ji F lora’ı. oder Il. allgemeine botanische Zeitung. Unter besonderer Mitwirkung der Herren Herren Agarıh, Dierbach, Fischer, Fresenius, Gärtner Gentih, Goppert, Heuffeh, Hinterhuber Her- nang, Kittel, Koch, Kuberlin, Ruuze, Laxgger, L.ehmann, vr. Martius, Naccari, Neuschild, Rei- shenbach, Rochel, Sauter, Schultes, Schultz, Tausch, Trachsel, Traunsteiner, Wenderoth, Wiegmann und Zucecarınt herausgegeben von der königl. bayer. botanischen Gesellschaft zu Diegenshurg. “ %* Vierzehnter Jahrgang. Erster Band. Kıo., oh. Webst einer Kupfertafel und 2 Tabellen rum 0 IntelligenzLlu 1 — V. Regensburg, 1851. Mo. Bat. Ger! wu Ar Ihrem würdigen Mitgliede, dem Herrn Heinrich Robert - Göppert, Dr. der Medicin und Chirurgie, practischem Arzte, Privatdocenten der Botanik an der Universität zu Breslau, und Conservator des botanischen Gartens daselbst, mehrerer gelehrten Gesellschaften Mitgliede widmei gegenwärtigen Band der Flora die königlich. bayer. botanische Gesellschaft zu Regensburg. ' Fu Flora oder allgemeine botanische Zeıtun g. ( Nro. 1. ) I. Originel - Abhandlungen. Ueber einige Pflanzen -Mijsbildungen; von Hrn. Dr. und Apotheker Wiegmann in Braunschweig, (Hiczu die Kupfauil Tab T. Tin 2, 3) Herr Dr. Schimper sagt im Anfange sei- ner im 27sten und 2Östen Stücke der Fiora 1829: enthaltenen lehrreichen Abhardlung: „die suge- nannten Monstrositäten der VPilanzen gehen sehr wichtige Fingerzeige, und sind bei weilem nicht genug benutzt. * Ich bin vollkommen derscibea Meinung, und freue mich herzlich, dala dieser genaue Beobachter sich vorgenommen bat, die meırkwürdigsten, von ihm beobachteten Abwei- chungen von der gewöhnlichen Form zu be- schreiben, abzuzeichnen, und grariren zu lalscen, weil ich davon vüllig überzeugt bin, dafs die Aus- 4ührung dieses Vorsatzes für die Pilanzenphysio- logie von grofser Wichtigkeit und der Vissen- schait äusserst fürderlich seyn werde. Auch ich habe es nicht für unnütz gehalten, meine wenigen Beobachtungen ähnlicher Mifsbil- dungen und Abweichungen von der gewöhnlichen A 2 Form, mit Angabe der Verbältnifse, unter welchen ‘sie erschienen sind, von Zeit zu Zeit in der Flora bekannt zu machen, verfehle auch defshalb nicht, die in dem vergangenen Jahre beobachteten mit- zutheilen, besonders, weil mir in den 3o Jahren, in welchen ich selbst Pflanzen kultivire und be- obachte, nie so viel Abweichungen von der ge- wöhnlichen Form und so viel Mifsbildungen vor- gekommen sind, als im Sommer ı329, der sich wohl fast allenthalben durch eine beinahe anhaltende regnichte Witterung und Mangel an Licht und Sonnenwärme ausgezeichnet hat. Fast alle im Freyen gewachsenen Pflanzen waren während ihrer Vegetation von ungewöhn- licher Gröfse und Umfang, stark bestaudet und belaubt, deren Blüthen aber kleiner, und meistens minder zahlreich als gewöhnlich, und die Be- fruchtungs - Werkzeuge derselben meistens ent- weder verkrüppelt oder unregelmäfsig, und we- nig Samen sind zur gehörigen Vollkommenbeit und Reife gelangt, so, dals die Gewächse dieses regnichten Sommers füglick den Kastraten des Thierreichs verglichen werden konnten. WVahr- scheinlich sind die Nahrungsstoffe wegen der zu schnellen Anhäufung und Aufsaugung derselben ‚nicht gehörig assimilirt und verdauet, sondern im wahren Zustande zu einer üppigern Vergröfserung und Ausbildung der individuellen Theile der Pflan- ze verbraucht worden, die generellen Theile der- selben aber, aus Mangel an durch die Wirkung 5 des Lichtes und der Wärme verfeinerten Säften, zurück geblieben, oder doch unvollkommen aus- gebildet worden, Eine Vermuthung, welche auch dadurch mehr Wahrscheinlichkeit erhält, dafs alle gewürzhaften Pflanzen in diesem Jahre minder. gewürzhaften Geruch und Geschmack, und bit- tere Pflanzen z. B. Cardobenedikten, minder Bit. terkeit als gewöhnlich besafsen, woraus, wie mich dünkt, deutlich erhellet, dafs der Lebenssaft der genannten Pflanzen nicht hinlänglich genug ver- ändert und verfeinert gewesen seyn mülse, um jene Absonderungen im Zellgewebe der Pflanzen in gewöhnlicher Beschaffenheit und Maafse be- wirken zu können.. Bandförmige Stengel (caules fasciati), die ich _ für eine, durch zu schnelle Anhäufung roher, für die Pflanze unverdaulicher Säfte bewirkte Hem- mungsbildung ansehe, *) waren sowohl in mei- nem Garten, als im Freyen so zablreich, dafs ich mir nicht die Mühe gegeben habe, alle einzelnen Fälle aufzuzeichnen. Unter den wildwachsenden Pilanzen fand ich aber besonders zwei, mir von einem meiner Zuhörer gebrachte anomale Pflan- zen sehr merkwürdig. Eine Cineraria palustris, die in einem humusreichen Sumpfe ganz frei und unverleizt stehend, mit einem fast zollbreiten, ganz unbehaarten bandförmigen Stengel, und et- nem übergröfsen, unzerlheilten und ungesiielten Blü- min men . *) Siehe m. Abhandlung in Kastuers Archiv Sten Bande Pag. 592. A2 % & 4 thenstande versehen war; und eiue Scabiosa ar- vensis, deren Stengel durch einen Zufall einze- brochen, und auf diese Weise die Ausbildung des Blütheisiandes verhindert worden war, on nel. chem sich aber an der Stelle des Bruches ein ein- zelnes Blümeben mit Kelch, Fruchtinoten und Stempel, aber ohne Steuburgane gebildet hatte. Bei den Gewächsen meines Gartens fand ich ausser dem oben Gesagten merkwürdig, dals sich im Frühlinge fast alle Stempel eines Kirschbau- mes mit gefüllten Blüthen, die sich in andern Früh- lingen regelmäfsig, aber unfruchtbar gezeigt hat- ten, zu föürmlichen Stengelblättern, welche aber einige Wochen nach den Blumenblättern auch ab- fielen, ausbildeten, und, dals bei einer Loricera dioica, die seit ı4 Jahren nur männliche Blumen getragen hatte, sich io diesem Jahre durchaus vollkommene, jedoch unfruchtbare Zwitterblumen zeigien. Veronica glabra, die lange Jabre hindurch zu drei stehende Blätter gehabt hatte, war in die- wem Jahre nur mit zwei, gegen einander über- stehenden Blättern versehen, diese waren aber mehr als doppelt so breit wie gewöhnlich, und die sägensrtigen Zähne derselben waren nicht entfernt, sondern dicht aneinander stehend, und döbei fast abstehend, Auch die Feronica elatior Ehrharti, deren wirklich specifischer Character sich sorst weder in Wuchs noch Blüthezeit ver- ändert hat, bekam in diesem Jahre breitere Blät- £ B5 5 ter mit minder tiefen Einsehnitten and kürzern Biumenähren, Aster canus W. et Kit, erhielt im. verflosse- nen Jahre fast elliptische, grünere und wenig behaarte Blätter, erreichte auch eine gröfsere Höhe, als es in andern Jahren gewöhnlich war. Am merkwürdigsten waren aber die verschie- denen Mifsbildungen, welche sich fast an allem Halmen der von mir ausgesäeten Avena nuda f. chinensis zeigten, und welche ich, weil sie sich nicht deutlich genug beschreiben lalsen, so ge- treu als nur möglich gewesen ist, habe abzeich- nen lafsen, auch eine Rispe davon dieser Abhand- lung heilege. Fast alle Rispen waren normal gebildet, doch fanden sich einige, an denen sich am obersten Hnoten statt der Aehrchen strohgelbe, welke Mem- branen zeigten. An einigen Rispen fanden sich einzelne Aehrchen, an deren Kelchen oder Blu- menkironen Staubbeutel von der gewöhnlichen Form, aber kleiner und welk, befestiget waren. An andern fanden sich an den Stielchen der Aehr- chen, die sich ganz ohne Befruchtungswerkzeug® befanden, zwei oder drei lang gestielte, ganz runde, grüne, durchsichtige Kügelchen, welche of. fenbar die fehlenden Stauborgane andeuteten. An einem andern Halme befanden sich an einem Stielchen des dritten Qairls fünf, und an den Kelchen des nächsten unfruchtbaren Achrehens eine, auf gleiche Weise gebildete, so wie an dem 6 Helche eines andern Aehrchens zwei, auf solche Weise angedeutete anomale Antheren. An meh- rern Halmen waren ähnliche Hüzelchen an die äusserste Spitze der Grannen geheftet, und an ei. nem Halme (dessen Rispe ich hier beilege), Lemerk- te ich an einem Blüthenstielchen des zten @uirls, der lauter unfruchtbare Aehrchen enthielt, ein lang- gentieltes, einem Fruchtkooten ähnliches, mit einem schnabelfürmigen Fortsatze versehenes Organ. Den Haim, der in der Nähe eines unfrucht- baren Ashrchens am Stiele desselben fünf, und am Kelche desselben ein, auf dem Kelche eines andern Aehrehens zwei anomale Stauborgane trag, habe ich durch die Fig. 2., und alle andern NMifs- bildungen auf einem Halme zusammen durch F, ı, so wie die der königl, Gesellschaft eingesandte Rispe durch Fig. 3. darstellen zu lafsen versucht, und hoffe dadarch einen kleinen Beitrag zur Mor- pbologie der Gewächse geliefert zu haben. Noch finde ich nöthig zu bemerken, dafs meine für jährige Pflanzen, also auch für diesen Hafer bestimmten Beete meines Gartens mit ge- faultem kurzen anımalischen Dünger, die für aus. dauernde Gewächse bestimmten Beete aber nur mit vegetabilischem Dünger gedüngt werden, und def; der Boden meines Gartens zwar ursprüng- lich aus Sand, aber jetzt in einer Tiele von 4 Fuls aus Sand, Kalkerde und meistens Pilanzen- humus besteht, eine Mischung, weiche wegen des Gehaltes von humussaurer Kalkerde dem Pilanzen- 7 wachsthum äusserst fürderlich ist, aber die Ei- genschaft hat, die blaue Farbe cinizer Pflanzen, z.B. der Iris germanica und des Polemonium coe- rulsum, so wie die blsisgelbe Farbe der „Snchusa und Iris ochroleuca, binnen einigen Jahren in weils zu verwandeln, und auch einzelnen Blun:ien von Campanula Melium, Papaver Rhoeas und Convol- vulus trieoler, die weilse Farbe zu ertheilen, Nachschrift der Nedaction. Es gereicht uns zum besonderen Vergnügen, vorstehende Bemerkungen des Hrn, Dr. Wieg- mann mitzutheilen, da sie vielleicht dazu bei- tragen können, die Granne der Gräser in mor- phologischer Beziehung zu würdigen, und somit einen neuen Beweis zu liefern, welche Bereiche- rungen unsre Wissenschaft von der aufmerksa- men Beobachtung der Pflanzen - Mifsbildungen noch zu erwarten habe, \Venn es nämlich un- bestritten bleibt, dafs das Staubgefäfs ein meta- morphosirtes Blatt sey, dessen Stiel zum Fila. ment, und dessen Platte zur Änthere geworden ist, so ist es wohl kaum zu bezweifeln, dafs die Granne der Gräser, auf welcher der Verf. Staub- beutel beobachtete, einem Blattstiele entspreche, dessen Platte in der Regel nicht zur Entwicklung gelangt. Die Glume, mit welcher die Granne ur- sprünglich als Nerve verbunden war, tritt alsdann in eine Kategorie mit der Ochrea der Polygonen, von der sich bekanntlich auch seitwärts.der Blatt- B stiel lostrennt, eber bier suf seinem Gipfel eine vollständig ausgebildete Platte trägt. Nicht min. der mag obige Beobachtung dazu dienen, die Un- baltbarkeit der Raspail’schen Hypothese, als ent- wichle sich der Mittelnerre der gleichpaarigen Spelze zum Blüthenstielchen, darzuthun, denn wenn dieses wirklich der Fall wäre, so hä'te bei einer luxuriösen Bildung, wie sie hier unstreitig Sıatt gefunden hat, auf dem Gipfel einer Granne wohl das Rudinfent eines Blüthchens, nicht aber eine Anthere erscheinen müfsen. Wir können nicht umhin bei dieser Gelegen- heit auf einige andere Mifsbildungen hinzudeunten die wir theils in unserm botanischen Garten be- obachteten, tbeils in unsern Sammlungen aufbe- wahren. Die erste derselben ist cine Primula ‘elatior hortensis mit röthlichen Blumen, welche uns aus dem Garten des hiesigen Hrn. Mazistratsrath Wolf mitgetheilt wurde und die sich dadurch suszeichnet, dafs die fünf Zipfel der Kelchröhre an der Stelle, wo sie auseinander treten, zu klei- ren Blättern ausgebildet sind, die in Gestalt, Far- be, Umrifs u. s. w. im verjüngten Zustande roll. kommen den Wurzelblättern gleichen. Merkwür. dig ist, dafs diese Monstrosität in jedem Jahre, und selbst an veränderten Standorten wieder- kehrt, und wir werden nicht säumen zu erproben, welche Resultate die Aussaat ihrer Samen hervor- bringen dürfte, — Eine andere Mifsbildang ei- ner Rose beobachtete Hr. geh. Legationsraih G um- y [ pelzheimer,nnd seiner Güte verdankt die königl. botanische Gesellschaft nicht nor eine von ihm selbst gefertigte Abbildung derselben, sondern auch das von Hrn. Inspector Emmerich sorgfäl- tig getrocknete Exemplar. An einem jungen in der Mitte der Länge nach wie mit einem weifsen Bändchen bezogenem Zweige kommen einzelne rothe Blumenblätter mit weilsen Nageln hervor, welche aufsteigend den Stengel spirslig umgeben. Zwischen ihnen erscheinen einzelne grüne Strauch- blätter, die jedoch durch rosenrothe Färbung uod besondere Glätte ganz oder theilweise in jene Metamorphose hineingezogen werden. Der Frucht- linoten fehlt. Diese besondere Mifsbildung er- hielt sich fast 4 Wochen lang unverändert, und möchte vielleieht darin ihren Grund gehabt ha- ben, dafs die ursprünglich begonnene peripheri- sche Bildung der Blüthenknospe von dem Län- genwachsthum des Astes übereilt wurde. — Ihr schliefst sich eine andere besondere Monstrosität einer .dnemone alpina grandiflora an, bei welcher ein Segment der vieltheiligen, unterhalb der Blü- the befindlichen, blattartigen Hülle in ein unge- theiltes, weifses Blamenblatt, ganz von der Ge- stalt der wahren Blumenblätter, verwandelt ist, — Endlich besitzen wir auch noch ein Exemplar des Equisetum Telmateja, das in seinen oberen vier Quirlen, statt steriler Aeste, eben so viele kurz gestielte und vollständig entwickelte kleine Aehren trägt, während die gipfelständige Achre ’ 10 zu einem kopfförmigen Büschel von borstenför- migen Spreublättern verkümmert erscheint. Möchten doch sämmtliche Hrn. Botaniker auch im gegenwärtigen Jahre bei ibren I:.xkursio- nen auf die Erscheinungen der rückschreitenden Pflanzenmetsamorphose sorgfältig Acht haben, uud uns in den Stand seizen, unser i}latt noch oft mit ähnlichen interessanten Aufsätzen wie der vorhergehende des Hra. Dr. Wiegmann, und der folgende des Hirn. Dr. Sauter zu zieren. ii. Corzeepondenz 1. (Monstrositäten; Deutung der Coniferen; neues Racodium.) (Siebe Tab. ı. Fig. 4.) Monstrositäten geben uns den Schlüssel zur Verständigung mancher Bildungen, So folgende ausgezeichnete, die ich an Akconilun Napellus in einem Garten beobachtete: (vgl. Reichenb. in Alössl. Mandb. II. p. 941.) Folia perigonislia (corollae ambigenae) sex, appendices buccaeformes, buecarum dextra galeaeformis, in sinistra parte inter buccam et galeam folium perig. dimidiatum, supra gibbum; gsiea normalis, florem proliferum fovens; para- petala nectarifera sex normalis, foliis perig. op- posita; duo tecta bucca galeaeformi, alterum cal« «are destitutum, in gibbo folii perig. dimidiati absconditum; loco parapetslorum normalium 1los prolifer, galea inolusu: ; pedunculus duas lineas longus florem, perigoniv carentem, sed latere ga- lese opposito parspetalis tribus Cinctum, ferens; 41 genitalia normalia; pistilla 4 in flore regulari, in prolifera 3 et stamina hic pauciora. Wir sehen hier deutlich die unregelmälsige Blüthe von Aco- nilum zur regelmäfsigen zurück geführt; fünf Perigonial-Blätter, jedes sich helmartig auszubil- den strebend, die Nektaien bergend, das sechste, den Helm einer einzigen sprossenden Blütbe an- geliörend, die an der Stelle der sonstigen Nek«- 1arien aufıritt, Bei Wien fand ich einmal die Kolbenhülle von Arum maculatum in ein vollkommenes gestiel- tes Wurzelblatt verwandelt, der liolben war nor- mal. Ebenso fand ich dort das Colchicum vernum 4il., welches nichts als eine Monstrosität von Colch. autumnale mit gleichzeitigen Blättern ist; die innern Blumenblätter sind schmäler, die Staubbeutel fangen erst an, sich vom Staubfaden loszutrennen, \ So wie bei den Arten von Pinus durch eine Blattlaus ein zapfenähnliches Gebild verur- sacht wird, indem die Basis der Nadeln sich blatt- artig erweitert und nur die Spitze bleibt, ähnlich den weiblichen Blüthen; so fand ich auch eins ähnliche Bildung bei der durch ihren Blattbau so sehr an Pinus erinnernden Gattung Erica, näm- lich bei Erica arborea; die Nadeln waren alle blattartig erweitert und bildeten einen vollkom- menen Zapfen mit breiten losen Schuppen, Bei der Untersuchung der männlichen Blütben unserer Coniferae gewann ich eine von der bis- berigen Deutung ihres Baues verschiedene An- 12 sicht, die ich leider aus Mangel an Hülfsmitteln nicht darch alle Gattungen der Coniferen verfolgen kann. Zu meiner gröfsten Freude finde ich nun dieselbe Ansicht in der Becension von Nichard's Werk über Coniferae (Liter. B}.1. S. 405. ff.) aus- gesprochen; da ich aber das Werk nicht selbst ver- gleichen kann, so will ich Ihnen meine Ansichten mittheilen, nicht wissend, ob sie durchaus mit de- nen von Richard übereinstimmen Die Coniferae verbinden sich einerseits mit den Farren ; Brow- neiera und Salisburia zeigen noch sehr viele Far- ren-Natur sowohl in Form als Bau der Blätter, die Staubbedtel stehen hier nakt, erinnernd an Botry- chium etc.; dann kommen sie unter Schuppen, metamorphosirten Blättern, za stehen, wie bet den eigentlichen Farren unter den Blättern; es jst daher die männliche Blüthe von Pinus nicht als ein flos monadelphus, sondern als ein amen- tum anzusehen, dessen Schuppen wieder mannig- faltigen Formenwandel zeigen, bei manchen an Equiselum erinnernd, so bei Taxus, dessen Blüthe ich auch als ein amentum betrachte, dessen Schup- pen der sechseckigen Fläche derselben bei man- chen Arten von Pinus, besonders an dem Zapfen von Cupressus‘ entsprechen. Der Charakter von Tazxus dürfte daher der Natur gemälser so lauten: Foliola gemmae imbricata, smentum masc. pedun- eulatum, abbreviatum, sphaericum, squamis pelta- tis, stipitatis, 4—6 gonis. Antherae 4— 6 sessi- tes, uniloculares, oblongae sub quaris $quams. 15 Hr. Erlach, ein für die Wissenschaft glü- hender Pharmaceute, entdeckte auf einer Solutio lixivae aceticae ein weilses, byssus- artiges, sehr zartes Gewebe, aus dem sich schwärzliche Lins- cben entwickelten. Diese Pflanze ist dem Ge- webe nach ein Byssus, den Kügelchen nach ein Racodium und verknüpft so schön beide Gattun- gen; ich nenne sie Racodium byssoideum; Noccis tenerrimis niveis sericeis, globulis medio atris, embitu cinereis. Diese Art unterscheidet sich von dem zunächst verwandten, R. cellare durch das weilse, seidenglänzende, schr zarte Gewebe und durch die kleineren linsenartigen Kügelchen. Bregenz. Dr. Sauter. 2. (Saxifraga sponhemica ei hypnoides.) In Nro 33 des vorigen Jahrganges der Flora 335 S. u. f. ist die Abschrift eines T'beiles von einem Briefe abgedruckt, welchen der verlebte Dr. E. Smitb an unsern ebenfalls jetzt verstor- benen Landsmann Dr. Panzer geschrieben hat, und welcher mehrere Bestimmungen Smiths über Pflanzen, die Dr, Panzer ihm mitgetheilt batte, enthält. Eine dieser Bestimmungen, die Sazifraga sponhemica betreffend, mufs jedem auf- fallen, welcher diese Pflanze kennt, Smith näm«- lich erklärt sie für S. hypnoides. Diese scheinbar irrige Bestimmung bat aber darin ihren Grund, dafs Dr. Panzer in seinem Garten die wirkliche ächte $. hypnoides als S. sponhemica kultivirte; ich besitze sie aus seiner Hand, mit der beige- ı& fügten Bemerkung, dafs er die Pflanze, welche noch nieht in Jder Flora von Nürnberg beobachtet worden, lebend von seinem Freunde Funck er- halten habe, (ich besitze sie ebenfalls lebend durch die Gefälligkrit dieses Freundes,) dafs er niemals eine ähnliche aus S, palmata entsprossene Abart geseben habe, noch viel weniger dals diese S, sponhemira in 8. palmata degenerirt ware. Dos hat nun alles seine vollkommene Richtigkeit, allein der verstorbene Panzer hatte, wie ich schon bemerkte, statt S. sponhemica, die ächte S. hyp- noides vor sich. Die Anmerkung bezieht sich auf meinen Aufsatz in der hotan. Zeit. ıBıg. 632, ia welchem ich die S. palmata und sponhemica für identisch erklärte. Das sind sie nun eigentlich doch nicht, wiewobl die Sturm ische Abbildung eher die letztere als jene darstellt. Doch dar- über mufs ich auf den in der künftigen Oster- messe erscheinenden dritten Band der Flora Deutschlands verweisen, wo die weitere Ausein. andersetzung dieser und der verwandten Arten nach einem langen Studium in den Herbarien, im Garten und in der freien Natur niedergeschrieben ist, S. palmata Panz. und elongata Panz, sind Formen der $. decipiens, welche in dem 6 — 8 Stunden von bier entlegenen Gebirge zwischen Muzgendorf, Göfsweinstein und Hersbruck an mar. - chen Orten häufig vorkommt, und wo man alle Vebergänge sammeln kann. Die $. Lohemica, welche ich ebenfalls durch die Gefälligkeit von 15 Panzer besitze, halte ich dagegen, wenigstens die mir zugeschichten getrockneten Exemplare, für eine grofse. durch die Cultur etwas verän- derte S. sponhemica, die Exemplare der letztern, welche ich aus der Grafschaft Sponheim hieber brachte, und welche noch im Garten grünen und jäbrlich blühen, sehen genau so aus. Erlangen. Koch, ill. Kürzere Bemerkungen, Beiträge zur Flora Deutschlands (Vergl. Flora 1830. Bd. Nr. 46. 5. 742.) ı. Aus der Gegend von Triest, wo sie an allen grasigten Anhöhen unter Gesträuchen, ins- besondere am monte spaccato häufig wild wächst, ist Fritillaria montana Hp. nachzutragen, die bis- her irrigerweise theils als Fr. Meleagris, theils als Fr. pyrenaica ausgegeben wurde, und die nach Reichenbach's Angabe mit Fr. tenella M. B. identisch seyn soll. Ausser bestimmten Charak- teren die R. als „caule superne paucifolio uni- floro, foliis sparsis lanceolato - linearibus, floris partitionibus tessclatis spice rectis patentibus‘' an- giebt, (Hlora excurs. 102.) ist sie von ersierer augenblicklich durch den Standort an trockenen waldigten Plätzen, von letzterer durch einblüthige Stengel zu unterscheiden. 2%. Siebera cherlerioides Schrd. Hoppe, Cherleria octandra Jacg. DeCand. (vergl. Flora 1819. S. 20. ı822, $. 753.) wurde zwar zuerst von Sieber durch Vertheilung vieler Exemplare, die derselbe 'im August ı8ı2 auf der Rirschbaumeralpe in Ty- war 16 rol gesammelt hatte, bekannt gemacht, die erste Erwähnung, obwohl nur beiläufiger Weise, haben wir indessen Hrn, Protomedicus von Vest zuzu- schreiben. In der botan. Zeitung nämlich vom Jahr 1806 lesen wir 8. ı01. folgende Stelle: „Cherleria sedoides wächst sehr häufg am Gi- pfel der Nordseite der Ovir in Härnthen; alle Blüthen welche wir unberührt untersuchten, hst- ten petala lanceolata calyce majora, die losgeris- senen Blüthen lielsen aber schnell die petala fal- len, daher haben einige Botaniker die Blüthe die- ses kleinen Gewächses als eine florem apetalum ausgegeben.‘ Diese Pflanze ist unbezweifelt nicht Cherleria sedoides, die keine petala hat, sondern die oberwähnte Siebera, die 4 Jahre später auch häufig in einem andern Htärnthnergebirg, die Plek- ken, von liornschuch und Hauser angetrof- fen wurde. 3. Cerastium carinthiacum Vest. (Flora 1807 S. 120.) C. ovatum Hp. Wie sehr ein JIrrthum in der systematischen Botanik mehrere andere nach sich ziehen könne, und wie wichtig es daher sey, dergleichen insbesondere bei einzelnen Pilanzen- arten zu berichtigen, erhellet aus nachstehender Bemerkung. \Yulfen hatte bei Bestimmung Ssel- nes Cerastium alpinum L. eine andere Pflanze vor sich, nämlich €. lanatum Lam., dadurch wur- den nun Vest und Hoppe in ihrer Ansicht irre geleitet, indem sie dem äckten C. alpinum L. neue Namen gaher, da sie dem Jırthum Wulfens nicht auf den Grund gesehen halten, Slora oder allgemeine botanısche ‚Zeitung. \Y ( Nro. 2) IL. Reise-Berichte Bericht über eine botanische Reise nach Oesterreich und dem nordöstlichen Italien im Jahre 1827; von Hrn. Prof. C. A. Agardh in Lund.*) „ Sie baben einige nähere Nachricht von der Reise zu begehren beliebt, welche ich im vergangenen Jahre nach der Küste des adriati- *) Diesen für den Berichterstatter in der Akademie der Wissenschaften zu Stockholm entworfenen kurzen Reise- bericht, übersendete mir der Jurch die Baude der Freundschaft mit mir verbundene Verfasser in seiner Landessprache gedruckt, und da ich mir schmeicheln zu «lürfen glaubte, durch eine Tebersetzung desselb n in dieser vielgelesenen Zeitschrift, gewils manchem der Leser derselben einen I)icnst zu erweisen, so ersuchte ich meinen Freund, den als Helminthologen rühmlichst bekannten, Hra, Dr. Creplia, um die Uebersetzung desselben und batie die Freude, dals derselbe mit ebea so vieler Bereitwilligkeit als Geschicklichkeit sich die- ser Arbeit unterzog. Ihm gebührt daher der Dank. Bei der Reichhaltigkeit an interessanten Illeen und der geistreichen Darstellung, glaube ich nicht befürchten zu dürfen, dafs dieser Bericht dadurch auch an Interene verloren, dals er schon etwas veraltet ist. Hornschneh. B 8 schen Meeres unternabm, um die südliche Mcer- vegetation zu untersuchen, sie mit der nördlichen au vergleichen, und durch Beobachtung der Al- gengruppen, welche vorzugsweise in den wärmera Wassern leben, einige mir fehlende Data, sowohl für die systematische Zusammenstellung der Al- gen, als für ihre Physiologie im Allgemeinen zu erhalten. Ich bin dem Berichterstatter der künigl. Akademie der Wissenschaften über die jährlichen Fortschritte der Botanik einen solchen Bericht schuldig, da diese Aksdemie ‚die.Geneigtheit ge- habt bat, mir durch ihr Fürwort und ihre Em- . pfehlung die allgemeinen Hülfsmitrel' zu verschaf- fen, welche ich auf dieser Reise genofs, und da sie demnach ein Recht haben kann, über meine Bemühungen, jenem Zutrauen zu entsprechen, Re- chenschaft zu verlangen. “* „In Gesellschaft meines Sohnes, welchen ich mitmbm, um mir bei Einsammlung der Gewächse behülflich zu seyn, und um mich selbst um so unge- hinderter mit mikroskopischen Beobachtungen be- schäftigen zu können, reiste ich von Lund ab, so bald, ala die Commanicstion zwischen Ysfadi und Stralsund nach beendigtem Winter frei wur- de. Ich durchreiste eilig Deutschland, hielt mich nur ganz kuree Zeit in Greifsoald, Berlin, Dres- den, Prag, Wien und Grätz auf, besah dort natür- licherweise, was von einem Naturforscher gewöhn- lich besehen wird, und machte persönliche Be- kanntschaft mit den Personen, welche dasselbe wissenschaftliche Interesse haben, als ich selbst.“ 1) „In dieser Hinsicht näher zn berichten, ist für Sie allerdings unnöthig, und ich eile also über diesen Theil meiner Reisebeschreibung mit ver- gleichsweise derselben Hast hinweg, mit der ich die Reise selbst beeilte. Nur ein psar Anmer- kungen will ich mir hier und da erlauben. In Berlin sah ich im Museum des botanischen Gar- tens Rousseau’s Herbarium nebst seinen eigen- händigen Anzeichnungen darüber, welches dem Könige von Preussen von einer Gräfin geschenkt worden ist, auf deren Namen ich mich für den Augenblick nicht besinnen kann. Ich erwähne dies hauptsächlich defshalb, weil ich in einem ge- lehrten Journal lese, dafs man gegenwärtig Rous- seau's Herbarium in London zum Verkauf aus- biete, welches letztere ohne Zweifel untergescho- ben is.— In Dresden erbielt ich eine vollstän- dige Sammlung Aconita und Delphinia von dem Monographen dieser Gattungen, Reichenbach, selbst. — In Prag bekam ich eine schöne Samm- lung neu -holländischer Algen von dem durch seine Individualität, seine weiten Reisen und seine Schicksale bekannten Sieber, worunter sich theils eine Menge böchst seltener, theils durch. zus neuer Algen befindet. — In Wien und Grätz gieng ich mit Genauigkeit des Baron v. Wulfen algologisches Herbarium durch, welches in jenen beiden Oertern vertheilt liegt, und zog ‚daraus eine Menge für die Synonymie der Algen wichti- ger Erläuterungen, Ich bedauerte indessen dabei, B2 PRREREHERS ET 20 "dafs man in der Grätzer Sammlung alle eizenkön« digen Etiketten von Wulfen’s um- und diese va andern Algensammlungen geworfen hatte, von Per- sonen gemacht, deren Bestimmungen höchst un. zuverläfsig waren, wodurch es schr schwierig warde, auszumitieln, welcher Name in demsrlhen Werke von Wulfen’s Beschreibungen entspräche und ihm selbst angehörte. — In Fin hat man dagegen jedes Bestimmung die von Wulfen hin. terlaisen hat, als heilig betrachtet, und seine ei. genen Anzeichnungen unverändert beibehalten, * „Die frühe Jahreszeit gab wenig Gelegen- heit zu Beobachtungen über die lebende Vege- tetion, Erst im südlichen Deutschland konnte sie einem Nord-Bewohner einen eigenen und interes- ssanten Character aufweisen, und ich versäumte nicht, Alles zu sammeln, was für die Sammlun- ‘gen ‘des Nordens interessant seyn kann, sowohl in den vwortrefllicken botanischen Gärten zu Ber- Jin, Dresden und Hien, als in den Gebirgsgegen- den des südlichen Deutschlands, Insonderheit verlieh mir die Güte des Vorstehers des botani. schen Gartens in Pien, Baron von Jacquin's, Gelegenheit, eine mir unerwartet reiche Erndte für mein Herbarium von solchen Baumarten und Sträuchern zu machen, welche, aus allen Ländern zusammen geholt, Deutschland’s Klima vertragen können, und von welchen men in jenem Garten die vollständigste Sammlung finder, die vielleicht in Europa existirt, In Prag wurden Exscursionen 21 mit Opiz und Presi gemacht, in Fien mit Wel- witsch, Dolliner und Fenzel, in Grätz mit von Schmutz und Maly. Ein besonderer Aus. Hug wurde mit Zalbruckner und Fenzel nach der herrlichen Alpe Schneeberg gemacht. Der Semmering wurde so oft untersucht, als die: Jahreszeit es erlanbte. Bei Adiersberg wurde die Staunen erregende, durch ihre unterirdischen Strö-- mıe, ihren Proteus anguinus: (Hypockithon: angui- zus Dalm,), ibre wilde Schönkeit und ilıre,. alle- übrigen europäischen Grotten- übertreffende Aus- dehnung, merkwürdige Grotte besucht. In dem Maafse, als ich mich der Gränze des. südlichen. Deutsehlands näherte, nahm die Vegetation an Reichthum zu. Bei Greifswald begegnete uns fast nur Euphorbia Cyparissias *) in. der Blüthe; sie begleitete uns von da treulich bis nach Triest, und sogar auf dem Rückwege blühete sie uns zum . zweitenmale, Sie war die einzige Pflanze, wel- che uns von den schonischen Ebenen, wo sie auch. schon gefunden wird, als. ein Andenken. unsers "Vaterlandes,. überall, und unter jedem VWVechsel der Jahrszeiten, blühend zur Seite stand. Aber: sie bekam bald Gesellschaft. von andern interes- santen Blumen. Böbmens. Flora. ling. schen. im. Ener ren, - -*%) Diese Bemerkung beruht auf einem Irrthume,. denm Euphorbie Cyparissias wächst weder bei Greiföwald noch in Vorpommern, sondern findet. sich: zuerst, anf dem VWege von hier nach Berlin, bei. Neustrelitz, Horsschuch, ii wi April an, ihre Eigenthümlichkeiten zu entwickeln. Hien, der Kahlenberg, Leopoldsberg und Brühl seizten uns darnach durch den Contrast einer süd- lichen Vegetation in Erstaunen, Der Schneeberg kenn wegen des Reichthums und der Menge sei- ner Arten ehen sowohl für eine botanische "Kunst- anstalt für Alpengewäehse, als wie für die freye Naturentwickelung einer alpinisshen Flora ange- sehen werden, und nachdem man durch Steiermarks Eisengebirge, dessen Thäler und YVVasserfälle, seine Hütten und Hüämmer, Rückerinnerung an eine, wenn gleich idyllisixte, nordische Natur he. kommen hat, tritt man endlich auf das Piatesu vom Harst, wo die Dürre des Bodens, die Hitze der Sonne und die Heftigkeit der Bora gleich sehr die stets Kühlung verleihende Verbreitung der Vegetation hindern, Langsam schreitet man über die weitausgedehnte Heide unter einer un- willkührlichen Erinnerung an das, was man von der arabischen VVüste liest, bis man mit einem- male bei Obschina vor sich den ganzen Spiegel des adriatischen Meeres mit allen seinen Büten und Schiffen, und tief unter seinen Fülsen das lebhafte Triest, von allen seinen Weinbergen um- geben, siebt, Ich weils nicht, ob sich auf der Erde eine Aussicht findet, welche eine so grofse Ausdehnung: mit so viel Mannigfaltigkeit vereinigt — „Triest war eigentlich das Ziel meiner Reise. Defswegen nahm ich mir vor, meine Excursionen 25 @ längs der Küste des adristischen Meers zu ma- chen, und mit meiner Beute immer zu einem ein- zigen Hauptquartier zurük zu kehren, wo ich hin- länglich eingerichtet wäre, um mit Sorgfalt meine mikroscopischen Beobachtungen zu machen, — Triest selbst hat eine treffliche Oertlickeit für al- gologische Forschungen. Nach seiner Lage selbst muls das Meer in seiner Nähe die reiehste Vege- ı tation enthalten. Alle Gewächsarten des adriati. schen Meers mufsten sich allmählig durchdrängen und in seiner offenen, aber innersten Becht con. centriren. Triest ist daher die nenere Wiege der- Algologie. Hier war es, wo der Baren von Wul- fen seine vielen und merkwürdigen Entdeckun. gen machte, welche bei einer neuen Aufstellung. der Algen nicht gehörig untergebracht werden kön-. nen, ohne dals der Ordner dieselben Species, die von Wulfen beschrieben, auf der Stelle wieder. gefunden hat. * „Aber Kenedig bieter eine für.-das Studium der Algen noch weit vortheilhaftere Meeresgegend: dar, als irgend eine andere Stelle auf der Erde, Sie ist für dies Studium, was ein botanischer Gar- ten für das botanische Studium im- Allgemeinen ; ' aber in so grolsem Maafse, dals sie mit nichts Anderem, als mit dem ungeheuern botanischen Garten in Celenits verglichen werden kann, wel- chen man vielmehr einen botanischen Distrier, oder ein botanisches Land, als einen botanischer Garten nennen möchte, Fensdig besteht, wie be- -t kannt, aus lauter neben einander liegenden In. sein; es gleicht einer ungeheuer Flotte, indem seine Stralsen Kanäle, seine Wagen Gondeln, seine Lastthiere Gondalinen sind, So wie er aus der Thür seines Hanses tritt, kann der Algologe an- fangen, seine Einsammlungen und’ seine Beohach- tungen zumachen, Da Fenedig mehr abseits liegt, so ist es den Stürmen weniger susgesetzt, als Tries, Das Wasser wird innerhalb des Lido oder festen Landes eingesperrt, und die Algen haben Gelegenheit, sich frei in ihrer ganzen Vollkom. menrheit za entwickeln. Auch merkt man einen bedeutenden Unterschied zwischen den Algen bei Triest, wo das Meer äfters unrubig ist und dem stürmischen Character der Italiener gleicht, und denen bei F’enedig, wo das Meer durch die Bau- werke gebunden ist, welche die Republik, sich allezeit gleich, als Fesseln gebraucht hat, Die venelianischen Algen werden grofs und entwickelt, wogegen die Triester in sich verwickelt und klein bleiben, und zwischen Steinen herumkriechen, # j „Auf diesen heiden Stellen war ich dem» nach hinlänglich beschäftigt, drei Monate hin. durch, welche von mir fast nur zu algölogischen Beobachtungen angewandt worden, während ich meinem Schne übertrug, die Gegenden auf dem Lande zu untersuchen, wozu er in Gesellschaft des Professor Ho PR®, welcher ibn gütigst über- all herumführte, vortreffliche Gelegenheit hatte. Nur, wenn merkwürdige Exoursionen gemacht 23 wurden, entzog ich mich dem eigentlichen Gegen- stande meiner Beschäftigung, um an ihren WVan- derungen in der Nachbarschaft herum Theil zu nehmen, Eine der interessantesten Excursionen war die nach dem /Honte Nanas in. Gesellschaft mit dem Professor Hoppe, dem Dr. Biaso- letto und dem Prof. Dörfel unternommen, —. Es war hauptsächlich die Absicht, eine Draba, (Draba eiliata Scop,) zu suchen, welche nur auf diesem Berge wächst und nur zweimal gefunden wurde: von Seopoli selbst, und vom Prof, Hoppe, und von-heiden’ auf derselben Stelle, Da die Gesellschaft sie zusammen vergebens such- te, so sonderten wir uns in verschiedenen Grup. pen, und endlich fand mein Sohn unter einsamen Felsen einen Rasen davon mit herrlichen Exem- ‚plaren, welche wir jedoch nur mit der äussersten Beschwerde durch Niederreifsen mittelst einer Stange bekommen konnten, indem ein starker Wind die Exemplare im Herabfallen auseinander warf, so dafs wir nur mit der äussersten Müho einige Exemplare sammelten. Als sich die ganze Gesellschaft am Ende im Wirthshause zu Prevald zusammen gefunden hatte, um sich ihre Erobe- _ Fungen mitzutheilen, war es keine geringe Freude ‘ für uns Nordbewohner, die Ersten gewesen zu seyn, ‚welche das seltene Gewächs gefunden hat- ten. Noch von einer andern bestrittenen, vorher in Deutschland ein einziges Mal auf diesem Berge . vom Prof. Hoppe gefundenen Pflanze, Anthriscus 26 zemorosa Spreng,, wurde von mir ein einzelnes Exemplar entdeckt, Was den Werth unseres Auffindens der Draba erhöhte, war, dals wie durch Mittheilung von Exemplaren dieses Gewäch. ses an unsere ‘Priester Freunde, welche uns mit Freundschaft überhänften, einigermafsen die schü- zen südeuropäischen Gewächse, womit sie unsere Sammlungen hereicherten, vergelten konnten, * „Vielleicht giht es hoin angenehmeres T.ehen auf Erden, als sich in einer fremden Gegend, wo alle Naturgegenstände neu sind, oder welche reich an solchen ist, allein mit dem Studium der Natur zu beschäftigen, besonders wenn man bei. nebe täglich eine Entdeckung macht, täglich sei. nen Yerrath an Kenntnissen durch eine unbekannte Form oder ein unbekanntes physiologisches Phi. nomen bereichert; noch mehr, wenn man durch nichts Anderes, als die fremde Natur erinnert wird, dafs man in einem fremden Lande weilt, denn die wenigen Freunde, mit denen wir um- gingen, wurden uns bald so getreu, dals wir wie anter Landsleuten lebten, Unter diesen habe ich vor Allen den Prof. Hoppe zu nennen, der, obgleich fast der Veteran der deutschen Botani- ker, doch noch ein Jüngling an Lebendigkeit der Seelen- und Körperkräfte ist, und durch Yerbin- dung jener beiden Eehensalter die Liebenswür- digkeit eines jungen Mannes mit der Ehrwürdig- heit eines Greises rereinigt; den Dr. Bins oletto, Besitzer einer der vorzüglichsten Apotheken, den RT gemeinsamen Freund der reisenden Naturforscher, welcher keine Aufopferung für zu grofs hält, wenn er damit ihre Absichten befördern kann; den Poli- zei-Commissair von Hildenbrand, eben so sehr durch seine Kenntnifse, als durch sein munteres und lebendiges Wesen ausgezeichnet, der reisen- den Naturforscher Rathgeber und Stütze; den Pharmaceuten Audolphi, der sich einige Zeit in Triest aufhielt, hauptsächlich um die Algen zu studieren und an welchem ich also einen ach. tungswerthen Mitarbeiter und Freund fand; den Garten - Direetor Ruchinger in Yenedig, der mit seinem Sobne, dem Dr. Ruehinger, einem jungen Manne, von dem die Welt viel zu hoffen hat, schon früher die Gegend um die schwim- mende Stadt in algologischer Hinsieht studirt hat- te, und der mich jetzt genau auf den Stellen um: her führte, wo die interessantesten Arten wach. sen, so dals keine Zeit, wie gewöhnlich geschieht, mit einem langwierigen Suchen nach den reiche. ren Gegenden ‚yerlohrem gieng. Es war natürlich, dafs ich mit solchen Helfern und Anführern in Areimal kürzerer Zeit dasselbe ausrichten mufste, als in einer vielleicht selbst reicheren Gegend .ohne Hunde des Lokals,* (Beschlufs folgt.) I. Gorrespondenz Es dürfte wohl vielen Ihrer Leser angenehm seyn zu erfahren, dafs die herrliche nnd in jeder Hinsicht unübertreffliche Sammlung, welche der berühmte und hochverdiente Ritter v. Blume # 25 während seines rieljährigen Aufenthaltes in Jara zusammenbrachte, und weiche im k, Athensaeum zu Brüssel aufgestellt war, glücklich aus den Ge- fahren gereitet wurde, in welchen sie durch die Grouel des Bürgerkrieges und den Obseurantis- aus der Partei, die ihn erregte, schwebte, Der würdige Gehülfe des Hrn, v. Blume, Hr De Fischer, rühmlich bekannt als Mitarbeiter der Flora Jarae und als Auctor der Synopsis Mamma- Aum, hat nänlich dieselbe, während der Abwe- senheit seines Verstandes, der sich eben auf Bei. sen befand, mit Hintansetzung aller Gefahren für seine Person glücklich gerettet, und diesen kost- baren Schatz der holländischen Regierung erhal. ten, Die ganze Sammlung gelangte durch seine Vorkehrangen glücklich nach Leyden, wo sie in Zulunft unter der Direction des Hrn. v. Blume aufgestellt werden wird, welcher, großsen Privat. Verlast abgerechnet, der Revolution glücklich ent- ging. So angenehm diese Nachricht allen Lesern seyn wird, so wird sie doelı dadurch getrübt, dafs die Fortsetzung der Flora Jarae, eines der aus- gezeichnetsten Werke neuerer Zeit, durch die Politischen Ereignisse für einige Augenblicke eine Unterbrechung erleiden dürfte. Indessen kann ich sie einigermafsen hierüber dadurch trösten, dafs ich das Vergnügen habe Ihnen melden zu können, dafs die botanischen Sammlungen des verstorbenen Zippelius aus Neu-Goines, Am- boina ete, glücklich in Leyden angekommen sind, 2%) und von Hm, v, Blume und Hrn. Fischer geordnet werden. ‘Die Zahl und Pracht der neuen darin enthaltenen Pflanzen soll unglaublich seyn; besonders ausgezeichnet sind die Exemplare vie- ler Palmen, die Blüchen einer neuen Gattung aus der Familie der Rabiaceen mit einer Blumen- röhre, die mehr als einen halben Fufs Länge besitzt, u. dgl. Wie ich vernehme, dürfen wir vielleicht einen Prodromus Florae Noyae Guinese erwarten, der den Dank, den die Botaniker Hrn. ‘ Director von Blume und Hrn. Dr, Fischer bereits schulden, noch mehr in Anspruch neh- men wird, BE : UL Reisende Botaniken Hr. Volz ist auf seiner botanischen Reise nach Nordamerika (Vergl. Fior. ı836. Bd. I. Beil, ° 8. 1 2.) glücklich in Neuyork angekommen, wo eben die Nachricht von dem Tode des Hrn, Elliot {Flora 1830, 8. 639.) eingetroffen war, Er wird nun unverzüglich nach Georgien und Carolina abgehen um sich daselbst das nächste genze Jahr mit Anfertigung von Herbarien zu be- schäftigen, auf welche bei der Bedaction der Flora weitere Bestellungen zur pünktlichen Besorgung gemacht werden können. Hr. Endres ist auf seiner Zurüekreise aus den Pyrenäen (Flora 1829. S. 493.) glücklich in Paris angekommen und wird in Kurzem zur Aus- theilung seiner gesammelten Pflanzen nach Esslin- gen zurückkehren, wo bereits a Histen derselben u so wohl hehslten angekommen sind, Eine dritte mit Bayonner-Pflanzen ist unterwegs, Br. Baxter, der die Westküste von Swan River bis Hinz (George’s Sound in botanischer Hinsicht durchforschte, hat von dort eine beden- tende Sammlung yon Pflanzen und Samen mitge- bracht, worunter mehrere neue Arten Bankıte, Amberstia, Lumbertia und Dryandra, Hr. Burchell, der in Südafrika schon so reichlich geerndiet hatte, ist aus Südamerika mit einer ausserordentlich reichen botanischen und geologischen Ausbeute zurückgekehrt, Hr. Virlet, Mitglied der französischen wis. sesschaftlichen Expedition für Morea, war im April des vergangenen Jahres in Smyrna ange= langt, nachlem er Constentinopel und seine Unm- gebungen, die Ebene von Troja und die Thrazi. schen Inseln besucht hatte, Ausser der beden- tenden Sammlung von Gebirgsarten, welche diese Reise lieferte, hat Hr. Yirlet auch eine zahl. reiche Sammlung von Fischen und Pflanzen mit- gebracht. Yon Smyrna wollte er wieder direct nach Morea gehen, um seine Mission zu rollen- den, indem er noch die Cyeladen und die Spora- den oder die Inseln Kleinasiens zu besuchen be- absichtigte, Hr, Apotheker Funek ist von seiner diefs- jährigen ‚botanischen Reise nach den Hochgebir.- gen Süddeutschlands, reich beladen an frischen sowohl als getrockneten Gewächsen, insbesondere ; 5 Moosen, in seine Heimath zurückgeköhrt, Er be- suchte von Salzburg aus den Radstatter Tauern, wo er in dem dortigen Wirthshause auf der Höhe bei sehr dienstfertigem Personale eine neue bo- tanische Herberge stiftete, und daselbst 8 Tage verweilte, während dem er ausser interesanten Moosen auch Juncus eastaneus, Paleriana celtica, Achillea atreta u, a. in hinlänglicher Anzahl für Reichenbach’s Flora germ. exsiccata- sammelte, Er bedauerte sehr es aus der Acht gelassen zu haben, dafs in seiner dortigen Umgebung der Eremodon ‚Rudolphianus Hornsch. (Fl. 1880 $. 213.) auf Bäumen zu Hause sey, wo erihn um so weniger gesucht haben würde, als dergleichen Moose nur in Dunghauffen an! der Erde/angetroffen werden. Seine "weitere Reise begann nach Gastein und von dort x über den Malnizertaurn, auf dessen obersten Gipfel er das Vergnügen hatte, Hr. Apotheker Noe aus Berlin anzutreifen und sich mit diesem einige Tage darauf in Heiligenblut wieder zu vereinigen, Hier wurden die Exeussionen nach der Pasterze, nach der Gamsgrube, der Bedschützen u, a. Alpen von den dortigen Botanikern gemeinschaft- lich unternommen, die um so lehrreicher und vergnügter waren, als sie durch die Würze der Freundschaft verherrlicht wurden. Die Rückreise. machte Hr. Funck über den Heiligenbluter Taurn, und weilte dann einige Tege in dem Hlauriser Taurnhause, um die herrlichen Moose an dem dor- tigen Wasserfalle zu sammeln, nahm dann ‚den Rückweg durch den Pafs Lueg nach Salzburg und 32 kehrte endlich nach einem kleinen Abstecher nach Lofer und Reichenhall glücklich und gesund in seine Heimath zurück, Hr. Noe, Pharmacent und Botaniker aus Ber- lin, hatte sein botanisches Hauptquartier während eines Zeitraumes von 4 Wochen in Hofgastein auf- gesehlagen, von da aus die umliegenden Gebirge nach allen Richtungen bestiegen und sowohl Pha- nerogamen als Cryptogamen gesammelt, Die Fort» setzung der Reise begann über den Blutnertzurn nach Heiligenblut, wo derselbe mit Funck und Hoppe gemeinschaftlich botanisirte, dann zwar wieder nach Gastein zurückkehrte, aber noch ein» mal über den Malnizertaurn die Gefilde von Hei- 3igenblut betrat und durch die Leiter dem Glock. ner zuwanderte, bis endlich die Nückreise nach Salzburg erfolgte, wo er nochmals Gelegenheit fand mit Prof, Hoppe den Untersborg zu he- steigen und dann auch in seiner Gesellschaft nach Regensburg zurückzulehren, Er hofft nächstes Jahr seine Reise nach Istrien und Dalmatien fort. setzen zu können, und wird dazu Bestellungen auf alle mögliche botanische Gegenstände schr gerne übernehmen. Die HH, Hofräthe y, Martins und Koch haben Gastein besucht, und ob sie wohl mehr die Pflege der Gesundheit als die Erweiterung der Botanik beabsichtigten, so werden sie doch wahrscheinlich nicht ohne einige Beobachtungen zurück gekehrt seyn, da das wohlgeübte botani- sche Auge nirgends leer auszugehen pflegt & Allgemeine botanische Zeitung. { Neo, 3, ys I. Original. Abhandlungen, Grönenbach im Allgäu nach seinen botanischen Pay. hältnifsen, dargestellt von Hrn, Pfarrer C, I, Höberlin daselbst, . Greönenbach ist ein’ freundlicher Marktfle- eken im Oberdonau-Kreis des Königreichs Bayern, zwischen den vormaligen Reichasstädten Memmin« gen und Kempten mitten inne, eine Stunde rechts von der Iller liegend, Die Allgäuer Alpen sind. mır Zehn Stunden. südlich entfernt, und senden ı uns den schönen Gebirgsfinfs der Nler zu, die von dem Hochgebirg an der Tyroler Gränze, von Oberstdorf, Sonthofen und Immenstadt her, an Kempten: vorbei gegen die Donau hinabströmt, und bei Ulm sich mit ihr vereinigt, Sämmtliche ‚ Bäche und Gewässer, die unsre Landschaft bele» ben, werden von der Iller aufgenommen. Die Hü- gelreihen, die nach dem Lauf der Gewässer die Gegend durchziehen, bestehen meist aus Nagel. Bub oder Conglomerat 5 fruchtbare Pelder und Gärten, fette Wiesen, dichte Nadelholzwälder, da und dort kleine Laubgehölze, Torfmoore, Tei«- chv, Sümpfe, öde Triften, Riede, dürre Hügel, Lehm. Mergel. Sand. und Riesgrund, allenthal- ben Quellwasser in VeberHluls, und überall freund- G a... ® A e = Eiche Ortschaften, durch vieiverzweigte St .Nicn mit einander verbunden — diefs ist unsre Lond. schaft, gesegnet mit reicher Fülle der Gahen der Erde, Die großse Mannigfaltigkeit der in diesen fruchtbaren Gebiete wild wachsenden Pilisaen reiz« te schon viele Freunde der Natur, sich vorzüge lich mit ihnen zu beschäftigen, und einige much« ten auch ihre Entdeelkongen &ilentlich hekunat. Der berühmte Dr. Balthasar Ehrhart hat in seinem noch immer schr brauchbaren Werk „Üs- konomische Pilanzenhistorie ı2 Theile Um und Memmingen 1753 — ı7b2. in.Bro** besonders die Gegend um Memmingen berücksichtigt, und sein würdiger Enkel, der verstorbene Stadiphysikas Dr. Gottlieb v. Ehrhart in Memmingen stellt in seiner 1813 berausgekommenen physisch - ıne- Sizinischen Topographie von Memmirgen ein Ver- zeiohnils der um Memmingen wachsenden Pilan« zen auf, wobei jcdech nicht nur die in Girten eultivirten, sondern selbst die in Treihbäusern gezogenen aufgeführt sind, so deals die wildwach. senden, die doch allein der Landschaft Uhren Cha- racter verleiben, sich beinahe ganz unter den Fremdlingen verlieren, Ur, Beeter Küchle in Memmingen betrieb bis auf die neuern Zeiten das Siudiem der Pflanzen und besonders der unsrer Landschaft mit grofser Liebe, Der protestantische Hr, Stadtpfarrer Dobel in Kempten und Hr, Wrobitius, Pharmaceute daselbst, beide eifrige Botaniker, haben in ihren schönen Umgebungen ' Er manche höchst interessante Pflanzen aufgefunden, und bereichern die Flora unsrer Gegend immer- | fort noch durch wichtige Entdeekungen. Mein seliger Vater, der Pfarrer im Gebier der Stadt Memmingen war, machte mich nebst meinen ühri- gen Geschwistern frühzeitig aufmerksam auf die Wunder Gottes im Reiche der Schöpfung, und weckte dadurch die Liebe zu der sehünen "Wis. senschaft, die mir se viele Siunden meines Le. bens erheitert hat, Auch mein älterer Bruder Balthasar Kö berlin, Inhaber eines Gasthofea in Memmingen, betrieb von Jugend auf mit gr08- ser Liebe die Botanik, sammelte &in sehr ansehn, liches Herbarium und eultivirt gegenwärtig noch eine Menge seltener Pflanzen, Ich habe es mir angelegen seyn Iafsen, in den sieben Jahren, seitich von der Thüringischen Grän- ze hieher als Pfarrer versetzt worden bin, sämmt- liche hier herum wildwachsende Pflanzen zu sam- meln, und ein eigenes reiches Herharium der Flora von Grönenbach zusammengebracht, in wel- chem sämmtliche botanische Schätze unsrer Land- schaft niedergelegt sind,. Da ich meist von allen Pflanzen viele Exemplare gesammelt habe, so bin ich herzlich gerne bereit, ° Liekhabern welche abzugeben, > Doch wir wollen nun unsre Landschaft in botanischer Beziehung näher ins Auge fassen, Sie trägt im- Allgemeinen den Character der regio Montana und nähert sich in manchem der Vege- C2 56. . ation der vegio subalpina, diels beweist das bäu- fige Vorkommen von Feroniea urticaefolia, Salvia glitinose, Circaca alpina, Primule ferinosa, Loni- cera nigra und alpigena,, Gentiana aselepiadea, . Astrantia major,. Lilium Martagon, Convallaria . verlieillata, Tofi jeldia ‚palustris, Thalietrum aquilegi- .folium, Ranuneulus montanus. und uconitifolius, mehrerer dconiten, Torydalıs. tuberosa, Hippoerepis ‘womosa, Scorzonera 'humilis, Arniea montana, Cen- :taurea montana, Prenanthes purpurea, Carduus Per- "songta, rivularis, ‚Bellidiastrum ‚montanum, :Buph- 'thalmum 'salicifolium, "Gymnadenia :oderatissima, Herminium -Monorchis, Beiula ‘ovata, -Saliz phyli- eifolia, riparia, ‚Polypodium Phegopteris, Aspidium »Oreopteris und löbatum -Huds,., ‚Asplenium viride, Blechnum :boreale, Lycopodium Selago, Neckera eri- "spa, Bartramia 'Oederi, Diplocomium longisetum, -Barbula -tortuosa W. et M., Fissidens ‘adianthoides Hedy., Encalypta sireptocarpa ‚Hedw., Jungerman- ‚nie -aspleriioides ‚mit Früchten, ‚Solorin« saccatı Ach, u, 8. %s _ Einzelne pflanzenreiche Plätze im Bezirk ung rer Flora verdienen noch besondere Erwähnung, Auf einer Torfwiese, noch im Flecken Grönen- ‚bach, wachsen: Saxifraga Hirculus L., Drosere "anglica Huds,, Hieracium suceisaefolium Allioni, Carex filiformis.. An der Heilquelle bei Klevers nahe bei Grönenbach wie an manchen andern Quellen ist Cochlearia offieinalis schr häufig. Auf Jem Hotonsteiner Torfmoon, das ein a äusserst wich- ns ‚37 tiger Punkt ist: Carex capitata L., cherdorrhiza Ehrh., limosa L. und Pseudoeyperus L., mit Erio- . phorum alpinum, Scheuchzeria palustris, Andro- medä polifolia,. Salız. spathulata Willd., und gleich . am nächsten Bergabhang. der Iller zu, @axex fer- ruginea; Schk,,. Festuca- ameihystina. Host, Pleuro- spermum- austriaeum Hfm.. nebst den lieblichsten Orchiden,. wohl 18. Species. nahe, beisammen, wie. in einem hötanischen. Garten. Das :Ufer der Iller bietet sehr- abwechselnde- Parthien dar,. denn. ganz anders ist die Vegetation. da, wo.ein, eigentliches. Salicetum. ist,. als. auf dem. . sogenannten. Gries. oder kiesigten. Anuschwemmun-. gen; Dort gedeihen. mannigfaltige Aconiten, Sene-- cio sarrasenieus, Anemone ranuneuleides, Lathrae« "Squamaria, Lithospermum offieinale;; hier. auf. dem. Gries.,. besonders. bei: Brunnen. und Mooshausen Tamäris. sermanica und Hippopha rhamnoides, die- zusammen so eigenthümliche-Gruppen. bilden,. dafs. anan. auf. Augenblicke ausserhalb. Deutschland: ver-. . setzt zu Seyn. meinen. kKönnte,, und’unter Ihnen. die- . ächten. Alpenpflanzen :, ‚Antirrhinum elpinum, Gyp-- ‚sophile- repens, Cerinthe. suevica Moariens, Hieracium. statiäifäliaum. und: mehrere- andere:. An. der: Gleiffe. bei Fertkofen. ebenfalis..an; der Iler wachsen. Staphyleo; pinnata,. die hier; zw. hohen. Bäumen. sich- erhebt, Cotoneaster. vul&aris: Zindl,, und, unter: ihnen. die- Hebliche- Kiola. mira-. ' bilis, Eine. ganz- eigenthümliche- Vegetation hat das Ried.bei Memmingen,, das. singe umgeben. von. der Aultur und alljährlich mehr eingeengt, den. noch sich hartnäckig weigert, der Geionomic Siensthar zu werden. Es ist bedeckt mit Schon nus nlgricans und ferrugincus, Cladium germani cum Schred, und einer Masse von Caricibus, wor- unter Carex Hornschuchiana und fuloa Good, schw häufig. Dancben aber gedeihen Barisia alpina, Pinzuionla alpina, Genliana utrieulose nicht nur in einzelnen wenigen Exemplaren, sondern in Menge, wie an ihrem natürlichen Alpenstandert ; und die freundliche Armeria purparea Tech, die sieben Monate hindurch immerwährend blüht, um» fafst die natürlichen Beete, in denen noch llium suaveglens Jacq., Baserpitium prutonieum L., Lenis eer@ eserulca und viele andere seltene Pilanzen prangen. " Dis Gegend von Kompten beut wieder eigene Seltenheiten dar, namentlich die Siwerlia perenniz, Dontariae bulbifera, Fiola bifiora und viele eigent- liche Alpenpfilanzen. Schon aus diesen wenigen Angaben mag die Bioichhaitigheit und Mannigfaltigkeit unsrer Mlora sichtbor werden So haken wir im Umkreis von wenigen Stunden bereits 45 Cariees gefunden, und - ich bin überzeugt, deals damit noch hei weiten nieht alle entdeckt sind, denn jo eifiger gesucht wird, um desio mehr und desto freigebiger beut die ewig reiche Schöpfung ihre Gaben dar, Die einzelnen schönen Alpenpflanzen, dis sich in unser Landschaft eingewöhnt haben, haben 59 nun natürlich , hingewiesen auf ihren Geburtsort, die benachbarten Allgäuer Alpen, von denen sie uns zugesandt sind, und seit sechs Jahren habe ich alljährlich die köstliche Freude genossen, diese Höhen der Erde zu hesteigen und ihre Schätze zu sammeln, Namentlich habe ich be- reits den Grinten bei Sonthofen, den Stuiben bei Immenstadt, den hohen Domen bei Hindelang, den Linkerskopf hei Oberstdorf, die Mädelesalpe, das. Kaiserjoch in Tyrol, den Aggenstein bei Pfron- ten, das Geilshorn bei Vils in Tyrol, und einige andere unbedeutendere Alpen in botanischer Hin- sicht bestiegen, und die herrlichsten Sachen dar. ‚auf gefunden. Davon aber vielleicht ein änderes- nal mehreres, Ü Reise-Bericte Bericht über eine botanische Reise nach Oesterreich und dem nordöstlichen. Italien. im Jahre 1827 5 von Hrn. Prof. G. A. Agardh in Lund, Beschluß.) . „Nachdem ich den Zweck meiner Reise hei- nahe erfüllt hatte, nahm ich mir vor, zum Schluls . eine kurze Tour nach der Tüste des mittelländi» schen Meores zu machen, um dessen Vegetation mit der des adrietischen zu vergleichen, welche- doch wahrscheinlich in kleineren St rocken mit der- letzteren nicht in Vergleich zu stellen ist. Unter- wegs wollte ich die Vegetation der auf dem Wege hegenden heifsen Quellen untersuchen. Aber in Padua warde ich von einer Leberkrankheit befal- M3 len, welche mich zwang, wich nach gemäßigten Gegenden zu begeben. Ich kam aber nicht wei. ter, als bis nach Kilagenfurth, wo ich der Uranl. beit unterlag und von Hrn. Apotheker Traunfell. ner, einem bekannten Botaniker, aufgenömmen und gepflegt wurde, Die Adrzte empfahlen mir, so schlecht es mit mir stand, die Rückreise fort« zusetzen und mich in Karlsbad aufzuhalten. Ich richtete mich nach ihrer Vorschrift, Ich nahm den Weg über die Rastadter Alpen, und je mehr ich mich der Höhe dieser Gebirge näherte, und je kälteren Luftregionen ich entgegen ging, desto mehr kehrten meine nordischen Kräfte zurück, und ick konnte wenigstens mit Ruhe und Freude ıneinen Sohn auf den Spitzen des Hastadter Tau- ern um die Felsen klettern und Gewächse suchen sehn, welche ich nie vorher im Leben gesehn hatte. Erwas gebessert, theilg durch die reine Luft, theila durch die innere Befriedigung, welche eino Alpenreisa immer verleiht, gelangte ich nach Salzburg, Aufgemuntert durch eine so schnelle Besserung vertraute ich der Loftteraperatur mehr, als Arzneimitteln, und wollte einen Versuch ma- chen, die kalte Alpenluft auf dem Untersberg mit dem verordneten heilsen Wasser in Karkhad zu vertauschen. Aber ich ward bald gezwungen, nach Salzburg zurück zu kehren und auf wieder- holten Hath der Aerzte, meine Reise fortzusetzen. Yiel hasteie es mich, München zu verlafsen, wo ich mit Martins, Oken, Döllinger, Schu. ö . Br} bert, angenehme, der Wissenschaft geweihie Tage verlebie. Ueber Hegensburg und Landshut, wo ich mich blofs auflielt, um meine Freunde, | Eschweiler, Felix und Schultes, zu bz- grüfsen, eilte ich nach Karlsbad, in-der Absicht, dort blols das Wasser in, Hinsicht auf dessen Wirkung Auf meine Gesundheit, wie eben auch in Hinsicht auf seine Vegetation, und in der vol- len Hoffnung zu 'untersuchen, dafs das WYasser durch diese doppelte Benutzung’auch selbst seine Wirkung verdoppeln würde, Jeder Tag wurde nach beendigtem Trinken zu algolugischen Excuf- sionen angewandt und der doppelte Endzweck hei der Benutzung des Wassers in dem Grade er- reicht, dafs ich nach ı4 Tagen mich fast ganz wieder hergestellt fand, und den Gewinst mei- ner Reise durch eine Menge interessanter Be- öbachtungen vergräfsert hatte, „Man hat lange gewufst, dals sich in den heifsen Quellen eine Alge findet, die von ver- schiedenen Schriftstellern beschrieben ist, welche. man aber in wissenschaftlicher Bücksicht nicht mit Sicherheit bestimmen konnte. Secondat nannte sie einen Zucus, Vandelli eine Ulm, Springsfeld eine Tremella und Mandruzzati eine Conferva, Schon die Erscheinung, dafs die Vegetation bei einem sa hohen VWärmegrade sich - erhalten konnte, war interessant.” Das Exemplar, welches man mir früher geschickt hatte, zeigte binlänglich, dafs jenes Gewächs keins yon allem Er dem war, wozu man es gestempelt hatte, sondern eine ÖOscillatoria; aber eine Osclllateria, die in einer so luhen Temperatur gedeiht, mufste in physiologischer Tlinsieht merkwürdig seyn. Ich beeilte mich daher, die Vegetation in diesen heis- sen Wüssorazu untersuchen, und fand, dais sie einen durchaus eigenthümlichen Character hatte, Sie wird konptsächlich ven zwei Gattungen gebil- det, deren jede mit ihrer Sippschaft auf der Grän- ze zwischen den Algen und den 'Uhieren steht, Öseillatorien nämlich und Frustulien. Veit entfent. dafs die obengsnannte, verrufene Hal via viridis Thermarum eine einzige Art der Osil- latoria wäre, besteht. sie vielmehr aus einer Menge verschiedener Arten, die in Wässern yon vor schiederer Temperatur leben und alle Grade des Üebergangs von vegetabilischer Unbeweglichkeit zu snimalischer Kebenäigbeit darstellen. Ich rer- mochte während ıneinos kurzen Aufenthalts in Karlbul zwölf Arten zu ‚bestimmen, aber gewils finden sich noch möhrese, und in andern heifsen Quellen andere und neue Arten, so dals sie tie nen besondern geographischen Bezirk der Wasser- vegetation bilden. Frustulien waren eben so zall reich, aber diese begnügen sich mit minderer Wärme und breiten sich über die kälteren Yyäs- ser aus. Auch ihre Bewegung beobachtete ich ganz bestimmt und oft. — Noch eine Erschei- zung hatte-ich Gelegenheit zu beobachten, wel- che sich als Factumi bei der den Zusammenhang ° A5 der Algen und der Tierwelt betreffenden Unter- “ "suchung ergab, nämlich die Verwandlung oder . den Uebergang von Ulva (Tetraspora) luhrica, u ‘der sehon, wenn gleich unvollkommen, von Gold- : fufs beobachtet ist, den ich aber hier in seiner ganzen überraschenden Deutlichkeit zu sehn be- kam Alle diese Üebergänge von einem Neiche_ ‘zu einem andern, haben, wie Sıe wissen, in den neuern Zeiten viel Aufmerksamkeit und selbst viele Zweifel, hauptsächlich defswegen erregt, weil eine Menge Beobachtungen darüber mit all- zugrofser Nachläfsigkeit angestellt worden war. Ich war daher sehr. erfreut, bei dieser Gelegen- ' heit einen Zeugen herbeirufen zu können, der “ohne Zweifel der unverwerllichste, der sicherste von Allen is, Der Philosoph Schelling be ehrte mich oft mit der Theilnahme an meinen al- gologischen Untersuchungen; diese Verwandlung der Teiraspera lubriea in ein lebendes Thier in- Teressirte ihn am meisten von eilen, und er erlaub- te mir, mich für diese so oft bezweifelte That« sache auf ihn, als Zeugen, au berufen „Bei den Öseillatorien aber und bei den Frus stulien kommt keine eigentliche Metamorphese vor, Sie scheinen Pflanzen und Thiere zugleich zu. seyn, und es ist die Frage, zu welchem dieser beiden Reiche sie zu rechnen seyen.: Ich habe meine besondern Gründe, welche ich bei einer andern Gelegenheit (in der bald ‚herauszugeben- den neuen Auflage meiner Aphorismi botanici) & 2 niher entwickeln werde, aus welchen ich dafür halte, dafs beide ungeachtet ihrer unläugbaren thierischen Bewegung zum Pilanzenreiche gebracht werden mülsen, Eine solche Bebauptung scheint gewifs ungereimt, aber ich hoffe, Gründe dafür angeben zu können, und in sich selbst kann sie nicht ungereimter seyn, als dals man den Nen- schen unter den Thieren stehen läfst und ihn nicht zur Geisterwelt versetzt, da er doch die characteristischen Eigenschaften der letzteren hat." „Da ich einmal angefangen habe, von mei« nen physiologischen Beobachtungen zu sprechen, auf welche ich im Allgemeinen mehr Werth lege ‚als auf die vielen Species, womit ich auf der Heise Gelegenheit hatte, die schon bekannte An- zahl derselben zu vergrößern, darf ich nicht vor« schweigen, dafs die schon in den Porhandlungen der Acalemie der Wissenschaften 1514, und in mei- ner Abhandlung: De IHetamorphosi Algarum 183%. aufgestellte Meinung, dafs. nämlich die Algen die Grumlorgane zu den löhern Gewächsen enthal. zen, "weiche auf gewisse Weise, als Zusammenso« tzungen von Algen angesehn werden können, durch eine Menge von Beobachtungeu, sowohl an Meer - als an Sülswasseralgen, völlige Gewifsheit erhielt. Ich habe nach meiner Heimkehr gesehn, dafs Turpin in Paris in zwei der Akademie der Wissenschaften eingereichten Abhandlungen nie eine ganz andere Theorie, die ich nie aufgestellt abe, angediehtöt, und wiederum die oberwähnte » ” An Meinung, als von ihm ausgegangen, mitgetheilt hat, Falls Turpin dieselbe nach eigenen Unter- suchungen hätte aufstellen können, so würde er . dadurch der Wissenschaft einen wirklichen Dienst geleistet haben, aber da er nur nach den Be- obachtungen Anderer, welche er sammelt, hat ur- theilen können, so sind seine Abhandlungen voll von Milsgriffen, wenn gleich in einer für die Sa- che einnehmenden Darstellungsweise ausgeführt, „Ungeachtet der obigen Bemerkung über den Vorzug physiologischer Beobachtungen vor den systematischen, sind doch auch die letzteren von _ "Wichtigkeit bei einem so neuen Stadium, als das der Algologie ist. Zu Linne&'s Zeit machten die bekannten Algen ungefähr die Anzahl von ı00 aus. Im Sysiema Algarum sind ungefähr 1000 aufgenommen, Auf meiner Reise fand ich sehr viele neue Arten, Es ist schwer, auf einer Reise, wo man keine Bücher und normale Sammlungen mit sich führen kann, das Neue, was man findet, zu bestimmen; doch getraue ich mir, mit Sicher- heit ungefähr 30 Arten bestimmen zu Können, Nach meiner Rückkehr habe ich noch etwa 20 Arten dazu bringen können, so dals ich also un- terwegs die bekannten Arten mit einem Zehntheil derselber bereichert habe, welche hauptsächlich auf zwei Stellen, nämlich im nördlichen Theile des adriatischen Meers, und in den warmen Quel- len bei Karlsbad gesammelt worden sind. — Un- ter diesen Arten sind ungefähr ı0 von neuer Gal- tungen, so dafs, da die Ansahl der hekannıca Guttungen ungeflühr 153 ausmacht, dieser Zuwachs eben auch als „, des sehon bekannten angeschn werden hann. ® „ich babe nit der grüßsten Kürze diesen kleinen Bericht über weine Heise obvufessen gO- sucht, YVolls sich darin etwäs fuder, was Auf merksamkeit verdient, 50 beruht es auf Ihnen selbst, es vorzutrogen, Mir hat es zu einem be- sonilern Vergnügen gereicht, denselben einem wissenschaftlichen Manne mitzutheilen, # MH Correspeoendenz (Veber Arniea Doronieum.) Mein Bruder sammelte auf dem Hochederer bei Telfs eine Art, die ich für die wahre Ania Doronisum halte: follis remote dentstis margine villosis out lanstis, alias glahris, radicalibus petio- latis oblongis hast angustatis, eaulinis alternis ob« longs - oratis semismplexiesulibus, Die Blumen haben einen grofßsen dunkeizel- ben Strahl, Sie unterscheidet sich von &lacialis, durch die an der Basis beständig versehmälerten, mehr gesägten, wur am Bande behanrten Blät« ter, Mine dritte schr ausgezeichnet scheinende Art entdeckte er auf dem wolssen Berge bei Bier. zing. Planta pollicaris, folils rodiesiibus longe petiolatis basi rotendatis, eaulinis semiamplexicu- libus obovato . oblongis, longitudine floris parvi, hirsutis asperis, eanlibus hirsutis, anthodii syua- mis lineari - lanceolatis hirsutis, 27 An D, Iongifolium hirsutie asperum. Bauhini? in welchem Falle ich es Doronieum Bauhini nen- nen möchte, i 5 Derenieum Haller! Tausch kömmt auf den Sch ieferalpen um Kitzbühl, dem Wieskogel und Geisstein vor und verbindet die frühern Arten ‚sehr schön mit Doronieum Jaegquini (Arnica scorpiei- des); die natürliche Heihenfolge wäre folgende: Doronieum Clusü, Baukini, glaciale, Halleri, Jaeguini, Bregenz, Dr, Sauter. . Nachschrift der Redaction, - ‘Wenn. bei irgend einer Pilanzengattung der Ausspruch unsres Veterans Schrank, dafs die Ar- ten derselben zwar sicherlich verschieden seyen, aber diese Verschiedenheit sich nicht wohl dureit Worte andenten lafse, Start finden kann, se ist er um allerersten bei den Gattungen Arnzieca und Do- ronieum anwendbar, bei denen die. Arten so sehr in einander greifen, dafs die bisher üblichen den Blättern entnommenen Choractere kaum mehr zur Unterscheidung hinreichen, wenn nicht die Blü- - then - oder Fruchttheile dabei selbst noch in Be- tracht gezogen werden. Wir haben schon früher in den Denkschriften der bot. Gesellschaft diese Ansicht ausgesprochen und die Identität der dr- nica Doronieum mit A. glacialis dadurch zu bekräf- tigen gesucht, dals wir aus unserm Vorrathe von der letztern ein Exemplar heraussuchen konnten, wel- ches auf die Abbildung der erstern Pflanze in Jaeg. Flora austr, gelegt, so genau pafste als wäre die F,#% shi , Zeichnung von unserer Vorlage gemacht worden, Vemungeachtet fanden wir in der F olge die natür- lichen Pflanzen beider Arten an Ort und Stelle so wesentlich verschieden, dafs solches durch das blofse Gefühl ermittelt werden konnte, und eine Verschiedenheit in der Organisation hat doch in diesem Stücke mehr Werth als die Figur der Blätter immer haben mag, dirniea Doronicum ist wie d. seorpioides eine planta mollis opacaz 4. glacialis eine’ planta rigida, glabra. Von .4, Doro- nieum ist uns an Ort und Stelle noch ein anders Kennzeichen vorgekommen, welches wir durch weitere Erfahrung bestätigt oder wiederlegt zu sehn wünschten, Es hatte sich nämlich am frühen Mor- gen der Radius gänzlich über die flores floseulosi zusammengeschlagen, gleichsam zum Schutze für neblichte Witterung, wie eiwa andere Blumen sich bei Begenwetter schlielsen. Bei 4, glacialis bemerkten wir dieses nie, i IV. Todesfälle 1. Dem Vernehmen nach ist unser verehrter Kollege und Mitarbeiter der Flora, der gelehrte und vorzügliche kenner der Farne, Hr. Dr, Kauk- fuls zu Halle, in den besten Jahren seines Le» bens mit Tode abgegangen, ' 2. Hr. Witzel, früher botanischer Gärtner zu Erzeminiec, seit einem Jahre zu Wilna, ist da“ selbst im verllossenen Herbste plötzlich mit Tode abgegangen, Er hatte die Verwaltung des Wilnaer Gartens ganz allein, und stand demselben mit sel- tenem Eifer und seltner Geschicklichkeit vor, Tabelle über die Blüthezeit der Pflanzen zu Flora pag, 4% gehörig. # 1817. | 1818. | 1819. 1320. | 1821, | 1822, 1525. 1824. 1825. 1926, | 1927. 1328. 1829, 1830. | Prunus Padus ı6, May —_ — —_ | _— 2.May ; 2. May 4, May —_ 2. May —_ 8. May — | Berberis vulgaris 22 May _ _ —_ | 9. May 6. May 14. May : 14. May 9. May ı2, May 8. May 13. May | ı5. May 5. May Cytisus Laburnum 29. May 26. May 17, May ı8. May 8. Mey 8. May 16. May 17. May ı1. May 18. May 25. May 12, May 2ı. May 11. May Robinia Pseud-deacia _ 2. Juni 24. May | 24. May 5. Juni 22, May 4. Juni 9. Juni 27. May | 25. Juni | 25. May 3. Juni 6. Juni 2ı. May Samlucus nigra 20. Juni 6. Juni 25. May 6. Juni 13. Juni | 23. May | 28. May | 15. Juni | 30. May 8. Juni 29. May 4. Juni ı1. Juni | 28. May Liriodendron Tulipifera 4 Juli 5. Juni _ 26. May _ 23. May ı1. Juni 21. Juni ı. Juni 7. Juni 7. Juni 4. Juni 12. Juni | 27. May Fraxinus Ornus 10. Juni 15. May —_ _ 9. May 7. May ı3, May — 6. May 18. May — 2ı. May — 19. May Helenium autumnale 29. Aug. | 25. Aug. | 19. Aus. —_ 30. Aug. | 23. Aug. | 18. Aug. | 17. Aug. _ 17. Aug. _ 5. Aug. 22, Aug. 6. Aug. Dignonia Catalpa _ 17, Juli 15. Juli — _ — —_ — —_ —_ 5. Juli 4. Juli 17. Juli 17. Juli Philadelphus coronarius | 17. Juni 2. Juni 24. May 24. May 5. Jusi 22. May 6. Juni 15. Juni | 27. May | 31. May | 25. May | 30. May 3. Juni 28. May Koelreuteria paniculata —_ _ _ —_ _ 27. Juni _ | =. Juli 20, Juli 25. Juli 13. Juli 21. Juli 1, Aug. 17. Juli Colchicum autumnale 8. Sept. 11. Sept. — _ 30. Aug. | 20. Aug. _ | 3. Sept. 1. Sept, 5. Sept. _ | — _ 14. Aug, Allgemeine botanische Zeitung. (Nro. 4) I. Original-Abhzndlungen. Bemerkungen über die Blüthezeit mehrerer ein- heimischen und ausländischen Pflanzen in der Gegend von Heidelberg; von Hrn. Prof. Dier- bach daselbst. (Hieru die Tabelle pag. 49.) Osgteich ich nicht das Glück hatle, hei der Versammlung der Naturforscher und Aerzte Deutsch« lands in München zugegen seyn zu können, wo auf die Anregung des Hra. Hofraths v: Martius die Wichtigkeit der Beobachtung der Blüthenzeit vieler iu Deutschland allgemein verbreiteten Pflan- zen besprochen und enerkannt wurde; obgleich ferner hei der vorjährigen hiesigen Versammlung, diese Säche, so viel mir bekannt, nicht weiter zur Sprache kam; so mufste doch dieser Gegenstand selbst, so bald einmal die allgemeine Aufmerksam- keit daraufsich lenkte, jedein Freunde der Gewächs- kunde von hohem Intreße werden; und so ver- säumte dena auch ich nicht eine Reihe von Beob- achtungen, die dahin gehören, aufsuzeichnen. So isolirt wie diese dastehen, mögen sie allerdings nur von geringen Belange seyn; wenn aber viele Andere das ihrige hinzufügen wollen, damit ein Ganzes daraus gebildet werden könne, so erhält auch das D 50 Einzelne seine Bedeutung und seinen Werth. Sollen dergleichen Aufzeichnuugen aber wirklich brauch- bar und nützlich werden, so mufs ihnen nicht nur die gröfste Genauigkeit zum Grunde liegen, son- dern, und das ist wohl die Hauptsache, sie müs- sen mehrere Jahre lang an denselben Orten und mit denselben Pflanzen - Arten fortgesetzt werden, denn so wenig man die wahre Temperatur eines Landes oder einer Gegend, die Kältegrade des Win- ters, die Wärmegrade des Sommers, aus einer ein- jährigen Beobachtung wird richtig beurtheilen kön- nen, eben so wenig kann diefs von der wahren Blüthezeit irgend einer Pflanze, in irgend einem Lande gesagt werden. Nur die Resultate vieljähri- ger Beobachtungen, aus denen die mittlere Blüthe- zeit auf die Art entnommea werden kann, wie man längst die mittlere Temperatur zu berechuen gewohnt ist, dürften bier dauernd richtige Nach- weisungen geben. Ein besonderer Umstand setzte mich in den Stand, darüber einiges Nähere über mehrere Hun- derte von Pflanzen mittheilen zu können. Vierzehn Jahre lang newlich lehre ich hier bereits die Pflan- zenkunde und halte Separat-Vorlesungen über Botanik im Allgemeinen, und über medicinisch pharmaceu- tische Pflanzenkunde insbesondere. Jeden Tag gehe ich deshalb ın den botanischen Garten, um die zuf Demonstration tauglichen Pflanzen auszuwäblen, und jeden Tag, an dem diefs geschah, schrieb ich die demonstrirten Pflanzen auf einen besondern Bo- 51 gen Papier mit Tag und Datum, wie man zu sagen pflegt, bezeichnet, auf. So bin ich in den Besitz eines Verzeichnifses gekommen, in welchem die Blüthezeit mehrerer Hunderte bei uns im Freien gedeihender Gewächse, bei manchen alle ı4 Jahre, bei anderu von 5 — 10 oder mehr Jahren, genau angegeben ist. Manches Gewächs demonstrirte ich nämlich ia jedem Jahre, andere nur in mehreren, wie diefs gerade jedesmal die Umstände mit sich brachten. In diesem Verzeichuilse ist freilich nicht angemerkt, wann die Pilauze in jedem Jahre anfing ihre Blumen zu entwickeln, und wann diese ab- welkten: aliein es gibt bestimmt den Tag an, an welchem sie bereits so vollkommen entialtet waren, dals sie zu einer botanischen Demonstration taug- lich gefuuden wurden, und vergleicht man dann diese Data von mehreren Jahren hindurch, so wird sich die wahre Blüthezeit für die hiesige Gegend leicht ausmiltein lafsen. Von diesen vierzehn Jahren, nämlich von 1817 bis 1850 war das erste durchaus das küblste, und die Vegetation am spätesten, während d«s Jahr 1822 *) durch frühzeitize und anhaltende Wärme sich besonders auszeichnete. Wollte man blos nach einem von diesen beideu Jahrgängen ein Urtheil über die Blüthezeit fällen, so würde dieses sehr ärrig werden, das aber durch die zwischen diesen *) Im Jahre 1822 demonstrirte ich am 27. Aug. die zum 2tenmale blühende Yitis vinifera, Da 52 beiden Extremitäten liegende Beobachtungen sehr sicher berichtigt wird. Als eine Probe gleichsam theile ich hier eine Tabelle mit, die die Blüthezeit von zwölf Pflanzen, in mehreren Jahren zeigt, und von deneu ich noch einige Worte beifügen will; sollte sie brauchbar befunden werden, so kann ich deren noch andere lieferns und dabei die Gewächse nach natürlichen Familien ordnen. Für jetzt wählte ich folgende aus: ı. Prunus Padus. Die Blüthezeit dieses Bau- mes fällt meistens in das Ende des Monats April, daher ich die Pflanze nicht in jedem Jahre, in die Vorlesungen, welche meistens in den ersten Tagen des May beginnen, bringen konnte;- am spätesten geschah dies ı817 am ı6. May. — Prunus rubra Willd. von Decandolle als Varietät zu P, Pa. dus gebracht, blüht regelmäfsig einige Wochen später; ich halte sie auch um dieser Ursache wil- len für eine eigene Art, 2. Berberis vulgaris. Dieser Strauch blüht gleichfalls bisweilen schon im April, doch öfter im May; am spätesten demonstrirte ich ihn am 22. May :817. Das Mittel der Blüthezeit dürfte am sichersten in die erste Maywoche zu setzen seyn. 3. Cylisus Laburnum, Blühte jederzeit im May, und zwar am frühesten in den Jahren 1821 und 1822; am spätesten ı817. Das Mittel ist in die Hälfte dieses Monats zu setzen. 4. Robinia Pseud- Acacia, Ihre Blüthezeit ‚habe ich in dreizehn Jahren angemerkt; am frühe- ae 82. sten sah ich sie am 21. May und am spätesten am 15° Juni im blühenden Zustande; das Mittel möchte also wohl in die ersten Tage des Juni zu setzen seyn. ‘5. Sambucus rigra L. Von dem Hollunder- baume zeichnete ich vierzehn Jahre lang die Blü- thezeit an; die frjiheste sah ich am a3, May, die späteste am 20. Juni, auch hier ist also die wahre. Periode in dieerste Woche des Brachmonats zu setzen. 6. Liriodendron Tulipifera, Von dem Tulpen- haume existirt bier in dem älteren botanischen Gar- ten oder dem sogenannten Arboreto ein einziges schönes hoch und schlank gewachsenes Individuum, das wohl mit zu den schönsten Bäumen in der Um- gegend gerechnet werden kann. Gewöhnlich ist die- ser Baum reichlich mit Blüthen verschen, und nur in den Jahren ı8ı9 und ı82ı waren sie so spar- sam vorhanden, dafs ich sie nicht für die Demon- stration in hinreichenden Exemplaren haben konnte; nach zwölfjähriger Beobachtung ist die Blüthezeit gleich der der beiden vorigen in die erste \WVoche des Juni zu sefzen, 7. Fraxinus Ornus L, Die Manna - Esche hat in unsern Gärten das Eigne, dafs sie nicht in allen Jahren blühet, bisweilen folgen zwei salche Jahre ‚ nacheinander, wo auch nicht Eine Blume davon wahrgenommen werden kann, während in andern Jahrgängen dieselben aufserordentlich reichlich sich ‘entwickeln, Eine Manna-Absonderung habe ich niemals beobachten können, Nach den Beobach- 54 tungen von 9 Jahren ist die gewöhnliche Blüthezeit in die Mitte des May zu setzen. 8. Helenium auiumnale L. Diese sehr bittere Pilanze blüht bei uns nieinals im Herbste, wie der Name andeutet, sondern allezeit in den Sommer- anonaten, namentlich im August; die wahre Blüthe- zeit dürite in die Hälite dieses Monats zu setzen seyn- 9. Bignonia Catalpa L. Nur sechsjährige Be- obachtungen von der Blüthezeit dieses schönen Buu- mes stehen mir zu Gebot; diesen gemäßs wäre un« gefähr die Mitte des Juli die hiesige Blütheperiode. 10, Philadelphus coronarius L. Nach vierzehn- jährigen Beobachtungen kann man die letzte Woche des May und die erste des Juui als die normale Blüthezeit betrachlen. 11, Kioelreuteria paniculata. Blosseitacht Jahren demonstrire ich dieses zierliche Gewächs, wovon ein kleines Bäumchen in dein hiesigen Garten steht, das zwar mehrmals durch die Kälte stark litt, so dafs wir selbst sein Untergang unvermeidlich schien; es erholte sich aber immer wieder. Die zweite Hälfte des Juli könute man als die gewöhnliche Blüthezeit ansehen. ı2. Colchicum autumnale Z, Im vergangenen Sommer ı830 habe ich die Zeitlose am frühesten blühen sehen, denn bereits am 4. August waren schon mehrere Exemplare vollkommen entwickelt auf den nahen Bergwiesen anzutreffen; die grofse Hitze, die gegen Ende des Juli und im Anfange Augusis herrschte, dürfte wohl das meiste zu die- 55 ser ungewöhnlich frühen Entwicklung beigetragen haben; sonst findet man in der letzten Augustwoche anfangend und den ganzen September hindurch bis in den October die Wiesen von dieser schönen Pflanze geröthet. Ich kann diesen kleinen Aufsatz nicht schlies- sen, ohne darauf aufmerksam gemacht zu haben, wie schwankend und unsicher oft die Angaben der Blüthezeit unserer vaterländischen Pflanzen in den deutschen Floren abgefafst sind, und wie wenig man sich auf dieselben allezeit und überall verlas- sen kann; so zwar, dafs die neuesien Bearbeiter der Flora Deutschlands durch eine sorgfältige Berichti- gung dieses Umstandes sich ein nicht kleines Ver- dienst erwerhen könnten. Unter zahlreichen Bei- spielen, die zum Belege dieser meizer Bemerkung dienen könnten, erlaube ich mir nur Eines anzu- führen, und wähle dazu eine Pflanze, die noch eben nicht sehr weit in Deutschland verbreitet ist, näm- lich die Fragaria sterilis L. Host iu der Flora Austriaca und Jaequin in der Flora Vindohonensis gedenken ihrer nicht; in der Flora von Schlesien, so wie in den Floren von Berlin und Stetlin ist sie eben- falls nicht verzeichnet; auch in Schweden wächst sie nicht. Sie scheint demnach in Deutschlaud vorzugsweise in den mittleren Provinzen vorzu- kommen. Ihre Blüthezeit wird aber von verschie- deaen Autoren auf folgende Weise angegeben. 1. Nach Gaudin’s Flora Helvetica blühet sie im März und April; diefs ist auch in England der 86 Fall nach Smith’s Flora Britenniea. Frank in der Flora von Rastadt gibt dieselbe Blüthezeit an, und die Verfafser der Flora der Weiterau sagen, sie blühe vom März bis zum May. 2. Sprengel in der Flora Halensis bestimmt die Blüthezeit blos auf den Monat May. 3. May und Juni wird als solcher angezeigt von Gmelin in der Flora Badensis, von Roth in der Flora Germanica, von Büuninghausen in der Flora von Münster, von Bluff und Fingerhuth in der Flora Deutschlands. . 4 Houttuyn gibt lediglich den Monat Juni an; auch Pollich sah sie bei Lauterecken in die- sem Monate in der Blüthe. 5. Hoffmann in der zweiten Ausgabe seiner Flora germanica sagt: floret Julio, . Bei Betrachtung dieser auf fünf Monate sich ausdehnenden Angaben könute man auf den Gedan- ken kommen, als ob diese Pflanze, wie so viele andere, die Hälfte des Jahres hindurch blühen. ge- {unden werde; diefs scheint mir aber gar nicht der Fall zu seyn, denn in der Umgegend von Heidel- berg blüht sie regelmäfsig im April, und ich habe mich in diesem Jahre vergeblich bemüht, im May noch blühende Exemplare aufzufinden, Wollte man demnach für Deutschland die Blü- thezeit der Fragaria sterilis L. genau angeben, so müfste man nicht unterlafsen zu erinnern, dafs sie in den südlicheren und wärmeren Gegenden im März und April, weiter nördlich im May, Juni bis — 57 zum Juli blühe, und dafs diese verspälete Blüthezeit auch in südlicheren, aber gebirgigen und rauheren. Landstrichen die gewöhnliche sey. Nachschrift der Redactiom Wie sehr der frilhere oder spätere Eintritt des Frühlings auf die: weitere Entwickelung der Vege- tation während des Sommers und Herbstes Einflufs habe und daher wohl je zuweilen auch den reisen- den Botanikern zur Richtschnur dienen könne, da- von gab auch uns der eben erwähnte kühlste oder verspätete Frühling des Jahres 18:17. ein deutliches Beyspiel. Am ısten May dieses Jahres lag in den Strafsen der Stadt Salzburg hie und da noch ein Ueberrest von Winterschnee und die Spitze des dortigen Geisberges war noch Mitte Juni mit Schnee bedeckt, welches in andern Jahren 4 Wochen früher nicht mehr der Fall ist. Anfangs Sept. wurde mit Hornschuch undFriedrichBraun eine Excursion auf den Untersberg gemacht, und eine solche Ve- getation angetroffen, dergleichen wir vorher nie gesehen hatten. Der Frühlings-, Soemmer-und Herbst« Flor war mit,einander vereinigt, denn neben Pri- mula elatior, Sesleria eoerulea, Myosotis alpestris hlüheten Aconiten, Senecionen und Hieracien, sa dafs wir ein Verzeichnifs der blühenden Gewächse verferligten, welches mehr als 200 derselben ent- hielt und von uns unter dem Titel: die Pracht des Untersberges in botanischer Hinsicht im September 1817 noch aufbewahrt wird. 58 Die Blüthereit von Fragaria sterilis L. findet in dem botanischen Garten zu Regensburg, so wie in der Ebene von Salzburg und Zweibrücken eben- falls im April Statt. “ Wir könaen nicht umhin, bei dieser Gelegen- heit auch auf eine Stelle in Kastner’s Archiv für Chemie aud Meteorologie Bil. II. & 1. p- 99. hinzu- weisen, worin sich dieser berühmte Naturforscher über das Verhältnifs der jährlichen Luftfeuchte zur jährlichen Gröfse des Lebenstriebes in der Pflanzen- welt folgendermafsen ausspricht: „darf man im All- gemeinen annehmen, dafs die Vegetationskraft im Verhältnifs der Bodenfeuchte steht,'so ist klar, dafs erstere möglicher Weise um so stärker hervortreten wird, je gröfser die jährliche mittlere Luftfeuchte eines Ortes ist. Versteht man jedoch unter Frucht- barkeit des Jahres nicht sowohl das möglichst ver- vielfältigte Entwickeln der Wurzel- und Siengeltheile, sondern vielmehr nur die möglichst zahlreichste und gröfste Entwicklung und Reifung der. Früchte, so wird man jenes gesetzliche Verhältnifs für einen und denselben Ort zunächst nur auf die Entwicklungs- Monate zu beschränken haben, in diesem Falle aber leicht beinerken, in welchem Grade manche zum Sprichworte gewordeoen Regeln der jährlichen Fruchtbarkeits- Verkündung wahr sind, z. B. Mai kühl und nafs, füllt dem Bıner Scheuer und Fafsete- Von den Entwicklungsmonaten bis zum Eintritt der Zeitdauer der Fruchtreifung scheint im Allgemeinen die Förderung des Pflanzenwachsthums im Verhält- 59 nifs der Zunahme der Gewitter zu stehen; von je- neın Eintritte an hingegen die Fruchtreife zu gewin- nen, in dem Mafse, wie die Luftfeuchte sich mindert,“ II. Reiseberichte. oe duszüge aus Briefen des Hrn. Apothekers Traun- steiner zu Kitzbühel an Hrn. von Braune in Salzburg. . Kitzbühel den 8. Juk 1830. Ich gieng also wirklich am Sonntag, als ich von Ihrer Begleitung nach Hause kam, mit.Hrn. Chirurg Lampodinger fort nach Aschau und am Tage darauf auf den grofsen Rettenstein, defscn Flora ich nun ziemlich genau kenne, da wir allenthalben auf dem- selben herumstiegen, wo nur immer hinzukommen war. Wir giergen anf der Rlck- oder FinzgauerSeite hinauf und vorn herab. Hätten wir nicht einen so gu- ien Führer gehabt, welcher einige Jahre auf diesem Berge Schaafhirt war, so hätten wir die gefährlichen Wege über die Kopfkrax und über das Klaml hinauf nicht gefunden, und noch viel weniger hätien wir uns über dieselben hinaufgetrant. Selhbst,Hr. Lam- podinger, der ein viel befserer Berghbesteiger als ich, ist, glaubte nicht, dafs wir hinauf kommen ‚wür- den. Trotz unseres fleifsigen Sucheos fauden wir nur eine gewöhnliche Kalkgebirgsflor, die mir in Ver- gleiehung mit jener der Schiefergebirge immer sehr arın vorkümmt, und die ich bei der grofsen Höhe dieses Berges viel interefsanter erwartete. Neues fir die Flora von Kitzbühel fand ich einsig den Ranun«- -60 eulus hybridus Biria (R. pseudothora Host) und auf nasfen Alpenplätzen in der Nähe des Berges Ca- rex irrigua Wahl,, und Juncus alpinus Pill, (T. fuscoaterSchrb-) Die merkwürdigsten Pflanzen des grofsen Retiensteins sind folgende: Saxifraga aphyl. la, Ranunculus kybridus, Draba carinthiaca Hp. auf der Pinzgauer Seite, Draba fomentosa spar- sam erst oben, Hutchinsia alpına und rotundifolia R. Brown, Pedieularis Joliosa, Gnaphalium Le- oniopodium, Achillea atrata, Arnica Doronicum {Doronicum Halleri Tausch) und scorpioides, Doron, Jacquini Tausch, Orchis erubescens Zuccarini. Es scheint übrigens dieser Colofse aus Kalkstein auf das Schiefergebirg aufgesetzt zu seyn; denn di® Höhen und das Fufsgestelle bestehen aus Schiefer, daher auch am Fufse Rhododendron ferrugineum häufig, auf dem Berge selbst aber nur RA. hirsutum zu fin- den ist. Wir kehrten auf grofsen Umwegen über Jochberg zurück und kamen vom Gewitter durch- näfst zu Hause an. Am Donnerstag darauf giengen wir auf den Bischof, wohin auch Hr. Dr. Unger uns begleitete, und wo wir mehrere Geissteiner Pflanzen, aber nichts neues aufser Alchemilla fijsa Schummel fanden. Kitzbühel den r, August 1830. Ich war wieder auf dem Geisstein, wo ich aber leider, da ich allein war, nicht an alle Seiten hin kam; doch sende ich Ihnen heute das Cirsium he- terophyllum und das Doronicum vom Sintersbach ; letzteres halte ich nun für kaum verschieden von 61 Doronicum austriacum, da es ein und mehrblü- thig, mit langen und kursen Blüthenstielen vor- kömmt; — daun vom Geisstein ein Cerastium, wel- ches ich ungeachtet der starken Behaarung für Ceras- tium strietum zu halten geneigt bin, — ferner Ligus- ticum simplex, Phaca astragalina, Arenaria bi- ‚flora, Androsace alpina und Primula glutinosa. Uebrigens habe ich an mir neuen Pflanzen nebst dem erwähnten Cerastium auch noch Carex curvula und Ärtemisia spicata, dann Agrostis rupesiris Schrad. und Sesleria tenella ia Menge, ersteres oben auf dem Geisstein und letzteres an der Nordseite ge- funden. Das Cerastium und die Irtemisia spicata kommen sehr sparsam auf der Nordseite vor, dage- gen die Artemisia Mutellina an der Südseite. Here Dr. Sauter fand im vorigen Jahre auch Trifolium caespilosum, welches mir zweifelhaft war, diefsmal nahm ich jenes Trifolium wieder mit, und habe es nun als Trifolium caespitosum richtig bestimmt ge- funden Drabae Arten kann ich als bei Kitzbühel vorkommend nur 4 unterscheiden: ı.D. carinihiaca, welche, wie ich glaube, nur auf Kalkgebirgen und dort an der Südseite wächst; 2. Draba tomentosa, die aufKalk- und Schiefergebirgen, gewöbnlich ziem- lich hoch oben und au der Nordseite vorkömmt; 3. Draba frigida, welche zwischen vorigen die Mittel- form ist, und zu der ich alle Exemplare zäblen zu müfsen glaube, die ich an jener Stelle fand, wo Hr. Dr. Sauter die Draba lapponica gefunden zu ha- ben angab; 4. Draba fladnitzensis, die kleine, mit 62 ovalen Schötchen, und kahlen gewimperten Blättern, weiche wir früher für D. helvetica hielten, welehe wohl auch vielleicht mit D. fladnitzensis einerlei ist; ‚sie kömmt nur auf Schiefergebirgen vo. — Was ich in Pinzgau finde, werde ich Ihnen getreulich berichten. Kitzbühel den 29. Aug. 1850. Es sind nun bereits 8 Tage verflofsen, dafs ich von meiner Reise zurückgekommen bin, welche mir in Hinsicht auf Botanik gänzlich milslungen ist, denn erstens war esschon viel zu spät an der Zeit, da heuer auf den Gebirgen in Vergleichung mit dem letziver- flofsenen Jahre die Vegetation um ein Monat vor war; und dann zweitens hatte ich auf den 4 Gebirgen, wel- che ich bestiegen habe, immer ein Mifsgeschick, wo- von das folgende schlimmer war als das frühere. Eud- lich ist überhaupt, im Durchflug, wenn man sich nicht verweilen kaun, wenig zu beobachten und zu sammeln. Hätte ich statt dieser Reise ein Paarmale den Geisstein besucht, wahrssheinlich hätte ich dort noch mehr gefunden, als auf den von mir bisher noch nie erstiegenen Gebirgen. Von Kitzbühel über die Geige in die Kriiml begleitete wich Hr. Dr. Unger, welcher Ihnen die Salix pentandra gesendet, und der Ihuen wohl auch von dem rothen Schnee Nach- richt gegeben haben wird. Von der Krimi gieng ich auf die Platte, daun links ins wilde Karr, von dort hinauf zum ersten Gletscher und danu ober diesem zur Seekarrspitze, wo man über das Pinzgau recht hübsch hinabsieht. Auf diesem einzigen Berge habe 65 ich fleifsig bofanisirt, aber leider das Gebirg so tro- cken, kahl und arm an Pflanzen gefunden, dafs ich dieses Granitgebirg in dieser Hinsicht fast mit den hohen Kalkgebirgen vergleichen möchte. Phyteuma globulariaefolium und Salix herbacea waren diea einzigen Pflanzen, welche ich um Kitrbühel nicht ge- fanden habe. Von den übrigen Pflanzen, die ich dort sah, finde ich nur Carex curuula, Arenaria biflora, die vorzüglich gerne an der höchsten Gränze der Ve- getation vorkömmt, Juncus Jaequini, Achillea mo- schata, Geum reptans, Cerastium latifolium und die kleine Varietät der Veronica alpina, die einige Botaniker als /. pygmaea kennen, bemerkenswerth. Von hier gieng ich durch die wilde Gerlos nach Ger- los, und am andern Tage über Zeil im Zillerthale und Mayrhofen nach Tux, wo ich mir einen Führer ding- ie, der mich über die Gebirge bis Innsbruck führen sollte; allein am andern Tage war wegen stürmischen Witterung kaum auf dem nächsten Wege über das Joch zu kommen und der Schnee verfolgte uns auf den Fufs, es war daher an das Botanisiren nicht zu denken. Von Innsbruck gieng ich der Strafse nach auf den Brenner, wo ich den Wolfsthurm und Weißs- spitz erstiegen habe und dann durch das Pfitschthal nach Sterzing gehen wollte. Ungeachtet ich mich Abends erkältet und mir dadnrch eine Unpäfslichkeit zugezogen hatte, gieng ich doch am andern Tage auf das Joch, welches ich aber vor Mattigkeit nur mit äufserster Mühe erreichte, und dann jenseits hinab und durch das lange Pfitschthal heraus, wo ich fast 64 erliegen zu müfsen glaubte. Am folgenden Tage hatte ich mich jedoch schon wieder erholt und reiste _ nach Brixen ab, wo ich mich nach 2 Tagen in das Pusterthal, und in das Thal von Taufers nach dem Krimler Tauern begab; denn auf dem Krimler Tau- ern wollte ich für das viele Versäumte die letzte Nachlese halten, und daher über denselben durch- aus nicht bei schlechter Witterung geben, und doch wurde ich diefs zu ihun genöthiget, denn in der Nacht welche ich in Prettau zubrachte um am andern Tage über den Tauern zu wandem, hatte es weit über die Berge herabgeschneit, nun war- iete ich einen Tag; allein dann kam der Schnee bis zu den Häusern herab, und ich hätte bis zum gänzlichen Wegschmelzen des Schnees 8 Tage hier verweilen müfsen, wozu ich weder Lust noch Zeit hatte; ich gieng daher unter besfändigen Schneien und zu oberst des Tauern wahl durch Fufs tiefen Schnee über denselben, und über die unter der weifsen Decke verborgenen Kinder Fiorens mit schnellen Schritten und mit verdrüfslicher Miene hinweg. An der Sitrafse von Kriml nach Wald befindet sich eine Felsenwand aus Kalk, an wel« cher nebst der Potentilla caulescens und andern Kalk bewohnenden Pflanzen auch Calamagrostis speciosa Host (Lasiagrostis Calamagrostis Link. ) wächst. Diefs ist nun alles, was: ich bei der un- günstigen Witlerung in Oberpinzgau beobachten konnte. Ich werde aber zu gelegneren Zeiten das Versäumte wieder einzubringen suchen. Allgemeine botanische Zeitung. ( Nro. 5, ) I. Original-Abhandlungen. Botanische Verhandlungen bei der P: ersammlung der Naturforscher und derzte zu Hamburg im Jahr 1830, Die botanische Section hielt ihre Sitzungen täglich von 10—ı2 Uhr im Hause des Hrn, Prof, Le hmann, und hatte zu ihrem Präsidenten Hrn. Prof. Mertens aus Bremen, zu ihrem Secretair Hra, Dr. Siemers aus Hamburg erwählt. Den Sitzungen wohnten bei: Hr. Graf Caspar y. Stern berg aus Prag. — Baron v. Jacquin aus Wien, — Prof. Mertens aus Bremen. — — Lehmann aus Hamburg und Hr. Etats- rath Lehmann aus Copenhagen, .— — Hornemann aus Copenhagen, — — Horkel aus Berlin, — — Agardh aus Lund. — Archiater und Leibarzt Dr, Pontin aus Stock- holm, — Collegienrath Dr, v. Fischer aus Petersburg. — Hofrath und Prof. Planck aus München, — Prof. Presl aus Prag, — — Wickström aus Stockholm. — — Raum aus Tharand. — .— Hornschuch aus Greifswald. E 66 Hr. Hauptmann von Suhr aus Schleswig. — x. Berg Gutsbesitzer zu Neukirchen. — Prof. Hayne aus Berlin. — Wilbrandt aus Giessen, Dr. v. Chamisso aus Berlin, — Landkammerrath Waitz aus Altenburg, „ Director Otto aus Berlin, — Amtsverwalter Dr. Lindenberg aus Bergedorf. Mr. G. Bentham aus London, Mr. Gray aus London, Herr Dr. Berendt aus Danzig, — Dr. Neuber, Physikus zu Apenrade, „— Prof. Nolte aus Biel, — Schubert aus Warschau. — Estreicher aus Cracau, Dr. Fleischer aus Mitau, „— Richter aus Boizenburg, — Buck aus Hamburg. — Augustin, Oberlandsgerichtsassessor aus Halberstadt, — Ave lTAllemand aus Lübeck. —— Schlieper aus Berlin, — Stei nheim aus Altona, Paster Frölich aus Bozen. — Oberdick aus Bardowick, -— Wilhelm, Apotheker aus Gadebusch. — Prof. Runge aus Breslau, — Dr. Boie aus Hamburg. — Apotheker B öhlke aus Hamburg. -— — — Leppien aus Hamburg. u rd rıııd 07 Hr. Apotheker Threde ven Helgoland. — —— — Siemsen aus Altona, — Sickmann aus Hamburg. — Ohlendorff, bot. Gärtner zu Hamburg. — Staudinger, Pächter zu Flottbeck, und die Handelsgärtner J. Booth und G. Booth aus Flottbeck, j — Dr. Siemers aus Hamburg, Manche derselben waren jedoch nur bei ein. zelnen Sitzungen gegenwärtig, indem sie theils andere Sectionen besuchten, theils auf mehrere Tage eine Reise mit dem Dampfboote nach Hel- goland mitmachten, Gewöhnlich bestand die bo- tanische Section etwa aus 40 Personen. Erste Sitzung den 20, Sept. 1830, Der Präsident eröffnete dieselbe mit einem freundlichen Grufs an die Anwesenden, Ei Baron v, Jacquin aus Wien zeigte eine neue Syringa aus Siebenbürgen in getrockneten Exemplaren vor. Die Botanik verdankt deren Be- kanntwerdung der Frau Baronin von Josika geb. Gräfin Czaki, der zu Ehren Hr. von Jacquin diese schöne Pflanze Syringa Josikaea nennen wird, S. foliis ovalibus utrinque acutis undalato - zugosis repandis. Hr. Baron von Jac quin zeigte ferner ge- trocknete Exemplare der Menziesia Bruckendahlii aus Siebenbürgen vor, E2 68 Graf Sternberg liels Abbildungen zu ei- nem Supplemente der Flora der Vorwelt herum- gehen, und erläuterte dieselben mit erklärenden Bemerkungen. Se. Excellenz bemerkten, dafs Sie der Ansicht Brongniarts, welcher die vorwelt- liche Flora in 4 Abschnitte theilen zu müfsen glaubt, nicht beistimmen, sondern nur 3 Bildungs- epochen annehmen, die primitive-, die Uecber- gangs - und die neue Formation, Prof. Mertens las darauf eine Abhandlung über den gegenwärtigen Standpunkt der Algolo- gie, und bezeichnete die Bahn, welche dieselbe in den letzten 40 Jahren mit Riesenschritten zu- rückgelegt hatte. Mit blofser Andeutung dessen, was die ältern Naturkundiger von dem Öbjecte dieser neuen Wissenschaft bis auf die Zeiten des Petersburgi- schen Akademikers $S. G. Gmelin wulsten, da- tirte er die nenere Periode des Studiums von den pflegsamen Bemühungen britischer Botaniker aus dem letzten Zehntel des vorigen Jahrhunderts und bezeichnete diese Epoche durch den Namen Da w- son lurners; wogegen er die neueste Periode für Aus- und Inland nach dem würdigen Vete- xanen Roth benannte, Seitdem dieser nämlich das ernste Studium der Algen auf den vaterländischen Boden ver- pflanzt hatte, wurde überall ein reger Eifer für dasselbe merklicher, und innerhalb 40 Jahren ge- 09 sehah für Jie Erweiterung und Anordnung des Algenstudiums ein fast unglaubliches. Der Redner führte nun, nach der Zeitfolge, die Verdienstvollen in den verschiedenen J.ändern Furopens namentlich auf, welche den Fortgang der Algologie beschleunigt haben, und zwar in. Grolsbritannien, ausser Turner:Goodenough, Woodward, Stackhouse, Dillwyn, Velley, Smith, Hooker, Greville und verschiedene Frauen. In Deutschland, ausser Roth: Weber, Mohr, als die ersten Physielogen, die ein Sy- stem auf die Fruchttheile gebauct, in Vorschlag brachten und auszuführen anfıngen, \Vulfen, l.sper und mehrere noch lebende Algenkenner. In Tranlreich: Draparnaud, Guadeloup, Ducluzeau, Thore, besonders aber Lamou- roux, der ebenfalls eine Anordnung, jedoch blofs nach der äussern Bildung des Thallus, späterhin mit Berücksichtigung der Frucht entwarf, Bory St. Vincent, Bonnemaison, Gaillon, Ne- Candolle, Poiret, Vaucher in Genf und an- dere noch Lebende. Unter den Italiänern: Ber- toloni, Ruchinger, Naccari. Unter den Spaniern! Clemente, Heredia, Lagasca, HWaenseles. Unter den Dänen: Otto Friedr. Müller, Hornemann, Schousboe, Lyng. bye, Hofmann Bang und Andre. In Schwe- den: Forskäl, Wrangel, Fries, Agardh. In Rufsland versprach, seit kurzem, eine schün« Dämmerung einen glänzenden Tag, wenn noch 79 einige Expeditionen zur Umschiffung der Erde, wie die unter Krusenstern, HKotzebue und die neueste unter Hrn. von Lütke, von der Pe- ‚tersburger Academie geleitet, veranstaltet würden, um die, durch Tilesius, Wormskiold, Langs- dorf und Horner bekannt gewordenen Schätze der fernen Russischen Besitzungen zu vermehren. Auch erwähnte der Redner der Verdienste des Prinzen Max von Neuwied, von Martius und Ecklon um die vermehrte Bekanntschaft mit den Algen. Aus dieser Reihenfolge ausgezeichneter Na- men ergab sich, dafs Engländer, Franzosen, Deut- sche, Dänen und Schweden bis dahin sich yor- augsweise um die Algologie verdient gemacht ha- ben, indem sie nicht allein das Gebiet derselben erweiterten, sondern auch die Anordnung zur end- lichen systematischen Aufstellung beschleunigten, und die bedeutendsten Beiträge für die Pbysiolo- gie der Algen lieferten, Der Redner gab demnächst Rechenschaft von den Versuchen, welche zur Begründung eines Sy- stems der Wissenschaft von den Algologen ge- macht worden sind, von denen Einige blofs die aufsre Ferm (den Thallus): Andre aber die Frucht und die zur Fruchtbildung gehörigen Theile zum Prinzip einer natürlichen (methodischen) oder ei- ner künstlichen (systematischen) Anordnung ge- wählt haben. Weber und Mohr arbeiteten streng auf die letztere hin, und wollten die Algen “1 „an der Frucht erkannt wissen,‘ Goodenough und Woodward hielten sich an die äussere Bildung, den Thallus der Pflanze, dies thaten auch Mehrere, berücksichtigten jedoch auch die karpologische Ansicht, wo sie es thun konnten, z.B. Lamouroux. Beide batten ihre Nachfol- ger; jedoch scheint es wohl, als ob die Berück. sichtigung des blofsen Habitus minder ausreiche zur genauern und sichern Anordnung, und man doch endlich die Frucht als Grundprinzip wählen werde, zumal, da Agardh in seinem neuesten Werke sich diesem Ziele s0 sehr genähbert hat. Diesem berühmten Schweden verdanken wir das erste, den gesammten, bis jetzt verzeichneten Al- genschatz umfassende System, welches sich schon jetzt eines fast allgemeinen Beifalls, nach Wür- den, erfreut, wenn gleich einige Abänderungen und Modificationen von Einigen, namentlich von Fries undGreville in Vorschlag gebracht sind. Jetzt sey besonders zu wünschen, dafs die Al- gelogen der Physiologie, dieser glänzenden, ob- wohl noch immer schwächern Seite der Wissen« schaft, ihren Fleifs und Scharfsinn widmen möch- ten. Die schätzbaren Untersuchungen welche wir den Gebrüdern Treviranus, Link, Oben, Nees von Esenbeck, Trentepohl, Märk- lin, Wiegmann, Sprengel, Dr RBudolphi und verschiednen Ausländern verdanken, haben die Bahn gebrochen zu weitern Forsebungen und Aufklärungen wancher noch problematischen Auf- 12 ' ı ‚gaben, dahin gehören : die bei einigen Süfswasser Algen angegebenen anomalischen Erscheinungen, der. Geschlechts - Dualismus , die verschiedenen Vorrichtungen, welche darauf abzuzwecken schei- nen, die Doöppelfrucht, die Vebergänge und Me- tamorphosen, und andre den Algologen bekannte Gegenstände. Zum Schlufse sprach der Redner noch den Wunsch aus, men möge die Bürde der _ Synonymie nicht noch drückender machen! Nach diesem Vortrag nahm Prof. Agardh das Wort, und erklärte, der verehrliche Hr. Prä- sident sey gegen alle anderen gerecht und mehr als gerecht gewesen, ur gegen sich selbst nicht, Er habe die Verdienste eines jeden anderen um die Algenkunde gewürdigt, sein eigener Name nur käme in der Abhandlung nicht ver. Und doch wäre er, wenn die Algologie sich rühmen könne, zu einer eigenen Wissenschaft erhoben zu seyn, der eigentliche alleinige Begründer derscl- ben. Wolle man freylich nur denjenigen den Begründer einer Wissenschaft nennen, der hin- dereiche Werke über dieselben geschrieben, so komme dieser Ehrenname Mertens nicht zu, wolle man aber denjenigen so nennen, von dem alle andren, die hierin etwas zu leisten vermöch- ten, gelernt hätten, der mit der lichevollsten Be- reitwüligkeit schriftlich und mündlich, andern von seinen reichen Schätzen des Wissens mitgetheilt habe, so dafs ıman sagen könne was alle in die- sem Jahrhunderte über die Algenkunde bekannt . To gemacht, sey das Resultat seiner Erfahrungen und Forschungen, oder doch so ferne sein Werk, ala er durch sein Beispiel, durch seine Liebe für die Wissenschaft alle anderen zu gleicher Liebe auf- gefordert und angespornt habe, wolle man einen solchen Mann den Begründer der Wissenschaft nennen: so verdiene keiner so sehr diesen Na- men als eben Mertens. Agardh freue sich diese Gelegenheit zu haben, dem hochverehrten Veteranen den herzlichsten Dank aller Algologen und insbesondere seine persönliche Achtung und Dankbarkeit an den Tag legen zu können. Prof. Hornschuch bemerlite dafs Dr. Ru- dolphi eine Arbeit über die Entwickelung der ver- schiedenen Früchte der Algen ausgearbeitet habe, Die versammelten Botaniker begaben sich hierauf nach dem nahen botanischen Garten, ein Besuch der auch in den folgenden Tagen einige Male wiederholt ward. Zweiter Tag den aı. September. Ein von dem vorzüglichen Mykologen Hr. Dr. Steinheim zu Altona an Prof, Lehmann zum Vorzeigen bei der hotan. Section überschickter merkwürdiger Schwamm aus Surinam, den der bei dieser Sitzung nicht anwesende Prof. Lehmann auf den Tisch im Versammlungssaale hingestellt hatte , ward von der botanischen Section auf den Vorschlag des Präsidenten Polyporus Agardhii genannt, Seine Diagnose ist folgende: Boletus Polyporus Agardhii. Suberoso -ligneus, profunde fuscus, pileo et -stipite ; poris minutissimis flavis decurrentibus, pileo rugoso zonato, stipite in medio dilatato, applanato, introrsum flavo, et poris (uti pilei in- ferius latus, forsan prolifer in eminentia ovali eentrali, spatii dilatati praedit.) Altitudo tripe-, dali pilei circuitu fere XXIV. pollie. diametro majore VIII. angustiore VI. poll. Ad arbores surinamenses. Hr. G. Booth (ein in der Nähe von Altona wobnender Handelsgärtner) zeigte eine lebende neuholländische Pflanze, welche ihm von John Mackay aus Clapton in England, gesandt wor- den, und welche weder in England noch bier ge- blühet habe. Der Gärtner Booth wünschte, dafs die Section die Pflanze näher untersuchen möge und hatte zur Vergleichung abgeschnittene Zweige von einigen Banksien mitgebracht. Die Section war der Meinung dafs die vorgezeigte Pllanze al- lerlings zur Familie der Proteaceen zu zählen sey, suchte aber auch zugleich dem Gärtner Booth begreiflich zu machen, dafs man eine Pflanze die- ser Art ohne Blüthe und Frucht nicht zu hestim- men pflege. (Prof. Lehmann, der erst am Schlufs dieser Sitzung aus einer anderen Section kam, erklärte die vorgezeigte Pflanze für Dryandra cu- neata R. Br., und erbot sich lebende und ge- trocknete vollständige Exemplare davon im bota- nischen Garten vorzuzeigen.) 75 Prof. Dr, Reum machte aufmerksam auf ei. nige Erscheinungen beim Wachsen und Verhal- ‘ten der Holzpflanzen als Vorbereitung einer bes- seren Erklärung über das Ernähren und Wach. sen derselben. Namentlich suchte er zu bewei- sen, dafs gesunde und unverletzte Wurzeln keine ‘körperlichen Stoffe als solche in sich aufneh- men, und dafs das gewöhnliche Eintreiben ge- färbter Flüfsigkeiten in verletzte Pflanzen kein ‚Ernähren sondern ein Tödten derselben sey. Hr. Prof. Reum hat die Absicht, sich über diese und andere, ebenfalls hier zur Sprache gebrachte Gegenstände in einer eigenen Schrift zu verbreiten, Prof. Runge zeigte sodann in einer Reihe von Versuchen das chemische Verhalten der Blu- menstoffe und suchte damit die Möglichkeit einer chemischen Botanik darzuthun. Der Weg, den. er zu diesem Behufe eingeschlagen, ist von eigen- thümlicher Art, indem er die Bestimmtheit der chemischen Reaction mit der Anschaulichkeit wel. che die Botanik durch das Aufbewahren getrock- neter Pflanzen gewährt, zu verbinden wulste. Er hatte nämlich eine jede chemische Reaction der Blüthenstoffe gegen die Metalloxyde dadurch fixirt, dafs er letztere zuvor mit Musselin verbunden hatte und sie nun in diesem Zustande zur Reaction angewandt. Hiedurch stellte er die chemische Verbindung, welche ein Metalloxyd mit einem be. stimmten Pflanzenstoff hervorbringt, und welches sich fast immer durch eine bestimmte Farbenän- 26 derung auszeichnet, nicht als pulrerigten Nieder- schlag, sondern als auf eine Fläche ausgebreitet dar, und so konnte derselbe von jeder Blüthe gleichsam eine chemische Musterkarte an der Re- action ihrer Stoffe vor Augen legen. Das zunächst auf Botanik sich beziehende Ergebnils dieser Versuche war die Nachweisung einer völligen chemischen Uebereinstimmung der Blüthen aller bis dahin von ihm untersuchten Coreopsts- Bidens- Cosmus- Georgina - Arten, die eine gelbe Säure enthalten, welche mit dem Kiu- pferoxyd eine dunkelrothe Verbindung bildet. !a andren sowohl nah- als fernstehenden Pflanzen, war davon keine Spur aufzufinden, so dafs die genannten Pflanzengattungen sich chemisch mei- stens genau an einander schiiefsen, Nicht minder interessant war die Vorzeigung Gorjenigen Versuche die Prof. Runge Behufs einer Untersuchung der Species auf chemischen Wege angestellt hatte; er legte der Versammlung die chemische Reaction der Blütben von ı6 Ar. ten Scabiosen und ı3 Oenotheren vor, zeigte wie beäeutend die eine von der andern abweicht, und wie wenig Schwierigkeit es machen würde auf diesem Wege eine wirklich chemische Diagnostik der botanischen an die Seite zu stellen. Dr. Fleischer zeigte kolossale Blätter der Finla hirta im Gerten zu Mitau gezogen vor. Es waren darunter einige Fixemplare, welche wit dem Stengel bis ı0 Zoll lang waren. Statt der 77 Blüthen hatten diese. Pflanzen nur Blätter getrie- ben, die Stipulae waren dabei auch zu Blättern ausgebildet, Hr. Baron von Jacquin bemerkte dafs man bei karger Vegetation das Umgekehrte nämlich ein Zurückgehen der Blätter in Stipulae bemerkt habe. Er führte auch ein Beispiel von Capsella Bursa pastoris an, wobei sich häufig die petala in Staubfäden verwandeln. Die Section besuchte darauf den botanischen Garten, woselbst man mit den sämmtlichen übri- gen Mitgliedern der Versammlung ein Frühstück in a festlich geschmückten Zelten einnahm, Dritter Sitzungstag den 22 Sept, Prof. Mertens zeigte an, dafs Hr. Prof. Hünefeld zu Greifswald sein Verfabren Pflan- zen mit Beibehaltung ihrer Farbe, Stellung und natürlicher Ausdehnung zu trocknen, dem Hrn. Dr. Fricke zur öffentlichen Mittheilung nebst Proben dieser Methode gesandt habe, dals aber dieser Gegenstand wegen des speziellen Interes- ses für die Botaniker an die botanische Section verwiesen worden sey. Da diese Abhandlung für Schweiggers Journal bestimmt ist, *) so ward darüber nur folgendes referirt:: *) Nach einem Schreiben des Hrn, Prof. Hünefeld an den Herausgeber des Journals der Chemie und Physik (mitgetheilt ın dessen Journ. 1851. Heft 12. p- #37.) ist derselbe nunmehr gesonnen, über den vorliegenden Gegenstand auf vielfältige Autiorderung ein Werk auszuarbciten, Kigenes A.d. 78 „Das Trocknen der Pflanzen nach Hüne- felds Angabe, geschieht in Bärlapppulver, wel- ches zuvor ı2 bis 24 Stunden in einem Backofen getrocknet wird, und wiederum erkaltet ist, in ei- nem dichten schwarzgefärbten gut verschlossenen Gefälse. Unten und an den Seiten wird trocknes Chlorcaleium in Kapseln von Fliefspapier ange- bracht, um alle Feuchtigkeit zu entfernen. Oben auf, ein Gemenge von ferrum sulphuricum und talk in Papier gekapselt. Im Sommer bei g% wöhnlicher Wärme, im Winter im einem geheiz- ten Zimmer, 4, 8, ı0 Tage sind zum völligen Trocknen hinreichend ® „Prof. Hünefeld hält diese Methode für wenig kostspielig, da sowohl das Bärlapppulver als das Chlorcalcium wieder getrocknet und von neuem gebraucht werden können. Auch meint er, dafs sie weniger Zeit erfordere als die gewöhn- liche Methode, da man in einer Stunde zo — 3a, Pflanzen trocknen kann, die dann hernach weiter keine Mühe und Sorgfalt erfordern. — Ein Nach- theil dabei ist, dafs die getrockneten Pflanzen viel Raum erfordern, wefshalb sie sich wohl nur für solche Pflanzen und Pflanzentheile eignen möchte, die zu Demonstrationen bei Vorlesungen bestimmt sind. Doch lafsen sich so getrocknete Pflanzen nachher noch pressen, und zwischen Pa- pier einlegen, wo sie immer noch viel besser er- halten werden, als auf die gewöhnliche Weise. * Collegienratb, Prof, Fischer aus Petersburg 1) erwähnte, dafs Prof. Bongard und Dr, Mon- nin in Petersburg, die Pilze in einem Luftzuge heissen Wasserdampfes von 40 — 60 gr. R Hitze zu trocknen pflegten, und dadurch die Gestalten und Farben dieser sonst se schwer zu .cÖnserti- renden Pflanzen vortrefflich erhielten, Baron Jacquin bemerkte, dals bei dem Trocknen des Lycopodiü grofse Vorsicht wegen Feuersgefabr nöthig sey, und dafs der Anwendung im Grofsen wohl die Kosten einer so bedeutenden Menge von [.ycopodium, der Raum der Aufstellung, und die Zeit, entgegenstehe. Die Anwesenden waren der Meinung, dafs nach den vorgelegten Speciminibus zu urtheilen, diese Methode voll. kommen ihren Zweck erreiche. Die Blüthen, selbst mehrerer zarten und leicht die Farbe ver. licrender Pflanzen, hatten sich sehr gut erhalten. Die Stellung der Pflanzentheile war ungeachtet der Reise und des dadurch nöthig gewordenen Einpackens zwischen Matten gut erhalten. Dabei hatten die Pflanzen und Blumen Biegsamkeit ge- nug behalten, um mit leichter Mühe naturgemäls aufgestellt zu werden. Prof. Mertens referirte darauf aus einem an den Hrn. Bürgermeister Dr. Bartels als Ge- schäftsführer der Versammlung gerichteten und der botanischen Section übergebenen Brief des Hrn, Prof. Gärtner zu Calw im Würtembergi- schen über Bastardpflanzen. Hr. Prof. Leh- mann reihete daran allgemeine Bemerkungen 30 über die Natur der Bastarde im- Pflanzenreiche, und zeigte einige auffallende Bastarde aus dem hiesigen botanischen Garten in lebenden Exem- plaren vor. “ Bemerkenswerth schienen besonders folgende: ı) Eine Potentille aus den Samen der Pot, pensylvanica befruchtet mit P, colorata Lehm, ge- zogen, hatte sowohl folia radicalia pinnata als qui- nato -digitata. Die Petala waren gelb mit rothen Nägeln und rothen Adern, und dabei gröfser, als sie gewöhnlich bei der Pot, pensylvanica zu seyn Pflegen. 2) Eine Potentilla aus den Samen der Pot, eoloraia befruchtet mit P. afrosanguinea. Diese hatten sowohl folia radicalia quinata als quaterna und ternata, wie denn überhaupt diese Pflanze welche Sweet in seinem british flower Garden als Pot. Russeliana abgebildet hat, zwischen den bei« den älterlichen Pflanzen die Mitte hielt. 3) Einen Cactus aus Samen von C. speciosus gewonnen, der mit C. alalus war befruchtet wor- den. Auch in dieser Pflanze vereinte sich die doppelte Bildung der Vater- und Mutterpflanze, Prof. Agardh las eine Abkandlung über die Einheit der Pllanzenform. Seine Ansicht ist be- reits in seinem so eben erschienenen Lehrbuche der Botanik (Bot. Liter, Bl. IY. S, 48. ff.) voll- ständig entwickelt. Kollegienrath Dr. Fischer aus Petersburg legte die Zeichnungen und Risse des botanischen 8. Gartens zu Petersburg mit erläuternden Bemer. kungen vor, (Wir werden letztere in einem unsrer näch=- sten Blätter nachfolgen lafsen,) Prof, Hornschuch zeigte die Ehrenber- gische Schrift über Infusionsthierchen in unserer Section vor, da manche dieser Thierchen bisher zu den Zoophyten gerechnet wurden, Er bemerkte darüber dafs genauere Untersuchungen durch ein Microscop bei 400 maliger Vergrößserung gezeigt haben, dafs in den niedersten Formen dieser Thiere sich nicht nur Verdauungsapparate vor- finden, sondern dafs Ehrenberg sogar fast alle Organe höherer Thierformen, z. B. Nerven und Spuren von Augen an denselben entdeckt habe, Ehrenberg glaubte die Bestätigung des alten Satzes „omne yivum ex 0vo“ auch an diesen Thie- ren gefunden zu haben. Prof. Lehmann machte den Antrag, dafs der ostindischen Compagnie der Dank der Gesammt- heit der vereinten Botaniker für die Liberalität in einer Addresse dargebracht werden möge, womit dieselbe angeordnet, dafs die von Dr. N. Wal. lich nach Europa gebrachten Pflanzen unter die Botaniker dieses WYelttheils vertheilt werden sol- len; zugleich aber auch ia dieser Addresse an. Zudeuten, wie wichtig es für die Wissenschaft sey, dafs Dr. Wallich in Europa bleibe bis die sämmtlichen von demselben gemachten Sammlun- gen geordnet und die Herausgabe seines grofsen Flora Nr. 5, 2ter B, F 82 Werkes beendet sey; endlich an Dr, Wallich ebenfalls ein Dankschreiben für die Art zu er- lafsen, wie derselbe sich des ihm von der Com- pagnie gewordenen mühevollen Auftrags bis hie- her entledigt habe. Dieser Antrag ward von al- len Anwesenden genehmigt. Auch glaubte man, dafs es nicht unpassend seyn würde, ebenfalls ein Schreiben an Se. Majestät den König von Eng- land zu richten, und die Geschäftsführer der Ge- sellschaft zu ersuchen, diese Briefe mit zu unter- zeichnen. In einer Abendsitzung ward dieser Gegen- stand noch weiter besprochen, die Briefe wurden aufgesetzt und darauf in den nächsten Tagen «unterschrieben, . Vierte Sitzung den 22. Sept. Prof. Lehmann vertheilte an die Anwesen- den das von ihm zu Ehren des Hrn. Prof Hipp bei dessen 25jähriger Amtsfeyer als Professor „am Hamburgischen akademischen Gymnasium und Johanneum geschriebene Programm, enthaltend Pugillus II. novarum plantarum, Zugleich zeigte derselbe die in diesem Programm beschriebenen Pflanzen vor und knüpfte daran Bemerkungen über die verwandten Arten, (Wir werden in ei nem unsrer nächsten Literaturberichte auf dieses Programm zurückkommen.) Hr. D.G.C. Berendt aus Danzig zeigte hierauf seine reiche und sehr instructire Samm- 'ang fossiler Pflanzenreste in Bernstein vor. Der« 85 selbe bemerkte dabei, indem er sich auf. die von ihm herausgegebene Schrift „die Inseeten : in Bernstein, ein Beitrag zur Thiergeschichte der Vorwelt, Danzig 1830 **. bezog: ı) Dafs der Bernstein der Saft (Harz) einer Finus - Art sey. 2) Dafs die Einschliefsung der i in Bernstein enthaltenen fremden Körper sehr sanfter Art ge- wesen seyn mülse, indem man z. B. Fliegen, welche während der Begattung überrascht wur« den, im Bernstein finde, Baron v. Jaequin zeigte ein von Plössl in Wien verfertigtes Mikroscopium compositum vor. Die Mitglieder fanden, dafs sowohl die stär- kern (3— 400 fache) als auch mäfsigern Ver- grösserungen (30 — 50 — 60 fach), für welche das Instrument besonders geeignet ist, auf der ganzen Gesichtsfläche den Gegenstani gleich klar und hell darstellen, und dafs also dieses Instrument ausgezeichnet gut zu nennen sey. Sodann wurden durch Hrn. Prof, Lehmann vollständige männliche und weibliche Exemplare einer höchst merkwürdigen parasitischen Pflanze vorgezeigt, worüber bis jetzt nur einige Notizen durch Hrn. v. Schlechtendal (Linnaca Vol. a. p- 671.) mitgetheilt wurden, der aber nur ein männliches Exemplar gesehen zu baben scheint. Diese Pflanze — Ichihyosma Wehdemauni — war vom Hrn. Ecklon aus der Capstadt an Leh- mann ohne weitere Bezeichnung eingesandt wor« F2 84 den, els dafs derselbe diese parasitisch an den Wurzeln einer Mimosa auf den Hügeln von Ado ‚im December blühend angetroffen Die merkwür. dige Pflanze, über welche weitere Bemerkungen mitgetheilt wurden, gehört zur Dioecia Triandria, Zugleich zeigte Lehmann die von ihm im Jahre 1829 beschriebene neue Gattung Linden- bergia urtieifolia in lebenden blühenden Exempla- ren vor, und machte einige Bemerkungen über die Verschiedenheit dieser neuen Gattung von den zunächst verwandten, Hr. G. Bentham aus London erwähnte, dafs sich in der Wal- lichschen Sammlung noch mehrere unbeschrie- bene Arten dieser Gattung befänden, und dafs die vorgezeigte Art bereits im Garten der Hor- ücultural Society aus den von Hrn, Prof, Leh. mann eingesandten Samen gezogen, kultivirt werde, Fünfte Sitzung den 24. Sept. Zuerst sprach Hr. Ohlendorf, Gärtner im hiesigen botanischen Garten, über die Kultur und Vermehrungsart mancher wenig bekannter Pflan- zen, und insbesondere über die Vermehrungsart der Pflanzen mit geflügelten Zweigen, welche sel- ten oder nie Samen liefern. Er erläuterie die- sen Vortrag durch mehrere Zeichnungen, und wird denselben in den Denkschriften des königl. preuss. Gartenbau - Vereins bekannt machen. Sodann zeigte Hr. Dr Siemers einige auf Insectenlarven gewachsene Clavarien vor, welche 85 ihm durch Hrn. von Winthem hieselbst mit- getheilt worden waren. Er warf dabei die Fra- . gen auf . ») ob die verschiedene Form in der Meta- morphose des Schwammes liege, und also nur ver- schiedene Entwicklungszustände bezeichne ? 2) ob der Grund und Boden (die Larven des Insects) auf welchen sie wurzeln, einen Einflufs auf die verschiedenartige Form habe? 3) ob die Verbältnifse, unter welchen sich die Pilze bilden, Einflufs auf die verschiedenar- tige Form haben? Bei den vorgezeigten Exem- plaren waren nämlich Feuchtigkeit und Dunkel. heit, in welchen die Insectenlarven erstickten, die Gelegenheitsursache der Schwammbildung. ' Es ward beschlossen die vorgezeigten Schwäm- me dem Hrn. Prof. Agardh für Hrn, Prof. Fries nach Lund mitzugeben. Prof. Mertens legte der Section mehrere höchst interessante Algen vor, welche dessen Sohn ‚Dr. Heinrich Mertens ihm zugesandt, und welche derselbe auf seiner VWVeltumsegelung gesammelt hatte. Der würdige Präsident be- merkte zugleich mit sichtlicher Bewegung, dafs eine gefährliche Krankheit seinen Sohn abgehal- ten habe, persönlich der Gesellschaft deutscher Naturforscher beizuwohnen. Die Section dankte ihrem verehrten Vorste- her für die Vorzeigung dieser zum Theil ganz . neuen oder doch höchst merkwürdigen Algenfor- 86 men, welche die Mehrsten noch nicht in natura gesehen hatten, und bezeugten die lebhaftesten Gefühle der Theilnahme für die baldige Gene- sung seines ausgezeichneten Sohnes (der dennoch leider 6 Tage nachher ein Naub des Todes wurde. Vergl. Flora 1830. S. 694.). Hr.J. Booth zeigte mehrere abgeschnittene Zweige von Bäumen und Sträuchern Populus, Pla- tanus, Quercus, Rhamnus, Spiraea, Hedera vor, wel- che er für neue Arten halten zu dürfen glaubte, welche aber von den Anwesenden für bekannte und längst beschriebene Formen erkannt wurden. Prof. Hornschuch trug den Wunsch vor, dafs Pilanzenliebhaber und besonders Gärtner es doch versuchen möchten, die zweifelhaften oder ‚bybriden Pilanzenlormen wieder auf die Original- Arten zwück zu führen. Hr. v. Berg hat diefs mit einigen Varietäten der Iris-Arten gethan, und Prof. Hornschuch referirte über die Resultate welche sich Hrn, von Berg ergaben. Hr. Prof. Hornschuch bemerkte bei dieser Gelegenheit, dafs er seine schon vor ı0 Jahren aufgestellte und seitdem vielfach bestrittene Be- hauptung auch jetzt noch wiederhole, dafs näm-+ lich die Laubmoose sich aus confervenartigen Ge- bilden entwickeln, Hr. Dr. Steinheim zeigte eine von ihm in dem nahen Moosbecker Park gefundene merk- würdige Dacdalca. 87 Hr. Collegienrath Fischer setzte seino Ideen über die Art, wie man eine Holzsamimlung anle- gen mülse, um ihr wissenschaftlichen Werth zu geben, auseinander, und zeigte zur Erklärung derselben Holzsegmente vor. „ Von jeder Species müfsen wenigstens drei Exemplare von Holasegmenten bereitet werden. ı) Ein Longitudinalsegment , dessen eine Fläche durch die Achse des Baumes, also in der Richtung der Spiegelfasern (Markstrahlen) geführt worden ist. =) Ein Longitudinalsegment, dessen Haupt- fläche in einer gewissen Entfernung von der Achse des Baumes die Markstrahlen senkrecht (in einem rechten Winkel) durchschneidet, und an seinen Seiten folglich mehr oder minder schiefe Durchschnitte derselben zeigt. Da die Stämme der Dicotyledonen conisch sind, so kommen in diesem Durchschni'te die Jahrringe auf die Weise zum Vorschein, wie sie bei den Tischlerarbeiten durch ihre Streifen die verschiedenen Hölzer charakterisiren. 3) Ein Querabschnitt (Hirnschnitt) des Stammes. Bei allen diesen Abschnitten mufs man der- auf sehen, wenigstens theilweise die Rinde zu erhalten, und um das ältere, centrale Hola von. dem Splinte (Peripherislholze) gehörig suszuhen- nen, sind bei Abschnitten von dickeren Stämmen oft mehrerer Brettchen, aus dem Centrum und von der Peripherie des Baumes genommen, um 88 das Holz in allen seinen Modilicationen darzu- stellen, vonnöthen. ' Um aber jede Art noch bestimmter definiren zu können, sind eigentlich noch zu jenen Exemplaren ı) vergleichende Stücke des alten und jun- gen Holzes, " 2) vergleichende Stücke der Wurzel, der Ba- sis des Stammes, des eigentlichen Stammes selbst, und der Zweige, 3) Modificationen des Holzes nach verschie- denem Boden, und 4) morbide Stücke desselben, Masern und dergleichen mehr zu der Sammlung hinzuzufügen. Auf solche Weise dargestellt bieten die ver- schiedenen Hölzer leicht zu beobachtende und nicht sehr schwer in den Zwang einer Termino- logie zu fügende Charaktere dar, welche einer- seits verständliche Beschreibungen derselben mög- lich machen, anderntheils aber eine vergleichende Vebersicht derselben begründen können, Hr. Collegienrath Fischer zeigte noch ei- nen Längsdurchschnitt eines Impfstückes von ei- nem auf die gemeine Pflaume geimpften Pfirsch- baume vor, und machte auf die Art der Verbin- dung und des Ueberganges dieser beiden Naturen ineinander, und auf die bei diesem Stücke be- merkbare Erscheinung aufmerksam, dafs das fär- bende P:inzip der Pflaumennatur über die Impf- stelle hinaus aufwärts einen Theil des Pfirschen- holzes gefärbt hatte, so dafs die Impfgränze nicht 0 mehr durch das bemerkbare Impfauge, sondern über demselben sich zu befinden schien. Sechste Sitzung den 25, Sept. Hr. Prof. Horkel las eine Abhandlung über die bisherige Vernachläfsigung in der Beobach- tung der Antherenbildung bei dem Genus Najas. Er glaubte dafs Sprengel, Reichenbach und andere mit Unrecht 2 Genera Najas und Caulinia aufgestellt hätten, und schliefst sich Brown an, der nur ein Genus Najas annimmt, da das Peri- anthium bei allen Arten gleich ist, sowohl bei denen die zu Najas major als minor gehören, Nur die Antheren sind verschieden. Er will das Genus zur Dioecia stellen, wenn gleich Najas mi- nor zur Monoecia gehört, Najas major aber ist Diöeist, obgleich einige sie als Monöcisten be- trachtet haben. Micheli hat die männliche Biu- me für die Frucht gehalten und daraus eine Art, N. telrasperma gemacht. Willdenow stellte Tem, als monosperma, mas als telrasperma auf, aber nirgend ist eine wirkliche telrasperma ge- funden, auch nicht in Italien, Kunth wollte sie bei Berlin gefunden haben, gestand aher später dafs er sich getäuscht habe. Hr. Staudinger, Pächter und Landwirth zu Flottbeck, trug seine Ansichten über einige Pflan- zenkrankheiten, namentlich über die Entstehung des Mutterkorns, des Rostes und über den Brand im Getreide vor. Hr. Prof, Lehmann legte eine an demsel- 90 ben vom Hrn, Prof. Dr. Hoppe in Regensburg übersandte Centurie Kärnthischer Alpenpflanzen vor, welche Hr. Prof. Dr. Hoppe, der vor 50 Jahren seine erste botanische Bildung in Hamburg erhielt, an Prof, Lehmann eingesandt hatte, um wie er sich darüber in seinem Schreiben aus- drückt: „der hochverehrten Versammlung, an wel- „cher er diesmal nicht Theil nehmen könne, „seine Aufmerksamkeit zu bezeigen und dersel- „ben zugleich davon einen Beweis zu geben, „wie weit die Kunst des Pflanzeneinlegens ge- „diehen: sey. *t Die vereinten Botaniker erkannten mit Dank- gefühl diese Aufmerksamkeit des würdigen Hrn, Prof. Hoppe, freueten sich der schönen von demselben eingesandten Pflanzenformen mit dem Wunsche, dafs Hr, Prof. Hoppe noch oft seine Alpenwanderungen wiederholen und noch recht lange der Wissenschaft erhalten werden möge, für deren Verbreitung er so rastlos thätig ist, Endlich ward von Prof. Lehmann eine Preisaufgabe vorgelegt und vertheilt, welche die Hamburgische Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe beschlofsen und in ihrer Sitzung vom ı. April 1830 zum Druck beordert hatte. Der Gegenstand dieser Preisauf- gabe betrifft die Beschränkung des den Wiesen unserer Elbinseln so nachtheiligen Duvocks (Egui- setum), der Preis (bis zum ı. August 1833 of- fen) ist 100 Stück Hamburger Dukaten. Die Auf- 91 gabe selbst war hereits längst gedruckt, doch waren früher nur einige Exemplare davon ausge- geben worden, weil man es passend gehalten hat- te, diese erst jetzt zu vertheilen. Wir haben sie bereits S. ı9. im Intelbl. zur Flora 1831 mitgetheilt, Ausserdem wurde vom Hrn. Prof. Lehmann noch das lithographirte Bild seines Freundes, des verstorbenen Prof. Weber in Kiel, vorgelegt und vertheiltt. Durchs Loos vertheilte der Präsident Hr. Prof. Mertens einige Collectionen von Al. gen (Dubletten aus seiner Sammlung) als ein An- denken an ihn und die verlebten frohen Tage. Leider erlaubte die Zeit nicht die auf heute an. gebündigten Vorträge von Prof. Presl, Prof, Wicksiröm und Prof. Lehmann noch zu hö- ren, welshalb nur Hr, Prof. Wickström noch einige seltene nordische Pflanzen vorzeigie und Bemerkungen über die damit verwechselten Ar- ten machte. Prof. Mertens schlofs die Sitzung mit ei. nem Danke gegen Hrn. Prof. Lehmann der die botanische Section in seiner Wohnung aufgenom- men hatte, und mit einigen herzlichen Worten des Abschieds, I. Kürzere Bemerkungen, 1. Notizen ausHost’s noch ungedrucktem 2ten Band der Flora austriaca, In dem neuerlichst von Hrn. Rath v. Zim- mermann zuWVien herausgegebenen Grundzügen der Phytologie, Wien ı83ı beilleubner, belindet 02 sich eine beiläufig mitgetheilte Uebersicht der .in der Flora austriaca von Host enthaltenen Gat- tungen und Arten aus den bis jetzt noch unge- druckten ı2 — ı8ten Klasse, aus welcher wir yor- läufig folgendes ausheben. In der Teosandria Monogynia finden sich 16 Arten unter den 6 Gattungen: Mortus, Punica, Amygdalus, Prunus, Padus, Cerasus, Man sieht dafs der Verf, die DeC. Eintheilung ange- nommen hat, gegen welche neuerliehst von Zue- earini nicht unerhebliche Einwürfe gemacht wor- den sind (Flora 1830. S. y50.). Die Ga.tung Ce- rasus enthäit 4 neue Arten: C. effusa, intermedia, merasca und hurmnilis, Die Ordnung Di-Pentagynia enthält 28 Arten unter den 8 Gattungen: Aria, Crataegus, Cotonea- sier, Sorbus, Mespilus, Pyrus, Spiraea und Hald- sieinia, Aria mit einer neuen Art: Aria Hostii, Unter der Ordnung Deca - Polygynia 8 Gattungen: darunter Geum mit G, sudelicum, Ro- sa 17T Arten mit R. cordifolia als eine neue Zierde der östreichischen Flora. ARubus mit ı= Arten darunter R. longifolius, neu, Poteniilla 25 mit 2 neuen Arten P. pusilla und affınis. Unter Polyandria Monogynia hefindet sich Tilia mit ı4 Arten dabei es „eine erfreu- liche Ueberraschung gewährt von dieser. herrli- chen earopäischen Banmgattung 9 neue Arten auf östreichischem Boden zu finden, namentlich T. vi- tifolia, corylifolia, corallina, mutabilis, latebraleaia, 05 praecox, pyramidalis; tenuifolia und obligua.“ In der Trigynia; Delphinium mit 7 Arten, dar. unter D, paniculainm, neu. Aconitum 21, dar- unier 7 (!) neue Arten: 4. parvifolium, obtusi= Jollum, tuberosum, purpureum, tenuifolium, albi. cans und geraniifolium. In dieser Klasse und Ord- nung steht auch Hypericum mit ı2 Arten. In der öten Ordnung steht Helleborus_mit ı3 Arten, dar- unter 6 neue: H. cupreus, intermedius, graveolens, laxus, pallidus und angustifolius. In der Didy- namia Gymnospermia belinden sich 30 Gat- tungen mit ı6ı Arten, darunter Jjuga mit 7 Ar- ten, davon 4. latifolia und rugosa neu, IHelittis nur 1. Calamintha ı2, unter welchen C. origani- Jolia, rotundifolia und obligua neu. sSatureja 7, darunter 3 neue, S. Äirta, variegala und inolora. Mentha 44 Arıen. ‚Wenn wir von dieser Gat- tung in Sprengels Ausgabe des Syst. veg. nur 35 Arten finden, so mufs man annehmen, dafs dieselbe ihr Maximum in Ocstreichs Landen habe; wenn man aber in dieser Flora unter den ange. führten 4ı Arten auch 29 im Pfilanzensysteme noch nicht beschrieben findet, so muls man Oest- reich als das Mutierland dieser Gattung betrach- ten,** Diese neue Arten sind : DI. interme- dia, purpurea, tortuosa, maculala, serolina, nilida, lamitfolia, melissaefolia, longifolia, latifolia, elata, monlana, carniolica, suaveolems, stachyoides, virt- dula, multiflora, tenuifolia, pulchella, angustifolia, simplex, carinihiaca, pumila, varians, prosirala, laxa, grata, atrovirens und polymorpha, NNepeta 0% 4, mit der neuen Art! N. ausiriaca. Belonica 4, darunter B. serotina neu. Stachys 12, S. grandi- flora neu, In der aten Ordnung stehen ı9 Gattungen mit 92 Arten: darunter Pedieularis Portenschlagü neu, Ürobunche mit 5 Arten. Bekanntlich hat Reichenbach 5o meist deutsche Arten abgebil- det, „Zeanthus 5 Arten mit 3 neuen, -4. longifoliss, spinulosus und spinosissinzus. In der 5ten Klasse hat die erste Ordnung 4 Arten von Rapistrum, dar- unter R. glabr:m neu. In der 2ten Ordnung kom- men unter ı6 Draben 3 neue Arten vor, nämlich Dr, elongata, Zahlbruckneri und Johannis, von Sr. Kaiserl. Hoheit dem Erzberzog Johann auf dem Gipfel des Hohenwartlis in Steyermark entdeckt. Alyssum ı7 Arten, darunter A, alsinefolium neu. In der 3ten Ordnung kommt unter andern Den- taria mit 6 Arten, Cardamine mit ı3 und Aralis mit ı9 Arten, darunter Sisymbrium hirlum, Braya alpina, Arabis tenella und Erysimum carniolicum, vor. (Vergl. Flora 1827. $. 254.) Die Monadelphkia Polyandria enthält unter andern von Malva 4 Arten, unter diesen MM. Morenii und M, decumbens neu, In der Diudelphia Octandria steht Po- Iygala mit Gärten, die Decandria dieser Klasse enthält von Cytisus ı4 Arten, mit der neuen C. PWeldeni, Astragalus 22 Arten. Die Gattung Oxy- iropis ist nicht aufgenommen, Die folgenden Klassen sind yon dem Verf. noch nicht eingeschaltet worden. 05 a. Als ein Gegenstück zu den Bemerkungen der Hrn. Tausch und Fresenius in diesen Blät- tern (vergl. Fl. 1828. S. 70 und 1830. S. 425.) führt Hr. Dr. Carus in seinen Analecten zur Naturwis- senschaft und Heilkunde, welche er auf seinen Rei- sen in Italien sammelte, an, dafs die Iris florents:a im April, aber nicht weifs, sondern blau blühe und überhaupt von unsrer Iris germanica nicht zu unterscheiden sey; die VYurzellinollen würden erst, im Herbst ausgegraben, und erhielten ihren Veil- chengeruch erst durchs Trocknen. 3. Eine für die Physiologie der Gewächse nicht unwichtige Entdeckung ist die Angabe nıehrer eng- lischer Blätter, edle und gesunde Obstbäume auf eine höchst einfache Weise zu erzielen, ohne die langwierige Erziehung der Stämme aus lernen nöthig zu haben, und selbst ohne die nicht immer glückende Veredlung derselben zu bedürfen. Das | Verfahren derselben besteht ganz einfach darin, dafs man das Pfropfreis in eine Kartoffel steckt und diese dann eingräbt. .Es wäre zu wünschen, dafs diese Erfahrung, welche ganz mit unsren Theorien übereinstimmt, sich auch in der Folge als practisch bewähren möge. Ü, Preisvertheilung. Die von dem Vereine zur Beförderung des Gartenbaues in den K, preuss. Staaten aufgege- bene Preisfrage: Ob sich Abänderungen in der Farbe der Blumen dadurch hiervorbringen lafsen dafs der Blüthenstaub auf die Narben anders ge- färbter Blumen, jedoch derselben Art, aufgetragen EEE 96 j wird, ist in einer Abhandlung gelöst worden, die den Hrn. Rautenbach, Zeichnenlehrer am Gym- nasium und Seminarium zu Soest zum Verfasser hat, und dem der ausgesetzte Preis von 150 Rthlr. zuerkannt worden ist. Die Frage ist in dieser Abhandlung mit Ja beantwortet und mit 29 ge- nauen Versuchen an Nelkenstöcken bewiesen wor- den. Die Versuche wurden mit der gehörigen Vorsicht angestellt, die Nelkenstöcke isolirt, allen Blüthen die Staubhentel genommen, die Narben mit dem Blüthenstaube von andern Nelken be- fruchtet, und zwar alle Blüthen desselben Stockes mit. Blüthenstaub von einer und derselben Nelke, Die veränderten Blumenblätter wurden wohige- trocknet in natura beigelegt, Derselbe Verfasser machte Versuche um die Blumen der Hortensien mit einer blauen Farbe durch Vermischung der Erde, in welcher sie ge- zogen werden mit fremdartigen Sıoffen, hervor- zubringen. Es gelang ihm mit Beimischung von HKoblenmeilererde. Nach andern Versuchen soll dazu eine Alaunauflösung ebenfalls dienlich seyn, ‚Versuche zur Erziehung neuer Sorten von Nelken und Sommerleveojen wurden fortwährend von dem Schullehrer Heyer zu Kaysershagen bei Mühlhausen angestellt, und der Hofgärtner Bosse in Oldenburg lieferte eine Beschreibung von ı6 neuen Amaryllis- Bastarden, die im Jahr 1828 aus Samen erzogen, in den folgenden Jahren geblühet haben. Es ergab sich dabei die Erfahrung dals die erzogenen Pilanzen-Bastarde nie zum Samentra- gen gebracht werden konnten, wie bereits aus Köl- reuters Versuchen bekannt ist. (Vergl, Verh. des Berliner Gartenvereins 4te Lieferung.) Allgemeine botanische Zeitung. ( Nro. 6. ) I. Original - Abhandlungen, Ueber den kaiserlichen botanischen Garten zu Se. Petersburg; von Hrn, Kollegienrath Fisch er, P.:er der Grofse hatte, unter der Menge der auf die vollkommnere Organisation seines Reichs abzweckenden Anstalten, auf einer der In- sein, welche die Newa an ihrem Ausflusse in den finnischen Meerbusen bildet, einen Garten zur Kul- tur von Ärzneipflanzen angelegt, welcher unter dem Medizinalkollegiam stand, Noch bis heute führt diese Insel den Namen der Apothekerinsel, Zu jener. Zeit war in Rufsland der Begriff eines Medizinalgartens kaum von dem eines bo- tanischen Gartens unterschieden, und der be- schränktere pharmaceutische Zweck desselben hin- derte dessen freiere Entwichelung zum Frommen der Naturwissenschaft. Man wulste unter den spä- teren Regierungen diesem Uebel durch die Thei- lung des Gartens in einen pharmaceutischen und einen botanischen Theil abzuhelfen, jeder ron ei- ner andern Behörde abhängig, allein, obgleich derselbe in einzelnen Perioden reich geoug war für seine Zeit und für seine wenigen Verbindun. gen mit ähnlichen Anstalten in andern Ländern, so ward er dennoch nie bedeutend, und in dem G 98 Anfange des letzten Jahrzehends war er kaum ei- ner Erwähnung werth; ja, das Maximum seines Pflanzenschatzes konnte man nur auf etwa 1300 Arten anschlagen, Rufsland besafs zu dieser Zeit seit fast 3o Jah- ren, einen vortrefflichen botanischen Garten, im Auslande bekannter als in dem Lande dem er an- gehörte, den der Graf A Razumowsky auf sei- nem Gute Gorenli bei Moslwa angelegt, und mit bedeutenden Kosten erhalten hatte. Der Tod des Schöpfers dieses Gartens im Jahre ı822 lies die bald darauf erfolgende gänzliche. Auflösung dieser schönen Anstalt fürchten, und der Kaiser Ale- xander, welcher seinem Reiche ein ähnliches Etsblissement erhalten wolite, befahl am 22. März 1823, auf den Vortrag des damaligen verdienst- wollen Ministers des Innern, Grafen Kotschubey, dem bisherigen Apothekergarten, unter dem künf- tig zu führenden Namen des kaiserl. botanischen Gartens, eine neue, vollkomimnere, seinem Zweche entsprechendere Organisation zu geben, und mir die erste Einrichtung und Direction desselben an- zuvertrauen, Diesen allerhöchsten Befehlen gemäfs wurden die nöthigen Pläne angefertigt, am 26. Jan. 1823 der Grundstein zu den neuen Gewächshäusern ge+ legt, und der Bau derselben mit solcher Schnellig- keit betrieben, dafs das letzte Pilanzenhaus im Mai 1826 vollendet war, Es hatte dieser Bau dem Staste bis auf 560,000 Fiubel gekostet, und diese 9 Summe war, olıne der Staatskasse zur Last zu fel- len, von dem medizinischen Departement des Mi- nisteriums des Innern herbeigeschaft worden. Zu derselben Zeit bewilligte der Kaiser 50,000 Rubel zum Ankaufe von Pflanzen, und die Summe der dem Garten jährlich zu bewilligenden, Unterhal. tungskosten wurde auf 73,000 Rubel festgesetzt. Nit diesen Mitteln hat sich der Garten bis zum ersten Mai ı830 erhalten, allein die vollständige Einrichtung des über 50 Morgen betragenden Ter: ritoriums liefs sich nicht davon bestreiten. Die neuen Gewächshäuser bilden drei parzilele, nach $. S.O. gerichtete, fast 100 Faden lange Lis nien, sind an ihren Enden durch von N, nach S, streifende Verbindungshäuser vereinigt, und siel. len ein doppeltes Parallelogramm dar. Die mitt« lere Linie ist für tropische, die andern sind mehr “ für Gewächse gemäfsigter Zonen bestimmt; jede Linie hat eine Menge Unterabtheilungen, deren ‚höchste symmetrisch in jeder Linie die Mitte ein- nehmen, und die ganze Länge aller dem Garten zu Gebote stehenden Glashäuser beträgt 750 Sar- schinen oder 4130 englische Fufs. Die niedrig- sten Häuser der neuen Gebäude sind 44, die höch- sten 32 Fufs hoch. Man hat gesucht, so viel es sich thun liefs, die Pflanzen in den Gewächshäusern theils nach ihren natürlichen Verwandtschalten möglichst ge- nau zu vertheilen, und ihr charakteristisches Wachs- thum, ihre eigenthümlichen Formen durch Aus- G2 100 pflanzen derselben in Erdbeete hin und wieder neturgemäfs zu entwickeln, so fern es die I!e- schränktheit unsrer nordischen Pflanzenkofige er- laubt. Bis jetzt sind solche charakteristische Grup- pen innerhalb der Glashäuser für breitblättrige Ericaceen, für neuholländische, capische und chi- nesische Gewächse, für amerikanische und süd- afrikanische Saftpflanzen, für tropische Monocoty- ledonen, endlich auch, in den höchsten Häusern, für hochwachsende Bäume der tropischen und aus- sertropischen Pilanzenwelt, im allgemeinen einge- xichtet worden. Es ist uns geglückt durch land- schaftliche Gruppirung der Gewächse und natur- gemäfse Anordnung derselben bei mehreren boch- verehrten Reisenden freundliche Rückerinnerun- gen an die Herrlichkeit der Tropenwelt rege zu anachen, und manche hohe Palme, grofsartige Grup- pen von Bambusen und Musaceen, mit kräftigen Feigen, Hernandien, Eugenien und zarten Mimo- sen gemischt, den Boden mit dem herrlichen Grün der Farrnkräuter und Aroideen bekleidet, die ho- hen Säulen mit dem dichten Gewinde mannichfa- cher blüthenbesternter Lianen umwebt, erfüllen die theilnelimenden Besucher mit den ruhigge- nufsreichen Empfinäungen, welche der Beschau- ung von Florens anmutbigen Schätzen fast aus- schliefslich angehören. Geräumige Nischen in der Hinterwand der Häuser beherbergen Grup- pen von Schattenpflanzen, tropischen Parasiten und vielförmigen Farrnkräutern, . Die von den Gewächshäusern begränzten zwei 101 Parallelogramme dienen im Sommer zur Ausstel- lung der Pflanzen gemälsigter Zonen unter freiem Himmel, und zu manchen andern der Kultur an- gehörigen Zwecken. Ausserhalb dieser eingeschlofsenen Plätze sind mehrere Parterre für verschiedene Beziehungen zum Theil schon eingerichtet, zum Theil zur An- ordnung vorbereitet. Der Pariser Pflanzengarten hat uns dabei seiner Zweckmäfsigkeit wegen zum Muster gedient: Anlagen einer allgemeinen sy- stematischen Pflanzenschule, einer Flora des rus- sischen Reiches, einer Reihe von Medizinal-, Gift- und ökonomischen Pflanzen, von Kulturversuchen, eines Parterres (Bezirks) den Studirenden zur Analyse überlalsen, uud eine ausgedehnte Baum- 'Parthie machen die Hauptmomente der Pflanzun- gen im Freien aus; leider dürfen wir unter dem Himmel von St. Petersburg nicht hoffen, jemals mehr als etwa 2000 Arten im Freien anbauen zu können. N Nur soviel läfst sich positiv über die Anzah? der in diesem Augenblicke kultivirten Pflanzen sagen, dafs sie über ı2,000 Arten beträgt, deren viele zur Vertheilung an andere Gärten, in Menge- vermehrt sind. Glückliche Aussaaten, höchst li- berale Mittheilungen trefflicher Freunde, unter: denen ich mit Dank die Vorsteher der schönen. Anstalten Hamburgs rechnen mufs, bedeutende Aufopferungen edler Beförderer des Wissens, reiche Sendungen thätiger Reisenden, sind die Quellen dieser unserer Schätze. 102 Die Bibliothek des verstorbenen Prof. Ste-' phan und des Grafen Razumowsky haben den Grund zur Büchersammlung des Gartens gelegt, ru deren Vervollständigung eine jährliche Summe von 6ooo Tiubel festgesetzt ist. ‚Unter den Materialien zu einem künftigen Mu- seum des Gartens erwähne ich nur die für die Flora von Rufsland wichtigen Ueberreste des Herbariums des Prof. Stephan, ein aus 5 — 6000 Species bestehendes Brasilianisches von dem vortrefili- chen Biedel gesamnlet, ein Guyanisches von Boitou erhalten, ein von Prof. Eschscholtz auf seiner Heise um die Welt gebildetes reiches Herbarium, das Herbarium von Lady Crighton welche die vollständige Sammlung der Stepha- nischen Astragalen enthält, eine grofse Menge Pflanzen aus dem östlichen Sibirien, dem nord- westlichen Persien und dem russischen Armenien, Haum waren die Gewächshäuser in der Haupt- sache vollendet und mit zum Theil köstlichen Pflanzen gefüllt, so drohte die furchtbare Veber- schwemmung von ı824 plötzliches Verderben. Das Wasser fast auf den Gefrierpunkt erkältet, drang mit Macht in die Häuser ein, stieg in denselben mit unglaublicher Schnelle bis auf fast A Fufs Hö- he, und tödtete eine Menge der zarten Gewächse. Nur wie durch ein Wunder war man im Stande sogleich nach Ablauf der Fluthen die nicht ein- gestürzten Oefen zu heitzen, und erst nach meh- reren Monaten unsäglicher Arbeit, konnte der ge- schehene Schaden fast unbemerkbar gemacht wer- 105 den. Der Gedanke an die Möglichkeit der Wie- derkehr einer ähnlichen Zerstörung drohenden Katastrophe, erweckte in dem regierenden Kaiser den Wunsch, des Gartens Existenz für künftige Zeiten, durch die Tıanslocation desselben in das hochliegende vortreffliche Lokal des Gartens beim Taurischen Palais, zu sichern, und auf den Fall der Ausführung dieses Plans den Gewächshäusern, die jetzt vorhanden sind, einen andern Zweck zu bestimmen. Der Garten hatte anfangs eine jährliche Summe von 73,000 Bubel zu seinen bestimmten Ausgaben, Nach der grofsartigen Anlage des Ganzen, bei den gränzenlosen Schwierigkeiten, die wir in un- serm Norden zu besiegen haben, reichte diese Summe nicht hin, und nur mit Mühe erhielt sich die Anstalt auf der gleich in ihrem Entstehen er- reichten Höbe, Diese Schwierigkeiten und dieses Ankämpfen gegen unfreundliche Prinzipien blie- ben dem hochherzigen Monarchen nicht unbekannt, und ohne jemals unter dem Zauber der lieblichen Pflanzenkunde (Scientia amabilis) gestanden zu ha- ben, aus reinem Willen das Gute zu befördern, erklärte Se. Majestät seit dem ı. Mai ı830 den botanischen Garten als unter seinem besonderen unmittelbaren Schutz stehend, empfiehlt ihn der Fürsorge des Ministers seines Hauses, erhöht den jährlichen Fond des Gartens auf 123,000 Rubel, und bestreitet ausserdem, aus seinem eignen Ka- binette, die Kosten der Reisen, die nun jährlich zum Besten des Gartens, zur Bereicherung aller 104 Gärten die mit ihm in Verbindung stehen, inner- 'halb der Gränzen des russischen Reiches unter- nommen werden, und deren Ausführung in die- sem Augenblick dem Hra. Szowitz für die trans- caucasischen Provinzen, dem Hrn. Turtschani- nof für das östliche und südöstliche Sibirien über. tragen sind. So glänzt auch Floras anmuthiger Kunde, durch das edelste Wirken zum Guten eines grolsen Mo. narchen, selbst im tiefen Norden ein herrliches Morgenroth. . l Correspondenz (Pflanzengeschlecht betreffend.) Ew. war ich &ben im Begriif, nach meinen nun erst seit einigen Tagen geschlossenen Yer- suchsarbeiten, Nachricht von meinen im Laufe dieses Sommers angestellten Versuchen zu geben, als ich zu meiner grofsen Freude die Fortsetzung der Flora erhalte, Es trieb mich unwiderstehlich die einzelnen Nummern sogleich zu durchflie- gen und war bei der kleinen Abhandlung Wil. brand's über die Frage: Giebt es in der Pflan- zenwelt eine wirkliche Geschlechtsverschiedenheit und eine hierauf gegründete wirkliche Befruchtung ? angelangt, alsbald davon gefesselt. Ich wünschte mich Ihnen über diesen interessanten Gegenstand, dessen Untersuchung meine ganze Aufmerksam- keit nun schon seit einigen Jahren beschäftigt, ausführlich mittheilen zu können; der enge Raum eines Briefes gestattet aber nicht in eine umfas- sende Erörterung der Frage tinzugehen, also nur 105 das Hauptsächlichste. Vor allem ist zu bedauren, dafs die Lehre yon der Sexualität der Geweächse in neuerer Zeit eine Parteysache geworden ist, und nur von wenigen sine ira untersucht wird; ja! dafs es — zur Schande unseres litterarischen Treibens — selbst mit Gefahr vor Verunglimpfang und — ich möcht fast sagen — pöbelhafter Mils. handlung verknüpft ist, eine der specnlatiren An- sicht entgegengesetzte Meinung zu behaupten, Dessen ungeachtet scheue ich mich nicht, mich für diejenige Meinung öffentlich zu bekennen, welche eine Sexualität (Geschlechts. Verhältnifs) im Gewächsreich annimmt, auch halte ich diese Annahme für fruchtbarer für die Naturwissen-. schaft, als die entgegengesetzte... \WVenn ich an- ders Hrn. Wilbrand recht verstehe, so scheint er zu behaupten, dafs diese Frage durch Beobach- tungen und Versuche nicht entschieden werden könne, es müfsten denn tiefere Blicke in das We. sen der Natur und insbesondere in die Art, wie sich das Leben in der Pflanzenwelt und wie es sich in der T'hierwelt darstelle, gethan werden. Ich frage aber, wie weit wir wohl in der Erkennt- nils der Natur überhaupt, insbesondere aber in der lebenden gekommen seyn würden, wenn sich unsere Vorältern der Beobachtungen und Ver. suche zu ihrer Ergründung überhoben geglaubt hätten; und würde wohl die Speculation im Stande gewesen seyn, eine Pflanzenwelt a priori con- siruiren zu können, ohne vorher die Wirklichkeit vor Augen gehabt zu haben? Hierin scheine ich 106 also von Hrn. .Wilbrand wesentlich abzuwei- chen, dafs ich glaube, in einer nüchternen und unpartheiischen Naturbeobachtung, in Verswshen und Wahrnehmungen liege eine reiche und ein- aige Quelle der reellen Kenntnifs der Natur und ihrer Erscheinungen, und dafs die Spceulation dieser Quelle gar nicht enibehren könne. — Die Art und Weise die Natur zu befragen und ihre Antworten anfzufalsen ist allerdings bei verschie. denen Beobachtern sehr verschieden, woraus dann ' folgt, dafs die Glaubwürdigkeit der erzählten Er- funde sehr verschieden ist, es muls daher billiger- weise einem jeden überlafsen bieiben von erzäbl- ten Resultaten zu glauben, was ihm beliebt, so lange der Zusammenhang und die Succession der Erscheinungen nicht so genau und unterbrochen verfolgt ist, dafs kein Zweifel über die Wahrheit des Ganzen mehr obwalten kann. Hätte es die Speculation dahin gebracht, uns ein solches zu- sammenhängendes System der Erscheinungen, wie sie nach ihrer Idee seyn sollten, darzustellen, so bätten wir nicht nöthig den mühsamen \Yeg der Versuche einzuschlagen, sondern wir könnten uns durch das blofse Vorüberführen ihrer Bilder die Natur und ihr innerstes Getriebe und Wirken selbst schaffen, es könnte keine Frage mehr seyn, ob die Pflanze Geschlechts. Verschiedenheit be=- sitze oder nicht, der gemeine Menschenverstand mülste auch olıne Anschauung sagen müfsen: die Pflanze ist geschlechilos. Die Meinungsverschie- denheit über das Geschlecht der Pflanzen liegt 107 sber vielleicht nicht so tief, und möchte am Ende auf einen blolsen Wortstreit bei Manchen hinaus- laufen; der Wissenschaft bringt es aber ohne Zwei- fel einen grofsen Nutzen, als sich hie und da ein unverdrossener Experimentator nur um so eifri- ger bemüht, durch Aufstellung und Auffindung neuer Thatsachen mehr Zusammenhang in unsere mangelhaften Kenntnifse von der Erzeugung der Samen zu bringen. Welchem von beiden, dem speculativen Philosophen oder dem experimenti. renden Entdecker neuer Thatsachen die richtende Nachwelt den ersten Preis zuerkennen werde, ist im Grunde einerlei, wenn nur die Wahrheit ge- fördert wird. — Das wird wohl jeder zugeben, dafs die Zeugung in ihren Einzelheiten bei den Ge- wächsen eine von den thierischen verschiedene seyn müfse, eben weil die Pflanze kein 'Thier und das Thier keine Pilanse ist; hierin bin ich nat Hrn, Wilbrand ganz einig; es folgt aber meiner Meinung nach noch nicht hieraus, dafs die -Zeugung eines wahren Samens nicht durch Sexualität geschehe; dafs die Grundursache der Entwicklung des Eychen und also die Bildung von keimfähigen Pllanzen-Eyern d. i. Samen nicht auch (wie bei den Thieren) in der Vereinigung zweier polarisch verschiedener Prinzipien zu su- chen seye. Es werden zwar Erfahrungen ange- führt, dafs srahrer Same ohne Befruchtung ent- standen seye, Tausende der genauesten Versuche und Beobachtungen sprechen gegen diese Be. hauptung, ich halte daher jede andere als die 108 vorher angegebene Entstehungsart eines wahren Samens zwar nicht für absolut unmöglich, aber für höchst unwahrscheinlich. Die Erzeugung wah- rer Samen ausser dem \Vege der Befruchtung müfste eben so leicht gelingen, auch müfsten die Bedingungen, unter welchen ein solches Product entstände, genau angegeben werden, ehe der Sache voller Glauben beizumessen ist, d. i. es müfsten, um billig zu seyn, wenigstens eben so genaue Ver- sache aufgewiesen werden können als im andern Falle. Die Behauptung, dafs die Gemme durch unmerkliche Stufen in die Form des Samens übergebe ist kein Argument gegen meinen be- haupteten Satz: dafs der wahre Same nur durch ‘Gen Zusammentritt geschlechtlich entgegengesetzter Hlemente entstehen und erzeugt werden könne, indem kaum geläugnet werden kann, dafs ein Same vollkommener Gewächse (z. B, Datura, Nicotiana, Oenothera, Pisum u s. w.) keine Gen® me (z. B. wie bei Dentaria, Lilium u. s; w.) ist, Ein für diese Untersuchung sehr wichtiges No. ment scheint mir die des Hermaphroditismus im Pilanzenreiche zu seyn; diese höchst wichtige Er- scheinung, besonders aber seine Trennung unter verschiedenen Umständen ist meines Wissens, be- sonders in dieser Beziehung, noch nicht genau untersucht... Wir haben aueh bei Thieren und zwar bei niederen 'T'hieren beide Gesthlechts- thätigkeiten in einem Individuum vereinigt, ohne dafs sich dieses Individuum selbst zu befruchten im Stande wäre. Geschiehet diefs blofs wegen . 109 Hindernifs in dem Organismus, oder wegen ab- solutem Ausschlufs im Prircip? Mir sind keine Versuche oder Erfahrungen bekannt, die über diese Frage unmittelbar entscheiden könnten, Bei (sogenannten) Bastardpflanzen werden nach Um- ständen, deren Zusammenhang noch nicht ermit- telt werden konnte, bald die eine bald die andere der Geschlechtsthätigkeiten — am häufigsten aber die des Poliens — bald temporär, bald censtant (für die ganze Lebensperiode des Individuums) aufgehoben; sollte dieses von Koelreuter schon beobachtete aber noch nicht gehörig gewürdigte — Factum nicht für Sexualität sprechen ? Beobach. ten wir doch auch bei den 'Ihieren Zustände, welche die Impotenz oder Sterilität zur Folge baben. Schen wir doch die männlichen Sanıcu der thierischen Bastarde der Samenthierchen ent. behren oder in einer sehr beschränkten Anzahl und krafilosen Zustand enthalten; wie der Pollen aller wahren Pflanzen - Bastarde eingefallen, un- regelmälsig und unförmig ist, und mit dem Grade seiner erhöhten Vyirksankeit wieder eine vollere, regeimäfsigere und gleichförmigere Gestalt an- nimmt. Wir deuten bier nur einiges an, was mit der Zeit durch eine Reihe genauer Beobachtun- gen dem Publikum vorgelegt werden solle. Wir fragen ferner; warum isı der eigene Pollen nach einem gewissen bestimmten Zeitpunkt nieht mehr im Stande die vorherige Fremd- (Bastard-) Be. fruchtung aufzubeben oder umzuändern ? Br. W il- brand ziehet in Zweifel, dafs es wirkliche in 110 sich abgeschlossene Pflanzen - Species gebe und dann wenn es dergleichen geben sollte, der Mit- telschlag nur auf dem Wege der Befruchtung sich bilden könnte. Die mehrere Jahre durchgeführte Beobachtung hat mich aber überzeugt, dafs der einfache Bastard durch künstliche oder Selbst- Be- Sruchtung (wohlbemerkt beides unter der gehöri- gen Vorsicht) von selbst wieder nach und nach zum mütterlichen Typus zurück kehrt. Hieraus sollte man doch wohl schliefsen können, dafs es wirkliche und abgeschlofsene Pflanzenspecies gebe, wie es denn auch nun durch Hunderte von Er- fahrungen erwiesen ist, ‘dafs wahre Baslarde aus zwei entschieden und unwidersprechlich verschie- denen Arten nur auf dem Wege der Befruchtung wirklich entstehen. Da wir auf diesem Wege völlig neue Gestalten zum Vorschein kommen’ se- hen, welche auf keine andere Weise z. B. durch Kultur, entstanden sind, so schliefsen wir, dafs sie auch auf keinem anderen Wege als auf die- sem der Befruchtung entstehen können, Ja ich kann noch beifügen, dafs dem Habitus nach sehr verwandte Arten der so verschrienen und von Hrn. Wilbrand als Beweise der WYandelbarkeit der Pflanzenspecies angeführten Gattungen Yer- basecum, Brassica, Nicoliana eie, his jetzt allen Versuchen der gegenseitigen Befruchtung wieder- strebt haben. Sollte diels nicht vielmehr von ei- ner Festigkeit der Pflanzenspecies zeugen, deren Hr. Wilbrand die Natur nicht fähig zu seyn glaubte? — Für die Sexualität der Gewächse “. 111 scheint mir endlich auch noch die überraschende Achnlichkeit des Verhaltens der Filanzen-Bastarde im zweiten und dritten Grade mit den Bastarden der Hausthier-Racen zu sprechen. Diese Bastarde schreiten nämlich ihrer gröfseren Anzahl nach dem Vater entgegen mit wieder zunehmender Fruchtbarkeit: andere einzelne Individuen aber schlagen in den Typus der Mutter und der Grofs- multer zurück meist mit totaler Sterilität, selten besitzen diese aus ein und derselben Befruchtung mit jenen erstern herrorgegangene Individuen noch einen sehr geringen Grad der Fertilität, und zwar blofs von weiblicher Seite. Man vergleiche hierüber die Beobachtungen von Girou de Bu- zaringues. Darin bin ich daher mit Hrn. Wil- brand vollkommen einig, wenn er sagt: „dals „die Entwicklung der Blumen in Stauborgane und „Stempel völlig analog seye der Entwicklung in ein „männliches und in ein weibliches Geschlecht, wie „diese Entwickelung in der Thierwelt statt habe, da die Verschiedenheit der thierischen und vege- tabilischen Natur die völlige Identilieirung beider nicht zuläfst: finden wir ja doch auch bei ver- schiedenen. '[hierklassen eine grolse Verschieden- heit in der Art und Weise, wie die Natur die Befruchtung der Eyer bewirkt, und ist doch bei einer ziemlichen Anzahl von der niedrigsten Klasse der Tbhiere, welche nach den Behauptungen Hrn, Wilbrand's schon deswegen, weil sie Thiere sind, nicht geschlechtlos seyn könnten, ihre Zeu- gung noch mit undurchdringlichem Dunkel um- 112 hüllt. Daher möchte — wie schon oben gesagt worden — Hrn. Wilbrand’s Meinung und die Meinige auf einen blofsen Wortstreit hinauslau- fen.— Hier babe ich mehreres anticipirt, was erst durch die weitläufigere Auseinandersetzung meiner Versuche, Gehalt und völlige Glaubwür- digkeit erhalten wird; ich mufs Sie also bitten, dals Sie den noch nicht allgemein bekannten oben gegebenen Sätzen einstweilen Glauben schenken, bis die Bekanntmachung meiner Versuche und Ab- bildungen ein freyes Urtheil gestattet. Indessen gebe ich meine Ansicht nur als eine Meinung aus, welche gestützt ist auf meine bisherigen Er- fahrungen und unläugbare Thatsachen, worin in- dessen, ich schäme mich nicht es zu gestehen, noch manche Lücken und dunkele Partien sich be- finden, welche ich noch durch fortgesetzte Ver- suche und Beobachtungen aufgehellt haben möch- ie, ehe ich meine Arbeiten der gelehrten Weit vorlegen werde. Der Weg, den ich eingeschlagen habe, ist mühsam und beschwerlich, wo Eile nicht gut ist; aber er ist sicher und — wie ich glau- be — der einzig zuverläfsige, der zu einem be- stimmten Ziele führt, sollte es auch am Ende ne- ben dem beabsichtigten Ziele vorbeiführen, wenn es nur endlich zur Wahrheit leitet. Aber es ist in dieser einzigen Materie noch unendlich viel zu thun, und Stoff genug für eine Menge Preifsfra- gen, und für eine ganze Academie auf ein Le- bensalter. — Calw. ‚Dr, Gärtner, Allgemeine botanische Zeitung. ( Neo. 7. ) L. Original. Abhandlungen, Die Vegetation an dem Y upura, einem der Haupt. arme des dmazonen - Stromes ; von Hrn. Hof. rath Dr. von Martius in München. Der Yupurd oder Japurd entspringt an dem östlichen Abhange des Paramo W’Iscance, eines der eisigen Gipfel von jenem Aste der Andes. cordillere, welcher die Wasserscheide zwischen dem Magdalenenstrome und dem Amazonas bil. det. Sein Stromgebiet mag beiläufig 9800 Ge- viert - Lieues (20 auf einen Grad) enthalten. Die- ser grolse, wenig von Westen nach Osten abge- dachte Landstrich wird 'schwerlich von hundert Familien bewohnt, in deren Adern eine Mischung europäischen Blutes flöfse, Seit dem Jahre 1788, wo der Yupurä von der vereinigten spanisch. Portugiesischen Gränzcommission bereiset wurde, ist kaum ein Weilser soweit in demselben strom. aufwärts gekommen, als ich mit einer Commitive von mehr als funfzig Mann. Ich verliels die Vil- la de Ega, die wenige Stunden östlich von der Mündung des Yupurä in den Amazonas liegt, im Monat December 1819, und befahr den Strom in gerader Linie ı60 Lieues aufwärts, bis zu dem Wasserfalle von Arara Coara (Arara-Loch), der Natargränze zwischen Brasilien und dem ehema- H a1& digen spanischen America auf dieser Seite. Nach 100 Lieues Reise kam ich an die Fälle von Cu- ‘pati, welche die Schiffährt in minderem Grade hemmen, als jener Fall von Arara-(!oara.. An «liesen beiden Orten ist es, wo sich das 'lerrain beträchtlich über die Fläche erhebt, durch welche der Strom ausserdem in seinem ganzen Verlaufe dem Amazonas zuflielst. Der Hügel von Arara- ‚Coara mag etwa 2oo und der Berg von Cupati ‚mag boo Fuls über dem Niveau des Flusses ie- ‚gen ; jener etwa ı07ı Fuls, dieser 1240 Fufs über ‚dem Ocean. Diese beiden Erhebungen sind in ‚grofser Ausdehnung die einzigen längs des gros- ‚sen Stromes. -Bingsum ist alles Ebne, bewach- ‚sen mit einem dichten Urwalde, Nach diesen all- ‚gemeinen Zügen von der Geographie des Land- ‚striches dürfte es nicht uninteressant seyn, die Vegetation längs des Yupurä etwas specieller zu schildern, da von ihr aus ein Schlufs auf die Vegetstion in dem Gebiete des Amazonen-Stroms selbst gemacht werden kann, dessen geographi- sche Verhältnifse mit dem am Yupurä eben so sehr wie das Klima übereinkommen. Die herr- schende Formation an beiden Strömen ist näm- Jich die segenannse Beuper - Sandstein - Formation Adie mittlere Temperatur des Flufswassers des Yupurä dürfte 20, die der Luft 22 — 23 Grad R. betragen). Ohne von Fluren unterbrochen zu seyn, Aunkelt ein dichter, hoher, verworrener Wald an beiden Ufern des Flusses, und yon da an land- 115 einwärts bis in ungemessene Ferne, Im unter. sten Theile der Landschaft, in welcher der Fluls von N. nach S, strömt, besteht die Waldung aus denselben Formen, welche längs. des Amazonas- siroms selbst wachsen. Weiter gen W, mischen sich allmälig andere Gewächse darunter, ohne: je- doch die Physiognomie im Ganzen zu verändern. Nur auf der Höho des Felsens von Arara- Coara zeigt sich eine Umbildung aus dem hohen, ver. worrenen, gleichsam unfreundlichen und unordent- lichen Urwalde, der die Ufer des gröfsten der ‚Ströme beschattet, in die heiteren, zärteren und minder gewaltigen Formen der Flurvegetation, Der Wald selbst wird, bei Hochwasser, in der Nähe der Ufer ebenso wie der des Amazonas und Solimoes, überschwemmt, und die Arten der Bäu- me, so wie ihre Astvertheilung und Rindenbhil- dung, unterscheiden den Uerwald (Caä Ygapo) von dem des höher liegenden Festlandes (Caa-etc). Während des niedrigen Wasserstandes sieht man zahlreiche Halme von Gräsern (Panicum- und Paspalus- Arten) hervortreiben, weiche durch das Hochwasser wieder bedeckt werden. Palmen, und namentlich die stacheligen Arten von 4stro- caryum und Bactris, deren Blätter vorzugsweise den Flachs der Indianer liefern, grolse Musaceen (die Heliconiae, Urania amazonica), Hecken von Baumgräsern, von Maranten, und andere in den schönsten Blumen prangende Wärzschilfe (Scita- mineae), dazwischen die dmbauva, mit weissen H2 116 Stämmen und grofslappigen Blättern, sind die Formen, welche dem Schiffenden am häufigsten «wischen der ausserordentlichen Mannigfaltigkeit ° des Baumschlags begegnen, der sich dicht und hoch über den Flufs hereinwölbt. Die Pilan- zenfamilien, die bier am meisten repräsentirt werden, sind Rubiaceen (Gattungen; Tetramerium, Coffea, Isertia, Cephaölis, Psychotria, Genipa, und das Päo mulato, Exostema Icptophloeum M., ein oft hundert Fufs hoher Baum, dessen Holz, von grofser Festigkeit und schönem Gefüge, häufig zu Geräthe und Zimmerung verwendet wird), Sapoteen (Labatia, Achras) 4po- eyneen (Echites, Forsteronia, Tabernaemontana), Malpighiaceen (Banisteria, Triopteris), Urlicaceen (Ficus, Bochmeria), Euphorbiaceen (Phyllanthus, Hura, Croton), Pflanzen mit dieken, gummösen Säften (Vismia, Clusia, Calophyllum) und die ver- wandten Ruyshia, Aseium , Maregravia, Laurineen (Laurus, Ocotea, Persea, Cryptocarya) und M5r- taceen (Myrtus, Gustavia, Calyptranihes). Unter den Hülsenfrüchten erscheinen colossale Angelim- bäume (Andira), fiederlaubige Acacien und noch häufiger Ingae. Fast gänzlich fehlen die Malven- blumen, statt deren dickstämmige Bombaxbäume auftreten, Einzelne Formen, die hier vorkommen, sind Licania, Hirtella, Prockia, Bixa, Anthodus, Heisteria, Hippocratea, Menispermum, Guatteria, Anona u. s. f. Die Glieder dieser Waldung ver- schwinden allmälig, nachdem der Strom oberhalb Maripi von Westen nach Süden umlenkt, und 117 noch mehr oberhalb der Mündung des Pureos und bis zu den Fällen von Cupati. Nun verlie- ren sich mehr und mehr die Formen des Ygapö- waldes, und die des Waldes des Festlandes tre- tcn unmittelbar an das, nur wenig über den Flufs erhobene, Ufer heraus, welches übrigens häufig mit den graugrünen Gebüschen der Lorbeer- bäume und dem weidenartigen Laube einiger Myrten eingefafst ist, Der Wald wird niedriger, im Baumschlag gleichförmiger, glänzender, und besonders reich an Schmarotzergewächsen. Pracht. volle Orchideenblumen, stachelige Ananasstauden, groteske Arongewächse (Caladium, Arum, Dra- eontium, Cyclanthus, Carludovica) bald an Bäu- men oder Felsen klimmend, bald ihre grolsen Blätter über Brüche ausbreitend, sehr viele kleine Hohrpalmen, baumartige Gräser; schönblumige Gesneriaccen (wie Drymonia calcarata, Mart. N. G t. 224., Episcia decumbens und reptaus, t. 216. 217., Ilypocyrta aggregata, t. 221., Allo- plectus cireinatus t. 223.), die Brownes mit ih. ren grofsen Scharlachblumen, Arten von Swar- izta, Schnella, Corynostylis Hybanthus (N. ©. t. 17.) Tachia gujanensis, und Yoyrae kommen vor. ‚Un. ter den Palmen dieses Gebietes zeiehne ich die- Ariarlea mit vielen Wurzeln über dem Boden (J. cxorhiza M. Palm. t. 33.) und die beiden Fä. cherpaimen Lepidocaryum tenue und gracile (t. 45. und 46.) aus. Vorzüglich schön erseheint die Vegetation in der Nähe der Katarakte» von Cu- pati, Der Felsgrund des Flusses ie bier häufig 118 mit Lacis fluviatilis bedeckt; und im Walde wech- seln mancherlei groteske Arongewächse, Orchi- deen und andere Schmarotzerpflanzen, unter denen viele Riemenblumen (Loranthus) von der Gruppe mit grofsen, mehrfarbigen Blüthen (Psittacanthus), mit Hecken von Maranta, mit Gesträuchen von Myrten und Securidaken, und mit kleineren Bäu- men von Coffea, Harmelia, Swartzia, Hirtella, man- cherlei Melastomaceer, darunter die Blakea, deren prächtige blafsrothe Blumen gleichsam die Rosen dieser Wildnifs repräsentiren. Dazwischen ragen colossale Bäume aus der Familie der Loorbeeren, Leeythisarten, die Hülsenfrüchter, deren schön- farbiges Holz unter dem Namen des Veilchen- holzes (Päo violette), des falschen Rosenholzes (Moira-pinima) und des Rothholzes (Päo roxo, Moira piranga) bekannt ist, und einige kühne Pal- men hervor. Die trübgefleckten Blattstiele der Braeontien erscheinen, von ferne geschen, wie “ Giftschlangen, welche ähnliche Gründe bewohnen, und heissen defshalb auch Schiraracakraut; aber ihre grofsen, silbergranen Knollen werden, zer- uetscht auf Giftwunden gelegt, für ein kühlen- des Antidotum gehalten, gleichsam als hätte die Natur im Kraute die Kraft der Wurzel angedeutet. Die Physiognomie dieser Waldong verändert sich merklich, sobald man die Höhen yon Cupati be- steigt, oder noch mehr, wenn man auf die {lw- ähnliche Ebene gelangt, welche den Scheitel von Arara-Coara einnimmt, Hier erscheinen mehrere 119 Arten von. Sauerklee mit. gefiederten Blättern (Oxalis casta, somnians, dormiens), ein zelin Schuh hoher Baumfarn (Alsophila nigra,. M.), Euceraea nitida (N. G..t. 238.), eine-Palme (Oeno- carpus eircumtextus), ein Harz ausschwitzendes Hetiniphyllum,, Tococa gujanensis, Burmania da. syantha (t. 5.), Xyris- und Carexarten, Humi- rium. erassifolium: (t. 198.) Trattinnickia burserae= Jolia. (t. 239.), Architaca triflora (Cs. 73.) meh. rere Homelien, an den Felsen eine niedliche Bromelien - Gattung (Nauia), in den- dürren Plätzen der Waldung Schizaea digitata und pal- mata, und als diefs Gebiet vorzüglich bezeich. nend: drei wahre China-Arten: Cinchona Berge- riana, Lamberliana, macrocnemia, (Cinchona. Ber-. geniana: xamis reliquisque partibus juvenilibus ferrugineo- villosis ; foliis ablonge - lanceolatis, in. peticlum brevem attenuatis planis;. thyrso axillari interrupto, basi brachiate ; capsula ablongo - cylin- drica.)— C. Lambertiana: foliis petiolatis, ovali- bus, subcordatis obtusiusculis, auperne glabris ni- tidis, subtus.opacis, mollibus, ad nervos pilosius- eulis; eyma. decompesita terminali;. fructibus cy=. lindricis, costatis, glabris, unilateraliter dehiscen- tibus; seminibus margine lineari. lacero. cinctis. — ©.. macrocremia: vamis nudis; foliis spathulato- oblongis, acuminatis, in petiolum brevem attenua- tis, utrinque laevigatis nitidis, stipulis basi in ocream. Connatis et circa petiolos margiae calloso bippocrepidiformi cinctos decurrentibus ; thyrse 120 axillari paniculato, laxo; floribus migutis tetra- merlis; fructus cylindrici carpellis falcato - dehis eentibus, seminibus utrinque membrana rotundata integerrima adauctis. Alex. Braun. Ms.) Die Rinde der €. Bergeniana ist die dünnste und am wenigsten’ bittere unter diesen dreien. Ihre Farbe ist bräunlichgelb, nach Innen in’s Rostbraune, ge- gen die bräunlichgraue, dünne Epidermis hin ins Röthliche übergehend. Der Geschmack ist bitter- lich, wenig adstringirend. — Die Rinde von C. Lambertiana zeichnet sich durch den eigenen bit- teren und adstringirenden Geschmack der äechten Chinarinde vor den beiden’andern aus. Ich konn- te sie gleich den peruvianischen Sorten in gros- seh Stücken abziehen und zusammenrollen las- sen. — Die Rinde der C. macroenemia unter- scheidet sich von den andern beiden und über- haupt von den meisten Chinssorten durch die braunrothe dunkle Farbe, die bisweilen, beson- ders im frischen Bruch, in das Rothriolette über- geht. Der Geschmack ist nicht sehr bitter, aber etwas schleimigt. — Oberhalb der Fälle von Cupati bleibt sich die Vegetation des Flusses in ihrem monotonen Charakter bis zu der Serra de Arara- Coara getreu: der Wald ist etwas niedriger, gleichmäfsiger, mit runder gewölbten Hronen, als in dem unteren Flufsgebiete. Yon Palmen be- merkt man. hier fortwährend die Juftige Assai und Bataud, deren gefiederte Blätter über die schweig- same Waldung bervorragen. Statt der in tiefe- 121 ren Gegenden häufigen grofsen Stachelpalmen (Astrocaryum Tucumä und Jauari) treten nun be. sonders häufig die Inaja (Maximiliana insignis. M. t. 94.), die Baxiuba barriguda (Iriartea ventri- cosa, M. t. 35.), von kleineren Formen die Irier- tea seligera (M. t. 37.), die Rohrpalme Tajassu- ubi (Hyospathe elegans, M. t. ı.) und mehrere Arten Stabpalmen (Bactris) auf. Ein Lorbeer- baum mit graugrünem Laube, eine zartgefiederte Inga und die Bignonia Chica, woraus das Caraju- rüroth bereitet wird, gehören unter die häufig. sten Formen. Auf dem gelben Lehmgrunde der abhängigen Ufer wiegen die goldfarbigen Rispen des Paspalus pulcher hin und her. — Spuren ehe. maliger Culturen sind in den Waldungen am Yu- pura nur höchst selten wahrnehmbar, Die dich- ten Gehäge der Baumgräser mögen wohl aus frü- beren Zeiten, da sie als lebendige Verhaue zur Beschützung der indianischen Dörfer gedient ha. ben sollen, herstammen, Inden ehemaligen Wald- schlägen siedeln sich besonders gerne folgende Pflanzen an: Commelina rubens, Momordica Bal- samina, Chenopodium ambrosioides, Peliveria allia- cea, Ancistrocarpus maypurensis, Physalis angulata, Phytolacca decandra, Lisianthus purpurascens, Spen- nera mehrere Arten, Ipomoea Quamoclit, u. Deizend ist allerdings für den reisenden Natur- forscher die Mannichfaltigkeit dieser schönen Flora, aber für den Bewohner erscheint hier dus Pilanzeoreich in einer übermächtigen, drohenden 122 Gestalt. Zwischen der siegreichen Waldung ver- schwindet die leiehtgezimmerte Hütte des Urein- wohners, und die sich stets erneuernden Kinder einer überschwänglichen Vegetation „hassen, wie die Elemente, das Gebild der Menschenhand.“ II. Correspondenz. Auszug auseinem Schreiber des Hrn. Pastors Neu- schild zu Gros-Mellen in Pommern an den Prof. Hornschuch in Greifswald, über bota- nische Anstalten zu Berlin, d. d. 9 Nor. 1830. — — Wenn einer mich fragt, was mir die, in meinen Jahren und bei meinen grofsen Sor- gen, se seltpe Heiterkeit erhält, so zeige ich, an- statt der Antwort auf meir Herbariun., wein Piano- forte und meinen Garten!— Keine Wissenschaft erfreut bis ins späteste Alter so sehr und so dau- ernd, als das Studium der Natur! Starb doch Jac- quin, der nicht rastende Greis, mit der Frage: klähen die Stapelien 2 - Erlauben Sie mir nun, dafs ich Ihnen, vor der Beantwortung Ihres Briefes, einiges aus mei- »em Aufenthalte in Berlin mittheile. Die Liebe zur Blumenwelt scheint in Berlin sehr im Zunehmen zu seyn, hat aber auch, nach dem Aeussern zu urtheilen, den Charakter einer glanz- oder genufssüchtigen Stadt, Veberall Pracht- gewächse — zum Theil von der gemeinsten Art, a. B, die Feuerlilie— in ungeheurer Menge in Gärten und vor den F enstern; ausserdem Khodo- dendron ponticum, verschiedene Cacius- Arten und 125 die grofsblühenden Pelargonien. Diese Liebhabe- rei wird am meisten durch den neuen Blumen. markt des Gärtners Faust befördert, wo ich un- ter sehr schönen Prachtexemplaren der eben ge- nannten und auch anderer Pflanzen manches Neue und mir Unbekannte fand. Dieser reizende Markt, defsen schöne Waaren ziemlich wohlfeil verkauft werden, war täglich, besonders um Mittag, sehr befucht, und ich sah manche Schöne, umgeben von den erkauften Blumen, in prächtiger Carolse nach Hause fahren, Jede, einigermalsen grolse Stadt, sollte einen solchen Tempel der Flora ha- ben. Viele Gärtner liefern auch in angesehene Häuser schönblühende Gewächse, übernehmen die Pflege und wechseln, so oft es nöthig ist, diesel. ben für ein monatliches, geringes Geld. Einen hoben Genufs gewährten mir die Stun-. den, die ich in dem Elysiom unsers verehrten Königs, auf der Pfaueninsel,*) in Gesellschaft des trefflichen Fintelmanns zubrachte. Ausser ") Die Pfeueninsel, bekannt wegen der herrlichen Aus- sicht, die man von ihr aus auf die schönen Ufer der Havel, auf das nahe Potsdam und dessen malerische Umgebungen hat, und jetzt der Lieblingsaufeuthaltsort Sr. Majestät des Königs in der schönen Jahreszeit, war noch vor 30 Jahren fast eine Sandwüste, ist aber durch zweckmälsige Anlagen, unter Leitung des als deuken- er Gärtner rühmlichst bekannten, als Aufscher der- selben angestellten Hofgärimers Fintelmann, beson. ders durch die, mittelse einer Dampfmaschine, welche das Wasser aus der Havel auf die Höhe der Iusıl hebt, 124 den exotischen Zierpflanzen, die die Vorderseite seines Wohnhauses so freundlich umgeben, er- freute mich die einzig schöne und grofse Samm- lung von hochstämmigen Rosen, nach Fintel- manns Aussage 10,000 Stück!! die ich in voller Blüthe traf. Wer kann diese Pracht ohne innige, ja religiöse Bewunderung und ohne den Gedan- ken betrachten, dafs der beste der Könige mit Wohlgefallen dabei verweilt! Ausser den übri- gen, bekannten Genüssen, die der Besuch dieser Insel gewährt, hatte ich auch noch den, dafs ich vier alte lebende Lama’s mit zwei eben gebor- nen Jungen dort sah. Wer, der in seiner Ju- gend den Robinson mit Entzücken las, freute sieh wohl nicht, diese herrlichen Thiere zu se- hen! ich fand, dafs nicht Eine Abbildung, unter denen, welche ich davon gesehen, ganz richtig war. — Von den gefüllter Georginen, deren Hr. Fintelmann 800 Spielarten cultivirt, sah ich zur einige frühe Blüthen, die mich bedauern }as- sen, dafs ich sie nicht in voller Pracht schen konnte. *) Das Gebäude, das die in Frankreich bewirkte Bewässerung derselben ‚ zu einem fruchtbaren Eilande und paradiesischem Park umgeschaffen worden, nach welchem während des Rosen- und Georginen Flors (lie Berliner in großser Menge wallfahrten. Usch. *) Ir. Fintelmann ist anerkannt der glücklichste Cul- tivateur der Georginen, und schwerlich dürfie irgendwo sich noch cine so grofse und ausgezeichnel schöne Samın- lung von diesen Prachigewächsen finden, als auf der Pfaueninsel. In der usuesten Zeit ist es um auch Se- x 125 gekaufte Palmen - Sammlung aufnehmen soll, sah ich im Dau begonnen. Jeder Gute, der es sicht, theilt gewils den Herzenswunsch mit mir, dafs der Iiönig, der mit seltener Universalität für das Gedeiben aller Wissenschaften und Künste sorgt, hier sich recht oft innig im Schatten dieses Pal. menhaines freuen möge! — Den trefflichen botanischen Garten in seinem jetzigen Zustande zu sehen, erinnerte an die trau- rigen Ueberschwemmungen, wodurch auf den Bee- ten viele Pflanzen gelitten hatten. Den Aufscher desselben, Hrn. Direetor Otto, sah ich nicht, da er nach Puris gereist war, um die erwähnten Pal. men abzuholen. Vor Kurzem sind sie zu Schiffe, nebst vielen andern exotischen Gewächsen, in Stettin angekommen und von da naclı der Pfauen- insel abgegangen, Von der Betrachtung der lebendigen, eilte ich nun zur Betrachtung der eben so interessanten — ja ich müchte sagen heiligen — trocknen Pilanzen- welt; denn welcher Botaniker betritt nicht das Zimmer, das Willdenow's MHerbarium ein- schliefst, mit einem heiligen Schauder! — Ich fand daselbst die Herren von Schlechtendahl und Chamisso mit Bestimmung von Pflanzen lungen, gestreifte (sogenannte Band-) Blumen durch Kunst an diesen Gewächsen zu erzengen. Ausser den Rosen - und Georginen Sammlungen, überraschen noch riesenartige Hortensien und Gruppen von Dafura ar- borea, Salvia splendens » weifsen und gelben Zheero- sen etc. im freien Lande, Hsch. '126 beschäftigt, und wollte sie in diesem süssen Ge. schäfte nicht stören, konnte sie aber nicht ohne ‚den Gedanken betrachten, wie glücklich ein Mann sey, dessen Lieblingsstudium sein Haupigeschäft ist, und wie sehr der zu bedauern sey, der ihm nur gewissermafsen Stunden stehlen kann. — _ Hier hatte ich den Genußs, durch die Güte des Hrn. Thiele, das von Bridel'sche Moos- Herbarium — leider! wegen Mangel an Zeit nur zum Theil — zu durchsuchen. Es war mir wun- derbar dabei zu Muthe! als wenn ich meinen alten Freund die zahllosen, sehr genau bezeichneten Päckchen öffnen und seine darin enthaltenen Lieb- linge, denen er fast sein ganzes Leben widmete, betrachten sähe. Es war ihm alles werth, was ihm seine Freunde schickten. Meine Thränen, die ich dem Andenken des Edeln, den so man- cher wegen seiner Vorliebe für die Moose ver- spottete, weihen mufste, und die drängende Zeit, hinderten mich mehr durchzugehen, als meine Lieblinge, die Phasca und Brya. Diese Samm- lung hat einen grofsen Werth für den Kenner, weil die Päckchen, welche die von ihm als rich- tig anerkannten Exemplare enthalten, mit der Be- merkung: Bryologia univ. versehen sind. Möch- ten doch seine Freunde und Göthe uns mit einem Bildnilse von ihm beschenken! — Unter diesen möchte vielleicht Hr, Dr. Plaubel am ersten diese Bitte aller Moosfreunde erfüllen können! Hoffentlich wird aun diese Moos-Sammlung durch den so kenntnifsreichen Hın, Thiele bald so 127 geordnet und aufgestellt werden, wie sie os ver- dient. Die Erneuerung meiner Bekanntschaft mit diesem ausgezeichneten Mooskenner, den ich frü- her im Hause des Grafen Itzenblitz kennen lernte, machte mir um so mehr Freude, als ich ihn hier, als Ordner der königlichen Herbarien, ganz an seinem Platze fand. Er erfreute mich durch die Vorzeigung seiner Sammlung getrock- neier Moose der Markbrandenburg, die er nun, auf meinen Rath, auch auf die pommerschen Moose ausdehnen will. Diese Sammlung ist sehr in. structiv und wohlfeil — mich dünkt, dafs sie nur zwei Thaler kostet. — Wem macht es nicht Freude zu sehen, wie viele Treffliche sich jetzt bemühen, die Kenntnils der Natur zu erleichtern und zu verbreiten! Wie viel weitere Fortschritte würde ich darin gemacht haben, wenn sich mir vor 30 Jahren, wo ich mühselig als auiodidactas die Botanik zu studiren anfing, solche herrliche Hülfsmittel dargeboten hätten, Diefs dachte und fühlte ich aufs Neue und wiederholt, als ich Gelegenheit hatte, die Samm- lungen zu sehen, die der süddeutsche botanische Beiseverein herausgiebt. Diels Vergnügen ge- wäbrte mir der in der Botanik schon bekannte, bei der Struve-Soltmannschen Brunnenanstalt mit. arbeitende Pharmazeut, Hr, Bauer. Hier sah ich die durch Müller in Sardinien gesammelten Pflanzen, nebst mehreren andern, mir ganz neuen und vorzüglich die von ihrem Besitzer selbst in den Seen der Umgegend von Berlin aufgefun- 128 denen Charer, die in die Flora exsiccata und das Möslersche Handbuch der Botanik von RBeichen- bach aufgenommen und zum Theil neu sind. Un- vergelslich bleibt mir die liebenswürdige Uneigen- nützigkeit, mit welcher mir Hr, Bauer so vie- les, was er in mehrern, oft nicht vielen, Exem- plaren besafs, mittheilte. Diese angenchme Er. fahrung, die besonders einen solchen, in sehr enge Landesgränzen eingeschlossenen, Armen zum innigen Danke verpflichtet, hat mich oft zu der Frage gebracht, woher es kömmt, dafs Botaniker so gern und gewils lieber als Entomologen ihren. Ueberflufs, sey er auch nicht grofs, Andern mit- theilen, dafs sie gewöhnlich auch in ihrem Lieb- lingsgespräche so unterhaltend und unersehöpf- lich sind, und so schnell und leicht, ohne durch Standes- oder Alters- Verschiedenheit gestört zu seyn, mit einander bekannt werden? — Wenig- stens habe ich von dem Gegentheil noch keine Erfahrung gemacht, und mir jenes aus dem so liebenswürdigen, Alle_ansprechenden Stoffe der Wissenschaft erklärt, I. Curiosa Wie sehr unsere überseeischen Hrn. Collegen bei Titeln deutscher Schriften in Verlegenbheit kommen, sehen wir aus einem amerikanischen Catalog, in welchem folgendes verzeichnet ist: „421 E. Steudel. Ist eine verbindung der Bo- tanniker zu einer gemeinschaftlichen, nothig und Moglich, », 7, 4, Blagensburg, 1820. Allgemeine botanische Zeitung. - ( Nro. 98. ) I, Original - Abhandlungen, 1. Observationes botanicae in horto botanico Mars burgensi institutae; auctore Wender oth, Prof. botanices Marburgensi. 1) Äkonitum leucanthemum Wender. Cum hocce perdito quidem, tamen aptissimo nomine speciem polymorphi Aconitorum generis salutavi exquisitam et pulcherrimam, quae ab omnibkus de- scriptis atque depictis, imo etiam ab Aconilo ve- riegato et rostrato floribus albis, quibuscum com- mutatum est, longe recedit. Stirps perrara et cultu difficillima, seque ac stabillissima; nec itg- que sola unius alteriusve illorum varietas, Fru- stra eam in celeberrimis, quos invisi, hortis Ger- maniae scptentrionalis, Isnacensi nimirum, Er- furtensi, Jenensi, Vismariensibus, Lipsiensibus, Dresdensibus, Berolinensi, Gottingensi, Herren- husano eıc., inquisivi. Alio forsan loco fusius de ea aliisque hujus generis speciebus, adhucdum in obscuritate latentibus, loquar; hic adnotare suf= fieiat, differe nostrum ab Aconito rostralo, cui pro- ximum, habitu alieno, aliaque forma et albedine (rubore, nec coeruleo colore perfusa et variega- ta) corollae foliorumque, quae firmiora et vernice Quasi obducta, splendentia, laciniis latioribus par- Flora 1851. VIII, I 150 rubel verstanden. Seiza) 5| 5 je: Director . . 0.02. 1 15000 3000 Buooi8ooo Demselben Egnipagegelder . De ur . . j1500 Erster Gehülfe (Adjunct) des Di- | rectors . . . . . ı |25on [1500/4000 .4n00 Zweiter Gehülfe . . . ı |1800 |1200]3000 5000 Sceretair für die Correspondenz, | iu ausländischen Sprachen, der zugleich Conservator der Bi- bliothek uud des Museums ist ı lı2oo| 800|2000!2000 Secretair für die russische Cor- respondenz, der zugleich die Canzleigeschäfte besorgt und Cassirer ist . . . . ı 1200 800] 2000| 2000 Püanzeumalr . x... 3 1800 |1200|5000 5000 bergärtner Don ı |1800 |1200|5000!3000 144 Jährl, BP Summe ES} Gehalt, | jährlich. =2 | ei ,uolam | m BSsE|225| ® Me EC EEE; Gehülfen desselben = : .| 2 900, 600 1500| 3000 Untergärtner erster Ordnung „| 9 |: öool 5.0, 900) 2800 —_ zweiter — . 10 | Goo| . | 6000 Lehrlinge erster Ordaung . . 2) 300) . | 3001 600 u Zweiter m . „aa | 240] .„ | 240| gioo Denselben zur Kleidung . .;. . ur 700 Unterhalt des zur Wache und zur Erhaltung der äussern Ord- nung bestimmten Personals „| . N . . : 7000 Für Mieihe von Taglöhnern und Handwerkern . . . . . . . » jı5ooo Für Heitzung und Licht . .|e . . 2 115009 Erhaltung von vier Pferden mit Wagen und Geschirr . . . « . . 2500 Ankauf von Gartenmaterialien u, Instrumenten . . . . . . . ‘. 7000 Für Correspondenz, Fracht, Bü- chereinbaud und Kanzleyaus- gaben . . . . . . . . . 4500 Für lehefde Pflanzen . . . » . . . 6500 Uuterhaliung der Bibliothek F . . . . 6000 Reparatur der Gebäude . . . . . . Sooo Für Samen und Päanzensamm- ler im Innern von Rufsland . . Unterhaltung des Museuns, Druck Lund Kupferstich - Ausgaben „| . Für Pflaster n,Stralsenbeleuchtung . . . . 2500 . . . 6000 - » ” 2000 Anmerkungen. ı) Wenn eine der speciellen Summen nicht hinreichend wäre für ihren be- stimmten Zwech, so kann sie dusch eine andere, an der etwas übrig ist, ersetzt werden, und die etwanigen nachbleibenden Summen können auf die Entscheidung des Ministers des kaiserl. Hofes für ausserordentliche und unvorhergesehene Ausga- ben benützt werden. 2. Die Beamten und Diener des Gartens er- halten in Hrankheitsfällen dieselbe ärztliche Hülfe wie das übrige Personal des kaiserl. Hofes. Allgemeine botanische Zeitung. -( No. 9. ) I, Original "Abhandlungen. Zur Geographie der Alpenpflanzen; von Hın. Dr, Sauter in Bregenz. (Ans einem Schreiben an die Redaction.) Wan sehr wünschte ich mit allen Botani- kern, denen die Geographie der Alpenpflanzen am Herzen liegt, dafs Sie der Aufforderung Zue- carini's in der botanischen Zeitung 1828, S. 104. recht bald entsprechen möchten. Von wem liefsen sich darüber gründlichere Erfahrungen und Mittheilungen erwarten, als von Ihnen, dem die Alpen die zweite Heimath seit vielen Jahren ge- worden. — Da auch mich von Jugend auf die großsartige Alpennatur und ihre licbliche Flora vorzüglich angezogen und ich in Salzburg, Oest« reich und Tyrol viele Alpen von verschiedener Formation und Höhe bestiegen habe, so bin ich so frey, Ihnen einige meiner in Beziehung auf die Geographie der Alpenpflanzen gemachten Er- fahrungen mitzutheilen und Sie zu bitten, sie durch die Ihrigen zu berichtigen und zu er. weitern. Der Halkboden und die Kalkgebirge er- zeugen eigenthümliche Pflanzen so wie die Ur. gebirge aus Schiefer und Granit. Nach meinen Flora 1851. IX. K 146 Erfahrungen finden sich folgende Pflanzen vor- züglich : auf Kalkgelirger, ‚Sesleria caerulea. Luzula glabrata, — mazxima. Juncus monanthos, Carex firma, — mucronala. — Mielichhoferi. — brachystachys. Primula Auricula, — [integrifolia.] *) — [pubescens.] Pedicularis rostraia, — incarnala, on Tosed, Androsace lactea, - Veronica saxatilis, — urlicaefolia, Rhododendron hirsutum, — Chamaecistus, Draba Sauteri, — ausiriaca, Hieracium alpestre, — chondrilloides, — saxalile. folgende auf Urgebirgen, Sesleria disticha, Luzula spadicee, Juncus trifidus, Carex frigida, — fuliginosa, Primula glutinosa, — Floerkeane. — Firsuta, Pedicularis tuberosa, — [asplenifolia.] — [adscendens.] Androsace obiusifolie, Veronica [frutieulosa.] — bellidioides, Rhododend, ferrugineum, Draba [carinthiaca,] — [laevigata.] Hieracium alpinum, — Schraderi, — Halleri. — iniybaceum. — grandiflorum, — [angustifolium.] — T[glanduliferum.] Erigeron uniflorus. *) Die in Klammern angeführten Pfanzen sind aus dem Bereiche unsrer Frfahrungeu beigefügt, Aumerk, der Redaction. auf Kalkgebirgen, Hieracium staticifolium. — villosum, — jYrenaicum, — Iyoseridifolium, Erigeron alpinus, ‚Achillea Clusiana, — Clavenae, Senecio abrotanifolius, — Doronicum, Sempervivum hirtum, Potentilla caulescens, — Clusiana, — Brauneana, Phyteuma orbiculare, — [cordatum.] Oxytropis montana, Sazxifraga aphylla, — Burseriana, — Clsia, — [androsacea.] — [rotundifolia ] Lepidium alpinum, — rotundifolium, Dianthus alpinus, Silene alpestris, — 4- fida, “Inemone grandiflora, Epipactis latıfolia, Euphorbia Cyparissias, Stachys alpina, 147 auf Urgebirgen, Achillez moschata, — [atrata.] Serecio incanus, -—- [carniolicus.] Sempervivum montanum, — arachnoideum, Potentilla nitida, — crocea, — glacialis. Phyleuma pauciflorum, — glolulariaefolium, — hemisphaericum, OÖxytropis uralensis. Saxifraga bryoides. — moschala, — CORITOTETSa, — sedoides. — Lbiflore, Lepidium brericaude, Dianthus glacialis, Silene Pumilio, Anemone alpına, Serratula alpina. Artemisia Mutellina, — spicafa, Phaca astragalina, — australis. [Viola umbrosa.] Sibbaldia procumbens, 12 148 auf Kalkgebirgen. Teucrium monltanım, Erica carnea. Cynanchum Finceloxieum FValeriana saxalılis, Globularia eordifolia, — nudieaulis, Apargia incana, Hyoseris foelida. Ceritaurea moniana, Arnica-scorpioides. Cacalia albifrors, Tussilago nivea, Buphihalmum salieifol, Laserpitium latifolium, Heracleum austriacum, Aihamanta eretensis. ‚Astranlia majer. [Daphne Cneorum.] „Hippocrepis comosa, Rubus saxatilis, Pyrus Chamaemespilus, Polygala Chamaebuzus, “ Cochlearia saxalilis, ‚Papaver Burseri. Helleborus niger. Campanula alpina, Arabis alpına, — pumila, Gypsophila repens. Arkica Bellidiastrum, Betonica Alopecuros. auf Urgelirgen. Stellaria cerastoides, Arenaria ciliala, — biflora, — polygonoides, Jianunculus rutaefolius, Arnica glacialis, Myosolis nana, ira subspieata, Antherieum serolinum. .[Heracleum alpinum.] -[Phellandrium Mutellina] [Ligusticam simplex.] [Daphne striata.] [Anthyllis Vulneraria al- pestris.] [Ribes petraeum.] [Arbutus uva ursi.] C — alpina.] [Empetrum nigrum ] [Polygala alpestris.] [Thlaspi alpinum.] [Thalietrum alpinum.] [Campanula ıhyrsoidea.] [Arabis eiliata.] E — coerulea.] [Braya alpina ] [Erysimum lanceolatum.] [Sedum atratum.] [Melampyrum alpestre.] [Ajuga latifolia ] 149 Dem nördlichen Kalhalpenzug scheinen eigen- thümlich: Saxifraga aphylla, Papaver Burseri, Draba Sauiert, ausiriaca; dem Hauptstock der Urgebirge Sazifraga Liflora, retusa, Dianthus. glacialis, Ra. nunculus glacialis, Phyteuma pauciflorum, globula- riaefolium, Manche Pflanzen kommen nur auf den. höchsten Gebirgen vor, steigen wohl auf diesen. tiefer herab, kommen jedoeh nie auf niedrigern. vor, als Sazifraga aphylla, oppositifolia, biflora ete, Manche Pilanzen lieben blols die Gipfel der hö- hern Gebirge, als Myosotis nana, Sazxifraga bis flore etc. Die meisien steigen auch tiefer herab, viele selbst in die 'Thäler. Die Gestalt eines Berges hat sehr viel Einflufs auf dessen Vegetation, so. dafs nahe stehende Berge derselben Formation. sehr verschiedene Floren haben, z. B, der Unters- berg und Watzmann. Manche Alpenpflanzen ver- breiten sich über fast alle Alpen, manche sind oft blofs einem Alpenzuge eigenthümlich, so kom.. men Pedicularis rosea, Draba ausiriaca, Polentilla Clusiana, Viola alpina, Achilles Clusiana, Dian- thus alpinus, Linum alpinum, die auf Oestreichs Alpen (Schneeberg etc.) gemein, auf denen Salz- burgs und Tyrols nicht vor. If. Biographische Notizen. Einige Blumen auf das Grab Paul Kitaibel's, Med. Dr. und Prof, der Chemie und Botanik an der k. Universität zu Pesth. Es sey dam Sohne eines alten und innigen Yreundes des seligen Drs, und Prof. Kitaibet 150 erlaubt, den Lesern der botanischen Zeitung ei- nige Notizen aus der Lebensgeschichte dieses hochverdienten Botanikers und Chemikers* mitzu- theilen, welche der vortreffliche Hr, Dr. Joh. Schuster, Prof. der Chemie zu Pesth, in der von ihm bösorgten Ausgabe von P. Hitaibels Opuscula physico - chemica*) in der Einleitung von 5. XVIl. bis LXL mit einer solchen Gediegen- heit lieferte, dafs es schwer zu sagen ist, ob er sich oder seinem verblichenen Lehrer, Freunde und Collegen dadurch ein schöneres Denkmal setzte. Es ist eine süsse Pflicht, das Andenken an Männer, die sich um ihre Wissenschaft und um ihr Vaterland hohes Verdienst erwarben, auch dann noch zu feiern, wann längst ihre Freunde, ihre Amtsgenossen, dieEdleren ihres Vaterlandes selbst ihnen die letzte Ehre erwiesen haben. **) Paul Kitaibel ward im J. 1757 **%) am ") Pauli Kitaibel M. D. Prof. Chemiae ac Botanicae ad reg. scient. univ. Lung, Hydrographica Hungariae praemissa auctoris vita edidit Joannes Schuster M. D. Prof. Chemiae ad r. scient. unir, hung. 8v.Pe- stini 1829, typis nobilis I, M. Trattner de Petröza Vol. I. Pag. 68 et 5316. Voh IT. Paz. 407. *y Ich war noch ein Knabe, als ich den Seligen wenige Tage vor seinem Ende zum erstenmale in meinem Leben sah, un er mitten unter jammervollen Schmer- zen mich lichelnd seguete, als ich seine Hand küfste. Die Güte, mit welcher er mich am Rande des Grabes noch empfing, wird mir ewig unvergeblich seyn. ”*) In der Universitäis- Matrikel sieht das Jahr 1759; der Taufschem zeigte aber später den Professor, dafs er un zwei Jahre älter scy, als man ihn früher glauben machts, 151 3ten Hornung zu Mattersdorf, einem deutschen Dorfe, (das die Ungern Nagy-Mürton nennen), im Oedenburger Comitate geboren, wo sein Vater Landwirthschaft mit so glücklichem Erfolge trieb, dafs dieser ihn und seinen Bruder studiren lassen konnte. Bitaibel’s Familien- Name wird von den Mitgliedern der Familie zu Mattersdorf Küh. teubel, Kühtaibel; sogar Kühtreiber ge- schrieben; gelehrte Deutsche und Ungern schrie. ben ihn Kitaibl und Kietaibel; er selbse schrieb sich aber immer Kitaibel, Nachdem er zu Oedenburg die Gymnasien, zu Raab die philosophischen Studien vollendet hatte, besuchte er im J. 1780 die Universität zu Ofen, an welcher er im J. 1765 unter dem genia- lischen Winterl und dem gelehrten Yruka als Doctor der Medicin promovirt wurde. Kitaibel zeichnete sich während seiner medicinischen Sta- dien so sehr aus, dafs der geistreiche Winterl ihn, noch als Candidat der Medicin, zum Profes- sor adjunctus der Chemie und Botanik mit 400 fl. und freier Wohnung anstellte. Kitaibel war der erste Unger, der, nachdem Josephs Weis- beit das Disputiren und Dissertation- Schreiben bei den Promotionen abgeschafft hatte, ohne diese Prämissen, zum Doctor ereirt wurde. Er widmete nun ununterbrochen sein ganzes Leben dem Studium der Botanik und Chemie, und verschmähte den hohen Gewinn, den ihm die Ausübung der Heilkunde bei den reichen Bewoh- en 152 nern Pesth's und Ofen’s hätte gewähren müssen. Im J. ı789 (nachdem in den vorigen Jahren der hotanische Garten anderswohin verlegt wurde) ordnete er das Naturalien- Kabinet der Univer-, sität, und im J. ı790 Baron Mygind’s Herba- rium, das dieser berühmte Botanophilus der Uki- versität schenkte. Im J. 1792 trat er eine naturhistorische Reise durch Kroatien bis Fiume an. Man machte ihn im Jahre 1793 zum Correpetitor der Pharmaceu- ten; er gab aber diese Nebenstelle im J. 1794 auf, und übernahm die Aufsicht über den botani- schen Garten und begann seine botanischen Rei- sen, Im J. 1795 sandte die Regierung ihn nach Bartfeld zur Untersuchuug der berühmten da- selbst befindlichen. Sauerbrunnen, bei welcher Gelegenheit er die dortigen Karpathen untersuchte. Im J. 1796 bereiste er mit dem berühmten Gra- fen Waldstein und auf Kosten desselben die Marmaros, Er untersuchte im folgenden Jahre die Bäder zu Parad, und gab seine Analyse der Quellen von Bartfeld, Im J. 1798 untersuchte er die Quellen von Grofswardein, und machte dann mit demGrafen Waldstein (auf Kosten des Letz- teren) eine Reise über Wien, Prag, Dresden, Leipzig, (wo Hedwig noch lebte), Wittenberg nach Berlin zu Willdenow, welcher die von diesen beiden Botanikern entdeckten neuen Gat- lungen und Arten prüfte und bestätigte. Bei sei- ner Rückkehr vermählte Hitaibel sich mit 455 Elisab. Sarlay, einer geistreichen Dame von beinahe gleichem Alter mit ihm. Im J. 1799. erhielt dieser hochverdiente Ge- Ichrte zu seinem bisherigen Gehalte pr. 400 fl. und freier Wohnung noch 200 fl. Zulage, und konnte die botanischen und mineralogischen Rei- sen, welche er bisher auf seine oder seiner Gön- ner Kosten machte, auf Kosten der Universität antreten. Er bereiste die Umgebungen des Ba- laton, In diesem Jahre erschien die erste Decade der Descriptionum e£ iconum plantarum rariorum Hungoriae, jenes herrlichen Werkes, das Kitai- bel’s und Waldstein’s Verdiensten um die europäische Botanik die Iirone der Unsterblichkeit verlieh, Im J. ı800 bereiste er zum drittenmale das Banat (das alte Syrmien) und untersuchte die Her- kules-Bäder zu Mehadia. Yon dieser Reise brachte er allein 114 für die ungarische Flora neue Arten mit, unter welchen 20, die man bisher nur als Einwohner Asiens kannte, Das Jahr ı801 war der Ordnung der gesammelten Schätze gewidmet, und im J. 1802 trat er mit dem Grafen Waldstein und dem Mahler Schütz die botanische Reise nach Kroatien an, die 55 neue Arten gab. In die- sem Jahre ward der erste Band der Descriptiones vollendet, und Kitaibel endlich Professor ordi- narins mit 1200 fl, Gehalt. Im J. 1803 bereiste er Oberunrgarn und untersuchte die Mineralwasser Ofens; im folgenden Jahre das nördliche Ungarn. Das J, 1805 führte ihn neuerdings in das Danat, 154 und half den II. Band der Deseriptiones schliefsen. Er wollte im folgenden Jahre nach Kroatien; ein Auftrag des Staates brachte ihn aber nach Stuhl. weilsenburg, von wo er sich nach seiner Hei. math begab, um dort die Vegetation der Sümpfe am Hansdgli (Neusiedler - See) zu untersuchen. Wier wurde er im Hause seines Bruders von einem Nervenfieber ergriffen, das ihn 4 Monate lang an das lirankenlager fesselte. Er genas erst später zu Pesth. ı807 erhielt er zugleich mit Winter! die Aufsicht über den Garten; er wollte "und sollte seine Reiseberichte herausgeben; allein das Nervenfieber des vorigen Jahres hatte seine Hräfte erschöpft. Im J. ı808 hatte er mit Prof. Fabrici und Reisinger das Museum zu ord- nen, und trat dann mit ersterem eine Reise nach Siavonien an. Im J. 1809 gab Kitaibel den ersten Katalog des neuen botanischen Gartens zu Pestli heraus, welcher in diesem Jahre seit 1784 bereits zum fünftenmale versetzt. wurde. Im Jahr 1810 untersuchte er mit den Prof. Tomt- sungi und Fabrici die Gegend um Stuhlweis- senburg, die durch ein Erdbeben yerheert wor- den war. General Czekonich führte Prof. Ki- taibel und Fabrici nach dem Banate, wo Fa- briei starb. Kitaibel hatte die Elıre dem Erz- herzoge Rainer die Matra zu zeigen. Das Jahr ıdıı füllte die neue Anlage des botanischen Gar- tens aus, von welchem im Jahre ı8ı2 der zweite Katalog erschien. Die Descriptiones wurden, ini- 155 N quitate temporum, mit der 28, Decade geschlossen. Ritaibel versuchte jetzt Bunkelrübenzucker, Zucker aus Mays und aus I'rauben zu machen. Im Jahr 1813, (wo Wahlenberg Ungarn bereiste) war HRitaibel zu Bartfeld, und erhielt endlich die Lehrkanzel der Botanik, als er um Ruhe nach- suchte ; im folgenden Jahre erhöhte man seinen Gehalt auf 2000 fl. Im J. 1815 unternahm er, ob- schon die ersten Symptome seiner später tödtlich gewordenen Krankheit sich zu zeigen begannen, eine dreimonatliche Reise nach der Marmaros, und erhielt im folgenden Jahre (dem boten Jahre sei- nes Alters) seine ehrenvolle Tiuhe, als seine Lei- den ihm nicht mehr öffentliche literarische Thä- tigkeit gestatteten. Er gab in diesem Jahre den 3ten Katalog des botanischen Gartens zu Pesth heraus. Im October des Jahres ı817 kehrte er beinahe sterbend aus den Bädern von Parad zu- rück, und verschied nach einer langwierigen schmerzhaften Krankheit in den Armen seiner Gattin und seiner Freunde am ı3. December 1817 zu Pesth. Seine rechte Niere war bis zur Gröfse eines Hindskopfes in einen Skirrhus entartet, der bereits anfieng krebsartig zu werden; die Einge- weide des Unterleibes zeigten überall die Reste chronischer Entzündung, und Brust und Bauch- höhle waren voll Wasser, Man kann mit Recht sagen, dafs Ungarn (und vielleicht ausser diesem kein anderes Land) von keinem einzelnen ladividuum mit so vielem Yleilse 156 in naturhistorischer Hinsicht bereist wurde, als von Kitaibel, der, alle Tage seines Lebens zu- sammengerechnet, vom J. 1795 bis 1817 mehr als volle 4 Jahre reine Zeit hierzu verwendete. Glücklicher Weise fand er in den früheren Jah- ren, als es ihm noch am Gelde und an Aushülfe von Seite der Universität fehlte, Unterstützung bei Hrn. Grafen Frz. Ad, Waldstein- War- temberg (geb. zu Wien 1759, gest. zu Ober- leuthendorf d. 25. May 1825) nicht blofs an Geld, sondern auch an Geist und Kenntnilsen und Ei- fer. Waldstein schofs das Geld zu dem Pracht- werke voz und Ritaibel erhielt ı3 Exemplare und einiges Geld, so wie es einging..*) Später zog der edle Graf Waldstein sich von seinen früberen botanischen Arbeiten auf seine Güter zurück, leitete dort die grofsen Fabriken zum Wohle seiner Unterthanen, gründete Schulen für sie, und schenkte seine botanischen Sammlungen dem böhmischen Museum. In dem mit Grafen Waldstein herausgegebenen grolsen Werke fin- den sich abgebildet und beschrieben 280 Arten, zu 133 Gattungen gehörig, unter welchen 46 Com- positae, 33 Leguminosae, 24 Cruciferae, 20 Caryo- *) Sollte man glauben, dafs in Sanz Ungarn, in dem reichen Ungarn, kaum 40 Exemplare dieses herrlichen Werkes abgesetzt wurden ? Hr. Prof. Schuster ver- sichert cs S. 54. Was Dommherren und Pfarrer mit 6 — 20,000 1. Einkünften nicht kauften, schafften sich jelsch einige pauperes Stuliosi an! 35% phylieae, ı6 Umbelliferae, ı3 Habiatae, 10 Rosacese, ‘9 Aggregatae, 8 Liliaceae, 7 Asperifoliae, Der neuen Gattungen sind darunter 3, nämlich die Fü- tailelia vitifolia, die Waldsteinia geotdes, und die Siernbergia colchieiflora. Kitaibel hat noch nicht alle seltenen Pflan- zen bekannt gemacht, die sich in seiner Samm- lung *) befanden, die das National- Museum im Jahre ı31ı8 sammt den Mineralien und Büchern um 7000 fl. kaufte. Hr. Dr. Sadier erwähnt einiger Yeronicae, mehrerer Festucae, einiger Sca- biosen, zweier Ribes, vier Prunus, mehrerer Pyrus; die Veronica depressa, und das Solanum Eitaibelü Schult. finden sich jedoch nicht in seiner Samm. lung. Er lebte seit 1786 so zu sagen immer im botanischen Garten, und beobachtete auf das Sorg- 'fältigste die Einflüfse der Cultur auf jede in dem- selben gezogene Pflanze. Er vermehrte den Stand desselben von 1847 Arten (die imJ. 1792 daselbst vorkamen) bis auf 2891. **) Während Kitaibel beinahe Unglaubliches in der Botanik leistete, förderte er gleichzeitig das Studium der Mineralogie aus allen Kräften: über 3000 Stücke, die er allein gesammelt hat, *) Diese bestand aus 65 Bünden und einer Kiste, un! enthielt 13,243 Exemplare, (wovon ungefähr 8000 Sı:e- cies und 5000 Duplicata.) Die Exolica betrusen nur 2200. **) Gegenwärtig hat der Garten zu Pesth unter der Ant- sicht des verdienten Hrn. Prof. Häberle, und Lei- tang des berühmten A. Rochel, Mag. Chir., 65-5 Arten. 158 befinden. sich im National-Museum. Was er als Chemiker leistete, lehren uns die beiden von Hrn. Prof. Schuster herausgegebenen Bände seiner Hydrographie. Man erstaunt, wenn man eine sol- che Riesen-Arbeit aus den Händen eines Mannes hervorgegangen sieht, von welchem man hätte glauben sollen, dafs er blofs für Botanik gelebt habe, und wenn man weils, wie weit die Analyse der Mineral- Quellen zu jener Zeit noch zurück war, in welcher er sich damit beschäftigte. Selbst die Zoologie verdankt unserem seligen Kitaibel einige Entdeckungen: er beschrieb die Reifs-Maus (Mus banaticus), den Spalax oder Mus typhlus, die Schildhiröte, die sich um Meha- dia findet, Testudo emarginata Kit., und einen neuen Scincus am Ofner- Berge bei Adlersberg, den Ir. v.Schreibers Scineus pannonicus nannte. Seine ausgebreiteten Kenntnisse in allen Zwei- gen der Naturgeschichte suchte er überall auf Land- wirthschaft und Künste mit Vortheil anzuwenden: „procul remotus,“* sagt der vortreffliche Hr, Prof. Schuster, „a germanicis quibusdam naturae scru- tatoribus, qui vere sublimi naturae litant scientiae, sed purissimae, nescii aut quasi nesci, se naturae productis vesei, vestiri, conseryari. « Kitaibel’s Verdienste waren im Auslande früher erkannt als im Inlande; er war Mitglied von ı0 verschiedenen Gesellschaften und Akademien. Unermüdet in seinen Arbeiten, scheute er kein Opfer für dieselben. Ehrlich und offen, un- ter Freunden laut sich aussprechend, und die = 150 Geifsel der Satyre schwingend, verschmähte er, obgleich gesucht wegen der Liebenswürdigkeit seines Characters, des Umfanges seiner Kenntnisse und der Stärke seines Geistes, alle leeren gesell- schaftlichen Formalitäten, und vermied die Poten- liorum limina, mit Ausnahme einiger wenigen Ed- len, der Hrn. v. Csekonich, Lilien, Brudern. Sein Wuchs übertraf den mittleren, und zeugto von starkem Körperbau: sein Kopf war auffallend grols, sein Auge blau, äusserst lebhaft, obschen etwas klein; seine Nase schön, etwas spitzig und seine Wangen frisch geröthet, L. S. I. Preisaufgabe Die königl. Akademie des Gard zu Nimes hat für das Jahr 1831 folgende Preisaufgabe gestellt: Welche Einwirkungen üben auf das Pflanzenleben die auflöslicben Salzsubstanzen aus, welche man sich zu geringen Preisen im Handel verschaffen kann, z. B. das gewöhnliche Kochsalz, schwefelsau- res Natron, essigsaure Ralkerde, und die Ammoniak- salze theils in Wasser aufgelöst, theils namentlich im gepulverten Zustande? Man soll aus dieser Untersuchung und aus angestellten Versuchen dar- thun, welchen Nutzen der Ackerbau aus diesen Substanzen als Dünger ziehen dürfte, Die Beant- wertungen mülsen postfrei vor dem ı. Aug. ı83ı en den Secretair der Akademie, Hrn. Nicot, ein- gesandt werden. Der Preis für die beste Beant- wortung besteht aus einer goldenen Medaille von 450 Francs an Werth, 160 IV. Verkehr Von unsern verehrten Mitgliedern und Vorste- hern der bot. Gärten zu Hamburg, Prag, Königs- berg, Carlsruhe, Breslau, Marburg, Darmstadt, Freiburg, Greifswalde, München und Erlangen sind uns neuerlichst wieder die diefsjährigen Samen- cataloge zur Auswahl zugekommen. Indem wir diese Aufmerksamkeit mit gebührendem Danke erkennen, und aus einigen derselben eine unserm Zwecke gemäfse Auswahl getroffen haben, müssen wir zugleich bedauern, dafs sowohl unsere eigene Samenerndte als die aus den Alpen erhaltenen Sammlungen nicht hinreichend waren, um eine gegenseitige allgemeine Vertheilung derselben Statt finden zu lassen. Wir.dürfen indessen bei künf tiger günstiger Witterung um so mehr einer reich- lichern Erndte entgegen sehen, als wir dieserhalb neue Verbindungen in den Gebirgsgegenden an- geknüpft haben und hoffentlich dadurch in den Stand gesetzt seyn werden, dereinstige Resultate za erzielen, die unsern Institutionen angemessen sind, und die Wissenschaft fördern mögen. Die Anpflanzung von auserlesenen deutschen Gewäch- sen, besonders jener aus den Alpen {wodurch wir bereits in den Stand gesetzt wurden, die Ma- terialien zu einer Monographie der deutschen Arten von Draba zu sammeln, die Hr, Sturm eben ietzt in Arbeit hat) so wie überhaupt die Aussaat der Samen von dubiösen und Bastard- pflanzen, die Erzielung der letztern selbst, die zur Aufklärung der Sexualität im Pflanzenreiche von so grofser Wichtigkeit sind, waren bisher die vorzüglichsten Zwecke des hiesigen Gartens, die wir auch ferner nicht aus der Acht lassen werden. Die K. B. botan. Gesellschaft zu Regensburg. Director Dr. Hoppe. Allgemeine botanische Zeitung, " ( Nro, 10. ) I. Reise-Berichte. Aus meinem Keisetagbuch; von Hrn, Prof, Dr, Zuccarini in München, Lindau den 23, Jugust, F ast jede Stadt hat ihre Lieblinge unter den Zierpflanzen, die sie vorzugsweise kultivirt, So bedecken in Lindau herrliche Oleander alle Fen- ster und in allen Gärten, deren es yiele und recht zierliche gibt, findet sich Hemerocallis alba, Auf den Feldern ist viel Mohn- und Hanfbau. Zwi- schen Lindau und Bregenz finden sich alle Ueber- gänge zwischen Quercus pedunculata und pubescens, Veberhaupt hat alles, was ich auf dieser Reise gesehen, meine frühere Meinung, dafs Quercus Robur, pedunculata, pubescens, apernnina, Toza und Jestigiata theils Spielarten, theils klimatische Ver. schiedenheiten einer und derselben Art seyen, im- mer mehr bestätigt. Fast möchte ich ebenso ver- muthen, dafs Quercus Ilex und Suber nur Eine Species ausmachen, doch habe ich letztere zu we- nig lebend beobachtet. Früchte, Blüthen und Blätter zeigen wenig Verschiedenheit. Dafs die Schuppen des Schüsselchens bei Suber etwas län- ger und sparriger sind, begründet noch keine Species! Der Kork aber kann klimatisches Eır- Zeugnils seyn, wie er bei Acer campesire und UI. Flora 3851. X. L 162 anus campestris vom Standorte abhängt. Wann, werden wir überhaupt dahin gelangen, bei wild wachsenden Pflanzen das zuzugeben, was wir bei kultivirten nicht läugnen können, dafs nämlich ein während mehrerer Generationen anhaltendes Ver- weilen einer Art unter bestimmten klimatischen oder tellurischen Einflüssen zuletzt Abänderungen herbeiführt, die selbst unter veränderten äusseren Einflüssen erst nach mehreren Zeugungen, bei Fortsetzung derselben aber gar nie wieder zur Urart zurück kehren! Wir glauben unsern Gärt- nern aufs,WVort, dafs die Kohlrabe, der Wirsig, Blumenkohl, Braunkohl, Weifskobl etc. zu Einer Art gehören, obgleich sie durch Aussaat auf Gar- tenboden constant bleiben, wir zweifeln nicht an der Identität der weilsen, rosenrothen, kupfer- farbnen, violetten Levkoje, die auch bei der Aus- saat Stand halten, aber lalst einmal an einem Aco- nitum, einem Rulbus, einer Gentiona, Hieracium, Thymus, Mentha und wie einmal die hypercivili- sirten Gattungen heissen mögen, ein Haar mehr, ein Iaar weniger seyn, lafst an einem Rosenblatt- stiele 5 statt mehrern oder weniger Drüsen stehen, siche da species nova mihi, Das mihi ist die Hauptsache, aber das kann man ja jetzt ehrlicher und spottwohlfeil haben, seitdem ausländisches Heu in so gewaltigen Frach- ten auf dem botanischen Markte zu Kauf aufge- fahren wird! — Die Ufer des Bodensee’s gehören zu den 163 ‚Jachendsten Gefilden Deutschlands. Leider hatte zwar dieses Jahr der so sehr strenge Winter die Weinerndte fast völlig vereitelt, doch hatten die Debstöcke schönes Holz für das nächste Jahr ge- trieben. Auf der Schweizer Seite geht der Weg beständig durch einen Wald von riesenhaften Nufs- und andern Obsıbäumen fort, bis von Rorschach | sich die Strasse vom See weg nach dem gewerb- samen St. Gallen hinwendet, Auf den Höhen hinter St. Gallen ist die Nähe des hohen Sen. tisgebirges, welches in furchtbarer Nacktheit und Schroffe emporsteigt, in der Vegetation schon sehr fühlbar, Am sogenannten Briesi, etwa 2800’, dem höchsten Puncte der Strafse zwischen Herisau und Lichtensteg, gedeiht nur mehr Hordeum hexa- slichon und etwas Hafer und Sambucus nigra blühte noch jetzt Ende August, Den 24. August. Schon mehrere Stunden vor Lindau war mir aufgefallen, dafs an jedem Bauernhause ein Gärt. chen mit Mangold bepflanzt war. Das dauert auch in der Schweiz so fort. Die Leute essen die Blattstiele wie Spargel und das grüne Blatt be- sonders als Gemüse. Bei Uznach am obern Ende des Zürchersee’s besuchte ich ein Braunkohlen- werk, welches neben der Strasse an mehreren Orten gebaut wird. Die Bäume liegen völlig ho- rizontal in 2 — 3 Fufs, ja oft noch viel mächti- geren Schichten mit Mergellagen wechselnd. Die Stämme sind noch deutlich zu unterscheiden, sie L2 464 waren von beträchtlichem Durchmesser, sind aber völlig plattgedrückt, und bei einer Breite von 3 — 4 Fufs oft kaum eben so viele Zolle dick. Man erkennt deutlich Birken, die noch ganz ihre. weifse unverwüstliche Rinde haben, und Nadel- bäume, unserer Abies excelsa durch die Zapfen, welche man häufig findet, sehr ähnlich. Die Bir- kenrinde scheint von der unserer jetzigen Art durch breitere Linsendrüsen etwas abzuweichen, Die Kohle wird rings um dem Zürchersee als Brennmaterial häufig verführt. j Von Richtenschwyl aufwärts wird die Nähe von Kloster-Einsiedeln bald durch die empörende Bettelei fühlbar. Wie Heuschreckenschaaren fällt das Gesindel über den Reisenden her, der neben seinem Wagen den steilen Weg nach Schindeleggi hinauf zu Fuls machen mufs! Zwischen letzterem Ort und Rothenthurm wird viel Torf gestochen. Doch entbielt das Torfmoor nur die gewöhnli- chen Sachen -und vergeblich suchte ich Betula rana, die hier wachsen soll. Den 25. August. Vom Vierwaldstädter See führt der Weg be- ständig durch das enger und enger werdende Rieufsthal, das furchtbare Felsenwände umstarren. Riesengrolse Nufsbäume, nicht selten von 4 — 5° Durchmesser beschatten die enge Sırasse. Bei Amsteg, am Fufse des Gotthardgebirges, etwa 1700' hoch gelegen, traf ich zuerst Teucrium Scorodonia, welches in Tyrol sich nicht findet, 105 aber in der Schweiz, ausser auf den Alpen selbst, von nun an den Reisenden nicht mehr verläfst und bis Genua hinabreicht. Der Nufsbaum ge- deiht hier noch gut und mit ihm wächst alles Gebüsch der Ebene, Den 26. August, Von allen Strassen, die nach Italien führen, ist die Gotthardsstrasse, die über das VVormser- - joch allein ausgenommen, jetzt die kunstreichste aber das Thal, in welchem sie aufsteigt, ist auch das rauheste und sterilste von allen. Auf der nördl. Seite fehlt der Lerchenbaum allenthalben, Obst gedeiht bis Wasen, (2800) wo schon die meisten Laubbäume aufhören. Etwas höher stehen nur noch einige Kirschbäume, deren Früchte in günstigen Jahren im September reifen. Von Ge- treide gedeiht nur noch etwas Gerste, und Har- toffeln werden besonders auf den Höhen unge- heurer herabgestürzter Felsstücke gebaut, auf welche mühsam die Erde getragen worden, und die zum Theil nur auf Leitern zugänglich sind, Hier beginnt Campanula rhomboidalis, die sich in Tyrol nirgends findet, auf den Matten diesseits und jenseits des Gotthards nun so häufig, als bei uns C. rotundifolia. Um Geschenen (3450') steht im ganzen Thal kein Baum mehr. Rhodod. ferru- gineum, Alnus ovata, Pyrus aucuparia und einige Weiden und Espen bilden mit krüppeligen Föh- ren den Holzwuchs. Man glaubt sich darum we- nigstens schon auf einer Höhe von 500» Fuls, .166 und ist auf eigne Weise überrascht, hier noch ein freundliches Dorf mit ganz neugebautem drei- stöckigem Schulhause zu finden, aus dem sich eben ein Strom fröhlicher Jugend ergofs. Von hier bis zur Teufelsbrücke steigt die Strasse im- mer kühner in den mannigfaltigsien VWYindungen, oft aus schwindlicher Tiefe heraufgemauert em- por. Die Reufs nagt furchtbar tobend, aber ohn- - mächtig an ihrer Grundfeste. Mehr Schaden thun leider die häufigen Steinfälle, Zwei Tage vor unserm Uebergang hatte ein Felsstück die ganze Strasse durchgeschlagen, und mitten aus der Reihe von einigen dreilsig Saumrossen, die eben vor- überzog, drei mit hinab in den tobenden Flufs geschmettert, Allentbalben finden sich hier, wie in allen lochthälern der Zentralkette, die Lin- den bei der Wildheit des Thales zu Büschen verkrüppelt, anderwärts z, B, am Simplon aber zum 'Yheil als stattliche Bäume, und widerlegen deutlich Dureau de la Mallc's mit grofsem Geräusche in den Annales des sciences naturelles ausgesprochene Behauptung, erst Er habe das Va- terland unsrer beiden Arten in den hohen Pyre- näen entdeckt. In diesen öden Winkeln sind sie gewifs nicht blos verwildert, noch weniger ge- pflanzt! In der Nähe der neuen Teufelsbrücke, die mit kühnem Bogen sich auf die alte stützt, wird die Vegetation ganz alpenmäfsig. Ueber- raschend ist der Anblick des völlig ebenen Ur- screnthales, welches sich bei dem Austritt aus 167 dem Urnerloche nun ausbreitet. Alle Berggipfel kahl, so wie die völlig horizontale Thalsohle, die sich deutlich als ehemaliges Seebecken arkündigt. Doch ist hier gewifs nur die frühere schlechte Forstwirthschaft an dieser Oede schuld, denn gerade ober Anderwatt (4356°) steht ein schö- nes Lerehenwäldchen, das als Schutz gegen die L.awinen verschont geblieben. Der Thalboden zeigt nur Wiesenwuchs und an den Ufern der Reufs verkümmerte \WVeiden, besonders Salıx daphnoides und Helix. Eine halbe Stunde weiter liegt Hospital (4360) am Fufse des eigentlichen Gotthardspasses. Hier gedeihen die Kartoffeln nicht mehr alle Jahre, schon hatte diesen Som- mer ein Frühreif die Spitzen des Krautes ver- sengt, auch Zwiebeln gedeihen selten. Kobl, Rü- ben und Salat werden noch gebaut. Rosenstöcke müfsen in Scherben gehalten werden. An Obst- bäume ist natürlich nicht zu denken. In einem Garten war zur Zierde eine junge Lerche ge- pllanzt. Doch sind die Leute wohlhabend und die Häuser schün gebaut, die häufige Passage rei- cher Reisender nach der Furka und dem Gott- bardt hat allen Luxus der Ebenen auf diese Hö- ben verpflanzt. Ungeheure Oefen, aus dicken Gra- nitplatten zusammengefügt, zeugen, wie wenig man hier sonst das Holz zu schonen gewohnt war, welches jezt mühselig genug gewonnen wer- den mufs. Allentbalben in diesen hochgelegenen Dörfern erzählten uns die Leute von der selte- . 168 nen Milde des verflossenen Winters und dem wenigen Schnee, der bei ihnen gefallen, Von Hospital bis zum Hospiz sind noch 3 Stunden, beständig durch schöne Alpenvegetation, aber ohne Holzwuchs. Alchemilla pentaphylla, Astran- tia minor, Hieracium intybaceum, Carex Joetide und petraea, Trifolium alpinum waren allenthalben häu- fig. Carlina acaulis wuchs noch wenigstens 1000 Fufs über Hospital, also etwa 5500 über dem Meere. Das Hospiz sieht gegenwärtig, ziemlich einer verfallenen Hexenküche ähnlich. Das be- wohnte Hauptgebäude sucht an Schmutz und Un- reinlichkeit seines Gleichen, und die zerstörten Nebengebäude erhöhen noch den widrigen Ein- “druck. Auch geht die neue Strafse in weniger Entfernung daran vorbei. Jenseits ist der Ab- hang des Berges viel rascher, und erschwerte um so mehr die Anlage des Weges, der in wenig- stens 60 WVindungen, an einer Seite immer, oft en beiden 40 — 50 Fuls senkrecht aufgemauert binuntereilt, Noch waren nirgends Geländer, und nur ein Schweizer Kutscher konnte sicher in hel- lem Trabe die Strecke bis Airolo hinunter fah- ren. Hier im oberen Livinenthal (3540°) wehen zwar noch nicht die warmen Lüfte Italiens, die Leute sind aber doch sehon mit Leib, Wesen und Seele Italiener. Alles Getreide wird hier gebaut, aber im ganzen Thal geht kein Pflug, das Feld wird durchaus mit der Hacke bearbeitet. Ziegen- hserden machen zum Theil den gröfsten Reichthum 10) der Leute. Auf den Wiesen ist wieder Cam- panula rkomboidalis überall, und an den Ufern des Tessins wachsen die heimatlichen Gesträuche, Tamarix germanica, Hippopha& rhamnoides, Alnus incana, Salix Helix, daphnoides, riparia, grandi- Jolia. An den Höhen umher beginnen die Ler- chen. Eschen stehen überall auf den Wiesen. Das Laub wurde eben als treffliches Viehfutter gesammelt und die Bäume standen darum gröfsten- theils kahl wie mitten im Winter. Warum wis- sen wir in Baiern von dieser Benutzung nichts, die selbst in Norddeutschland an vielen Orten al- lein dem Landmann seinen grufsen Viehstand möglich macht! Bei Pootta (3205') beginnt, wenn auch noch gering, der Obstbau, vorzüglich Kir- schen, Pflaumen u. d. m. Auch wuchert schon bald hinter Airolo wilder Hopfen in den Gebü- schen. Nach der furchtbaren Passage hinter Fiesso ändert sich plötzlich die Vegetation. Un- ter der letzten Brücke steht der erste Nufsbaum und gleich dahinter folgen Kastanien, von 3 — 5 Fufs dick, bis bei Faido auch die Maulbeeren be- ginnen. Vergeblich sucht man aber hier schon die üppige Süd- Vegetation, die bei Meran und Botzen durch ihr plötzliches Eintreten den Wan- drer so Zauberisch überrascht. Die Thäler lie- gen noch zu hoch und das Urgebirg scheint man- chen Pflanzen z, B. dem Rhus Cotinus, der Colulca arborescens u. a. nicht zuzusagen. Daher fehlen diese noch: fortwährend, wenn auch bei Giornice 170 (1098) schon ungeheure Feigenbäume die Gär. ten zieren und der Weinstock allenthalben ver- wildert die Felsen umzieht Zwischen den Ge- büschen rankt Tanmus communis, und in grolser Menge bedeckt Spariium scoparium die sonnigen Abhänge, hie und da mit Cytisus sessilifolius, meh- reren liosen u. dgl. vermischt. Das weite Rinn- sal des Blenio ist ganz mit verkrüppelter Hippo- phae und Salix riparia bedeckt. An der Strafse sind allenthalben junge Maulbeerbäume, da man alles aufbietet, die Seidenzucht zu befördern. Ob- gleich sich das Thal hier schon beträchtlich er- weitert, sieht man doch nirgends gepflügte , im- mer nur mit der Hacke bearbeitete Felder. Mays, Haidekorn, Panicum miliaceum und italicum, Hanf, etwas Wartoflel und Kürbisse waren die Haupt- gegenstände der Kultur. Bei Bellinzona trafen wir an einem Gartenhause die ersten Platanen. Den 28. Der Monte Cenere ist reich mit Waldung be- deckt, die aus ungeheuren, zum Theil 8 —9' die cken, aber häufig hohlen und gipfeldürren Hasta- nien besteht. Solche Kastanienwälder sind aber nie dicht und dulden unter sich viel Graswuchs und Unterholz. So war hier allenthalben Spar- lum scoparium, Juniperus, Berberis dazwischen. Jlex Iquifolium ward zum 'Yheil schon baumartig und verlor dann die dornigen Blätter. Quercus pubescens, Aluus glutinosa, Juglans, Fraxinus ex- eelsior, Sulix alba, Sambucus nigra mischten sich ııı nach dem Gipfel hin immer häufiger unter die Kastanien. Corrus mascula sehr grofs und voll Früchte. Der Wein reicht hier schon weit über den höchsten Punkt der Stralse (1500°) und wird nicht mehr in Lauben, sondern nur an Bäumen in die Höhe gezogen. Dazu werden hesonders Acer campestre und Alnus verwendet. Bei Lugano besuchte ich den Garten des Banquier Vasali. Ein herrlicher Laubgang halb von Prunus Laurocerasus voll reifer Früchte, halb von Hibiscus syriacus führt zu schönen Boskets wo bereits Cypressen, eine herrliche Magnolia, schöne 4cacia Julibrissin und Mespilus japonica stehen. Letztere hatte hier schon Früchte ge- tragen, die erst im Mai des zweiten Jahres rei- fen sollen. Allen diesen hatte der strenge Win- ter nicht geschadet. Selbst die Citronenspaliere waren (lreilich bedeckt) verschont geblieben. Hinter Lugano tritt die Stralse mit einem Male in den südlichen Balk ein, und die Vege- tation ändert sich damit auffallend. Alle die Botz- ner Holzarten, z. B. Hhus Cotinus, Colutea arbo- rescens, Coronilla Emerus, Ornus europaea, Ostrya vulgaris, Ruscus aculealus werden häufig, während sie im Urgebirge sich selten oder gar nicht fan- den. Cytisus sessilifolius, Laburnum, Carpinus orientalis, Rhamnus infectorius, Corydalıs aurea, Scabiosa graminifolia treten noch hinzu. Wer den Cytisus Laburnum hier am Standerte sicht, wundert sich nicht mehr, .dafs ihn die Lälte des 172 vorigen Winters in Deutschland fast überall ge- tödtet hat, während Cytisus alpjnus verschont ge- blieben. Warum wird überhaupt letzterer so we- nig kultivirt, da er doch gröfser, schöner und, wie wir jetzt wissen, viel weniger empfindlich ist? Den 29. In Como möchte man gerne Hütten bauen und wohnen! Der herrliche See, die edlen Berg- formen, belebt bis an die Gipfel durch Kirchen, Schlösser und Ruinen, die schöne Stadt mit ihrer byzantinischen Kathedrale, ihren prunkenden Pal- lästen, ihrem freundlichen kleinen Hafen und den schönen Landhäusern, aus deren Gärten überall Pinien und Cypressen grüssend emportauchen, der schöne Menschenschlag und der sichtliche Wohlstand, den Handel und die Frequenz des in- ländischen Adels sowohl als der vielen Fremden hier bewirken, alles vereinigt sich zum gefällig- sten wohlthätigsten Bilde und nöthigt dem Wan- derer unwillkührlich den Wunsch ab, hier möch- te ich ein sorgenfreyes Alter geräuschlos verträu- men! — Der Morgen war zu einem Ausflug nach der Villa Pliniana bestimmt, die ungefähr 2 Stun- den nördlich von Como liegt. Wir fuhren längs des östlichen Ufers hin, das reich mit Lorbeer- gebüsch, Eichen, Iastanien, Osirya europaea U. 8. w. begrünt war. Ungefähr halbwegs, gerade über von dem verödeten Pallaste der Königin von England, liegt Villa Belvedere. Garten und Pa- villon, welche das ganze Besitzihum ausmachen, 173 waren eben um 50000 Franken feil. Wir muster- ten den Garten und ich notirte mir, was von Holz- pflanzen hier im Freyen ohne Schutz und gröfs- tentheils ohne Pflege gedeibt. Was liefse sich in diesem Klima mit deutschem Fieifs und Sach. kenntnifs nicht erzielen! Wie sollte hier die nord- amerikanische, die asiatische und zum Theil selbst die neuholländische Flora gedeihen, wenn die Leute sich nur etwas regen möchten! So wächst freilich nur, was schon seit ı00 Jahren bergebracht ist und selten verirrt sich etwas Neues dazwischen, Um aber ein Beispiel von der Fügsamkeit der Gegend, von der Ausdehnung der Kombinationen, die dem Kunstgärtner, der Anlagen machen will, hier möglich sind, zu geben, führe ich bier alle Holzpflanzen an, die im Garten dieser Villa auf etwa 3 Morgen Grund so gut wie wild gedeiben. Ruscus aculeatus, Hypoglossum, Abies excelsa, pecli- nata, Larix, Pinus Pinea, Strobus, canariensis, Cu- pressus sempervirens und ß. horizontalis, Juniperus Oxycedrus, communis, Thuja orientalis, Quercus pu- bescens, Carpinus Ostrya, Castanea vesca, Fi- cus Carica, Laurus nobilis (mannsdick), Olea eu- ropaea, fragrans (in grolsen Gebüschen den gan- zen Garten durchduftend), Fraxinus excelsior, Jas- minum_ officinale, fruticans, azoricum, Platanus orientalis, Morus alba, nigra, Broussonelia pa- pyrifera, Buxus sempervirens, Arbutus Unedo, Rhododendron ferrugineum, ponticum (neben ein- ander!) Catalpa cordifolia, Nerium Oleander, 174 Robinia Pseudacacia, var. globosa, 4Amorpha fruti- ecsa, Cyiisus Laburnum, Hortiensia vulgaris, Amyg- dalus communis, Photinia serrulata, Cydonia_si- 'nensis, Mespilus japonica, germanicae, Prunus Lau- rocerasus, Rosa sempervirens, Thea, Noiseltiana, Banksiana, Punica Granatum, Lagerströmia ın- dica, Magnolia grandiflora, glauca, Liriodendron Tulipifera, Aesculus Pavia, macrosiachya, Hilis peniaphylla, Hibiscus syriacus, Sterculia platanı- Jfolia, Clematis Piticella. Besonders schön ist die Lagerstroemia, mit den purparrothen Blüthen reich übergossen. Hinter der Landzunge von Torno, die unge- heure Pinien und Cypressen schmücken, liegt die Villa Pliniana, Die Dämme am See, der ganze untere Theil des Gebäudes, und besonders die Souterrains sind durchaus noch römische Arbeit, Der neue Theil der Villa ist nicht besonders gut- erhalten, auch im Garten ist ausser einer schönen Hecke von Laurocerasus und Cypressen, die wir zu zweien nicht umspannen konnten, wenig zu loben. Der köstliche Wasserfall in einem senk-" rechten Felsenkessel dicht an der Seite der Villa, und die heilsame Quelle, die aus einer Grotte vorsprudelnd die Hallen kühlt und hinter den Souterrains in den See hinabstürzt, sind bekannte Dinge. Am Seedamme hatte Scolopendrium offici- warum wenigstens 3 Fufs lange Wedel getrieben. Vor dem Thore von Como, das gegen Mai- land führt, beginnt eine sehr schöne Promenade, 175 deren schr grofse Schattenbäume aus Tilia euro- paea und americana, Catalpa cordifolia, Brousso- netia papyrifera, Liriodendron Tulipifera, Morus alba, Platanus oceidentalis, Fraxinus excelsior be- stehen. Die schöne 4eacia Julibrissin, die im Ve- netianiseben so häufig sich an solchen Orten fin- det, fehlt hier ganz und steht nur selten in Gär- ten. Aber auch die lombardische Pappel ist selt- ner als man glauben sollte, und wild gar nirgends zu finden. Warum mufs diese mit Gewalt eine eigene Art seyn, da wir dach Quercus fastigiata ohne Bedenken als Abart zu Bobur ziehen. Schon die Erfahrung, dafs weibliche Stämme in Italien wie in Deutschland so äusserst selten sind, muls auf die Vermuthung bringen, dafs wir es nur mit einer zufällig entstandenen und künstlich durch Stecklinge erhaltenen Varietät zu thun haben! Ueber Mailand nächstens. I. Curiosa Es ist einmal in der botanischen Zeitung ein auffallender Druckfehler gerügt worden, wo aus dem Namen Siebera durch einen unkundigen Corrector Siberien gemacht und dadurch sonder- barerweise eine blols in Deutschland wachsende Pflanze auch in Siberien angegeben wurde. Ein Gegenstück dazu ist mir dieser Tage in Roth’s Manuale botan. III. p- 1165. vorgekom- men. Der Standort yon Artemisia Mutellina ist daselbst wörtlich folgendermafsen angegeben: „H. in summis alpibus Carintbiae, Tyrolis, prope Sa- 176 lisburgum, in vineis Princip. Badens. superioris." Seit langer Zeit auf die Standörter seltener Pflan- zen sowohl in geognostischer als geographischer linsicht genau achtend, konnte ich es unmöglich zusammen reimen, wie eine Gletscherpflanze nach Salzburg kommen, insbesondre aber in den Wein- bergen des Badner T.andes wachsen sollte. Ich sah daber in den Schriften nach, die der Verf. etwa benützt haben könnte, fand aber wegen Salzburg keine Befriedigung, da 4. Mutellina in v. Braune’s Salzburger Flora nicht verzeichnet ist. Desto mehr Auskunft erhielt ich in Gme- in's Flora badensis, wo es bei jener Pflanze im aten Bande $. 607. wörtlich also lautet: „HE. ın vieinia Prineip. supcrioris in agris Abbatiscel- lensium in rupibus calcareis alpinis” u. s. w., wo- bei nun augenscheinlich auf irgend eine YVeise aus Yicinia vineis entstanden ist, Dafs dem Hrn. Prof. Gmelin bei seinen botanischen Excursionen in dem badischen Ober- lande die Lust ankam, einmal auch die benach- harten Appenzeller Alpen zu besuchen, ist sehr natürlich, auch mag es in der Ordnung seyn, das Gefundne bekannt zu machen. Aber dafs der- selbe seine Erfahrungen in die Flora badensis niederlegte, damit bat er unsern botanischen Ge- schwindschreibern, die häufig nur Rüchertitel und Pilanzennamen abschreiben ohne auch nur im Nindesten die weiteren Bemerkungen der Auto- ren zu berücksichtigen, übel mitgespielt. Allgemeine botanische Zeitung, ( Nro. 11. ) I. Original - Abhandlungen, Uber einige Synantheren, Lesonders Ilieracien; von Prof. Dr. Hoppe. Obsoht ich schon seit mehrern Jahren bei meinen wiederholten Reisen nach den Hochge- birgen Süddeutschlands die beste Gelezenheis hatte, obgedachte Pilanzen an Ort und Stelle zu beobachten und zu sammeln, so habe ich doch bis jezt darüber theils in der Flora und in den botanischen 'Taschenbüchern, so wie in Sturme Deutsuhlands Flores und in meinen Centurien von Alpenpflanzen nur Bruchstücke geliefert, und zwar aus dem Grunde, weil von einer Zeit zur andern die Mono;rapbie von Irn. Ditter von Frölich erwartet werden dürfte, Jder ich mit gr:ister Spannung entgezen sah. Iniessen sind in neuerer Zeit einige höchst wichtige Werke über diesen Gegenstand erschienen, die schr viel zur Anfkla- rung, namentlich der Hieracien, beigetragen, und viele Zweifel beseitigt haben, die durch den er- leichteren Verkehr in die Systeme und Floren gebracht worden. Ich habe in dieser Tinsicht namentlich Monniers Ksai monsprapkepie sur les Hier um €! quelques genres volsins mit elıen so grofser Begierde studirt, als Hr. Heinhuld Flera ı85:. AT. M 178 in Dresden welcher darüber eine vollständige An- geige in der Flora mitgetheilt hat, Nicht minder sind die Darstellungen über diesen Gegenstand in Gaudin’s Flora helvetica und in Reichen- bachs Flora excursoria von der grölsten Wichtig- keit, und nur auf 2 Werke dürften die Liebhaber dieser Gewächse noch gespanntseyn, nämlich auf die erwähnte Frölichsche Monographie dann auf DeCandolle's Prodromus, wovon dernächste Band die Synantheren abhandeln wird. Um dem Aufruf dieses berühmten Schriftstellers wegen Mittheilung hieher gehöriger Gegenstände und Neuigkeiten auch meinerseits einigermalsen zu entsprechen, habe ich mich abermals zur Darlegung einiger Bruch- stücke entschlossen, die meistentheils diejenigen Arten betreffen, welche durch mich zuerst in An- regung gebracht worden sind, die ich nun bereits in 5 Decaden Hrn. Prof. DeCandolle mitge- theik babe, denen nachträglich noch einige fol- gen werden, und die als Originalexemplare zu ei- nem richtigen Urtheile darüber dienen mögen. Da ich im nächsten Jahre mehrere Exem- plare dieser Decaden herauszugeben gesonnen bin, auch eins dergleichen bei der nächsten Versamm- lung der Naturforscher zu Wien vorzulegen be- absichtige, so dürfte wohl eine vorläufige Anzeige des Inhalts derselben nicht unzwechkmäfsig seyn. 1. Crepis alpesiris Rchb. Flora excurs. pag- 285. foliis dentatis et pinnatifidis. (Hieraciam al- pestre Jacg. Sturm Deutschl. FL, ı. Abth. B. VII. 28.) 179 Eine ausgezeichnete, oft verkannte Art, die, wie mich dünkt, jezt erst ihre wahre Gattung gefun- den hat. In allem Betracht eine Pflanze von gros- ser Mannigfaltigkeit. Sie wächst zum Theil auf niedrigem waldigtem KRalkgebirge bei Regensburg, wandert von dort darch die Ebene von Salzburg in die Gebirgswiesen des 'Thales Ileiligenblut und steigt von dort zu 5000’ Seehöhe, ins Schiefer. gebirg binan, Die Stengel sind bald blatılos, kahl, einfach und einblütbig, baldästigund mehrblüthigmit einem oder anderm fast behaartem Blatte besetzt, die Blätter bald nur schwach gezähnt, bald fast ge- fiedert - zerschnitten, Diese Modilicationen haben mehr als einmal auf die Bildung zweier Arten hingedeutet oder die Schriftsteller in ihren Be- stimmungen irre geführt. Jene Form wurde wohl schon mit Hieracium alpfhum verbunden, (Gmel. Fl. bad. II. 307. und Pers. Syn. H. pumilum.) letztere sah Willd. in Spec. pl. IM. IT. 1554. für das nicht in Deutschland wachsende /I. rupe- sire 4, an und brachte dadurch einige Irrthümer zuwege, die jezt beseitigt sind, 2. Crepis grandiflora Willd. En. suppl. Recht. I. e. p. 259. (Hieraciam grandiflorum All.) Sie ist ın den Thalwiesen bei Heiligenblat nicht sel- ten, steigt aber auch bis zu einer Scehöhe von 7000° zur Bergerslpe hinauf. Schon Gaudin be- merkt, dafs diese Pflanze mit Crepis austriaca Achn- lichkeit habe, und so mag auch diese nun ihre wahre Gattung gefunden haben. Hehb. zicht M 2 4190 noch die Hieracia: montanum, hyoseridifolium, sibi- ricum und blattarioides (die erwähnte Crepis au- striaca) hieher, die zusammen eine schr natür- liche Gruppe bilden. Monnier meint zwar auch, diels sey der Fall mit Hier. alpesire, hyoseri- difolium und aureum, ist aber doch geneigt, letz- teres davon auszuschliefsen., Es folgt als eigene Gattung: 3, Geracium aureum Rehb. 1. c. p. 295. (Tlie- racium aureum Sturm 1. c. Heft 37.) Da diese Pflanze früher theils als Hieracium, als Leontodor und als Jpargia bestimmt war, so bestätigt sie den oft gelesenen Satz, dafs selche Wanderer ge- wöhnlich zuletzt ein eignes Genus bilden. Sie ist übrigens ein Begleiter der Crepis alpestris in den T'hälern und auf den Höhen und bildet eben- falls alle Formen, die oben bei dieser angegeben sind. Ausser einigen andern Hieracien rechnet Richb. auch mein H. integrifolium zu dieser Gattung, welches in einem der nächsten Hefte folgen wird. ‘4. Hieracium Pilosella L, 6. H, P. intermedia H. 6. H. P. alpina Hopp. Cent. plant. alpin, (H. Pi- losella var. alpestre et Hoppeanum Monn. 1. c. +8. Spreng. et DeC. Hieracium pilosellaeforme Hopp. Iichb. Gaudin. H. Hoppeanum Schult ) Diese letztere Pflanze, früher von mir als Abart, dann als Art betrachtet, hat in letzterer Anstellung viele Anfechtung gefunden, und ich bin jetzt selbst ver- anlafst, meine frühere Meinung wieder geltend zu wachen. Im verflossenen Sommer fand ich nämlich 181 auf einer subalpinen Wiese bei Heiligenblut alle 3 Formen beisammen, davon Nr, 5. sich vollkom- men als Zwischenform von Nr. 4 und 6. darstell- te. Sind nun die Botaniker darin miteinander einig, dals solche Zwischenpflanzen als Ueber- gangsformen: zu betrachten sind, die alle sich als eine und dieselbe Art verbinden, so mufs H. pi losellaeforme oder H. Hoppeanum eingehen, denn es fehlen an der ihr sonst ganz ähnlichen Zwi. schenform i. e. der Nro. 5, die breiten Kelch. schuppen als das fast einzige characteristische Kennzeichen, 7. Hieracium angustifolium Hpp. Diese Pflan. ze ist verschiedentlich verkannt worden, und die unter diesem Namen in Gärten vorkommende Ars gehört wie Gmelin’s Pflanze dieses Namens ganz und gar nicht bieher. Auch die von mir in Sturms Heften gelieferte Abbildung ist nich? die ächte ursprüngliche Form. Ganz genau ist sie aber in Willd. Spec. pl. IH. IL p. 1565 be- schrieben, und namentlich durch schmale linien- lanzettliche, spitzige, kahle, nur am Rande mit we- nigen Haaren besetzte Blätter und durch nur mittelgrolse goldgelbe Blumen, die gewöhnlich zu 3 an der Spitze des Stengels fast kopfförmig zu. sammen gestellt sind, ausgezeichnet. 8. Hieracium furcatum Hpp. (B. ephaeroce- phalum Frölich. H. alpicolum Tausch, foztasse et Schleich. et Gaudin.) Diese Pflanze ist mit des vorigen nahe verwandt, und Gaudin, obwohl der- selbe das wahre H, angustifolium früher heschrie- ben, scheint solches wieder mit seinem alpicolum verbunden zu haben. Er bemerkt unter anderm auch : „planta paradoxa inter Hieraciorum alpi- norum et Pilosellarum seetiones medium utique tenet,‘* WVirklich zeigt diese Pflanze an der Rückseite der Zungenblüthen rothe Streifen was bei H. angustifolium nicht der Fall ist. Die Blätter sind viel breiter und vielmehr an der Mittelrippe und am Bande mit langen Haaren be- setzt. Die Blumen fast noch einmal so grofs und schwefelgelb. _ Die Hauptform ist ablüthig, und der Blüthenstiel der untersten Blume entspringt aus der Mitte des Schaftes wodurch dieser gabel- förmig erscheint, Oft erscheint dieser Schaft gedoppelt, sonach mit 2 Gabeln, Nicht selten giebt es Individuen mit 2 Blüthen, die an der Spitze des Schaftes auf kurzen Stielen beisammen stehen. Diese Form ist in Sturms 37 Hefte irrigerweise als angustifolium abgebildet, Eine dritte Form ist ganz einblüthig, die ich einmal als H. pusillum oder uniflorum ausgab, Alle drei Formen sind sub Nr. 8. gegeben. Diese Art wächst mit allen ihren Formen, so wie auch H. anguslifolium besonders häufig auf der Neben- pasterze vor dem Schaflerlohbache, doch blühet letzteres früher als H. Jureatum, 9. Hieracium fuscum Pillars, Ich gebe diese Pflanze blofs als Muster, ohne zu untersuchen, ob sie von dem in unsern Gärten vorkommenden H, 183 eurenliaco mit ganz rothen Blumen, mit langen Schäften und Ranken verschieden sey, da ich noch keine Gelegenheit hatte, Samen zu erhalten oder die Pflanze in den Garten zu versetzen, Sie wächst an felsigten Stellen in der Leiter bei Heiligenblut. 10. Hieracium prasaltum Fill. Wächst am Ufer der Möll bei Heiligenblut, und ist diejenige Pflan.. ze, welche in Sturms Fiora, so wie in Spren- gel's Flora halensis als H. florentinum abge. bildet ist, von der sie auch nach Autoritäten von. Monnier und Gaudin nicht verschieden zw. seyn scheint, 11. Hieracium glanduliferum Hpp. in Sturm t. c. Heft 39. Rchb. 1. ce. p. 263. (H. alpigenum- Fröl. H. alpinum var. All. Monnier, Gafdin.): Diese Pflanze hat in ihrer Bestimmung als Spe- eies viele Anfechtung erlitten. Ich bin jedoch. immer noch der gegentheiligen Meinung, da sie ausgezeichnete Charactere in den sehr schmalen. Blättern, dem drüsigten blattlosen Schafte und dem, grauzottigen schlaffen Kelche besitzt. Die Pflanze erseheint in manchen Jahren gar nicht, und nur ein einzigesmal habe ich sie nicht sparsam. auf der Nebenpasterze angetroffen. 12. Hieraeium: Schraderi DeC: (H.. alpinum WYilld, et Hpp. ap. Sturm, 1. e. nenLinn.) Diese Art, eine der gemeinsten auf der Pasterze, ist vielfältig verkannt und mit Z. alpinum verwech- selt worden, von der sie wesentlich verschieden 184 ist. Durchaus mit langen weilsen Zotten besetzt ist sie weit näher zu H, villosum verwandt. 13. Hieracium pumilum Hpp, apud Sturm. Wild. Spee. pl. l. c. 1562. CH, alpinum verum Linn.) Die Verschiedenheit dieser Pflanze von der vorigen hat schon Graf Sternberg in unsern Denk. schriften auseinander gesetzt. Mich hierauf be- ziehend, will ich nur die spatelförmigen Blätter und den sehr schlaffen Kelch in Erinnerung bringen, der im frischen Zustande als völlig aus ahgeson- derten Blättern bestehend erscheint, Auch wächst sie immer an steinigten Orten oder auf Grashü- geln. — Hieracium glabratun mihi, welches Mon- »ier zu H. alpirum, Gaudin zu H. Schruderi sieht, nach Koch in Flora 1830. pag. 150 nicht dahin gehört, wird in einer der folgenden Decaden mitgetkeilt werden. ?4. Hieracium atricapillum Hpp. (CH. Haltert vl =, melanocephalum Tausch.) Diese Art er- scheint als eine üppige Form von der vorigen und ist wahrscheinlich nur als Varietät zu be- trachten, nach der Erklärung Monnier’s und Gaudin's, obwohl sie durch gezahnte Blätter und schwarzbehaarte Helche ausgezeichnet ist, Sie wächst auch mit derselben an gleichen Orten. 15. Ifieracium petraeum Hpp. in Bluff et Fingerh. Flora II. 296. (H. intybaceum Hpp. in Sturm. 1. ©. H. pulmonarioides Vill) In Felsenritzen bei Heiligenblut, Wird gewöhnlich als eine kleinere Varietät yon H, amplexicaule angesehen, scheint 185 aber doch durch glanzlose, weiche, längliche Blät- ter verschieden zu seyn, die bei jenem glänzend, steif, herzförmig und umfassend sind, 16. H. dentatum Hopp. ap. Sturm I, e. Es wird von Monnier zu H. villoum und von Gaadin zu H. Schraderi gerechnet. Es kann allerdings als eine Mittelform zwischen beiden angesehen werden, ist aber doch durch gezähnte Blätter und sehr schmale. linienförmige Helchzipfel ausge- zeichnet. Eine Kärnthische Felsenpflanze. 17. H. villosum Linn, Jacg. Sturm. (H. villo- sum involucratum Rochel.) An steinisten Orten bei Heiligenblut,. Durch ästigen Stengel, fast herzförmige Stengelblätter und breite, blatt- ähnliche Kelchzipfel ausgezeichnet. Sie hat von ellen die gröfste Blume, die in meinen getrock- neten Exemplaren sonnenartig ausgebreitet eine zollgrofse Scheibe darstellt. 18. Hieracium Jacquini Pillars. Eine Felsen. pflanze von Heiligenblut und Gastein und durch lief eingeschnittene Blätter sehr ausgezeichnet. 19. Hieracium incisum Hpp. I. c. Wahrschein- lieb die Alpenform von H. murorum, von wel. chem es jedoch durch fast einblüthige Stengel und befilzte Kelchzzpfel verschieden ist. 20. Apargia dubia Hopp. Sturm. Willd. Gaudin, (Leontodon *) dubius Rchb, 1. c. p. 54.) Eine Felsenpflanze, von welcher eine Varietät mit ge- -——m *) Reichenbach nimmt für die Arten dieser Gattung Apargia den frühern Namen Leontodorn an, und giebt leizteres uuter Taraxacum. 186 fiedert - zerschrittenen Blättern sehr ausgezeich- net ist. ’ 21. Apargia tergestina Hpp. et Hrnsch. CA, saxa- tilis Tenore.) Eine sehr eigenthümliche Art, die von uns im Jahr ı816 bei Triest auf steinigen Hü- geln und Wiesen am Monte Spaccato und bei Conto- hello entdeckt und als neue Art bestimmt wurde, ohne dafs wir von Tenore’s Pflanze Kenntnifs erhalten hatten. "22. Apargia Taraxacı PPilld, Sturm. Eine bekannte doch seltene Art von der Gamsgrube bei Heiligenblat. Gewöhnlich nur ı zuweilen 2— 3 einblütbige Schäfte aus einer Wurzel, 23. Apargia alpina Host, Sturm, Willd. Häufig auf der Pasterze, theils mit rauhen, theils mit glatten Blättern. 24. Wibelia apargioides Röhling, Hpp. et Hornsch. (Crepis apargioides Willd. Hieracium stipitatum Jacq. Zellikoferia peltidium Gaudin. Z. hieracioi- des N. v. Esenb. in Bl. et F. Flora H, 305. Wille- metia apargioides Neck, et Hehb.) Aus nassen Wiesen um Salzburg, 25. MWibelia chondrilloides Hpp. et H. (Crepis ehondrilloides Jacgq. Rchb. Hieracium foenieula- ceum Wulf.) Von sehr steinigtem Boden am Monte spaccato bei Triest. Das wahre Genus ist noch erst auszumitteln. Sie führt auch die Gattungsbenennungen Ardryala und Berinia, steht aber wahrscheinlich nach Rehbch. und S pren- gel unter Crepis am xechten Orte. CBeschlufs folgt.) ’ - .- m 107 I. Correspondenz. (Plan zu einer europäischen Algologie.) Der Anblick einer unermelslichen Menge un- ter Wasser lebender Hryptogamen, ihrer ver- schiedenen lebhaften und glänzenden Farben und ihrer höchstmannigfaltigen Formen hat mich so sehr ergriffen, dafs ich diesen merkwürdigen We- sen meine ganze Aufmerksamkeit zugewendet und seit mehreren Jahren die sorgfältigsten Untersu- chungen angestellt habe, um ihre Gestalt und ih- ren Bau zu erforschen. Diese Untersuchungen haben mieh zu der Veberzeugung geführt, dafs diese Gewächse Flo- rens schönste Zierde ausmachen, zugleich erkann. te ich, dafs sie nicht ohne allen Nutzen für uns sind, da die Bewohner der Provence sie als Dün- ger benützen, die Lappländer und Schweden zur Nahrung, und viele Schriftsteller ihre nährenden und heilsamen antibelminthischen und antiserofu- lösen Eigenschaften rühmen. Schon längst haben Morison, Imperato, Dillenius, Ray, Petivier, Micheli, Dona- ti, Ginnani und Marsigli dieser Familie ihre Aufmerksamkeit geschenkt. Später haben Linng, Gmelin,Esper, Turner, Dillwyn und Stack- house sie genauer und umfassender erforscht, Endlich haben Both, Wulfen, Chantrans, Vaucher, DeCandolle, Lamouroux, Raf- finesque, Bertoloni, Mertens, Martens, Link, Sprengel, Agardh, Moris, dalle 188 Chiaje, Leiblein, Rudolphbi u. a m. vieles Licht über das wichtige, aber höchst schwierige Studium der Algen *) verbreitet. Zahblreich sind die Schwierigkeiten, welche sich dem Einsammeln dieser Gewächse entgegen- stellen; man mufs sie im Wasser, zuweilen in der gröfsten Tiefe, aufsuchen; aus ihrem Ele- ment herausgenommen, bleiben sie kaum einige Stunden am Leben, und im Elerbar kann man sie nur in einer ganz veränderten Gestalt aufbewah- ren. Da ich jedoch in einer zur Aufsuchung der Algen sehr vortheilhaft gelegenen Seestadt wohne; se. ist es mir gelungen, sie auf den verschieden- sten Stufen ihrer Entwicklung zu beobachten und zu sammeln, und ich habe dadurch so viele Kennt- nils und Uebung erhalten, dafs ich leicht auch dis getrockneten Exemplare, welche ich aus den ver- schiedensten Gegenden Europas erhalte, unter- suchen und wieder erkennen kann, und dieses um so mehr, da ich sie zum Behuf einer gründ- lichen Untersuchung auf einige Zeit ins Wasser lege und dadurch gleichsam ins Leben zurückrufe, Meine gegenwärtige Arbeit, welche den Na- men europäische Algologie erhalten soll, wird *) Ich werde diesen schea von Roth, Agardhb und mir selbst in meinen früheren Schriften gebrauchten Nanıen für diese Familie heibehalten, da die ihnen von einigen gegebenen Benennungen der Thalassiophyten oder Oceaniden zu enge, und die von audern. gewählte der Hydıopbyien zu weit ist, 189 mit einer Einleitung beginrcn, Jann werde ich über den Bau und die Verrichtungen der Organe der Algen handeln und hierauf zur Eintheilung derselben nach dem von mir in meiner adriati- schen Algologie bereits angenommenen System übergehen. Jeder Art werde ich ihre Synonyme und die besten von den genauesten Algologen aufgestell- ten Diagnosen beisetzen; dann werde ich eine Beschreibung derselben liefern und ihre Dauer, ihren Wohnort, die Zeit der Reife ihrer Früch- te, ihre physischen und chemischen Eigenschaf- ten, ihren medieinischen und ökonomischen Nu- tzen u. 5. w. anzeigen, Ich mufs jedoch gestehen, dafs viele Jahre unausgesetzter Forschungen und nicht geringe Ausgaben erforderlich sind, um zu einer solchen Henntnifs zu gelangen, und da nicht alle Freunde der Flora Neigung, Zeit und Gelegenheit genug haben, um das Stadium dieser wahren Proreusge- stalten les Pflanzenreichs ganz durchzulaufen,' so ‚habe ich geglaubt, dafs ein Werk, welches die Botaniker zur Kenntnifs aller bis jetzt bekannten europäischen Wasserkryptogamen führte, ein nütz- liches Unternehmen seyn dürfie. Dasjenige, was ich über einige dieser Krypto- gamen in einzelnen Aufsätzen, *) in der Flora *) Lettera del Prof. Fortunato Luigi Naccari al Rev: Don Giuseppe Monica etc. intorno i Cer:- 190 nannte *). und in der adriatischen Algologie **) bereits bekannt gemacht habe, ist von den Ge- . lebrten, welche sich mit diesem Zweige der Na- turwissenschaft beschäftigen, so nachsichiig aufge- nommen worden, dafs ich mich der angenehmen Hoffnung hingeben darf, die europäische Algolo- gie, oder eine vollständige Geschichte der in ganz Europa vorkommenden Algen werde einer eben so günstigen Aufnahme nicht unwerth seyn. "Ich bin zwar weit entfernt, diese meine Ar- beit für eine vollkommene zu halten, da ich ohn- ‘ geachtet meiner eifrigsten und sorgfältigsten For- schungen ein solches Ziel nicht erreichen werde. Aber wenn mir das Glück zu Theil wird, dafs mein Werk, mit Nachsicht aufgenommen, sich verbreitet und von vielen Botanikern gelesen wird, so hoffe ich, dafs es, wenn gleich unvollkommen, doch als hinreichend geeignet, jedermann in den Stand zu setzen, die verschiedenen Arten der Al- gen zu bestimmen, von grolsem Nutzen für die- sen '[heil der Naturgeschichte seyn werde, mii delle acque veneziane, 'Treviso 1827 Tipografia Andreola. Notizia delle Ulyacee veneziane di For- tunato Luigi Naccari etc, Treviso 1827 Tipogr. Andzreola. Notizia intorno le Zonarie delle acque Adviatiche etc, Treviso 1827 Tipografia Andreo- 1a, in övo. *) Flora veneta etc. di F, L. Nacearietc. Venezia 1826 — 1828. 6 Volumetti in 4to, **) Algologia Adriatica del Cavaliere F. L. Naccari etc. Bologna 1828. in 4to, 191 Ich wende mich daher vertrauensvoll mit der Bitte an Europa’s Botaniker, dafs sie mich mit Mittheilungen und Beiträgen beehren möchten, und versichere sie, dafs ich bereit bin, sie als Ersatz für die Algen ihrer Küsten, die sie mir zuzusenden die Güte hätten, mit denen des adria- schen Meeres zu versehen. *) Chioggia in der Provinz Venedig den 4. Ja. nuar 1831. Fortunato Luigi Naccari, Vice-Consul Sr. Maj. des Königs beider Si- zilien, Professor der Naturgeschichte und Bibliothekar am bischöflichen Seminar zu Chioggia, Mitglied verschiedener in- und ausländischer gelehrter Gesellschaften etc. II, Beförderungen. Ehrenbezeugungen. Sr. Excellenz dem Hrn. Staatsminister v. Al- tenstein, den unsere Wissenschaft in die Zahl ihrer eifrigsten Beförderer zu zählen das Glück hat, wurde von Sr. Majestät dem Könige von Preussen der schwarze Adlerorden verliehen. Dem Präsidenten der Leopoldinisch-Carolini- schen Akademie der Naturforscher, Hrn. Prof. Nees v. Esenbeck, ist von Sr, Majestät dem Könige von Preussen die bisherige Unterstützung von *) Wir erbieten uns zur Förderung dieses nützlichen Werks alle an uns franco Selangenden Beiträge auf sicherem, Wege an die Behörde weiter besorgen zu wollen, Die Redaction. 192 600 Thaler jährlich für die Jahre 183ı — 33 enderweit unter den bisherigen Bedingungen für .die Zwecke obgedachter Akademie bewilligt worden. Se. Kön. Hoh. der Grofsfürst Michael Paw- lowitsch und dessen Gemahlin, die Grofsfürstin Helena Pawlowna, haben dem Staatsrath Prof. Dr. v. Ledebur, bei Gelegenheit der Ueber- sendung seines $. K. M. gewidmeten Werkes: „Zeones planiarum novarum“* etc, eine goldene Dose verliehen. Hr. Dr. Balduin Kittel, bisher Privat- docent an der Königl. Universität zu München, und eifriger Mitarbeiter unserer Zeitschrift, ist von Sr. Majeskit dem Könige von Baiern zum Prof. der Naturgeschichte, Physik und Chemie am königl. Lyceum und der Forstlehranstalt zu Aschaffenburg ernannt worden, Hr. Seringe ist von Genf nach Lyon be- rufen, um an die Stelle des in Ruhe versetzten Professors Balbis die Professur der Botanik ‘und die Direktion des botanischen Gartens zu übernehmen, Möge durch diese Versetzung die Herausgabe seines Bulletin botanique und die Decandollischen Werke, an denen er fleifsi- ger Mitarbeiter war, keine Unterbrech ung erleiden. Letzteres ist um so mehr zu wünschen, da be- kanntlich der nächste Band des Prodromus mit den plantis compositis beginnen wird, die längst Gegenstände der Lieblings - Beschäftigung des Hrn. Seringe gewesen sind, Allgemeine botanische Zeitung. { Nro. 12. ) I. Original- Abhandlungen, 1. Carlina longifolia, ein neuer Beitrag zu Deutsch- lands Flora; entdeckt von Hrn. A potheker Traunsteiner und bestimmt ven Hrn, Hof- rath Reichenbach, C. caule subdiviso floccoso, foliis lineari- oblongis lanceolatisque planis interrupte tenueque spinoso -ciliatis, subtus et bracteis utringue albo- lanatis, A C. vulgari vel habita gracili vel eo dis. erepat, quod folia elongata 4 — 5 pollicaria inte- Berrima tantum spinulis tenuibus ciliata sint, spinae non divaricatae; anthodii squamae externe spinoso - ciliatae, spinis purpureo- violaceis, radii longuisculi straminei, Die Pflanze wurde von dem Heifsigen Hrn. Apotheker Traunsteiner im Sinterbach auf dem Geisstein in den Umgebungen von Kitzbühl im nördlichen Tyrol entdeckt, nachdem sie schon hie und da in Gärten ohne oder mit unrichtigen Namen und ohne bekanntes Vaterland vorgekom- men war. Sie steht zwischen C. vulgaris und co- zymbosa in der Mitte, und hat wie diese eine zweijährige, einfache und holzigte Wurzel. Ihre langen und schmalen Wurzelblätter breiten sicli in Flora 1831. Xil, N 194 der Runde hermm aus, sind beiderseits mit weis“ ser Wolle bekleidet, und kaum buchtig - gezähnt, vielmehr nur mit zarten Dornen gefranzt. Der Stengel ist schuhlang, schlank, einfach, oder nur gabelartig getheilt. Die Blüthen sind wie bei C. vulgaris beschaffen, und haben wie diese das Eigenthümliche, sich hygrometerartig bei trocke- nem VVetter zusammenzuzieben, und hei feuchtem auszubreiten. *) 2, Ueber einige Synaniheren, besonders Hieracien; von Prof. Dr. Hoppe, (Beschlufs.) 26. Leontodon Taraxacoides Hp. et Hrnsch. Auch diese Pflanze wurde in demselben Jahre wie die vorige an gleichen Orten von uns entdeckt, benannt und in Sturms Heften abgebildet. Sie wird von den Schriftstellern als Varietät theils zu Leontodon salinus Poll., theils zu L. Taraxacum gezogen, da sie doch von beiden auffallend genug * verschieden ist. 27. Scorzonera alpina Hp. apud Sturm, D. Fl. Heft 51. (Sc. grandiflora Lapeyr. Se, Uoppeana Sieber. Sc humilis var. Sprengel) Eine sehr ei- gentbümliche alpinische Art, die auf steinigt- gra- sigtem Boden auf der Pasterze wächst. 28. Scorzonera lanata Schrank, (Se. humilis Linn. non Jacgquin, quae est Sc, austriaca Willd. ®) Diese Pflanze ist bereits in Reichenb, Flora german. escurs. pP. 202 aufgenommen und daselbst auch eine Abbildung davon in dessen plaat, crit Tom. Vlil. eitirt worden, 195 et Sc. angustifolia L.) DeCandolla hat ein eigenthümliches Unterscheidungszeichen bei eini- gen Scorzoneren entdeckt, welches am Wurzelkopf aus den faserichten 'Theilen abgestorbner Blätter als ein Haarbüschel entsteht, und wodurch Sc. an gustifolia sogleich von humilis und alzina unter. schieden werden kann. Unsere Pflanze ist nicht selten auf feuchten Wiesen in den Ebenen von Salzburg und bei Regensburg. 29. Gnaphalium carpathieum FH ahlb. Sturm le. Eine ausgezeichnete Art von der Brettalpe bei Heiligenblut, Früher irrigerweise von Will. denow mit Gm. alpinum L, verwechselt. 50. Gnaphalium norvesicum Reiz. Haenke, Sturm I, c. Abermals eine ausgezeichnete Spe- eies von dem Malnizzertauern, die mit Unrecht zu Gun. „lovalicum zuerst von Smith, dann yon mehreren Autoren gezogen wurde, worüber der Schlüssel in Jacy. Collect, vol. I, Pp- 22 zu finden ist, 31. Gnapkalium supinum I. Pillars, Sturm. & Ebenfalls eine am Pasterzengletscher wachsende ausgezeichnete Art, die wohl mit G, pusitllum, aber keineswegs mit der vorigen Art verbunden werden mag. Der Halm ist gekrümmt, und richtet sich erst bei Entwichkelung der Blüthen aufwärts, was bei der vorhergehenden Art nicht der Fall ist. 32, Srlemisia Mutellina Yill, und 33. Artenisia spicata Jay. Die gröfsten Seltenheiten in den oberkärnthischen Gletschern, die jedoch auch mit den Gebirzswässern in die Thäler berabstei- N2 196 gen, und auf kiesigtem Boden im Nafsfelle eben so üppig wachsen, als in der Fleufs in höhern Regionen. 34, Anihemis corymbosa Haenk, in Jaoq. Colleet. Tom II. p. 73. Ich gebe diese Originalpflanze von der Alpe Karthal und Frosnitz unter ihrem ursprünglichen Namen, obwohl sie nicht zu die- sem genus, sondern wie Tausch richtig erprobt hat, zu Achillea gehört. Hr. Prof. Tausch be- ‚schrieb sie als 4. airala, jedoch in so ferne ir- rigerweise, da seine 4. Clusiana die wahre Lin- ne£ische Ach, atrata ist. Auch in der Leiter bei Heiligenblut ist sie häufig anzutreffen, so wie auf der Gamsgrube, wo es sehr kleine, einblüthige Tixemplare giebt, die der 4. moschata gleichen. 35 4Achillea moschata L, WYahrscheinlich dieselbe Art mit 4, impunctata Vest., denn ihre Blätter werden nur selten mit Puneten angetrof- . fen. Sie ist in den Alpen um Kals im nördlichen Tyrol nicht selten. 36, Achillee Clavenae denudata Hpp. Eine merkwürdige Varietät, die sich von der Stamm- art durch völlig entblöfste, daher grün erschei- nende Blätter unterscheidet, und bisher nur allein in den Spalten der Schieferplatten am untersten Pasterzengletscher gefunden worden ist. Wer aber dort einmal diese Pflanze sammelt, der möge an Erhart denken. *) ” Als Erhbart einmal den Mespilus Cotoneaster an siner gefährlichen Stelle am Rolstrapp gesammelt ww 197 "87. Doronieum cordifolium Sternbg. in Denksch. 4. b. G. 1818 p. 147. (Arnica cordata Wulf. in Römer Arch, II 326.) Ich gebe hier die Originalpflanze vom klassi- schen Boden der Kirschbaumeralpe bei Lienz in Tyrol, wo sie Wulfen zuerst entdeckte, und hoffe dadurch zur Entscheidung beizutragen, ob sie mit D. eaucasicum und orientale identisch sey, was einige Schriftsteller hehaupten, andere wider. sprechen, ‘Wenn Sprengel sie aber zu Arnica glacialis zieht, so ist solches ein offenbarer Irrthum. 38. dronicum glaciale Rehb, I, c, p. 234. (Ar- nica glacialis Wulf.) übenfalls Originalexemplare vom natürlichen Standorte am untersten Pasterzengletscher, wo. sie Wulfen zuerst entdeckte. Die grofse Aechn- lichkeit dieser Pflanze mit 4. Doronicum ist nicht zu verkennen, und gleichwohl wird sie specie ver- schieden erklärt, wohin auch ihr Standort deutet, 39. Aronicum latifolium Rehb. I, ec. p. 234, (Arnica scorpioides Jacg. Grammarthron scor- pioides Bl. et F, Flor, II, 359. Doronicam gran- diflorum Eam,). Auch diese Pflanze wurde bisher hatte, warnte er die Botaniker vor den: Hinunterstürzen, indem er versicherte, dals derjenige, der hier ‚falle in seinem Leben keine Mispeln mehr pflücken würde, "Alsnun Flörke einmal über ein Schneefeld am Unters- berge hinabglitt und sich nur noch an einer Stuule von Alnus viridis erhielt, antwortete er auf die Frage, wie ibm zu Muthe gewesen sey: „es hahe an Ki- hast gedacht . 198 von einer Gattung zur andern gebrächt und selbst ihre Artverschiedenheit in Zweifel gezogen. Sprengel, Wahlenberg und sogar Gaudin vereinigen sie mit der vorigen, was kaum natur- gemäfs seyn dürfte! Man vergl. Sternb. in Denkschrift, 1. c. p. 146. Ich habe fast alle Jahre diese Pflanze in trefflichen Exemplaren aus den Gruben unter der Spitze des Untersberg gesam- melt und eingelegt, wenn ich aus den Hochge- birgen zurückgekommen war, wo ich eben erst «I. giaciale gesammelt hatte; es ist mir aber nie in den Sion gekommen, beide für einerlei zu hal- ten. Möge DeCandolle darüber nach Ansicht unserer vollständigen Exemplare entscheiden, wenn es nach Richbeh’s Vorlagen und Tausch’s Erörterungen noch nöthiz seyn sollte, 40, Seneeio carniokieus IT HL {S. incanus Seop. Wulf.) Von den hächsten oberkärnthischen Alpen um Heiligenblut, Sie ist erst von Will. denow als verschieden yon S, incanus bestimmt worden. Ob mit Recht? Beide Pflanzen verbal- ten sich gerade so gegen einander wie dchillea denudata gegen Clavenae, #1. Senecio Doronicum L, Von der Neben- pasterze bei Heiligenblut in ein- und mehrblü+ ihigen Exemplaren, Die Pflanze immer ganz glatt und ohne allen Veberzug, unterscheidet sich von Exemplaren aus andern Gegenden, die mit weis- ser \Wolle dicht bekleidet sind, 3%. Scnecio sarracenicus Linn, Schrank in 199 Bayer. Flora. Nr. ı272. Ich gebe diese in dem Gebirgswäldern häufig wachsende Pflanze in der Absicht in diesen Decaden, um noch einmal die Sprache der Botaniker darüber au vernehmen. Ich werde an einem andern Orte zeigen, dals diese Pflanze höchst wahrscheinlich der ächte $, sarracenicus der ältern Botaniker sey, und dafs die Schriftsteller irren, wenn sie die Jacquinische Uferpflauze dafür annehmen. Zu den mancherlei Benennungen, die diese verkannte Pflanze in neuern Zeiten erhalten hat, ist nun auch noch die von 5. alpestris Gaudin (non Schrank) hinzugekommen. 33. Senecio Scopolü Hpp et Hornsch, (5. la natus Scop, Arnica floccosa Bert. et lanigera len. Cineraria arachnoidea Rehb.) Eine eigent. liche italienische Pflanze, die sich in das Triesti- ner Gebiet verbreitet hat, wo sie in trockenen steinigten \Valdwiesen am monte spaccato und im Walde von Lippiza nicht selten ist. 44. Uineraria capitatz Hpp. (non Wahlbg, €. pratensis discoidea Rehbch.) Diese sehr aus- gezeichnete Pflanze wächst häufig auf sumpfigen Wiesen in den Ebenen um Salzburg zugleich mit €. prateusis, die nur selten vorkommt, und von der sie nicht wesentlich sondern nur durch Man- gel des Strahls und rötbere Blütben unterschieden su seyn scheint. 15. Cineraria longifolia discoidea Hpp. cc. longifolia Rchb. Koch, Jacquin.) Eine der selte- neren Arten aus unsern südlichern Gebirgen, der 200 Plecken in Mittelkärnthen, und der Nebenpa- sterze in Oberkärnthen, wo jedoch nur die strakllose Form vorkommt. Sie ist mit C, erassi- Jolia nahe verwandt, 46. Erigeron uniflorus L. Eine zwar unan- sehnliche aber sehr eigenthümliche Pflanze, die immer nur an steinigten Orten, auf niedern aber auch auf den höchsten Alpen vorkommt, und sich auf den ersten Blick durch einen schlaffen mit: langen Haaren gefilzten Kelch unterscheidet. Da aber dieses Kennzeichen durchs Einlegen und Pressen zerstört wird, und also ah den nach ge- trochneten Pflanzen gemachten Abbildungen (vgl. Sturm 1, e.) kaum noch sichtbar ist, so haben mehrere Botaniker sie mit E. alpinum zusammen- geworfen, was sie nicht gethan haben würden, wenn sie Gelegenheit gehabt hätten, die Pflanze an Ort und Stelle zu sehen, wo ausser dem ge- nannten Character auch noch die Art des Wachs- thams, der specielle Wohnort, das Veberhangen der Blüthen vor dem, Aufblühen, die Blüthezeit u,a. als Nebenunterscheidungsseichen in Betracht gezogen werden können, 47. Erigeron alpinus Linn, Wahlbg. Eine wahre Prachtpflanze, die auf der grasigten An- höhe bei den Rupitschhütten auf der Pasterze, in der Leiter u. a. O. von Oberkärnthen zahlreich wächst. Diese Pflanze ist gewöhnlich ganz ein- blüthig, höchstens zuweilen zweiblüthig. Eine Be- schreibung derselben von Wahlenbg. (wenn ng 201 ich nicht irre in der Flora suecica), bezieht sich ganz genau auf die Abbildung in Sturms Flora. Mit dieser mufs man die nachfolgenden Formen vergleichen. Es gibt eine Abart mit weilsen Zandblumen, 48. Erigeron grandiflorus Hpp. Von den Alpen am untersten Pasterzengletscher. In allen Theilen grölser und behsarter als die vorige, sehr oft mehrbläthig, und mehrstenglich, Stengel stark beblättert: Blätter lanzettförmig. 49. Erigeron glabratus Hpp. (F. glabratum et rupes're in Bl. et Fingh, Flora II. 364 exclus, syn, Sturm.) Aus Felsenritzen im Thale von Hei. ligenblut. Die ganze Pflanze glatt, weitästig und vrelblüthig. Die Blätter lanzettlich: die unteren in einen langen Blattstiel auslaufend, die obern stiel- los. Die Blüthen wie bei E. alpinus, jedoch mit sehr kurzen Zungenblumen, 50. Erigeron hirsutus Hpp. et Hornsch, (BE, hir- sutum B. et Fl. c. exel. syn.). Eine dem E. acris verwandte Art, die auf Aeckern in den Alpenthä- lern häufig vorkommt. Die ganze Pflanze behaart, die Wurzelblätter spatelig in einen kurzen Blate stiel ausgehend. Die Stengelblätter lanzettlich mit einer breitern Basis den Stengel umfassend, Dieser schuhhoch, nach oben zu rispenartig. Die Blüthen wie bei E. alpinus, jedoch mit kür- zern Zungenblumen. Wenn ich bei vorstehender Inhaltsanzeige meiner neuesten Decaden von seltenen Pilanzen weder Charasteristik der einzelnen Arten, noch kritische Bemerkungen einiliefsen liels, sondern mich auf historische Nachrichten und die Angabe specieller Wohnörter beschränkte, so geschah diefs aus dem Grunde, weil ich letzteres für hinläng- lich hielt, um bei der Darlegung vollständiger Exemplare und mittelst Vergleichung hieher ge- höriger Schriften zur möglichst vollkommensten Henntnifs derselben zu gelangen, Diese möchte um so weniger schwierig fallen, da ich überall be= dacht war, den blühenden Exemplaren auch Frucht- theile beizulegen, indem diese für die Bestimmung der Synantheren, namentlich der Hieracien und Cinerarien von unverkennbarer Wichtigkeit sind. Wenn übrigens das Studium der natürlichen Ver-, wandtschaften des Gewächsreiches, das in unseren Tagen auch in Deutschland seine eifrigen Anhän- ger gefunden hat, darauf hinausgeht, die verwand- ien Formen immer näher und näher aneinander zu rücken, so darf es nicht beireraden, wenn in diesem Streben manche früher als selbststän- dig erkannte Art ihren Untergang findet, wäh- zend der Forschung eine neue Bahn gebrochen, und der Botanik eine bisher weniger beachtete angenehme Seite abgewonnen wird, UL Correspondenz (Botaniker und botanische Unternehmungen in Linz, Salzburg, München.) Wenn aucl die leise eines Botanikers im Winter nicht sehr ergiebig seyn kann, so dürfıe 203 sie dennoch nicht ganz unbefriedigt bleiben, wenn nur einige bedeutende Orte am Wege liegen, wo man zu unsern Zeiten wohl einen oder andern Botaniker anzutreffen hoffen darf; denn die Mit. theilungsliebe unserer Freunde, die sich überall sogleich, wie Brüder eines grofsen Bundes er. kennen, ist ja immer dieselbe. Ueber die Verfügungen, welche in Wien zur freundlichen Aufnahme der Naturforscher im kom- menden Sept. getroffen werden, wenn die Kriegs. umstände, die bekanntlich den Musen nicht hold sind, keine Hindernisse in den \Veg legen, wer- den Sio anderweitige Mittheilungen erhalten. Ich kann nur vorläufig melden, dafs der Empfang der- selben dem an andern Orten nicht nachstehen wird, In Linz wird bald eine neue naturhistorisch- medicinische Zeitschrift unter dem "Titel: Bei. träge aus dem Gebiete der Natur- und Heilkunde, in zwanglosen Heften zu 8 bis ı0 Druckbogen erscheinen. Vie eipe Hälfte derselben wird me= dicinische Gegenstände abhandeln, die andere Beobachtungen aus dem gesammten Umfange der Naturwissenschaften, also auch Gegenstände aus unserer lieben Botanik enthalten. Nach dem ein. helligen Wunsche des in Linz sich gebildeten Vereins von Aerzten und Naturforschern hat der K. K. Regierungsrath und Protomedicus Herr von Streinz die Redaction dieser Zeitschrift übernommen, In Salzburg verlebte ich einen lehrreichen 204 Tag mit den Herren Hinterhuber, Vater und Sohn, und mit Hrn. v. Braune, WVenn man bei Ersteren eine sehr ausgewählte, reichhaltige bo- tanische Bibliothek und ein ansehnliches Herba- zium antrifft, so findet man bei Letzterm die Vorlagen zur neuen Salzburger Flora. Herr v. Braune brachte eben die noch var Winters- anfang gesammelten Blattschwämme in Ordnung, und theilte mir reichlich mit; unter andern: Lep- tostroma Sedi Fries in grofsen schwarzglänzenden Flecken auf den Blättern von Sedum Telephium maximum, florepurpurascente; Fumago vagans Pers. auf den Blättern von Salix incana und EKonicera Xylosteum; Dothidea Ulmi auf Blättern ven Ul- men; D. Himantia auf den Blättern des Phyteuma spicatum, D. asteroma desselben Autors, auf den blättern von Astrantia major, dis auch Hr; Funck für die Ausgabe seiner eryptogamischen Gewächse hier gesammelt hatte, Alphitomorpha ferruginea Schichtd. auf Sanguisorba offeinalis. An den Blatt- stielen von Aegopodium Podagraria hatte Hr. von Brauneeine Afterbildung in Gestalt länglicher hell- brauner Blasen oder Schwielen gefunden, die auch Hrn. Dr. Unger in Kitzbühl vorgekommen waren, dem sie nach mikroskopischer Untersuchung eine ganz eigenthümliche Organisation zu seyn schie- nen, und der es überhaupt merkwürdig gefunden, dafs sich auf den Blättern von 4degopodium Poda- £raria viererlei krankhafte Afterbildungen zeigen. Bögen daher ferner noch diese Gegenstände ge- 205 sammelt, aber auch mikroskopisch untersucht wer- den, um zur nähern Keontnifs ihrer Natur zu ge- langen, was wir von dem scharfsichtigen Hrn. Dr, Unger gewifs noch ferner zu erwarten haben. Hr. V. Braune sah schon mit Sehasucht der Wieder- belebung seiner Alpenparthie entgegen, und war besonders neugierig zu erfahren, wie 4 Stämme von 6" hohen Pinus Cembra, die Hr. Forstmeister Ferchl im entwichenen Herbste eingeschickt hatte, beschaffen seyn würden. Ein Versuch ähnlicher Art, den Hr. Dr. v. Storch zu Glaneck vor eia paar Jahren mit 8 — ı0 Schuh hohen Stämmen von Ilex aquifolium gemacht, die zur Winterszeit am Untersberg mit dem Ballen ausgegraben wur- den, war völlig mifsglückt. — Neue Beiträge zur Salzburger Flora sind 4Aquilegie atrata Koch, Juncus acutiflorus Ehrh,, Mentha undulata Willde- now, Carlina longifolia Rehb,, Draba carimhiaca Hpp., Poa hylrida Gaud., Arnica cordata Wulf., Orobanche Epühymum Dec, O, loricata Rchb. und O. gracilis Sm. Letztere 3 sind bekanntlich mit sehr vielen andern Arten in Rchb. Iconogr. abge- bildet. Die Durchsicht dieser höchst wichtigen Monographie der Orobanchen hat mir unendliche Freude gemacht. Beinahe 50 europäische Arten, deren Sprengel kaum die Hälfte zählt, müssen die Aufmerksamkeit erregen und zar Untersuchung führen, wie alle diese Formen, Arten oder Abar- ten? entstanden sind. Diefs verdiente eine Preis- frage mit der Ausdehnung: sind es wirkliche Schmu- rotzerpflanzen? erzeugen sie sich aus Samen, oder 200° istMeyens u. Vaucher's T'heorie unbedingt an- zunehmen? Die Auflösung dürfte auch für andere Pflanzenfamilien bedeutende Resultate gewähren. In München angekommen, benützte ich eine Ädresse yon meinem Freunde Prof. N. in St. an Hrn, Prof, Kittel, von dem ich mit vieler Tbeilnahme und Gefälligkeit aufgenommen wurde. Mit vielem Vergnügen sah ich bei demselben ein Paar derHoppeschen Centurien Gräser, Cypera- ceen und aus anderen Familien durch. Ich bin überzeugt, dafs Jedermann, wenn er auch noch keine Idee von Botanik gehabt hat, bei dem An- blicke dieser Centurien Lust und Freude zu ihr fühlen mufs. Ausserdem durchging ich mit meinem neuen, verehrten Freunde seine, von ihm angelegte, Sammlung der in der Umgegend von München wachsenden Cryptogamen, welche wegen der Nähe der Alpen in gewissen Beziehun- gen sehr zahlreich sind. Hr. Dr, Kittel war Willens gewesen, in Verbindung mit Hrn, Prof. Zuccarini, dem Bearbeiter der Münchner Flora, den kryptogamischen Theil derselben zu redigi- ren; allein da derselbe die neue Bestimmung als Professor der Naturgeschichte und Physik an dem Hön. Bayerschen Lyceum in Aschaffenburg erhal- ten hat, so wird dieser Plan wohl nicht zur Aus führung kommen können, Mit sehr vieler Ge- fälligkeit hat mir derselbe von allen mir erwünsch- ten Pilanzen seines Herbariums Exemplare mit- getheilt, — Der botanische Garten in München ist zwar keiner der reichsten in der Specieszahl, @ 207 desto reicher aber ist er 'an den interessantesten Familien und Gattungen, für deren Completirung der Eifer des Hrn. Hofrath von Martius und die lobenswerthe, nicht blofs technische, sondern auch wissenschaftliche Thätigkeit des botanischen Gärtners Seitz unermüdlich zu seyn nicht blofs scheinen. Der Plan des Gartens, so wie der der Häuser ist musterhaft. Hr. v. Martius ist die. sen Winter mit der Redaction des 3ten Theils seiner Reise, der bis Ostern erscheint und das Ganze schliefst, dann des letzten Bandes der Nova Genera et Species plant. beschäftigt. Die literari. sche 'Ihätigkeit dieses ausgezeichneten und be. rühmten Botanikers ist bewunderungswürdig. — Hr. Prof. Zuccarini liest diesen Winter Forst- botanik, Ich höre allgemein nur das Schönste von dessen Vorträgen, und erwarte mit Begierde das Erscheinen seines Lehrbuches der Forst- botanik, welches, wie ich erfahre, nicht nur vie les berichtigen, sondern auch viele neue Beob- achtungen und Zusammenstellungen enthalten soll. Es erscheint bei Cotta. — Im Sommer werden die beiden Herrn Professoren v. Martius und Zuccarini allgemeine Botanik, und ersterer noch specielle medicinisch - pharmaceutische Botanik geben, wobei eine vortreffliche Droguen- Samm- Jung, die ich zu sehen Gelegenbeit hatte, für die Zuhörer von grofsem Interesse und zur anschau- lichen Belebrung seyn muls, — Des herrliche monographische Palmenweri des Hrn. v. Martius wird mit npächstem Hefio ° 208 geschlossen und wird ausser den von Blume und von Wallich in Ostindien gesammelten Pal- mengattungen und Arten, noch eine Organogra- pbie und Geographie dieser schönen Familie von dem Hrn. Herausgeber und eine Anatomie dersel- ben von Hrn. Dr. Hugo Mohl, mit sehr vielen ganz vorzüglich gearbeiten Tafeln, erhalten. Der letztgenannte, gründliche Pflanzen-Anatome wird wahrscheinlich, wie ich später erfuhr, als Ad- junet von Fischer in Petersburg angestellt werden. — Bei Hrn. Prof. Dr. Kittel habe ich auch die letzten Bogen der zweiten Auflage von Ri- chard’s beliebtem Grundrisse der Botanik fertig gesehen. Das Werk erscheint also sicher bis Ostern und ist diefsmal zehn Bogen stärker als die erste Auflage, aber auch in vielen Beziehun- gen vervollständiget und für den Anfänger brauch- barer gemacht worden. — Man bedauert in Mün- chen den Verlust dieses Mannes für die Univer- sität, an der er mit grolsem Beifalle über Philo- sophie las, und seine Vorträge stets mit Anwen- dungen auf Natur, Kunst und Geschichte belebte. — Ich werde nicht wieder heimkehren, ohne noch- mals München und seine Umgebungen im Sommer gesehen zu haben, Besonders werden mich die moorigten Wiesen um Deining interessiren, wo die Jseltenen Carices microglochin, capitatal, Chor- dorrhiza , Hornschuchiana, Heleanastes stellulata, Julva u, s. £.! wachsen sollen, dann davon ein mehrers, N. Allgemeine botanische Zeitung. ( Nro, 13. } J Original-Abhandlungen. Plantarum minus cb&nitarum descriptiones offers J. F. Tausch, Prof. Pragensis. . " (Confer. Fior. 1829. I. Ergıbl. S. 33.) 1) Giyeyrrkiza £randiflora : foliolis ovatis acutiusculis undulatis subtus subglutinosis, stipulis subulatis, spieis ovatis pedunenlatis folio duplo bre- vioribus, leguminibus arcaatis nadosis pubescenti=- bus: G. hirsuta Hort. Prag. Badix erassa cylin- drica repeus, stoloniferam nunquam observavi, interne flava, externe dilute rubro fusca, saporis dulcis, sed subfabacei et amariusculi. Caulis erec“ tus 5-4- pedalis striatus superne tenuissime pubes- cens. Folia 7-8-juga cum impari, foliola ampla ovata aculiuscula auf obtusa uudulata, supra lu- eida, sublus viseidula punctata. Stipulae aubulatae falcatae, demum deciduae. Flores violacei, struc« turaG. glabrae L. sed multoties majores, et in spi- cam elegantissimam amplam ovatam condensati. Bracteae Hineari-subulatae, calyce fenuissime pu- besceoti breviores. Alae corollae carinam longe excedentes. Legumen lanceolatum falcatum, alter- natim nodoso- flexuosum 4-6-spermum, tenuissime pubescens, et hine inde glandula longe stipitata obsi- tum. Toto habitu proxime accedit ad G. glabram Lu Flors 18351. XlUL oO 210 2) Glyeyrrhiza foetidissima: foliolis ovatis utrinque acutis, stipulis subulatis, spicis ovatis den» sis pedunculatis folio multo brevioribus, foliis caule ealycibus leguminibusgue 2 spermis hispidis lepi- doto-squamosis. G. foetida Jacg. eclog. t 56. ic- opf- Colitur in horto bot. Pragensi. Descriplionem am- plissimam vide in Cl. Jacquini opere. Caeterum planta multo aegrius discernenda a G, echinata L« quam a G. foelida Nest. 3) Medicago lineata: leguminibus solitariia orbiculato - contortis ı- anfractuosis margine spino« sis, spinis pafentibus hamatis, foliolis cuneiformibus apice dentatis subtus nervoso - lineatis cauleque fiexuoso rigido villosis, stipulis ovatis integerrimis. Habitat in Italia, unde a D. Siebero qua Ononis ornithopodieides allata fuit, Species parya rigida condensata ut videtur Fereonis, habitu ad M. falcatam L. accedeus. Cau- lis spithamaeus ab imo ramosus rigidus fiexuosus angulatus villosus. Folia 3-nata brevissime petio- Iata, foliola parva oblongo- cuneafa, apice argule dentata, utrinque villosa, subtus nervoso - lineutä» Stipulae ex ovato-acuminatae integerrimae }ineatae villosae. Peduneuli axillares solitarii ı -Aori folio breviores, fructiferi aristati, sub anthesi brevissimi nt las fere sessilis appareat. Calyx villesus 5-den- tatus, deotibus subulatis. Corolla lutea calyce vix lorgior, vexilio obovato erenulate. Legumen mwini« mum glabrum auf subpubescens perfecte orbiculato- eontortum, anlractu solitario margine 5-nervalo, 211 nervo medio prominulo, lateralibus spinosis, spinis subulatis petentibus apice hamatis. 4) Medicago cuspidata: racemis axillaribus Paucifloris folium adaequantibas, leguminibus orbi- eulato - contortis ı -anfractuosis reticulatis margine spiaulosis, foliolis lanceolatis acuminatissimis caule= que diffuso glabris, stipulis setaceis basi dentatis. Habitat... Culta fuit in horto Canalio. Annua, diffusa, ramosissima glabra. Petioli longitudine foliolorum, inferiores longiores. Folia 3-nata, folivla lanceolata, summa linearia, basi attenvata, apice subdentata et in acumen EXqUISI» tum exeurrentia nervoso-striata. Stipulae tenuissi- mae basi dentatae. Racemi ex omni axilla solitaril folium adaequantes sub 5-7-flori. Flores minimi lutei. Legumen minutum 1- spermum Iunato-con- torlum orbieulatum ı -anfractuosum dorse elevato- reticulatum, margine ı - nervio spinulis brevibus dentato. 5) Hyperieum tenellum: caulibus Aliformibus 4-gonis deeumbentibus, fuliis ovatis ohtosis basl subcordatis amplexicaulihus pellueido - punctatis, eorymbe paueifloro, sepalis lanceolatis acuminatis squarrosis integerrimis. Habitat in montihbus Corsicae. 2. Statura M humifust, vegetalio et fructificatio fere H quadranguli L. Glaberrimum- Caules plu- rimi cespitosim ggregati, digito vix longiores de- cumbentes, hasi repentes subhiliformes 4 - anguli. Folia conferta, aut remota ovata obtusissima, basi 02 212 emarginafa et sübamplexicaulia, nervosa pellucide -— non nigro — punclata subius pallidiora. Corym- bus terminalis 3-aut pauciflorus, pedunculis 3-Mo- ris, floribns breve pedicellatis. iCalyeis sepala aequa- lia lanceolata acuminata integerrima impunctata, acumine recurvo subsquarroso. TPetala oblonga, ca- lyce duplo longiora, lutea impunelata, nervis pur- purascentibus. Stamina in phalanges depauperalas collecta, antheris nigro - punctatis. Siyli numero variant3 — 4, certo et 5 obvenienv Cum H. hu- mifuso nil nisi'staturam fliformemn commune habet. 6) Erysimum linariaefolium: caule basi fruc- tescente decumbente, ramis floriferis adscendenti- bus virgatis, foliis linearibus integerrimis aut den- tieulatis recurvatis strigosis viridibus, unguihus ca- lyce vix longioribus, laminis obovalis, stigmate siipitato. Habitat in Dalmatia. 5. Truncus basilaris frutescens ramosus, absque zadice 1° longus decumbens ramosus, ramis flori- feris adscendentibus simplicibus virgatis, ı° longis gracilibus angulatis, pilis appressis sparsis uti folia strigosis. Folia caulına conferta alterna linearia acula recurvala integerrima, aut dentieulis utrinque paneis remotis denticulata, inferiora ı' longa, su- periora sensim decrescentja, utringue pilis appres- "sis miaimis strigosa sed viridia. Coryınbus termi- nalis confertus abbreviatus, depauperatus. Pedicelli calyce plus duplo breviores, Calyx eyliodricus clau- sus basi bisaccatus sepalis obtusis. Petala luteas ’ 213 lamina obovafa, ungue calyce vix longiore. Ger- zuen tetragonum canuın stylo brevi cylindrico, stig- malte magno 2-lobo. Fructus ignotus. Affine est E. canescenti Cand, sed differt caule basi frutes- cente, foliis minime canescentibus, Horibus amplis ad illos E. lanceolati Cand. fere accedentibus.' 7) Iberis divaricata: caule herbaceo glahro divarieatissimo, foliis liveari - lanceolatis integerri« nis, siliculis racemosis 2- dentafis, dentibus por- restis. ][ amara Scop. carn. 2. p. ı6. (ex annotat.) Habitat in Litorali Austriaco (Sieber.) O). Caulis herbaceus ereefus auf adscendens ramo- sus, ramis divaricalissimis Folia lineari- lanceo. Ista, caulina integerrima acula, media fere inter T. linifoliam et. umbellatam, Corynmbi demum in zacemos elongati. Petala purpurea. Silicula oblonga apice 2-dentata, dentibus triangularibus acutis pa- tentibus porreetis, nee divaricatis uti in Z. undel- lata. Foliis et siliculis I. Iinifoliam et I, umbella Zam intercedit, ab uiraque aulem Roribus racemo- sis differt, 8) Gypsophila seariosa: caule ascendente fo« liisque lanceolato-linearibns glaueis glabris, corymbo terminali, ramis 3-fidis glandulasis, bracteis dila- tatis, Horibus congestis, petalis calyce aculo 3tami- nibusque longioribus, Culta fuit in horto botanico Pragensi nomine G. arenariae. 2. Caules plures fere 2° longi e radice emergen- tes adscendentes. Folia plana lato - linearia acuta 214 nervosa glauca, iuferiora subspathulata internoditsIon- giora. Corymbus terminalis fastigiatus, ramis repe- tito -3-fidis corymbosis glandulcso - pilosis. Flores majuseuli in pedicellis ultimis abbreviatis congesti Bracteae ad ramificationes ovatae dilatafae ulbae sca- riosae acumine recurvo. Calyx glaber, oculo ar- mato subpulverulentus dentibus acutis albo - margi«- natis. Petala alba oblonga relusa calyce longiora. Stamina ı0 inclusa calycis longitudine. Styli a ex- serti stigmatibus capitatis. G. fasligiatae L. (arena- riae W. K.) quoad inflorescentiam proxima, sed abunde differt floribus bracteisque multo majori- bus, calyeibus acutis, staminibus inclusis, foliis glaucis lanceolato- linearibus planis nervosis, 9) Gypsophila squarrösa: caule adscendente paniculato foliisque linearibus glaueis, paniculae diffusae ramis divuricatis glaberrimis, bracteis squar- rosis, petalis calyce acuto staminibusque longioribuss Culta fuit in horto botanico Pragensi nomine . © arenariae. 2% Caulis adscendens debilis yix 2% altus ab imo ramosus paniculatus Patulus, ramis flexuosis diva- riealis multifloris. Folia linearia acuta plana cras- siuscula glauca vix »ervosa. Bracteae ad ramifica- tiones .e basi ovata longe acuminatae recurvatae squarrosae, Flores majusculi, Calyx dentibus acu- tis albo-marginatis, Petala alba oblonga emarginata ealyce fere duplo longiora, stylos adaeguantia- Sta» mins inclusa. 215 10) Dianthus lancifolius: floribus dense fas- eleulatis, squamis calycis ex ovato-subulatis tubo brevioribus, petalis dentatis, foliis lineari- lanceo- latis acuminatis membranaceis nervosis margine scabris j D. nova spec, e silvis Banatus. Herbar, Wald- steinianum. 2. j D. barbato L. toto habitu proximus. Folia infima subnulla aut brevissima ad vaginas reducta, superiora conferta fere Panici exofici, viridia tenuis- sima 5 nervia. Flores densi et fere magnitudine D. barbali, squamis e basi ovata tenuissime atle- zuatis, sed calyce brevioribus. * sı) Lamium Michelianum: foliis cordatis acu« minatis inciso - dentatis cauleque sirielo glabriuscu- lis, corollae tubo recto calyce mutico duplo lon- giori, labio superiori obovalo crenato, inuferiori utrinque multidenticulato. Papia Mich. gen. p. 20. f, 17? Habitat in Italia, unde attulit D. Sieber n« mine L. bifidi. 2. Caulis simplex strietus pedalis purpurascens pi« lis brevissimis sparsis uti folia tectus pilosiusculus. Folia petiolata ovato-cordata acuminata inarqua- liter inciso-dentata. Verticilli sub ıo- flori. Calyx glaber, ore obliquo 5-dentato, dentibus linearibus acuminatis muticis: supremo longiori- Corollae tu- bus rectus pubescens calycem duplo exeedens, galea albo villosa obovata crenata erecfa, labio inferiori 3-fido, laciniis lateralibus oblique truncatis acutia 216 multidenticulatis, media obeordata, Stamina exserta aniheris hirsutis. Statura foloque habitu Z. macu- lato L. proximum; sed differt foliis acuminatis in- ciso - dentatis, dentihus ealycis livearibus mutieis non aristutis, tubo corollge recto, galea labioque ecorollae. Icon Michelii babitum meae plantae non anale refert, imprimis formam calycis, licet Miche- lius monstrum corollis fissis habuisse videtur. 12} Stachys urticaefolia: vertieillis sub-12- floris, dentibus calycinis lanceolatis mucronatis co- rollae galeam subaequautihns, foliis cordato-oblongis acuminatis glauduloso.serratis Pilosis, caule villose. Eoata in horfo botanico Pragensi inter semina S: sibiricae, 2. Caulis ramosissimus 2. 3-pedalis, pilis glandu- losis: interspersisque villis longioribus sbduetus. Folia yiridia arzute serrata, floralia summa integer- rima bracteiformia alropurpurea. Vertieilli 12-14- dlori, inferiores remoti. Calyx villosus et glandu- Iosus. Corolla dilute PUFpurascens, galea ovata calycem subaequante, labio 3-fido plano. Proxima est S. alpinae L. sed differt foliis acuminatis argute serratis, dentibus ealyeis elongatis lanceolatis, co- lore corollae galeaque abbreviata, 13) Stachys eurviflora; vertieillis sub- ı2- floris, dentibus calycis ovatis mucronatis, tubo co- xollae incurvo ealyce duplo longiori, foliis cordato- oblongis aequaliter crenatis villosis viridibus, caule sublanato, en ‚ | ! ! 217 Culla fuit in horfo bofan. Prag. nomine &. alpinae, 2}. Caulis vix 2-pedalis lanatus, minime incanus. Folia villosa laete viridia, floralia superiora inte- gerrima, vix colorata, Verticilli inferiores remoti, Calyx villosissimus, dentihus late-ovatis breve mu- eronatis. Corolla purpurea villosa. Media fere inter S. alpinam et germanicam quoad herbam. 14) Stachys argenlea: verticillis multifloris distantibus, dentibus calycis subaequalibus subpun- gentibus, caule erecto, foliisque cordato- ovalibus acutis erenulatis niveo-lanatis subsericeis. Culta fuit in horlo Comitis Rheden Buchwals dae in Silesia nomine S, intermediae, 2. Simillima S. lanatae, sed differt caule recto elatiore, foliis cordato-ovalibus, nec oblongis utrin- que attenuatis, denique lana, licet nivea densisı® na, tamen duplo breviori mag'sque nitente. S. in- termedia it. vere S. lanalam et germanicam in- tercedit, sed male a Cl, Sprengel cum S, sibiri= ca Link, juncta fuit. 15) Stachys italica: verticillis multifloris di. stanlibus, dentibus calycis alho - lanati spinosis re- curvatis, foliis lanccolatis crenulatis cauleque cano- tomentosis. S, minor italica. Sabb. hort. rom. 3. t. 40. S. italica Mill. diet. Vidi cullam in horto bot. Prag. 2. Caulis subramosus dense lomentosus incanug Folia inferiora lanceolata in petiolum dilatatum at“ 218 tenuata, ‚superiora latiora sessilia. Verticilli capi- tati. Bracteae lineari. lanceolatae mucronatae. Den- tes calyeis inaequnles spinula longiori terminati re- curvafo-patuli. Corolla dilute purpurea, galea ovata erenulata. Tomento denso ab afünibus candicanti- bus bene differt. , 16) Nepeta scabra: spieis verticillatis, verti- eillis confertis aultilloris, bracteis lanceolatis pilo- sis margine coloratis valyces aequantibus, fuliis cor= dato oblongis crenatis subamplexicaulibus cauleque striclo scabriuseulis. Culta fuit in horto Canalio nomine N, multi. bracteatac. 21. Canlis strictus 4-gonus pilis hrevibus scaber, apice paniculatus polystachyus, Folia lanceolato- oblonga acuta basi profunde cordata brevissime pe- tiolala subamplexicaulia Pilosiuseula scabriuscula viridia subfus punctata. Spieae verticillatae, verti- eillis multifloris, inferioribus remoliusculis subey- mosis, superioribus contiguis. Bracteae lineari« lanceolatae Filosae, margine diaphanae coerulescen- tes, ınedio nervoso-reticulatae. Calyx pubescens. Corolla alba. Toto habitu N. tuberosae proxima; Nepeia vero mullibracteatg Desf. et Link. quam mäxime differt foliis Ovato.-cordatis, verticillis re- molis, bracteis setaceis. 17) Nepeta eyanotricha: eymis axillaribusmul- ‚üifloris seeundis racemosis, calycibus lanatis colora- tis corolla duplo brevioribus, foliis ovato-cordatis Petiolatis crenatis apice rotundatis glabriusculis f 219 Colitur in hortis promiscua cum N. longifora, Vent 2. Caules plures pedales diffuso. adscendentes ra- moesi pilis minutissimis pnbescentes e radice prove- nientes. Folia laxe petiolata cordato-ovata, versus Ppetiolum producta, obtusissima crenata utrinque vi« ridia, occulo nudo glabra, armato pilis minutissimis obsita. Cymae axillares oppositae, laxe peduncula- tae multiflorae, racemum terminalem secundum con- stituentes. Bracteae lineares longitudine pedicello- zum. Calyx striatus lana ut plurimum cyanca ob- ductus. Corolla enerulea. N. longiflora Vent, pro- xima, ast N. longiflora differt foliis subtus cano - to- mentosis minus rutundafis, cymis paucifloris breve pedunculatis subspicatis. 18) Nepeta mollissima: eymis axillaribus mul- tifloris densis subspicatis, ealycibus tomentosis iubo corollae brevioribus, foliis petiolatis cordatis acu- minatis deniaio-serratis rugosis cauleque mollissime tomentosis, j Culta fuitin horto bot Prag. nomioe N. incanae. 2. Caulis a basi paniculatus canescenti- tomentosus sufoso rubore. Folia graveolentia oblongo-cordata scuminata valde rugosa, imprimis sublus casescen- tia. Cymae in spicas basi interruptas confertae. Brac- teae lineares ealyce tomentoso albido breviores. Co- rolla rubella, labio inferiore rubro- punctate bam bato lateribus reflexo. Inter N. Catariarm et inca« nam fere media. 19) Nepeta Calamintha: cymis axillaribug 220 multifloris rem nfis racemonıs, bracteis lanceolatıs pubescentibus calyc-s subaequantihus, foliis corda- to-ovatis acutis obtuse dentatis petiolatis glahbris. Culta fuit in horte Canalio nomine N. viola- ceae. 2%. Caulis 114% altus adscendens flexuosus basi sub- Yamosıs, obtusangulus gliber, Folia pollicaria aut lungiora vvalo- cordata acuta grosse et obtuse den- tata, occule nudeo glabra, floralia subintegerrima cus- Pidata. Cymae nxillares oppositae strietae pedun- eulatae dichotormae subdivisae racemum elongatum constituentes, internodio cymis duplo longiore. Brac- teae lineari-lanceolatae, sed cum eaedem in. N. ita- lica lanceolatae audiunt, quaque lanceolatas dixi, coerulescentes puhbescentes calyce sublongiores Ca- lyx striatus punbescens curvatus, deußbus inaequali- bus tuhum curollae subacquantibus. 20) Echiurn dalmaticum: caule erecto foliis- que lanceolatis sessilibus fuberculato- hispidis, race- mo terminali oblongo, spiculis simplicibus laxius- culis erecfo -pafentibus, staminibus inclusis- Habitat in Dalmatia. O©. Caule foliis inflorescentia coloreque corollae coe- rulco Echio vulgari L. simillimum, sed spiculae Inxiores minus dense imbricatae, corollae fere duplo minores staminibus inclusis. Corolla inregularis lo- bis 2 longieribus, 3 brevioribus. Stamina 4 (quin- td breviori) lobos corollae breviores vix adaequan- tia. Stylus longe exsertus 2-fidus pilosus. Akenia tuberculata. 5 221 D 21) Linaria Cyparissias: caule erecto, foliis sparsis anguste=linearibus scabris, inferioribus con-« fertissimis, racemis terıninalibus pauiculatis glabris, calcare longitudine calyeis. Habitat in Gallia ad Massiliam. Radix ignota. Caulis herbaceus strictus 13h’ longus teres glaber apice paniculatus, ramis racemi- feris, aut raro simplex racemo solitario. Folia spär- sa, inferiora valde conferta, omnia anguste-linearia crassiuscula concoloria scabra, occulo armato cilio- lata. Bucenmi terminales mulliflori. Bracteae seta- ceae pedicclio breviures. Calyeis segmenta linearia tubum corulise subadaequantia. Corolla an alba? Zu repenti 1. persimilissed minor, calcare subulato. obtuso reuto incurvove segmenta calycina adarquante. Capsula ovata calyce longior 2-locularis oligosper- ma, apice dentibus dehiscens. Scemina acute angu- lata, tuberculis minimis asperata. 22) Galium corsicum: caule filiformi decum- bente retrorsum dense piloso-scabro, foliis senis obovato-spatlululis mucronatis margine scahris, eo zymbis terminalibus axillarıbusque divaricalissimis, fruclibus granulatis. Habitat in montihus Corsicae. U. Caulis Kliformis basi ramosus decumbens, ra- mis floriferis adscendentibus digitumn longis A4-angu- laribus, pilis brevibus densis reversis scabris. Folia 5.6 obovato -aut oblongo - spathulata subcoria- cea nitidiuscula marginata, margine pilis reversis plus miunusve scabra, Corymbi terminales et axilla. . 222 res 3.fidi, pedicellis fructiferis divarieatissimis. Co. rolla obscura an purpurea? petalis paleutibus lon- gissime. cuspidatis. Fructus glaber tenuissime tuber- eulatus. Toto habitu G. hereynico PFeigel et uli- ginoso L. valde affine, sed ab utroque characteri- bus datis diversissimum. 23) Galium firmum: caule erecto teretiusculo, foliis 8- nis lineari-oblongis obtusis mucronatis coria- ceis nitidis margiae denticulato -scabris, panicula terminali composita erecta, fructibus glabris, Habitat ia Dalmatia, 2. Caulis erectus firmus ı33 — 2° altus, nodosus. teretiuseulus, lineis angnlorum loco deeurrentibus, Folia 8. na patula unguem longa, apice obtusata, mucrone minimo apiculata, margine denticulis mi- nimis scabra tenue coriacea laevia nitida flavescen- tia. Panicula terminalia elongata oblonga, composita € panieulis deeussufo-oppositis erecio- palentibus, pedicellis ultimis fforem subadaequaotibus. Corolla parvula alba, laciniis cuspidatis. Fructus didymus, immaturus valde rugosus glaber. G. Mollugini L. proximum, sed differt caule erecto rigido teretius- culo, foliis coriaceis nitidis denticulato . nec serru- lato -scabris, pauicula erecta oblonga, nec diva- ricala, 24) Ophrys purpurea: abello ovato acuto- dentato villoso, columna longe rostrata labello lon- giori, sepalis interioribus ex vrato -acuminatis sub- 5-dentatis villosis abbreviatis, Habitat ia Italia. 223 Radix ignota. Caulis striefus fere pedalis po- iIypbyllus. Folia oblonga nervosa acuta. Spica ter minalis 4-5-fora. Bracteae lanceulatae acuwinatse gerinine longiores. Sepala 3 exteriora oblonga acu« is, etiam in plania exsiccata eleganti dilute pur- purto colore, interiora 2 brevissima basi ovala et ufrinque dente uno obtuso subdentala, apice acu- minasta, villosa. Cucullus erectus fuscus truucatus, appendice galeala in rostrum longum incurvuın de- sinente terminatus. Labellum ovatum acutuın, utrinque dentibus 2 parvis subundulato- dentatia, dilute fuscum villosum, medio pallidum stristum pubescens. Coluuma longe rostruta multum accedıt ad ©. scolopacım, quum e Creto possideo, el ce- terum longe alicna est. 25) Orchis atropurpurea: radice paluata, spica ovata densa, labello ovato acuto integro, cur- nu obconico germiue breviore, fuliis lincari-lau- ceolulis. Habitat in alpibus Austriae, unde kortulanus D. Sieberi nonnulla specimina cum U. cwucysea L. promiscue attulit. Primo intuitu pro O. eruenta Retz bitui, comparala vera icone Fl. dan. opinionem weam mutari. Tuber palmatum alierum. Caulis pedalis folicsus. Folia angusta Iinenria, auf linearı-lon- ceol:ta, ut videtur etiam macuista. Spica florum deusa ovata, in planfa exsiccata sdhuc alropurpurca Bracteae lineari-lanceolatae, superieres eelorstae, Alures subadaequantes. Sepala oblonga oblusiuscula 224 patentia, 3 exteriora longiora, Labellam ovatum ‚acutum suberenulaftum, nonnunguam obsolete sub '3-dentatum. Cornu gracile obconicum, basi con« strictum, apice libero dilatatum. v Additum. ad N. 5. ia Flora 1829 Ergebl. p. 35. Omissum est, quod hie sub Leontodo parvis ‚floro L. dentatum et pinnatifidum a me in klora 1824. ı. p. 248. deseriplum contraxerim. Additam. ad N, 8. in Flora 1. c. p. 37. Le pidopogon Ponae potius inscribendum est L. gna- phalodes. Multum in hac specie quoad descrip- tionem vegetationis erravi ex eo, quod solunmodo Hores ejus, quos separalim examini subjeei, ha- bueram, plantam ipsam vero semel et obiter vi- deram in herbario Sieberiano, in quo specimen miserum nil nisi folia fascieulato- congesta quasi zadicalia et pedunculos interspersos quasi scapos exhibens, nomenque Ponae adscriptum, e quo plan- taın europacam ef herbaceam suspicafus sum, hu- jus erıoris ansam praebuere. Est vero haec planta, uti nunc e herbario Mauritiann completo comilis Kaunitz video, in Sieberi herb Maurit. ed. 2. n. 354 exhibita, estque frutex ramis crassis nodosis apice faliosis, corymbis terminalibus compositis sessilibus, peduncutis glomeratis, Eingegangen: Abhandlung über die Arzaeikräfte der Pflanzen, verglichen wit ihrer Structur und ihren chemischen Bestandtheilen von Dr. Joh. Heinor. Dierbach, Prof. zu Heidelberg u. sw, Lemgo 183:, Mayersche Hof- Buchhandlung. Allgemeine botanische Zeitung. ( Nro. 14.) L Original - Abhandlungen. 1. Charakteristik der P‘ egetation der verschiedenen Regionen in der Umgegend von Zirl und Telfs in Tyrol; von Hın, Förster Andr. Sauter. A. Vegetation der Kalkgebirge. I. Region des kultivirten Landes, Von 2000 bis 3000 Pariser Fufs über der Meeresfläche, U. Region der Wälder, so weit hochstämmiges Holz vorkommt, Von 3000 bis 5000 Pariser Fuls. 7 7 hymus alpinus, Hieracium alpestre, Aspr- rula eynanchica, Saponaria ocymoides, Teucrium 'Chamaedrys, montanum, Asclepias Vinceloxicum, He- lianthemum vulgare, Pulmonaria offieinalis, Hedera Helix, Hepatica triloba, Daphne Mezereum, Carex alba, ornithopoda, digitata, Adoxa Moschatellina, Epipactis latifolia, atrorubens, Dryas octopetala, Di- , anihus sylvestris, Aster Amellus, alpinus, Juniperus communis, Colutea arborescens, Coronilla vartia, Rhamnus saxatılis, Apargia incana, Globularia cor- difolia, Potentilla caulescens, Cochlearis saxatilis, Aquilegia vulgaris, Helianthemum alpestre, Saxi- fraga mutata, Hippocrepis comosa, Ranunculus mon- Flora 1851. XIV. r 220 tanus, Astrantia major, Rhododendron hirsutum, Tussilago alpina, Sesleria caerulea, Lonicera alpi- gena, Bellidiastrum Michelii, Ophrys myodes, Coro- nilla voginuta, Gentiana acaulis, Viola biflora, Atragene alpina, Cypripedium Calceolus, Pyrus Ame- lanchier, Pyrola uniflora, Cardamine mullicaulis, Valeriana saxatilis, Melampyrum sylvaticum, Pin- guicula alpina, Cacalia alyina, Biscutella alpesiris, Dorycnium herbaceum, Soldanella montana, Poly- gala Chamaebuxus, Pinus Abies, Picea, I.arix, syl- vestris, obligua, Taxus baccata, Primula ‚duricula, Daphne striata. II, Region der Voralpen und Alpen bis zum Ausgehen von Pinus Pumilio. Von 5000 bis 7000 Pariser Fuls. Primula Auricula, Daphne striata, Carex fir- , ma, Rhododerdron hirsutum. Pinus Pumilio, Salız phylicifolia, Alnus viridis, Veronica saxatilis, aphyl- la, alpina, Pinguicula alpina, Dryas octopetala, Hieracium aureum, Globularia nudicaulis, Pyrola rotundifolia, Aster alpinus, Erigeron uniflorus, Ca- rex Mlielichhoferi, Gentiana bavarica, Bartsia al- pino, Pedicularis recutita, rostrata, Arabis alpina, pumila, Saxifraga siellaris, aizoides, Achillea aira- ta, Linaria alpina, Valeriana montana, Soldanella alpina, Arenaria polygonoides, Ranunculus alpestris, Sazifraga androsacea , 4Jizoon, caesia, Gentiana uirxulosa, nivalis, pannonica, punctata, Imperato- ria Ostruthium, Arbutus alpina, Draba aizoides, Myosotis alpestris, Hieracium_ villosum, chondrilloi- 227 des, Biscutella alpestris, Gnaphalium Leontopodium, Orchis higra, suaveolens, conopsea, odoralissima, Pri- ' mula farinosa, dthamanta eretensis, dpargia alpina, dubia, Ranuneulus hybridus, Gypsophila repens, Ru- mez sculalus, Senecio Doronieum, Androsace Chamae- Jasme, Juniperus nana, Lepidium rotundifolium. IV. Region der kahlen, höchsten Alpen. . Von 7000 bis 9000 Pariser Fuls. Anihyllis Vulneraria, Papaver Burseri, Arabis pumila, Lepidium alpinum, rolundifolium, Saxi- Jraga androsacea, aphylla, oppositifolia, Salix re- tusa, herbacea, Draba aizoides, Arenaria Gerardi, Cerastium latifolium, Cherleria sedoides, dstragalus monianus, Pedicularis asplenifolia. B. Vegetation der Schiefergebirge. I. Region des kultivirten Landes. IL. Region der Wälder, soweit hochstämmi- ges Holz vorkommt, Von 3000 bis 5000 Pariser Fufs. Gnaphalium dioieum, Digitalis ambigua, Vac- einium Myrtillus, Vilis idaea, Erica vulgaris, Trol- lius europaeus, Convallaria majalis, Valeriana tri- pteris, Moehringia muscosa, Airagene alpina, Pyro- la secunda, uniflora, Fiola biflora, Orchis viridis, uslulata, Aconitum Lycoctonum, Cammarum, Cam- panula barbata, Saxifraga rotundifolia, Gentiana asclepiadea, Hieracium alpinum, intybaceum, Lin- naea borealis, Peratrum album, Rumex alpinus, Pi- nus Picea, Abies, Larix, Cembra, Rhododendron fer- rugineum, P2 228 IH. Region der Voralpen und Alpen. Von 5000 bis 7000 Pariser Fuls. Rhododendron! ferrugineum, Potenlilla aurea, Silene rupestris, Soldanella pusilla, Pedieularis recu- tita, Achillea moschata, Cnicus spinosissimus, Vero- nica alpina, bellidioides, Anemone narcissiflora, apü- Jolia, Pedieularis adscendens‘, Epilobium alpinum, Athamantha cretensis, Ranunculus aconitifolius, Cro- cus vernus, Azalea procumbens, Saxifraga rotundi- folia, stellaris, muscoides, bryoides, aspera, Erigeron uniflorus, Primula glutinosa, Floerkeana, minima, hirsuta, Senecio carniolicus, Pedicularis asplenifolia, ‚ Phyteuma hemisphaericum, Cardamine resedifolia, Arenaria ciliata, Saxifraga androsacea, Seguieri, Anthericum serolinum, Ranuneulus glacialis, Sedum atratum, Silere acaulis, Cherleria sedoides, Bartsi@ alpina, Geum montanum, Humex digynus, Chry- santhemum alpinum, Stellaria cerastoides, Arnica Doronicum, Linaria alpina, IV. Region der Alpen. Von 7000 bis 9000 Pariser Fuls, Sazxifraga stellaris, Sempervivum monfanum, Sazifraga bryoides, Primula glutinosa, Pedicularis asplenifolia, Cardamine alpina, Scllanella pusilla, Sesleria tenella, Polentilla glacialis, Ranunculus gla- cialis, Cerastium latifolium, Gentiana imbricata. 2. Beitrag zur Geographie der Pflanzen; von Hrn. Oberbergwerksdirector v. Voith in Regensburg. *) Nicht blofs in den Alpengebirgeu, auch bis in die Niederungen herab «hringt die Verschieden- ’") Allgem, bot, Zeit. 1851. Ni. 9. S. 14. wm f. 229 heit des Bodens und der Lage u. s. w. eine eben so wie dort, wenigst theilweise verschiedene Flo- ra hervor. Selbst die jüngsten Formationen ma- chen hierin keine Ausnahme. Wenn man z.B, bei Dachau, Freysing u. s. f. aus dem Kalkgerölle Ges alten Isar- Bettes in die quarzsandigen Hügel übertritt, findet man allenthalben sprechende Be. weise dieser Wahrheit. Umsonst habe ich Gypso- phila muralis, Peplis Porlula, mehrere Arten von Gnaphalium, Aira canescens u. dgl. m. in den kal. kigen Gegenden und Stellen gesucht, welche ich in guarzsandigen oft im Ueberflufse fand. Ein auffallendes Beispiel, wie eigensinnig manche Pflanzen an der Beschaffenheit des Bodens kleben, bieten auf dem Erzberge bei Amberg ‚Anemone vernalis und Anem. Pulsatilla dem Be. obachter dar. Längs dem Rücken desselben läuft. die Gränzscheide von’ Kalk und ron verwittertem Quarzsandsteine deutlich bezeichnet hin. Es ist ein überraschender Anblick, diese zwei herrli. eben Pflanzen hier dicht nebeneinander in zahl- loser Menge, aber so strenge von einander geson- dert, als ob man sie absichtlich also gepflanzt hätte, nach der Beschaffenheit des Bodens: 4. Pulsatilla im Kalk und thonigten Mergel, 4. vernalis im ma- gern eisenschüfsig -ihonigen Quarzsande, blühen zu sehen. Aechnliche Beispiele könnte ich noch einige anführen ; allein ich wollte nur darauf aufmerksam machen, dafs der Einflufs des Bodens auf die Beschaf- fenheit der Flora viel ausgedehnter ist, als man viel- leicht wähnet, Und dazu wird dieses genug soyn. 250 I. Correspondenz. Auch im verflossenen Sommer, in welchem wir hier sehr häufige Regen hatten, so dals das Land selten trocken wurde, habe ich Gelegen- heit gehabt, wieder einige merkwürdige Mils- bildungen an Pflanzen, sowohl im Freien, als aueh in meinem Garten, als wahrscheinliche Folgen der übermälsigen Feuchtigkeit, und des dadurch veranlafsten Andranges der noch nicht gehörig verfeinerten Säfte, zu beobachten, und bin so frei, Ihnen einige derselben zur eigenen Ansicht zu übersenden, da ich noch mehrere Exemplare davon besitze, Beide Exemplare von Geum rivale, welches an unserm Wallgraben gewachsen ist, sind pro- liferirend, aber auf verschiedene VYeise. Bei dem einen, welches Samen angesetzt hat, sind Ielch und Blumenblätter normal, sämmtliche Geschlechts- organe der ersten Blüthe aber durch einen be- deutend langen Stiel von dem Kelche und den Biumenblättern entfernt. Bei dem andern niedri- geren Exemplare aber, dessen Stengel blätterlos ist, scheint Blatt- und Kelchbildung zugleich, und zu übereilt, ohne gehörige Läuterung des Saftes, erfolgt zu seyn, Statt eines dreitheiligen blüthenständigen Blat- tes, und zehn Helchblatt - Einschnitten von ver- schiedener Gröfse, umgeben sechs grofse und sieben kleinere, gestielte und gezähnte Blätter von verschiedener Gröfse, ganz den einzelnen 251 Lappen der Stengelblätter ähnlich, eine unge- wöhnlich grofse proliferirende Blumenkrone ohne Geschlechtsorgane, der aus derselben hervor ge- sprolste Stiel trägt aber eine ganz normale Blü- the. Noch besitze ich ein ähnliches Exemplar, ebenfalls ohne Stengelblätier, mit zehn gestielten und gezähnten Helchblättern von bedeutender Gröfse, und auch proliferirend, Einen höchst sonderbaren Anblick gewährten mir auch zwei Nepeiae meines Gartens, die Ne peta longiflora Fentenat, und \epeta incana Ait., von denen ich Ihnen trockene Exemplare und eine Handzeichnung beilege. Beide trieben, obgleich sie in ungedüngtem Lande, und sebr trocken standen, ungewöhnlich hohe Stengel, und bekamen eine auffallend viel- blüthige Inflorescenz , besonders aber die Nepeta longiflora, welche statt 6blüthiger, vollkommen ga- belästige Afterdolden, mit unzähligen Blüthenkno- spen beseizt bekam. Plötzlich wurden an bei- den, entfernt von einander wachsenden Pflanzen, obne dals trockene Witterung eingetreten wäre, die ungewöhnlich hoch getriebenen Stengel oben trocken und verloren, einige einzelne Knospen ausgenommen, aus denen sich auch später Blu- men entwickelten, fast alle Blüthenknospen, su dafs der obere Theil dieser beiden Pflanzen ei- nen böchst seltenen Anblick, als wenn er mit Ce- nomyce rangiferina besetzt wäre, darbot. Sammt- liche Nebeozweige aber, die sich späterhin lang- a HEFENEREEE 232 sam entwickelten, hatten eine normale Inflores- cenz, und behielten ihre Blüthen, die auch reifen Samen ansetzten, Noch eine merkwürdige Mifsbildung, deren Ursache ich mir nicht anders, als vielleicht durch äussere Verletzung, z. B. von Schnecken veran- lafst, erklären kann, habe ich an einem Blatt von Polygonum viviparum, welches ich Ihnen ebenfalls mit einer Handzeichnung zusende, beobachtet. Die Mittelrippe desselben ist, eine spiels- förmige Spitze ausgenommen, bis zur Hälfte des Blättes von der Blattsubstanz entblöfst, und diese: auf der obern Seite gröfstentheils zurück gerollt; obgleich dieselbe etwas unvollständig und etwas verletzt zu seyn schien, so vegetirte sie doch, sowohl als die auf der nackten Mittelrippe sitzende spielsförmige Spitze, bis zum Herbste freudig fort. Den aus den normal gebildeten fruchtbaren Aehren der Svena nuda chinensis, die im Jahre 1829 zum Theile so merkwürdige Aehren liefer- te, gewonnenen Samen habe ich im verflossenen Sommer an eine trockene Stelle meines Gartens ausgesäet, und keine Abweichung von der ge- wöhnlichen Form an irgend einer Aehre der Hal- me derselben gefunden, Von meinen in dem verflossenen Sommer kul- tivirten Bastardpflanzen der vorigen Jahre, babe ich Ihnen eigentlich nichts Neues zu melden. Der Diantkus caesio- arenarius scheint eine standhafıe Unterart bleiben zu wollen, er hat lange und 255 reichlich geblühet, und auch wieder viel Samen getragen, der wahrscheinlich, gleich allen seit 6 Jahren davon aufgenommenen Samen, gleiche Formen liefern wird. Die vollkommen die Mitte haltenden unfruchtbaren Bastarde von Verbascum phoeniceum 2 und Zychnitis alb, A, Verb. Lychni- tis album 2 und macrantkum c* haben nun schon zum drittenmale als ausdauernde Pflanzen sehr schön geblühet, und zeigen sich auch für diesen Winter ausdauernd. Die im verflossenen Jahre aus Samen erzognen Pflanzen von Ferbascum ma- erantho -elongatum und Perl. cuspidato- elongatum, haben in der dritten Generation ihre hybride Form erhalten, und in derselben reichlich geblühet, auch Samen getragen. Eben so auch die Avenae hybridae, Brassicae hybridae, Phaseoli Aybridi und Pisa hybrida, Die Samen des Bastardes von Vicia Faba hort, $ und Vicia sativa A sind in der 6. Generation noch roth, so wie die des Bastards von Picia sativa 2 und Ervum Lens A röthlich gelb, und platt gedrückt geblieben. *) Die fast immerwährende nalse Witterung des Jahres 1829, und meine Kränklichkeit haben mich abgehalten, in demselben mehrere neue Versuche mit Bastarderzeugung anzustellen. Indessen sind mir doch von den wenigen, die ich angestellt habe, einige gut gelungen, und ich bedaure es *%) Erstgenannter Bastard ist auch in Greiffswalle his 1829 sich gleich geblieben, und seine Samen stehen als: „Yıcia Faba fl. atropurpureo“ im Katsloge, 254 nur, dafs ich nicht einige Bastarde von 'Tabaks- arten, die meinen Wünschen zu entsprechen schienen, in Töpfe verpflanzt habe, weil ein am 28. October ganz unerwartet eingetretener starker Frost sie mir vor der vollständigen Blüthe ge- raubt hat. Der eine, von Nieotiana Tabacum $, und Nieoliana Langsdorfit J entstanden, war weit niedriger uud schlanker von Wuchs, als die müt- terliche Pllanze, der sie sonst in Hinsicht der Blätter sehr ähnelte, zeigte aber schon gelbe Blüthenknospen, und einen Kelch, welcher der Form des der väterlichen Pflanze völlig zu glei- chen schien. Die andere war von Nicotiana rustica ? und Nie, Langsdorfii ff entstanden, hatte vollkommen sitzende wellenförmige, und eiwas zottige Blätter, den \WVuchs der väterlichen Pflanze, und Blü- tbenknospen und Ttelche, die sich der Form der mütterlichen Pflanze zu nähern schienen, Von einer Digitalis khybrida, welche von Di- gital. purpurea $ und Digitalis lutea 2 entstanden ist, schieke ich Ihnen fürs Erste, weil sie noch nicht geblühet hat, einige Blätter, die oben voll- kommen glatt, sägenartig gezähnt, auf der untern Seite adernervig, und an den Nerven weichhaarig sind, in Hinsicht der Gröfse sowohl, als der Vubescenz der untern Seite aber mehr denen der Digital. grandiflora Lamark (ambigua Murray) gleichen, als dem glatten und kleinern der Digt- talis luleu, 255 Auch dieser Bastard scheint es zu bestättigen, dafs eine gröfsere Quantität des von der Narbe assimilirten Blüthenstaubes dem aus der Befruch- tung von zweien verschiedenen Species entstan- denen Bastarde den Typus der väterlichen Pilunze mehr aufpräge. Die Erfahrung des Hrn. Dr. Gärtner, dafs eine Verletzung der Corolle, die ich sonst sehr ängstlich vermied, der B« fruchtung nicht hinderlich sey, benutzend, hatte ich die Corolle der Digitalis purpures aufgeschnit- ten, und die grolse Narbe defselben zur günstig- sten Zeit öfter mit dem Pollen der D. lutes belegt. Bei der Wiederholung des Versuches von Sageret, schwarzen Rettig mit Hohl zu be- fruchten, dessen in dem 2. Bande der Linnaea Pag. ı04 erwähnt worden ist, scheint sich diese Erfahrung auf die entgegengeseizte Weise be- währt zu haben. Die aus diesem Versuche erlangten Samen unterscheiden sich zwar von den gewöhnlichen Rettigsamen durch mindere Gröfse nnd schwärz- lich braune, statt röthliche Farbe, und: lieferten mir in dem verflofsenen Sommer Pflanzen, welche, was hier selten beim Winter-Nettig der Fall i-ı. schon im ersten Jahre blüheten, durchaus platte Stengel, und statt rauhen, ganz glatte, an ihrem Einde nicht rund, sondern spitzig geformte linen- förmige Stengelblätter, und eben so glatte Keich- blätter hatten. Uebrigens aber wichen sie wenig 256 von der Form und dem Wuchse der mütterlichen Pflanzen ab. Gleich dem vom Sageret erhalte- nen Bastarde, blüheten sie ungewöhnlich reieh- lich mit Blumen von weisser Farbe, setzten wie - jene nach Verhältnifa sehr wenige Schoten an, diefe waren wie bei jenen grölstentbeils unan- sehnlich, aber aueh mehrere einzelne waren völ- lig ausgebildet, von denen einige völlig die Ge- stalt kleiner Rettigschoten hatten, andere aber denen des Kohles sehr äbnelten, meistens aber nur die Gröfse von Hohlschoten erlangten, son- dern alle vor der Reife abfielen. Nur von den Rettigschoten habe ich einige unvollkommen rei- fe Samen erhalten, welche ich im künftigen Früh- linge aussäen, und im künftigen Sommer den Ver- such erneuen werde, Von diesem unvollkomme- nen Bastarde übersende ich Ihnen hiebei ein ge- trocknetes Exemplar nebst einer Handzeichnung, und bin auf Ihr Urtheil darüber sehr neugierig. Bei diesen, durch den schwachen Einflufs des fremden Blüthenstaubes nur wenig veränderten, Pflanzen könnte man freilich mit den Gegnern der Sexualität der Pflanzen vermuthen, sie haben vielleicht auf einem andern VWVege, als durch die Befruchtung mit dem Samenstaube von Kohl, die glatte Oberfläche des Stengels und der Blätter, und die etwas veränderte Form der letztern und der Schoten erhalten; bei den andern, der ver- ehrten Gesellschaft von dem Hrn. Dr. Gärtner und mir eingesandien Bastarden, namentlich von 237 Verbascum, die völlig die Mitte zwischen beiden Aeltern halten, unfruchtbar und ausdauernd sind, ist es doch aber wohl so wenig gedenkbar, dafs ein zufälliges Naturspiel, ein Entarten, den Wunsch des Experimentators begünstiget, und eine Pflanze, gleichsam aus Laune, gerade den Typus von zweien, durch den Blüthenstaub der einen, und die Narbe der andern, in Verbindung gesetzten Pflanzen. verliehen habe, als dafs eine so mittlere Form der Natur, ohne den mindesten Einflufs der bei. den, zum Versuche angewandten Pflanzen, be- gründet seyn könne, Sollte der weise Schöpfer, in dessen grofser Haushaltung selbst ein verwesendes Atom nicht verloren geht noch stirbt, sondern in einer an- dern Gestalt wieder zam Leben erweckt wirl, der auf eine, uns kurzsichtigen Erdbewohnern freilich unbegreifliche Weise, die Natur des gan- zen Universums in den Stand gesetzt hat, dafs wenn sie nicht in ihrem Gange gestört wird, sie auch nicht das Mindeste ohne weisen Zweck her- vorbringt, die so verschieden, und doch so höchst regelmäfsig gestalteten Stauborgane nur zum An- deuten des Geschlechts, und den so. vielfach und höchst wunderbar eingerichteten und gestalteten, sich zuweilen, wie bei den Campanulaceen und Compositen, so merkwürdig auslerenden Blüthen- staub, ohne allen weitern Zweck, als nur zum Ver- fliegen in die Luft, bestimmt haben? das kann und mag ich nicht glauben, Braunschweig. Wiegmann. 258 N. S. Als Anhang zu den Mifsbildungen der Pflan- zen lege ich Ihnen noch eine doppelte Aehre von Roggen, und eine ganz sonderbar gestaltete Samenhapsel von Oenothera rhizocarpa Sprgl. bei, und überlasse es durchaus Ihrem Gutdünlen, ob diese Abweichungen von der gewöhnlichen Form Bekanntmachung verdienen. Die Entstehung der Superficies pectinato- ciliata bei den Kapseln der Oenothera, deren ich noch eine Menge besitze, schreibe ich dem Um- stande zu, dafe durch die anhaltende Feuchtigkeit der Erde die zarte, die Gefäfsbündel bedeckende Oberbaut von den an derselben gelegenen, und von den Blättern bedeckten Kapseln abgefault ist, und jene dadurch blofs gelegt worden sind, wel- ches ibnen denn freilich ein höchst sonderbares, fremdes Ansehen giebt, W. UL Kürzere Bemerkungen. ı. Die HH. Bischoff und Metzger in Heidelberg sind gesonnen, die genauere Bestim- mung aller wichtigeren, in die Land- und Forst- wissenschaft einschlagenden Pflanzen vorzuneh- men und zugleich die Namen derselben wie sie in verschiedenen Provinzen vorzüglich Deutsch- lands, üblich sind, zu sammeln. Da dieses aber nur durch die Selbskultivirung aller Arten, wel- che in vielen Art- und Spielarten vorkommen, so wie durch die thätige Beihülfe der Botaniker und Oekonomen verschiedener Gegenden erzielt wer- 250 den kann, so theilen sie in dem Wochenblatte des landwirtbschaftlichen Vereins in Baiern Nro, 36 — 59. Jhrg. XX. ein Verzeichnifs der öhono- mischen Pflanzen mit, von denen sie entweder die Trivialnamen in den verschiedenen Gegenden Deutschlands zu erfahren, oder aueh Samen zur Aussaat zu erhalten wünschen. Es steht zu er- warten, dafs diese Bitte ebenso von den Oekono- men wie von den Botanikern berücksichtigt wer- den wird, und dafs wir alsdann von den treifli- chen Verfassern der botanischen Kunstsprache und der europäischen Cerealien ein Werk zu erwar- ten baben, das einem wahren Bedürfniflse unsrer Zeit abhelfen würde. 2. In Flora ı822 B. II. findet sich eine Anfrage „Tulpenpreise betreflend” die sich auf die von Munting und Elsholz erwähnte sogenannte Tulipomanie bezieht. Die Vermuthung des An- fragers, dafs dieselbe nur ein Papierhandel ge- wesen, wie schon in einem frübern Musenalma- nach nachgewiesen worden, ist nun abermals in extenso in der Zeitschrift: „das Inland” Nro. 3. entbalten, und dadurch. sowohl jene Angabe be- stätigt, als obgedachte Anfrage beantwortet. 3. Das in Leipzig erscheinende pharmaceuti- sche Centralblatt, das schon im vergangenen Jahre eine vollständige Beschreibung und Abbildung des Cocculus palmalus lieferte, entbält neuerdings in Nro. 4. d. J. eine eben so gründliche Geschichte als vortreffliche Abbildung der Galipea officinalis Hancock, als des wahren Angusturarindenbaumes. 240 IV. Nekrolog. Mit tiefem Schmerze theile ich Ihnen die tranrige Nachricht des 'T'odes des Gelehrten und gleich verehrungswürdigen Professors Dr. B. Balbis mit. Er war bis zum verflossenen Herbste in Lyon, wo er die Professur der Botanik und die Direction des botan, Gartens bekleidete, und Prä- sident der dortigen Societ€ Linndenne war. Im Laufe des Monates Sept, 1830 kam er wegen fort- dauernder Kränklichkeit und zunehmender Schwä- che in sein NWaterland nach Turin zurück, aus welchem er bei der Restauration vertrieben wor- den war. In Turin lebte er nun bis zum Anfange des Monates Februar in einem Zustande, der un- geachtet der täglich sich vermehrenden Abnahme seiner intellectuellen Fähigkeiten, noch einige Hoff- nung für längere Erhaltung seines Körpers liefs; allein am ıı. Febr, befiel ihn ein katarrbalisches Fieber mit heftigem Bluthusten, dem er am ı3. Morgens 8 Uhr, nach einer äusserst schmerzhaften Agonie von 2 Tagen, unterlag, Er war einer der gründlichsten Botaniker Piemonts und Frankreichs, und seine Leistungen sind überall bekannt und an- erkannt; er war candidissima anima und voll Ge- fühl für wahre Freundschaft. Doppelt schmerz- haft ist daher sein Verlust für seine Freunde! Er binterläfst ein sehr reiches Herbarium, und war auch Besitzer des wichtigen Herbarium’s Al- lioni's Diese Schätze gelangen wahrscheinlich in die Hände eines Neffen, den er zärtlich liebte, Er starb ohne Kinder. An seine Stelle in Lyon kam bekanntlich Hr. Prof. Seringe, 5. Allge meine botanische Zeitung. ( Nro. 15.) I. Original- Abhandlungen. Ueber” Getreide- und Schwefel- Regen; von Hrn, Prof. Dr. Göppert in Breslau, *) 1. Ueber Getreide - Regen. D.- Glaube an übernatürliche Ursachen un- gewöhnlicher Naturerscheinungen ist der mensch- lichen Natur zu tief eingeprägt, als dafs es auch selbst dem Verständigeren immer gelingen sollte, den Maafsstab yoruriheilsfreier Betrachtungen an solche Ereignifse zu legen. Auf diese Weise ent- standen unter andern die vielen wunderbaren Be- richte von auffallenden meteorischen Erscheinun- gen, die allerdings am meisten im Stande sind, auch des weniger Unterrichteten Aufmerksamkeit zu fesseln, die Ssgen von dem Fall von Steinen, die mit menschlichem Gesicht und Diadem ver- sehen gewesen seyn sollen, die Erzählungen von Gold-, Eisen-; Wolle, Frösche-, Mäuse-, Läm- mer-, Blut- und Getreideregen. In die Lehre vom Steinregen hat der unsterbliche Chladni mit schöpferischem Geiste Klarheit und Ordnung gebracht, und über Blutregen besitzen wir von *) Derselbe Gegenstand ist von dem Hrn. Verf. gegen- wärtiger Alghandlung auch in den Schlesischen I’rovin- zialblättern, Januar 1851. in extenso zur Sprache ge- bracht worden. Anmerk, der Reaction, Flora 1851. XV, 10) 22 den Hrn. C. G, Nees von Esenbeck und Eh- renberg interessante Arbeiten. Wenn es auch nicht ausgemaeht ist, ob die Bildung der Meteor- steine in unsrer Atmosphäre vor sich ging oder ob sie als Auswurfsmassen oder Trümmer frem- der Weltkörper zu betrachten sind, so ist es doch heut zu "Tage über allen Zweifel erhoben, dafs sie, was man bis auf Chladni immer bezweifel- te, wirklich aus der Luft herabfielen, und auch Nees von Esenbeck, obgleich er in mehrern Fällen den terrestrischen Ursprung jener rothen. Färbungen nachweist, ist der Ansicht, dafs die Färbung der Wasserniederschläge aus der Atmos- pbäre durch Aörophyten - Bildung in infusorieller Form bedingt werde, Gewittererscheinungen und meteorische Steinfälle, die sich mit vielen gefärbten Schnee- und Regenschauern vereinten, lielsen eine Verknüpfung dieser Phänomene in ihren hö- hern Ursachen ahnen und deuteten darauf bin, dafs in höhern Luftregionen nicht nur die Bil- dung mineralischer oder chemischer, sondern auch die Erzeugung organischer Produkte vor sich ge- hen konnte. — Ehrenberg sucht den Ursprung jener blut- artigen Erscheinungen (Blutthau, Blutregen, stag- nirende rothe Gewässer, Blutflecken am Boden, Blurgallerte) auf terrestrische Ursachen zurückzu- führen, zeigt, was auch schon Nees von Esen- beck erörterte, dafs sowohl organische als unor- ganische Körper hiezu Veranlassung geben kön- 243 nen und vermehrt die Zahl der bereits bekann- ten hicher gehörigen rothen pflänzlichen Wesen um 3 neue Arten, worunter sich auch die Sub. .stanz befindet, die im rothen Meere zuweilen die Färbungen desselben verursacht, Trichodesmium eryihraeum, eine Alge. An diese interessanten Untersuchungen erlaubt sich der Verfasser die Beobachtungen anzureihen, welche über das Her- abfallen vegetabilischer Produkte, die zu den Sa- gen von Getreideregen Veranlassung gegeben ha- ben, bisher bier und da gemacht worden sind, zunächst aber der Ereignisse zu gedenken, die ibn überhaupt zu dieser Zusammenstellung ver- anlafsten. — Im Juli dieses Jahres wurden an Ilrn. Prof. Steffens von dem Hirn, Wegeeinnehmer Strauch zu Bückersdorf im Neisser Kreise eine Anzahl vegetabilischer HKörperchen von verschiedener Ge- stalt eingesendet, die man zu Kreisau, einem Dor- fe desselben Kreises, laut Attest der dasigen Dorf- gerichte, nach einem am 20. Juni eingetretenen Gewitterregen in ungemeiner Menge auf grasigen Orten gefunden hatte, Diese Körperchen waren äusserlich gelblich. braun, innerhalb weilslich hornartig durchscheinend, von verschiedener Ge- stalt und Gröfse, rundlich, obgleich niemals voll- kommen rund, selten cylindrisch, meistens läng- lich oder auch kegelförmig, ziemlich gerade, nur an dem verdünnten Ende etwas gebogen, von 3— 8öLinien Länge und ı — a Linien Durchmesser. 02 Pe ' Der Geschmack derselben war mehlig, schwach süfslich, später etwas schärflich, so dafs eine Zeit- lang noch ein kratzender Nachgeschmack zurück blieb, dem nicht ganz wnähnlich, welcher nach dem Kauen der Senega - Wurzel zu folgen pflegt. Schnell getrocknet verlor sich dieser schärflich - kratzende Geschmack und machte einem mandel- ähnlichen Platz. Fast zu gleicher Zeit wurden den eben erwähnten ganz ähnliche Würzelchen der Königl. Regierung von dem Landrath des Habelschwerdter Kreises, Hr. von Prittwitz, übersendet, welche man am 3o. Juni zu Mittel- ‘walde naeh einem heftigen Gewitter zum Theil selbst in den Strafsen der Stadt gefunden hatte, Einige Tage später empfieng ich gleiche Körper- chen, welche zu Kronstadt bei Habelschwerdt am 5. Juli auch nach einem Gewitter von den dorti- gen Einwohnern auf abgemähten Wiesen und auch auf zum Bleichen äusgebreiteter Leinwand angeb- lich Mäfsel- und Metzenweise gesammelt wor- den waren. — Sämmtliche Würzelchen von 3 so entfernten Standörtern glichen einander vollkommen und gehörten dem Ranunculus Ficaria L., wofür sie auch Hr. Prof, Nees von Esenbeck, so wie Hr. Assessor Dr. Günther u. a. erkannten. Ausser der Aehnlichkeit, welche sie in Vergleich mit frischen Exemplaren zeigten, verlieh auch die Betrachtung der Vegetationsverhältnilse der Pflan- ze dieser Ansicht die höchste Wahrscheinlichkeit. '245 Sie ist in grofser Menge durch ganz Schlesien, sowohl in der Ebene, wie im Vorgebirge ver. breitet, entwickelt im Monat April ihre Blüthen und verblüht gewöhnlich zu Anfang Mai. Nach dem Blüben fangen die Blätter und Stengel an zu verwelken, so dafs bis Mitte Juni diese Theile völlig abgefallen sind, und nichts übrig bleibt, als die Wurzeln, die aus mehreren, gewöhnlich 6— 20 Enöllchen besteht, welche an der Stelle, aus wel- cher der Stengel ersprielst, an einen sehr schwachen Wurzelstock befestigt sind. Diese Würzelchen aber liegen in dem lockeren Boden so nahe unter der Oberfläche, dafs sie von jedem nur einigermalsen heftig und namentlich plötzlich einfallenden Regen blosgelegt und weggeschwemmt werden können, wobei denn ihr Zusammenhang mit dem schwachen WVurzelstock leicht aufgeho- ben wird und sie daher auch immer getrennt er- scheinen. So gelangen sie, durch WVasserfluthen getrieben, an Orte, wo entweder diese Pflanze nicht wächst oder wohl auch gar keine Vegetation statt findet und können dann von Unkundigen leicht für Körper atmosphärischen Ursprungs ge- halten werden. Mehrere dieser Würzelchen legte ich in einen mit Erde gefüllten Napf, und hatte in der Mitte Oktobers das Vergnügen, sie sowohl Würzelchen, als auch Blätter treiben, und hie. durch unsre Ansicht über den Ursprung dersel- ben völlig bestättiget zu sehen. — Aehnliche Beobachtungen sind schon früher 246 in Schlesien und einigen andern Orten gemacht worden. In den gelehrten Neuigkeiten Schlesiens für das Jahr ı736 findet sich hierüber eine Mit. theilung, der zufolge zwischen Teschen und Trop- pau, so wie bei Bielitz dieselben Knollen nach starken Begengüssen gefunden, und anfänglich als ein vom Himmel gefallenes Wunderkorn betrach- tet wurden. Mattuschka *) bemerkt bei Be- schreibung dieser Pflanze, dafs die Wurzeln der- selben, wenn sie im Frühling oder Winter durch einen anhaltenden Regen entblölst von einem star- ken Winde in die Höhe gehoben würden, und in einer andern Gegend wieder herunter fielen, Ge- legenheit zu der Meinung von dem Fruchtregen oder von dem Waitzen, der vom Himmel gefal- len, gegeben hätten. Musschenbrock **) er- zählt ohne nähere Angabe des Ortes, dafs man aus der Luft herabgefallene Hörner für Waitzen ausgegeben habe, welche aber nichts anders, als Samen des Taxusbaumes und in einem andern Falle gar junge Wespenbrut gewesen seyn sollen, die in beiden Fällen angeblich durch den Wind fortgetrieben worden waren. Auch führt er eben daselbst an, dafs nach Nolletus ein ähnlicher Getreidregen aus Wurzeln des kleinen Schöll- krautes bestanden habe, — *) Dessen Flora silesiaca oder Verzeichnifs der in Schle- sien wildwachsenden Pilanzen. J. p. 5ı7. *) Ejusd, Introduct. ad philos. natural. T. L p 1065. ah Jaequin gedenkt in seinem Schreiben an den berühmten Klaproth zu Berlin vom 23. De- cember ı803 eines Kuollenregen in Oberöstreich *) im Sommer jenes Jahres. Eine genaue Untersu- chung des dort angeblich vom Himmel gefal- lenen Korns lehrte indessen bald, ‚dafs das so- genannte Korn, Knollen vom kleinen Schöllkrau- ie waren, welche Regengüsse losgeschwemmt und auf niedriger liegende Wiesen und Felder gebracht hatten. Uebrigens sey diese Erschei- nung nicht ganz neu, sondern habe sich schon mehrmal in Ober - Oesterreich und andern Ge- genden zugetragen, daher man auch das kleine Schöllkraut Erdgerste zu nennen pflegte, Im Juli 1805 ereignete sich etwas Aehnliches an mehre- ren Orten Schlesiens, nämlich zu Landesbut, Haus- dorf, Bärsdorf, Tannhausen, Voigtsdorf bei Grott- kau, Streblen und Nimptsch. **) Wahrscheinlich ist diefs derselbe Erbsen - oder Getreideregen, über welchen der geheime ‚Rath Dr. Heim zu Berlin einige Bemerbungen _ bekannt machte. ***) *) Neues allg. Journal der Chemie Band 2. S. 210, — Gilberts Annal. ı8 Bd. p. 556. **) Bulletin der Gesellschaft zur Beförder. der Naturkunde und Industrie Schlesiens vom. 19. Juli-bis 18. Aug, 1809 in Schles. Provinzialblatt Aug. 1805. P- 175. — . ”) Freimüth. N. 157. den 8. Aug. 1805. Gilberts Au- nalen zı Bd. pag. 126. 1805. Ueber den sogenaunten Erbsenregen in Schlesien. — 248 Nach dem Reichsanzeiger Nr, 263, S. 3231. fiel solches angebliches Getreide um jene Zeit _ auch in Böhmen und der Gegend des Riesenge- birges, woselbst es häufig aufgelesen und vom ge- meinen Yolk wie Erbsen gegessen wurde, Will. denow (Freimüth. Nr. 147, S. 72.) dem einige dieser sogenannten Erbsen zugeschickt wurden, erklärte sie für wirkliche Samen, die durch die Nässe schon gekeimt hätten, und vermuthete, sie möchten dem Melampyrum arvense angehören, was er jedoch nicht mit Gewifsheit bestimmen könne. Der Referent der oben angeführten Stelle des Reichsanzeigers meint: Willdenow habe die kleinen Fasern, womit die Enöllchen der Fi- caria am Kraut befestigt sind, für Keime genom- men und jene Samen seyen nichts anders, als die Wurzeln der Butterblume gewesen. Folgende anderweitige Beobachtung möchte jedoch Will- denow’s Meinung noch mehr Wahrscheinlichkeit verleihen. — Im Anfang des v. J. erhielt ich von dem Pa- pierfahrikanten Hrn. Lerche zu Kronstadt einige Samen, die ein Revierförster unweit diesem Dorfe am ı2. Aug. während dem Regen in ziem- licher Menge gefunden hatte, Er nannte diesel- ben Wachtelwaitzen, und wirklich fand ich ‘bei genauerer Untersuchung durch Vergleichung ia der Natur, dals dieselben mit dem Samen des Melampyri ueniorosi, einer Pflanze, die unter obi- gem Namen auch den Laien bekannt ist, vollkom« 249 men übereinstimmten. Die Samen aller Arten dieser Gattung fallen bei der Reife sehr bald aus den sich öffnenden Kapseln, so dals es fast schwer hält, reife Samen in den Blüthenähren zu finden. Da die eben genannte Pflanze in unsern Wäl- dern sehr häufig wächst und zahlreiche Samen trägt, so konnte es wohl leicht geschehen, dafs auf tieferen Stellen, wie die Fafssteige nament- lich in gebirgigen Gegenden zu seyn pflegen, durch das herabströmende Regenwasser eine be- deutendere Menge zusammengespühlt wurde. Folgende ähnliche Ereignisse dürften viel. leicht auch hieher zu rechnen seyn: In Gottfried Zenneı's Novellen aus der gelehrten kuriosen Welt, Januar ı694 findet sich folgende Nachricht. 6. 6836. „Finzelius erzählt in seinem Buch von Wunderzeichen, dals 1550 in Thüringen den 25. Brach-Monat zu Weimar und Auerstädt Korn aus den Wolken gefallen sey, dafs es an einigen Or- ten fingerdicke gelegen, an etlichen Orten so dick, wie man es zu säen pfleget, haben auch wohlschmeckend Brod daraus gebacken.‘ Eben da- selbst heifst es ferner: „Es erzählt Fundiaus in Metrop. Salisb. dafs es im Jahr 1570 zu Mauer- kirchen, einem Markt in Ober-Bayern, unter der Regierung Burkhausen, Getreide geregnet hat, so von guten Geschmack und lauter Mehl gewesen ist.“ In Pohl’s Schlesischen Jahrbüchern *) finden ” Nicol, Pehl, Hemerol. Sites. Vratisl. ‚612. 22m. Desgleichen in Kornmanni miracul, Natur. Consil, X, Couclus. 10. Bl. 128. 1096. 250 wir folgende Nachricht: ı57ı den 5. Juli hat es im Stadtwald (bei Breslau) hinter dem Thum auf St. Vinzenz Gut zu Nacht, gut herrlich Korn ge- regnet, welches man aufgelesen und schön Brod daraus gebacken hat.“ WViederholentliche Be- obachtungen dieser Art wurden auch in Kärnthen gemacht: Thuanus*) berichtet, dafs es} am 22. März 1548 nicht weit von Klagenfurt und Villach in ei- nem Bezirk von 2 Meilen a Stunden lang Korn regnete, aus welchem von den Bewohnern dieser Gegend Brod gebacken und solches an den kai- serlich königlichen Hof nebst Proben jenes Ge- treides geschickt worden wäre, woselbst es grolse Bewunderung erregt hätte, — Gerbezius **) erzählt, dafs man in der Nähe von Villach nach einem heftigen Sturm und Platzregen im März ı69ı eine Anzahl Samen in grolser Menge gefunden habe, über deren Ur- sprung und Abstammung man anfangs in Zweifel gewesen sey, bis er den endlich durch Verglei- chung ausgemittelt hätte, dafs jene Körner nichts anders, als Berberitzenbeeren seyen, Wir wol- len die Richtigkeit dieser Bestimmung dahin ge- *) Ejusd. histor. ad annum MDXLVII. L. V. Desgl. in Jonustoni Thaumatographia natural. 123. Fincelius in seinem Buch von Wunderzeichen und "Miscell, Cur. Decur. IL, anno VII, in appendice p. 14. *) Siligieis pluvia Decur. II, Ephemer, German. An- a0 X. 1692, i 251 stellt seyn lafsen, doch scheint es uns wahrschein- lich, dafs in allen vorstehenden Fällen, die Wur- zeln unserer Ranunculus Ficaria Veranlassung zu jenem Getreideregen gegeben haben, Ausser den eben erwähnten besitzen wir nöch eine andere Reihe von Beobachtungen von ‚sogenannten Getreideregen, deren nähere Ermitt- lung wir Hrn. Prof. Dr. L. C. Treviranus ver- danken. *) Im September ı822 erhielt Hr. Prof. Treviranus eine Anzahl Körner, die nach ei- nem den i7. Juli dieses Jahres in der Nähe von Brieg statt gehabten Gewitter auf einem schmalen, fast eine halbe Meile Jangen Strich Landes und zwar auf gebauten Aeckern gefunden worden seyn soll- ten, und einige Zeit darauf von Hobenfriedeberg durch Hrn. Medizinalrath Otto ähnliche Körner, die am 26. Juli mit einem :Hagelwetter angeblich ‚herabgefallen waren. Während der Untersuchung dieser Samen sandte Hr. Prof. Kries in Gotha eine Anzahl Körner ein, die man am ı3, Juli des nämlichen Jahres nach einem Gewitterregen in der Gegend von Marienwerder in Westpreufsen gefunden hatte; desgleichen theilte Hr. Prof. Eysenhart in Königsberg Nachrichten von zwei in Westpreufsen stattgehabten Ereignissen obiger Art mit; und auch Hr. Medizinal-Assessor Berg- *) Ueber gewisse in Westpreufsen und Schlesien angeh- lich mit eincın Gewitterregen gefallene Samenkörner, vonL.C. Treviranus etc. Breslau bei Joseph Max und Coinp, 1835. 5z Seiten. . 252 mann in Posen schickte Samen ein, die zwei Mei- len von Posen zu Ende des Monats Mai nach ei- nem Hegen auf einer Wiese gelegen hatten. Alle diese Körner stimmten mit den in Schlesien ge- fundenen vollkommen überein. Die Gröfse der- selben war die eines Hirsekornes oder etwas dar- über, rundlich oval: dabei waren sie auf der äus- sern Seite sehr erhaben, und diese Aussenseite mit der Queer nach ziemlich parallel laufenden Runzeln versehen. Die andere Seite dagegen hatte ein rundes Loch, welches etwa bis zum hal- ben Durchmesser einging und worin sich die Ueberreste eines hier früber vorhandener Nabel- stranges befanden. Die Farbe des ganzen Samen war ein schmutziges Gelb, etwa wie roher Kaffee und zugleich zeigte er sich stark durchscheinend, so dafs man die Lage des Embryo in der erhabenen Seite schon olıne Zergliederung bemerken konnte. Als diese Samen, die Treviranns anfänglich für die von Galium spurium, Eysenhart aber für die von Convolvulus arvensis zu halten geneigt war, dem Keimen übergeben wurden, entwickelte sich Feronica hederaefolia, eine Pflanze, die in ganz Deutschland die Aecker und besonders die Brachfelder weit und breit überzieht. Im April blüht diese Pflanze und bringt ihre zahlreichen Früchte Ende Juni und Juli zur Reife, welche Zeit wieder mit der, in welcher diese sogenann- ten Regen statt fanden, genau übereinstimmt. Es liegt also nichts näher, als die Vermuthung des 255 Verfassers, dals die Samen dieser Pflanze, mit dem Regen nicht herabgekommen, sondern durch ihn nur sichtbar gemacht worden waren, und zwar entweder dadurch, dals sie aus ihren bereits ge- öffneten Kapseln durch die Heftigkeit des Regens herausgetrieben wurden, oder was wahrscheinli- cher ist, dafs die Hapseln sich bereits ausgeleert hatten, das vertrocknete Kraut aber durch den Begen in die Erde geschlagen und zum Theil weggegehwemmt wurde, wodurch die ausgefallenen Körner zum Vorschein kamen, Aehnliche Fälle hatten früher auch schon zu Brieg Ende Juni 1606; dann am 3. August ı83o. vor dem Ohlauer Thhore bieselbst, endlich auch zu Rothenburg an der Tauber ı697 statt gefunden, In allen vorliegenden Fällen war es nicht mit entscheidender Gewilsheit nachgewiesen, ob diese vegetabilischen Körper (Wurzeln und Samen) aus der Luft herab gekommen waren, sondern viel- mehr wahrscheinlicher, dafs der Ort ihres Vor- kommens auch zugleich ihre Geburtsstätte gewe- sen sey, dafs das erstere jedoch geschehen könne und auch wohl schon statt gefunden habe, bewei- sen folgende Beobachtungen vom Herabfallen ve- getabilischer Substanzen, unter die namentlich die sogenannten Schwefelregen gehören. Bartho- lini *) erzählt, dafs er in Dänemark Getreide Cfrumentum) auf Bäumen babe hängen sehen, wo- *) Ceutur, 4. hist. anat. 16. 254 hin es durch grofse Windstölse gebracht worden wäre. Hartmann*) führt einen ähnlichen Fall von Hafer in Kurland 1686 an. Am merkwürdig- sten erscheint aber der Erbsenregen bei Leon in Spanien, erwähnt von Ventenat. **) Am 27. Juli 1803, Nachmittags, fiel 22 Lieues von der Stadt Leon in Folge eines heftigen Sturmes mit Fiegen und Hagel eine grofse Menge (ungefähr 10 — ı2 Zentner) runder, leicht zusammen ge- drückter Samenkörner von der Gröfse bleiner Erbsen herab, die den Leuten daselbst ganz un- bekannt waren. Die Schale dieser Samen war lederartig, sehr glatt und perlgrau. An ihrer Grundfläche sals ein nur wenig hervorstehendes Fleischwärzchen mit der Keimgrube in der Mitte und unterhalb derselben zeigte sich durch die Lupe eine kurze Furche. Im Innern der Samen war keine Spur von eigner Samenhülle, und das Würzelchen lag auf dem Samenlappen gekrümmt. Mehrere kochten diese Samen, sie wurden bald gar und waren von guten Geschmack. Am 8. August säete Cavanilles diese Samenkörner aus. Mehrere keimten, und es zeigte sich, dafs sie einer Art Lupinus angehörten, jedoch welcher, *) Exercit, de generat. miner, veget., et animal. in a@reeic. Auctore Ph. J, Hartmanno, Phil. et Med, Dr, Regiomont. p. 40, in append. Miscell. nat. carios. Decar, II. ann. VIl. Norimbergae 1689. **) Annales de Chemie, ‘Tom, 49. pag. 108. Gilberts Annalen ı8 Bd. p. 554, 255 Niefs sich damals wegen Mangel an vollständiger Entwicklung nicht entscheiden. Die neueste hieher gehörige Beobachtung ist folgende: „Hr, Thenard*) legte der Akademie einen Stoff vor, welcher ihm von dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten zugeschickt wor- den war. Diese Suhstanz sollte im Anfange die- ses Jahres (1829) in Persien vom Himmel gefal- len seyn, und den Boden oft in einer Ilöhe von 5-6 Zoll bedeckt haben, Die Heerden und be- sonders die Schaafe haben sich reichlich von die- sem merkwürdigen Erzeugnils nähren können, Man hat auch Brod daraus bereitet, welches als Nahrung für Menschen diente. Diese Nachrich- ten wurden in Persien von einem russischen Ge- neral als Augenzeugen dem französischen Consul mitgetheil. Hr. Desfontaines hielt dieses Vegetabil für eine Art Lichen, welches sich in sehr grofser Masse findet, und von dem Winde an den Ort geweht worden war, wo man sein plötzliches Erscheinen bemerkt hatte. Eine ähnliche Er- scheinung war schon im Jahre 1824 in der näm- lichen Gegend von Persien beobachtet worden. So kühn es auch scheinen mag, in einer solchen Entfernung vom Beobachtungsorte eine Erklärung dieses Faktums zu wagen, so erlaube ich mir doch zu bemerken, dafs diese Flechtenart viel- leicht der Lichen esculentus Pallas (Urceolaria es- *) Fror. Notiz. p. 466. Sepibr. 1828. pı 55. 256 eulenta Achar.) seyn könnte, der in Persien, der gesammten Tartarei und auch bei Astrachan häufig vorkommt, und von den Einwohnern zur Speise benutzt wird. Er ist nach den Beobachtungen von Eversmann (jetzt Prof. in Kasan) sehr locker an den Boden befestigt, ja oft läfst sich gar keine nähere Verbindung wahrnehmen, so dafs er durch den Wind oft in ungemeiner Menge von den Höhen in die Thäler getrieben wird. Franz Göbel in Dorpat *) liefert ferner die Analyse einer von Parrot aus dem Ararat mitgebrachten Flechte, welche im Jahre 1828 in einigen Distrik- ten Persiens 5— 6 Zoll hoch, angeblich yom Him- mel herabgeregnet und von den dortigen Ein- wohnern gegessen worden war. Ledebour er- klärt sie für Lichen eseulentus, und sagt, dafs sie in der Kirgisensteppe und überhaupt im mittlern Asien, auf todtem lehmigen Boden, nakten Felsen- rissen häufig vorkomme und oft plötzlich nach starken Regengüssen heranschiefse, so dals nach seiner Meinung sie wahrscheinlich niemals herab- geregnet, sondern nur in einer Nacht nach star- kem Regen plötzlich der Erde entwachsen sey.— Wenn wir uns nun die Reihe sämmtlicber Begebenheiten noch einmal zurück rufen, so möch- ten wir als Resultat folgendes festzusetzen uns veranlafst sehen : 1. In Beziehung auf die sogenannten Getreide- regen, die ihren Ursprung den Wurzeln des klei. ") Schweigger- Seidel Journ. 6o Bd, 1850. p. 595. 257 nen Schöllkrautes (Ranunculos Ficaria L.) ver. danken, ergiebt sich, dafs keine einzige sichere Beobachtung vorhanden ist, welche das Herab- kommen derselben aus der Luft mit Bestimmtheit nachwiese, denn niemand hat sie aus den Wolken herabfallen sehen, noch sind sie an Orten gefun- den worden, wohin sie auf einem andern Wege, als durch Strömungen der Gewässer hätten ge. bracht werden können. Wenn man nun über. haupt bedenkt, dafs diese immer von Erde be. deckten Wurzeln durch die Gewässer erst losge- spült, und von dem Tiegen fortgeführt werden, dafs also Winde dieselben erst aus dem strömen. den Wasser empor zu heben hätten, so verliert die Meinung immer mehr an Wahrscheinlichkeit, dafs sie jemals aus der Luft herabgefallen wären, noch herabfallen könnten. — 2) Rücksichtlich der Samen der Veronica he- deraefolia, die zu verschiedenen Zeiten zu Sagen von Getreideregen Veranlassung gegeben haben, gilt fast dasselbe, was wir so eben von den Wur- zeln des Schöllkrautes bemerkten: auch hier hatte der Regen diese Körner wahrscheinlich auf die oben beschriebene Weise erst sichtbar gemacht. — 3) Was nun endlich die dritte Reihe von Beobachtungen betrifft von Körpern, die sich un. mittelbar über der Erde und nicht bedeckt von derselben befinden, wie jene Bohnen, Getreido u. s. w., so wollen wir gerne zugeben, dafs un. ter gewissen Umständen selbst nicht unbedeutende Tiora Nr. ı5. ater B, R 258 Quantitäten derselben durch Stwrm oder Wind- hosen (Landtromben) in die Höhe gehoben und an ferne Orte geführt werden können, empfehlen aber diese Angelegenheit der Aufmerksamkeit der Naturforscher, weil die bisherigen diefsfälligen Untersuchungen noch manche Lücke auszufüllen übrig liefsen. Leichtere Substanzen, wie Blüthen- staub und pulverartige Samen sehen wir dagegen oft in der Luft umher treiben, und diefs Phäno- men gab Gelegenheit zu der Sage von dem so- genannten Schwefelregen, von welchem sogleich näher die Rede seyn soll, 2. Ueber den sogenannten Schwefelregen. Die Erscheinung, dafs man nach yon Stür- men begleiteten Gewitterregen Erde und Gewäs- ser mit gelbem schwefelähnlichem Staube überzo- gen findet, kommt zu oft vor, als dafs man nicht schon in frühern Zeiten darauf aufmerksam und die Ursachen derselben zu erforschen bemüht ge- wesen seyn sollte, WVirklich haben auch vorur- theilsfreie Männer den wahren Grund dieses Phä- nomens schon früh eingesehen, wie folgende hi- storische Notizen beweisen : J. S. Elsholtz *) sagt, dafs die gelbe Ma- terie, die man zuweilen nach Platzregen finde, *) De sulphure putatitio cum pluvia descendente. Ob- servatio LXXXVIT. p. 119. Miscell, cnriosa medico — physica academ. natur, enrios. sive Ephemerid. medic. phys. Auni sexti et seplimi ann. 1675 et 1676. Francof, ei Lips, 1088, - 250 der Samenstaub des Musci terrestris clavati oder des Lycopedii clavali sey, der unter dem Namen Bärlappsamen, Hexenmehl, bekannt ist. In einer erklärenden Note wird bemerkt, dafs ausser dem Samen dieser‘Pflanze auch der Blüthenstaub dee Fichten (Pinorum), des Haselnulsstrauches, selbst das Korn und mehrere andere Kräuter zu dieser Erscheinung Veranlalsung geben könnten. Scheuchzer*) leitet aus derselben Ursache die gelbe Färbung des Zürcher See’s her, wel- che nach einem Degen im Monate Mai 1677 statt fand. — J. Wolff **) beobachtete zu Altenburg zu. erst im Jahre ı670 und wiederholentlich in den Jahren 1679 und ı68ı im Monat Mai diesen sö- genannten Schwefelregen, und führt noch mehrere andere Fälle dieser Art an, welche sich 1597 zu Stralsund, ı621 in Leipzig, 1629 in Wittenberg und gleichfalls jedesmal im Monat Mai ereigne- ten. Er glaubt, wie Elsholtz und Scheuch- zer, dafs dieser Staub von den Blüthen der Fich- tenbüsche herrühre, Fernere Schwefelregen fanden noch statt: 1658 im Mannsfeldischen nach Spangenberg, ***) ı690 im Juni zu Cassel nach J. Doläus, ****) *) Meteorologie. Helvetic, p. 14, *) Observ. CXCIV. p. 67. Miscell. eurios. sive Ephemerit, ınedic. phys. Decur. IT. Ani VII. Norimb. 1689. *} Chrronie, Mansfeld. Tom, f. p. 305. “) Dessen Append. ad Encyclop, Chir, p. m. 122. Observ. 21. AR? nn ee 20 1731 im Braunschweigschen nach Siegesbe ck, *) 173ı ig Lüneburg - Celle nach Berger, **) nach W. Meurer ***) zu Chemnitz, nach Möller zu Freiburg, ****) am vorzüglichsten finden wir die- ses Phänomen von Schmieder, Dr. med, zu Pirna, in einer sehr interessanten Abhandlung *****) beleuchtet, die in jeder Beziehung den Gegen- stand so erschöpft, dafs sich auch nach dem heu- tigen Zustande der Wissenschaft nichts mehr hin- zufügen läfst. — Indem er erwähnt, dafs die sogenannten Schwefelregen in sehr verschiedenen Monaten der wärmeren Jahreszeit beobachtet würden, folglich unmöglich alle von dem Blüthenstaub der Fichten- Arten oder dem Bärlappsamen herrühren könn- ten, die doch nur zu einer gewissen Zeit des Sommers blühten, führt er mehrere reichlich Blüthenstaub enthaltende Gewächse an, welche diese Erscheinung oft hervorzubringen pflegten. Diesem zufolge wären alle Schwefelregen, die im März oder April statt fanden, von dem Erlen- und Haselnufsstrauch, die im Mai und Juni von den Fichten. Arten, vom Wachholder und der *) Nova literaria Anni 1684, *#) Dessen Versuche in der Natnr pP. 110. **) Dessen Meteorologia p, m, 280 et 298. 6%, Annal. Friberg. H. ı. “) Observ, LXXX. p. 187. Ephemerid, Acad. natur. eurios, Cent. IIL et IV. Norimbergae 1715. ' De sul- phure cum pluvia veraali et aestivo interdum tempore Jecidente, putat itio, 261 Birke, im Juli, August und September von dem Bärlappsamen, von dem Rohr - Liesch oder Teich- kolben (Typha angustifolia und latifolia) oder dem HKannenkraut (Equisetum) herzuleiten. Der Blüthenstaub dieser eben genannten Pflanzen wäre dem der Fichte und dem Bärlappsamen vollkom- men ähnlich, sowohl binsichtlich der Farbe als des chemischen Verhaltens, bei welchem er vor- züglich die Eigenschaft desselben, sich bei der Berührung der Flamme plötzlich zu entzünden, hervorhebt Oft habe er nach heftigen Hegen- güssen Teiche mit jenem gelben Pulver überzo- gen gefunden und sich immer überzeugt, dafs jene Pflanzen sich in der Nähe in Blüthe befan- den und eben stäubten. In Wäldern fände man immer die gröfste Menge dieses sogenannten Schwefels an jenen Orten, die dem Winde aus- gesetzt wären. Wenn auch diese Erscheinung vorzugsweise nach Gewittern beobachtet würde, so dürfe man doch deswegen, wie einige wollten, keineswegs Blitz und Donner als mitwirkende Ursachen ansehen, sondern nur in Betracht ziehen, dafs Gewitter doch immer von warmer 'lempera- tur begleitet würden, sich daher die Blütben vor- zugsweise um jene Zeit öffneten und daher auch eine gröfsere Menge Blüthenstaub zu entleeren vermöchten. Ueberdiefs wären ja auch nicht alle Gewitter von jener Erscheinung begleitet, was doch der Fall seyn müfste, wenn Blitz und Don ner hiebei Einfluls ausübten. — 262 Neuere mir bekannt gewordene Beobachtun- gen von Schwefelregen finden sich in Gehler’s Wörterbuch. 3 Thl. p. 650. 1790 (1. Aufl:), den Comment. Götting. Vol. III. p. 59. und in Yoigt's Magaz. B. 8, S.54.; so wie auch in Gilbert's Annalen, ı8 B. p. 337 aufgezeichnet, In allen eben erwähnten Fällen verursachte diesen sogenannten Sehwefelregen nichts anders, als der Blüthenstaub der oben genannten Ge- wächse, der ausser der Farbe nur noch die Ei- genschaft, sich bei Berührung der Flamme leicht und schnell zu entzünden, mit dem Schwefel theilt; das Herabfallen von wirklichen Schwefel- malsen ist dagegen bis jetzt, ausser in der Nähe der Vulkane, noch nicht mit Sicherheit nachge- wiesen. Chladni hat in seinem interessanten Werk über Feuermeteore (Wien 1819) ein Paar Beobachtungen dieser Art mit Fragezeichen an- geführt: S. 367: ı6ıa im Junius sollen zu Magde- burg, Lohburg u. s. w. Schwefelklumpen eine Faust grofs gefallen seyn nach dem T'heatr, Europ. tom. IV, p. 399. u. 8.371. In den Philos, transacı. r736 P. 427 wird ein fast einen. Zoll grofses Stück Schwefel beschrieben und abgebildet, wel- ches auf einem unbebauten Boden war gefunden worden, und dessen Ursprung man nicht anders, als durch einen meteorischen Niederfall zu er- klären wufste, — j Wir schliefsen diese Abhandlung mit dem Bemerken, dals auch in Schlesien das Phänomen 263 des sogenannten Schwefelregens schon häufig von Anderen und mir beobachtet worden ist, und in allen diesen Fällen immer je naeh der Jahreszeit die eine oder die andere der oben genannten Pflanzen die gelbe Farbe des Wassers verursacht hat. Jedoch würde es immer interessant seyn, von den nähern dabei statt findenden Umständen unterrichtet zu werden, und indem ich auch diese Angelegenheit der Aufmerksamkeit meiner Lands- leute empfehle, kann ich hier nicht unterlafsen, Allen denen, welche mir bei Ausarbeitung gegen- wärtiger Abhandlung durch Mittheilung von Nach- richten so wesentliche Dienste leisteten, noch- mals ergebenst zu danken. U. Kürzere Bemerkungen. 1. Frühlings-Erstlinge um Regensburg, Zara, Triest und Salsburg im Jahr 1831. Der Winter des Jahrs 183? war so wie man ihn sich in naturhistorischer Hinsicht nur wün- schen konnte. Nach einer wechselreichen Herbst- witterung, wobei Sept. und Okt. nicht zu warm, der November nicht ungewöhnlich nafs waren, und die Felder mit reichlicher Saat grünten, erfolg- te am ı3. December der Eintritt des Winters mit etwa fünf Grad Kälte und häufigem Schnee. Während dieser ununterbrochen bis gegen Ende Vebruars liegen blieb, war jene abwechselnd hald stäıker bald gelinder. Die mittlere 'emperatur des Jänners, bald bei trüber oder neblichter, bald bei heiterer Witterung, wechselte zwischen 264 6 — 10 Grad R., war jedoch am $ten und gten bis auf etwa ı5 Gr. Kälte gestiegen. Fast auf gleiche Weise erhielt sich der Februar. Indem er zwar gleich anfangs mit etwa 20 Gr. R, be- gann, wurde er doch allmählig gelinder, so dafs sogar am Öten T'hanwetter eintratt, wobei sich bei Tage einige Grade Wärme, bei Nacht einige Grade Kälte zeigten. Dieses dauerte abwechselnd bis gegen Ende des Monats fort, während der Schnee nach und nach sich verlor. In Mitte dieses Monats hatte bereits die Früh- lingsnatur der im botan. Garten vorhandenen Pe- tasiten begonnen. Durch wärmere Luft begünstigt hatten:ie die bereits dünner gewordene Schnee- decke durchbrochen, und sich dadurch als wahre perce neige bewährt, Von diesen Gewächsen ist FPetasites niveus, als die Hermaphroditpflanze die- jenige, welche zu allererst sich entwickelt. Da jedoch ihre Zwitternatur (vielmehr männliche) gegen die Kälte gleichwohl mehr als jede andere sich empfindlich zeigt, so werden die Blumen, die sich bei Tage mit einer schönen rothen Farbe üllnen, während der Nacht von einem einzigen lüältegrad getödtet und mifsfärbig, so dafs kaum ein Herbarium existiren wird, in welchem unver- dorbene Exemplare vorhanden wären, wenn diese nicht im höhern Gebirge, wo der Schnee sich erst dann verliert, wenn keine Nachtfröste mehr erscheinen, gesammelt worden sind. Bei Petasites »ffieinalis und albus, gleicherweise Hermaphrodit- m 265 pflanzen, findet sich nur in etwas geringerm Grade dasselbe Verhältnifs, während P. parado- zus ramosus und hkybridus als weibliche Pflanzen vielfältig der Kälte Trotz bieten, und so auch im Herbario als wahre Prachtexemplare glänzen. Als am 20— 23. Febr. bei Tage zwar schon heitere Luft mit warmem Sonnenschein vorherrseh- te, bei Nacht aber noch 2 — 3 Grad Kälte vor- handen war, hatte auch Galanthus nivalis die Schnee- decke mit seinen noch geschlofsenen Blüthen- Höpfchen durchbohrt, doch die gänzliche Oelinung derselben war erst am Ende dieses Monats zu- gleich mit dem benachbarten Levcojgum vernum zu Stande gekommen, während dem auch lnus vnlsaris ihren Blüthenstaub von sich schüttete. In der ersten Woche des März war aller Schnee von den Feldern verschwunden; die grüne Saat zeigte sich in voller Pracht z Schuh lang, die Haselnufs- Kätzchen stäubten, und Pulsatilla vulgaris zeigte ihre wolligen Hüllen. Die Mitte und der Verlauf dieses Monats ge- währten fast durchgängig eine abwechselnde Früh- lings- Witterung fast ohne alle Nachtfröste. Am 19. erschienen die ersten Veilchen, und es blühe- ten Erica carnea, Pulsatilla vulgaris, Bellis peren- nis und Yeronica hederaefolia. Am 25. zeigten sich Fumaria cava, Tussilago Farfara, Daphne Dlezereum, und am 3ı. März waren Scilla bifolia, Viola hirta, Carex humilis, Hepalica nubius und Dralba Aizeides in Blüthe. 2066 Ungeachtet nun der Eintritt des diefsjährigen Früblings sehr frühzeitig genannt werden kann, so mag es doch als merkwürdig erscheinen, dafs einige Baumarten, nämlich Salix praecox und Popu- lus tremula arm 3ı. März ihre männlichen Kätzchen noch nicht vollständig entwickelt hatten, so wie auch die weiblichen Blüthen von Corylus Avel- lana sich nur noch sehr sparsam zeigten, und die Blüthen von Cornus mascula und Ulmus cam- pestris noch völlig geschlossen waren. In Mitte Februar hatten die in Blumentöpfe gesetzten und im Zimmer überwinterten Crocus wernus ihre Blüthen von allen Farben entwickelt, und die’genauesten Beobachtungen über den Stand der Narben gegen die Staubbeutel, die bald zwi- schen diesen eingeschlofsen waren, bald hervor- ragten, liefsen eben so wenig an diesen wie an den Blumenlappen und den Blättern irgend eine spezifische Verschiedenheit wahrnehmen, daher Crocus verrus, luteus und albiflorus durchaus nur els Farbenvarietäten gelten können. Im Anfange März war auf gleiche Weise und unter absichtlicher Vernachläfsigung in der Pflege eine Primula zur Blüthe gekommen, die sich voll- ständig als Primula integrifolia Jacg. Eaum, et Obsery. et Sturm Deutschl. Flora bewährte und uns überzeugte, dafs Pr. spesichilis und Clusiana mit der obigen nur eine einzige Art ausmachen, Pr. glaucescens Morr, (ealyeina Gaud.) in Syllog. plant. 1824. $. 150, aber wesentlich davon verschieden 267 sey, die jedoch zur Zeit in Dentschland noch nicht gefunden worden. Dagegen hatte sich zu glei- cher Zeit eine Soldanella vor Oeffaung der Blü- ihe schon als S, montanra bewährt, indem sie den Griffel hervorstreckte, und bald darauf durch gle- ekenförmige Blumen, sehr kurze Hülle, flaum- haarige Blüthenstiele und lange ausgerandete Schup- pen ihre spezifische Beschaffenheit ausser Zwei- fel seizte. In dem Blumentopfe mit dieser Sollanella hatten sich zugleich eine Oxalis Acelosella und eine Cardamine trifolia vom natürlichen Stand- erte her eingenistet, und zeigten sich zu glei- cher Zeit in voller Blüthe, Begensburg, Ende März 1831. Die Redaetion. „Es blühet eben Viola odorata, Nareissus orientalis, Calendula offieinalis, Helleborus multifi- dus, Colchieum montanum und Crocus odorus. Man hat grüne Kornähren und unreife Kirschen von den Scoglien herüber gebracht, "* Zara, d. 16. Dec. »830. B.v. Welden. „Die Flora tergestina erscheint heuer schot sehr frühzeitig: Es blühen Galanthus nivalis, Pri- mula acaulis, Helleborus dumetorum, Isopyrum tha- lietroides, Erythronium dens canis, Viola odorala et hirta, Crocus variegatus et albiflorus, die Tussitu- gines etc. ‘* 'Wyiest, den 8. März 1831. B. Dr. Biasolotto, 268 „Sie werden sich heuer früher als gewöhn- lich auf die Reise machen mülsen, wenn Sie ihre Frühlingslieblinge noch antreffen wollen, dena jetzt schon blühen: Helleborus niger und H., viri- dis, Galanthus nivalis und Leveojum vernum, Scil- la bifolia, Tussilago nivex und Farfara, Cynosurus coeruleus und Daphne Mezereum, Potentilla verna.. Banuneulus montanus und Cornus mascula zeigen schon Blüthenköpfchen, und Populus tremula hat schon seine Kätzchen umhergestreuet. * Salzburg, d. ı5. März 1831. Bernhold. 2, Der Kaiserkranz, In einer kleinen, aus einer östreichischen Zeit- schrift besonders abgedruckten Abhandlung, beti- telt der Haiserkranz, zum ı2. Febr. (dem Na- menstag des jezt regierenden Kaisers von Oest- reich), von Leopold Trattinnick befindet sich ein sehr schöner, ganz aus Blumen der Franciscea- Arten geflochtener Kranz, wobei folgendes Ge- schichtliche von den Arten dieser Gattung und von den Beförderungsanstalten der östreichischen Riegenten für Botanik mitgetheilt wird. Die Pflanze, welche Piso in seiner Historia naturalis Brasiliae im Jahr 1648 als Manaca ab- gebildet hat, ist diejenige, welche Pohl, der sie in der Kapitanerie von Rio Janeiro im Sept. und Octb. 1813 blühend antraf, Franeiscea uniflora ge- vannt hat. Ausser dieser bestimmte Pohl noch 6 andere Arten derselben Gattung, nämlich Fr. 269 latifolia, acuminata, ramosissima, confertiflora, di- varicata und kydrangeaeformis, deren sämmtliche lebhaft violette im Schlunde weilse Blumen zur Bildung des obgedachten Eranzes angewandt wur- den. Ausserdem sind noch einige andere Ar- ten dieser Gattung bekannt geworden, nämlich die Fr. Hopeana Lindl., und pauciflora und ma- crophylla Chamissoi. Schon im Jahr ı360 bat Kaiser Karl der Vierte den ersten botanischen Garten, den der Apotheker Angeli de Florentia eingerichtet, in Prag gestiftet, und diese Stiftung ward nach- her im Jahr ı373 von ihm selbst und 1409 von dem römischen König Wenzeslaus bestätigt. Friedrich der Dritte liefs sich gern und oft in Gespräche über Botanik ein. Maximilian unter- stützte seinen Truchsefs, den ehrwürdigen Clusius. Während die Maximilianea Mart. den Namen des Erstern zugleich mit verewigt, wird der des Letz- tern noch täglich von Botanikern genannt. Swer- tins rühmt in der Vorrede zu seinem Florile- gium Kaiser Rudolph den Zweiten als den gröfsten Schätzer und Beförderer aller Künste und Wissenschaften, der ibm auftrag alle Merk- würdigkeiten des Pflanzenreichs durch Abbildun- gen und Beschreibungen bekannt zu machen. Der römische Kaiser Franz der Erste war auch der erste Gründer des K. K. Hof-Naturalien - Ha- binets. Die grofse Maria Theresia sandte den berübmten Jacquin nach den Antillen und grün- „ 270 dete die botanischen Gärten von Schönbrunn und Wien, welche durch Joseph den Zweiten sehr an Pflanzen bereichert wurden, die auf seinen Befehl die HH, Märter, Bredemeyer, Boos aus fernen WVelttheilen zurück brachten. Auch der jetzige Kaiser, Franz der Erste, schlielst sich würdig seinen erhabnen Vorahnen an, indem nicht nur auf seinen Befehl jene herrlichen Anlagen beständig unterhalten und mit neuen Ge- genständen bereichert werden, sondern auch in- dem er das K, K. botanische Museum stiftete, die berühmte botanische Expedition nach Brasi- lien veranlafste, und die Botaniker Oestreichs, wie Jacquin, Host, Pohlu. s, w. bei Herausgabe ihrer Prachtwerke aufs kräftigste unterstützt. Mögen einstweilen die dieses Jahr nach Oestreich reisenden Naturforscher sich auf die Ansicht dieser Schätze freuen. 3. Gründung botanischer Gärten, Die von Hrn. Prof. Perleb yerfalste Ge- schichte des botanischen Gartens zu Freiburg, von der wir bereits in unsern Literaturberichten eine kurze Anzeige geliefert haben (vergl. Nr. 3. p« 46.), giebt in einer Note folgende chronologi- sche Uebersicht der Entstehung der wichtigsten botan. Gärten in und ausserhalb Deutschland. Der Garten der Universität Freiburg wurde gegründet im Jahr 1620, der Altorfer 1626, der Jenenser 1629, der Kieler 1669, der Berliner 1679, der Helmstädter 1683, der Stralsburger ı691, der au Ingolstädter 1700, der Würzburger ı709, der \Vit- tenberger ı7ı11, der Halenser ı725, der Göltin- ger 1737, der Erlanger 1743, der Wiener 1758, der Greifswalder ı765, der Rostocker 1797?, der Münchner ı800, der Bonner ı819. — Schon vor der Mitte des ı6ten Jahrbunderis batten Euri. cius Cordus zu Marburg, Theodor Zwin- ger zu Basel und Leonhard Fuchs zu Tü- bingen botanische Privatgörten, die späterhin zu akademischen erhoben worden zu seyn scheiuen, Der kurfürstliche Garten zu Königsberg bestand schon im Jahre 1551, Unter den ausländischen geichnen sich ausser den italienischen, durch ihr Alter aus, der Leydner vom Jahr ı577, der zu Montpellier von 1698, der Pariser von 1626, der Oxforder von 1673, der Copenhager von 160, der Upsaler von 1657, der Abuder von 1673, der Edinburger von ı680, der Petersburger von 1726, der Madrider von 1753. If. Beförderungen. Ehrenbezeugungen. ı. Hrn. Dr. Med. Fresenius ist die Lehr- stelle der Botanik am Senkenbergischen Insti- tute zu Frankfurt: am Main, und damit zugleich die Aufsicht über den botanischen Garten daselb:t übertragen worden. Er wird daselbst nun jedes Jahr unter sehr günstigen Auspicien Vorlesungen halten, denn Bibliothek und Sammlungen der Ge- sellschaft stehen zu seiner Verfügung, Hörsaal und Garteh stolsen aneinander, und der Eifer für die Wissenschaft bei jüngeren und älteren Freunden, 272 die sich derselben gewidmet und noch widmen wollen, zeigt sich in Frankfurt auf eine erfreu- liche Weise lebendig und rege. Und so dürfen wir hoffen, dafs durch das tbätige Wirken unsers wackern Freundes vielleicht mancher für immer unsrer Wissenschaft gewonnen werde, 2. Von der Königl, botanischen Gesellschaft zu Regensburg wurden seit dem Beginn des neuen Jahrs folgende Botaniker als correspondirende Mitglieder aufgenommen : Herr Apotheker G. H. Bauer in Berlin. Cand, Theol. D. Buchinger in Strasburg. — Jacob Custor, Bezirksarzt zu Thal bei Riheinegs. Farbenfabrikant Deisch in Augsburg. Dr. L. Griesselich in Carlsruhe. Apotheker Guthnik in Thun, Dr, Eduard Wilhelm Günz in Leipzig. — Friedr Kayser in München. = — — Kosteletzky in Prag. Pfarrer C. L. Köberlin in Grönenbach bei Memmingen, Magister Adolph Fr, Lang in Pest. Apotheker Lucae in Berlin. — Dr. Fort. Luigi Naccari, Prof. der Na- turgeschichte zu Chioggia, — Gutsbesitzer Herrmann Nathusius zu Hundisburg bei Magdeburg. Förster Andrä Sauter in Zirl bei Inspruck. Apotheker Joseph Traunsteiner in Kitzbübl, [IEıIIeTE Tl | 1 i Allgemeine botanische Zeitung. ( Nro. 16, ) I. Original- Abhandlungen. Verhandlungen in der feierlichen Sitzung der Köni- glichen botanischen Gesellschaft am 6ten April 1831. Anwesend: die Hrn. Director Dr, Hoppe, Hof- rath Dr. Lang, Legationsrath Felix, Forst- rath von Stengel), Rath Hänsel, Provisor Fürnrohr, Her Director Hoppe machte die Gesell- schaft aufmerksam, welchen grofsen Verlust sie durch das kürzlich erfolgte Dahinscheiden ihres würdigen Herrn Secretärs Oppermann erlitten habe, und zeigte zugleich an, dafs Hr. Provisor Fürnrohr sich erboten habe, den Manen ihres unvergefslichen Freundes in der heutigen Sitzung einige Worte des Andenkens zu weihen. Letz- terer hielt hierauf folgenden Vortrag: „Wenn es zu den heiligsten, aber auch trau- rigsten Pflichten des Menschen gehört, das An- denken theurer Dahingeschiedener an jener Stelle zu. feiern, die Zeuge ihres Wirkens und ihres erhabenen Sinnes war, so ist leider auch uns heute ‚diese traurige Pflicht auferlegt, da das unerbittliche Geschick einen biedern, vieljährigen Freund, unsern würdigen Hrn. Secretär Opper Flora 1851. XVI. Ss oh mann, dem engeren Kreise unsers gescllschaft- lichen Vereines — ach viel zu frühe — entris- sen hat,‘ „Erlauben Sie mir, meine verehrten Hrn, Collegen, die wehmüthige Stimmung, in die uns der Gedanke, ihn heute zum erstenmal in unsrer Mitte zu missen, versetzt, zu benützen, um dank- bar einige Blumen auf das Grab des uns allen unvergelslichen Freundes zu streuen, und sein Leben, das bei seiner stillen Einfachheit doch so reich an vielfältigen Beziehungen war, noch ein- mal vor Ibren Blicken vorüberzuführen, “ „Hr. Christian Heinrich Oppermann wurde am ı2. August 1771 bier in unserm Re- gensburg geboren, nachdem ihm schon 4 Monate früher sein würdiger Vater, der gleich seinem Grofsvater. als Arzt in unsrer Mitte gewirkt hatte, zu einem bessern Leben vorangeeilt war. Seine gute Mutter, und nach deren zweiten Vereheli- chung auch sein edler Pflegevater, Hr. Hegistra- tor Pfeiffer, ertheilten dem Knaben eine Er- ziehung, die seinen Talenten und Fähigkeiten die freieste Entwicklung und die vollkommenste Aus- bildung möglich machte. Im Jahre 1791 bezog er die Universität Erlangen, und kehrte nach drei- jährigen Studien 1794 als Doctor der Medizin wie- der in seine Vaterstadt zurück, Seine ausge- zeichneten Kenntnifse und seine rastlose Thätig- keit erwarben ihm bald eine nicht unbedeutende Praxis, und lenkten die Augen der Königl. bayer. Regierung auf ihn, die ihm 1815 die Stelle ei- nes HKreis- und Stadtgerichtsarztes dahier über- trug, nachdem .ihn schon früher der scharfsich- tige Fürst Primas zum Mitglied des Sanitäts- rathes für das damalige Fürstenthum Regensburg ernannt hatte, So verflossen in segensreichem Wirken seine Tage, bis eine gefährliche Brust- entzündung, verbunden mit einer Lungenläbmung am ı4. März balb ıı Uhr Morgens seiner irdi- schen Laufbahn ein Ziel setzte. Er starb unver- ehlicht, der letzte Sprosse seiner Familie, in ei- nem Alter von 59 Jahren und 7 Monaten, “ „Aber sein Andenken, das er sich unter uns zu stiften wulste, starb nicht mit ihm! Ein from- mer Christ, ein erfahrner, für das Wohl der lei. denden Menschheit rastlos thätiger Arzt, ein treuer und gewissenhafter Staatsdiener, ein viel- seitiger Gelehrter voll anspruchsloser Würde und Bescheidenheit, ein für alles Schöne und Erhabne begeisterter Kunstfreund, ein stiller Wohlthäter und Vater der Armen — wird sein Gedächtnils unauslöschbar in den Herzen aller fortleben, die das Glück hatten, mit ihm in nähere Berührung zu kommen. ‘ „Und hiezu durfte auch unser botanischer Verein sich rechnen, dem er seit 40 Jahren mit treuer Liebe angehörte, Schon die ersten durch den Druck bekannt gewordenen Schriften unsrer Gesellschaft zeugen von dem Fleifse, womit der damalige Gymnasialschüler als Eleve den wüöchent- 52 270 lichen Excursionen der ordentlichen Mitglieder der Gesellschaft beiwohnte, und wie er sich auf diese Art schon frühzeitig auf seinen wichtigen Stand würdig vorbereitete. Daher wurde er schon vor seinem Abgange nach Erlangen, im Jahr 1791, zu ihrem ordentlichen Mitgliede er- nennt, und dadurch ermuntert, auch an seinem neuen Aufenthaltsorte das Studium der Botanik fortzusetzen, wozu ihm die Vorlesungen und Ex- eursionen des berühmten Schreber’s die schön- ste Gelegenheit darboten. Als sich später in dem Verhältnisse als practischer Arzt sein Wir- kungskreis erweiterte, konnte er freilich nicht mehr wie früber diesem seinem Lieblingsstudium obliegen, und durch eigne Beobachtungen und Erfahrungen den Kreis des Wissens erweitern helfen; demungeachtet aber nahm er mit regem ‚Interesse an den Fortschritten der Wissenschaft Theil, und benützte die Stellung, die er in der bürgerlichen Gesellschaft einnahm, und die Kennt- nisse, die er von dem Gange des Geschäfts- lebens besals, um durch Rath und That einer Anstalt nützlich zu werden, der er selbst seine erste botanische Erziehung verdankte, und die — wir dürfen es uns mit Stolz gestehen — seit ih- rer Gründung durch das freundschaftliche Zu- sammenwirken ihrer Mitglieder schon so manche köstliche Frucht für die Wissenschaft getragen hat. Als daher im Jahre 1801 der damalige Hr. Provisor Meyer von hier nach Frankfurt abging: aıT und dadurch die Stelle eines Secretärs in unsrer Gesellschaft erledigt wurde, ward unserm Opper- mann dieses Amt übertragen, und mit welcher Würde er diesen Posten 30 Jahre lang ausfüllte, davon liefern nicht nur uns, die in unserm Archiv niedergelegten, von ihm geführten Protokolle das sprechendste Zeugnils, sondern auch unsern aus- wärtigen botanischen Freunden flöfste er Achtung ein durch die von ihm besorgte Heransgabe der Denkschriften unsrer Gesellschaft, und durch die vortreffliche Darstellung ihrer Geschichte, die er jedem Bande ihrer Schriften vorausschickte, und die von da aus in mehrere andere Zeitschriften überging, Mehrere gelehrte Vereine und Ge- sellschaften, namentlich die herzoglich minera- logische Gesellschaft zu Jena, der Kunstverein dentscher Aerzte in Berlin, die physikalisch - me- dicinische Gesellschaft zu Erlangen, die pharma- ceutischen Vereine im Königreich Bayern und Grofsherzogthum Baden, und die naturforschende Gesellschaft zu Altenburg suchten ihm dafür durch Uebersendung ihrar Diplome den ehrenvollen Tri- but ihrer Achtung darzubringen. “ „Nicht minder schätzenswerth erschien uns Oppermann aber auch als gefühlvoller Freund der Kunst. Noch wird Ihrem Gedächtnifse, meine Herrn, jene liebliche Dichtung nicht entschwun- den seyn, die er für unsre Gesellschaft verfer- um unserm verehrten Hrn. Präsidenten die tigte f die wir bei der berzliche. Freude auszudrücken, 278 Vermählang seiner Fräulein Tochter mit Seiner Excellenz Hrn. Baron v. Maltzahn empfanden. Diese seine Gedichte, in denen sich die stille Zufriedenheit seines Gemüthes und der hohe Adel seines Herzens so schön abspiegelt, gehörten, gleich seinen sinnigen Iunstsammlungen, dürch seine Bescheidenheit zwar zunächst nur einem kleineren Zirkel von Freunden an, waren aber auch der Magnet, der jeden gefühlvollen Freund des Schönen und Erhabnen an ihn zog und dann so leicht nicht wieder losliefs, + „Diese Liebe der Freunde, diese allgemeine Achtung seiner Mitbürger, su denen er auch noch als Regimentsarzt des hiesigen Landwehrregimen- tes in näherer Beziehung stand, sprach sich auch eben so schön als rührend noch an dem Grabe aus, das seine irdischen Ueberreste in sich auf- nahm. Die dankbare Anerkennung seiner Ver- dienste als Arzt und Gelehrter, das ungeheuchelte: Lob seiner ausgezeichneten Eigenschaften als Mensch und Gesellschafter, waren in eines jeden Munde, und werden noch nicht verklungen seyn, wenn seine Hülle längst zu Staub und Asche ver- modert seyn wird. Und wie wir, meine Herrn, das Andenken theurer Freunde, die aus unserm Vereine geschieden, dadurch zu ehren suchen, dafs wir ihrer Verdienste um unsere Gesellschaft in der ersten Sitzung des Jahres danlıbar erwähnen, 50 möge fernerhin neben den ehrwürdigen, uns un- vergelslichen Namen eines Dalberg und Duval 279 auch der unsers Oppermann genannt, und ihm dadurch, wenn auch nur kleines, doch immerwäh- rendes Denkmal gestiftet werden, Am Grabe uns- rer Freunde steht der Ursprung unsrer Pflich- ten, an unserm Grabe ihr Ende.‘ Nach Beendigung dieser Rede, die in allen Anwesenden eine tiefe Rührung hinterliefs, be- merkte Hr. Director Hoppe, dafs es nunmehr nöthig sey, zur Wahl eines neuen Secretärs zu schreiten, wobei es zur Erleichterung der &e- schäfte desselben zweckmäfsig erscheine, die in der letzten Zeit damit verbundene Stelle eines Hafsiers nach der ursprünglichen Bestimmung der Gesellschafts -Statuten einem besondern Mitgliede zu übertragen und dafs er zu dem Ende der Ge- sellschaft den Vorschlag mache, ihre vieljährigen Freunde und Collegen, Hrn. Rath Hänsel und Urn, Hofrath Dr. Lang um die Annahme dieser Stellen zu ersuchen. Nachdem diese Vorschläge von sämmtlichen anwesenden Mitgliedern gutge- heissen waren, und Hr. Rath Hänsel, so wie Hr. Hofrath Dr. Lang erklärt hatten, dafs sie dem 'Wunsche der Gesellschaft nicht entgegen- treten wollten, überreichte der Direktor beiden die auf ihr Amt bezüglichen Schriften und Pro- tokolle, worauf dieselben sogleich in Funktion traten. Zugleich gab der Direktor einige An- träge, administrative Gegenstände betreffend, zu Protokoll, welche demnächst den Gegenstand eige- ner Berathungen bilden werden. 280 Herr Legations-Rath Felix theilte der Ge- sellschaft einige Stellen aus einem Schreiben ihres hochgeehrten Mitgliedes, Hrn, Grafen von Sternberg, d, d. 26. März ı83ı. mit, worin derselbe Folgendes berichtet: „Den ı5, März brachte mir Er. Kustos Presl ein Ierythıronium dens canis in voller Blüthe; ein Geistlicher aus dem Stift Strahof, der von einem Landgut des Stiftes in die Stadt fuhr, hatte einen ganzen Rasen mit dieser Blame bedeckt nächst dem Wege erblickt, und mehrere Exemplare ausgegraben, ich habe eines davon erhalten, in einen Topf gesetzt, und blühend bieher (nach Brzezina) gebracht, WVas Wunder, dafs man in Java und Nepal neue Pflan- zen entdeckt, wenn in einem Lande, wo seit 50 Jahren die Botaniker sich die Sohlen ablaufen, “ein blofser Botanophilus nur die Hand aus dem Wagen zu strecken braucht, um eine für Böhmen neue Pflanze zu finden. — Bei meiner Ankunft allbier fand ich Euphorbia Characias und E. weneia, »änmlich jene von Triest, von der ich reife Samen mitgebracht hatte, in voller Blüthe. Die Caules frutescentes, die Form der Blätter und ihre Be- haarung sind durchaus dieselben, nur etwas län- ger bei veneta, die Inflorescenz ist aber ganz “verschieden. Die Umbella hei Characias ist kurz, bei veneia langgestielt, bei ersterer sind die invo- lucella durchwachsen, und theilen sich, oder bes- ser legen sich oben in zwei Theile auseinander, obgleich sie an der Basis zusammengewachsen 2 sind; bei der andern sind sie dreimal so grofs, ganz zusammen gewachsen, becherförinig, nur ei- nige an der Nath, wo sie zusammen gewachsen sind, etwas geschlitzt; die Blumenblätter bei Cha- racias bilden ein purpurrothes Kreutz mit abge- stutzten Ecken, wie das Deutschherrnkreutz, bei der venela sind sie mondförmig ausgerandet, wie die mitra der Hohenpriester in Jerusalem, anfangs gelblich, danz aber leicht purpurroth., Die Be- schreibung von E. veneia in Willd. enum. pag. 607. pafst vollkommen auf die Triester Pflanze, welche im Blüthenstand mehr der E, lucida gleicht, als der Characias, und diese giebt Will- denow ganz glatt an, sie ist aber eben so an Stengeln, Blättern, Blüthenstielen und Involucel- len behaart, wie die venefa; ein Exemplar vom Litiorale bei Venedig besitze ich jedoch nicht, Hoppe däucht mir hat die Triester Pflanze von der venefa scheiden wollen, allein die Beschrei- bung pafst zu gut darauf, % In Bezug auf diese Bemerkungen erklärte Hr, Director Hoppe, wie sehr es ıhn freue, die Unterschiede beider Pflanzen durch einen so scharfsichiigen Beobachter, wie Hrn. Grafen von Sternberg, aufs Neue bestätigt zu sehen; in. dessen könne er noch immer nicht seinen Zweifel unterdrücken, dafs die hier beschriebene E. venet« von Triest mit der Willdenowschen von Ve- nedig ein und dieselbe Pflanze sey, schon der Standort beider wäre sehr verschieden, indem die 282 ursprüngliche E. vereta am Meeresufer wachsen soll, die Triestiner Pflanze hingegen steinige Stellen des aus Jurakalkstein bestehenden Karsch- gebirges bewohne. Es wäre daher sehr wün- schenswerth, dafs unsre reisenden Botaniker diesen schon früher einmal (vgl, Flor. 1829. B. IL pP. 159.) zur Sprache gebrachten Gegenstand einer beson- dern Beachtung würdigen, und durch genaue Ver- gleichung der Venetianischen Pflanze mit der Triestioer an Ort und Stelle entscheiden möch- ten, ob neben der E, veneta Willd. auch eine E. Wulfenii Hoppe bestehen müsse. Hr. Forstrath v. Stengel übergab der Ge- sellschaft im Namen des abwesenden Hrn. Dr. Eschweiler, „die Pflanzen und ihr wissen- schaftliches Studium überhaupt, Ein botanischer Grundrifs zum Gebrauche akademischer V, arträge und zum Stelbststudium von J. C. Z enker, Dr. Phil, Med. et Chir, ausserordentl, Professor der Medizin zu Jena u. s, w. Eisenach bei Jo- hann Friedrich Bärecke. 1830. —_ als Bei- trag zur Gesellschaftsbibliothek von dem Hrn, Verf. gütigst eingesandt, Desgleichen überreichte Hr, Director Hoppe ein Paket Sämereien auserlesener Gewächse, wel- che unser wackrer College Bernhardi von Er- furt eingeschickt hatte, und dem dagegen einige Sämereien von Alpenpflanzen erwiedert wurden. Auch die verehrten Vorsteher der botanischen Gärten zu Wien und Pesth hatten ihre diefsmal 285 sehr bedeutenden Cataloge vorräthiger Samen zur beliebigen Auswahl eingesendet. Besonders in- teressant aber war ein Päckchen mit Sämereien von Bastardpflanzen, welche Hr, Dr. Gärtner zu Calw der Gesellschaft zu dem Behufe mitge- theilt batte, um in ihrem Garten damit Versuche anstellen zu können. Hr. Provisor Fürnrohr erbot sich, der Beobachtung dieser merkwürdigen Pflanzen besonders zu unterziehen, und das Re. sultat dieser Beobachtungen seiner Zeit in der botanischen Zeitung mitzutheilen. Den Tisch des Sitzungszimmers schmückten zwei Töpfe mit blühender Stellaria bulbosa und Draba Aizoides, über welche beide Hr, Director iloppe folgende geschichtliche Aufschlüfse mit. theilte: Erstere, die Siellaria bulbosa, sey vor yo Jahren zuerst von Wulfen an einem thonigen Graben unterm Thurm bei Laibach entdeckt, dann aber von Zois bei dem nahe liegenden Schlofse Rottmansdorf wieder gefunden worden. Neuer- lich hätten die Laibacher Botaniker und verehr- ten Mitglieder unsers Vereins, Prof. Hladnick und Dr. Graf, von dieser seltenen und wegen ihrer Wurzelknollen merkwürdigen Pflanze so- wohl getrocknete Exemplare, als Wurzelknollen eingeschickt, welche letztere, trotz ihrem ursprüng- lichen Standorte in festem 'IThonboden, nun auch in leiChter Erde freudig zu vollkommnen blühen- den Pfilänzchen herangewachsen seyen. Eine dieser Blüthen zeigte zwei Pistille, wie denn auch 284 Wulfen 2, 3 und 4 beobachtet hatte, eine Ver. änderlichkeit der Geschlechtstkeile, die bekannt. lich in dieser Familie, namentlich bei den Gat- tungen Sagina, Holosteum, Mönchia, Möhringia, Cherleria, Alsine und Arenaria öfter vorkomme. Sie sey bisher nur in Jacgq. pl. rar. Tab. 468. abgebildet, werde aber im nächstens erscheinen- den 5östen Hefte von Sturms Deutschlands Flo- ra ebenfalls figürlich vorgestellt erscheinen. Hoff- mann habe sie in der ersten Ausgabe seines bo- tanischen Taschenbuches aufgenommen, in der zweiten Edition aber weggelafsen. Bei Röhling komme sie abermals vor, bei Bluff und Fin- gerhuth nicht, Sie fehle in Schultes Oest- reichs Flora, weil zur Zeit der Erscheinung der zweiten Auflage derselben Krain zu Ilyrien ge- hört habe, sey aber in Hosts flora austriaca, in M’öfslers Handbuch, in Roths flora germani- ca und in Steudels Enumeratio wieder aufge- nommen. Dafs mehrere Schriftsteller sie irr- thümlich in die Kärnthischen Alpen, anstatt in die Ebenen Laibachs versetzt hätten, sey schon in der Flora 1830. $. 744 gerügt worden, Die andere Pflanze, nämlich Draba Aizoides, welche in der Gegend von Regensburg bei Et- terzhausen, Weltenburg und Kelheim, ferner auf dem sogenannten Walperl bei Erlangen, se wie bei Muggendorf vorkommt, und daselbst mit ih- ren schönen goldfarbigen Blüthen schon im April eine Zierde schrofler Kalkfelsen bildet, sey gleich- 285 fells mancherlei Bestimmungen unterlegen. An- fangs als Dr. Aizoides von Regensburger Botani- kern bestimmt, wäre sie zu gleicher Zeit von Schrank in der bayrischen Flora Dr, ciliaris ge- nannt worden. Als Wahlenberg seine Drala Aizoon in Ungarn bestimmte, habe er die Regens- burger Pflanze dazu als Synonymum gesetzt, aus dem einzigen Grunde, weil Schrank horstige Schötchen angegeben hatte. Die Worte jenes Meisters wären nun fast allgemein auf Treu und Glauben angenommen worden, obgleich Hor- nung in der Flora dargethan hätte, dafs die von Hoppe angegebnen Unterschiede nicht hinläng- lich seyen, um eine wahre Art zu begründen. Eine vollständige Vergleichung aller hieher ge- ' hörigen Arten aus allen Ländern und Gegenden habe aber nun die Wahrheit ans Licht gebracht und dargethan, dafs Draba Aizoon Wahlenb. oder Draba lasiocarpa Rochel, die bei Ofen wächst, zwar eine distincte Species sey, dafs aber die in Bayern wachsende Felsenpflanze nicht dazu ge- höre, sondern eine unbezweifelte Dr, Aizoides L. darstelle, die blofs durch kurzborstige Schötchen von der gewöhnlichen Alpenform abweiche. Gau- din führe in seiner Flora helvetica die Pflanze mit kurzborstigen Schötchen als die Normalpflan- ze an, und bestimme eine Varietät mit silieulis glaberrimis, worüber nun eine neue Anfrage in Betreff der Ur- oder Normalart statt finde. Am Schlufse der Sitzung theilte Hr. Legations- 286 rath Felix der Gesellschaft noch eine Nachricht mit, die aller Herzen zur tiefsten Betrühnifs her- abstimmte, Einem Schreiben des Hrn, Grafen von Sternberg zufolge, war nämlich unser allver- ehrter Hr. Präsident, Graf von Bray, in Wien plötzlich von einer gefährlichen Krankheit befal- len worden, ohne dafs bestimmtere Nachrichten vorlagen, von welcher Art das Ihn betroffene Uebel sey. Die Gesellschaft gerieth über diese Nachricht in die höchste Bestärzung, da sie das theure Leben eines Mannes betraf, dem sie ganz ihre gegenwärtige glänzende Existenz zu verdan- ken hat; und sie wird daher, dem Gebete seiner bekümmerten Familie, auch ihr Flehen anfügen, um von dem gütigen Himmel baldige Genesung für ihren gemeinschaftlichen Vater und Beschützer zu bitten. Zugleich ward beschlofsen, die ersten eingehenden Nachrichten über das Befinden des Hrn, Grafen mittelst Circulare sämmtlichen hier anwesenden Mitgliedern der Gesellschaft mitza- theilen, *) *) Unser Bitten ist erhört! Eben als wir dieses dem Drucke übergeben, erhalten wir yon unserm verehr- ten Treunde, Herrn Doctor Pohl in Wien, die Nachricht, dafs die Krisis der unsern 1lrn. Präsidenten betroffenen Krankheit, die sich als ein Schleimfieber zu erkennen gab, glücklich vorübergegangen, und dals der verehrte Patient bereits an demselben Tage und viel- leicht in der nämlichen Stunde, wo wir tiefhekimmert seiner gedachten, zum erstenmal das Krankenlager ver- lafsen hat, Möge der gütige Himmel Ihn nun auch 287 I. Kürzere Bemerkun gen. ı, Eine in unsern lichten Waldungen sehr gemeine Art von IMelampyrum ist M. pratense I.., das, wie alle Schriftsteller angeben, gelbe Blu- men mit weilser Röhre besitzt, oder wie von Schrank bemerkt: „die Blumen sind in der Jugend durchaus gelb und die Lippen geschlos- sen, nach und nach, wie sie älter werden, werden sie vom Grunde aufwärts weils, und die Lippen hlaffen, endlich bleibt nur noch die Unterlippe auf der innern Seite gelb." Ausser dieser Pflanze giebt es aber eine Varietät, die mehr in schattigen Bergwaldungen wächst, und von der vorigen nur darin abweicht, dals die durchaus dottergelbe Blume nie ihre Farbe ver- ändert, Diese Varietät wird von mehreren Schrift- stellern irrigerweise für M. sylvatieum L, gehal- ten, wie sie denn auch unter diesem Namen im gten Hefte von Sturm’s Deutschlands Flora ab- gebildet is, Das ächte IM. sylvaticum ist aber eine ganz andere, fast subalping Pflanze, die häu- fg in Nadelholzwaldungen der Alpenthäler vor- kommt (weswegen sie Persoon alpestre nennt ) und die sich durch ungezähnte Deckblätter, um die Hälfte kleinere, und mit zwei dunkelfärbigen Flecken bezeichnete Blumen von M. praiense un- feruer in Schntz nehmen, und Ihn hald in den Genufs einer Gesundheit setzen, von der alle ähnlichen Au- Techtungen lange entfernt bleiben mögen ! 288 terscheidet. Bine von diesen beiden ganz ver- schiedene Art scheint Scopoli’s M, sylvaticum zu seyn, da er demselben (Fl. carn. Nr. 759.) „folia ovata, summa basi dentata violacea, corolla Slava subclausa“ zuschreibt. Wahrscheinlich ist diese Pflanze M. nemorosum, und dagegen das unter Nro, 756. aufgestellte nemorosum M. bar- batum WR., das bekanntlich im südlichen Krain oder der Gegend um Triest häufig vorkommt. 2. Zu den Pflanzen, die sich unberufner Weise in die deutsche Flora eingeschlichen haben, ge- hört auch Scabiosa alpina L., die Mertens und Koch, so wie Steudel und Hochstetter nach Angabe des Wohnorts „in alpibus noricis* in Röm. et Schult. syst. vegetab, aufgenommen haben. Nun aber erwähnt keine einzige östrei- chische Flora Jieses Wohnortes, und alle, welche die norischen Alpen bereist haben, schweigen von dieser Pflanze, Demungeachtet würde sie das deutsche Bürgerrecht behaupten können, wenn, wie Sprengel angiebt, Scopoli’s Sc. leucan- tha diese Pflanze wäre; letztere ist aber unbe- zweifelt richtig bestimmt und durchaus mit der Linneischen Se, leucantha identisch, 3. Biscutella saxatilis ist ohne Zweifel eine gute Art, und als solche auch von Gaudin an- erkannt. Auch gehört sie zu Deutschlands Flora, da sie am monte spacato bei Triest wächst. Sco- Poli’s Biscytella didyma ist ganz sicher dieselbe Pflanze, Allgemeine \ hotanische Zeitung. ( Nro. 17. } I. Original- Abhandlungen. 1, Beiträge zur allgemeinen Botanik; von Hrn, Prof, Dr. M. Bald. Kittel in Aschaffenburg. (Vergl. Flor, 1830. Nr. 6. 39 u. 40.) 9 Ueber die Samen einiger Gattungen von Farn- kräutern, D. wahren Samenkörner der Farnkräuter sind stets in Kapseln enthalten, welche entweder aus einer, von einem gegliederten und elastisch- hygrometrischen Bande (annulus) umschlossenen, oder einfachen membranösen Blasen bestehen, Diese Blase besteht selbst aus einem regelmäfsi- gen, vier bis sechsseitige Zellen enthaltenden Zell- gewebe, welches eine meist durchsichtige Mem- bran bildet. Die Zellen reihen sich gegen die Mitte der Blase in eine engere Schaar, wodurch das sogenannte mauerartige Zellgewebe entsteht; dessen gröfste Condensation die Linie bezeichnet, wo die reife Kapsel aufspringt. Ist die Hapsel reif, so saugt sie leicht Feuchtigkeit in sich, und dehnt sich sehr aus; sobald nun Trocknung ein- tritt, so zieht sich durch den Verlust der Feuch- tigkeit das gegliederte und elastische Band zu- sammen, verkürzt sich, und reifst so die Kapsel Flora 185:. XVII. T 290 . auf der Seite, wo das Band aufhört, zuerst in die Queere auseinander, Die ring- oder bandlose Kapsel öffnet sich unter denselben Verhältnifsen, - durch die von der Feuchtigkeit bewirkte Verlän- gerung der dickeren Seitenzellen, und die durch Trocknung darauf folgende Verkürzung derselben durch einen Längenrifs, Die Kapseln, welche öfters zwar mit dem blofsen Auge sichtbar, aber gewöhnlich doch in ihrem Baue keineswegs unterscheidbar sind, lie- gen entweder frei an der unteren Seite des Lau- bes, oder an dessen Rande, oder sie sind bis zu ihrer völligen Reife von der Epidermis des Blat- tes bedeckt, welche alsdann sich lostrennend das Indusium (Schleiercben) bildet. Immer ist der Enntstehungspunkt der Kapseln das Ende eines oder zweier -Blattnerven (eigentlich Gefälse ihrer Natur nach). Zwischen den zwei Blattflächen und zwar der Oberhaut der unteren Blattfläche und dem über ihm liegenden Parenchyme des Laubes bildet sich an der Endigung einer oder zweyer Gefäfse ein Schlauch, den ich als Frucht- boden (Receptaculum) und den Knopf der Gefälse selbst als das Ovarium (den Eierstock) der Pha- nerogamen ansehe. VYie die Befruchtung der Eudimente der Eier vor sich gehe, werde ich an einem anderen Orte zeigen. Sind sie befruchtet, so schwellen sie schnell an, dehnen den sie be- deckenden und auf der unteren Seite nur von der weichen Oberhaut gebildeten Schlauch (die 291 Fruchthöhle) -aus, bis letzterer reifst und die Kapseln unter der nun den Namen des Indusium führenden, im Umfange derselben abgerissenen Oberhaut hervorragen. So nun frei geworden oder gleichsam gebohren, reifen nun die Kapseln vollends bis zu ihrem Aufspringen, Da wo die Fruchthöhle ausser den Rand des Blattes fällt, indem der Schleier einen Becher am Rande des Laubes bildet, hat die verlängerte Vene (Gefäls) auf Kosten des Laubes die Oberhaut mit sich fortgeschoben, und der Schleier, anfänglich ku- gelförmig oder eylindrisch, öffnet sich an dem äusseren Ende entweder nach der Runde (wie bei Trichomanes L.) oder nach der Seite (wie bei Hymenophyllum ete.). — Die Kapseln sind bei den verschiedenen Ar- ten einer und derselben Gattung vw#n verschiede. ner Gröfse, welche keineswegs mit der Grölse des Strunkes und Laubes der Pflanze in Verhält- nifs steht; so findet sich die Kapsel bei den meisten baumartigen Farnkräutern sehr klein, während sie bei Asplenium, bei Acrostichum ete. oft dem blofsen Auge sieht- und unterscheid- bar ist. — So wie die Gestalt des Indusiums bei den verschiedenen Gattungen eine verschiedene ist, so zeichnen sich dieselben auch durch die Form, die Lage und Farbe der Kapseln und der Samen. körner aus, Da von der Form des Indusiums der Eintheilungsgrund zu den Gattungen herge- T2 292 nommen ist, so ist dieses hinlänglich bekannt; weniger Rücksicht nabm man auf die Kapsel und am wenigsten auf die, nur mit sehr guten zusam- mengesetzten Mikroskopen wahrnehmbaren, Sa- menkörner. Kapseln und Samenkörner stimmen in Farbe gewöhnlich miteinander überein. Sie durchgehen alle Abstufungen vom Schwefelgelben bis zum Braunen und endlich selbst Schwarzen. Polypo- dium und Aerostichum bieten die helleren Farben dar, und bei Pteris, Asplenium, Triehomanes etc. gränzt die Farbe oft an das wirklich Schwarze. Was die Gestalt der Kapsel anbelangt, so geht sie aus dem Hugelförmigen in das Linsen- förmige und sich verlierend in das Elliptische über. Seltener ist die Kugelform, gewöhnlicher die seitlich 7. April Geum rivale 8. May 3. April " 6 May | 25. — 7. Juni 22. — | Anno 1828 auch am 23. April. Helleborus niger 14. März | 26. Febr. | 4 — 5. März 6 März 8 März ı9. März | dtto. 1836 auch am 1. Januar. Lamium purpureum 22. April | 14. April | 1 — 16 30. Januar| 5. April | ı2. April [jo- 20. — 3. April | dito an Leontodon Taraxacum 15 2. 16. — 23. April | 33. | 23. April | 1. — |2. — ı - 10. May In _ dito, dtto. * Levcojum vernum 14: März | 26. Febr. | 9. März | 5. März BL Mir 27. Febr 2o März 14 —_ ı - 10. Aprill 5. März | dito. 1828 am 26. Januar, ILychnis dioica 5. May | 24. April | 33. April 23. April | 7. April 5. — | dtto, 1826 am ı, dito. Medicago lupulina 15. — — 2.May |} 23. April 2. May ı. — 3. May Mereurialis perennis 9. May E 24 — [19 — |1-10.May | 15. April Orobus vernus 15. April 30. April | 25. — 17. April | 1. — 23. — m Plantage lamceolata | say | | My | 35 —_ 2% — | 3 uni Jo-5n — | 15 — * Primula elatior 4. April u. 4. April | 9. März | 25. — 17. 29. März 10 - 20 Aprill 16. Märs ‚Annoı8a25 auch am 1. Jan. und 1828 am 26. Jan. * .— offieinalis he 1. — ; 31. — | 12. April 10-20. May 9. April | * Prunus Padus + m ja — 27. — | 25. April 10.20 — | 15. — Pulmonaria offieinalis ı7. März | 24. April | . I ı2. März 2g. März | ı9. März | ı - 20. April| a8. März Banunculus montanus 31. May 9. May | 8. May | 23. April | 23. April | 17« April | 18. April ln 3 — * Samlbucus nigra 10. Juni | a7. Juni | ı. Juni 6. Juni | 28. May | 28. May | 27. May 20 - 31. May 24. May Seilla bifolia 14. März 9. März | 9. März 8. März | 6. Mär | Symphytum offieinale ’ May 24. April | ı2. Juni | ı - 10. Juni| 29. April Trollius europaeus ı0. May 5. May 2. Aprl| May | 4 — j 1-10 | a0 — Tussilago Farfara 17. März 9. März | 25. März 5. März | „5. März | 27: Febr. | 20. März ı - 10. Aprill 4. März | Anno 1828 auch am 3ı. Januar, |Yaleriana montana 12, May a1. April | 24. April __| 21 April Feronica arvensis 23. April 23. April | 25. — IT = 7. April |to - 20. May — Chamaedrys 18. — | 31. May 22. — * Viola canina 27 — 3% —— | 23. März | ı6, März 23. — 29. März | 29. März a8. März dorata 2% — 30. — 2 — 16. — 7” — | 26. März | 4. April | 4 April | 1-10 April| 11. — | Anno 1825 auch am ı. Januar. — trieolor 8. May | % May | 25. April | 25. — | 23. April 19. _ " 9. April | dtto. 1826 auch am ı. dito Die mit Sterachen (*) bezeichneten Püanzen ind auch in der Tabelle der von Hrn. Prof. Schühler der Beobachtung unterzogenen Pflanzen enthalten. Rudolph Hinterhuber, Magister der Pharmarie, 297 nachtheiligem Begiefsen der Keimflläche. — Meh- rere Millionen auf die angezeigte Art erhaltene Hörner lafsen sich mit einem Raben- oder besser weilsen Taubenfederchen zusammen streichen, und in eine kleine Kapsel bringen, um sie sodann auszusäen. — Ueber die Art des ersten Keimens des Samen- korns bemerke ich nur folgendes: der Farn- krautsamen entwickelt seinen Heim nur, wie die meisten Samenarten der Phanerogamen, unter Ein- Nlufs feuchter Wärme, Das Samenkorn quillt zur doppelten Gröfse an, wird durchscheinend grün. lich und die Samenhaut springt auf der dem Na- bel entgegengesetzten Seite auf, trennt sich bis zum Nabel selbst, und in demselben Maafse tritt als ein hellgrüner Lappen das Parenchym des Samen- kornes heraus. An diesem breiten halbmondför- migen Samenlappen zeigt sich nach einiger Zeit das WWürzelchen, als ein gradeausstehender Stiel, wäh- rend das Federchen oft schon wie gegliedert in “der Samenhaut steckt und allmählig hervortritt. Ueber die Natur der Befruchtungsorgane der Farnkräuter, mit deren Untersuchung ich mich- seit langer Zeit beschäftige, werde ich baldigst das Ausführlichere bekannt machen. Ueber die im hiesigen botanischen Garten gesieten und von mir untersuchten Farnkräuter- samen habe ich folgende Bemerkungen nach. zutragen : Stegania procera von Sieber hat rundliche Kapselo und eiförmige Samen. Die Kapsel reilst 208 in zwei Hälften auf, wovon die obere die klei- nere ist. Aspidium patens (capense); die Kapsel ist länglich helmförmig, die zwei Klappen derselben sind nach dem Auseinanderspringen fast gleich. Die Samenkörner sind nierenförmig. A4erostichum chrysophyllum, und ealomelanos. Die Kapseln sind kuglich, meist schwefelgelb, die Valveln fast gleich. Die Samenkörner birnförmig, Polypodium coriaceum und unitum, Die Kap- seln sind helmförmig, die Valveln fast gleich, die Hörner bohnenförmig. Lomaria atienuata, Die Kapseln sind eiför- mig, die Valveln fast gleich, die Samenkörner nierenförmig. Pieris Plumieri und nemoralis; die Kapseln sind helmförmig, schief von unten und aussen, nach innen und oben aufspringend, die Valveln fast gleich, Die Samenkörner sind tetra@drisch. Eine vom Cap au Prince erhaltene Cyathea hatte keulenförmige aber noch unreife Kapseln, die defshalb auch leer d. h, ohne Samenkörner waren, indem sie zu frühe eingesammelt wurden. #8. Erster Nachtrag zu dem P' erzeichni/se der wild- wachsenden Pflanzen des Banats; von Hrn. An- ton Rochel, Gartenmeister an der Königl. Universität zu Pesth, Seit Erscheinung meiner literarischen Ver- suche über die Pflanzen des Banats habe ich von meinen banatischen Freunden manchen Beitrag, theils in lebenden, theils in getrockneten Pilanzen 299 erhalten, welche meiner damals zugleich gegebenen Enumeratio plantarum banaticarum mangeln, die ich hier alsogleich beifügen will, und auf solche Weise mit den sich ergebenden neuen Beiträgen auch in Zukunft fortzufahren gedenke. Allein, ea lacht uns eine angenehmere Zukunft, die Pflanzen- schätze des Banat betreffend, entgegen: seit eini- ger Zeit sind zwei ausgezeichnete, scharfsinnige Botaniker und überhaupt vielseitig kenntnifsvolle Männer wirkliche Bewohner des Banats gewor- den, nämlich: Hr. Heuffel Med. Dr, und Phy- sikus in Lugos, und Hr. Wierzbicky Mag. der Chirurg. k. k, Bergwundarzt in Orawicza; wenn es anders ihre Geschäftsstunden bald erlau- ben, so darf sich das botanische Publikum wirk- lich auf eine möglichst vollständige Flora ba- natica freuen. — Einstweilen also meine wenigen Beiträge : Allium flavescens Bert. Angelica Archangelica L. Arabis ovirensis WP ulf. Arlemisia camphorala W, Bromus lectorum L, ce. rariflorus Rochl, herb. Cume- lina mierocarpa Andrz, Campanula thyrsoidea L. Carex nova spec. a Heuffelio denominanda. Ceniaurea maculosa Lam, Carastium anomalum W. KH. Chilochloa arenaria R. $.S.V. Chrysan- ihemum variabile £, carpathicum Rochl. herb. Ci- neraria conformis b. dilatata Rochl, herb. Crocus Auteus RS. S. P, reticulatus ß versicolor M. b. vernus L. Dianthus atrorubens All Elutine Hyılro- piper L. Fedia carınata R. S. S, P. Festuca va- ginata hitbl. Fragaria elalior L. Fumaria Pail- 500 lantii Loisl. Geranium macrorrhizum L,. Hespe- ris uncinata W. KH. Hieracium pumilum Hopp. — sylvaticum L. b. villosum Rochl, herb. Hyperi- cum perforatum L. b. engustatum Rochl. herb. dris graminea L, Latihyrus Nissolia L. Linaria Biebersteinii Bess. Lonicera nigra L. Lythrum Salicaria ß, tomentosum WW, Mediecago minima RB. Meniha hirsuta Sm. Myosotis versicolor Sturm. germ, Najas marina L, Nepeia pannonica L,? Ononis hireina L. Ophrys monorchis W. sp. pl. Orchis latifolia L,— mascula L. — pallens FF. sp. pl. Ornithogalum pusillum M.B, — refractum W., KR. — umbellatum L. Orobanche violacea I. sp. pl. Orobus pallescens W, KH. Peucedanum arena- rium W. BR. Plantago lanceolata L. b, altissima Rochl, herb, — uliginosa Baumg. Poa badensis Host. Polygala comosa Schkuhr 2 Polygonum la. palhifokum PP. b. praemuliflorum Rochl, herb, FPotentilla adscendens Kitbl. Mss. Primula inflata Lehm.? Pulmonaria mollis ulf, Pyrethrum al- pinum W, — uliginosum W. Ranunculus nemoro- sus DeC. Rhamnus infectorius L. Ruscus aculeatus L Salvia nemorosa L.? Scabiosa sylvatica ß. Poir. Seirpus acieularis L. Scutellaria peregrina FF, Sempervivum monlanum 2. Senecio rupestris W.R, Silene compacta M. B. — inflata Mönch. c. latifolia Roch. herh, — noy. spec, a Heuf- felio denominanda, Sonchus oleraceus x, laevis #W, sp. pl. Stachys recta L. Thlapsi campestre L. Thymus glabrescens Schult. Oestr, Fl. Thys- selinum palustre R- terresire R, S, $. Y. Triticum 301 Jünceum Schrad, Verbascum I, yehnitis L. 'e. flocco- sum Rochl. herb. Veronica acinifolka, Vaill (non auct, plar.) —, longifolia $. Schrad. — montana Jacg, Viola persicifolia L. Xeranthemum eylin- dricum Sm, (X. annuum Enm. I - I. Correspondenz. (Blüthenkalender von Salzburg.) (Hiezu eine Tabelle,) Anmit erhalten Sie eine Vegetations - Tabelle, woraus Sie ersehen werden, dafs ich schon vor 8 Jahren jenen Zweck vor Augen hatte, welcher in neuerer Zeit auch ein Gegenstand der versam- melten Naturforscher, und vorzugsweise ein Haupt- augenmerk des Hrn. Prof. Schübler war. Ks wird mir in Zukunft ein, leichtes seyn, dieselben Pflanzen, an vielen Orten bemerkt, unter eine Ta- belle zu bringen, da die Freundschaft mancher Botaniker mir bereits dazu die Hände both, und ich mich auf deren Gewissenhaftigkeit und Aku- ratesse stützen darf. Für jetzt aber erhalten Sie von mir eine Uebersicht von 52 von mir beobach- teten Spezies, worunter sich glücklicherweise auch ı2 finden, welche auch in der Tabelle des Hrn, Prof. Schübler aufgezeichnet sind, und von mir mit Sternchen (*) bezeichnet wurden. So manche in dieser Tabelle sich vorfindliche Lücke ist theils durch temporäre Witterung, Kränklichkeit und verspätete Beobachtung, tbeils durch wirkliches Uebersehen, woran vielseitige Geschäfte und Ar- beiten die Schuld zu tragen haben, entstanden, da- 502 gegen ich manchen Beitrag der liebreichen Theil- nahme meines Vaters verdanke. Die ım Jahre ı8239 in Brün beobachteten Pflanzen verdanke ich der Aufmerksamheit memes Freundes, des Hrn, Rudolph Rohrer, durch seine „ Glockner Er- steigung‘* bekannt, und jene von Troppau aufge- zeichneten der Mithülfe eines seiner Freunde, Der oft bedeutende Abstand der Blütliezeit sich anreihender Jahre verhält sich dennoch nicht an- ders, man mufs nur bedenken, dals bei uns nicht zu selten ein sich scheinbar früh einstellen- des Frübjabr durch einen zweiten Winter über- rascht wird. Nicht zu schnelle entwickeln sich dann die einmal sich der Erde entzogenen Keime zum zweitenmale, und manche Blüthe will dann durchaus uns nicht mehr die Freude ihres An- blickes gewähren. Strenge genommen hätte ich in den meisten der 8 aufeinander folgenden von mir beobachteten Jahre die Blüthezeit der 4ne- mone Hepatica schon theils Ende Januar, sicher- lich aber Anfangs Hornung setzen dürfen, weil an sonnigten Hügeln, welche das 'I'hauwetter zu- fällig von Schnee entblöfste, dieses liebe Pflänz- chen auch also gleich sch schauen läfst. Doch ist dieses nicht immer die wahre Blüthezeit, und jene so bald sich uns zeigenden Frühlingsblumen werden gewöhnlich wieder von lange die Erde wieder bedeckenden Schnee verdrängt, worauf dann erst mit Ende Februar oder Anfangs März die wabre Blüthezeit beginnt, welche aber dann immer um so spärlicher ist, jemehr das zu bald 1 505 eingetretene Thauwetter einige Wochen früher der Erde Blütben entlockte. Die Genauigkeit der Beobachtung zeigt sich, wenn man die in meiner Tabelle enthaltenen auch von Hrn. Professor Schübiler beobachteten Tflanzen mit dessen Tabelle vergleicht, wo die Blüthezeit mit denen der von mir aufgezeichne. ten oft auf den Tag übereinstimmt, natürlich vorzugsweise mit denen in Zürch (47° 23") be-. obachteten. In der Hoffnung, durch diesen Beitrag dem allgemeinen Wunsche entsprochen zu haben, wel- cher sich um so mehr verwirblichet, je mehr Bo- tanıker sich diesen Beobachtungen an den ver- schiedensien Orten und Breitegraden unterziehen, und mit dem sicheren Glauben, selbst noch recht viele zu diesem Zwecke angeworben zu be- kommen, übergebe ich selben Ihrer beliebigen Benützung, Salzburg. Rudolph Ilinterhuber. IL Nekrologe. ı. Am ı3. Närz d. J. starb zu Karlsrube, nach einem 7wöchentlichen schmerzhaften Kranken- lager unser würdiges Mitglied, Hr. Gartendirector Hartweg, der sich durch scinen Hortus Carls- ruhanus, so wie durch mehrere andere kleine Auf- sätze, als denkender Gartenkünstler den Botanikern bekannt gemacht bat. An seine Stelle ist einst- weilen, bis auf weitere Bestimmung Sr. Königl, Hobeit des Grofsherzogs, dessen würdiger Nefle, Hr. C. Hambel getreten. 504 2. Zu Zürich starb am ogten April der als Arzt, Staatsmann und helldenkender Schriftsteller gleich geschätzte Bürgermeister Paul Usteri, im 63sten Jabre seines Alters. Er hatte sowohl in seinem engern Vaterland, im Ianton Zürich, als für die gesammte Eidgenossenschaft, mehrere wichtige Staatsämter bekleidet, und war auch Prä- sident der naturforschenden Gesellschaft und je- ner für Aerzte in Zürich, so wie Mitglied der auszeichnetsten Vereine in der Schweiz und im Auslande. Seine Grabschrift hat er sich selbst gesetzt in dem Motto unter seinem Bildnifs: „durch die nebligten Dünste der Erde bricht die Wlarheit einer höhern Ausbildung, und die Klänge des bes- sern Daseyns tönen ermuthigend in das Obr des. sen, der die Wahrheit sucht.‘ Seine Leiche wurde mit einem Zug von mehreren tausend Men- schen, wie Zürich ihn noch nie gesehen, am ın. April zur Erde bestattet. 3. Am 2ı, April Morgens 5 Uhr verschied zu Landshuth unser innig verehrtes Mitglied, der königl. bayer. Hofrath und Prof. Dr. Joseph Aug. Schultes, Director der königl, chirurgischen Schule zu Landshuth, nach einer langwierigen sehr schmerzhaften Krankheit, im 58. Jahre seines rast- los thätigen Lebens An ihm verliert die Wissen- schaft einen ihrer eifrigsten Beförderer, seine Fa- milie einen liebevollen Vater, und unsre Zeitschrift einen thätigen Mitarbeiter, Möchten wir bald durch seinen wackern Hrn. Sohn, dem würdigen Erben der Henntnifse des Vaters, in den Stand gesetzt wer den, ihm in diesen Blättern durch Mitiheilung sei- ner Biographie ein würdiges Denkmal zu errichten! Allgemeine botanische Zeitung, ( Nro. 18. ) . Reise - Berichte. Bericht über eine botanische Excursion in mehrere Ge lirge der Cantone Bern und Wallis; von Urn. Dr. Lagger in Freiburg. Mitgetheilt von Hrn, Dr. Lrachsel in Rüggisberg bei Bern, 1 Yurch die Güte meincs Freundes Lagger ist mir das Vergnüsen zu Theil geworden, das Tagebuch seiner im Sommer 1829 gemachten Dei- se an den Aarengletscher, auf die Grimsel, Mayen- wand und Gries den Lesern der Flora mitthei- len zu können, Mein Freund fand auch diefsmal so viel Seltenes, wenn auch nicht Neues, dafs hoffentlich diese Mittheilung keiner Entschuldi= gung bedarf, wenn aueh das Vergnügen nicht in Anschlag gebracht würde, das der an seine Hei. math gebundene Botaniker daran findet, dem rü- stigen Wanderer bequem auf seiner Stube über Berg und Thal zu folgen. — Ich glaube unsera I,esern dadurch den besten Dienst za erweisen, dafs ich Ihnen den gemüthlichen Reisenden seine Reise selbst erzählen lalse, und blofs in kurzen Anmerkungen anbringe, was ich etwa über eine und andere Pflanze zu sagen habe. Dr. Trachsel. * Pr %* Flora 1851. XVI. Ü 506 Den 3ı. Juli 1829, verliels ich um ı Uhr in der Nacht Freiburg in der Schweiz, um die um 6 Uhr von Bern nach 'Ihun, Unterseen, Brienz und Meyringen ahgehende Post nicht zu verfeh- len, mittelst welcher es mir möglich wurde, gleich den ersten Tag bei 23 Stunden weit zu gelangen, Die Witterung war äusserst schlecht. Hal- tes Regenwetter verfolgte mich bis nach 'Ihun, und liefs mich besorgen, dafs auf den Bergen Schnee gefallen seyn dürfte. Doch gegen ı0 Uhr öffnete sich der Himmel, und liels mich das mah- lerische Oberland in voller Schönheit erblicken. Freudig grüfste ich das Schiofs Thun, ebemali- ger Wohnsitz der Grafen dieses lieblichen Städt- chens, am Ausflusse der Aar aus dem Thuner. see, und bewunderte die majestätische Alpenkette, deren Verzweigungen die reizenden 'Ihäler von Grindelwald, Lauterbrunnen, Frutigen, Adelboden und Simmenthal bilden. Gegen halb ı1 Uhr wurde von Land gestos- sen, und mühsam durch die Aar hinaufgearbeitet, bis man in den See kam, wo das auf einer kleinen romantischen Insel gelegene Schlofs Schadau die auf der kleinen Flotte befindliche Reisegesellschaft enthüllte, die aus Deutschen, Franzosen, Italienern, Engländern und Schweizern zusammengesetzt war. Es begann nun ein freundliches Gespräch. Der eine bewunderte südöstlich den wunderschö- nen Niesen, der Andre suchte mit gierigem Auge schon den Lauterbrunnengletscher zu erblicken ; 507 ein Dritter urtheilte über die Tiefe des Sees; noch Andre unterhielten sich über die verschie- denen Eis - und Felsschichten an den Ufern des- sclben, und endlich eine Ansahl bewunderte die nachläfsig eu beiden Seiten, bald an Felsabhäu- gen, bald in einem lieblichen 'Thälchen zerstreu- ten friedlichen Ortschaften. Auch die Freignisse der Vor- und Mitwelt wurden besprochen. Mit heiliger Ehrfurcht grüfs- te ich mittäglich am Sec das Dörfchen und Schlols Spiez, vormaligen Stammsitz der ın der Ge- schichte so oft und rühmlich erwähnten lierren von Rubenberg. Schnell gingen auf diese Weise die 3x Stun- den, die man zur Veberfarth des 5 Stunden lan. gen Sees braucht, vorbei, und staunend bewun- derte ich noch, bevor wir zum Neuhaus, wo man ausschifft, ankamen, die Höhle von St. Beat, in welcher der erste Apostel Helvetiens, unter dem Kaiser Claudius, im Jahre ıı2 in seinem gosten Lebensjahre verschied. Beim Neubaus angelangt, belad eich jeder mit seinem Reisesäcklein und eilte. durch ein fruchtbares, eine gute halbe Stunde langes Thäl- chen, welches sein Daseyn dem Ungestümm zweier wilden Waldströme verdankt, südlich der Lüt- schinen, nördlich dem Lombach ; denn in grauer Vorzeit waren der Thuner- und Brienzersee nicht getrennt, und wo heute Juglans regia, in üppig- ster Fülle, den Reisenden in Form von Schatten- U2 308 güngen vor den brennenden Sonnenstrablen schützt, hauste damals in tiefer Stille Neptun einzig. Am Ende dieses reizenden 'Ihälchens, am Ausflufse der Aar aus dem 3 Stunden langen Pirien- zersee, steht ein nicdliches Bergstädichen, Unter. seen genannt, wo ınan das ganzo Jahr äusserst gute Bedienung findet, Im Sommer glaubt man sich aber eher in einer englischen Colonie, wo sich Reisende aller Nationen ihre Stelldichein ge- ben, als im Gebirge zu befinden. Ich nabm hier ein sparsames Mittagessen, und schiflte mich um 3 Uhr Nachmittags auf dem Brienzersee ein, Dicls- mal war mir das Glück in der Wahl meiner Reise- gefährten nicht so günstig. Einige alte Weiber und Bergleute, die man jeden Augenblick in den längs dem See liegenden Ortschaften ausschiffen mufste, konnten mir wenig Unterhaltung gewäh- ren. Mit Floren konnte ich mich nicht abgeben, indem der See an manchen Orten über 5uo Fuls tief ist. Zudem wurde es spät, und ein kalter Nordwind machte mir fast die Finger gefrieren, und nur der Anblick der vielen alten Burgen und Schlöfser, von denen es im Oberland wimmelt, und des herrlichen Giesbaches vermochten mich. einigermalsen zu erquicken. Gegen 6 Uhr des Abends landeten wif in Brienz, mufsten aber noch 3 Stunden weiter bis nach Meyringen, dem Hauptort des Haslithals, um am folgenden Morgen den Aarengletscher besuchen zu können, 30) Durch ein enges Thal gcht der Weg längs gegen die Aar, wo rechts beioaho bei jedem Schritt die herrlichsten Wasserfälle, wie Planalp- bach, Oltschibash, vom Oltsehihorn so genannt, Wandelbach, Knabenbrunnen eto. so zu sagen zu des Tieisenden Fülsen stürzen. Ermüdet kam ich Abends um 9 Uhr im obern Landhause an, wo man billig und gut bedient ist. Nicht ohne bange Sorge legte ich mich je- doch zu Bette, weil es gegen Abend zu regnen bezann. — Um 4 Uhr wechte mich der frennd- liche Gesang der Vögel, und das Geiöse der links und rechts von den Felsabhängen herab. stürzenden Waldströme. Die Witterung war et- was neblicht, doch schien sich der Himmel auf- hellen zu wollen, und freundlich lehnten sich die Wolken an die bimmelbohen mit frischem Sclnee bedeckten Bergspitzen. Kaum über das Dorf Meyringen hinaus ge- langt, verkündigte das Getöse des über 200 Fufs hohen Wasserfalls des Beichenbachs, das Daseyn desselben. Eino schöne hölzerne Brücke führt nun an das rechte Ufer der Aar. Mühsam auf einer schlechten Saumstralse, längs sehrecklichen Felswänden, die jeden Augenblick auf den Vorübergehenden herabzustürzen drohen, gelangte ich auf die Höhe des Kirchet, von wo ich das untere und obere Haslithal vor mir hatte. Von hier aus brachte das muthrolle, Lıa- ve, freiheitsliebende und schönste Bergvolk der 510 Schweizeralpen, nicht selten Tod und Verderben unter die seine Freiheit antastenden Feinde, *) Eıwa so Minuten vom Kirchet, führt eine si- chere Brücke wieder an das linke Ufer der Asar, in eine kleine Ebene (im Grund), die einst ein kleiner Bergsee bildete, bis sich die Aar einen Abflufs durch die Kalkmalsen bindurch gearbei- tet hame. Von hier aus wird das Thal immer wilder und enger, so dafs an vielen Orten kaum die Aar schäumend und tobend durchkommen kang. Mühsam windet sich die Saumstrafse an den Fels- abbängen, oft Streeken in dem Felsen gesprengt, bis nach Guttannen. Für den Botaniker war bier wenig zu holen. Die einzigen Alpenpflanzen, die ich überall längs den Felsen fand, waren 4stran- tia minor, Mochringta muscosa, Thymus alpinus und Sarifraga euneifslia, letztere verblüht. Auf den Felstrümmern wuchert überall, unter dem Schutze zoojähriger Fagus, Pinus und Aluus, Vac- cinium Vitis Idaea und Myrtillus, Nach 8 langen Stunden erreichte ich Guttan- nen, den letzten Ort auf dem Wege nach der Grimsel, Ich nahm hier mein Frühstück und ei- nen Führer, um mein Gepäcke zu tragen. Wir machten uns nach dem /, Stunden entfernten Ho- spiz auf den Weg. Eine kleine Viertelstunde von Guttannen fand ich in den Spalten der him- *) Wer sollte wohl dem wackern Alpensobn dergleichen Aecusserungen aul geheiligter Stelle nicht gerne eı- laubeu 7?! Tı. sıı melhoben nakten Granitmalsen Primula viscosa, theils schon verblüht, nebst Kihododendron ferru- gineum und Cnicus spinosissimus. Der Weg ist schlecht, immer bergan, von einer Bergwand zur andera bald rechts bald links sich über die tobende Aar windend. Nach 3 starken Stunden laogte ich an der Handeck an, wo mich für meine Anstrengungen der herrliche Anblick des Aarenfalls reichlich entschädigte. Veber 200 Fufs hoch stürzt sich die Aar mit wil- dem Ungestimm aus den Wolken in ein weites Granitbecken, das der Heisende längs einer Fels- wand auf einem schmalen Wege mit Staunen cr- melsen kann. Erzürnt durch den schrecklichen Sturs, erbeben sich unabläfsig aus dem Abgrunde graue \WVasserwolken, die beim Sonnenschein die buntesten Farben bilden, und den weilenden VVen- derer erfrischen. Ueber den Wasserfall haben die gefälligen Hirten der Handeck einen kleinen Steg über die Aar geworfen, wo man auch von oben das Natur» wunder anstaunen kann. Von hier aus fängt nun auch Flora an ihre Schätze auszubreiten. Bevor man auf die Höllenplatte Bommt, wo die $aum- stralse eiwa 60 Schritte über eine runde Granit. platte mit eingehauenen Fufstapfen für die Saum. pferde geht, fand ich rechts Sibbaldia procum- bens, Trifolium alpinum, Dryas octopelala, Vinus. Mughus, dessen hier ein ganzes Wäldchen ist, und Hieracium denlatum. 312 Liaks der Eföllenplatte blüht eine Menge Son- chus alpinus, Arnica mantana, Genliana purpurea und Phyteuma hemisphaericum, In einiger Entfer- nung von Nöderichsboden, wo wieder eine Alp- bütte ist, blüht häufig Gnaphalium supinum, Saxt- fraga aspera, bryoides und stellaris, Arenaria li flora, Sollarella alpina, Carex frigida, limosa und caespilosa. Von Höderichsboden geht es noch eine hleine Stande aufwärts bis ins Hospitium, wo in der letzten Viertelstunde die botanische Ausbeute nieht geringe ist, In den kalten Meer- linen, links an der Strafe, ergötzte mich der Anblick freudig blübender Pedicularis recutita, rechts Hieracium elpinum, Riesenexemplare von Carsz foelida, Cardamine alpina und resedifolia, und eine wunderschüne Turm von Ranuneulus auricomus mit beinahe Stheilizen Wurzelblättern, wovon jede Abtheilung mehrfach eingeschnitten ist, Stengel und Blätter sind mit victen ziemlich langen weifsen Silberhaaren besetzt. *) Nier über- setzte ieh zam letztenmal die Aar. Links an das Ufer gelangt, sammelte ich Alchemilla pentaplyl- la, und wunderschön Zehillea moschata auf sonni- gen Feisen einige Schritte vom Hospitium. — Dort angekommen hiefs ieh die gesammelten Pilan- zen in einen Keller tragen, um nach dem Genulse von etwas Nahrung, nech den gleichen Abend den Aarengletscher zu bosuchen, der noch eine nn. ") Ranune, nemorosus v3;, glebresceng mihi. Tr. 315 starke Stunde entfernt ist. Auf demTlinweze, bevor ich an die Aar kam, legte ich Salix herlucea und retivnlata, Eriphorum eapitatum, Carex lewoglochin und lie und da ein Exemplar von Avena versico- tor ein. Längs der Aar auf dem Sande bläht in Menge Rumerx d’gynus, Cerastium latifolium. Rechts eine halbe Stunde vom Gletscher pflückte ich in Felsspalten Hieracium albilum, schr wohl genährt und hräftig jedoch nur einblüthig, der Stengel blofs anderthalb Zoll lang. In der Nähe vom Gletscher findet man blofs Sarifraga bryoides, Epi- loblum angustissimum*) und Stercocaulon pasch«le. Ocde, in Schutt und Grausen gehüllt, ist der Gletscher selbst, bewaelg von dem 13,23. hohen Finsteraarhorn, und seinen riesigen Nachbarn, Auf «lem Rückwege begleitete mich ein tüchtiges Gewitter bis ins Hospitium, wo ich Gott dankte, in einer Wildnifs von 5628’ Höhe, bei gefätligen I.cuten einen warmen Ofen und gute und billige Ledienung zu finden. Am 2. August in der goldenen Frühe bestieg ich bei dem schönsten Weiter die Grimsel, wo ich unterwegs nebst den meisten schon gesammel- ten Pflanzen, zu oberst in den Meerlinen, wun- derschön blühend Pedicularis rostrata fand. Oben auf der Grimsel winkten mir Geum monlartım, Fırmmula viscosa, schon blübend, und Carex curuula. *) Ipılshiam Fleischeri Steud. et Hochst.! Eptleb. Dodsnaei B prostratem Gaud, Fl. Heir. Ti. 314 Von der Grimsel stieg ich links durch die Mayenwand zum Rhonengletscher hinab, und sam- melte ungefähr in der Nitte der Mayenwand am Wege, in üppigster Fülle, Juncus luteus, IIypo- choeris helvelica und Gentiuna puncluta. Im Gletsch, am Fulse der Furka, folgte ich dem Rihonenglet- scher links binauf, wo ich mit jedem Schritte ei- nen neuen Alpenbewohner fand. Bald grüfste mich die niedliche Veronica bellidioides und Laser- pitium Halleri, bald schuhhohe mehrblüthige Exem- plare von Hieracıum albidum, in Gesellschaft von Dianthus atrorubens, Anemone apüfolia, Juncus Iri- fidus und Bupleurum stellatum, mit ungemein laa- gen, linienförmigen Wurzelblättern. Auch hatte ich hier Gelegenheit, den Ranunculus pyrenasus auf einem kleinen Plätzchen, bald mit sehr schmal lanzettförmigen WVurzelblättern, und blattlosem, einblüthigem kaum ı 3” langem Stengel, bald 4 bia 5 Zoll hohe mehrblüthige Exemplare mit blättri- gem Stengel und breit lanzetiförmigen VVurzel- blättern zu finden. Die kräftigeren Exemplare, aus denen man einen Ranurnc, plantagineus machen wollte, fanden sich entfernter vom Gletscher, wo die Vegetation weiter vorgeräckt und der Schnee schon früher geschmolzen war. An der gröfsten Rbonenquelle, wo sie sus einer ungeheuern blau- grünlichten Gletscherwöl- bong an des Tageslicht tritt, fand ich in Menge Salix helvstica und lapporum, und Lonicera coe- rule. Von da mulste ich etwa ı0 Minuten wie- 515 der zurückgeben, um den Rhonengletscher über- setzen zu können, wo ich an einem sonnigien Orte ‚lpargia erispa beham. Enge wurde mir um das Hers, eis ich unter meinen Fülsen die Nhone murmeln börte und erst recht am Rihonen- gletscher angelangt, hatte ich den Muth, den obern 'I’heil desselben zu bewundern, der sich dem Rei- senden, mit seinen unzähligen silberglänzenden Tbürmen, in Form eines Amphitheaters gleich einer Feenstadt darstellt. Bald war indessen meine Aufmerksamkeit in der Näbe beschäftigt, wo ich ‚ichillea nana, Ajuga alpına,*) Juncus Jac- quini, Centaurea phrygia, und vor Alter ganz kahl gewordene Exemplare von Salız lapponum fand. Nechts an der Saumstralse, an einem schattigten Orte, fand ich zu meinem gröfsten Vergnügen, Levor ich diese Wildaifs verliels, ein Exemplar von der seltenen Gentiana Thomasi. **) Ich folgte dann der Rhone bis nach Ober- wald, dem ersten Dorfe im Oberwallis, und von da durch die vielen freundlichen Ortschaften ei- nes angenehmen Bergthals bis nach Münster. Auf diesem a Stunden langen Wege gieng ich oft an Laserpit, latifolium, Bunium Bulbocastanum und Cynosurus echinatus vorbei, der hier alle Roggen- äcker füllt, *) Suter (non Lin.) Ajugs pyramidalis 3 alpestris. Gaud. TIL IL i Tr. ” Hall. 6L— G. Aybrida (Schl.) Gaud, FLUIL Tr, 310 Am 3, August, da das Wetter gut war, nabm ich mir vor, die berülimte Flora von Gries zu besuchen, Ich mufste ungefähr eine Stunde von Münster wieder zurüch bis Ullrichen, von wo ich rechts durch ein kleines Dörfchen (zum Loch) absehwenkte, dem letzten Ort in Wallis, an ei- nem Bergpasse gegen 'Telsin und Piemont. Ungefäbr ı 2 Stunde stieg ich längs der wil- den Egine, durch eine schlechte Saumstrafse berg- an, bis mich auf dem Sande, wo die himmelhohen Granitmafsen der Eginen ein etwas weiters Bett gestatten, Sarifraga aspera und bryoides, Gentian« nivalis, Chrysanihemum alpinum, Veratrum Lobe- lanum, Artemisia mutellina, Astragalus eampestris, Viola Liflora und Pinus Cenbra, an Felsabhängen, für meine Mühe reichlich lohnten. Unterwegs bis in den Alpenstaffel erfreut den Freund der B.tanik wieder Pedieular, rostraeia und recutita, Juncus Jacguini, in Menge, Silene acaulis, Carex rigra, Astragalus alpinus, und am Rande einer Lieinen steinernen Brücke über die Egine, an ihr Saxifraga caespilosa. Nun geht der Weg durch eine äusserst steile Bergwand im Zichzack durch das Musenthal hinauf, wo jede Granitspalte mit Aquilegia alyina, Salix helvetica und lapponum, und mit Riesenexemplaren von Carex altrala ver- ziert ist. *) Ungefähr eine kleine halbe Stande bevor man ”)} Könnte nieht bier vielleicht Carex aterrima Hopp. da- iiuter stecken ? Tr 317 den höchsten Gipfel von Grics von 7336’ erreicht, entzücht Florens Freund überall in herrlich weis- sen und rosenrothen Tosen die niedliche Aretia pernina. — Hier beladet sich die arbeitsamo Biene in schönen Sommertsgen mit Ambrosia aus Aretien, und sinkt am Abend schwer beladen ibrer Heimath im Thale zu. Der sonst ob- wohl mit Unrecht als träge verschriene Hummel sogar brummt hier von Iilume zu Blume, bald auf AJrabis coerulea, Potentiiia minima, Laserpitium simplex, Gnaphalium carjaticum, Saxifraga 0750- sitifolia, bijlora, Seawiert, cucsotlesa und androsuvea mit keilfürmigen 2 — Jmial eingesehnittenen Dlät- tern, — bald versteckt er sich in halbgeöilnete Blumenkronen von Ranume. glacialis, oder rulit auf schön blühender Arnica Clusit, Nach 4 Standen langem mühsamen VYege er- reichte ich gegen 4 Uhr Nachmittags die Spitze von Gries, wo mein Führer wartete, und mich etwas ungeduldig fragte, ob ich noch nicht Mun. ger habe ? Ich verstund ihn, und ein gutes Stück geräuchertes rohes Fleisch, »ebst einem Glasc Wein, schmeckte herrlich. — Auf dem Culm sam. melte ich Potentilla glacialis, Elyna spicata, Carex curvula, Draba nivalis und Senecio incagus. Von hier führt der Weg eine Viertelstun- de über den Gletscher, wovon 50 zu 5o Schritt lange Stangen aufgestellt sind, um bei Nebel und Winterszeit sich nicht auf diesem gefährlichen Eismeer zu verlieren und in Abgründen sein Grab zu ünden, 518 Jenseits des Gletschers sammelte ich auf pie- iontesischem Grund und Boden Artemisia spicata und Oxytropis lapponica, bis dahin wohl meistens mit Ox. montana verwechselt, von der sie sich jedoch durch die spitz - lanzettförmigen, glänzend- weils-grauen Blättchen, und durch die schwach- haarıgen zurückgebogenen Hülsen etc. leicht un- terscheidet, In den Griesholden empfieng mich freund- lich Graphalium Leontopodium, blols zollhoch die liebliche Statice alpina in geselliger Eintracht mit Arabis scabra *) mit kräftiger Blüthe, blattreichen raubhaarigen Stengeln, eirundspatelförmigen pul- pösen Wurzelblättern. Sollte hier nicht ein Ue- hergsng von Arab. bellidifolia zu Arab, rutans au vermuthen seyn ? **) Bevor man in Betelmatten, der ersten Senn- hütte vom Formaezzenthal ankömmt, geht der \Veg 10 Minuten über nichts als Stein und Schutt von einem kleinen Bergstrome ins Tihal gebracht, wo aber auf jedem Steine die kriechende Campanula cenisia blüht. Ich übernachtete in Betelmatten, wo ich wohl eine der längsten Nächte meines Le- bens durchwachte. Wir waren 7 in einem Bette neben oder vielmehr auf einander, und mit Un- geduld wartete ich auf den Anbruch des Tages um aus dieser Prelse zu kommen, Um 3 : Uhr des Morgens machte ich mich mit meinem Führer “ *) Allion. pumila Wulf. Gaud.. Tr. %) Allerdings dürften am Ende doch Hornung n. a. mit Recht behaupten, dals 4 pumila und beilifolia Formen einer Art scyen, . 319 euf den Rückweg nach den Gries, wo ich auf dem Gletscher angelangt, den Weg 2 Stunden über denselben nach dem Distel und Merzenbach einschlug. Aufdiesem gefährlichen Wege, wo ich oft weder vorwärts noch rückwärts konnte, und ringsum von schrecklichen Abgründen umgeben war, wäre ich bald über Floren ungehalten ge- worden, hätten nicht im Distel prachtroll blü, bende Exemplare von Geum replans mit Schuh langen Stolonen die ausgestandenen Gefahren ver- gelsen lafsen, Hieracium alpinum nebst den mei- sten Pflanzen des Gries finden sich auch hier. In Merzenbach, einem Seitentbal nördlich von Münster, fand ich die äusserst seltene Fiocle- ria hirsuta, in Gesellschaft von 4Jvena versicolor und Ajuga alpina. *) Aeusserst ermüdet, und da es etwas zu reg- nen anfıeng, eilte ich nacb Münster zurück, wo mich ein gutes Bett, im Cirkel der Meinigen, die ich seit 8 Jahren nicht mehr zu sehen das Ver- gnügen gehabt hatte, erwartete. ö Den 4ten ruhte ich aus. Das Wetter wurde immer unfreundlicher, und den 5. August fiel auf den hoben Gebirgen selbst Schnee. Ich konnte daher nicht hoffen, daselbst vor einigen Tagen wieder etwas einsammeln zu können und kehrte elso den bten bei Schnee- und Hegenwetter, über die Grimsel, wo ich den Schnee über einen Schuh tief antraf, mit Florens Schätzen reich beladen naeh Freiburg zurück, *) Vid. oben die Anmerkung, Kr, 320 U. Curiosum. Contra vim mortis non est medicamen in hor- tis, ist der Glaube des ganzen heutigen Europa’s; {rüber war man in Asien anderer Meinung. Die Araber zu Aleppo wulsten, dafs 6 Monatreisen jenseits des Caucasus in den, von jenen Geistern bewohnten Gegenden, die sich gegen Salomon empörten, ein Kraut wachse, dessen Kräfte der Prophet geoffenbart habg, und welches alle Krank- heiten der Menschen zu heilen vermag. Diese Pflanze biels das Yogelkraut und wuchs auf einer Insel, um welche die bösen Geister strenge \Va- cbe hielten (Vrgl, tausend und eine Nacht, 5ıßte Nacht). Diefs alles hinderte jedoch den Sohn des Aly Dschohary von Aleppo nicht, durch China und die'Tertarey nach dem Caucasus zu zie- hen. ' Glücklich besiegte er alle Gefahren, allein am Ende ward er durch die Mand des Geistes in vier Stücke gehauen. Dicse vier Stücke fügte später ein anderer Geist wieder zusammen, und dieser brachte den Sohn Aly Dschohary’s wie- der lebendig nach Aleppo, wo er seiner kranken Frau die Rettungspflanze brachte. Wir empfeblen den künftigen Verfassern der Flora caucasica, wenn sie eine neue Gattung un- ter ihren Entdeckungen finden, das Andenken des guten Aly Dscbohary zu ehren, nicht blols weil ein Mann Lob verdient, der 6 Monate weit - mit Lebensgefahr um eine Pilanze reist, sondern weil des guten Aly Beispiel, sich für seine Frau in vier Stücke hauen zu lafsen, allgemein geprie- sen zu werden verdient, Allgemeine botanische Zeitung. ( Nro. 19. )« I. Original - Abhandlungen, Ueber den Holzsaft (succus xylinus) der Pflanzen und seine Bewegungen; von Hrn. Prof. Dr. C, H. Schultz in Berlin. 1. Geschichtliche Bemerkungen. D: älteren Vorstellungen von der Circula- tion des Saftes in den Bäumen im Sinne von Per- rault (Geurres de Physique et de Michanique Amsterdam ı727. De la circulation de la serve des plantes), de la Baisse (dissertation sur la Circulation de la serve des plantes, Bordeaux ı733.), Malpighi (Op. omn, Anat plant. idea), Grew (Anstomy of Plants) und anderer sind als nicht besriesen und völlig hypothetisch zu betrachten. Nach diesen Vorstellungen giebt es nur eine Art von Safıbewegung in der Pflanze, welche ein in sich zusammenhängendes Ganze wie die Blutbewegung in den Tbieren bilden sollte. Dieser Zusammen. hang sollte in den verschiedenen Verzweigungen der Wurzel und des Stammes statt finden und zwar so, dafs im Holze der Saft in einer Rich. tung ununterbrochen auf, und in der Rinde wie- der absteige. Die Erscheinungen, aus denen man dieses folgerte, sind zwar allerdings von der Art, dafs sie auf eine aufsteigende Bewegung des Flora 1851, Älx, x 322 Saftes im Hlolze und eine absteigende in der Rinde schliefsen lal:en; aber es giebt neben je- nen Erscheinungen auch andere, welche eine ab- steigende Bewegung im Houlze und cine aufstei- gende in der Rinde zeigen, und dann fehlt der Beweis des Zusammenhanges der auf-teigenden Bewegung in dem Holze mit der ab:teigenden in der Rinde. Perrault (l. c. p. 78.) berief sich vorzüglich auf die Bildung von Knollen an den Wurzeln vieler Pflanzen, welche durch cinen von den Zweigen abgestiegenen Saft gebildet seyn mufsten. Knight (Philos. Transact. 1803.) hat späterhin durch Ausschneiden von Rindenstücken an Kartoffelpflanzen dieses näher zu beweisen ge- sucht: denn nach dem Abschneiden der Rinden- ringe nahm die Bildung der Kartofleln an den Wurzeln ab und anstatt dessen geschah die Bil- dung an den Stengeln. De la Baisse führte Er- scheinungen der Einsaugung gefärbter Flülsigkei- ten an. Diese giengen nämlich bei Euphorbien, nachdem sie im Holze aufgestiegen waren, an der Spitze in die Rinde über und färbten den weilsen Milchsaft erst oben und die Farbe verbreitcte sich nach unten. Grew und Malpighi haben nicht solche bestimmte Erscheinungen angeführt, aber ihre Jdee von einem Kreislauf ist der des Per- rault ähnlich, doch nur ganz unbestimmt aus- gesprochen und unzusammenhängend dargestellt. Malpighi (O. o. Anatomes plant. idea p. 14.) sagt, es ist ausgemacht, dals die Flüfsigkeiten 323 durch die Floleröhren (fistulas ligneas et cortica- les) nach den Zweigen und Blättern aufsteigen; ferner wahrscheinlich, dafs die verarbeitete Nah- rung vom Parenchym der Blätter durch Rinde und Mark gewissermalsen zurückgehe, uad zu dem Stamm und den Wurzeln komme. Doch müfsen auch die oberen 'I'heile der Zweige ernährt wer- den, und es ist daher wahrscheinlich, dafs aus den Zellen der assimilirte Saft in die Milchgefälse (welche den Blutgefälsen ähnlich sind) übergeht, und hier ohne Bewegung sich blofs ansammelt, um nach Bedürfnifs in die anliegenden und obe- ren 'I’'heile auszuflieisen. Doch kann die Bewe- gung sich bei vielen Pflanzen auch umkehren, da beim Feigen- und Pflaumenbaum u. a. von Zwei- gen, die in die Erde gesteckt sind, zuweilen die Spitzen \Vurzeln treiben, wodurch der Gang der Nahrung sich umkebrt,. Auch sieht man beim Keimen der Hülsenpflanzen, dafs die zwei ersten Blätter (die Cotyledonen) zwar anfangs den Saft aus der Wurzel aufnebmen, aber ihn späterhin auch wieder in den Stengel zurücksenden. Ueber- all aber ist bei Malpighi ausdrücklich angedeu- tet, dafs eine Assimilation mit dem rohen Saft vorgehe (concoquitur), und dafs vor der Ernäh- rung ein eigentbümlicher Saft entstehe (vergl. Anatome plant. p. ı5. und An. pl. idea p. ı3.) Grew (Anatomy of Plants B. 1l. C. I. of the motion and course of the sap.) spricht blofs von einem Aufsteigen des Safıs sowohl in der Rinde X2 524 ($. 7. 8.) doch so unbestimmt, dafs eine Vorstel- lung von dem Laufe des Saftes im Zusammenhange nicht daraus zu entnehmen ist, Aber der Unter- schied zwischen den Ninden uud llolzsäften ist deutlich ausgesprochen ($. 9). Bonnet (re- cherches sur l’usage des feuilles p. 23.) bemerkt, dals das frühere Aufbrechen der Knospen an den Spitzen der Zweige vermuthen lalse, dafs der aufsteigende Saft hier zuerst anlange und von dem später absteigenden erst die Seitenknospen entwickelt würden, Man muls bei Betrachtung dieser Erschei- nungen aber wohl die Vorstellung von der Cir- culation von der auf- und absteigenden Bewe- gung für sich unterscheiden. Die Erscheinungen des Umkehrens der Bäume, des Fortlebens ein- zelner abgeschnittener Zweige, die Phänomene der Pfropfungen der Bäume, die Ernährung einer mit der Wurzel ausgerissenen Pflanze durch Ein- saugung von Wasser, worein man ihre Blätter und Zweige steckt, widersprechen der angegebenen Vorstellung der Cireulation und beweisen zur Ge- nüge, dals in jedem Gliede oder Zweige der Pflanze eine abgesonderte Safıbewegung statt fin- den könne, und zwar in ganz verschiedenen Rich- tungen zugleich. Denn wenn die Pflanze durch die Blätter ernährt wird, so muls die Richtung der Säftebewegung im Holze mehr absteigend seyn und bei den umgekehrten Bäumen siebt man, dals die Richtung der Bewegung in der Rinde 525 gegen den früheren Zustand aufsteigend werden mülse. Auch bemerkte Duhamel schon, dafs, wenn man aus dem Stamme eines Baumes einen Itindenring schneidet, sich am oberen Rande des Einschnitteg zwar eine bedeutende Wulst derch den ahbsteigenden Saft in der Rinde bilde; aber dafs nichts destoweniger auch am unteren Rande eine, wenn gleich kleinere, Wulst entstche, wel- che durch einen aufsteigenden Saft hervorgebracht seyn mülse. Diels ist eine so leicht bei vielen Gelegenheiten zu machende Beobachtung, dafs man sich täglich davon überzeugen kann. Der Saft in den verschiedenen Zweigen und von ein- zelnen Gliedern desselben Zweiges einer Pflan- 26 kann sich unabhängig vom Ganzen bewegen. Wenn man eine Weinrebe, die im Freien steht, in ein Treibhaus leitet, so wird im Winter der im Treibhause befindliche Theil thränen und Blätter treiben, während der in der Kälte befind- liche Stamm keine Spur von Lebens- und Säfte- bewegung zeigt (Dubamel 1. c. II. p. 255.). Achn- lich sieht man im Februar und Januar die Birken- und Ahornbäume an der Seite thränen, wo sie von der Sonne beschienen werden, während sie auf der Nordseite nicht thränen, so lange es noch nicht warm genug ist (Walker Trans. of the soc. of Edinb. Vol. I. p. ı2. ı8, Duhamel Phys. des arbres.). Abgesehen von allen diesen widersprechen- den Beobachtungen, so ist der Zusammenhang des 326 auf- und absteigenden Safıes gar nicht bewiesen, und somit kann man jene Vorstellung von der Circulation als rein hypothelisch betrachten. Eben so unbewiesen und hypothetisch ist die Meinung des Hales (vegetable statiks) dajs cin blofses Steigen und Fallen (balancement) oder ein Oscilliren eines allgemeinen Pjlanzensafles, aber kein regelmüfsiges Auf- und Abgehen mehrerer Säfte ın verschiedenen Gefäfsen statt finde, Denn die Erscheinungen, aus denen Ilalcs ein periodisches Sinken des eben aufgestiegenen Saftes bei eintretender Kälte vermuthete, deuten vielmehr blols ein Stillstehen oder eine Einsau- gung von den Zweigen aus an. Hales beobach- tete, dafs in Glasröhren, die über das abgeschnit- tene Ende tbränender Weinreben gekittet wa. ren, der Safı in der Röhre in der Wärme stieg, in der Kälte Gel, und nahm daher auch in der Pflanze ein solches Steigen und Fallen an. Der Saft ziehe sich von den äussersten Enden der Zweige zurück, in dem Maafse, als die Wärme abnelıme, sobald Abends die Sonne weggeht. Das Aufsteigen geschehe durch Verdünnung und Aus- dehnung des Saftes mittelst der Wärme und bei der Kälte trete wieder eine Zusammenziehung und Verdichtung ein. Hales sieht also den ganzen Prozefs als eine rein physikalische Erscheinung an. Aber die einfache Erscheinung, dafs die ver- schiedenen Arten der Bäume bei so sehr ver- 527 schiedenen Wärmegraden thränen, und zu ganz verschiedenen Zeiten (z. E. der Abornbaum früh, die Birke und der Weinstock spät), zeigen eine organische Erregung, unabhängig von der physi- kalischen Ausdebnung und Verdichtung der Säfte. Degegen bemerkte auch schon Walker (Transact, of the society of Edinburgh Vol.1. B.1I. p. 24. 25.) sehr richtig, dafs, wenn mehrere übereinander in verschiedenen Höhen zur 'I'hränenzeit bei einer Birke gemachte Oeflnungen in kalten Nächten zu thränen aufhören, sie doch Morgens alle zu gleicher Zeit wieder zu thränen antienzgen, was nicht möglich wäre, wenn der Saft abgestiegen wäre und erst ällmählig wieder aufsteigen mülste. Auch konnte das Fallen des Saftes in der Glas- xöbre von der an den Zweigen stattfindenden Ein- saugung herrühren, die Hales in anderen Ver- suchen selbst hinreichend bewiesen hat. Wal. ker schnitt eine Birke dicht über der Erde zur Thränenzeit ab, und sah aus dem unteren Ende des abgeschnittenen Stammendes, wie aus dem oberen Ende des Wurzelendes, den Saft ausflies- sen, während es warm war; aber das Absteigen des Safıes aus dem Stammende wurde durch Häl- te.der Nacht ebenso aufgehalten, als das Aufstei- gen aus dem Wurzelstück, was nach Hales Tiheo- rie nicht geschehen dürfte. Auch gestatten die Beobachtungen der Bewegungen des rohen Saf- tes ‚während der Tihränenzeit keine Folgerungen auf die Säftebewegungen in den übrigen Vege- 328 tationsperioden, so dafs die Ansicht des Hales als völlig unbegründet erscheint. Dagegen ist als völlig erwiesen, und mit allen Phänomenen der Yerelation übereinslimmend zu be- trachten, «dafs im Holze und in der Jiünde sich zweierlei verschiedene Säfte bewegen, welche beile aber sowohl in auf- als in absteigender Richtung bewegt werden können. Aus dem Holze des Mecr- rettigs fliefst ein süsser Holzsaft, während die Säfte der Rinde scharf sind (Wahlenberg de sedib, mater. immediat. in plantis. p. 33.). Alle Beobachter stimmen darin überein, dafs zur Zeit des Thränens beim Wein, der Birke, den Ahornen, wo die gröfste Bewegung des Saf- tes im Holze statt findet, die Rinde vollkommen trocken, fast saftleer erscheint (Walker 1. oc. p. 32. Duhamel I. e. I. p. 89. p. 204). Hinge- gen findet sich mit dem Aufhören der 'Thiränen- zeit, also bei langsamerer Bewegung des Saftes, im Holze ein grölserer Saftreichthum als in der Rinde. Der Milchsaft im Ahornbaum, im Maul- beerbaum z. B, zeigt sich in kaum bemerkbarer Menge im Winter und Frübling, während das Holz vom Safte strotzt, und umgekehrt findet sich erst mit dem Aufhören des 'Ihränens wieder der grölsere Reichthum an Milchsaft in der Rinde. Dals der Saft im Holze sich eben so gut in ab- steigender als in aufsteigender Richtung bewegen könne, zeigen die von Dubamel, (Il. c.I. p. 92.) Hales, Walker schon oft bemerkten Beobach- POHDEDREDNE” vera 320 tungen , dafs zur Thränenzeit der Saft sowohl aus dem Durchschnitte am unteren Ende des Stam- mes, als aus dem oberen der Wurzel, und aus der oberen und unteren Seite eines ia den Stamm gebohrten Loches fliefst. Dafs in der Rinde. der Saft ebenfalls sich suf- und absteigend bewegen könne, beweisen die Bildungen von \WVülsten ober - und unterhalb der ausgeschnittenen Rinden- ringe, worüber besonders Duhamel zahlreiche Beobachtungen angestellt bat (Physique des arbres, T. 1. L. IV. C.V. Tab. XIV.). 2. Verschiedenheiten des Holzsaftes (succus xylinus) von dem Lebenssafte (latex) und den Secretio- nen der Rinde. In älteren Zeiten bat man wohl das Ausflies- sen des Saftes aus dem Holze mit den Rinden- säften für einerlei gehalten. Theophrast be- nannte so das Ausfliefsen der harzigen Secretio- nen beim Weihrauchbaum, ebenso wie das Aus- fliefsen des Holzsaftes mit dem Namen des Thrä- nens C(llist. plant. L.9. ©. 1.). Grew unterschied jedoch unter dem Namen des Blutes den Ausflufs des Holzsaftıes beim Wein ausdrücklich von den Tindensäften (Anatom. of plants B. III. C.ı. $. 9.) Auch Dubamel unterschied den Holzsaft unter dem Namen der Lymphe (Naturgesch. der Bäume I, p- 62.). Doch findet sich nirgends eine unter- scheidende Eigenschaft näher angegeben und nuch weniger die Bedeutung der verschiedenen Säfte, 330 Durch die Entdeckung der Cyklose des Lebens- saftes in der Rinde ist mir das Auflassen dieser Verschiedenheiten leichter möglich und nothwen- dig geworden, Die Fıigenschaften, wodurch sich der Ilolz- ssft von den Säften der Rinde unterscheidet, sind folgende: ı. Die Menge, in welcher er ausflielst, ist so grols, dafs sie mit der Quantität des in der saft- reichsten Rinde enthaltenen Lebenssaftes gar nicht zu vergleichen ist. Vom Acer saccharinum lie- fert ein mittelmäfsig grofser Baum während der Thränenzeit an 100 Pinten Saft; nach Scott oft eine Quantität, die dem Gewichte des ganzen Baumes gleich ist. Nach Hermbstädt lieferten 50 Stück 8— ı0 Zoll dicke Bäume von Betula alba in A Tagen 140 Quart Saft. ı0 Stämme von Betula nigra in 4 Tagen 140 Quart, Nach des Verf. Be- obachtungen treiben aus 2 Oeflnungen (} Zoll dick und 4 Zoll tief gebohrt) eines so Zoll di- chen Acer platanoides während der 'Ihränenzeit täglich im Durchschnitt a — 3 Quart Saft; aber man kann durch mehrere Oeffnungen täzlich 5 — 6 Quart erhalten, besonders bei heiterem Wetter zur Zeit des stärksten Ihränens. Aus einem kräftigen Ahornbaum in Canada trieb bei günsti- ger WVitterung der Saft in Strömen von der Di- cke eines Federkieles, und man konnte in i Stun- de eine Pinte Pariser Maals sammeln (Duhamel lc. 2. p. 204.). 351 Die Saftmenge ist nach dem Boden, dem Al. ter des Baumes, dessen Gröfse und Gesundheit sehr verschieden, aber im Ganzen ungemein be- trächtlich (das. IL p. 96.). 2. Die grofse Menge Wassers, worin die in dem Saft enthaltenen geringen Mengen fester Nahrungsstofle aufgelöst sind. ı00 Pinten Ahorn- saft (Ac. saccharin.) geben nur 5 ff. Zucker nach Scott. 200 }b. geben ı0 fi. Zucker nach NDu- bamel (l.c. p. 88.). ı40 Quart Birkensaft (von Betula alba) geben nach Hermbstädt nur 2 } 15. Syrup. öu Quart Holzsaft von B, nigra ge- ben ı } }5. Syrup, Daher ist dieser Saft bei al- len Pflanzen fast gänzlich geschmacklos, oder un- merklich süfs. Sowohl der Lebenssaft als auch die Secre- tionen der Rinde haben eine viel concentrirtere Beschaffenheit: daher das Ausfliessen des Lebens- saftes einen sichtbaren Naehtheil für die Vegeta- tion der Pflanzen hat, Ich sah im Jabr ı822 bei sehr vielen Pflanzen von Jsclepias syriaca, woraus ich durch Abschneiden der Blätter den Lebenssaft zu gewissen Experimenten sammelte, alle Früchte abortiren und unreif abfallen. Das Ausfliefsen einer grolsen Menge Holz- saftes aber schadet den Pflanzen nach bekannten Beobachtungen wenig oder gar nicht. Die Bir- ken und Ahornbäume, aus denen eine grolse Men- ge Saft entleert ist, blühen und tragen Früchte so gut als die übrigen, welche keinen Salt ver- 552 loren haben. Dafs dies jedoch ganz ohne Wir- kung sey, ist nicht wahrscheinlich, und von den Palmen bemerkt Rumph, dafs man sie, um sie nicht zu schwächen, im eultivirten Zustande nicht gern anzapfe Duhamel (Il. c. I.p. 89.) suchte auf ei- nem \Veinberg eine Anzahl dem Anschein nach gleicher Stöcke aus. Aus der Hälfte dieser Stöcke zog er so viel Saft als nur möglich war, während die andere Hälfte sich überlafsen blieb und so viel gab, als die Stöcke insgemein zu geben pfle- gen. Er sah aber weder im Sommer noch im Herbst so wenig am Wachsthum des Holzes als der Früchte einen Unterschied, Dagegen er- schöpft der Ausflufs des Palmensaftes den Baum sehr, und man benutzt einen Kokoshain nicht über 7 Monate lang zur Zucherbereitung aus dem Saft (Henry Marsha in Mem. of the \Vernerian Society Yol, V. p. ı.). Doch bemerkt Rumph, dafs die gezapften Iokospalmen nach ı — 2 Jah- ren Ruhe bessere Früchte tragen (H.amb. I. p. 6.). Die Birkenwaldungen im Harzgebirge und in Po- len, welche zum Behuf des Birkenwassers jähr- lich verpachtet werden, sollen in der Regel wenig reifen Samen bringen. Doch fehlt es an einer bestimmten und sicheren Beobachtung des Er- folgs. Die Ahornbäume werden durch das Aus- treiben des Saftes nicht geschwächt, wenn nur aus Einer Wunde Saft fliefst; macht man aber 4 — 5 Oeflnungen, so gehen nach Gaultier die Bäume in Canada ein, oder geben im folgenden 353 Jahre wenig Saft CTraiti des arbres et des arbn- stes. Acer.). 3. Die Bestandtheile. Sie sind bei verschie- denen Vilanzen verschieden, aber meist enthält - der Holzsaft stark oxydirte oder saure Stoffe, ge- wöhnlich in beträchtlicher Menge Kohlensäure, die sich durch Kalkwasser und andere Resgentien leicht erkennen lölst. Häufig ist der Holzsaft zuckerhaltig in gröfserem oder geringerem Maalse, ‚leer saccharinum, 4, dasycarpum liefern bei wei« tem mehr Zucker als die übrigen Arten, z.B. 4. platanoides, Nezunde. Die Schwarzbirke, Betula nigra, enthält im liolzsaft mehr Zucker als die Weifsbirke (13. alba). Im Ulmensaft fand Vauquelin freie Kohlen- säure, koblensaure Halkerde, essigsaures Kali und Tilanzenmaterie gummichter Natur (Annal. de Chemie T. XXL p. 20.). Im Saft der Weilsbuche, der klar wie Was- ser und von sülslichem Geschmack war, fand er Ammonium, daher der Dunst des frischen Saftes die Augen zu 'Ihränen reizt ; ferner Kalkerde mit Essigsäure: frisch destillirt lieferte derselbe in der Vorlage eine molkenähnliche saure Flüfsig- keit, und sich selbst überlafsen, gieng er zuerst in weinige, dann in saure Gährung über, zum Be. weis, dafs er auch etwas zuckerhaltig ist. Der Saft der Rothbnche (Fagus sylvatica) enthält anstatt der Kohlensäure Gallussäure, aus- serdem schleimigen Extrativstofl, Gerbestoff, Am- 554 monium und Kallssize. Aus dem Kastaniensaft schiefsen abgedampft Salpeterkrystalle an. Die starken zuckerhaltigen Holzsäfte z. B. von Acer saccharınum, Betula alba und nigra gehen leicht in Weingährung über, daher man durch Zusatz von Bierhefe in verschiedenen Gegenden (am Harz, in Littbauen, Polen) auf diese Weise ein Getränk (den Birkenwein) daraus bereitet. Nach Hermbstädt liefs sich aus einer Mischung von 306 Gran eingedicktem Saft der Birke mit 75,5 Gran frischer Bierhefe und ı22 Gran Wasser, nachdem sie gegohren hatte, Alkohol überdestilliren. Der Holzsaft des Weins ist nach Senebier (Physiol. veget. T. 2. p. 273.) im Anfange des Aufsteigens geschmacklos, sein Dunst reizt jedoch die Augen. Er scheint durchsichtig, aber be- kömmt nach der Filtration eine schillernde Farbe, Gielst man ihn gleich nach dem Ausflielsen in eine Flasche und schüttelt ihn mit Kalkwasser, so bildet sich ein weilser flockiger Niederschlag, welcher sich nach einigen Stunden in einigen zu- gesetzten Tropfen Salpetersäure unter Entwicke- lung von Kohlensäure gänzlich wieder auflöst. Pottasche bewirkt ähnliche Präcipitate von gel- ber Farbe. Auch salzsaure Baryderde zeigt die Kohlensäure an, NHleesäure schlägt etwas Kalk- erde nieder, Während des Aufsteigens erleidet indessen der Holzsaft schon einige Veränderungen in dem Verhältnifs der Menge flüfsiger und fester Theile. -—_ 355 Senebier (Phys. veg. =. p.244.) bemerkte schon, dals zu Anfang der I'hränenzeit vom Safte der \Weinrebe ı28 Unzen nach dem Einkochen nur 5— 6 Gran trockenen Rückstand geben, welcher gröfstentheils aus Gummi, Schleim und Zucker be- steht und fast gänzlich in Wasser auflöslich ist, während der Weingeist nur % Gran extrahirt und der Nückstand aus weinsteinsaurem Kalk besteht. Dagegen lieferten 136 Unzen WVeinsaft, kurz vor dem Aufbören des 'IThränens gesammelt, nach dem Eindicken 93 Gran trockenen Rückstand, wo- von sich 51) Gran in Wasser und 34 Gran harziger Theile in Weingeist lösten. Auch Duhamel be. merkte schon, dafs gegen das Ende der I'hränen- zeit der Saft einen Grasgeschmack (goüt d’herbe) bekomme (l. c. I. p. 90.), was auch Gaaltier an dem in Canada im Mai ausflielsenden Abornsaft bemerkt (Trait€ des arbres et des arbustes Art. Acer.). Knight (Philos. Trans. 1805. on te state in which the sap of trees is disposited du- ring Winter) beobachtete, dafs der nahe am Bo. den abgezapfie Safı der Birke und des Abornbaums beinahe geschmacklos war; in einiger Höhe wurde er merklich süfs, und die Süfsigkeit nahm mit der Entfernung vom Boden zu. Eben so fand sich von der Wurzel gegen die Zweige hin eine Zu. nahme des spezifischen Gewichts. Der Saft von Acer platanoides zeigte nahe am Boden ein spezifi- sches Gewicht von 1,004; in einer Höhe von 7 Fufs 1,008; in einer Höbe von ı2 Fufs ı,0ı2. Bir- 350 kensaft wer überhaopt leichter als Ahornsaft, aber die Zunahme des spezifischen Gewichts war gleich. (Fortsetzung folgt.) MH, Correspondenz. Noch theile ich Ihnen ein paar Bemerkungen über im \WVinter ı832 in unserm Garten erfrorene Pflanzen mit: Cercis Siliquastrum, ganz nahe der Erde erfroren. Cercis canadensis, der ganze Baum litt, erbolte sich aber Mitte Sommers wieder. Hat früher in kalten Wintern nie gelitten. Rhododendron ponticum, verdorben. Rhododendron ceatawbiense, daneben stehend, davon gekommen. Heria japonica, bis auf die Erde verdorben in einem Privatgarten, hat dagegen im botani- schen Garten nicht gelitten. Magnolia fuscata hat im vergangenen Winter 15° Kälte ausgebalten, im Toopfe frei auf der Erde. Bignonia radicans, das superbe Exemplar an unserm Gewächshause, zu Grund gegangen. Bignonia Catalpa erfroren bis ein Schuh über der Eıde. Frankfurt. Dr. Med, Fresenius. Druckfehler: Flora 3850. p. 511. Lin. ı2. von oben; statt zwei Exemplare lies Zwergcxemplare. Intelligenzblatt zur allgem. bot. Zeitung 1851. p- 11. Lin 17. von oben statt F. K. lies Funk. Ebendas. Lin. 5 von unten und in der Folge statt M. B. lies mh. Literaturberichte zur Flora Nr. 6. S. 95. Zeile 15. lies statt „dieses Merkmals“ „des Merkmals.“ Allgemeine botanische Zeitung. ( Nro, 20. eu I. Original- Abhandlungen. 1. Ferhandlungen in der Sitzung der königl. bo- tanischen Gesellschaft am 4. Mai 1831. Anwesend: die Ilerrn Dr. Lang, Felix, von Voith, v. Stengel, Hänsel, Emmerich, Fürnrohr. Nach Verlesung des Protokolls der vori- gen Sitzung durch Herrn Seeretär Hänsel, leste derselbe die Briefe vor, die seit ihrem letzten Beisammenseyn an die Gesellschaft einge- gangen waren. Unter denselben befand sich aus- ser mehreren verbindlichen Danksagungsschreiben neuaufgenommener Mitglieder, auch ein Schrei- ben des Vereins für den Gartenbau in den Königl, Preufsischen Staaten, worin derselbe seinen Dank für die übersandien Samen von Alpengewäch- sen etc. ausdrückt, und zugleich ankündigt, dafs der ıöte Band seiner Verbandiungen mit Nächstem die Presse vorlafsen und dann, gleich den frühe- ren Bänden, unsrer ‚Bibliothek als Geschenk zu- fliclsen werde, ir. Fürnrohr übergab der Gesellschaft im Namen der Redaction der botanischen Zeitung ein vortreffliches Bildnifs von Joseph Gottlieb Koelrenter (gebohr. zu Sulz am Neckar den Flora 2831. XX. Y 358 a7. April 1733, gestorb. za Carlsruh den ı2. Nov. 1806.), welches IIr. Med. Pr. Gärtner zu Calw nach einem, in dessen Porträtsammlung von Natur. forschern befindlichen, Oclzemälde für die Ver- etrer der Verdienste dieses Gelehrten lithozra- pbiren lsfsen, und damit unsrer Gesellschaft, so wie schon früher mit der Silhouette und dem Facsimile der Handschrift seines berühmten Vaters, des um die Carpologie so schr verdienten Dr. Joseph Gärtner, ein sehr angenchmes Ge- schenk gemacht hat. „Es ist dieses Dildnifs,“ wie Hr. Dr. Gärtner schreibt, „in dem Jahre 1763, also in einem Lebensalter dieses berühmten Man. nes aufgenommen, als sein jugendlich kräftiger Geist einige Jahre zuvor (1759) die Bastardbe- fruchtung begonnen hatte und mit dem lebhafte- sten Eifer betrieb, Es war nach dem Zeugnilse seiner ehemaligen Zeitgenossen höchst glücklich getroffen, und daher in geschichtlicher und gei- stiger Hinsicht yon um so gröfseren Interesse, als es zugleich ein schönes geistvolles Bild — den Spiegel inzerer Kraft und Sanftmuch dar- stellt. In späteren Jahren hatten sich freilich die freundlichen Züge dieses verdienstvollen Bo- tanikers durch ungünstige Schicksale verdüstert und sehr bedeutend verändert. Indessen wird es doch jedem Freund der Wissenschaft erfreulich seyn, das Bild eines so berühmten Mannes aus derjenigen Periode seines Lebens aufbehalten zu seben, in welcher er der Wissenschaft einen x # 339 Gegenstand hervorrief, der unter die wichtigsten in der ganzen Naturforschung gehört. * Die Gesellschaft empfand über diese freund- liche Zusendung eine um so gröfsere Freude, als sie dadurch einem Theile des WWunsches entspro- chen sah, der bereits von mehreren Seiten und bei verschiedenen Gelegenheiten über lithogra- phirte Bildnisse berühmter Botaniker in der Flora zur Sprache gebracht worden war. Sie beschlofs zugleich, dieses schöne Bild, nebst noch einigen andern in ihrem Besitze befindlichen Por- träten, unter Glas und Itahm gefafst, in ihrem Si- tzungszimmer aufzubewahren, und dieses auf sol. ehe Weise zugleich zu einer botanischen Walhalla einzuweihen. Nicht minder glaubte sie öffentlich an alle ihre Gönner und Freunde, insbesondere aber an jene Hrn. Schriftsteller, die in ihren Werken bereits solche Bildnisse geliefert haben, den öffentlichen Wunsch und die Bitte wsgen zu dür- fen, sie durch die gefällige Mittheilung dieser Bildnisse in den Stand zu setzen, den von ihr ge- stifteten Ehrentempel immer vollständiger und schöner auszustatten. Hr. Fürnrobhr erstattete sodann Bericht über eine ebenso vortrefflich als instructiv aufge. legte Sammlung der sämmtlichen um Berlin vor- kommenden Arten der Gattung Chara, welche Hr, Apotheker G, H. Bauer daselbst für unser Her- barium eingesandt hatte. Er bemerkte, dafs diese Sammlung um so interessanter sey, als sie, auf Y2 340 Klassischem Boden gesammelt, mebrere weniger bekannte, zum Theil von ihrem gütigen Geber neubenannte, Arten enthalte, und durch die In- structivität der Exemplare sowohl, als die ver- schiedenen Formenreiben, in denen die einzelnen Arten vorliegen, ein genaueres Urtheil über die. selben zulafse. Er selbst habe über die hier mit- getheilten Arten folgende Ansichten gewonnen: 1) Chara tenuissima Desv. ist cine schr merk. würdige Form, die sich vorzüglich durch die knaulförmig zusammengehäuften Wirteläste aus- zeichnet, schwerlich aber won Ch. flexilis als Spe- cics zu unterscheiden seyn dürfte. Sie wächst nach Hrn, Bauer um Berlin bei Tempelhof und Lankewitz.— 2) Chara flexilis, var. gracilis Bauer, zwischen Tempelhof und Lankewitz gesammelt, ist von Smith unter dem Namen Ch. gracilis bereits al; eigne Art aufgeführt worden, müchte aber doch wohl nur eine weiter entwickelte Ch. te- nuissima seyn, und sonach den Uebergang von dieser zur Ch, flexilis vermitteln. Die Inaulför- migen Wirtel sind hier durch Verlängerung der Acstchen zu kleinen Afterdolden geworden. — 3) Ch. flexilis L. aus 'Torfgruben bei Schöncberg, stellt die ächte, vollkommen entwickelte Pilanze dar. Die beigelegte forma pusilla aus Sümpfen bei VWeilsensee ist „anz dieselbe Pflanze im verjüng- ten Maafsstab, und das nächste Glied zwischen der Ch. gracilis und der ächten flexilis. — 4) Ch. syncarpa Desv. (richtiger Thuill.) ist die von 31 Hrn. Präsidenten Nees van Esenbeck ir un. sern Penkschriften beschriebene, und abgebildete Ch. capitata, Auch sie ähnelt in vielen Stüchen der Ch. flexilis, möchte aber vorzüglich durch den Umstand, dafs die sogenannten männlichen Kügelchen und die Nüfschen auf zwei verschio- denen Individuen vorkommen, zu unterscheiden scyn. Die uns als ınas mitgetheilte Pflanze von Tempelbof gleicht im Blüthenstande fast ganz der Ch. tenuissima Desv., dagegen die andere, als fe- nina forma elongata bezeichnete Pflanze von der Jungfernhaide, in ihrem äussern Anschen mehr der Chara flexilisentspricht. Von letzterer weicht sie indessen auch wieder durch die immer zu dreien (nicht einzeln) stehenden Nüfschen, die an der Spitze keine Kronzacken besitzen, ab.— 5) Ch. stelligera Bauer, ı827 von Hrn. Bauer im Plötzensee entdeckt. Dieses scheint eine sehr constante Art zu seyn, die jedoch auch schon früher von Bertoloni als Ch. ulvoides und von Persoon als Ch. translucens beschrieben wurde. Ibr auilallendster Character besteht in den elfen- beinartig weifsen und harten Knötchen, die in kurzen Zwischenräumen am untern Theile des ‚Stengels oder der Wurzel sitzen, und durch die fünf kurzen, strahlenförmig nach der Periphe- rie hinlaufenden Fortsätze, deren jeder aus ein oder zwei rundlichen Gliedern besteht, das An- sehen cines ÖOrdenssternes besitzen. Ausser- dem sind auch bei ihr Nüf-chen und Hügzels chen getrennt, und letztere sitzen in den Gabel- 542 späten der ziemlich dicken Aeste.— 6) Ch. bar- bat Meyen, wovon uns Hr. Bauer eine grös- sere und eine kleinere Form, erstere vom Plötzen- see, letztere von überschwemmten Y\Yiesen bei Schöneherg, mittheilt, kommt im Habitus zwar der Ch. flexilis nahe, läfst sich aber von dersel- ben auf den ersten Blick durch die unter den Hauptquirla befindlichen weit kleineren (Juirl, die das Ansehen einer Hülle besitzen, unterscheiden. — 7) Ch, scoparia Bauer, vom Weissensee, Tempelhof und Lankewitz, erhalten wir von dem IIrn. Autor in drei Formen, deren beide Extreme die forına gracilis und crassa bilden. Mit der vorigen Art zunächst verwandt, unterscheidet sie sich von der- selben, ausser dem Habitus, durch das weit kür- zere Involucrum und die gepaarten (nichteinzelnen) Nüfschen, deren sogenannte Bracteen von gleicher Länge mit den Nülschen sind, während sie bei je- ner das Nüfschen um Vieles überragen, Uebrigens ist auch diese Art nicht nur von Ziz als Ch cor ronata, sondern auch von Gmelin als Ch. Prau- nit beschrieben worden. Letzterer Name möchte als der älteste den Vorzug verdienen. — 8) Ch. vulgaris L. Von dieser Art theilt uns Hr. Bauer mehrere Formen mit; nämlich eine forma pusilla, eine variet. elorgala, eine var. verticillorum ramu- lis erispatis und eine variet. inlernodiis superioribus kispidulis, sämmtlich auf Torfmooren bei Rüders- dorf gesammelt, Letztere Varietät haben einige Autoren — wiewobl mit Unrecht — als eigue Art, 3433 Desvcaux als Ch. decipiens und Agardh als €. firma aufgeführt. — 9) Ch. pulchella W’allroth, Auch von dieser ausgezeichneten Art, welche Hed- wig als Ch. vulgaris, Agardh als Ch. Hudwigü und Dosveaux als Ch. fragilis beschrieb, liegen ınehrere Formen vor, namentlich cine sehr zier- liche variet. verticillorum ramults abbreviatis. Auch die Ch, Lirta Meyen, gehört nach dem Zeugnisse des Hrn. Bauer als Varictät hieher, und scheint sich zur Ch. pulchella etwa so zu verhalten wie Ch. deeipiens Desv, zur Ch. vulsaris, — 10) Ch, Tuspila L. Die bebannte Vflonze, von Rüders- dyrf, nebst der artigen Varierät brachyelados. 1.) Ch. Zatifelia FT. „Legi in palude profunda prope Tegel, ubi elarıss,. Kunıh banc stirpem prunus detegit.* Sie ist cine sehr merkwürdige Varietät der Chara tomentosa, die durch Incrusti- rung ein unregelmäfsiges, monströses Ansehen erhaiten hat. Nickt mindere Freude, sls dieses herrliche Geschenk, gewährte der Gesellschaft das 36ste Uceft der cryptogamischen Gewächse des Fichtel- gebirgs, durch dessen gütige Mittheilung unser unermüdet tbätiger College Funck seine treue Anhänglichkeit an unser Institut aufs Neue be. währt hat. Auch die freundschaftliche Güte der Vorsteher der botanischen Gärten zu Karlsruhe und Erlangen, so wie des Hrn. General v. Wel- den, der seiner Sendung Dalmatinischer V'l!an- zen auch mehrere seltene Samen beigepackt hat- te, fand dankbare Erwähnung, 344 Als botanische Neuigkeit erfuhr die Gesell- schaft aus Briefen des Hrn. Grafen v. Stern berg und des Hrn. Hofraih Hoch in Erlangen, dafs der zweite Band der neuen Flora austriaca von IHlust, so wie der dritte von Mertens und 1och’s deutscher Flora vollendet seyen. Le'z- terer enthalte die 8— ı= Classe inclusive, und gebe somit über die schwierigsten Gattungen der deutschen Flora, wie Saxifrara, Cerastium, Jrenaria, Rulus, Rosa u. s. w. die wichtigsten Aufschlüssc. Den Schlufs der Sitzung machten einige Be- rathungen über administrative Gegenstände. 2. Ueber den Holzsaft (suceus xylinus) der Pflanzen und seine Bewegungen; von Hrn. Prof. Dr. GC. 4, Schultz in Berlin. (Fortsetzung) Die Holzsäfte unserer Bäume haben ganz und Zar dieselben Kigenschaften als die Palnen- süfte. aus denen man in den Tropengegender den Palmwein durch Gährung bereitet; und dieses führt zu der Voraussetzung, dafs diese Säfte eben- falls nur aus dem bolzigen Theil der Gefä’sbün- del der Palmen fliefsen, obgleich darüber keine entschiedene Beobachtungen bekannt sind, und sich auch wohl schwerer als bei unsern Bäumen anstellen lafsen, da die Lage des Holzes hier, so wie der Lebensgefälse, im Parenchym bündel» weis zerstreut ist. Adanson (Heise nach dem Senegal p. 156) fand den frischen Saft der Dat- telpalme angenehm süls; aber nach 3 Tagen geht 345 er in cine Weingäbrung, später in Essiggährung über. Labillardiere beobachtete in Amboina, daf; man aus der Sagopalme durch Abschneiden der Tilumenstiele jährlich während zwei Monaten jeden Tag 6—8 Litres Saft erhalte. Des Nachts flielse mehr Saft als am Tage; aber der sam Tage erhal- tene enthält mehr Zucker. Man kocht den Saft ein, und erhält einen braunen Zucker (Jagava), Auch Rumph (herb, amboin. T. I. p. 5. ı8) be- merkt, dafs der Saft aus den abgeschnittenen Traubenstielen der Kokospalme (Tewar) Nachts “stärker als am Tage fliefse, Binnen 24 Stunden fliefsen ohngefähr zwei Ilannen aus. Ver Saft ist sogleich nach dem Ausflufs klar wie Wasser, wird epäter molkenähnlich, und hat cinen angenehmen und noch süfseren Geschmack als die Kokosmilch, mit einer angenehmen Schärfe die Zunge reizend, Aber er behält die Süfsigkeit kaum einen Tag, wird sauer, und kann nicht mehr getrunken werden, Mon bestreicht daher die Gefäfse, worin derjenige Saft, welcher zur Zuckerbereitung angewendet wer- den soll, gesammelt wird, inwendig mit Kalk, wel- ches nicht geschieht wenn die Flüfsigkeit getrunken werden soll. Auf der Insel Poeloay wachsen nach Rumph KHohospalmen, welche einen vorzüglich süfsen Saft geben, welcher besonders zum Ge. tränk dient und dazu aufbewahrt wird. Dagegen die Bäume in der Provinz Banda einen etwas sal. zigen und leicht sauer werdenden Saft liefern Auch der Saft der Nipapalme, wenn sie an salzi. gen Orten wächst, ist salzig, aber die entfernt 346 vom Meeresufer wachsen, liefern einen süfsen Saft (Rumph I. p. 71.). Der Saft aus den Blumen- stielen von Lontarus domestica ist dem Safte der Kokospalme ähnlich, aber mehr röthlich, viel stär- ker, und daher zur Zuckerbereitung zweckmülsiger, yon eigenthümlichen Geschmack, wodurch er von dem Kkokossaft leicht unterschieden werden kann Gb. I. p. 48. 49.2. Der Zucker aus dem Lonta- rus zieht leicht Feuchtigkeit an, und muls Jdsher an trockenen Orten aufbewahrt werden. Her männliche Lontarus giebt nur sebr wenig Saft (ibid. p. 50.). Um aus der Gomutipalme Saft zu erhalten, werden die Traubenstiele 3 Tage lang mit cinem Stock geschlagen, bis sie weich werden, wodurch der Saft mehr zuflielst, und alsdann abgeschnit- ten, worauf der Saft in Strömen ausfliefst. Der Saft dieser Palme ist klar und diehllüfsizer als von der Kokospalme, von Farbe und Geschmack dem frischen Most ähnlich, aber er wird bald nach dem Austreiben trübe, milchig. Frisch wird er wenig getrunken, sondern mit der zerschnitte- nen Wurzel des Scsoot (Il. e. IE p. 44.) infun- dirt, wodurch er weifser und molkenähnlich wird. Beim Eingielsen braust dieser Saft auf wie Tiheia- wein, darf aber, wenn er gut ıst, keinen Schaum geben. Er hat einen starken, penetrirenden Ge- such, gegen welchen die Europäer anfangs die Nasenlöcher zuhalten (l. c. p. 60.). Man erhält den Saft der Gomutipalme aus der Traube jün- gerer Bäume während 5 — 6 Monate, doch wer- 347 den sie in der Regel pur vicr Monate gezapft. Wenn die eine T'raube keinen Saft mehr ausflies- sen läfst, so schneidet man dio andern desselben Daumes an. Der Saft, welchen man in Jera und Baleya aus dieser Palme erbält, ist dieker und stärker als in Amboina, und wird daselbst auch selten zum Getränk, sondern nur zur Zuckerbereitung ange- wendet (ib. p. 60. 61.). Der Zucker der Gomnti- palme ist von dem Zucker der Lontarus domeslica leicht zu unterscheiden, denn letzterer ist schwarz, braun und feucht, hingegen der Zucker der Go- mutipalme hellbraun und trocken. Auch unterschei- den sich beide durch den Geschmack (ib. p. 40.). Ein guter Palmyrabaum (Borassus flabeilifor- mis) an denUfern der Nerbudda in Guzuret giebt Tags 43 (Juart Saft, woraus man ı j5. groben Zucher zieht. Die Gomutipalme giebt täglich etwa 3 Quart Baft. Ein gesunder Blumenstiel der Kokospalme täglich a — 4 Pinten 4 — 5 Wochen lang. Nach Bartolacci giebt ı Gallone Kokossaft 24 Unzen Zucker in Batavia (Ilenry Marschal Memoir, of the Werner. society Vol. 5. p. r.). Die Eigenschaften des Palmensaftes sind also denen unserer Holzsäfte sehr ähnlich. In der Nachbarschaft des Adam Püt auf Java lchben viele Einwohner davon, dafs sie aus dem Safte der dort wildwachsenden Caryota urens Zucker kochen. Auch bereitet man aus dem Palmen. saft, wie aus dem Birkenwasser bei uns, ein gei- stiges Getränk, den Palmwein, so wie auch zur 348 Arack -Destillation in Batavia der Palmensaft ge- nommen wird. Es leider keinen Zweifel, dafs der stromweis aus den Zweisen der zerschnittenen Lianen flies- sende Saft eins und dasselbe mit den llolzsaft unserer Bäume ist. Nach Aublet (hist. des plan- tes de la Guiana francoise =. p. 843.) geben die abgeschnittenen Zweige der Omphalia dian.ra (Lia- ne papaye) in Cajenne eine geschmachlose Lym- phe, die den Durst löscht. . Dasselbe berichtet Navarete von der Bejugo CHlippocratea volu- bie) in Westindien. Von Thoa urens sagt Au- blet ausdrücklich (daselbst =. p. 876.), dafs aus den Einschnitten der Rinde nur Gummi fliefse, welches an der Luft zu durchsichtigen Stücken er- härte; wogegen die ganz durchschnittenen gros- sen Zweige und Stämme cine wälsrige Flüfsig- keit ergielsen, Die einzige Verschiedenheit der bei uns ge- sammelten llolzsäfte von denen in den 'I'ropen scheint in der Vegetationsperiode, worin er ge- sammelt wird, zu seyn. Aublet erwähnt, dafs er Thoa urens um Oyac und Arapu in Guians immer in Blüthe und mit Früchten geschen habe, und folglich mufs auch wohl zur Zeit der Blüthe und Frucht der Holzsaft immer austreiben. Bei den Palmen ist dies gewils, da man den Palmen- saft aus den abgeschnittenen Blumenstielen der Trauben wie Rumplı (herbar. amboinens. ı. 61) und Labillardiere erzählen, sammelt. Doch bemerkt Adanson, dafs am Senegal auch sus den- 340) Dattelpalmen und Elade syluestris durch Anbohren des Stammes Saft gewonnen werde. Man Jarf jedoch das in den Schläuchen bei Ne- penthes deslillatoria sich ensammelnde Wasser nicht mit dem Holzsaft verwechseln. Nach einem Regen findet sich ähnlicherweise bei unsern Kürbisen und Gurken in den hohlen Blattstielen eine Menge \Yas- ser angesammelt, die bei trockenem Wetter wie- der eingesogen wird. DBeim Zerschneiden des Wlattstiels einer Mürbispflanze nach einen Regen, Sliefst aus dem hoblen Blatisiel eine Menge ge- schmackloser Feuchtigkeit, von der man sicht, dals sie gar nicht wie der llolzsaft in Gefälsen enthalten ist. Ob dieses Wasser indessen mit dem lolzsaft gleiche Beschaffenheit und gleiche Zwecke hat, mufs ich unentschieden lafsen, Diese Verschiedenheit von unseren Bäumen, welche, sobald sie mit Blättern und Blumen ver. sehen sind, keinen Holzsaft liefern, läfst sich aber wohl aus der Verschiedenheit der Vegetation in den verschiedenen Klimaten erklären. Dafs die Bäumo in Tropengegenden, auch während sie Blätter haben, thränen, hingegen in den gemäs- sigten Zonen mit dem Ausbruch der Blätter das T'hränen aufhört, hat vielleicht darin seinen Grund, Jals die lederartigen, nicht stark ausdünstenden Blätter die Feuchtigkeit mehr zurückhalten, und eine gröfsere Ansammlung des Saftes möglich machen. Merkwürdig bleibt aber die Erschei- nung, (dafs einige Bäume nicht tbränen, während andere stark tbräsen. Hierin scheint cine Ver- 350 schiedenheit nach den Klimaten. Coulomb sıh die Schwarzpoppel in Frankreich, und Pollini in Italien, und letzterer im Herbst und Frühling, thränen (Element, di botan. I. a8ı.), während ich versichern kann, dafs in der Mark Brandenburg diese Pappeln zu der Zeit, wann die Birken und Ahorne thränen, durchaus keinen Saft von sich geben. Dagegen habe ich Populus tremula im April 1829 ihränen gesehen. Willdenow (lräu- terkunde $. 317.) behauptet, dafs der Weinstock in wärmeren Klimaten nicht thräne, weil sich die Blätter gleich entwickeln; aber diefs scheint unrichtig, denn Sloane (Voy. to Jamaica II. p. 104.) erzählt, dafs eine Yıtis- Art, die auf trocknen Hügeln in Jamaica wachse, stark thräne. Er hat die Pflanze mit Blättern abgebildet (Taf. zıo. Fig. 4.), und wahrscheinlich thränt sie auch im beblitterten Zustande, Das Verhältnifs der Holz- safıbewegung in den verschiedenen Iilimaten ist noch nicht gehörig bekannt, Alle diese Eigenschaften scheinen anzudeu- ten, dafs der Holzsafı die noch wenig organisirte, in Wasser gelöste Pilanzennahrung ist, wie sie unmittelbar eingesogen wurde; wogegeu die Säfte der Rinde und des Parenchyms eine bereits höher organisirte und verarbeitete concentrirtere Be- schaffenheit haben. Der Ilolzsaft hat seinen Ur- sprung, ausser den ans dem verschiedenen Boden mit eingesogenen salzigen Stoffen, aus der allge- meinen Pflanzennahrung, der in Wasser gelösten Kohlensäure, welche desbalb auch noch unyerän- 351 dert in grofser Menge in ihm enthalten ist. Dafs die Kohlensäure, und vielleicht etwas durch Gäh- rung erzeugtes Hohlenwasserstoflgas, die allge- meine Pflansennahrung sey, und die verschiede. nen Pflanzen und Pflanzenfamilien nur als spezi- fischere, ihren besonderen Organisationen und Aus- senverhältrifsen angemessene Reize, salzige Be- stöndiheile (z. B. zerflielsbare Salze, um in heis- scn trocknen Klimaten Feuchtigkeit einzusaugen und im Parenchym zurückzuhalten) aus dem Do- den einsaugen, mufs hier ohne weitere Deweise vorausgesetzt bleiben; jedoch stimmen bei gründ- licher Petrachtung alle Firscheinungen mit dieser Annahme überein, welche der Annahme, dafs die Tflanze aus Luft und Wasser die Stoffe, welche sic enthält, bilden kann, widersprechen, und es läfst sich auch nur eine begreifliche Zergliede- rung der Bildungsprocefse der Vegetation auf diese Weise geben. Alle Bestandtheile (Zucker, Schleim, Gallussäure), welche sich ausser den Salzen im Holzsaft finden, können durch eine ver- änderliche Proportion des Sauerstoffs mit dem IWoblen- und Wasserstoff leicht entstehen, ebenso wie sich solche durch Gährung des Saftes wieder in Kohlensäure auflösen können, Sie sind ohne in- nere Organisation und Gestaltung zu einer klaren durchsichtigen Flülsigkeit in Wasser aufgelöst. Die Säfte der Rinde hingegen zeigen eine von der Pflanzennahrung schon bei weitem entfern- tere Beschaffenheit, und können unmöglich aus die- ser plötzlich entstanden seyn. (Schlufs folzı ) 352 ji. Rürzere Bemerkungen. Wulfen hat in Jacq. Collect. IV. p. 227. t. 4. das Alyssum alpestre L., welches er auf der Orir in Rärntben sammelte, eben so trefflich ala vollständig beschrieben und abgebildet, und da er die dazu gehörigen Abbildungen von Gerard und Allione dabei verglich, so ist auch an der rich- tigen Bestimmung nicht za zweifeln, obwohl dio Schriftsteller darüber nicht einig sind. Host er- klärt dasselbe geradezu für Alyssum nmntanım, damit ihn aber hiebei die rundlichen Blätter, die ganzen Blumenblätter und die ovalen Schötchen nicht im Wege stehen, so sagt er: „ folia sunt acutiuscula aut obtusa, silicnlae aliae Ovataec, quac- dam obovatae, multae orbiculatae.““ Zur völligen Gewilsheit seiner Behauptung hätte er aber auch noch zufügen mülsen: petala integra aut emargi- nata, aber freilich würden dann diese Unterschiede gar zu grell in die Augen gefallen soyn. Schul- tes, indem er der Ansicht Hosts huldıgt, sagt in seiner Oestr. Flora II. a*2 kurz weg: „sehr wandelbar (wir haben nie eine Pflanze constanter gesehen als A. montanum), daher auch 4. alpe- stre IF. in Jacq. coll. W. &. 4. bicher gehört, Auch Röhling pflichter dieser Ansicht bei, ob- wohl er wahrscheinlich die Abbilleng, von der wir gerne bekennen, dafs sie dem NHahitus nach, dem +. montanum so ähnlich scy, wie cin Ei dem andern, nicht gesehen hat. Wie kommt es dafs diese vortreffliche Abbildung von keinem der neu- ern Schriftsteller, namenllich Gaudin, Reichen. bach, Wildenow, DeCandolle, weder bei A. alpestre, noch montanum, noch W'ulfenianum eitirt worden ist? Allgemcine botanische Zeitung. ( Nro. 21. ) I. Original - Abhandlungen, Ueber den Holzsaft (succus xylinus) der Pflanzen und seine Bewegungen; von Hrn. Prof. Dr, C. H. Schultz in Berlin. (Schlufs.) 3. Von den Bewegungen des Holzsaftes, E: ist erwiesen, dafs der rohe Saft nur im Holze, nicht in der linde, auck nicht zwischen Holz und Rinde sich bewege. Die meisten Beobachter . wie Duhamel (l. c. I. p. go. Nr. 7.), Grew (Anatomy of Plants Lond. ı682.), Bonnet (usage des feuilles p. 65.), de la Baisse sind hierin übereinstimmend, Denn so lange die Bäume thränen, hängt die Rinde durchaus fest am Holz, und so wie sich die Rinde löst, hört das Thrä- nen auf, Walker (on the motion of the sap in trees 1. c. p. 34.) will in einigen Fällen beobach- tet haben, dafs nicht nur im Holz, sondern auch zwischen Holz und Rinde der Saft aufsteige. Aber bei genauer Vergleichung seiner Beobach. tungen sieht man, dafs er hier zweierlei ganz verschiedene Dinge: nämlich das Cambium, wel. ches sich zwischen Holz und Rinde entwickelt, und den rohen Saft im Holze selbst verwechselt und für einerlei gehalten hat, ähnlich als es auch schon von Hales geschehen ist, Er glaubt, dafs Flora 185,, ÄXL Z 354 das Lösen der Rinde auch durch den aufsteigen- den Saft unmittelbar bewirkt werde, und schliefst daber von der l.ösung der Rinde auf die Exi- stenz eines aufsteigenden Saftes, weil eine Feuch- tigkeit zwischen Holz und Hinde vorhanden sey. Aber dafs diese sogenannte Feuchtigkeit kein ro- her Saft scy, hätte Walker selbst an seiner ei- genen Beobachtung sehen können, dals nämlich die T.ösung des Holzes von der Rinde bei der Weide (Salix capraea), und mithin die Erschei- nung des Cambiums, zuerst an den jungen Zwei« gen, und später am Stemme zu bemerken ist, während der rohe Saft zuerst am Stamme, und späterhin nach dem Aufsteigen an den Zweigen zu sehen ist (l. c. p. 26.). Dieser Irrtbum ist also so augenscheinlich, dafs man die Walker- sche Ansicht von dem Aufsteigen des Safıes zwi- schen Holz und Rinde als völlig unbegründet und hypothetisch ansehen mufs. Die Erscheinungen der Jahrelang fortdauern- den Ernährung grofser Eichen, denen die Rinde ganz abgeschält war, betrachtete schon Duhamel als einen Grund, dafs nur im Holze der Saft auf- steige (Naturgeschichte der Bäume 2. 235.). Link (Grundlehren der Anatomie und Physiologie der Pflanzen) machte den Versuch, an einigen jungen Baumzweigen ein Stück Holz auszuschneiden, und den oberen Theil blofs durch die Rinde mit dem unteren in Verbindung zu lafsen, bei anderen aber umgekehrt. Der Erfolg zeigte, dafs dieje- 355. rigen, deren Holz unverletzt war, fortvegetirten, während diejenigen Zweige, die blofs durch die liinde mit dem Stamm zusammenhiengen, sogleich welkten und abstarben. Die Kraft, mit welcher sich der Saft im Holze bewegt, ist ungerzein stark, und hält nach Hales beim Weinstock einer Quecksilbersäule von 26 — 33 Zoll Höhe das Gleichgewicht. Hales küttete auf den Rumpf einer $ Zoll dicken und 7 Zoll über der Erde abgeschnittenen Weinrebe am 30. März eine 25 Schuh lange und } Zoll dicke Röhre, worin sich der austreibende Saft in den folgenden Ta- gen auf 2ı Fufs Höhe erhob, und durch die Kraft des 'I’bränens noch höher gestiegen seyn würde, wenn nicht etwas durch den Wasserdruck unten aus den Fugen ausgelaufen wäre. Um also die völlige Kraft der Thränen zu erfahren, nahm Hales doppelt gekrümmte Röhren, deren unte- res offenes Ende auf die Rebe geküttet und de- ren S förmig gekrümmter ‘Theil mit Quecksilber gefüllt wurde, welches durch den Druck des aus- fliessenden Saftes in den aufsteigenden freien Schenkel der Glasröhre in die Höhe getrieben wurde, so dals sich aus der Höhe des Steigens der Quecksilbersäule auf den Druck der 'Thränen schliefsen liefs. Während des stärksten T'hränens der Weinreben am ı8. April stieg das Quecksilber 32 2 Zoll, und in der auf einer andern, mit ei- ner starken Nebenrebe versebenen, Bebe geküt- teten Röhre auf 38 Zoll, so dals der Druck der 22 356 Thränen einer Wassersäule von 43 Fufs und 3: Zoll gleicht. (Hales Statik der Gewächse a. d. Engl. von Wolff. vergl. Duhsmel Naturgeschichte der Räume 2. p. 20r.) Mas Ausfliessen aus den zerschnittenen Zweigen läfst sich daher durch kein Mittel aufhalten, womit man die Schnittllächen beklebt oder drückt, worüber bereits Duhamel Versuche anstellte (Naturg. der Bäume = Ih. p. 198 — 201.). Dagegen findet man, dals die Wund- Slächen der thränenden Bäume durch öfteres Er- neuern immer wieder mehr Saft geben, wogegen der Ausflufs binnen einigen Tagen stockt, wenn die Schnittflächen oder Löcher n»icht erneuert werden, Man pflegte daher in Canada von Zeit zu Zeit immer frische Löcher ın die Ahornbäume zu bohren, um mehr Saft zu erhalten, Eıwas Aehnliches findet beim Abzapfen der Palmensäfte statt. Nsch Rumph erneuert man die \Vunde am Blumenstiel der Gomutipalme täglich durch Abschneiden einer neuen Scheibe, wodurch der Saft stärker fliefst. Dasselbe geschiebt auch bei der Kokospalme, dem Lontarus u. a. (. c. p. 60.) Es scheint durch die Berührung mit der Luft ein Eintrochnen und Zusammenziehen der Gefäls- Öffnungen statt zu finden, wodurch die Mündun- gen verstopft, und der Saft weiter auszufliefsen verhindert wird, Bei mehrern einheimischen Bäu- men findet ein anderes Verbältnifs statt. Bei der Weifsbuche (Carp. Betulus) beobachtete ich zu- erst im Jahr 1826, dafs zur Thränenzeit aus dem 857 Gipfel der Bäume der Holzsaft in Strömen her- ebtröpfelte, und ich fand bei näherer Untersu- chung, dafs es alte, vor längerer Zeit abgebro- chene, finger- und armdiche Zweige waren, welche so stark thränten. Diese Erscheinung habe ich später auch an Birken beobachtet. Bei den Weils- buchen und Ahornbäumen, in welche ich im Jahr 825 so starke Bohrlöcher hatte machen lafsen, dafs diese im Taufe des Sommers nicht wieder überwachsen waren, fand ich, dals sie im Früh- ling ı826 von selbst aus diesen alten Wunden zu thränen anfıengen, als die Zeit herannahte, wo die frischen Wunden thränten. Aber beim Weinstock habe ich nur selten bemerkt, dafs die im lerbst beschnittenen Reben im Frühling des kommenden Jahres thränen, während die im Früh- ling beschnittenen immer sehr stark ıbränen. Die etwa gepilanzten jungen Reben thränen aber auch in Frühling nicht, wenn sie kurz vor dem Pflan- zen beschnitten werden, was aber wohl in der langsameren Säftebewegung seinen Grund hat. Die Bewegung des Holzsaftes ist bei den Lanb- ‚hölzern vorzugsweise eine aufsteigende von den Wurzeln zu den Zweigen, wie man an den Er. scheinungen sieht, dafs zu Anfang der Thränen. zeit der Saft aus dem verwundeten Stamme früher fliefst, als aus den Zweigen. Aber folgende Be- obachtung zeigt, dafs auch das Gegentheil statt finden könne, VWVenn man eine während des Win- ters vor der Tihränenzeit abgehauene Birke zu 358 der Zeit, wenn die übrigen thränen, anbohrt, so liefert die abgebauene eben so gut Saft, als die noch im Boden stehenden. Es muls also die Feuchtigkeit bei der abgehauenen eben so gut von den Zweizen aus der Atmosphäre eingesogen, und nun zum Stamm herabgeführt seyn, als bei den im Boden stehenden die von den Wurzeln einge- sogene Feuchtigkeit in die lJöhe steigt. Damit stimmt auch die Fähigkeit aller Pflanzentheile, Nahrung aus der Luft einzusaugen, überein, be- sonders bei einigen Familien, und namentlich die Thatsache, dafs die Pflanzen mit fleischigen Blät- tern, besonders Tropenpflanzen (Mesembryan- themum) vorzugsweise ihre Nahrung (einige Epi- dendra ganz allein) durch die Blätter aus der Luft einsaugen können, Duhame!l führt auch schon die von mir oft bestätigte Beobachtung an, dals zur Ihränen- zeit aus dem unteren Ende einer abgeschnittenen Wurzel der Saft hervortreibe wie aus dem obe- ren Ende abgeschnittener Zweige. Auch sicht man an den gebohrten Oeffaungen den Saft nicht blofs an der unteren Seite, sondern auch an der oberen und zu den Seiten überall hervordringen, so dafs die Vorstellung der Bewegung des Holz- saftes in einer bestimmten Richtung dadurch aufs deutlichste widerlegt wird. Durch die letzteren Beobachtungen wird es sogar wahrscheinlich, dals zugleich eine auf- und niedersteigende Bewe- gung des Holzsaftes statt finde, indem das Aus- 9 fliefsen aus dem oberen Rande der gebohrten Ocflnung und aus dem unteren Ende einer abge- schnittenen WYurzel nicht anders, als durch eine Bewegung des Saftes in diese Richtung erklärt werden könne; iadem die oben angeführten Er- fahrungen zeigen, dafs obne eine Bewegung der Saftmafse selbst bei strotzender Anfüllung des lolzes durchaus kein Ausilufs statt findet, wo- durch also der möglichen Vorstellung begegnet wird, dafs durch Ueberfüllung der Gefälse der Saft überall dahin austlielse, wo sich Oefluungen finden. Wir sprechen schliefslich als eine Thatsache aus: Es ist unrichtig und hypothetisch zu betrach- ten, dafs der Holzsaft nur in einer continuirlichen aufsteigenden Bewegung von der Wurzel zu den Zweigen begriffen ist, im Gegentheil ausgemacht, dafs die Bewegung in alle Richtungen sowohl auf- und absteigend als auch zur Seite gehend geschehen könne, wenn gleich eine diesen Richtungen vorherr- schend ist. Die von lHales und später von Walker ‘(Vegetable Staticks I. p. »41. and on the motion on the sap I. c. p. 33.) gemachten Beobachtun- gen, dafs der Saft beim Anfang des Thränens im Yrühling nicht in allen Teilen des Baums, an der Wurzel und den Zweigen, zu gleicher Zeit anfange zu lliefsen, sondern dafs das 'Ihränen zuerst am Stamme beginnt, und späterhin erst an den Zweigen sichtbar ist, hat zwar ihre Richtig- 360 keit; allein dadurch ist nicht zugleich, wie \Val- ker glaubt, bewiesen, dafs der Saft in einer glei- eben, ununterbrochenen Richtung von den Wur- zein zu den Zweigen aufsteige, und gar keine an- dere Bewegurg habe. Aus den Beobachtungen von Walker geht nur ebenso, wie aus denen aller übrigen Beobachter hervor, dafs bei den meisten unsrer im Frübling thränenden Bäume die Hauptrichtung der Bewegung des Saftes eine aufsteigende sey, wogegen ebenso bewiesen ist, dafs gleichzeitig derselbe Saft, wenn gleich mit geringerer Kraft, sich niedersteigend bewege, welches sogar in der Birke yon Walker selbst beobachtet worden (l. c. p. 23. Here as it was found in many other cases ıhe force of the sap ascending at the under section of tbe branch was greatly superior to its force in descending at the upper section). Hierin ist aber auch eine Ver- schiedenheit im Anfange, in der Mitte und am Ende der Thränenzeit, Die absteigende Richtung der Bewegung ist geringe im Anfang der 'I'hrä- nenzeit; aber in der Mitte, wenn die Safımafse sehr grofs ist, so dafs der ganze Baum davon strotat, erscheint das Ganze in einer solchen Schnelligkeit der Bewegung und Spannung, dals nun die absteigende und zur Seite gehende Rich- tung der Bewegung stärker als im Anfang er- scheint. Aber alles dessenungeachtet ist die Hauptrichtung immer eine aufsteigende, so dafs man allerdings sagen kann, dafs die Safımalse mn. 561 sich in einem Zustande aufsteigender Bewegung befinde. Diese auf- und alsteigende Richtung geht auch nicht ununterbrochen von der Wurzel zu den Ziveigspitzen fort, sondern erscheint auch zugleich unabhängig in jedem einzelnen Zweiggliede, wie die Beobachtungen von dem Thränen desjenigen Theils einor \Veinrebe zeigen, welchen man im Winter von einem im Freien stehenden Stamm in ein Treibhaus leitet, während der in der Kälte belindliche Stamm nicht tbränt. Auch kann die angegebene Richtung sich umkehren, und die Rich- tung der Bewegung des rohen Safıes vorzugs- weise absteigend werden, während die aufsteigende untergeordnet ist, wie die Beobachtungen des '['hrä- nens einer im Herbst abgehauenen Birke bewei- sen, bei welcher die Zweige die Feuchtigkeit der Luft einsaugen und gegen das Wurzelende des Stammes hinführen. Ganz derselbe Fall tritt ein bei dem Umkehren der Bäume oder abgeschnit- tener Baumzweige, welche man als Stecklinge mit dem oberen Ende in die Erde steckt, wie diefs bei Weiden und Pappeln leicht zu beobachten ist, Seitenbewegung des Holzsaftes, Viele Erschei- nungen machen es deutlich, dals die Zweige und Wurzein verschiedener Seiten eines Baumes sich dergestalt correspondiren, dafs der von den Wur- zeln eingesogene Saft nach der Richtung der Ge- fälse in die Höhe zu den Zweigen steigt, wohin die Gefülse führen, ohne dafs durch eine Seiten- bewegung eine Vertheilung und Vermischung des 362 Saftes aller Wurzeln in dem Stamm statt fände. Die Gefälse verzweizen sich nicht, wie die thie- rischen, sondern legen sich blofs in Bündeln zu- sammen, so jedoch dafs sie durch ihre Artikula- tionen anastomosiren. Einem grolsen Zweige ei- ner Seite entspricht in der llegel eine grolse Wur- zel derselben Seite und umgekehrt. Hat man ei- nen Baum, dessen Wurzeln auf einer Seite in be- erbeiteter, gedüngter Erde, und die andern in un- fruchtbaren Rasen stehen, so treiben die Wurzeln und die Zweige dieser in bearbeiteter Erde ste- henden Seite weit mehr, als die der andern. Man erhlärt sich diefs aus einer instinktmälsigen Ver- breitung der Wurzeln, welche von dem besseren Boden hingezogen werden. Allein es kömmt daher, dafs weit mehr Nahrung eingesogen und den correspondirenden Zweigen zugeführt wird; diese wachsen schneller, und durch den in rei« cherem Maafse den Wurzeln wieder zugeführten Saft vergröfsern sich diese sympathisch, erst als Folge der Vegetation in den Zweigen, nicht ur- sprünglich. Haut man eine grofse Wurzel, wel- cher ein grolser Zweig correspondirt, ab, so bleibt der Zweig im Wachsthum von dieser Zeit an zurück, welches alles auch damit wohl überein- stimnt, dafs die verschiedenen äusseren 'L’heile ci- nes Baumes ein äusseres Verhältni[s zu einander haben, keine nothwendige innere Beziebung. Aber man hat Versuche gemacht, um zu zeigen, dafs es eine Seitenbewegung des Saftes im Holze gebe, 503 und derselbe keinesweges immer gerade in die liöhe, sondern in jeder Richtung zur Seite und abwärts gehen könne. Duhamel ablactirte eino junge Ulme an die Zweige einer andern zur Seite stehenden, und nachdem alles wohl angewachsen war, wurde der Stamm der jungen Ulme über der Wurzel abgeschnitten, aber dessenungeachtet ve- getirte er durch die zusammengewachsenen Zweige mit den zur Seite stehenden fort (Duhamel |, c. pag. 240.). Stecht man eine Pflanze mit ihrer längsten Wurzelspitze so in Wasser, dals die übrigen in der Luft hängen, sa fahren diese eine Zeit lang fort, nieder zu wachsen, wenn sie feucht er- halten werden. Hier bewegt sich aber blofs der Saft in der Rinde abwärts. In der Regel treibt die Haospe an der Spi- tze eines Zweiges mehr als die Seitenknospen ; wenn man aber den Zweig niederbeugt, so treibt die auf dem Bogen oben sitzende Seitenknospe mehr als die Endknospe, und also soll eine Sei- tenableitung des Saftes von der geraden Richtung hier statt finden. Dubamel und Hales machten aber noch andere directe Versuche. Sie kerbten nämlich einen Baum von mehrern Seiten ein, so dals also alle gerade aufsteigenden Gefälse durchschnitten zu seyn schienen, oder sie kerbten ihn nur halb, so dafs die Hälfte durchschnitten war. Dessen. ungeachtet gieng der Saft von der Wurzel bis 3064 in die Spitze des Baumes, und er trieb, wie alle anderen (Iuhamel }. c. a. p. 233.). Wahrschein- lich waren es windschiefe mit gedrehten \Yindun- gen der Gefälse versehene Bäume, deren Gefäls- zusammenhang durch die Seitenschnitie keineswe- ges getrennt gewesen ist, wenigstens haben die genannten Beobachter nicht erwähnt, dafs ein ge- rader Gefälsrerlauf vorhanden war. J,euwen- hoeck nahm zur Erklärung dieses Phänomens eine Bewegung durch die Markstrablen, welche er Vasa horizontalia nennt, an, die aber keine Flüfsigkeiten fortleiten, denn wenn man junge Zweigen mit geraden Gefälsen so einkerbt, so sterben sie ab. Macht man unter einem vom Stamme abgehenden Ast einen kleinen Kerb, so durchschneidet man selten alle vom Stamm aus in ibn verlaufenden Gefäfse, besonders wenn er älter ist, und sind sie wirklich durchschnitten, so leidet der Ast sehr oder geht aus. \Vo es wirk- lich eine Seitenbewegung giebt, da entsteht. diese blofs allmählig durch die netzförmige Anastomose der Gefäfse, wie in den übrigen Fällen beim Ab- laktiren; aber eine Seitenbewegung durch die Markstrahlen existirt nicht, U. Correspondenz. (Blumenausstellung in Wien, Siebers Samm- lungen.) Mein gegenwärtiger Aufenthalt in Wien hat mir Gelegenheit gegeben, der den ı8. Mai ı2 3065 Uhr, unter der Anwesenheit des allerhöchsten Huiserhauses und anderer hohen Herrschaften, be-. gonnenen Blumenausstellung beizuwohnen, Ich habe daher die Ebre, Ihnen das so eben fertig gewordene Verzeichnils zur Ansicht zu über- senden, und füge nur einiges Bemerkenswerthe hinzu. — Die Preisvertheilung geschah durch die Gensoren Bar. Jacquin, Dr. Pohl, Zahl. bruckner, Bredemeyer, Schott, Sie finden bierüber ausfübrlicbe Nachricht in der Wiener Zeitung Nr. 113 — 114. (19. Mai.) Am schönsten standen im Allgemeinen die Eri- ca-Arten, und ein flüchtiger Blick auf den Inhalt des Verzeichnifses wird Sie überzeugen, dafs dem Urn. Baron v. Hügel alle Auszeichnung, in Be- treff der schönen und seltenen Gewächse, die er in so grofser Anzahl aufstellte, gebührt, es darf Sie daher such nicht wundern, dafs er unter sechs Preisen — 3 erbalten hat! — Gebrönt wurden: Mit dem ersten Preise, bestehend in Barnksia speciosa, zuerkannt der Alstroemeria affınis Nro. 492, aus dem kaiserl. königl. Hof- Pflanzengarten in Schönbrunn. Accessit: Dryandra pteridifolia; Banksia dıy- androides, und Chorizema Henchmanni; sämmtlich aus dem Garten des Freiherrn y. Hügel. Mit dem zweiten Preise, bestehend in drei Camellien, zuerkannt der Erica eylindrica, aus dem ‘Garten des Freiberrn vr. Hügel. Accessit: Dryandra floribunda, aus dem Gar- ‘ 366 ten Sr. k.k. Hoheit des Erzherzogs Anton, und Beconia semperflorens Nro. 483, aus dem Garten des Freiberrn v. Löhr. Mit dem dritten Preise, bestehend in drei Erythrinen; von dieser Art ward keine Pflanze als preiswürdig erkannt, und wurde dem Accessit des vorigen Preises, und zwar der Erica Irans- lucens Nro. 61, aus dem Garten des Freiherrn v. lIügel, zuerkannt. Mit dem vierten Preise, bestehend in zwölf Georginen, zuerkannt der Collinsia grandiflora Nr. 163, aus dem Garten des Freih. r. Hügel). Accessit: Geum coccineum majus, aus dem Garten des Freiberrn v. Hügel. Mit dem fünften Preise, bestehend in sechs Telargonien, zuerkannt 4. den blendlingen Nro. 610 — 621 aus dem Garten des Hrn. Mayer, und B. Pelargonium Phymatantkus elatum, aus dem Garten des Freiherrn v. Hügel, Accessit: Pelargonium primalum, aus dem Garten des Hrn. Held, Mit dem sechsten Preise, bestehend in sechs Azaleen, zuerkannt der Azalea indica phoenicea, aus dem Garten des Freyherrn von Hügel. Accessit: Azalca hybrida ornala, aus eben- demselben Garten. Geldpreise erbielten: I. Preis: zuerkannt der Rosa hybrida borbo- nia, aus dem Garten des Freiherrn v. Prönay in Hetzendorf (wird zurückgelegt für die nächste Blumenaussteliang). 507 Accessit: Rosa Grandvilla, Rosa Marie Louise und Kosa Thea celsii. N. Preis: für die schönste nicht gemeine einjährige Pflanze, zuerkannt der Zinnia elesans varielas coccinea, aus dem Garten des Hrn. Held, II. Preis: zuerkannt dem Bouquet Nro. 4, überbracht von IIrn,. Hofmann, von Schönbrunn. Sicber's Sammlungen sind bereits geschätzt, und werden wahrscheinlich bei: Gelegenheit der Anwesenheit der Naturforscher in Wien, versteigert werden. Eine schöne Büchersammlung findet sich auch, so wie ein grolser Vorrath von einigen hun- dert Tausend Doubletten seiner bekannten Flo. ren, — sein Herbartum mag kaum 18,000 Species enthalten — erstere sind noch in so ziemlich guten Zustande, aber in letzterem findet man nicht das was man sucht, nämlich die ausgezeichnetsten, sel- tensten und schönsten Exemplare; es scheint, Sie- ber babe keine Zeit darauf verwendet, denn auch die Ordnung, oft der Standort, und meistens der Geber, fehlt! — Der Schätzungspreis der Doub- letten ist 2000 fl, öest. Münze, des Herbarium 1000 fl, Münze, diefs wird zugleich der Ausru- fungspreis seyn! — Deose If. Kürzere Bemerkungen. Eine genaue Beobachtung der Pflanzenwelt lehrt uns, dafs wahre Gattungen ausser ihrem we- sentlichen Charakter auch noch immer durch ein oder anderes Nebenkennzeichen ausgezeichnet sind, und so hätte Luzula längst ihre Trennung von 568 Juncus durch die flachen Blätter und Sesleria von Cynesurus durch die gefärbten Achren andeuten können. Letztere sind, wenn auch nicht einzig unter den Gräsern, doch gewils merkwürdig ; je- doch häufig dem Wandel unterworfen. Schon Schrank nannte defshalb die Sesleria coerulea varia, da sie nicht selten auch mit weilslichen Aehren vorkommt. S. sphaerocephala weicht in der Farbe so sehr ab, dals man darnach sogar 2 Varietäten: spicis albidis und sp. coerulescentibus bestimmt hat; letztere sogar «ine Zeit lang mit S, tenella verwechselte, die auch, wiewohl nur selten mit spicis albidis, vielmehr decoloratis, vor- kommt. Wenn aber bei diesen beiden Arten die blaue Farbe die Hanptspecies ausmacht, so ist bei S.elongata Host. gerade der umgekehrte Fall, Diese Pflanze kommt im Spätsommer bei Triest häufig mit weifslichten Achren vor, erhielt daher auch von Wulfen den Namen Aira alba; Scopoli nannte sie der spätern Blüthezeit wegen Phleum aulumnale. Gleichwohl ist auch bei ilır die blauährige Art, wenn auch nur selten, doch ge- wifs vorhanden, und was merkwürdig ist, so blü- het diese schon’'im Vorsommer. Dr. Biasoletto entdeckte sie bei Triest im Walde von Lippizs. Auf dem monte Nanas wurde von dieser Art auch eine Form mit spicis interruptis gefunden, wie sie Schrader und M. und Koch auch von S. sphaerocephala angegeben haben. S. juncifolia und tenuifolia in Hostii Flora raustriaca sind ohne Zweifel ein und dieselbe Art, Allgemeine botanische ‚Zeitung. ( Nro. 22.) I. Original-Abhandlungen. Ueber die Gattung Francoa Cavanilles. Ein Vortrag, gehalten am Stiftungsfeste der Leip- ziger naturforschenden Gesellschaft d. ı5. Juni 1850, vom Secretär derselben, Hrn. Professor Dr. Kunze, De auch als Astronom berühmte Franzis. kaner Louis Feuillde war der erste Botaniker, welcher in seinem Journal d’observations physi- ques, mathematiques et botaniques 1714. II. t. 31. eine Art dieser Gattung unter dem Namen Llau-' panke amplissimo Sonchi folio beschrieb und abhil- dete. Es blieb aber eine lange Zeit diese Abbil. dung, wie mehrere des Verfassers noch beut zu Tage, ganz unberücksichtigt, bis Willdenow (Spec. pl. II. p. 1799.) dieselbe, jedoch mit Un. recht, zur Gattung Panke Molina’s zog und als P. sonchifolia aufnahm. Ein Jahr später (1800.) stellte Cavanilles, zuerst in den Annales de sciencias naturales und dann im Öten Bande sei- ner Icones et descript. (p. 77. t. 596.), die Gat- tung Francoa auf und beschrieb sie in einer von der Feuilldeschen verschiedenen Art: Fran- oa appendiculata; indem er jene aber als zu der- selben Gattung gehörig erklärte, und Fr. sonchi- Flora 1831. XXIL. Aa 370 folia nannte. Persoon in seiner Synopsis (I. p: 445.) wiederholte nur Cavanilles und Will- denow's Mitiheilungen. In einem längern Zeitraume blieb die Gat- tung wiederum ziemlich unerwähnt, wenigstens wurde nichts Neues darüber gesagt; denn die Vermutbung, welche Sprengel in der zwei- ten Ausgabe seiner Anleitung (p. 815.) äussert, dafs Francoa nebst Mollinedia R. et P. zu Pleu- randra Labill, gehören möchte, ist weder gegrün- det, noch sonst für die Stellung der Pflanze von Einflufs. im Jahre ı824 endlich gab Adrian v, Ja» sieu im dritten Bande der Annales des sciences naturelles {p. 392. t. 12.) eine „note sur le genre Francoa, “* in welcher die Charactere der Gattung verbessert wurden. Der Verf, führt die bereits von Feuillce erwähnte Art als F\. sonchifolia auf, stelit sie, obgleich in einer etwas abweichen- den Form dar, und unterscheidet sie g'nauer von Cavanilles F. appendiculata. Auf die Jus- sieu’sche Stellung von Francoa zu den ‚Crassu- kaceen und neben Seplas werde ich noch einmal zurückkommen, Das Neueste, was, meines Wis- sens, über unsere Gattung öffentlich gesagt wor- den ist, befindet sich in Jameson'’s Edinb. new philosophical Journ. Oct. — Dechb. 1828. p. 51 — 53) Es ist eine Abhandlung von Dayid Don über die Gattungen Columellia, Tovaria und Fran- 371 coa. Der bekannte Verfasser giebt, jedoch ohne Jussiou's Abhandlung zu kennen, eine ausführ- liche Beschreibung von den Kennzeichen der Gat- tung, fügt den beiden bekannten Arten eine drit- te, unbeschriebene hinzu, und bildet aus Francoa und Gular eine eigene Pflanzenfamilie, die er Gulacinac nennt. Sämmtliche bis jetzt angeführte Untersuchun- gen dieser, nur in Chili vorkommenden, Gewäch- se waren an getrockneten Exemplaren unternom- men, und allen frühern Beobachtern reife Früchte und Samen unbekannt geblieben. Um so er- wünschter war es, dafs unser werther Freund, Ur, Eduard Pöppig, bei seinem Aufenthalte in Chili zwei Arten dieser Gattung, von ‘denen die eine unbeschrieben ist, lebend beobachten, und über dieselben nicht nur Notizen in sein Tagebuch aufnehmen, sondern von der einen Art auch reife Samen senden konnte, Derselbe hat zu Leipzig in dem Garten unsers gechrten Mit- gliedes, Hrn. Kob, gekeimt, und niehrere Pilan- zen gegeben, von denen ich ein blühendes Exem- plar der Gesellschaft vor Augen au stellen die Ehre habe. Diese glücklichen Umstände veranlaften mich, über die Gattung im Allgemeinen, über ihre na- türliche Verwandtschaft, und über die Arten der- selben Beobachtungen anzustellen, und dieselben der Gesellschaft vorzulegen. Aa? 372 Die Gattungskennzeichen möchten folgende seyn: *®) Calyx basi ovarıo adnatus, 4 partitus (abnorm. bilaciniatus Nee", persistens. Peiala gquatuor (rar. ot casu 6 8. 4 inaormalia Nee,, imo calycı inserta, cum calrcis segmentis alterna, iisque lonziora, unguiculata, nervis basi eonnatis, superne difluse pinnatim ramosissimis, sero decidua. Stamina octo (18 Nie), cum petalis inserts, Dersistentia, quatuor calycis laciniis opposita, Taullo breviora: filamentis omnium subulatis: an- theris vacillantibus cordatis bilocularibus, longitu- dinaliter extrorsum dehiscentibus,, polline farina- Ceo e granulis sphaericis. Glandulae nectariferae (stammfna sterilia aucter.) octo (1arius ı0, Nle) ante stamina inseriae et cum tis alternantes, oblongae, compressae, apice plus ‚minus obtuso s. retusg. Ovarium semisuperum, obtuse tetragonum, enlcis quatuor, septis oppositis, exaratum, apice quadrilobum, quadriloculare, loculis multiovulatis, oyulis angulo interiori (columellae centrali) bi- seristim adnexis. Stylus brevissimus s. nullus, Stigma profunde quadrilobum (rarius 5 — 6 lo- bum, lobo uno alterove iterum diviso in planta culta) lobis septis oppositis. *) Ich gebe sie hier, der Kürze wegen, in lateinischer Sprache, 375 Capsula obtuse tetragona apice quadroba (s. Carpella 4. connexa) quadrilocularis, quadrivalvis, valris apice dehiscentibus, medio septiferis, poly- spermis, placentis lateri valvaram interiori (s. columellae obsoletae) adnatis. Semina scohifur- mis, oblonga, curvata, tuberculato- rugosa, testa (arillo?) sulcata. FPerispersnium farinseeum. Em- bryo — ? Cotyledones — ? Herbae (Chilenses) perennes, birsutae, Fola in basi caulis collecta, Iyrato - pinnatifida, reticu- latim venosa, glanduloso-dentata, KZlores in scapa subdiyiso racemoso - spicati. Pedicelli unillori, basi bractea persisteute sutiulti, Dis jetzt sind mir vier Arten dieser Gattung bekannt geworden: 1. F. appendiculata Cav.: acaulis, foliis pe- tiolatis, racemis lasis secundis, calycis laciniis lanceolatis acutis ; lobis stigmatis ovalıbus, Cavanilles Icon. FI. p. TT. t. 596, Auf der Insel Chiloe, Vorgebirge San Carlos; ferner zu Talcalıuano und Cequimbo in Chile; von Ludwig Nee entdeckt. Blübt im Februar, Die Blüthen blafs rosenrotb, mit dunkleren: Flecke am Grunde der Blumenblätter. Scheint der folgenden Art sehr verwandt; vorzüglich aber durch den Mangel des Stengels, gestielte Blätter, und durch schlafle einseitige Trauben verschieden zu seyn. 2, F. souchifolia Cav, Juss.: caulescens, foliis 374 sessilibus, racemo spicato natante; oalycis laciniis lanceolatis acutis trinervibus; lobis stigmatis obo- vatis, basi Ccuneatis. Jussieu Annal. des sciences nalurelles III, p- 192. &. 12. Cavanilles ]. |, obserratio.— Panke sonchifolia Willd. spec. pl. IL p. 497. — Llaupanke amplissimo Sonchi folio Feuillce Journ. Il, p- 742, 43. 0. AXXI. In Chile, Feuillde und Eschacholtz.— In Wäldern und auf Felsen bei T'alcahuano häufig — Pöppig. Blübt in ihrem Vaterlande im April, mit blals- purpurfarbenen Blüthen und dunklern Adern (Saft- mälern). 3. F. rupestris Poeppig msc.: caulescens (suf- fruticosa Vocp.), foliis sessilibus, racemis strictis; calycis laciuiis ovatis acuminatis trinervibus, lobis sligmatis Cuncatis. Pöppig Disrium msc. I. Nr. 22. Coll. pl, Chilens, exsicc. I. Nr. 127. In Chile, selten an jähen Abbängen bei Val- paraiso „Quchrada verde.* Im April entwickelt diese Art ihre milchweilsen Blüthen. Die stark behaarte Pflanze hat nur fünflap- pige Blätter mit schr grolsem Endisppen, und ist sehr ausgezeichnet. 4. F. ramosa Don: caulescens ramosa, foliis petiolatis, racemo spicato erecto, calycis laciniis lanceolatis obtusis enervibus, lobis stigmatis Cu- nesto - Lilobis, 375 Don in Edinburgh new philos. Journal, by Jameson, Octob. — Desbr. 1828. p. 52. In Chile bei San Jago von Caldcleugh entdeckt und in Lambert's Herbarium befindlich. Der Stengel 3 Fufs hoch, ästig. Blütben klein, zablreich. So viel ist mir bis jetzt über die Arten von Irancoa im \WVesentlichen bekannt geworden, Die Stellung der Gattung sowohl im Sexual- system als in der natürlichen Anordnung betref- fend: so gehört sie nach jenem in die vierte Ordnung der achten Klasse. Ueber die Familie, zu welcher Francoa en stellen ist, war man bisher in Zweifel. Mehrere glaubten die Gattung unter Jie Familien mit by- pogynischer Insertion der Staubfäden bringen zu müfsen. Sprengel zieht sie, obgleich zweifel- baft, sogar zu den Fioleen. Aber Jussieu be- merkte zuerst, dafs die Staubfäden dem Helche, und zwar etwas über der Basis, aufgewachsen sind, und ich kann diefs nach Untersuchung Jer frischen Pilanze nur bestätigen; auch hinzufügen, dafs der Kelch am Grunde mit dem Frachilno- ten und dem Torus verwachsen ist. — Gestützt auf seine Beobachtungen bringt Jussieu die Pflanze zu den Crassuleen und glaubt sie nebeu Septas stellen zu mülsen. — Reichenbach (Consp. regni veget. I p. 158.) ordnet sie zwei. felhafı mit Goodallia Bowd. und Cephalotus Labill, zu der Abtheilung Sedeae der Crassulaceen, — De: 316 Candolle aber scheint über die Stellung von Francoa anderer Meinung zu seyn; wenigstens fehlt die Gattung in den bis jetzt erschienenen Bänden seines Prodromus. —*) Don, weniger genau beobachtend als Jussicu, glaubt, dafs die Gattung zu keiner der bis jetzt aufgestellten Fa- milien zu bringen sey. Er hält sie für mehr ver- wandt mit Galar L., und sieht sich veranlafst, Ga- lax und Francoa zu einer neuen Familie zu ver- einigen, die er Galacinae nennt. Sie scheint mir, wie eine Menge neuerlich anfgestellter Familien, unhaltber zu seyn, indem die kleine nordameri- kanische Galax aphylia L., mit in eine Röhre verwachsenen, auch hypogynischen Staubfäden, und einfächrigen, horizontal sich öffnenden Staub- beuteln versehen, wohl von den Ericeen nicht zu trennen seyn möchte. **) In Bezug auf Francoa bin ich aber der Mei» nung Jussieu's, dafs sie zur Zeit noch ganz zweckmäfsig zu den Crassulaceen gestellt werden könne, mit denen sie durch Folgendes übcrein- stimmt : durch halbuntern Kelch mit bestimmten, tiefen Abschnitten, durch die mit den letztern der Zahl nach übereinstimmenden, aber abwech- selnd gestellten, dem Grunde des Kelchs einge- *) Bartling ord. natur. pl. p. 428. stellt Prancoa noch unter die Gattungen incertae sedis und in Fuhlrotts Schrift habe ich die Gattung vergeblich gesucht. Spätere Anmerkung. **) Auch Bartling a.a, O. p. #0. stellt sie dahin. 377 fügten Blumenblätter, durch Staubfäden von dop- pelt so grofser Zahl, als Blumenblätter, und gleich- artiger Insertion, mit ebenfalls pfriemenförmigen Tragern, durch die mit den Staubfäden wechsela- den Nektardrüsen, so wie durch Kapseln, welche in eben so viele zweiklappige Fächer oder Theile, els Kelch und Kerze zeigen, zerfallen. Auch viele, am Innenrande der Klappen an eine, im Fruchtknoten, (wenn auch undeutlich vorhandene, in der reifen Frucht fast verschwindende) Axe befestigte Samen kommen mit den Crassulaceen überein. Bei den ächten Pflanzen der letztge- nannten Familie sind nun zwar mehrere freie Ovarien vorhanden, deren jedes mit Griffel und Narbe versehen ist, und es steht vor jedem nur eine Nektardrüse. Allein die Verbindung der Fächer in der Kapsel von Francoa ist nur eine lose *) und die Trennung geht in der reifen Frucht von oben bis zur Hälfte. Uebrigens deu- tet die tiefe Theilung der Narbe bei Francoa in vier Lappen auch schon hinreichend auf eine Verwachsung von vier gesonderten Fruchiknoten hin, und nur, weil der Griffel beinahe fehlt, mufste die Trennung undeutlich werden. Uebrigens fin- det Lei zwei anomalen, aber doch auch von De- Candolle zu den Crassulaceen gestellten, Gat- tungen, Diamorpha Nuit. und Penthorum L., eine *%) Nee beobachtete sogar cin Exemplar, wo cin Fach der Kapsel ganz frei, die drei andern aber verwach- sen waren, 378 Verwachsung der Oyarien am Grunde statt. — Es bliebe sonach nur die doppelte Zahl der Nek- tardrüsen, welcbe mit den Crassulaceen, wie sio jetzt umgränzt sind, nicht übereinstimmt. Dieser Umstand ist aber, wie jeder Kundige leicht ein- sehen wird, nicht bedeutend genug, um F'rancoa von den Crassulaceen zu trennen, Die dicken, fast safligen Bläuer gesellen Francoa, auch dem Aeussero nach, zu der genannten Familie. Den snomalen Gattungen derselben, Diamorpha und Penthorum, denen ich eine nahe verwandte noch unbeschriebene chilesische Pflanze (mein Tetra- plasium petiolare) später hinzufügen werde, möchte Francoa unbedenklich snzureihen seyn. Die den Crassulaceen zukommende successive Entwickelung der Blülhen vom Nittelpunkte der Infloreszenz aus, so dals also ie obersten Blüthen sich zuerst öff- zen, zeigt weder Francoa nooh Tetraplasium. Bei Penthorum findet ein gleiches Verbältnils statt; Diamorpha habe ich nicht untersuchen können, Ob es passend sey, Francoa mit den erwähnten Gattungen von den Crassulaceen abzusondern, wird die Folgezeit lehren, N. Correspondenz. (Ueber botanische Anslallen in Wien.) Ihrem Wunsche gemäfs babe ich die Ehre, Ihnen in der Anlage einige botanische Notizen über \Vien mitzutheilen, wohin ich gegen Ende des verflossenen Jalıres durch einen Unglücksfall, der mich zu betreifen drohte, geführt wurde. Er- 329 warten Sie von mir keinen ausführlichen Bericht, denn meine Verhältuifse gestatteten mir nur we- nig Zeit auf unsere liebe Botanik verwenden zu können. Das Wenige, welches ich Ihnen mitthei- len kann, wird jedoch vielleicht Manchem einen leichten Vorgeschmack von dem geben, was ihn bei der nächsten Versammlung der Naturforscher und Acrzte in Wien erwartet, und gewils mehrere von dem lächerlichen Vorurtbeile abbringen, wel- ches unter den Gelehrten des nördlichen und west- lichen Deutschlands in Bezug auf Wien eben nicht sclten angetroffen wird. Die Versammlung, welche vielfältigen Aeusserungen zu Folge sehr zablreich besucht werden wird, wird sich überzeugen, dafs Wien sich auch in natarhistorischer Hinsicht an die Seite der ersten Städte Europa's stellen kann, dafs es äusserst ausgedehnte und reiche Anstalten und Sammlungen besitzt, die blofs darum wenig bekannt sind, weil wenig über dieselben geschrie- ben, weil wenig von den Schätzen derselben be- kannt gemacht wurde, und weil der Zutritt zu denselben den Inländern nicht hinlänglich er- leichtert war. Fine besondere Begünstigung in letzterer Hin- sicht wird jedoch, wie ich von mehreren Seiten hörte, für die künftige Versammlung statt haben; die kaiserliche Regierung soll nämlich gesonnen seyn, derselben mit aller möglichen Liberalität Vorschub zu leisten, und auch hieria mit den He- Sierungen anderer Länder zu wetteifern, man wird 380 den Anwesenden Alles öffnen lafsen, was für sio Interesse oder Genufs bringen kann, und Wica wird gewifs viele auch durch andere Beitze fes- seln, als durch jene der anziehendsten J.age und des frohen Lebensgenusses, in welchen beiden es den meisten Haupistädten Europa’s den Hang streitig macht. Eines meiner ersten Geschäfte, als Bayer sowohl wie als Botaniker, liefs ich sogleich nach meiner Ankunft in VWVien dieses seyn, dafs ich Sr. Excel- lenz dem Hrn. Grafen de Bray aufwartete, um ihm meine innigste Verehrung zu bezeugen. Er em- pfieng mich mit jener Güte, welche ihn so sehr auszeichnet, und hatte die Gnade, mich auf das aufmerksam zu machen, was in botanischer Hin- sicht von besonderem Interesse für mich seyn würde. Niemand konnte diefs auch besser als er, denn er steht in Berührung mit allen ausgezeich- neten Botanikern und Pflanzenliebbabern \WViens; beide vercehren ihn aufs höchste, und vermehren dadurch nur. den Stolz, mit welchem wir bayeri- sche Botaniker ihn zu den unseren zählen, und ihn als den Präsidenten der königl. botanischen Gesellschaft zu Tiegensburg ehren. Er wird es nicht verschmähen, die Huldigung meines innig- sten Dankes zu genehmigen, welchen ich ibm durch das Organ eines Institutes darzubringen die Ehre habe, dessen Werth so allgemein anerkannt ist, und dessen Gründung zum Theile mit zu sei- nen Schöpfungen gehört. 581 Ich will nun versuchen, Ihnen eine leichte Skizze der botanischen Anstalten Wiens zu ge- ben, und hierbei mit jenen beginnen, wel- che zum Unterrichte bestimmt sind. An der Spitze von diesen steht der kaiserl, botanische Universitäts- Garten am Rennweg, dessen Leitung dem Freiherrn von Jacquin übertragen ist, ei- nem Nanne, dessen Name zu tief in die Annalen der Botanik verwebt ist, als dafs ich versuchen dürfte, etwas zu dessen Verherrlichung zu sagen. Ich will mich daber lieber darauf beschränken, in dem edien Freiherrn den Menschen zu betrach- ten. Sie werden an ihm einen sehr angenehmen, einnehmenden und gelälligen Mann finden, und sich also gleich überzeugen, dals die Wahl dessel- ben zum Präsidenten der nächsten Versammlung nicht besser hätte getroffen werden können, um so mehr, da er in dem erwäblten Secretair, dem berühmten Astronomen, Hrn. Director Littrow, einen Gebülfen hat, den gewils jedes Mitglied in jeder Hinsicht unerreichbar finden wird. Die Ver- hältnisse des Hrn. Daron machen es ihm möglich, auf die angenehmste \Veise vielen zur Belebung der Wissenschaft beizutragen; er versammelt näm- lich alle Mittwoche mit der gröfsten Liberalität seine Freunde und die Gelehrten Wiens sowohl, als die anwesenden Fremden, in zwanglosen Zir- keln um sich, welche besonders dem Fremden sebr willkommen sind, da er hier so viele Männer vereint findet, deren Bekanntschaft er zu machen 382 wünscht. Sie finden bei demselben auf einem ei- genen Tischcben das Neueste der Literatur der gesammten Naturwissenschaft, und erhalten dadurch leicht einen Begriff von der Kosibarkeit und dem Reichtbum der Bibliothek des Freiberrn. Ich fand hier zu meinem Erstaunen periodische Schriften, wie das Botanical Magazine und das Botanical Re- gister in deren nenesten Nummern und schneller, als ich sie auf mancher königl. Biblioıhek schen konte. Wollen Sie den edlen Freiberrn in seinem Wirkungskreise im botanischen Garten aufsuchen, s0 trefien Sie ihn fast täglich von ıa bis 2 Uhr in demselben. Ehe ich nun auf den botanischen Garten selbst übergehe, sey es mir erlaubt, auch öffentlich die Gefühle des Dankes zu äussern, zu welchem mich die zuvorkommende Güte des Hrn. Baron verpflichtet. Den botan. Garten, welchen ich vor ı2 Jah- ren, wo der den Botanikern rübmlich bekannte Garten-Inspector Schott noch lebte, oft besuch- te, fand ich nun seit dieser Zeit bedeutend ver- ändert. Sein früher ziemlich beschränkter Umfang erbielt seit einigen Jahren eine Erweiterung von 6 österr. Joch, so dafs er jetzt zu den grölseren botan. Gärten Europa’s gehört. Die Lage dieses neuen grolsen Fleckes ist ziemlich gut, nur ge- bricht es ihm an Wasser, so dafs er in heilsen Jab- ren etwas durch Trockenheit za leiden haben mag. Dieser Platz ist zwar dem botan. Garten nicht definitiv überlalsen worden, allein bei der grolsen 383 x Vorliebe, welche der gegenwärtige Kaiser und der Tbronerbe für Pflanzenkultur haben, ist nicht zu befürchten, dafs er ihm wieder entzogen werden wird. Jedoch nicht blofs der Raum hat sich ver- gröfsert, sondern auch der Etat des Gartens, wel- cher gegenwärtig, wenn ich nicht irre, für beide Theile 5000 fl. C.M. jährlich beträgt. Da bei mei- nem Besuche des Gartens tiefer Schnee die Beete deckte, so kann ich über den Zustand der Gewächse im freien Lande nichts sagen, jedoch scheinen sie in guter Ordnung gebalten zu seyn; auch sind sie sämmtlich mit ihren Namen verschen. In dem äl- teren T'heile des Gartens finden Sie am Ende des- selben an der Mauer eine kleine Anlage für Alpen- Pflanzen, welche hier, durch die Mauer und durch Bäume gegen beftigere Sonnenstrablen geschützt, auch ohne Umgebung von Steintrümmera ziemlich gut gedeihen sollen. Das Arboretum des Gartens ist sehr reich, sowohl an Zabl der Arten als an Schön. beit der Exemplare; es erfreut sich aber auch ganz besonderer Vorliebe des Iirn. Baron v. Jacquin, Die Gewächshäuser sind das Einzige, was an die- sem Garten in seinem alten Zustande geblieben, und was einer Erweiterung und Vervollkommnung sebr dringend bedürfte, um dem Reichthum an Pflanzen und den Forderungen der Zeit zu ent- sprechen, Wie ich hörte, ist auch bereits eine bedeutende Ausdehnung und Verbesserung der. selben im Autrage. Das Seminarium des Gartens enthält einen sehr reichen und gut geordneten 384 Vorratb.— An dem jetzigen Garten - Inspector, Hrn. Diffenbach, werden Sie einen sehr emsi- gen und änsserst gelälligen Mann finden, dem jede Pilanze lieb und interessant ist, und der daber den Standort einer jeden genau kennt. Er hält in den Monaten August und September auch an der Universität ausserordentliche J’orlesungen über die Kenntnifs efsbarer Schwämme, dann gifliger Schwämme und Pflanzen. — Meiner Gewohnbeit gemäfs, mir aus jedem Garten, in welchen ich komme, mit Erlaubnils des Vorstandes ein An- denken zu verschaffen, legte ich auch hier einige Pflanzen ein, welche ich Hrn. Diffenbach ver- danke, und unter welchen sich eine neue süö- amerikanische Iresine befindet, die er mir Iresine nervosa nannte, Ich konnte sie bisher noch nicht untersuchen. (Fortsetzung folgt.) Il. Kürzere Bemerkungen. Veber das Vorkommen von Scabiosa alpina, deren falsche Standorte in den älteren Floren bereits $. 288 zur Sprache gebracht worden, sagt nun gar DeCandolle: „in Alpibus Eu- Topse et in Graeciae monte Athone.* Dagegen finden sich in der neuen deutschen Flora von Reichenbach, in welcher überhaupt die rich- tige und genaue Angabe der Standorte mehr als in allen bisherigen Fioren berücksichtigt ist, nur Standorte in der westlichen Schweiz und Piemont angegeben. Allzemcine botanische Zeitung. ( Nro. 23. ) I. Original. Abhandlungen, Ueler Carex Ikochiana; von Hrn. Apotheker HIornung in Aschersleben, Diese Pflanze ist zwar nach von mir mit. getheilten Exemplaren von Hrn. Hofr. Reichen- bach und dann vor® Hrn. Dircetor Hoppe als selbstständige Art und neuer Beitrag zur deut- schen Flora aufgenommen worden, bedarf aber dessen ungeachtet noch einer genauern Beleuch- tung, die ich hier versuchen will. So verschieden sie auch in ihren Endformen von Carex paludosa Good. erscheiut, so nähern sich diese Endformen doch so durch Zwischen. glieder, wie Schkuhr schon sehr richtig bei C. paludesa bemerkt hat, dafs verschiedene Aehren desselben Halmes bald mehr zu dieser, bald mehr zu jener gehören. Candolle unterscheidet C. Kochiana vom C. palulosa durch nur zwei männ- liche Aehren und durch die spitzen Spelzen von diesen, durch die schlankern längern weiblichen Achren, deren untere Spelzen sich in eine lang- gezogene sägezähnige Spitze verlängern, und durch eilanzettliche (ovales-lanceolts) und nicht zuge. rundete Früchte. Die Früchte der €. paludosa nennt er dagegen in der Beschreibung länglich- Flora 1851. INT. Bb . 386 eirund (orvales - oblonges). Ungeführ dieselben Unterschiede giebt auch Reichenbach in Möfs- lers Handbuche an, und sagt zugleich, dals der Schnabel kurz und krumm, wie bei C. flura sey. Letzteres wäre sehr interessant, wenn es wirklich statt fünde, aber leider kann ich es nicht bestäti- gen; denn obschon ich dasselbe auch an meiner HKoburger Pflanze recht deutlich sche, so muls ich doch gestehen, dafs es nur etwas ganz Zufäl- liges ist, indem nur die seitenständigen, zu schwaoh geprefsten und zusammenßeschrumpften Früchte diesen krummen Schnabel zeigen, was man gleich erkennt, sobald man eine dieser krummgeschna- belten Früchte aus der Aehre herausnimmt; die mittleren schärfer geprelsten finde ich dagegen alle rcgelmälsig und geradschnabelig. Auch die mehr zugerundele oder zugespitzte Frucht giebt kein sicheres Merkmal ab, denn sie ist nichts Bestän- diges, sondern durchlauft alle Zwischenformen; zufällig bietet gerade die Hoburger C. Kiochiuna eifürmige etwas zugerundete und die häufige C. paludoss oft lanzettliche in cine Spitze auslau- fende Früchte; gedrungen finde ich übrigens die- selben an der einen nicht mehr als an der an- dern. Der einzige leicht in die Augen fallende Unterschied bleibt die langgezogene sägezähnige Spitze der untern weiblichen Spelzen, welche sich zuweilen 2 — 4 Linien lang grün und blatt- artig verlängern, und der Pflanze ein eigenthüm- liches Ansehn geben; aber die Entwickelungs- 587 periode ändert dieses gar schr, denn was im ja- gendlicben Zustande eine sehr ausgezeichnete C, fischiana schien, erscheint bei der Fruchtreife, wo die Früchte die Spelzen an Breite, und zu- weilen auch an Länge überwachsen, und die nun zusammengeschrumpfte Spitze wenig mehr in dio Augen fällt, als eine gewöhnliche C. paludosa, Die obern Spelzen verliehren übrigens die ge- zühnte Granne immer mehr, und erscheinen fast stets blofs spitzig und ganzrandig. Welchen auf- fallenden Veränderungen diese Spelzen übrigens unterworfen sind, zeigt mir vorzüglich cin Exem- plar, welches fast lauter verkehrt herzfürmige ge- grannte Spelzen trägt, denen nur wenige nor-, male Janzettliche untermischt sind. Die Form und Zahl der Achren ist höchst wandelbar und eben so auch ihre Stellung; sie sind hald aufrecht, bald überhangend, von ı — 6, und eben so häu- fen sich die männlichen Achren von 1 —4 und 5 an, ohne dafs man einen Unterschied hieraus ableiten könnte, Dieses ist das Resultat der Untersuchung sehr vieler Exemplare der verschiedenen Formen in allen Entwickelungsperioden, und ich zweifle nicht, dafs sich dieses aller Orten, wo C. paludosa vor- kommt, bestätigen wird, da ich sie noch, wo ich sie beachtete, beide bemerkte. Als eigenthün- liche Art kann demnach C. Fiochiana nicht be- trachtet werden, als Form aber möchte unter al- len wandelbaren Meıkmalen das der verlängerten bb2 388 sägezähnigen Spelze als das auffällendste den Vorzug verdienen und sie am zweckmäfsigsten bezeichnet werden als: + C. Fiochiana glumis foem. spicul. inferio- ribus in aristam serratamı productis. Der Annahme unseres hochgeschätzten Weihe, dafs wir keine Varietäten von den Riedzräsern, sondern nur Arten hätten, kann ich nicht füglich beitreten; im Gegentheil bin ich überzeugt, dafs wir noch bei weitem zuviel werth - und haltlose Arten in unsern Werken aufführen, welche ge- hörig zu würdigen mir verdienstlich erscheint. — : Von C. paludosa und Kochiana habe ich Ilrn. Director Hoppe jetzt Exemplare vorgelegt und würde mich freuen, wenn er seine Ansicht, als die eines schr genauen und erfahrnen Kenners der Gräser, hier anreibken wollte, N.$S. In Gaudins Flora belvetica finde ich C. Kochiana schon als Varietät bei C. paludosa untergebracht. Nachschrift von Hoppe. Wenn zwar in unsern Tagen der Gewinn, welcher der Wissenschaft durch Erspähung einer neuen Pflanzenart zufliefst, wunerbeblich seyn mag, da die Species nicht mehr das Ziel der böhern Botanik sind, so möchte doch nicht in Abrede zu stellen seyn, dafs die endliche Berich- tigung einer vielbesprochenen Pflanzenart auch um so mehr dankbare Anerkennung verdiene, als 580 dadurch wieder ein Schritt der Wahrheit näher gewonnen wird, In dieser Voraussetzung wage ich cs, obigen Bemerkungen des Hrn. Apotheker Hornung noch folgendes anzufügen: Der erste, welcher auf die Verschiedenheit der Formen von C. paltdlosa aufmerksam machte, scheint Delavigne gewesen zu seyn, der be- kanntlich in Hoffmanns botanischem Taschen. buche auf das Jahr ı80. die deutschen Carices be= arbeitet hat. Er sagt nämlich daselbst p. 240: „in exemplaribus (C. paludosse) in Germania scptentrionali lectis deprebenduntur sıuamae flos- culorum focmincorum semper evatae longeque mu- eronatae (i. €. aristatac), in illis vero, quae in Ielveia vel in Austria leguntur, ovatae vix mu- Cronatae observantur, inde differunt inter se figurae Schkahrii et fig, Hostii." Diesem zufolge müfsen wir annehmen, die norddeutsche Tflanze, oder die Schkuhrische Abbildung sey Carcx Kiochiana, die Wostische, die ich nicht vergleichen kann, aber die ächte €. paludosa, Wollten wir nun diese beiden Formen als ächte Arten annehmen, so stünden uns ausser den Autoritäten von DeCandolle und Reichen. bach auch noch die von Bönningbausen und Roth zur Seite. Letzterer charactertsirt scine €. spadicea „‚glumis femineis angustioribus in mu- eronem aristacformem scabrum longioren pro- j Bin) duetis,“ und setzt dadurch ausser Zweifel, dafs diese €. spadicea mit unsrer C. Ftochiana ein und dieselbe Pflanze sey. Burch so wichtige Gewährsmänner ist indessen die Selbst-tändigkeit beider P’flanzen noch keines- wegs gesichert, indem die angegebnen Charactere nech Urn. Hornung dem Wandel schr unter- worfen sind. Um jedoch die Acten hierüber voll- ständig schliefsen zu können, möchte nochmals eine Untersuchung an frischen Exemplaren zu empfehlen, und dabei vorzüglich auf dreicrlei Stücke Rücksicht zu nebmen seyn, Diese sind ı) der netzartige Ucberzug der untersten Blattscheiden, der hei C. paludosa je- desemul vorhanden ist, wie ılın auch Schkuhr Tab. \v. alezebildet hat und wie es an meinen in den Peesgen gelieferten Exemplaren ersfcht- lich ist; bei €. Juuchtana aber zu fehlen scheint, 3) Die Beschaffenheit der Frucht und 3) die Ge- stalt der Bälge sowohl an den männlichen als den weiviichen Achren. Alle übrigen Unterscheidungs- weichen, als der dreieckige, scharfe, lange }lalm, Nsche, breite, scharfe Plätter, mehr oder weniger Aehren, die Länge ihres Stieles u. s. w. sind unsicher, und können nur im Verein mit andern Merkwalen einigen Werth erhalten. Möchte Hr. Mornung diesen Gegenstand noch einmal von dieser Seite betrachten, und uns dann das Resul- tat sciner Forschungen mittheilen. 391 1. Correspondene. (Ueber botanische Anstalten in Hien.) (Fortsetzung.) In der Nachbarschaft des botanischen Gar- tens befindet sich im Belvedere ein Garten, der, von von der Lühe und Saurau gegründet, les dislich für die Pilanzen der üsterreichischen Mo- narchie bestimmt ist, und von welchem nur zu bedauern ist, dafs er nicht öflentlich und den österreichischen Botanophilis, denen es daran liegt, die Schätze ihres Kaiserreiches kennen zu ler- ren und neben einander vergleichen zu können, nicht allgemein und täglich zugängig ist. Er scheint daher mehr für das Studium und die Beobachtun- gen des allen bekannten Urn. Leibarztes Dr. Host bestimmt, unter dessen Leitung er steht, Sie linden hier besonders Hrn. Hosts Lieblinge, die Gräser, schr zahlreich, und auch eine schöne Sammlung von Weiden, Sie werden wohl, wie mancher andere, den zweiten [heil von Hosts Ylora austriaca schon sehnlich erwartet haben ; ich freue mich daher Ihnen sagen zu können, dafs derselbe im Monate December bereits bis zur Monöcia gedruckt war, und dafs man mich allge- mein versicherte, dafs er den ersten 'l'heil über- treffen soll. Der Grundsatz, dafs der Verfasser einer Flora nichts aufnehmen soll, was er nicht an Ort und Stelle oder in authentischen Exem- plaren gesehen hat, welchen auch Hr. Dr. Host &rofsen Theils befolgte, macht manche Lücke un- 392 vermeidlich; man sollte jedoch das, was man nicht seibst gesehen hat, lieber als Dubium aniühren, als es ganz ignoriren, indem auf diese \Yeise manche Pflanze für lange Zeit weiteren Nachfor- schungen entgehen kann, und weil man in seine botanischen Collegen duch nicht gänzlich Mils- trauen setzen soll, ausser man bat gehörigen Grund dafür. Der zweite, den Unterrichte gewidmete Gar- ten ist der an der Joscephinischen Akademie, Jes- sen Vorstand Hr. Prof. Zimmermann ist, von welchem wir neuerlich mit einem schr brauchbs- ren Lehrbuche der Botanik beschenkt wurden. Auch dieser Garten erlitt in neuerer Zeit eine bedeutende Erweiterung, ist gut geordnet, und hat einen grofsen Heichthum an Tflauzen der österreichischen Monarchie. Auch das Gewächs- haus ist gut gehalten onter der Leitung des Urn, Stöckel. Der Garten an der Theresianischen Ritter- Akademie ist vorzüglich für Baumzucht berechnet, und enthält daher ein schönes Arboretum, An diesem Institufe war der vortreffliche Dendrolog Frz. Schmidt Lehrer, an diesem Garten, wie früher an dem Maunitz’schen, schrieb er scine österreichische Banmzucht, die leider im Auslande so wenig bekannt ist, und seine Abhandlung über die Coltur der Ahorne. Ich hatte die Freude Urn. Schmidt nach langem Suchen noch unter deu Lebenden zu treflen, und ilın, ungeachtet 305 scines hohen Alters von 8o Jahren, nur an sei- nen von Gicht gequälten Extremitäten verändert zu finden. Ich gehe nun auf die kaiserlichen Privatgär- ten über, und zwar zuerst auf jenen an der Ba- stey, der vorzüglich nur für Glashaus - Pflanzen und Zierplianzen bestimnit ist. Die Leitung des- selben ist dem würdigen lIro. Antoine übertra- gen, einem schr gefälligen und um die Garten- eultur Oesterreichs schr verdienten Mann, der sich auch durch eine treflliche Monographie der V’iivsich- Sorten, auf welche er so vicle Jahre ver- wendete, den Dank aller Poniulogen erworben hat. Ich bedauere herzlich, dals ich denselben nicht zu Uause traf, um meine Kekanntschaft mit ihm er- neuern zu köunen. Sie finden in den Gewächs- häusern dieses Gartens, in welchen der Kaiser selbst seiner grolsen Vorliebe für Botanik hul- digt, und wöchentlich eirige Male sich mit der Yilege der Pilanzen beschäftigt, von welchen er eine grolse Anzahl kennt, einen Keichthum an den neuesten und seltensten Gewächsen, welcher Sie ebenso in Urstaunen setzen wird, wie der gute und üppige Zustand derselben. Da der Gar- ten ein Privaigarten ist, so ist es nicht unbillig, dafs er nicht beständig zugängig ist, um so mehr, da es nicht schwer hält, Zutritt zu demselben zu erhalten. Eine Pilanz- Schule für diesen Garten ist gewisser Malsen jener in der ehemaligen Zu- therraflinerie an der Laudstsulse, der gleichlalls 34% I{rn. Antoine anvertraut ist, und den ich frü- her, als er noch unter dem zu früh verstorbenen Bruder des Hrn. Antoine stand, öfter besuchte. Er enthält ebenialls eine grulse Menge von Sel- tenheiten, besonders an Simlingen. Der dritte kaiserl. Garten ist der zu Schön- bruon, dessen Huf durch den Hortus Schönbrun- nensis über ganz Europa verbreitet ist, dessen Stern unter der Leitung des vorigen Intendanten bedeutend an Glanz verlor, der aber jetzt unter dem, durch seine Reisen in Brasilien sowohl, als durch seine botanischen Arbeiten rübmlich be- kannten Sohne des alten Schott wieder einen Aufschwung erhielt, der ihn mit allen Gärten des Continents rivalisiren macht. Nicht blofs die ganze Anlage des botanischen Theils dieses gros- sen Gartens hat ausserordentlich gewonnen, son- dern auch der Haum nahm zu, indem Hr. Schott es dabin zu bringen wulste, dafs die Cultur der Müchengewächse ganz aus demselben verbannt wurde. Wegen des winterlichen \Vetters und wegen Mapnge!s an Zeit, konnte ich blols die zalıl- reichen Gewächshäuser durcheilen, und nur der Güte des Hro. Schott, der jedes Individuum sei- ner Pileglinge genau kennt, habe ich es zu dan- ken, dals ich auf Mehreres des Vorzüglichsten, besonders auf viele der alten Jacquin’schen Ar- ten und Gattungen aufmerksam gemacht wurde, von welchen viele wie verschollen sind, z. B. die Moppia vaucenwsa Jacg., die hier jübrlich blüht, 595 und von welcher ich ein Exemplar zu erhalten s0 glücklich war. Nicht blofs die grofsen und häufig Blüchen tragenden Exemplare der Selten- heiten aus älteren Zeiten bilden die Zierde des Gartens von Schönbrunn, sondern auch sein Reich- thum an den neuesten Ankömmlingen in Europa und die arufse Anzahl neuer brasilianischer Ge. wächse,. Vorzüglich überraschen wird Sie auch die Pracht und Zahl der Jroideae, die hier in gröfster Ueppigkeit wucbern, und der Bepräsen. tanten der Gattung Ficus, welche beide sich einer besonderen Vorliebe des Hrn, Schott zu er- freuen scheinen, und welche Sie so wie andere Yamilien nchea einander gesammelt finden wer. den, so weit cs sich mit der Cultur derselben verträgt. Ich war sehr begierig auf Hrn. Schatt’s Cordyline Ti, welche vor 2 Jahren in einer der Pilanzen - Ausstellungen zu Wien den Preis ge- wann, Tas schöne Exemplar, welches Hr, Schott mir 7u zeigen die Güte hatte, scheiat mir voll- kommen einerlei mit der im Systema vegetabi- lium nach einem Exemplare im v. Martius'schen Herbarium beschriebenen Cordyline Eschscholziana, denn die Bisttform ist an beiden genau dieselbe, und beide stammen von den Sandwich - Inseln, wo die Wurzel derselben, unter dem Namen Tea- Tioot, zu einem thecartigen Getränke verwendet wird, Gewils ist diese Pilanze jedoch dem gan. zen Habitus und der Blaitform allein nach sehr verschieden von Dracaena terminalis, mit welcher 3y0 sie in den Addendis des Systema verglichen wur- de, da an trockenen I:xemplaren diese Unter- schiede weniger au:lallen. Unter den Priratgärten in und um Wien zeichnet sich vor allen jener des lIrn. Daron von ilügel in Hlitzing aus, in welchem Sie immer das Neueste aus allen VWYelttheilen, besonders aber aus Neu-Holland, gesammelt finden. Durch den edlen Freiherrn eıhielt die Garten - Cultur Wiens in neuerer Zeit zum Theil auch wieder jenen wohlthätigen Aufschwung, in welchem sie sich dermalen befindet; er soll auch, wie ich hörte, vorzüglich in Wien die jährliche Pflanzen - Aus- stellung und die Vertheilung von Preisen bei der- selben, wie sie in Holland, Frankreich etc. Sitte ist, gegründet haben. Derlir,. Baron befand sich, wie man mir sagte, auf einer botanischen Reise in England, so dal» ich nicht das Glück haben konnte, ihm persönlich meine Verehrung zu be- zeugen. — In der Nachbarschaft von Hitzing liegt der schöne Garten des Hın. Baron v. Proney zu Hetzendorl, der sich noch immer in jener lilüthe erhielt, in welcher ich ihn vor ı2 Jahren schon bevunderte. Der edle Baron umgiebt sich beständig mit den schönsten und kostbarsten Ge- wächsen, vorzu,;jlich wenn diese auch noch zu- gleich den Reitz der Neuheit haben, und erwirbt sich dedurch grolse Verdienste um die Cultur Vesteireichs. Den Garten &r. kaiserl. Uobeit des Erzher- 397 zogs Karl am Dennwege, der vorzüglich eine reiche Sammlung von Rosen enthalten soll; den fürsıl. Schwarzenbergischen Garten, in wel- chem jährlich die Pflanzen - Ausstellungen gehal- ten werden, und der in neuerer Zeit viel von sei- ner früheren Steifheit verloren haben soll, den fürstl. Licehtenstein'schen Garten, der blofs zum Vergnügen berechnet ist; den fürst), Esterhazy”- schen, chemals Kaunitz’schen, Garten in Gum- pendorf, der eine sehr schöne pomologische Samm- lung enthalten soll; den schönen Geymüller- schen Park zu Pötzleinsdorf, so wie die übrigen Privat-Gärten, deren es noch sehr viele giebt, und worunter sich jener des Hrn. Klier durch eine der reichsten Pelargonien - Sammlungen aus- zeichnet, konnte ich diefsmal, wegen Mangels an Zeit nicht besuchen. Ebenso mulste ich auch auf den Besuch der Handelsgärten verzichten, deren Wien mehrere nicht unbedeutende, wenn auch keine Loddiges, Lee, Noisette uw. dgl. besitzt. Von den Sammlungen lebender Pflanzen komme ich zu jenen trockener; hier zuerst von dem botanischen Theile des kaiserl. Naturalien- kabinctes am Josephs-Platze. Custos desselben ist der durch seine vielen Arbeiten und schönen Hupferwerke berühmte Trattinnick, ein sehr gefälliger und anspruchloser Mann, den ich ganz verjüngt fand, und der in podtischen Schilderun- gen einiger tausend Pflanzen begriifen ist, Das Herbarium hat in den letzten ı0 Jahren bedeu- 598 tend zugenommen, indem nicht blofs alle von Itcisenden verarstaltcten Sammlungen, wie die von Sieber, Pöppig, Schiede und Deppe etec.. fleifsig angeschafüi, sondern auch mehrere grüs- sere Werbarien angckauft wurden. Man sagte mir, dals dasselbe beiläufig aus 60 verschiedenen einzelnen Sammlungen bestünde, worunter die des sel. Hrn. von Portenschlag und die des Hrn. von Wulfen die bedeutend‘ten und wahre Schätze sind. Zu den Kostharkeiten gehört auch die Sammlung mehreier tausend neuholländischer Yflanzen, welche die kaiserl. Regierung von den örben Bauer’s um einen geringen Preis an sich brachte, und die, wie ich börte, von dem be- rübmten Robert Brown neuerlich reklamirt worden seyn soll, indem Ir, Bauer dieselbe nicht als Eigenthum be.cssen, sondern sie blofe cizenmächtig zurückbehalten haben soll, um sei- nen Ansprüchen an Hın. Robert Brown da- durch Nachdruck zu verschaffen. Sie enthält auch gerade jene Familien, welche dem geniellen Ver- fasser des Prodromus Florae Novae NHollandiae zur Ausarbeitung des schnlich erwarteten zwei- ten Yheiles dieses Werkes nöthig sind. Auch schöne capische Sammlungen, von Jen Reisenden berstammend, die Oesterreich einst an das Vor- gebirg der guten lloffnung sandte, werden Sie hier finden. Kurz die ganze Mafse bildet quanti- tativ und qualitativ einen grofsen und kostbaren Schatz, der aber noch immer rudis indigestaque 599 moles ist, und dessen Dcenützung, auch wenn sie freier gestattet wäre, schr schwierig ist. Die einzelnen Sammlungen sind nämlich noch alle ge- trennt aufgestellt; jedoch soll aus denselben ein Central - Hlerbarium formirt werden, so dafs nur die größeren Sammlungen, wie die Porten. schlag'sche und Wulfen’sche getrennt blichen, wodurch das Ganze schr an Brauchbarkeit ge- winnen würde. Bei diesen herrlichen NMateria- lien sollte man nicht glauben, dafs ziemlich all. gemein über diese Anstalt geklagt wird, Die Wlage erstreckt sich jedoch blofs auf die Schwie- rigkeiten, mit welchen die Benützung derselben verbunden ist; man sollte aber auch wirklich nicht vermuthen, dals ein Herbarium, welches für Oesterreich's Naturgeschichte so wichtig ist und von dem Lande so theuer erkauft wurde, wie jenes Wulfen's, nicht jedem österreichischen Botaniker stündlich zur Einsicht offen stehen müfste. — Nicht vergessen darf ich bier, der schönen und ausgezeichneten Sammlung von VVachs- präparaten zu erwähnen, die Sie wahrhaft über- raschen wird, und die eine grofse Menge von sogenannten Giftpflanzen, s0 wie von Schwämmen schr glücklich darstellt. (Schlufs folgt.) II. Kürzere Bemerkungen. Syringa Josikasa, diese schöne Entdeckung einer edlen Priesterin der Flora, ist bekanntlich durch den ehrwürdigen Hrn. Freiberrn v. Jac- quin ibrer Entdeckerin zu Ehren benannt, und bei der letztverflossenen Yersanımiung der deut- 400 schen Naturforscher wie in der Flora 1831. S. 67. erwähnt ist, vorgezeigt worden. Demselben hoch- herzigen und um die \Yissenschaft unsterblich verdienten Hrn. Freiberrn verdankt auch Hr. 1of- rath Neichenbach diese Pilanze, und giebt uns fast zu derselben Zeit, wo sie in Deutschland be- kannt geworden ist, eine charakteristische Abbil- dung in seinem Original - Kupferwerke unter Nr. 1049; auch in seiner Flora germanica, welche auf eine überraschende Y\Veise die allerneuesten Fnt- deckungen versammelt, finden wir sie p. 433 schon beschrieben. Dagegen möchten wir bei S, vul- garis, welche in der Flora germanica Nr. 2868. mit dem Zeichen ausländischen Ursprungs ver- sehen ist, und von welcher, so wie ia allen bis- herigen Schriften gesagt wird „aus Persien, bäu- fig inTecken und Gäiten, * bemerken, dafs diese Art, wenn auch aus Persien Exemplare nach Deutsch- land und dem übrigen Europa gebracht worden seyn mögen, dennoch in einem T'heile der von R. für seine Flora angenommene Gebiete wirklich wild wachse. Diefs ist namentlich in Ungarn der Fall, wo sie nach Versicherung des Hrn. Pbysi- kus Dr. Heuffel nicht nur die unzugänglichen Kalkfelsen des Cserna - Ihales, den Berg Doma- glett und alle Felsengruppen längs der Donau in der Militärgränze, die Felsen von Molıowa, Szasz- ka, Csiklova, lrassova mit ihren Blüthen ziert. Es wird immer angenehmer seyn, eine Pflanze von dem Zeichen des ausländischen Ursprungs zu be- freien, als eine andere mit ibm versehen zu müssen. -Allsemeine botanische Zeitung. ( Nro. 24. ) I. Original- Abhandlungen. 1. Ueber das Zahlenverhältnifs der Blüthentheile von loxza und Chrysosplenium; von Hrn. Dr. Fresenius und Genth in Frankfurt, "erschieden sind die Angaben der Schrift- steller über die Zahl der Blüthentheile der Adoxa Moschatellina. Hierdurch wurden wir veranlafst, uns in gegenwärtigem Frühjahre durch eigene ge- naue Prüfung zu überzeugen, wie sich die Sache verhalte. Indem wir wünschen, durch Mittheilung unserer Bemerkungen besonders auch andere zu derselben genaueren Untersachung zu vermögen, lafsen wir zuerst eine kurze Erwähnung der An. sichten einzelner Schriftsteller vorausgehen, und fügen dann das Resultat eigener Untersuchung bei, Einen a2blättrigen Reich, 4:paltige Corolle, 8 Staubgefäfse und 4 Griffel bei der obersten Blüthe, und einen 3blättrigen Kelch, 5spaltige Corolle, 10 Staubgefäfse und 5 Griffel bei den seitlichen Blüthen geben die meisten an, z. B. Baumgarten Lips., Baumgarten Transs., Besser, Bönninghausen, Borkhausen Tent., Ficinus, Flor. dan., Fler. d. Wett., Gärtner, Gmelin Bad., Hagenbach, Hal- ler Stirp. helv., Hegetschweiler und Su- ter, Hoffmann, Host, Jussieu, Krocker, Flora 1851. XXIV. Ce 4102 Leers, Leysser Hal., Linnd Flor, Suec., Loiseleur, Marschall v. Bieberstein, Miller, Moench, Mölsier te Aufl., Pollich, Döhling, Rosıkov, Schkuhr, Schlechten- dal, Scopoli, Smith, Sprengel, Thuillier, Yaillanı, Villars, Wibel, Willdenow. Abweichend von der Normalzahl fanden in den seitlichen Blüthen auch 5 Stauhgefülse Fiei- nus, Hagenbach, Heller (in der Beschrei- bung, und zwar ausschlielslich diese Zahl) und Roth; Persoon auch 9. Ferner geben + Se- pala an: Baumgarten Transs., Flor. de Weit. Gärtner, Hornemann (und dieser ausschliels- lich), Rostkov, Schlechtendal. Schrank (bayer. Flor. ı. Bd. S. 673.) be- schreibt die Blürhen folgendermalsen: „die ebor- sten Blürlen Sspaltig, somännig, Sweibig: die an den Seiten 4spaltig, Omännig, 4weibig.“ So such DeCandolle (Fl. Franc. IV. p. 382.) „la leur du sommet a ı0 clamines, 5 divisiuns a la fleur, et 5 styles; les autres ont seulement 8 dta- imincs, 4 dirisions a Ja fleur et Astyles.““ Schlech- tendal giebt sogar bis ı2 Staubgefälse an, sagt aber nicht in welcher Blüthe. Wir fanden folgendes: Bei der obersten Blütbe: Kelchblätter durch- gangig nur 2; Kironenabschnitte in der Regel 4 sehr selten 5; Staubgefalse in den meisten Fällen ö, sehr selten ı0 (bei der Sspaltigen Corolls) ; Griffel 4, auch 5, nur einmal 3, 403 Bei den seitlichen Blüthen: Kelchbätter meistens 3, auch 3 mit einem ausgebildeten vierten; Co- rollenabschnitte meistens 5, auch zuweilen 45 Staubgefälse meistens 10, aber auch 8, 7, 6, 9 und 5; Griffel meist 5, aber auch 4 und sehr selten 3. Aus dem Mitgetocilten ergeben sich demnach als Normalzahl fär die oberste Blüthe: 2 Belchblätter, 4 Corol- lenabschnitte, 8 Staubgefäfse und 4 Griffel, für die seitlichen: 3 Kelchblätter, 5 Corollenab- schnitte, 10 Staubgefälse und 5 Griffel, Merkwürdig Lieiben hierbei die Angaben von Schrank und DeCandolle, welche gerade das umgekebrte Zahlenverhältnifs für die oberste ımd die seitlichen Blüthen bemerken, Ob diefs wohl noch mehrere Beobachter finden sollten ? Endlich erwähnen wir noch eines Versehens im Compend. von Bluff und Fingerh. Dort finder sich nämlich nach DeC., welcher das Pe- rigonium calyx nennt und ausdrücklich sagt: „la corolle est nulle,* ein calyx 4—5 fidus, extus 2 — 4 squamosus (das wäre also nach unserer und an- derer Betrachtungsweise eine 4—5 spaltige Co- rolle und ein 2 — 4 blättriger Kelch); gleich darauf heilst es aber corolla calyci imposita 4 — 5 fida! . Ueber die Zahl der Blüthentheile von beiden untersuchten Chrysosplenium theilen wir, nament- rc? 40" lich um dem VWunsche des IIrn. Hofr. Dr. Koch *) zu entsprechen, folgendes mit. Chr. alternifoltum. 7abl der Perigonialzipfel bei den meisten Blütben 4; nur sehr selten sahen wir an einer gabelständigen Blüthe 5, und bier fanden wir die Sache gerade so wie Hoch, näm- lich den öten Lappen kleiner, gleichsam in eine Ecke hineingeschuben u. s. w. Zahl der Staub- geläfse bei den späteren und seitlichen Blüthen **) meistens 8, bie und da nur 7, und hier fehlte dann immer eins von den zwischenständigen Staubge- fälsen ; einmal nur 6 vollkommen entwickelte und das te zwischenständige unentwickelt und ver- kümmert. ® . Bei Chr, opposilifolium durchgängig 4 Perigo- nislabschnitte und 8 Staubzefäfse, 2, Ferzeichnifs der un Prefsburg varkommenden, in Endlicher's Flora Posoniensis nicht erwahn- ten Pflanzen; von Iirn. Dr. Heuffel, Physi- cus des Brassover Comitates in Ungarn. ***) Peziza erceinea Jacg. auf faulenden Reisern der Prunus spinasa in Modern. Aspidium aculeatum Sw, in Tannenwäldern bei Modern. *) Vergl. bot. Zeit. 1850. pe 715. n. 5. w. *, Die ersteren Bluthen in den Gabeln hefsen sich leider, da sie schon zu weit vorgeruckt waren, nicht mehr ge nugeud untersuchen. *) Eine gründliche Necension über die genannte Flora werden wir in einem unsrer nächsten Literaturberichte nachzutrogen nicht veifehlen, Die Redacuon. 4053 Crypsis alopecuroides ! Beile auf Salzstellen Schrad, r bei Illmic2 im Wie- — schoenoides Lam. ) selb. Con. Poa badensis Host. Auf Felsen des Berges Kobel bei I’heben. Carex alba HIaenk. in Vorwäldern bei Modern. — stenopylla Wahlent. am Berge Kobel bei 'Theben. , — nitıda Host. auf Felsen am Kobel b. 'l'heben. — Michelüt Host. in Wäldern gegen I'heben. — pallescons L. durch das ganze Com. selbst bei Preilsbarg auf feuchten Bergwiesen. — rivularıis Schk. Auf feuchten Wie- — seralita WMahlenb, sen am Neusiedler- —— paniculata I. See. -— leptostachys Ehrk. in Donau - Auen bei Backendorf. — cumpestris Host, auf trockenen Weiden bei Frauenkirchen. Ornithogalum pusillum Schmidt. Auf Aeckern am Kalwarienberg bei Prelsburg. — comosum I. auf trockenen Weiden bei Frauenkirchen. — pyrenaicum L. auf Aeckern bei Modern. Orchis fusca Jarg. auf Waldwiesen b. Modern. — coriophora L. auf feuchten Wiesen beim Neusiedler - See. Am Fulfse des Cephalanthera rubra Rich. Berges Wiszoka Epipaclis mierephylia Sw. bei Kuchel. 406 Euphorlia lucida FFR. ın Donan-Auen bei Ra. ckendvrf. IMyosotis yluatica Ehrh, in Wäldern b. Modern, Feronica montana L. in Buchenwäldeın bei Modern. Finca kerbacea ITR, auf der Südseite des Berges Iiobel bei Theben. Campanula persicifelia L. 3. dasycarpa Pah- lenb. in \Väldern bei Modern, — Liliifolia I. in Donau-Auen b. Rachendorf. Scorzonera parviflora Jacy. häufig am Neu- siedier- See. Leontodon serotinus WK, (Leontodon hirtus Lumn.!) auf Weiden bei Wartberg, Serralula simplex Cand, auf Wiesen bei Gols. Astenisia monogyna II, auf Salzstellen bei iUlmiez. ‚Liilica nolilis L. auf Acckern bei Modern. Carpestum cernuum I. in Donau - Auen bei Rackendorf. Sucrisa ranssylounica Spr. (S. tatarica Lumn.!) auf Acckern bei T'yrnau. Buplcurum junceum I. unter Gebüschen bei Modern. -frabts Turrita I. an Bächen unter Gebüschen bei Modern, Hlesperis matronalis L. am Berge Wiszoka bei Kucheli. Leyidium erassifolium IT RK. an Salzstellen bei llmicz, Fiola arrnarıa Cand. am Berge Hobelb. Theben. IHelianthemum Fumana L. am Berge Kobel bei I'heben, 07 -Jcontlum seplentrionale Koell. am Berge Wis- zoha bei Huchel. -Iquilegia vulgaris L. auf Waldwiesen bei Nodern. Grranium Phaeum L. am Berge Kugel bei Alodern., — ducilum L. auf d. Berge Wiszoka b. Kuchel. — sungumeum L. auf Grasbügela unter Ge- buschen Lei Modern. — palustre L. auf feuchten \Viesen bei Bi. bersburg. drenaria marına Sm. am Neusiedler « See. — fascieulata Gouan 9. glabra am Berge Ko- bel bei 'I'heben. Mochringia muscos« L. am Berge Wiszoka bei Yuchel. Luthyrus Nissolia L, auf Aeckern und trock- nen \Veiden bei Modern. Trifolium striatum L. 1 Auftrockenen Wiesen — paruiflorum Ehrh. } bei Frauenkirchen. — achroleneum L, auf Bergwiesen bei Modern. Trigonella monspeliaca L. amı Whebner liobel und das ganze VWVieselb. Com. Astragalus exscapus L. auf trockenen Wiesen bei Gols. Rubus hirtus PK. in Buchenwäldern b, Modern. Sulicornia herbacca I. am Neusiedler - See. Passerina annua I} ikstr. auf Acckern b. Modern, Ophrys arachnites Al. auf feuchten Wiesen bei Gols. Liparis Loeselü Rich, am Neusiedler - See. Haenke. 405 Hi. Correspondenz. (Ueber botanische Anstalten in Wien.) (Schlufs ) Ausser diesem botanischen Museum wartet auf Sie wohl das, hiervon ganz getrennte, bra- silianische Kabinet. Hier treffen Sie Jen be- rübmten Botaniker und Reisenden, Urn. Dr. Pobl, in seiner selbst geschaffenen Sphäre. Ich war sehr erfreut ihn von einem schweren Leberleiden, einer Folge des Aufenthaltes in den Tropen, re- convalescirend, und wieder in voller 'I’hätigkeit zu finden, und zolle auch ihm hier öffentlich mei- nen Dank für seine freundschaftliche Güte. Das brasilianische Kabinet, welches wöchentlich ein- mal dem Publikum geöffnet ist, und welches durch die fortwährend anlangenden neuen Sen- dungen noch immer im Wachsen begriflen ist, besteht ans einer botanischen, zoologischen und mineralogischen Abtheilung, wovon ich hier blofs die erstere betrachten will. Dicse enthält näm- lich in einer Reihe von Zimmern, in welchen Sie beständig mehrere Zeichner und Maler für das Kabinet beschäftiget treffen, einige hundert Fo- lio - Fascikel brasilianischer, nach dem L,innEe- schen Systeme geordneter, P’flanzen, die grölsten- theils von Hrn. Dr. Pohl selbst, zum Theil auch von Hrn. Schott und von Hrn. Prof. Mi- kan gesammelt wurden; ferner mehrere bra- silianische Curiosa, eine sehr grolse Zahl bereits ausgearbeiteter Zeichnungen von Pflanzen, WOL- 409 unter mir besonders die zahllosen Arten von Hy ptis, Paullinia und Seriana auffielen; eine grolse Sammlung von Zeichnungen verschiedenen Inhal- tes, die in Brasilien verfertigt wurden, und end. lich eine schöne Handbibliothek. Das Herbarium ist ausserordentlich reich an Zahl der Arten und an /ahl der Txemplare einer und derselben Art; die I:xemplare selbst sind sehr gut gewählt, sehr grofs und so gut conservirt, dafs man, wenn man die Schwierigkeiten des Trochnens in den Tro- penlänudern berücksichtigt, sich nicht genug hier. über wandern kann. Hr, Dr. Pohl hatte die Güte mir zu erlauben, seine brasilianischen He. xandristen zu durchschen, und ich fand da, zu meiner Verwunderung, fast lauter Formen, die ich in dem brasilianischen Museum zu Mün. chen nicht getroffen hatte! Die Fellosien, Brome- liaceen, Loranthen etc, die Hr. Dr. Pohl sam- melte, sind gröfstentheils specifisch verschieden von jenen, welche ich durch die viele Güte des Hrn. von Martius zu untersuchen Gelegenheit hatte, und den Nittbeilungen des Hrn. v. Schlech- tendal in der Linnäa zu Folge, dürfte dasselbe auch zum Theil von jenen Pflanzen gelten, weiche Sellow in Brasilien sammelte. Ich konnte bei diesen Erfahrungen daher den Wunsch nicht unterdrücken, dafs man sich in Paris, München, Wien und Berlin zur gemeinschaftlichen Heraus- gabe einer Flora brasiliensis vereinigen möchte, um die gröfste Vollständigkeit zu erreichen, und +10 um nicht gleich für neue Dinge wieder michrere Nimen zu erhalten. München und Berlin stehen bereits in solchem freundschaftlichen Verkehre, mochte ch derselbe auch über Wien und Paris susdehnen! Hr. Dr. Pohl arbeitet gegenwärtig lleifsig an der Fortsetzung seiner Jones et de- seripäiones, über deren geringen Absatz er klagt, besonders was die nicht colorirte Ausgabe be- tritt; ich sah davon zwei ncue llefie des zwei- ten Theiles ; ebenso arbeitet er sehr eifrig an seiner Nieise-Beschreibung, zu welcher Kupfer- stiche kommen, die gewils jedermann unter die gelangensten rechnen wird. Von Hrn. Dr. Pohl erfuhr ich unter einigem anderen auch das Schick- sal des unglücklichen, um die Botanik so verdien- ten, Sieber. Sieber hatte sich nämlich, un- geachtet seiner von Paris aus gegen Oesterreich gerichteten Ausfälle, neuerdings nach \Vien be- geben, und soll sich dort bei verschiedenen An- läl:en in seinen Geisteskräften so sehr zerrüttet gezeigt haben, dafs sich die Tiegierung veranlafst füiite, denselben nach Prag in eine zwechmälsige Anstult bringen zu lalsen. So endete die Lauf- bahn eines Monnes, der so viel versprach, 50 viel wirklich leistete, und der, wie es scheint, durch Unglücksfalle die Richtung erhielt, die ıbn bei lchendigem Leibe todt machen sull. Sein Herbarium, an ı6000 Arten stark, steht bei einem Bankier zu Wien als Depositum, und ist um eine billige Summe käuflich, Ali Ich habe nun nor noch die kaiserl. Hofbihlio- thek mit einigen Worten zu berühren, deren Ruf und lieichthum ohne diefs jedem Gebildeten be. kannt ist, Das Lokal derselben ist prachtvoll, jedoch in mehrerer Hinsicht nicht ganz bequem, besonders wegen der Höhe der Gallerien; es droht auch bei der ungeheuren Mafse und bei dem grofsen Aufwande, mit welchem das Neue angeschaftt wird, in Bälde zu klein zu werden, Die Einrichtung selbst scheint keine rein scienti- fische zu seyn, indem die Botanica z. B. im gan- zen Locele zerstreut sind. Unsere Lieblings- wissenschaft werden Sie sehr reich und vollkom- men ausgestattet finden, und dafür gebührt vor- züglich dem Custos, Hrn. Dr, Endlicher, einem eben so tiefen Sprachforscher als Botaniker, wo- von er durch seine jüngst erschienene Flora po- soniensis einen so rühmlichen Beweis gegeben hat, der Dank aller Botaniker Wiens. Sie finden hier alle älteren und neueren Prachtwerke, z. BD, Andrews, Blume, Bonpland, RB. Brown, Cavanilles, Curtis, Desfontsines, Gau- dichaud, Greyille, St Hilaire, Hooker (von dessen Botanical Miscellany ich hier die neueren zuerstsah), Humboldt, Jacquin, ker, fitaibel, Kunth (dessen Gremina ich hier traf, während ich sie vergebens in München und Göttingen suchte), Labillardiere, Lam- bert, La Roche, Ledebour, Lehmann, Lindley, Link, Martius, Nees, Pallas, Naddi, Kedouse, Reichenbach, Kuxburgh, 4112 . Ruiz et Paron (die colorirte Ausgabe), Sib- thorp, Sims, Smith, Sternberg, Sweet (auch dessen Flora australasica, die Form und Acusseres des Botanical liegister hat), Tenore, Trinius, Tussat, Ventenat, Wallich etc, Auch die kleineren Werke aller Länder finden Sie sehr vollständig, so dafs ich hier Gelegenheit hatte Manches zu sehen, was ich früher nicht zu sehen bekam, unter anderem auch die berüchtigte Florula Ludoviciana von Raffinesque mit ih- rer gräfslichen Latinität. Zu den Raritäten des botanischen Theiles der Bibliothek gehören ei- nige Folio. Bände chinesicher Pflanzen. Gemälde, mit welchen sich Hr. Dr. Endlicher, da er auch ein eifriger Cultivateur der chinesischen Sprache ist, beschäftigen wird, und die die hi. zarrstien Formen enthalten, von welchen Ihnen nur einige wenige, wie der Enkianthus, aus dem Bo- tanical Register und Magazine bekannt erschei- nen werden. Hier treffen Sie ferner unseren al- ten Landsmann Fuchs im Mss, und mit illuminir- ten Zeichnungen in einem dicken Folio. Bande sehr gut conservirt; den berühmten Codex des Dioscorides aus dem sechsten Jahrhunderte, weichen Sprengel wohl mit Unrecht so sehr zurückgesetzt hat, einen Theil des Herbariums von Boccone, welches lang in einem Yrinkel in Vergessenheit lag, sliein von Hrn. Dr. End- licher hervorgezogen und wieder sehr brauch- bar gemacht wurde, so wie eine Sammlung des-, selben von 42 Blättern Pflanzen - Abdrücken, de- 413 ren Ausführung dem Ahdrucken mit Kienrufs ähn- lich ist, unter dem Titel: Disigni naturali et ori- ginali consacrati alla Sacra Maestü Cesarea di Leo- polda primo, invitto, e indefesso Propuqguator della Religione Cattolica; und ein Mss. desselben Ver- fassers, betitelt: Piante del! Austria osservate dal Padre Don Silvio Borcone Monaco Cistereiense, 4a sacra Maesta di Leopoldo Primo,“ *) Ehe ich achliefse, will ich Sie nur noch mit einigen Botanikern Wiens bekannt machen, von weichen ich bisher noch keine Erwähnung ma- chen konnte, Unter diesen kennen Sie gewifs bereits persönlich «en würdigen Botaniker und Alpenbesteiger, Hrn. v. Zahblbruckner, dessen wahrhaft Treundliche Aufnahme und liebenswär- diges Wesen mich äusserst angenehm überraschte, und mir die Liebe und Verehrung hinlänglich erklärte, mit welcher alle Botaniker Wiens von ihm sprechen. Leider traf ich ihn noch gehengt zon den Nachwehen eines eben. übersiandenen schweren Leberleidens, und bekümmert über eine *) Ucher (diese Trümmer aus dem Nachlaße Boccones fand ich bei meiner Rückkehr eine Abhandlung des serdienten Hın. Prof, Meretti, der dieselben anf sei- ner letzten Reise in Win studierte; der Titel dersel- hen ist: „Sopra alcuni erbarj del padre Bocconi conservati nelf' imperial biblioteca di Fienna. Leitera del Prof. Morerti al Sig. Dotfore Carlo Vitta- diun 8 Paria 1830, ı6 5. Ich verweise daher jene, welche Weiteres über oben erwähnte Sammlungen wis- sen wollen, anf dieses interessante Sendschreiben des Era. Prof. Noretti, Kr hefiige Krankheit seines Sohnes, Ur. v. Zahl. bruckner besitzt ein sehr reiches Ilcrbarium, dessen Benutzung er such seinen Freunden ge- stattet. Ich fand ihn mit der Untersuchung eines Wahlenberg'’schen Ex:mplares der uft behrit- telien Cleilanthes ramentacea Huhlenb. beschäl. tigt, die einige für cis WVurzelblatt einer „Ichillea erklärten, welche ihm jedoch ein wahres Farn- kraut za seyn scheint. Mein Exemplar, welches der vrortreffliche Rocheil an dem, von Wahlen- berg angegebenen Standorte sammelte, ist nach Rochei’s Versicherung und nach meinem Dafür- halten ein Warzelblatt einer Pedicularis palustris, welche erst im nächsten Jahre zur Blüche gekon- men wäre. Weitere Nachforschungen mögen die Sache aufklüren, Bei Hrn, v. Zahlbruckner hatte ich das Glück, den edlen Freiherra von Münch zu tref- fen, der ein eiliiger Förderer der Botanik, so wie alles Edien, Guten und Schönen ist, und der sich daber einen Wirkungskreis gewählt har, in welchem er seinem Drange, das Wohl der Mensch- heit zu fördern, auf das Wirksamste und Eindrin- gendste hulligen kann. Hr. Dr. Diessing, den sie gewifs aus sei- zen Arbeiten über die Iofusorien kennen, ist ein &ben so gründlicher Botaniker und Mineralog als Zoloog, und ein schr gefätliger, lebendiger Mann. Er besitzt ein schünes Herbarium, welches für ihn und Hrn. Dr. Endlicher Communitas bo- Dorum zu seyn scheint, da beide in dieser Hin- 415 sicht ünzertrennlich sind. Dieses Herberium ent-. hält auch sehr viele Neuholländer, welche Sie. ber sammelte, allein in zu geringer Zahl, als dafs sie in das käufliche Herbarium hätten ge- bracht werden können, und welche Hr. Dr. End. licher daher an sich brachte. Hrn. Bredemeyer, der einer Äbtheilung des Gartens zu Schönbrunn vorsteht, konnte ich aus Mangel an Zeit nicht besuchen, so wenig als Hirn. Magister Dolliner. Unter den Studierenden Wiens sind viele mehr oder weniger eifrige Boteniker, unter de-. nen sich Hr. Med. Cand, Friedr. Welwitsch am meisten auszeichnet, mit welchem ich schon seit längerer Zeit in Verbindung zu stehen das Vergnügen habe. Er ist ein sebr einnehmender junger Mann, in der Botanik äusserst bewandert, und genau bekannt mit den Standorten der Püan- sen um Wien, in Steyermark, Kärnthen und Brain, Fr besitzt eine hübsche, nach Heichenbach ge- ordnete Pflanzensammlung, und einen grofsen Vor- raıh österreichischer Tilanzen, von welchem er schr freigebig mittheilt, Durch ihn jernte ich auch Hrn. Med. Cand. Fenzi kennen, der gleichfalls die Botanik eifrig pflegt. Den Namen eines Italieners, der in Wien studiert, und der sich besonders mit Moosen be- schäftigt, habe ich leider vergessen Was nun das Studium der Botanik im Allge- meinen betrifft, so scheint es nicht große Auf- Munterung zu erhalten ; ja ich hörte selbst einen MG Mann, der viel zur Belebung des Fifers für die- selbe beitragen könnte, ssgen, dafs er allen jun. gen Leuten des Studium der Naturgeschichte, als Fschstudium, abrathen müfste, weil sie dabei kein Unterkommen finden würden, Wenn diefs Letz- tere richtig ist, so ist es doppelt traurig, und niemand sollte glauben, dafs eine sehr ausgebrei- tete Monarchie, ein Land, welches in jeder Hin- sicht die gröfste Mannigfaltigkeit und Ueppigkeit an Natarproducten liefert, welches zum Theile noch wenig untersucht ist, und welches verhält- nilsmäfsig weniger Naturforscher von Profession zählt, als die meisten snderen deutschen Länder, nicht einer gröfseren Zahl von .naturforschenden Individuen Nahrung geben könnte, Oder wolien die wenigen Verhandenen mit der Naturgeschich- te Monopol treiben? Der Character der Finzel. nen verbietet jede solche Vermuthung. Ich er- kläre mir jedoch aus dieser geringen Aufmunte- rung, die die Studierenden zz erhalten scheinen, wie es möglich ist, dals an der Universität WVien das ganze Jahr hindurch nur eine einzige Stunde der Botanik gewidmet wird, und warum wir noch immer keine neuere Flora des so reich mit kost- baren Pflanzen ausgestatteten Umkreises von Wien besitzen, welche bei der grafsen Zahl von Sıudie- renden Jängst gefühlles Bedürfnifs seyn mülste. Doch ich habe in meinem Sendschreiben die mir gesteckten Gränzen schon weit überschriten; entschuldigen Sie Jiefs, und genehmigen Sie etc. 8. ‘ Nro, L ” Intelligeuzblatt zur Flora oder allgemeinen botanischen Zeitung. Erster Band ı83 u. Preisaufgabe, die Pervollkommnung und Vervollständigung der Flora von Deutschland bezweckend, N achdem ein sehr achtungswerihes Mitglied der k. botanischen Gesellschaft zu Regensburg, den die deutsche Flora zu ihren wärmsten Beförderera züblt, die unterzeichnete Redaction veranlafst und in den Stand gesetzt hat, zur Erweiterung der Kennt- nifse in Bezug auf unsre deutsche Flora eine Preis- aufgsbe zu bestimmen, so glaubt sie der Erfüllung dieser Wünsche kaum näher rücken zu können, als indem sie die zahlreichen Botaniker, welche jähr- lich unsern süddeutschen Alpen entgegen wandern, auf einige bei der Durchforschung derselben bisher Tast gaur vernachläfsigte Punkte aufmerksam macht, und zur gründlichen Erörterung derselben durch Raıb und That aufmuntert. Es ist nämlich sehr auffallend, dafs bei dem regen Antheile, den die Deulschen an der Ausbil« dung jedes Zweiges der Naturkunde nehmen, noch keiner versucht hat, die phytogeographischen For- Schungen unsers gefeierten Landsmannes, Alexan- derv. Humboldt, des berühmien Dänen Schouw und des grofsen Schweden Wahlenberg, auch auf Unsre süddeutschen Alpengegenden Uhersutragen, und Intelligenzblatt Nro. I, 2 ‘ die dadurch gefundenen Rrauliste mit denen, die das gleiche Studium anderer Gegenden dargeboten hat, zu vergleichen. Zwar fehlt es uns sicht an einigen an- dera schätsheren Versuchen dieser Art, wie des scharl- sichtigen Hen. Grafeo von Sternberg’s Schriften über Böhmen, Oberitalien und Südtyrol, Sauter's Beiseberichie in unsern Blättern, und in seinem Ver suche einer geogr. botan. Schilderung der Umge- bungen Wiens, Beilschmidt's Beiträge zur schlesi. schen Flora, Spenuers Flora friburgenusis, Lache manns Flora bruosvicensis, Schübler’s und Wieast’s Untersuchungen über die pllansengeogra- pbischen Verhältsifse Deutschlands u. » w. be- seugen; allein diese bexiehen sich entweder auf Ge- genden des Fischlandes, oder liefern aur allgemeine Uebersichten, ohne in die besondere Verbreitungsge- schichte aller einzelnen Pilanzenarten einzugehen. Je ner Länderstrich, der der deutschen Flora die schön- sten Blüthen spendet, jene Gewächse, die eben so sehr durch ihre Seltenheit, wie durch ihre einfache und ausprachsiose Schönheit das Auge des Botaniker und jedes gelühlvollen Naturlreundes entzücken, harrten bisher vergebens ihres Humbeoldt's, ihren Wahleabergs, ibres Schouw's Blicken wir ferner in unsre bisherigen Floren, so finden wir bei den meisien Alpengewächsen nur den Berirk, in welchem sie wachsen, angegeben, Obne dafs auf den physischen Stondort, die Gebirge art und den Boden, welchem sic entsprofsen, Rück- sicht genommen wäre. Der Vernachläfsigung dieses wichtigen Umstandes sind gewifs die vielen Klagen zuzuschreiben, weiche sich über mifsglückte Culiur der Alpenpflanen hie und da erhoben haben, indem 3 es unmöglich gleichgültig seyn kann, dem Bewohner des dürren Felsens und dem Gewächse der üppigen Alpenwiesen dieselbe Caitur su geben, und den Büm ser des subalpinen Gebirgsthales neben die zarte Glet» scherpflaense zu setzen, Um nun zur Ausfüllung dieser so füblbaren Lil cken in unsrer botanischen Literatur einigermaßsen aufzumuntern, bestimmt die Redaction der Flora ei- nen Preis von swanzig Dukaten für die hesfe Phytogeographische Abhandlung über irgend einen. Theil der süddeutschen Alpenkeite, namentlich die südbayerischen Alpen, Salzburg, Tyrol, Kärnthen, Krain, Steiermark, Die Verfulser dieser Ahhandlungen werden bei der Bearheitung derselben folgende Gegenstände bex sonders ins Auge falsen : t) den geognostischen Character der durchforsch- ten Gebirgsgegend. 2) Die klimatischen Verhältnise derselben, in besondere die mittlere Temperatur der Atmosphäre und des Bodens» 3) Eine vollständige Aufrählung der in dieser Gegend bis jetztentdeckten Pflanzen, mit genauer topo- graphischer Angabe der Wohnöürter der seltenen Arten 4) Die Gebirgsart, den Boden uad liherhaupf den physischen Standort jeder einzelnen Pflanze. 5) Die Höhe, bei welcher die Pflanze zuerst em scheint, und bis zu welcher dieselbe emporsteigt, 6) Die Vergleichung der gefundenen Resultate mit den Erfahrungen von Humboldt, Schouws Wahlenberg u. a. in Beuug auf andere Länder, in welchen dieselben Pflanzen von dem nämlichen Gesichtspuncte aus betrachtet werden. uw 4 7) Die Geschichte jeder einzelnen Pflanzenart in Hinsicht ihrer Eatdeckung an der genannten Stelle durch chronelogische Aufzählung der Original-Schrif- ten oder Abhzndlungen, iu denen dieselbe bereits als Bürger dieser Gegend aufgeführt ist. . ' 8) Die möglichste Aufklärung über zweifelhafte Pilanzen der dortigen Gegenden durch an Ort und Stelle angestellte Untersuchungen. Für die Lösung dieser Aufgabe bestimmt die un- terzeichnete Redaction einen Termin von 3 Jahren, 50 dafs bis zum 1sten Januar 1854 die Concurrenz of Sen bleibt. Die Abhandlungen, die in deutscher oder lateini- scherSprache abgefafst seyn können, werden, wiediels bei ähnlichen Arbeiten gewöhnlich ist, mit einem be- liebigen Motto versehen und denselben ein versie- gelter Zetiel beigelegt; der aufsen dieselbe Inschrift, innen aber den Namen und: Wohnort des Verfafsers entbält. Die Ertheilung des Preises erfolgt, sobald ‚die gekrönte Abhandlung in der Flora abgedruckt seyn wird. ' Indem wir zu der Gewinnung dieses Preises alle Freunde der Pflanzenkunde höflichst einladen, sind wir weit davon entfernt, die oben ausgesprochene Summe als eine Hemuneratioa fir die mit der Lösung dieser Aufgabe, verbundenen mühevollen Nachfor- schungen zu betrachten. Hier, wie überall, wo selbst- ständige Beobachtung ein neues Gebiet für wißsen- schaftliche Thätigkeit aufschliefst, ist das Bewulst- seyn, etwas Ersprießsliches für. die Wifsenschaft ge- leistet und dadurch in ihren Annalen einen unver- gönglichen Namen erworben zu haben, der schönste "Lohn, der dem Naturforscher zu Theil werden kann, und man wird daher den Wunsch der Flora zur Er- "weckung dieses hoehherzigen Gefühles, auch ihr ‚Schärflein beizutragen, nicht verkennen. Regensburg den ı. Januar 1831. ‚Die Redaction der Flora oder allgemei- nen botanischen Zeitung. ' Director Dr, Hoppe. _ Provisor Fürnrohr. Nro. IL. Intelligenzblatt zur on ’ "allgemeinen botanischen Zeitung, - Erster Band 1831 . Zweites Desideraten-Verzeichni/s für die. Flora germanica exsiccala, (Vergl. Flera 1830. II. Erste Beilage, ) Fam. LI. Characeae. Reichenb. FL germ. excnrsoria, Nro, Nro., Nro, Nr: Nr. Nro. Nro 903 906. gıı 915 904 908 915 96. Fam, LII, Ceratophylleae. 918 920 921 922 923 92 gab Fam. LVIE Taxineae . - 946 gar 948% . Fam. LIX,. Santalaceae „Hof y5ı 955 956 957. Fam. LX. Strobilaceae, . c fl, et fructu, 966 988 970 972 973 983 985 7 9 gr 9793 ger gyBk 986, Fam. LXIT. Thymeleaceae 9912.56. 995 995 997 1001 992 994 996 1000 1002 Fam, LXTI. ÄAmentaceae 1005 1009 1013 1017 1022 1029 103% 1006 ı010 zoı4 ioı8 1023 ı03o 1035 2007 1011 1015 too 1025 12054 1036 ‚2008 3012 a0ı6 aosı 2006 1035 10dß Iütefligerizblatt Nro. IL. 2 1242 1250 134 1270. ‚Nro, Nro. Nro, , Neo. Nero. Nro. “1045 a06ı 1071 10738 1085 ıöög 1046 1062 1072 1079 1084 1056 1066. 1074 - 2080 1087 1060 1070 1075 ı0Bı 1088 Fam, LXIV. Urticaceae 1098 .ı1100 1102 \ 2004 1099 1101 1203 °- 1106. . Fam. LXVIL Aristolochieae. 1213 123 1114 Fam. LXVIIL Laurineae Fam. LXIK: Plumhagineae. Sara. ‚3226 . 1139: 1132. 1138 1124. 1127. ne; a:33..1136 | 1135 1198. a1dı" ide“ 1137 Fam. LXX, Caprifoliaceae, 21146 n52 nı57 2164 171 1147 1155 ı159 1166 1192 1148 1154 1160 aı167 1173° 1149 1155 nı62 1169 1177% 1ı5e 1156 1163 1170 1183 11gı 1195’ 1200 : 1204 1185 119% 1211097 1208 1207 1189 2195 1196 1202 ’ 121% 1190 1194 1199 1203 i 2219 1221 22235 1295 1230 1220 1222 1224: 1229 Fam. LXXL Rubiaceae 1239 ı244 1251 1257 1971 1278 1240 1246 3252 1264 1273 . 1279 1242 1248 1255 1266 1274 2281 22,5 1282 Nro. 1286 ı288 Nro., 1289 1290 Niro. ‚nag1 1293 Nro, 1295. Nro. Fam. IXXU Compositae ©. Fl, et fructu. u 1337 1338 1339 1340 1341 41342 1343: 1344 1345 . 1346 2347 1348 1349 1350 1361 13553 1355 1356 1357 : 1558 1359 1363 1364 1565 1366 3567 1568 136g. 1372, 1373 . 137% 1376 1377 ‚13832 2383 - 2384 ° 1385 2387 1388 1594 1400 1403 ’IA0A ‘1405 1406 1407 1408 ı4lo. ı411 1414 14:5 .r416 1417 1418 1419 1420 ı421 1432 1426 14857 1438 1469 "1429 3471 1450 147t 145: , 1475 1432: 1476 1433 1477 1435 1480 1456 1482 37 14853 14359 1487 1440 1488 ı44ı 3489 i442b: 1490 1444 1491 1446 1492 1448 1493 2449 1494 1450 1495 1451, 1496 1452 1497 - 2453 1498 1455 1499 1356 ıboo 1459 1503 1462 2504 1462 13505 1465 1506 1466 1607 2: 1508 1509 1510 ı5ıı 1512 1513 151% 1516 1517 ıbı8 1520 1523 1524 1535 1526 1534 ı536 1557 , 1540 ıb4r 1544 1549 ı550 1551 1553 2555 1556 1557 1558 Bro; 155 1661 1563 1566 -ı567 1568 1569 aby7ı 1572 1573 1574 1575 1576 1577 1580 ı58ı ı582 1585 1588 1590 1591 1594 1595 1600 1601 1602 1603 160% 16:4 Nro. 1664 665 1666 1667 1668 1669 1670 1678: 1672 2673 1674 1675 3676 1677 1678 1679 1680 1651 1662 1683 1684 635 1686 1687 1608 164% 16,6 2696 .1697 1698 1699 1700 270: Nro, 1705 1704 1707. 1708 1710 718 1712 1715 ı7ı8 21720 a2 1782 2783 727 1728 1751 1732 2735 1735 1757 1740 1743 1743 1745 2744 1745 2746 1747 1748 1749 1780 78: 2782 Nro. 1783 1754 1785 1780 1787 1789 3799 176% 1763 1764 1766 1767 2769 : 1770 . ATTR 1774 1775 3777 1778 1779 1780 1786 2787 1788 1789 1790 1791 1792 1793 1796 1797 1798 1800 Nro. 1852 1853 1854 1855 1668 11.59 ı862 1863 1865 2867 1869 1870 187% 1873 1874 1875 1876 1877 1878 1879 1880 188: 1882 1883 1885 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1898 896 Nro. 1898 1899 1900 1908 190% 1905 1907 1908 1909 1910 1911 191% 1916 1918 1920 2921 1922 1923 1925 1926 3927 1928 2929 1950 1951 195% 1957 1938 194% 1945 2944 3945 "2946 Nro, Nro. Nro.. KNro Nr. 1955 1957 1962 1966 1976 1954 1958 1965 1967 1972," 1955 1959 1964 1968 1956 ı96ı 1965 1969 Fam. LXXHT, Cucurbitacese 1974 1975 1976 1978. 197% Fame LXXIV. Campanulaceae. 2003 20:6 2087 a0do 2050 2005 2018 2028 2ofi 205% 2005 2019 2029 2048‘ 2057 2006 2020 2030 2045 2059 2008 Borı 2032 2044 mwobı 2009 2022 a033 2045 2063 zo a0025 2054 2046 2064 2012 2024 2036 2047 2066 2015 2025 2037 2048 zo68 2015 2086 2059 2049 2069 Fam. LXXV. Labiatae 2ı00o 2zı2ı 2ıbı 9gı7ı 2198 zı0ı 2125 zı52 2175 2195 2zı02 sı2% 2ib4 2174 2198 2108 a125 a5 2176 20h 2107 a1 Bıl6 2177 2807 2ı08 2130 by Mı7Bb 2208 2109 2154 8159 2179 2209 zo 2136, sıb2 zıßı 2818 zuııı aıör 183 zıd2 225 zııa 2ıdı 2165 2183 2219 zıı3 sfr 166 8185 2220 5 a1 zı6z7 287 z22ı zsııda, 2145 2168 go 2222 2119 2146 2109 digıa, 2225 9 B Nro, 2225 2226 2237 P77:3 29231 223% 2233 2236 2237 2238 2239 2240 :2241 air I0 Nro. _Nro, Nro.. Nr. Neo. Nreo. Nm. "mad aebı | mnbo meb5 2270 2275 2283 med 2252 2261 2266 2271 2277 2284 wel . 2255 2202 2u67 2272 2278 mnd5 22T 2256 2265 2268 2273 2280. 2288 224g 227 anbk 226g muy 22dı 20289. Diejenigen Herren Mitherausgeber der Flora germanica exsiccala, welche einige von diesen Nummern, so wie von denen im ersten Desidera- ten-Verzeichnifse aufgeführten, im Laufe des Jahres 1831 ganz sicher einsenden zu können gedenken, werden ersucht, diese Nummern nebst Namen zur Vermeidung von Collisionen baldmöglichst bei dem ' Verleger, Hrn. Hofmeister anzuzeigen, um die nö- . Xkigen‘ Begiellüngen. üchönieg können, und die Zu- sendungen i im Monat Sept: u: Öct. erwarten zu dürfen. A nzeige Herabgeseizte Bücherpreise, Nachdem der ıste Band der Flora oder botani« sehen Zeitung vom Jahr 18:18 seit längerer Zeit ver- griffen ist und mehrere bei der Commifsions- Buch- handlung der, Urn. Riegel und Wiesner zu Nürn- berg darüber eingegangene Verlangzeitel nicht mehr effectuirt werden konnten; so hat sich dieselbe be- kanntlich erhoten, den gedachten Band aufs Neue auflegen zu lafsen, und darüber einen Aufruf an die Hrn. Theilnehmer in Flora 1829 B. I. Big. ı7. erlas- sen, worauf sich auch mehrere Theilnehmer gemel- det haben; da jedoch die Anzahl derselben nicht hin- länglich ist, um die Drueckkosten zu bestreiten, erbie- tet sich unterzeichnete Bedaction, um jenen Zwerk zu befördern, zum Verkauf von ı0 Exemplarer der Jahrgänge 1819 — 30 in 24 Bänden & zofk (deren . Ladenpreis bekanntlich auf Jofl, zu stehen kommt), = ur ‚ Pers, salieioum Pers., ‚Erineum pyrinum Pers, ir an diejenigen Theilnehmer, welche sich binnen Jah- resfrist melden, da dann die Exemplare gleich nach dem neuen Jahre 1832 auf die möglichst wohlfeilste . "Weise verschickt werden sollen, Regensburg. den 14. Jan, 1831, Die Redaetion, Verzeichnis der Blatischwämme, die ich in hie= siger Gegend gefunden habe, wobei ich jedoch den Standort anzugeben bei den gemeinen Ar- ten unterlafse, weil sich dieser meistens schon aus dem Trivialnarmen ergiebi, und dieich eben- falls zum Tausch gegen andere vegetabilische ‚Producie anbiste, Vergl. Flora 1830. B, I. Bl. ».3. Sphaeria Trifolii Pers. |] Boestelia caueellatsı Reb, Filieis Nees. Graminis | Aeceidum ceylindricumBe- Pers, iyphina Pers. De- bent., cornutum Pers, zmatium Pers herba- PrenasthisFK., Tussila- . zum Pers. *) - ginis FK., Violae Schu- Xplomatalrumpers, rub- mach. Auch auf Fiola rum Funck., acerinum grandiflora, auf den Alpen und zwar beson-. betnlinumEK, AufBe- | ders schön, Rhamani Zula viridis, fagineum Pers, EuphorhiaePers, FK., populinum Pers., Orobi DC. auf Hedysa- salignum Pers., pune- rum obseurum, in der tulatum DC. auf Casta- Stockhornkette., Aspe- nea vesca. , zıfelii Pers, ‚Trogopogo- nis Pers., Oxyacanihae betulinum FK., fagi- Röhl., anomalum MB. neum Pers, alneum Kapasela sackförwig, Funck., Iuglandis Gärt, rund od.länglich, groß, _ Populinum FK. amGrunde unregelmäs- . 7%) Die hie: blos auf holzigen Theilen vorkummenden Sphaerien übergehe ich, 2 . sig zerreifsend, an der Spitze gaur bleibend. Sporidien rundlich, schwefcigelb, aschr reichlich. — Auf der | Rinderun Zwergexem«- plaren von Pinus syl« vestris. May, Junius; wird nicht selten 5° und darüber hoch und breit., Pini i)C-, abieti- aumAlh Sch w„Grofsu- kariae DC., Cirsii DC, VUrticae DC, Soldanel- lac Hornsch. auf Selda- nella alpina , auf der Stuckhorikette.Junius, alpienm MB. kapsele zersireui, klein, oben unregelmafsig zerreis- send, zurückgeschla- gen. Sporidien rund, goldgelb. trocken ver- bleichend. Auf ‚Vurzel. blättera von Phyleu. ma orbiculure Stock. borukette. Junius, ähn« lich dem vorherfehen- den, aber die Kapseln kleiner u. zahlreicher, die Sporidien weniger lebhaft gefärbt; Ra- nuncularum DC, Py- rolac DC, aufPyr. ro tundifolia und P. vi- rens, Berberidis Gmel, Uredo Euphorbiae Re- bent., Ruborum DC., Rhododeedri DC., La- bislarum DC., Anemu- nes Funck ‚Fabae Pers., Melampyri RBebent., Campanulae Pers., Cin carge Alb. Schw, mi« niate Höhl, BRosıe Funck., Phaseoli Nees, Tussilaginis Pers, Son- „ ebi Pers. ,Segetum Pers, Fotentillae Röhl., Poly- geuorum DC. auf Po- Iygon. Convolvulus., Trugopogemis Pers in deu Kelchen vun Tra- pog. pralense, Caricis Pers., auf Cars mon« fana, Pyrolse Link.auf Pyr. virens, violacea auf den Autheren von Stlene nutans, viricu- losa Steud. et Hochst. io den Fruchiknoten von Polygonum. Per- sicaria und Rumer ‚Acelosella, Rumicum D.C. auf Blättern voa Rumex Acelosa, farl- nosa Pers. auf verschie» "denen Weiden, Bis nanthacearum DC, Ul- muriae Str., Conii Ste. auf Scandix aromati- ca, yyrosa Rebent. auf Rubusidaeus, Bistor- tarum DC. im Pareo- chyına Jer Blätter ron Polyg. Bistorta, Saxi« fragırum DC. auf Biät« tera und Kelehea von Sarifraga muscoides und androsacea in der Stockhornkette, Fica- riae A. $., Alchemillae Funck., ausveulens Str. uuf Cnieus arvensis, cubica Ste. auf’ Scorzo- nera hispanica, Lini Pers., CersstiiDC. auf | Stellaria nemorum., Puceinia caricis Rebent., graminis Pers., Aego- padii Str, Betonicue DC, Veronica —, un ticifoliae Trog. *), Cir- caeae Pers. , mucronala Pers. auf versch. Rosa und HRubus, Valeria- nae Mh. Braune zer. streute rundliche Häuf- chen, auf unregelmäs- sigen blafsen fastdurch- Rüggisberg in der Schwein *) In lit 13 sichtigen Stellen 'der Blätter. Sporidien rundlich mit kaum be- merklicher Spitze, auf Valeriana offic. Sep- tember; ‚hysterium Str. auf Tragopogon pra- tense, Menthae Str. auf MMenth. piperit., Im- patiens MB. Schwars- braune zerstreufe un- "regelmäfsige Häufchen bildend, Sporidien ey- fürmig mit sehr kurzer Spitze. Auf der untern Fläche der Blätter der Impatiens Noktao- gere. September; con- glometataßtr. auf Tus- silago alpina, Stock- bornkette; Violae DC auf Fiola syluestris, Yalantiae Pers., macu- losa Str. auf Prenanih, purpurea, Polygono- rum Linck. auf Polyg. Bistorta, Anemones Pers , Bosoalosum Pers. auf Leentodon Ta razacum, Hieracium murorum Ö, Dr. Trachsel,; 14 Ueber Anstalten zum Verkauf getrook- neter Pflanzen, Das Bedürfnißs, das jeder Botaniker fühlt, sein Herbarium mehr und mehr zu vervollständigen und sich mit den Erzeugnifsen ferner Länder eben so- wohl als mit denen seines Vaterlandes durch un- ‚wittelbare Auschauung bekannt zu machen, verdient ‚gewils ernstliche Berücksichtigung. Beschreibungen allein helfen bekanntlish gar nicht viel, und ich bin überzeugt, dafs selbst ein. Botaniker, der etwa von einer der kleisern Familien, wie sie jetzt von De Candolie und andern so häufig aufgestellt ‘werden, noch keine lebende Species, oder voll- ständige‘ wehl ‚getrackuete "und conservirte Exem- plare derselben, oder eine genaue bildliche Dar- stellung gesehen hat, sich durch ‘die kurzen und unvollständigen Definitionen gar keinen deutlichen Begriff davon zu machen im Stande ist, und also noch. ferne bleibt ven der wahren Erkenntoifs, um welche es zu ihun ist. Wem zwar das Loos be- "scheert ist, in oder nahe bei Residenzen, Univer- sitätsstädten oder andern ausgezeichneten Orten zu wohnen, in welchen durch gute botanische Gär- ten, grofse Herbarien und reiche Bibliotheken auch für den Botaniker gesorgt ist, der wird das Drü- ı ekende einer Lage weniger empfinden, die den be- kümmert, der ferne von selchen Orten sein Leben führen mufs, und bei glühenden Verlangen, in sei- ner Lieblings- Wilsenschaft gefördert. zu werden, doch durch beschräskeude äufsere Verkältnißse ge- „bunden, so wenig zu seinem weitern Fortschreiten zu thbun im Stande ist. Schlechte Kupferwerke hel- “ten nichts, und gute sind der- Netur der Sache nach er ji E 5 nothwendig so kostspielig, dafs sie nur yon ‚Reis chen angeschafft werden können. Lebende Pllanzen zu eultiyiren, ist natürlich das Vorziiglichste, allein auch diefs. findet. hei. det: Privaimann seine Gränt ' zen, theils. um der schwierigen Behandlungsart vie- ler Pflänzen willen, theils weil für alle aus den Tropenländern nothwendig Treibbäuser erfordert werden, die wieder nicht jedermanns Sache seyn können. Wir kommen also für die Mehrzahl der Botaniker auf die. Herbarien zurück, um welche es, uns hier vorzehmlich zu thun ist. Und zwar millsen ‚gegenwärtig auch die. Herbarien nach ei. nem andern Malsstab gemelsen werden, als noch zu Vater Linne’s Zeiten. Denn was zu jenen Zei» ien noch ein reiches genannt werden konnte, würde jetzt ein sehr dürftiges heifsen, da die Massen der bekannten und beschriebenen Pflanzen sich so un- geheuer vermehrt haben, Auch fehli es wahrlich nicht ai mancherlei Anstalten, die dazu ins Leben „getrefen sind, um den -Botanikern die Pllanzen- Schätze von verschiedenen Ländern mitzutheilen. Dazu: wirken in unserm lieben deutschen Vater. land namentlich und gewifs in vorzüglichem Grad die botanische Gesellschaft in Regensburg durch ihre verkäuflichen deutschen und oberifalienischen Pflanzen, ‚besonders vach dem erweiterten Mafıe, wie es in der Flora von vorigem Jahre (Beilage pag. 23. seg.) "angegeben ist; sodann der Eislinger Reise- . Verein, der unter der Leifung der eilrigen Hoch- steiter und Stendel schon mit geringen Kräften Ausgezeichnetes geleistet hat; die Anstalt von Opim in Prag; die von dem unverdrofseoen Sieber. der augenscheialich zeigt, was such ein einzelner Mann leisten känn, wenn er für seinen Zweck mit Eifer ı6 arbeitet; Schleicher in der Schweis mif seinen Schweiser Pflanzen, und alljährlich treten da und dort Eintelne auf, die dir Flora ihrer Gegend, oder auch gröfßsere verkäufliche Sammlungen apbielen. Uod wie es in Deutschland ist, dafs nämlich die Pilansen des Inlandes sowohl, als auch Pflanzen- Sawmlungen aus andern Ländern zum Ankauf zu haben siod, so darf mau sicher anuchmen, wird es auch in andern cultivirten Ländera seyn, namentlich in England und Frankreich. *) Allein diese verein“ zelten Arbeiten und verkäuflichen Sammlungen schei- zen nur die ersie Stufe und nothwendige Vorbe- dingung einer weitern und allgemeinen gröfsern An- atalt zu seyn, die sich nothwendig bilden mufs. Es fehlt namlich gegenwärtig noch an eiger Anstalt, die sich damit abibe, getrocknete Pflanzen aus allen Theilen uad Lindern der Welt verkäullich abruge- ben, näinlich nicht blefs ia ganzen Herbarien, son- dera auch einielue Familien, Genera, ja selbst Spe= *) Es wäre sehr wünschenswerth, wenn solche, die Kenntaifs davon haben, in diesem Blatie eine rusammenstellende Anteige geben wolltens unter welchen Addrefsen gegenwärtig rufsische, = gchwedische, sUülfranzüsische, italienische, eng« lische, nordamerikanische, brasilische, kapische, ostindische, neuholländische und anderegetrock- nete Pflanzen käuflich bezogen werden können; denn da uud dort kommen theils in deuischen, theils in ausländischen Journalen Anzeigen von solchen vorkäuflichen Pflansen vor, die aber nicht inamer au Jedermanns Kenataifs gelangen. \ . 37 cies in Detail nach freier Auswahl. "Wie anfseron. deotlich wichtig eine solche Anstalt für jeden Bota, niker wäre, bedarf wobl keiner weitern Ausfüh- zung. Wie unbeschreiblich angenehm und die Wis- senschaft fürdernd würde es seyn, wenn jeder um verhältajfsmäfsig billigen Preis seine Lieblingsfami- lien rekruliren, und was unter allea Zonen gewach- sen ist, mit leichter Mühe sich anschaffen künnte, Gegenwärtig kauft mancher ein grofses Herbarium, oder ist Theilnebmer an Reisevereinen, um nur ei nige Species seiner Lieblingsfamilien zu erhalten, und wird dennoch oft getäuscht. Hier wäre das nicht der Fall. An der Müglichkeit einer solchen Anstalt läfst sich gar nicht zweifeln, uur gehören hesonders für den Anfang tüchtige, kenntnifsreiche, arbeitsame, strenge Ordnung liebende Männer und ein bedeutendes Capital daru, um sie zu begründen. Dafs sie sich recht, gut rentiren würde, ist gar nicht zu berwrileln. Es bestehen ja in allen cultivirten Läudern grofse Gärtuers- Änstälten zum Verkaufe lebender Pflonren aus allen Climaten und Weltge- genden, sullte nicht vielmehr eine Anstalt zum Verkauf getruckneter Planen gut bestehen können? Ihre Conservirung ist ja unendlich viel leichter, als. die der lebenden Pflanzen, und io welch kleinem Raume können Tausende verwahrt werden. Auch bin ich. überzeugt, dafs die Anstalt bald eine Masse von Pflanzen aller Länder zum Ankauf und Detail- Verkauf selbst auf Commilsion erhalten könnte; die Hauptmasse würden aber wohl so lange besundere Reisende der Austait liefern mülsen, bis die Vem- :8 bindungen wit Aufsereuropäischen Ländern auf festen Fufs gestellt, und regelmäfsige Sendungen von den eingebornen Botanikern oder Pflanzensammlert des Landes zu 'erwärten wären. Es würde sich wohl auch bald ergeben, dafs grofse Sammlungen, wie z. B. die Capischen von Zeiher, die Sieberischen “und andere, wenn'sie von dieser Anstalt erworben würden, durch ihre Zertheilung Gemeingut äller würden, da sie jetzt verhälfoifsmäfsig nur von We- nigen angeschafft werden können, und also würden viele Bächlein in dieses Meer fliesen, und hinwie- der aus ihm alle, die es begehren, das Gewünschte erlangen, Welch‘ eine fröhliche Botschaft wlirde ‘es für alle. Botaniker seyn, "wein von Zeit zu Zeit Nachrichten kämen, dafs neue Sendungen aus Cey- lon, vom Himmalaia, aus Persien, vom Kaukasus, aus Palästina, aus Aegypten, aus Guinea, von der kaffrischen Küste, von den Anden und Peru, aus "Mexiko, aus Nordamerika, von Grönland, aus Neu- holland und Neuseeland, von Tahiti und Owichi, wie aus Kamtschatka und Sibirien, aus Italien und Portugall, aus Schottland und Sizilien angekommen seyen, dafs x. B. von den 1000 Palmen - Species, die Martins annimmt, schon 500 zu haben. oder von den 157 Generibus der Orchideen nach Lindley 2 Drittheile zu erwerben seyen: oder dafs schon 4000 Species yon Syngenesisten und 5000 von Gräserun und ein Paar hundert Melastomen nach freyer Auswahl zu beziehen seyen, ö Dafs diese Anstalt im Anfang schon sc Yoll- ‚kommen seyn könnte, darf man freilich nicht erwär- , } 39 ien, ‘aber nach und. nach würde nie Grofses: leisten Und weil durch eine solche Anstalt einem wirklich . dringenden Bedürfnifse der Zeit abgebolfen würde, so glaube ich auch, wird es nimmer zu lang au stehen, bis sie da oder dort ins Leben treten, und ‘von dem freudigen Willkommen aller Botaniker begrüfst werden wird. Es sollte mir lieb seyn, wenn über diese, wie es mir scheint, wichtige An- gelegenheit, mehrere Stimmen in diesem geschätzien, Blatt sich vernehmen lafsen wollten, damit sowohl die Hindernilse, als auch das, was zur Förderung dient, beleuchtet würden, bis endlich die fröhliche Wirklichkeit dem Beweis der Möglichkeit darthun wir. °G K. D Preisnufgabe Von_der hamburgischen Gesellschaft ttr Beför- derung der Künste und nüllichen Gewerbe ist eine ‚auf einem Octavbogen gedruckte Preisaufgabe von 100 Hamburger Ducaten tiber die Vertilgung des Düvocks (Equisefum) erschienen. Indem wir demnach dieje= nigen Naturforscher, welche gesinnt seyn möchten, sich der Lösung derselben zu unterziehen, auf die Quelle selbst hinweisen, wollen wir auszugsweise nur folgendes dariiber andeuten. Der Düvock, unter welchem hier vorzugsweise Equisetum arvense L. verstanden zu seyn scheint, ist zwarschon längst in den hamburgischen Elbmar- schen als ein lästiges Unkraut bekannt, und darum auch ein Gegenstand der Aufmerksamkeit dortiger Landwirthe, ao wie schon früher Veranlalsung zu 20 Preisfragen wie in Hamburg so in Holland gewesen. Kichts destoweniger hat dieses Unkraut in neuerer Zeit so sehr überhand genommen, dafs dadurch grofse Besorgnifse um so mehr erregt werden, als es sich besonders der Art der Bewirthschaftung entgegen- stellt, die für die Menschen jener Gegenden der Oertlichkeit nach die einträglichste ist, die Benuß- zung nämlich zur Milcherzeugung und Riadvich« snästwag; wodurch der Wohlstand jener Marsch- Bewohner untergraben, die Milch- und Fleischpro« ‚ducte vertheuert, und beträchtliche Ausfälle bei der Wiederverpachtung der Kammereigüter und andere Verluste befürchtet werden. Es wird demnach eine gründliche Nach weisung der Natur des Düvocks und der Erscheinungen, zu denen seine Vegetation führt, nebst Mitiheilung sicherer, das beifst: aul Versuche und Erfahrungen hegründeter und im Großen ausführharer Mittel zur Beschränkung seiner Ucherhantnahme und seiner nachtheiligen Wirkungro in besonderer Beriehung auf dorlige Oertlichkeit und die eingeführte Benutrung des Bodens, verlangt, die in deutscher Sprache und ia 5 Haupttheilen abgefafst seyn mufs, davon der tste der wißsenschaftlichen Beschreibung dıs Dürocks, der ate der Darstellung seiner Eigenschaften und seines nachtheiligen Einflufses, und der 3te den Mitteln und Vorschlägen für seise Verminderung uad die Beschränkung seiner nachiheiligen Wirkungen go widmet sey, über welche 3 Gegenstände nun 4 % ©. noch weitere Erörierungen atait finden. BER Nro. III. Intelligenzblatt * zur allgemeinen botanischen Zeitung, Erster Band ı83 1. L.Anreige In Betracht des in der Note zur Flora 1850. & 689 gegebenen Versprechens, den Hra. Naturfor- schern und Aerıten über die Fahrt der Extraschiffe von Regensburg nach Wien demnächst weitere Aus kunft zu ertheilen, können wir gegenwärtig folgen- des referiren: 1. Es künnen die genannten Schiffe, gröfsere und kleinere, zur Verfügung der Reisenden um so sicherer gestellt werden, wenn A Wochen zuvor die bestimmte Bestellung darauf gemacht worden ist. a. im Fall, «. B. 40 Pafssgiere vorhanden wä- zen, würde der Ueherfahrtspreis für jede Person, gewöhnliche Bagage eingerechnet, 4fl. rbein. (3 Thin 6 Gr. sächs. } beiragen. 3. Sollte sich die Zahl derselben bis gegen 100 vermehren, so wälrde jener Preis mindesiens zu 34. 3okr. verringert werden können, 4. Würden sich aber nur 20-30 Personen ein- gefunden haben, so könnte der Betrag des ganzen Schiffes nicht unter ı50fl. festgesetzt werden. 5. Die Einrichtung des Schiffes ist so beschaf- fen dafs jede Person einen hequemen Sitz erhält und für Begen geschützt ist, bei gulem Wetter aber eben so gut auf dem Verdecke Platz finden kun Antelligenzblatt No, III, ö 22 6. Kaffee, Bier, und zu Mittag Suppe, Gemlise und Rindfleisch, ist gezen billige Vergütung auf dem Schiffe zu baben; es steht uber auch Jedermann frei, sich selbst zu verköstigen, 7. Jede Nacht wird an einem bequemen Orte, ». B: in Straubing oder Deggendorf, zu Pufsau, Linz ». 3. gelandet, damit die Pafsagiere wenigstens ein ordentliches Nachtefsen und ein gutes Beit gewärlig seyn mögen, 8. In der Regel wird bei Tage nie angelandet; solite aber die Gesellschaft wünschen, irgendwo zu Mittag zu speisen, oder sich sonst etwa ıfa Tag auf- xubaltes, so würde dagegen von Seite der Schiffsbe- hörde nichts einzuwenden seya; nur in dem Falle, dafs hiedurch die Fahrt sich eiwa um einen ganıen Tag verlängern sollte, dürfte wegen längerer Ver- köstigung der Achilfsmansschaft eine Vergütung statt finden. die jedoch im Gausen nicht über 5 6]. heiragen würde. 9. Die Fahrt dürfte in Berechnung der Länge der Scptembertage etwa 5 6 Tage beitragen. to. Da die Diligence von Bayreuih Freytag Abends und der Eiiwagen voa Nüruberg Sona- abends früh um 5 Uhr in Regensburg eintrifft, 10 würde wohl Montag der 5te Sept. als der bequemate Tag zur Abreise von hier festzusetsen seyn. Die Gesellschaft würde dann eine volle Woche vor dem Anfange der Verssmmlungen in Wien eintreffen ‘und dadurch Zeit genug xur Besichtigung dortiger Merkwürdigkeiten gewinnen. Bollten sich jedoch 23 hiegegen Hindernifse ergeben, worüber sich dieHrn. Naturforscher gegen uns gefälligst aussprechen vwol- len, so würde Montag der ıate Sept. auf jeden Fall der spüteste Termin sur Ahreise seyn müfsen. t10 Indem wir für diejenigen Personen, welche sich fortwährend des Eilwagens bedienen wollen, die Anzeige beifügeo, dafs derselbe am Sonnabend früh um 7 Uhr, also nach einem Aufenthalt von a Stun- den von bier nsch Wien wieder abgehe, bemerken wir zugleich, defs sie hei ihrer Arkunft im Post. hause eine von uns gefertigte Anıcige, die Walser- fahrt betreffend, sur Durchsicht und zur elwanigen Abänderung ihres Plans vortinden werden, 12 Nicht minder werden wir cs uns angelegen seyo Iufsen. an’ der Post eine kurre Noir über die Merkwürdigkeiten Regensburgs niederzulegen, um diejenigen Herren, denen es an Zeit gebrechen sollte, einen der Uuterzeichneten persönlich mit eivem Be- suche su beehren, in den Stand zu setzen, die kurze Zeit ihres Aufenthaltes auf die zweckmäßsigste Art auszufüllen. 13. Als die gerignetsten Gasthöfe zur Beherber- gung der Hrn. Naturforscher dürften dahier das gol- dene Kreuz und der galdene Eugel anzuschen seya, Indem wir nun an die Hrn. Naturforscher, wel- che hierauf rellectiren wollen, das Gesuch stellen, ung über ihren Entschlufs die Wafserfahrt betreffend, mit Beifligung ihres Wunsches wegen des Tages der Abfahrt längstens bis Ende Juli io Kenntnifs zu seizen, welches wohl um so sicherer geschehen 24 könnte, als dadurch noch keineswegs die absolute Nothwendigkeit des Mitfabrens, im Verbiuderungs- fall, bediogt wird, so werden wir unserer Seils nicht verfehlen, die Resultate der eingegangenen Correspon- dens frühteitig geuug und entweder durch unser Blatt ader durch Privatuuchricht, besuuders wenu dieses gewünscht wird, mitzutheilen. Das Zveckwäfsige dieser Wafserfuhrt, in so fern sie schon als ein Theil der Versammlung angeschen und auf diese Weise das utile dulci verbunden wer- den könnte, leuchtet wohl von selbst io die Augen und wir dürfen deswegen hoffen, dals sich Jeder» mann es werde ängelegen seyn lafıen, diefs Blatt zu verbreiten und Theilachmer zu werben, Regensburg den 28. Jan. 185:. Director Dr. Hoppe , Provisor Fürnrohr. il. Pflanzenverkehr. 3) Hr. Apotheker Noe aus Berlin ist bereits aufei- ner Reise nach Istrien begriflen, um die dort wachsen- den Pflanzen in Mehrzahl einzusummeln, kunstwälsig zu trocknen und gegen billige Vergütung ahzugeben. 2} Die unterzeichnete Diedaction ist mittels Aviso- Briefes d.d. Zara den ıb. Dez. 1850. benachrichtigt, dafs ein Transport von Se Arten getrockneter selte- ner Dalmatiner Pilanzen in mehreren Heften au sie unterwegs sey, um solche käuflich abzulußsen. Wir werden sogleich nach Empfang derseiben das Ver- zeichnifs d: r einzelnen Gewächse mittheilen und übee ibre Beschaffenheit berichten. 3) Es wünscht Jemand nuchstehende Herbarien sowohl von phanerogamischen als eryptogamischen Ge- wächsen käuflich an sich zu bringen, als ı. die Flora der schottischen Hochgebirge, denn a. die Flora von Island und Grönland, ingleichen alle außerhalb Deutschland wachsende Orchideen. Weitere Nachrichten ertheilt die Redaction der Flora oder allg. botan. Zeitung zu Regensburg Nro. IV, Intelligenzblatt zur allgemeinen botanischen Zeitung. Erster Band 1283. L Ankündigungen, Uebereine Sammlung seliner Dalmatiner Pflanzen, Ier bin ersucht worden, Sie der guteu Sache willen um die Bekanntmachung durch die Flora zu bitten, dafs man in Regensburg bei der Redaction der botanischen Zeitung, gegen portofreyen Erlag ron 6fl. rh. ein Paquet von Bo seltenen Pflanzen Dealmatiens erhalten könne, von denen die Liste beiliegt, Die Redaction möge eines der 25 gleichen Paqueie Bffnen, und ein Urtheil darüber bekannt machen. So viel ich gesehen babe, sind alle Pian- zen gut getrocknet, viele in Mehrzahl, bis 5 auch 4 Exemplare, und durch und nach Visiani be- stimmt, Der Sammler, der nicht genannt seyn möchte, trägt Ibnen jenes Paquet als Geschenk an, welches Sie öffnen werden, bitiet aber die andern versiegelt su lafsen, die eingehenden Beträge zu sammeln, und seiner Zeit in Wien sn jemand, der genannt werden würde, aussusahlen. Die Kiste ist in Triest aufgegeben worden, die vorkommenden Fracht- Spesen mögen vom Betrage abgerogen wer- den; es verstünde sich aber, dals die Abnehmer die ibrigen von Regensburg aus bis an Ort und Stelle, wo sie sich befinden mögen, selbst zu berichtigen Intelüigenzblatt Neo; IV. 4 26 haben. Sie waren immer für alles Wifsenschaftliche so empfäoglich, dafs ich glaubte, den Antrag, der mir keiner siteln Speculation ähnlich sicht, unten stützen zu müfßsen. Zara den ı6. Dec. 1850, Hochachtungsroll Dero College Welden. Verreichnifs seltner DalmatinerPflanıen, Stachys spinulosa Sm. — auberenata Fis Crocus biflorus Mill. — reticeulatus WR, m. oderus Min, Byosciamusvarians Pin Genisia sericea W. u dalmatica Pis, — pulchella Pis, Chrysanthemum Tur- reanum Fir, — graminifolium. Seseli tomentosum Fir. Farsetia triquetra DC. Sternbergia colchiciflo- ra WR. Teucrum]| Arduini Fir. Campanula Lorei Pol, Pumilio Port. muralis Port. graminifolia PP. tenuifolia WR. [002 Wurm Rn Campanula divergens WR. — cordata Fir. Astragalus Mülleri St. H. — argenleus Pis. Paıtinaon Petteri Fis, Orchis Simie. WW. — fragrans Pol, rulbra Jacq. u Hostii Host. Neoitia aulumnalis PP. Ophrys Speculum Bert, Cytisus Heldeni Fis, Echium petraeum, Picris laciniata Fis, Ononis ramostııima MP, Styraz officinale, Carastium grandifiorum W. Areneria Arduini Pis, Cardamine marilime Port, Lathyrus stans Pis, Anthyllis aurea Fin. lelleborus multifidus Fir Andropogon pubsscens Yis Mihamanta ramosissima Sm, Trichoerepis bifida Pie Pyrus parvifolia DC. Crepis incarnala Pis. Cerinthe purpurea Pis. Phyteuma_ collinum Guss. Euphrasia serotina HR. Scilla amathystina Via. Tarnariz gallica W. Cynanchum nigrum HP, Colchicum montanumFP, Lithospermum incrasa- tum Gusı. Die bier aufgeführlen 27 Centaurea salonitana Fis, Scabiosa multiseta Fir. Tordylium officinale HP, Iris tuberosa WW, Artemisia naronilans, 4Alysum ulrieulosum PP. BerteroaprocumbensBC., Kesperis glutinosa Pis, dllium chamaemolly PP, Cynoglosum cheirifolium . Trifolium dalmaticum 1477 Ixia Bulbocodium W, Myosotis apula PP, Pıoralea bituminosa PP, Ornithogalum saxatile - V TA Lycopsis varisgata FF, Pilauxen befinden sick in jedem Paquete; aulser diesen sind aber hin und wie- der vertbeilt: Chaerophylium colora- tum #. Bunium alpinum WR. Allium subhirsutum Sm. Statice denticulata Bert. Rhus Coriaria W. Marrubium hispanicum I, Centaurea cuspidata Pis, Gelium rupesire Pi, Periploca graeca W. Biscutella dilatata Fis. 4* 28 Spirata incana Wh. | Seseli verlicillatum W, Pastinaca selinoidesFis| — globosum Fin Siernbergie lutea Host. | Ribes vitifolium Host. Indem die unterzeichnete Nedaction dem Ver- trauen, mit weichem sie im Vorstebenden heehrt worden, auf alle Weise su entsprechen suchen wird, und defshalb das Schreiben selbst, in so weites den vorliegenden Gegenstand betrifft, zur vollständigsten Einsicht mittheilt; will sie ihrerseits nurnoch beifu- gen, dafs die erwähnten 25 Lieferungen bereits völ- lig unbeschädigt in ihre Hünde gekommen sind. Bei Eröffnung des einen Pakcts, dem ohne Zweilei alle Ubrigen entsprochen, ergab sich folgendes: Die Pflanıen liegen auf halben Bögen bedruck- tem Papier vom gröfsten Format, und zwar auf je- dem Blatte 30 viel beisammen, als der Raum nur immer erlaubte, Die meisten Arten finden sich in mehreren, oft bis 5 und 6 Exemplaren, und wo cs möglich war, im Blüthen- und Fruchistande vor, ein dabei liegendes Zeitelchen giebt aufser dem Na» men auch noch den apeciellen Wohnort an, Die Pflanzen selbst Infsen zwar in ästhetischer Hin- sicht noch einiges su wünschen übrig, indem sie zur sehr wenig geprelst, und die einseluen Theile derselben weniger ausgebreitet erscheinen, dem- ungeachtet werden sie keinen Botaniker obne Belehrung lafsen, der nach ikaen die Arten der Dalmatinischen Flora studieren will, indem auf alle Umstände, die sur Bestimmung dieser Pllau- zem dienen können, die möglichste Rücksicht genest- 29 men ist, und defshalh durchaus sehr instructive Ex- emplare geliclert sind. Wifsenschaftliche Bemer- kungen, die sich über diese Sammlung hin und wie- der ergeben wöchten, behalten wir uns vor, spä- ter unter der Rubrik „Herbarien“ in der Flora mitsutheilen. Es bleibt uns aun noch übrig, die Botaniker. zur Theilnsahme an diesem gewifs wünschenswer- then Uaternehmen um so mehr aufsulordern, als dafselbe einem wirklichen Bedürfnifse unserer Zeit entspricht, und die selteusten Gewächse einer der bisher in botanischer Hinsicht fast unbekannten Län- der, auf die billigste und sicherste Weise darbietet, Wir glauben rlaber unbedenkt dem Gedanken Raum geben zu können, dafs sich leicht, in Deutschland 24 Bataniker finden werden, die geneigt seyn dürften, ein so sweckmäfsiges, die Botenik gewifs sehr för- derades Unternehmen zu unterstützen, weishalb wir auch nicht anstehen werden, noch vor Jahresschlufs den Erfolg’ davon bffentlich anzuzeigen. Wegen Versendung einzelner Pakete haben wir nur noch Folgendes vorzumerken. Da die Fracht, Spesen, Mauth u. a. der Kiste von Triest bis Regens- burg sich bereits auf 5fl. belaufen, und diese dem Unternebmer angerechnet werden, so erscheint es nicht mehr als hillig,- dafs die übrigen Unkosten, die bei Versendung der einzelnen Pakete an Em- ballage, Mauth, Postscheine, Briefporto, Geldzu- sendung u. a. sich ergeben möchten, auf Rechnung der Abnehmer xu stehen kommen, die sich defshalb 30 zu einem kleinen Geldüberschufs, der der Eatfer- »uog der Orte angemeisen ist, wohl verstehen wer- den, indem wir den etwa sich ergebenden Ausfall noch dem Uoternehmer zu gute schreiben werden, Die Redaction der Flora oder allgemei- nen botsnischen Zeitung. Director Dr. Hoppe. Provisor Fürnrobre IL Anzeigen. t. Unterzeichneter ersucht seine geehrtesten ‘Freunde insgesammt, ihm in Zukunft weder Pflan- senpakete noch Bücher durch die Buchhandlungen zu schicken; denn es hat sich schon mehrmal der ‘Fall ereignet, Asfe dergleichen Sachen nicht nur aus dem entferatesten Ausland, sondern Sogar zwi- schen Wien und Pesth Jahre lang liegen gehlieben, zum Thejl ihm auch gar nicht zugekommen sind, Veberdiefs sind diese Gelegenheiten auch nicht um «inen Kreuzer wohlfeiler, als durch den gewöholi- chen Postwagen oder auch durch Handelshäuser. Pesth ia März 1831. Anton Rochkel, Gartenmeister an der kön. Universität, wohnbaft im Bibliothekshof Nr, 558. 3. Da sich seit einiger Zeit ergeben hat, dafs mehrere an unsabgesendete Pakete mit Büchern oder Pflanzen uud Manuscripten nicht eingeliefert, und darlurch mancherlei Mifsrerständnifse veranlafst wor- den sind, so ergehet unsere ergebenste Bitte an sämmtiliche Hra. Collegen und Correspondenten, ums aile Ihre gütigen Mittheilungen, sofern es nicht uR“ 31, ter Kreusband mit der Briefpost geschehen kenn, durch den Postwagen oder direct durch die Hof- zmeister'sche Buchhandlung in Leipzig oder dieRie- gel- und Wiesner'sche in Nürnberg, mit welcher wir dieserbalb die erforderliche Hücksprache ge- nommen haben, unter Adresse der k. b. botanischen Geselischaft oder der Redaction der Flora gefälligst zususenden, da wir dann nicht verfehlen werden, das Eingegangene alsbald in einem der nächsten Blätter der Llora anruzeigen. Regensburg den 6. April 1831. Die kön. bayern botanische Gesellschaft, Prof. Dr. Hoppe, E. G. Hänsel, Director. Seceretär, UI. Herabgesetste Bücherpreise. ı. Plantae Banatus rariores iconibus et deseriptio- nibus illustratae, praemisso tractaiu phyiogeo- grophico et subnexis alditamentis in ierminolo- giam lbotanieam, Auctore Antonio Rochel, Accedunt tabulae botanicae XL. et mappae Il. li- thogreptae. Pesthini 1828. Folio. Dieses Werk, ganz auf grofs- Median- Schreib. papier, welches ich der Hartie be n’schen Buchhand- lung in Kommifsion gegeben hatte, habe ich vou dort zurückgenommen und den Preifs defselben von gfl. C. N. auf 6fl. C.M. herabgeseiit, um welchen es von nun an (ohne Uebersendungskosten) in Wien bei Hro, F.y. Schwarzoll, k,k Degimentsarzt in der Josephinischen Academie, oder bei Hrn. Edu- ard Fens}, Med. Candidat in der Leopoldstadt Jä- gerzeil Nro. 515, in Pesth aber bei mir selbst abver- langt werden kann. 2. Gegen freie Einsendung des Beitrags verkauft Buchhändler Paul Neff in Stuttgart: Bauer, Fr., delincations of exotic plants, colour. Fol. Lond. 796. 0. rn. B8N. Lindley, collectanea bot. col. Fol. Lond.821. 38- Roxiburgh, plantsofthe cosst ofCoromandel, 13 numb,, col, Fol. Lond. 795 — Big. + 480 - 2 HumboldtetBonupland, plantes eqeinoxi- ales, ı6 live. Fol. Paris 805 — ı3. sgofl. Redoute, les Liliacdes, Bolivr. col. » 100» Tussac Flore des Antilles, 3ı livr. Fol« - S8o=: Jacquin, icones planlarum rariorum, 3 vol, eol. Fol. Vioudob. Bi - 95 . . 290 = -— Stapeliarum descript. a fasc, col. Fel. Vindob. Bo6— 16. . . . 135«- Pavon, Florae Perur. et Chilensis prodromns. Fol. Madrid 794. . 60“ —- Flora Peruv. et Chilens. 3 vol. Madrid 798 802. . . ® 2 . 350 - Willdenow, bortus berolineusis. q fasc. col. Fol. Berl. 805 = 12, ». . 54 - Vahl, Eelogae Americanae, 3 fasc. Hara. 796 -— 807. $6- Schmid, Oestreiche Baumzucht,, ı5 H. illum. 100 « Andrews, botanists repotitory, 30 vol. col. London 79% « . . . . 450.» — Gerapiums, No. 2-54.c0l-4.Lond, Boy, 95» — Ruses, No.1-31.e0l,4. Lond.8ob— 06, 90.» Aiton, horfus Kewensis, 2.ed. 5, vol. en 5 London Bta— 15. 36“ Andrews, the beathery (Erica) lat. “engl. $ı oumb. col. gr. 3 Lond. 804. » . 90.“ Hooker, W.J., exotic Flora, 38 parts, col. gr. 8. Edinb, Sı2— 27. . 95«- Smith, exotic bolany, 24 b, col. er 8. Lond. 804 15. » « * « 40“ Kerner, genera planfarum, ovol. eol. Fol. 1400 * - hortus sermpervirens, 7ı vol, Fol 6500 = jes raisins, tz live. cch » . 600 - - les melons, col. Fol, . . . ıbo« Von Keruers \Verken befinden sich nur diese Exemplare im Handel. Seinen hortus sempervirens nennt Brunet: „un des ouvroges les plus magni- Giques qui existent“, was sich auch von den 3 ap dern sagen läfst, Bu Nro, V, Intelligenzblatt zur allgemeinen botanischen Zeitung, Erster Band 1831. . Ankündigungen, Nachricht an die verehrlichen Mitglieder des botani- schen Reisevereins. Derei im vorigen Jahre haben wir, dem Wunsche mehrerer Mitglieder des Vereins ent- sprechend, die Absicht ahgekündiget, dafs der in den Reisen von ı829 und 1830 nicht durch. forschte Theil der Pyrenäen in dem nun ange- tretenen Jahre untersucht werden solle Es wird daher Ir. Endrefs in wenigen Tagen nach Pa- ris abreisen, um sich dort -—- besonders unter Anleitung des für die Untersuchung der Pyrenäen durch specielle Angabe der Fundorte, durch die Bestimmung mehrerer kritischer Pflanzen und durch mannichfache andere Beförderungen der Zwecke des Reisenden, hochverdienten Hrn. Gay — zu dieser dritten und letzten Pyrenäen - Reise @rändlich vorzubereiten. Er wird, wie wir be- reits in einer früher gegebenen Nachricht bemerkt haben, dann so schnell als möglich nach Bayonne eilen, um die interessante Frühlings-Flor der dor- tigen Gegend, namentlich des durch Thore bo- tanisch . berühmten Departements Des Landes, ®inzusammeln; von hier wird er die West. Pyre- nien, und endlich im Sommer die hohen Pyrenäen untersuchen. Intelligenzblatt Nro. Y. 5 Zh u . u . = ’ Wir hoffen, dals die verehrlichen Mitglieder unsers Vereins auch dieser Reise ihre "hreundliche - Theilnahme gewähren werden, wir hoffen dieses . “um so sicherer, als die Ausheute von ı829 und 30° in der That billigen Erwartungen jedenfalls ent. “ sprochen haben dürfte. Auf die einfachen Actien-- Antheile kamen von der Reise des vergangenen Jahrs gegen ı80 meist sehr interessante Arten, ' Den Besitzern von Doppel.Actien die doppelte Anzahl von Arten zu, geben, war unmöglich; wir - bitten zu bedenken, dafs die. Pyrenäen - Flor sehr vieles mit der.. Hor.der Alpen. überhaupt gemiein. hat, uhd dafa daher viele. an sich Äntgressante, den Vereins-Mitgliedern aber schon früher mitgetheilte, Pflanzen nicht wieder eingesammelt werden konn- ten. Es werden sich, dagegen die Besitzer von Doppel-Actien durch die Auswahl vorzüglicher Exemplare und durch die zahlreichen Dubletten, gewifs hinlänglich befriediget finden, Zugleich neben der dritten Reise nach den Pyrenäen haben wir für dieses und, wie wir hof- fen, für einige folgende Jahre eine Verbindung mit einem Botaniker in Schuschi in Georgien, am, Fufse des Caucasus, gegen die persische Gränze, angeknüpft. Er wird im Laufe dieses Jahres die durch Biebersteins Flora tauro - cancasica -be- kannten Eigenthümlichkeiten jener Flor einsam. meln. Eine von demselben gemachte Probe-Se#- . “dung enthielt sehr vieles Interessante, und sa weit die jetzigen Untersuchungen und Vergleichungen € 2 ’ ’ \ 7° ausweisen, sdgar einige von Bieberstein noch nicht aufgeführte Arten. Beide Unternehmungen nün empfehlen wir der Theilnahme der Mitglieder des Vereins. Wie bei andern eombinirten Unternehmungen steht es jedem frei, sich für beide oder.nur für eine ein- zelne zu erklären. Um baldige Einsendung der Pränumerations- Gelder ‚müssen wir um so mehr bitten, als auf der einen Seite Hr. Endrefs so- gleich mit Geldmitteln zu seiner ganzen Reise verseben werden muls, indem ihm keine Wechsel nach den hohen Pyrenäen nachgesendet werden können; auf der andern Seite sind bis jetzt nur 40 — 5ofache Exemplare der Pflanzen aus Geor. gien fest bestellt, welche den zuerst sich Melden- den zu, Theil werden sollen; bei frühzeitigen Er- klärungen ist es aber wohl noch Zeit die nöthigen Nachbestellungen zu besorgen. Uebrigens wird bemerkt, dafs vor der Hand auf die caucasischen (georgischen) Pflanzen nur mit dem Betrag, einer einfachen. Actie zu 15 fl. — auf die Ausbeute der dritten Beise in die Pyrenäen aber, wie bisher, mit dem doppelten oder dreifachen Betrage prä- numerirt werden kann. . Auf das Jahr ı833 wünschten wir — voraus- gesetzt, dafs die französische Regierung sich die Herrschaft in Nord - Afrika, namentlich über den kleinen Atlas, erhält — eine Reise nach Algier gu veranstalten. Wir haben auch bereits die si- chere Aussicht, dafs ein Reisender des Vereins die besten, seine Zwecke wesentlich befördern- den, Empfehlungen erhalten würde, Da aber in jener. Gegend die reichste Zeit der botan. Erndte mit dem Herbst-.Aequinoetium eintritt, so mülste die, für 1832 bestimmte, Reise schon im Septem- ber ı83ı unternommen, und der Reisende um diese Zeit mit den nöthigen Geldmitteln ausgerü- stet werden. Zweckmälaig würde es seyn. zwei Reisende dahin abzusenden, damit in kurzer Zeit \ ” 5 * 56 vollständig die Flow, eingesammelg- werden könne, deren Reiehthum und Eigenthüilickkeit durch Desfontaines Flora atlantica verbürgt.ist. Wir berechnen den für zwei Reisende nothwendigen Aufwand auf etwa 3 — 4000 fl Um nun wegen der Ausführung sicher zu seyn, bitten wir alle, “welche sich für die Realisirung der Reise interes- siren, für eine ausgebreitete Theilnahme dersel- ber Sorge zu tragen, und uns möglichst bald ihre - festen Erklärungen einzusenden, auf welchen Bei. . irag— von Seiten eines jeden Einzelnen, welcher aber wenigstens den Werth von zwei Actien be- tragen muls — wir sicher rechnen dürften, . Die. ser Beitrag mülste aber bestimmt. schen im Au- gust d. J. an. uns eingesendet werden. Sobald . nämlich die "Ausführung durch hinreichende. Suh- ' seription. gesichert;seyn wird, werden wir solches- mit der Bitte, um wirkliche Einsendung der Gel. . der, theils öffentlich, theils speciell den Suhseri- benten bekannt machen, Efslingen. Prof, Hoch stetter, Dr, Steudel.. U. Anzeige. Flora germanica excursoria ex affinitate regni ve- getabilis naturali disposita s. principia synop= seos plantarum in Germania terrisque in Eu- ropa media adjacentibus sponte nascentium eultarumque frequestius, auct, Ludoy. Rei chenbach. Sect. LIE. Lipsiae apud C, CHob- loch, 1830 — 3.— ı Rihl, 16 gl. — Wenn schon der so lange unerfüllt geblie- bene Wunsch, den grofsen Reichthum der deut- schen Flora in einem Bändchen heisammen zu se- hen, dureh dieses Werk endlich erfüllt wird, - wenn dasselbe das .erste ist, welches auf, Reisen und Exeursionen wirklich als Taschenbuch be- quem mitgeführt werden kann, das erste welches - . c x u - 37, die ungeheuere Masse, nach eigner Ansicht der Pflanzen, kritisch genau durchgearbeitet enthält, das ersie, welches die genaueren Standorte der seltenen Pflanzen und deren Entdecker mit Voll- ständigkeit und 'Gewissenhaftigkeit angiöbt; so Sagt ungeachtet der Erreichung so vieler und gros- ser Zwecke, ein Reg. noch ferner darüber: „wer- fen wir aber einen Blick in das Büchlein selbst,’ so finden wir, dafs der Verf. bei Weitem mehr geliefert hat, als der bescheidene Titel uns ver- muihen läfst, denn wir finden darin zum ersten- male die Grundsätze seines in der „Uebersicht des ‚Gewächsreichs“ (oder Conspectus regni vegetabi- lis. Leipzig 1828 ) angedeutelen natürlichen Sy= siems in klarer wissenschaftlicher Sprache entwickelt, wir finden eine Zusammenstellung sämmtlicher Pflanzenformen des mittlern Europa’s nach natür- lichen Verwandtschaften, wie sie bisher nach von Keinem versucht wurde.“ Auch die Anordnung der Gatiungen nach jener „Üpbersicht“ ist um so erwünschter, als sie dem Ganzen allerdings die klarste Uebersicht giebt, und so viele Botaniker sich derselben zu Anordnung ihrer Herbarien be. “dient haben, da sie immer noch das einzige existi, rende, nach dem natürlichen Systeme geschriebene Buch ist, nach welchem man durch das auf die Nummern der einzelnen Gatiungen hinweisende Register, die Gat- tungen im Herbario augenblicklich herausfinden kann. Der bald folgende Sehlufs der Flora wird noch eine Anordnung der Gattungen nach dem Lin. neischen Sexual-Systeme enthalten, damit auch der ungeübte Anfänger dieselbe mit Leichtigkeit gebrauchen kann. Für die Botaniker der Schweiz gewinnt das Buch noch einen besonderen Werth, durch die zahlreichen Nachträge und Berichtigun- gender trefflichen Flora von Gaudin. Die Flora von Ungarn, Dalmatien, Istrien, Friaul, Tyrol und Pieniont, erscheinf hier zum” erstenmale in ein schönes Ganze vereint und kritisch berichtigt. s8 Iohaltsrerzei chmifs: [. Abhandlungen. . Dierbach, über die Blüthezeit mehrerer einhei- mischen und ausländischen Pflanzen in der Gegend von Heidelberg. 49. Fischer über den botanischen Garten zu Peters- burg, . Fresenius und Genth, über das Zahlenverhältnifs der Blüthentheile von Adoxa und Chrysosple- nium, 4oı. Göppert, über Getreide- und Schwefelregen. 241. Heuffel, Verzeichnifs der um Prefsburg vorkom- menden in Endlicher’s Flora posoniensis nicht erwähnten Pllanzen. 40. . Hoppe, über einige Synantheren,. 177. 194. Hornung und Hoppe, über Carex Kochiana, 385. Kittel, über die Samen einiger Gattungen von Farnkräutern. 289. Höberlin, Grönenbach im Allgäu nach seinen bo- tanischen Verhältnifsen. 33. “ Kunze, über die. Gattung Francoa Cavanill. 360g. Lehmann, plantae alıquot novae in horto Hambur- gensium botanico eultae. 132. ' von Martins, über die Vegetation an dem Yupaura, einem der Hauptarme des Amazonenstro- mes, 113 . i : Reichenbach und Traunsteiner, über Carlina lon- gifolia. 193. Rochel, erster Nachtrag zu dem Verzeichnifse der wildwachsenden. Pflanzen des Banats. 298. Sauter, zur Geograpbie der Alpenpflanzen. 145. Sauter (Andrä), Characteristik der Vegetation der verschiedenen Regionen in der Umgegend von Zirl und Telfs in Tirol. 226. Schaltz, über den Holzsaft.(succus xylinus ‚der Pflanzen und seine Bewegungen, 1).Gesghicht- liche Bemerkungen. 322. .2) Verschiedenheit BEER | 4 en a Ban 59 des Holzsaftes von dem Lebenssafte (Iatex) und den Secretionen der Binde. 329. 344, 3) Von den Bewegungen des Holzsaftes, 353. Tausch, plantarum minus cognitarum descriptio- . . nes. 209, ‚ Verhandlungen, botanische, bei der Versammlung der Naturforscher und Aerzte zu Hamburg. 65. Verhandlungen in der Sitzung der königl. botani- schen Gesellschaft zu Regensburg am 6. April 1831. 279, am 4. Mai. 337. , von Voith, Beitrag zur Geographie der Pflanzen. 2208, Wenderoth, Observationes botanicae in horto ho- tanico Marburgensi institutae, ı29. Wiegmann, über einige Pflanzenmifsbildungen, :, ‘WM; Ankündigungen und Anzeigen. Bücherpreise, herabgesetzte. Intellbl. ı0. 31. Einsendung von Paketen durch Buchhändler. In- tellbl. 30. 3ı. ‚ . Fahrt auf der Donau nach Wien. Intellbl, 2ı.: Nachricht an die Mitglieder des botanischen Reise- vereins. Intellbl, 43, Reichenbachii Flora germanica excursoris. In- tellbl. 36. Sammlung seltner Dalmatiner Pflanzen. Intellbl. 26. UL Beförderungen und Ehrenbe- . zeugungen, von Altenstein, ıgı. Fresenius, 271, Kittel, Le- debour, Nees von Esenbeck, Seringe. 92. Nenaufgenommene Mitglieder der königl botani- schen Gesellschaft zu Regensburg. 272. IV. Bemerkungen. Veber Anstalten zum Verkauf getrockneter Pflan- zen. Intellbl, 14. "Beiträge zur Flora Deutschlands. 15. Bischoff und Metzger, genauere Bestimmungen und Benennungen dgr ökonomischen Gewächse 238. Bosse, über & aryllis- Bastarde. 9. 40 . Erziehung: der Obsthäume. mittelst. Kartoffeln, 95 Etat des botan, Gartens ‚in Petersburg; 143. Fischer, Ideen zur Verfertigung einer Holzsamm- . lung, 87% Frühlings - Erstlinge um Regensburg, Zara, Triest und Salzburg. 263. Heyer, Versuche zur Erziehung neuer Sorten von Nelken und Levcojen. 96. Horkel, über Najas und Gaulinia. 89. Ueber Erzeugung blauer Hortensien durch Mi- schung der Erde. 96. Host’s zweiter Band der Flora austriaca. 9ı. Hünefelds Methode Pflanzen in Lycopodium zu trocknen. 77. . - Hölreuters "Bildails. 337. Lehmann, über Bastarde im Pflanzenreiche, be- sonders einiger won Potentilla. 79. " Mertens, über den gegenwärtigen Standpunet der Algelogie.. 68. Notizen über Alyssum alpestre. 352. Bisoutella saxatilis. 288. Draba Aizoon et Aizoides, aBa. Erythronium Dens canis, Eupho;bia Characias et veneta. 280, Galipea officinalis, 239. Iris florentina. 95, Melampyrum pra- tense et sylvaticum. 287, Scabiosa alpina, 288, 384. Sesleriae. 375. - Stellaıia bulbosa, 283. Syringa Josikaea. 399. Perleb, über Gründung botanischer Gärten, 270. Heum, Erscheinungen beim Wachsen der Holz.. pflanzen. 79. Runge, über das chemische Verhalten verschiede- ner Blumen. 75. Siemers, über einige auf Insectenlarven wach- sende Clavarien. 84, Trattinick's Haiserkranz. 268. . Tulpenpreise. 239. V. Biographische Notizen. ‘Paul Kitaibel, geschildert von Schultes. 149. Oppermann, geschildert von, ‚Fürnrebr. , RBr 1 ee Au 4 VL Botaniker, reisende, Baxter 30. Burchell 30. Endres 29. Funck 3o, Hoch, Martius, No& 32. Virlet 30. Volz 29. VIL Correspondenz. Veber Blume’s Javarische und Zippelius Nen-Gui- neanische und Amboinaische Pflanzensamm- lungen. 97. ; Blumenausstellung. in Wien und Siebers Samm. kungen. 364. . Botaniker und botanische Unternehmungen in Linz, Salzburg und München. zo», . Botanische Anstalten in Wien. 378. 391. 408. Fresenius über erfrorne Pflanzen im Frankfurter botanischen Garten. 336, Gärtner, über das Pflanzengeschlecht. _ 104. : Hinterhuber, Blüthenkalender von Salzburg, 3oı. Koch, über Saxifraga hypnoides u. sponhemies, 13, Naccari, Plan zu einer europäischen Algologie. 187, Neuschild, über botan, Anstalten in Berlin. ı22. ‚“ Sauter, über Menstrositäten, Deutung der Conife. ren und. ein neues Racodınm, ı0, Sauter, über Arnica Doronicum und Doronicum Bauhini. 46. 47. Wiegmann, über Pflanzenmifsbildungen und Ba- : starde, 230. YılL Curiosa Artemisia Mutellina in vineis badens, erescens, 175. Verstümmlung deutscher Büchertitel, 128, Das Vogelkraut zu Aleppo. 320. X. Herbarien Bauer’s Sammlung von Charen, beleuchtet von Fürnrohr. 339. _ Reichenbach’s Flora germanica exsiccata cent. 2. 139. , Sauter Flora tyrolensis exsiecata. Dec. ı —6. 133, X. Nekrologe “Balbis. 240. Hartweg. 303. Kaulfufs. 48. Schul. tes. 3o4.. Vsteri. 304. Witzel 48. 42 Xf. Prisaufgaben u. Preisertheilungen. Preisaufgabe für die Ausrottung von Equisetum.: Intellbl, ı9. Defsgleiehen für die Nachweisung der Einwirkun- " gen auflöslicher Salzsubstanzen auf das Pilan- zenleben, 159. Preisertheilung an eine Abhandlung über Far- .benveränderungen bei Blumen durch künst- liche Befruchtung. 95. " Preisaufgabe, die Vervollkommnung der Flora von Deutschland bezweckend. Intellbl. ı. . ‚Wiener Preisvertheilung. 364. Xu. RBReise-Berichte „ Agardh, über eine botanische Reise nach Oest. reich und dem nördlichen Italien. ı7. 39. Lagger, über eine botanische Excursion in meh- rere Gebirge der Cantone Bern u. Wallis. 305, Traunsteiner, "über die Vegetation der Umgegend Ritzbühl’s, und des Oberpinzganes. 59 Zuccarini, botanische Reise nach Italien. ı61. Xu. Verkehr. Ueber Pflanzen aus Istrien, Dalmatien, Schottland, Island und Grönland, ° Intellbl, 24. Samenkataloge botanischer Gärter, ı6o; Eingegangene Beiträge für die botanische Gesell- schaft. 282. 337. XV. Verzeichnilse von Pflanzen. Zweites Desideratenverzeichnils für die Flora germanica exsiccata. Intellbl. 5, Trachsel, Verzeichnifs von Blattschwämmen. In- tellbl, ıı. XV. Verzeichnifs der Schriftsteller. Agardh ı7. Bischoff 238, Bosse 96. Dierbach ‘49. Fischer g7. 87. Fresenius 401, 3506. + Fürnrohr 273. 339. Gärtner 104. Genth z01. Göppert 241. Heuffel 404. Heyer 96. Hin- terhuber 301. Hoppe 177. ı94. 388. Hor- kel 89. Hornung 385. Host gı. Hünefeld 77. Kittel 289. Koch ı3. Höberlin. 33. ‘Kunze 369g. Lagger 305. Lehmann 79. 132. 2 45 von Martius 113. Mertens 68, Metzger 238, Naccarı 187. Neuschild ı22, Perleb +5, Reichenbach 137. 193. Reum 75, Hochel 298. Runge 75. Sauter ı0. 46. 145 2326. Schultes 159. Schultz 322. Siemers 84. Tausch 209. Trachsel ı1. 305. Trattinick 268. Traunsteiner 59. 193. von Voith 228, Wenderoth ı29. Wiegmann 1. 230. Zuc- carini ı01, XVI. Verzeichnifls der vorzüglichern Pflanzennamen. Achillea Clavenae et moschata 196. 401. Aconi- tum leucanthemum ı29. Adexa Moschatel. lina 401, Alyssum alpestre 353. Anthemis corymbosa 196. Anthyllis macrocephala 130. Apargiae 185 — 186. Arnica Doronicum 46. Aronicum glaciale et latifolium 197. Artemi- sia Mautellina 175, 195, spicata 195, ‚ Berberis vulgaris 52. Bignonia Catalpa 54. Bis. cutella saxatilis 288, Garex Kochiana 385. Earlina longifolis 193. Can- liniae 89. Cerastia 16. Charae 340 — 345. Chrysosplenia 406. Cinchona Bergemanna, "Lambertiana et macronemia 119. Cineraria capitata et longifolia 199. Colchicum autum- nale 54. Corydalis capnoides et lutea 130. Crepis alpestris ı7B, grandiflora 179, sagit- tata ı30. Couphea floribunda 132. Cytisus Laburnum 52. . - Dianthus lancifolius 215. Doronieum Banhini 47, cordifolium ıgy. Draha aizoides 284. Dry- andra cuneata 74 . Echium dalmaticum 220. Equisetum arvense 90. Erigeron alpinus, glabratus, grandiflorus, hir- sutus et uniflorus 200. Erysimum linariae- folium 212, Euphorbia Characias et vene- ta 280, - Fragaria sterilis 55, Francisceae 268. Francose 369. Fraxinus Ornus 53. Fritillaria monta- na, pyrenaica et tenella 19. 4b - - % z . .. i N - u .Galium corsieum 221, firenm aaa, Geranium au- reum 130. Glyeyrrhiza foetidissima 210, gran- dißora 209. Gnaphalium carpathicum,, nor- vegicum et supinum ı95. Gypsophila sca- riosa 213, squarosa 244. ’ Helenium autumnale 54. Hieracia 180— 185. Hy- pericum tenellum zı1, Iberis divaricata 213. Ichthyosma Wedemanni 83, Iris florentina 95. - Koelreuteria paniculata 54. . Zamium Michelianum 215. Leontodon dentatus, parviflorus et pinnatifidus 224, Taraxacoides 194. . Lepidopogon gnaphalodes et Ponae 224. Linaria Cyparissias 224. Lindenbergia urticae folia 84. Liriodendron Tulipifera 53. | Mamillaria bicolor ı32. Medicago cuspidata aıı, .linesta 210, Malampyrum pratense et sylva- "ticam 287. Mimnlus glandniosus 132, Najas 89. Nepeta cyanotricha et scabra 218,. Ca- ° lamintha et mollissima 219. Ophrys purpurea 222, Orchis atropurpurea 223, Orobus linifolius 131. Papaver bracteatum. 131. Philadelphus corona. rius 54. Polygala Ekloniana 133. Polyporus Agardhii 73. Potentilla leptopetala 133. Pru= nus Padus 52. Pyrus suaveolens ı3ı. , Racodium byssoideum ı3, Robisia Pseudacacia 52. Salyiae pratensis var. 131. Sambucus nigra 53, _ Saxifraga hypnoides et sponhemica 13. Sca- _ biosa alpina 288. 384 Scorzonera alpina et lanata 194. Senecio carniolicus, Doronicum,. ; sarracenicus et Scopolii 196. Sesleriae 368. :' Siebera cherlerioides ı5. Stachys argentea, curvifolia 217. Stellaria bulbosa 283. Sy- ‚ ringa Josikaea 67. 399. $. vulgaris Aoo. Veronica elatior et glabra 4 Wibeliae 186.