAMTIPÖN . ... Also war Basileios wirklich Schüler des Libanios und hat sich über dessen Kunst noch später mit höchster Verehrung | geäußert. Daß er ihm dann auch Studenten schiekte und mit ihm über dies und anderes korrespondierte, müßten wir danach annelimen, wenn wir den Briefwechsel nicht hätten. $ 8. Das sicherste, was sich über die Echtheit einzelner Gruppen sagen läßt, ist dies, daß Gruppe IIls (1587. 1588. 1592. 1593) at tiert werden muß; die Fassung, in der diese Briefe außerhalb “Erictonai Amoısaaı überliefert werden, ist zweifellos die ursprüngliche Brief 1588 konnte so, wie er im Korpus der Libaniosbriefe steht, nur an den Kaiser Julian gerichtet werden, dessen Brief 3 er beantwortet bei 1587. 1592. 1593 zeigt die neuaufgetauchte Fassung (oben S. 993 daß sie weder mit Basileios noch mit Libanios das geringste zu fun haben, daß vielmehr 1587 von dem Nyssener an einen Christen schrieben ist, und daß sich 1592. 1593 auf ein Holzgeschäft zwischen dem Nyssener und einem Sophisten in Kaisareia beziehen. Der Fälscher — das Wort ist viel zu hart, aber wir haben kein anderes — hat überall in der gleichen Weise die Inskription erfunden und den Text gekürzt (ob er auch dies der Fälschung wegen tat, ist zwei haft); die Unwahrscheinlichkeit eines Bauholztransportes von Kaisareit nach Antiocheia ist ihm entgangen!. Daß dieselbe Person alle vier Briefe in die Sammlung gebracht hat, wird dadurch bestätigt, (X die Stücke in mehreren Überlieferungszweigen (Ang. Mon. Med. 5 Ss 16, vgl. Vat., oben $ 4) beisammen stehen, und daß 1588 regelmäßig unmittelbar auf 1587 folgt”. | Adresse wird durch den Inhalt bestätigt, besonders durch die Stelle in 14 Dr wo der Nyssener aus dem letzten Brief des Adressaten zitiert, daß dieser sein tätigkeit aufgeben wolle, weil sich zu viele seiner Schüler deın Latein zuW ; Wir kennen den Haß des Libanios gegen alles lateinische Wesen (R. u beecari und die Briefe des Libanius. 1878, 219; Libanius III 465, 20; 439 9° ep. 870, im Jahr 390; Sırvers S. 188°). . ! Wir wissen zufällig, daß Libanios sein Holz in Kilikien kaufte (ep. 48 P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. 1. 1119 $g. Mit annähernd gleicher Sicherheit läßt sich anderseits die Echtheit von Gruppe III nachweisen. Das Korpus der Libaniosbriefe, in dem diese drei Stücke (1590. 1603. 1605) mit gleicher Inskription stehen, ist durch Sreeks Entdeckung, daß darin überall, auch hinsicht- lich dieser drei Briefe, die chronologische Anordnung der Kopialbücher des Libanios mehr oder minder rein bewahrt ist, gegen jeden Verdacht geschützt‘. Und daß jene Briefe nicht etwa aus den ’Emicrona) Amoısalaı in das Korpus gekommen sind, geht schon daraus hervor, daß sich zwei davon (1603 und 1605) nur in jungen Hss. der ’Ercronai AmoıBalaı, und zwar am Rande der Sammlung finden; für diese gilt also das Um- gekehrte. Brief 1590 gehört zwar der Sammlung schon in der Zeit vor unseren ältesten Hss. an; aber es ist zu bemerken, daß er regel- mäßig hinter 1589 steht, jenem Brief, der mit dem nur in jungen Hss. überlieferten Brief 1604 zusammen die Gruppe IlIr bildet. Ich vermute deshalb, daß sowohl IIIk wie IlIr allmählich aus den großen Briefkorpora des Libanios und Basileios den "Ercronai Amoısalaı ange- gliedert worden sind. '$ 10. Es bleiben von Gruppe III noch die beiden obenerwähnten Briefe 1589 und 1604 (zusammen = Gruppe IlIr), beide von Basileios, auf ihre Echtheit zu untersuchen. Nach dem oben Dargelegten ist zu verwundern, daß diese beiden Stücke noch in keinem Korpus der Basi- leiosbriefe aufgetaucht sind. Aber dies reicht bei dem jetzigen Stand der Forschung nicht zu einem ernsthaften Verdachtsgrund. Auch daß fehlt Reg.; 5 eic meiz. — 6 vrreree. fehlt Reg.; 8 eixe — 9 Auer. verändert zu Hmin Evere To? Pöaoy TÄc errawttiac Td ar Reg.). Wer ein Musterbeispiel für die Un- sicherheit aller Variantenbeurteilung wünscht, frage sich, wie es den vier durch P bestätigten Sonderlesungen von Reg. hätte ergehen müssen, wenn P nicht gefunden worden wäre. — Der junge Berolinensis Philipps 1617, der nur ep. 1580—1588 ent- hält, erweist sich jetzt als direkter Nachkomme von Reg. (damit fällt die oben S. 992' ausgesprochene Möglichkeit fort); ein neuer Beleg, daß auch der Konsens vieler alter S. gegen eine junge täuschen kann. : ! 1603, nach seiner Stellung im Korpus um 356 geschrieben (Serex, S. 330), fängt an °Q. xP6n@n &keinan, EN olc rrÄnta Amen ÄnnHnorc. Es ist auffällig, daß Libanios so von einem Schüler spricht, der 16 Jahre jünger ist als der Lehrer. Aber erstens sind dabei noch andere einbegriffen; zweitens kann Libanios das Talent und den Charakter seines Schülers erkannt und diesen deshalb engerer Freundschaft ge- dem er nach der Trennung 30 Jahre lang nicht geschrieben hat. Daß in ep. 1603 die Zeit in Nikomedien gemeint ist, hat Seecx S. 32, schön erwiesen. XPÖNOI exeinol it Bezug auf diese Jahre, die Libanios als die schönsten seines Lebens bezeichnet, kehrt in den Briefen 28 5 und 378 wieder. Zu dem folgenden Satz nn AlpkicmesA MKPäc, Ymeic men Exontec AnnHnorc, erü ae Äne’ Ymön olol TIEP YMEIc OYAENA vgl. ep. 983 CF MEN AP Exec & TON En fl TIAPAMIAHCION OYAen, A a8 TON TON EAYTAc TIONITÖN ee BER Ferepon. .—_ In ı 590 ist ‘von eingehenden Homerstudien des Basileios die Rede; vgl. dazu dessen Brief 147. 1120 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. November 1912. beides recht unbedeutende Billette über ein sehr gewöhnliches Thema sind, nämlich über das Schweigen des Adressaten, ist an und für unbedenklich; Basileios hat in der Langeweile des kappadokischen Winters auch solehe Themata nicht verschmäht. Anderseits läßt sich manches für die Echtheit geltend machen. Der Anfang von 1604 (+ MEN BAHN TÜN TON TIAAMAION TEXNHN EN TÄ CAYTOP KATAKAEICAC AIANOIR \ stimmt ganz zu dem Urteil des Basileios über Libanios, das der Nyssener mitteilt (oben $ 7); den Wunsch, zu dem Freunde fliegen zu können, äußert Basileios auch ep. 47'. Auch 1589 ist sicher an einen So phisten gerichtet; die Verbindung von aten und Yrıeroria steht in dem- selben Sinn bei Basileios ep. 46 (S. 405A). Freilich wird die Möglich- : keit, daß diese Briefe durch Änderung der Inskription der Sammlung angepaßt sind (wie Gruppe Ile), hierdurch nicht völlig ausgeschlossen. $ ı1. Dagegen fällt auf Gruppe I und II durch den Nachweis der Fälschung von Ills kein Schatten. Denn gesetzt, auch sie seien das Werk eines Fälschers, dann sind sie jedenfalls das eines andern. Hatte jener rein mechanisch mit Streichungen und Inskriptionsände rungen gearbeitet, so müßte dieser Mann fähig gewesen sein, ganze Folgen von Briefen mit vollständiger Beherrschung des Stils und der historischen Tatsachen frei zu erfinden. Auch daß die diesen Grappa angehörigen Briefe des Libanios in den erhaltenen Teilen seiner authenm tischen Briefausgabe fehlen, bedeutet nichts, denn diese Teile um fassen nur die Briefe der Jahre 356 — 365 und 388 — 393; also gerade die Zeit nicht, der die datierbaren Briefe der beiden Gruppen’ angehören. | Die beiden Gruppen müssen also für sich selbst sprechen. | klarsten scheint mir die Echtheit der oben $6 abgedruckten zusammeit gehörigen Briefe 1594. 1586. 1602. 1595. Schon daß Basileios Mißfallen über die etwas groben Scherze des Libanios zunächst d Schweigen ausdrückt, ist ein Zug, der nicht leicht einem Fäl ! Gegen Ende (cY aYTtoYc Äroıc ...) enthält 1604 eine Korruptel, in durch die Lesung des (von G. A. GerwAro freundlichst für mich kollationierten) Br" berg. Palat. gr. 354 cY a& ayTtöc Äreıc nicht geheilt wird. COTELERIUS’ Konjektur : Arıaknoy (statt AlaackAnoy) wird durch den Palatinus bestätigt. Derselbe richtig, Z. 5, FIOIHCAMenNoc. “ht 2 Die Spätgrenze ist der Tod des Basileios, a. 379; die Frühgrenze eB aus der Erwähnung der geistlichen Söhne des Basileios (ep- 1582), der ar Priester wurde. Die Erwähnung des grauen Haares des Libanios (ep- 1602 wir haben und von denen wir wissen. Es sind die Briefe 122 Briefe, auf die der Nyssener mit ep. 13 und 14 antwortet (oben s.g7) m mit dem Libanios gewiß das zierliche Billett des Nazianzeners (ep- 236) ei P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. 11, 1121 einfällt; durchaus lebenswahr sind die beiden Entschuldigungsschreiben des Libanios; und vorzüglich ist die Idee des Basileios, nun gerade recht viel vom Schnee zu erzählen, weil Libanios den so lächerlich finde. Dieser Brief (1595), der 1594 und 1602 zitiert, zeigt überdies mehrere unverkennbare, aber auch ganz unverdächtige wörtliche Anklänge an andere Briefe des Basileios (vgl. den Apparat). Die Briefe ı58ı und ı583 sind durch die persönlichen An- spielungen gesichert, die Seeck (S. 32. 34) an Hand seines prosopo- graphischen Materials vorzüglich erläutert hat; mit 1583 aber sind 1582. 1584. 1585 untrennbar verbunden. Das letzte Briefpaar stellt einen sophistischen Agon dar, in dem Libanios Sieger bleibt; zwei für die Charakteristik der beiden Männer typische Züge sind der Er- wähnung wert. In 1583 hatte Libanios den Brief 1582 des Basileios nach Gebühr gelobt. Darauf schreibt Basileios (1584) in geheuchelter Bescheidenheit, Libanios habe als echter Sophist, dessen Beruf es sei, das Kleine groß zu machen, TAN EmicToAhN &KeinHN TAN PYTißcan', üC An Ymeic ol rrepi ToYC AÖdroYC TPY@ÖNTEC EIMOITE, TOCOYTON HPAC TO AÖrW «ta. Libanios empfindet den Stachel, der in dem versteckten moralischen Vorwurf liegt und vergilt seinem Schüler vortrefflich durch den Nach- weis, daß dieser sich nieht nur durch seinen feinen und ausgefeilten Brief als Sophisten in rhetorischem Sinn bewährt habe, sondern auch Gefahr laufe, moralisch zum Sophisten zu werden, indem er jenen Brief schlechter erscheinen lasse als er verdiene (meır@menon TATIEINÄ TA Merkna mioıein).. A sophiste, sophiste et demi, sagt Libanios und hat ganz recht, denn in diesem Fall ist er der Natürlichere geblieben. Noch schöner kreuzen sich die Waffen am Schluß. Basileios: Ann’ Imeic men & ervmAcıe Mucei kai Haia Kal Tolc OYTw MAKAPIOIC Anarkcı (wohl den Evangelisten) cYnecmen &« TAc BAPBÄPOY sWNnAc Alaneromenoıc HMIN TÄ EAYTÖN" Kal TÄ TIAP’ EKeINWN sBerrömeeA, NOFN MEN ÄAHEH, nezEIN AEÄMAOH, öc AaytA tarra (das Wortspiel!) anaoi. ei rAr Tı Kal Amen rap’ vmön (von Euch Sophisten) Aıaaxeentec, Ymö To? XPÖNOY errenaedmeea. Darauf Libanios: BIBnlOn MEN oFn Ün efc einaı MEN xeirw THN AEEIN, ÄMEINW A& TÄN AIÄNOIAN, ExoY Kal OYaeic Kwarei. TON A& HMETEPWN Men Äei, CON A& TIPÖTEPON, Al bizaı Menoyci Te Kal MmenoFcin, Ewc An 'fÄc, KAl oracle mArroTE AYTÄc EKTEMOI xPönoc, oYa” Än Hkıcra Apanc. Es ist ein Jammer, daß gerade diese Worte, vielleicht die schönsten, die Libanios je geschrieben hat, so zerstört zu uns gekommen sind. Die beiden noch übrigen Briefe von Gruppe I, 1580 und 1591, zeigen durchaus den Charakter der als echt erwiesenen; damit ist die mL ! Vgl. Basil. ep. 20 (an den Sophisten Leontios) p. 285 A Kai TÖ olonei Eppymücenı u ÖN TA KATAKOPEI CYNHoela TIPÖC TAIWTICMÖN (gemeint ist die häufige Anwendung der Vulgärsprache) ÖKNON EiKÖTWc &mrioiel rIPOCBBErrecBAl YMAC TOYC _CO®ICTÄC. 1122 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. November 1913. ganze Gruppe von jedem Verdacht gereinigt. So können wir uns ruhig freuen, zwei der hervorragendsten Schriftsteller des ausgehenden vierten Jahrhunderts, zugleich die anerkannten führenden Vertreter zweier so grundverschiedener Weltanschauungen, in einer Unterhaltung zu belauschen, die sowohl das Gemeinsame der Kultur wie die Gegen- sätze der Persönlichkeiten klar erkennen läßt. $ ı2. Ein ganz anderes Bild bietet Gruppe II (1596— 1599. 1601, 1600). Vergebens suche ich nach dem geringsten Indizium für die Echtheit. Nichts steht in dieser Gruppe, was nicht ein Rhetor erfunden haben könnte, um darzustellen, welche Schmeicheleien die beiden be- rühmten Männer einander wolıl gesagt haben könnten, als sie ihre be- kanntesten Deklamationen austauschten. Alles sieht konstruiert aus; kein Funke von Leben und Witz, dagegen viel Geschmacklosigkeiten schlimmster Art. Entscheidend scheint mir, daß diesen drei Briefpaaren jener Reiz fehlt, der solche aneinanderschließende Briefe auszuzeichnen pflegt: die formalen Beziehungen auf das, was der andere gesagt hat (s. oben S. 998); steif und geschlossen stehen die sechs Elaborate neben- einander. Ich glaube Jeder, der den Briefstil der beiden Meister stur diert hat, wird mir recht geben, wenn ich diese Gruppe athetiere. Sie gehört zu den erfundenen Briefwechseln, an deren Produktion die zweite Sophistik bekanntlich den größten Anteil hat. Mit der Datierung können wir bis auf Theophylaktos Simokattes hinabgehen. 2 $ 13. Danach stelle ich mir die Entstehung der *Emıcrona) AMOIBAM Bacıneioy Kal Aısanlov etwa so vor. Eine größere Gruppe von echten Briefen der beiden (I) wurde früh zusammengestellt, vermutlich als Anhang zu einem Korpus der Basileiosbriefe; die betreffenden Briefe des Basileios wurden von da ab nur noch in dieser Verbindung weiter überliefert”. Noch vor der Zeit unserer Hss. (11. Jahrhundert) ist damit die frei erfundene Gruppe II und die aus fremdem Stoft ! Nachträgl ich sehe ich, daß der Ei PR sn 8 dem 14 Briet ‚Julians nachgebildet ist. en ED IRID MO 1 loyasandc Aıßanio. Bacineioc AlBANI®. R} N . en n ü AT ÄANETN@N xe&c TON Aöron rIpö ÄPICTOY ANErN@N TON AÖFON COPWTATE KAI yriep- CXEAÖN, ÄPICTÄCAC A& TIPin ÄNATIAYCACGAI TO TESAYMAKA, Ö Mofcaı, Kal Aörol KAl Aeh- AOIION TIPOCATIEAUKA TÄC ÄNAFNÜICEWC. MA- xpd- m 7 ” Wr 14 N / “_ mÄPIoc EI AETEIN OYTw, MÄnnoN Ad ®PONEIN TIZONTAI TOYc KAPrIOYC Ol BPAXYN TINA oYTw | & N) YMii ei AYNÄMenoc. & Aöroc, NON YMIN CYTFINÖMENOI ... e ® a) [8 ES m "2; e E TÄEIC, & Aoopmi, & Aezıc & Äpmonla, & ’ IA, CYNOHKH, : ? Einen ähnlichen Grund mag haben, des Nysseners, die in die *Erıcr den beiden außer dem Patı daß die drei Stücke aus der Korn onAi Amoisalaı gekommen sind, die einzigen sin nensis bekannten Nyssener-Briefhss. fehlen. die P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. II. ] 123 durch Inskriptionsänderung hergerichtete Gruppe Ills verbunden worden, Sehließlich sind dann, teilweise erst im späten Mittelalter, noch die vereinzelten Briefe der beiden an einander aus den größeren Korpora hinzugekommen (Illa und wahrscheinlich IlIIr). Anhang. Libanios und Johannes Chrysostomos. $ ı. Es wurde im vorangegangenen gelegentlich ein Brief des Libanios an Johannes erwähnt (S. ıı13°. ı120°), den Isidoros von Pelusium auf den bekannten Kirchenredner bezogen hat. Obwohl sich dies ohne weiteres widerlegen läßt, wird es gut sein, zu prüfen, worauf sich überhaupt die seit Sokrates und Sozomenos geglaubte Behauptung gründet, Johannes Chrysostomos sei ein Schüler des Liba- nios gewesen. $ 2. Ich finde nur eine einzige Stelle, die sich dafür verwenden ließe. Johann. ad vid. iun. p. 192, 38 Düss. = Miene 49, 601 «Al rÄp Erb TIoTe neoc Erı ÜN TON COSICTÄN TON EMÖN —- TIÄNTWN AE ÄNAPON AEICIAAIMONECTEPOC EKEINoc fin — olar (elaon ser.) Em Tronnan (= coram multis) TAN MHTerA TuN EMÄN G@AYMÄZONTA. TON TÄP TTAPAKACHMENWN AYTÖ ITYNEANOMENWN, Ola Elwee, TIC EIHN ErW, Kal TINOC EIMÖNTOC, ÖTI XHPAC TY- NAIKÖC, EMÄNGANE TIAP’ EMO? TÄN TE HAIKIAN TÄC MHTPÖC KAi TÄC XHPEIAC TON XPÖNON" &c A& Elton ÖTI ETÜN TECCAPAKONTA TETONYIA Eikocı Exeı AOITON € 0% TON TIATEPA ÄTIEBAnE TON EMÖN, ÜZETINÄTH KAl ÄNEBÖHCE MErA, Kal TIPÖC ToYc trardntac Tann “Basal” Eon “olaı TIAPA XPicTiandic TYNAlkec eicın”. Der Lehrer des Johannes war also durch und durch Heide, mehr besagt das rIAntwn Änar@n Acıcıaaımonfcreroc nicht; aber gesetzt, man dürfe die Worte buchstäblich nehmen, so läßt sich doch nicht be- haupten, dieser allerheidnischste Sophist könne nur Libanios gewesen sein. Im Gegenteil: mir macht, die Parenthese den Eindruck, als ob sie sich auf einem inzwischen Verstorbenen, jedenfalls aber nicht auf den berühmtesten lebenden Sophisten beziehe. Vor allem aber hatte Libanios nach dem, was wir wissen, nicht den mindesten Grund, die Handlungsweise der Mutter des Johannes als typisch christlich zu be- zeichnen; seine eigene Mutter war ebenfalls früh verwitwet und war dann zwanzig Jahre später unvermählt gestorben, nachdem sie myriovc Ad TON evr@n Ärınnacen (I 83, 10 Förster)‘. Es ist also zwar nicht unmöglich, aber recht unwahrscheinlich, daß Johannes mit jenen Wor- ten den Libanios meinte. £ ! Wie sehr Libanios seine Mutter verehrte, zeigen Stellen wie I ırı, ır. IV ııı,ı5 Förster; ep. 378. 1320. Die Mutter ist Anfang 360 gestorben. 1124. Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. November 1913, $ 3. Auch die einzige Stelle in den Werken der beiden, in denen der eine den andern sicher erwähnt, spricht gegen die Annahme per- sönlicher Beziehungen. Die zweite Hälfte der Rede des Johannes de s. Babyla et contra gentes (a. 382) ist gegen die berühmte Monodie des Libanios auf den Brand des Apollotempels in Daphne (a. 362) gerichtet. Johannes behandelt den Sophisten en canaille. Er ver schweigt den Namen, aber gibt gleich am Anfang durch die Umschrei- bung d TAc riönewe cosıcrkc unzweideutig zu erkennen, wen er meint; miap&, TAnAlTWpe”, so und ähnlich apostrophiert er ihn; es ist die typische Heidenpolemik. Das soll sich Johannes ohne jede Not dem Manne gegenüber erlaubt haben, der ihm antworten konnte: mir dankst du, daß du überhaupt reden kannst? Ich kanns nicht glauben. Man halte dagegen die von höchster Achtung zeugenden Briefe, die gerade in jener Zeit Gregorios von Nyssa an den Lehrer seines Bruders, eben an Libanios schrieb (vgl. oben S. 1117£.). £ Bei dieser Gelegenheit soll dem Einwand begegnet werden, Jo- hannes könne nur bei dem berühmtesten Rhetor Antiocheias studiert haben. Ist es schon im allgemeinen keineswegs häufig, daß große Künstler zugleich gute Pädagogen sind, so wissen wir durch Libanios selbst, daß er weder der besuchteste noch der erfolgreichste Lehrer am Orte war (Rede 62, gehalten a. 366, besonders IV 371, 6 Förster; über die Konkurrenz z. B. ep. 39. 41. 87). Be $4. Endlich die Kunst der beiden. Libanios versteht sich auf die Rhetorik meisterlich. Wenn man sich in seinen absichtlich schwer — gehaltenen Stil eingelesen hat, folgt man ihm willig und mit Achtung vor der gewaltigen Arbeit, die in jeder Zeile steckt. Aber er über rascht nie, er reißt nie fort; er ist kurzatmig. Johannes dagegen ist ein Redner von Gottes Gnaden. Er spricht mühelos, kommt sofort in Schwung und läßt sich von seinen eigenen Worten weitertreibel- Am liebsten improvisiert er, was Libanios nirgends zu tun scheint Johannes ist stets einfach und klar; der moralischen Tendenz ist alles andere untergeordnet. Wird er einmal rhetorisch, so arbeitet er mit : den gröberen Mitteln, die Libanios meidet oder verdeckt, und [..;: einzige Mal, wo er sich mit dem Sophisten offen mißt, in jener AT über Babylas, unterliegt er kläglich.- Die Fragmente, die er verhöbit, = stehen künstlerisch hoch über seiner Polemik. Schon dadurch, daß er sie wörtlich zu zitieren wagt, zeigt er, daß er weder Verständn ı 1% »nonios Dünner 242, 18—248, 4 = Miank 50, 560; die Fragmente des Libanios sammengestellt in Försters Libanius IV 297. u. ER u“ A jchened It Ö AnP6cose 243, 11 Dünsen fehlt in den beiden von Dünser vergl alten Ess. & me steht 244, 32, & OPHNDAE 242, 52, Äenie Kal TAAAITWPE 245: 29 P. Maas: Zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. 11. 1125 für diese Kunst noch einen Begriff von ihrer Wirkung hat. Was Johannes und Libanios gemeinsam haben, das sind die Elemente des Handwerks, die allen Rednern der Zeit gemeinsam sind'. $ 5. Von den Zeugnissen der Späteren ist das älteste jener Brief des Isidoros von Pelusium (Mıexe 78, II 42). "Noeniw FPAMMATIKÖ. To? KaTarenaAxea 0% oHmı ToYc Ännovc (MIKPÖN rÄP Icwc TOIC TIOA- noic TOo?TO) AnnA Kal AYTON ÄIBÄNION TON Em EeYrawTTia MAPÄ TIÄCI BEBOH- MENON, TAN TO? Aoıalmoy "IwAnNnoY FAWTTAN Kal TO KÄNAOC TÖN NOHMÄTWN s KAl THN TTYKNÖTHTA TON ÄNEYMHMÄTUN TEKMHPION H TIAP AYTOT ETI NEW ÖNTI KAl BACIAIKÖN EITTÖNTI FPAGEICA ErticToAh, EN H 0% MÖNON AYTON MA- KapizeIı 0YTW AYNÄMENON eltein, ÄAnA KAl TOYC ETKWMIACBENTAC KAl TAYTA BACINEIC TYFXÄNONTAC, ÖTI AN TOIOYTOY ETIAINETOY TETYXHKACIN. ECTI 46 AYTH (ep. 1576 Worr). 10 AisAnıoc "IwÄnnH. LEzAmenöc CoY TON AÖFON TON TIOAYN KAl KAAÖN ÄNETNWN ÄNAPÄCI AÖFWN Kal AYTOIc AHMIOYPFOIC, ON oYaeic An Öc oYx ErIHAA Te Kal Eada Kal TTÄNTA Eara TA TON EXTIETTAHrMenw@Nn. HceHNn OYN OTI TO ACIKNYNAI TÄN TEXNHN EN TOIC AIKACTHPIOIC TIPOCTIEHC TÄC ermaelzeic, Kal MAKAPIZW CE MEN OYTW AYNÄMENON ETIAINEIN, ETTAINETOY AL TOIOYTOY TE- 15 TYXHKÖTAC TÖN TE AÖNTA TIATEPA KAl TOYC AABÖNTAC YIeIC THN BACINEIAN. kai Tagta men AısAnıoc rerpase. TTaovTäprxw A& Aokei ... 5 Die Worte rar’ AaYto? bis rpaseica fehlen im Paris. gr. 832 (Mitteilung von P. Friepränner), auf dem allein der gedruckte Text beruht, stehen aber in allen übrigen bisher verglichenen Hss. Possınus hat sie in seinem Isidorianae eollationes 1670, p. 126 aus den zwei römischen Haupthss. notiert, Rırrerssaus aus dem Monac. gr. 49, fol. 212" (wird mir von Dr. Auscust Mayer, Wien freundlichst bestätigt), Caro aus dem Uryptensis B. A. ı (Studi italiani di filol. class. 9, 1901, 455)- er das Verhältnis der Hss. zu- einander vgl. die Arbeiten von Turner und Laxe, Journal of Theolog. Studies 6 (1905); es ergibt sich, daß die vorliegende Variante nur auf einem Ausfall in dem einen Zweig, keinesfalls auf Interpolation in den übrigen beruht. ı4—ı5 vgl. Liban. ep. 1020 (a. 393, SEEcK S. 252. 446) - ... AMIANTEC @MAKÄPIZON CE TE KÄME, CE MEN TOY TIMÄN TOYC TIePi adroYc TIÖNOYc, Em& A& Öc Ynö TOIAYTHC TIMÖMENON KESAAÄC. ÄNTI AH TOYTW@N Äno- MAYOIC MEN TÄC EYNolAC TÜN GEÖN, ÄrIONAYOIC ae TÄC TÖN eeloN BACIAEWN, TIATPÖC TE KAI TIAIAWN Isidoros hat für das, was er in der Einleitung sagt, zweifellos keine andere Quelle als den Brief, den er mitteilt. Nur das £rı new öntı schließt er daraus, daß Johannes, wie allgemein bekannt war, als junger Mensch die Advokatenlaufbahn verlassen hatte. Aber Isidoros hat vergessen, das Datum zu beachten, das durch die Erwähnung der ı Das gilt auch für die von beiden fingierten Bittreden vor dem Kaiser gelegent- lich des Aufstandes in Antiocheia (die Übereinstimmungen sind zusammengestellt von Goeszr, De Joh. Chrysost. et Liban. Diss. Göttingen ıgr0o). Zu derselben Gattung gehört Gregor. Naz. ep. 141. 142. ‚Sitzungsberichte 1912. 95 1126 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 28. November 1912, drei Kaiser, des Vaters und der Söhne, gegeben wird. Das paßt nur auf das Jahr 393. Also ist der Johannes des Briefes ein anderer; der Name wurde gerade damals Mode. Diese einfache und sichere Lösung hat schon Varzsıus gefunden. $ 6. Daß Johannes Schüler des Libanios gewesen sei, sagt Isi- doros nicht; ebensowenig Palladios in seiner Biographie cap. 5 (Mic 47 8.18). Erst Sokrates behauptet es', und Sozomenos setzt es vor aus in jener bekannten Anekdote vom Sterbebett des Libanios”, über die schon deshalb kein Wort zu. verlieren ist, weil Sozomenos selbst sie nur als Gerücht mitteilt. Nun steht längst fest, daß man diesen beiden nichts glauben darf, was sich nicht durch andere Dokumente bestätigt, gewiß aber nichts, was zu erfinden so nahe lag. Aber & bedurfte nicht einmal der Erfindung: wer jenen Brief des Libanios an einen andern Johannes so oberflächlich las, wie jene Zeit zu lesen pflegte und wie ihn ja auch Isidoros gelesen hat, konnte darin das, was man erwartete und wünschte, ausgesprochen finden. Ich sehe nichts was der Annahme widerspräche, daß alle Behauptungen des Mittelalters über Beziehungen zwischen Johannes und Libanios auf die Mißdeutung der Adresse jenes Briefes zurückgehen. Soer. VI3 S. 665 A Mıene MAOHTHc A& drenerto AıBanioY TOY co®ıcroY KAl ÄKPOATHC Anarurasor ToY ®1Nocö#oY (dieser Philosoph ist sonst unbekannt). en om. VIII 2 S.1513B Hnika rÄP Emenne TEnEYTÄN, TIYNSANOMENDN TON EITk THAEION TIC ie AYTOY EcTaı, AEreTAI IwÄNNHN eirein, ei Mm XPICTIANOl TOFTON ECYAHCAN. 5 7 * sr r 4 Bi E B Er S. Konow: Zwei Handschriftenblätter aus Chinesisch-Turkistan. 3127 Zwei Handschriftenblätter in der alten arischen Literatursprache aus Chinesisch-Turkistan. Von Prof. Dr. Sren Konow in Christiania. (Vorgelegt von Hrn. Dani; am 1 3l. Oktober 1912 [s. oben S. 987].) Die beiden Blätter, die hier herausgegeben werden sollen, befin- den sich jetzt im Besitze des Königlichen Museums für Völkerkunde in Berlin. Das erste, welches auf der Vorderseite links die Nummer 51 trägt, wurde bei Gelegenheit der dritten preußischen Expedition nach Turkistan von Dr. A. v. Le Cog in der sogenannten Stadthöhle bei der Ortschaft Sorcug in der Nähe von Qarasahr zusammen mit vielen Texten in der alten nichtarischen Textsprache gefunden. Das zweite, welches die Nummer 379 trägt, gehört zu einer Sammlung von Blättern, die Dr. E. Drnısox Ross in Kalkutta von einem Kara genannten russi- schen Untertanen, einem landflüchtigen Kaukasier, erworben hat. Dieser hatte sie in Russisch-Turkistan von kaukasischen Bergjuden, die als Teppichhändler Khotan besucht und sie dort angekauft hatten, er- worben. Sechs solche Blätter befinden sich jetzt im Besitze der Asia- tischen Gesellschaft von Bengalen. Das Blatt, das hier herausgegeben wird, ist durch den deutschen Konsul pu Vınasr aus Russisch-Tur- kistan nach Berlin gekommen. Weitere Blätter derselben Handschrift scheinen von dem amerikanischen Geographen Errswortu HunTinsToN bei Khadalik, nördlich von Keriya, gefunden zu sein, und die Hälfte eines die Nummer 206 tragenden Blattes ist, in photographischer Nach- bildung, in seinem schönen Buche The Pulse of Asia, London 1910, veröffentlicht worden. Dieser Umstand, auf den mich Hr. Dr. v. Le Coa aufmerksam gemacht hat, ermöglicht es uns, mit ziemlicher Sicherheit zu behaupten, daß auch die Blätter der Kara-Sammlung aus Khadalik herrühren. In der Beschreibung seiner letzten erfolgreichen Expedition er- zählt Sir M. A.Srem'! von einem turkistanischen Beamten Mullah Khwaja, ! M. Aurer Stein, Ruins of Desert Cathay. Personal narrative of explorations in _ Central Asia and Westernmost China. London 1912, S. 236ff. 95* 1128 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 28. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oet. der in Geldschwierigkeiten gekommen war und daher versucht hatte, durch Verkauf von Antiquitäten die Mittel zur Zahlung seiner Schulden zu erwerben. Es war ihm auch gelungen, Leute zu finden, die ihn zu einem Kone sahr, einer alten Ruinenstätte nordöstlich von Domoko, begleiteten. Dort kamen Handschriftenreste zum Vorschein, und im Laufe einiger Jahre war er von Zeit zu Zeit zu dieser Stelle zurück- a gekehrt, und was er gefunden, verkaufte er dann in Khotan. Dieser Fundort war nun gerade Khadalik, wo Hunrıseron ein Blatt derselben Handschrift, zu der die Blätter der Kara-Sammlung gehören, ausgrub, und es ist wohl deshalb so gut wie sicher, daß es gerade Mullah Khwaja war, der die Blätter an die kaukasischen Juden verkaufte Das erste der hier veröffentlichten Blätter mißt 31 x 6$cm und ist auf beiden Seiten mit je vier Zeilen in Brähmischrift beschrieben. Das Material ist starkes gelbliches Papier mit hellgrauer Linierung. e Jede Zeile enthält eine Verszeile; die auf der Vorderseite sind 9—12 und die auf der Rückseite 13—[1]6 numeriert. z Das zweite, gleichfalls auf gelbliehem Papier mit grauer Linierung — geschriebene Blatt mißt 5ı X 12 cm; die Vorderseite trägt sechs und die Rückseite fünf Verszeilen. Die auf der Vorderseite tragen die Nummern 1—6; von denen auf der Rückseite ist bloß die vorletzte numeriert, und zwar als ı20. Da die Hunderte und Zehner sehr oft in derartigen Handschriften ausgelassen werden, sind die Nummern — auf der Vorderseite als ıı1—116 und die auf der Rückseite ab 117—1ı21 zu bezeichnen. r Die beiden Blätter sind Fragmente von zwei Handschriften eines und desselben Werkes, und zwar desjenigen, das Prof. Leumans I E seinem grundlegenden Buche über die arische Textsprache' behan- - delt hat. 2 Prof. Leumann hat gezeigt, daß hier ein ziemlich umfangreiches . Werk vorliegt, das in Turkistan große Verbreitung gehabt haben muß, da bis jetzt Spuren von wenigstens zwölf Handschriften bekannt ; sind. Er nimmt an, daß das Ganze etwa 5300 Strophen umfaßt hat, die sich auf ungefähr vierzig Kapitel verteilt haben werden. = Daß die Berliner Blätter demselben Werke angehören, zeigt Se erstens dadurch, daß die Kalkuttaer Blätter der Kara-Sammlung, m ich in meiner Ausgabe derselben nachweisen werde, einige Worte a n halten, die an entsprechender Stelle in Leumanss Handschriften wieder" kehren, zweitens, was das von Dr. v. Lr Cog gefundene Blatt betrilf er 3 ae N a NE S. Kosow: Zwei Handschriftenblätter aus Chinesisch-Turkistan. 1129 dadurch, daß das Wort mahäsandävätä, das in Zeile ı3 vorkommt, auch in dem dreizehnten Verse eines Kapitels in Leumanns Handschrift vorkommt. Obgleich ich die beiden Blätter nicht vollständig zu übersetzen vermag, habe ich doch geglaubt, den Auftrag, sie herauszugeben, an- nehmen zu müssen, da es von Wichtigkeit ist, daß endlich einmal mehr Texte zugänglich gemacht werden. Von den beiden Blättern habe ich das zweite im Original benutzen können, das erste lag mir in einer ausgezeichneten photographischen Nachbildung vor. Hr. Dr. W. Sıesuıne hat ferner die Güte gehabt, das Original zu vergleichen. Ich werde es nicht versuchen, eine zusammenhängende und voll- ständige Übersetzung zu geben. Ich werde die Blätter mit einer Inter- linearversion veröffentlichen und dann in einer Wortliste nähere Er- läuterungen hinzufügen. Das erste Blatt enthält eine Definition der beiden yänas, zu der ich keine Parallele kenne. Mein Freund Prof. pr La Vart£r Poussıy hat mir auch nicht helfen können. Das zweite Blatt handelt von Wundern, die sich mit dem im Kommentar des Dhammapada, Bd. I, T.U, S.272ff. erzählten berühren. In der Umschrift habe ich mich an Lrumanx angeschlossen. In einem wichtigen Punkte weiche ich somit von Dr. Horrsıe, dessen Bemühungen für die Erklärung der neuentdeckten turkistanischen Lite- ratursprachen so erfolgreich gewesen sind, ab, indem ich die Ligatur, die er als x: transkribiert, mit Leumann als ff bezeichne. Ich glaube, daß Lrumann recht hat, wenn er meint, daß einfaches ? gewöhnlich als d gesprochen wurde, und daß das stimmlose t doppelt geschrieben wurde, ganz wie $ ein stimmhafter und $$ ein stimmloser Laut ist. Wenn wir das nt in samantabhadri, unten Vers ı2, mit dem {t in la, Vers ı0, vergleichen, werden wir finden, daß sich die Zeichen nf und tt wohl ähnlich sehen, aber doch etwas verschieden sind, indem das linke Bein des £ mehr gerundet ist, ganz wie in ! in busta Vers 10. Das Zeichen nn, das z. B. Vers ı4 in äslamnna vorkommt, zeigt den Unterschied noch deutlicher. Oft ist es allerdings unmöglich, paläo- graphisch zu entscheiden, ob ff, nt oder gar nn gemeint ist. Nament- lich scheinen sich die drei Zeichen in der s/anting Brahmı, mit welcher Schriftart ich mich allerdings sehr wenig beschäftigt habe, zum Ver- wechseln ähnlich zu sehen. In der aufrechtstehenden Brahmi lassen sie sich oft unterscheiden. Oft sind sie aber auch dort sehr leicht zu verwechseln, ganz wie auch einfaches n und ? bisweilen verwechselt werden. Ähnliches findet sich aber auch in Sanskrithandschriften sowohl aus Turkistan als aus Indien, und es ist ja nicht anders zu 1130 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 28. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oet. erwarten, wenn wir die große Ähnlichkeit zwischen den beiden Zeichen : bedenken. Gegen Hoxzxıes Schreibung in Wörtern wie niathägante, Skr. tathägata; ntu, diesen, nträmu, solch, sprechen die vielen Fälle, S wo einfaches ? anstatt der Ligatur geschrieben wird. So finden wir i z. B. oft tathägata, trämu, usw., und wenn der Demonstrativstamm Ha doppelt geschrieben wird, steht an zweiter Stelle immer einfachest d. h. wohl d; so z. B. itätä, diese, sie. Hoerrswes Hauptgrund gegen die Schreibung #2 ist, daß in den von ihm entdeckten Alphabeten in slanting Brahmi nd die Stelle des d einnimmt. Er meint, daß die n Laute ? und d nasaliert oder in irgendeiner Weise modifiziert waren, und daß die Zeichen nf und nd diese modifizierte Aussprache bezeich nen. Dagegen kann eingewendet werden, daß die Texte in aufrecht- . stehender Brahmi sowohl das Zeichen d als das Zeichen nd besitzen. So finden wir z. B. bädä, aber dandu. Auch in der von Hozraxız mit- h- geteilten Tafel, JRAS. ıgı1, S. 456, Z. 13, findet sich dam mit em fachem d. Ferner ist es vielleicht gewagt, von dem stimmhaften d auf das stimmlose ? Schlüsse zu ziehen. Eher wäre es dann möglich, a das Verhältnis des stimmhaften d zu nd bei der Beurteilung der Schrei bung nd für d zu vergleichen. Wenn wir F ormen, wie Zndä, sind, n betrachten, die später idä geschrieben werden, scheint es notwendig. = zu schließen, daß nd später zu d wurde. Auf dieselbe Weise würde man erwarten, daß nd zu d wurde. Die Schreibung »d für d könnte somit auch so erklärt werden, daß dasselbe Zeichen nd für altes und d verwendet wurde, weil beide in der Aussprache zusammen = gefallen waren. Ich halte es deshalb für geraten, vorläufig das frag liche Zeichen durch ti wiederzugeben, außer in solchen Fällen, wo “ ein indisches nt oder n wiedergibt. eo Das Wortverzeichnis habe ich nach der Reihenfolge des later nischen Alphabetes geordnet. Nur habe ich ä als ö eingeordnet, a die Aussprache wohl sicher i war, und ä mit i fortwährend wechselt. Blatt 51. ku-sta Akasagarbhä u Manyusri ku-sta ro hatä karu _balysä wo Akäsagarbha und Manjusri, wo der Erhabene Sakyamunä caräte balysustu sai! mahäyanä sä. [hast 9% Sakyamuni wanderte zur Erhabenheit auch, das Mahäyäna (ist) das, das friedenreiche; | ee Aksubhyä Armätayä u Vairocanä balysä balysustu, hastam wodurch Akgobhya, Amitäbha und Vairocana der Erhabene Erhabenheit die besi# busta tta rro handara harbisä balysa erkannten so auch andere alle Erhabene, 1 ZLeir . . . a Das Zeichen für «i hat hier die Form eines Andreaskreuzes. S. Konow: Zwei Handschriftenblätter aus Chinesisch-Turkistan. 1131 raue rro to ustam brväre' pharu bodhisatva balysüstu‘ ku-sta uch jene Bee ne erkennen viele Bodhisattvas die Frhabenheit, wo dasau-bümä hvanäre västarna kho nye paysendä ıı. die Dasabhümis rezitiert werden ausführlich wie sie man (?) kennt (?), ksätaparamate mulysdä samantabhadri vimühä’” ..ragama die Sanftmutvollkommenheiten Milde der Samantabhadra vimoksa mästä samähäna u pranähäna vieätra 3 der große samädhänas und pranidhänas verschiedene praynäpärämata mahäsandävätä buddhavalätsai”- süträ' sü-tä die Wissenvollkommenheit der En as Buddhävatamsaka-sütra, das nun Ayanä utäı [ballysund‘® [ba]rai” mäst|ä) 13. (ist) das Mahäyäna, das ah der zur Bodhi führende Hä-rä duva yana ku uysnorä hamatä parstä dukhyau-jsa ku-sta Jene (sind) die zwei Yänas, wenn ein Wesen selbst wird erlöst von den Leiden; wo Säriputri ästamnna pharu parräta sava hatä ro 14. mit Säriputra anfangend viele sind erlöst Schüler kü ne pharu buljse misti' diranu tsumata vända' kye ne duskara und wenn nicht viele Vorzüge große der bösen Wandel die nicht schwierige kıre yädandi tläna himä _srävakayanä [1]5- Werke taten, deshalb das niedere Srävakayäna. tcahora phäre abhiine jäna krsnäyana yara! vinai ätame Die vier Früchte, die abhijüäs, dhyänas, krtsnäyatanas, bis zu vinaya, sütras (P), avidharmä sä-lä hinä srävakayänä [1]6. abhidharma, das nun (ist) das niedere Srävakayäna. Blatt 379. bissä aysura nyausta u ci kujso väte tranda cu ne rro vä alle asuras und der Lotus ist, gingen, ob nicht auch nun balysä en irdi u hota [1 1]ı. des Erhabenen Wunderkraft und Macht? Iravanä hastä tärt hota balonda kvi Ssakkrä bvaittä' Des Airavana des Elefanten so würde sein die Macht kräftig, wenn ihn Sakra ermuntert Hävatrisyo hamtsa [1 1]2. den dreiunddreißig Göttern mit. kamalä närmändä drraivaredärsä hamäalä pani kamali' haska mästa Köpfe schafft er _dreiunddreißig in jedem Kopfe sein Fangzähne große ksai ksai? ssaya' [1 1]3. sechs sechs weiße; ! Mit überflüssigem Interpunktionszeichen. 2 rste aksara dieses Wortes ist ‘unleserlich. 3 Das Zeichen für ai hat hier die Form eines Andreaskreuzes. * So liest Dr. Sıesuine; vielleicht balysunai. 5 Das Zeichen für ai in ksai ksai hat die Form eines Andreaskreuzes. 1132 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 28. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oct. panä haskä bendä vasute hoda. viysämyi hoda väysa in jedem Zahn fleckenlose sieben Lotusansammlungen, sieben Lotusblüten hoda avitsarä bendä [11] sieben Apsarasen hamtsa ysurrä briyai gyadä tramai irdä gyastänu kädäna Mit Liebe der Tor so seine Wunderkraft der Götter um willen so hotu näjsasde ft Macht verkündet, cu ne rru va balyä kye ttärä hota uw mulys[djä satvanu käk ob nicht auch nun der Erhabene welche soweit Macht und Milde der Wesen um w u niyu irdi nijsasd[e] [11]6 und die eigene Wunderkraft verkündet. kye rru buldalru tta tvatu balysäna ksa|mi]yä' västarna hota' Wer auch weiter so das Vermögen (?) vom Erhabenen wünscht ausführlich die M t häväne ssadde-jsa pyülste] Ir im Glauben zu hören, vor[a] tätli]) sutruvo samu ku sätla] jsailn.]” ku aysu {t{uto die i gi die in den sütras gleich wenn zweite ‘ wenn ich tälnd]äko thiyaimä bataku. [118 kye hratu yindä cu balysäanu padamgya cu alles wer gesprochen macht was der Erhabenen gehörend (?), wenn ich | ttändäko to vaysna hvataimä | i ] sagte. | [lylau] re Big: eg satoyau biggo balysänu holo thalaı bei den allen Wesen die ganze der Erhabenen Macht schne bustä hämäte‘. | 120 erkennend wird sein. pharsava .. mideyse bastä hamtsa ttäna ci‘ asir rettet vom Tode gebunden mit dem welcher Mönch yäde Wwä mam udisä. 12} ar habend sein würde mich in bezug auf | : Mit überflüssigem Interpunktionszeichen. - Das Zeichen für ai hat hier die Form eines Andreaskreuzes. Die Handschrift liest hämäne. * Die Handschrift liest vielleicht cim. S. Konow: Zwei Handschriftenblätter aus Chinesisch-Turkistan. 1133 Wortverzeichnis. (Das Zeichen ö wird als i gerechnet.) abhijna, Skr. abhijna, übernatürliche Kenntnis eines Buddha; Nom. Plur. abhijne, 16. Akäsagarbha, Skr., Name eines Bodhisattva; Nom. Sing. Akäsagarbhä, 9. Aksubhya, Skr. Aksobhya, Name eines Buddha; Nom. Sing. Aksubhyä, 10. Armätäya, Skr. Amitäbha, Name eines Buddha; Nom. Sing. Armäläyä, 10. äßiri, Subst., Mönch; Nom. Sing. @irt, 121; Leumann meint, das Wort sei aus dem Skr. Zcärya entlehnt. ästamnna, ein Instr.-Abl., der wie das Skr. prabhrti gebraucht wird; Säriputri ästamnna pharu sävä, mit Säriputra anfangend viele Schüler, viele Schüler, Säriputra usw., 14. Das Grundwort ist wohl ästana, vgl. Zd. stana, Stand, Stelle. ätama, Subst., scheint dem Skr. sätra, einem Teile des buddhistischen Kanons, zu entsprechen; Nom. Plur. ätame, 16. avidharmä, Skr. abhidharma, ein Teil des buddhistischen Kanons; Nom. Sing. avidharmä, 16. avitsarä, Subst.; wird in der Beschreibung der Wunderkraft des Airavana gebraucht. Im Kommentar zum Dhammapada, ed. Norman, Vol. I Part I, S. 273ff. wird erzählt, wie der Elefant Airavana für seine dreiunddreißig einstmalige Genossen dreiunddreißig kumbhas, Er- höhungen auf seiner Stirn, schuf. In jedem 'kumbha_ waren sieben Stoßzähne, in jedem Zahn sieben Lotusteiche, in jedem Teich sieben Lotuspflanzen, auf jeder Pflanze sieben Blüten, in jeder Blüte sieben Blätter, und auf jedem Blatte tanzten sieben Götterjungfrauen. In unserem Texte entspricht avitsarä einem der zwei letzten Glieder in dieser Aufzählung, und dann wohl sicher dem letzten, Pali deradhitaro. Prof. Lüners hat nämlich vermutet, daß avitsarä ein Lehnwort aus Skr. apsaras oder einem daraus entstellten apisaras sei, und damit sicher das richtige getroffen. Die Form ist Nom. Plur. 114. aysu, Pron., Zd. azam, ich, 118.119. aysura, Skr. asura, Dämon; Nom. Plur. aysura, 111. balonda, Skr. balavat, stark, kräftig, 112. balysä, Subst., Zd. barez, der Erhabene, eine gewöhnliche Bezeichnung des Buddha: Nom. Sing. balysä, 9. 10. 116; Gen. Sing. balysä, ı 11; Instr.-Abl. Sing. balysäna, 117; Nom. Plur. balysa, 10; Gen. Plur. balysänu, 119. 120. balysunlä], Adj., vom vorhergehenden, 13; wahrscheinlich balysunai zu lesen. 1134 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 28. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oct. balysasta, Subst., Erhabenheit, die Stellung eines Buddha; Akk. Sing balysustu, 9. 10. 11. : barai, Subst. von unbekannter Bedeutung; balysun|ä] bärai mästä, etwa | der große zum Buddhasein führende Weg, 13. bastä, Perf. Part. von band, zu binden; Nom. Sing. bastä, gebunden, ge- ; fesselt, 121. bataku, unsicher und unerklärt, 118. Se bendä, vielleicht Präs. 3. Pers. Plur. von bä, leuchten, scheinen, 114. : bissä, Adj., Zd. vispa, aller, jeder; Akk. Sing. Neutr. bissu, 119; Akk. Sing. Fem. bis$o, 120; Nom. Plur. bissä, ı 1 1; Instr.-Abl. Plur. bisyau, 120. bodhisatva, Skr. bodhisattva, ein Bodhisattva; Nom. Plur. bodhisatva, 11. > bröyai, Subst., wahrscheinlich eine Nebenform des mehr gebräuchlichen briya, Liebe; Instr.-Abl. Sing. brzyai, 115. | bud, erwachen, erkennen; Präs. 3. Pers. Plur. bväre, ı1; Perf. Part. busta, erkennend, erlangend; Nom. Sing. bustä, 120; Nom. Plur. busta, 10; Kaus. 3. Pers. Sing. bvaittä, erweckt, ermuntert, 112. . budaru, Adj. in Kompar., mehr, 117. | buddhavalätsai suträ, Name eines buddhistischen sztra; Poussın schlägt ” vor, buddhavalätsai mit buddhävatamsaka zu identifizieren, 13. 3 buljsa, Subst., Vorzug; Nom. Plur. buljse, 15. bümä, Skr. bhumi, Erde; siehe dasau bimä. byäta, Subst., Erinnerung; byata yan, erinnern, 121: mittelpersischen Texten aus Turfan. | car, wandern; Präteritum 3. Pers. Sing. caräte balysustu, er wanderte zum Buddhasein, er wurde zum Buddha, 9. ci, Relativpronomen, welcher; Nom. Sing. ei, 121; vgl. cu und kye. a cu, Relativpronomen, welches, 119; als Konjunktion, wenn, als, 195 vielleicht als Fragepartikel gebraucht in cu ne, ob nicht, ist es nieht, 111. 116; vgl. ci. dasau bümä, Skr. dasabhzmi, die zehn bhümis, Zustände eines Buddha, : auch Name eines Sütra, ıı. a dıra, Adj., böse, schlecht; Gen. Plur. diränu, 15. drraivaredärsä, Zahlwort, dreiunddreißig, 113. nn dukha, Skr. duhkha, Unglück, Elend, Leiden ; Instr.-Abl. Plur. dukhyaujsa 1# duskara, Skr. duskara, schwierig; Akk. Plur. duskara, 15. . duva, Zahlwort, zwei, 14. 9yadä, Skr. jada, dumm, einfältig; Nom. Sing. gyadä, 115. 9yastä, Subst., Zd. yazata, ein Gott; Gen. Plur. gyastänu, 11 hamälä, unerklärtes Wort, 113. Der Form nach könnte es mit = neupers. hamäl, Genosse, identisch sein. 5 vgl. ’abyad in den i S.’Konow: Zwei Handschriftenblätter aus Chinesisch-Turkistan. 1135 hamatä, nach Leumann S. 111°, selbst; vielleicht verwandt mit: Zd. hamaSa, gleicherweise, gleichzeitig, 14. hamtsa, Präposition, mit, zusammen mit,.112.315.'120. 121. handara, Pronomen, Zd. antara, ein anderer; Nom. Plur. Aandara, 10. harbisä, Adj., Pehl. harvisp, jeder, alle; Nom. Plur. Aarbisä, 10. haskä, Subst., muß nach dem unter avitsarä dargelegten Zusammenhang »Stoßzahn eines Elefanten« bedeuten; Lok. Sing. haskä, ı14; Nom. Plur. haska, 113. | hastama, Adj., Zd. hastama, tüchtigst, best; Akk. Sing. Fem. hastamo, 10. hastä, Skr. hastin, ein Elefant; Gen. Sing. hastä, ı12. hatä, Adv.; ro hatä, 9, und Äatä ro, 14, etwa »ferner«; vgl. 'ad der Turfanfragmente, das BArrnoLomar, Zum altiranischen Wörterbuch S. 242, mit griech. merk verbinden möchte. hämä, sein,‘ Wachi Aümilin; Konj. 3. Pers. Sing. mit futurischer Be- deutung hämäte, 120. hävä, unerklärtes Adj.; Instr. Sing. Fem. häväne, 117; Nom. Plur. Fem. hävye, 111. hina, Skr. hima, niedriger stehend; Nom. Sing. hinä, 15. 16. hoda, Zahlwort, sieben, 114. hota, Subst., Macht, Kraft; Nom. Sing. hota, 111. 112. 1 16; Akk. Sing. hotu, 115; hoto, 120; in 117 ist hota vielleicht mit dem folgenden häväne zu einem Kompositum zu verbinden. hvan, sagen, sprechen, vgl. Zd. z’anant; Präteritum ı. Pers. Sing. hvatai- mä, ı19; Präsens Pass. 3. Pers. Plur. hvanäre, ı1; Perf. Part. Akk. Sing. Avatu, 119. hvästä, vielleicht Zd. hräxsta, friedenreich ; Nom. Sing. hvästä, 9. ;, enklitisches Pronomen der dritten Person Sing.; kvi, wenn ihn, 112; trämai, so seine, 115; kamalı, in seinem Kopfe, 113. i, vielleicht Opt. 3. Pers. Sing. der Wurzel ah, sein; ifäri, so mag sein, 112; vgl. Zyä. 2 Irävanä, Skr. Airavana, der Elefant des Indra; Gen. Sing. Iravanä, 112. irdi, Skr. rddhi, Wunderkraft; Nom. Sing. irdi, 111; ärdä, 115; Akk. Sing. irdi, 116. iyä, Opt. 3. Pers. Sing. der Wurzel ah, sein; mit yäde im Perf. Opt. yäde iyä, er mag gemacht haben, 121. J@na, Skr. dhyäna, Vertiefung, religiöse Beschauung; Nom. Plur. Jana, 16. Jsa, Postposition oder Adv., häufig in Verbindung mit dem Abl.-Instr.; dukhyau-jsa, 14; ssadde-jsa, 117- Jsain., unsicher und unerklärt, ı1 8, Jso, in ku-jso, 111; wahrscheinlich dasselbe wie sa, mit der hervor- hebenden Partikel . giähe le 1136 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 28. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oct. kamalä, Subst., Zd. kamoroda, Kopf; Lok. Sing. mit enklitischem a mah, 113; Akk. Plur. kamalä, 113. karu, Partikel, vgl. Skr. Aila, nämlich, ja, 9. kho, Vergleichungspartikel, wie, I1. kädäna, Postposition, vgl. Skr. krtena, um willen, wegen, 115. 116. krsnäyana, Skr. krisnäyatana, gewisse Meditationsübungen; Nom. Plur. krsnäyana, 16. ksai, Zahlwort, sechs, 113. ksam, wünschen; Opt. 3. Pers. Sing. ksamiyä, 117. ; ksätaparamata, Skr. ksäntiparamitä, die Vollkommenheit der Nachsicht, von dreierlei Art; Nom. Plur. ksätaparämate, 12. i ku, Konjunktion, wo, wenn, als, 14. 118; mit enklitischem 7 kvi, wenn ihn, 112; mit hervorhebendem oder verbindendem u kü, 15. 118; ku-jso, von wo, Wo, 114; ku-sta, wo stehend, wo, 7. II. 14. = kye, Relativpronomen, welcher; Nom. Sing. kye, 116. ı17. 119; Nom. ; Plur. kye, 15; vgl. ei. mahäasandävätä, Skr. mahäsamnipäta, ein buddhistischee Sutra; Nom Sing. mahäsandävatä, 13. i mahayana, Skr. mahayana, das irre Fahrzeug, die bekannte bud- 2 dhistische Schule; Nom. Sing. mahayanä, 9. 13. ; mam, Gen. des Pronomens der ersten Person, mein, von mir, 121. | Manyusri, Skr. Manjusri, Name eines Bodhisattva; die Schreibung mit . y wird so zu erklären sein, daß y als J gesprochen wurde; Nom. 5 Manyusrt, 9. . mida, Subst., Tod; Instr.-Abl. mideyse, ı21. Die Form ist mir nicht klar. 5 mulysdä, Subst., Mitleid, Milde; Nom. Sing. mulysdä, ı2. 116. { mästä, Adj., Zd. masita oder mazat, groß; Nom. Sing. mästä, 12. Br Nom. Plur. mästa, ı ı 3; Nom. Plur. Fem. nisti, 15. en na, Suffix oder Postposition, im Instr.-Abl. Sing.; ästamnna, 14; baby säna, 117; kädäna, 115. 116; icamna, 10; västarna, ı1. 117. ne, negative Partikel, nicht, ıı1. 116. . näjsas, verkünden; Präs. 3. Pers. Sing. näjsasde, ı15; nijsasde, 16 n vgl. Zd. cas. | närmä, Skr. nirmi, hervorbringen, schaffen; Präs. 3. Pers. Sing: nr“ mändä, 113. ntja, Skr. nija, angeboren, eigen: Akk. Sing. niju, 117. nye, vielleicht aus ni, dem enklitischen Pronomen der 3. Pers. Pur, und ye, einer, man, zusammengesetzt, 11. . "yausfa, unerklärtes Perf. Part. Nom. Plur., ıı1: vielleicht mit 4 niyostdan, hören, verwandt. a padamgya, Adj., etwa »zu etwas gehörend«, »mit etwas verbunden; ‚ S, Koxow: Zwei Handschriftenblätter aus Chinesisch-Turkistan. 1137 pani, Adj., jeder; Lok. Sing. pani, 113; pandä, ı14. parr, erretten, befreien, erlösen; Perf. Part. Nom. Plur. parräta, 114. pars, errettet, befreit werden; Präs. 3. Pers. Sing. parstä, ı4; Präs. Med. 3. Pers. Sing. parste. paysan, wahrscheinlich Zd. paiti-zän oder fra-zän, kennen; Präs. 3. Pers. Sing. paysendä, 11. phara, Subst., Frucht; entspricht dem Skr. phala. Auf dem in Steıss Aneient Khotan, Tafel CXI veröffentlichten Blatte 149 lesen wir in den ersten Zeilen der Rückseite tti-tä ttu badu nauvarenautä ysäre küla padamjsya hvamndä pada phärrä busta, und dann, zu der Zeit, erwachten neunundneunzigtausend Millionen frühere Menschen in der ersten Frucht (Skr. prathama phala). Nom. Plur. phäre, 16. pharsava, unerklärt, 121. Der Form nach könnte es pharu ssava, manche Nacht, sein. pharu, Adj., viele, ı1. 14. 15. prajnäparamata, Skr. prajnaparamita, die Vollkommenheit der Einsicht; Nom. Sing. prajnapärd@mata, 13. pranähäana, Skr. pranidhäna, Entschluß, Bitte; Nom. Plur. pranähäna, 12. puna, Skr. punya, religiöses Verdienst; Instr.-Abl. Plur. punyau, 120. pyüs, hören, vgl. Zd. gus und Pers. niyosidan; Inf. pyüste, 117. ..ragama, unerklärt, 12; das erste aksara ist unleserlich. rä, Partikel von unsicherer Bedeutung, 14. ro, Verbindungspartikel, und, auch, 9. 14; rro, 10. ıı. III; vru, I 16. 117. sai, Adv., wahrscheinlich identisch mit dem allgemeinen ssai, auch, 9. Sakyamunä, Skr. Sakyamuni, der Asket aus dem Säkyageschlecht, der Buddha; Nom. Sing. Sakyamunä, 9. samähäna, Skr. sumädhäna, Aufmerksamkeit, Andacht; Nom. Plur. samä- häna, 12. samantabhadri, Skr. samantabhadra, ein buddhistisches Werk; Nom. Sing. samantabhadri, 12. samu, Skr. samam, gleich, 118. Säriputra, Skr. Säriputra, Name eines der Jünger des Buddha; Gen. Sing. Sariputri, 14. satva, Skr. sattva, ein Wesen; Instr.-Abl. Plur. sateyau, 120; Gen. Plur. satvanu, 116. sävai, Skr. $ravaka, ein Jünger; Nom. Plur. gava, 14. sä, Dem.-Pron., Nom. Sing., der, dieser, 9; sä-tä, 13. 16. säl[a], Ordinalzahl, der zweite, I 18. $rävakayana, Skr. $ravakayana, der Heilsweg der sräcakas; Nom. Sing. Srävakayanä, 15. 16. ssadda, Skr. $raddha, Glaube; Instr.-Abl. Sing. ssadde-jsa, 117. 1138 Sitzung der phil.-hist. Classe v. 28. Nov. 1912. — Mitth. v. 31. Oct. S$akkrä, Skr. Sakra, der Gott Indra; Nom. Sing. Ssakkrä, ı12. $$iya, Adj., Zd. spaeta, weiß; Nom. Plur. ssaya, 113. sta, Part., stehend, in Au-sta, wo, 9. IL. I | süträ, Skr. sütra, eine Art von buddhistischen Werken; Nom. Sing. süträ, 13; Lok. Plur. satruxo, 113. icahora, Zahlwort, vier, 16. | tcamna, Instr.-Abl. Sing. eines relativen Pronominalstammes, ‚womit, wodurch, 10. thatau, Adv., vgl. Zd. Swäsa, schnell, 120 thay, unerklärtes Verbum; Präs. ı. Pers. Sing. thayaimä, 113. tä, enklitische Partikel, an Pronomina angehängt; nach Lrumanx dem | griech. roı vergleichbar; sä-tä, dieser da, 13. 16; tiä-tä, diese da, 119. tram, gehen; Perf. Part. Nom. Plur. franda, sie gingen, 111. träma, Adj., solch, so beschaffen; mit enklitischem Pronomen 7 tra so seine, I15. 10 isumata, Subst., von £su, Zd. su, gehen, das Gehen; Nom. Sing. iswmata, 15. tta, Adv., so, 10. 117. | !ta, Stamm des demonstrativen Pronomens in den Casus obliqui;. 5 Akk. Sing. Fem. to, ı1. 119; iuto, 118. 119; Instr. Sing. tläna, mit dem, deshalb, ı5, 121; Nom. Dual.(?) tä-rä, ı4; Nom. Plur. ttd-t, ; 118; Instr.-Abl. Plur. iyau, 120. 5 ttävatrisa, Pali tavattimsa, die Dreiunddreißig, eine Klasse von Göttern; Instr.-Abl. Plur. tavatrisyo, 112. tiedärä, Adv., so, 115. . ttändäka, Subst., etwa »Erzählung«, »Belehrung«; Akk. Sing. töndi | 118. 119. | ttärä, Adv., so weit, vgl. Skr. fävat, 116; mit dem enklitischen Pi nomen ? Häri, 112. x tvata, Subst., vgl. Zd. tavah, Kraft, Macht, Vermögen ; Akk. Sing. atı, 13 : u, hervorhebende oder verbindende Partikel, s. kö. ! u, verbindende Partikel, und, 9. 10. 12. ıı1. 116. udisä, Skr. uddisya, zeigend auf, in bezug auf, 121. | ustama, Adj., Zd. ustama, der letzte; Neutr. Sing. ustamu gebracht Adv., in der letzten Zeit, zuletzt, ır. u ulära, Skr. udära, erhaben: Nom. Sing. utärä, 13. uysnora, Subst., ein Wesen; Nom. Sing. uysnorä, 14. vä, hervorhebende Partikel, Zd. va; 1114116. | airocana, Skr. Vairocana, Name eines Buddha; Nom. En vara, Partikel, vgl. Skr. param, nachher, ferner, 1138. vasuta, Skr. visuddha, rein, fleckenlos; Nom. Plur. Fem. vasute, 1 vaysna, Adv., jetzt, 119. vä, sein; Präs. 3. Pers. Sing. väte, 111. S. Konow: Zwei Handschriftenblätter aus Chinesisch-Turkistan. 1139 vicätra, Skr. vieitra, mannigfach; Nom. Plur. vieätra, 12. vimüha, Skr. vimoksa, Loslösung des Geistes; Nom. Sing. vimithä, 12. Das Wort ist wohl aus einer Form wie Pali vimokha entlehnt. vinai, Skr. vinaya, ein Teil des buddhistischen Kanons; Nom. Sing. vinai, 16. vända, unerklärt, 15. västarna, Skr. vistarena, ausführlich, ıı1. 117. väysa, Subst. Bei Lrumann, S. 95, Z. 5f. lesen wir khu viysä myam khaje stana khaji hivyau gamjsyo-jsa ni samkhitte, was doch wohl be- deuten muß: Wie ein Lotus, mitten im Wasser stehend, von den zum Wasser gehörenden Unreinheiten nicht beschmutzt wird. Viysa be- deutet also Lotus. Lünpers nimmt mit Recht an, das Wort sei aus Skr. bisa entlehnt, und vergleicht Mbh. XII. 7974; Nom. Sing. väysä, ı11; Nom. Plur. väysa, 114. viysamja, Subst., vom vorhergehenden, Ansammlung von Lotus, Lo- tusteich; Nom. Plur. viysamji, 114. yan, tun, machen; Präsens Med. 3. Pers. Sing. yindä, 119; Präteritum 3. Pers. Plur. yüdandä, ı5; Perfektum Optativ 3. Pers. Sing. yäde wyä, 121. yäna, Skr. yana, Fahrzeug, Heilsweg; Nom. Dual oder Plural yana, 14. yäva, Skr. yavat, bis zu, 16. Das Sanskritwort wird auch in der A- dhyardhasatikä Prajüapäramita, Lrumann S. 97, Z. 29, gebraucht. ye, enklitisches Pronomen, einer, jemand; nye, d. h. ni, sie, ye, einer, 11. Die Erklärung ist nicht ganz sicher. ysurra, unsicher. In der Vajraechedika wird ätmasamjna mit ysurasamna wiedergegeben. Ysurra bedeutet dann vielleicht das Ich, das Selbst, und Aamtsa ysurrä briyai, mit Selbstliebe, 115- a ne Ausgegeben am 5. December. Berlin, gedruckt in der Reiehsdruckerei. weise oder a Sr weiterer Ausführung, in deutscher Spra eröffentlicht sein oder llte e e an Veröffent- lichung dem redigirenden Secretar er Ausgabe in den akademischen Schriften zur ea ko n, hat er die Mittheilung aus di zu entferne a. der Verfasser einer aufgenommenen wissen- schaftlichen Mit dieselbe anderweitig zu Dante beabsie s ihm diess nach den ge esamm ie. Gedächtnissreden anderweitig zu veröffentlichen ist den Verfassern unbeschränkt ges Aus $ 2 Die Sitzungsberichte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus 8 22, Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die in der Sitzung vorgetragenen wissenschaftlichen Mitthei- lungen und über die zur Veröffentlichung geeigneten ge- schäftlichen Angelegenheiten Hinter den Titeln der Siisgenschnftlichen Mittheilungen folgen in dieser Übersicht kurze Inhaltsangaben derselben, e Verfasser einrei i i e e haltsangaben sollen sieh in er Regel auf 5—6 sea beschränken, keinesfalls 10 Zeiten ee nicht in den Sehrifien —_ Michlungen werden mit vorges m Stern bezeichnet, bei den für die Abhandlungen en wird »{Abh.)« zugefügt Wisussliaßliche Mittheilungen fremder Mer ue werden in dem Bericht über diejenige Sitzung aufgefüh in welcher deren Aufnahme in die akademischen Sehriften endgültig beschlossen wird. Aus $ 27. Das Erg. = in einer een Img am Don engen In ufnahme in die Sitzungsberichte zu- gelassenen M Ar en welche am nächsten each gedruckt erscheinen soll, muss d Sitzung selber, spätestens bis Freitag 10 päter eingereichte Manuscripte em Prielaskehfrormerk des redigirenden Secretars zes; des Archivars versehen, für ein ee Stück zurückgelegt. asselbe a. von vorn herein. mit Eupen su ge- ı 8 ünden be- deren Correeturen erst noch dem zen Sg zur Beriskin ee werden müssen, kan scheinen am nächsten Ausgabetage ae ers a sichert werden s 8 37. Die Akademie behält dich das Recht vor, von einer ver- griffenen Abhandlung eine zweite Auflage zu veranstalten, Abhandlungen der Akademie. Abhandlungen. Jahrg. 1910: Physikalisch-mathematische nr ER Philosophisch-historische Clas ee Abhandlungen. J ahrg. 1911: Physikalisch-mathematische Classe . - Philosophisch-historische Classe . -. - - - Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1909, 1910, 1911 und 1912. CHULZE, W.: Gedächtnissrede auf Richard dur Be z M 2 Ron: Gedächtnissrede auf Friedrich Kohlra ee Sean e Laxoo ber die ee der Masse bei TER Umsetzungen an ei » e: K N STRADONI Straterenköpfe . ae kaine . ” a Dırr a Der Auf Serie des eschiehtlichen Wer ia den Geisteswissenschaften. eng 5 “ = = Horr Gedächtnissre e auf Hans Heinrich Landolt . : * nr _ Vier il: Ra Exorer nd K.Rı Knauss: Über den anatomischen Bau "der baumartigen Cyperacee Schoenodendron - i Exa s Kam 5 u. ey Gere auf Jacchis Henrieus vont Hoi: en ee - . SchuLze, W.: eg auf Heinrich Zimmer. . : - » = 2» Be > Eues "Hymn nen an das Diadem der m. > en nn a oRF: Zur s ee Gied rung Frankrei I Dies: Die Wandschriftliche UL Bee = "Enuchin Cssmenters "el Prorrheticam des in t “ * * ” Se Zimmer gen hen We ege ‚kuei n die: Goidelen vom. Continent ı nach Irand? . er ar Enpvar: Gedächtnissrede auf Wilhelm Dilthey - a, a > ee Hevsier: Zum isländischen Fehdewesen in der Sturkungenzeit” he ge ÄGADSCHANIANZ: Über die Kerne des ı Kleinliene: =... 2... wm -H. Jusxer: Der Auszug der regte ubien. . re F. Freiherr Hınuee vos GarRTRiseen und H. Laien: Arkadische “Forse hungen A m Wieanp: Erster vorlä: äufger "Bericht über die von den a TE Museen unternommenen ii in Samos Beweis des Saı dass jedes hinreichend kleine, im wesentlichen stetig, Pe ritätenfrei © Flächenstäck auf einen Theil e bene zusammenhängend insten Theilen ähnlich abgebildet nn Baum... .. + 0 ER hrkiee he Manichaica aus Chotscho. L. . nee VAN a Die muslimischen Inschriften von Pergamo ee Phönieische und aramäische Kru; aufschniien aus "Elophantine een 2 an Pie altelamischen Iuschriften Se ö Ya im Arabischen ee - Klonen: een r Inseln $. Pietro- ei & Antioco (Sardinien) f ; . “ . . . , Sitzungsberiehte der Akademie. Weiebem. a unn eurer nein er vansre une, I. Halbjahr 1912, r der Sommerregen in ine era a mer. "ie En ger dhgen der Lehre vom allgemei on Gleichgewichtszustande der Massen Bus: über die Räthsel des Codex Cumanieus (hierzu Taf.I und ID. ne a zu den Epitrepontes des Mona enander . RE A ee a ehe Gedicht auf Brendan den Mowrlahrer 2... von Granit und Bin, ee ischgesteine = er Belehrung er der L auf Tr und Wangenächleinhai der Säugetiere 1 und : Neues von Kalüachie 1 Te aeg: Beschaffenheit der Samenfäden durch ihy | DER 5 KÖNIGLICH PREUSSISCHEN ne de zu K. Mever: Zur keltischen rer 2. @. 114) Sit ler atise j SITZUNGSBERICHTE Aus dem Reglement für die Redaction der akademischen Drucksehriften, Aus $ 1. Die Akademie gibt gemäss $ 41,1 der Statuten zwei fortlaufende Verötemichungen heraus; » Sitzungsberichte der Königlich hatten sischen Akademie der Wissenschaften « und » Abhandlungen sr Königlich Preussischen Akademie der ae Aus 8 2. Jede zur Aufnahme in die »Sitzungsberichte« oder die » Abhandlungen« bestimmte Mittheilung muss in einer aka- Genisehen Sitzung vorgelegt werden, we in bee an af initglieder haben hierzu die Vermittelung eines je Fache angehörenden ordentliehen Mitgliedes zu benutzen. Umfang einer aufzunehmenden Mittheilung soll ögen n je 8 Seiten in der gewöhnlichen Schrift der Abhand- Ba nieht übersteigen. Überschreitung dieser Grenzen ist nur mit Zustimmung der Gesammt-A kademie oder der beitkendtn Classe statt- beantragen. Lässt der Umfang muthen, dass diese Zustimmung erforderlich sein so hat das vorlegende Mitglied es vor dem E reichen von sachkundiger Seite auf’ seinen nihseiilichen en im Druck abschätzen zu lassen Sollen einer Mittheilung Abbildungen im Kar € er besonderen Tafeln beigegeb ind die nr AO photogeaphische Origin al- anuscript ‚jedoch w en ee, einzurei ichen e Kosten der —. der Kengen haben in der Rage Say Verfasse en - > Kosten n i den zend eeretar zu hten, dann zunächst Sec at vorzuberathen und weiter in der Gesa ade zu verhan ie Kosten der Vervielfältigung übernimmt die Aka- demie. Über die voraussichtlie he ö e die osten vr für die er- i den Sitzungsberichten 150 Mark, zo den en er = ark, so ist Vorberathung urch das Seeretariat gebot ade Naeh der Vorlegun inrei ichun g des ollständigen ae a us ze. ; ie mischen Schriften, zwar, we nes der BE Mit- glieder es Feng. Yeipa zei t. Mittheilungen r on Verfassern, welche nieht Mitglieder der Akademie a Sig = ch nur in di vor A & 7 sehliesst eine asse die Aufnah er Mittheilung eines Niehtinitgliede in die dazu bestimmte Abtheilung der »Abhandlungen«, so bedarf di Beschluss der Bestätigung durch die eser Gesammt- Akademie. (Fortsetzung auf Aus R. 6. wenn es sich nicht bloss um — Text Bm au reichende Anweisungen für die Anordnung des Satzes und die Wahl der Schriften a Bei Einsendungen ng Fremder sind diese Anweisung vorlegenden } Mitgliede vor Einreichung des Manuseripts v assel at vergewissern, dass der Verfasser seine Mittheilung als vollkommen drae ansieht. ie erste Correetur ihrer Mittheilungen besorgen die Fremde e erste C Möglichkeit nicht über die Berichtigung und leichten Schreibversehen hinau we Umfängliche ana Fremder bedürfen der Genehmigung des red- girenden Seeretars vor der Einsendung an die Druckes; und die Verfasser Er zur Tragüng der entstehenden Mehr kosten verpflicht Aus $8. de in die re oder Abhandlungen ae nommenen wisse hen Mittheilungen, Reden, Adressen Sr Ber wi wi für die Verfasser, von wissenschaftlichen Miahelungen, wenn deren Umfang it ür den Buchhandel Sonder abdrucke hergestellt, treffenden Stücks der Sitzungsberiehte. ausgegeben für den Buchhandel EEE? indess nur dann, = Verfasser sich ausdrüe ‚klich damit einverstanden erk a Sonderabimeken ans den t = n Bar =] : der Kosten schrieben. lasse Von den Sonder: EN aus den Abhan cher Mitglied der hne wei EE: = 3 oO 2 m ® = } fe} ia} 2 * jr = © = = @ “ - = ® = @ zur "Zahl von 100 (im ganzen : sofern er a. N dem lan nden = ge er ug auf seine Kosten | Genehmigun treffenden Ulasse, exemplare und . re ae ie redigirenden Seeretar wei 100 Kosten abziehen ee Stelle anderweitig, 8.3 des Umsehlags.) 1141 SITZUNGSBERICHTE 1912. L. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. >. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Dieıs. “1. Hr. Martens las über die Ergebnisse von Dauerbiege- versuchen, die in den Jahren 1892 bis 1912 vom Königlichen Mate- rialprüfungsamt in Grosslichterfelde ausgeführt sind. Der ausführliche Bericht wird im nächsten Jahrgang der Mittheilingen des Amts erscheinen. 2. Hr. von Wiramowrrz-MorLrenporrr legte vor: Iliaspapyrus P. Morgan von U. vox Wıramowırz-MoELLENDoRFF und Dr. O. Praumasn. (Erseh. später.) Hr. J. Pıerpönr MorGan besitzt ein Papyrusbuch, enthaltend Ilias XI—XVI fast vollständig aus der Zeit um 300 n. Chr. Dessen Lesarten werden mitgeteilt und sein Werth beurteilt. 3. Der Vorsitzende erinnerte an die hundertjährige Wiederkehr des Geburtstages von Apausert Kuny (19. November 1812), der von 1872—1881ı der Akademie als Mitglied angehörte, und legte im Auf- trage seines Sohnes, des Prof. Dr. Ersstr Kuns in München, das von ihm aus dem Nachlass soeben herausgegebene Werk vor: Mythologische Studien von Apaıgert Kuns. Zweiter Band. Gütersloh 1912. 4. Vorgelegt wurde ein neu erschienenes Heft der Ergebnisse der Plankton-Expedition der Humboldt-Stiftung: Die Copepoden. I. Die Coryceaeinen. Bearb. von M. Danr. Kiel und Leipzig 1912. 5. Zu wissenschaftlichen Unternehmungen hat die Akademie be- willigt: durch die physikalisch-mathematische Classe dem Assistenten der Königlichen Biologischen Anstalt auf Helgoland Hrn. Dr. Huco VEeisoLn zur Ausführung einer ornithologischen Untersuchungsreise nach Portugal und Spanien 1000 Mark, durch die philosophisch-histo- rische Classe Hrn. Prof. Dr. Arruur Unesan in Jena zur Collationirung der im Britischen Museum aufbewahrten altbabylonischen Briefliteratur Sitzungsberichte 1912. = 1142 Gesammtsitzung vom 5. December 1912. 400 Mark und der Verlagsbuchhandlung Joh. Ambr. Barth ih für Vol. I, seetio 2, fasc. ı des Corpus inseriptionum F 725 Mark. Die Akademie hat in der Sitzung vom 21. November d lichen Professor an der Universität Heidelberg Geheimen Ki: D. Dr. Erst Trorırscn zum correspondirenden Mitglied ihı sophisch-historischen Classe gewählt. | 1143 SITZUNGSBERICHTE 1912. Li. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 12. December. Sitzung der philosophisch-historischen Classe. Vorsitzender Secretar: Hr. Dies. 1. Hr. Secxer las über die Summen der Glossatoren. (Abh.) Die Anfänge der Systematik in der nachrömischen Rechtswissenschaft gehen zum Theil auf die Summenlitteratur der romanistischen Glossatorenschule zurück. Im Rahmen einer Geschichte der Titelsummen des ı2. und des beginnenden 13. Jahrhunderts wurde gezeigt, welche Stellung der — von Savıcny dem Hugolinus als alleinigem Verfasser zugeschriebenen — Summa Digestorum zukommt. Die Summa ist durch etwa 50 Handschriften in mehreren Recensionen überliefert. Die Recensionen spiegeln die all- mähliche Entstehung des Werkes wider. In die Verfasserschaft theilen sich Johannes Bassianus, Azo, Bulgarus und Hugolinus. 3. Hr. Kuno Meyer legte vor: Zur keltischen Wortkunde. II. Es werden u. a. die folgenden altirischen Wörter behandelt: aicned ‘Natur’ aus *ad-geniton, ambracht “Gewaltspruch’ aus *an-bricht, Oruthen ‘Pikte’ = altkymr. Pryten, esarn 'Firnewein’ aus *ex-hibernum, epit “Hippe’ aus *es-benti, giall-cherd “Huldigungsaet”. Ein sallo-latein. Wort su-apte “wohlangemessen’ wird bei Virgilius Grammaticus und in der irischen Latinität nachgewiesen. 3. Vorgelegt wurde von Hrn. Nornen sein Werk Agnostos Theos. Untersuchungen zur Formengeschichte religiöser Rede. Leipzig-Berlin 1913, ferner das von dem correspondirenden Mitglied Sir Enwarp M. Tnonpsox in London eingesandte Werk: An Introduetion to Greek and Latin Palaeography. Oxford 1912. 4. Hr. Ermax legte die von Hrn. Prof. Hriyeıcn ScnÄrer in Berlin veröffentlichte, von der Akademie unterstützte nubische Übersetzung der Evangelien vor, die von dem Nubier Sauuer Arı Hısen verfasst ist. 1144 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 12. December 1912. Zur keltischen Wortkunde. II. Von Kuno MErYyer. 25. Gallo-latein. suapte. Das die Gallier bei Erlernung und Gebrauch des Lateinischen dureh ihre nahverwandte und in Flexion, Wortbildung und Wortschatz viel fach übereinstimmende Sprache zu mancher hybriden Bildung veranlaßt wurden, liegt auf der Hand. Sind sie doch z. B. verantwortlich für das Umsichgreifen der verbalen Dekomposita in der späteren Latinität, die ihnen gewiß ebenso wie den Iren und Britten aus der Muttersprache geläufig waren. Dann wurde auch wohl gelegentlich ein lateinisches Wort nach keltischem Sprachgebrauch umgedeutet und als hybride Bildung aufgefaßt. Ein gutes Beispiel derart liegt bei dem Grammatiker VıreiL vor, der das Wort suaple in dem Sinne von “wohlangemessen’ verwendet, als ob es aus dem gall. su- (ir. su-, kymr. /y-, skr. su-, gr. €Y-) und dem lat. Adverb apte gesetzt sei. Die Stelle lautet (Hurner, S. 116, 10)% domus, in qua scolastici uiri suapte' ac suaviter scripta uel dieta conponunl, Aus Vıreı oder doch durch gallischen Einfluß ist dann das Wort in dieser Bedeutung auch in die irische Latinität gedrungen. In gen Hymnus ‘Celebra Iuda’ des bekannten Bischofs von Clonfert, Cummine ai (Cummineus Longus), der 662 starb, heißt es von dem Aposie imon: Simonis dieti suaple Cannanei” 2 d. h. »des Simon, der mit gutem Fug Cannaneus genannt wurde« Hier ist Cannaneus dem üblichen Beinamen des Apostels, Zelotes, gleich gesetzt, was auch eine aus Isidor entnommene Glosse zu der Steft richtig angibt (canna zelus interpretatur, vgl. Isidor. Etymol. VILg, 18. 26. Weitere gallische Namen bei Virgilius Grammatieus Zu den oben $ 24 angeführten Eigennamen, die gut gallisch kling® lassen sich wohl noch die folgenden hinzufügen. demerius (22). Vgl. Emerius bei Howver. Assianus (173). Bei Horper belegt. i Die Handschriften lesen suabte, sua apte, S. the Irish Liber Hymnorum I, S. 20 (Henry Bradshaw Soeiety, vol. XI K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. 1. 1145 Gurg-iius (173). Freilich nicht, wie HorLper will, mit dem brit- tischen Namen Gurgarus (Vita Columbani) zu vergleichen, welches viel- mehr dem kymr. Gwr-gar (= ir. Fer-char) gleichzusetzen ist. Iur-anus (54). Vom Stamme Jur-, der in Jur-ävon vorliegt. Oss-ius (163). Zu Osson, Ossonius (Horner) zu stellen. Prass-ius (61) — Prasius (Hoıver). Vgl. auch Prass-on. Saur-inus (25,8). Vgl. Saurus, Saurius, Sauricius usw. bei Hoıver. Szdulus (138, 139). Vielfach bei Horper belegt. Hier möchte ich bemerken, daß ich den irischen Eigennamen Siadail für einheimisch halte; denn er ist zu gewöhnlich und zu alt, als daß er dem des be- rühmten Dichters des Carmen Paschale Sedulius nachgebildet wäre, wie Zimmer meinte (s. Trausr, ‘O Roma nobilis’, S. 339 [43]), nach dem der Name erst im 8. Jahrhundert häufig wird. Ich finde aber schon einen Siadail im 7., vielleicht im 6. Jahrhundert, einen Enkel des bekannten Aed Bennän, der 619 starb (Rawı. B. 502, 151a 19). Es gab auch ein Geschlecht der Ui Siadail (jetzt O’Sheil), dem z. B. ein bekannter Dichter des ı0. Jahrhunderts Rechggal ua Siadail angehörte. Ursinus (90). Wohl aus einem der häufigen gallischen, mit Arto- (‘Bär’) anlautenden Eigennamen latinisiert. Dagegen muß ich wohl das oben über Zucenicus Gesagte aufgeben, da die Handschriften alle Lugenicus lesen. Dies würde dann einem irischen Luignech entsprechen, d. h. ein Amgehöriger des Stammes der Luigne. Bregandus findet sich im irischen Bregand, dem Namen des Vaters des mythischen Bile, wieder. Siehe meine ‘Contributions’ s. v. 27. Ir. aöiened n. “Natur”. MaAc»aın weist in seinem Etymologieal Dietionary of the Gaelie Language S. 7 mit Recht Ascouıs Versuch zurück, dies Wort mit der Wurzel ken, die im ir. cenel vorliegt, zusammenzubringen, wogegen vor allem die Geltung des c als g (neuir. aigneadh) spricht. Auch Eseı (Gr. Celt.? S. 1002 n.) und STOKES, die an Zusammenhang mit aiome dachten, haben die neuirische Form außer acht gelassen. MacBaın selbst denkt an ad-gn-eto, indem er die Wurzel gnä- ‘kennen’ zugrunde legt. Dabei berücksichtigt er aber die Grundbedeutung des Wortes nicht. Diese ist nieht ‘Gewohnheit’, sondern ‘natürliehe Beschaffenheit, Eigen- art’, woraus sich dann ‘Natur’ entwickelt. Und so werden wir auf "ad-gen-it-on geführt, eigtl. ‘das Angeborene'. 28. Ir. aidircleoe f£. ‘Kiebitz'. Dieser oben $ ı2 erwähnte Vogelname ist, worauf mich Jomx MacNenı aufmerksam macht, heute in der Form saidhircleög (mit 1146 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 12. December 1912. prothetischem s) in Ulster gebräuchlich. Eine andere Form, faithirleög B ‘Japwing’, wird von Lauyp angeführt. Hr. Lucıus Gwysn teilte mir die ansprechende Vermutung mit, daß das seltsame -Z/eoc dureh An- lehnung an fainnlede ‘Schwalbe’ entstanden sei. Doch spricht dagegen, daß sich Sg. 69a 8 schon ein altir. adireliu findet, welches cornür glossiert i und von dem unser Wort mit dem Deminutivsuffix -öc abgeleitet ist. Während das Tier (vanellus eristatus) offenbar nach dem wie ein Horn (adarc) am Hinterkopfe abstehenden Federschweif benannt ist, bleibt die Herkunft von -lis und dem mit deminutivem -de weitergebildeten -Icöe dunkel. Eine ähnliche Bildung und Bezeichnung ist adhairen a touchet or lapwing’, P. O’C 29. Mir. ailtiu, ailemain. Zu altir. alim “ich nähre, erziehe’ setzt Tuursevsen, Handb. $733, als Verbalnomen altram' an. Daneben kommen im Mir. zwei neue Bildungen auf: ein nach epeltu, toimtiu und anderen -tön-Stämmen gebildetes ailtiu f., wovon der Dat. 8g. in ara hailtin Fel. 466, 18 vor- | liegt, und ailemain f., Gen. ailemna (Hy Fiachr. 6, 15), welches sich den alten @-Stämmen lenamon, glenamon usw. angeschlossen hat. Letztere Bildung greift im Mir. weit um sich. So haben wir anamain (Gen. anamna, O’Gr. Cat. 408), auch anmain geschrieben (BB 475a 20), ZU | anaim, canamain (CZ V 497, 25) zu canaim, einnemain zu cinnim, mide- main zu midiur. Von ailemain abgeleitet sind das Ad). ailemnach 'er- nährend’ (na baill ailemnacha YBL 350b 35) und ailemnöir “Erzieher (m’aidedha 7 m’ailemnöraigh MR 308, 13). 30. Mir. bruthen f. ‘Hitze, Glut”. In einem Gedichte über die Wunder bei Christi Geburt steht YBL 170a 27 cona rigbruithin retlann, während das Buch der Hui Maine an derselben Stelle cona rigruithin retlan liest (s. CZ Vs sm bruthen £., welches z.B. im Buch von Feruoy fol. ı89b gabais tooins bruithin (Acc. pro Nom.) an bantracht, und YBL ı65b 45 is am rofuilngius bruithin in ratha diada vorliegt. Davon ist das Ad). but LL 28a 20 weitergebildet. » FM 1022; Dat. inyen ar Fra ina ucht, RC 25, 20; nobid ca LL 1% a £ 2 rund dia altraim, Fel.2 ie K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. 11. 1147 31. Altir. epit f. “"Hippe.. Dieses Wort, mit dem ich oben $ 13 nichts anzufangen wußte, habe ich seitdem in O’Murconrys Glossar $ 407 gefunden. Es wird dort von &m abgeleitet und durch ‘desuper petit’ erläutert. Ferner steht Anc. Laws IV 130, ı2' eipit mit Wörtern wie tal ‘Axt’, tarathar ‘Bohrer’, tuiresc ‘Säge’ usw. zusammen, wird also wohl auch irgend- ein Werkzeug zum Holzschlagen bedeuten. MARSTRANDER teilt mir brieflieh mit, daß er es von es-ben herleitet; es wäre also eine par- tizipiale Bildung auf -ntı wie birit, Brigit (s. Marstranper, ÜZ VII 386) und bedeutete wörtlich ‘die Aushauende’; also unter Hinzunahme von O’Murcosrvs ‘desuper petit’ etwa ‘Hippe’ (engl. bill-hook). 32. Altir. ol ma 'quod si. Tnursevsen hält in seinem Handbuch $ 893 das Ml 3a ı3 als Übersetzung von ‘quod si’ vorkommende 0’ ma für eine sklavische Nachahmung des lateinischen Ausdrucks. Dagegen spricht, daß es Aneed. I S. 72 $ 197 in einem Gedichte vorkommt: ol ma dogne bid ifernn” duit tain atbelae ‘wenn du das tust, wird die Hölle dein Los sein, wenn du stirbst'. 33. Die Koseformen irischer Personennamen. Seit Zimmers grundlegender Arbeit” ist dieser Gegenstand im Zusammenhange und ausführlicher nicht wieder behandelt worden. PrDERSEN stellt in seiner Vergl. Grammatik $ 404/405 kurz die Haupt- erscheinungen zusammen und bespricht ferner in $ 372, 378 und 38ı einige der Suffixe, die zur Bildung von Kosenamen verwandt werden. Da ich aus meinen Sammlungen mancherlei neues Material vorlegen kann, lohnt es sich vielleicht, auf die Sache im ganzen einzugehen. Die irischen Vollnamen* sind mit gewissen Ausnahmen, wie in den meisten andern indogermanischen Sprachen, Zusammensetzungen aus zwei, seltener aus drei’ Gliedern. Aus diesen werden Kurznamen ı Arkınson führt es im Wörterbuch freilich nicht auf. ?2 ifirnn cod. 3 “Zur Personennamenbildung’, Kunss Zeitschr. XXXII (1893), S. 158—197- ; 4 Die irische Terminologie ist ainm ndiles ‘Eigenname’ für den Taufnamen; Idn-ainm ‘Vollname’ für den Taufnamen mit Beinamen, z. B. Ailill Bass-chain a länainm dö, LL 324b 14; for-ainm “{/bername’, auch for-tormach anma (Cöir Anm. 192); ainm mbdide "Kosename’, Corm. $ 878- 5 Z.B. Cdich-tan-gen, oben $ 19; wohl auch Cäich-tuth-bil FM 1227. 1148 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 12. December 1912. dadurch gebildet, daß das erste oder zweite Glied als besonderer Stamm fortlebt, wie z.B. Äed, Art, Baeth, Bran, Broen, Ciar, Coel, Daig, Derg, Doer, Donn, Find, Flann, Garb, Glan, Glass, Lassar, Lug, Mel, Moen, Nar, Soer, Tren usw. Selten tritt die adjektivische Endung -ach (gall. -äcus) an eines der beiden Glieder, wie in Tigernach. : Die gewöhnlichste Bildung aber entsteht durch Antreten von deminutiven Suffixen an eines der beiden Glieder, und dieser allein gebührt die Bezeichnung Kosename. Wir können drei Gruppen solcher Bildungen unterscheiden, je nach der Art des Suffixes: x 1. einfache konsonantische Suffixe, 2. einfache vokalische Suffixe, 3. zusammengesetzte konsonantische Suffixe. Die erste Gruppe ist die weitaus größte und bekannteste. Prpensen 2 bespricht sie an den angeführten Stellen und belegt sie reichlich mit Beispielen, so daß ich mich kurz fassen kann. Es handelt sich um Bildungen auf -än, -?n (Gen. Pin), -n, -On'! (Gen. Zin), -ane, -ene und "ine. Zu -m, welches Peversen sich nicht anders als aus dem Ky rischen entlehnt erklären kann ($ 400 Anm.), möchte ich bemerk daß es mir aus dem Gen. -mi (-ien?) in den Nom. gedrungen zu sein scheint. Ebenso findet sich ja öfters ein Nom. -Un statt -on?. Wi ADAMNAN im Gen. Briuni, Diuni latinisiert, so gebraucht er auch n dem Nom. Brendenus (Thes. II 280, 22), Dat. Brendenn (ib. 275, 0 den Gen. Brendini (ib. 280, 4); und ebenso finden wir in anderen Texten den Gen. Brendini (ib. 28 3, 20 und dreimal 234) neben einem Nom. Brenden (ib. 281, 5)’. Bei der Festsetzung der Form auf # mögen auch lateinische Namen wie Martinus, Secundinus mitgewirkt haben. n Zu diesen n-Suffixen gesellen sich nun solche, die € enthalten, nicht nur das bekannte -öc, sondern auch -ac, -oc, -uc, -ic, welch letztere bisher nicht beachtet worden sind. So haben wir von Namen, @* mit Con- anfangen, Conoc LL 353d; oft aber wird bei dieser Bildung Statt des ganzen ersten Gliedes nur der Anlaut bewahrt, gewöhnlich unte Vorantreten von To- (Do-) oder Mo-, wie Mo-Iu-öc für den Vollname Zugaid (Tig. 591), Mo-dimm-oe für Diarmait (LL 352€). S Ss S S = > S F & S I & BD S i nus auffassen, welches als Kosename des hl. ! Siehe Zımner, Sitzungsber. 1909, S. 474, Anm. Dagegen freilich Craseni 272, 12; 273, 10; Aıleni ib. K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. 11. 1149 Deminutive Bildungen mit kurzem Vokal vor © liegen zunächst vor in ossoe “Hirschlein’, Ir. T. IL ı 3 $ 23'; manue “‘Mönchlein’, CZVI 268 $ 4; drissiue ‘Dornenritz’ Wınviscn, TBC. $. 247; drisiue, drisie für die volle Bezeichnung dris-bard, Ir. T. III 109; gellie “"Bürschlein’, sie leg. Ir. T. IP 147 Z. 646, wo es auf minic reimt. Von Personennamen führe ich an: Cuac? CZ VII 297; Miliue, gewiß Koseform zu Michi; Bernuc Rawr. 502, 128b 52, Koseform zu Bern-gal oder dgl.: Cucue (Cueucue) für Cl-Chulaind; Uinniue Rawı. 502, 129& 30. Bei den vokalischen Suffixen sind sämtliche Vokale außer 0 vertreten. Mit -a haben wir z. B.: Barra für Find-barr Fel. XXXI; Conna für Colman LL 352e; Dimma für Diarmait; Mochumma für Columb (Cille) ACC 140; Molüa für Lugaid Tig. 608; besonders aber viele weibliche Namen wie Orita, Mella, Mida, Tecca, etwa für Crithir, Mellit (aus Melitta entlehnt), Midabair oder Midseng RC 24, 234. Mit -e: Barre, Conne CZ VIII 298; Molaisse oder Dalaise FM 638; Ninne Rawı. 502, Sob 29. Mit -i: Barri, Brigi für Brigit, Bunni, Clethi LB ı7a 51, Comri, ib. Dochatti, Femmi f. LL 348a, Finni, Gubbi Rawı. ı48a, Mochöemi LL 350a, Mochulli 350 f. Moninni, Nessi, Sinchi f., Telli LL 3528. Mit -u (-iw): Biblu f. Dinos. 124, Bieliu, Brieriu, Crothu f., Cunnu LL 372a, Derdriu f., Dusegu oder Mosegu, Eochu, Faeliu f. LL 348c, Fiachu, Huriu LL 350 f., Mainniu Rı. 89e 38, Maniu LL 349b, Mo- briecu 348e, Modichu 352 f., Mongu LB 22a 49, Munnu aus Mo-finnu (vgl. Mael-dofinnu, Rı.151b), Oenu für Oengus, Fel.? 48, Oiriu Rı. 127, Tiu LL 349 £. usw. Zusammengesetzte konsonantische Suffixe liegen vor in -acan, -ican, -ucan: Ennacan Rı. 123e, Flannacan, Rüadacan ı46d, Connican CZ VII 297, Finnican, Dubucan Rı. 1304 45» Eochucan 1ı61b, Flannucän ı23a, Gormucan 145 d'. Die femininen Bildungen auf -nat (-natan) sind von PEDERSEN $ 394€ besprochen worden; die auf -sech sind wohl mit der adjektivischen Endung -ech von Femininen wie Idiches ausgegangen und haben sich an Bildungen wie yaillsech “Vikingerweib’ (Ir. T. III 73, 17) ange- schlossen. Schließlich fällt unter Koseformen auch die bekannte Erscheinung der Verdoppelung des Auslauts, wie sie meiner Ansicht nach in mace ! Hier reimt ossoca auf doss-fota. 2 Gen. muinter ic, i 3 Vgl. bennacän, Buile Suibni ed. J. G. O’Keerre, $ 34. Ein dreifaches Suffix haben wir in gillgugan (= gilleucan), cennchucan, rergagan, Corm. $ 1103. 1150 Sitzung der philosophisch-historischen (lasse vom 12. December 1912, gegenüber dem kymr. map vorliegt. Wir haben sie wohl in aus einem mit Con- anlautenden Vollnamen, in Fiace aus Fiach-, sicher in dem oben angeführten Dimma aus Diarmait. 34. Altir.esarn Firnewein. sed uetuss, d.h. das irische Wort esarn wird hier auf ein älteres esue zurückgeführt, welches nach dem Glossator aus dem negativen 6% setzt ist und ‘alter Wein, Firnewein’ bedeutet. Ich möchte esuern für die richtige frühirische Form halten, in welcher altes « (v) noch be wahrt ist. esarn wäre daraus die richtige Weiterentwieklung. Hät der Glossator die angebliche ältere Form selbst erfunden, so würde er doch seiner Etymologie gemäß gewiß es-ur-en gesetzt haben. Man kannte im 9. Jahrhundert noch zum Teil die frühirischen Formen und gerade zwei derselben mit erhaltenem u sind z. B. bei Cornae unter Domnall ($ 403) und Nemnall ($ 960) bezeugt. ® Es liegt hier nun offenbar ein Wort vor, welches mit dem Wein handel aus Gallien gekommen ist, und also lateinischen Ursprung haben muß. Über solche mutmaßliche Herkunft des Wortes macht Hr. Huco Scnucnarpr mir freundlichst die folgende dankenswerte Nit- teilung. | »esuern, von lat. *exhibernum (vinum), überwinterter, also vorjähri oder im allgemeinen alter Wein stellt sich zu *exhibernare, das Italien und Südwestfrankreich im gleichen Sinne wie hibernare über wintern (auch überwintern lassen) lebt. So ital. svernare neben ter " davon in manchen Mdd. ein weibl. oder männl. Postverbale für » Wi futter « (emil. sverna u. ä., gen. seivernu). In der Gascogne ko eissivernar schon im 13. Jahrhundert vor; eissivernat hießen Haustl (besonders Ziegen und Schafe), die überwintert hatten. Auch alten Katalanisch ist exivernar nicht fremd. Unter den zahlrei romanischen Fortsetzungen oder Weiterbildungen von hibern- größter Vollständigkeit sind sie bei Cr. Mrrto, I nomi romanzi stagioni e dei mesi (Torino 1904) S. 204 ff. verzeichnet — finden ’ ero eod., für eno verschrieben. Vgl. $ 402, wo das ir. ena, Pl. von tan 2 fäß’ aus eno (oinoc) abgeleitet wird. Hier möchte ich bemerken, daß nicht mit > im Glossar ena zu schreiben ist. Da ian zweisilbig ist (Dat. drolmach asan tan ı06a 40), lautet der Nom. Pl. ena, wie scena von sch ” uinum ceod. K. Mever: Zur keltischen Wortkunde. 11. 1151 auch solehe, die sich auf Pflanzen und Früchte beziehen, und endlich zwei Ausdrücke für Weinarten, nämlich vernaccia, ein süßer, feuriger Weißwein, und neap. vernuoteco, ein herber Wein von Bernsteinfarbe. Merro verweist sie aber in eine Anmerkung (205, 3), indem er die Herkunft von Aibernum in lautlicher Hinsicht für möglich, in begrifl- licher jedoch für dunkel hält. Die etymologischen Wörterbücher ver- schweigen das zweite Wort und erklären das erste entweder gar nicht oder in durchaus unbefriedigender Weise; ja, man hat es sogar von rerna ableiten wollen (Dienerschaftswein). Für vernuoteeco (wie es scheint, kommt auch in Mittelitalien vernotico, vernatico vor) ist ein Abgehen von Ähibern- ganz ausgeschlossen; es besteht ja auch als Adjektiv: winterlich. Durz (im 17. Jahrhundert) übersetzt es: une sorte de vin, breuvage d’hiver. Es ist aber wahrscheinlich, daß die beiden Ausdrücke ursprünglich im allgemeinen einen guten Lagerwein bezeichneten. Einwenden ließe sich, daß sie auch für die Trauben oder Reben gelten, von denen der Wein gewonnen wird, und daß dann «das Geschlecht von vernaceia auf diese Geltung als die ältere hinweise (bei vernuoteco würde das Umgekehrte der Fall sein). Vernaccia ist in der Tat von alters her belegt; Dante gebraucht es für das Getränk, sein älterer Zeitgenosse Petrus de Crescentiis für die Rebe (vernacia in seinem lateinischen Werk). Wenn heutzutage im Berga- maskischen vernaz den Wein, vernassa die Traube bedeutet, so fällt das hierbei nieht ins Gewicht. Anderseits würde das *Aibernacea vitis oder ura nicht leicht zu begreifen sein, wollte man nun an die dem Winter sich nähernde Reifezeit der Pflanze oder an ihre Widerstands- fähigkeit gegen winterliches Klima oder an ein Ablagern der Trauben denken. Jedenfalls müßten, bevor man sich in dieser Frage entschiede, noch gewisse Erhebungen vorgenommen werden, besonders über das Stammgebiet der in Betracht kommenden Reben; ein alter Kommentator Dantes gibt die Riviera von Genua als die Heimat der Vernaccia an.« 35. Altir. ambracht ‘Gewaltspruch‘. In dem von Sroxzs in den Proceedings of the Philological Society 1859 abgedruckten Glossar der Handschrift H. 3. 18 findet sich auf S.ı95 dies bisher noch nicht gebuchte Wort mit nep[h]recht -i- fogail ‘Unrecht, Raub’ erklärt. Hier soll neph-recht die Etymologie (gleich- sam am-racht) geben, fogail die Bedeutung. Aber wie so oft bei den Glossatoren, wenn sie ein nicht mehr gebräuchliches Wort erklären wollen, ist der Sinn nur ungefähr getroffen. Es handelt sich offenbar um ein aus negativem oder pejorativem an- und bricht zusammen- gesetztes Wort. bricht, ein neutraler u-Stamm, ist das Verbalnomen 3193 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 12. December 1912, zu brigaim “ich sage aus, trage vor’ und bedeutet Aussage un trag mancherlei Art, vor allem aber ‘Spruch’, auch besonders “ berspruch’. am-bracht dürfte demnach einen "Gewaltspruch’ (glei “Unspruch’) bedeuten. Das Wort findet sich im Gen. ambraicht nd eecae” nd ambraicht”, was etwa zu übersetzen wäre ‘jede dureh oder Tod oder Gewaltspruch herbeigeführte Verlobung’. 36. Altir. giall-cherd £. Huldigungsakt. In seinen “Vitae Sancetorum Hiberniae’ 1164 ce. 34 möchte Pıv an Stelle dieses öfter belegten Wortes mit Handschrift M gallcherd le während der Codex Salmanticensis gialcherd bietet. Da es sich das grausame bei den Vikingern beliebte Spiel handelt, kleine Ki in die Luft zu schleudern und mit der Lanzen- oder Schwertsp aufzufangen, so liegt allerdings ein gall-cherd nahe, und der Schreibt von M hat denn auch so interpretiert. Und doch möchte ich gi cherd für die richtige Lesart halten. Das Wort bedeutet eige "Huldigungsakt’ und ist hier mit grimmem Humor auf das mit Kindern getriebene Spiel angewandt, wodurch sie gleichsam den gern Huldigung bezeugen‘. Das Wort kommt noch an folg Stellen vor: gaibter giallcherda gellde, Aneed. III 28, 20 und als Stamm: ar tidnacal Mailodrain do i ngiallcherdai (ar M. do thidna hi ngialicherdde), Hib. Min.71 $3. Davon abgeleitet ist giallcherdat 37. Ir. ath-chned £. ‘schweres Leid’. Im Saltair na Rann Z. 1409ff. heißt es: Dia mbad athirge dogneth Adam co n-immud achned 4 dodilgfitis do co glea chinta doridise. Hier ist achned für athehned geschrieben, ebenso wie wir a für athchomsan oder späteres achuinge für athehuingid finden. Ders von Rawı. B 502 (12. Jh.) sprach also tA hier schon als h, wenn dort nicht angeführten brigfaidh Anderist ‚proicept sulbair ‘der Antichrist wird redte Predigt vortragen’, YBL ı 3a 45 vor. ecca ampraicht R. | Vgl. z.B. corroghiall do rinn gäi dö, SG. I 390, 32. = S3 Sroxes druckt dogneth und achned; aber in dem photogr aphischen Ak 32a 19) sehe ich keine Spur von Längezeichen. Überhaupt hat SroKE: Akzente $Sesetzt, wo die Handschrift, die damit äußerst sparsam ist, keine Bar In 2.1471 dimdach, 1473 Bai, 1477 Hair, 1525, 1573 Eud usw. K. Merer: Zur keltischen Wortkunde. 11. 1153 nieht annehmen wollen, daß er dem debide-Reim zum Trotz a chned las. cned f., eigentlich “Wunde’, wird übertragen von ‘Kummer, Be- trübnis’ gebraucht, z. B. antan nach doiligh 7 nach ened libh bar mbrai- thri do beith hi rretaib forbasaibh‘, RC XXV, 392, 16; ebenso enedaigim ‘ich bekümmere, betrübe’: ar a med do cnedhaig si a croide, CZ 520 $ 7. 38. Altir. dupall ‘schwarzgliedrig. Hier haben wir ein nach indogermanischer Weise aus Adj. (dub) und Nomen (ball) gebildetes bahuvrihi-Kompositum, die im Irischen selten werden. S. Prpersen $ 357, 2. Ich kenne es nur aus zwei Stellen, während die spätere Bildung ball-dub häufig ist. In dem Ge- diehte auf Maelduins Meerfahrt, Aneed. I 58 $ 64 ist so zu lesen: Letrais airi crann a gai glaiss, ba ger cucann, bai friss anall i leth fri hall damrad dupall. "Er (d. h. der kochendheiße Fluß) zerschliß ihm den Schaft seines blauen Speeres, es war ein scharfes Kochen! Auf der andern Seite des Flusses nach der Felsenklippe zu war eine schwarzgliedrige Rinder- schar.° Ferner findet sich das Wort von einem Mädehen gebraucht in den von Tuursevsex herausgegebenen Senbriathra Fithail ("Zu irischen Handschriften’, S. 20): ni thuca in find fotai, ni thuca in dupail ndochoise ‘du. sollst kein blondes, langaufgeschossenes Mädchen heimführen, noch ein dunkelgliedriges schwer zu zähmendes’. 39. ir. Cruthen, kymr. Pryden ‘Pikte‘. Über das Verhältnis der mkymr. Wörter Prydyn. gewöhnlich mit ‘Schottland’ übersetzt, und Prydein “Britannien’ zueinander und zu den irischen Bezeichnungen für die Pikten anderseits herrscht, soweit ich sehen kann, überall große Unklarheit. Loru bringt in den 'Re- marques et additions & l’Introduction to Early Welsh’ S. 8 Prydyn von “Priton? ou plutöt Pritonioi’ und vergleicht ir. Cruithne; Prydein da- gegen gehe auf Pritania oder Pretania zurück. Wıspisch in seinem eben erschienenen ‘Keltischen Brittannien’ erwähnt Prydyn überhaupt nicht, und faßt Prydein als eine Pluralform, die einem griechischen npetanoi entsprechen würde (S. 5). »Es wird, sagt er ferner, etymo- logisch mit ir. Cruithne, Cruithnech, Pl. Cruithnig, dem irischen Namen für die Pikten zusammengestellt, obwohl lautliche Schwierigkeiten vor- handen sind.« Proersen sagt $ 253: »unbekannt ist die Etymologie ı — forbfäsaibh ‘sehr leer, eitel, nichtig’ mit b (später 5A) für hinter r er- haltenes v. Vgl. Jorblaith — Jorflaith, ‚Forbailid = Sorfäilid usw. 1154 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 12. December 1913, des Namens der Pikten: ir. erwithnech “piktisch’ e. Prydyn “Britannien a (es ist mit einem anderen Worte lat. Brittans ‘die Britannier’ vermischt worden).« An allen drei Stellen fällt zunächst auf, daß dem kym. Prydyn nirgends eine genau entsprechende irische Form gegenüber gestellt wird; denn weder Cruithne noch Cruitknech können doch als. solche gelten. Ich bespreche daher zuerst die irischen Formen. Der einzelne Pikte heißt im Altir. Cruthen (o-Stamm), wofür schon“ in meinen ‘Contributions’ Belege gegeben sind. Der Dat. Plur. Cru ihnib findet sich AU 446, der Akk. Cruithniu ib. 562. 607. 690. 740. Auch in Zusammensetzungen haben wir die Form Cruthen-, so dem häufigen Cruthen-tiath und in dem dichterischen Cruthen-chlar, I. Nenn. 74. Zu diesen Bildungen bemerkt Sroxzs, “Linguistic Value of the Irish Annals’, S. 27, Anm. 2: »Here we have the stem (Jruteno-, whence W. Prydyn ‘a Piet.° Hence also (Queretinus, the surname of Boni- facius, a missionary to the Picts.« Indem er also ir. Cruthen de kymr. Prydyn gleichsetzt, kommt Storzs, wie sich zeigen wird, meiner eigenen Auffassung sehr nahe. Ich halte Cruthen, Pl. Cruthin für eine Bildung wie *Lagen ‘ein Mann von Leinster’, Pl. Lagin. Auf der For Cruthen beruht auch Apamnans Latinisierung Cruthini populi (I Schließlich sei noch bemerkt, daß Cruthen auch als Eigenname v kommt, so in Ath Cruthin LU re Von Cruthen mit dem bekannten neutralen Suffix -ne' (*-inion) abgeleitet ist nun Cruithne, zunächst "das Volk, dann auch das Land der Pikten bezeichnend. Der Dativ liegt z. B. LL 318c in d Crwillım vor. Aber schon früh wurde Cruithne, wie das auch mit andere! Bildungen der Art der Fall ist”, als ein Plural im Sinne von “Pikten aufgefaßt, so daß wir z.B. bei Tig. 561 cath Cruithne n-uile lesen. Hiervon liegt die latinisierte Form wieder bei Adamnan in dem Gel Pl. Cruithniorum (I 9) vor. | Dem ir. Cruthen, PI. Cruthin, würde nun ein kymr. ‚Pryden, Prydyn, entsprechen, ebenso wie ir. Lagin im Kymrischen zu Lieyn worden ist, ein Name, der bekanntlich in der bis heute so genannten lichen Halbinsel von Carnarvonshire vorliegt’. Den Sing. Pryden I sr Bi: ' Siehe MacNeıtı, Early Population-groups (Proceed. of the Royal Ir. 1911) S. 69, ‚wo zahlreiche ähnliche Bildungen angeführt sind. Ich möchte Murthem-ne hierher rechnen, indem Murthem dem kymr. Eigennamen Mordaf zu ee Sprechen scheint. Be heißt €s 2. B. Rawı. 502, 143a 21: Conaille dano, di chlaind Conaill naig döib, oder LL 3302: is lais forfodalta Conaille fo H£rinn. | £ Grvn Davies macht mich darauf aufmerksam, daß der ir. Gen. a Lagen sich in den Ortsna en Porth ‚hunlleth, Matl erhal Bas ın orth Liaen und Mallaen (vgl. Machynlleth, | K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. Il. 1155 wir nun vielleicht an zwei Stellen im Buch des Aneurin erhalten. Es heißt dort in Evans’ Ausgabe S. 24, ı4 (Skene, II 92): ' at gwyr a gwydyl a phrydein ein korrupter Vers, wo statt gwyr gewiß gynt "Vikinger zu bessern ist. Da alle Reime des Gedichtes e enthalten, so wäre wohl auch phryden zu ändern. So heißt es wirklich auf derselben Seite in einem anderen Gedicht: ar gynt a gwydyl a phryden. Vielleicht wäre dann auch statt gwydyl beidemal der Sing. gwydel ‘Gäle’ zu setzen. Auf jeden Fall ist das Wort hier nicht als Landes- name, sondern in seiner ursprünglichen Bedeutung als Volksbezeichnung für die Pikten gebraucht. Ebenso kommt es im Plur. im Buch des Taliessin (Skene, Il 209, 30) vor: Kymry, Eigyl, Gwydyl, Prydyn, d.h. »Kymren, Angeln, Gälen, Pikten«. Und so haben wir auch Tir Prydyn ebenda S. 125, 28; 202, ı2. Dann aber finden wir den Plur. mit dem gewöhnlichen Übergang in der Bedeutung als Landes- namen gebraucht, so schon im Schwarzen Buch von Caermarthen, fol. 25a (Skene, I 18): a mi discoganwe kad im Prydin »und ich prophezeie eine Schlacht im Lande der Pikten«; und schließ- lich erhält es die Bedeutung von “Schottland’ als dem Piktenlande kaT’ &zoxfin. So im Buch des Taliessin (Skene II 124,4): Gwydyl Iwerdon, Mon a Phrydyn, »die Gälen Irlands, Angleseys und Schottlands«, und in der Chro- nica Saxonum zum Jahre 1048 (Red Book of Hugest II, S. 395, 27): wedy llad Machiot brenhin Prydyn. Ich glaube nun auch eine altkymrische Form nachweisen zu können, die dem ir. Cruthne entspricht. Sie lautet Pretene und findet sich in den Annalen Tieernachs zum Jahre 624 (RC XV S. 178): Mongan mac Fiachna Lurgan ab Artuir filio Bicoir Pretene' lapide per- cassus interit, wo ich ‘von Artur dem Sohne Bicor’s vom Stamme der Pikten’ übersetzen würde. Der Vokalismus von Pretene stimmt gut zu dem oben von Stoxes angeführten Namen (Queretinus. Was schließlich Prydein betrifft, so stimme ich mit PEDERsEN überein, wenn ich ihn recht verstehe, daß hier schon Kontamination mit Brittani vorliegt. 1 Die Handschrift hat nach Sroxes: bi coirpre tene. Das Chronieum Seotto- rum und die Vier Meister haben das unverständliche Pretene in Britone geändert. 1156 Sitzung der philosophisch-historischen Classe vom 12. December 1912. 40. Der Name Artur. Wispisch führt in seinem ‘Keltischen Brittannien’, S. 140, er über diesen Namen handelt, nicht die ältesten Belege desselben die sowohl sprachlich als für den Ursprung der Artursage von Bedeutung sind. Alles weist darauf hin, daß Nordbritannien der Schauplatz Kämpfe des geschichtlichen Artur war, die also nicht gegen Sachsen, sondern Angeln gerichtet waren. Diese Annahme findet nun dadu eine Bestätigung, daß der Name Artur zuerst in Nordbritannien & taucht, zwar nicht bei Britten, sondern bei den mit ihnen im Kampfe gegen die Angeln verbündeten Völkern, den in Schottland angesiedelt sogenannten dalriadischen Iren und den Pikten. Ein Menschenal nach dem Tode Arturs, der nach den Annales Cambriae im Jahre | in der Schlacht von Camlann fiel, taufte der bekannte König des schottischen Irenstaates Aedän mae Gabräin einen seiner Söhne Artur Derselbe fiel 596 in einer Schlacht gegen die Angeln (s. TısErva Annalen, RC XVILS. 160). Da der Name Artur, wie Zımmer mit betont”, durchaus nicht zu den gewöhnlichen britischen Personennat gehört, »die aus der Sprache verständlich überall bei Britten vo kommen können«, so ist der Schluß berechtigt, daß alle diesen N führenden Personen nach dem historischen oder durch die Sage \ herrlichten Artur benannt sind. Was den Umstand betrifft, daß Name zuerst bei den schottischen Iren vorkommt, so ist es nicht © Interesse, daß die Annales Cambriae sowohl den Tod des Großvaters dieses Artur zum Jahre 558, als auch den seines Vaters (607) m während sie sonst keine weiteren Nachriehten von den Schich dieser Dynastie bringen. Diesen selben Artur nun nennt Anamsax in seiner Biogı Columbas I, 9 Arturius. Hier haben wir also die Form des Nam von der alle Deutungen ausgehen müssen. Sie stimmt zum K Arthur und spiegelt sich im irischen Artizir wider. "So wird in oben $ 48 erwähnten Eintrag in Tierrsacns Annalen zum Jahre der Name geschrieben und so lautet er gewöhnlich bei den Iren in die spätesten Zeiten. In diesem Artxir ‚filius Bieoir Pretene wir dann den zweitältesten Beleg für das Bekanntwerden | _ rühmten Britten. Diesmal ist es ein Pikte, der am Ende des 6. hunderts so genannt wurde. Auch die Pikten machten geme ee mit den Britten gegen die Angeln. a rauf hat schon Zimmer, "Nennius Vindicatus’, S. 285, aufmerksam Bi Ar ” Ei Konsequenzen für die Kenntnis der Artursage 8% 0,8.2 K. Meyer: Zur keltischen Wortkunde. 1. 1157 Erst in der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts finden wir den Namen bei den Südbritten. Hier heißt der Urenkel des Vortiporius »tyrannus Demetarum«, wie Gırpas ihn nennt, Arthur map Petr.s dar- über Zınmers Nachweis, ‘Nennius Vindicatus’, S. 2383. Zum Schluß seien hier noch die Daten der Bekanntwerdung der Sage bei den Iren zusammengestellt. Sehon zu Anfang des 9. Jahr- hunderts muß sie wenigstens in dem Britannien gegenüberliegenden Leinster bekannt gewesen sein; denn hier heißt ein im Jahre 847 gestorbener Sohn des Königs Muiredach von Iarthar Lifi Artüir'. Am Ende des ı0. Jahrhunderts wird in einer Sagenliste der Titel einer leider verlorengegangenen Erzählung Aigidecht Artüir “die Gast- reise Arturs’ angeführt”. Im Jahre 1052 starb wieder ein Artur mac Muiredaig, Vorsteher (airchinnech) des Klosters Cluain Mäedöe, jetzt Clonmore in der Graf- schaft Carlow, also wieder in Leinster”. In einem Gedichte des Buches von Leinster (12. Jahrhundert), welches die Heldentaten des bekannten, der Finnsage angehörigen Goll mae Morna aufzählt, wird ein Artär amra ‘der berühmte Artur’ als von ihm erschlagen aufgeführt‘. Endlich spielt in der großen Rahmenerzählung der Finnsage, die etwa aus dem ı3. Jahrhundert stammt, der Agallamlı na Senörach, ein Artüir, Sohn eines sagenhaften Benne Britt, d.h. Benne des Britten, eine Rolle. .Er wird von Oskar auf der Jagd gefangengenommen und Finn ausgeliefert, wobei Cäilte die Verse spricht: »Wir haben Artur mitgebracht, auf daß er mit Finn einen Vertrag schließe, daß er danach ein Manne Finns sein möge bis zu dem Tage seines Todes’.« Siehe die Annalen von ULsrer zum Jahre 846. ı 2 LL ıgoa 38. 3 Annals of the Four Masters, A. D. 1052. * LL z2osb 5. 5 Siehe O’Gravy, Silva Gadelica I, S. 100, II S. 107. Le Ausgegeben am 19. December. a Sitzungsberichte 1912. 97 1159 SITZUNGSBERICHTE 1912. 1. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 12. December. Sitzung der physikalisch-matl tischen lasse. Vorsitzender Secretar: Hr. PLanck. Hr. Nersst legte zwei Arbeiten vor: 1. Untersuehungen über die speeifische Wärme. VI. von W. Nerust und F. A. LınpEemann, 2. Untersuchungen über die speecifische Wärme. VII von "W. NeERNST. Es wird die kürzlich von Hrn. Desyz aufgestellte Formel an den Messungen des Vortragenden geprüft und ihre gute Übereinstimmung mit den Beobachtungen nachge- wiesen. Im Anschluss daran wird eine Theorie der Constitution fester Stoffe ent- wickelt. In der zweiten Arbeit wird erörtert, inwieweit dureh die neue Formel die Verwendung des vom Vortragenden entwickelten Wärmetheorems beeinflusst wird. 1160 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1913, Untersuchungen über die spezifische Wärme. VI. Berechnung von Atomwärmen. Von W. Nersst und F. A. Linpemann. (Aus dem Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Berlin.) In einer früheren Arbeit! haben wir gezeigt, daß die ursprüngliche Emsteimsche Formel | En ( Bv ) e ———n ch (1) KEFIRFSTL zur Darstellung des Verlaufes der Atomwärmen nicht brauchbar ish, > daß aber eine Modifikation dieser Formel = ORG] (2) O=R EEE" - \ a es I (v7 = 3 e . ——— > WR SS = | | _ \ AR [57 = AnE z vr De EN ee EN 5 Be DET N Be lee! In Be EN RE EA We RE N ER Pe A EN a IE A pn > KH 1 ne a ni f innerhalb eines weiten Temperaturintervalls gute Werte liefert. Be züglich der theoretischen Begründung dieser Formel haben wir eine von uns ausdrücklich als vorläufig bezeichnete Hypothese eingeführt, die zwar manche Tatsachen gut veranschaulichte, trotzdem aber Y uns »für nichts mehr als für eine Rechnungsregel« erklärt W (a.a.0. S. 824). Vor kurzem ist nun eine sehr interessante und wichtige Ar von Desye erschienen?, der, wesentlich von Gesichtspunkten, wie 8 auch schon Einsteiv angedeutet hatte?, ausgehend, zu folgender Form gelangte: v | a a (9) G=3R|* ()-: En REN r RR 3 6 12 ER 2 a: (E” „[ Ev + ’ Br 3 ( Bea r n T n T i Zeitschr. f. Elektrochem. 17, 817 (1grı1). i Ann. d. Physik 39, 789 (1912), * Ebenda 35, 694 (ig91r). r rn) .. * tr. ” > Nernsr u. F. A. Liyvemans: Untersuchungen über die spec. Wärme. v1. 116] Der Unterschied gegen Eissteiss ursprüngliche Betrachtungsweise be- steht darin, daß Drsve anstatt einer Schwingung ein kontinuierliches akustisches Spektrum annimmt, indem er den Körper als stetig auf- faßt (analog wie der Lichtäther in der Strahlungstheorie behandelt wird) und nur die Beschränkung hinzufügt, daß schnellere Schwin- gungen als solche einer maximalen Schwingungszahl v, nicht möglich seien. Offenbar werden wir die schnellsten Schwingungen mit den Schwingungen der einzelnen Atome zu identifizieren haben, wofür wir im folgenden Beweise erbringen werden. Der Unterschied zwischen der neuen Desyeschen Formel und der unsrigen älteren ist übrigens in weiten Gebieten verschwindend; nur bei sehr tiefen Temperaturen liefert die neue Formel einen wesent- lich langsameren Abfall der Atomwärme als die alte. — Daß übrigens unsere Formel bei tiefen Temperaturen einen unwahrscheinlich raschen Abfall ergibt, wurde von uns gelegentlich wiederholt betont'. Die Prüfung der Formel von Desyr, die wesentlich an dem von einem von uns? erbrachten Beobachtungsmaterial zu erfolgen hat, wurde an einigen Beispielen bereits von DegyE selber durchgeführt; da aber der Autor keine Zahlen, sondern nur Diagramme mitteilt, die kaum ein genügend klares Bild von dem Grade der Überein- stimmung zu geben vermögen, so soll im folgenden zunächst eine neue Prüfung dieser Formel vorgenommen werden; hieran werden wir einige Erwägungen allgemeinerer Art, speziell auch über die Konstitution fester Körper anschließen. Prüfung der Formel von DeBvE. In hinreichend weiten Temperaturintervallen sind von Elementen mit nur einer Schwingungszahl bisher nur Aluminium, Kupfer, Silber und Diamant untersucht. In den folgenden Tabellen bedeutet T die absolute Temperatur, C, die bei konstantem Druck gemessene Atomwärme; in der vierten Kolumne befindet sich die Differenz zwischen Beobachtung und Be- rechnung, in der fünften diejenige, welche wir früher bei Benutzung der Formel (2) gefunden haben. Die im Anhang zu dieser Arbeit mitgeteilte Tabelle I der Atom- wärmen nach Gleichung (3) ist für die Ausführung solcher Rech- nungen bequem. # r und Linpesann, 2.2.0. S. 825; NERNST, Verhandlungen der Physik. Gesellschaft S. 921 (191T). 2 Nernst, Ann. d. Physik 36, 395 (1911). 1162 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1912. Aluminium (&v = 398; früher 405). T Cp Differenz beob. ber beob. — ber. früher 324| 0.25 0.25 0.00 +0.02 35.1| 0.33 0.32 +0.01 +0.02 83.0| 2.41 2.36 +0.05 —0.02 86.0| 2.52 2.50 +0.02 —0.01 88.3| 2.62 2.59 +0.03 0.00 137 3.97 4.10 —0.13 —0.08 235 5.32 5.34 —0.02 +0.02 331 5.82 5.78 +0.04 +0.06 433 6.10 6.07 +0.03 -+0.04 555 6.48 6.30 +0.18 +0.18 Kupfer (& = 315; früher 321). T Cp Differenz beob. ber. beob.— ber. früher 235| 0.22 0.17 +0.05 +0,07 27.7, 0.32 0.31 +0.01 -+0.01 334| 0.54 0.55 —0.01 —0.05 87.0| 3.33 3.36 —0.03 —0.04 88.0| 3.38 3-40 —0.02 —0.01 137 4.57 4.69 —0.12 —0.08 234 5-59 5.55 +0.04 +0.07 290 5.79 5.77 +0.02 +0.04 323 5.90 5-84 +0.06 +0.09 450 6.09 6.03 +0.06 +0.06 Silber (& = 215; früher 221). Differenz beob — ber. früher — +0.08 —0.01 +0.02 —0.02 +0.12 +0.04 +0,05 +0.03 —0.04 —0.01 —0.12 —0.08 —0.12 —0.04 +0,03 +0.09 —0.02 +0.01 0,04 0.02 —0.12 0.11 ‚0,00 +0.01 +0.07 +0.07 Nernsr u. F. A. Livoemann: Untersuchungen über die spec. Wärme. vi. 1163 Diamant (£v = 1860; früher 1940). T | Cp Differenz | _beob. | ber beob. — ber. | früher 88 0.028 0.049 —0.021 -+0.022 92 0.033 0.058 —0.025 | 90.024 205 | 0.618 0.61 +0.008 | 0.00 209 | © 662 0.66 | +9.002 | 490.01 220 | 0.722 0.74 | —0.018 | —0.04 222 0.76 0.75 +0.01 —0.02 243 0.95 0.925 +0.025 —0.02 262 1.14 1.10 +0.04 —0.02 284 1.38 1:32 +0.03 —0.02 306 1.58 1.54 +0.04 —0.01 331 1.84 1.82 +0.02 40.01 358 274 2.07 -++0.05 +0.04 413 2.66 2.61 +0.05 +0.11 1169 5.45 5.49 | —0.04 +0.04 Die Betrachtung der vorstehenden Tabellen ergibt unzweifelhaft eine Überlegenheit der neuen Formel gegenüber der alten. Wenn beim Silber allerdings auch die alte Formel merklich besser stimmt als die neue, so findet man doch auch bei der neuen Formel hier nirgends Differenzen, welche die Beobachtungsfehler erheblich über- steigen. Beim Kupfer wie beim Aluminium ist bei den ganz niedrigen Temperaturen die Übereinstimmung merklich besser geworden; während beim Diamant ferner die alte Formel bei 88 und 92 Grad abs. be- deutend zu kleine Werte lieferte, ist die prozentische Abweichung nunmehr erheblich kleiner geworden, wenn allerdings auch hier die Beobachtungsfehler wohl überschreitende (vgl. auch w. u.) Differenzen zurückbleiben. Beim Diamant macht sich nämlich eine Abweichung in dem Sinne geltend, daß die neue Formel bei tiefen Temperaturen zu große, bei hohen Temperaturen zu kleine Werte liefert, daß mit anderen Worten der Abfall der Atomwärme schneller erfolgt, als der neuen Formel entspricht. Daß dies Verhalten nieht auf Beobachtungsfehler zurückzuführen ist, wird durch folgende weitere Messungen, die mit dem sehr exakt arbeitenden Kupferkalorimeter ausgeführt sind, bestätigt. Hr. stud. Ewarp, der mit Messung von spezifischen Wärmen be- schäftigt ist, fand kürzlich die mittlere Atomwärme zwischen 83.8 bis 194.0 abs. 0.2119; es beträgt somit die Energiedifferenz zwischen diesen beiden Temperaturen 23.35 cal., während sich nach DrsvE 1164 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1913. 25.24 cal. berechnen. Korer' fand zwischen 193.8 und 270.0 di mittlere Atomwärme zu 0.864, entsprechend 65.8 cal., während ä DegyE sich 61.9 cal. berechnen. Da die Messungen mit dem Kupfer kalorimeter bis auf mindestens ı Prozent genau sind, so liegt, übri; ganz im Einklang mit den in obiger Tabelle verzeichneten Resul eine deutliche Abweichung in dem Sinne vor, daß die Atomwärme in Wirklichkeit schneller abfallen, als der Formel von DesvE ent- sprechen würde. Würde die Abweichung im entgegengesetzten Sinne liegen, könnte man sie mit der Auffassung erklären, daß doch nicht Atome gleichmäßig gebunden sind; so aber wird man wohl nieht umhin können, hier an eine prinzipielle Abweichung der neuen Formel denken. Eine solche war übrigens zu erwarten, da auch Desvz selber a.a.0. S. 792 betont, daß für hohe Schwingungszahlen sein Ansatz sicherlich nur angenähert richtig sein könne. In der Tat läßt sieh eine Abweichung in dem vorhandenen Sinne erklären, wenn ma (übrigens ganz im Einklang mit den optischen Messungen) die nahme macht, daß das akustische Spektrum oberhalb der Schwingun zalıl v, nicht absolut plötzlich, sondern allmählich, wenn auch sehr rasch, abbricht. Unsere früheren Berechnungen haben gelehrt, daß auch gewisse binäre Elektrolyte, wie Chlorkalium und Chornatrium, sich bezüg der Atomwärme und auch bezüglich des Zusammenhanges zwischen Schmelzpunkt und Schwingungszahl sich ganz wie einatomige Stolle verhalten; da in diesen Fällen die Atomschwingungen durch Untersuchungen von Rusexs bekannt sind, so bietet die Prüfun; Formel von Desye hier ein ganz besonderes Interesse, um so als Desye selber diese Stoffe unberücksichtigt gelassen hat. Bek lich besitzen nach Rusens die erwähnten Salze zwei nahe be barte Reststrahlen; wir rechnen wie früher mit dem Mittelwert, ind wir die oberen Grenzen der Schwingungszahlen als Eigenfrequel der einzelnen Atome auffassen. | Die nachstehenden Tabellen lassen erkennen, daß sich auch die Atomwärme in vortreff licher Übereinstimmung mit der Beobachtı aus den optischen Messungen ableiten läßt. Die Übereinstimmung sich sogar gegen früher erheblich gebessert; der dritte und vierte ! beim Chlorkalium, der früher so stark von der älteren Formel ab daß wir die Richtigkeit der betreffenden Messungen in Frage AT ' Ann.d, Phys. 36, 58 (1911). Nernsr u. F. A. Linoemans: Untersuchungen über die spec. Wärme. VI. 1165 K Cl (& = 217.6; früher ebenso). } [ T | Cp | Differenz. beob. | ber. |beoh.— ber. |_ früher ) 22.8 | 0.58 | 0.53 +0.05 —0.03 269) 0.76 081 | —0.05 +0.06 30.1 | 0.98 | 1.05 | —.07 | 0.25 u a LE er 36 —o.I1 —o0.28 39.0) a a 0.00 —o.15 48.3 | 2.85 2.59 +0.26 +0.19 52.8| 2.80 2.90 —0.10 —0.17 57.6) 3.06 | 3.21 —0.15 —0.20 63.2 | 330 IB —0.23 70.0 379: 0 —0.06 —0 08 76.61: 4.31 4-13 —0.02 —0.02 86.0. 4.36: -):.443 1 0.07 —00.7 137.|15:25 | 532 | -00 —0.08 23.1, Br 0 +003 331 | 6.16 | 6.06 | +0.10 +0.10 46 17061 6.83 +0.14 +0.15 550 | 6.4.1 636 +0.18 +0.18 Na Cl (& = 287.3; früher ebenso). T Cp | Disc beob. ber. |beob.— ber. früher ! | 25.0| 0.29 | 030 | -001 —0.03 25.51 031 | 0.32 | -ooı —0.03 28.0 0.40 0.415 | -o015 —0.08 67.51 306 | .280. | +026 +0.18 Be 333.1..80 +0.26 +0.18 81.4) 354 | 34 +0.10 +0.05 8341: 378:.|.353 +0.22 +0.11 138 487 | 4.92 —0.05 —0.03 235 5.76 | 5.74 +0.02 +0 03 zu müssen glaubten, stimmt jetzt bis auf wenige Prozent mit der Be- rechnung überein. Es ist überhaupt zu betonen, daß gerade dort, wo die Abweichungen zwischen der alten und neuen Formel groß zu werden beginnen, etwa im Intervall von Werten der Atomwärme ı.8 abwärts, früher ent- sprechend große Differenzen vorhanden waren, die jetzt verschwunden sind' ! Auf Grund dieses gewiß bemerkenswerten Zusammentreffens hin darf ich wohl mit Genugtuung koustalieren, daß ich die Genauigkeit meiner Messungen nicht über- schätzt habe; aller Wahrscheinlichkeit nach stellt sie sich jetzt größer heraus, als ich früher annahm. W.N 1166 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1912, Zusammenfassend möchten wir betonen: Wenn die neue Fk me wohl auch nicht als der definitive Ausdruck des Verhaltens einatomiger Stoffe anzusehen ist, so bedeutet sie jedenfalls einen gewaltigen Fo schritt und ist der von den Verfassern aufgestellten, wenn auch relativ wenig davon verschiedenen älteren Formel vorzuziehen. Damit denn zugleich der Anschluß an die Prancxsche Strahlungsformel reicht, und insbesondere ist die früher versuchte Trennung von kine tischer und potentieller Energie entbehrlich geworden. : Es ist wohl nicht ohne Interesse, die Frage aufzuwerfen, ob die frühere Eıssteissche Theorie, die mit einer Schwingungszahl reehnete und der wir wenigstens in manchen Punkten gefolgt sind, von ve herein als unzulässig hätte verworfen werden müssen. Wir glauben, daß das nicht der Fall ist; die Schwingungen erheblich größerer Wellen längen, als der Maximalschwingungszahl entspricht, liefern einen kleinen Beitrag zu allen bisher beobachteten Atomwärmen, daß sie gar nicht in Betracht kommen. Nach der Drsvrschen Formel (a. 2.(. S. 795) ; er vE u (z Anzahl der Eigenschwingungen, V Volumen, F eine Funktion | a elastischen Konstanten und der Dichte) ist die Anzahl der Eigen schwingungen unter n gleich = A der Gesamtzahl; der Beit 512 a zur spezifischen Wärme beträgt also höchstens > = 0.012 und wenn für diese Schwingungen das Gesetz von Dvrone und Prrit mehr gilt, noch kleiner. Messungen der Atomwärme, die bis auf 0.0 zuverlässig sind, haben sich bisher wohl kaum ausführen lassen. | Ableitung der Drsveschen Formel kann aber nur als einwandfrei ge . wenn man den Stoff als Kontinuum betrachten darf, und es war ge nicht vorherzusehen, daß dies für Wellen gestattet ist, die mit Abstande zweier benachbarter Atome durchaus kommensurabe denn da nach Surnerrann'! der Abstand zweier Atome der Wellenlänge nahe gleich ist, so ist auch der achtfache Betrag no& von einer anderen Größenordnung. Daß unter diesen Bedingun Körper als Kontinuum behandelt werden kann, war nicht voraus2 und ist eine gewiß gewagte Hypothese, die aber nachträglich die Erfahrung bestätigt wird. = : Es drängt sich der Gedanke auf, die Wärmewellen eines Körpers der ‚Beobachtung ähnlich zugänglich zu machen, wie’ a Phil. Mag. (6) 20, 657 (1910). Nernsr u. F. A. Linpemans: Untersuchungen über die spec. Wärme. VI. 1167 Flüssigkeiten durch suspendierte Partikelchen die Wärmebewegung der Moleküle mikroskopisch hat beobachten können. Man sieht aber leicht ein, daß die Amplituden der Wärmewellen in festen Körpern viel zu klein sind, als daß sie suspendierte kleine Körperchen (z. B. in Glas suspendierte Goldteilehen) in sichtbare Bewegung versetzen könnten. Die Amplitude der Schwingung eines einzelnen Atomes ist nur ein Bruchteil des mittleren Abstandes zweier benachbarter Atome; wenn eine Anzahl Atome gleichzeitig schwingen, so würde, wenn die Kraft, die diesen Atomhaufen in die Ruhelage zurückzieht, nur ebenso groß ist wie die entsprechende Kraft für ein einzelnes Atom, die gleiche Amplitude resultieren, und letztere würde noch kleiner sein, wenn, wie wohl anzunehmen, jene Kraft größer ist als für ein einzelnes Atom. Die vorstehenden Betrachtungen lassen übrigens zugleich erkennen, daß bei festen Körpern, deren Molekül kompliziert zusammengesetzt ist, der Energieinhalt großenteils aus intramolekularen Schwingungen bestehen muß, was sich im Verlauf der Atomwärme bei sehr tiefen Temperaturen 'offenbaren müßte, denn ein soleher Körper wird sich unmöglich wie ein Kontinuum bei einigermaßen kurzen Wellen be- handeln lassen. Über die Konstitution fester Körper. Auf Grund der experimentell gut bestätigten Auffassung über die Wärmebewegung in festen Körpern, wie sie sich in den letzten Jahren entwickelt hat, lassen sich gewisse Schlüsse auf ihre Konstitution ziehen, wie in diesem zweiten Abschnitt unserer Arbeit gezeigt werden soll. Die Untersuchungen über die spezifische Wärme fester Körper‘ haben gezeigt, daß man bei den Elementen zwei Arten von Stoffen zu unterscheiden hat, die einen, welche einen praktisch identischen Verlauf der Atomwärme besitzen, indem durch geeignete Temperatur- zählung die Kurven der Atomwärmen zur Deckung gebracht werden können, die anderen, bei denen ein von Fall zu Fall verschieden- artiger, und zwar erheblich langsamerer Abfall der Atomwärme er- folgt. Es hat sich herausgestellt, daß die Atomwärme im ersten Falle durch die Formel (2) oder, wie wir jetzt wissen, noch besser durch Formel (3) gut dargestellt werden kann, während im zweiten Falle eine Summe derartiger Ausdrücke mit verschiedenen v-Werten be- nutzt werden muß, wobei natürlich der Bedingung zu genügen ist, daß bei hohen Temperaturen das Gesetz von Dvrone und Perır er- füllt wird. Da außerdem die Stoffe der ersten Kategorie vielleicht sämtlich regulär kristallisieren, da ferner die Substanzen der zweiten ! NERNST 23.2.0, 1168 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1912. Kategorie sich ganz analog wie die chemischen Verbindungen - halten, deren Molekularwärme ebenfalls nur durch mehrere W dargestellt werden kann, so muß sich wohl die Überzeugung aı drängen, daß wir es im ersten Falle mit einatomigen, im zwe Falle mit mehratomigen Substanzen zu tun haben. Zur ersten Kategorie gehören Aluminium, Kupfer, Silber, ’ Quecksilber, Zink, Diamant; zur zweiten Schwefel, Graphit. Man sieht gleich, daß die Stoffe der ersten Kategorie solche sind, daß man ihnen auch aus anderen Gründen Finatomigkeit vornherein zugeschrieben hätte, während die Stoffe der zweiten RK gorie auch nach sonstigen Erfahrungen als mehratomig anzusehen s Vom Diamant nahm man allerdings bisher wohl ebenfalls daß er ein komplexes Molekül besäße; es ist aber gewiß von von herein nicht unwahrscheinlich, daß die Atome im Diamant durch Valenzkräfte des Kohlenstoffes miteinander verkettet sind und vielleicht beim Diamant außer diesen Valenzkräften keine andere vorhanden sind (wenigstens nicht von gleicher Größenordnung), di den Zusammenhang bedingen'. Die Stärke dieser Valenzkräfte wi im Sinne dieser Auffassung die ganz außergewöhnliche Festigkeit dingen, mit der die Atome miteinander verknüpft sind und di in der hohen Schwingungszahl des Diamants und als Folge d auch in seinem hohen Schmelzpunkt und wohl auch in seiner g Härte zeigt. In der Regel wird man neben den typischen chemischen Val kräften noch andere, z. B. die sogenannten Kovalenzen, überh diejenigen Kräfte anzunehmen haben, die bei der Bildung der genannten Molekülverbindungen maßgebend sind. Es scheint verfrüht, bereits zu bestimmten Vorstellungen | überzugehen, doch soll ein Hinweis auf gewisse, wohl zwe Regelmäßigkeiten, die eine Folge obiger Auffassung sind, nicht | lassen werden. | Das Gegenstück zum Kohlenstoffe, Silizium und Titan, bei infolge der Vierwertigkeit die Valenzkräfte sich bei der Kristallbil besonders günstig zu betätigen vermögen, sind offenbar die losen, sogenannten Edelgase, die entsprechend sämtlich sehr 1 Schmelzpunkte aufweisen, bei denen also mit der relativ lan Schwingungszahl der Atome eine lockere gegenseitige Bindung einigt ist. Wahrscheinlich werden die festen Edelgase auch t I. ” ee .. ” * ir i ga & Ob die Kohäsionskräfte, die im gasförmigen und flüssigen Aggreg® al im Sinne der Iheorie von van ver V AALS wirksam sind, bei der Kom merklich mitwirken, muß dahingestellt bleiben. li ee + hi r - . v. v . Neanst u. F. A. Linpoemann: Untersuchungen über die spec. Wärme. VI. 1169 große Weichheit ausgezeichnet sein, was allerdings erst noch zu prüfen wäre, wie überhaupt die Art der Verfestigung und die Frage, ob letztere mit einer richtigen Kristallbildung verbunden ist, noch näherer Untersuchung bedarf. Bei den Alkalimetallen finden wir als Begleiterscheinung ihrer Einwertigkeit Weichheit und niedrigen Schmelzpunkt; beim Kupfer und Gold und wohl auch beim Silber können bereits mehrere Valenzen sieh bei der Kristallbildung betätigen, und wir finden hier demgemäß hohe Schmelzpunkte und größere Härte. Übrigens besitzt gerade diese Gruppe ausgesprochene Nebenvalenzen, die sich in der ungewöhnlichen Fähigkeit dieser Elemente zur Bildung von komplexen Verbindungen äußern. Die Erdalkalimetalle und die sonstigen zweiwertigen Elemente sind härter als die Alkalimetalle und haben höhere Schmelzpunkte; eine Ausnahme macht das Quecksilber, doch schmilzt dieses Element wahrscheinlich nieht einatomig; wenigstens rechnet man aus mancher- lei Gründen', in erster Linie aus dem Verlaufe der spezifischen Wärme, das flüssige Quecksilber zu den assoziierenden Flüssigkeiten, und der niedrige Schmelzpunkt würde deshalb in ähnlicher Weise wie bei den Metalloiden zu erklären sein (s. w. u.). Ähnlich verhalten sich Anti- mon und Wismut, vielleicht auch Zinn, von denen die zwei ersteren sogar auch im Dampfzustande mehratomige Moleküle besitzen, wie von Bırrz und V. Mever? nachgewiesen wurde. Bor und seine Homologe ordnen sich betreffs der Schwingungs- zahl gut zwischen die drei- und vierwertigen Elemente ein’. Die Metalloide, zunächst Stickstoff und seine Homologe, die drei- bis fünfwertig sind, sodann Sauerstoff und seine Homologe, die zwei- und sechswertig sind, sehließlich Fluor und seine Homologe, die ein- und siebenwertig sind, besitzen hiernach eine größere Zahl von che- mischen Valenzen, die sich bei der Kristallbildung betätigen könnten; wir hätten hohe v-Werte und daher auch hohe Schmelzpunkte zu erwarten, wenn diese Elemente beim Schmelzen sich in die Atome spalten würden. Dies ist aber, wie wir wissen, nieht der Fall; Stick- stoff, Sauerstoff usw. liefern beim Schmelzen Doppelatome, Phosphor liefert Moleküle der Formel P,, Schwefel solehe der Formel S,, und vielleicht sind noch komplizierter zusammengesetzte Moleküle in den letzten beiden Fällen im flüssigen Element vorhanden. Beim Schmel- ! Vgl. auch seine von Liegenow diskutierte elektrische Leitfähigkeit. Zeitschr. f. Elektrochem. 4, 515 (1898). 2 Ber. Deutsch. Chem. Ges. 22, 725 (1889). 3 Vol. hiermit auch die bemerkenswerten Ausführungen von W. Bırrz, Zeitschr. f. Elektrochem. 17, 670 (1911). 1170 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1913, zen werden hier also nur Nebenvalenzen gelöst, und so erklärt sich Ü der niedrige Schmelzpunkt der erwähnten Metalloide. Im kristalli- ö sierten Zustande bilden daher bei diesen Elementen höchstwahrschen- ’ lich auch nicht die einzelnen Atome die Raumpunkte des Kristal- gitters, sondern es ist hier z. B. N,, P,, S; usw. anzunehmen. Im Verlauf der Atomwärme muß dies entsprechend dadurch zum Aus druck kommen, daß verschiedenartige v-Werte, wie bei chemischen Verbindungen, anzunehmen sind; dies findet sich sowohl bei rhom- a bischen wie bei monoklinen Schwefel vollkommen bestätigt, und wird von Interesse sein, diese Frage auch bei andern Metalloiden, “ z.B. Phosphor, Brom usw., zu prüfen'. ; Wir gelangen daher zu folgendem Satze: Kristallisierte Elemente a sind als einatomig anzusehen, wenn ihre Atomwärmen nahe den durch die Formel der beiden Verfasser oder den durch die neuere Formel halten; dies wäre nicht möglich, wenn in den Gitterpunkten der be treffenden Kristalle der bisherigen Annahme entsprechend K(Ül- bzw. n NaCl-Moleküle sich befänden; denn dann wäre die notwendige Folge davon, daß wir zwischen den Schwingungen der Moleküle und denen der Atome in den Molekülen, die durch ganz verschiedenartige Kräfte | an ihre Ruhelage gebunden sind, zu unterscheiden hätten, oder & müßte mit anderen Worten der Verlauf der Atomwärmen durch mehr als einen v-Wert auszudrücken sein. Wenn wir uns aber vorstellen daß in den Gitterpunkten des Kristalls abwechselnd positive und gative Ionen sitzen, die nahe gleich schwingen, so wird es vers! lich, daß sich die erwähnten Substanzen praktisch wie einatomige Stoffe verhalten, wie sie auch beim Schmelzen völlig oder wenigstes weitgehend in die Ionen gespalten sind. Die Bedingung, daß Be positiven und negativen Ionen nahe gleiche Schwingungszahlen Br | sitzen, ist übrigens keineswegs immer erfüllt; so haben wir sehr verschiedene Atomgewicht der beiden Ionen bedingt. ! Die an Jod (Nernst, a.a.0. 8. 427) angestellten Messungen dessen an, daß hier mehrere Schwingungen vorhanden sind; doch müßten zur sicheren scheidung noch tiefere Temperaturen herangezogen werden. ?2 Nernst, Theoret. Chem. VH. Aufl., S. 299. ° Nersst und Linpexann, Zeitschr. f. Elektrochem. 18, 817 (191 1). Nernsr u. F. A. Livoemann: Untersuchungen über die spec. Wärme. VI. 1171 Eine eingehende theoretische Untersuchung des optischen Ver- haltens eines Gebildes, wie wir es eben charakterisiert haben, wäre von hohem Interesse, weil so eine direkte experimentelle Prüfung der Desyeschen Auffassung und vielleicht auch ein tieferer Einblick in den wirklichen Schwingungszustand ermöglicht würde. Soweit es sich bis jetzt übersehen läßt, sind im großen und ganzen die Rußenxs- schen Messungen der Absorption von KCl und NaCl mit der erwähnten Auffassung nicht unverträglich, wenn man berücksichtigt, daß immer nur ein Teil der möglichen langsamen Schwingungen sich optisch be- merkbar machen kann. 1172 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1913, Untersuchungen über die spezifische Wärme, VIL Zur Berechnung chemischer Affinitäten. | Von W. Nernst. (Aus dem Physikalisch-Chemischen Institut der Universität Berlin.) Wie in der vorhergehenden Arbeit gezeigt wurde, schließt sich bei tieferen Temperaturen die neue Formel von Degve erheblich besser als die früher von Lıwpemann und mir benutzte Gleichung. Da letztere bei der Berechnung zahlreicher chemischer Gleichgewichte verwendet worden ist, auch Tabellen zur bequemeren Benutzung der erwähnt Formel vorhanden sind', so entsteht die Frage, inwieweit hier Korrektur anzubringen ist. | Zur Berechnung der Affinität A aus Wärmetönung U (oder umge kehrt) haben wir die Gleichungen z dA a 2 0, ed (4) amt 4 ur: T (5) A=—T ni dT Be Az T: M Von vornherein ist klar, daß für die Bereehnung der U- eine merkliche Änderung nicht eintreten kann; denn die Abweichun zwischen den beiden Formeln (2) und (3) der vorstehenden * liegen in Gebieten, in denen die Atomwärmen bereits sehr kleine träge angenommen haben, und es kann daher keinen wese ” Unterschied machen, ob man den Energieinhalt (worauf es bei Festlegung der U-Kurve allein ankommt) nach der alten © neuen Formel berechnet. Anders liegt die Frage betreffs des der A-Kurven; hier macht sich eine kleine Änderung im Ve U-Kurve bei sehr tiefen Temperaturen auf die durch die Gl dA _A—U 1 a mai 0 .. F. Portrrzer, Berechnung chemischer Affinitäten nach dem Name Wärmetheorem (Stuttgart 1912). | Nernst: Untersuchungen über die specifische Wärme. VI. 1173 gegebene Richtung der A-Kurve schon stärker geltend, und wenn auch eine einfache Überschlagsrechnung erkennen läßt, daß es sich keines- wegs um große Einflüsse handeln kann, so erschien doch eine Prüfung nach dem Betrage dieser Einflüsse notwendig. Nach Desye gilt die Formel: Rn C 3% er (6) = rlo.+ er: = ln. Eine Reihenentwicklung liefert (vgl. Gleichung 3): 4 77-94 ee 1 3 6 6 T— .7 350 z ae Be a E 75 | je in 2 (ra trst ne) Die Integration nach (5) bietet keine Schwierigkeiten; mit Hilfe der bekannten Rekursionsformel findet man leicht 2.1646 BR DE SL Ken N on" ie e a F =) en Führt man in (7) Gleichung (3) ein, so findet man C & " a ge EEE i ) Y i (8) “. Gene —) ; : C C welche Formel erheblich bequemer wird als (7), wenn für 7; Bella TE Werte berechnet sind, wie durch Desve (a. a.0. S.803) und aus- führlicher in Tabelle I des Anhangs geschehen. Hr. ScuwarzschiLn teilte mir freundlich mit, daß sich A auch in geschlossener Form darstellen lasse: x I (9) A=—9R = TE In(1 m) T; dieser Ausdruck ergibt sich übrigens aus (8), wenn man die Be- ziehung benutzt i ’ — In(1—y) EN ee _ - 3 und = y=e setzt. Sitzungsberichte 1912. us 1174 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1912, In Tabelle II des Anhangs findet man eine Anzahl Werte des Gleichung (6) mit 7 multiplizierten Faktors berechnet; in Tabelle sind die entsprechenden Rechnungen nach Gleichung (7) durchgefüh in beiden Fällen sind die Differenzen gegen die entsprechenden Tabellen der Monographie Poruitzers verzeichnet. Man überzeugt sich leicht, daß man die alten ausführlicheren Tabellen bequem beibehalten kan und nur die entsprechenden relativ kleinen Korrekturen den neuen Tabellen zu entnehmen braucht. Dem Umstande entsprechend, daß bei Werten unterhalb =1 die nach Formeln (2) und (3) berechneten Atomwärmen praktisch iden- tisch sind, finden wir in der Tabelle III hier konstante Differenzen Bei Berechnung von Dampfdruckformeln werden sich, wenn man, von hohen Temperaturen ausgehend, mit Hilfe der spezifischen Wärmen Dampfdrucke bei sehr tiefen Temperaturen berechnet, merk liche Unterschiede ergeben; bei der Berechnung chemischer Affinitäten von kondensierten Systemen sind wohl bei allen Temperaturen (vielleic ganz extreme Fälle ausgenommen) die Differenzen praktisch belanglos. Keines der von Hrn. Portitzer in seiner obenerwähnten Monograp besprochenen Beispiele würde merklich berührt werden, wenn man den Verlauf der Atomwärme nach der Formel von Desyr anstatt nacı der von Linpemass und mir angegebenen Formel berechnen würde. Als Beleg ist im folgenden der von U. Fıscner' sehr eingehend und genau untersuchte Fall der Bildung des Jodsilbers neu berechnet worden. Hier war U= 15166+T-$, F, (7)+ Zar: Am 18106 T%, F, (7) _ ae in der folgenden Tabelle befinden sich unter U, und A, die mit Ve wendung der alten Funktionen, unter U, und A, die mit Verwe der neuen Funktionen berechneten Werte verzeichnet; darin Si Pv-Werte im ersten Falle wie früher für Jod zu 98, für Silber zu z — ‘ Zeitschr. anorg. Chemie 50 41 (1912). 1175 überhaupt nur von kleinem Einfluß ist, ändert sich natürlich nichts, Nernst: Untersuchungen über die specifische Wärme. VII. und es waren daher die von Hrn. U. Fıscner berechneten Werte beizubehalten. | T U, | 4, U, A, U,—U, 4,4, | | | 20 1.251853 | 15173 15153 | 15173 o 0 40 | 15136 | 15201 15135 | 15202 +1 —ı 60 15124 | 15235 15123 15238 +1 — 3 100 | 15114 15316 15113 15322 +1 —6 180 15101 15477 15099 15489 +2 —ı2 260 15085 | 15650 15086 15669 —1 —ı19 ae nahe 15733 | 15075 | 15762 —29 Anhang. Tabelle I. C, nach Gl. 3. a | | 7 | 0.0 | 0.1 0.2 0.3 | 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1.0 | | | | o | 5.955 | 5:95 | 5:94 | 5:93 | 5-91 | 5-88: | 5.85 | 581 | 577 | 5.73 5.67 ı | 5.670 | 5.61 | 5.54 | 548 | 5.42 18:34: 1,5:26 1518. | 508 | 500 | 491 2 | 4.914 482 | 4.73 | 4.64 4.54 4-437 | 4-34 74241 4.04 | 3.94 3 | 3:94: | 3.84 | 374 | 365 | 3:55 | 345 | 3.36 | 3.27 | 3.18 | 3.09 | 3.00 4 | 2.996 | 2.91 | 2.83 2.75 2.67 2.59 | 2.51 243 | 2-35 Eeed, Keen 5 2.198 | 2.13 | 2.06 2.00 1.94 1.88 1.82 1.76 | 1.70 | 1.64 | 1.58 6 1.58: | 1.53 1:48 1.43 1.38. | 2.4 1.30 1.1.26. 1.1.22 | 1.18 | 1.14 7 1.137 1.102 | 1067 | 1.033 | 1.000 0.968 0.937 | 0.907 | 0.879 | 0.853 | 0.830 8 0.830 | 0.810 | 0.790 | 0.770 | 0.750 | 0.731 | 0.712 | 0.693 | 0.674 | 0.655 | 0.636 9 | 0.636 | 0.617 | 0.598 | 0.579 | 0.560 | 0.541 | 0.523 | 0.505 | 0.487 | 0.469 | 0.451 10 0.451 | 0.435 | 0.421 | 0.409 0.398 | 0.388 | 0.378 0.368 | 0.359 | 0.351 | 0.343 11 0.343 | 0.335 0.327 | 0.319 | 0.311 | 0.303 | 0.295 0.287 | 0.280 | 0.273 9297 12 0.267 | o 261 0.255 | 0.249 | 0.243 | 0.237 | 0.231 | 0.225 | 0.220 | 0.215 | 0.210 13 | 0.210 | 0.205 | 0.200 | 0.196 | 0.192 0.188 | 0.184 | 0.180 | 0.176 | 0.172 | 0.168 14 | 0.168 | 0.164 0.161 | 0.158 | 0.155 | 0.152 | 0.149 | 0.146 0.143 | 0.140 | 0.137 15 0.137 | 0.134 | 0.131 | 0.128 | 0.125 | 0.123 | 0.121 | 0.119 | 0.117 | 0.115 | 0.113 | | | | | | 2 & e| T T 7 16: 1 0.113 21 0.0499 | 26 | 0.0262 17 | 0.094 22 | 0.0433 | 27 | 0.0234 18 | 0.079 23 | 0.0380 | 28 | o.o2ıı 19 | 0.067 24 | 0.0385 | 29 | 0.0189 20 | 0.0579 | 25 | 0.0296 | 30 | 0.0172 1176 Sitzung der physikalisch-mathematischen Classe vom 12. December 1912 Tabelle Il. | U-TU, a, nach Formel (6). 2 U-.0, Alte Formel T ist größer um 0250 | 5.415 +0.001 0.333 | 5.245 +0.001 0.50 | 4913 +0.003 : 0.667 4.596 +0.007 1000 | 4.017 +0.011 : aris. 19.289 +0.017 1.250 | 3.623 +0.015 1.429 | 3.357 +0.023 1.667 3.032 +0.029 2.000 2.6265 +0.0385 2.500 2.1082 +0.0528 3-333 1.4550 +0.070 4.000 1.0819 +0.0721 4:.021 1.0723 +0.0722 5.000 0.7009 +0.0661 6.000 0.463 +0.050 6.667 0.3552 +0.0368 6.90 0.326 +0.032 9.58 0.1347 —0.0129 10.00 0.1151 —0,0128 13.33 0.0489 —0.0199 0.0145 —0.0130 40.00 0.0018 —0.0018 Tabelle II. A— o ee 7 nach Formel (7). ur A—A, | Alte Formel gr ist größer um and 15.92 —0.08 0.6 6.314 —0.075 7 —0.066 1.747 —0.052 Season zun.. F. Freen: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1177 Über den Gebirgsbau des Tauros in seiner Be- deutung für die Beziehungen der europäischen und asiatischen Gebirge. Von Prof. Dr. F. FrecH in Breslau. (Vorgelegt von Hrn. Branca am 28. November 1912 [s. oben S. 1109.) Pr folgenden Darlegungen bilden das Ergebnis wiederholter Rei- sen in den nahen Orient. Im Herbst 1908 begannen meine Arbeiten in Nordalbanien und auf den griechischen Inseln, im folgenden Früh- Jahr und Sommer war das nördliche Anatolien zwischen Edremid und Kerassunt das Ziel meiner Untersuchungen, und ıgıı gelangten — nach einem längeren Aufenthalt in Mittelgriechenland — die Auf- nahmen mit einer bis zum Euphrat ausgedehnten Durehquerung des Tauros und Amanos zu einem hoffentlich nur vorläufigen Abschluß. Der leitende Gesichtspunkt war die Erforschung des Zusammen- hanges zwischen den Gebirgssystemen Südeuropas und Asiens. Die nahen Beziehungen zwischen der inneren (paläozoischen) Zone des Tauros und den schon früher (1897) von mir untersuchten älteren Faltungsketten im russischen Hocharmenien und den persischen Grenz- distrikten erwiesen sich hierbei als besonders bedeutungsvoll. Ebenso sind die Beziehungen zwischen den paläozoischen Bildungen des süd- lichen Anatoliens und den gleich alten Schichten Zentralasiens und Chinas (die ich im Zusammenhang mit der Herausgabe der hinter- lassenen Sammlungen Fern. von Rıcarnorens untersucht habe), ganz unerwartet enge. Die Fragestellung über die Bedeutung des Tauros im Gebirgs- system der Alten Welt lautet etwa folgendermaßen: Bildet der Tauros eine unmittelbare Verbindung zwischen dem iranischen und dem hel- lenischen Gebirge derart, wie die mährischen Flyschhügel von der alpinen Flyschzone zu der karpathischen Sandsteinzone hinüberleiten, oder ist der Tauros ein Glied der asiatischen Gebirge, so, daß sich im Westen Kleinasiens zwei Gebirgssysteme äußerlich berühren wie etwa Vogesen und Jura in der Gegend von Basel? 1178 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912. — Mitth. v. 28. Nov. Übersicht der Gebirgszonen des Tauros. Von Nord nach Süd zeigt der eigentliche Tauros drei bedeutsame Erhebungszonen (I—II), die durch Senken (1, 2) getrennt sind oder durch Glaeis (3) begrenzt werden. Jenseits der Kilikischen Ebene er- hebt sich mit parellelem Streichen der Amanos (V—V]), dessen Falten- züge nach Cypern fortsetzen. \ I. Die innere Zone der jungen lykaonischen Vulkane erstreckt n sich vom Kara-Dagh (zwischen Konia und Eregli), dem Karandja-Dagh ; und Hassan-Dagh bis zum Argäos (Erdjias) bei Kaisarie. = 1. Die Iykaonische Senke mit ihren Salzsteppen undan baufähigen Ebenen umgibt die jungen Vulkane. u II. Die Kappadokische oder Zentralzone des Tauros umfaßt — eine silurisch-devonische, aus bunten Schiefern, Porphyriten, Schal- 4 steintuffen und Diabasen bestehende Unterzone des Kisiltepe (Ha) und IIb die aus Kohlenkalken! zusammengesetzte Haupterhebung des Aidost (über 3600 m, bei Eregli) und des Bulgar-Dagh. “ Regelmäßige, sehr steil aufgerichtete Sättel und Mulden sind für = den Aufbau der Kalkzone bezeichnend, in der untergeordnete Schiefer- i züge auftreten. Von großer Bedeutung ist das Vorkommen gefalteter | Nummulitenkalke bei Bulgar-Maaden. Die geologische (nicht orogta phische) Fortsetzung der Kappadokischen Tauroszone im Osten ist das | ; noch wenig bekannte Kappadokische Devon- und Karbongebirge bi Hadjin mit Höhen bis zu 2400 m. 2 2. Es folgt die von oligozänen Mergeln erfüllte Senke der Kilikischen Tore (oder die Tekir-Senke), ein scharf ausgeprägter — tektonischer Graben, durch den in NNO-Richtung der uralte Saumweg nach Kaisari& führt. Il. Die Kilikische Zone des Tauros (Hadjin-Dagh-Ak-Dagb Ala-Dagh) besteht aus massigen oder wohlgeschichteten Kalken der Ober- kreide, die im Ala-Dagh” an Höhe der Zentralzone nahekommen. Mit R NO-Streichen sind am Kerkun- und Yoksun-Tsehai mächtige Serpentin- und Hypersthenitmassen entwickelt, die mit roten und grauen Schiefem verbunden sind. In beiden treten Kalksteinlagerungen auf. Die gro 5 . und die kleine Tschakyt-Schlucht, denen die Trasse der Bagdadbahn : folgt, sind in die mächtigen Kalke eingeschnitten, während der Paßvn Gülek-boghas (die alten Pylae Ciliciae) in grauem Kohlenkalk liegt. . i Visekalke mit Davisiella comoides und Spirifer bisulcatus bei Belemedik. re Über 3000 m; es liegen auf der Kırprrrschen Karte nur Höhenschätz! vor, die ich nach Beobachtung aus der Ferne eher für zu gering als für übertriel halten möchte. i F. Freer: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1179 gewaltige Kalkmasse des Ala-Dagh besteht — wie die Südtiroler Dolo- miten oder die Kiona in Griechenland — aus flachlagernden Kalken. 3. Das Glacis des Tauros besteht im wesentlichen aus unter- miozänen marinen Kalken, die besonders in der Kilikischen Traeheotis entwickelt sind; diese jungen Gebilde steigen nach Scnarrer bis 2300 m an und senken sich in flacher Neigung zu der Küstenebene; die Kalke wechseln mit Tonen und Mergeln. IV. Der Anti-Tauros und die paläozoische Kilikische Klip- penregion bestelit (nach Scnarrer) aus Fragmenten von NO-SW streichenden Gebirgszügen, die zum Teil unter den miozänen Kalken des Taurosglaeis sichtbar sind, zum Teil aber aus der Küstenebene selbst emportauchen. (Inwieweit sich der Anti-Tauros als die Fortsetzung der kappadokischen Kohlenkalke [IIb] mit den gleich alten kilikischen Klip- penkalken vereinigt, müssen spätere Untersuchungen lehren.) Das Alter dieser paläozoischen, meist stark metamorphen, NO-SW bis N-S streichenden Kalke dürfte wohl ausnahmslos das gleiche sein, wie das der Unterlage des Kilikischen Tauros, d. h. es dürfte dem Kohlenkalk entsprechen. Im südlichen Kilikischen Tauros bei Yer-Köprü, d.h. an der natürlichen Brücke des Tschakyt, konnte ich in sandigen Kalkschiefern die reiche Fauna der Stufe des Spirifer tornacensis nach- weisen, die von mächtigen unterkarbonischen Dolomiten überlagert wird. Weiter nördlich fand sich bei Belemedik in reinen bläulichen Kalken die Tierwelt der Visestufe mit Davisiella comoides, Spirifer bisul- catus und rotundatus. Viel weiter östlich traf Scnarrer im Anti-Tauros oberdevonische Mergelkalke mit Spirifer Verneuili und Phillipstraea (zwischen Felke und Hadjin) sowie untersilurische Schiefer. Der Kappadokische Tauros streicht — ebenso wie die paläozoische Unterlage des Kilikischen Tauros, des Amanos (V) und des Anti-Tauros (IV) in nordöstlicher Richtung quer über den Osten der Halbinsel bis zu den Araxesketten, wo ich dieselben Formationen wie im Tauros feststellen konnte. N, er Amanos oder Giaur-Dagh erhebt sich im Süden der Kilikischen Ebene bis über 2300 m und besteht in seinem Kern eben- falls aus paläozoischen Schichten. Die mächtigen Schiefer, welche der 5 km lange Tunnel von Bagtsche durchbohrt, umschließen quarzitische Züge, aus denen ich einen Trilobiten (Acaste sp.) sowie die bezeich- nenden Kriechspuren des untersilurischen armorikanischen Sandsteins von Nord- und Südfrankreich bestimmen konnte (Cruziana oder Fraena). Die mehr als 2300 m messende höchste Erhebung des Dül-Dül- Dagh bildet eine nach Süden zu überkippte Falte und besteht aus fossilleeren Kalken, deren Alter ebenfalls unterkarbonisch sein könnte. 1180 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dee. 1912. — Mitth. v. 28. Nov. Ausgedehnter als das Paläozoikum sind im Giaur-Dagh Kalke der Oberkreide und Nummulitenkalke sowie grüne Tiefengesteim (Hypersthenite, Gabbros und Serpentine). Die Gesteine des Giaur-Dagh haben also die nächste Verwandtschaft mit denen des Kilikische Tauros. Auch hier bezeichnet die stärkere Dislokation des Paläozoikums eine ältere Faltungsphase. Auf dem kilikischen Abhang des Amanos greifen mediterrane Konglomerate, Austernbänke und Korallenkalke buchtartig in das ältere Gebirge ein; auch dies marine Mioecän i noch durchweg gefaltet. . Die Grenze zwischen dem Giaur-Dagh und dem Kurden gebirge (Kurd-Dagh) bildet der N-S streichende Graben des Ghäb der die Fortsetzung des großen Syrischen Grabens, der Bikäa, dar- stellt. Der Boden der Senke ist fast ganz mit Eruptivgesteinen füllt, deren älteste zwischen Islaye und Karababa aus jungtertiären oder quartären Vulkanruinen bestehen. Die jüngsten Lavadeeken zwischen Ekbes und Karababa zeigen die Oberfläche der Fladenlava, frische Lavaspalten und kleine Explosionstrichter; sie machen den Eindruck, als ob ihr letzter Ausbruch noch der historischen Zeit a0 VI. Das Kurdengebirge (Kurd-Dagh) besteht wie die jüngeren Teile des Giaur-Dagh aus Oberkreide (besonders mit Gryphaea vesicular Janira und anderen Zweischalern) und aus Serpentinmassen. Die in der Nähe des Ghäb noch ausgeprägte Faltung nimmt nach Süden j mehr ab, so daß die Grenze der taurischen Falten und des indoafrik deutet im eigentlichen Tauros (I—IV) die ungestörte Lagerung 4 Terrassensehotter der Pluvialperiode auf das Fehlen stärkerer scher Bewegungen hin. Auch die gute Erhaltung mittelalte i und antiker Ruinen berechtigt hier (d.h. in den Zonen I—IV) gleichen Schlusse. Die Gebirgsgeschichte des Tauros zeigt etwa die folgenden Hauptzüge: 1. Ablagerungen mächtiger jungpaläozoischer Kalke die der Bildung mächtiger Schiefer- und Grünsteinlager W F. Frecn: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1181 einem einheitlichen Meer (Karbon im ganzen Kappadokien und in Kili- kien, hier und in Ostkappadokien auch Devon') entsprachen. 2. Im älteren Mesozoikum” oder am Schluß des Paläozoikums erfolgt die erste Faltung” des Tauros und Anti-Tauros. Im ersteren herrscht nordöstliches und nordnordöstliches, im letzteren nordnord- östliches bis nordsüdliches Streiehen. Das nordöstliche Streichen weist auf die etwa gleichalten Faltungsketten am Araxes und in Nordpersien hin. Starke Aufrichtung aller älteren Eruptiva und Sedimentschichten nebst teilweiser Umwandlung (Marmorisierung). 3. In der Oberkreide mächtige marine Kalk- und auch Schiefer- bildung in einer dem alten Streichen ungefähr folgenden Geosynkline, d.h. in der heutigen Kilikischen Tauros-Zone. Mitteleozän: Trans- gression des Nummulitenkalks in dem weiten Gebiet zwischen Tauros und Araxas. Später — wohl im Obereozän — Intrusionen des mäch- tigen Gabbros des Kysyl-Dagh in diese Kalke. Wahrscheinlich im älteren Oligozän Trockenlegung (und zweite Faltung?) des gesamten Tauros-Gebirges. 5. Im oberen Oligozän: Einbruch des nordnordöstlich in der Richtung auf Kaisarie streichenden, sehr ausgedehnten Tekir-Grabens auf der Grenze der Kappadokischen und Kilikischen Zone; Ausfüllung durch kontinentale Mergel, Konglomerate und Braunkohlen. 6. Im unteren Miozän: mariner Einbruch (der I. Mediterran- stufe), der Kilikien fast ganz (bis in die Gegend von Bagtsche) be- deekt und ferner im Westen (in der kilikischen Tracheotis) bis 15 km südlich von Karaman reicht. 7. Im Obermiozän (oder im Beginn des Pliozäns) erfolgt die letzte (dritte) Gebirgsfaltung, verbunden mit starken Dislokationen der Süßwassermergel der Tekir-Senke sowie einer bis 2300 m am Düm- belek-Paß steigenden Hebung der untermiozänen marinen Kalke. Irgend- welche Anzeichen von kleineren oder größeren Unterschiebungen fehlen. 8. Pluvialperiode: Bildung der mächtigen roten Tekir-Nagel- fluh und der darunterlagernden Schotter in einer, den heutigen Ge- birgsformen genau entsprechenden Höhenlage; Aufhören aller tekto- nischen Bewegungen von der zweiten Hälfte der Quartärperiode an — wahrscheinlich aber schon früher. 2 ! In einer an Hocharmenien (Araxes) erinnernden Entwicklung; wahrscheinlich bestand direkte Meeresverbindung mit dem Armenischen und weiterhin dem Nord- persischen Meer. ?2 Trias und Jura sind bisher im südöstlichen Kleinasien ebenso unbekannt wie ÖOberkarbon und Dyas. Die Zeit der ersten Faltung ist also nicht genau be- stimmbar, 1182 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912. — Mitth. v. 28. Nov. Vergleich des Tauros mit den armenischen und südiranischen = Gebirgen. 2 Die eingehende Kenntnis des taurischen Gebirgbaus, welehe uns durch die tief eingreifenden Erosionsschluchten vermittelt wird, macht dieses Gebirge zum Ausgangspunkt weiterer Vergleichungen und Ä stattet eine schärfere Definition seiner Stellung in dem Gebirgssystem Eurasiens. Nur bei einer äußerlichen Betrachtung bildet der Kiliki- sche Tauros den Übergang zwischen den griechischen Hochgebi und den das iranische Hochland im Süden begrenzenden Zagros ketten. Die nördliche kappadokische Zone leitet dagegen zweite: los zu den Araxesketten und weiter zu den nordpersischen Gebirg hinüber. Auch in der Schichtenfolge ist diese Beziehung der beiden Teile des Tauros unverkennbar. Die Unabhängigkeit der paläozoi schen (oder kappadokischen) Gesteine von den jüngeren kilikischen gibt sich nicht nur aus der deutlichen Diskordanz, deren Faltun vorgänge dem jüngsten Palaeozoikum oder der älteren mesozoischeu Zeit angehören, sondern vor allem auch aus der Faltungsrichtung- Die paläozoischen Klippen in Kilikien zeigen rein meridionale oder NNO-Richtung, d.h. eine in den jüngeren Gesteinen niemals vorkom- mende Orientierung. Nur lokal — zwischen Tosun Ali und Ak prü — sind auch ältere Gesteine in eine ONO- bis O-Richtung u gebogen. Im allgemeinen weist die Streichriehtung der paläozoise Sedimente auf alte nach Hocharmenien hinüber streichende Gebi ketten. Anderseits ist die Verschiedenheit des Tauros von den gebirgen Ostgriechenlands recht erheblich; denn hier haben WT vor allem mit einer vollständig entwickelten mesozoischen Serie karbon oder Dyas bis Unterkreide) zu tun, deren Ablagerunge! Tauros gänzlich fehlen. Diese bedeutende Lückenhaftigkeit ist haupt einer der auffallendsten Züge des taurischen Systems. man doch bisher an, daß die jungen Hochgebirge sich von älte Rumpfgebirgen durch die Vollständigkeit der geologischen Überlieter unterscheiden. Der Tauros bildet also in seiner geologischen ı lieferung ein Ding für sich. In allen übrigen Merkmalen des Gebt systems sind die Beziehungen zu den asiatischen Hochgebirge! Himalaya-Typus unverkennbar, während im Vergleich mit der. wickelung alpiner und hellenischer Gebirge fast nur Verschieden vorhanden sind: E 1. Zunächst ist die Bewegung der jüngeren Faltung wie südiranischen Gebirgen und dem Himalaya nach Süden gewandt. Konkavität der Gebirgsbogen richtet sich nordwärts, WO ein 0 F. Freou: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1183 Massiv den Kern für die Umlagerung durch jüngere Ketten bildet. In all den genannten asiatischen Gebirgen finden sich demnach Ab- sätze älterer Perioden im Norden; nach Süden zu schließen sich immer Jüngere Formationen an. | 2. Auch die Ausgestaltung der Faltung selbst ist im Tauros der Himalaya-Entwicklung genährt. Wie die schönen Photogra- phien Griessacns zeigen, haben wir es im Himalaya vorwiegend mit stehenden aufgerichteten Falten, nur selten mit überkippten Sätteln, nie- mals aber mit großen Überschiebungen' zu tun. Das gleiche gilt für das taurische Gebirgssystem. In der Kappadokischen Zone konnte ich über- haupt nur steilstehende eng zusammengedrängte Felsen beobachten, und zwar zeigt die Tiefe der Tschakytschlucht genau das gleiche tektonische Bild wie die Gipfel und Kämme im Bulgar- und Karendja-Dagh. Nur im Amanos ist die Haupterhebung des großen Dül-Dül durch eine südwärts überkippte steile Falte ausgezeichnet, die dem bekannten von E. Surss? wiedergebenen Bilde des Mamrang-Passes aus dem Himalaya gleicht, jedoch fehlen auch hier wirkliche Überschiebungen vollkommen. Von den Überschiebungsphänomenen des alpinen Baues ist dem- nach weder im Amanos noch im Tauros eine Spur wahrzunehmen. Die Reihenfolge der Formationen ist vielmehr durchweg normal: je tiefer man in die eingerissenen Erosionsschluchten hinabsteigt, um so höher wird das Alter der aufgeschlossenen Schichten. Das Vorkommen des Eozäns am Fuße des Bulgar-Dagh beruht auf der eozänen Trans- gression, deren Reste von Kaisarie bis Hocharmenien und dann noch weiter östlich reichten. Auch das Verhalten der jüngeren Eruptivgesteine im tau- rischen System ist durchaus eigenartig. Zwar liegt die Serie der innertaurischen Vulkane zwischen dem Argäos und Kara-Dagh auf der konkaven Seite des Gebirges und erinnert somit bei oberflächlicher Betrachtung an das Verhältnis zwischen kampanischen und latinischen Vulkanen einerseits und den Apenninen anderseits. Doch ist die Ähn- lichkeit rein äußerlich, denn die italienischen Vulkane liegen am Rande des großen tyrrhenischen Senkungsfeldes, während die lykaonischen Vulkane etwa die Grenze der ungebrochenen anatolischen Masse und der taurischen Faltenketten bezeichnen. Die alten silurischen Porphy- rite der Kappadokischen Zone zeigen nur in der zentralen Erhebung des Tauros starke Faltungsphänomene, während nördlich und südlich kaum eine tektonische Einwirkung sichtbar ist. ! Die Deutung der tibetischen Klippen als Überschiebungsklippen wird von C. Diener auf Grund sorgfältiger Untersuchung des Gebirges abgelehnt. ? Antlitz der Erde I S. 146. 1184 Sitzung der’ phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912. — Mitth. v. 28, Nov, 2 Daß auf der Südseite das taurische Gebirgssystem an die uralte indoafrikanische Tafel angrenzt, dürfte die Lückenhaftigkeit se mesozoischen Altersfolge erklärlich machen; ist doch gerade die iı afrikanische Masse durch die Kontinentalentwicklung des größten Tail der mesozoischen Ära gekennzeichnet. a Auch in der jüngsten geologischen Vergangenheit macht sich d Eingreifen des meridionalen Bruchsystems geltend. Bis Marrasch reie die nördliche Fortsetzung des großen Syrischen Grabens, und nurder südliche Teil des taurischen Systems wird noch von den Ausläu der syrischen Erdbeben erreicht. Fassen wir zusammen: die Gesamtentwicklung des Gebirgsb erinnert im Tauros an die jüngeren asiatischen Hochgebirge, sowohl gegenüber den Alpen wie gegenüber Griechenland eine geprägte Verschiedenheit besteht. Abgesehen von dem Fehlen Überschiebungen sind sowohl die griechischen wie die alpinen Geb ketten durch vollständige Entwicklung der mesozoischen Serie, besondere der Trias, gekennzeichnet, deren Auffindung im Hin stets als wiehtige Übereinstimmung des höchsten europäischen des höchsten asiatischen Gebirges angesehen wurde. Die Lückenh: keit der geologischen Überlieferung, die im Tauros durch unzweide versteinerungsreiche Aufschlüsse gewährleistet wird, verleiht diesem Hochgebirge einen eigentümlichen Charakter, der um 504 fälliger ist, als am westlichen und am östlichen Ende des eurasiatis Gebirgssystems die mesozoische Formationsreihe vollständig entW ist. Abgesehen von dieser Eigenart gehört das taurische System tektonisch zu Asien, nur zum Teil machen sich afrikanische A in den meridionalen Brüchen geltend. vr Der Tauros und die Gebirge im Bereiche der Ägäis. Die Frage des Zusammenhanges der Tauriden mit den @ schen Gebirgen, den Dinariden von E. Surss (besser als Hell zu bezeichnen') erheischt eine kurze Übersicht der bisher b Tatsachen. Wir folgen der meisterhaften Übersicht von Ent: (Antlitz der Erde III, S. 400 ff.): »In einem großen Teile des südlichen Lykien von den Kalkmassen des Massikytos (Ak-Dagh) über den Susuz-Dagh ' Die Dinariden (d. h. die dalmatinischen Ketten) erreichen ihr Ende albanien bei Skutari. Die weiterhin südöstlich auftretenden Helleniden, und die Olonos-Pindoszone Griechenlands sind nur in ihrem Zusammenhang griechischen Zentralmassiven verständlich, nicht aber als Fortsetzung N Gebirge aufzufassen. | F. Frecn: Über den Gebirgsbau des Tauros n. s. w. 1185 Südküste bei der Insel Kekowa traf Tırrze das übereinstimmende Streichen ONO bis NO (zwischen hor. 3 und vorwaltend 4 bis hor. 5). Vielleicht erfolgt gegen das westliche Ufer des Busens von Adalia eine Aufbeugung dieses Streichens gegen Nord. In diesem Teile Lykiens sind Ablagerungen vom Alter des Schliers oder der zweiten Mediterranstufe zu Höhen von mehr als 4000 Fuß emporgetragen. Das südliche Lykien muß daher dem westlichen oder dinarischen (ägäischen) Bogen zugezählt werden, und demselben Bogen müssen wir nach Bukowskıs Beobachtungen auch die Insel Rhodos hinzufügen. Der kretazische Kalkstein zieht von Kreta durch Kasos und erreicht mit Streichen NO den westlichen Teil von Rhodos. Diese Richtung setzt sich bis zu dem in der Mitte der Nordhälfte von Rhodos ge- legenen H. Elias fort, beugt sich aber hier aus NO gegen OÖ, endlich gegen SO um und erreicht in vielfach verknitterten Schichten mit Streichen SO die Ostküste. Hier scheint also wirklich ein taurisches Bruchstück scharend sich einzuschalten, aber N von H. Elias setzt noch ein Zug mit dem dinarischen Streichen ONO in der Richtung auf das kleinasiatische Festland fort. In Karien sind zuerst die beiden gegen NW streichenden Gneis- züge zu erwähnen, welche PAron beschrieben hat. Der erste bildet den größeren Teil der Halbinsel von Myndos (Halikarnaß); ähnliche Felsarten finden sich gegen NW auf der Insel Patmos und gegen SO im östlichen Teile der Halbinsel von Knidos und werden als die Fortsetzung dieses Zuges angesehen. Der zweite Gneiszug bildet das Latmos-Gebirge (Beschparmak-Dagh). Er ist in dem ersten parallel, beginnt am unteren Mäander und bildet die südliche Wasserscheide dieses Flusses bis gegen Mugla. Dieselbe Richtung gegen NW beherrscht nun weit landeinwärts nach den Beobachtungen Burowskıs den Bau der Gebirge, von dem Baba-Dagh bei Denizlü, in welchem granatführender Glimmerschiefer sichtbar wird, bis zu der langen Antiklinale von Phyllit, welche als der Sultan-Dagh von Akscheher mit ihren SO-Fortsetzungen den westlichen Rand der lykaonischen Ebene bilden. Kalksteine ver- schiedenen Alters bauen den größten Teil dieses Gebietes auf; in eozänen Sedimenten wurden Gerölle von Fusulinenkalk im Norden des Buldur Göl (Buldur-Sees) angetroffen. In Samos ist dagegen die Fortsetzung der karischen Gebirge sichtbar. Granatenführender Glimmerschiefer, begleitet von weißem Marmor, zieht nach den Beobachtungen von Nasse mit Streichen NW in dem ansehnlichen Gebirgszuge Ampelos quer über die Mitte der Insel, und ähnliche Felsarten, begleitet von Serpentin, Diabas und 1186 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912. — Mitth. v. 28. Nov. Porphyr, bilden den Höhenzug Kerki im Westen sowie den flacher Osten der Insel. | Von hier an wendet sich das Streichen gegen N. Die TELLER unternommene Vereinigung der älteren Beobachtungen ı SrtrickLanp und Spratr über die Bucht von Smyrna mit seinen eig Erfahrungen auf der kleinen Inselgruppe der Spalmatori und auf Ch lehrt das Folgende. | Am Berge Tmolus, OSO von Smyrna, treten Tonglimmers hervor, welchen gegen W, am Berge Korax. dunkle braune undg in liche Schiefer mit Sandstein folgen. Grauer Kalkstein mit nahe Streichen bildet die Hauptmasse des Vorgebirges Karaburun, un der W-Seite erscheint als eine breite Zone mit östlicher Neigung gehört der Achse einer Antiklinale von Tonglimmerschiefer an, welehe in nördlicher Richtung zwischen dem Festland und der Insel durehstreicht. Auf Chios findet man zunächst die W-Hälfte diese Antiklinale und dann eine Faltung mit Streichen N-S bis NNO-SM. Die Gesteine der Spalmatori entsprechen wahrscheinlich jenen Tmolus, eine tiefere Serie auf Chios jener des Korax und der W-Seite von Karaburun, die oberen Kalke von Chios aber dem Kalke da Höhe von Karaburun. Innerhalb der unteren Glieder der Schich von Chios, in einem Horizonte, welcher den höheren Teilen der» dimente des Korax entsprechen dürfte, hat Teırrr Kalkstein mit Fur sulinen und Krinoiden gefunden. Zwei Antiklinalen sind daher vorhanden, eine, welche NNO su und am Tmolus bei Smyrna hervortritt, und eine zweite, nO streichende, welche durch die Spalmatori zieht. An diese schl sich die untergeordneten Faltungen von Chios. In den auflagern! Schiehten kennt man bisher Oberkarbon und Kreide. i Der Bau der kleinasiatischen W-Küste ist daher folgender. Von Kreta zieht ein Bogen gegen NO über Kasos’ nach R und trifft daselbst mit einem kürzeren Stücke von NW-Richtung sammen. Der vulkanische Bogen reicht von Santorin bis Nisyros " Im ganzen SW-Teile des Festlandes herrscht Streichen N an die karische Küste und nach Samos; dieses ist der westliche des taurischen Bogens, während bis Samos mit ziemlicher Si der taurische W-Flügel verfolgt wird.« Suzss versucht also lediglich aus den Streichrichtungen der ® ten ihre Zugehörigkeit zu den europäischen (NO-SW streich® und den asiatischen NW-SO streichenden Gebirgssystemen F. Frecn: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1187 stellen. Angesichts des Fehlens anderer Anhaltspunkte war dies seiner- zeit der einzige mögliche Weg. Aber schon das Wiederauftauchen nordöstlich, d.h. europäisch streichender Ketten im südlichen Lykien, welehe durch die gänzliche Umbiegung des Streichens in der Mitte von Rhodos von ihrem angenommenen Ausgange getrennt sind, zeigt die Künstlichkeit einer Konstruktion, für welche die seinerzeit zur Verfügung stehenden Beobachtungen nicht ausreichten. Tatsächlich beweist nun die gänzliche Verschiedenheit aller im W von Kleinasien untersuchten Sedimentschichten von der taurischen Sehiehtenfolge, daß hier kein »taurischer W-Flügel« mehr vorliegen kann: überall herrscht jüngeres Paläozoikum oder Trias, d.h. gerade diejenigen Gesteine, welche der großen Schiehtenunterbrechung des Tauros entsprechen. Karbonisch-dyadische Fusulinenkalke kennen wir von Balia Maaden (Mysien), von Chios, Samos, Kos und (auf sekundärer Lagerstätte) vom Buldur-See (Buldur-Göl) in Karien. Trias verschiede- ner Altersstufen ist — etwa mit Ausnahme von Karien — in den- selben weiten Gebieten nachgewiesen worden. So lüekenhaft diese unsere Kenntnisse immer noch sind, so zeigen sie doch, daß die Sporaden und das ganze westliche Anatolien lediglich eine Fortsetzung der Hellenischen Gebirgszüge (der Helleniden) bildet, die das großenteils versunkene Zentralmassiv der Kykladen und des südlichen Attika mit wechselndem Streichen auf drei Seiten umschlingen. Es ist die stratigraphische Fortsetzung der Hüllschichten des Urgebirges, die nach den Entdeckungen von (. Rexz der Reihe Karbon-Dyas-Trias zu- fallen und besonders versteinerungsreich in der Argolis, auf Hydra und im westlichen Attika entwickelt sind. Auf der westlichsten hellenischen Kykladeninsel Amorgos konnte ich — zusammen mit dem genannten Forscher — Kalke des Karbons und Dolomite der Trias nachweisen, welche mit NO-Streichen den letzten Ausläufer des auf einem vorgelagerten Inselchen Nikuria anstehend gefundenen Naxischen Urgebirges (Glimmerschiefer und Marmor) um- ziehen. Stellen wir uns vor, daß die jungpaläozoischen und triadischen Kalke der südlichen Sporaden einer Rahmenfaltung zwischen dem Kykladischen Urgebirge, den Gneiszügen Kariens und der bis Lesbos fortsetzenden Urgebirgsmasse der Troas unterlegen sind, so erklärt sich der mannigfache Wechsel ihrer Streichrichtungen (s. 0.) in der ein- fachsten Weise. Ob überhaupt eine Fortsetzung der taurischen Falten bis in die Phyllitzüge des Sultan-Dagh bei Konia wahrscheinlich ist oder ob wir es auch hier mit einer selbständigen Auffaltung der randlichen ana- tolischen Zentralmasse zu tun haben, müssen weitere Untersuchungen 1188 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912. — Mitth. v. 28. Nor. entscheiden. Überhaupt bleibt im Süden und Südwesten Anatoliens noch viel zu tun übrig'. u Aber soviel steht fest, daß der eigentliche Tauros der Vereinigungs zone der armenisch-kappadokischen Falten paläozoischen Alters mit den Oberkreidekalken der südiranischen Gebirge entspricht und daß diese vom Untersilur bis zum Kohlenkalk reichenden Sedimente keinerlei Au- läufer bis auf die Westküste Kleinasiens und die Sporaden entsenden. Hier im Westen Anatoliens und auf den vorgelagerten Inseln herrscht in der Schiehtenfolge (wie in der Zusammensetzung der Bevölkerung”) das europäische Element unbedingt vor. | Es liegt nahe, anzunehmen, daß die große anatolische Zentral masse von Ausläufern der taurischen Oberkreidekalke in ähnlicher Weise umschlungen wird, wie jungpaläozoisch-triadische Zonen die Zentral massive der Kykladen und der Troas umgeben. er Unter dieser Voraussetzung würden die Tauriden nicht im Streichen in die Helleniden übergehen, sondern beide Systeme würden sieh an ihrer Außenseite berühren. Die plastische Zone zwischen den karischen Gneisen und dem großen zentralanatolischen Massiv wurde dureh p& rallele jüngere (tertiäre) Faltungszonen ausgefüllt, die teils als Fo setzung der Helleniden, teils als Ausläufer der Tauriden anzusprechen wären. Die Beantwortung der Frage nach dem Ende des Tauros isti Gebiet des alten Lykiens und vor allem in Pamphylien und Pisidien (d.h. im Westen des Wilajets Konia) zu erwarten; dieses letzte Gebiet ist in tektonisch-geologischer Hinsicht sehr wenig bekannt. ° Vergleich des Tauros mit den nordanatolischen Gebirgen. Von großer Bedeutung für die Auffassung des taurischen Geb = systems und seine Stellung in den Faltenzonen der Alten Wels . endlich eine Vergleichung mit den Gebirgszügen im Norden der tolischen Masse. | on: Am schwierigsten dürfte bei der ausgedehnten Bedeckung des . je toliens mit jungtertiären Binnenbildungen und vulkanischen Decken und. ‚A Frage nach der Zusaminensetzung des anatolischen Kernes selbst zu beantworten Es kann sich um eine unmittelbare Fortsetzung der innerkappadokischen p are ana oder um echtes Urgebirge wie in der Troas und in Karien Fr EEE ae des Sultan-Dagh aus Phyllit gewährt gerade hierüber keinen | ne i Diese Übereinstimmung zwischen Gebirgsbau und Ethnologie ng: rt ie Griechen waren von jeher Berg- und Küstenbewohner, während die flache Land bevorzugen. -F. Frec#: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1189 Es besteht zunächst ein Unterschied zwischen den pontischen Ge- birgen östlich und westlich des Halys (Kisil Irmak). Im Westen herrscht Bruchbildung, welche im Bau der Gebirge das jüngere tonangebende Moment bildet und sich noch in den von dem Ägäischen Meer aus- gehenden Grabenbrüchen ausprägt. - In dem: sogenannten ostpontischen Bogen, der tatsächlich eine Bruchscholle darstellt, sind dagegen nur reine Erosionstäler vorhanden. Diese Erosionstäler stehen genau senkrecht auf der regelmäßig ver- laufenden Bruchküste. Sie täuschen durch ihre besonders zwischen Trapezunt und Ordu ausgeprägte Parallelität das Vorhandensein einer Faltungskette vor, von welcher der Gebirgsbau keine Spur aufweist. Noch weit beträchtlicher ist der Unterschied zwischen der nördlichen und südlichen Begrenzung des kleinasiatischen Hochplateaus. In den taurischen Gebirgen besteht — wie erwähnt — die Se- (dimentreihe aus Untersilur (im Amanos), aus ?silurischen Schiefern mit Porphyriten und Tuffen im nördlichen Kappadokischen Tauros, Devon (bei Hadjin und Felk&) und aus dem allgemein verbreiteten Kohlenkalk. Darüber folgt nach einer gewaltigen Diskordanz Zenomanquader und die mächtigen im oberen Teile mit Pläner wechsellagernden Radio- litenkalke. Im Gegensatz zum Tauros sind der Gebirgsbau und. die geologische Entwiekelung im pontischen Gebirge etwa dem der Kar- pathen verwandt. Die gewaltige Lücke des Tauros wird hier durch eine vollständige Serie: die Trias von Ismid, den Lias von Angora (und anderen Vorkommen), Oxford und Unterkreide ausgefüllt. An die Karpathen erinnern auch die Kerngebirge, insbesondere der aus kristallinem -Sehiefer und Granit bestehende Olymp von Brussa. Die jüngeren Formationen der westpontischen Gebirge bestehen aus Ober- kreide (u. a. mit Gosauentwiekelung bei Amassia) und aus Flysch; dar- über lagert Nummulitenkalk, der das letzte marine Formationsglied darstellt und am Ende des Eozäns oder in dem einer Lücke ent- sprechenden Oligozän aufgefaltet wurde. Das westpontische Gebirge lehnt sich im Norden an die aus Urgebirge bestehende rumelische Scholle derart an, daß das Devon des Bosporus den Übergang zwischen Sedimenten und Urgestein darstellt. Der südlichste Ausläufer der rumelischen Masse ist ein weißer, kleinkörniger Granit, der bei Küt- schük Tschekmedje, westlich von Konstantinopel, gebrochen wird. Im östlichen Teile der westpontischen Gebirge, und zwar an der Küste des Schwarzen Meeres zwischen Heraklea und Amastra', wird die paläozoische Schichtenfolge noch durch eine ziemlich vollständige Entwickelung des Karbons ergänzt, das durchweg deutlich gefaltet ist. südlicher gelegenen Amassia zu verwechseln. 99 ! Nicht mit dem viel weit Sitzungsberiehte 1912. 1190 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912. — Mitth. v. 28. Nov. Über Kohlenkalk mit Versteinerungen der Visestufe folgen die k tinentalen flözreichen sudetischen und Saarbrücker Schichten der duktiven Steinkohlenformation in einer an Waldenburg und |! brücken erinnernden Entwickelung; bei Amassia wurde auch Andeutung des kontinentalen Rotliegenden gefunden. Nur an der Küste selbst ist — z.B. bei Songuldak — m: Unterkreide zwischen Staffelbrüchen erhalten. Weiterhin folgt die junge Hauptverwerfung der pontischen Küste. Schiehtentafel des westpontischen Gebirges zwischen Konstantinopel und dem Halys'. Quartär: Terrassenbildungen am Bosporus. Tertiär: Unterpliozän bis Obermiozän: E (Pontische Stufe) Schotterablagerungen im Belgrader Walde bei Therapia, nördlich von Konstantinopel. Obermiozän: een der sarmatischen Stufe im W von Kon- stantinopel. Hauptfaltung der westpontischen Ketten in der jünger eozänen oder oligozänen Zeit. Eozän: Vo In) » 11 ar Ir; Lug letzte M des inneren Kleinasiens bis nach Transkaukasien (ri Hocharmenien verfolgbar. Kreide: Oberkreide: Senon: Obersenon mit Pachydiscus subrobustus bei Eski-Basar ! Dede-dscham& bei Ordu sowie mit Ananchytes und mus auf der Bithynischen Halbinsel. Untersenoner Plänerkalk mit Mieraster cor anguinum bei Basar und Dede-dscham£. Turon: ee (Oberturon) bei Amassia mit 40H antea, Glauconia Kefersteini, Columnastrea striala, ' coenia exsculpta usw i Im übrigen Gebiet Öbekreide als Hippuriten- und Hack kalk entwickelt. Unterkreide: Marin entwickelt z.B. bei Koslu und Songuldak. Jura: : Oberer Jura (Oxford): Mergel und Kalksandstein mit Peltoceras arduennense (nach n’Arcnıac, Leonmarn, Frech) in den Gel Balyk-Kojundii ai Mudurlu, SW und NO von Dogger:: Bisher unbekannt. ' Die vorstehende Tabelle ist auf Gr und der vorliegenden Literatur nauerer Untersuchungen über den Lias und die Gosankreide von Hrn. Dr. unter meiner Leitung zusammengestellt worden. F. Frec#: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1191 Lias: Oberlias: Graugrüner Kalk mit Coeloceras limatum Pomr. bei Kessiktasch (W von Angora). Miittellias: Adnether Fazies im Umfang der mediterranen Zone der Tere- bratula Aspasia bei Kessik-tasch, Merzifoun, Jakadjik. Hierlatzfazies (Brachiopoden und Krinoidenkalke) bei Kessik- tasch und Jakadjik Unterlias: Oxynoticeras-Zone bis Bucklandi-Zone bei Merzifoun. Arieten- kalk bei Kessik-tasch. Lias « und & und Margaritatus- zone bei Jakadjik. Trias: Obertrias: Nicht nachgewiesen. Unt. Muschelkalk: Mit reicher alpiner Zephalopodenfauna (Ceratites af. elegans, Ar we Monophyllites vgl. Suessi Mojs., Beyrichites, Sturia, Spiriferina Menzelii De. var. propontica usw.) am Golf von Ismid er auf der Bythinischen Halbinsel. Werfener Schichten: re Entwicklung mit Gerlos vgl. incurcata Lers My ia 0v Golf von Ismia und auf der Bythinischen Halbinsel. Mittlere u. hs Dyas: Nicht nachgewiesen. Unterrotliegendes: Kontinentale Fazies mit Taeniopteris multinervia Wxıs. im Pon- tischen Ak-Dagh bei Merzifoun. ayrsegen Oberkarbon Zwischen Heraklea und Amastra: Saurbröckaher Stufe: Mit sehr mächtigen Flözen (mit Mariopteris Be it muricata und reicher Flora). Einla en 2. gerungen. Sudetische Stufe: Im oberen Teil flözreich. im unteren flözleer. Unterkarbon (Vise-Stufe): Kohlenkalk bei Songuldak mit Syringopora ramulosa Goldf. Devon: Am Bosporus (Bythin. Halbinsel), Therapia und bei Pera ent- hält: Höheres Dev In einer noch nicht näher untersuchten Entwicklung. Mittlere und ber Coblenzschichten: ; ’ Versteinerungsreich in Europa (Therapia) und Asien (Beikos, Skutari, Tendik). Schieferig-sandige Entwicklung mit Quarzit-Lagern bei Skutari (Bulgurlu)!. Tiefstes Devon: In kalkiger Ausbildung (n. Kesster). Granit: Von unbekannter Altersstellung: Olymp von Brussa und von Kütschük Tschekmedje. Die vorstehende Tabelle enthält eine Zusammenstellung aller im westpontischen Gebirge zwischen Konstantinopel und dem Halys beobachteten Schichten. ! Die Quarzite des Bulgurlu-Berges bei Skutari, welche nach Enoriss, KessLer und Leipnoro das fossilführende Devon unterlagern, haben bisher nur Kriechspuren (Crusiana) geliefert, wie sie sonst — z. B. im Amanos bei Bagtsche — im Untersilur vorkommen. Vgl. Zentralbl. f. Mineralogie 1. Dez. 1912 S. 718 und 1909 S. 653. 099* 1192 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912.’— Mitth. v. 28. Nor. In morphologischer Hinsicht bestehen dieselben Gegen- sätze zwischen den nördlichen und südlichen kleinasiatischen Randgebirgen wie in der erdgeschichtlichen Entwicklung: Der. Norden Kleinasiens enthält ausschließlich Mittelgebirge, in denen nur. hier und da die durch rezente Erdbeben belebte Erosion schroffe Schluchten eingeschnitten hat, die zuweilen an alpine Land- schaften erinnern. l ‘In den taurischen Gebirgen sind dagegen Mittelgebirgsformen auf die alten Schiefergesteine der inneren kappadokischen Zone beschränkt, welche gleichzeitig der Niederschlagsarmut des Anatolischen Hochlandes entspricht. Die zentrale Kalkzone und die zu bedeutenden Höhen aufgewölbten Kreidekalke des Kilikischen Tauros zeigen überall die schroffen Formen des Hochgebirges. Ganz eigenartig ist die Cahon- landschaft am Absturz des Kilikischen Tauros gegen die Ebene. Auch hier. hat die jugendliche Erosion der Küstenflüsse Schluchten und Wände geschaffen, wie wir sie sonst nur im fernen amerikanischen Westen zu finden gewohnt sind. Der Energie der jugendlichen Erosion entspricht die gewaltige Ausdehnung der unablässig in das Meer vor- geschobenen Flußdeltas; doch ist auch hier die bedeutendere Auf- sechüttungsarbeit im Süden geleistet, wo die ganze Kilikische Ebene der in postquartärer Zeit einsetzenden Arbeit der kurzen, aber zur Schneeschmelze überaus wasserreichen Küstenflüsse ihre Entstehung verdankt. er Immerhin zeigen auch im Norden Anatoliens die Deltaebenen des Halys und Iris ein überaus rasches Wachstum; ist doch die Jugend- lichkeit der Küstenbrüche und die hierdurch bedingte gewaltige Arbeit der Erosion der einzige gemeinsame Zug zwischen den sonst grund verschiedenen Küstengebirgen des Nordens und Südens. Die einzige Analogie zwischen westpontischem und taurischm Gebirge besteht darin, daß von innen nach außen immer jünger“ gefaltete Gesteine auf ältere folgen. Diskordant auf allen liegt Al der Propontis sarmatischer Kalk und Ton mit brakischen und Sk wasserkonchylien, während die diskordante Auflagerung im Inner! Anatoliens aus den Kalken, Mergeln, Salzen und Gipsen gleichen Alters: \ besteht, die dem Mio-Pliozän, nicht dem Eozän, entsprechen. 3 Die Analogie der nordpontischen Gebirge mit den Karpathen reicht ® von den granitischen. Kernmassen bis zu der im Innern der ung rischen Ebene ungefaltet lagernden Bedeekung sarmatischer Sehiehten- = Jedoch ist ein direkter Zusammenhang zwischen diesem westpontischen z Gebirge von karpathischem Typus und den eigentlichen karpathischen . Faltenzügen nirgends vorhanden: vielmehr liegt die rumelische Mass? n trennend zwischen beiden. rn u F. Freca: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1193 Dagegen bildet der Tauros in tektonischer Hinsicht einen Aus- läufer der indischen Faltengebirge — speziell des Hindukusch sowie der südpersischen Ketten — und gliedert sich an das in seinem Kern aus Paläozoikum oder Urgestein bestehende anatolische Hochland in ähnlicher Weise an, wie der Himalaya an das ebenfalls in seinem Kern aus Urgebirge und Paläozoikum bestehende Tibetische Hochland. Der Tauros weicht auch darin von den Alpen ab, daß keine Spur von größeren Überschiebungen sichtbar ist; vielmehr zeigt die zentrale, am höchsten aufragende Kette des kappadokischen Tauros sehr steile, vorwiegend senkrecht stehende Falten des Kohlenkalkes und des älteren Paläozoikums. Derselbe Kohlenkalk unterlagert mit ziemlich steiler Sehichtenstellung die Oberkreide der Kilikischen Zone, die in ihren tieferen Teilen etwas gefaltet ist, während nach dem Hangenden zu flache Lagerung folgt. Das teritäre, aus marinem Miozän bestehende Glaeis neigt sich von bedeutenden Höhen zur Kilikischen Ebene hinab, ohne daß eine eigentliche Faltung wahrnehmbar wäre. Schon innerhalb der Kreideschichten macht sich ein Ausklingen der Faltung aus dem Liegenden ins Hangende derart bemerkbar, daß die von zahlreichen Rutschflächen durchsetzten tieferen Schichten noch von der Faltung betroffen sind, während die oberen fast horizontal lagern. Ein direkter Zusammenhang zwischen den europäischen und den asiatischen Faltungsketten ist nach dem Vorangehenden in Anatolien nirgends zu beobachten. Im Süden der Halbinsel legen sich _— wie es scheint — zwei jüngere Gebirgszonen von verschiedener Zu- sammensetzung — eine hellenische und eine taurische — parallel neben- einander. In Nordanatolien wird der westpontische Faltungsbogen im Osten überall durch flachlagerndes Schollenland begrenzt. Hier findet also eine vollkommene Unterbrechung der Faltung statt, und ein gleiches dürfte auch für das der unmittelbaren Untersuchung ent- zogene Einbruchsgebiet des Schwarzen Meeres anzunehmen sein. Die von verschiedenen Seiten geäußerte Annahme, daß der Balkan in der Faltungszone Paphlagoniens wieder auflebe oder fortsetze, ‚hat Epvarn Surss mit guten Gründen widerlegt. Aber auch der von ihm vermutete unmittelbare Zusammenhang zwischen den Krimschen Ge- birgen und dem Balkan ist aus den verschiedensten — tektonischen und stratigraphischen - Gründen unmöglich: : WNW ı. Die Längsrichtung der Krimschen Gebirge ist nach > die des Balkans nach © gerichtet; um beide ineinander übergehen zu lassen, bedürfte es einer recht verwickelten Schleife. 2. Die Sehichtenfolge ist wesentlich verschieden. Im Balkan spielen Werfener Schichten und mächtige mitteltriadische Kalke die 1194 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912. — Mitth. v. 28. Nov. Hauptrolle, die in den krimo-kaukasischen Gebirgen gänzlich fehlen; auch ein Vorkommen der obertriadischen Zlambachschichten (bei Kotel im östlichen Balkan) ist durchaus alpin. Die einzige in der Krim gefundene Andeutung der Trias besteht dagegen in Pseudomonotis- schichten, die wiederum weiter westlich nirgends nachgewiesen sind. 3. Die einander entsprechenden Enden des Balkans und des Krim Gebirges sind durch ausgeprägte Abnahme der Höhe und der Faltung intensität gekennzeichnet und unterscheiden sich dadurch wesentlich von den durch jüngere Brüche getrennten Gebirgsfragmenten der grie- chischen Inseln und Halbinseln. Jede Karte von Hellas zeigt die bedeutenden Höhen, welche die alten Gebirgsfragmente auf den loni- schen Inseln und dem Peloponnes, in Mittelgriechenland und in der Ägäis unmittelbar neben den tief eingebrochenen Gräben erreichen. Man darf also nicht die für Hellas zutreffende Anschauung auf da Pontus übertragen. Noch größere Unterschiede als zwischen Krim und Balkan bestehen hinsichtlich der Sedimente und des Gebirgsbaus zwischen den Krimschen Gebirgen und der räumlich näheren Do- brudscha. | Die als Schollengebirge entwickelten Triasmassen der Dobrudscha mit ihrer rein marinen, von den Werfener Schichten bis zu den ober triadischen Dolomiten reichenden alpinen Entwicklung sind durchaus verschieden von den Krimschen Faltengebirgen, in denen die Trias durch kontinentalen Buntsandstein und pazifische Pseudomonotisschieh- ten vertreten ist. Noch abweichender ist die Unterlage der Trias; sie besteht aus Schwagerinenkalken in der Krim und aus Unterdevol von rheinischem Typus in der Dobrudscha. Es ergibt sich demnach, daß in Nordanatolien die Verbindung 5 zwischen den europäischen und asiatischen Faltungsketten sicher ud im Gebiet des Pontus so gut wie sicher unterbrochen ist. Im | östlichen Kleinasien legen sich die in ihrer stratigraphischen Zusammen setzung, ihrer Faltungsrichtung und ihren Faltungscharakter grund- . verschiedenen Helleniden und Tauriden nebeneinander, gehen nicht ineinander über. Europäische und asiatische Gebirge sind also : an einer ungefähr der Grenze der Kontinente entsprechenden zum j entweder deutlich getrennt oder nur ganz äußerlich verschmolzen. iX BR nirgends ineinander über und können somit nieht mit einem el heitlichen Namen als eurasiatische Gebirge bezeichnet wer Die Bezeichnung müßte auch formell den ausgeprägten Uns . nieden zwischen europäischen und asiatischen Faltung" gebirgen gerecht werden, und nur mit Rücksicht auf die ungefä Gleichzeitigkeit der tertiären F altung könnte man von »europäl . asiatischen« — nicht von eurasiatischen — Faltungszonen sprechet: F. Frecn: Über den Gebirgsbau des Tauros u. s. w. 1195 Auch der Charakter der vulkanischen Erscheinungen ist im Kaukasus, in Hocharmenien und Anatolien wesentlich von dem in Italien und Griechenland beobachteten verschieden. Das die lyka- onischen Vulkanriesen die Innenseite des Tauros begleiten, ist eine rein äußerliche Übereinstimmung. Denn sie entsprechen nicht wie die italienische Vulkanreihe der Grenze zwischen einem Einbruchs- gebiet und den jüngeren Faltungszonen, sondern sind der ungebrochenen alten Hochfläche aufgesetzt. Sie erinnern somit tektonisch und land- schaftlich mehr an die das Coloradoplateau überhöhenden San Fran- eisco Mountains in Arizona als an den Vesuv oder an Santorin. Noch bemerkenswerter ist das Auftreten hoher Vulkane inmitten der jüngeren und älteren Faltungszonen Vorderasiens. Der Elbrus und Kasbek in dem jugendlichen Faltengebirge des Kaukasus, der Demavend in den älteren nordiranischen Ketten, Ararat und Alagös in den paläozoischen Faltungszonen Hocharmeniens entsprechen einem in den Alpen, den Dinariden und Helleniden unbekannten Typus der Vulkane, der seine Hauptentwiekelung in zirkumpazifischen Zerrungs- ketten findet. Allerdings sind in den eigentlichen Taurosketten auf- gesetzte Vulkane nicht bekannt; aber wie oben dargelegt wurde, bilden die hoch isch li hen Ketten die unmittelbare (d. h. ununterbrochene) Fortsetzung des Kappadokischen Tauros. Auch in vulkanologischer Hinsicht sind demnach die vorderasiatischen Hochgebirge verschieden von den europäischen Faltungs- zonen. Ergebnisse. i. Die beiden, durch eine bedeutende Diskordanz getrennten stratigraphischen Hauptgruppen des Tauros entsprechen zwei ver- schiedenen in abweichender Richtung ostwärts streichenden Gebirgs- systemen. Die paläozoische, vom Silur bis Kohlenkalk reichende Hauptzone des kappadokischen Tauros streicht in nordöstlicher Rich- tung durch Hocharmenien nach dem Südufer des Kaspi und bildet weiterhin die Faltungszonen der nördlichen Iranischen Ketten. 2. Die aus Oberkreide und Nummulitenkalk bestehende Jüngere Sehichtenmasse des Kilikischen Tauros und Amanos beschreibt in der Gegend des Euphratdurchbruches einen flachen Bogen, setzt dann nach Südost fort und bildet die Gebirgszonen im Süden des Iranischen Hochlandes. = 3. Die westanatolische Fortsetzung der Tauriden geht nirgends in die griechischen Faltungszonen über, deren Schichtenfolge fast genau der gewaltigen Unterbrechung der taurischen Formationen entspricht. 1196 Sitzung der phys.-math. Classe v. 12. Dec. 1912. — Mitth. v. 28. Nov. Im Königreich Hellas, auf den griechischen Inseln und im ves lichen Kleinasien umfassen dagegen die sedimentären Hüllschicht der Zentralmassive jüngeres Paläozoikum vom Oberkarbon aufwärt Trias, Jura und Unterkreide, d. h. alle im Tauros fehlenden Fo mationen. 4 4. Auch an der Südküste des Pontus fehlt ein Zusammenhan der europäischen und asiatischen Faltungsketten, da an Stelle & früher angenommenen ostpontischen Bogens eine Plateauscholle “ gebildet ist. Der in der Mitte des Schwarzen Meeres angenomme Zusammenhang zwischen dem alten Rumpf der Dobrudscha oder di Jen ‘ Balkan einerseits, dem Kaukasus anderseits steht ebenfalls im Wider spruch mit den stratigraphischen und tektonischen Beobach 5. Ein direktes Übergehen der asiatischen in die europäist ch Faltungsgebirge ist weder in Anatolien noch im pontischen Geb nachweisbar. Der Begrift der »eurasiatischen« Faltungsgebirge k: daher nicht als Bezeichnung einheitlicher, die Kontinente verknüpfen der Gebirgszonen aufrecht erhalten werden. Es besteht nur eine gewisse Übereinstimmung in den Entstehungszeiten der Faltung i Europa und Vorderasien. 6. Auch in der Entwicklung der jüngeren den Hauptfal zügen aufgesetzten Vulkane sind die Gebirge Hocharmeniens, Anato und des Kaukasus von den in Europa bekannten Vulkantypen Y schieden. Aa, am 19. EEE Berlin, gedruckt in der weise oder auch in weiterer Ausführung, in deutscher Sprache veröffentlicht sein oder e eine dem zuwiderlaufende Veröffent- W genommenen wissen- schaftlichen Mittheilung dieselbe anderweitig früher zu veröffentlichen en als ihm diess nach den gel- tenden Rechtsregeln zusteht, so ee er dazu der Ein- willigung der rat laden Gedächtnissreden ae zu veröffentlichen ist den Verfassern unbeschränkt ges Aus $ 21. Die Sitzungsberichte ee in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus $ 22. Jeden Sitzungsbericht ae eine Übersicht über die in der an vorgetragenen wissenschaftlichen Mitthei- lungen die zur Veröfntichung geeigneten ge- schäftlichen Angelegenheit Hinter den Titeln der wissenschaftichn Mittheilungen folgen in dieser Übersicht kurze Inhaltsangaben derselben, welche die Verfasser einreichen, Bar Diese Inhaltsangaben sollen der Regel auf 5 eg Vergergg? beschränken, keinesfalls 10 Zeilen überschr Die nicht in den Bates der Akademie erscheinenden Mittheilungen werden mit vorgesetztem Stern bezeichnet, bei den für die Abhandlungen bestimmten wird »(Abh.) a efügt. Wissen ee gerase ilungen fremder Verfasser en in gm Ber über diejenige Sitzung aufgeführt, lcher deren Peaches in die akademischen Schriften endgültig beschlossen wird. Ar Das Dyen: a einer in r akademischen Sitzung am Don ur Aufn: Fri ie die ns re chte zu- ac Kane ixheiltng, welche am nächsten Donnerstag gedruckt erscheinen Dem muss der Dt jr in der ns bis Freitag 10 Uhr fertig en we werden, mit dem ei ermerk des redigirenden Secretars a den Archivars versehen, für ein späteres Stück Br Gag Dasse a von vorn herein mit Mittheilungen ge- sehehen, > Satz aus u welchen Gründen be- Die re au, Abend die Correeturen die hier ee nden oder wesenden Vakmen, no an die un. welche die Mittheilung TIERE haben, mit r be, dass sie selben am Dienstag Abend wi lassen werde, wünscht jedoch = mit _ wen ‚betzame Person Revision zu lesen, so muss sie die rreetur bereits Dienstag früh an "die ee zuriktet ern. Wird die l von ds damit er trauten Person behalten, so hat üe es zu verantwo wenn die Mistheilung in einem spätern Stück eier. Nach auswärts werden Corree ms: nur auf Verlangen die Verfasser verziehten damit auf Erscheinen u Mittheilung nach acht Tagen. Fremden Verfassern, deren Correeturen erst noch dem er Mitgliede zur Revision unterbreitet werden müssen, kann das Er- scheinen am nächsten Ausgabetage überhanpt ieh zuge- sichert werden. Aus $ 37. Akademie behält sich das Recht vor, von einer ver- Eee Abhandlung eine zweite Auflage zu veranstalten. Abhandlungen. Jahrg. 1910: Physikalisch-mathematische Classe Philos sophisch-historische Classe . Abhandlungen. sr 1911: Physikalisch-mathematische Classe . - - - Philos oe Fresse Ulssse . :...,°* CHULZE, W.: Gedächtnissrede auf Richard ea Runens: Gedachinisssede auf Frie "Er Nase bi ” Laxporr +: Über die ner Einzelne Abhandlungen aus den Jahren 1909, 1910, 1911 und zog Abhandlungen der Akademie. - “ . “ ” ” - ” - ” . ” ” - - » * - ” ” S L.— “ch * - . ” bei ne Umsetzungen” ee N De ie ‚vos S — er au der geschteilichen, Welt e. den Geisteswissenschafen Eiste | Hälfte ; u Di van Narr: Gei Gedächisreie auf Hans Heinrich Landolt IE ELER! 1 „ ek Exoızr — ; een Über den anatomischen Ban der baumartigen (Cyperacee Schoenodendron ä E i Ener. aus Kame x Fe ISCHER: ee auf Se Honrieus at "Hoff. ee ee ee ee Scuvuze, W.: Gedächtnissrede sur ee. ee er a, Hymnen Diad er Ph run eren’ ORF: Zur sprachlichen Gliederung Frankreic A a = han ee he Überlieferung des Galen’schen Commentars um Prorrheticum des Zinner 3% Auf ‚wehe em Wege kamen die " Goidelen vom Continent nach Iand? . Dee‘ Enpuanx: ächtnissrede auf Wilhelm Dilthey ; ; ae e- Heusier: Zum “isländischen Fehdewesen in der * Sturlingenzeit en er K. AsapscHaAntanz: Über die Keris des iksskhichen erregen a N ae I a H. Juszer: Der Auszug der Hathor-Tefnut aus Nubie i F. Freiherr Hırıer von GAERTRINGEn und H. LATTERMAnN: Arkndische F orschungen 5 Ta. Wirsann: Erster vorläufiger Bericht über die von den BRRELE Museen unternommenen % ‚usgrabungen in Samos L. Lic#tesstem: Beweis des Satzes, dass jedes hinreichond kleine, im wenentlichen stetig g0- krümmte, eg enfreie F lächenstück auf e a = er Ebene zusammenhängend und in den kleinsten Theilen ähnlich abgebil Idet Waren ne A. von Le Cog: Türkische Manichaica aus Chotscho. 1. a M.vax Bercnem: Die muslimischen Inschriften von Pergam re M. Lipzsagskı: Phönieische und aramäische aufs ehriften aus Elephantine NN. C. Frank: Zur Entzifferung der altelamischen Inschriften ee F. Scuurruess: Zurufe an Thiere im Arabischen 2 A. Joussen: Die Gesteine der Inseln S. Pietro und $. Antiooo (Sardinien) a Eu: Sitzungsberichte der Akademie. a Sonderabdrucke. |]. Halbjahr 1912. | über die Räthsel 3 Codex Cumanieus (hierzu Taf. I und B: ee BERT: zu den Epitrepontes es Menander . ; N ER: erselag ni mitkeliisches eich auf Brendan den Meerfahrer a a : aus nicht ” . . . - . . “ > . . . . Li »pen- se Wan ee der Sän ethiere | 1. Br du ug i >; a hi ser Ein; Ars Wim das Problem des Stils in der bildenden RL . . . ir ” - . Sonderabdrucke. -H. Halbjahr 1912. ’schen Beweis des Wanrına ns Satzes „an. 29% 1912. LI. SITZUNGSBERICHTE DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. Gesammtsitzung am 19. December. (S. 1197) von Wiramowrrz-MoELtenxDorrr und G. Praumans: Iiaspapyrus P. Morgan (S. 1198) ScrwArzscnmo: Über Spectrographenobjeetive. (Mittheilung aus -der Sitzung der phys.-math. Classe vom 28. November.) 2 Eromasn: Erkennen und Verstehen. (Mittheilung aus der Sitzung der phil.-hist, Classe vom 28. November.) (S. 1240) Druckschriften -Verzeichniss. (8. 1272) — Namenregister. (S. 1318) — Sachregister. (8.1325) MIT TAFEL IX uno X. BERLIN 1912. VERLAG DER KÖNIGLICHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. IN COMMISSION BEI GEORG REIMER. Aus dem Reglement für die Redaetion der akademischen Drucks us $ 1 Die Akademie giebt Ser N 41,1 der Statuten zwei fortlaufende Veröffentlichungen nass » Sitzungsberichte der Königlich I Preussischen Serie der ze. und » emie ‚der Wissenschaften. s $ 2. Jede. zur en in nn eier die Abhandlungen bestimmte Mitthei demischen Sitzung vorgelegt werden, wobei in n der Y Re o 1a _Y e. Nicht- "mitglieder haben hierzu die ihrem " Fache angehörenden erh en zu yr tzen. r aka- 1 8:8. Der Dalang einer aufzunehmenden Mittheilung s . in der Regel in den ee bei Mitgliedern 3 bei Nichtmitgliedern 16 Seiten in der — Sehri der Sitzungsberichte, in den Abhandl 12Druckbogen ungen ee 3 ‚Seiten in der gewöhnlichen Schrift der dieser Grenzen ist nur mit Zn Üb der der GeamncA der betreffenden Classe stai RE ARRE Un ist bei Vorlage der Mitthei are ausdrücklich zu Sollen gs Mitheilung. Abbildungen im Text ae auf ge In beigegeben werde eschnun en, sind es dafür (Zeichnungen, ie ‚werden, so sind die auf Kosten der Akademie wei on Aus ee 6. sich nicht bloss um hg Text handelt, ur reishende Anweisungen für e Anordnung ( es. Sara und die 1 hriften enthalten. Bei Einsendungs remder sin Anweisungen ı dem v itgliede vor Einreichung des M Dasselbe hat sich zu a v seine Mittheilung als vollkommen dru Die erste Correetur ihrer Wiehehuneen buza& n Correetur e diese ers vorlegende Mitglied einzusenden. Die C al = Mögliehkeit nicht ie Berichtigung von Druckfehlen und leichten Schreibversehen hinausgehen. Umfingliee Jorre n Fremder bedürfen der Genehmigung des —n eretars vor der Einsendung an die Drucke die Tislkaer er zur Tragung der enteicheh we verpflicht Be en in die ee AR oder Abhandlung nen wissenschaftlichen ihnen A N ichten werden für die V ie i en Mittheilungen, an Seiten übersteigt, auch f en Buchhandel Sonde ahirucke —_ ellt, die alsbald nach Erscheinen gegeben 5 Vonde elächisreen werden en für den Buec ergestellt, in 1 = Verfasser sie ausdrücklich damit "einverstanden welcher Ai d Akademie 4 ilung ohn n den Sonder abdru RR n Ve erhä hr er, zu anentgeltlicher Verthei exemplare; 1197 SITZUNGSBERICHTE 1m2. LIU. DER KÖNIGLICH PREUSSISCHEN AKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN. 19. December. Gesammtsitzung. Vorsitzender Secretar: Hr. Dier.s. l. Hr. ve Groor las: Über sinologische Seminare und Bi- bliotheken. (Abh.) Eine Arbeitsmethode für sinologische Seminare ist noch nicht aufgestellt worden, doch erscheint ein Entwurf dazu geboten, da die Errichtung solcher Seminare an mehreren Universitäten zu erhoffen ist. Hierbei muss es sich in erster Linie um die Frage handeln, wie eine chinesische Bibliothek einzurichten sei, damit aus ihrer Benutzung möglichste Förderung der Wissenschaft überhaupt erwachse. Auch wird jede Anleitung, welche die planmässige Ansammlung chinesischer Bücher erleichtert, stärker zur Gründung sinologischer Fachbibliotheken anregen. 2. Folgende Druckschriften wurden vorgelegt: Band 20 der 1. Serie der von der Schweizerischen Naturforschenden Gesellschaft unter- nommenen Gesammt-Ausgabe der Werke Leonuarn Evurer's, die von der Akademie durch Subscription auf 40 Exemplare unterstützt wird, enthaltend Abhandlungen Evrer’s zur Theorie der elliptischen Integrale, ner: Caroline. Briefe aus der Frühromantik. Nach G. Warrz ver- mehrt hrsg. von Erıcn Scumivr. Bd. r. 2. Leipzig 1913. .r 1; Me m >> 7 Das correspondirende Mitglied der phys Classe Sir Grorer Howarn Darwın in Cambri ge (England) ist am 7. December und das correspondirende Mitglied der philosophisch- historischen Classe Karı Jusrı in Bonn am 9. December verstorben. Sitzungsberichte 1912. 100 1198 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December, Iliaspapyrus P. Morgan. Von ULrıch von WILAMOWITZ-MOELLENDORFF und Dr. GERHARD PLAUMmAnN. (Vorgelegt am 5. Dezember 1912 [s. oben S. 1141]. Hierzu Taf. IX und X. Die Privatbibliothek des Hrn. J. Pıerpoxnr Morcav in New York be- sitzt ein fast vollständiges Papyrusbuch, vielleicht das umfänglichste, das aus dem Altertum erhalten ist, den zweiten Band einer lliasaus- gabe in drei Bänden aus der Zeit um 300 n. Chr. Über dieses merk- würdige Buch darf im folgenden berichtet werden. Als es im Jahre ıgıı für Hrn. Pırrroxr MorsAan in Ägypten er- worben ward, war es ein Packen zusammenliegender Papyrusblätter; genauere Provenienzangaben fehlen. In diesem Zustande ist.es in die Papyrusabteilung der Kgl. Museen gelangt, damit der Konservator, Hr. H. Isscrer mit seiner unvergleichlichen Sorgfalt und Sachkunde die Reinigung, Glättung und, wo nötig, Zusammenfügung vornähme.; Jetzt liegen die einzelnen Blätter säuberlich und sicher zwischen Glasplatten und werden, ohne zu leiden, auf absehbare Zeit bequem gelesen werden können. Es haben sich aber bei der Zurichtung Zusammenhänge der Blätter ergeben, die gestatten, von der Anlage und dem Aussehen des Buches eine Vorstellung zu gewinnen, obwohl nicht nur der Deckel, sondern auch die äußersten Lagen, also die ersten und letzten Blätter, verloren sind. Es war eben ein ganzer Band, der genau die sechs liasbücher umfaßte, dem also voraussichtlich einer mit zehn (oder zwei mit je fünf) vorherging, einer mit acht folgte. Die Bände gleich diek zu machen, hat man sich ebensowenig wie wir verpflichtet g& fühlt; für die Rollen gilt bekanntlich dasselbe. Das Papyrusbuch hat, wie wir immer deutlicher sehen, in der Kaiserzeit ebenso wie das Pergamentbuch neben der Rolle bestanden: die Rolle war natürlich vornehmer. Von dem Format und der Schrift geben die Tafeln ein völlig genügendes Bild. Die Kunstanstalt Frisch hat durch wieder- holte Versuche erreicht, daß die Schrift im Bilde fast klarer hervor tritt als auf dem Originale. ' 2 i 5 3 | Sitsungsber. d. Berl. da ang In gu r ” . L m 2 U. v. Wilamowitz-Moellendorff und ©. Plaumann lliaspapyrus P. Morgan Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W Sitzungsber. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1912 Tafel *, Tlias P. Morgan S. 62 U. v. Wilamowitz-Moellendorff und O. Plaumanın Iiaspapyrus P. Morgan Lichtdruck von Albert Frisch, Berlin W : : vos Wıramowrrz-MOoELLENDORFF u. G. PLaumann: ]liaspapyrus P. Morgan. 1199 Ein Kenner antiker Bücher wird auf den ersten Blick sehen, daß wir trotz dem stattlichen Aussehen ein gewöhnliches Verkaufsexemplar vor uns haben, von dem wir uns schon darum nicht viel versprechen werden, weil die Revision dureh einen grammatisch gebildeten Korrektor unterblieben ist. Daher ist der Text schlecht, aber einheitlich. Gute Texte von Klassikern haben regelmäßig Korrekturen und Varianten: das erste entspricht den Korrekturen unserer Druckbogen, das zweite zum Teil der Fortpflanzung solcher Fehler und Korrekturen, zum Teil aber den Schwankungen, die durch die schriftliche Überlieferung not- wendig in die Texte kamen, um so mehr, je älter diese waren'. In dem vorliegenden Falle ist die Masse der Fehler, die der mechanische Kopist begangen hat, ungemein groß. Oflenbar hat er beim Ab- schreiben immer einen ganzen Hexameter im Gedächtnis halten wollen, wobei ihm denn oft genug passierte, den Schluß willkürlich zu ent- stellen. So schreibt er z. B. N ı86 am Schlusse apa CTHeOC TIAPA MAZON für marA cTheoc BÄne AoyYPl, 335 AMSIBEBHKEI für Ämel KeneYoovc, 738 MAXEceAI für MAXONTO, 753 EYTocenamynw für Ey Toic’ emıteinw, 765 AAKPY- oentoc für Aarpyocccne, 778 Axaıwmn für ETaipwn, ähnlich N 526, 561, 580, E 106, 201, 331, 356, 402, 439, 444 usw.” Dazu kommen die zahllosen orthographischen Fehler, vornehmlich in der Schreibung der Vokale. Hr. Dr. Praumans, der die entsagende Arbeit nicht gescheut hat, die ganze Handschrift zu vergleichen, berichtet im folgenden über diese Verschreibungen und gibt in der Kollation ausreichende Belege. Es wäre aber verkehrt, wenn man wegen der Masse dieser argen Fehler der Handschrift jeden Wert abstreiten wollte. Freilich kann man sich kaum vorstellen, daß jemand in ihr den Homer gelesen hätte; die stattlicehen Bände waren wohl eher für einen reich gewordenen Mann bestimmt, der nur den Ehrgeiz hatte, in seiner Bibliothek das Schaustück seiner Bildung den Besuchern von außen zu zeigen. Uns ! Falsche Beurteilung dieser Dinge hat öfter dazu geführt, die Korrekturen des Diorthoten als willkürliche Eingriffe eines Lesers zu betrachten, wie denn die Text- kritik überhaupt die Verhältnisse der Renaissancekopien unbedacht auf das Altertum und die ältere Byzantinerzeit übertrug. Die Überschätzung der ersten Hand des Bodlei- anus von Platon, der die zweite in Wahrheit gleichwertig ist, ist ein gutes Beispiel. Von antiken Handschriften, deren Korrekturen ganz verkehrt beurteilt wurden, sei so im Pindar. Und Werke, die von ihrem ersten Erscheinen an unter guter gramma- tischer Kontrolle gestanden haben, . wie die des Kallimachos, sind auch von ihnen frei. Ein so viel von allen Kreisen gelesener Dichter wie Aratos bietet gleich ein anderes Bild. Werke, deren Textgeschichte sich über das Mittelalter nicht zurückverfolgen läßt, gestatten natürlich eine solehe Betrachtung nicht. ee; h werden an sich mögliche Lesungen am Versende diskreditiert, z. B. O 725 &motpynei maxecaceaı (— P 178) für &rrorpynei Kal ÄNürel, O 736 nolrön ÄnAnKOl für AmYnaı. 100* 1200 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. interessiert erst der Text, der sich ergibt, wenn die Schreibfehler abgestreift sind. Dann aber ist er so viel und so wenig wert wie die meisten Homerhandschriften der Kaiserseit, deren Reste die ägyp- tischen Landstädte uns bieten, es sei denn, sie wären von Gram- matikern revidiert und mit gelehrten Scholien versehen. Die gemeine Exegese, die in den D-Scholien und den vielen entsprechenden Papyri vorliegt, bedeutet auch nicht mehr. Als Cureron 1851 den syrischen Palimpsest herausgab, durchaus ein Spezimen solcher Überlieferung, fühlten sich die Philologen enttäuscht, weil er so viel weniger be- deutet als der Venetus A, und es ist begreiflich, daß wir enttäuscht sind, wenn sich auf einem Papyrusfragment wieder nur Iliasverse finden. Und doch ist die Tatsache an sieh schon sehr wichtig, daß die Gram- matik in der Kaiserzeit so viel erreicht hatte, daß die Ilias in dem Versbestande nicht weiter schwankte, als daß Wiederholungen von Versen hier und da immer wieder eindrangen; dafür liefert auch dieses Buch etliche neue Belege, die an sich belanglos sind. Das andere aber ist positiv noch viel wichtiger, daß es im Iliastexte immer noch sehr viele Varianten gab, die wir der Bezeugung nach schlechter- dings als gleichwertig anzusehen haben. Es wird uns immer von Wert ' sein, wie die alexandrinischen Kritiker ausgewählt haben, aber ihre Entscheidung in der Auswahl kann die verworfenen Fassungen nach der Seite ihrer diplomatischen Bezeugung nicht diskreditieren. Sie reden selbst oft genug von den mneioyc KoINÖTEPAI XAPIECTEPAI, und diese Gattung lebt fort und darf nicht unbeachtet bleiben. Da ist es natür lich von Wichtigkeit, wenn Varianten, die sich in unsern mittelalter- lichen Handschriften finden, viele Jahrhunderte früher auftauchen. So notwendig es ist, den Apparat nicht mit all dem orthographischen Quark und den Versehen der einzelnen Schreiber zu belasten (wer das tut, kann nicht verlangen, daß seine Anmerkungen gelesen werden), ebenso notwendig ist es, die wirklichen Varianten dauernd dem Leser vor Augen zu halten, denn sie zeugen für die Unsicherheit des Textes, auch wo wir sie dauernd von diesem ausschließen. So ist denn IN der folgenden Kollation Sperrdruck angewandt, um die Stellen hervor zuheben, von denen der Homerkritiker Notiz nehmen soll. Die Sperrung ist in jedem Falle auf Grund der Vergleichung des übrigen Materials vollzogen; es erschien aber nieht notwendig, davon im einzelnen Rechen schaft zu geben. Bemerkenswert scheint, daß im Gegensatze ZU AB ziemlich häufig die neue Handschrift mit einer oder zweien der alten Florentiner © oder D geht, von denen namentlich D keine geringe Be deutung hat. Daß wir an einer Handschrift, die mehr als fünf Bücher gut wie vollständig gibt, schon darum etwas Merkwürdiges haben, liegt auf der Hand. In der Ilias kommt dem nur der Syrer gleich, in der von Wıramowrrrz-MOELLENDORFF u. G. Praumann: Iliaspapyrus P. Morgan. 1201 Odyssee das große Pergamentbuch der Rylands Library in Manchester, das kaum viel jünger und sehr viel schöner geschrieben ist. Daß sein Text so verschwindend weniges Neue gebracht hat, kann gar nieht hoch genug geschätzt werden. Denn unsere mittelalterliche Über- lieferung der Odyssee ist so jung und so wenig durch Scholien und Zitate kontrolliert, daß man etwas ganz anderes von einem antiken Buche erwarten mußte. Nun sehen wir, daß der Text so fest ist wie bei den Attikern. Er hat also kein längeres Leben im Munde der Rhapsoden durchgemacht. Wie anders steht es in den beiden Werken des Hesiodos: die Jugend unserer Odyssee springt in die Augen. Nur wenige Stellen mögen noch hervorgehoben werden, ein kleiner Rest von vielen zuerst ausnotierten, wo dann die Verweisung auf eine andere Stelle oder auch bloß die Sperrung zu genügen schien. N 107 zweifelt jetzt höchstens ein härtest gesottener Aristarcheer daran, daß Zenodot und Aristophanes richtig nYn a& ExÄc mörIoc geschrieben haben; aber Aristarchs a’exäeen, das er natürlich nicht erfand, sondern vor- . 20g, steht in allen bisher bekannten Handschriften: das richtige taucht in dem Papyrus Morgan auf. OÖ 150 TW AAIZANTE TIETECEHN “|AHN A” TKANON TIOAYTIIAAKA MHTEPA OHPÖN E$PON A’EYPYOTTA KPONIAHN. Der Plural {kanon ist ebensogut wie der Dual ixecenn, den allein die neue Handschrift bietet; er steht £ 283, einer entsprechenden Stelle desselben Dichters. Ohne Zweifel ist er von dort hierherge- kommen, wie dort in einer geringen Handschrift ikanon gesetzt ist. Wir sollen die Differenz gewiß nicht tilgen; aber der Dichter kann sie wohl nicht beabsichtigt haben. 0 125. And men kratöc erscheint für das sonst allgemein überlieferte Kesanfic. Kraröc steht in derselben Wendung 193. Eine gleichgültige, aber auch gleichwertige Variante. Konsequenz erwartet man in solchem Texte nicht, und doch ist mir in einem Punkte eine Spur davon aufgestoßen. Grammatiker und Hand- schriften schwanken, ob adverbiell Änrion Arsen oder persönlich Änrioc Äneen u. dgl. vorzuziehen sei. Die Handschrift gibt die persönliche Form A 219, 553, M44, N 448. A 306 vom Winde, der die Wolken treibt saeeinı AAlaamı TYTITWN. Da hat Nauck eYwn vermutet, &rundlos, wie man zugeben muß. Um so überraschender ist es, daß sich hier ein antikes Buch findet, das AAIAATII 8.ıwn bietet; eyiun wäre ja mindestens so gut wie eYwn. Aber es ist doch nur Blendwerk; auf r und e ist bei einem Ägypter kein Verlaß und auf den Versschluß bei diesem vollends nicht. 1202 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. TT 86 von der Rückgabe der Briseis, wc An... . . TIEPIKANNEA KoY- PHN Ay Artonäccwecın. Unverständlich; dafür hat BEKKER Arroakccwcın kon- jiziert, und daß ihn die Beobachtung nieht zurückhielt, daß im Epos sonst nur das Medium vorkommt, ist bei seinem sicheren Sprachgefühl begreiflich. Nun erhält die Konjektur ein antikes Zeugnis — wenn nicht ein tückischer Zufall spielt. Soviel ist sicher, Glauben wird BEkkEr nur finden, wo er ihn ohne ein solches Zeugnis gefunden hat. Doch nun möge Dr. Praumann das Wort zur Beschreibung der Handschrift und der Mitteilung ihrer Lesungen nehmen. U. von WiLAMmoWITZ- MOELLENDORFF. Das Buch' ist annähernd vollständig erhalten; der Text beginnt mit der fragmentierten Seite 3/4 (die Fragmente jetzt bei Seite 113/4), um dann die Seiten bis S. 108 vollständig zu bieten. Von 8. 109—114 sind Fragmente erhalten. Das ganze Buch ist in einer Lage, nicht, wie heute üblich, in Einzellagen geheftet. Die auf einem Blatte stehen- den Seiten 61—64 bilden die Mitte und von dort aus standen dann immer die korrespondierenden Seiten 59/60 und 65/6, 57/8 und 67/8 usf. auf einem Blatte. Erhalten war dieser Zusammenhang zwar nur bei den innersten etwa sechs Blättern; aber die Prüfung der Bruch- ränder durch Hrn. Isscner ergab, daß durchweg diese Ordnung voraus- zusetzen und mit einem Einkleben von Einzelseiten, wie es nach seiner Mitteilung in andern Papyrusbüchern vorkommt, nicht zu rechnen ist”. Danach hat also Seite ı/2 mit 123/24 zusammen auf dem äußersten Blatte gestanden. Leider fehlt dieses ebenso wie die weiteren Um- hüllungen, etwa Schutz- und Titelblatt, Buchdeckel (s. darüber IsscHeß, Amtliche Berichte aus den Kgl. Kunstsammlungen Nov. 1911) usW, so daß wir in diesem Punkte leider nichts zulernen. Bedauerlich ist vor allem, daß wir nicht erfahren, in welcher Weise der Titel des Werkes angegeben war. Mit der äußeren Bestimmung des Umfanges geht die inhaltliche bestens zusammen. Die erste vollständig erhaltene Seite 5 beginnt mit Buch XI, 131. Da im ersten Teile der Handschrift 32 bis 33 Verse auf der Seite stehen, so kommen wir mit S. ı genau auf den Anfang von Buch XI. Auch am Schluß geht die Rechnung glatt auf. De letzte erhaltene Seite ı ı4 endigt mit Buch XVI, 499. Es sind bis zum mutmaßlichen Ende der Handschrift (S. 1ı23/4) noch 10 Seiten, bis zum Ende von Buch XVI noch 367 Verse; das würde im Dureh- ' Über Papyruskodices s. Scnusarr, Das Buch bei den Griechen und Römern 8. ro1ff. u. 108. 2 Über die Frage der Lagen und das Einkleben von Einzelseiten S- Das Buch bei den Griechen und Römern 8. ı17f. Scnuusarkb von WıLamowıTZz-MOELLENDORFF u. G. Praumann: ]liaspapyrus P. Morgan. 1203 schnitt 37 Verse für die letzten Seiten ergeben, wie ihn die Seiten 105-—-ı10 aufweisen. S. ır1—ı13 haben sogar über 40 Zeilen. Die Handschrift endigte also mit S. 124 beim Ende von Buch XVI, ent- hielt demnach volle sechs Bücher mit insgesamt 4291 Versen. Das ergibt eine merkwürdige Gesamtteilung der ganzen Ilias in drei Bände, Band I = Buch I—X mit 6270 Versen, Band II, der uns vorliegt, = Buch XI—XVI, und endlich Band II = Buch XVII—XXIV mit 5132 Versen. Ein Modell zeigt, daß der einzelne Band keineswegs unhandlich war; er entspricht in Höhe und Dicke etwa dem Band I der GEreKE-NORDEN- schen Einleitung, ist jedoch um 4 em schmäler. Die Maße der einzelnen Seite betragen: in der Höhe 27 em, in der Breite bei den äußeren Seiten 14 em!, nach den Innenblättern zu allmählich abnehmend bis zu 124 cm. Es ist also trotz der Heftung in einer einzigen Lage ein glatter, rechter Buchrand erreicht worden. Die Zeilenzahl beträgt auf größere Strecken im Durchschnitt 31, dann wieder, ebenfalls in einem großen Teile der Handschrift, 34/5 Zeilen; daneben kommen Seiten mit nur 29 und bis zu 42 Zeilen vor. Das Schreibmaterial ist ziemlich minderwertig. Die schlechte Fabrikation zeigt sich z. B. daran, daß in vielen Fällen auf der Verso- seite ein bis zu } cm breiter Faserstreifen unsorgfältig, d. h. nicht parallel zu seinen Nachbarn, aufgelegt ist und so im spitzen Winkel die Seite überquert, ohne übrigens den darübergleitenden Kalamos zu hemmen. Anders die Klebungen, die so unsorgfältig ausgeführt sind, daß der Schreiber in einigen Fällen (z. B. S. 33) eine ganze Seite hin- durch zu einer graphischen Zäsur mitten im Verse gezwungen wurde. Mit der minderen Güte des Papyrus hängt es zusammen, daß zwischen der Rekto- und Versoseite ein starker Unterschied zu spüren ist; man möchte vielfach zunächst an zwei verschiedene Hände glauben. Auch die Schrift des Textes bietet nicht das, was man damals von einem gut ausgestatteten Buch verlangen konnte. Der Schreiber schreibt eine sehr ausgeschriebene, gewandte Hand; aber es ist ledig- lich der Regelmäßigkeit im Gesamtduktus, den durch len Vers ge- botenen Absätzen und der Gleichheit der Zeilenabstände, die ja bei einiger Übung leicht zu erreichen war, zu danken, daß die einzelne Seite im Gesamteindruck angenehm wirkt. Die einzelnen Buchstaben jedoch haben zwar immer dieselben, aber zum überwiegenden Teile ganz die kursiven Formen, die wir aus den gleichzeitigen Urkunden kennen. Im ersten Teile der Handschrift (etwa bis S. 50) hat der Sehreiber an die Buchschrift insofern eine Konzession gemacht, als er die seinem Schrifttypus — davon sogleich — charakteristischen I Siehe dazu Scnusarr, Das Buch bei den Griechen und Römern S. 120. 1204 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. starken Höhenunterschiede zwischen den einzelnen Buchstaben etwas eingeschränkt hat. Dann aber läßt er sich eine lange Strecke weit in dieser Beziehung völlig gehen und kehrt erst von S. ı01 an wieder zu einer kleinen, regelmäßigeren Kursive zurück. Gelegentlich ($. ı11) macht er eine Annäherung an unziale Formung, die uns zeigt, wie hübsch er schreiben konnte, wenn er sich Mühe gab. Die kursiven Partien erleichtern die Datierung des Textes. Sie gehören in jene Entwicklungsreihe einer steilstehenden Schrift, die wir schon aus dem Ende des 2. Jahrhunderts kennen (z. B. Lond. I, P. 345, Atlas Taf. 74, Jahr 193, Lond. I, P. 47, Homer enthaltend, Atlas Taf. 50, 2. Jahrh.), die dann im Anfange des 3. Jahrhunderts als Kanzleischrift bei den Kalligraphen sehr beliebt war und uns in einigen schönen Proben vorliegt. Dazu gehört vor allem die bekannte Original- urkunde aus der Kanzlei des Vizekönigs Subatianus Aquila (Berl. P. 11532 — Fr. Zucker in diesen Sitzungsb. d. Berl. Akad. d. Wiss. 1910 XXXVI= Schusart, Pap. Graecae Taf. 35), etwas kursiver Berl. P. 6925 (= BGU I 106 = Wircken, Chrestom. Nr. 174)'; an Sorgfalt der Sehrift steht diesen Stücken Berl. P. 6972 (= BGU I 296 — Scnusarr, Taf. 322) nahe; dieser Kanzleischrift sind eine ganze Menge von Urkunden des 3. Jahrhunderts verwandt: so die Erlasse Caracallas (Gieß. 40 v.J. 212—215), Lond. II, Pap. 353, Taf. 84 v. J. 221, das Amtsjournal P. Par. 69, Taf. XLV = Wiırcxen, Chrest 41 v.J. 232, P. Flor. 278 (Mitte 3. Jahrh.); weniger sorgfältig, da zum Teil privaten Zwecken dienend, Lond. II, P. 1164e, Taf. 47 v.J.2ı2, P. 1158, Taf. 54/55 v. . 226/227, P. 951 recto Taf. 58 v. J. 249, ferner zahlreiche Stücke der Heroninos korrespondenz (P. Flor. 120. 133. ı41. 180. 189. 202. 220. 226. 234) aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts und P. Berl. 5597 = Wircken, Tafeln zur älteren griechischen Paläographie XIV = BGU 113 = Mirreis, Chrest. Nr. 265 v. J. 289, um vorzugsweise solche Stücke heranzuziehen, die abgesehen von den Grundformen noch das Merkmal der Steilschrift mit unserm Homertext gemein haben. Fortsetzer dieses Schrifttypus aus dem 4. Jahrhundert sind z. B. Lond. II, P. 985 Taf. 78; P. 977, Taf. 69 v.J. 330; P. Thead. ed. Jousver, 24, Taf. ! v. d. 334; mit Neigung zu schräger Lage P. Berl. 7822 = BGU I 405 — Scuusart, Pap. Graee., Taf. 385 v.J. 348, eine Hand, von der die Berliner Papyrussammlung noch eine ganze Anzahl Urkunden be sitzt. — Ordnen wir unseren Homertext in diese Entwicklungsreihe ein, so führt die Verwandtschaft der weniger kursiv geschriebenen Seiten etwa mit Lond. II, P. 932, Taf. 44 v. J. zıı auf das 3- Jahr- ! Die Hand ist, wie auch Hr. Isscaer beobachtet hatte, der des obenerwähnten Statthalteredikts ungemein ähnlich, vielleicht dieselbe. von WILAMOWITZ-MOELLENDORFF u. G. PLAUMANN: Iliaspapyrus P. Morgan. 1205 hundert, die engen Beziehungen der ganz kursiven Teile zu der Hero- ninoskorrespondenz und zu Lond. III, P. 951 reeto Taf. 58 v. J. 249 auf dessen zweite Hälfte. Und da die Handschrift mit ihrer Ver- wandtschaft eher nach den genannten Proben aus dem 4. Jahrhundert (z. B. die Rektoseiten der ersten Hälfte nach P. Berl. 7822 — Scnusarr, Pap. Graec. Taf. 38b) als nach den zahlreichen Urkunden aus dem An- fang des 3. Jahrhunderts tendiert, so wird man den Anfang des 4. Jahrhunderts nicht ausschließen dürfen. Der Text stammt also aus der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts (oder Anfang des 4. Jahrh.). Es bedarf nach diesen Angaben über den Charakter der Schrift kaum noch der Bemerkung, daß Spiritus und Akzente natürlich nicht verwandt worden sind. Was sich von Lesezeichen hie und da findet, hat die Handschrift größtenteils mit den gleichzeitigen Urkunden ge- mein, so die häufige Schreibung i und Y, den Apostroph zwischen Doppelkonsonanten (or’rı XV 156; arrrenoc XV 207; sanar’rac XVI 394, auch anoT'mnzantec XI 468). Über die einzige Abkürzung, die be- gegnet (KkovpH st. Koyen(n) XVI 85; eroneontw st. eroneöntw(n) XIV 217, TANTo 1. mrantwo st. rrÄntw(n) XIV 257, durchweg am Ende des Verses), $. Schupart, Das Buch bei den Griechen und Römern, S. 69. Ausfall von Endvokalen wird, wenn auch inkonsequent, mit Apostroph be- zeichnet, häufig auch falsch (z. B. rwa’ erraroie st. rw ae rräroıe’ XV 154, KEAHBIZEIN St. Keantizein XV 679). lIota adseriptum und Ny ephelky- stikon fehlen meist, und wo sie stehen, ist es meist gerade die un- rechte Stelle. Wir haben demnach kein sorgfältiges Exemplar, dem die Arbeit eines Grammatikers zugute gekommen ist, vor uns, sondern sozusagen eine billige Volksausgabe — an eine Privatabschrift zu denken, verbietet der Gesamteindruck; s. dazu Scuusartr, Das Buch usw. 8. 145 ff. —, eines jener vielen tausend Exemplare, wie sie in das Haus jedes Grie- chisch Redenden als das Minimum von Bibliothek gehörten. Wohl hat ein Korrektor die Arbeit des Schreibers beaufsichtigt; er nahm einen Anlauf, die schlimmsten orthographischen Fehler und sonstigen Versehen herauszukorrigieren sowie Lücken mit einem Zeichen (X) zu versehen und die ausgelassenen Verse über der Seite nachzutragen. Aber deren waren zu viele, und so kam er über das erste in dem Bande enthaltene Buch (XI, die Korrekturen 2. Hd. gehen bis S. 23) nicht hinaus, beschränkte sich vielmehr von dort an auf eine Kontrolle der von dem Schreiber am unteren Rande angegebenen Verssummen der Einzelseite und auf die Numerierung der Seiten am oberen Rande (daß diese von ihm herrührt, ergibt die Handschrift und Fälle wie S. 8, 10, 15 bis 18, 21, wo die Seitenziffer über die von dem Korrektor nachgetragenen Verse, d. h. höher als sonst, gesetzt ist). 1206 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. Die Orthographie des Textes ist so schlecht, daß er geradezu eine Fundgrube für die lautlichen Ähnlichkeiten und daraus folgenden orthographischen Verwechslungen bestimmter Laute in der Aussprache dieser Zeit, der allgemeinen wie speziell der des ägyptischen Dialekts, bildet. Einiges davon muß hier zusammengestellt werden, weil es für die richtige Bewertung mancher Varianten unerläßliche Bedingung ist. Meist sind es bekannte Dinge (s. im allgemeinen Taunus, Die griechische Sprache im Zeitalter des Hellenismus 133 ff. 170ff.). Aus dem Gebiet des Vokalismus ist erwähnenswert, daß unbetontes A, €, 0, |, wohl nur infolge undeutlichen Sprechens, obwohl durch den ägyptischen Voka- lismus begünstigt, häufig durcheinandergeht: nHoc st. nAac XII 273, APTIAEANTA St. -TE XIII 199, eıneri st. einero XV 482, Koınomenoto St. Kı- nymenoio XIV 173, HTHP (spr.: HTer) st. Atop XV 166, renur (spr.: renor) st. rener' XV 669, erezato st. örezaro XIII 183 (190). Daß o und o verwechselt werden, bedarf keiner Belege; häufig werden sie mit oY vertauscht: Torer st. To9 mer XII 256, ovae st. 5 ae XV 442. n geht ebenso häufig unter die i-Laute oı, ı, cı, v (HToı st. Hau XV 222, PHIal0l KPHMNI St. PHIAIH' KPHMNo) XII 54, NHw st. neı® XII 703, Hrrontı st. eimönTı XII 821, coımenin st. cHmaineın XIV 55, oıte st. ef te XIII 492, KAoınanTec St. Kainantec XIII 488, eccHt st. &ccvr’ XIV 519), wie es auf der andern Seite mit aı und e vollkommen durcheinandergeht: xkaısrıönnc, EMINY St. Alteına XII 773, etaıpH st. Ereph XII 382, menaıte st. mainutaı XV 606, TIHAEE St. TIAAHz XV 608, Pınnc st. Pinec XIV 467, Teaeıceaı st. T’AlAEICEE XV 562. Unter den vielen andern absonderlichen Sehreibungen er- wähne ich noch aTe st. a$te XV 370 und nammaka st. naymaxa NV 389 sowie eine in vielen Fällen bezeugte Verwechslung von | und o, z.B. NYNYMNOYC St. nanYmnovc XIII 227, emı ov st. &mi of XIII 542, eızH 1. eızH st. eizw XV 211, sehr häufig ovae st. oi ae XV 8 5, 300 usw., ToY St. roı XIV 340, tu st. roı XVI 206; vielleicht ist auch enke st. aöre XV 310 hierherzustellen. — Aus dem Konsonantismus wäre die sehr häufige Vertauschung von ? und 1 kaum der Erwähnung wert, da auch sonst häufig, wenn nicht hier das Schwanken in der Schreibung auf die lautlich dem griechischen (und ägyptischen) Zungenspitzen-r nahe- stehenden Laute n und a übergegriffen hätte. So wird r nicht allein mit a (epy st. Eau XV 504, non st. ep XV 585), sondern auch mit A (Ienc st.“lanc XIV 157) und mit n vertauscht (Ankı st.”ArHi XV 110, ANAZAN St. Äpazen XII 577, ericonaae st. Erreerane XI 795 usf.), die ihrer- ' seits wieder dureheinandergehen (krınon st. xrinon XIH 492 z. B.).. 1 un K, Aund T, sg und rn gehen, wie in einer ägyptischen Handschrift natürlich, völlig durcheinander. Die Behandlung von e, x und » e fordert eine Bemerkung. Für den auch sonst gewöhnlichen Wechsel von e mit a und r (s. etwa Mavser, Die Grammatik der griechischen von WıLamowrrZz-MoELLENDORFF u. G. PLaumans: lliaspapyrus P. Morgan. 1207 Papyri aus der Ptolemäerzeit S. 175ff.) habe ich Belege nicht gesammelt. Wertvoll sind dagegen Schwankungen zwischen rı (8) und » (exaranoıro st. ezanäeoıto XIV 160, araaın|m)]oı XV 267, erxeceanoc St. Erxeenanoc XV 605, TIamBaınon St. TTAMmoAInoN XIV 11, ao Ackanasoy st. Am’ Ackanksoy XII 527) sowie zwischen « (r) und x (maoxamoyc st. rinokkmovc XIV 176, NAMMAKA St. NAYMAXA XV 389, |K)|xAaPxaroasnton XIII 198, Kekonwmenoc st. Kexonwmenoc XIII 203, TPıraurını st. TPıraoxını XI 507, xox St. K’öx ÄPıcron XII 344); mir scheinen diese Schwankungen, auch linguistisch-kritisch gesichtet, die Aussprache x=k+h unde = p+h für diese Zeit (3./4- Jahrhundert) zu erweisen, eine Aussprache, für die unsere Hand- bücher (z. B. Hırr, Handbuch der griechischen Laut- und Formenlehre S. 67,7) Belege nur bis zum 2. Jahrhundert geben. — Erwähnen will ich schließlich noch z = c(c)! pıcan st. Pizan XI 846, xezontaı St. xÄcconTaı XI 153, ormızomenwn st. örmiccomen XIV 77, vgl. u. zu XIII 498) sowie r=j(?) in erıraovroıo st. &riraoyrıoio XII 235. Auf diese äußerst mangel- hafte Orthographie wird unten bei der Aufzählung der Varianten mehr- fach zu verweisen sein. Die große Zahl derartiger orthographischer Fehler legt unbedingt die Annahme nahe, daß sie von einem nach Diktat schreibenden Schreiber herrühren, wobei ich keinen Weg sehe, um auszumachen, ob unser Schreiber selbst nach Diktat schrieb oder schon einer seiner Vorgänger. Irgendwann muß jedenfalls diese Fehlerquelle des Ver- hörens in die uns vorliegende Überlieferung eingeschaltet worden sein; und bei einem solchen billigen Exemplar ist ja diese Annahme auch nicht unberechtigt (s. Scnusart, Das Buch usw. S. 143). Weniger zahlreich, aber immerhin nicht selten sind diejenigen Fehler, die paläographisch erklärbar sind und auf Verlesungen beruhen. in gehören Verwechslungen von z und z, wie deren eine oben schon erwähnt wurde; auf Varianten dieser Art ist darum nicht viel zu geben. Ebenso gehen m und r bzw. cr durcheinander (moaA rraxyn St. rmöaac Taxyn XIH 348, Qnon st. "Qron XV 518, rera st. TA ba XV 388), ı und n (ravcamenoı st. -non XV 160, Oınomaoı Te st. -öN Te XII ı40 usw.), m und m (meı st. mer XV 588, nemenHreretao st. NETIEAH- FereTAO ]. neo. XV 154 usw.), x und a (etaxto st. Ecänto XII 679, %xeTo st. ünero XII 772), ı und pr (eoısnc st. sorsAc XI 562, Ayraı st. AYTAP XV 134, apraneonte st. Alra Aconte XII 198), ı und c (macac st. MAcaı XII 340, acmaı st. aerıac XV 88), a mit einem andern Buchstaben N (Heenton st. Aeeneron XI 782, GEMINA St. BEMEIAIA XI 28) e und r (Foenat st. rornar XIO 412, weyrıon st. & rıerron XI 765). Paläographisch gs Aussprache scheinen mir auch die demotischen Umschreibungen grie- chischer Eigennamen, deren z durch S wiedergegeben wird, zu sprechen. Siehe z. B. en demnächst erscheinende Liste der Alexandereponymen bei Pıvryr-Wıssowa, Hiereis V. 1208 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. sind auch zu erklären: xaaerın st. xaaceın XIV 34, Kai aexeı St. Kal a &xeı XII 484, annen st. aAan KU 445, rereineı st. reröneı XII 355, eyxet’ st. Üxer’ XI 357, ec mrarac st. &c rArac XIV 86, mPosocH St. TIPO@YTH XIV 81, aiocTHToc st. neötHtoc XIV 86. Außer den aus Verhören und Verlesen entstandenen Fehlern ist nun von der großen Zahl der Varianten noch die große Summe dessen abzuziehen, was schlechte und rechte Nachlässigkeit des Schreibers ist. Auch nach dieser Richtung hin mögen einige Beispiele die Hand- schrift charakterisieren: rrpomaxoıcın st. mromAxeceaı XI 217, Artpeianc eypykpeıon Aramem|nwn st. Atpeianc Aramemnun EzenArıze XI 246, Oavecha AAI®PONA TIOIKIAOMHTHN St. "Oavcha Aıl elnon Eccevonto XI 419, eymon st. mteon XI 647 u.Öö., »araımoc Arac st. #."Extwr XII 290, TIETTONHKOTA® OYc “N ım[m] st. rerrönHto Kae’ inrovc XV 447, HaHeractevreceaı st. A AHeA CTPEY- receaı XV 512, araBeımenoc st. Artameıgömenoc XIII 76, TTAarıon fehlt XII 172, oriceen st. öneceaı XII 349, YrIorewpewneaonoyae St. YIIep- BOPEEIN CXeAöN OYTE XII 53, TAXATHTEAETETIEYzETAI St. TÄXA TÄAE TETEr- zetaı XII 345, APPHKTON AAYTON TE TIOoAAWN St. ÄPPHKTON T’ ÄAYTöN TE TO troaa@n XIII 360, xooc rion ewn st. eodc rer (s. darüber oben unter Ortho- graphie) &on XV 585. Es bedarf nach diesen Proben keiner Erwähnung, daß ich z. B. das Fehlen von einsilbigen Wörtern nur in Ausnahme- fällen notiert habe. Besser als aus diesen zusammenhanglosen Worten gewinnt man von dem Zustand des Textes eine Vorstellung, wenn ich ein paar Verse in Abschrift hersetze; ich wähle S. 52, obere Hälfte = Buch XII, 483— 500: OC MAAA KAPTEPOC ECTI MAXH ENI ®WTAC ENAIPEIN KAl AEXeI HBHC ANBOC 0 TE KPATEPOC ECTI MEFICTON EI TAP OMIAIKIHN AE TENOIMEEA TWA ENI OYMW!I AIYA KEN HE ®EPOIO META KPATOC H TE »#EPOIMHN WC ESAA O1 A APA TIANTEC ENA #PECI 8YMOC EXONTOC TTAHCIOI ECTHCAN CAKE WMOICI KAOINANTEC Äıneıac A’ ETEPWBEN EKEKAETO OIC ETAPOICIN AHisoson ae TTarın T ecopwn Kai ÄTHNOPA AION Ol 01 AM HrEMONEeC TPwwN ECAN NAON ETIONG” WC Oi TE META KTINON ECTIETO MHAA TTIOMEN EK BOTANHC TANYTAI A APA ®PENA TIOIMHN wc Enl[ayleıa eymoc enı cTHeeccı rerHeeı WC jAE AAWN EeNOC ETTICTIOMENOI EOI AYTW Ol A AM® ÄnKkAe0oW AYTOCXEAON WPMHOHCAN MAKPOICI EYCTOICI TIEPI CTHEECCI AE XAAKOC CMEPAANEON KONABHCE TITYCKOMENWN KA® OMIAON ANAHAWN AYO A’ ANAPEC APHIOI EZOXOI AANWN Aıneiac ae Kaı laomeneyc ATAnANToI ApHi EIN EEE NETTE ET EINER 2 EEE TDERRSUHEEHERR von Wıramowrrz-MoELLENDORFF u. G. PLAUMAnN: Iliaspapyrus P. Morgan. 1209 Ich habe unter diesen Umständen die Auswahl! dessen, was als Variante hier mitgeteilt werden sollte, stark beschränkt, immerhin aber doch eine ganze Reihe von bloßen Verschen mit aufgenommen, um auch in dem Variantenverzeichnis den Charakter dieser Überlieferung durchschimmern zu lassen, und ferner eine Anzahl von Stellen mit- geteilt, wo die Lesung unsicher oder wo es mir nicht möglich war, den Irrwegen des Schreibers zu folgen. Die wenigen Plus- (XI 316a, 346a, XV 94a, 409a,b, 442a, alle aus anderen Stellen übertragen) und vielen Minusverse sind unten in das Verzeichnis der Varianten aufgenommen. Eine kurze Prüfung lehrt, daß sie meist auf Versehen beruhen; anders steht es wohl nur mit XI 543, XII 749, XIV 231a, XIV 269. Inwieweit diese Schwan- kungen im Versbestande beabsichtigt sind, läßt sich trotz des guten Erhaltungszustandes auf Grund der Handschrift selbst nicht sagen. Aus den immer vom Schreiber selbst am unteren Rande notierten Zeilensummen der Einzelseite lernen wir darüber nichts; er hat immer nur sein eigenes Manuskript, nicht seine Vorlage durchgezählt, übri- gens mit einer Gewissenhaftigkeit, die dem Lande der Rechenkunst Ägypten keine sonderliche Ehre macht, denn er hat sich in über 20 Fällen zugunsten seines Fleißes verzählt. Auch die Schrägstriche, Paragraphen und Punkte am linken Seitenrande, die zum Teil von anderer Tinte sind, geben für den Versbestand der dem Schreiber vorliegenden Überlieferung nichts aus. Denn wo sie sich überhaupt finden, stehen sie, soviel ich sehe, immer als Marken der Verse 10 oder 20 oder 30 bzw. 11, 21, 31 der einzelnen Seite, manchmal von oben, manchmal von unten gezählt. Sie scheinen mir darum von einer Stichprobenprüfung der vom Schreiber gegebenen Seitenverssummen — nach der doch wohl sein Verdienst berechnet wurde (s. ScHUBART, Das Buch usw. S. 64 ff.) — herzurühren und ich habe daher von ihnen keine Notiz gegeben. — Endlich könnten für die Ermittelung des da- maligen Versbestandes noch die Buchschlüsse von Wert sein. Der Buch- schluß ist durchweg so ausgeführt, daß in Unziale IAIAAOC mit dem Zählbuchstaben des Buches in der Mitte der Seite steht, umgeben von einem rechteckigen, mit Wellenlinien verzierten Rahmen, zum Teil mit Ansae (vgl. die Tafeln). Der Zählbuchstabe ist dann rechts oder links außerhalb des Rahmens noch einmal wiederholt. Daneben steht, korrespondierend rechts und links, ein kleines Sternornament, und am rechten sowohl wie am linken Rande, die letzten Verse des Buches einschließend, meist noch ein anderes Ornament aus Horizontalstrichel- AT a ! Meine ausführlicheren Notizen über das Original stehen natürlich zur all- gemeinen Verfügung 1210 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. chen, das spindelförmig, nach oben und unten sich verjüngend, in einem Vertikalstrich sich fortsetzt und in eine Schnecke ausläuft. Darunter folgt dann doppelt der Zählbuchstabe des folgenden Buches und dessen Anfang. Eine Summierung der Verse des ganzen Buches von der Hand des Korrektors findet sich nun bei Buch XV (S. 101) sicher nicht, eben- sowenig bei XIII (S. 62). Bei XIV (S. 78) steht neben dem IAIA- AOC umschließenden Rahmen, von zweiter Hand cas. Das Buch hat 522 Verse; Ca = 232 wäre also ganz unsinnig; dagegen würde c(rixoi) 18 = 32 die richtige Verssumme dieser Seite bedeuten. So ist diese Gruppe also aufzufassen. Schräg rechts unten ist dann noch eine fast unleserliche Zahl, die ich, um nicht überhaupt auf die Lesung zu ver- ziehten, als wıs = Sıo oder allenfalls vage = 832 deuten möchte. Die Richtigkeit dieser Lesung war mir sehr zweifelhaft, schien sich mir aber doch, da ich sie einmal rein paläographisch gefunden hatte, durch folgende Überlegung zu bestätigen. Buch XI und XH haben, wovon gleich zu sprechen sein wird, eine Zählung der gesamten Verse von zweiter Hand, XIN mit 837 Versen nicht, XIV mit 522 Versen weist unsere Zahl 832 (z) bzw. 811 (z) auf. Da liegt die Annahme nahe, daß der Korrektor die Summe von Buch XIII versehentlich ans Ende von Buch XIV gesetzt hat. Diese Annahme empfiehlt sich, weil er dann XI bis XII mit Gesamtsumme versehen, von XIV an jedoch darauf verzichtet hätte. Nimmt man diese Vermutung an, so-stimmt die Zahl, wenigstens so genau wie bei XI und XII. Es fehlen in Buch X ıı Verse unseres Versbestandes; dafür hat er drei Verse doppelt g® schrieben und sich um fünf verzählt. Man müßte demnach die Zahl 334 erwarten, wenn man bei der Vorlage des Schreibers oder im Exem- plar des Korrektors unsern Versbestand voraussetzt. Da er nun nach meiner Lesung 832 zu geben scheint, so könnte man etwa XIII 749 und noch einen andern Vers als Minusverse der Vorlage des Sehrei- bers ansprechen, oder man muß annehmen, der Korrektor habe nur die von dem Schreiber tatsächlich geschriebenen Verse zusammenge* rechnet, mit Benutzung von dessen Seitensummen, die er durch Stich- proben geprüft hatte, und daher auch ohne Rücksicht auf dessen Fehl- verse und Zählfehler. Und diese Annahme, die gleichzeitig seine Buch- verssummen für uns entwertet, erscheint mir bei weitem wahrschein- licher durch einen Vergleich mit Buch XI und X. Bei Buch XII ist an der Lesung kein Zweifel: die Verssumm® am Buchende zeigt deutlich crix(oı) 451. Das Buch hat bei uns 47! Verse. Da wir sahen, daß der Korrektor nur die von dem Schreiber geschriebenen Verse zählt, nicht eine Ziffer aus seinem Exemplar über- trägt, so wird diese Differenz von 20 zunächst auf diesem Wege ©" klärt werden müssen. Der Schreiber hat ı4 Verse ausgelassen, an“ vox Wıramowrrz-MoELLENDORFF u. G. PLaumans: lliaspapyrus P. Morgan. 1211 derseits sich um 3 zu seinen Gunsten verrechnet. Die vom Korrektor gegebene Zahl müßte demnach 471—11 = 460 lauten. Wenn er statt dessen 451 schreibt, so kann ich darin nur einen Rechenfehler sehen. Ähnlich steht es mit Buch XI. Ich lese crilx|{oı) w, also 300. Von unsrer Zahl 848 gehen ab 16 Verse, die der Schreiber ausge- lassen hat: ı0 andre hat der Korrektor nachgetragen. Das ergibt, wenn der Korrektor nur die Leistung des Schreibers berechnete, 831, wozu ein Plusvers, macht also 832. Wenn er statt dessen, wie es scheint 800 schreibt, so erklärt sich das am einfachsten durch die Annahme, daß er eine Seite mit etwa 32 Versen (das ist der Durel- schnitt der Seitensummen bis S. 15) einzurechnen vergessen hat. Die Buchverssummen ergeben also für den Versbestand der Vorlage eben- falls nichts. Wir können demnach nur sagen, daß die meisten Minus- verse indiskutabel sind und demnach unser Versbestand sich fast völlig mit dem der hier vorliegenden Überlieferung deckt. Es mag nun das Verzeichnis der Varianten' folgen, deren Aus- wahl ich oben gerechtfertigt habe. Zu der Vergleichung ist die Ox- forder Ausgabe von Moxro-ALLen in 2. Auflage (1908) benutzt. Bei den gut erhaltenen Seiten, d. h. also bei der großen Mehrzahl, ist durch- weg, wo ich keine Varianten gebe, Übereinstimmung mit diesem kri- tischen Texte vorauszusetzen, vorbehaltlich der Orthograpbhie, der Ver- lesungen und Versehen. Nur gelegentlich habe ich sie, aus besonderen Gründen, festgestellt und mit (sic) gekennzeichnet. Bei den Fragmenten und denjenigen Seiten, über deren unvollständigen Erhaltungszustand ich zu berichten hatte, habe ich immer diejenigen Variantstellen, an denen unser Text keine Entscheidung zuließ, ausdrücklich erwähnt, im übrigen im Interesse einer Nachprüfung öfter von dem (sie) Ge- brauch gemacht. Von einer ins einzelne gehenden Bezeichnung aller derjenigen nicht erhaltenen Buchstaben und Worte, bei denen Varianten sich in Monro-Arzess kritischem Apparat nieht finden, habe ich ge- glaubt, absehen zu dürfen. Die Bedeutung der Zeichen ist: — Reste von Buchstaben, — unsichere Lesung, Ergänzung, Emendationszusatz, al = vom Sehreiber getilgt, anje = a vom Schreiber in e verbessert. | IF — I | 1 i Be ESEL ! Hr. Scuusarr hat mich zu großem Danke verptlichtet, indem er sich der Mühe einer Nachprüfung vieler schwieriger Stellen unterzoB- Deren Ergebnis ist = folgenden Liste zugute gekommen. — Die typographische Scheidung von Spreu un Weizen in der folgenden Liste, wie auch eine Reihe von Verweisen, verdankt der Leser Hrn. von Wıramowrrz-MoELLENDORFF-. 1212 Pap. m. » 4» | Be a Se, » 9. » IO =». LE a “rg » I4 > 15. "16, Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. Boch AL A, 86—96. Nur diese Verse sind. auf 2 Fragmenten vom unteren Rande der Seite, erhalten. — 86 Var. nicht zu entscheiden. — 88 ıkeTo. — gı ek yal. 216. — 92 BıH[nlora. 121— 130. S.o.zu S. 3. — 123 Yı]la) leac, aAlı]op[onoc (sic). — 125 oYik eiwck, E[AENHN. — 128 C®EAC, @YroN. 131—163. 151 IMTIHC A’ IMmHec. — 155 EMTIECe. — 156 ro — 163 ]centekonikl. 164—210. 176 AE KAIMA. — IBIT EMEANEN. — 184 EXEAECTEPONMHN. — 186 enıcmec (sic). — 190 KPATEPAC YCMINAC. — 195— 209g fehlen; s. Art T Renioc 194 und 209 sowie &k&A "Ipıc 195 und 210 211—243. 212 AOYPe eher als -A; s. jedoch o. über Orthogr. — 216 ek T’ ArAM[emN@N; S.9I. — 219 ANTIOC vgl. M 44. — 222 MHTEPll....). — 244— 278. 252 ATKWNOC Y[teree? — 262 Yie Yrı. — 263 EBAN. — 265—268 von 2. Hd. über der Seite nachgetragen; vgl. AYTÄr in 264 und 267. 266 ganz zerstört. — 270 MorocTokoc Einfeieyia. — 277 TIENACCETA; lies trenAcceTe; darüber von 2. Hd. amrneTe. 279 —312. 281 AKONTE. — 282 A®PAINON. — 283 TEIPOMENOI. — 294 CEYHN. — 296 AYToIc TE. — 305 ZE®YPOoC NEvEA. — 306 BABYEIHC AAIAATII 8.1WN. 314—344. 313 fehlt. Seitenübergang. — 316a Alorenec AAEePAlAaH TIOAYMHXAN Oarccer. — 319 BOAHTAI; S. 0. über Örthogr. — 323 EIACEN, ATIETTA AY[c .. — 331 ist erst von 2. Hd. über der Zeile nachgetragen. Die Lücke ist unten durch einen Schr ägstrich bezeichnet. en ae 01 oY TI. — 333 aoyrikale)]t- ırmoı (2. Hd.) ToC. — 337 O1 A’ ANAHAOYC. — 339 0Y Ae 0 Erxoc. 345—378. el ENOHCE. — 346 I0NTA. — 346a Alorenec AAEPTIAAHN TIOAY- MHXAN OAYcceyY. — 352 EPYKETO. — 357 To®Pa, ecxeT’ oder besser eyxeiz tr 365 re veranlaßt durch &zanfw. — 368 EZENAPIEEN en als -ZEN. 369 von 2. Hd. zwischen die Zeilen geschrieben. — 373 OPHKON. — 375 ANEIAKEN. — 378 KATETYKTO. 379-411. 385 Kal st. KEPA. — 391 OYA Annüc. — 398 EIAK. kae (2. Hd.) WE 412—443. 417 AM®I AE AICCONTAI. — 423 [ex], Ailc) |zANTA. — 424 NP, n [c] oc (2.Hd. Ire- OTMHCIN, ACTIAA; N, C und die Streichung von c von 2. Hd. — 427 eve[.t® : _ PER ni AT IIT)]ae; vgl. jedoch Orthogr. — 439 BERND“ 440 [ana)] Ar a 444474: 444 anne dann A von 2. Hd. übergeschrieben. — 44 ee aA) ON. MEN. — 454 {enimerrmenn — 455 eteiı ke, me. — 459 eNel 1A 466 IKETO ®WNH. — 470 TIABWCI META. ) 2. Hd.) 475—512. 477 »EYroNnT' o@p’ Ren — 482 werpatoa. — 484 AM a NHAEEc. — 503 fehlt. Der Korrektor hat die Lücke durch X ee Vers über der Seite nachgetragen und ihn von 475 durch Paragraphos gr B: ANATTAC trennt. Ananala)]zane...ew. — >. TIEPIAAEICAN. Pr SI3—55I. 514 ANTAEZIOC ECTAI. — 519 MACTIEEN ENAAN. — 525 Tannol) APEC. — 535 ausgelassen, über der 2 von 2. Hd. a gerae = Rande Merkzeichen: x). — 536 wc AP. — 542 MAXHC. fehlt E BR allen Handschriften. Der Schrägstrich am Rande hat damit Ne etw m tun, markiert vielmehr die Zeile 30 der Seite. — 5348 AneolAaNTABo@N. ee Er ee en A > a FIRE TREE NE Re » 27. von Wıramowrrz-MOELLENDORFF u. G. PLaumann: lliaspapyrus P. Morgan. 1213 XI 552—591. 553 ANTIol. — 556 [Hmo(c))] HToP[o] von 2. Hd. — 560 ausge- lassen; vom Korrektor Lücke durch x) markiert und der Vers über der Seite nachgetragen. — 564 THAEKAITON ETIEIKOYP@N. — 568 vEYr@N. — 575 ENOH- cen Eremonoc. — 583 EINKEN. 592—629. 595 fehlt; Lücke fälschlich hinter 596 markiert, der Vers über der Seite nachgetragen. — 597 NHanıon. — 603 NH[o)Jac. — 606 Tinte coI xPeo meio. — 608 Tw MW. — 612 AFEI[B)]TIEBEBAHMENON. — 615 TIAPA- NHIZAN. — 621 OXewN WA’ ITPW. — 622 CTANAE; Ss. jedoch o. über Orthogr. c (2. Hd.) — 627 BOYAH. KACTON ATANYccEN (2. Hd.) 630—667. 634 AmeIc eleanH] von 2. Hd. korr. — 640 neYKerieaYnen. — 643 [kaı)]roc von 2. Hd. akonrı (2. Hd.) 668— 705. 669 em. — 672 BOHAACIHC. — 675 ETIONTO. — 686 xPpeoc. — 688 ARITPeYEIN, OBEANON. — 690 TAP EKAKWCE. — 695 HMEAC A’ YBPIZONTEC. — € 698 ovein]ı e]n von 2. Hd. korr., e wohl nur versehentlich gestrichen. 706—741. 709 TIACCYAIH. — 717 ECCYMENWE. — 725 MACCYAIH. — 73 AlA- mpaseeIn. — 735 fehlt, Lücke vom Korrektor markiert, über der Seite c\2 (2. Hd.) nachgetragen. — 737 Neiniec. — 739 Ayreiaalo. € ENOCIKEWN 744—778. 747 enopoyc[a] korr. von 2. Hd. — 751 [Aramemnon] korr. von (2.Hd.)s maa (2.Hd.) 2. Hd. — 755 AarTorc a’ ana. — 756 To9P (r von 2. Hd.) em ov[sajcıov. — 2. Hd. encorre[markr |) 01 760 em Boynpacor. — 762 EHN. — 765 HM ANA MenyrTioc; Streichung ana von 2. Hd.; ebenso TIATHP ., Was aber 2. Hd. geschrieben » (2. Hd.) mA hatte. — 766 wreckoeiH. — 767 AeT’ enaon. — 768 TIAnTA [r]AP, also MAP — MAN gemeint. —- 770 AFEIPANTEC, KAAAITYNAIKA. 773 MIPHEKHE, was auch mHpr &kaie sein könnte; s. o. über A und e, Al und H. PACCAI 779—812. 786 YTIePTATOC. — 787 nPecsyTatoc. — 788 »Aa[ce]Aı, ce von 2. Hd. gestrichen. — 796 KAl AM AANON AAON eriecfe]o vgl. TT 38. — 797 TE- ÖH NHTAI. — 799 eicKontec, -— 805 ETII NHAC. — 808 [HHN] AH TF KA Col [Spat.]neewn. — 811 TIOnEMolO. 813—848. 818 Dceın. — 822 merinYmenoc. — 827 WPNYAAIENTE. — 828 cAwc ATON. — 830 TIACCAN oder TIACCON. —— 838 ToAE epron. — 839 EYXwmAl (oixomaı? s. 0. 357). Buch Xl. M. 1—38. 9 Tw, s. jedoch o. über Orthogr. — II rIONIC eceAl. — 26 EYNNEXEC. -_ 33 rıoceen Iı, also jeı oder IH. — 36 KANAXIZETON. — 38 efa)]Jenmenoi 39—74: 44 ANTIoI vgl. A 219. 5535 N 448. — 45 AIXMAC A EK. — 49 EAINICCE® ; Verderbnis aus eini- oder Kann = a eh. = 58 MO AR AIAKCETO, == 56 TOYAecTacan. — 58 eyzoon. — 64 TI0Al TAYTHN. 66 TPWecBAl. — 67 TAPAH, ANATIAIZEIN. — 68 BOYAETONIKHN. Für A scheint versehentlich A geschrieben zu sein; vgl. N 347- nn. 75—108. 75 erwn. — 76 EYPYKONTON; SO durchgängig. — 84 eTIeITAAEwc. — 95 TPITATOC. — 103 EINAI A APICTOI. Sitzungsberichte 1912. 101 1214 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. S. 28. XII 107— 140. 127 AY anepe aber APIcToYc und 128 YIAC YTIepoymoyc. — 132 wc wWTEAPYEC (sic). — 136 ETIEPXOMENW@. » 29. 141—175 ist fast unleserlich; ich habe nur die Variantenstellen geprüft, die in 141. 144. 149. 160 nicht zu entscheiden sin » 30. 176—210 ist völlig unleserlich. » 31. 211-245. 2II ENITAHCCEIC. — 218 TPwcın OPNIC ETIHA@E, MEMAACIN. — 224 PHEOMECOA. — 225 KENEYCEA. — 227 AHWCOYCI — 228 YTIOKPINONTAI, EYMON. — 229 WAEIH. — 238 METATPETIW. — 245 TAP K' ANNO. » 32. 246279. 249 TIONEECIN, ATIOTPEYEIC (Sic). — 265 AMBOTEPWN. — 273 AKOYWN.— 279 XEIMEPINW. 29 m 280— 314. 281 eeeı s. auch 294. — 283 AWTEYNTA. — 284 KEXYNTAI. — 287 AMSOTEPWNcEe. — 288 ae TPpwwn. — 293 AÄPrEIWN. — 294 ECBETO 5. auch 281. — 297 xXPyceioic. — 308 enaAlzac (verlesen). — 313 St. META: EIAE (vgl. iae zı1?). » 34: 315—349. 318 MEN AKAHEIC, KOIPANEOYCAN. — 323 MEAAOMEN, womit MEANWMEN gemeint sein kann. — 325 KEeNecTennoiml. — 326 EGECTACAN ABANATOI. — 331 pirmceoAioc; jedoch mag dem Schr BEN auch viöc vorgeschwebt haben; S. 244. — 332 TOY TIEP AH, KAKOTHTA BAPEIAN. — 340 ETTWXETO. — Bee KAKIOI. 349— 383: 349 ANKIMOC Yıoc. — 350 AMm[e)]acrrecew. — 352 K'ATA TEIXOC. — 356 ENBA TIONOIO. — 357 AMSOTEP@N, X0X (S. 0.) APICTOC. — 358 TAMA [@S7 (n AHTI. -— 362 AnKImoc Yioc Ss. 349. — 363 Ameriecew, also Am Ecriecow ge- meint. — 364 Yıoc korr. in Atac. — 366 Kal 0 KPATEPOC AIOMHAHC. — 369 AYTOIC — 370 TIPOCESH. — 374 ETIFOMenNoIcı gemeint, ETIITO- korr. aus etwas anderem. Über m steht a. — 376 Avkıoı. — 378 fehlt. — 382 XEIPl AE TH ETAIPH ®EPOı. » 36. 384-421. 384 TETPA®ANHPON. — Z9I EYXETO@NT”. — 404 fehlt. — 405 rue AIZE. — 412 EOOMAPTEITON. — 416 »AIneTal. — 418/9 fehlen (8. TEIXoC 418, TEIXeoC 420). S.u. zu XV = ANNEN ®EPEN nn 0.). — 446 MIPOCBEN JE TIPYMNOC TAXYC. — 447 7 THNAOY, 450 fen. 52 [a)]re. — 458 fehlt. — 459 @APONE fehlt a REIN — 461 AIETMATEN (Sie). » 38. 465—XIII 23. 465 oYKan, EPYKAKOI ANTIBOAHCAI (S. O.). Buch XII. N. 9 APHTEMEN. — IO AAAOC CKOMIHN vgl. E 135. — 12 AkporatoY, CAMMOY- T 14 +AINETAI Ae. Dieser Vers ist vergessen, erst hinter 15 geschrieben und beide dann mit A und 8 richtig geordnet. — 15 An@NnezHABen. — 17 MAMTIANDENTOC- 7 20 TETAPTON. S. 39. 24—57. 27 KATAKYMA. — 31 hessen — 42 APHCEIN (8. di: AxMOEE “ 5I MANTEC. — 52 TIABWCIN. — 55 A’ wcae. — 57 TW AE » 40. 58—90. 58 areireı (s. o. über Orthogr.). — en ern aırınmoc (6. 0. übe Orthogr.). — 65 Hieze. — 66 TOoIon. — 72 eeoITe. — 75 XEIPEC AATITAL, 84 AneYYxsen. — 85 vrro FYıa aenYNTaı vgl. H 6. — 89 oY rap EBEN » 41. 91—124. 94 TITEPOENT AFOPEYEN. — 97 MEBHCOMAI EPFANEOIO. — 102 ecke 103 TMOPAAAION. — 107 AE EKAC (sic). — 115 AKECTATOI (s. 42) I18 MAXHCAIMHN, MEBEIHC. » 42. 125—157. 129 TPweccın Kal ExTopa (e möglich, ı nicht). — 130 oPAZONTE"- „ 131 Kopya’; also -A gem eint. — 141 0@P AN IKHTAI. — 142 € eco IC6MEAON. — 144 PEIA A’ EeneYcecanl. von WıramowITz-MOELLENDORFF u. G. PLaumann: lliaspapyrus P. Morgan. 1215 S.43. XIII ı58—ı193. 165 AY A’ ETAPON. — 178 fehlt. — 179 EYTopeoc. — 183 Auac A’ OPMHBENTOC EPEZATO S. 190. — 186 TIAPA CTH80C TIAPA MAZON. » 44. 194—227. 201 EXONTA. — 206 TIociaawn ENOCIXEWN. — 219 nicht noY; wohl rroı (= mÄ?). — 224 OKNOC. — 227 NYNYMNOYC (sie). »„ 45. 228—266. 229 1400. — 230 fehlt. — 233 NEKTPHCI FENOITO. — 239 EN monon. — 241 fehlt. — 242 ecre Kronion. — 249 Monon. — 252 HE Tem AT’TEAIHC, CO. — 254 AOYPIKAYToc. — 255 fehlt. — 256 Kaicıneı vgl. 108. — 257 TH NY TIEP, S. 0.5 KATEAEOMENO|. — 264 AOYPAT’ ECTI. » 46. 267300. 289 once’ rIecol. "47. 301-335. 303 ETAPOIC, EAUKEN. — 312 NHYCIN EN MECCHEIN. —- 316 fehlt. — 318 KEINW@ NIKHCANTI. — 329 A®IKOITO. — 331 CYN ENT-oIc. St. c cı nicht ganz ausgeschlossen. — = freigelassene Stelle. — 335 MAEICTH korr. aus etwas anderem, vielleicht .. eICTOY; AM®IBEBHKEI. » 48. 336—369. 343 TMonvkepaloc. — 346 TETEYXETAI (d. i. TereYxATo). — 347 fehlt. — 348 ova ore TAMTIAN. — 349 OTICBEN, WAS aus Öneceal, nicht aus Öndccaı verlesen sein kann. — 352: YTIezANAAH. — 350 AMeAAIH. — 358 ova eriaoc; also wohl oi. rrTonemoIo (sic). — 362 METANMENOC (sic). — 369 AY . EMENAI, OAICXECIHCI. » 49. 370—406. 381 erier. — 382 zweimal geschrieben. — 383 einke. — 384 HABEN AMYNTWP. — 399 Or’. — 405 ACTTIAA, EICHN. — 40 #80, 407-443. 408 TH POTT ER ETIEIT A@IEIMENON OBPIMON ErXOC S. 444: — 4ıı ImmaciaHc. — 423 TENAXONTE; s. jedoch o. über Orthogr. — 435 occe »AcınE S. 0. — 437 wer.rme. Hinter 441 ist 439 wiederholt. — 443 TIENEMIEEN. » 51. 444—482. 447 AYTWC. — 448 enantioc vgl. M 44. — 449 EIAHC. 451 Mınac AY. — 460 ETITABNIAl; Verlesung aus ETIEMHNIE (mit = e) in kursiver Schrift möglich. — 464 AMYNEMAIN®. — 465 EMAMYNOMEN (sic). — 469 MEMHAAC. » 52. 483—520. 484 KPatepoc. — 485 OMIAIKIHNAE, enı. — 486 »eroio, Hre, also Ä ke gemeint. — 491 AYTÄP ErieiTA versehentlich fortgelassen. — 492 AAON S. 495. — 495 ericriomenol S. 492. — 4 8 Konashkce; daz=c gesprochen (s. 0. über Orthogr.), so ist dies vielleicht nur aus xonäsıze verhört. — 499 ezoxoı s. jedoch 492 und 495. — 501 fehlt. — 506 racTerl. — 512 0Y TAP OYA ENTIETA. 9. — 534 TITIHNAC. — 541 AıNnelac » 53. 521-553. 526 @PMHEHNAI S. 512 und 55 AsaPpHA. — 542 em oY. — 553 xPo[A) ]H- » 54. 554—5883. 561 ocol, MECHN, AoYPl. — 571 TON r oyPeci. — 572 IAAACION, BIHN AHAHCANTEC ATWCIN. — 580 EPEBENNYNYKTIKAAY[. — 583 ANeInKe. — 584 OMAP- THTHN. — 587 AlA A ETITATO MIKPOC OICTOC. oc. — 596/97 fehlen. — 599 EYCTPOEOC, — 607 0Y- .» 55. 589—621. 590 AIKYHTHP 13 er[c)]zeAc, APiKONTO. AAcBEeN. — 608 ecxese (sic). — 609 EENTIEAO. — 6 — 614 ewPyeoc; das zweite e ist aus oder in & korr. (eörhkoc). — 617 TIECEN. » 56. 622-654. 623 AWBHCECBE. — 624 erigpemer[o]®. — 625 AlA@BePFCI, an dem ersten p Korr. (zu ı?). — 626 01 MEN. — 627 oIxeco’enaxoNnTec. — 035 TITO- nemoIo (sic). — 644 ONPA, TIonemızwN. — 649 ETIAYPW. » 57. 655-686. 659 AoyY TImalAoc EAcEZATO TeeneıwToc vgl. 1 633. — 667 NOY- CWN Yır. — 674 AoYrienimYceTo. —— 679 ETAXTO aus ECAATO verlesen. » 58. 687—716. 692 Mernc T AmeloNn. — 695 AAEN®OC. — 696 KAYTHC aus KATAKTAC verlesen. — 705 A’ ANEKHKIEN. — 706 HEN, also wohl oion gemeint. — 705 hinter 706 noch einmal wiederholt. — 708 AAAHAOICIN. — 712 A AP. — . 713 CoIN, YCMINEMIMNON. . » 59. 717-752. 723 EKKABE NEYTANEWC. 731 fehlt. — 734 TIOAEIC, A’AYTOC. "0 735 NYNAAYT EEEPEO, vgl. M 215 APICTON, also wohl Arıcron gemeint. 101* 1216 S. 60. Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. $. 499. — 738 MAxeceal. — 740 KANICCENGAAE. — 742 HE KEN EN NHECCI MOAY- KAHICEI TIECEMEN. — 744 TIAPANH@N. — 745 ATIOCTHC@NTAI. — 747 CTH- ceceal. — 749 fehlt wie sonst nur in A und wenigen geringen Codd. XII 753—786. 753 evTocermamyno. — 765 AAKPYOENTOC. — 775 Axalan. — 1780 OYCCYNMETAANAC. — 782 TETYFMENW. — 754 787—819. 7922 fehlt; 792 steht hinter 794. — 801 MAPMAINONTAC. — 808 Annoc EYrxiyeymoc. — 810 oyrtwc. — 813 ob AnArrAzeıN oder -AI, nicht zu ent- sc 20 _XIV ı0. 821 vielleicht wric in wPnic korr., s. 0. über P und n. — 827 TI- OIMHN WC. — 832 TIAPA. — 833 WC APA Ol EIMONTI ETIETITATO TOIA S. 821. — 837 AYAAC; A so gut wie sicher. Buch XIV. =. 1 EnAXEN, MAP. — 5 nicht zu entscheiden. — 7 Ende unleserlich. — 9 nicht zu entscheiden. — 10 Ende unleserlich. ı1—43. 12 fehlt. — 16 mopeYpeH. — 18 apartı, also eher TA als Te gemeint. — 24 OIOAXAANOYC. — 30 FAP ATIANEYBE. — 36 CYNEEPFABA AKPA[. — 40 TIHEE; E3 Re vielleicht aus A. — A’ oc, also e’ @c gemeint. — 49 wc rroriol. — 68 NH@N KAI AYTON, EECBAI (56 say — 70 fehlt. — 72 ori. 76-106. 80 rAP TI. — 87 EKACTON. — go TIC ET AnAoc. — 94 Toccol A’ Olt- COYCIN. — IO6 EAKEMEN AMBSIENICCAC. 107—136. II2 OYNEKATA, NEWTEPOC. — II4 OHBHC XYTH, KAAYYE. — ı16 EN FAEIK@NI. — 118 ANAWN. — 125 0C ETEON, d.i. &c ETEöN. — ee I MENOY K EY EIMW. — 135 AAAOCKOTIIHN (sic) vgl. N ro. — 136 A 137—167. 145 CYN A erloyeAal AYTOC. — 148 OccoNA. — 154 Anorrarm TIKA. — I n ETYFEPON. — 159 MEPMHPIZEN ETIEITA KATA ®PENA KAI KATA OYMO vgl. € 671 ® 168—200. 168° IoyJan OY. — 172 AMBPI[H]. — 173 KEINOMENOIO, nn 176 TINEZAMENH. — IBI ZWNHN, APAPYIAN. — 182/3 fehlen. — 188 B (sic). — 196 Tenece FE KEIME TETEAECMENON. 20I—231I. 20I MHTEPA EHPÜN, S. 283. — 202 Me ceolcı (sic). — 203 Peine. 208 KEINOYC. — 2I4 ENEYCATO. — 216 ENE, ENG’, ENO’. — 219 ENKATATGEO. 222 THEHCEN AE BEA NeYKwnenoc HPH, Ss. 263. — 223 ENKATAT@EO. — 229 ehlt, — 23I EYMBAHNTO S. 0. 232—261. 2zıaistvorhanden. meta ®YaaA; bekannt bisher nur durch ein Scholion T. — 233 [Kai] TIANTUN ANePurIoNn. — 235 IAEW XAPIN. — en KETO, en aus Ken verlesen; ETTECXOIEC, EINATIINAWN. — 244 MEN TAP. — 24 — 249 ETANYCEN. — 255 KOWN EY NAIOMENHN HN — ACCE; — — schlec Stelle im Papyrus. — 259 ecuce. 262—293. 265 APHTEMEN. — 269 .. wie in allen guten Handschriften, min- destens in ihrem Text. — 285 yrıeceie 294327. 295 MPWTICTON. — 301 TIOAYSOPBOYC TIEIPATA5 C scheint nachgetragen zu sein. — 310 Mol M ETIEITA. — 322 328—360. 331 AaıneAl, wohl zu lesen nınareyaı, darauf noch einmal em St. EYNHEÄNAI. — 337 EBEAW. — 340 IMEN, NH TOY EYATAN EYH. — 34? = ANANON. — 343 OYECBAl. — 350 HCCANTO, S. 0. über H und €. — 3 ro KAYTON ENNOCIFAION. — 357 ETTAMYNON. 361—392. 364 Kal T’ AYTE megolemen, Ss. o. über 01 — I. 66 KAl — era. OYNEK. — — freigelassene, da unebene Stelle, a ern gemeint. — zz a TMAECCOCCAI. — 382 AOCKoN (sic). R 393—425- 395 TIANTOBEN APNYMENON. — 398 TIorI. — 399 riorigpemeTAl en 400 TOCCH. — 401 fehlt. — 402 AKoNTIce aoyPı vacınwl, dagegen 403 as s je .s] 197 5 oo in * Es © 1 * von WILAMOWITZ-MOELLENDORFF u. G. PLAUMANN: lliaspapyrus P. Morgan. 1217 403 1OYN OYA. — 404 TIETACOHN. — 412 AXeo[T)Jei. — 413 ecceve KYainacc- BAl Al OMiAoY, vgl. A 147. — 414 PiITtHc. — 4!5 von npop ab nur noch schwache Schriftspuren zu erkennen. — 416 epaIcoc. — 420 fehlt. — 21 oı BE MECA A ee ]Axawn. — 424 Arlıcroi XIV 426—458. 426 APXol. — 427 TON ANAUN. — 429 AEIPONTEC, TIONOYC. — 430 TIONEMOIO. — 437 ATIEMACCEN. — 438 KAA AE Ol. — 439 Benoc A’ jOYNen ÄBHNH, vgl. € 290. — 444 NHic AeHnH. — 445 oxeac eher als oxeAıfc), — 446 EWN St. EABWUN. — 447 OYTA KATA AATIAPHN (sie), 8. 517. 458—490. 459/60 nur Ba zweite Hälfte erhalten. — 465 PA Banen. — 467 TPoTePrH. — 468 oya’[al]foslei rrep re; P sieht fast wie ı aus, — 478 AKAMmAcC TTPoMmAxon, S. et — 483 Ae TIOINH. — 484 Tw x[eyJaı ke Tic. 485 EN MET-AP® APEwC; bei — übersprang der Schreiber eine schlechte Stelle im Papyrus. — 489 TThuneneono. 491—522. 506 ETTETPomoc, — 51 Alac Ae. — 513 ANTIAOXON. — 517 OYTE KATA AATIAPHN (Sic), S. 447- — 522 WPCEN. Buch XV. 1—33. 5 maPpa [ae] xPYcoepono[n)]y Hruc. Hpuc ist aus Epeic o.ä. korr. — COTTICBEN N w 7 KAONEONT[O) JAvAnATTAC. — 9 A’ Elm] TreallA]. — 10 Elae. — 18 EXPEmnw, KA NAE ejz]e Moaoın. — 22 0TE. — 26 EZYM. — 31 ATIOAAHEHC (sic). — 32 IAHc, ee 35% OMENH, vgl. 48. — 50 DIE — 53 re (sie). 6} 58 Bar: — 60 og AENABEI A. — 62 ee — 66 rronic, — 68 fehlt. — 69 TIANIWEIDN. 70—100. 72 A’ oYc, avfolx[o]non. — 77 monmoPeonN. — 79 [AekAt] korr. in A APATI Ye Tı) Taaıon. — 81 eaHnYewe. — 82 ENBEIHMENBA MENOINHCEIE TE TIOAMA. — 85 OYae S. 0. — 86 Kal EAIEKANO@NTO; vielleicht dachte der Schreiber an AlÄKONoc? — er 010C EKEINOY. — 942 WC SATO AYTAP ÄPHC BANEPON TIEMAH- FETO MHPU|, S. I13. 101—135. 107 oYA oral, 1. oYa’ öleeyraı. — 113 fehlt; s.94a. — I14 ae TTIPOCHYAA. — II8 Kai NEKYECC. — 120 EAYCATO. — 125 MEN KPATO TT 193. — 126 ek. — 130 oykalieıc; das überflüssige ı ist dem Schreiber wohl’ durch die ihm geläufige Buchstabenverbindung «al (in einem Zuge, mit ı unter der Zeile) in die Feder geflossen; s. 307. — 132 KAKkA ep[ra. — 133 AYIEMeN OAYMMONTE. — 134 AYTAI. ä 136—170. 142 IAPYNe. — I5I IKECEHN, vgl. E 283. — 154 TW A’ eriapoie, S. 0. — 155 OYAE TI MIN TIPOCESWNEON OYA EPEONTO, S. I, 332. — 163 AHfeıta. — 165 EY ®HMmI. — 169 EC ®YAOTIIN AINHN i 171—205. 171 YTIAl. — I74ATTENEIHN TON AE TO, S. 202? — 176 mn 179 KAKEINOC, TIOAEMIZWN. — I8L EIH. — 183 Icon emol, vgl. 167. — 187 TE KPONOY. — 190 TIONIH ANA. — 197 TAP KE KAI YIACI KEPAION. — 204 EPI- NYEC AI ETION[TAI. 205— 238. ZII NEMECCHBEICCYTIOEIZH. — 213 EMENAN St. EMEBEN; lesen. — 215 OYAETEAHCı. — 232 TO®PAN AXAIOI. — 234 ®PAZONTO EPFONTE. — wohl ver- ı ü - dem or sind Schrift- 238 OKEI ®PACCONOB . CTOKICTOC, S. 0. über # und 8. Über dem or si Spuren. X er X. .0. XH 331; Arnor- 239— 272. 240 ecareipaTo. — 244 EKToP ıe TTrıamoio, s. 0 331 Kolae AQN. — 246 OAIFAAPANEWN. — 248 MEN NHYCI. — 252 OYECBAL. — 25 . — 265 Aaoyceceal. — 266 KAPANH. — 272 ECCEYONTO. re 273—306. 287 TOION A’ AYT; TAP St. KHPAC. — 295 ANAZOMEN. — 300 ei APA MoY; zu oY st. 01 s.0. — 302 T ANANTON. — 306 AOnewc; A ause oder c korr. 1218 S. 88. » 89. » 90 » 9I ” 92 U » 94 ee » 96 » 97 » 98 „08 » .300 ».. 2OF S. 102 Gesammtsitzung vom 19. December 1912. — Mitth. vom 5. December. XV 307—337. 307 BIBA, KAl st. Kl’; S. 130. — 310 OHKE, S. 0. — 330 KAPTEPO- oyYm[o]n. 338—370. 350 BANONTEC. — 353 TPWECccIN ETII CTEIXAC. — 354 EXONTEPYCAMAP- Toc. — 356 KaımerTolo (verlesen). — 358 eprwHi. — 361 erepeinie. — 363 0Y TIOIHCH. —- 368 KEKAOMENON, S. 0. über die Verlesungen. — 370 ATE, OYPAC, zu A St.AY, S. 55, 371—400. 371 XeP EererwNn. — 384 EBHCAN. — 387 ATIOBANTEC. — 389 NAM- MAKA, S.0. über x = K und AY = A. — 390 Eluc. — 394 AKHMAT. — 398 AE- 401—-427. 409 OYAE NEECCIN. — 4094 OYAE TIOT’ AIXMHTAI AANAOI ÄYkloYc EAYNANTO. — 409 b TEIXEOC AY WCACBAI ETIEI TA TIPWTA TIENACGEN S. XII 419/20. — 4IO WCTETAEMW. — ATI TEKTONEec Ss. 0. über Orthogr. — 417 TIEPI NHOC l. -Ac. — 418 eriel P ETIECANTEFEAAIMWN. — 420 NHAC. 428—460. 436 ENPITHcE. — 437 TIIKPOC. — 441 ®oPe S.o. über =N. — 4422 CTHEEI A EN AOPY TIHZEEN @IAWN Aal MIN EFTYC ETAIP[@N vgl. 650. — 449 TIAPIZOMENOC. — 450 ipemenul; es könnte nach den häufigen Verlesungen von N zu I leMenoN gemeint sein. — 454 fehlt. 460—491. 462 Aamaypa. — 467 MHaca Treipl. — 468 exriaae, Verschreibung für ERBane. — 469 EZEPPHCEN. — 472 8l0l0, Yloc. — 476 AcmoYaAlal TH. — 481 fehlt. — 482 eıineTir’, also Eeineto gemeint; s. o. über Orthogr. Die Lesung ist durch ähnliche Gruppen (S. 56, 9. 62, 2. 64, 3) gegen die andere Möglichkeit (n st. TI) gesichert. 492—526. 492 MINYOHICI Kal. — 516 Pukeion. — 526 GEPTATON| . 527—558. Als 5302 steht 562. — 534 HPRel. — 539 ETEPEAHATIEAO nic l. €reı (? s.o. über die Verlesung ı und P) a’ EnrreTo. — 542 MEMAWCA. — 543 IEMENW. — 552 TPESAT. — 553 NH coI riwp 1. my und riep. — 555 OPACAC 0101 (s. 0. über die Verlesungen ı und n). 559—594. 562 steht als 530a. — Als 570a steht 22 — 577 mapa Ml. — 578 S. 5702 APABHCE TAI TEYXE EIT AYTW. — 582 ce 595—628. 601 rAP ToYToY emenne — 602 opezal. — 606 BABEEIN en TAPSECIN YAHN. — 613 ETIOTPYNE, HTOP. — 626 AX]NH (s. jedoch 0. über ı adscriptum) HTTEPKPY+EH, AHT|. 629—660. 639 eher ael....]n, also nelenwjn, als Änartoc. — 645 Ob TIÄNTO oder ÄATo, ist nicht zu entscheiden. — 646 rIoaHnekec. — 650 ®IA@N TE MIN. — 654 EeMexonTto. — 656 TIPOTEP@N. 661—694. 669 ameoTepuce. — 675 EVECTACAN. — 676 NHion. — 680 CYNA- FEIPETAL. — 681 AIOKH. — 686 BıBwn. — 687 BoAwN. — 691 nur halb erhalten. — 692 nur r]era[non erhalten. — 693 weggebrochen. — 694 Mur Reste er Zeile erhalten; wpcen:; Aizac nicht zu entscheiden. h 695— 729. 700 sEYEACEAI; Ss. jedoch 0. über A= e. — 701 HATIETO; S. we 0. über H=e. — 702 ennpHcAl. — 704 fehlt. — 714 TTecen. — 725 ® TPYNEI MAXEcACceAl vgl. P173. —- 726 Man]non ent. — 727 nur re erhalten. — 728/g nur Reste der Zeile erhalten. — 729 OPHNnYN eo ENTA (sie). 730—XV], ı2. 732 Boawn. — 736 anankbdı vgl. ® 138. — 737 best AON. — 741 MINIXIH; s. jedoch o. über ı adscriptum. Buch XVI. TI. 2 x — 8 nHrH e’H e Ama; das Ende des Verses ist nicht halten. — 9 die zweite Hälfte nicht erhalten. — 10 nur ge ae MIN nor ER — 12 T®JaycKeTaı He cY (l. co) ayTw. — 2ı TIyae R 13—46. 23 hen. — 26 fehlt. — 29 akeıamenol. — 31 ee 2 FONOC. — 35 oTI eher als OTE. — 37 TAPA ZHunoc. — 39 Al. KTICOWWE- + 44- 42.43 in "dieser Reihenfolge. — 42 AarHıoı A’ Yılec]. — 43 Dur wenige Worte erhalten. er” von Wır.AmowıTz-MOELLENDORFF u. G, PLaumann: Iliaspapyrus P. Morgan. 1219 ‚103. XVI 47—76. 47 0% a AIMECBAI. — 49 TTATPOKAEIC. — 53 AMECCAL — 54 TTPOBEBHKEI. — 7I Kl. — 72 nur wenige Buchstaben erhalten. — 73—75 nur nn zweite Hälfte erhalten. — 76 nur Arreilaew on[oc erhalten. 104. 77—107. 82 ANATIPHCWCI. — 86 ATTOAACCWCI; s. jedoch o. über n— a. — nr co. — 9I EEE (sic). — 95 TPOFIACEA) (sie). — 96 ToYcaeTt'; jedoch oben über .den Gebrauch von ’. — 102 nur ]ne Biazero rar ee erhalten.. — 103 nur Reste von kaı Tpwec erhalten. — 104—107 nur Anfang und Mitte erhalten. — 104 Var. nicht zu entscheiden. — 105 ebenso. 105. 108—149. 110 A’ EPEeN. — 116 EMAPAzE; Ss. 0. über A = €e. — 117 em AYTOY5 S. 0. über A = €, — 120 O0TI TIAFXY, KEIPEI. — 121 BOYAET’ APHrFEIN. 126 TTatpokaeıc. — 127 die Het lassen eine sichere Entscheidung zwischen olw[Hn, 1. join, und erw[Hn nicht zu. — Von 129 an fehlen die Enden 137 ekal.jen. — 143 Var. nicht zu Suscheidin, — 144—149 nur zerkae Reste erhalten. — 144 Var. nicht zu ehrgeaiepe 106. 150—189. 150 TToaarkH; s. jedoch o. über k = r. — 154. 155 ei _ 175 Var. nicht zu entscheiden. — 177 Yıeız s. jedoch o. über eı 1. 184— 189 nur Zeilenenden erhalten. — 188 8 "nicht zu ae 107. 190—225. I9O EZATETO. -— 200 MYPMiaunwNn. — 206 EfIEI PA TW WAE $. 0. — 207 T]Jaye am. — 215 kop[, also nicht zu entscheiden. — 218 Var. nicht zu entscheiden. — 220—225 nur Teile der Zeile erhalten. — 223 NnHoc U N, — 224 TATIH@N. 108. 226—262. 227 OYTe. —.228 TON PA. — 229 YAWP, — 231 EMEITA CTAC Mecw (sic). — Reihenfolge 238. 242. 239. 241. 240. 243. — 247 IKECOW. — 251 MAaxeceAll. — 2 Var r. nicht zu aha — 254 KAICIHN nicht er- halten; ATIEOHK (sic). — 256. 257 nur Reste erhalten. — 260 er]lanawcın. — 261 eher exontec als -ac. 109. 263--299. Es sind von dieser Seite nur 2 Fragmente erhalten. Frg. ı = 281—-290. 28ı Var. nicht zu entscheiden. — Frg. 2 = 294—299. 294 HMIJAAHC TIAPA NHYCI All. — 298 CTYTEPHN. 110. 300—335 s.o. zu 109. Frg.ı = 316—325. 317 fehlt. — Frg. 2 = 329—335- 330 OintaaHn. It. 336-381. Durch 3 aneinandergesetzte Bruchstücke wird die Seite in der Längenausdehnung annähernd vollständig, bleibt aber in der Breite sehr okeaAl, sonst Varianten nicht zu entschei- defekt. — 346 nvzen A’. — 347 en. — Geringe Reste noch von 380. Das Übrige ist ganz weggebrochen. Var. nicht zu entscheiden. — 381 KEKAYTO. 12. 382—429(). Es Beneein; s. o. über A und e. — 393 fehlt. — 394 Jererce BANATTAC. — ı OfecrjorfaHn)ofnoc. — 411 ETIECCYMENON sehr wahr- scheinlich. — — Var. nicht zu entscheiden. — 428 letzter Zn von dem Spuren erhalten sind. Es mögen noch ı—3 Verse gefolgt sein 413: BR. Es sind nur 4 Fragmente. Frg.1 = 434—445 nn ir de ww. Zeilenanfänge. — Frg- 3 = 450-457. 450 von] "CTIN Teon oAnoe|, also mit 447 rn Was statt des ge- strichenen YIoN ee ist, ist nicht zu sagen. — 454 nyYayl; also ee (sie). Var. nicht zu er, 52 DE die ala Benıs zu 463 ejne Hroı HratroRRch AFAKAYTON ©... - »- t 466 sc A die Seite zu dige en 114. 467 ba mindestens 499. S. zu rız., Fer = 471—482. — Fg2 = 486—492. 486 Var. nicht zu entscheiden. -- 488 e]m eina[ınöaecch. — 18.3 = 500. 494 ]monemoc Kak[oc. — 499 Jra alamrıerec eike . Axalıot. Dies letzter Vers der Seite; damit endigt die Handschrift. 1220 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. Über Spektrographenobjektive. Von K. ScHwARZSCHILD. (Vorgelegt am 28. November 1912 [s. oben S. 1109).) $ 1. Von den beiden Objektiven eines Spektrographen, Kollimator- objektiv und Kameraobjektiv, hat bekanntlich das Kollimatorobjektiv im allgemeinen nur sehr einfache Forderungen zu erfüllen. Es muß den in seiner Achse befindlichen Spalt scharf ins Unendliche abbilden und muß einigermaßen achromatisch sein. Viel mehr verlangt man von dem Kameraobjektiv eines Spektrographen. Es soll das ganze ausgedehnte Spektrum auf der Platte zu scharfer Abbildung bringen. Und es soll dabei in vielen Fällen, um lichtstark zu sein, ein großes Öffnungsverhältnis, relativ kurze Brennweite haben. Die Anforderungen an die Schärfe der Abbildung sind speziell bei Sternspektrographen, die zur Bestimmung der Geschwindigkeit der Sterne im Visionsradius dienen, die allerhöchsten. Was das Öffnungsverhältnis angeht, SO wurde kürzlich bei einem Sternspektrographen des Potsdamer Ob- seryatoriums ein Öffnungsverhältnis 1: 4.5 verlangt, und für manche Fälle, wie für Aufnahmen von Nebelspektren, sind noch viel größere Offnungsverhältnisse des Kameraobjektivs erwünscht. Wegen der besonderen Anforderungen an das Kameraobjektiv eines Spektrographen im Gegensatz zum Kollimatorobjektiv, soll weiter- hin unter der einfachen Bezeichnung »Spektrographenobjektiv« immer speziell das Kameraobjektiv eines Spektrographen verstanden sein. Man kann sagen, daß etwa bis zu einem Öffnungsverhältnis 1:3 die besten vorhandenen Typen photographischer Objektive die An- forderungen erfüllen, welche bei Sternspektrographen zu stellen sind. Es würde aber nicht rationell sein, einen Fortschritt zu größerer Licht stärke von diesen Typen aus zu suchen. Denn die normalen photo graphischen Objektive erfüllen Bedingungen, welche für ein Spektro graphenobjektiv überflüssig sind, und sind darum unnötig kompliziert. Man wird neue Objektivformen zu suchen haben, welche die über" flüssigen Bedingungen außer acht lassen und die notwendigen er einfachen Mitteln um so besser erfüllen. SchwarzschiLp: Über Spectrographenobjective. 1221 Die beim Spektrographenobjektiv in Fortfall kommenden Bedin- gungen sind die folgenden beiden. Das Spektrographenobjektiv braucht erstens nieht achromatisch zu sein. Man kann auch mit einem, sonst geeignet konstruierten, nieht achromatisierten Objektiv eine völlig scharfe Abbildung des Spektrums erhalten, wenn man nur die Platte geeignet gegen die Achse der Kamera neigt. Zweitens brauchen Spektro- graphenobjekte auch nicht astigmatisch zu sein. Die Fläche, auf weleher das tangentiale Bild zu liegen kommt, muß zwar mit der photographischen Platte zur Deckung gebracht werden. Wenn aber dabei Astigmatismus besteht, so daß das sagittale Bild nicht mit dem tangentialen zusammenfällt, so bewirkt dies nur eine Verbreiterung des Spektrums parallel zum Spalt, die, wenn sie nicht erheblich ist, sogar erwünscht sein kann. Der Gedanke, die Achromasie fortzulassen, ist für Sternspektro- graphen zuerst von Hrn. J. Harrnasn benutzt worden‘. Auf seine An- regung ist von der Firma Zeiß für den Spektrographen III des Pots- damer Observatoriums ein »Chromat« konstruiert worden. Derselbe besteht aus 2 Linsen vom selben Material wie die Prismen des Spek- trographen. Der Chromat leistet beim Öffnungsverhältnis 1: 12.5 Vor- zügliches, ist aber wegen der kleinen erforderlichen Krümmungsradien der Linsenflächen für große Öffnungsverhältnisse nicht brauchbar. Sonst sind in bezug auf Objektive, welehe die Achromasie fortlassen, nur einige interessante Angaben des Hrn. Praskerr” über Neukonstruktionen der Firmen Brashear und Roß bekannt geworden. Aber auch von diesen scheint keine das Öffnungsverhältnis 1 :4.5 ZU erreichen. Wie weit die astigmatische Bedingung bei der Konstruktion aller dieser Objektive freigegeben worden ist, ist nicht ersichtlich. Als sich daher für das Potsdamer Observatorium das Bedürfnis nach einem lichtstärkeren Spektrographenobjektiv ergeben hatte, stellte ich mir zur Aufgabe, auf Grund der Theorie der Fehler 3. Ordnung von Linsensystemen ein derartiges Objektiv zu suchen. Die Über- legungen und Rechnungen, welehe ich zu diesem Zweck ausgeführt habe, sind im folgenden dargestellt. Da es mir darauf ankam, mög- lichst bald zu einer praktischen Lösung ZU gelangen, sind nicht alle Möglichkeiten bis zu Ende durchdacht. Aber die erheblichen Umwege, die ich gemacht habe, sind kurz bezeichnet, denn sie helfen das Problem charakterisieren, wenn sie ein erfahrener Optiker vielleicht auch von vornherein vermieden hätte. i Die Theorie der Fehler dritter Ordnung liefert keine völlige Ent- scheidung über die Güte einer Objektivform, da sie die praktisch oft ! Zeitschrift für Instrumentenkunde. 1904. S. 257. ar ® Report of the Chief Astronomer. 1909- Appendix Ne.2. Own IOE EFT" 1222 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. noch bedeutsamen Fehler höherer Ordnung unbeachtet läßt. Auch wäre es zu lästig gewesen, theoretisch den kleinen Einfluß der Linsendicken mit zu berücksichtigen. Aus beiden Gründen waren daher trigono- metrische Durchrechnungen an Hand meiner theoretischen Ableitungen erforderlich. Hr. Dr. von Ronr hatte die Güte, dieselben zusammen mit Hrn. Dr. Borernorn im Rechenbureau der Firma Zeiß vornehmen zu lassen. Es fand sich, daß durch geringe Abänderung der theoretisch gefundenen Radien ein sehr brauchbares System zustande kam, welches nur noch einer kleinen Retusche einer Fläche bedurfte, um den höchsten Anforderungen zu genügen. Das System wurde von der Firma Zeiß ausgeführt, die Retusche speziell von Hrn. Dr. Viruierr. Mit gütiger Erlaubnis der Firma Zeiß darf ich hier auch über diese mehr praktische Seite der Arbeit berichten. Das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen war ein Objektiv von der gewünschten Leistungsfähigkeit, das in- zwischen schon mit bestem Erfolg zur Aufnahme von Sternspektren verwandt worden ist. $ 2. Im Rahmen der Fehlertheorie dritter Ordnung werden die an ein Spektrographenobjektiv zu stellenden Forderungen folgende. Es muß ı. die sphärische Aberration und 2. die Coma für eine mitt- lere Farbe verschwinden, damit das Objektiv in der Achse und in unmittelbarer Nähe derselben scharf zeichnet, 3. muß die tangentiale Bildwölbung einen bestimmten Betrag haben, der so bemessen ist, dab das Spektrum auf einer geneigten ebenen Platte scharf abgebildet wird. Während die beiden ersten Forderungen bei jedem Objektiv zu er füllen und wohl bekannt sind, ist die letzte für das (chromatische) Spektrographenobjektiv charakteristisch und bedarf einer näheren Aus- führung. Als qualitative Forderungen kommen noch hinzu, daß der Astig- matismus des Objektivs und die Plattenneigung nicht zu große Be- träge erreichen dürfen. Es soll nun die Forderung an die tangentiale Bildwölbung näher behandelt werden‘. Die in der Achse des Spektrographen- objektivs abgebildete Farbe werde als Normalfarbe bezeichnet. Die Brennweite des Objektivs für die Normalfarbe werde zur Vereinfachung gleich ı gesetzt. Es sei n der Brechungsexponent der Prismen des Spektrographe? für die Normalfarbe, n+An der Brechungsexponent für irgendeine andere Farbe. Die Ablenkung des Prismensystems für die Normal * Auf eine Untersuchung von Hrn. J. Wırsıns (Zeitschrift für Instrumeh@ kunde 1906, $. 101), die sich im Prinzip mit der obigen sehr nahe berü 1% w nicht ohne weiteres Bezug genommen werden, da sie nur für Systeme aus aplanatıse! Bestandteilen gilt. | | | | 1 | | / SCHWARZSCHILD: Über Spectrographenobjective. 1223 farbe sei $,, für eine andere Farbe %. Die Änderung der Ablenkung mit der Farbe wird sich dann durch eine Potenzreihe nach An dar- stellen lassen: —$,—=b,An+b,An’+.-- (1) Wir wollen zunächst annehmen, daß alle Linsen des Kameraobjektivs aus demselben Material bestehen wie die Prismen des Spektrographen. Dann wird sich ähnlich die Brennweite des Objektivs in ihrer Ab- hängigkeit von der Farbe bzw. dem Brechungsexponenten in der Gestalt entwickeln lassen: f=ı-a,An—a,Aan’—:»- (2) Schließlich wird sich auch für die Entfernung des scharfen Bildes jeder Farbe von der letzten Fläche des Objektivs, die sogenannte Schnittweite, ein Ausdruck ergeben: s—= ,—l,An—(,An’— ++» (3) Es sei dazu bemerkt, daß die Änderung der Schnittweite mit der Änderung der Brennweite zusammenfiele, wenn die Lage des zweiten Hauptpunktes des Systems von der Farbe unabhängig wäre. Da das meistens wenigstens angenähert der Fall sein wird, so wird nahe gelten a =a,,.=a,--- Der Krümmungsradius des vom Objektiv entworfenen tangentialen Bildes sei ;. Er werde positiv gerechnet, wenn die Bildfläche dem Objektiv die konkave Seite zukehrt. Die mögliche kleine Variation von +, mit der Farbe soll nieht beachtet werden. Kennt man Ablenkung, Brennweite und Schnittweite für jede Farbe, so kann man leicht die Bedingung für den Krümmungsradius p: formulieren, welehe zur Ebnung des Spektrums auf einer geneigten Platte führt. Der seitliche Abstand des Bildes irgendeiner Farbe von der Achse ist: y=ftg(ß—R.). Der Abstand der Einstellungsebene einer beliebigen Farbe von der Fokalebene der Normalfarbe würde: x = «An -+,An’ (x positiv nach vorn, nach dem Objektiv zu, gerechnet), falls das Bild in der Achse läge. Bei der wirklichen Lage des Bildes seitlich der Achse kommt der Einfluß der Bildwölbung hinzu. Dieselbe verschiebt die scharfe TR -iı..,. Einstellung noch um den Betrag „—Vg?—y” oder nahe En nach vorn. Es wird also im ganzen für die Einstellungsdifferenz einer beliebigen Farbe gegen die Miinälleibe erhalten: = = n+M+T ae . 1224 Gesammitsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. Damit nun das Spektrum auf einer Ebene scharf abgebildet wird, muß x proportional zu y werden. Die erforderliche Neigung i der Platte gegen die Senkrechte auf der Kameraachse wird dabei gegeben durch: !— tgi y Setzt man jetzt in den Ausdrücken von x und y die Reihen- entwicklungen nach An ein, so erhält man in zweiter Ordnung genau: b? y=b5b.An+(b,—ab)Am+---, z = (,An-+ (+ )ar+ t und daraus: x C, | ( C, b? b, ) | -=--I1I+li— + = — +a]jAn+--:|. Y b, C, 26, P, b, Zur Ebnung des Spektrums muß man den Koeffizienten von An in der Klammer zum Verschwinden bringen. Daraus ergibt sich für die tangentiale Bildwölbung die gesuchte Bedingung: 3 2 2 (6b, — 0,b,— a,b,e, I Pı Fr b; Zugleich gilt für die Plattenneigung: € a 8. I. tg a Damit die Bedeutung der eben gefundenen Bedingung nicht über- schätzt wird, sei noch besonders bemerkt, daß ihre Erfüllung natür- lich keine volle Ebnung des Spektrums erzielt, sondern nur seine Krümmung in der Achse‘ zu Null gemacht ist. Ferner würde man, genau genommen, auch noch auf die mangelnde Achromasie des Kolli- matorobjektivs Rücksicht nehmen müssen. Die vorstehende Betrachtung läßt sich sehr leicht erweitern auf den Fall, daß das Spektrographenobjektiv aus einem einheitlichen Material besteht, welches aber vom Material der Prismen verschieden ist. Ist der Brechungsindex des Linsenmaterials für eine beliebige Farbe analog der früheren Bezeichnung gleich n+An', so wird man für Brennweite und Schnittweite des Objektivs zunächst Entwicklunge® der Gestalt erhalten: — ’ u ’ J=1—a/An —aA P—..., s=&—cdAn —cAn”’—:**- (4) Die Beziehung zwischen den Brechungsexponenten für gan Farbe n+An des Prismenmaterials und n’-+An des Linsenmateria® wird sich ebenfalls in der Form entwickeln lassen: AM=NAn+HI,AN-+-... (5) ScuwarzschiLp: Über Spectrographenobjective. 1225 Setzt man letztere Entwicklung in die Reihen für f und s ein, so erhält man: = 1— a,1,An— (a/}, + al‘) An—.r» ’ s—= !W— er, An— (ir, + XR)An—-:-. Die Koeffizienten @ und c der Entwicklungen f und s nach An lauten daher: X, = th. ch, BEGhHEN. De (6) Diese Werte sind wiederum in den Gleichungen I. und Il. zu benutzen, um den erforderlichen Betrag der tangentialen Bildwölbung und die Plattenneigung zu erhalten. . Die Anwendung der vorstehenden Formeln setzt voraus, daß man die Ablenkung des Prismensystems sowie die Brennweite und Schnittweite des Objektivs wirklieh nach Potenzen der Änderung ihres Brechungsexponenten entwickelt habe. Die Herstellung dieser Entwicklung ist aber für die praktisch wichtigen Fälle eine ganz ele- mentare Aufgabe, so daß es genügen dürfte, die Lösung derselben, soweit sie hier benötigt wird, ohne Ableitung anzugeben. Das Prismensystem bestehe aus k gleichen Prismen vom brechen- den Winkel 22, welche von der Normalfarbe im Minimum der Ab- lenkung durchsetzt werden. Man findet dann den Ausdruck der Ab- lenkung, 8— %, = Aß, aus den Rekursionen: Aß, == AB_,+ ORTEN ER ee An’ i +2" 18, (tg B 18) + tgßletg’d—t8 d) 1=n2..:% (7) Dabei ist: sind—nsinae und Aß,=o. Das Objektiv bestehe aus zwei dünnen Linsensystemen, welche für die Normalfarbe die reziproken Brennweiten #, und #, haben und sich im Abstand d voneinander befinden. Für Brennweite und Schnitt- weite der Normalfarbe hat man dann die bekannten Ausdrücke: ann — dp ’ s=fl1—d9,). Da die reziproke Brennweite einer dünnen Linse proportional zu R—1 ist, so multiplizieren sich ®, und $, beim Übergang zu einer andern Farbe mit ran Führt man diesen Faktor ein, ent- n—1 1226 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. wickelt nach Ar und beachtet, daß für die Normalfarbe nach unsern früheren Festsetzungen f= ı sein soll, so erhält man: n (1—d9,9,)+ =) (1— dp,9,+ 9:9) Dr f=1- an n—1ı An s=1—de,— (1— do,9,+ d’®: 0.) ea, A: 5 2 +) (1 —dp,9,+ Hm — dr $). Die Ausdrücke unserer Koeffizienten @ und c lauten also: _ 1—d9,9, = _ MH NG he a (n—1) 8) _ Ir , _ _ IRRE n—ı : (n — ı)’ $4. Beispiele. Für Prismen vom brechenden Winkel 63°5 und dem Brechungsexponenten 1.674, wie sie der Spektrograph Hl des Potsdamer Observatoriums enthält, lautet die Rekurrenz (7): AB; = AB, + 2.22 An-+ 1.65 Aß?, + 3.67 Aß;, An + 4.32 An’. Für ein einziges Prisma folgt daraus: B—B, = Ab, = 2.22 An+4.32 An’. .. 9 Für drei hintereinandergesetzte Prismen folgt durch dreimalige Au wendung der Rekurrenz: B—ß,= A8, = 6.66 An+73 An. (10) Die Koeffizienten 5 lauten also: für Prama: 5b = 222 D=43, für 3 Prismen: 5, = 6,66 : 5,= 78. (1) Als Objektiv werde ein System verschwindender Dicke betrachtet '=0). Für ein solches wird: I 1% == rn nt rn 1 ; On—ıI E ; n—1 Nimmt man wieder n = 1.674 an, so folgt: a,=6, = 1.48 a,=4, = —2.21. = D Mit diesen Werten der Entwicklungskoeffizienten erhält man aus den Formeln I und II: SCHWARZScHILD: Über Spectrographenobjective. 1227 j i I ; für ı Prisma: — = 1.17 18.3377, fr . 1 für 3 Prismen: — = 0.78 Em 125. fı Da eine Neigung von 34° schon bedenklich sein kann, empfiehlt es sich, in Verbindung mit einem Prisma ein Objektiv aus einer andern weniger dispergierenden Glassorte zu benutzen, wobei eine ge- ringere Plattenneigung resultiert. In Verbindung mit dem Jenenser Glas 0.102, aus dem die Prismen des Spektrographen III bestehen, könnte man beispielsweise das Jenenser Glas 0.3832 benutzen. Die Normalfarbe für Spektrograph III entspricht der Frauxnorerschen Linie G@ (Hy). Für diese Linie hat 0.3832 den Brechungsindex 1.57. Für die Frausnorerschen Linien C und F gibt die Jenenser Glasliste folgende Änderungen des Brechungsexponenten gegen die Normalfarbe: C-@ F-G6' Prismenglas 0.102: An = — 0.03099 = — 0.01180 Linsenglas 0.3832: An’ = — 0.01254 An’ = — 0.00448 . Aus diesen Zahlen folgt die Beziehung: An’ = 0.366 An — ı.19An’. Es gilt also in Formel (5) 1,.=036 %,=-—1.19. ei Für ein sehr dünnes Linsensystem aus dem Glas 0.3832 hat man ferner: ‚=c=175, Be —_——3}1. Damit liefern die Formeln (6), I und II: I = — =1.35, i= 16°1. Man erhält also in der Tat eine praktisch zulässige Neigung der Platte. Was die in den drei vorstehenden Beispielen gefundenen Bild- wölbungen = angeht, die zur Ebnung des Spektrums erforderlich Sind, so ködnen dieselben durch ein einzelnes dünnes Linsensystem nie erzielt werden. Denn die tangentiale Bildwölbung . eines dünnen Systems aus Glas vom Brechungsexponenten n hat stets den Betrag 3+— oder ungefähr 3.7, ist also sehr viel stärker als die hier er- forderlichen Werte. Man braucht daher notwendig ein Objektiv aus Wenigstens zwei dünnen Teilsystemen, die sich in größerem Abstand d 1228 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. voneinander befinden, um Ebnung des Spektrums zu erzielen. Da sich die Koeffizienten a und « bei nicht allzu großen Werten d nur wenig gegen die oben angesetzten für d= o gültigen Werte verschieben, so kann man schließen, daß man dazu die tangentiale Bildwölbung durch geeignete Kombination getrennter Linsen etwa auf die Größen- ordnung — — ı herabdrücken muß. f $5. Ich komme nun zur eigentlichen Aufgabe der Errechnung eines Linsensystems, welches unsere drei Bedingungen verschwindender sphärischer Aberration, verschwindender Coma und geeigneter tan- gentialer Bildwölbung gemäß Formel I erfüllt. Bei dieser Rechnung habe ich mich durchweg der Bezeichnungen und der Formeln meiner Untersuchungen zur geometrischen Optik, Teil IT. (Abh. der Kgl. Gesellsch. d. Wissensch. zu Göttingen. Math.-phys. Klasse. Neue Folge. Bd. IV. Nr. 3) bedient. Ich werde den Gedankengang tunlichst unab- hängig zu schildern suchen, muß aber im einzelnen meist auf diese Untersuchungen verweisen, die ich kurz mit Optik III zitieren will. In der dortigen Bezeichnung lauten unsere drei Forderungen B (sphärische Aberration) = 0, F (Coma) = 0, (13) = = 4C+2D = Ausdruck Gleichung 1. | z $ 6. Ich habe damit begonnen, ein System aus zwei dünnen Einzellinsen vom selben Material, die sich in beliebigem Abstand befinden, zu untersuchen. Der Abstand der Linsen sei &, ihre Krümmungsradien (positiv, wenn die konvexe Seite dem Licht zugewandt ist) seien r,, r/, r,, r/, der Brechungsexponent der Nor malfarbe sein. Die reziproken Brennweiten beider Linsen sind dann: Die »Durchbiegungen« sind: neuer). nun) rn, r, 2 T, Die Festlegung der Gesamtbrennweite des Systems auf ı gibt =” Beziehung: I = d,+%,—do,d.. (16) “ It man diese Beziehung fest, so bleiben vier willkürliche Größel nämlich die Brennweiten und Durchbiegungen der Einzellinsen- An an. (3n+ 1) (n+ 2) (+) as Nn-+1 3(r +1)’ ®% | . = a u Eee Re. ” ee a ®, | (gn+1ı)(n+ 2) 6 a rn nern ee ; 3n +1” ©: ER FERN HE ne Beh 4(3n + 1) (n— ı)(n+2) 4(n+ 2) n IN+1 SchwarzscHiLD; Über Spectrographenobjeective. 1229 der Hand der Formeln Optik II, S. 25, 26 war es naheliegend, statt der Durehbiegungen lieber folgende Größen als Unbekannte einzuführen’: n+ c, N-+1 = kenn Zen | Nn-+2 In HE 2m). E07 a er, n zn+ı k |2(n— ı) r I—d, n+2 wobei zur Abkürzung: ee en ka (18) $,(1—9,) gesetzt ist. Die (bei Erfüllung der Bedingungen B=F=o gleichgültige) Stellung der Eintrittspupille wurde als mit der zweiten Linse zu- sammenfallend angenommen, da das die Formeln ein wenig verein- facht. In der Folge hat sich diese Festsetzung allerdings als wichtig erwiesen. Eliminiert man mit Hilfe von (16) den Linsenabstand d, so sind alle optischen Eigenschaften des Systems durch die 4 Größen $,,6,, %,,x, darstellbar. Die Ausdrücke, die sich auf Grund der Seiperschen Formeln (Optik III, S. 26) für die uns interessierenden drei Größen B,F und 2C+D = — ergeben, sind die folgenden: : 20, zz gen), Pı Zn+17. 2:9, (21) z Ben. ko+0, +0, 4(3R +1)(n— 1)’ (n+2) Bao “ .2(n+2) * In der dortigen Bezeichnung ist 6n a k=kı. re nen ill 9)» : i 102 Sitzungsberichte 1912. | 1230 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. | Für den schematischen Wert n = 1.666... = 2 lauten dieselben numerisch: | A 2 2 neo 4 ia 2 ' > eB= 1.031[ + „)- j| 1.208924 1.208 rk RR. —— (2) 3 ®: db, d, ®, i 5 x; —AhFf= 1.031 Fr Sr ee ee de (23) Pe} TE: SE, X; a en 22,+1.208k’9 —0.2278kp +0,49, (24) rt G I $ 7. Der tatsächliche Verlauf meiner Rechnungen war nun fol- gender. Ich kannte weder die Untersuchungen von Hrn. Wiırsiss, noch hatte ich die Überlegungen des $ 2 durchgeführt, glaubte viel- mehr, daß das tangentiale Bildfeld für ein Spektrographenobjektiv einfach geebnet, ;, unendlich gemacht werden müßte. Ich versuchte daher die drei Gleichungen B=o,F=o, Sen befriedigen. t Da vier Unbekannte zur Verfügung stehen, bleibt dabei noch eine Will kürliehkeit. Ich dachte auf diese Weise, zunächst zu dem HaArTMAss- Zeiszschen Chronomaten zu kommen und eventuell noch eine Lösung mit kleineren Radien, als dieser hat, zu finden. Die Rechnungen 9% stalteten sich außerordentlich verwickelt und ich kam schließlich zu der Anschauung, daß trotz der vier willkürlichen Größen bei nur drei Bedingungen es nicht möglich sei, diese drei Bedingungen gleichzeitig mit kleinen Krümmungsradien der Linsen zu befriedigen. Darauf gab ich diese Untersuchung auf und begann nach Objektiven zu suchen, welche die Bedingung für sphärische Aberration und Coma erfüllten, I B=F=o gaben, und nachzusehen, wie sich die Bildwölbung A E bei Objektiven dieser Art gestaltete. Ich dachte dabei, daß die Bild- wölbung vielleicht nicht zu Null gemacht, aber auf ein praktisch ge 7 nügendes Minimum herabgedrückt werden könnte, ohne daß man starke i Krümmungen der Linsenflächen anwenden müßte. Indessen bemerkt® 4 | ich alsbald, daß eine dritte Art, das Problem anzugreifen, in formaler und in praktischer Hinsicht weit vorzuziehen war. Wenn man nal Objektivformen sucht, für welehe Coma und Bildwölbung verschwinden: . I S = 0; . ; sp in F=—=o ist, so hat man eine algebraisch verhältnismäßig einfache : t Aufgabe, weil x, in der letzten Gleichung gar nicht, in der Gleichung F= o nur linear auftritt. Und hat man eine geeignete Lösung B ScuwarzscHiLp: Über Spectrographenobjective. 1231 funden, die diese beiden Bedingungen befriedigt, so kann man die sphärische Aberration immer zum Verschwinden bringen, indem man eine Fläche der am Blendenort befindlichen zweiten Linse »deformiert«, eine Abweichung von der Kugelgestalt zu Hilfe nimmt. Diese dritte Methode hat denn auch weitergeführt. Es wurden die beiden Gleichungen F = 2 =o nach x, und «, aufgelöst. Die Brennweiten $, und &, bleiben dabei alle beide will- kürlich. Es war etwas bequemer, statt &, die Größe k beizubehalten und umgekehrt gemäß der Gleichung: 9. = (1-9) (I—k9,) (25) #, durch $, und % auszudrücken, so daß $, und % die willkürlichen Größen werden. Die Resultate für x, und x, wurden dann in den Ausdruck von B eingesetzt. Ich habe diese Rechnung nicht mehr allgemein, sondern nur numerisch für den Fall n = = durchgeführt. Es sei dazu be- merkt, daß ich mich bei fast allen Rechnungen des gewöhnlichen Rechenschiebers (Intervall ı bis 100 gleich 250 mm) bedient habe. So ergab sich folgendes: a "= 0.970 8,#.0.970 9, V: ei 1.031k(1—0.7756,)— 1.245 #°®\ = 1+2,—k[e,(1—$,)+0.1139 (26 — ı)] ’ (26) Er EL —,)1—kp,)B = (%,+ 2) [0.031 — 0.031k$,(1— 9) +0.117k(1— 2@2)] + 0.114 k+ 1.208%° [1—4.409:+ 6.729: 4-31 9]. Die Durchbiegungen © ergeben sich aus den Unbekannten x nach den Formeln (17), die numerisch aufgelöst lauten: x x, ı—ko, a, der — = — 7 4.0,970(1+9,)(1—k9)- (27) Er + 0.9706, ; 6, Ei 97 Es kam jetzt darauf an, solche Werte der beiden willkürlichen Größen $, und k zu wählen, welche bei der Rechnung ‚nach vor- stehendem Gleichungssystem zu kleinen Werten der Linsenkrümmungen führten. Ich habe mich zuerst des Realitätsbereichs der Wurzel im Aus- ER 2 druck von x, vergewissert. Das geschah einfach, indem Pr E,ko,=ın gesetzt wurde, wobei die Grenze des Realitätsbereichs in der £,r- Ebene eine Hyperbel wird. Wenn man sich ferner auf Linsensysteme 102° 1232 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. beschränkt, bei denen kein reelles Bild zwischen beiden Linsen liegt — das würde in der Tat zu stark vignettierende Systeme geben —, so muß % negativ sein. In dem so beschränkten Wertbereich für k und 9, habe ich einige Überschlagsrechnungen gemäß dem obigen Formel- system gemacht, aus denen hervorzugehen schien, daß negative Werte von &, zu bevorzugen seien. Darauf habe ich das Formelsystem sy- stematisch für die beiden Werte $, = — 1.0 und &, = —0.5 und eine Reihe von Werten für k durchgerechnet mit dem in folgender Tabelle stehenden Ergebnis: z, B b, d c e, _ ed, =-10 0.0 —0.39 4061 X +20 000 —o —o —- —-— —-—w -@ O2 0.34.4047 HH. 418 011 44 —21 —i. 26 02 0.2 0.26 +0.36 +71 +16 025 —2.0 -07 —25 -09 400 2 09.3 =0.16 40.28 +84 +14 043 —I5 —03 —19 04 8 d6,=—0.5 0.0 0.36 4064 © +5 000. -—0 0 = 00 ar OT 0.34 #058 42.5 +142 0.10 —73 —32 —58 —ı 15 a 02 0.32 4052 42.7 +135 022 —.7 —L.1 32 -—24 moi en 0.3 0.30 #046 +29 +1.28 043 —2.5 —04 —.2 -—ı.5 #5 = Bei der Auswahl eines praktisch geeigneten Systems aus den I Zahlen dieser Tabelle hat man nicht nur auf kleine Krümmungen m und kleine restierende sphärische Aberration :B zu achten, man darf auch keinen allzu großen Abstand d der Linsen voneinander wählen, damit das System nicht zu stark vignettiert. Ein in jeder Hinsicht günstiges System ergibt sich für 9, = —o. 5 und k=—.o.2;5. Eine etwas sorgfältigere Durchrechnung des Formelsystems (26), (27) für diese Werte von $, und % lieferte die Zahlen: »=—050, Se+rsız d= 0286 —=—259 I 32 g I 8 wet et uni DEE 4 7, 7. Das sind verhältnismäßig kleine Krümmungen und ein mäßiger Ab- stand d. Die sphärische Aberration B— 2.8 würde bei einer Brent- weite von 100mm am Rande der zweiten Linse beim Öffnungsver- hältnis 4 eine Deformation von 16 u erfordern, was ebenfalls inner halb des technisch Möglichen liegt. Damit war das erste Ziel erreicht, aber eine Deformation VOR dem eben geforderten Betrage ist doch eine etwas unangenehme Br gabe, und es schien erwünscht, ohne dieselbe auszukommen. Das Jäß sich bewerkstelligen durch Spaltung der zweiten Linse in zwei dünn® Linsen von derselben Gesamtbrennweite. Es war an dieser Stelle 5 4 4, = — 0.9704, #3 0.9706, V 1— er SchwarzscHiLp: Über Spectrographenobjective. 1233 rischer Aberration, Coma und tangentialer Bildwölbung mit geringen Linsenkrümmungen zu konstruieren. $ 8. Erst als das gewünschte Resultat hiermit schon gewonnen schien, kam ich auf die Überlegung des $ 2 und bemerkte, daß das Problem unrichtig gestellt war, daß für ein Spektrographenobjek- tiv gar nicht verschwindende Bildwölbung, sondern vielmehr ein ganz bestimmter, aus den Abmessungen des Prismensystems und des Ob- jektivs folgender Betrag gemäß Formel I zu fordern war. Die Rech- nung mußte daher noch einmal von vorn beginnen, führte aber nun auf glattem Weg zum Ziel. Für das eben gefundene System ergeben die Formeln von $ 2, verbunden mit den nach $ 4 für drei Prismen geltenden numerischen Werten der Koeffizienten b, und b;: I 4, = 1.78 ,=—-27.: ws e1L82 0 =—1277 ; == 0.08, rt I Statt der. Bedingung = o würde man also die Bedingung : == 0,04 pı t zu stellen haben. Da sich — für Systeme von mäßiger Dicke und Pt mäßigen reziproken Brennweiten nur langsam ändert, so habe ich — auf den runden Wert 1.0 festgelegt und einfach nach einem Ob ir gesucht, welches bei verschwindender ee Aberra- tion und Coma die tangentiale Bildwölbung — —ı besitzt. t Der Weg zur Lösung des so veränderten Problems war durch die eine Untersuchung vorgezeichnet. Wie oben wurde zunächst die sphärische Aberration beiseite ge- lassen und ein Objektiv aus zwei getrennten Linsen gesucht, a ver- schwindende Coma (F= 0) und die tangentiale Bildwölbung — —_—ı hat. Setzte man demgemäß die beiden Gleichungen (23), (24) an n und löste nach x, und «x, auf, so ergab sich: m ee ae, ni. sa = 40.722 —k[p,(ı —9,)+ 0.1 139(2#:—1)] (28) men. (©. +2)[- 0.255 —0.031kp,(1— 9) + 0.117 k(1— 291] +0.114k+1. 208k’[1 — 4.409, +6.720:—4- 31@2]. Die Beziehungen zwischen «,, ®, und den Durchbiegungen e,, o, blei- ben die früheren (27). 1234 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. wichtig, daß bei den ganzen vorausgehenden Rechnungen der Blenden- ort mit der zweiten Linse zusammenfallend angenommen worden war. Wenn man nämlich ein am Blendenort befindliches Linsensystem unter Beibehaltung seiner Brennweite durch ein beliebig anderes ersetzt, so ändern sich zwar sphärische Aberration und Coma des Gesamtsystems, aber die Bildwölbung bleibt unberührt. Das liest man unmittelbar aus den Formeln Optik III, S. 26 ab, da für ein am Blendenort be- findliches System in den dortigen Bezeichnungen k=o ist. In un- serm Falle haben wir also nur dafür zu sorgen, daß das neue Linsen- system, welches wir an Stelle der zweiten Linse setzen wollen, gerade entgegengesetzte sphärische Aberration und Coma hat wie die Front- linse des oben errechneten Objektivs. Dann wird das ganze System die Forderungen an sphärische Aberration, Coma und Bildwölbung erfüllen. / Man steht damit also vor der Aufgabe, ein System aus zwei dünnen Linsen ohne Abstand von gegebener Brennweite zu bestimmen, welches vorgeschriebene Werte der sphärischen Aberration und der Coma hat. Es ist dies ein wohlbekanntes Problem, welches auf eine quadratische Gleichung führt, wenn man das Brennweitenverhältnis beider Teillinsen willkürlich annimmt und die Durehbiegungen der Linsen den Bedin- gungen gemäß bestimmt. Die allgemeine Lösung desselben findet man z. B. in Optik II, S. 36, 37. Ich will für einen andern Fall weiter unten die Gleichungen numerisch angeben. Sie sind einfach genug, um leicht überschlagen zu können, bei welchem Brennweitenverhältnis man mit den kleinsten Krümmungen auskommt. Ich fand auf diese Weise als Ersatz der Hinterlinse das System: = — 1.32 a an 2 —— & _- = +L a la = ee Den a. Die Spaltung der Hinterlinse habe ich übrigens auch noch für das System , = — 1.0, k— — 0.30 der Tabelle durchgeführt, wobei aber stärkere Krümmungen auftraten. Es ergibt sich somit als Resultat der ganzen bisherigen Rech- nungen das System aus 3 Linsen mit den Radien I I I ‚=—1.33 eis zer I T, se I T, ’ 3 3 wobei die erste Linse von den dicht beieinander befindlichen bei andern den Abstand d—= 0.286 hat. Dieses System löst das 8° stellte Problem, ein Objektiv von verschwindender spB# I = t#1.14 = —1.32, ea a go i SchwarzscHiLp: Über Spectrographenobjective. 1235 Die numerischen Werte der Koeffizienten in diesen Gleichungen sind nicht sehr stark gegen die früheren verschoben. Es wurden daher keine weiteren Versuche über die beste Wahl der beiden will- kürlichen Größen $, und % angestellt, sondern einfach die früher als geeignet erfundenen Werte , = —0.5 und k=—0.25 beibehalten. Von diesen Werten ausgehend ergab die Durchrechnung: x, = —0.213 x.,=+0302 9,=—223 79, = —0.23 I 4, =—05 d,=+1.313 = 0.286 es I I I —=—1.30 _ +0. —=-ı19 B=+2z26 r, le ze er T, Statt die Beseitigung der verbleibenden sphärischen Aberration B= + 2.6 durch eine Deformation zu bewerkstelligen, wurde auch hier wiederum der Kunstgriff benutzt, die zweite Linse durch ein System zweier dicht beieinander befindlicher Linsen von derselben Gesamt- brennweite zu ersetzen, welches sphärische Aberration und Coma der Frontlinse aufhebt, ohne die Bildwölbung zu ändern. Wie oben er- wähnt, bleibt dabei das Verhältnis der Brennweiten der beiden Teil- linsen des Ersatzsystems willkürlich. Setzt man diese beiden Brenn- weiten respektive gleich: YV,=0656(1+5) und Vv„= 0.656(1—2); so daß ihre Summe den vorgegebenen Wert #, = 1.313 hat, so er- geben sich für die Krüämmungsradien beider Linsen des Ersatzsystems folgende Ausdrücke: 1% Bau =0.75(,& 4) = 0.6358 0.905 1.29 E+ı (2 + 0.13) nr 6.75 (r,.Eb) 1, 0.63554+0.30841:29 ) er (2° + 0.13) I Durch rohen Überschlag fand ich, daß man die kleinsten Krüm- mungen etwa für = —1-5 erhält. Man findet in diesem Falle: I : : De 6 _ ——1,.00 = —= Br -—-+1.4 ee: .d s N 2 + 2.2 = r! Damit ist nun auch das wirklich zu stellende Problem ge- löst: Ein Objektiv der Brennweite ı aus einer Frontlinse undeinem im Abstand d=0.286 dahinter befindlichen dünnen System zweier Linsen von folgenden Radien der drei Linsen: (29) 1236 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. I I I I ae nt 2 D) RE | RW + 1,72 — m 2 2, > ie 3 7, 7 ar 1 I i ——+1.46 — = — 1.00 (n = 1.666 =) N; r; ist frei von sphärischer Aberration und Coma und hateine . tangentiale Bildwölbung vom verlangten Betrage zen Die erforderliche Plattenneigung ergibt sich aus Formel II, zu i=15°0. Der Radius der sagittalen Bildfläche ergibt sich mittels des Prrzvazschen Theorems! zu — = 0.66. Aus der Differenz ni $ rt $ Pig. 1. = 0.34 folgt bei einer Brennweite von ı00 mm und einem Achsenabstand von 6° eine Länge der Spektrallinien von 0.04 mm. Es sind also auch die ein- gangs gestellten qualitativen Forderungen befriedigend erfüllt. Die Form des Objektivs ist in Fig. I Brennweite 100 mm. skizziert. Der rein theoretische Teil der Arbeit war hiermit beendet. Der bisher vernachlässigte Einfluß der Linsendieken und der Fehler 5- und höherer Ordnung wird viel bequemer durch trigonometrische Durch- rechnung als durch theoretische Formeln ermittelt. Die trigonometrische Durchrechnung wurde, wie erwähnt, von Hrn. Dr. v. Ron für das Rechen- bureau der Firma Zeiß übernommen. Ich erlaube mir hier unter Be nutzung von Mitteilungen der HH. Dr. v. Ronr und Dr. BorGEHOLD über den weiteren Verlauf der Arbeit zu berichten. Die Brennweite des Systems wurde in der für die Darstellung trigonometrischer Durchreehnungen üblichen Weise zu 100 mm an- genommen und alle Längen werden im folgenden in Millimeter aus“ gedrückt. Für den Brechungsexponenten wurde zunächst der schemd- tische Wert > beibehalten. Die Dieken der Linsen wurden so At gesetzt, daß das Öffnungsverhältnis ı: 3.5 des Systems hergestellt wer den kann. Die Abstände aufeinanderfolgender Flächen betrugen = Reihe nach (d in Glas, 5 in Luft): ee BD. 340, d,=1.5, b ' Dasselbe lautet für ein System dünner Linsen: Im Linsen summiert. en a ae Aa ScawarzschiLp: Über Spectrographenobjective. 1237 Es wurde zunächst versucht, das System für das Öffnungsverhältnis 1:3.5 zu korrigieren. Auf’ Grund einer ersten trigonometrischen Durch- rechnung wurde die mittlere Linse ein wenig durchgebogen, so daß die Radien in r, = 61.2, r/= 46.904 übergingen. Damit ergaben sich dann für verschiedene Einfallshöhen, deren größte dem Öffnungs- verhältnis ı:3.5 entspricht, folgende Schnittweiten s von der letzten Fläche an und folgende Logarithmen der Brennweiten: A 0.0 8.26 11.68 14.3 sg: 778.14 112.15 112.15 112.43 log f = 1.99801 99704 99691 99789 N #377 0000 0.026 0.087 0.034 Unter A ist der Durchmesser der Zerstreuungskreise für die Ein- stellungsebene 112.31 angegeben. Versuchte man das System nur für das Öffnungsverhältnis 1:4 zu korrigieren, so ergab sich nach der entsprechend veränderten Durch- biegung der mittleren Linse (r, = 60.2, r, = 46.309): I —- 0.0 8.84 12.5 s= 112.34 112.22 112.38 log f = 1.99808 99741 99789 A: 0.000 0.016 0.018 Man sieht, daß in beiden Fällen die Sehnittweiten mit wachsender Einfallshöhe erst ab- und dann wieder zunehmen; es ist eine deut- liche Zone, eine Einwirkung der Fehler 5. Ordnung vorhanden. Die Zerstreuungskreise sind, obwohl klein, so doch größer, als für ein Spektrogray iektiv erwünscht ist. : ne, auch noch einige andere Typen durchgerechnet, wobei das Brennweitenverhältnis der beiden Linsen des hinteren Systems anders gewählt wurde. Aber es ergaben sich für diese Systeme immer ungefähr dieselben Zonenfehler entsprechend der häufigen Erfahrung der Optiker, daß sich die sogenannten Zonen, Unterdessen versuchte ich theoretisch, ob sich ein Objektiv mit kleinen Krümmungen ergäbe, wenn man statt der Seeg des zweiteiligen Systems die Vorderlinse in zwei RRIIRE- a Faais Zweck mußte die ganze frühere Untersuchung in etwas a gein erter Form wiederholt werden, indem der Blendenort von vornherein mit der ersten Linse zusammengelegt wurde. _ Denn nur für eine am Blendenort befindliche Linse ist die Spaltung ohne Einfluß auf die 1238 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phys.-math. Cl. v. 28. Nov. Bildwölbung. Es ergab sich indessen kein Objektiv mit genügend kleinen Krümmungen. So schien es am besten, bei dem Ausgangstypus zu bleiben und die Beseitigung der immerhin doch sehr kleinen restierenden Zonen- fehler der mechanischen Retusche einer Linsenfläche und damit der Kunst des Schleifers zu überweisen, nachdem übrigens noch eine vorläufige rechnerische Untersuchung der Deformation Hrn. Dr. v. Rour gezeigt hatte, daß dabei auch in bezug auf Comafreiheit ein günstiges Ergebnis zu erwarten war. Das Objektiv, welches für Spektrograph III des Potsdamer Ob- servatoriums benötigt wurde, sollte bei einer Öffnung von 40 mm eine Brennweite von 180mm, also ein Öffnungsverhältnis 1: 4.5 haben. Die rechnerischen Elemente wurden von Hrn. Dr. v. Ronr folgender- maßen gewählt (n = 1.674, b, bezeichnet den Abstand der Eintritts- pupille von der ersten Fläche): =—3832 = —139.I 7, = +105.3 r = +81.5 r=+123.0 r, = — 183.0 L=50 dann bzria de27 BB =27 dem Nach der Retusche blieben gemäß extrafokalen Blendenaufnahmen von Hrn. Dr. Virumer folgende Unterschiede der Vereinigungsweiten übrig, wenn man auf diejenige Vereinigungsweite bezieht, welche di kleinsten Zerstreuungskreise gibt: | Einfallshöhe: 3 6.2 10.2 14.2 18.2 Vereinigungsweite: —0.08 -+0.17 -+0.05 -—0.02 —0.03 Ar 0.062. : 8.512 |” 0.006 .-0.0053 "aoss Die Durchmesser der Zerstreuungskreise A zeigen, daß das Licht fast ganz innerhalb eines Kreises von 0.01 mm Durchmesser vereinigt wird, was eine sehr gute Korrektion bedeutet. Die tangentiale Bildwölbung stellt sich rechnerisch so: Die Ein- trittspupille liegt bei Spektrograph III etwa 80 mm vor der ersten Fläche des Objektivs. Mit dieser Lage der Eintrittspupille gerechnet ergaben sich folgende Verschiebungen As der Einstellungsebene des tangentialen Bildes bei den Einfallswinkeln w: wa 3932", wi 590" 8 72050,020,72, während sich für % = Brennweite, wie gefordert war, ergeben müßte: As = 0.34, 0.68. Die Bildwölbung ist also nach Ausweis der trigonometrischen Durchrechnung ein wenig zu stark ausgefallen. Durch extrafokale SchwarzscuiLp: Über Speetrographenobjective. 1239 Blendenaufnahmen hat sich das bestätigt. Doch ist der Überschuß praktisch von keiner Bedeutung. In beistehender Figur ist Abszisse die Abmessung auf der (um etwa 15° geneigten) Platte, Ordinate die Entfernung (in Richtung nach dem Objektiv) der tangentialen Bild- Fig. 2. RR ER +0.05 mm nn Sesliicheer 0.00 R -0.05 Io | 20 ; 30 ; 40 mm Hy H3 Hs fläche von der Platte. Die einzelnen Punkte entsprechen den ge- messenen Linien des Eisenspektrums. Man erkennt die Krümmung der Bildfläche, sieht aber zugleich, daß dieselbe auf der vermessenen Strecke nur um wenige hundertstel Millimeter von einer mittleren Einstellungsebene abweicht. Direkte Spektralaufnahmen haben ergeben, daß das Objektiv das ganze von dem Prismensystem durchgelassene Licht zwischen den Wellenlängen 3850 A. E. und 5600 A. E. scharf abbildet, wobei aller- dings zu beachten ist, daß das Prismensystem schon bei etwa 4100 A.E. und 4500 A.E. zu vignettieren beginnt und die Schärfe in den äußeren Spektralgebieten daher zum Teil auf Rechnung der Verengerung der Strahlenkegel zu setzen ist. Jedenfalls wird mit Hilfe des Objektivs alles geleistet, was mit dem gegebenen Prismensystem überhaupt zu erreichen ist. $ 10. Das Gesamtresultat der im vorstehenden geschilderten Ar- beiten war also zunächst ein gutes Objektiv vom Öffnungsverhältnis 1:4.5 für den Spektrographen III des Potsdamer Observatoriums. In- dessen dürfte es nach den mitgeteilten Zahlen nicht schwer sein, das Öffnungsverhältnis bis zum Betrag I: steigern. Ferner wird man dureh Verwendung einer schwach disper- gierenden Glassorte nach demselben Typus auch Objektive für Ein- prismenspektrographen konstruieren können. Es scheint daher dem gefundenen Typus des Spektrographenobjektivs ein weiter Anwendungs- bereich offenzustehen. 3.5 oder noch etwas weiter zu Ausgegeben am 9. Januar 1913. 1240 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Erkennen und Verstehen. Von BEnnxo ERrRDMANN. (Vorgetragen am 28. November 1912 [s. oben S. 1111],) Die uns geläufige Scheidung zwischen Natur- und Geisteswissen- schaften ist jungen Datums. Sehen wir von ihren Vorstufen in der griechischen Philosophie und der religiös zentrierten Philosophie der nächstfolgenden Periode ab, so begegnen uns deutliche Anfänge dieser Gliederung der Tatsachenwissenschaften erst im 18. Jahrhundert. Denn im 17. blieb die Entwicklung des Problems trotz der prinzipiellen Cartesianischen Trennung von ausgedehnten und bewußten Substanzen, sowie der Fortbildung dieses Gegensatzes in dem Spinozischen Par- allelismus zwischen Ausdehnung und Denken und der Leibnizischen Substruktion des Psychischen unter das Mechanische gehemmt. Die schnell sieghaft gewordene mechanische Naturauffassung, die dem wissenschaftlichen Denken jener Zeit das Gepräge gab, hatte das geistige Auge dem Wissenschaftscharakter der historischen und philo- logischen Disziplinen verschlossen und das methodische Vorurteil der Mathesis universalis gezeitigt. Erst die psychologisch orientierte Er- kenntniskritik des Empirismus seit Locke bot die Grundlagen für die Problementwicklung. Ein erster Ansatz läßt sich in BrrkeLeys prin- zipieller, nur im Sprachgebrauch schwankender Unterscheidung von ideas und notions finden. Aber erst Hunes Entdeckung der Wesens verschiedenheit zwischen Tatsachen- und demonstrativen Schlüssen und dementsprechend zwischen den mathematischen und den Tatsachen wissenschaften und Kawrs wenige Jahrzehnte spätere, anfangs wenig beachtete Ablösung des mathematischen Denkens vom philosophischen brachte auch die speziellere Frage nach dem Verhältnis der beiden Gruppen von Tatsachenwissenschaften in Fluß. Hunes unausgeführt®, mehr als selbstverständlich vorausgesetzte denn begründete Entgegen" stellung der Moral und Natural Philosophy konnte in dieser Unbestimmt- heit nicht lange bestehen bleiben. Die volle Kraft zur Differenzierung setzt wenig später ein: in Frankreich und England seit der Mitte des ı8. Jahrhunderts durch die Ausbildung der Nationalökonomie UN Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1241 Geschichtsphilosophie bis zur Begründung der Soziologie durch Coxte und den methodologischen Erörterungen von Stuart Mırr; in Deutsch- land seit dem Ende des ı8. Jahrhunderts durch alle die Antriebe zu historischer Vertiefung des Denkens, die in den ersten Jahrzehnten des ı9. Jahrhunderts ihren Höhepunkt erreichten. Die Phase, in der wir gegenwärtig stehen, hat bei uns um die achtziger Jahre mit der langsam erstarkenden Regeneration der Philosophie begonnen. Sie ist durch sehr verschiedenartige Einflüsse bedingt. Nachwirkungen der romantischen Geschichtsdeutung, die neuerdings durch Fortbildungen der rationalistischen Elemente des Kantischen Kritizismus und der nachkantischen metaphysischen Spekulation verstärkt werden, fließen mit Gedankengängen zusammen, die teils in Anschluß an, teils in Reaktion gegen die materialistische Geschichtsauffassung entstanden sind; und alle diese Antriebe vereinigen sich mit einer Kritik der An- sprüche, die zugunsten einer universellen naturwissenschaftlichen Me- thode von den modernen Vertretern des Monismus und Positivismus erhoben werden. Begreiflich unter diesen Vorbedingungen, daß die Aufgabe, das Verhältnis der Natur- und Geisteswissenschaften genauer zu bestimmen, auch gegenwärtig sehr verschiedene Lösungsversuche möglich macht. Wenn wir, wie im nachstehenden geschehen soll, die Sonder- stellung der reinen Mathematik gegenüber den Tatsachenwissenschaften unberührt lassen, so kommen für jeden Lösungsversuch jener Aufgabe Untersuchungen von drei verschiedenen Gesichtspunkten aus in Betracht. Den nächstliegenden Ausgangspunkt bietet der offenkundige Gegen- satz der Gegenstände beider Wissenschaftsgruppen. Dieser ob jektive Gegensatz ist prinzipieller genommen, als er herkömmlicherweise gedacht wird, wenn wir die Natur als die gemeinhin sogenannte materielle oder Außenwelt und den Geist als die seelische oder Innen- welt fassen. Denn nicht die seelischen Vorgänge überhaupt, wie wir solche auch den Tieren zusehreiben, sondern lediglich die Funktionen des dem Menschen eigentümlichen seelischen Lebens, des Wollens und Denkens, des »Göttlichen« der Seele, des Pneuma antiker Fassungen, haben den Anlaß zu der Namengebung »„Geistes« -Wissenschaften ge- boten. Als Geisteswissenschaften pflegen dementsprechend nur die- jenigen Disziplinen zu gelten, die zu ihren Gegenständen Betätigungen und Produkte unseres Geisteslebens haben, also die historischen Wissenschaften im weiteren Sinne, wie die Sprachwissenschaft, die Philologie, die Geschichte der Religion, der Kunst, des Rechts- und Staatslebens usw. Von hier aus wird verständlich, daß der über- lieferte Gegensatz sich neuerdings ZU dem Kontrast zwischen Natur- 1242 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. und Kulturwissenschaften umbilden konnte. Wir behalten im folgenden den überlieferten Namen »Geisteswissenschaften« für das oben allge- meiner gefaßte Innenglied des Gegensatzes bei, obgleich gemäß dieser Fassung das menschliche Seelenleben nur als das Innere der höchsten Stufe der organischen Entwicklung angesehen werden darf. Unsere Aufgabe aber geht nur auf die engere, auch in der älteren Namen- gebung gemeinte Bestimmung des Innengliedes, für die wir den Namen »Kulturwissenschaften« aufnehmen wollen. Es bleibt nur zweierlei zu beachten. Erstens ist diese engere Fassung nur eine Folgebe- stimmung der allgemeinen Deutung des Innengliedes; zweitens schließt sie trotz ihrer Enge alle Betätigungen unserer Kultur von den ersten Anfängen menschlicher Entwicklung an bis zum Verlaufe der Geschichte im engeren Sinne ein. Dem objektiven Gegensatz der Kultur- und Naturwissenschaften entspricht kaum minder deutlich ein methodischer. Fassen wir ihn in üblicher Weise, so läßt sich etwa folgendes sagen. Die methodische Grundlage der Naturwissenschaften ist die durchweg experimenteller Variation zugängliche und im Prinzip stets mathematisch instrumentier- bare Beobachtung dessen, was die Sinneswahrnehmung darbietet. Für die Methode der Kulturwissenschaften ist dagegen die Einfühlung und Eindenkung in fremdes geistiges Leben, kurz die Einstellung auf dieses, auf der Basis der Selbstbeobachtung charakteristisch. Dem- entsprechend ist dort das Ziel die Ableitung allgemeiner Gesetze, bei denen grundsätzlich von aller Eigenart des Geisteslebens abstrahiert ist, sowie die Einordnung alles physischen Geschehens und seiner Produkte in diesen gesetzlichen Zusammenhang. Hier dagegen gilt es, die Pro- dukte menschlicher Kultur jeder Art und die geistigen Betätigungen, denen jene Produkte ihren Ursprung verdanken, zuletzt also die Taten und Erzeugnisse des individuellen geistigen Lebens, in ihrem objektiven Entwicklung hang (vgl. S. 1265) zu verstehen. Keiner Er- örterung bedarf, daß dieser methodische Gegensatz nach Voraussetzung und Aufgabe, wie zuletzt alle Verschiedenheit wissenschaftlicher Methoden, an der Eigenart der Gegenstände hängt, denen unser Denken zugewandt ist. Dem methodischen und objektiven Gegensatz beider Wissensgebiete entspricht endlich ein dritter, der ebenfalls wiederholt die Untersuchung mitbestimmt, wennschon kaum jemals geleitet hat. Es ist dies der psychologische Kontrast zwischen den geistigen Vorgängen, dureh die auf jedem der beiden Wissensgebiete die Gegenstände tatsächlich IM Gedanken erfaßt und methodisch bearbeitet werden. Als Erkenne! (der äußeren Natur) und Verstehen (fremden Geisteslebens) sind die Glieder dieses psychologischen Gegensatzes unterschieden worden. Erpmanx: Erkennen und Verstehen. 1243 Nur künstlich und schematisch sind diese drei Leitideen vonein- ander zu trennen. Kein Versuch, das Verhältnis beider Wissensgebiete zu bestimmen, darf eine von ihnen vernachlässigen. Jede solche Unter- suchung aber muß damit beginnen, sie möglichst auseinanderzuhalten, wenn das Gedankengewebe, das sie vereinigt bilden, reinlich erkannt werden soll. Wie für alle Tatsachenfragen, so ist auch hier die aus- sondernde Analyse das für uns Frühere, die Synthese das für uns Spätere. Wie bei allen Erkenntnisproblemen, so haben wir uns freilich auch hier zu hüten, diese Synthese, das Kunstprodukt unseres konstruierenden Denkens, in ihrem durch die voraufgehende Analyse bedingten syn- thetischen Bestande als ein npöreron TH eYceı anzusehen. Wer dies nicht im Auge behält, der kommt zu jenen transzendentalen Spekulationen, mit denen der Rationalismus, die logische Kunst sich als seelische Natur vortäuschend, von jeher operiert hat. In der nachstehenden Erörterung ist das zuletzt gekennzeichnete psychologische Problem behandelt. Aber ihre Aufgabe ist nicht, den Gegensatz der beiden Wissensgebiete psychologisch zu verdeutlichen, sondern die gemeinsamen tatsächlichen Grundlagen des Verstehens und Erkennens aufzuweisen und damit eine psychologische Basis für die Einsicht in die gemeinsamen Voraussetzungen des objektiven und metho- dischen Gegensatzes beider Wissenschaftsgruppen zu schaffen. Allge- mein gesprochen, soll sie einen psychologischen Beitrag zu der Lehre von der Einheit des Wissens liefern. Sie sucht diese Aufgabe dadurch zu lösen, daß sie das Verstehen fremden Geisteslebens und weiterhin das Verstehen überhaupt als Arten des Erkennens aufweist. Das vielberufene Einleitungswort Kants, daß alle unsere Erkenntnis mit der Erfahrung anfange, ist auch im Zusammenhange seiner kritischen Philosophie nicht ganz präzis formuliert. Unsere Erkenntnis hebt nicht mit der Erfahrung, sondern mit der Wahrnehmung an, wenn anders die Erfahrung der Inbegriff gedächtnismäßig verknüpfter und von allen Formen des Vorstellens durchsetzter Wahrnehmungen ist. Und zwar beginnt sie mit der Sinneswahrnehmung, die somit in der Tat » das absolute Fundament« aller unserer Erkenntnis abgibt. Ich verstehe dabei unter Erkennen in wei Inbegriff des Vorstellens, dessen Gegenstände als von ihrem Vorgestellt- werden unabhängig wirklich vorausgesetzt werden. Ich nehme das Wort also in nur einer der mannigfachen Bedeutungen, die ihm der praktische und wissenschaftliche Sprachgebrauch zuweist. Erkennt- nisse sind demnach diejenigen Vorstellungsinhalte, deren Gegenstände wir als von ihrem Vorstellungsbestande unabhängig wirklich voraus- Setzen. 1244 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Die erkenntnistheoretische Frage, in welchem Sinn diese Voraus- setzung sich als gültig erweisen läßt, mit welchem Rechte sie also ge- macht werden darf, steht hier nieht zur Erörterung. Die Psychologie kann über dieses Problem im Rahmen ihrer Untersuchungen ebenso- wenig entscheiden wie irgendeine andere einzelwissenschaftliche Dis- ziplin. Aber sie bedarf für die Lösung der. ihr eigenen Aufgabe, für die Analyse und Erklärung des seelischen Tatbestandes und seiner funktionellen Beziehungen zu den physischen Lebensvorgängen, einer solchen Entscheidung sowenig wie irgendwelche andere Einzelwissen- schaft. Was sie gegenüber dem naiven Realismus und dem theoretischen Materialismus für ihre Aufgaben zu fordern hat, ist das Zugeständnis, daß die Inbegriffe der Sinneswahrnehmung uns, unbeschadet der ob- jJektiven Realität, die wir ihnen mit Fug zuschreiben, ebensowohl als Bewußtseinsinhalte (vgl. in meiner Logik P $ 43) gegeben sind, wie die Inbegriffe der Erinnerung, Einbildung und Abstraktion sowie die Bewußtseinsprodukte ihrer geistigen Bearbeitung im Denken. Sie darf ihrerseits dafür den Forderungen der Naturwissenschaft gegenüber das Zugeständnis machen, daß jeder seelische Lebensvorgang in funktio- neller Beziehung zu einem und nur einem physischen Lebensvorgang z steht. Daß jeder Ausschnitt aus diesen beiden Vorgangsreihen ein nur künstlich abgrenzbaren Teilinbegriff der Mannigfaltigkeit der Le bensvorgänge überhaupt ausmacht, ist dabei vorausgesetzt. ir nehmen uns ferner das umstrittene Recht, die seelischen vor gänge und Inhalte überhaupt in intellektuelle und emotionelle zu zerlegen. Wir rechnen dabei zu jenen das ganze Gebiet der Vor- stellungen mit Einschluß der Wahrnehmungen sowie die Aufmerk- samkeit, zu diesen das Fühlen und das Streben. Dadurch, daß die i Aufmerksamkeit ein emotionelles Moment einschließt und die Vorstel- : lungen nahezu durchaus ebensolehe Momente enthalten, daß ie : die Emotionen fast durchweg an Vorstellungen gebunden sind, wird 3 das Recht zu solcher Einteilung nicht gestört. Denn alle biologisch®: : also auch alle psychologischen Einteilungen ergeben nur rep a N tive Typen, d.i. Arten, die nicht reinlich gegeneinander abgegrent 2 werden können, weil sie dureh mannigfache Übergangsformen mitein- , ander verbunden sind. Die Vorstellungsinh alte der Sinneswahrnehmung sind gem | diesem Sprachgebrauch ebensowohl intellektuelle wie die aus abgeleiteten Vorstellungen. Also sind auch die Vorgäng®; in ® Wahrnehmungsinhalte wirklich sind, nicht weniger intellekW als die Vorgänge des aufmerksamen Vergleichens und Untersch kurz des Denkens, dessen Formelemente die Urteile bilden. eidens Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1245 Das methodische Fundament jeder psychologischen Analyse bilden die Sinneswahrnehmungen des entwickelten Bewußtseins, d. i. diejenigen, die sich auf Grund wiederholter Sinnesreize als Glieder einer ausgestalteten Erfahrung einstellen. Die gegenständlichen Inbegriffe, aus denen diese Sinneswahrneh- mungen bestehen, sind durchweg Erkenntnisse in dem oben festge- legten Sinn, und zwar entwickelte Erkenntnisse, d.h. solche, deren Gegenstände, logisch gesprochen, als Exemplare von Gattungen erkannt werden; ein Gegenstand dieser Art z.B. als diese Eiche, ein Baum, eine Pflanze, ein organischer Körper, ein Körper usw. Die entwickelte sinnliche Erkenntnis kann also jede Stufe der Bestimmtheit von fast völliger Unbestimmtheit an bis zur konkretesten Bestimmt- heit aufweisen. In logischer Wendung: die subsumierende Gattung kann jeden Umfang von der höchsten Gattung sinnlicher Gegenstände, dem Etwas im Raume überhaupt, an bis zur nächsthöheren abstrakten Einzelvorstellung besitzen. Eine schlechthin unbestimmte entwickelte Erkenntnis, eine solche also, deren Gegenstand, logisch formuliert, nicht als Exemplar irgendeiner Gattung bewußt wäre, ist eine confra- dietio in adjecto. Die für unsere Analyse einfachsten Fälle des entwickelten Er- kennens liegen dann vor, wenn sich vertraute Gegenstände der Sinnes- wahrnehmung darbieten, deren Erkenntnis nicht irgendeiner »Reflexion « bedarf, d.i. unmittelbar erfolgt. Besonders einfach zeigt sich der hier zu erklärende Bewußtseinsbestand unter zwei einander entgegen- gesetzten Bedingungsreihen. Einmal dann, wenn das wahrnehmende Erkennen so achtlos erfolgt wie da, wo unser Blick über vertraute Gegenstände der täglichen Umgebung hingleitet, während unsere Auf- merksamkeit nach anderer Richtung hin, etwa nach Innen gespannt ist. Aber auch dann, wenn wir uns, wie bei tachistoskopischen Re- aktionsversuchen, mit gespannter Aufmerksamkeit für kurze Zeit in einen vertrauten Wahrnehmungsbestand vertiefen. Die Selbstbeobachtung zeigt dem Geschulten, daß der Bewußt- seinsbestand des erkannten Gegenstandes unter diesen Bedingungen der Regel nach nichts anderes enthält als den Wahrnehmungsinbe- griff, der durch die gegenwärtigen Reize im entwickelten Bewußtsein ausgelöst ist, d.h. daß der Erkenntnisbestand mit dem Wahrnehmungs- bestand in eins zusammenfällt. Die scheinbare Paradoxie dieses gleichen Erfolgs entgegengesetzter Bedingungen löst sich leicht. Die Konzentration des Bewaßtesiee- bestandes auf den Wahrnehmungsinhalt ist bei unaufmerksamem W ahr: nehmen dadurch bedingt, daß die anders gerichtete Aufmerksamkeit alle Bewußtseinsreproduktionen hemmt, die nicht direkt dureh; die vor 103 Sitzungsberichte 1912. ; 1246 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. liegenden Reize ausgelöst werden. Bei jenem kurzdauernden aufmerk- samen Wahrnehmen dagegen werden weitere, mittelbare Bewußtseins- reproduktionen dadurch ausgeschlossen, daß die Aufmerksamkeit le- diglich dem Wahrnehmungsbestand zugewandt ist. An der Analyse des so bedingten, mit dem Wahrnehmungsbestande kongruierenden Erkenntnisbestandes habe ich mich schon vor langen Jahren versucht. Aber ich gestehe, daß ich trotz oft erneuter Arbeit noch nicht zum Abschluß gelangt bin. Ich finde, sie gehört zu den schwierigsten Aufgaben der deskriptiven Psychologie. Sie ist kaum minder schwierig als die mathematische Bestimmung der Maßbezie- hungen, die den Raum unserer Gesichts- und Tastwahrnehmung als ebenen kennzeichnen. Auch die experimentell variierte Analyse der Wahrnehmungsinbegriffe vermag die Fehlerquellen, die aus landläufigen logischen und unübersehbar mannigfaltigen erkenntnistheoretischen An- nahmen in solche Beschreibungen einfließen, nur schwer zu verstopfen. Alles hängt hier an geschulter und zugleich, was schwerer erreichbar ist, unbefangener Selbstbeobachtung. Für die Mängel, die solchen Analysen anhaften können, bieten Lorzes Deutung der Lokalzeichen, die neueren Hypothesen über »Gestaltqualitäten «, sowie die alte, noch nicht ausgemerzte Annahme, daß in unserer Erkenntnis die bezeich- nenden Worte stets mitbewußt werden, nur nächstliegende Beispiele. Glücklicherweise verlangt die nachstehende Untersuchung ledig- lich die Feststellung, daß unter den genannten Voraussetzungen das Wahrnehmen unmittelbar zu wohlbestimmten entwickelten Erkennt- nissen führen, d.i. in logischer Formulierung, daß es den Gegenstand unmittelbar als Exemplar der nächsthöheren Gattung erkennbar machen kann. Denn schon aus dieser tatsächlichen Feststellung folgt, was wir hier brauchen, daß nämlich selbst dann, wenn der Erkenntnis- bestand im entwickelten Erkennen lediglich durch den Wahrnehmungs- bestand gegeben ist, dieser Erkenntnisbestand nicht ausschließlich durch die gegenwärtigen Reize bedingt sein kann. Der Inbegriff gefärbter; räumlich begrenzter Flächen, den ich bei flüchtiger Wahrnehmung als die Uhr auf meinem Schreibtisch erkenne, gibt in dieser Erkenntnis mehr, als der lediglich durch den. gegenwärtigen Reizbestand ausge löste Wahrnehmungsinhalt für sich allein darbieten würde. Eben dies wird offenbar, wenn ich bei gespanntester Aufmerksamkeit eine im Tachistoskop sieh darbietende, in der Zeichnung mir vertraute Figur unmittelbar als Bild eines Schreibzeugs erfasse, ohne daß ich auch bei sorgsamster Analyse in diesem Erkenntnisbestande mehr als den vorliegenden Wahrnehmungsinhalt aufzufinden vermag. Sn diese Wahrnehmungsbestände werden deshalb nur erklärlich, _— | für die qualitative Bestimmtheit der Empfindungen wie für die Schäfe Erpmans: Erkennen und Verstehen. 1247 ihrer Wal l gsbeziehungen, z. B. ihrer räumlichen Ordnung, Ge- dächtnishilfen auf Grund früherer analoger Reize als mitwirkend an- genommen werden. Man denke an die Übungswirkungen für die Unterscheidung von Farbennuancen und an die Erfahrungen für die Raumordnung bei den ersten Sehversuchen operierter Blindgeborener. Und die Erklärung des mit dem vorliegenden Wahrnehmungsbestand kongruierenden und doch die Erkenntnis als Uhr oder Bild eines Schreibzeugs vermittelnden Bewußtseinsbestandes erfordert noch mehr. Dieser Erkenntnisbestand verlangt entsprechende Gedächtnishilfen für jedes der Momente, die den wahrgenommenen Gegenstand dort unmittelbar als Uhr auf meinem Schreibtisch, hier als Bild eines Schreibzeugs erfassen lassen. Man wolle nur beachten, was jene Gegenstände bei ebendemselben Wahrnehmungsbestande demjenigen als Erkenntnisinhalt darbieten, der niemals eine Uhr oder ein Schreib- zeug gesehen hat. Kurz, der aufgewiesene Erkenntnisbestand verlangt Gedächtnishilfen auch für alle die Momente des Bewußtseinsbestandes, die sich bei logischer Formulierung als subsumierende Gattung dar- stellen. Ist somit das Postulat von Gedächtnishilfen für das ausschließlich wahrnehmende Erkennen vertrauter Gegenstände gesichert, so ist doch die nächstliegende Hypothese für die Konstitution dieser Hilfen durch das Ergebnis der Bewußtseinsanalyse ausgeschlossen. Denn als Er- innerungen oder andere abgeleitete Vorstellungen, als selbständige ben dem Wahrnehmungsinhalt, sind sie nicht gegeben, auch im Unterbewußtsein nieht aufzufinden. Sie können demnach an der Auslösung des Wahrnehmungs- oder Erkenntnisbestandes nur als Gedächtnisresiduen früherer Wahr- nehmungen des vorliegenden Gegenstandes beteiligt sein, die dem gegenwärtigen Bewußtseinsbestande Glied für Glied und Beziehung für Beziehung eingeschmolzen sind. Nur auf Grund soleher Ver- schmelzung kann der Wahrnehmungsinhalt als das vorliegende Er- kenntnisganze, dort als Uhr, hier als Schreibzeug, ‚bewußt werden. Wir haben demgemäß schon für den Bewußtseinsbestand dieses Wahrnehmens zwei zusammenwirkende Bedingungen anzu- nehmen, die wir zweckmäßig als Reiz- und Residualkomponente unterscheiden. Dabei bleibt zu beachten, daß nicht nur die Annahme einer solchen Residual-, sondern ebenso auch die Voraussetzung einer eizkomponente, logisch gesprochen, eine Hypothese bildet, se - dem allein unmittelbar gegebenen Bewußtseinsbestand des entwicke ten Wahrnehmens abgeleitet ist. Wir haben uns somit den Auslösungsp lichen Erkennens, dessen Erkenntnisbestan rozeß des entwickelten sinn- d mit dem Wahrnehmungs- 103* 1248 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. bestand zusammenfällt, folgendermaßen zu konstruieren. Der Inbegriff der Sinnesreize, also die Reizkomponente, erregt den Inbegriff von Gedächtnisresiduen früherer Wahrnehmungen, die durch die gleichen Reize bedingt waren, d.i. die Residualkomponente, die diesen Inbegriff ausmacht. Was uns auf Grund dieses Auslösungsprozesses allein im Bewußtsein gegeben ist, der Wahrnehmungsinhalt als erkannter Gegen- stand, ist das Produkt dieses Zusammenwirkens. Der Auslösungsprozeß der Residualkomponente besteht in einer Neuerregung oder Reproduktion der Gedächtnisresiduen, aus denen diese Komponente zusammengesetzt ist. Er darf als eine Reproduktion durch Verschmelzung bezeichnet werden, wenn wir uns das Recht nehmen, den durch Hersarr eingeführten, längst vieldeutig gewordenen Terminus » Verschmelzung«, abweichend von seinem Sinne in HERBARTS Psychologie, für diesen Prozeß zu verwenden. In analoger Anlehnung bezeichne ich die Gesamtheit der beim wahrnehmenden Erkennen statt- findenden Erregungsvorgänge als Apperzeption und demgemäß die eben charakterisierte Verschmelzung als apperzeptive. Auf die Bestätigungen der vorstehenden Hypothese, die den biologischen Gedächtnisuntersuchungen von Herıns und SEMON ent- nommen und zuletzt bis auf die Wirkungen wiederholter Anstöße im Unorganischen zurückbezogen werden können, gehe ich hier nicht ein. Ebensowenig auf die dominierenden Wirkungen, die der Residual- komponente bei gespannter Erwartung eines vorherbestimmten Wahr- nehmungsinhalts für den Erkenntnisbestand zukommen können. Unerörtert soll ferner bleiben, ob die Glieder der Residualkom- ponente und deren Beziehungen nur physischer oder, wie die Be- wußtseinsinhalte und -vorgänge, psychophysischer Natur sind. Eine Ent- scheidung darüber hier zu treffen, wäre bei dem gegenwärtigen Stande dieser Streitfrage methodisch verfehlt. Nur die dritte formell mögliche Deutung, daß sie lediglich psychischer Art seien, ist auf Grund der Annahme durchgängiger funktioneller Beziehungen zwischen den psy" ehischen und physischen Lebensvorgängen sowie der offenkundigen Gewohnheitswirkungen auf physischem Gebiete ausgeschlossen. Auch den Bedenken, die gegen die vorstehende Annahme a! doppelseitigen Bedingtheit der Wahrnehmungserkenntnis aus physte“ logischen Hypothesen über Gedächtniszentren und psychologischen Deutungen krankhafter oder experimentell herbeigeführter Ausfalls erscheinungen hergeleitet werden können, möchte ich hier nieht kritisch begegnen. Ihnen gegenüber sei nur betont, was auch Forseher wie Rauos y Casar, gelegentlich anerkannt haben, daß die letzte Ent scheidung über die seelischen Funktionen des Nervensystems und | Art seiner Zentrierungen und deren Verknüpfungen an den Daten und Eropmann: Erkennen und Verstehen. 1249 Postulaten der Analyse des entwickelten Bewußtseins hängt. Daß jede Analyse dieser Art keine der gesicherten Tatsachen über Bau und physiologisch feststellbare Funktionen des Nervensystems unberück- sichtigt lassen darf und jede wohlfundierte Hypothese dieser Herkunft zur Prüfung und Verifikation der psychologischen Ergebnisse heran- ziehen muß, versteht sich von selbst. Setzen wir demnach die zweifache Bedingtheit des Wahrnehmungs- bestandes im entwickelten sinnlichen Erkennen als gesichert voraus, sO ergibt sich noch eine weitere Konsequenz. Die Residualkomponente ist in den bisher betrachteten Fällen der Kongruenz zwischen Er- kenntnis- und Wahrnehmungsbewußtsein ausschließlich durch die Ge- dächtnisresiduen bestimmt, die früheren, durch gleiche Reize ausge- lösten Wahrnehmungsinhalten entstammen. Sie ist uns ferner nur in dem Verschmelzungsprodukt des gegenwärtigen Wahrnehmungsinhalts bewußt. Für sich genommen, ist sie — ebenso wie die Reizkomponente und der Verschmelzungsvorgang selbst — unbewußt. Wir finden sowohl beim unaufmerksamen Wahrnehmen wie beim Wahrnehmen konzentriertester Aufmerksamkeitsspannung keine Spur davon im Be- wußtsein, daß erst ein unentwickelter, residual unabhängiger Wahr- nehmungsinhalt auftauchte, dann eine abgeleitete Vorstellung, die den Gedächtnisresiduen der Residualkomponente entspräche und daraufhin erst das Verschmelzungsprodukt. Ebensowenig sind beide Komponenten zuerst gleichzeitig für sich und dann verschmolzen gegeben. Für die Leissızsche Hypothese der petites perceptions bietet auch hier der Be- wußtseinsbestand keinen Raum. Sie ist nicht Daten der Bewußtseins- analyse, sondern unzulänglichen metaphysischen -Konsequenzen aus dem Kontinuitätsprinzip entsprungen. i Im Hinblick auf die zu erörternden Verwieklungen des Erkenntnis- bestandes ist es zweckmäßig, die gewonnenen Ergebnisse in Form eines anschaulichen Symbols zusammenzufassen. Wir wollen zu diesem Zweck die Reizkomponente in dem nach- stehenden Symbol durch I bezeichnen, den Sinn des ihm u. gefügten Index co aber vorerst außer acht lassen. ‚Die Resi - - komponente können wir, soweit ihre bisher ermittelte ge aa ıt, durch ein großes griechisches A symbolisieren. Der en ‚ a A(o) entspricht dem © der Reizkomponente, ErE untere ($) © Ara -. sie als Verschmelzungsglied. Der Bewußtseinsbestand a em I: kenntnisinhalt kongruierenden Wahrnehmungsinhalts oder des erh ap Gegenstandes, der aus der Verschmelzung der unbewußt bleibenden Reiz- und Residualkomponente im Sinne des ER resultiert, läßt sich dann durch die entsprechenden u on lateinischen Buchstaben symbolisieren. Die Abkürzungen EI, WI, 1250 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. bedeuten: Erkenntnisinhalt, Wahrnehmungsinhalt, erkannter Gegen- stand. Apperzeptionssymbol I. RR. HE KA=#! El= WI= EG = {W:ı. u Die Analogie zu dem Schema eines Syllogismus, den das Symbol zur Schau trägt, soll den Weg zu der methodologischen Wendung unseres Problems anzeigen, die hier unberücksichtigt bleiben muß. Die bisher betrachteten Fälle der Kongruenz des Erkenntnisbe- standes mit dem Bewußtseinsbestande der Wahrnehmung bilden jedoch nichts weniger als die Regel des Bewußtseinsbestandes beim unmittel- baren Erkennen von Gegenständen der Sinneswahrnehmung. Vielfach zeigen sich auch bei flüchtigen Wahrnehmungen dieser Art mehr oder weniger deutlich abgeleitete, d.i. Erinnerungs-, Einbildungs- oder abstrakte Vorstellungen, die den Erkenntnisinhalt reicher machen, als der lediglich durch die gegenwärtigen Reize ausgelöste Wahrnehmungs- bestand sein könnte. Sie treten: häufiger noch:auf, wenn eine Spur von abirrender Aufmerksamkeit dem wahrgenommenen Gegenstand zuge- wendet ist. Auch in den Fällen völliger Versenkung in einen ver- trauten Gegenstand der Sinneswahrnehmung, speziell bei tachistosko- pischen Versuchen dieser Art, lassen sie sich bei entgegengesetzt abirrender Aufmerksamkeit konstatieren. Nach zwei Richtungen hin kann diese apperzeptive Bewußt- seinsergänzung, wie wir sie nennen wollen, vonstatten gehen. Auf der einen Seite können durch sie, wie im vorstehenden anzudeuten war, irgendwelche solcher Glieder oder Beziehungen des sachlichen Bestandes früherer Sinneswahrnehmungen des vertrauten Gegenstandes bewußt werden, für die in der neu vorliegenden Wahrnehmung die Sinnesreize fehlen. Wir sprechen dann zweckmäßig von sachlicher apperzeptiver Bewußtseinsergänzung. Im entwickelten sprachlichen Bewußtsein pflegen aber auch vielfach Worte aufzutauchen, die den wahrgenommenen Gegenstand oder irgendwelche seiner Bestandteile und Beziehungen sowie Bestandstücke der sachlichen apperzeptiven Ergänzung bezeichnen; sie können in mehr oder weniger ausgeführ- tem sprachlichen Zusammenhang lautlos reproduziert sein (oder, was hier noch unberücksichtigt bleiben muß, gesprochen werden). Diese sprachliche apperzeptive Ergänzung macht das wahrnehmende Er- kennen, wie wir sagen wollen, zu einem formulierten, während es Eromann: Erkennen und Verstehen. 1251 überall da, wo solche sprachliche Ergänzung im Erkenntnisinhalt fehlt, als intuitives Erkennen bezeichnet werden soll. Ein vollständig formuliertes wahrnehmendes Erkennen kann, da die Wahrnehmungsinbegriffe fast ausnahmslos höchst verwickelt zusammengesetzt sind und die Sprache schon dieser Verwicklung gegen- über arm und unbeholfen ‘ist, niemals stattfinden; ein rein intuitives ist selbst bei entwickeltem Sprachbewußtsein viel eher möglich. Für die Meisten bildet ein unvollständig formuliertes Erkennen die Regel. Die Zusammenhänge zwischen den Gliedern und Beziehungen der sachlichen Erkenntnisinbegriffe sowie zwischen diesen und den sie be- zeichnenden Worten sind, psychologisch betrachtet, associative. Diese associativen Verknüpfungen bekunden, je fester sie gewohnheitsmäßig geworden sind, desto deutlicher ihr Bestehen dadurch, daß einzelne, irgendwie ausgelöste Glieder von ihnen die anderen mehr oder weniger vollständig reproduzieren. Diese associative Reproduktion ist von der bisher besprochenen apperzeptiven (S. 1248) verschieden. Das reprodu- zierende und das reproduzierte Glied des assoeiativen Zusammenhangs sind nicht miteinander verschmolzen, sondern, soweit wir sie bisher zu bestimmen hatten, als gegeneinander selbständige Bewußtseinsin- halte gegeben. Gegenüber der Verschmelzungsreproduktion ist also die associative eine selbständige, jene dagegen eine unselbständige. Wir suchen nunmehr die associativ reproduzierenden Bedingungen für unsern Fall der apperzeptiven Bewußtseinsergänzungen zu ermitteln. ‚Von vormherein ist klar, daß jene Bedingungen weder in der Reiz- komponente noch, wie die überlieferte Associationspsychologie vor- aussetzt, in dem durch jene Komponente ausgelösten Wahrnehmungs- inhalt gefunden werden können. Denn weder jene noch dieser ist mit den Residuen der apperzeptiven Bewußtseinsergänzung assoelativ ver- knüpft. Und selbstverständlich ist, daß sie nicht in dem über die Wahr- nehmung hinausgehenden Erkenntnisbestand dieser Ergänzung selbst gesucht werden dürfen. Denn dessen reproduzierende Bedingungen sollen gefunden werden. Jene Bedingungen können demnach lediglich in der Residualkomponente des verschmolzenen Wahrnehmungsinhalts liegen. Diese aber enthält sie in der Tat. Denn ihre unselbständig, dureh reproduktive Verschmelzung erregten Glieder sind es, die mit den Residuen der Bestandteile der apperzeptiven Ergänzung associativ verknüpft sind. Die assoeiative Verknüpfung der Ze ulltntinsinbalie bleibt, wie die Tatsachen der selbständigen Reproduktion bekunden, auch für die unbewußten Gedächtnisresiduen jener Inhalte bestehen. Die apperzeptiven Ergänzungen werden also nur dadurch Bine er lie reproduktive Erregung der Residuen der Verschmelzungs ompo nente sich auf die mit ihnen associativ verknüpften Residuen überträgt. 1252 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Eine Trennung der sachlichen Glieder und Beziehungen, die in der apperzeptiven Ergänzung repräsent werden, nach ihrer reproduk- tiven Herkunft ist in concreto selten durchführbar. Die dem Bewußt- sein nächstliegenden Glieder des sachlichen associativen Zusammen- hangs werden durch die Verschmelzungskomponente direkt, die übrigen von diesen nächstliegenden Gliedern und Beziehungen aus reproduziert, ohne daß dieser Unterschied sich im Bestande und Zeitverlauf des Be- wußtseins merklich zu machen braucht. Die sprachlichen Glieder der apperzeptiven Ergänzung, die den Wahrnehmungsinhalt selbst bezeich- nen, werden zumeist direkt reproduziert; diejenigen Worte und Wort- zusammenhänge dagegen, durch die Bestandteile der sachlichen Er- gänzung symbolisiert werden, entspringen dem assoeiativen Zusammen- hang, der sie mit diesen Gliedern verbindet. Auch Umwege sachlicher Ergänzung auf Grund der sprachlichen sind möglich und nicht ganz selten tatsächlich anzutreffen. Die Erkenntnisfunktion der sachlichen Bewußtseinsergänzung ist von der Erkenntnisfunktion der sprachlichen verschieden. Jene be- reichert den Wahrnehmungsinhalt durch die Repräsente früherer in- haltvollerer Wahrnehmungen und gestaltet durch Vermittlung des Ver- schmelzungsgliedes der Residualkomponente die vorliegende Erkennt- nis zur Erfahrung. Die sprachliche Ergänzung repräsentiert in dem Maße, wie sie ausgeführt ist, den Inbegriff des gegenwärtigen Wahr- nehmungs- und Erkenntnisbestandes als Ganzes sowie nach einzelnen Gliedern und Beziehungen. Aber diese funktionellen Unterschiede kommen für die hier allein zu untersuchenden Reproduktionsvorgänge nicht in Betracht. Die Differenz des unergänzten und des im Bewußtsein ergänzten unmittelbaren wahrnehmenden Erkennens besteht demnach lediglich darin, daß bei diesem die Residualkomponente einen reicheren Be- wußtseinsbestand besitzt als bei jenem, weil eine selbständige asso- ciative Reproduktion von sprachlichen oder sachlichen Repräsenten oder von beiden Arten zu der Reproduktion durch Verschmelzung hinzutritt. Ein allgemeines Symbol für dieses ergänzte Erkennen läßt sich im Anschluß an die schematische Versinnlichung des unergänzten (S. 1250) konstruieren. Wir bezeichnen die apperzeptive Ergänzung durch € und charakterisieren ihren sachlichen Bestand durch den Index s, ihren sprachlichen dureh I. Für die Gedächtnisresiduen dieser Repräsente, die in dem Associationszusammenhang der Residualkom- ponente AE vorauszusetzen sind, nehmen wir wiederum die entsprechen- den griechischen Buchstaben (7, A). Die assoeiative Verknüpfung und die ihr gemäß erfolgende Reproduktion charakterisieren wir durch das Additionszeichen. Demgemäß können wir schreiben: Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1253 Apperzeptionssymbol Il. RE = Mi, RR As;+ AEcS; EI(> WI) = EG = ((Bi-W+aeti). Wir führen das Symbol weiter aus, indem wir berücksichtigen, daß sowohl die sachlichen wie die sprachlichen Repräsente der apper- zeptiven Ergänzung entweder unmittelbare, d.i. Erinnerungen, oder mittelbare, aus den Erinnerungen abgeleitete, d. i. entweder Ein- bildungs- oder abstrakte Vorstellungen sein können. Dafür, daß den Wortwahrnehmungen, ebenso wie den sachlichen Wahrnehmungen, Worterinnerungen, Wortabstrakta und unter Umständen auch Wort- einbildungen entsprechen, die als akustische, optische und motosen- sorische Repräsente die modalen Verschiedenheiten der Wortwahr- nehmungen oder -präsente widerspiegeln, darf ich mich hier auf be- kannte Daten aus der Schule Cnarcots sowie auf eigene frühere Aus- führungen berufen. Wir bezeichnen die sachlichen Repräsente der apperzeptiven Bewußtseinsergänzung durch s, die entsprechenden Dis- positionen durch co, die sprachlichen Glieder demgemäß durch / und A. Jene wie diese charakterisieren wir als unmittelbare Repräsente durch den Index u, als mittelbare durch den Index m, die zugehörigen Dis- positionen durch v und u. Die mittelbaren Repräsente der Abstraktion erhalten daraufhin den Index ma, die der Phantasie den Index mp; ihre Dispositionen ergeben die Indices u und ur. Somit kommen wir zu dem Apperzeptionssymbol II. RA—H, GC, | Mi Ge BR-ALTRAES. + A, a I Pue s Aur EI(> WI) = EG = || %+ ME Ina I 1254 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Die vorstehende Analyse erstreckte sich ausschließlich auf den Bewußtseinsbestand des unmittelbaren wahrnehmenden Erkennens. Die Erkenntnisbedingungen dieses Bewußtseinsbestandes sind damit jedoch nicht erschöpft. Die associativ erregten Bestandteile der apper- zeptiven Ergänzung reichen sehr viel weiter. Es ist fürs erste gar nieht die Regel, daß alle Glieder des nächst- beteiligten associativen Inbegriffs, in den der Verschmelzungsanteil der Residualkomponente (A5) eingebettet ist, in dem Bewußtseinsbestand der apperzeptiven Ergänzung gegeben sind. Sowohl in der sachlichen wie in der sprachlichen Ergänzung pflegen nur diejenigen Glieder repräsent, d. i. bewußt zu werden, die in den Bereich der Aufmerksam- keitsspannung fallen oder auf Grund anderer Bedingungen für die gegenwärtige Reproduktionslage zur Repräsenz bevorzugt werden. Die übrigen fehlen, wie die Analyse zeigt, auch im Unterbewußtsein. Dennoch müssen wir annehmen, daß diese nichtrepräsenten Glieder des residualen Assoeiati hangs reproduktiv miterregt sind. Insbesondere deutlich gilt dies von denjenigen, die in diesem associa- tiven Zusammenhang Mittelglieder zwischen den residualen Ver- schmelzungs- und den selbständig reproduzierten Bewußtseinsbestand- teilen der Residualkomponente bilden. Denn es ist gar nicht not- wendig, daß die assoeiativ nächstbenachbarten Glieder von den residualen Verschmelzungselementen aus dem Bewußtsein zugeführt werden. Der assoeiative Inbegriff der Residuen des vorliegenden Erkenntnis- gegenstandes ist überdies nicht der einzige associative Zusammenhang, der für die apperzeptive Ergänzung Material liefert. Denn jeder solcher Gegenstand ist selbst wiederum Glied reicherer assoeiativer Inbegriffe, aus denen repräsentative Glieder infolge der gegenwärtigen Bewußtseins- bedingungen assoeiativ miterregt werden können, ohne sich in dem Bewußtseinsbestande der Ergänzung darzustellen. Wir bedürfen schon aus diesen Gründen der Hypothese, daß im entwickelten Erkennen zu den Bewußtseinsbestandteilen der apper- zeptiven Ergänzung auch stets unbewußt bleibende associativ er- regte Dispositionen hinzukommen, bei entwickeltem Sprachleben somit außer den sachlichen Dispositionen dieses eo Sieiteeen: lad auch solche sprachlichen Gepräges. Verifikationen dieser Hypothese bieten sich von verschiedenen Tatsachenreihen aus dar. So ist es’ Tatsache, daß sachliche und sprachliche Repräsente, die mit dem vorliegenden Bewußtseinsbestand wahrnehmender Erkenntnis associativ verknüpft, aber in ihm nicht enthalten sind, leicht, schnell, Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1255 sicher, deutlich und vollständig im Bewußtsein auftauchen, sobald der geringste Anlaß vorhanden ist, sie über die Schwelle des Bewußtseins zu heben. Solche Repräsente dagegen, die dem vorliegenden Erkenntnis- inhalt assoeiativ fernstehen, pflegen, wenn ein Antrieb zu ihrer Be- wußtseinsreproduktion einsetzt, nur schwer, langsam, unsicher, undeut- lieh und unvollständig bewußt zu werden. Dort also muß eine dis- positionelle Vorerregung vorhanden sein, die hier fehlt. Häufig genug ferner können wir konstatieren, daß bei Gelegenheit eines wahrneh- menden Erkennens weitabliegende Glieder des vorliegenden assoeiativen Zusammenhangs repräsent werden, deren Reproduktion eine Vermittlung durch ganze Reihen associativer Zwischenglieder voraussetzt, die im Bewußtsein fehlen. Und solche Repräsente finden sich auch dann ein, ' wenn kein Grund vorliegt, anzunehmen, daß sich für sie, wie dies oft genug möglich wird, innerhalb eines ursprünglich dureh Mittelglieder bestimmten associativen Zusammenhangs direkte Associationen geknüpft haben. Noch mannigfaltiger sind die indirekten Bestätigungen der Hypo- these. Eine von ihnen bietet die sogenannte Willkürsprache, d.i. das meist völlig unwillkürlich erfolgende Eigensprechen, in geläufigen Wen- dungen der Muttersprache. Denn solche Innervationen der Sprach- muskulatur können nur erfolgen, wenn sie Wendung für Wendung, Wort für Wort, dementsprechend auch Silbe für Silbe und Laut für Laut durch zentrale Erregung der zugehörigen Gedächtnisresiduen der Wortvorstellungen ausgelöst werden. Von den Wortvorstellungen selbst aber, die diesen Gedächtnisresiduen entsprechen, fehlt im Bewußtsein des geläufigen muttersprachlichen Redens jede Spur. Eine andere Veri- fikation dieser Art liefern die bekannten Wirkungen der Erwartungs- Spannung der Aufmerksamkeit. Wir dürfen demzufolge die Hypothese unbewußt bleibender Be- Standteile der apperzeptiven Ergänzung als gesichert betrachten. nn. wir sie auf, so gestaltet sich das Symbol für die reproduktiven Or- gänge beim erkennenden Wahrnehmen verwiekelter. Reiz- und . dualkomponente allerdings bleiben dieselben wie 2 dem mug II; nur müssen die Inbegriffe der « und A um alle die selbständig repro- duzierten Glieder reicher gedacht werden, die außer den Dispositionen zu den s und / des Erkenntnisbestandes als unbewußt erregt anzu- nehmen sind. Zu dem Erkenntnisbestande des apperzipierten Gegen- Standes kommen jetzt diese unbewußt erregten Glieder an zu e Bewußtseinsergänzung AG also noch ein AE’, das diese Glieder um Spannt. Wir haben demgemäß zu schreiben: 1256 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Apperzeptionssymbol IV. BR = 17, 6, Zi ei Cu 1 Ay +AE - A, ve A, A ({ s „fine its AH AE _ L, 1 ; L: ma x er EI (> WI) — EG = B; “ A, £ se \ ” a A 0. f x Fi x + AE + | r ’ v2 a, ; RX Blicken wir nunmehr zurück, so ergibt sich eine bedeutsame Kon- sequenz. Wir müssen schließen, daß unser Symbol IV nicht lediglich die komplizierteren, sondern gerade die Regel der Fälle des unmittel- bar wahrnehmenden sinnlichen Erkennens im entwickelten geistigen Leben darstellt. Die in den Symbolen I, II und III schematisierten Fälle sind nur die analytisch ersten. Es gibt im normalen entwickelten Erkennen keine Wahrnehmungen, denen eine apperzeptive Ergänzung fehlte. Fehlt sie entsprechend dem Symbol Iim Bewußtsein, SO muß sie doch in den unbewußten Erregungen postuliert werden. Das volle Symbol für die Fälle I entsteht demnach aus Symbol IV, wenn die AE des Erkenntnisbestandes gestrichen wird, so daß nur AC’ übrig- bleibt. Ebenso kommt zu dem Bewußtseinsbestand der apperzeptiven Ergänzung, den die Symbole II, III wiedergeben, tatsächlich stets das Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1257 AE’ des vierten Symbols hinzu, so daß der Dispositionsinbegriff der Residualkomponente auch bei I, II im Sinne unseres Symbols IV interpretiert werden muß. Damit sind die Daten gewonnen, die das Verstehen als eine Art des Erkennens erweisen lassen. . Vorweg wollen wir in Rücksicht ziehen, daß die apperzeptiven Ergänzungen auch im sinnlich wahrnehmenden Erkennen nicht immer die Dienerrolle spielen, in der sie uns bisher zumeist (S. 1248) erschienen sind. Vielfach ist das durch Sinneswahrnehmung ausgelöste Erkennen gar nicht auf den Wahrnehmungs-, sondern auf den Ergänzungsbestand des Bewußtseins gerichtet, nicht selten in Form einer Aufmerksamkeits- spannung, deren reproduktive Energie, wie bei der Erwartungsspannung stets, tief in die Strömungen der unbewußt bleibenden ergänzenden Erregungen hinabreicht. Leicht ersichtlich ist diese dominierende Er- kenntnisfunktion der Ergänzung dann, wenn das Erkenntnisinteresse an einem in früheren Wahrnehmungen erkannten, gegenwärtig aber nicht wahrnehmbaren Inneren des vorliegenden Gegenstandes hängt, an den inneren Geweben eines organischen Körpers, an der inneren Struktur einer Maschine usw. In derselben Rolle tritt die ergänzende Er- kenntnis vielfach auch dann auf, wenn die assoeiativ ergänzten Repräsente nicht Gegenstände früherer wirklicher, sondern nur möglicher Sinnes- wahrnehmung oder nur nach Analogie solcher Wahrnehmung konstruiert sind: in Annahmen über das Erdinnere auf Grund von Erdbebenbeob- achtungen, über die Beschaffenheit der Gestirne auf Grund einer spektral- analytischen Beobachtung, in entsprechend entwickelten Hypothesen über die molekulare Konstitution eines der Wahrnehmung vorliegenden Körpers und ähnlichen Annahmen mehr. In allen diesen Fällen kann der vorliegende Wahrnehmungsinhalt zu einem bloßen Anlaßsymbol für das hypothetisch konstruierte Innere werden. Das wahrnehmende ab- geleitete Erkennen kann dann sogar in ein abgeleitetes erkennendes Denken überfließen, dessen tatsächliche Grundlage die Reproduktions- verläufe abgeleiteter Vorstellungen und der mit ihnen associativ ver- knüpften unbewußt erregten Dispositionen bilden. Wir stoßen damit auf die associativen Geschlechter des objektiven mundus rationalis natur- Wissenschaftlicher Erkenntnis, die dem subjektiven mundus sensibilis, em alleinigen Gegenstand direkter sinnlicher Beobachtung, als Fun- dament dienen, auf das nröreron TA eyceı als Grundlage des nröreron MPöc Ämic, das allein der direkten Beobachtung zugänglich ist. Nunmehr erinnern wir uns, daß wir schon eingangs (S. 1242 f.) den Sinn des Wortes ‘Verstehen’ für unseren Zweck vorläufig auf wi Er- fremden Geisteslebens eingeschränkt haben, das in diesem 1258 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Erfassen als wirklich vorausgesetzt wird. Das so bestimmte Verstehen ist offenbar eine Art des Erkennens, und zwar selbstverständlich des entwickelten Erkennens, insofern uns die Bestände des fremden Geistes- lebens, also zuletzt die Glieder des Inbegriffs der in diesem Geistes- leben vereinigten emotionellen und intellektuellen Bestimmungen, als Exemplare von Gattungen bewußt werden (S. 1245). Ohne weiteres ergibt sich, daß die Erkenntnis des fremden Geistes- lebens nur unter Voraussetzung der Erkenntnis des eigenen möglich wird, die nur durch Selbstwahrnehmung gewonnen werden kann. Die Vorstufe dieser Erkenntnis, die früh einsetzende Deutung fremden Geisteslebens auf Grund von Erlebnissen des eigenen, die noch un- beachtet verlaufen, sei hier vorausgesetzt. Auch daß das Selbstwahrnehmen ein Selbsterkennen ist, bedarf keiner Ausführung. Von den Unterschieden, die das Selbsterkennen von dem sinnlichen trennen, sei vorerst nur einer in Erinnerung ge- bracht. Alles Selbsterkennen verlangt eine Umspannung der Aufmerk- samkeit von den Gegenständen der Sinneswahrnehmung und den aus diesen abgeleiteten Vorstellungen. Es tritt deshalb, insbesondere für die intellektuellen Bewußtseinsinhalte, später ein als das sinnliche, und schließt so durchaus Aufmerksamkeit ein, daß es geradezu als Selbstaufmerksamkeit bezeichnet werden kann. Es ist deshalb end- lich nur als entwickeltes Erkennen möglich. Dem entspricht, daß sich die apperzeptive Verschmelzung und Ergänzung schon im Bewußtwerden, nicht erst im Beachten, also dem Selbsterkennen der emotionellen und intellektuellen Inhalte als Gegenständen des eigenen Geisteslebens voll- zieht. Die Aufmerksamkeit, die diese Inhalte zu Erkenntnis gegen- ständen macht, reguliert den apperzeptiven Bewußtseinsbestand wie beim sinnlichen Erkennen, aber schafft die reproduktiven Bedingungen des Bewußtseinsbestandes so wenig wie dort. Demgemäß sind alle Apperzeptionssymbole der Sinneswahrnehmung auf die Selbstwahr- nehmung ohne Einschränkung übertragbar. & Aber das Selbsterkennen interessiert uns hier nur als Voraus- setzung für das Verstehen fremden Geisteslebens. Keinem ernst zu nehmenden Zweifel ist die schon berührte Behauptung ausgesetzt, daß fremdes Geistesleben uns weder durch Selbst- noch gar durch Sinneswahrnehmung, also niemals direkt offenbar werden kann. Es wird von uns nur erfaßbar, soweit es sich in unserem eigenen Geistesleben wiederspiegelt. In logischer Formulierung stellt sich dieser Prozeß bekanntlich als ein Analogieschluß dar, der entweder auf Grund der sinnlich wahrnehmbaren reagierenden Bewegungen des fremden geistigen, all- gemeiner des fremden beseelten Lebens, oder auf Grund der sinnlich Vorstellen. Denn dies ist nicht mehr, ErpmAann: Erkennen und Verstehen. 1259 ' wahrnehmbaren Produkte solcher reagierenden Bewegungen (historische Quellen jeder Art) erfolgt. ‘ Für das Verstehen in diesem Sinne ist dementsprechend die Grundlage das sinnlich wahrnehmende Erkennen jener Ausdrucksbe- wegungen oder ihrer Produkte, in denen sich das fremde Geistes- leben ausdrückt oder symbolisiert. Die Einfühlung und Eindenkung, kurz die Einstellung auf das fremde Geistesleben, beruht darauf, daß die emotionellen und intellektuellen Bewußtseinsinhalte, die das fremde geistige Leben repräsentieren, sich in uns auf Anlaß jener Sinnes- wahrnehmungen irgendwie nachbilden. ' Die psychologischen Daten zu der logischen Formulierung des Analogieschlusses folgen aus dem Vorstehenden. Vier Gruppen assoeci- ativer Geflechte haben wir zu unterscheiden: a) die Sinneswahr- nehmungen der uns eigenen reagierenden Bewegungen oder der Produkte dieser Bewegungen; b) die associativen Inbegriffe unseres Inneren, die sich in unseren reagierenden Bewegungen und deren Produkten äußern; c) die Sinneswahrnehmungen der fremden re- agierenden Bewegungen oder Reaktionsprodukte; d) die intellektuellen und emotionellen Komplexe, durch die sich das fremde seelische Innere in uns darstellt. Glied für Glied und associativen Zusammen- hang für assoeiativen Zusammenhang entsprechen diese tatsächlichen Bestimmungen den gegebenen Daten und der gesuchten Hypothese des Analogieschlusses (a:b — c:x). Und jedem dieser associativen Geflechte von Bewußtseinsinhalten sind associative Geflechte der ein zugrunde liegenden Gedächtnisresiduen von gleicher Mächtigkeit zu- geordnet. Damit sind wir auch im Besitz der Bestimmungen, die das Nach- erleben des fremden seelischen Inneren in unserem eigenen unter den genannten Voraussetzungen als eine apperzeptive Erg RRREOG kenn- zeichnen. Die residuale Verschmelzungskomponente des vorliegenden Bestandes der Sinneswahrnehmung, in dem wir die fremden reagierenden Bewegungen oder deren Produkte erkennen, läßt diese en. re associative Reproduktion erstehen. Es ist offensichtlich eben Se | . Apperzeptionsverlauf wie derjenige, der uns das nach en zw Struierte Innere möglicher Sinneswahrnehmung ER RT ie ” Gegenstandes enthüllt (S. 1257). Denn ‚daß das innere Br nur = Analogie möglicher Selbstwahrnehmung erfaßbar ist, FARBEN u = Bestande und Verlauf des Erkenntnisprozesses selbst nichts. en s darin liegt selbstverständlich keine Eigenart des Verstehens a, über dem Erkennen, daß wir das fremde Geistesleben, das sie = . d Ss spi ini , Innern wirkliches fühlen un uns Spiegelt, als ein in dem fremden ve oo, weniger 1260 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. erstaunlich, als daß wir das sinnliche Innere eines Gegenstandes der Sinneswahrnehmung in diesem vorstellen, überhaupt die Gegenstände der Sinneswahrnehmung als außer uns wirklich voraussetzen. Nunmehr können wir uns der Aufgabe zuwenden, die oben ab- geleiteten Apperzeptionssymbole auf den Erkenntnisprozeß des Ver- stehens in dem vorläufig festgehaltenen Sinne zu beziehen. Der dort zuerst, lediglich auf Grund des Bewußtseinsbestandes, konstruierte analytisch einfachste Fall des wahrnehmenden Erkennens (Symbol I) findet sein Seitenstück nicht nur im Selbsterkennen, sondern in Rücksicht auf die Ergänzung jenes ersten Symbols durch das vierte (S. 1256) auch im Verstehen. Denn die apperzeptive Ergänzung des fremden Inneren wird ebensowenig, wie die dort angenommene Er- kenntnisergänzung auf der Basis der Sinneswahrnehmung, in allen Fällen durchweg bewußt reproduziert. Sie kann wie jene mehr oder weniger unbewußt erregt bleiben und bleibt so tatsächlich in weitem Umfang oder gar vollständig, wenn es sich um vertraute Äußerungen eines vertrauten fremden Inneren handelt. Das zweite oben entwickelte Symbol dürfen wir gleich in seiner ausgeführten Form, also der Form III heranziehen. Es ist jedoch zweck- mäßig, bei dieser Übertragung vorerst eine einschränkende Voraus- setzung zu machen. Wir hatten infolge unseres Ausgangspunktes keinen Anlaß, bei der Ableitung der Erkenntnissymbole I bis IV die Fälle aus- drücklich heranzuziehen, bei denen die apperzeptive Ergänzung durch reagierende sprachliche Bewegungen oder deren sprachliche Pro- dukte ausgelöst wird. Es war in den Symbolen selbst nur Vorsorge getroffen, die jetzt vorzunehmende Übertragung auf das Verstehen vor- zubereiten. Dieser Vorwegnahme dienten die oben noch nicht erläu- terten (S. 1249) oberen Indices « der Reizkomponente und des Ver- schmelzungsgliedes der Residualkomponente sowie der Index s des Ver- schmelzungsgliedes im Erkenntnisbestande. Wir nehmen jetzt hinzu, daß diese Indices die Glieder und das Produkt der apperzeptiven Ver- schmelzung als sachlich, nicht sprachlich bedingte charakterisieren sollen. Die Einschränkung, die wir vorläufig vornehmen wollen, be- steht darin, daß wir das durch sprachliche Reize und Residuen aus- gelöste Verstehen noch beiseitesetzen, die Indices « also auch hier auf nichtsprachliche reagierende Bewegungen und nichtsprachliche Produkte der Offenbarung eines fremden seelischen Inneren beziehen. Wird diese Einschränkung festgelegt, so behält die Reizkompo- nente (I;) sowie das Verschmelzungsglied der Residualkomponente (A}) und ebenso der Wahrnehmungsinhalt des apperzipierten Gegenstandes (P;-A;) auch für das Verstehen den Sinn des Symbols III. Der Er- gänzungsanteil der Residualkomponente dagegen (AE) und dement- Eromann: Erkennen und Verstehen. 1261 sprechend ebendieser Anteil des Erkenntnisbestandes (AE) gewinnen eine etwas andere Bedeutung. Denn sowohl die « und A der ersten wie die s und / des zweiten gehen bei diesem Verstehen nieht nur auf Repräsente früherer Sinneswahrnehmungen, sondern vorzugsweise auf die Repräsente und erregten Residuen des eigenen geistigen Erlebens, in denen sich dem Verstehenden das fremde geistige Innere darstellt. So erhält das Ergänzungsglied des Erkenntnisbestandes den besonderen Sinn eines Symbols für geistige Inhalte. Und die Eigenart dieser Symbolisierung bleibt bestehen, trotzdem das W%-; auch in III schon einen symbolischen Charakter annehmen kann. Denn es steht dort, wie wir fanden, auch für ein Inneres möglicher oder nach Analogie möglicher Sinneswahrnehmung. Das vierte Erkenntnissymbol (S. 1256) behält für das Verstehen, vorerst unter der eben besprochenen Einschränkung und mit den Mo- difikationen, die das ergänzte seelische Innere erforderlich macht, gleichfalls seine ursprüngliche Bedeutung. Denn es erwies sich als eine ebenso naheliegende wie durch Analyse des tatsächlichen Bewußtseins- bestandes gesicherte Konsequenz, daß alle die Bedingungen, die bei jenem intuitiven oder formulierten Erkennen unbewußt bleibende Be- standteile der apperzeptiven Ergänzung zur Regel machen, beim Ver- stehen nicht weniger vorhanden sind. Nunmehr können wir auch den bisher außer Ansatz gebliebenen Fall, daß das Verstehen sich an die entwickeltste Form des sinnlich wahrnehmbaren geistigen Ausdrucks, an das Sprach verständnis, an- knüpft, für unsere Symbolik in Rechnung stellen. Die Modifikationen, die dieser Ansatz fordert, bieten lediglich Bestätigungen der Behaup- tung, daß das Verstehen durchweg Arten des Erkennens darstellt. Wir führen die Ableitung der Symbole, die diese Unterordnung des Verstehens unter das Erkennen anschaulich machen, nur für die grundlegenden Formen der sprachlichen Offenbarung des geistigen Inneren aus. Die Komplikationen, die das Sprachverständnis mit sich führen kann, habe ich an anderem Orte darzulegen versucht. Ich sehe deshalb von den Verwieklungen ab, die das optische ahrnehmen der muttersprachlichen Schriftzeichen, etwa der ie Stabenschrift, gegenüber der akustischen Wahrnehmung der Laut- Sprache darbietet, und ebenso von den noch zusammengesetzteren Formen des Laut- und Schriftverständnisses fremder Sprachen. Vorweg darf nochmals darauf hingewiesen werden (S. I 5 ” daß die Worte, die wir hören oder lesen, also die Worte als es > abgesehen von ihren Bedeutungen, akustische al : ea Ä Wahrnehmungen, d. i. Wahrnel 8 ” ve . So m akustischen oder optischen Wahrnehmungsbestand 3 104 Sitzungsberichte 1912. 1262 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. erkannt sein müssen, wenn ein Verständnis möglich werden soll. Das entwickelte Erkennen dieser spezifischen Worte, wie ich sie genannt habe, setzt eben die Bedingungen voraus, die das entwickelte wahrnehmende Erkennen durchweg fordert, d. i. das Zusammenwirken einer Reiz- und einer Residualkomponente in der Weise, daß jene mit dieser, dem Inbegriff der Gedächtnisresiduen früherer gleicher oder ähnlieher Wortwahrnehmungen, zu dem Bewußtseinsbestande der Wortwahrnehmung verschmilzt. Wir brauchen uns zum Belege nur an die Schwierigkeiten zu erinnern, die das Erkennen mutter- sprachlicher Worte unter ungünstigen Wahrnehmungsbedingungen oder das Erkennen wenig geläufiger fremdsprachlicher Worte selbst dann herbeiführen kann, wenn die Worte deutlich gesprochen oder geschrie- ben sind, und erst reeht da, wo solche Deutlichkeit fehlt. Wir erinnern uns ferner, daß der Zusammenhang zwischen diesen spezifischen Worten und ihren Bedeutungen, psychologisch betrachtet, ein associativer ist (S. 1251), daß ferner den associativen Verknüpfun- gen zwischen den spezifischen Worten und ihren Bedeutungsinhalten associative Verknüpfungen der Wortresiduen mit den Bedeutungs- residuen von gleicher Mächtigkeit entsprechen. Von diesen Voraussetzungen aus gewinnt unser erstes Symbol unter besonderen Bedingungen. repräsentative Bedeutung auch für die vorliegende Frage. Niemals freilich für das Sprachverständnis, wohl aber für das Erkennen spezifischer Worte, das die notwendige Be- dingung für dieses Verständnis abgibt. Es stellt das sprachliche Er- kennen dann dar, wenn vertraute Laut- oder Schriftworte in der Wahrnehmung erkannt werden, die für den Hörenden oder Lesenden weder einen Bedeutungsinhalt noch unbewußt bleibende Residuen eines solchen zu erregen imstande sind. Im normalen geistigen Leben kann dies kaum jemals anders als in den ersten Anfängen des aku- stischen, schwerlich noch zu Beginn des optischen Sprachverständnisses geschehen. Aber die sensorisch-aphatischen Störungen bieten anschei- nend Belege für beide Fälle. Für das sprachlich vermittelte Erkennen des fremden geistigen Lebens, also das Verstehen in dem engeren Sinne, den wir vorläufig allein in Betracht ziehen wollten, erweisen sich die Erkenntnissym- bole II—IV dagegen durchweg als zuständig. Der Einfachheit wegen nehmen wir wieder an, daß das akustische und optische Worterkennen unmittelbar erfolgt, wie dies beim Er- kennen geläufiger muttersprachlicher Worte die Regel abgibt. Die Reizkomponente für dieses Erkennen bildet ein II,, dessen Sprachcharakter wir dadurch symbolisieren, daß wir den oberen In- ' dex ° in unseren Symbolen durch ein A ersetzen (M},). Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1263 Die vorausgesetzte Erkenntnis des fremden geistigen Innern fordert die Annahme, daß die erkannten spezifischen Worte die Bedingungen enthalten, um eine selbständige Reproduktion der seelischen Gebilde herbeizuführen, die jenes Innere widerspiegeln. Wohl gemerkt: solche Bedingungen in ihrem Verschmelzungskomponenten enthalten, nicht durch ihren Wahrnehmungsgehalt als Verschmelzungsprodukte abgeben. Denn wenn wir auf die Bedingungen für die Auslösung der selb- ständigen Reproduktionen beim wahrnehmenden Erkennen überhaupt zurücksehen (S. 1251), so zeigt sich leicht, daß die selbständige Re- produktion des fremden geistigen Inneren nur auf Grund des asso- eiativen Zusammenhangs erfolgen kann, der die verschmolzenen Ge- dächtnisresiduen der spezifischen Worte mit den Residuen ihrer Be- deutungsinhalte verknüpft. Der Reizkomponente I, und dem Ver- schmelzungsglied der Residualkomponente A’, entspricht somit ein Y.A. in dem verschmolzenen Bewußtseinsbestand des sprachlichen Erkennens. Die o des selbständig reproduzierten Gliedes der Residual- komponente und die s des ihm entsprechenden Erkenntnisbestandes j in unserem dritten Symbol (S. 1253) erhalten dagegen für das Ver- stehen in seinem vorläufig festgehaltenen Sinn eine engere Bedeutung. Sie dienen als Zeichen für die selbständig erregten Dispositionen und die im Verstehenden nacherzeugten Bewußtseinsinhalte, die das fremde geistige Innere repräsentieren. Auch die A des Ergänzungsanteils der Residualkomponente und die / des Erkenntnisbestandes der NE bleiben F mit dieser einschränkenden Modifikation bestehen. Sie stehen für die | Wortrepräsente (/) und deren Dispositionen (2), die zu den akustischen = oder optischen Wahrnehmungsbeständen spezifischer Worte sowie den diesen entsprechenden Residualelementen in A}, als Bezeichnungen des fremden geistigen Inneren dureh assoeiative Reproduktion hinzutreten. | = Geben wir der Residualkomponente AE des Symbols III den In- Be dex :, und dem Inbegriff der das Verständnis vermittelnden sachlichen | und sprachlichen Ergänzung demgemäß den Index i, so gewinnen WIE als Seitenstück zu dem dritten Symbol die Form Illa .(s. S. 1264). Damit sind alle Wege frei geworden, die auch das Erkenntnis- symbol IV auf das Verstehen des fremden geistigen Inneren durch sprachliche Mitteilung akustischer und optischer Art anwendbar machen. )enn alle obenstehenden Bemerkungen über die Miterregung unbewußt bleibender selbständig reproduzierter Gedächtnisresiduen sachlicher und sprachlicher Natur sind ohne weiteres hierher übertragbar. Ein Sym- bol IVa entsteht aus INa, wenn dem AE’ der apperzeptiven Bewußt- ei i ot wird. sSeinsergänzung dort für diese Erregungen eın AE' zugefügt wir 104” 1264 Gesammtsitzung v. 19. Dee. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Apperzeptionssymbol IlIla. RK = I, 0. Er 6, ee RE=|A+AEe! + A, 9 A A h ; je Sm | Eu ’rK>WND=Ve=||p.w+ae) + l fl 2 mp Die allgemeine Repräsentation die dem Erkenntnissymbol IV zu- kommt (S. 1256), bleibt natürlich für das entsprechend konstruierte und gedeutete Symbol IVa, das hier nicht erst ausgeschrieben zu werden braucht, durchaus bestehen. | . Nicht berücksichtigt waren in den Erkenntnissymbolen I—IV die Verwicklungen, die nachträglich eintreten, wenn auf Grund der Wortrepräsente oder ihrer unbewußt erregten Residuen (S. 1255) ein Eigensprechen oder Eigenschreiben einsetzt. Die motorischen Inner- vationen, die jenes wie dieses bedingen und die lautmotorischen oder optischmotorischen (graphischen) Sensationen, die daraufhin ausgelöst werden, sind für den Bestand der apperzeptiven Ergänzung nicht völlig irrelevant. Es können durch diese nachträglichen Sensationen weitere Erregungsmomente für die apperzeptive Ergänzung bedingt sein. Aber die Ausführungen für diese weiterführenden Reproduktionen, die ich in den Abhandlungen über Sprechen und Denken gegeben habe, bieten so durchaus nur Bestätigungen für die vorliegende Auf- fassung des Verstehens, daß ich darauf verzichten kann, hier auf sie zurückzukommen. Wichtiger für die Aufgabe .der vorstehenden Erörterung ist ein letzter Punkt, auf den wir unsere Aufmerksamkeit lenken müssen. Wir haben bisher das Sprachverständnis in der engen Bedeutung der Wortbedeutungen und die : n lich erfaßten Bestand des als wirklich Vorausgesetzten, Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1265 genommen, die durch die einleitenden Bestimmungen des Verstehens im Gegensatz zum Erkennen angezeigt war. Damit haben wir indessen sowohl dem praktischen und wissenschaftlichen Sprachgebrauch wie ' der Sache Gewalt angetan. Denn das Sprachverständnis hat eine un- gleich reichere Funktion als die, uns die Einstellung auf fremdes - geistiges Innere zu ermöglichen. Es dient vornehmlich dem objektiven wissenschaftlichen, künstlerischen und praktischen Gedankengehalt, den uns das fremde Geistesleben sprachlich vermittelt, und ist diesem Dienste nicht selten so ausschließlich gewidmet, daß uns das ver- mittelnde fremde geistige Innere selbst dabei bedeutungslos wird: überall da, wo die Botschaft, nicht der Bote, unser Interesse in An- spruch nimmt und der Inhalt der Botschaft nicht die Einstellung auf ein fremdes geistiges Innere fordert. Selbst unter den Kulturwissen- schaften sind es nur die philologischen, literatur- und kunstgeschicht- lichen Disziplinen, die einer solchen Einstellung kaum jemals entraten können. Die Geschichte im engsten Sinn, die Wirtschafts-, die Rechts-, die politische Geschichte, die Geschichte der Wissenschaften und selbst die Geschichte der Religion ist nicht sowohl auf die schöpferischen Persönlichkeiten und deren individuelle Entwicklungsbedingungen, als vielmehr auf den historisch wirksamen Bestand der Schöpfungen selbst gerichtet. Sie unterscheidet sich dadurch von der Biographie, die zu den erstgenannten Zweigen der kulturwissenschaftlichen Forschung ein viel intimeres Verhältnis hat, als zu den Verzweigungen der Ge- schichte im engsten Sinn. Selbst in der Entwicklungsgeschichte der philosophischen Ideen‘ dürfen die subjektiven Bedingungen der Ent- wicklung gegenüber den objektiven der Problemlagen nur eine unter- geordnete Rolle spielen. Dabei blieb noch vorausgesetzt, daß die sprachliche Mitteilung den Zielen der Kulturwissenschaften dienstbar sei. Aber das Sprachver- ständnis dient nicht weniger den Bedürfnissen naturwissenschaftlicher Mitteilung. Deren Erkenntnisgehalt aber geht überhaupt nicht auf die Innen-, sondern auf die Außenwelt; sie sucht sich in der Substruktion ihres mundus rationalis (S.1257) sogar prinzipiell, wie schon anzudeuten war, von allen Bedingungen der Subjektivität freizuhalten. Endlich kommt in Betracht, daß das Sprachverständnis nur nach den Bedingungen der einleitenden Wortwahrnehmung und - ge ihnen resultierenden apperzeptiven Verschmelzung in aan R men des Erkennens gespannt ist. Die apperzeptive Bewußtseinsergänzung Inbegriffe unbewußt erregter Residuen h, wie beim wahrnehmen- so den gedank- weit hinaus. zu solchen Bedeutungsinhalten erstrecken sie den Erkennen überhaupt, über das Erkenntnisgebiet, a 1266 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Die apperzeptive Ergänzung schöpft ihr Material bei sprachlicher wie bei sachlicher Wahrnehmungsvermittlung auch aus dem ganzen Um- fang der Gegenstände, die als ideale nur als in ihrem Vorgestellt- werden wirklich vorausgesetzt werden: aus den Gebieten der reinen Mathematik, der teleologischen Inbegriffe mit Einschluß der Normen jeder Art bis hin zu den praktischen Illusionen, den künstlerischen Intuitionen und den inhaltlich verwandten krankhaften intellektuellen Gebilden, deren Gegenstände den Anspruch auf objektive Wirklich- keit nicht erheben oder nicht erhalten können. | Das oben, ausgeführte Symbol IIla und das unausgeführte Seiten- stück zu IV geben also, da sie ausschließlich die Erkenntnis des fremden geistigen Inneren anschaulich darstellen sollen, nur einen be- sonderen Fall, nicht die allgemeine Bestimmung der Funktionen des Sprachverständnisses. So leitet uns gerade die spezielle Form des sprachlich vermittelten Verstehens auf die allgemeinsten Funktionen des Erkennens überhaupt zurück. Damit ist die Kette geschlossen, die das Erkennen im Sinne unseres Ausgangspunktes und das Verstehen in allen seinen Funk- tionen zum Erkennen überhaupt vereinigt. Die Ergebnisse der vorstehenden Erörterung lassen sich nach dem Allen in veränderter, von eben diesen Ergebnissen hergenommene Disposition folgendermaßen zusammenfassen. Das wahrnehmende Erkennen des entwickelten Bewußtseins voll- zieht sich ausnahmslos unter der Mitwirkung von Gedächtnishilfen, die teils Gedächtnisresiduen früherer Wahrnehmungen sind, teils Vor- stellungen darbieten, die aus den früheren Wahrnehmungen abge- leitet sind. Alle Wahrnehmungen des entwickelten Bewußtseins sind demgemäß Bestandteile der Erfahrung. Aus jenen Gedächtnishilfen besteht die Residualkomponente, die von den neu auftretenden Wahr- nehmungsreizen, d.i. der Reizkomponente, reproduktiv ausgelöst wird. Die Residualkomponente des wahrnehmenden Erkennens ist stets zweigliedrig. Das eine, direkt von den Wahrnehmungsreizen durch unselbständige Reproduktion ausgelöste Glied bildet die residuale Ver- schmelzungskomponente des gegenwärtigen Wahrnehmungsinhalts; das andere liefert die apperzeptive Ergänzung des gegenwärtigen Wahr- nehmungsbestandes, die von der Verschmelzungskomponente aus durch associative oder selbständige Reproduktion erregt wird. Durch die Verschmelzungskomponente wird alles wahrnehmende Erkennen des entwickelten Bewußtseins zu einem Wiedererkennen. Es bleibt ein solches auch dann, wenn, wie zumeist, das Bewußtsein des Wieder- erkennens fehlt. Die apperzeptive Ergänzung bereichert den Erkenntnis- de Fer E R 2 5 Bi E R t Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1267 bestand der Wahrnehmung um den Inbegriff der residualen Reproduk- tionen, die auf Grund des associativen Zusammenhangs, dessen Glied die V hmelzungs] [ te ist, erregt werden. Die Bestandteile der apperzeptiven Ergänzung können als Bestand- stücke des Erkenntnisbewußtseins gegeben sein, oder unbewußt erregt bleiben. Soweit die apperzeptive Ergänzung als eine Ergänzung des Bewußtseinsbestandes der Wahrnehmung gegeben ist, sind die intellektuellen Glieder (von den emotionellen war abgesehen) teils un- mittelbare Repräsente, d.i. Erinnerungs-, teils mittelbare, d. i. abstrakte oder Einbildungsvorstellungen, teils Gemische beider Arten von Re- präsenten. Bleiben sämtliche Glieder der apperzeptiven Ergänzung unbewußt, so entsteht für die Bewußtseinsanalyse der Anschein eines unergänzten entwickelten Erkennens. In jedem Fall des entwickelten wahrnehmenden Erkennens setzen sich die bewußten wie die unbewußt bleibenden Bestandteile der Er- gänzung aus sachlichen Gliedern des associativen Zusammenhangs zu- sammen, in den das Verschmelzungsglied der Residualkomponente ein- geordnet ist. Ist außerdem, wie unter normalen Bedingungen beim Men- schen, ein entwickeltes Sprachbewußtsein vorauszusetzen, so gesellt sich zu dem Inbegriff der sachlichen die Reihe der sprachlichen Er- gänzungen. Diese umfaßt die mehr oder weniger ausgeführten sprach- lichen, vorerst als lautlos vorausgesetzten Bezeichnungen für den wahr- genommenen Gegenstand und die Glieder seiner apperzeptiven Ergänzung. Wo die artikulierte Sprache fehlt, wie schon bei den uns nächstver- wandten Tieren, oder wo Worte im Bestande der Bewußtseinsergänzung nicht gegeben sind, ist das wahrnehmende Erkennen ein intuitives. 3 ‚ein wahrnehmendes Erkennen. Der Zusammenhang Dureh die assoeiative Bewußtseinsreproduktion von Worten als Bestand- teilen von gleichviel wie reich ausgeführten Sätzen wird das wahr- nehmende Erkennen zu einem formulierten. Im entwickelten Sprachleben bildet das Versiknenis des Gehörten oder Gelesenen, also das Sprachverständnis, ein Seitenstück zu dem sach- lich ausgelösten wahrnehmenden formulierten Erkennen. Das Sprach- verständnis ist, wie das eben genannte, formuliertes, aber sprachlich ausgelöstes formulierten Erkennen. Es unterscheidet sich .. sachlich ausgelösten formulierten Erkennen demnach dadurch, aß bei diesem die sprachliche Formulierung der apperzeptiven Ergänzung an- gehört, während sie bei dem Sprachverständnis das —_.. glied der Residualkomponente ausmacht, von dem aus die sac = 5 Ergänzung als Bedeutungsergänzung der ee ir . ausgelöst wird. Denn das Wahrnehmen der gehörten oder geles rt ; i ichfalls in i usti optischen Bestande ist gleie orte in ihrem akustischen oder op en 1268 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. Worte mit ihren Bedeutungsinhalten ist ebensowohl ein associativer wie der Zusammenhang der sachlichen Vorstellungsinhalte mit den sie bezeichnenden Worten. Hier wie dort liegt also eine apperzeptive Verschmelzung vor, die den Wahrnehmungsbestand ergibt; hier wie dort ferner eine apperzeptive Ergänzung, und zwar beim Sprachver- ständnis nicht weniger eine solche, deren Glieder bewußt oder un- bewußt erregt sein können, als beim sachlich ausgelösten Erkennen. Aus diesen Resultaten folgt die Gleichartigkeit der Erkenntnis- grundlagen für die Natur- und die Geisteswissenschaften, sobald wir hinzunehmen, daß das wahrnehmende entwickelte Erkennen entweder auf Gegenstände der Sinnes- oder der Selbstwahrnehmung oder auf einen Inbegriff beider Arten von Gegenständen gerichtet sein kann. Von vornherein fällt die Verschiedenheit des Umfangs dieser beiden Erkenntnisgebiete ins Gewicht: die trotz aller Grenzen der Sinnes- . wahrnehmung fast unbegrenzte Weite ihres Erkenntnisfeldes, und die Enge des Feldes möglicher Selbstwahrnehmung. Der Apperzeptions- prozess des wahrnehmenden Erkennens ist jedoch für beide Gebiete der gleiche. Das Selbsterkennen zeigt erstens alle oben besprochenen Formen des sachlich ausgelösten sinnlichen Erkennens, wenn wir be- achten, daß das Verschmelzungsglied der Residualkomponente die Selbstaufmerksamkeit nicht voraussetzt, sondern ermöglicht. Die Selbst- ' wahrnehmungen sind demnach wie die sinnlichen des entwickelten Bewußtseins, Bestandteile der Erfahrung; alles Selbsterkennen ist ferner in derselben Weise wie das entwickelte sinnliche ein Wiedererkennen. Wie beim sinnlichen, so können auch beim Selbstwahrnehmen die Bestandteile der apperzeptiven Ergänzung im Bewußtsein gegeben oder unbewußt erregt sein, intuitiv oder formuliert auftreten und, im ersten Fall, für die Bewußtseinsanalyse den Anschein unergänzten Wahrneh- mens erwecken. Nur das Erkennen, das durch die sinnlichen Wort- wahrnehmungen des Sprachverständnisses ausgelöst wird, fehlt der Selbstwahrnehmung. Von den wahrnehmenden Erkenntnissen, die aus Sinnes- und Selbstwahrnehmungen und deren unbewußt bleibenden Erregungen gemischt sind, kamen für uns im wesentlichen nur diejenigen in Be- tracht, in denen die Sinneswahrnehmungen Symbole 1. für Gegenstände der Selbstwahrnehmung oder 2. für Gegenstände sind, die nur nach Analogie möglicher Selbstwahrnehmung gebildet werden können. Die ersten, die durch die Wahrnehmungen unseres eigenen geisti- gen Inneren im Verein mit den Sinneswahrnehmungen der ihnen zu- gehörigen reagierenden Bewegungen oder der Produkte dieser Bewe- gungen entstehen, haben wir nur als Voraussetzungen für die zweiten kurz berührt. Erpmans: Erkennen und Verstehen. 1269 Das Verständnis fremden geistigen Lebens, das sich in der zweiten Gruppe manifestiert, fand sein Seitenstück in den sinnlich wahrneh- menden Erkenntnissen, deren apperzeptive Ergänzung einen Einblick in das körperliche Innere wahrgenommener Gegenstände gewährt. Die Unterschiede der gemischten Erkenntnisse jener Gruppe von diesen, die auf ein sinnlich wahrnehmbares oder nach Analogie sinnlicher Wahr- nehmung in der Phantasie ableitbares Innere gehen, fanden wir ledig- lich durch die Eigenart der Selbst- gegenüber der Sinneswahrnehmung, speziell durch die Enge des Gebiets möglicher Selbstwahrnehmung be- dingt. Die Apperzeptionsprozesse des Erkennens selbst dagegen blieben wiederum hier wie dort die gleichen, solange wir voraussetzten, daß die Sinneswahrnehmungen der reagierenden Bewegungen und deren Produkte nicht sprachlicher Natur seien. Waren diese Wahrnehmungen dagegen durch sprachliche reagie- rende Bewegungen oder deren wahrnehmbare Sprachprodukte ge- geben, so fanden wir jene Art des Sprachverständnisses, die sich uns als ein Seitenstück zu dem sachlich ausgelösten währnehmenden for- “_ mulierten Erkennen erwies. Es ist eine Art des Sprachverständnisses überhaupt, sofern es der Voraussetzung nach in dem Bestande seiner apperzeptiven Ergänzung lediglich die Spiegelung des fremden geisti- gen Inneren im Bewußtsein des Verstehenden sowie die unbewußt bleibenden Erregungen zu solcher Spiegelung enthält. Das Sprachverständnis hat indessen, wie das Erkennen überhaupt, allgemeinere Aufgaben zu lösen, als solehe Spiegelung zu ermöglichen. Denn das Erkenntnisgebiet der apperzeptiven Ergänzung umspannt, gleichviel ob sie durch sachliche oder sprachliche apperzeptive Ver- schmelzung ausgelöst ist, das ganze Feld der Gegenstände möglicher Erfahrung sowie derjenigen Gegenstände, die unsere wissenschaftlich oder künstlerisch gerichtete Phantasie nach Analogie möglicher Er- fahrung konstruiert, sofern alle diese Gegenstände als wirklich voraus- gesetzt bleiben. Es umfaßt demgemäß auch das ganze Feld ae un- bewußt bleibenden Residualerregungen aller dieser Erkenntnisgegen- stände. Es erstreckt sich endlich weit über das Gebiet der Erkennt- nis hinaus, auf alle Gegenstände möglichen Denkens, also auch auf diejenigen, die nicht den Erkenntnisstempel einer vom ii werden unabhängigen Wirklichkeit tragen. Gegenüber den Anna ımen eines erkenntnisfreien oder »reinen« Denkens, die nicht nur in der rationalistischen Transzendentalphilosophie, sondern auch in .- = timentellen Psychologie unserer Zeit weiterwirken, muß = ser achtung bleiben, daß das Material aller Gegenstände des —_ ri = 28 der Wahrnehmung entstammt und schon deshalh auch für die abstr = | er testen Denkgebilde niemals entbehrlich wird. Die scheinbare Freihei 1270 Gesammtsitzung v. 19. Dec. 1912. — Mitth. d. phil.-hist. Cl. v. 28. Nov. des Bewußtseins im Denken von Vorstellungsbildern ist in Wahr- heit eine Bewußtseinsenge. Sie ist eine Hemmungswirkung der Auf- merksamkeitsspannung, die erregte, aber unbewußt bleibende Bedin- gungen möglichen Bewußtseins in den Tiefen unseres geistigen Lebens voraussetzt. Das wahrnehmende Verstehen ist somit als eine Art des wahr- nehmenden Erkennens aufgezeigt und zugleich der Weg zu den Er- kenntnissen gewiesen, bei denen das Erkenntnisinteresse nicht an dem Wahrnehmungsinhalt, sondern an dem Bestand der apperzeptiven Er- gänzung hängt. Auch die viel verschlungenen Pfade sind sichtbar geworden, die von den Wahrnehmungsbeständen durch Vermittlung der apperzeptiven Ergänzung zu dem selbständig reproduzierten Vor- stellungsverlauf der Repräsente jeder Art und ihrer unbewußt bleibenden Erregungen hinführen. Überall trafen wir von der Basis der apper- zeptiven Verschmelzung aus dieselben Formen associativer Reproduk- tionen. Den vorstehenden Erörterungen war das Ziel gesteckt, die ge- meinsamen psychologischen Voraussetzungen für die geistige Arbeit der Natur- und Kulturwissenschaften abzuleiten. Die Eigenart der Arbeit in jeder der beiden Wissenschaftsgruppen von Tatsachen cha- rakterisieren sie nicht. Die Kulturwissenschaften sind ebensowenig wie die Naturwissenschaften Zweige der Psychologie. Die gewonnenen Resultate gewähren nur Einsicht in die Verzweigungen der gedank- lichen Instrumentation, die jene wissenschaftliche Arbeit auf beiden Gebieten möglich macht. Über die spezifische Natur der Aufgaben, die zu dieser Arbeit antreiben, sowie über die Eigenart der Objekte, denen sie zugewandt ist, können sie nicht belehren. Gewiß stehen die Kultur- wissenschaften in einem engeren Verhältnis zu dieser geistigen In- strumentation als die Disziplinen der Naturforschung. Denn die Kultur ist nicht wie die Natur nur Objekt, sondern zugleich Produkt unseres geistigen Lebens. Aber die Kulturwissenschaften untersuchen nicht die geistigen Bedingungen, aus denen die Glieder dieses Produkts hervorgehen, sondern diese Glieder selbst und den sachlichen Anteil, den sie an der Struktur und den Funktionen des Produkts besitzen. = Eigenart der Objekte in beiden Wissensgebieten wird also dureh ie vorstehende Untersuchung nicht aufgehoben, sondern nur dureh den Aufweis ihrer gemeinsamen Erkennt i svchologiseh beleuchtet. nisbedingungen psyc g ” FR ai psychologische Analyse erfolgte von Voraussetzungen aus, ie der vielberufenen und oft getadelten Assoeiationspsychologie ‚hend Erpmann: Erkennen und Verstehen. 1271 Ursprung verdanken. Diese Voraussetzungen waren jedoch nicht rein associationspsychologische. Die Assoeiationspsychologie war durch Hinzunahme der grundlegenden Form der unselbständigen oder Ver- schmelzungsreproduktion zu der assoeiativen in eine Reproduktions- psychologie umzubilden. Zu dieser Erweiterung drängen die Fort- schritte der Analyse des Wahrnehmungsbestandes, die in den letzten Jahrzehnten, nicht zum wenigsten durch die Ausbildung der physio- logischen und experimentellen Psychologie, möglich geworden sind. Die so erweiterte Assoeciationspsychologie halte ich deshalb nicht für eine Richtung psychologischer Forschung neben anderen, sondern für das Instrument der psychologischen Methoden, das uns in den Stand setzt, die Aufgaben der Psychologie von denen der Logik und der Erkenntnistheorie reinlich abzugrenzen, und deshalb für berufen, auch die psychologische Substruktion der Kulturwissenschaften erkennbar zu machen. Den Antrieb für die vorstehende Analyse des Erkenntnisbewußt- seins und seiner Bedingungen bot die Aufgabe, die gemeinsame Basis für die methodischen Unterschiede beider Wissenschaftsgruppen von Tatsachen zu finden. Der Weg, der von dieser psychologischen Unter- suchung des Tatbestandes zu den logischen Normierungen führt, ist mehrfach angedeutet worden. Schon bei der Konstruktion der Sym- bole wurde er sichtbar (S. 1250). Weiterhin ist er überall angelegt, wo zwischen den psychologischen Feststellungen und den logischen Formulierungen zu scheiden war. Einen bedeutsamen Schritt auf dem Wege logischer Normierung der Tatsachen des Erkennens hat Hermuorrz getan. Die von ihm zuerst entwickelte Hypothese »unbewußter Schlüsse «, von der ‚er späterhin nur die Bezeichnung zurückgenommen hat, enthält freilich eine contradictio in adjeclo. Aber der Widerspruch steckt nur in der logischen Formulierung, nicht in der psychologischen Intuition, die ihr zugrunde liegt. Gerade weil die vorstehende psychologische Analy Ir: der logischen Theorie der Beobachtung eine andere Richtung gibt, ist es : cr s ch dieser grundlegenden angezeigt, die wissenschaftliche Bedeutung au gru Intuition des genialen Forschers hervorzuheben. Ausgegeben am 9. Januar 19132. 1272 VERZEICHNISS DER VOM 1. DECEMBER 1911 BIS 30. NOVEMBER 1912 EINGEGANGENEN DRUCKSCHRIFTEN. (Die mit * bezeichneten Schriften betreffen mit akademischen Mitteln ausgeführte Unternehmungen oder sind mit Unterstützung der Akademie erschienen.) Deutsches Reich. Monatliche Uebersicht über die seismische Tätigkeit der Erdrinde nach den der Kaiser]. Hauptstation für Erdbebenforschung in Strassburg i. E. zugegangenen Nachrichten. 1911, N. 1-8. | Wissenschaftliche Abhandlungen der Kaiserlichen Normal-Eichungskommission. Heft 8. Berlin Übersicht über die Geschäftstätigkeit der Eichbehörden während des Jahres 1910. Hrsg. von der Kaiserlichen Normal-Eichungskommission. Berlin 1912. Eichordnung für das Deutsche Reich vom 8. November 1911 nebst Instruktionen zu derselben. Berlin 1911. | Berichte über Landwirtschaft. Hrsg. im Reichsamte des Innern. Heft 24. Berlin 1911. Mitteilungen aus der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt. 28 Sep.-Abdr. Veröffentlichungen des Kaiserlichen Observatoriums in Wilhelmshaven: Übersicht über die Tätigkeit des Erdmagnetismus. Blatt 4.5. 1911. 12. Berlin 1912. Aus dem Archiv der Deutschen Seewarte. Jahrg. 34, N.4.5. Hamburg 1911. Deutsche überseeische meteorologische Beobachtungen. Gesammelt und hrsg. von der Deutschen Seewarte. Heft 20. Hamburg 1912. Deutsches Meteorologisches Jahrbuch für 1910. Beobachtungs-System der Deutschen Seewarte. Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen an 10 Stationen 1. Ord- nung usw. Jahrg. 33. Hamburg 1911. Ergebnisse der Meteorologischen Beobachtungen im Systeme der Deutschen Seewarte | für das Lustrum 1906-1910. Hrsg. von der Direktion der Seewarte. Hamburg 1912. Jahresbericht über die Tätigkeit der Deutschen Seewarte. 34. 1911. Hamburg 1912. Tabellarischer Wetterbericht. Hrsg. von der Deutschen Seewarte. Jahrg. 36, N. 182-365. Jahrg. 37, N. 1-274. Hamburg 1911. 12. Mittheilungen aus der Zoologischen Station zu Neapel. Bd. 20, Heft 3. Berlin 1912. Jahrbuch des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Bd.26, 1911, Heft # ‚Bd. 27, 1912, Heft 1-3. Ergänzungsheft 9. Berlin 1911-12. Mitteilungen des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts. Athenische Abteilung. Bd. 36, Heft 3.4. Bd. 37, Heft 1.2. Athen 1911.12. — Roemische Abteilung. Bd. 27. Rom 1912. Kaiserliches Archäologisches Institut. 5. Bericht der Römisch-Germanischen Kommission. 1909. Frankfurt am Main 1911. Bıezer, MARGARETE. Verzeichnis der käuflichen Photographien des Kaiserlich Deutschen Archäologischen Instituts in Athen. Heft 1. Athen 1912. Deutsches Reich. 1273 Antike Denkmaeler. Hrsg. vom Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Institut. Bd. 3, Heft 1. Berlin 1912, Kaiserlich Deutsches Archäologisches Institut. Kocz, Hergerr. Dachterrakotten aus Campanien mit Ausschluss von Pompei. Berlin 1912. Kaiserlich Deutsches Archaeologisches Institut in Athen. Tiryns. Die Ergebnisse der Ausgrabungen des Instituts. Bd. 1. Athen 1912. Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. Bd. 37, Heft 2.3. Hannover und Leipzig 1912. Monumenta Germaniae historica inde ab anno Christi 500 usque ad annum 1500 ed. Societas aperiendis fontibus rerum Germaniearum medii aevi. Epistolae. Tom. 6, ars 2, Fasc. 1. Tom. 7, Pars 1. Legum Sectio IV: Constitutiones et acta publica imperatorum et regum. Tom. 4, Pars 2, Fasc. 2. Tom. 5, Pars 2. Berolini, bezw. Hannoverae et Lipsiae 1911-12. Seriptores rerum Germanicarum in usum scholarum ex Monumentis Germaniae historieis separatim editi. Öttonis episcopi Frisingensis Chronica sive historia de duabus eivitatibus. Ed. 2. Recogn. Adolfus Hofmeister. — Öttonis et Rahewini Gesta Frideriei I. imperatoris. Ed. 3. Rec. aitz. Cur. B. de Simson. — Öttonis de Sancto Blasio Chronica. Ed. Adolfus Hofmeister, Hannoverae et Lipsiae 1912. Nova Acta Academiae Caesareae Leopoldino-Carolinae Germanicae naturae curiosorum. Tom. 94. 95. Halle 1911. Leopoldina. Amtliches Organ der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Deutschen Akademie der Naturforscher. Heft 47, N, 11. 12. Heft 48, N. 1-10. Halle a. S. 1911.12. Berichte der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Jahrg. 44, N.17-19. Jahrg. 45, N. 1-15. Berlin 1911. 12. Deutsche Chemische Gesellschaft. Mitglieder-Verzeichnis. 1912. Deutsche Entomologische Zeitschrift. Hrsg. von der Deutschen Entomologischen Gesell- ‚schaft. Jahrg. 1912, Heft 1-5. Berlin 1912. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft. Bd. 63: Abhandlungen, Heft 3.4; ee N.7-12. Bd. 64: Abhandlungen, Heft 1-3; Monatsberichte, N. 1-6. Berlin 1911. 1 Die Fortschritte = Physik, dargestellt von der ch en Gesellschaft. Jahrg. 67, 1911, Abt. 1-3. Braunschweig 1912. Mitteilungen des Deutschen Seefischerei-Vereins. Bd. 27, N. 11.12. Bd. 28, Berlin 1911. 12. Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Bd. 65, Heft 4. Bd.66, Heft 1-3. Leipzig 1911. 12. er res der Deutschen Orient-Gesellschaft. 18-21. Leipzig 1911-12. N. 1-11. Bischen Geodätischen Institutes. Neue Folge. N.52-56. Veröffentlichungen des Königl.Pı Berlin, bezw. Potsdam 1912. Verhandlungen der vom 21. bis 29. September 1909 in London haltenen 16. Allgemeinen Conferenz der Internationalen Erdmes 11. und Cambridge abge- sung. Tl.3. Berlin = Wiss i gen. Zeutralbureau der Internationalen Erdmessung. Neue Folge der Veröffentlichungen N. 22. 23. Berlin 1911. 12. 944, Veröffentlichungen des Königlich Preußischen Meteorologischen Instituts. N. eher 246-251. Berlin 1911-12. 1274 Verzeichniss der eingegangenen Druckschriften. Wissenschaftliche Meeresuntersuchungen hrsg. von der. Kommission zur wissenschaft- lichen Untersuchung der deutschen Meere in Kiel und der Biologischen Anstalt auf Helgoland. Neue Folge. Bd.5, Abt. Helgoland, Heft 3. Bd. 14, Abt. Kiel. Kiel und Leipzig 1912. Abhandlungen der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt. Neue Folge. Heft 55,2. Berlin 1911. Archiv für Lagerstätten-Forschung. Hrsg. von der Königlich Preußischen Geologische Landesanstalt. Heft 7.12. Berlin 1912. Beiträge zur geologischen Erforschung der Deutschen Schutzgebiete. Hrsg. von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin. Heft 3. Berlin 1911. Jahrbuch der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin. Bd.29, 1908, TI.2. Bd. 30, 1909, Tl.1. Bd.32, 1911, Tl. 1, Heft 1.2. TI.2, Heft 1.2. Berlin 1911-12. Katalog der Bibliothek der Königlich Preussischen Geologischen Landesanstalt und der Königlichen Bergakademie zu Berlin. Neuerwerbungen vom 1. April 1911 bis 1. April 1912. Berlin 1912. . Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im Preussischen Staate. Hrsg. im Ministerium für Handel und Gewerbe. Bd. 59, Heft 5 und Statistische Lief. 2. Bd. 60, Heft 1-3 und Statistische Lief.1.3. Berlin 1911.12. Landwirtschaftliche Jahrbücher. Bd. 41, Heft 3-5. Bd.42. Bd. 43, Heft 1. 2 nebst Er- gänzungsbd. 1. Berlin 1911-12. Statistische Nachweisungen aus dem Gebiete der landwirtschaftlichen Verwaltung von Preußen. Bearb. im Königlich Preußischen Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Jahrg. 1910. Berlin 1912. Mitteilungen aus dem Zoologischen Museum in Berlin. Bd. 6, Heft 1.2. Berlin 1912. Publikationen des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam. Bd. 22, Stück 2. 3. Potsdam 1912. Berliner Astronomisches Jahrbuch für 1914. Hrsg. von dem Königlichen Astronomischen Recheninstitut. Berlin 1912. Veröffentlichungen des Königlichen Astronomischen Rechen-Instituts zu Berlin. N.'41. Berlin 1912. Mitteilungen der K. Preussischen Archivverwaltung. 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Leipzig 1871. ———. Weltgeschichte. Th.1-9. Teils 5., teils 4., teils 1.-3. Aufl. Leipzig 1886-98. von RAUMER, Friepricn. Beiträge zur neueren Geschichte. Th. 1-5. Leipzig 1836-39. ————. Geschichte Europas seit dem Ende des funfzehnten Jahrhunderts. Bd. 1-8. Leipzig 1832-50. Rerswiscn, Conrad. Der Staatsminister Freiherr v. Zedlitz und Preußens höheres Schulwesen im Zeitalter Friedrichs des Großen. 2. Ausg. Berlin 1886. Rırver, Aporpn Friepricn. Geschichte des Preußischen Königshauses. Th. 1. 2, Berlin 1861. ———. Der Brandenburgisch-Preussische Staatshaushalt in den beiden letzten Jahr- hunderten. Berlin 1866. Rırscaz, Orro. Schleiermachers Stellung zum Christentum in seinen Reden über die Religion. Gotha 1888. Rırrer, Karr. Briefwechsel mit Joh. Friedr. Ludw. Hausmann. Hrsg. von J.E. Wappäus. Leipzig 1879. . Einleitung zur allgemeinen vergleichenden Geographie. Berlin 1852. ———. Allgemeine Erdkunde. Hrsg. von H. A. Daniel. Berlin 1862. Rüns, Frreprıcn. 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Brunner, Jahresbericht der Savigny-Stiftung. 88—89. ‚ Jahresbericht der Commission für das Wörterbuch der deutschen Rechts- Krach: Mit Schroeder, R. 91—9. Burpacn, Jahresbericht der Deutschen Commission. Mit Hruster, Rorıse und Scamir. 71—87. ‚ Jahresbericht über die Forschungen zur neuhochdeutschen Sprach- und EEE 87—88. ‚ Faust und Moses. Erster Theil. 357. 358—403. Zweiter Theil. 625. 627639. Dritter Theil. 705. 736—789. Conze, Jahresbericht über die Griechischen Münzwerke. 57—58. ———, Gedächtnissrede auf Reinhard Kekule von Stradonitz. 614—616. Darwın, gestorben am 7. December. 1197. Davınsouns, Prof. Dr. Robert, in Florenz, erhält die Leibniz-Medaille in Silber. 624. Davızs, N. de Garis, Aegyptologe, in Kairo, erhält die Leibniz-Medaille in Silber. 624. Dırrs, über die handschriftliche Überlieferung des Galen’schen Commentars zum Prorrhetiecon des Hippocrates. 1. (452.) ————, Jahresbericht über das Corpus medieorum Graecorum. 6870. RE der Akademischen Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin. 96. ———, Ansprache, gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Leibnizischen Jahrestages. 583— ——, Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. Erdman 595—596. ——, Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. Seckel. 606-607. ‚ Bericht der Commission für den Thesaurus linguae Latinae über die Zeit vom 1. April ıgır bis x. April 1912. 672, 683__684. Dirruev, Gedächtnissrede auf ihn, von Erpmann. 614. (AbA.) DRAGENDoRFF, Prof. Dr. Hans, in Berlin, Jahresbericht des Kaiserlich Deutschen Archaeologischen Instituts. 625. 884—_ 9. EEE ET ee nr ee 5 ee et a EN en Der erste Halbband endet mit Seite 582. 1319 Dresser, über römische Medaillons aus der Sammlung des Königl. Münzcabinets. 355. EnGLer, Jahresbericht über das »Pflanzenreich«. 65—66. — , über die Verbreitung der afrikanischen Burseraceen im Verhältniss zu ihrer systematischen Gliederung und die Eintheilung der Gattung Commiphora. 433. —— , erhält 2300 Mark zur Fortführung des Werkes »Das Pflanzenreich«. 982. Erpmann, Jahresbericht über die Kant-Ausgabe. 59. —-, Antrittsrede. 593—59. „ Gedächtnissrede auf Wilhelm Dilthey. 614. (AbA.) ,„ Erkennen und Verstehen. 1111. 1240—1271. ERDMANNSDÖRFFER, Prof. Dr. Otto Heinrich, in Berlin, über Mischgesteine von Granit und Sedimenten. 433. 478—484. Erman, Jahresbericht über das Wörterbuch der aegyptischen Sprache. 60. ———, zur aegyptischen Wortforschung. II. 581. 904—941. 111. 671. 942—963. Evucken, Dr. Arnold, Privatdocent in Berlin, die Molecularwärme des Wasserstoffs bei tiefen Temperaturen. 123. 141—151. ‚ erhält 2000 Mark zur Ausführung einer Experimental-Untersuchung über die specifische Wärme von Gasen. 503. Eurıng, Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 21. Februar 1912. 209. 210—212. Fısc#er, über die Synthese von Gerbstoffen aus Zucker und Phenolcarbonsäuren. Mit K. FrREUDENBERG. - Frank, Dr. Karl, Privatdocent in Strassburg, zur Entzifferung der altelamischen Inschriften. 227. (Abh.) Frech, Dr. Fritz, Professor in Breslau, über den Gebirgsbau des Tauros in seiner Bedeutung für die Beziehungen der europäischen und asiatischen Gebirge. 1109. 1177— 1196. FREUDENBERG, Dr. Karl, in Berlin, über die Synthese von Gerbstoffen aus Zucker und Phenolcarbonsäuren, s. Fischer. Fritsch, Dr. Gustav, Professor in Berlin, erhält 1200 Mark zur Herausgabe eines Werkes über das Haupthaar und seine Bildungsstätte bei den verschiedenen Rassen des Menschen. 503. Frosenıus, Ableitung eines Satzes von Carath&odory aus einer Formel von Kro- necker. 3. 16—31. über Matrizen aus nicht negativen Elementen. 455. 456—477. über den Stridsberg’schen Beweis des Waring’schen Satzes. 665. 666— er ’ 670. —-., über quadratische Formen, die viele Primzahlen darstellen. 965. 966— 980. Gorcı, Camillo, Professor der Allgemeinen Pathologie und Histologie an der Uni- versität Pavia, zum correspondirenden Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 154. Gourerz, gestorben am 29. August. 982. Gorpan, Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am ı. März ıg912. 227. 241— 242. GrRAEBE, Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 30. April 1912. 435. 452—453. DE Groor, Dr. Johann Jakob Maria, ordentlicher Professor der Sinologie an der Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Classe gewählt. 154. , Antrittsrede. 607—612. , über sinologische Seminare und Bibliotheken. 1197. (Abk.) 1320 Namenregister. HABERLANDT, über das Sinnesorgan des Labellums der Pterostylis-Blüthe. 243. 244 — 255. 2.2, Antrittsrede.: 586—588. Harnack, Jahresbericht der Kirchenväter-Commission. 90—91. ‚ Geschichte ur ee Worts Jesu (Matth. 5, 17) in der älte- sten Kirche. 183. -, ea Be des »Tags von Damaskus«. 671. 673—682. ae Dr. Martin, Professor in Tübingen, erhält 800 Mark zur Fortsetzung seiner Untersuchungen zur allgemeinen Anatomie, insbesondere über die Theil- körpertheorie. 982. HELLMANN, Dr. Gustav, ordentlicher Professor an der- Universität Berlin und Di- rector des Kgl. Meteorologischen Instituts, zum ordentlichen Mitglied der physi- kalisch-mathematischen Classe gewählt. ‚ über den Charakter der enirege in Norddeutschland. 281. 282 — 303. —, Antrittsrede 596—599. —— - ,„ über die Entstehung von Eisregen. 1047. 1048—1050. EEE die Erfahrungsgrundlagen der Lehre vom allgemeinen Gleichgewichts- zustande der Massen der Erdkruste. 308—332. =, über die Bestimmung des Geoids im Harze. 965. Hensıe, Dr. Edwin, Assistent am Geologisch-Palaeontologischen Institut und Museum in Berlin, erhält die Leibniz-Medaille in Silber. 624. Herrwıs, Oskar, Veränderung der idioplasmatischen Beschaffenheit der Samenfäden durch een und durch chemische Eingriffe. Vierte Mittheilung. 553. 554— HErTz, u G.. in Berlin, über den Einfluss der Temperatur auf die Absorption langwelliger Wärmestrahlen in einigen festen Isolatoren, s. Rusens. HERTzZsPpRUNG, Prof. Dr. Ejnar, in Potsdam, erhält 1500 Mark zu einer Reise nach Nordamerika behufs Arbeiten auf dem Solar Observatory der Carnegie Institution. 504. Heuster, Jahresbericht der Deutschen Commission, s. Burvach. ‚ über den syntaktischen Stil der altisländischen Prosa. 625. Hıyrze, Dr. Otto, Professor in Berlin, Jahresbericht über die Acta Borussica, Ss. VON SCHMOLLER. Hırsc#reLo, Beiträge zur römischen Geschichte. 33. =, Jahresbericht über die Sammlung der lateinischen Inschriften. 55—56. ———, Jahresbericht über die Prosopographie der AREOChEN Kaiserzeit (1.—3. da 56. ; ‚ Jahresbericht über den Index rei militaris imperii Romani. 57. Hörzscn, Dr. Otto, Professor in Posen, erhält 1000 Mark zu Reisen im Interesse der von ihm geplanten Herausgabe der Correspondenz des Botschafters Baron Peter Meyendorff. 355. Horre-Moser, Frau Dr. Fanny, in Berlin, erhält 800 Mark zur Fortführung ihrer Studien über Siphonophoren. 504. Jacosı, über die Echtheit des Kautiliya. 671. 832—849. Jaensc#, Dr. Erich, Privatdocent in Strassburg, erhält 2300 Mark aus der Dr. Carl Güttler-Stiftung zur Förderung seiner wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiete der Psychologie. 154. JoHNsEn, Dr. Arrien, Professor in Kiel, die Gesteine der Inseln $. Pietro und S- Antioco (Sardinien). 625. (45A.) : Der erste Halbband endet mit Seite 582. 1321 Jung, Dr. Heinrich, in Hamburg, neue Sätze über Symmetralfunctionen und die Abel’schen Functionen der Riemann’schen Theorie, s. Scuorrky. Jusrı, gestorben am 9. December. 1197 Kırıscuer, Dr. Otto, in Berlin, erhält 600 Mark zur Fortsetzung seiner Versuche betreffend die Hirnfunction. 504. KEkuULE vos Srrapvonırz, Gedächtnissrede auf ihn, von Conze. 614—616. Kraarsca, Dr. Hermann, Professor in Breslau, morphologische Studien zur Rassen- Diagnostik der Turfan-Schädel. 981. Koenıcs, Fräulein Elise, in Berlin, erhält die Leibniz-Medaille in Gold. 624. Konow, Dr. Sten, Professor in Christiania, zwei Handschriftenblätter in der alten arischen Literatursprache aus Chinesisch-Turkistan. 987. 1127—1139 Koser, Festrede, gehalten in der Festsitzung zur Feier des 200. Geburtstages König Friedrich’s II. im Weissen Saale des Königlichen Schlosses. 41-55. ‚ Jahresbericht über die Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen, S. VON SCHMOLLER. ‚ Jahresbericht über die Acta Borussica, s. von SCHMOLLER. —— , Preussen und Oesterreich im Jahre 1858. ‚ Jahresbericht über die Eat au der Monumenta Germaniae historica. 435. 51. 444 , erhält 6000 Mark zur Fortführung der Bea der Politischen Correspon- denz Friedrich’s des Grossen. 504. Kranz, W., Hauptmann in Swinemünde, erhält go Mark zur Drucklegung einer Karte des Tertiärs im Vicentin. 355. Krıscuen, Regierungs-Baumeister Dr. Fritz, in Berlin-Schöneberg, erhält 2500 Mark aus der Eduard Gerhard-Stiftung zur Erforschung der Befestigungen von Hali- karnassos und Knidos. 623. Lenz, Jahresbericht über die Interakademische Leibniz-Ausgabe. 68. ‚ über die Kämpfe des Ministers Eichhorn mit der Berliner Universität. 277. Lersıus, Dr. Richard, Professor in Darmstadt, erhält 400 Mark zur Abteufung eines Schachtes durch die Höttinger Breccie zwecks Feststellungen über die Eiszeit der Alpen. 982. Le£vy, gestorben Ende September ıgıı. 34. Lıipzsarskı, Dr. Mark, Professor in Greifswald, phönieische und aramäische Krug- aufschriften aus Elephantine. 33. Lıiesısch, über die Fluorescenz der Sodalith- und Willemitgruppe im ultravioletten Licht. 227. 229—240. Frhr. vox Lırıencron, gestorben am 5. März. 228. Lıinpenann, F. A., in Berlin, Untersuchungen über die specifische Wärme, s. Nernsr. Lüvers, epigraphische Beiträge. I. I. 671. 806—831. ————., über den Udänavarga. 987. ——— , die S’akas und die »nordarische« Sprache. 1111. . Dr. Paul, Privatdocent in Berlin, zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. I. 987. 988—999. I. 1111. 1112.—1126. MaArckwano, Prof. Dr. Willy, in Berlin, erhält 800 Mark zu Untersuchungen über das Verhältniss von Radium zu Uran. 504. Margvartr, Dr. Josef, Professor in Berlin, Guwaini’s Bericht über die Bekehrung der Uiguren. 275. 486—502. Marrens, über die Ergebnisse von Dauerbiegeversuchen. 1141. Mewaror, Dr. Johannes, Professor in Greifswald, die Editio princeps von Galenos In Hippocratis de natura hominis. 891. 892—%03. 1322 Namenregister. Meyer, Eduard, Untersuchungen über die älteste Geschichte Babyloniens und über Nebukadnezars Befestigungsanlagen. 1061. 1062—1108. MEYER, Kuno, ein mittelirisches Gedicht auf Brendan den Meerfahrer. 435. 436 —443. ——, die älteste irische Dichtung und Verskunst. 523. (AbA.) ‚ Antrittsrede. 589—591. ‚ zur keltischen Wortkunde. 1. 705. 790—803. II. 1143. 1144—1157. Meyer, Prof. Dr. Arnold Oskar, in Rostock, erhält 600 Mark zu einer Reise nach England behufs Studien für die Fortsetzung seines Werkes »England und die katholische Kirche unter Elisabeth und den Stuarts«. 305. Mono», gestorben am ro. April. 305. . Morr, vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1013. 1014—1035. Mürter, ein Doppelblatt aus einem manichäischen Hymnenbuch (mahrnämag). 275. (Abh. Mürter-Brestau, die Berechnung der Spannungen und Formänderungen der Führungsgerüste grosser Gasbehälter. 985. Munk, gestorben am ı. October. Nernsrt, Thermodynamik und speeifische Wärme. 123. 134—140. ——, Untersuchungen über die speeifische Wärme. VI. Mit F. A. Linpemanm. 1159. 1160—1171. VI. 1159. 1172-1176. Nissen, gestorben am 29. Februar. 228. NoRrDEN, Dr. Eduard, lsnlicher Professor der celassischen Philologie an der Uni- versität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Classe gewählt. 626. Nyror, Kr., Professor an der Universität Kopenhagen, erhält einen Preis aus der Diez-Stiftung. 623. Örrn, über Rinder- und Menschentuberkulose. 153. 155 —179. Penckx, über die Schliffkehle. 181 Pranck, über die Begründung des Gesetzes der schwarzen Strahlung. 3. -—————, das Prineip der kleinsten Wirkung. ‚ Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. Hellmann. 599-601. PLraumann, Dr. Gerhard, in Berlin, Iliaspapyrus P. Morgan, s. vox Wıramowrrz- MOoELLENDORFF. Post, Dr. Robert, Privatdocent in Berlin, erhält 800 Mark zur Fortsetzung seiner lichtelektrischen Versuche. PoıncAark&, gestorben am 17. Juli. 706. Porz, Prof. Dr. Heinrich, in Berlin, Mischlingsstudien. VII. Mischlinge von Pha- sianus und Gallus. 665. 864—883. Rase, Prof. Dr. Hugo, Oberlehrer in Hannover, erhält die Leibniz-Medaille in Silber. 624. Rıuırs, D. Dr. Alfred, Professor in Göttingen, griechische Wörter im Koptischen. 987. 1036—1046. Rırrer, Adresse an ihn zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 28. Mai 1912. 503. 507—509. Roserr, zu den Epitrepontes des Menander. 357. 404-432. RoeETrHE, Jahresbericht der Deutschen Commission, s. BurnachH. = ———, über die Dessauer Handschrift cod. Georg. 4°, 1. 485. ‚ Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. K. Meyer. 591—593. —————, Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. de Groot. 612—614. Rörsıc, Dr. Paul, in Berlin, erhält 1000 Mark zur Fortsetzung seiner Untersuchungen über die Serra mikroskopische Anatomie des Centralnervensystems der “ Wirbelthiere. Der erste Halbband endet mit Seite 582, 1323 Rusens, über den Einfluss der Temperatur auf die Absorption langwelliger Wärme- strahlen in einigen festen Isolatoren. Mit G. Herz. 215. 256—274. Russer, über ne ae endocellularer Fermente am Energieverbrauch der „Zelle. 123. —1 SACHAU, a: Be die Ausgabe des Ibn Saad. 59. ‚ die christliche Gesetzgebung für die Persis, vertreten durch die Erzbischöfe Jesubocht und Simeon. 99. SAMTER, Prof. Dr. Heinrich, in Berlin, die Masse des Saturnstrabanten Titan. 1047. 1051—1059. SCcHÄFER, die deutsch-französische Sprachgrenze. 503. ‚ erhält 10000 Mark zur Fortführung der Veröffentlichung der Sundzoll- listen. 504. Scamip’r, Jahresbericht über die Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldt’s. 67—68. ———— , Jahresbericht der Deutschen Commission, s. Burpach. ——, Beiträge zur Chronologie von Wilhelm Meisters theatralischer Sendung, 213. VON SCHMOLLER, Jahresbericht über die Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. Mit Koser. 57. en , Jahresbericht über die Acta Borussica. Mit Koser und O. Hıwrze. 58. Sckorrky, neue Sätze über Symmetralfunetionen und die Abel’schen Funetionen der Riemann’schen Theorie. Mit H. June. Dritte Mittheilung (Schluss). 1001. 1002—1011 SCHRÖDER, Dr. Edward, ordentlicher Professor der deutschen Philologie an der Uni- versität Göttingen, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch-historischen Classe gewählt. 706. SCHROEDER, Richard, Jahresbericht der Commission für das Wörterbuch der deutschen Rechtssprache, s. BRUNNER. SCHUCHARDT, Dr. Hugo, emeritirter ordentlicher Professor der romanischen Philo- logie an der Universität Graz, zum auswärtigen Mitglied der philosophisch- historischen Classe gewählt. 982. ‚„ Dankschreiben für seine Wahl. 983984. RN r, Prof. Dr. Karl, Director der vor- und frühgeschichtlichen Abtheilung des Museums für Völkerkunde zu Berlin, zum ordentlichen Mitglied der philo- sophisch-historischen Classe gewählt. 706. SchuLraess, Dr. Friedrich, Professor in Königsberg, Zurufe an Thiere im Arabischen. 355. (AbA.) Scuurze, Franz Eilhard, berg über das »Thierreich«. 60—65. , erhält 10000 und weiter 2000 Mark zur Fortführung der Arbeiten für den Nomencelator animalium generum et subgenerum. 305. 982. , die en auf der Lippen- und Wangenschleimhaut der Säugethiere. 3, cite. 435. 510—521. ———— , erhält 4000 Mark zur Fortführung des Unternehmens »Das Thierreich«. 982. Scuurze, Wilhelm, zwei lautgeschichtliche Fragen. 581 ‚ der Tod des Kambyses. 581. 685—703. SCHUR, Prof. Dr. Issai, in Berlin, über einen Satz von C. Caratheodory. 3. d—15. Schwarz, über eine, wie es scheint, bisher nicht bemerkte Eigenschaft der reellen Configurationen (9,, 9,). 307. ER Prof. Dr. Karl, Director des Astrophysikalischen Observatoriums zu Potsdam, zum ordentlichen Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 626. 1324 Namenregister. SCHWARZSCHILD, über Spectrographenobjective. 1109. 1220 —1239. SEcKEL, Dr. Emil, ordentlicher Professor der Rechtswissenschaft an der Universität Berlin, zum ordentlichen Mitglied der philosophisch-historischen Classe gewählt. 154. —— , Antrittsrede. 601—606. ——— , die Summen der Glossatoren. 1143. (AbA.) SELER, die Parallelen in den Maya-Handschriften. 981. (4AbA.) STRASBURGER, gestorben in der Nacht vom 18. auf den 19. Mai. 504. Srruve, die Bahnen der Uranustrabanten Oberon und Titania. 1047. (AbA.) Sruurr, über die Veränderlichkeit central bedingter Gefühlsempfindungen. 209. —- , erhält 1000 Mark zur Weiterführung des von ihm begründeten Phonogramm- Archivs. 626. Suarı, Prof. Dr. Luigi, in Pavia, erhält 1350 Mark aus den Erträgnissen der Bopp- Stiftung zur Förderung seiner Prakritstudien. 504. SwEEr, gestorben am 30. April. ToEPLER, gestorben am 6. März. 277. Troeırsca, D. Dr. Ernst, ordentlicher Professor an der Universität Heidelberg, zum correspondirenden Mitglied der philosophisch-historischen Classe gewählt. 1142. Unenap, Dr. Arthur, Professor in Jena, erhält 400 Mark zur Collationirung der im Britischen Museum aufbewahrten altbabylonischen Briefliteratur. 1141. VAHLENn, Gedächtnissrede auf ihn, von v. Wıramowrrz-MoELLENDORFF. 617—622. WALDEYER, Ansprache, gehalten in der Festsitzung zur Feier des 200. Geburtstages König Friedrich’s II. im Weissen Saale des Königlichen Schlosses. 36—38. ‚ Jahresbericht der Humboldt-Stiftung. 88. ‚ über einen Fall von Mikrocephalie. 305. (AbA.) =, Erwiderung auf die Antrittsrede des Hrn. Haberlandt. 588-589. WaARrBuRG, über den Energieumsatz bei photochemischen Vorgängen in Gasen. I. 215. 216—225. III. 665. WEGENER, Dr. Alfred, Privatdocent in Marburg, erhält 1600 Mark als Zuschuss zu den Kosten einer Expedition nach Grönland. 504. Weısorn, Dr. Hugo, auf Helgoland, erhält 1000 Mark zur Ausführung einer orni- thologischen Untersuchungsreise nach Portugal und Spanien. 1141. WIEcHERT, Dr. Emil, Professor der Geophysik an der Universität Göttingen, zum correspondirenden Mitglied der physikalisch-mathematischen Classe gewählt. 154. von WıLamowırz-MoELLENDORFF, Jahresbericht über die Sammlung der griechi- schen Inschriften. 55. ‚ Mimnermos und Properz. 99. 100-122, ‚ über das Symposion des Platon. 333, —————, Neues von Kallimachos. 485. 524-550. , erhält 5000 Mark zur Fortführung der Inscriptiones Graecae. 504. ——, Gedächtnissrede aufJohannes Vahlen. 617__622. nn, Dliaspapyrus P. Morgan. Mit G. Praumass. 1141. 11981219. WöLrrLıx, tritt in die Reihe der Ehrenmitglieder der Akademie über. 305. ——————, das Problem des Stils in der bildenden Kunst. 572—578. ZIMMER, auf welchem Wege kamen die Goidelen vom Continent nach Irland? 99. 2. (AbA. ZIMMERMANN, über den Einfluss von Kreiselwirkungen der umlaufenden auf Flugzeuge. 1109. ZIRKEL, gestorben am 11. Juni. 553. Massen SACHREGISTER. Abel’sche Banettadin. neue Sätze über Symmetralfunetionen und die — der Riemann’schen Theorie, von Scuorrky und H. Juxs. Dritte Mittheilung (Schluss). 1001. 1002—1011. Acta Borussica: Publicationen. 33. 503. — Jahresbericht. 58. Adressen: an Hrn. Julius Euting zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 21. Fe- bruar 1912. 209. 210—212. — an Hrn. Paul Gordan zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 1. März 1912. 227. 241—242. — an Hrn. Carl Graebe zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am 30. April 1912. 4835. 452—453. — an Hm. Ernst Wilhelm Benecke zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum am ro. Mai 1912. 903. 505—506. — an Hrn. Moriz Ritter zum fünfzigjährigen Doetorjubiläum am 23. Mai 1912. 503. 507—509. — an Hrn. Arthur von Auwers zum fünfzig- Jährigen Doctorjubiläium am 25. Juni ıgr2. 625. 660—663. — zur Feier des 250 jährigen Bestehens der Royal Society of London. 705. 804—805. Aegyptische Wortforschung, zu derselben, von Ermax. 1. 581. 904—941. I. 671. 942—963, Akademische Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin, s. unter J. Amerikanistik: Serer, die Parallelen in den Maya-Handschriften. 981. (AdA.) Anatomie und Physiologie: Herrwıc, O., Veränderung der idioplasmatischen Beschaffenheit der Samenfäden durch physikalische und durch chemische Ein- griffe., Vierte Mittheilung. 553. 554—571. — H. Porr. Mischlingsstudien. V1l. Mischlinge von Phasianus und Gallus 665. 864—883. -— Rusxer, über die Be- theiligung endocellularer Fermente am Energieverbrauch der Zelle. 123. 124— 33. — WarDever, über einen Fall von Mikrocephalie 305. (4öA.) Vergl. Zoologie. Anthropologie: H. Kraarscn, morphologische Studien zur Rassen-Diagnostik der Turfan-Schädel. 981. Antioco, die Gesteine der Inseln S. Pietro und S. Antioco (Sardinien), von A. Jonssen. 625. (AAA.) Antrittsreden von ordentlichen Mitgliedern: Haserranpr. 586—588; Erwiderung von Warpever. 588-589. — K. Meyer. 589-591: Erwiderung von Roerak. 591—593. — Erpmann. 593—595; Erwiderung von Dıers. 595—596. — Heır- mann. 596—599; Erwiderung von Pranck. 599—601. — Secrer. 601-606; Erwiderung von wa 606-607. — pe Groor. 607—612; Erwiderung von Rorrae. 612— Arabisch, Zurufe an E im Arabischen, von F. Schurrusss. 355. koohnsologisches Institut: Jahresbericht. 625. 884—839. Astronomie: »Geschichte des Fixsternhimmels«. 66—67. — H. Sauter, die Masse des Saturnstrabanten Titan. 1047. 1051—1059. — Scuwarzscntrp, über Speetro- graphenobjective. 1109. 1220-—1239. — STRUVvE, die Bahnen der Uranustrabanten ÖOberon und Titania. 1047. (AbA.) Sitzungsberichte 1912. (AdA.) 108 1326 Sachregister. Babylonien, Untersuchungen über die älteste Geschichte desselben und über Nebu- kadnezars Befestigungsanlagen, von Meyer, E. 1061. 1062—1108 Berliner Universität, über die Kämpfe des Ministers Eichhorn mit der —, von Lenz. 277. Bibliothekskataloge, Herausgabe der mittelalterlichen: Geldbewilligung. 504. Bopp-Stiftung: Jahresbericht. 89. — Zuerkennung des Jahresertrages. 504. Botanik: Eneter, über die Verbreitung der afrikanischen Burseraceen im Verhältniss zu ihrer systematischen Gliederung und die Eintheilung der Gattung Commiphora. 433. — HaserLanpr, über das Sinnesorgan des Labellums der er yeee 243. 244— 255. — »Pflanzenreich«. 65—6b. 227. 281. 982. Brendan der Meerfahrer, ein mittelirisches Gedicht auf ae von Meyer, K. 435. 436—443. Burseraceen, über die Verbreitung der afrikanischen — im Verhaltniss zu ihrer systematischen TÜRE und die Eintheilung der Gattung Commiphora, von Enger. 433 Callimachus, Neues von —, von v. WıLamowırz-MOELLENDORFF. 485. 524—550. Carath&odory, über einen Satz von C. —, von 1. Scnur. 3. 4—15. — N, eines Satzes von — aus einer Formel von Kronecker, von Frosenıus. 3. 16— Chemie: Fischer und K. FREUDENBERG, über die Synthese von Gerbstoffen aus rs und Phenolcarbonsäuren. 551. Vergl. Mineralogie. Codex Cumanicus, über die Räthsel des —, ven W.Banc. 213. 334—353. Commiphora, über die Eintheilung der Gattung —, von EnGLer. Corpus insceriptionum Graecarum, s. Inscriptiones Graecae. Corpus inseriptionum Latinarum: Jahresbericht ur Corpus medicorum Graecorum: Jahresbericht. Corpus nummorum: Jahresbericht. 57—58. — EHER 153 Damaskus, chronologische Berechnung des »Tags von —«, von Harnack. 671. 673—682. Dauerbiegeversuche, über die Ergebnisse von solchen, von Marrens. 1141. Dessauer Handschrift cod. Georg. 4°, ı, über dieselbe, von Rorrur. 485. Deutsch-französische Sprachgrenze, über dieselbe, von Schärer. 503. Deutsche Commission: Publicationen. 33. 705. — Jahresbericht. 71—87. — Geld- bewilligungen. 504. 553. Deutsche Rechtssprache, s. Wörterbuch. Diez-Stiftung: Preis aus derselben. 623. Eduard Gerhard-Stiftung, s. unter G. Eichhorn, Minister, über die Kämpfe desselben mit der Berliner Universität, von Lenz. 277. Eisregen, über die Entstehung von —, von Hrrımann. 1047. 1048—1050. Elamische Inschriften, zur Entzifferung der altelamischen Inschriften, von K. Frank. 227. (Abh.) Elephantine, phönieische und aramäische ee aus —, von M. Lipz- BARSKIL. 33. (Adh.) Eng a über die ursprüngliche Ditesnditbellung desselben, von Braspr. 981. Erdkruste, die Erfahrungsgrundlagen der Lehre vom allgemeinen Gleichgewichts- zustande der Massen der —, von Heımerr. 308332. Erkennen und Verstehen, von Erpsann. 1111. 1240—1271. Der erste Halbband endet mit Seite 582, 1327 Faust und Moses, von Burpach. Erster Theil. 357. 358-403. Zweiter Theil. 625. 627—659. Dritter Theil. 705. 736789. Fermente, über die Betheiligung endocellularer — am Energieverbrauch der Zelle, von Ruprner. 123. 124—133, Festreden: Ansprache, gehalten in der Festsitzung zur Feier des 200. Geburtstages König Friedrich’s II. im Weissen Saale des Königlichen Schlosses, von WaLperer. 36—38. — Ansprache Seiner Majestät des Kaisers und Königs in derselben Sit- zung. 383—41. — Festrede, gehalten in derselben Sitzung, von Koser.. 41—55. — Ansprache, gehalten in der öffentlichen Sitzung zur Feier des Leibnizischen Jahres- tages, von Diers. 583—586. Fixsternhimmel, Geschichte desselben: Jahresbericht. 66—67. Friedrich der Grosse, Politische Correspondenz desselben: Jahresbericht. 57. — Publication. 503. — Geldbewilligung. 504. Galenus, über die handschriftliche Überlieferung des Galen’schen Commentars zum Prorrheticon des Hippocrates, von Dies. 1. (4Abh.) — die Editio princeps von Galenos In Hippocratis de natura hominis, von J. MewaAıor. 891. 892—903. Gasbehälter, die Berechnung der Spannungen und Formänderungen der Führungs- gerüste grosser —, von MÜLLER-BRESsLAv. 985. Gedächtnissreden: auf Reinhard Kekule von Stradonitz, von Conze. 614—616. — auf Wilhelm Dilthey, von Erpmann. 614. (Abh.) — auf Johannes Vahlen, von v. WıLamowırz-MOELLENDORFF. 617—622, Gefühlsempfindungen, über die Veränderlichkeit central bedingter —, von Srunrr. 209. Geldbewilligungen für wissenschaftliche Unternehmungen der Akademie: Unter- nehmungen der Deutschen Commission. 504. 553. — Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. 504. — Inscriptiones Graecae. 504. — Pflanzenreich 982. — Thierreich. 982. — Nomencelator animalium generum et subgenerum. 305. 982. ‚für tg wissenschafiliche rg ‚Fort- setzung des Poggendorff’schen | hen Lexikons. 503. eraus- gabe der mittelalterlichen Bibliothekskataloge. 504. — hiess. linguae Latinae (ausseretatsmässige Bewilligung). 504. — Wörterbuch der aegyptischen Sprache. r besondere wissenschaftliche Untersuchungen und Ver- öffentlichungen: Veröffentlichung des Briefwechsels zwischen Bessel und Stein- heil. 982. — Museum für Völkerkunde in Lübeck, Veröffentlichung eines Werkes über die Pangwe-Neger. 626. — Corpus inscriptionum Etruscarum. 1142. — A. Evcken, Experimental-Untersuchung über die specifische Wärme von Gasen. — G. Frrrscn, Herausgabe eines Werkes über das Haupthaar und seine Bildungsstätte bei den verschiedenen Rassen des Menschen. 503. — M. Hrıpennaınn, Untersuchungen zur allgemeinen Anatomie, insbesondere über die Theilkörper- theorie. 982. — E. Herrzsprune, Reise nach Nordamerika behufs Arbeiten auf dem Solar Observatory der Carnegie Institution. 504. — O. Hörzscr, Herausgabe der Correspondenz des Botschafters Baron Peter Meyendorff. 355. — F. Horpr- Moser, Studien über Siphonophoren. 504. — O. Karıscher, Versuche betreffend die Hirnfunction. 504. — W. Kranz, Drucklegung einer Karte des Tertiärs im Vieentin. 355. — R. Lersıvs, Abteufung eines Schachtes durch die Höttinger Breceie zwecks Feststellungen über die Eiszeit der Alpen. 982. — W. MarcKkwaLD, Untersuchungen über das Verhältniss von Radium zu Uran. 504. — A. O. Meyer, Reise nach England behufs Studien für die Fortsetzung seines Kerr »England 1328 Sachregister. und die katholische Kirehe unter Elisabeth und den Stuarts«. 305. — R. Pour, lichtelektrische Versuche. 504. — P. Rörnıs, Untersuchungen über die verglei- chende mikroskopische Anatomie des Centralnervensystems der Wirbelthiere. 504. — Scaärer, Fortführung der Veröffentlichung der Sundzolllisten. 504. -— Srunpr, Weiterführung des von ihm begründeten Phonogramm-Archivs. 626. — A. Unenap, Collationirung der im Britischen Museum aufbewahrten altbabylonischen Brief- literatur. 1141. — A. Wesenxer, Zuschuss zu den Kosten einer Expedition nach Grönland. 504. — H. Weısorn, ornithologische Untersuchungsreise nach Portugal und Spanien. 1141. Geodäsie: Hermertr, die Erfahrungsgrundlagen der Lehre vom allgemeinen Gleich- gewichtszustande der Massen der Erdkruste. 308—332. — Derselbe, über die Bestimmung des Geoids im Harze. 965. Geographie: Penxck, über die Schliffkehle. 181. (reoid, über die Bestimmung desselben im Harze, von Hermerr. 965. (reologie, s. Mineralogie. Gerbstoffe, über die Synthese von solchen aus Zucker und Phenolcarbonsäuren, von Fiscuer und K. FreEUDENBERG. 551. Gerhard-Stiftung; Zuerkennung des Stipendiums und neue Ausschreibung. 623 —624. Geschichte: Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen. 57. 503. 504. — Hırscarero, Beiträge zur römischen Geschichte. 33. — Ausgabe der Werke Wil- helm von Humboldt’s. 67—68. 981. — Index rei militaris imperii Romani. 57. — Koser, Preussen und Oesterreich im Jahre 1858. 279. — Leibniz-Ausgabe. 68. — Lexz, über die Kämpfe des Ministers Eichhorn mit der Berliner Universität. 277. — MEver, E., Untersuchungen über die älteste Geschichte Babyloniens und über Nebukadnezars Befestigungsanlagen. 1061. 1062—1108. — Monumenta Germaniae historiea. 33. 435. 444—451. 705. — Prosopographia imperii Ro- mani saec. I—-II. 56. — Prosopographia imperii Romani saec. IV—VI. 91. — ScHÄFER, die deutsch-französische Sprachgrenze. 503. — Scauzze, W., der Tod des Kambyses. 581. 685—703. — Zısuer, auf welchem Wege kamen die Goi- delen vom Continent nach Irland? 99. (AbA.) Vergl. Biographie, Inschriften, Kirchengeschichte, Numismatik, Papyri und Staatswissenschaft. Glossatoren, die Summen der —, von Secker. 1143, (AbA.) Goethe, Beiträge zur Chronologie von Wilhelm Meisters theatralischer Sendung von Scammr. 213 Goidelen, auf welehem Wege kamen die — vom Continent nach Irland, von Zımmer. 99. (Abh.) Granit, über Mischgesteine von — und Sedimenten, von O. H. ErDmAnNSDÖRFFER. 433. 478—484. Griechische Kirchenväter, s. Kirchenväter. Güttler-Stif tung: Zuertheilung aus derselben. 154. Guwaini, sein Bericht über die Bekehrung der Uiguren, von J. Marquarr. 275. 486 — 502. re Heckmann Wentzel-Stiftung, s. unier W. ee chtung der Eduard Hitzig-Stiftung. 154. Homerus, lliaspapyrus P. Morgan, von v. Mann. 1141. 1198-1219. Humboldt, Wilhelm von, Ausgabe seiner Werke: Jahresbericht. 6768. — Pu- blication. 981. Wiramowrrz-MoELLENDoRFF und G. Prav- Der erste Halbband endet mit Seite 582. 1329 Humboldt-Stiftung: Jahresbericht. 88. — Publicationen. 153. 1141. Ibn Saad, Ausgabe desselben: Jahresbericht. 59. — Publication. 183. Idioplasmaveränderung, Veränderung der idioplasmatischen Beschaffenheit der Samenfäden durch physikalische und durch chemische Eingriffe, von Herrwis, OÖ. Vierte Mittheilung. 553. 554—571. Jesus, Geschichte eines programmatischen Worts Jesu (Matth. 5, 17) in der ältesten Kirche, von Harnack. 183. 184—207. Index rei militaris imperii Romani: Jahresbericht. 57. Inschriften: Corpus inseriptionum Latinarum. 55—56. — K. Frank, zur Ent- zifferung der altelamischen Inschriften. 227. (4bA.) — Inscriptiones Graecae. 55. 504. 626. — M. Lipzsarskı, phönieische und aramäische Krugaufschriften aus Elephantine. 33. (Abh.) — Lüpers, epigraphische Beiträge. I. 11. 671. 806—831. Inscriptiones Graecae: Jahresbericht. 55. — Geldbewilligung. 504. — Publi- cation. 626. Intrusionen, müssen — nothwendig mit Aufpressung verbunden sein? von Branca. 705. 707—735. Irische Dichtung und Verskunst, die älteste, von Mryer, K. 523. (AbA.) Isländische Prosa, über den syntaktischen Stil der altisländischen Prosa, von Hervster. 625. Jubiläumsstiftung der Stadt Berlin: Jahresbericht. 96. Kambyses, der Tod des —, von Scauzze, W. 581. 685—703. Kant-Ausgabe: Jahresbericht. 59. — Publicationen. 435. 1061. Kautiliya, über die Echtheit des —, von Jacorı. 671. 832— 849 Keltische Wortkunde, zu derselben, von Meyer, K. I. 705. 790-803. 11. 1143. . 1144—1157. Kire io engeschichte: Brawpr, über die ursprüngliche Diöceseneintheilung Englands. (Abk. ) — Harsack, Geschichte eines programmatischen Worts Jesu a 5, 17) in der ältesten Kirche. 183. 184—207. — Derselbe, chrono- logische Berechnung des »Tags von Damaskus«. 671. 673—682. — Ausgabe der griechischen Kirchenväter. 90—391.. — P. Maas, zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und Sophisten. I. 987. 988—999. I. 1111. 1112—1126. Sıcnav, die christliche Gesetzgebung für die Persis, vertreten durch die Erz- bischöfe Jesubocht und Simeon. Kirchenväter, zu den Beziehungen riecht denselben und Sophisten, von P. Maas. 1. 987. 988—999. I. 1111. 1112—1126. Kirchenväter, griechische, Ausgabe derselben: Jahresbericht. 90—91. Kleinste Wirkung, das Prineip derselben, von Pranck. 9. Koptisch, griechische Wörter in demselben, von A. Rauırs. 987. 1036— 1046. Kreiselwirkungen, über den Einfluss von — der umlaufenden Massen auf Flug- zeuge, von Zrumermann. 1109. Kunstwissenschaft: WörrrLın, das Problem des Stils in der bildenden Kunst. 572—578. Langwellige Wärmestrahlen, sorption solcher in einigen festen I 256— 274. Lautgeschichtliche Fragen, zwei —-, von SCHULZE, WW... 581: Leibniz-Ausgabe, Interakademische: Jahresbericht. 68. Leibniz-Medaille: Verleihung derselben. 624. Manichäisches a. (mahrnämag), ein von Mürter. 275. (Ab, über den Einfluss der Temperatur auf die Ab- solatoren. von RuEns und G. Herız.' 215. Doppelblatt aus einem solchen, 1330 Sachregister. Mathematik: Frosenıus, ne eines Satzes von Carath&odory aus einer Formel von Kronecker. 3. 16— — Derselbe, über Matrizen aus nicht negativen Elementen. 455. 456-477. — Derselbe, über den Stridsberg’schen Beweis des Waring’schen Satzes. 665. 666—670. — Derselbe, über quadratische. For- men, die viele Primzahlen darstellen. 965. 966—980. — Leibniz-Ausgabe. 68. — Scnorrky und H. Juss, neue Sätze über Symmetralfunetionen und die Abel’schen Funetionen der Riemann’schen Theorie. Dritte Mittheilung (Schluss). 1001. 1002—1011. — I. Scaur, über einen Satz von C. Caratheodory. 3. 4—15. — Schwarz, über eine, wie es scheint, bisher nicht bemerkte Eigenschaft der reellen Configurationen (93, 9). 307. Matrizen, über — aus nicht negativen Elementen, von Frosenivus. 455. 456—477. Maya-Handschriften, die Parallelen in den —, von Serer. 981. (4AbA.) Mechanik: Mürrer-Brestav, die Berechnung der Spannungen und Formänderungen der Führungsgerüste grosser Gasbehälter. 985. — Zimmermann, über den Ein- fluss von Kreiselwirkungen der umlaufenden Massen auf Flugzeuge. 1109. Medaillons, über römische — aus der Sammlung des Königl. Münzcabinets, von Dresser. 355 Menander, zu den Epitrepontes des —, von Rosertr. 357. 404--432. Meteorologie: Herrmann, über den Charakter der Sommerregen in Norddeutsch- land. 281. 282—303. — Derselbe, über die Entstehung von Eisregen. 1047. 1048—1050. Mikrocephalie, über einen Fall von —, von Warvever. 305. (AbA.) von Miloszewsky’sches Legat: Preisaufgabe aus demselben. 622—623. Mimnermos und Properz, von v. Wıramowırz-MoELLENnDORFF. 99. 100—122. Mineralogie und Geologie: Branca, müssen Intrusionen nothwendig mit Auf- pressung verbunden sein? 705. 707—735. — OÖ. H. ERDMANNSDÖRFFER, über Misch- gesteine von Granit und Sedimenten. 433. 478—484. — F. Frec#, über den Gebirgsbau des Tauros in seiner Bedeutung für die Beziehungen der europäischen und asiatischen Gebirge. 1109. 1177—1196. — A. Jounsen, die Gesteine der Inseln S. Pietro und S. Antioco (Sardinien). 625. (AbA.) — Liesıscn, über die Fluor- escenz der Sodalith- und Willemitgruppe im ultravioletten Licht. 227. 229—240. Mischgesteine, über — von Granit und Sedimenten, von O. H. ErvarannsDÖrFFER. 433. 478—484. Mischlingsstudien, von H.Porr. VII. Mischlinge von Phasianus und Gallus. 665. 864—883. Mittelalterliche Bibliothekskataloge, Herausgabe derselben: Geldbewilli- gung. x Monumenta Germaniae historica: Publicationen. 33. 435. 705. — Jahresbe- richt. 435. 444—451. Moses, Faust und —, von Burvac#. Erster Theil. 357. 358-403. Zweiter Theil. 625. 627—659. Dritter Theil. 705. 736— Nebukadnezar, Untersuchungen über die älteste Geschichte Babyloniens und über Nebukadnezars Befestigungsanlagen, von Meyer, E. 1061. 1062 — Neuhochdeutsche Sprach- und Bildungsgeschichte, Forschungen zu der- selben: Jahresbericht. 87—88. — Publication. 981. Nordarisch, die S’akas und die »nordarische« Sprache, von Lüpers. 1111. Numismatik: Corpus nummorum. 57—58. 153. — Deesser, über römische IR daillons aus der Sammlung des Königl. Münzeabinets. 355. Oberon, Uranustrabant, die Bahn desselben, von Srruve. 1047. (Abh.) Oesterreich, Preussen und — im Jahre 1358, von Koser. 279. Der erste Halbband endet mit Seite 582. 1331 Pathologie: Orrn, über Rinder- und Menschentuberkulose. 153. 155-179. Persis, die christliche Gesetzgebung für die —, vertreten durch die Erzbischöfe Jesubocht und Simeon, von SıcHav. 99, Personalveränderungen in der Akademie vom 26. Januar ıgıı bis 24. Januar 1912. 97. Pflanzengeographie, s. Botanik. Pflanzenreich: Jahresbericht. 65—66. — Publicationen. 227. 281. 1109. — Geld- bewilligung. 982. Philologie, germanische: Branpr, über die ursprüngliche Diöceseneintheilung Englands. 981. (Abh.) — Burpaca, Faust und Moses. Erster Theil. 357. 358-403. Zweiter Theil. 625. 627—659. Dritter Theil. 705. 736-789. — Unternehmungen der Deutschen Commission. 33. 71-87. 504. 553. 705. — Forschungen zur neuhochdeutschen Sprach- und Bildungsgeschichte. 87—88. l. — Hevsrer, über den syntaktischen Stil der altisländischen Prosa. 625. — Ausgabe der Werke Wilhelm von Humboldt’s.. 67—68. 981. — Rorrar, über die Dessauer Handschrift cod. Georg. 4°, 1. 485. — Scauipr, Beiträge zur Chronologie von Wilhelm Meisters theatralischer Sendung. 213. =, griechische: J. Bıpez, la tradition manuserite du Lexique de Suidas. 672. 850-863. — Corpus medicorum Graecorum. 68—70. — Dirrs, über die handschriftliche Überlieferung des Galen’schen Commentars zum Prorrheticon des Hippoecrates. 1. (Aöbh.) — P. Maas, zu den Beziehungen zwischen Kirchen- vätern und Sophisten. I. 987. 988—999. 1. 1111. 1112—1126. — J. Mewaıor, die Editio princeps von Galenos In Hippocratis de natura hominis. 891. 892 — — A. Ranırs, griechische Wörter im Koptischen. 987. 1036—1046. — Roserr, zu den Epitrepontes des Menander. 357. 404—432. — von WiLamowırz- MoEtLEnDorFF, Mimnermos und Properz. 99. 100—122. — Derselbe, über das Symposion des Platon. 333. — Derselbe, Neues von Kallimachos. 485. 524—550, — Derselbe und G. Praumann, lliaspapyrus P. Morgan. 1141. 1198—1219. Vergl. Inschriften. ‚ keltische: Meyer, K., ein mittelirisches Gedicht auf Brendan den Meerfahrer. 435. 436—443. — Derselbe, die älteste irische Dichtung und Verskunst. 523. (4Abh.) — Derselbe, zur keltischen Wortkunde. I. 705. 790—803. 1. 1143. 1144—1157. Ä ‚ lateinische: Thesaurus linguae Latinae. 504. 672. 683—634. — von Wıramowrrz-MoELLENDORFF, Mimnermos und Properz. 99. 100—122. Vergl. Inschriften. —-, orientalische: W. Base, über die Räthsel des Codex Cumanicus, 213. 334—353. — Erman, zur aegyptischen Wortforschung. U. 581. 904—941. 11l. 671. 942-963. — Jacosı, über die Echtheit des Kautiliya. 671. 832—849. — Ausgabe des Ibn Saad. 59. 183. — Sr. Koxow, zwei Handschriftenblätter in der alten arischen Literatursprache aus Chinesisch-Turkistan. 987. 1127 — 1139. —. Lüpers, über den Udänavarga. 987. — Derselbe, die S’akas und die »nordarische« Sprache. 1111. — J. MarquArT, Guwaini’s Bericht über die Bekehrung der Uiguren. 275. 486—502. — Mürrer, ein Doppelblatt aus einem manichäischen Hymnenbuch (mahrnämag). 275. (Abh.) — A. Rıntrs, griechische Wörter im Koptischen. 987. 1036—1046. — SacHat, die christliche Gesetz- gebung für die Persis, vertreten durch die Erzbischöfe Jesubocht und Simeon. 9. — F. Scaurreess, Zurufe an Thiere im Arabischen: 355. (AbA.) — Wörter- buch der APETEENER, Sprache. 60. 504. Vergl. Insch: 1332 Sachregister. Philologie, romanische: Morr, vom Ursprung der provenzalischen Schriftsprache. 1013. 1014—1035. Philosophie: Ernmann, Erkennen und Verstehen. 1111. 1240—1271. — Kant-Ausgabe. 59. 435. 1061. — Leibniz-Ausgabe. 68. — Srumer, über die Veränderlichkeit cen- tral bedingter Gefühlsempfindungen. 209. Warsurc. ‘11. 215. 216—225. 111. 66 Physik: A. Eucken, die Moleeularwärme des Wasserstoffs bei tiefen Temperaturen. 123. 141—151. — Nersstr, Thermodynamik und specifische Wärme. 123. 134— 140! — Derselbe, Untersuchungen über die specifische Wärme. VI. Mit F. A. Lixor- mann. 1159. 1160—1171. VII. 1159. 1172-1176. — Pranck, über die Be- gründung des Gesetzes der schwarzen Strahlung. 3. — Derselbe, das Prineip der kleinsten Wirkung. 579. — Rusens und G. Herrz, über den Einfluss der Temperatur auf die Absorption langwelliger Wärmestrahlen in einigen festen Isolatoren. 215. 256—274. — Wuarsure, über den Energieumsatz bei photo- chemischen Vorgängen in Gasen. 1. 215. 216—225. II. 665. Physiologie, s. Anatomie. Pietro, die Gesteine der Inseln S. Pietro und S. Antioco (Sardinien), von A. Jounsen. 625. (AÖdA.) Plato, über das Symposion des —, von v. Wıramowırz-MorLLENDORFF. 333. Politische Correspondenz Friedrich’s des Grossen, s. Friedrich der Grosse. Preise und Preisaufgaben: Preisaufgabe aus dem von Miloszewsky’schen Legat. 622—623. — Preis aus der Diez-Stiftung. 6: Preussen und Oesterreich im Jahre 1858, von Koser. 279. Prineip der kleinsten Wirkung, über dasselbe, von Praxcx. 579. Propertius, Mimnermos und —, von. v. Wıramowrrz-MoELLENDoRFF. 99. 100-122. Prosopographia imperii Romani saec. I-III: Jahresbericht. 56. — saec. IV— VI: Jahresbericht. 91. Provenzalische Schriftsprache, vom Ursprung derselben, von Morr. 1013. 1014—1035. | Pterostylis, über das Sinnesorgan des Labellums der Pterostylis-Blüthe, von HABERLANDT. 243. 244-255. Quadratische Formen, über solche, die viele Primzahlen darstellen, von Froseniıvs. 965. I966— 980. Rechtswissenschaft: SECKEL, die Summen der Glossa oren. 1143. (Abh.) — Wörterbuch der deutschen Rechtssprache. 91-96. 1061. Reelle Configurationen, über eine, wie es scheint, bisher nicht bemerkte Eigen- schaft derselben (9,, 9,), von Schwarz. 307. Regen, über den Charakter der Sommerregen in Norddeutschland, von Herrmann. 281. 282-303. Römische Geschichte, Beiträge zu derselben, von Hırscareın. 33, Säugethiere, die Erhebungen auf der Lippen- und Wangenschleimhaut der —, von Sckuzze, F.E. I. Ruininantia. 435, 510—521. S’akas, die — und die »nordarische« Sprache, von Lüpers. 1111. Saturnstrabanten, die Masse des — Titan, von H. Sımrer. 1047. 1051—1059. Savigny-Stiftung: Jahresbericht. 88-89. Schliffkehle, über die —, von Pexck. 181. Schwarze Strahlung, über die Begründung des Gesetzes derselben, von Pranck. 3. Sinologie: pe Groor, über sinologische Seminare und Bibliotheken. 1197. (Abh.) Photochemische Vorgänge in Gasen, über den Energieumsatz bei solchen, von 5. Der erste Halbband endet mit Seite 582. 1333 violetten Licht, von Liesısch. 227. Sophisten, zu den Beziehungen zwischen Kircheernihten und —, von P. Muss. 1. 987. 988—999. I. 1111. 1112—1126 Specifische Wärme, Thermodynamik und —, von Nerusr. 123, 134—_140. — Untersuchungen über die —, von Demselben. VI. Mit F.A. Linpemann. 1159. 1160—1171. VII. 1159. 1172—1176. Spectrographenobjective, über solche, von Scnwarzscaun. 1109. 1220-1239, Sprachwissenschaft: Scauzze, W., zwei lautgeschichtliche Fragen. 581. — Der- selbe, der Tod des Kambyses. 581. 685—703 Staatswissenschaft: Acta Borussica. 33. 58. 503. Stil, das Problem des Stils in der bildenden Kunst, von Wörrruın. 572-578. Strahlung, über die Begründung des Gesetzes der schwarzen —, von Praxcr. 3. Stridsberg’scher Beweis des Waring’schen Satzes, über denselben, von Froszniıvs. Sodalithgruppe, über die Flnorescenz der era und Willemitgruppe im ultra- 2: 0. 665. 666—670. Suidas, la tradition manuscrite du Lexique de —, von J. Bıpzz. 672. 850-863. Symmetralfunctionen, neue Sätze über — und die Abel’schen Functionen der Riemann’schen Theorie, von Schorrky und H. June. Dritte Mittheilung (Schluss). 1001. 1002—1011. Tauros, über den Gebirgsbau des — in seiner Bedeutung für die Beziehungen der europäischen und asiatischen Gebirge, von F. Frecem. 1109. 1177—119 Technik: Marrens, über die Ergebnisse von Dauerbiegeversuchen. 1141. Thermodynamik und specifische Wärme, von Nerssr. 123. 134—140. Thesaurus linguae Latinae: Ausseretatsmässige Geldbewilligung. 504. — Bericht über die Zeit vom r. April ıgıı bis 1. ABER ıgı2. 672. 683—684. Thiergeographie, s. Zoologie. Thierreich: Jahresbericht. 60—65. — Publicationen. 435. 626. 981. 1061. — Geld- bewilligung. 982. Titan, die Masse des Saturnstrabanten —, von H. Sımrer. 1047. 1051—1059. Titania, Uranustrabant, die Bahn desselben, von Srruve. 1047. (AbA.) Todesanzeigen: Boss. 982. — Darwın. 1197. — Gomperz. 982. — Justı. 1197. — Levy. 34. — Frhr. von Lırırncron. 228. — Monop. 305. — Munk. 982. — Nissen. 228. — Poıncare. 706. — StrRasBuRGER. 504. — Sweer. 504. — Torrrer. 277. — Zirker. 553. Tuberkulose, über Rinder- und Menschentuberkulose, von Orrs. 153. 155—179. Turfan-Schädel, morphologische Studien zur Rassen-Diagnostik der —, von H. Kraarsen. 981. (Abdh.) Turkistan, zwei Handschriftenblätter in der alten afischen Literatursprache aus Chinesisch-Turkistan, von Sr. Koxow. 987. 1127—1139 Udän avarga, über denselben, von Lüpers. 987. Uiguren, -Guwaini’s Bericht über die Bekehrung der —, von J. MARQuART. 275. 486-502. x Uranustrabanten, die Bahnen der — ÖOberon und Titania, von STRrUvE. (Abh. ee Verstehen, Erkennen und —, von Erpmans. 1111. 1240-1271. = Wahl von ordentlichen Mitgliedern: pe Groor. 154. — Hrıımann. 7 Norven. 626. — Scaucuaaror. 706. — SCHWARZSCHILD. 626. — SEcKEL. . 982. von auswärtigen Mitgliedern: ScHucHARrDT. von ceorrespondirenden Mitgliedern: Bressrav. 504. — Gorsı. 154. _ E. Scuröver. 706. — Trorırsen. 1142. — Wıecuerr. 154. Sitzungsberichte 1912. 109 1 334 Sachregister. Waring’scher Satz, über den Stridsberg’schen Beweis desselben, von FROBENIUS. 665. 666—670. Wasserstoff, die Molecularwärme Aukälheni bei tiefen Temperaturen, von A. Eucken. 123. 141—151. Wentzel-Stiftung: Jahresbericht. 89—96. — Galtbertiligungei: 89. -— Publica- tion. 1110. Willemitgruppe, über die RR der Sodalith- und Willemitgruppe im ultra- violetten ‚Licht, von Liesiıscn. 227. 229—240. Wörterbuch der aegyptischen Sprache: Jahresbericht. 60. — Geldbewilli- gung. 504. der deutschen Rechtssprache: Jahresbericht. 91—96. — Quellen- heft zu ‚demselben. 1061. Zelle, über die Betheiligung endocellularer Fermente am Energieverbrauch der —, von Rusner. 123. 124— Zoologie: Scauzze, F. E., die Erhebungen auf der Lippen- und Wangenschleim- haut der Säugethiere. I. Ruminantia. 435. 510—521. — »Thierreich«. 60—65. 435. 626. 981. 982. 1061. Vergl. Anatomie und Physiologie. Berichtigungen. In der Abhandlung des Hrn. Burvack "Faust und Moses’ i st zu lesen: S. 366, Z. 22: am vierzigjährigen Todestag (statt: am hundert- jährigen); S. 742, Anmerkung, Z. 3 von unten: all einzeln und in Zusammen- setzungen; ‘Fülle’; usw.; S. 746, Anmerkung 2, Z. 8: ihrem Anhänger, dem arten Prediger (statt: ihres Anhängers, des reformierten Predigers). Sa 13: Dann was ist auch jetzo Sale für uns? (statt: Denn was ist usw.). Ausgegeben am 9. Januar 1913. Berlin, gedruckt in der Reichsdruckerei. weise oder auch in weiterer et ührung, in deutscher Sprache veröffent oder Sollte eine dem awwidrlanfnde Veröffent- Seere der Ausgabe in in redigirenden $ liehung dem den Akademischen Sehriften zur tniss kommen, so r die Mi ilar ferne tenden Rechtsregeln zusteht, so heit er dazu der Ein- willig der Ge Be emie. Gedächtnissr a ssreden an itig zu veröffentlichen ist den Verfassern ee ee et. Aus $ 21. Die Sitzungsberiehte erscheinen in einzelnen Stücken in der Regel Donnerstags acht Tage nach jeder Sitzung. Aus 2 Jeden Sitzungsbericht eröffnet eine Übersicht über die ” Sitzung er agenen wissenschaftlichen Mitthei- e zur Sr entlichung geeigneten ge- schäftlichen ERREEN ‚Hinter den Titeln der RE: Mittheilungen folgen in erg Übersicht kurze In gaben solle re beschränken, keinesfalls ‚nieht in den nn der Akademie erscheinenden Die gi werden mit vorgesetztem Stern bezeichnet, ‚bei den für die Abhandlungen ee wird »(Abh.)« Wissenschaftliche rer n fremder Verfasser Aus $ 27. Das Manuseript einer in .eir zur Aufnahme am Donne! pen Mit the il era kt eereiars O0 Stück se Dasselbe kann sehehen, deren Sen tz aus i ei sondere Schwier rise ne en. FR lebe den in den $$ 3 1 4 enthaltenen Bestimm ae ver. ent- se en. Abend > ‚Corre Verfasser, ihrer ik deren Correcturen zur Revision unter Pen nä K. See Über die Kerne des menschlichen Kleinhirns . -- . 21... ums 0. Me 150 H. Juszer: Der as: ya Srrer ai fnut aus Nubien > » 4.50 F. Freiherr Hitter von ÄTTERMANN: Ark kadische ein. - 8.50 B. WiEsanD: Erster vorläufiger. Bericht über die von den m. Museen unternommenen ä rabun in Sam — L. Be Beweis Er Ban diss jedes hinreichend kleine, im wsnenilichen stetig ge- Beer. krümmte, ee, nfreie Fia chenstück auf einen Theil einer Ebene en und in den kleinsten Theilen ähnlich abgebildet as se kan » 2.50 A.vox Le Coe: Tü Fr Manichaica aus Chotscho. I. BO Eu al ee „van Bercnem: Die er mischen Berge von Pergan EEE A rn, M. Linzearskı: Phönieische und aramäise aufs ehifen. aus _Elephantine a a C. Frank: Zur Ent sierung der PT Inschrifte BE BE F. Sonvıruess: Zurufe an Thiere im Arabischen Be ee N a er a A. Joussen: Die ee der Inseln S. Pietro und $. Antioco (Sardinien) a Sitzungsberichte der Akademie. Pe ee RB + Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912, Frosentus: über Matrizen aus nicht 'negativen Elemente ee er . H. Ernmanssspörrrer: über Mischgesteine von Granit. und Sedimenten .... re J. MARQuARrT: Era s Bericht über die Bekehrung der Uiguren » F.E. ir die Erhebungen auf der Lippen- und ıd Wangenschleimhaut der "Säugethiere. | I. Ru- a is u Taf: IIL,-IV.und V » 050 von RE ELLENDORFF: Mans von Kalli ima chos » Lo Heerwıs: Verän en der idioplasmatischen Beschaffenheit der Samenfäden durch h.plysikalische und durch chemische Eingriffe Are wm L— Wörrruis: das Problem des Stils in der bildenden oe . TR 1: Sonderabdrucke. I. Halbjahr 1912. Frosessus: über den Srrinssers’schen Beweis des Warıng’ nisse Satzes. ME 0.50 Harnack: a ische Berechnung des »Tags von Damaskus -» 0.50 W. od des Kambyses : » 1L— Branca: ed Intrusionen nothwendig mit Aufpressung 3 verbunden sein? . .» L—_ Burnac Mo .» 6 ae Meyer: zur erg Wortkunde L I ie » 050 ÜDERS: epi ische Beit) LE -» L_ Jacost: über de .. es Kautiliya » Lo J. Bivez: la tradition userite du Dirins de Suidas » 0.50 H. Di: ne VI. (hierzu T. af. VI und VH ;; en J. .. die = princeps von rer In Hippocratis de natura boininie (hierzu 1 Taf. - VID) „. 0.50 yptischen Wortforse IE BL’ „3 P. ae zu .den ter re Kirchenvätern und Sophisten - 0.50 Scuorrky und H. Jusg: neue Sätze über ? Symmetralfunetionen und "die Aner! schen Functionen IEMAnn’schen Theorie. IIL R ».: 0,50 Morr: vom n Urspru rung der „provenzalischen Schriftsprache we. A. Ram: ae che W chen ; 0,50 H. Saure e Masse des can Titan » 050 Faonesws: De quadratische Formen, die viele Primzahlen darstellen » 0,50 E. Meyer: Untersuchungen über die älteste Geschichte Babyloniens "und über Nebukadnenar's Befestigungsanlagen .ı 2— ‚P.Maas: zu den Beziehungen zwischen Kirchenvätern und "Sophis 2 - 050 S. Konow: - Femme ei in der alten arischen:Lit ne ron aus Chinesisch-Turkiscn - 0.50 Nersst und F. A. Lısoesass: Untersuchungen über die specifische Wärme: ı. .. Mamsr: Er über die speeifische Wärme. i . bau des Tauros in seiner Bedeutung für die "EEE AB der euro- von Wıiramowrrz- ee Praumans: ur P: re (hierzu Taf. IX und % ScHwarzscHe.p: über S pectrogra east ective . eagae Amen und V Sa ” er Ir u Er Peak ud pi pam EN Ne